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.  V-trliftce/irL. 


.  i^OÜitcü^ht-L. 


.au), 


r 


NOViti  W84 


Jahrbücher 


des 


kaiserlichen  königlichen 

polytechnischen  Institutes 

i  ti    Wien. 


fn-yerbindong  mit  den  Professoren  des  trtstitnte» 

herauigegeben 

■ 

TOB- den  Direkter 

Johann  Joseph  Pfechtl^ 

K  k.  wirkL'  Ragiarunfträtbe,  und  Mitglied  mekrerer  («Ukrt«»  0«MlltekafWa« 

0 

D  r  i  t  t  e  r  B  an  d. 


Mit   ftech»   Kupfertafoln« 


m^mtmmtmtm 


W  i  c  n>    1822. 

Csdruekt  und  verlegt  bei    G  a  r  1^  G  e  r  o  l  d« 


mm»mtm^m90immm 


Inhalt 


I«  —IT.  Gcfscbichte  des  liaiserl.  königl.  polytechniscliea  In- 

atituu  (Fortoetzung) <      yit 

Abhandlungen. 

III.  Über  das  Gesetz  der  Zunahme  der  Wärme  mit  der 
Tiefe,  und  über  die  damit  susammenhängenden  £r* 
scbeinungen  der  Vulhanitat.    yom  Herausgeber  .        .  i 

IV.  Theorie  der  Kurbelbewegung,  mit  Anwendung  auf  die 
Gröfse  und  Anlage  der  Schwungräder  bei  dem  Ma«* 
sehinenbau.  Von  Mathias  Reinseher  ^  Assistenten  des 
Lehrfachs  der  Maschinenlehre 4^ 

V.  Beschreibung  einer'  von  Herrn  toseph  Fuehs  ^  k.  Ic« 
Bitimeister,  erfundenen  Kattundruckermaschine,  durch 
welche  mittelst  der  gewöhnlichen  Druckmodel  Über 
die  ganae  Breite  des  Stückes  gedruckt  wird.  Von 
ßtathiai  Reinscher       4        •         4        *        *        •         •         lo^ 

Tl.  Vher  die  Methode,  Druckmodel  von  >eder  GrÖfse 
nach  Art  der  Stereotypen  hereustellen;  ein  Zusats 
au  dem  vorhergehenden  Aufsatse*  Von  dem  Herausgeber    11$ 

VII«  Beschreibung    einer    holaemen  Bogenbrücke  eigener 

Art,  nach  der  Erfindung  des  Herausgebers        •        «       iigf 

VIII.  Von  den  Mitteln  «nr  längeren  Erhaltung  des  Bauhol- 
ses,  im  Besondern  cum  Schiff-  und  Brückenbau,  und 
der  Bewahrung  desselben  vor  der  Fau^nifs  und  dem 
frühseitigen  Verderben«    Vom  Herausgeber  <       ifgf 

IX.  Tabellen  über  die  aus  den  Stein-  und  Braunkohlen« 
Bergwerken  iii  Böhmen^  Mähren  und  Schlesien  im 
Jahre  i&i<)  ausgelieuteien  Stein  -  und  Brann  -Kohlen^ 
mit  Angabe  der  iiokal* Verhältnisse     ^        <        •        <      1*6« 

X*    Über    die   kaiserh  königf.    Salinen    des  adriattschen 

Meeres  ^       *        44       •        4        •■'•        «        ••      16^ 

I 

Sl.  Über  einige  Verfahrungsarten  ,•  um  das  Glaabersaln 
und  Ouplikatsals ,  xum  Behufe  der  G^asfabrikation, 
auf  den  Salinen  a1»  Nebcnjprodukt  su  erseugan.  Vom 
Heftmsgeber  ^        ^        ^        ^        .         ,        .        «        .      fj^ 

A  % 


Xn.     über  die  Verfertigune  des  verzttonteo  Eisenbleche»    Seiu 
'    in  England,  von  G,  Altmütter  ^  Professor  der  Tech- 
nologie am  lu  li.  polytJBchnischen  Institute       .        .       i85 

Xni.  über  die  Wechselwirkung  der  Acherbau  -  und  Manu- 
faktur-Industrie. Vom  Herausgeber  ....       ^^B 

.XlV«  Darstellung  der  Eisenerz-Gebilde  in  den  Gebirgen 
der  österreichischen  Monarchie ,  welche  im  Norden 
der  Donau  liegen*  Von  Franz  Riepl^  Professorder 
Naturgeschichte  und  Waarenkunde  am  k.  k.  polytech- 
nischen Institute 337 

XV.     Beschreibung   einer   Maschine,    um  HoTs-Fournire 

nach  einer  neuen  Methode  xu  schneiden  .        .        .      309 

XVI.-  Über  die    Form   der   Zähne   bei  versahnten  Bäder- 
.werkexV)  und  die  zWeckraärsigste  AusHUirun'gsweise 
derselben.  Von  Mathias  Reinscher   .         .        .        .817 

XVII.   Oarntafeln.    Von   Karl  Karntarseh ,  Assistenten  des 
Lehrfaches  der  Technologie  amk.  k.  polytechnischen 
.Institute •        •         •        •        •      34^ 

Xvm.  Über  die  Theorie  des  Krummsapfens ,  und  die 
Verbindung  einer  Dampfmaschine  mit  demselben, 
um  drehende  Bewegung  tM  erzeugen.  Von  Johann 
Arhberger^  Professor  der  Maschinenlehre  am  k.  k. 
polytechnischen  Institute..  •         •        •        .        .      355 

XIX.  Verbesserter  Stofsheber  oder  hydraulischer  Widder     38j 

XX.  Das  Torfwes€tn  im  KÖQigreiche  Böhmen^  in  geogno- 
stischer  und  technischer  Hinsicht ;  von  /.  A.  Brern^ 
fürstlich    Karl    v.    Auersberg'schen  Bergamts -Ad- 

.  junkten       •         •        .         .         •     .    «        *        •         .       385 

XXI.  Beschreibung  des  Serbischen  Spinnrades,  von  Kttrl 
Karmarsch ,  Assistenten  d^s  Lehrfaches  der  Techno* 
logie  am  k.  k.  polytechnischen  Institute    .         .         .       3^4 

*     «  .  * 

XXII.  Die  Manchesterfabrik  des  Franz  Worm  in  Neuforst* 
walde  ••••.*...       397 

XXIIL  Die    SpSt&enfabrik  su  Hirschenstand  irii  EUbagner 

Kreise  Bshmtns,       .        • 3qq 

XXIV.  Wissens^ihafiliche  und  technologische  Noti9:eh,   aus- 
.  gezogen  .aus  englischen  9  französischen   und  italieni* 

scLen  Zeitschriuen 

(Von  Nr.  1  —  53  vou  /.  Pet.  Kretz  ,  Assistenten 
des  Lehrfachs  der  Physik ,  und  von  Nr.  54  —  74 
von  Karl  Karmarsch  ^  Assistenten  des  Lehrfaclis 
der  Teclmplogio.  .      * 


/ 


Dn  ffeinptins*s.hetten^  um  die  Anilecliung  tu  Tefbftteri, 
S.  401.  —  VerbeMerunf;  saurer  Weine,  S.' 4o9.  — *  Ebi  wirth- 
sehaftliches  gegofareaes  ^etrinlc,  S.  4^3.  -^  Verbessertes  Verfah- 
ren «  um  Rasirmesser  und  ciururgischo  Inslntmente  absusiefaen, 
S.  4o3.  —  Eine  einfaobe.  Art  von  Mikroskopen^  S.  4o4*  *^ 
Ein  sehr  gutes  Flufsmittcl ,  S.  4<>5.  —  Scheidung  des  Goldes 
▼om  Silber ,  S.  ^oB.  —  Verwendung  *  des  Berlmerblaues  rar 
Färberei ,  S.  io6»  — •  Verwendung  des  chromsaureu  Bleies  cur 
Färberei ,  S.  407*  -*-  Mabaleb  •  Marasehino ,  S.  407«  -^  Neues 
Email  fiir  PorseUaiiiy  S.  ^o%»  — >  Vorzüge  des  vor  seincfr  ▼oll- 
liommenen  Reife  gescbnitfenen  Getreides,  S.  4^  ~^  Zur  Gas-' 
beletichtune,  S.  409*  —  OlasmahTerci  und  gefärbte  Glaser,  S.  ^o^, 

—  Über  die  Eigenschaften  des  Splints  von  Bäumen ,  welche  im 
Frühlinge,  im  Herbste  und  im  Winter  gefallet  werden,*  von  TA« 
Knight^  S*  41a.  —  Über  die  Mischungen ,  welche  Amr  Stahl  mit 
verschiedenen  Metallen  eingelit.  Vota  Faradajr^  S.  4 '3.  *—  Neuee 
Qoldahnliches  Metall,  S.  4' 4*  —  Eine  Anwendung  des  Stickgases, 
S.  414*  .—^  über  die  Schmelzung  verschiedener  strengflüssiger 
Körper,  mittelst  der  ^fare'schen' Flamme,  S.  4^4*  -^'Über  den 
Palmen-Wein.  S.  4i^*  —  Never  Völtaiseher  Apparat,  8.  4i^*  —  - 
Verbesserung  an  den  Gkularglasern  der  tragbaren' achromatisch en 
Fernrohre,  von  Kitehentr  in  London^  S;  '4^^''"~"  CatfutYa  pbscura 
mit  einem  konvexen  Prisma,  von  Chevalier^  S.  ^iS,  -^  Kryome- 
ter }  neues  Instrument ,  um  die  Stätike  des  Frostes  und  Üer  Kälte 
SU  messen,  von  Flaugergues^  S.  4^7*  "**  Neues  lithographisches* 
Verfahren,  S.  41B.  —  Siderographie ,  ein  neues  Verflihren  im 
Graviren,  S.  4i3'  —  Maschine  ,^  um  Musikalien  umsublattern, 
S.  419.  —  Neue^Saiten,  S.  430.  -^  Verfahren,  die  Achate  zu  fär- 
bten, S.  430.  —  Neuer  hydraulisoher  Widder,  S.  43>«  —  Instru- 
ment, um  Blinde  losen  zu  lehren,  S.  4^**  -^  Lithogljrplitiche 
Maschine  des  Herrn  Vallin^  S.  4*'-  —  Tabakdosen  zum  Rechnen, 
S.  423*  —  Neue  Anwendung  dos  leichtflüssigen  Mctalles,  S.  43** 
^-  Beleuchtung  durch  Öhlgas^  S.  i^%'^,  -^  Papier-Dachungen,  S. 
4a5.  —  Zoogene,  S.  4^6.  «-  Neue  Pigmente,  S. 43(>.  —  Knallgold, 
S.  4*7"  —  Neue  elektrische  Batterie,  S.  4'7«  —  Besondere  Art 
von  Kupferdruckerei,  S,  4^7*  —  Aufbewahrung  frisrhor  Früchte, 
S.  4>B.  —  LesU«*^  Hygrometer ,  zur  Prüfunc  der  Stärke  geistiger 
Flüssigkeiten  angewendet ,  S.  4«8.  —  Doppelte  Strahlenbrechung. 
8.  4«9«  — Wiederherstellung  des  Weifs  an  Gemälden,  S.  429»  —  Mau- 
erobst, S..4^9>  —  Aufbewahrung  von  Eiern,  S.  43o.  —  Neuer 
Erdglobus,  S.  4^0.  —  Gemeinnütsiges  astronomisches  Instrument, 
S.  43o.    —   Der  eigentliche  Erfindsr  der  Dampfmaschine,  S.  4^i* 

—  Unverbrennliches  Vorrathshaus  zu  Pljrmouth^  S.  433«  ~~  ^C"* 
duktion  des  Silberchlorids  durch  WasserstofFgas ,  S/,43^*  —  ^^i* 
nosische  Art ,  Bleiplatten  zu  machen ,  S.  43a.  —  Über  die  Ver- 
fertigung der  damassirten  Säbelklingen;  vom  Professor  Anton 
ChriveUi  in  Mailand^  S.  4^3.  —  Verfahren ,  Leder  wasserdicht 
zu  machen,  S«  44^«  —  ^^^  gegenwärtig  in  Frankreich  übliche 
Methode ,  den  Salpeter  zu  reinigen ,  verglichen  mit  derjenigen, 
deren  man  sich  vor  derBevolution  daselbst  bedient  hat,  S.  447«  "^ 
Über  die  Fabrikation  des  Strafs^  und  der  künstlich  geförbten 
Steine,  S.  449*  —  Über  d6e  Zusammensetzung  der  E|nailfarben, 
S,  4^4«  *~*   Messing  mit  Zinkblende  bereitet,  S.  4^^*  —   Somerm 

ford^  verbessertes  Thürscblofs,  S.  4^6.  —  Ein  von  dem  Engländer 


fitfuit  erfiiiidenes  SieheiiieiMschloCi^  6.  4^*  —  Vorrlchruag  zoni 
Trodcnen  d«r  Hetto  für  Wollenweber,  S.  471«  "-*  Notie  über  eine 
Verbessemng  in  4ei*  Färberei«  S.  473.  —  Verbesserung  des  Unv 
sehlitts  cur  Kersenfabriliation ,   S.  475*    •««    Beschreibung   einer 
Spieldpse  aus  der  Schweizer  ^Manttfaktur,  S*  47^*  "^  Streicbmafil 
.Bum  Halbiren,  6.  4B14  —  Einiee  Angaben  cur  Bereitung  des  Ma- 
^  rokln  -  Papiers,  S.  483.  —  ob?  sum  Gebrauch  für  Urmacher ,  S* 
'  487*  -^  Mittel  cur  Verminderung  der  Reibung  bei  Maschinen ,  S, 
488.   -~r  Pottascfaengehalt  verschiedener  Pflanzen,  S.  488.«   *-  £1- 
fenbeinpapier,  S.  489*  —  Seidene  Hüte ,  S.  493*  —  Über  die  Ver- 
fertigung der  Nägel  durch  Maschinen  ^  &.  ^93.  — ^  Sotiaen  fiir 
Bchnftgiefser,  8,  ^95, 

XXV.  Verseichnifs  der  in  der  österreichischen  Monarchie  im 
Jahre  18s  1  auf  Erfindungen,  Entdeckungen  und  Verr 
bjBSser^ngen  er^heilten  Privilegien  oder  Patente      «      498 

X3CVI.  Verseichnifs  der  Patente ,  welche  in  Frankreich  im 
Jahre  iBso  auf  Erfindungen,  Verbesserungen  und 
Einführungen  ertheilt  wurden.  ^        «        •        .      B%% 

XXVIL  Veraeichnif«  der  Patente ,  welche  in  Ettgiand  im 
Jahre  1820  a^f  Enfindungeni  Verbesserungen  oder 
Einführungen  ertheilt  wiar4en  •        •        •        .        *      537 

♦ 

Passelbe  vom  Jahre  18a  1         •       ,       •       .       ,      54« 


I. 

G  e  s  c  h  i  c  h  t  e 

des  haiserl.  bönigl. 

polytechnischen     Instituts. 

(Forttetsung.) 

im  III 

A.m  4tenNoyember  1 8 19  wurden  die  Vorlesua* 
gen  fiir  das  neue  Studienjahr  eröffnet.  Die  Anzahl  der 
ordentlich  eingeschriebenen  Schüler  betrug  in  diesem 
Jahre  fiir  die  erste  Vorbereitungs-Klasse     •     .     iS^t 
iür  die  zweite  Vorbereitungs-Klasse  .     •       87 
für  die  kommerzielle  Abtheilung       •     «      ga 

fiir  die  technische  Abtheilung      .     • '  .     a^ 

*i      ■        ■ 

zusammen         574 

Nach  dem.  Schlüsse  der  Finalprüfungen  wurden 
am  21.  22.  a3.  2^  und  ^5.  August  1830  die  feierli* 
chen  Tentamina,  in  Form  öffentlicher  Disputationen, 
abgehalten^  zu  welchen  sich  aus  den  sämmtlichen 
Fächern  der  technischen  Abtheilung  fiinf  und  zwanzig, 
und  aus  jenen  der  kommerziellen  Abtheilung  zwölf  der 
ausgezeichnetsten  Zuhörer  erboten  hatten.  Ihre  Nah^ 
men  wurden  in  einem  eigenen  Programm  yerzeichnet, 
welches  die  bei  diesen  feierlichen  Prüfungen  yerthei- 
digten  Lehrsätze  enthält. 

Die  Gründlichkeit  und  Gewandtheit^  mit  welcher 
diese  Zuhörer  die  Lehrsätze  entwickelten,  und 
die  gemachten  Einwürfe  lösten,  bewiesen  neuer« 
dings  die  gründlichen  und  umfassenden  Kenntnisse, 


WÜX 


welche  die  Schüler  an  diesem  Institate  sich  erwar- 
ben und  zu  erwerben  Gelegenheit  haben*  Viele  ange- 
sehene Personen  beehrten  diese  Prüfungeu  mit  ihrer 
Gegenwart. 

Das  I^ehramt  der  Land  -  und  Wasser-Baukunst 
wurde  fortwährend  von  dem  k.  k*  nied.  österr.  Wasser- 
pauamts-Director,  Herrn  voii  Kudriaffskjr^  suppUrtj 
und  das  Lehramt  der  Elementar  -  Mathematik  proviso- 
risch von  dem  Assistenten ,  Herrn  Joseph  Salomon, 
versehen^  .  Für  das  Lehrfach'  der  IVaturgeschiphte  an 
wder  Realschule  und  der  Waarenkunde  an  der  kommer- 
ziolJen  Abtheilung  wurde  Herr  Franz  Riepl  mit  aller- 
höchster Entschliefsung  vom  lötep  Dezember  i8jo 
.(Regierunsrs^Dekret  vom  ^fi.  Janner  1831)  als  ordent- 
Jii^h^r  Professor  ernannt. 

Kt  ,  Mit  den  Assistenteil    der  .verschiedenen    Lehr«- 
ficher  .sind  während    dieises  Studienjahres  folgende 
Veränderungen  vorgegangeli  :    Zum   Assistenten   der 
Technologie  wurde  Herr  Karl  JCarmarsch  ernannt^ 
bisheriger  Schüler  des  Instituts^    der  sich  in  seinen 
Studien'  ausgezeichnet    hatte.      Herr  Joseph    Seitz 
wtu*de  als  Assistent  der  speziellen  technischen.  Che- 
mie auf  fernere  zWei    Jahre   bestätiget.     Zum  Assi- 
stenten des  Lehrfaches  der   praktischen   Geometrie 
wurde  Herr  jinastasius  .StoiscIücSy  Und  zum  Assisten- 
'  ten  des  Lehrfaches*  der  Land-  und  Wasser -Baukunde 
flerr  Franz  Piringer  ernannt  j  beide  waren  Schüler 
des  Instituts^  welche  die  gesammten .mathematischen 
Lehrfächer  desselben  mit  Auszeichnung  absolvirt  hat- 
ten.    Zum  Assistenten  des  Lehrfaches  der  allgemei- 
nen technischen  Chemie ,  statt  des  nach  Verlauf  der 
gesetzlich  bestimmten  Zeit  von  vier  Jahren  ausgetrete- 
nen und  nunmehr-  als  k.  k.  Bergrath  und  Professor 
der  Chemie  in  Schernnitz  angestellten  Herrn  Alojs 
fVehrlCf  wurde  Herr  August  Krause,  welcher  gleich- 


falls  die  Chexme  und  andere  Lehrfädier  am  Institute 
mit  Auszeiclmung  absolvirt  hatte,  ernanni. 

Die  Sammlungen  des  polytechniscbon  Institms 
haben  in  diesem  Jahre  angemessene,  zxxsn  Tbeil  be- 
deutende Bereicherimgcn  .  erbalten,  wie.^aus  der 
nachstehenden  einzelnen  Darstellung  erhellet« 

Die  FahrikS'  Produkten  '  Sammlung  hat  einen 
Zuwachs  von  471&  Musterstücken,  von  Fabrikaten  aller 
Art  erhalten,  von  denen  nur  ii4  Stücke  angekauft, 
die  übrigen  aber  sämmtlich  uneutgelilich  eingeliefert 
worden  sind.  Unter  diesen  Stücken  befinden  sich 
viele  Sachen  von  ausgezeichneter  Schönheit  und  be- 
deutendem Werthe.  Diese  Samn;^lang  entspricht 
schon  gegeny^ärtig  ihrem  Zwecke/  indem  sie  eine 
lehrreiche  Uebersicht  des  Znstandes  der  National* 
Industrie  irt  der  Vervollkommnung  ihrer  Produkte  ge- 
währt. Für  die  fernere  Erweiterung  dieser  Samm- 
lung ist  der  erste  Stock  des  demnächst  zu  erbauenden 
linken  Flügels  des  Hauptgebäudes  bestimmt. 

Der  Grofshändler,  Herr  Joseph  Patt-ra,  machte 
dem  Institute  zur  Verwendung  für  das  Fabriks-Pro- 
dukten -  Kabinet  ein  Geschenk  mit  i5oo  fl.  W.  W., 
worüber  demselben  laut  hohem  Regierungs -Decret 
vom  19.  Juni  1819  das  allerhöchste  Wohlgefallen  aui 
erkennen  gegeben  worden  ist.  Dieser  Betrag  wurde 
nach  hoher  Genehmigung  zur  Bereicherung  der  mit 
diesem  Kabinette  verbundenen  Werkzeug  -  Sammlung 
verwendet. 

Diese  Sammlung  von  Musterwerkzeugen  hat  in 
diesem  Jahre  einen  Zuwachs  von  121 1  Stücken  vor-» 
züglich  gearbeiteter  Werkzeuge  erhalten,  -  welche 
theils  aus  obigem  Betrage ,  theils  aus  dem  V'erlags- 
gelde,  nach  der  Auswahl  und  Angabe  des  Vorstehers 
dieser  vereinigten  Sammlung  (Hrn.  Professors  Altmüt- 


ter\  beigeschafft  worden  sind.  Einige  dieser  Werk« 
zeuge  sind  aus  En^land  belogen  worden,  um  zur 
VervoUkommnung  der  inländischen  Werkzeuge  als 
Muster  zu  dienen,  -^  ein  Zweck,  welcher  schon  in 
mehreren  Fällen  erreicht  worden  ist,  indem  auf  diese 
Art  mehrere  vorzügliche  und  neue  Werkzeuge  von  hie- 
sigen Gewerbsleuten  bereits  nachgeahmt  worden  sind. 

Die  Mqdellensammlung  ist  in  '  diesem  Jahre 
mit  acht  grofscn  und  vorzuglich  gearbeiteten  Modellea 
vermehrt  worden. 

Das  physikalische  Kabinet  hat  einen  Zuwachs 
von  neunzehn  Apparaten  erhalten. 

Das  Laboratorium  der  allgemeinen  techni- 
sehen  Chemie  erhielt  einen  Zuwachs  von  21  Ap* 
paraten  imd  iQ/ß  Präparaten,  welche  von  dem  Pro- 
Cessor  (  Herrn  B.  Scholz  )  theils  aus  dem  Verlagsgelde 
beigeschafft,  theils  im  Verlaufe  des  Jahres  selbst  ver- 
fertiget worden  sind. 

Die  mathematische  Sammlung  erhielt  einen  Zu* 
wachs  von  i4o  Stucken,  worunter  zwei  neue  zum 
Beh\]fo  der  praktischen  Übungen  noch  nöthig  gewe* 
sene  Mefstische,  sodann  36  litkographirte  Karten, 
welche  die  k.  k.  Katastral-Lilhographirungs-Direktioa 
mit  Bewilligung  der  k.  k.  Grundsteuer -Regulirungs- 
Hofkommission  dem  Institute  unentgeltlich  überlas* 
sen  hat« 

Die  Sammlung  der  Materialwaaren^ Muster 
zum  Behufe  des  Vortrages  der  kommerziellen  Waa- 
renkunde  hat  einen  Zuwachs  von  \2  Stücken  erhalten. 

Die   Sammlung  der  Zeichnungs  -  Originalien 


XI 

wurde  mit  35  Stacken^  grofstentheils  in  Grof^^Folio, 
vermehrt. 

Die  Bibliothek  d^s  Instituts  hat  in  diei^em  Jahre 
«Inen  Zuwachs  von  !) 38  Werken  in  ^lo  Bänden  erhal- 
ten. £inige  ältere  Douhlctten  physikalisch -malhema- 
tischer  VVerke  wurden  in  Folge  höherer  Bewilligung 
aus  der  k.  k.  Uuiversiläts- Bibliothek  übernommen. 

Die  Bereicherung  der  TVerkstätte  des  Instituts 
mit  den  v.  Reickenbach^ sehen  Plänen,  Werkzeugen 
und  Maschinen  zur  Verfertigung  der  geodätischen 
und  astronomischen  Instrumente  ist  bereits  im  vori- 
gen Bande  dieser  Jahrbücher  erwähnt  worden.  Im 
Juni  i8ao  kam  Herr  Direktor  v.  Reichenbach  selbst 
aus  München  hier  an,  um  die  grefse  Theilscheibe 
aufzustellen  und  einzntheilen.  Ein  Zimmer  im  neuen 
Hauptgebäude  wurde  von  ihm  zur  Aufbewahrung 
dieses  Instruments  als  zweckmäfsig  gewählt ,  und  das- 
selbe darin  sammt  den  dazu  gehörigen  Vorrichtun- 
gen aufgestellt«  Binnen  zwei  Monathen  brachte  Herr 
▼•  Reichenbach  nach  der  ihm  eigenthürolichen  Me- 
thode die  Theilung  dieses  Instruments  zu  Stande,  das 
räoksichtlich  der  Genauigkeit  und  Vollendung  wohl 
gegenwärtig  seines  Gleichen  nicht  hat. 

Mittlerweile,  als  die  Herstellnns  der  Theilscheibe 
beendiget  wurde,  wurden  auch  die  beiden  erstell 
Probe  ^  Instrumente  fertig,  welche  mit  den  vom  Hrn. 
y.  Reichenbach  übergebenen  Werkzeugen  unter  der 
Leitung  seines  Werkmeisters  und  Kompagnons  Ertel 
hergestellt  worden  waren.  Das  eine  dieser  Instrumente, 
ein  achtzehnzölliger  astronomischer  Repetitionskreis, 
wurde  der  k.  L  Universitäts- Sternwarte,  das  zweite, 
ein  zwölfzölliger  repetirender  Theodolit,  dem  k.k.  Ge- 
neral-Quartiermeister-Stabe  überlassen.  Bei  einer  des- 
halb abgehaltenen  Kommission  wurden  dieselben  als  in 

Art  vollendete  Instnunente  anerkannt.    Der  Di- 


reltor  der  k.J&.Universitäts-Siemwarte^  Herr  Littrow, 
hat  in  der  Wiener  Zeitung  von  2.  August  i8ao  eine 
ausführliche^  auf  Beobachtungen  gegründete  Anrüh- 
mung  derselben  bekannt  gemacht. 

Das  polytechnische  Institut  und  dessen  Sammlun- 
gen .wurden  in  diesem  Jahre  (1820)  von  einer  grofsen 
Menge  hoher  Herrschaften  und  angesehener  Personen 
besucht.  Im  Frühjahre  beglückten  Se,  Majestät  der 
Kaiser  das  Institut  mit  allerhöchst  Ihrem  Besuche, 
besichtigten  das  ganze  Detail  desselben,  und  bezeug- 
ten über  den  Fortgang  des  Ganzen  Ihr  allerhöchstes 
Wohlgefallen. 

In  seiner  Eigenschaft  einer  Kunstbehörde  hat 
das  polytechnische  Institut  in  diesem  Jahre  i34  gut- 
achtliche Äufsetungen  an  verschiedene  Behörden 
erstattet.  Das  Protokoll  des  Direktors  weiset  in  die- 
sem Jahre  991  Geschäftsnummern  aus. 

Der  Studien-Kurs  fiir  das  Jahr  182  t  wurde  mit 
dem  5ten  November  1820  eröfihet.     Als  ordentliche 
Schüler  wurden  für  dieses  Jahr  eingeschrieben : 
für  den  ersten  Jahrgang  der  Vorbereitungsklassen  i56 
für  den  zweiten      »  »  »  »85 

für  die  kommerzielle  Abtheilung  .  .  .  .  ^  io5 
fiir  die  technische  Abtheilung     •     .     .     •     .     .     346 

zusammen     •     69a 

Nach  Beendigung  der  Final  -  Prüfungen  wurden 
die  feierlichen  Ten tamina  am  21.^  an.,  :»3.^  34*^^^^^* 
Augusti82  i  abgehalten,  zu  welchen  sich  aus  den  sämmt- 
lichen  Fächern  der  technischen  Abtheilung  a5 ,  und 
aus  jenen  der  kommerziellen  Abtheilung  zwölf  Zuhö* 
rer  erboihen  hatten.  Den  Fortschritten  der  Schüler  der 
sämmtlichen  Ahtheilungen  des  Instituts  wurde  auch 
in  diesem  Jahre  verdientes  Lob  zu  Theil. 


xm 

'  Herr  Joseph  Sahmon,  bisher  Repetitor  der  hö- 
heren  Mathematik,    wurde    mit    allerhöchster  Ent*- 
schlief^ung  vom  6ten  November   1821    (Regierungs- 
Deliret  vom  28.  November    1821)  zum  ordentlichen 
Professor  des  Lehrfaches  der  Elementar -Mathematik 
ernannt  Die  Stelle  des  Assistenten  und  Repetitors  der 
höheren  Mathematik  wurde  dem  Herrn  Adam  Burg, 
welcher  die  sämmtlichen  mathematischen  Lehrfächer 
des  Instituts  mit  Auszeichnung  absolvirt  halte  ^  über- 
tragen.   Der  Assistent  des  Lehrfaches  der  Physik^  Hn 
/.  P.  Kretz,  vnirde  auf  die  nächsten  zwei  Jahre^  vom 
I.  Juli  d.  J.  an^  bestätiget;  und  für  das  Lehrfach  der 
Maschinen-Lehre  Herr  Joseph  Arbesser,  welcher  die 
mathematischen   Studien   des  Instituts  mit  Auszeich- 
nung zurückgelegt  hatte ^  als  Assistent  ernannt^  nach- 
dem Herr  Mathias  Reinscher,  nach  Verlauf  der  ge- 
setzmäfsigen  Zeitfrist  von  vier  Jahren^  von  dieser  Stella 
abgetreten  war. 

Der  bisherige  Vice-Du*ektor  der  Yorbereitungs- 
Klassen  oder  derReal-^chule^  zugleich  Katechet^  Herr 
Joseph  ,Majrer,  war  zum  Propst  und  Pfarrör  in 
Staatz  befordert  worden^  und  natje  demnach  sein^ 
bisherigen  Amter  im  polytechnischen  Institute  naöh 
dem  Schlüsse  der  Finalprüfungen  niedergelegt.  Dier 
Vicedirektion  der  Realscli|^e  wurde  sonach  dem  Vice- 
Direktor  der  kommerziellen  Abtheilung,  Herrn  Reisser^ 
provisorisch  übertragen. 

* 

Der  Bau  des  rechten  Seitenflügels  des  Hauptge- 
bäudes wurde  im  Sommer  dieses  Jahres  angefangen, 
und  im  Spätherbsie  beendiget. 

Die  Sammlungen  des  Instituts  haben  im  Laufe 
dieses*  Jahres  folgende   Bereicherungen   erhalten: 

Die  National  -  Fabriks  -  Produkten  -  Sammlung 
wurdQ  mit  77B  Musterslucken  vermehrt.     Ditf  Samm-' 


XIV  , 

lung  sßon  Afusterwerkzeugen  erhielt  einen  ZuwacKs 
Yon  i8g  Stücken. 

Die  Mbdellensammlung  wurde  mit  1 7  Modellen 
von  verschiedenen  Maschinen  bereichert. 

Das  physikalische  Kabinet  erhielt  einen  Zuwachs 
von  4c  Apparaten. 

Das  Laboratorium  der, allgemeinen  technischen 
Chemie  ist  mit  i5  Apparaten  und  mit  90  Stück  Prä- 
paraten; das  Laboratorium  der  speziellen  techni" 
sehen  Chemie  mit  .7  Stücken  vermehrt  worden. 

Die  mathematische  Sammlung  hat  einen  Zu- 
wachs von  43  Stücken  erhalten. 

Der  Sammlung  der  Materialivaaren-  Muster 
lind  18  Stücke  hinzu  gekommen. 

Die  Sammlung  der  Zeichnungs  ^Originalien 
wurde  mit  70  Stücken  vermehrt« 

Die  Bibliothek  des  Instituts  erhielt  in  diesem 
Jahre  einen  Zuwachs  von  566  Werken  in  990  Bänden. 

In  der  mechanischen  'Werkstätte  wurden  meh- 
rere noch  al)gängige  Werkzeuge  angefertiget^  und 
die  verschiedenen  Reichenbacn  sehen  Kreise  in  Ar- 
beit genommen^  welche  für  mehrere  Sternwarten  des 
Inlandes^  für  den  k.  k.  Generalstab  und  den  k.  k.  Ka- 
taster bestellt  worden  sind.  Herr  ^,  JaK^orskjr  wurde 
mit  allerhöchster  Entschliefsung  vom  26.  Februar  182 1 
^(R^gierungsdekret  vom  3i.  März  1821)^  als  leiten- 
der Werkmeister  dieser  Werkstätte  ernannt.  Ein 
zwölfzöUiger  Theodolit  war- bereits  in  Vollkommen- 
heit hergestellt  worden,  mehrere  andere  waren  der 
Vollendung  nahe. 


XY 

Auch  ÜQ  diesem  Jahre  erfreute  sich  das  Institat 
des  allerhöGhsten  Besuches  «St*.  Majestät  des  Kaisers. 
Im  Juni  d«  J.  beglückten  Se.  Majestät  der  Kaiser 
zweimahl,  und  Ihre  Majestät  die  Kaiserinn  drei- 
mahl  das  Institut  mit  allerhöchst  Ihrer  Gegenwart, 
und  gemheten  üher  die  Fortschritte  des  Ganzen  Ihre 
aUerhöcfaste  Zufriedenheit  auszudrüdLen*  * 

In  semer  Eigenschaft  einer  Kunstbehorde  hat 
das  polytechnische  Institut  in  diesem  Jalu'e  i^o  gnt- 
achtuche  Äufserungen  über  technische  Gegenstände 
an  verschiedene  Behörden  erstattet«  Das  Protokoll 
des  Direktors  weiset  in  diesem  Jahre  ioi4  Geschäfts- 
Ifnmmem  aus. 

In  dem  laufenden  Studienjahre  i8aa  hat  sich  die 
Anzahl  der  Zuhörer  des  Instituts  wieder  vermehrt, 
indem  gegenwärtig  Tim  Dezember  i8ai)  754  ordentlich 
eingeschriebene  Zunörer  das  Institut  frecpientiren« 


IL 

Verzeichnifs  demjenigen  Zuhörer,  welche  ' 
am  Ende   des  Studienjahres   sich  dem 
feierlifchen  Teiitanien  unterzogeil 

,       haben. 


,.    Im  Jalir,e  iSaio.  •, 

•  ■    '  i.     :  ' 

j ,      Ja.  der  technischen,  Abtheilung. 

AüsderPhysik. 

Herr  Burg  jinton,  von '  TFien. 
»     Hof  mann  Joseph  y  von  JVien. 
»    Loihl  Leopold  y    von   Grofsinzersdorf  in 

Österreich. 
»     Randhartinger  Joseph  y   von  Ruprechts- 

hofen  bei  A/ö/!^  in  Österreich. 

Aus  der  allgemeinen  technischen  Chemie. 

Herr  Feueregger  Karl,  von  Neusohl  in  Ungarn. 
»     Ntedermajer  Joseph  y  von  Wien. 
»     Freiherr  i^.  Puthon  Eduard,  von  Wien. 
»     V.  Szasz,  von  P^izakna  in  Siebenbürgen. 

Aus  der  speziellen  technischen  Chemie. 

Herr  i^.  Sattler  Friedrich,  von  ^en. 

»    Schopf  er  Anton  y  von  Ä.  Polten  in  öster- 
reich. 


Aus  der   reinen  fil^inentar-Mallieitiatik. 

Herr  Peüeregger  Karlj  von  Neusohl  in  UnganL 
y     Jiuiks  Johann^  von  fFierii 
9     Klaus  Adolph^  von  Ödenbutg  iii  Ungarn« 
»    Niedermajer  Joseph  ^  von  ^ie». 

Ans  der  feinen  hohem  Mathematik. 

Herr  Albert  Joseph , ,  von  Mündheni 

*  Arbesser  Joseph  f  von  Wien. 
^  Heller  Eduard  ^  von  /5F7en. 
»     HofmaMi  Joseph  y  voi^  fFieui 

Ans    der  Maschinenlehre.' 

Herr  Albert  Joseph  >  von  Manchen. 

9    Rodelberger    Joseph,    von  JffdUsi^dl  in 

Österreich. 
»     ühlirz  JF^anz,  von  Feldsberg  in  Oateiteich^ 

Alis  der  prahtiscfhell  Giionietrje. 

Berr  FabHdzj  Johann^  von  Poprad  in  Ungarn« 
y    Hasenauer   Martin  $    von  Üdenburg  in 

Ungarn. 
»    Schmidl  Eduard ,  von  A*a^4 

Ans  dei"   Laivct-  nnd   Wasser- Bankiinde. 

Herr  JClanding^r  .Daniel  ^  Von  fFien* 
y    Köchel  Friedrich^  von  «SS^ef/t  in  österreicli« 
y    Lindner  Anton f  von  Montagnana  im  lomb« 
venezianischen  Königreiche. 

*  Zoi&/  Leopold  I   von  Grojsinzersdorf  vfk 
Österreichs 

Aus  der  l^eehnologie« 

Herr  Arbesser  Joseph,  von  Wieni 

»     Hermann  Adolph,    von  Großherrlitz  in 
Schlesien. 


•^pftü^ii* 


i«fc#b,  a4  ^oiyt/  iiiit,  ui.  fi4*  jg 


a. 

In  der  kommerziellen  Abtheilung. 

» 

Ans   der   Handelswiss^enschaft. 

Herr  jille  Karl,  von  Iglau  in  Mähren. 
»    Dora  Georg,  aus  Ungarn* 
9     Geyer  Johann,  von  müglitz  in  Mähren. 
»    f^.  Mach  Franz,  von  Wien. 
»    Murrmann    Peter,    von    ödenburg    in 

Ungarn. 
»     Rupprecht  Wilhelm,   von  Mittewalde  in 

preufs.  Schlesien. 

Afs  dem  Handels-  und  Wechselrechte. 

Herr  Z^ra  Georg,  aus  Ungarn. 

y     Gejrer  Johann,  von  Müglitz  in  Mähren« 
»     f^.  yifizcX:  Franz ,  von  Wien. 
y    Murmann  Peter,  von  Ödenburg  in  Ungarn. 
»    Rupprecht  Wilhelm,  von  Mittewalae  in 
preufs.  Schlesien. 

Aus  der  Merhantilrechnung« 

Herr  u^//^  Äiar/^  von  Iglau  in  Mähren. 

»     Gejrer  Johann ,  von  Müglitz  in  Mähren. 

»     Guttmann  Joseph,  von  Pesth  in  Ungarn. 
^  »     Kutscher a  jinton,  von  Wien. 

»    Murrmann  Peter,  yon  Ödenburg  in  Un- 
garn. 

»     Schnitzer  Franz,  von  Wien. 

Ans  der  Buchhaltung. 

Herr  ^Zfe  ÄorZ,  von  /g^/ai/  in  Mähren. 
»    Bafslinger  I^naz,  von  /iP7e/i. 
»     Geyer  Johann,  von  Müglitz  in  Mähren» 
»     Giani  Joseph,  von  Wien^ 


Herr  Bupprecht  PTilheim,  Ton  Mittewalde  in 
preufs.  Sdbdesien.  ' 
»     FTamerl  jiUyjrs  y  von  Wien. 

Ans  der  Mat^rial-Waarenkunde« 

Herr  jßle  Kart^  von  Iglcui  in  Mähren. 
»    Geyer  Johann ,  von  Müglitz  in  Mahren. 
»     Giani  Joseph,  von  fiF7e/E. 
»     fFamerl  Jlojs,  von  ^ie/i. 


Im  Jahre  i  82  i. 

L 
In  der  technischen  Abtheilong. 

1 

Aus  der  Phjsik. 

Herr  David  Johann,  von  Trrn  in  Schlesien. 
»     Gastl  Ludwig,  von  Scharding. 
»    Hbmarr  Aloys,  von  Kaltenbrunn  in  Oe» 

sterreich. 
»    Monecke  Christoph ,  von  Heiligenstadt  in 

Preufsen. 
»    Niedermayer  Joseph ,  von  Wien. 
»    Ritter  p.  Schinnern  Rudolph ,  von  Wien. 

Int   der  allgemeinen   technischen  Chemie« 

Herr  Ritter  u.  Bohr  Karl,  von  Zmjs. 
»    Ludwig .  Joseph ,  von  Skotschau  in  L  L. 

Schlesien. 
»     Stuwer  Franz,  uon  Wien. 
»     Sprenger  Paul,  aus  Sagan  in  Schlesien. 


Aaa.der  reinen  Elementarma thematilu 


^err  HUler  Wolfy  von  Brody  in  Galizien. 
»     Nowak  JEduard,    von    Wien. 

V  Oppl  Wenzel^  von  Przibram  in  Böhmen. 

»    Sedlak  Martin,  von  Radnow  in  Böhmen« 

»     StrehlJohann,  von  Wien. 

»     Tschopp  Karl,  von  MitrowUz  in  Kroatien. 

Ans   der  reinen  höheren  Mathematik. 

Herr  Budinka    Finzenz,    von  Nenakonitz  in 
Mähren. 

Christ  sf.  Rheinthal  Karly  von  Wien. 
Göth  Geor^y  von  Wien^ 
Jacks  Johann  y  von  Wien. 
Klaufs  Adolph,  von  Ödenburg  in  Ungarn, 
Niedermajer  Joseph  y  jon  Wte/i. 

Aas   der  Maschinenlehre* 

Herr  Jrbesser  Joseph ,  von  Wien. 
»     Keller  Eduard,  von  Wien. 
t     i/.  T^tteUfoch  Friedrich,  von  Marburg  in 
der  ßteiermark. 

Aus   der  praktisehen  Geometrie. 

Jlerr  Heller  Eduard,  von  Wien. 

»     Klaufs  Adolph,  von  Ödenburg  in  Ungarn, 

V  Pfeiffer  Leopold,  von  /jFTe». 

Ans  der  Land  -  und  Wasserbau  k  an  de. 

Jicrr  Bieber  Johann,  von  /iP7e/i. 

^     Hasenauer  Martin,  von  Ödenburg. 
»    Neuwert h  Johann,   von  Reichwiäden  in 
Schlesien. 

»    Rodelberger  Joseph,  von  Neusiedel 
»     Tqpler  Ludwig,  von  Allhan  in  Ungarn, 


XXI 

Ans   der    Technologie. 

Herr  Geiger  Heinrich  y  von  fFien. 

9    Hofmann  Alois  ^    von  Bischofteinitz    in 

Böhmen. 
»    Magauer  Leopold,  von  PFien. 
»    Monecke  Christoph ,  von  Heiligenstadt  in 

Preufsen. 
»    Piwon  Anton,  von  Sucholasetz  in  Mähren. 
»     Stuchlick    Anton  ,    von     Gillschwitz    in 

Sehlesien. 

A  D  m«  r  11  u  n  g«    Zum  Tentamen  «us  der  speziellen  tacbnisclieri 
Chemie  hat  sich  niemand  gemeldet. 


IL 
In  der  kommerziellen  Abtheilung. 

Aus  der  Handels wissenechaft. 

HetT  Berger  Romuald ^  von  TYoppOu. 
»    Mayer  Saul,  von  Wien. 
y>     Ochs  Leonhardy  yon  Fürth  in  Baiern.   . 
»    Reschauer  Michael,  von  Wien. 
»    Politzer  Karl,  von  Wien. 
»    Singer  Karlp  von  Wien. 

Atts  dem  Handels-  und  Wephselrecli te* 

Uerr  Berger  Bomuald ,  von  JYoppau. 

»    Eisenstädter  Leopold ,  yon  Grofs-Betsch 

kereh 
»     OcA^  Leonhard,  von  Fürth  in  Baiern. 
y     Pumb  Mathias,  von  Enns. 
»    Reschauer  Michael,  von  Wien^ 
»    $ingcr  Karl,  von  Wien. 


xxu 

Aus  der  Merkantilrechmiiig. 

«  

Herr  Berger  Romuald,  iroa  Tlroppau. 
»    Mar  er  Johann  Georg,  von  Iglau» 
»    Ocns  Leonhard,  yon  Fürth  in  Baiersu 
y    JPUmb  Mathias,  von  Enns.    . 
^    Rohr  er  Rudolph,  von  Krakau^ 
»    Singer  Karl,  von  Wien. 

Aus   der  Buchhaltung« 

Herr  Eisenstädter  Leopold,  von  Oroß-Betsch- 

kerek. 
9  •  Hauer  Leopold,    von  iSIfaii^  Grofs^En* 

zersdorf. 
»     Mayer  Saul,  von  Wien. 
V    Marer  Johann  Georg,  von  Iglau* 
»    Rohrer  Rudolph,  von  Krakau. 
»    Singer  Karl,  von  /äPZcw. 

Aus  der  Waarenkunde. 

Herr  Re/chauer  Michael,  von  Wien. 
»    Singer  Karl,  von  ^ten, 
»    Zimmerl  Karl,  von  ^len. 
»    ZiTiA:  ädnton.  von  OUmütz. 


Abhandlungen 


IIL 

Über  das  Gesetz  der  Zunahme  der  Wärme 

mit  der  Tiefe ,  und  über  die  damit  zusam« 

menhängenden  Erscheinungen  der 

Vulkanität. 

y.om  Herausgeber* 


i)  JL/as  Geseu  der  Abnahme  der  Temperatur 
der  Atmosphäre  mifder  Höhe  ist  noch  nicht  mit  el'* 
niger  Genauigkeit  ausgemittelt  \?orden.  Es  hängt  von 
der  Bestimmung  der  Gröfse  der  Temperaturverände-* 
rung  ah ,  welche  durch  Ausdehnung  oder  Zusammen- 
drückung  der  Luft  heryorgebracht  wird.  Denn  wenn 
wir  uns  für  einen  Augenblick  vorstellten^  die  ganze 
Luftmasse  ^  weiche  die  Atmosphäre  bildet^  sey  in 
gleicher  Dichtigkeit^  z.  B.  einer  solchen >  die  emem 
Stande  von  i^'  Quecksilberhöhe  entspräche^  und  in 
gleicher  Temperatur,,  z.  B.  von  —  3o°^  R-,  um  die 
Erde  herum  verbreitet ;  und  nun  setze  sich  diese  Luft-» 
masse  nach  den  Gesetzen  der  Schwere  ins  Gleichge-^ 
wicht ^  und  bilde  um  die  Erde  eine  Atmosphäre;  so 
wird  diese  ganze  Luftmasse  in  einen  vcrhältnifsmäfsig 
kleineren  Raum  zusammengezogen,  die  unteren  Schicht* 
ten  werden  immer  dichter  und  dichter,  so  dafs  diese 
Dichtigkeiten  mit  dem  arithmetisch  zunehmenden 
Wachsthume  der  Höhen  in  einer  geometrischen  Reih« 

,    il«krk.  i,  poljl«  last«  Hh  14«  1 


abnchmco.  In  dem  Verhältnisse  nun^  in  welchem 
die  Dichtigkeit  der  unteren  Luftschichten  in  Folge 
dieser  Zusaminendrückung  durch  die  oheren,  vermehrt 
wird,  wird  ihre  Wärmekapazität  vermindert,  oder 
sie  erwärmen  sich  in  dem  Verhältnisse  dieser  Zusam- 
mendrückung. Die  Temperatur  der  Atmosphäre  mufs 
daher  gegen  die  Erdoherfläche  immer  mehr,  und 
zwar  im  Verhältnisse  der  den  relativen  Höhen  ent- 
sprechenden Luftdichtigkeit  zunehmen.  Diese  ur- 
sprüngliche Temperatur  der  Atmosphäre  ist  daher 
von  ilurer  Erwärmung  durch  die  Sonne  unabhängig. 

2)  Die  Gröfse  der  Ahnahme  der  Temperatur  der 
Atmosphäre  mit  der  Höhe  läfst  sich  daher  bestimmen, 
wenn  man  die  Gröfse  der  Temperaluränderung  kennt, 
welche  durch  die  Ausdehnung  oder  Zusammendrüc- 
kung der  Luft  hervorgebracht  wird.  Es  sey  die  Gröfse 
der  Ausdehnung  oder  Zusammenzichung  eines  Luft- 
volums, durchweiche  1°  R.  Erniedrigung  oder  Er- 

'  höhung   der    Temperatur   desselben   hervorgebracht 
wird  =  X. 

Der  untere  Barometerstand  =i  h« 
der  obere  »  ==;  h' 

die  untere  Temperatur         =:  t 
die  obere  »  ==  l'^ 

so  ist,  da  die  Luftdichtigkeiten  den  Barometerstän- 
den proportional  sind, 

__,  =  X  (t  —  tO,  oder  t'  =  t j^^. 

3)  Da  keine  genauen  Bestimmungen  über  dio 
Größe  der  Temperaturverminderung  bei  einer  be- 
stimmten Ausdehnung  der  Luft  vorhanden  sind,  so 
suchte  ich  diese  Gröfse  oder  den  Werth  von  x  durch, 
eigene  Versuche  aufzufinden,  und  wählte  dazu  fol- 
gende Vorrichtung. 


• 


3 

An  eine  Thermoineterröhre  von  etwa  ^  Linie  in- 
nerem Durchmesser  ist  ein  gläserner  Zylinder  aus  ganz 
dünnem  Glase ^  von  etwa  3  —  4  Linien  Weite,  ange- 
JbJasen.     Dieser  Zylinder  wiid  bis  zu  einem  Punkte^ 
welcher  etwa  einen  halben  Zoll  über  der  Stelle  liegt, 
'an  welcher  der  Zylinder  mit  der  Thermometerröhre 
vereinigt  ist,  mit  Quecksilber  gefüllt,  und  von  diesem 
Punkte  aus^  welchen  ich  den  p  Punkt  nennen  will, 
die  Länge  der  Röhre  gemessen,  welche  durch  diese 
Quecksilbermenge  angefüllt  wird.     Diese  Länge  der 
Röhre  theilt  man  .sonach  durch  Kalibriren*  in  zehn 
gleiche  Theile,  und  bricht  die  Röhre  dann  zwischen 
der  dritten  und  vierten  Abtheilung  ab;  weil  nur  diese 
untere    Länge  nöthig  ist.     Jede  dieser  Abtheilungen 
theilt  man  nun  wieder  .in  fünfzig  oder  hundert  gleiche 
Theile  j  in  welchem  letzteren  Fa)le  die  Grade  dieses 
Luftthermometers  Tausendtheile    der    Kapazität  des 
Zylinders  ausdrücken.      Zuletzt  füllt  man  die  ganze 
Röhre  mit  trockener  Luft,    und  bringt  endlich  eine 
Quecksilbersäule  von  etwa  j-  Zoll  Länge  in  dieselbe ; 
so  d.ifs  sie  z.  B.  bei  einer  Tcmperatui*  von  o^  U.  oder 
einiger  Grade  darüber  bis  an  den  oben  bezeichneten 
Punkt  zu  stehen  kommt.      Die  obere  Mündung   der 
Röhre    wird    nut    einem    kleinen    Hahne    versehen, 
welcher  vollkonnucn  luftdicht  schliefst.     Bei  dem  In- 
strumente ,  mit  welchem  ich  Versuche  anstellte,  hditte 
die  graduirte  Röhre  eine  Länge  von  g  Zoll ,  auch  war 
an  demselben  der  Zylinder,  etwa  parallel  mit  der  Röhre, 
aufwärts  gebogen. 

4)  Man  beobachtet  mit  diesem  Listrumente  auf 
folgende  Art.'  Indem  man  den  Zylinder  desselben 
einer  niederen  Temperatur  aussetzt,  z.B.  in  Eis  stellt, 
bringt  man  die  Quecksilbersäule  bis  auf  den  o  Punkt 
herab  (oder  auch  auf  irgend  einen  höher  liegenden), 
und  verschliefst  sonach  den  Hahn  an  der  oberen 
Öffnung.  Man  bringt  hierauf  das  Instrument  in  eine 
höhere  Temperatur  in  erwärmte  Luft,  z*  B.  im  Win* 


tcr  in  die  Nähe  eines  Zimmerofens  mit  einem  Queck- 
silberthernioracler ,  welches  Zehntel  eines  Grades 
zeigt  ^  und  bemerkt  genau  die  Temperatur.  Hierauf 
öffnet  man  den  Hahn ,  und  bemerkt  den  Stand  des 
unteren  Randes  der  Quecksilbersäule^  welche  von  der 
Luft  plötzlich  in  die  Höhe  gehoben  wird  (den  Stand 
der  plötzlichen  Ausdehnung).  Man  läfst  hierauf  das 
Instrument  in  derselben  Temperatur^  bei  geöffnetem 
Uahnc  y  und  bemerkt  gleichfalls  den  Stand  der  Luft- 
säule (den  Stand  der  freien  Ausdehnung).  Der  Un- 
terschied dieserbeiden  Ausdehnungen  gibt<dieGröfse 
der  Temperaturverminderung  bei  der  vorhandenen 
Ausdehnung.  Es  sey  die  Gröfse  der  freien  Ausdeh- 
nung in  den  Theilen  der  Skala  =:  m^ 

jene  der  plötzlichen  Ausdehnung  =?  m^ 
die  Kapazität  des  Zylinders    =s  V, 
die    Temperatur,    welche    dey   freien    Ausdeh- 
nungsgröfse  entspricht  =:  t, 

jene,  welche  der  Gröfse  der  plötzlichen  Ausdeh- 
nung zugehört  =-.  Vj 

so    ist    t    =  T/irv  "J^^l  ^'  == 77iri> >    folglich 

o.oo4o8*  V  0.00468.  V  ° 

t  —  l'  =  TiTTT  die  Temperaturverminderung  fiir 

0.00460.  v  *  *■ 

die  Ausdehnungsgröfse  s=  — . 


Z.B.  Bei  dem  Instrumente,  mit  welchem  ich 
Versuche  anstellte ,.  war  die  Kapazität  des  Zylinders 
oder  V  =s  i5oo.  Bei  einem  dieser  Versuche  betrug 
unter  gleicher  Temperatur  die  freie  Ausdehnung  =s 
:2i8  Theile  der  Skale,  die  plötzliche  Ausdehnung  =1 
178  Theile  der  Skale,  folglich  war  fiir  die  Ausdeh- 

nungsgröfse  =  -r — ,  die  Temperaturverminderung  =» 

- — ~    ^     =  5.^69:   oder  auf  i®  R.  betrug  die  Aus- 
dehnungsgröfse X  SS  o.b:ao9.  * 


Bei  einem  anderen  Versuclie  betrn«bci  einer  und 
derselben  Temperatur  die  freie  Ausdehnung  =  28S 
Theile^   die  plötzliche  Ausdehnung  =:   ^35  Theile, 

folglich  war  für  die  Ausdehnungsgröfse  =  -r — ,  die  *  . 

Temperaturverminderung  =: "^  *  ^-  =:  7^12:  oder 

auf  i^  ß.  betrug  die  Ausdehnungsgröfse  x  as  0219. 

5)  Der  Fehler,  welcher  bei  diesen  Versuchen 
durch  die  Aufnahme  der  Warme  der  sich  ausdehnen- 
den Luft  aus  dem  erwärmten  Glase  entstehen  würde, 
kann  durch  einige  "Übun^  in  der  Behandlungsart  des 
Instruments  gröfstentheils  vermieden  werden.  Denn 
wenn  man  das  Instrument  bei  geöfihetem  Hahne  (um 
die   freie  Ausdehnung  zu   messen)  aus  der  höheren 

'  Temperatur  in  eine  um .  5  bis  6  Grad  kältere  Luft 
bringt  (z.  B.  aus  der  Nähe  eines  Ofens  in  einen  etwas 
entfernteren  Th^il  des  Zimmers),  so  vergehen  einige 
Sekunden,  bis  das  Quecksilber  wieder  zu  fallen  an* 
fängt  ^  so  dafs  also  das  Glas  in  dieser  Zeit  seine  Wärme 
an  die  umgebende  Luft  verloren  hat.  Die  kurze 
Zeit  also,  welche  vergeht,  um  das  Instrument  ;zur 
Bestimmung  der  plötzlichen  Ausdehnung  einen  oder 
«wei  Schritte  weit  aus  seiner  vorigen  Stelle  zu  entfer- 
nen und  so  schnell  wie  möglich  zu  offnen,  reicht  gerade 
hin,  um  dem  Glase  jene  überflüssige  Wärme  zuneh- 
men, welche  auf  die  Ausdehnungsgröfse  einen  bedeu- 
tenden Einflufs  haben  könnte,  da  bekann termafsen 
bei  geringen  Temperaturunterschieden  die  Mitthei- 
lung der  Wärme  nur  langsam  erfolgt,  und  ein  weit 
gröfserer  Zeitraum. erforderlich  seyn  würde,'  um  bei 
einer  Temperaturdifferenz  von  5  bis  6^  die  Luft  in 
dem  Instrumente  um  i^  abzukühlen. 

6)  Auf  diese  Art  habe  ich,  zum  Theil  unter  ab- 
geänderten Umständen,  eine  bedeutende  Menge  von 
Versuchen  angestellt,  die  unter  sich  gut  harmonirten 
und  zeigten,  dafs  das  Resultat  aus  denselben  Zutrauen 


verdiene.  Die  ttieisten  dieser  Verftüche  geben  ^  auf 
die  §.  4«  erwähnte  Art  berechnet,  für  i  ®  R.  Tempe- 
ratur eine  Ausdehnungsgröfse  »wischen  0.021  und 
o.oaa  des  Luftvolums.  Ich  glaubte  daher  für  diese 
Grofse  oder  das  oben  erwähnte  x  =  0.021 5  als  Mit- 
telzahl setzen  zu  dürfen.  Da  nun  diese  Zahl,  wie 
man  sehen  wird,  in  der  Berechnung  der  Tempera- 
turen in  verschiedenen  Höhen,  sehr  genau  mit  den 
Beobachtungen  übereinsiimmt ;  so  glaube  ich,  dafs 
sie  so  genau  ist,  als  es  fiir  die  Anwendung  immer 
^erforderlich  seyn  dürfte, 

* 

7)  Die  einzigen  Angaben  über  diesen  Gegenstand, 
die  meines  Wissens  vorhanden  sind,  sind  von  Dalton 
tmd  Gar^Lussac.  Ersterer  suchte  durch  Versuche 
mit  der  Luftpumpe  die  Temporal urvernjinderung 
durch  die  Ausdehnung  der  Luft  zu  bestimmen,  und 
glaubte  als  Resultat  annehmea  zu  können,  dafs  bei 
der  Ausdehnung  einer  doppelt  koraprimirten  Luft 
eine  Temperaturverminderung  von  etwa  5o°  F.  Statt 
finde.  Diese  Annahme  ist  Jedoch  viel  zu  klein  (£r//- 
£er^^  Annalen  XIV.  loi).  Herr  Gay-Liissac  gibt  an 
(Annales  de  Chimie  et  de  Phjsique.  T.  IX.  p.  3o8J, 
dafs  in  dem  pneumatischen  Feuerzeug  der  Schwamm 
sich  entzünde,  wenn  die  Luft  auf  den  fünften  Theil 
ihres  Volums  zusammengeprefst  wird.  Nun  entzün- 
de sich  der  Schwamm  wohl  auf  dem  schmelzenden 
Blei  (3a3*^  C),  aber  nicht  auf  dem  Wismuth  (283. C), 
also  beiläufig  bei  3oo*^  C,  welche  Temperatur  also 
wenigstens  durch  jene  Zrusammen drückung  erzeugt 
werde, 

« 

Diese  Angabe  stimmt  mit  dem  |oben  gefundenen 
Ausdehnungskoeffizienten  näher  zusammen,  als  man 
nach  jener  tlicrmomctrischen  Bestimmungsart  erwar- 
ten  sollte.  Denn  eine  fünffache  Zusammendrückung 
^er  Luft  gibt  nach  dem  angegebenen  Resultate  meiner 


5 

Versuche    eine   Tempepaturerhöliung    von 


o.oai5 

a3a^  R.  =290°  C. ;  was  sich  von  der  von  Herrn 
(7a7^-Zz/^5ac  angenommenen  Mittelzahl  nur  wenig  un- 
tersclicidet.  Es  ist  hier  übrigens  im  Vorbeigehen  zu 
heinerken^  dafs  sich  im  pneumatischen  Feuerzeug  der 
Schwamm  wahrscheinUch  hei  etwas  niederer  Tempe- 
raeur  entzündet^  als  auf  einem  hcifsen  Körper,  weil 
im  erstcren  Falle  die  heifse  Luf\  ihn  nach  allen  Thei- 
len  plötzlich  durchdringt,  sonach  keine  Ableitung 
der  Wärme  Statt  findet. 

8)  Die  Temperatur  der  Luft  in  einer  bestimmten 
Höhe  dbr  Atmosphäre  läfst  sich  daber  nun  berech- 
nen, wenn  man  den  gefundenen  Werth  von  x=s 0:0:1 15 
in  die'  oben  (2)  angegebene  Formel  scizt.  Es  ist  hier 
vorläufig  zu  bemerken,  dafs  vorzüglich  dreierlei  Ein- 
flüsse die  gesetzmäfsige  Abnahme  der  Temperatur 
stören,  und  daher  berücksichtigt  werden  müssen. 
Nälimlich:  i)die  Erwärmung  der  unteren  Luftschich- 
ten durch  die  Sonne  j  wenn  diese  Erwärmung  nicht 
anhaltend  genug  ist,  dafs  sie  bis  zu  grossen  Höhen 
ihre  Wirkung  erstreckt.  Im  letzteren  Falle  vertheilt 
sich  durch  die  Strömungen  aufwärts  die  Wärme  in 
die  oberen  Schichten  bis  zu  einer  wahrscheinlich 
hoch  liegenden  Gräuze,  da  bei  Gay-Liissac^s  Luft- 
fahrt das  Thermometer  in  den  gröfsten  Höhen  noch 
Feuchtigkeit  zeigte.  So  dehnt  sich  z.B.  durch  20^ R. 
die  untere  Luft  um  0.093  aus,  folglich  etwas  über 
viermahl  mehr ,  als  diese  Lqft  sich  ausdehnen  müfste, 
um  sich -um  i°R.  zu  erkälten.  Folglich  kann  diese 
durch  20^  R.,  unten  ausgedehnte  Luft  in  eine  Höhe 
gebracht  werden ,  wo  das  Thermometer  etwas  über 
4^R.  tiefer  steht  als  unten,  und  sich  um  diese  4^  R- 
erkälten ,  ohne  ihr  Volum  zu  ändern.  So  hoch  würde 
also  in  diesem  Falle  die  Strömung  Statt  finden,  wenn 
keine  Wärme  während  des  Aufsteigens  abgesetzt 
wurde.     Da  aber  durch  di^se  Wärmeabgabe  die  hc- 


\ 


8 

heren  Luftschichten  wieder  erwärmt  sind,  so  geht 
die  Verhrcituhg  dieser  Wärme  immerfort  aufwärts 
ahnehmend  im  Yärhältnifs  der  Luftdichtigkeiten,  Eine 
anhaltende  untere  Erwärmung  der  Luft  ändert  ako 
das  Gesetz  der  Wärmeahnahme  his  zu  bedeutenden 
Höhen  nicht  merklich,  Diefs  wird  aber  allerdings  dann 
der  Fall  seyn,  wenn  die  Temperatur,  welche  unten 
lierrscht,  iure  Wirkung  nicht  noch  genug  erstrecken 
Xonnte,  welches  hei  sehr  grofsen  Höhen  immer  der 
Fall  seyn  wird;  daher  in  solchen  Höhen  die  Tempe- 
ratur in  der  That  niedriger  seyn  zu  miissen  scheint, 
als  sie  durch  das  in  minderen  Höhen  Statt  findende 
Wärmegesetz  angegeben  wird;  weil  die  Temperatur 
des  unteren  Standpunktes,  mit  jener  des  höheren, 
auf  welchen  sich  die  äufsere  Erwärmung  nicht  mehr, 
oder  nicht  yerhältnifsmäfsig  mehr  erstreckt,  nicht  ii^ 
4er  regelmäfsigen  Beziehung  steht. 

Diese  Ursacho  l)6gründet  wahrscheinlich  haupt* 
4iSchlich  die  Variationen  in  der  Schneegränze  der  ver- 
ßchiedenenKIimate.  Denn  setzen  wir  z.B.  eine  grofse, 
ebene  oder  nur  mit  niedrigen  Gebirgen  durchschnit- 
tene Landfläche,  welche  durch  hohe  Gebirge. gegen 
Nord  und  Nordost  vor  den  kalten  Winden  geschützt 
ist:  so  wird  dieses  Land  einen  regelmäfsigen  Sommer 
mit  geringen  Temperaturdiflferenzen  haben ;  die  un- 
tere Erwärmung  wird  sich  Monathe  lang  ununterbro- 
chen in  die  Höhe  verbreiten ,  und  die  Schneegränze 
daher  bedeutend  über  jene  Höhe  hinausrücken  kön- 
pen,  welche  ihr  nach  Mafsgabe  anderer  Länder  in 
dieser  Breite  zukommt, 

9)  Eine  zweite  Ursache,  die  das  Gesetz  der 
Temperaturabnahme  stört ,  sind  die  Windstriche, 
welche  in  verschiedenen  Höhen  die  Luft  wärmer  oder 
kälter  machen,  als  sie  aufsordem  seyn  würde.  Ein 
ißeispiel  dieser  iVrt  findet  sich  in  der  bereits  angeführ- 
ten Luftreise  Gay- « I^ussacs,    Bis  zu  einer  Höhe  von 


1893  Klafter  fand  die  regelmäfsige  Temperaturab- 
nähme  Statte  und  das  Thermometer' zeigte  in  dieser 
Höhe  8<|^  C.^  von  hieraus  stieg  das  Thermometer  mit 
der  Höhe^  zeigte  bei  iqSS  Klafter  io|^  C.  und  kam 
erst  bei  2^ü8  Klafter  Avieder  auf  6|^  G.  und  erst  bei 
a83:i  Klaftern  tritt  der  Thermometerstand  in  die  re- 
gehnafsige  Abnahme  zurück.  Es  zeigte  sich  hier  also 
ein  warmer  Luftstrich^  dem  eine  senkrechte  Höhe 
▼on  etwa  873  Klaftern  zukam  ^  und  weither  die  Tem- 
peratur der  Luftschichten ,  die  er  einnahm ,  im  Mittel 
lun  3^  R.  erhöhte^  wie  aus  der  folgenden  Tabelle  er- 
hellet^ in  welcher  die  berechneten  Thermometer- 
stande aus  der  im  vorigen  (§.  ü.)  abgegebenen  Formel 
erhalten  worden  sind. 


Barometer* 

stand 
in  Centim. 


Höhe 
ii»>Toisen« 


Beobachtete 

Temperatur 

R. 


Berechnete 
Temperatur 


DifTerens. 


49.68. 

49-o5. 
45.:i8. 

44«o4- 
43.53. 

4a.49. 

4i.i4- 
39.35. 

39. 1 8. 


1893.9. 
1958.3. 
a3i4.8. 
2428.8. 
2467.2, 
2560.3. 
2702.7. 
2831.7. 
2889.4. 


6^75. 
8.5. 

7- 
6.5. 

5^. 

4i. 
3f 

2. 

O. 


50] 
5.i 
3.21. 
2.45. 

2.24. 

1.68. 
0.68. 

— O.II* 

— 0.5  i. 


+  0.86. 
+  3.0. 

-  -  3.79. 
'+  4o5. 

4-  3.01. 

4-  2.82.* 
4^  2. II. 

4^  o.5i. 


Man  sieht  hieraus^  da(s  dieser  Windstrich  etwa 
in  der  Mitte  seiner  Höhe^  bei  2428  Toiscn,  seine 
höchste  Temperatur  hatte,  und  diese  Temperatur  sich 
aufwärts  schneller^  abwärts  langsamer  yermindertOj^ 
gerade  wie  es  unter  ähnlichen  >  Umständen  erfolgea 
inufste. 


tö 

lo)  Die  dritte  Ursache,  welche  die  Regelmäfsig- 
keit  der  Temperaturabnahme  in  der  Atmosphäre  störl^ 
ist  die  auf  den  Berggipfeln  und  Bergrücken  durch  ge- 
meinschaftliche- Wirkung  der  Sonne  und  der  stet^ 
wechselnden  trockenen  und  dünneren  Luft  Statt  fin- 
dende Ycrdiinstungskälte ,  welche  nicht  nur  die  be- 
nachbarten Luftschichten  erkältet,  sondern  auch  käl- 
tere Luftströme  nach  der  Umgebung  verursacht.  Da- 
her sind  in  der  Regel  die  Berggipfel,  kälter,  als  die 
/       '  Luft  im  Freien  bei  gleicher  Höhe.     Daher  umziehen 

sich  dieke  Höhen  mit  Nebel ,  während  die  entferntere 
Luft  in  gleicher  Höhe  heiter  bleibt :  indem  die  Luft 
41US  gleichen  und  wärmeren  Höhen  durch  die  Wind- 
striche an  diesellien  getrieben  wirdj  setzt  sie  ihr  Was- 
ser als  Nebel,  Regen,  Reif,  Schnee  oder  Eis  ab. 
Auf  der  genannten  Luftreise  fand  Gay '  Lussae- die 
^  Temperatur  o  erst  in  einer  Höhe  von  5ö3i  Mcires 
(2889  Toiscn)  über  Paris  y  oder  in  2909  Toisen  über 
dem  Meere,  obgleich  diese  Hölie  die  Schneegränze 
der  Pariser  Beeile  weit,  und  die  Spitze  des  Mont- 
blanc um  2810  Fufs  übertrifft.  . 

ti)  Die  Thermomelerbeobachtungen  des  Herrn 
Gay-Lussac  auf  seiner  zweiten  ärostatischen  Reise 
(am  iG. September  i8o4)sind  ganz  geeignet,  die  Rich- 
tigkeit des  oben  angeführten  Gesetzes  sowohl,  dafs 
nähmÜT^h  die  .Temperaturabnahme Jm  Verhältnisse  der 
Luftdichtigkeiten  erfolge,  als  auch  die  Genauigkeit 
des  für  x  gefundenen  Werihes  zu  bestätigen,  weil 
diese  Beobachtungen ,  zumahl  in  den  gröfseren  Hö- 
hen, von  den  angeführten  Störungen  möglichst  frei 
sind. 

Nachstehende  Tabelle  zeigt  die  Berechnung  der 
Gajr  -  Lussac*s^en  Beobachtungen  ,  mit  Weglassung 
derjenigen,  welche  bereits  ipi  Vorigen  aufgefführt 
worden  sind. 


II 


Barometer- 
stand 
in  Ccntini. 


Höho 

in  Toiscn 

iiber  Paris. 


Beobachtete 

Temperatur 

o  R. 


Berechnete 
Temperatur 


DiiTercnE. 


. 


76.53. 
53.81. 

5 1.43» 
49.68. 

4i-4'- 
89.18. 

89.01. 

87.17. 

86.96. 

86.70. 

33.89. 

82.88. 


o. 
i555.6. 
1700  6. 
1 898.9. 
2654-6. 
2889.4, 
29 1 1 .6. 
8099.8. 

3 133.4. 
3 1 5 1 .9. 

8582.0. 
3579.9. 


22°. 2D. 
10. 
8.75. 
6.75. 
'  0.75. 
O. 
0.5. 

1.25. 

— 2.75. 
—5.5. 
— 7.5. 


8.41. 

6.89. 

5.89. 

0.85. 

-0.5 1. 

-1.07. 

-1.74. 

•  1.87. 

-2.64. 

'4«o4. 

4-35. 


+  1.59. 
+  1.86. 
4-  0.86. 
— o.io. 

+  Q.5l. 

4- 1.57. 

—0.76.  I 
-f-  0.62. 

— O.I  I. 

— 1.46. 
— 3.i5. 


Nimmt  man,  um  die  Folgen  der  verhaltnirsmäfsi  g 
ungleichen  Erwärmung  von  unten  nach  oben  (  8. )  zu 
Beseitigen,  von  diesen  Beobachtungen  nur  jene  für 
die  gröfsten  Höh^n,  und  legt  der  Berechnung  der 
ihnen  zugehörigen  Temperaluren ,  die  bei  dem  J3aro- 
meterstande  von  89.18  Centim.  beobachtete  Tempera- 
tur von  o  R.  zu  Grunde,  Statt  wie  in  der  vorstehen- 
den Tabelle  die  Temperatur  an  der  Oberfläche  der 
Erde  3  so  erhält  man  folgende  Werthe. 


Barometer- 

Höben 

Rcobachtete 

Berechnctp 

DifTerenr.. 

stand 

in  Toisen. 

Temperatur 

Temperatur 

89.18. 

2889.4. 

0^. 

0°. 

0°. 

89.0 1 . 

29 1 1 .6. 

0.5. 

— o.a. 

+  0.7. 

87.17. 

8099.8. 

— 2.5. 

2.5. 

0. 

86.70. 

8151.9. 

— 2.73. 

—2.9. 

— o.ia. 

88.89. 

3532. 

—5.5. 

Ö.8. 

— 0.3. 

82.88. 

3579.9. 

-7.5. 

"5 

.    0. 

iJä 


Diese  Vergleichungen  zeigen ,  dafs  die  DiflTerea* 
sen  zwischen  der  Beobac^itang  und  Berechnung  nicht 
gröfser  sind^  als  die  unvermeidlichen  Fehler  in  der 
Beobachtung  mit  sich  bringen;  welche  vorzüglich  in 
dem  ZurüclsLleiben  des  Thermometers  beim  Auf-  oder 
Niedersteigen  des  Ballons  ihren  Grund  haben.  Man 
kann  sonach  das  erwähnte  Gesetz^  welches  dieser 
Rechnung  zu  Grunde  hegt^  als  him*eichend  bewiesen 
ansehen. 

is)  Aufser  der  Erwärmung  durch  die  Sonne, 
hängt  also  die  mittlere  Temperatur  der  Erdoberflache 
vorzüglich  von  dem  mittleren  Drucke  der  Atmosphäre 
ab.  Gesetzt  es  befinde  sich  an  einem  Theile  dieser 
Oberfläche,  dessen  mittlere  Temperatur  lo^  R.  bei 
28'^  B.  betrüge ,  ein  Thal ,  dessen  senkrechte  Tiefe 
4973  Klafter  betrüge ,  oder  in  welchem  das  Baro- 
meter einen  Stand  von  88^^  hätte,  so  würde  am  Grunde 
dieses  Thaies  die  mittlere  Temperatur  80^  betragen. 
Die  in  dieser  Lufl  befindlichen  Wasserdämpfe  hätten 
die  Dichtigkeit  der  Dämpfe  von  28^^  B.;  das -Wasser 
würde  aber  erst  bei  etwa  1 09^  R.  zum  Sieden  kom- 
mein.  Der  Himmel  würde  in  dieser  Tiefe  durch  die 
von  den  dichteren  Dämpfen  und  der  dichteren  Luft 
vermehrte  Lichtzerstreuung  kaum  noch  eine  blaueFarbe 
haben,  u.  s.  w.  In  einer  Tiefe  von  11 290  Klaftern 
oder  von  etwa  drei  deutschen  Meilen  (bei  einem  Baro- 
meterstande von  377"  W.)  würde  die  Luft  die  Glüh- 
hitze (43o°  R.)  erreichen;  bei. einer  Temperatur  von 
I  o^  R.  an  der  Oberfläche  der  Erde.  Aus  diesem  Grun-^ 
de  haben  die  Veränderungen  des  Barometerstandes 
an  der  Oberfläche  der  Erde  auch  Einflufs  auf  die 
Veränderungen  der  Temperatur :  setzen  wir  z.  B.  das 
Barometer  steige  von  27"  auf  28",  so  wird  die  untere 
Lijft  um  s^  dichter,  folglich  um  ^^^7.0.021 5  ==  i^y  R. 
erwärmt,  und  im  Gegenfalle  erkältet  (wenn  diese  Tem- 
peraturänderung nicht  durch  andere  Einflüsse  wie- 
der auf|;ehoben  wird). 


i3 

1 3)  Wir  "woBcn  nun  eine  Aimospliare  Ton  Was- 
«erdampf  unter  denselben  Umständen  betrachten.  Es 
ist  ein  Erfahrangssatz  ^  dafs  gleiche  Gewichte  Dampf 
von  irgend  einer  Temperatur  gleiche  Mengen  Wärme 
enthalten.  Wurde  z.  B.  Dampf  von  o  R.  ^  v^elchem  ein 
Druck  von  o.5o5  Gentim.  entspricht^  auf  das  iGofache 
zusammengedrückt^  ohne  dafs  Wärme  entweicht; 
so  wird  seine  Temperatur  loo^  C.  bei  einem  Drucke 
von  76  Centim.  Im  entgegengesetzten  Falle  wenn  ein 
KubÜLfufs  Wasserdampf  von  100^  C.  sich  in  einen 
Ramu  von  160  K.  F.  ausdehnt^  so  erhält  der  Dampf 
bei  der  Elasticität  von  o.5o5  Centim.  die  Temperatur' 
von  o^  9  ohne  dafs  Wärme  nach  aufsen  verloren  wor- 
den ist.  Wenn  wir  uns  daher  eine  Atmosphäre  von 
Wasserdampf  vorstellen^  die  sich  nach  demselben 
Gesetze ,  wie  jene  aus  Luft  gebildet  hat ;  so  müssen 
in  jedem  Punkte  ihrer  Höhe  die  Temperaturen  des 
Dampfes  der  Elasticität  desselben  entsprechen ,  wie 
deren  Yerhältnifs  durch  die  Versuche  gefunden  wor- 
den ist.  Da^  wo  das  Barometer  z.  B.  tio^^  zeigt;,  hat 
der  Dampf  eine  Temperatur  von  go°  C.,  bei  dem 
Barometerstande  von  7''  eine  Temperatur  von  65^  G. 
IL  s.  w. 


\ 


Um  diese  Erhöhung  der  Temperatur,  welche 
durch  den  eigenen  Druck  einer  Dampfsäule  von  gros- 
ser Höhe  entsteht^  näher  zu  betrachten,  nehmen  wir 
einen  senkrechten  Schacht  von  1 1 3oo  Klaftern  Tiefe 
an^  dessen  Mündung  an  der  Erdoberfläche  bei  einem 
Barometerstande  von  28''  sich  öffnet,  und  in  welchen 
Dampf  von  80^  R.  einströmen  soll,  so  dafs  diesem 
Dampf  den  Schacht  endlich  ganz  anfüllt.  Die  Ela&ti« 
zität  und  Dichtigkeit  dieses  Dampfes  nimmt  mit  der 
Tiefe  zu  nach  demselben  Gesetze ,  als  dieses  mit  der 
Luft  der  Fall  ist ,  dabei  Rücksicht  genommen  auf  das 
spezifische  Gewicht  de»  Dampfes.  Ixx  der  Tiefe  des 
Schaehtes  von  i  t3oo  Klaftern  haben  sonach  die  Was- 

$erdäfflpfe  eine  £la$tizitat  von  377^^  X  0.62  s  a33^^  W.| 


und  daher  die  dieser  Elastizität  entsprechende  Tem- 
peratur von  i48°  R.  (175°  C).  Mit  der  Höhe  niount 
diese  Temperatur  dem  in  irgend  einem  Theile  dersel- 
ben Statt  findenden  Drucke  entsprechend  ab^  und  an 
der  Mündung  des  Schachtes  erhält  sie  sich  auf  dem 
ursprünglichen  Grade. 

i4)  Ist  Wasserdampf  mit  Luft  gemischt^  so  nimmt 
der  Wasserdampf  die  Temperatur  der  Luft  und  (vor- 
ausgesetzt^ dafs  hinreichend  Wasser  vorhanden  sey)* 
die  dieser  Temperatur  cfntsprechende  Elastizität  an. 
Die  Temperatur  der  Luft  erhöht  sich  mit  der  Tiefe 
bedeutend  schneller^  als  jene  des  Wasserdampfes; 
dagegen  wächst  die  Elastizität  des  Wasserdampfes 
mit  der  Temperatur  viel  schneller ,  als  die  Elastizi- 
tät der  Luft.  In  einer  Tiefe  z.  B.  in  welcher'  die 
Luft  eine  Temperatur  von  80°  H.  bei  einem  Drucke 
yoii  88'^  hat  y  komn;it  den  Wasserdämpfen  eine  Elasti- 
zität von  a8"  zu.  Bei  der  Tiefe  von  ii3oo  Klaftern, 
iu  welcher  die  Luft  eine  Temperatur  von  43o^  R., 
l>ei  einem  Drucke  von  877"  erreicht,  erhaben  die 
Wasserdämpfe  durch  diese  Temperatur  eine  Elastizi- 
tät von  i4632'^  (etwa  52a  Atmosphären);  soda(s  diese 
daher  den  Statt  findenden  Luftdruck  noch  um  i  /pSS'^ 
übertrifft.  Die  Luft  kann  also  nur  bis  zu  jener  Tiefe 
reichen  und  Dämpfe  enthalten ,  in  welcher  die  Elasti- ' 
zität  der  letzteren ,  durch  die  Temperatur  der  unte- 
ren Luft  bedingt,  dem  Drucke  der  Luft  höchstens 
gleich  ist.  In  diesem  Flalle  ist  der  Gesammtdruck  aus 
dem  Drucke  der  Luft  und  des  Dampfes  zu  gleichen 
Tbeilcn  zusammengesetzt.  Über  dieser  Gränze  wird 
die  Luft  von  den  Dämpfen  aufwärts  getrieben ,  indem 
letztere  allein  den  Raum  einzunehmen  suchen.  Diese 
Gränze  tritt  beiläufig  bei  einem  Barometerstande  yon 
122^'  ein,  bei  welchem  der  Luft  eine  Temperatur  von 
120^  R.  zukommt  (bei  der  Temperatur  von  jo°  R.  in 
der  Oberfläche),  welche  Temperatur  einer  Elastizität 

de>  Dämpfe  von  etwa  derselben  Stärke  entspricht*  Die* 


i5 

Mr  Luftdruck  kommt  einer  Tiefe  voa  etwa  64oo  Klaf- 
tern zu. 

i5.  Wir  woüen  nun  betrachten^  was  vorgeht, 
wenn  in  einen  tiefen  Schacht  oder  eine  Erdspalte  Luft 
mit  Wasserdam|>fen  gemischt  eindringt,  mit  der  Vor* 
aussetzen^,  dafs  die  Wände  des  Schachts  hinlänglich 
feucht  seyen ,  um  die  Luft  ihrer  Temperatur  gemäfs 
mit  Dämpfen  zu  sättigen,  in  der  oben  genannten 
Tiefe  von  etwa  6000  Klaftern  erlangen  Luft  und  Dampf 
eine  Temperatur  von  120^  R.  Diese  Temperatur 
nimmt  aufwärts  ab;  folglich  auch  das  Yerhältnifs  des 
Volums  Wasserdampf  zu  dem  Volum  Lufl  in  den  ver- 
schiedenen Höhen;  so  dafs  an  der  Ofihun«;  des 
Schachtes  bei  einer  Temperatur  von  12^  R.  dieses 
Volnmsverhältnils  (hei  gleicher  £lastizilät)=:  ^'4'h  ^^^^ 
ten  bei  der  Tempei?atur  von  120^  IL  aber  =--  1  ist. 
Hat  der  Schacht  in  dieser  Tiefe  ursprünglich  eine  nie- 
drigere Temperatur ,  als  welche  diesem  Drucke  der 
Luft  zugehört^  so  werden  die  Luft  und  der  Dampf 
ihre  Warme  zum  Theil  an  die  Wände;  desselben  ab- 
setzen :  der  durch  die  Kondensirunf^  der  Dämpfe 
entstandene  leere  Raum  wird  ausgefüllt  durch  neue 
Quantiiäten  von  Luft  und  Dampf  ^  welche  von  oben 
nachdringen ,  und  gleichfalls  die  der  Tiefe  korrespon- 
dirende  Temperatur  .  annehmen^  und  ihre  erlangte 
Wärme  zwischen  der  in  dieser  Tiefe  vorhandenen 
Luftmasse  und  den  anUegenden  Wandeln  des  Schach- 
tes gleich  vertheilen.  Diese  Temperaturerhöhung 
wird  so  lange  andauern^  bis  die  Schachtwände  mit 
der  anliegenden  L^ftmasse  gleiche  T'emperatur  er- 
halten. 

Diese  Gränze  würde  bald  einireten,  wenn  nicht 
unaufhörlich  die  unteren  Theile  des  Sc  hachtes  durch 
MiuheUung  ihre  Wärme  nach  den  hoher  liegenden 
verbreiteten^  wodurch  zwei  Wirkungen  entstehen: 
nähmlich  i)  die  Verminderung  deJC  'ü '^mperatui"  der 


i6  . 

unteren  Theile^  und  in  Folge  derselben  die  Fortset- 
zung des  erwähnten  Vorganges  zur  Herstellung  der 
vorigen  Temperatur ;  '  a)  die  Erwärmung  der  höher 
hegenden  Luft  -  und  Dampfschichten  selbst  über  jene 
Temperatur ,  welche  ihnen  nach  Mafsgabe  der  Tiefe 
zukommt.  Diese^  Temperaturerhöhung  der  obern 
Theile  hat  die  Folge ,  dafs  auch  nun  wieder  die  Tem- 
peratur der  unteren  zunimmt.  Nimmt  z.  B.  in  der 
Höhe  von  28^'  die  Temperatur  um  :2^  R.  zu,  in  Folge 
dieser  Erwärmung  aufwärts;  so  wird  die  Temperatur 
unten  bei  122"^»  Statt  120^,  wie  vorher  bei  10®  R. 
oben^  nun  i25^'  R. 

16)  Denkt  man  sich  diese  Vorgänge  unaufhörlich 
wiederhohlt,  so  läfst  sich  vollständig  begreifen,  dafs 
in  diesen  tiefen ,  weder  kälteren  Windstrichcu ,  noch 
anderen  erkältenden  Ursachen  ausgesetzten  Schach-« 
ten  die  Temperatur  sich  nicht  nur  in  den  tiefesten 
Theilen  allmähl  ich  und  nach  einem  langen  Zeiträume 
immer  mehr  erhöhe,  so  dafs  sie  vi^l  bedeutender 
wird,  als  diejenige  Temperatur,  welche  dem  Drucke 
der  Luft  in  diosen  Tiefen  entspricht,  sondern  dafs 
diese  hohe  Tc^mperatur  sich  auch  allmählich  nach, 
den  höheren  Theilen  des  Schachtes  aufwäits  verbrei- 
tet; so  dafs  che  Wände  desselben  beinahe  gleich- 
Tnäfsig  diese  hohe  Temperatur  sowohl  nach  einem 
bedeutenden  Theile  der  Höhe,  als  nach  der  auf  die 
Seiten  wände  senkrechten  Richtung  erhalten. 

r 

17)  Diesei*  Vorgang  fmdet  auch  in  nounder  tiefen 
Schacnten  Statt,  jedoch  we^en  des  geringen  Unter- 
schiedes der  Temperatur  und  der  dadurch  verzögerten 
Mittheilung  od  er  Ausgleichung  derselben,  dann  we- 

§ea  der  Leicbitigkeit,  mit  welcher  Störungen  der 
'emperatur  durch  die  aufsere  Atmosphäre  eintreten, 
in  viel  längerer  Zeit.  Setzen  wir  z.  B.  einen  senkrech-^ 
ten,  nicht  sehr  weiten  Schacht  von  200  Klaftern 
Tiefe ;  dessen  «Qlündupg  mit  einer  Decke  oder  Hütte 


'7 

▼ersehen  ist,   durch  deren  Öffnungen  die  Luft  mit 
dem  Innern  zwar  Gemeinschaft  hat,  welche  jedoch 
Winde  und  Luftströmung  abhält,  fauch  finde  durch 
untere  Seitenöffnungen  keine  Ventilation  des  Schacht 
tes  Statt;  so  gehört  dem  Grunde  dieses  Schachtes  hei 
einem  Barometerstande  von  ^q^'Si  eine  Temperatur 
^on  13^08  R.,  wenn  die  Temperatur  der  Luft  an  der 
Mimdung  bei  a8'^  Barometerstand  10^  R.  betragt«  Die 
untersten  Schachtwände  erlangen  bald  diese  Tempc'» 
ratur ,  welche  sich  nach  den  Gesetzen  der  Wärmelei- 
lung  allmählich  zu  den  höher  liegenden  Querschnit- 
ten des  Schachtes  verbreitet.     In    dem  Mafse ,    als 
diese  Verbreitung  aufwärts  geht,   erhöht  sich  auch  ' 
die  Temperatur  des  Grundes,    welche  wieder  eine 
Erhöhung  der  Temperatur   der  Schachtwände   auf->. 
wärts  bewirkt,  u.  s.  w«,   bis  endlich  durch  die  Ab'» 
leitung  der  Wärme   an  der    oberen  Mündung    eine 
Gränze  des  Wachsthumes  eintritt.      Hierin  -  liegt  der 
Grund,  dafs  Schächte  in  Bergwerken,  abgesehen  von 
der  Einwirkung  chemischer  Prozesse ,    in  der  Regel 
eine  höhere  Temperatur  haben ,  als  ihrer  Tiefe  nach 
den  angegebenen  Gesetzen  der  Wärmezunahme  zuge- 
hört.  So  beträgt  in  den  Steiukohlengruben  JEnglands 
(ungeachtet  der  Statt  findenden  Ventilation)  in  einer 
Tiefe  von   900  Fufs   (84i"  Paris.)   die  Temperatur 
d^r  Luft  auf  dem  Grunde  70^  F.  =  17^  R»  (JEdin-^ 
burgh  Journal  L  335). 

18)  Hat  der  Schacht  eine  solche  Tiefe,  dafs  die 
Elastizität  der  Wasserdämpfe,  welche  der  Tempera« 
tur  der  Luft  entspricht,  den  Druck  der  letzteren  mehr 
oder  weniger  bedeutend  übertriSl ;  so  mufs  der  Vor* 

{;ang  dieser  Temperaturerhöhung  heftiger  und  schnei^ 
er  erfolgen.  In  jener  Tiefe  z.  B.  welche  einem  Baro* 
meterstande  von  171''  entspricht,  erhalt  die  Luft  eine 
Temperatur  von  180°  R.;  der  Dampf,  welcher  durch 
diese  Temperatur  erzeugt  wird ,  erhält  aber  eine  Ela- 
stizität von  616'^  Quecksilberhöhe,   die  sonach  jene 


i8 

deis  Lufldrucke5  um  44^^^  oaer  um  eiwa  iß  Atmo- 
sphären übertrifft.  -  Betrachten  ;wiT  daher  die  Luft  in- 
diese  Tiefe  einstürzend^  und  das  Wasser,  mit  wel- 
chem sie  in  Berührung  kommt,  in  Dampf  verwan- 
delnd ;  so  wird  dieser  Dampf,  in  dem  Augenblicke, 
als  er  gebildet  ist ,  die  Luft  selbst  zu  verdrängen  su- 
chen und  aufwärts  treiben,  während  er  selbst  an  den 
kühlen  Wänden  sich  verdichtet  und  diese  erwärmt. 
Die  durch  diese  Verdichtung  entstehende  Leere  wird 
neuerdings  durch  die  abwärts  dringende,  mit  Dampf 
gemischte  Luft  nusgefuUt,  wodurch  derselbeDampf  wie- 
der erzeugt,  und  an  den  Wänden  neuetdings  konden- 
sirt  wird.  Dieser  Vorgang  wird  so  lange  anhalten ,  bis 
die  Seitenwände  des  Schachtes  eine  Temperatur  von 
i8o^  angenommen  haben,  und  dieser  Theil  desselben 
ganz  mit  Dampf  von  dieser  Temperatur  ausgefüllt  ist. 
Da  jedoch  in  dem  Mafse ,  als  diese  Temperatur  her- 
gestellt wird^  die  Seitenwände  d6s  Schachtes  sich 
nach  aufwärts  erwärmen ;  durch  diese  höhere  Erwär- 
mung aber  sich  wieder  die  untere  Temperatur  erhö- 
het, so  wird  auch  hier  keine  Gränzc  der  Temperatur- 
erhöhung für  den  Fall  Statt  finden,  als  der  obere  Aus- 
gang desSchachtec  geschlossen  ist,  an  demselben  also 
Dämpfe  und  Luft  jeden  höheren  Druck  über  :j8"  an- 
nehmen können.  Öffnet  sich  dagegen  der  Schacht 
in  die  Atmosphäre,  so  ist  die  höchste  Temperatur^ 
welche  im  Inneren  desselben  erreicht  werden  kahn^ 
jene ,  welche  dem  Gründe  desselben  fiir  den  Fall  zu- 
gehört, als  die  Temperatur  des  Dampfes  am  Aus- 
gange bis  auf  80^  R.  steigt;  in  welchem  Falle  bei  dem 
unteren  Barometerstände  von  171"  der  unterste  Theil 
des  Schachtes  (die  Erwärmung  durch  die  höher  er- 
hitzten Seitenwände  bei  Seite  gesetzt)  allmählich  bis  zu 
einer  Temperatur  von  etwa  i3o°  R.  herabsinkt^  und 
der  Schacht  ganz  mit  Dampf  ausgefüllt  ist. 

19)  Nehmen  wir  an,  der  Schacht  sey  bereits  ganz 
mit  Dampf  angefüllt,  übrigens  oben  yerschlosscn,  und 


19 

habe  sich  so  weit  abgekühlt^  dafs  die  obersten.TheUe 
desselben  die  mittlere  Temperatur  der  Erdfläche  oder 
lo^  R.  angenommen  haben;    so  wird  auch  hier  die 
aUmähliche  Erhitzung  der  unteren  Thcile  des  Schach* 
tes  bis  zu  einer  sehr  hohen  Temperatur  Statt  finden 
müssen.     Denn  in  dies'em  Falle  kann  man  sich  den 
Schacht  zuerst  als  luftleer^  lidd  dann  durch»Dämpfe 
Ton  10*=*  R.,  erzeugt  durch  die  mittlere  Wärme  der 
Erde,  ausgefdllt  denken ,  deren  Druck  nach  Verhält- 
niis  der  Höhe  die  proportionale  Dichtigkeit  und  Tem- 
peratur des  dieser  Höhe  zugehörenden  Dampfes  her- 
vorbringt (i3).      Beträgt  dieser  Druck  unten   z.  B. 
1^8  Zoll;  so  ist  hier  die  Temperatur  der  Dämpfe  =« 
130^  R.     Kommen  diese  mit  den  kälteren  Wänden 
des  Schachtes  in  Berührung ;  so  theilen  sie  ihnen  ihre 
Wärme  mit,  indem  sie  sich  kondensiren:  die  oberen 
dünneren  Dämpfe  stürzen  ii^  den  leeren  Raum  nach,  in- 
dem sie  sich  verdichten  und  dieselbe  Temperatur  an- 
nehmen, die  sie  wieder  der  Umgebung  mittheilen; 
der  oberste  Theil  des  Schachtes  ersetzt  seinen  Dampf 
"VDn  10°  R.  aus  seiner  feuchten  Umgebung  und  durch 
die  Zuleitung  der  Wärme  der  Erdfläche.    Die  immer- 
währende   Wiederhoblnng    dieses    V^organgs  erhöht 
endlich   die  Temperatur  des  unteren  Schachtes  bis 
zu  jener,  welche  den  Dämpfen  vermög  ihres  Druckes 
in  dieser  Tiefe  zugehört.    Von  nun  an  verbreitet  sich 
diese   Temperatur  immer  mehr  und  mehr   an   den 
Schachtwänden  aufwärts.     In  dem  Mafse  dieser  Ver- 
breitung  erhalten  die  mit  denselben    in  Berührung 
stehenden  Dämpf e  eine  höhere  Temperatur  undDich- 
•  ligkeit ,  in  diesem  Verhältnisse  vermehrt  sich  wieder 
die  Temperatur  der  unteren  Wände  des  Schachtes 
u.  s/w.    Auf  diese  Art  wird  es  möglich,  dafs  von  der 
Oberfläche  der  Erde  bis  zu  den  gröfsten  Tiefen,  io, 
welche' keine  Sonnenwärme  zu.  dringen  vermag,  eine 
ungeheure  Wärmequantität  wie  in  einen  Feuerherd 
hinab  und  zusammen  geleitet   werde.       Hätte  man 
es  in  seiner  Gewalt,   Schachte  von  4  ^^^  5ooo  Fufs 

2  * 


Tiefe  ^  am  untersien  'theile  mit  einer  bedeutenden 
Erweiterung^  herzustellen^  so  würde  maii  auf  diese 
Art  die  schwache  Wärme  der  Erdoberfläche  in  Her- 
den konzentriren,  oder  Vulkane  von  schwacher  Wir- 
kung erhaUcn,  deren  Wasserdampf  man  periodisch 
zur  Betreibung  von  Maschinen  oder  zum  Heitzen  der 
Gebäude  verwenden  könnte.  Man  sieht  hieraus  ^  wie 
in  allen  bisher  bezeichneten  Fällen  immer  die  Zunah^ 
me  der. Temperatur  mit  der  Tiefe  von  der  Wärme  der 
Erdoberfläche  ausgeht^  und  dafs  fiir  die  Feuerherde 
der  Vulkane  eben  diese  Wärme  der  Erdoberfläche 
(folglich  zuletzt  die  Sonnenwärme)  die  Quelle  ihrer 
Temperaturerhöhung  und  Erneuerung  ist. 

ao)  Sammelt  sich  im  Grunde  des  Schachtes  oder 
der  Spalte  Wasser;  so  nimmt  dieses  dieselbe  Tem- 
peratur an  y  welche  die  anliegenden  Seitenwände  er- 
nalten  haben,  nähmlich  die  Temperatur  des  unmit- 
telbar über  demselben  liegenden  Dampfes.  In  dieser 
von  der  Tiefe  abhängenden  hohen  Temperatur  wirkt 
diese  Flüssigkeit  auf  die  Seitenwände,  zerstört  ihren 
Zusammenhangs  löset  zum  Theil  auf,  und  setzet  aus 
den  Bcstandthellen  der  anliegenden  Gebirgsarten  halb-* 
flüssige  Massen  von  hoher  Temperatur  zusammen, 
welche  gleichsam  einen  Mittelzustand  von  trocken  ge- 
schmolzenen und  im  Wasser  von  gewöhnlicher  Tem- 
Eeratnr  erweichten  Erd-  oder  Steinmassen  bilden* 
»ie  Wirkungsart  des  Wassers  in  sehr  hoher  Tempe- 
ratur ist  uns  nicht  bekannt,  und  wir  können  sie  nur 
nach  der  Analogie  der  erhöhten  Einwirkung  dessel- 
ben bei  wenig  erhöhter  Temperatur  auf  die  Körper 
beurtheilen.  Dafs  das  Wasser  ^  welches  sich  unter 
einem  solchen  Drucke  befindet,  dafs  es  die  Glühe- 
liitze  zu  erreichen  im  Stande  ist,  eine  auflösende 
Kraft  auf  die  verschiedenen  Gebirgsarten  und  ihre  Be- 
standtheile  ausübe,  die  von  dem  Verhalten  desselben 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  sehr  abweicht,  und 
dafs  ein  solches  Wasser  ein  höchst;  wirksames  .Auflö- 


31 

sungsmiuel  darstellen  könne ,  läfst  sich  leicht  begrei- 
fen. Es  läfst  sich  denken^  dafs  glühendes  Wasser 
andere  im  glühenden  Flusse  befindliche  Körper  eben 
so  in  sich  aufnehme ,  wie  diese  im  geschmolzenen  Zu- 
stande befindlichen  Körper  einander  selbst.  Es  ist 
wahrscheinUchy'  dafs  das  W&sser  in  hoher  Tempera- 
tur und  unter  dem-  derselben  zugehörigen  Drucke  mit 
den  Erden ,  mit  welchen  es  in  Flufs  kommt,  eigene 
Verbindungen  eingeht ,  gleich  den  schon  bekannten 
Hydraten,  so  dafs  diese  Verbindung  bei  niederer 
Hitze  schmelzbar  ist,  und  in  dieser  Hitze  das  Wasser 
nur  sehr  langsam  fahren  läfst;  wie  dieses  Verhalten 
schon  bei  mehr^eren  bekannten  und  in  niederer  Tem- 
peratur gebildeten  Hydraten  Statt  findet ;  am  ausge- 
zeichnetsten bei  den  Hydraten  der  Alkalien  >  beson- 
ders bei  dem  Bary thy d,rat ,  das  schon  bei  dunkler 
Rothglühehitze  schmilzt,  mit  dem  Verluste  des  Was- 
sers aber  in  derselben  Temperatur  fest  und  unschmelz- 
bar wird., 

3 1)  Die  bisherige  Darstellung,  welche  sich  übrigens 
auch  in  allgemeineren  mathematischen  Ausdrücken  be- 
handeln liefse,enthält  die  ungezwungene  und  genügende 
Elrklärung  der  vulkanischen  Phänomene  der  Erdfläche. 
Durch  die  bcschriebei^en  Vorgänge  vermöge  der  Wir- 
kung der  Luft  und  vor^üglidhi  des  Wasser  dampf  es  in 
grofsen  Tiefen  wird  hier  ein  glühender  Herd  gebildet, 
der  im  Zusammentritt  mit  Wasser  alle  jene  Wirkun- 
gen hervorzubringen  im  Stande  ist ,  welche  der  Vul- 
kanität  zukommen..  Die  ungeheure  Elastizität  der  Was- 
serdämpfe ist  ihr  Grund ,  und  durch  dieselbe  werden 
nicht  nur  die  Decken  der  Schachten  gesprengt  und 
gehoben ,  sondern  auch  aus  dem  tiefesten  Grunde  des 
Urgebirges  die  durch  heifses  Wasser  veränderten 
Steinmassen  in  die  Höhe  gehoben,  oder  mit  dem 
Wasserdampf  ausgeworfen. 

Wir  wollen  noch  i*m  Allgemeinen  die  einzelnen 


33  ' 

V 

Punkte,*  welclie  hier  zu  berücksichtigen  siiid,  etwas   , 
xiäh<^r  bezeichnen,   um  die  Haupterscheinungen  da- 
durch zusanunen  zu  fassen. 

,22)  Als  die, Granitmasse  *),  welche  4ie  Erd- 
fläche bedeckt,  allm/dhlich  austrocknete,  niufste  sie 
natürlich  eine  grofsc  Menge  mehr  oder  minder  ausgc-  - 
dehnter  und  tiefer  Risse  und  Spalten  erhalten^  auf 
dieselbe  Art^  wie  das  mit  jeder  allmählich  austrock-  . 
nenden  Masse  der  Fall  ist.  Die  kleinsten  dieser  Risse 
sind  mit  verschiedenen  Gangarten  durch  alimähliche 
Einsiuterung  von  den  Seiten  und  der  Oberfläche  aus-  . 
gefüllt;  die  grofsen  und  tiefen  Risse  ifnd  Klüfle.  hin- 
gegen bildeten  den  Herd  der  vulkanischen  Erschei- 
nungen. In  cler  Periode  der  Austrocknung  der 
Granitmasse  um  die  Erde  trat  daher  die ,  erste  und 
gröfste  Periode  der  Vulkanität  ein,  deren  Wirkungen 
sich  in  zahlreichen  Herdea  über  die  ganze  Erdfläche 
erstreckten.  Die  wahrscheinliche  Tiefe  der  gröfseren 
Spalten  läfst  sich  durch  Vergleichung  der  auf  einer 
Kugel  von  einer  sehr  gleichförmigen  Masse ,  z.  ]ß.  Gyps* 
oder  feinen  Thon  durch  das  allmähliche  Austrocknen 
entstehenden  Risse  beurtheilen.  Nimmt  man  an,  dafs 
auf  einer  solchen  Kugel  von  18"  Durchmesser  die 
gröfste  Breite  der  Sprünge  jöW  eines  Zolles  beträgt 
(Sprünge,  welche  mit  freiem  Auge  nicht  mehr  erkannt 
werden  können),  und  ihre  verhältnifsmäfsige  Tiefe 
Yö  o  eines  Zolles  ;  so  kommt,  nach  den  ähnlichen  Ver- 
hältiyssen,  einer  Spalte  von  dieser  Gröfse  auf  der  Ober- 
fläche der  Erde  eine  Tiefe  von  4  deutschen  Meilen, 
und  eine  Breite  von  4^0  Klaftern  zu.     Dafs  ähnliche, 

t'a  noch  bedeutend  tiefere  Schluchten  und  Spalten  vor- 
nanden  waren  oder  sind,  läfst  sich  nach  der  vor  Au« 
gen  liegenden  Bildungsweise  der  Erdrinde  und  nach ' 

W.  »  '  ■       ■  ■-    '  ■       - ....■■       ,  .  .         ■     ■  ,  ,  ■ 

*)  Ich  reebne  xu  derselben  auch  die  Gnetisformation ,  welche 
nur  ein  mehr  schneller  und  turbulenter  ISiederschlag  der- 
selben Granilmasse  zu  seyn  scheint,  daher  mit  dem  Granit 
tbeils  gleiclizeitig,  theils  später  abfliegend  vorliommen  liann. 


Analogie  der  ähnlichen  Vorgänge  nm  so  weniger  be- 
zweifeln,  als  schon  der  durch  Gebirge  verursachten 
Unebenheit  der  Erdiläche^  deren  Bildung  gröfsere 
und  anhaltendere  Kräfte  erforderte,  als  jene  der  Spal- 
ten und  Klüfte  einer  austrocknenden  Masse,  von  dem 
tiefsten  Grunde  des  «Meeres  bis  zum  Gipfel  der  höch- 
sten Gebirge  .eine  Höhe  von  vielleicht  zwei  deutschen 
Meilen  zukommt«  Auch  haben  die  Geologen  das  Da- 
seyn  dieser  Risse  und  die  Nothwendigkeit  ihrer  Ent- 
stehung nie  bezweifelt.  Es  ist  übrigens  aus  dem  Vor- 
hergehenden ersichtlich,  dafs  weit  weniger  tiefe 
Schachte  und  Klüfte  hinreichen,  um  dem  Ipuern  der- 
selben allmählich  eine  Temperatur  mitzutheilcn,  wel- 
che die  Glühehitze  bedeutend  übertrifft. 

^3)  Die  Länge  und  Richtung  der   vulkanischen 
Spalten  bilden  die  Lage  und  Richtung   der  Vulkane 
an  der  Oberfläche,  nachdem  in  späteren  Zeiten  die 
Öffnung  der  Spalte  bedeckt  und  einzelne  Theile  der- 
selben ausgefüllt  worden  sind.     Man  kann  daher  die 
Richtungen   dieser  Spalten   mit  ihren  Seitenzweigen 
durch  dieLage  der  Vulkane  an  der  Oberfläche  der  Erde 
erkennen.  Die  alten  Vulkane ,  die  Porphyrgebirge  und 
Basaltkegel  liegen  in  der  Regel  so  ^n  einander,  wie 
es  die  Lage  einer  Hauptspalte  und  der  minder  tiefen 
und  minder  wirksamen  Seitenspalten  fordert.  Es  läfst 
sich  begreifen,  dafs  durch  die  Umdrehung  der  aus- 
trocknenden Erde  um  ihre  Achse  die  mächtigsten  Spal- 
ten in  der  Richtung  von  Nord  nach  Süd  sich  öffneten ; 
auch  finden  sich  in  dieser  Richtung  die  mächtigsten 
vulkanischen  Formationen,  z.  B.  die  Kordilleren  der 
Andes ;'  während  die  Bergrücken  des  Urgebirges  nach 
allen  Richtungen  fortlaufen. 

^4)  Der  Auswurf  oder  die  Ausfüllungsmasse  der 
Vulkane  ist,  wie  aus  dem  vorher  Gesagten  erhellet, 
kein  im  trockenen  Flusse  geschmolzenes  Produkt,  son- 
dern ein  Produkt  auf  dein  nassen  Wege  bei  einer 


a4 

hohen ,  in  einzelnen  Fällen'  die  Gliihehitze  überstei- 
genden Temperatur  d^s  Wassers.  Diese  Tempera- 
tur, die  Tiefe^  aus  welcher  die  kochende  Schlammmasse 
emporgehoben  wird,  und  die  Menge  des  Wassers  und 
der  Masse  selbst  bestimmen  unter  übrigens  bleichen 
Umständen  seine  verschiedene  Form ;  so  dafs  derselbe 
Vulkan  porphyrartiges  Gestein ,  schlackige  Lava,  heis- 
sen,  an  der  Luft  zu  Basalt  erhärteten  Schlamm ,  zer-. 
stäubten  Schlamm  (vulkanische  Asche)  mit  Wasser- 
dämpfen, flüssigeren  Schlamm,  auch  selbst  heifses 
Wasser,  und  endlich  auch  nur  Wasserdämpfe  auswer- 
fen kann.  Daraus  erklären  sich  alle  AnAihalien  des 
Aussehens  und  Vorkommens  der  vulkanischen  Pro- 
dukte und  der  dahin  gehörigen  Trapparten:  sie  sind 
in  der  Regel  aus  dem  Urgebirg  —  zufällig  aus  sekun- 
dären Formationen  —  durch  die  Einwirkung  des  Was- 
sers von  hoher  Tempeiratur  entstandene,  und  durch 
dess?n  Dämpfe  emporgehobene  Gebilde.  Ohngeach- 
tet  des  glasigen ,  und  auf  die  Wirkung  eines  trocke- 
nen Feuers  deutenden  Ansehens  mancher  derselben, 
enthalten  sie  daher  solche  Bestandtheile ,  welche  die 
tit>cJLene  Glühehitze,  ohne  ihre  Form  zu  ändern,. nicht 
vertragen;  ja  selbst  Wasser,  wie  der  blasige  Basalt. 
Daher  ist  der  Flufs  der  Lava  in  seinen  Erscheinungen 
nicht  eigentlich  ein  trockener  glühender  Flufs;  denn 
aufserdem  dafs  sie  Theile  enthält,  welche  diesen  Flufs 
nicht  vertragen,  stöfst  sie  Wasserdämpfe  aus,  nach 
deren  Verlust  sie  fest  wird,  und  deren  Einschliefsung 
sie  (gleich  dem  Basalte)  blasig  macht«  .Die  Hitze, 
welche  der  glühenden  fliefsenden  Lava  zukommt,  ist 
geringer,  als  diejenige,  welche  erfordert  wird,  sie^ 
nachdem  sie  erhärtet,  in  trockenen  blühenden  Fltifs 
^VL  bringen ;  d^nn  in  den  letzteren  geht  sie  erst  dann 
i^ber ,  wenii  sie  ihre  Eigenschaft  als  Hydrat  verloren 
hat  (30  ).  Die  Lava  ist  daher  durch  die  Schmelzung 
mit  glühendem  Wasser  entstanden,  und  als  glühen^ 
der  Schlamm  (leichtflüssigeres  Hydrat)  emporgehoben 
worden»     Während  des  Glühens  entbinaet  sich  das 


25 


"Wasser  allmälilich  an  der  Luft ,  die  Masse  bläht  dabei 
Siui,  wird  strengflüssiger  und  zäher  in  dem  Mafse 
als  sie  das  Wasser  verliert^  und  erstarrt  sonach  schnel- 
ler^ als  es  der  Fall  seyn  würde,  wenn  sie  eine  im 
trockenen  Flusse  geschmolzene  Masse  (Glas)  wäre» 
Die  Laven  sind  entweder  mit  einer  höheren  Tempe- 
ratur^ oder  mit  Zutritt  eiiier  geringeren  Wassermenge 
gebildet,  als  die  älteren  vulkanischen  Produkte  (Por- 
phyre und  Basalte).  Rücksichtlich  der  Entstehungs- 
weise verhält  sich  der  Porphyr  und  Basalt  zu  den 
neueren  Laven ,  wie  der  Obsidian  zu  dem  Bimsstein. 

25)  Hiemach  hebt  sich  der  Streit  zwischea  den 
sogenannten  Neptunisten  und  Yulkanisten^  und  beide 
haben  zum  Theil  Recht^  obgleich  die  Wahrheit  mehr 
auf  der  Seite  der  ersteren  ist.  Die  vulkanischen  Aus- 
fiiUangsmassen^  z.  B.  die  Basalte^  haben  eine  mehr 
oder  weniger  blasige  Form ,  wenn  der  aus  dem  In- 
nern des  Herdes  emporgehobene  Schlamm  zäher  ist' 
(weniger  Wasser  enthält)^  und  mit  einer  höheren 
Temperatur  (durch  schnelleres  Emporheben  oder 
Auswerfen)  aus  der  Mündung  tritt;  sodafs  die  zäbe 
Masse  während  ihres  Yerhärtens^  je  nach  ihrer  Zähig- 
keit^ eine  über  80^  R.  mehr  oder  weniger  erhöhte  Tem- 
peratur erhält^  folgUch  die  eingeschlossenen  Blasen  des 
Wasserdampfes  die  Höhlungen  der  verhärtenden  Um- 

Sebung  bilden.  Ist  dagegen  der  vulkanische  Schlamm 
unnflüssiger^  und  wird  er  langsamer  aus  dem  vulka- 
sischeu  Schachte  emporgehoben;  so  dafs  er  mit  ei- 
ner geringeren  Temperatur  als  80^  R.  aus  der  Öffnung 
schon  halb  austrocknend  ausgestofsen  wird :  so  wird 
er  eine  dichte  Form  annehmen ,  indem  die  Höhlun- 

Sen  in  demselben  durch  Wasserdampf  während  des 
.ustrocknens  nicht  gebil4et  werden  können.  Die  lö- 
cherigen oder  blasigen  Basalte  y  zu  denen  rücksicht- 
lich ihrer  Entstehungsart  auch  viele  neuere  Laven  zu 
rechnen  sind,  sind  demnach  durch  eine  heftigere  vul- 
kanische Wirkung ,  die  dichten  Basalte  hingegen ,   zu 


a6 

denen  in  dieser  Rucksicht  auch  die  Porphyrarten  ge- 
hören^ sind  durch  eine  langsamere  und  weniger  hef- 
tige Wirkung  mehr  allmählich  und  ruhiger,  wenn 
gleich  in  um  so  mehr  bedeutenden  Massen,  emporge- 
hoben worden.  Setzen  wir  einen  zäheren  Schlamm, 
der  unter  den  in  dem  ersteren  der  erwähnten  Fälle 
bezeichneten  Umständen ,  als  schlackenartiges  Pro- 
dukt die  Öffnung  des  vulkanischen  Schachtes  verlas* 
sen  hätte,  dufcn  eine  noch  heftigere  Eruption  und 
mehr  häufige  Entbindung  der  Wasserdäpipfe  noch 
schneller  aufwärt^  getrieben,. folglich  an  der  Mündung 
des  Schachtes  mit  einer  die  Südehitze  bedeutend 
übersteigenden  Temperatur  ankommend;  so  werden 
die  Blasen  des  Wasserdampfes  durch  ihre  überwie- 
gende Expansivkraft  den  zähen  verhärteten  Schlamm 
zerstäuben  und  nach  allen  Richtungen  umherschleu- 
dern (vulkanische  Asche).  Ist  bei  einer  Eruption  und 
hinreichendem  Zutritte  von  Wasser  in  den  unteren 
Herd  die  Entbindung  von  \V^asserdämpfen  häufig ;  so 
werden  diese  theils  aus  der  aufkochenden  Ausfüllungs- 
masse ,  theils  durch  dieselbe  hindurch  mit  einer  den 
Druck  der  Atmosphäre  oft  vielmahl  übertreffenden  Ex- 
pansivkraft in  die  Höhe  getrieben ,  und  indem  sie  sich 
in  bedeutenden  Massen  schnell  kondensiren  und  Wol- 
ken bilden,  verursachen  sie  oft  Donner  und  Blitz  auf 
dieselbe  Art,  als  dieses  gewöhnlich  in  der  Atmosphäre 
geschieht  *).  Die  Wasserdämpfe,  welche  in  hoher 
^  Temperatur  in  die  Luft  apstrcten,  und  sich  schnell 
.  in  dieser  verdichten,  erscheinen  durch  die  schnelle 
.  Entbindung  und  Ausstrahlung  der  Wärme  leuchtend, 
gleich  der  sich  schnell  ausdehnenden  oder  der  schnell 
zusammengedrückten  Luft.  Ähnliche  leuchtende  und 
glühende  Wasserdämpfe  sieht  man  zuweilen  selbst 
aus  dem  Meere  emporfahren,  wenn  eine  plötzliche 


*)  Ich  habe  die  hieher  besug  habende  Theorie  des  Qewitters 
in  Gehlens  Journal  für  die  Chemie  9  Physik  und  Miner^lo« 
gie,  acht<;r  Bfmd,  1809,  8/297 «  vorgelegt« 


3? 

r 

Tulkamsche  Eruption   unter  dem  Grunde   desselben 
Statt  hau 

26)  Der  eigentliche  Herd  der  Vulkane  liegt  also 
ina  Urgebirge ,  weil  die  Tiefe  der  sekundären  Forma- 
tionen viel  zu  gering  ist^  als  dafs  sich  in  denselben 
aus  den  im  Vorigen  angegebenen  Gründe  ein  vulka- 
Bischer  Herd  bilden  könnte.     Hieraus  erklärt  sich  so- 
wohl  die  Art  als  das  Vorkommen  der  vulkanischen 
Gebilde.  .  Die  Gebirgsarten ,  an  deren  erhitzten  Wän- 
den das  Wasser  von  hoher  Temperatur  in  der  Tiefe 
wirksam  ist^  werden  zerbröckelt,  aufgelöst,  in  Schlamm 
verwandelt,    und  dieser  kochend   durch   die  einge- 
schlossenen Wasserdämpfe  (gleich  einer  kochenden 
zähen  Flüssigkeit)  in  die  Höhe  gehoben.  Von  der  Na- 
tur dieser  Gebirgsarten  hängt  also  die  Natur  des  vul- 
kanischen Schlammes  ab  (zufällige  Einmischungen  aus 
den  höheren  sekundären  Formationen  abgerechnet). 
Aus  vulkanischen  Herden,  welche  hauptsächlich  im 
Granit  und  Gneuse  gelagert  sind,  scheinen  sonach  die 
Porpbyrarten ;  aus  dem  Glimmerschiefer,  Chloritschie- 
fer,  bomblende,  Hornblendeschiefer  und  Urthqnschie- 
fer  die  Basalte  hervorgehoben  worden  zu  seyn.    Es 
ist  wahrscheinlich,  dafs  Hornblende  und  Hornblende- 
schiefer eine  viUkanische  Uniänderung  des  Glimmers 
und  Glimmerschiefers  sind,  durch  die  Einwirkung  des 
Wassers  von  hober  Temperatur  und  Abänderung  des 
Mischuncsverhälinisses  hervorgebracht.   Wahrschein-» 
lieh  wird   diese  Umänderung  durch  die  Entfernung 
des  Kaligehalts  aus  dem  Glimmer  bewirket ;  denn  die 
Verhältnifsmengen   der  •  übrigen   Bestandtheüe   wei- 
chen bei  diesen  beiden  FossUiei)  von  einander  nicht 
inehrab,  als  beiden  einzelnen  Abänderungei>  des  ei- 
nen oder  des  andern.    Ähnliche  Veränderungen  müs- 
sen auch  aus  gleicher  Ursache  mit  mehreren  anderen 
Fossilien  vorgegangen  sevn.     Man  kann  hiernach  an- 
nehmea,  dafs  die  Hornblende  des  Porphyrs  auch  aus 
der  Umänderung   eines  Theiles    des   Glimmers   des 


/ 


/  ' 


Granits  oder  Gneuse«  entstanden  sey.  Es  folgt  jedoch 
hieraus  noch  nicht,  dafs  alles  hornhlendige  Fossil  ein 
vulkanisches  Produkt  sey,  da  zur  Zeit,  als  der  Nie* 
derschlag  des  Glimmerschiefers  Statt  £ind,  durch  an- 
dere Umstände  auch  Hornblendeschiefer  gebildet  wer- 
den konnte. 

Die  Scnwierigkeiten ,  welche  Statt  finden,  wenn 
man  die  vulkanischen  Produkte ,    z.  B.  die  noch  heut 
zu  Tage   ausfliefsenden  Laven,    als  Produkte  einer 
trockenen  Schmelzung  in  hoher  Glühehitze  ansieht, 
beseitigen  sich  durch  die  bisher  dargestellte  Theorie 
vollständig.    Gemenge  von  Erdarten,  Welche  im  trok- 
kenen  Flusse  sich  befinden,  verhalten  sich  anders  als 
fllefsende  Laven  :  man  wird  nie  im  Stande  seyn,  ir- 
gend eine  Gebirgsart  im  Feuer  zu  schmelzen,  welche 
bei  ihrem  Erkalten  alimählich  Wasserdämpfe  ausstöfst 
wie  dieses  die  Laven  thun.    Irgend  ein  Gemenge  von 
Erdarten,  einmahi  in  der  Hitze,  die  zu  deren  trocke- 
nem Flusse  gehört,  geschmolzen,  gibt  allemahl  ein 
Glas,  welches,  wieder  geschmolzen,  immer  wieder 
dieselbe  Form    des   Glases   beibehält.     Die  vulkani- 
schen Produkte  hingegen  werden,  wenn  sie  im  trocke- 
nen Feuer  geschmolzen  werden,   immer   etwas  von 
demjenigen,  was  sie  vorher  waren,  wesentlich  ver- 
schiedenes.    Die  Porphyre,  Perlsteine,  Klingsteine, 
hornblendigen  Gesteine ,  Basalte,  Qbsidiane  und  alle 
neueren  Laven  werden  nach  dem  Umschmelzen  im 
trockenen  Feuer  Produkte  von  ganz  anderer  Beschaf- 
fenheit.     Man   bezieht  sich   öfters   auf  ein  Experi- 
ment  von  Unlly   nach   welchem    Gebirgsarten,    der 
Schmelzhitzc  unter  einem  hohen  Drucke  ausgesetzt, 
die   krystallinische  Form  ihrer  Gemengtheile  beibe- 
halten können.     Allein  dieser  Versuch  beweiset  we^ 
nig  für  die  reinen  Vulkanisten ; ,  denn  die  vulkanischeii 
AusfüUungsmassen  kommen  geschmolzen  an  die  Ober- 
fläche der  Erde  und  erkalten  unter  keinem  andern 
Drucke>  als  dem  gewöhnliche!^  der  Atmosphäre,  folg-? 


^9 

lieh  wie  jeder  im  trockenen  Feuer  des  Tiegels  umge- 
scfamolzene  Körper.  Dafs  übrigens  bei  der  Erkaltung 
einer  aus  verschiedenen  Erdarten  im  trockenen  Feuer 
geschmolzenen  Masse  Krystalle  sich  absondern  kön- 
nen^ leidet  keinen  Zweifel;  solche  Körper  haben 
aber  ein  ganz  anderes  Aussehen^  als  die  echt  vulkani- 
schen Massen^  und  die  Kry^taUe  sind  in  denselben 
mit  wahrer  Glasmasse  verbunden«  Die  vorliegende 
Theorie  erkläret  endlich  von  selbst  die  Verschieden-* 
heit  der  vulkanischen  Produkte  y  ihre  Stufenreihe  vom 
Wasser  und  dem  wässerigen  Schlamme ,  bis  zu  dem 
Produkte^  welches  dem  im  trockenen  Feuer  geschmol* 
zenen  Körper  nahe  kommt ^  und  zeigte  warum  alle 
diese  Produkte  wasserhaltend  sind^  und  der  Vulkan 
eben  so  wesentlich  dampft  und  regnet^  als  Feuer 
sprüht. 

37)  Das  Wasser  in  hoher  Temperatur  ist  ohne 
Zweifel  ein  Auflösi^ngsmittel  mehrerer  in  niedrigerer 
Temperatur  in  demselben  unauflöslichen  Substanzen^ 
besonders  der  Kieselerde ,  wie  das  Wasser  des  Gajr^ 
sers  beweist.     Wenn  daher  der  in  hoher  Tempera- 
tur  kochende  9   und  an  der  vulkanischen  Mündung 
überfliefsende  Basaltschlamm  sich  allmählich  abkühlt; 
so  setzt  das  Wasser  in  der  Masse  desselhen  Krystalle 
aby    deren  vorwaltender  Bestandtheil  Kieselerde  ist^ 
als:  Olivin^  Augit^  Zeolith/auf  dieselbe  Art ^  wie  die- 
ses mit  der  Bildung  der  Kalkkrystalle  in  andern  Fäl- 
len Statt  findet.    Wird  der  vulkanische  Schlamm  wo* 
gen  Nachlassung  der  vulkanischen  Wirkung  nur  bis 
zu  einem  Theile  des  Schachtes  in  die  Höhe  gehoben^ 
so  dais  er  in  demselben  allmählich  und  sehr  langsam 
erkaltet;  so  können  diese  OUvinkrystalle  sich  in  sehr 
bedeutender  Gröfse  bilden^  wo  sodann  die  nächste 
Eruption  sie  mit  der  übrigen  hälbflüssigeh  Masse  aus- 
wirft^ wie  dieselben  Herr  von  Buch  auf  der  Insel 
Lewzerote  beobachtet  hat. 


3o 

Den  vtilkanischen  Schwefel  mufs  man  deui 
Schwefelkiese  theils  des  Urgebirgs^  theils  der  höher 
liegenden  sekundäi*en  Formationen  zuschreiben,  wel- 
cher durch  Einwirkung  des  Kochsalzes  (Meerwassers) 
in  der  hohen  Temperatur  zersetzt  wird,  und  sonach 
theils  Glaubersalz  und  salzsaures  Eisen,  welches  zum 
Theil  seine  Salzsäure  den  Wasserdämpfen  abgibt^ 
bildet,  theils  mit  dem  Wasser  in  hoher  Temperatur 
Schwefel  Wassers  toffgas  erzeugt,  welches  mit  den  salz- 
sauren ,  zum  Theil  schweflichsauren  Dämpfen  sich  er- 
hebend, und  durch  letztere  zerlegt*),  den  Schwefel 
an  der  Mündung  absetzt. 

128)  Da  der  Grund  des  vulkanischen  Herdes  im 
Urgel)irge  liegt ;  so  ergibt  sich  daraus  von  selbst  die 
Lagerungsart  der  vulkanischen  Ausfiillungsmassen.  Sic 
füllen  Spalten,  Risse  und  Ablösungen  im  Urgebirge 
und  lagern  sich  unmittelbar  über  diesem,  wenn  es 
noch  nicht  mit  sekundären  Formationen  bedeckt  ist. 
Sie  durchsetzen  und  übergreifen  dagegen  diese  For- 
mationen, wenn  sie  bereits  vorhanden  sind.  Es  kann 
daher  Porphyre  und  Basalte  geben,  die  älter  sind  als 
der  Übergangskalk,  und  andere,  welche  jünger  sind, 
als  die  neuere  Flötzformation. 

29)  Aus  demjenigen,  was  über  die  Entstehung, 
Fortdauer  und  Erhöhung  der  Temperatur  in  der  Tiefe 
gesagt  worden  ist,  erhellet  von  selbst,  dafs  das  Was- 
ser die  eigentlichen  vulkanischen  Wirkungen  noth- 
wendig  bedinge.  So  lange  in  den  vulkanischen  Herd 
kein  Wasser  zutritt,  ist  die  untere  hohe  Temperatuir 
ohne  Wirkung  nach  oben.  Wenn  aber  durch  eine 
lange  Zeit  hindurch  nach  dem  oben  beschriebenen 
Vorg'angc  die  unteren  Theile  des  Schachtes,  wenn  er 

*)  ScliwefelwasscrstofTgas  und  schweflichsaures   Gas  zersetzen 
'Sich  in  der  Berübrung  und  bilden  Sciiwcfel  und  Wasser* 


3i 

I 

oben  offen  ist^    oder  ein  bedeutender  Theil  seiner 
Höhe^   ^enn  er  oben  mebr  oder  weniger  verschlos« 
sen  ist  (§.  i8v  ^  eine  hohe  Temperatur  in  einer  grofsen 
Masse  ihrer  Wände  angenommen  haben  ^    und  nun 
Wasser  hinzutritt  ^   so '  ^ird  durch  dessen  Erhitzung 
und  Verdampfung  die  Yulkanität  bald  durch  eine  hef- 
tigere Entbindung  von  Wasserdampf  aus  der  oberen 
Mündung,    oder  Losreifsung  der  Decke   derselben, 
oder  der  im  Innern  verhärteten  Lava  eintreten,  und 
bei  anhaltender  .Wirkung  das  Überkochen  der  Aus- 
(ullungsmasse  beginnen.     Ein  ununterbrochener  und 
häufiger  Zuflufs  des  Wassers,  z.B«  durch  eine  unter- 
wärts Statt  findende  freie  Kommunikation  mit  den^  nahe 
gelegenen  Meere ,  wird  nicht  nur  die  Wirkungen  der 
Yulkanität  schwächen,  sondern  bei  gänzlicher  Ausfül- 
lung auch  ganz  aufheben  können.     Denn  dieser  häu- 
figere Zuflufs  verdünnt  die  schlammige  Masse,  hindert 
sonach  ihr  Aufsteigen  bis  an  den  Rand  der  Öffnung, 
und  die  partielle ,  zur  Erhöhung  der  Temperatur  des 
Innern   erforderliche   Yerschliefsung    derselben;    so 
dafs  sich  unter  diesen  Umständen  nur  Wasserdämpfe 
aus  dem  offenen  Kraier  werden  erheben  können.   Bei 
stärkerem  Zuflüsse  des  Wassers  werden  die  Seiten- 
wände  des  Herdes  endlich   immer  mehr  abgekühlt, 
imd  durch  die  endliche  Ausfiillung  des  Schachtes  die 
Bcne  Temperaturerhöhung  unmöglich  gemacht.  Hier- 
in liegt  der   Grund,    warum  im  Meere  selbst  keine 
Mrirksamen  Yulkane  vorhanden  sind ;  sondern  nur  auf 
dem  festen  Lande  oder  den  Inseln.     Zuweilen  wer- 
den einzelne  vulkanische  Inseln  «'^us  dem  Meere  em- 
porgehoben,  als  Folge  einer  vulkanischen  Eruption 
in  einem  unterirdischen  Herde,  zu  welchem  das  Meer 
keinen  freien  Zutritt  hatte;  diese  Inseln  fahren  aber 
sehr  selten  fort,   vulkanische  Thätigkeit  zu  äufsem, 
weil  bei  ihrer  Emporhebung  durch  Spalten  und  Risse 
das  Wasser  Zutritt  zu  dem  vulkanischen  Herde  er- 
hielt, und  ihn  ausfüllte.  Man  kann  sonach  annehmen, 
dafs  das  Meer  den  gröfsien  Theil  der  Yulkane  der 


\ 


3a 

Erdfläche  /  welche  es  bedeclLt^  so  wie  jene  des  gröfs- 
ten  Theiles  der  Insehi  ^  ersäuft  habe. 

3o)  Zu  heftigen  vulkanischen  Wirkungen  gehört 
daher  eine  gewisse  Periodicität^  oder  eine  längere 
Ruhe  des  Vulkans^  innerhalb  welcher  er  seinen  durch 
den  letzten  Ausbruch  a})gekiihlten  Herd  allmählich 
wieder  erwärmt.  Diese  Ruhe  schafft  sich  der  Vulkan 
bei  der  letzten  Eruption  dadurch  y  dafs  er  den  Zuflufs 
des  Wassers^  welcher  diese  Eruption  begründete, 
durch  seine  eigene  Wirkung  Verstopft.  Mit  dersel- 
ben Kraft  nähimich ,  als  die  vulkanische  Masse  ^  nach 
dem  Zutritte  des  Wassers,  durch  die  seit  längerer 
Zeit  angehäufte  hohe  Temperatur  nach  auswärts  ge-* 
trieben  wird,  wird  sie.aucn  in  den  unteren  Theilen 
des  Schachtes  seitwärts  getrieben^  und  es  werden  so^ 
nach  durch  dieselbe  die  Kommunikations wege*  mit 
.  dem  Meere  ganz  oder  gröfstentheils  mit  der  verhärteten 
Lava  verstopft;  wobei  diese  Lava  oft  selbst  in  das 
Meer  hinausgetrieben  wird,  und  dort  Dampfen  und 
Kochen  des  Wassers  verursacht.  Nach  längerer  Zeit, 
binnen  welcher  die  Temperatur  des  Herdes,  nach 
der  im  Vorhergehenden  angegebenen  Weise,  sich 
_  wieder  bedeutend  erhöht  hat,  öffnen  sich  durch  Er- 
>veichung  des  Ausfüllungsmittels  und  den  mitwirken- 
den Druck  des  Wassers^  wieder  diese  Kommunikatio- 
nen, und  die  Eruption  des  Vulkans  beginnt  von  neuem, 
und  zwar  der  Natur  der  Sache  nach ,  um  so  heftiger, 
je  länger  diese  ZwisqUenruhe  gedauert,  uild  je  weni- 
ger Zeichen  von  Vulkanität  er  in  dieser  Zeit  gegeben 
hat  y  d.  h.  je  besser  am  Ende  der  letzten  Eruption  seine 
pbere  Öffnung  geschlossen,  und  der  Zutritt  des  Was- 
sers von  unten  oder  den  Seiten  gesperrt  worden  ist. 
»  ■ 

Während  des  Ausbruches  ist  die  Temperatur  in 
dem  Schachte  ziemlich  gleichförmig  verbreitet,  und 
eine  grofse  Erwärmung  di^r  oberen  Theile  des  Schach- 
tes und  der  ihm  nahe  liegenden  Erdmassen  bewirkt 


33 

worden.  Hat«  nach  dem  Ausbruche  der  Vulkan  die 
obere  Öffnung  ganz  oder  grölstentheils  durch  verhär* 
tele  Laven  verschlossen^  so  dafs  nur  ein  verhältnifs- 
mafsig  geringer  Austritt  von  Wasserdampf  Statt  fin-* 
det',  so  wird  diese  obere  höhere  Temperatur  durch 
die  ihr  sugehöHgen^  an  den  oberen  Wänden  des 
Schachtes  sich  bildenden  Wasserdämpfe  auf  ebendie- 
selbe Art  wieder  hinab  in  den  Feuerherd  geleitet  ^  wie 
dieses  früher  für  den  Fall  gezeigt  worden  ist,  als 
oLen  I  aufser  der  mitUern  Temperatur  der  Erdflache, 
noch  keine  höhere  WärmeStatt  gefunden  hat  (§.  19.) } 
so  dafs  ein  bedeutender  Theil  der  von  der  friiheren 
Eruption  aufwärts  gebrachten  Wärme  für  die  «nächste 
Eruption  wieder  aibwärts  gefuhrt  wird.  Je  dichter 
sich  daher  die  Vulkane  nach  der  Eruption  oben  schlies* 
sen,  desto  früher  ist,  imter  übrigens  gleichen  Um- 
ständen ,  wieder  ein  Ausbruch  derselben  zu  erwarten. 
Hieraus  erklärt  sich  ,  dafs  einige  Vulkane^  welche 
beständig  rauchen  (Wasserdämpfe  ausstofsen)^  weil 
sie  oben  offen  sind ,  wie  der  IHc  von  Teneriffa  y  nie 
eigentliche  Eruptionen  erleiden  ^  weil  in  diesem  Falle 
die  Temperatur  in  ihrem  Inneren  nie  den  dazu  erfor- 
derlichen hohen  und  ausgebreiteten  Grad  annehmen 
kann« 


\ 


3 1 )  Bei  diesen  sich  von  Zeil  ^u  Zeit  wiederfaohlen« 
den  Ausbrüchen  der  Vulkane  erweitert  sich  der  untere 
TheU  ihres  Schachtes  immer  mehr  und  mehr^  und  die 
Umstände  y  welche  zur  schnelleren  Erhöhung  der 
unteren  Temperatur  beitragen,  sind  dadurch  nur  noch 
mehr  begünstigt.  Denn  die  in  diesem  Räume  befind^ 
liehe  Dampfmasse  erwärmt  die  umgebenden  W&nde> 
deren  Oberfläche  in  einem  geringeren  Verhältnisse 
sunimmt ,  als  die  Masse  des  die  Erweiterung  ausfül« 
lenden  Dampfes,  nur  tun  so  schneller.  Hieraus  lälst 
sich  erklären,  dafs  Vulkane  Jahrtausende  hindurch 
wirken  können  y  ohne  dafs  ihre  Thätigkeit  abgenom* 
men  au  haben  scheint;  ja  man  kana  schliefen j   dafr 


34 

bei  übrigens  gleicben  Umstanden  ^  die  Eruptionen  der 
Vulkane  in  ibrem  Aller  heftiger  werden  können^  als 
in  ihrer  Jugend,  bis  die  Heftigkeit  dieser  Wirkung^i 
entweder  dtirdii  Eröffnung  einer  bleibenden  Konununi- 
kation  mit  dem  Wasser,  oder  durch  allmähliche  Aus- 
füllung mit  Gebirgsarten  ihre  Thätigkeit  endUch  selbst 
zerstört.  Auf  letztere  Art  scheint  der  gröfste  Theil 
derjenigen  Vulkane,  deren  Produkt  das  Porphyr  t-  und 
Basaltgebilde  ist,  sein  Ende  erreicht  zu  haben. 

Sa)  Unter  eigenen  Umständen  in  der  Lage  der 
vtdkanischen  Spalten  und  Klüfte  kann  dieselbe  Ur- 
sache ,  welche  gewöhnlich  Erscheinungen  der  Vulka- 
nität  hervorbringt ,  heifses  Wasser  auswerfen ,  wenn 
der  Wasserzuflufs  stark  genug  ist.  So  der  Gayser 
in  Island y  und  heifse  Quellen,  ähnlicher  Art,  die 
ihren  Sitz  im  Urgebirge  haben.  Um  eine  ähnliche 
Wirk1^lg  hervorzubringen ,  ist ,  es  hinreichend ,  dafs 
von  mem^eren  zu  einem  vulkanischen  System  gehören- 
den Schächten  oder  Klüften  ^  zwei  davon  unten  imter 
einem  Winkel  zusammenstofsen  ^  von  denen  die 
eine  durch  das  Gebirge  oben  verschlossen  ist,  die  an- 
dere aber  durch  den  Druck  der  Dämpfe  einen  Aus- 
gang erhalten  hat,  und  dafs  eine  oder  beide  dersel- 
ben einen  fortdauernden  Wasserzuflufs  erhalten.  Der 
Druck  der  Dämpfe  in  dem  verschlossenen  Schachte 
drückt  das  Wasser  in  denj  zweiten  durcb  die  Öffnung 
empor.  Der  Verlust  der  Wärme  durch  die  bestän- 
dige Ausströmung  des  Wassers  darf  dabei  nicht  grös- 
ser seyn ,  als.  die  durch  die  bisher  erörterte  vulkani- 
sche urriuidursache  mögliche  Erneuerung  der  Tem- 
peratur im  Inneren.  Die  Schwierigkeit  des  Zusam- 
mentreffens dieser  Umstände  begründet  die  Seltenheit 
dieses  Phänomens.  Die  Zusammenwirkung  mehrerer 
mit  einander  in  Verbindung  stehenden  Schächte  und 
Klüit^iLann  i^brigens  auch  bei  den  gewöhnlichen  Vul- 
kanen vorhanden  seyn ,  und  ist  es-  wahtscheinlich  in 
mehreren  .Fällen.  < 


35 

33)  Es  gibt  endlich  noch  Vulkane,  die  ihre  Wirk- 
samkeit nicht  durch  die  Ausfüllung  ihrer  Schächte, 
sondern  durch  den  Mangel  an  Wässer  verloren  ha^ 
hen,  theils  indem  ihre  Kommunikationen  mitdemsel-* 
hcn  sich  verstopften ,  theils  weil  die  Meere ,  die  vor^ 
mahls  Theile  des  Kontinents  bedeckten,  sich  nicht 
mehr  in  ihrer  Nähe  befinden.  Daher  ereignet  es  sich 
znwcUen,  dafs  Überschwemmungen,  wngewöhnli<?h 
hohe  Fluth ,  ungewöhnKch  hohe  Barometerstände, 
schlafende  Vulkane  erwecken ,  oder  zu  Erderschüttc- 
rungen  veranlassen,  so  vfrie  einen  Ausbruch  der  be- 
stehenden beschleunigen ;  weil  der  höhere  Druck  des 
Wassers  Kommunikationen  nach  innen  2u  eröffnen  im 
Stande  ist,  die  vorher  verschlossen  waren^  . 

Ich  bemerke  hier  noch,  dafs  der  Umstand,  dafs 
die  Basalte  Kochsalz  enthalten,  als  Beweis  angenom- 
n»en  werden  kann,  dafs  auch  ihre  Vulkane,  so  wie  alle 
jetzt  bestehenden,  durch  das  Wasser  ernährt  worden 
sind,  woraus  man  schliefsen  kann ,  dafs  ihre  Wirksam- 
keit in  eine  Zeit  falle,  iü  welcher  noch  mehrere  tiefera 
Theile  des  Kontinents  mit  Meer  bedeckt  waren« 

Dafs'  die  Erderschütterungen  in  dieselbe  Kate- 
gorie der  Erscheinungen  gehören,  und  nur  nach  der 
Überfläche  gehemmte  und  abgeschlossene  vulkanische 
Eruptionen  sind ,  bedarf  übrigens  keiner  Erwähnung» 

V 

Noch  bemerke  ich,  dafs  mir  keine  vulkanische 
Erscheinung  bekannt  sey,  die  sich  aus  der  bisherigen 
Darstellung  nicht  ganz  genügend  erklären  iiefse;  so 
wie  ich  glaube,  dafs,  wenn  man  nach  der  vorliegen^ 
den  Ansicht  die  Erscheinungen  der  Vulkaniiat  beobach« 
tet,  man  nicht  nur  ihre  Bestätigung  in  den  gewöhn- 
lichen Phänomenen  erkennen,  sondern  auch  neue 
Beobachtungen  machen  wird,  die  mit  ihi*  zusammen- 
stimmen oder  aus  ihr  fliefsen.  leb  hätte  'die  einzel- 
nen Angaben  und  Bemerkimgen  mit  der  Geschichta 

3  * 


36 

der  Vulkane  und  der  an  denselben  gemachten  Beob- 
achtungen belegen  können;  wenn  nicht  dadurch  die*, 
ier  Aufsatz  den  Umfange    -weliJien   ich  ihm  geben 
wollte^  weit  hätte  ülierschreiten  müssen. 

34)  Es  sey  mir  zum  Schlüsse  noch  erlaubt^  et- 
was gegen  die*  Meinung  einiger  Geologen  zu  erinnern^ 
dafs  die  Erde  sich  ursprünglich  oder  bei  ihrer  Bil- 
dung in  einem  glühenden  Flusse  befunden  habe  ^  diese 
erste  hohe  Temperatur  durch  allmähliche  Abkühlung 
verloren  habe,  und  dafs  die*  höhere  Temperatur  im  In- 
nern der  Erde  noch  dem  glühenden  Kerne  zuzuschrei- 
ben sey^  bis  zu  welchem  die  allmähliche  Abkühlung 
erst  vorwärts  geschritten  ist.  Diese  Meinung  verliert 
die  Haltbarkeit  durch  die  Betrachtung,  dafs  eine  Ab- 
kühlung der  Erde  unter  den  vorhandenen  Umständen 
eigentUch  gar  nicht  möglich  sey;  folglich  die  hohe 
.Temperatur,  welche  man  voraussetzt,  auch  hie  vor- 
handen seyn  konnte»  Denn  jede  Abkühlung  geht  vor 
sich,  entweder  durch  die  Verbreitung  der  Wärme 
mittelst  der  Fortleitung  in  Körper  von  geringerer  Tem- 
peratur, oder  durch  die  Ausstrahlung  der  Wärme 
gegen  solche  Körper.  Es  mag  aber  nun  die  Erde 
welch  immer  eine  hohe  Temperatur  haben;  so  wird 
in  irgend  einer  Höhe  ihrer  Atm(fepliäre  eine  mehr 
oder  minder  niedrige  Temperatur  konstant  vorhanden 
seyn,  üb6r  welche  hinaus  eine  Fortleitung  der  gröfse- 
ren  Wärme  von  unten  nicht  möglich  ist ,  eben  so  we- 
nig als  gegenwärtig  die  Temperatur  von  o^  R.  in  einer 
Höhe  der  Atmosphäre  voa  ^Soo  Klaftern  eine  erkäl- 
tende Ursache  für  die  untere  Temperatur  der  Erd- 
fläche von  lo*^  oder  no®  R.  seyn  kann.  Eine  Fort-' 
leitung  der  Wärme  von  der  Erde  aus  ist  daher  nicht 
denkbar. 

Durch  die  jdusstrahlung  der  Wärme  in  die  At- 
mosphäre kann  ebenfalls  keine  bleibende  Abkühlung 
der  Erdfläche  bewirkt  werden,  weil  durch  die  Form- 


37 

V 

anderang^n  der  Wasserdampfe  dasjenige  ^  was  zii  ei« 
ner  Zeit  der  Atmosphäre  an  Wärme  zugefUhrt  wird^ 
zu  einer  anderen  wieder  darch  Thau  und  Regen  auf 
die  Erdflache  zurücktritt.     Von  der  Ausstrahlung  der 
Wärme  aus  der  Erde  in  den  leeren  Raum  kann  man  sich 
keinen  Begnflf  machen :  vielmehr  findet  diese  Ausstrah** 
lung  durch  dei}  leeren  Raum  nur  dann  Statt,  wenn 
ein  Körper   von  niedrigerer    Temperatur    entgegen« 
wirkt.     Eine  Abkühlung  der  Erde  durch  Ausstrah- 
lung konnte   also  nur  durch  die  Gegenwirkung  der 
übrigen  Weltkörper  Statt  finden ,    wenn  diese   eine 
niedrigere 'Temperatur  hätten,   als  die  Erde.     Allein 
Aese  Wirkung  ist  nach  den  Annahmen,  welche  hier 
erlaubt  seyn  können , .  zu  unbeträchtlich ,  als  dafs  sie 
einigermafsen   mit    der   steten  Erwärmung'  der  Erd- 
flache durch  die  Wirkung  der  Sohne  verglichen  wer- 
den könnte.     Denn  geben  wir  auch  dem  Monde  eine 
im  Verhältnisse  seiner  Masse  geringere  Temperatur, 
also  etwa  ^^  der  mittlem  Wärme  der  Erdfläche :  und 
setzen  wir  die ,  für  die  Erwärmung  des  Mondes  von 
der  Erde  aus,  günstige  Annahme,  dafs  die  Erde  im 
Sunde  sey,  durcli  Ausstrahlung  dem  Monde  in  einer 
Entfernung  desselben  von  einem  Erdhalbmesser  ihre 
ganze  eigene  Temperatur  mitzutheilen ;  so  i9t  die  Tem- 
peratur^ welche  von  der  Erde  auf  der  Oberfläche  des 

Mondes  wahrnehmbar  wird ,  n=  ^ —  =:  -rr-  von  je- 

^         60  ^  6a  36o  ' 

ner  der  Erdfläche.  Wenn  daher  die  Erdfläche  eine 
Temperatur  von  36o°  R.  hätte;  so  würde  dadurch 
die  Mondfläche  erst  um  i  ^  R.  erwärmt  werden ;  und 
setzen  wir,  dafs  nach  ladger  Zeit  endlich  die  ganze 
Mondmasse  diese  Temperaturerhöhung  annehme ;  so 
wurde  dadurch  die  Erdmasse .  erst  um  -f^^  R.,  oder 
um  -^53  ihrer  vorigen  Temperatur,  abgekühlt  wor- 
den seyn. 

35)  Um  die  angenommene  'Abkühlung  der  Erde 


auf  eine  andere  Art  zu  erklären  j  nimmt  Herr  Breis-- 
lak  an  (Geologie^  iibers.  von  v.  Strombfick.  I.  S.  a  12  S\ 
dafs  der  früher  in  der  höheren  Temperatur  frei  wir- 
kende Wärmestoff  durch  seine  Verwandtschaft  und 
Verbindung  mit  den  verschiedenen  Substanzen  gebun- 
den und  latent  gemacht^  und  dadurch  die  allmähliche 
Abkühlung  bewirkt  worden  sey,  wobei  er  annimmt^ 
dafs  die  Entwicklung  der  Gasarten  zur  Bildung  der 
Atmosphäre  hierbei  die  vorzüglichste  Rolle  gespielt 
habe.  Gegen  diese  Ansicht  finden  zwei*  entscheidende 
Einwürfe  Statt. 

■ 

fi.  In  dem  ganzen  Gebiete  der  Chemie  kennen  wir 
keine  Erscheinungen,  bei  welchen  Wärme  gebun- 
den und  latent  würde ,  als  in  denjenigen  Fällen^ 
in  welchen  feste  Körper  in  einen  weniger  dich- 
ten^ oder  in  einen  tropfbar  -  flüssigen  Körper 
juibergehen^  oder  tropfbar  ^flüssige  Körper  gas- 
formig werden.  Aufser  diesen  Fällen  der  Form- 
änderung eines  und  desselben  Körpers  kennen 
^ir  dagegen  keine  eigentliche  chemische  Verbin- 
dung^ bei  welcher  Kälte  erzeugt  würde ,  selbst 
nicht  bei  denjenigen  Verbindungen ,  deren  Pro- 
dukt ein  bedeutend  weniger  dichter  Körper  ist^ 
als  diejenigen^  aus  welchen  er  entstand ,  z.  B. 
bei  der  Bildung  der  Metallsalze,  Es  ist  daher 
nicht  denkbar  y  und  allen  Erfahrungen  entgegen, 
dafs  Körper,  welche  vorher  im  glühenden  Flusse 
auf  einander  gewirkt  haben  (wie  Herr  Breislak 
will),  durch  Eingehung  neuer  Verbindungen  im 
festen  Zustande,  den  WärmestofT  sollten  binden 
können,  der  vorher  ihre  Temperatur  auf  der 
Schmelzhitze  zu  erhalten  vermochte. 

^,  Di0  Verschluckung  dieser  bedeutenden  Wärme- 
niassc  läfst  sich  also  nur  durch  ihre  Verwendung 
fi\xv  Bildung  ^er  Dampf-   und  g2lsformige^  Stoffe 


39 

ans  vorher  festen  Substanzen  hegreifen.  Allein 
nachstehende  Betrachtung  zeigt  ^  dafs  diese  Wir« 
K.ung  bei  weitem  nicht  hinreiche.  Dinn  die 
Laftmasse,  welche  die  Erde  umgibt,  beträgt 
etwa  9>757;44o  fiilhonen  Pfund«  Nach  Mafsgabe 
der  Wärme,  welche  sich  bei  der  Verbrennung 
des  Phosphors  entwickelt,  schmilzt  die  in  einem 
Pfunde  Sauerstoffgas  enthaltene  Wärmemenge 
etwa  4o  Pfund  Eis;  somit  nach  dem  Yerhältnifs 
der  spezifischen  Wärme ,  jene  von  einem  Pfund 
Stickgas  4^  Pfund  :  wornach  also  ein  Plund  at* 
mosphärische  Luft  so  viel  Wärme  enthält,  als 
zur  Schmelzung  von  4^.6  Pfund  Eis  erforderlich 
ist.  Die  gesammte  latente  Wärme  der  Luftmasse 
(über  jene ,  welche  dem  ursprünglich  festen  Kör- 

Eer  noch  zugehört)  würde  daher  etwa  444;937;44<> 
iliionen Pi.  Eis  zu  schmelzen,  oder  333,7op,ooo 
Billionen  Pf.  Wasser^  vono^R.  bis.  zur  Siedehitze' 
von  8o^  R;  zu  bringen,  oder  5i,34o,ooo  Billionen 
Pfund  Wasser  von  0°  R.  in  Dämpf  von  8o®  R. 
zu  verwandeln  im  Stande  se^n.  Das  Gewicht  des 
gesammten  Meerwassers  (zu  55,ooo,ooo  Kubik* 
meilenä  2283Toisen)  beträgt  etwa  9,780,000,000 
Billionen  Pfund.  Folghch  ist  die  ganze  gebun« 
dene  Wärme  der  Atmosphäre  nur  im  Stande,  etwa 
-^^6  9  öder  tV  d^^  Meerwassers  von  0°  R.  bis  zur 
Siedehitze  zu  bringen,  oder  etwa  y|^  desselbeUj,^ 
von  o^  K  in  Dampf  von  80^  R.  zu  verwaiQdeln.    -; 

Die  latente  Wärme  der  Atmosphäre  reicht  also 
so  wenig  hin,  der  Erdmasse  eine  der  Glühehitze  etwa 
nahekommende  Temperatur  zu  verschaffen,  dafs  sie 
selbst  nur  einem  geringen  Theile  des  vorhandenen 
Meerwassers  die  Damp^estalt  zu  geben  vermag;  ja 
die  Temperatur  des  gesammten  Meerwassers  nur  um. 
2yV  Graue  zu  erhöhen  im  Stande  seyn  würde !  Herr 
Brdslak  nimmt  zwar  an,   dafs  sich  die  Atmosphäre 


4o 

vor  dem  Wasser  gebildet  habe^  und  letzteres  durch  die 
Yerbindiing  des  Sauerstoffgases  and  Wasser6toff$:ase9 
aus  ersterer  abgeschieden  worden  sey;  allein  dieser 
Umstand  ist  hier  von  keinem  Einflüsse ,  da  diejenige 
Wärme  9  welche  zur  Bildung  jener  beiden  Gasarien 
verwendet  werden  mufste ,  bei  deren  Verbindung  zu 
Wasser  wieder  frei  wurde  ^  folglich  keine  Tempera- 
turverminderung bewirken  konnte. 

Eben  so  unzureichend  erscheint  dieses  Resultat 
in  der  Vergleichung  der  gebundenen  Wärmemenge 
der  Atmosphäre  mit  der  Gröfse  der  glühenden  Erd- 
masse,  welche  derselben  entspricht,  &r  den  Fall,  als 
man  annehmen  wollte,  dafs  die  Wärme  der  Erde 
blofs  zur  Bildung  der  Atmosphäre^  mit  Ausschluf»  des 
etwa  später  entstandenen  Wassers  gewirkt  habe.  Nach 
einem  defshalb  angestelltea  Versuche  erhöhte  ein 
Pfund  Ziegebtein,  bis  zur  Rothglühehitze  erwärmt, 
die  Temperatur  von  i6  Pfund  Wasser  um  lo^R^,  folg- 
lich von  zwei  Pfund  Wasser  von  o  bis  80®  (welches 
einer  spezif*  Wärme  von  o.sS  entspricht).  Folglich 
ist  die  gebundene  Warnte  der  Atmosphäre  im  Stande, 
^5^670^000  Billionen  Pfund  einer  ähnlichen  Stein*  oder 
Erdmasse  ins  Glühen  zu  bringen.  Diese  (glühende 
Masse  würde  sich  also  auf  der  Oberfläche  der  Erde 
nur  bis  zu  einer  Tiefe  von  33.9  Fufs,  oder  auf  77^77 
Theil  des  Erdhalbmessers  erstrecken,  oder  nur  etwa 
4en  200|000****  Theil  des  Erdkörpers  ausmachen ,  ein 
IR^sultat;  das  zu  unbedeutend  ist,  als  dafs  aus  dem- 
selben einige  Abkühlung  der  ganzen  Erdmasse  herge- 
leitet werden  könnte. 


4i 


IV. 

Theorie   der  Kurbelbewegung ,    mit  An- 
wendung auf  die  Gröfse  und  Anlage  der 
Schwungräder  bei  dem  Maschinenbau« 

Vcio 

JUathias  Reinscher ^ 

Assiatente9  des  Lebrfacbs  der  Mascbincnlehre  um  It.lc.  polyl. 

Institute, 


i).Uaft  bei  Maschinenanlageii.  für  technische 
Zwecke  sehr  häufig  Fälle  vorkommen^  wo  Kraft  und 
Last  sich  gegenseitig  in  ihrer  Wirkung  nicht  immer  an 
allen  Stellen  erschöpfen^  und  die  Anordnungen  nicht 
überall  so  getroffen  werden  können,  .dafs  die  Bewe- 
gung bestandig  gleichförmig  wäre,  ist  jedem,  der  sich 
mit  Maschinenbau  beschäftigt,  ohnehin  bekannt.  Zu- 
gleich erfordert  es  aber  oft  der   technische  Zweck, 
fiir  welchen  die  Maschine  erbaut  ist,   dafs  die  Bewe- 
gung irgend  eines  Punktes  möglichst  gleichförmig  seyn 
mnis,  oder  auch,  dafs  für  irgend  eine  Stelle  die  Ge- 
schwindigkeit bedingt  ist;  auch  weifs  man,  dafs  bei 
Maschinen,  welche  eiiien  ungleichförmigen  Gang  ha- 
ben,  die  Nebenhindernisse    der  Bewegung  oft  viel 
bedeutender  und    krafterschöpfender    werden,     als 
wenn  ein  möglichst  gleichförmiger  Gang  dtr  Maschine 
eraielc  werden  kanix. 

Es  durfte  sich  also  wohl  der  Mühe  lohnen ,  zu 
untersuchen,  durch  welche  Mittel  wir  vermögend 
sind ,  den  Gang  der  Maschinen  bis  zu  irgend  einem 


4a 

Grade  der  Gleichf örmigleit  zu  rcguliren^  und  zugleich, 
zu  zeigen  9  dafs  ein  ganz  gleicUförmiger  Gang  in  vie- 
len Fällen  nie  erreicht  werden  kann. 

a)  Einer  der  wichtigsten  und  fast  bei  allen  Ma- 
schinen^ besonders  bei  Bergwerkmaschinen,  vorkora- 
mender  Fall  ist  die  Kurbelbewegung  (Krummzapfea), 
wo  Kraft  und  Last  so  gegen  einander  wirkend  ange- 
bracht sind ,  dafs  eine  oder  die  andere  paraUel  mit  ei- 
nem Durchmesser  des  Kurbelkreises  auf  die  Länge  die- 
ses Durchmessers  gleichförmig  hin  und  herdrückt^ 
während  die*andere  beständig  gleichförmig  in  der  Tan- 

Sente  dieses  Kreises  widersteht,  oder  wenigstens  auf 
lesen  Kreis  als  widerstehend  nach  bekannten  Geset- 
zen reduzirt  werden  kann. 

Die  näheren  Bestimmungen  über  diese  Bewe- 
gungsart bei  Maschinen  werden  weiter  unten  noch 
mehr  auseinandergesetzt  werden ;  vorläufig  können 
wir  uns^  um  die  Sache  zu  versinnlichen,  dafs  auf 
diese  Art  eine  ungleichförmige  Bewegung  im  Kurbel- 
kreise Statt  findet,  einen  Menschen  an  einem  Haspel 
mittelst  Kurbel  eine  Last  aufwindend  denken. 

Nehmen  wir  dazu  an,  was  jedoch  keineswegs 
streng  erwiesen  ist,  dafs  der  Mensch  am  vortheilhaf- 
testen  seine  Kraft  äufser^  kann,  weinn  er  eine  Last 
vor  sich  in  gerader  Richtung  hin  schiebt  und  zurück- 
zieht ,  so  wird  er  hier  genöthigt  seyn ,  diese  vortheil- 
hafte  Richtung  für  seine  Kraftäufserung  alle  Augen- 
blicke zu  ändern,  je  nachdem  die  Handhabe  oder 
die  Kurbelwarze  in  diese  oder  jene  Stelle  des  Kreises 
tritt,  und  dabei  würde  er  doch  an  jeder  Stelle  ge- 
zwungen seyn^  gleichen  Kraftaufwand  zu  verwenden ; 
weil  in  diesem  Falle  die  zu  erhebende  Last  ail  einem 
Seile,  das  um  die  Welle  geschlagen  wird,  ange- 
bracht ist,  und  indem  sich  das  Seil  aul windet,  die 
Last  gehoben  wird,  aber  immer  gleich  grofs  in  der 


43 

Tangente  des  Wellkreises  der  Bewegung  widersteht, 
und  wie  schon  hemcrkt  worden,  auf  eine  Kraft  wird 
reduzirt' werden  können,  welche  auch  gleichförmig 
in  der  Tangente  jenes  Kreises  der  Kraft  widersteht, 
in  welchem  der  Mensch  wirkt. 

• 

Weil  also  der  Mensch  aiif  diese  Art,  wegen  der 
ihm  unnatiirUcheren  Lage  für  seine  Kraftaufserung, 
nicht  überall  gleiche  Kraft  der  beständig  gleichför- 
mig widerstehenden  Last  entgegensetzen  kann,  so 
mufs  auch  die  Bewegung  ungleichförmig  werden. 

3)  Bei  ähnlichen  Vorrichtungen,    wie  Hornha- 
spel,  Kreuzhaspel,  Tummelbaum  etc.,  mag  sich  dem 
Menschen  wohl  zuerst  die  Bemerkung  gleichsam  auf- 
gedrungen haben,   dafs  die   Bewegung  leichter   ist, 
wenn  mit  diesen  Vorrichtungen  viele  Massen  in  Ver* 
bindung  stehen,  die  sich  mit  der  Kraft  im  Kreise  als 
trü^e  Massen  herum  bewegen,  und  so  mag  man  nach 
und  nach  darauf  geglommen  seyn,  um  den  Gang  -leich« 
ter  zu  machen,    eigene  Räder,   welche  viele  Masse 
haben,  an  jene  Drehungsachse  zu  legen,  um  welche 
die  Kraft  wirksam  ist,  und  um  welche  herum    die 
Last  widersteht. 

4)  Diese  Räder,  in  der  Mechanik  unter  dem 
iValuiien  Schwungräder  allgemein  bekannt,  sind  fiir 
den  gleichförmigeren  Gang  der  ineisteh  Maschinen  un-> 
entbehrlich. 

« 

Ob  sich  nun  gleich  bei  Vielen ,  durch  die  Erfah- 
rung, dafs  manche  Maschinen  vortheilhafter  gelrie- 
ben werden  können ,  wenn  Schwungräder  damit  ver- 
bunden sind,  der  Wahi\  eingeschlichen  hat,  als  ob 
die  Schwungräder  unmittelbar  fiir  die  Äufserung  der 
Kraft  vortlieilhaft  wären,  und  man  ohne  dieselben 
iür  eine  gleiche  Last  mehr  Kraft  bedürfte,  als  mit 
denselben ;  so  sind  doch  alle  jene ,  die  sich  mit  dem 


44 

MaschinenLau  nur  in  etwas  wissenschaftlich  beschäf- 
tigen, mit  dem  Zwecke  der  Schwungräder  sehr  wohl 
bekannt ;  nur  ist  es  nicht  so  leicht  für  den  praktischen 
Maschinisten  j  fiir  jede  gegebene  Bedingung  die  Gröfse 
des  Schwungrades  zu  bestimmen»  Es  soll  daher  <)er 
Zweck  dieser  Abhandlung  seyn,  zuerst  zu  zeigen^ 
wie  Massen  überhaupt  einen  Einflufs  auf  die  Bewe« 
gung  äufsern,  wie  wir  diese  Aufserung  benützen  kön- 
nen y  welchen  Einflufs  sie  bei  der  Kurbelbewegung 
haben  y  und  wie  wir  dann  die  Massen  dabei  benutzen 
dürfen,  um  irgend  einen  Grad  der  Gleichförmigkeit 
der  Bewegung  durch  sie  hervor  zu  bringen. 

5)  Da  die  reinen  vollständigen  Beweise  über 
diesen  Gegenstand  nur  mittelst  höherer  Analysis  durch« 
geführt  werden  können,  diese  jedoch  hier  nicht  vor* 
ausgesetzt  werden  soll ,  so  werde  ich  nur  versuchen^ 
so  viel  mir  möglich  ist,  durch  Raisonnement  dei\  Ein* 
flufs  der  Schwungräder  auf  Maschinenbewegung  deut* 
lieh  zu  machen,  ohne  mich  auf  strenge  Beweise,  wel- 
che dem  Dynamiker  genügen,  einlassen  zu  können. 

6)  Um  im  Stande  zu  seyn,  den  ganzen  Gegen- 
-stand  vollkommen  zyi  übersehen,  und  das  Folgende 
auf  festgestellte  Gründe  zu  stützen,  müssen  wir,  wie 
schoii  gesagt  worden,  zeigen,  welchen  Einflufs  Mas- 
sen überhaupt  auf  Bewegung,  und  auf  die  Wirkung 
einer  Kraft  äufsern.  Um  dieses  aber  zu  können, 
müssen  wir  zuvor  festsetzen,  was  hier  unter  dem  Aus- 
druck: Wirkung  einer  Ki'aft^  verstanden  werden 
8oli 

7)  Daza  sey  an  einem,  über  eine  Rolle  gezoge- 
nen Faden,  Fig.  Xy  Taf.  IL,  ein  Gewicht  in  Pfundea 
gleich  P  angehängt ,  das  vermöge  seiner  Schwere  frei 
abwärts  zieht ;  an  demselben  Seile  ziehe  ebenfalls  eine 
Kraft  gleich  P  in  der  Tangei)^e  der  Rolle  dem  Zuge 
des  Gewichtes  entgegengesetzt  in  horizontaler  Rieh* 


45 

■ 

tmi|^  so ,  dafs  diese  Kraft ,  indem  sie  den  Druck  des 
Gedicktes  nach  aufwärts  üLerwii^et^  in  irgend  ei* 
per  Zeit  einen  Raum  a  b  durchlaufe.  Dadurch  wird 
auch  das  Gewicht  in  dieser  Zeit  um  eine  senkrechte 
Höbe  ab  steigen  müssen^'  Welche  gleich  seyn  wird 
dem  von  der  Kraft  P  zurückgelegten  horizontalen 
^^  cge. 

« 

Nehmen  wir  aher  nun  eine  andere  Kraft,  indem 
vir  das  Gewicht  in  der  bestimmten  Grdfse  lassen,  so 
SD  j  dafs  auch  diese  Kraft  vermögend  ist ,  den  Druck 
des  Gewichtes  zu  überwinden,  in  derselben  Richtung 
wie  die  Kraft  P  wirke,  und  in  einer  eben  so  grofsen 
Zeit  einen  Weg  horizontal  zurück  zu  legen  vermögend 
isi,  welcher  nicht  gleich  dem  von  der  erst  angenomme* 
Ben  Kraft  zurückgelegten  sey;  so  sehen  wir,  dafs 
X¥rar  beide  Kräfte  hinsichtlich  der  Gröfse,  den  Druck 
des  Gewichtes  zu  überwinden ,  einander  gleich  sind, 
*  dais  aber  dennoch  die  Wege ,  durch  welche  sie  ge* 
gaogen,  von  einander  abweichen. 

So  kann  ein  Pferd  auf  diese  Art  ein  Gewicht  von 
100  Pfund  überwinden,  und  ist  dabei  noch  vermö- 
gend, durch  einen  Weg  von  4  Fufs  in  einer  Sekunde 
vorwärts  zu  schreiten ;  ein  anderes  Thier  könnte  viel- 
leicht eben  diesen  Druck  von  loo  Pfund  überwinden, 
aber  dabei  nur  mit  einer  Geschwindigkeit  von  3  Fufs 
vorwärts  gehen. 

.  Wir  dürfen  hier  also  wohl  die  Kräfte  ihrer  Gröfse 
nach  unmittelbar  einander  gleich  ^setzen ,  keineswegs 
aber  das ,  was  durch  sie  geschehen  ist. 

Da  aber  bei  Maschinen ,  uild  überhaupt  in  der 
Mechanik  nur  das  von  Kräften  in  Rechnuns  kommen 
kann,  was  dnrch  ^ie  erzeugt  vvird;  so  geht  hieraus 
hervor ,  dafs ,  wenn  wir  zwei  Kräfte ,  welche  benützt 
Verden  sollen  I  miteinander  vergleichen^  wir  imnar 


4ß 

nebsi  ihrer  Grofse  auch  auf  den  Weg  sehen  müssen, 
vrelcheu  sie  in  gegebenen  Zeiten  zurück  zu  legen  im 
Stande  sind. 

Es  wird  also  das  durch  zwei  verschiedene  Kräfte 
Geschehene  sich  gegen  einander  so  verhalten  müssen, 
wie  sich  erstens  die  Kräfte  selbst  ihrer  unmittelbaren 
Gröfse  nach  gegen  einander^  und  wie  sich  zweitens 
die  von  ihnen  in  gleichen  Zeiten  zurückgelegten  Wege 
.  verhalten  werden.  Oas^  was  durch  eine  Kraft  in  irgend 
einer  Zeit  geschieht^  nennen  wir  die  Wirknng  dieser 
Kraft  für  die  angenommene  Zeit. 

Die  Wirkung  (ur  eine  gegebene  Zeit  wollen  vnr 
a)so  der  Gröfse  der  Kraft  ^  und  der  Gröfse  des  von 
dieser  Kraft  in  der  bestimmten  Zeit  zurückgelegten 
Weges  proportional  setzen. 

I<(ennen  wir  die  beständig  gleich  wirkende  Krafl 
Py  den  von  ihr  in  der  Zeiteinheit  zurückgelegten  Weg 
Cy  und  die  Wirkung  fiir  diese  Zeit  Wy  so  können  wir 
w  SS  p  c  setzen. 

Für  eine  andere  Krafl  =  p',  sey  der  in  derselben 
Zeiteinheit  durchlaufene  Raum  =  c^,  die  Wirkung 
dafiir  =s  w'i  so  ist  aus  denselben  Gründen  auch  u^ 
=  pf '  c'.  Die  Wirkung  für  beide  in  der  Zeit  =s  t, 
fiir  die  Kraft  p  mit  PT,  und  für  die  Kraft  p'  mit  FF^ 
bezeichnet^  wird 

W  ^=i  p  X'y  und 

JV*  =s  p'  x'  geben  ^  wenn  x  und  x'  die 
in  der  gleichen  Zeit  von  p  und  p*  durchlaufenen 
Wege  sind. 

Wäre  die  Beweguüg  gleichfSrmig^  so  wäre  x  » 
G  t^  und  x^  ssi  &  ty  und  daher 
fV  zz  p  c  t ,  und 
W'  ^  p'  *'  t. 


47 

Aus  obigen  Gleichungen  für  PF  und  ff^  erhal* 
ten  wir  aber 

fVz  JJ^  :=z  px  :  p^x\ 

Es  verhalten  sich  also  die  Wirkungen  zweier 
Kräfte  wie  die  Produkte  aus  den  Kräften  in  die  von 
ihnen  in  gleichen  Zeiten  zurüjckgelegten  Wege. 

Der  Ausdruck  fV  ^=i  p  x  wird  auch  allgemein 
für  die  Wirkung  jeder  y  wie  immer  beschaffenen  Krait 
gelten  können;  denn  wäre  die  j^raft  auch  nach  einem 
willkürhchen  Gesetze  veränderlich^    so  werden  vnir 
doch  an  jeder  Stelle  des  Weges  y  den  sie  durchläuft^ 
liir  diese  Stello  die  Gröfse  derselben  bestimmen  >  und 
diese  Gröfse  wenigstens  für  einen  sehr  kleinen  Weg 
als  gleich  grofs  annehmen  können,  f  Die  Wirkungen  in 
diesen  Elementen   der  Wege  von  den  ihnen  zuge- 
hörigen Kräften^  d^r  Summe  nach  genonunen,  wer- 
den die  Wirkung  der  Kraft  durch  den  ganzen  Weg 
geben  ^  durch  welchen  sie^    zwar  veränderlich^    ge- 
gangen ist*     Hat  man  die  Summe  der  Elementarwir- 
iongen  y  so  wird  sich  auch  ein  Weg  ausfinden  lassen^ 
durch  welchen  die  Kraft  unveränderhch  wirkend  ge- 
.  gangen  seyn  müfste,  um  dasselbe  hervorzubringen.  — 
Dadurch  wird  es  uns  nun  leicht  seyn^  die  Wirkung 
zweier  Kräfte  mit  einander  zu  vergleichen. 

8)  Wenn  aber  eine  Kt'afl  auf  eine  Masse  in  (einer 
Richtung  wirkte  in  welcher  die  Masse  der  Bewegung 
nur  als  träge  Masse  widersteht;  so  wird,  wenn  letz- 
tere in  irgend  einem  Zustande,  in  Ruhe  oder  in  Be- 
wegung,' vor  der  Einwirkung  der  Kraft  war,  dieser 
Zustand  der  Masse  geändert  werden,  und  diese  Än- 
derung ifiufs  um  so  gröfser  seyn,  je  länger  die  Ein- 
wirkung dauert,  and  je  gröfser  die  Kraft  für  gleiche 
l^asse  ist. 

9)  Eini  solche  Masse  in  Pfunden  k  M  falle  bei 


^ 


48 

von  der  Ruhe  aus  senkrecht  gegen  die  Erde,  so  wi- 
dersteht dieselbe  hier  der  Bewegung  blofs  als  träge 
Mssae ,  die  Krafl  der  Schwere  wirkt  aber  hier  der 
Masse  proportional,  und  für  die  Auflösungen,  zu  denea 
wir  hier  ihre  Bewegungsgesetze  kennen  müssen ,  kön- 
nen wir  sie  als  ganz  gleichförmig  wirkend  in  Rechnung 
bringen,  so  zwar,  dafswenn  wir  dieKraft  der  Schwere, 
welche  auf  ilf  wirkt,  in  Pfunden  mit  P  bezeichnen, 
P  —  M  wird. 

P  wirkt  hier  also  beständig  gleichförmig  auf  SI^ 
und  mufs  daher  in  gleichen  Zeiten  den  Zustand  der 
Masse  um  gleich  viel  ändern.  Geht  die  Masse  durcsh 
einen  Weg  =  h,  so  geht  auch  die  Kraft  P  durch  den> 
selben  Weg  in  derselben  Zeit,  und  bezeichnen  wir* 
die  Wirkung  von /*  in- dieserZeit  mit  fF^,  soistauch. 
nach  dem  Vorhergehenden 

fV^Ph,  und  weil  P=:Af  ist,  auch 
■    rr=>Mhi  oder  ' 

-  Ph^Afh. 

'  lo)  Während  aber  die  Masse  M  durch  den  Ratum 
h  frei  fällt,  wird  vermöge  dem  Gesetz,  nach  wel- 
chem P  oder  die  Schwere  auf  sie  vrirkt,  ihre  Bewe- 
gung alle  Augenblicke  geändert  werden;  fällt  siä 
von  der  Ruhe  aus  gegen  die  Erde ,  so  mufs  ihre  Ge- 
schwindigkeit immer  gröfser  werden,  und  sie  erhält 
tun  Ende  des  Weges  h  irgend  ein  Bestreben,  ver-  - 
möge  der  Trägheit  durch  einen  Raum  gleichförmig 
fort  zu  geben,  wenn  die  Kraft  i'auch  nicht  mehr  am* 
sie  wirkte.  Dieses  Bestreben  sich  fort  zu  bewegen 
mufs  aber  an  jeder  Stelle  des  Weges  anders  seyn,  so 
Jaiif^c  P  .ml'  ,Ü  wirksam  bleibu  —  Wir  wissen  aber 
auch,  dal's  für  jede  solche  Stelle,  oder  für  ein  belie- 
biges h  dieses  Bestreben,  welches  die  Geschwindig- 
keit fitr  diese  Stelle  genannt  wird,  sich  wird  bestimm 
men  lüsscn.' 


49 

Es  gehört  also  zu  jeder  solchen  Fallshöhe  eine 
Kestimmte  Geschwindigkeit,  und  umgekehrt,  zu  je« 
der  Geschwindigkeit  eine  bestimmte  Fallshöhe. 

Hat  also  die  Masse  My  während  sie  durch  die 
Hohe  h  gefallen  ist,  eine  Geschwindigkeit  erhalten, 
die  wir  gleich  c  setzen  wollen ,  so  nennt  ts^n  h  die 
zu  c  gehörige  Geschwindigkeitshöhe;  oder,  wenn 
irgend  eine  Masse  eine  Geschwindigkeit  c  durch  was 
immer  für  eine  Kraft  erhalten  hat,  so  würde  sie  diese 
auch  erhalten  haben,  wenn  sie  durch  ihr  Gewicht 
getrieben  frei  durch  die  Höhe  h  gefallen  wäre. 

1 1)  Erzeugt  also  die  Schwere  durch  den  Falls- 
raum  h  in  der  Masse  M  die  Geschwindigkeit  c;  so 
können  wir  uns  auch  denken,  es  habe  eine  andere 
Kraft  der  Masse  M  durch  den  Weg  x  dieselbe  Ge- 
schwindigkeit c  mitgetheilt ,  und  es  ist  in  beiden  Fäl- 
len in  der  Bewegung  der  Masse  gleich  viel  Verände- 
rung Torgegangen;  gleich  viel  Veränderung  in  einer  . 
Masse  kann  nur  durch  gleiche  Ursachen  entstanden 
seyn,  es  hat  also  diese*  Kraft  durch  den  Weg  x  eben 
so  viel  hervorgebracht,  als  die  Schwere  durch  den 
Weg  Ä. 

War  nun  die  durch  den  Weg  x  aut  die  Masse  M 
wirkende  Kraft  ^=i  p\  so  ist  ihre  Wirkung  nach  §.  7, 
oder 

Wzz  p  oc.  In  der  Masse  ist  aber  nach  §.  9  die 
Wirkung  ^=^  Mh.  Diese  ist  durch  die  Kraft  in  dem 
Wege  X  erzeugt  worden ,  also  wird  auch 

Mh^=ip  Xy  imd  allgemein 

h  =i  ^—  seyn.     Das  heifst :  keimen  wir  die 

Gröfse  der  Kraft ,  welche  durch  einen  auch  bekann- 
ten Weg  auf  eine  Masse  wirkt,  so  ist  die  zur  erzeug- 
ten Gesdiwindigkeit  in  der  Masse  M  nach  dem  durch- 

Jakrb.  d.  poljt.  Intt.  IIF.  B4.  A 


5<K 

laufenen  Räume  gehörige  Geschivindigkeitshöhe  im- 
mer gleich  (lern  Produkte  aus  der  Kraft  in  den  Weg^ 
gelheilt  durch  die  Masse. 

Hätte  die  Masse  vor  der  Einwirkung  einer  Kraft 
Py  durch  den  Weg  x,  schon  eine  Geschwindigkeit 
s=:  Cy  zu  f>  elcher  die  Höhe  h  gehört,  und  diese  Mas&e 
hahe  am  Ende  des  durchlaufenen  Raumes  x  die  Ge- 
schwindigkeit c'y  wozu  die  Höhe  h'  gehören  soll,  so 
ist  die  in  der  Masse  nun  vorhandene  Wirkung  =:  Mh^'^ 
ehe  aher  p  auf  M  wirkte,  war  die  Wirkung  in  ilf  schon 
r=  yi!//i3  ,und  diese  mufste  nur  durch  die  Einwirkung 
von/7  üufMh*  gebracht  werden }  esmufs  also,  wenn 
wir  blofs  das  suchen,  was  p  erzeugte ,  das  schon  vor* 
handene  abgezogen  werden,  und  daraus  wird  die  von 
p  herrührende  Wirkung  in  der  Masse  M  auch  nur 
=  M  (Ä'  —  h)  seyn  könnei^,  dieses  ist  aher  auch 
gleich  pXy  und  also 

M  (h'  —  h)  =;  p  Xy  oder 
Qi*  * —  7^)=:  —  j  d.h.  die  Geschwindigkeits- 
höhe wird  um  die  Differenz  —  von  der  verschieden 

m 

seyn ,  welche  zur  Geschwindigkeit  der  Masse  vor  der 
Einwirkung  gehörte ;  oder  auch 

7,'=/.+  '--; 

sollte  in  dieser  letzten  Gleichung  h*  wieder  auf  h  zu* 
rückgebracht  werden ,  so  wäre . 

7a'  ==:  Ä  +  -rr  —  — -;  uud  daraus  hf  »aÄ; 

•  __ 

es  miifste  also,  eine  Kraft  durch  den  Weg  .r,  der 
Kraft  p  durch  eben  diesen  Weg  x.  gleich  grofs  mit  p^ 
entgegengewirkt  haben. 

Wollten  wir  annehmen,  dafs  die  Kraft  p  durch 
den  P'^um    x  auf   die  Masse  M  in  der  Richtung 


5i 

gewirkt  habe,  in  welcher  die  Masse  sich  mit  der  Ge- 
schwindigkeit c  schon  bewegte ,  so  müfste  h^  gröfscr 
als  h  seyn,  und  die  Masse  bis  zu  irgend  einer  Ge- 
schwindigkeit, die  von  h'  abhängt,  beschleunigt  wor- 
den seyn,  und  um  der  Masse  diese  Beschleunigung 
zu  nehmen,* müfste  durch  einen  ebenso  grofsen  Weg 
eine  Kraft  p  auf  die  Masse  in  entgegengesetzter  Rich- 
tung ihrer  Bewegung  wirken. 

la)  Lassen  wii' also  zwei  Kräfte  einander  so  ent- 
gegenwirken ,  dafs  bald  die  eine  b^ld  die  andere 
gröfser  wird,  und  mit  diesen  Kräften  sey. zugleich 
eine  Masse  verbunden  ,  welche  der  Bewegung  nur 
als  träge  Masse  widersteht;  so  wird,  wenn  die  Kräfte 
einander  gleich  sind ,  die  Masse  ihren  Zustand  nicht 
ändern;  wir  wpUen  hier  voraussetzen,  sie  sey  in  Be- 
wegung, so  wird  sie  diese  Bewegung  gleichförmig 
fortsetzen,  so  lang  die  wirkenden  Kräfte  gleich  blei- 
ben. Erhält  von  diesen  beiden  Kräften  nur  jene  Kraft 
Überwucht,  welche  in  der  Richtung  der  sich  bewe- 
genden. Masse  wirkt;  so  kann  diese  Überwucht  nur 
auf  die  Masse  wirken,  und  wird  die  Masse  so  lange 
Leschleunigen,  so  lange  diese  Überwucht  dauert. 

Erhält  nun  nach  irgend  einer  Zeit  jene  Kraft 
Überwucht,  welche  der  ersten  entgegen,  also  regen 
die  Bewegung  der  Masse  wirkt,  so  kann  die  Über- 
wucht von  dieser  Kraft  die  Bewegung  nur  verzögern, 
und  zwar  auch  wieder  so  lange  verzögern ,  so  lange 
diese  Überwucht  dauert. 

■ 

Hätte  nun  die  Überwucht  der  ersten  Kraft  mit 
einer  Gröfse  =  p'  durch  einen  Raum  =  x'  gedauert, 
und  die  Masse  sey  ==••  M  gewesen ;  so  wissen  wir,  dafs 
die  Wirkung  dieser  Überwucht  gleich 

p^  x^  ist,  und  wenn  wir  den  Zuwachs  der  Ge- 
schwindigkeit der  Masse  Af  durch  diese  Kraft  p'  ^  d 

4* 


5a 

und  die  zugehörige  Geschwindigkeitshöhe  =  hf  set- 
zen y  so  ist  auch 


■/ «./ 


Ä'  =  ^-^  j  nach  §.  1 1 ,  nur  mit  dem  Unterschied^ 
dals  hier  A'  ausdrückt^  was  dort  (ä'  —  A)  ist.  ' — 

Solke  nun  durch  die  Üherwucht  der  entgegen-* 
gesetzt  wirkenden  Kraft  dieser  Zuwachs  der  Geschwin- 
digkeit wieder  vernichtet  werden^  und  die  Masse  in 
ihren  Zustand  wieder  zurück  gebracht  Werden^  in 
welchem  sie  war,  ehe  die  Überwucht  p*  auf  sie  wirkte ; 
und  ist  diese  Überwucht  der  zweiten  Kraft  =^'^  der 
Weg,  durch  welchen  sie  wirkt  =-.  or";  und  ist  der 
Zuwachs  der  Geschwindigkeitshöhe  gleich  A'^  für  die 
Masse  M  durch  die  Kraft  p"  ^  so  ist 


./# «.// 


Jiti  zsz ;  diese  Beschleunigung  kann  aber  nur 

eigentlich  eine  Verzögerung  der  Bewegung  der  Masse 
seyn,  weil  p'  der  Bewegung  entgegenwirkt.  Soll 
nun  die  Verzögerung,  oder  die  Abnahme  der  Ge- 
schwindigkeit#höhe  A'^  gleich  dem  Zuwachs  h'  seyn, 
so  mufs 


ß* «.'/ 


p'  JB^  p"  X 


M  M 


odei 


I  p' x'  ^^ /?" o:"  seyn.  Für  den  Fall ,  dafs  x'  ==  or" 
wird,  ist  auch  ^'=^"  j  wenn  also  die  Überwucht  der 
einen  Kraft  durch  einen  eben  so  grofsen  Weg  als  die 
Überwucht  der  andern  dauert,  und  es  soll  der  Gang 
der  Masse  so  seyn,  dafs,  was  in  dem  einen. Wege  für 
die  Beschleunigung  gewirkt  hat,  in  dem  zweiten  wie- 
der yernichtet  wird,  so  müssen  die  Überwuchten  der 
Kräfte  auch  abwechselnd  gleich  seyn. 

i3)  Lassen  wir  die  Überwucht  der  einen  Kraft, 
welche  in  der  Richtung  der  Bewegung  der  Masse  wirkt, 
durch  den  Raum  x'  tmverändert  =  p^ ^  setzen  aber 
einmahl  die  Masse  =;  AT,  und  dann  =:  M^\   den  Zu- 


53 

wachs  der  Geschwindigkeitshöhe  für  die  Masse  M 
gleich  Hf  und  für  M'  gleich  f{' ;  so  wird 

If^^  und 

H  :  H'  :=,  •—  :  •— ;  oder 
H  :  H'  :=^  M'  i  M. 

Die  Zuwachse  der  Geschwindigkcitshöhen  ste- 
hen also  bei  gleich  grofsen,  auf  Beschleunigung  wir- 
kenden Kräften  im  umgekehrten  Yerhältnifs  mit  den 
Masseh;  und  daraus  geht  hervor,  dafs  eine  gröfsere 
Masse  bei  gleicher  Kraftüberwucht  auf  der  einenSeite, 
wie  §•  i:i>  eine  nicht  so  grofse  Geschwindigkeitsän- 
derung zulassen  kann^  als  eine  kleinere. 

Wäre   uns    daher   der  Unterschied   zweier  Ge- 
schwindigkeiten für  irgend  eine  .Überwucht  p'  durch' 
einen  Weg   x'  gegeben,   und  der  Unterschied  der 
Geschwindigkäitshöhen   sey  zs^  h^ '^    so    ist    aus   der 
Gleichung 

M  s:  — — :  —  also  M  die  Masse,   welche 

nöthig  ist,  dafs  durch  die  Wirkung  p*  der  Höhenun« 
terschied  nicht  größer  oder  kleiner  als  h^  werde. 

Und  dadurch  ist  nun  gezeigt ,  welchen  Einflufs 
Massen  auf  die  Gleichförmigkeit  der  Bewegung  äufsern, 
aber  auch  zugleich  erwiesen,  dafs,  wenn  die  einan- 
der entgegenwirkenden  Kräfte  nicht  an  allen  Stellen 
gleich  sind,  die  Bewegung  niemahls  gleichförmig 
werden  hann. 


54  ' 

1 4)  Um  aber  für  zwei  einander  entgegenwirkende 
Kräfte  in  der  Art^  wie  §.1:2  angenommen^  die  Än- 
derungen der  Geschwindigkeiten  in  der  Masse  zu  be- 
stimmen j  müssen  wir  vor  allem  genau  das  Gesetz  ken- 
nen, nach  welchem  beide  wirken ,  und  überhaupt  für 
die  beschleunigenden  Kräfte  Regeln  festsetzen-,  nach 
welchen  sie  wirken;  und, hierzu  dient  uns  wieder  die 
Schwere. 

Da  die  Entwicklungen  der  Gesetze  für  diese  Be- 
wegung fiir  diese  Abhandlung  nicht  gehören,   und 
auch  zu  weit  fuhren  würden,  will  ich  nur  das  noth- 
wendigste    herausheben    und    als   erwiesen   voraus 
setzen,  — 

Die  Schwere  treibt  jeden  Körper  in  der  ersten 
Sekunde  durch  i5,5  Fufs  nahe,  und  in  jeder  folgen- 
den um  eben  so  viel  weiter ,  als  er  seiner  Trägheit 
gemäfs  ohne  die  Einwirkung  der  Schwere  gegangen, 
wäre.  Der  Körper  erhält  jedoch  in  der  ersten  Se- 
kunde eine  Geschwindigkeit,  die  doppelt  so  grofs  als 
der  durchfallene  Raum  ist ,  und  eben  so  viel  in  jeder 
folgenden  Sekunde. 

Man  nennt  den  in  der  ersten  Sekunde  durchfal- 
lenen  Raum  die  Beschleunigung,  und  wir  wollen  .'sie 
TXih  g  bezeichnen.  Wie  sie. in  den  meisten  deutschen 
Schriften  über  ähnliche  Gegenstände  bezeichnet  ist. 

Die  Geschwindigkeit  für  jede  durchfallene  Höhe 
A,  wenn  wir  sie  mit  c  bezeichnen,  ist  gleich  2  V^^h, 

und  h  ist  gleich  —  i  -^ 

Für  jede  andere  Kraft  p  sey  die  Beschleunigung 
in  einer  Masse  M  gleich  G ;  so  wird  die  Beschleuni- 
gung der  Schwere  sich  zur  Beschleunigung  von  p 


55 

verbalten  müsseq ,  wie  sich  die  Kraft  der  Schwere  zur 
Xraft  p  yeihält,  und  wir  haben  daher 

g  :  G  =Fi  P  :  PI  wo  P  die  Kraft  der  Schwere 
für  die  Masse  M  ausdruckt^  und  daraus 

^  =  Ä"  -^  •  Es  ist  aber  Pzn  M  nach  schon  vor- 
ausgegangenen  Gründen^  und  also  auch 

G  :=:  g  -j^.  Dadurch  kennen  wir  die  Beschleu- 
uigung  jeder  Kraft  für  jede  Masse* 

Wenn  wir  die  Bewegung  einer  Masse  in  Pfunden 
=  M  auf  einer  gegen  den  Horizont  ^i?,  Fig.  ß,  Ta- 
fel U./  unter  dem  Winkel  ABC  geneigten  Ebene  B  C 
betrachten,  wissen  wir,  dafs  das  eigenthiimliche  Ge- 
weht der  Masse  in  der  Richtung  der  Schwere^  und 
ist  M  in  Cy  und  C  A  senkrecht  auf  A  B,  hier  also  in 
der  Richlung  CA^  und  an  jeder  andern  Stelle  paral- 
lel mit  CA  wirkt.     Die  Bewegung  kann  aber  nur  in 
CB  erfolgen  y   und  in  dieser  Richtung  ist  die  auf  M 
wirkende  Kraft  nur  irgend  ein  Theil  ihres  Gewich- 
tes y  der  von  der  Neigung  der  schiefen  Ebene  gegen 
den  Horizont 'abhängt. 

Sehen  wir  hier  CA  als  die  Kraft  der  Schwere  an, 
fallen  aus  A  sl\x{  C  B  die  senkrechte  CDy  so  ist  nach 
dem  Gesetz  der  Zerlegung  der  Kräfte ,  wenn  wir  die 
auf  ^f  in  der  Richtung  der  schiefen  Ebene  wirkende 


mit  p  bezeichnen 

CD 
p  =a  M  -— -;  es  ist  aber  in  den  rechtwinkeligen 

Dreiecken  ADQ  uad  BAC. 

CD  :  AC  =B  AC  :  CB\  also  auch 


5G 

Setzen  wir  CB  r:  Xi  so  ist  die  Wirkung  von  p^ 
wenn  die  Masse  nach  B  kommt 

AC  ' 

ssp  X  ssi  M  -^  C B  ^=i  M.A  C ,  also  eben  so 

grofs^  als  ob  M  frei  durch  den  Weg  AC  gegangen 
wäre.  Da  dieses  für  die  Kraft  der  Schwere  gilt^  wird 
es  auch  für  jede  andere,  nach  den  Gesetzen  der  Schwere 
wirkende  Kraft  in  jeder  andern  Richtung  [gelten 
müssen. 

Es  sey  also  hierzu  eine  Kraft  von  B  nach'^  =ip 
wirkend,  und  genöthigt,  Bewegung  in  der  Richtung 
BC  zu  erzeugen. 

Ist  wie  zuvor  AC  senkrecht  auf  AB,  AD  senk- 
recht auf  B  Cy  so  ist  die  aus  p  nach  der  Richtung  ß  C 
fallende  Seitenkraft,  diese  mit  p*  bezeichnet^ 

p'  ^  p   33-;  und  die  Wirkung  durch  den  Weg 
AB 

BC  von  p^  ist 

^p'.BC  =  p  «i^-  BC    Eis  ist  aber 

jiB 

BD  :  AB  =:  AB  :  BC,  also 

—  « 

BD  =:  -zr^r;  und  daher 

BC  ' 

"■  ^'^  ~P  ^i^  =  P-  -^B- 

also  die  Wirkung  der  zerlegten  Krafl  durch  die 
Hypothenusc  des  rechtwinkehgen  Dreiecks  eben  so 
grofs ,  als  die  Wirkung  der  unzerlegten  p  durch  die 
Kathete,  in  welcher  sie  wirkt. 

Und  auf  diese  Grundsätsze  gestützt  können  wir 
nun  auf  die  Kurbelbewegung  übergehen. 


1^ 

i5)  Wenn  vfir  also  bei  der  Kurbelbe^vegnng  an- 
nehmen^ da£s  eine  Kraft  =  ^^  parallel  mit  dem  Durch- 
messer JB  des  Kreises  JDEBGA  Fig.  8.,  Taf.IL, 
ihre  Wirkung  äufsert^  aber  durch  den  festliegenden 
Mittelpunkt    C,    und   den    unbiegsamen  Halbmesser 
CI?,  an  dessen  äufserstem  Punkte  D  dieselbe  als  wir- 
Vend  gedacht  wird,  gehindert  ist^  mit  dem  Durchmes- 
ser A  B  parallel  fortzugehen ,    und    genöthigt   wird, 
ihren  Weg  im  Halbkreise  von  A  über  D  und  E  nach 
B  2u  nehmen;  dieser  Kraft  aber  eine  andere  als  Last^ 
die  wir  mit  P  bezeichnen  wollen^  beständig  gleich- 
ionnig  in  der  Tangente    des  Kreises  entgegenwirkt, 
also  ihre  Richtung  von  B  über  E  und  D  nach  A  hin 
geht^   so  wird  hier  vor  allem  das  Verhalten  von  P 

fegen  p  auszumitteln  seyn^  damit  die  Summe  der  Wir^ 
ungen  der  Kraft  p  von  A  nach  B  in  dem.  Durchmes- 
ser gleich  ist  der  Summe  der  Wirkungen  der  Kraft  P 
Ton  A  nach  B  in  dem  Halbkreise  ;  dafs  dieses  nöthig 
ist^  wird  noch  gezeigt  werden,  und  hierzu  müssen 
wir  Tör  aUem  die  Wirkungsart  der  Kraft  p  betrachten. 

« i6)  Theilen  wir  uns  zu  diesem  Zwecke  den  Halb- 
kreis ADEB  in  so  viel  gleiche  Theile  ein,  dafs  wir 
jedes  hierdurch  entstehende  Bogentheilchen  als  eine 
gerade  Linie  ansehen  können,  fällen  uns  sodann  auf 
den  Durchmesser  aus  den  Theilungspunkten  a,  a'y 
a%  a*^*  etc.  Perpendikel,  so  dafs  dieselben  mit  dem 
vi£  AB  senkrecht  gezogenen  Halbmesser  (7J?  parallel 
laufen;  aus  eben  diesen  Theilungspunktenaber  Paral- 
lele mit  AB  so  lang,  bis  die  Linie   aus  einem  vor- 
hergehenden Theilungspunkte  die  slvl(  AB  senkrecht 
gelallte  des  nächstfolgenden  Theilungspunktes  schnei- 
det, so  werden  wir  die  Dreiecke  Ai  a,  aba' ,  a'  b'  a", 
a**b''a^**j  etc.......  erhalten. 

Die  Summe  de*  Linien 
Ai  '\'  ah  \  fl'6'  -|"  ä"*"  +  •••  etc.  wird  vermöge 
der  vorausgesetzten  Bedingung  ihrer  Lage  gleich  dem 


58 

Darclmiessef  AB  seyn  müssen ,  wenn  man  den  gan- 
zen Halbkreis  in  solche  Dreiecke  zertheilt. 

Zugleich  fallen  die  Linien  Aiy  ab,  a^b^^...etc. 
in  die  Richtung  der  Kraft  p,  weil  sie  mit  AB  paral- 
lel sind.  Es  wirkt  also  p  in  jedem  dieser  kleinen 
Dreiecke  in  den  Richtungen  dieser  Linien ,  ist  aber 
genöthigt,  Bewegung  in  den  Richtungen  Aa,  aa^^ 
a* a'^y  etc,  zu  erzeugen.  Die  Winkel  byb^yb"jb'"  etc. 
in  diesen  kleinen  Dreiecken  sind  rechte  Winkel  ^  und 
wir  können  jedes  diesem  Dreiecke  so  wie  das  in  §.  1 4 
betrachten^  dafs  nähmlich  die  Kraft  p  durch  den  Weg 
Ai  eben  so  viel  wirkte  als  durch  den  Weg'^a  jene 
welche  aus  ihr  in  diese  Richtung  entfällt ;  durch  den 
Weg  a  b  eben  so  viel ,  als  die  aus  ihr  in  der  Richtung 
da*  zerlegte  in  dem  Wege  a  a' ,  imd  so  fiir  jedes 
Dreieck. 

.Wenn  wir  die  zerlegten  Kräfte  der  R^ihe  nach 
nAxp^y  /?'',  j?'",  /?""  etc..,.  bezeichnen,  so  wird  die 
Summe  der  Wirkungen  dieser  Kräfte 
=  />'  XAa'\^p"Xaa'  '\' p"'Xa'  a''  +p"''X  «"a"' 
•T"  •  t .  etc. 

Es  ist  aber  nach  dem  gefundenen  Gesetz  auch 
pX  Ji  =p'  X  Ja-,  p  X  ab  =  p"  X  aa'-, 
pXa'b'  T^ p'."Xa' a";  pX a" b"  =  p'"* a" a'" }  etc. 
also  auch  in  Summa 
p  {Ai  +  aÄ  +  a' *'  +  a"b'i  +  ...  etc.)  ^p'X-da 

Nun  ist  aber  die  Summe 

^i  +  aÄ +a'6'  + <*"*" +•••  etCMy^Ä,  wenn  der 
ganze  Halbkreis  wie  angenommen  worden^  so  zerlegt 
ist,  und  daher  ist  auch 

pXAB^p^Aa'\-p''Xaa''\'p''^Xa'a'*'\^p'**^a'^a''' 
^...  etc.,  oder  es  ist  die  Summe  der  Wirkungen  al- 
ler aus  p  zerlegten  Kräfte  in  dem  Halbkreise  gleich 


59 

der  Wirkung  der  unveränderlichen  Kraft  p  durch  den 
Durchmesser. 

SoU  nun  in   der  Tangente  dieses  Kreises,  eine 

Kraft  P,  wie  angenommen  worden  ^  beständig  gleich- 

iörmig  entgegenwirken;    so  wird  diese ^    während  p 

durch  den  Durchmesser  wirkte  durch  den  Halbkreis 

wirken  müssen  ^  und  wejl  sie  y  wie  vorausgesetzt  ^  an 

allen  Stellen  gleich  grofs  ist ,  wird  ihre  Wirkung  auch 

durch  das  Produkt  aus  ihr  in  ihren  Weg  ausgedrückt 

vrerden  können,  und  diese  Wirkung  also  =:pr^seyn, 

wenn  r  den  Halbmesser  des  Kreises,  und  ir  die  Lu- 

dolph*sche  Zahl  für  das  Kreisverhältnifs  bezeichnet. 

Die  Wirkung  von  p  war  =  p  X  ^  By   es  ist  aber 

^J5  =  ar;  daher 

p  X  ^B  sss  p  2r. 

■ 

Weil  aber,  wennp  in  B  kommt,  eine  nenc  Be- 
'  wegungsperiode  in  dem  unteren  Halbkreise  von  J9  über 
O  nach  Jl  hin,   nach  demselben  Gesetze,  wie  von  ji 
über  E  nach  B  eintritt ,  indem  p  nun  in  seiner  glei- 
chen Gröfse  wieder  zurück  in  der  Richtung  von  B 
nach  ji  wirkt;    so  mufs  in  B  derselbe  Zustand  zwi- 
schen den  Wirkungen  von  p  und  P  Statt  finden ,  der 
in  ji  zwischen  denselben  Statt  gefunden  hat^  und  es 
mufs  alle  Wirkung,  die  in  dem  Wege  von  A  nach  B 
durch  die  Kraft  je?  auf  was  immer  für  eine  Art  erzeugt 
worden,  durch  die  Wirkung  von  P  in  derselben  Pe- 
riode erschöpft  seyn,  und  daher  mufs 

Prir  c:  parj  oder 

Pt  =  pi^  seyn. 

Aus  dieser  Gleichung  erhalten  wir 
P  ;  p  =^  2  :  Ty  oder 
P  :  p  =;  2  :  3,i4i59;  es  mufs  also 

P  =:  r— ^  e=  p  0,63602  sevn,  wenn  die 


6o 

Bewegung  regelmäfsig ,  nach  den  angenommenen  Be- 
dingungen erfolgen  soll. 

Man  ersieht  zugleich  hieraus ,  daf««,  wenn  P  gros* 
«er  wäre,  ini9  ein  Überschnfs  der  Wirkung  von  P  Stall 
finden  müfste^  derselbe  Überschufs  fände  vermehrt 
hei  jedem  durchlaufenen  Halbkreis  Stalt^  und  es  würde 
am  Ende  durch  diesen  bestandigen  Zuwachs  der  Wir- 
kung von  Py  wenn  p  die  bewegende  Kraft  ist,  die  Be- 
wegung aufhören,  oder  in  die  entgegengesetzte  ilieh- 
tung  übergehen  müssen. 

Eben  so  würde,  wenn  p  eröfser  als     ^.,^    wäre. 

eine  beständige  Beschleunigung  der  Bewegung  erfol- 
gen, die  ins  Unendliche  übergehen  könnte. 

Soll  also  eine  Bewegung  erfolgen,  wo  die  Wir- 
kung der  Kraft  und  die  Wirkung  der  Last  sich  gegen- 
seitig in  den  für  die  Kreisbewegung  bestimmten  Perio- 
den erschöpfen ,  so  mufs  dieses  ausgedrückte  Verhal- 
ten zwischen  P  und  p  Statt  haben. 

Dieses  Yerhältnifs  also  vorausgesetzt,  fange  die 
Wirkung  beider  Kräfte  in  A  an,  und  gehe  von  Zi  über 
D  und  JE  bis  B  in  dem  Halbkreise  fort.  Es  könnte 
jedoch  die  Bewegung  in  A  nicht  anfangen ,  weil  die 
auf  Bewegung  wirkende  Kraft ;?  in  Ay  in  der  Richtung 
AB  auf  den  festliegenden  Mittelpunkt  C  drückt,  und 
daher  in  dieser  Stelle  nicht  wirksam  seyn  kann,  wenn 
wir  nicht  ^chon  eine  Bewegung  in  der  Kurbelwarze 
(der  Punkt,  welcher  den  Kreis* mit  dem  Halbmesser 
CA  oder  CD  beschreibt)  voraussetzen,  und  über- 
haupt einen  Zustand  der  ganzen  Bewegung  bedingen, 
dafs  in  den  Punkten,  yfo  p  nicht  wirksam  seyn  kann^ 
kein  Stocken  entsteht« 


6i 

Dieser  Zustand  liegt  m  unserer  Willkür^  in  so 
fem  et  nur  keinen  Einflufs  auf  p  und  P  äufseru 

Wir  wollen  alsp  annehmen^  es  sey  schoi^  eine 
Bewegung  der  Warze  xxx  dem  Kreise  nach  der  Rich- 
tung ADEB  etc.  vorhanden / ohne  dafs  dieselbe  von 
P  oder  p  erzeugt  werden  durfte^  so  würde  die  Warze 
vermöge  der  Trägheit  die  Bewegung  gleichförmig  in 
der  angenommenen  Richtung  fortsetzen  ^  wenn  P  und 
p  nicht  vorhanden  wären  ^  und  weil  sich  die  Wirkun- 
gen von  P  und  p  in  den  bestimmten  Perioden  und 
den  bestimmten  Stellen  gänzlich  gegenseitig  vernich- 
ten^ so  kann  die  Wirkung  dieser  Kräfte  den  Zustand^ 
in  welchem  wir  uns  die  Warze  denken^  in  solchen 
Stellen  nicht  geändert  haben  y  und  da  A  und  B  zwei 
solche  Punkte  sind,  so  mufs  auch  in^  und  B  ein 
gleicher  Zustand  der  Bewegung  der  Warze  Statt  fin- 
den. Mit  dieser  Warze  können  wir  uns  auch  zugleich 
Kräfte  oder  Massen  in  Verbindung  denken^  wenn  nur 
aus  ihnen  kein  Einflufs  auf  P  und  p  entsteht.  Neh- 
men wir  an,  es  scy  mit  der  Warze  eine  Masse  in  Ver- 
bindung y  die  an  keiner  Slelle  der  Bewegungslinie  der 
Warze  als  Gewicht ,  sondern  nur  blofs  als  träge  Masse 
der  Bewegung  widersteht,  was  wir  uns  leicht  vorstel- 
len können,  wenn  wir  uns  in  die  Warze,  und  in  einen 
ihr  über  dem  Mittelpunkt  gegenüberliegenden  Peri- 
pherienunkt  zwei  gleich  schwere  Massen  angebracht 
vorstellen,  welche  einander  in  jeder  Lage  balanziren, 
so  wird  das  Gewicht  beider  Massen  der  Bewegung  im 
Kreise  blos  der  Masse  proportional  widerstehen. 

Die  Warze  habe  nun  in  ^nach  obiger  Richtung 
eine  Geschwindigkeit,  welche  in  Füssen  =  c  sey,  so 
wird  auch  die  mit  ihr  verbundene  Masse,  welche 
wir  in  Pfunden  mit  M  bezeichnen  wollen,  dieselbe  Ge- 
schwindigkeit in  derselben  Richtung  haben.  ' 

Welche  Kraft  aber  diese  Masse  auf  eine  solche 


6a 

Geschwindigkeit  gebracht  hat^  und  nach  welchem 
Gesetze  sie  auf  die  Masse  wirkte^  kann  uns  hier  gleich- 
gültig seyn  y  denn  die  Wirkung,  die  in  der  Masse  ein- 
mahl da  ist^  läfst  sich  nach  dem  oben  entwickelten 
allgemeinen  Satze  fiir  die  Wirkung  durch  das  Produkt 
der  Masse  in  deren  Geschwindigkeitshöhe  ausdrücken. 
Nennen  wir  also  die  zur  Geschwindigkeit  c  gehörige  Ge- 
schwindigkeitshöhe n.'^ch  dem  Sinne  des  §.  10  hy  so  ist 
die  vorhandene  Wirkung  in  der  Masse  M  gleich  Mh. 

Diese  Wirkung  ist  also  schon  da,  wenn  die  Warze 
in  y^ist,  und  mufs  auch  in  B  Statt  finden,  wenn  zwi^ 
sehen  JP  und  p  das  vorausgesetzte  Verhältnifs  auge- 
ordnet ist,  denn  alles,  was  von  p  für  die  Bewegung  von 
^bis  B  wirkt,  mufs  durch P  während  dieser  Periode 
erschöpft  werden.  —  Dafs  also  auf  diese  Ai^  die 
Bewegung  im  Kreise  wird  erfolgen  müssen,  ist  wohl 
klar,  denn  wenn  die  Masse  in  Bewegung  ist,  wird 
sie  diese  Bewegung  fortsetzen,  und  ist  die  Kurbel* 
warze  eiumahl  über  die  Stelle  A  gerückt,  so  tritt  auch 
die  auf  Bewegung  wirkende  Kraft  p  wieder  in  Thätig- 
keit;  wie  jedoch  diese.  Bewegung  erfolgen  wird,  ob 
gleichförmig  oder  ungleichförmig  ^  beschleunigt^  oder 
verzögert^  ist  eine  andere  Frage >  die  uns  nur  durch 
die  Natur  der  Wirkungsart  von  p  und  P  erhellen 
kann. 

Wir  dürfen  also  nur  die  Wirkungen  von  p  und 
P  von  SteUe  zu  Stelle  betrachten. 

17)  Wenn  sich  die  Warze  in  A  befindet^  haben 
wir  gesehen,  dafs  p  des  festhegenden  Mittelpunktes  C 
wegen  nicht  auf  Bewegung  wirken  könne ;  weil  aber 
die  Bewegung  das  ist ,  was  die  Kraft  anzeigt ,  so  kön- 
nen wir  in  dieser  Stelle  die  Kraft  ^ssso  setzen,  ob  sie 
gleich  in  ihrer  ganzen  Gröfse  da  ist;  für  die  Wirkung 
aber  ist  ihre  Gröfse  in  dieser  Stelle  gleich  Null.  Las- 
ten wir  die  Bewegung  bis  an  irgend  eine  Stelle  ^  z.  B. 


63 

bis  D  iortgerückt  seyn^  und  untersuchen  an  dieser  die 
Gröfsc  der  Kraft  p  für  die  Bewegung  nach  der  be- 
dingten Richtung^  so  finden  wir^  weni;  wir  den 'Halb- 
messer Cj9  ziehen^  aus  />*eine  senkrechte,  auf  den 
Halbmesser  CE^  also  Z>  jP  parallel  miij4B  fällen,  und 
DF^  als  Gröfse  der  Kraft  so  gelten  lassen ,  dafs  yrir 
DF  oder  p  als  eine  Mittelkraft  ansehen  können ,  die 
aus  zweien,  auf  einander  senkrecht  wirkenden  Kräf- 
ten p*  und  q'  entstanden  seyn  kann,  wovon  die  eine 
in  der  Tangente  des  Peripheriepunktes  D  von  D  nach 
H,  die  zweite  in  der  Richtung  des  Halbmessers  von 
D  nach  C  wirksam*  ist.  « 

Nehmen  wir  dieses  an,  so  ist  Z) i^  die  Diagonale 
des  Rechteckes,  das  dui'ch  die  Gröfse  der  beiden  Sei- 
tenkräfte entsteht.  Konstruiren  wir  das  Rechteck, 
indem  wir  auf  F  eine  auf  D^H  senkrechte  Linie  FH, 
und  auf  D  C  die  senkrechte  Linie  /^iV* fällen,  so  wis- 
sen wir  aus  der  Zerlegung  der  Kräfte ,  dafs  die  Sei- 
tenkräfte zur  Mittelkraft  sich  verhalten,  wie  die  ihneqi 
ZDgehörigen  Seitenlinien  im  Rechteck  zur  Diagonale  y 
also  wird 

p'  \  p  ^sS'  DH  :  DF.  Es  ist  aber  wegen  Kon- 
gruenz der  Dreiecke  DFU  und  D  FN. 

DH :  DF=  FN:  DF  und  wegen  Ähnlichkeit 
der  Dreiecke  DFNvm^  DCD'  (wo  DD'  senkrecht 
9L\i£  AB  vorausgesetzt  wird) 

FN  :  DF  =  DD'  :  DC,  und  daher 

p'  :  p  =  DD'  :  DO  oder  esnst 

v'  s=z  p .     Da  hier  ----^r  nur  das  Verhalten 

'^         ^   DC  D  C 

der  Linie  DD'  zum  Halbmesser  ausdrückt,  und  die- 
ses Verhältnifs  für  einen  und  denselben  Winkel  bei 
jedem  Halbmesser  gleich  bleibt,  so  wollen  wir  hier 
/>  C  =5  I  setzen,  und  wir  erhalten  dann  DD  in  Thei- 
len  des  Halbmessers  =-  i  ausgedrückt  ^  und  es  wird 
p'  =p.  DD'.  Soll  dieser  Ausdruck  richtig  seyn, 


-  64 


SO  mufs  p*  für  die  Stelle  A  gleich  Null ,  and  fiir  einen 
durchlaufenen  Quadranten  eleich  p  werden^  dieses  fin- 
det auch  Statt;  denn  ist  die  Warze  in  Ay  oder  fällt 
der  Punkt  D  inA,  so  ist  die  aus  V  auf  A  B  senkrechte 
Linie  ==  o  und 

pf  sz  p.  o  ==  o ;  ist  die  Warze  bis  in  E,  durch 
einen  Quadranten  fortgerückt,  so  ist  die  senkrechte 
Linie  aus  JE  auf  AB  gleich  JSC  gleich  dem  Halbmes- 
ser gleich  I ,  also 

p':^p.  I  ^p  der  Natur  der  Sache  gemäfs,  denn 
in  E  fällt  die  Richtung  der  Bewegung  in  die  Richtung 
der  Kraft  p>  es  kann  also  für  diese  Stelle  p  in  seiner 
vollen  Gröise  wirksam  seyn.  Die  Kraft  q'  wird  durch 
den  unbiegsamen  Halbmesser  und  den  festliegenden 
Mittelpunkt  c  an  jeder  Stelle  aufgehoben.  — 

Weil  also  nach  dem  Vorausgegangenen 
p'  zss:p.  DD'  ist,  DD*  aber  in  ^gleich  Null  und  in 
E  gleich  I  wird ,  also  p'  von  Null  an  bis  p  wachsen, 
und  sodann  wieder  bis  Null  abnehmen  mufs,  so  sehen 
wir ,  dafs  die  Wirkungen  von  p  auch  sehr  verschieden 
seyn  werden;  und  weil  sich  vermöge  der  krummen 
Linie ,  die  Tangentialkraft  p'  alle  Augenblicke  ändern 
mufs,  so  wird  sich  auch  die  Wirkung  alle  Augen- 
blick ändern  müssen.  Betrachten  wir  aber  die  Wir- 
kung von  p'  nur  durch  einen  sehr  kleinen  Weg,  oder 
eigentlich  hier  durch  einen  so  kleinen  Bogen,  dafs  wir 
diesen  Bogen  als  gerade  Linie  ansehen  können,  wie  oben 
schon  angenommen  wurde,  sq  können  wir  die  Wirkung 
der  Krafl  p'  auf  diesen  sehr  kleinen  Weg  als  gleichfor** 
iiiig  betrachten,  und  wenn  wir  diese  Wirkung  mit  w 
bezeichnen,  und  den  sehr  kleinen  Weg  mit  o:,*  so  wird 

w  =:  p^  jc  seyn^  oder 

w  =i  p  X  DD'  X  ^,  durch  p  ausgedrückt,  wo 
DD*  aber  immer  nur  die  senkrechte  aus  der  Stelle, 
wo  sich  die  Warze  gerade  befindet,  auf  ^£  bedeu- 
tet, und  nie  als  beständige  Gröfse  angesehen  wer- 
den darf;    x  bedeutet  die  Länge  des  kleinen  Bo- 


(J5 

Jens  y  jedoch  immer  dem  Halbmesser  proportional^  so* 
afs  iiir  eine9  andern  Halbmesser  als  i ,  o:  erst  mit 
diesem  Halbmesser  multiplizirt  werden  müfste,  uwii 
wenn*  dieser  mit  r  bezeichnet  wäre 

tv  »  ;?  X  DI>  y,  X  r  werden  würde. 

Diese  Wirkung  ginge  auf  die  Masse  M  über, 
welche  mit  der  Warze  in  Verbindung  steht,  und  da 
diese  Wirkung  in  derselben  Richtung  hcrvorgebracbt 
wird ,  in  welcher  die  Masse  ohnehin  vermöge  der 
Trägheit  sich  bewegt,  so  müfste  durch  diese  heue 
Wirkung  die  Masse  beschleunigt  werden,  und  eine 
gröfsere  Geschwindigkeit  annehmen. 

Sehen  wir  hier  aber  zugleich  auch  auf  die  Wir- 
kung der  Last  P,  so  wissen  wir  der  Voraussetzung 
zu  Folge,  da(s  diese  in  unveränderlicher  Gröfse  an 
jeder  Stelle  in  der  Tangente  entgegenwirkt.  Suchen 
wir  also  die  Gegenwirkung  auf  jenen  Weg  x,  welchen 
die  Krafe  p'  für  irgend  eine  Stelle  zurückgelegt  hat, 
und  bezeichnen  wir  diese  mit  w',  so  wird 

w'  =3  Pxr-y  wo  xia  obigem  Sinne  genommen 
werden  muds.  Sollte  nun  die  Wirkung  w',  jene  obige 
w  erschöpfen,  so  müfsie  ws=i  w'i  oder  Statt  beiden 
ihre  Werthe  eingeführt 

p  X  i?i?'  X  X  r  ^s=i  Px  r   seyn;    es    ist   aber 

P  z=:  p  o,63662.  Diesen  Werth  Statt  P  gesetzt^ 
müfste  auch 

p  X  DD^  xr  ssz  p  0,63602  xr  werden,  oder 
DD*  ^sx  0.6366a  seyn* 

An  der  Stelle  also ,  wo  DD'  diesen  Wertherhält, 
werden  die  beiden  Wirkungen  von  p  und  P,  aber  nur 
für  einen  sehr  kleinen  Weg,  sich  gegenseitig  auf» 
heben.  * 

f  aiik»  i«  polyl.  Iii»l<  UI«  B«k  5 


.  So  lange  ako  DD'  kleiner  ist,  mufs  auch  die 
Wirkung  von  p  kleiner  seyn,  als  die  von  P,  vreil  aber 
P  der  Bewegung  entgegenwirkt,  so  wird  der  Theil 
der  Wirkung  von  P,  der  noch  übrig  bleibt ,  wenn 
die  Wirkung  von  p  für  denselben  Weg  von  ihr  abge- 
zogen i«t,  offoabar  der  Bewegung  der  Masse  entge- 
lten, also  auf  Verzögerung  derselben  wirken  müssen. 

Erhält  aber  DD'  größere  Wcrthe  als  oßZGßiiy 
so  wird  ein  Überschufs  der  Wirkung  von  p  entstehen 
müssen,  der  natürlich  die  Geschwindigkeit  der  Masse 
vergröfsert^  wir  ersehen  also  hieraus,  dafs  die  Ge- 
schwindigkeit der  Masse  und  also  auch  die  mit  ihr 
verbundene  Warzengeschwindigkeit,  bald  zu-  bald  ab- 
nebmen  wird,  je  nachdem  die  Kraft  oder  die  Last 
Überwucht  erhält.  ^ 

DD'  wird  gleich  o,63G6a ,  wenn  die  Warze  von 
ji  aus  einen  Bogen  von  89  Grad  12  Minuten  nahe 
durchlaufen  hat,  es  ist  daher  DD*  von  *A  bis  an  diese 
Sielle  immer  kleiner,  die  Wirkung  von  Palso  impier 
gröfser  als  die  von  p  bis  an  diese  3telle,  und  die 
Masse  wird  in  ihrer  Geschwindigkeit  verzögert  wer- 
den. ,  Tritt  aber  die  Warze  einmahl  an  diese  nun  be- 
stimmte  Stelle ,  so  erschöpft  die  momentane  Wirkung 
von  p  jene  von  P,  und  es  kann  in  diesem  Augenblick 
weder./?  noch  P  auf  die  Masse  M  wirken,  und  M  mufs 
in  dehi  Zustande  bleiben,  in  Vielehen  es  bis  hieher 
gebracht  worden  isu  Geht  die  Bewegung  weiter,  so 
wird  die  Wirkung  von  p  gröfser  und  beschleunigt 
die  Masse.  Es  findet  daher  in  89  12  ein  Übergang 
aus  Verzögerung  in  Beschleunigung  der  Masse  AT  Statt, 
und  die  Geschv^indigkeit  von  M  mufste  in  dieser  Stelle 
ein  Kleinstes  gewesen  seyn,  weil  nur  bis  dahin  P  auf 
Verzögerung  wirket  konnte. 

Es  wird  aber  DD'  so  lange  gröfser  als  o,G36G2 
bleibten,  bis  die  Warze  im  zweiten  Quadranten  zwi- 


% 

'     ■  .       '  «7 

sehen  JS  und  JB  in  einer  ähnlicben  Lage  ^ie  zwischen 
J  und  £  im  ersten  Quadranten  sich  befindet^  und 
diefs  luinn  nur  in  einem  Winkel  von  89^  la'  von  B  aus 
gezahlt^  Statt  haben ^  weil  nur  für  diesen  Winkel  D  D* 
wieder  gleich  0^63662  wird. 

• 

Die  Wirkung  von  p  mufstc  alsp  bis  hieher  immer 

grober  als  die  von  P  seyn,  und  ihr  Überschufs  über 
die  Wirkung  der  Last  P  auf  Beschleunigung«  der  Masse 
.¥  wirken;  geht  aber,  die  Bewegung  über  diese  Stelle 
hinüber  gegen  B  zu.  fort  ^  so  wird  von  da  aus  D  D^ 
immer  kleiner  als  obige  Zahl  seyn  y  und  in  jS  in  Null 
übergehen ,  also  die  Wirkung  von  P  wieder  Überwucht 
über  die  Wii*kung  von  der  Kraft  p  haben  ^  oder  auf 
Verzögerung  der  Masse  M  wirken  müssen.  Wir  sehen 
also  auch  hier  einen  Übergang  aus  einer  Beschleuni- 
gung in  eine  Verzögerung^  und  da  die  erstere  nur  bis 
an  diese  Stelle  Statt  haben  konnte^  so  mufs  sie  da  ein 
Gröfstes  seyn^  oder  die  Masse  M  mufs  bei  i4o^4^' 
von  A  aus  ihre  gröfste  Geschwindigkeit  erlangt  haben. 

0 

Wir  haben  also  für  diese  angenommene  Wir- 
kungsart der  Kräfte  p  und  P  im  ersten  Quadranten 
ein  Kleinstes^  und  im  zweiten  ein  Gröfstes  der  Ge- 
schwindigkeit  der  Warze  und  der  Masse  gefunden. 

18)  Lassen  wir  nun  aber  wie  vorhin  die  Richtung 
und  Geschwindigkeit  der  Bewegung  der  Warze  und 
der  Masse,  nehmen  aber  an^  es  wirkte  P  in  einer  der 
vorigen  entgegengesetzten  Richtung^  also  in  der  Rich- 
tung, in  welcher  sich  ilf  bewegt,  wie  zuvor  unver- 
änderlich gleich  grofs  in  der  Tangente  des  Warzen- 
kreises; die  Kraft  p  aber  widerstehe  der  Bewegung 
als  Last  nach  eben  dem  Gesetze ,  als  sie  zuvor  für  die 
Bewegung  gewirkt  hat;   so  werden  die  momentanen 
Wirkungen  der  beiden  Kräfte  sich  nur  in  denselben 
Stellen  gegenseitig  ganz  erschöpfen  können,   wo  sie 
es  in  dem  vorigen  Fall  nur  konnten ;  allein  rücksicht- 

5  *     .  '■ 


68 

lieh  der  Geschwindigkeit  der  Warze  und  der  mit 
ihr  verbundenen  Masse  mufs  nun  etwas  anders  ein- 
trclen. 

Die  Wirkung  von  der  Kraft  P  bleibt  von  A  aus 
bis  zu  einem  Winkel  von  89^12'  wie  zuvor  gröfser^ 
als  die  Wirkung  yonp,  ihr  Überschufs  wirkte  zuvor 
-wie  jetzt  auf  die  Masse  ^  allein  die  vorige  Wirkung 
von  P  war  der  Bewegung  der  Masse  entgegengesetzt^ 
und  brachte  daher  nothwendiger  Weise  eine  Verzö- 
gerung in  der  Masse  AT  hervor ,  in  dem  jetzigen  Falle 
hingegen  wirkt  P  mit  eben  diesem  Wirkungsübet- 
.  schufs  bis  an  die  genannte  Stelle  in  der  Richtung  der 
Bewegung  der  Masse  M,  und  mufs  also  eine  Beschleu- 
nigung erzeugen. 

Weil  von  da  aus  die  \yirkung  der  Kraft ,  oder 
jetzt  der  Last  p  bis  an  die  obenbemerkte  Stelle  im 
zweiten  Quadranten  momentan^  und  also  auch  in 
Summe  gröfser  bleibt ,.  als  die  von  Py  sie  aber  gegen 
die  Bewegung  wirkt  ^  so  mufs  ihr  Wirkungsüberschufs 
über  die  Wirkung  von  P  auf  Verzögerang  der  Masse 
M  aber  nur  bis  an  diese  Stelle  wirken ,  und  hieraus 
geht  hervor,  dafs  in  diesem  zweiten'  Falle  die  gröfste 
Ge£\chwindigkeit  der  Warze  im  ersten  Quadranten, 
und  die  kleinste  im  zweiten  wird  fallen  müssen. 

« 

19)  Wir  sehen  aus  der  Wirkungsart  dieser  bei- 
den Kräfte  wohl,  dafs  eine  beständige  Änderung  in 
der  Geschwindigkeit  der  Warze  Statt  finden  mufs, 
allein  wir  wissen  noch  nicht,  vne  grofs  diese  Ände- 
rung im  Allgemeinen,  oder  wie  grofs  sie  fiir  bestimmte 
Stellen  ist. 

Doch  ist  uns  zugleich  klar  ,  dafs  wenn  diese 
Kräfte  in  einer  angenommenen  Gröfse,  welche  ge- 
genseitig doch  in  dem  Verhältnisse ,  das  oben  vor- 
ausgesetzt, und  hier  immer,  wenn  auch  stillschwei« 


69 

gend  bedingt  ist,   vHIrken,   zn  den  Stellen    für  die 
gröiste  und  Kleinste  Geschwindigkeit  för  verschiedene 
Massen  M  gleichen  Wirkungsiiberschufs  erzeugt  ha- 
ben werden.    Dieser  soll  auf  M  wirken^  und  es  küm- 
mert uns  jcflzt  nichts  ob  er  Beschleunigung  oder  Ver- 
zögerung erzeugt^  d.h.  ob  er  von  der  Kraft  oder  von . 
der  Last  herrührt ;  nur  sehen  wir^   dafs  dieser  Wir- 
kungsiiberschufs auf  die  Masse  nur  der  unmittelbaren 
Gröfse  der  letzteren  proportional  wird  wirken  können ; 
dais  also  derselbe  Wirkungsüberschufs  in  einer  klei- 
neren Masse  eine  gröfsere  Änderung  der  Geschwin- 
digkeit wird  erzeugen  müssen^  ah  in  einer  gröfseren^ 
and  es  ist  uns  dadurch  schon  erhellt^  dafs  bei  einer 
grofsen,  mit  der  Warze  verbundenen  Masse  ^  die  Ge- 
schwindigkeit der  Warze  nicht  so  bedeutend ,  als  bei 
einer  kleineren  Masse  geändert  werden  kann^   wel- 
ches   ohnediefs    allgemein  schon   in  §•  i3    erwiesen 
worden. 

3o)  Es  dringt  sich  uns  hier  bei  genauer  Betrach- 
tung unwillkürlich  die  Frage  auf ^  ob  es  nicht  mög- 
lich seyn  sollte,  die  Geschwindigkeit  der  War%e  in- 
nerhalb bestimmten  Gränzen  ernalien  zu  köni^en? 
Die  Beantwortung  dieser  Frage  liegt  aber  schon  ge- 
löst in  dem  Vorhergehenden ;  dafs  nähmlich  in  einer 
gröfseren  Masse  eine  kleinere,  und  in  einer  kleinen 
Masse  eine  gröfsere  Geschwindigkeitsanderung  ,von 
gleichem  Wirkungsüberschufs  der  Kräfte  p'  und  P 
iTvird  erzeugt  werden  können ,  und  es  kömmt  hier  nur 
noch  darauf  an,  diesen  Wirkungsüberschufs  ,  den 
wir  die  Wirkung  auf  Beschleunigung  nennen  wollen, 
wo  unter  Beschleunigung  nun  schon  eine  wirkliche 
positive  Beschleunigung,  oder  eine  negative,  oder 
Verzögerung  verstanden  werden  kann,  je  nachdem. 
Kraft  oder  Last  Überwucht  hat,  an  jeder  Stelle,  also 
auch  an  denen,  wo  die  gröfste  und  kleinste  Geschwin* 
digkeit  Statt  findet ,  der  Summe  nach  zu  kennen. 


70  ^ 

Hierzu  wird  c»  gut  seyn^  wenn  wir  vor  Allem  eine 
willkürlich  grofse  Masse  uns  mit  der  Warze  in  Ver- 
bindung denken^  und  den  Zustand  dieser  Masse  an 
jeder  beliebigen  Stelle  betrachten. 

■r 

Da  wir  hier  aber  die  Wirkung  auf  Beschleuni- 
gung für  jede  Stelle  des  Warzenkreises  der  Summe 
nach  finden  können^  so  wird  sich  diese  Wirkung  auch 
immer  auf  oben  bemerkte  allgemeine  Art  durch  einen 
doppelten  Werth   ausdrücken   lassen      Nehmen   wir 
nun  an,  die  Masse  sey  gegeben  und  in  Pfunden  gleich 
Mj  ihre  Geschwindigkeit  sey  in  A  in  der  angenom- 
menen Richtung  s=;  c;  so  wird  zu  dieser  Geschwin- 
digkeit,   wie  schon  oben   gezeigt  worden  ist,    eine 
Geschwindigkeitshöhe ,  die  wir  mit  h  bezeichnen  wol- 
len,  gehören.     Nun  habe  sich  die  Warze  bis  an  ir- 
gend eine  Stelle  <i  gleich  viel  ob  über  oder  unter  dem 
bekannten  Winkel,  z.B.  bis  in  D  bewegt,  so  können 
wir  ihre  Geschwindigkeit  an  dieser  Stelle  mit  o*  und 
die  ihr  zugehörige  Gesch^ndigkeitshöhe  mit  h'  be- 
zeichnen.     Es  mufs  also  eine   Wirkung  da  gewesen 
s'eyn ,  welche  die  Masse  von  einer  Geschwindigkeit  c 
Huf  die  Geschwindigkeit  d  gebracht  hat,  es  kann  hier 
natürlich  o*  sowohl  gröfser,   wie.  auch  kleiner  als  c 
seyn ,  je  nachdem  wir  D  an  einer  Stelle  nehmen ,  wo 
p  oder  P  Überwucht  hat.     Die  Wirkung  in  A  war  yoi 
der  Masse  Mh\  in  dem  Punkte  D  ist  sie  =:  Mh^\  un- 
ter der  Wirkung  Mh'  aber  ist  auch  die  Mh  schon 
mitbegriffen ;  wenn  wir  also  blos  die  Wirkung  suchen, 
welche  von  der  Wirkung  der  beiden  Kräfte  auf  die 
Masse  entstanden  ist,  miissen  wir  nothwendiger  Weise 
das  schon  vorhanden  G.ewesene  ehe  diese  Kräfte  wirk- 
sam wurden,  abziehen,  und  es.  wird  also  die   Wir- 
kung, auf  Beschleunigung,    durch  die   beschleunigte 
Masse  und  ihre    Geschwindigkcitsliöhe    ausgedrückt 
=  Mh    —  Mh  =5  M  (h'  —  h)  seyn  müssen.     Die 
Wirkung  von  p  sey  bis  an  diese  Stelle  in  Z?  =  tv,  die 
von  der  Kraft  P  =  tv' ;  so  wird  w  —  \v*y  auch  diese 


7» 

Wirkung  auf  Beschleunigung  ausdrücken,  und  du  diese 
nur  einander  gleich  seyn  können,  weil  erstere  nur 
durch  den  Unterschied  w  —  w^  erzeugt  wird,  so  ist 

M  {h'  —  h)  -=2  w  —  iv  5  'und 

I.  Af  =s      ,  oder  wenn  71/ gegeben  ist,  was 

h*  —  h 

hier  vorausgesetzt  wurde 


So  läfst  sich  also  aus  Formel  II  der  Zuwachs  oder 
die  Abnahme  der  Geschwindigkeitshöhe ,  also  auch 
der  Geschwindigkeit,  durch  die  .Wirkung  w  und  w' 
und  durch  die  Masse  M  bestimmen,  und  um^^ekchrt, 
wenn  die  Differenz  der  Geschwindigkeiten  bedingt  ist, 
die  Masse  M  für  diese  Differenz  aus  Formel  I.  aus- 
drücken. 

Da  hier  diö  Wirkungen  der  Kräfte  Pund^  nach 
einem  stätigen  Gesetze-  wirken,  und  an  den  schon 
liekannten  Stellen  entweder  eine  gröfste  oder  kleinste 
Geschwindigkeit  der  Warze  eintritt;  so  wird  es  für 
die  Bestimmung  der  Geschwindigkeitsdifferenz,  wenn 
die  Masse  gegeben  ist,  oder  ftir  die  Bestimmung  der 
Masse,  wenn  diese  Differenz  bedingt  ist,  nur  nöthig 
seyn,  an  diesen  Stellen  die  Wirkungenstv  und  tv'  nä- 
her zu  bestimmen,  und  aus  diesen  das  tlbrige  zu 
finden. 

21^  Aus  §.  i5  wissen  wir,  dafs  die  Wirkungen 
der  einzelnen  aus  p  an  jeder  Stelle  der  Warze  wir- 
kenden Tangentialkräfte  gleich  sind  der  Wirkung  der 
Kr^ft  py  multiplizirt  mit  der  Länge  des  Durchmessers, 
und  dafs  auch  diese  einzelnen  Wirkungen  von  A  aus 
bis  an  eine  Stelle,  wo  sich  die  Warze  befindet,  gleich 
sind  der  Wirkung  von  p  in  einem  Theile  dieses  Durch- 
messerd  von  A  aus  bis  an  eine  Stelle,  wo  eine  senk^ 


7^ 

rechte  Linie  aus  dem  angenommenen  Wanenponkte 
auf  den  Durchmesser  jiB  hinfallt.  -^  Befindet  sich 
die  Warze  also  in  D^  und  D  sey  hier  in  39^12^;  so 
ist  die  Wirkung  Yon  p  bis  an  diese  Stelle  von  ji  aus, 
oder  wenn  wir  sie  für  diese  Stelle  mit  ff^  bezeichnen 
W  ^=^  p.  Al>\  Vfo  DD'  senkrecht  auf  AB  vor- 
ausgesetzt wird* 

» 

Di»  Wirkung  von  P  ist  gleich  der  Kraft  P  mul- 
tiplizirt  mit  der  Länge  des  Bogens  AD  in  Theilen  des 
Halbmessers  AC  wie  AD'  ausgedrückt;  setzen  wir  in 
solchen  Theilen  den  Bogen  AD  ^2»,  so  ist  die  Wir* 
kung  von  P  bis  an  diese  Stelle  mit  fV  bezeichnet, 

kfT^  =  p,Z  und' also 

PT  ^  TfTi  ^  pJDi  —  PZ.    Es  ist  aber  für 

den  Winkel  yon  89^  la'  veie  wir  schon  oben  gesehen 
haben 

DD'  ^  0,63662 }  AD'  =  r  —  CD'  und  weil 
für  DD'  =  0,6366a,  r  as  i  werden  mufs 

ALf  =:  i  —  CD'}  upd 

CD'  =?  V  Cd"^  DD^i 
also 


C/^«  Vr«  — o,636öxr«=  V  i^o,4o5a85 

•=  \/  0,594715  s=  0,771  ij  und  daher 

AD*  =5  I  —  0,7711  .=s  0,22899  und  die  Wir- 
'  -  kung  von  p ,  oder 

fr  ^  pX  0,2289. 

Für  die  Wirkung  der  Kraft  P  ist  der  Bogen  ^D 
oder  Z  für  den  Winkel  von  39^  12/.  nahe  gleich  o,6838 
ii'ir  den  Halbmesser  =  i ,  und  also 

PT'  pz  P.  o,6838;  P  aber  durch  seinen  Werth 
f^us  /'  in  ^  ausgedriickt 


7^ 

''*  r:  p.  OjQiißß%.  0^6838  =  p*  o^4353  nalie  ge- 
BUg.     Daraus  ist 

w—w*x=ip.  0,3289  —  p.  0,4353 

zup.  (o,!i!>89 — 0,4353)  =: — p.  o,ao64 ; 
oder  es  ist  die  Wirkung  auf  Beschleunigung  negativ, 
oder  eine  Verzögerung,  wenn/?  Hir  und  Zugegen  Be- 
"wegung  wirkt. 

Setzen  wir  die  Geschwindigkeitshöhe  der  Masse 
AT  in  dieser  Stelle  r:  j&;  und  hehalten  die  Geschwin- 
d%keitshöhe  dersel)i>eii  in  A  wie  oben  angenommen 
worden  :=  h  hei,  so  mufs  die  Wirkung  in  der  Masse 
am  die  Gröfse  M  {H  —  H)  vermehrt ,  worden  seyn. 
£s  ist  also 

M  {U  —  Ä)  c  —  p.  0,2064 ;  daraus 

(JS —  Ä)  = '^'      ■  ,    oder  der  Unterschied 

negativ;   also  wenn  wir   diese  Diflferenz  mit  Z*  be- 


{H—h)  =  —  Z>  und 
^  Z'  =  -  ^^^!^;  und 

Z'  ==  ^—z — ;  und  wenn  Z^  gegeben  ist. 

M  =:  -— *7---  —    Dieser  Werih  für  ilf  gilt  je- 

doch  nur,  wenn  die  Geschwindigkeit  der  Warze  in  A 
bekannt,  imd  auf  irgend  eine  Art  bestimmt  ist« 

Da  aber ,  wie  man  wohl  aus  dem  bisher  Gesag- 
ten wi^d  ersehen  können,  diese  Geschwindigkeit  in 
A  und  B  auch  nur  von  der  Differenz  der  kleinsten  und 
gröfsten  Geschwindigkeit  der  Warze  wird  abhängen 
miissen,  so  müssen  wir  auch  die  Masse  durch  die 
Differenz  der  gröfsten  und  kleinsten  Geschwindigkeit 
auszudrücken  suchen,   weil  diese  gewöhnlich  gegen^ 


74 

einander  bedingt^  und  iiir  irgend  ei(^en  Zweck ^  der 
erreicht  werden  soll,  gegeben  sind.,  x" 

22)  Die  Wirkung  ist  in  der  Masse  ^f  an  der  Stelle 
von  39^  1 2^  von  A  aus  im  ersten  Quadranlen, 

Verfolgen  wir  die  Bewegung  bis  an  die  dieser 
korrespondirenden  Stelle  im  zweiten  Quadranten^  also 
bis. in  i4o^4S'  von  A  aus  gezählt ^  und  nehmen  an^ 
es  sey  die  Geschwindigkeit  der  Warze  an  diesem 
Punkte  ±1  C'y  die  dazu  gehörige  Geschwindigkeit^- 
höhe  :=!  H^  y  so  mufs  die  Wirkung  auf  Beschleunigung 
der  Masse,  von  D  bis  an  diese  Stelle 

=  Mff  —  MH  =  M  (Ä'  —  H)  seyn. 

Suchen  wir  auch  die  Wirkungen  der  Kräfte  P  und 
p  von  A  bis  an  diese  Stelle ,  und  ziehen  die  Wirkun« 
gen  derselben  von  A  bis  D  davon  ab^  so  ist  die  Wir- 
kung auf  Beschleunigung  der  Masse  durch  die  Kräite 
PnnAp  in  ihre  Wege,  ausgedrückt,  wenn  wir  diese 
Wirkung  mit  fV'  bezeichnen, 

ff^'  =z(pAL  —  p  AI>)  —  P  rZ'  —  Z);  wo 
Z  den  Bogen  von  A  bis  D,  und  Z'  den  Bogen  von 
u/bis  W  ausdrückt,  und  D*^  den  Punkt  bezeichnet, 
wo  im  zweiten  Quadranten  der  Wechsel  der  Beschleu- 
nigung eintritt ,  so  dafs  Z)'<C^=:  i4o® 48'  ist;  D^L 
ist  senkrecht  auf  AB,  und.  daher  auch  gleich  o,6366a 
==  DD*.  — 

Es  ist  aber  unter  diesen  Voraussetzungen  und 
für  den  Halbmesser  CDzz  i,  wie  überhaupt  hier  im- 
mer angenommen. 

AL  zz  AC  -^  CL  =:  i  -{-  CL,  und 


CL  =:V  CD'*  —  I>'L  =:  V  I  —  D^'L  j 


^ 


75 

ly'L  =1  0,63602,  und  also 

JD*^  L  =  0,43532;  mithin 

Vi  —  0,43533  =  V  0,56467  =  0,7711  =  CL 
und 

AL  =:  I  -f  0,7711  =  1,7711  und  die  Wirkung 
Ton  p ,  oder 

p  ALzzp.  1,771  ij  nach  Obigem  war 

p  AD*  =  ;;.  0,2289  also 

p   {AL  —  -^Z?')  =   p    (  1,7711    —   0,2289)    =z: 

Für  einen  Winkel  von  i4o^48'  ist 

Z'  r^  2,4562  nahe  genug,  und 

Z  war  nach.  Obigem  gleich  o,6838  nahe;    also 

Z'  —  Z  r=  2,4562  —  0,6838  =  1,7724,  und 

P{Z^  —  Z)  =  P.  1,7724  =;>.  0,63662.  1,7724 

:=zp.  1,12834»  und  aus  diesem  wird 

W  =  p  (1,5422  —  1,12834)  =  P-  o,4i386j 
dieses  mufs  auch  gleich 

M'  {H^  —  H)  seyn,  und  es  ist  daher 

M  {IP  -r-  ff)  =^  p.  o,4i386,  und  für  einen  ge- 
gebenen Unterschied  der  Geschwindigkeiten 

Dieser  Ausdruck  gilt  für  den  Halbmesser  1 ,  für 
willen  andern  Halbmesser  des  Warzenkreises  müfste 
aus  bekannten  Gründen  o,4i386  crstmit  diesem  Halb- 
messer multiplizirt  werden  ^  uhd  wenn  wir  den  Halb- 
messer desselben  allgemein  mit  /*  liezeichnen,  wäre 
für  jedeii  Warzenki'eis 


/ 


76 

a3)  In  der  Anwendung  ist  gewöhnlich  die  Um- 
drehungszeit  der  Kurbelwarze  durch  Umstände  be- 
stimmt^ aus  der  Lange  des  Kreises  und  dieser  Zeit 
ergibt  sich  irgend  eine  mittlere  Geschwindigkeit,  und 
die  Zwecke  y  zu  denen  die  Maschine  angeordnet  ist, 
bestimmen,  wie  weit  sich  die  Geschwindigkeit  an 
andern  Stellen  des  Umfanges  von  dieser  mittleren ,  so- 
wohl dariid)er  als  darunter  entfernen  darf,  und  mit 
diesen  ist  also  C  und  O^  daher  auch  mit  ihnen  U 
und  H'  gegeben. 

Je  kleiner  nun  die  Differenz  wird,  desto  grös- 
ser mufs  die  Masse  werden,  würde  H^  es  H^  oder 
sollte  die  Geschwindigkeit  an  allen  Stellen  gleich 
grofs  seyn ,  so  würde  W  —  ff  =  o  und  * 

M  =  =  unendlich  grofs. 

Man  ersieht  hieraus ,  dafs  Mnie  zu  grofs  werden 
kann ,  und  man  defswegen  ein  Schwungrad  niemahls 
zu  grofs  anlegen  könnte,  -wenn  nicht  andere  Umstände 
die  Gröfse  desselben  beschränkten ,  und  da  die  Masse 
niemahls  unendlich  grofs  werden  kann ,  so  kann  auch 
die  Bewegimg  niemahls  gleichförmig  werden. 

4 

Beispiel. 

Es  sey  die  auf  Bewegung  wirkende  Kraft  culer 
p  ==  4oo  Pfund;  der  Halbmesser  der  Kurbel,  oder 
r  =  I. 

Die  kleinste  Geschwindigkeit,  welche  die  Warze 
im  Kreise  haben  darf,  sey  =  i,5  Fufs;  die  gröfste 
SS  1^8  Fufs ;  so  gehört  zur  ersten  eine  Geschwindig- 

keitshöhe,    weichein    Fufsen  =  —  =: 0,08629  ist. 


77 

2ur   zweiten   eine  Höhe  s=:  J^  s=l:  o.oSü^G;   und  es 

ist  hier 

jfiT  =  o,o3Ö29 ;  Ä'  =  o^oSsaG  und 

//'  —  B  =^  o^oSdüö  —  0,086:19  =  O9O1597 
und  es*  ist  also  nach  Formel  (I)  §.  22 

M  ==  — ^-^      .  *=  io366  Pfund  nahe  genug. 

0901597  o       .0 

Diese  Masse  miifsten  wir  nun  in  dem  Warzen- 
ireise  so  anbringen^  dafs  sie  der  Bewegung^  wie  be- 
dingt bt  9  nur  als  träge  Masse  widerstände ,  was  wir 
entweder  durch  einen  zylindrischen  Ring,  oder  durch 
einander  balanzirende  Massen  in  dem  Warzenkreise 
erreichen  würden,  wenn  dieselbe  nicht  durch  ihre 
Gröfse  uns  nöthigte ,  sie  durch  andere  Mittel  zu  er- 
setzen. 

Wir  wissen,  dafs  durch  eine  kleinere  Masse  auf 
einem  gröfseren  Weg  eine  eben  so  grofse  Wirkung  er- 
reicht werden  kann,  als  durch  eine  gröfsere  Masse  in 
einem  kleineren  Weg ;  und  weil  es  sich  hier  ntur  um 
den  Zweck  zu  erreichen  kandelt,  und  nicht  darum, 
ipit  welchen  Mitteln,  und  wie  grofs  diese  Mittel  sind, 
wodurch  der  Zweck  erreicht  ist,  wollen  wir  unter- 
suchen, ob  sich  diese  Masse  im  Warzenkreise  vertheilt, 
nicht  durch  eine  andere  in  einer  andern  Entfernung 
oder  auch  auf  einer  andern  Drehungsachse  (welche 
jedoch  mit  der  War^enachse  in  Verbindung  sey),  wird 
anbringen  oder  ersetzen  lassen.  * 

a4)  Wenn  wir  an  einem  willkürlichen  Halbmes- 
ser, der  sich  um  den  Mittelpunkt  als  feste,  unbieg-  . 
same  Linie  drehen  kanp ,  an  dessen  äufserstem  Ende 
vom  Mittel-  oder  Drehungspunkt  uns  eine  Masse  an- 
gebracht denken,  die  der  Bewegung  blofs  als  Masse 
nach  dem  Gesetze  der  Trägheit  widerjsteht ; ,  so  wird 


78 

irgend  eine  Kraft  dazu  gehören ,  dieser  Masse  Bewe- 
gung mit  zu  tKeilen ,  oder  wir  können  uns  den  Wider- 
stand der  Masse  gegen^  Bewegung  als  eine  solchtß 
Kraft  denken ,  so  mufs  die  Kraft  auch  natürlich  der 
Masse  proportional  seyn. 

Es  widersteht  also  die  Masse  in  der  Entfernung 
vom  Drebungspunkte^  welche  wir  mit  r  bezeichnen, 
der  Bewegung  mit  irgend  einer  Gröfse. 

Denken  wir  uns  diesen  Halbmesser  verlängert, 
und  in  dieser  Verlängerung  in  einer  Entfernung  vom 
vorigen  Drehungspunkte,  welche  wir  durch  jR- aus- 
drücken wollen,  eine  andere  Masse  eben  so  wie  die 
in  r  angebracht,  jedoch  mit  der  Bedingung,  dafe^  diese 
neue  Masse  in  ihrer  Stelle  gerade  das  hervorbringe, 
was  die  vorige  hervorgebracht  hat,  dafs  sie  also  der 
Bewegung  mit  gleicher  Gröfse  wie  die  in  r  wider- 
stehe; so  wird  die  Kraft,  weichein  der  Entfernung  R 
angebracht  ist,  sich  gegen  ]hn.e,  welche  in  r  wirkt, 
lUHgekebrt  wie  ihre  Entfernungen  vom  Drehungspunkt 
zur  Entfernimg  der  erstcren  verhalten  müssen,  oder 
Wenn  wir  die  Masse  in  r  mit  Q  die  in  R  mit  Q^  be- 
zeichnen, wird 

Q  :  Q'  =i  R  :  ri  weil  nähmlich,  wie  schon 
bemerkt  worden ,  die  Widerstände  den  Massen  pro- 
portional sind. 

Es  wäre  also  hier 
^  Q '' 

^  =  -V- 

Gehen  wir  hier  aber  auf  wirkliche  Bewegung 
über,  so  sehen  wir,  dafs  wenn  die  Masse  ^  in  r  ir- 
gend eine  Geschwindigkeit  =-'C  annimmt,  die  Masse 
Q'  in  dem  geraden  Verhältnisse  der  Radien  ihre  Ge- 
schwindigkeit erhalten  mufs,  die  wir  mit  c'  bezeich- 

m 


79 

neu  vrollen.     Zu  diesen  Geschwindigkeiten  gehören 
die  Geschwindigkeiuhöhen  h  und  A'^  so  wird 

h  :  k'  =•'  r^.  :  R^^y  weil  sich  die  Geschwindig* 
keitshöhen  wie  die  Quadrate  der  Geschwindigkeiten^ 
und  die  Geshwindigkeiten  wie  d^  Radien  verhalten. 
'E0S  ist  also 

h  if - 

Ä'  =s  —- .     Soll  nun  in   ^  dieselbe   Wirkung 

wie  in  Q  hervorgebracht  werden,  was  hier  eigentlich 
Bedingung  ist,  so  wissen  wir  aus  dem  allgemeinen 
Satz  der  Wirkung  dafs 

h  Q^^  h*  Q'  wird  seyn  müssen,  und  Statt  ä'  den 
Werth  eingeführt,  wird 

h  QcB  -!--•  Q^'y  oder  es  ist  ^durch  ^und  die 

Halbmesser  ausgedrückt 

(I.)  Q'  CS  -—  •     Wäre  hier  /•  =  i ,  so  wird  , 

(n.)  ^Ä*=  Q.- 

Wollten  wir  alsQ  die  in  dem  obigen  Beispiel  für 

den  Halbmesser  s=:r  des  Warzenkreises  gefundene  Masse 

▼on  io366  Pfund  auf  einen  Schwungring  rcduziren, 

dessen  Halbmesser  =  4'  ^^J^  so  würde  diese  Masse 

.  oder  ^  nach  Formel  (I) 

^  .0366. . »  ^  if^  _  643  pf^j  „^he. 

Die  Formel  (I)  gibt  uns  jedoch  eine  sehr  leichte 
Hegel,  jede  Schwungmasse  anginem  beliebigen  Halb- 
messer auf  einen  andern ,  gröfseren  oder  kleineren 
zu  bringen  \  indem  wir  nur  die  gegebene  Masse  mit 
dem  Quadrate  ihres  Abstandes  vom  Drehungspunkte 
multipliziren ,  und  dieses  Produkt  durch  das  Quadrat 
des  neuen  Abstandes  theilen  dürfen,  um  durch  den 
Quotienten  die  neue  Masse  zu  erhalten.    . 


8o 

^5)  Will  man  eine  schon  bekannte^  iiir  die  Gleich- 
förmigkeit hinlänglich  grofae  Masse  auf  eine  andere 
Welle  übertragen^  so  sey  der  Halbmesser  für  den 
Schwungring  an  beiden  Achsen  gleich  grofs ,  die  Um- 
drehungsEciten  der  beiden  Wellen  durch  die  in  ein-* 
ander  greifenden  Räder  oder  andere  Vorrichtungen 
gegeben.  Die  Geschwindigkeit  der  Masse  an  der 
Warzen  welle  sey  wie*  oben  =:  c,  die  Geschwindigkeit 
der  Masse  «Q'  an  der  zweiten  Welle  sey  =  c%  dazu 

Sehören  die  Höhen  h  und  h^ ;   so  mufs  wieder  nach 
em  bekannten  Gesetz 

JiQ  ^sss  h^  Q*  &T  gleiche  Wirkungen  seyn. 

Es  ist  aber 

h  :  h^  =  C^  :  c'  *  j  und 

c  :  c'  *=i  t  :  t^ ,  wo  t  und  t^  die  Umdrehungs- 
zeiten der  Wellen^  und  zwar  t  für  die  erste  und  t* 
für  die  zweite  sind ;  also  auch 

h  :  h^  s^  t^  :  ^f^ ;  weil  sich  aber  die  Umdre- 
hungszeiten zweier  Wellen  lungekehrt  wie  die  Radien 
ihrer  in  einander  greifenden  Räder  verhalten  müssen^ 
so  wird  auch^  wenn  g  den  Halbmesser  des  Rades  an 
der  ersten^  und  q^  den  Halbmesser  des  Rades  an  der 
«weiten  Welle  bezeichnet 

t  :  ^t  esa  ^g  :  q  und 

t  ^  :  '^ »  BS  'j  «  :  j «  oder  ' 

Ä  :  Ä'  .=  '^  *  :  j «  daher 

fi^  sa  -i-  und  aus  der  Gleichuns 

hQ  =i  h'  Q*  wird,  Tür  A'  den  Werth  geseut, 

A  P  ss:  ^^— ^-  oder 

(y  SS  — ^.  Ist  die  Masse  einmahl  auf  diese  Art 
auf  eine  zweite  Welle  gebracht;    so  kann  sie  nach 


8i 

Formel  (1),  §.  :i4>  vvieder  aaf  jede  Entfernung  vom 
DrehongspimLte  gelegt  ^yerdeii. 

In  diesen  zwei  Paragraphen  ^4  ^^^  ^^  ^^^^  ^^^ 
die  Regeln  aufgestellt^  nach  welchen  eine  Schwung- 
masse^ sie  sey  nun  durch  die  Rechnung  oder  durch 
ILrfahrung  als  hinlänglich  grofs  bekannt^  auf  jeden 
beliebigen  Halbmesser  reduzirt^  und  auf  mit  der  War* 
zeaweUe  verbundene  Wellen  übertragen  werden  kann. 

:iG)  Diese  Entwicklungen  für  die  Gröfse  und  die 
Bestimmung  von  M  fiir  irgend  einen  Grad  der  Gleich- 
förmigkeit der  Bewegung  der  Kurbelwarze  gelten  je- 
docJi  nur,  wenn  p  als  reine  Kraft,  frei  von  allen  an- 
dern Verbindungen^  der  Kraft -P  entgegenwirkt. 

Dieses  ist  jedoch  selten  der  Fall,  und  gewöhnlich 
sind  mit  der  Kraft  p  auch  Massen  'in  Verbindung^ 
welche  in  der  Richtung  dieser  Kraft  hin  und  zurück, 
d.  h.  von  j4  nach  B,  und  von  B  naöh  ^  der  Bewegung 
aJs  träge  Massen  widerstehen,  und  entweder  beschleu- 
Bigt  oder  verzögert  werden,  was  die  Natiu:  der  Bie- 
wegung  aufhellen  wird. 

* 

Es  sey  also, mit  der  Kraft  p  eine  lange  Unbieg- 
same Linie  udK  in  Verbindung,  dafs  die  Neigung  die- 
ser Linie  gegen  die  Verlängerung  von  ^B^  wenn;? 
mit  dem  einen  E;adpunkte  dieser  Linie  im  Kreise  der 
Kurbelwarze  heruni   geht,  als  unbedeutend  angese- 
hen werden  kann,  und  an  dem  Ende  bei  K  sey  an 
diese  Linie  eine  Masse  sstm  angebracht^  welche  nach 
obiger  Bedingung  parallel  mit  ^B  hin  und  hergezo- 
gen wird ;  so  sehen  wir ,  dafs ,  wenn  die  Warze  sicK 
in  Ji4  befindet,    die  Bewegung,    also  auch  dic/Ge- 
schvnndigkeit ,   der  Masse  m  gleich  Null  seyn  mufs, 
und  dafs  ihre  Geschvnndigkeit,  wenn  die  Warze  nach 
B  Kommt,  ebenfalls  gleich  Null  ^eyn  wird^  weil  in  B 
die  Kraft  p  aufhört  von  A  nach  B,  und  anfängt  von 

lakgk,  4.  poljt.  Init,  111.  Bd,  '  6  ' 


8a 

B  nach  A  zu  i;^irken.  Es  kann  nun  die  Geschwin* 
digkeit  der -Masse  m  zwischen  A  und  B  nach  eiaem 
-willkürlichen  Gesetze  verändert  worden  seyn,  oder 
nicht ^  so  sehen  wir  doch^  dafs,  weil  dieselbe  sich 
in  B  in  demselben  Zustande  der  Bewegung  wie  in  Aly 
also  in  Ruhe  y  befindet ;  durch  ihre  Bewegung  in  der 
ganzen  Periode  nichts  geschehen  seyn  kanu^  was  in 
Beziehung  auf  die  Wirkung  der  Kräfte  p  und  P  vor- 
oder  nachtheilhaft  seyn  könnte^  uhd  hätte  die  Masse 
m  auch  durch  Beschleunigung  in  ihr  an  einigen  Stel« 
Jen  Kraft  erschöpft^  so  niufs  die  Wirkung  dieser 
Kraft  y  durch  die  Verzögerung  der  Masse  m  an' anderen 
Stellen  wieder  ersetzt  worden  seyn. 

4 

Man  ersieht  also  hieraus^  dafs  die  Masse  m  auf 
das  Verhalten  von  p  und  Py  eben  so  wie  die  Masse 
M  keinen  Einflufs  haben  kann ;  welche  Veränderun- 
gen in  der  Bewegung  jedoch  innerhalb  dieser  Periode 
vorgehen^  und  in  wiefern  die  Masse  m  hierauf  einen 
Einflufs  äufsert^  ist  noch  zu  erläutern. 

tyj)  Die  Warze  sey  bis  an  eine  willkürlich  ange^ 
nommene  Stelle  von,  A  gegen  E  hin  vorgerückt ^  und 
befinde  sich  in  D  (wo  jedoch  nicht  angenommen  wird^ 
dafs  der  Winkel  DCAzz  Sg^iü'  sey),  die  Masse  ilf, 
welche  mit  der  Warze  verbunden  ist,  habe  hier  eine 
Geschwindigkeit  =  c' ,  und  die  Geschwindigkeit  von 
Min  A  sey,  wie  oben  15  c  gewesen. 

Die  Masse  m,  welche  sich  in  der  Richtung  AB 
bewegt,  wird  sich  jetzt  in  Ä^  befinden  müssen ,  wenn 
AK  =  DK'y  wie  vorausgesetzt  wird,  ist;  sie  mufs 
also  an  dieser  Stelle  irgend  eine  Geschwindigkeit  ha- 
ben, die  wir  c"  nennen  wollen* 

Man  sieht  jedoch,  dafs,  je  schneller  die  Warze 
•ich  bewegt,   um  so  schneller  auch  die  Masse  m  he- 


83 

weg!  werden  mufs.^  dafs  also  die  Geschwuidigkeit  c'^ 
Ton  der  Gesch^viiidigkeit  c'  abhängig  ist. 

IHe  GescnnvindigLeJieh  lassen  sich  aber  nach  (|cn* 
selben  Gesetzen^   wie  dief  Kräfte  zerlegen ^   und  wi^ 
haben  also  >  wenn  wir  die  Geschwindigkeit  c^  als  eine 
mittlere  in  der  Tangente  des  Peripheriepunktes  D  an- 
sehen ,  und  die  Geschwindigkeit  d'  parallel  mit  ^B 
aus  ihr  ableiten ,   indem  wir  c'  =^  D  PF  setzen,  also 
zur  Diagonale  c'  das  Rechteck  Z>  ^/F'JC  konstruireii^ 
c'  :   c"  ^=^  DTV  \  Dy.  Es^  ist  aber  auch  hier  in 
den  beiden  Dreiecken  WD  Vy  und  Z?  C/>f,dfei>  Winkel. 
CD'D==^^o^  =  frrD\  der  Winkel  VDW^ 
CDD*  y   weil  der  zwischen  ihnen  liegende  Winkel 
VHG  jed^n  zu  90^  ergänzt,    die  Di^eiefc^e  tVDP" 
und  D  CD'  daher  ähnlich,  und  defshalb, 

DfV  \  DV  ^  DC  i  DD':,  also  äucb 

&  :  c"  ^=i  D  C  :  DD^i  tmd  es  ist  daher  immer 

c"  as ;  Wo  Wieder  -rr^  nur  feine  Verhält«' 

f  •  *  •    , 

aifszabl  ausdrückt ,  die  für  gleiche  Winkel  für  ^edeii 
Halbmesser  gleich  grofs  bleibt  j  und  setzen  wir 
deishälb 

Z>  C  ==  I ,  so  ist^ 

(I)  c"  »  d  DD'. 

Hierdurch  die  GescbwindigkeitshShe  fiir  die 
Masse  m  an  dieser  Stelle  ausgedrückt  ist 

h'  i  h"  =  'c*  :  ''c* ;  wenn  h'  und  h^'  diö  tXk 
'c  und  "c  gehörigen  Höhen  bezei<;hnenj  und  dahetr 

h^i  SS j  es  ist  aber 

> 

"c*  s=  'c»  jüif]  also 

(D)  hf  «  — ^7^ —  «s<  hf  DD' 


84 

Die  Oescilvrincligkeit  c^^  in  der  Masse,  fn'  kann 
jedoch  durch  keine  andere  Kraft  als  durch  p,  oder 
eigentlich  durch  die  au^  p  entstehende  Tangential- 
kraift  p^  hervorgebracht  werden,  weil  nur  ;>'  für  die 
Bewegung  von  m'wirkeii  kann. 

Die  in  der  Tangente  wirkende  Kraft  p^  mufs  sich 
also  in  zwei  Theile  theilen,  wovon  der  eine  auf  Be^ 
schleunlgung  der  Masse  m  wirkt,  der  andere  aber 
der  unveränderlichen  Tangentialkraft  P  widersteht. 

9 

Rückt  die  Warze  in  einen  WinkeWon  89°  la'  im 
ersten  Quadranten,  die  Grade  wie  iriin^er  an'genom- 
inen  von  Ji  an  gezählt ,  wo  J9  /)'  n  oß3662  wird ,  so 
sind  p'  und  P  zwar  einander  gleich,  und  ihre  Ele- 
mentarwirkungen für  diese  Stelle  erschöpfen  einan- 
der, weil  aber  nicht  die  ganze  Kraft  p^,  sondern, nur 
ein  Theil  derselben  der  Last  P  entgegenwirken  kann, 
indem  der  andere  Theil  auf  Beschleunigung  von  m 
wirken  muls,  so  können  auch  in  dieser  genannten 
Stelle  der  Warze  di^ 'Elementarwirkungen  von  der 
Last  P,  und  des  dieser  entgegenwirkenden  Kraftan* 
theils  aus  p^,  den  wir  mit  p^^  bezeichnen  wollen ,  nodi 
nicht  gegenseitig  sich  erschöpfen ,  und  die  Last  P 
mufs  so  lang  Überwucht  haben ,  bis 

p^^  zsss  P  zss  p.  0,63603  ist  Nun  ist  in  So^iü', 
p*^  kleiner  als  p.  0,68662,  weil  für  diesen  Fall  erst 
p^  s=3  p.  0,63662  wird ,  und  p^^  nur  stets  ein  Theil 
yonp^  ist. 

Weil  also  P  an  dieser  Stelle  noch  Überwucht 
hat,  diese  Überwucht  aber  nur  auf  M  wirken  kann^ 
so  mufs  auch  Af  noch  über  diesen  Winkel  hinaus  Ver- 
zögerung leiden. 

Zugleich  geht  auch  hieraus  hervor,  dafs  )e 
gröfser  die  Masse  m  ist,  desto  gröfser  der  von  p^  für 
ihre   Beschleunigung   yer^yendete  Kraftantheil  seya 


85 

wird,   und  p**  alslh  mit  dem  Wacli$Lhum  von  m  für. 
übrigens  gleiche  Abmessungen  und  Gröfsen^  abnimmt, 
und  daher  auch  der  Winkel  immer  gröfscr .  werden 
mufs,  in  welchem  /7"=:;t^.o,63663  werden  kann.  • 

Die  kleinste  Geschwindigkeit  der  Masse  itf  fällt 
liso  bei  einer  mit  p  verbundenen  Masse  üJjcr  den 
Winkel  von  39^1:3'  hinaas. 

Dafg  die  Masse  Af  über  den  Winkel  von  39^12' 
luaiiber,  immer  noch  VeTzögerung  leidet,  wenn  m 
da  ist,  können  wir  uns  auch  noch  deutlicher  dadurch 
erklären ,  wenn  wir  die  Kräfte  p  und  P  so  gegen  ein- 
ander wirkend  betrachten^  als  ob  die  Masse  m  nicht 
Torhanden  wäre.  —  Es  wird  also  hei  dieser  An- 
nahme die  Kraft  P  bis  in  den  obigen  Winkel  Über- 
iiracht  über  die  Tangentialkraft  p'  haben,  und  die 
Beschleunigung  der  Masse  m  kann  nur  durch  eine 
desto  gröfsere  Verzö8;erung  von  M  erhalten  werden. 
Erhalt  nun  aber  p'  Überwucht  über  P,  was  an  der 
o/t  genannten  Stelle  geschieht',  so  wird  die  durch  die 
Fortbewegung  entstehende  Überwucht  von  p'  zwar 
unmittelbar  auf  die  Beschleunigung  von  M  verwendet 
werden^  allein  M  mufs  dieselbe  wieder  an  m  abtre- 
ten,  weil^  wenn  i(f  selbst  von  dieser  Stelle  an,  ver- 
möge der  Trägheit  gleichförmig  im  Kreise  fortginge. 
do<3i  die  Masse  m  beschleunigt  werden  müfste ,  weil 
selbst  für  eine  gleichförmige.  Geschwindigkeit ;  des 
Warzenpunktes  in  dem  Kreise,  oder  für  eine  gleich-* 
förmige  Tangentialgesch windigkeit,  aus  der  Natur  der 
Sache  hervorgeht ,  dafs  die  Geschwindigkeit  in  paral- 
leler Richtung  mit  dem  Durchmesser  wachsen  mufs,  so 
lange  die  Neigung  der  Tangente  gegen  den  Durch- 
messer hier  gegen  A  B  abnimmt,  upd  wieder  klei- 
ner wird,  v^enn  die  Neigung  der  Tangente  gegen  den 
Barchmesser  zunimmt  j  und  am  gröfsten,  oder  der 
Tangentialgesch windigkeit  gleich  seyn  mufs,  wenn 
die  Tangente  pai^^iel  mit  dem  Durchmesser  ist,  oder 


156 

yfejßn  für  diesen  Fall  die  Warze  von  j4  aus  einen 
Tischten  Winkel  durchlaufen  bat^  und  sich  in  JS  be- 
endet. — 

Wir  könnten  uns  also  vorläufig  denken^  die  Masse 
ilf  ginge  von  39°i2''aus  (bis  wohin  sie  immer  Verzö- 
gerung erlitten  haben  mufs ,  weil  p'  keine  Überwucht 
über  P  hatte,  und  überdiefs  die  Beschleunigung  von 
m  auf  Kosten  ihrer  Geschwindigkeit  hergestellt  wer- 
den mufste),  gleichförmig  so  langä  fort,  bis  die  Über- 
wucht der  Kraft  p'  so  grofs  wird,  dafs  dieselbe  nicht 
nur  im  Stande  sey ,  Beschleunigung  in  der  Masse  m; 
sondern  auch  noch  Beschleunigung  in  M  zu  erzeu- 
gen,   so  fällt  hierdurch   der   Winkel   schon   gröfser 

{(US  als  3g^ia. 

« 

Nun  sind  aber  die  Bewegungen  beider  Massen  so 
piit  einander  verbunden,  dafs  ihre  Bewegungen  an 
allen  Stellen  von  einander  abhängen,  und  es  wird  von 
39°  13'  an,  die  Masse  m,  sowohl  von  p^  als  von  AT 
beschleunigt  werden  müssen,  von  ersterer  durch  Über- 
wucht über  P,  und  von  letzterer  auf  Kosten  ihrer 
Geschwindigkeit. 

Durch  das^erste  Element  des  Bogens,  von  wo  aus 
p^  Überwucht  über  P  erhält,  können  wir  diese  Über- 
IfVucht  als  unbedeutend  ansehen ,  und  sie  wirdj  also 
nicht  vermögend  seyn ,  der  Masse  m  die  nöthige  Be- 
fchleunigung  einzurücken,  und  diese  mufs  also  blofs 
durch  die  Mas£ie  ^bezweckt  werden.  Es  wird  aber 
nach  und  nach  diese  Überwucht  gröfser,  und  die 
Masse  üf  darf  also  mit  keinem  so  grofsen  Autheil  mehr 
auf  m  wirken,  bis  an  irgend  einer  Stelle  die  Über- 
Taucht  von  p'  anfängt  gröfser  >zu  werden,  als  sie  nö- 
fhig  Mfäre,  um  für  diese  Stelle  in  xler  Masse  m  die 
^öthige ' Geschwindigkeit  zU  erzeugen,  und  an  diese 
Stelle  mufaf  ilüi^  die  kleinste  Geschwindigkeit  der  A|iisse 
Af  fallen,  weil  über  sie  hinaus*  die  Übörwuch^  van  p^ 


87 

über  P  schon  gröfser  ist^  als  sie  für  die  Besclileani- 
^Dg  von  m  noüiig  wäre^  und  daher  schon  mit  einem 
Theile  ihrer  Überwucht  auch  auf  Af  wirken^  und  M 
beschleunigen  kann. 

Wäre  nun  die  Masse  m  gegen  die  Masse  M  und 
die  Kraft  p  sehr  grofs^  so  wird  auch  natürlich  für 
gleiche  Geschwindigkeiten  der  Masse  MinAy  für  die 
Erzeugung  der  nöthigen  Geschwindigkeit  in  der  Masse 
m  ein  desto  gröfserer  Kruflaufwand  von  p' ,  und  eben 
so  eine  desto  gröfsere  Verzögerung  in  der  Geschwin- 
digkeit der  Masse  M  erforderlich  seyn^  und  die  Stelle, 
wo  die  kleinste  Geschwindigkeit  Statt  hat,  mufs  in 
diesem  Falle  weiter  gegen  E  hin  fallen,  als  wenn  m 
gegeh  M  und  p  nicht  so  grofs  wäre. 

£5  fragt  sich  hier  jedoch ,  ob  diese  Stelle  der 
kleinsten  Geschwindigkeit.,  bei  beliebigen  Annahmen 
für  m  und  Af,  nicht  innerhalb  bestimmten  Gränzen 
wird  fallen  müssen,  und  dieses  heantwortet  sidi  auf 
ib%endc  Art. 

Nehmen  wir  die  Masse  m  so  grofs  als  wir  woUeni, 
und  verfolgen  die  Bewegung  bis  in  £,  also  bi^  zu  90^ 
▼on  ^aus;  so  wissen  wi'r^  dafs  die  Geschwindigkeit 
der  Masse  m  von  A  bis  E  wächst ,  und  von  E  bis  B 
iw^ieder  abnimmt^  wenn  die  Tangentialgeschwindig- 
keit  gleich  wäre.     Es  ist  aber 

&*  =  d  DD'y  und  fiir   einen  rechten   Winkel 
wird  DD'  ^=^  EC  ^^  i ,  nach  der  Annahme  für  den  ^ 
Halbmesser  des  Warzenkreises  =r  i ;  also  in  E 

c"  =:  c'y  über  diese  Stelle  hinüber  ist  />/)'  im- 
mer kleiner  ab  i ,  und  also 

c"  auch  immer  kleiner  als  c'.  Die  Geschwindig- 
keiten der  Massen  M  und  m  sind  also  nur  in  E  ein- 
ander gleich,  an  jeder  andern  Stelle  ist  die  Geschwin- 
digkeit der  Masse  m  kleiner^  als  die  der  Masse  M. 


88 

• 

Wäre  nun  die  Masse  m  se  grofs ,  dafs  die  kleinste 
Gesell  windigkeit  erst  in  J?  fiele,  so  sind,  wie  gezeigt 
worden ,  in  E  die  Geschwindigkeiten  in  M  und  m  auf 
jeden  Fall  einander  gleich.     Lassen  wir  von  hier  aus 
die  Masse  M  mit  der  Geschwindigkeit,  die  ihr  in  E 
angehört,  gleichförmig  fortgehen,  so  wissen  wir,  dafs. 
die  Geschwindigkeit  in  der  Masse  m  weiter  über  JS 
Ueiner  als  die  der  Masse  M,  also  bei  dieser  Annahme 
kleiner  als  ihre  Geschwindigkeit  im  Scheitel  seyiimufs, 
und  die  Masse  m  also  verzöeert  worden  ist;   mit  die- 
ser erlittenen  Verzögerung  kahn  sie  jedoch  nirgends 
anders  hin,  als  auf  ilf  gewirkt  haben,  und  mufste  also 
die  Masse  M  beschleunigen.     Es  ist  also  unmöglich, 
idafs  M  TOP  E  aus  sicn  gleichiörmig  fortbewegen 
könne» 

Es  könnte  jedoch  die  auf  Beschleunigung  wir- 
kende Überwucht  von  p^  in  M  über  E  hinaus  eine  so 
grofse  Geschwindigkeit  erzeugen ,  dafs  auch  die  Ge- 
schwindigkeit der  Masse  m  gröfser  als  im  Scheitel 
seyn  würde,  also  noch  beschleunigt  werden  müiste, 
wenn  auch  die  Warze  schon  über  E  hinaus  tritt,  und 
es  könnte  vielleicht  durch  diese  Beschleunigung  die 
Masse  M  verzögert  werden.  Weil  aber  die  Geschwin-^ 
digkeiten  beider  Massen  in  E  gleich  waren ,  so  könnte 
diese  Überwucht  nur  gemeinschaftlich  sowohl  M  als 
m  beschleunigen,  und  die  Masse  ^kann  daher  über 
£*  hinaus,  so  lange  p^  noch  Überwucht  hat,  weder 
gleichförmig  fortgehen  ,  noch  Verzögerung  erleiden, 
und  mufs  also,  da  nichts  anders  mehr  möglich  ist,  be-^ 
schleunigt  werden. 

Hieraus  ist  also  klar ,  dafs  die  kleinste  Gei^ch win<* 
digkeit  der  Warze  im  ersten  Quadranten  zwischen 
39^13  und  90^  fällt,  und  dafs,  selbst  bei  der  gröfs-» 
ten  Masse  m,  diese  Stelle  nie  in  90^  fallen  kann^  ja 
/selbst  nur  oo^  nahe  kommen  v^ilrde,  wenn  m  gegea 
M  unendlich  grofs  wäre. 


89 

Von  90^  an  tnurste  also  in  jedem  Falle  die  Masse 
M  so  lange  beschleunigt  werden  y  bis  die  Überwucht 
Ton  p'  über  P  in  i4o°4'^'  wieder  gleich  Null  wird.  — 
Von  da  aus  erhält  P  Überwucht  über  /;'  und  verzö- 
gert die  Masse  M ;  mit  der  Verzögerung  von  M  aber 
ist  die   Verzögerung  von  771  im  Zweiten  Quadranten 
Bolhwendiger  Weise  verbunden^  weil,  wie  oben  ge- 
zeigt worden ,  schon  für  eine  gleichförmige  Geschwin- 
digkeit der  Warze  m  hier^ verzögert  würde;  also  um 
so  mehr ,  bei  einer  Verzögerung  von  M»     Die  Verzö- 
gerung von  m  kann  aber  nur  auf  Beschleunigung  yon 
jtf  wirken,  und  da  die  Überwucht  von  P  über  p'  nicht 
gleich  so   grofs  ist,    dafs  sie  im  Stande  wäre,  diese 
Wirkung  von  der  Masse  m  aul  M  zu  vernichten  >  und 
noch  nebst  dieser  Vernichtung ,  auch  auf  Bewegungs- 
änderung in  der  Masse  M  wirken  könnte ,  so  müfste 
die  Masse  AT  wenigstens  so  lange  glsichformig  mit  der* 
iQi4o°43^  erlangten  Geschwindigkeit  fortgehen,  bis 
die  Überwuoht  von  P  im  Stande  ist,    die  Wirkung 
der  Masse  m  auf  Beschleunigung  von  M  zu   erschö- 
pfen.   Da  sich  aber  diese  Wirkung  sowohl  zum  Vor- 
theile  für  die  Bewegung  der  Masse  M^  als  zum  Vor- 
theile  der  Überwncht  von  P  äufsert,  also  in   beide 
iibergeht,   so  wird  die  Masse  il/ 90  pange  über  den 
genannten  Winkel  hinaus  noch  beschlennigt  werden, 
bis  die  Warze  an  eine  Stelle  kommt,,  wo  die  Über- 
wncht von  P  so  grofs  wird,    dafs  sie  nicht  nur  im 
Stande  ist,  die  Wirkung  der  Masse  m  augenblicklich 
ZQ   erschöpfen,    sondern  auch    anfängt,   auf  M  zu 
wirken.  — -  ' 

Da  die  Wirk\mg  in  m  aber  nicht  weiter  als  in  B 
gehen  kann,  indem  an  dieser  Stelle  die  Geschwin- 
digkeit der  Masse  m  =  Null  ist ,  so  kann  auch  nur 
höchstens  eine  Beschleunigung  der  Masse  M  von-  der 
^tasse  m  bis  au  diese  Stelle  Statt  finden,  und  die 
gröfste    Geschwindigkeit  der    War;ce    falU   also    im 


zweiten  Quadranten  für  jeden  Fall  and  jede  Gröfse 
der  Masse /»  zwischen  i4o^4S^und  i8o^. 

08)  DieseBestimmungen  derGränzen  für  diegröfste 
öder  kleinste  Geschwindigkeit  der  Warze  gelten, 
wenn  p  die  auf  Bewegung  in  der  Richtung  der  Warze 
wirkende  Kraft,  und  P  die  derselben  entgegenwir- 
kende Last  ist.  Ist  es  umgekehrt,  so  dafs  P  bewe- 
gende Kraft,  und  p  die  Last  ist,  P  also  fiir  Bewe- 
gung Yon  M ,  und  p  gegen  diesq  ^irkt,  so  tritt  auch 
hier  der  umgekehrte  Fall  wie  oben,  ohne  die  Masse 
m ,  ein.  Im  ersten  Quadranten  ist  die  Geschwindig- 
keit der  Warze  dann  ein  Gröfstes ,  im  zweiten  ein 
Kleinstes ;  nur  ist  noch  zu  bestimmen ,  wohin  diese 
Stellen  jetzt  fallen  Werden ,  wenn  mit  der  Last  p  die 
Masse  m  nach  demselben  Gesetze  wie  zuvor  in  §.  27 
Terbunden  ist. 

39)  Ist  fiir  diesen  Fall  die  Warze  in  89^  i:^^,  so 
ist  p'  SS  P^  und  weiter  über  diese  Stelle  ist  p*  gröfser 
als  Py  bis  zu  i4o®48'. 

Da  hier  die  Masse  m  so  wie  die  Masse  iRTvon  JP 
beschleunig!  wird ,  und/;^  immler  der  Bev/egung  ent- 
gegenwirkt, so  kann  von  39^12'  an,  in  ^  und  m 
durch  P  nichts  mehr  auf  Beschleunigung  erfolgen, 
und  soll  m  beschleunigt  werden ,  kann  dieses  nur  le- 
diglich auf  Kosten  der  Geschwindigkeit  der  Masse  M 
geschehen.     Da  nach  dem  Vorhergehenden  in  dem 

i'etzigen  Falle  Pvon  ^bis  3q®i3'  Überwucht  überp' 
lat,  so  wird  diese  Überwucntauf  die  Beschleunigung 
der  Masse  3f  und  m  wirken,  und  zwar  so  lange,  bis 
diese  Überwucht  nicht  mehr  vermögend  ist,  die  nö- 
thipe  Geschwindigkeit  in  der  Blasse  m  zu  erzeugen; 
so  lange  nun  noch  auch  M  beschleunigt  wird ,  wächst 
auch  die  Beschleunigung  von  m;  die  auf  Beschleuni- 
gung beider  Massen  wirkende  Kraft  oder  Überwucbt 
wird  aber  immer  kleiner ,  und  in  89^  la'  ist  sie  gleich 


9» 

» 

Null ;  die  Masse  M  kann  also  in  diesem  Falle  nur  bis 
dahin  beschleanigl  werden^  wo  die  Überwucht  der- 
Kraft  P  über  p^  noch  vermögend  ist,  die.nöthige  Be- 
schletmigung  in  m  zu  erzeugen  y  die  weitere  Beschleu- 
nigung von  in  kann  also  durch  die  Überwucht,  und 
theils  auf  Kosten  der  Geschwindigkeit  von  M  gesche- 
hen ,  es  mufs  daher  die  Geschwindigkeit  in  M  früher 
ein  Gröfstes  gewesen  seyn,  ehe  die  Warze  noch  in 
39^  1 2^  treten  konnte.  Diese  Stelle  kann  jedoch  auch 
ivieder  nicht  weiter  als  höchstens  bis  A  zurückfallen, 
weil^  wenn  auch  m  unendlich  grofs  wäre,  die  Ge- 
schwindigkeit von  m  in  ^  gleich  Null  ist,  und  also 
noch  nichts  erschöpft  haben  kann.  — 

Nun  würde  von  dieser  Stelle  an ,  wo  sie  immer 
swischen  o^  und  39^1^'  hinfallen  mag,  die  Masse  M 
durch  die  Beschleunigung  von  m  und  die  Überwucht 
Ton  p*  bis  an  irgend  eine  andere  Stelle  verzögert  wer- 
den, diese  andere  Stelle  aber  fiele  in  i4o^48'>  wenn 
die  Masse  m  nicht  da  wäre ,  wie  wir  für  diesen  Fall 
oben  gesehen  haben;  weil  wir  aber  wissen,  däfs  die 
Geschwindigkeit  der  Masse  7»  im  Scheitel  oder  in  90^, 
gleich  ist  der  Geschwindigkeit  der  Warze  oder  der 
Masse  Af,  und  über  90^  im  zweiten  Quadranten  die 
Geschwindigkeit  von  m  immer  kleiner  seyn  mufs,'  als 
die  von  Af ,  so  mufs  hier ,  da  p^  noch  Überwucht  hat, 
die  Masse  M  verzögert,  und  mit  dieser  Verzögerung 
also  auch  die  Geschvnndigkeit  von  m  abnehmen, 
^^elche  Abnahme  aber  zum  Vortheile  für  M  Statt  ha- 
hen  mufs.  Diese  Abliahme  der  Geschwindigkeit  in 
der  Masse  m  wird  um  so  gröfser,  je  gröfser  die  Ab- 
nahme der  Gescjiwindigkeit  der  Warze  ist. 

Es  wirkt  alsQ  die  Verzögerung  von  M  mittelst  der 
Masse, m  zugleich  auf  Beschleunigung  von  sich  selbst. 
Rückt  nun  auch  hier  die  Warze  so  weit  fort ,  bis  die 
Überwucht  von  p^  nur  noch  vermögend  ist,  durch 
ihre  Gegenwirkung  der  von  m  herrührenden  Besohlen- 


9? 

nigung  das  Gleichgewicht  zu  halten  ^  so  mufs  an  jener 
Stelle  die  kleinste  Geschwindigkeit  der  Warze  eintre- 
ten ,  weil  über  sie  hinaus  die  von  m  auf  die  Masse  M 
wirkende  Beschleunigung, grofser  ist^  als  die  von  p' 
herkommende  Verzögerung^  also  die  Überwucht  der 
beschleunigenden  Kraft  aus  der  sich  verzögerDden 
Masse  m  über  die  Überwucht  der  Kraft  p'  über  P, 
auf  die  Masse  M  beschleunigend  wirkt. 

Diese  Stelle  mufs  nun  um  so  eher  eintreten ,  je 
gröfser  m  gegen  ein  immer  gleichbleibendes  M  und  p 
ist,  weil  dieselbe  Beschleunigung  in  einer  gröfseren 
Masse  nur  durch  einen  gröfseren  Kraftaufwand  als  in 
einer  kleineren  erschöpft  werden  kann^  die  der  Masse 
m  also  gleichwirkende  Überwucht  noch  gröfser  seyn 
mufs  9  wenn  m  grofs  ist^  und  daher  immer  weiter  von 
der  Stelle  zurückrücken  muis^  wo  diese  Überwucht 
gleich  Null  ist.   — « 

Betrachten  wir  die  Bewegung  im  Scheitel^  so 
mag  m  so  grofs  als  immer  angenommen  werden  mag, 
seyn,  so  ist  die  Geschvnndigkeit  in  m  gleich  der  in 
M',  zugleich  wurde  die  Masse  m  auf  Kosten  von  M, 
von  der  Stelle  an,  wo  die  gröfste  Geschwindigkeit  Statt 
hatte,  a,uf  jeden  Fall,  beschleunigt,  weil  die  Über- 
vmcht  von  p^  der  Bewegung  beider  Massen  entgegen- 
vnrkte ,  eine  Beschleunigung  in  m  also  nur  durch  die 
bewerte  Masse  M  möglich  war.  Wir  sehen  also  ', 
dafs  die  kleinste  Geschwindigkeit  der  Warze  auch 
nicht  über  90^  zurückfallen  kann,  selbst  wenn  m  un* 
endlich  grols  wäre. 

Es  liegt  also  In  diesem  zweiten  Falle  die  kleinste 
Geschwindigkeit  der  Warze  in  einem  Winkel,  der 
zwischen  90^  und  1 4o^48'  fallen  mufs. 

3o)  Um  hier  die  Gröfse  der  Masse  Af,  welche 
mit  der  Kurbel warze  verbunden  gedacht  wird,  für 


93 

irgend  einen  gegebenen  Unterschied  zu  bestinuuen^ 
müfsten  wir  zuerst  die  Winkel  kennen  ^  in  welche  die 
kleinstes  und  gröfste  Geschwindigkeit  fallt ;  um  daraus^ 
wie  §.  la  die  Masse  My  aus  der  zwischen  diesen,  bei- 
den Stellen  erzeugten  Wirkung  auf  Beschleunigung 
iiir  einen  gegebenen  Grad  der  Gleichförmigkeit  aus- 
drücken zu  können, 

* 
Weil  hier  aber  die  Geschwindigkeit  der  Masse  m 
nets  von  der  Geschwindigkeit  der  Masse  M  abhängt, 
uod  letztere  unbekannt  seyn  mufs,  so  läfst  sich  hier 
ohne  höheren  Kalkül  M  auf  keinen  Fall  sicher  be- 
stimmen. 

Wir  wollen  aber  doch  die  allgemeine  Formel  auf 
dieselbe  Art^  wie  in  §.  21  ^  fiir  die  Berechnung  der 
Masse  iHf  hier  aufstellen^  wo  wir  die  Winkel  als  be- 
lannt  annehmen ,  in  welchen  die  gröfste  oder  kleinste 
Geschwindigkeit  Statt  findet. 

Hierzu  sey  die  bewegende  Kraft  sr;  ,  .  ^ 
die  zu  überwindende  Last  in  obigem  Sinne  •  =:  P 
die  mit  p  verbundene  Masse  as  .         •         .    n^ 

die  gröfste  Geschwindigkeit  der  Warze  :==  .         .  c'' 

deren  Höhe  =a   !. W* 

die  kleinste  Geschwindigkeit  =z  •         .         .         .  O 
deren  Höhe  =    .         .         .         .         .         .         ♦  H' 

die  Geschwindigkeit  in  A  tmd  J9  =:  *  .  c 
deren  Höhe  .         • H 

Der  Winkel^  in  welchem,  im  ersten  Quadran-* 
teiiy  die  kleinste  Geschwindigkeit  eintritt,  sey 
dem  Bogen  nach  in  Theilen  des  Halbmessers 
gleich  I  von  A  aus  gemessen  =:  .         •         .         .    A 

Der  Winkel  für  die  Stelle  der  gröfsten  Ge- 
schwindigkeit =?  .         .        •         •         .         ^    B 


Süll' 


Hu 

auf 


II.,     „,     O»!. 

li,|l.,.v... 

ml  >/  ....*« 


— --■— ■"•■"^  Laue 


eio' 


de 
gl' 


^ 


* 


__  _...  =.^ -ff.Oi 


p  (z'^z)  —  P  (B  —  J)  =  M  (Ä>'  —  Ä>)  + 
m  (Ä"  'a  '  -^  H*a^)  und  hieraus  ist 

^^  ßJT-zrg^ ' 

soll  dieser  Ausdruck  für  jeden  beliebig  grofsen  Halb- 
messer des  Kurbelkreises  gelten^  und  setzen  wir*  die* 
seu  gleich  r^  so  ist  allgemein 

\  J  ^^  Ä"  —  H' 

Wir  sehen  also  durch  die  Form  des  Werthes  Toh 
My  dafs  ^undJ?  bekannt  seyn  müssen,  weil  von  ihnen 
die  Grofsen  z^  z^,  a  und  a'  abhängig  sind.  Durch  das . 
Vorhergehende  ist  uns  aber  auch  nun  klar,  dals  die 
Winkelwerthe  Air  ^und  B  in  irgend  einem  Verhält- 
nisse stehen  müssen,  in  ivelchem  die  KVaft  p  die  Masse 
m,  und  die  Änderung  der  Geschwindigkeitshöhen, 
unier  einander  stehen ;  und  es  zeigt  auch  der  Kalkül, 
dafs,  wenn  man  diese  Gröfse,  welche  das  Verhältnifs 
ausdrücken  soll,  mit  u  fiir  den  Winkel  der  kleinsten, 
und  mit  u'  für  den  Winkel  der  gröfsten  Geschwin- 
digkeit bezeichnet 

u  = ;  und 

r.p 

1^/—-  .\  Wird. 

''  f" 

Wenn  die  Werthe  fiir  u  und  u^  auf  diese  Art  ge- 
geben, oder  bekannt  sind,  so  wird  für  den  Fall',  dafs 
p  die  Kraft,  und  P  die  Last  ist  für  den  Winkel  ji^ 
oder  für  den  Wickel  der  kleinsten  Geschwindigkeit 

a  =s -^ ■  •;  und  für  den  Winkel  Ä 

oder  für  die  Stelle  der  gröfsten  Geschwindigkeit 

o,63663 
a'  ä!  — ■    ■       ■    ;.  •< 


96 

Für  den  Fall^^  wenn  P  die  Kraft  und  p  die  Last 
wird^  ist  fiir  den  Winkel  Bj  welcher  im  ersten  Qua* 
dranten  unter  89^  i  a^  fallen  mufs 

a'=5  -^-; — 7  ^     ■"■ — •-:  und  für  den  Winkel  Aj 

welcher  jetzt  im  zweiten  Quadranten  noch  yor  dem 
Winkel  von  1 4o°  —  48'  fallen  mufa, 


a 


Es  verwandelt  sich  aher  auch  fiir  diesen  zweiten 
Fall  obige  Formel  i  für  den  Werth  von  M  in  die  For- 
mel, wo 

i  11;  lYI  =i -ff//  _  ^/ i 

ist. 

Die  Gröisen  ^  und  B  sind  immer  der  Bogenlänge 
für  den  Halbmesser  i  gleich. 

Die  Werthe  für  a  und  a^ ,  aus  welchen  die  Win* 
kel  ui  und  B  bestimmt  werden  können,  lassen  sich 
aus  den  gegebenen  Werthen  von  u  und  u^  imiäer  nur 
durch  schwierige  Rechnungen ,  und  blofs  durch  hö- 
heren Kalkül  finden.  Um  für  die  Anwendung,  aber  in 
^  den  meisten  Fällen  mit  Sicherheit,  so  weit  diese  nur 
immer  nöthig  ist ,  die  Gröfse  der  Masse  M  für  irgend 
einen  Grad  der  Geschwindigkeitsänderung  angeben 
zu  können,  werden  für  die  beiden  Werthe  von  M, 
in  Formel  I  und  Formel  II  folgende  zwei  Tafeln  die- 
nen ;  in  welchen  fiir  mehrere  Werthe  von  u  und  u' 
die  Winkel  berechnet,  und  die  Gröfsen  für  die  For- 
meln angegeben  sind. 

Die  Tafel  I.  gilt  für  die  Formel  L  also  für  den 
FaU ,  wenn  das  Minimum  der  Geschwindigkeit  in  den 
ersten ,  und  das  Maximum  in  den  zweiten  Quadran- 
ten fällt 


\ 


97 

Die  TaW  H.  gili  für  die  Formel  II,  wo  das  Maxi- 
xnuiD  in  den  ersten,  und  das  Minimum  der  Geschwin-« 
digkeit  in  den  zweiten  Quadranten  fällt.  — 


r.  m 


Sind  also  die  Gröfsen  u  und  u'  aus  den  WertKen 
p^  H^*  und  W  gefunden,  so  darf  man  nur  zu 


ihnen  die  der  Formel  oclsprechenden  Werthe  aus  der 
dazu  gehörigen  Tafel  nehmen ,  und  substituiren. 


,  I 


feil. 


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0,1 65 
0,190 
1 0,214 

o,«6i 
o,a86 
o3ii 
0,337 

:  0,362 

1 0,388 
1 0,41 5 

!  0,47« 

i  0,5^0 
o,6fi5 
0,943 
1,317 


4oo 

4» 

4^ 
43 

44 
45 

46 

47 

48 

49 

5o 
5i 
5a 
53 
54 
55 
56 
58 
60 
64 
70 

75 


«0,698 
0,715 
0,733 
0,750 
0,768 
0,785 
o,8<*3 
o.8«o 
o,838 
o,855 
0.872 
©,^•■90 
0,907 
o«925 
o,«j42 
0,960 

o»977 

1,012 

i,o47 
1,117 

1,222 
1,309 


0,643 

o,656 

0,669 

0,682 

0,694 

0,707 

0,719 

0,731 

0,743 

0,754 

0,766 

0,777 
0,788 

o,7*>B 
0,809 
0,819 
0,829 
0,848 
0,866 

0,899 
o,ip9 

0,966 


0,334 
0,245 
0,2  56 
0,268 
0,280 
0,293 
0,3 12 
0,3 18 
0,33 1 

0^344 
0,357 

0,370 

0.3Ö4 

0,398 

0,4 1 2 

0,4^6 

0,441 

0,470 
0,5 

o,56i 
o,658 
ö>74i 


.0,01 5 
0,04a 
»,i>7i 
0,1  o3 
o,t34 
0,167 
0,201 
0,237 
0,275 
0,3 1 5 
o353 
o,4o3 

0,451 
o,3o3 
o,i"j8 
0.619 
0,754 
0,916 
1,1 15 
1,362 
2,108 
3.610 


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2,461 

2,478 

2,496 

2,5i3 

2,53 1 

2,548 

2,566 

?.,583 

2,600 

2,6  »8 

2,635 

2,653 

2,670 

2,688 

2,705 

2,723 

2,757 

2^792 

2,827 

2,862 

2,932 

3,002 


o 

4> 


o 


•s^» 


0,679 
0,61 5 
0,602 

0,588 

0,573 

0,559 

0,54., 

o,53o 

0,5 1 5 

0,5 

o,485 

0,469 

0,454 

«,438 

0,4  «3 

0,407 

0,375 

0,343 

0,309 

0,275 

0,208 

o,i39 


777 
788 

798 

809 

819 

838 
8.'f8 
857 
866 

874 
883 
891 

899 
906 

913 

9137 
940 

951 

961 

978 

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0,01 5 

390 

0,681 

0,629 

0,223 

0,0125 

1400 

2,443 

0,643 

»,766 

0,042 

38 

o,663 

0,61 5 

0,212 

0,039 

139 

2,426 

o,656 

1,754 

0,07  a 

37 

0,646 

0,602 

0,201 

o,ob5 

i38 

2,408 

0,669 

1,743 

'  o,io3 

36 

0,628 

0,538 

0,191 

0,091 

137 

2,391 

0,682 

1,73  t 

0^1 34 

35 

0,611 

0,573 

0,181 

0,116 

i36 

2,373 

0,694 

>.7»9 

0,167 

34 

0,593 

0,559 

0,171 

0,141 

i35 

2,356 

0,707 

1,707 

0,201' 

33 

0,576 

0,544 

o,i6i 

o,i65 

134 

2,338 

0.719 

.,694  1 

0*237 

32 

o,558 

o,53o 

0,1 52 

0,190 

i33 

2,321 

0,731 

1,68«  1 

0,275 

3i 

0,541 

0,5 1 5 

0,143 

0,214 

l32 

2,3o4 

0,743 

1,669 

l  o,3i5 

3o 

o,523 

0,5 

0,1 34 

o,238 

i3i 

2,286 

0,734 

1,636 

o,358 

29 

o,5o6 

o,485 

0,1 25 

0,262 

i3o 

2,269 

0,766 

1,643 

0,4öS 

28 

0,439 

0,469 

0,117 

0,286 

12(1 

ii8 

2,25l 

0.777 

i,6j9 

o,45i 

27 

0,471 

0,454 

0,109 

0,3 12 

2,234 

0-788 

i,6«S 

o,5o3 

26 

0,404 

o,438 

0,101 

0,337 

127 

2,216 

0,798 

i,(m« 

o,&58 

25 

0,436 

0,423 

0,093 

0,362 

126 

2,199 

0,809 

1,588 

0,619 

24 

0,419 

0,407 

o,o8ö 

o,388 

12:*> 

2,181 

0,819 

1,573 

0,754 

22 

6,384 

0,375 

0,073 

0,41 5 

124 

2,164 

0,829 

1,559 

0,916 

20 

0,349 

0,342 

0,060 

0,470 

122 

2,129 

0,848 

i,53o 

i,ii5 

18 

ü,3i4 

0,309 

0,049 

0,529 

120 

2,094 

o,b66 

1,5 

1,36h 

16 

0,279 

0,275 

0,039 

o,665 

116 

2,124 

0,899 

1,438 

2,108 

12 

0,209 

0,208 

0,022 

0,043 

HO 

1,920 

0,939 

1,34» 

3,610 

8 

0,139 

0,139 

0,010 

»,3i7 

io5 

L. 

1332 

0,966 

«»»59 
' i 

3i)'Zur  näheren  Beleuchtung  des  Gebrauches 
dieser  Tafeln  spll  folgendes  Beispiel  dienen. 

Es  sey  hei  einem  doppelt  wirkenden  Druckwerke 
in  jeder  Sekunde  eine  Wassermenge  von  o,5  Kubik* 
füfs  auf  eine  Höhe  von  34o  Fufs  zu  heben.  Dazu  sey 
ein  Gefälle  ftir  ein  oberschlächtiges  Wasserrad  von 
20  Fufs  Durchmesser  mit  der  zum  Betriebe  nöthigen 
Wassermenge  vorhanden.  Der  Halbmesser  des  Kur» 
belkniees  sey  gleich  tk  Fufs. 


Die  Kurbelstange  sey  mit  der  Kurbel  durch  ei- 
nen gleicharmigen  Balanzier  verbunden^  so  dafs  also 
der  Kurbelschub  4  F^fs  beträgt. 

Die  mittlere  Geschwindigkeit  des  Kolbens  sey 
gleich  I  Fufs^  so  ist  die  mittlere  Geschwindigkeit  der 
Warze  im  Kreise  bei  dem  gegebenen  Halbmesser  von 

2  Fufs  gleich  -^ — - —  qz:  1,57  Fiifs.     Die  zu  dieser  Ge- 

scbwindigkeit  gehörige  Höhe  ist  also  gleich 

I 

=  0^08946  =  Ä 


—    a 

1,57 


6a 


Die  gröfste  Geschwindigkeitshöhe  der  Warze  im   , 
Kreise  soll  0;»i  gröiiser  als  h,  die  kleinste  um  o^i  klei- 
ner als  Ifseyn.    Es  wird  daher  für  die  Fornieln 

H"  Ä  1,1  Ä  =  0;o434o6;  und 

'  H'  =  0,9  Ä'  =  o,o355 14.  / 

Die  zum  Erheben  nöthige  Wirkung  würde  ohne 
alle  Hindernisse  gleich  34o.  o,5  in  Kubikfufs  Wasser  ~ 
ausgedriiSkt^  und  in  Pfunden  gleich  34o.  o,5.  56  =3 
9600  Pfund  nahe  seyn.  Nehmen  wir  für  die  Wir- 
kung, welche  sich  durch  Kolbenreibung,  Röhrenwi- 
derstand, und  alle  durch  genauere  Rechnung  zu  be- 
uhnmenden  Nebenhindernisse ,  erschöpft ,  gleich  o,3 
der  Gesammtwirkung,  so  wird  das  mechanische  Älo- 
ment  gleich  .12480.  Dieses  mufs  gleich  der  Kraft  mul- 
tiplizirt  in  den  Weg  in  einer  Sekunde,  oder  in  die 
Geschwindigkeit  seyn.  Die  Kraft,  oder  die  Last  ei- 
gentlich, die  hier  widersteht,  widersteht  vermöge 
der  vorausgesetzten  Anordnung  beständig  gleichförmig 
nach  dem  Durchmesser  des  Kurbelkreises,  und  ist 
also  die  Kraft  p*  jedoch  als  Last.  Die  Geschwindig- 
Uit  ist  gleich  i  Fufs ,  also 

p.  i  =:  i!248o,  und  daher 

p  »  12480  Pfund  für  die  Formeln. 

7  ^ 


t' 


lOO 

I 

Die  auf  die  Geschwindigkeit  des  Kolbens  redii- 
zirte  Masse  ^  sowohl  des  gesammlen  y  in  den  Röhren, 
durch  welche  das  Wasser  gehoben  werden  mufs ,  sich. 
befindlichen  Wassers  ^  als  auch  der  Gestänge  und  aller 
an^dern.  ähnlich  mit  dem  Kolben  sich  bewegenden  Ma- 
schinentheile  sey  gleich  19800  Pfund;  so  haben  wir 
iiir  die  Berechnung  der  Schwungmasse,  welche  im 
Warzenkreise  vcrtheilt  angebracht  seyn  miifste^  um  nur 
die  angenommene  Differenz  der  Geschwindigkeitea 
zuzulassen 


V 

=5 

12480 

• 

r 

= 

2 

• 

* 

m 

= 

19800- 

ff" 

's=2 

0,043406 

ff' 

^ 

o,o355 1 ; 

und  hieraus. 

1 

u 

=5. 

2.  m.  H' 

2.  124B0 

o,o3 

f// 

n.  m.  H** 

a.  19800 

*•       ■  ■  1 

n.n 

o,o355i  =  o,o563i 
„  _    0,043406  =  0,00884- 

r.  ^  t»  17/18 

Weil  hier  die  Last  p  durch  ein  Wasserrad  bewäl- 
tigt werden  soll ,  so  ist  hier ,  weil  das  Wasser  in  der 
Tangente  des  Rades  als  gleichförmig  wirkend  da  ist, 
die  Kraft  P  bewegende  Kraft,  und  wir  müssen  fiir 
die  Werthe  u  und  u*  uns  der  zweiten  Tafel  bedienen. 

Wir  finden  hier  lur  obigen  Werth  von  m,  dafs 
unser  u  zwischen  u  3=1  0,0392  und  u  =  o,o645  fallt, 
und  dazu  ein  Winkel  zwischen  1 39^  und  i38^  gehö- 
ren mufs.  Will  man  hier  nun  genauer  rechnen,  so 
darf  man  nur  die  Differenzen  von  u  fiir  den  Grad  su* 
eben,  innerhalb  welchem  das  berechnete  u  fällt,  und 
wenn  wir  dieses  hier  wirkUch  thun,  so  entsteht  die 
Proportion  ' 

(o,o654 — 0,0392)  :  (o,o654 — o,o563)  =60' :  jc' 
oder 


xox 

I 

sCa  :  91  =^  60'  :  x^\  und  hieraus 

a:  zz  %i  Minuten  nahe.  Der  .Winkel  also  um 
ai  Minuten  gröfser  als  i38^  und  daher  für  diesen 
FaU 

J  =  i38°3i'.  — 

Sucht  man  auf  ähnliche  Art  die  Bogenlänge,  und 
die  Gröfsen  a  und  ;z,  so  erhält  man  für  A  in  der 
Formel,  den  Bogen 

ji  =  a,4i47  ö  =»  0,664;  a  =*  *>747* 

Für  den  Winkel  i?  erhält  man  ausi^'  =:  o,o6884; 
denselben  zwischen  38  und  37  ^^  und  nach  einer  ähn- 
lichen Rechnung  wie  für  jiy  den  Winkel  B  in  Graden 
=  37^7'  und  aafur  die  Bogenlänge,  oder  in  der 
Formel 

B  =  0,648;  a'  «3  o,6o3;  3'  =  o,3o3. 

Diese  Werthe  in  Formel  (H)  substituirt,  erhält 
man 

•»0078 

und  reduzirt 

Jlf  «  i344a53  Pfund.  / 

Nimmt  man  Statt  den  genaueren  Winkeln,  die 
nächst  kleineren ,  oder  nächst  gröfseren ,  so  wird  das 
Resultat  von  dem  wahren  sehr  unbedeutend  al>wei- 
«^enj  so  wird  hier  bei  diesem  Beispiele,  wenn  die 
Winkel  für  die  nächst  gröfseren  Wertne  von  u  und  u* 
genommen  werden,  wie  sie  in  der  Tafel  II  enthalten 
sind 

M  zz  1343746  Pfund,  also  eine  Differenz- von 
509  Pfund ,  welche  bei  dieser  Masse  als  unbedeutend 
angesehen  werden  kanm 

Diese  Masse  von  dem  Warzenkreis  auf  den  Rad- 


loa 

lireis  gebracht,  gibt  nach  den  in  den  Abloitungem 
für  die  Reduktionen  der  Massen  gefundenen  Ges  etzen, 
^enn  wir  die  Masseim  Radkranze,  welche  die  Masse 
Af  ersetzen  soll,  mit  Af'  bezeichnen 

;^.  =  :^' «  :2i^  «  53770  Pfund. 

4 

Die  Masse  des  Rades  dürfte  hier,  sammt  deai 
darin  befindlichen  Wasser,  gegen  7000  Pfund  zu 
nehmen  seyn ,  und  <}s  blieben ,  diese  von  M*  abgezo- 

§en,  noch  nahe  4^8  Zentner  auf  ein  Schwungrad, 
essen  Durchmesser  ao  Fufs  wäre.  Wie  diese  Masse 
,  durch  Vorgelege  reduzirt  und  kleiner  genucht  wer- 
den kann ,  ist  oben  gezeigt  worden. 

Hätte  läan  bei  der  Bestimmung  dieser  Schwung- 
masse auf  m  keine  Rücksicht  genommen,  und  dieselbe 
blofs  für  Winkel  von  39^12'  und  i4o°48'  bestimmt,  so 
wäre,  wenn  man  dieselben  Geschwindigkeitsänderun- 
gen in  Rechnung  gebracht  hätte 

]if  -= 1— SS  i3i3ooo,  also  eine  Differenz 

0,0078 

von  3225o  Pfund,  die  hier  nicht  mehr  unbedeutend 
Ist,  und  immer  bedeutender  werden  mufs,  je  gröfser 
u  und  u^  werden. 

3^2)  Wenn  es  sich  nur  um  eine  ohngefahre 
Schätzung  der  Masse  handelt ,  dürften  folgende  Ta- 
feln in  vielen  Fällen  dienlich  sevn ,  besonders  in  de- 
nen ,  wo  die  Werthe  von  u  und  u' ,  den  neben  ein- 
ander stehenden  Werthen  von  u  und  u^  in  den  Ta- 
feln nahe  kommen.  Dafür  verändern  sich  aber  obige 
zwei  Formelii  in  folgende :  für  die  Formel  (I)  wird 

(ni)  Jif ««  -i-- — ti"  ~  H' — " — ^»  """ 


403 


r.  ^.  K  +  m  fH".  «'•  —  H,  a  V 


und 


lür  Formel  (II) 

es  ist  für  Formel  (III)  der  in  Tafel  III.  zu  K  gehörige 
Werth  für  gegebene  Werthe  von  u  und  u*  zu  substi- 
toiren ;  zugleich  sind  auch  die  Werthe  von  a  ^  und 
a'^  aus  den  Tafeln  zu  nehmen. 

Für  den  FaU^  dafs  man  zufrieden  iväre^  wenn 
ff '  =  1,1  Ä'  =  ;  und  W  =  0,9  -AT  würde,  so  kann 
zQch  der  zweite  Theil  des  Werthes  für  ^ noch. durch 
hlH  {lyi  a'  *  —  0,0  a  ^)  ^=i  m.  H  D  ausgedrückt 
jeyn,  und  es  verwandelt  sich  zugleich  H^^  -—  IP  in 
Oy2  Ifi  also  die  Formel  (III)  in 

fic  Formel  (IV)  aber  in 

m  die  Werthe  von  D  jedoch  in^mer  mit  ihrem  Zei- 
cheD)  das  sie  in  der  Tafel  III  und  IV  haben,  substituirt 
werden  müssen. 


io4 


Tafel    in. 

Wenn  p  bewegende,  und  P  widerstehende  Kraft  ist. 


1 

nod 

ttf 

u' 

A. 

JJ. 

a» 

a'» 

K. 

fttr  IT' =o,9A; 

D. 

fftr  Formel  (V)* 

0,01 25 

0,016 

40» 

i4>? 

0,4 1 3 

0,396 

0,421 

-f-  0,064 

m 

0,039 

0,042 

41 

142 

4 

o,43o 

0,378 

0,420 

+  0,018 

o,o65 

0,07  a 

41 

143 

Oi447 

o,362 

0,419 

—  0,004 

0,091 

0,1  o3 

43 

144 

o,465 

0,346 

o,4t8 

—  0,0337 

.0,116 

0,134 

44 

145 

0,481 

0,328 

0,416 

—  0,0716 

0,141 

0,167 

45 

146 

0,5 

0,3 16 

0,414 

—  0,106 

0,1 65 

0,201 

46 

«47 

0,517 

0,296 

• 

0,411 

—  o,i38 

0^190 

0,237 

47 

148 

0,534 

0,280 

0,408 

—  0,172 

0,214 

0,275 

48 

149 

0,552 

0,263 

0,404 

—  0,207 

^238 

0,3 1 5 

49 

i5o 

0,568 

0,25 

0,399 

—  o,236 

0,262 

o,358 

5o 

i5i 

o,5tj6 

0,235 

o,39|5 

—  0,270 

0,286 

o,4o3 

5i 

l52 

0,604 

0,220 

0,390 

—  o,3oi 

0,3 12 

o,45i 

52 

i53 

0,621 

0,206 

0,384 

—  0,332 

0,337 

o,5q3 

53 

i54 

o,636 

0,192     0,378 

—  0,362 

0,362 

o,558 

64 

i55 

0,654 

0,178 

0,372 

—  0,393 

o,388 

0,619 

65 

i56 

0,670 

0,1 65 

o,365 

—  0,422 

0.415 

0,754 

56 

^58 

0,687 

0,140 

o,364 

—  0,464 

0,470 

0,916 

68 

160 

0,719 

0,117 

0,347 

—  o,5i8 

0,529 

1,1 15 

60 

i6t 

0,748 

0,096 

0,329 

—  o,568 

0,665 

1,362 

64 

164 

0,808 

0,076     0,277 

-^0,644 

0,943 

2,108 

70 

168 

0,881 

0,043 

0,199 

—  0,746 

t,3i7 

3,610 

"i 

171 

o,93i 

0,019 

"■■*'  1 

—  0,817 

10^ 


T  t  f  c  1    IV. 

Wenn  P  Kraft,  und  p  Last  ist. 


tt' 

u. 

B. 

A. 

a» 

tt'» 

X. 

Fflrir''s=i,i  a 

und 
fflr  £r's=o,9ir. 

D. 

fflr  FormaUVf). 

(M>i5 

0,01  a5 

390 

1400 

0,4 1 3 

0,396 

0,431 

—  0,064 

0,04« 

o,€»39 

38 

1390 

0,430 

0,378  . 

■ 

0,430 

—  0,018 

10,073 

o,o65 

37 

i38 

0,447 

o,363 

o,4»9 

-|-   0,004 

Io,io3 

0,091 

36 

137 

o,465 

0,345 

0,418 

o,o38 

0,1 34 

0,116 

35 

i36 

0,481 

0,328 

0^416 

0,071    • 

0,167 

o,i4i 

34 

i35 

0,5 

o3i6 

1 

o,4i4 

0,106 

0,10 1 

0,1 65 

33 

i34 

0,517 

0,396 

0,411 

o,i38 

■  Ol«^ 

0,190 

33 

i33 

0,534 

0,380 

0,408 

0,173 

B  0,175 

o,«i4 

3i 

l33 

0,553 

0,363 

0404^ 

0,307 

1  o,3>5 

o,a38 

3o 

i3i 

o,568 

0,25 

0,399 

0,336 

0.358 

0,361 

39 

i3o 

0,586 

0,335 

0,396 

0,37 

0,4  o3 

0,286 

38 

139 

0,604 

0,330 

0,390 

o,3oi 

0,45 1 

0,3 11 

37 

138 

o,6ii 

0,306 

o,384 

0,333 

1 

o,54>3 

0,337 

36 

137 

o,636 

0,193 

0,378 

0,363 

0,558 

o,36i 

35 

136 

0,654 

0,178 

0,373 

0,393 

0,619 

o,388 

»4 

135 

0,670 

o,i65 

0,365 

0433 

0,754 

0415 

33 

134 

0,687 

0,140 

o,364 

0,464 

0,916 

0,470 

30 

t 
133 

0,719 

0,117 

0,347 

o,5i8  . 

i.ii5 

0,539 

18 

I30 

0,748 

0,095 

0,339 

o,568 

i,36a 

0,665 

16 

116 

0,808 

0,076 

0,377 

0,644 

9,108 

0,943 

13 

ILO 

0,881 

0,043 

0,199 

0,746 

3,610 

1,317 

8 

1 

io5 

0,931 

0,019 

0,137 

0,817 

33)  Auf  diese  Art  wird  es  also  immer  leicht  seyn, 
tat  jeden  gegebenen  Fall  die  Schwungmasse  wenig* 
stens  so  nahe  zu  bestimmen ,  dafs  aus  einer  ^  wenn 
auch  nicht  ganz  genau  richtigen  Bestimmung  wenig- 
stens kein  in  Rechnung  zu  bringen  nöthiger  Nachtheil 
für  die  Bewegung  entstehen  wird. 

Aber  selbst  diese  Bestimmungen  und  entwickel- 
ten Gesetze  werden  nur  so  lange  gelten^  so  lange  p 
und  P  nach  dem  angenommenen  Gesetz  einander  ent- 

Segenwirken.  Obgleich  die  Wirkung  von  der  Kraft  p 
urch  den  Durchmesser  des  Warzenkreises  ^  die  Ge- 
genwirkung der  Kraft  P  durch  den  Halbkreis  fiir  je- 
den Fall  ohne  A^snahme  erschöpfen  mufs ,  so  ist  es 
defswegen  doch  nicht  unerläfsliche  Bedingung,  dafs 
die  Kraft  p  parallel  mit  dem  Durchmesser  immer  gleich 
stark  sich  äufsert,  sondern  sie  kann  nach  einem  belie- 
bigeui  Gesetze ,  das  von  ihrer  Natur  abhängt ,  zwar  in 
dieser' Richtung^  aber  doch  ungleichförmig  wirken, 
und  eben  so  kann  die  Kraft  P  nach  jedem  beliebigen 
Gesetze,  zwar  immer  in  der  Tangente  des  Kreises^ 
aber  doch  ungleichförmig  widersxehcn,  wenn  nur  ihre 
Gesammtwirkung  eben  so  grofs  ist,  als  ob  eine  gleich- 
förmige Kraft  nach  obigem  Gesetze  der  Kraft'  p  ent- 
gegengewirkt hätte.  Man  sieht  also  hieraus ,  dafs  hier 
auch  zugleich  noch  das  Gesetz  der  Kraft ,  entweder 
der  Kraft  p  oder  P,  oder  von  beiden  zugleich  in 
Rechnung  konmien  müfste.  . 

Ein  solcher  Fall  tritt  bei  allen  Dampfmaschinen 
ein,  welche  entweder  nach  der  verbesserten  WaJt^^ 
sehen  Ai^t  mit  der  früheren  Absperrung,  ehe  der 
Kolbenschub  vollendet  ist,  oder  nach  der  Woolf'- 
sehen  mit  zwei  Zylindern,  gebaut  sind. 

Denn  hier  wirkt  die  Expansivkraft  im  Anfange, 
ehe  noch  abgesperrt  ist,  mit  viel  gröfserer  Starke, 
als  dann^  wenn  die  Konununikatlon  vom  Kessel  her 


107 

emmaU  abgesperrt,  und  der  Dampt durch  seine blofse 
£xpansivkraft ,  die  immer  kleiner  wird,  je  gröfser 
der  durchlaufene  Raum  des  Kolbens  ist,  wirken 
mofs.  — 

In  diesem  Falle  nimmt  also  die  Kraft  p  von  der 
Stelle  an,  wo  abgesperrt  ist,  ein  Gesetz  ihrer  Wir- 
kung an,  das  nach  dem  Gesetze  der  Ezpansivkraft 
der  Dämpfe  behandelt  werden  mufs. 

Dieser  spezielle  Fall  gehört  nun  nicht  hierher, 
und  ich  wollte  nur  darauf  auf  merksam  machen,  in  wie 
weit  die  obigen  Berechnungen  zu  gelten  haben* 


V. 

Beschreibung    einer    von    Herrn    Joseph 
Fuchs  ^  kaiserl.   königl.   Rittmeister ,    er- 
fundenen  Kattundruckmaschine  ,    durch 
welche     mitteist    der    gewöhnlichen 
Druckmodel  über  die  ganze  Breite 
des  Stückes  gedruckt  wird. 

Von 

Mathias  Reinscher . 

Assifitenten  des  Lebrfachs  der  Maschinenlehre  am  k*li.  polyt. 

0 

Institute« 


L/ie  Maschine  ist  Tafel  I.  y  Fig;  A  von  der  Seite^ 
und  F^ig.  B  von  vorn  angesehen  y  gezeichnet. 

Der  zu  druckende  Stoff  ist  hier  iiber  die  Rolle  a, 
welche  mit  ihrem  ganzen  Zapfenlager  eingeschoben 


io8 

"Wird ,  gewunden ,  und  wird  Ton  da  durcli  eine  Zange 
b  über  den  Drucktisch  d  gefuhrt,  und  mit  dem  einen 
Ende  in  den  Kloben  f,  welcher  über  die  Breite  des 
ganzen  Stückes  reicht ,  eingeschraubt.  Der  Druck- 
tisch steht  zwischeii  zwei  Säulen  g  ixnd  h  fest,  wel- 
che üb^r  ihn  hinaus  reichen;  und  zwischen  diesen 
Säulen  über  der  Mitte  des  Tisches  ist  ein  Rahmen 
ik  l  my  an  dem  oberen  Ende  desselben  um  eine  Achse 
im  beweglich,  angebracht,  welcher  Rahmen  die  Vor- 
richtung für  die  Bewegung  des 'Druckmodels  trägt, 
welche  Vorrichtung  sich  auf  Art  eines  Sägegatters 
an  dem  bemerkten  Rahmen  auf-  und  abschiebt.  Das 
Hinunterdrücken  dieser  Vorrichtung  nopq,  welche 
wir  mit  dem  Nahmen  Gatter  bezeichnen  wollen ,  ge- 
schieht mittelst  der  Handhabe  r,  welche  an  einem 
Hebel  r  t,  um  das  Zentrum  Y,  welches  fest  gegen 
den  Rahmen  in  dem  an  letztem  befestigten  Arm  t  u 
liegt  ^  beweglich  ist. 

,  Drückt  man. also  diese  Handhabe  abwärts,  so 
legt  sich  der  Hebel  r  t^  welcher  übrigens  auf  beiden 
Seiten  des  Gatters  wegen  gleichförmigem  Aufdrücken 
des  Models  angebracht  ist,  an  die  Rollen  ss,  welche 
mit  dem  beweglichen  Gatter  verbunden  sind,  auf, 
und  schiebt  den  Gatter  nop  q  zn  dem  Rahmen  iklm, 
welcher  letztere  also  als  Leitung  für  den  ersteren 
dient,  hinab.  An  diesem  Gatter  ist  nun  unten  der 
Model  w  w  eingeschoben^,  und  wird  mittelst  des 
Druckes  auf  die  Handhabe  r  auf  den  zu  drückenden 
Zeug  gebracht« 

Das  Aufheben  des  Models  geschieht  auf  dieselbe 
Art  nach  der  entgegengesetzten  Seite ,  wie  4^  Hinab- 
drücken mit  der  Hand;  damit  jedoch  kein  Zurückfal- 
len desselben  möglich  ist,  wenn  die  Hand  die  Hand- 
habe r  verläfst ,  so  wird  der  ganze  bewegliche  Gatter 
durch  di«  Feder j^  gehalten,  welche,  indem  sie  siph 


»?9 

t 

auszudehnen  strebt^    den  Gatter  mittelst  des  Stabes 
xZy  und  der  Schraubenmutter  bei  z^  hinauf  zieht. 

An  der  Drehungsachse  im  ist 'auf  der  einen  Seite, 
des  Druckti^ches  ein  verzahnter  Kreisbogen  oc  ßy  mit 
dem  Rahmen  fest  verbunden.  Die  Zähne  dieses 
Kreisbogens  greifen  in  einen  andern  verzahnten  Bo- 
gen iy  welcher  seinen  Drehungspunkt  in  y  hat^  und 
mit  der  Zange  b,  Vfrelche  sich  auch  um  ^y  drehen 
lann^  verbunden  ist.  Wird  nun  mittelst  der  Hand- 
habe r,  der  Rahmen  um  die  Achse  i  nu \or  oder  rück- 
wärts bewegt,  so  bewegt  sich  mit  ihm  auch  der  Kreis- 
bogen xß,  undnimnit  den  Bogen  i  mit. 

Dreht  ^ich  der  Bogen  cc  ß  von  et  nach  ß,  so  wird  der 
Bogen  i  und  mit  diesem  die  Zange  b  mitgenommen ; 
durch  diese  Zang«  geht  aber  der  zu  druckende  Zeug, 
md  wird  von  ihr  festgehalten,  sie  nimmt  also  bei  der 
Bewegung  nach  der  genannten  Richtung  den  Zeug  von 
der  Rolle  a  weg,  und  fuhrt  ihn  gegen  den  Drucktisch 
d]  damit  aber  der  vor  der  Zange  über  den  Druck- 
tisch gespannte  Zeug  immer  gehörig  angezogen ,  und 
die  scnon  gedruckten  Theile  weggeschafft  werden^ 
so  ist  der  Kloben y  so  schwer  gemacht,  dafs  er  durch 
sein  Gewicht  den  Zeug  abwärts  zieht,  und  zugleich 
immer  gehörig  anspannt.  Damit  die  Reibung  des  Zeu^ 
ges  auf  dem  Tische  und  seiner  weiteren  Bevvegung 
vermindert  wird,  ist  er  vor  dem  Tische  über  eine 
Rolle  geführt ,  welche  die  Zeichnung  deutlich  zeigt. 

Es  kömmt  also  immer  der  zwischen  d  un^  b  lie* 
gcnde  Ti^il  des  9Leuiie$  zum  nächsten  Druck  auf  den 
])rncktiscB^  und  der  schon  gedruckte  Theil,  wird 
durch  den  Kloben  / ,  welcher^  hinlänglich  weit  ab- 
wärts bewegt  wird,  mitgenommen 

Man  sieht  hieraus,  dafs  die  Bewegung ,  des  Bor- 
gens i  nic}it  läpger  seyn  d^irf,  als  der  Model  Broite^ 


yXIQ 


nach  der  Länge  des  zu  druckenden  Zeuges  hat,  und 
um  diefs  zu  bewirken^  legt  sich  die  Zange  6  in  ;f  an 
das  Gestell  an  y  und  bewegt  sich  auch  nur  bis  in  die 
senkrechte  Lage  an  die  Säulen  g  h. 

^Der  Bogen  x  ß  greift  nebst  dem  noch  in  ein  ver- 
zahntes Rad  \,  dessen  Drehungsachse  durch  den 
Farbentrog  geht ,  und  an  welcher  die  in  die  Farben 
tauchenden  Walzen  sitzen;  das  Rad  wird  von  .dem 
Kreisbogen  herumgedreht,  so  dafs  der  früher  einge- 
tauchte Theil  der  Walzen  durch  die  Drehung  oben 
kommt.  Ist  aber  diese  Drehung  schon  so  weit  fortge- 
rückt, so  ist  auch  der  Rahmten  mit  .dem  Model  schon 
über  diesen  Farbenwalzen ,  weil  der  Rahmen  zugleich 
mit  dem  Kreisbogen  sich  bewegt;  und  es  kann  daher 
der  Model  durch  einen  Druck  auf  die  Handhabe  r  mit 
Farben  bestrichen  werden,  und  zwar  mit  so  vielerley 
Farben,  als  solche  Walzen  da  sind»  weil  für  jede 
Walze  ein  eigenes  Favbenfach,  oder  eigener  Farben- 
trog da  ist,  indem  in  dem  gemeinschaftlichen  Troge 
zwischen  den  Walzen  Zwischenwände  eingesetzt 
sind. 

Weil  also  die  Bewegung  des  Kreisbogens  ^  |3  so 
weit  gehen  mufs,  dafs  der  Rahmen,  und  mit  ihm  der 
Model  ^ie  Farbenwalzen  tangentirt,  die  Bewegung 
des  Kreisbogens  ^  aber  nur  so  lang,  als  der  auf  ein- 
mahl zu  druckende  Theil  des  Stückes  seyn  darf,  so  ist 
in  dem  Bogen  xß  auf  der  Seite  gegen  ß  der  letzte  Zahn 
.  gröfser  als  die  anderen,  und  eben  so  ist  der  letzte 
Zahn  in  dem  Bogen  i,  welcher  sich  an  den  genann- 
ten gröfseren  des  Kreisbogens  x  ß  anlegt ,  auch  grös- 
ser als  die  übrigen.  ^ 

Wenn  also  die  Zange  b  ihren  festen  Punkt,  wo 
sie  sich  anlegt  erreicht  hat,  so  verläfst  der  Kreisbo- 
gen ctß  den  Bogen  i,  und  steht  in  der  in  Fig.  .^ge- 
zeichneten  ]liajge ,  in  welcher  der  ^rofse  Zahn  des  Bg« 


III 


gens  X  ß  über  den  Bogen  i  nnd  dessen  Zähne  weg- 
geht. —  Wäre  nun  der  letzte  Zahn  im  Bogen  i  auch 
nar  gleich  den  übrigen^  so  würde  beim  Rückwärts* 
geben  des  Bogens  a  ß ,  der  Bogen  i  nicht  sicher  mit- 
genommen^ was  aber  durch  dieses  Gröfserseyn  des- 
selben geschieht.  — 

Damit  der  Model  immer  in  einer  und  derselben 
Stelle  druckt ,  so  nmfs  der  Rahmen ,  ehe  der  Model 
siedergednickt  wird,  einen  Stand  erreichen,  derbe! 
jedem  Druck'  derselbe  ist,  und  diefs  wird  hier  auf 
folgende  An ;  erreicht. 

Mit  dem  Drucktische  sind  senkrecht  unter  der 
Achse  im  die  Stifte  |x,  v,  festgemacht,  so  breit  und 
so  dick  wie  die  Rahmen  ik  und  /m,  und  sind  von 
der  Innern  Seite  auf  ein  Drittel  ihrer  Breite  abgesetzt, 
so  wie  das  Ende  der  Rahmenarme  von  aufsen  auf  zwei 
Driuel  ihrer  Breite  abgesetzt  ist.  Über  diese  Stifte 
nnfs  nun  der  Rahmen  zu  stehen  kommen, -und  die 
genannten  AJjsälze  müssen,  genau  in  einander  greifen. 

Wäre  der  Rahmen  noch  nicht  }}is  auf  die  gehö- 
rige Stelle  vorgerückt,  so  würde  sich  beim  Hinab- 
drücken  des  Modelgatters  der  Gatter  mit  dem  Theile 
p  (f  auf  (X  und  v  aufsetzen,  und  der  Model  nicht  bis 
auf  den  Tisch  gedruckt  werden  können. 

Ein  anderes  nothwendiges  Erfordemifs  zuva^ 
Drucke  ist  das  mit  dem  Einschufs  des  Zeuges  gleich- 
förmige Fortrücken  des  Stückes,  welches  Fortrücken, 
oder  Fortziehen,  wie  schon  bemerkt  worden,  durch 
eine  Zange  b  gesehieht.  Diese  Zange  geht  über  die 
ganze  Breite  des  Stückes,  und  besteht  aus  zwei  Thei- 
len  a  und  b ,  Fig»  C,  I. ,  zwischen  welchen  der  Zeug 
eingezwängt  ist. 

Fig-  C,  IL;  zeigt  die  Zange  von  d^r  Seite ^  und 


vor  der  Einzwängung  des  Zeuges^  wo  cc'c'*  &''  die 
Lage  des  letztern  anzeigt 

Fängt  nun  der  Kreisbogen  ctßy  von  ß  gegen  x  an 
sich  zu  bewegen^  so  hat  die  Zange  diese  letzte  Lage. 
Durch  die  Bewegung  aber  wird  der  Theil  Uy  indem 
er  sich  um  die  Achse  y  dreht^  wie  schon  gesagt  wor- 
den, mitgenommen.  Dieser  Theil  a  hat  eine  Falle 
dy  die  sich  um  eine  Achse  ee'  dreht,  aber  durch  eine 
an  a  festgeschraubte  Feder  /immer  mit  dem  unteren 
Theile  an  a  angedrückt  wit>d. 

Ist  die  Bewegung  bis  zum  Ende  gelangt,  so  ist 
d  in  d'y  und  ist  iiber  die  Spitze  von  b  ^  welche  an 
eixtev  Seite  dem  Theile  b  vorragt,  und  in  eine  Veriie- 
fung  von  a  sich  einlegt,  wie  man  in  Fig.  C,  I. ,  bei/z 
sehen  kann,  gedrückt  worden,  so  dals  a  und  6  nun 
ein  Stück  ausmachen,  indem  ^  an  a  durch  r/  festge* 
halten  wird ,  und  dadurch  der  Zeug  zwischen  a  und 
b  wegen  des  genauen  Schlusses  dieser  beiden  Theile, 
eingezwängt  ist;  weil  dieses  Einzwängen  ajier  über 
die  ganze  Breite  des  Zeuges  geschieht,  so  dürfte  ein 
für  den  Druck  nachtheiliges  Verziehen  der  Waare 
wohl  nicht  leicht  möglich  seyn. 

Hat  die  Zange  die  höchste  Stelle  erreicht,  so 
wird  bei  dem  HinabdrücjLen  des  Models  der  an  d 
angebrachte  Hebelarm  g  abwärts  gedrückt,  dadurch 
wendet  Sich  die  Falle  dy  der  Theil  b  wird  nicht 
mehr  an  a  festgehalten,  und  springt,  durch  eine  Fe- 
dergedrückt, in  die  Fig.  C,  U. ,  dargestellte  Lage, 
zurück. 

» 

Das  HinabdrückeA  des  Armes  g  geschieht  durch 
einen  von  dem  Gatter  dem  Rahmen  auf  der  rechten 
Seite  vorragenden  Theil  q'  des  Querstückes  p  q.  — 

Fig.  J).  zeigt  eine  Ansicht  des  Farbentroges  von 


I 


ji3 

oben/  X  ist  das  erwähnte  verzabnie  Rad',  u  und  'b 
Yorrichtungen  zum  Abstreichen  der  überflüssig  an  die 
Walzen  sieb  angebängten  Farbe.  Die  Gewichte  c 
und^^  drücken  diese  Vorricblungen  an  xlie  Walzen 
jF,  Gj  Ä"  gehörig  an.  ' 

Das  Modell  dieser  Druckmascbtiie  wurde  dem 
Herrn  Rittmeister  Fuchs  für  das  Modelienkabinett  des 
L.  k«  polytechnischen  Instituts  abgekauft^  und  ist  da- 
lelLst  fär  Jedermann  zu  sehen. 


VI. 

Ober    die    Methode  y    Druckmodel   von 
jeder   Gröfse  nach  Art   der  Stereotypen 
herzustellen;  ein  Zusatz  zu  dem  vorher- 
gehenden Aufsatze 

Vom      H  e  r  a  u  8  g  e  b«  e  r.' 


L/as  im  vorigen  Aufsatze  beschriebeiAß  Modell^ 
obgleich  in  einem  kleinen  Mafsstabe  ausgeführt  ^  voB* 
bringt  die  einzefaien  Bewegungen  mit  so  viel  Richtig«» 
Leitj  dafs  kaum  zu  zweifeln  ist^  dafs  diese  Maschine 
im  Grofsen  und  vielleicht  mit  einigen ,  in  der  Ausfüh- 
rung sich  ergebenden  Verbesserungen,'  hergestellt^ 
ihrem  Zwecke  entsprechen  werde.  Die  Rapportirung 
des  Musters,  welche  hier  die  Hauptsache  ist,  ist  durch 
eine  sinnreiche  Einrichtung  hergestellt,  und  scheint, 
so  viel  sich  aus  der  Ansicht  des  Mechanismus  und 
der  Arbeit  des  Modelles  urtheilen  läfst,  genau  z^ 
leyn.  Mit  derselben  Schnelligkeit,  als  eine  Zylin* 
derdruckmaschine,  kann  die  vorliegende  Modeldruck- 
Duschine.  freilich  nicht  arbeiten«     Dagegen  hat  das 

fckik«  4.  polit.  Intt.  m,  JB4.    '  8 ' 


ii4 

Drucken  xhit  Abdeln  vor  jenem  ^mit  gravirten  oder 
punzirten  Zylindern  in  mehreren  Fallen  Vorzüge,  und. 
mehrere  Musler  können  nur  mit  ersteren  hergestellt 
iverden.  -   Überhaupt  mufs   man  gesteben ,   dafs  die 
Einführung  der  englischen  Zylinderdruckmaschinen 
der  Solidität  der  Kattunlabrikation   Abbruch   gethan 
Jiat,  indem  durch  dieselben  die  meisten  Muster  niic 
unechten^   oder  sogenannten  Tafelfarben  hergestellt 
werden.     Die  Wohlfeiiheit  dieser  Erzeugnisse^   bei 
welchen  die  Druckkosten  oft  kaum  zwei  Kreuzer  per 
Elle  betragen^  macht  die  Konkurrenz  der  festfarbigen 
Waaren^  deren  Herstellung  bedeutend  mehr  Kapital 
und  Arbeit  erfordert^  unmöglich^  und  nötliigt  auch 
die  Hand-  oder  Modeldrt^ckerei  zur  Ausübung  des  un- 
echten oder  Tafeldruckes.     Dieser  Zustand ,  der  ei- 
,iugen  Fabrikanten  scheinbaren  Gewinn  bringt  >  wird 
sich  jedoch  für  die  Kattunfabrikation  im  Ganzen  nach- 
'theillg  erweisen.     Denn   die   Konsumenten,    welche 
nebst  der  Wohlfeilheit  auch  vorzüglich  Solidität  der 
Waare  lieben,  und  immer  mehr  vorziehen,  je  mehr 
sie  bereits  unangenehme  Erfahrungen  mit  unecht  be- 
druckten Waaren  gemacht  haben,  werden  allmählich 
immer  mehr  sich  der  Baumwollendruck  waaren  entwöh- 
nen, und  sich  dafür  baumwollene  Zeuge  mit  eingeweb- 
,!ten  Desieiiis  anschaffen,  welche,  obgleich  der  Man- 
.'.nigfnltigkeit  der  Muster  entbehrend,  doch  Dauerhaf- 
tigkeit durch  den  eingewebten  festfärbigen  Faden  liir 
.sich  haben. 

In  der  vorliegenden  Maschine  können  auf  das 
Zeug.  Muster  von  verschiedenen  Farben  zugleich,  vor- 
ausgesetzt, dafs  diese  Muster  nicht  in  einander  fallen, 
gebracht  werden:  es  hängt  dieses  von  der  Anzahl  der 
Farbenwalzon  ab ,  welche  man  einlegt.  Es  ist  übrigens, 
hei  der  Art  der  Rapportirung  dieser  Maschine,  auch 
wahrscheinlich ,  dafs  nian  auf  derselben  nach  ein^^n- 
der  mehrere  Farben  und  Beitzen  werde  in  einander 


|ii5 

drucken  können ;  was  sich  jedoch  mit  Sicherheit  nur 
in  der  Ausfuhrung  heurth^ilen  läfst. 

Die  zu  dieser  Maschine  erforderlichen  Druckmo'^ 
del^  welche  in  den  meisten  Fällen  die  ganze  Breite 
des  Zeuges  haben  müssen  (bei  einigen  Mustern  kön- 
nen mehrere  einzelne  Model  auf  einem  Brete  neben 
einander  befestiget  werden)^  können  leicht  und  wohl« 
fcU  auf  dieselbe  Art  hergestellt  werden^  deren  mau 
sich  in  neuerer  Zeit  zur  Anfertigung  der  Stereotypen 
(statt  der  früher  übUchen  Clichir-  oder  Abklatschungs- 
methode)  bedient. 

Diese  Methode  besteht  darin,  dafs  man  von  dem 
Originale,  welches  man  vervielfältigen  will,  eine  Form 
ans  einem  Stoffe  verfertigt,  welcher  nicht  nur  den 
getreuen  Abdruck  der  feinsten  Striche  liefert,  son- 
dern auch  eine  höhere  Temperatur  verträgt,  ohne 
zu  springen.  .  Von  dieser  Form  wird  sodann  mit 
Schriftgiefser  -  oder  einem  leichtflüssigeren  Metall  auf 
eigene  Art  ein  Abgufs  genommen« 

Man  läfst  zu  dem  vorliegenden  Zwecke  auf  die 
gewöhnliche  Art  einen  Druckmodcl  herstellen,  wel- 
cher dasjenige  Muster  enthält,  das  sich  auf  dem  Zeuge 
wiederhohlen  soll.  Um  von  diesem  Model  eine  Form 
zu  erhalten,  umgibt  man  denselben,  nachdem  man 
seinen  Aussenseiten  die  erforderliche  rechtwinkelige 
Figur  gegeben  hat,  mit  einem  viereckigen  eisernen 
Ralimen,  welcher  über  der  Oberfläche  des  Models  etwa 
einen  Zoll  hoch  hervorsteht ,  wodurch  die  Dicke  der 
Form  gegeben  ist^  auf  der  entgegengesetzten  Seite 
aber  etwas  über  den  Grund  des  Musters  hinausragt,! 
wodurch  die  Dicke  des  Abgusses  bestimmt  wird.  Um 
letzteren  desto  sicherer  und  gleicher  zu  bestimmeil*  le- 
get man  den  Model  auf  einen  Tisch,  so  dafs  dessen 
Oberfläche  horizontal  liegt,  umgibt  dessen  vier  Seiten 
ttiil  vi8r  gleich  liehen  eisernen  Stücken ,  deren  Höhe 

8  * 


ii6 

um  so  yiel  geringer  ist,  als  jene  des  ganzen  Models^ 
als  soviel  die  Dicke  der  Platte  des  Abgusses  betragen 
soll  ^  und  setzt  sodann  auf  diese  vier  Stücke  den  eisernea 
B ahmen  auf. 

Man  nimmt  nun  reinen  gebrannten  Kalk^  und  rübrt 
denselben  mit  so  viel  Wasser  gut  unter  einander^  dafs 
daraus  «eine  gleichförmige  Kalkmilch  entsteht^  etwa 
von  der  Dicke^  wie  man  sie  gev^öhnlich  zum  Weissen 
der  Mauern  verwendet.  Zu  dieser  Flüssigkeit  setzet 
man  nun  so  viel  gebrannten  und  fein  gepulverten  Gyps 
hinzu,  dafs  ein  dünner  Brei  entsteht.  Nachdem  man 
die  Oberfläche  des  Models,  von  welchem  der  Abdruck 
genommen  werden  soll,  vorher  mit  einer  weichen 
Bürste  mit  öhl  eingerieben  hat ,  um  das  Anhängen 
der  Form  zu  verhindern;  so  trägt  man  den  Gypsbrei 
mit  dem  Pinsel  auf  den  Model  ^  so  dafs  alle  Vertiefun- 
gen desselben  gehörig  ausgefüllt  werden,  und  giefst 
sonach  den  übrigen  Gyps  darüber.  Wenn  dieser  zu 
erhärten  anfangt,  so  streicht  man  den  überflüssigen 
Gyps  mit  einem  metallenen  Lineal  ab,  so  dafs  dio 
Rückseite  der  Form  dadurch  eben  wird.  Ist  der  Gyps 
erhärtet;  so  trennt  man  die  Form  von  dem  Model, 
und  trocknet  sie  in  einem  Ofen. 

Auf  dieser  Form  wird  nun  mit  Metall  dpr  Abgufs 
gemacht.  Würde  man  das  flüssige  Metall  auf  gewöhn- 
liche Art  darauf  giefsen ;  so  würde  man  nur  einen  sehr 
unvollständigen  Abdruck  erhalten,  weil  die  Luft, 
welche  in  den  Vertiefungen  adhärirt,  die  Ausfüllung 
derselben  hindert.  Der  Abgufs  wird  jedoch  ganz  voll- 
kommen, so  dafs  auch  die  feinsten  Linien  völlig  aus- 
gedruckt erscheinen,  wenn  die  Form  in  derselben 
Temperatur  erhalten  wird,  als  das  Metall.  Um  die- 
ses, wovon  der  ganze  Erfolg  abhängt,  zu  bewerkstel- 
ligen ,  nimmt  man  eine  eiserne ,  etwa  zwei  Zoll  tiefe 
Pfanne,  von  der  erforderlichen  Länge  und  Breite, 
um  die  Form  hineinbringen  zu  können,  und  leg^t  dia 


^  117 

Form  dann  so  hinein ,  dafs  die  Oberfläche^  welche 
*  den  Abdruck  enthält,  aufwärts  liegt.  Da  diese  Form, 
wenn  man  das  flüssige  Metall  in  die  Pfanne  giefst,  in 
demselben  aufwärts  steigen ,  und  auf  dessen  Oberflä- 
che schwimmen  würde ;  so  wird  sie  mittelst  Tier  klei- 
ner Schrauben  befestigt,  welche  von  den  vier  Seiten 
der  Pfanne  an  die  vier  Seiten  des  eisernen  Rahmens 
greifen,    welche   die  Gypsform  umgebon.      Hierauf 

Siefst  man  das  geschmolzene  Metall  in  die  Pfanne ,  so 
afs  es  die  Oberfläche  der  Form  bedeckt,  und  stellt 
sodann  diese  Pfanne  auf  einen  Ofon  mit  Kohlcnfeuer, 
über  "welchem  sie,  etwa  eine  Stunde  lang,  stets  in 
derjenigen  Hitze  erhalten  wird,  welc^he  hinreicht,  um 
das  MetaU  im  Flusse  ^n  erhalten.  Hierauf  hebt  man 
die  Form  aus  der  Pfanne,  wobei  der  über  deren  Ober- 
fläche hervorstehende  Rahmen  die  zur  beabsichtigten 
Dicke  der  Platte  erforderliche  Menge  Metall  zurück- 
hält, und  trennet  nach  dem  Festwerden  des  Metallcs 
den  Abgufs  von  der  Form,  welchen  man  sonach  mit 
heissem  Wasser  abbürstet,  um  ihn  von]  Öhl  und 
Schmutz  zu  reinigen. 

Für  jeden  Abgufs  vrird  eine  neue  Form  verfertigt. 
Braucht  man  also,  wie  in  dem  vorliegenden  Falle, 
mehrere  Platten ,  z.  B.  acht  bis  zehn ;  so  können  von 
dem  Öriginalniodel  auf  die  beschriebene  Art  nach  ein- 
ander die  erforderlichen  Formen  genommen ,  getrock- 
net und  sodann  mehrere  auf  ein  Mahl  in  einer  gröfse- 
ren  eisernen  Pfanne  mit  dem  MetaUe  behandelt  wer- 
den. Arbeitet  man  mehr  im  Grofsen,  so  kai^n  ein  ei- 
gener Ofen  hergestellt  werden,  in  welchem  eine  ei- 
serne Platte  durch  unten  angebrachtes  Feuer  erhitzt 
wird ;  so  dafs  man  dann  die  eisernen  Pfannen  mit  den 
Formen  und  dem  geschmolzenen  Metalle  auf  diese 
Platte  stellt.  Es  veostebt  sich  übrigens  von  selbst, 
dafs  der  Model,  welcher  durch  Abgufs  vervielfältiget 
werden  soll,  so  gearbeitet  werde,  dafs  ein  Gypsab- 
dmck  davon  möglich  wird.    Es  ist  dieses  an  sich  bei 


ii8 

allen  Holzschnitten  der  Fall^  da  deren  Erhöhungea 
nach  unten  breiter  werden.  Bei  Modeln,  welche  aus 
Figuren  yqn  Messing  zusammengesetzt  sind,  müssen 
die  Stifte  und  Flächen,  aus  welchen  sie  bestehen^ 
eine  senkrechte  Stellung  haben. 

Die  auf  diese  Art  erhaltenen  Abgüsse  werden  scr 
Tollkommen,  dafs  die  feinsten  Stereotypen  dadurch  er- 
halten ,  die  feinsten  Holzschnitte  dadurch  vervielfäl* 
tigt,  und  jede  Art  von  Buchdruckerornamenten  ab- 
gegossen werden  können. 

Das  Metall,  welches  man  zu  diesem  Abgüsse  ver- 
wendet, ist  entweder  das  Schriftgiefsermetall ,  aus 
loo  Theilen  Spiefsglanz  und  5  bis  800  Theilen  Blei, 
je  nachdem  das  Metall  mehr  oder  weniger  hart  werden 
soUj  oder  die  leichtflüssige  i?o^e'sche  Metall mischung, 
aus  :i  Theilen  Wismuth,  iTheilZinn  und  i  Theil  Blei. 

Man  hat  es  auf  diese  Art  in  seiner  Gewalt,  von 
einem  Model  so  viel  vollkommen  gleiche  Kopien  her- 
zustellen, als  man  henöthigt.  Man  kann  diese  Ver- 
vielfältigungsweise  des  Druckmodels  daher  auch  an- 
wenden, um  Zy linder druckmaschinen  mit  erhöhe- 
nein  Muster  herzustellen,  und  dadurch  die  Modcl- 
druckerei  mit  ihren  Vorzügen  fiir  den  Mechanismus 
der  Zylinderdruckerei  benützen.  Es  ist  nähmlich  hier- 
zu nichts  weiter  nöthig,  als  um  die  Oberfläche  eines 
metallenen  Zylinders  so  viele  auf  die  vorige  Art  ver- 
fertigte Modclplatten  herum  zu  legen,  und  mittelst 
metallener  Stifte  oder  Schrauben  zu  befestigen,  als 
erforderlich  sind,  um  dieselben  ganz  und  nach  den 
Bedingungen  der  Zeichnung  damit  zu  belegen.  Bei 
dieser  Methode  kann  das  Farbegeben,  das  in  diesem 
Falle  leichter  ist,  als  bei  den  punzirtcn  Walzen  oder 
den  Kupferplattendruckmaschinen,  hier  auf  ähnliche 
Art,  wie  bei  der  im  vorigen  beschriebenen  Maschin«- 
des  Herrn  Fuchs ,  bewerkstelliget  werden. 


"9 


VII. 

Beschreibung  einer  hölzernen  Bogen- 
brücke  eigener  Art ,  im  Modelle  ausge- 
führt,  nach  der  Erfindung  und  Angabe 

H«raiiagtBert* 


-»^mimaitmtm 


Jtjei  der  Konstruktionsweise  der  im  Nachfolgen- 
den beschriebenen  hölzernen  Bogeabrüeke  haue  ich 
'  die  Idee  und  den  Zwecke  auf  den  Bau  der  hölzernen 
Sräcken  die  Bauart  des  Gewölbes  unmiuelbar  anzu- 
wenden ,  um  dadurch  die  gröfste  Stacke  mit  der  ge- 
riflgsten  Masse  von  Holz  zu  erreichen.  Bei  dieser 
Konstruktion  werden  sonach  die  Gewölbsteine  eines 
steinernen  B.ogens  durch,  ähnlich  geformte,  aus  hol-* 
zemen  Balken  zusammengesetzte  hölzerne  Kästen  er- 
setzt; so  dafs  ein  solcher  Kasten  gleichsam  ein  höl- 
zernes Gerippe  eines  grofsen  Gewölbsteines  vorstellet. 
Diese  Konstruktionsweise  hat  den  Vortheil ,  dafs  zum 
Bau  einer  solchen  Brücke  nur  Holz  von  geringer  Länge 
erfordert  wird ,  und  dafs  der  Druck  auf  dasselbe  nur 
nach  der  Richtung  seiner  Länge  erfolgt,  folglich  eine 
grofse  Festigkeit  einer  aolchen  Briieke  bei  verhältnifs- 
mäfsig  geringerem  Holzaufwande  erzielet  wird.  Ein 
Modell  eines  Bogens  einer  solchen  Briieke  ist  in  dem 
Modellenkabinette  des  k.  k.  polytechnischen  Instituu 
aufgestellt,  mit  welchem  einige  Versuche  angestellt 
worden  sind.       ' 


« 

Nachstehende  Beschreibung  der  Anordnung  und 
Konstruktion  dieser  Brücke  ist  von  Herrn  Mathias 
Reinxcliery  Assistenten  am  k.  k.  polytechnischen  In« 

stitute  verfafst.     ' 

• 

Beschreibung. 

Die  ganze  Brücke  bildet^  wie  schon  aus  denl 
JSfaUmen  erheilt  ^  einen  Bogen ,  oder  ein  Gewölbe, 
dessen  Gewölbkeile  einzelne^  keilförmig  nach  dem 
Mittelpunkte  des Bogens gearbeitete^  hölzerne  Kästea 
sind,  welche  auf  diese  Art,  wenn  sie  an  einander  ge- 
setzt sind,  ein  hölzernes  Gewölbe  bilden.  Das  ver- 
fr^rtigte  Modell  ist  für  eine  Brücke,  deren  Spannung 
iG  Klaftern  beträgt,  gebaut.  Dafür  ist  die  Bogen- 
ho\\e  gleich  einer  Klafter,  also  der  sechzehnte  Theil 
der  Bogenspannung  zur  Höhe  genommen« 

Aus  diesen  Mafsen  ergibt  sich,  da  der  Bogen 
ein  Kreisbogen  ist,  der  Halbmesser  des  inneren  Ge- 
wölbes gleich  32^3^;  und  der  Bogen  in  Graden  ^8,5 
Haue,  daher  dessen  Länge  in  Fufsen  s;  96,954  — 

Diese  Bogenlänge  wird  durch  neunzehn  Kasten 
hergestellt,  so  dafs  siebzehn  derselben,  der  Länge 
der  Brücke  nach,  jeder  eine  Breite  vQii  5  Fufs,  und 
eine  Länge,  der  Breite  der  Brücke  nach,  von  16  Fufs 
entbalten.  Zwei ,  welche  an  den  Widerlagern  anlie« 
f;en,  erhalten  dieselbe  Länge,  jedoch  eine  Breite  von 
5,977  Fufs.  Alle  diese  Mafse  gelten  jedoch  nur  für 
die  innere  Bogenweite. 

Man  sieht  hieraus ,  dafs ,  da  die  ganze  Breite 
der  Brücke  16  Fufs  beträgt  >  und  in  dieser  Richtung 
die  Kästen  ihrer  Lange  nach  liegen,  die  gröfste  nö- 
thige  Länge  des  Holzes,  welches  zum  Bau  der  Brücke 
verwendet  wevden  soll,  für  den  Fall,  als  man  die 
Län^^nbalken  aus  einem  Stücke  nimmt,  nur  16  Fufs 
betragen  kann.  •   ^ 


nilt 

Es  wird  weiter  unten  geieeigt  werden^  dafs  selbst 
Lange  des  Bauholzes  noch  um  vieles  verringert 
und  Torsüglich  bei  grofsen Brücken  verringert  werden 
lann« 

DasFig.  I.y  Tafel  n. 9  gezeichnete  Modell,  wo* 
von  j^  die  Seitenansicht,  und  B  der  Grundrifs  ist, 
ist  blois  für  eine  Brücke  angeordnet,  die  nur  auf  je- 
der Seite  ein  Geländer  erhaltei^  darf.  Für  den  Bau 
eines  Kastens  sind  dazu  in  den  vier  Ecken  eines  Pa- 
nllelogramins,  dessen  Abmessungen  der  oben  angege- 
))enen  Gröfse  der  innem  Hodenfläche  eines  Kastens 
|leieh  aind,  viereckige  Säulen  aufgestellt,  deren  Höhe 
gleich  ist  der  ganzen 'Höhe  der  Brücke ,  so^  dafs  diese 
Siolen  über  die  ganze  Brücke  zugleich  auch  das  Ge* 
linder  bilden,  und  nach  oben  nach  dem  Radius  der 
Brücke  aus  einander  gehen,  so  dafs  vier  durch  sie  ge^ 
legte  Flächen  einen  Brückenkeil  bilden  würden. 


Säulen  werden  nun  durch  Querstücke  so 
ferbnnden,  dafs  jene  nach  der  Breite  des  genannten 
Parallelogramms  zu  liegen  kommenden  Verbindungsbal- 
ken  ungeschwächt  durch  die  beiden  Säulen  duifchge- 
ben,  ^  so  dafs  sonach  die  Verbindungsstücke  einen 
viereckigen  Rahmen  bilden.  Diei  oberen  der  Breite 
der  Brücke  nach  einander  entgegengesetzten  Säulen« 
enden  werden  auch  mit  Querhölzern  verbunden,  so 
dafs  eine  Ansicht  nach  der  schmalen  Seite  des  Kastens 
ein  Trapez  formirt,  dessen  untere. Seite  gleich  der 
Breite  des  Kastens  =:  5  Fufs^  und  dessen  c~  ere  mit 
der  unteren  parallel  laufende  Seite  iu  dem  Verhält* 
nifs  gröfser  wird,  als  der  Halbmesser  des  Geländers 
gegen  den  Halbmesser  des  inneren  Gewölbbogens 
gröfser  ist. 


Nun  werden  nach  der  Länge  der  Brücke,  also 
senkrecht  auf  die  Richtung  der  längeren  Seite  des  Ka- 
stens durch  die  Langenhölzer  desselben  von  Streckip 


i2i 

XU  Strecke ,  je  i^aclideni  es  die  Gröfse  und  nothige 
Stärke  der  Brücke  erfordert,  Balken  von  SFufs  Länge 
so  gezogen,  dafs  diese  Balken,  ohne  geschwächt  zu 
werden,  in  ihrer  vollen  gleichen  Starke  bleiben,  iiad 
die  genannten  Längenbalken  des  Kastens,  durch  wel- 
che  sie  gehen,  eigentlich  nur  dazu  dienen,  das  Ver- 
schieben dieser  kurzen  Hölzer  nach  der  Seite  der 
Brücke  zu  verhindern.  Der  Kasten  wird  nun  das  Aus* 

sehen  Fig.  2  haben.  — 

> 

Über  diesen  ersten  Rahmen  wird  auf  dieselbe 
Weise  in  einer  Entfernung,  welche  gleichfalls  von 
der  Stärke  der  Brücke  abhängt,  ein  zweiter  B^ahmen 
parallel  mit  dem  unteren  gelegt,  so  dafs  durch  die 
Entfernung  der  unteren  Rahmen  von  diesem  oberen 
die  Stärke  des  Gewölbes  bestimmt  ist;  durch  die  Län*- 
genbalken  werden  eben  so ,  wie  unten , .  die  kürzeren 
Querhölzer  ungeschwächt  durchgezogen  ;  zugleich 
sind  zwischen  die  Längenbalken  parallel  mit  den  äufse- 
ren  Säulen,  in  einer  Yertikalebene  mit  den  durchge- 
zogenen Querhölzeiii  viereckige  Ständer  eingesetzt, 
durch  welche  eben  solche  Hölzer  in  einer  Yertikal- 
ebene mit  den  vorigen  durchgezogen  werden  können. 

Durch  diese  Säulen  oder  Ständer  kann  man  nun 
zwischen  dem  oberen  und  unteren  Rahmen  (der  Entfer- 
nung der  Rahmen  gemäis  )  mehrere  Reihen  solcher 
Querbalken  ziehen,  je  nachdem  es  die  nöthige  Stärke 
erfordert. 

In  dem, Modelle  ist  noch  eine  Reihe  durch  die 
Mitte  dieser  Ständer  gezogen,  und  überhaupt  liegen 
in  dem  Modelle  in  jedem  Rahmen  sammt  den  äufseren 
Querverbindungsbalken  sieben  solche  Balken  nach  der 
Breite,  und  drei  nach  der  Höhe  des  Gewölbes,  so, 
dafs  ein  solcher  Kasten  ein  und  zwanzig  Balken  zählt, 
die  mit  ihrer  Richtung  der  Länge  der  Brücke  nach 
liegen,  ohne  die  Geländerverbindung  mit  2a  rechnen^ 


welche  letztere  snr  Festigkeit  der  Brücke  tucK  noch 
viel  beiträgt. 

Die  Hölzer  selbst  sind  im  Modell ,  das  nach  dem 
zwölften  Theil  des  natürlichen  Mafses  gearbeitet  ist^ 
nach  der  hohen  Kante  7^  nach  der  Breite  5  Zoll^  also 
jn  dem  VerLältnifs  fiir  das  Maximum  der  Balkenstärke 
diirchgezogen.     Fig.  3  zeigt  einen  fertigen  Kasten. 

Aus  dem  Bau  eines  solchen  Kastens  wird  man 
leicht  ersehen  ^  dafs^  wenn  in  allen  nach  dem  Kreis- 
lM)geii  geformten  Kästen  die  Entfernungen  und  Lagen 
der  Salken  gleich  und  ähnlich  sind^  sich  die  durch- 
gezogenen Querbalken  Hirn  an  Hirn  berühren^  und 
alle  ähnlich  liegenden  immer  einen  Bogen  über  die 
ganze  Brücke  machen  werden^  welcher  eigendich  aus 
Sehnen  zusammengesetzt  istJ 

In  dem  Modelle  sind  also  ein  und  zwanzig  solcher 
Bogen  in  der  Brücke  gespannt,  wovon  jeder  5  Zoll 
Breite  und  7  Zoll  Höhe  hat.  Die  Entfernung  des  un- 
teren Rahmens  von  dem  oberen  ist  hier  in  der  Mitte 
der  Breite  gleich  3  Fufs,  und  an  der  Seite  gleich  4Fufs, 
90  dafs  die  Halbmesser  für  die  zwei  oberen  Bogenrei- 
hen  etwas  gröfser  als  für  die  unteren  «ind,  und  dadurch 
die  Brücke  gegen  die  Widerlager  hin  an  Stärke  ge- 
winnt. Hierdurch  erhält  das  Gewölbe  in  dem  Schlufs 
eine  Höhe  von  3,  und  im  Anlaufe  eine  Höhe  von  4Fufs, 
welches,  wie  leicht  begreiflich  ist^  beliebig  nach  dem 
jedesmahligen  Zwecke  des  Baues  angeordnet  und 
verändert  werden  kann. 

Die  Kästen  selbst  sind  mit  ihren  Längenhölzern 
an  beiden  Seiten^  wie  die  Zeichnung  deutlich  zeigte 
zusammengeschraubt^  und  die  an  einander  stofsenden 
Geländer  Säulen  .ebenfalls  oben  durch  eine  Schraube 
verbunden  ^  so  ^  dafs  also  zu  jedem  Kasten  sechs  Stück 
Schrauben  gehören ,  die  jedoch^  wie  man  sieht ,  nicht 


BÖthig  haben ^  stark  zu  seyn,  indem  sie  nnr  eine  ge- 
ringe Länge  erhalten  dürfen,  welche  nie,  selbst  bei 
der  stärksten  Brücke,  über  i5  Zoll  betragen  wird.  — * 

Der  Bau  für  eine  Brücke  von  den  Abmessungen 
des  ModeUes  kann,  wie  man  aus  dem  Ganzen  überse* 
hen  wird ,  nicht  schwierig  seyn ,  und  das  zur  Erbau- 
ung derselben  nöthige  Gerüste  auch  sehr  leicht  aus- 
geführt werden ,  weil  die  einzelnen  Kästen  Immer  ein 
geringeres  Gewicht  haben  werden ,  als  ein  gewöhnli- 
cher, aus  vielen  stai*ken  Bäumen  zusammengesetzter 
Brückenbogen;  ein  solcher  Kasten  wird  sich  daher 
viel  leichter  lals  ein  solcher,  über  die  ganze  Öffnung 
gespannter  Bogen  regieren ,  und  an  seinen  Ort  brin** 
gen  lassen. 

fiei  sehr  breiten  Brücken,  vvelchc  Abtheüungen 
für  Fahr-  und  Gehwege  haben,  ist  der  Bau  eben  so 
leicht,  und  die  Konstruktion  sehr  vortheUhaft  für  die 
Festigkeit  und  für  die  Ausbesserung  schadhaft  gewor* 
dener  Kästen.  Denn  es  kann  hier  jede  einzelne  Ab- 
theilung eine  Brücke  für  sich  bilden,  und  die  Abthei- 
lungen, 80  viel  deren  nöthig^sind,  brauchen  nur  durch 
eine  leiehte  Querverbindung  mit  einander  vereiniget 
zu  werden. 

Man  könnte  bei  einer  Brücke,  welche  auf  beiden 
Seiten  Gehwege  hat,  diese  zuerst  aufstellen,  welche 
dann  sehr  leicht  als  Gerüst  für  die  Aufstellung  der  inne- 
ren Kästen  dienen  könnten.  Fig.  4-  zeigt  einen  solchen 
drei&chen  Kasten,  wo  die  innere  Breite  der  Brücke 
1 4S  ^^6  beiden  Seitenwege  jeder  6'  betragen ;  so  dafs 
das  längste  Holz  hier  nur  i4  Fufs  fiir  eine  26  Fufs 
breite  Brücke  wird. 

Es  leuchtet  übrigens  von  selbst  ein,  dafs  auch 
dieses  Längenholz ,  zumahl  bei  einer  breiten  Brücke, 
aus  mehreren,  kürzeren    iiber   einander  greifenden 


125 

nn<)  zusainmengescTi  raubten  Stückcit  hergestellt  wer- 
den könne^  indem  diese  Längenhölzer^  yne  bereits  er* 
Mrähnt  worden,  keine  Last  zu  tragen^  sondern  nur 
die  Seitenverscbiebung  der  Brücke  zu  hindern  haben. 

Will  man  bei  einer  solchen  Brücke  einen  schad- 
haft gewordenen  Kasten  ausbessern ,  so  darf  man  nur 
seine  Schrauben-  und  Querverbindungen  auflösen^  und 
weil  derselbe  nur  einen  Keil  bildet^  wird  es  wohl  auch 
nicht  sehr  schwierig  seyn ,  denselben  heraus  zu  trei- 
ben ,  und  ihn  entweder  nur  ausgebessert  wieder  ein- 
zusetzen j  oder  statt  desselben  einen  ganz  neuen  von 
denselben  Abmessungen  einzukeilen;  so  dafs  ntan  auf 
diese  Art  nach  und  nach  ohne  eigenes  Gerüst,  das  die 
Schiffahrt  in  einem  schiffbaren  Flusse  wenigstens  durch 
einige  Zeit  hemmen  würde,  die  Brücke  gleichsam 
f^anz  neu  herstellen  könnte,  ohne  dafs  selbst  die  Briik- 
Venpassage  gänzljich  gehemmt  wäre,  besonders  ^sam 

nicht,  wenn  tlie  Brücke  aus  vier  solchen  Kastenab-. 

theilungen  bestände. 

Übrigens  lassen  sich  ohne  alle  Schwierigkeit  in 
den  einzelnen  Kästen  einzelne  Balken  herausnehmen 
und  neue  einsetzen,  und  dadurch  die  meisten  nöthi^ 
gen  Reparaturen  herstellen. 

Will  man  die  Längenhölzer  der  Kästen,  wo  diese 
Bosenstücke  durchgehen,  durch  das  Durchlochen 
nicht  zu  sehr  schwächen,  und  auch  nicht  starkes  Holz 
nehmen ,  so  kann  jeder  solche  Balken  aus  zwei  schwa^ 
eben  Balken  bestehen ,  wovon  jeder  an  der  einander 
zugekehrten  Seite  an  den  Stellen,  wo  die  Bogen  durch<> 
gehen  sollen,  bis  auf  ein  Drittel  «meiner  Dicke  einge- 
schnitten ist;  so  dafs  auf  diese  Art  beide  den  durch- 
gehenden Bogen  umfassen,  welche  beide  Umfassungs- 
balken dann  mit  leichten'  Schrauben  verbunden  wer^ 
den  können» 


126 

^  *  ' 

Eben  so.  können  die  senkrechten  Stander,  welche 
die  inneren  Bogenschichten  umfassen,  aus  zwei  Thei- 
len  zosammengesetzt  seyn.  Fig.  5.  zeiget  diese  Yer« 
hindung. 

Da  diese  Brücke  ganz  auf  die  Theorie  der  Ge-* 
wölbe  gestützt  ist,  so  gewährt  sie  vor  einer  steiner- 
nen Brücke  den  Vortheil ,  dafs  sie  elastischer  ist,  und 
vor  einer  hölzernen  gewöhnlichen  ßogenbrücke  hat 
sie  den  Vorzug,  dafs  bei  ihr  sowohl  die  Schwankun- 
gen nach  der  Breite  der  Brücke^  als  auch  die  Bogen- 
Schwingungen  vermieden  sind.  Es  hängt  die  Trag- 
barkeit also  lediglich  von  der  hinlänglichen  Stabilität 
der  Widerlager,  «und  von  der  Gröfse  der  rückwirken- 
den Festigkeit  des  Udiies  ab,  aus  welchem  die  Bogen- 
theile  bestehen,  indem,  wie  schon  gesagt  worden, 
die  Bogenschwingungen ,  des  kurzen  Holzes  wegen, 
-nur  in  einem  sehr  geringen  Grade  Statt  finden  kön- 
nen, der  kaum  in  Rechnung  zu  bringen  ist  *). 

Man  wird  nun  aus  dem  Gesagten  übersehen,  dafs 
der  Bau  einer  solchen  Brücke ,  wenn  er  beim  ersten 
Anblick,  der  vielen  Kästen  wegen,  auch  etwas  zusam- 
mengesetzt erscheint ,  bei  einer  genaueren  Ansicht 
im  Vergleiche  mit  den  bestehenden  gewöhnlichen 
Bogenbrücken  aus  Holz,  doch  gegen  letztere  leich- 
ter ausführbar  sey,  und  vielleicht  nichts  gegen  sich 
haben  dürfte,  als  das  alte  Vorurtheil  gegen  das 
Neue. 

Obgleich  man  aus  Versuchen  im  Kleinen  nicht 
immer  mit  der  gröfsten  Sicherheit  auf  die  Ausführung 
im  Grofsen   schliefsen  kann,    so   bestätigt   doch  die. 


•)  Damit  das  FIolz  der  hurzen  Dogcnstüclie ,  wo  dessen  En- 
don  auf  einander  drücken ,  sich  nicht  mit  der  Zeit  zu  viel 
einpresse,  können  zwischen  diese  Enden  (das  Hirnholz) 
düna«  Platten  von  Eisenblech  oder  von  Blei  gelegt  werdi^* 

Der  Herausgeber. 


Theorie  der  KonstruLtion  eine  bedeutende  Tragbar- 
keit und  Festigkeit  9  und  ^ie  Versuche  mit  dem  nach 
obigen  Abmessungen  in  ^-^  natürlicher  Gröfse  gear- 
beiteten IModeUc  gaben  ein  sehr  giinstiges  Resukat, 
indem  das  Modell  in  der  Mitte ,  ein  Gewicht  von  :iGo 
Pfund  bei  einer  Senkung  von  vier  Linien^  imd  bei 
derselben  Senkung  eine  Last  von  600  Pfund  auf  drei 
Punkten  vertheilt  (nähmlich  in  der  Mitte  ^  und  im 
Millcl  von  Mitte  und  Widerlager) ,  ohne  Gefahr  eines 
Brechens  ertrug. 

Als  die  Last  das  erste  Mahl^  nachdem  sie  eine 
Viertelstunde  darauf  gelegen^  abgenommen  war,  er- 
hob sich  der  Bogen  wieder  auf  die  erste  Höhe  weni- 
ger einer  Linie.  Beim  zweiten  Versuche  mit  den  600 
Pfunden  senkte  er  sich  auf  die  vorige  Tiefe,  und  ging 
nach  demselben  auf  seinen  alten  Stand  zurück;  sodafs 
der  ganze  Bogen  nach  den  Versuchen  sich  um  eine 
Linie  gesenkt  hatte. 

Das  Modell  ist  aus  weichem  Holze  (Fichtenholz) 
rerfertigt,  und  das  ganze  Gewölbe  wiegt  ^4  Pfund, 
und  würde  im  Grofsen,  wenn  alles  nach  diesen  Ab- 
messungen gebaut  wäre,  gegen  40900  Pfund  wägen, 
wenn  man  den  Kubikfufs  Holz  mit  36  Piund  in  Rech- 
nung bringt,  so  dafs  ein  Kasten  im  Durchschnitt  nahe 
21  Zentner  Gewicht  hätte« 

Die  rückwirkende  Festigkeit  eines  Bogenstückes 
im  Modell  wäre  nach  dem  Koeffizienten  in  Ejtel* 
weiris  Statik  nahe  =  194  Pund,  davon  ^V  genommen} 
so  hätte  für  die  wirkliehe  Belastung  auf  eiue  hinläng- 
liche Dauer  das  ßofjeiist  ück  eine  Last  von  ^-^  ^  =^-  6  f^fund, 
nahe  zu  traj^en.  Da  hier  ein  und  zwanzig  Bogen  sind^ 
so  könnte  das  Mndrll  mit  einer  Last  von  :ii  X  6  =^  186 
Phind  beständig  belastet  bleiben^  und  der  Versuch 
Kei(>talso,  da  600  Plnnd  darauf  gelegt  wurden  ^  ohne 
dals  das  Modeil  die  uuudesten  Zeichen   eines  Brc* 


o8 

chens  gab ,  ein  günstiges  Resaltat  sowoU  fiir  die  Be** 
lastung  in  der  Mitte  als  in  der  Yertheilung. 

Für  die  natürliche  Gröfse  in  diesen  Abmesscin* 
gen  und  derselben  Belastung  wäre  die  rückwirkende 
Festiekeit  eines  Bogenstückes  nahe  gleich  ii557a 
Pfuna,  davon  -f^  genommen^  die  darauf  bestandig  zu 

legende  Last  as  — — —  =3  nahe  36 12  Pfund.    Dieses 

ein  und  zwanzig  Mahl  genonunen,  ^ibt  fär  die  ganze 
Brücke  eine  Belastung  von 

36  la  X  21  ^=^  7585 2  Pfund.  Zu  dieser  Stärke 
käme  nun  noch  der  Vortheil ,  welchen  die  Geländer 
geben ,  die  ebenfalls  als  solche  Bogen  angesehen  wer- 
den müssen ,  zu  addiren. 

.  Übrigens  würde  ein  Versuch  im  Grofsen  gewils 
sehr  günstige  Resultate  für  diese  sinnreiche  Idee  der 
Konstruktion  einer  Bogenbrücke  geben  j  und  diese 
Bauart  würde  in  vielen  Fällen ,  besonders  in  Gegen- 
den^ wo  es  an  starkem  Bauholze  mangelt,  bedeutende 
Vortheile  gewähren;  auch,  da  der  ganze  Bau  nur 
leichte  Zimmermannsarbeit  ist,  ohne  Schwierigkeit 
auszuführen  seyn. 

Mathias  Reinscher. 


139 


VIII. 

Von  den  Mitteln  zur  längeren  Erhaltung 
des  Bauholzes ,  im  Besondern  zum  Schiff- 
und  Brückenbau ,  und  der  Bewahrung 
desselben  vor  der  Fäulnifs  und  dem  früh-. 

.  zeitigen  Verderben, 

Vom 
llcrausgöb^r, 


JLlie  kurze  Dauer,  welche  das  Bauholz  bei  den  v 
Schiffen  und  Brücken  unter  den  gewöhnlichen  Um-» 
standen  hat,  vermehrt  die  Unterhaltungskosten  diei«  * 
ser  Gebäude  ungemein, '  Ein  Kriegsschiff,   bei  welt- 
chem  man  in  der  Auswahl  des  Holzes  sorgfältiger  zu 
Werke  geht,    dauert  gewöhnlich  zwölf  bis  sechzehn 
Jahre ;  ein  Kauffahrteischiff  neun  bis  vierzehn  Jahre, 
Im  Durchschnitte  kann  man  annehmen,  dafs  innerhalb 
fünfzehn  Jahren  ein  Schiff  wieder  völlig  überbaut  sey ; 
so  dafs  von  dem  Holze^  aus  welchem  es  zuerst  be-^ 
stand,  nichts  oder  wenig  mehr  an  demselben  vorhaii-^ 
den  ist.     Gegen  das  Jahr  ,1790  bestand  die  englandi^ 
sehe  Kriegsmarine  aus  4^ 3,667  Tonnen.   Da  man  zwei 
Lasten  SchiflPbauhoIz  auf  eine  Tonne  Gehalt  rechnet;  . 
so  betrug  sonach  das  Holz  zu  diesen  Schiffen  627,334 
Schiffslasten:   da  ferner  diese  Schiffe,    um  dieselbe 
Tonnenzahl  zu.  behalten,  in  fünfzehn  Jahren  überbaut 
werden  mufsien,  so  war  sonach  zu -deren  Unierhal^« 
tung  ein  jähvKch  er  Aufwand  von  55,i55  Toasten  Schiff« 
baubolz  erforderlich*     Den  jährlichen  Betrag  für  did 

hhxh.  d.  fsVju  Intl.  in,  k^H  9 


i3o  ' 

ostindisclie  Kompagnie  rechnete  man  auf  oooo  La- 
sten^ üud  jenen  für  die  Handelsmarine  (diese  zu 
1^4^0^990  Tonnen  9  jede  zu  i|  Lasten  Schiffbauholz 
auf  einie  Dauer  von  «zwanzig  Jahren)  auf  117^879  La- 
sten ;  so  dafs  sonach  die  Unterhaltung  der  gesammt^n 
en^Iändischen  Flotten  einen  jährlichen  Bedai*f  von 
beiläufig  18^^534  Lasten  Bauholz  erfordert 

Mit  der  Dauer  einer  hölzernen  Brücke  verhält  e» 
sich  beinahe  eben  so,  ja  in  manchen  Fällen  noch 
schlimmer,  da  die  Umstände,  welche  auf  die  Zer- 
störung des  Holzes  einwirken ,  bei  denselben  in  den 
meisten  Fällen  noch  mehr  vorhanden  sind ,  als  bei  gut 
und  dicht  gebauten  Schiffen*  Das  Holz  der  Brücken 
ist  jeder  Einwirkung  der  Witterung  blofs  gegeben: 
Überzüge  und  Bedeckungen  desselben  schützen  nur 
theilweise  und  auch  hier  selten  zureichend.  Man  kann 
im  Durchschnitte,  der  Erfahrung  nach,  annehmen, 
dafs  einer  gewöhnlichen  hölzernen  Brücke  nur  eine 
.  Dauer  ihres  Holzes  von  zehn  bis  fünfzehn  Jahren  zu- 
'  komme,  oder,  dafs  sie  in  dieser  Zeit  wieder  ganz 
überbaut  werden  müsse. 

Diejenigen  Brücken,  welche  unter  Dach  gesetzt 
sind  (die  Hängwerke ),^  wie  dergleichen  vormahls  in 
mehreren  Gegenden  Deutschlands  häufig  ausgeführt 
worden  sind,  haben  zwar  eine  bei  weitem  gröfsere 
Dauer :  da  bei  denselben  der  gröfste  Theil  des  Holzes 
der  Einwirkung  des  Regens  entzogen,  und  durch  den 
freien  Luftwechsel  unter  Umstände  gesetzt  ist,  die 
seiner  Erhaltung  günstig  sind.     Der  grofse  Aufwand 

*  an  sehr  starkem  JBauhoTz ,  den  diese  Brücken  erfor- 
dern ,  die  Reparatur  des  Daches ,  so  wie  ihre  Schwer- 
fälligkeit und  Feuergefährlichkeit  sind  dagegen  Nach- 
theile ,  welche  hem  zu  Tage ,   wo  der  Holzaufwand 

*  mehr  Berücksichtigung  verdient,  wie  chemalils ,  sich 
der  Wiedereinführuag  jener  Konstruktionsweise  im- 
mer widersetzen  werden. 


i3x 

Diejenige  Krankheit ,   welche  das;  Bauholz  weit 
früher* seinem  Verderben   entgegenfahrt^   als  dieses 
unter  giinstigeren  Umstanden  der  Fall  seyn  würde^ 
ist  die  Fäulnifs^  das  Vermodern^   das  Vermorschen. 
In  derselben  verUert  dasjldlz  allmäUich  seinen  festen 
^sammenhanff;  es  läfst  sich  leicht  zerbröckeln  ^  und 
zerfallt  am  Ende  ganz  zu  Staub.  Man  kann  diese  gröfs<- 
tentheils  fi^ühzeitige  Veränderung  nicht  als  ein  noth* 
freudiges  Übel  ansehen ,  das  die  VegetabiÜen  eben 
so  treffen  müsse ^  als. die  todten  animalischen  Körper ; 
denn  unter  günstigen  Umständen  kann  Bauholz  Jahr- 
hunderte lang  in  Gebäuden  fortbestehen^  ohne  merk* 
lieh«  an  seiner  Festigkeit  und  seinem  Tragvermögen 
zu  verUeren.     Es  ist  daher  wichtige    die  MittePund 
Umstände  zu  untersuchen  und  kennen  zu  lernen^  die 
das  frühe  Verderben  des  Bauholzes  hindern  oder  be- 
iördem.      Kann  man  bei  Herstellung'  verschiedener 
Gebäude  ^  unter  den  vorhandenen  Mitteln  auch  nicht 
immer,  durch  Umstände  und  Lokalitäten  gehindert, 
die  zweckmäfsigsten  und  sichersten  zu  seiner  Erhal- 
tung anwenden ;   so  kann  dieses  doch  immer  mit  ei- 
nem oder  dem  andern  dieser  Mittel  geschehen,  und 
wenigstens  dasjenige  vermieden  werdeji,  was  zu  der 
früheren  Zerstörung  des  Holzes  den  Grund  legt. 

Bei  der  allmählich  von  selbst  erfolgenden  Zer- 
.  Störung  des  Holzes  unterscheidet  man  gewöhnlich 
zwef  Zustände ,  von  denen  man  den  einen  mit  dem 
Itahraen  der  nassen  (eng\.  wet  rot) ,  den  andern  mit 
jenem  der  trockenen  Fäulnifs  (dry  rot)  belegt,  oder 
ersteren  auch  aussehhefsend  durch  Fäiünifs,  den  letz- 
teren durch  Vermorschiing  oder  Vermoderung  be- 
zeichnet. Im  ersten  dieser  Fälle  erfolgt  die  Zersez- 
i^ng  des  Holzes  bei  einem  Überfluß  von  Feuchtigkeit  j 
im  letzteren  dagegen  ist  die  Feuchtigkeit  geringer, 
oder  abwechselnd  in  der  Menge.  Beide  Zustände 
«ind  eigentlich  dieirelben ,  und  es  lassen  sich  zwi- 
schen beiden  keine  Gränzlinicn  ziehen.     Die  Feii^oh* 


l33 

tigleit  ist  eine  iiveseniliche  Bedingnifs  der  Fiulnifs, 
und  eine  trockene  Fäulniis  ist  eigentlich  nie  vor- 
banden. 

Holz  in  dcF  nassen  Fäulnifs  zeigt  sich  nach  der 
Verdunstung  seines  überflüssigen  Wassers  demjenigen 
in  der  gewöhnlichen  Yermorschung  zersetzten  völlig 
ähnlich.  Das  nafs- faule  Holz  zeigt  sich  gewönlich  da, 
wo  dessen  Zersetzung  in  Berührung  mit  stark  wasser^ 
haltenden  Körpern^  vorzüglich  der  Dammerde,  vor 
sich  ging;  das  trocken -faule  Holz  entsteht  dagegen 
in  solchen  Lagen  desselben,  v^o  es  zwar  im  Ganzen 
trocken  liegt ,  jedoch  abwechselnd  der  Feuchtigkeit 
ausgesetzt  ist« 

Diejenige  Art  der  Zerstörung  des  Holzes,  welche 
am  häufigsten  vorkommt,  und  hier  im  Besondern  be- 
rücksichtigt wird,  wird  durch  die  Fäulnifs  desselben 
bei  einem  geringeren  und  abwechselnden  Grade  von 
Feuchtigkeit  bewirkt,  und  durch  Yerinorschung  oder 
Yermoderung  bezeichnet. 

Die  Fäulnifs  des  Holzes  entsteht  durch  die  alt- 
mähliche Zersetzung  der  im  Holze  aufser  dem  Faser- 
stoffe und  Harze  enthaltenen,,  im  Wasser  auflöslichen, 
schleimigen  und  gummiharzigen,  exti'aktivstoSartigen 
und  gerbestoffhaltigen  Substanzen.  Die  Zersetzung, 
welche  diese  Stoffe  erleiden ,  erfolgt  anfänglich  durch 
Binc  saure  Gährung,  die  bald  in  eine  mehr  faulige 
übergeht.  Sie  ist  im  WesentUchen  dieselbe,  wie  sie 
allmählich  bei  der  Fäulnifs  und  Verwesung  thierischer 
Körper  eintritt.  In  beiden  Fällen  werden  endlich  die 
Körper  in  eine  zerreibliche  Substanz  verwandelt,  wel- 
che mit  dem  Humus  der  Dammerde  übereinkommt, 
und  gröfstentheils  aus  Faserstoff  besteht,  noch,  mit 
veränderten  schleimartigen  Theilen  verbunden. 

*  Die'  Bedingungen  dieser  Zersetzung  des  Holzes 


i33 

sind  jene  der  Gährung  überhaupt ,  nähmlich :  Feuch- 
tigkeit und  mäftige  Wärme. 

Das  auf  diese  Art  «ersetzte  oder  vermoderte  Holz 
verliert^  obgleich  der  FaserstofF  selbst  der  Gährung 
widersteht^  dennocI\  durch  die. Gährung  der  aiiflös- 
liehen  Substanzen  allmählich  seinen  Zusammenhang, 
sowohl ,  weil  jene  Gährung  sich  durch  die  kleinsten 
Fibern  hindtu'ch  verbreitet^  und  diese  sonach  ihren 
Zasammenhang  verlieren,  als  auch  weil  die  fortschrei- 
tender Gährung  allmählich  den  Faserstoff,  zumal  in 
jenen  Theilen,  in  welchen  er  sich  der  Natur  des  ver- 
härteten Schleimes  mehr- nähert,  angreift  und  verän- 
dert Auf  ähnliche  Art  verändert  eine  gelinde  Gäh- 
rung in  einer  aus  Schleim  und  Siärkmehl  bestehen- 
den Masse  •  das  letztere«  und  macht  es  auflöslich* 

In  jenen  Perioden,  wo  das  Vermorschen  des 
Holzes  schon  so  weit  fortgeschritten  ist,  dafs  sich 
seine  Oberfläche  der  Natur  der  Dammerde  nähert,' 
wird  sie,  zumahl  beim  Zutritt  einer  gröfseren  Menge 
Ton  Feuchtigkeit,  ein  Standort  für  verschiedene 
Schwämme ,  besonders  des  boletus  lacrjrmans.  Das 
Entstehen  derselben  ist  dah^r  wohl  ein  Zeichen  der 
schon  weit  fortgeschrittenen  Fäulnifsj  aber  keines* 
Wegs  deren  Ursache. 

Über  diese  Zersetzungsart  des  Holzes  habe  ich 
vor  mehreren  Jahren  verschiedene  Versuche  ange- 
stellt. 

# 

Wenn  man  eine  Quantität  Sägespäne  irgend  eines 
Holzes,  z.B.  Eichenholz^  mit  Wasser  so  lange  abkocht, 
als  letzteres  noch  gefärbt  wird,  und  die  erhaltene 
bräanliche  Flüssigkeit  an  einem  temperirten  Orte  hin- 
stellt ;  so  kommt  sie  bald  in  Gährung ,  verbreitet  an- 
ßiDgs  einen    säuerlichen,   nach  längerer   Zeit   einen 


i34 

fauligen  Geruch^   indem  sie  sich  mit  Schimmel  be- 
deckt. 

Die  ausgekochten  Sägespäne  bleiben  nnverän^ 
dert  9  auch  wenn  sie  längere  Zeit  in  mäfsiger  Wäriha 
mit  Wasser  befeuchtet  erhalten  werden. 

Übergiefst  man  diese  ausgekochten  Späne  mit 
einem  Theile  des  Plolzextraktes  y  den  man  zu  diesem 
Behufe  etwas  mehr  konzentrirt  hat^  vermengt  sie  gut 
damit ^  und  läfst  sie  in  mäfsiger  Wärme  stehen:  so' 
hebt  bald  die  Gährung  an.  Die  Holzspäne  werden 
nach  und  nach  angegriffen  und  verändert^  und  das 
Ganze  verwandelt  sich  allmählich  in  eine  erdige  und  ^ 
zerreibliche  Masse. 

Der  in  gelinder  Wärme  bis  zur  Trockenheit  ab- 
gedampfte Holzextrakt  zieht  die  Feuchtigkeit  stark  an, 
und  wird  bald  Wieder  schmierig  uiid  flüssige  wenn 
er  nicht  bei  einer  Hitze  abgedan?pft  worden  ist,  wel- 
che ihn  zürn  Theil  zersetzt  und  verkohlt  hat. 

Hieraus  erklaren  sich  von  selbst  die  Erfahrungen 
über  das  Vermorschen  des  Holzes. 

Die  Zersetzung  des  Holzes  geht  am  schnellsten 

unter  folgenden  Umstanden  vor  sich. 

>  ♦ 

• 
i)  Wenn  das  Holz  an  sich  feucht  ist^  oder  noch 
viel  Vegetitions Wasser  enthält:  denn  ohne  Feuchtig- 
keit kann  keine  Gährimg  Statt  finden.  Bauliolz  ist  da- 
her um  so  schneller  dem  Verderben  ausgesetzt,  je 
kürzere  Zeit  es  nach  seiner  Fällung  verbraucht  wird ; 
am  friihestcn  verdirbt  es,  wenn  es  im  Safte  ste- 
hend gefället  worden  ist.  Der  äufsere  Theil  des  Hol- 
mes, oder  der  Splint,  enthält  mehr  Vegetationswasser, 
als  der  feste  holzige  Theil;  er  kömmt  daher  auch 
xuerst  in  die  Gährung  und  das  Verderben.     Beim  all- 


t35 

ciähliclien  Austrocknen  bekommt  das  gefällte  Holz 
Ris5^3  ist  es  nnh'ohne  Bedachunj;  der  Witiertmg  aus- 
gesetzt/ so  dringt  das  Wasser  durch  diese  Risse  bis 
in  den  Kem^  verdünstet  hier  auch  bei  einer  mehr 
trockeneji  Luft  nur  langsam^  und  leitet  um  so  siche- 
rer die  Gährung  und  Zerstörung  ein.  Hierzu  kommt 
noch^  dafs  sich  in  diesen  Rissen  Staub  ansanunelt^  der 
sich  durch  Aufiiahme  von  schleimigep  Theilcn  aus 
dem' Holze  in  eine  Art  Dammerdc  verwandelt^  und 
die  Gährung  der  Holzmasse  durch  stete  Zuführung 
und  Festhaltung  von  Feuchtigkeit  um  so  mehr  unter- 
hält. Das  jüngere  Holz  enthält  mehr  Ycgetationswas^ 
ser  als  das  ältere ;  es  ist  daher  auch  früher  dem  Ver- 
derben unter  gleichen  Umständen  unterworfen. 

a)  Wenn  das  Holz  in  mäfsiger ,  die  Gährung  be- 
fördernder Wärme  sich  befindet.  In  kalten ,  trocke- 
nen Klimaten  erhält  sich  das  Bauholz  daher  länger^ 
als  in  wärmeren  feuchten.  Daher  gehen  solche  Schiffe^ 
welche  Ladungen  von  solchen  Gütern  führen ,  welche 
den  Schiffsraum  fest  ausfüllen^  das  Erfirischen  der 
Luft  hindern  y  .und  durch  eine  gelinde  Gährung ,  wel- 
che sie  unterhalten^  selbst  Wärme  entwickeln^  frü- 
her zu  Grunde^  als  andere.  Man  hat  Beispiele  von 
Schiffen^  welche  sich  mit  dem  Transporte  des  Hanfes 
von  Petersburg  nach  London  beschäfligten ,  weiche 
in  Zeit  von  drei  Jahren  ganz  vermodert  waren» 

3)  Wenn  das  Bauholz  in  einer  feuchten  Lage  ist^ 
oder  mit  Körpern  in  Berührung ,  welche  die  Feuch- 
tigkeit lang  an  sich  halten^  oder  stark  anziehen.  Wenn 
das  Bauholz  noch  mit  seinem  Splinte  versehen,  in 
Haufen  über  einander^  gelegt  wird  3  90  erleidet  der 
Splint,  wie  gesagt,  zuerst  die  Gährung  und  wird  ein 
Behälter  von  Feuchtigkeit ,  aus  welchem  sich  das  Ver- 
derben nach  allen  Richtungen  verbreitet.  Wird  Holz 
in  Mauerwerk  eingesetzt,  welches  Kalksalpeter  ent- 
hält, oder  wenn  es  mit  Mörtel  in  Berührung  konunt^ 


i36 

r 

welcher  mit  Seew^ser  angemacht  worden^  da  der« 
selbe  salzsauren >  Kalk  enthält^  so  kann  es  der  baldi- 
gen Vermoderung  nicht  entgehen ;  da  diese  zerfliefs* 
liehen  Salze  ihm  fortwährend  Feuchtigkeit  xufdhren. 
Wenn  das  Holz  auf  feuchter  Erde  liegt,  besonders 
auf  Dammerde ,  so  wird  es  von  der  Fäulnifs  bald  er- 
griffen. Die  Dammerde  hält  das  Wasser  stark  an  sich 
und  verhindert  das  Austrocknen  des  Holzes;  i^uch 
wirkt  sie  mittelst  der  eigenen  Gährung,  welche  un- 
aufhörlich in  derselben  vor  sich  geht,  als  Ferment, 
welches  den  Eintritt  der  GSlhrung  in  dem  Holze  be- 
ichlieunigt. 

Aus  eben  diesem  Grunde  verbreitet  sich  leicht 
die  Vermdderung  von  dem  einen  Hol^e  auf  ein  ande- 
res noch  gesundes  >  das  mit  ihm  in  Berührung  steht. 
Das  vermoderte  Holz  nähert  sich  bereits  dem  Humus 
der  Dammerde :  es  nimmt  gleichfalls  viel  Wasser  auf, 
hält  es  stark  zurück ,  und  die  gährendcn  auflöslichen 
Theile  desselben  verbreiten  die  Gahrung  in  die  auf- 
Jöslichen  Theile  des  gesunden  Holzes»  .    . 

4)  Wenn  ^das.Holz,  das  noch  sein  Wasser  ent- 
hält, von  dem  freien  Zntritt  der  Lufl  abgeschlossen 
ist,  und  dadurch  sein  Austrocknen  verhindert  wird; 
Bo  wird  dadurch  gleichfalls  seine  Zerstörung  be- 
schleunigt. Ein  Schiff  oder  eine  Brücke,  deren  Bal- 
kengerippe, ohne  ihm  viel  Z^eit  zum  Austrocknen  zu 
lassen,  sogleich  mit  den  Planken  bedeckt,  oder  mit 
einem  Anstriche  versehen  wird>  gehen  daher  früher 
lEU  Grunde,  als  wenn  sie  erst  längere  Zeit  ein^r  trock- 
nenden Luft  ausgesetzt  waren»  Wäre  dagegen  das 
Holz  vorher  vollkommen  trocken  gewesen,  so  würde 
das  schnellere  Bedecken  vor  dem  späteren  Vorzüge 
haben» 

*  Aufser  denjenigen >  sich  aus  dem  Vorigen  unmit- 
telbar ergebenden  I  auf  die  vorhandenen  Umstände 


'37 

und  Lokalitäten  zu  gründenden  Behandlungsarten  des 
Bauholzes ^ zur  besseren  Erhaltung  desselben^  beste- 
hen daher  die  vorzüglichsten  Mittel  zur  Abhaltung  der 
Fäulnifs  oder  Yermoderung  des  Bauholzes  in  Fol- 
gendem. 

i)  In  der  Austrocknung  des  Holzes  oder  der  Ent- 
fernung seines  Wassergehaltes  bis  £u  dem  Grade ,  d^aifs 
dessen  schleioiartige  Theile  die  Fähigkeit  verlieren^ 
die  Gährung  einzul<|i|ten. 

2)  In  der  Verhinderung  der  Aufnahme  des  aus- 
getrockneten Holzes  von  neuer  Feuchtigkeit.- 

■ 

3)  In  der  Behandlung  des  Holzes^  mit  solchen 
Substanzen^  welche  eine  Umänderung  der  gährungs- 
fihigen  Bestandtheile  bewirken  könnten. 

4)  In  der  gänzlichen  Wegschafiung  der  gährungs- 
fiJbigen  Theile  des  Holzes. 

I.  Das  gewöhnliche^  dem  Ansehen  nach  trockene, 
Zimmerholz  enthält  34  Prozent  seines  Gewichtes  an 
Wasser.  Dieser  Wassergehalt  steigt  in  einer  feuch- 
ten Umgebung  auf  36  Prozent  und  darüber.  Wird. 
Holz  lange  Zeit  in  trockener,  warmer  Luft  erhalten; 
so  fällt  sein  Wassergehalt  bis  auf  10  Proz^ent.  Dieses 
trockene  Holz  niäamt  jedoch  in  Berührung  mit  feuch- 
ter Luft  leicht  und  schnell  wieder  Wasser  auf,  bis  zu 
20  Prozent  und  darüber.  Der  Grund  davon  liegt  in 
der  hygroskopischen  Eigenschaft  seiner  extraktivstoff- 
artigen  Bestandtheile,  welche  oben  bereits  nachge- 
wiesen worden  ist. 

Das  ,  wenn  gleich  mit  Sorgfalt  ausgetrocknete, 
Holz  ist  daher  der  Yermorschung  eben  so  gut  un^ 
terworfen  f  als  weniger  trockenes ,  wenn  es  wieder  in 
feuchte  Lagen  versetzt  wird.  Diefs  ist  selbst  der  Fall, 


i38 

wenn  es  sich'  in  freier  Loft  nicht  vor  Nässe  (z.B/ 
gen)  geschützt  befindet.  Die  Nässe  dringt  hier  in  das 
Innere  ^  hält  sich  dort  stuf,  und  leitet  die  Zersetzung 
ein ,  während  die  Oberfläche  durch  die  freie  Luft  wie- 
der ausgetrocknet  wird.  Daher  ergreift  bei  solchem 
Holze  ( z.  B.  Brückengeläiidern )  die  Verinorschung 
die  inneren  Theile,  während  die  Oberfläche  gesund 
bleibt 

I  

Ohne  Zutritt  von  Feuchtigkeit  kann  die  Vermo- 
derung des  Holzes  nicht  Statt  finden.  Bauholz  ,  das 
an  einem  vor  der  Witterung  geschützten  Orte  aufbe- 
wahrt wird  ^  dem  Luftzuge  ausgesetzt  und  vor  der 
Nässie  bewahrt  ist,  ist  der  Vermoderung  daher  nie 
unterworfen,  und  kann.  Wenn  es  dem  Wurmfrafse 
entgeht,  eine  sehr  lange  Dauer  erhalten,  die  sich  über 
mehrere  Jahrhunderte  erstreckt ,  wie  die  Dachstühle 
in  den  alten  Kirchen  beweisen.  Das  Austrocknen  des 
Bauholzes  an  der  Luft  hindert  seine  frühere  Vermo- 
derung daher  nur  in  den  Fällen,  als  es  auch  künf- 
tig nach  seiner  Verwendung  vor  Nässe  geschützt 
bleibt. 

'Die  Erfahrungen  auf  den  Schiffswerften  lehren, 
dafs  Schiffe  in  der. Regel  um  so  langer  dauern,  je 
länger  an  ihnen  gebaut  worden  ist  (je  längere  Zeit  ihr 
Holzgerippe  in  freier  Luft  austrocknen  konnte)  und 
je  Wasser oichter  sie  gebaut  sind.  Schifie,'  in  welche 
das  Wasser  schon  in  den  ersten  zwei  Jahren  ein« 
dringt,  sind  bald  der  Vermoderung  unterworfen; 
Für  den  Brückenbau  nützt  daher  die  Verwendung 
eines  vorher  an  der  Luft  ausgetrockneten  liolzes 
wenig,  wenn  es  nicht  vollkommen  vor  der  Nässe 
künflig  bewahrt  werden  kann.  Ein  einziger  Resen  gibt 
dem  Holze  das  Wasser  wieder ,  das  es  durch  ilangjäh- 
riges ,  trockenes  Liegen  verloren  hatte.| 

'Kommt  das  Holz  in  Berührung  mit  Substanzen^ 


i39 

die  sein  Aastroclnen  befördern;  so  wird  dadorch  aucli 
sein  Verderben  gehindert.  Holz  in  trockenem  Sande* 
und  in  trockenem  Mauerschutt  kann  sich  lange  erhal- 
ten. Auch  das  Kochsalz,  vorausgesetzt  dafs  es  keine 
zerfliefslichen  Salze  enthält;  ki^nn  als  ein  solcher  Kör- 
per betrachtet  werden,  der  die  Feuchtigkeit  liebet 
aufnimmt,  als  das  Hok,  daher  letzteres  trocken  erh'alt^ 
und  dessen  Gährung  hindert,  auf  dieselbe  Art,  als 
das  Einsalzen  des  Fleisches  dessen  FäulniTs  aufhält. 
Die  Erfahrung  hat  gelehrt,  dafs  Schiffe,  in  deren  Ge- 
balke man  die  Fugen  und  Zwischenräume  mit  Koch- 
salz ausgefüllt  hat ,  eine  längere  Dauer  erhalten ;  und 
dieses  Einsalzen  der  Schiffe  wird  noch  heut  zu  Tage 
von  den  AmeriRanem  in  Ausübung  gebracht. 

Jene  Schiffe ,  welche  aus^chliefsend  zum  Trans- 
porte der  Steinkohlen  und  des  gebrannten  Kalkes 
'verwendet  werden,  haben  eine  aasgezeichnet  lange 
Dauer.  Unter  den  Steinkohlenschiffen  in  England  gibt 
es  mehrere,  welche  ein  Alter  von  achtzig  bis  hundert 
Jahren  erreichen,  und  keine  anderen  Reparaturen 
erfordern,  als  die  Erneuerung  der  äußeren  Planken. 
Man  mufs  diesen  Erfolg  theils  dem  Austrocknen  des 
Schifiholzes,  durch  die  höhere  Temperatur  der  Stein- 
kohlen (welche  durch  die  lortwährende  Zersetzung 
der  Schwefelkiese  u.  s.  w.  in  denselben  hervorge- 
bracht wird),  theils  der  eigen thümlichen ,  fäulnifs- 
widrigenrKraft  der  Kohle  überhaupt  zuschreiben. 
Pfähle,  "Reiche  man  in  die  Erde  gräbt,  und  mit  Koh- 
lenpulver iest  umgibt^  erhalten  sich  gleichfalls  viel 
länger  als  gewöhnlich. 

Auch  die  Kalkschiffe  erhalten  ihr  Holz  sehr  lange 

Sesund.  Unter  den  Kalkschiffen  ^  die  an  der  englän- 
ischen  Küste  nach  London  gehen ,  sind  mehrere  von 
vierzig  bis  fünfzig  Jahren,  noch  in  ganz  gutem  Zu- 
stande. Diese  Erhaltung  erstreckt  sich  aber  nur  auf 
dasjenige  Holz,  was  mit  dem  Kalk  in  Berührunig  kommt. 


i4o 

Dieses  Holz  ist  mit  einer  dünnen ,  festen  und  steinar- 
tig6n  Rinde  überzogen^  die  es  vor  dem  Eindringen 
der  Nässe  schützt.  Der  Kalk  wird  in  diese  Schiffe 
gewöhnlich  noch  etwas  warm  eingeladen  ^  oder  er  er- 
h«ilt  in  denselben  durch  Zutritt  von  einiger  Feuch- 
tigkeit eine  höhere  Temperatur : '  man  kann  daher  an- 
nehmen^ dafs  diese  höhere  Wärme  das  Holz  des 
Schiffes  zuerst  stark  austrocknet^  und  dafs  die  er- 
wähnte Rinde  dasselbe  dann  vor  Nässe  schützt. 

■ 

Auf  ähnliche  Art  hält  der  gebrannte  Kalk  thieri- 
sche  Körper^  z.JB.  Fleisch  ^  Fische  etc.  in  der  Fäul- 
nifs  auf^  wenn  man  sie  mit  gepulvertem  gebranntem 
Kalke  fest  umgibt.  Der  Kalk  entzieht  dem  Fleische 
zuerst  die  Feuchtigkeit,  und  bildet  dann*  mit  dersel- 
ben eine  feste  Rinde  um  dasselbe,  welche  den  Zutritt 
der  Luft  abhält. 

Eben  so  wirkt  der  Kalkanstrich  zur  längeren  Er- 
haltung eines  vorher  ausgetrockneten  Holzes  in  freier 
Luft.  Zweckmäfsiger  würde  dieser  Anstrich  noch  bje- 
werkstelliget  werden,  wenn  man  zuerst  einen  Anstrich 
mit  einem  etwas  dickflüssigen  Kalkbrei  veranstaltete, 
und  dann  gepulverten  gebrannten  Kalk  darüber 
streute,  und  mittelst  der  Maurerkelle  andrückte.  Das 
Wasser,  womit  der  Kalk  angemacht  wird,  darf  je- 
doch, wie  schon  gesagt,  kein  Kochsalz  enthalten, 
weil  sonst  der  Anstrich  durch  das  zerfliefsliche  Salz,, 
welches  sich  bildet,  mehr  schaden  als  nützen  würde. 

Wirksamer,  als  das  Austrocknen  des  Holzes  in 
freier  Luft,  ist  das  Backen  desselben  in  einem  Ofen^ 
oder  das.  Rösten  über  dem  offenen  Feuer.  Ist  je- 
doch die  Hitze,  wodurch  die  Verflüchtigung  des 
Wassers  aus  dem  Holze  auf  diesem  Wege  bewirket 
wird,  nur  so  grofs,  um  die  schleimigen  Thetle  des 
Holzes  auszutrocknen;  sa  ist  dör  Erfolg  dieser  Aus- 
Irocknung  von  jener  in  der  freien  Luft  nidbtt  wesent- 


i4» 

t 

Ikh  verschieden;  denn  die  eingetrockneten^  schlei* 
inigen  Theile  behalten  immer  noch  ihre  Aygrosko^ 
pUche  Eigenschaft. 

.    Wird  dagegen  Holz  in  starker  Hitte,  s.B.  in  ei- 
nem. Backofen  ^    so    ^eit    ausgetrocknet^    dafs    der 
brenzliche  Geruch  der  Holzsäure  sich  bereits  aus  dem- 
selben zu  entwickeln  anfängt,  in  welchem  Falle  es  auf 
der  Oberfläche  eine  bräunliche  Farbe  annimmt:    so 
ifvidersteht  es  der   Vermorschung  auch  in  feuchten 
Lagen ^  weit  besser  und  langer;  weil  in  diesem  Falle 
ein  grofser  Theil  der  auszicnbaren  Substanz  >  wenig- 
stens nach  der  Oberfläche  zu,  eine  Zersetzung  und 
anfangende  Verkohlung  erlitten,   und  sonach  die  hy- 
groskopische Eigenschaft  und  Gähnmgsfahigkeit  ver-, 
loren  hat.     Das  Holz  wird  jedoch  durch  aiese  Pro- 
zedur etwas  brüchig  und  seine  Haltbarkeit  geschwächt. 
Sollen  Pfähle ,. welche  man  in  die  Erde  setzt,  vor  der 
.  Vermorschung  bewahrt  werden ;   30  ist  es  nicht  hin- 
reichend, nur  den  Theil,  welcher  in  der  Erde,  be-  ' 
sonders  in  Dammerde,  steckt,  zu  rösten  otler  aufsen 
zu  verkohlen;  denn  der  innere  Theil  erhält  in  diesem 
Falle  seine  Feuchtigkeit  von  den  oberen  Theil'en  des 
Pfahles  wieder,  und  die  Vermorsdiung  ergreift  end- 
lich den  inneren  Theil  des  unteren  Endes:  sondern 
es  ist  wirksamer,  den  ganzen  Pfahl  bis  zur  braunen 
Farbe  der  Oberfläche  stark,  und  den  untersten  Theil 
am  stärksten  zU  rösten. 

Da  überdiefs  an  der  abgeschnittenen  Fläche  (dem« 
Hirnholze)  durch  die  dort  offenen  Gefafse  des  Holzes 
das  Wasser  am  leichtesten  eindringt;  so  niufs  diese 
Oberfläche  entweder  durch  einen  Überzug  von  Kupfer- 
oder Eisenblech,  oder  durch  eine  dichte  Lage  von 
Firnifs  gut  bedeckt  werden.  Überhaupt  müssen  diese 
Stellen  bei  ailen  Holzverbindun^en  am  besten  verwahrt 
werden ,  weil  an  .  denselben  das  Wasser  anoi  leichte- 
sten in  das-  Innere  eindiinst. 


IL  Trockenes  Holz  ist  daher  der  Vermorschung 
nur  danh. nicht  unt^rworfea/  wenn  es  vor  Anziehung 
neuer  Feuchtigkeit  'gesehütu  ist.  Dieses  geschieht 
entweder  durch  seine  freie ,  vor  Regen  und  Feuch- 
tigl^eit  geschlitzte  Lage.,  wie  hei  dem  Holzwerke  ei* 
nes  lüftigen.  Bodens ;  oder  durch  zweckmäfsige  Über- 
züge. 

^  Soll  das  Holz   durch  letztere  vor  der  Vormor- 

schung   oder  trockenen  Fäulnifs  geschützt  werden , 
so  mufs  es  yorhel*  recht  trocken  seyn^  entweder  durch 

•  langjähriges  Aussetzen  an  trockener*  Luft ,  oder  durch 
künstliches  Austrocknen  in  einer  höheren  Tempera«' 

.  tur.     In  beiden  Fällen  vermindert  sich  sein  Wasser« 

.'  gehalt  auf  i5  —  lO  Prozent.  Wird  es  in  diesem  Zu- 
stande mit  einem  gut  deckenden  Firaifi»  überzogen^ 
»o  erhiilt  es  sich  so  lange,  als  dieser  Firnifs  dauert. 
Das  Überziehen  des  nicht  gehörig  trockenen  Holzes 
ist  dagegen  weniger  wirksam,  ja  sogar  schädlich,  weil 
das  Übel  hier  unter  der  Decke  sich  «ntwickelt  und 

.  fortschreitet,  um  so  mehr,  da  der  Firnifsüberzug 
das  fernere  Austrocknen  hindert. 

Wenn  diese  Überzüge  aufscrdcm  etwas  nützen, 
oder  nicht  vielmehr  schaden  sollen,  so  müssen  sie 
dicht  .und  vollkommen  decken,  um  der  Feuchtigkeit 
oder  feuchten  Luft  den  Durchgang  zu  verwehren. 
Erhalten  diese  Überzüge  Risse,  so  dafs  durch  die- 
selben d^s  Wasser  eindringen  kann ,  welches  sich  so- 
dann inf  Lineren  schnell  verbreitet,  ohne  dafs  ^ine 
verhaltnifsmäfsige  Verdunstung  aus  der  noch  gröfs- 
tentheils  bedeckten  Oberfläche  Statt  findet,  so  wer* 
den  sie  gleichfalls  unnütz. 

Man  hat  vielerlei  solche  Überzüge  vorgeschlagen 
und  angewendet.  Dergleichen  sind  die  gewöhnlichen 
Öhlfirnisse  aus  Leiuöhl,  mit  Mennige  oder  Bleiweifs 
gekocht,  und  mit  Terpentinöhl  oder  Steinkohlenöhl 


»^  • 


i43 

verdünnt:  Steinkobl^ntheer  mit  TerpentinoU  yer'* 
dünnt  ^  und  fiir  sich  od^r  mit  Eisenocher  vermengt, 
beifs  in  mehreren  Lagen  aufgetragen;«  Pech  mit  {• 
Schwefel  zusammen  geschmolzen ,  Ziegelmehl  ({-  des 
.  ganzen)  darunter  gerührt ,  xmd  heifs  aufgetragen. 

Der  Steinkohlentheer  ist  für  alle  Überzüge  ähnli* 
eher  Art  das  nützlichste  Ingredienz.  Er  bildet  einen 
uatürlichen  Firnifs^  indem  er  aus  Harz  und  flüchti- 
gem Ohle  besteht.  Er  trocknet  leicht^  imd  bildet 
nach  dem  Austrocknen  einen  festto  und  biegsamen. 
tberzug;  er  dringt^  heifs  aufgetragen^  tief  in  das 
Holz  ein  ^  so  ^  dafs  wenn  dieser  Anstrich  so  oft  wie- 
derholt wird^  bis  die  letzte  Lage  auf  .der  Oberfläche 
sitzen  bleibet^  kleine  Risse  und  Sprünge  des  Holzes 
der  Feuchtigkeit  noch  keineswegs  den  Weg  in  das 
Innere  öffnen:  er  ist  überdem  ein  Mittel  zur  Abhal- 
tung des  Wurmfrafses^  gleich  den  fetten  und  fluch* 
tigeu  Öiilen  überhaupt. 

Wenn  man  dem  trockenen  Holzq  einen  Überzug 
Ton  Steinkohlentheer  geben  will;  so  verfahrt  man  am 
zweckmäfsigsten  so^  dafs  man  denselben  siedend  heifs 
gemacht  (jedoch  nicht  anhaltend  gekocht^  damit  das 
flüchtige  Öht  nicht  vor  der  Zeit  aus  demselben  ent- 
weiche) zuerst  ohne  alle  Beimischung  aufträgt^  und 
erst  dann^  wenn  das  Holz  damit  völlig  gesättiget  ist^ 
demselben^  unter  Zusatz  von  Terpentinöhl  ^  noch  ei* 
nen  verdickenden  Beisatz  gibt ,  z.  B.  Pech  mit  Zie- 
geimehl^  um  die  letzten  äufseren  Anstriche  damit  zu 
vollenden. 

Ein  änderer  guter  Überzug  des  trockenen  Holzes, 
besonders  für  frei  stehende  hölzerne  Säulen  und 
Pfähle^  wird  durch  den  Auwurf  mit  Sand  hergesteiii. 
Man  überstreicht  das  Holz  zuerst  mit  dickem  Ohlfir* 
niis  (aus  Löinöhl  und  Blciglatte)^  und  bewirft  sonach 
die  Oberfläche  mi(  feinem  Quarzsand.  .  Nachdem  di9<- 


i44 

ser  erste  Überzug  trocken  ist,  reibt  man  die  Ober- 
fläche ab^  um  den  überflüssigen^  in  dem  eingetrock- 
neten Fimifs  nicht  befestigten^  Sand  zu  entfernen: 
streicht  hierauf  die  Fläche  mit  Fimifs  von  neuem  an, 
bei/virft  sie  neuerdings  mit  Sand^  und  wiederhohlt 
diese  Operation  drei  bis  vier  Mahl.  Dieser  Überzug 
hält  sehr  fest  /  Schützt  gegen  die  Beschädigung  von 
Würmern  und  anderen  Thieren>  und  gibt  dem  Holze- 
ein  vollkommen  steinartiges  Ansehen.  . 

Der  Ilolztheer  steht  in  der  Brauchbarkeit  für  den 
Anstrich  des  Holzes  dem  Steinkohlentheer  bedeutend 
nach;  denn  der  erstere  enthält  aufser  dem  Harze 
und  flüchtigen  Ohie  jioch  eine  bedeutende  Menge 
Essigsäure,  welche  weder  durch  Kochen,  noch  durcl^ 
Verdunstung  an  der  freien  Luft  entfernt  wird.  I)aher 
trocknet  dieser  Theer  für  sich  schwer  aus,  und  bleibt 
immer  schmierig.;  während  bei  dem  Steinkohlentheer 
die  ammonialische  Feuchtigkeit,  welche  er  enthält, 
in  der  Hitze  und  an  der  Lufl  sich  verflüchtiget. 

Will  man  den  Holztheer^  Statt  des  Steinkohlen«- 
theeres,  zum  Überzuge  des«  Holzes  verwenden  imd 
brauchbar  machen;  so  mufs  man  denselben  in  einem 
eisernen  Kessel  erhitzen,  und  gepulverte  Bleigläue 
hinzusetzen.  Diese  sättiget  die  vorhandene  Essigsäure, 
und  macht  die  Mischung  trocknend» 

HI.  Bewahrung  des  Holzes  durch  die. Behand- 
lung desselben  mit  Substanzen,  welche  auf  die  Um- 
änderung der  gährungsfähigen  Bestandtheile  dessel- 
ben wirken  könnten.  Es  läfst  sich  nähmlich  denken, 
dafs  die  schleimartigen  und  ausziehbaren  Theile  des 
Holzes  durch  gewisse  Substanzen  so  verändert  oder 
im  Wasser  unauflöslich  gemacht  werden  können ,  dafs 
sie  nicht  mehr  fähig  sind,  die  Gährung  einzuleiten 
und  fortzusetzen.  Auf  ähnliche  Ar^  wirken  mehrere 
Salze  ^  besonders  die  Metallsalze,  und  imter  diesen 


i45 

ausgezeichnet  der  Qaccksilbersublimat^  als  Hinderungs- 
mittel  der  Fäulniis  thierischer  Substanzen.  Die  Holz- 
säure  hat  sich  neuerlich  gleichfalls  als  ein  solches  an^ 
aseptisches  Mittel  erwiesen. 

Über  die  Anwendung  verschiedener  Salzauflösun- 
gen zur  besseren  Erhaltung  des  Holzes  sind  bereits 
viele  Versuche  angestellt  worden^  unter  andern  auch 
von  Herrn  Chapman,  der  sie  in  der  unten  bezeich^ 
neten  Schrift  beschrieben  hat  ^).  Unter  allen  Salz- 
auflöaungen^  die  er  anwendete^  fand  er  die  Auflösungen 
des  Eisenvitriols  am  entsprechendsten«  Die  Resultate 
dieser  im  Kleinen  angestellten  Versuche  sind  jedoch 
durch  die  Erfahrung  nicht  in  sofern  bewährt^  als  mit 
einem  auf  diese  Art  behandelten  Holze  ein  Versuch 
?0B  gehöriger  Dauer,  z.  B.  lür  den  Schiffbau  ange** 
stellt  ^vorden  ist.  Üerr  Chapman  schlägt  vor,  in 
den  Werften  Gruben,  etwa  von  4  Fufs  tief,  anzule* 
gea,  in  diese  das  Bauholz  auf  eine  steinerne  Unter- 
lage zu  bringen;  die  Zwischenräume  der  Balken  mit 
Sand  auszufüllen,  die  Oberfläche  noch  damit  zu  bc'* 
decken,  und  die  Grube  sonach  mit  einer  gesättigten 
Aoflösung  von  Eisenvitriol  zu  füllen ;  so  dafs  der  Sand 
damit  imprägnirt  wird.  Um  die  allmähliche  Fällung 
des  Eisenoxydes  aus  der  Eisenvitriolauflösung  zu  ver- 
hindern, soll  derselben  metallisches  Eisen  zugesetzt 
werden. 

Die  Theorie  dieser  Behandlungsart  des  Holzes, 
lafst  sich  auf  folgende  Grundsätze  zurückführen. 

Die  schleimigen ,  ausziehbaren ,  Gerbestoff  und 
Gallussäure  enthaltenden  Substanzen  des  Holzes  ha^* 
bm  die  Eigenschaft,  mit  dem  gröfstcn  Theile  der  er^ 

*)  A  Treatiae  containing  the  r^^ults  of  numcroiu  experiments 
OB  the  preserTafton  of  timber   from  premature  decay.    Bv 
William  Ckaptnam^  Civil  engincon    jLpndon^  1817« 
lahtv«  4.  poi^t,  Imi«  nv  ^4«  10 


146 

digen  und  metallischen  Salze  im  Wasser  unauflosliclie 
Niederschläge  zu  bilden^  indem  sie  sich  mit  dem 
Oxyde  der  metallischen  'Grundlage  yerbindeu.  Auf 
diesem  chemischen  Verhalten  der  vegetabilischen 
Schleime  und  Säfte  beruht  die  Färberei^  in  welcher 
jene  Salze  den  Nahmen  der  Beitzen  fuhren«  Die 
Säfte  aller  Holzarten,  welche  man  durch  Kochen  aus 
denselben  auszieht,  geben  mit  ?erschiedenen  Salzen 
im  Wasser  unauflösliche,  verschiedentlich  gefärbte 
Niederschlage.  Es  läfst  sich  daher  begreifen,  dafs 
die  auflöslrcben  Theile  des  Holzes  ihre  Gährungs- 
iahigkeit ,  wenigstens  sehr  bedeutend ,  verlieren  \ön^ 
neu,  wenn  sie  in  ihrer  Verbindung  mit  den  Grund* 
lagen  der  geeigneten  Salze  unauflöslich  werden. 

Es  läfst  sich  hiernach  von  selbst  bestimmen, 
welche  Salze  fiir  diese  Behandlungsart  sich  wirksam 
und  wirksamer  zeigen  werden ;  diejenigen  nähmlich, 
welchen  am  meisten  die  Eigenschaft  zukommt,  aus 
den  Extrakten  des  Holzes  am  vollständigsten  die  in 
Wasser  auflöslichen  Theile  als  unauflösliche  Verbin- 
dung zu  fällen.  Hieher  gehören  also  als  minder  wirk- 
sam: der  Alaun,  Bleizucker  und  andere  Salze  mit 
überschüssiger  Säui:iß  oder  alkalischer  Basis ;  als  wirksa- 
mer: die  essigsaure  Thonerde,  die  salzsaure  und 
essigsaure  Zinnauflösung,  die  essigsaure  Kupferauf- 
lösung, der  Eisenvitriol,  Quecksilbersublimat  u.  s.  w. 
Gleichfalls  koagulirend  für  die  ausziehbare  Substanz 
wirken  die  Säuren ,^  besonders  Salzsäure,  Schwefel- 
säure und  Salpetersäure. 

Es  findet,  wie  bereits  oben  bemerkt  worden, 
dieselbe  Wirkungsweise  auch  bei  den  thierischeu 
Substanzen  Statt.  Läfst  man  z.  B.  eine  Abkochung 
von  Kochenille  iu  mäfsiger  Wärme  einige  Zeit  stehen; 
so  tritt  bald  Gähruns  und  endlich  Fäidnifs  ein.  Ver- 
setzt man  dagegen  die  Auflösung  mit  einem  erdigen 
oder  metallischen  Salze^  z.  B.  Alaun  oder  Zinnsalz; 


i47 

so  verbindet  sich  deren  Grundlage  mit  dem 'im  Was^  > 
ser  aufgelösten  thieriscben  StofTe^  und  die  Verbin- 
dung fallt  als  unauflöslich  zu  Boden»  Dieselbe  Ver-^ 
änderung  erleidet  der- tbieriscbe  Safl^  wenn  man  die 
thieriscLe  Substanz^  welche  denselben  enthält^' z.  B« 
Fleisch ,  auf  ähnliche  Art  behandelt. 

Gegön  dl^se  Erhaltungsweisc  des  Holzes  treten 
jedoch  folgende  y  zum  Theil  durch  die  Erfahrung  ge-* 
rechtfertigte  Bedenklichkeiten  ein. 

d)  Es  ist  sehr  schwer  und  vielleicht  unmöglich^ 
Bolz  von  einiger  Dicke  mit  der  erforderlichen  Salzauf- 
Josung  gleichförmig  imd  durchaus  zu  imprägniren.  ' 
WiU  man  das  Holz  so  lange  im  Wasser  lassen^  bis  der 
innere  Kern  durchdrungen  v  ist  ^  so  wird  der  äufsere 
T\ieil  des  Holzes  durch  die  übertriebene  Wirkung 
der  Flüssigkeit  y  besonders  der  frei  werdenden  Säure, 
in  seinem  Zusammenhange  sehr  geschwächt  werden. 
£ei  dem  Fleische  thierischer  Körper  geht  diese  Im- 
prägnirung  viel  leichter  von  Statten,  weil  der  Zusam- 
menhang der  Fasern  desselben  viel  geringer  isty  und 
der  Schleim  zwischen  denselben  häufiger  vorhanden  * 
ist,  als  im  Holze.  So  lang  aber  bei  dem  Holze  nicht 
der  innere  Kern  vor  dem  Verderben  geschützt  ist, 
ist  im  Ganzen  wenig  geholfen  ^  weil  gerade  diese  in^ 
neren  Theile  der  gefährlichste  Sitz  des  Übels  sind« 

h)  Indem  die  schleimigen  und  extraktivartigen 
Substanzen  der  Yegctabilien  mit  den  geeigneten  Sal- 
zen unauflösliche  Niederschläge  bilden/  geschieht 
die  Zersetzung  des  Salzes  in  der  Art^  dafs  der  gröfste 
Theil  seiner  Base  in  Verbindung  mit  etwas  Säure 
(als  basische»  Salz)  mit  der  veränderten  vegetabili- 
schen Substanz  in  Verbindung  tritt  3  der  übrige  Theil 
der  Grundlage  mit  einem  ^öfseren  Antheil  von  Säure 
(als  saures  Salz)  in  der  Auflösung  zurückbleibte  Diese 
^.^Hren  Salze,  welche  »onach  ;KWischen  den  Fasern  de» 


10 


i48 

Holzes  zurückbleiben^  bewirken  einen  zweifachen 
Nachtheil.  Denn  i)  sind  sie  in  der  Reeel  zerfliefs- 
lich^  verhindern  daher  das  Austrocknen  des  auf  diese 
Art  behandelten  Holzes ,  und  befördern  seine  Fähig- 
keit^ die  Feuchtigkeit  aus  der  Luft  anzuziehen^  wo- 
durch am  Ende  doch^  durch  allmähliche  Umänderung 
des  Faserstoffs  und  selbst  des  veränderten  Schleimes 
die  Gahrung  wieder  eingeleitet  wird,  a)  Wirken  sie 
durch  die  vorwaltende  n*eie  Säure,  besonders  wenn 
diese  Säure  ^  wie  in  dem  vorliegenden  Falle  bei  der 
Anvvendung  des  Eisenvitriols^  eine  mineralische  Säure 
ist^  theils  unmittelbar  zerstörend  auf  den  Zusammen- 
hang der  Holzfaser^  theils  bilden  sie  aus  derselben 
Schleim^  in  welchem  dann  neuerdings  die  Gährung 
eingeleitet  wird. 

Will  .man  das  Holz  ^  statt  in  einer  Salzauflösongy 
in  einer  Säure  maceriren^  so  dürfte^  da  die^  Säure 
zu  gleicher  Zeit  eben  sowohl  auf  die  schleimigen 
Theile  als  auf  die  Faser  wirkt  ^  der  eben  erwähnte 
^^achtheil  noch  mehr  eintreten. 

Eine  jedoch  nur  im  Kleinen  ausfuhrbare  Art,  mit 
fremden  Stoffen  die  Poren  des  Holzes  auszufiillen^ 
besonders  ^  wenn  dieses  erst  vorher  im  Wasser  aus- 
gewaschen worden  ist  (wovon  der  folgende  Artikel),  und 
ihm  dadurch  eine  Art  künstlicher  Versteinerung  zu 
geben  j  besteht  darin  ^  dafs  man  das  Holz  in  eine  Auf- 
lösung von  Kicseikali  (Kiesclfeuchtigkeit)  legt;  es  so- 
nach etwas  abtrocknet^  sodann  in  verdünnte  Schwe- 
felsäure bringt;  es  hierauf  in  reinem  Wasser  einige 
Zeit  hegen  ^  und  endlich  trocknen  läfst. 

IV. '  Nach  allem  Bisherigen  mufs  das  gründliche 
Mittel  zur  Bewahrung  des  Holzes  vor  dem  frühzeiti- 
gen Verderben  in  der  gänzlichen  Wegschaffung  der 
durch  Wasser  ausziehbaren  Theile  aus  demselben 
gesucht  werden ;   weil  dadurch  das  Eintreteu  jener 


•i 


«49 

KerstSrenden  Zersetzung  unmöglich  oder  aufserordent* 
lieh  erschwert  Vficd. 

Diese  Wegschaffung  geschieht  mehr  oder  weni- 
ger vollkomKnen : 

i)  durch  das  allmähliche  Auswaschen  des 'Holzes 
in  kaltem  Wasser  oder  in  andern  Flüssigkeiten; 

a)  durch  das  Auskochen  desselben  in  Wasser: 

3)  durch  die  Behandlung  desselben   mit  Wasser- 
dämpfen. 

L  Wenn  Holz  auf  allen  Seiten  mit  fliefsendem 
Wasser  umgeben  ist^  oder  in  einer  Lage  sich  befm- 
det,  wo  viel  Wasser  zu  seiner  Oberflache  Zutritt  hat; 
so  ist  es  der  Vermoderung  und  Fäulnifs  nicht  unter- 
worfen. Das  Wasser  nimmt  zuerst  aus  der  Oberfläche^ 
dann  allmählich  aus  dem  Inneren  die  auflöslichen 
TheÜe  mit  sich  fort^  und  entfernt  sonach  die  Uisache 
der  Zerstörung.  Dieser  Erfolg  ist  um  so  vollständi- 
ger, je  schneller  das  Wasser  wechselt^  z.B.  in  einem  • 
Flusse.  In  dem  Mafse ,  als  das  Wasser  die  auflösli- 
eben  Theile  aus  dem  Holze  fortnim.mf,  setzt  es  an  de- 
ren Stelle  feine  erdige  Theile ,  die  es  mit  sich  iuhrt, 
iu  demselben  ab^  und  bewirkt  unter  gewissen  Um- 
standen allmählich  verschiedene  Gradationen  von  Ver- 
steinerungen.   . 

Es  ist  bekannt 9  dafs  Holzwerk,  welches  sich  un- 
ter dem  Wasser  befindet,  vorausgesetzt,  dafs*  dieses 
Wasser  selbst  nicht  stagnirend  und  mit  faulenden 
PflaDzentheilen  überfüllt  sey,  eine  sehr  lange  Dauer 
habe.  So  die  hölzernen  !Brückenp{ähle  in  aen  Flüs- 
sen. Aus  derselben  Ursache  ist  geschwemmtes  Holz 
ttnd  Treibholz,  welches  längere  Zeit  im  Wasser  ww 


i5o 

dem  Vermodern  weit  weniger  ausgesetzt^    als  aus^ 
ßerdem. 

m 

Dafs  das  Bauholz  dadufch^  dafs  inan  es  vorher 
längere  Zeit  im  Wasser  liegen  läfst^  eine  längere  Dauer 
erhält^  ist  eine  schon  ziemlich  alte  Erfahrung.  In 
Holland,  in  Spanien  und  in  Ostindien  wurde  schon 
vor  längerer  Zeit  das  Schiffbauholz  im  Wasser  aufbe- 
wahrt, hevor  man  es  verwendete. 

Wenn  das  Auswaschen  des  Holzes  im  Wasser 
flir  dessen  Erhaltung  die  gehörige  Wirkung  haben 
ßoü^  somufs  dabei  Folgendes  beobachtet  werden. 

a)  Das  Einlegen  in  das  Wasser  mufs,  so  viel  mög- 
lich, bald. nach  dem  Fällen  des  Holzes  geschehen; 
weil  dann  der  Saft  noch  wenig  verhärtet  ist,  daher 
von  dem  eindringenden  Wasser  desto  leichter  und 
ohne  die  Faser  zu  sehr  zu  erweichen ,  mit  fortge- 
ponrnien  wird*  Diese  Operation  geht  schwerer  mit 
dem  schon  ziemlich  eingetrockneten  Holze  von  Statten, 
weil  dessen  Poren  schon  mehr  verschlossen  sind :  die 
Wirkupg  des  Wassers  mufs  in  diesem  Falle  länger 
f^nhalten,  und  bt  dann  immer  mit  einiger  Schwächung 
des  Holzes  verbunden. 

6)  Das  strömende  Wasser  eines  Flusses  eignet 
^Ich  am  besten  zu  diesem  Auswaschen  des  Holzes. 
Ist  das  Wasser  stagnirend,  so  kommen  in  demselben 
die  schleimigen  Theile ,  welche  es  aufgenommen  hat, 
hald  in  Gährung,  welche  sich  dann  auch  dem  Holze 
piittheilt.  Wenn  das  Holz  in  den  Flufs  eini^elegt 
wird;  so  gibt  man  ihm  eine  solche  Lage,  dafs  das 
untere  Ende  des  Baumes  oder  Balkens  stromaufwärts 
jsteht;  indem  nian  beobachtet  hat,  dafs  das  Wasser 
das  Holz  nach  seiner  Länge  leichter  in  der  Richtung 
durchdringt ,  in  welcher  der  Saft  in  *^em  HoUe  de$ 
ßwi^e$  ia  die  Höbe  jsteigt. 


i5i 

c)  Wenn  das  Holz  Linreichcnd  maccrirt  ist;  so 
wird  es  herausgenommen^  auf  eine  trockene  Unter-« 
läge  (trockenen  Sand  oder 'Steine)  gelegt,  und  der 
fieicn  Luft  zum  Austrocknen  überlassen.  Es  ist  am 
besten^  wenn  man  das  Holz  im  Herbste  aus  dem  Was- 
ser nimmt ^  um  es  im  Winter  an  der  Luft  liegen  und 
austrocknen  zu  lassen ;  damit  es  bis  zum  Eintritte  der 
Wärme  schon  den  ge|iorigen  Grad  von  Trockenheit 
erreicht  habe. 

/■ 

In  den  Seehäfen  verrichtet  man  dieses  M aceriren 
oder  Auswaschen  des  Schiffbauholzes  durch  Einlegung 
desselben  in  da3  Meerwasser.    Dieses  wirkt  allerdings 
auf  dieselbe  Art  ^  als  das  Flufswasser,  und  durch  sei- 
nen Gehalt  an  Kochsalz  und  die  Koagulirung  eines 
Theiles  des  Schleimes  durch  dasselbe  wird  die  Wir- 
kung yielieicht  noch  befördert.  Der  Gehalt  des  Meer- 
wassers  an  zerfliefslichen  Salzen ,  besonders  der  Salz- 
säuren Bittererde  y  bewirkt  jedoch  durch  die  Vermeh- 
riuig  der  hygroskopischen  Fähigkeit  des  Holzes  einen 
Nachtheil 9  der  heaeutend  genug  ist.     Das  Holz,  wel- 
ches durch  den  Gehalt  an  zerfliefslichen  Salzen  immer 
mehr  oder  weniger  in  einem  feuchten  Zustande  sich 
erhält,  wird  nie  eine  sehr  lange  Dauer  erhalten,  weil 
auch  eine  geringe  Menge  zurückgebliebener  schleimi- 
ger Stoffe  die  Gährun  geinleitet,  und  durch  eben  diese 
wieder  ein  Theil  der  Holzfaser  angegriffen,  in  Schleim 
verwandelt  (gleich  dem  auflöslichen  Stärkmehl ,  wel- 
ches durch  Gährung  verändert  und  auflöslich  wird), 
und  so  die  Verderbnifs  immer  weiter  verbreitet  wird. 
Das  im  Seewasser  macerirte  Holz^  hat  ferner  auch  den 
Nachtheil ,   dafs  das  Eisen  in  demselben  leicht  rostet 
und  zerstört  wird. 

Soll  das  Holz^  in *8tagnirendem  Wasser,  z.  B.  ih 
gröfsen  Behältern,  macerirt  werden,,  so  mufs  man  in^ 
demselben  solche  Salze  auflösen,  welche  die  Gährung 
des  ausgezogenen  Schleimes  verhindere.     Hieher  ge- 


i5a 

hört  zum  Theil  das  oben  nach  Chapman  angegebene 
Verfahren,  indem  bei  demselben  auch  ein  Theil  des 
Schleimes  aus{;ezogen  und  durch  die  Salzauflösung 
koagulirt  wird*  Am  brauchbarsten  hierzu  iväre  das 
Kochsalz,  i/velches  keine  zerfliefslichen  Salze  enthilt 
(oder  auch  das  Meerwasser,  in  welchem  man  die  zer- 
fl^fslichen  Salze  durch  etwas  Schwefelsäure  zer- 
setzte) 5  weil  «s  in  diesem  Falle  den  Zweck  erfiillr, 
ohne  die  oben  erwähnten  Nacht  heile  mit  sich  zu 
fuhren. 

Statt  der  Eisenvitriols^uflösung  könnte  fiir  den 
Fall,  als  man  die  Macerirung  des  Holzes  in  Gruben 
vornehmen  will,  wahrscheinlich  vortheilhafler  und 
mit  Vermeidung  der  oben  angereglen  Nachtheite  die 
Holzsäure  angewendet  werden,  in  welcher  man  Ei« 
sen  aufgelöset  hat.  Man  miifste  zu  diesem  Behufe 
die  ungereinigte  und  noch  mit  Theer  und  ätherischem 
Ohle  vermengte  Holzsäure  nehmen ,  wie  sie  unmittel- 
bar aus  der  Destillation  oder  Schweelung  des  Holzes 
erhalten  wird.  Di^  Essigsäure  würde  das  Ausziehen 
der  auflöslichen  Theile  aus  dem  Holze  befordern,  der 
ausgezogene  Theil  durch  das  E^isenoxyd  seine  Gäh- 
rungsfahigkeit  verlieren;  der  noch  im  Holze  zurück* 
bleibende  Theil  der  gährungi»fähigen  Stoffe  durch  das 
Eisenoxyd  gleichfalls  unauflöslich  werden,  und  die 
Faser  selbst  sich  zugleich  mit  dem  entnalteqen  Theere 
und  Ohle  verbinden.  Wahrscheinlich  steht  jedoch 
dieser  Anwendungsweise  der  Uolzsäure  im  Grofsen 
^hr  Preis  entgegen. 

Obgleich  das  Maccriren  oder  Auswaschen  des 
Bauholzes  im  Wasser  unter  den  oben  angegebenen 
Bedingujigen  in  jedem  Falle  der  längeren  Erhaltung 
desselben  sehr  zuträglich  ist;  so  sind  mit  diesem  Ver- 
fahren doch  einige  Unvollkommenheiten  verbunden, 
die  seinen  Werth  veringern.  i)  Das  ausgewaschene 
]t|olz  w^r4  sne^iifisch  leichtpr^  als  vorher^  und  erhält 


i53 

im  Ganzen  ein  geringeres  Tragvermogen ;  weil  die 
Holzfasern^  zwischen  welchen  das  kalte  Wasser  die 
aoflöslichen  Theile  weggenoounen  hat^  sich  nach  dem 
Austrocknen  nicht  mehr  fest  zusammenfügen  ^  das 
Holz  also  eigentlich  eine  mehr  lockere  Textur  erhält. 
2)  Dagegen  erhöht  sich  aus  demselben  Grunde  seine 
Biegsamkeit  und  Elastizität,  was  in  einigen  Fällen  zwar 
vortheilhaft  y   in  andern  aber  wieder  nachtheilig  ist. 

3)  Lafst  man  das  Holz  zu  .lange  in  der  Macer a- 
tion^  so  werden  die  Fasern  desselben  so  erweicht^ 
dafs  der  Zusammenhang  des  Holzes  an  der  Aufsen- 
fliehe  nicht  nur  verloren  geht,  und  dadurch  ein  Holz- 
Teriust  entsteht;  sondern  das  Holz  erweitert  seine 
Poren  dergestalt,  dafs  es,  wie  man  zu  sagen  pflegt, 
wassersüchtig  wird,  indem  es  eine  sehr  grofse  Menge 
Wasser  aufzunehmen  im  Stande  ist,  die  es  unter 
günstigen  Umständen  nur  langsam  wieder  verliert. 
4)  Das  Auswässern  des  Holzes  wirkt,  zumahl  bei  dik- 
leren  Stämmen,  wenn  man  das  so  eben  berührte  Ver- 
derben vermeiden  will ,  nie  so  vollkommen ,  dafs  die 
ausziehbaren  Tlieile  auch  aus  dem  inneren  Kern  ganz 
oder  grüfstentheils  weggenommen  werden ,  daher  Mn 
diesem  Theile  noch  der  Keim  des  Übels  zorückbleibt. 
An  Stämmen,  welche  im  Wasser  ge9.chv^emmet  oder 
macerirt  worden  sind,  bemerkt  man  daher  gewöhnlich, 
dafs  die  äufseren  Theile  gesund  bleiben ,  die  inner-  ' 
ixävk  aber  von  der  Verraoderung  ergriffen  werden. 

Über  die  Zeit^  binnen  welcher  man  das  Holz  im 
Wasser  lassen  darf,  läfst  sich  nichts  sicheres  bestim- 
men, da  dieses  von  der  Natur  des  Wassers,  von  der 
Wärme  der  Jahrszeit,  von  der  Beschaffenheit  des  Hol- 
zes und  der  Dicke  der  Stämme  abhangt.  Im  Allge- 
meinen kann  man  das  Holz  nach  dem  Fällen  durch 
die  Sommermonate  über  im  Wasser  lassen,  und  es 
dann ,  wie  obeil  bereits  erwähnt  worden ,  im  Herbste 
herausnehmen,   um   es  gut  austrocknen    ^u  lassep. 


i54 

Das  auf  diese  Art  behandelte  Hok,  wenn  es  zum 
Brücken  -  oder  Schiffbau  verwendet  wird ,  mufs  nach 
seinem  völligen  Austrocknen  mit  einem  der  oben  be- 
schriebenen FimifsüberjKÜge  vollkommen  gedeckt 
werden. 

n.  Wirksamer  zur  Entfernung  der  ^nflöslichcn 
Theile  ist  das  Auskochen  des  Holzes  in  siedendem 
Wasser.  Hierbei  geht  die  Wegschaffung  jener  Theile 
nicht  nur  schneller  und  ohne  alle  eintretende  Gab- 
rung  der  umgebenden  Flüssigkeit  von  Statten;  son- 
dern das  HciJuE  bleibt  auch  in  seiner  Textur  fester, 
als  bei  dem  Auswaschen  im  kalten  Wasser.  Denn 
durch  die  von  der  Wärme  bewirkte  Ausdehnung  wer- 
den die  Kanäle  des  Holzes  erweitert,  und  der  auflös* 
liehe  Stoff  dadjirch  von  dem  heifsen  Wasser  und  ohne 
tnechanisohe.  Abspülu^g  der  anliegenden  Fasern  hin^ 
weggenommen;  bei  dem  Erkalten  und  Austrocknen  des 
Holzes  hingegen  ziehen  sich  die  Holzfasern  wieder 
zusammen;  so  dafs  die  Festigkeit  des  Holzes  dabei 
wenig  oder  nicht  vermindi^rt  wird. 

Da  diese  Methode  jedoch  nicht  im  Grofsen,  son- 
dern nur  bei  kleineren  Hohstücken  anwendbar  ist ;  so 
.erwähne  ich  auch  hier  nicht  anderer  Flüssigkeiten, 
Welche  zu  diesem  Auskochen  statt  des  Wassers  ver- 
wendet werden  könnten.  Mur  bemerke  ich,  dafs  mir 
reines  Wasser  ohne  allen  Zusatz  für  diesen  Zweck 
das  tauglichste  Mittel  scheint,  wenn  etwa  nicht  die 
oben  erwähnte  holzsaure  Eisenauflösung  sich  in  der 
Erfahrung  mit  einigen  Vorzügen  erweisen  sollte. 

9 

UI.  Vollständiger,  als  durch  alle  bisherigen  Mit- 
tel wird  das  Holz  von  seinen  auflöslichen  Theilen  be- 
freit, und  dadurch  vor  der  Vermoderang  und  Fäul- 
nifs  geschützt,  durch  das  Auslaugen  desselben  mi^ 
Wasserdampien, 


i55 
Diese  Behandlungsart  hat  wesentliche  Yortheile  : 

I )  Sie  ist  in  jedem  Mafsstahe  aasfuhrbar  und  für 
den  i^chifflbau  ohne  Schwierigkeit  anzuwenden. 

3 )  Das  Holz  wird  durch  dieselbe  Yon  allen  auflos- 
hchen  Theilen  befreit. 

3)  Das  Holz^  welches  diese  Operation  überstandeii 
hat^  hat  an  seiner  Haltbarkeit^  besonders  wenn 
auf  die  weiter  unten  zu  erwähnende  Art  vorge^ 
gangen  wird^  nichts  verloren;  aus  demselben 
Grunde^  welcher  im  Vorigen  bei  der  Einwirkung 
des  siedenden  Wassers  erwähnet  worden  ist: 
es  hat  vielmehr  ein  festeres  und  dichteres  An- 
sehen^ und  scheint  an  Zähigkeit  der  Fasern  zu- 

*"  genommen  zu  haben. 

4)  Es  erhalt^   wenn  es  nach  der  Operation  abge- 
trocknet ist  (welches  in  sehr  kurzer  Zeit  an  freier 
Lufl  erfolgt)^  beständig  seinen  trockenen   Zu- 
stand^ und  nimmt  aus  der  Luft  keine  Feuchtig- ^ 
keit  mehr  an.     Nässe  schadet  ihm  nicht  mehr«. 

5  )  Es  ist  unmittelbar  nach  der  Operation  selbst  in 
starken  Stücken  leicht  biegsam ;  was  für  den 
Schifibau  vpn  grofsem  Yortheil  ist ;  da  .  diese 
Biegung^  weil  $ie  in  allen  Theilen  gleichmäfsig 
erfolgt^  und^  da  keine  Fibern  zerrissen  oder  zer- 
brochen werden^  die  Stärke  des  Holzes  nicht 
vermindert* 

Bei  dem  Autlaugen  des  Holzes  vermittelst  der 
Wasserd^mpfe  fliefst  eine  bräunliche  Brühe  ab^  welche 
c|ie  aus  dem  Holze  entfernten  schleim-  und  gerhe- 
stoShaltig^n  Substanzen  enthält.  Diese  Brühe  eignet 
sich  zur  Gerbung  des  Leders  y  und  vertritt  die  Stelle 
«ines  Lobee^traktes/    E«  is(  wahrscheinlich  ^  dafs  19 


i5(5 

dieser  Operation  des  Auslangens  der  mit  dem  heifsen^ 
aus  den  kondensirten  Dämpfen  gebildeten,  Wasser 
verbundene  Gerbe-  und  ExtraktivstofT  die  Holzfa- 
ser durch  eine  Art  von  Gerbung  fester  macht  (auf 
ähnliche  Art,  als  die  Flachs  und  Hanffaser  durch  die- 
selbe verstärkt  werden  kann)>  und  dadurch  die  Holz-^ 
textur  befestigt. 

Seit  einigen  Jahren  ist  die  Methode,  das  Holz 
taiit  Wasserdämpfen  auszulaugen,  fiir  das  zu  feineren 
Tischlerwaaren,  besonders  musikalischenlnstrumenten, 
bestimmte  Holz  zur  Ausfuhrung  gebracht  worden,  um 
das  Werfen  dieses  Holzes  nach  seiner  Verarbeitung 
zu  hindern  \  was  vollkommen  dadurch  erreicht  wird» 
weil  dieses  ausgelaugte  Holz  schneQ  austrocknet ,  und 
dann  trocken  bleibt.  Ein  Wagner  in  Bregenz  hat 
sein  Werkholz  mit  Wasserdämpfen  auf  gleiche  Art 
behandelt,  nm  die  Radfelgen  aus  demselben  zu  biegen. 

Die  Anwendung  der  Wasserdämpfe  auf  die  Prä- 
servierung des  Holzes  vor  der  Fäulnifs,  sowohl  zum  all- 
gemeinen Gebrauche  als  im  hesondern  zum  Schiflfbau, 
ist  indessen  neu,  und  noch  von  Niemanden  weder 
vorgeschlagen  noch  ausgeführt  worden.  Sie  scheint 
übrigens  das  einzige  Mittel,  diesem  Übel  vollständig 
zuvor  zu  kommen,  und  überhaupt  dem  Brücken-  und 
Schiffl^au  ein  Material  zu  verscaaffen  ,  dafs  das  Ge- 
genwärtige an  Dauerhaftigkeit  in  jeder  Hinsicht  über- 
trifft, und  immer  gleiche  Beschaffenheit  hat;  das 
Holz  mag  übrigens  2u  irgend  einer  Jahreszeit  gefället 
worden  seyn. 

Mit  Wasser  vermengt  verflücBtigt  sich  der  aus 
Holz  oder  Steinkohlen  gewonnene  Theer  in  der  Sie- 
dehitze zugleich  mit  den  Wasserdämpfen.  Über  die 
vereinte  Wilrkung  dieser  beiden  Subsunzen  habe  ich 
einige  Versuche  angestellt,  welche  beweisen,  dafs  in 
dieser  Verbindung  der  Theerdampj  das  Holz  durch- 


i57 

dringt^  und  sich  mit  seinen  Fasern  verbindet^  wo- 
durch das  Holz  eine  noch  gröfsere  Haltbarkeit  und 
Festigkeit  erhält. 

Zu  diesem  Behufe  wurden  Stücke  Eichenholz  zu- 
erst mittelst  des  Wasserdampfes  behandelt^  und  nach-« 
dem  deren  Auslaugung  so  weit  gediehen  war^  dafs  der 
wässerige  Elxtrakt  mit  heller  Farbe  ablief ,  aus  einem 
Kessel^  in  welchem  Theer  und  Wasser  sich  befan- 
den y  die  Theer  -  und  Wasserdämpfe  in  den  Behälter 
geleitet^  in  welchem  die  Holzstücke  lagen.  Es  zeigte 
sich^  dafs  diese  Stiicke  von  dem  Theerdampfe  gehö- 
rig waren  durchdrungen ,  und  mit  den  Theertheilen 
imprägnirt  worden.  Der  Theer  aus  Holz  leistet  die- 
selbe Wirkung. 

Diese  Holzstiicke  hatten  an  ihrer  ursprünglichen 
Beschaffenheit  siehr  gewonnen.  Das  Holznatte^  ohne 
Risse  zu  echalten^  sich  in  einen  etwas  kleineren  Raum 
zusammengezogen  y  und  sein  spezifisches  Gewicht 
vermehru  Es  war  bedeutend  härter  und  dichter  ge- 
\vorden;  so  dafs  der  Hobel  ^  mit  welchem  einige 
Stücke  abgezogen  wurden  y  sich  bald  abstumpfte^ 
was  der  festen  Verbindung  der  Theertheile  mit  der 
Holzfaser  zuzuschreiben  war.  Einige  Stücke^  welche 
in  feuchte  Dammerde  gelegt  worden  waren  y  zeig* 
ten  nach  mehreren  Monathen  keine  wahrnehmbare 
Veränderung.  Ein  solches  Stück  Holz  wurde  einige 
Zeit  lang  in  Wasser  eingeweicht.  Von  der  Quantität 
Wasser,  welche  es  aufgenommen  hatte ,  Terdunstete 
bei  einer  Temperatur  von  12^  R.  der  vierte  Theil  in 
den  ersten  zwei  Stunden^  nach  vier  und  zwanzig  Stun-« 
den  war  der  übrige  Theil  gänzlich  verdünstet;  so 
dafs  das  Stück  Holz  wieder  eben  so  viel  wog^  als 
vorher^. 

Um  diese  Dampfauslaugung  des  Holzes^  zu  bewir- 
ken y  erbaut  man  einen  vierecki]gen  hölzernen  Kasten 


i58 

von^eliebiger  Länge  und  Breite^  dessen  Seiten  wände 
ziemlich  dampfdicht  schliefsen^  und  an  dessen  Vor- 
der -  oder  Hinterseite  eine  Thiire  zum  Eintragen  des 
Holzes  befindlich  ist.  Ist  der  Kasten  damit  angefüllt 
worden;  so  wird  aus  einem  benachbarten  Dampfkes- 
sel vermittelst  einer  in  der  Nähe  des  Bodens  sich  ein- 
mündenden Röhre  der  Kasten  mit  Dampf  gefüllt.  Die- 
ser Dampf  durchdringt  die  Zwischenräume  des  Hol- 
zes ^  erweicht  die  mehr  oder  weniger  verhärteten, 
schlcjimigen  und  extraktivstpfiartigen  Substanzen,  wel- 
che sich  in  dem  Kondensationswasser  auflösen,  und 
mit  diesem  durch  eine  am  Boden  befindliche,  mit  ei- 
nem Stöpfel  oder  Hahne  verschliefsbäre  Öffnung  ab- 
fliefsen. 

Für  die.  Auslaugung  des  Schiffbauholzes^  welches 
bereits  die  nöthige  Zimmerung  erhalten  hat,  hat  die 
Ausfuhrung  dieser  Vorrichtung  keine  Schwierigkeit; 
indem  der  Kasten  wenigstens  die  Lange  der  längsten 
Holzstücke  und  eine  angemessene  Gröfse  erhält.  Zur 
Herstellung  dieses  Kastens,  welchem  eine  Länge  von 
60  Fufs,  auf  i5  Fufs  Breite  und  18  Fufs  Höhe  gege- 
ben werden  kann,  wird  ein  viereckiges  Gerüste  aus 
Zimmerholz  errichtet,  und  dasselbe  auf  allen  Seiten 
mit  starken,  wohl  an  einander  gefügten  ,  und  zum 
festen  Zusammenhalt  mit  Querleisten  überlegten  Boh- 
len oder  Bretern  bekleidet,  deren  Fugen  mit  Hanf 
oder  aufgetrödeltem  Tauwerk  ausgestopft  werden. 
Die  beiden  schmalen  Seiten  an  den  Enaen  des  Ka- 
stens sind  vermittelst  Thürangeln  beweglich ,  um  das 
Holz  ohne  Hindernifs  in  denselben  einschieben  zu  kön- 
nen. Nach  ihrer  Verschliefsung  werden  die  Fugen 
mit  altem  Tauwerk  versiopft.  An  der  oberen  Seite 
des  Kastens  kann  eine  Klappe  befindlich  seyn,  um 
bei  Anfang  der  Opert^tion  der  enthaltenen  atmosphäri- 
schen Luft  einen  schnelleren  Abzug  zu  vcrschafien. 

In  der  Mitte  der  Längendimension  des  Kasten» 


i5^ 

Vfird,  inv einiger  Entferniing  von  letzterem^  ein  Ofen 
mit  dem  Dampfkessel  angebracht^  aus  ^/velchem  sich 
eine  gehörig  weite  Röhre  in  die  Seitenwand  des  Ka- 
stens einmündet*  Für  die  vorliegenden  Dimensionen 
hätte  wahrscheinlich  dieser  Kessel,  *um  die  Arbeit 
gehörig  zu  beschleunigen^ '  Gröfse  genug,  wenn  er 
eine  Fläche  von  loo  Quadratfufs  dem  Feuer  aussetzt, 
oder  eine  I^änge  von  lo  Fufs,  4  Fnts  Breite,  5  Fufs 
höhe  hat,  und  3  iFufs  hoch  mit  Wasser  gefüllt  ist. 
Die  OjSeration  wird  beendigt,  wenn  das  aus  dem  Ka- 
sten abfliefsende  Wasser  (Holzextrakt)  nicht  mehr  be- 
deutend gefärbt  ist.  Ein  anderer  ähnlicher  Kessel 
kann  die  Mengung  ans  Theer  und  Wasser  enthalten. 

In  einem  solchen  Kasten.können  binnen  wenigen 
Tagen  bei  7000  Kubikfufs  Holz  zubereitet  werden. 
Der  Aufwand  an  den  zur  'Heitzung  erforderlichen 
Steinkohlen  kann  durch  das  als  Gerbemittel  anw^end- 
bare  Holzwasser ,  welches  bald-Anwerth  finden  wird, 
zum  Theil  ersetzt  werden.  Der  hölzerne  Kasten  dient 
fiir  langen  Gebrauch,  und  bedarf  nur  von  Zeit  zu 
Zeit  der  Reparatur,  um  den  Dampfverlust  durch  die 
Fugen  zu  vermeiden.  Ist  er  einige  Zeit  im  Gebräuche 
gewesen,  und  das  Holzwerk  desselben  selbst  vollstän- 
dig ausgelaugt,  so  hört  dessen  Schvnnden  auf,  un4 
er  wird  sonach  immer  dauerhafter.  ^ 

Das  aus  dem  Kasten  genommene  und  der  freien 
Luft  ausgesetzte  Holz  wird  bei  günstiger  •  Witterimg 
in  wenigen  Wochen  trocken  und  fest,  da  das  Was- 
ser in  demselben  nicht  mehr  *durch  die  chemische  An- 
ziehung der  schleimigen  und  extraktiystoffartigen 
Theile  zurückgehalten  wird,  und  durch  die  Imprä<* 
gnirung  mit  dem  Theer  dasselbe  schon  gröfstentheils 
aus  den  Fasern  abgesondert  worden  ist. 

Die  Zeit,  innerhalb  welcher  das  Holz  von  den 
Dämpfen  gehörig  ausgelaugt  uiid  dujch<}rungei%  würd^ 


i6o 

hängt  bei  gleicher  Dampfinenge  von  der  Dicke  des- 
Holzes  ab^  Stücke  von  4  Zoll  Dicke  werden  bei  ge^ 
höriger  Dampfinenge  in'  acht  und  vierzig  Stunden  fer- 
tig. Bei  dicken  Balken  könnte  die  Operation  dadurch 
beschleunigt  werden ,  dafs  man  in  einiger  Entfernung 
Löcher  in  dieselben  bohrt ,  die  man  nach  der  Vol- 
lendung mit  demselben  zubereiteten  Holze  wieder  ver- 
keilt, nachdem  man  in  diese  Locher  vorher  ausge- 
kochten, und  nachher  mit  etwas  Terpentinöhl  ver- 
setzten ,  Steinkohlentheer  gefüllt  hat. 

Das  auf  diese  Art  vermittelst  der  Wasser-  und 
'  Theerdämpfe  zubereitete  Holz  zeigt  sich  in  allen  Rück- 
sichten als  ein  vollkommenes  und  edleres  Material. 
Es  nimmt  den  heifsen  Steinkohlentheer  sehr  leicht 
und  bis  zu  bedeutender  Tiefe  auf,  und  widersteht 
sonach  eben  so  dem  Wurmfrafs  als  der  Fäulnifs. 


C.    Berechnung 

über  den  Geldwerth  d6r  im  Jahre  1819  in  Böhmen^ 

Mähren  und  Schlesien  produzirten  Steinkohlen 

und  Braunkohlen. 


1 

Kreis. 

Herrschaft. 

Ausbeute 

Valor. 

Geldbetrag. 

Anmer- 

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IX 


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Kreis. 

Herrschaft. 

Ausbeute 

Valor. 

Geldbetrag. 

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52 

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Zur  Seite  i6i. 


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Zur  Seite  163« 


Lokal- 
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Manufakturen. 


Benennung. 


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L 


Ar- 
beiter. 


Scbwefel  und  Oleumliütte     .     •     •     . 
Schwefel ,  Vitriol  und  Vitriolöbl    .     . 

Kodauer  Steingut 

Alineralwerk  Altsattel  und  Oleuinliütto 

Yitriolhütte      •     •     .     • 

dto«  •    •     .     • 

Forzellanfabrik  bei  Scommer    .     .     • 
\tAltsattlerM\xxeTa\yveTk^Eahogner  \ 

W       Porzellan  fabrik        •••*./ 
Dolwit^r  Steingutfabrik 


27 
Si 
11 
92 

1 

3o     I 
8 


•••• 

Magnesia-Laboratorium     •    .     .     •     • 

SeidschÜtier  Bittersalz  -  Laboratorium 


El 


iö3 


« 

Breis. 

Herrsebftft. 

Ausbeute 

Valor, 

Geldbetrag. 

Anmer- 
kung. 

^ 

fl.  1  kr.  J 

[_fl.      1  kr. 

• 

Übertrag 

— 

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38 

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769 

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94» 

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3o 

470 

3o 

SvfoUnewes, 

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\mmt^ 

48 

2910 

36 

'IVotttifowit% 

1278% 

-^ 

3o 

1139 

22% 

, 

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48 

30929 

36 

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Fürtrag  IL- 

490640 

i«vJ 

II 


iG4 


Kreis. 


Herrschaft. 


Ausbeute 


Valor. 


fl.  I  kr. 


Geldbetrag. 


fl.      I  kr. 


Bako- 
nit*er. 


\  König 


JSU 
Scho 
wer, 


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Jung'  i 
bunt'  J 
lauer,  y 

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BrÜn* 
ner» 


Tfsck'i 
ner*  < 


Wotttvowiti 

» 
SiooUneowes 
l*odleschin  . 
Nachod ,  .  . 
Schatilar .   . 

» 

Ttautenau  • 
Bischowstein 

Kumburg    « 


Grafenstein 


Osslawan .  . 


Bossiti^  und  / 
Michhörn  \ 


Boskowiti  . 
Bossin  •  .  . 

» 
StorwiFT 
Polinisch' 


Ostrau 


.  ■ 


.{ 


Übertrag 


Tonnen. 

14419 
1000 

4440 
4535»/, 
44561% 
9206 
7100 

8823 

4442 

i338 
100 


7549 

Zentner. 
26625 

Tonnen. 
1874 

Zentner. 

1440 
Soooo 
i5ooo 

4lS92 

66436 
Summa 


3o 

54 
48 

48 
3o 

3o 

25 

24 
i5 


So 


34 


48 


So 

4o«/a 
40«/, 
35 

7% 


490640 


7209 

900 

S552 

36i8 

22280 

1495 

355o 

3676 

1776 

334 

100 


S774 


15087 


859 


720 
21750 

10125 

24046 

94359 
639866 


isy. 


3o 


24 
45 

58«/. 


i5 

48 
3o 


So 


So 


12 


10 
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Stein 
liohlen 


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rkohleu 

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-jkoLlen 


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kohlen 


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Stein- 
kohlen 


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X. 

Über    die    kaiserl.    königl.    Salinen    des' 

adriatischen  Meeres. 


JLlie  nachfolgende  Darstellung  ist  ein  Auszug 
aus  einem  ämtlichen  y  von  der  hohen  k.  k.  Kommerz- 
l)ofkommis3.ion  zur  Benützung  fiir  diese  Jahrhücher 
initgetheilien^  Berichte  des  Herrn  Albert  Patzowtkjr, 
Salinenoberinspektors  von  Saöudr,  als  L  k.  Salinen- 
Untersuchungs-Hofkommi$sär  im  Kästenlande ,  dato 
24-  März  1820, 

I.    Geschichte* 

Die  Safcerzeugung  an  den  Küsten  des  adriati* 
sehen  Meeres  war  schon  \h  den  ältesten-  Zeiten  ein 
beträchtlicher  Nahrungs-  und  Handelszweig.  Cassio- 
dar,  der  Geheimschreiber  Theodorichs ,  des  Königs 
der  Gotheny  spricht  von  ihr^  als  einer  schon  lang 
bestehenden  Anstalt^  für  deren 'Produkt  sich  die  Kü- 
stenbewohner ihre  übrigen  Lebensbedürfnisse  ein- 
tauschten. Die  geschichtlich  erhobene  Dauer  der 
adriatischen  Meersalzerzeugung  läfst  sich  also  bis  in 
das  Jahr  538  christlicher  Zeitrechnung  nachweisen. 

Die  Venetianer  haben  diesem  Erwerbszweige  eine 
vorzügliche  Aufmerksamkeit  geschenkt,  ihn  in  der  - 
ganzen  Ausdehnung  ihrer  Seebesitzungen  eingeführt 
und  mit  der  gröfsten  Eifersucht  die  Nachbarstaaten 
\on  demselben  hintanzuhalten  gesucht.  Sie  zerstör- 
ten als  Sieger  fremde  Salinen,  und  schüuten  als  Be- 
lagerte die  ihrigen  1  durch  feste  Werke.    Sie  mafstea 


107 

5ich  mit  Gewalt  an^  oder  bedungen  sich  in  Tracta- 
ten,  nicht  nar  den  Alleinhandel,  sondern  auch  die 
aasschliefsliche  Verführung  des  Salzes,  auf  dem  adria- 
tischen  Meere.  Die  Triester  haben  die  Kühnheit^ 
Salinen  zu  begründen ,  mehr  als  ein  Mahl  theuer  ge^. 
biifst^  ihre  Aiilagen  wurden  in  mehreren  hartnäcki- 
gen Kämpfen  mit  dem  Blute  ihrer  Bürger  getränkt. 

Als  Triest  mit  seinem  Gebiethe  an  das  Haus 
Osterreich  überging  y  war  die  inländische  Meersalzer-% 
leugung  auf  die  zwei  Etablissements  von  Triest 
selbst^  und  von  Zaule  beschränkt.  Durch  die  Erhe- 
bang  dieses  Platzes  zum  Freihafen  machte  auch  noch 
das  erstere  der  schönen  TTieresienstadt  (Vorstadt) 
Platz.  Allein  die  Eroberung  Istriens  hat  dem  Staate 
in  Muggia  j  Capodistria  und  Pirano  einen  sehr  an- 
sehnlichen Zuwachs  verschafft;  die  Wiedereinverlei- 
bung Dalmatiens  in  Arbe,  Pago  und  Dignisca  den- 
selben beträchtlich  erweitert ;  endlich  die  Acquisition 
Ragusas  auch  in  Stagno  eine,  dem  Staatsschatze 
eigenthümliche^  Anlage  mitgebracht.  ' 

2.    Areale  sämmtlicker  Anlagen. 

Der  Flächeninhalt  des  gesammten  salzerzeugen- 
den Bodens  kann  für  diesen  Augenblick  nicht  mit 
Bestinuntheit  angegeben  werden.  Erst  die  beabsich- 
tigte Katastrirung  der  istrianer  und  die  wahrschein^ 
lieh  darauf  folgende  der  dalmatinischen  Salinen  wird 
hievon  die  wünschenswerthe  Evidenz  gewähren.  In- 
zwischen können  nachstehende  Data  annäherungs- 
weise angenommen  werden. 

Im  triester  Gebiethe  •      179,533  Q  Kllt. 

»  .istrianer     dto.  .  3^  4 13,898     dto. 

In  Oberdalmatien  .      409^938     dto. 

»  Ragusa      .    *     •  83,901     dto. 

4,086,349  G  Klfk. 


iG8 

Hievon  sind  Ararialeigenthum  : 

im  iriester  Gebiethe   .     .     1 8,980  D  Klft. 

»  istrianer       dto.       .    .    182,102     dto. 
in  Dalmatien     ....   101,997     dto. 

^98,079  G  Kift! 

Alles  Übrige  gehört  Privaten,  welche  die  Ver- 
pflichtung auf  sich  haben ,  das  erzeugte  Salz  ,  gegen 
von  Zeit  zu  Zeit  bestimmte  Einlösungspreisc ,  in  die 
k.  k.  Magazine  zu  hefem. 

3.    Lage  und  Gestaltung  einer  Meersaline. 

Meersalinen  sind  gröfsere  oder  kleinere  Erdflä- 
chen, geMVöhnlich  in  Buchten  angebracht,  durch  stei- 
nerne Schutzdämme  vor  der  Gewalt  des  Meeres  ge- 
sichert ,  und  in  mehrere  Besitztheile  geschieden.  Je- 
der solcher  Besitztheil  heifst  ein  Salzgarten ,  von  der 
Ähnlichkeit  der  Abdünstungsbehälter  mit  Gartenbee- 
ten 3  die  Gesammtheit  solcher  Salzgärten   macht  ein 

Salinenetablissement  aus. 

» 

• 
.  Da  die  Buchten  gewöhnlich  von  zwei,  auch  von 
drei  Seiten  von  Hügelketten  begränzt  sind ,  so  ist  die 
Lage  einer  Saline  um  so  vor th eilhafter ,  je  mehr  sie 
der  Mittagssonne  ausgesetzt  ist,  und  von  den  in  der 
Gegend  herrschenden  Winden  bestrichen  werden 
kann :  weil  die  Sonnenhitze  die  Erwärmung  und  Ver- 
dunstung des  Meerwassers  bewirket,  die  Winde  aber 
die  davon  aufsteigenden  Dünste  wegführen  müssen. 

Daher  sind  sonnenhelle  Tage,  mit  etwas  Wind^ 
der  Salzerzeugung  forderlich  j  trübe  Tage  derselben 
hinderlich;  Regenwetter  ihr  verderblich,  weil  das 
letztere  nicht  nur  die  Verdunstung  hintanhält,  son- 
dern, das  schon  zur  Soole  gesättigte  Meerwasser  ver- 
dünnt^ die  Gründe  entsalst  und  verdirbt* 


x6g 

Zu  hohes  Gebirge  wirfk  Schatten^  und  hindert 
den  Zug  der  Winde.  Aufser  diesem  ist  beiSaliiren- 
anlagen  jede  Art  von  Flufswässern  zu  vermeiden, 
oder  diese,  da  sie  doch  auch  für  die  Abfuhr  des  er- 
zengten Salzes  in  die  Magazine  Dienste  thun,  mit 
haltbaren  und  hinlänglich  hohen  Dämmen  zu  ver- 
sehen. 

4-    Eintheilung  eines  Salzgartens. 

Da  die  Zerfallung  eines  Salzgartens  ia  seine  Beete 
grofstenthcils  von  dem  herrschenden  Klima  des  Lo- 
kals abhängt,  so  ist,  alles  vs^'ohlerwogen ,  ^  für  die 
ganze  Ausdehnung  der  k.  k.  adria tischen  Meeresküste, 
die  auf  dem  Idealgrundrisse,^Taf  III.,  Fig.  i,  angege- 
bene Eintheilung  die  vortheilhafteste.  Jedoch  mufs 
dabei  bemerkt  werden,  dafs  die  See  gewöhnlich  nur 
an  einer  Seite  anspült,  folglich  auch  der  hier  ringsum 
angebrachte  Haupt^chutzdamm  nur  an  derselben  ge- 
baut wird. 

%  •  '  • 

Hiemach  wäre  also  von  dieser  Seite 
d)  das  Meer; 

b)  der  Steindamm,  welcher  die  Anlage  vor  dem 
Hochwasser  des  Meeres  schützt; 

c)  der  Graben,  welcher  einenhinlänglichen  Vor- 
rath  des  frischen  Meerwassers  aufnimmt , .  um  die 
übrigen  Beete  Wenigstens^  durch  fünfzehn  Tage  spei- 
sen zu  können.  Man  legt  ihm  in  Istrien  den  Nahmen 
des  Fosso  ConsersfUtore  bei.  Das  Meerwasser  \^ird 
darin  nach  Umständen  bei  drei  Schuh  hoch  gehalten ; 

d)  der  zweite  Rezipient  (Moraro  di  fosso)  cr^ 
hält  aus  diesem  Vorrathsgraben  mittelst  des  hollänai- 
sehen  Schaufelwurfes  das  schon  etwas  erwärmte  See- 


170 

Wasser ,  und  wird  auf  eine  Höhe  Ton  vier  Zoll  damii 
gefüllt ; 

e)  ist  der  Platz ^  wo  die  holländische  Schaufel 
angebracht  ist; 

/)  der  dritte  Rezipient  (Moraro  di  Mezzo)  wird 
auf  drei  Zoll  mit  Wasser  angelassen^  welches  hier 
schon  von  sich  selbst  durch  die  kleinen  Danunöffnun- 
gen  einfliefst; 

g)  der  vierte  Rezipient  (jCorbolo)  erhält  zwei  Zoll 
Wasser ;         * 

h)  der  fünfte  fSopra  CorboloJ  nur  einen  Zoll  j 

i)  der  sechste  f^ServitorJ  mit  einem  halben  ZoU 
Wasser.     Dieses  ist  hier  schon  auf  den  Vorhergehen- 
den Ausdiinstungstafeln  bis  zu  dem  Grade  einer  voll-- 
kommenen  Salzsoole  gesättigt; 

Ar)  die  Soggungsbeete  (Krystallisationsbeete,  Ca- 
pedini),  welche  nicht  mehr  als  einen  Viertel- Zoll  der 
Soole  aus  ihrem  umnittelbareu  Dienstbeete  erhalten} 

Q  ist  ein  kleiner  Ableitungskanal  der  sülsen 
Wäsierj 

m)  der  grolse  Graben  zur  Ableitung  sämmtlicher 
Regenwässer  j  welche  durch  die  Schleufse 

n)  hinausgeleitet  werden; 

o)  die  Schleufse  des  Yorraths--  oder  Meerwasser- 
grabens ; 


p)  die  kleinen  Abtheilungsdämme; 


ij)  die  kleinen  Einlafsoflnungen  in  den  ABthei- 
lujDgsdämnien ; 

r)  eine  Erderhöhung ^  auf  welcher  da^  Salzhäus** 
eben  zu  stehen  kömmt : 

s)  das  Salzhäuschen,  welches  wenigstens  die 
Hälfte  des  wahrscheinlichen  Jahresproduktes  fassen 

muftf; 

i)  trichterförmige  Gruben,  in  welchen  die  Soole 
aufbewahrt  wird. 

S.    Fernere  Beschaffenheit 

Bei  der  so  eben  geschilderten  Struktur  eines 
Salzgartens  mufs  vorzüglich  das  Yerhältnifs  der  Beete 
gegeneinander  auf  das  Genaueste  beobachtet  werden, 
weil  man  nur  dadurch  die  steigende  Ansättigung  des 
Meerwassers  bis  zur  krystallisationsf  ähigen  Soole  erzie- 
len kann. 

Alle  Beete ,  welche  einen  Salzgarten  ausmachen, 
bestehen  aus  wohl  zubereitetem  gestampften  Thone, 
sind  nivellirt  und  haben  die  im  Durchschnitte  des 
Grundrisses,  Fig.  a.  stufenweis  angezeigten  Fälle ,  wo- 
durch die  Zirkulation  der  Wässer ,  und  mit  ihr  die 
Abdünstung  befördert  wird. 

Sie  sind  durch  kleine  Dämme  von  eben  diesem 
Thone  geschieden,  und  haben  jene  Öffnungen,  mit- 
telst welcher  das  Wasser  nach  seiner  stufenweisen 
Abdünstung  aus  einem  in  das  andere  flieist.  Die  klei- 
nen Dämme  der  Setvitori  oder  unmittelbaren  Dienst- 
beete, und  die  Soggungsbeete  selbst,  sind  mitBretera 
verkleidet ,  um  das  Abbröckeln  der  Erde  zu  verhin-' 
dem,  welche  sich  mit  dem  Salze  vermengt,  selbes 
schwarz  und  unrein  macht. 


172 

Die  Soolengruben  sind  ebenfalls  blofs  ans  ^Tbon 
und  mit  einem  kleinen  Dämmeben  desselben  einge- 
fafst.  Die  hier  aufbewabrte  Soole  dient  dazu,  die* 
Beete  nach  einem  Regen,  der  alles  übrige  Wasser 
verunedelt  hat,  nach  einiger  Trocknung  gleich  wie- 
der mit  derselben  zu  überziehen ,  und  dadurch  einen 
Theil  der  verlornen  Zeit  herein  zu  bringen. 

Die  Salzhäuschen,  in  welche  jeden  Tag  das  an- 
geschossene Salz  von  den  Beeten  abgetragen  wird, 
schützen  vor  dem  Verluste,  welchen  das  Material  er- 
leiden würde ,  wenn  es  dem  Regen  ausgesetzt  bliebe ; 
befördern  den Äbflufs  der  Feuchtigkeit ,  und  machen, 
dafs  das  Salz  möglichst  trocken  in  die  Magazine  ein- 
geliefert werden  kann. 

6.    Vorbereitung  zur  Fabrikation. 

Da  jede  Erde,  aus  welcher  die  Salzgründe  be- 
stehen ,  ihrer  Natur  nach  mehr  oder  weniger  zerr  eib- 
lich, und  auflösbar  ist,  diese  Eigenschaft  aber  die 
Vermengung  der  Erdtheilchen  mit  dem  Salze  begün- 
stigt; so  mufs  ihr  durch  eine  angemessene  Zuberei- 
tung die  möglichste  Dichtigkeit  beigebracht  werden. 

Frost  und  süfse  Wässer  sind  die  zwei  Haupt- 
feinde  der  Salzgründe;  ihrem  schädlichen  Einfiiifs 
wird  vorzüglich  durch  Herbst-  und  Winterarbciien 
begegnet.  Im  Herbste  werden,  nachdem  man  den 
Beeten  bei  vollendeter  Fabrikation  einige  Ruhe  ge- 
gönnt hat,  die  mittlerweile  gefallenen  Regenwässer 
davon  abgezogen,  dieselben  einige  Zeit  getrocknet 
und  zylindrirt ,  dann  wieder  mit  unvermischtem  Meer* 
Wasser  angelassen,  damit  sie  sich  nicht  entsalzen. 
Hierauf  werden  die  Schleufsen  geschlossen  und  gnt 
vor  dem  Einbrüche  der  Meereswogen  geschützt^  de- 
ren Gewalt  die  Dämme  verwüsten ,  und  die  geebne- 
ten Gründe  aufwühlen  würde.  Diese  Arbeit  wird 
nach  jedem  Regen  wiederhohlt. 


173 

Im  Winter  setzt  mfln  diese  Beschäftigungen  fort. 
Tritt  aber  ein  Frost  ein^  so  mufs  insbesondere  sorgfältig 
abgeeiset^  der  ganze  Grund  wieder  festgestampft^  ge- 
ebnet und  wieder  unter  Meerwasser  gesetzt  werden. 

7.    Salzerzeugung. 

Nachdem  im  Frühjahre  alle  Theile  der  Salzgär- 
ten gereinigt^  geebnet >  gewalzt^  alle  Abtheilungs- 
dämme gut  hergestellt^  und  das  Ganze  gehörig  ge- 
troclnet  worden  i$t^  fängt  die  eigentliche  Erzeugung 
mit  dem  Einlasse  des  fiischen  Meerwassers  in  den 
Vorrathsgraben  an.  Wenn  dieses  schon  einige.  Tage 
erwärmt  worden  ist,  wird  es  in  der  oben  beschrie- 
benen Höhe  auf  den  zweiten  Rezipienten  mit  der 
Wurfschaufel  eingeworfen.  Hier  bleibt  es  nach  Be- 
schaffenheit der  Wittertmg  einen,  zwe*i  auch  drei 
Tage  der  Sonne  und  den  Winden  ausgesetzt,  bis  es 
durch  Eröffnung  der  kleinen  Schleufsen  des  Abthei- 
lungsdämmchens  in  die  dritte ,  von  dieset  auf  eben 
solche  Art  in  die  vierte ,  fünfte  und  sechste  Abdiin- 
stungstafel,  und  zwar  auf  Jeder  |derselben  schon  mehr 
gesättigt,  überfliefst,  nachdem  es  überall  eine  ange- 
messene Zeit  verdünstet  hat. 

Auf  der  siebenten  und  letzten  Tafel  bleibt  schon 
die  ganz  gesättigt  eingeflossene  Soole  selten  über 
einen  halben  Tag  stehen,  ohne  in  Kiystalle  anzu- 
schiefsen.  Wenn  diefs  geschehen  ist,  und  die  Ar- 
beiter bemerken,  dafs  keine  weitere  Soggung  mehr 
Statt  finden  wird,  so  ziehen  sie  das  niedergeschlagene 
Salz  mit  hölzernen  Krücken  an  die  Bänder  der  Beete 
heraus,  .sammeln  es  dann  in  pyramidalische  Haufen 
zusammen,  und  tragen  dieselben  zuletzt  in  die  Salzhäus- 
chen ab.         . 

8.    Einlagerung  in  die  Aerarialmagazine. 

Wenn  die  Salzhäuschen  gefüllt  sind,  oder  auch 
(da  noch  xiicht  ali^  Salzgärten  iijit  denselben  versehen 


werden  konnten)  w$nn  bevorstehende  Regengtis^e 
eine  schnelle  Einlagerung  des  in  freier  Loft  anfgebäuf- 
ten  Materials  heischten,  veranlassen  die  betreSenden 
Salinenämter  die  Einmagazinirung., 

« 

Zu  diesem  Ende  lassen  sie  die  nothigen  Barken- 
eigenthümer  von  dem  Tage,  und  oft  von  der  Stunde 
der  Einlagerung  benachrichtigen ,  die  sich  dann,  mit 
den  Frachtscheinen  versehen,  einstellen,  die  geladenen 
Vorräthe  in  die  Magazine  abführen,  und  dort  untef 
der  gehörigen  Kontrolle  an  eigene  Magazinsbeamte 
nach  dem  Zentner  Gewicht  abgeben. 

^  Da  das  eingelieferte  Salz  im  Durchschnitte  doch 
noch  einige  Feuchtigkeit  hat,  so  lassen  die  Salinen-* 
eigenthümer,  je  nachdem  dieses  von  jeher  nach  Er^ 
iaarungssätzen  auf  einem  oder  dem  andern  Etablisse- 
ment stipulirt  ist,  acht,  zehn'  auch  zwölf  Prozent  über 
das  Gewicht  einwägen ;  welcher  Nachlafs  dem  hoch« 
stenÄrariumzurDjeckuns  des  Magazinsch wandes,  oder 
des  sogenannten  Callo  dient. 

9.    Versendung. 

Die  betreffenden  k.  k.  Salz-,  Tabak-  und  Stern* 
peladministrationen  ordnen  die  Salzmenge  an,  wel- 
che an  die  verschiedenen  Yerschleifsämter  in  klei- 
nen, oder  an  die  respektiven  Landesbehörden  in 
grofsen  Partien  abzusenaen  sind. 

Die  Fracht  für  jede  solche  Lieferung  wird  kon-* 
traktmäfsig  bedungen,  und  der  Unternehmer  mufs 
unter  hinlänglicher  Bürgschaft  (jedoch  mit  Ausnahme 
von  erwiesenen  ^Unglücksfällen)  für  das  zur  Verfüh- 
rung erhaltene  Ar  arialgut  haften. 

I  o.    Salinen  Verwaltung* 

In  Istrien  ist  die  Salinenverwaltung  zweifach. 
Die  unmittelbare  wird  auf  jeder  Saline  von  gewähl- 


I7S 

ten  Prisidentscbäften  des  gesammten  Eigenüxümer- 
Konsortiums^  die  mittelbare  von  einer  in  Copodis* 
tria  y  dem  Mittelpunkte  der  istrianer  Salinen  -  Etablis* 
sementSy  bis  nun  (18:20)  nocb  provisorisch  aufgestell- 
ten k.  k.  Oberintendanz,  an  welche  die  Präsident- 
schaften als  ihre  unmittelbare  etste  Instanz  mit  der 
Parition  angewiesen  sind,  ausgeübt.  Sie  hat  nicht 
nur  die  ökonomisch- adipinistrativen  und  technischen 
tjeschäfie  der  Ararialsalinen ,  sondern  auch  jene  der 
Privatsalz^ärten  zu  leiten ,  und  stehet  gegenwärtig  in 
^Hinsicht  der  ersteren  Gegenstände  unter  den  Befeh- 
len der  k.  k.  Salz-  und  Zollgeßillen- Administration  in 
Laibach  y  in  Hinsicht  der  letzteren  unter  jenen  de» 
k.  k.  kiistenländischep  Guberniums.  Die  definitive 
^  Organisirung  der  gesammten  küstenländischen  Sali- 
nenverwaltung ist  im  Werke. 

i.i.    Salinenerhaltung,  Sozialfond* 

Die  Aufrechthaltung  dieser  Etablissements  schei-^ 
det  sich  in  die  äufserliche  und  innerUche.  Die  äus- 
sere betrifft  die  gute  Beschaffenheit  der  steinernen 
llauptschutzdämme,  dann  der  Erddämme  bei  den 
Flüssen  und  Kanälen;  die  innere  hingegen  begreift 
blofs  die  baurechte  Beschaffenheit  eines  jeden  einzel- 
nen Salzgartens.  Die  Natur  dieser  Verhältnisse  bringt 
also  mit  sich ,  dafs  jede  dieser  Aufrechterhaltungsar- 
ten  aus  einem  andern  Pond  bestritten  werde.  Daher 
die  Hauptschutzdämme,  die  Flufs-  und  Kanaldämme, 
u.  d.  gl.  als  solche  Gegenstände,  welche  die  Gesammt- 
heit  der  Salineneigenthümer  interessiren ,  aus  einem 
gemeinschaftlichen ,  dem  sogenannten  Socialfond 
hergestellt  zu  werden  pflegen,  indefs  die  Bauten  und 
Aufbesserungen  eines  jeden  einzelnen  Salzgartens  deni 
Eigenthümer  desselben  obliegen. 

Der  Sozialfond  wird  gebildet  aus  sechs ,  acht  bis 
zehn  Gulden  vom  Hundert,  welche  jeder  Salinenei- 
gebthümer  Ton  dem  Einlösungspreise  semes  9^  dai« 


176 

Ärariutn  abgegebenen  Salzes  sieb  abziehen  läfst.  Ver- 
waltet und  verrechnet  wird  er.  in  Istrien  unter  Kon- 
trolle der  Präsidentschaften  von  der  L  L  Oberinten- 
danz. 

12.    Salinendisziplin. 

Die  franzosisch  -  italienische  Regierung  hat  un- 
term 19.  Februar  1808  ein  Dekret  erlassen^  mitteist 
dessen  die  Disziplin  für  die  istrianer  Salinen  in  ge- 
wisse Grundsätze  zusammen  gefafst  y  und  welches  bis 
heutigen  Tag  zur  Befolgung  yorgeschrieben  worden 
ist.  Da  indessen  die  im  Verlaufe  der  Zeit  eingetre^ 
tenen  Veränderungen  mancher  Art  in  vielen  Stücken 
auch  eine  ^  den  jetzigen  Umständen  angemessene  Sa- 
^  linendisziplin  nothwendig  machen,  so  ist  defsjialb 
ein  neues  Disziplinar -Reglement  im  Antrage. 

1 3.     Bewachung« 

Zur  Salioendisziplin  gehört  auch  die  von  der 
Staatsverwaltung  aufgestellte  Bewachungsanstalt,  de- 
ren wesentlichste  ObUegenheit  darin  besteht,  alle  Salz- 
verschleppungen von  den  Salinen  hintanzuhalten,  jede 
Art  von  Kontrebande  zu  entdecken,  die  Etablissements 
sowohl  im  Sommer  als  im  Winter  vor  den  Beschädig 
gungen'zu  schützen,  welche  ihr  durch  den  Fischfang, 
die  Weide  oder  Jagd  zugefügt  werden  könnten. 

Diese  Bewachung,  sowohl  bei  Tage  als  bei  der 
Nacht  ununterbrochen  thätig,  ist  in  Istrien  auf  zwei 
und  fünfzig  Wachtposten  vertheilt,  deren  einer  von 
dem  andern  nach  Mafs  der  Gefahr  von  180  bis  690 
Klaftern  entfernt, und  jeder  mit  einem  runden  Wacht- 
häuschen  versehen  ist.  Bei  vollzähligem  Stande  soll- 
ten für  jeden  Posten  drei  Mann  vorhanden  seyn,  so 
dafs  die   gemeine  Mannschaft  auf  zwei  und  fünfzig^ 


^77 

Posten   •    .     • i56  Mann^ 

bei  den  Magazinen 8 

bei  den  Wachtscbiffen i4 

Zusammen  in  Gemeinen     •  178  Mann. 

Ferner  in  aebt  C^a^t ,  zehn  Sotto-Capi,  18  Mann, 
ein  Inspektor  und  drei  Unter-Inspektoren  .4      * 

Zusammen  in  aoo  Mann« 

Der  Inspektor  ist  ein  verdienter  k.  k.  Ex -Offizier, 
lind  ein  grofser  Thcil  der  Mannschaft  besteht  aus 
Ualbinvaliden ,  oder  verabschiedeten  Militärs. 

\ 
i4-    Totalsalzbedarf  und  ETZeugungsiähigkeit. 

Wenn  die  eingebobendn  Erklärungen  der  Lan- 
desbehörden jener  Provinzen^  wohin  dfas  adriatische 
Meersalz  bestimmt  ist^  mitsammen  verglichen  werden^ 
so  g^ht  im  Durchschnitte  folgender  Jahresbedarf 
hervor. 


Für 
das  Gubernium 

Weifses. 

Halbwüifs. 

Schwarzes. 

Summa. 

Wie 

ner  Zent 

ner* 

Laibuch  •  •  . 

70000 

— 

8000 

78000     1 

Triest  .... 

5 1000 

37600 

12000 

100^00 

Vcftädig.  .  . 

176110 

72800 

118000 

308400 

Mailand :  .  . 

!z63ooo 

— 

_  / 

a6Sooo 

Zara 

9000 

0 

70000 

9000 

1        Summa  . 

4i>36oo 

110400 

S08000 

740000 

/•kri».  iL  polyt.  Intt.  III.  Bil. 


ta 


178 

Auf  den  sämmtlichen ,  in  Nro.  2.  angeführten  Sa- 
linen wurden  jedoch  bisher  nach  dem  Durchschnitte 
der  letzten  zehn  Jahre  nicht  m'ehr  *  erzeugt  als  in 
runder  Zahl 354ooo  Zentner. 

9 

Der  Abgang  mufstc  von  anderwärts  herheige" 
schafft  werden* 

i5.     Verbesserungen. 

So  sehr  die  F'enetianer  diesen  Finanzzweig  auf 
beinahe  allen  ihren  Seebesitzungen  im  Ganzen  einzu^ 
fuhren  und  zu  erweitern  trachteten^  eben  so  sehr 
haben*  sie  denselben  aus  einer  eifersüchtigen  Politik, 
in  den  an  die  k.  k.  österr.  Staaten  gränzendcn  Provin- 
zen, nahmentlich  in  Istrien  und  Dalmatien,  be- 
schränkt. Diese«  übelverstandene  Vorsicht  ging  so 
weit^.dafs  sie  nicht  selten  grofse  Partien  schon  er- 
zeugten Salzes  zum  Nachtheile  der  Erzeuger  ins  Meer 
warfen;  bisweilen  auch  Eigenthümern  für  die  auf 
ibren  Befehl  aufser  Umtriebe  gelassenen  Salzgärten 
eine  kleine  Entschädigung  abreichen  liefsen* 

4 Aus  eben  diesen  Gründen  eiferten  sie  jie  Sali- 
nen-Eigenthiimer  zu  keiner  Verbesserung  an.  Daher 
wurde  in  den  besagten  Gränzprovinzen  nur  schwar- 
zes Salz  erzeugt :  was  die  Republik  an  besseren  Gat- 
tungen hatte,  war  nicht  die  Frucht  der  Anstrengung, 
sondern  eines  heifseren  Klima  ihrer  levantischen  In- 
selsalinen. 

Die  französisch -italienrsche  Regierung  hat  zwar 
mit  ihrem  Disziplinargesetze  vom  Jahre  1808  zuerst 
zur  Erzeugung  einer  besseren  Salzgattung,  durch  Be- 
stimmung höherer  Preise  für  dasselbe ,  aufgefordert. 

Nach  den  dtirch  die  k.  k.  österreichische  Staats- 
verwaltung in  neuerer  Zeit  getroffenen  Mafsregeln 
wird  nunmehr  vorzüglich  darauf  hingearbeitet ,  nicht 


^79 

nur  den  vorher  bemerkten  ganzen  Bedarf^  durch  die 
Erweiterung  der  SaUnenaniagen^*  sondern  auch  das 
Salz  in  der  besten  Qualität /zu  erzeugen.  Schon  in 
den  letzten  Jahren  wurde  die  Weifse  Salzgattung  in 
bedeutend  gröfserer  Menge  erzeugt.  Im  Jahre  i8i^ 
betrug  die  Menge  desselben  59822  Zentner;  im  Jahre 
iSid  erhöhte  sie  sich  auf  172543  Zentner;  und  im 
Jahre  1819  wurde  sie  sogar. auf  4ooooo  Zentnerxer* 
hoben  ^  ein  Resultat ,  das  auf  eine  aufiallende  Weise 
die  Verbesserungen  beurkundet ^  welchem  gegenwärtig 
in  den  Betrieb  dieser  wichtigen  Fabrikation  gebracht 
worden  sind. 


XL 

Über  einige  Verfalirungsarten  ^    um   daÄ 

GJaubersalz  und  Duplikatsalz,    zum  Be*- 

hufe  dei*  Glasfabrikalion,  auf  den  Salinen 

als  Nebenprodukt  zu  erzeugen* 

,  Vom 
Herausgeber« 


JLIas  Glaubersalz  und  das  Duplikatsalz  (schiye^ 
feisaures  Natron  und  Kali)  sind  seit  der  Zeit,  als  man 
dasselbe  in  der  Glasfabrikation,  als  vollständiges  Er-^ 
satzmittel  der,  Pottasche  oder  Soda^  anzuwenden  ge- 
lernt hat,  ein  im  Handel  gesuchtes  Produkt  gowor-^ 
den.  Die  Ausübung  von  Verfahrungsarten ,  um  diese 
Salze,  wohlfeil  und  in  der  erforderlichen  Menge  zu  er- 
zeugen, ist  für  die  Nationalindubtrie  daher  von  mehn* 
facher  Wichtigkeit. 

Die  Salzsoolen  itn  Salzkammergute  enthalien,  so 
wie  beinahe  alle  natürhchen  Soolen ,  eine  nicht  unbe^ 

12  * 


i8o 

deutende  Menge  Bittersalz  (schwefelsaure  Bittererde)« 
Wenn  diese  Soolen  im  lonzentrirten  Zustande  in  der 
Frostkälte  stehen^  so  krystallisirt  aus  denselben  Glau- 
bersalz. Dieses  Glaubersalz  wird  jedoch  bei  einer 
verständigen  Hüttenökonomie  nicht  beseitiget^  son- 
dern der  Salzsoole  bei  ihrem  Versieden  wieder  zuge- 
setzt^ weil  man  aus  der  Erfahrung  weifs^  dafs  man 
nur  im  letzteren  Falle  ein  festes ,  trockenes  Salz  er- 
hält^ während  in  dem  Falle  ^  wenn  das  Glaubersalz 
abgesondert  wird ,  das  Salz  eine  zerfliefsliche  Beschaf- 
fenheit annimmt. 

Das  Bittersalz  nähmlich,  welches  in  den  Soolen 
enthalten  ist ,  zersetzt  in  der  Frostkälte  das  Kochsalz, 
und  es  entstehen  Glaubersalz  und  salzsaure  Bittererde^ 
von  denen  sich  das  erstere  bei  dem  gehörigen  Zu- 
stande der  Konzentration  und  Temperatur  ausscheidet« 
Wird  dieses  Glaubersalz  entfernt^  so  enthält  die  Mut- 
terlauge gröfstentheils  salzsaure  Bittererde  ^  welches 
höchst  zerfliefsliche  Salz  sich  den  Krystallen  des  Koch- 
salzes beimengt,  und  letzteres  feucht  und  zerfliefslich 
macht.  Wird  dagegen  das  Glaubersalz  der  Salzsoole 
heim  Sude  wieder  zugesetzt^  so  zersetzt  nun  in  der 
Hitze  das  Glaubersalz  die  Salzsäure  Bittererde :  es  ent- 
stehen wieder  Koclisalz  und  Bittersalz,  welches  letz- 
tere in  der  Mutterlauge  bleibt,  und  den  Salzkrystallen 
keine  Zerfliefslichkeit  mittheilen  kann;  weil  es  ein  ver- 
witterbares,  aber  nicht  zerfliefsliches  Salz  ist. 

Aus  diesen  Salzsoolen  kann  man  also,  ohne  den 
Hüttenprozefs  zu  beirren,  das  sich  unmittelbar  ab- 
scheidende Glaubersalz  nicht  zu  anderem  Gebrauche 
verwenden«  Ich  schlage  nachstehende  Methoden  vor, 
um  das  Glaubersalz  im  Grofsen  auf  den  Salinen  als 
Nebenprodukt  zu  gewinnen. 

i)  DiejenigeMethode,  mittelst  welcher  nach  mei- 
ner Meinung'  die  rohen  Salzsoolen  am  wohlfeilsten 


i8i 

auf  Glaubersalz  benutzt  werden  könnten  y  ist  folgende, 
vorausgesetzt,  dafs  das  dazu  erforderliche  Material 
in  der  Gegend  in  gehöriger  Menge  vorhanden  ist.  Die* 
ses  Material  ist  Alaunerz,  oder  der  schwefelkieshal- 
tige  Thon ,  welcher  ,  roh  oder  geröstet ,  auf  die  Dar- 
stellung der  schwefelsauren  Thon  erde  und  die  nach- 
herige  Umwandlung  derselben  in  Alaun  durch  Zusatz 
eines  Alkali  verwendet  wird.  Dieser  Alaunthon  ist 
gewöhnlich  ein  Begleiter  der  Braunkohlenformation, 
und  in  der  Regel  derjenigen  Forpation  zugehörig,  in 
welcher  die  Salzquellen  sich  beßnden,  so  dafs  in  der 
That  auch  in  der  Nähe  d^r  meisten  Salzsoolen  Braun- 
kohlenflötze  vorkommen.  Auch  die  Asche ,  welche 
nach  dem  Verbrennen  der  Braunkohlen  zurückbleibt, 
kann  hierzu  verwendet,  und  dem  übrigen  Alaunerze 
beigemengt  werden. 

Man  schichte  das  Alaunerz  in  Haufen ,  ganz  nach 
derselben  Anlage  und.  Weise,  als  zur  Alaunerzeugung. 
Diese  Haufen  werden  von  Zeit  zu  Zeit  mit  roher  Salz- 
soole  Übergossen  und  der  Vewitterüng  überlassen. 
Die  Verwitterung  verwandelt  das  dem  Thone  einge- 
mengte Schwefeleisen  in  schwefelsaures  Eisenoxydul 
(Eisenvitriol),  welcher  sich  kaum  gebildet  hat,  als  er 
durch  das  Kochsalz,  mit  welchem  der  Thon  imprä- 
gnirt  ist,  Versetzt,  und  aus  beiden  Salzen  salzsaures 
Eisenoxydul  und  Glaubersalz  gebildet  wird.  Das  salz- 
saure Eisen  setzt  durch  Einwirkung  der  Luft  allmäh- 
lich einen  Theil  seines  Oxyds  ab,  und  geht  in  salz- 
saures Eisenoxyd  über. 

Die  Haufen  werden  nuu  auf  dieselbe  Art  ausge- 
laugt ,  wie  bei  der  Alaunfabrikation.  .Die  Lauge  Riefst 
in  grofse,  flache  Sedimentirkasten  ab,  in  denen  sie 
so  lange  stehen  bleibt,  bis  sich  kein  Eisenoxyd  mehr 
absetzt.  Die  klare  Lauge  wird  in  grofse ,  flache  Gru- 
ben abgelassen ,  in  denen  sie  allmählidh  an  der  freien 
Luft  verdünstet,  und  das  Glaubersalz,  zumahl  in  der 


i8d 

Winterkältc,  anschiefst.  Es  ist  möglich ,  dafs  für  die 
Glasialuikation  dieses  Glaubersalz  einer  weiteren  Rei- 
nigiin^  von  Eisen  nicht  bedürfe,  weil  die  Mutterlauge, 
die  d.Ks  höchsi«'Oxydirte  Eisen  in  der  Salzsäure  aufj^e- 
4öst  enthält,  kein  Oxyd  mehr  absetzt,  ft)lglich  die 
Kt  ystalle  nur  noch  dasjenige  Eisen  enthalten,  w  elches 
durcli  die  Muiterlaugc  mit  in  dieselben  eingeht.  Sollte 
jfdüch  eine  weitere  Reinigung  gefordert  werden;  so 
kann  man  diese  'für  den  Zweck  hinreichend  bewir- 
ken, wenn  man  das  Glaubersalz  zerstofsen  in  unten 
durchlöcherte  Tonnen  fiillt,  und  sie  durch  aufgegos- 
senes kaltes  Wasser  auswäscht.  Dieses  Waschwasser 
kann  wieder  in  die  Verdünstungsgruben  gebracht 
werden. 

Diese  Fabrikation,  eTnmahl  im  Grofsen  angelegt, 
erfordert  wenig  Handarbeit ,  kein  Brennmaterial ,  und 
mijfs  daher  ein  wohlfeiles  Produkt  liefern.  Ich  glaube, 
daf«  da,  wo  das  Glaubersalz  natürlich  vorkommt,  die 
JNatur  es  auf  dieselbe  Weise  erzeugt  habe. 

2)  Beim  Yersieden  der  natürlichen  Salzsoolen 
enthält  die  Mutterlauge  gröfstentheils  Bittersalz.  Wird 
<liese  Lauge  in  Kästen  abgelassen ,  und  derselben  von 
Zeit  zu  Zeit  die  erforderliche  Quantität  Salzsoole  zu- 
gesetzt; HO  krystallisirt  im  Winter  aus  derselben  das 
Glaubersalz.  Diese  leichte  Nebenbenutzung  könnte 
auf  den  Snlinen  auf  jeden  Fall  Statt  finden,  wenn  an- 
ders die  Mutterlauge  unter  den  vorhandenen  Verhält- 
nissen nicht  eine  vortheilhaftcre  Benützung  hat. 

" «. 

3)  Mittelst  jener  Mutterlauge  könnte  auf  folgende 
Art  durch  die  Salzsoole  eine  sehr  bedeutende  Ver- 
mehrung an  Flufsmittel  für  die  Glashütten  erzielt 
werden. 

Man  lauge  Pottasche  oder  Holzasche  mit  Salz" 
soolß  aus.   Das.  Kochsalz  wird  durch  das  kohlensaure 


i83 

Kali  zersetzt^  nnd  es  enbteLen  kohlensaures  Natron 
und  salzsaures  Kali ^  aufser  dem  salzsauren  und  schwe-* 
feisauren  Kali ,  welches  die  Asche  der  Pottasche  be- 
reits enthält.  Diese  Lauge  versetzt  man  nun  mit  der 
Kochsalzmutterlauge. .  Es  entstehen  Glaubersalz  und 
Duplikatsalz:  ein  Theil  der  Bittererde  wird  gefalle^ 
der  iibrige  bleibt  als  salzsaure  Bittererde  aufgelöst. 
Man  lafst  hierauf  die  sedimentirte  Lauge  in  Kästett 
ab  j  zur  allmähhchen  Verdunstung  und  Ausscheidung 
des  Glaubersalzes  und  Duplikatsalzes  in  der  Winter«- 
kälte. 


Mengung  von  Glaubersalz  und  Duplikatsalz 
gibt  einen  guten  Glasflufs ,  bei  welchem  auf  45  Pfund 
reines  Kali  ^  welches  z.B.  die  Pottasche  enthielt^  agi 
Pfand  Natron  gewonnen  werden,  folglich  mehr  als 
in  demselben  Verhältnisse  an  Pottasche  erspart  wird. 

Gesetzt,  die  Pottasche,  welche  man  bei  diesem 
Prozesse  verwendete,  enthalte  im  Zentner 
45  Pfund  reines  Kali,    ; 
i5       »       schwefelsaures!   jr  1.. 
i5       »'       saizsaures    .     f  ' 

so  werden  durch  dieselbe  6a  ^  Pfund  Kochsalz  zersetzt, 
und  die  Lauge  enthält  liun : 

39.5  Pfund  Natron  (reines), 


^8.         »       salzSaures    .     \ 
|i5.         »       salzsaures    .      f 
der  Pottasche)    \i5^         >       schwefelsaures; 


(schon  vorher  in  |i  5.         »       salzsaures    .      >  Kali. 


Nun  erfordern  gS  Pfund  salzsaures  Kali  zu  ihrer 
Zersetzung  67  Pfund  Bittersalz,  und  es  entstehen 
daraus 

98  Pfund  schwefelsaures  Kali, 

und  62       ^       salzsaure  Bittererde. 
Die  obigen  29,5  Pfund  Natron  zersetzen  56.5  Pfund 
schwefelsaure  Bittererde,  und  es  entstehen  67  Pfund 
schwefelsaures  Natron. 


i84    . 

Sonach  werden  an  Flofsmittel  durch  einen  Zent* 
Der  jener  Pottasche  gewonnen : 

1 13  Pfund  schwefelsaures  Kali  oder  Düplikatsalz, 
und  G7     »  dto.  Natron     v     Glaubersalz. 

Nun  leisten  aber  die  in  jenem  Zentner  Pottasche 
enthaltenen  45  Phind  reines  Kali  als  Glasflufs  eben  so 
viel,  als  82.5  Pfund  Duplilatsalz^  folglich  mit  Einschlufs 
der  i5  Pfund  dieses  Salzes ,  welche  die  Pottasche  be- 
reits enthält^  so  ^iel  als  gy.5  Duplikatsalz«  Von  trok- 
kenem  Glaubersalz  leisten  67  Pfund  als  Flufsmittel 
dasselbe,  als 82*5  Pfund  Duplikatsalz.  Folglich  ist  das 
in  dem  Zentner  Pottasche  enthaltene  Flufsmittel  gleich 
97^5  Pfund;  jenes  aber,  welches  durch  den  genann- 
ten Prozefs  vermittelst  dieses  Zentners  dargestellt  wor- 
den ist,  ist  gleich  igS  Pfund  Duplikatsalz.  Demnach 
ist  die  durch  diesen  Pi;ozefs  ernaltene  Vermehrung 
des  Flufsmittels  in  dem  Verhältnisse,  wie  97.6  zu 
195,  oder  wie  i  zu  ü. 

* 

Die  übrigbleibende  Mutterlauge  enthält  salzsaure 
Bittererde,  aus  welcher  die  BÜtererde  durch  Kalk  ge- 
schieden werden  kann. 

3)  Für  bestimmte  Lokalitäten  und  obwaltende 
Umstände  sind  wohl  auch  noch  andere  Verfahrungs- 
arten  möglich.  Der  nützlichen  Kombinationen  in  der 
technischen  Chemie  sind  zu  viele,  als  dafs  man  sie 
a  priori  erschöpfen  könnte.  Die  Kenntnifs  der  Um- 
stände und  Lokalitäten  mufs  hier  dasjenige  angeben, 
was  zu  erfinden  oder  auszufiihren  möglich  ist. 

In  mehreren  Gegenden  von  Ungarn  und  Sieben-- 
bürgen  gibt  es  eisenvitriolhaltige  Wasser,  welche 
durch  Versetzung  mit  Salzsoolen  mit  wenig  Kosten 
Glaubersalz  liefern  könnten«  Ist  in  der  Nähe  eines 
Salzwerks  Schwefelkies  vorhanden ;  so  könnte  dorch 
IC^lzinirep  desselben  mit  den  Salzabfällen  Glaubersalz 


i85 

erzengt  werden.  In  jenen  Gegenden , ,  wo  aus  den 
Schwefelkiesen  Schwefel  erzeugt  wird  ^  können  die 
rückständigen  Schwefelhrände  auf  Gewinnung  von 
Glaubersalz  verwendet  werden ,  wenn  man  dieselben 
mit  Sand  gemengt  in  Haufen  schichtet^  und  diese  mit 
Kochsalzlauge  benetzt. 


XII. 

* 

Über  die  Verfertigung  des  verzinnten  Ei- 
senbleches in  England* 

Von 

G.  Altmütter  y 

Professor  der  Technologie  am  li.  Is.  polyU  Institute. 


JL/ie  grofsen  Vorzüge  des  englischen -Weifshle* 
ches.vor  dem  inländischen  sind  neuerdings  hei  der 
Verfertigung  des  sogenannten  moire  mdtaUique  recht 
sichtbar  ge^vorden^  indem  man  sich  hisher  noch  im- 
mer genöthigt  findet^  zu  dieser  Arheit  sich  ausschliefs- 
lich  des  englischen  Bleches  zu  bedienen^  oder  das 
beste  inländische  nochmahls  mit  englischem  Zinn  zu 
verzinnen.  Da  erst  seit  kurzem  bestimmtere  Nach- 
richten über  die  englische  Verzinnungsmethode  be- 
kannt geworden  sind^  so  glaube  ich,  man  werde  die^ 
selben  auch  in  dieser,  der  Industrie  gewidmeten  Zeit- 
schrift ungern  vermissen ,  und  ich  werde  daher  nicht 
nur  die  einzelnen  Operationen  beschreiben ,  sondern 
auch  bei  jeder  die  Gründe  ihrer  Vorzüglichkeit  anzu^ 
geben  suchen. 

Das  rohe  Eisenblech ,   dessen  man  sich  in  Eng^ 
land  zur  Bereitung  des  Wcifsbleches   bedient,    ist 


i86 

durchaiis  gewalzt  y  und  schon  dieser  Umstand  ist  fiir 
das  Länftige  Fabrikat  sehr  vortheilhaft.  Nicht  nur 
ist  man  dadurch  gezwungen,  ganz  reines  Eisen,  ohne 
harte  Adern  und  unganze  Stellen  anzuwenden,  weil 
sich  ein  anderes  nicht  gut  walzen  läfst,  sondern  die 
gleiche  Dicke  desselben,  in  Vergleich  mit  ge^chlage« 
uem  Blech,  erleichtert  die  künftige  Arbeit,  weil  sich, 
ungleich  dickes  (besonders  Eisen-)  Blech,  auch  un- 
gleich abkühlt,  und  daher  der  Zinaübcrzug  an  ver- 
sohiedenen  Stellen  früher  erkaltet,  und  dort  naturlich 
wird^  als  an  andern. 


Um  die  rohen  Bleche ,  welche  durch  das  öftere 
Ausglühen  beim  Walzen  auf  der  Oberfiache  mit  Oxyd 
bedeckt  sind  ^  von  demselben  zu  befreien ,  glüht  man 
sie  abermahls  aus ,  legt  sie  durch  vier  bis  hinf  Mi- 
nuten in  sehr  verdünnte  Salzsäure,,  und  bringt  sie 
dann  nochmahls  zum  Aothglühen;  wobei  man  sich 
eines  Handgriffes  bedient ,  durch  welchen  beide  Seiten 
von  der  Hitze  gleich  affizirt  werden ;  man  biegt  sie 
nähmlich  in  der  Form  eines  ^  und  schichtet  sie  dann 
^uf  die  hohen  Kanten  in  einem  eigens  dazu  gebau- 
ten Ofen  über  einander. 

Bei  dieser  Operation  wird  die  Oiydlage  auf  bei- 
den Oberflächen  aurch  die  Salzsäure  noch  höher  oxy- 
dirt,  und  springt  beim  nachmahligen  Ausrichten  der 
Platten,  welches  auf  einem  eisernen  Blocke  mittelst 
eines  hölzernen  Hammers  geschieht,  von  selbst  ab, 
und  die  Bleche  haben  jetzt  eine  nicht  mehr  schwarz- 
graue, matte,  sondern  eine  mit  metallischen  Farben 
blau  und  gelb  angelaufene  Oberfläche« 

Da  durch  die  Hitze  die  Bleche  beträchtlich  ge- 
worfen und  sonst  verzogen  worden  sind ,  so  werden 
sie  jetzt  nochmahls  gewalzt,  um  sie  ganz  eben  und 
glatt  au  erhalten.  Die  eigentliche  Struktur  eines  sol- 
chen Wak Werkes  hier  zu  erklären^   würde  zwar  zu 


187 

Veit  fuhren^  jedoch  werden  einige  Bemerkungen  nicht 
am  unrechten  Orte  stehen.  Die  englischen  Walzwer- 
ke die&er  Art  sipd  von  Gufseisen^  werden  aher  kei- 
neswegs in  Sand^  sondern  in  Formen^  ehenfalls  von 
Gufseisen^  verfertigt^  wodurch  sie  eine  grofse  Härte 
erhalten^  indem  diese  Form  das  fliefsende  Eisen  ^  we- 
nigstens aui  der  Oberfläche,  weit  schneller  abkühlt, 
und  diese  dadurch  die  gröfste  Härte  und  Festigkeit 
eriiälu' —  Die  Gröfse  der  Walzen  ist  nach  den  eng- 
lischen .Angilben  verschieden,  aber  jene  von  grofsem 
Dur«Jimess^r,  z.B.  3o  Zoll,  werden  den  übrigen  vor- 
gesogen. Über  die  Länge  derselben  aber  erlaube 
icb  mir  eine  Bemerkung,  welche  auf  alle  Arten  von 
Blech  anwendbar  ist,  dafs  sie  nähmlich  jederzeit  be^ 
deutend  gröfser  seyn  mufs ,  als  die  Breite  des  zu  ver-« 
fertigenden  Bleches ,  weil  man  sich  sonst  der  Gefahr 
aussetzt,  dafs  dieses  an  den  beiden  Längenkanten 
Wellen. und  Falten  bekömmt,  die  sich  nicht  mehr 
wegbringen  lassen.    . 

.Die  Ursache  dieser  allerdings  auffallenden  Er- 
scheinung findet  sich  darin,  dafs  sich  die  Walzen  durch 
den  Widerstand  des  durchgehenden  Bleches  et- 
was weniges  biegen,  und  eben  dadurch  an  ihren  En- 
den desto  stärker  drücken.  Hier  wird  das  Blech  dün- 
ner und  also  auch  länger,  und  mufs  daher  noth wen- 
dig Falten  bekommen.  Je  weicher  das  Metall  ist,  de- 
sto eher  tritt  dieser  Übelstand  ein,  und  z>  B.  bei  Zinn 
ist  er  fast  unvermeidlich.  Hat  man  aber  ein  anderes, 
nicht  sehr  dehnbares  Material,  wie  Kattun,  Pa|^ier, 
Preisspäne  u  d.  gl.,  so  schiebt  sich  dasselbe  nach 
der  Mitte  zu  zusammen,  und  bekommt  die  Falten  an 
dieser  Stelle. 

Übrigens  sind  jene  Walzen  rein  polirt ,  imd  nicht 
blofs  gedreht  (wodurch  man  nie  eine  vollkommene 
Glätte,  sondern  jederzeit  Reifen  erhält^,  und  also 
wahr-scheinlich  mit  der  sogenannten  Schinirgelscheibß 


i88 

der  Länge  nach  geschliffen  y  wodurch  man  allein  eine 
vollkommene  Form  derselben  zu  erhalten  im  Stan- 
dis  ist. 

Nach  diesen  Arbeiten  folgt  eine^  ouch  bei  uns 
gewöhnliche,  nähmlich  die  Kleienbeitze.  Durch  den 
in  der  Wärme  erhaltenen  und  sauer  gewordenen 
Kleien-  oder  Roggenmchlaufgufs  hat  man  nähmlich 
die  Absicht,  die  Oberfläche  des  Bleches  ganz  metal- 
lisch zu  machen,  indem  die  schwache,  im  Kleien  Was- 
ser entstandene,  Essigsäure  alles  noch  übrige  Oxyd 
auflöset.  Die  Bleche  Werden  zehn  bis  zwölf  Stunden  in 
schicklichen  Gefäfsen  senkrecht  in  dieser  Beitze  stehen 
gelassen,  und  während  der  Zeit  ein  Mahl  umgekehrt. 

Um  übrigens  ^Ues  wegzuschaffen  ,  was  in  der 
Folge  das  Amiaften  des  Zinnes  verhindern  könnte, 
so  folgt  noch  eine  zweite  Beitze  aus  verdünnter  Schwe- 
felsäure, bei  deren  Anwendung  ^ber  grofse  Vorsicht 
nöthig  ist.  Die  Säure,  deren  Stärke  ebenfalls  mit  Vor- 
sicht bestimmt  werden  mufs,  befindet  sich  in  bleier- 
nen Trögen ,  in  welche  die  Bleche  aber  nicht  hinein- 
gestellt, sondern  nur  einzeln  so  lange  herumbewegt 
werden,  bis  gewisse  schwarze  Flecken y  die  beim 
Eintauchen  jedesmahl  entstehen ,  wieder  verschwUnr 
den  sind.  Läfst  man  die  Bleche  länger  in  der  Säure, 
so  erscheinen  abermahls  solche  Flecken,  die  aber  nicjit 
mehr  vergehen ,  sondern  so  sehr  zunehmen ,  dafs  am 
Ende  das  Blech  ganz  matt-  wird ,  und  vcm  neuem  aus- 
geglüht werden  mufs. 

Um  die  Starke  der  Beitzen  zu  beschleunigen, 
pflegt  man  manchmahl  die  Gefäfse,  welche  sie  ent- 
nahen ,  mäfsig  zu  erwärmen ,  oder  auch ,  wie  in  ei- 
nigen von  unsern  Fabriken,  das  Anrühren  der  Kleien, 
oder  des  Roggenmehls,  so  wie  das  Beitzen  selbst,  iu 
einer  eigenen,  bis  zu  dem  gehörigen  Grade  geheitz- 
ten  Kammer  vorzunehmen^  wodurch  das  Sauer  wer- 


i89 

den  und  überhaupt  die  ganze  Arbeit  sehr  beschleunigt 
werden  kann.  —  Weniger  rathsam  wäre  dieses  Ver- 
fahren aber  bei  der  zweiten  Beitze^  und  der  so  un- 
sicheren Wirkung  der  SchweieJsäure^  die  man  dann 
verdünnen  uiüfste ,  wodurch  wahrsch^inhch  die  ganze 
Operation  mit  Verlust  an  Brennmaterial  auf  die  nähm- 
liche  Dauer  würde  zurückgebracht  werden. 

Die  gebeitzten  Platten  werden  mit  reinem  Was- 
ser gewaschen^  undmitHanfstängeln  und  sehr  feinem 
Sand  abgescheuert^  um  alle  noch  übrigen  Unreinig- 
keitta  iortzuschaflen  ,  dann  aber  nicht  getrocknet^ 
.sondern  zum  künftigen  Gebrauche  unter  ebenfalls  mög* 
liehst  reinem  (durch  Auskochen  von  aller  Luft  befrei- 
tem) Wasser,  aufbehalten;  indem  man  gefunden  hat, 
dafs  Eisen  sehr  lange  Zeit  unter  Wasser  weder  ro- 
stet noch  sogar  den  Glanz  verliert,  welohes  beides 
doch  an  der  freien  Luft  sehr  schnell  geschieht. 

• 

Alle  vorigen  Arbeiten  waren  blofs  Vorbereitung 
zum  Verzinnen,  und  haben,  wie  man  leicht  sieht,  den 
doppelten  Zweck,,  die  Platten  ganz  gerade  und  eben, 
und  auf  den  Oberflächen  rein  metallisch  zu  machen. 

Das  Blech  wird  zwei  Mahl  verzinnt ,  nähmlich 
zuerst  mit  gemeinem,  dann  aber  mit  ganz  reinem 
Zion.  Das  erstere  diept  eigentlich  nur  dazu,  dem 
Bleche  einen  Zinnüberzug,  der  sehr  dünn  seyn  mufs, 
£u  geben ,  auf  welchem  der  zweite  vollkommen ,  über- 
all ganz  gleichförmig  anhaften  kann,  ohne  dafs  man 
ihm  durch  Ausbreiten  und  Verreiben  seine  Schönheit 
wieder  nehmen  müfste.  Nach  diesen  beiden  folgen 
dann  noch  zwei  Nebenoperationen,  nähmlich:  das 
Abschmelzen  des  Überflüssigen  von  der  zweiten  Ver- 
zinnung, und  endlich  das  Abschmelzen  der  an  der  un- 
tersten Kante  jeder  Platte  erstarrten  dickeren  Zinn- 
lage ;  so  dafs  also  bei  dieser  Reinigungsart  füglich 
diese  vier  Hauptmomente   zur    leichteren   Übersicht 


190  . 

des  etwas  komplizirten  Prozesses   bemerkt   werden 
können. 

Die  Werkstelle ,  in  welcher  verzinnt  wird ,  ent- 
hält fünf  verschiedene  eiserne  Kessel^  oder  eigent- 
lich grofse  viereckige  Gefäfse^  deren  jedes  zu  einer 
eigenthümlichen  Operation  hestimmt  ist.  Die  unten 
stehende  Zeichnung  enthält  den  Grundrifs  des  Gan- 
zen^ und  die  Sternchen  bezeichnen  den  Ort^  wo  der 
Arbeiter  steht  ^  und  zugleich  jene  Kea^sel,  welche  ge*  * 
heitzt  werden  müssen.  Das  Blech  wird  in  allen  fünf 
Gefäfsen  behandelt^  und  die  Operation  fängt  im  mit 
I  bezeichneten  Kessel  an. 


Man  bedient  sich  zweier  Arten  von  Zinn  zu  die- 
ser Arbeit^  nähmlich  des  sogenannten  Block-  und  des 
Körnerzinnes.  Das  erstere  wird  aus  dem  Zinnerz*  von 
'Cornwalüs  gewonnen^  und  ist  immer  mehr  oder 
weniger  mit  Eisen^  Schwefel  und  andern  Metallen  ver- 
unreinigt^ ist  etwas  dick-  und  schwerflüssiger  als  das 
ganz  reine ,  und  Wird  daher  nur  zu  den  gewöhnlichen 
Arbeiten  verwendet.  Das  Körnerzinn  wird  aus  einem 
^körnigen  Zinnz,  eraber  nicht  mit  Steinkohlen^  wie  das 
vorige ,  sondern  mit  Holzkohlen  geschmolzen.  Es  ist 
selbst  in  England  um  20  bis  3o  Prozent  theurer  als 
das  vorige ,  ist  aber  als  fast  ganz  rein  angesehen  ^  und 
kann  zum  Verzinnen  mit  grofsem  Yortheil  angewen«- 
det  werden^   weil  es  einen  Grad  von  Flüssigkeit  er^ 


*9^ 

reicht  ^  der  die  leichte  Verbreitung  des »elbeii  auf  ei- 
ner grolseu  Fläche  sehr  befördert. 

Diese  beiden  Sorten  sind  es  ^  deren  man  sich  zu 
den  im  Folgenden  vorkommenden  Arbeiten  bedient, 
und  zwar  geschieht  die  erste  Verzinnung  mit  einem 
Gemische  aus  beiden,  die  zweite  aber  mit  Kömer'« 
zinn  allein.  « 

Im  Kessel  Nro.  i  wird  ein  Gemisch  aus  (gewöhn* 
lieh)  gleichen    Theilen  beider  Sorten,    ui)ter  einer 
4  Zoll    dicken   Lage  von  Fett  oder   Unschlttt   zum 
Schn^el^en  gebracht,  und  so  sehr  erhitzt,  als  es  mög- 
lich ist ,  ohne  das  Fett  in  Brand  zu  setzen.    Man  wul 
bemerkt  haben,    dafs  das  Fett  desto  bessere  Dienste 
thue  y  ^enn  es  schon  angebrannt,  'oder  emp jrematisch 
sey.    Der  Nutzen  des  Fettes  an  sich  besteht  einer- 
seits darin ,  dafs  es^  die  Oxydation  des  Zinnes  verhin- 
dert, und  anderseits  soll  sich  das  Zinn  leichter  an  das 
Eisen  anhängen ,  wenn  dieses  vorher  durch  das  Fett 
durchgegangen  ist. 

Die  letztere  Behauptung,  die  durch  die  Beobach- 
tung,    dafs  man  sich  beim  Verzinnen  des  Kupfers, 
beim  Löthen  mit  Zinn  u.  <1.  gl.  ebenfalls  fetter  und 
harziger  Stoffe  bedient,  und  dafs  sich  eine  Ursache 
davon  angeben  läfst,  nähmlich  die  Verhinderung  der 
Oxydation  beider  Metalle  und  also  die  Erhahung  der 
metallischen    Oberfläche  ^     wahrscheinUch    gemacht 
wird,  kann  ich  durch  einen  einfachen  Versuch  recht- 
fertigen,   den  ich  bei  einer  andern  Gelegenheit  ge- 
macht habe.     Wenn  man  Kupfer-  öder  Eisenblech 
mit  Fett  (auch  nur  äehr  dünn)  bestreicht,  ein  Stan- 
niolblättchen  darauf  legt,  und  die  Platte  yon  unten 
erhitzt,  so  schmilzt  das  Zinn  fast  überall  an  die  Platte 
an,  was  nicht  geschieht,  wenn  das  Fett  weggelasten 
vird. 


19^ 

Vor  dem  Verziniien  legt  man  die  Blechtafeln  in 
ein  Gefäfs  mit  geschmolzenem  Fett^  und  läfst  sie  eine 
Stunde  darin^so  dafs  dasselbe  beide  .Oberflächen  über- 
zogen haben  mufs.  So  eingefettet  kommen  die  Bleche 
bis  34o  an  der  Zahl  in  den  Kessel  IVro.  i^  wo  sie  eine 
bis  zwei  Stunden  bleiben^  dann  herausgenommen  und 
auf  einen  eisernen  Rost  gelegt  werden^  damit  das 
überflüssige  Zinn  ablaufen  kann. 

Da  bei  dieser  ersten  Verzinnung^  die  nach 
dem  Vorigen  nicht  rein  ist,  sonddrn  mehr  dazu  dient^ 
das  Eisien  vollkommen  zu  bedecken ,  uod  der  feinen 
Verzinnung. eine  Grundlage  zu  geben^  auf  welcher  sie 
leicht  haftet  —  der  Überzug  nicht  gleichförmig  wer- 
den kann ;  so  mufs  das  Überflüssige  weggeschafft  wer- 
den ,  ehe  die  vollkommene  Verzinnung  erfolgen  kann. 

Das  Abschmelzen  des  Überflüssigen ,  oder  mit 
dem  Kunstausdrucke,  das  Waschen  der  Bleche,  ge- 
schieht, so  wie  die  feine  Verzinnung  im  Kessel  Nro.  2  j 
und  von  dieser  letzteren  wird,  auf  eine  einfache  und 
sinnreiche  Art,  in  Nro.  3.  das  Überflüssige  ebenfalls 
wieder  weggeschafft,  und  die  Oberfläche  rein  und 
gleichförmig  erhalten. 

Der  Kessel  Nro.  2  enthält  beiläufig  ipo  Pfund  ganz 
reines  Körnerzinn,  und  die  schon  ein  Mahl  verzinn- 
ten Platten  werden  in  denselben  eingelegt.  Durch 
die  Hitze  des  geschmolzenen  Zinnes  in  demselben 
wird  auch  der  erste  ZinnüLerzug  flüssig,  allein  we- 
gen der  Adhäsion  desselben  an  das  Eisen  fliefst  er 
nicht  ganz  ab ,  sonderi;!  bleibt  als  Grundlage  der  neuen 
reinen  Zinnlagc,  die  sich  auf  ihn  ansetzt.  Nur  die 
zu  dick  verzinnten  Stellen,  Tropfen,  Streifen  u.  d.  gl. 
schmelzen  ab,  und  vermischen  sich  mit  dem  Zinne 
im  Kessel ,  welches  dadurch  natürlich  etwas  an  Rein- 
heit verlieri.  Dasselbe  nimmt  man  während  der  Ar- 
beit^  wenn  i3  -'—  iSooo  Platten  bereits  eingetaucht 


worden  aind^  3oo  Pfand  dieses  gemisclitcn  Zinnes^ 
welches  in  der  Folge  für  den  Kessel  ^lro.  i.  verwen«* 
det  wird ,  heraus^  ersetzt  dasselbe  durch  eine  gieicbe^ 
Quantität  ganz  reinen  Körnerzinns,  und  erhält  daher 
den  Inhalt  des  Kessels  2  fortwährend  von  hinlängli'* 
eher  Reinheit. 

Die  Scheidewand  im  Kessel  Nro  2  ist  eine  neq^ 
Verbesserung,  welche  dazu  dient,  die  Verbreitung 
des  Oxydes  über  die  ganze  Oberfläche  zu  verhindern^ 
wozu  sonst  dasselbe  vor  dem  jedesmahligen  Eintau^ 
eben  der  Bleche  abgeschöpft  >  so  aber  nur  in  did 
kleinere  Abtheilung  des  Kessels  über  die  Wand  abge^ 
streift  zn  werden  braucht. 

J)afs  kein  Oxyd  sich  während  des  Eintauchens 
ftuf  der  Oberfläche  des  Kessels  belinden  darf,  indem 
es  sich  sonst  an  die  Bleche  anhängen  würde,  bedarf 
keiner  weiteren  Auseinandersetzung. 

Wenn  die  Bleche  das  erste  Mahl  aus  dem  Kes« 
sei  3  g<*nommen  werden,  so  legt  der  Arbeiter  einigt 
wenige  vor  sich  hin,  erj^rcift  eines  mittelst  ein^rZapgc^ 
und  reibt  es,  mit  einer  eigens  dazu  verfertigton 
Bürste  von  Hanf,  auf  beiden  Seiten  ab.  Diese  Opera^» 
tion,  welche  eine  grofse  Fertigkeit  erfordert,  unge« 
achtet  es  Arbeiter  gibt,  die  fägiich  56 1 5  Platten  auf 
diese  Art  zu  behandeln  im  Stande  sind,  ist  wichtige 
und  ganz- unerläfslich«  Die  Zinnlage,  welche  in  einem 
halbgeschmolzenen  Zustande  ist,  wird  dadurch  erst 
ganz  gleichförmig ,  indenri  alle  dickere  Stellen  äbge^ 
bürstet^  und  das  Überflüssige  zumTheil  auf  der  gan^ 
zen  Oberfläche  verbreitet  wird.  Die  SchneUigkeit« 
womit  die  ganze  Arbeit  geschehen,  und  der  rechte  Grad 
der  Flüssigkeit  des  Zinnes  getroffen  werden  mufs| 
indem ^  wenn  das  Zinn  zu  heifs  ist,. zu  viel^  ist  lAs 
m  kalt  p  wenig  oder  nichts  von  der  Bürste  WeggenotH^ 

h\th.  4«  poljrc  Imt.  llf.  Bil.  1  3 


V. 


»94 

men  wird ,  macht  die  Schwierigkeit  dieses  Theiles  de» 
Arbeit  sehr  einleuchtend. 

Da  durch  das  Bürsten  die  Zinnoberfläche^  wenn 
auch  gleichförmig  dick^  doch  durch  die-Biirste  sehr 
rauh  wird  ^  so  taucht  der  Arbeiter  jede  Platte  nach 
dem  Abbürsten  zum  zweiten  Mahle  in  den  Kessel  3, 
'  wodurch  sie  abermahl  verzinnt  wird^  nur  mit  dem 
Unierscfaiede^  dar%  sich  jetzt  das  Zinn  an  eine  voll* 
kommen  ebene  Fläche' anhaften  kann.  Da  aber  des* 
scn  ungeachtet^  besonders  da  das  Blech  jetzt  schon  nicht 
mehr  sehr  beifs  ist^  und  auch  nicht  seyn  darf^  weil 
sonst  auch  die  schon  mit  der  Bürste  geglättete  Fläche 
in  völligen  Flufs  kommen^  und  ungleich  werden  würde, 
auch  jetzt  sich  mehr'  Zinn  anbängt^  als  zur  spiegel- 
glatten Fläche  nötbig  ist;  so  folgl  ein  nochmahliges 
Al)schmelzen  des  Überflüssigen  im  Kessel  Nro  3« 

Dieser  enlhält  geschmolzenes  ^  und  *zu  einer  ge- 
wissen Temperatur  erhitztes  Fett  ^  welches  beim  Ein- 
tauchen der  Platten  die  Verzinnung  zum  Fliefsen 
bringt^  die  sich  dadurch  auf  der  ganzen  Oberfläche 
gleichförmig  •  verbreitet ,  und  jene  blanke  Oberfläche 
hervorbringt  ^  die  man  am  englischen  Bleche  sp  sehr 
bewundert.  Die  grofse  Kunst  bei  dieser  Operation 
ist^  nach  der  Dicke  des  Bleches  die  nöthige  Tempe- 
ratur des  Fettes  zu  treffen.  Da  ein  dickes  Blech  na- 
türlich (von  der  vorigen  Operation  her)  länger  hcifs 
bleibt^  so  mufs  die  Temperatur  des  Fettes  geringer 
seyn,  als  für  ein  dünneres,  schneller  sich  abkühlen- 
des Nicht  nur  wird  durch  eine  zu  grofse  Hitze  der  ' 
Überzug  zu  flüssig  werden^  sondern  er  erhält  auch^ 
vermuthlich  durch  anfangende  Oxydation  (welche, 
wie  ich  an  einem  andern  Orte  zeigen  werde,  bei  dem 
Zinne  ebenfalls  mit  einer  Farbenabwechslung,  und 
zwar  in  derselben  Ordnung  wie  beim  Stahl ,  verbun- 
den ist),  goldgelbe  Flecken,  die  seiner  Scbönlieit 
cchaden. 


übrigens  mufs  erinnert  werden^  da(s  sich  an  den 
Wänden  des  Kessels  mit  Fett  Stifte  befinden^  auf 
und  zwischen  welche  die  Bleche  senkrecht^  und  so 
(senkrecht)  gestellt  werden  können^  dafs  sie  einan-* 
der  nicht  berühren^  und  dafs^  weil  die  Arbeit  aus 
einer  Hand  in  die  andere  geht  ^  in  Nro.  3.  sich  jeder^ 
zeit  nur  fiinf  Platten  auf  ein  Mahl  befinden^  indem 
die  zuerst  hineingekommene  heraus^  und  dafür  eine 
neue  9  in  Nro*  2.  zum  zweiten  Mahle  eingetauchtcf» 
wieder  hineinkommt. 

Nro.  4  ist  ein  leerer  Kessel^  in  welchem  das  Fett 
Ton  den  Blechen  abtropfet^  und  diese  zugleich  er- 
kalten. 

Im  letzten  Kessel^  der  wieder  gcheitzt  wird ^  ge^ 
schiebt  eine  Operation ,  die  zur  völligen  Vollendung 
nöthig  ist.  —  Da  im  Kessel  mit '  geschmolzenem  Fett 
die  Bleche  senkrecht  standen,  so  rinnt  das  überflüs- 
sige Zinn  von'  oben  nach  unten,  und  wegen  der  grös- 
seren Kohäsion  desselben  tropft  es  dort  nicht  all^  ab, 
soodem  sammelt  sich  an  der  unterstien  Kante  als  eine 
Wulst.  Im  fünften  Kessel  befindet  sich  nun  am  Bo- 
den, 2  bis  3Zrollh9ch,  Fett,  welches  stark  erhitzt  ist. 

In  dieses  wird  die  erstgedachte  Kante  einge- 
taucht, und  das  Zinn  dort  nutürlich  geschmolzen^ 
und  dadurch ,  dafs  man  mit  einem  Stäbchen  an  die 
Platte  schlägt,  von  derselben  ganz  weggeschafft. 

Die  Spur  dieses  weggcschmolzenen  Randes  be- 
merkt man  an  jeder  Platte,  so  wie  eine  Art  von  Wel- 
len, die  eine  Folge  der  Operation  im  Fettkessel  ist| 
ebenfalls  genau  sich  erkennen  läfst;  von  den  scbillern- 
den  Flecken  aber  (welche,  wie  ich  bei  Gelegenheit 
eine?  Untersuchung  über  den  moire'  metallique  im. 
ersten  Bande  dieser  Jahrbücher  bemerkt  habe,  er- 
schgfnen,    weni^   das   Blech  lange  atmosphärischca 

i3  * 


»9Ö 

Einflüssen  ausgesetzt,  ist)  ganz  deutlich   unterschie- 
den isu 

Die  letzte  Operation  besteht  darin^  dafs  die  Bleche 
mit  Kleien  abgerieben  werden^  um  das  Fett  iivegzu- 
schaffen ,  welches  aber  dessen  ungeachtet  noch  immer 
in  der  Folge  bemerkbar  iwird^  indem  eine  saure  Beitze 
nicht  leicht  angreift ,  wenn  die  Tafeln  nicht  noch« 
mabls  genau  gereinigt  werden.  -£bei|  so  erkennen  die 
Spengler  das  englische  Blech  daran  ^  dafs  der  polirte 
Glanzhammer  und, der  Ambofs,  womit  sie  dasselbe 
ebnen  und  glätten^  fett  wird,  scheinbar  die  Politur 
Verliert,  und  eine  mehr  bläuliche  Farbe  annimmt. 

Aus  der  vorstehenden  Darstellung  ist  zu  sehen, 
dafs  die  'Manipalation  bei  der  Verfertigung  des  engli- 
schen Weifsbicches  der  Hauptsache  nach  sehr  einfach 
ist  y  und  sich ,  aufser  der  sorgfältigen  Wahl  des  Ma« 
terials,  besonders  auf  Fleifs  und  Genauigkeit  gründet. 
Die  Zusätze,  die,  laut  früheren  Nachrichten,  zum  Zinn 
gemacht  worden  sind,  z.  B.  Kupfer  oder  Zink,  schei- 
nen, daher  blofs  ^in  einzelnen  Fällen  angewendet  zu 
werden.  So  macht  freilich  das  Kupfer  auch  in  klei- 
nen Quantitäten  eine  bleihaltige  Verzinnung  fester, 
das  Zink  dieselbe  weifser;  nothwendig  aber  sind  sie 
keineswegs,  sobald  reines  Zinn  genommen  worden  ist. 

,  Es  würde  ungerecht  seyn ,  weiin  man  das  inlän- 
dische Blech  dem  englischen  durchaus  sehr  weit  nach- 
setzte, indem  manches,  besonders  böhmisches,  vor- 
züglich ist.  Indessen  ist  nicht  zu  läugnen ,  dafs  das 
englische  alles  übrige  in  Hinsicht  der  Reinheit  und 
der  Dauer  des  Glanzes  übertrifft« 

Ganr  besonders  aber  schadet  unserm  gewöhnli« 
eben  Bleche  der  Blcizusatz  bei  der  Verzinnung,  der 
oft  sehr  beträchtlich  ist.  Solches' Blech  ist  schon  an- 
fangs bläulich ,  wird  aber  bald  grau  ^  und  ist  zu  iei- 


«97 

nen  ArbeiteH,  b.  B.  ^um  MoirireH  ganz  nntauglicbu 
Übrigens  ist  es  nicbt  die  Gewinnsucnt  bei  Ers(>arung 
des  theuern  Zinnes  allein^  was  diesen  Zusatz  verann. 
lafst ,  sondern  man  arbeitet  dadurch  auch  viel  schnei* 
1er.  Da  legirtes  Zinn  schwerer  und  dünnflüssiger  ist, 
als  reines  9  so  erstarrt  es  einerseits  später  auf  der  aus 
dem  Kessel  gezogenen  Tafel,  andererseits  aber  rinnt 
es  nicht  so  leicht  ab^  oder  bildet  Tropfen  und  dickere 
Stellen,  so  dais  eine  solche  Verzinnung  wirklich  an- 
fangs ziemlich  schön  erscheint,  und  leicht  zu  ma- 
chen ist. 

£in  linderer,  sehr  gewöhnlicher  Zusatz  ist  Zink, 
um  die  Verzinnung  weifser  zu  machen.  Leider  aber 
ist  es  eine  bekannte  Eigenschaft  der  Verbindung  aus 
Zinn  und  Zink,  dafs  sie  sehr  leicht  körnig  wird, 
nad  Blech,  auf  diese  Art  verzinnt,  erhält,  wenn  an- 
ders clf*r  Zusatz  so  stark  ist,  dafs  er  wirklich  eine 
heUer<;  Farbe  bewirkt,  eine  rauhe  Oberfläche,  und 
verliert  ebenfalls  sehr  schnell  den  Glanz :  wovon  die 
Ursache  in  der  schnellen  Oxydation  des  Zinkes  liegt« 

Da  übrigens  jetzt  durch  die  Einführung  des 
moir^  metalUque  die  Nothwendigkeit  eines  dem  eng-« 
lischen  gleichen  Bleches  erst  recht  fühlbar  geworden 
ist,  so  steht  zu  hoffen,  dafs  unsere  Fabriken  auch 
bald  diesem  Mangel  abhelfen  werden.  An  Material* 
dazu  fehlt  es  keineswegs.  Gewalztes  Eisenblech  wird 
im  Inlande  von  ganz  vorzüglicher  Güte  verfertigt,  und 
dafs  mit  böhmischem  Zinne  sehi*  schön  verzinnt  werden 
kann ,  beweisen  die  eisernen  Löffel  aus  mehreren  böh^ 
mischen  Fabriken,  welche  im  aufseren  Ansehen  dem 
englischen  Weifsbleche  ganz  un4  gar  nichts  nach« 
geben. 


mm 


I 

/ 


) 


198 


XIII. 

über  die  Wechselwirkung  der  Ackerbau- 
und  Manufaktur  -  Industrie« 


Vom 
Herausgeber« 


i^  icht  immer  sifid  Wahrheiten ,  die  auf  ganz  nä^ 
türlichen  und  für  sich  einleuchtenden  Gründen  be- 
ruhen^ und  daher  auch  schon  lange  erkannt  sind^  auch 
in  ihren  einzelnen  praktischen  Beziehungen  dergestalt 
ins  Leben  verbreitet^  dafs  eine  allgemeinere  Oberzeu« 
gung  ihre  wohlthätigen  Wirkungen  sichert.  Vorur- 
theile ,  mifsverstandene  Privatrücksichten  trüben  sehr 
oft  die  Ansichten  des  Gegenstandes.  In  Zeiten  end- 
lich, in  denen  Parieispaltungen  in  der  Meinung  sich 
ergeben,  zieht  man  oft  alles,  auch  das  Heterogene, 
in  diesen  Strudel  der  Leidenschaft,  und.beurtheilt  oft 
Gegenstände  der  Industrie  und  des  Handeis  aus  An- 
sichten ,  welche  ihrer  Natur  fremd  sind. 

Man  hört  noch  immer  von  Zeit  zu  Zeit  die  Aus- 
aerung:  >  dieses  Land  ist  ein  ackerbautreibender  Staat ; 
es  bedarf  keiner  Manufakturen.  Der  Ackerbau  ist  die 
Quelle  des  Nationalvermögens ,  in  welcher  alle  Kraft 
des  Staates  fest  und  unwandelbar  Hegt.  Die  Hände, 
welche  sich  mit  Gewerben  beschäftigen,  können  dem 
Ackerbau  zugewendet  werden,  und  die  "dadurch  er- 
höhte Produktion  kann  dazu  dienen,  die  nöthigen  Manu- 
fakturerzeugnisse aus  fremden  Ländern  zU  beziehen, 
IfS'clche  die  Natur  weniger  mit  einem  fruchtbaren  Bo-< 


«99 

den  gesegnet^  und  mehr  auf  die  Rolle  eUies  fabriziren- 
den  Staates  hingewiesen  hat.<  Von  Zeit  zu  Zett^ 
inrenn  irgend  ein  Koniinentalstaat  das  durch  die  rück- 
wirkenden Verhältnisse  ihm  aufgedrungene  Prohibi- 
tivsystem erweitert  und  verschärft ^  hört  man  in  eng- 
ländischen  Zeitungen  ihm  zurufen-:  >> Warum  verkennt 
ihr  euer  Interesse?  Die  Natur  hat  euch  den  Ackerbau 
zugewiesen  9  indem  sie  euch  mit  einem  fruchtbaren 
*  Boden  gesegnet  hat;  und  nun  wollt  ihr  ein  mantifak- 
lurirendes  Land  werden,  und  mit  Verspliiierung  an 
Arbeit  und  Kapital  V^aaren  erzeugen;  die  wir  euch 
wohlfeiler  und  besser  liefern  können!«  Hierbei  ist,  im 
Vorbeigehen  gesagt,  vergessen,  dafs  ein  Land  darum, 
wenn  es  für  seine  Bedürfnisse  VVaaren  verfertigt,  noch 
kein  manufakturirendes Land  wird,  und  dafs  England, 
vermöge  seiner  Kornbill ,  eben  sowohl  ein  ackerbau- 
treibendes als  manufakturirendes  Land  ist. 

Weniger  aus  allgemeinen  und  abstrakten  Grün* 
den,  als  durch  Vereinzelung  des  Gegenstandes  wol- 
len wir  im  Nachstehenden  die  Natur  der  Wechselwir- 
kung der.  Ackerbau  -  und  Gewerbs- Industrie  ^),  und 
deren  Resultate  in  der  Anwendung  untersuchen,  in- 
dem wir  uns  auf  die  gedrängte  Ausführung*  beschränk» 
ken  y  welche  der  Baum  dieses  Aufsatzes  gestattet. 

Betrachtet  man  den  Staat  sowohl  rücksiohtlich 
seiner  inneren  BescIiafTenheit,  als  in  seiner  Wechsel- 
wirkung mit  andern  Staaten,  nähmlich  rücksichtlich 
des  Reiehthums,  der  geistigen  und  der  physischen 
Machtundaller  jener  Vorzüge,  welche  die  wahre  Rang- 
ordnung der  Staaten  bestimmen;  so  zeigt  sich,  dafs 
diese  Macht  nur  allein  in  der  Quantität  und  Qualität  der 
Bevölkerung  gegrijüidet  sey.    Wir  sehen  folgendes : 


*)  unter  der  Manufalctur-  oder  Gewerbaindiistrtc  wird  hier 
auch  cler  Handel  begriPTen ,  welcher  durch  diese  be  erzeugt 
wird. 


i)  Von  zwei  Staaten  von  gleichem  Flacheninhalt 
xxnä  gleicher  Bevölkerung  ist  derjenige  reicher  und 
nächtiger ,  dessen  Volk  'moralisch  und  intellektuell 
gebildeter  Ut, 

a)  Bei  gleicher  Art  u^d  Gröfse  der  Bevölkerung 
ist  jener  Staat  mächtiger^  *  welcher  die  Bevölkerung 
auf  einem  kleineren  Flächenraume  unterhält. 

3)  Bei  gleichem  Fläch:enraum  und  gleicher  Be- 
völkerung ist  derjenige  Staat  reicher  und  durch  in- 
nere Ordnung  glücklicher,  in  welchem  das  Volk  durch 
Arbeit  am  sichersten  und  behaglichsteii  sein  Lehen 
^u  erhalten  im  Stande  ist« 

Unter  gleichen  Verhältnissen  ist  also  die  relative 
Gröfse  der  natürlichen  Bevölkerung  eines  Landes  ein 
Mafsstab  seines  V^ohlstandes.  Diese  Bevölkerung 
richtet  sich  nach  der  Menge  der  vorhandenen  Er- 
werbmittel ^^  und  nach  der  Leichtigkeit,  noch  uner- 
schöpfte  Erwerbmittel  zu  benutzeir  oder  aufzufinden. 
Die  Zunahme  der  Bevölkerung  eipes  Landes  ist  da- 
her ein  Zeichen  d^r  Zunahme  seines  Wohlstandes, 
im  Allgemeinen  upd  im  Einzelnen,  und  umgekehrt 
deutet  die  natürliche  Abnahme  der  Bevölkerung  auf 
Verminderung  dieses  Wohlstandes,  weil  diese  Ab- 
nahme nur  durch  die. erhöhte  Schwietigkeit,  mit  na- 
türlicher Anstrengung  seinen  Unterhalt  yu  finden^ 
hervorgebracht  werden  kann« 

Es  wird  im  Verlaufe  dieses .  Aufsatzes  deutlich 
werden ,  dafs  die  Gröfse  der  Bevölkerung  ein  noth- 
yrendigcs  Element  aller  höheren  fi^uli(ur  des  Bodens, 
der  Sitten  und  der  Künste  sey,  -  ' 

Die  gröfstmöglichste  Bevölkerung  für  einen  be- 
itimmten  Flächenrauni ,  verbunden  mit  der  gröfsten 
^el^aghchkeit  und  Sicherheit  jedes  Einaifslnen  in  sei- 


SOI 

Dem  Zustande^  bezeichnet  daher  die  höchste  relative 
innere  und  öufsere  Macht  eines  Staates. 

Wir  wollen  nan  untersuchen^  ob  ein  ähnlicher 
Zustand  herbeigeführt  werden  köpne : 

durcli  don  Ackerbau  allein  oder  hauptsachlich; 
oder  durch  Gewerbindustrie ;  oder  durch  beide 
in  ihrer  natürlichen  Wechselwirkung ; 

wobei  sich  uns  die  Natur  dieser  Wechselwirkung  und 
deren  Resultate  von  selbst  eröflhen  werden. 


• 
Wir  wollen  zuerst  ein  solches  Land  betrachten, 
wie  naan  es  sich  unter  einem  rein  ackerbautreibenden 
Staate  denkt,  in  welchem  sich  die  gesammte  Bevöl- 
kerung, selbst  diejenige,  welche  nebenher  einige 
Gewerbe  beti'eibt,  mit  dem  Ackerbau  beschäftigt. 

Wir  denken  uns  die  urbare  Fläche  dieses  Lan- 
des in  kleine  Güter  vertheilt,  deren  jedes  so  grofs  ist, 
dais  ein  Paar  Ackerpferde  volle  !E|eschäftigung  auf  dem- 
selben finden.  Ein  solches  Gut  wird  sonach  beiläu,- 
fig  i5o  Metzen  Ackerland  und  :ao  Motzen  Wiesen 
enthalten. 

Dieses  Grundstück ,  sorgfältig  bei  Dreifelder, 
wirthschaft  mit  Bebauung  der  halben  Brache  behau-» 
^delt^  gibt  folgendes  rohe  Erträgnifs. 

35  Metzen  Gerstenfeld  liefern  2l  4^o  Pfund  —  io5 

Zentner  Gerste. 
aS  Metzen  Haferfeld  liefern  ^  5oo  Pfund  -«-  ia5 

Zentner  Hafer. 
aS  Metzen  Kornfeld  liefern  ä  56o  Pfund  — i68 

Zentner  Korn. 
^5  Metzen  Weizenfeld  liefern  ^  54o  Pfund-«-  iq% 

.  Zentner  Weizen^ 


^  30  Merzen  Wiesen  k  12  Zentner  Heu  — ^  ^40 

Zentner  Wiesenheu. 
18  Metzln  Brachfeld  mit  Klee  —  2^0  Zentner 

Kleeheu;  mit 
Erbsen,  Wicken  etc.   —   72  Zentner  Wicken- 

und  Erbsenheu. 
7  Hetzen  Brachfeld  zu  Kohl|  Kartoffeln  etc.  —  34o 

Zentner  Kartoffeln. 

Die  Wirthschaft  kann  zwölf  Stück  Rindvieh  er- 
fragen, -worunter  zehn  Kühe.  Diese  zehn  Kühe  liefern : 
goo.Mafs  Milch  (zum  Verzehren), 
760  Pfund  Butter, 

1 4oo       »       Käse,  nebst  Buttermilch  und  Molken. 
^      10  Stück  Kälber  von  vier  Wochen. 

2wölf  Stück  Rindvieh  verzehren  jährlich : 
.    4^0  Zentner  Klee  r  und  Wiesen  - ,  Wicken  -  und 
Erbsenheu  (das  grüne  Futter  auf  trockenes 
reduzirt) , 
^4o  Zentner  Kartoffeln, 

sammt  dem  Futterstroh ,  Streustroh ,  Kohl- 
blättern und  anderem  Abfall. 

Ein  Paar  Ackerpferde  verzehren: 
50  Zentner  Heu,      ^ 
65         9        Hafer» 

Das  genannte  Gut  erfordert  zu  seiner  Bcwirth* 
schaftung  zwei  Familien;  nähmUch:  die  Familie  des 
Eigenthümers  zu  sechs  Personen,  mit  einem  Knechte 
und  zwei  Mägden;  dann  eine  Taglöhnerfamilie  zu 
sechs  Personen;  zusammen  fünfzehn  Personen  mit 
Einschlufs  der  Kinder. 

Diese  beiden  Familien  verzehren,  wohlgenährt, 
jährlich : 


»0? 

» 

ao  Zentner  Gerste, 
^5         »         WeizcÄ, 
5o         »         Roggen, 
4o         »         Kartoffeln, 

lo         9         Fleisch  (an  zwei  aufgezogenen  KäU 
l)cni  und  an  Borstenvieh), 
poo  Mais  Milch, 
ja  Zentner  Butter, 
3         »         Käse. 

Aufser  dem  abfallenden  Kohly  Erbsen,  ferner 
Hühnern  und  Gänsen,  welche  theils  nebenbei  und 
mit  Anwendung  der  verschiedenen  Getreideabfälle,  so 
wie  das  erforderliche  Borstenvieh,  erzogen  werden; 
theils  mit  Verwendung  von  i5  Zentner  Gerste. 

Nach  Abzug  der  zur  Aussaat  erforderlichen  Ge- 
jlreidearten  bleibt  sonach  ein  Ol>erschufs  an  verzehr-'^ 
baren  Produkten  von 

55  Zentner  Gerste, 
48         »         Hafer, 
.  98 .       »         Roggen, 
6i         »         Weizen, 
8  SiücL  Kälber  \  vier  Wochen, 
55o  Pfund  Butter, 
iioo       V      Käse« 

Diese  Nahrungsmittel ,  öder  deren  Äquivalent, , 
reichen  hin,  um  noch  zweiihahl  so  viele  Menschen, 
als  zur  Bestellung  jenes  Gutes  erforderlich  waren, 
folglich  noch  vier  Familien  zu  ernähren :  obgleich 
dieser  Ertrag  des  Grund  und  Bodens,  der  hier  ange- 
nommen worden,  noch  von  dem  höchsten  Ertrage' 
entfernt  ist,  welchen  die  sorgfältigste  Kultur  hervor- 
bringen kann.  In  diesem  Überschusse  steckt  die  Bö- 
denrente des  Eigenthümers,  und  ein  anderer  Theil 
desselben  dient  zur  Entrichtung  des  Steuerhetrags, 


Da  wir  annehmen  ^  dafs  das  ganze  Land  aus  ahn- 
lichen Besitzungen  bestehe^,  alle  Grundeigenthümer 
aich  also  in  ähnlichen  Verhältnissen  befinden ;  so  hat 
jeder  derselben  diesen  Überschufs  y  und  keiner  einen 
bedarf.  Es  gibt  also  nirgends  einen  Markt ;  nirgends 
Käufer  und  Verkäufer. 

Unter  diesen  Umständen  ist  es  nicht  möglich, 
dafs  die  Grundbesitzer  eine  Produktion  des  Oberflus- 
ses  fortsetzen  sollten,  der  ihnen  nichts  nutzt,  dage- 
gen Arbeit  und  selbst  haare  Vorauslagen  kostet«  Die 
unmittelbare  Folge  Wird  seyn,  dafs  derjenige  Theil 
der  Felder,  welcher  diesen  Überflufs  hervorbringt 
oder  hervorbringen  würde,  nicht  bebaut  wird,  son- 
dern in  Heiden  und  Waldungen  liefen  bleibt.  Die- 
ser Theil  des  urbaren  Landes ,  welcner  auf  diese  Art 
zur  Wüste  wird ,  beträgt  nach  der  vorigen  Rechnung 
twei  Drittheile  des  Ganzen. 

In  diesem  Zustande  verliert  der  Grundeigenthü- 
mer auch  seine  Bodenrente :  denn  da  er'keineti  Über- 
schufs verkauft,  so  könnte  er  dieselbe  nur  dadurch  ge- 
niefsen,  dafs  er  von  seinen  Produkten  mehr  verzehrte, 
als  er  nöthig  hat.  Da  er  jedoch  eben  dadurch  bald 
in  die  Lage  kommen  wird,  einzusehen,  dafs  zu  sei- 
ner Erhaltung  seine  eigene  Arbeit ^und  die  seiner  Fa- 
milie unnöthig  wird,  indem  bei  dem  Überflusse  an 
urbarem  Boden  eine  zweite  Taglöhnerfamilie  densel- 
ben Überschuß  an  Produkten  erzeugen  kann ;  so  wird 
er  bald  diese  zweite  Familie  in  seine  Besitzung  auf- 
nehmen ,  und  da  diese  beiden  Familien  eben  so  wie 
vorher  das  Gut  bestellen  können,  so  wird  die  Boden-, 
rente  des  Grundeigenthümers  nun  in  seinem  ganzen 
Nahrungsbetrage  bestehen,  ohne  dafs  er  selbst  mi% 
seiner  Familie  an  dem  Felde  zu  arbeiten  braucht. 

Das  Gut  ernährt  also  in  diesem  Falle  drei  Famt- 
liqtt|  un4  der  bestellte  Flächenraum  betragt  etwa  die 


jo5 

Hälfte  des  urbaren  Bodens.  Rechnen  wir  sechs  Peiw 
sonen  auf  die  Familie^  und  auf  die  Quadratmeile 
hundert  solche  Güter  ^  Wie  dasjenige ,  ^reiches  i/vir 
hier  zum  Mafse  genommen  haben  ^  wobei  beinahe  die 
Hälfte  des  Bodens  auf  Waldungen  und  nicht  urbare 
Strecken  genommen  ist;  so  ergibt  sich  in  diesem  Zu* 
Stande  eine  Bevölkerung  von  1800  Seelen  auf  die 
Quadratmeile  ^  von  welcher  ein  Drittheil  aus  Familien 
der  Grundeigenthümer  und  zwei  Drittheile  aus  Tag« 
löhnerfamilien  bestehen. 

Diese  Bevölkerung  kann  nicht  femer  zunehmea. 
Denn^  wenn  gleich  noch  für  eine  vierte  und  fünfte 
Tagiöhnerfamilie  urbarer  Baum  vorhanden  wäre;  so 
kann,  der  Eigenthümer  des  Bodens  jedoch  kein  In- 
teresse haben  ,  einer  neuen  Familie  die  weitere  Bear- 
beitung des  Bodens  zu  überlassen^  weil  er  davon  gar 
keine  Renten  ziehen  kann,  indem  eine  Abgabe  in 
Ackerbauprodukten  für  ihn  ein  unbrauchbarer  Über- 
Auf«  ist,  und  die  einzige  Rente,  die  für  ihn  einen 
Werth  hatte,  nur  in  der  Ersparung  seiner  eigenea 
Arbeit  bestand.  Da  übrigens  die.  beiden  Taglöhner* 
familien  einen  geringeren  Theil  des  Landes  bebauen, 
als  sie  durch  ihre  ganze  Arbeit  zu  bestellen  im  Stande 
wären;  so  wird  eine  höhere  Steuerabgabe  eben  so 
wenig  den  Eigenthümer  zur  Vermehrung  der  arbeiten- 
den Hände  reitzen ,  weil  die  höhere  Anstrengung  der 
vorhandenen  noch  für  dieses  auswärtige  Bedürfaiifs 
vollkommen  ausreicht. 

Dieses  ist  der  Zustand  eines  rein  ackerbautreibend 
den  Staates.  Wir  sehen  denselben  sowohl  rücksichtlich 
der  stehenden  Gröfte  der  Bevölkerung  als  der  übrigen 
Umstände  in  aUcn  jenen  Ländern  geschichtlich  nach* 
gewiesen,  die  sich  auf  einer  niederen  Stufe  der  Kul- 
tur befanden,   entbleist  ven   dei»  mojralischcn  imd 


ao6 

physischen  Hülfsmitteln^  welche  Reichthum  und  Macht 
der  Staaten  hegründen. 


Rücksichllich  der  Bevölkerung  ändert  sich  die- 
ser Zustand  selbst  dann  nicht  merklich,    wenn  wir 
annehmen,  dafs  der  Überschufs,  welcher  durch  die 
Bebauung  des  ganzen  urbaren  Bodens  erzeugt  wird, 
in  das  Ausland  ausgeführt  und  gegen  andere  Produkte 
umgetauscht  werden    könne.      Dieser'  Fall  ist  zwar 
nur  eine,,  in  dem  gewöhnlichen  Stande  der  Dinge 
selbst  unw<ahrscheinliche  Voraussetzung:    weil  er  in 
seinem  ganzen   Umfange  nur  dann  vorhanden    seya 
könnte ,  wenn  ein  Land  mit  anderen  gut  bevölkerten 
Ländern  umgeben  wäre,   welche  selbst  wenig  oder 
keinen  Ackerbau  trieben ,  welcher  Zustand  in  Europa 
nirgends  vorhanden   ist.     Dennoch  woUen   wir  kurz 
seine  Folgen  betrachten.     In  diesem  Falle  erhält  der 
Eigenthümer  des  Grundes  gegen  seinen  Überschufs 
Produkte  anderer  Art,  die  für  ihn  Werth  haben,  und 
die  «r  für  Bedürfnisse   seiner  Bequemlichkeit  oder 
für  neue  Genüsse  verwendet.     Da  er  hier  seine  Bo- 
denrente in  Gütern  von  Werth  erhält,  und  sein  gan- 
zer Überschufs  durch  den  neuen  Markt  einen  Werth 
gefunden  hat ;  so  ist  es  nun  nicht  mehr  sein  Vortheil, 
seine  eigene  Arbeit  auf  eine  andere  Familie  zu  über- 
tragen: sondern  da  der  Unterhalt  dieser  Familie  nun- 
mehr für  ihn  einen  Werth  hat,    den  er  aufserdem 
nicht  halte;    so  wird  er  mit  seiner  Familie  selbst  ar- 
beiten, um  desto  mehr  Ü)>erschufs  auf  den  Markt  brin- 
gen zu  können.    Eine  Taglöhnerfamilie  wird  nun  also 
beim  Feldhau  erübriget;  dagegen  ist  eine  andere  Fa- 
milie erforderlich,  um  den  Überschufs  auf  den  Markt 
zu  bringen,   und  die  verschiedenen  Arbeiten  zu  ver- 
richten,  welche  der  Handel  mit  diesen  Landespro- 
dukten ,  dessen  Austausch  mit  den  fremden  Gütern, 
nnd  die  Vertheilung  eben  dieser  im  eigenen  Lande 


307 

erfordert.     Eine  'weitere  Bevölkerung    findet    auch 
hier  keine  Arbeit ,  folglich  keine  Ernährung  mehr. 

In  einem  Lande^  in  welchem  der  Überschufs  der 
Ackerbaucrzeufjnisse  in  das  Auisland  abgesetzt  weiden 
kann ,  wird  die  BevölkerunjL;  daher  auch  nicht  merk« 
lieh  höher  steigen  können ,  als  in  dem  vorigen  Falle^ 
wenn  gar  kein  Ubei^schufs  erzeugt  wird.  Nur  zeigen 
sich  in  jenem  Zustande  vor  diesem  schon  bedeutende 
Vorzüge.  Durch  den  fremden  Austausch  sind  mehr 
Geuufsmiuel^  folglich  höhere  Kultur  vorhanden^  mit 
deren  Folgen.  Die  Bevölke^ng  besteht  nicht  mehr, 
wie  hier^  aus  einem  Drittel  Grundeigenthümer  *  und 
zwei  Drittel  Taglöhnerfamilien.  Sie  besteht  nunmehr 
aus  einer  Familie  des  Gnmdeigenthümers,  einer  von 
demselben  abhängigen  Taglöhnerfamilie ,  und  einer 
von  demselben  unabhängigen  Familie^  welche  den 
Handel  treibt.  Es  hat  sich  hier  also  schon  ein  drit- 
ter  Stand  gebildet.  Dieser  Zustand  ist  aus  dem  rei- 
nen Agrikultursystem  bereits  herausgetreten.  Das 
Land  ist  um  so  viel  reicher  j^eworden,  als  das 
ganze  Objekt  des  neu  hinzugekommenen  Handels  be* 
trägt ;  aber  seine  Bevölkerung  ist  immer  erst  noch  kaum 
die  Hälfte  derjenigen^  welche  der  Boden  des  Landes 
verlangt  und  ertragen  könnte. 

Der  Reinertrags  welcben  die  Ausfuhr  der  acker« 
bdutreibenden  Bevölkerung  gewährt  ^  ist  übrigens 
nichts  weniger  als  gesichert ,  da  er  von  ^em  auswär- 
tigen Bedarf  abhängt^  welcher  selbst  um  so  mehr  un-* 
aufbörlichen  Schwankungen  ausgesetzt  ist^  als  kein 
bedeutendes  Land  ohne  Ackerbau  besteht ,  und 
die  Konkurrenz  mit  Ackerbauerzeugnissen  daber  un,ter 
allen  die  ausgebreitetste  ist.  Jede  Stockung  in  dieser 
Ausfuhr  stört  und  vermindert  nun  nicht  nur  den  bis- 
herigen Reinertrags  sondern  bringt  auch  die  Subsi^ 
stenz  desjenigen  Theiles  derBevölkerung^  welcher  sich 
mit  diesem  auswärtigen  Handel  befafste;  ins  Gedränge. 


aoft 

Ein  ackerbautreibendes  Land^  dessen  Reinertrag  auf 
die  Ausfuhr  seiner  Erzeugnisse  gegründet  wäre ,  wäre 
in  der  Tbat  von  dem  Auslande  in  den  versclnedcnen 
Beziehungen  seines  Wohlstandes  abhängig.  Der  aus- 
wärtige Handel  darf  überhaupt  nie  die  Grundlage  des 
Reichthum^  eines  Land  es  bilden^  welches  seine  Selbst- 
ständigkeit und  seinen  Wohlstand  auf  die  Dauer  be« 
wahren  wilL 

Nehmen  wir  dagegen  an «   dafs  der  ganze  oder 
bei  weitem  gröfste  Theil  des  Überschusses  ^  welcher 
in  dem  früheren  Beispiele  ausgewiesen  worden  ist, 
im  Lande  selbst  verzehrt  werden  könnte,  dafs  nahm- 
lieh  aufser  den  beiden  Familien ,  welche  sich  mit  dem 
Ackerbau  beschäftigen,    noch  drei  andere  vorhanden 
wären,  welche  sich  theils  mit  dem  Handel  dieser  Er- 
zeugnisse, theils.mit  andern  Erwerbsarten  abgeben, 
und  so  viel  verdienen,    um  jenen  Überschufs  kaufen 
zu  können;   so  wird  die  Bevölkerung  dieses  Landes 
auf  36oo  Seelen  für  die  Quadratmeile  steigen.     Diese 
Bevölkerung  wird  noch  nicht  die  gröfste  seyn;  sondern 
sie  wird  noch  in  dem  Verhältnisse  wachsen  können^ 
als  der  Agrikulturertrag  durch  gröfsere  Anstrengung 
sich  erhöht,  wie  wir  in  derFolge  sehen  werden.  Auch 
in  diesem  Falle  besteht  die  Bevölkerung  immer  aus 
drei  Klassen:  aus  dem  Grundeigenthümer ,  aus  dem 
Taglöhner   uud  aus  dem  Handel«  und  Gewerbetrei- 
benden.    Der  erstere,  welcher  (ur  seine  Arbeit  den 
gröfsten  Überschufs  hat,  bei  einiger  Ausdehnung  sei- 
ne;r  Besitzung  ohne  Feldarbeit  von  seiner  Bodenrente 
(eben  kann,  und  welcher  ^faien  andiem  Theil  der  Be- 
völkerung durch  die  Arbeit  ernährt,  welche  er  ihr  auf 
seinem  Boden  überläfst,  bildet  eine  natürliche  Aristo- 
kratie des   Grund  und  Bodens,   und  zwischen  ihm 
und  dem  Taglöhner  oder  dem  Eigenthümer  so  kleiner 
Gründe ,N  deren  Ertrag  ihm  keine,  oder  eine  nur  ver- 
•  hältnifsmäfsig  geringe  Bodenrente  meikv  gewährt,  steht 
als  Zwischenstand  der  Handel-  tmd  Gewerbtreibend^ 


aD9 

« 

iron  welchem  ein  anderer  Theil  der  Taglöhnerf^milien 
abhängig  ist.  Auf  diese  Art  entwickelt  sich  natürlich 
und  nothwendig  in  dem  Mafse,  als  der  rohe  Agrikui-^ 
tarstand  aus  der  ersten  Barbarei  einer  moralischen 
Gleichheit  durch  das  Aufblühen  der  Handels  -'  und 
der  Gewerbs  -  Industrie  hervortritt ,  die  höhere  Kul-^ 
tur  mit  der  Verschiedenheit  der  Stände^  der  Lebens- 
weisen, der  Interessen  und  der  Arbeit.  Die  ungehio- 
derte  Gegen-  und  Zusammenwirkung  dieser  Elemente 
befordert  unaufhörlich  die  Produktion  und  den  Wohl- 
•tand  des  Ganzen  und  der  Einzelnen. 


Wir  sind  nun  auf  dem  Punkte ,  zeigen  zu  kön- 
nen^ auf  welche  Art  die  höchste  Bevölkerung  eines 
Landes  mit  dem  besten  Zustande  Aller  sich  zu  bilden 

vermöge. 

# 

Das  Wachslhum  der  Bevölkerung  bis  dahin  ^  wo 
die  Produktionsfähigkeit  des  Bodens  ihr  die  Gränze 
setzt  ^  ist^  wie  sich  schon  aus  dem  Bisherigeja  ergibt, 
auf  zwei  Arten  möglich :  entweder  durch  eine  grofse 
Zerstückelung,  des  Grundbesitzes,  oder  durch  die  Bil- 
dung einer  angemessenen  Bevölkerung,  welche  an- 
dere Gewerbe  betreibt  als  den  Ackerbau. 

Wir  wollen  in  Rücksicht  auf  den  ersten  Fall  das 
Stück  Land  betrachten,  welches  uns  bisher  zum  !ßei- 
spiel  gedient  hat.  Wenn  dasselbe  unter  so  viele  Fa- 
milien vertheilt  wäre,  dafs  jede  derselben  bei  ange- 
strengter Bearbeitung  des  Bodens  im  Stande  wäre, 
ihren  Unterhalt  von  dem  Stücke  zu  gewinnen,  wel- 
ches sie  besitzt ;  so  wird  ein  solches  Stück  zu  klein, 
um  einem  Ackerpferde  darauf  Arbeit  zu  verschaffen, 
und  es  sonach  ernähren  zu  können;  es  ist  daher  keine 
Bearbeitung  mit  dem  Pfluge  und  anderen  Ackerma- 
schjnen  möglich;  sondern  die  Bestellung  mnfs  mi^t 
Hacke  imd  dchaufel  geschehen,  d.h.  es  niufs  die  ei-^ 


aii>. 


g entliehe  Gartenkultar  eintreten.  In  diesem  Falle 
it  daher  weder  Wiesen-  noch  Brachland^  noch  Hafer- 
feld vorhanden.  Man  erbaut  solche  Gewächse,  wel- 
che mit  Rücksicht  der  Zeit  ihrer  Reife  als  Nahrungs- 
mittel den  meisten  Ertrag  gewähren«  Sowohl  in  die- 
ser Hinsicht,  als  rücksichthch  der  sorgfältigeren  Be- 
arbeitung des  Bodens  kann  man  sonach  annehmen^ 
dafs  das  rohe  ErLrägmis  in  seiner  Eigenschaft  als  Nah- 
rungsmittel sich  bei  gleicher  Fläche  wenigstens  um 
ein  Drittel  über  dasjenige  erhöhe,  was  früher  ange- 
Hommeii  worden  ist.  Hierzu  kommt  noch  ein  Drit- 
liteil  aus  der  Vermehrung  der  stets  bebauten  Boden- 
flache  3  so  dafs  al^o  in  diesem  Falle  das  Erträgnifs  um 
jKwei  Drittheile  gröfter  wird.  Sonach  können  sich  auf 
der  Oberfläche  von  i7oMetzen*mögUcher  Weise  zehn 
T'amilien,  jede  mit  eiiicm  Grundbesitze  von  17  Met- 
zen  Feldes  ernähi*en ;  oder  die  Quadratmeile  kann  auf 
diese  Weise  eine  Bevölkerung  von  6000  Seelen  ent- 
halten *). ' 

Durch  die  Zerstückelung  des  Grundbesitzes  ins 
Unendliche  ist  also  auch  nach  dem  reinen  Agrikultur^ 
zustande  jede  Stufe  von  Bevölkerungsgröfse  eireich- 
har;  aber  ein  solches  System  führt  so  viele  Nachtheile 
mit  sich ,  dafs  diese  Art  von  Reichthum  eines  Landes 
mehr  ab  ein  Übel,  denn  als  ein  wünschenswerthes 
Gut  angeschen  werden  mufs.  Ist  bei  dieser  Zerthei- 
lung  des  Gmnd  und  Bodens  jede  Familie  oder  ein 
Theil  derselben  im  Besitze  so  viel  Landes,  dafs  des- 
sen Kultur  ihr  noch  einigen  Überschufs  verschafit;  so 
tritt  derjenige  Fall  ein ,  der  oben  schon  erörtert  wor- 

*)  In  südlicberen  Ländern,  wo  die  Reife  der  Nahruitj^smitrel 
scbaellcr  ist,  ö<!er  swei  Ernten  möglich  sind,  Itann  diese 
Bevollterun^  noch  grober  vrerden.  In  einigen  Gegenden 
des  chincjiischen  Mesopotamiens  rechnet  man  10  bis  itooo 
Menschen  auf  die  <^uadratmeilc.  Auch  jene  Lfinder  können 
eine  verbäUnifsmäfsig  gröfsere  BevölJierung  ertragen,  in  de- 
nen gröfscre  VVald^trecken  durch  einen  hinreichenden  Vor* 
rath  von  Steinkohlen  unnölhig  Mrerden, 


d^n ;  dieser  Übersöhufs  ist  in  der  Regel  gleich^eiiig 
iil>erall  derselbe^  folglicfai  kein  Marktgat.  Der  geringe 
Werth  des  Überscliusses  beiordert  also  die  Aufnah- 
me neuer  Familien  in  den  Grundbesitz,  woduicU 
diese  Zerstückelung  des  Grundes  in  dem  rein  acker- 
bautreibenden Staate,  wenn  sie  einmahl  begonnea^ 
bat ,  auch  immer  fortgesetzt  wird ,  und  bald  ihr  Maxi- 
mum erreicht.  • 

Hat  dagegen ,  nachdem  dieser  Zustand  eingetrc^ 
ten,  jede  Familie,  oder  der  gröfste  Theil  derselben^ 
narso  viel  Land,  dafs  sie  mit  Anstrengung  gerade  so 
viel  baut,  als  sie  verzehrt  und  für  die  Sieuerabgabe 
erfordert  wird;  so  ist  der  Zustand  des  ganzen  Lan- 
des schwierig  und  mühselig ,  wie  der  jedes  Einzel^ 
nen  selbst.  Der  kleine  Grundbesitzer  hat  keine  Bo- 
denrente mehr,  Weil  seine  Arbeit  kaum^ hinreicht,  ihu 
selbst  zu  ernähren :  es  bleibt  ihm  also  auch  kein  vei* 
ner  Ertrag,  kein  Erspai^nifs:  er  ist  eben  defshalb  im- 
mer in  Verlegenheit ,  seine  Steuer  zu  entrichten ,  und 
der  Staat  kann  seinerseits  auf  das  richtige  Eingehen 
derselben  zu  den  vorhandenen  Bedürlhissea  nicht 
Rechnung  machen.  Jede  aufserordentliche  Anstren^ 
gung  ist  unmöglich^  weil  sie  unmittelbar  das  ohnehin 
ohne  Zinsen  liegende  Kapital  des  kleinen  Grundbe-* 
•itzers  angreift,  und  seine  ganze  Zukunft  verwirrt. 

Jede  mifsrathene  Ernte  bringt  in  diesem  Zustande  ^ 
ein  Übelbefmden  des  Volkes  oder  eihe  Hungersnoth 
hervor.  Denn  da  der  kleine  Bauer  kehic  Ersparnisse 
hatte,  so  bleibt  ihm  auch  nichts  für  die  Zeit  der 
Noth.  Geld  hat  er  nicht ,  weil  kein  Markt  von  Le-* 
bensmitteln  vorhanden  ist ,  da  jede  Familie  in  der 
Regel  ihr  eigenes  produzirt«  In  Jahren  des  Überflus^ 
les  verzehrt  er  also  diesen  selbst,  da  er  ihn  nicht  vcr-« 
kaufen  kann«  In  dieser  Ebbe  und  Fluih  von  Mangel 
nnd  Überflufs  kann  die  Regierung  dann  nichts  Besser 
jres  thun«  als  bei  guten  Ernten  einen  Theil  de^  PtcH* 

j4* 


duktes  aufzuspeichern^  und  diesen  dann  in  Zeiten  der 
Noth  umsonst  oder  gegen  allmähliche  flückzahlung  zu. 
vertheilen.  Es  dürfte  wohl  hier  der  einzige  Fall  ein- 
treten, wo  diese  Aufspeicherungs  -  Mafsregel  ohne 
Nachtheil,  ja  selbst  zweckmäfsig  ist,  weil  in  dem  Zu- 
staüde,  welchen  wir  hier  vor  Augen  haben,  ohnehin 
keine  Verkaufskonkurrenz  Statt  findet ,  welche  durch 
die  Magazinirung  abgehalten  oder  vernichtet  werden 
könnte. 

Einige  südlicheren  Provinzen  des  chinesischen 
Reichs  liefern  uns  Erfalu*ungsbelege  zu  dem  Gesag- 
ten. Dort  in  einem  aufs  höchste  getriebenen  Agri- 
«kultursjstem  diese  Vereinzelung  des  Grundbesitzes  mit 
der  anpassenden  Bevöjkerung,  diese  Fluctuation  von 
Nolh,  diese  Sorgen  der  Regierung,  diese  Mühselig- 
keiten des  Volks  auf  dem  kuliivirtesten  Boden  der 
Weltl 

Gewöhnlich  schiebt  man  die  Schuld  ähnlicher 
Mühseligkeit  auf  die  Gröfsc  der  Bevölkerung ,  und 
glaubt  einen  ähnlichen  Zustand  mit  jenem  der  Über- 
i^ölkerung  bezeichnen  oder  erklären  zu  können.  Al- 
lein mit  dieser  Benennung  läi'st  sich  kein  bestimmter 
Begriff  verbinden :  eine  Übervölkerung  könnte  nm*  di 
vorbanden  seyn,  wo  irgendwo  mehr  Volk  lebt,  ah 
der  Boden  ernähren  kann.  Dafs  dieser  Zustand  je- 
doch nicht  acht  Tage  dauern  könne,  und  bald  das 
natürliche  Gleichgewicht  sich  herstellen  müsse ,  leuch- 
tet von  selbst  in  die  Augen;  im  Gegentheile  kommt 
die  Bevölkerung,  wie  schon  früher  erwälmt  worden, 
immer  in  einen  Stillstand,  wenn  die  Unterhaltungs- 
mittel  einen  gewissen  Gra4  von  Schwierigkeit  errei- 
chen. Nicht  die  Gröfse  der  Bevölkerung  ist  es ,  wel- 
ciie  hier  das  Übel  begründet,  sondern  die  Gleich- 
förmigkeit  ihrer  Arbeit  und  Produktion.  Könnte 
jede  der  tausend  Familien,  welche  in  unserem  Falle 
die  QuadratmeiU  bewohnen,     einen  kleinen .  Über- 


ii3 

«chufs^  den  sie  in  mittleren  Zeiten  ilireni Felde  abge- 
winnt^ preiswiirdig  verkanfen ;  so  würden  sdch  Märkte 
bilden^  auf  denen  sie  in  Zeiten  d^r  Noth  ihren  Be- 
darf befriedigen  könnten.    Setzen  wir  auf  diese  Qua- 
dratmeile nur  fünfhundert  Familien^  aber  ganz  unter 
demselben  Zustande  des  reinen  Agrikultur wesens  wie 
vorher  ;  so  finden  wir  auch  bei  dieser  Menschenzahl 
ganz  dieselben  Verhältnisse  wieder^  weil  sie,  aufser 
.  Sunde,  ihren  Überschufs  zu  verwerthen,  immer  auch 
nicht   mehr    erzeuget,    als  sie  braucht,    folglich  in 
Mifsjahren,   ohne  Beihülfe   der  Regierung,    eben  so 
in  Nbih   geräth  ,   wie   die  doppelt  so  grofse  Bevöl- 
kerang. 

Hieraus  ergibt  sich  die  dem  ersten  Anscheine 
nach  auffallende,  durch  die  Erfahrung  bestätigte, 
Bemerkung  ,  dafs  die  Gefahr  der  llungersnoth 
überhaupt  in  jenen  Ländern  am  leichtesten  eintrete, 
denen  ein  mehr  oder  wehiger  reiner  Agrikulturzustand 
zukommt,  oder  in  welchem  der  bei  weitem  gröfsere 
Theil  der  Bevölkerung  nur  aus  Landbauern  besteht ; 
ihr  Grundbesitz  mag  übrigens  gröfser  oder  kleiner  sejn. 
Denn  da  diese  Eigenthümer  nur  dasjenige  bauen, 
was  sie  verzehren ,  oder  unögekehrt,  weil  die  Hervor- 
bringung eines  Überflusses,  für  den  sie  keinen  Markt 
haben,  unnütz  wäre :  so  bleibt  ihnen  wenig  oder  nichts 
vom  Eigenen  in  der  Zeit  der  Noth;  nichts  kömmt 
ihnen  vom  Fremden ;  weil  alle  Anderen  sich  in  demsel* 
ben  Zustande  befinden.  Dieses  ist,  in  der  Vorausset- 
zung des  Systemes,  welches  wir  hier  vor  Augen  ha- 
ben, eben  sowohl  der  Fall,  es  mögen  viele  oder  we- 
nige Menschen  auf  der  Quadratmeile  leben. 

hierin  liegt  der  Grund,  warum  In  alleren  Zeiten, 
bei  einer  bedeutend  geringeren  Bevölkerung  pnd  einem 
fruchtbareren  Boden  die  meisten  europäischen  Län- 
der bei  Mifsjahren  mit  Bedrängnissen  in  der  Subsi- 
stcnz  oder  mit  walirerHungersnoth  heimgesucht  worden 


9X4 

ß\nd,  *—  ein  Wort,  .dessen  Sinn  mdii  heut  zu  Tage 
JuLUxn  noch  mehr  kennt!  Die  Bevölkerung  hat  sich 
Verdoppelt  y  und  ein  Mifsjahr,  seibat  mehrere,  verur« 
machen  Jetzt  hlofs  gröfsere  Theuning^  nicht  Mangel. 
Dieses  Wunder  ist  nicht  die  Folge  des  Kartofieibaues 
oder  der  höheren  Kultur  dps Bodens  (Elemente,  wel- 
che zum  Widerstände  gegen  ähnliche  Ereignisse  za 
f'cringfügig  sind);  sondern  ds  ist  die  Folge  der  seit 
unfzig  Jahren  mächtig  erhöhten  Gewerbsindustrie I 
Piese  hat  eine  neue  Bevölkerung  erzeugt ,  welche 
Geld  verdient  durch  andere  Arbeit,  als  beim  Acker- 
l)au;  welche  ihre  Lebensmittel,  sie  finden  sich  wo 
Bte  wollen,  mit  diesem  Geide  kauft;  welche  daher 
Märkte  geschaffen  hat,  auf  die,  des  Absatzes  ge- 
wifs,  von  Nahe  und  Feme  die  Verkäufer  die  Lebens- 
mittel bringen«  Mifsernten  erzeugen  daher  bei  die- 
ser freien,  sichergestellten  und  vervielfachten  Kon- 
kurrenz der  Verkäufer  jetzt  nur  Theurun^.  Mangel 
^ürde  nur  dann  entstehen  können,  wenn  in  allen  Lan* 
dorn  gleiche  Noth  einträte^'  was  dem  Gange  der  Na^ 

inr  entgegen  ist 

Der  hlofte  Ackerbau  vermag  also  allerdings  un-* 
ler  den  dargestellten  Umständen  eine  Bevölkerung 
hervor  zu  «bringen,  so  grofs  als  die  Kulturfahigkeit 
dos  Bodens  sie  zu  ttagen  fiihig  ist,  —  aber  eine  Be* 
vdlkerungsmasse ,  deren ,  Zusund  man  nicht  ohne  Mit*- 
leiden  betrachten  kann ;  bei  welcher  alle  Genüsse  des 
Lebens  dureh  die  immer  drohende  Noth  verschfun- 

Sen  «ind ;  bei  welcher  die  Arbeit  nie  den  Lohn  flu- 
cti der  ihr  gebührt,  und  bei  weicherauch  die  gröls* 
ten  Anstrengungen  nicht  vor  Mangel  und  Verderben 
sichern.  Eine  solche  Bevölkerung  belästigt  die  Re«- 
gicrung  mit  nnabläfsiger  Sorge  für  die  Erhaltung  der 
Oith*.ang,  und  bietet  ihr  für  oie  Bedürfnisse  des  Staa-r 
tos  wenig  HüUsmittel  dar«  In  diesem  Zustande  einer 
floktuireiiden  Noth  kann  auf  die  höheren  Interessen 


I  m5 

der  Menschlieit  und  der  fortschreitenden  Kultur  we» 
nig  gedacht  werden. 


Ganz  anders,  und  in  einem  viel  erfreulicheren 
Lichte  erscheint  der  Zustand  eines  Landes,  in  wel- 
chem aufser  der  ackerbautreibenden  Bevölkerung 
noch  eine  bedeutende  Bevölkerungsmasse  vorhanden 
ist ,  welche  sich  mit  dem  Ackerbau  nicht  beschäftigt, 
dagegen  dessen  Überschufs  durch  den  Ertrag  der 
Arbeit  kauft,  die  sie  auf  die  Hervorbringung  anderer 
Produkte  verwendet,  d.  h.  wenn  der  ackerbautrei» 
benden  Bevölkerung  eine  gewerbetreibende  Bevölke- 
rung von  bedeutender  Masse  gegenüber  -steht.  Der 
Bedarf  dieser  Familien,  welche  blofs  verzehren ,  ohne 
Nahrungsmittel  zu  produziren,  hat  einen  regelmäfsi- 
gen  Markt  erzeugt,  auf  welchem  der  Produzent  seinen 
sicheren  Absatz  findet.  Eine  Mifsernte  brin<];t  keine 
Hungersnoth  hervor:  denn  dem  Grundbesitzer  bleibt 
auch  bei  schlechter  Ernte  sein  eigener  Bedarf :  der 
Gewerbtreibende  aber  kauft  mit  seinem  Gelde  höch- 
stens um  höhere  Preise  auf  dem  Markte,  auf  welchem, 
wenn  sonst  keine  Hindernisse  vorhanden  sind,  die 
Konkurrenz  der  Verkäufer  in  einem  gewissen  Verhall- 
nisse  mit  dem  Wachsen  der  Preise  zunimmt.  Unter 
diesen  Umständen  ist  daher  die  Sorge  der  Regierung 
liir  die  Bedürfiiisse  der  Bevölkerung  sehr  gemindert, 
indem  sie  sich  nur  hauptsächlich  auf  die  Nichtbeen- 
gung  und  die  Beförderung  der  Privatuntemehmun^ 
gen  erstreckt«  Oflfentliche  Speicher  werden  nun  nicht 
nur  unnöthig,  sondern  unzureichend  und  schädlich, 
weil  sie  die  Unternehmungen  der  Privatkonkurrenz, 
welche  jeden,  auch  den  gröfsten,  Bedarf  zu  decken 
im  Stande  is^  beirren,  indem  sie  den  Verkäufer  von 
einem  Markte  abschrecken  ^  auf  welchem  er  mit  jener 
öffentlichen  Anstalt  nicht  Preis  halten  zu  können  furch-* 
ten  mufs. 


-  Im  Vorigen  haben  wir  gesehen ,  dafs  der  Acker- 
bau allein  einem  Lande  nur  in  dem  Falle  einer  grofsen 
^p.nheiluiig  des  Grundbesitzes  eine  bedeutende  Be- 
völkerung zu  verschaflTen  vermöge.  Ist  eine  bedeu- 
tende gewerbtreibende  Bevölkerung  vorbanden;  so 
kann  dagegen  ein  gröfserer  Grundbesitz  nicht  nur  ohne 
Nuchtheil  der  Bevölkerung  bestehen.,  sondern  er  be- 
steht selbst  mit  überwiegenden  Vortheilen  vor  dem 
sehr  getheilten  Besitie.  Von  einem  gröfseren  Wirth- 
schaftsgute  bleibt  dem  Eigenthümer  ein  gröfserer  Rein- 
ertrag ,  welcher  mehr  oder  weniger  ganz  für  Produkte 
der  Gewerbe  verwendet  wird.  Bei  einer  gewissen 
Zertheilungsgröfse  des  Grundbesitzes  hört  dagegen, 
wie  wir  oben  gesehen  haben,  der  Reinertrag  beinahe 
ganz  auf;  es  bleibt  demnach  dem  Besitzer  nichts  oder 
wenig  zum  Ankaufe  jener  Gewerbserzeugnisse,  wel- 
che einigermafsen  zur  Veredlung  des  Lebens  gehören. 

Es  ergibt  sich  hieraus  der  merkwürdige  Satz, 
dafs  die  Zersplitterung  des  Grundbesitzes  über  eine* 
Gränze,  der  Gewerbindustrie  oder  dem  Anwachsea 
der  industriellen  Bevölkerung  nachtheilig  sey;  weil 
jene  Zerlheilung  eine  arme  Bevölkerung  erzeugt,  die 
immer  nur  mit  der  Noth  zu  kämpfen  hat,  und  auf 
Veredlung  und  Verschönerung  des  Lebens  nichts  ver- 
wenden kann.  In  einem  Lande,  in  welchöm  die 
Zcrtheilung  des  Grundbesitzes  kein  Hindernifs  flndet, 
wird  daher  das  Anwachsen  einer  bedeutenden  indu- 
striellen Bevölkerung  durch  das  Wachsthum  jener  Be- 
völkerung gehindert  und  unterdrückt,  welche  aus  je- 
ner Gütertheiluug  entsteht.  Denn  in  der  Rcgelist  aer\ 
Ackerbau  unabhängiger,  als  der  Betrieb  irgend  eines 
Gewerbes,  und  wenn  mit  einem  kleinen^Kapital  ein 
Grundbesitz  oder  ein  Gewerbsbetrieb  verschafft  wer- 
den kann  ;  so  wird  in  der  Regel  der  erstere  vorgezo- 
gen. Jeder  Knecht,  der  eine  kleine  Summe  erspart 
hat,  sucht  sich  durch  Ankauf  irgend  eines  kleinen 
Grundes   diese  scheinbar  unabhängige  Lage  lu  ver- 


«17 

schaffen.  In  dem  Mafse  nun  ^  als  diese  durch  kleine- 
ren Gnmdbesitz  gegebene  Bevölkerung  fortschreitet^ 
mufs  die  industrielle  Bevölkerung  zurückbleiben,  und 
das  Land  nähert  sich  jenem  Zustande^  welchen  wir 
oben  beschrieben  haben.  Diejenigea  also^  welche 
möglichste  Theilung  des  Grundbesitzes  und  die  Be- 
förderung der  Nationalindustrie  zugleich  woUen^  ver- 
wickeln sich  in  einen  Widerspruch« 

• 
Je  wohlhabender  der  Bauer  ist ,   je  gröfser  sein 

Überschufs  ;  desto  mehr  hebt  sich  dieNationalindustrie 
und  die  ihr  zukommende  Bevölkerung.  Je  mehr  man 
übrig  hat,  desto  mehr  glaubt  man  zu  bedürfen;  desto 
mehr  verwendet  man  auf  Forderungen  der  Bequem- 
lichkeit und  des  Anstaudes.  Der  Gewerbsmann  lebt 
aber  nur  von  demjenigen,  was  er  von  dem  Landmanne 
kauft :  dieser  kann  von  dem  Gewerbsmanne  wieder 
nur  so  viel  kaufen,  als  er  selbst  verkauft  bat.  Der 
Stand  des  Ackerbaues  und  der  Stand  der  Gewerbsin- 
dustrie bestimmen  daher  wechselseitig  einander. 

Die  höhere  Gewerbsindustrie  eines  Landes  (ab- 
gesehen von  dem  auswärtigen  Handel)  ist  daher  auf 
den  höheren  Wohlstand  derjenigen  gebaut,  welche 
sich  unmittelbar  mit  dem  Ackerbau  beschäftigen.  Die- 
ser Wohlstand  wird  durch  die  Gröfse  des  Beinertrags 
gebildet.  Ohne  Gewerbsindustrie  ist  im  Gegentheil 
auch  dieser  Wohlstand  des  Ackerbautreibenden  nicht 
möglich ;  weil  sie  allein  den  Reinertrag  des  Ackerbaues 
möglich  macht,  indem,  wie  wir  friiher  gesehen  ha- 
ben ,  ohne  dieselbe  auch  die  gröfste  Ackerfläche  dem 
Eigenthümer  unnütz  wird,  da  er  auf  derselben  kei- 
nen Überfluis  hervorbringen  kann,  weil  kein  Markt 
für  denselben  vorhanden  ist. 

Wir  haben  in  dem  bisher  angeführten  Beispiele 
gesehen,  dafs  eine  Ackerfläche  bei  mittlerer  Kultur 
wenigstens   doppelt  so  viel  Produkte  liefert^  als  für 


ai8 

die  Ernährung  derjenigen  hinreicht^  die  sich  mit  der 
Bestellung  derselben  beschäftigen.  Die  Hälfte  dieser 
Fläche  bleibt  aber  so  lange  unbebaut,  bis  der  Eigen- 
thümerdes  Verkaufes  des  Überschusses  nicht  versichert 
ist.  Sobald  die  Gewerbsiiydustrie  neue  Bedürfnisse 
einführt,  die  der  EigeAthümer  befriedigen  will,  wäh- 
rend die  Ackererzeugnisse  einen  neuen  Markt  finden; 
so  sucht  er  seinen  Rohertrag  zu  vergröfsern ,  und  be- 
haut endlich  seine  ganze  Fläche;  während  welcher 
Zeit  sich  sein  Rfsinertrag  immer  vermehrt.  Die  Ein- 
nahme verwendet  er  zum  Ankauf  der  Industrieerzeug- 
nisse. Mit  dem  Anwachsen  der  industriellen  Bevöl« 
kerung  vermehren  sich  die  Preise  der  Erzeugnisse 
des  Ackerbaues :  diese  spornen  den  Landmann  zu  neuer 
Thätigkeit ;  er  sucht  auf  der  vorhandenen  Flache  den- 
möglichsten  Ertrag  zu  gewinnen,  nachdem  ihm  kein 
unbebauter  Boden  mehr  übrig  ist.  Mit  dieser  erhöh- 
ten Kultur  seines  Bodens  und  dem  Wachsthume  sei- 
nes Wohlstandes  vermehrt  sich  auch  seine  Verzeh- 
rung industrieller  Erzeugnisse.  Diese  verstärkte  Kon- 
sumtion begünstigt  wieder  das  Wachsthum  der  indn- 
striellen  Bevölkerung,  und  diese  vermehrt  wieder  die 
Produktion  der  Ackererzeugnisse  und  deren  Preis. 

Dieses  bestätiget  sich  in  allen  Ländern ;  dort,  wo 
die  Gewerbsindustrie  im  höchsten  Flor  ist,  ist  es  auch 
der  Ackerbau:  wo  erstere  darnieder  liegt,  fehlt  es 
auch  dem  letzteren  an  Aufschwung. 

In  dem  Mafse,  als  das  Land' höher  kulti vir t  wird, 
um  die  Bedürfnisse  der  gewer^treibenden  Bevölke- 
rung zu  befriedigen ,  braucht  es  auch  mehr  Hände 
als  vorher.  Mit  dem  Wachsthum  der  industriellen 
Bevölkerung  vermehrt  sich  also  auch  jene  Bevölke- 
rung^ vrelche  sich  mit  dem  Ackerbaue  beschäftiget. 


Auf  diese  Art  und  bei  dieser  natiirlicIieD  und  nn« 
gehinderten  Wechselwirkung  der  Ackerbau-  und  Ge- 
iverbindustric  vermag  nun  die  Bevölkerung  eines  Lan- 
des y  auch  bei  grörscrcm  Grundbesitze ,  ]ene  Gröfse 
zu  erreichen,  welche  sie,  v\rie  oben  gezeigt  v^orden, 
durch  die  gröfstmöglichste  Zersplitt^erung  des  Grund 
und   Bodens    im    reinen  Agrikulturstande    erreichen 
könnte.  Aber  diese  Bevölkerung  ist  in  der  Qualität  voil 
]cner  sehr  verschieden.     Dort  ist  das  Land  arm,  seine 
Subsistenzmittel  sind  gefährdet,  und  Stelen  Schv^an- 
knngen  ausgesetzt :  hier  ist  es  v^ohlhabcnd;  nirgends 
Blangel,    ein  lebhafter  Verkehr  von  nahe  und  ferne 
erzeugt  überall  und  schnell  Überflufs ,  viro  Bedarf  ist. 
Dort  ist  in  der  Gleichheit  des  Besitzes,  des  Bedürf- 
nisses, der  Arbeit  ein  tödtender  Stillstand  im  physi- 
schen und  moralischen  Vermögen :  hier  dagegen  sind 
mannigfaltige  Klassen  neuen  Reichthums  entstanden ; 
um  die  ganze  Produktion  der  Gewerbsindustrie  hat 
sich  dieser  Reichthum  vermehrt;    die  Ungleichheit 
des  Besitzes,  der  Arbeit,  der  Kultur,  der  Bedürfnisse, 
Bat  vielseitige  Interessen  er^seugt,  die  aich  wechselsei- 
tig auf  einander  stützen:   die  Masse  der  Arbeit  hat 
sich  ins  Unendliche  vermehrt ,    und  ist  eine  uner- 
schöpfliche Fundgrube  für  Jeden.  Diese  Bevölkerung 
bietet  in  ihren  mannigfaltigen  und  unerschöpflichen 
Erwerbmitteln    der  Regierung  regelmafsige  und  nie 
versiegende  Hülfsquellen  dar:  sie  bedarf  wenig  leiten- 
der Vorsorge ;  sie  hat  in  ihren  Elementen  selbst  die 
sicherste  Bürgschaft  einer  dauernden  Ruhe.    Diesen 
leuten  wichtigen  Punkt  müssen  wir  auf  einen  Augen- 
blick näher  betrachten. 
.  » 

Jene ,  durch  ein  reines  Agrikulturwesen  geschaf- 
fene, gröfsere  Bevölkerung  bietet  eine  gleichförmige 
Masse  dar ,  die  durch  irgend  ^einen  Impuls  gleichmäs- 
sig  in  Bewegung  gesetzt  wird;  denn  cu(  Alle  gleiches 
Interesse ,  gleiche  Noth  und  gleiche  Wünsche  har 
ben;  so  ist  kein  Grund  vorhanden,  dafs  dieselbe  Einr 


« 


wirkuBj^  auch  nicht  auf  Alle  gleichmäfsig  Statt  findeii 
soll.  In  dem  höheren  Kulturzustande  hingegen^  wel- 
chen die  freie  Wechselwirkung  der  Ackerbau-  und 
Gewerbindustrie  hervorgebracht  hat ,  verhält  sich 
alles  ganz  anders.  Hier  sind  zuvörderst  drei  Klassen 
der  Bevölkerung  durch  die  Verschiedenheit  des  Be- 
sitzes^ der  Arbeit  und  derinteressen  deutlich  von  ein- 
smder  geschieden,  nähmlich:  jene  der  Grundbesitzer^ 
der  Gewerbetreibenden  und  der  Taglöhner.  Die  letz- 
teren sind  theils  von  dem  GrundeigeAthümer,  theils 
von  dem  Gewerbetreibenden  abhängig , '  theilen  also 
mehr  oder  weniger  die  Interessen  der  beiden  Haupt- 
klassen y  und  ihre  Ansichten  und  Interessen  sind  schon 
aus  diesem  Grunde  getheilt.  Das  Interesse  des  Grund- 
eigenthümers  stützt  sich  auf  jenes  des  Geworbtreiben- 
den; das  Interesse  des  Gewerbtrcibenden  ist  auf  jenes 
des  Eigenthümers  gebaut.  Der  Zustand ,  in  welchem 
sich  beide  befinden,  ist  allmählich  durch  die  freund- 
schaftliche Wechselwirkung  ihrer  Arbeit  hervorge- 
bracht worden,  und  kann  durch  irgend  eine  Störung 
nur  Nachtheile  erleiden.  Keiner  kann  in  seinem  Wohl- 
stände leiden ,  ohne  dafs  der  ^andere  das  Übel  nicht 
in  gleichem  Mafse  mit  empfände.  Jener  Zustand  aber» 
er  sey  im  öfientlichen  oder  im  Privatleben,  tragt  in 
sich  die  wahreBürgschaft  seiner  Dauer,  wo  das  eigene 
Interesse  an  das  fremde  so  geknüpft;  ist,  dafs  jede 
Änderung  des  einen  oder  des  andern  nur  nachtheilig, 
auf  alle  zurückwirkt.  Bei  jeder  Gelegenheit  also ,  wo 
durch  Mitwirkung  der  dritten  Klasse,  die  kein  oder 
wenig  Eigenthum  besitzt,  für  welche  also  Änderun- 
gen mehr  oder  weniger  gleichgültiger  sind,  irgend 
eine  Gährung  entstehen  sollte  ,  werden  die  beiden 
übrigen  mächtigeren  Klassen  immer  fest  verbunden 
seyn,  um  jede  Unordnung  zu  verhüten.  Bei  den  gros- 
sen Mitteln,  welche  sie  in  Händen  haben,  und  bei 
der  Abhängigkeit ,  in  welcher  sich  diese  dritte  Klasse 
von  beiden  befindet,  wird  ihre  Einwirkung  nie  frucht- 
los seyn. 


Wir  sehen  hrervon  die  Bestätigung  in  der  Ge«^ 
schichte.  Die  in  neuerer  Zeit  in  England  mit  Hülfe 
\on  sogenannten  Luddisten ,  Radikalen  etc.  Statt  ge- 
fundenen Unruhen  haben  nie  einen  Erfolg  gehabt^ 
und  I^önnen  ihn  nicht  'haben  ^^eil  diese  Anstrengun- 
gen immer  an  dem  Widerstände  der  natürlich  und  ohpe 
Verabredung  yerbundenen .  Grundeigenthümcr  und 
Gewerbetreibenden  (Kaufleute  und  Manufaktiu*isten^^ 
die  immer  über  den  gröfsten  Theil  der  dritten  Klasse 

febieten^  scheitern  müssen.  Es  ist  kein  Beispiel  yor- 
anden ,  dafs  in  einem  Lande  ,  in  welchem  Ack'erbau 
und  Gew^rbindustrie  in  gleichem  Flore  aufeinander 
gestützt  sind^  eine  Revolution  entstanden  wärej  häu- 
fig ist  jedoch  dieser  Fall  in  allen  Wclttheilen  in  Län- 
dern, in  welchen  das  reine  Ackerbauwesen  vorherrschti 
Die  Revolutionen  der  neuesten  Zeit  sind  in  Ländern 
entstanden^  in  denen  die  Gewerbsindustrie  kaum  dem 
Nahmen  nach  bekannt,  und  eine  gew erbtreibende 
Bevölkerung  von  hinreichender  Gröfse,  um  ihr  Inter- 
esse in  die  Wagschale  legen  zu  können,  nicht  vor- 
handen ist.  Eben  das  war  in  Frankreich  vor  1788 
der  Fall.  Die  hohe  Gew  erbsindustrie  eines  Landes 
mufs  in  dieser  Hinsicht  als  ein  wahres  Palladium  der 
bürgerlichen  Ruhe  desselben  angesehen  werden. 


Die  gröfste,  reichste,  kultivirteste  und  ruhigste 
Bevölkerung  eines  Landes  kann  also  jdur  durch  die  volle 
und  ungehinderte  Wechselwirkung  der  Ackerbau  -  und 
Gewerbindustrie  hervorgebracht  werden.  Die^c  Wahiv 
heit  ist  bisher  allseitig  erwiesen  worden. 

Eine  hohe  Ackedbaukultur,  hohe  Gewerbsindu- 
strie, grofse,  wohlhabende  und  ruhige  Bevölkerung, 
höhere  geistige  und  moralische  Kultur,  Behaglichkeit 
des  allgemeinen  Zustandes,  —  diese  Elemente  des 
ßuhmes  und  der  Macht  eines  Staates  sind  also  so  in- 
nig uni  einander  verbunden,  und  «so  wesentlich  von 


» 

einander  abhängend^  dafs  wenn  je  zwei  derselben  in- 
ir{;end  einem  Lande  vorhanden  sind  y  auch  alle  übri- 
gen demselben  zugebören^  weil  erstere  ohne  die  letz- 
teren nicht  möglich  sind. 

Der  Ackerbau  verdankt  der  GewerbsiiiJustrie 
seine  höhere  Kultur  ^  und  nicht  nur  einen  Jiöherea 
Reinertrag  9  sondern^  wie  wir  oben  gesehen  haben^ 
in  dem  gewöhnlichen  Laufe  der  Dinge  selbst  die  Mög- 
lichkeit eines  Reinertrages  überhaupt.  Die  höchste 
Kultur  des  Bodens  wird  durch  sicheren  Absatz  seiner 
Produkte  in  guten  Preisen  belohnt;  die  Gewerbsiut 
dustrie  weiset  überdem  dem  Ackerbau  die  Kultur  ro- 
l^er  Produkte  zu^  welche  der  Gewerbtreibende  zur 
Umstaltung  benöthigt ,  und  die  aufserdem^  eben  aus 
Mangel  dieser  Verwendung^  nicht  erzeugt  werden 
würden,  z.B.  Wolle,  Seide,  Baumwolle,  Hanf,  Far- 
'  bematerialie^i ,  Bauholz  u.  s.  w.  In  jenen  Landern, 
in  welchen  die  Gewerbsindustrie  höher  steht ,  finden 
wir  auch  die  höhere  Kultur  des  Bodens  und  den  grös- 
seren Reinertrag  des  Grundeigenihums.  Dieser  Rein« 
ertrag  nimmt  in  dem  Verhältnisse  zu,  in  welchem  Aus« 
dehnung  und  Qualität  der  Gewerbe  sich  vermehren. 
Die  Produktionsfdhigkeit,  folglich  der  Reichthum  des 
Landes,  wächst  auf  diese  Art  immer  fort;  denn  da, 
wo  die  mannigfaltigste  Arbeit  ihren  Werth  findet, 
findet  auch  jede  mögliche  Anstrengung  Statt.  .  Diese 
wachsende  Erhöhung  der  Produktionsfähinkeit  führt 
nothwendig  die  Erhöhung  der  intellektuellen  Kulttur 
herbei,  weil  sie  ohne  Beförderung  der  nützlichen  V^i»- 
senschaflen  und  Künste  nicht  möglich  ist. 

In  eben  diesqm  Mafse  wächst  auch  die  morali- 
iche  Kultur  ;  denn  die  allgemeine  Beschäftigung,  die 
fillgemeine,  verhältnifsmäfsig  verbreitete,  Behaglichkeit 
des  Zustandes,  die  in  der  vielseitigen  Verknüpfung 
der  wechselseitigen  Interessen  gegründete  Ruhe  sind 
die  mächtigsten  Beför d^rungsmittel  der  Sittlichkeil. 


I 


Auf  diese  Art  sind  die  ackerLautreibende  Bevöl- 
lerung  und  die  gewerbetreibendeBevölkerung in  ihrer 
Subsisienz  und  ihren  Bedürfnissen  von  einander  ab^ 
hängig ;  denn  auch  ein  Theil  der  ackerbautrei- 
I>enden  Bevölkerung  besteht  nur  durch  das  Yoihan- 
densejn  der  gewerbetreibenden;  wie  ein  Bückblick 
auf  die  im  Früheren  angegebenen  Fälle  zeigt.  Gesetzt 
in  einenr  ackerbautreibenden  Lande  ^  das  sich  einet 
hohen  Gewerbskultür  erfreut,  werde  diese  durch  Ein- 
wirkung ungünstiger  Uinstände  vermindert;  so  wird 
aich  dadurch  zuerst  die  Konsumtion  der  gewcrbtrei- 
benden  Bevölkerung,  und  dann  ihre  Gröfse  selbst  ver- 
mindern :  in  dem  Mafse  dieser  Verminderung  vermin- 
dert sich  der  Rdnertiag  des  Grundeigenthümers,  da 
die  Preise  der  Produkte  lallen :  mit  dieser  Wohlfeil-« 
heil  vermindert  sich  auch  die  Produktionsgröfse ,  da 
es  nicht  mehr  lohnend  ist,  auf  den  höheren  Ertrag 
so  viel  Kapital  oder  Hände,  wie  vorher  zu  verwen- 
den. Mit  der  Verminderung  .der  gewerbtreibenden 
Bevölkerung  vermindert  sich  also  auch  die  ackerbau- 
treibende Bevölkerung.  IVlan  sieht  hieraus^  wie  un- 
richtig die  Behauptung  ist,  dafs  die  Gewerbsindustrie 
dem  Ackerbau  arbeitende  Hände  enuiehe:  im  Ge- 
genlheile  ist  aus  den  bisherigen  Entwicklungen  zur 
Genüge  ersieh tlicby  dafs  die  höhere  Gewerbsindustrie 
dem  Ackerbau  arbeitende  Hände  zuführe,  und  die 
Bevölkerung,  die  sich  mit  demselben  besphäfUget, 
vermehre. 

Die  Befriedigung  der  Bedürfhisse,  welche  eine 
höhere  gesellige  Kultur  imd  der  wachsende  Flor  d<;r 
Industrie  mit  sich  bringt,  ist  das  Reizmittel,  vermit- 
telst dessen  die  Gewerbsindustrie  den  Ackerbau  zur 
steten  Vermehrung  undVeredltmg  seiner  Erzeugnisse 
antreibt.  Würde  der  Landmann  diese  Bedürfnisse 
nicht  befriedigen;  würde  er  sich  utdit  besser  klci* 
,den,  sich  Hausgeräthe  kaufen,  und  Werkzeuge  an- 
scha0en,  wdch«  s^in«  Arbeit  erleichtern  |&^  würde. 


er  auch  nicht  üasjenige  hervorhringen^  für  dessen 
'  Preis  er  jene  Bedürfnisse  befriedigen  konnte.  'Denn 
nur  darum  findet  er  für  seinen  Überflufs  einen  Markt, 
weil  er  dagegen  Dinge  kauft  ^  vrelche  von  Gewerb- 
treibendea  hervorgebracht  worden  sind.  Ein  Erspar- 
nifs  des  Überschusses  bei  möglichster  Einschränkung 
dieser  Bedürfnisse^  dadurch^  da(s  man  denselben  als 
ein  Geldkapital  ansammelt^  kann  in  der  allgemeinen 
Zirkulaiionsweise  nur  als  Ausnahme  gelten.  Denn  es 
ist  den  Neigungen  des  Menschen  mehr  angemessen, 
dasjenige,  was  er  einnimmt,  zu  Befriedigung  der  Be- 
dürfnisse zu  verwenden ,  für  welche  ihn  sein  Kultur- 
zustand empfänglich  gemacht  hat ,  als  siqh  diese  Be- 
friedigung zu  versagen.  Ein  allgemeines  Sparungssy- 
stem^  würde  sich  übri|;ens  selbst  zerstören.  Denn  je 
mehr  auf  der  einen  Seite  gespart  wird,  desto  mehr 
wird  auf  d  er  andern  Seite  an  Arbeit  und  Er^erbs- 
fäbigkeit  vermindert.  Da  nun,  wie  wir  bisher  gese- 
hen haben ,  aller  Erwerb  der  verschiedenen  Klassen 
der  Gesellschaft  mit  einander  in  so  nothwendiser 
Wechselvnrbindung  steht,  dafs  die  Bedrängnifs  des 
einen  aucJa  alle  übrigen  mehr  und  minder  affizirt,  so 
vermiiidert  im  Allgemeinen  der  Sparende  auch  in  ei- 
nem gewissen  Verhältnisse  .die  Gröfse  seines  eigenen 
Jleinertraio's ;  die  Zirkulation  der  Arbeit  und  des  Ka- 
pitals wirri  vermindert^  und  mit  ihr  die  allgemeine 
Wohlhabenheit;  so  dafs  am  Ende  nur  Wenigen  et- 
was blcUrt,  das  sie,  auch  bei  aller  Entsagung^  erspa- 
ren könnteQ.  Nur  im  Einzelnen  wird  das  Sparsystem 
unschädlich  9  theils  weil  diese  Ersparnisse  gegen  die 
gesammtfj  Masse  des  Reinertrags  verschwinden ;  theils 
weil  auf  der  anderen  Seite  immer  wieder  eben  so  viele 
vorhandüu  sind,  welche  jenes  Ersparnifs  durch  ihr« 
YerschN"}  endung  kompensiren; 

« 
Dpr  äufsere  Wohlstand  der  Bevölkerung ,  nähm- 
lich  di«e^  anständigere  und  bessere  Kleidung,  Bewoh- 
Aung  umd  Lebensweise,  auch  der  geringeren  Klassen, 


2a5 


ist  daher  auch  ein  sicheres  Kennzeichen  des  wahren 
Wohlstandes  des  Landes^  und  des  höheren  Flores 
seiner  Ackerbau  -  und  Gewerbindustrie  in  ihrer  un* 
gehinderten  Wechselwirkiuig.  Denn  da  es  unmög- 
lich ist,  dafs  aUe  zugleich  mehr  als  ihren  Reinertrag 
verzehrten  j  so  kann  dieser  äufsere  Wohlstand  auch 
nur  die  Frucht  dieses  Reinertrages  selbst  scyhi 

• 

Man  sieht  hieraus^  wie  schädlich  für  die  Fort*« 
schritte  des  Wohlstandes  und  der  Macht  eines  Lan«^ 
des  alle  Mafsregeln  sind,  welche  direkt  oder  indirekt 
den  sogenannten  Luxus  beschränken.  Welche  Arten 
Too  Bedürfnissen  unter  dieser  Benennung  begriffen 
werden  müssen,  läfst  sich  überhaupt  nicht  bestim-* 
man.  Bechaet  man  dahin  die  Befriedigung  aller  je- 
ner Bedürfnisse,  welche  nicht  mehr  noth wendig  sind : 
so  fangt  der  Luxus  da  an ,  wo  der  Stand  der  Natur  und 
der  Barbarei  aufhört;  und  der  Pflug,  die  ländliche 
Hüue,  der  gegerbte  Schafpelz  gehören  dann  ebenso 
gilt  zum  Luxus,  als  der  vorgoldete  Staatswagen,  der  . 
Pailast^  das  galonirte  Kleid.  Jeder  Fortschritt  in  der 
Kultur  macht  Änderung  in  den  Bedürfnissen ,  und  die 
Gränze  dieses  Fortschreitens  liegt  unendlich  weit 
entfernt. 

Wie  sehr  die  Hülfsquellen  des  Staates  in  det^ 
Beffiedigung  seiner  Bedürfnisse  selbst,  durch  den 
Flor  der  Gewerbindustrie  in  ihrer  Wirkung  auf  den 
Ackerbau  vermehrt  werden ,  läfst  sich  aus  dem  Bi/$'- 
herigen  von  selbst  übersehen.  Man  würde  irren,  wenn 
man  die  Gröfse  des  Beitrags,  welchen  die  Gewerbs- 
industrie zu  den  Staatskosten  liefert,  nach  der  Abgabe 
schätzen  wollte,  welche  von  den  Gewerbtrcibendcn 
wirklich  geleistet  wird,  oder  auch  nach  der  Gröfse 
des  Reinertrags,  den  die  Gewerbindustrie  an  und 
fdr  sich  liefert.  Es  ist  bisher  gezeigt  worden  $  dafs 
ein  anderer  Theil  der  Ackerbauindustrie  gar  nicht  bc« 
stehen  könntq,  wenn  derselbe  durch  die  Oöwerbnitl« 

'•lirlk,  4*  poljt.  Intl.  UJ«  Dtl.  ,l3 


aaC 

dustrie  selbst  nicht  wäre  ins  Leben  .  gerufen  worden. 
Auch  dieser  Theil  mufs  daher  als  ein  Produkt  der 
Gewerbindustrie  angesehen  ^  und  mit  ^u  deren  Er- 
trägdifs  geschlagen  werden.  Es  folgt  aus  den  bereits 
oben  angegebenen  Agrikulturverhältnissen  ^  nach  wel* 
chen  ein  ganz  angebautes  Grundstück  wenigstens  dop- 
pelt so  viel  produzirt  y  als  die  Menschenzahl  y  die  sich 
mit  seiner  Bestellung  beschäftiget ,  zur  Produktion 
und  Verzehrung  braucht,  und  es  wird  weiter  unten 
durch  das  Beispiel  eines  crofsen  Landes  bestätiget^ 
dafs  der  aus  der  Gewerbindustrie  entspringende  steu- 
erbare Ertrag  wenigstens  eben  so  grols  ist^  als  jener, 
welchen  der  Ackerbau  liefert. 

Die  Geldmittel  eines  Staates^  welche  die  Regie« 
rung  in  den  Stand  setzen ,  auch  in  unvorgesehenen 
Fällen  schnelle  Hülfsquellen  zu  eröffnen,  stehen  über- 
haupt im  Verhältnisse  mit  der  Ausdehnung  der  Ge- 
werbsindustrie. Denn  der  Grund  und  Boden  des  Ge- 
werb treibenden  ist  das  Geldkapital,  ein  he wegKcher 
Jleichthum ,  der  gerne  dahin  geht,  wo  Sicherheit  und 
Gewinn  sich  ihm  darbieten. 


Wir  wollen  in  Beziehung  auf  den  vorliegenden 
Gesichts|[>uukt  und  um  die  Bestätigung  des  bisher  Er- 
örterten in  einem  Beispiele  nachzuweisen,  die  stati- 
stischen Angaben  über  die  Produktions- Verhältnisse 
der  Ackerbau-  und  Gev^erbindustrie  in  Frcmkreic/i 
benützen,  wie  sie  vom  Grafen  Chaptal  in  seinem 
Werke  über  die  französische  Industrie  angegeben 
sind,  und  welche  bereits  im  ersten  Bande  der  Jahr- 
bücher des  k.  k.  polytechn.  Instituts,  S.  4^8,  angeführt 
wurden. 

Es  koD&mt  hierbei  nicht  auf  die  absolute  Genauig- 
keit dieser  statistischen  Daten  hm^   sondern  nur  auf 


die   beiläufige  Richtigkeit  ihres   Verhältnisses  gegen 
einander. 

Um  hierin  die  erforderliche  Übersicht  zu  erhalt 
ten ,  müssen  'wir  zuvörderst  den  reinen  Ertrag  des 
Ackerbaues  mit  dem  verzehrbarcn  Ertrage  der  Ge- 
werbsindustrie vergleichen^  Der  reine  Ertrag  des 
Ackerbaues  wird  durch  den  Überschufs  über  die  zur 
nachhaltigen  Produktion  erforderliche  Vcrzehrung^ 
und  durch  den  Preis  dieses  Überschusses  gebildet.  Die- 
ser Preis  hängt  bei  gleicher  Produktion  von  der  Kon- 
kurrenz der  nicht  ackerbautreibenden  Verzehrer  ^  oder 
vonder  Gröfse  der  gewerbtreibenden  Bevölkerung  ab: 
die  Möglichkeit  des  Überschusses  selbst  aber  von  dem 
Daseyn  dieser  Bevölkerung;  wie  bereits  im  Vorigen 
erörtert  worden.  Der  verzehrbare  Ertrag  der  Ge- 
"werbsindustrie  besteht  aus  dem  ganzen  Verdienste 
der  Arbeit  und  dem  Fabrikations-  und  Handelsge- 
winn: er  kann^  wie  der  reine  Ertrag  des  Ackerbaues^ 
verzehrt  werden^  ohne  das  Betriebskapital  anzugrci' 
fen^  oder  die  Produktionskraft  zu  vermindern« 

Graf  Chaptal  gibt  den  rohen  Ertrag  des  Acker^^ 
baues  für  Trankreich  auf  4678.7  Millionen  Fran- 
ken an. 

Dieser  Werth  enthält  nach  Chaptal: 

38 1.25  Millionen  für  den  Sampn^ 
88.7     Millionen  für  die  Abnützung  und  Sterblich- 
keit der  Thierej 
862.78  Millionen  für. die  Nahrung  der  Thiere; 
1702.23  Millionen  für  die  Nahrung  der  Menschen, 
die  sich  mit   dem  Ackerbau   beschäftigen 
(beiläufig  17  Millionen  Menschen); 
3oo        Millionen  für  die  Unferhajtuirg  der  Cebao- 
de,  Acker werkzeug^^  Geräthschaften  ßio,* 


•h.» 


3334      Millionen  Franken. 

iS 


918 

Zieht  man  dies/e  Summe  von  dem  rohen  Ertrag 
ah,  so  ergibt  sich  ein  reiner  Ertrag  von  1 344-7  Mil- 
lionen Franken^ 

Nimmt  man  von  dieser  Summe  noch  4^6  Millio- 
nen Franken  weg,  welche  darin  als  Werth  der  in* 
ländischen  Stoße  enthalten  sind,  welche  der  Gewerbs- 
industrie als  rohe  Stoffe  übergeben  werden;  so  ver- 
bleiben 928  Millionen  Franken,  welche  den  Werth 
des  Überflusses  an  Nahrungsmitteln  darstellen,  die 
an  diejenige  Bevölkerung  verkauft  werden,  welche 
sich  nicht  mit  dem  Ackerbau  beschäftiget. 

Der  gesammte  Ertrag  der  Gewerbindustrie  isl. 
auf  1830  Millionen  Franken  angegeben. 

Dieser  Werth  besteht  nach  Chaptal: 

i)  aas  ^16  Millionen  Franken  für  inländische 
Stoffe; 

2)  aus  186  Millionen  Franken  für  ausländische 
Stoffe; 

3)  aus  iQ2  Millionen  Franken  an  allgemeinen 
Unkosten,  als  Abnützung  der  Werkzeuge,  Repara- 
turen, Heitzuqg,  Beleuchtung,  Interessen  des  An- 
lagekapitals i 

4)  aus  844  Millionen  Arbeitslohn; 

5)  aus  i8a  Millionen  Franken  als  Gewinn  des 
'Fabrikanten. 

Der  verzehrbare  Ertrag  der  Gewerbsindustrie 
kann  daher  mit  Zugrundlegung  dieser  Daten,  als 
folgender  berechnet  werden: 


33$ 

• 

^44  Millionen  Franken  Arbeitslohn; 

i8^  Millionen  Franken  Gewinn  des  Fabri- 
karten  ^ 

t:a8  Millionen  Franken^  welche  in  den  19a 
Millionen  für  allgemeine  Unkosten  als 
verzehrbar  enthalten  angenommen  wer- 
den ^  indem  diese  allgemeinen  Unkosten 
^röfstentheils  aus  Arbeit  und  Kapital- 
Interessen  bestehen  i 

3^4  Millionen  als  verzehrbarer  Ertrag  des  mit 
der  Gewerbsindustrie  verbundenen  Han- 
dels ; 


Betrag  1478  Millionen  Franken. 

Der  angegebene  Handelsertrag  begreift  die  Ren- 
ten der  Handelskapitalien ,  die  Transportkosten  alle;r 
Art  9  die  Arbeiten  der  Unternehmer  und  ihrer  Hülfs- 
personen^  die  Zinsen  (ur  die  Niederlagen  etc.^  und 
ist  berechnet :  ^ 

i)  mit  !2öVo  von' dem  halben  Be- 
trage der  Industrial  -  Produktion^  indem 
man  annimmt^  dafs  die  andere  Hälfte 
mehr  oder  weniger  unmittelbar  aus  der 
Fabrikation  in  denVerbrauch  übertrete^    1 80  Millionen  j 

3)  für  den  Handel  mit  den  inlän- 
dischen und  ausländischen  rohen  Stof-« 
fen,  welche  für  die  Fabrikation  ver- 
wendet werden,  im  Betrage  von  60a 
Millionen  ä  i^Vo     •••••••       7^        "^^ 

3)  für  den  Handel  mit  denjenigen 
Nahrungsmitteln,  welche  zur  Ycrzeh- 
rung  der  gewerbHeifsigen  Bevölkerung 
und  was  mit  derselben  zusammenhängt, 
gehören,^ auf  900  Mill.  Fr»  zu  8"/o       .     7a        » 

334  MUl.  Fr. 


a3o 

Von  dem  obigen  Betrage  pr.  1478  Millionen  Frai^- 
jven  müssen  jedoch  abgezogen  werden: 

i)  Von  den  3oo  Millionen  Franken, 
als  Betrag  der  Unterhaltung  derGebäü-^ 
de  und  Geräthschaften  des  Ackerbaues, 
derjenige  Theil,  welcher  in  industriel- 
ler Arbeit  besteht ,  undzu^des  ganzen 
Betrages  angenommen  werden  kann, 
mit  •     •     .     .     , :iooMillFr.: 

3)  die  eigene  Verzehrung  an  Ge- 
werbspr odukten  von  denjenigen^  welche 
$ich  mit  den  Gewerben  beschäftigen, 
aufser  derjenigen  Verzehrung  dieser  Art, 
welche  in  den  allgemeinen  Fabrikations- 
Unkosten  bereits  enthalten  ist,  mit  sSVo 
flör  ganzen  Summe  von  1 480  Millionen  3ao     »        » 

520  Müh  Fr.  ' 

Sonach   verbleiben   als  verzehrbarer  Ertrag  der 
^       Gewerbsindustrie  968  Millionen  Franken. 

I  Der  verzehrbare 'Überschufs  des  Reinertrags  des 

Ackerbaues  betrug  928  Millionen  Franken».    Folglich 

wird  der  verzehrbare  Überschufs  des  Ackerbaues  von 

.    dorn  verzehrbaren  Ertrage   der  Industrie  gerade  erf 

schöpft.  ^ 

Dasselbe  ergibt  sich,  wenn  wir  aus  dem  Ver- 
bältnisse  dieses  verzehrbaren  Ertrags  die  Einwohner- 
^alil  berechnen.  Es  wurde  oben  bemerkt,  dafs  die 
ackerbautreibende  Bevölkerung  pr.  17  Millionen  Men- 
schen, jährlicbideu  Werthvon  1703  Millionen  Franken 
I  verzehri:    der  verzehrbare  Ertrag  der  Gewerbsindu- 

strie ist  c)5b  Ainiionen  Franken;  folglich  1702  :958  =3 
17:9^}  oder  die  Bevölkerung,  welche  durch  letztern 


Stil 

Ertrag  erfährt  wird^  beträgt  97  MilliQnen;  die  ganze^ 
Bevölkerung  sonach  26^  Millionen  Menschen. 

Wir  sehen  hiernach ,  was  früher  aus  der  Natur 
der  Sache  hergeleitet  wurde,    in  der  Erfahrung  be- 
stätiget ,  dafs  die.,Grö/se  des  Reinertrags  des  Acker^ 
baues  sich  genau  nach  der  Gröjse  des  verzehrba-^ 
ren  Ertrages  det  Gewerbsindustrie  richte.    So  wie 
sich  der  letztere  Ertrag  vermehrt;  so  vermehrt  sich 
auch  der  Reinertrag  des  Bodens,  und  mit  des>sen  Ver- 
minderung vermindert  er  sich  verhältnifsmäfsig. .  Da- 
lier finden  wir  in   denjenigen  Ländern,    in  welc>hen 
die  Gewerbindustrie  höh^r  im  Flore  ist,  auch  immer 
diesen  Reinertrag  gröfser,  und  in  seiner  Gröfse  an- 
haltender gesichert,  als  in  jenen  Ländern,  wo  jene  In- 
dustrie noch  auf  einer  nieaeren  Stufe  steht.  Ein  Land, 
dafs  den  Reinertrag  seines  Bodens  vorzüghqh  auf  die 
Ausfuhr  seiner  Produkte  gründet ,  ist,  wie  wir  bereits 
oben  gezeigt  haben ,  in  diesem  Reinertrage  unaufhör- 
lichen,  oft  den  empfindlichsten  Schwankungen  aus- 
geseut« 


Nehmen  wir  als  Gegenstand  der  Vergleichung 
die  Gröfse  der  Bevölkerung  an :  so  ergibt  sich  beim 
ersten  Anblicke,  dafs  jene  9  Millionen  Menschen,  wel- 
che unmittelbar  durch  die  Gewerbii^dustrie  ihi^e  Sub- 
sistenz  erhalten,  nicht  der  einzige  Theil  der  Bevöl- 
kerung sind,  um  welchen  sich  diese  mit  der  Vernich- 
tung dieser  Industrie  vermindern  würde ;  denn  auch 
ein  Theil  der  ackerbautreibenden  Bevölkerung  ist  von 
der  Existenz  der  Gewerbtreibenden  abhängig.  Ohne 
diese  Industrie  würde  nähmlich: 

i)  der  Ackerbau  nicht  erzeugen  die  ^16  Millio- 
nen Franken  Werth  an  inländischen  rohen  Stoffibn  ^ 

2)  eben  so  wenig  den  ganzen  übrigen  Theil  des 


Reinenrags.pr.  928 Millionen  Franken,  weil  dafür  die 

Yerzehrer^  folglich  die  Markte  fehlen; 

r 

3)  ferner  nicht  die  3oo  Millionen  fiir  die  Un- 
terhaltung der  Gehäude^  Acker  Werkzeuge  und  Ge- 
räthschaften ;  weil  sie  sodann  der  Landmann  theils 
fiir  die  dringende  Noth  sich  selbst  verfertigt^  theils 
entbehrt. 

« 

Die  genannte  ackerbautreibende  Bevölkerung  von 
jj  Millionen  enthält  beiläufig  5  Millionen  Menschen 
an  Taglölinern  und  Hülfspersonen..  Wird  die  vorste- 
hende Produktion  unnöthig,  so  verliert  diese  Men- 
schenzahl ihre  Arbeit ,  weil  diese  dann  auch  nicht 
mehr  nöthig  wird;  indem  der  ansäfsige  Landbauer 
nur  für  seine  eigene  Nahrung  zu  sorgen  braucht,  die 
er  erhält,  ohne  seinen  Böden  ganz  «anbauen  zu 
müssen. 

Die  Bevölkerung  sinket  also  unter  dieser  Voraus- 
setzung von  etwa  27  Millionen  Menschen  auf  12  Mil- 
lionen Herunter.  Diese  geringere*  Anzahl  ist  auf  dem- 
selben Flächenraume  noch  dazu  viel  ärmer  und  nach 
allen  Yerhältnissen  der  Zivilisation  viel  elender,  als 
die  vorige,  mehr  als  doppelt  so  grofse  Bevölkerung. 
Spanien  liefert  hierzu  ein  eindringendes  Beispiel  — 
dieses  Land,  das  einstens,  als  seine  Gewerbsindustrie 
einen  höheren  Flor  hatte,  als  irgendwo  im  ganzen 
üiu*igen  Europa,  eine  wohlhabende  Bevölkerung  von 
i5  Millionen  Einwohner  besafs ,  die  sich  mit  der  all- 
mählichen Vernichtung  seiner  Industrie  bis  auf  10 
Millionen  vermindert,  und  die  Hälfte  des  ackerbaren 
Landes  wüste  gelassen  hau 

Bei  der  nalürlichen  und  ungehinderten  Wech- 
selwirkung der  Ackerbau-  und  Gewerbindustrie  kann 
die  Bevölkerung,  wie  oben  gezeigt  worden,  sich  bis 
tu  einer  sehr  entfernt  liegenden  Gränze  vermehren, 


a33 

oBne  dafs  die  Nalirungssicherheit  gefährdet^  oder 
eine  sogenannte  t)l)ervölkerung  erzeugt  würde.  Denn 
keine  Wirkung  ist  gröfser  als  die  Kraft  ^  welche  sie 
liervorbringt :  die  gewerbtreibende  und  acLerbautrei-^ 
bende  ^Bevölkerung  gründen  sich  aber  wechselseitig  . 
in  einander^  wie  Krait  und  Wirkung :  es  kann  also  im 
natürlichen  Gange  der  Pinge  auf  keiner  Seite  ein 
Mifsverhältnifs  eintreten ,  wie  sich  aus  dem  Bisheri- 
gen von  selbst  ergibt.  Die  JVahrungsverhältnisse  der 
gewerbtreibenden  Bevölkerung  sind  nur  dann  schwan- 
kend, wenn  sie  nicht  auf  den  inländischen  Ackerbau, 
sondern  auf  ausländische  Yerzehrung  gegründet  sind : 
es  tritt  dann  derselbe  Fall  ein ,  wie  bei  den  Verhält- 
Bissen  eines  ackerbautreibenden  Landes ,  das  seinen 
Oberflufs  nicht  an  die  inländische  gewerbtreibende 
Bevölkerung  abgibt,  sondern  in  die  Fremde  ausfuhrt. 
Jede  Störung  von  aufsen  bringt  dann  Mifsbehagen  im 
limern  hervor.  Ein  eigentlich  ackerbautreibendes  Land 
und  ein  eigentlich  manufakturirendes  Land  befinden 
sich  daher  in  demselben  unnatürlichen  Zustande  und 
leiden  an  gleichen  Übeln.  Auf  diesen  wichtigen  Un- 
terschied mufs  man  Rücksicht  nehmen',  wenn  man 
über  die  Gröfse  der  Bevölkerung  oder  die  sogenannte 
Übervölkel^ung  nicht  irrige  Ansichten  aufstellen  will. 

So  sehen  wir  aus  der  vorstehenden  Yergleichung 
der  Industrialverhältnisse  Frankreichs ,  dafs ,  so  gün- 
stig auch  diese  Yerhältnisse  sind ,  und  so  sehr  ein  un«- 
unterbrochenes  Fortschreiten  in  denselben  erkennbar 
ist,  dennoch  der 'Ackerbau  und  sonach  die  Gewerbs- 
industrie noch  lange  nicht  jenen  Flor  erreicht  haben, 
dessen  sie  fähig  sind.  Im  letzteren  Falle  müfste  der 
reine  Ertrag  des  Ackerbaues  beinahe  noch  ein  Mahl ' 
so  'grofs  werden,  als  er  gegenwärtig  ist,  und  der 
verzehrbare  Ertrag  der  Industrie  in  demselben  Ver- 
hältnisse gewachsen  seyn.  Dieser  Ertrag  wird  sich 
ei geben ,  wenn  die  Bevölkerung  zu  etwa  4o  Millionen 
Menschen  angewachsen  i^t.   Diese  grofsc  Bevölkerung 


!l34 

Mfird  aber  so  wenig  Spuren  einer  Übervölkeraog  an 
«ich  tragen;  dafs  vielmehr  alle  Subsistenzmittel  durch 
den  wechselseitig  steigenden  Bedajff  nur  noch  mehr 
gesichert  sind^  als  b^i  der  geringeren  Bevölkerung; 
und  die  Masse  des  allgemeinen  Reichthums  und  die 
Wohlhabenheit  der  Einzelnen  sich  verhältnifsmäfsig 
vermehrt  hat« 

Die  Resultate  der  vorstehenden  Erörterungen 
können  wir  in  folgenden  Hauptsätzen^  zusammen- 
fassen : 

i)  Der  Ackerbau  kann  für  sich,  wenn  keine  grofse 
Güterzertheilung  besteht^  nur  eine  geringe  Bevölke- 
rung auf  einem  bestimmten  Flächenraume  hervorbrin- 
gen :  und  selbst  diese  Bevölkerung  befindet  sich  auf 
einer  niedrigen  Stufe*  der  gesellschaftlichen  Kultur. 
Der  Gnindeigenthümer  erhalt  keinen  Reinertrag,  und 
seine  Bodenrente  beschränkt  sich^  bei  einiger  Aus- 
dehnung seines  Besitzes  ^  blofs  auf  die  Ersparung  sei- 
ner eigenen  Arbeit. 

2)  Gründet  isich  der  Reinertrag  des  Ackerbaues 
blofs  auf  die  Ausfuhr  seiner  Erzeugnisse ,  so  kann  die 
Bevölkerung  dabei  auch  nicht  merklich  vermehrt  wer- 
den. Dieser  Zustand  ist  überdem  schwankend  und 
abhängig;  .er  ist  denselben  Übeln  unterworfen,  als 
der  Zustand  der  Gewerbindustrie ,  welche  ihren  Er- 
trag auf  die  ausländische  Yerzehrung  gründet« 

3)  Bei  einer  grofsen  Zertheilung  des  Grundbe- 
sitzes ist  allerdings  eine  sehr  grofse  Bevölkerung  mög- 
lich. Aber  diese  Bevölkerung  ist  arm,  mühselig  und 
imruhig.  In  der  Gleichheit  des  Besitzes,  des  Be- 
dürfnisses und  der  Arbeit  ist  ihr  physisches  und  mo^ 
ralisches  Vermögen  gelähmt. 

4)  Mangel  und  Hungersnoth   treten  daher  aach 


a35 

am  leichtesten* ein ^  in  den  mehr  oder  weniger  rein 
aclerhautreihenden  Ländern.  Aus  der  Gleichförmig- 
keit der  Arbeit  und  Prodiiktion  der  Bevölkerung  ent- 
steht das  Phänomen  9  das  man  Übervölkerung  nennt: 
es  ist  nicht  von  der  Gröfse  der  Volkszahl  abhängige 
sondern  von  der  Art  seiner  Beschäftigung  und  seines 
Zustandes. 

5)  Diejenige  Bevölkerung,  w^elche  durch  die  Ge-* 
werhsindustrie  erzeugt  wird,  hindert  das  Fluktuiren 
von  Mangel  und  Überflufs,  und  stellt  selbst  die  re- 
gelmäfsige  Subsistenz  der  ackerbautreibenden  Bevölke- 
rung sicher.  Sie  erzeugt  Märkte ,  die  jeden  Bedarf  zu 
decken  im  Stande  sind.  * 

6)  Bei  einer  bedeutenden  gewerbtreibenden  Be- 
völkerung ist  ein  gröfserer  Grundbesitz  nicht  nur  ohne 
Nachtheil,  sondern  er  besteht  selbst  mit  überwiegen- 
den Voriheilen  vor  dem  sehr  getheilten  Besitze.  Die 
Zersphtterung  des  Grundbesitzes  ohne  Ende  ist  den 
Fortschritten  der  Gewerbindustrie  hindeirlich,  weil 
sie  das  Anwachsen*  einer  bedeutenden  industriellen 
Bevölkerung  hindert  und  unterdrückt. 

7)  Die  Möglichkeit  desReinertrages  des  Ackerbaues 
wird  durch  das  Daseyn ,  und  die  Gröfse  dieses  Rein- 
ertrages durch  die  Gröfse  der  gewerbtreibenden  Be- 
völkerung bestimmt.  0er  Wohlstand  der  ackerbau- 
treibenden Bevölkerung  ist  wesentlich  und  nothwen- 
dig  durch  die  GeWerbindustrie  begründet.  Die  Grös- 
sen der  gewerbtreibenden  und  der  ackerbautreiben- 
den Bevölkerung  bedingen  sich  wesentlich. 

8)  Diese  durch  die  natürliche  und  ungehinderte 
Wechselwirkung  der  Ackerbau-  und  Gewerbindustrie 
gebildete  Bevölkerung  ist  von  jener,  welche  der  Acker- 
bau allein  bei  irgend  einer  Zertheilungsweise  des 
Grundbesitzes  hervorzubringen  vermag,  sehr  verschifo- 


a36 

den«  Sie  ist  wohlhabend  >  in  ihren  Subsistenzmittebi 
gesichert ;  ntannigfaltige  Klassen  neuen  -  Reichthums 
sind  entstanden;  die  Ungleichheit  des  Besitzes^  der 
Arbeit^  der  Kultur,  der  Bedürfnisse,  hat  vielseitige 
Interessen  erzeugt,  die  sich  wechselseitig  auf  einan- 
der stützen:  sie  ist  eine  unerschöpfliche  Hülfsquelle 
für  .die  Bedürfnisse  der  Regierung. 

9)  Diese  Bevölkerung  gewährt  die  sicherste  Bürg- 
schaft der  Ordnung  und  Ruhe  durch  die  Verschieden- 
heit des  Besitzes  und  der  Arbeit  ihrer  drei  Hauptklas- 
sen, deren  Interessen  wechselseitig  in  einander  be- 
dingt sind,  so  dafs,  was  der  einen.schadet,  nachthei- 
Ug  auf  alle  zurückwirkt.  Die  hohe  Gewerbindustrie 
eines  ackerbautreibenden  Landes  mufs  in  dieser 
Hinsicht  als  ein  ^n^res  Palladium  der  bürgerlichen 
Ruhe  desselben  angesehen  werden. 

10)  Die  gröfste,  reichste ,  .kultivirteste  und  ru- 
higste Bevölkerung  eines  Landes  kann  also  nur  durch 
die  volle  und  ungehinderte  Wechselwirkung  der  Acker- 
bau- und  Gewerbindustrie  hervorgebracht  werden. 
Eine  hohe  Ackerbaukultur,  hohe  Gewerbindustrie, 
grofse ,  wohlhabende  und  ruhise  Bevölkerung,  hö«- 
nere  geistige  und  moralische  Kultur,  Behaglichkeit 
des  allgemeinen  Zustandes  —  ^ind  wechselseitig  in 
einander  gerundete  und  von  einand'er  so  wesentlich 
abhängende  Element^,  dafs  je  zwei  derselben,  die 
übrigen  nothwendig  bedingen. 


Viele,  das  wir thschaftliche  Interesse  eines  Staates 
betrefl'ende  wichtige  Friagen  lassen  sich  hiernach  leicht 
beantworten  —  was  jedoch  nicht  zum  Vorwurfe  des 
gegenwärtigen  Aufsatzes  gehört.  Die  möglichste  Be- 
förderung der  Ackeii)aukultur  bei  wohlhabender  Be- 
völkerung ist  in  der  Beförderung  der  Gewerbindustrie 
enthalten«     Die  wahren   Beförderungsmittel    dieses^ 


287 

Elementes  selbst^  ohne  welches  weder  Reichthum 
noch  Macht  eines  Staates  mehr  dauerhaft  möglich  ist^ 
sind  vielseitige  in  dasigesammie  Administrations* Sy- 
stem eines  Staates  verflochten  ,  und  verdienen  der 
Gegtastand  umfassender,  und  entscheidender  Unter- 
suchungen um  so  mehr  zu  sejn^  je  wichtiger  die  Re* 
sultate  derselben  für  die  praktische  Anwendimg  sind. 


XIV. 

Darstellung  der  Eisenerz- Gebilde  in  den 

Gebirgen  der  österreichischen  Monarchie, 

welche  im  Norden  der  Donau  liegen  *)• 

Von 

Franz  Riepl, 

Professor  der  Naturgeschichte  und  Waarenliunde  iiin 

k.  ]i.  polyt^  Institute» 


«^ 


w. 


enn  es  im  AUgemeinen  wahr  ist,  dafs  a|l9 
nutzbaren  Mineralien  in  den  Gebirgen  ihre  bestimmte 
Lagerungs -Verhältnisse  haben ^  welche  nicht  blofs 
in  einzelnen  Gebirgszügen,  sondern  unter  allen  Him- 
melsstrichen, in  wie  weit  es  die  bisher  gemachten 
Beobachtungen  bestätigen ,  Statthaben,  dafs  also  die 
Mineralschätze  weder  zufällig ,  noch  unordentlich  im 
Schoofse  der  Erde  vertheilt  sind;  —  so  gilt  dieses 
auch  insbesondere  in  Hinsicht  des  Yorkommeus  ujg|4 


")  Bei  der  sc  gen  \>  artigen  Darstellung  sind  sutn  Theil  mehrere 
amtliche  Mittheilungen  benutzt  worden ,  welche  aui^  Anord« 
nun*;  dt^r  hohen  li.  h.  IlofsVi'llen  aus  den  verschiedenen  Provin- 
ten  der  j^onarchie  gemacht  wurden.  Den  gröfsten  Iheii  dtr 
bezetchnefen  Kreformationen  beobachtete  ich  übrigens  nn^ 
mittelbar  selbst  in  der  Nattir,  im  Laufe  des  letzten  Jahn 
«ehends. 


a38 

der  Verbreituttg  der  verschiedenen  Eisenerz-Formatio- 
nen in  den  Gebirgen.  • 

Nachfolgende  Darstelluiig  von  denEisenerz-Gebil* 
den  der  österreichischen  Monarchie  soll  diese  Erfah- 
rung aus  dem  Gebirgsbaue  bestätigen  y  indem  sie  die 
Aufgabe  hat^  zu  zeigen^  dafs  die  verschiedenen  Eisen- 
erze auch  in  verschiedenen  Gebirgsabtheilungen  vor- 
konunen^  und  eine  durch  letztere  bedingte  Verbreitung 
haben.  ' 

A.    Magneteisenstein -Formation. 

Wenn  man  das  unbedeutende  Vorkommen  des 
Magneteisensteines  in  würflichen  oder  oktaedrischen 
Gestalten^  oder  in  kleinen  derben  Partien  im  Serpen- 
tine^ Thon-Kalk  oder  Chloritschiefer  abrechnet,  so  ge- 
hörep  alle  in  den  österreichischen  Gebirgen  aufgedeck- 
ten Magneteisenstein  -  Massen  dem  Urschiefer  auf  La- 
gern an.  Die  Fälle  dürften-  wohl .  sehr  selten  seyn^ 
wo  die  Hornblende  nicht  als  Hauptbegleiter,  ja  selbst 
.  als  vorherrschendes  Gebirgsgestein  zugegen  wäre^  so 
dafs  man  die  Magneteisenstein -Formation  als  dem  Ur-  ' 
trappe  eben  so  angehörig  zu  betrachten  hätte,  als  es 
die  Spatheisensteingebilde  im  Verhältnisse  zu  anderen 
Gebirgsmassen  sind.  Dtv  Magneteisenstein  bildet 
übrigens  einzelne  Lagen  im  Urtrappe,  oder,  er  ist  in 
selben  verschieden  zerstreut  eingewachsen,  so  zwar,  ^ 
dafs  nach  dem  sehr  wechselbaren  quantitativen  Men- 
gungsvcrhältnisse  des  Magneteisensteins,  der  Hörn-, 
blende,  des  gewöhnlich  gewärtigen  Quarzes,  Grana- 
tes und  Schwefelkieses,  der  Eisengehalt  von  i6  bis 
XU  80  Prozent  wechselt. 

Die  grofse  Anzahl  von  Grubengebäuden,  welche 
auf  Magneteisenstein-Lagern  in  den  österreichischen 
Gebirgen  eröfihet  sind,  zeugen  die  Wichtigkeit  dieser 
Erzformatioii ,  obschon  selbe  an  wenigen  Orten  zu  ei- 
nem bedeutenden  Eisenhütten-Betriebe  Veranlassung 


a39 

geben  ^    "wie  das  mit  andern  Eisenerz-Gebilden  der 
Fall  ist. 

Da  die  Erzlager  gleichzeitige  und  iot'egrirende 
Tbeile  de^  Gebirges  sind^  in  ivelcheip  sie  erscheinen, 
da  es  zur  JNatur  der  Lager  im  Allgemeinen  gehört, 
fast  stets  so  lange  fortzusetzen ,  als  das  nähmlicne  Ge- 
birge sich  erstreckt;  so  ist  das  Erscheinen  von  Ma- 
/gneteisenstein- Gruben  in  einer  und  der  nähmlichen 
weiten  Erstreckung  einer  bestimmten  Gebirgsabthei- 
lung  zwar  überraschend  ^  aber  doch  aus  den  Gesetzen 
der  Gebirgsstruktur  leicht  erklärbar,  und  in  so  fem 
auch  für  den  praktischen  Bergbau  von  vieler  Wich- 
tigkeit, da  dieser  nicht  blofs  bekannte  Erzpunkte  zu 
bebauen,  sondern  auch  neue  aufzusuchen  hat. 

Zu  den  am  meisten  ausgerichteten  Magneteisep- 
stein- Zügen  in  Österreich  gehören  gewifs  jene  am 
südlichen  Abhänge  des  Erzgebirges  und  des  Urgebir- 
ges,  das  sich  von  der  böhmischen  Gränze  bis  zur  J9b- 
nau  abdacht.  Ohne  bei  oft  bedeutenden  Distanzen 
der  eröffneten  Gruben  behaupten  zu  können,  dafs  sie 
auf  dem  nähmlichen  Lager  aufsitzen;  zeigt  doch  die 
Gleichartigkeit  der  Bildung  und  die  Richtung  der  Ge- 
birgsschichlen  auf  eine  nahe  Yerwandschaft  der  be- 
bauten Lagerstätten  5  in  Hinsicht  des  Raumes  und  der 
'  Zeit  ihrer  Erzeugung. 

Solche  Magneteisenstein-Lager  sind  zu  Brenner- 
hof  y  Kadauny  Zopons,  Kuklick,  Samotin,  Wiech- 
now  y  unweit  Ffermsdorf,  in  einer  Erstreckung  von 
fast  zwanzig  deutschen  Meilen  aufgedeckt. 

Zu  Brennerhof  y  unweit  Hermannschlag ,  im 
Kreise  O.  M.  B.,  ist  die  Hornblende  bei  weitem  vor- 
herrschend, der  Quarz  minder  ^läufig,  und  der  Ma« 
gneteisenstein  mit  Schwefelkies  nur  sparsam  einge- 
sprengt, so  dafs  der  Cisen^ehalt  nur  neHen  über  ae 


a4o 

Prozent  steigt.     Das  Lager  ist  übrigens  etliche  Lach- 
tet mächtig. 

Das  Magneteisenstein  -  Lager  zu  Zopons,  auf  der 
Herrschaft  PuUitz ,  im  Znaimer  Kreise^  ist  dagegen 
mächtiger  und  reichhaltiger.  Aufser  der  vorherr* 
sehenden  Hornblende  ist  noch  Quarz  und  Schwefel- 
kies eingemengt.  Der  Gehalt  steigt  bis  auf  29  Pro- 
Eent.  DasHorublendelagcr^  dem  das  Erz  aufhört  ^  ist 
viele  Lachter  mächtig  und  scheint  mit  jenen  von  Kor 
^ae^/i^aufdet  Herrschaft  Geras j  im  K.  O.  M .  B.^einerlei 
zu  seyn^  ungeachtet  letzteres  auch  Granaten  fiihrt. 

Bei  WiechnoWy  auf  der  Herrschaft  Bernstein^ 
in  Mähren  j  ist  ebenfalls  ein  Magnetcisensieiu«  Lager 
mit  Quarz  und  Granat  aufgedeckt. 

Die  Grube  bei  Kuklik,  auf  der  Herrschaft  New* 
stadtly  fordert  ebenfalls  ein  magnetisches  Eisenerz, 
das  jedoch  durch  die  Beimengung  von  Granat^  vieler 
Hornblende  und  Schwefelkies,  in  Gehalt  und  Güto 
sehr  zurücksteht. 

Der  am  meisten  gegen  Morgen  aufgedeckte  Punkt 
dieses  Magneteisenstein  -  Zuges ,  längs  der  böhmisch- 
österreichischen und  böhmisch -mährischen  Gränze, 
dürfte  wohl  an  der  St.  ^^na- Zeche  auf  dem  Seich- 
hügel ober  Ff^ermsdor/,  Herrschaft  Wiesenberg  lie- 
Sen,  wo  ein  zwischen  i^  —  2^  mächtiges  Lager  mit 
er  gewöhnlichen Lagerfährung  im  Abbaue  steht,  imd 
ein  bei  3o  Prozent  reiches  Erz  lieferte  Die  Horn- 
blende ist  hier  eben  so  vorherrschend  wie  zu  Zo- 
pöns  9  Kodaun  etc. 

« 

Da  nur  der  Urs  chiefer  ,^  zu  welchem  aufser  dem 
Gneuse,  Glimmer-  und  Thonschiefer ,  auch  der  La- 
gergranit gehört,    das   Gebirge   bildet,   in  'welchenv. 
Magneteisenstein,  und  zwar  fast  stets  auf  eingebettc« 


% 

34t 

ten  Trapplagern  vorkommt,  so  würde  man  im  flachen 
Böhmen  umsonst  nach  diesem  Erze  suchen ;  dagegen 
zeigt  sich  im  Urgebilde  des  Erzgebirges  wieder  ein 
bedeutender  Magneteisenslein -Zug  auf  Lagern,  wel- 
che hei  Neurlej^  y  bei  Jonchimsthal  und  im  Pressnit-^ 
zer  Bergamts  -  Bezirke  aufgedeckt  sind. 

Wenn  man  den  unweit  Baireuth  angefahrenen 
Magneteisenstein  zu  diesem  Zuge  rechnet,  so  zeigt  sich 
diese  Erzbildung  von  einer  seltenen  Erlangung;  und 
es  dürfte  nicht  schwer  seyn,  die  weitere  Ausrichtung 
in  den  Zwischendistanzen  zu  machen,  wenn  man  nur 
auf  die  verschiedenen  Gebirgslagen,  besonders  auf 
Jas  Hervortreten  der  Hornblende  und  des  Granates, 
gehörig  aufmerksam  ist.  Da  der  Rotheisenstein  in  der 
ganzen  Erstreckung  dieser^  Erzlager  sehen  mangelt, 
!(0  gibt  eine  eisenschüssige  rothe  Oberfläche  des  Bo- 
dens auch  einen  naturgemäfsen  Wegwei>f^r  zur  Ey- 
scbürfung  beider  Erzgattungen  ab^ 

• 

Das  bis  5°  mächtige  Magtietcisenstein-Lager,  aiti 
Eibenberge ,  auf  dem  zur.  Bergstadt  ^eudeck  gp- 
hörigen  Grunde,  im  Ellbogtier  Kreise,  ist  besonders 
reich  an  eingemengten  Granaten,  und  liefert  ein  vort 
a5  —  3o  Prozent  haltiges  Erz. 

Das  unweit  Joachimsthal  ausbeifsende  Magnet- 
eisenstein-Lager ist  nicht  weiter  in  Abbau  gesetzt,* 
aber  dadurch  für  den  Geognosten  wichtig,  dafs  es 
das  Fortstreichen  des  Magneteisensteines  zwischen 
JVeudeck  und  dorn  Prefsnitzer  Revier  darthut.  tjbri'- 
gens  dürfte  diese  Eisenlagerstätte  bei  dein  Verfalle 
der  Jbachimsthaler  Silberzechen  bald  von  vieler 
Nutzbarkeit  werden:- 

Die  im  Prefsnitzer  Bergamtsbezirke  im  Saat:  elf 
Kreise  angesessenen  Lager  zeigen  mehr  Mannig«ak 
ligkeit  in  ihrer  Zusammensetzung.- 

Ijvirrb.  A,  folyt.  U«t.   III.  fld.  iQ 


Die  im  Kupferberger  und  Oberhalser  Gebirge 
bebauten  Lager  fuhren  nähmlich  gemeinen  Rotheisen- 
atein  (auch  Eisenglanz)  mit  erdigem  Braunsteine  und 
aufgelösten  Thonarten  ^  ferner  Magneteisenstein  einge- 
sprengt in  Hornblende.  Der  Rotheisenstein  ist  nicht  sel- 
ten mit  Klüften  von  Braun-  undKalkspath^  Eisenkiesel 
und  reinem  Quarze  durchzogen..  Oft  findet  sich  im 
Hangenden  und  Liegenden  auch  Spatheisenstein  mit 
einer  mehrschuhigen  Mächtigkeit  ein.  Diese  sehr  ge- 
mengten Lager  sind  iihrigens  von  !2|-^  bis  i5'  mächtig, 
und  die  Erze  bis  3o  Prozent  hältig. 

Noch  zusammengesetzter  sind  die  bis  zu  3o^ 
mächtigen  Lageiry  besonders  bei  der  Dorothea -Zeche 
im  Orpuser  Gebirge,  wo  der  sehr  reiche  Magnetei- 
senstein mit  Hornblende  ( Strahlstein ) ,  Granaten, 
Schwefel-  und  Arsenikkies,  Gliuimer,  Kalkspath  und 
Kalzedon  gemengt  ist,  und  zuweilen  noch  dichten 
Rotheisenstein  sammt  Jaspis,  Quarz  und  Hornstein 
mit  sich  fuhrt.  Der  Urkalkstein  im  Hangenden ,  und 
der  Gneus  im  Liegenden  vermehren  die  Mannigfaltig- 
keit der  hier  einbrechenden  Mineralien. 

Das  bis  20^  mächtige  Lager  im  Gremfsiger  und 
Auspanner  Gebirge  hat  mit  dem  vorigen  gleiche  geo- 
gnostische  Verhältnisse,  aber  Erze* unter  3o  Prozent 
im  Gehalte. 

Die  sehr  häufig  verdrückten ,  minder  mächtigen 
Lager  im  Kunstberger  Gebirge  nächst  Sorgentnal 
sind  endlich  durch  die  Begleitung  von  Glimmer,  Kalk- 
spath, Asbest,  aufgelösten  Serpentin  und  Schwefel- 
kies ausgezeichnet ;  während  die  3  bis  9'  mächtigen 
Lager  im  Rothenfnjser  Gebirge  bei  Sonnenberg 
sich  durch  ihre  Rotheisenstein  -  Führung  mit  Kalk-, 
Schwer-  und  Flufsspath,  mit  Braunstein  und  Thon- 
arten charakterisiren. 


Es  Terdient  übrigens  eine  nähere  Untersuchung^ 
ob  nicht  etwa  mehrere  der  da  einbrechenden  Minera- 
lien viehnehr  zu  späteren  Bildungen  auf  Klüften^  als 
^  zu  den  Lagermassen  selbst  gehören;,  denn  eine  sol- 
che Mannigfaltigkeit^  und  zwar  von  obigen  Minera- 
liengattungen ^    stimmt  nicht  ganz  mit  den  gewöhnli« 
eben  Erfahrungen  über  die  Struktur  und  Zusammen- 
setzung der  Lager   zusammen.      Übrigens  zeigt  das 
Magneteisenstein  -  Lager    auf  der  Herrschaft  Grün- 
berg in  Böhmen  bei  einer  Mächtigkeit  von  .2'  —  6' 
imd  bei  3o  —  4^  prozentigen  Erzen  auch  Flufsspath 
in  seiner  Begleitung. 

Da  der  Urschiefer  der  Karpathen  mit  jenem  der 
Sudeten  zusammenhängt^  so  scheint  es  zweckmäfsig 
zu  seyn^  auch  die  Magneteisenstein- Gebilde^  welche 
in  ersteren  bereits  bekannt  sind^  in  Kürze  hier  anzu- 
führen. 

.Das  für  den  nieder- ungarischen  Hochofenbetrieb 
zu  Theisholz  in  Abbau  stehende  Lager  zu  Magne^ 
tos^a  führt  aufser  Magneteisenstein  Eisenglanz-  und 
Chromerze.  Es  streicht  mit  einer  Mächtigkeit  von 
*u'  —  y  zwischen  Urkalk  im  Hangenden^  und  Glim- 
merschiefer im  Liegenden  fort^ 

Das  Erzlager  bei  Glovan^  im  wollachi^ch- illyri- 
schen Gränzbezirke^  führt  bei  einer  Mächtigkeit  von 
150  —  20°  Magneteisenstein  von  5ö  —  60  Prozent 
Gehalt^  mit  Brauneisenstein ,  Granat  (grünen^  reiben 
nnd  braunen) 9  Schwefelkies^  seltener  etwas  Kupfer- 
kies. Das  Hangende  ist  Sienit,  das  Liegende  Granit^ 
welcher  wieder  auf  Sienit  ruht« 

Ein  ähnliches  Verhalten  hat  die  Lagerstätte  bei 
Ruskbergy  ebenfalls  im  wallachisch -illyrischen  Granz^ 
bezirke^  indem  mit  dem  Braun  -  und  Rotheisensteine, 

lÖ  * 


244 

auch  Spatheisensteia  und  Strahl^tein  als  Begleiter  def 

Magneteisensteines  auftritt. 

% 

Von  der  mächtigen.,  erst  vor  kurzem  aufgedeck- 
ten Magneteisenstein-Niederlage  am  Ferdinandsberge 
hei  Ohaba  im  Bisträer  Thale  unweit  Karänsebes, 
im  wallachisch  -  illyrischen  Gränzreviere^  ist  nichts 
weiteres  hekannt. 

Das  EÜsabether  Lager  im  ürsorter  '  Gehirge 
.  bei  Wognatschka  hat  aufser  Magneteisenstein  noch 
Roth-  und  Brauneisenstein,  Bleiglanz,  Granaten, 
Tremolit,  Kupfer-  und  Schwefelkies  etc.  in  seiner 
Zusammensetzung.  Auf  dem  nähmlichen  Lagerzuge 
scheint  der  Pogschaner  Eisensteinbergbau  aufzu- 
sitzen. 

Eine  mit  dem  Glos^aner  ganz  gleiche  Erzfuhrung 
hat  das  Lager  zu  Saldenhofen  an  der  stciermärkisch- 
kärnthnerischen  Gränze. 

Bemerkens werth  ist  ferner  das  i^  —  2  J®  mäch- 
tige Magneteisenstein -Lager  im  Glimmerschiefer  auf 
der  Eretillaer  St.  j^ntoni  -  Zeche  bei  Jakobenjr  in 
'  der  Bukowina ,  da.  es  als  das  letzte  östliche  Magnet- 
eisenstein-Gebilde in  den  österreichischen  Gebirgen 
zu  betrachten  ist. 

Die  Abweichungen,  welche  man  in  der  Erzfiih- 
rung  der  Magneteisenstein -Lager  wahrnimmt,  wür- 
den noch  mehr  überraschend  seyn,  wenn  man  die 
Mittel  zu  ihrer  Erklärung  nicht  darin  fände,  dafs  nicht 
selten  die  drei  verschiedenartigen  Eisenstein-Formatio- 
nen ,  wielche  dem  Urschiefer  auf  Lagern  angehören, 
in  eine  Auf-  und  Nebeneinanderlagcrung  treten,  und 
dann  gleichsam  nur  eine  Formation  bilden,  welche 
dann  freilich  sehr  zusammengesetzt  aussieht.  Obige 
drei  Formaiionen  sind  aufser  der   des  Magneteisen- 


idcines  jen^  des  Spatheisensteincs  und  Rotheisensteines. 
Der  Brauneisenstein  macht  keine  eigene  Bildung  auf* 
Lagern^  sondern  erscheint  nur  als*  ein  allmähliches  £r-< 
seu^ifs  aus  dem  Spatheisensteine^  und  zwar  meistens 
als  ^Überzug,  mit  fasrigem  Geiiige,  seltener  in  dich* 
teil  und  okrigen  oder  zerreiblichen  Varietäten. 

B.    Rotheisenstein  -  Formation. 

a*     Im    Urs  Chief  er, 

Punkte^  wo  der  Rotheisenstein  selbstständig  auf 
Lagern  im  Urschiefer  erscheint^  sind  die  Zechen  am 
Schwedenberge  auf  der  Herrschaft  Neudeck  y  und 
im  Rothfiifser  Gebirge  bei  Sonnenberg  im  Erzge^ 
birge  an  der  böhmischen  Seite.  Die  übrigen  Eisen* 
erzlager  im  Presnitzer  Bergwerksrevicre  sind  als 
aus  der  Magnet-^  Roth-  und  Spatheisenstein-Forma- 
tion  züsammengesetz.t  zu  betrachten. 

Ob  der  bekannte  Irrgang ,  welcher  vom  Plattner 
Reviere  im  ElWogner  Kreise  nach  Sachsen  mit  ei- 
ner Erstreckung  von  etlichen  Stunden  übersetzt,  ein 
Lager  oder  Gang  scy^^  konnte  ich  an  Ort  und  Stelle 
nicht  ausmitteln.  Mir  scheint  jedoch  das  Erstere  Statt 
zu  haben^  da  die  Zusammensetzung  aus  Rotheisenstein, 
Brauneisenstein  mit  wenig  Quarz  und  Schwefelkies  sehr 
einfach  ist,  da  das  Liegende  Granit,  das  Hangende 
eine  Thonschieferart  ist,  welche  letztere  oft  über  tio 
Klafter  von  der  Lagerstätte  weg ,  eisenschüssig  ist. 

Die  Lagerstätten  bei  Erla,  nächst  Schwarzen- 
bergy  und  jene  bei  Scheibenberg  dürften  als  gleich-  * 
artig  und  gleichzeitig  zu  betrachten  seyn. 

Bemerkenswerth  ist  ein  auf  dem  Kreuzberge  der 
Herrschaft  Polna ,  im  Czaslauer  Kreise,  aufgedecktes 
I  —  2  schuhiges  Lager  von  Eisenglanz,  da  hiedurch 
dasDaseyn  dcsRotheiseusteins  im  südlichen  Urgebilde 


346 

Böhmens  dargethan  ist.  Das  Hangende  davon  ist 
Chloriisciliefer,  das  Liegende  scheint  Urtrapp  mit 
Quarz  zu  seyn.  Sollte  nicht  auch  wie  im  Erzgebirge 
in  der  Nähe  des  Rotheisensteines  der  Magneteisen- 
stein vorbeistreichen,  da  ohnehin  nordöstlich  und 
südwestlich  vom  Kreuzberge  in  der  Erstreckung  des 
dasigen  Urschicfers  reiche  Magneteisenstein  -  Nieder- 
lagen eröffnet  sind? 

Die  merkwürdige  Rotheisenstein  -  Niederlage  im 
mittleren  Böhmen  gehört  in  eine  viel  spätere  Ge- 
Lirgsbildungs- Periode,  und  wird  weiter  unten  als  ein 
selbstständiges  grofses  Erzgebilde  erscheinen. 

Auch  die  Karpathen  zeigen  in  ihrem  Zuge  die 
.Rolhcisenstein- Formation  auf  Lagern,  als;  bei  /ooo- 
bery-y  in  der  Bukowina,  auf  der  Zeche  Pfl^Ukomm 
der  Kaiserin ,  zwischen  Griinstein  -  Porphyr  und 
schiefrigem  Kalksteine,  mit  einer  Mächtigkeit  von  3' 
bis  g'  3  da  jedoch  der  meiste  Porphyr  ein  viel  jiinge- 
res  Gebilde  ist,  so  dürfte  diese  Rotheisenstein -Nie- 
derlage vielmehr  mit  jener  des  mittleren  Böhmens 
gleichzeitig  und  gleichartig  seyn. 

Die  Moravitzaer  Eisensteinlager  im  Krassover 
Komitate  sind  durch  einen  grofsen  Gehalt  der  Erze 
von  45  bis  60  Prozent,  und  durch  eine  grofse  Mäch- 
tigkeit der  Lagerstätten  ausgezeichnet.  Die  Lager- 
stätte Elias  von  7°  —  8°  Mächtigkeit  und  das  The- 
'  resialager  von  5® —  lo^Mäcbti^jkcit,  liegen  zwischen 
Urkalk  und  Sienit,  während  das  30^  —  23^  mächtige 
Elisabethlager y  und  das  12°  —  i5^  mächtige  Pau- 
luslager.  zwischen  Urkalk  und  Schiefer  fortstreichen. 

Diese  Erzformation  ist  ziemlich  zusammengesetzt, 

denn  sie  führt  aufserdem  Eisenglanze  undRotbeisen- 

,  steine  (Glaskopf)  häufig  dichten  und  okrigen  Braun« 

leisenstein^  Magneteisenstein,  gemeinen   Granat,^ sei- 


ten  Strahlstein^  Asbest^  Quarz  ^  Kalzedon^  etwas 
Schwefel-  und  Kupferkies;  und  auf  der  Lagerstätte 
Elisabeth  und  Paulus  auch  Galiuay. 

Die  unbebaute  Lagerstätte  bei  Deutsch-  Gladna 
liihrt  aufserdem  noch  Spatlieisenstein ;  und  man  kam! 
beide  als  aus  der  Roth-  und  Spatbeisenstein- Forma- 
tion^ zu  welcher  letzer en  'auch  der  stets  regenerirte 
Brauneisenstein  gehört^  zusammengesetzt  betrachten. 

« 

Überhaupt  zeigen  alle  gröfsercn  banatischen  Ei- 
senerz -  Lager  ein  ziemlich  gleiches  gcognostisches 
Verhalten  j  denn  das  Mehr-  oder  Minderwerden  des 
einen  oder  anderen  Mincrales^  und  selbst  das  Ver- 
schwinden desselben  auf  verschiedenen  Punkten  einer 
durch  ihre  Lagerungs  -  Verhältnisse  und  Zusammen- 
setzung übrigens  gleichartigen  Erz- Formation  kann 
die  Erkennung  der  geogoostischcn  Verwandtschaft 
selbst  sehr  entfernter  Erzpunkte  nicht  stören,  da 
eine  und  die  nähmliche  Lagerstätte  nicht  selten  in 
kurzem  Erstrecken  obige  Veränderlichkeit  zeigt. 

An  den  Lagerstätten  im  wallachisch -illyrischen 
Gränzbezirke  tritt,  wie  schon  oben  gesagt  wurde, 
auch  der  Magneteisenstein  in  die  Zusammensetzung 
der  Erzgebilde  ein. 

Die  Blauöfen  zu  Monyaskay  Monyasza,  Monya- 
haza  im  Arader  Komitate  verschmelzen  Rothei-* 
senstein,  der  mit  Brauneisenstein  einbricht.  Die  wei- 
teren Lagerungs  Verhältnisse  hievon  sind  unbekannt  > 
so  wie  von  jenen,  die  zu  den  übrigen  Blauöfen  im 
nähmlichen  Komitate  das  Erz  liefern. 

In  dem  i5ropo/<rz^o/a/ier  Be Werks  distrikte>  in  Äe- 
benbürgen  y  tritt  dichter  Roiheisenstein  unweit  Ti^e^ 
busan  im  Thale  Lichipatak  auf  einem  Lager  im 
Glimmerschiefer   auf>   und   fuhrt  bei  einer  Mächtig-» 


?48 

keit  von  3^  bis  6*  aufser  Quarz  und  Kalkspaih  keine 
anderen  Mineralien.  Auf  dem  ^ahoer  Gebirge  Prisz- 
lop  kömmt  er  unter  gleichen  Verhältnissen  v'or^  und 
fuhrt  nur  etwas  Bleiglanz  mit  sich. 

* 
Bei  dem  Bergbaue  zu  Praehogi  -  Stjre  ,  in  dem 
JJatse^er  Thale ,  in  ^der  Hunjrader  Gespannschaft^ 
in  SiebenhUrgefiy  ist  ein  Lager  von  Eisenglanz  mit 
okrigem  Brauneisenstein  im  Glimmerschiefer  in  AJ> 
})au  gesetzt;  eben  so  charakteristisch  ist  das  Vor^ 
konimeu  des  Eisenglanzes  mit  Quarz  auf  Lagern  im 
Urschiefer  zu  Petermanovetz  in  Ungarn  —  eine 
Erzbildung  y  welche  besonders  in  den  Uralpen  von 
Innerösterreich  häufig  erscheint,  wo  jedoch  gewöhn- 
lich noch  der  Spatheisenstein  beitritt. 

b)     Im   Graawacken-Gebirge. 

Zu  der  wichtigsten  Erz  -  Formation  der  öster- 
reichischen Gebirge  gehört  bestimmt  das  mächtige 
und  weitfortsetzende  Rotheisenstein  -  Gebilde  im  Ra- 
kofpitzer,  Berauner  und  Pilsner  Kreise  Böhmens. 

Nur  wenige  Niederlagen  nutzbarer  metallischer 
Mineralien  haben  im  Inlande  einen  gleichen  Eifer  zu 
^hrer  Aufdeckung  und  Benützung  rege  gemacht. 

Besonders  die  westliche  Hälfte  des  Berauner 
Ki'eises,  und  auch  die  angränzenden  Reviere  der  übri- 
{;en  zwei  Kreise  beweisen  den  Einflufs  ,  welchen 
dieser  Mineralschatz  auf  die  Thätigkeit  der  Menschen 
und  auf  die  Physiognomie  des  Landes  nahm.  Ein  zahl- 
reicher Verein  von  Hochöfen ,  Hammerwerken ,  Grob- 
und  Kleinschmieden,  weitäusgedehnte  Wälder  und 
verhältnifsmafsig  wenig  Feldbau  sind  das  Resultat 
4es  aufgeschlossenen  Mineralreichthumes. 

Da  der  Reichthum,  das  Genie  und  der  Unter- 
jEiehmungsgeist  einiger  dasiger  Gewerkschaften  mit  Be- 


a49 

I 

hanlichkcit  und  Umsicht  diese  Freigebigkeit  der  Ge- 
Lirgsnatiir  ;^u  LcDÜtzen  lehrte ;  so  wurde  der  Eisen- 
bullen -Haushalt  dieser  Gegenden^  besonders  in  Be- 
siehung des  Gufswesens^  eine  wahre  Schule  fiir  den 
gleichen  Industrialzweig  des  übrigen  Böhmens ^  j% 
selbst  für  die  angränzenden  Länder.  Wer  ist  im 
'Stande  den  Einflufs  zu  berechnen,  den  Horschowitz 
in  dieser  Hinsicht  seit  dreifsig  Jahren  nahm  y  beson- 
ders wenn  man  der  Anforderungen  der  gcsammten 
Industrie  an  unentbehrHchen  Gufsstücken  gedenkt^ 
welche  die.'>es  Werk,  und  später  viele  andere,  mit 
so  vieler  Vollkommenheit  lieferten !  — 

Theils  die  Gröfse  dieser  Erz -Formation,  theils 
ihre  erlangte  technische  Wichtigkeit,  machen  es,  dafs 
selbe  im  INachfolgenden  etwas  umständlicher  behan- 
delt ist* 

Aller  Rotheisenstein  im  mittleren  Böhmen  kömmt 
auf  einem  mächtigen  Lagerzuge  im  Grauwackeli  -  Ge- 
birge vor ,  welches  den  gröfsten  Theil  des  Berauner 
und  Pilsner  Kreises,  und  einen  grofsen  Theil  des 
Rakonitzer,  Kaurzimer  und  Klattauer  Kreises  be- 
deckt ,  und  aus  mannigfaltig  abwechselnden  Schich- 
ten der  Grauwacke,  des  Grauwackenschiefers  (Kie- 
selschieiers),  Übßrgangstrappes  (Grünsteines)  '),  Griin- 
steinschiefers  *),  Grünstein  -  Porphyres  ^),  Mandel- 
steines ^),  Kugelf elses  ^)  Homblendegesteines  *)  und 
Porphyrs  ^)  besteht. 


*)  Ist  iiördlicli ,   südlich  und  wesrlich  von  Prttg  sehr  häufig. 
'^)  Ul  eben  da  zu  treircn« 

3)  Unweit  RoMtock  hu   Moldau  •  Durchrisse   von  Prag  abwärts 
KU  Sehen«  « 

4)  Ist  fast  überall  in  der  Begleitung  des  Rothcisenstcines  ,  dann 
bei  Zditz^  Zebrak^  Jaroup  etc,  im  Berauner  I{ reise  xu^refTcn. 

*)  ßei  huchtlbad  nächst  Prag  ^   auch    unweit    Wschettaten  auf 

der  U!errschai^  BUrgliti^  sehr  ausgezeichnet. 
•)  Wie  i)  und  2). 
')  Uuwoit  Rostock^  und  bei  Wewanow* 


« 
Ein  ungemein  lehrreiches  Profil  von  der  Struk« 
tur  des  höhmischen  Grauwacken- Gebirges  zeigt  der 
Moldau  -  Durchrifs  von  Stiechowitz  his   Liebschitz 
hinab. 

Der  Rotheisenstein  geht  alle  Abänderungen  vom 
Dichten  zum  Körnigen  und  Linsenförmig-Abgesonder- 
ten,  und  selbst  bis  zum  Eisenglimmer  und  Eisenglanz 
durch.  Durch  das  körnige  Gefüge  geht  er  allmählich^ 
"wie  bey  Zditz,  in  eisenschüssigen  Mandelstein  und 
durch  das  schiefrige  Geiiige  in  eisenschüssigen  Ober- 
gangs -  Thonschiefer  (  Grauwacken  -  Schiefer )  über, 
welches  letzere  an  sehr  vielen  eröffneten  Zechen  oft 
in  der  Mitte  der  Erzlager  selbst  zu  sehen  ist.  Der 
Gehalt  dieser  Rotheisenstein- Varietäten  wechselt  von 
^4  his  zu  5o  Prozent  und  darüber.  Es  ist  übrigens 
iineigentlich^  diesen  Eisenstein  einen  (dichten ,  kör- 
nigen, linsenförmigen)  Thoneisenstein  zu  nennen,  wie 
es  in  diesem  Erzreviere  so  gewöhnlich  Statt  hat, 
da  das  Grauwacken  -  Gebirge  keinen  Thoneisenstein 
fuhrt,  da  dieser  nie  in  Eisenglanz  übergeht  (wie  es 
doch  bei  Swata^  im  itaAromz^r Kreise,  dann  auf  der 
Herrschaft  Totschniky  an  der  Kafetan-,  Prokopi-  und 
jilojrsia-Tjeche y  ferner  an  der /TttrArer -  Zeche ,  auf 
der  Herrschaf t Z6/roiv  etc.,  im  Berauner Kreise,  der 
F.all  ist);  da  das  mehr  mechanische  als  krystallini^^he 
Gefüge  dieses  Eisenerzes  mit  den  Eigenthümlichkei- 
ten  dieses  Gebirges,  in  welchem  es  eingelagert  ist,  zu- 
sammenstimmt. 

Übrigens  läfst  es  sich  nicht  läugnen,  dafs  die 
rothe  Farbe  an  einigen  eröffneten  Punkten  mehr  ins 
Braune  zieht,  und  das  äufsere  Ansehen  thoneisen- 
steinartig  ist ;  doch  nach  derlei  nur  zufälligen  Erschei- 
nungen kann  sich  die  Ansicht  im  Grofsen  nicht 
richten. 


^5i 

Der  häufig  gerin<^e  Gehalt  der  Erze  entsteht 
durch  das  Einmengen  aes  Grauivacken  -  Schiefers. 

Anfserdem  führen  die  Lager  nebst  obigen  Roth- 
eisenstein-Varietäten  und  den  nicht  selten  eingelager- 
ten Schichten^  Putzen  und  Nestern  von  Thonschie- 
fer  auf  schmalen  Querklüften  Kalkspath,  Schwer- 
spath ,  Schwefelkies  (häufig  in  sehr  schönen  Penta- 
gonal'Dodekaedern)y  endlich  auch  Zinnober  (Quek- 
silberleber-Erz).  Letzteres  Gebirgserzeugnifs  wurde  in 
frühern  Zeiten  bei  Swata  unweit  Beraun  auf  Klüf- 
ten abt;ebaut^  welche  ^den  dasigen  Rotheisenstein 
(Eisenglanz)  durchsetzen^  aufserdeui  findet  es  sich 
noch  unter  gleichen  Verhältnissen  zuweilen  an  der 
Giftherger  Eisenstein -Zeche  unweit  Horschowitz, 
dann  an. der  JVosseker  Grube  im  Pilsner  Kreise. 

« 

Die  Erzlager  gehen  in  ihrer  Mächtigkeit  selten 
unter  3',  und  steigen  bis  zu  16^  empor.  Es  ist  schwer, 
die  Anzahl  der  hinter  einander  liegenden  verschiede- 
nen Lager  zu  bestimmen  ^  da  der  Gr^uwacken-Schie- 
fer  in,  diesen  Gegenden  das  gleiche  Verflachen  nicht 
beibehält,  sondern  wellenförmige  Biegungen  macht, 
folglich  dienähmlichen  Erzlager  wahrscheinlich  mehr- 
mahlen d^m  Streichen  ins  Kreuz  zu  Tage  bringt. 

Da  übrigens  der  südliche  Rotheisensteinzug,  wel- 
cher durch  die  Zechen  von  Stiach  lau ,  Straschitz, 
Benigna,  Dobrziw,  Horschowitz  etc.  aufgedeckt  ist, 
bei  einem  mit  der  gesammten  Gebirgsstruktur  kon** 
formen  Streichen  von  O.  N.  O.  nach  W.  S.  W.  ein 
Einschiefsen  nach  N.N.W,  zeigt,  wahrend  die  nörd- 
lich eröffneten  Lager  auf  den  Herrschaften  Bürglitz, 
Totschniky  Wosseck^  Zbirow,  Rokitzau  etc.  "^in 
Falleti  nach  S.  S.  O.  haben ;  so  scheinen  beide  Züge 
von  Rotheisenstein  -  Zechen  blofs  auf  dem  doppel- 
ten Ausgehenden  einer  und  der  nähmlichen  rinnenfor>- 


aSa 


mig  eingelagerten  OLoiheisensteinlager -Formation  auf- 
zusitzen. 

Mit  dieser  Ansicht^  welche  für  das  Geschäft  des 
SchürfenSy  uud  somit  für  den  praktischen  Bergbau 
nicht  unbeachtet  bleiben  sollte^  stimmt  auch  das  Strei- 
chen und  Verflachen  der  gesammten  Gebirgsschichten^ 
und  besonders  die  Oberflächen .  Verhältnisse  zusam- 
men. Das  Gebirge  macht  nähmlich  von  Beraun  über 
Zebrak ,  Czerhowitz ,  Mauth ,  Rokitzau  bis  Pilsen 
hin  eine  Reihe  trogförmiger  Vertiefungen ,  welche  zum 
Theil  mit  den  Gliedern  der  .böhmischen  Schieferkoh- 
len-Formation erfüllt  sind^  imd  deren  Grundgebirg 
nördlich  und  südlich  davoa  meistens  ein  entgegenge- 
setztes Verflachen  der  Schichten  zeigt. 

Derlei  Biegungen  im  Schichtenbaue  macht  übri- 
gens das  böhmische  Grau wackeui- Gebirge  mehrere, 
woraus  sich  eben  so  viele  natürliche  Mulden  ergaben, 
die  sich  dann  später  meistens  mit  dem  Schieferkohlen- 
Gebirge  erfüllten^  wie  dieses  so  häufige  besonders 
im  Pilsner  Kreise^  zu  sehen  ist. 

Die  Erwägung  dieses  äufseren  und  inneren  Ge- 
birgs- Verhältnisses  gibt  daher  nicht  blofs  einen  für 
den  Bergbau  auf  Rotheisenstein  fruchtbaren  Finger- 
zeig, sondern  auch  für  die  Aufileckung  der  dasigen 
Steinkohlenscbätze  und  des  Aiaunschiefers  (eines  mei- 
stens schwärzlichen  Übergangs- Thonschicfers  mitein^ 
gesprengtem  Schwefelkiese),  welcher  machtige  und 
weiterstreckte  Lager  im  Grauwacken  -  Gebirge  bil- 
det, und  folglich  die  ^Ugeo^ieinen  Lagerungs- Verhält- 
nisse des  Rotheisensteines  zeigen  mufs  und  zeigt 

Die  Gebirgsglieder,  welche  diese  Erzlager  theils 
im  Hangenden,  theils  im  Liegenden  in  gleichförmi- 
ger Ablagerung  begleiten,  sind  mit  einer  bestimmten 
und  sich  iiberall  gleich  bleibenden  Aufeinanderfolge 


a53 

I 

nicht  anzugeben^  da  theils  mehrere  Lager  angesessen 
sind  9  theils  in  grofscn  Erstreckungen  einzelne  Gebirge- 
Glieder  sich  zuweilen  verlieren^  auskeilen  ^  oft  auch 
wieder  aufthun;  folglich  nicht  überall  eine  gleiche 
Schichtenfolge  seyn  kann.  Im  Allgemeinen  gilt  es  je- 
doch^ dafs  bei  dieser  Erz -Formation  stets  Übergangs- 
Thönschiefer  (Grauwacken-Schiefcr),  und  Übergangs- 
trapp  (mandelsteinartiger)  y  und  in  einiger  Entfer- 
nung auch  Grauwacke  oder  Kieselschiefer  als  Beglei- 
ter erscheinen. 

An  yielen  Punkten  der  Erlangung  dieses  Lager- 
zuges findet  man  übrigens  folgende  Aufeinanderfolge : 

Im  Liegenden ,  Thonschiefer  ( Grauwacken- 
Schiefer)  von  grofser  Verbreitung  ^  sowohl  nach  der 
Streichungs  -  Richtung^  als  auch  in  die  Quere  der- 
selben ; 

darauf  liegt  ein  Rotheisenstein  -  Lager;  dar- 
über ruht  Cbergangstrapp  (fast  stets  mandelsteinar- 
tiger); .      / 

dann  folgt  ein  zweites^  schwächeres  Botheisen- 
stein  -*  Lager,  worauf  Grauwacken  -  Schiefer y  und 
endlich  Grauwacke  mit  einer  grofsen  Mächtigkeit 
auflagert. 

Letzterer  geht  nicht  selten  durch  das  aUmähtiche 
Verschwinden  der  ohnehin  sehr  feinen  Quarz -Frag- 
mente und  durch  das  Selbstständigwcrden  des  quarzi- 
gen BindungsmitteU  in  Kieselschiefer  über. 

Sowohl  die  Grauwacke  als  der  Kieselschiefer  bil- 
den von  der  Moldau  im  Rakonitzer  Kreise  an  bis  in 
den  Pilsner  Kreis  eine  Reihe  bedeutend  hervorragen^ 
der  Gebirgskuppen^  ai^  deren  Fufs€  viele  Rotheisen- 
steinlager angesessien  sind. 


a54 

■ 

Wenn  es  interessant  und  fiir  den  praktischen 
Bergbau  wichtig  ist^  zu  bemerken^  dafs  diese  Reihe 
von  Kuppen  fast  stets  das  Grundp^ebirge  und  die  süd- 
liche Gränze  des  böhmischen  Schieferkohlen  -  Gebil- 
des besonders  im  Rakonitzer  und  Pilsner  Kreise 
ist^  dafs  selbe  auch  als  Wegweiser  zur  vollständigen 
Aufdeckung  des  Rotheisenstein -Zuges  dieser  Gegen- 
den dienen ;  so  wird  das  geognostische  Interesse  obi- 
Ser  Schichtenfolge  dadurch  noch  mehr  gesteigert, 
afs  man  am  Fu(se  dieser  Grauwacken-  und  Kiesel- 
schiefer -  Massen  so  viele  alte  Goldwäschen  -  Bingen 
wahrnimmt.  Diese  Vertiefungen  hält  man  fälschlich 
in  den  dasigen  Gegenden  für  alte  Grabstätten ;  Ver- 
suche haben  jedoch  den  Ursprung  derselben  unbe- 
zweifelt  dargethan. 

Das  Gold  scheint ,  wie  in  der  ungarischen  Grau- 
wacke^  zerstreut  eingesprengt  zu  seyn^  obschon  ich 
auch  auf  einer  schmalen  Kluft  ^  welche  das  Rothei- 
seiistein- Lager  auf  der  iiiv^xXich  Fürstenhergischcn 
Zeche  an  der  Kruschna-Hora  durchsetzt,  Goldspü- 
rungeä  in  Begleitung  von  Schwerspath  und  Schwe- 
felkies fand. 

•  ■  ■ 

Sollten  nun  die  zahlreichen  alten  Coldwäsche- 
rei^u,  welche  theils  dem  Grauwackenzuge,  theils  dem 
südlicher  streichenden  Dbergansstrappe  ihre  Entste- 
hung zu  verdanken  hatten,  und  seit  Jahrhunderten 
unbenutzt  daliegen,  je  wieder  in  Aufnahme  kommen, 
so  wird  die  hervorragende  Grauwacke  eben  so  den 
Wegweiser  zur  Aufsuchung  des  Goldes,  als  des  Roth- 
eisensteines und  der  Steinkohlen  abgeben. 

Ich  glaubte  mir  diese  Abschweifung  erlauben  zu 
müssen ,  um  die  Anwendbarkeit  geognostischer  Unter- 
suchung im  Allgemeinen  auf  den  Bergbau  mit  einem 
wichtige.!  Beispiele  zu  belegen,  Docli  derlei  Erfah- 
rungen sind  nie  das  Resultat   der   Erforschung   der 


255 

Gcbirgsverhältnisse  blofs"  eines  und  des  andern  Re- 
vieres 9  sondern  der  aufmerksamen  Bereisung  eines 
Gebirges  nach  seiner  ganzen  Erstreckung  in  die  Lange 
imd  Breite. 

Zur  näheren  Bezeichnung  dieser  wichtigen  Erz- 
Formation folgt  die  Angabe  der  an  den  verschiedenen 
Gruben  in  einer  Erlangung  von  mehreren  Meilen  sehr 
wechselbaren  Verhältnisse  der  Mächtigkeit^  des  Han- 
genden und  Liegenden ,  der  Erzart  etc. 

Die  östlichsten  Spiirungen  des  Rotheisensteines, 
die  ich  zu  beachten  Gelegenheit  hatte.,  sind  jene  im 
Moldau 'Dutchtisse  unter  Prag.  Dafs  man  da  ohne 
bergmännische  Eröflhung  keine  Lager  eines  so  leicht 
verwitterbaren  Erzes ,  sondern  nur  die  Spuren  dessel- 
ben in  dem  zwischen  den  Gliedern  des  Grauwacken- 
Gebirges  häufig  vorfindigen  rothen  Eisenocker  finden 
könne ,  versteht  sich  von  selbst. 

Von  den  Ufern  der  Moldau^  imter  Prag,  zieht 
sich  die  Grauwacke  durch  den  Rakonitzer  Kreis  nach 
Westen  fort,  und  tritt  erst  nach  einer  mehrstündigen 
Erstreckung  unter  dem  aufgelagerten  Steinkohlen-Ge- 
birge und  Märgelgebilde,  durch  welche  nur  ein- 
zelne Kuppen  des  Grundgebirges  bervorstofsen,  wie-> 
der  mit  höhcrem  Niveau  auf  den  Herrschaften  Bürg- 
litz,  Totschnik,  Sbirow,  Horschowitz,  fVossek,  Mo- 
kitzan,  Stiach/äu  etc.  hervor. 

Dieses  Verhalten  des  ganzen  Gebirges  zeigen^ 
auch  die  zugehörigen  Erzlager. 

Die  Eisensteingruben  an  der  Kruschnahora  auf 
der  Herrschaft  Pürglitz  im  Rakonitzer  Kreise  sind 
jetzt  die  am  meisten  gegen  Osten  gelegenen  Punkte, 
an  welchen  Rotheisenstein  in  Abbaue  steht.  Mau 
sieht  übrigens  weit«]:  iistlicb;  ip   der  Richtung  »ach 


StmdonitZy  Zelesnai  Chiniawa,  noch  mehrere  äl« 
tere  und  neuere  Zeohen^   die  jedoch  verlassen  sind. 

An  der  Kmschnohora  zeigen  sich  mehrere  La- 
ger hinter  einander;  die  Folge  der  Gesteinarien  ist 
vom  Liegenden  zum  Hangenden  folgende :  als 

Grauwacken  -  Schiefer  (Übergangs-  Thonscbie- 
fer),  als  das  Hauptglied  des  böhmischen  Grauwackcn- 
Gebirges  j 

Grauwacke  (Übergangs  -  Sandstein)  ,  etliche 
Lachter  mächtig ,  wie  die  Steinbrüche  im  Liegenden 
der  Ararial -  Zechen  zeigen; 

Grauwacken  -  Schiefer,  etliche  Lachter  mäch- 
tig, mit  Zwischenlagen  von  sandigem  Thonstein,  und 
Trapparten ; 

Linsenförmiger  Rotheisenstein  \  3|^  —  4* 
mächtig  an  der  fiirstl.  Furstenbergischen  Zeche,  3* 
—  G^  machtig  an  der  Ärarial  -  Zeche ; 

a 

Mandelstein ,  einige  Lachter  mächtig ; 

Linsenförmiger  Rotheisenstein,  i  °  mächtig,  nur 
an  der  Ärarial  -  Zeche  aufgemacht; 

Grauwacke,  fast  stets  sehr  feinkörnig,  mit  vor- 
herrschendem quarzigen  Bindungsmittcl  ,  zuweilen 
in  Kieselschiefer  übergehend. 

Das  bei  Swata  aufgedeckte,  einige  Schuh  mäch- 
tige Lager  dürfte  endlich  das  aufserste  Hangend- 
Glied  des  Rotheisensteines  seyn,  welcher  da  als  fein- 
körniger, fast  dichter  Eisenglanz  erscheint.  Das 
Hangende  und  Liegende  scheint  Mandelstein  und 
Grauwackenschiefer  zu  seyn. 


Der  Gehalt  der  Swater  Erzf!  übersteigt  5o  Pro^- 
z0nt ,  während  jener  der  Kruschnaliorer  Erjje  voä 
37  bis  zu  37  Prozent  wechseU. 

Merkwürdig  sind  an  der  Kruschnahofvt  mehrere 
Querklüfle^  .welche  die  Erzlager  6^  bis  3o^  weitaus 
ihrer  Streichungslinie  verrücken. 

Im  westlichen  Erlangen  ist  dieser  Erzlagerzug  au 
mehreren  Orten  der  Herrschaft  Totscimik  im  ßemu* 
ner  Kreise  aufgemacht  ^  als : 

Zu  Hrzeben  in  zwei  über  einander  liegenden  La" 
gern  von  linsenförmig-  und  körnig  abgesondertem 
Rotheisensteine ^  wovon  das  obere  1°,  das  untere  2° 
—  3^  mächtig  ist.  Das  Hangend^  und  Liegend-Ge- 
stein  ist  wie  an  der  Kruschnahora. 

An  der  Martini ^  Täeoiie ,  in  einem  i^  mächtigen 
Lager  .des  körnigen  Rothetsensteines^  mit  mandelstein» 
artigpm  Trappe  im  Hangeaden  und  Liegenden, 

An  der  Michaeli  ^Xeche,  als  ein  3'  — 6'  mäch^ 

üges  Lager  zwischen  mandelsteinartigem  Trappe. 

» 

An  der  j4nna ^Xeche^  als  ein  3'  —  6'  niächtifj;e4 
Lager  ^  das  im  Hangenden  von  feinkörniger  Grau wacke, 
im  Liegenden  von  IVfandelstein  begleitet  wird« 

Wenn  man  die  Lagerungs  ^  Verhältnisse  an  die- 
ser Zeche  ^  und  selbst '  an  den  vorhergehenden  zwei^ 
mit  jenen  der  Kruschnahora^  Lager  vergleicht ,  so 
scheint  bei  den  meisten  Totscliniker  Gruben  nur  das 
obere  Lager  angefahren^  folglich  wahrscheinlich  zu 
seyn,  dafs  ein  bergmännischer  Verstreb  weiter  im 
Liegenden  das  Daseyn  des  mächtigen  Flötzes  nach- 
weisen dürfte.    Es  würde  interessant  seyn  y  diese  geo- 

^iihfb.^4.  potyU  In«t.  III.  Ild.  I7 


a58 

gnostische  Konjektur  praktisch  bestätiget ,    oder  wi- 
derlegt 2U  sehen* 

An  der  /VoX:of;i- Zeche  nächst  dem  Dorfe  J5^ 
%edl  als  eine  Ablagerung  des  dicbten  Kotheisenstei^ 
nes  und  .Eisenglanzes  in  Nestern  und  Putzen» 

An  der  Akyjrsia  -  Zeche  unweit  Hrzedl,  als  ein 
3/  —  ßi  mächtiges  Lager  zwischen  mandelsteinarti- 
gern  Trappe. 

All  der  Kajetan  ^  Zeche ,  unweit  der  Stadt  Ze- 
hrak^  als  ein  i|-^  —  3'  mächtiges  Lager  von  dichtem 
Rotheisensteia  zwischen  Grauwackenschiefer. 

Auf  der  Herrschaft  Zbirow  im  Berauner  Kreise 
sind  folgende  Grubcngebäude ,  als : 

Die  Bwainer  Grube  mit  zwei  Lagern  von  lin- 
senförmigem Rotheisenstein^  wovon  das  obere  3  —  4'» 
das  untere  i^  mächtig  ist.  Das  Liegende  ist  Grau- 
wacken- Schiefer^  das  Hangende  Maudelstcin  in  Grün- 
stein übergehend. 

Die  Hurker  Zeche  unweit  dem  Dorfe  Kwain, 
auf  einem  zweischuhisen  Lager  eines  dichten  Rothei- 
sensteines und  Eisenglanzes  mit  Mandelstein  im  Han* 
genden  und  Liegenden. 

Die  Ausker  Zeche   nächst  dem  Dorfe  Hoüoub^ . 
kau   mit  einem    t^  -^  3^    mächtigen  Lager    eines 
dichten  Rotheisensteines  ^   der  im  Hangenden  Grau- 
wackenschiefer^ im  Liegenden  Grauwacke  hat. 

Auf  der  Herrschaft  TFossek  im  Pilsener  Kreise 
geht  der  Bergbau  auf  einem  ungleich  mäcbtigen,  häu- 
fig verdrückten  Lager  eines  braunen  linsenförmig -ab- 
gesonderten Eisensteines  um ,  dessen  Liegendes  Grau- 


ü5g 

wackenschiefer^  und  dessen  entfernteres  Hangendes 
Übergangs  •  Kieselschiefer  ist^  welcher  überhaupt  au 
mehreren  Punkten  im  weiteren  Hangenden  des  Roth* 
eisenstein  -  Zuges  au  sehen  ist.  Interessant  an  dieser 
Lagerstätte  ist  das  Einbrechen  kleiner  Partien  von 
Quecksilber  -  Lebererz. 

An  der  Christiani"  Zeche ^  auf  der  Herrschaft 
Mokitzan,  bricht  der  linsenförmige  Rotheisenstein  (zu- 
weilen bräunlich)  auf  vier  Lagern  zwischen  Grau- 
wackenschiefer  im  Liegenden^  und  Trapp  (Mandel- 
Stern  und  tirünstein)  im  Hangenden  ein.  Das  oberste 
Lager  ist  6'  —  gS  das  zweite  3^^  das  dritte  3'  ^ —  6^^ 
das  tiefste  G'  mächtig. 

Alle  diese  Rotheisenstein  -  Gruben  liefern  das  er« 
beutete  Erz  zu  den  ärarialiscaen  Hochöfen  Ton  Franr 
zensthal,  Karlshütten,  StraschitZj  Dobrziw,  Hol" 
loubkau.  Nur  ein  Theil  der  Kruschnahora-läetAiea 
versieht  die  fürstlich  Fürstenbergischen  Hochöfen  zu 
Neuhütten  und  Ifeu-Joachimsthal  mit  dem  nöthigen 
Eisenerze. 

.  Auf  den  fünf  Privat  -  Zechen  auf  der  Herrschaft 
Rokitzan ,  welche  den  Hochofe  n  im  Orte  Klahawa 
mit  Erzen  versehen^  gehen  auf  3^  bis  4'  mächtigen 
Lagern  eines  linsenförmig  -  abgesonderten  Rotheisen- 
steines, der  zuweilen  etwas  Schwefelkies  und  Thon- 
schiefer  -  Nester  mit  sich  fuhrt,  zwischen  Kieselschie- 
fer im  Hangenden ,  und  Grauwacken^chiefer  im  Lie- 
genden '  um. 

Der  Eipowitzer  und  Kischitzer  Bergbau  der 
S^adt  Pilsen ,  welche  das  gewonnene  Erz  zum  Hoch- 
ofen von  Horomistitz  liefern ,  bauen  auf  sehr  mächti- 
gen Lagern  eines  linsenförmigen  Eisensteines ,  dessen 
Farbe  vom  Gelben  zum  Bläulichen  ündrchvrärzlicbeii 

17* 


a6o 

wechselt.    Die  Folge  der  Gebirgsglieder  vom  Hangen« 
den  eum  Liegenden  ist : 

eine  eisenschüssige  Erde  .     .     .     ,  3^  mächtige 

gelbe,  linsenförmige  Eisensteine     .  5^  » 

ein  eisenschüssiger  Thonschiefer    .4'  *       ' 

bläulicher^  linsenförmiger  Eisenstein  2^  » 

eine  weifse  sandige  Schieferart  (fet-  ' 

tig  anznfühlen)      ,.„...  5^  » 
schwärzlicher,  linsenförmiger  Eisen- 
stein   5^  ^ 

Die  Mächugkeit  des  hiesigen^  36^  Prozent  häl- 
tigen Eisensteines  beträgt  also  in  der  ganzen  Abla- 
gerung bei  12^. 

Ähnliche  Verhältnisse /zeigen  die  Lagerstätten, 
welche  fiir  den  Hochofen  zu  Sedletz ,  auf  der  Herr- 
schaft Stiachlau^  an  mehreren  Punkten  im  Abbaue 
stehen.  Hiehcr  gehören  nähmlich  folgende  Zechen^ 
als: 

< 

» 

die*Simon-  und  •/wrf^/- Grube  auf  dem  Pilsner 
Territorio,  und  ^\ei  Ignazi^  und  >^n^o/u*- Zeche  auf 
der  Herrschaft  Rokitzau  im  Pilsner  Kreise.  Diese 
Bergwerke  gehen  auf  Lagern  eines  linsenförmigen  Ei- 
sensteines von  i^  bis  lö^  Mächtigkeit  um.  Das  Lie- 
gende ist  Grauwackcn-Schiefer  (zuweilen  Kieselschie- 
fer), das  Hangende  ist  im  tieferen  Niveau  (höher  liegt 
das  Erz  ganz  entblöfst)  Übergangs- Trapp  und  Grau- 
wackenschiefer.  Der  Übergangs-Trapp  geht  aus  dem 
Grünstein  durch  den  Mandelstein  allmählich  in  linsen- 
förmigen, bläulichen  Eisenstein  über,  welcher  sehr 
viel  Schwefelkies  fiihrt  und  sehr  fest  ist.  Bei  zunehmen- 
der Teufe  wird  die  braunrothe  Farbe  gegen  die  blaue 
und  braunlichgelbe  vorherrschend,  und  in  gröfstcr 
Teufe  zeigt  sich  ei'n  dichter;  eisenschwarzer,  metal- 
lisch glänzender   Eisenstein  (dichter  Eisenglanz). 


Die  hier  angegebenen  Erscheinungen  thun  un- 
Vidersprechlich  dar,  dafs  die  gelben^  lichtrothen 
und  bläulichen  Farbennüanzen  dieser  merkwürdigen 
Erz  -  Formation  nur  zufällig  und  als  das  Resultat 
der  Wirksamkeit  der  Atmosphärilien  zu  betrachten 
sind}  dafs  dieses  Erz -Gebilde  überall,  wo  man  es'in 
gröfseren  Teufen^erofihet,  sich  als  eine  minder  kry- 
stallinische  Niederlage  von  ursprünglich  roihemEisen- 
oxjde  mit  Thon-  und  Kieselerde  innig  gemengt  zeige. 

m 

Dieser  Erzlagerzug,  welcher  in  der  Erlangung 
«iner  halben  Stunde  aufgedeckt  ist,  gehört  übrigens 
in  Verbindung  mit  jenen  beim  Pilsner  Dorfe  JEipo- 
wUz  zu  den  mächtigsten  der  ganzen  Monarchie. 

Aufserdem  wird  auch  noch  auf  der  Jidalberti- 
und  Josephi 'Xeche,   unweit   dem   Dorfe  Pilsettetz, 
auf  der  Herrschaft  StiachlaUj  das  gleiche  Erz  auf  i^ 
bis  ermächtigen  Lagern  im  Graawacken- Gebirge  ab-  . 
gebaut. 

Die  Gruben  Jo^e/?Äi,  Barbara  und  j^ntoni,  auf 
der  Herrschaft  Grünberg,  sitzen  gleichfalls  auf  mei- 
stens i'  r—  2'  mächtigen  Lagern,  und  die  Prokopi- 
Zeche  auf  einem  4'  mächtigen  Lager  eines  armen 
Rotheisensteines  zwischen  Gräuwacken-  und  Kiesel- 
schiefer  auf 3  und  liefern  das  Erz  zum  Hochofen  von 
Gf^ünberg. 

Um  die  Angaben  der  zahlreichen  Zechen,  wel- 
che auf  dem  Rotheisenstein -Gebilde  im  Grauwacken- 
Gebirge  Böhmens  aufsitzen,   zu beschliefsen,  haben, 
wir  nur  noch  jene  von  liorschowitz ,  Ginetz^  RcfZ- 
mital  und  Obetznitz  anzuführen. 

Von  dem  Gt/i^Äar^cr  Lager,  das  Rotheisenstein,  Ei- 
senglanz und  Spatheisenstein  führt,  ist  übrigens  auch  bei 


36a 

der  Betrachtung   der   Spatheisenstein  *  Formationen 
'Einiges  gesagt. 

Die  Zeche  Ifldwd,  "welche  auf  einem  3^  mäch- 
tigen Lager  eines  gelben,  grauen,  auch  schwärzli- 
chen Eisensteines  (mit  Muschelabdrücken)  zwischen 
Übergangs  -  Mandelstein  aufsitzt ,  mufs  auch  hieher 
gerechnet  werden,  da  die  Farbe  des  Eisensteines 
nicht  allein  die  geognostische  Verwandtschaft  der  La- 

S erstatten  festsetzt.     Übrigens  ist  es  als  ein  Yerbin- 
ungsglied    mit    dem    Übergangs  -  Trappe    zu    be- 
trachten» 

Merkwürdig  ist  am  /77au^a -Lager  eine  Vermt- 
schung,  welche  die  Streichungslinie  desselben  um 
mehrere  hundert  Klafter  im  nähmlichen  Horizonte 
verrückte. 

Sowohl  die  ffläwäer  als  Qiftberger  Erze  werden 
übrigens  auf  drei  Hochöfen  zu  Komarau,  auf  der 
Herrschaft  Horschowiizy  Terschmolzen. 

Ztt  dem  Ginetzer  Eisenwerke  gehört  die  Z^che 
Wohrazenitz  y  welche  auf  einem  dreischuhigen  La- 
ger des  linsenförmigen  Rotheisensteines  zwischenüber- 
gangs  -  Ma^delstein  aufsitzt. 

Ferner  gehört  dilliln  die  Zeche  Wostrajr  ^  auf 
einem  ü^  mächtigen  Lager  des  gleichen  Erzes,  wel- 
ches häufig  verdrückt  zwischen  Mandelstcin  einlagert. 

Auch  werden  für  den  Ginetzer  und  Hluwoscher 
Hochofensbetrieb  bei  Zditz ,  auf  der  Herrschaft 
Totschmk ,  auf  einem  3^  mächtigen  Lager  zwischen 
porphyrartigem  Mandelsteine  mandelsteinartige  Ei- 
fenerzß  abgebaut. 

Die  Hauptmasse  derselben  wird  nähmlich  bi$  ca 


4o  Prozent  und  darüber  hältig ^  während  die  Blasen« 
räume  mit  kalkigen  Kornern  erfüllt  sind»  Dieser  Ei-* 
senstein  zeigt  in  einzelnen  Lagen  den  merkwürdigen 
Übergang  des  Mandelsteines  im  linsenförmigen  Roth« 
eisenstein. 

Auf  der  Herrschaft  DobvT^isoh ,  im  JBeraunet 
Kreise,  werden  ebenfalls  linsenförmige  Rotheisen- 
steine  auf  Lagern  zwischen  mandelsteinartigem  Über- 
gangs-Trappe  gewonnen. 

Das  Lager  bei  Kleschtenitz  ist  3'  -—  G' ;  und  je- 
nes bei  Wohrazenitz  unweit  Ginetz  i '  —  5'  mäch- 
tig. Beide  Zechen  hefem  das  eroberte  Erz  zum  Hoch- 
ofen von  Obetznitz* 

Das  8' —  10^  mächtige  Lager  von  linsenförmigem 
Rotheisenstein  auf  der  fVenzeslai  -  Zeche  ^  auf  der 
Herrschaft  Horschowitz ,  liefert  endlich  seine  Erze 
zum  Hochofen  von  RozmitaL 

Das  Vorkommen  des  dichten  Rotheisensteines 
mit  Schwefelkies  auf  schwachen  Lagern  im  Thon- 
schiefer- Gebilde  auf  der  Herrschaft  Reichenau^  im 
Königffrätzer  Kreise  y  scheint  ebenfalls  hieher  zu  ge^ 
hören,  und  wäre  dann  als  ein  sehr  interessanter  Beleg 
über  die  Verbreitung  dieser  grofsen  Eisenerz  -  Forma- 
tion in  allen  Abtheilungen  des  böhmischen  Grau- 
wacken-  oder  Thonschiefer  -  Gebirges  zu  betrachten. 

Das  auf  obiger  Herrschaft  erbaute  Erz  wird  übri- 
gens auf  der  Rosahütte  verschmolzen. 

Aufser  diesem  ausgebreiteten  Vorkommen  des 
Rotheisensteines  im  böhmischen  Übergangs  -  Gebirge 
findet  sich  diese  Erz  -  Formation  auch  noch  im  Kalk- 
steine y  welcher  der  nähmlichen  BUduugs  -  Periode 
angehört.    Mehrere  Belege  dafür  Uefert  der  Bergbau 


/ 


f. 

in  den  Alpen >  in  Mähren^  Ungarn  etc.  So  er^heint 
z.  B.  der  dlcbte  und  f>;iasköpßgc  (faserige)  Rotheisen- 
srein  putzen-  und  nesterweise  in  dem  Übergangs-Kalk- 
.  stoin  an  dem  Bergbaue  in  devRuszoi^a  in  Nieder-Ki- 
gnnf  oingelai^ertj  ferner  an  der  zum  niederungari- 
sch onKisenwerke  zu  Po/mA:  gehörigen  GruJbe  Hlinka, 
wo  der  R(»iheisenstoin  putzen-  und  nesterweise  auf 
Kalkstein  auflagert  etc. 

• 

C.     Spatheisenstein -Formalion. 

Dafs  sich  der  Brauneisenstein  in  Hinsicht  seiner 
Entstehung  zum  Spatheisensteine  verbalte,  wie  der 
Kalksinter  zum  Kalksteine^  aus  welchem  das  Material« 
zu  seiher  Bildung  genommen  wurde,  soll  bei  Betrach- 
tung der  grofsen  inner -österreichischen  Späth- und 
Brauneisenstein -Niederlagen  näher  geognostisch  dar- 
gcthan  werden. 

Gegenwärtig  wollen  wir  beide  als  eine  einzige 
Eisenerz -ForraaMon  betrachten',  da  der  Brauneisen- 
stein ohnehin  fast  nioaufser  mitSpatheisonstein  auf  La- 
gern vorkommt,  die  unbedeutenden  Partien  ausgenom- 
men ,  wo  er  als  .  Überzug  auf  Gängen  wie  z.  B.  zix 
Przybram  in  Böhmen  erscheint. 

Man  mufs  sich  übrigens  wohl  hüten,  allen  Braun- 
eisenstein der  Bergleute  für  das  zu  nehmen,  was  der 
Mineralog  darunter  versteht;  denn  meistens  ist  er 
nichts  anders  als  ein  in  der  Verwitterung  begriffener 
Sp<itheiseristein,  wozu  das  meiste  Braun-,  Blau-  und 
Schwarzerz  der  inner -österreichischen  Bergleute  ge* 
hört.  — 

Da  diese  Erz -Formation  nur  an  wenigen  Punk- 
ten in  den  im  Norden  der  Donau  liegenden  öster- 
reichischen Provinzen  als  bedeutend  erscheint,  so 
woUeii  wir  diese  nur  in  Kürze  hier  angeben. 


a65 

Die  wichtigste  Späth- undBrauneisenstein -Nieder- 
lage ist  übrigens  gewifs  jene,  welche  in  den  nieder- 
und  ober  -  ungarischen  Bergwerks  -  Revieren  auftritt, 
und  an  vielen  Punkten  im  Gömbrer  und  Zohler  Ko- 
milate  in  Abbau  gesetzt  ist. 

So  wird  z.  B.  fiir  die  Hochöfen  zu  Bhonitz,  im 
J^oA/er  Komitat ,  Späth-  und  Brauneisenstein  an  den 
Grüben  in  Bailog ,  Jörgau,  Ruskova  imd  Clementi 
gewonnen^  als: 

■ 

Zu  Bcdlog  und  Jörgau  auf  Lagern,  welche  hei 
einer  zwischen  i°  und  n^  wechselnden  Mächtigkeit 
sehr  absätzig,  verschoben,  und  zwischen  Cbercrangs- 
Thonschiefer  eingebettet  sind.  DieLagerführung  besteht 
aus  Spatheisenstein,  braunem  (auch  rothem)  Eisen- 
ocher>  Quarz  (nicht  selten  als  Bergkrystall  und  Rauch- 
topas), und  in  tieferen  Punkten  auch  aus  Schwe- 
felkies. — 

In  Buskoi^Uy  auf  einem  3^  bis  20^  mächtigen  La- 
ger, das  Brauneisenstein,  Rothbraunsteinerz,  und 
Braunspath  fiihrt^  und  im  Grauwackenschiefer  einla- 
gert, in  welchem  die  Erze  häufig  putzen-  und  nester- 
weise zerstreut  vorkommen,  und  überhaupt  eine  La- 
gerstätte bilden,  welche  sich  minder  scharf  voa  dem 
Gebirgsgesteine  absondert,  zum  Unterschiede  von  ei- 
ner anderen  Art  der  Lager,  bei  welcher  sich  die  Erz- 
mittel, von  den  Gebirgsmassen  des  Hangenden  und 
Liegenden  genau  begränzt,  trennen. 

Daf$  diese  Unterscheidung  in  der  Lagerbildung 
für  den  praktischen  Bergbau  wichtig  ist,  soll  bei  et- 
iler anderen  Gelegenheit  näher  gezeigt  werden. 

Der  Eisenstein-Bergbau  in  Clementi  geht  auf  ei- 
nem 2' —  4'  mächtigen  Lager  um,  welches  übrigens 


s6S 

mit  der  Ruskovaer  Lagerstätte  gleiche  geegnostiscke 
Verhältnisse  hat. 

Für  den  Mittelwalder  und  Theishoher  Hoch- 
ofen  werden  dagegen  zu  Sirky  Slnna  und  Topschau 
im  Gömerer  Komitate  Lagerstätten  von  gröfserer  Macl|r 
tigkeit  abgebaut. 

Die  Lagerstätte  zu  Sirk  wird  bis  ^4^  mächtig, 
ist  in  eine  leicht  verwitterbare  Varietät  des  Glimmer^ 
Schiefers  eingebettet,  und  fuhrt  ocherigen,  dichten 
und  fasrigen  Brauneisenstein,  in  Begleitung  yon 
Schwefel-  und  Arsenikkies,  besonders  in  den  Pe^ 
termarker  Gruben.  • 

Das  so  häufige  Erscheinen  des  Brauneisenstei- 
nes auf  Lagern ,  welche  tursprünglich  Spatheisenstein 
führten,  ist*  den  nieder-  und  ober  -  ungarischen  La- 
gerstätten mehr  eigenthümlich ,  als  den  inner -öster- 
reichischen, wo  der  Spatheisenstein  stets  Torherr- 
schend  bleibt.  Es  ist  übrigens  zu  wünschen ,  dafs 
die  Gesetze ,  nach  welchen  die  Natur  an  der  Umbil- 
dung der  Mineralien  arbeitet,  näher  erforscht  und 
ausgemittelt  werden,  da  so  bedeutende  Resultate  von 
dieser  zwar  langsam  aber  stets  thätigen  Krafläufserung 
im  Innern  der  Gebirge  vorliegen. 
.      • 

Das  Lager  zu  Slana,  welches  frischen  und  auch 
verwitterten  Spatheisenstein ,  grofsblättrigen  Eisen- 
glimmer und  Fahlerz  fuhrt,  kömmt  im  Glimmerschie- 
fer vor,  von  welchem  einacelne  Mittel  in  die  Erzmasse 
eintreten ,  und  so  das  Lager  bis  zu  ao^  Mächtigkeit 
anwachsen  machen. 

Das  erst  in  Abbau  gesetzte  Lager  in  Ballaschova 
hat  zum  Liegenden  Thonschiefer ,  zum  Hangenden 
Kalkstein ,  und  führt  aufser  einer  Varietät  des  Braun- 
eisensteines i5  — 16  Prozent  Eisen  haltenden  Kalk- 


307 

« 

Stein  ^  d.i.  die  roheWand  der  inner -österreichischen 
Bergleute. 

Die  Lager  von  Brauneisenstein,  welche  unweit 
Topschau  aufgedeckt  sind  y  streichen  im  Übergangs- 
Trappe  und  Thonschiefer  auf  beträchtliche  Distan« 
zen  fort.  So  ein  Zug  ist  jener,  welcher  von  Top- 
schau  über  Eisenbach ,  Igloy  JPoratschj  Sloyinka 
nach  Gölnitz  fortsetzt. 

Die  Vielen  Grubengebäude,  welche  im  Gölnitzer 
Bergamts -Reviere  bestehen,  sind  zu  Slowinka,  Ifeh- 
manowitz  und  zu  Gölnitz  selbst.  Der  dasige  Berg- 
hau geht  durchaus  auf  Lagern  im  Thonschiefer  um, 
welche  Spatheisenstein  ,  ,  Kupferkies  ,  Fahlerz  ^und 
Quarz  fuhren,  welcher  letztere  gediegen  Gold  fein 
eingesprengt  hält.  Die.  Mächtigkeit  steigt  selten 
über  a®. 

Die  in  dem  Thonschiefer  -  Gebirge  so  häufig  vor- 
handenen Verrutschungen  sind  auch  in  obigen  Kupfer- 
gruben eben  so  gewöhnliche  als  unangenehme  Er- 
scheinungen. 

Fast  ähnliche  Verhältnisse  zeigen  die  drei  Lager, 
welche  unweit  Poratsch  angesessen  sind.  Sie  fuhren 
hei  einer  l^is  zu  a^  steigenden  Mächtigkeit  viel  Spath- 
eisenstein, Kupferkies  und  quecksilberhaltiges  Fahl- 
erz ;  wenig  Schwefelkies ,  Eisenglimmer  ,  Schwer- 
spath  und  Quarz ;  selten  Zinnober. 

Fast  gleiche  Verhältnisse  zeigt  das  Lager  im  Cle-- 
mentisfelde ,  welches  im  grauen ,  zuweilen  schwärz- 
lichen Thonschiefer  fortstreicht,  welcher  mit  ruthlich-, 
gelblich-  und  grünlich  *  grauem  Talkschiefer  und  häu- 
figen Quarz -^  Lagern  abwechselt. 

Es  soll  bei  einer  anderen  Gelegenheit  an  sehr 


a68 

vielen  Lagerstätten  nachgewiesen  werden ,  dafs  das 
Zusammentreten  der  Spatheisenstein  -  und  Kupfer- 
kies-Formation auf  Lagern  im  Thonschiefer- Gebirge 
eine  eben  so  frequente,  als  fiir  den  Fortgang  des  prak- 
tischen Bergbaues  sehr  heachtenswerthe  Erscheinung 
sey.  — 

« 

Wenn  bei  den  vorherbezeichneten  Lagerstätten 
die  Kupfererze  der  wichtigere  Miaeralschatz  sind; 
so  ist  dagegen  an  dem  mächtigen  Lager  zu  Eisenbach 
unweit  Iglo  der  Brauneisenstein  vorherrschend ,  und 
die  Kupfererze  mit  den  kleinen  Büscheln  von  Mala- 
chiVj  welcher  sich  zwischen  die  tropfsteinartigen  nie- 
ren-  und  irohrenformigen  Erzeugnisse  des  braunen 
Glaskopfes  hineingebildet  hat^  sind  nur  untergeord- 
nete Erscheinungen.  U 

Diese  Erze  lagern  übrigens  ^  wie  gewöhnlich  in 
diesen  Gegenden^  im  Thonschiefer  ein. 

Die  nieder-  und  ober -ungarischen  Erzlager  im 
dortigen  Schiefergebirge  haben  das  mit  einander  ge- 
mein, dafs  sie  gewöhnlich  in  höheren  Teufen  Spatli- 
und  Brauneisenstein  fuhren  j  dagegen  in  tieferen  Mit- 
teln sich  stets  mehr  mit  Kupferkies  und  Fahlerz  ver- 
mengen y  wodurch  dann  der  Bergbau  zu  einem  wirk- 
lichen Kupferbau  wird. 

So  ist  unter  andern  auch  das  Verhalten  an  den 
Kupferzechen  im  Altgebirge ,  das  seine  späthigen 
Eisensteine  an  den  Libethnev  und  Poiniker  Hocho- 
fen zeitweise  abliefert. 

Das  Poiniker  Eisenwerk  baut  aufserdem  noch 
aufi*^ — 2°  mächtigen  Brauneisenstein -Lagern  im 
Grauwacken-  und  Thonschiefer  -  Gebirge. 


I 

Im  Alichaeli  "StoWen  isl  er  am  reinsten^  doch  am 
meisten,  ja  selbst  bis  zum  Ocher  vCrwillert, 

In  Habakuk  und  Dubravitz  (ebenfalls  zu  Poinik 
gehörig)  trat  Arsenikkies  so  fein  und  häufig  einge- 
sprengt hei  y  und  hei  dem  Lager  zu  Poinik  seihst  'war 
dieses  mit  dem  Braunsteine  der  Fall,  so  dafs  beide 
Gruben  verlassen  werden  mufsten. 

Unter  den  Lagern ,  welche  zum  Liebethner  Ei- 
senwerk gehören ,  ist  jenes  zu  Tanteschna  am  Berge 
yepor  das  bedeutendste.  In  der  ungarischen  Schie- 
ler-Formation  streicht  ein  Ziig  von  2^  bis  12^  mäch- 
tigen Lagern,  welche  die  mannigfaltigsten  Varietäten 
von  Hornstein,  Kalzedon ,  Quarz,  Pechstein,  Halb- 
opal etc.  fähren,  und  bald  mehr  bald  minder  mäch- 
tige Lagen  von  ochrigem,  dichtem  und  besonders 
glasköpfigem  Brauneisenstein  cinschliefsen. 

Das  zu  dem  Hochofen  von  Drejw^ässer  in  üie- 
der-  Ungarn  gehörige,  bis  5^  mächtige  Lager  eines 
gutartigen  Eisensteines  scheint  ehenfalls  zu  der  be- 
sprochenen Erz -Formation  als  eine  mehr  zerreibliche 
Varietät  zu  gehören,  da  der  Gehalt  bis  auf  3o  Pro- 
zent steigt,  und  die  Einlagerung  ebenfalls  im  Thon- 
schiefer  Statt  hat. 

Der  südöstliche  Abhang  der  Liptauer  Alpen, 
heinahe  durchaus  der  Schiefer -Formation  angehörig, 
hiethet  an  den  meisten  Punkten  diejenigen  Erschei- 
nungen dar,  welche  oben  bei  Altgebivg  erwähnt  wur- 
den. So  ist  es  in  Jareba^  wo  Mlina  ^  Kleingapl 
und  andere  Gruben  bestanden,  so  bei  Malusina  in 
dem  nach  Hradeck  gehörigen  Baue,  so  weiter  fort  in 
Octina  und  Eltsch  cic^ 

Die  Eisenerz- Lager  im  Zad^ncr,  Schirokev  und 
Hoschkos^er  Gebirge,    auf  der   Kameral  -  Herrschaft 


Hradecky  im  Liptauer  Komitate,  fuhren  bei  einer 
Mächtigkeit  von  7' 'his  3'  Spatheisenstein  ^  welcher 
alle  Grade  der  Yerwilteriing  durchgeht^  und  auch 
die  sekundären  Erzeugnisse  des  ochrigen  ^  dichten 
und  glasköpfigen  Brauneisensteines  liefert.     Das  Han- 

Send-  und  Liegend  -  Gebirge  ist  ein  wahrscheinlich 
em  Grauwackengebirge  angehöriger  Thonschiefer. 

Das  Rufsberger  Eisenerz- Lager^  im  wallachisch- 
illyrischen  Gränzbezirke  im  Banate  ^  fuhrt  aufser 
Späth-  und  Brauneisenstein  auch  Magneteisenstein^ 
Schwefelkies  und  Strahlstein. 

Auf  der  Zeche  Rochus  im  Dilfaer  Gebirge,  und 
auf  der  Theresia-Gryihe  im  Morauitzer  Gebirge  des 
Dognatschker  Bergre vieres  im  Banate  ist  eine  ähn- 
liche Lagerführung,  indem  statt  Magneteisenstein  der 
Eisenglanz  beitritt 

Charakteristisch  ist  das  Vorkommen  des  Eisen- 
pecherzes (dichten  Brauneisensteines)  als  vorzüglicher 
Begleiter  des  Kupferkieses  auf  Lagern  im  Benedikt 
ter  Gebirge  bei  Molda^a  im  Banate. 

*     « 

Der  Bergbau  zu  Gfalar  im  Hunjrader  Komitate 
in  Siebenbürgen  geht  auf  einem  über  210^  mächti- 
gen Braunsteinlager  um,  welches  zum  Hangenden 
Kalkstein,  zum  Liegenden  Glimmmerschiefer  hat.  Von 
der  Gröfse  dieser  Erzniederlage  kann  man  sich  einen 
Begriff  machen ,  wenn  man  erwägt,  dafs  der  Lager- 
zug einerseits  von  Gjalar  gegen  Morgen  über  Runck 
nach  Telek  und  Batina  i|  Stunden  weit  fortstreicht; 
anderseits  auch  gegen  Abend  von  Gjralar  aufgeschlos- 
sen ist.  — 

Die  gewonnenen  Erze  werden  übrigens  auf  den 
Hochöfen  zu  Töplitz  und  Mt  -  Limpert  ^  dann  auf 
EWei  Stücköfen  zu  Nadrah ,  und  zwei  Stücköfen  in 


Sensenhammer  \   dann  auf  den  graflich  Banfischen 
Stücköfen  zu  Guten  gebracht 

Der  Bergbau  zu  Tliorotzko  geht  dagegen  auf  d 
Bis  3  Klafter  mächtigen  Lagern  im  Thonschiefer-Ge* 
birge  um.  Die  Lager  fuhren  ochrigen^  dichten  und 
glasköp£gen  Brauneisenstein  ^  femer  silberhälligen^ 
Bleiglanz  und  Kupferkies« 

« 

Im  .Kopolapojflner  Bergwerks -Distrikte  in  Sie- 
benbürgen bricnt  der  Brauneisenstein  mit  Quarz  und 
Braunstein  auf  einem  Lager  im  Glimmerschiefer  des 
Rohaer  Gebirges  ein  ^  und  auf  dem  Zon^a6^>  Gebirge 
Priszlop  und  Danskjr  kömmt  er  unier  gleichen  Ver- 
hältnissen nur  putzenweise  vor«  Die  Hauptmächtig-* 
keit  wächst  bb  zu  a^  an. 

Zu  einer  der  gröfsten  Spatheisenstein  -  Ablage- 
rungen in  der  österreichischen  Monarchie  gehört  jene 
im  Matskamezoer  Urgebirge  in  Siebenbürgen.  Das 
bis  zu  3o^  mächtige  Erzlager  erscheint  zwischen  Glim- 
merschiefer^ und  ist  häuug  verschoben^  zertcümniert 
und  durch  Mittelkeile  von  Glimmerschiefer  getrennt^ 
Charakteristisch  ist  die  stete  Begleitung  des  Braun- 
steines. Dieses  mächtige  Lager  wird  steinbruchmäs- 
sig  für  das  k.  k.  Strimöuler  und  Olählaposcher  Ei- 
senwerk in  der  inneren  Szoluoker  Gespannschaft  in 
Siebenbürgen  abgebaut^  und  ist  bei  einem  Streichen 
von  Ost  gegen  West^  und  bei  einem  südlichen  Ein- 
schiefsen  in  einer  Erstreckung  von  mehreren  Stunden 
bekannt. 

Das  Tergos^er  Eisenwerk  im  Bezirke  des  zweiten 
j9ana/- Regiments  verschmilzt  ebenfalls  Späth-  und 
Brauneisenstein j  welche  im  Gebirge  CosnavJxA  Gvos^ 
danskjr  gewonnen  werden. 

Auch  daa  Jakoben^er  Eisenwerk  in  der  Buk^, 


yina  ist  an  mehreren  Punkten  auf  dieser. Eni -i Forma- 
tion angesessen  \  als  an  den  Arschitzaer  Lagern  und 
Mitteln  y  welche  quarzigen  Brauneisenstein  mit  einer 
von  2'  —  5'  wechselnden  Mächtigkeit  fiihren^  und 
im  Glimmerschiefer  eingebettet  sind^  welcher  in  Thon- 
schiefer  übergeht.  Die  nächste  Begleitung  des  £rzes 
ist  ein  schwärzlicher  Schiefer. 


Auf  dem  Djralu  Njegrier  Lager  bricht  der 
Braunstein  nut^Spatheisenstein  2'  bis  i^  mächtig  m 
gleichern  Gebirge  ein. 

Das  St.  Antonie  Stollner  Platrile-*  Arschice-- 
Lager  fuhrt  quarzigen ,  •  ochrigen  Brauneisenstein  bis 
zu  20^  mächtig  ^  in  grauem  Thonschiefer. 

Das  Kollakaer  Lager  fuhrt  zwischen  Über- 
gangs^ Kalkstein  und  glimmerigem  Thonschiefer  Braun- 
eisenstein uad  verwitterten  Spatheisenstein  von  4'-^ 
6'  mächtig. 

Die  Aurotaer  Lager  fuhren  bei.  einer  .Mächtig- 
keit von  3'  bis  6'  quarzigen  Brauneisenstein. zwischen 
Glimmerschiefer. 

Das  Kirlibabaev  Mariensaer  Lager:  aeigt  den 
Spatheisenstein  in  Gesellschaft  des  silberhfiltigea 
Bleiglanzes  ^  mit  einer  von  i/bis6^  wechselnden  Mäch- 
tigkeit y  .ebenfalls  im  Schiefergebirge. 

Der  Spatheisenstein  im  Presnltzef'  Reviere  in 
Böhmen  kömmt  in  unbedeutenden  Partien  auf  dem 
dasigen  Roth-  und  Magneteisenstein -Lager,  vor. 

■ 

Die.  ^eromÄa  -  Zeche-,  beim  Dorfe  Korisseky 
auf  der  Herrschaft  ZbiroWy  im  Berauner  Kreise, 
baut  auf  einem  3'  bis  G'  mächtigen  Lager  eines  Eisen- 
erzes ,  welches  das  Mittel  zwischen  gemeinem.  Thon- 


eisenstein  iin4  dichtem  Brauneisenstem  hält  ^  und  vom 
Galmei  begleitet  ist.  Das  Hangende  ist  Grauwacken- 
Schiefer,  das  Liegende  Übergangs -Trapp. 

Die  Hrbker  Grube  beim  Dorfe  Kwain  zeigt 
<las  nähmliche  Erz,  jaesterweise  in  einer  thonigen 
GrauwacLe.  ^ 

Die  Jdkobj  -  Zeche  beim  Dorfe  Mirbschau ,  auf 
der  Herrschaft  Miröschau  \m  Pilsner  Kreise,  baut 
eben  diese  Erze  unter  gleichen  Verhältnissen  ab. 

Ähnliches  Verhalten  haben  die  mehr  thoneisen- 
steinartigen  Erze  beim  Dorfe  Gottsanda ,  auf  der 
nähmlichen  Herrschaft. 

Die  Doubrower  Eisenstein-Zeche  auf  der  Herr- 
schaft Hradischty  in  der  nördlichsten  Spitze  des 
Klattauer  Kreises ,  geht  ebenfalls  auf  Trümmern  ei-^ 
nes  theils  spath^  theils  braunejsensteinartigen  Er" 
zes  um. 

Eben  so  verhält  sich  das  Giftberger  Lager  atii^ 
der  Herrschaft  j^or^c^m^z,  welches  mit  dreischahi-^ 
ger  Mächtigkeit  zwischen  Übergangs-Mandelstein  ein- 
lagert. Doch  ist  das  meiste  Erz  dichter  Rotheisen- 
stein ,  zuweilen  in  Eisenglanz  übergehend ,  mit  nicht 
selten  durchsetzenden  Zinnober -Klüften. 

Mehrere  Zechen  auf  dßr  Herrschaft  Grünberg 
liefern  gleichfalls  brauneisensteinartige  Erze  auf 
schwachen  Lagern  zwischen  Kiesel-  und  Grau wacken«- 
Schiefer.  Die  Ferdinandi '^Xeche  fuhrt  selbst  brau- 
nen Glaskopf. 

Ein  gleiches  Verhalten  zeigt  der  Ifatier  l^erg« 
bau  bei  Przfbram^  wo  das  aufgemachte  Lager  i'  ^^ 
&'  mächtig  ist. 

JnJtfb«  iL  polyt,  Iiut«  III.  Bd«  X.S 


374 

Noch  wichtiger  ist  das  JFYore/ifmi -Lager  unweit 
Przjbramy  das  aufser  dem  erdigei>,  dichten  und 
glasköpGgen  Brauneisenstein  auch  Braunstein  fuhrt 
und  bis  zu  2^  Mächtigkeit  anwächst. 

Ob  der  zu  Jesirek  unweit  Nischburg  im  Rakonit-^ 
zer  Kreise  Böhmens  vor  kurzem  angeblich  aufge- 
^  deckte  Spatbeisenstein  ein  solcher  scy^  und  eine  berg- 
männische Bedeutenheit  erfahren  könne  \  mufs  erst 
näher  erhoben  werden.  Übrigens  widerspricht  das 
Vorkommen  des  Spaiheisensieines  auf  Lagern  imGrau- 
wackengebirge,  welches  einen  grofsen  Theil  des  mitt- 
Jeren  Böhmejis  bedeckt,  ganz  und  gar  «nicht  den  Er- 
fahrungen, welche  man  anderswo,  insbesondere  in 
Innerösterreich y  von  dieser  Eisenerz -Formation  so 
häufig  zu  machen  Gelegenheit  findet. 

Auch  auf  der  Herrschaft  Posorczitz  in  Mähren 
wird  für  das  altgräflich  Salmische  Eisenwerk  zu 
Blansko  ein  :«'  bis  5'  mächtiges  Lager  von  Braunei- 
senstein, welches  auch  Spatbeisenstein,  Eisenglanz 
und  rotheu  Eisenrahm  führt,  abgebaut.  Das  Han- 
gende ist  Grauwacken-Schiefer  und  Cbergangs-Kalk- 
stein,  das  Liegende  Grauwacke  und  Sienit. 

Der  ebenfalls  hieher  gehörige  Czechower  Berg- 
bau auf  der  Herrschaft  Lijsitz  geht  dagegen  auf  i* 
—  9^  mächtigen  Lagern  von  Spatbeisenstein,  welcher 
in  Braunerz  und  Eisenocher  verwandelt  ist,  zvnschen 
Glimmerschiefer  und  Urkalk  um. 

Das  Vorkommen  des  SpatheisQUsteines  und  Ei- 
senglanzes mit  aufgelösten  ocberigen  und  thonarti- 
cen  Erzen  auf  2°  mächtigen  Lagern  im  Gneifse  an 
der  Hallatscher  Zeche  in  der  Grafschaft  GLatz  kann 
hier  nicht  weiter  berührt  werden,  da  die  Erze  zwar 
an  der  jRo^ß- Hütte  auf  der  Wevrs^cXidSi  Reichen  au 
im  Königgrützer  Kreise' verschmolzen  werden ,  aber 


docli  als  ;aurser .  dem  Zwecke  dieser  Abhandlung  lie^ 
gend  zu  betrachten  sind. 

Z?.  Thon-  tind  Rasen^isenstein-Formationeil. 
Es  ist  wohl  zum  Voraus  zu  erwarten,  dafs  ein 
Land ,  dessen  ältere  Gebirge  einen  so  grofsen  Reich-' 
thuin  von  Eisenerzen  mit  sich  führen,  in  den  junge-» 
ren  Gesteinsniassen  häufige  Spuren  von  Eisentheilen 
zeigen  müsse,  da  das  gesaihmte  Material  zur  Bildung 
der  neueren  Gebirge  aus  den  älteren  genommen  ist« 
Je  mannigfaltiger  nun  die  Bestandtheile  der  letzteren 
sind,  und  je  verschiedenartiger  die  Kräfte  zu  ihrer 
Zerstörung  waren  3  um  desto  gröfser  mufs  sich  auch 
die  Mannigfajtigkeit  in  den  wieder  zusammengesetzten 
Gesteins  -  Massen  zeigen.  Diese  Verschiedenartigkeit 
findet  man  insbesondere  an  den  Thon-  und  Raseneisen-* 
steinen,  welche  ihren  höchst  wechselnden  Charakter 
nicht  etwa  blofs  der  Verschiedenheit  der  Erzgattun^ 
gen,  aus  deren  zerstörten  Theilen  sie  regenerirt  wur- 
den, sondern  auch  den  sehr  mannigfaltigen  Oxy- 
dations '  Graden  der  Eisentheile  und  den  so  zufäl^ 
ligen  Beimengungen  anderer  Bestandtheile  zu  verdan-^ 
ken  haben.  Wie  mannigfaltig  sind  nicht  die  Oxyda* 
tions- Stufen  des  Eisens  vom  Schwarzen  zun;  Grauen, 
Gelben  ,  Braunen ,  Rothen  ;  wie  grofs  die  mögliche 
Wechselbarkeit  der  Beimengung  erdiger  und  metalli* 
scher  Bestandtheile  sowohl  in  quantitativer  als  quali« 
tativcr  Hinsicht?   — 

Da  also  so  viel  Zufälliges  in  den  regenerirten  Ei« 
senerzen  liegt;  so  ist  die  Angabe  der  verschiedenen 
Varietäten  bei  Betrachtung  der  geognostischen  Ver- 
hältnisse der  Thon  -  undi  Raseneisensteine  minder 
wichtig,  und  wir  wollen  uns  daher  hier  nur  in  Kürze 
mit  der  Ansicht  der  ungemein  grofsen  Verbreitung 
dieser  sehr  wichtigen  Mij^eral  *>  Produkte  befassen. 

Wir  werden  sehen  ^    dafs  die  N^tnr,   »o  vereiii' 


^7Ö 

zeit  und  von  zufälligen  Umständen  abhangend  sie 
auch  bei  Hervorbringung  dieser  Erzgattungen  gewirkt 
zu  haben  scheint  y  doch  den  Charakter  einer  gleich* 
mäfsigen  Thätigkeit  und  Erzeugung  zuweilen  selbst 
über  ganze  Gebirgszüge  verbreitet  hat« 

«•     In  Böhmen^  Mähren^  Österreichisch  ^  Schle^ 

sien,  und  Osterreich» 

Als  ein  allgemeineres  Gebilde  von  Thoneisen- 
steinen  läfst  sich  jenes  annehmen  ^  welches  das  böh- 
mische Schwarzkohlen  -  Gebirge  fast  aller  Orts  be- 
gleitet. Dieser  Eisenstein  gehört  gewöhnlich  zur  gel- 
ben^ seltener  zur  grauen  Varietät^  mit  knolliger  Ge- 
staltung und  konzentrisch-schaliger  Absonderung.  Man 
trifft  ihn  fast  überall  im  Hangenden  der  Schwarzkohr 
lenlager^  besonders  im  Rakonitzer  Kreise  an.  Seine 
Mächtigkeit  steigt  selten  über  3';  dagegen  macht  ihn 
seine  Verbreitung  wichtig  ^  und  die  gleichförmige  Ab- 
lagerung mit  den  Schieferkohlen -Lagern  selbst  zu  ei- 
nem Wegweiser  für  die  weitere  Aufdeckung  der  letz- 
teren. Der  Gehalt  desselben  an  Eisen  erreicht  selten 
34  Prozent. 

Die  Begleiter  der  Steinkohlenlager  sind  auch  die 
des  Thoneisensteines^  der  sich  jedoch  gewöhnlich  in 
die  Schieferthonlagen  eingebettet  hat.  Häufig  kömmt 
er  in  separirten  Kugeln  von  mehr  als  12"  Durchmes- 
ser vor^  und  ist  dann -gewöhnlich  niit  Schwefelkies^ 
wie  zu  PFottwowitz  im  Rakonitzer  Kreise,  oder 
auch  mit  krystalluiischcm  Schwerspath^  wie  zu  JJiskow 
etc.  durchdrungen;  insbesondere  erscheinen  'diese 
beiden  Mineralien -Gattungen  in  ausgezeichneten  Kry- 
stallen  in  den  Zerklüftungen,  die  man  im  Inneren  der 
kuglichen  Massen  meistens  flndet. 

Theils  solche  knollige  und  kugüche  Massen,  thcils 
schwache  Flölze  von  Thoneisenstein  fmdet  man  sehr 
häufig  in  den  Steinkohlen -Revieren  von  PFottwowitz, 


377 

MimmitZy  Schlan,  Baschtiehrad ,  HiskoWy  Lis^ 
Sek  y  Schehrak ,  Radnitz  etc. ;  aber  nur  an  wenigen 
Punkten  werden  sie  abgebaut^  und  zwar  stets  nur 
dort^  wo  man  für  den  Rotheisenstein  aus  dem  Grau- 
wacken  -  Gebirge  ein  brauchbares  Gaitirungs-Matcrial 
sucht.  Übrigens  dürften  einige  Thoneisenstein- Nie- 
derlagen am  Fufse  und  in  den  Vertiefungen  des  böh- 
mischen Grauwacken  -  Gebirges  als  vereinzelte ,  von 
dem  Steinkohlen  -  Gebirge  *)  unabhängige  Bildun- 
gen zu  betrachten  seyn« 

Abgebaut  werden  Thoneisenstein-Flötze  auf  obi-» 
gern  Territorio^  als: 

bei  Chlum,  3'  —  4'  mächtig,  für  die  fürstlich- 
Fürstenbergischen  Hütten  j 

am  Franziska  -  Sch^chie ,  gelber  Thoneisenstein 
in  2^^  mächtigen  Flötzcn,  deren  Liegend  Mandelstein, 
deren  Hangend  Troppsandstein  ist,  —  für  die  Ifor^ 
schowitzer  Eisenwerke  j 

an  der  i^/or^/i^i/ii^'- Eisenstein  -  Zeche  auf  dem 
Stadt  Przibramer  Boden,  eine  schwarze,  ins  Braune 
und  Gelbe  übergehende  Varietät  mit  Braunstein -Über- 
zug,  3' bis  i5'  mächtig,  fiir  die  Hütte  zu  Rozmital; 

an  der  PFojrner,  oder  Trojaker,  Daubra-- 
wer,  Chlumer,  Rmdoschitzer ,  Plischkowitzer  und 
JViLdsteiner  Zeche  im  Klattauer  und  Prachi- 
her  Kreise,  —  bräunliche,  rothe,  gelbliche  uiid 
schwärajiche  Varietäten,  höchstens  2'  mächtig;  für 
die  Eisenhütte  zu  Sabieschin  im  "Prachiner  Kreise  ^ 


*;  Zur  Erlicnnung  des  Steinilohlen  •  Gebirges  geliört  nicht  et  « 
wa  unerläfslich   das  DaseVn   der  Steinkohlen,   sondern  der 
die  Steinkohlen  gcwo'inlich  begleitenden  Gebirgsmassen.. 


SLixfdevllerTschsLdMaj'erhöfen  im  Pilsner  Kreise 
fiir  das  zugehörige  Hüttenwerk  im  Frauenthaie  an 
mehreren  Punkten,  als  an  der  Jolianni^  Zeche  bei 
lEisendorf  eine  schwefelkieshältige,  raseneisensteinar- 
tige  Varietät,  zwischen  der  Dammerde  und  einem  bläu- 
lichen Sandsteine,  i'  —  4^  mächtig; 

an  der  Zirker  Zeche  eine '  knollige  glasköpfige 
.Abänderung^  putzen-  und  nesterweise  zwischen  gel- 
ben und  blauen  Letten; 

an  der  Alexander  -(^xvX^^  bei  dem  Dorfe  TVid- 
litz  y  und  der  Meleutzer  Zeche  quarziger,  streng- 
flüssiger Thoneisenstein,  i''  — r-  3"  mächtig  in  der 
Dammerde  ; 

auf  der  Herrschah  Brenfiporitschen  im  Pilsner 
Kreise  an  der  Hutmainer,  Kkelter,  Koralker^  Unter- 
Kokschiner  und  Tschitschower  Zeche,  licht-  und 
dunkelbraune,  röthliche  und  gelbliche  Varietäten, 
von  ^'  bis  4'  Mächtigkeit ,  für  den  Hochofen  in 
JUittrowitz ; 

auf  der  Herrschaft  Trbist  bei  dem  Dorfe  Lomizka^ 
und  auf  der  Herrschaft  Schweising  bei  dem  Dorfe 
ffolling  y  oberflächlich  und  nesterweise  *),  für  den 
Tachauer  Hochofen  im  Pilsner  Kreise. 

Wie  auf  dem  öraaivacÄre/i-Gfcbirge,  so  tritt  auch 
in  den  Vertiefungen  des  ürgebirges,  das  den  südwest- 
lichen Theil  Böhmens  y  den  nördlichen  und  westli- 

*■  ■      I  II  ■      »     ..  ■■  I  I .  ■  .   ■  .1  .1.11  m 

*)  Mer]i%Turdig  ist  das  Vorkommen  eines  gelben ,  rotben,  brau- 
nen und  auch  bläulich  -  schwarzen  Opals ,  putzenweise  in 
Übergangsschiefer,  der  SQ  reich  an  Eisentfaeilen  ist,  dafscrmit 
Vorthell  vcr^chmolsen  wird.  Dieses  Verhalten  findet  an  der 
Ursula '7äQc{\ü  (der  Stadt  Tachau  gehörig)  Statt;  ein  ähnli- 
ches Vorkommen  ist  bei  Rudelött  in  Mähren,  wo  der  ge- 
wonnene Opal  auf  der  Baron  Hockbergischen  ilütte  zu  !(»• 
deleit  verschmolzen  wird. 


^79 

chen  Theil  Mährehs  und  Österreichs  im  Norden  der 
Donau  besetzt^  der  Thon-  und  Rasencisenstein  als 
ein  zwar  minder  mächtiges,  aber  in  ungemein  vielö 
grofse  und  kleine  Mulden  eingebettetes' Gebilde  auf« 

Der  Umstand,  dafs  dieses  grofse  Urgebilde  (ei- 
nige Zentral  -  Granitmassen  ,  ^  jedoch  vorherrschend 
Lagergranit  undGneifs,  seltener  Gliuimerschiefer  etc.) 
zwar  sehr  weit  verbreitet,  aber  dabei  nur  zu  einer  mitt- 
leren Höhe  ansteigend  i^t,  erklärt  ^ehr  einfach,  warum 
dieses  ausgedehnte  Territorium  nicht  wie  andere 
höhere  Urgebirge  durch  tiefe  Einschnitte  getrennt, 
sondern  ein  wahres  Plateau  mit  grofsen  und  kleinen, 
fast  stets  sanft  begränzten  Mulden  ist.  Die  Oherflä- 
chen-Verhältnisse  des  Ktattauery  Pj'achiner ,  Bud- 
weiser  y  Taborer,  Gzasläuer,  Znajrmev  und  Ig- 
lauer  Kreises  bestätigten  dieses.  Die  sanften  Yer- 
tiefungen  sind  nun  mit  den  Resultaten  der  Verwitte- 
rung des  Feldspathes,  Quarzes  und  Glimmers  erfüllt, 
wozu  sich  noch  die  Eisentheile  aus  der  an  diesem  Ur- 
felsgebäude  so  grofsen  Antheil  nehmenden  Hornblende 
(häuGg  mit  Magneteisenstein)  gesellen.  Darnach  erklären 
sich  die  in  diesen  Gegenden  so  allgemein  vorfindip;en; 
mit  Lagen  von  Sand,  Lehm,  nicht  selten  Porzellah- 
thon ,  Thon  -  und  Raseneisenstein  erfüllten  Mulden. 
Je  nachdem  nun  die  Umstände  zu  diesen  sekundären 
Bildungen  einflössen,  so  wurde  auch  der  regenerirte 
Eisenstein  sehr  verschiedenartig  :  sandig,  sandsteinartig, 
thonig,  knollig,  blätterig,  grau,  gelb;  braun,  roth  etc. 

Wir  wollen  nun  einige  dieser  Mulden  insbeson- 
ders  betrachten. 

Von  ungewöhnlicher  Mächtigkeit  bricht  der  Thon- 
eisenstein  unweit  dem  Dorfe  Lizomierzitz  auf  der 
Herrschaft  Zieh  im  Czaslauer  Kreise  in  dem  Chwa- 
lowitzer  Gebirge  ein.  Der  sogenannte  Tageisenstein, 
welcher  bis  27  Prozent  hält,  und  8'  bis  9'  mächtig 


a8o 

ist,  ruht  auf  blauem  Leuen  ^  und  ist  tod  i'  —  2' 
Dammerde  Gedeckt;  während  der  sogenannte  Nester- 
eisenstein daselbst  in  3^^  bis  :x'  mächtii^en  Putzen  in 
hläulichtem  verhärteten  Thone  einbricht.  Diese  Erze 
werden  zu  Hedwigsthal  nächst  TYzemoscknUz  auf 
der  Herrschaft  Ronow  im  Czaslauer  Kreise  ver- 
schmolzen. 

Dagegen  erscheinen  nur  putzenweise  oder  in  6'^ 
bis  m'^  mächtigen  Lagern  die  Thoneisensteine  an  der 
Bechiner  Zeche  auf  der  Herrschaft  JBechin,  an  der 
Drachower  und  Wittingauer  Zeche  auf  der  Kor 
darzetzizer  Herrschaft^  an  der  PFitzomüller  Zeche 
auf  der  'Rotlohater  Herrschaft^  an  der  Bergstadler 
Zeche  auf  der  Cheyno^er  Herrschaft^  an  der  Neu* 
hofer  Zeche  auf  der  Hrober  Herrschaft.  Der  Hoch- 
ofen zu  Herzmannsthal  auf  der  Herrschaft  Kamenitz 
im  Taborer  Kreise  bringt  diese  Erze  zu  Guten. 

Besonders  ausgedehnt  sind  die  mit  Sand  und 
Lehm  erfüllten  Mulden  des  Budweiser  Kreises ;  viele 
Quadratmeilen  sind  damit  bedeckt,  dort  und  da  durch 
hervorstofsende  Massen  von  Granit,  seltener  von  Gneifs 
unterbrochen.  Es  ist  eine  allgemeine  Erfahrung^  dafs 
die  Lagen  regenerirter  Erze  in  dem.  Verhältnisse  an 
Mächtigkeit  Volieren ^  als  die  Mulden^  in  welchen 
sie  liegen,  an  Ausdehnung  zunehmen.  Man  sieht  die- 
ses  an  den  Schieferkohlen -Lagern  des  Pilsner  Krei- 
ses eben  so,  wie  an  den  Thoneisenstein  -  Lagern  im 
südwestlichen  Böhmen.  Selten  steigt  die  Mäcntigkeit 
der  Eisenstein -Lager  in  den  weiterstreckten  Mulden 
des  Budweiser  Kreises  bis  zu  m'^  an.  Die  Gruben 
bei  Neudorf y  Petrowitz ,  Stepanowitz ,  Preseka  und 
bei  Chrachowitz  auf  der  Herrschaft  ff^ittingau,  bei 
Strzebitzko  auf  der  Herrschaft  Gratzen,  bei  Bud- 
weis ,  Hammerdorf  und  Klikau  beweisen  dieses.  In 
4er  ganzen  Erstreckung  von  Gmünd  bis  JVeseljr  hin 


28l 


findet    man    die     AusbUse    solcher  oberflächlicher^ 
schwacher  Eisensteinflötze. 

Ein  ähnliches  Verhalten  zeigen  die  Thoneisen- 
atein  -  Gruben  an  den  Mulden  auf  der  österreichischen 
Abdachung  des  grofsen  Granit- Gneifsgebirges.  So 
beifsen  beim  Dorfe  Beinhöfen,  Hirschenwies  und 
Lan^eld  auf  der  Herrschaft  fVeitra ,  bei  Hohenau 
nnd  Süssenbach  auf  der  Herrschaft  Kirchberg  am 
Walde  ^  bei  Klobnitz  auf  der  Herrschaft  Zjwettely  bei 
Neuwirthshaus  auf  der  Herrschaft  Rosenau  ,  bei 
Niedergrünbach  auf  der  Herrschaft  Rastenberg  im 
K.  O*. M,B.  in  einer  grofsen^  flachen  Mulde  3^'  — 
4^^  starke  Flötze  aus. 

'  Interessant^  ja  selbst  überraschend  ist  es  gewifs 
fiir  solche  Gegenden^  wo  man^  wie  zJ  B.  in  Inner- 
o5/erreicA|  nur  mächtige  Eisenstein  -  Lager  abzubauen 
gewohnt  ist,  zu  hören,  d%ifs  solche  Flölzc  mit  yiefem 
Nutzen,  besonders  in  Böhmen  und  Fohlen,  zu  guten 
gebracht  werden,  indem  die  Erzeugungskosten  für 
einen  Karren  Erzes  von  4  —  ^  Zentner  Gewicht  sich 
meistens  nur  auf  :io  bis  5o  Kreutzer  C.  M.  belaufen. 

Diese  verschiedenen  Erze  werden  auf  dem  Fran- 
zensthaler,  Glumetzer  und  Gabriella  -  Hochofen 
im  Budweiser  Kreise  verschmolzen. 

Die  Thoneisenstein  -  Flötze  des  Eugenthaler 
Werkes  im  Bunzlauer  Kreise  zeigen  an  den  Gefsen* 
ejrer,  Kamenitzer  und  .Lothker  Zechen  eine  Mäch- 
tigkeit von  3®  bis  35°. 

Ob  die  20  bis  3o  Prozent  haltigen  Erze  von  den 
vielen  Zechen  des  Ernestthaler  Hochofens  auf  der 
Herrschaft  Starkenbach  im  Bidschower  Kreise  durch* 
aus  Thoneisensteine  sind,  kann  hier  nicht  bestimmt 
angegeb  en  werden. 


a83 

Die  Janowitzer,  MalUnowitzer ,  Krassnef, 
Ober  -  Clgotter  und  Skallitzer  Zechen  gehen  eben- 
falls auf  i'^  —  6*'  mächtigen  Plötzen  eines  gemeinen 
Thoneisensteines  um ,  und  liefern  das  gewonnene  Erz 
zum  Hochofen  von  Baschka  auf  der  Herrschaft  Frie-- 
deck. 

Es  würde  uns  zu  weit  fuhren^  alle  Zechen  zu 
schildern^  welche  auf  Thoneisenstein -Plötzen  eröff- 
net sind^  und  die  mährischen  und  österreichisch- 
schlesischen  Hochöfen  mit  dem  nöthig^n  Erze  versorgen. 

Die  Hochöfen  zu  Kadau  und  Millau  auf  der 
Herrschaft  Neustadtl,  zu  Ludwigsthal  auf  der  Herr- 
schaft Freudenthal,  zu  Blansko ,  zu  Pelles ,  Rofisko, 
StiepanaUy  Latzdorf,  Ustron,  Jloysthal,  fVbUr 
kinsthaly  Ädamsthal,  bei  7^2  u^oreA:  (Herrschaft;  Eich- 
horn) verarbeiten  Thoneisensteine  theils  allein ,  theils 
in  Gattirung  mit  anderen  Erzen.    - 

Während  der  Eisenhütten  -  Haushalt  in  allen  Be- 
ziehungen zu  Komorau  und  Ginetz  auf  den  gräflich 
Tf^rbnaischen  Herrschaften  in  Böhmen  den  höchsten 
Grad  der  Vollkommenheit  im  Inlande  erreichte ,  wäh- 
rend die  fürstlich  Fürstenbergischen  und  die  Swiro- 
wer  Hütten  eine  lobenswertbe  Nacheiferung  zeigen ; 
hat  sich  das  Eisenwerk  zu  Blansko  in  Mähren,  das 
einem  eben  so  kenntnifsreichen  als  kraftvollen  und 
vermöglichen  Besitzer  angehört^  unter  der  Leitung 
des  gegenwärtigen  Berg  -  und  Hüttenverwaliers  Herrn 
Teuhners  zu  einer  hohen  Stufe  der  Vervbllkom- 
mung  emporgearbeitet. 

Es  ist  interessant^  von  solchen  Portschritten^  wie 
sie  in  den  letzten  Dezennien  an  obigen  böhmischen 
und  mährischen  Eisenwerken  gemacht  wurden,  nä- 
here öSentliche  Kenntnifs  zu  erhalten,  da  sie  auf  so 
viele  andere  Zweige  der  gesämmten  Ipdustrie  einen 


a83 

wichtigen  mittelbaren  Einflafs  neliinen.  Bei  einer  an- 
deren uelegenheit  soll  daher  hierüber  das  Wichtigste 
mitgethcilt  werden,  da  es  die  Gränzen  der  gegenwär- 
tigen Ahhandiung  zu  sehr  erweitern  würde.  —  Nur 
einer  eigenthümlichcn  Thoneisenstein-Formation  mufs 
hier  noch  näher .  gedacht  werden ,  welche  auf  der 
Herrschaft  Raitz,  Posoritz,  zu  Ifosterlitz,  zu  La- 
sckanko  auf  der  Herrschaft  Churein  etc.  aufge- 
deckt ist. 

Der  Eisenstein -Berghau  zu  Ruditz  auf  der  Herr- 
schaft Raitz  geht  auf  häufig  unterbrochenen  Plötzen 
eines  schaligen  Thoneisensteines  um,  welcher  in 
einzielnen  Knollen. und  Putzen  häufig  brauneisenstein- 
artig und  giasköpfig  wird.  Dieses  Erz  ist  unmittelbar 
ih Kesseln,  Schluchten  und  Vertiefungen  eingebettet, 
welche  vom  Übergangskalke  gebildet  sind,  der  im 
Westen  ^e^en  Blansko  an  Sienit  angelagert,  und  unweit 
Ruditz  gegen  Osten  mit  Grauwackc  und  Grauwacken- 
schiefer  bedeckt  ist,  und  von  S,  nach N.  im  Brünner 
Kreise  sich  erstreckt.  Je  unebener,  schroffer,  zerrissener 
die  sekundäre  Oberfläche  dieses  Kalksteines  durch 
die  unterirdische  Thätigkeit  des  Bergmannes  befun- 
den wird,  desto  überraschender  ist  es,  dafs  die  Ober- 
fläche am  Tage  ganz  zugeebnet  ist.  Dieses  Oberflä- 
chen-Verbal  tnifs  gründet  sich  auf  die  Ausfüllung  der 
Kalkstein  -Vertiefungen  durch  die  Glieder  und  Schich- 
ten einer  jungem  Formation,  welche  aus  Lagern  von 
Thon,  Sand,  Feuerstein  -  Geschieben  und  Eisenstein 
besteht.  Je  enger,  tiefer  und  schro^ci;  nun  diese 
Vertiefungen  und  Kessel  im  Übergangs  -  Kalksteine 
sind,  desto  mächtiger  ist  der  darin  eingebettete  Ei- 
senstein. Das  Hangende  desselben  sind  mehr  oder 
weniger  mächtige  Lager  von  Thon,  welche  in  der  Nähe 
des  Eisensteines  braun,  in  mehrerer  Entfernung  grau, 
weifshch  und  sandig  sind.  Dieser  Sand  ist  oft  so  rein 
tind  weifs,  dafs  er  für  Glashütten  ein  vorzügliches 
Material  abgibt.     Die  Lager  dieses  Saades   sind  b^i 


a84 

einer  yerschiedenen  Mächtigkeit  dadurch  merkwürdig, 
dafs  sich  daria  knollige  Quarzmassen  finden^  welche 
an  der  Oberfläche  theils  zerfressen,  theiis  gekerbt, 
inwendig  meistens  hohl  und  mit  Krystallen  von  grü- 
nem und  amethystartigen  Quarze  besetzt,  und  dann 
noch  häufig  mit  einer  Lage  Kalzedon  von  bläulich  weis- 
ser, violetter,  brauner  oder  gelber  Farbe  überzo- 
Sen  sind.  Dieser  Kalzedon  ist  selbst  in  Rhomboe- 
em  auskrystalltsirt  gefunden  worden. 

Über  diesen  Sandlagen  finden  sich  endlich  Quarz- 
und  Feuerstein  -  Geschiebe y  welche  die  oberste,  aber 
nicht  überall  anzutreffende  Lage  dieses  jungen  ^Ge- 
birgs  -  Gebildes  inachen. 

So  einfach  die  Erkennung  dieser  Struktur-Ver* 
hältnisse  auch  scheint ,  so  wichtig  wurde  sie  für  den 
gröfseren  Betrieb  und  den  bleibenden  Bestand  des 
Blansker  Eltsenwerkes  und  aller  übrigen  Hütten, 
welche  von  der  nähmlichen  Erz -^  Formation  ihr  Ma- 
terial beziehen. 

*  So  folgenreich  die  Kenntnifs  der  Unterbrechung 
der  Erzlager  durch  hervorstofsende  Massen  des  Grund- 
gebirges, oder  durch  Yerrutschungen  der  Gebirgs- 
stücke  für  den  Bergbau  ist ,  so  sehr  auch  das  Schick- 
sal ganzer  Bergreviere  davon  abhängt,  wie  diese  nach- 
theUige  Erscheinung  betrachtet  und  behandelt  wird ; 
so  wenig  ist  do6h  die  naturgemäfse  Ansicht  derselben 
unter  den  Bergleuten  verbreitet^  welche  so  oft  eine 
unterbrochene  oder  verworfene  Lagerstätte  als  verlo- 
ren aufgeben,  weil  sie  selbe  der  Gebirgs  -  Struktur 
gemäfs  aufzosuchen  nicht  verstehen. 

Sehr  klug  und  vorsorgend  versteht  man  dagegen 
bei  den  Muditzer^  Laschanker  etc.  Bergbaue,  die 
zwischen  den  Vertiefimgen  des  Kalksteines  zerstreu- 
ten Erzmittel  aufzusuchen  und  -zu  Guten  zu  bringen. 


a85 

"Weil  man  die  geogiiostischen  Yerhältnisse  der  hebau- 
ten  Erz ->  Formation  erkannte^  und  wohl  sah^  dafsmaii 
der  Natur  der  Lagerstätten  nach  stets  für  neueAnhrü* 
che  besorgt  seyn  müsse.  Als  Wegweiser  hiezu  dient 
der  braungefarbte  Thon  y  der  mit  Strecken  -  örtem 
von  einem  Kessel  in  den  andern  den  Biegungen  des 
Kalksteins  nach  verfolgt  werden  mufs^  wenn  die  Re- 
servbaue in  das  gehörige  Yerhaltnifs  mit  den  Abbauen 
kommen  sollen. 

Ähnliche  Erscheinungen  zeigt  der  Bergbau  bei 
Kiritein  auf  der  Gränze  aer  Staatsherrschaft  Obro- 
wiiz. 

6.lDGaIlizien. 

Die  Ablagerung  in  platteniörmigen  parallelen  La- 
gen der  Gebirgs- Gesteine  zeigt  sich  nirgends  mit  we- 
niger Unterbrechung  als  in  den  sogenannten  Flötzge- 
birgen^  v^enn  diese  weite  Kesselländer  ausfüllen  oder 
an  grofse  Längen  -  Gebirge  sich  anlehnen,  und  wenise 
oder  gar  keine  Massen  und  Kuppen  älterer  Gebilde 
durch  selbe  hervorstofsen.  Die  Erfahrung,  —  dafs 
selbst  sfehr  schwache  Gesteinlagen  ohne  Unterbre- 
chung so  lange  fortstreichen,  als  das  nahmliche  Ge- 
birge anhält,  in  welchem  selbe  gleichförmig  einla- 
gern ,  —  hat  sich  nirgend  in  der  ösierreichischen  Mo- 
narchie auf  eine  so  überraschende  Art  und  mit  solchen 
Besuliaten  für  den  Berg-  und  Hütten -Haushalt  nach- 
gewiesen, als  iii  GalUzien. 

Wenn  die  geognostische  Untersuchung  ganzer 
Gebirgszüge  keinen  anderen  Yortheil  gewähren  könn- 
te, als  die  Ausmittelung  der  Verhältnisse  der  Ver- 
breitung. Verlheilung  und  Streichungs- Richtung  der 
Mineral -Schätze  und  der  darauf  gegründeten  natur- 
gemäfsen  Aufsuchung  und  miantitativen  Abschätzung 
zum  Behufe  kameraliäticher  Konjekturen  3  —  so  wäre 
dieses  Resultat  schon  hinreichend  gcnu{|;  die  Staats- 


a86 

1 

Verwaltungen  zu  vermögen,  dafs  sie  alles  aufbiethen, 
was  zur  Erreichung  dieses  Theiles  der  Landeskunde 
zweckdienlich  ist. 

Da  die  ausgezeichneten  Kenntnisse  und. Bemü- 
hungen desk.  k.  galizischen  Domainen- Salinen -Ad- 
ministrations-Assessors Herrn  Äior/ Ritter  von  Schind-- 
lers  zu  anerkannt  sind,  so  lassen  wir  hier  von  seinen 
Beobachtungen  über  die  karpathischen  Gebirge  etc. 
diejenigen  Resultate  einschalten,  welche  higher  Be- 
zug haben.  Er  spricht  über  die  Yerbfcitung  der 
Thoneisensteine  in  Ostgalizien  Folgendes: 

»Es  wird  in  diesen  Gebirgen  der  Kameral- Eisen- 
bergbau an  mehreren  Orten  ,  und  in.  einer  Strecke 
von  beiläufig  :20  deutschen  Meilen  getrieben;  nahm- 
lich  von  Dusiatjn  im  Sanoker  Kreise ,  bis  über  Aß- 
zün  im  Stryer  Kreise. 

Es  hat  sich  gezeigt:  dafs  die  Eisenstein  -  Flötze 
sammt  den  sie  begleitenden  Nebenschichten  längs 
dieser  ganzen  Gebirgsstrecke  ununterbrochen  fortlau- 
fen; denn  man  hat  sie  in  der  nähmlichen  Qrdnung 
bei  den  Kameral -Eisenwerken  zu  Smolnay  wie  bei 
jenen  zu  Mitzün  angetPoSen ;  und  ihr  gleichförmiger 
Zug  gab  nicht  allein  die  Veranlassung,  zwischen 
Smolna  und  Skoll  zu  Majrdan  bei  Kropiwnik  ein 
neues  Eisenwerk  darauf  anzulegen,  sondern  auch 
mehrere  Privat- Eisenwerke,  als  Podhorodin,  Zulin 
u.  s.  w.  haben  ihr  Daseyn  dieser  beobachteten  Natur- 
erscheinung zu  verdanken. 

»Alle  Eisenerzlager  ohne  Unterschied  nehmen 
die  Richtung  von  Nordwest  nach  Südost,  beiläufig; 
zwischen  Stunde  si  und  2i  imd  verflachen  bei  4^ 
bis  60  Graden  von  Nordosten  gegen  Südwesten,  mit 
Ausnahme  jener. kurzen  Strecken,  wo  die  Gebirge 
i;estürzt^   verschoben^  oder  schwebend  erscheinen.«« 


Ausgezeiclmet  schwebend  liegt  das  Gebirge  zu 
Strona  bei  Smolna  im  Samborer  Kreise ;  fcu  Mizün 
im  Stryer  y  zu  Pasieczna,  Dora  bei  Nadworna  im 
Stanislauev  Kreise. 

Die  in  Vollzug  gebrachten  Schürfungen  in  der 
Bukowina  auf  den  Staatsherrschaften  Solka  und  Gura 
Jlumoray  so  wie  auch  die  Eisenschürfungen  zu  Z>u- 
szatjrn  auf  der  Staatsherrschaft  Krosno  im .  Sanoker 
Kreise,  haben  die  weitere  Oberzeugung  geliefert, 
dafs  die  Eisenerzlagerauch  in  jenen  entfernten  Ge- 
birgsiheilen  gleicher  Ordnung  und  gleichen  Natur- 
geseuen  gefolgt  sind. 

Und  die  erst  kürzlich  zu  Po^tecjZ/ia  auf  der  Staats^ 
herr Schaft  Nadworna  im  Stanislawower  Kreise  an- 
gelegte Eisenschürfung  bestätigte  die  Richtigkeit  der 
Erfahrung  auch  in  jenen  Gebirgstheilen. 

Nicht  minder  gab  eine  im  Jahre  1808  veranlafste 
Besichtigung  einiger  Gebirgsgegenden  im  Sadecer 
Kreise  die  Versicherung^  dafs  auch  in  jenen  entfern- 
ten Gebirgstheilen  zwischen  Neusandec  und  TVisniz, 
dann  zwischen  Mtsandec  und  Zabrzez  y  mehrere 
Eisenerzlager  unter  dergleichen  Gebirgsverhältnissen 
von  Nordwesten  nach  Südosten  streichen. 

Die  Eisenerzlager  werden  y  sowohl  die  Thäler 
als  die  höchsten  Gebirgsspitzen  durchsetzend,  ange- 
troffen, und  die  Lagerungen,  die  man  in  den  Thä- 
lern  antrifft,  werden  eben  so  in  den  höchsten  Ge- 
birgstheilen ersichtlich. 

Fast  auf  dem  ganzen  flachen  Lande  von  OstgaUzien 
waren  vor  Alters  Luppenfeuer  verbreitet ,  welche 
Sumpferze  verarbeiteten :  noch  heute  trifft  man  häu- 
fige Rudera  und  Eisenschlacken  auf  alten  Teichdära- 
m^n  an  ^  und  die  vielen  Benennungen  der  Oruchaf- 


!i88 

ten  mit  den  Nahmen  Ruda  und  Demnia  rühren  ebea 
daher. 

Heut  zu  Tage  bestehen  nur  fiinf  dergleichen 
Luppenfeuer ,  nähmlich  zu  Rudarozamecka ,  zu 
Smolna,  Podmichale^  wefche  von  Seiten  der  k.  k. 
Kammer  betrieben  werden,  sodann  zu  Demnia  bei 
Kurzemi.  und  zu  Lachowec.  welche  Private  be- 
treiben. 

AnsehnUche  Snmpferze  liegen  bei  Bjrskupice  im 
Samborer  Kreise ,  dann  längs  dem  Dniester  und  be- 
sonders zu  Zjrdaczow  im  Stryer  Kreise ,  welche  letz- 
teren von  besonderer  Güte  sind ,  und  ein  ziemUch  gu- 
tes Eisen  geben,  nach  neuerlichen  Versuchen  zu  gu- 
tem Stahle  geeignet  sind ,  der*  Galizien  bisher  ganz 
mangelte. 

Aufserdem  sind  Sumpfejrze,  und  besonders  Ra- 
seneisensteinf ,  über  das  ganze  flache  Land  in  allen 
Niederungen  verbreitet ,  man  findet  sie  im  Tarnower 
und  Rzeszower  Kreise,  aber  bei  JVisko,  Mokrzjr- 
szoWy  TuszoWy  Lezaisk,  Zarzfce^  Dzikowec  be- 
sonders häufig;  ferner  in  dem  Zolkiewer  Kreise, 
auf  der  StaatsherrschaJ^-^z^^oczoH^,  im  Przemjrsler 
Kreise  bei  Radimrtf/y  im  ^ryer  Kreise  bei  Kalusz, 
so  auch  an  mehreren  örtern  im  Stanislauer  und  Ko- 
lomeer  Kreise. 

Endlich  befinden  sich  auch  in  den  karpathischen 
Gebirgen  Sumpferze;  sie  werden  von  den  sogenannten 
schwarzen  Eisengängen  (Thonmärgeleisen  -  Erzen  mit 
schwarzbraunen  Beschlägen)  abgesetzt,  und  man  trifll 
sie  daher  an  den  Gehängen  aller  Gebirge  an,  durch 
welche  diese  Lager  streichen,  und  überhaupt  längs 
dem  karpatischen  Gebirgszuge. 

Ingleichen  kommen  hier  die  erst  kürzlich  ent- 


deckten  kalkarügen  und  ochrigen  Eisenerzlager  zu  er- 
^ähnen^  deren  bekanntlich  zwölf  parallel  neben  ein- 
ander streichen,  die  bis  zu  mehreren  Schüben  mäch- 
lig  sind ,  und  zwischen  Osiek  und  fVolosate ,  Zopa- 
7Üe ,  dann  zwischen  dem  Pruthflusse  im  Jablonowev 
•  Territorio,  und  über  JVama  bis  zur  Moldauer 
Gränze,  auf  einer  Strecke  von  44  Meilen  in  der  Pro- 
vinz ausgedehnt  liegen. 

Zur  näheren  Kenntnifs  der  nur  wenig  bekannten 
Eisenerzlagerungen  nordöstlich  von  den  Karpaihen 
mögen  folgende  Mittheilungen  von  den  gallizischen 
Eisenbergwerken  beitragen,  -r-  Da  das  ganze  Land 
überall  mit  neueren  Gebirg^massen  besetzt  ist,  mit 
Ausnahme  einiger  wenigen  Distrikte  an  der  südöst- 
heben  Gränze ,  so  können  die  eingelagerten  Eisensteine 
auch  nur  sekundär^  Gebilde  seyn  ^  was  auch  überall 
der  Fall  ist. 

Wenn  der  Parallelismus  der  Gcsteinslagen  an  der 
nordöstlichen  Abdachung  der  Karpaihen  überrascht, 
und  die  Erschürfung  der  fast  ununterbrochen  fort- 
streichenden Erzlagen  nach  der  ganzen  Erlangung 
des  Schichtenzuges  dem  Bergmanne  sehr  erleichtert  \ 
so  ist  dagegen  die  ungemein  geringe  Mächtigkeit  fast 
aller  darin  aufgedeckten  Eisensteinlagen  fiir  denBerg- 
und  Hüttenhaushalt  dieser  Gegenden  eine  gleich  un- 
angenehme Erscheinung.  Dadurch  ist  jedoch  wie- 
derum bestätiget ,  dafs  die  Mächtigkeit  regenerirter 
Erzlagen  gewöhnlich  in  dem  Verhältnisse  abnimmt, 
als ^  die  Streichungs- Distanz  und  Verbreitung  dersel- 
ben zunimmt. 

Das  Smolner  und  May  daner  Eisenwerk  im  Sam- 
borer  Kreise  baut  auf  4"  —  8"  mächtigen  Lagern  ei- 
nes II  —  13  Prozent  hältigen  Eisensteines  (thonmär- 
gelartig) ,  welcher  von  Schieferthon  und  Sandstein 
begleitet  wird. 

l«krl.  4.  P0I7I.  latt.  UlV  114*  ig' 


ago 

Auch  ein  i8  i —  20  prozentiges  Sumpferz  wird 
da  gewonnen. 

Das  Orower  Eisenwerk  im  Samborer  KreUe^ 
und  jenes^zii  Mizun  im  Stryer  Kreise  baut  auf  3"  bis 
7'^  mächligcn  Lagern  von  thon-  und  kalkmärgelartigen 
Eisensteinen^  welche  zwischen*  13  und  16  Prozent 
hältig  sind,  und  eine  Begleitung  wie  oben  haben« 
Merkwürdig  ist  das  nicht  seltene  Vorkommen  von 
Bernstein  in  einem  Sandstein- Konglomerate  im  Lie- 
genden der  Mizuner  Eisensteinzechen.  Das  Hangende 
fuhrt  dagegen  Lagen  von  Alaunerz. 

Das  Podfiorodeczer  und  Z?cin^/ia  -  Eisenwerk 
im  Stryer  Kreise  verschmilzt  ebenfalls  thon-  und  kalk- 
mnrgelartigc  Eisensteine  von  4^'  kis  S"  mächtigen  Lar 
gern,  deren  begleitende  Gebirgsschichten  Schiefer- 
thon,  Sandstein,  Sandstein-  und  Kalkstein -Konglo- 
merate, Alaunschieferund  bituminösen  Schieferthon  . 
fuhren.  Der  Gehalt  dieser  Erze  ist  von  t4  bis  i5 
Prozent. 

Gleiche  Verhältnisse  zeigen  die  von  den  Ol- 
chowkePy  Ludwikovker  und  Skoler  Eisenwerken 
im  Stryer  Kreise  abgebauten  Plötze ,  deren  Mächtig- 
keit von  3"  bis  8"  wechselt. 

Eben  so  sind  die  Eisensteinflötze  der  Eisenwerke 
Cisna  und  Rabbe  im  Sanoker  Kreise  beschaffen ,  mit 
Ausnahme  der  Mächtigkeit  derselben^  welche  ander 
Zeo/ii -  Z'eche  von  12"  —  34"^  und  an  der  KjczorU 
und  Hjrrlati 'Gviibe  von  6"  bis  13"  steigt. 

Das  Podmichaler  Eisenwerk  im  Stryer  Ejreise 
verarbeitet  ochrige,  i3  prözentige  Sumpf erze^  aus  &* 
bis  n^"  mächtigen  Lagern. 

Das   Zahopaner  Eisenwerk    auf  der   Kameral- 


Herrschaft  Netimark  erbatit  «u  Magura  braunstein- 
häkige  Erze  von  6''  bis  2'  mächtig;  zu  Mientuszti 
gelbe  Thoneisensteine  auf  1'  bis  3'  machtigen  Lagern, 
«nd  m  Bobrowett  rothe  schiefrige  Thoneisensteine 
von  9''  bis  2'  mächtigen  Plötzen.  Das  Hangende  und 
Liegende  ist  Kalkstein ,  und  der  Durchschniusgehak 
wechselt  von  i  o  bis  zu  lö  Prozent. 

Weiter  im  südöstlichenErlängen  tritt  rothlichbrau- 
n^r  Thoneisenstein  mit  einer  von  i'  bis  3^  wechseln- 
den Mächtigkeit  an  dem  Valye-Stjner  Lager  zwi- 
schen glimmrigem  Schieferthon  ^  welcher  Quarzge^ 
schiebe  fiihrt^  auf. 

Es  dürfteii  in  der  JBUkos^ina  noch  viele  Nie- 
derlagen regenerirter  Eisenerze  seyn;  doch  der  Reich- 
thum  an  Späth ->  Bratin-  und  Magneteisenstein  hat 
deren  Aufdeckung  bisher  fiir  d^iSiJakobenj'er  Eisen- 
werk unnütz  gemacht. 

Es  ist  iii  Obigem  etVi^as  umständlicher  von  deli 
Thoneisenstein  -  Gebilden  im  Nordosten  der  Karpor 
then  gesprochen  worden,  da  selbe  das  einzige  Ma- 
terial sxtiAj  und  der  Gebirgsstruktur  gemäfs  wohl, 
bleiben  dürften,  welche  die  galizfschen  Eisenschmelr- 
efen  zu  Guten  bringen  können. 


c. 


In    Ungarn    ixtiA    Slebev  biiTjgtn» 

Über  die  Thoneisenstein-Bildungen,  welche  sich 
dm  südlichen  Abhänge  der  Karpathen  anlagerten, 
und  an  vielen  anderen  Punkten  in  dem  grofsen  ungah 
rischen  Kessellande  aufgedeckt  wurden ,  wird  hier  nur 
Weniges  in  Kürze  angegöb^n;  denn  die  Verschmel- 
zung der  Eisenerze  aus  den  ungarischen  Flötzgebir- 
gen  ist  weder  in  Hinsicht  der  Quantität,  noch  in  Hin^ 
isicht  der  Qualität  des  daraus  erzeugten  Eisens  ha  ver- 
jgleichen  mit  der  Zugutenbringung  des  Späth-,  BraUii-^ 


29* 

I 

Roth-    und  Magneteisensieines  aus  den  Urgebirgen 
dieses  Landes. 

Noch  gröfser  ist  jedoch  der  Unterschied^  welcher 
sich  in  dieser  Beziehung  bei  Betrachtung  des  inner- 
österreichischen Eisenhütten  -  Haushaltes  ergibt. 

Im  nieder-  und  ober  -  ungarischen  Bergwerks-Re- 
viere ^  wo  die  Eisenhütten  vorzüglich  Spadi-  und 
Brauneisenstein  verarbeiten^  dient  der  Thoneisenstein 
meistens  nur  als  Gattirungs  -Material« 

So  verarbeiten  die  Hochöfen  zu  Rohnitz  im  Zb- 
lienser  Komitate  zum  Theil  einen  ochrigen  und  thon- 
artigen  Eisenstein^  während  der  Hochofen  zu  Libe^ 
then  opal-^  pechstein-  und  hornsteinartige  Eisensteine 
im  Gehalte  zu  a6  Prozent  verschmilzt^  über  deren 
Yorkommen  mir  jedoch  nichts  Näheres  bekannt  ist. 

Das  Eisenwerkt  zu  Diosgjor  im  Borsoder  Komi- 
tate verarbeitet  dagegen  meistentheils  arme  regene- 
rirte  Eisenerze  y  als : 

Aus  dem  Gebirge  Kifs  latro  Hegj  einen  sehr 
armen  verhärteten  eisenschüssigen  Thon ; 

aus  dem  Gebirge  Szinge  kalk-  und  sandartige  Ra^ 
seneisensteine ,  von  ao  —  aS  Prozent  Gehalt ; 

von  Hoszaber€Qr  thonartige  dunkelbraune  Eisen- 
steine; 

von  yincepäl  eine  Breccia  von  Quarz ,  verwitter- 
ten Feldspath  und  Brauneisenstein  etc. 

In  dem  Bistrikte  des  ersten  Szekler  Gränz-Infan- 
terie  -  Regiments  sind  im  Laufe  des  letzten  Jahrzehen- 
des an  mehreren  Orten  Thoneisensteine  aufgedeckt 


T^orden^  die  wegen  ihres  geringen  Gehaltes  Ton  4  bis  i4 
Prozent  eine  minder  yortheilhafte  Benutzung  gestatten. 

* 
Unter  diesen  Fundgruben  sind  übrigens  bemer- 

kenswerth  die  Csoroszaer,  Kistsereer,  Rompatra^ 
Sorkoer,  Kenderesmajr ,  Pf^artgater,  Vasfus^oer 
nad  CsigahomlokerFloize,  wovon  letztere  die  brauch- 
barsten Erze  liefern.  , 

Ini  Bistrikte  desiJo^^/iaerBergamtes  in  Siebenbür-- 
gen  sind  ebenfalls ,  und  zwar  in  P^alje  Vinului  Thon- 
^eisensteine  erschürft;  aber  nicht  weiter  benützt  worden. 

Für  das  siebenbüi^che  {Eisenwerk  zu  Strimbul 
und  Olahlaposch  sind  dagegen  bedeutende  Niederla- 
gen von  Raseneisenstein  (Sumpferze)  zu  Stipprislop, 
Szermetjres  ^  Pleska  und  Ruszinosza  wirklich'  in  Ab- 
bau gesetzt,  daher  auch  naher  bekannt.  Die  ober- 
flächlichen Flötze  dieses  von  no  bis  f\o  Prozent  hälti- 
gen Erzes  sind  4'  mächtige  und  blofs  mit  einer  schwa- 
chen Lage  von  Torf  und  Rasen  bedeckt. 

Im  Erze  zeige^  sich^  nicht  selten  Partien  von 
Steinmark,  Quarz-  Geschiebe  ,  und  Abdrücke  von 
Sumpfpflanzen  als  Belege  über  die  Art  und  das  Fort- 
schreiten der  Bildung  dieser  Erze^ 

Im  Distrikte  des  Seles2tber  Eisenwerkes  in  Sie-- 
befibürgen  sind  ebenfalb  mehrere  Thonelsenstein- 
Zedien  eröfihet  als : 

im  BujcUiner  Thale  zwischen  Kustanfalva  und 
Podhering  ein  gemeiner,  zuweilen  ochriger  Thonei- 
senstein,  welcher  im  Liegenden  Thonporphyr,  im 
Hangenden  verhärteten  Thon  hat ; 

zwischen  dem  Ivanjrer  Weingebirge  und  dem 
Dorfe  Lauka  ochriger  und  dichter  brauner  Thonei- 


^4   - 

sen  stein,  zwischen  gelben  Thonlageo^  die  ancL 
ferkohlen  fuhren^ 

unter  dem  Dorfe  Unter  -  Flznitze  gememen  nnd 
ochrigenThoueisensteinzwiscIienroiLem  und  grauem 
Sandstein,  weleber  ein  Lager  im  Porphyr  zu  bilden 
scheint  (imPorphjre  trifitmandaauGhSpauieiseDSlein)^ 

im  Dorfe  Beredeke  ein  roihlicher  quarziger  Ei- 
senstein ,  znm  Theit  mit  denttiöhen  Quaragescbieben, 
zwischen  Lag^n  von  Thon  und  Sand; 

zu  Muzsaly,  wo  rother  Eiscnocher  und  ein  dich- 
ter rother  Eisenstein  auf  Alaunstein  in  oft  aehr  Be- 
trächtlichen Massen  von  mehreren  Kubikklaftern  auP* 
lagert»  Dieses  Erz  ist  aufserdem  bis  zu  3a  Pro7.eat 
hakige  während  ohige  vier  Abänderungen  zwischen 
17  und  125  Prozent  im  Gebalte  wechseln^  und  in  den 
Gruben  nur  eine  Mächtigkeil  von  6^'  bis  t^  zeigen« 

Dagegen  scheint  der  sogenannte  Tboneisenst^^ 
welcher  am  Berge  Danskjr  zu  Kopolapojana  putzen- 
yreise  1'  bis  1°  mächtig  einbricht,  nur  eine  verwit- 
terte Varietät  des  Brauneisensteines  zu  seyn^  da  die 
Begleitung  von  silberbältigem  Bleiglanz,  AntiaM>nium, 
Schwefelkies  und  Quarz  den  Thoneisenstein -Lagern 
nicht  ergenthümlich  ist,  und  ohnedem  die  Braunei- 
senstein -  Formutiott  zwischen  Glinunerschieier  im 
uahmlichen  Gebirge  auftritt. 

So  wenig  bedeutend  nun  in  Folge  des  Angeführ- 
ten die  ungarischen  Thon-  und  Raseneisenstein -Bil- 
dungen gegenwärtig,  erscheinen^  so  sieht  man  doch, 
dafs  selbe  blofs  nach  den  vereinzelt  aufgeschlossenen 
Zechen  zu  urHieilen,  ein  am  südlichen  Abbange  der 
Karpatheji  allgemein  verbreitetes  Erzgebilde  seyen, 
welches  zwar  in  der  Nähe  und  in  den  Vertiefungen 
der  höheren  und  älteren  Gebirge,  worin,  wie  wir  sa- 


• 

ben^  die  Fundgruben  reicherer  Eisensteine  sind^  nie 
jene  Wichtigkeit  erhahexr  kann,  welche  es  in  den 
waldreichen  Ebenen  der  ungarischen  Militairgränz- 
Distrikte  früh  oder  spät  bekommen  mufs/^da  diese 
weit  ausgeaehnten  Gegenden  fast  ganz  mit  regenerir- 
ten  Gebirgen  bedeckt  sind,  zu  Welchen  die  Thon- 
und  Rasensteiidager  als  integrirende  GUeder  charak- 
teristisch gehören. 


Beiliegende  Tabellen  zeigen  di.e  Roheisen -Pro- 
duktion in  Böhmen ,  Mähten ,  Österreichisch-Schle- 
Sien,  Gallizien  uüd  einem  Theile  C^^ar/2^  während 
den  Jahren  1811  bis  inclusive  18 19. 

Von  einigen  Hochöfen  ist  freiUch  nur  die  durch- 
schnitüiche  jährliche  Erzeugung,  von  anderen  meist 
minder  bedeutenden  oder  im  Stillstand  begriffeneu 
Hütten  gar  nichts  beigebracht. 

Gegenwärtige  Tabellen  werden  dem  aufmerk- 
samen Beobachter  zeigen,  dafs  die  oben  entwickelten 
und  dargestellten  verschiedenen  Erz -Formationen  ei- 
nen höchst  un«:leichen  Einflufs  auf  die  Gröfse  des  Ei- 
senhütten  -  Haushaltes  verschiedener  Gegenden  haben* 

Es  wurde  eine  mehrjährige  Produktion  angefugt, 
um  darin  die  Schicksäle  des  Hütten  -  Betriebes ,  das 
Steigen  und  Fallen  desselben  zu  verschiedenen  Zeiten 

besser  zu  erk*ennen. 

« 

Es  mufs  übrigens  .  hier  zum  Voraus  angemerkt 
werden,  dafs  die  Erzeugung»- Resultate  des  letzten 
Decenniums  keine  wahre  und  bleibend  richtige  Durch- 
schnitts -  Ansicht  der  österreichischen  Roheisen-Pro- 
duktion gewähren,  da  bekanntermafsen  mehrere  Jahre 
sehr  nachtheilig  fiirdenEisehabsatz  waren,  welcher  sich 
jedoch  wieder  hebt,  wie  man  aus  denTabcllcn  siebt. 


^96      .  .        . 

Tabellarische 

der 

Roheisenerzeugung  vom   Jahre    1809   bis    inclusive 

nördlich  von  der 


Ort  des  {lisenwerkes. 


Erschmolzenes 


1809. 


1810/  1811. 


1813. 


Ztr>    t  Ztr.    I  Ztr.     j  ZtrT 


In  Böhmen. 
Unter  dem  Joachimsihaler  k. 
k.  Berggerichts -Distrikte. 

Zu  SehmUdeberg  .     «     .     •     » 

9     Rothau 

Nächst  Heudeck        .',..• 
Zu   Rotkäu  und     *!  Roheisen  Z' 
PtrUberg  .    .     .  ./Gufsciscn\ 
Zu  Perlsberg  (dem  Baron  /bi*-V 

Äriri  gchörify  .  / 
Detto        (dem  Hrn.  »r/Är\ 


gehörig; 


•     k     •     • 


/ 


Unter   dem  Przibramer  k.   k. 
Bergamts  -  Distrikte. 


Drei  Hochöfen   ih\^  •    .^       1 
Komorau  und  einl?^*!^'?«^  l 


Aomarau  una  ein  y^y    i*    •        ?* 
Hochof.  in  C*>e/»/ ^^'*'"^"  j 
*Zwei   Hochöfen    zu   Neu  -  Jö'\ 
achimsthal  und  ein  Hochofen  V 
ktf  Neuhatten  .....     j 
Zu  Sabieschin    . 
»     Rounital 
9     Obetmts^, 
j»     KarlshÜtte^  • 
1»     Straschit% 
»     Holloubkau  . 
»     JDobrtiuf  . 
»     Franzensthttl 


a^B 


a367 
194 


3i365 
i3io5 

636a 


4468 


3377 


2435 
173 


T 


18421 

15375 

7530 


4044 

7644 
4750 

4834 
4583 
5431 


ii5o 


1817 
169 


«7575 
15403 

624<> 


4724 
5519 
556 1 
35o5 

5127 
4966 


»999 


344B 
285 


27849 
10875 

6256 


45 13 
6838 
5465 
3o66 

4l53 

7i56 


mm 


^97 


Darstellung 


1819,  in  den  österreichischen  Provinzen  ^    welche 
Donau  hegen. 


Roheisen  'in   den   Jahren 


i8i3* 


i8i4- 


i8i5. 


816. 


817. 


818. 


1819. 


Ztr-    I   Ztr     I  Ztr.     |  Ztn    \  Ztr.    1  Ztr.    |    JÄr. 


Also  im 

Dureh- 

schnitte. 


Zentner. 


38 


3376 
393 


23930 
8937 

5585 


9678 

"77 
4«97 

445« 
ii38 
9914 


370« 


i559 


48i3 
995 


96215 

ioo3o 

* 

6777 


3935 
6378 
4696 

4759 
8914 


4040 
766 


9080 


97151 
14540 

8379 


4079 
549 


i654 


4609 
735 


3o48 


98073 
V3733 


6697 
959 

ii58 


39959 
i3649 


8704   11I90 


54^4 
6383 

6553 

4896 

1896 

iio58 


6960 
6908 

4787 
5484 
4956 

4o5i 


5584 
6698 
4798 

«447 

3i37 
8098 


99875 

1925l 


11797 

1966 

6888 
5299 

7579 

7100 


I 


958o 


6010 
897 

767 


I 


36958 

Il9l5 

i6856 

3443 

8969 
8959 
6101 
6i37 
6971 
4107 


9194 
4800 
8900 
4069 
548 

957 
3oo 


Fürtrag 


99035 
19583 

8691 

9704  ' 

1^000 

5959 

6523  . 

5ii6 

4708 

3870 

7009 

108459 


ag» 


Ort. des  Eisenwerkes. 


5Sy 


Erschmolzenes 


8o9< 


i8io. 


1811.    1812. 


Ztr.     [   Ztr.    t  Ztr.     t  ^^^' 


Unter  dem  Mieser  k.  k.  Berg- 
gerichts -  Distrikte. 

Zu  Grünberg 

y     Klabawa  (Herrschaft  RoA 

kit%an / 

9  HoromiestitE  \  Roheisen  V 
(Herrschaft  P/üftf/i;  /Gur8eisen\l 
»     Frauenthai^(H.AfBX^rhfffenj\ 

V  MittrowiU  (H.  ^Roheisen  \ 
Brennt poriUehenJ  /  Gurseisen/ 
»    SedUH   (Herrs.  StiaeklauJ 
»     Taehau    ••*•... 

Unter  dem  Kutienberger  k.  k. 

Berggerichts-  Distrikte. 

Zu  Ernstthai  {Vk.StarkenbaekJ 
»  Rosahütte  (H.  Reichenau) 
»  Fran%ensthal{  H.  WittingauJ 
»     JosephithaliH,  Chlummeti) 

V  Heäwigsthal  (H  RonawJ  . 

»     Mugenthal     (Bun%lauer     V 
Kreis)       . / 

»    HartmannsthalfVLeTTSchdi  f t  ^ 
Kameniti) / 

»     Theresienthal{H,NeuBistriti) 

Gabriellahütte 

Zu  Baschka  (H.  Firiedek)     . 

9    Kadau  und  Aiillau  (Herr- 
schaft NeustadtlJ       .     .     . 

»     Fip^/  (Herrschaft  Wogno'\ 
wenniestetz)      •..../ 

»     Ranzko  (Herr*  \  Roheisen 
Schaft  Polna)     .  /Gufseiaen 


> 
} 
{ 


8709 

3o6i 

«75 
7389 
3385 

11a 

3240 


3460 

9188 

4754 


3396 


6778 

io3oo 

1737 

7i5i 

3671 

180 

416a 


3645 

1934 
5198 


3414 


6095 

3435 

411 

6004 

4^07 

118 

5osi 


3167 
1907 

4449 


4ii3 


6931 

619a 
661 
7«ao 
66^7 
J64 

4954 


371« 

4345 
3987 


3368 


Anmerkung.  Von  folgenden  bukinischen  Eisenhütten  man* 
Ma/ (Herrschaft  Cser;zour//'s;,  ru  P/>//«/f  (Herrschaft  Ä^- 
schafk  Mischau)  ,  zu  Bromenhaf  (Herrschaft  KuttenplanJ^ 
RadnitiJ ,  xu  Bradkowitz  ( Herrschaft  Hluhosch) ,  bei 
Ofen  scheinen  jedoch  aufser  Detriub  gekommen   su  seyn. 


^99 


Roheisen   in   den    Jahren 

Also  im 
Durch- 
schnitte. 

i8i3. 

&8t4. 

• 

i8i6.    iÖ>7. 

1&18. 

i&iq. 

IAw     \    isir.     1 

Ztr.       Ztr.    \    Ztr.     |    Ztr.    f 

Ztr.    1  Zentner.   | 

^^^ 
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""^ 

47^ 

Übertrag;. 

108453 

»633 

«>56 

173& 

— 

5o7S 

6265 

5598 

7568 

8383 

7999 

6734 

44i5 

»994 
49 

3091 

&166 

6432 

y66 

4434 

4853 

459 

7604 

3353 

99 
38^1 

: 
1 

841 

45 
7616 

4974 

^— 
3554 

> 

7078 

45Ö9 

170 

.     68oa 

3o5o 

.  7369 

,    4168 

102 

8068 

4330 

8483 
5998 

478<v 

5i5 

/  6900 

4406 
i36 

745o 
3874 

36>o 

480 
3-167 

39»  1 

1870 

6fi64 

33o8 

4307 
3339 

3687 

3i5o 

5918 

3710 

,894 

2867 
4989 

1 

3573 
i5o3 
»607 
8119 
6i3 

3535 
2897 
3965 

6284 
718 

3338 
3o3o 

301  I 

476, 
665 



\    —  ^ 

• 

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1 
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3365 



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4975 

465Ö 

3352 

* 

3834 

3(.4i 

5030 

5129 

3820 
4540 

4430 

2687 

•     4o3o 

■           

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1 

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6160 

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1 

5300 



— 

4697 
523 

1 

3660 
614 

330 
89 

4653 
»795 

3693 
4459 

320p 

896 

Fürtrag  . 

191705    1 

) 

1                                      -                                      •                                       -                                         ■                                                                             II                                                      1 

geln  die' betreffenden  Angäbet),  als:  vom  Hochofen  \m  Bienen '^ 
sierU)  \  TM  Kaüick  (nerrsebaO  Bothknham»)  ,  eu  Wossek  (Herr- } 
zn  UntergramKng  (Herrschaft  TöplJ  ,    zu  Darowa  (Herrschaft 
Hohenelbe  y   zu  Benetchau  (Herrschaft  GratienJ^    Einige  dieser 
>vahrend  andere  neue,  entstanden» 

3oo 


Ort  des  Eisenwerkes. 


In  Mähren. 

Zu  Stiepanau  (H.  PernsUin)  . 
»     Lat%dorf      ...••• 

V  Ustron 

»    Alox'thal  (H.  kUenberg)  . 
»     WöOfingsthal  (  Herrschaft  1^ 
Bßhmiseh-Rudolett)     .    •     / 

»    Zffptau    und  Wiesenberg  \ 

(Herrschaft  Wietenberg)  .  */ 
Auf  fiwei  Hochofen  zu  .^/^it/Ao^ 

(Herrschaft  Raitt)    .     .    •     / 
Zu  Adamsthal  (H.  Fosoritt)  . 
»    Jaworeek   (H.  XichkormJ  . 
»     Karlsdoff  {M.  IGufseiscnr 

Janoufit%)       .    •  /Roheisen  \ 
y   Ludwigsthal AutKYrei  Hoch-\ 

Öfen  im  TVo/y^atttfr  Kreise  •     / 

V  JSndersdorf  .  #  .  .  • 
9  FriedlanaunA  Cwladna  . 
»    Buchbergstkal ..... 


Im  Königreich  Oaliziem 

Im  Samborer  Kreise. 


Zn  MajrdoH 
»     Smolna 
»     Orow  . 


Im  Stryer  Kreise. 

Zu  Podmichale      .     •     • 

9  Ludwikovka     .     .     • 

9  Olchoufka     .     •     •     • 

9  .Tito/;;  ..,.,. 

9  Sapot  (Podhoroete)  • 

9  Dembyna     •     .     •     • 

9    Miwfi 


Erschmolzenes 


1809.    1810. 


i»ii. 


1812. 


Ztr.     I  Ztr.    I  Ztr.    |  Ztr. 


4349 


3194 


20(K> 
590 

7i«7 


1000 
9481 


iS3o 
665 

448 
789 


s84^ 


3119 

5560 

283o 
a58i 
1069 

6777 


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1969 
ioi3 


1911 

611 

1086 

i35i 


4811 


4ai8 

6443 
35oo 

3719 

911 
6o3o 


1^79 


1600 
1067 
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759 
982 

9i36 


4758 


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8335 

1600 
i3o5 

64^ 
399a 


3375 
806 


988 
9to5 
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5o8 


1148 
611 
891 

i«4> 


3oi 


Roheisen 

in  den  Ja! 

liren 

Also  im 
Durch- 
schnitte. 

Zentnpr 

i8i3. 

1814. 

i8i5. 

i8i6. 

1817. 

1818. 

• 

1819. 

Ztr.  1  Ztr. 

1  /if .  1  «  tr. 

"ZlrT" 

Ztr. 

Ztr. 

* 

3187 

3187 

3a39 

• 

iai5 

3719 

1 
Übertrag  • 

191705 

3931 

3483 

3950 
io8u 
3439 
3  300 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

5466 

5466 

a5i7 

•44 1 

i8aa 

3iai 

3777 

1044 

3806 

3495 

58io 

7719 

9862 

11378 

13175 

13708 

14444 

•  9543 

366 1 

i6ä5 

261 

6477 

1998 

ia89 

63a 

6547 

1935 

a6a'i 

609 

6730 

ai37 
ai67 

574 
7396 

1784 

a4ii 

687 

8a4a 

3703 

3094 

98 

3098 

344a 
ii35 

503 

8338 

3417 

1995 

590 

6349 

— 

— 

— 

— 

«-- 

— 

— 

8746 

4500 
39a 

535o 
iiai 

5700 
638 

5700 
4363 

• 

5785 

a4 

5460 
35 18 

^85 
1878 

1000 
5319 
1557 

2047 

ao48 
ioa5 

iia3 

ia5 

103 1 

974 
1998 
1016 

1703 

1374 
ioo5 

1417 
1686 
1009 

1341 
1769 
io56 

1170 
i835 
1044 

1398 
1687 
1038 

63 

i3i6 

6Ö7 

1086 

1094 

5oa 
ioi5. 

i4a3 
968 

iiaa 
535 

4i6 
119a 

i4oo 
916 

1644 
1483 

• 

8i5 
Qa8 
800 
ii5i 
6ao 

i5o4 
1715 

• 

604 
911 

1001 

669 

i54i 

1343 

509 
786 

838 
338 

1748 
1783 

569 

571 
443 

831 

479 
1195 

1451 

498 
903 
031 

1343 

654 
1195 
1357 

•' 

Fürtrag  • 

3564 1 5 

So^ 


Ort  d^  Eisenwerkes.. 


£r8chmol:z«nes 


H   Ztr.    \  Ztr.    I  Ztr.    |   Ztr. 


Im  Sanoker  Rreise« 


•       "^v 


Zu  Ce//za  und  Robbe 

>     Zaiidfpane  (H.  Ntumark)  ^ 


In  der  Bukowina. 

Zu  Jakobenjr.    •     •    •    «    . 


f 


In  Siebenbürgen. 

Zu  Strimbul  und    \  HoUelsen  / 

»     Olahläposch*)  /GulÄciscnX 
»     Kopolapojana        «... 

/Gurscisen\ 
1^     T^plitta  und  AH^Limpert 
Vier SiueVö f emu  Afad'rab  undX 

im  Sentenhammer    .     .     .     / 
Zwei  Stücköfen  (fjräfl.^ÄW^/rÄ; 
An  mehreren  StücliSrcn    (zur 

Grube  ThoroHko  gehörig) 

Im.uSana^e. 


> 


Im  Kraschower  Komitate« 

Zu  Bogfchau     ••«..« 

»     Reschitia 

»     Ruskberg  (im  wallachisch-^ 
allyriscben  Gränebezirlie   .     / 


y%\ 


6089 


65i4 

1437 
43o 


6961 


5o3i 
1062 


5oo 
1919 


7509 


7S3i 

»649 
973 


6370 


165^3 
18398 

1945 


49t 
1908 


883i 


5888 

446 
1129 


6656 


471 
t659 


7665 


5<|i6 
1591 

ai55 
356 


4*84 


l38q8 

16755 
2470 


«459 
23407 

1:335 


11 
Anmerl&nng.     Von  folf^enden  ungarischen  und  slebenbürgi- 
öfcn  der  Murapuer  Union,    der   Rima  Ärtfxor« - Coalition, 
Dreiwasssr,  Marienthal,  Diotgyor,  Jakabiany  Rothemtein^ 
Stjrcy  etc.  .  . 

Die  Schmelzofen  ron  Kroatien  bommcn  hier,   als  im  Sfiden 


I 


*)  Dar  Hodbolaa  sa  Oldhiäpoteh  Ut  «ait  ^em  Jahr«  1811  aar^er  Betriftb. 


3o3 


Roheisen  in    den   Jahren 

Also  im 

i8i3. 

1814. 

i8i5. 

1816. 

» 

1817. 

1818. 

1819. 

Durch- 
schnitte* 

Ztr.     1   Ztr.    1  Ztr*       Ztr.    |   Zlr.    \  /tr.    |  Ztr 

Zentner.  . 

525 
2o53 

1095 

t502 

2142 
9335 

i652 
2o5o 

1175 
3799 

Übertrag  . 

2564i5 

1663 
3989 

1483 
35o8 

1092 

312^ 

6254 

565 1 

8975 

« 

7698 

11264 

10067 

12616 

8419 

i337 

236 

i3o5 

834 
i8fi 

llOl 

1807 
85o 

63 1 

341 

2448 

8:^8 

3963 

2614 
299 

1819 
746 

5767 
1584 

1048 
820 

5o6i 

907 

316 

2014 
1090 

'38ii 

728 
3493 
2982 

492 

4^01 
1049 

1255 
i853 
595    . 
16157 

3526 

767 

4o32 

3400 

4020 

6570 

7830 

8850 

6897 

22219 

18683 

s34a4 

22821 

10468 
23291 

12071 
12448 

18459 

i3o79 
20192 

• 

< 

— 

— 

1704 

Fürtrag  . 

338717 

• 

•     •                      -            •            •                       II 
sehen  Eisenhütten  mangeln  die  Angaben ,  als :  von  den  ScbmelsH 
und    der   Grafen  jindratsy   und  jener   su   Poinick^    lAbethen^ 
Fohorella^  Monyaska^  Valye  Restiruta^  Zugo,  Rafna^  O  Derna^ 

der  Donau  liegend,  nichl^in  Betrachtung. 

3o4 


Ort  des  Eisenwerkes. 

Erschmolzenes 

1809. 

1810. 

i8ii. 

1812. 

Ztr.    1  Ztr. 

Ztr.    1    Ztr.    1 

Im  Liptaaer  Komitate. 

/ 

Zu  Hradeck 

9496 

8291 

• 

lOoaS 

56o6 

Im  ZohUr  Komitate. 

/ 

1 

Zu  Roknitx   ...'•«.• 
»     TheiihoU 

— 

— • 

— 

! 

Im  Bezirke  des  zweiten     ! 
Banal  -  Regiments . 

Zu  Tergov9  •••.*•. 

0 

aa88 

^^^v 

1 

3099 

Wenn  man  nun  die  nichi  beigebrachte  Produk- 
tion der  angeführten  böhmischen  Hütten  auf  18000 
Zentner^  und  jene  der  ungarischen  und  siebenbür- 
gischen  Schmelzöfen  zu  55ooo  Zentner  anschlägt ;  so 
beträgt  die  Gesammterzeugung  aller  Eisenhochöfen 
in  den  Provinzen  der  österreichischen  Monarchie^ 
welche  nördlich  von  der  Donau  liegen,  beinahe 
45o,ooo  Zentner  Roheisen,  wovon  beiläufig  49000 
Zentner  aus  dem  Magneteisensteine ,  i3o,ooo  Zentner 
aus  dem  Braun  -  und  Spatheisensteine  ^),  36ooo  Zent- 
ner aus  dem  Rotheisensteine  des  Urgebirges ,  1 39,000 
Zentner  aus    dem  Rotheisensteine    des   böhmischen 


*)  Hiesu  ist   die   Eisen -Produktion  aus  den  weitverbreiteten 
nieder-  und  ober  -  ungarischen  Späth-   und  Brauneisenstein-' 
Niederlagen  in  Ermanglung  amtlicher  Angaben  beiläufig  ge-' 
rechnet* 


m 


Roheisen   in   den   Jahren 


i8i3.  l  1814. 


i8i5. 


1816. 


1817. 


1818. 


819. 


^tr.    \    itr>    I    Ztr.    |    Ztr.    |    Ztr.    |    Ztr.    |    Ztr. 


3o5 


Also  im 
Durch-  I 
schnitte. 


Zentner. 


5143 


9,44 


9119 


i363 


B716 


6B06 


Ühertrag  • 


8456 


1596 


4547 


338717 


7740 


101 3() 
10235 
i3i7o 


3086 


8  u  m  m  d  • 


38a587 


Grauwacken- Gebirges^  und  98000  Zentner  aus  den 
Thon*  und  Raseneisensteinen. 


Man  sieht  also^  dafs  für  den  böhmischen  Hut-« 
tenhaushalt  die  Rotheisenstein  ^  Formation  ^  — für  den 
mährischen  und  gailizischen  die  Thon-  und  Rasenstein- 
Gebilde ;  —  und  fiir  den  ungarischen,  banatischen,  sie- 
benbürgischen  und  bukovinischen  Eisenhüitenbetrieb 
die  Späth-  und  Brauneisenstein -Formation  der  vor^ 
züglichste  Mineralschatz  ist  ^  welchen  die  bergmänni- 
sche Thätigkeit  in  den  angegebenen  Lagerungs  -  Ver- 
hältnissen aufschlofs. 

* 

Es  ist  Schade^  dafs  Ton  allen  angeführten  Ki- 
senBtein  -  Bildungen  die  Lagerungs  -  Verhältnisse  nicht 
genau  und   vollständig  beigebracht  werden  konnten^ 

J«li^h,  4.  pol^t.  ImU  111«  )M*  aQ 


3o6 

und  dafs  sich  der  Verfasser  grofsten  Theils  auf  das  be- 
arlirnnken  zu  müssen  glaubte,  was  er  in  den  öster- 
reichischen Gcitirgen  selbst,  sah ,  um  dadurch  vielea 
Irrthümern  möglichst  vorzubeugen,  welche  aus  der 
Aufnahme  fremder  Ansichten  so  leicht  hervorgehen. 

Obiges  Roheisen  t  Quantum  wird  übrigens  aaa 
vier  und  neunzig  Schmelzöfen  ausgebracht,  wov/^n 
die  zwei  neuen  Hochöfen  zu  NeujoachimstlidL  4o^ 
Wiener  Mafses  vom  Bodenstein  bis  zur  Gicht  hoch 
sind ,  während  die  Höhe  des  Ustronery  Stiepanauer 
und  Karlsdorf  er  Ofens  sammt  2  Öfen  zu  Komorau 
und  Ginetz  36' ;  —  eines  zu  Jakob eny  und  Strimbul 
35  ;  und  des  Franzensthaler  Hochofens  34'  beträgt. 
Aufserdem  smd  drei  Öfen  32';  ein  Ofen  3i'j  vierzehn 
Öfen  3o  ;  zwei  Öfen*  29';  dreizehn  Öfen  28' j  drei- 
zehn Öfen  27' ;  sieben  Öfen  26' ;  fünf  Öfen  25'}  sech- 
zehn Öfen  24s  ^^^  Öfen  23  ;  ein  Ofen  23'; 
zwei  Öfen  21';  ein  Ofen  20  ;  und  ein  Ofen  18' 
hoch. 

Zu  diesen  Vorrichtungen  für  die  Ausschmelzung 
der  Eisenerze  kommen  endlich  auch  einige  Blaufeuer, 

welche  in  Ungarn  und  GalLizien  noch  bestehen. 

/  •  < 

( 

Zu  der  Berggerichts  -  Substitution  von  Rosenau 
in  Ungarn  gehören  aufserdem  noch  sieben  Hochöfen 
und  acht  und  fünfzig  Eisenhämmer,  welche  in  obi- 
gen Angaben  nicht  begriffen  sind,  da  hierüber  nichts 
I^äheres  bekannt  iist. 

Das  auf  diesen  Schmelzöfen  erzeugte  Roheisen 
ist  gewöhnlich  eine  mehr  oder  weniger  graue  Varie- 
tät, und  wird  auf  390  —  4^0  Frischfeuern  zu  Stabei- 
sen verarbeitet.  Die  Frischungsart  ist  mit  wenigen 
Ausnahmen  die  Anlaufs- Manipulation ^  der  Eisenab- 
brand steigt  dabei  fast  immer  über  20 ,  ja  selbst  bi» 
218  Prozent  hinauf. 


3o'* 


Bei  dem  grofsten  Theile  der  angeführten  Hoch^ 
ofen  ^ird  y  besonders  in  Böhmen  und  Mähren ,  auch 
nebenher^  und  zwar  unmittelbar  aus  dem  Hochofen 
gegossen^  so  zwar^  dafs  die  Menge  des  erzeugten' 
Cufseisens  im  Durchschnitte  wohl  meht  als  6oooa 
Zentner  betragen  dürfte. 

In  dem  Bedürfnisse  nach  Gufswaaren^  welche 
die  Hochöfen  zu  Komorau,  Ginetz,  Neuhütten ,  New 
Joachimsthal ,  Franzensthat j  Ransko  ,  Blansko, 
RhonitZy  Bogschau  y  Reschitza  etc.  ipit  vieler  Voll- 
kommenheit liefern  y  liegt  zum  Theil  die  Ursache  des 
fast  überall  eingeführten  Gäarganges  der  Hochöfen. 
Aufserdem  werden  bei  diesem  Ofenergange  die  so 
häufig  gegenwärtigen  Unarten  der  böhmischen  y  mäh- 
rischen y  gallizischen  und  ungarischen  Erze  auch  bes^ 
ffer  ausgeschieden^  wie  jedem  Hüttenmanne  be-* 
kannt  ist. 

In  dem  in  den  südlicheren  Provinzen  noch  nicht 
allgemein  genug  angeregten  Bedürfnisse  nach  Gufs- 
waaren^  ^och  mehr  aber  in  der  Yerschiedenartigkeit 
der  Hauptmassen  von  Erzen  ^  welche  in  die  öster- 
reichischen Gebirge  südlich  von  der  Donau  einge-« 
lagert  sind^  dürfte  nun  der  Grund  zu  suchen  seyn> 
warum  die  Hochöfnerei  und  der  jFV-i^c^  - Prozefs  in 
diesen  Gegenden  so  ganz  abweichend  von  jenem  def 
oben  bezeichneten  Hütten  ist. 

Ich  finde  es  am  rechten  Platze  ^  wenn  ich  hiei* 
von  einem  Versuche  Erwähnung  mache  ^  welcher  im 
Laufe  dieses  Sommers  in  Böhmen  gemacht  und  glück^^ 
lieh  durchgeführt  wurde«  Es  ist  nähmlich  die  erste 
in  Österreich  vollkommen  gelungene  Schmelzung  dei" 
Eisenerze  durch  alleinige  Anwendung  der  Koak#. 

Es  ist  bekannt >  dafs  schon  in  früheren^  Zeiten  zu 

MlanshOy  Iflubosch,  Horschowitz,  Darob a  und  aA 

# 


3o8 

mehreren  benachbarten  Hütten  Schmelzversuche  mit 
Steinkohlen  unternommen  wurden,  welche  jedoch 
aus  verschiedenen  Ursachen  keinen  fruchtbaren  Er- 
folg gaben. 

r 

Schon  seit  mehreren  Jahren  Wurden  mehrere 
minder  gelungenen  Probeschmelzungen  zu  Daroba 
vollbracht.  Die  Beharrlichkeit,  mit  v^elcher  an  die- 
•er  gräflich  Stembergischen  Hütte  auf  diesen  gemein- 
nützigen Zweck  hingearbeitet  wurde^  steht  mit  der 
bekannten  Konsequenz  und  Liberalitat  des  Besitzers, 
und  mit  der  Wichtigkeit  des  Vorhabens  im  Ein«- 
klange. 

Es  mufste  jedem  aufmerksamen  Beobachter  ein- 
leuchten y  dafs  das  Gelingen  des  Eisenhochofea- 
Betriebes  mit  Koaks  in  einer  Gegend,  welche  gleich 
reiche  Niederlagen  an  Eisenerzen  und  Steinkohlen 
besitzt,  kaum  berechenbare  Folgen  fiir  den  dasigen 
Eisenhütten  -  Haushah  haben  müsse. 

Die  Erfolge  der  englischen,  zumTheil  auch  der 
preufsisch-schlesischen  Eisenhochöfherei  liefern  dafür 
JBelege,  wie  sie  die  Eisenschmelzung  mit  Holzkohlen 
niemahls  gab,  noch  geben  konnte. 

Wenn  man  nun  die  oben  dargestellte  mächtige 
und  weitverbreitete  Rotheisenstein-Formation  im  böh- 
mischen Grau  wacken- Gebirge  zusammenhält  mit  der 
noch  reichereu  Niederlage  von  Schieferkohlen,  wel- 
che die  Vertiefungen  eben  dieses  Gebirges  ausfüllt  *)\ 
•o  mufs  die  diefsjährige,  durch  Herrn  Alojs  Ober^ 
Steiner  zu  Doroba  eingeleitete ,  und  durch  acht  Wo- 
chen glücklich  fortgeführte  Eisenschmelzung  mit  Koaks 
als  ein  für   das  böhmische   Eisenhüttenwesen    sehr 


*)  S,  hierüber   die  Darstellung   der  Steinlioblen  -  Formationen 
im  II,  Bande  der  Jahrbücher  de«  polytechnischen  Inatitutes. 


399 

wichtiges  Resultat  angesehen  werden^  da  hiednrch 
erwiesen  wurde  ^  dafs  selbst  die  unreineren  Kohien- 
lagen  aus  der  dortigen  weitverbreiteten  Schieferkoh- 
len-Formation einen  zu  obigem  Zwecke  brauchba- 
ren Brennstoff  liefern  ^  und  dafs  also  dem  höchsten 
Aufschwünge  des  ohnehin  sehr  lebhaften  Hüttenbe- 
triebes in  diesen  Gegenden  von  Seite  der  Gebirgs- 
natur  nicht3  mehr  entgegen  stehe. 

Da  den  Einleitungen  zu  einer  beabsichteten  grös- 
seren Schmelz-Kampagne  fiir  das  Jahr  iSsa  die  Erfah- 
rungen der  diefsjährigen  Schmelze  zum  Grunde  die- 
nen ,  und  überhaupt  mit  Umsicht  und  Ausdauer  zu 
Werk  gegangen  wird;  so  sieht  jeder  österreichische 
Hüttenmann  mit  steigender  Theilnahme  den  nächsten 
Schmelz -Resultaten  an  der  Darobaeer  Hütte  ent- 
gegen. 


XV. 

Beschreibung  einer  Maschine*,  um  Hok- 
Foumiere  nach  einer  neuen  Methode' 

zu  schneiden. 


Im  ersten  Bande  dieser  Jahrbücher,  Seite  4^79 
habe  ich  Nachricht  von  einer  Maschine  gegeben,  durch 
welche  das  Holz  in  feine  Blätter  von  beliebiger  Länge 
geschnitten  wird.  Seine  kaiserl.  Hoheit  der  Herr 
Erzherzog  Johann  hatten  späterhin  die  Güte  y  mir 
die  nachstehende  Beschreibung  und  Zeichnung  dicr 
ser  Maschine  mitzutheilen.  Nach  derselben  wurde  ein 
Modell  in  der  Werkstatte  des  Instituts  angefertigt, 
welches  in  der  Modellen  -  Samndung  aufgestellt  ist. 

Der  Herausgeber. 


3io 

Durch  diese  Maschine  werden  die  Holzfoumiiere 
ans  jedem  gegebenen  Holzstücke  in  einer  viel  gröfse- 
ren  Länge  als  bisher  geschnitten^  und  zwar  mit  gros- 
sen Yortheiien^  sowohl  in  Hinsicht  der  Schönheit  in 
dem  buntscheckigen  Ansehen  der  Fourniere  ^  der 
auf  Verlangen  aufserordentlichen  Dünne  derselben^ 
und  ihrer  immer  gleichförmigen  Dicke  ^  als  auch  in 
Bezug  auf  die  hieraus  in  den  yerschiedenen  Anwen- 
dungen dieses  Erzeugnisses  entspringende  Erleich- 
terung. 

Der  dem  Erfinder  eigenthümitche  Gedanke,  in 
welchem  auch  in  der  That  der  gröfste  Werth  seiner 
Erfindung  zu  liegen  scheint,  besteht  in  folgendem: 
dem  Holzblocke,  aus  welchem  die  Fourniere  geschnit- 
ten werden  sollen,  wird  eine  zylindrische  Gestalt  ge- 
geben, und  derselbe  an  einer  Achse  befestigt,  um 
welche  man  ihm  eine  gleichförmige  langsame  Bewe- 
gung ertheilt.  Ein  Messer ,  oder  schneidendes  Werk- 
zeug von  derselben  Länge  wie  der  Zylinder,  wird  an 
seiner  Oberfläche  längs  einer  Seite  derselben  so  an- 
gebracht, dafs  es  während  der  Umdrehung  des  Zy- 
linders einen  immer  gleichen  Druck  gegen  denselben 
ausübt,  und  dadurch  von  dem  Zylinder  einen  unun- 
terbrochenen dünnen  Schnitt  abschälet,  der  eine  an 
seiner  Oberfläche  anfangende  und  an  seiner  Achse 
sich  endigende  Spirallinie  bildet. 

Der  erste  Vortheil  dieser  Fourniere  wird  durch 
folgende  Betrachtung  jedermann  einleuchten.  Wenn 
man  nach  der  alten  Art  aus  einem  gegebenen  Holz- 
blocke eine  Fournier  schneidet,  so  kann  die  Länge 
der  Fournier  nicht  gröfser  als  die  Länge  des  Blocks, 
und  ihre  Breite  nicht  gröfser  als  sein  Durchmesser 
seyn.  Durch  die  neue  Methode  hingegen  kann  die 
Breite  der  Fournier  der  Länge  des  Blocks ,  und  ihre 
Länge  dem  Umfange  des  Zylinders,  multiplizirt  mit 
der  Anzahl  der  Umdrehungen ,  welche  die  verlangte 


I 

\ 


Sit 

Dicke  der  Fournier  dem  Zylinder  zu  mochen  gestat- 
tet,  bevor  das  Messer  bis  zur  Acbse  ^elan<>ty  (gleich 
seyn.  —  Es  versteht  sich^  dafs  die  so  be^tiuuiite 
Länge,  v^egeii^des  stets  abnehmenden  Durcbnnes^er^ 
des  Zylinders  noch  um  das  Erforderliche  vermindert 
werden  mufs  *). 

Der  zweite  Vortheil,  das  heifst  die  gröfsere 
Schönheit  der  Figuren,  entsteht  dadurch,  dafs  das 
Holz  nach  einer  ganz  andern  Richtung  in  Hinsicht 
seiner  Adern  geschnitten  wird ,  als  bisher ;  dadurch 
werden  die  mannigfaltigsten  Figuren  und  Farben,  und 
.die  veränderlichwSten  Nuancen  immerwährend  in  der 
gröfsten  und  unerwartetsten  Menge  hervorgebracht, 
womit  sich  das  Ansehen  einer  durch  den  gewöhnli- 
chen Querschnitt  aus  demselben  Holze  erhaltenen 
Fournier  keineswegs  vergleichen  läfst.  Die  vollkom- 
mene Gleichförmigkeit  ihrer  Dicke,  vereint  mit 
den  Vortheilen  grÖf*erer  Schönheit  und  Ausmafse, 
und  ihre  aufserord entliche  Dünne,  wenn  diese  ver-, 
langt  wird,  setzen  den  Arbeiter  in  Stand,  sie  mit 
Erfolg  da  anzuwenden,  wo  man  bisher  glaubte,  dafs 
Holz  -  Fourniere  nicht  anwendbar  seyen. 

Die  Organisation  der  Yerfahrungsart  des  Erfin- 
ders, und  die  Konstruktion  der  Maschine,  mittelst 
welcher  er  seine  ^Erfindung  auszufiihren  gedenkt ,  ist 
wie  folgt : 

Taf.  ni.)  Fig.  I  stellt  eine  Seitenansicht  der 
Maschine  vor,  jiji  ist  ein  rechtwinklichtes  Gestell, 
welches  das  Ganze  trägt,  quer  durch  dasselbe  ist  die 
Achse  befestigt/  welche  das  Schwungrad  BB  und  das 


*)  Die   Länge  der  Fjournier  ist  :rz  —  i . 1  wo  A  der 

Halbmesser  des  Zylfnders,   a   die  Entfernung   des  Messers 
'    von  der  Achse ,  wenn  derselbe  eu  schnefden  aufhören  mufs» 


and  d  die  Diclie  der^Fournler  bedeutet. 


3ia 

gezähnte  Rad  C  trägt.  Letzteres  greift  in  ein  gröfse* 
res  Rad  D  ein^  an  dessen  Achse  der  hölzerne  Zylin- 
der befestigt  wird^  aus  welchem  die  Fourniet  ge* 
schnitten  werden  soll^  F  Fisi  ein  längliches  Gestell, 
welches  an  einem  Ende  von  dem  rückwärtigen  oder 
hinteren  Ende  des  Gestelles  ^^unterstützt  wird,  an 
seinem  andern  oder  vordem  Ende  aber  das  Messer, 
pder  schneidende  Werkzeug  G/T trägt,  und  den  be- 
ständigen und  gleichförmigen  Druck  desselben  auf  die 
Oberfläche  des  hölzernen  Zylinders  JE  hervorbringt. 
F  ist  eine  kleine,  an  der  Umdrehungsach se  des  Zy- 
linders 'F  befestigte  Rolle ,  welche  mittelst  des  Rie- 
mens K  eine  gleiche ,  am  Ende  der  Walze  Y  befe- 
stigte Rolle  dreht.  Die  Walze  JT  ist  bestimmt  die 
Fournier  aufzunehmen  und  aufzurollen  ^  so  wie  diese 
von  der  Schneidevorrichtung  bei  G  CH  erzeugt  wird. 
An  der  Figur  ist  der  Fournier  zwischen  dieser  Vor- 
richtung und  die  Walze  durch  die  Linie  2V  N  darge- 
stellt. Die  Walze  wird  vpn  zwei  aufrechten  Sungen 
getragen. 

9 

Die  Schneidevorrichtung  G  H  wird  durch  die 
schiefe  Stange  S  gezwungen,,  sich  an  den  Zylinder  E 
anzulegen,  und  während  des  Schneidens  sich  regel- 
mäfsig  nach  dessen  alhnählich  abnehmenden  Durch- 
messer zu  richten.  Die  Stange  iS  ist  an  ihrem  Ende 
s  mit  dem  Ende  der  gezähnten  Stange  R  so  verbun- 
den, dafs  sie  um  das  Gelenk  beweglich  ist,  und  mit- 
telst des  Rogens  und  der  Flügelschraube  T*  unter  ver- 
schiedenen Neigungswinkeln  erhöht  werden  kann. 
Das  Gestell  FFy  welches  vorne  das  Messer  trägt, 
wird  hinten  von  der  schiefen  Stange  S  unterstützt; 
eine  kleine ,  an  dem  Gestelle  F  F  befestigte  Platte 
trägt  eine  Rolle  N,  welche  auf  der  Stange  S  aufliegt. 
Wenn  daher  die  Stange  R  -  sammt  ihrer  schiefen 
Stange  iS*  gegen  den  Vordertheil  der  Maschine  gerückt 
wird,  so  mufs  das  Gestell  TT  ui;id  sein  Messer  GH 
sich  niedriger  stellen  als  zuvor,  und  wird  die  Stange 


3i3 

«$*  genothigt^  langsam  und  regelmäfsig  yorzorücLen  ^  so 
wird  auch  das  Messer  durch  eine  gehörig  regulirte 
Bewegung  sich  nach  dem  stets  ahnehmenden  Durch- 
messer des  Zylinders  \C  richten.  —  Diese  Bewegung 
wird^  wie  folgt ^  hervorgehracht :  an  der  inneren  Seite 
des  oheru  Balkens  des  Gestelles  AAA  ist  zwischen 
der  Achse  des  Rades  J)  und  der  gezahnten  Stange  R 
eine  (in  Fig.  3.  nach  einem  gröfseren  Mafsstahe  er- 
sichtliche) Stange  angebracht,  welche  an  einem  Ende 
in  Gestalt  einer  Gabel  AB  die  Welle  des  Rades  D  ge- 
nau einfafst,  ohne  jedoch  die  freie  Umdrehung  der- 
selben zwischen  ihren  Armen  A  und  B  zu  hindern. 
Der  auf  diese  Weise  von  der  Gabel  AB  umfafste  Theil 
der  Welle  des  Rades  D  ist  nicht  konzentrisch  mit  dem 
Rade^  d.  h.  der  Mittelpunkt  seines  in  der  Figur  mit 
XX  bezeichneten  kreisförmigen  Durchschnittes  ist 
nicht  die  Achse  des  Rades  D.  Die  wahre  Umdre- 
hungsachse  dieses  Rades  ist  der  kleine ,  in  der  Zeich- 
nimg zur  Rechten  sichtbare  Kreis ,  dessen  Mittelpunkt 
mit  Y  bezeichnet  ist.  Die  bei  jeder  Umdrehung  des 
Rades  um  seine  wahre  Achse  Y  hervorgebrachte  ex^ 
zentrische  Bewegung  des  Theiles  xx^  wird  mittelst 
der  Gabel  AB  die  Stange  PP  nöthigen^  sich  wech- 
selweise horizontal  vor  -  und  rückwärts  zu  bewegen. 
Am  andern  Ende  der  Stange  PP  befindet  sich  ein 
Arm,  welcher  von  einer  hinter  ihr  liegenden  kleinen 
Feder  immerwährend  an  die  innere  Seite  der  gezähn^ 
ten  Stange  R  angedrückt  wird.  Es  mufs  demnach  bei 
jeder  Bewegung  vorwärts,  das  Ende  der  Stange  P  nach 
und  nach  über  die  schräge  Seite  eines  jeden  Zahnes 
der  Stange  R  gleiten,  von  der  Fedör  zum  Eingreifen 
genöthigt  werden,  und  jede  folgende  und  entspre- 
chende rückwärtige  Bewegung  der  Stange  B  wird  die 
andere  R  uin  die  Lange  eines  Zahnes  gegen  er-p 
stere  ziehen.  Die  von  R  setragehe  schiefe  Stange  S 
wird  mit  ü  zugleich  vorrücken,  und  dadurch  das  Ge* 
stell  FF  und  sein  Messer  G  H  sich  um  das  Erforder-i 
liehe  senken« 


3i4 

Aus  Fig.  lo.  wird  die  Wirl^ung  des  exzentrischen 
Zylinders  an  der*Welle  des  Rades  D  noch  «deutlicher 
werden.  In  dieser  Figur  ist  x  x  der  exzentrische 
Theii  der  Welle  ^^^^  die  wahre  Achse  des  Rades  und 
die  punktirte  Dupplikate  von  jedem  Theile  der  Figur 
zeigen  ihre  Lage  hei  jeder  Umdrehung  der  Achse  und 
des  Rades  Dy  und  auch  die  Gröfse  ihrer  vor-  und 
rückwärts  abwechselnden  Bewegung  an. 

.Fig.  II.  stellt  den  exzentrischen  Theil  der  Achse 
des  Raoßs  D  perspektivisch  dar ;  in  dieser  Figur  ist  x 
der  exzentrische  Theil  der  Welle  jr  des  Rades  Z>. 

Fig.  13.  ist  eine  geometrische  Seitenansicht  der 
nähmlichen  Figur  ^  in  welcher  der  exzentrische  Zy- 
linder und  die  wahre  Welle  durch  die  nähmlichen 
Buchsiahen  x  und^  bezeichnet  sind. 

Fig*  Dl.  ist  eine  geometrische  gerade  Ansicht  der 
ganzen  Maschine^  in  welcher  die  nähmlichen  Theile 
beziehungsweise  mit  den  nähmlichen  Buchstaben  be- 
zeichnet sind. 

Fig.  4  ist  ein  geometrischer  Grundrifs  der  gan- 
zen Maschine,  in  welcher  auch  jeder  Theil  mit  den- 
selben Buchstaben  wie  in  der  geraden  und  Seiten- 
ansicht bezeichnet  ist. 

Fig.  3.  6.  7.  8.  und  9.  zeigen,  wie  die  Schnei- 
devorrichtung befestigt  und  zi^recht  gestellt  werden 
mufs. 

Fig.  5  ist  eine  Seitenansicht  von  einem  Theile  des 
Gestelles  F  F^  aus  welcher  die  Breite  des  Messers 
H  ersichtlidi  wird,  und  Fig  6.  ist  eine  gerade  An- 
sicht von  dem  Ende  des  Gestelles  F  F,  in  welcher 
die  Länge  des  Messers  sichtbar  ist.  Fig.  7.  ist  ein 
Grundrifs  von  dem  Ende  des  Gestelles  PF^  in  welchem 


3i5r 

notli Wendig  dieselben  Theile  wie  in  Fig.^.  und  3.  vor- 
kommen müssen. 

Das  Messer  ist  an  dem  Gestelle  mittelst  der 
Schrauben  i.  a.  3.  ^5.  befestigt.  Die  Metallstange 
If  wird  in  einer  kleinen  Entfernung  gerade  vor  dem 
Messer  durch  die  Schrauben  und  Mutter  xx  erhal- 
ten^ und  ihr  unterer  Rand  kann  entweder  in  gleicher 
Höhe^  oder  höher  als  die  Schneide  des  Messers  mit- 
telst der  Schrauben  und  Mutter  /^Zugerichtet  werden. 

Fig.  8.  stellt  die  schmale  und  horizontale  Seite 
der  Stange  If  und  Fig.  9.  ihre  innere  vertikale  Seite 
dar.     In  letzterer  ist  an  jedem  Ende  eine  hervorra- 

Sende  Zunge  und  eine  länglichte  Öffnung  sichtbar ; 
ie  in.  die  Löcher  Ff^  FF,  Fig.  3.  gesteckten  Zungen 
passen  mitteist  ihrer  Einschnitte  genau  in  die  an  dem 
untern  Ende  der  Schrauben  P^  F  gedachten  Rinnen^ 
und  die  unter  den  Löchern  FF  FV  sichtbaren  hervor- 
ragenden Schrauben  gehen  durch  die  länglichten 
Öffnungen  der  Stange  H.  Ist  die  Dicke  der  Four- 
nier  bestimmt,  so  wird  mittelst  der  Schrauben  VF 
der  untere  Rand  der  Stange  ti  um  eben  so  viel  als 
jene  Dicke  beträgt,  über  den  Horizont  der  Schneide 
des  Messers  erhoben  \  zieht  man  sodann  die  Mutter 
der  Schrauben  FFwcA  xx  fest  an,  so  ist  die  Ma- 
schine zu  wirken  bereit. 

Fig.  \i.  ist  eine  perspektivische  Ansicht  der  gan- 
zen Maschine,  in  welcher  jeder  Theil  mit  den  nähm- 
lichen  Buchstaben  bezeichnet  ist,  wie  in  allen  andern 
•  Figuren. 

Fig.  i4  ist  eine  geometrische  Seitenansicht  eines 
Werkzeugs,  womit  ein  viereckiges  Loch  längs  der 
Achse  des  zur  Foumier  zu  schneidenden  Holzblockes 
gemacht  wird,  damit  derselbe  gehörig  an  die  vier- 
eckige Spindel  des  Rades  D  befestiget  werden  köime, 


5iß 

(d)  ist  ein  Stab  nebst  Haken^  der  mit  dem  Werk- 
seug  durch  das  Gelenk  {b)  verbunden  ist;  (c)  ist  ein 
zylindrischer  Theil;  (d)  ist  ein  viereckiges  Schneid- 
messer ^  welches  an  aas  Werkzeug  angesteckt  wird, 
und  {e)  ist  ein  viereckiges  Stück ,  welches  an  das 
Werkzeug  nach  dem  Schneideisen  angesteckt  und  mit 
kleinen  Schrauben  befestiget  wird^  damit  das  Schneid- 
eisen unverrückt  in  seiner  Lage  erhalten  wird. 

Fig.  i5*  ist  eine  Ansicht  des  Werkzeuges  nach 
eipem  gröfseren  Mafsstabe ,  bei  welcher  die  bewegli- 
chen Theile  d,  e  hin  weggenommen  sind^  damit  man 
die  innere  Konstruktion  dieses  Werkzeuges^  oder  den 
Theil  desselben^  an  welchem  das  Schneideisen  be- 
festigt wird^  um  so  deutlicher  sehen  könne. 

Fig.  i6/ist  ein  Durchschnitt  dieses  Theiles. 

Fig.  17,  und  18.  sind  die  hinweggenommenea 
Theile  d  und  e. 

Fig.  19.  ist  eine  gerade  Ansicht  des  Schneidei- 
sens, dessen  Schneide  die  äufsere  Linie  des  Qua- 
drats ist. 

Fig.  210.  ist  eine  perspektivische  Ansicht  des 
Schneideisens,  woraus  seine  besondere  Beschaffenheit 
deutlich  zu  ersehen  ist. 

Fig.  ai.  zeigt,  dafs  das  Schneideisen  an  seinen 
Ecken  über  den  zylindrischen  Theil  des  Werkzeu- 
ges vorspringt. 

Um  sich  dieses  Werkzeuges  zu  bedienen,  mufsf 
zuerst  mit  einem  Zimmersmannsbohrer  durch  den 
Holzblock  ein  Loch  gebohrt  werden,  dessen  Durch- 
messer dem  des  zylindrischen  Theilsdes  Werkzeu- 
ges gleich  iH)  dann  wird  das  Werkzeug  in  jenes  zy-r 


3i7 

lindrische  Loch  bis  an  das  Ende  von  c  gesteckt^  der 
Haken  des  Stabes  (a)  mittelst  eines  Seiles  oder  einer 
Kette  mit  der  Welle  des  Schwungrades  BB  der  Ma- 
schine verbunden ,  und  die  vordere  Grundfläche  des 
Blockes  entweder  an  das  Hintergestell  der  Maschine^ 
oder  an  irgend  einen  andern  Gegenstand  von  hinläng- 
lichem Widerstände  sehr  fest  gestützt.  Wird  nun  das 
BB  umgedreht^  so  wickelt  sich  das  an  dem  Werk- 
zeuge befestigte  Seil  um  seine  Welle  auf^  und  das 
Schneideisen  {d)  wird  mit  Gewall  durch  den  Block 
gezogen.  Die  Späne  gehen  von  den  an  den  Ecken 
des  Schneideisens  bleibenden  öffiiuneen  durch  die 
in  Fie.  16.  sichtbaren^  in  dem  Kern  des  Werkzeugs 
befinolichen  hohlen  Rinnen  ab. 


XVI. 

über  die  Form  der  Zähne  bei  verzahn- 
tem Räderwerke,  und  die  zweckmäfsigst« 
Ausföhningsweise  derselben. 

Von 

Mathias  Reinscher, 

^saistonteu  de^|[<elirfach8  der  Maschinenlehre  am  k.li,  polyt. 

Institute. 


1)  13  ei  allen  nur  etwas  zusammengesetzten  Mar 
schinen  bedient  man  sich  zur  Fortpflanzung  der  Be- 
wegung und  zur  Übertragung  der  Bewegung  irgend 
eines  Punktes  um  einen  Dr'ehtmgspunkt^  oder  einf 
Drehungsachse^  auf  einen  andern  Punkt  um  ei^e  an- 
dere Achse  ^  des  verzahnten  Räderwerkes. 


3i8 

4 

Es  ist  aus  dynamischen  Grundsätzen  erwiesen^ 
dafs  das  bei  einer  Maschine  ^ie  auch  immer  angeord- 
nete Räderwerk  nur  dazu  dient  y  die  Geschwindigkei- 
ten j  welche  zwei  oder  mehrere  Punkte  gegen  einan- 
der haben  müssen  y  um  den  Zweck  der  Maschine  zd 
erfüllen^  hervorzubringen.  Diese  Räder  hätten  ako 
auf  die  Wirkung  der  Kraft  und  die  Gegenwirkung 
der  Last  keinen  Einflufs^  wenn  dieselben  nur  mit 
ihren  Massen  nach  den  Gesetzen  der  Trägheit  der  Be- 
wegung widerstehen  würden^  und  es  würde  vieles 
Räaerwerk^  wenn  übrigens  nur  das  verlangte  Verhal- 
ten der  Geschwindigkeiten  bestimmter  Punkte  gegen- 
seitig dadurch  erreidit  ist,  einer  Maschine  weder  Vor- 
noch  Nachtheil  ^  rücksichtlich  der  gegenseitigen  Wir- 
kung von  Kraft  und. Last,  bringen^  vorzüglich  dann^ 
wenn  man  den  Vortheil  der  mehreren  Gleichförmig- 
keit der  drehenden  Bewegung  aufser  Acht  lassen 
dürfte,  welcher  immer  durch  Räder  mit  vielen 
Massen  erzweckt  werden  kann,  und  bei  vielen  Ma- 
schinen nicht  vernachläfsiget  werden  darf. 

Wenn  wir  aber  den  Gang  des  Räderwerkes  bei 
einer  Maschine  naiver  betrachten ,  so  sehen  wir ,  dafs, 
wenn  zwei  verzahnte  Räder  in  einander  greifen,  und 
eines  durch  das   andere  fortgenommen  werden  soll, 
an  den  Punkten  wo  sie  sich  berühren,  ein  Druck  Statt 
findet,  der  durch  den  Druck  der  Kraft  und  den  Ge- 
gendruck der  Last  nach  den  Gesetzen  der  Statik  zu 
bestimmen  ist,  und  mit  diesem  entweder  gleich  blei- 
benden oder  veränderlichen  Drucke  gleiten  die  einan- 
der J>erührenden  Flächen  über  einander  hin,  und  ver- 
ursachen Reibung,  welche  nur  durch  die  Kraft,  dt 
der  Maschine  im  Ganzen  eingedrückt  wird ,  überv 
den  werden  kann,  daher  immer  als  Nachthe^' 
Nutzwirkung  der  Kraft  in  Rechnung  komme 

Eben  so  verursachen  viele  und  sc? 
bei  einer  Maschine  Reibung  in  ihren  ^ 


3i9 

gern ,  und  man  mnfs  daher  alles  überflüssige  Rader« 
"werk  bei  Maschinen  zu  vermeiden  snchen^  und  nur 
das  höchst  Nothwendige  anlegen. 

V 
N 

!2)  Bei  der  Bewegung  zweier  in  einander  greifen- 
den Räder  ist  hauptsächlich  dar  auf  RücLncht  zu  neh- 
men j  dafs  sich  gleiche  Bogenlängen  des  einen  Rades 
mit  gleich  grofsen  Bogenlängen  des  anderen  fortbewe- 
gen; so  zwar  ,  dafs  die  Peripheriepunkte  zweier 
mittelst  Verzahnung  in  einander  greifenden  Räder 
bei  beiden  Rädern  gleiche  Geschwindigkeiten  haben. 
Diese  Bedingung  würde  sehr  vollkommen  erreicht 
werden,  wenn  die  Reibung  der  sich  berührenden 
Kreise,  so  grofswäre,  dafs  durch  die  Bewegung  des 
einen  der  andere  so  mitgenommen  würde ,  dafs  kein 
Vorlaufen  des  einen  vor  dem  andern  Statt  finden 
könnte  9  sondern  die  Drehung  beider  Kreise  um  ihre 
Drehungsachsen  so  vor  sich  ginge ,  als  ob  sich  beide 
Kreise  nur  über  einander  so,  wie  ein  Wagenrad  auf 
dem  Boden,  wälzten.  , 

W^eil  diefs  aber  durch  die  Kreise  selbst  vieler 
Ursachen  wegen  nicht  geschehen  kann,  so  verzahnt 
man  die  Räder,  d.h.  man  bringt  an  dem  einen  Kreise 
Erhöhungen  in  gleich  weiten  Entfernungen  an,  welche 
in  Vertiehmgen  des  andern  Kreises  eingreifen^* und 
auf  diese  Art  sich  ein  Kreis  ohne  den  andern  nicht 
drehen  kann. 

Diese  Erhöhungen  oder  Xähne  mit  ihren  korre- 
spohdirenden  Vertiefungen  auf  dem  andern  Kreise 
werden  also  geformt  seyn  müssen,  dafs  durch  sie  die 
bedingte  Bewegung  erreicht  wird ,  und  k^ia  Vorläu- 
fen des  einen  Rades  vor  dem  andern  Statt  finden  kann, 
sich  also  gleiche  Bogen  des  einen  immer  mit  gleichen 
Bogen  des  andern  Kreises  oder  Rades  fortbewegen. 

Auch  wird  zur  Erreichung  dieser  Art  Bewegung 


320 

nöthig  sejn ,  dafs  während  ein  Zahn  im  Eingriff  Ist^ 
der  erhöhte  Theil  des  einen  Rades  in  bestandiger  Be* ' 
riihrungmit  dem  ihm  zugehörigen  vertieften  Theil  des 
andern  Hades  bleibe ,  also  die  beiden  Kreise  niemahls 
aufser  Berührnng  kommen  dürfen^  wenn  sie  sich  auch 
vermöge  der  Trägheit  nach  dem  angenommenen  Ge- 
seu  bewegten. 

Eben  so  wird ,  ehe  noch  ein  im  Eingriff  befind- 
licher Zahn  austritt^  oder  ausstreicht^  wenigstens  ein 
anderer  schon  wieder  4m  Eingriff*  sich  befinden  müs- 
sen; und  beim  Ein-  und  Ausstreichen  der  Zähne 
wird  ein  Drängen  der  Zähne  selbst  nicht  Statt  haben 
dürfen,  sich  also  wohl  die  Zähne  des  einen  Rades 
an  die  Zähne  des  andern  beständig  anlegen  inüssen^ 
ohne  einander  jedoch  zn  pressen. 

Diefs  wjiren  also  die  Bedingungen,  welche  durch 
die  Verzahnung  zweier  in  einander  greifenden  Räder 
erreicht  werden  sollen.  Die  zur  Erreichung  dieser 
Bedingungen  nöthige  Form  der  Zähne,  ihre  Verzeich-  , 
nung  in  allen  vorkommenden  Fällen  wird  der  -Gegen- 
stand folgender  Blätter  seyn. 

Es  seyen  die  Kreise  (Räder)  ^  und  B,  Fig.  I , 
Tafel  IV.,  gegeben,  und  zwar  in  einer  Lage,  dafs 
ihre  Achsen  Jdf  und  B  mit  einander  parallel  laufen, 
und  die  Kreise  selbst  in  einer  und  derselben  Ebene 
liegen  und  einander  berühren,  so  dafs  also  die  Ent- 
fernung der  Drehungsachsen  gleich  der  Summe  der 
Halbmesser  beider  Räder  ist. 

Der  Berührungspunkt  beider  Kreise,  oder  a^ 
liegt  also  in  der  geraden  Linie  j^B.  Die  beiden  Kreise 
ji  und  B  sollen  sich  nun  nach  den  gemachten  Bedin- 
gungen bewegen,  und  zwar  soll  eine  aus  a'  auf  dem 
Kreise  j^  angebrachte  Erhöhung  a'  b'  c^  d' ..  .f*  den 
Punkt ,  welcher  von  dem  Kreise  M  den  Punkt  a*  ge* 


32» 

rade  berührt^  so  mittiehindn ^  dafs  diese  Erhöhung 
diesen  Punkt  immer  berührt.  Soll  diefs  Slait  haben^ 
so  wird  die  Linie  a* b* & ^.  .f'  eine  durch  die  Art  der 
Bewegung  bestimmte  Form  haben  müssen. 

Die  Bewegung  gehe  in  dem  Kreise  A  von  )ti'  ge* 
gen  a  hin^  so  wird  sie  in  dem  Kreise  B  von  a^  nach 
k  gehen  müssen.  Trägt  man  auf  dem  Kreise  A  von 
a*  gegen  a  hin  gleich  grofse  Theile  a'  i ;  12;  23 ;  34) 
4  a  auf^  und  auf  dem  Kreise  ^ebenfalls  gleiche  Theile 
^'S'y  S^>  ^^7  ^^>  und  nimmt  die  ThcUe  auf -ff  übri- 
gens der  Bogenlänge  nach  gemessen  noch  gleich  den 
Theilen  auf  dem  Kreise  A,  so  mufs  der  Punkt  des 
Kreises  Bp  welcher  beim  Anfange  den  Pun)it  a'  be^ 
rührt^  nach  g  gekommen  seyn^  während  a*  nach  t 
gekommen  ist ;  rückt  a'  in  ü  ^  so  ist  der  mitzuneh-* 
mende  Punkt  des  Kreises  B  in  ky  und  wird  in  i  und 
k  seyn  müssen^  wenn  a*  in  3  und  4  kommt«  Ist  aber 
if'  in  I  gerückt,  sq  hat  sich  der  mitzunehmend^ 
Punkt  im  Kreise  B  von  dem  Punkte  a'  im  Kreise  A 
um  die  Oröfse  i  ^entfernt,  uild  weil  die  Erhöhung 
auf  ^  diesen  Punkt  berühren  mufs  ^  so  mufs  die  Rieh-' 
tung  dieser  Erhöbung  durch  i  und  g  gehen.  Ist  a' 
in  a,  so  ist  die  Enifernung  der  beiden  Berührungs-* 
punkte  gleich  2h  ^  und  es  mufs  die  Richtung  des  Zah'- 
nes  auch  durch  h  gehen,  wenn  die  Kreise  in  .der  letz- 
ten Richtung  sind,  u»s.  w. 

Zieht  man  aus  den  Punkten  g,  h,  i,  k  kon^eü« 
irische  Kreise  aus  dem  Mittelpunkte  des  Kreises  A^ 
verzeichnet  die  Winkel  lAg;  2 Ah',  ZAi\  ^Ak..*^ 
und  trägt  diese  Wiukel  aus  dem  Pimkte  a  der  Reihe 
nach  auf^  so  ' dafs  a  A  b  ±=i  1  A  gi  a  A  c  ^^  11  Ah'f 
aAd  =  3  Ai  werden,  so  erhält  man  durch  die 
Punkte  ad c^e/ Punkte  in  der  Richtung  des  Zahns^ 
xxni  sind  die  Theilpunkte  g,  h,  i,  k  so  nahe  an 
einander^  dafs  man  ihre  Entfernungen  dem  Bogen  nach 
doch  als  in  gerader  Linie  J  annehmen  kand,   so  wird 

iahtbt  Ä,  pol^t.  laat.  Ul.  Bd.  ^  ( 


3aa 

« 

auch  die  Linie  des  Zahnes  durch  die  Punkte  abcdef 
völlie  bestimmt  seyn. 


Diese  Form  der  Erhöhung  oder  des  Zahnes  er- 
halten wir  aber  auch ,  wenn  wir  den  Kreis  B  aus  der 
Lage  B^ ,  wo  die  Berührungspunkte  beider  Kreise  in* 
a  fallen,  in  die  Lagen  jB*,  j5%  j5*,  B'  und  B  so 
bringen,  dafs  jede  Lage  durch  die  Wälzung  von  ^ 
auf  ^  erzeugt  wird ,  und  die  Stelle  des  anfänglichen 
Berührungspunktes  in  jeder  dieser  Lagen  bemerken. 
Diese  duren  den  beschreibenden  Punkt  entstehende 
krumme  Linie  ist,  wie  bekannt,  eine  Epyzykloide 
von  dem  Kreise  B  auf  dem  Kreise  A  beschrieben; 
und  soll  also  ein  Punkt  im  Umfange  des  Kreises  B^ 
durch  einen  über  dem  Kreise  J  vorragenden  Zahn 
bis  an  irgend  eine  SicUe  mitgedreht  werden,  und 
zwar  nach  der  festgesetzten  Bedingung,  so  mufs  die- 
ser Zahn  nach  jener  Seite,  nach  welcher  die  Bewe- 
gung erfolgen  soll,  nach  einer  EpyzykloVde  gekrümmt« 
werden,  welche  zum  Grundkreis  den  Kreis  A,  und 
zum  beschreibenden  den  Kreis  B  hat. 

Es  ist  willkürlich,  und  hängt  von  anderen  Um- 
ständen ab,  wie  weit  dieser  Punkt  im  zweiten  Rade 
mitgenommen  werden  soll.  Es  hängt  jedoch  von  die- 
sem Mitnehmen  die  Länge  des  Zahns  über  dem  Kreise 
A  ab;  sollte  z.B.  der  Berührungspunkt  a'  bis  k 
gedreht  werden ,  so  müfste  der  Zahn  bis  an  den  aus 
A  durch  h  gefiihrlcn  Kreis  reichen;  und  weil  die 
Berührungen  beider  Kreise  dann  aufhörten,  so 
müfste,.  damit  die  Bewegung  fortgeht,,  in  a^  schon 
wieder  ein  zweiter  Zahn  ongegriflTen  haben;  damit 
aber  die  Bewegung  auch  nach  der  entgegengesetzten 
Richtung,  als  hier  angenommen  wurde,  erfolgen  kann, 
so  ist  der  Zahn  auf  der  entgegengesetzten  Seite  ^ben 
so  in  formen ,  weil  gleiche  Gesetze  für  die  Bewegung 
nach  beiden  Richtungen  gelten;  ist  also  a' h*  &  die 
Form  auf  der  einen  Seite,  c- a  /3  die  Form  auf  der  an» 


3a3 

dem ,   so  mufs  c^  xß  dieselbe  Linie  wie  a'  h^  c',  nur 
nach  umgekehrter  Lage  seyn. 

4)  Auf- diese  Art  würde  aber  der  Zahn  immer 
erst  da  zum  Eingriff  kommen^  wo  sich  die  Kreise  bc" 
rühren^  und  der  angegriffene  Punkt  müfste  genau  in 
der  Peripherie  des  Kreises  B  liegen,  und  wäre  B  mas- 
siv^ so  dürfte  der  freien  Bewegung  des  Zahnes  doch 
kein  anderes  Hindcrnifs  als  dieser  Punkt  entgegenge- 
setzt werden.  In  der  Anwendung  läfst  man  jedoch 
gegenseitig  Zähne  des  einen  Bades  in  Vertiefungen 
des  andern  greifen^  und  es  berühren  sich  die  Zahne 
aucii  früher  ^  ehe  noch  die  sich  berührenden  Zahn- 
punkte zugleich  die  Berührungspunkte  der  beiden 
Kreise  sind.  Zu  bemerkea  kommt  auch  hier,  dals, 
wenn  von  den  Halbmessern  zweier  Räder,  die  durch 
Verzahnung  in  einander  greifen,  die  Rede  ist,  immer 
die  Halbmesser  zweier  sich  so  wie  //und  B  berüh- 
renden Kreise  verstanden  sind;  also  dürfen  nur  diese 
das  nothwendige  Verhalten  für  ein  gegebenes  Vor-« 
häitnifs  der  Umdrehungen  beider  Räder  gegen  einan- 
der haben',  und  es  haben  die  Halbmesser  der  massi- 
ven Radkränze,  worin  die  Zähne  befestiget  sind,  auf 
die  Verzahnung  selbst  keinen  !^influfs,  nur  werden 
sich  die  Halbmesser  derselben,  wie  weiter  unten  noch 
gezeigt  werden  wird,  aus  der  Figur  und  Gröfse  der 
Zähne  ergeben. 

5)  Um  also  eine  allgemein  gültige  Form  für  die 
Zähne  zweier  in  einander  greifenden  Räder  zu  be^ 
stimmen ,  si^yen  Fig.  H.  die  Kreise  Aj  B  und  C  ge- 
geben, ihre  Mittelpunkte  A,  B,  C  seyen  in  einer 
geraden  Linie,  und  alle  drei  Kreise  sollen  in  einer 
uiid  derselben  Ebene  so  liegen,  dafs  sie  sich  in  einem 
Punkte  berühren,  und  C  kleiner  als  B^  innerhalb 
B  zu  liegen  komme. 

,  Es  trifft  also  der  ^emeinschafdiche  Berührungs« 


ai  * 


3a4 

punkt  a  in  die  gerade  Linie  ACB.  Nun  sollen  sicli 
alle  drei  Kreise  um  ihre  Mittelpunkte  nach  einerlei 
Richtung    so    drehen  ^    dafs    ihre    Peripheriepunkte 

Sleiche  Geschwindigkeiten  hahen^  also  gleiche  Bogen 
es  einen  mit  gleichen  Bogen  iL^^  andern  sich  he- 
wegen. 

♦ 
Wir  wollen  den  Berührungspunkt  a  im  Kreise  A 
mit  a^  den  im  Kreise  J^'mit  h^  und  denselhen  im 
Kreise  C  mit  c  hezeichnen.  Die  Punkte  a ;  i ;  a :  3 } 
4>...  im  Kreise  A  seyen  gleich  weit  von  einander, 
dem  Bogen  nach  gemessen^  entfernt^  und  eben  so 
weit  sollen  die  Punkte  b\  \*\  %*\  3*^;  4'...  im  Kreise 
B\  und  c;  i"j  a";  3";  4"i*"  ina  Kreise  C  dem 
Bogen  nach ,  aus  einander  liegen:  Rückt  also  a  nach 
I ;  so  wird  b\xk  i',  und  c  in  i '^  sich  befinden.  Der 
Berührungspunkt  c  ^ird  auf  dem  Kreise  A  nach  §.  3. 
die  Linie  i  i'^,  und  innerhalb  des  Kreises  JB  die  Li- 
nie i'  i'^  beschrieben  haben,  indem  sich  der  KJreis  C 
zu  gleicher  Zeit  auf  A  und  innerhalb  B  wälzt.  Wie 
also  der  Punkt  a  nach  und  nach  in  i;  2;  3;  /^ ,...']; 
tritt,  so  treten  die  Punkte  b  und  c  nach  und  nach, 
und  zwar  in  eben  solchen  gleichen  Perioden  wie  a, 
im';  2';  3';  4';  5'. ..7';  und  i";  a"j  3";*,.7"; 
Ist  a  in  7  gekommen,  so  ist  durch  den  Weg,  welchen 
c  genommen  ^ ,  auf  dem  Kreise  A  die  Epyzykloide 
7;  i";  ü'';  3";... 7":  und  innerhalb  des  Kreises  Jf 
die  Hypozyklo'ide  7 ' j  i";  2";  3';... 7" 3  entstanden. 

Während  sich  die  Kreise  von  ^  aus  auf  diese  Art 
um  ihre  Mittelpunkte  drehten  ,  berührten  sich  der 
Keihe  nach  die  Punkte  i";  2";  3''...  7"  der  Epyzy- 
kloide ,    mit  den  Punkten  i'';    i'j    3"j 7"   der 

Hypozykloide,   und  weil   wir  uns  solche  Punkte    so 
viele  wir  wollen  und  so  nahe  an  einander  liegend  als* 
nötbig  denken  können,  so  wird  ein  bestandiges  Berüh- 
ren  beider  Kreise  A  und  B  Statt  finden ,  wenn  der 
Zahn  auf  dem  Kreise.^  nach  der  Linie  7,  i "  2"  3'' . . .  7''j 


325 

und  die  ihm  körre9pondirende  Vertiefung  im  Kreise 
B  nach  der  Linie  7'  j"  a"  3"..,7"  aasgearbeitet 
wird* 

Dieses  gibt  uns  also  ein  Gesetz  an  die  Hand^ 
-welches  wir  hei  der  Form  der  Zähne  in  dem  verzahn- 
ten Räderwerk  beobachten  müssen  j  wenn  die  Bewe- 
gung nach  den  geforderten  Bedingungen  erfolgen 
«oll. 

Um  also  die  Form  des  erhabenen  Theils  eines 
Zahnes  auf  was  immer  für  einem  Rade  zu  erhalten, 
wälze  man  auf  diesem  Rade  einen  Kreis  y  der  kleiner 
ist  als  jener  ^  in  welchen  die  Zähne  greifen  sollen^ 
und  zeichne  die  von .  einem  Punkte  des  sich  wälzen- 
den Kreises  beschriebene  Linie  als  die  Form  des  Zah- 
nes an ;  und  eben  diesen  Kreis  wälze  man  innerhalb 
des  zweiten  Rads^  und  bezeichne  auch  hier  die  Spur 
eines  Punktes  von  dem  beschreibenden  Kreise  fiir  die 
Form  der  Vertiefung  j  in  welche  der  Zahn  tritt* 

Wir  sehen  hier  zugleich,  dafs  es  gleichgültig  seyn 
kann,  welches  Verhalten  die  Kreise  A^  B  und  C  un- 
ter einander  haben ,  wenn  nur  C  kleiner  als  B  bleibt^ 
indem  es  nur  darauf  ankommt ,  dals  beide  Linien  zu 
gleicher  Zeit  durch  einen  und  denselbe|i  Punkt  be- 
schrieben entstanden  gedacht  werden  können. 

Wir  wollen  der  Kürze  wegen  in  der  Folge  den 
Kreis  A  immer  das  Rady  nnA,  den  Kreis  B  das  Ce- 
triebe  nennen ;  so  wie  der  Kreis  C  inlmer  unter  dem 

*  *  _ 

beschreibenden  Kreise  verstanden  werden  soll.  Für 
den  vollständigen  Zahn ,  dafs*  nähmlich  die  Bewegung 
nach  beiden  Seiten  erfolgen  kann,  gilt  auch  hier, 
was  zuvor  gegolten ,  indem  man  nur  bestimmen  darf, 
wie  breit  ein  Zah^i  seyn  soH ,  odef  wie  tief  er  eingrei- 
fen mufs,  um  die  verlangte  Wirkung  hervorzubrin- 
gen 'y  man,  wird  die  Form  des  Zahnes  seyn.     Bie^ 


Saß' 

ßes  Verfahren  gibt  uns  wohl  qln  Mittel^  die  Zähne  auf 
dem  Rade  zu  ßnden  und  zu  verzeichnen,  aber  auf 
dem  Getriebe  sitzen  eben  so  Zähne ,  die  in  das  Rad 
eingreifen  sollen ,  wie  schon  bemerkt  worden  ist. 

Weil  aber  fdi*  den  Eingriff  der  Zähne  auf  dem 
Getriebe  in  das  Rad  dieselben  Gesetze  der  Bewegunec 
Statt  haben,  so  sind  wir  berechtigt,  die  Form  dieser 
Zähne  mit  denen  ihnen  zugehörigen  Vertiefungen  im 
Rade  auf  eine  gleiche  Art  wie  die  vorigen  zu  ver- 
zeichnen, und  wir  können  ims  dazu  eines  beliebig 
grofsen  beschreibenden  Kreises  (welcher  jedoch  auch 
wieder  kleiner  als  das  Rad  wird  seyn  müssen)  bedie- 
nen, welchen  wir  in  j4  so  wälzen  fassen,  wie  sich  C 
in  ß  gewälzt  hat;  und  es  wird  dadurch  die  Form  des 
Wahnes  auf  j9  entstehen. 

G)  Um  aber  fiir  die  Anwendung  leichte,,  ausführ- 
bare Regehl  ableiten  zu  können ,  müssen  wir  suchen, 
diese  krummen  Linien  auf  eine  leichte  Weise  zu  zeich- 
nen, und  auch  jene  wählen,  welche  sich  leicht  Zeich- 
nen lassen ;  daher  weiden  wir  uns  genöthigt  sehen^ * 
zu  beschreibenden  Kreisen  solche  Kreise  zu  wählen, 
welche  bequeme  und  leicht  auszuführende  Formen 
für  die  Zähne  geben. 

Wir  wissen  nun  aber  aus  der  Theorie  der  Zy- 
\loiden,  dafs,  wenn  wir  in  einem  Kreise  sich  einen 
anderen  Kreis  wälzen  lassen,  dessen  Halbmesser  nur 
halb  so  grofs  ist,  als  der  Halbmesser  jenes  Kreises, 
in  dem  er  sich  wälzen  soll ,  ein  Punkt  des  beschrei- 
benden Kreises  in  diesem  Falle  eine  gerade  Linie  be- 
scbreiben  wird,  welche  durch  den  Mittelpunkt  des 
Gfundkreises  geht.  Es  würde  daher  die  obige  Hypo- 
zykloide im  Getriebe  B'y  wenn  C  das  hier  bedingxte 
Verhalten  gegen  B  hätte ,  dafs  nähmUch  der  Halbmes- 
f(er  von  C  gleich  der  Hälfte  des  Halbmessers  von  B 


wäre ,  eine  gerade  Linie  durch  den  Mittelpunkt  von  B 
sejn  y  und  »ich  also  sehr  leicht  verzeichnen  lassen; 

Der  Zahn  auf  dem  Rade,  oder  eigentUch  dessen 
Form^  müfste  sodann  durch  die  Wälzung  eben  die- 
ses Kreises^  der  die  gerade  Linie  im  Getriehe  be- 
schrieben^ verzeichnet  Mrerden,  und  zwar  auf  die 
schon  bekannte  Weise. 

Für  den  inneren  Theil  des  Zahnes  im  Rade  kön- 
nen wir  uns  wie  im  Getriebe  einen  beschreibenden 
Kreis  wählen,  dessen  Durchmesser  gleich  ist  dem 
Halbmesser  des  Rades,  so  würde  auch  hier  der  innere 
Theil  des  Zahnes  nach  dem  Mittelpunkte  des  Rades 
hin  gef6r.mt  seyn  müssen,  und  mit  eben  diesem  be- 
schreibenden Kreise  wäre  der  erhabene  Theil  des 
Zahnes  auf  dem  Getriebe  zu  formen. 

Hieraus  erhalten  wir  nun  eine  leichte  und  allge- 
mein gültige  Regel  fiir  die  Verzahnung  des  Räder- 
werkes im  Allgemeinen,  welche  in  Folgendem  be- 
ziehet: 

Man  verzeichne  den  über  den  Radkreis  nach 
obigem  Sinne  erhabenen  Theil  des  Zahnes  durqh 
die  ffßlznng  eines  Kreises  auf  dem  Radkreise, 
dessen  Durchmesser  gleich  ist  dem  Halbmesser  des 
zum  Rade  gehörigen  Getriebes ,  und  ziehe  sodann 
den  inneren  Theil  des  Zahnes  von  dem  Peripherie- 
punkte,  wo  der  gekrümmte  Theil  desselben  an^ 
fängt,  gegen  den  Mittelpunkt  des  Rades  hin. 

Eben  so  beschreibe  man  die  Form  des  erha- 
beneii  Theils  des  Zahnes  im  Getriebe  durch  die 
PFalzung  eines  Kreises  auf  dem  Getriebe ,  dessen 
Durchmesser  gleich  ist  dem  .Halbmesser  des  zum 
Getriebe  gehörigen  Rades  ^  und  ziehe  sodann  wie 


3:j8 

beim  Rade  den  inneren  Theil  des .  Zahnes  gegen 
den  Mittelpunkt  des  Getriebes  hin. 

Was  in  (3)  von  der  Form  des  Zahns  für  eine 
der  hier  angenommenen  Bewegung  entgegengesetzte 
Bewegung  gegohen  hat^  gilt  auch  hier^  und  ist  die 
Breite  des  Zahnes  im  Radkreise  ^  oder  Getriebkreise^ 
je  nachdem  es  ein  Rad-  oder  ein  Getriebzahn  ist,  ge- 
geben^ so  mufs  der  Zahn  auf  beiden  Seiten  gleiche 
Form  haben.  Diese  dadurch  entstehende  Form  der 
Zähne  gih  aber^  wie  wohl  aus  dem  Gesagten  schon 
hervorgeht,  nur  in  einer  Ebene,  welche  in  der  Ebene 
dieser  Kieise  liegt,  und  laufen  die  Radachsen  mit  ejin- 
ander  parallel ,  so  gibt  diese  Form  die  Grundfläche 
fiir  ein  Prisma,  dessen  Hohe  gleich  der  Lange  des 
Zahnes  in  der  Richtung  der  Drehungsachse  des  Ra- 
des ist,  welche  zu  bestimmen  von  andern  Umständen 
abhängt. 

7)  Um  fiir  die  Ausübung  diese  Formen  zu  erhal- 
ten ,  verfährt  man  auf  folgende  Art. 

Es  sey  Fig.  II.  ^  das  Rad,  B  das  Getriebe,  C 
ein  Kreis ,  dessen  Purchmesser  gleich  dem  Halbmes- 
ser des  Getriebes,  D  der  Kreis,  dessen  Durchmesser 
gleich  ist  dem  Halbmesser  des  Rades. 

Von  jedem  dieser  Kreise  mache  man  sich  einen 
Kreisabschnitt  aus  einem  nicht  gar  zu  staiken,  etwii 
einen  Viertel -Zoll  dicken  Bretchen,  welchen  Kreis- 
abschnitt wir  unter  dem  Nahmen  Schablone  verste- 
hen  wollen;  so  dafs  «eine  solche  Schablone  des  Rad- 
kreises ^;  ß  eine  des  Kreises  B'^  y  eine  des  Krei- 
ses C,  und  $  eine  solche  Schablone  von  dem  Kreise 
D  darstellt. 

Hat  man  diese  Schablonen,  so  nehme  man  ein 
Bret  von  einer  Länge,  die  wenigstens  gleich«  ist  der 


Sag 

Länge  des  Halbmessers  von  Ay  oder  überhaupt  von 
der  Länge  des  Radhalbmessers  ^  auf  v^elchem  man 
den  Zahn  haben  vnll^  mehr  dem  Halbmesser  des  be- 
schreibenden Kreises ;  Fig.  lU.  zeigt  ein  solches  Bret. 

Mit  einem  Stangeuzirkel  reifse  man  sich  einen 
Theil  des  Kreises  ^so  auf,  dafs  der  Mittelpunkt  des«- 
selhen  noch  auf  das  Bret  zu  liegen  komme  j  und  marr 
kire  sich  zugleich  diesen  Mittelpunkt ;  es  sey  hier  A 
dieser  Mittelpunkt^  und  uh  ein  Bogenstück  des  Ra- 
des A  in  Fig.  UL  Auf  dieses  Bogenstück  lege  man 
die  Schablone  fi  so  auf ,  dafs  sich  die  Bögen  decken^ 
welches  sie  immer  können  ^  weil  sie  Bogen&tücke  von 
einem  Kreise  sind.  Damit  die  Schablone  u  sich  nicht 
verrücke  j  kAnn  man  sie  mit  ein  Paar  Stiftchen  an  das 
unterUegende  Bret  annageln. 

Ist  diefs  geschehen^  so  bemerke  man  sich  in  dem 
Bogen  ab  einen  Punkt  Cy  welcher  jedoch  an  einer 
Stelle  liegen  mufs,  den  die  Schablone  u,  noch  deckt^ 
und  an  aie  Schablone  «  legje  man  sodann  die  Scha- 
blone 'y  so  an  ^  dafs  diese  die  *erstere  gerade  in  dem 
Punkte  c  mit*  einem  Kreispunkte  berühre,  also  beide 
Schablonen  mit  ihren  Bögen,  auf  demBrete  auf,  ge- 
gen einander  liegen.  Den  Berührungspunkt  von  der 
Schablone  y  kann  man  durch  einen  eisernen  Stiften, 
welcher  durch  den  Rand  der  Schablone  so  gesteckt 
ist,  dafs  dessen  Spitze  gerade  diesen  Funkt  markirt, 
also  in  c  steht,  bewaffnen,  damit  diese  Spitze  von  c 
aus  die  Bahn  des  Punktes  von  ^y,  welcher  c  berührt^ 
auf  dem  untergelegten  Brete  zeichnet,  wenn  man  die 
Schablone  y  auf  der  it  von  a  nach  /3  fortwälzt^  Da- 
mit übrigens  während  dieser  Wälzung  keine  Verrut- 
schung beider  Schablonen  auf  einander  möglich  ist, 
kann  man  beide  Schablonen  durch  eine  über  beide 
gekreuzt  gezogene  Schnur  mit  einander  verbinden, 
und  damit  diese  Schnur  der  genauen  Berührung  der 
Bögen  nicht  hinderlich  werde,  kann  sie  in  Nu  den, 


33o 

-welche  in  die  Schablonen  gemacht  werden  können^ 
ohne  den  unteren  y  auf  dem  Brete  liegenden  Rand  zu 
beschädigen^  eingelassen  werden.  Die  Zeichnung 
zeigt  übrigens  diese  Art  Verbindung  deutUch  genug. 

Es  habe  sich  die  Schablone  y  auf  diese  Art  ia 
der  Richtung  von  a  nach  b  so  weit  fortgewälzt  >  dafs 
der  anfänglicae  Berührungspunkt'  derselben  von  c  in. 
der  Richtung  c^e  bis  e  gekommen  sey ;  so  wird  cde 
die  Form  des  Zahnes  auf  der  einen  Seite  geben*  Um 
auch  die  andere  Seite  desselben  zu  erhalten,  trägt 
man  von  c  gegen  b  hin  die  aus  andern  Umständen  be- 
stimmte Stärke  des  Zahnes  auf^  sie  sey  hier  c  fd^ 
un4  wälzt  sodann  von  y*  gegen  a  hin  die  Schablone  y 
auf  dieselbe  Art ,  wie  zuvor  von  c  nach  b ,  indem  man 
den  mit/  zusammenfallenden  Punkt  des  Bogens  y  wie 
zuvor  bewaffnet.  Die  nun  entstehende  Linie  fe  wird 
die  erste  cde  in  irgend  einem  Punkte  schneiden^ 
der  hier  in  e  fallen  kann,  und  wir  werden  auf  diese 
Art  den  ganzen  Zahn  et  f  erhalten. 

Hat  man  diese  Krümmungen  gezeichnet,  sq  nimmt 

man  die  Schablonen  beide  weg,  und  zieht  aus  c  und 

f  gisrade  Linien  gegen  den  Mittelpunkt  A^  wodurch 

man  die  vollständige  Grundfläche    eines  Prisma    für 

den  Zahn  nach  dem  vorigen  Paragraph  erhält. 

8)  Hat  man  nun  auf  diese  Art  die  Form  des  gan- 
zen Zahnes  gefunden,  so  macht  man  sich  darnach 
eine  Regel  von  Blech  ,  welche  Regel  man  in  dem 
Mittelpunkte  des  Rades  anstecken ,  und  um  den  gan- 
zen Radkreis  herum  führen  kann. 

Fig.  IV.  zeigt  eine  solche  Regel,  a  ist  darin  der 
Radmittelpunkt,  h  c  d  der  gekrümmte  Thcil  des  Zah- 
nes, und  b  f  und  dg  die  gegca  den  Mittelpunkt  ge- 
zogenen geradlinigen  Seiten  desselben.  Die  Ab- 
biegung  der  Regel  dient  zum  besseren  Auflegen  der 


53i 

Form  auf  die  in  den  Radkranz  getheiltcn  Zähne  ^  in- 
dem diese  ftüher  m  den  Kranz  gesetzt  werden^  Le- 
vbr  ihnen  noch  der  gekrümmte  Thei]  der  ganzen 
Form  gegeben  ist,  und. weil  der  Badkranz  nach  der 
Richtung  der  Radachse  auf  beiden  Seiten  den  Zäh- 
nen immer  etwas  vorstehen  mufs,  um  letztere  siche- 
rer in  demRadkranz  zu  befestigen;  und  um  die  Gröfse 
.  dieses  Yorsprunges  ist  die  Regel  auch  abgekröpft. 

In  Fig.V.  ist  ein  Rad  mit  bearbeiteten  und  un- 
bearbeiteten Zähnen,  seiner  Fläche  nach  anzusehen, 
gezeichnet;  dabei  ist  ^^Z^J?  der  massive  Radkranz, 
der  aufser  diesem  gezogene  erste  punktirte  Kieis  der 
eigentliche  Radkreis  nach  dem  hier  festgestellten 
Sinne,  und  der  vom  Mittelpunkte  entferntere  punk» 
tirte  Kreis  zeigt  den  Kreis  der  Endpunkte  der  Zähne 
an ,  wenn  sie  bis  zu  jener '  Gröfse  reichen',  wo  sich 
die  beiden  Epizyklo'iden ,  welche  den  gekrümmten 
Theil  des  Zahnes  bilden*,  schneiden. 

Die  in  den  Kranz  gekeilten  Zähne  a,  6,  Cyfy  ^,  A, 
sind  so  bearbeitet,  dais  sie  von  dem  eigentlichen  Rad- 
kreis aus  schon  nach  ihrer  gehörigen  Gröfse  mit  ihren 
Seitenhnien  gegen  den  Mittelpunkt  laufen ;  es  sind 
daher  die  Seiten  a  d'  und  a*  d*'  des  Zahnes  a  von 
dem  ersten  punktirten  Kreise  aus  gegen  den  Mittel- 
punkt zu  schon  richtig  geformt;  diefs  gilt  iiir  aUe 
übrigen  Zähne  ,  und  es  bleibt  also  ,  nachdem  der  ^ 
Kranz  mit  den  Zähnen  auf  diese  Art  besetzt  ist,  nichts 
mehr  übrig,  als  den  gekrümmten  Theil  des  Zahns 
nach  obiger  Regel  zu  bearbeiten.  Dazu  laufen  die 
Seitenlinien  der  Zähne  auch  noch  aufserhalb  >des  Rad- 
kreises in  gerader  Linie  fort ,  wie  die  Zeichnung 
zeigt ;  und  man  darf  nur  die  genannte  Regel  so  auf 
jeden  noch  unbearbeiteten  Zann  der  Reihe  nach  auf- 
legen, wie  dieselbe  in  der  ^Zeichnung  auf/  liegt,  die 
Krümmung  der  Regel  b  f  d  auf  dem  Zahne  einreis- 
sen,  und  nach  dem    Einrifs   denselben  bearbeite)). 


33a 

Die  Zähne  gxmd^h  sind  in  ihrer  vollendeten  Gestalt 
gezeichnet. 

9)  Aus  der  Art  der  Verseichnung  der  Zähne  er- 
sieht man^  dafs  von  der  Gröfse  des  Zahnes  in  der 
Richtung  des  Bogens^  die  Gröfse  desselben  in  der 
Richtung  des  Radhalbmessers ,  bei  übrigens  gleichen 
Grund-  und  beschreibenden  Kreisen^  abhängt;  und 
dafs  mit  dem  Wachsen  einer  dieser  beiden  Abmes- 
sungen auch  die  andere  nach  irgend  einem  ,  hier 
nicht  nöthig  zu  bestimmenden  Gesetze  wächst. 

Nennen  wir  die  Gröfse  des  Zahns  in  der  Rich- 
tung des  Bogens  die  Breite^  und  die  Gröfse  nach  der 
Richtung  des  Halbmessers  seine  Länge ;  so  sehen  wir, 
dafs  zwar  mit  der  Breite  die  Stärke  des  Zahnes  wächst, 
aber  wir  sehen  auch' zugleich,  dafs,  je  länger  der 
Zahn  wird ,  derselbe  in  das  Getriebe  um  so  tiefer  ein- 
greifen mufs ,  und  je  tiefer  dieser  Eingriff  ist ,  um  so 
mehr  mufs  der  massive  Hadkranz  jenes  Kreises  ,  der 
mitgedreht  werden  soll ,  gegen  seinen  Drehnngspankt 
zurück  gelegt  werden ,  wenn  anders  auf  diesem  Rade 
oder  Getriebe ,  die  Zähne  auch  durch  den  Kranz  ge- 
keilt sind ,  wie  wir  in  (8)  angenommen  haben. 

Eben  so  müfste  der  massive  Radkranz  AB  DE 
von  dem  eigentlichen-  Radkreise  so  viel  zurück  gegen 
seinen  Mittelpunkt  gelegt  werden,  als  die  Zähne 
auf  dem  Kreise  GHI  diesem  vorragten. 

Auf  diese  Art  würden  die  Zähne  oft  sehr  lang, 
und  dadurch  an  ihrer  Festigkeit  verlieren.  Um  also 
diese  durch  lange  Zähne  entstehenden  Nachtheile  im 
vermeiden ,  und  dabei  doch  den  Vortheil  der  gröfse- 
ren  Zahnbreite  für  die  Stärke  und  Festigkeit  des  Zah- 
nes nicht  zu  verlieren ,  hängt  es  von  uns  ab ,  den  ge- 
krümmten Theil  des  Zahnes  nach  dem  jedesmahligeo 
Bedürfhifs  an  einer  beliebigen  Stelle  parallel  mit  dem 


333 

Radkreis  abzuschneiden.  Es  wird  der  Zahn  alsdann 
keine  spitzige^  sondern  eine  abgestumpfte  Fonn^  wie 
der  Zahn  h  erhalten^  welcher  bis  mn  abgenommen 
ist ,  und  er  wird  also  die  Gestalt  mnop  haben.  Der 
Eingriff  wird  dann  bis  m  und  n  Statt  finden .  die  da- 
durch entstehenden  Kanten  m,  n,  kann  man  etwas 
abnmden^  ohne  der  Krümmung  jedoch  zuviel  zu  scha- 
den^ und  es  wird  ein  leichtes  Ausstreidien  des  Zah-^ 
nes  erfolgen. 

In  Fig.  Ym.  sind  zWei  so  in  einander  greifende 
Räder  mit  ihrer  vollständigen  Yerzahntmg  gezeichnet^ 
die  Zahnlänge  abgekürzt^  und  die  ganze  Länge  der- 
selben nur  auspunktirt ;  die  Zahne  sind  dabei  in  bei- 
den Rädern  durch  den  Kranz  gekeilt  >  also  beide  Stirn«^ 
räder.  Es  ist  jedoch  selten^  dafs  zwei  solche  Räder^ 
auf  diese  Art  gebaut^  einander  mitnehmen >  und  es 
hat  das  kleinere  von  beiden,  welches  man  auch  im- 
mer mit  dem  allgemeinen  Nahmen  Getriebe  bezeich- 
net-, gewöhnlich  eine  andere  Gestalt,  und  selbst  diese 
ist  wieder  fur^  verschiedene  Zwecke  der  Anordnung 
verschieden  >  und  es  haben  daher  die  Getriebe  auch 
noch  viel  andere  Nahmen,  die  alle  anzufiihren  und 
zu  beschreiben  nicht  hiehergehört;  nur  ist  inFig.VIL 
ein  solches  Getriebe  unter  der  gewöhnlichsten  Form 

Sezeichnet.     Wie  die  Zähne  daselbst  eingesetzt  wer- 
en,  ist  aus  den  beiden  Zeichnungen  deutlich  genug 
zu  ersehen« 

Die  Breite  der  Zähne  in  dem  besagten  Sinne  ist. 
bei  dem  verzahnten  Räderwerke  sehr  verschieden, 
und  man  nennt  die  Entfernung  einer  Zahnmitte  bis 
zur'  nächsten  die  Schrift^  kennt  man  daher  den  Durch- 
messer eines  Rades  und  die  Schrift  für  die  Verzah- 
nung, so  theilt  man  nur  den  Radumiang  mit  dersel-^ 
ben,  um  durch  den  Quotienten  die  Anzahl  der  Zähne 
zu  erhalten  ^  welche  im  ganzen  Radki  ci&e  angebracht 
werden  müssen. 


334 

IMacht  man  die  Zähne  im  Rade  mit  den  Zähnen 
im  Getriebe  gleich  breit  ^  so  ist  Zwischen  weite  tmd 
Zahn  einander  gleich ;  sollte  diefs  aber  nicht  der  Fall 
seyn^  und  wollte  man  die  Zähne  im  Getriebe  nicht 
gleich  breit  mit  den  Zähnen  im  Rade  machen ,  was 
jedoch  der  schwierigeren  Theilnnc  wegen  selten  an- 
zurathcn  seyn  dürfte,  so  mufs  die  Zwischönweite 
zweier  Zähne  natürlich  immer  gleich  der  Breite  des 
in  dieselbe  greifenden  Zahnes  seyn.  Die  Arbeit  ist 
jedoch  selten  so  eenau  als  sie  gefordert  wird^  und 
man  läCu  daher  ^  oamit  bei  der  Bewegung  kein  Drän- 
gen der  Verzahnung  wegen  ungenauer  Arbeit  entste- 
hen kann ,  die  Zwischenweite  um  ein  Geringes  grös- 
ser als  den  eingreifenden  Zahn ;  welches  aber  immer 
von  der  mehreren  oder  wenigeren  Geschicklichkeit 
und  Nettigkeit  des  Arbeiters  abhängt,  also  nur  darnach 
beurthcilt  werden  kann. 

Diese  Verzahnnngsart   zweier    Räder   wird  also 
allgemein  gültig  seyn,  und  überall  angewendet  werden 
können,  wenn  die  Radkreise  sich  in  einer  und  der- 
selben Ebene  bewegen,  oder  wenn  die  Drehungsach'- 
sen  mit  einander  par-allel  laufen.     Die  Bewegung  ist 
dadurch  sanft  und  gleichförmig ,  und  es  werden  keine 
Stöise  in  der  Bewegung  erfolgen  können,  welche  bei 
einer  ungeregelten^,  willkürlichen,   nach  Gutdünken 
gefoitnten  Verzahnung  niemahls  vermieden  werden  kön- 
nen ,  wodurch  nicht  nur  oft  die  Festigkeit  der  Maschi- 
Ji6rid  leidet,  und  die  Zähne  schnell  zu  Grunde  gehen, 
sondern  auch  oft  ein  bedeutender  Kraftverlust  ent^ 
steht.     Vorzüglich  nachtheilig  ist  eine  unregelmäfsige 
Verzahnung  bei  Maschinen,  welche  einen  so  vielmög-* 
licheji  ruhig  gleichförmigen  Gang  haben  sollen ,  und 
durch  Thiere  getrieben  werden.     Ich  habe  bei  ineh-' 
reren  Anlagen  gesehen,  dafs  die  Stöfse,  woran  nichts 
als  die  Verzahnung  schuld  war,  so  stark  waren,  da& 
das  Thicr  in  seinem  Gange  zurückgestofsen  wurde* 
Wie  nachtheilig  dieses  für  die  Wirkung  der  Kraft  ist/ 


335 

wrd  jeder  einseben,  der  nur  einigermafsen  weifs, 
was  Kraft ^  und  Wirkung  einer  Kraft  ist.  -Es  ist  da- 
her sehr  zu  wünschen^  dafs  eine  reg^elmäfsige  Ver- 
zahnung bei  unseren  Maschinisten  mehr  als  bisher 
angewendet  werden  dürfte. 

lo)  Ist  die  Bewegung  eines  Rades  aber  auf  ein 
anderes  über  zu  tragen^  welches  mit  ersterem  ni<;ht 
in  einerlei  Ebene  lauft ^  oder  liegen  die  Drehungs- 
achsen beider  Bäder  zwar  in  eineilei  Ebene;  aber- 
mit  einander  nicht  pai*allel^  so  dafs  sie  sich^  auf  diese 
oder  jene  Seite  verlängert^  schneiden  müssen:  30 
wird  wohl  im  Allgemeinen  für  die  Verzahnung  zweier 
so  gegen  einander  liegenden  Räder  dasselbe  Gesetz^ 
wie  bei  mit  einander  parallelen  Radachsen  Statt  fin- 
den^ aber  die .  Verzeichnung  wird  doch  nicht  gleich 
unmittelbar  sich  aus  den  Halbmessern  der  zu  verzah- 
nenden Kreise  wie*  vorhin  ergeben,  und  zuvor  erst 
einige  andere  Verzeichnungen  erfordern,  wie  wir  aus 
dem  Folgenden  ergehen  werden. 

ri)  Es  seyen  die  beiden  Drehungsachsen  der 
Räder  ihrer  Richtung  nach  gegeben,  also  der  Winkel 
bekannt,  den  sie  in  ihrem  Durcbschnittspunkte mit  ein- 
ander machen,  und  zwar  sey  in  Fig.  VIII.  j4C  die 
eine,  B  C  die  andere  Achse,  ihr  Durchschnittspunkt 
in  Cf  und  der  Winkel  ji  CB  heifse  t.  Zugleich  soll 
das  Verhältnifs  der  Umdrehungen  beider  Achsen  ge- 

Sen  einander  gegeben  seyn ,    und  zwar  soll  sich  hier 
ie  Achse  BCyii  mahl  umdrehen,  während  sich  die 
Achse  A  C  einmahl  umdreht. 

Die  Halbmesser  der  beiden  Räder ,  welche  an 
diese  Achsen  eingebracht  werden  sollen,  müssen  also 
zur  Erreichung  der  geforderten  Bedingung  das  Ver- 
halten wie  /i:i  gegen  einander  haben,  so  dafs  also 
hier  der  Halbmesser  des  Rades  an  der  Achse  AC  sich 
zum  Halbmesser  des  Rades  an  der  Acl^s^  BC  verhält 


336 

^ie  li :  I ;  oder  vAe  die  Umdrehungen  der  Achse  B  C 
zu  den  Umdrehungen  der  Achse  ji  C  in  gleichen 
Zeiten. 

Die  Kreisflächen  der  BSder  müssen  auf  ihren 
zugehörigen  Achsen  senkrecht  seyn^  und  die  Um- 
kreise  heider  Räder  sich  keriihren.  Es  sey  DE  senk- 
recht auf  j4  C  und  gleich  dem  Halbmesser  des  Rades 
auf  dieser  Achse  ^  so  mufs  das  auf  der  Achse  ^C  an- 
gebrachte Rad  mit  seinem  Umfange  ebenfaUs  den  Punkt 
JS  berühren^  und  dessen  Halbmesser  senkrecht  auf 
B  C  stehen.     Dieser  Halbmesses  sey  EF. 

Vermöge  obiger  Voraussetzung  soll  sich  die  Achse 
BC  aber  n  mahl  umdrehen,  während  die  Achse ^£^ 
sich  einmahl  umdreht,  also  wird  auch  BjFXnsaDE 
seyn  müssen. 

Ziehen  wir  die  gerade  Linie  CE,  so  werden 
alle  aus  jedem  beliebigen  Punkte  dieser  Linie  auf  AC^ 
und  aus  demselben  Punkte  auf  ^C  senkrecht  gezoge- 
nen Linien  dasselbe  Verhalten,  wie  DE  und'^F, 
gegen  einander  haben;  wir  hätten  also,  wenn  ein^ 
mahl  das  Verhalten  der  Umdrehungen  beider  Achsen 
gegeben  ist,  nichts  weiter  als  die  Winkel  EC^uni 
ECB  zu  bestimmen. 

Zur  Bestimmung  dieser  Winkel  ziehen  wir  uns 
aus  c  mit  dem  Halbmesser  C  E  einen  Kreis ,  und 
heifsen  den  Winkel  BCE^ji  den  Winkel  ACE.x. 

Der  Halbmesser  C  E,  der  zw^r  unbekannt  ist^ 
sey  gleich '  .     4 R- 

Der  Halbmesser   des   Rades   an  der  Achse 
AC,  oder  DE  =s r. 

Der   Halbmesser  des  Rades   an  dsr  Achse 
BC,  oder  EF  = r'; 


.     33j 

SO  ist 

r    =  /?  X  Sin.  X ;  und 

r'  =  \ß  X  Sin.  ^;  es, ist  aber 

r   =  »  X  r' ;  nach  der  Voraussetzung  der  Um* 

drehungen;   also  auch 

R  X  Sin.  Jt  =  ü  X  Sin.  ^  X  /i }  oder   • 

Sin.  jc  =  /»  X  Sin.  y ; 

es  ist  aber  auch  ^  +  o:  =a  ^ ;  und 

Sin.  X  =5  Sin*  (^  — ^  j-)  =:  Sih*  ^  Cos.  ^  — • 
Cos.  <p  Sin.  j"  j 

und  nun.  statt  Sin«  x  seinen  Werth  durch  n  X  Sin.  j* 
ausgedrückt^ 

so  ist 

n  X  Sin.  y  i=s  Sin.  (p.  Cos.  j*  —  Cos.  ^.  Sin.^j 

UQd  hieraus  wird  nach  vorgenommener  Reduktion  des 
Ausdruckes 

Tang,  r  =     ^'''' ^    ; 

■ 

Wäre  nun  der  Halbmesser  von  einem  der  bei« 
den  Räder  gegeben^  so  ergibt  sich  natürlich  de^ran« 
dere  sehr  leicht^  und  der  Halbmesser  /{^  in  dessen 
Kreise  sich  die  Peripherien  berühren  solieii  ^  ist  durch 
die  Winkel  dann  auch  bekannt  >  und  es  ist  immer 

R  =3  — ;  oder  auch 

Sin.  /•' 

Ä  =a  ^: }  je  nachdem  r  oder  r'  gegeben  ist* 

Beschreibt  man  mit  dem  Halbmesser  r'  einea 
Kreis  um  die  Drehungsachse  B  C  \xi  der  erwähnten 
Lage^  und  mit  dem  Halbmesser  r  einen  Kreis  um  die 
Achse  ACy  und  ninunt  diese  Kreise  als  .Grundkreise 
zweier  Kegel  an^  deren  Spitze  gemeinschaftlich  ifl 
deih  Durchschnittspunkt0  der  beiden  Drehungsäch-" 
iaiwi».  i,  poi|^t«  lait,  ni.  114.  aa 


338 

scn,  also  hier  in  C  liegen ,  so  werden  sich  die  heiden 
Kegel  in  der  geraden  Linie  JS^C  heruhiccn ,  und  wir 
können  uns  die  beiden  Kegel  als  aus  unendlich  vielen 
Kreisflächen  zusammengesetzt  denken ,  die  alle  ähnli- 
che Lagen  wie  die  Grundkveise  der  Kegel  gegen  ein- 
ander haben. 

Läfst  man  nun  die  heiden  Grundkreise  sich  so 
wälzen^   wie   wir  zuvor   immer . eingenommen  haben, 
so  wird  sich  der  Grundkreis  auf  dem  Kegel  F'C,  n 
mahl  umdrehen,  wenn  sich  der  Grundkreis  auf  dem 
Kegel  DC  einmahl  umdreht.      Dieses  gilt  nun  aber 
für  alif*,  in  den  Kegeln  mit  den  beiden  Grundkreisen 
ähnlich  liegenden  Kreise  bis  in  die  Kegelspitze,  und 
es  wird  sich  also  der  Kegel  FC^  n  mahl  umdrehen, 
während  sich  der  Kegel  DC  einmahl  umdreht^  und 
Zugleich  wird  bldfs  eine  Wälzung  der  Oberfläche  des 
einen,  über  die  Oberfläche  des  anderen  Kegels  Stait 
haben.' 

12)  Man  hätte  also  })ci  der  bedingten  Umdrehung 
zweier  Achsen  gegen  einander,  welche  unter  was  im- 
mer für  einem  Neigungswinkel  in  einer  Ebene  liegen, 
nur  nöihig,  aus  dem  Verhalten  ihrer  Umdrehungen 
auf  die  gezeigte  Weise  die  Winkel  x  und^  zu  bestim- 
men, und  nach  diesen  Winkeln  zwei  Kegel  JSGC, 
und  EZCzn  formen,  welche  sich  so  berühren,  dafs 
durch  die  Bewegung  des  einen,  der  andere  mitge- 
dreht wird.  Diefs  kann  jedoch  auch  wieder  nur  durch 
die  Verzahnung  beider  Kegel  erfolgen,  und  wir  wol- 
len daher  untersuchen,  welche  Form  und  Lage  die 
Zähne  hier  erhalten  müssen^  um  eine  richtige  und 
sanfte  Bewegung,  zu  erzielen. 

i3)  Aus  dem  bisher  Gesagten  über  die  beiden 
Kegel  werden  wir  wohl  ersehen,  daf^  wir  nur  nöthig 
haben,  die  Bewegung  der  beiden  Grundkreise  näher 
z\x  betrachten,  weil  für  alle  übrigen  mit  diesen  ahn'* 


33f> 

lieh  Hegenden  Kreise  dieselben  Bewegungsgesetze  gel^ 
ten  werden. 

Die  beiden  Grundkreise  sollen  sich,  wie  zwei 
Kreise,  deren  Achsen  parallel  laufen,  mit  gleicher 
Peripherie  -  Geschwindigkeit  drehen.  Nun  können 
wir  dieses  wohl  annehmen,  allein  diese  beiden  Kreise 
bewegen  sich  nicht  in  einer  und  derselben  Ebene, 
wie  diefs  zuvor  geschah;  und  es  wird  ein  be&chrei- 
bender  Kreis ,  welcher  ( wie  der  Kreis  C  in  dem 
Kreise  B)  in  der  Ebene  des  Kreises  EFG  liegt,  und 
nebstdem,  dafs  er  kleiner  ist,  als  EFG%y  den  Punkt 
JE*  auch  (wie  zuvor  C  den  .Punkt  a)  berührt,  jetzt  die 
Form  des  Zahnes  auf  dem  Kreise  ED  Z  nicht  in  glei- 
cher Ebene  mit  EDZ  beschreiben,^  weil  er  sich  in 
der  Ebene  des  erstem  Kreises  bewegt. 

Ziehen  wir  uns  aber  in  der  Ebene  beider  Achsen 
eine  Verlängerung  des  Halbmessers  EF y  bis  diese 
die  Achse  jiC  in  M  schneidet,  so  dafs  FEM  eine 
gerade. Liniei  wird,  so  können  wir  uns  mit  dem  Halb- 
messer EM  aus  M  einen  Kreis  beschrieben  denken, 
welcher  sich  um  die  Achse  A  C,  unter  dem  Winkel 
EMC  geneigt,  dreht.  Mit  diesem  Kreise  wird  sich 
alsdann  der  Kreis  EFG  in  einer  und  derselben  Ebene 
bewegen,  und  in  dieaer  Ebene  wird  ein  beschreiben- 
der Punkt  des  beschreibenden  Kreises  in  der  erwähn- 
ten Lage  die  Form. des  Zahnes  beschreiben. 

Es  sey  ba  der  Zahn,  und  zwar  Ea  der  ge- 
krümmte und  Eb  der  gerade ,  gegen  den  Mittelpunkt 
M  hin  geformte  Theil  des  Zahnes,  so  mufs  En  auf 
den  Kreis  EDZ  unter  dem  Winkel  FED  aufgesetzt 
werden  j  weil  aber  die  Vertiefung  in  dem  Kegel  bis 
6  gehet,  so  mufs  auch  der  massive  Theil  desselbea 
bis  b  zurückgezogen  werden. 

Eine  ähnliche  Figur  des  Zahns  gilt  nun  für  jedea 


:ii  * 


34o 

Kreis  im  Kegel  FC^  und  wir  können  uns  bis  in  die 
Spitze  C^  mit  jedem  einen  mit  f'ilf  parallel  liegenden 
Grundkreis  denken ;  aber  natürlich  werden  diese  in  C 
in  Null  übergehen^  daher  in  C  auch  keine  Verzah- 
nung mehr  Statt  finden  können. 


•• 


fiagtc  also  der  Zahn  auf  dem  Kreise  ME  bis  a^ 
so  werden  die  E^ndpunkte  auf  allen  mit  ME  ahnlich 
hegenden  Kreisen  in  der  geraden  Linie  a  C  liegen^ 
eben  so  die  Endpunkte  wi^  by  in  der  geraden 
Linie  bC. 

/• 

Soll  daher  de^  ganze  Kegel  verzahnt  werden,  so 
dürfen  nur  aus  b  und  a  gerade  Linien  gegen .{?  gezo^ 
gen  werden ;  und  es  entsteht  überhaupt  die  Rece), 
dafs  y  wenn  einmahl  die  Form  des  Zahnes  auf  aem 
Grundkreis  in  der  gehörigen  Lage  gefunden  isi^  so. 
wird  derselbe  nur  von  allen  Seiten  gegen  den  Achsen- 
durchschnitt gearbeitet.     Diefs  gilt  für  beide  Kegel. 

Um  aber'^fiir  jede  Neigung  der  Achsen  den  Halb- 
messer M  E  zu  besimmen,  ist  aus  dem  Umdrehungs- 
Yerhällnifs  der  Halbmesser  EE,  der  Ijalbmcsser  £D, 
und  die  dazu  gehöiigen  Winkel  bekannt.  Eben  so 
ist  der  Winkel 

MFC  =:  go^.     Es  ist  daher 

FMC  =  90°  —  <p;  und 

ED  ^  r  ^  ME  X  Sin.  FMGi  also 

ED 

ME  «=    ~  -  ^  -  ^  .     Es  ist  aber  auch 

Sin.  FJHC 

Sin.  FMC  =  Sin.  (90  —  ip)  =  Cos.  ^. 
und  daher 

ME  =i  -^ =s •  wird  hier 

Cos.  ^  Cos.  ^  ' 

<p  ^^  90^  so;  erhalten  wir 


r 


ME^»"^  oc. 


34i 

• 

Der  Winkel  9  wird  aber  gleich  90  Grad,  wenn 
die  beiden  Drehungsachsen  senkrecht  auf  einander 
stehen^  und  wir  erhahen  für  diesen  in  dem  Maschi- 
nenbau sehr  häufig  vorkommenden  Fall  für  die  Ver- 
zeichnung der  Zahnform  wieder  sehr  leichte  Regeln^ 
indem  wir  nur  den  beschreibenden  Kreis,  statt  auf 
einem  Kr^isie,  dessen  Halbmesser .MJS'  war,  auf  einer 
geraden  Linie  wälzen  dürfen,  weil  fiir  ME  gleich 
unendlich  grofs ,  der  Kreis  eine  gerade  Linie  wird. 

Wäre  also  Fig.  IX.  BE  der  Durciimesser  eines 
Kammrades,  BD  der  Durchmesser  des  zu  ihm  gehö- 
rigen Getriebes,  und  AC  senkrecht  auf /f'  C,  C  der 
Durchschnittspunkt  b^ide^  Achsen,  so  darf  man  nur 
auf  einer  geraden  Linie  j4  By  einen  Kreis  ,  dessen 
Durchmesser  FD  ist,  auf  obige  Art  mittelst  Schablo- 
nen wälzen.  Es  sey  durch  diese  Wälzung  die  Form 
des  gekrümmten  Theils  des  Zahns  cdii,  so  sind  so- 
dann ca  und  db  parallel  und  senkrecht  auf  ^i?,  weil 
sie  gegen  den  Mittelpunkt  des  Kreises  AB ,  der 
unendüch  grofs  ist,  gehen  müssen.  Es  ist  also  acedb 
die  Form  des  ganzen  Zahnes.  In  der  Lage  b  e^  am 
Kammrade  B  E,  mnfs  er  gegen  den  Mittelpunkt  C,  so 
gearbeitet  seyn,  dafs  er,  von  der  Seite  angesehen,  die 
Form  beC  erhält,  bCQ  ist  alsdann  der  massive  Ke- 
gel, auf  dem  die  Zäbne  sitzen.   « 

Für  die  Verzahnung  des  Getriebes  erhalten  wir 
einen  beschreibenden  Kreis  für  die  Krümmung ,  des- 
sen Halbmesser  gleich  dem  halben  Halbmesser  der 
geraden  Linie ,  also  einen  Kreis,  der  auch  eine  gerade 
Linie  yri^d;  man  müfste  daher  auf  dem  Getriebkreise 
eine  gerade  Linie  wälzen,  oder  was  einerlei  ist,  eine 
]im  diesen  Kreis  geschlungene  Schnur  abwickeln, 
und  die  Bahn  bezeichnen,  welche  der  abgewickelte 
Endpunkt  derselben  beschreibt. 

Der  geradlinige  Theil  des     Zahnes  geht  gegen 
den  Mittelpunkt  des  Getriebes ,  und  der  ganze  Zahn 


34^ 

mufs  eben  «o  wie   zuvor  gegen  den  Achsen-DurcL- 
schnitlipunkt  gearbeitet  sejn. 

Dafs  es  nicht  nothig  ist^  auf  diese  Art  immer 
ganze  Kegel  zu  verzahnen^  sondern  man  nur  nothig« 
haben  wird ,  zusammen  gehörige  Theile  von  zwei  sol- 
chen Kegeln  richtig  zu  bearbeiten,  wird  wohl  kaum 
bemerkt  werden  dürfen;  und  weil  es  auTserhalb  den 
Gränzen  dieser  Abhauldlung  liegt,  den  Bau  des  ver- 
zahnten Räderwerks  zu  behandeln,  so  will  ich  nur 
noch  einer  Verzahnung  mit  runden  Triebsiöcken  er- 
wähnen, weil  sie  sehr  häu^g  im  Praktischen  vor- 
kommt, ob  sie  gleich  nur  bei  Stirnrädern  zu  empfeh- 
len ist,  und  bei  Kan^mrädern,  wenn  sie  richtig  sejn 
soU,  mit  der  andern  Art  gleiche  Arbeit  machü 

iS)  Wenn  wir  hier  auf  Fig.  I.  zuriick  gehen,  und 
die  Bewegung  eines  einzelnen ,  in  der  Peripherie  des 
Kreises  i? liegenden  Punktes  betrachten,  so  wird  die 
Form  des  Zahnes  auf  dem  Rade  nach  der  dort  be- 
stimmten Epizykloi'de  geformt.  Für  die  wirkliche 
Anwendung  können  wir  jedoch  einen  solchen  mathe- 
matischen Punkt  nicht  in  Rechnung  bringen,  und 
wenn  wir  in  einem  Getriebe,  dessen  Halbmesser  gleich 
ist  dem  Halbmesser  des  Rades  By  runde  Triebstöcke 
(Zahne)  anbringen ,  so  werden  die  Mittelpunkte  die- 
ser Triebstöcke  alle  in  der  Peripherie  des  Getriebes 
liegen. 

Es  sey  also  hierzu  Fig.  X.  das  Rad  ji  zu  verzah- 
nen ,  und  die  Zähüc  dieses  Rades  sollen  in  das  Ge- 
triebe B  eingreifen,  welches  mit  den  zylindrischen 
Triebstöcken  a,  6,  c,  d  .  . .  .  in  der  Richtung  der 
Drehungsachsen  beider  Räder ,  welche  übrigens  noch 
als  in  einer  Ebene  sich  drehend  angenommen  wer- 
den^ versehen  ist. 

Wäre  der  Triebstock  b  von  a  bis  6'  vorgerückt, 
«o  wurde  dessen  Mittelpunkt  eine  Epizykloide  bcd, 


345. 

auf  dem  Grundkreise  kescbrieben  haben  ^  und  die 
Form  des  Zahnes  dadurch  für  den  Punkt  d  gegeben 
seyn» 

Der  \?irkHch  angegriffene  Pimkt  des  Triebstockes 
liegt  aber  immer  um  den  Halbmesser  des  Triebstockes 
von  diesem  entfernt,  es  mufs  daher  jeder  Punkt  des 
angreifenden  Zahnes  ,  wenn  er  im  Eingriff  steht,  um 
den  Halbmesser  des  Triebsiockes  von  dem  Mittel- 
punkte des  Triebstockes  entfernt  seyn.  Zeichnen  veir 
uns  also  die Epizykloi'de  b  cd^  und  nihren  eine  zweite 
Linie  y^Ä,  weiche  an  allen  Punkten  um  den  Halb- 
messer des  Triebstockes  von  ersterer  absteht,  so  wird 
diese  der  Forderung  Genüge  leisten.  Die  Vertiefung 
im  Rade  wird  dann  nur  dem  Halbkreise  des  Trieb- 
stockes gleich  gemächt  werden  dürfen ;  also  der  in- 
nere Theil  des  Zahnes  auf  deu  massiven  Radkranz 
senkrecht  gestellt  werden  können,  und  der  massive 
Badkranz  selbst,  nur  wenigstens  um  den  Halbmesser 
des  Triebstockes  gegen  das  Zentrum  des  Rades,  zu- 
rückgesetzt werde'iv  dürfen, 

Auch  würde  man  durch  die  Verzeichnung  eines 
Halbkreises  innerhalb  des  Radkreises,  wie  ./bc,  die 
Form  für  den  inneren  Theil  des  Zahnes  erhalten,  weil 
es  nicht  nöthig  ist^  dafs  gerade  dieser  innere  Theil 
mit  seinen  Seitenlinien  parallel  laufe,  indem  er  nur 
dazu  dient ,  dem  runden  Triebestock  Platz  zu  machen« 

Die  Verzeichnung  geschieht  übrigens  ganz  auf 
die  vorige  Weise. 

Für  konische  Räder  und  Getriebe  müfsten  für 
einen  vollkommenen  Eingriff  die  Triebsjtöcke  nach 
Kegeln  gearbeitet  seyn ,  deren  Spitze  im  Durch- 
schnittspunkte der  Räderachsen,  und  deren  Kreis- 
grundflächen in  der  Ebene  des  oben  erst  gesuchten 
Grundkreises  liegen,  und  daher  schief  auf  ihren  Ke- 
gelachsen stünden;   es  würden  also  diese  Kegel  viel 


i 


344 

'  flchwieriger  zu  bearbottcn   seyn  als  die  Zähn6  nach 
der  vorhin  gegebenen  Erklärung. 

■ 

Liefse  man  aber  das  Getriebe  selbst  gans  zylin- 
drisch ,  so  sieht  man  nach  einer  kleinen  näheren  Be- 
trachtung f  dafs  der  Zahn  immer  nur  mit  einem  ein- 
Eigen  Punkte  den  Triebstock  berühren  kann ,  und  die 
Zähne  oder  die  .Triebstöcke^  je  nachdem  diese  oder 
jene  härter^  oder  weicher  sind^  sehr  bald  abge- 
arbeitet seyn  werden  ,  wodurch  dann  der  Eingriflf 
schlecht  wird ,  und  die  Bewegung  nicht  mehr  nach 
den  gegebenen  Bedingungen  erfolgt. 

?  i6)  Sind^  wie  es  z.  B.  bei  Sägemühlen  der  Fall 

ist,  gerade  Stangen  zu  verzahnen,  so  geschieht  diefa 
ganz  nach  den  bisher  aufgestellten  Gesetzen  und  ge* 
gebenen  Regeln  für  die  Anwendung,  indem  man  die 
gerade  zu  verzahnende  Stange  als  einen  Kreis  von 
einem  unendlich  grofsen  Halbmesser  beschrieben  an- 
sieht, und  für  die  Form  des  Zahns  auf  der  Stange 
tmd  im  Getriebe,  welches  dieselbe  mitnehmen  soll, 
ganz  nach  (i 4)  verfahrt  ^  nur  mit  dem  Unterschiede, 
dafs  hier  die  Zähne  ganz  prismatisch  ausgearbeitet 
werden  können,  was  dort  nicht  der  Fall  war. 

Diese  Arten  der  Verzahnungen  werden  immer,  wie 
schon  bemerkt' worden,  eine  sanfte  und  sichere  Be- 
wegung hervorbringen ,  und  nicht  nur  für  eigentliche 
•  verzahnte  Räder  angewendet  werden  können;  son* 
dem  es  müssen  nach  diesen  Formen  auch  alle  jene 
Theile  bei  Maschinen,  die  nur  auf  was  immer  für 
eine  Art  einander  in  drehender  Bevvegung  mit  drehen, 
oder  blofs  weiter  schieben  sollen,  geformt  seyn;  so 
mufs  z.B.  bei  einem  Stampfwerke  der  Hebekopf  nach 
einer  Linie  geformt  werden,  die  entsteht,  wenn  man 
eine  Schnur  von  .einem  Kreise  abwickelt  ,  dessen 
Halbmesser  gleich  ist  dem  mechanischen  Halbmesser 
der  Hebekopfwelle,  wenn  anders  der  Stampf  mit  ei- 
ner gleichförmigen  Geschwindigkeit  gehoben  werden 


345 

<oll;  und  zwar  defswegen^  weil  wir  den  Stampf  als 
eine  verzahnte  Stange  ansehen  könneü^  deren  Zahn 
die  Heblatte  ist^  welche  von  dem  Hebekopfe  mitge- 
nommen wird. 

Bei  Hämmern^  welche  sich  um  Drehungspunkte 
bewegen,  gilt  ganz  das,  was  von  zwei  Rädern  gilt. 


XVII. 
Garntafeln. 

Von  '  * 

Karl  Karmarsch  y 

Assistenten  des  Lehrfaches  der  Technologie  am  ]i.](.  poljt. 

Institute. 


l^er  Verkauf  der  Baumwoilengarne  geschieht 
bekanntlich  Pfundweise  in  Packe ten  von  fünf  oder 
zehn  Pfund^  und  der  Grad  der  Feinheit  wird  durch 
Nummern  angezeigt. 

Diese  Nummern  werden  aul  gleiche  Art  bei  ^en 
zwei  HauptsorCön^  JVater-  unA  Mulegarn,  gebraucht, 
und  bezeichnen  den  Grad  der  Feinheit  nicht,  wie 
dieses  bei  anderen  Fabrikaten,  als  Blech,  Draht  u.d.  gl, 
der  'Fall  ist,  nach  einer  willkürlichen  Übereinkunft 
zwischen  den  Fabrikanten  und  ihren  Abnehmern,  son-j 
dem  nach  einem  unabänderlichen ,  durchaus  sich 
gleich  bleibenden  Prinzipe.  Eigentlich  zeigt  die  Num- 
mer einer  Garnsorte  unmittelbar  nichts  weiter  an,  als 
die  Zahl  der  Strehnchen  oder  Schneller ,  die  auf 
ein  Pfund  gehen,  und  welche  man  daher. auch i\itm- 
mern  nennt. 

Wie  aber  eben  dadiorch  auch  die  Feinheit  des 
Garns  bestimmt  werden  könne,  sieht  man  erst  dann 


340 

ein^  wenn  man  den  Umstand  weiß,  dals  der  Faden 
aller  Schneller  (Nnmmem)  gleich  lang  ist. 

Der  Haspel  oder  die  Weife  ^  worauf  die  Strehne 
gebildet  werden  ^  hat  nähmlich  einen  gewissen  Urn- 
ing, der  sich  immer  gleich  bleibt,  und  welchen 
man  beim  Garn  einen  Faden  nennu 

Eine  bestimmte  Anzahl  solcher  Fäden,  welche 
entsteht,  wenn  das  Garn  sich  eben  so  oft  um  den 
Haspel  herumwickelt,  nennt  man  ein  Unterbandy 
und  eine  bestimmte  Zahl  von  Unterbändern  bildet 
den  Schneller j  der  also,  wie  man  sieht,  bei  allen 
Gamsorten  gleich  lang  ausfallt. 

Es  erhellet  hieraus,  dafs  von  feinerem  Garn  mehr 
Schneller  auf  ein  Pfund  gehen ,  als  von  grobem.  Die 
Zahl  dieser  Schneller  nun  wird  durch  die  Nummer 
angezeigt.  N^*  60  wird  demnach  noch  einmahl  so 
fein  als  N'"**  3o,  und  dreimahl  so  fein  als  N""*  so  sejn. 

Das  Mulegarn  wird  in  England  von  der  niedrig- 
sten Nummer  bis  N~-  aSo ,  oder  3oo ,  Watergarn  nur 
bis  höchstens  N*^""*  80  gesponnen,  da  die  feineren  Sor- 
ten wegen  der  Kürze  aer  Baumwollfasern  keine  starke 
Drehung  vertragen.  Was  im  Handel  als  Walergarn 
von  gröfserer  Feinheit  verkauft  wird,  ist  eigentlich 
kein  solches,  sondern  blofs  oin  fester  gedrehtes  Mu- 
legarn. 

In  den  österreichischen  Spinnfabriken  erzeugt 
man  Mulegarn,  dessen  Nummer  höher  als  i5o  geht, 
nur  sehr  selten ,  woran  die  minder  gute  Beschaflfen- 
heit  der  daselbst  am  häufigsten  verarbeiteten  mact' 
donischen  Wolle  die  Ursadtie  ist. 

Ein  Umsund,  der  hier  bemerkt  werden  muTsi 
ist,   dafs  vom  Mulegarn  sowohl  als  vom  Watergara 


.     347 

nur  die  geraden  Nummern  (z.B.  lo,  I3,i4^  i6u.8.W9 
nicht  aber  ti^   i3,  i5;  17  u. s.w.)  vorkommen. 

Der  Grund  davon  ist  Lein  anderer  ^  als  Mreil  sonst, 
besonders  bei  feineren  Sorten,  der  Unterschied  zwi- 
schen zwei  nach  einander  folgenden  Nummern  so  ge- 
ring seyn  würde,  dafs  man  oft  nicht  wissen  könnte, 
ob  ein  vorliegender  einzelner  Schneller  zu  dem  einen 
oder  zu  dem  anderen  (z.  B.  199  oder  200)  gehört. 

In  den  österreichischen  Spinnfabriken  geschieht 
die  Eiutheilung  der  Packete  entweder  nach  engli- 
schem oder  nach  Wiener  Mafs  und  Gewicht. 

Im  ersten  Falle,  der  am  häufigsten  ist,  zeigt  die 
Nummer  des  Garns  die  Zahl^  der  Schneller  an,  wel- 
che auf  ein  englisches  Pfund  gehen;  der  Umfang  des 
Haspels  (also  die  Länge  eines  Fadens)  beträgt  54  eng- 
lische Zoll  (oder  i^  Wiener  Ellen),  ,80  Fäden  ma- 
chen ein  Unterband,  oder  Gebünde  ,  deren  7  auf 
den  Schneller  gehen  j  der  letztere  ist  demnach  980 
Wiener  Ellen  lang. 

Im  zweiten  Falle  hat  der  Schneller  zwar  eben- 
falls 7  Gebünde,  aber  das  Gebünde  besitzt  100  Fä- 
den. Der  Haspel  hat  im  Umfange  :aj-  Wiener  Ellen; 
der  Faden  eines  ganzen  Schnellers  ist  demnach  1487 
Wiener  Ellen  lang.  Die  Nummer  zeigt  hier  die  Zahl 
von  Schnellern  an,  welche  zusanunen  ein  Wiener 
Pfund  wiegen. 

Um  zum  Behufe  der  Verpackung  genau  zu  wis- 
sen, zu  weicher  Nummer  ein  Schneller  gehöre,  hat 
man  eigene  Garnsortirwagen,  auf  welcher  man  nach 
dem  Auflegen  eines  Schnellers  sogleich  an  einer  Skale 
sieht,  von  welcher  Nummer  derselbe  ist. 

Da  die  Konstruktion  einer  solchen  Sortirwage, 
die  in  längerer  Zeit  an  Genauigkeit  nichts  yerlierei^ 


348 

soll^  eiue  Aufgabe  ist,  die  man  bis  jetzt  woU  nodi 
nicht  vollständig  hat  lösen  können^  so  hat  man  darauf 
gedacht ,  eigene  Garntafeln  fBomhjrkometerJ  *)  zu 
berechnen^  auf  denen  das  Gewicht  eines  Schnellers 
von  jeder  Feinheitstnummer  verzeichnet  ist.  Mau 
braucht  daher  nur  einen  Schneller  su  wiegen^  und 
auf  der  Gärntafel  nachzusehen^  welcher  Nummer  sein 
Gewicht  entspricht,  um  zu  wissen /von  welcher  Num- 
mer derselbe^  und  jede  Qcfantität  Garn  von  dersel- 
ben Feinheit ,  sey.* 

Da^  so  viel  ich  weifs,  bis  jetzt  in  'Deutschland 
noch  keine  s^olche  Garntafel  gedruckt  erschienen  bt, 
so  war  dieser  Umstand  ein  Beweggrund^  der  mich 
bestimmte^  zwei  derselben  fiir  englische  und  öster- 
reichische Schneller  y  und  zwar  jede  nach  Wiener 
Gewicht  (da  qian^  aufser  etwa  in  den  Spinnnfabriken^ 
wohl  nirgends  in  Österreich  englisches  Gewicht  be- 
sitzt) zu  berechnen  und  hier  bekannt  zu  machen. 
Ich  habe  über  dieselben  voraus  nur  noch  Folgendes 
zu  bemerken« 

Die  daselbst  in  Gmnen  angegebenen  Gewichte 
der  Schneller  sind  nach  dem  Wiener  Apothekerge- 
wichte zu 'verstehen  y  wovon  60  Gran  auf  ein  Quent- 
chen gemeinen  Wiener  Handlungsgewichtes  ge- 
hen. Das 'englische  Pfund  ist  j5  -f^^  Loth  dieses 
Gewichtes.  Zu  mehrerer  Genauigkeit  sind  den  Gran- 
nen durchaus  zwei  Dezimalstellen  angehängt^  und  von 
den  Ganzen  durch  einen  Punkt  gesondert.  Die  dem 
Punkte  zunälchst  stehende  Ziffer  bedeutet  Zehntel^ 
die  andere  HunderteL 

Dafs  man  sich  übrigens  eine  sehr  genaue  Wage 
nebst  sorgfaltig  adjustirten  Gewichten  verschaffen 
müsse  y  wean  man  sich  dieser  Tafeln  mit  Nutzen  be- 
dienen wiü^  braticht  wohl  kaum  erinnert  zu  werden. 


")  Von  B9a|iu^  und  MiTpoy. 


I.    T  A  F  E  L.  349 

Bombjrkometer 

oder  Übersicbutafel  derGeifichte  eines  jeden,  56o  Fäden 

(von  54  englischen  Zollen),  oder  in  der  ganzen  Länge  980 

Wiener  Ellen  haltenden  BaumMrollengarn*  Schnellers, 

Ton  Nro .  10  bis  3oo>. ' 


Garn 

Gewicht. 

Garn 

Ge>vicht|Gam 
1  Grane.  fNro. 

Gewicht. 

[Garn  1 

Gewicht.  11 

Nro. 

Grane. 

Nro. 

Grane.  |Nro.  |  Grane.  11 

10 

622.08 

84 

74.05 

i58 

39.37 

232 

26.81 

12 

51840 

86 

72i33 

160 

38.88 

234 

26.58 

14 

444.34 

88 

9 

70.69 

162 

38.40 

236 

26.35 

16 

388.80 

90 

69.12 

164 

37.93 

238 

26.13 

•d 

345.60 

92 

67.61 

166 

37.47 

240 

25.92 

ao 

3ii.o4 

94 

66.18 

168 

37.02 

242 

25.70 

sa 

282.76 

96 

64.80 

170 

36.59 
36. 16 

244 

25.49 

34 

259.20 

98 

63.47 

172 

246 

25.28 

36 

239.26 

»00 

62.21 

»74 

35.75 

248 

25.08 

38 

222,17 

102 

60.08 
59.81 

176 

35.34 

25o 

1x4.88 

3o 

207.36 

104 

178 

34.94 

252 

24,68 

3a 

194.40 

106 

58.68 

180 

34.56 

254 

24.49 

34 

182.96 

108 

57.60 

182 

34.18 

256 

24.3o 

36 

172.80 

110 

56.55 

184 

33.80 

258 

24.11 

38 

163.70 

112 

55.54 

186 

33.44 

260 

23.92 

40 

1 55.52 

ii4 

54.56 

188 

33.09 

262 

23.74 

43 

148.11 

ii6 

53.62 

190 

32.74 

264 

23.56 

44 

141.38 

118 

52.71 

192 

32.40 

266 

23.38 

46 

1 35.23 

120 

51.84 

194 

32.06 

268 

23.21 

48 

129.60 

122 

50.99 

196 

3 1 .73 

270 

23.04 

5o 

124.41 

124 

5o.i6 

198 

?i.4i 

272 

22,87 

Sa 

119.63 

126 

49-37 

200 

3i.io 

274 

• 

22.70 

64 

11 5.20 

128 

48.60 

202 

30.79 

276 

22.53 

56 

111.08 

i3o 

47-85 

204 

3o«49 

278 

22.37 

58 

107.25 

l32 

47.12 

206 

3o.iQ 

280 

22.21 

60 

103.68 

134 

46.42 

208 

29.91 

282 

22.o5 

63 

100.33 

i36 

45.74 

210 

29.62 

284 

21.90 

64 

97.20 

i38 

45.07 

212 

29.34 

286 

21,75 

66 

94*25 

140 

44.43 

!2l4 

29.06 

288 

w 

21.60 

68 

91*48 

142 

43.80 

216 

2880 

200 

21.45 

70 

88.87 

»44 

43.20 

218 

28.53 

292 

2i.3o 

73 

86.40 

146 

42.60 

220. 

28.27 

294 

2l.l5 

74 

84.06 

148 

42.03 

222 

213.02 

296 

21.01 

•76 

0^ 

8 1.85 

i5o 

41.47 

224 

27.77 

298 

20*87 

78 

79.75 

l52 

40.92 

226 

27.52 

3oo 

20.73 

80 

77.76 

i54 

40.39 

228 

27,28 

8s 

75.86 

i56 

39.87 

23o 

«7.04 

^^^^m 

■^^^••■SB 

w^li^mmtm 

35o  n.    T  A  F  E  L. 

Bombjrkometer 

oder  Übersichtstafel  der  Gewichte  eines  jeden,  700  Fäden 

(Ton  2^3  Wiener  Eilen),  oder  in  der  ganzen  Länge  148^ 

Wiener  Ellen  haltenden  Baumwollengarn- Schnellers, 

Ton  Nro.  10  bis  3oo. 


iGarn 

Gcnricbt. 

IGarn 
|Nro. 

Gewicht  IGarn  [GewichtJGara 

OcvTichl« 
Grane. 

1  \ro. 

ürane. 

Grane.  |Nro« 

1  Grane.  |Nro. 

10 

768.00 

84 

91.43 

i58 

48.60 

232 

33.  iO 

la 

640.00 

86 

89.30 

160 

48.00 

234 

32.82 

14 

548.57 

88 

87.27' 

162. 

4740 

236 

32.54 

16 

480.00 

90 

85.33 

164 

46.82 

238 

32.27 

18 

426.66 

93 

83.47 

166 

46.26 

240 

32.0O 

20 

384.00 

94 

81.70 

168 

45.71 

342 

31.73 

32 

349.09 

96 

80.00 

170 

45.17 

244 

31.47 

24 

320.00 

98 

78.37 

172 

44.65 

246 

3l.2l 

36 

295.46 

100 

76.80 

174 

44.13 

248 

30.96 

28 

274.28 

102 

75.29 
73.Ö6 

176 

43,63 

25o 

30.72 

3o 

ad6.oo 

104 

178 

43.14 

2d2 

.  3o,47 

32 

240.00 

106 

72.45 

180 

42.66 

254 

3o.23 

34 

225.88 

108 

71.11 

182 

43.19 

256 

3o.oo 

36 

ai3.33 

110 

69.82 

184 

41.73 

258 

2976 

38 

202.10 

1I2 

68.57 

186 

41.29 

260 

29.53  j 

40 

192.00 

114 

67.37 

188 

40.85 

262 

■ 

29.31 

42 

182.86 

n6 

66.20 

190 

40.42 

264 

20.09 
28.87 

44 

174.54 

118 

65.08 

192 

40.00 

266 

46 

166.95  . 

120 

64.00 

194 

39.58 

268 

28.65 

48 

160.00 

122 

62.95 

196 

39.18 

270 

28.44  i 

5o 

i  53.60 

124 

61.93 

198 

38.78 

272 

28.23 

52 

147.73 

126 

60.95 

200 

38.40 

274 

28.02 

54 

142.23 

128 

6o,oo 

202 

38.02 

276 

27.82 

56 

137.14 

i3o 

59.07 

204 

37.64 

278 

27.62 

58 

132.41 

l32 

58. 18 

206 

37.28 

280 

27.43 

60 

1 28.00 

i34 

57.31 

208 

36.93 

282 

27.23 

6a 

128.87 

i36 

56.47 

210 

36.57 

284 

27.04 

64 

120.00 

i38 

65.65 

212 

36.22 

286 

26.85 

66 

1 16.36 

140 

54.86 

214 

35.88 

288 

26.66 

68 

112.94 

142 

54.08 

216 

35.55 

290 

26.48  i 

70 

109.71 
106.66 

144 

53  33 

218 

35.23 

292 

26.30 

7« 

146 

52,60 

220 

34.91 

294 

26.12 

74 

103.78 

148 

51.89 

222 

34.S9 

296 

25.94 

76 

lOi.oS 

i5o 

5l.20 

224 

34.28 

298 

25.77 

78 

98.46 

l52 

5o.52 

226 

33.98 

3oo 

25.60 

80 

96.00 

i54 

49-87 

228 

33.68 

8a 

93.65 

i56 

49.23 

23o 

33.39 

s     35i 

Wie  man  aus  den  beiden  vorstehenden  Tafeln 
sieht,  sind  die  englischen  und  österreichischen  Schnel- 
ler nicht  nur  in  der  Länge  des  Fadens ,  sondern  auch 
an  Gewicht  sehr  bedeutend  von  einander  unterschie- 
den ,  und  es  ist  demnach  leicht  voraus  zu  sehen ,  dafs 
irgend  eine  Gamsorte,  nach  eBjglischer  Art  gev^eift^ 
nicht  von  gleicher  Feinheit  se^pi  kann^  als  eine  mit 
der  nähmlichen  Nummer  bezeichnete^  nach  öster- 
reichischer Art  gcv^eifte.  Um  nun  die  vergleichungs- 
v^eise  Feinheit  zweier  solchen  Sorten  übersehen  zu 
können^  ist  die  nachfolgende  dritte  Tafel  berechnet 
worden ,  deren  Einrichtung  durch  ein  Paar  Worte  so* 
gleich  v^ird  deutlich  gemacht  werden.  Man  sieht 
auf  derselben  das  Gewicht  eines  looo  Wiener  Ellen 
langen  Fadens  von  N'""*  lo  bis  3oo  englischer  und 
österreichischer  Weifung  neben  einander  gesteUt. 

Die  erste  Rubrik  enthalt  die  Nummern  in  fort- 
laufender Ordnung;  in  der  zweiten  und  dritten  Ru- 
brik findet  man  das  Gewicht  eines  looo  Ellen  langen 
Fadens  von  jenen  Nummern  in  Wiener  Apotheker- 
Granen  angegeben^  und  zwar  in  dieser  nach  öster** 
reichischer  ^  in  jener  nach  englischer  Weifung. 

Je  gröfser  das  Gewicht  eines  gleich  lansen  Fa- 
dens ist,  desto  gröber  mufs  dersislbe  natürlich  seyn^ 
und  man  sieht  demnach^  dafs  ein  nach  österreichischer 
Art  geweiftes  Garn  immer  feiner  ist ,  als  ein  nach 
englischer  Art  geweiftes  von  derselben  Nunamer. 


35ä 

in.    T  A  F  E  L. 

Zur  Yergleichung  der  Feinheit  der  Ganinunimeru    nach 
der  englischen  und  österreichischen  Weifung» 


1 

Ein  looo 

Wiegt  nach  der 

Ein  1000 

»»T «All  _ 

Wiegt  nach  der       1 

Wr.Ellen 
UngerFa- 

den. 
TOD  Nro. 

englischen 
Weitung. 

österr. 
Waiiung. 

Wr.Ellen 
langerFa- 

den, 
▼on  Nro. 

englischen 
Weifung. 

österr. 
Weifong. 

G  r  a 

L  n  e. 

G  r  a 

i  n  e. 

lO 

634.77 

516.47 

80 

79-34 

64.55 

13 

528.97 

430.39 

8a 

,    7740 

62.97 

«4 

453.40 

368.90 

84 

75.56 

61.48 

i6 

396.73 

322,79 

86 

73.80 

^  6o.o5 

i8 

352.05 

286.92 

88 

72.13 

58.69 

20 

317.38 

258.23 

90 

70.53 

57.38 

23 

288.52 

234.76 

9a 

68.99 

56.1 3 

24 

26448 

215.19 

94 

67.53 

54.94 

26 

244.14 

198.69 

96 

66.12 

• 

53.79 

28 

226.70 

184.45 

98 

64.76 

52.70 

3o 

211.59 

172.15 

100 

63.47 

01.64 

32 

19&.36 

161.39 

102 

.  62.23 

5o63 

34 

186*69 

151.90 

104 

6i.o3 

49.67 

36 

176.32 

143.46 

106 

59.87 

48.72 

38 

1 67.04 

135.91 

108 

58.77 

47,82 

40 

158.69 

129.11 

1  10 

57.70 

46.95 

4a 

i5i.i3 

122,96 

112 

5667 

46.11 

44 

144.26 

117.38 

114 

55.68 

4530 

46 

137.99 

1 1 2.27 

116 

54,71 

44.52 

48 

1 32.24 

107.59 

118 

53.78 

43.76 

5o   ' 

126.95 

103.29 

120 

52.89 

43.03 

52 

122.07 

99.34 

122 

52.o3 

42.33 

54 

117.55 

'  95.64 

124 

.54.19 

41  65 

56 

ii3.35 

92.32 

126 

50.37 

40.98 

58 

109.43 

89.04 

128 

49.59 

40.34 

60  - 

1 05.79 

86,07  ! 

i3o 

48.82 

39.73 

6a 

102.38  " 

83.3o  i 

l32 

4808 

39.12 

64 

90.18 
90.17 

80.69 

i34 

47-36 

38.53 

66 

7825 

i36 

46,67 

37,97 

68 

93.3/f 

75.95 

i38 

45.99 

37.42  1 

70 

90.68 

73.78 

140 

45.34 

36.88 

73 

88.16 

71.73 

142 

44.69 

36.36 

74 

85.77 

69.79 

144 

44.08 

35.86 

1       76 

83.52 

67.95 

146 

4347 

35.37     . 

7» 

81.38 

66.23 

148 

42.88 

34.89 

353 


11  Ein    1000 

Wiegt  n 

ach  der 

£in    1000 

1                                  1 

Wiegt  nach  der     W 

W  VV  r.Eilen 
ll  lange  rFa- 

von  Nro. 

englischen 
Weifung. 

österr. 
W^eifung. 

Wr.Ellen 
langerFa- 

den, 
von  Kro. 

englischen 
Weifung. 

1    österr. 
j  Weifung. 

G  r  a 

n  e. 

G  r  1 

ine.          j 

i5o 

42,31 

34.43 

226 

28.0B 

2Ä.Ö5 

i5a 

.41.76 

33.97 

228 

27,84 

22,05    i 

id4 

4l*2l 

33.53 

23o 

27.59 

22.45  ; 

i56 

40.69 

33.11 

232 

27.3Ö 

22.26 

i58 

40.17 

32,68 

234 

27.12 

22  07. 

160 

39.67 

32,28 

236 

26.89 

21.88 

1 

^  162 

39.18 

3 1.88 

238 

26.66 

21.70  ' 

164 

38.70 

31.48 

240 

26.44 

21.5l    ' 

166  ' 

38.23 

3i.ii 

242 

26.22 

21  33  • 

168 

37.78  , 

30.74 

244 

26.01 

21  16 

170 

37.33 

30.38 

246 

25.80 

20.99 

172 

36.90 

3o.o2 

248 

25.59 

20.b2 

174 

36.47 

29.68 

25o 

25.39 

20.65    . 

176 

36. 06 

29.34 

252 

25.18 

20.49 

1      178 

35.65 

29.01 

254 

24.99 

29  33 

•• 

L  180 

35.26 

2B.69 

256 

24.79 

ao.17 

182 

34.87 

28  37 

258 

24.60 

ao.oi 

184 

34.49 

28.06 

260 

24.41 

19.86  1 

186 

34.12 

27.76 

262 

24.23 

l.,?!     i 

188 

33.76 

27.47 

264 

24.04 

19.56  ' 

190 

33.40 

27.18 

266 

23.85 

19.41  j 

193 

33.06 

26.89 

268 

23.68 

19^26  : 

194 

32.71 

26.61 

270 

23.5 1 

19.12  ! 

196 

32.38 

26.35 

272 

23.33 

lb.98  i 

198 

32.o5 

26.08 

274 

23.16 

1884  i 

200 

31.73 

25.82 

276 

22.99 

18.71 

202 

31.41 

25.56 

278 

22.82 

1857  ' 

204 

3i.ii 

25.3 1 

280 

22.67 

18.44' 

206 

3o.8o 

25.07 

282 

22.5l 

18  3i  i 

208 

3o.5i 

24.83 

284 

22.34 

18.18  i 

1 

210 

3o.22 

24.59 

286 

22.19 

i8.o5 

212 

29.93 
29.65 

ü4.36 

288 

22.04 

1793 

214 

24.13 

290 

21.88 

17.81 

216 

29.38 

23.91 

292 

21  73 

17.68 

218 

29.11 

23.69 

«94 

21.58 

17.56  j 

220  . 

28.85 

2347 

296 

21  44 

17.44. 

222  * 

28.59 
28.33 

23.26 

298 

21.29 

17.32 

224 

23.o5 

3oo 

21. i5 

1      i7.2ri 

^akrb«  4,  pol/«.  Intl.  IIJ.  lfd. 


a3 


354  • 

Der  ^uüen  dieser  Tafel  besieht  in  der  Mög- 
lichkeit^ mittelst  derselben  die  Nununeni  zu  finden^ 
welche  nach  beiden  Weifungsarten  eine  gleiche  Fein- 
heit des  Gau'nes  ausdrücLen.  Man  hätte  z.  B.  öster- 
reichisches (nach  österreichischer  Art  geweiftes)  Garn 
N'**  u6 ,  wovon  ein  l  ooo  Ellen  langer  Faden  der  Ta- 
*  fei  zu  Folge  iq8^  Gran  wiegt,  und  man  wollte  wis- 
sen,  welche  Nummer  von  englisch  geweiftem  Garn 
man  sich  verschaffen  müsse,  um  es  von  gleicher  Fein- 
heit zu  erhalten.  In  diesem  Falle  därfte  man  nur  in 
der  zweiten  Rubrik  eine  Zahl  suchen,  die  der  Zahl 
198^  ganz  gleich,  oder  doch  so  nahe  als  möglich 
kommt.  Diese  Zahl  ist  iq&.^,  und  sie  entspricht 
der  Niunmer  3a  (englischer  Weifung) ,  welche  dem- 
nach bis  auf  einen  sehr  geringen  Unterschied,  mit 
N'*"*  a6  (östeireichischer  Weifung)  von  gleicher  Fein- 
heit ist.  Ganz  auf  ähnhchje  Weise  Würde  man  auch 
verfahren,  wenn  man  zu  einer  ge^^ebenen  Nummer 
englischer  Weifung,  die  entsprechende  Nummer  nach 
östeireichischer  Weifimg  zu  suchen  hätte. 

Um  das  Gesagte  noch  deutlicher  zu  machen, 
will  ich  hier  zum  Schlufs  noch  einise  an  Feinheit 
sich  gleich  kommende  Nummern  nach  beiden  Wei- 
fungsarten b  ersetzen* 


nach   1.  ^  •  i_     -n  •  i    •      •  f  N"""'  nach 

r.Wcif.r*  ""^  6^"'^*>«'^FT*'"*""lengL  Weif. 


N'""*  nach 
österr« 

5^  9       «  -»  9  9  64 

no  »     »  »  9  9  86 

06  9   .9  »       -    9  9       .  118 

1143^9  9  9  9  1 40 

1^0  99  9  9  9  i^a 

j58  99  9  99  iq4   ' 

538,  99  '9  9  »  aoo 

a44  99  9  9  ^9  3oo 


,  \ 


355 


xvni, 

über  die  Theorie  des  Krommnapfens^ 

•  Von 

Johann  Arzberg^ry 

Professor  der  Maschineulehre  am  k.  lt.  polyt*  Institute. 


it^ur  Verwandlung  einer  drehenden  Bewegung 
in  eine  geradlinigt^  hin-  ujfd  hergehende^  wie  dieses 
hei  der  Bewegung  einer  Sagemühle^  eines  Pumpwerks 
u.  s.  w.^  durch  ein  Wasserrad^  einen  Pferdegöpel 
u.  s.  w.  der  Fall  ist,  dürfte  wohl  der  sogenannte 
Krummzapfen  die  einfachste  Vorrichtung  seyn  y  weis- 
halb er  auch  sehr  häufig  in  der  Anwendung  zu  diesem 
Zwecke  yorkömmt. 

Da  aber  bei  der  Anwendung  desselben ,  wenn  die 
in  gerader  Richtung  hin-  und  herzuschiebende  Last 
unveränderlich  ist,  die  hieraus  abgeleitete^  in  der 
Tangente  des  Kurbelkreises  widerstehende  Last  ver- 
änderlich, hingegen  die  von  dem  Wasserrade  oder  von 
dem*  Pferdegöpel  u.  s.  w.  auf  die  Tangente  des  Kur* 
belkreises  reduzirte  Kraft,  wenigstens  nicht  sehr  be- 
deutend veränderlich  ist;  so  folgt  aus* dieser  Verbin- 
dung eine  Uhgleichförmigkeit  in  der  drehenden  Be- 
wegung, welche  um  so  kleiner  oder  gröfser  ist,  je 
gröfser  pder  kleiner  die  mit  der  Kurbeiwelle  in  Ver- 
bindung gebrachte,  auf  den  Umfang  des  Kurbelkrei- 
ses reduzirte  Masse  ist.  Da  aber  in  der  Regel,  für  das 
Maximum  der  Wirkung  irgend  einer  Krafl,  diese 
mit  einer  nicht  sehr  veränderlichen  Geschwindigkeit 

23   * 


356 

forucbreiten  mafs^  so  Lann  man  verlangeB,  die  Grofse 
dieser  Masse  der  Art  zu  best^men^  dals  die  Vnr 
gleicl^förmigLeit  der  drehenden  Bewegung  innerhalb 
bestinimter  Gränzen  bleibt;  zugleich  aber  auch  das 
Verhalten  der  Kraft  zur  Last  für  den  Beharrungsstand 
des  Ganges  der  Maschine  anzugeben. 

Die  Auflösung  dieser  Aufgabe  wurde  von  mehre* 
ren  unter  der  Benennung  der  Theorie  des  Krumm" 
zapjen  versucht  y  jedoch  von  Eitelwein  (Archiv 
für  Baukunst^  Berlin ^  1818)  nach  meiner  Ansicht  ans 
dem  richtigsten  Gesichtspunkte  behandelt^  obgleich 
nicht  so  weil  ausgeführt^  als  zur  genauen  Bestimmung 
der  Stellen  der  Kurbelwarze  y  fiir  welche  die  gröfste 
und  kleinste  Geschwindigkeit  in  der  drehenden  Be- 
wegung Statt  findet  y  nöthig  isi  'y  was  doch  zur  Bestim- 
mung der  Masse  erfordert  wird.  . 

» 

Frühere  Anwendungen  der  Kurbel  bei  dem  Ma- 
schinenbau haben  mich  veranlafst^  diesen  Gegenstand 
ebenfalls  zu  bearbeiten  y  und  hieraus  ist  folgende  Ent- 
wicklung dieser  Aufgabe  entstanden^  welche  ich  das 
erste  Mahl  im  Jahre  1816  auf  1817^  und  seitdem  in 
den  jährlichen  Lehrkursen  über  Maschinenlehre  an 
dem  k«  k.  polytechnischen  Institut  allhier  wiederhohlt 
vorgetragen  habe. 

Um  das  Nachfolgende  besser  übersehen  zu  kön- 
nen^ sind  die  zunächst  aufgestellten  Sätze  vorange- 
schickt, 

I.    Ueber  Wirkung  der  Kräfte. 

1)  Wenn  irgend  eine  Kraft  P  eine  Masse  Af  zu 
bewegen  strebt^  und  diese 'Masse  in  der  Richtung  der 
Kraft  frei  beweglich  ist^  so  erhält  die  Masse  A/in  der 
erwähnten  Uichiung  eine  beschleunigte  Bewegung. 
Schreitet  mit  dieser  Bewegung  die  Masse  M  aurch 
den  Raum  S  fort^  so  ist,  die  am  Ende  dieses  Raumes 


357 

vermöge  dieser  Bewegung  erlängte  Geschwindigkeit 
der  Masse  gleich  c>  und  den  Failranm  eine»  freifal- 
lenden Körpers  von  der  Ruhe  aus  in  der  ersten  Se- 
kunde gleich  gy  gesetzt ,  nach  den  bekannten  Geset- 
zen der  Beschleunigung^ 

SP 


c 


=5  3\/^  V 


Ist    die    zu  c    gehörige    Geschwindigkeitshöhe 
(das  ist  die  Höhe,  um  welche  ein  Körper  von  der  Ruhe  ' 
aus  frei  fallen  müfste^  um  die  Geschwindigkeit  c  zu 
erhalten),  gleich  h^  so  wird 

oder  auch 

hM  =  SP. 

Hier  können  nun  S  und  P  fiir  einen  unveränder- 
liehen  Werth  von  S.  P  sehr;  verschieden  seyn ,  ohne 
dafs  dadurch  bei  unveränderter  Masse  die  Geschwin- 
digkeitshöhe geändert  wird. 

3)  Der  Ausdruck  S.  P  soll  die  Wirkung  der  Kraft 
P  durch  den  Weg  Sy  genannt  werden,  sie  sey  gleich 
W,  so  wird 

welchen  Werth  auch  M  liaben  mag. 

Nachdem  die  Masse  M  obige  Geschwindigkeit 
gleich  c  erlangt  hat,  wirke  auf  sie  die  Kraft  ^P  durch 
den  Weg  'S\  die  erlangte  Endgeschwindigkeit  sey 
gleich  'c ;  die  durch  die  Kraft  'P,  auf  dem  Weg  'S  er- 
haltene Vermehrung  der  Geschwindigkeitshöhe  gleich 
^A,  und  die  durch  eben  diese  Kraft  hervorgebrachte 
Wirkung  gleich  w^,  so  wird  


358 


ä 


Ä= 


'w  =»  'S.  'P  =  'h.  M. 

Bezeichnet  Wy  die  Wirkung  beider  Kräfte  P  und  'P, 
so  bt 

PF  t:i  w  ^  'w  ^  PS  -^t  'P'  '^^ 

Ist  ferner  AT  die  Höhe,  welche  der  Geschwindig- 
keit der  Masse  .4/ nach  der  Wirkung  ])eider  Kräfte  zu- 
köount,  so  wird: 

Diese  Foln[ernngett  kann  man  beliebig  auf  mehrere 
Kräfte,  welche  durch  ihnen  zugehörige  Wege  wir- 
ken, ausdehnen. 

3^  Wenn  eine  veränderliche  Kraft  von  einer  be- 
istHndi£j;en  p  so  abhängt,  dafs,  nachdem  diese  den  Weg 
a9  7urüc|kgelegt  hat,  die  veränderliche  Kraft  ein  Pro- 
dukt aus  der  beständigen  ^,  multiplizirt  in  eine  Funk- 
tion des  zurückgelegten  Weges  ist,  wo  i*  {S)  diese 
Funktion  von  *V,  und  P  die  veränderliche  Kraft  nach 
zurückgelegtem  Wege  »?  bezeichnet,  so  ist 

p  ^  p  F  iß). 

Schreitet  der  Punkt .  Welcher  mit  dieser  Kraft 
in  Verlijndiuig  ist,  durch  ein  Differentiale  des  Weges 
fort ,  und  nennt  das-  hierdurch  erhaltene  Differentiale 
der  Wirkung  gleich  d  fV^  so  ist 

(I.)  dW^^pF  {S)  dS 
und  allgemein 

{\v)  rv^pjF{S)dS, 

WO  alsdann  Af^  auf  die  Überwindung  einer  Last,  oder 
auf  die  Beschleunigung  einer  Masse ,  oder  auf  beide 
zugleich  wirken  kann. 


35s 

II.    Theorie  des  Krummzapfen. 

4)  Es  sey    , 

die  Höhö  der  Kurbel  oder  der  Halbmesser  des 
Kurbelkreises  Cu4  tssa  CD  i=a  r; 

die  Krafty  welche  in  dem  Umfange  des  Kur- 
helkreises  die  Kürheiwarze  oder  den  Punkt  D 
yon  ji  über  D  nach  B  n.  s.  w.  "zu  bewegen 
strebt  5=s       .••../ P; 

die  Last,  welche  an  der  Kurbelwarze  paral- 
lel mit  AB  widersteht  =9  .......     .     p. 

(Diese  Kr^fl  widersteht  während  der  Bewegung 
der  Warze  von  A  über  D  nach  B  in  der  Richtung  von 
B  nach  Ay  aber  während  der  Bewegung  der  Warze 
*von  B  über  D'  nach  Ay  in  der  Richtung  von  A  nach 
B.  Sie  wird  in  beiden  Fällen  gleich  grofs  angenom- 
men^ weU,  wenn  dieses  nicht  Statt  finden  sollte ,  es 
leicht  durch  Gegengewichte  erlangt  werden  kann,, 
und  für  diese  Voraussetzring  die  auf  den  Kurbelkreis 
reduzirte  Masse  an  der  Kurbelwelle  fiir  gleiche  Wir- 
kungen nnd  gleiche  Umdrehnngszeiten  ein  Kiemstes 
wird.) 

Der  Winkel,  welchen  die  Kurbel  mit  dem  Durch- 
messer ^i?  bildet,  wenn  die  Warze  von  A  bis  D  vor- 
gerückt ist,  oder  ACD  in  Theilen  eines  Bogens  fiir 
den  Halbmesser  i  n= .     .     ^ ; 

die  mit  der  Kturbelwelle  in  Verbindung  ste^ 
Hende  Masse  auf  den  Korbelkreis  reduztrt  =;:      .   üf ; 

die  mit  der  Last  in  Verbindung  stehende 
Masse  so  reduzirt,  als  wenn  sie  mit  dem  Pimkte 
Gf  welcher  durch  die  Kurbelstange  GD  an  den 
Punkt  D  angeschlossen  ist,  gleiche  Geschwindig- 
keit hatten:       .     » .  W; 

die  Geschwindigkeit  der  Kurbelwarze,  wenn 
selbige  durch  den  Scheitel  in  A  geht  ss     •     .    .      c 


36o 

die  hierzu  gehörige  Höhe  ■=?  .  .  ;  •  .  A : 
die  Geschwindigkeit  der  Warze  in  /7  :=:  .  ^c; 
die  hierzu  gehörige  Höhe  =:: ^h. 

(c  wird  hier  so  grofs  vorausgesetzt^  dafs  keine 
Stockungen  im  GKinge  der  Maschine  entstehen^  ^as 
alsdann  Statt  hahen  würde^  wenn  *h  für  irgend  einen 
Werth  von  ^ ,  =s  o  werden  könnte). 

5)  Ist  die  Warze  hereits  von  A  \ns  Z7.  in  ihrer 
Bewegung  fortgeschritten  ^  oder  hat  sich  die  Kurbel 
von  CA  um  den  Winkel  p  gedreht^  und  rückt  von 
hier  aus  die  Bewegung  durch  ein  Dißerenüale .  ihires 
Bogens  weiter  fort^  so  verwandeh  sich  ()  in  p  -f  ^  9> 
das  hierdurch  während  der  Bewegung  der  Kurbel 
durch  d  ^  erhaltene  Differentiale  der  Wirkung  der 
Kraft  wird  gleich 

Pr  dg, 

und  das  zugleich  erhaltene  Diffei*entiale  der  Wirkung 
der  Last 

=  pr  Sin.  Q  do 

(weil  nähmlich  p  Sin.  q  die  in  der  Tangente  des  Kur- 
Lelkreises  widerstehende  Last  ist) ,  al^o  das  Differen- 
tiale der  Wirkung,  weiche  auf  Beschleuinigung  der 
Massen  AT  und  'it/ wirkt ,  gleich 

dw  gesetzt 

(HL)  dw  «=  {Pr  —  pr  Sin.  j)  d^i 
da  aber 

/Sin.,  ^^^  sss  Sin.  vers.  j  +  C? 
ist>  SQ  folgt 

tv  =3  Pr  j  —  pr  Sin.  vers.  j  +  C 
(wo  C  ein^  Konstante  bedeutet). 

Da  hier  die  Wirkung  auf  Beschleunigung  der 
Mass.en  M  und  'M  von  A  an  gerechnet  wird ,  so  wird 


36i 

w  =i  o  für  g  ssz  o^  also  auch 
C  =3    o^'^und  daher  vollständig 

(IV.)  w  ==  Prg  —  pr  Sin.  vers.  j. 

6)  Txk  ^  ist   die    Geschwindigkeit    der    Warze^ 
«ind  die  ihr  gleicheGesch windigkeit  der  Masse  Mz=.     c ; 

die  zugehörige . Höhe  es  *     ,.•«,.     A- 

fiir  die  hierzu  gehörige  Lage  der.  Kurbel  ist 
die  Geschwindigkeit  des  Punkte«  G  ,  und .  ]:nit 
diesem  also  auch  die  Geschwindigkeit  der  Ma.sse 

also  auch  die  Geschwindigkeitshöhe  =?  .     .     03 

nach  der  Bewegung  durch  den  Winkel  g, 
ist  die  Geschwindigkeit  der  Warze  =  ,     .  /^-j 

f    und  die  hierzu  gehörige  Höhe  =  •     .     ,     «     ^/r. 

Die  Geschwindigkeit  des  Punktes  G  aber 

=  'c  Sin.  g, 

und  die  hierzu  gehörige  Höhe 

=  'Ä  Sin*,  q^ 

also  die  Wirkung^  welche  beide  Massen^ während  der 
Bewegung  der  Warze  von  j4  bis  D  beschleunigt  (da 
sie  in  obigem,  N'^'^-S,  vorkommenden  Ausdruck  aer 
Wirkung  begriffen  ist) ,  oder 

(V).  w^M{^h~k)  +  'M'h  Sin^  q. 
Aus  dieser  Gleichung  erhält   man 

M  +  'M  Sin».p      ' 

und  hierin  nach  N'^^'S 

tv  =s  Prp  —  pr  Sin.  vers.  ^ 
gesetzt^  gibt 

rVJ\   hl  -^  Prp  ^  pr  Sin,  vers.  p  +  ^^ 
"^^^'^   ^    •-  jlf  +  'ilf  Sin«,  p  • 


36a 

^)  Für  den  Beharriingsstand  werde  aageaom- 
tnen^  dafs  alle  einzelne  Umdrehan^en  der  Kurbel  in 
gleichen  Zeiten  erfolgen^  da  Htm  die  Bewegung  der 
Karbeiwarze  ton  ß  über  D^  nach  ji  demselben  Ge^ 
seue  folgt ,  nach  welchem  die  Bewegung  von  A  über 
I>  nach' ^  Statt  gefun4ßn  hat^  so  müssen  die  Bewe- 
gungen in  allen  Halbkreisen  in  gleichen  Zeiten  g^ 
schehen,  und  hierzu  wird  erforoert^  dafs  für  q'^s^Tf 
^h^  h  werde >  und  dann  ist,  weil 

Sin,  ir  c3  o.  abo  aueh  Sin*,  r  r=  o 

ist 

-  -     .     Frn  '^  pr  Sin--  vcrs.  ic 

hr^h'jr- ji , 

es  ist  aber  Sin.  vers.  ^  ssa,  also 

*f*^  +  - — w—^ 

folglich 

Pr^  —  2  pr  9s  o^ 
also  fiir  den  Beharrungsstand 

• 

8)  Wenn  die  Kurbel warze  Ton  j4  ausgeht,  ist 
das  statische  Moment  der  Krafl  dem  der  Last  über- 
wiegend^ es  mufs  daher  Beschleunigung  entstehen, 
welche ,  wenn  man  auf  die  Masse  W  keine  Rücksicht 
nehmen  wollte ,  so  lange  dauern  würde ,  bis  das  sta- 
tische Moment  der  Last  dem  statischen  Moment  der 
Kraft  gleich  kömmt ^  und  dieses  findet  für  den  Werth 


von  P  ZI  ^  p  alsdann   Statt,   wenn  in  dem  ersten 
Quadranten  Sin.  j  =  — 


2 

wird. 


Üher  diese  Stelle  hinaus  ist  das  statische  Mo- 
ment der  Last  dem  der  Kraft  überwiegend^  und  es 


363 

würde  dafa^r  ^  da  an  derselben  hier  die  Beschlenni- 
gan^  in  Verzögerung  übergehen  würde  ^  an  dieser 
Stelle  die  Geschwindigkeit  der  Warne  ein  Gräfstes 
«eyn.  Von  der  eben  erwähnten  Stelle  der  Warze  an 
würde  die  Überwncht  des  statischen  Moments  der 
Last  über  das  statische  Moment  der  Kraft  fortdanern^ 
l>is    in    dem    zweiten    Quadranten  «ebenfalla   wieder 

Sin.  j  a=  —  würde,  an  welcher  Stelle  die  Verzpge- 

l^ng  wieder  in  Beschleiinigung  übergehen ,  «nnd  also 
ein  Kleinstes  seyn  würde';  so  dafs  also  för  'M  e=  o 
die  Stellen  der  Warze,  an  welcher^das  Maximum  oder 
Minimum  der  Geschwindigkeit  derselben  Statt  findet, 
hierdurch  bestimmt  wären.  Allein  wenn  ^M  einen 
Ledeiitenden  Werth  hat,  der  besonders  durch/ Fort- 
leitung  der  Kraft  auf  bedeutende  Strecken  mittels 
Gestänge  sehr  grofs  werden  kann,  so  findet  in  dem 
ersten  Quadranten  an  der  Stelle  wo  aufser  dem  Ein- 
üufs  dieser  Masse  die  Beschleunigung  der  Masse  ^Af  =:  o 

seyn  würde  (nähmlich  für  Sin.  j«— ),  für  die  gleich- 

förmige  Bewegung  der  Warze  eilte  Beacbleunigung  in 
der  Masse  'Az  Statt,  welche,  da  hie  -  keine  Cfaerwucht 
an  Kraft  ist,  eine  Verzögerung  der  Masse  M  zur  Folge 
haben  würde,  und  deüshalb  >7Ürde  mit  Bücksicht  auf 
die  Masse  ^M  die  Verzögerung  scHon  friihcr  anfan*- 
gen,  als  dieses  aufser  dem  Einflüsse  der  Masse  M  ge- 
schehen würde. 

Aus  einer  ähnlichen  Ursache  wird  auch  in  dem 
zweiten  Quadranten  die  Verzögerung  früher  wieder 
in  Beschleunigung  übergehen ,  als  die  statischen  Mo- 
mente der  Last  und  Kraft  gleich  werden,  weil  an  die- 
ser Stelle  der  Warze ,  vermöge  der  Kreisbewcgmig 
derselben ,  die  allda  Statt  findende  Verzögerung  von 
^M  eine  Beschleunigung  von  M  bewirken  müfste.  Da 
jedoch  die   Stellen,  an  wekhen  das  Mazimunf  urid 


364 

Minimam  der  Geschwindigkeit  Statt  h^t,  an  jenen 
Orten  der  Warze  eintreten  müssen,  an  welchen  das 
Differentiale  der  Geschwindigkeit^  oder  aneh  das  Dif- 
ferentiale der  Geschwindigkeitshöhe,  gegen  das  Dif- 
ferentiale des  Winkek  ^  verschwindet ;  so  mu(a  för 
diese  Steilen 


~  «  o  seyn. 

9)  Führt  man  den  Werth 

P  aa  1  ;,    (^us  Formcl  Vn), 

in  obigem  Ausdruck  (N'""-  5)  der  Wirkung  in  dem  Dif^ 
ferentiale  derselben  ein ,  so  wird 

(Vni)  dw  t=:z(±  pr  ^  pr  Sin.  q)  dg, 

smpr  (j  —  Sin.  j)  dq, 
also 

(IX.)  tv  »  f^r  (—  j  —  Sin.  vers.  q). 

IC 

Es  ist  aber  auch  nach  (N'^'ö,  Formel  V.) 
w  =3  'Ä  (ilf  +  Sin=.  g  'M)  —  hM, 
und  daher 

dw  =  rf'A  (^f+SinV  p  '^  +  rf.  Sin»,  q  'M  % 

«  d 'Ä  (ilf-f  ;i/Sin  \  p)  +  a 'Ä '3f  Sin- p  Cos.  p  rff, 

fblglich  durch Vergleichung  mit  obigem Werthc  von  d  w, 

d'h{M  +  Sin«.  pM")  +  9  'h*M  Sin.  p  Cos.  pdp=prf^^  Sin.  p)  «/p, 

also 

tf 'A  ( Jf  + '^Sin.  3  p)  =  ^  p  [  ^  r  ^-^  —  Sin.  p)  —  a 'A'ilf  Sin.  p  Cos.  p], 

oder 

—  —  Sin.  p  )  —  »  'Ä  'ßl  Sin.  p ,  Cos.  p 
**?  i»f  +  ' Ji  Sin. «  p 


3C5 

10.  Der  Erörterung  in  N'*-  8  «n  Folge  -wird  die- 
Ber  Ausdruck  in  dem  ersten  Quadranten  =:  o  ^  wenn 
die  Geschwindigkeit  ein  Gröfstes  wird;  es  werde  för 
diese  Voraussetzung  %  &=a  H^  und  ^  c=3  ^  ^  so  wird 


o  SS  r/7  ( Sin.  tt)  —  a  ^ff^MSin. «.  Cos.  u, 

oder 

—  c=  Sin.  a  + •  Sin.«.  Cos.«; 

man  setze 

,       a  HAT 

$0  wird 

(XI.)       =  Sin.  u  (i  -{-  u  Cos.  a). 

IC 

Wenn  man  diese  Gleichung  quadrirt^  so  erhält 
man  Cos.  cc^s.  x  gesetzt^ 

—  s=s  Sin«.  Ä  ( 1  +  TV  a:y , 

=  (i — X*)  (i  + 3  i^  x  +  M*  or«), 

=5 1 1^  3  tt  a:  +  w*  or*   —  a  w  jc'  —  m*  «^ 

(xn.)  „=.:.  +1*'  +(J-f*)_ix.+(^:) 

Leichter  als  die  Auflösung  dieser  Gleichung  vom 
vierten  Grade ^  dürfte  jedoch  eine  weiter  unten  vor- 
kommende Berechnung  von  x  durch  Näherung  seyn. 

1 1)  Der  Ausdruck  für  — -  wird  im  zweiten  Qua- 

dranten  für  das  Minimum  der  Geschwindigkeit  ehen- 
falls  =3 0,  setzt  man  hier  vojp  'ä  =  'If,  gas  ^  '^ß  (wo 


366     • 

alsdamx  ß  den  WixiLel  der  Kurbel  mit  CB  bedeutet), 
so  wird 

o^pr  (-  -  Sin.^)  +  a'-ff'ilfSin.^,  Cos.ß, 
oder 

~  «  Sin,  |3  -^.1^  Sin.  /S,  Cos.  ß, 

und  wenn  bier  , 

a  'HM'  , 

SÄ    '«t 

gesetzt  wird^  ist 

(XUI.)  ^=:  Sin. /3(i -i'iaCos./2), 

IC 

so  dafs  also  der  Winkel  q  für  das  Maximum  der  Ge- 
scbv^indigkeit  a»  ^  —  |3  wird,  wenn  ß  nach  dieser 
Formel  aufgefunden  ist. 

12)  Um  die  Masse  üf  zu  bestimmen,  wenn  Hy^Hi 
Uy  ßy  p  und  ^M  bekannt  sind ,  darf  nur  die  Wirkung 
auf  jßescbleunigung  bis  zu  p  ca  a^  yoxk  der  Wirkung 
auf  Beschleunigung  bis  zu  q  =^7r  -^  ß  abgezogen,  und 
diese  Differenz  der-  Wirkungen  in  Yergleichung  mit 
den  Beschleunigungen,  welche  während^  der  Zwi- 
schenzeit die  Massen  ilf  und 'ilf  erhtten  haben,  gesetzt 
werden.  Bezeichnet  man  bierzu  die  Wirkung  auf 
Beschleunigung  von  ^  =:  o  bis  qzz  x  mit  ^tv,  und  die 
Wirkung  auf  Beschleunigung  von  ^saobb^=ssir*-*j3 
mit  "w ,  so  wii'd  die  von  p  =»  ^  bis  j  =  t  —  ^  er- 
haltene Wirkung  auf  Beschleunigung 

Man  erhält  aber  die  Werthe  für  "iv  und  'tv  aus 
der  Gleichung  für  tv  (N"**-  9 ,  Formel  XI) ,  wenn  man 
für  erstere  ^  durch  t  --  ß,  und  für  den  zweiten  f 
durch  u  substituirt;  also 

'Mf  —  *       =zp  r  [— »(«  —  ß>  —  8in.  ver».  (ic  —  ß) a  +  Sin.  vcrs.  «J. 


367 
Es  ist  aber 

(ir  — /3)  =- 3  —  f , 

Sin.  vers.  (r  —  iS)  sap  i  +  Cos.  ]3, 
Sip.  vers.  «  =  i  —  Cos.  «, 
aTso 

"TV— '^=5/?r(2  — — ^  — Ä^i-'Cos,j3+i— Cös.ä), 

=  pr[a  -^^Jli^  _  (Cos.  ß  +  Cos.  a)], 
also  auch 
^  //tv-'w==pr.[^(«  +  ß)  +  Cos.«  +  Cos.  j5  —  a?. 

Dieser  Wcrdi  von  *'v/  —  '^bringt  in  iW die Ge* 
schv^indiglLeitahöhe  H  auf  die  'Ä",  und  in  'ilf  die  Ge- 
sch^yindigkeitshöhe  M  Sin^.  le  al^^  die  Geschwindig- 
LeitshöJbie  ^ffSin'^.  ß,  also  ist  auch 

"w-  'w  =  ( 'Ä^-i/)  ilf  +  'iSr  Sin^.  ^-.  Ä  Sin* .  «, 
und  daLer 

„       "w  — 'wr  —  ff  Sin«.  P  +  Ä'  Sin«,  a 

H'^ff 

oder  auch 

-_        'w  —  ''«r  +  ifir  Sin«»  p  —  HSin^.  a 

und  v^enn  hier  tv'  —  w'^  durch  seinen  Werth  aw 
Formel  ^  ausgedrückt  wdj  ist 

A' /"C -^a + ß) +Co«,  a +C.  ß  —  «)  +  ^' Sin.»  —  iSr  S.«  « 

(XIV.)ilf«~^J S^^-^r • 

i3)  Die  Werthe  von  H  und  ^^  sind  durch  die 
mittlere  Geschwindigkeit  und  die  Gränzen  bestixnini^ 
bis  zu  vtrelchen  die  gröfste  Geschwindigkeit  von  der 
kleinsten  verschieden  seyn  darf;  gehört  zu  H  die  Ge-* 
schwindigkeit  (7^  und  zu  '.ifif  die  Geschwindigkeit  ^€} 


368 

und  i^t  ferner  die  mittlere  Geschwindigkeit  Q ,  die  zu- 
gehörige Höhe  ^,  und  C  —  C  =  e  (?  (wo  e  den  Brueh 
angibt,  mit  we^lchem  die  mittlere  Geschwindigkeit 
multiplizirt  werden  mufs^  um  die  Differenz  der  Grö- 

fiten  und  Kleinsten  zu  erhalten)  ^  so  ist^  weil  ^ss 

und  (7  —  C'  =5  e  g  ist, 

e  =s  6  ( I  +  j.  c)  und 'C— g  ( I  -  }  e). 

Da  nun 

^  :  Ä  :  iP  «» 6  «  :  C^  :  C  •  ist, 

so  ist 

Ä  =  $  ( 1  +  J  e)«  und  'jy«  ^  (i  -  i  e)«} 

damit  die  Verminderung  der  Wirkung  der  Kraft  durch 
die  Veränderung  der  Geschwindigkeit,  mit  welcher 
sie  fortschreitet^  nicht  zu  grofs  werde,  so  darf  die 
Differenz  der  Gröfsten  und  Kleinsten  nicht  zu  be- 
trachtlich ausfallen  (etwa  höchst  C -—  O  zz-^  Q,  so 
dafs  also  e  höchstens  =:y^^  werden),  wo  dann 

(1+4^)^  =  1+^  '^d 

(  I  •^3'^)*  =  1^  e 
gesetzt  werden  kann,  und  man  hat 

H  =  §  ( I  +  e)  und 

'Är:^  (i  -O 
und  daher  wird 
(XV.) 

I 

^[JL(a+ß)  +  C.«  +  C.ß-»]+ilf' r(i.e)8.»ß-(i-»)8.»a3. 

Mzz^-l ■— 

a  e 

i4)  Zur  Berechnung  von  x  durch  Näherung, 
nehme  man  irgend  einen  Winkel  -^  =  a  +  A  » ^  ^^^ 
setze  den  hierzu  gehörigen  Sinus  aus  der  Tafel  =  z, 
den  hierzu  gehörigen  Cosinus  ss  c ,  und  den  hierzu 
gehörigen  Sinus  nach  Formel  XI.  =2;^^  so  wird 


36a 


.  -.  =  [i  4.  a  Cos.  («  +  A  «)] 
und 


«    1  +  Ä  Cos.  (d  4.  A  a)* 


Je  naher  der  angenommene  Winkel  dem  wahren 
ist,  deito  mehr  nähert  sich  das  Yerhältnifs 

A  ^z  :  Az  dem  d^z  :  dz, 

man  kann  daher  A  'z  von  A  »  dadurch  ableiten,  dafa 
man  obige  Formel  fiir  'z  differenzirt,  also 

o=:[i  +  ttCos.  («+Aä)J  A  ^z^^z  u  A  »Sin^ecg 
folglich 

tt  's  A  1;  Sin.  et 


A  'z  =  'A  Sin.  X  = 


I  +ttGos.  (a-f  Aa/ 


In  dieser  Formel  ist  es  erlaubt 
'jg  =  js  =5  Sin.  tc 
zu  setzen,,  und  dann  wird 

A  a  u  z"' 


^A  Sin.  X  =z 


\'\'UC 


Eben  so  kann  A  ^^  von  A  »  durch  Differenzi- 
ruog  abgeleitet  werden;  und  es  ist  daher 

Az  s  A   Sin.  X  =i  A  cc*    C0S4  «  =:  A  »  c, 
also 

A'ä-Aä  =  A  «  (-V— -  <^)- 

Es  ist  aber 

2'  =2  Sin*  «  +  A'  Sin.  ä,  * 
und 

2  =:  Sin.  X  -i^  A  Sin«  «, 
idso 


379 

^z  -^  z  zz  ^A  Sin.  «  -*  A  Sin.  ec , 


A  «   ( — ; —     —  C)   ==  'ä  —  Ä  , 


mithin 
lind  hieraus 

Aä    «=   --, 

|£  SS  —   C  tt  c*  ' 

oder 


A  tf 


r  -^    IT    e-   MS 


Es  bt  aber 

2^   =   1 C% 

folglich 

-  (S  —  's)    (  I    -j-  K  ff  » 

£\  X  tass 

Für  die  Auffindung  des  Winkels  ß  hat  man 

^  =5  Sin.  ^  (i  —  'm  Cos.  ß). 

Es  darf  daher  nur  in  der  Gleichung  für  A  x  statt 
^  Uf  ^  ^u  gesetzt  werden^  um  Aß  zu  erhalten; 

es  ist  daher 


Aß 


'I?  —  2  'K  'ri.  -f  '« 


Die  erhaltenen  Differenzen  Aec,  A  ß  müssen  von 
den  anfangUch  vorausgesetzten  Winkeln  u,  ß,  abgezo- 
gen oder  dazu  addirt  werden^  je  nachdem  sie  positiv 
oder  negativ  sind« 


m.    Die  Verbindung  einer  Dampfmaschine  mit 
dem  Krummzapfen,  um  durch  erstere  drehend; 

Bewegung  zu  erzeugen, 

i5)  Wenn  durch  eine  Dampfmaschine  drehende 
Bewegung  hervorgebracht  werden  soll^  so  wird  ent- 


37. 

weder  die  Kolbenstange  des  Dampfzylindera  unmit-. 
telbar  mit  einer  Knrbelstange  in  Verbindung  gebracbt, 
welche  mit  ihrem  einen  Ende  in  die  Warze  d<;r  Kur*^ 
bei  eingehängt  ist>  oder  die  Kolbenstange  ist  mit  ei- 
nem Balanzier  verbunden ,  welcher  erst  duich  eine 
Kurbelstange  mit  der  Kurbel  zusammenhängt,  wo  als* 
dann  der . Balanzier  sowohl  ein-  als  zweiarmig  seyn 
kann  3  wie  aber  auch«  die  Verbindung  zwischen  «der 
Kolbenstange  und  der  Kurbelwarze  seyn  mag,  so  läfst 
sich  für  folgende  Darstellung  allemahl  annehmen,  dals 
der  Weg,  welchen  der  Kdlben  auf  einen  Schub  zu- 
rücklagt, dem  Durchmesser  des  Kurbelkreises  gleich 
ist,  und  dafs  die  Kurbelwarze  die  eine  Hälfte  des  Kur-" 
belkreises  bei'  d^r  aufwärts  gehenden  Bewegung,  dm 
midere  Hälfte  aber  bei  der  niedergehenden  Bewegung 
des  Kolbens  beschreibt.  Ist  die  Maschine  doppelt 
wirkend^  und  der.  Druck  desk  Dampfes  auf  den  Kol-> 
ben  durch  den  ganzen  Weg  des  letzteren  gleich  grofs 
(was  alsdann  Statt  findet,  wenn  die  öfiiuing,  durch 
welche  der  Dampf  aus  dem  Dampfapparate '  in  den 
Dampfzylinder  geht>  während  des  ganzen  Schubes 
offen  bleibt);  so  ergibt  sich  das  hier  zu  Suchende 
leicht  nach  vorhergehender  Theorie  des  einfachen 
Krummzapfens,  nur  mufs  alsdann  das  dortige  /?  als 
die  von  dem  Kolben  der  Dampfmaschine  her  wirkende 
Kraft,  und  das  dortige  Pals  die  in  der  Tangente  des 
Kurbelkreises  widerstehende  Last  angesehen  werden, 
so  dafs  also  die  Bewegung  der  Kurbel  dem  als  Last 
wirkenden  P  entgegen  geschieht. 

Wenn  aber  zur  yörthcilhafteren  Wirkung  des 
Dampfes  der  Zuflufs  aus  dem  Dampfapparate  in 
dem  Zylinder  vor  der  Vollendung  eines  Kolben* 
Schubes  abgeschlossen  wird ,  so  ist  nie  Kraft,  welche 
hier  in  der  geraden  Linie  wirkt ,  ebenfalls  verän-* 
derlich,  wodurch  ein  bedeutender  Einflufs,  sowohl 
auf  die  Winkel  der  Kurbel  mit  den  der  Kraft 
parallelen  Durchmesser   des   Kurbelkrei^es    für   da» 

a4* 


37a  ■ 

Maximum  und  Minimum  der  Geschwindigkeit  der  Kur- 
Lelwarze  j  als  auf  die  Gröfse  der  Masse  M^  zur  Her- 
Stellung  eines  bestimmten  Grades  der  Gleichförmig- 
leit^  entstehet,  und  defshalb  erfordert  diese  Anord- 
nung eine  eigene  Behs^ndlung. 

Es  sey  hierzii 

die  Länge  eines  ganzen  Kolbenschiibes  :zr   .     l^ 

die  Länge  jenes  Theils  hiervon,  den  der  Kol- 
ben bei  geötTncter  Röhre  aus  dem  Dampfapparat 
zurücklegt  = 'Zj 

die  Kraft,  mit  welcher  der  Kolben  bei  geöff- 
netem Dampl'apparat  von  letzterem  her  gedrückt 
wird  3=3 p\ 

^  die  der  Bewegung  des  Kolbens  entgegen 
wirkende  Kraft  (welche  aus  dem  Gegendruck  vom  , 
Kondensator,  wenn  der  Dampf  kondensirt  wird,, 
oder  aus  dem  Drucke  der  Atmosphäre,  wenn 
er  nicht  kondensirt  wird,  und  der  Reibung  be- 
steht) =  ...,...... ';?; 

die  Höhe  der  Kurbel ,  oder  der  Halbmesser 
des  Kurbelkreises  r=-|./=: r\ 

die  auf  die  Kurbelwarze  reduzirte  Masse  des 
Schwungrades  c=       .     ., il/; 

die  Masse  des  Kolbens ,  aller  damit  ver- 
bundenen Gestänge  und  des  Balanzicr,  letztere 
auf  den  EingrifTspunkt  der  Kolbenstange  redu- 
zirt  SS ^Mf 

der  Weg,  welchen  der  Kolben  bis  zu  irgend 
einer  willkürlichen  Stelle  seines  Weges  durchlau- 
fen haben  mag  = .     X) 

für  diese  Stelle  des  Kolbens  habe  sich  die 
Kurbel  von  dem  der  Kraft  parallelen  Durchmes- 
ser entfernt ,  um  den  Winkel  = ^ ; 

die  Wirkung,  welche  vom  Dampfzylinder 
aus,   sowohl  auf  Überwindung  der  Last  als  auf 


373 

BescUeunigung  der  Masse  wirkte  sey  fiir  ein  za- 
gehöriges X  ^  ^l  ^=i     ....     .     •     .     .     •    w; 

und  für  ar  >  /^  == 'tvj 

ferner  »ey 

und 

p 

60  ist 

^  (XVI.)  rftv  =  (p  —  'p).  dx 

«a  p*.  — -— .  aar, 
folglich  ^  ,     ^ 

(XVn.)  W  =5  I?.  ^^-;p^.  X 

Fiir  or  ^  '/  ist  der  Druck  auf  den  Kolben  in 
dem  Verhältnisse  kleiner  als  ;i ,  in  welchem  x  grös- 
ser als  //ist,  es  ist  also  dieser  Druck 

und  daher 

(XVm.)  dw*  «  p^  -,  dx  ^p'.  dx,    ' 

'^  p  i'l  -^  —  ^.  d x), 
folgKcIi 

'w  zssp  ('/.  log.  nat.  X .  x)  -{"  K. 

» 

Es  wird  fiir  x.sa'/ 

und  dieser  Werth  gilt  auch  fiir  'w  (Formel  XVIII), 
wenn  x  zzU  gesetzt  wird^  und  man  hat  also 


374 

^.  /;.(,_  1)  = ;,.(//.  log.  nat. '/  -r  -^  '0  i-K, 

=  p. '/  (Ipgi  nat.  '/.-  — ;  +  K, 

und  hieraus  folgt 

K  =  p.  V.  (  i  —  log.  nat.  '/). 

Dieser  Werth  statt  K  in  Formel  XIX.    gesetzt^ 

^'  .    . . 

(XIX.)  '«»=/»  '/(i+Iog.nat.  or-Iog.  wat.  'l^-.-^.pjc. 

Für  jc  ^=  l,  drückt  diese  Formel  die  Wirkung  auf 
flen  ganzen  Schub  aus  ^  bezeichnet  man  diese  mit  FF, 

An  ist 


SO  ist 


L 

/r=;^'/(i  +  log-nat.y)  —  ^,  t/^ 

und  wenn  m^n  hier  statt  '/,  — ,     . 

und  anstatt -- ,  m  setzt, 
fo  folgt 

(XX.)   ^r  =  /7./.^(i  +log.  m)^-^/.;i, 

durch  das  Zeichen  log.  imni^er    der  natürliche  loga- 
rithmus  ausgedrückt  ist.) 

i6)  Der.Wirkun;;  der  Dampfmaschine  wirkt  die 
Last  P  im  Umfange  des  Kurbelkreises  entgegen ,  und 
wenn  m<in  für  irgend  einen  Winkel  q  diese  Wirkung 
in  der  Richtung  der  Bewegung  mit  i^  bezeichnet,  so 
wird 

(XXL)  dv  ^^  P.  rdq, 

^nd 

(;  =  —  P.  7\  0  4-  Const. 


I 

0 


375 

also  V  "sea  g  für  q^^o,  daher  aach  Const.  =3  o  onct 
daher  Tollstandig 

<xxn.)  P  «  -  P.  r.  j. 

Diese  Wirkung  werde  ■»  p^ 

•  fiir  Q  9m  r'f  so  wird 
(XXin.)  V  ^  ^P.r.r. 

Diese  Wirkung  mit  der  nach  Formel  XXI.  susam* 
mengenommen,  gibt  die  Wirkung^  welche  während 
^ines  ganzen  Kolbenschuhes  auf  Beschleunigung  wirkt ; 
es  soU  aber  die  Warze  nach  Durchlaufung  des  ersten 
Halbkreises  am  Ende  von  diesen  mit  derselben  Ge* 
schwindigkeit  ankommen^  mit  der  sie  am  Anfange  des- 
selben ausging  ^  damit  sie  im  zweiten  Halbkreise  mit 
eben  dieser  Geschwindigkeit  anfangt^  also  mufs 

oder 

V'l'  ("•(»  +  log- 1»)  —  T^)  •- jP-  '••  «  ==  • 
seyn ,  und  hieraus  erlialt  man 

Es  ist  aber  /es  2  r^  also 

und  wenn  man  den  Faktor 

---  ( I  +  log.  m) =:  ^*  setzt,  so  wird 

(XXIV.)  P  =ä -i,  ;?. », 

^so  dafs  dieser  Ausdruck  nur  durch  den  Faktor  i  von 
]enem  Formel  X  verschieden  ist). 

17)  Um  nun  die  Wirkung  auf  Beschleunigung^ 


376 

fiir  jeden  Werth  von  f  ausdrücken  zu  können ,  m\a(s 
für  irgend  einen  Werih  von  0 ,  der  von  w  oder  'w 
fXVM.  und  XX,)  XU  i^  (Formel  XXll.)  genommen  wer- 
den j  hierzu  v^ird  aber  erfor4ert  jc  durch  r  und  ^  aus- 
zudrücken^ da  aber       • 

X  =a  r.  Sin.  vers,  q 

istj  so  wird 

dwtsa-p. .  r,  <f .  Sin.  vers.  j, 

oder 

(XXV.)  dw^ss^p.r.  • .  Sin.  j.  dq, 

und 

(XX VI.)  w  :=:  p.r.  .  Sin.  vers.  p, 

ferner 

d^w^p  ('/.  — - — '. s- r.d.  Sm.  vers.  A 

'     ^       r.  SiJi.  vers.  p        ä  '^' 

oder  weil  'Z  =:  —  ist. 


,1  r     Sin.  A.  ^  a 


^  ^  '^   ^m      Sm.  Vitra,  p         n  ^      ^* 

^p.r  (— .  ■.    '^  —  —  Sin.  0)  rfö, 

'^        ^/n      Sin.  t».p        n  s  ^      sf 

und 

'TV:±=  /7  '/  (  1  +  log,  -J)  --  A  p.X, 

ir  .  '    r.  Sin.  V.  p. /n        i  _. 

=/'•—('  +  ^^e- TT^ 7  '^  ^-  Sm.  V.  j, 

(XXVni.)  'iv=:;i.  r.  (^  (i  +  log.  :!lÜpP)  «.  1  Sin.v.  q) 

Setzt  man  nun  die  Wirkung  auf  Beschleunigung 
iiir or  <  '/  =    "w, 

und  für •     .     .     ,    o:  ^  '/  =  '"iV, 

so  ist 

,     ,        "w  =  tv  +  t'^ 


377 
oder 

"tv  ===  p.r.  .  Sm.  V.  j  —  Pr.  p, 

und  hier  den  Wcrth  P  aus  XX  *V.  gesetzt^ 
so  vrird 

(XXIX.)  "tv  =  p.  r.  .  Siii.  y.  q .  p.  L  r.  j 

SS3  p.  r.  ( .  Sin.  V.  j .  L  j}. 

Das  Diflferenziale  von  "tv  wird 
e=  dtv  +  £it^, 

wxs  p.r.  .  Sin. q.  d\j  ^ p.r.-^ .  Ldq, 

oder 

(XXX.)  d  "w  8=  ;?  r  ( .  Sin.  p  —--•*")  4  f. 

Für^c=io  sey  die  der  (ieschwjndigkcit  der  Warze* 
zugehörige  Höhe  gleich  h,  und  für  jeden  anderen 
Werth  von  f,  gleich  'Ä,  so  ist  die  Wirkung  auf  Be- 
schleunigung der  Massen  ,  während  der  Bewegung 
durch  q,  durch  M,  'My  h  und  %  ausgedrückt^  oder 

"tvs=«'Ä(3/+'ArSin\5)^  hM, 
und 

(XXXI.) 
£i"tv=d'Ä(yI/+'ilf.Sin^  p)+ a 'Ä. 'iJf.  Sin.  f,  Cos.  f,  rf  f . 

Dieser  Ausdruck  mit  Formel  XXX.  verglichen, 
giht 

p.ri           .Sin.  Q«-^.  *)^2'Ä'^f,Sin.  otlos-  o 
(JUULU,>-p^=:-- Af  +  ^M  Sin»,  p 

■^  « 

i8)  Für  p  BS  o  ist  das  statische  Moment  der  Kraft 
rr  o ;  da  nun  das  statische  Moment  der  Last  unverän- 
derlich ist^  so  wird  im  Anfange  eines  Kolbenschubes 


37» 

•die  auf  Beschleunigung  wirkende  Kraft  negativ ,  alsa 
die  Bewegung  vera^ögemd ;  für  irgend  einen  Werth 
von  p  :r  tt  genet  die  Verzögerung  in  Beschleunigung 
iiber,  hier  ist  also  die  Geschwindigkeit  der  Warze 
ein  Kleinstes.  Bei  fernerer  Bewegung  geht  die  Ver- 
zögerung wieder  in  Beschleunigung  iiber^  und  da  die- 
ses in  dem  zweiten  Quadranten  geschieht,  so  setze 
man  hier  vor  g  =a  ^  —  ß. 

Wenn  die  Zahl  m,  wie  für  die  Ausübung  ange- 
nommen werden  kann ,  nicht  über  lo  wird^  so  fällt  ^^ 
noch  innerhalb  der  Gränze  von  q^  in  welche  x^*l 

d'h 

ist.    und  innerhalb  dieser  Gränze  eilt    für   -r-  der 

Werth  in  Formel  XXXII;  setzt  man,  dafs  für  das 
Minimum  der  Geschwindigkeit«  der,  Warze  dieser 
Werth  ess  o  für  ^  sa  «,  und  ^A  csr  JT* werde ,  so  ist 

If— -  I  3  __ 

o=:/?.r.  ( .  Sin.«——,  i)  ^aHJMSuuuyCosBL^ 

also 

-y.  ^  asa  ,  Qm.«— ' .  om.xs.  Los. ff. 

oder 

— .  l.  ' =  Sm.  Ä  (  I  — ; tiOi.    (€•  ) 

Setzt  man  hier 

SO  wird 

— .  *. =*  Sin.  Ä  ( I  —  u  Cos.  ä)  • 


oder 


(XXXm.)  Sin. « 


%  n 

—  •  I. 

«  H —  1 


—  • 


1  —  U»  Cos.« 


379 

Sucht  man  hier  u  wieder  durch  Näherung,  indem 
man  für  einen  angenommenen  Winkel  A=  x*);  l^  x 
den  Sinus  nach  den  Tafehi  sa     ......      z) 

den  Sinus  nach  obiger  Formel  =:....    ^jz  ^ 

und  den  Cosinus  nach  den  Tafeln    ss  .     .    c ; 

jietzt;  so  wird 

(XXXIV.)  A«  =  ^'-^'^^\7^\ 

19)  Wenn  m  nicht  unter  a  wird,  was  ebenfalls 
für  die  Ausübung  angenommen  werden  kann ,  so  fällt 
der  Werth  von  j  «=  ^  —  ß,  da  dieser  im  zweitea 
Quadranten  ist,  nothwendig  innerhalb  der  Grunzen 
der  Bewegung,  innerhalb  welcher  x  '^  Ü  ist,  und 
es  ist  die  Wirkung  auf  Beschleunigung  der  Massen  M 
und  'Mf  während  der  Winkel  t  ^  ß  voü  der  Kurbel 
durchlaufen  wird,  gleich  ^^^w  gesetzt, 

und  wenn  man  die  Werthe  von  ^w  und  (^  aus  Formel 
XXVIII.  und  XXII.  nimmt,  so  wird 

(XXXV.) 

-  (i  +  log. — _ i.)_-Sinv.  Q--.  i:  i), 

femer  ist 

und  wenn  man  die  Werthe  von  d  ^w  und  d  y  au3  For- 
mel XXVII.  und  XXI.  setzt ,  so  ist 

d  '"tv  =  p.r  (-r .    '  '  -^ r  Sin.p)  d  -^  P.  r.  d  g, 

und  statt  P  seinen  Werth  aus  Formel  XXV  gese^t 
d  '"wsssn.  r.  (-^.  ~-^  —  —  Sin.  p .  i)  dp, 

*  ^  m     Sin.  V.  p  n  '        ic  ^ 

Dieser  Ausdruck  ist  aber  auch  gleich 
d^h  (M+^M^\n\  g)  +  2.  'A.  'Af.  Sin.f ,  Cos.p,  df. 


38o 
also 

(1        Sin.«             t    0.                ii      A 
— . C ^  Sin.  f «) 
^_^               fn     Sin.  ▼«  p n '           it      / 

57  ~  ilf  +  ' jlf  Sin*,  p 

Dieser  Ausdruck  wird  s5  o  für  das  Maximum  der 
Geschwindigkeit  der  Kurbelwarze;  setzt  mau  unter 
dieser  Bedingung  j  »=  t  —  ß,  und  *h  =»  'Ä^^  sa 
wird  9  da 

Sin^i>  (t-/3)=ii  +Cos.  ß 

iSty 

C*         gl 

I 

Es  ist  aber 

daher 

*wg'  *  /3  =7-  (7^+  -^  Sin.  ^~  '-;;f7--  Sin.  ß,  Cos.  ß). 

Setzt  man.  hier 


p.r 

SO  'Wird 


SB  'a 


(XXXVI.) 

tang.  |.  j3  =«  —  (— .  f  +  —  Sin.  j3  —  ^u.  Sia.ß,  Cos.  j2). 


«     « 


:io)  Es  bezeichne  hier  z,  fz,  A,  ^A.das  fiir  die 
Tangente^  was  diese  Zeichen  früher  für  die  Sinusse 
anzeigten^  so  erhalt  man 

'A  tang. iß=sAß. 7 .  Qf,  Cos. ß  +  u  (1  - a  Cos*. ß)\ 
«Aß.—  ^a  — (3  u  Cos,  ß  —  7)  Cos. ßV 


» 


38i 

Es  ist  aber  auch 

Atang.iß=A.    ^"-'^    ^^     Co,.g(.  +  co..p)+Sin..p 

<"**"g-af      "',  +  Cos.ß       "'^  (i+Cos.p)« 

^       Cos.  ß  4  Cos«,  p  +  Sin«,  ß 

"■      ^'  (i+Cos.^)» 

~^^- T+cäTß' 
und 

'A  tang.  ^  ^  —  4  **"S-  -tf  iS  s=a  'ä  —  a 

=.A^(^[«-.(a«Co8.^-^)  Cos.  ^]-_j-2--^), 

also 

(XXXVn.)Ai3 


^    i.l. 


ai.  Sind  u  und  /3  aufgefunden^  so  berechnet 
man  die  Wirkung  auf  Beschleunigung  yon  ^  «=;  o  bis 
g  s=:  X  nach  Formel  XXIX.  ^  diese  gibt  aber  für  ^  zsre 

//tv  =p.  r.  ( .  Sin.  v.  a  —  — .  £.  x), 

((ä I)     (l— Cos.    «)  2  ^  X 

— — 7- H'''  *> 

Ferner  wird  die  Wirkung  auf  Beschleunigung 
berechnet  von  j  =;  o  bis  ^  =  (t  —  ^)  nach  Formel 
XXXV ,  und  nach  dieser  erhält  man  für  ^  =  ^  *-,  ^ 

-(I  +log.— — -i— Si), 
-^.Sin.  V.  (T-J3)  -  ^.  i'{r^ß)y 

Die  Differenz  dieser  Wirkungen  bewirkt  in  den 
Massen  M  und  'AT von  ^  =  ä  bis  g  5=  -r  —  ß  eine  sol- 
che Beschletmigung^  dafs  durch  die  derselben  zugehö- 
rige Änderung  der  Geschwindi^keitr  der  Warze  die 


38a 

hierzu  gehörige  Höhe  von  H  in  *H  übergeht  \  es  ist 
daher 

i/'tv-."w=Jlf  CÄ-.^  +  'i»f('Ä^Sin^ /3-Ä^Sin»j4 
also 

/vwXTTTr  N    TUT         '''«»—/>  — 'i>/  (ÄSin^.  ß  —  JlSin«.  a) 
(AAAVlliO  ilf  5=8  ,^  _  ,y . 


verbesserter    Stofslieber    oder  hydrauli- 

scher  Widder- 


i^r 


JLlie  Zelchniung  dieses  SiofsheI)erSy  \^elche  sich 
auf  TafeM.^  Fig.jE"  befindet  ^  ist  nach  einer  Maschine^ 
von  Mr.  Anton  Boyer  in  London  erbaut^  nach  den 
durch  Ml".  MilUngton  angegebenen  Verbesserungen. 

A  ist  eine  mit  anderen  in  Verbindung  stehende 
Röhre  ^  von  Holz  öder  £isen^  Von  i8  bis  3o  öder 
4o  FuTs  Länge  ^  nach  dem  Verhaltnifs  ihres  Durch- 
ihessers.  Diese  Röhren  liegen  in  einer  geneigten 
Richtung  von  dem  V^asserbenälter ;  so  dafs  sie  bei  B 
die  grüfste  Tiefe  erreichen. '  Das  Ende  c  der  letzten 
Röbxe  ist  verschlossen ,  und  der  ■  Austritt  des  Wassers 
blofs  durch  eine  in  der  Platte  befindliche  runde 
Öffnung  D  jgestattet.  ^ 

Diese  Öffnung  .ist  mit  einer  sich  nach  innen  öfiT- 
netiden  Klappe  d  verschliefsbar^  welche  so  eingerich- 
XMi  ist j  dafs  sie  durch  ibr  eigenes  Gewicht  im  Was- 
ser niedersinkt^  wenn  dieses  Wasser  obne  Bewegun;; 


383 

ist^  oder  nur  eine  geringe  Bewegung  hat  Setzen  wir 
nun  y  die  Röhre  j^B  erhalte  Wasser  aus  dem  Behäl- 
ter 3  so  wird  dieses  Wasser  zuerst  um  die  Klappe  durch 
die  Öffnung  D  ausströmen : ,  aher  sobald  es  durch  die 
Bewegung  eine  gey^se  Kraft  erlangt  hat^  so  wird  es 
durch  den  Druck  auf  die  Klappe  diese  aufwärts  drük-^ 
ken  und  schliefsen ;  so  dafs  der  Ausflufs  des  Wassers 
augenblicklich  gehemmt  ist.  DasMoment  der  Bewegung 
äufsert  nun  seine  Wirkung  aufwärts  durch  die  öfinung 
£  in  den  Windkessel^  xmd  treibt  das  Wasser  in  die 
Steigröhre  G^  » 

Da  die  Wirkung  des  Stofses ,  welchen  das  Was« 
ser  hervorbringt ,  augenblicklich  ist ,  so  ist  eine  zweite 
Klappe  (^  angebracht  9  zwischen  dem  Luftkessel  und 
der  Kammer  JE,  unterhalb  der  Steigröhre  Gy  so  dafs 
das  Wasser^  welches  durch  den  Rückstofs  in  den 
Raum  i^  getreten  ist^  nicht  mehr  zurücktreten  kann. 

Der  Stofs  des  Wassers  bei  der  unterhrochenen  Be- 
wegung ist  so  plötzlich  Und  heftige  dafs  er  in  der  Röhre  B 
eine  Ausdehnung  herrorbringt  ^  auf  welche  plötzlich 
wieder  eine  Zusammenziehung  und  ein  relativ  leerer 
Raum  in  B  erfolgt^  vermöge  der  Tendenz  des  Was- 
sers nach  ji  zurückzukehren :  dadurch  fallt  nun  die 
Klappe  d  nieder^  und  das  Wasser  fliefst  wieder  durch 
die  Öffnung  J)  aus,  bis  es  die  Klappe  wieder  schliefst, 
dadurch  der  Rückstofs  wieder  eintritt,  und  eine  neu« 
Quantität  Wasser  in  die  Röhre  G  gehoben  wird. 

Es  ist  klar,  dafs  die  Klappen  d  und  (^  in  ihrem 
Gewichte  einigermafsen  adjustirt  seyn  müssen«  Frü- 
her bewerkstelligte  man  dieses,  indem  man  diese  Yen* 
tile  aus  hohlen  messingenen  Kugeln  verfertigte,  mit 
einer  öfihung  an  einer  Seite,  durch  die  man  Blei- 
stücke einlegen  konnte.  Die  Öffnung  wurde  mit  einer 
Schraube  verschlossen,  deren  Verlängerung  zugleich 
den  Stiel  zur  Leitung  der  Klappe  bilaate,     Ol^ei^halb 


•384' 

V  war  gleichfalls  eine  Schraube  angebracht^  .um  die 
Hubhöhe  des  Ventils  zu  reguliren^  und  es  festzu- 
halten. 

Bei  der  neuen  Einrichtung  ist  jedoch  bei  9  eine 
Klappe  mit  Charuier  angebracht^  wodurch  die  Maschine 
vereinfacht,  und  die  Reparatur  erleichtert  wird.  Das 
Gewicht  des  Ventils  D  wird  regulirt ,  indem  auf  dem 
Griff  w  kleine  Gewichte  von  Gufseisen  angebracht 
werden.  / 

Man  hatte  die  Erfahrung  bei  der  alten  Einrich- 
tung gemacht^  dafs  nach  einigem  Gange  des  Stolshe* 
bers  die  Luft  in  F  allmählich  absorbirt  wurde  und 
endlich  ganz  verschwand;  und  das  Wasser,  indem 
so  der  Windkessel  seine  Wirkung  verlor,  in  G  zu 
keiner  bedeutenden  Höhe  s^icg-  ' 

Diesem  Fehler  begegnet  nun  die  Kammer  J?^ 
welche  zwischen  dem  Windkessel  und  der  unteren 
'  Röhre  jB  liegt.  Die  Luft,  die  in  diese  Kammer  tritt, 
häuft  sich  in  dem  Räume  ff  ff  an,  und  gleicht  nicht 
nur  die  Wirkung  auf  die  Klappe  9  aus,  sondern  macht 
auch  die  ganze  Bewegung  weniger  plötzlich. 

In  kleineren  Maschinen  erhält  ffff  den  Ersatz 
der  Luft  durch'  das  Fallen  des  Ventils  /?,  wodurch 
eine  kleine  Quantität  Luft  mit  nieder  gebracht  wird. 

Bei  gröfseren  ist  es  nothwendig,  ein  kleineres 
Saugventil  anzubringen ,  .an  der  äufseren  Seite  von  E 
bei  K^  mit  einer  Feder,  um  sich  nach  innen  zu  öJP 
nen*  t)ie  von  Zeit  zu  Zeit  eindringende  Luft  häuft 
sich  in  f{ff,  öder  geht  endlich  durch  9  nach  F* 

Die  Röhren  Jj  B  haben  von  t  J  bis  6  Zoll  Durch- 
messer ,  und  die  Steigröhre  G  i  i  Zoll  oder  weniger. 
rtie  Klappe  D  macht  5o  bis  70  Schläge  in  der  Minute } 


385 

mit  6  Fufs  Fall  von  dem  Was;6erbeliälter  \7t1rde  Bei 
ledern  Stofseietwa  $  Pini«  Wasser  auf  die  Höhe  voa 
3o  Fufs  ausgegossen. 

Bei  einer  andern  Maschine  wurden  100*  Hogs-* 
heads  Wasser  in  '2^  Stunden  auf  eine  senkrechte 
Höhe  von  i34  Fufs,  bei  einem  Fall  von  nur  4^  Fufs 
gehob^i.  *  X 

Peter  NonaiUe,  Esq.  zu  Kent^  errichtete  eine  sol- 
che Maschine  nach  den  in  der  Zeichnung  angegebe- 
nen Dimensionen,  mit  welcher  er  Wasser  von  einem 
niedrigeren  in  einen  höheren  Teich  hebt,  die  Goo 
Fufs  von  einander  liegen ,  in  der  Minute  ein  Gallon 
Wasser,  bei  einer  Höhe  von  a4  Fufs,  mit  einem  Fall 
von  4  oder  5  Fufs. 


Das  Torfwesen  im  Königreiche  Böhmen, 
in  geognostischer  und  technischer 

Hinsicht. 

Von 

•/.    ^»    S  r  e  ffiy  . 

fftrsth  Cari  von  Auertperg'aehen  Bergamts- Adjanliten« 


W  eichen  Yorrath  an  Brennmateriale  für  ki^nß. 
tige  Generationen  die  Natur  in  denKohlenflötzenmeh* 
rerer  Kreise  J9dÄme/i^  auf  bewahret,  und  welcher  wich- 
tige Ersatz  fiir  Brennholz  aus  der  Benutzung  dersel- 
ben jenen  Gegenden  zufliefst,  wo  der  Mangel  des  er-% 
steren  bereits  fühlbar  i^t,  i^ciget  die  gehaltvolle  par>- 
Stellung  dieses  Zweiges  von  Öerm  Professor  Biepel, 

^Ahrb.  i,  poljt.  lapt.  UI«  B^  ^5 


380 

in  dem  zwcitei^i  Bande  der  Jahrbüclier  des  k.  k.  poljt 
Instituts. 

Diesen  so  reichen  BrennstofTaiederlagen  können 
füglich  die  Torfmoore,  deren  Böhmen  in  allen 
Kreisen  von  der  Gröfse  mehrerer  hundert  Quadi'at« 
. Klaftern,  bis  zu  jener  von  mehreren  tausend  Zechen 
in  auffallender  Menge  einschliefst,  an  die  Seite  gesetzt 
werden;  wovon  jedoch  die  wenigsten  weder  gekannt, 
noch  benutzt  wurden.  Die  hohe  Hofkaromer  imMunz- 
und  Bergwesen  hat  daher  auch  in  Böhmen  diesem 
Industriezweige  eine  würdigende  Aufmerksamkeit 
geschenkt,  und  durch  Eröffnung  eines  Torfstiches 
und  damit  verbundene  Ziegel  -  und  Kalkbrennerei  in 
den  Goftesgaber  Mooren  aes  Joachimsthaler  Berg- 
revieres  den  ersten  Fingerzeig  zu  ähnlichen  Unterneh* 
mungen  in  den  nächsten  Ebenen  und  den  weitem 
Umgebungen  gegeben« 

Der  Wunsch,  zum  allgem^nen  Besten  mitzuwir- 
ken, die  Gelegenheit,  meine  auf  Reisen  gemachten 
Erfahrungen  während  der  Leitung  eines  bedeuten- 
den Torfstiches  durch  die  vielseitigsten  Versuche  im 
Grofsen  berichtiget  2u  haben,  unterstützt  durch  die 
lehrreiche  Mittheilung  des  Herrn  Guberniai  -  und  Kom- 
merzienrathes  Neumann,,  aller  hierauf  Bezug  nehmen- 
den kommerziellen  Ansichten  und  ^taatswirthschaft- 
lichen  Rücksichten^  veranlassen  mich  zur  Öffentlich- 
keit dieser  Bemerkungen,  die  zugleich  als  Vorarbeit 
für  Männer  dienen  mögen  ,  welche  bei  weniger 
beschränktem  Mafs  an  Zeit  und  Hülfsmitteln  ihre  Ein- 
sichten der  weitern  Bearbeitung  dieses  Gegenstandes 
widmen  wollen. 

Die  ausgedehntesten  Torfmoore  sind  unstreitig 
jene  in  dem  Rücken  und  der  südlichen  Abdachung  des 
Erzgebirges^  in  der  Richtung  von  Katharinenberg 
über  Schmiedeberg,  fFiesenthal,  Gottesgab,  Grajs- 


387    ' 


lUz  y  bis  in  diä  Ebene  zwischen  Seebach  und  Fran^ 
zetisbrunn  bei  Eger^  worunter  sich  j^nes  bei  Kalichf 
durch  die  von  dein  Herrn  Grafen  von  Bouquoi  mit 
gewohnter  Sachkenntnifs  ausgeführte  Benutzung  zum 
Betriebe  der  Rothenhauser  Glashütte^  dann  jener  von 
Gottesgab  durch  zweckmäfsigen  Abbau  besfonderd 
auszeichnen. 

V 

Mehr  vereinzelt,  doch  nicht  miridcr  ergiebige 
sind  die  Torflager  an  den  Hochebenen  des  Zinngebir-; 
ges,  zwischen  Schlaggenwald  y  Königswart  und 
l^pl,  deren  einzelne  Lager,  wie  jenes  zum  Behufe 
des  Schlaggenwalder  Bergwerkes  eröffnete  zu  Schön^ 
feldy  eine  Mächtigkeit  von  drei  bis  fünf  Klafter  haben. 
Die  Moore  um  Schlaggenwald  und  Königswart  ha- 
ben einen  bläulichen,  unmittelbar  auf  Gneifs  auflie- 
genden  Letten  zur  Unterlage ,  während  die  Moore 
von  Topeltheüi  an  dieFüfse  der  Basalt-  und  Serpen- 
tinkuppen hingegossen,  oder  über  das  Granitplateau, 
aus  dessen  Lmerem  die  unzählbaren  kohlensauren  Luft- 
und  Sauerbrunnen -Quellen  zu  Tage  treten,  verbrei- 
tet, theils  auf  aufgelösten  Talk,  theils  eisenschüssi- 
gen Thon  gebettet  sind. 

in  der  Nähe  Aqs  PrämonstratenSer-Siihes  liefi* 
der  verstorbene  Herr  Abt,  Rerymund  Hubel,  eined 
Torfstich  zum  Betriebe  des  obrigkeitlichen  Hochofenfll 
eröffnen,  wegen  mehreren  Waldunfällen  durch  Raü- 
penfrafs  und  Dürre  aber  wieder  eingehen. 

Der  klattaitery  Prachiner  undBudweiser  Kreii 
schliefsen  die  gröfsten  Moore  ii;i  den  Östlichen  Sen- 
kungen des  Böhmer-WMes,  deren  eines  die  Gebrü-^ 
der  Hafenbrödel  benutzen ,  als  Hochmoore  ein. 

Die  Moore  des.  Czaslauer,  Chrudimer,  Bidscho* 
wer  und  Bunzlauer  Kreises,  mehr  den  Niederungeit 
des  flachen  JLandes  angehörig,  bilden  Lager  von  miiii^' 

s5  * 


3Ö8 

derer  Quadralfläche ,  und  der  gewöhnlichen  4*  hU  9- 
schlihigen  Teufe;  eignen  sich  aber  um  so  mehr  zu 
einem  vortheilhaften  Abbaue^  da  selbe  meistens  in 
den  holzärmsten  Gegenden  vorkommen^  und  durch 
ihre  Lage  in  den  fruchtbarsten  Qegenden,  z.B.  das 
Lager  von  Libischen,  auf  der  Kameral  -  Herrschaft 
Pardubitz^  von  1000  Metzen  Area  und  6  bis  8  Schuh 
Mächtigkeit ,  dem  Ackerbau  beträchtliche  Ländereien 
v^egnehnien^  die  nach  der  Austorfung  und  Abzapfung 
des  unteren  Grundes  zu  den  reichsten  Wiesenerxräg- 
nissen  gebracht  werden  könüten. 

*  * 

In  Beziehung  dieser  zweifachen  Benutzung  auf 
Torfund  Kultur  des  Untergrundes^  verdient  das  Wie- 
senmoor  in  der  Nähe  der  Kreisstadt  Chrudim ,  auf 
der  Herrschaft  Nassaberg,  welches  von  dem  thätigen 
und  geschickten  Ol^ergärtner ,  Herrn  Ochsenhauser, 
entdeckt^  und  von  dem  um  die  böhmische  Industrie 
hoch  verdienten  Fürsten  Karl  von  jiuersperg  dem 
iLukawitzer  Bergwerke  zur  Benutzung  angewiesen 
wurde ^  um  so  mehr  eine  nähere  Erwähnung^  als 
selbes. mit  den  Lagerndes  Chrudimer  und  Bunzlauer 
Kreises  y  und  nahmentlich  deni  auf  Veranlassung  des 
Chrudimer  Herrn  Kreishauptmannes  und  Gubernial- 
rathes  Jahn  von  mir  untersuchten  Lager  zu  LibU 
sehen  y  eine  in  geognostischer  Hinsicht  merkwürdige 
Ähnlichkeit  hat« 

Dieses  Moor  liegt  2000  Klafter  südlich  von  Chru- 
dim entfernt^  auf  einem  über  das  Flufsbett  der  Chru* 
di*vka  kaum  4  Klafter  erhabenen  ^  von  Märgelschiefer 
koDstituirten^  in  Süden  und  Westen  von  Granit-  und 
Sienitgebirgen  begränzten^  in  Norden  und  Osten  sich 
an  die  Ebenen  des  Kreises  anschliefsenden  Sinken 
ff^orlina,  dessen  gröfste  Niederung  einstens  Seegrund 
und  mit  dem  Flusse  vereinigt  gewesen  seyn  mag^ 
nach  dem  Durchbruch  der  Märgelschiefer-Rücken  im 


589 

Norden  von  Chrudim  erst  austrocknete ,  und^ick  in 
Beiuer  jetzigen  Form  darstellte. 

Das  Niveau  des^  stichwiirdicen  Laders  beträgt 
i^  Klafter  gegen  das  Flufsbett^  oer  Fläcn<minhalt  et-' 
was  über  hunderttausend  Quadratklafler^  die  Mäch« 
tigkeit  in  der  Mitte  4  y  ^^  ^^^  Ausbissen  n  Schub : 
die  Bruckerde  bildet  eine  fast  durchaus  gleich  lo —  m 
Zoll  starke^  mit  Gras  benarbte  Decke,  vrorauf  ge- 
v^öbnlich  Erophor.  poljrstach.  und  yagiratum,  ge- 
gen die  Ausbisse  auch  Plantago  und  Leontodon  tara- 
xacon  vegetiren.  Zunächst  der  Bruckerde  folgen  die 
Torfarten,  und  zwar* 

I )  Stimpftorfy  gewöhnlich  nelkenbrann,  mit  wenig 
Spuren  von  vegetabilischen  Resten  der  Urform, 
dem  Äufseren  einer  verwitterten  Braunkohle 
ähnlich,  nur  in  Ausbissen  und  unvermischt  mit 
dem  Folgenden  vorkommend ,  theils  auf  blauen 
Letten^  mitunter  mit  Märgelschie£ergerölle^  am 
häuGgsten  auf  Kalkmulm  aufliegend. 

^)  Heidetorf  y  schwarzbraun,  aus  wagrecht  über 
einander  liegenden  Schichten  von  theils  pLitt* 
gedruckten  Schilfstängeln ,  theils  verworren 
fasrig  gewebten  moofs-  und  farrenkrautähnli- 
chen  Pflanzen,  auf  derselben  Unterlage  .wie 
N'""'  is,  und  immer  in  der  Mitte  des  Lagers. 

Rein  abgeschnitten  vom  Torfe  formirt  auf  zwei 
^  Drittheile  des  Lagers  ein  graulich  -  weifser  Kalkmulm 
(Aggregat  von  ganzen,  halb  zertrümmerten  und  in 
Staub  aufgelösten  Muscheln,  mit  TorfTasern  vermengt), 
von  3  Schuh  Mächtigkeit,  als  erstes  Glied,  dann, 
wo  dieser  fehlt,  ein  blauer  Letten  als  zweites,  und 
in  Ermanglung  desselben,  ein  MärgelschiefergeröUe, 
das  unmittelbar  auf  dem  Ganzen  aufliegt,  die  Un<r 
terlage. 


300 

Für  den  Ökonomen  mag  das  Vorkommen  des 
obigen  Kalkmnlms  eine  interessante  Erscheinung  seyn, 
da  dessen  Quantität  und  lose  Form  eine  kostenlose, 
und  so  ausgedehnte  Anwendung  gestatten,  dafs  tau- 
sende von  Jochen  saurer  Moor-  und  Wiesengründe 
EU  den  reichsten  Erträgnissen  gebracht  werden 
köxmen.  * 

Die  Gewinnung  geschieht  auf  die  gewöhnliche 
Art  mittelst  Abraumspathen  und  winkelhakigeh 
Stechmessern ,  durch  einmahligen  Abbau  in  4  Klafter 
breiten ,  und  mehreren  himdert  Klafter  langen  Auf- 
ischnitten.  Die  Ziegeln  werden,  da  der  Bedarf  blofs 
zum  Werkskonsummo  bestimmt  ist,  etwas  gröfser, 
und  9war  zu  iioo  Kubikzoll  gemacht.  Übrigens  wird 
blöfs  die  Bruckerde  zur  Kultur  im  Untergrund  ge- 
stürzt, das  TorfUein,  aber  gleich  vom  Stich  weg  in 
hölzernen  Kästen  getreten ,  und  in  den  Handformen 
SU  Ziegeln  geschlagen,  niit  dem  Stichtorf  in  Hohlhau- 
ien  geschichtet,  und  in  langen  Reihen  mit  Luft-  und 
Fahrgassen  zum  Trocknen  gebracht ,  aus  welchen 
dann  Abfuhren,  theils  in  die  Yorrathsschupfcn ,  theils 
in  die  mansardischen  Haufen  nach  den  Witterungs- 
Umständen  eingeleitet  werden. 

Die  in  meinem  Probesudapparate  zur  komparati- 
ven Ausmittelung  des  Wäirmeeffektes  verschiedener 
Torfarten  zum  weichen  Brennholze  angestellten  Ver- 
suche gaben  folgende  Resultate. 

Zum  Verdampfen  von  »4o  Pfund  Flüssigkeit  waren 
erforderlich:  , 

vom  Fichtenholze       .     .     .     .  i5     Pfund 
'  »      Gottesgaber  Sumpftorf  .11^       » 

»  »  Heidetorf    .  i3^       » 

»     Kalicher  »  •  i4t        * 

»     Marienhader  Sumpftorf    i3^       » 
»  »  Heiaetorf    |ia|       » 


t 


vom  Schlaggenwalder  Heidetorf    i4  Pfund  j 
.»      Heiligenkreutzer 
aus  dem  ß'öhmerwalde  •     •     •     •  x6       » 


Da  die  durchschnittliche  spezifische  Schwere 
ohiger  Torfarien  sich  zum  Fichtenholze  wie  35 :  !\o 
verhielt^  so  wäre  der  Wärme  -  Effekt  von  73  Kubikfufs 
in  Haufen  mit  \  Zwischenraum  aufgeschichteten  Tor- 
fes einer  Klafter  Fichtenholz  von'  zweischühiger 
Scheiterlänge  gleich  zu  achten. 

Ein  Kuhikfufs  des  lern  trockenen  Torfes  vom 
Chrudimer  Lager  wiegt  ohne  Zwischenräume  von  18 
bis  32  Pfund. 

.Nach  den  im  Grofsen  damit  angestellten  Versu- 
chen, sowohl  bei  Siedeanstalten  als  Destillationen  des 
rauchenden  Vitriolöhls  auf  den  chemisch  -  technischen 
Anlagen  zu  Gv6k^  Lukawitz^  welche  durch  die  Man- 
nigfaltigkeit ihrer  Erzeugnisse  und  die  unermüdete 
und  zweckmäfsigste  Leitung  des  Herrn  Bergrathes 
Schrottenbach .  zu  den  ersten  Anstalten  der  Monar- 
chie  sich  empor  gehoben  haben ,  waren  zur  Equiva- 
]irung  einer  Klafter  Fichten-  und  Tannenholz  von 
zweischühiger  Scheiterlänge ^  erforderlich: 

von  Sumpftorf  ...  60  Kuhikfufs^, 
T^  Heidetorf  ...  100  ^ 
mit  ^  Zwischenraum^  daher  im  Durschschnitte  beider 
80  Kubikfufsy  weiches  auch^  da  die  Zählung  nach 
Stücken  ^  oder  die  Vermessung  nach  Körben  bei  gros- 
sen Werken  nur  schwankende  Berechnungen  Veran- 
lafsty  zur  Norm  fiir  die  Aufschlichtüng  und  Verwen- 
dung angenommen  wurde.  ' 

Den  ökonomischen  Nutzen  der  Torfasche  bewäh- 
ren die  in  England  zur  Gewinnung  derselben  eigens 
abzWeckende  Vorrichtungen^  und  die  von  dem  furstl. 
Oberamtmanne^  Herrn  Ki^eybig  y  auf  allen  Höfen  de$ 


^92 

Domioiuma  angestellten  Versuche   haben  aucli   hier 
alle  Erwartungen  gerechifeirtiget. 

Die  Bestandtheile  derselben ,  wie  sie  das  Berg- 
"werk  dem  Wirthscbaftsamte  überläfst  ^  sind  in  i  oo : 
Eisenoxyd  .4     .««•*..     5 
Tbon  -  und  Kieselerde     .     .*     .     •  46 
kohlensaurer  Kalk    ....••     6 

ätzender  Kalk 4 

schwefelsaurer  Kalk 38 

Verlust  ♦     • I 

Ein  über  alle  Anpreisung  erhabenes/  günstiges, 
Mischungsverhältnifs  zur  Beförderung  des  natürlichen 
tind  künstlichen  Wieswachses !       ' 

100  Tfaeile  des   erwähnten  Kalkmulms,  aus  no 
in  die  Vierung  genommenen  Schürfen^  ergaben: 
an  kohlensaurem  Kalk    .     *     .     .     78, 
»    Kieselerde   .......     19^ 

»    Torffasern    .     .     .     .     .     .     . ,     3. 

« 

Nach  dem  Stichbetriebe  des  Jahres  18^1  entfal- 
len bei  einer  Durchschnittsmächtigkeit  von  3  Schuh 
auf  einer  Quadratklafter  Moorland^  mit  Benützung  des 
TorfUeins  auf  Streichtorf  an  kerntrocknem  >  Brenn- 
luateriale  90  Kubikfufs^  welche  für  obige  Fläche  des 
Ganzen,  neun  Millionen  Kubikfufs  Torf,  und  sonach 
einen  Ersatz  von  hundert  zwölftausend  Klafter 
izweischuhigen  weichen  Brennholzes  ergeben. 

Nach  dieser  Berechnung  läfst  sich  der  Werth  ei- 
nes Moors ,  dessen  Teufe  in  ider  Mitte  und  den  Rän- 
dern erschöpfl  ist,  mitVerläfslichkeit  schätzen,  wenn 
bei  einem  Torf,  der  in  irocknem  Zustande  tmter  ^5 
Prozent  Asche  ipach  dem  Verbrennen  zurückläfst,  auf 
jede  Kubikklafter  nasser  l^orfmasse,  mit  fiinf  Sechstheil 
Wassergehalt,  zwei  Klafter  gut  geschlichteten,  zwei- 


t 


« 


393 

6chuhigen   weichen  Brexmholzes  angenommen  wer- 
den. 

Obige  Berechnung  zum  tjrundei  gelegt^  enthal- 
ten die  Moore 

hei  Gottesgab ,    .  i^äoo^oöo  Klafter^ 

>  Schmiedeberg,  PFeigerth  und 

'^       Prefsnitz 600^000       » 

€.  Schlaggenwald nnA  Schönfeld  i^aoo^ooo       » 
»  Topel,  Königswarth  und  Ma- 

rienbad 'a,ooo,ooo       » 

w  Libischen  y  Pardubitzer  Herr- 
schaft .    ........     Soo^ooo      » 

9  Chrudim,  wie  oben  ....      iia^ooo       » 

'  In  Einem  sechs  der  beträchtliche- 
ren Moore •  6^3 1 2^000  Klafter. 

Wie  sich  dieses  Quantum  xur  LoLahnasse  aller 
Moorsirecken  des  Landes  verhalte ,  wage  ich  aus 
Mangel  verläfslicher  Daten  nicht  anzugeben ;  indessen 
dürfte  es  kaum  den  zehnten  Theil  betragen^  indem 
die  nicht  einbezogenen  Moore  in  der  Nähe  der  /{o- 
thenhauser  Glashütte  bei  8  Ibis  i  :i  Schuh  Mächtigkeit 
an  3  000  Metzen  Area^  die  Moore  bei  ^emnc^^änf!, 
GraJsUtz  und  Franzensbrunn  ,  über  6000  Metzen 
einnehmen  sollen. 

Bringt  man  die  Hochmoore  des  J9d/iiiterwaldes^ 
und  die  sämmtlichen  Wiesenmoore  der  übrigen  Kreise 
in  Anschlags  so  gibt  die  Totalberechnung  nach  der 
allermäfsigsten  Schätzung  einen  Vorrath  an  Torf^  des- 
sen nähere  Untersuchung  durch  die  k^  k.  Geometer 
bei  der  allgemeinen  Dominien  -  Yermiassung  eben  so 
wünschenswerth  ^  als  u(i  Beziehung  einer  nach  den 
Lokalumständen  modifizirten  Benutzung  för  das  All- 
gemeine sowohl^  als^den  Grundbesitzer  nützlich  und 
nothwendig  wiire« 


«WMHIBl^KHIi 


394 


XXI. 

Beschreibung  des  serbischen  Spinnrades. 

Von 

Karl  Karmarsch  j 

AMistcnten  des  Lehrfaches  der  Technologie  am  k.h.  polyt. 

Institute. 


Jn  der  ungarischen  Militargränze  bedient  man 
sich  eines  Flachsspinnrades  ^  welches  vor  wenigen 
Jahren  durch  geflüchtete  Serbier  daselbst  eingeführt 
wurde  ^  und  welches  wegen  der  Schnelligkeit,  mit 
welcher  man  auf  demselben  spinnen  kann  y  merkwür- 
dig ist.  Da  seine  Erklärung  eine  vollkommene  Be- 
kanntschaft mit  der  Einrichtung  eines  gewöhnlichen 
Spinnrades  voraussetzt^  und  eine  richtige  Würdigting 
der  Art^  wie  das  zu  beschreibende  serbische  Spinn- 
rad seinen  Zweck  erfüllt ,  nur  durch  Vergleichung 
desselben  mit  dem  gemeinen  Rade  erreicht  werden 
kanUji  so  wird  eine  kurze  aber  deutliche  Beschreibung 
des  letzteren  hier  nicht  am  unrechten  Orte  seyn. 

I 

Das  gewöhnliche  Flachsspinnrad  (Taf.  V.  Fig.  1 1.) 
besteht,  wie  bekannt,  aus  einem  grofsen  Rade,  gy 
imd  einer  kleinen  RoUe,  f,  die  nebst  der  (mit  ihr 
aus  einem  Stück  bestehenden)  Spule  e  (s.  Fig.  lo) 
lose  auf  der  eisernen  Spindel  a  b  (s.  Fig.  9.)  steckt 

Diese  letztere  ist  mit  zwei  Flügeln  (der  Gabel) 
d  d  versehen ,  auf  denen  sich  mehrere  kleine  Draht- 
häkchen befinden. 

Bei  a'ist  sie  schief  durchbohrt,  und  an  beiden 
Enden  läuft  sie  auf  zwei  vorragenden  Sprossen  des  Gc- 
stellesj^  welches  in  der  Zeichnung  nicht  angegeben  ist 


Das  Bad  ^  uud  die  Rolle  f  (die  sich  neben  oder 
unter  einander  befinden  können)  ^  sind  durch  eine 
Schnur  ohne  Ende  verbunden^  welche  die  dem  er- 
stören  mittelst  einer  Kurbel  und  eines  Fufstrittes  er- 
thcilte  Bewegung  auf  die  letztere  fortpflanzt. 

Durch  eine  eigene  einfache  Vorrichtung  (nahm- 
lieh  mit  einer  Schraube)^  die  in  der  Zeichnung  eben- 
falls nicht  zu  sehen  ist^  kann  die  Spindel  nöthigen 
Falls  vom  Rade  entfernt^  und  die  scnlafr  gewordene 
Schnur  auf  diese  Art  wieder  gespannt  weraen. 

Wenn  man  unter  den  bis  jetzt  angegebenen  Um- 
ständen das  Rad  durch  den  Tritt  in  Bewegung  setzt, 
so  wird  zwar  die  Rolle  /*  und  die  an  derselben  be- 
findliche Spule  e  sich  drehen ;  allein  die  ganze  Spin- 
del ahy  nebst  der  an  ihr  befestigten  Gabel,  bleibt  in 
diesem  Falle  ruhig.  Beim  Spinnen  bringt  paan  den 
aus  dem  Rocken  ausgezogenen  Faden  durch  die  Durch- 
bohrung a  i  der  Spindel  über  ein  Häkchen  der  Gabel 
auf  die  Spule ,  an  der  man  ihn  befestigt.  (Man  er- 
leichtert sich  diese  Arbeit ,  wenn  man  einen  Zwirn- 
faden auf  diese  Art  an  der  Spule  befestigt,  durch  das 
Loch  der  Spindel  zieht,  und  durch  das  Spinnen  mit 
dem  aus  dem  Rocken  ausgezogenen  Faden  vereinigt.) 
Unter  beständigem  Treten  wird  dann  der  Faden  mit 
beiden  Händen  ausgezogen,  und  mit  dem  Speichel  oder 
einer  andern  klebrigenFlüssigkeit  geschmeidig  erhalten. 

So  lange  man  den  Faden  stark  anzieht,  nimmt  die 
umlaufende  Spule  mittelst  desselben  die  Gabel  mit 
sich ;  dier  Faden  kann  sich  also  nicht  aufwickeln ,  und 
wird  blofs  gedreht ;  sobald  man  aber  etwas  nachläfst, 
dreht  sich  zwar  die  Spule  mit  gleicher  Schnelligkeit 
fort,  die  Gabel  aber  läuft  etwas  langsamer,  der  ge- 
sponnene Faden  wird  also  aufgewickelt. 

Dadurch,  dafs  man  ihn  längere  oder  kürzere  Zeil 
ansieht;^  bevor  man  ihn  einlaufen  läfst,  hat  man   dai; 


396 

Mittel  in  Händen ^  dem  Faden  jeden  beliebigen  Grad 
von  Drehung  zu  ertheilen. 

Wenn  eine  Stelle  der  Spule  mit  Garn  voll  gewickelt 
ist^  80  hängt  man  den  Faden  über  ein  folgendes  Häk- 
chen der  Gabel^  um  auch  die  übrigen  Stellen  anzufdUea. 

Es  ist  begreiflich ,  data ,  wenn  es  nicht  auf  beson- 
dere Feinheit  des  Garns  ankommt^  das  Spinnen  lim  so 
schneller  geht ^  je. schneller  sich  die  Spule  drehu 

Diesen  Endzweck  sucht  man  bei  den  schlesischen 
Spinnrädern  durch  eine  (vielen  Raum  wegnehmende) 
Yergröfserung  des  Rades  ^zu  erreichen^  erhält  ihn 
aber  doch  nie  in  dem  Mafse^  als  dieses  bei  dem  so- 
gleich zu  beschreibenden  serbischen  Rade  der  Fall  ist 

* 

Dieses  letztere  findet  man  auf  Taf.  V,  in  Fig.  12 
abgebildet.  Die  Spindel  desselben^  nebst  allen  mren 
Theilen^  hat  ganz  dieselbe  Einrichtung^  wie  bei  dem 
gemeinen  Rade.  Eben  so  ist  der  Rocken  d  auf  die 
gewöhnliche  Art  angebracht«  ^ 

Das  Rad  a,  von  dem  die  Bewegimg  des  Ganzen 
ausgeht^  ist  durch  eine  Schnur  ohne  Ende  mit  der 
Rolle  c  verbunden«  Sowohl  das  Rad  als  die  Rolle  haben 
auf  der  Stirn  zwei  Rinnen  neben  einander,  und  die 
Schnur,  welche  nur  einfach  ist,  ist  so  geschlagen,  dafs 
sie  über  beide  Rinnen  läuft ;  eine  Einrichtimg,  welche 
eine  gröfsere  Reibung  bezweckt,  die  hier,  wegen  den 
gröfsern  Widerstandes,  unumgänglich  notb wendig  ist 

Mit  der  Rolle  c  an  derselben  Achse,  befindet 
sich  ein  grofses  Rad  b ,  welches  mit  der  an  der  Spule 
befestigten  Rolle  /  durch  eine  andere ,  einfach  ge- 
schlagene Schnur  verbunden  ist. 

Durch  hölzerne  Schrauben  (g,  e)  kann  die  Ent- 
fernung zwischen  dem  Rade  a  und  der  Rolle  cj  ^0 


397 

yvie  jene  zwischen  dem  Rade  b  und  der  Spindel  ef 
nach  der  benöthigten  gröfser^^i  oder  geringern  Span- 
nung beider  Schnüre  regulirt  werden. 

Es  leuchtet  ein^  dafs  sich  die  Spule  ^  selbst  wenn 
das  Rad  a  auch  nur  langsam  gedreht  wird,  mit  einer 
sehr  beträchtlichen  Schneliigkeit  umlaufen  mufs. 
Setzt  man  z.B.  die  Durchmesser  der  Rollen  und  Rä-* 
der  in  folgendem  Verhaltnisse : 

Ä  =s=  i8,  a  =a  i4 

so  wird  die  Spule,  während  das  Rad  a  einen  einzigen 

Umgang  macht,  sich  ( — -^-  j  126  mahl  umdrehen^ 

eine  Schnelligkeit,  die  bei  eipem  gewöhnlichen  Radq 
nicht  zu  erreichen  ist,  weni\  nicht  das  Rad  eine  sehr 
beträchtliche  Gröfse  bekommen  soU,  welche  ihrer- 
seits wijsder  grofse  Unbequemlichkeit  machen  würde. 

Da  nun  die  Menge  des  in  gleicher  Zeit  erzeugten 
Gespinnstes  mit  der  Schnelligkeit  des  Spinnens  im 
geraden  Verhältnisse  steht,  so  ist  die  Nützlichkeit 
dieses  Rades  für  gewisse  Zwecke,  nähmlich  dort,  wo 
es  auf  Feinheit  des  Garns  so  sehr  eben  nicht  ankommt, 
ganz  unbestreitbar  j  dagegen  es  auch  nicht  zu  läugnen 
ist,  dafs  eines  Theils  die  Kosten  eines  solchen  Rades 
die  eines  gev/öhnlichen  übersteigen  werden,  und  daf$ 
zur  Bewegung  desselben  auch  etwas  mehr  Kraftaufwand 
erforderlich  seyn  wird,  als  bei  dem  gemeiueu  Spinnräder 


Die  Manchesterfabrik  des  Franz  fVorm,.^ 

in  Neuforstwalde. 


X^er  nördliche  und  nordöstliche  TheABohmens 
ist  bekanntUch  der  Siti  «iiier  «ehr  ausgebreiteten  In- 


3d8 

dustrie^  vorzüglich  in  Hinsicht -^anf  Verfertigung  voa 
Leinwand  und  baumwoUnen  Zeugen.  Eine  ausge- 
zeichnete Anstalt  dieser  Art  ist  die  M^nchesterfabrik 
des  Herrn  Ft'anz  JVorm^  von  der  hier  einige  Noüzcd 
mitgetheilt  v^erden. 

Diese  Fabrik  befindet  sich  in  dem  Dorfc  Neuforst* 
Walde  y  im  Leitmeritzer  Kreise^  und  erzeugt  jährlich 
ungefähr  3ooo  Stück  schwarzen^  grünen  und  blauen  Ka- 
permanchester. £s  sind  zu  diesem  Zwecke  gegenwärtig 
vierzig  Stühle  im  Gange ,  die  zur  Hälfte  in  der  Fabrik 
selbst^  zur  Hälfte  aber  von  eigenen  ^  auf  den  umliegen« 
den  Herrschaften  Kamnitz^  Rumburg  und  Schlucke- 
nail  zerstreuten  Lohnarbeitern  betrieben  werden.  Die 
verfertigte  rohe  Waare  wird  in  der  Fabrik  gefärbt ;  das 
Sengen  und  Schneiden  verrichten  besondere  Arbeiter, 
die  theils  in  dem  Dorfe  Teuchstatt,  tbeils  in  der  Ge- 
send um  Schönlinde  ansäfsig  sind.  Zur  Appretur^  die 
bis  jetzt  aufser  der  Fabrik  geschehen  mufste  ,  ist  vom 
Unternehmer  bereits  eine  Maschine  angeschaßt  wor- 
den^ mittelst  der  er  sein  Fabrikat  noch  auf  einen  be- 
deutend höheren  Grad  der  Vollkommenheit  zu  brin« 
gea  hoSt.  Die  zu  seiner  Fabrikation  nöthigen  Ge- 
spinnste  bezieht  ff^orni  zum  Theil  aus  Wien,  zum 
Theil  von  Schönlinde,  zum  Theil  endlich  von  Zwickau 
und  aus  der  fVernstädtler  Fabrik. 

Die  Anstalt  des  Franz  Wor*m  gibt  fast  hundert 
Menschen  Nahrung,  wobei  die  mit  dem  Appretiren  be- 
schäftigten Personen  noch  nicht  mitgerechnet  sind. 
Über  die  Qualität  der  Erzeugnisse  ist  nur  eine  Stimme 
unter  den  Abnehmern  der  Fabrik,  und  diese  gereicht 
der  Industrie  desUnternehmers  zur  gröfstenEhre,  indem 
derselbe  seine  Fabrikate  in  allen  Rücksichten  den  engli^ 
liehen  Produkten  dieser  Art  gleich  zu  stellen  ge wufst  hat. 

Der  Vertrieb  der  Waare  geht  hauptsächlich  nach 
Prag,  Brunn,  Wien,  Grätz,Lin^,  Pesth  u.  Prefsburg. 


399 


XXIII. 

Die  Spitzenfabrik  zu  HirschenHand^    im 
Eübegner  Kreise  Böhmens. 


JLIiese  Fabrik  besteht  schon  über  dreifsig  Jahre^ 
und  i/vird  seit  acht  Jahren  von  'den  gegeni/^äriig^n  Ei- 
genthümem^  den  Herren  Anton  Karl  Korby  und  Jq^ 
seph  Kunzmanuy  unter  der  torigen  Firma:  Gott-- 
Schalk  und  Comp,  fortgeführt 

Von  der  Ausdehnung  dieser  Anstalt  kann  man 
sich  einen  Begriff  machen  ^  wenn  man  weifs ,  dafs  för 
Rechnung^  derselben  sich  über  8000  Personen  mit 
Klöppeln  beschäftigen.  Nach  dem  im  Jahre  läao 
ämtlich  aufgenommenen  Stande  der  Fabrik  betrug  die 
Anzahl  der  Klöppler  in  den  Orten : 


Sauersack 
Fribus  •  .  • 
Hirschenstand 
Neuhaus  •  .. 
Trinkseifen  . 
Neuhammer  . 
Neüdeck  .  • 
£ibenberg  • 


Grajslitz  u.  der  Umgegend  1000 

45a 

12^5 

^5o 
182 
184 
i36 
206 

454 


Rohling 
Joachimsthal 
jiberdam    •     . 
Platten  .     .     . 
Sebastiansberg 
Schönlinde 
Heinrichsgrün 
Gottesgab 


826  Personen^ 
243 

710         ^ 

245  » 

820  ^ 

554  * 

920  * 

i56  ^ 


Summe    «  856 1  Personen. 


\ 


t 


4oo 

Der  Wertli  aller  von  diesen  Arbeitern  Yerfertig- 
ten,  und  von  der  Fabrik  angekauften  Spitzen  betrug: 

imJahrei8i7      ......    •  a42,6o5  fl.  W. W. 

»      9     1818 290^480  »    »    » 

*     V     i8ig     •••..•«  301^8^6  *    »    » 
»     9     1 820  bis  ZOT  Mitte  August»  274^962  »    *    t 

Die  Erzeugnisse^  sowohl  leinene  als  seidene  Spit- 
zen^ sind^  den  vorgelegten  Mustern  nacb  zu  urthei- 
}en,  von  sehr  guter  Qualität^  und  finden  ihren  Ab- 
satz hauptsächlich  nach  Wieriy  Pesth  und  Grätz, 
aber  aucn  nach  andern  Orten  in  Österreich^  Ungarn 
und  Steyermark.  Sogar  nach.  iSac^e/i  ist  in  der 
letzten  Zeit  ein  Theil  der  erzeugten  Spitzen  abgesetzt 
"worden. 

Merkwürdige  und  eine  offenbare  Folge  von  dem 
industriösen  Geiste  und  der  ungemeinen  Thätigkeit 
der  Fabrikseigenthümer  ist  die^  selbst  bei  den  ungiin- 
atigsten  Zeitverhältnissen  immer  fortwährende  Zu- 
nahme des  Verschleifses.  Die  Summe  desselben  be- 
trug nähmlich: 

im  Jahre  1817 189^592  fl.  W.W. 

»      »      1818 25ti,45o  »     »,    » 

»      »      1919 267,934  ^    »    * 

»      »      1820 bis z. Hälfted. August  249y5o4  »     »    » 

Was  das  zum  Betriebe  der  Fabrik  erforderlicbe 
Material  betrifft,  so  wird  der  benöthigte  Zwirn  gröfs- 
tentheils  in  Böhmen  selbst  angekauft;  nur  die  feinsten 
Sorten  desselben  müssen  aus  Sachsen  eingefiihn 
werden. 


mmt^i^ 


XXIV. 

Wissenschaftliche  und  technologische! 

Notizen, 

ausgezogen  aus  den  englischen  und  fraü' 

KÖsiachen  Zeitschriften, 


Nr.  I  —  Sä.  von  Joh.  PeL  Kretz^ 

Assistenten  des  Lehrfaches   der  Physik  am   k.  h.  polytechnischen 


Institute. 


ifeättai 


X.    Betten^  um  die  Ansteckung  ^u   verhüten  oder 
zu  heschränken«     Von  Herrn  De  Hemptine  ^  Apo-* 

theker  zvl  Brüssel* 

JJiese  Betten  können  y/ffie  immer  eingerichtet  seyft^ 
%enn  sie  nur  nach  demselben  Prinzipe  gebaut  werden^ 
Dieses  aber  besteht  darin ,  dafs  man  ein  gewöhnliches 
Bett  nimmt  9  welches  an  den  vier  Ecken  mit  8äa1en  odei* 
Pfeilern,  vier  bis  fünf  Fufs  hoch,  yersehen  ist,  worauf 
eine  abgeplattete  yiereckige  Pyramide  ruht,  deren  Spitzt 
in  einen  Kanal  von  der  Gestalt  eiiier  RöRre  ausgeht.  Man 
spannt  über  dieses  Gerippe  geprefste,  öder  noch  besser^ 
gemahlte  Leinwand ,  werin  das  Bett  fär  ein  Öpital  dient. 
Man  mag  aber  für  diese  Behleidurtg  was  immer  wählen, 
so  mufs  sie  so  gerichtet  werden ,  dafs  derjenige  Theil  da- 
von «  der  die  Hauptseite  des  fettes  bildet  ^  nach  Belieben 
ganz  oder  zum  Theil  geöffnet  werden  kanfl  Gewöhnliche 
Himmelbetten  können  auch  zu  diesem  Zwecke  tem^endet 
werden ;  nur  mfifste  man  die  Vorhänge  sd  einrichten  nnd 
befestigen,  dafa  die  Luft  nur  von  der  Torderseite  zum 
Bett  dringen  könnte  u*  s.  1f. 


403 

Die  Bohre,  worin  die  Pyramide  ausgehe,  endigt  sich 
in  einem  andern  Kanäle,  welcher  mit  dem  Brennorte  eines 
Ofens  oder  eines  Kamins  in  Verbindung  steht,  wo  das 
Feuer  nur  durch  die  Luft  aus  dieser  Röhre  genährt  wird. 
Ist  das  Feuer  angezündet,  so  kann  man  versichert  seyn, 
dafs  keine  Gefahr  der  Ansteckung  mehr  vorhanden  ist. 
Die  äüfsere  Luft  wird  in  das  Bett  gezogen  ,  durclislreicht 
es,  und  reifst  alle  krankhaften  Ausüässe  mit  sich  nach  dem 
Brennorte. 

In  den  .Spitälern  wird- man  diese  Betten,  wiege» 
wohnlich,  in  eine  Reihe  stellen,  die  Röhre  aber,  in  welche 
jede  Pyramide  ausgeht,  wird  sich  in  einen  gemeinschaft- 
lichen Kanal  münden,  welcher  horizontal  über  der  Betten- 
reihe angebracht,  ist.  Hier  wird  die  Wirkung  ganz  die- 
selbe seyn,  wie  bei  einem  einzelnen  Bette;  d^nn  bei  al- 
len wird  die  Luft  zugleich  sich  erneuern,  vermöge  der  gros- 
sen horizontalen  Röhre,  welche  mit  dem  Brennorte  in 
Verbindung  steht. 

Um  die  Wirkung  zu  zeigen ,  welche  Betten  machen 
müfsten,  die  nach  diesem  Prinzipe  geordnet  wären,  liefs 
TcLßrv  De  Hemptine  Modelle  im  Kleinen  anfertigen,  in  welche 
er  angezündete  Räucherkerzchen,  oder  Gefäfse  stellte, 
woraus  geschwefeltes  Wasserstoflgas  oder  ein  anderes  übel- 
riechendes Gas  sich  entwickelte ;  der  Lufu^g,  welcher,  mit- 
telst des  Feuers,  durch  das  Bett  bewirkt  w^rde,  rifs 
diese  riechbaren  Theile  nach  dem  Brennorte  mit  sich  fort, 
so  dafs  man  nicht  den  mindesten  Geruch  im  Zimmer  ver- 
spürte. —  Ein  näheres  Detail  hievon  findet  man/  in  den 
Annales  generales  des  sciences  ph^sigues^  Tome.  IL  p.  as4*«^* 


a.    Verbesserung  saurer  Weine. 

Man  hat  ein  Mittel  gefunden,  die  w^cifsen  Weine  zu 
verbessern,  wenn  die  Qualität  der  Trauben  befürchten 
liifst,  dafs  selbe  sauer  oder  herb  werden.  Man  nimmt 
!25o  Gramm  (  elvira  14V4  Lolh)  verwitterten  Kalk,  über- 
schüttet ihn  mit  ungefähr  einem  Demi  -  Litre  (  gegen  1  Vi 
Seitel )  Wasser,  rührt  es  um  und  gief^t  dieses  weifsc  Was- 
ser in  ein  Fafs  ,  bevor  man  ^en  weifsen  Wein  ans  der 
Kufe   dort  einfüllt.  Der  Wein  wird  unverzüglich  entsäuert, 


4o3 

der  kohlensaure  und  weinsteinsaure  Kalk  schlagen  »ich  nie-* 
der,  i^nd  die  klar  gewordene  Flüssigkeit  wird  in  eine  aA- 
«lere  Tonne  überfülU,  wo  sie  ihre  stille  Gährung  rollen-' 
der.  Der  durch  dieses  Mittet  erhaltene  weifse  Wein  ist 
immer  ^eit  besser  als  einer  aus  derselben 'Gegend  und  ron' 
demselben  Jahre  ,  der  aber  nicht  auf  diese  Art  behandeU 
worden. 


3i     Ein  Wirthschaflliches  gegohrenes  Getränk. 

Herr  Bajretj^  Apotheker  in  Paris  ^  hat  den  Landleutert 
ein  Getränk  vorgeschlagen ,  welches  gesund ,  wirthschaft^ 
lieh  und  leicht  zu  machen  ist^  und  den  Most  oder  das 
leichte  Biet  iehr  gut  ersetist.  Zur  Fruchtzeit,  sagt  er, 
dörrt  man  in  einem  Backofen  die  herabgefallenen  und  ge- 
reinigten Apfel  und  Qirnen  entlreder  ganz  oder  zerstückelt« 
Wenn  sie  gedörrt  sind,  yerfertigt  man  das  Getränk  auf  fol- 
gende Weise.     Man  nimmt: 

Äpfel     .     .     I)       Kilogranfiti  (etwas  über  16      Pfd.) 
Birnen       •     1  -  »  (gegen  2         »     )f 

Hopfen       .     aV^Hektogr.      (     »  aaV^Lth.), 

darüber  giefst  man  So  Litre  (etwas  übet  56- Vi  Mafs)  Was^ 
ser  i  und  zwar  die  Hälfte  davon  siedend ,  den  Rest  aber/ 
wenn  das  Erste  abgekühlt  ist.  Diese  Mischung  stellt  man 
an  einen  Ort,  dessen  Temperatur  Zwischen  iB  und  20 
Grad  ist.  Die  Gähi^ung  wird  bald  beginnen.  Wenn  sie 
vorüber  ist,  und  die  Flüssigkeit  ruhig  geworden,  und  sich 
gesetzt  hat,  so  läfst  man  sie  al)  und  gibt  sie  in  Böuteillen. 
Einige  Tage  darauf  moussirt  dieses  Getränk  und  erhält  ei- 
nen sehr  angenehmen  Geschmack.  ]f)er  Hopfen  gibt  ihüi 
die  Eigenschaft,  dafs  es,  ohne  yerändert  zu  worden,  meh- 
rere Monathe  aufbewahrt  werdet  kann. 


4-     Verb^s^ertes^  Yerfahrenr^  lim  Rafsirmessefr  und  dbi^ 
rurgi^cbe  rnslrümente  abzuziehen:    Yoil  Herrn, 

Merime'e. 

ff 

Zu  diesem  Zwecke  sind  schon  allerlei  Substanzen  una 
MiVchnnMn  rorgescklagen  uläd  Versucht  worden,  di^Aeitt^ 


4o4 

selben  aber  nur  tüeilweise  entsprachen;  Herrn  Metimee, 
Mitgliede  der  Gesellschaft  zur  Aufmunterung  der  National- 
Industrie  in  Paris  j  verdanken  wir  ein  neueres  Mittel ,  vrel« 
ches,  als  vollkommen  entsprechend,  von  allen  angefühmt 
wird,  die  Versuche  damit  angestellt  haben«  .  Es  ist  das 
Tritoxjrd  des  Eisens  9  und  wird  auf  folgende  Art  bereitet: 

Man  nimmt  grünen  Vitriol  und  Kochsalz  zu  gleichen 
Theilen ,  mischt  sie  in  einem  Mörser  und  gibt  sie  dann  in 
eineti  Tiegel ,  den  man  bis  zum  Rothglühen  erhitzt  Man 
läfst  nun  die  Materie  erkalten  und  giefst  eine  hinlängliche 
Menge  Wasser  daiiüber ,  um  sie  auszulaugen ;  das  Wasser 
löst  die  schwefelsaure  Soda ,  die  sich  gebildet  hat,  auf,  und 
man  findet  auf  dem  Boden  des  Gefafses  ein  graues,  irie 
Glimmer  glänzendes  Pulver ,  das  sanft  zum  Anfühlen,  aber 
doch  noch  hart  genug  ist ,  um  durch  Reibung  auf  das  Ei« 
sen  und  den  polirten  £ftahl  zu  wirken.  Man  kann  nun  die« 
ses  Pulver  auf  eine  Lederfeile  streuen,  nachdem  man  selbe 
vorher  entweder  mit  etwas  Öhl  bestrichen,  oder  mit  ein 
wenig  Wasser  befeuchtet  hat* 


T- 


5.    Eine  einfache  Art  Yon  Mikroskopen. 

Herr  Sirright  hat  eine  sehr  einfache  Art  angegeben, 
Mikroskope  zu  verfertigen.  Sie  besteht  darin,  dafs  man 
in  ein  Platinbiättchen ,  von  der  Dicke  der  gewöhnlichen 
Zinnblätter,  zwei  oder  drei  runde  Öffnungen,  Vio  bis  Vto 
Zoll  im  Durchmesser,  und  ungefähr  einen  halben  Zoll  von 
einander  abstehend,  macht,  und  an  diese  Öffnungen  Glas- 
stückchen von  der  Gröfse  bringt ,  dafs  sie  nicht  durchfal« 
len  können.  Schmilzt  man  nun  diese  Stückchen  an  der 
Flamme  des  Löthrohres,  so  nehmen  sie  die  Gestalt  einer 
Linse  an  und  haften  fest  an  das  Metall,  so  zwar,  dads  die 
Linse  zugleich  befestigt  und  gefafst  ist.  Um  sie  plan-con- 
vex  zu  erhalten,  nimmt  man  ein  Blättchen  polirten  Topai» 
legt  ein  Stückchen  Glas  darauf  und  setzt  es  der  Schmela- 
hitze  aus ,  die  Linse  wird  dann  auf  der  einen  Seite  plaoi 
und  auf  der  andern  convex. 


4o5 
^  6.    Ein  sehr  gutes  FlafsmitteL 

Der  Zufall  hat  die  flafsbefördernden  Ei^enscliaften 
des  schwefelsauren  Strontian'  entdechen  gebolfeiv;  ein  eng- 
lischer Schmidt  hat  sich  dieses  Minerals ,  im  Pulver  ,  als 
eines  Fiufsmittels  bedient,  um  den  atrengflüssigsten  Stahl 
zu  löthen  und  blau  anlaufen  zu  lassen ;  er  hat  es  für  besser 
erkannt  als  den  Borax ,  weil  es  bei  einec  weit  höbera 
Temperatur  noch  feuerbeständig  bleibt. 


7*    Scheidung  des  Goldes  aus  dem  Silber. 

Einige  Metallreiniger  fajjfineurs)  zu  Paris  weAdem 
nun  einen  neuen  Scheidungsprozefs  an,  welcher  viele  Yor- 
theile  gewährt.  Er  ist  einfach,  leicht,  wirthschaftlich 
und  weit  weniger  der  Gesundheit  nachtheilig,  als  die 
Scheidung  durch  Salpetersäure.  Er  b^teht  in  sechs  Ope- 
rationen: 

i)  In  mehreren  Öfen ,  einen  Fufs  im  Durchmesser« 
werden  Platingefafse  von  eirunder  Form  eingesetzt ,  in  de- 
ren jedes  ungefähr  lo  Mark  gekörntes  Silber  gethan  wird. 
Man  giefst  dann  in  jedes,  dem  Gewichte  nach,  ungefähr  das 
Doppelte  konzentnrte  Schwefelsäure. 

Jedes  Gefafs  wird  mit  einem  hohlen  Flatinkegel*  be- 
deckt ,  der  an  seiner  Spitze  eine  Öffnung  von  ungefähr 
vier  Linien  hat ,  um  den  Dämpfen ,  die  sich  bilden ,  einen 
Ausweg  zu  verschaffen.  Man  kann  an  diese  Öffnung  eine 
Platinröhre  anbringen ,  welche  das  Gas  in  den  Rauchfang 
'fühlet,  oder  eine  gläserne,  welche  es  in  Pf^ouysche  Fla- 
schen leitet« 

Dieser  Apparat  wird  durch  f&nfzehn  Stunden  erhitzt. 
Die  Entwicklung  des  schwefeligsauren  Gases  hat  nur 
durch  zwei  Stunden  Statt;  man  mufs  aber  Sorge  tragen, 
dafs  dieses  Gas  in  den  Bauchfang  gezogen  werde ,  sonst 
könnte  es  durch  Verbreitung  im  Laboratorium  den  Arbei- 
tern Uabequemlichkeiten  verursachen. 

a)  Man  verdünnt  die  schwefelsaure  Auflösung  in  den 
Flatingefafsen  mit  Wasser,  bis  sie  i5  bis  so  Grade  zeigtj 


4o6 

dann  macht  man  durch  Htneingeben  Ton  Kupferplatlen  den 
Niederschlag* 

3)  Da«  Silber ,  -^vclches  sich  durch  die  Torige  Opc- 
l*ation  nieder  geschlagen  hat,  wird  in  einem  Tiegel  ge- 
achmolzep  und  zu  Bpn^en  (  Stangen  )  gegossen. 

4)  Man  dampft  die  mit  Hupfer  gesättigte  Auflösung 
bis  zur  Krystallisation  ab. 

5)  Man  laugt  das  schwefelsaure  Kupfer  mit  sieden- 
jiem  Wasser  aus,  und  sqnd^ftt  so  die  schönen  Brjstalle 
Ton  den  kleinen «  welche  wieder  aufgelöst  werden ,  und 
aufs  Neue  zu  Krystallen  anschiefsen. 

6)  Das  Metall^  welches  in  den  Platingefafsen  der 
Einwirkung  der  Schwefelsaure  widerstanden  hat,  ist  (zold. 
Man  schmilzt  es  mit  etwas  Flufs  in  einem  Tiegel. 

Es  ist  ein  verlafslicber  Satz  der  Metallurgie,  dafs 
das^Terarbeitete  und  gehaltvolle  Silber  Viooo  seines  Ge- 
wichtes feines  Gold  enthält.  Dieses  Gold  war  sonst  ye^ 
loren.  Gegenwärtig  aber  geben  tausend  Mark  Silber  durch 
dieses  Verfahren  eine  Mark  feines  Gold ,  also  einen  Vor- 
theil  Ton  beinahe  900  Franken.  Berechnet  man  ferner  wie 
viele  tausend  Mark  Silber  jährlich  in  den  Münzen  ,  in  den 
Künsten ,.  im  Handel  verschmolzen  werden,  so  wird  man 
von  dem  ungeheuren  .  Vortheile  wohl  leicht  überzeugt, 
welchen  die  Anwendung  dieses  neuen  Yerfkhrens  dem 
Staate  gewährt,  das  wir  den  Herren  Darcet  und  Lpbel  ver- 
danken (Annalet  generaUt  des  sciences  phjr$ique9m  T.  VI» 
pag.  187), 


8.    Yeiryfeiidung  d^s  Berlinerbls^ues  zur  Färberei. 

Es  sind  vielleicht  schon  sechs  und  vierzig  Jahre, 
dafs  es  dem  Herrn/.  M.  Hausmann  gelungen  ist,  das. Ber- 
lin crblau  an  baum'v^ollenen  Stoffen  zu  befestigen ,  und  die 
Olivenfarbe,  welche  die  Alaunerde  und  das  Eisenoxjd  zur 
Grundlage  hat ,  in  ein  sehr  schönes  Grün  zu  verwandeln« 
durch  die  E)intauc)iung  in  eine  Kufi^  Wasser  ,  welches  mit 
blausaurer  Pottasche  ganz  leicht  gesäuert  ist.     Beide  Bor« 


4o7 

ten  TOH  gefärbten  Stoffen  waren  im  Handel  sehr  gesucht. 
Durch  ein  ähnliches  Verfahren ,  wie  bei  der  Baumwolle, 
bat  er  auch  an  der  Seide  dieselben  Nuancen  und  Farben 
beryor  gebracht;  und  gegenwärtig  ist  er  auch  darauf  ge* 
kommen,  das  Berlinerbiau  an  der  Schafwolle  zu  befesti- 
gen, und  am  Tuche  dieselben  Nuancen  hervor  2a  bringen, 
wie  an  der  Baumwolle  und  der  Seide. 


9.    Verwendung  des  chromsauren  Bleies  zur 

Färberei. 

Die  Anwendung  des  chromsauren  Bleies  auf  die  Seidet 
die  Schafwolle  ,  den  Flachs  und  die  Baumwolle ,  die  Herr 
Laissaigne  gemacht  hat,  ist  ein  neuer  Beweis  von  der  Mög- 
lichkeit, auch  unter  den  Mineralkörpern  Färbemittel  zu 
finden.  Er  taucht  die  Strähne  der  in  Seifenwasser  ge- 
kochten Seide  (soie  decreujtee)  durch  eine  Yiertelstunde 
in  eine  schwache  Auflösung  von  essigsäurichtem  {sous -' aee' 
täte)  Blei,  und  wäscht  sie  in  fliefsendcm  Wasser.  Die 
Seide,  welche  auf  diese  Art  von  einer  gewissen  Menge 
Ton  essigsäurichtem  Blei  dar.chdrungen  ist,  wird  dann  in 
eine  schwache  Auflösung  von  neutraler  chromsaurer  Pott- 
asche getaucht;  sie  nimmt  sogleich  eine  schöne  gelbe 
Farbe  an,,  deren  Intensität  nach  sfehn  Minuten  ihr  Maxi-» 
mum  erreicht.  Dann  wäscht  er  sie  und  läfst  sie  trocknen« 
Diese  Farbe  bleibt  ander  Luft  unverändert,  aber  sie  erfor- 
dert beim  Laugen  {Lesswage)  des  Stoffes  viele  Sorgfalt. 


I  o.    Mahaleb  -  Maraschino. 

Man  hat  bisher  von  der  Frucht  des  Luzienbaumes 
•der  'des  sogenannten  schwarzen  Yogelkirschenbaumes 
(Prunus  Mahaleb ,  Lin.)  keinen  Gebrauch  gemacht;  diese 
Frucht  ist  klein  und  schwarz,  und  von  einem  ziemlich 
unangenehmen  Geschmacke,  man  kann  aber  doch  einen 
guten  Liquen r  daraus  bekommen.  Herr  Cadet-de-Vaux^ 
welcher  in  dieser  kleinen  Kirsche  einen  aromatischen  Ge- 
schmack verspürte,  verfiel  darauf,  dafs  sie  auf  eine  Art 
Hirschenwasser  verwendbar  seyn  müfste.  Wirklich  gährte 
sie  und  gab  durch  Destillation  einen  Alkohol  j   macht  man 


4o8 

^ber  zuerst  darch  einige  Zeit  einen  Aufgufs  darauf  mit 
einen)  Branntweine  (eau^de^tne)  und  destillirt  dann  aus 
dem  Waöserbade,  so  erhält  n^an  einen  Geist  von  einem 
'sehr  angenehmen  Aroma,  welcher,  gehörig  gezuckert,  ei- 
nen Liqueur  gibt,  der  dem  besten  italienischen  Maraschino 
zur  Seite  steht«  Man  muig  die  Früchte  sammt  deren  Kernen 
zerquetschen/  bevor  man  den  Branntwein  aufgiel'st;  auch 
rnuis  man  cjen  Geist  auf  ai  Grad  zurückbringen,  ehe 
inan  ihn  zuckert.  Man  gibt  dann  ungefähr  zwölf  Unzen 
ßucker  auf  d|*ei  Seitel  Liqueur. 


II.    Neues  Email  för  Porzellan. 

Herrn  Jphn  Ro^e  verdanken  wii>  die  Zusammensetzung 
eines  neuen  Emails  fiir  Porzellan  und  feine  Fajence ,  de- 
l*en  Hauptbestandtheil  der  Feldspath  ausmacht;  sie  be- 
steht in  einer  Mischung  ron  27  Theilen  gepülrerten  Feld« 
spath,  18  Th.  Borax.  4  Th.  Sand,  1  Th.  Soda,  1  Tk. 
Salpeter  und  1  Th.  Thon.  Man  schmilzt  diese  Mischung 
zu  einer  FVitte,  gibt  5  Th.  Borax  hinzu  und  pulvert  sie. 
Nach  Versuchen,  welche  die  Aufmunterungs- Gesellschaft 
zu  London  mit  diesem  Email  hat  anstellen* lassen^  hat  man 
es  für  besser  befunden ,  als  jedes  andere  bisher  bekannte* 
Es  läf'st  sich  leicht  und  gleichförmig  auftragen,  ohne  dafs 
das  Porzellan  braucht  geschmolzen,  oder  auch  nur  er- 
weicht zu  werden.  Es  verbreitet  sich  gleichförmig,  ohne 
Blasen  oder  Unebenheiten  zu  machen ;  es  verdeckt  oder 
▼erändert  selbst  die  zartesten  Farben  nicht,  wie  z.  Bt  das 
Grün  und  Roth  vom  Chrom  :  es  vereinigt  sich  auf  das  in- 
nigste mit  demselben,  und  ein  Porzellan ,  welches  damit 
bedeckt  ist ,  kann  ein  zweites  Mahl  durch  das  Feuer  ge- 
hen, ohne  dafs  dieses  Email  springt  oder  sich  nur  ritzt. 


|3.     YorBÜge  Ae%  vor  seiner  vollkommenen  Reife  ge^ 

achnittenen  Getreides. 

Zu  VadonQiüe  «  aujc  -  Forges  im  Arrondissement  von 
Commercjr  in  Frankreich  hat  man  Getreide  zehn  bis  zwölf 
Tage  vor  seiner  Reife  geschnitten,  und  vergleichende  Yer? 
suche  öffentlich  angestellt  zwischen  e'mev  gewissen  Menge 


4o9 

« 

solcher  Körner  und  einer  dem  Volumen  nach  gleichen 
llenge  anderer«  welche  zur  gewöhnlichen  Zeit  geernte't 
worden  waren.  Beide  Ernten  wurden  zu  einer  günstigen 
Zeit  gemacht.  Das  erste  Getreide  gab  von  acht  <Garben 
im  Mais  nicht  mehr,  als  das  zweite  von  sechs  Garben. 
Der  doppelte  Dekalitre  (etwas  über  zwei  Achtel)  des  nicht 
reifen  Getreides  wog  16  Kilogramm  (28 '/z  Pfd.),  der  des  ' 
reifen  nur  14  ( a5  Pfd.).  Beide  zu  Mehl  gemahlen  und 
zu  gleichen  Gewichten  verglichen ,  zeigten ,  da(s  das  erste 
mehr  Wasser  zum  Kneten  brauchte ,  als  das  zweite.  Das 
nicht  reife  Getreide  gab  mehr  Brot,  sowohl  dem  Volu- 
men, als  dem  Gewichte  nach:  der  Unterschied  betrug 
ungefähr  7io  am  Gewichte;  es  war  auch  besser  und  weis- 
ser. Man  hat  den  Versuch  noch  weiter  fottgesetzt ;  man 
hat  ein  Stück  Landes  in  zwei  Theile  abgesondert,  und  mit 
beide^  Körnergattungen  besäet ,  den  ganzen  Hergang  aber 
gerichtlich  bemerken  lassen.  Im  Monathe  Dezember  i8ao 
standen  beide  Partien  gleich  gut«  -  Von  der  kommenden 
Ernte  stand  der  Ausgang  dieses  Versuches  zu  erwarten, 
der  mit  vieler  Umsicht  angestellt  wurde. 


1 3«     Zur  Gasbeleucktung, 

Die  Beleuchtung  mit  Wasserstoffgas  ist  in  Paris  im 
Hospital  iS^  Louis  mit  vieleni  Erfolg  eingeführt  worden. 
Aus  einer  Übersicht ,  welche  Herr  Peligotj  Administrator 
des  Hospitals,  gegeben  bat,,  und  worin  alle,  selbst  die 
^llerunbedeutendsten  Ausgaben  einbegriffen  sind,  geht  her- 
Tor,  daf^  durch  diese  Belenchtungsart ,  abgesehen  yon 
dem  gröfseren  und  schöneren  Lichte,  im  Hospital  A«  Louis 
noch  jährlich  1 6,3 11  Franken  erspart  werden  (Annales  ge* 
ntrales  des  sücnces  p}yrs.  Atfril  1821^, 


i4     Glasmahlerei  und  gefärbte  Gläser, 

England  ist  das  einzige  Land  in  Europa^  wo  in  der 
Glasmahlerei  mit  Erfolg  gearbeitet  worden,  weil  sich 
dort  der  Gesehmach  an  der  gothischen  Bauart  in  einem 
solchen  Grade  erhalten  hat,  dals  es  dort  Priratleute  gibt, 
welche  ungeheure  Summen  darauf  verwenden,  Gebäude 
aufzuführen,  .die  des  fieraehnten  Jahrhunderts  würdig  wäv 


4x0 

reii.  Herr  Becl^ord  lafst  ^in  waitUofiges  Schlofs  nach  Art 
der  gothischeix  Abteien  und  nach  der  Angabe  des  Herrn 
Tf^ratt  aufbauen ,  'und  hat  schon  mehrere  Millionen  Gul- 
den  auf  die  Aufführung  dieses  Denkmahls  verwendet«  Wir 
können  hier  das  Schlöfs  des  Chevalier  IT.  WalpoU  zu 
Sirawberry  "HaU  auch  nicht  unerwähnt  lassen^  berühmt 
durch  die  grofsen  Fensterwerke,  die  sich  dort  befinden, 
aber  mehr .  noch  durch  den  gelehrten  Eigenthümer ,  dem 
man  mehrere  Werke  von  seltenem  Werthe  verdankt.  Er 
hat  auch  die  Geschichte  der  Kunst  auf  Glas  zu  mahlen  ge- 
schrieben und  herausgegeben. 

Um  Kupferstiche  auf  Gl  äs  zu  übertragen,  bedient 
man  sich  folgenden  Verfahrens.  Die  mit  fettem  Öhle  be- 
reiteten und  abgeriebenen  metallischen  Farben  werden 
trocken  auf  das  gestochene  Kupfer  aufgetragen*  Dieses 
trocknet  man,  wie  es  die  Drucker  mit  gefärbten  Platten  zu 
machen  pflegen,  an  der  Hand,  und  gibt  den  Abdruck  auf 
ein  Blatt  Schlangenpapicr  (««rp^n/«),  welches  man  so- 
gleich auf  die  Glastafel ,  die  gemahlt  werden  soll ,  über- 
trägt, doch  so,  dafs  die  gefärbte  Seite  gegen  das  Glas 
gekehrt  ist:  hier  klebt  es  sich  nan  an,  und  sobald  das 
Exemplar  ganz  trocken  ist^  nimmt  man  das  Papier  weg, 
nachdem  man  es  zuvor  zum  Überflusse  mit  einem  nassen 
Schfiramme  überfahren  hat*  Auf  dem  Gla^e  bleibt  nur  die 
übertragene  Farbe  zurück ,  welche  man  noch  dadurch  be- 
festiget, dafs  man  das  Glas  in  einen  Backofen  gibt. 

Die  Grundlagen  von  all  den  Farben ,  welche  für  die 
Glasmahlerei  verwendet  werden,  sind  oxydirte  metallische 
Substanzen  ,  und  können  nur  Materien  von  grofser  Durch- 
sichtigkeit seyn. 

Für  Roth,  Die  rothen  Farben ,  welche  man  darck 
das  Goldoxjd,  den  sogenannten  Kassiuspurpur ,  erhält, 
sind  schwer  zu  bereiten,  und  machen  selten  die  Wirkung, 
die  man  sich  von  ihnen  verspricht.  Die  schönsten  fleisch- 
rothen  und  rothen  Farben  bekommt  man  aus  einer  Mi- 
schung von  zwei  Theilen  Spiefsglanzoxjd ,  drei  Theilen 
Bleioxyd  und  einem  Theile  Eisenoxyd ;  dieses  letztere  ist 
aus  dem  schwefelsauren  oder  salpetersauren  Eisen  berei- 
tet, und  man  wendet  auch  das  Kupferoxyd  an. 

Gett».   iVU®  alten  Mahler  bereiteten  diese  Farbe  durch 


4ii 

KrliitKOng  ron  feinem  Silber  mit  Schwefel,  wozu  sie  et« 
was  Spieisglanz  thateiu  Man  kann  sie  aus  drei  Theilen 
salpetersa'urem  Silber  und  zwei  Theilen  gelbeii  Eisenoxyd 
erhalten.  Herr  Brongniart  macht  Meldung  von  einer  Mi« 
schung  ans  salzsaurem  Silber,  Zinhoxyd,  gelben  Eisen- 
oxyd und  weifser  Thonerde,  welche  er  mit  Erfolg  ztf 
Setnres  angewendet  hat.  Das  Gelb  aus  Silber  muis  an  der 
entgegengesetzten  Seite  des  Glases  angebracht  werden^ 
sonst  yeriliefst  diese  Farbe  unvermeidlich  mit  den  be- 
iiachi>arten  Farben.  Man  kann  Orange  von  sehr  grofser 
Schönheit  erhalten,  wenn  man  dieses  Gelb  auf  Roth  auf- 
tragt. 

Blau.  Das  Blau,  welches  man  gröfstentheils  aus  dem 
Hobaltoxyde  erhält,  erfordert  eine  Mischung  von  Bleioxyd 
und  Alkali ,  um  es  flüssig  zu  mächen.  Um  wirthschafUi- 
cher  zu  seyn ,  macht  man  diese  Mischung  mit  Schmälte, 
welche  nichts  anders,  als  ein  mit  Kobaltoxyd  gefärbtes 
Glas  ist.  Man  gibt  die  Hälfte  Bleiglas  und  beiläufig  eben 
so  viel  kaustisches  Kali  hinzu.  Der  Borax  kann  mit  Vor- 
theil  statt  des  Kali  genommen  werden ;  dann  nimmt  man 
aber  blos  beiläufig  den  vierten  Theil  vom  Gewichte  dei^ 
Schmälte« 

Violett«  Man  erhält  dieses  durch  Hinzusetzung  von 
Braunstein  und  Anwendung  einer  salpetersauren  Pottasche 
als  Flufsmittel. 

Purpur.  Der  aus  dem  Goldoxyde  erhaltene  Purpur 
ist  schön ,  aber  theuer.  Man  bereitet  diesen  Miederschlag 
nach  dem  schon  angegebenen  Verfahren.  Man  gibt  ;Blei- 
glas  mit  eineiii  Achtel  Borax  als  F^ofsmittel  hinzu* 

Grön.  JfjffrUi  mfichte.ein  schönes  Grün,  indem  er 
von  d^r  einen  Seite  Gelb  und  von  der  andern  Blau  auftrug; 
aber  diese  Methode  braucht  viel  Geschicklichkeit.  Zwei 
Theile  grünes  Kupferoxyd,  gemischt  mit  eben  so  viel 
gelbem  Bleiglas  und  einem  Theile  Borax  geben  eine  grüne 
Farbe.  Nach  den  Erfahrungen  des  Herrn  Brongniart  gibt  ' 
das  Chromoxyd  und  das  chroiusaure  Blei  eine  sehr  schöne 
grüne  Farbe;  aber  es  wird  nicht  angeführt,  ob  sie  durch- 
sichtig genug  ist,  um  für  die  Glasmahlerei  angewendet 
werden  zu  können. 


4is 

Schwärs.  Diese  Farbe  ist  (He  einstge  Aasnahm^  Yoa 
der  allgemeinen  Regel ;  denn  je  undurchsichtiger  sie  ist, 
desto  besser  taugt  sie ,  weil  die  Zeichnung  desto  schar- 
fer  wird ,  je  '  weniger  die  Materie  das  Licht  durchlälst. 
J)ie  Glasmahler  bereiteten  sonst  ihr  Schwarz  aus  Hammer- 
schlag  (baUUures  de  fer  Jf  wozu  sie  etwas  rothes  Kupfer- 
oxjd,  ein  wenig  Braunsteinoxyd  und  etwas  Hobaltoxjd 
thaten;  man  erhält  daraus  ein  sehr  schönes  Schwarz. 

Da  man  das  Weifs  ohnehin  durch  die  Durchsichtig- 
keit des  Glases  erhalt,  so  braucht  man  nur  noch  Nuancen 
oder  das  Matt,  welche  man  durch  ein  Flufsmittel .  oder 
mittelst  feinen,  gestolsenen  und  geriebenen  Glases  be- 
IlLommt. 


i5.    Über  die  Eigenschaft ea  des  Splints  von  Bäumen, 
welche  im  Friihlinge  ,   im  Herbst  und  im  Winter  ge- 
fällt werden.    Von  Th.  Knight  Esq. 

Man  hat  lange  angenommen ,  dafs  eine  im  Winter 
geßlUe  Eiche  einer  solchen ,  welche  im  Frühltnge  umge« 
bauen  wird ,  vorzuziehen  sey ;  aber  man  hat  der  Ursachs 
dieser  Verschiedenheit  nicht  nachgespürt,  und  hat  aufge- 
hört, das  Holz  im  Winter  zu  fallen,  wegen  dergrofseren 
Güte  der  Rinde  im  Frühjahre.  Der  Autor  führt  nun  meh- 
rere Erfahrungen  auf,  die^r  über  diesen  Gegenstand  ge- 
macht hat.  Er  wählte  zwei  sehr  ahnliche,  unweit  von 
einander  stehende  Eichen,  beide,  bei  hundert  Jahre  alt, 
und  liefs  die  eine  im  Winter,  die  andere  im  Frühjahre 
fallen.  Man  fand  das  spezifische  Gewicht  der  letztern 
0,666 ,  und  das  der  erstem  o,565.  Man  hieb  zwei  gleiche 
Blöcke  aus  dem  Splinte  einer  jeden,  und  hing,  nachdem 
man  sie  gut  und  gleichmäfsig  ausgetrocknet  hatte ,  beide 
an  einen  feuchten  Ort  durch  zehn  Tage  auf.  Nach  dieser 
Zeit  fand  man,  dafs  1000  Gran  des  im  Frühjahre  gefällten 
Holzes  um  i6q  Gr.  zugenommen  hatten,  wahrend  1000  Gr« 
desjenigen Yom Winter  nur  145 Gr.  gewonnen  hatten;  diese 
Verschiedenheit  ist  auffallend.  Herr  Knight  ist  überzeugt, 
dafs  die  Eiche  um  ein  Bedeutendes  noch  brauchbarer 
wäre,  wenn  man  sie  im  Früh|ahre  abrinden  würde,  und 
aie  dann  bis  zifm  fpige'nden  Winter  am  Fufse  liofse. 


4i3 

i6.     Über  die  Mischungen  ^   welche  der  Stahl  mit 
"verschiedenen  Metallen  eingeht.    Von  Faraday. 

Der  indische  Stahl;  unter  dem  Nahmen  ff^ooiz  be- 
kannt, besitzt  treuliche  Eigenschaften;  er  besteht  aus  £i^ 
sen>  Hohle  und  einer  geringen  Me«ge  metallischer  Basen. 
Dem  Autor  ist  es  gelungen ,  dieie  Mischung  zu  bereiten, 
indem  er  zerhacktes  £isen  mit  Kohlenpulver  schmelzen 
liefs;  wenn  die  dann  erhaltene  Masse  hämmerbar  ist,  so, 
mufs  man  sie  zerstückeln ,  und  von  Neuem  mit  der  Kohle 
schmelzen  5  man  erhalt  auf  diese  Art  ein  gekohltes  £is€;n, 
welches  schmelzbar  ist ,  Ton  dunkelgrauer  Farbe  und  sehr 
krjstallinisch ;  es  ist  so  spröde,  dafs  man  es  in  einem 
Mörser  zu  Pulrer  stofsen  kann.  Dieses  Pulver  mischt  man 
mit  reiner  Alaunerde ,  und  erhitzt  es  stark.  Ein  Theil  der 
Alaunerde  wird  da  durch  die  Kohle  reduzirt,  und  man  er- 
hält eine  Verbindung  von  Eisen,  Alaunerde  und  Kohle. 
Wenn  man  zehn  Prozent  von  dieser  Mischung  mit  ge- 
schmolzenem englischen  Stahle  mischt,  und  das  Ganze  in 
Schmelzung  bringt,  so  hat  man  den  künstlichen  fVooiz. 

Herr  Faraday  hat  durch  Verbindung  eines  halben 
Prozent  Rhodium  mit  dem  Stahle  eine  sehr  hämmerbare 
Legirung  bekommen ,  welche  härter  ist  als  der  gewöhn- 
liche Stahl  und  vortreffliche  Inktrumente  gibt,  Torsüglich 
Basirmesser,  welche  ungemein  gut  schneidto. 

Das  Silber  verbindet  sich  ungern  und  nur  in  einem 
sehr  geringen  Verhältnisse  mit  dem  Stahle.  Nach  meh- 
reren Versuchen  brachte  es  der  Autor  auf  das  Verbal tnifs 
▼on  Vsoo»  dablieb  das  Silber  mit  dem  Stahle  verbunden. 
Diese  Legirung  ivar  aber  vortreflPlich  \  alle  Instrumente« 
die  daraus  verfertigt  wurden ,  waren  von  der  besten  Qua* 
lität;  das  Metall  konnte  gearbeitet  vrerden,  ohne  nui; 
im  Geringsten  Bisse  zu  zeigen ,  und  besafs  eine  ausneh« 
mende  Dichtigkeit  tnd  Bämmerbarkeit* 

Die  Legirung  von  Stahl  und  Platin  schien  ror  der  to« 
rigen  keine  Vorzüge  zu  besitzen ;  die  von  Eisen  und  Ni* 
ekel ,  Ton  letzterem  drei  bis  zehn  Prozent ,  ist  dem  Beste 
nicht  so  sehr  unterworfen  als  da^  Eisen ;  aber  die  Verbin* 
düng  des  Nickels  mit  Stahl  oxydirt  sich  leichter  als  der 
reihe  Stahl. 


4i4 

Da  es  sehr  schwer  war,  Tiegel  zu  linden,  welche 
eiiie  Hilze,  wie  man  sie  bei  diesen  Versuchen  nöthighat, 
ertragen  konnten  ;  so  war  der'  Autor  genöthigt ,  zwei  oder 
drei  Tiegel  sich  in  einander  zubauen,  so  dafs  das  Ganze 
nicht  eher  schmelzen  konnte  9  bis  die  Legirung  Zeit  ge- 
funden hatte ,  sich  in  der  Mitte  zu  bilden.  —  Ein  grös- 
seres Detail  Ton  diesen  Versuchen  findet  man  in  dem  Quar- 
terl^  Journal,  Jufy  1830,  S.  819  u.Jf*, 


i^.    Neues  goldähnliches  MetalL 

Herr  WHil  in  London  hat  ein  neues  Metall  entdeckt, 
welches  er  Millgold  (aurummilUum)  nennt,  und  das  die 
Eigenschaften  des  remen  Goldes  an  sich  tragt,  ohne  den 
zahlreichen  Unfällen  des  Pinschbecks  und  dergleichen  un- 
terworfen zu  seyn «  wenn  es  der  Luft  ausgesetzt  ist.  Seine 
Farbe  gleicht  der  des  Goldes  von  sechzig  Schillingen,  and 
sein  spezifisches  Gewicht  ist  beinahe  dem  des  Bijouterie- 
goldes gleich.  Es  ist  hämmerbar  und  hat  die  gute  Eigen-' 
Schaft,  schwer  schmelzbar  zu  sejn^  und,  was  seine  Benen- 
nung rechtfertigt,  es  kann  zu  allen  Gebilden ,  deren  das 
Gold  fähig  Ist,  verwendet  werden.  E^s  ist  sehr  hart  und 
Wohlklingend.  Die  Unze  davon  kostet  vier  Schillinge 
(etwa  fünf  Zwanziger).  Es  nimmt  eine  schöne  Politur  an, 
und  erhält  lange  Zeit  seinen  Glanz. 


18.     Eine  Anwendung  des  Stickgases. 

Man  bedient  sich  in  London  einer  neuen  Methode, 
die  Thiere  zu  tödten ,  ohne  sie  viel  leiden  zu  lassen :  msn 
läfst  sie  nähmlich  durch  Stickgas  sterben.  Das  Fleisch  be- 
kommt auf  diese  Art  mehr  Frische ,  schmeckt  angenehmer 
und  hält  sich  langer.  Ein  grofser  Theil  der  Metzger  von 
London  hat  dieses  Verfahren  in  Anwendung  gesetzL 


»I 


19.      Über  die  Schmelzung  verschiedener  strengfiü^- 
siger  Körper  mittelst  der  .ffore'schen  Flamme. 

Die  Hare'sche  Flamme  wird  durch  zwei  Ströme,  ei- 
nen von  Wasserstoffgas  und  einen  von  Sanerstoffgas,  ge-^ 


4i5 

nährt,  welche  sich  aber  nicht  frühet*  als  bei  ihrer  Ver- 
brennung Termischen,  und  daher  gar  keine  Gefahr  dro- 
hen. Ht.  Silliman  hat  mittelst  dieser  Flamme  Alaunerde  xtk 
einem  milchweifsen ,  den  Barjt  und  Stroiitian  zu  einem 
graulich weifsen ,  Gljzih-  und  Zirkonerde  und  durch  Kai-- 
zination  von  kararischem  Marmor  erhaltenen  Kalk  zu  ei- 
nem weifsen  Email ,  und  Kieselerde  zu  einem  ungefiirbteft 
Ghse  geschmolzen.  Das  Platin,  das  Gold,  das  Silber 
und  mehrere  andere  Metalle  wurden  nicht  nur  mit  Schnei- 
ligkeit  in  Dampf  verwandelt ,  sondern  gewährten  zugleich 
den-  Anblick  einer  sehr  schönen  und  lebhaften  Verbren- 
nung. Eine  giofse  Menge  anderer  Mineralien,  wie  der 
Kalzedctiii  der  Berjll,  der  Peridot,  der  Korindon,  der 
Spinell  schmolzen  mit  der  gröfsten  Leichtigkeit« 


20»    Über  d,en  Palmenwein  ^  von  Herrn  Faraday* 

Dieser  Wein  ist,  frisch,  an  Farbe  und  Konsistenz  wie 
Milch;  er  ist  sehr  süfs  und^ berauscht  nicht ;  der  Luft  aus- 
gesetzt wird  er  schwach  sauer,  und  ist  dann  ein  heftig 
wirkendes  Gift.  Das  Probesttlck,  welches  der  Autor  ana« 
lysirte,  enthielt  Kohlensaure,  Essigsäure  und  eine  Mi- 
schung Ton  Eiweifsstoff,  Gummi  und  Zuckerstoff. 


•II.   '  Neuer  Yoltaischer  Apparat. 

Dr.  Straub ,  Arzt  zu  Hofuy-l^,  hat  einen  solchen  sehr 
einfachen  und  ganz  eigenen  Apparat  zusammengesetzt;  er 
besteht  in  einer  Säule,  zu  welcher  aufser  den  Zinkplatten 
kein  Metall  genommen  wird;  die  Kupferplatten  sind  durch 
künstliche  Kohle  in  Form  von  Platten  ersetzt,  welche 
kaum  drei  Zoll  im  Durchmesser  haben.  Vier  solche  Plat- 
tenpaare von  Zink  und  Kohle  geben  Fanken,  und  fünf 
Paare  zersetzen  da«  Wasser. 


22.    Verbesserung  an  den  Okulargläsern  der  tragba- 
ren achromatischen  Fernrohre^  von  Herrn  Kitchener 

in  London. 

Man  weifs  seit  längerer  Zeit  schon ,  dafs  bei  Okula- 
ren von  vier  Gläsern,   durch  Vergröfserung  der  Entfer- 


4i6 

nung  isuHachen  den  beiden,  dem  Auge  zunächst  stehendem 
Gläsern  und  denen ,  die  gegen  das  Objekt  zu  stehen«  man 
die  Yergröfserungskraft '  der  Fernröhre  beinahe  verdop- 
peln kann.  Der  Autor  kündigt  nun  an,  dai's  es  ihm  nach 
mehreren  Versuchen,  aus  dieser  optischen  Wirkung  Nutzen 
zu  ziehen ,  endlich  gelungen  sej ,  auf  eine  ganz  entspre- 
chende Methode  zu  kommen,  bei  der  die  Gegenstände 
nicht  nur  sehr  vergröfsert,  sondern  auch  bis  an  den  Rand 
des  Gesichtsfeldes  deutlich  und  klar  werden*  Er  gibt  an, 
dafs  sein  verbessertes  Okular,  an  ein  Objectiv  von  dreis- 
sig  Zoll  Brennweite  und  2,7  Zoll  Öffnung  angebracht, 
jede  verlangte  Vergröfserung  zwischen  70  und^270  auf  die 
vollkommenste  Art  gewähre,  und  dafs  man  bei  einem  Ob- 
jektive von  44  Zoll  Brennweite  jede  beliebige  Yergrösse- 
rung  von  90  bis  36o  erhalten  könne  Er  gesteht  ein ,  dafs 
das  Licht  durch  die  Anwendung  des  Okulares  mit  vier 
Gläsern  bei  astronomischen  Fernröhren  vermindert  werde ; 
aber  dafür  seyen  die  Bilder  der  Fixsterne  besser  begränzt 
und  deutlicher,  als  mit  gewöhnlichen  astronomischen 
Okularen. 


!k3.    Camera  obscüfa  mit  einem  convexen  Prisma>  von 

Herrn  Chevallier  dem  Altern. 

Der  Autor  ersetzt  die  Linse  und  den  Planipiegel  der 
alten  Camera  obscura  blofs  durch  ein  conve^es  Prisma. 
Die  Grundfläche  dieses  Prisma  unterscheidet  sich  von  ei- 
nem rechtwinkligen  gleichschenkligen  Dreiecke  nur  da- 
aurch ,  dafs  eine  von  den  Seiten  des  rechten  Winkels  von 
einem  Kreisbogen  gebildet  wird,  welcher  diese  Seite  tu 
seiner  Sehne  hat.  Dieser  Bogen  ist  der  Durchschnitt  ei- 
ner sphärischen  Oberfläche  vom  Prisma^  welche  an  die 
kleine  ^bene  Fläche  anliegt ,  die  die  Gestalt  eines  Paralle- 
logramms hat.  Die  Ebene  der  gröfsten  Fläche,  welche 
dieselbe  F*orm  hat ,  geht  durch  die  Hjpof henusen  der  bei- 
den Dreiecke,  der  Grundflächen  nähmlich  des  Prisma. 
Von  den  fünf  Oberflächen  des  Prisma  sind  vier  eben,  und 
jede  hat  den  Kreisbogen«  als  eine  Seite  und  als  Durch- 
schnitt der  fünften  Seite,  welche  sphärisch  ist.  Wenn 
dieses  Prisma  auf  die  Camera  obscura  gestellt  irird,  so  sind 
die  Ebenen  der  beiden  Grundflächen  vertikal;  di«  klein« 


XU  diesen  Flflchen  perpendiktilär^  Oberfläche  ist  homon- 
tal,  und  die  grofse  Oberfläche  ist  in  einem  Winkel  von 
45  Graden  gegen  den  Horizont  geneigt. 

Die  Dienste  dieses  Prisma  sind  folgende«  Wenn  eiii 
Lichtstrahl  auf  die  Mitte  der  conrexen  Oberfläche  aufftllt^ 
durch  das  Prisma  geht ,  und  an  die  unter  einem  Winkel 
Ton  45  Graden  geneigte  Oberfläche  kommt,  so  wird  ei' 
dort  zurückgeworfen,  fällt  auf  die  ebene  horizontale  Ober- 
fläche und  geht  durch  das  Prisma  in  die  Luft.  Man  fängt 
dann  das  Bild  des  Gegenstandes  ^  woher  der  Lichtstrahl 
kam  i  auf  einem  Blatt  Papier  auf. 

Das  konvexe  Prisnia  des  Herrn  Chet^aüier  gewähr! 
mehrere  Yortheile*  Das  Bild  des  Gegi^nstandes  ist 
lebhafter  und  schöner,  als  in  der  andern  Camera  ob^ 
scuraß  man  vermeidet  durch  di^  Zorückwerfdng  des 
Lichtes  an  der  Oberfläche  des  Prisma  die  Unbequemlich- 
keit der  doppelten  Zurückwerfung  von  einem  ebenen  Glas* 
Spiegel ,  von  einiger  Dicke  y  und  endlich  ist  ein  Prisma 
wegen  seiner  Dauerhaftigkeit  dem  Spiegel  vorzuzieheui 
dessen  Belegung  sehr  häutig  duröh  die  Feuchtigkeit  oder 
durch  andere  zufallige  Ursachen  gestört  wird. 


a4*     Kruometei:;   neues  Instrument  >  um  die  Slärkci 
des  Frostes  und  der  Kälte  zu  messen ,  von  Herrn 

FlaugergueSi 

Dieses  Instrument  besteht  in  einem  konisclien  gleich' 
förmigen  Gefäfse,  acht  Zoll  hoch,  aus  Eisenblech  oder 
Kupfer ,  und  wird  an  zwei  kleinen  Handhaben  aufgehängt^ 
oder  auf  einen  eisernen  Reif  gestellt.  Wenn  der  Frost  sich 
einmahl  eingefunden  hat,  so  giefst  man  nach  dem  Untergang^ 
der  Sonne  hundert  Kubikzoll  Wasser ,  welches  man  von 
der  Temperatur  des  schmelzetiden  Eises  nimmt,  iit  das 
Gefäfs  hinein;  man  übcrläfst  dieses  Wasser  durch  die 
ganze  Nacht  der  Einwirkung  der  Kälte,  und  wenn  diese 
ihr  Maximum  erreicht  hat.  Was  gewöhnlich  bei  Sonnen- 
aufgang Statt  hat,  so  durchbohrt  maii  das  an  der  Öffnung 
des  KruoRieters  gebildete  Eis  mit  einem  Windelbohrer^ 
leert  durch  dieses  Loch  das  Wasser ,  welches  nicht  ge- 
froren ist,  aus,  und  mifst  es  mittelst  eines  graduirten  Ge- 
fäfses.     Die  Stärke  des  Frostes  oder  die  Kälte  kann  maift 

Jalttb.  a«  ^\yU  lait  m«  M  ^^ 


4i8    .  • 

nun  atts  der  Menge  des  gefrorenen  Wassers  abnehmen. 
Herr  Flaugergues  gibt  noch  die  Mittel  an ,  sich  über  die 
Anzeigen  des  Krüometers  auszudrücken',  und  findet  es 
weit  genauer  und  verläfslicher  als  alle  Thermographe,  die 
bisher  angewendet  worden  {Journal  de  Phy^ique^  fef^rier 
1820). 

a5.     Neues  lithographisches  Verfahren. 

Dr.  Annibal  Palrelli^  ein  Neapolitaner,  hat  eine  Me- 
thode aufgefunden  ,  nicht  nur  alle  Arten  yon  dichten  und 
polirbaren  Steinen  für  die  Lithographie  zu  Tcrwenden,  son- 
dern er  hat  noch  neue  Yerfahrungsarten  entdeckt ,  um  die 
lithographischen  Abdrücke,  insbesondere  jene  Ton  Bö- 
chern,  mit  sehr  grofser  Schnelligkeit  zu  yer vielfältigen. 
Hier  nur  Einiges  von  den  Mitteln,-  durch  die  er  die  sel- 
tensten und  ältesten  Bücher  so  kopiren  will ,  dafs  die  Ko- 
pien eine  vollkommene  Ähnlichheit  mit  ihren  Originalen 
haben  sollen.  Man  befeuchtet  die  Blätter  der  Bücher, 
welche  kopirt  werden  sollen ,  mit  einer  chemischen  Mi- 
schung ,  und  breitet  sie ,  noch  feucht ,  über  die  lithogra- 
phischen. Steine.  Durch  diese  ganz  einfache  Operation 
befestigen  sich  die  Buchstaben  dieser  Bücher ,  wenn  sie 
auch  in  den  ältesten  Zeiten  der  Buchdruckerkunst  gedruckt 
worden  sind,  an  die  Steine,  und  können  dann  zum  Ab- 
drucke einer  gewissen  Anzahl  von  Exemplaren  dienen. 
Man  frischt  hernach  die  Charaktere  mit  einer  Rolle  auf, 
welche  eine  eigene  Tinte  enthält,  und  welche  man  über 
die  Lettern  zieht,  denen  sie  ihre  Schwärze  mittheilt,  wäh- 
rend sie  den  übrigen  Theil  des  Steines  unberührt  läfst 


\ 


'  u6.     Siderographie ,    ein   neues   Verfahren  im 

Graviren. 

Herr  Perkins  hat  das  Geheimnifs  entdeckt,  dem  Stahle 
einen  solchen  Grad  von  Weichheit  zu  geben,  dafs  nian 
darauf  mit  dem  Grabstichel  graviren  kann,  und  das  noch 
leichter  als  selbst  auf  dem  Hupfer.  Wenn  der  Stich  auf 
einer  solchen  Platte  ausgeführt  worden  ist,  so  gibt  ihr 
Herr  Perkins^  durch -ein  Verfahren  ,  das  gleichfalls  seine 
Erfindung  ist,  wieder  die  Härte  des  här|:esten  Stahles, 
ohne  die  feinsten  Züge  des  radirten  Stiches  nur  im  Ge* 


4^9 

ringst^n  zn  rerändern.  Man  macht  sich  ilan  einen  Zylin« 
der  Fon  weichem  Stahle,  dessen  Umfang  der  Länge  der  ge* 
stocheoen  Stahlplatte  gleich  ist,  und  überträgt  von  dieser 
auf  jenen  den  Eindruck  erhaben  mittelst  einer,  wirksameni 
auf  diesen  Zweck  berechneten  Presse«  Dieser  Zylinder, 
welcher  jetzt  den  genauen  Abdruck  des  Originalsiiches 
hat,  wird  darauf  jener  Behandlung  unterworfen ,  vermit« 
telst  welcher  der  Verf.  den  Stahl  härtet,  und  er  ist  dann 
für  die  Verwendung,  zu  der  er  dient,  fertig ;  denn  mittelst 
der  Presse  läfstman  ihn  nun  nur  über  eine  Kupferplatte  rol* 
len ,  worein  er  durch  den  blofis'bn  Druck  genau  das  Ge- 
genstück zu  dem  Originalstich  .rertieft  eindrückt;  und  so 
kann  man  sich  so*  riele  Kopien ,  die  unter  sich  und  dem 
Originale  vollkommen  gleich  sind,  rerschaßen^  als  man 
Kupferplatten  unter  dem  Zylinder  durchgehen  lassen  wilL 
Statt  dieser  Kupferplatten  kann  man  auch  welche  Ton 
weichem  Stahle  nehmen,  welche  dann  wieder  gehärtet 
würden,  wodurch  man  in  Stand  gesetzt  wäre,  eine  gröfsere 
Menge  yon  Abdrücken  zu  machen.  -^  Was  den  Werth 
dieser  Erfindung  noch  bedeutender  Inacht,  ist  die  Anwend- 
barkeit derselben  auf  Verhütung, der  Papiergeld «VerfäU 
schung« 

Derselbe  Künstler  ist  auch  der  Erfinder  einer  Ma^ 
schine ,  Abdrücke  im  radirten  Stiche  zu  machen.  Mittelst 
seiner  Erfindung  kann  er  mit  sechs  und  dreilsig  PlaUeii 
und  durch '.Tier  Menschen  binnen  eiiier  Minute  188,  und 
binnen  einer  Stunde  6000  Abdrücke  verfertigen.  Die  Ma-* 
schine  besteht  in  einem  Rade,  vier  Fufs  im  Durchmesser^ 
an  dessen  Umkreise  die  sechs  und  dreifsig  Platten  befestigt 
sich  befinden ;  die  Schwärze  wird  nach  dem  Verfahren  des 
Herrn  Cowper  auf  die  Platten  aufgetragen^  und  eine  HOU0 
Papier  von  beliebiger  Länge  geht  zwischen  den  Plattet 
lind  denn  Rade  durch. 


^'j.    Maschine ,  um  Musikalien  umzublättern  ''^)^ 

Man  verfertigt  in  England  eine  Maschine ,  um  Musika-* 
iicfif  mit  dem  Fufse  umzublättern «    ohne  von   der  Hand  da-^ 

im     .      ». ■■      I      i        I       ■     ,         ,.  I     ...  I  I  11^  < 

*)  Herr  Bshm ,  Instrumentenmacher  in  Wien ,  »verfertigt  gc*, 
genwärtig  schon  eine  ähnliche ,  und  bat  darauf  ein  Privileg 
giuitt  genommeS; 

^'7  *  ■ 


430   . 

hei  Gebrauch  zu  maclien.  Sie,  wirkt  in  fcinf  rerschiede- 
nen  Bewegungen.  Die  erste  kehrt  das  Blatt  uni|  die  zweite 
blättert  zurück  beim  Dacapo,  die  dritte  hält  das  zweite 
Blatt,  während  das  erste  umgewendet  wird,  die  vierte 
bringt  den  zweiten  Hebe}  an  die  Stelle  des  ersten,  und 
bei  der  fünften  kommt  der  Hebel  wieder  an  seinen  Platz, 
um  das  zweite  Blatt  umzuwenden.  Die  ganze  Maschine 
befindet  sich  im  Innern  des  Portepiano,  und  wird  nur  dann 
aichtbar ,  wenn  man  sich  ihrer  bedient. 


nS.    Nene  Saiten. 


Herr  F,  Fischer  zu  Frohburg  schlägt  in  der  musikali* 
sehen  Zeitung  von  Leipzig  vor,  statt  der  Saiten  aus  Stahl 
oder  Kupfer,  Saiten  aus  Platin  anzuwenden.  Da  dieses 
Metall  Fiel  elastischer  und  dehnbarer  ist,  so  würden  die 
daraus  verfertigten  Saiten  einen  viel  reineren  und  ange- 
nehmeren Ton  geben  ;  und  da  die  Luft  und  die  Feuchtig- 
keit keinen  Eiiiflufs  daVauf  hat,  so  würden  sie  weder  dem 
Boston  noch  dem  Springen  unterworfen  sejn.  Man  könnte 
auch ,  ds^  das  Platin  mit  dem  Eisen  sich  legiren  läfst ,  Sai- 
ten aus  Legirungen  von  diesen  Metallen  machen,  welche 
sicher  in  gewissen  Fällen  grofsen  Vorzug  besitzen  müfsten. 


29.     Verfahren^  die  Achate  zu  färben« 

Dieses  Yerfahren  besteht  darin,  dafs  man  die  Achate 
in  Schwefelsäure  sieden  läfst:  sogleich  werden  einige 
von  den  Blättern,  woraus  sie  gebildet  sind,  schwarz,  wäh- 
rend andere  ihre  natürliche  Farbe  behalten,  oder  noch 
in  eine  Weit  auffallendere  Weifse  übergehen ,  woraus  die 
Kontraste  entstehen ,  die  den  Werth  dieses  Gesteins  %o 
sehr  erhöhen.  Diese  Wirkung  tritt  aber  blofs  bei  jenen 
Achaten  ein ,  welche  von  einem  Steinschneider  schön  ge- 
schliffen worden ;  denn  sie  ist  eine  Folge  der  Einwirkung 
der  Schwefelsäure  auf  das  Öhl ,  welches  von  dem  Steine 
während  des  Schliffes  eingesogen  worden.  Man  kann  in- 
dessen auch  des  guten  Erfolges  dieses  Verfahrens  ver- 
sichert seyn ,  wenn  man  den  Achat  in  Öhl  sieden  läfst, 
bevor  man  ihn  der  Einwirkung  der  Säure  unterwirft. 

Die   Indier  haben    geheime   Mittel,    die  Oberfläche 


4at 

der  Achate  weift  zu  machen.  So  z.  B*  kommen  ans  jenen 
Ltändern  Harniole  zu  uns,  worauf  man  sehr  feine,  weifse»  sich 
dnrchschKngende  Linien  bemerkt,  die  eine  überraschende 
Wirkung  machen.  Man  erhält  diese,  wenn  man  den  Stein 
mit  kohlensaurer  Soda  bedeckt,  und  dann  das  Ganze  der 
Hitze  eines  Ofens  aussetzt. 


3o.     Neuer  hydraulischer  Widder. 

'  Herr  Godia  in  Paru ,  rue^  PoU^eau  Nro*  21,  hat  einen , 
hydraulischen  Widder  von  solcher  Einfachheit  erfanden« 
dafs  es  keinen  Landwagner  gibt,  der  nicht  im  Stande  wäret 
einen  solchen  anzufertigen.  Der  ZwAck  dieser  Erfindung 
ist ,  ein  leichtes  Mittel  an  die  Hand  zu  geben ,  um  Wiesen 
Süßwassern,  Moräste  auszutrocknen  und  Wasser  aus  dem 
Schoofse  der  Erde  auf  die  höchsten  Abhänge  zu  heben. 
Herr  Godia  rerschafft  solchen ,  die  selbst  diese  Maschine 
sich  einrichten  wollen ,  eine  Anweisung  dazu,  nebst  einem 
Kupferstiche,  wozu  er  noch,  wenn  man  es  wünscht,  ein 
Modell  «71  rtfU^  beischliefst. 


3i.    Instrument^  um  BUnden  lesen  zu  lernen. 

Eine  sehr  geistreiche  mechanische  Erfindung,  welche 
solchen,  die  des  Augenlichtes  beraubt  sind,  ein  neues 
Mittel,  sich  zu  unterrichten,  darbiethet,  ist  unlängst  Ter« 
Toll kommt  worden.  Man  nennt  es  den  doppelten  Tjpo- 
graphen  (un  double  typographe)^  und  es  setzt  die  Blinden 
in  Stand,  mittelst  Lettern,  auf  den  Tastsinn  berechnet, 
Ideen  aufzufassen  und  mitzutheilen«  Dieser  Apparat  ist 
klein  und  tragbar ,  und  die  Art,  sich  dessen  zu  bedienen» 
ist  so  einfach  und  leicht,  dafs  ein  Blinder  sie  in  sehr  kor* 
zer  Zeit  erlernen  kann  (^Archü^ei  des  decotu^erieM  de  iSso 
p.  3oo). 

32.     Lithogljptische  Maschine  des  Herrn  Fallin. 


Diese  Maschine  dient  dazu,  Blocke  ron  Jfarmor, 
Granit,  Porphjr  und  Serpentin  in  jeder  Dimen»on  zu  sä* 
gen  und  zu  spalten ;  ans  einem  und  demselben  Cjlinder 
zwei,  drei  und  rier  Säulen  zn  schneiden  und  zn  durch- 
bohren; und  mehrere  Yasen  Ton  verschiedenen  Dimensio- 


4^3 

nen  und  verschiedener  Härte ,  von  der  des  Marmors  und 
Alabasters  an  bis  zu  jener  des  Granites,  des  Jaspis  und 
selbst  des  Bergkrystalls ,  gleichförmig  auszuhöhlen.  Die 
Soeiete  d'encouragement  hat  dem  geistreichen  'Erfinder  für 
diese  Maschine  eine  Medaille  zuerkannt. 


33.     Tabakdosen  zum  Rechnen. 

Ein  jedes  Geschäft  beinahe  erfordert  mehr  oder  we« 
niger  vernickelte  Rechnungen,  welche  oft  viel  Zeit  rau- 
ben, und  manche  arithmetische  Kenntnisse  voraussetzen. 

Herr  Hojau  ist  darauf  gekommen ,  diese  Operationen 
dadurch  zu  vereinfachen  und  abzukürzen ,  dafs  er  an  den 
Umkreis  seiner  Dosen  die  Bechnungsarten  anzeichnet;  und 
ihr  Gebrauch  ist  wirklich  in  Enßland  und  Amerika  schon 
i^hr  verbreitet« 

Mittelst  dieser  Dosen  kann  man  mit  jeder  erforderli« 
eben  Genauigkeit  die  Multiplikationen  ,  die  Divisionen, 
die  Regeln  der  Proportionen  ,  die  Ausziehung  der  Qua- 
drat- und  Kubikwurzeln  u.  s.  w.  bewerkstelligen.  Hierbei 
braucht  man  nur  den  Deckel  mit  der  einen  Hand  zu  dre- 
hen, Während  man  die  Dose  selbst  mit  der  andern  festhält. 

Dieses  so  bequeme  Instrument,  welches  einer  Menge 
»ützlicher  Anwendungen  noch  föhig  ist ,  ist  vorzüglich  für 
alle  jene  geeignet,  die  sehr  beeilt  sind,  in  solchen  Ver- 
hältnissen ein  Resultat  zu  geben,  Wo  der  Gebrauch  der 
IFeder  oder  des  Bleistiftes  entweder  nicht  anwendbar  oder 
2u  langsam  wäre. 


34«  *  Neue  Anwendung  des  leichtflüssigen  Metalles. 

Man  weifs,  dafs  das  leichtflüssige  Metallgemisch,  wel- 
ches aus  acht  Theilen  Wismuth ,    fünf  Theilen  Blei  und 
drei  Theilen  Zinn  zusammengesetzt  ist^  schon  bei  der  Tem- 
peratur von  8o®  ßeaum.  flüssig  wird,   und  dafs  esimsie- 
.  denden  Wasser  schmilzt. 

Herr    Ca dei- Gassicourt  hatte  nun    in   Erfahrung  ge- 

bracbt,    dafs  dieses  Metall  alle,    selbst  die  feinsten  Züge 

V  eines    vertieften*  oder   erhabenen  Stiches    annimmt,    und 

suchte  hieraus  eine  Anwendung  zu  ziehen.     Er  leimte  da- 


4^3 

her  auf  den  Boden  einer  Tasse  ein  Stück  weifses  Papier, 
schrieb  etwas  darauf  mit  gewöhnlicher  Tinte,  und  be- 
deckte die  Schrift  mit  fein  gepulvertem  arabischen  Gummi ; 
dieses  Pulver  gab  der  Schrift  einige  Erhabenheit.  Nach- 
dem das  Ganze  getrocknet  war ,  blies  er  darüber ,  um  das 
Pulver,  welches  sich  nicht  angehlebt  hatte,  wegzubrin- 
gen, und  gols  leichtflüssiges  Gemisch  auf  die  Tasse,  wel- 
ches er  dann  sehr  schnell  abkühlte,  um  das  Krjstallisiren 
desselben  zu  verhindern.  So  erhielt  er  einen  Abdruck 
seiner  Schrift,  die  sich  im  Metalle  vertieft  darstellte.  Er 
tauchte  hernach  diese  Metallplatte  einige  Zeit  in.  laues 
Wasser,  um  das  wenige  Gummi,  welches  etwa  noch  daran 
hätte  haften  können,  aufzulösen.  Wenn  man  sie  vor  ei- 
nen Spiegel  hielt,  so  konnte  man  die  eingegrabene  Schrift 
vollkommen  lesen.  Herr  Cadet  -  Gassicourt  machte  dann 
mittelst  einer  Presse  und  der  Druckerschwärze  mehrere 
sehr  hübsche  Abdrücke  \on  dieser  Schrift,  und  sie  wa- 
ren ein  wahres  fac  simile. 

Wird  das  leichtflüssige  Gemisch  daher  auf  eine  solche 
Art  behandelt,  so  kann  es  dazu  dienen,  um  Schriften,  Mu- 
sikalien, Zeichnungen  u.  s.  w.  zu  vervielfältigen,  und  be- 
rechtigt zu  allerlei  Erwartungen. 


35.     Beleuchtung  durch  öhlgas. 

Zwei  Engländer,  die  Herren  Taylor^  haben  schon 
vor  mehreren  Jahren  die  Anwendbarkeit  des  flammenden 
Gases ,  welches  man  aus  Ohl  erhält,  auf  Beleuchtung  ent- 
deckt. Herr  de  la  Fille,  in  London  ansäfsig,  ha^sich  seit- 
dem bemüht,  die  Apparate ,  welche  hierzu  bestimmt  sind, 
zu  vervollkommnen  und  zu  vereinfachen.  Sein  ganzer  Ap- 
parat besteht  in  einem  Ofen  ,  wo  die  Entwicklung  des  Ga- 
ses vor  sich  geht ,  einer  kleinen  Reihe  von  Gefafsen,  wo 
es  gereinigt  und  abgekühlt  wird,  und  einem  Gasometer, 
um  es  aufzunehmen. 

Um  das  Ohl  zu  zersetzen  und  daraus  das  brenn1)are 
Gas  zu  erhalten ,  gibt  man  Schlacken  von  Steinkohlen 
(Koaks),  Ziegeln  oder  was  immer  für  eine  schwammige 
und  unverbrennliche  Substanz  in  -eiserne  Retorten ;  man 
schliefst  dann  die  Öffnungen  der  Retorten  durch  die  Kom- 
munikatio'nsröhren  und  lutirt  alle  Fugen  sorgfaltig.    Man 


4^4 

füllt  nun  ein  seitwärts  stehendes  Behältnifs  mit  Ohl,  naiiit 
das  Feuer  unter  den  Retorten,  bi^  diese  roth  glühen; 
dann  öffnet  man  den  Hahn  yom  Öhlbehältnisse  so,  daft 
das  Öhl  nur  tropfenweise  herausdringen  kann.  Dieses 
{aUt  nun  auf  die  roth  glühenden  Schlacken,  theilt,  yer- 
ilüchtigt  und  zersetzt  sich,  und  entweicht  wie -ein  empyreu- 
matisches  Gas» 

Kommt  es  nun  in  das  erste  Reinig^ngsgefiLTs,  so  setzt 
es  das  empjreum^tisohe  Ohl,  welches  es  enthielt,  ab; 
geht  dann  in  das  zweite ,  kühlt  sich  beim  Durchgange  ab, 
und  jene  heterogenen  Theile ,  welche  es  etwa  noch  ent- 
hält, sammeln  sich  gegen  den  Boden  der  Serpentine  und 
fallen  in  die  untere  Höhlung.  Zuletzt  wird  das  Gas  in  ei- 
nem dritten  Gefafse  noch  gewasc)ien,  aus  welchem  es  in 
den  Gasometer  geleitet  wird,  den  es  unmerklich  nach  und 
nach  hebt.  Ist  der  Gasometer  voll ,  so  stellt  man  das  Feuer 
ein ,  schliefst  den  Hahn  der  Zuführungsröhre  und  läfst  das 
letzte  Gas  noch  durch  die  Ausführungsröhre  entweichen. 

Die  Pflanz^nöhle  geben  im  4-Ugem^inen  mehr  Gas  als 
die  thierischen.  Wenn  das  Feuer  gut  geleitet  wird,  so 
kann  man  in  einer  Minute  ungefähr  i  y,  Kubikfufs  Gas  be* 
kommen ,  so ,  dafs  man  einen  Gasometer ,  welcher  etwa 
33o  Kubikfufs  enthält,  binnen  vier  Stunden  leicht  fallen 
kann. 

Eine  gewöhnliche  Gaslampe  mit  einem  Ausf&hrun^- 
schnabel  verbrennt  einen  halben  Kubikfufs  Gas  durch  eine 
Stunde;  eine  Argand'sche  Lampe  mit  sechs  und  dreifsig 
solchen  Schnäbeln  verbraucht  zwei  Kubikfufs  während  der- 
selben Zeit. 

Die  Intensität  des  Lichtes  durch  Verbrennung  des . 
fius  Steinkohlen  erhaltenen  Gases  verhält  sich  zu  der  des 
Lichtes  eines  aus  Fisch thran  erzeugten  Gases  wie  5:9; 
zu  dem  Lichte  des  aus  Kokosöhl  gezogenen  Gases  aber  wie 
5  :  1 2 ;  und  zu  9iner  Mischung  aus  diesen  beiden  Gasen 
wie  1  :  2.  Wenn  man  also  berechnet,  dafs  das  Licht  einer 
gewöhnlichen  Lampe  sich  zu  dem  des  Kohlengases  ver- 
hält wie  1:27,,  so  .wird  sich  jenes  Licht  zu  dem  des 
Ohlgases  wie  1  :  5  verhalten. 

Herr  Professor  Brande  hat  i|n  MonUily  Magaw^  von^ 


4a5 

M^ärz  1831  mehrere  schätzbare  Tersache  über  die  relative 
erwärmende  and  beleuchtende  Kraft  des  Kohlen-  und 
ÖhlgaseSf  so  wie  über  die  yermuthlichen  Bestandtheile 
derselben  bekannt  gemacht,  und  sich  in  jener  Hinsicht 
für  das  Ohlgas  ausgesprochen.  Auch  Herr  Ricardo  stellt 
eine  Yergleichung  derselben  in  Hinsicht  auf  die  Yortheile 
des  einen  oder  des  andern  bei  seiner  Anwendung  in  den 
Annais  of  PhilosophjTy  neue  Folge,  Nr.  3,  S.  «09,  an, 
welche  ganz  zu  Gunsten  des  Öhlgases  ausfallt.  Was  Herr 
Lowe  im  Phäoiophical  Magazine  vom  April  1 82 1  gegen  diese 
Yergleichung  sagt,  beruht  theil weise  auf  Mifsverständnissen, 
wiewohl  es  auch  theil  weise  als  Berichtigung  jener  Yer«^ 
gleichung  noch  dienen  kann.  • 

Dafs  das  Öhlgas  wirklich  viele  Yorzüge  besitzen 
müsse,  dafür  spricht  die  häufige  £infuht*ung  desselben 
bei  neuen  Unternehmungen  in  Englands  So  ward  kürzlich 
zu  Hall  eine  förmliche  Yer Sammlung  gehalten ,  um  die 
Yorzüge  beider  Gase  zu  prüfen,  und  das  vorzüglichere  ' 
zur  Stadtbeleuchtung  zu  verwenden.  Das  Resultat  war, 
dafs  man  fand ,  dafs  das  Öhlgas  ein  besseres  Licht  gebe, 
als  das  Kohlengas ,  däfs  man  für  jenes  kleinere  Apparate 
brauche ,  dafs  es  frei  von  dem  durchdringenden  Gerüche 
des  Kohlengases  sey,  welcher  die  Luft  so  verdirbt  und 
der  Gesundheit  so  schädlich  ist;  dafs  es  die  Leitungsröh- 
ren nicht  angreife ,  polirte  Metalle  nicht  trübe «  nicht  Sei* 
denwaaren  entfärbe  u.s.w.  wie  das  Kohlengas;  dafs  es 
endlich  neuerlich  im  Coi^entgarden  -  Theater  ^  in  AeviVhiU 
6read«- Brauerei  und  an  so  vielen  andern  Orten  mit  Yor- 
theil  wäre  eingeführt  worden.  Die  Yersammlung  fafste 
einstimipig  den  Entschlufs  zu  Gunsten  des  Öhlgases« 


36,    Papier  «  Dachungen. 

Herr  Asiü  Henik,  Besitzer  einer  Strohpapierfabrik 
zu  Okonioit^  hei  Pf^arschßu,  soll  nach  seiner  eigenen  Erfin- 
dung ein  ^u  Dachungen  iaugliches  Papp  •  Papier  verferti« 
gen ,  das  dem  Regen  wie  dem  Feuer  widersteht.  Diese 
Erfindung  müfste  allerlei  nützlicher  Anwendungen  fähig 
seyn ,  wenn  irgend  Jemand  sich  näher  damit  bekannt  ma- 
chen und  sie  auf  vaterländischen  Boden  verpflanzen  möchte. 


4a6 

37,    Zoogene* 

Herr  Carlo  di  Gimbemat  hat  in  dem  Badewasser  von 
Bälden  und.ron  lichia   eine  besondere  Substanz  entdeckt, 

•  wovon  er  im  Giornale  di  Fisica  folgende  Beschreibung  gibt: 
»Diese  Substanz  bedeckt  wie  ein  Überzug  riele  Felsen  in 
den  Thälern  Ton  Senagalla  und  Negroponte,  um  ^en  Fufs 
des  berühmten  Epomeo,  Es  ist  merkwürdig ,  dafs  an  dem- 
selben Orte  eine  Substanz  gefunden  werden  soll ,  welche 
der  Haut  und  dem  Fleische  des  Menschen  sehr  ähnlich  ist. 

.  Ein  Theil  dieses  Berges ,  den  man  mit  dieser  Substanz  be- 
deckt fand,  mafs  4^  Fufs  in  der  Länge  und  24  in  der 
Höhe.  Sie  gab  durch  Destillation  ein  empyreumatisches 
Öhl,  und  durch  Sieden  eine  Gallerte,  welche  Papier  ge- 
kleistert haben  würde.  Ich  bekam  zu  Baden  dieselben  Re- 
sultate. Man  kann  es  daher  als  ausgemacht  betrachten, 
dafs  in  diesen  Badequellen  ein  thierischer  Stoff  zugegen 
ist,  welcher  in  ihrer  Nachbarschaft  durch  Abdampfen 
sich  Terdichjtet.  Diesem  Stoffe  habe  ich  den  Nahmen  Zo<h 
gene  gegeben.« 

Die  Herausgeber  des  Giom,  di  Fis»  setzen  bei«  dafi 
sie  die  von  Herrn  Gimbernat  erhaltene  Substanz  gesehen, 
und  dafs  sie  äufserlich  ganz  das  Aussehen  yon  Fleisch  hat, 
welches  mit  Haut  bedeckt  ist. 


*  38.    Neue  Pigmente. 

DieÖrn.  Colin,  und  Tai7/e/orf  haben  beobachtet,  dafs  dai 
blaue  oder  das  grüne  kohlensaure  Kupfer,  wenn  es  bis 
auf  die  Temperatur  von  a\2^  F,  erhitzt  wird,  sein  Wasser 
rerliert  und  braun  wird.  In  diesem  wasserfreien  Zn- 
stande'besitzt  es  eine  so  gute  Farbe,  dafs  es,  als  Mahler- 
farbe yerwendet ,  sehr  fiel  Brauchbarkeit  verspricht. 

Graf  de  Maiatre  brachte  eine  Zechine  mit  der  einen 
Seite  mit  Quecksilber  in  Berührung,  und  erhielt,  als  er  sie 
nach  24  Stunden  mit  einer  an  Gewicht  gleichen  Menge 
Zinn  schmolz,  eine  Legirung,  welche  schon  in  siedendem 
Harze  schmelzbar  war.  Wurde  diese  Legirung  mit  reinem 
Ammoniuin  in  einem  Mörser  abgerieben ,  so  gab  sie  em 
Pulver  von  feiner  Purpurfatbe.   . 


42? 

39«    Knallgold» 

Graf  de  Maisire  hat  ein  Knallgold  dadurch  bereitet, 
dafs  er  eine  geringe  Menge  von  Goldauflösung  in  rothen 
(Bordeaux)  Wein  gois.  £«  bildete  sich  ein  Niederschlag, 
welcher  explodirte ,  nachdem  er  getrocknet  und  in  einer 
eisernen  Kapsel  der  Hitze  eines  Kohlenfeuers  ausgesetzt 
-worden  war« 


4o.    Neue  elektrische  Batterie. 

Dn  Dana^  an  der'Haryarder  Universität  in  Amerika^ 
hat  eine  elektrische  Batterie  aus  Platten  verfertigt,  welche 
sehr  tragbar  und  fest  ist,  und  nach  seinen  Versuchen  auch 
sehr  wirksam  seyn  mufs.  Sie  besteht  aus  abwechselnden 
Platten  von  flachem  Glase  und  YX>n  Zinnfolie,  nur  sind  jene 
nach  allen  Seiten  um  zwei  Zoll  gröfser  als  diese.  Auf  der 
einen  Seite  hinunter  ist  die  erste,  dritte,  fünfte,  sie- 
bente u.  s.  w«  Platte  der  Zinnfolieo.  verbunden,  und  auf  der 
andern  die  zweite ,  vierte ,  sechste ,  achte  u.  s.  w. ,  indem 
zu  diesem  Ende  ein  Streifen  Zinnfolie  von  der  Zinnplatte  bis 
an  den  {\and  d?r  Glasplatte  geht.  Diese  YerbinduAgen 
vereinen  alle  die  Oberflächen  mitsammen,  welche,  wenn 
die  Batterie  geladen  wird ,  denselben  elektrischen  Zustand 
annehmen.  Eine  so  eingerichtete  Batterie  gibt  in  einem 
kleinern  Volumen  einen  sehr  kraftvollen  Apparat,  welcher 
dadurch,  däfs  man  die  Enden  der  Glasplatten  gut  firnifst, 
in  einer  beständigen  trockenen  Isolation  erhalte  ^  wer- 
den kann. 


4i»    Besondere  Art  von  Kupferdrucke  rei. 

Herr  Gonord  hat  eine  Erfindung  gemacht,  bei  deren 
Ankündigung  das  Publikum  sehr  überrascht  worden  ist. 
Wenn  man  ihm  eine  gestochene  Kupferplatte  gibt,  so  kann 
er  pach  jedem  beliebigen  Mafsstabe  Abdrücke  davon  neh- 
men« ^r  kann  sie  nach  Belieben  gröfser  oder  kleiner  ma- 
chen als  die  Plätte,  und  das  ohne  eme  andere  Kupferplatte 
zu  bedürfen,  oder  mehr  als  zwei  bis  drei  Stunden  zu  brau- 
chen. Würden  ihm  also  Plätten  von  einem  grofsen  At- 
lasformate, wie  gegenwärtig  jene,  die  zur  Deacripiion  dö 
VEgjrpte  gehören  ,  in  die  Hände  gegeben,'  so  wollte  er  da- 
von eine  Ausgabe  in  Oktav  machen,  ohne  die  Platten  ra 


4a8 

yerändern.  Er  hat  auch  bei  dei"  letzten  Au88tellang  der 
Prodokte  der  National  -  Industrie  in  Paru  Stücke  Porzellan 
gelieferti  als  Abdrücke  nach  diesem  seinem  neuta  Verfahren. 

Die  Gewifsheit  der  Sache  ist  durch  Mitglieder  der 
Zentral  -  Jury  bekräftigt  worden ,  welche  durch  Herrn  Go^ 
nord  in  seine, Werke  zugelassen  wurden.  In  Folge  ihrei 
Berichtes  ertheilte  die  Jury  dem  Herrn  Gonord  eine  gol* 
dene  Medaille  (Annaies  de  Chimie^  XIIL  p.  94)^ 

4a.    Aufbewahrung  frischer  Friichte, 

Man  wählt,  wenn  di^  Früchte  reif  sind,  solche 
Sträufse ,  welche  gegen  Süden  stehen ,  und  die  am  schön- 
sten aussehen  und  am  reichlichsten  mit  Früchten  P>eladen 
sind.  Diese  umgibt  man  mit  dichten  Strohmatten,  so  daCi 
sie  gegen  kalte  Luft  und  andere  Einflüsse  vollkommen  ge* 
schützt  sind«  So  behandelt  kann  die  Frucht  bis  im  Januar 
oder  Februar  hinaus  ganz  frisch  erhalten  werden. 


43«     Leslie*%  Hygrometer^  zur   Priifung   der  Stärke 
geistiger  Fldssigkeiten angewendet 

Herr  Pf^^  RUciie  zu  Perth  hat  kürzlich  durch  mehrere 
Versuche  gefunden,  dafs  zwischen  der  Kälte,  welche  durch 
die  Verdampfung  (an  der  Kugel  des  LesUe'schen  Hygro- 
meters )  erzeugt  wird,  und  der  Starke  der  verdampfenden 
geistigen  Flüssigkeit  ein  gleichförmiges  Verbal tnifs  bestehe. 

*  Die  Kugeln  yon  drei  sehr  empfindlichen  Hygrome- 
tern wurden,  und  zwar  eine  mit  sehr  starkem  Weingeiste,  die 
andere  mit  einer  Mischung  yon  demselben  Weingeiste  und 
Wasser  zu  gleichen  Theilen,  und  die  dritte  mit  Wasser 
befeuchtet  Mit  Sorgfalt  wurde  der  niedrigste,  durch  die 
Verdampfung  erzeugte  Hältegrad  beobachtet:  der  yom 
Wasser  war  40 ,  der  yom  yerdün'nten  Weingeiste  war  64f 
und  der  yom  starken  88.  Daraus  ergibt  sich  folgende  Pro* 
portion:  die  Stärke  des  yerdüi^nten  Weingeistes  zo  der 
des  starken  wie  24  zu  48. 

Diefs  yersuchte  er  mit  Mischungen  yon  geistigen  Flüs- 
sigkeiten und  Wasser  zu  yerschiedenen  Verhältn lasen,  und 


4^9 

bei  Terschiedenen  Zustanden   der  Atmosphäre,   und  fand 
dieselbe  Eigenschaft  gleichförmig  bleibend.   . 


44*     Doppelte  Strahlenbrecliimg. 

Herr  Soret  hat  im  Journal  de  Phjrsique  ( XC.  p  353) 
swei  einfache  Methoden,  sich  die  doppelte  Strahlenbre- 
chung mineralischer  Substanzen  zu  vergewissern,  angege- 
ben.  Der  Apparat  fär  die  erste  Methode  besteht  bloi's  in 
Twei  Platten  yon  Tnrmalin,  welche  parallel  mit  der  Achse 
des  Kristalls  geschnitten  nnd  kreuzweise  über  einander 
gelegt  sind ,  so  dafs  sie  alles  Licht  absorbiren.  Die  Sub*» 
stanz,  welche  untersucht  werden  soll,  wird  zwischen  diese 
Platten  gebracht :  wenn  sie  doppelt  brechend  ist ,  so  er* 
scheint  Licht  durch  den  Turmalin :  wo  nicht ,  so  bleibt  es 
dunkel.  Die  zweite  Methode  besteht  darin ,  dafs  man  das 
zu  untersuchende  Mineral  über  ein  Lückchen  in  einer 
Spielkarte  legt,  und  das  durch  gelassene  Licht  durch  ein 
achromatisches  Prisma  yon  isländischem  Spathe  untersucht. 
Wenn  die  beiden  erzeugten  Bilder  verschieden  gefärbt 
sind ,  so  deutet  diefs  auf  doppelte  Strahlenbrechung. 


45.     Wiederherstellung  des  Weifs  an  Gexnählden» 

Herr  Thenard  hat  sein  oxjgenirtes  Wasser  zu  diesem 
Zwecke  mit  sehr  gutem  Erfolge  angewendet.  *  Das  Weifs 
wird  braun  oder  auch  schwarz ,  wenn  Gemähide  Schwe* 
feidämpfen  oder  geschwefeltem  Wasser stofigas,  welches  an 
manchen  Orten  sehr  häufig  ist,  ausgesetzt  sind.  In  Anbe- 
tracht nun ,  dafs  das  oxygenirte  Wasser  das  schwarze  ge- 
schwefelte Blei  in  einen  weifsen  Bleivitriol  verwandelt, 
theilte  er  diefs  einem  Künstler  mit,  welcher  ein  Gemähide 
von  Raphael  wieder  herzustellen  wünschte.  Als  es  danii 
mittelst  eines  Pinsels  angewendet  wurde,  verschwanden 
sogleich  die  Flecken. 


■<p" 


46.     Mauerobst. 

Herr  H.  Dau^i  in  Slough  hat  die  Erfahrung  gemacht» 
dafs  das  Reifen  von  Mauerobst  beschleunigt  und  das  Obst 
noch  besser  werde ,  wenn  man  die  Wand ,  an  welcher  es 
Wachst,  schwarc  mahh.     Er  stellte  dea  Yersuch  an  einem 


43<> 

Weinstoclie  an.  Der  geschwärzte  Theil  der  Wand 'hatte 
zwanzig  Pfund  und  zehn  Unzen  feine  Trauben ,  während 
die  andere  Hälfte  der  Wand  nur  sieben  Pfund  und  eine 
Unze  gab,  welche  auch  nicht  so  grofs  und  so  reif  waren. 
Das  Holz  war  auch  an  der  geschwärzten  Seite  stärker  und 
viel  mehr  mit  Laub  bedeckt« 


47.    Aufbewahrung  von  Eiern« 

Die  beste  Methode^  Eier  aufzubewahren ,  es  sej  nun 
cu  zoologischen  oder  zu  ökonomischen  Zwecken ,  ist  die, 
dafs  man  sie  mit  arabischem  Gummi  überstreicht  und  dann 
unter  Kohlenpul Fcr  packt.  Das  Gummi  wird  hernach 
leicht  durch  Abwaschen  mit  Wasser  entfernt.  Die  Kohle 
schützt  sie  yor  plötzlichen  Abwechselungen  der  Temperatur. 


i.    48-     Neuer  Elrdglobus. 

■ 

Herr  Carl  P,  Khummer  in  Berlin  hat  vor  einiger  Zeit 
einen  Globus  angekündigt,  worauf  die  Berge  erhaben  dar- 
gestellt sind.  Die  Idee  ist  recht  gut,  und  eine  gute  Auf- 
nahme wäre  davon  schon  darum  zu  wünschen,  weil  sie  für 
geographischen  Unterricht  sehr  erspriefslich  wäre. 


'*49«     Gemeinnütziges  astronomisches  Instrument. 

Herr  Theodor  Carezzinii  ein  Piemonteser,  hat  zwei 
Arten  von  runden  Tafeln  erfunden,  welche  er  geozentri- 
sche und  heliozentrische  Tafeln  nennt,  uiid  vermittelst  de- 
rett  jemand  ohne  mathematische  Kenntnisse  in  kurzer  Zeit 
den  Lauf  der  Gestirne  genau  beobachten  und  die  Erschei- 
nungen am  Himmel  sich  erklären  kann.  Damen  und  junge 
Leute ,  welche  der  Erfinder  in  seiner  Methode  unterrich- 
tet hat,  haben  ohne  vorläufige  astronomische  Kenntnisse  ver- 
schiedene Aufgaben  hinsichtlich  der  Sonne,  des  Mondes,  Act 
Planeten,  der  Fixsterne,  der  Finsternisse  u.  s.  w.  gelöst.  Mit- 
telst dieser  Instrumente  kann  man  im  Freien  in  wenigen  Minu- 
ten den  Meridian  sich  finden,  und  bei  einer  Landreise  nie 
die  Bichtung  nach  Norden  verfehlen.  Man  kann  auch  wäh- 
rend der  Nacht  die  Stunde  ohne  T^aschenuhr  erfahren.  ¥j^ 
ist  zu  wünschen ,  dafs  der  Erfinder  dieser  neuen  Methodei 


43« 

wovon  wir  diese  nur  nnTolIstandige  Nachricht  geben  kön- 
nen, die  Schwierigkeiten  überwinden  möge,  womit  oft 
dergleichen  nützliche  Ertindungen  zu  kämpfen  haben. 


5o.     Der  eigentliche  Erfinder  der  Dampfmaschine« 

Im  Jahre  1699  hat  Kapitän  Satfary  auf  diese  Erfindung 
ein  Patent  erhalten ,  und  seitdem  all  die  Ehre  genossen, 
die  dieser  Erfindung  gebührt«  In  der  ansehnlichen  Samm- 
lung Yon  Manuscripten  aber,  ihe  Rarleian  ColUciion  ge- 
nannt ,  die  jetzt  im  brittischen  Museum  zu  London  sich  be- 
findet, liegt  ein  sehr  triftiger  Beweis  aufbewahrt,  dafs 
der  wahre  Erfinder  Samuel  Morland  war ,  welcher  Meister 
der  Gewerke  Karls  IL  Ton  England  war,  und  yermuthlich 
Von  ihm  in  den  Ritterstand  erhoben  wurde ;  denn  er  wird 
häufig  Sir  Samuel  und  »  Le  Chei>alier «  genannt.  Dafs  den 
ersten  Fingerzeig  zu  der  Sache  der  Marquis  von  H^orcester 
in  seinem  Ceniurjr  of  intfentions  gegeben  habe,  ist  wohl 
ausgemacht;  aber  nur  ganis  dunkel,  wie  es  die  meisten 
seiner  Andeutungen  sind.  Morland  aber  schrieb  ein  Buch 
über  den  Gegenstand ,  worin  er  nicht  nur  die  Ausführbar- 
keit seiner  Ansichten  zeigte,  sondern  auch  die  Kraft  yer- 
schiedener  Zylinder  berechnete.  Dieses  Buch  befindet 
sich  noch  in  der  obigen  Sammlung  im  Manuscript.  Es 
wurde  im  Jahr  i683  dem  Könige  ron  Frankreich  überreicht, 
und  in  demselben  Jahre  wurden  wirklich  zu  St.  Geimain 
Versuche  angestellt«  Der  Autor  datirt  seine  Erfindung 
Yom  J.  i  682 ;  sie  ist  also  um  siebenzehn  Jahre  älter  als  iSa- 
f^arfr's  Patent.  Da  Morland  unter  Karl  JL  lebte ,  so  mufs 
man  yermuthen,  dafs  er  schwerlich  nach  Frankreich 
gegangen  seyn  würde ,  um  seine  Erfindung  Luda^ig  XIV, 
anzubiethen ,  hätte  er  sie  m  der  Heimath  nicht  gering 
geschätzt  gesehen«  Indessen  scheint  sie  doch  ^eiden 
laändern  dunkel  geblieben  zfi  ^ejn  bis  ;^um  Jahr  1 699 ,  wo 
Sat^arjr  ^  der  rermuthlich  mehr  von  Morland'^  Erfindung 
wnfste,  als  dieser  dachte,  sein  Patent  erhielt ;  und  in  dem- 
selben Jahre  legte  sie  M.  Amonions  der  Akademie  yon 
Frankreich,  auch  yermuthlich  als  seine  eigene,  yor.  -*■'  Ist 
Tkun  Morland ^  wie  alle  diese. Umstände  es  aufser  Zweifel 
zu  setzenscheinen,der  wahre  Erfinder,  so  Ist  es  wohl  höchst 
billig)  seinem  Nahmen  jene  Aufmerksamkeit  zu  schenken« 
worauf  ihm  der  ansgebreifete  Nutzen  seiner  Erfindung  eu- 
nen  so  gerechten  Anspruch  gibt« 


432 

5i.    Unverbrennliches  Yorrathshaas  zu  Pljrmouth. 

Das  unverbrenn liehe  Yorrathshaus ,  welche»  zu  Pi/- 
jnouth  im  J.  1818  yotlendet  worden  ist,  besteht  in  allen 
seinen  Theilen  durchgängig  ans  Stein  oder  Eisen.  Die 
Gurten  ^  die  Querbalken  ,  die  Thüren  /  Bänder  and  Rah- 
in en  sind  sämmtlich  niedlich  aus  Gufseisen  Tcrfertigt«  Das 
Dach  ist  toiI  Gufseisen,  der  Fufsboden  von  Torkshire- 
Stein  und  die  Treppe  von  Moorstein.  Man  schäUst  die 
Baukosten  davon  auf  i5,ooo  Pfund« 


52.    Reduction  des  Silberchlorids  durch  Wasser^ 

stoffgas. 

Folgende  Methode,  das  Silberchlorid  zu  reduziren,  ist 
Tielleicht  nicht  allgemein  bekannt.  Herr  Arfwedson  hat 
sie  in  Erfahrung  gebracht.  Man  entwickle  Wasserstoflgas 
in  Berührung  mit  Silberchlorid ,  indem  man  das  Chlorid, 
Zink,  Schwefelsäure  und  Wasser  mitsammen  mischt,  so 
wird  4as  Silber  sich  metallisch  darstellen;  der  Zink  kann 
leicht  durch  einen  Überschufs  an  Säure  ausgeschieden^ 
und  das  Metall  dann  durch  Filtriren  oder  Abgiefsen  erhal- 
ten werden. 


53.     Chinesische  Ärt^  Bleiplatten  zu  machen. 

Zwei  gi*ofse  yollkommen  ebene  Ziegeln  werden  jeder 
auf  einer  Seite  mit  sehr  dickem  Papiere  bedeckt,  und  wag- 
recht, mit  der  Papieroberfläche  gegeneinander,  eine  über 
die  andere  gelegt.  Der  Arbeiter  hebt  dann  den  obern  in 
einem  Winkel  auf,  gibt  eine  für  die  Platte  hinlängliche 
Menge  geschmolzenen  Bleies  dazlirischen ,  und  läfst  den 
Ziegel  wieder  nieder ,  springt  darauf  und  prefst  ihn  mit 
den  Füfsen  fest  an  den  andern ;  so  wird  nun  das  Metall 
in  eine  unregelmäfsige  Platte/ausgedehnt.  —  Um  die 
Oxydation  des  Bleies  zu  verhüten ,  wendet  man  ein  Ilai*z 
an  y  welches  Dummer  genannt  wird. 

Herr  IVdddeü^  der  sich  während  seines  Aufenthaltes 
in  China  viel  mit  den  Künsten  dieses  Landes  bekannt  ge- 
macht hat ,  und  dem  wir  diese  Nachricht  rerdanken,  hat 
die^e  Methode  mit  vielem  Erfolge  zur  Yerfertigung  von 


433 

dfinneii  ^nkplatten  en  galvanischen  Zwecken  angewendet. 
Eine  solche  Platte  ist  etwa  7^.5  Zoll  dick,  und  nicht  nul* 
an  ihrer  Oberfläche  sehr  glatt,  sondern  hat  auch  eine  ganz 
gieiehförmig»  Dicke. 


Nr.  54  —  73;  Yon  Karl  Karmarsch^ 

ilsiistenten   des  Lehrfaches   der  Technologie  am  k.  k.  polytech« 

iiischen  Institute. 

• 

54«     Über  die  Yerfertigung  der  dainaszirten  Säbel-^ 
klingen.   Vom  Professor  Anton  Crwelli  in 

Mailand  '); 

Die  nöthigeif  Eigenschaften  der  Säbelklingen,  vnd  ei** 
ner  jeden  guten  Klinge  überhaupt,  sind  eine  gehörige 
Härte  ^.  vereinigt  mit  ^nein  gewissen  Grade  ron  Elastizi- 
tät. Yermdgje  der  erstem  Eigenschaft  wird  die  Klinge  fä- 
hig, Körper  Ton  bedeutender  Härte  eben  so  wie  die  weich- 
sten Substanzen  durchzuschneiden,  und  durch  die  zweite 
wird  das  Ausspringen  der  Schneide  yerhindert,  wenn  die- 
selbe auf  einen  harteil  Widerstai^d  trifft  ^). 

Zur  Verfertigung  {der  schneidenden  Werkzeuge  über- 
haupt gibt  es  mehrere  Methoden*  Kleine  Gegenstände 
der  Art  macht  man  ganz  aus  Stahl ,  dem  man  den  erfor- 
derlichen Grad  der  Härte  gibt.  Da  aber  die  Elastizität  des 
Stahls  mit  seiner  Härte  immer  im  umgekehrten  Verhält- 
nisse steht,  so  erleidet  die  Anwendbarkeit  dieser  Methode 


<)  Nach :  Suit  Arte  di  fabbricare  te  Sciabole  di  Daniased, 
Memoria  di  Ant.  Crivelli^  eiCs  JMilano^  iB^i. 

*)  Die  gewohnliche  Probe,  der  man  die  Säbelklingen  un- 
terwirft v  besteht  darin,  dafs  man  sie  um  einen  grof^etf 
aus  Hols  gedrehten  Zyliader  biegt ,  und  mit  der  flachen 
Seite  heftig  gegen  denselben  schlägt.  Nach  dem  Erfolge 
dieses  Versucnes  ISfst  sich  swar  der  Grad  d(»r  Elastiei« 
tat  der  Klinge  bcurtheilen ,  aber  keineswegs  die  Härte 
der  Schneide ;  im  Oeg«ntheil  wird  eine  sehr  weiche  Klingt' 
diese  Probe  am  besten  aushalten. 

9«Wlk  d,  f  oljt.  last,  in.-  R4v  ^O 


» 


434 

eine  Betchränkuiig,   welche  durch  den  hohen  Pirei»  det 
Stahls  aech  vermehrt  wird  *)• 

« 

In  der  Regel  werden  daher  alle  schneidenden  Werl« 
zeuge  ans  Eisen  verfertigt ,  welches  man  an  der  Stelle,  wo 
die  Schneide  hinkommen  soll,  durch  Schweifsen  mit  ei- 
nem Stahlstücke  von  angemessener  Form  vereinigt.  Bei 
diesem  Verfahren  gewinnen  die  Schneiden  aufserordent- 
lieh ;  denn  ungeachtet  sie  eine  sehr  grofse  Härte  anzuoeli« 
men  fähig  sind,  wird  doch  das  Ausspringen  derselben 
durch  das  weiche,  zu  Grunde  liegende  Eisen  erschwert. 
Man  sieht  aber  leicht  die  VnvoUkommenheit  dieser  Yer- 
fertigungsart  ein:  diese  nähmlich,  dafs  das  ganze  Werk- 
zeug nur  so  lange  gebraucht  werden  kann,  bis  der  die 
Schneide  bildende  Stahl  abgenutzt  ist. 

Gewisse  grSfsere  Werkzeuge,  welche  keiner  bedeu« 
tenden  Härte,  dagegeii  aber  einer  beträchtlichen  Zähig- 
lieit  bedürfen ,  verfertigt  nian  wohl  auch  aus  einer  Mittel* 
gattung  zwischen  Eisen  und  Stahl ,  die  eigens  zu  diesem 
Zwecke  erzeugt  wird.  Von  solcher  Art  sind  die  steier« 
märkischen  Sensen  und  Sicheln. 

Endlich  lehrt  die  Erfahrung,  dafs^  durch  ein  inniges 
Gemenge  von  Eisen  und  Stahl  die  besten  Klingen  för 
schneidende  Instrumente  hervorgebracht  werden  können. 
Dieses  innige  Gemenge  findet  sich  in  den  sogenannten  Da- 
maszener •  KUngen  y  die  9eit  längerer  Zeit  ein  Gegenstand 
der  Bewunderung  für  die  Europäer  gewesen  fAnd^  und  die 
auch  hier  mit  einiger  Ausführlichkeit  besprochen  werden 
sollen. 

Das  vorzüglichste  äufsere  Merkmahl  der  Damasze« 
ner-älingen  besteht  darin,  dafs  ihre  ganze  Oberfläche 
(der  Rücken  und  die  Schneide  nicht  ausgenommen)  mit 
rerschiedeneri  angenehm  in  die  Augen  fallenden,  mehr 
oder  weniger  regelraäfsigen  und  hervorspringenden  Zeich* 
nnngen  geädert  ist.     Di^se  Zeichnunjgen ,   welche  aus  Isu- 


*)  Die  so  gerühmten  englischen  Schneidwerlnseuge  sind  meist 
gans  aus  Stahl ,  und  besitzen  fast  ohne  Ausnalime  eiot 
vortretniche  Härte,  sugleich  aber  den  davon  unsertrenn« 
liehen  Nachtheil ,  dafs  ihre  Sohneiden  sehr  leicht' aossprim 
gen  und  Scharten  beliommesi. 


455 

ter  feinen ,  abwechselnd  fhell  nnd  dunkler  gefärbten ,  nid 
sich  darchkreozenden  Linien  zusammen  gesetzt  sind^  yer« 
Ranken  ihre  Entstehung  dem  rerschiedenen  Verhalten  des 
Stahla  und  Eisens  gegen  ^wisse  chemische  Agentien.  Man 
lasse  einen  Tropfen  Säure  ( z.  B.  starken  Essig  oder  Tet« 
dttnnles  Scheidewasser)  auf  eine  polirte  Stahlfläche,  und 
einen  andern  Tropfen  derselben  Säure  auf  blankes  Eisen 
fallen  9  so  wird  sich  ein  merklicher  Unterschii»d  in  der 
Wirkudg  zu  erkennen  geben:  der  StiJil  wird  nicht  nur 
sehne)  1er  ängc^griSen  als  das  Eisen,  sondern  nachdem 
beide  Metalle  mit  tVasser  abgewaschen  worden  sind ,  be- 
merkt man ,  dafs  die  Säure  auf  dem  Eisen  einen  matten 
lichtgranen^  auf  dem  Stahle  abe^  einen  dunkleren  schwärz- 
lichen Fleek  zurückgelassen  hüat.  Die  Erklärung  dieser 
Erscheinung  ergibt  sich  Ton  selbst  ^  wenn  man  #eifs,  däfs 
der  Stahl  Ton  dem  Eisen  sich  hauptsächlich  dnrch  eilten  nicht 
unbedeutenden  Gehalt  an  Kohlenstoff  untersoheidet,  der, 
als  in  den  Säuren  unauflöslich ,  bei  obigem  Versnche  un* 
verändert  curOekbleiben  inulste*  Setzt  man  demnach  die 
Damaszener  -  Klingen  als  eine  Mengung  ydn  Eisen  und 
Stahl  toraus  *) ,  so  zeigt  sich  gleich  die  Nothwendigkeit 
des  Henrorkommens  der  Zeichnungen,  wenn  eine  solche 
blank  geschliffene  Klinge  mit  irgend  einer  Säure  behan« 
delt  wird.  Die  Zeichnungen  erseheinen  zwar  schon  durch 
die  längere  Einwirkung  der  feuchten  Luft ,  werden  aber 
schneller  durch  eigene  künstliche  Beizmittel  heryorgeru- 
fen.  Man  bedient  sich  zu  diesem  Zwecke  entweder  des* 
reinen  terdünnten  Scheidewassers , -^  oder  mäii  termischt 
dasselbe  mit  anderen  Substanzen  ')•  Die  Türken  if endeit 
häufig  eine  Mischnng  yen  Alaun  und  Wasser  {Zdmk  ge* 
nannt)  an,  womit  sie  die  Klingen  bedecken,  und  sie  dann 
einer  stark  erhöhten  Temperatur  aussetzen ;  die  ans  denf 
Alaun    in  der  Hitze  frei   werdende  Schwefelsäure  wirke 

» 

I 

*  •  ■•  ^ 

•)  Dafs  kein  anderes  Metall  in.  die  Zntanunensetsttng  der  Ba- 
roaszener  •  Klingen  mit  eingehe,  dayoa  kann  man  uch  leicbt' 
überceugen,  wenn  man  versucht,  ein  Stück  davon  mit 
Goldaraalgan^-  im  Feuer  zu  vergolden;  Die  Operation  ge- 
lingt nicht,  was  doch  wenigstens  an  einaelnen  Funkteii  der 
f'all  9tfa  mülste «    wenn  em  anderes  Metall  sugegen  wärA. 

^)  Dergleichen  Ätswasser  erhält  man  aus  a)  i  ^2  Pfd.  Was« 
ser ,  s  Lolh  Scheidewasser,  i  Loth  Salmiak ,  f/^  Löth  Kup- 
fervitriol; öder  b)r  «o  Loth  Wasser,  i  y^  Ldth  AUan/ 
Vi  Loth  Kttpfeiryitrtdl  V  4  L:eth  Schwefelsäure. 


bier  auf  dieselbe  Art^  wie  in  anderen  Fällen  die  Salpeter» 

säure.  i 

X 

* 

Man  mag  gich  cnr  RerTOrbrhignng  der  Zeicfannngen 
des  einen  odek*  des  andern  Yerfahrens  bedienen ,  so  yer* 
liert  die  ganze  Klinge  ihren  metallitchen  Glanz,   nnder« 
balt)  indem  sie  sich  mit  Rost  bedeckt,  eine  braune  Ferbe, 
die  ihr  durch   Nachfolgendes  Poliren   wieder   genommen 
werden  mufs.     Will  man  übrigens,   dafs  die  Zeichnungen 
sichtbar  werden  9   unddai's  dessen  ungeachtet  die  Klinge 
eine   dunkle  Farbe  beibehalten  soll,   so  ist  nothig,   dafs 
dieselbe  nach  dem  Herausnehnten  aus  der  Beize  wohl  ge* 
trocknet,  und  dann  polirt  werde«    Das  Eisen,-  da  es  wei* 
eher  ist,  polirt  sich  zuerst,  und  erscheint  in  Gcj^talt  weifs- 
lieber  Linien ,    die  über  den  Stahlgrund  (der  mehr  ange- 
griffen wurde»    und  daher  eine  bräunliche  Farbe  behält) 
heryorspringen.      Um  den  Rost  von  dem  Grunde  ganz  zu 
entfernen,  mufs  das  Poiiren  lange  fortgesetzt  werden  ;  die- 
ses kann'  aber  auch  ohne  Gefahr  die  Zeichnung  zu  verder- 
ben geschehen ,    denn  diese  erscheint  intmer  mit  weifsen, 
silberartig  glänzenden  Linien,  während  der  Grund  eine 
bleigraue  Farbe  hat.  —    Die  Zeichnungen  der  Damaszener- 
Säbel  sind  nicht  nur  eine  noth wendige  Folge  derMengnng 
Ton  Eisen  upd  Stahl :    sie  zeigen  zugleich  die  Art  der  Ver- 
bindung, in  welcher  sich  beide  Metalle  mit  einander  be- 
finden;   und  so  wird  das  äufsere  Ansehen   ein  Kriterium 
zur  Beurtheilung   der  Festigkeit  und  Güte    der  Klingen. 
Wirklich  entspricht  auch  jede  Verschiedenheit  in  der2^ich- 
nung  einer  Verschiedenheit  in  der  tnnern  Beschaffenheit 
der  echten  Damaszener -Klingen.      Die  Chara^Choroisan 
und  die   Tkaban,   als  die  vorzüglichsten  Sorten ,  erschei- 
nen ganz  mit  sehr  feinen  Linien  bedeckt,  und  gleichsam 
kraus,   wie  das  feine  Haar  der  angorischen   Ziegen  1  die 
Kakmerduen  und  die  flankaoi,  die  etwas  weniger  geschätzt 
werden,    sind  ganz  mit  nach  der  Länge  laufenden  Linien 
durchzogen,   welche  bei  den  erstem  sich  an  vierzig  Stel- 
len der  ganzen  Lange  der  Klingen  berühren^  endlich  eine 
dritte,    mindere  Sorte,    die  Ter2 •  majmurU  und  die  Chare, 
sind  ebenfalls  kraus ,  aber  mit  gröberer  Zeichnung  als  die 
zuvor  angezeigten.      Was  die  inneren  Eigenschaften  der 
Damaszener  -  Klingen  betrifft,    so  sind  sie  durchaus  spezi- 
fisch schwerer    als  die    gemeinen    europäischen  Klingeot 
and  ungeachtet  sie 'beim  Anschlagen  an  harte  Körper  ei- 


43? 

Aen  ailberarligen  Klang  Ton  sich  geben,  so  nehmen  sie 
doch  nach  dem  Biegen  nie  ganz  ihre  vorige  Forni  wieder 
an.  Dieser  Mangel  an  Elastizität  wird  jedoch  durch  ihre 
grofse  Festigkeit,  und  durch  die  Fähigkeit,  jeden  belie* 
bigen  Grad  der  Härte  anzunehmen ,  aufgewogen.  Eine 
Klinge  nähmlioh,  die  Eisen  und -Stahl  in  einer  gewissen 
Art  und  Menge  mit  einander  gemischt  enthält,  wird  einen 
gewissen  Grad  Ton  Härte  annehmen.  Ist  dieselbe  nun  zu 
einem  gewissen  Zwecke  vorzugsweise  tauglich ,  so  dürfen 
nur  alle  zu  demselben  Gebrauche  bestimmten  Klingen. aaf 
dieselbe  Art  verfertigt  werden  ,  um  dafs  man  von  ihrer 
Qualität  versichert  sejn' könne*). 

Die  guten  türkischen  Säbel  schneiden ,  fast  mit  glei- 
cher Leichtigkeit,  sehr. weiche  und  sehr  harte  Körper: 
wie  nassen  und  mehrmahl  zusammen  gelegten  Filz» 
Knochen  und  Eisen,  ohne  im  letztern  Falle  einen ' merkli^ 
chen  Schaden  zu  erleiden.  Ihre  Verfertigungsart  wird 
von  den  türkischen  Arbeitern  sehr  geheim  gehalten ,  und 
ist  daher  in  Euiopa  schon  lange  der  Gegenstand  oft  wie- 
derhohlter,  und  meist  mifslungener  Versuche  gewesen« 

Nicholson  glaubte  den  echten  Damast  nachahmen  zu 
können,  wenn  er  'aus  Feilspänen  von  schwedischem  Eisen 
und  deutschem  Stahl ,  die  sorgfaltig  gemengt ,  und  bis  zur 
Schweifsbitze  erwärmt  wurden ,  eine  Masse  bildete*  Dafs 
man  aber  dadurch  den  heabsichtigten  Zweck  nicht  errei- 
chen, und  höchstens  eine  aus  weifsen  und  grauen  zer- 
streuten Punkten  bestehende  Zeichnung  erhalten  könne, 
ist  leicl^t  einzusehen. 

Nicht  viel  besser  ist  eine  von  (PRUIIy  vorgeschlagene 
Methode.     Man  soll  Stangen  von  sehr  weichem  Eiseuj  und 


*)  Da«  siemlieh  verbreitete  Vorurtheil,  dafs  der  DamasaenA- 
Stahl  gleich  dem  en^^lischen  Oursstahl  unschwoifsbar  seyt 
wird  von  Herrn  Crivelli  widerlegt.'  Derselbe  versichert 
nicht  nur,  dafs  man  in  dei^  Levante  die  alten  Säbelklingen, 
so  wie  Stücke  u.  dgl*  wieder  durch  Seh  weifsen  verarbel« 
tet;  sondern  ersählt  selbst*,  dafs  er  in  JUaUandj  ohne>son* 
derliche  Schwierigkeit  durch  Zusammensch weifsen  von  Lec- 
cer  -  Eisen  mit  einem  Stücke  eines  türkischen  Fistolenlau- 
fe»^  und  einem  Fragment  einer  Daroassener  -  Klinge ,  ein 
herrliches  Stilet  habe  verfertigen  lassen. 


/  % 


43a      - 

sehr  dünne  Stücke  Stahl  tu  )3üachel  vereinigen ,  «osam* 
menschweifsen 9  dann  fnehrinahl  umbiegen,  und  neuer- 
dings  snsammensohweifsen ,  wobei  in  Acht  su  nehmen  iit, 
dais  das  Ausachmieden  jetzt  nach*  einer  Richtung  geachehe, 
welche  die  vorige  unter  einem  rechten  Winkel  durch- 
Hreogt,.  Man  sieht  leicht,  dafs  auf  diese  Art  sich  kein 
schöner,  am  allerwenigsten  aber  ein  dem  eckten  gleich 
kommender  Damast  werde  herrorbringen  lassen;  nicht 
zu  erwähnen,  dafs  Klingen,  welche  auf  diese  Art  verfer« 
tigt  worden  sfind,  unmöglich' eine  gute' und  gleichförmige 
Schneide  erhalten  können. 

Der  Engländer  WUde'^  von  Sh^ieldj  schlug  vor, 
Zemenistahi  in  einem  Tiegel  zu  schmelzen ,  ihn  "dann  in 
eine  Form,  in  welcher  .Stücke  Eisen  (die  man  Torherroth« 
glühend  gemacht  hat)  nach  Belieben  angebracht  sind,  zv 
giefsen,  und  endlich  mehrmahl  auszusehmieden«  Die^ 
ses  Verfahren  kann ,  begreiflicher  VVeise ,  keinen  Damast, 
sondern  nur  zerstreute  Flecken  geben ,  deren  Gestalt  von 
der  ursprünglichen  Fjucm  der  eingelegten  Eisenstücke,  tind 
von  der  Art  des  Ausschmiedens  abhängig  ist;  es  steht  also 
dem  vorigen  nach. 

Mehrere  andere  Methoden  sind  später  von  Qoiui 
(Professor  der  Chemie  «n  Me%iered)  angegeben  wprden  *). 

Zwei  davon  gründen  sich  auf  das  Znsammenschweis« 
^en  von  Eisen-  und  Stahlblechen.  Es  leuchtet  aber  ein, 
dals  sich  dfirch  dieaes  Yerfahren  kein  Dessein  werde  her- 
ausbringen lassen ;  denn  man  mag  die  zusammengeschweifs« 
ten  Bleche  nach  der  freite  oder  nach  der  Dicke  ausschmie- 
den,  so  wird  man  im' ersten  Falle  Ijar  keine  Z'eichnnng, 
im  zweiten  aber  npr  lauter  nach  der  Länge  laufende,  pa- 
rallele Linien  erhalten,  und  die  Klinge  kann  in  diesem 
Falle  auch  keine  Festigkeit  besitzen ,  da  sie  aus  lauter  ge* 
r;^e  neben  einander  liegenden,  durch  das  SqhweilseQ 
verbundenen  Streifen  besteht.  Gouei  schlägt  auch  vor, 
zur  Uervorbringiing  der  Zeichi^ungen  sich  des  Grabstichels 
iu  bedienen ;  allein  dieses  Verfahren  ist  ein  wahrer  Be- 
trug, und  also  gt^nz  verwerflich,  da  die  innere  Beschaffen- 
heit der  Klingen  dadurch  nicht  geändert  wird» 


*}  Art  d0  f^riquer  Us  l^^mei  ßgur^ei^  dites  fitmts  ds  Dam$s. 


•  '  439 

Nach  einer  andern  Angabe  Clouei'9  boH  man  dünne 
Stangen  oder«Drähie  yon  Eisen  und  Slahl  zusamnen- 
ftohweifsen,  und  dann  zusammendrehen.  Die  Wirkung 
dieses  Verfahrens  lafst  sich  auf  folgende  Art  deutlich  ma« 
chen.  lllan  denke  sich  eine  Schraube  mit  sehr  tiefen  Gän- 
gen, welche  bis  nahe  an  die. Achse  reichen;  man  denke 
sich  die  Zwischenräume  der  Gänge  mit  einer  yon  der  Ma- 
terie der  Schraube  selbst  rcrschiedenen  Substanz  a|ige« 
füllt;  man  denke  sich  endlich,  dafs  eine  der  Achse  pa* 
rallele  Ebene  die  Schraube  nach  der  Länge  durchschneide: 
so  ist  klar ,  dafs  auf  dieser  Fläche  die  einzelnen  Durch- 
schnitte jeden  Ganges  sammt  der  Substanz,«  womit  der- 
selbe angefiallt  ist,  zum  Vorscheine  kommen  werden,  dafs 
ferner  diese  Durchschnitte  immer  parallel ,  und  um  desto 
häufiger  un4  weniger  schief  seyn  iirerden,  je  fetner  die 
Schraube  war.  Es  ist  gleichfalls  offenbar^  dafs  die  Ge- 
stalt dieser  Durchschnitte  verschieden  ausfallen  wird,  wenn 
die  Gestalt  der  Schraubengänge  selbst  yerschieden  war. 
So  würde  eine  flachgängige  Schraube  länglich  parallele- 
grammatische,  eine  rundgängige  ellyptische  geben;  und 
wenn  endlich  die  Seiten  der  Schraubeugänge  auf  verschie* 
dene  Art  eingeschnitten  sind,  so  müssen  ihre  Durchschnitte 
gezahnt  erscheinen* 

Setze  man  jetzt  den  Fall  %  dafs  sowohl  die  Substanz 
der  Gänge ,  als  jene ,  welche  die  Zwischenräume  dersel- 
ben ausföllt,  weich  und  dehnbar  sejen,  so,  dafs  sie  von  ' 
der  eingebildeten  Achse  abgewickelt  werden  konnten..  Man 
kann  sich  leicht  überzeugen ,  dafs,  wenn  dieses  Abwickeln 
wirklich  rorgenommen  würde ,  man  zwei  Stangen  erhal- 
ten müfste,  deren  eine  die  Form  des  Schraubengangest 
die  andere  aber  die  Form  des  dazwischen  liegenden  Rau- 
mes hätte.  Man  wird  daher  eben  so  rückwärts  durch  das 
Znsammenschweifsei\  zweier  Stängelchen ,  die  man  dann 
mit  einiger  Vorsicht  schraubenförmig  windet,  und  in -senk- 
rechter Richtung  (d.  i.  parallel  mit  der  Achse)  durchschnei- 
det, eine  Fläche  bekommen,  welche  solche  parallelogram^ 
matische  oder  elljptische,  oder  wellenförmig  begränzte 
(  gezahnte  )  Figuren  zeigt ,  je  nachdem  die  Stangen  paral- 
lelepipedisch  oder  prismatisch,  oder  ihre  Vereinigangs- 
kanten  krumm,  oder  auf  irgend  eine  Art  ausgehöhlt  wa- 
ren. Im  Falle ,  dafs  jede  Stange  die  halbe  Dicke  des  zu 
bildenden  Zjlinders  hat,  wird  man  zu  diesem  Endzweke 


44q  .  •  . 

l&pminen^  mrenn  man  sie  an  eiiiem  En4^.  (etwa  im  Sehpaab- 
atock)  ^befestigt»  und  am  andern  zusammendreht.  Alles, 
was  von  zwei  solchen  Sjmngen  gesagt  werden  kann,  gilt 
auch  yon  mehreren  ;  nur  wird  es  in  diesem  Falle  gösche- 
bcm ,  dafs  die  einzelnen  Flecken  der  auf  der  Ourchschnitt- 
ilache  erscheinenden  Zeichnung '  iron  mehreren  nach  der 
Länge  laufenden  parallelen  Linien  durchkreuzt  sejn  werden. 

Bei  der  Ausführung  fallen  die  Figuren  begreiflicher 
Weise  nie  so  ganz  genau  gleich  aus,  wie  wir  bisher  immer 
angenommen  haben ;  wovon  die  Haüptursache  wohl  darin 
liegt,  dafs  die  Drehung  doch  nie  ganz  gleichförmig  vorge- 
nommen Werden  kann« 

Ans  dem  Gesagten  ergeben  sich  nachstehende  Folge« 
rungen : 

i)  Die  durch  das  Zusammendrehen  n\ehrcrer  Stan- 
gen (oder  Drähte)  aus  Eisen  und  Stahl  erhaltenen  Zeich- 
nungen gleichen  sich  sämmtlicb  9  sowohl  in  der  Form  als 
in  der  Lage  3  d.  h«  alle  gehen  schief  nach  der  Breite  der 
Biinge,  und  all^  sind  parallelogrammatisch  oder  ellyptisch. 

a)  Die  Höhlung  und  die  Krümmung  der  Oberflächen^ 
wo  die  Eisen-  und  Stahlstäbe  einander  berühre^,  ändern 
die  Zeichnungen  nicht ^  sondern  machen  nur  die  Bänder 
derselben  zackig  und  ungewifs.  Diese  geringe  Abwei- 
chung belohnt  also  nicht  die  Mühe ,  welche  auf  die  beson- 
dere Gestaltung  eines  jeden  Stängelchens  zu  verwenden 
wäre. 

r 

3)  Der  geringere  oder  gröfsere  Grad,  des  Zusammen- 
drehens  macht  nur,  dafs  die  Zeichnungen  gröfser  oder 
kleiner,  oder  mehr  oder  weniger  schief  auf  der  Oberfläclie 
zum  Vorschein  kommen,  ändert  aber  il^re  Form(  im  We- 
sentlichen nicht. 

4)  Um  eine  Klinge  zu  erhalten ,  deren  Fig\ire.n  auf 
beiden  Seiten  gleich  sind,  mufs  mai\  die  bearbeitete«  aus 
zusammengesphweifsten  und  zusammengedrehten  Eisen- 
und  Stahlstäben  bestehende,  Stange  der  Länge  nach  in 
drei  genau^  gleich  dicke  Theile  schneiden :  die  beiden  äus- 
seren geben  jeder  eine  Klinge,  die  auf  einer  Seite  scbone) 
auf  der  andern  schlechte  Zeichnungen  hat;  blofs  das  Itfit« 


44i   . 

telsiüok  liefert  eine  auf  beiden  Selten  sehöne  und  gleiche 
Klinge.  Man  sieht,  mit  welchen  Schwierigkeiten  diese 
Hethode  verknüpft  isL 

5)  Die  unvermeidlichen  Un Vollkommenheiten  des  Zu- 
aammendrehens  sind  Ursache«  dafs  die  Figuren  hie  weder 
gleich,   noch  gleichförmig  aof  der  Klinge  vertheilt  sind. 

6)  Die  durch  Zusammendrehen  bereiteten  Klingen 
werden  sich  von  den  echten  immer  dadurch  unterschei- 
den ,  dafs  sich  die  Linien  ihrer  Figuren  durchkreuzen. 

Bei  einer  vierten  von  ihm  angegebenen  Methode  zur 
Erzeugung  der  Damaszener  -  Klingen  schreibt  Clouet  vor, 
auf  die  Oberflache  der  Klingen  Eisen -und  Stab  llheile  auf 
eine  gewisse  Art  anzuschweifsen.  Dieses  Verfahren  wäre 
demnach  jenem,  welches  bei  den  Verfertigung  der. söge-  . 
nannten  Drahtläftfe  befolgt  wird ,  analog ,  ist  aber  au^  dem 
Grunde  verwerflich,  weil  es  Huf  die  innere  Güte  des  Stahls 
keinen   Einflufs   hat. 

Die  eigenen  Versuche  des  Herrn  Professors  Cri*- 
v^  sind  das  Neueste  und  Gelungenste,  was  über  die  Ver- 
fertigung der  damaszirten  Klingen  bekannt  wurde. 

Weniger  in  der  HofiTnung  zu  dem  gevrünschten  Ziele 
zu  gelangen,  als  mit  der  Absicht,  sich  über  die  Wirksam- 
keit der  besten  bis  dahin  bekannten  Verfahrungsarten  zu 
I^elehren,  verfahr  Herr  CnVeZ/i  auf  folgende  Art: 

Um  den  Einflufs  des  von  Clouet  rorgeschlagenen  Zu- 
aammendrehens  auf  das  äufsere  Ansehen  der  Klingen  zu 
erüshren ,  wurden  achthundert  Stricknadeln  (  7i  Linie  in 
der  Dicke )  vom  besten  Stahl ,  wie  sie  im  Handel  vorkom- 
men^ Paar  und  Paar  mit  einem  Eisendrakt  von  gleicher 
Dieke  umwunden.  Die  dadurch  gebildeten  vierhundert 
Stangelchen  vereinigte  man  in  acht  Bündel  von  zylindri- 
scher Gestalt,  deren  jedes  demnach  hundert  und  fünfzig 
Elemente  *)  enthielt.  Alle  diese  Bündel  wurden  einzeln 
geschweifst,  indem  man  sie  dabei  bald  mit  der  Finne,  bald 


*}  So  werden  von  Herrn  .Criveüi  die  einsclnen  Theile  ,  aus 
denen  das  Ganze  zusammengesetzt  war,  {genannt.  —  Die 
erwähnten  Bündel  enthielten  jedes  gleichviel,  nfiknlich 
f\infzig ,  Staneelchen  $  jedes  dieser  letztem  bestand  bbtv 
üus  swei  Stahl  drahten  und  einem  Eisendrahte. 


44ä 

* 

mit  der  breiten  Seite  de«  Hammers  bearbeitete;  man  er- 
liielt  ao  acht  Stangen  yon  zehn  Zoll  Länge  jede «  die  hier- 
auf in  der  Hälfte  zerschnitten  wurden«  Durch  das  Znsam- 
menschweifsen  Ton  je  rier  nnd  vier  dieser  Stücke  bilMe 
man  .18  Zoll  lange  ^  11  Linien  breite  und  4  Linien  dicke 
Stangen ,  deren  jede  aus  sechshundert  Elementen  zusam- 
men gesetzt  war.  Jede  Stange  wurde  neuerdings  in  drei 
Theile  getrennt ,  nnd  diese  vereinigte  man  wieder  in  ein 
Ganzes  Ton  i(k>o  Elementen,  welches  auf  die  oben  ange- 
gebene Art  geschweifst,,  gehämmert I  und  endlich  unmit- 
telbar zur  Klinge  ausgebildet  wurde. 

Ungeachtet  nach  dem  beschriebenen  YeHahren ,  wo- 
bei die  Operation  des  Drehens  mit  sehr  kleinen  Theilen 
Torgenommen  worden  war,  auf  einen  günstigen  Erfolg  ge- 
hofft werden  konnte ,  so  war  dieser  doch  keineswegs  der 
Erwartung  angemessen.  IKe  fertigen  Klingen  hatten  nähm- 
lich  durchaus  «schlechte  Schneiden;  und  ihre  ganze  Obe^ 
fläche  war  wohl  mit  Längen  -  Linien  durchzogen ,  die  aber 
weder  regelmofsige  Figuren  bildeten,  noch  überhaupt 
einige  Ähnlichkeit  mit  dem  echten  Damast  zeigten. 

Herr  CrU^elU  fand  es  in  der  Folge  fftr  besser ,  Strei- 
fen Ton  Stahlblech  anzuwenden ,  die  schief  mit  Eisendrabt 
umwunden  sind.  Es  ist  aber  nothwendig,  dafs  dhr  letz- 
tere in  die  Blechdicke  etwas  vertieft  sej;  man  gelangt  zu 
diesem-  Zwecke,  wenn  man  die  vorbereiteten  Bleche  in 
der  kirschrothen  Glühhitze  mit  dem  Hammer  schlägt. 
Blech  und  Draht  können  V4  Linie  dick  seyn. 

Herr  CrioelU  nahm  11  Pfund  Stahl  (von  der  Sorte, 
welche  unter  der  Benennung  Bildhaaerstakl  ^  Aodafo  da 
ScuUore ,  aus  dem  Brescianischen  kommt  ),  schmiedete  ihn 
beim  dunkeln  Rothglühen,  und  bereitete  daraus  sechzehn 
Blätter  von  i5  Zoll  Länge,  9  Linien  Breite  und  Y4  Linie 
Dicke.  Diese  wogen  10  Pfund.  Sie  wurden  mit  eben  so 
dickem  Eisendraht  dergestalt  umwickelt;  dafs  die  Win- 
dungen um  die  doppelte  Dicke  von  einander  entfernt  blie- 
ben ,  und  die  ganze  Oberfläche  demnach  zu  ^3  aus  Stahl, 
und  zu  V3  ^^^  Eisen  bestand.  Auf  die  oben  angegebene 
Art  in  4unkler  Glühhitze  gehämmert  erlangten  diese  Blät- 
ter eine  Dicke  von  1  Linie,  eine  Breite  von  10  Linien, 
und  eine  Läam  ron  18  Zoll«     Man  zerschnitt  sie  hierauf 


443 

jedes  in  drei  Theile ,  l>i]detei  darauB  zvrei  Bündel  (jedes 
Yon  fi4  Elementen)  /  welche  mit  Eisendraht  vereinigt,  und 
in  dreimahligem  Glühen  zusammengeschweifst  wurden* 
Die  Bleche  waren  hierbei  so  auf  einander  gelegt  worden, 
dafs  wechselseitig  das  Eisen  des  einen  den  Stahl  des  an- 
dern berührte.  Endlich  wurde  die  ganze  Masse  längere 
Zeit  geschmiedet ,  und ,  unter  immerwährendem  Bearbei- 
ten nach  der  Breite  der  Blattei^,  zu  einer  i3  ZolMangen, 
11  Linien  breiten  und  6  Linien  dicken  Stange  ausgebil- 
det, die  durch  Befeilen  (um  die  an  den  schmälern  Seiten 
stehen  gebliebenen  Biegungen  des  Eisendrahtes' wegzuneh- 
men) noch  um  7t  Linie  yerschmälert  wurden. 

Um  zu  erfahren ,  ob  eine  auf  die  bescliriebene  Art 
bereitete  Stange,  mehrmuhl  nach  rerschiedenen  Rich- 
tungen gestrecht ,  Zeichnungen  erhalten  könne ,  schritt 
Herr  CrwetU  zu  nachstehendem  Versuche. 

Vier  solche  Stangen  wurden,  bestimmt,  jede  eine 
lUinge  zugeben, 

Di«  enU  erlitt  keine  andere  Bearbeitung,  als  zunv 
Aussohmieden  der  Klinge  ndthig  war.  Sie 'erschien  mit 
einiger  BegelmalsigMitBtit  verschieden  geformten  Flecken 
gezeichnet,  und  glich  unter  allen  am  meisten  dem  echten 
Damast» 

Die  xipmi^  wurde  nach  verschijedenen  Hichtungcn  ge- 
bogen und  gewunden,  dann  ausgeschn|ic|4tt ;  lieferte  keine 
ordentliche  Zeichnung* 

Die  drUu  wurde,  wie  die  porige,  gewunden ,  dann 
bis  zur  doppelten  Dicke ,  und  zur  Hälfte  der  übrigen  Di- 
mensionen der  Klinge  ausgesehmiedet ,  hierauf  mit  einem 
Meifsel  der  Breite  nach  auf  jeder  Seite  zwanzig  Mahl  ein- 
gehauen ,  so ,  dafs  s  Liiiien  breite  und  4  Linien  tiefe  Fur- 
chen entstanden ,  und  endlich  fertig  gearbeitet*  Nitoh  dem 
Beizen  erschien  an  drei  Stellen  der  einen ,  und  an  zwei 
der  andern  Seite  ein  Geilecht  «ron  wohlgestellten  Linien, 
welche  fftnfen  ron  den  gemachten  Furchen  entsprachen  ; 
die  übrigen  gaben  nichts« 

Die   UUU   Klinge    erhielt  Herr   Crlt^elU   aus    tine^ 


444 

SUngCf  die, eben  so  behandelt  ilnd  eingebanea  wordei 
war,  Mrie  die  Torige,  mit  dem  Zusatz,  dafi  die  Furchen 
noch  aehr  erweitert  wurden,  indem  man  die  Stange  nack 
der  entgegengesetzten  Seite  etwas  umbo^  Sie  zeigte  nach 
der  Vollendung  auf  jeder  Seite  sechs  wohl  ausgedrückte, 
eben  so  vielen  -Furchen    entsprechende  Zeichnungen. 

Aus  den  Besultaten  dieser ,  gewifs  mit  vielem  Scharf- 
sinne angestellten ,  Versuche  zog  Herr  CnW/Zc  den  richti- 
gen Schlufs,'  dafs  die  Zeichnungen  der  Damaszener -Klin- 
gen nicht  sowohl  durch  ein  Anssch mieden  nach  verschie- 
denen Richtungen  hervorgebracht  werden ,  sondern  viel- 
mehr schon  im  Voraus  durch  eine  zweckmäfsige  Anord- 
nung der  Theile  in  der  ganzen  Masse  vorbereitet  sejn  wol- 
len. Zu  dieser  Anordnung  gelaugte  er  aber  auf  folgendem 
Wege :  r 

Er  nahm  eine  durch  den  vorerwähnten  Prozefs  be- 
reitete, au9  'Si^  Klementen  bestehende  Stange,  und. machte 
mittelst  einer  runden  Feile  auf  jeder  Seite  .derselben  nach 
der  Breite  sS  halbrunde  Einstriche ,  2  Linien  ( Va  der 
Dicke  der  Stange)  in  der  Tiefe;  so, -dafs  jeder  Einschnitt 
auf  einer  Seite  zwischen  zwei  derselben  auf  der  anden 
Seite  traf.  Mit  der  breiten  Fläche  eined  Hammers  wur^ 
die  Stange  hierauf  in  der  kirschrothen  Glühhitze  regel- 
mäfsig  in  die  Breite  ausgedehnt.  Dadurch  wurden  die 
acht  zur  Hälfte  stehen  gebliebenen  Blätter  ganz  niederge- 
drückt y  SO ,  dafs  die  Stange  wieder  vollkommen  eben  er- 
schien ,  ungeacbt^  die  acht  mittlem ,  von  der  Feile  nicht 
getroffenen  Blätter  derselben  in  ihrem  Innern  schlangen- 
förmig  gekrümmt  waren.  Diese  Masse  enthielt  demnach 
acht  ganze  Blätter  ,  und  416  Stücke,  welche  den  sechzehn 
übrigen  Blättern  (deren  jedes  durch  die  mit  der  Feile  ge- 
machten Einstriche  in  so  Theile  getheilt  worden  war)  ih- 
ren Ursprung  verdankten;  sie  wog  nur  naiehr  43  Unzen. 
Man  trennte  dieselbe  in  drei  Theile ,  vereinigte  diese  wie- 
der durch  Schweifsen,  und  erhielt  so  eine  neue  Stange, 
welche  aus  24  ganzen  Blättern  und  1248  Stücken  zusam- 
mengesetzt war.  Diese  wurde  zu  der  Form,  doppeltea 
Dicke ,  und  Hälfte  der  sonstigen-  Dimensionen  der  zu  ve^ 
fertigenden  ^Klinge  ausgeschmiedet,  und  noch,'  auf  jeder 
Seite  mit  25  etwas  schief  angebrachten  rinnenformigea 
Einstrichen  auf  die  oben  beschriebene  Art  versehen.    In 


445 

diesem  Zustande  entlifelt  di^  Ilasse  acht  ganee  Blatter,  die 
sich  Ewischen  3496. Stücken*)  darchschlängeUen.  Sie  wog 
3o  Unzen  9  und  gab  beim  endlichen  .Ausschmieden  eine 
schöne  Säbelhiinge  9  die  nach  dem  Beitzen  auf  jeder  Seite 
mit- 1 10  kleinen,  sefar^schoneri  Zeichnungen  (jede  aus  46 
bis  60  Linien  bestehend)  bedeckt  erschien.  Zur  Terfer- 
tignng  derselben  wAren  ursprünglich  5  Pfd.  Stahl  und 
a^/^Ffi.  Eisen  nöthig  gewesen,  und  ungeachtet  des  be« 
deutenden  ^68  bis  69  Prozent  betragenden)  Abfalles  an 
Material,  kam  sie  nicht  höher  als  auf  17  Lire,  19  Gentes, 
zu  stehen.  Ihre  übrigen  Eigenschaften  betreflTcnd  ,  besafs 
sie  eine  rortreff liehe  Schneide,  und  (was  sich  leicht  be- 
greifen läfst)  eine  aufserordentliche  Festigkeit;  ihr  spezi- 
fisches Gewicht  wurde  dem  der  persischen  Säbelklingen 
gleich,  und  um  Y^  gröfser  gefiinden,  als  das  der  Säbel 
aus  der  Fabrik  zu  Klingenikal  (bei  Strafsburg ).  Klingen, 
welche  auf  diese  zuletzt  beschriebene  Art  verfertigt  wer- 
den ,  sind,  gleich  den  türkischen ,  aller  Grade  yon  Härte 
fähig;  die  blaue  Härte  ist  fiir  die  gewöhnlichen  Zwecke  hin- 
reichend« Mit  einer  härteren  Klinge  konnte  Herr  Crii>eUi 
ein  zwei  Linien  dickes  Eisen  -  Zylinderchen  auf  einen 
Streich  ohne  Nachtheil  durchhauen« 

Die  Figuren  des  Damastes  ändern  sich ,  begreiflicher 
Weise,  nach  der  Lage  und  Gestalt  der  oben  erwähnten 
Einstriche.  Herr  Crit^eüi  gibt  eine  allgemeine  Methode 
an ,  durch  welche  die  Zeichnungen  zwar  yerschiedentlich 
abgeändert  werden ,  bei  deren  Anwendung  difeselben  aber 
immer  eine  gewisse  Regelmäfsigkeit  behalten.  Man  nehme, 
sagt  er ,  eine  aus  34  Blättern  gebildete ,  auf  die  beschrie- 
bene Art  mit  der  Feile  eingestrichene  und  wieder  flach 
gehämmerte  Stange,  schmiede  dieselbe  immer  nach  der 
Breite  bis  zur  Dicke  ron  72  Linie  aus ;  und  vereinige  sech- 
zehn durch  dieses  Verfahren  erhaltene  Blätter  mittelst 
Zusammenschweifsen.  Dafs  diese  Methode  neuerdings, 
und  zwar  noch  mehrere  Mahle  wiederhohlt  werden 
könne,   und   dafs.  dadurch  die  Zeichnungen  immer  mehr 

*)  Diese  grofse  Zahl  von  ^Stucken ..  resultirte  aus  swei  und 
dreifsia  Blättern,  die  Eweimahl  in  ?6  Tbei'e,  und  aus 
3s  andern,  die  nur  einniah)  in  s6  Theile  geschnitten 
Worden  waren. 


geändert  und  femer  gemac&t  werden-  müsieii,   ut  ein- 
leuchtend ♦).  .  . 


55*     Verfahren^  Leder  wasserdiohtsa  machen. 

4 

Nach  der  Angabe  des  Franzosen  Henojjr  bann  mau 
Leder  anf  folgende  Art  wasserdicht  machen : 

Uan  nimmt  200  Pfund  LBinöHl  und  1 2  7i  Pfd.  Blei- 
glätte 9  und '  läfst  diese  Materialien  hei  mäfsigem  Fener 
mehrere  Stunden  lang  kochen ,  bis  dieselben  ungefähr  «uf 
awei  Drittel  des  anfanglichen  Rauminhaltes  redusirt  sind. 

Ferner  macht  man  eine  Mischung  aus'  7  7»  Pfd.  al- 
tem Leinöhl ,  1  Pfd«  weifsem  Wachs ,  S  V^  Pfd.  Tischler- 
leim ,  V4  Pfd.  Grünspan ,  und  !4  Pfd.  Brunnenwasser,  wel- 
ches alles  man  über  einem  gelinden  Feuer  ganz  gleichför- 
mig zusammenschmilzt« 

Nun  nimmt  man  von  der  zuerst  angegebenen  Hi- 
chung  100  Pfd.,  von  der  zweiten  Mischung  3  Pfdi ;  {e^ 
tier:  gelbes  Wachs  10  Pfd.,  Terpentinohl  i3  Pfd.,  perua- 
nischen Balsam  2  Pfd.  9  Tbymianöhl  2  Pfd. ,  'und  weifaei 
Pech  6  Pfd.    '  » 

Diese  Üaterialien  Ififst  man  über  Köhlenfeuer  zusam- 
menschmelzen, dafs  sie  sich  genau  mit  einander  Tecml- 
schen,  und  giefst  sie  dann  in  die  Gefafse«  worin  man  sie 
aufbewahren  will. 

Beim  Gebrauche  diisser  liischung  wird  dieselbe  ans 
j^euer  gebracht ,  um  ihr  den  gehörigen  Grad  ron  Dünn- 
flüssigkeit zu  geben ,  und  dann  .bestreicht  man  damit  das 
Leder,  welches  früher  ebenfalls  etwas  erwirmt  worden 
ist ,  entweder  mittelst  eines  Schwammes  oder  eines  weich- 
haarigen  Pinsels.  Was  nach  dem  Trocknen  von  der  Mi« 
scbnng  auf  der  Oberfläche  des  Leders  zurückbleiben  solltet 

*)  Herr  Criveüi  nennt  einen  geschickten  Eisenarbeiter,  ^Carlo 
Pontl^.fgbbro'firrafo  ^  aüa   Croct  di' Pofia   Tosa  in  Mi' 
ianoy  al  Civifio\  JNro,  464*  der  itolche  damaszirte  )Uhigen 
auf  Bestellung  verfenige. 


44? 

wird  'mittelst    eines    rauhen  wollenen    Lappen^   weg^e- 
rieben. 


56.    Die  gegenwärtig  mfyankreick  übliche  Methode^ 

den  Salpeter  zu  reinigen^  verglichen  mit  detjenigen^ 

deren  man  sich  Tor  der  Revolution  daseibat 

bedient  hat. 

Die  DaTstellung  des  Salpeters  nach  der  alten  Art  wurde 
dorch  dreimahliges  Sieden  he wer1i stelliget.  Der  erste 
Sud  lieferte  den  rohen  Salpeter,  wie  er  gewähnlich  toa 
den  Fabrikanten  an  die  Regierung  abgeliefert  wird.  Durch 
Auflösen  in  Vs  seines  eigenen  Gewichtes  helfsen  Wassert 
und  nachmahliges  Krjstallisiren  erhielt  man  daraus  ein 
schon  weit  reineres  Produkt ,  welches  endlich  noch  in 
74  seines  eigenen  Gewichtes  Wasser  durch  Kochen  aufge- 
löst, mittelst  thierischen  Leimes 'geklärt  wurde,  und  beim 
Abkühlen  Krjstalle   von  ganz   gereinigtem  Salpeter   gab. 

ff 

Die  ^eit  der  Betolution  in  Frankreich  eingefßhrte  Me* 
thode  besteht  in  Folgendem : 

Den  rohen  (durch  daS  erste  Sieden  erhaltenen)  Sal* 

?eter  löst  man  in  der  Siedehitze  in  7s  seines  Gewichtes 
i^asser  auf,  wobei  das  schwerer  auflösliche  Kochsalz  fast 
ganz  am  Boden  des  Kessels  zurückbleibt,  und  herausge* 
nommen  wird:  zugleich  wird  die  Flüssigkeit  abgeschäumt, 
durch  zugesetzten  Tischlerleim  geklärt ,  zuletzt,  noch  sie- 
dend ,  in  einen  weiten  kupfernen  Behälter  abgelassen,  und 
bis  zum  gänzlichen  Erkalten  in  demselben  umgerührt.  Da« 
durch  .wird  die  Bildung  grofser  Kristalle,  welche  eine 
ziemliche  Menge  der  mit  fremden  Salzen  geschwängerten 
Mutterlauge  in  ihre  Poren  aufnehmen  würden,  yerhindert, 
und  man  erhält  den  Salpeter  in  lauter  kleinen  Körnern, 
l¥e1che  man  endlich  in  hölzernen  Gefafsen  mit  Wasser  so 
lange  wäscht,  bis  das  Abfliefsende/  eine  ganz  reine  Salpe- 
terlauge darstellt» 

Um  den' Grad  der  Wirksamkeit' beider  angeführten 
Heinigungsmelhoden  vergl eichen  zu  können,  stallte  der 
Franzose  Longchamp  folgende  Versuche  an. 

i)  Achtzehn  Theil^  roken  Salpeters  wui'den  in  5  Vt 


» 


44Ä     .« 

Theilen  kochendem  W««8ei'  aufgelöst ;  die  Lange  frarie 
abgenchättnit,  mit  Tischlerleim  auf  die  gev^öhnliche  Art 
geklärt,  48  Stunden  mim  Auskuhlen  hingesetzt,  und  der 
angeschlossene  Salpeter  dureh  24  Stunden  getrocknet 
£sbetr^g 

das  Geliebt  der  Hrjstalle         ».        «        •        •        ^^fi 
»       .    »      .  der.  Mutterlauge     -,        «         •         •  7fS23 

100  Theile  des  Salpeters  gaben  mit  salpeter- 
saurem Silber  einen  Niederschlag  von  Hörn* 
Silber,  dessen  Gewicht  •  .      •         •         .  6,08 

100  l'heile  der  Mutterlauge  gäben  durch  die- 
selbe Behandlung  einen  Niederschlag  Ton.    •        51,76 

2)  Der  Prozefs  des  Klätens  undKrjstallisirens  wurde 
mit  1494'  Theilen  des  im.Torigen  Yersuche  erhaltenen  Sal- 
peters, welche  in  4  Thln.  heifsen  Wassers  aufgelöst  worden 
waren,  wiederhohlt«  Die  dureh  acht  und  vierzigstündiges 
Abkühlen  der  Lauge  erhaltenen  Krjstalle  wogen,  nachdem 
sie  durch  '^2  Stunden  waren  getrocknet  worden  i3}5 

Die  Mutterlauge •        4*^9 

100  Theile  des  Salpeters  lieferten  Hornsilber  •         i,36 
£.^  ioo  Theile  der  Mutterlauge        •         •         •         .       i'jy'ji 

3)  In  etwas  mehr  als  3  Theilen  Wasser  wurden 
k3,i  Theile  des  auf  die  eben  beschriebene  Art  zum  zwei- 
ten Mahle  gereinigten  Salpeters  aufgelöst.  Ein  klein  we^ 
nig  Schaufld  wurde  abgenommen,  die  Lauge  48  Stunden 
xum  Krjstallisiren  hingesetzt,  und  das  angeschossene 
Salz  durch  120  Stunden  getrocknet. 

Es  wog  alsdann         .         •     '   «         •         •  •  i2,3 

Dat  Gewicht  der  Mutterlauge  war  .        *  .  3,5 

100  Theile  des  Salpeters  gaben  Hornsilber  •  o,35 

100  Theile  der  Mutterlauge     .         •         «  •  3,84 

Es  scheint  demnach ,  dafs  der  drei  Mahl  gereinigte  Salpe- 
ter noch  ungefähr  0,1 3  p.  C.  gemeines  Kochsalz  enthält*). 

Der  folgende  Versuch  -wurde  auf  eine  Art  angestellt, 
welche  mit  der  i^tzt  gewöhnlichen  Methode,  den  Salpeter 
2U   reinigen,  übereükstimmt.    . 


*)  0,35  Hornsilber   enthalten   0,06  Salzsäure,    welche  0,07  Na« 
tron  erfordern,  um  in  Kochsais  Terwandelt  zu  werden. 


449 

4)  Er  übergofs  34 lo  Theile  rohen  Salpeter  in  einem 
grofsen' kupfernen  Gefafse  mit  i5i2  Theilen  einer  Flüssig- 
keit,   welche  durch  Auslaugen  von  Salpetererde  erhalten 
worden   war.      Nach  drei  oder  vier  Stunden  wurde  diese 
^  Lauge  wieder  abgegossen  und  das  GeVicht  de^  asurückge- 
'bliebenen  Salpeters^  gleich  2880  Theilen  gefunden. 

Diese  2880  Thle.  Salpeter  wurden  in  kochendem! 
Wasser  aulgelöst,  abgeschäumt,  mit  Leim  geklärt,  zu- 
letxt  in  ein  kupfernes  Gefals  abgelassen,  und  darin  bis 
zum  Erkalten,  stark  umgerührt.  Hierauf  brachte  man  die 
gebildeten  kleinen  körnigen  Kry stalle  in  hölzerne  Gefiiise 
mit  doppelten  Böden,  worin  sie  mit  Brunnenwasser  über* 
goss(;n  wurden.  Nach  Yerlauf  vo^  acht  bis  zehn  Tagen 
wurde  der  auf  diese  Art  hinlähglich  gewaschene  Salpeter 
getrocknet  und  gewogen.  Es  waren  jetzt  noch  2248  Theile, 
*  und  zwar  von  einer,  solchen  Reinheit ,  dafs  eine  mit  destiU 
lirtem  Wasser  bereitete  Auflösung  davon  mit  salpetersan« 
rem  Silber  kaum  ein  leichtes  Wölkchen  bildete« 

Man  mittel te  aus,  däfs  der  Gehalt  an  Kochsalz  nur 
V5 000  betrug,  wovon  noch  überdiefs  sicherlich  die  Hälfte 
Ton  dem  zum  Waschen  angewandten  Wasser  herrührte. 
Man  kann  also  ganz  füglich  annehmen,  däfs  der  Salpeter 
durch  das  zuletzt  beschriebene ,  jetzt  eingeführte  Verfah- 
ren bis  auf  Vi 0000  ganz  von  Salzsäuren  Salzen  befreit  wird, 
während  man  die  Quantität  dieser  Salze  durch  drei  Mahl 
-v^ederhohltes  Krjstallisiren  des  Salpeters  nur  bis  auf 
"/loobo  verringern  konnte. 

Diese  Versuche  liefern  den  Beweis ,  dafs  die  vor  der 
Revolution  übliche.  Reinigungs  -  Methode ,  nach  welcher 
der  Rohsalpeter  gar  nur  zwei  Mahl  krjstallisirt  wardeV 
der  jetzt  eingeführten  weit  nachsteht« 


57.     Über  die  Fabrikation  des  Strafs  und  der  künst-^ 

liehen  gefärbten  Steine. 

Obgleich  im  Allgemeiinen  die  Bedingungen  zur  Ver- 
fertigung der  sogenannten  unechten  Edelsteine  ziemlich 
bekannt  sind,  so  hatte , JPranArr^ic^  dessen  ungeachtet  bif 
jetzt  noch  keine  Fabrik  aufzuweisen,   in  welcher  diesef- 


45o 

ben  von  jener  Vollkommenheit  erzeugt  worden  wären^  wie 
sie  aus  manchen  deutschen  Manufakturen  hervorgehen. 

Dieser  Umstand  reranlafste  die  Gesellschaft  zur  Auf- 
munterung der  National  -  Industrie  zu  faris^  die  Verferti- 
gung der  feineren  gefärbten  Glaser  zum  Gegenstand  einer* 
Preisaufgabe  zu  machen. 

Den  Preis  erhielt  ein  ron  dem  Pariser  Juwelier 
Herrn  Douault  -  PVieland  eingegebener  Aufsatz ,  welcher 
im  Bulletin  der  Gesellschaft  yom  J.  1819  abgedruckt,  und 
Ton  dem  das  Folgende  eine  etwas  abgekürzte  Übersetzung  ist. 


Die  Grundlage  aller  künstlichen  gefärbten  Steine  ist 
ein  ganz  farbenloses  9  höchst  durchsichtiges  Glas ,  welches 
für  sich  den  künstlichen  Diamant  darstellt,  und  unier  dem 
Nahmen  Sirajs  bekannt  ist.  Zur  Bereitung  desselben  gibt 
Douaull  vier  yerschiedene  Vorschriften ,  wovon  zwei  hier 
mitgetheilt  werden. 


Nr.    1.    Strafs  *). 


Bergkrjstall     . 
Mennige  • 
Beine  Pottasche 
Borax       •         • 
Arsenik    • 


4o56  Gewichtstheile, 
63oo  » 

2i54  » 

276  » 

•12  » 


Der  Bergkrystall  wird  vor  dem  Gebrauchte  glühend 
in  kaltes  Wasser  geworfen ,  dann  gepulvert  und  gesiebt. 
Die  Mennige  mufs  von.  allen  fremden  Metalloxyden  rein 
%eyn.  Von  der  Pottasche  wählt  m.an  die  feinste  Sorte, 
die  man  durch  Auflösen  von  bejgemengten  erdigen  Thei- 
len  reinigt. .  Eben  so  müssen-  auch  der  Borax  und  Arsenik 
so  rein  als  möglich  sejn.      Statt  des  ersteren  kann  man 


*)  Zum  Schmcisen  des  Strafs  fand  Douautt  die  hessischen  Tie- 
gel am  vorsü^lichsten ,  indem  diese  weniger  dem  /zer- 
springen ausgesetzt  sind,  als  Porzellaniiegel.  Sie  haben 
dagegen  den  Naclitheil ,  dafs  die  weiPse  Oasmasse  {e  xu- 
weilen  eine  geringe  Färbung  in  ilinen  erleidet.  Die  Schmels- 
Keit  dauert  ungeHUir  vier  und  zwanzig  Stunden;  je  langer 
dieselbe  aber  fortgesetzt  wird,  desto  scbOner  und  burter 
wird  das  Glas 


45i 

sich    mit  besserem  Erfolge  auch  der  krjstaljisirten  Borax- 
säure (  Sedatirsals  )  bedienen. 


N  r.   Ä.    S  t  r  afs. 


Sand     . 
BLeiweifs 
Pottasche 
Borax  • 
Arsenik 


36oo  Theile^ 

6750      » 

1260       y 

36o       » 

12       y 


Den  hier  vorgeschriebenen  Sand  nimmt  man  so  weifs 
und  durchscheinend,  als  man  ihn  nur  erbalten  kann.  Aus- 
serdem wascht  man  ihn  ,  um, so  viel  möglich  alles  beige- 
mischte Eisenoxjd  zu  entfernen ,  erst  mit  Salxsäure,  dann 
mit  Wasser«  Das  BleiweilS)  wenn  es,  "wie  man  voraus- 
setzt/ völJig  rein  ist,  gibt  zwar  ein  eben  so  schönes  Glas 
als  Mennige ,  allein  die  in  der  Hitze  daraus  e,itweichende 
Kohlensäure  bringt  gern  Blasen  hervor.  Bleiglätte  ist,  we- 
gen ihres  Gehaltes  an  metallischem  Blei,  nicht  im  Stande^ 
4iie  Mennige^und  das  Bleiweils  zu  ersetzen. 

Der  mit  Bergkrj^tall  bereitete  Straft  ist  in  der  Re- 
ge) härter,  alsder  durch  Sand  erhaltene  ;  allein  er  ist  in 
manchen  Fällen  gar  zu  weifs ,  ein  Uipstand,  der  für  klei- 
nere Steine  minder  yortheilhaft  ist,  weil  sie  dann  weni- 
ger Feuer  zeigen ,  als  wenn  sie  einen  leisen  Stich  inr 
Gelbliche  haben. 

N  r.   3.     T  o  p  a  s. 

$trafs   .         « 1008  Theile/ 

Spiesglanzglas      •         •         .         «         .  4^         » 

Goldpurpur  ♦         •   ^-   •         .         •  *'        » 

* 

Es  hält  schwer,  diese  Zusammensetzung  von  einer' 
bestimmlen  Farbe  zu  erhalten,  denn  sie  variirt  nicht  nur' 
zwischen  den  verschiedenen  Nuancen  von  Gelby  sondern 
manchmahl  ist  sie  fast  ungefärbt,  oder  fallt  ins  Violette 
und  Purpurrothe.  Nicht  nur  die  mehr  oder  minder  lange 
Dauer,  und  die  Intensität  der  Schmelzhilze ,  sondern 
wahrscheinlich  auch  mehrere  andere,  bis  jetzt  nicht  ge- 
nau bestimmte  Umstände  haben  auf  diese  Farbenverände- 
rung  Einflufs,     Der  zu  fai-bende  Strafs  raufs  sehr  weilfff 


45a 

also  etwa  nach  der  Vorschrift  Nr»  i .  bereitet  sejii«  Das  Spiet« 
glanzglas  -*)•  mufs  man ,  so  viel  möglich ,  durchscheinend^ 
und  Ton  einem  schönen  Oran^engelb  wählen.  Man  kann 
auch  blofs  mit  Hülfe  des  Eisens  einen  ziemlich  schönen 
Topas  bereiten  y  \^enn  man  sich  folgender  Mischung  be« 
dient: 

Strafs 576  Theilej 

Rothes  Eisenoxyd  (Eisensafran,  Crocus  martir)    6        > 

N  r.  4.    Rubin. 

• 

pie  Nachahmung  dieses  sehr  theuren  nnd  seltenen 
Edelsteines  hat  bedeutende  Schwierigkeiten.  Nachstehende 
Vorschrift  liefert  ein  Glas,  dessen  Farbe  nicht  sehr  schön 
aasfallt,  und  sich  yerschieuen  nüancirt.  * 

Strafs       ••••..*         4^  Tbeile, 
Kanganoxyd  (Rraunstein)       •         •         .  1         » 

Nr.  5.    Smaragd. 

Ein  dem  natürlichen  Smaragd  ähnliches  Glas  erhalt 
man  durch  das  blofse  Zusammenschmelzen  des  Strafs  mit 
grünem  (  kohlensaurem  )  Hupferoxyd ,  welchem  man  noch 
etwas  Hobaltoxyd  zusetzen  kann.  Am  täuschendsten  je- 
doch wird  derselbe  durch  folgende  Zusammensetzung  nach* 
geahmt. 

Strafs  •         •         «         •'        •         •         33o4   Theile, 

Reines  grünes  Hupferoxyd  .         •         .  31         »  - 

Chromoxyd  ,         «         .         •         •     '  1         » 

Dadurch,  .  dafs  man  die  Menge  eines  der  beiden 
Oxyde  -yermehrt,    oder  indem  man   eine   geringe  Menge 


*)  Diese  Substane  ist  ein  mit  ftwas  Schwefelspiesglane  ver- 
bundenes Spiesglanzoxydul ,  welches  man  erhält ,  wenn 
Schwefelspiest^tanss  bei  schwacher  llitse,  Luftsutritl.  und 
unter  Umrühren  geröstet,  dann  durch  Eintragen  in  einei 
glühenden  Tiegel  geschmolzen  wird.  Die  Veränderungen, 
vrelrhe  diese  Verbindung  im  Fciicr  bei  verschiedenen  Tem» 
pcraturen  erleidet,  s\i\d  der  Aufmerhsamkeit  der  Cbemilier 
werth.  Die  Farbe  derselben  seht  vom  Gelben  ins  Botbet 
vom  Reihen  ins^Weifse,  una  wieder  vom  Weifsen  m 
Rothe  und  Geibe  über,  je  nachdem  man  mit  oder  ohne 
Zutritt  der  Luft  operirt. 


453 

Eisenoxjd  zasetst«  läfst  sich  die  Farbe  des  Smaragdes  ver- 
achieden  nüanciren. 

Nr«   6.     S  a  p  p  h  i  r« 

Strafs  •        •        «        •         •         .         •         iiSs  Theile, 
Kobaltoxyd  .         •         .         .         .         «  17         » 

Wenn  die  Farbe  des  Sapphirs  sehr  tauschend  werden 
soll,  so  mafs  der  daza  verwendete  ^trafs  sehr  weifs,  und 
das  Kobaltoxyd  von  der  gröfsten  Reinheit  sejn.  Das 
Schmelzen  geschieht  in  einem  wohl  lutirten  hessischen. 
Tiegel ,  und  dauert  dr^ifsig  Stunden.  Das  erhaltene  Giaa 
ist,  wenn  die  Schmelzung  vollständig  wfr«  sehr  hartf 
ohne  Blasen ,  und  nimmt  leicht  Politur  an« 


Nr.   7.    Amethyst. 


Strafs  •         •         •         . 
Braunstein  (Manganoxjd) 
Kobaltoxyd  • 
Goldpurpur 


4608  Theile, 
36         » 
24        )» 


Die  nach  dieser  Vorschrift  bereiteten  Amethyste  ha- 
ben eine  ziemlich  dunkle  Farbe. 

Nr.    8.     Aquamarin. 

Dieser  Stein  wird,  selbst  wenn  er  echt  ist^  nicht 
sehr  gesucht.  Seine  Farbe  ist  fast  die  eines  blassen  Sma-' 
ragdes,  undziehtsich  mefir  ins  Blaue  als  ins  Grüne,  gleicht 
daher  ziemlich  der  Farbe  des  Meerwassers.  Man  erhält 
den  künstlichen  Aquamarin  durch  folgende  Mischung. 

Strafs 33o4  Theile, 

Spiesglanzglas   «  •       ' .         •         .         •  16         » 

Kobaltoxyd. I  » 

Nr.  9.     Orientalischer  Granat  (Karfunkel). 

Der  echte  Granat  hat  eine  sehr  lebhafte «  dunkel 
feuerrothe  Farbe ,  die  ihn  zu  kleinerem  Schmuck  sehr 
beliebt  macht.  Durch  Kunst  erhält  man  denselben  mit« 
telst  folgender  Mischung : 


454 

Strafft    •         •         »         p      ^        *        •  s66  Theile, 

Spiesglanzglas        •         •         .         .         .  128        » 

Coldpurpur  ......  i         f 

Manganoxjd  «•..,.•  1         » 

Zum  Schiasse  folgen  noch  einige  Bemerhangen  über 
das  Verfahren  bei  der  Fabrikation  der  künstlichen  Edel- 
steine im  Allgemeinen.  Die  Bestand  theile  der  vorgeschrie- 
benen Mischungen  müssen  sorgfaltig  gepulvert  oder  gerie- 
hen 9  und  durch  wiederhohltes  Sieben  genau  mit  einander 
vermischt  werden.  Man  hüthe  sich,  ein  und  dasselbe  Sieb 
für  mehrere  Mischungen  zu  brauchen.  Endlich  mufs  man, 
damit  die  Schmelzung  ein  vollkommenes  Produkt  liefern 
mögei,  vorzüglich  auf  gute  Tiegel,  eine  hinlängliche 
Dauer ,  Intensität  und  Gleichförmigkeit  der  Schmelzhitze, 
)ind  langsames  Erkalten  des  Geschmolzenen  sein  Augen- 
-  merk  richten« 


58.-    Über  die  Zusammensetzung  der  Emailfarben. 

DieEraailmahlerei  ist  bekanntlich  ein  Industriezweig, 
der  nur  in  wenigen  Ländern  in  seiner  Vollkommenheit  be- 
steht, ein  Umstand,  der  vorzüglich  durch  die  Schwierig- 
keiten begründet  wird,  die  es  hat,  die  Farben  von  der 
höchsten  Schönheit  zu  bereiten,  und  ihnen  den  möglich- 
sten Grad  von  Dauerhaftigkeit  zu  ertheilen«  Gewöhnlich 
behandeln  die  Fabriken,  deren  Geschäft  die  Emailmah- 
lerei  ganz  oder  zum  Theil  ausmacht ,  die  Zubereitung  ih- 
rer Farben  als  ein  Geheimnifs:  um  desto  willkommener 
mufs  demnach  jeder  Beitrag  zur  Aufhellung  dieses  Thei« 
les  der  angeiifandten  Chemie  seyn. 

Der  Engländer  TVynn  hat  der  Aufmunterungs  -  Ge* 
Seilschaft  (Society  for  EncouragemerU  of  arU^  Manujactures 
and  Commerce)  in  London  ein  Memoire  übergeben  ,  worin 
er  mehrere  von  ihm  durch  zwanzigjährige  Erfahrung  be- 
gründete Vorschriften  zur  Bereitung  der  Emailfarben  be- 
kannt niacht,  und  welches  allerdings  merkwürdig  genug 
ist,  um  hier  in  einer,  dem  Sinncf  nach,  und  wenige  Ab- 
küi^zungen  ausgenommen,,  ganz  getreuen  Übersetzung  wie- 
^er  gegeben  zu  werden. 

JD0r  Yf  rfass^r  bemerkt  zuerst ,  dafs  die  gröfsere  oder 


455 

j[^eringere  Beinheit  der  IngrecUcnzien  wohl  einige  geringe 
Yerschiedenheiten  in  den  Resultaten  hervorbringe,  yer« 
sprichtaher,  dafs  dieselben  immer  ganz  befriedigend  aus- 
fallen sollen,  wenn  man  auf  die  Bereitung  der  Farben  die 
gehörige  Sorgfalt  verwendet ,  und  sich  genau  an  die  yon 
ihm  gegebenen  Vorschriften  hält. 

Folgende  allgemeine  Begeln  werden  nun  dem  eigent« 
liehen  Detail  vor  aasgeschickt. 

Beim  Auflösen  der  in  Anwendun^;^  homm enden  Me^ 
taue  muis  man  darauf  sehen,  die  Solutionen  so  viel  mög- 
lich gesättigt  zu  erhalten ;  'eine  vollkommene  Sättigung  kann 
freilich  in  den  wenigsten  Fällen  erreicht  werden. 

Die  Flüsse^  womit  man  beim  Gebranch  die  Farben 
versetzt ,  müssen  durchaus  so  vorbereitet  M'^erden ,  dafs  sie 
im  Tiegel  in  eine  vollkommene  Schmelzung  übergehen, 
und  beim  Ausgiefsen  nicht  zu  dickflüssig  sind. 

Die  Natur  des  Porzellans  und  der  übrigen  Materien, 
worauf  man  mit  Emailfarben  mahlt ,  erfordert  es ,  dafs 
diese  letzteren  einen  gewissen  Grad  von  Hitze  müssen  er- 
tragen können.  Darnach  richtet  sich  die  Leichtflüssigk^it 
der  Farbenmischungen,  mit  welcher  ihre  Härte  und  Dauer- 
haftigkeit in  umgekehrtem  Verhältnisse  stehen.  Beide  Ei- 
genschaften können  durch  eine  Verschiedenheit  in  dem 
Mischungs-  Verhältnisse  der  Farben  regulirt  werden:  Eine 
gröl^ere  Quantität  Flufs  vermehrt  die  Schmelzbarkeit  und 
den  Glenz  des  Emails,  dagegen  man  demselben  durch  Zu- 
satz von  mehr  färbenden  Metalloxyden  eine  beträchtlichere 
Härte  (neb^t  der  davon  abhängenden  längeren  Dauer)  mit- 
theilen kann.  Es  ist  rathsam ,  von  jeder  Farbe  wenigstens 
einige  Unzen  auf  ein  Mahl  zu  bereiten,  sie  auf  einer  Glas- 
platte fein  zu  reiben,  nach  dem  Trocknen  wieder  abzu- 
schaben, und  in  kleinen  Flaschen  aufzubewahren.  Zum 
Gebrauche  reibt  man  die  Farben  mit  Terpentinöhl  ab,  und 
gibt  ihnen  durch  Vermischung  mit  altem  Terpentinöhl 
(welches  sich  durch  drei-  bis  vierjähriges  Stehen  yerdickt 
hat)  die  nöthige  Konsistenz. 

Folgendes  ist  die  Bereitungsart  der  einzelnen  anzu- 
wendenden Ingredienzien : 


450 

i)  Quarzpulifer,  Man  nimmt  Stuckeben  toti  weifftge* 
branntem  Quarze,  reinigt  sie  mit  heifsem  Wasser  und  mit 
Hülfe  einer  Bürste,  und  wirft  sie  glühend  in  kaltes  Was- 
ser. Wenn  diese  Operation  zwei  bis  drei  Mahl  mit  ihnea 
Torgenommen  worden  ist,  lassen  sie  sich  in  einem  por- 
zellanenen Mprser  mit  einem  Pistill  aus  derselben  Materie 
leicht  in  Pulver  verwandeln ,  welches  man  endlich  auf  ei- 
ner Glastafcl  ganz  fein  reibt. 

Könnte  man  sich  keinen  bereits  kalzinirten  Quarz 
verschaffen ,  so  würde  man  die  Operation  des  HaLzinirens 
selbst  vornehmen  müssen«  Um  aber  hierbei  das  Zersprin- 
gen und  Yerknistern  des  Quarzes  zu  verhindern ,  ist  es 
nothwendig,'  die  einzelnen  Stücke,  bevor  man  sie  in  den 
Söhmelztiegel  einlegt ,  in  kochendem  Wasser  zu  erwär- 
men. Yerfährt  man  dann  im  Übrigen  wie  es  oben  vorge- 
schrieben wurde,  so  erhält  man  auch  aus  sehr  stark  ge- 
färbtem Quarze  ein  schön  wcifses  Pulver, 

2)  Rothes  schw^ehaures  Eisen,  Käuflicher  grüner 
Eisenvitriol  wird  unter  einer  Muffel ,  um  die  Feuchtigkeit 
zu  entfernen ,  •  so  lange  erhitzt ,  bis  ein  graues  Pulver  zu- 
rückbleibt, welches  man  in  einen  zwischen  Kohlen  stehen- 
den Tiegel  füllt,  und  darin  mit  einem  Stahlstängelchen  so 
lange  umrührt,  bis  es  eine  schön  rothe  Farbe  aagenommen 
bat.  Man  hebt  jetzt  den  Tiegel  aus  dem  Feuer,  und  wirft 
den  Inhalt  desselben  in  ein  mit  kaltem  Wasser  gefülltes 
Gefafs,  welches  unter  einem  gut  ziehenden  Rauchfange 
stehen  mufs  ,  'damit  die  aufsteigenden  Dämpfe  keine  Un- 
bequemlichkeit verursachen.  Wenn  da«  Pulver  (welches 
um  so  dunkler  ist,  je  länger  das  Halziniren  ge^au^rt  bat) 
sich  gesetzt  hat,  wird  es  w^ederhohlt  mit  warmem  Was- 
ser gewaschen  ^  dann  getrocknet  und  zum  Gebrauche  ai^f- 
i)ewahrt. 

3)  Braunes  scht^efelsaures  Eisen*  Man  kalzinirt  den 
käuflichen  Eisenvitriol  in  gepulvertem  Zustande  bei  einem 
lebhaften  Kohlenfeuer  so  lange,  bis  er  eine  dunkelbrünne 
Farbe  angenommen  hat,  läfst  ihn  hierauf  im  Tiegel  erkal- 
ten, und  wäscht  ihn  zuletzt  einige  Mahle  mit  heifsem 
Wasser. 

4)  Schwarzes  Kuf^erox^d:   Man   löst  metallisches  Kup- 
fer in  Salpetersäure  auf,  verdünnt  die  ganz  gesättigte  Auf- 


45? 

ä 

losung  mit  Wasser,  und  vermischt  dieselbe  mit  einer  Auf- 
lösung Ton  reinem  kohlensauren  Kali  (Weinsteinsalz).  Der 
entstehende  grüne  Niederschlag  wird  erst  einige  Mahle  mit 
heiisem  Wasser  gewaschen  ,  und  dann  auf  ein  mit  unge-^ 
leimten  Papier  bedecktes  Leinwand-Filtrum  zum  Abtropfen 
gebracht.  Das  Trocknen  wird  durch  Ausbreiten  des  Fil- 
trums  über  einer  Unterlage  von  Kreide ,  welche  einen 
groFsen  Theil  des  Wassers  einsaugt,  beschleunigt,  und  in 
der  Warme  vollendet.  Den  wohl  getrockneten  Nieder- 
schlag kalzinirt  man  in  einem  Tiegel ,  wirft  ihn  noch  roth- 
glühend in  kaltes  Wasser,  wäscht  ihn  endlich  mit  sieden- 
dem Wasser  und  trocknet  ihn  am  Feuer.  Was  man  auf 
diese  Art  erhält ,  ist  ein  sehr  schönes  schwarzes  Kupfer-  . 
oxjd. 

5)  Grünes  (kohlensaures)  Kupferox^d  erhält  man  durch 
Fällung  einer  gesättigten  salpetersauren  Kupferauilösung 
mittelst  kohlensaurem  Kali  (reiner  Pottasche).  H an  darf 
nicht  vergessen ,  den  durch  Filtriren  abgesonderten  Nie- 
derschlag mit  siedendem  Wasser  sorgfältig  zu  waschen. 

6)  ff^eifses  Zinnoayd.  Zur  Bereitung  desselben  wird 
das  Zinn  vorerst  granulirt.  lUan  bedient  sich  dazu  einer 
gewöhnlichen  Granulirbückse  y  die  zylindrisch,  aus  Holz 
verfertigt,  fund  innen  mit  Kreide  ausgestrichen  ist,  in 
welche  man  das  geschmolzene  Zinn  giefst,  die  man  dann 
schnell  mit  einem  Deckel  verschliefst,  und  bis  zum  gänz- 
lichen Erkalten  des  Metalles  heftig  schüttelt,  wodurch  sich 
dieses  letztere  in  lauter  kleine  Körner  verwandelt,  die 
man  mit  Wasser  ein  Paar  Mahl  wäscht ,  und  an  der  Luft 
trocknen  läfst.  Diese  Zinnkörner  werden  in  einem  gros- 
sen gläsernen  Kolben  mit  einer  beträchtlichen  Menge  kon- 
zentrirter  Salpetersäure  übergössen ,  welche  sie  *  sehr 
schnell  im  ein  weifses  Pulver  verwandelt ,  das  man  durch 
Filtriren  abstondert,  zu  wiederhohlten  Mahlen  mit  kochen- 
dem Wasser  aüssüfst  und  am  Feuer  trocknet. 

I 

7)  ScTmfarzes  Kobalioxjrd.  Begulinisches  Kobalt  wird 
in  mit  etwas  Wasser  verdünnter  Salpetersäure  bis  zur  Sät- 
tigung aufgelöst ;  die  Auflösung  giefst  man ,  nachdem  man 
sie  in  einem  im  Sandbade  stehendeti  Holben  erwärmt  bat« 
in  ein  gröfseres  Geföfs ,  und  setzt  ihr  zuerst  eine  gewisse 
Quantität  Wasser,  dann  aber  eine  Auflösung  von  kohlen-^ 


458 

saurer  Soda«  und* zwar  die  letztere  so  lange  zn,  bis  sich 
kein  Niederschlag  mehr  bildet.  Man  giefst  femer  die 
Flüssigkeit  Yom  Bodensatze  ab«  wäscht  diesen  wiederhohlt 
mit  siedendem  Wasser  aus ,  trocknet ,  und  reibt  ihn  in  ei- 
nem Mörder  von  Porzellan  mit  dem  dreifachen  Gewichte 
an  trockenem  Salpeter  zusammen.  Diese  Mischung  wird 
in  einen  heifsen  Tiegel  geschüttet,  und  durch  eine  hinein- 
getauchte glühende  Hohle  zum  Verpuffen  gebracht.  Wenn 
auch  diese  Operation  beendiget  ist,  so  wird  der  Inhalt  des 
Tiegels  bis  zum  Bothglühen  erhitzt ,  dann  mit  Wasser  ge- 
waschen ,  und  zuletzt  getrocknet ,  in  welchem  Zustande 
er  das  Kobaltoxyd  in  jenem  Zustande  darstellt,  wie  es  zur 
Emailmahlerei  am  tauglichsten  ist. 

Vorstehendes  ist  eine  gedrängte  Auseinandersetzung 
desjenigen,  was  über  die  Bereitung  der  vorzüglichsten, 
zu  den  Emailfarben  nöthigen  Bestandtheile  bemerkenswerth 
ist.  Es  folgt  nun  die  Angabe  der  Mischungen  zu  den  ein- 
zelnen Farben  ins  Besondere.  Zuvor  aber  müssen  noch 
Vorschriften  zur  Bereitung  der  den  Farben  zuzusetzenden 
Flüsse  gegeben  werden.  Die  dazu  bestimmten  Ingredien- 
zien werden  in  einem  porzellanenen  Mörser  fein  gerieben, 
in  einen  erwärmten  Tiegel  eingetragen  und  in  eineni  Wind- 
ofen geschmolzen ,  wobei  man  sie  mit  einem  Stahlstängel- 
chen  öfter  umrührt.  Zur  Feuerung  bedient  man  sich  ei- 
nes Gemenges  aus  Holz-  und  abgeschwefelten  Steinkoh- 
len (Cokes) ,  oder  auch  blof^  der  Holzkohlen.  Wenn  die 
Schmelzung  vollendet  ist«  giefst  man  die  Masse  auf  einen 
glatten ,  vorläufig  etwas  feucht  gemachten  Stein ,  dder  in 
ein  mit  reinem  Wasser  gefülltes  Geiafs ,  trocknet  und  pul- 
vert sie  in  einem  Mörser  von  Porzellan.  In  diesem  Zo- 
stande  hebt  man  sie  zum  Gebrauch^  auf.  Nun  die  Mi« 
schupgen  selbst: 

Flt^s  Nr.  1.  Mennige  •         •  8      Gewichtstheile, 

Kalzinirter  Borax       •  1 7^  » 

Quarzpulver      .         •  a  » 

Weifses  Glas  oder  FlinU 

glas        •        «         •  6 


» 


9 


Nr.  3.   Flintgas      .,       .         .       lo 

Weifser  Arsenik         .         i  » 

Salpeter     •         .         «         i  » 


4% 


Fl^fs  Nr.  S.    Mennige   • 

Flintglas 

• 
• 

1 

3 

Gewiehtstheile; 

9 

»     Nr«  4«    Mennige            ^ 

Nicht  kalzinirter  Borax 

9V. 

SV» 

Flintglas 

• 

f   ^ 

8 

» 

w    Nr.  5.   Flintglas 

Flufs  Nr.  2.      . 

« 
• 

6 

1 

4 

Mennige 

i 

8 

» 

»    Nr.  6.   Flufs  Nr.  fl.      . 

• 

lO 

» 

.  Mennige 
Quarzpulrer     • 

• 

4 

»v* 

9 

»    Nr.  7.     Flufs  Nr.  4.     .         .         6  » 

Kolkothar  oder  kalzinir- 
ter Eisenritriol     .         1  « 

9    Nr,.  8.    Mennige  ...         6  v 

Nicht  kalzinirter  Borax  4  » 

Quarzpulrer  .3  ». 

Gelbe   Email  färbe* 

Mennige  8  Theile ;  Spiesglanzoxjd  1  Thl. ;  weifses 
Ztnnoxjd  i  Th. 

Diese  Ingredienzien  werden  in  einem  porzellanenen 
Morser  genau  yermischt,  und  unter  einer  Muffel  allmäh- 
lich bis  zum  Rothglühen  erhitzt,  worauf  man  sie  erkalten 
läfst.  Zum  Gebrauche  werden  3  Theile  dieses  Pulvers 
und  3  Theile  des  Flusses  Nr.  4.  mit  Hülfe  des  Wassers  zu- 
sammen gerieben;  Indem  man  die  Mengenrerhältnisse 
der  Mennige  ui\d  des  Spiesglanzoxjdes  gegen  einander  än- 
dert 9  kann  man  die  Farbe  rerschieden  nüanciren. 

Ein  anderes   Gelb. 

3  Theile  Blei  und  1  Theil  reines  Zinn  schmilzt  man 
zusammen  in  einem  eisernen  Löffel ;  zugleich  wird  die  auf 
der  Oberfläche  sich  bildende  Oxydhaut  so  lange  auf  die 
Seite  geschoben,  ^is  eine  hinlängliche  Menge  derselben 
erzeugt  ist,  die  man  sodann  unter  derMufie)  bei  mäfsigein 


460 

Feuer  noch  eine  Weile  kalzinirt,  damit  ^Ile  darin  befind« 
liehen  Metalltheile  gänzlich  oxjdirt  werden. 

Ein  Gemenge  aus  77%  Theilen  dieses  Ozjdes  mit 
1  Theile  Spiesglanzoxyd  und  1  Theil«  ^Bleiglätte  erhitzt 
man  einige  Zeit  unter  der  Muffel ,  ohne  dafs  sie  jedoch  in 
Schmelzung  ttberp;eheTk  dürfen.  Man  wjendet  zu  diesem 
Gelb  den  nähmliohen  Fltifs  an,  der  bei  dem  Vorigen  ange- 
zeigt wurde. 

Orange.' 

Man  yermischt  in  einem  Mörser  i9  Theile  Mennige, 
1  Theil  rothes  schwefelsaures  Eisen,  4  Theile  Antimon- 
oxjd  und  3  Theile  Quarzpulver ,  und  erhitzt  das  Gemenge 
zu  einem  solchen  Grade ,  dafs  dje  einzelnen  Bestandtheüe 
sich  verbinden,  ohne  in  eine  vollkommene  Schmelzung  2a 
gerathen«. 

Zwei  Theile  dieser  Farbe  werden  beim  Gebtaacbe 
mit  5  Theilen  vom  Flusse  Nr.  7.  versetzt. 

Dunlrelrothe   Farbe* 

Eine  solche  erhält  man  durch  Versetzung  ron  1  Theile 
dnnkelroth  kalzinirtem  Eisenvitriol  und  3  Theilen  dei 
Flusses  Nr.  7. 

Hellrothe  Farbe« 

I  Theil  rothes  schwefelsaures  Eisen;  3  Theile  dei 
Flusses  Nr.  i.und  1  7»  Theil  Bleioxjd. 

Braanrothe    Farbe. 

■> 

1  Theil  braun  kalzinirtes  schwefelsaures  Eisen; 
3  Theile  des  Flusses  Nr.  1. 

Braune   Farbe  (Brande  Fandjrk). 

Man  schmilzt  in  einem  Tiegel  1  Theil  Eise^feilspäne 
mit  3  Theilen  des  Flusses  Nr.  4. ,  und  setzt  auf  5  Theile 
dieser  Mischung  1    Theil  schwarzes  Kobaltoxyd  zu. 


46i 

Ein   anderes   Braun. 

2 V4  Theile  Braunstein ;  Ö  7^  Theile  Mennige ;  4  Thle. 
Quarzpulver  werden  zusammen  kalzinirt,  und  i^i  Theile 
von  diesem  Gemi&che  mit  einer  gleichen  Menge  der  zuvor 
angeführten  Farbe  und  1  Theile  des  Flusses  Nr.  4.  Ter- 
setzt. 

Schwarz  zum   Mahlen   für   sich,   und  zur  Ter- 
mischung  mit   anderen   Farben.. 

m 

Klein  zerbröckelte  Umher  -  Erde  wird  in  einem  Tie- 
gel bis  zur  Erscheinung  der  schwarzen  Farbe  kalzinirt, 
dann  mit  kochendem  Wasser  gewaschen  und  getrocknet« 

Zehn  Theile  dieser  Erde  werden  ferner  in  Yerm en- 
gung mit  loTheilen  schwarzem  fiobaltoxyd ,  loVi  Theilen 
Flintglas,  77,  Theilen  Borax,  und  12  1  heilen  Mennige 
von  Neuem  kalzinirt,  und  zuletzt  reibt  man  von  dieser 
Mischung  2  Theile,  und  1  Theil  von  dem  Flusse  Nr.  4. 
unter  Begiefsen  mit  Wasser  zusammen.  Man  kann  durch 
Änderung  der  Terhältnisse ,  oder  indem  man  statt  der 
Umbra  Braunstein  anwendet,  verschiedene  Nuancen  von 
Schwarz  hervorbringen.    ' 

'    Anderes    Schwarii. 

N 

Mit  Beihülfe  des  Wassers  werden  1  Theil  kalzinirte . 
Umbra,  i  »/i  Theile  schwarzes  Hobaltoxjd,  V^  Theil 
schwarzes  Kupferoxyd  und  3  Theile  des  Flusses  Nr.  4.  zu- 
sammengerieben. Wenn  dieses  Pulver  trocken  geworden 
ist ,  kalzinirt  man  es  auf  einem  mit  Quarzpulver  eingerie- 
benen Ziegelsteine  unter  einer  durch  Holzkohlen  geheizt 
ten  Muffel  eine  gewisse ,  durch  die  Erfahrung  bestimmte 
Zeit  lang ,  und  setzt  nach  dem  Erkalten  noch  1  7s  Theitcr 
Flufs  Nr.  4.  zu. 

Schwarz  zum   Schattiren.- 

Ein  solches  wird  erhalten,  indem  man  5  Theile  Braun-»    * 
stein  und  1  Theil Zaffer  zuerst nafs  miteinander  zusammen« 
reibt,  und  dann  unter  der  Muffel  einer  sehr  st&l>ken  Hitat 
aussetzt. 


46a 

Eine    sebr  schöne   schwarxe   Farbe 

f 

jssum  Anlegen  des  Grundes,  die  sich  jedoch  schwer  mit 
anderen  Farben  mischt,  gibt  schwarzes  Kupferoxjd, 
wenn  es  mit  dem  doppelten  seines  Gewichtes  an  Fluüt 
Nn  4*  nafs  ssusammen  gerieben  wird. 

Fritte  für  durchscheinende  grüne  Farben. 

Man  schmilzt  in  einem  Tiegel 

3      Theile  QaarzpulvePi 
3  V        Flufs  Nr.  2. 

1  Yt      V        schwarzes  Glas» 
7  */a      »        Mennige, 

2  Yj       j»        Borax, 

*  */♦      •       grünes  (kohlensaures)  Kupferoxyd, 

und  reibt  das  erhaltene  Glas  in  einem  Porzellan  -  Mörser 
zu  Pulyer. 

Grüne   Fitrbe. 

Nafs  reibt  man  3  Theile  der  obigen  Fritte  mit  i  V»  Thei- 
len  der  früher  angegebenen  gelben  Farbe  zusiimmen.  Man 
hann  dieser  Mischung  auch  Neapelgelb  zusetzen. 

Anderes   Grün. 

5       Theile  grüne  Fritte^ 
3  7»     »        Flufs  Nr.  6 ,  und 

■  %  .  »  V     Nr.  2. 

werden  nafs    mit  einander  gerieben« 

Verschiedene  andere  Nuancen  von  Grün  erhält  man 
durch  Vermischung  der  gelben  und  Orange -Farbe  mit 
Blau  in  abweichenden  Verhältnissen. 

Blaue   Farbe. 

In  einem  P.orzelljan  -  Mörser  werden  4  Theile  schwar- 
zes Kobaltoxyd  mit  9  Theilen  Quarzpulyer  und  i3  Theilen 
Salpeter  zusammen  gerieben  ;  man  schmilzt  diese  Mischung 
in  einem  Tiegel  bei  einem  sehr  lebhaften  Feuer  Ton  Holz- 
kohlen oder   Cokes ,   läfst  sie  hierauf  erkalten  *) ,   pulvert 

^*— ■       »  ■  ■  I       .  I  I         I     II  I  .1  I  !■ 

*)  Wenn    die  geschmoleene  Mischung  nicht  hinreichend  dünn- 
flüssig  seyn  sollte,   um  sich  leicht  aosgtefscn  eu  lassen,  &• 


463 

sie«  worauf  sie  endlich  mit  heifsem  Wasser  gewaschen 
und  getrocknet  wird.  Zum  Gebrauch  wird  diese  Farbe 
mit  gleich  viel  Flufs  von  Nr.  5«  nafs  abgerieben^ 

Ein   anderes   Blau. 

Zu  zwei  Th eilen  einer  aus  gleichen  Mengen  Kobalt- 
oxyd und  Borax  geschmolzenen  Mischung  setzt  man  i  o  Thle. 
blaues  Glas  und  Vi  Theil  Mennige  9  erhitzt  das  Ganze  bei 
einem  lebhaften  Feuer. 

Purpur« 

» 

Um  diese. Farbe  zu  erhalten,  bereitet  man  in  einer 
gläsernen  Retorte  und  unter  Anwendung  der  Wärme  eine 
gesättigte  Auflösung  von  feinem  Gold  in  einem  aus  1  Raum- 
theile  höchst  konzentrirter  Salpetersäure ,  3  Raumtheilen 
Salzsäure  und  eben  so  viel  dtstillirtem  W  asser  zusam- 
mcengesetzten  Königswasser,  Man  löst  ferner  1  Theil  rei- 
nes granulirtes  Zinn  bei  mäfsiger  Wärme  in  4  Theil en 
desselben  Königswassers  auf.  Sobald  die  Auflösung  ror 
sich  gegangen  ist,  setzt  man  noch  gleiche  Tb  eile  Zinn  und 
rauchende  Salpetersäure  zu ,  wobei  man  durch  Zudecken 
des  Gelafses  das  Entweichen  der  Dämpfe  zu  rerhindern 
sucht.  Nach  Verlauf  von  24  Stunden  giefst  man*  ein  we- 
nig destilHrtes  Wasser  in  die  Auflösung,  die  man  für  den 
Gebrauch  in  einer  reinen  gläsernen  Phiole,  auf  deren  Bo- 
den sich  einige  ZinnJ&örner  befinden ,  aufhebt.  Wenn  die- 
selbe mit  hinlänglicher  Sorgfalt  und  Geschicklichkeit  be- 
reitet worden  ist,  59  ist  sie  nach  vier  bis  fünf  Tagen  ganx 
klar ,  Ton  einer  dunkeln  Farbe  j  und  kann  in  diesem  Zu- 
stande zur  Bereitung  des  Purpurs  gut  angewendet  werden^ 
welche  man  auf  folgende  Weise  bewerkstelliget : 

Von  der  Goldauflösung  schüttet  man  so  yiel  in  de- 
stillirtes  Wasser,  dafs  das  letztere  eben  blafs  gelb  daTOn 
gefärbt  wird,  und  nun  setzt  man  tropfenweise  die  Zinn- 
solution  zu ,  bis  kein  Niederschlag  mehr  erfolgt.  Dieser 
letztere  ist  von  einer  schönen  Purpurfarbe ;  er  wird  wie- 
derhohlt  mit  heifsem  Wasser  ausgewaschen,  und  durch 
ein  mit  ungeleimtem  Papier  belegtes  leinenes  Filtrnm  ge* 


¥>  ■■■»       'II  ■  I       I  ■    ■  ■      Wl 


taucht  man   eine   erwärmte  Stahlstange   hinein  y.  an  welch^ 
»if  sich  anhängt« 


464 

seiht.  Noch  nafs  wir4  er  hierauf  mit  einer  genrissctt 
Quantität  Flufs  von  Nr.  4.,  der  sehr  fein  gepulvert  seyn 
mufs ,  Termischt ,  und  auf  einer  Glastafel  fein  gerieben. 

34  Gran  Gold  auf  diese  Axt  präeipitirt  erfordern  un- 
gefähr 2  Unzen  Flufs. 

Rosenroth. 

tean  bereitet  sich  diese  Farbe  auf  folgende  Weise; 

Zu  einer  (24  Gran  Gold  enthaltenden)  gesättigten 
Goldauilösung ,  die  mit  dem  Hundertfachen  ihres  Baumes 
warmem  destillirten  Wasser  (worhi  man  20.  Gran  Alaun 
aufgelöst  hat)  verdünnt  ist,  setzt  man  tropfenweise  so  lange 
haustisches  Ammoniak*),  bis  keine  "Trübung  weiter  ent- 
steht. Der  entstandene  Niederschlag  wird  mehrmahl 
mit  heitsem  Wasser  ausgewaschen^  mit  2  Unzen  Flufi 
Nr«  3.  und  eben  so  viel  von  Nr.  4.  vermischt,  noch  nafs 
auf  einer  Glastafel  fein  gerieben,  wobei  man  nach  und 
nach  sechzehn  Blätter  gechlagenes  Silber  hinzufügt.  Wenn 
die  Farbe  hinlänglich  gerieben  ist ,  läfst  man  sie  auf  dem 
Glase  trocknen  und  hebt  sie  in  gläsernen  Fläschchen  zum 
Gebrauche  auf. 

Beim  Reiben  nimmt  diese  Mischung  eine  schiefer- 
graue Farbe  an  ;  sie  wird  aber  roth ,  wenn  man  sie  unter 
einer  Muffel  gelinde  erhitzt. 

Man  kann  sie  nichts  desto  weniger  in  beiden  Zustan- 
den anwenden ;  wenn  sie  zu  sehr  ins  Gelbe  fallt,  setzt  man 
ein  wenig  Goldpurpur , '  wenn  sie  zu  dunkel  ist ,  Blatuil- 
her  zu. 

Ein   anderes   Rosenroth 

c/rhält  man  durch  nasses  Zusammenreiben  von  1  Unze 
Goldpurpur,  3.  Unzen  Flufs  von  Nr.  3.  und  1  o  Gran  (oder 
auch  mehr)  salzsaurem  Silber  (Uornsilber)«      * 


•)  Bei  diesem  Verfahren  mochte  %yolil  einiee  Vorsicht  anxu- 
rathen  scyxi,  da  sich  durch  die  Fällung  der  Goldauflosun^ 
mittelst  Ammoniak  Hnallgold  erzeugen ,  lind  dieses  eine 
Explosion  veranlassen  könnte. 


^^ 


4ß5 

Eine   undurchsidhtige   weifse   Farbe 

Jiefert  geraspeltes  Hirschhorn ,  welches  in  einem  Tiegel 
bis  izur  weii'sen  Farbe  kalztnirt,  uüd  mit  dem  gleiciien 
Gewichte  Fiiiiis  Nr*  i,  nals  .isusammengerieben  wird. 

Man  erhält  eine  solche  anch^  indem  man  4  Theile 
weifses  Yenelianer  Schmelzglas  und  1  Theil  Flufs  Nr.  8. 
zusammenreibt  und  unter  der  Muffel  kalzinirt» 

Nach  den  in  diesem  Aufsatze  gegebenen  Vorschriften 
kann  man  durch  Yermischung  der  verschiedenen  Farben 
unter  einander  eine  Menge  von  Nfiancen  hervorbringen,' 
und  dem  praktischen  Künstler  wird  es  leicht  seju,  dieje- 
nigen darunter  auszuwählen ,'  die  er  zu  seinem  Zwecke 
am  tauglichsten  iihdet ;  der  Terfasscr  hat  sich  darauf  be- 
schränkt, jene  derselben  hier  bekannt  zu  machen,  die  ihm* 
am  meisten  einer  Anwendung  empfänglich  schienen« 


59.     Messilig  mit  Zinkblende  bereitet: 

Dem  Messingfabrikanten  Boucher  zu  L'Aigle ,  Orne^ 
DepartenienC ,  in  Frankreich^  ist  es  nach  vielen  Versuchen 
gelungen,  Zinkblende  statt  des  Galmey  zur  Messing-Fabri- 
kation zu  verwenden.  Er  verfahrt  dabei  folgender  Mafsen  : 
Die  rohe  Blende  wird  zuerst  kalzinirt,  dann  in  ein  feines 
Pulver  verwandelt,  durch  ein  Drahtsieb  geschlagen,  und 
abermahls  durch  zwei  Stunden  bei  einem  starken  Feuer 
geröstet)  um  den  Schwefel  so  viel  möglich  zu  entfernen. 
Dur^h  diese  Operationen  verwandelt  sich  die  anlänglich' 
gtaue  Farbe  des  Minerals  ini  eine  röthliche* 

Zufolge  einer  chemischen  Analyse  besteben  loo  Thli« 
der  auf  die  vorgeschriebene  Art  gerösteten  Blende,  aus 

ünzersetzter  Blende         •         •  3,o 

Zinkoxyd  ,         .     '     •         .  89,6 

Eisenoxyd  «  6,0 

£rdige  Substanz       t         ;        %  1,4 

■ ■  I .         ■       ■      » 

100,0  *). 

^ \ : ; — — ^   ■      ■*' 

*)  Zar  Vergleichung  mag  hier   die  Analyse   des   Ga'mcy  aus 
lAWb.  d.  pol^'t.  iB»t.  III.  Bdi;  ^P 


466 

Mit  Rof eitenkupfer  und  Kohlenpulyer  in  den  gewöhn- 
lichen Verhältnissen  versetzt  lieferte  dieselbe  «inen  wohl- 
geflossenen» schön  gefärbten  Messing,  der  so  geschmei- 
dig war,  dafs  er  sich  bo  leicht  wie  jeder  andere  gute  Mei. 
sing  zu  Blech  schlagen  und  in  Draht  yerwandeln  liefs. 

Die  Idee ,  die  Blende  dem  Galmey  zu  aabstituiren,  ist 
zwar  nicht  nbu ,  und  schon  früher  sind  ahnliche  Versuche 
mit  Erfolg  vorgenommen  worden  ;  dessen  ungeachtet  aber 
ist  es  von  grofs'em  Interesse ,  die  Brauchbarkeit  jenen  bis 
jetzt  wenig  benützten  Materiales  zu  einöm  so  wichtigen  In- 
dustriezweige durch  neue  Erfahrungen  aufser  allen  Zwei- 
fel gesetzt  zu  sehen« 


6o«     Somer/orits  verbessertes  Thürschlofs. 

(Fig.  1  —  8.  Taf.  V.)        , 

Dieses  Schlpfs  unterscheidet  sich  von  einem  gewöhn- 
lichen Thürschlosse  hauptsächlich  durch  die  Zuhaltung 
welche  hier  im  Biegel  selbst  liegt ,  während  sie  sonst  fast 
immer  von  oben  in  denselben  einzufallen  bestimmt  ist, 
Fig.  1.  zeigt  die  innere  Einrichtung  des  Schlosses  bei  hin- 
weggenommener  Deckplatte,  a  a  ist  der  Biegel,  den  man 
in  Fig.  4*  besonders  gezeichnet  sieht ;  er  besitzt  der  Länge 
nach  einen  Einschnitt ,  der  auf  jeder  Seite  mit  vier  einan- 
der gegenüber  stehenden  kleineren  Einschnitten  oder  Ker- 
ben versehen  ist« 

hb  eine  messingene  Platte,  welche  auf  dem  Riegel 
so  angebracht  ist,  dafs  sie  sich  frei  um  einen  Stift  c  bewe- 
gen kann.  Diese  Platte ,  welche  auch  in  Fig.  4-  abgeson* 
dert  zu  sehen  ist,  hat  einen  ähnlichen  Längeneinschnitt 
wie  der^Biegel,  allein  derselbe  besitzt  blofs  auf  der  oberen 
Seite  4  Kerben  \    an  der  unteren  hat  er  deren  nur  drei. 


dem    Liniburgischen    einen    Platz'   finden.       Derselbe   b^ 
•teht  aus : 

Kiesel-  und  Thonerd.c    ...         io,$ 
Ei^enoxyd  •         .         •         •  o,3 

Ziukoxyd       '       .         .         .         •         64,7 

Wasser  iiiicl  KohlenHÜiire         ,   .  7,5 

» ■  ■  ■     ■  ■ 

ioo,o 


übrigens  koi^respoadii'aif  diese  Herben  mit  jenen  des  Rie^ 
gels,  sind  aber  etwas  tiefer. 

dd  eine  Feder,   welche    auf  dem  Vorsprung  b  der 
Platte  bb  aufliegt,  and  dieselbe  abwärts  drückt. 

Unter  dem  Hiegel  liegen  zwei  andere  messiiigend 
Platten,  die  in  Fig.  5.  gezeichnet  sind..  Die.  Platte  & 
liegt  auf  der  Platte  /,  und  über  dlesei*  ist  der  Cie^ 
gel  a  ä4  Jede  dieser  Platten  ist  mit  einem  runden' 
Loche  versehen ,  mittelst  deren  sie  beide  an  einem  Stifte 
g  des  unteren  Schlofsbleches  (Fig.  6.)  gesteckt  werden« 
In  Fig,  4..  ist  ihre  Lage  mit  punktirten  Linien  -  angezeigt. 
Durch  eine  doppeltheilige  Feder  k  (Fig.  5.)  wird  die  Platte^ 
^  autVärts,  die  andere,  e,  aber  niederwärts  gedruckt. 
Jede  dieser  beiden  Platten  hat  ferner  einen  viereckigen 
eisernen  Stift  (  h  und  i  Fig<  5  und  6  ) ,  welcher  durch  di^ 
Einschnitte  des  Hiegels  nnd  der  Platte  b  durchgehen,  un<!, 
wenn  sie  iif^  den  Kerben  derselben  liegen,  das  Schieben 
des  Hiegels  verhindern.  In  Fig.  3.  ist  der  Hiegel  so  ge* 
zeichnet,  wie  er  liegt,  weiin  jdas  Schlois  gesperrt  ist. 
Durch  die  Feder  k  wird  der  Stift  i  in  einer  dei*  obercnv 
der  Stift  h  aber  in  einer  der  unteren  Kerben  des  Riegel» 
nnd  der  Platte  b  fest  gehalten.  Wenn  nuii  das  Schlois  ge- 
öffnet werden  soll ,  so  mufs  1)  die  Platte/  so  weit  herab* 
'  gezogen  werden ,  dafs  ihr  Slift  i  genau  in  den  Langenein  • 
schnitt  des  Riegels  zu  stehen  kommt.  Eben  so  mufs  ^)  die 
Platte  e  so  weit  gehoben  werden ,  .s  der  Srift  h  in  dert 
Längeneinschnitt  des  Hiegels  and  der  Pfatte  b  kommtv 
Würde  die  Platte/ zu  weit  herab  gezogen,  oder  die  e  zu 
weit  gehoben  werden ,  so  wurden  sie  in  die  gegenüber 
stehenden  Kerben  des  -Riegels  einfallen,  und  aaf  diesd 
J\ri  das  Schlofs  neuerdings  sperren. 

Zugleich  mit  den  beiden  Platten  e ,  /,  mufs  3)  auch 
die  Platte  b  bewegt,  und  zwar  mufs  dieselbe  so  weit  ge- 
hoben werden ,  dafs  ihre  Einschnitte  genau  über  jene  dee 
Riegels  zu  stehen  kommen^  Dafs  auch  das  Heben  dieser 
Platte  genau  bis  zu  einer  gewissen  Höhe  geschehen  müssen 
und  dafs  ein  zu  viel  oder  saa  wenig  das  Schlofs  ebenfalls 
wieder  sperren  würde ,  ist  leicht  einzusehen« 

Wenn  die  jetzt  angegebenen  drei  Bedingungen  ein- 
getreten sind,  so  steht  der  Bewegung  des  Riegels  kein 
Hindeniifs  im  Wege,  nnd  i^%  Schlofs  kann  geoflhet  wetdeili^ 

3o* 


468 

Die  grofte  Sicberbeit  dieses  Schlosses  wird  jetzt  kei- 
nem Zweifel  mehr  unterworfen  sejn,  da  man  einsieht,  dsfg 
das  Schieben  des  Biegeis  ron  drei  einzelnen  Platten  (f, 
f*  6,)  abhängt)  die  alle  zugleich ^  mittelst  eines  und  des- 
selben Schlüssels  auf  eine  gewisse  Art  bewegt  weiden 
müssen. 

Nein  zur  Beschreibung  der  Art,  wie  diese  Bewegung 
vor  sich  geht :  Das  Heben  der  Platten  b  und  e  geschieht 
ganz  auf  dieselbe  Art,  durch  den  Bari  des  Schlüssels,  wie 
das  Ausheben  der  Zuhaltung  bei  einem  gewöhnlichen 
Schlosse,  und  die  dabei  Statt  findende  Sicherheit  beruht 
also  blofs  darauf,  daüs  beide  Platten  genau  nur  bis  zu 
einer  gewissen  Höhe  gehoben  werden  müssen,  während 
es  bei  einer  gewöhnlichen  Zuhaltung  nur.  darauf  ankommt« 
dqfs  sie  aufgehoben  werde ,  gleichTiel  wie  hoch. 

Das  Niederziehen  der  Platte /geschieht  mittelst  einer 
Art  Ton  beweglichem  Eingerichte ,  nähmlich  einem  erha- 
benen eisernen  Beifen  mm  ( Fig.  5. ) ,  der  auf  die  untere 
Seite  der  Platte/  angeschraubt  ist  (Fig.  8.  ).  JDieser  Reif 
ist  jedoch  kein  Kreisbogen,  sondern  er  mufs  etwas  starker 
gekrümmt  seyn,  damit  ihn  der  vordere,  hakenartig  ge- 
bogene Theil  l  des  Schlüsselbartes  (  Fig.  7. )  beim  Umdre- 
hen ^des  Schlüssels  niederziehen  könne.  —  Dals  man 
übrigens  dieses  Schlofs  durch  eine  Schwei(ung  des  Schlüs- 
sclbartes ,  /  uiid  durch  ein  Eingericbt  noch  mehr  sichern 
kann ,  yersteht  sich  von  selbst. 

Dieses  yerbesserte  Thürschlofs ,  für  welches  der  Er- 
finder in  England  im  Jahre  1O18  von  der  Gesellschaft  zur 
Aufmunterung  der  Künste,  Manufakturen  und  des  Han- 
dels eine  Gcldbclohn'ung  erhalten  hat ,  befindet  sich  auch 
im  National  -Fabriksprodukten  -  Kabinette  des  k.  k.  poi)- 
technischen  Institutes. 


Gl.     Ein    von    dem  Engländer    Strutt    erfundenes 

'    Sicberheitsschlofs. 

(Fig.   17.  Taf.  V.) 

Dieses  Schlofs  unterscheidet  sich  von  einem  gewöbn- 
liehen  Thür  -  oder  Kastenschlofs  wesentlich,   zwar  nicht 


4ö< 

in  der  Bauart  dea  Biegeis  und  der  Zuhaltung,  sondern  le- 
diglich in  der  Art,  nvie  das  unbefugte  Offnen,  nähmlich 
das  Schieben  des  BiegeU  ohne  Hülfe  des  dazu  gehörigen 
Schlüssels  verhindert  wird.  Der  Schlüssel  dient  hier  aber 
nicht,  wie  bei  den  gemeinen  Schlössern,  zum  Ausheben 
der  Zuhaltung,  und  zum  Schieben  des  Biegels,  sondern 
blofs  dazu,  beide  diese  Operationen,  die  durch  das  Um- 
drehen öiner  Oliye  bewirkt  werden ,  durch  Ordnung  ge- 
wisser im  Schlofskasten  befindlichen  Tbeile  möglich  zu 
machen.  Fig.  17.  iat  ein  eintouriges  solches  Schlofs,  von 
welchem  man  die  Deckplatte  abgenommen  hat. 

F  ist  der  Biegel,  welcher  ganz  die  gemeine  Form 
hat.  £r  besitzt  zwei  Einschnitte ,  m  und  n  für  den  Stift 
X  der  ebenfalls  wie  gewöhnlieh  gebildeten  Zuhaltung  6. 
Diese  Zuhaltung  dreht  sich  um  einen  Stift  p,  der  zugleich 
in  einem  Einschnitte  u  des  Riegels  liegt,  und  so  dem  letz- 
teren zur  Leitung  dient.  Sie  hat  einen  Ansatz  /f ,  der  zu 
einem  besondern,  noch  anzugebenden  Zwecke  bestimmt  ist, 

Das  Offnen  oder  Sperren  des  Schlosses  geschieht 
durch  den  nach  Art  eines  Schlüsselbartes  geformten  Lap- 
pen L ,  der  von  aufsen  durch  eine  kleine  Olive  umgedreht 
wird.  Er  wirkt  dabei  wie  der  Bart  des  sonst  gewöhnli- 
chen Schlüssels ,  indem  er  die  Zuhaltung  aushebt,  und  den 
Biegel  zugleich  schiebt«  Die  Feder  /  ist  bestimmt,  das 
Ein&llen  des  Stiftes  x  der  Zuhaltung  zu  bewirken. 

Befanden  sich  aufser  den  genannten  keine  anderen 
Theile  mehr  im  Schlofskasten,  so  würde  auch  das  Öfihen 
des  Schlosses  keiner  Schwierigkeit  unterliegen ,  weil  es 
von  Jedermann  durch  blofses  Umdrehen  der  Olive  bewirkt 
werden  könnte. 

Das  Eigenthümliche  dieses  Schlosses  besteht  aber  ge- 
rade darin ,  dafs  es  gewisse  Theile  besitzt ,  die  erst  mit- 
telst des  Schlüssels  in  eine  bestimmte. Lage  gebracht  wer- 
den müssen,  bevor  man  durch  das  Umdrehen  der  Olive 
den  Riegel  zu  schieben  im  Stande  ist.  Diese  Einrichtung 
besteht  in  Fol  gen  dt^m.  Über  dem  Riegel  F  liegen  auf  ei  - 
ander  mehrere  eiserne  oder  messingene  Platten  Aj  die  alle 
einerlei  Form  haben,  und  um  einen  Stift  B  beweglich  sind. 
Sie  decken  sieb  einander  gänzlich,   und  mau  kann' daher 


47P 

nur  die  obere  sehen,  Sie  besitzen  alle  an  der  untern  Seite 
solche  Zähne  V  vrie  man  sie  an  Bädern  findet.  Die  Zwi* 
schenräume,  welche  diese  Zähne  lassen,  sind  sämmtlicK 
nichL  von  beträchtlicher  Tiefe,  bis  auf  einen  an  jeder  Platte, 
der  bei  der  sichtbaren  oberen  mit  K  bezeichnet  ist.  Blofs 
dieser  einzige  Einschnitt  ist  von  Wirksamkeit,  die  übrigen 
sind  blofs  zur  Täuschung  desjenigen  vorhanden ,  der  eia 
solches  Schleis  ohne  den  rechten  Schlüssel  zu  öffnen  rer- 
suchen  würde.  Der  tiefe  Einschnitt  aber  befindet  sich  bei 
jeder  Platte  an  einer  andern  Stelle ,  ein  Umstand,  der  ei* 
gentlich  die  Sichecheit  des  Schlosses  begründet. 

Die  Zeichnung  stellt  das  Schlofs  Tor ,  wie  der  Lap* 
pen  L  eben  im  Begriffe  ist,  die  Zuhaltung  auszuheben. 
Wollte  man  den  Biegel  jetzt  blofs  durch  das  Umdrehen 
der  mit  dem  Lappen  L  Tcrbundenen  Olive  vorwärts  bewe- 
gen, so  gfti^e  das  nicht  an,  weil  der  Ansatz  if  der  ZuhaK 
tnng  zwischen  die  Zähne  der  Platten  A  eingefallen  ist,  und 
so  das  Ausheben  des  Stiftes  x  aus  dem  Einschnitte  desBie* 
gels  vef*hindert. 

Um  daher  den  Biegel  mit  Gewalt  zu  bewegen,  müfste 
der  Stift  x  abgesprengt  werden ,  wozu  doch  eine  beträcht- 
liche Kraft  erforderlich  seyn  dürfte* 

Wenn  aber  das  Schieben  des  Biegeis  ohne  Anstand 
soll  geschehen  können  ,  so  mufs  vorher  der  ScJiIüssel  auf 
eine  eigene  Art  gebraucht  werden.  Bei 'C  sieht  man  die- 
sen Schlüsse]  in  das  Schlofs  gesteckt ;  in  E  hat  man  ihn  be- 
sonders gezeichnet«  i  ,  2,  3,  4,  5  sind  eine  Art  Slufen 
an  dem  Barte,  deren  Bestimmung  sogleich  deutlich  wer- 
den wird.  Steckt  man  nähmlich  den  Schlüssel  durch  das 
Schlüsselloch  in  das  Innere  des  Schlofskastens ,  und  dreht 
man  ihn  dann  so  lang  um,  'bis  er  bei  2  an  den  Platten v/ 
ansteht,  so  wird  jede  diese!*  Platten  durch  eine  Staffeides 
,  Schlüsselbartes  (E)  auf  eine  gewisse  Entfernung  zurück 
gedrückt.  Yon  allen  kommen  dabei  die  tiefen  Einschnitte 
genau  über  einander ,  und  dem  Ansätze  H  der  Zuhaltung 
gegenüber.  (Die  obere ,  in  der  Zeichnung  sichtbare  Platte 
liimmt  also  die  Lage  au ,  welche  durch  punktirte  Linien 
begränzt  ist.  Ihr  Einschnitt  K  kommt  nach  J  zu  stehen.)  — 
'Tersucht  man  nun  durch  Umdrehung  der  Olive  den  Biegel 
^  schieben,   so  .geht  das  aehr  leicht  an,   wei}  blofs  der 


47' 

Druck  der  Zuhaltungsfeder /  zu  überwinden  ist,  und  der 
Ansatz  A  an  der  Zuhaltung  ungehindert  inj  die  tiefen  Ker- 
ben K  der  Platten  einfallen  kann,  wodurch  dad  Ausheben 
des  Stiftes  X  möglich  gemacht  wird. 

Nach  dem  Absf^erren  des  Schlosses  liegt  .r  in  dem  Ein- 
schnitte /i,  und  der  Riegel  ist  vorjgeschoben.  Sobald  man  nun 
den  Schlüssel  wieder  herauszieht,  gehen  die  sämmtlichen 
Platienyi  wieder  in  ihr^  alte  Lage  zurück  ^),*und  d^sSchlofs 
isl  so  lang  nicht  zu  offnen  ,  bis  durch  den  Schlüssel  neuer- 
dings die  Platten  in  die  gehörige  Stellung  gebracht  wer- 
den. Die  SicSherheit  des  gegenwärtigen  Schlosses  »beruht, 
wie  man  aus  der  Beschreibung  desselben  ersieht ,  blofs 
auf  dem  Umstände,  dafs  jede  der  Platten  A  auf  eine  an* 
dtre  Entfernung  zurück  gedrückt  werden  mufs  ,  um  in  die 
zum  Offnen  de«  Schlosses  erforderliche  Lage  zu  kommen; 
denn  würde  auch  nur  eine  einzige  solche  Platte  zu  wenig 
oder  zu  viel  bewegt,  so  würde  sie  allein'  das 'Einfallen  des 
Stückes  H  in  die  Einschnitte  K ,  und  mithin  das  Ausheben 
der  Zuhaltunü"  rerhindern. 

Begreiflicher  Weise  kann  diese  Verschiedenheit  zwi- 
schen den  einzelnen  Platteii'  ins  Unendliche  abgeändert 
werden  (D,  E,  Af,  i^  sind  vier  verschiedene  Formen  von 
Schlüsseln)^  ohne  dafs  das  Wesentliche  des  Schlosses  da«- 
bei  verloren  ginge.  Selbst. in  dem  Fall^ ,  dafs  der  Schlüs^ 
sei  in  Verlust  geräth  ,  darf  man  nur  zwei  Platten  mit  ein- 
ander verwechseln,  nnd^  sich  einen  neuen  Schlüssel  ver« 
fertigen  lassen ,  um  das  Offen  mit  dem  alten  Schlüssel  un-^ 
möglich  zu  machen.  Endlich  wird  man  leicht  die  Mög- 
lichkeit einsehen,  dieses  Schlofs  auch  z^ei <o£/rt^ ,  und  von 
beiden  Seiten  zum  Sperren  einzurichten.  Um  den  letz- 
tern Zweck  zu  erreichen ,  müfsten  jedoch  die  einander 
entgegen  gesetzten  Platten  ( also  wenn  z.  B.  fünf  wären; 
die  erste  und  fünfte,  so  wie  die  zweite  und  vierte)  sich 
voHkomraen  gleich  sejti.  Ein  Paar  Schlüssel  dazu  wären 
etwa  D  und  M,  Das  Prinzip  des  beschriebenen  Schlosses 
hat  der  Erfinder  auf  verschiedene  Art  modifizirt ,    und  zu 


*)  Dieses  Zurückgehen  Tvird  am  besten  durch  kleine  Feder* 
eben  bewirlit,  die  in  der •  Zeichnung  weggelassen  sind,  die 
aber  jeder  Arbeiter  leicht  auf  eine  acbickliche  Art  wird 
anzubringen  wissen. 


c> 


47> 

mancherlei  Zwecben  angewendet.  Auf  alle  diese  Anwen- 
dungen hat  er  im  Jahre  i8i<)  (unter  dem  tS^**'  Oktober) 
ein  ausschliefseDdea  Patent,  erhalten. 

Jm  Fabriksproduhten  -  Kabinette  des^polTt^chniscben 

Institutes  ist  ein  Schlofs  yon  der  vorbeschriebenen  Kon« 

••  •  • 

«truktion  aufgestellt. 


6i.    Vorrichtaiig  zum  Trocknen  der  Kette  für 

ViToUenWeber« 

(Taf.  V.  Fig.  i4  —  i6.) 

# 

Der  Engländer  Georg  Rhodes  von  Saddleworth  bei 
ManchenUr  hat  eine  Vorrichtung  erfunden,  die  das  Trecks 
nen  der  Kette  für  Tuch-  und  andere  Wollenzeugweber 
aufser ordentlich  erleichtert.  Fig.  16  ist  eine  perspekti- 
tische  Ansicht  davon»  Eine  dicke  Welle  da  liegt  in  ei- 
nem Gestelle  so,  dafs  sie  sich  um  ihre  Achse  drehen  läfst, 
zu  welchem  Zwecke  sie  mit  einer  Kurbel  b  versehen  ist. 
An  jedem  Ende  dieser  Welle  sind  vier  Arme  b,  c,  c,  Cy 
kreuzweise  durch  dieselbe  gesteckt,  »und  jeder  dieser  Arme 
ist  auf  seiner  innern  Seite  mit  einer  Nuth  versehen,  deren 
Bestimmung  darin  besteht,  die  Leisten  ddd  aufzunehmen, 
über  welche  die  Kette  *gespannt  wird. 

In  Fig.  14  sind  ein  Paar  solcher  Leisten  besonders 
abgebildet,  und  Fig.  i3  zeigt  die  Art,  wie  sie  z^wischea 
die  Arme  cc  eingelegt  werden.  Da  diese  Leisten  an  bei- 
den Enden  etwas  breiter  sind ,  so  lassen  je  zw«i  von  ik- 
nen ,  die  auf  einander  gelegt  werden ,  eine  Öffnung  zwi- 
schen sich  (s.Fig^  t^.),  welche  dazu  dient,  die  Zeug- 
kette  aufzunehmen. 

Die  Methode ,  diese  letztere  auf  die  Maschine  zu 
bringen  ,  ist  sehr  einfach.  Man  nimmt  nähmlich  alle  Lei- 
sten d  heraus,  bis  auf  eine  zunächst  an  der  Welle;  an 
dieser  befestigt  man  das  Ende  der  Kette,  dreht  hierauf  die 
Welle  et^vas  weniges  um ,  legt  die  nächste  Leiste  ein,  lei- 
tet Aber  diese  die  Kette ,  und  fahrt  auf  diese  Art  fort,  bis 
die  ganze  Kette  aufgewickelt  ist,  welche  zuletzt  mit  ihrem 
anderen  Ende  an  der  äufsersten  Leiste  festgemacht  wird..— 
Fig.  i5  zeigt  die  ganze  Vorrichtung  mit  der  aufgewickel* 
ten  Kette  im  Quer  durchschnitt. 


473 

Wenn  das  Ganze  iin  diesem  Stande  ist,  so  wird  die 
Vorrichtung ,  die  in  der  Nätie  eines  Ofens  steht ,  oder 
ayf  andere  An  erwärmt  werden  kann,  mit  Hülfe  der  Kur* 
bei  6  umgedreht ;  und  das  Trocknen  der  Kette  geht  auf 
diese  Art  so  schnell ,  dafs  nur  ungefähr  drei  Stunden  dasu 
erfordert  werden ,  dagegen  man  sonst  wohl  funfze«hn  bis 
zwanzig  Stunden  darauf  verwenden  miifste. 


63.     Notiz  über  eine  Verbesserung  in  der  Färberei. 

Es  ist  eine  bekannte  Erfahrung,  dafs,  wenn  Tuch 
im  Stücke  gefärbt  wird ,  die  Farbe  nicht  in  dasselbe  ein- 
dringt, sondern  blofs  auf  den  beiden  Oberflachen  haftet, 
so ,  dafs  dieses  Tuch  dann  auf  dem  Schnitt  einen  weii'sen 
Streif  zeigt,  der  mehr  oder  wei^igei:  bemerkbar  ist.  Um 
diesem  Fehler  zuvor  zu  kommen ,  verfertigt  man  die 
Tücher  in  der  Regel  aus  solcher  Wolle  t  die  schon  vor 
dem  Spinnen  gefärbt  worden  ist.  Jedoch  gibt  es  gewisse 
Farben ,  die  dem  Tuche  erst,  wenn  es  ganz  fertig  ist«  ge- 
geben werden  können,  weil  sie  durch  die  voraus  gehen- 
den Operationen  des  Krämpelns  und  Spinnens,  vorzüglich 
aber  durch  das  Walken,  an  Schönheit  bedeutend  verlie- 
ren würden.  Darunter  gehört  z«  B.  die  aus  Kochenil le  be- 
reitete Scharlachfarbe,  welche  die  Eigenschaft ,  das  Tuch 
in  der  Mitte  ungefärbt  za  lassen,  eben  in  sehr  hohem 
Grade  besitzt,  wie  denn  auch  in  den  meisten  Fällen  die 
weifse  Farbe  auf  dem  Schnift  für  ein  Kennzeichen  des  echt 
gefärbten  Scharlachtuches  gehalten  wird  *)• 

Wie  man  leicht  einsieht ,  bat  dieser  Umstand  aof  die 
Daner  des  Tuchs  einen  beträchtlichen  Einflnfs ;  denn  wenn 
dasselbe  einmahl  etwas  abgetragen  ist,  so  verliert  sich  na- 
türlich auch  die  Schönheit  der  Farbe.  Dieter  Grund  hat 
den  Direktor  an  der  Schule  der  Gobelins^  Grafen  de  la 
Boulajre^MarMSkic,  bewogen,  ein  Mittel  auszudenken,  dnrcli 
welches  das  Eindringen  der  Farbe  bis  ins  Innere  des  Tu- 
ches möglich  gemacht  würde. 


*)  Bri  so  tbearen  Farben.,  wie  s.  B.  der  ecbfe  Srbarlacb  ist, 
lictsrn  sich  wohl  Crfinde  für  dieses  oberfläcblicbe  FärfccA 
ani^ebm.  Einnsabl  braveble  aun  melir  Farbematerial ,  nas 
das  Tflcb  diirchaBS  zu  farbea«  «sd  daan  %enitmt  aaeb  die 
rocke  Farbe  darch  die  wci6a  üolerlage  an  Feuer* 


474" 

.  Er  nimmt  an  ,  dafs  eigentlich^  das  Wasser ,  in  weichet 
das  Tuch  yor  dem  Färben  eingeweicht  wird ,  die  Ursache 
von  dem  schlechten  Eindringen  der  Farbe  in  dasselbe  sey. 
Doch  aber*  ist  dieses  Einweichen  nöthig,  um  eine  gleich« 
förmige  .Yertheilnng  der  Farbe  zu  bewirken;  und  obwohl 
man  das  nasse  Tuch  vOr  dem  Färben  sehr  stark  auswindet, 
'so  bleibt ,  seiner  Meinung  nach  j  doch  noch  Wasser  genug 
darin,  jene  Wirkung  hervor  zu  bringen. 

Das  von  dem  Erfinder  angegebene  Mittel  ha^  daher 
zum  Zwecke ,  das  Tuch  im  Farbekessel  selbst  noch  ganz 
von  Wasser  zu  befreien,  und  zugleich  durch  einen  ange- 
messenen Druck  das  Eindringen  der  Farbe  zu  befördern« 
Es  besteht  in  Folgendem ; 

• 

Am  Boden  des  FärbekesseU,  ganz  unter  der  Farbe- 
brühe ,  wird  ein^  Art  Presse  angebracht ,  welche  aus  zwei 
parallel  über  einander  liegenden  Walzen  besteht,  die  et- 
was länger  sind,  als  das  zu  färbende  Tuch  breit  ist,  und 
die  einander  so  nahe  gestellt  sind,  dafs  das  Tuch  beim 
Durchgehen  emen  Druck  erleidet.  Über  dem  Kessel  sind 
an  zwei  entgegengesetzten  Seiten  zwei  mit  dem  erwähnten 
Walzenpaare  parallel  liegende  Haspel  oder  Winden  ange« 
bracht«  Auf  eine  solche  Winde  wird  das  Tfich  gewickelt; 
man  leitet  dasselbe  zwischen  den  im  Kessel  befindlichen 
Walzen  durch ,  und  auf  den  andern  Haspel ,  an  welchen 
man  es  ebenfalls  befestigt.  Nun  wird  das  Tuch  wechsel- 
weise von  der  einen  auf  die  andere  Winde  gewickelt,  und 
zwar  so. lang,  bis  die  Farbe  die  verlangte  Intensität  erhal- 
ten hat. 

Die  Wirkung  dieser  Vorrichtung  ist  augenscheinlich: 
durch  den  Druck  der  Walzen  wird  das  Wasser  aus  dem 
Tuch  entfernt,  und  das  Letztere  kann  also  ganz  von  der 
Farbe  durchdrungen  werden. 

Man  hat  bemerkt,    dafs  der  auf  diese   Art  gefärbte 

Scharlach  wenig^r  Feuer  besitzt  *) ,  als  der  nach  der  allen 

Methode  verfertigte;    wahrscheinlich    aber   kommt   diefs 

nur  daher ,   dafs  der  erstere  zu  sehr  mit  Farbestoff  über« 

.    laden  war«     Man  würde  vermuthlich  diesem  Umstände  be- 


*)  S.  die  vori^  Aumerkung. 


4t5 

gegnen  können  ^  wenn,  man  der  Farbenbrühe  noch  einen 
Zusatz  von  Gelbholz  gäbe« 


64«     Verbesserung  des   Unschlitts  zur  KerzeiH 

fabrikation« 

Der  Engländer  Edu^ard  Heard  yon  Brighton  in  der 
Grafschaft  Sussex^  hat  anter  dem  12*«"  Februar  i8i<)  ein 
Patent  auf  eine  Methode  erhalten,  das  Unschliltso  zu  «ver- 
bessern ,  dafs  man  daraus  Kerzen  TOn  vorzüglicherer  Qua- 
lität als  die  gewöhnlichen  Talgkerzen  verfertigen  könne. 
Das  Verfahsen,  welches  er  dabei  beobachtet,  besteht  darin^ 
dafs  er  dem  schmelzenden  Unschlitt  entweder  Salpeter- 
säure, oder  salpetrige  Saure  (rothe  Salpetersäure)  oder 
Königswasser  in  gewissem  Verhältnisse  zusetzt,  und  es 
damit  stark  erhitzt«  Die  Quantität  der  Säuren  kann  ver- 
schieden seyn,  je  nachdem  sie  stärker  oder  ^  schwächer 
sind«  Da  es  doch  immer  nur  die  Salpetersäure  ist,  welche 
wirkt,  so  braucht  man  von  .ihr,  wenn  sie  im  reinen  Zu- 
stande ist,  weniger  als  von  salpetriger  Säure  oder  von 
Königswasser* 

Wenn  das  Unschlitt  nach  einiger  Zeit  eine  orangen- 
gelbe Farbe  angenommen  hat,  wird  es  stark  ausgepreist, 
wobei  eine  öhiige  Flüssigkeit  sich  absondert«  Die  gelbe 
Farbe  benimmt  man  ihm  durch  Aussetzen  an  Luft  und 
Sonne.  Es  ist  in  diesem  Zustande  härter  und  schwerflüs- 
siger als.es  vorher  w<^r,  und  die  daraus  verfertigten  Ker- 
zen besitzen  mehrere  Vorzüge  vor  den  gern  einen  Talg- 
lichterp. 


65.    Beschreibung  einer  Spieldose  aus  einer  Schwei- 
zer Manufaktur« 

. .       (  Taf.  VI.  Fig.  1  bis  9. ) 

Die  hier  beschriebene  Dose  ist  aus  Wurzelholz  vom 
Buxbaume,  3 ^ Vi 00  ^oH  lang,  2^10  Zoll  breit,  und  1  Vi« 
Zoll  hoch  ,  und  wurde  in  Paris  im  Jahre  1816  für  ungefähr 
8  Pfd.  Sterling  erkautt«  Der  Preis  solcher  Dosen  variirt, 
nach  der  Schönheit  der  Arbeit  und  naeh  der  Verschieden- 
heit des  Materials,  woraus  sie  verfertigt  sind,  von  3  Pfd« 
bis  4e  Pfd.  Sterling  und  darüber« 


4l^ 

Die  Zeichnungen  anf  'faf.  VI.  sind  alle  in  natOrliclieT 
GrÖf&e.  Fig.  i.  zeigt  die  Ansicht  des  Spielwerkes  Ton 
oben,  Fig  4*  ^^^  ein  Qnerdnrchschnitt  demselben,  und 
Fig.  7«  die  Ansicht  der  ganzen  Dose  ?on  der  Seite,  welche 
in  Fig.^  1  mit  j<^.  bezeichnet  ist.  * 

Die  Dose  hat  ron  anfsen  die  Gestalt  einer  gewöhnli- 
ehen ,  etwas  hohen  Tabatiere ,  in  deren  unterem  Theile 
sich  das  von  dem  Tabahbehältnifs  durch  eine  Wand*)  ge- 
trennte Spielwerk  befindet.  Der  Boden  der  Dose  wird 
durch  einige  kleine  Schrauben  fest  gehalten ,  und  ist  her- 
aus zu  nehmen ,  wenn  man  zum  Werke  gelangen  will,  weU 
ches  letztere  von  einer ,  etwas  über  eine  Linie  dicken 
Hessin gplatte  F  gelragen  wird.  Voraus  ist  zu  bemerken, 
dafs  die  verschiedenen  Töne  durch  Vibrationen  kleiner 
Stahlfedern,  JB,  hervorgebracht  werden,  die  an  einem 
Ende  fest ,  am  andern  frei ,    und  von  verschiedener  Längt 

sind.  '  / 

f 

Diese  Federn  werden  in  Bewegung  gesetzt  durch  zy- 
lindrische Stahlstifte  von  der  Dicke  feiner  Nähnaideln,  die 
auf  den  Umfang  einer  messingenen  Walze  in  eigene  für 
sie  gebohrte  Löcher  so  eingetrieben  sind,  dafs  sie  VstZ<>U 
hervorstehen. 

Diese  \Valze  ist  hohl  y  7^4  "Zoll  in  der.  Wand  dick, 
und  beiläufig  Vz  Zoll  im  Durchmesser.  Sie  läfst  sich  an 
ihrer  Achse  verschieben ,  und  wird  durch  ein ,  mit  einem 
Windfang  versehenes  Räderwerk,  regelmäfsig  umgedreht. 
Die  bewegende  Kraft  hierbei  ist  eine  Spiralfeder ,  die,  wie 
bei  jeder  Sackuhr ,  in  einem  Federhause  liegt ,  welches 
in  der  Zeichnung  den  Buchstaben  £  führt,  und  auf  der  Platte 
jP  fest  geschraubt  ist.  Die  Feder  ist  mit  einem  Ende  an 
der  innem  Seite  dieses  Federhauses  befestigt,  das  andere 
ist  mit  der  Federwelle  r  (Fig.  3.)  verbunden.  Wenn  da- 
her beim  Aufziehen  jene  Welle  nach  der  in  Fig.  i.  mit 
dem  Pfeile  bezeichneten  Richtung  umgedreht  wird,  so 
wickelt  sich  die  Feder  auf,  und  wird  dadurch  zusammen- 


*)  Bei  manchen  Dosen  ist  diese  Wand  von  durcbsiehrif^em 
englischen  Ilorn,  und  gestattet  auf  diese  Art  eine  Einsiebt 
in  den  Mechanismus  des  Spielvrerks ,  ohne  dafs  die  Dost 
xerlegt  zu  werden  braucht. 


477 

gedrückt*  Das  Anfsiehei»  geschiebt  ron  der  untern  Seite 
de^  Dose^  durch  deren  Boden  die  Federwelle  durchgeht, 
mittelst  des  Schlüssels,  der  ganz  die  Form  eines  gewöhn- 
lichen Uhrschlüssels  hat.  Um  das  Üherziehen  der  Feder 
2u  verhindern  9  trägt  die  Federwelle  oben  einen  Zeiger» 
der  in  eine  mit  zwei  Zahnen  TCrsehene  Scheibe  eingreift) 
und  dieselbe  nur  so  oft  weiter  zu  schileben  im  Stande  ist, 
als  sich,  ein  Zahn  an  derselben  findet ,  dann^«ber  an  dem 
ungezähnten  Theile  ansteht  ^).  Eine  Feder  7  hält  hierbei 
die  gezahnte  Scheibe  in  ihrer  jedesmahligen  Stellung  fest« 
Auf  die  Federwelle  ist  ein  messingenes  Hronrad  iS(Fig.3«) 
gesteckt ,  doch  so ,  dafs  es  nicht  fest  daran  ist ,  sondern 
sich  herumdrehen  lafst«  In  den  Boden  dieses  Hronrades 
ist  ein  acht  und  yierzigzähniges  Sperr ^Bad  R  (Fig.  a.) 
versenkt ,  welches  zugleich .  mit  der  Federw'elle  fest  ver- 
bunden ist.  Die  zwei  dazu  gehörigen,  mit  Federn  telr- 
sehenen  Sperrhaken  sind  an  dem  Hronrade  angebracht. 
Die  Zähne  des  Sperr-Bades  sind  so  gestellt,  düifs  beim 
Ablaufen  der  Spiralfeder  das  Kronrad  mit  bewegt  wird» 
während  beim  Aufziehen  die  Federwelle  allein  sich  dreht  ^). 

Das  Rronrad  S  dreht  ein  zwölfzähniges  kleines  Bad 
oder  Getriebe  von  Stahl,  G,  um,  welches  an  der  ebenfalls 
stählernen  Achse  der  Stiftchenwalze  C  sitzt.  Die  Öffnung 
bei  D(Fig.  3.)  in  der  Seite  des  Federhauses  dient^  die- 
ses Getriebe ,  welches  V4  ^^^^  ^  Diameter  hat ,  durch  zu 
lassen.  Das  Werk,  welches  bestimmt  ist,  die  Umdrehun* 
gen  der  Walze  C  zu  reguliren ,  besteht  in  vier  messinge- 
nen Bädern,  drei  stählernen  Getrieben,  und  einem  Wind- 
fang mit  einer  Schraube  ohne  Ende.  '  Das  gröfste  Bad,  H^ 
welches  an  der  Achse  der  Walze  C  sitzt,  hat  54  Zähne» 
das  nächste,  J,  40,  das  folgende  iC,  38  Zähne;  die  Ge* 
triebe  haben ,  jedes ,  acht  Triebstöcke.  Der  aus  zwei  mes«- 
singenen  Flügeln  bestehende  Windfang  M  wiegt,  sammt 
der  stählernen  endlosen  Schraube ,  nur  1  */^  Gran.  Das 
messingene  Bad  L^  welches  den  Windfang  dreht,  hat 
achtzehn  Zähne,    und   einen    Durchmesser   von  Y4  2SolL 


A)  Dieselbe,  oder  eine  Sbnliclie  Vorrichtung  findet  man  aucli 
an  den  meisten  besseren  Taschenuhren. 

*)  Beiläufig  wird  hier  erinnert,  dafs  diese  Einrichtung  gants 
dieselbe  ist,  die  sich  bei  den  Schnecken  der  Taschenuhren, 
und  jedem  Laufwerke,  das  aufgesogen  werden  mufs,  findet. 


•  » 


4:8 

Zwei  Zähne  desselben  sind  immer   im  Eingriff  mit  der 
Schraube.  / 

Etwas  aofser  dem  Mittelpunkte  des  Bades  K  ist  ein 
Stahlstift  befestigt  i  der  4larch  das  Loch  einer  im  Innern 
der  Walze  C  betindlichen  Scheibe  durehgeht,  und  daher 
die  Walze  mit  dem  Rade  zugleich  herum  führt.  Das  an- 
dere Ende  .der  Walze  C  geht  in  eine  Messingscheibe  ausj 
die  im  Durbhmesser  etwas  gröfser  ist,  als  ^ie  WaUe 
selbst.  Der  Vorsprung  dieser  Scheibe  liegt  in  einem 
Ausschnitt  des  stählernen  Hebels  iV,  der  so  der  VYalze  zur 
Leitung  beim  Umdrehen,  und  auch  «m  dieselbe  der  Länge 
ihrer  Achse  nach  zu  verschieben  dient,  wenn  anderb  Stifte 
den  Federchen  JB  gegenüber  kommen,  sollen,  um  ein  ande- 
res Stück  zu  spielen«^ 

In  diesem  Falle  wird  das  andere  Ende  des  Hebels  ^^ 
Ton  aufsen  der  Dose  Ä^  mittelst  eines  bei  O  angebrachten 
Drückers  verschoben« 

Ein  anderer  Hebel,  Q,  der  an  dem  Stifte  P  steckt, 
Hknd  um  denselben  beweglich  ist,  hat  die  Bestimmung,  die 
JBewegung  der  Walze  auf  eine  beliebige  Zeit  zu  hemmen, 
und,  auch  wennrdie  Spiralfeder  aufgezogen  ist;  das  Werk 
so  lange«in  Ruhe  zu  erhalten,  bis  man  es  spielen  lassen 
will.  '  Dieser  Endzweck  wird  durch  folgende  Eanrichtung 
erreicht. 

Ein  kleiner  Stift  Z  (Fig.  5^  nahe  im  Mittel  von  Q, 
ätemmt  sich  gegen  die  äufsere  Fläche  des  Rades  IT,  wäh- 
b:*end  sich  dasselbe  umdreht.  Zu  Ende  des  Musikstuckes 
Svird  er  durch  eine  Feder  F  in  ein  Loch  des  Rades  R  hin- 
lein gedrückt ,  und  zu  gleicher  Zeit  fafst  das  dünnere  Ende. 
17,  des  Hebels  einen  Flügel  des  Windfanges  M,  und  liiit 
so  die  Bewegung  der  Räder  auf.  Mittelst  eines  Drückers, 
der  durch  die  Wand  der  Dose.  Ä  geht ,  un^  auf  das  Ende 
Q  des  Hebels  wirkt «  kann  derselbe  beliebig  wieder  ausge- 
hoben werden ,  wenn  man  der  Spiralfeder  in  dem  äause 
E  ihre  Wirksamkeit  wieder  geben  will.  In  Fig.  i.  ist  der 
Hebel  Q  nicht  gezeichnet  worden ,  weil  er  mehrere  an- 
dere Theile  verdeckt  haben  würde;  dagegen  sieht  man 
ihn  in  Fig.  5.  für  sich  allein  abgebildet.  Fig.  6.  stellt  ihn 
tor,    wie  er  eingefallen  ist,   und  die  punktirte  Linie  i« 


479 

derBelben  Zeichnung  zeigt  die  Lage  5  welche  er  hat|  wenn 
das  Werk  im  Gange  ist. 

Alle  Rader  sowohl,  als  die  Waise  Csind,  um  Baum 
^a  sparen,  so  yiel  möglich  in  die  messingene  Platte  Fein* 
gelass  en. 

Die  tönenden  Federn  sind  gerad ,  und  zwar  sind  de- 
ren 9t6  Paare«  Jedes  Paar  ist  auf  der  Platte  F  mit  einer 
stählernen  Schraube  befestigt.  Die  Schrauben  scheinen 
dort,  wo  sie  die  Federn  berühren ,  mit  einem  dunhel  ge- 
färbten Kitt  umgeben  zu  sejn ,  wahrscheinlich  um  das 
Schnarren  zu  vermeiden«  Die  obere  Seite  der  Schrauben 
und  Federn  scheint  nachher  erst  polirt  worden  zu  sejn. 
Die  Seiten  der  Federn  sin4  dunkel  gefärbt ,  ausgenommen 
Um  freien; Ende,  wo  sie,  %  Zoll  TOn  der  Walze  entferot^ 
schmäler  zuzulaufen  anfangen.  Auch  sind  diese  schmalen 
Enden  gegen  aufwärts  abgeschrägt,  so,  dafs  sie  einen 
Winkel  von  beiläufig  ^o  Grad  bilden.  Die  kürzesten " 
Federn  (die  höchsten  Töne)  in  der  Nähe  der  Bäder  schei* 
nen  yon  gleicher  Dicke  zu  sejn ,  und  zwar  etwas  dicker 
als  eine  Taschen ahrfed er.  Die  längeren  sind  an  ihren,  der 
Walze  C  zugekehrten  Enden  dicker ,  gegen  hinten  zu  aber 
etwa  eben  so  dünn  als  die  kurzem.  Die  gröfste  Dicke  zu^ 
nächst  an  der  Walze  beträgt  732  ZoH.  Unter  den  Schraur 
ben  sind  sie  alle  beträchtlich  dicker ,  nähmlich  V16  Zoll. 
Jedes  Paar  der  Federn  ist  aus  einem  einzigen  Stahlstück 
durch  einen  Einschnitt  gebildet.  Die  Länge  dieses  Schnit«> 
tes  bestimmt  die  Länge  der  vibrirendenTheile.  Die  Fläche, 
in  welcher  die  Federn  liegen ,  ist  etwas  schief  gegen  die 
Platte  F,  und  die  Walze  dreht  sich  in  einer  solchen  Bich<% 
tung ,  dala  ihre  Stifte  von  unten  nach  oben  auf  die  Federn, 
wirken. 

Die  letzte  Feder  ober  dem  Hebel  iV  ist  vorsätzlich 
abgebrochen.  Die  übrigen  5i  bilden  nur  22  verschiedene 
Töne ,  die  in  nachstehender  Ordnung  auf  einander  folgen : 
G,  2  ^,  2  5,  2  C,  C  scharf,  3  D,  2  £,  2  F  scharf,  3  G, 
3  ><,  3  B,  3  C,  3  D,  3  £,  3  F  scharf,  3  G,  3  A^  9  B^ 
fi  C9  2  C  scharf,  D^  E  %     Die  Ziffer  vor  manchen  Buch- 


■*• 


*)  Leider  sind  im  ( englisclien )  Originale,  die  TojDarttn  nicht 
angegeben  7  aus  welcben  die  Studie  Spielen» 


48o 

Stäben  i>edentet  die  Zahl ,  wie  oft  ein  und  der&elbe  Ton 
vorhanden  ist.  Die  Ursache  aber ,  warum  gewisse  Tone, 
die  häufig  vprkommen,  mehrmahl  vorhanden  sind,  ist  keine 
andere «  aU  damit  das  Schnarren  vermieden  werde ,  wel- 
ches nothwendig  entsteheil  müisto,  wenn  die  nähmiiche 
Feder  zu  schnell  hinter  einander  von  den  Stiften  der  Walze 
C  getroffen  würde«  Die  Wahl  dieser  Tone,  die  mehr* 
mahl  vorkommen  sollen,  wird  also  durch  die  Verschieden* 
heit  der  verlangten  Musikstücke  bestimmt.  Die  gegen- 
wärtige Dose  sxHcIt  ieinen  Marsch  von  vier  and  zwanzig 
ganzen  Takten  in  der  Dauer,  und  einen  Walzer,  der  vier- 
zig punktirte  Halbtakte  (  Vi  Takte )  oder  240  Achtelukte 
^ährt.  1  . 

I^ie  kleinsten  Noten  in  dem  Marsch  sind  Sechzebn- 
tel ,  folglich  mufs  1  nachdem  man  einen  Theil  der  Walze 
C  für  eine  Pause  am  Ende  des  Stückes  *)  leer  gelassen 
hat,  der  Rest  des  Umfanges  derselben  in  (16  X '^4) 
384  Theile  ^etheilt  werden,  um  den  Standort  der  Stifte 
bestimmen  zu  können.  Bei  einem  Umgange  d^s  Kronri* 
des  S  (  Fig.  3. )  dreht  sich  die  Walze  dreimahl  um ;  jedes 
Stück  wird  also  eben  so  oft  durchgespielt«  Wenn  die  Fe- 
der halb  aufgewunden  ist,  spielt  sie  das  Stück  in  44^^ 
künden  einmahl  ans  ( die  Walze  macht  also  in  derselben 
Zeit  eine  Umdrehung^). 

Die  vorstehende  Beschreibung  findet  sich  im  Septem- 
ber* Hefte  von  iSaodes  Repertorjr  of  Arts  etc.  und  hat 
Herrn  Arnold  Merrick  zum  Verfasser.  Sie  ist  mit  einer, 
ebenfalls  in  der  Schweiz  verfertigten  Spieldose  verglicbeä 
worden,  welche  Herr  Professor  G.  AUmiUier  zu  diesem 
Ende  mitzutheilen  die  Gefälligkeit  hatte.  Es  fanden  sich 
bei  dieser  Yergleichung  mehrere  Verschiedenheiten,  von 
denen  die  vorzüglichsten  hier  angeführt  werden. 


<)  Eine  solche  Pause  ist  notliig,  um  dem  Stifte  Z,dc8  Hebels 
Q  Zäit  sum  Einfallen,  und  wieder  zum  Ausheben  sii  §e< 
statten. 

^)  *Wie  offc  ein  Stüdk  bei  einem  Aufsage  der  Spiralfeder  aus- 

Sespielt  werden  kann,  liängt  ab  von  der.  Starke  und  von 
er.  Länge  dieser  Feder,  so  wie  von  dem  Umfan^^e  der 
WaUe,  und  von  der  Schnelligkeit,  mit  welcher  sich  di^ 
selbe  dreht. 


43t 

i)  Die  t6Benden  Feder chen  sind  nicht  paarweise  zu-* 
sammengesetzt,  sondern  alle  aus  eiher  einzigen  Stahlplatte 
durch  Einschnitte  gebildet,  und  mit  drei  Schrauben  auf 
der  Bodenplatte  befestigt.  Auch  sind  ihrer  mehr,  ais  in 
der  englischeli  Beschreibung  angegeben  werden,  n&hm« 
lieh  61.' 

2)  Die  längeren  Federn  (ungefähr  die  Hälfte  der 
ganzen  Zahl)^  haben  vorn  einen  heilförmigen  Ansatz^ 
(Pig,  H. ),  der  vielleicht  bestimmt  war,  mehr  oder  weni-* 
ger  abgeschliffen  zu  werdet!^  und  so  das  Stimmen  äu  er- 
leichtern. 

3)  Die  Einrichtung  des  Hebels ,  der  die  Bewegung 
der  Walze  C  bis  zu  einer  gewissen  Zeit ,  und  dann  nach 
dem  Ende  eines  jeden  Musikstückes  aufhalten  soll,  weicht 
ganz  Ton  der  in  der  obigen  Beschreibung  angegebenen, 
und  in  Fig.  6*  gezeichneten,  ab.  Eine  Vorstellung  davon 
-sieht  man  in  Fig.  9.  E  ist  das  Federhaus ,  C  die  Stiftchen** 
walze  und  M  der  Windfang.  Der  Hebel  hat  seinren  Um-« 
drehangspunkt  bei  F;  der  Stift  X  desselben  ist  bestimmt 
in  das  Rad  H  einzufallen ,  zu  gleicher  Zeit  fafst  dann  der 
Ansatz  ^  desselben  den  Windfang,  und  hält  ihn  auf« 
a  ist  eine  Feder  9  die  mit  dem  Hebel  aus  einem  Stück  he-* 
steht,  und  sich  gegen  einen  Stift  K  stammt.  Das  Aushe«* 
ben  des  Stiftes  X  geschieht  durch  einen  Drücker ,  der  bei 
c  (in  der  Richtung  des  Pfeils)  auf  den  Hebel  wirkt. 


66^    Streichmafs  zum  Halbiren. 

Dieses  Streichmafs,*  welches  sich  auch  in  der  mit  dem 
t'abriksprodukten -Kabinette  des  k.  k.  polytechnischen  In- 
atitutes vereinigten  Werkzeugsammlung  beiindet,  hat  ei- 
nen Engländer ,  Palmer^  zum  Erfinder ,  der  dafür  von  de;:* 
Auf  munterungs  -  Gesellschaft  in  London  die  silberne  Me« 
daille  erhielt. 

Fig  10.  (Taf.  VI.)  ist  die  obere,  und  Pig.  11.  eine 
perspektivische  Ansicht  dieses  Werkzeuges.  Es  besteht 
aus  dem  vierkantigen  hölzernen  Riegel  Ayi,  an  welchem 
ein  Backen  D  verschiebbar ,  und  mit  der  Schraube  C  fest 
zu  stellen  ist«  Diese  beiden  Theile  nebst  einem  bei  b 
angebrachten   Stift'  zum    Reifsien    bilden    ein    gemeines 

|iiite>»  4.  poiyt.intt.  in»  na«  ii 


48a 

Streichmafst  als  welches  man  das- Instrninent  auf  die  ge- 
wöhnliche Art  in  Anwendung  setzen  kann. 

Die  von  Palmer  angebrachte  Verbesserung  besteht  ia 
Folgendem :  Aufser  dem  beweglichen  Backen  D  trägt  der 
Riegel  AA  noch  einen  zweiten  fest  stehenden,  £,  dessen 
Zweck  bald  einleuchtend  werden  wird.  Zwei  genau  gleich 
lange  messingene,  oder  besser  eiserne,  Arme  £,  F,  sind 
bei  a,  a,  an  beiden  Backen  B  und  D  in  Gewinden  beweg- 
lich ,  mit  ihren  andern  Enden  aber  durch  eine  Schraube 
G ,  an  der  sich  die  Reifsspitze  befindet ,  yereinigt.  Jeder 
TOn  den  beiden  Backen  B  und  D  enthält  in  seinem  untern 
Theile  auf  der  innern  Seite  eine  schmale  Nu th,  die  be- 
stimmt ist ,  den  betreffenden  Arm  E  oder  F  aufzunehmeD, 
wenn  die  Backen  ganz  einander  genähert  werden. 

Begreiflicher  Weise  mufs  die  Spitze  G  immer  im  Mit- 
tel zwischen  beiden  Backen  bleiben,  man  mag  dieselben 
auf  was  imitier  für  eine  Entfernung  stellen*  Indem  man 
nun  die  Backen  B  und  D  an  beide  Kanten  des  in  Arbeit  be- 
findlichen Stückes  anlegt  (s.  Fig.  ii.),  ist  es  nicht  nnr 
möglich,  die  Breite  eines  solchen  Stückes  zu  halbireo,  son- 
dern man  kann  auch ,  indem  das  Streichmafs  weiter  g& 
fuhrt  wird,  eine  Linie  auf  demselben  anreifsen,  welche 
Ton  beiden  Kanten  gleich  weit- entfernt  ist  *). 

Mit  nur  wenig  veränderten  Handgriffen  kann  man 
ferner  auch  den  Mittelpunkt  eines  Kreises,  eines  Vier 
und  regelmäßigen  Vieleckes  finden,  wie  sich  das  von 
selbst  ergibt. 

Wäre  die  Aufgabe ,  ein  Stück  dnrch  eine  Linie  zu 
halbiren ,  dessen  Seitenkanten  nicht  parallel  sind,  so  kann 
diefs  ebenfalls  geschehen  ,  indem  man  die  Stellschraobe 
C  nicht  anzieht ,    und  das  Streichmafs  der  Länge  der  Ar- 


*)  Das  Verfahren,  dessen  man  sieb  gewohnlich  bedient,  un 
mit  dem  cemeinen  Streichmafs  zu  halbiren ,  ist  viel  luüb- 
samer  und  mincLer  genau.  Man  hemerlit  nähmlich  auf  die 
behannte  Art  einen  runlit  in  der  Nähe  des  Mittels,  scMigt 
hierauf  das  Streichmafs  mit  der  nähmlichcn  Öffnung  von 
der  entgegengesetzten  Seite  an,  un^  bestimmt  die  halbe 
Entfernung  ewischcn  beiden  Punkten  nach  dam  Augernnafsf' 


483r 

beit  nach  fort  bewegt^  wahrend  man  zugleich  beide  Backen 
beständig  fest  gegen  dieselbe  andrückt. 


1 

67.     Einige   Angaben  zur*  Bereitung  des  Maroquin-^ 

Papiers. 

Bekanntlich  unterliegt  die  Verfertigung  des  von  Buch« 
bindern  und  ähnlichen  Arbeitern  so  häufig  verbrauchten 
Maroquin  -  Papiers  bedeutenden  Schwierigkeiten,  und  die 
Engländer  und  Franzosen  lassen**  die  Deutschen  in  der' 
Voll  kommen  heit  dieses  Fabrik- Artikels  noch  weit  hinter 
sich.  Es  schien  daher  der  Mühe  nicht  unwerth,  hier  ei* 
nige  Vorschriften  zur  Bereitung  solchen  Papiers  bekannt 
zu  machen ,  auf  deren  Benützung  der  Papierfabrikant  Karl 
Forget  zu  Paris  ein  Patent  erhalten  hatte.  £s^  ist  dabei 
nichts  weiter  zu  bemerken  nöthig,  als  dafs  die  im  Origi-« 
nal- Texte  angegebenen  Mengen  auf  Wiener  Mafs  und 
Gewicht  redncirt  worden  sind. 

/ 

a)    Bereitung    des    rothen    Mar  o  quin -Pap  iers^ 
1)    Zusammensetzung   des   ro^th  cn  Lackes. 

8V4  Pfand  gemahlnes  Brasilienholz  der  besten  Sorte 
und  17  7a.  Lolh  gestofsene  Ittchenille*)  werden  in  einem 
Kessel  mit  38  Ma£»  Flufswasser  abgekocht.  Beim  ersten 
Aufwallen  setzt  man  der  Flüssigkeit  6  Vi  Loth  römischen 
Alaun  zu 9  und  läfst  sie  endlich  noch  so  lang  sieden,  bis 
sie  nur  mehr  die  Hälfte  des  anfanglichen  Baumes  einnimmt« 
•Nachdem  dieses  erste  Dekokt  abgegossen  und  zur  Seite 
gestellt  worden  ist,  giefst  man  auf  den  Bückstand  des 
Brasilienholzes  und  der  Kochenille  neuerdings  25  7^  Mafs 
Wasser ,  setzt  beim  ersten  Aufwallen  wieder  6  Vi^  Loth 
Alaun  zu ,  kocht  die  Flüssigkeit  bis  auf  die  Hälfte  ein,  und 
giefst  sie  zum  ersten  Absud.  Die  Abkochung  wird  hierauf, 
ganz  nach  der.  zuletzt  beschriebenen  Art,  zum  dritten* 
und  yiertcTimahl  rorgenommen.  Blofs  bei  der  vierten  Ab- 
kochung sei>zt  man  statt  des  Alauns  5  74  Loth  Weinstein- 


*)  Wenn  man  statt  der  Kochenille  7  Loth  Brasilicnhols  nimmt^ 
erhalt   man   einen  weniger  in  das  Violette  ziehenden  Lack. 
Durch  Zusats ,  von  drei  grofsen  gestofaenen  Galläpfäln  gibt 
*ipan  demselben  einen  ^tvras  bräunüehen  Stich» 

3i* 


484 

rahm  zu.  Nachdem  alle  vier  Dekokte  bereitet  und  kUr 
abgegossen  worden  sind,  schüttet  man  die  Zinnauflösung, 
deren  Bereitung  sogleich  gelehrt  werden  wird,  langsam 
dazu ,  während  zugleich  eine  Person  die  Farbebrühe  stark 
umrührt. 

a*    Bereitung  der  Zinn  Solution. 

Zu  7  Pfund  des  besten  Scheidewassers  setzt  man 
14  Loth  Salmiak,  und  achtmahl  so  viel  Kochsalz,  als  man 
ihit  den  Fingern  fassen  kann ,  und  lafst  dasselbe  durch 
fünf  Stunden  in  einem  gläsernen  Geialse  ruhig  stehen.  In 
diesem  Königswasser  werden  in  der  Folge  1  Pfund,  14 Loth 
Zinnspäne  aufgelöst ,  die  man  nach  und  nach  einträgt. 
Man  mufs  übrigens  die  Zinnauflösung  zum  jedesmahligen 
Gebrauche  erst  frisch  bereiten ,  weil  sie  sich  nicht  wohl 
aufbewahren  läfst,  ohne  durch  die  Einwirkung  der  Luft 
zersetzt  zu  werden. 

'  Zwölf  Stunden  nachdem  die  Zinnsolution  der  Farbe- 
brühe zugesetzt  worden  ist,  niuls  ntan  die  über  dem  Nie- 
derschlag stehende  Flüssigkeit  abziehen,  und  durch  gleich 
viel  Flulswasser  ersetzen.  Von  zwölf  zu  zwölf  Stunden 
wird  diese  Operation ,  welche  nichts  anderes  beabsichtigtf 
als  alle  dem  Lack  anhängende  Säure  zu  entfernen,  noch 
sechsmahl  wiederhohlt.  Endlich  wird  der  Lack  auf  Lein- 
wand getrocknet,  wobei  man  ihn  vor  Staub  und  vor  der 
Einwirkung  der  Sonne  sorgfältig  schützen  mufs.  Er  wird 
gebraucht  wie  folgt. 

3)    Zubereitung   des  Lackes   zum  Anstrich. 

28  Loth  Stärke  und  28  liOth  des  vorigen  Lackes  läfst 
man  mit  7  Vi  Mafs  Wasser  eine  Stunde  hindurch  langsam 
kochen»  Mit  fieser  Brühe  förbt  man  das  Papier  *)  \oa 
beiden  Seiten. 

4)  Zweiter  Anstrich,  der   sweimah^l    auf  der  nahm- 
liehen   Seite  wiederhohlt  wird. 

3  Vi  Pfund  Lack,  21  Loth  Zinnober,  7  Loth  Starke» 


*)  Man  verwendet  ku  dem  in  Hede  stehenden  Zwecke  durrb- 
aus  Velinpapier,  weil  nur  dieses  die  nötbigc  Glätte  ulcI 
Gleichförmigkeit  besitzt,  ohne  \^ eiche  man  dem  FabrihaU' 
unmöglich  die  grüfste  Schönheit  ssu  geben  im  Stande  ist« 


485 

I 

5  Mafs  schwaches  Tragantliwasser  (14  Loth  Traganth- 
gammi  gegen  i5  Mafs  Flufswasser).  Alles  läist  mair 
1  o  Minuten  lang  kochen ,  und  bestreicht  damit  im'  lauwar- 
men Zustande  das  vorher  schon  mit  Nr.  3.  grundirte  Pa- 
pier auf  einer  Seite.  Nach  dem  Trocknen  des  ersten  An- 
striches wird  derselbe  wiedi^rhohlt.  Man  kann  die  Brühe 
auch  kalt  anwenden,  aber  das  Pdpier  nimmt  dann  nicht 
fo  yiel  Farbe  an» 

5)   Vierter   und    letzter   Anstrich. 

a  Pfund,  19  Va  Loth  Lack,  7  Loth  Stärke  mit.ioMaff 
Traganthwasser  auf  die  unter  Nr.  4.  angegebene  Art  ge- 
kocht. Man  gibt  damit  den  letzten  Anstrich.  Endlich 
wird  das  Papier  gehrnifst  j  wovon  nachher  die  Rede  sejn 
wird. 

b)    Ein  anderes  Verfahren  zur  Bereitung  de» 

rothen  Maroquin -Papiers. 

Nach  vorhergegangenem  erstell  Anstrich  (Nr.  3.) 
macht  man  sich  eine  Brühe  aus  1  Pfund,  14  Loth  Zinno- 
ber ,  3  Vi  Pfund  rothem  Lack  und  7  Loth  Stärke,  die  man 
mit  10  Mafs  Traganthwasser  10  Minuten  lang  kochen  läfst. 
Diese  Farbe  wird  ( kalt  oder  lauwarm)  auf  eine  Seite  des 
Papiers  aufgetragen.  -~  Zum  letzten  Anstrich  wählt  man 
die  unter  Nr.  5.  angegebene  Mischung. 

Das  Maroquin  -  Papier  mag  nun  entweder  auf  die  eine 
oder  auf  die  andere  Art  geförbt  worden  seyn ,  so  ist  zur 
gänzlichen  Yoltendung  desselben  ein  Firnifs  nöthig,  der 
ihm  Glanz  und  äufseres  Ansehen  geben  mufs.  >  Die  Berei- 
tung dieses  Firnisses  ist  daher  für  die  Fabrikation  von 
nicht  geringer  Bedeutung.  Forget  gibt  nachstehende  An- 
leitung dazu.  Man  lasse  sechs  Dutzend  Hammelfüfse  mit 
3o  7i  Mafs  Flufswasseri  durch  zwölf  Stunden  bei  gelindem 
Feuer  kochen ,  seihe  die  gebildete  starke  Gallerte  durch 
Flanell ,  löse  darin  7  Lolh  Tra;janthgummi  und  3  7»  Pfund 
schönen  Tischlerleim  auf,  und  filtrire  endlich  noch  ein- 
mahl. Dieser  Firnifs  wird ,  im  warmen  Zustande ,  mit  ei- 
nem Schwämme  aufgestrichen. 

Man  kann  sich  auch  des  folgenden  Firnisses  bedie- 
nen.     14  Loth  arabisches  Gummi  und    1  ^4  Loth  K^uidisr 


480 

wacker  werden,  jedes  liir  sich,  in  einem  Glas  Flufswas- 
ser  aufgelöst  Man  rermischt  beide  Auflösungen,  und  setzt 
noch  7z5  ^afft  Branntwein  von  2a  Grad  (spccif!.  Gew. 
0,919),  und  das  zu  Schaum  geschlagene  Weifse  yon  einem 
Ei  dazu.  Endlich  wird  damit  das  von  Farbe  schon  be- 
deckte  Papier  überzogen  *). 

Nach  dem  Firnissen  schreitet  man  zum  Pressen  des 
Papiers,  welches  mit  einer  gravirten  Kupferplatte  zwi- 
schen zwei  Wiilzen  geschieht.  Da  dieses  Verfahren  oh- 
nedem hinlänglich  bekannt  ist,  so  braucht  nichts  weiter 
mehr  dasüber  erinnert  zu  werden. 

« 

c)  Verfertigung   des   violetten   Maroquin- 

Papiers. 

Zu  violett  wird  das  auf  beiden  Seiten  mit  Stärkeklei« 
ster  bestrichene  Papier  mit  folgender  Farbebrühe  behao« 
delt. '  Man  kocht  nähmlich  a8  Loth  Brasilienholz  mit 
3^/4  Mafs  Wasser,  setzt  beim  ersten  Aufwallen  3  Vi  ^^^^ 
römischen  Alaun  zu ,  und  läfst  die  Flüssigkeit  wenigstens 
'bis  zur  Hälfte  des  ursprünglichen  Raumes  einsieden.  Die 
durchgeseihte  Abkochung  wird  hierauf  mit  dem  dritten 
Theile  Traganthwasser  versetzt.  Man  trägt  diese  Brühe 
in  zwei  Lagen  über  eine  Seite  des  Papiers  auf,  und  gibt 
dann  noch  eine  dritte  Lage  mit  derselben ,  wobei  jedoch 
das  Traganthwasser  weggelassen  wird.  Das  Überziehen 
mit  Firnifs  und  daa  Pressen  geschieht  ganz  wie  beim  ro- 
.  then  Papier.  ^^  Um  die  Farbe  des  violetten  Papiers  hel- 
ler zu  erhalten,  braucht  man  nur  einen  der  mit  Traganth- 
wasser bereiteten  Farbeanstriche  zu  beseitigen« 
» 

d)  Verfertigung    des    gelben.  Maroquin- 

Papiers. 

9  Mafs  Milch  werden  kochend  auf  26  Loth  zerstfichel- 
f^r  oder  grob  gepulverter  Kurkume  gegossen ,  damit  stark 

*)  Weder  die  eine  noch  die  andere  dieser  beiden  Vorschrif- 
ten kann  einen  Firnifs  liefern,  der  dep  Feuchtigkeit  wide^ 
steht;  und  doch  bemerkt  man  an  dem  guten  englisches 
Maroquin  -  Papier ,  dafs  die  Oberfläche  beim  wiederhohlteii 
Berühren  mit  dem  nassen  Finger  nicht  im  Mindesten  lileb- 
rig  tvjrd.  Der^  Firnifs  scheint  ^Iso  bei  demselben  von  an« 
derer  Natur  su  seyn* 


48? 

umgerfihrt,  ^/^  Stande  in  Ruhe  gelassen  und  zuletzt  filtrirt. 
Mit  dieser  Brühe  gibt  man  dem  mit  Starkekleister  bereits 
grandirten  Papier  auf  einer  Seite  einen  zweimahligen  An- 
strich. Endlich  wird  dasselbe  gefirnifst  und  der  Presse 
überliefert. 

e)  Verfertigung    des    blauen-   Maroquin- 

Papiers. 

Nach  dem  ersten  Anstrich  mit  Starkekleister  erhält 
das  Papier*  noch  drei  andere,  die  aus  folgenden  Materia^ 
Hen  bereitet  werden.  Man  nimmt  nähmlich  zum  ersten 
4  Pfund,  ia  Loth  Berlinerblau ,  5  7«  Loth  Bergblau  und 
2  Mals  Wasser;  zum  zweitpn  4  Pf^*  i3  Lath  Berlinerblau 
auf  zwei  Mafs  Wasser;  zum  dritten  endlich  4  Pfund, 
12  Lath  Berlinerblau,  5  V4  l^oth  Bergblau  ,  2  Mafs  Flufs- 
wasser  und  ^/^  Mafs  Traganthwasser.  Nachdem  sammtliche 
Anstriche  aufgetragen  worden  sind,  wird  das  Papier  ge« 
firmfst  und  zuletzt  geprefst,  welche  beide  Operationen 
ganz  in  der  Art  verrichtet  werden,  wie  es  bei  der  Verfer- 
tigung des  rothen  Papiers  angegeben  wurde. 

r 

f)  Verfertigung    des   grünen   Maroquin- 

« 

Papiers. 

Man  lasse  2  Pfund,  20  Loth  Avignonkorner  (franzö- 
sische Kreuzbeeren )  mit  7  7i  Mafs  Wasser  bis  auf  die 
Hälfte  des  letjstern  einkochen.  Beim  ersten  Aufwallen  der 
Flüssigkeit  müssen  7  Loth  Alaun  zugesetzt  werden.  Das 
Dekokt  filtrire  man,  und  nach  dem  Erkalten  desselben 
setze  man  2  Pfund,  20  Loth  Berlinerblau,  nebst  7  Loth 
Bergblau  zu*  Mit'  dieser  Farbebrühe  erhält  das  vorher 
schon  mit  Starkekleister  grundirte  Papier  auf  einer  Seite 
2wei  Anstriche.  Um  die  grüne  Farbe  heller  zu  erhalten, 
gibt  man  einen  einzigen  Anstrich.  Hierauf  folgt  das  Fir- 
nissen und  endlich  das  Pressen  des  Papiers. 


*  68.     öhl  zum  Gebrauch  fiir  Uhrmacher.   V 

In  Frankreich  geht  man  bei  der  Bereitung  dieses  Oh- 
les  auf  folgende  Art  vor.  Die  Oliven  werden,  wenn  sie 
einen  gewissen  Grad  der  Heife  erlangt  haben ,  eingesam- 
melt, von  der  Haut  und  den  Kernen,  befreit ,  und  auf  einer 


488 

citwas  geneigten  Fläche  durch  einen  ganz  gelinden  Druck 
ausgeprerst,  sO|  dafs  der  grörste  Theil  des  Öhles  freiwil- 
lig abflieffit.  , 

Das  spezifische  Gewicht  dieses  Öhles  ist  wenig  ge- 
ringer, als  das.  des  gemeinen  Baumöhles^  es  stockt  in 
der  Kälte  schwerer  als  dieses )  und  taugt  überhaupt  acum 
hinschmieren  der  Zapfen  vortrefflich. 

In  H^en  wird  ein  ähnliches ,  hell  gefärbtes ,  klares 
Ohl  verkauft,  welches  in  kleine  Fläschchen  gefüllt  ist, 
und,  so  viel  man  weifs,  aus  Frankreich  hierher  gebracht 
wird.  Wahrscheinlich  ist  dasselbe  auf  die  angegebene 
Art  bereitet. 


69*     MiUcI  zur  Yerminderung  der  Reibung  Lei 

Maschinen. 

Man  lasse  5  Pfund  Schweinschmalz  über  einem  gelin- 
den Feuer  zerfliefsen ,  utid  vermische  damit  1  Pfund  sehr 
fein  gepulvertes  ReiCsbiei.  Beim  Gebrauch  werden  die 
der  Reibung  unterworfenen  Theile  mit  einer  dünnen  Lage 
dieser  Mischung  bestrichen.  Bei  Wägen  und  gröfserea 
Maschinen  ist  dieses  Mittel  von  ausnehmendem  Nutzen. 


70.     Pottasche  aus  verschiedenen  Pflanzen. 

Ein  Landeigenthümer ,  Nahmens  Boichozy  zu  Brans 
im  JuT^a  -  Departement,  hat  den  Anbau  und  die  Verwendung 
verschiedener  zur  Pottasche -Erzeugung  tauglichen  Pflan- 
zen versucht ,  und  dabei  die  in  der  folgenden  Tabelle  zu- 
sammengestellten Resultate  erhallen. 


489 


Jabr 
des 
Versu- 
ches 

Nähme  der  Pflanze 

• 

100  Pfd.    trockene 
Pflanse   haben   ge- 
geben 

1816 
i8t6 
1817 
1B1.8 
1817 

1B16 

1816 

1816 

1816 

1816  . 

1816 

1817 

i8«6 

1818 

1816 
1816 
1816 
1816 

Angelilia     .  '      • 

Bamfarrn  (Tanacetum  vulgart) 

Zebnfädiee   Kermesbeere    ( Phyto* 

lacca  aecündra)       • 
Hundsliohl  (Apocjrnum) 
Mohnpflanse       •        .        .        • 
Gpldruthe  fSoüdügo  wirgß  aurea) 
Beifufs  (Artemisia  vulgarisj     . 
Grofse  Aster      •        .        •         • 
Attich  (Samhucus  ebulus) 
Schwarzer  HoUunder    ( Samhucut 

nigra)     .         *         .         .         . 
Knollige  Sonnenblume  (HtÜanthus 

tuberoiui)        .        •      »  . 
Betto           .        •        •         .         . 
Wilde   Cichorie    (Cichorium  inty' 

biu)         ..... 
Farrenliraut        .        •        • 
Gemein#  Nessel  (Urtica  dioioa) 
Jährige    Sonnenblume    (Helianthus 

annuus)           .         « 

AselM 

PottMche 

Pfd.   L<Hh- 

10  6 

7  Ö 

8  la 

9  — 

i3    — 

11  — 
7    38 

7    -7 
6    if> 

6    — 

10  — 

6  — 

7  4 

8  10 

7  "7 
6     16 

11  ao 

8  — 

Pfd.    Loth. 

9    ao 

4     4 
4      6 
4    ao 

4    18 
4    3o 
3     ao 
3     10 
3      8 
a     3o 
a     a6 

a    a4 

a      8 

a     14 

a      8 
a     10 

«   4 

1    3o 

1 

71.    Elfenbeinpapier. 

Die  Eigenschafiien ,  welche  das  Elfenbein  für.  Mahler 
90  nützlich  machen ,  sind  hauptsächlich  die  Weichheit  und 
Feinheit  seines  Korns ,  und  die  Leichtigkeit ,  mit  welcher 
die  aufgetragenen  Wasserfarben  mittelst  eines  feuchten  Pin- 
sels wieder  abgewaschen ,  oder  mit  dem  Federmesser  wie-« 
der  weggeschabt  werden  können. 

Unglücklicherweise  steht  aber  das  Elfenbein  in  sehr 
hohem  Preise ,  und  man  kann  sich  davoA  nur  Platten  toh 
sehr  beschränkten  Dimensionen  yerschaffen.  Dazu  kommt, 
dafs  das  Korn  um  so  gröber  istj  je  gröfser  die  Platten  sind, 
und  dafs  es  sich  in  dünnen  Blättern  bei  Veränderungen  in 


490 

der  Atmosphäre  sehr  leicht  wirft,  so  wie  endlich,  dafs  «i 
mit  der  Zeit  durch  die  Einwirkung  des  Lichtes  eine  unan» 
genehme  gelbe  Farbe  annimmt 

Der  Engländer  Einsle  hat  der  Aufmuntemngsgesell-  . 
Schaft  in  London  mehrere  Proben  eines  ron  ihm  erfundenen 
Elfenbeinpapiers  yor gelegt,  die  Vs  ^oM  in  der  Dicke  hatten,  ' 
und  an  Fläche  die  gröfsten  Elfenbeinplatten  weit  übertra« 
ien.  Die  Oberfläche  war  hart,  und  ganz  eben  and  gleich- 
förrnfg*  Die  Farben  hafteten  sehr  leicht  darauf,  liefsen 
sich  aber  fast  noch  besser  wieder  wegwaschen ,  *als  selbst 
Tom  Elfenbein.  Auch  das  Abschaben  mit  dem  Federmes- 
ser konnte,  wenn  man  vorsichtig  umging,  einigemahl  an 
derselben  Stelle ,  ohne  Nachiheil  der  Oberfläche,  wieder- 
hohlt  werden.  Miniaturmahler  sollen  sogar  dem  Elfen- 
beinpapier Vorzüge  vor  dem  Elfenbein  zugestanden  haben, 
und  zwar  nahmentlich  defswegen ,  weil  es  sehr  weifs  ist, 
und  diese  Farbe  gar  nie.  rerändert ;  weil  es  die  Farben 
leichter  annimmt;  und  weil  es  dieselben  nicht  j^wie  das 
beim  Elfenbein,  wegen  des  ihm  inharirenden  Ohles  oft 
geschieht )  auf  eine  unangenehme  Art  nüancirt.  Das  Ter* 
fahren  zur  Verfertigung  dieses  Elfenbeinpapiers  ist  vom 
Erfin  der  auf  nachfolgende  Art  angegeben  worden. 

Man  läfst  V4  Pfund  Pergamentschnitzel  mit  1  V,  Mafs 
Wasser  langsam  kochen,  und  ei^etzt  dabei  von  Zeit  zn 
Zeit  das  verdampfte  Wasser.  Nach  Verlauf  von'  vier  oder 
fünf  Stunden  seiht  man  die  Abkochung  durch  Leinwand ; 
sie  wird  nach  dem  Erkalten  eine  starke  Gallerte  bilden« 
und  soll  Nr.  l,  beifsen. 

Den  im  Seihe tuch  gebliebenen  Bfiokstand  übergiefst 
man  neuerdings  mit  1 '/^  Mafs  Wasser,  und  läfst  ihn  vrie- 
der   f&nf  Stünden    damit   kochen.      Auf  diese  Art    erhalr  . 
man  einen   schwächern   Leim,     den    wir   Nr.  2.   nennen 
wollen. 

.  Hierauf  werden  drei  Bogen  Schreibpapier  von  beiden 
Seiten  mtt  einem  in  Wasser  getauchten  Schwamm  benetzt, 
und  mittelst  des  Leimes  Nr.  2.  auf  einander  geklebt.  Wah- 
rend sie  noch  feucht  sind ,  breitet  man  sie  auf  einem  fla- 
chen Tische  aus ,  legt  eine  ebene ,  etwas  kleinere  Schie- 
fertaf<^l  darauf»  leimt  die  umgebogeneii  Ränder  des  Papiers 


49* 

auf  die  hintere  Seite  der  letzteren  fest,  nnd  läfst  das  Ganze 
sehr  langsam  trocknen  ^). 

Dann  benetzt  man  auf  die  zuTor  angegebene  Art  drei 
andere  Bogen  Schreibpapier,  und  leimt  sie  einzeln  auf 
die  ersteren  ;  die  über  die  Schieferplatte  herrorstehenden 
Ränder  derselben  werden  mit  einem  Federmesser  wegge- 
schnitten. Wenn  auch  diese  yollkommen  getrocknet  sind« 
glättet  man  ihre  Oberfläche  durch  Beiben  mit  einem  in 
grobes  Papier  gdiyickelten  Stück  einer  Schieferplatte.  Ist 
dieses  geschehen,  so  wird  noch  ein  Bogen  Papier,  der 
aber  ganz  glatt  und  ohne  Fehler  (als  Knoten,  Runzeln, 
Löcher  U.S.  w. )  sejn  muis ,  aufgeleimt ,  und  auf  die  vo« 
rige  Art  geglättet,  mit  dem  einzigen  Unterschiede,  dafs 
man  dieses  Mahl  {eines  ßatinirtes  Papier  ')  anwendet,  wel- 
ches eine  vollkommene  Glätte  der  Oberfläche  herrorbringt« 

Man  läfst  hierauf  '/^^  Mafs  (^^  Seitel)  des  Leimes 
Nr.  1 .  in  mafsiger  Wärme  zergehen ,  und  vermischt  drei 
EfslöfFel  voll  gebrannten  Gyps  damit;  dieses  Gemenge 
breitet  man  über  die  ganze  Oberfläche  des  Papiers  so 
gleichförmig  als  möglich  aus ,  wozu  man  sich  eines  wei- 
chen ,  feucht  gemachten  Schwammes  bedienen  kann»  Nach 
dem  Trocknen  wird  dieser  Gjpsaufgufs  durch  Reiben  mit 
feinem  Papier  geglättet.  Zuletzt  bekommt  er  noch  einen 
Firnifs,  den  man  aus  etlichen  Efslöffeln  voll  von  dem 
Leime  Nr.  i.;  und  ^4  *o  ^®1  Wasser  mit  Hülfe  einer  mas- 
sigen Wärme  zuammens6tzt.  Diöse  Flüssigkeit  wird  nach 
dem  Erkalten  in  drei  Portionen  nach  einander  aufgetragen, 
dnd  mittelst  eines  feuchten  Schwammes  ausgebreitet,  wo- 
bei man  Acht  haben  mufs ,  dafs  die  vorhergehende  Lage 
schon  ganz  trocken  geworden  sej,  ehe  man  eine  neue 
aufträgt  Zum  Beschlufs  der  Operation  glättet  man  die 
Oberfläche  mit  sehr  feinem  Papier  ^  und  schneidet  das 
Ganze  von  der  Schieferplatte  ab. 


>)  Schiefer  ist  eu  diesem  Zwecke  aus  der  Ursache  vorgesckrier 
heu,  weil  er,  seiner  Porosität  wegen,  das  Verdunsten  des 
Wassers  nicht  bedeutend  erschwert,  und  weil  er  ohne 
Schwierigkeit  in  dünnen  Platten  .erhalten  werden  kann. 

*)  Papier,  welches  durch  Einreiben  yon  gepulvertem  Feder- 
weifs  einen  atlasartigen  Glana ,  und  eine  grolle  Glätte  an- 
genommen hat. 


49« 

Durch  das  beschriebene  Verfahren  erhält  man  ein 
ToUkommen  weifses  Elfenbeinpapier ;  ein  Gemenge  Ton 
3  Theilen  Gjps  und  4  Theilen  Zinkoxyd  (Ziokblumen), 
bringt  eine  der  natürlichen  Farbe  des  Elfenbeins  ganz  ahn- 
lichß  Nuance  hervor.  Eine  Mittelfarbe  erhält  man  bei 
der  Anwendung  von  kohlensaurem  Barjt  *). 


'J2.     Seidene  Hüte. 

Der  Pariser  Hutmacher  Louiteau  hat  im  Jahre  1817 
fin  Patent  auf  die  Verfertigung  dieser  Hute  erhalten^). 
Sein  Verfahren  bei  der  Verfertigung  derselben  ist  in  Kürzo 
Folgendes. 

Über  einer  gewöhnlichen  Hutmacherforin  wird  der 
Hnthopf  aus  leichter ,  gut  geleimter  Pappe  rerfertigtr  Der 
Bahd  wird  besonders  angesetzt,  und  ist  aus  Leder.  Das 
Ganze  wird  dann  mit  einem  elastischen  Pirnifs  überzogen, 
dessen  Zusammensetzung  man  geheim  hält,  und  der  den 
Hut  wassevdicht  macht«  ' 

Der  so  weit  yorbereitete  Hut  wird '  nun  mit  schwar- 
zem Seiden -Felbel  überzogen,  uod  erhalt  so  ganz  das 
Ansehf^n  eines  feinen  Filzhutes.  Das  Einfassen  und  Füt- 
tern geschieht  wie. gewöhnlich. 

Der  Ton  Louiteau  Terwendete  Fell^el  ist  blofs  aus 
Seidenabfallen,  die  sonst  wenig  gebraucht  werden  könnten, 
verfertigt;  zum  Theil  ist  auch  das  Grundgewebe  desselbeA 
mit  Baumwolle  gemischt» 

Beim  Gebranch  erleiden  diese  Seidenhüte  keine  Än- 
derung ihrer  Farbe  und  ihres  Glanzes.  Sie  besitzen  aber 
nicht  die  Weichheit  der  Filzhüte,  und  nehmen  nur  schwer 
die  Form  des  Kopfes  an ;  und  sind  sie  unglücklicherweise 

— — • — * I  j  — —~ 

4)  Man  bekommt  denselben  als  Niederschlag  bei  der- Vermi- 
schung der  Auflösungen  von  salzsaurem  oder  salpeter&au* 
rem  Baryt  und  gereinigter  Pottasche. 

s)  Auch  in  Wien  ist  das  Tragen  solcbpr  Hüte  seit  Kuncm 
Mode  geworden;  sie  werden  jedoch,  so  viel  man  weifs, 
noch  nicht   daselbst'  verfertigt ,    sondern  kommen  aus  M- 


493 

einmahl  yerdrückt  worden,  so  lassen  sie  sich  schwer  wie- 
der in  ihre  alte  Form  bringen.  Im  Aufsern  fehlt  dem  Fel- 
bel das  wellenförmige  Ansehen*  die  Art  ron  Moire,'  welche 
inan  am  feinen  Filz  bemerkt ;  sein  Glanz  hat  etwas  Trocke* 
nes.  Ungeachtet  dieser  geringen  Unyollkommenheiten'sind 
diese  Hüic  eine  glückliche  Erfindung;  denn  sie  behalten 
(gewaltsame  Eindrücke  abgerechnet)  immer  ihre  Form, 
sind  vollkommen  wasserdicht ,  und  um  mäfsigen  Preis 
herzustellen.  Ihre  Verfertigung  hat  vor  der  der  Filzhüte 
Torzüge ;  sie  erspart  nähmlich  die  Arbeiten  des  Beizens, 
Fachens  und  Walkens,  erfordert  keine  lange  Lehrzeit,  und 
geht  in  «liem  Anbetracht  yiel  schneller  von  Statten* 


73.     Über  die  Verfertigung  der    Nägel  durch 

Maschinen. 

Die  Idee ,  Nagel  durch  Maschinen  yerfertigen  zu  las* 
sen,  ist  nicht  neu.  Schön  im  Jahre  1796  hatte  ein  gewis« 
ser  Jakob  Perkins  in  den  nordamerikanischen  vereinigten 
Staaten  ein  Patent  über  diesen  Gegenstand  erhalten ;  des- 
gleichen ein  anderer  Amerikaner,  Joseph  Read^  im  Jahr 
181 1.  Die  Maschine  des  letztern  sollte  zugleich  die 
Köpfe  der  Nägel  bilden.  Seit  dem  Jahre  1809  existiren 
um  Birmingham  in  England  viele  Fabriken ,  in  denen  alle 
Gattungen  Nägel  kalt  (d.  h.  ohne  Beihtilfe  von  Hitze)  ver- 
fertigt werden.  Vor  ungefähr  ei)f  Jahren  versuchte  ein 
gewisser  ff^hiie^  in  Frankreich^  Nägel  auf  diese  Art  zu 
erzeugen ;  aber  die  Maschine ,  die  er  dazu  bestimmt  hatte,, 
war  mehr  sinnreich  als  dauerhaft  konstruirt,  und  konnte 
daher  die  bei  einem  längern  Gebrauche  unvermeidliche 
Anstrengung  nicht  ertragen.  Die  Fabrikation  wurde  aus 
dieser  Ursache  aufgegeben ,  und  nie  wieder  angefangen.  * 

« 

Gegenwärtig  verfertigt  der  Franzose  Lemire  zu  Clair- 
tfeaux'lei"  Faux-d'Ain  im  Jura  -  Departement  schon  vier* 
zig  verschiedene  Sorten  von  Nägeln  mit  Maschinen ,  und 
ohne  Anwendung  von  Hitze  *).  Das  Verfahren ,  welches  in 
seiner  Fabrik  befolgt  wird ,  ist  kurz  folgendes. 

*— *»^—— ^  I      I  I       ■    I  ■  I  ■    I  I  I  ■         I    I     I   I  I  ■  ■   I  ■  n        lap^pil» 

*)  Im  österreicliischen  Kaiserstaate  erhielten  Front  SehtfuJil 
unter  dem  9t«n  Mai  181 5,  und  die  Gebrüder  Leppieh  un* 
ter    dem   ii**'»  Julius  181 B  aussckliefsende   PriviJe^ien   auf 


494 

* 

Die  Eisenstangen  werden,  mittelst  Walscen ,  in  Blecbe 
•von  6  —  7  Zoll  Breite,  und  3*/»  Fufs  Länge  verwandelt. 
Die  Dicke  dieser  Platten  entspricht  der  Dicke  der  zu  Ter- 
fertigenden  Nägele  und  die  Ffisern  des  Metalles  laufen  in 
'der  Richtung  der  Lange ,  ein  Umstand ,  der  bemerkt  wer- 
den mul's ,  weil  nur  dadurch  möglich  wird ,  dals  nicht  in 
der  Folge  die  Nägel  nach  der  Quere  der  Fasern  geschnit- 
ten werden. 

Durch  Scheren,  mittelst  Wasserkraft  bewegl,  wer- 
den die  Bleche,  perpendikulär  auf  ihre  Längen  -  Direktion, 
in  Streifen  zerschnitten ,  welche  etwas  länger  sind ,  ali 
die  zu  erzeugenden  Nägel  ausfallen  sollen.  Aus  diesen 
Streifen  werden,  mittelst  einer  zweiten  Schere ,  die  (noch 
kopflosen)  Nägel  in  Gestalt  sehr  langer  Keile  geschnitten; 
der  hierbei  angestellte  Arbeiter  bicthet  zu  dem  Zwecke 
die  Blechstreifen  der  Schere  wechselweise  von  der  rech- 
ten und  linken  Seite  dar,  und  zwar  unter  einem  Winkel, 
der  immer  derselbe  bleibt ,.  so ,  dafs  demnach  der  dickere 


die  Verfertigung  von  Nageln  mittelst  Maschinen ,    beide  für 
eine  Dauer  von  s^chs  Jahren.     SchafuM  verfertigte   seine 
Nagel   aus  eisernen  Schienen,  die  auf  beiden  Seiten  in  der 
Mjtte   Kwei   parallele,   nach    der  Lange  gehende,    erhabene 
Leisten   besitzen,   und   von  diesen  weg,   gegen  die  Hanteo 
KU,  dünner  werden.     Durch  eine  eigene  Maschine   wurden 
diese  Schienen  der  Quere  nach   in  lauter  schmale  Streifen 
serschnitten ,    deren  ^eder   schön  beiläufig  die  Form  sweier 
an    den    Köpfen  verbundenen  Nägel    zeigte   (siehe  Fig.  ii. 
auf  Taf.  VL,  wo  die  Form  dieses  Durchschnitts  gescicfanet 
ist).      Diese  durften   nun    nur   mehr   getrennt,    und  ihre 
Köpfe  völlig  ausgebildet  werden,  um  sie  gans  fertig  xu  er- 
halten.    Proben    von   diesen  Näseln ,    welche  das  National- 
Fabrilisproduktcn  -  Kabinett   am   k.  k.  polytechnischen  Insti- 
tute besitzt ,  «eigen  mehl*ere  wichtige  Fehler,  die  sich  naeA 
der   beschriebenen  Verfertigungsart   leicht  erwarten  Ibissen. 
Da  man  nähmlich  ein  sehr  geschmeidiges  Eisen  anzuwenden 
gezwungen   ist,   wenn  anders   die   Maschine  nicht  zu  viel 
vViderstand  leiden  soll ,   so   sind  die  Nagel  ohne  Ausnahnne 
sehr  weich,    dergestalt,    dafs  sie  beim  Einschlagen  in  Ho)f 
sidi    leicht    lirümmen.      Man    bemerlit    ferner,     dafs   die 
Spitzen   stumpf,   und  die   Seitenflächen   unter  einander  pa- 
rallel  sind.      Dieser   letztere  Umstand   hat  seinen  Grund  in 
der  Unmöglichkeit,    die  Eiaenschiencn   ganz  gerade  durch* 
zuschneiden ;  die  Spitzen  hat  man  zwar  in  der  Folge  schar- 
fer gemacht,   allein   sie    sind   doch   viel   zu  kolbig,  indem 
die  Nagel    erst  in  einer  kleinen  Entfernung  vom  Ende  t^cr- 
jungt  zuzulaufen  anfangen. 


495 

Theil  der  Nägel ,  woraus  spater  der  Kopf  gebildet  werden 
Boll,  abwechselnd  von  der  linhen  und  rechten  Seite  ge- 
nommen wird. 

t 

Eine    jede,    Ton  einem  Arbeiter  bediente,    Schere 
liefert    ungefähr   dreitausend    fünfhundert    Nägel    in    der. 
Stunde 9   und    diese  Zahl    hönnte  noch  gröfser  seyn   (bis 
viertausend  achthundert),  wenn  nicht  das  Aufnehmen  neuer 
Blechstreifen  so  yiel  Zeit  wegnähme. 

Die  durch  das  beschriebene  Terfahren  erhaltenen 
Nägel  werden  in  einem  Ofen  ausgeglüht ,  um  sie  voll- 
homroen  weijch  zu  machen ,  worauf  man  sie  mit  den  Hö* 
pfen  versieht-  Diese  letzte  Operation  wird  auf  verschie- 
dene Arten  verrichtet:  die  Nägel  werden  nähmlich  einzeln  ' 
in  Schraubstöche  eingeklemmt ,  und  die  Kopfe  werden  ent- 
weder aus  freier  Hand  mit  dem  Hammer,  oder  mittelst 
eines  von  oben  darauf  fallenden  Stämpels  gebildet.  So- 
wohl das  Öffnen  und  Schliefsen  der  Schraubstöcke  9  als 
das  Heben  der  Stämpel  wird  im  letztern  Falle  durch  eine 
Maschinerie,  deren Haupttheil  ein  horizontal  angebrachtes 
Bad  ist ,  bewirkt.    '  • 

Um  die  fertigen  Nägel  von  dein  auf  ihrer  Oberfläche 
befindlichen  Oxyd  zu  befreien,  werden  sie  mit  Sägespä- 
nen von  Tannenholz  gemengt  in  Fässer  gegeben,  die 
durch  ein  Wasserrad  um  ihre  Achse  gedreht  werden. 
Diese  Operation  beseitigt  auch  zum  Theil  die  Bauhigkeit 
der  Kanten,  die  beim  Zerschneiden  der  Bleche  entstan« 
den  ist.  In  diesem  Zustande  werden  die  Nägel  verpackt} 
und  zum  Handel  gebracht. 

Die  Fabrik  des  Lemire^  die  bereits  acht  Jahre  be- 
steht, liefert  jährlich  4000  Ztr.  Nägel  jeder  Art,  die,  nach 
mehrseitigen  Versicherungen,  von  guter  Qualität  seyn 
sollen^ 


74*    Notiz  für  Schriftgiefser. 

Beiläufig  zu  Anfang  des  gegenwärtigen  Jahrhunderts 
wurde  von  dem  geschickten  Schriftschneider  fVUhelm  Haa9 
in  Basel  eine  wichtige  Verbesserung  der  sogenannten 
Stücklioien  und  Zwischenspäne  angekündigt*     Mit  diesem 


496 

Nahmen  bezeichnet  man  nähmlich  jeiie  aus  gewdhnlkhem 
Sch'riftmetaU  gegossenen  Linien,  welche  bei  dem  gewöhn- 
lichen Büchersatze  zar  Absonderung  der  Kolumnen  (z.  B. 
in  Zeitungen  ,  Wörterbüchern  u.  s.  w. )  und  der  einzelnen 
Zeilen  angewendet  werden«  Nach  der  Gröfse  des  Formats 
niuts  sich  ,  begreiflicher  Weise ,  die  Länge  dieser  Linien 
richten.  Die  am  Eingange  erwähnte  Verbesserung  tollte 
in  der  Möglichkeit  bestehen,  durch  die  Zusammensetzung 
Ton  sechs  yerschiedenen  GrÖfsen  jede  beliebige  Länge  je- 
ner Linien  hervor. zu  bringen.  Ungeachtet  diese  EHin- 
düng  sehr  häufig  angeführt  wird,  so  ist  doch  seither  nichts 
Ausführlicheres  darüber  bekannt  geworden ;  xind  es  scheint 
daher  nicht  unzweckmäisig ,  hier  mit  ein  Paar  Worten  das 
Wesen  derselben  anzudeuten.  Man  wi^d  nähmlich  zudem 
oben  angegebenen  Zwecke  am  Besten  dadurch  gelangen, 
dafs  man  solche  Linien  von  den  sechs  nachfolgenden  Grös- 
sen: V^/',  7j",  1'/,  2/',  4//  und  8'/  giefst,  weil  durch 
deren  Znsammensetzung,  wie  man  leicht  finden  kann,  alle 
möglichen  Dimensionen  hervorgebracht  werden  können« 


XXV. 

Verzeichnifs 

der 

in  der  österreichischen  Monarchie  im  Jahr  1 8n  i  auf 

Erfindungen^  Entdeckungen  und  Verbesserungen  er- 

theilten  Privilegien  oder  Patente. 


1.  Johanna  Kifsliag^M  Wien,  auf  ilire-Entdecliungy  aus  ge« 
flochtener  Seide  Hüte  cu  verfertigen,  welche  die  £*lorentiner 
Hüte  an  Schönheit,  Dauer,  Feinheit  und  Wohlfeilheit  übertref- 
f<^n,  mit  der  Dauer  Leichtigkeit  vereinigen,  i^nd,  ohne  der  Schön- 
heit des  Geflechtes  zu  schaden ,  Tollhonimen  geputzt  werden  kön- 
nen 5  auf  fünf  Jahre,  vom  5*  März  1891. 

2.  Paul  S%aho  und  seine  Söhne ,  Paul  Mathias  ,und  Johann 
jinaitaiius  Sta^Of  in  Wien,  auf  ihre  Erfindung  und  Verbesse- 
rung,,  Pumpenbrunnen  und  sonstige  hydraulische  Maschinen  her- 
zustellen, welche  mittelst  eines  aoppelt  wirkenden  Stiefels,  bei 
gleicher  Proportion  und  in  dem  nähnuichen  Zeiträume,  nochein- 
mahl  so  viel  Wasser  liefern ,  als  diejenigen  Pumpenbrunnen  und 
sonstigen  hydraulischen  Maschinen,  welche  mit  einem  Stiefel  nach 
der  gewöhnlichen  Bauart  eingerichtet  sind }  auf  fünf  Jahre,  ddo. 
5.    luärs  18a  1^ 

3.  Julius  Griffiih,  in  Wien,  auf  seine.  Erfindung :  dafs  durch 
^Zusammensetzung  eines  Mechanismus  v  eine  Dampfmaschine  Fuhr- 
werke aller  Art,  sowohl  grofse  Lastwagen,  als  leichtes  Fuhr- 
iwerk  zum  schnellen  Reisen  fUr  Menschen,  auf  )eder  mit  anderem 
Fuhrwerk  zu  befahrenden  Strafse  in  Bewegung  setxe;  auf  iunf- 
sehn  Jahre,  vom  5.  März  1824.         , 

4f  Franz  Hueber ,  Handelsmann  in  Wien ,  auf .  seine  Erfin- 
dung ,  dafs  er  das,  bisher  in  Dampf- Branntweinbrennereien  un- 
benutzte Innere  der  Dampfkessel  oenutze ,  und  .  hierdurch  mit- 
telst seiner  Vorrichtung  in  derselben  Zeit  und  mit  dem  nähmli- 
eben  Brennmateriale  das  doppelte  Quantum  Erdäpfel  oder  Gdf 
treide  auf  Branntwein ,  und  den  Nachlauf  auf  Essig  zu  vearbei- 
ten  im  Stande  sey ,  hierdurch  also  in  den  wichtigen  Zweigen  der 
Branntweinbre^erei  und  Essigsiederei  nach   seiner  Angabe  we* 

JüMkI»«  4«  polyt.  Ipti.  UI«  114. ,  .  3^  ^ 


49» 

sentliche  VortbciW  CBtotelieii,  er  aueh   seinen   DempflieMel  auf 
eine  zweclimärsigere  Art  fülle ;  auf  fünf  Jahre,  vom  ]4.Män)Bii. 

5.  Ludwig  von  Hdnigsherg^  in  WUn^  auf  seine  £rfindoB| 
einer  Wein-,  Branntwein  und. Essig-  ZufiUl -  und  Monserrstioi» 
Itfascbine.  Diese  Enfindune  besteht  im  Wesentlichen  darin:  a)  da6 
man  nicht,  wie  bisher,  alle  acht  Tage  sufullen  müsse,  aonden 
dafii  diefs  nur  alle  vier  Monathe,  und  wohl  auch  in  noch  läa^ 
ren  Fristen  geschehen  dürfe,  ohne  der  Gefahr  einer  Verschlecb< 
terung  des  Weines  ausgesetzt  su  seyn ;  b)  dafs  ungemein  ?iel 
an  der  Zufälle  des  Weines  erspart  werde  $  c)  dafs  heine  Ver* 
flilschun^  noch  Entwendung  isn  Keller,  oder  bei  dem  Transport 
des  Weines  vom  Lande  nach  der  Stadt,  Plata  greifen  könne, 
ohne  sogleich ,  und  noch  vor  Eröffnung  des  Fasses ,  entdeckt  lo 
werden;  d)  dafs  sowohl  bei  den  Ic.  h.  Wein-,  Branntwein*  usd 
Essig -Mngasinen,  Spit&lem  oder  Gtiterbesitsungen  und  Fabräea, 
als  auch  für  Händler  und  Wirthe  cur  Hintanhaltung  jeder  Ver- 
schleuderung oder  Verschleppung  eine  Kontrolle  der  ZuHlllusg» 
Schwendung  au  ersieleii  sey ,  welche  sich  seiner  Zeit  sof^ar  aif 
eine  Vorausbestimmung  des  monathlichen  und  folglich  aucb  jib 
liehen  Bedarfes  an  Zutulle  erstrcclien  werde  >  e)  dafs  es  dem  Ei- 
^entfaüraer  ehies  Kellers  möglich  werde,  gleich  hei  dem  Eis- 
Iritte  in  denselben  sich  £u  überzeugen ,  ob  der  Wein  im  FaM 
trübe  oder  rein  sey,  ohile,  wie  bisher,  erat  den  Beul  herausn- 
schlagen ,'  wodurch  das  Fafs  bald  su  Grunde  gerichtet ,  und  der 
Wein  wegen  der  Erschütterung  noch  trüber  gemacht  wurde,  uo^ 
f),  dafs  der  Wein,  den  chemischen  Grundsätisen  gemafa,  aack 
an  der  Qualität  gewinnen  müsse ,  weil  gegen  den  Eirfolg  des  b» 
bcrigen  Verfahrens  die  Berührung  des  Weines  mit  der  atraosph» 
Tischen  -  Lui),  und  sohin  die  saure  Schichte  desselben  sehr  vrr 
mindert ,  }a  dieselbe  ganz  aufgefangen  und  weggeschafft  werdet 
honne  ^  wenn  man  etwas  Weniges  in  der  Maschine  surficklaist, 
bevor  man  neuerdings  auffüllt,  und  es  zum  Essig  verwendet, 
wobei  der  Wein  alsdann  nur  seinen  Geist  ohne  vermengte  Säure 
erhalte 5  auf  fünf  Jahre,  vom  ii«  Mars  d.  J. 

6.  Rudolph  Bieter j  Mechanikus  von  Winterthur^  auf  seine 
Erfindung,  dafs  mittelst  fünf,  ein  einziges  System  bildender  (tu- 
aammen  gehörender)  und  nach  eigener  Idee  verfertigter  lla»ciu* 
nen ,  eiserne  Holzschrauben ,  d.  h.  eiserne  Schraul^rn ,  die  ver- 
mög  eines  Sehraubenziehers  in  Hol«  eingetrieben  werden,  auf 
eine  durchaus  voUKommcne  Weise  erzeugt  w^crden;  auf  fuif 
Jahre »  vom  i8,  Mars  d»  J. 


7.  Andreas  Töpper^  Werkhihaber  zu  Scheibbs^  auf  sea« 
Entdeckung,  dafs  mittelst  einer  neuen  Streck-  und  Waklb' 
6ebine,*dann  Schneid-  und  Druck  -  Maschine ,  durch  eine  gMi<^ 
gene,  cleichfalls  neue  Manipulation,  sowohl  Eisen-  als  Stahlblech 
auf  englische  Art  erzeugt  werde;  auf  zehn  Jahre,  vom  i8.MSrtd.J' 

8.  Aloys  Munding ,  Materialien  -  Muller  und  Fournier 
Sehnoider  in  Wien  ,  auf  seine  Erfindung ,  da&  mittelst  euer  )R^ 


499 

cbanisclieii  Schere  Foümier*  Hölzer  9  sie  mögen  gemtsert,  astig 
oder  sonst   wie  immer  venvaehsen  seyn,  ohne  Verlust  von  Sapc^  . 
spKnen   oder ' sonstigen   AbiSllen   2u  Foumiren  geschnitten,   und 
diese  von  beliebiger,  gleicher  Dicke,  ohne    Brüche  und  Einrisse 
erhalten  werden;  aiif  funfeehn  Jahre,  vom  18.  Mara  d.  J. 

9.  Joseph  Bauer  ^  magtstratischer  K5mermesser  in  IVien^ 
auf  seilte"  Erfindung,  dafs  er  wachsplatirte  Unschlitthensen  von 
besonderer  Schönheilr  erzeugen,  und  das  hierzu  erforderliche 
Unschlitt  auf  eine  neue  zwechmäfsige  Art  reinicen  könne ,  wo- 
durch diese  Wachskerzen  den  gewöhnlichen  'Wacnskerzen  gleich 
kommen ,  und  eine  ErspamlTs  erzweckt  werde ',  auf  fünf  Jahre, 
vom  1.  April  d.  J. 

* 

10.  GottUeh  SchüMtedt^  Optiker  in  W^en^  auf  seine  Erfin- 
dung, dafs  man  mittelst  eines  nach  verschiedenen  beliebigen  äus- 
seren Formen  und  Dimensionen  längeren  oder  kürzeren  mit  op- 
tischen Gläsern  und  Spiegeln  versehenen  Rohres  über  verscbie« 
dcnc  Gegenstande,  als  Planken,  Wagen,  ganze  militärische  Ko- 
lonnen ,  bei  einem  sehr  grofsen  Gesichtsfelde  hinwegsehen  kann, 
auf  fünf  Jahre ,  vom  1 .  April  d.  J. 

11.  Mathias  Lueger^  Brunneiimeister  in    Wien^  auf  seine 
Erfindung ,   mit  zwei  Brunnen  -  Schöpf-  Doppelwerken ,   mit  dem  • 
näbmlicben  Hraftaufwande  noch  einmahl  so  viel  Wasser,    als  mit 
den  gewöhnlichen  Brunnenwerken   zu   schöpfen  5   auf  fünf  Jabve 
vom  1.  April  d.  J. 

11.  Jonathan  Lauar  Ujffenheimer^  in  Wien  ^  £igenthümcr 
eines  ausschliefsenden  Privilegiums  zur  Erzeugung  einer  konzcn- 
trirten  Garbe-  und  Gal  los -Substanz,  auf  seine  Erfindung,  dafs 
bei  seiner  Maschine,  die  er  den  Jonathan  Lauar  Uffsrüieimer* • 
sehen  chemisch  -  technischen  Sud-  nnd  Trocken  -  Apparat  nennt, 
daa  Feuer  nicht  wie  gewöhnlich  aufserhalb  des  Kessels,  sondern 
in  demselben  sey;  auf  fünfzehn  Jahre  vom  1.  April  d.  J. 

i3.  Anton  Lichtenauer^  in  Wien ,  auf  seine  Entdeckung, 
dafs  man  auf  eine  bisher  in  der  österreichischen  Monarchie  noch 
nicht  bekannte  Art ,  aus  Rothbuchen  -  und  Fichtenholz  zum  Vor* 
iheile  der  inländischen  Industrie  Holzspäne  zum  Gebrauche  für 
Buchbinder,  Spiegelmacher,  Schwertfeger ,  Schuhmacher  u.s.w. 
verfertigen  kann;  auf  acbt  Jahre  vom  5,  März  d.  J. 

i4*  Gehrüder  jfnton  und  Aloys  Burka^  dann  Johann  Ti» 
kaaeh^  auf  ibre  Erfindung  und  Verbesserung ,  dafs  sie  ein  sehr 
;utes  feines  Tafelöhl,  weiches  dem  aus  Provence- ^  Aijt  und  über- 
launt  allen  ausländischen  öhleattungen  nichts  nachgibt,  aus  in- 
änaischen 'Früchten  und  Gewachsen  zu  erzeugen,  ferner  das  . 
bestehende.  Rübs-  oder  Brennöhl  viel  zu  verbessern  im  Stande 
ind  3  auf  zehn  Jahre,  vom  5'  April  d.  J« 

i5.  Justin  fltVenherjfer  und  Qomp,^  ans  Horsehaeh  in  der 

3?» 


Soo 

■ 

Sehweil f  auf  ihre  Erfindung,  durch  Anwendung  eines  neuen 
Prinisips,  und  ohne  Gebrauch  von  Mühlsteinen,  Mahlmühlen in 
jeder  Dimension  sowohl ,  als  Ilandmuhlen  im  grÖ&eren  Mafssttbe 
cur  MaUunc  des  Getreides  und  ahnlicher  Substanzen  herzustelleo; 
auf  sehn  Jahre ,  vom  7.  Jänner  d*  J, 

i6.  Anten  Häckl^  Klavier  -  Instrumentenmacher  in  WUn^ 
auf  seine  Entdeckung ,  dafs  durch  den  Wind  aus  messingenen  und 
stählernen  Federn ,  die  in  messingenen  Körpern  befestiget  sind, 
verschiedenartige  Töne  hervorgebracht  und  auch  nicht  leicht 
verstimmt  werden  können,  und  dafs  das  diefsfallige  von  HäM 
Ph^i •Harmonika  genai^ite  Instrument ,  wegen  seines  sehr  kleinen 
Umfanges  mit  jedem  Klavier  -»Instrumente  in  Verbindung  gesetzt 
werden  kann  %  auf  fünf  Jahre,  vom  8*  Apf  il  d*  J* 

17.  Anton  Tedeieki^  Besitzer  eines  Steinkohlen-  und  Alans- 
werlies  au  Wartherg  im' MtirUhale ,  auf  seine  Entdeckung,  dafi 
Abfälle  von  allen  Gattungen  Leder  zu  einem  Fabrikate  bearbeitet 
•werden ,  welche  nach  den  verschiedenen  Sorten  dieser  Abfalle 
und  nach  der  verschiedenen  Bearbeituxig,  theils  Pappe,  theils  eis 
lederartiges,  zu  verschiedenem  Gebrauche  geeignetes  Papier  bilde *, 
auf  ein  Jahr,  vom  i5.  April  d.  J. 

i8»  Tran^  Weickmann^  chemischer  Waaren  •  Fabrikant  ii 
Wien ,  auf  seine  Erfindung ,  dafs  er  ohne  allen  Holzbedarf  aus 
einem  Krdstoffe  eine  vortrefiliche  Schwarzfarbe  erzeuge,  welche 
Farbe  nicht  nur  alle  Eigenschaften  des  Kien-  und  Flammruftes 
besitze,  sondern  auch  Statt  desselben  von  Künstlern  und  Profes- 
aionisten  zu  allen  wie  immer  gearteten  Maihlereien  in  Wasser  und 
öhl,  dann  zum  Lackiren,  Drucken  .und  Färben,  mit  gröfsten 
Vortheile  gebraucht  werden  kann,  und  welche  de&wegen  sowohlf 
als  wegen  aer  verhältnifsmäfsig  bedeutend  gröfseren  vvohlf eilheil 
in  der  Fol^e»  einen  fruchtbaren  Zweig  des  Aktiv- Handels  an  bil- 
den verspricht;  auf  fünf  Jahre,  vom  i5.  April  d,  J. 

19.  Kajetan  Frohst^  Spenglermeister  in  Wien^  auf  seine 
Entdeckung  einer  Wagenlateme  mit  einer  Drucklampe^  und  zwsi*. 
dais  er  bei  der  Wagenlateme  eine  Drucklampe  anzubringen  wei/s, 
welche  nicht  nur  eme  bedeutende  Kostenersparung,  sondern  saeh 
ein  sicheres,  grofees  und  immer  gleiches  Licht  gewahrt,  welche 
Lampe  zur  Ualhe  am  äufseren,  und  zur  Hälfte 'am  inneren  TbeÜc 
des  Wagens  angebracht,  und  jeder  Thdil  mit  einem  halben  Pfundf 
Öhl  gefullet  wird,  wobei,  wenn  der  Vorrath  des  obem  Tbeile» 
aufgezehrt  ist,  ohne  alle  Mühe  vom  Kutscher  auf  seinem  Sitit 
der  untere  Theil  hinauf  gedrückt  worden  kann ,  die  Lampe  se\hA 
aber  auf  diese  Art  siebzig  Schritte  vorwärts,  seitwärts  und  in  die 
Höhe  leuchtet ,  und  mit  einem  Pfunde  Öhl  für  eine  Fahrt  roi 
swfuizig  Stunden  ausdauert;  ai^*  fünf  Jahre,   vom  i|».  April  d  I 

^o.  Wilhelm  Beer  ^  Associö  des'  Christoph  Hartatann^  In- 
habere  einer  Zucker  -  Raffinerie  in  G<Sri ,  auf  seine  Batdeckun^, 
«lafii  nach  einer  in  England  aufgekommenen  MeUiodt  bei    der  %t' 


5oi 

hörigen  Anwendung  von  Spe^ien  aus  robem  Zncicer  sueleicli  vei> 
schiedene  Terfeinerte  Raffinaden  erseugt  werden ,  die  miher  nur 
erscugt« werden  konnten ,  wenn  der  näkmliclie  rolie  Zucker  £wei 
Mahl  raffinirt  wurde;  auf  zehn  Jahre,  vom  i5.  April  d.  J. 

ai.  Joh.  JHawelkammerj  auf  sf  ine  Verbesserung,  feuerfeste 
Öfen  und  Kocbgescnirre  su  verfertigen  f  welche  ohne  Zusatz  von 
Graphit  den  Wechsel  der  Temperatur  leichter  zu  ertragen  geejg- 
net ,  und  daher  dem  Springen  nicht  so  sehr  ausgesetzt  sind  }  auf 
fünf  Jahre ,  vom  aa.  April  d.  J. 

ai.  Johann  Front  RUfs ,  Doktor  der  Arzneikunde  in  WUn^ 
auf  seine  Erfindung ,  dafs  die  Bückstande  ,  welche  bei  Bereitung 
der  oiygenirten  Salzsäure  in  Baum woU -Bleichanstalten  zurück- 
bleiben, zur  Erzeugung  von  verschiedenen  Säuren  ^  des  Glau- 
bersalzes und  anderer  'Salze,  und  zur  Bereitung  der  Gallerte 
Von  verschiedener  Gattung,  aus  Knochen  und  anderen  thierischen 
Ab/allen  benutzt  werden;  auf  5  Jahre,  vom  as.  April  i8ai. 

23.  Jmhmnn  Bausemnur^  Maschinist  in  Wien,  auf  seine  Ver« 
besserung  der  sogenannten  Jaquart- Maschine,  dafs  i)  das  ganze 
Nadelwerk  eine  neue  Form  und  Einrichtung  erhalten  hat,  wo- 
durch )edes  einzelne  Stück  desselben  für  sicn  ausgenommen  und 
«ingesetzt  werden  kann ,  der  bisherige  Federkasten  entbehrlich 
und  die  Maschine  vereinfacht  worden  ist ;  2)  dafs  die  Presse  auf 
eine  ganz  neue  Art  geformt  und  angebracht  ist;,  wodurch  erst 
dann  auf  das  Nadelwerk  und  die  Feaer  gewirkr  wird ,  wenn  die 
Maschine  arbeitet;  3)  dafs.  der  Zylinder  sehr  erweitert  worden 
ist,  und  mittelst  eines  gebrochenen  Zylinders  bald. glatt ^  bald 
foncirt,  wie  auch  auf  beide  Arten  zugleich  gearbeitet  werden 
kann ,  und  4)  ^^^  ^^^  Maschine  eine  solche  Einrichtung  erhalten 
bat ,  wodurch  den  grdfsten  Forderungen  rücksichtlich  des  Umfan- 
gcs  derselben  gänzlich  entsprochen  wird  |  auf  fünf  Jahre  f  vom 
99.  April  d.  J. 

a4.  Joseph  jRttpprechty  in  Wien-^  auf  seine  ErfiAduns,  dafs 
man  mittelst  derseloen  in  einer  hdlzeme!n  Badwanne  oder  im 
Grofsen  in  einer  hölzernen  Wfirmeanstalt  kaum  den  vierten  Theil 
des  zu  gewöhnlichen  Badheitzungen  nothigen  Brennstoffes  bedarf; 
auf  zwei  Jahre ,  vom  aa«  April  d.  J. 

« 

a5.  Sebastian  Hanensekild,  Thierarzt  und  Hufschmiedmei- 
ster zu  Ober^Hoüabrunn  V.  U.  M.  B. ,  auf  seine  Erfindyne  und 
Verbesserung,  dafs  er  mittelst  zweier  wohlfeiler  und  einuichcr 
Instrumente ,  deren  eines  die  Form  eines  Doppelmessers ,  das  an- 
dere *Jcne  einer  Schere  hat ,  das  Weinreben-Bingelschnittgeschäft 
sehr  zu  erleichtem  im  Stande  ist;  auf  &J  Jahre ,  vom  6.  Mai  d.  J« 

• 

a6.  Jgnat%  DeH,  Uhrmachermeistei*  und  Johann  Sirehle^ 
Frätiosenhändler ,  auf  ihre  Erfindung ,  dafs  ein-  einziger  Mensch 
einen  Wagen  sowohl  mit  drei  als  auch  mit  vier  Bädern  durch 
Mitwirkung  der  an  demselben  angehrachten  sehr  einfachen 
piechaaischen  Einrichtungen  mit  geringer  Mühe,  selbst  mit  einer 


502 

Belastung  von  »we^bis  drei  Personen,  in  »olinelle  Bcwegun» 
«einen,  und  darin  erknlten  ,  alle  Haupt-  und  Fei dstratsen  damit 
passiren,  alle  beliebigen  Wendungen  nehmen,^  umkebren,  rück- 
wärts 9  auch  bergan  und  abfahren  kann ;  auf  fiinf  Jahre,  vom 
6.  Mai  d.  J« 

97.  Franz  Twnfort^  Bandmacher  in  Wien^  auf  seine  Erfin. 
düng,  dafs  auf  Bandmacher  -  Mühlstühlen  harrasseno  HaUflore  ve^ 
fertigt  werden  können  ;  auf  fünf  Jahre ,  vom  6.  Mai  d.  J.*). 

i8.  Justin  Melfenberger  und  Comp*^  Mechaniker ,  auf  ihre 
Erfindung,  daf^  mittelst  der  Kr^ft  eines  Mannes  und  der  Beihü^fe  ei- 
nes Knaben  oder  Mädchens ,  des  Tages  bei  sechs  Zentner  Dinkel 
oder  Spelt,  von  4er  Hand  und  ohne  Stein  ausgcgärbt  werden ;  auf 
fünf  Janre,  vom  6.  Mai  d.  J. 

«KQ.  Leopold  Wenger^  Lederermeister  in  AltbrÜnn^  auf 
seine  Verbesserung,  dafs  er  zur  Vollendung  der  Gare,  oder  zu 
dem  ünerläfslichen  dritten  Satse  des  Sohlen  -  oder  Pfundleden 
l^cine  Knoppem ,  sondern  ein  anderes,  bisher  nicht  gebrauchtet 
Garbe  - Materiale  mit  Vortheil  anwendet,  wodurch  eine  grofeere 
Ökonomie  ensiclt,  und  dennoch  eine  vorzüglich  gute  und  dauer- 
hafte Waare  erzeugt  wird;  auf  acht  Jahre,  vom  i5.  Mai  1.  J. 

3o.  Gabriel  von  Ctyllffay^  Edelmann  und  Beisitzer  der 
Agramer  Komitats  -  GerichtstafeU  in  Wien^  auf  seine  Erfindung; 
dafi  er  auf  eine  von  den  bisherigen  durchaus  verschiedene  Art 
Stuben  -  Sparöfen  «u  verfertigen  im  Stande  sey,  welche  bei  einer 
gefälligen  Form  bedeutend  Holx  ersparen ,  eine  geschwinde, 
gleichförmige  und  angenehme  Wärnie  verbreiten,  die  Feuchtig. 
keit  aus  den  Wohnungen  ableiten  ,  und  die  Luft  {n  einem  hohes 
Grade  reinigen;  auf  fiinf  Jahre,  vom  i3.  Mai  d.  J. 

3i.  Johann  Jäge^  Doktor  der  MediKin  und  StadtphrsiVu» 
in  Nikolsburgn  auf  seine  Erfindung,  dafs  man  bei  den  Weinpre»- 
sen  durch  eine  gane  einfache  Maschine ,  ohne  Prefsriegel ,  &cile 
und  Winde,   auf  den   gewöhnlichen  oder   auch  kleineren  Wein- 

f pressen,  ohne  die  geringste  Gefahr,  mehr,  geschwinder  und 
eichter  den  Maisch  abpressen,  dabei  das  schwere  Hols  au  den 
Pressen ,  den  Baum  in  den  PrefshäuSem ,  und  die  Kraft  mehre* 
rer  Menschen  Kum  Umdrehen  ersparen ,  und  weit  besseren  Moit 
in  die  Fässer  bringen  kann;  auf  fünf  Jahre,  vom  4«  «^tini  d«  J« 


,  3a.  Karl  Kühle ,  Tischler  in  Wien ,  auf  'seine  Erfindung 
dafs  er  eine  Pedal  -  Harfe  von  gans  neuer  Bauart  verfertigt,  die 
sich  durch  besonders  angebrachte  Vorrichtungen  und  Verbess^ 
rungen,  vorzüglich  dadurch  auszeichnet ,  dafs  sie  sich  in  Rück- 
sicht auf  Dauerhaftigkeit,  Festigkeit,  Stärke  des  Tones,  des  Ren- 
forcements  und  der  leichleren  Behandlung  von  allen  bis  Jetzt  he- 

*)  Die»«t  PriTtUgiiiRi  ist  Ton  der  k«  k«  Kommen  -  Hofkommie«i«a »  •ofolf« 
der  Mfflaektea  £rh«1»unf{ea,  wegeo  Vaiigel  der  Nevkeit  und  wdf*»  ▼o** 
•ehrinewidriger  Abfatsang  der  eingelegten  Betehreibvng  fftr  erloeckee  *** 
klSrt  worden   ( Unt    ErSffnuag   der  k.  k,  Tereint«»  Hefkaaslei   vnm  1      P«" 


5o» 

kannten  analandiaebeB  wesentlich  umterscb^iAet ;  «u(  fünf  Jabre, 
Yom  4«  Juni  d.  J. 

33.  Niiolaui  A'cheiffUr^  Wa^ecmeiBter  in  fVien^  auf  senie 
Erfindung  djer  Wagenlaterncn  nach  Jirgand'scher  Ari^  welche  mit  Öhl 
beleuchtet  werden,  ein  sehr  starkes  und  anhaltendes  Licht  merbrei« 
'  ten,  welches  keiner  Hülfe  und  keines  Druckes  (so  wie  bei  den  Later« 
nen  dos  Spengl emieis ters  Frohst  bedürfe,  um  fortsubrennen,  und 
aowohl  beim  starken  als  schwachen  Fahren,  bei  einem  starken 
Winde ,  so  wie  bei  einer  schiefen  Richtung  des  Wagens ,  sich  - 
immer  gleich  bleibt ,  und  dafs  die  grofse  Hitne  des  jirganttBchen 
Lichts,  wodurch  sonst  das  Öhl  dünn  und  flüssig  gemacht  wird, 
bei  seiner  Erfindung  nicht  Statt  findet,  indem  dieselbe  nicht  mehr 
öbl  suläfst,  als  das  Licht  benöthiget,  uro  ordentlich  fort  su 
brennen,  wefshalb  die  Verlöscbung,  durch  Ilerabrinnen  des  ob« 
les,  wie  es  bei  jtrgaHd'schen  Lampen  geschieht,  vermieden  wird«, 
und  diese  Erfindung  für  alle  Gattungen  öhl  -  und  Spiritus  -  Lam- 
pen anwendbar  ist;  auf  fUnf  Jahre,  vom  4*  Juni  d.  J« 

# 

34>  Jüitter  Marino  Longo^  pensionirter  Hapitain  in  Venedigs 
auf  seine  Erfindung ,  dafs  er  nach  einer,  von  der  bisherigen  ver- 
schiedenen Methode  und  mit  einem  verschiedenen  MateriaJe  Glas- 
perlen abrundet  und  .ihnen  Farbenglana  gibt;  auf  zehn  Jahre« 
vom  4*  Juni  1.  J« 

35«  Ludwig  Abeking^  Kattunfabrikant  und  Mechanikus  im 
S^rUn ,  auf  seine  Verbesserung ,  dafs  anstatt  des  bisher  angewen- 
deten Punzterstuhles  cum  Punaieren  der  Muster  auf  Metallw(|l« 
zen  cum  Kattundruck  und  aum  Randein  derselben ,  durch  An« 
bringung  eines  Rändel  •  Rädchens  am  Support  eine  Verbesserung^ 
aufgefunden  worden  ist,  vermöge  welcher  solche  Muster  auf 
Metall  walzen ,  und  mit  noch  besserem  Erfolge  auf  hohle  Kupfer« 
walzen,  wie  solche  durcheehends  in  England  in  der  Anwendung 
sind ,  in  vierzehn  bis  achtzig  Minuten,  nach  Bescbaifenheit  der 
Grofse  des  Musters,  eingesenkt  oder  gravirt  werden;  auf  fünf 
Jahr«,  vom  4*  Juni  d.  J. 

« 

36«  Front  Fmrkai  BdL  v.  FarkaS''Fmlvm^  Administrator  und 
Fiskal  der  gräfl.  ßruHswik'%ti\ken  äerrschaften  Futak  und  Cier9^ 
witZy  auf  seine  Erfindung,  dafs  man  gegen  den  Druck  und  das 
Eindringen  des  Wassers  in  i einem  metiHlenen  Anzüge  vom  Kopf 
bis  zum  Fufse  eingeschlossen  sich  ins  Wasser  tauchen,  und  un- 
ter dem  Wasser  ohne  Beklemmung^  und  Unterbrechung  Tage  lang 
fast  jede  Arbeit,  selbst  in  grölseren  Tiefen  vornehmen  kann;^ 
auf  fünf  Jahre,  vom  ii.  Juni  d,  J. 

37.  Johann  Rcsler^  Posamentirer  •  Meister  in'  WUn^  auf 
seine  Verbesserung,  dafs  er  zwanzig  Tapezierer -Bortelgänge  in 
«ehn  verschiedenen  Desseins  auf  einem  Mühlstuhl  verfertigt« 
welche  den  auf  Handstühlen  gemachten  Tapezierer  -  9^rteln  an 
Qualität  gleich  kommen,  und  solehe  an  Biiligkeit  ^e%  ProUea 
Boch  ilbertreffen ;  auf  fünf  Jahre«  vom  i8*  Juni  d.  J. 


5o4 

38«  Johmnn  Jagt  y  Doktor  der  Medizin  und  Sudt  •  Phyailiu« 
EU  Nikolsburg ,  aaf  seine  Erfindung ,  einen  guten  Essig  ans  Erd< 
äpfeln  7.U  erzeugen,  wodurch  wogen  der  gröfseren  Wohlfeilheit 
desselben  9  im  Vergleiche  mit  dem  Preise  jedes  anderen  Wein- 
und  Frucht -Essigs«  und  wegen  des  steten  Gedeihens  der  Erd- 
apfel auch  in  sonstigen  Mifsjahren,  besonders  (ur*  die  ärmere 
Klasse  ein  gro(ser  Vortheil  ersielt  wird  5  auf  fünf  Jahre ,  Tom 
i5.  Juni  d.  J« 

39.  Christian  Ritter  von  Leitner  ^  gewesener  Herrschaft»* 
Inhaber ,  und  Seraphin  Sartory ,  Handelsmann  in  G?ät% ,  auf  die 
von  dem  ersteren  erfundenen  Verbesserungen  der  Schafiaht- 
sehen  Methode ,  Nägel  durch  M&Schinen  zu  erzeugen.  Die  Ver^ 
besserungen  bestehen:  1)  in  einer  kunstsinnigen  mechanischen 
Aufstellung  sämmtlicher  Maschinen  auf  Wasser  zum  Betriebe^ 
'  und  zwar ,  statt  der  bisherigen  Spindeln ,  mit  Hobeln ,  durch 
welche  Aufstellung  die  Geschwindigkeit  in  der  Erzeugung  so 
sehr  gesteigert  wird,  dafs  die  neuen  Maschinen,  mit  Erspamng 
von  zwei  bis  drei  Personen  bei  jeder  Maschine ,  um  drei  Fünf 
theile  mehr  als  die  Sehafxahtschen  erzeugen;  i)  in  einer  ver- 
besserten Stellung  und  Zurichtung  der  Schneiden ,  durch,  welche 
die  Sekaf sohl  sehe  Spitz -Maschine  entbehrlich  gemacht , 'und  [da- 
bei wieder  eine  Person  und  ein  zwölfperzentiger  EisenabfaJl  er- 
spart wird;  3)  in  einer  hierzu  wesentlich  erforderlichen,  gliick- 
lich  erfundenen  Zubereitung  doppelschneidiger  Nägel  schienen, 
wodurch  bei  Schindelnägel  -  Erzeugung  aller  Eisenabfall' vermie- 
den-wird;  4)  in  einer  neuen  Vorrichtung  mit  Schiebern,  und  mit 
einem  Pedale,  durch  welches  zwei  Schindelnägel  zugleich,  imd 
viel  dauerhafter  angekopft  werden;  5)  in  einer  neuen  Doppel- 
schneid-Maschine, durch  welche  die  bisher  bei  der  Bopfnagel* 
Erzeugung  unvermeidlichen  zwanzig-  bis  fünf  und  zwanzigper- 
zentigen  Eisetiabfaile  vermieden  und  benutzt  werden,  indem  sie 
zuerst  in  zweckmaf^ig  geformte  Zwickel ,  sofort  aber  6)  durch 
eine  neue  Schneid  -  Maschine  vu  Schiifsklammem  geschnitten  wer- 
den , .  wodurch  aller  Cällo  erspart  wird  ;  7)  in  einer  Druckma- 
schine, durch,  welche  die  Schiffsklammem  die  zweckmafsige  Rich- 
tung erhalten;  8)  endlich  in  einer  verbesserten  Maschine  cur 
Vollendung  der  Köpfe  bei  den  Kopfnägeln  nach  allen  Formen; 
auf  neun  Jahre ,  vom  4*  Jtini  d.  J. 

40»  Joseph  AteMaUreek,  in  Wien^  auf  seine  Erfindung,  daÜk 
darch  eine  mechanische  Vorrichtung  Schiffe  mittelst  elastischer 
Flofse  mit  geringer  Kraft,  selbst  gegen  die  reifsendste  Strömung, 
fortgetrieben  werden  \  auf  fünf  järe ,  vom  aS.  Juni  d«  J, 

4i«  Johann  Andreas  Scheuer^  Petinctm acher  in  Wien^  auf 
seine  Erfindung,  auf  gewöhnlichen  Kettensttihlen ,  durch  eine  ei- 
gens erfundene  Maschine ,  Petinet  und  Entoilage  mit  eingearbei- 
teten Desseins  zu  verfertigen,  welche  ni^it  nur  den  Blondspeti- 
'  nets,  sondern  auch  den 'gedruckten  ganz  ähnlich,  dabei  aber,  wie 
die  glatten,  zum  Putzen  geeignet ,  mitbin  wegen  ihrer  Dauerhaf- 
tigkeit SU  empfehlen  sind ;  auf  fiinf  Jahre ,  vom  25.  Juni  d.  J. 


5o5 

4i.  JutÜH  Hüftnlftrgvr  und  Comp. ,  auf  ihre  Erfindung  ei- 
ner Handschäl  -  oder-  Gärhmülile ,  die  nach  einem  gans  andern 
Onmdsatse,  als  {enem,  der  früher  am  6«  Mai  d.  J.  privile- 
girten  ahnlichen  Maschine  honstruirt  ist,  und  welche  darin  be- 
steht :  dafii  mit  einer  Mannskraft  und  der  Beihülfe  eines  Knaben 
oder  Mädchens,  in  einer  StuAde  ohne  Säuberungs-  und  Siebeseit, 
ein  Zentner  Dinkel  oder  Spelt  auf  60  Pfund  reiner  Homer  von 
der  Hand  und  ohne  Stein  ausgeschält  oder  ausgegärbt  werden 
kann}  auf  fünf  Jahre,  vom  a5.  Juni  d.  J. 

43.  Gottfried  Idehelt ,  Sattlermeister  in  Wien , '  hat  auf  die 
Verfertigung  von  Wagenbüchsen  mit  gesctilossenen  Schmierge- 
faT^n  und  von-  beweglichen  KutschenbBcken ,  bereits  unterm 
39.  Oktober  i8ao  ein  ausschließendes  Privilegium  noch  nach  den 
ehemahligen  Direktiven  erhalten^  Da  jedoch  Liebelt  erklärt  hat, 
sich  in  ^sehunff  dieses  Privilegiums  nach  dem  neuen  Systeme  be- 
nehmen zu  wollen ,  *  tind  da  derselbe  auch  wirklich  den*  im  aller- 
höchsten Patente  vom  8.  Dezember  1820  festgesetzten  Formalitä* 
ten  und  Bedingungen  vollkommen  Genüge  geleistet  hat ,  so  wur-  * 
den  demselben  die  Privilegien  -  Urkunden  nach  dem  neuen  Sy- 
steme ausgefertiget.  Die  Erfindung  Liehelt ^  besteht  in  Büchsen 
mit  geschlossenen  Schmiergefafsen ,  und  in  mechanischen  oder  be« 
weglichen  Kutschböcken,  von  welchen  erstere  wegen  der  leichte« 
ren  Bewegung  des  Wagens,  wegen  der  längeren  Erhaltung  der  ' 
Räde^  und  Achsen,  wie  auch  wegen  der  nicht  unbedeutenden  . 
Ersparung  an  Schmier  -  Materiale  selbst,  auf  längeren  Reisen, 
letztere  aber  deCshalb  vortheilhaft  sind ,  weil  der  Fahrende ,  um 
sich  eine  freie  Aussicht  zu  verschaffen ,  und  um  ungehindert 
selbst  zu  kutschiren,  den  Bock  während  des  Fahrens  s<^ell  be- 
seitigen, und  nöthigen  Falls  wieder  eben  so  schnell  herstellen 
kannl      / 

44*  Johann  Baptist  Beealetto ,  auf  seine  Ehtdecltiing  der  zu 

Paris  in  Ausübung  gebrachten  letzten  Methode ,   den  Zucker  am 

besten    zu  raißniren.      Diese  Entdeckung    besteht   darin,    da(s 

mittelst   einer    eigenen    Auswahl   und   Verwendungsart    der   zur 

Raifinirung  erforoerlichen  Ingredienzien,  durch  einen  leichteren, 

schnelleren  und  wohlfeileren  Prozefs  die  gemeineren  Gatti^ngen 

des  Zuckers    dergestalt    raffinirt   werden ,    dafs  sie   dadurch  an 

Weifse ,   Unschädlichkeit ,   Geschmack  und  Zuträglichkeit  für  die 

Gesundheit ,  so  wie  überhaupt  an  der  Güte  ihrer  Beschaffenheit, 

die  auf  dem  gewöhnlichen ,  bis  jetzt  bekannten  Wege   rafilnirten 

Zuckergattungen  übertreffen.  -  Durch  die  gedachte  Methode  wird 

überdiefs   ein  zweiter  Sud  erhalten,   der  ohne  Rafßnirung,    und 

ohne    eine  neue   vorzunehmende  Klärung ,   eine  hinlänglich  gute 

und  schöne   Gattung  gibt;   aufser  dem  wird  aber  noch  der  vor- 

theil   erreicht ,  dafs ,   nachdem   nach  Gewinnung  der  erstem  vor- 

zügKchem   Produkte«    der  Syrup  als  Rückstand  verbleibt,   der 

Zucker  fortwährfind  einen   angenehmen  Geschmack  behält,  wobei 

sieb    fiir  den  Erzeuger  der  Vortheil  darstellt ,  dafs  die  erhaltene 

Zuckerraasse  nicht  jene  Farbe  annimmt,   die  sich  derselben  nach   * 

den  bis  jetzt  üblichen  RaiTinirungs •  Methode»  mittheilt;  auf  fünf 

Jahre ,  vom  ««  Juli  d.  J.  ' 


5o6 

iß,  Aniön  Bevilae^ftfm,  gewesener  HandeUnajui  in  Vntdig^ 
«uf  seine  Entdeclciing  ,  die  Fische  eben  so ,  wie  im  AusUmde  n 
mariniren ,  dieselben  demnach  so  tu  braten ,  su  backen ,  und  lie 
ferner  so  ku  bereiten  und  surecht  su  machen ,  daPs  sie  durch 
längere  i^eit  aufbewahret  werden  können ;  auf  eehn  Jahre,  vom 
9.  Juli  d.  J. 

46«  BrUder  ^  Nani  aus  Bergamo ,  auf  iltre  Erfinduag  einer 
dergestalt  eingerichteten  Seidenspinn  «Maschine  y  dab  durch  ei* 
nen  einxigen  Ofen  das  Wasser  in  swei  Kesseln  zugleich  erwärmt 
wird,  wodurch  sich  eine  bedeutende  Ersparimg  an  Brenottoff 
ergibt  5  auf  fünf  Jahre ,  vom  3.  Juli  d.  J. 

47.  Heinrich  Spring  und  Kmrl  Emanuel  Sekaffkr^  Maschi. 
nisten  aus  der  Schweift ,  gegenwärtig  in  Mailand ,  Auf  ihre  Ent- 
deckung einer  Drehmaschine  asur  Erzeugung  von  Holsschrauben. 
Diese  Entdeckung  besteht  darin ,  dafs  mittelst  der  gedachte^  Ma- 
schine Holzschrauben  von  Jeder  Gattune  in  einer  Länge  von  fusf 
bis  hundert  Millimeter,  und  auch  noch  darüber  dergestalt  er- 
zeugt werden  können ,  daCs  der  obere  Theil  derselben  nach  dem 
VerTangen  der  Besteller  eine  flache ,  runde  oder  auch  länf^lich 
erhobene  Gestalt  erhält;  überdieCi  die  gedachte  Maschine  Hol»* 
achrauben  fordert,  die  weit  genauer  als  die  in  unsem  Staates 
passen,  indem  diese  Entdeckung  das  Resultat  gibt,  dafs  die 
Schraubengänge  weit  schärfer  ausfallen ,  und  der  naum  swiscbea 
denselben  überall  in  der  ganzen  Windung   um  die  Schraube  eine 

51  eich  breite  Fläche  erhält ,  wodurch  das  Holz  desto  besser  ge- 
unden,  und  frei,  aber  doch  fest  geboten  wird,  ohne  dafs  die 
zwei  zusammengeschraubten  Gegenstände  angebrochen  werden, 
und  ohne  dais  bei  dem  Zusamfnen-  oder  Ajiseinanderschrauhen, 
welches  ohne  Unterschied  am  Holze ,  am  Leder  oder  an  euen 
Felle  besser  und  leichter  Jiewerkstelliget  werden  kann ,  der  lu 
irgend  einem  Kunsts wecke  verwendete  Gegenstand  gebrochen 
toder  aus  einander  getrieben  wird ,  wozu  vorzüglich  der  Umstand 
beiträgt,  dafs  die  Schrauben  ^durch  die  Maschine  glatt;  und  überall 
von  gleicher  Dicke  erzeugt  werden ,  da  im  Gegentheile  die  sonst 
gewöhnlichen ,.  in  der  Mitte  der-  Windung  eine  grofsere  Diele, 
als  in  der  glatten  Rundung  in  der  Näh^  des  oberen  Sehrauben- 
theiles  haben.  Endlich  i^eichnet  sich  die  fragliche  Entdeckung 
vorzüglich  dadui^ch  aus,  dafs  der  obere  Theil  der  Schraube,  er 
mag  nun  eine  flache ,  runde ,  oder  länglich  i^rhabene  Gestalt  an- 
nehmen ,  er  mag  aus  Eisen  oder  Messing  bestehen ,  sich  gleich  ge- 
eignet zur  Drenung  darstellt,  und  dafs  die  Spalte  an  dieaem 
Tbeile,  mittelst  welcher  die  Drehung  bewerkstelliget  wird,  mit 
Genauigkeit  ausgehöhlt ,  und  richtig  in  der  Mitte  desselben  gear 
beitet  ist ,  während  diese  Spalte  bei  den  SchirAuben ,  vrie  solche 
cewöhnlich  im  Gebrauche  sind ,  beinahe  imme'r  seitwärts  sich  1k* 
findet.  Übrigens  beträgt  der  A^nschaiFungspreis  der  durch  dii 
Maschine  verfertigten  Holzschrauben  nicht  mehr  als  der  Preis 
der  bis  jetzt  üblichen ,  und  ist  vielleicht  nicht  %o  hoeh ,  als  der 
Preis  derjenigen ,  die  im  Auslände  vorkauft  werden,  Auf  fuaf 
Jahr«  9  vom  t«  Juli  d^  J. 


5o7 

48»  FrtedrM  lafltt9^  Cbemilier  und  Destillateur,  und  Karl 
KSnigihoftr  ^  Eigenthümer  der  Herrschaft  Grabenhofen^  aus 
GräUt  auf  ihre  Erfindung,  dafs  sie  aus  Weinlager  (Gcläger), 
ohne  Beimischung  fremdartiger  StofTe«  den  scliaristen  Weinessig 
▼on  vorxüglicher  Klarheit  durch  Destillation  fabrisiren ;  auf  fünf 
lahre.  vom  4*  «^^^^  d.  J« 

49*  Joteph  Bdhm^  Klavier-  tind  Instrumentenmacher  in 
WUhj  auf  seine  Erfindung,  dafs  mittelst  einer  im  Klavier  ange- 
brachten ,  Künstlichen  Vorrichtung  die  Blätter  eines  darauf  einge- 
legten Musikstückes  ohne  Beihülfo  eines  anderen,  und  ohne  Zu- 
thun  der  Bände ,  blofs  durch  die  Bewegung  der  Ftifse ,  nach  Be- 
lieben vorwärts  schnell  umgewendet  werden ;  auf  fUnf  Jahre,  vom 
9.  Juli  d.  J. 

Bo*  Christoph  Eintel  ^  ^*  k«  Lehrer  an  der  Hauptmuster- 
sefanle  su  Prag^  auf  seine  Erfindung,  dafs  durch  ein  Mobile  in- 
terpaüatum  mit  sechs  Mutationen  jede  einzeln  stehende  Mahlmühle, 
ohne  an  ihrem  innern  Bau  etwas  zu  ändern ,  und  überhaupt  jede 
dergleichen  Maschine,  ohne  Wasser,  Wind,  Zugvieh  u.  d.  gl • 
blo&  durch  einen  Taglohner  in  Bewegung  gesetzt,  und  ohne  Er- 
müdung darin  erhalten  werden  könne ,  und  daf»  auch  befrachtete 
Schiffe  auf  dieselbe  Art,  jedoch  nur  auf  nicht  zu  heftig  reifsenden 
Strömen,  stromaufwärts  gebracht  werden  können;  auf  zwei 
Jahre,  vom  i5.  Juli  1.  J« 
» 

5i.  Michael  SpSrlin  und  Heinrich  Rahn^  k.  k.  privil^girte 
Hof- Papier -Tapeten -Fabrikanten,  und  Georg  Ben  füg  ^  k.k.  pri- 
vilesirter  Maschinist  in  Wien ,  auf  ihre  Entdeckung ,  ökonomische 
kupferne  oder  eiserne  verzinnte  Dampfkochgefafse  mit  verbesser- 
tem Schlufs  zu  verfertigen,  wodurcn  dieselben  zum  häuslichen 
Gebrauche  mit  Sicherheit  und  BecruemlichUeit  anwendbar  sind, 
und  dabei  alle  Vortheile  des  in  Laboratorien  gebräuchlichen  JP«- 
/»iVschen  Topfes,  ohne  die  bei  dem  letzteren  Statt  findenden 
Nachtheile,  vereinigen,  aulser  dem  aber  eine  reine  Ersparnifs 
von  wenigstens  drei  Viertheilen  an  Zeit  und  Brennmateriale  be- 
swecken;  aiif  fünf  Jahre,  vom  i5.  Juli  d.  J;' 

5a.  Mathias  Schwarz,  Schlossermeister  zu  Villaeh^  auf 
seine  Erfindung,  dafs  er  mittelst  einer  Maschine,  welche  durch 
eine  grofse  Spindel  in  Bewegung  gesetzt,  und  nur  auf  einen  Vier- 
tel -  Zirkel  in  der  Bundung  gedreht  wird ,  innerhalb  zehn  Minu- 
ten acht  und  achtzig  Stücke  doppelte  Striegelzeilen  mit  grofser 
Blechersparung  durchschneidet,  und  diese  Gattung  Blechgeschneid 
auf  eine  Art  erzeugt,  durch  welche  sie  an  Beinbeit,  Schärfe, 
Vollkommenheit,  Dauer  und  Billigkeit  des  Preises  die  gewöhn- 
lichen Striegelgattungen  übertrilFt;  auf  fünf  Jahre,  vom  i5.  Julid;  J. 

53.  Friedrieh  l^fitte^  Chemiker  und  Destillateur,  und  JBCarl 
KSnigshofer ,  Eigenthümer  der  Herrschaft  Grahehhofen^  auf  ihre 
Erfindung,,  dafs  sie  eine  Pumpe  ohne  Ventil  mit  gewöhnlichem 
Stiefel   verfertigen,  welche,    bei   gleicher  Proportion  mit  einer 


5o8 

Pumpe  von  gewöhnlicher  Bauart ,  in  dem  nahmlichen  Zeitraune, 
aber  init  genngerem  Hraftaufwande  als»  diese  letstere  ,  noch  ehu 
mahl  so  viel  Flüssisheit  in  Jedem  Zustande  derselben,   sie  mögs 
nun  halt  oder  siedend,   rein,    oder  mit  dichen,   festen,   harten 
Substanzen    vermengt  seyn ,   schöpft ,  und  wegen  der  Einfachheit 
ihrer  Konstruhtion  im  Gebrauche  un verderblich,  daher  für  Bere- 
werhe   und  Fabrihen ,   und   vorz.üglich    für  Brauereien  zur  DicL 
Maisch -Schöpfung    von    vorzüglicher  Anwendung   ist;,  auf  föaf 
Jahre,  vom  i5.  Juli  d.  J. 

B^,  Joseph  DuBois  in  ^/^n,  auf  seine  Erfindung ,  daCi  er 
einen  vollkommen  guten,  angenehmen,  und  von  aller  schädlichen 
Beimischung  freien  Weinessig  aus  Wein  oder  Spiritus,  in  sechi 
Tagen ,  mit  Anwendung  eines  einzigen  Mannes ,  welober  in  ei- 
nem Jahre  gegen  zwölftausend  Eimer  allein  bereiten  könne,  ra 
«rzeugen  im  Stande  ist;  auf  fünf  Jahre,  vom  i6.  Juli  d«  J* 

BB*  Frans  Till  ^  Handelsmann  in  Pra^^  auf  seine  Verbei- 
aerung  der  schwarzen  englischen  Glanzwichse,  dafs  er  nahmlich 
nach  vielen  gemachten  Versuchen ,  durch  die  Anwendung  einiger 
neuen  Zuthaten  und  Mittel,  die  bei  anderweitigen  ökonomischen 
Manipulationen  als  unerheblich  nicht  beachtet  und  verworfen 
werden ,  dann  durch  ein  aufgefundenes  eigenes  Verhältnifs  der 
Qualität  imd  Quantität  der  erforderlichen  Materialien,  so  wie 
auch  durch  das  bei  Verfertigung  der  Wichse  beobachtete  Verfah- 
ren^ die  gewünschten  Eigenschaften  derselben,  insbesondere  aber 
die  Schwärze ,  den  Glanz,  die  Haltbarkeit  und  vortheilhafte  Wir- 
kung auf  die  Konservirung  des  Leders,  auf  einen  viel  höheren 
Grad,  als  bei  der  jetzt  gewöhnlich  üblichen  Wichse  gebracht 
hat;  auf  sechs  Jalire  f  vom  1B4  Juli  d.  J. 

66.  Brüder  Johann  und  Aagustin  Bruni,  Maschinisten  in 
Como^  auf  ihre  Verbesserung  der  Getuul  ^chen  Seiden  -  Spinn- 
maschine ,  welche  darin  besteht ,  dals  sie  1)  bei  dem  neuen  Ver- 
fahren in  den  Stand  gesetzt  werden,  mittelst  der  gedachten  Ma- 
schine ^mit  vier  Capi^  sowie  es  in  dem  lombardisch  -  venetiani* 
sehen  Königreiche  gebräuchlich  ist ,  zu  spinnen ,  9)  dafs  dadurch 
der  Verbrauch  des  in  diesem  Königreiche  bereits  sehr  vertheuer- 
ten  Brennstoffes  eben  so  wie  der  Bedarf  an  arbeitenden  Händen 
vermindert,  3)  dafs  die  Maschine  von  jenen  UnvoUkommenheiten 
und  den  beständigen  Gefahren ,  zerbrochen  zu  werden ,  denen  sie 
nach  der  Methode  Geniuli  unterliege,  bewahret,  und  endlich 
4)  dafs  die  erste  Errichtimg  dieser  Maschine  mit  weit  weniger 
Hosten  als  bisher  bewerksteUigt  wird ;  auf  fünfzehn  Jahre ,  vom 
i5.  Juli  löst«  y 

Bj»  Joseph  y,,Saurimont  y  landesbefugter  Fabrikant  des  was- 
serdichten Leders,  TafFets  und  der  wasserdichten  Leinwand,  in 
Wieny  auf  seine  Entdeckung,  jede  Gattung  Leder  zu  Stiefeln  und 
Schuhen ,  sowohl  fiir  Männer  als  für  Frauenzimmer,  dergestalt  zu- 
zubereiten, diits.  1)  in  derlei  verfertigte  Stiefel  und  Schuhe  kein 
Wasser  eindringen  kann;  a)  daCs  das  so  zubereitete  Leder  nach 


Sog 

Verhaltnifs  der  verschiedenen  Stärke  and  Dicke  dennocli  eelindo 
bleibt ,  ohne  durch  häufigen  Gebrauch  die  Wasserdichtigheit  zu 
verlieren ,  und  ein  Paar  Stiefeln  von  dem  .auf  die  gedachte  Art 
subereiteten  Leder  zwei  Paar  von  gewöhnlichem  Leder  an  Dauer 
übertreffen,  und  3)  dafs  das  auf  diese  Art  wasserdicht  eemacbte 
Leder  die  englische  Wichse,  so  wie  jedes  andere  Schuhieder  an- 
nimmt;  wobei  derselbe  auch  noch  Leinwand  und  TafTete  von 
gröbster  bis  feinster  Gattung  wasserdicht  macht ,  wodurch  diese 
Gegenstande  nicht  nur  der  ungestümen  und  wechselnden  Witte- 
rung Jeder  Jahrsseit  widerstehen ,  sondern  auch  noch  in  der  Rück- 
sicht bedeutende  Vortheile  gewähren  i  dafs  sie  äufserst  biegsam 
sind,  und  dennoch  durch  verschiedenes . Falten  und  Biegen  nicht 
brechen;  anfacht  Jahre,  vom  2a«  Juli  d«.J. 

.  58*  Frtuut  Sehuhmann  ^  Scblossermeister  von  Lemh^rg^hzt 
bereits  unterm  ai.  November  v.  J«  auf  seine  Häcksel  -  Schneid- 
maschine ein  ausschliefsendes  Privilegium  auf  acht  Jahre  erhalten« 
Da  er  jedoch  in  Ansehung  dieses  Privilegiums  nach  dem  neuen 
Systeme  behandelt  tsu  werden  angesucht  und  erklärt  hat,  sich 
ein9twe]len  mit  einer  Dauerxeit  von  fiinf  Jahren  zu  begnügen ,  ho 
wurde  demselben,  nachdem  er  allen  im  allerhöchsten  Patente  vom 
8.  Dezember  i8ao  vorgeschriebenen  Bedingungei^  und  Formalitä- 
ten entsprochen  hat,  nach  den  Bestimmungen  des  höchsten  Paten- 
tes die  Privilegiums  -  Urkunde  auf  seine  Erfindung :  dafs  mittelst 
seiner  Maschine  drei  Menschen  in  einem  Tage  leicht  dreihundert 
Metzen  Häckerling  von  Jeder  Gattung ,  sogar  auch  Grünfutter 
schneiden  können,  ausgefertiget. 

59.  Andrew  Spitsbarih ,  k.  k.  Banko  •  Hofbuchhai tungs- 
Bcchnungs  -  Offizia]  }n  Wien^  auf  seine  Erfindung  einer  Räder* 
werks- ,  Preis- ,  Heb  -  und  Zugmaschine ,  auch  Triebwerk  zu  al- 
len Gattmigen  Mühlen,  mit  Anwendung  der  von  ihm  entdecktea 
höchsten  Bäderkraft  im  Maschinenwesen,  wodurch  diese  Ma- 
schine auf  eine  von  den  bisher  bekannten  Schrauben-,  hydrauli« 
sehen  Pressen  und  Dampfmaschinen  wesentlich  verschiedene  Art, 
nach  rein  mechanischen  Grundsätzen  durch  einen , einzigen  Men- 
schen in  Bewegung  gesetzt  wird ,  in  höchster  Wirkung  einen 
Druck  von  menreren  tausend  Zentnern  ausübt,  keinen  grolsen 
Baum  einnimoit,  leicht  zerlegbar,  nicht  kostspielig,  dauerhaft 
und  von  aulserordentlichem  Nutzen  ist,  insbesondere  aber  1)  ala 
Fresse  in  vielen  technischen  und  Ökonomischen  Gewerbszweigent 
%)  als  Heb  -  und  Zug  -  Maschine ,  um  als  Vorspann  Lastwagen  zu 
ziehen ,  Schiffe  stromaufwärts  zu  ziehen ,  und  die  gröfsten  belie«> 
bigen  Lasten  von  mehreren  tausend  Zentnern  zu  heben ,  und 
3)  als  bewegende  Kraft  und  Triebwerk ,  um  alle  Gattungen  Müh- 
len zu  treiben,  verwendet  werden  kann;  auf  fünf  Jahre,  vom 
3o.  Juli  d.  J. 

60.  Bruder  Kmrl^  AntoH  und  Joh*  Burka^  Bürger  in  Fr€^ 
und  Landgüter -Besitzer,  auf  ihre  Erfindung,  dafs  aus  einem' und 
demselben  inländischen  Produkte  gleichzeitig  viererlei  Fabriha^e, 
und  zmrari  Jääfenteig  (ein  Gäli^ungsvi^ttt] ),  9ranfttwei;ay  Färbe 


5io 

essig  und  Eisenbeize ,  in  derselben  Menge  und  Güte  erseugt  wer- 
den ,  wie  solche  aus  einem  gleichen  Quanto  desselben  Produktes 
bei  der  gciwöhnlichen  Behandlung  dieser  Fabrikate ,  bei  welcher 
jeder  für  sich  einsein  gefährdet  wird,  gewonnen  werden,  wo« 
durch  nebst  der ,  die  Bestimmung  des  Preises  so  wesentlich  be- 
günstigenden Vereinfachung  der  Erzeugungskosten ,  wenigstens 
noch  zwei  Drittel  des  rohen  Produktes  lum  anderweitigen  Ge. 
brauche  verwendet,  und  insbesondere  die  Abfalle  nach  vorher. 
.  gegangener  Absonderung  als  Mastungsfutter  für  Schaf-,  Uors- 
üna  Borstenvieh  benutzt  werden ;  auf  fünf  Jahre ,  vom  &  Au- 
gust'd.  J. 

61.  Johann  Smania^  Seifien  -  Fabrikant  in  f^grona^  auf  seine 
Verbesserung  der  Reverberir  •  Öfen  zum  Gebraucne  der  Seifen- 
siedereien: dafs  durch  dieselbe  mit  einer  aufserordentlichen,  drei 
Viertheile  des  bisherigen  Aufwandes  betragenden  Ersparung  an 
Brennmateriale ,  die  Sudkossel  dergestalt  in  Thatigkeit  gesetzt 
werden,  dafs  zur  Vollendung  eines  Sudes  fünfzig  Stunden  hin- 
reichen, während  bei  der  seit  Jahrhunderten  in  yenedig  übli- 
lihen  Art  von  Öfen  acht  bis  fünfzehn  Tage  dazu  erforderli<msind; 
auf:  fünf  Jahre ,  vom  ii.  August  d.  J. 

6a.  Karl  Demuthy  Spenglermeister  in  WUn ,  auf  seine  Er* 
Ündung,  Lusterlampen  zu  verfertigen,  welche  ein  sebr  angeneh- 
mes und  hellet  Licht  und  ein  schönes  Aussehen  darbiethen ,  und 
welche  man  in  jedem  Saale  in  beliebiger  Grofse  und  Form  an- 
bringen kann.  Die  Zylinder  dieser  Lampen  sind  kerzenartig  dar- 
gestellt ,  mit  verborgenen ,  dauerhaften ,  sehr  einfachen ,  und 
<um  Herautsnehmen  geeigneten  Winden  versehen ,  sehr  leicht  zu 
reinigen  und  von  dem  besondern  Vortheile,  dats  man  keiner 
Tropfgläser  oder  Kapsel  bedarf,  wie  bei  den  sonst  gebräuchli- 
eben Lampen ,  weil  meselben  nicht  im  mindesten  tropfen.  Übri- 
gens sind  die  Lampen  sehr  leicht  und  ökonomisch  zu  bebandeln, 
weil  acht  Zylinder  der  gedachten  Gattung  nicht  so  viel  öhl  ver- 
sehren ,  als  gewöhnlich  zwei ,  und  weil  die  Ventile ,  Winden 
und  Zylinder  zu  jeder  andern  Lai^pci  anwendbscr  sind},  auf  (uhf 
Jahre ,  vom  19.  August  d.  J. 

63.  Leonhmrd  Spamann ,  Bürstenbinder  in  Wien ,  auf  seine 
.  Erfindung,  dafs  mittebt  seiner  Bohr-  und  Schneid  -  Maschine  för 

Bürstenbinder,  Bein,  Perlenmutter  und  alle  zu  Bürstenappara- 
ton  verwendbaren  Metallgattungen,  ohne  dafs  man,  wie  bisher, 
die  Löcher  abzuzirkeln  und  abzumessen  braucht,  viel  genauer 
und  geschwinder  gebohrt,  dann  die  Löcherfugen  auf  der  Rückr 
Seite  der  Bürsten  viel  schöner  und  schneller ,  als  früher  mit  den 
Handinstrumenten ,  gezogen' werden;  auf  zehn  Jahre,  vom  19.  Au- 
gust d.  J.\ 

64.  Ge0rg  QriÜer^  Seideiizeug  -  Fabrikant  in  Whn^  auf 
seine  Erfindung,  auf  dem  gewöhnlichen  Hand-,  Schub-  und 
Mühlbandstuhle «  mittelst  einer  besondern  Einrichtung  desselben, 
und  mittelst  Antchnürung  der  Litzen,  'elastische  Bänder  ans  Seide 


Sit 

tnid  Baumwolle ,  Schafwolle  öder  Leinengarn  £u  erseugen ,  di6 

Sans  so  aussehen,  als  wenn  sie  mit  dem  Nadelstiche  gesteppt wor- 
en  wären «  ^und  die  nach  BeHeben  mit  einer  der  Häckchenstiche« 
rei  ähnlichen  Bandversierung ,  d^ren  Dessein  und  Arbeitsme- 
thode gleichfalls  eine  Erfindung  Gtiiler'»  ist ,  versehen  werden» 
Durch  diese  Erfindung  -wird  das  mühsame  Ausnähen  ( Steppen  > 
ijdit  der  Nadel«  und  oei  den  gestickten  Bändern  die  münsam« 
Stickerei  ndt  der  Hand  erspart«  Übrigens  ist  das  gedachte  Fabri« 
kat,  welches  im  Gänsen  um  swei  Dritte]  wohlfeiler  su  stehen 
kommt ^  vorsüglich  su  Hosenträgern  ^  Bandagen  und  allen  soge- 
nannten elastischen  Arbeiten  anwendbar.  Auf  fiinf  Jahre ,  vom 
194  August  d.  J« 


65.    Gottfried  LUhelt,   Sattlermeister   in   Wien,   auf  seine 
^Erfindung ,   daft  Beisende  bei  Nacht  und  in  was  immer  fiir  einer 

Sefabrlichen  Lage ,  selbst  wenn  die  Sperrketten  -brechen ,  sitsead 
en  Wagen  überall  und  augenblicklicn  aufsufaalten^  sugleich  die 
Pferde,  ohne  deren  Verwickelung  in  die  Stränge  besorgen  su 
müssen ,  absulösen ,  und  sie  dennoch  am  Ausreilsen  su  hmdem, 
und  sohin  ihre  Beise  ohne  Zeitverlust  und  Schaden  fort  su  setsen 
im  Stande  sind ,  was  auch  bei  einer  Bespannung  von  vier  Pfer- 
den ^angeht;  auf  fiinf  Jahre,  vom  a6.  August  d.  J, 

66«  GottUeh  Sockel^  Tischlermeister  in  Wien,  auf  seine 
Er^dung  und  Verbesserung  einer  Foumier  -Messer  -Schneide- 
maschine ;  dafs  man  mittelst  Vorrichtung  eines  Messers  mit  einer 
gans  einfachen  Maschine  Foumier  -  Hölser ,  glatte  oder  verwach- 
sene ,  ohne  dafs  sie  Brüche  oder  sonst  Schaden  bekommen «  so- 
wohl von  runden  Baumstämmen ,  als  von  Pfosten ,  so  stark  und 
breit  selbe  sind,  schneiden  kann,  und  swar  ohne  im  geringsten 
das  Messer  oder  die  Maschine  su  verstellen.  Hiermit  ist  der 
Vortheil  verbunden,  dafs  gar  kein  Hols  durch  das  Schneiden  ver^ 
loren  geht,  und  das  Fournier  in  der  gansen  Pfostenbreite  £&» 
schnitten  werden  kann ,  so  dafs  man  bei  breiten  Pfosten  wohl ' 
swei  Schuh  breite  Flächen ,  und  noch  darüber,  mit  einem  Stücke 
foumier  su  belegen,  und  da  von  Baumstämmen  das  Foumier 
rund  herum ,  und  dadurch  natürlich  nach  beliebiger  Breite  von 
.  mehreren  Klaftern  geschnitten  werden  kann,  auch  grofse  Flächen^ 
ohne  sie  aus  Stücken  susammen  su  setsen ,  mit  einem  Stücke  su 
fouruiren  im  Stande  ist;  auf  fünf  Jahre,  vom  a.  Oktober  d«  J. 

67.  Caspar  Heinrieh  p.  Stiboliy  königlich- dänische^- Oberst*« 
Lieutenant  in  Wien,  auf  seine  Erfindung,  dafs  er  sowohl  ein* 
fache  als  Doppel  -  Schiffe  mit  Inwendig  parallel  laufenden  Seiten* 
wänden  baut,  welche  mit  der  nähmlichen  Last,  als  ein  hier  ge- 
bräuchliches Schiff,  beladen,  mit  einer  weit  geringeren  Kraft 
und  mit  gleicher  Geschwindigkeit  stromaufwärts  gesogea  werden 
können,  welches  sich  hauptsächlich  darauf  gründet,  daf^  das 
Plus  des  Widerstandes  des  Wassers  einsig  von  den  beiden  Sei- 
tenwänden  des  Schiffes  getheilt,  so  wie  das  Minus  dieses  Wider* 
Standes  einsig  auf  den  Boden  oder  Unter(heil  des  Schiffes  abgOf^ 
leitet  wird,  wobqi  solche  $chi^  sugUsich  mit  eineni^  inwendig 


5ia 

angebrachten  doppelten  Hangwerke  veraehen  ttnd  ^  «o  dab  ti« 
nIcDt  kielbrochen  werden  können  ^  auf  5  Jakre»  vom  8.  Okt<^ 
bcr  d.  J. 

68.  Johann  Adam  KrÖgner^  Magister  der  Philosopkie,  und 
JBesitser  eines  Steinkohlen  -  Oewerkes  und  einer  Kalkbrennerei 
in  Kali^nUutgehen  am  Rösaelberge ,  auf  seine  Erfindung ,  neos 
Qeneral  -  Volalilisations  •  und  Fixations  -  Öfen  au  erbauen ,  in  den- 
selben mit  Steinkohlen  am '  aweckmäCiigsten  Kalk  eu  brennen, 
2u  verkohlen f  Erse  absuschwefeln  oder  au  rösten,  und  cwar 
mit  Ersp^ruag  der  Hälfte  an  Zeit  und  Brennstoff ,  dann  in  die* 
sen  Öfen  alle  sowohl  -flüchtigen  als  fixen  Produkte  und  Ediikts 
au  Nutsen  au  bringen,  hieraus  insbesondere  Borax  cu  enengea« 
endlich  mit  diesen  erfundenen  Öfen  auch  ein  natürliches,  immer 
gleiches  Gebläse  au  verbinden,  welches  auch  eine  stete  Bewe- 
gung bewirken  kann;  und  in  Verbindung  mit  diesem  Geblase  in 
den  erwähnten  Öfen  so  genannten  englischen  Gufsstahl  aus 
Stahl  und  Eisen  au  schmelaen,  wie  auch  andere  verfeinerte  Me- 
talle und  Vitrifikations  -  Produkte  su  gewinnen;  auf  fünf  Jahre, 
vom  8.  September  d.  J. 

69.  Freiherren  Johann  Baptist  und  JCarl  v.  Puthon ,  Inha- 
ber der  k.  k.  priv«  Spinnfabrik  in  Teesdorf  ^  auf  ihre  Verbesse- 
rung der  Maschinen  -  Spinnerei :  dafs  auf  der  Vorspinn -Maschine 
eine  neue  Art  Aufsteckspindel  angebracht  wird,  welche  auch 
eugleich  auf  der  Aufspinn  -  Maschine  verwendet  werden  ksnn, 
und  deren  Endeweck  bessere  Qualität  de$  Garns  und  Ökonomie 
in  der  Eraeugung  desselben  ist ;  auf  fünf  Jahre ,  vom  8.  Septem- 
ber d.  J. 

70.  Jakob  Jauernigy  Rothgarber  von  Ober '  Zajrhaeh  ^  und 
Gesellschafter  des  Zsudwig  Legrain  ^  englischen  Lederauricbten, 
auf  seine  Erfindung  und  Verbesserung,  dafs  er  die  Lohrinde 
(Gärb  -  Materiale)  in  ganzen  Stücken  vor  der  nachtheiligen  Ein- 
wirkung der  atmosphärischen  Luft  aufbewahrt,  und  solche  un- 
mittelbar vor  der  Anwendung  mit  einer  Handmaschine  verklei- 
nere oder  aerfaserc ,  wodurch  Ersparnifs  an  Gärb  -Materiale 
und  K9Sten  eraweckt,  und  die  Lohrinde  für  die  Gärbung  besser 
qualifisirt  wird;  ferner  mittelst  Dampfkessel  eine  die  Gärbung 
befordernde  Temperatur  in  Mer  Gärbflüssiekeit,  mit  Hole,  Zeit- 
und  Arbeit  -  Ersparnifs ,  hervorgebracht  wird;  auf  fünf  Jahre, 
vom  16.  September  d/J.  • 

71.  Franz  Rauch  ^  chirurgischer  Instrumentenmaeher  In 
Wien ,  ,auf  seine  Verbesserung  der  Hasirmesser ,  dafs  man  mit- 
telst  derselben    die   Vertiefungen   reiner  und  leichter  heraus  ra- 

*  sieren ,  und  den  Bart  durcb  die  ganxe  Länge  des  Schnittes  auf 
ein  Mahl  geschwinder  und  viel  reiner  abnehmen  kann;  auf  fünf 
Jahre ,  vom  24*  September  d.  J. 

2^.  Adrian  Ludwig  Ritter  v*  Cochelet^  Gutsbesitaer  und 
■Manufakturant  in  Frankreich ^  auf  seine  Erfindung,  die  mecha- 


5i3 

ajach  -  sylindriscke  Bewegung  oder  die  lielilioidlscfaeii  Kräfte  auf 
eine   neue  Maschine,   die  heliltoidische  Quer" Tuchschermaschine 

fenannt,  cum  Scheren  von  Tdchern,  Hasimirn  und  jedem  belie- 
igen  wollenen  Stoffe  aneuwenden,  und  dadurch  den  Zweok  lu 
erreichen,  dafs  der  Gebrauch  seiner  bereits  unterm  14.  April 
1818  privilesirten  Tuchscher -Maschine  allgemeiner  gemacht,  und 
die  Anwendung  des  Scberens  nach  der  Quere  unter  den  Tuch- 
machern und  Tuch  -  Fabrikanten  der  österreichischen  Monarchie 
so  viel  als  möglich  verbreitet  wird;  auf  fGLnfaehn  Jahre»  vom 
16,  Semptember  d.  J. 

'ß.  Wenul  Kubittcki  Mechaniker,  und  KmrlLooSy  bürgerlicher 
Graveur,  in  Wien^  haben  unterm  10.  Oktober  i8ao  ein  Privile« 
gjum  auf  ihre  Wapjpendruckmaschine  auf  sechs  Jahre  erhalten. 
Nachdem  dieselben  die  Erklärung,  abgegeben  haben,  dafs  sie  sich  ^ 
in  Ansehung  dieses  Privilegiums  dem  allerhöchsten  Patente  vom 
8.  Desember  iBso  gemafs  benehmen ,  und  sich  vor  der  Hand  mi:t 
einer  Daiierseit  von  fünf  Jahren  begnügen  wollen ,  so  wird  den- 
selben die  Privilegiums  •  Urkunde  auf  die  Dauer  von*  fQiif  Jahren 
ausgefertiget.  Ihre  Erfindung  besteht  darin,  dafs  sie  mit  ihrer, 
von  allen  übrigen  bestehenden  Druckpressen  oder  Maschinen  ganx 
verschiedenen  Wappenschilder  •  Druckmaschine  in  einer  Minute 
sechsig  Bogen  Wappenschilder  £u  den  Tabaksorten,  oder  auch 
SU  einem  anderen  Gebraucho  absudrucken  im  Stande  sind,  wor- 
nach  diese  Wappens<jhilder  um  einen  durch  eine  andere  bisher 
bekannte  Manipulation  unmöglich  eu  erzielenden  verhälniifsmäs« 
*ig  geringen  Preis  geliefert  werdeü  können. 

74.  Thaddeui  Ehrerrfjeld^  Rochnungs  -  Offisial  der  k.  k.  Hof^ 
kriegs -  Buchhaltung  in  Wien^  auf  seine  Erfindung,  dafs  durch 
eine  von  ihm  sogenannte  Getreide-Setzmaschine  auf  einem  hierzu 
vorbereiteten  Boden,  ohne  BeifaüK'e  des  Zugviehes,  nicht  nur 
ein  vielfacher  Ertrag  geerntet,  sondern  nebst  dem  eine  reine, 
grofskömige  Frucht  gewonnen  iFifird;  auf  swei  Jahre,  vom 
3o.  September  d«  J. 

75.  Dom.  Carpani  und  Peter  Zappa^  Handelsleute'  in  Como^ 
auf  ihre  Erfindung ,  dafs  sie  bei  der  Abspinnung  der  Seiden-Ko 
kons,  statt  cles  sogenannten  Kreuzes  oaer  Drehers  (Croco  o 
torta)  einen  neuen  Mechanismus  anwenden.  mitteUt  dessen  sie 
folgende  gunstige  Resultate  erbalten:  1)  jiafs  ^ie  eine  Seide 
von  besserer  Beschaffenheit  erzeugen,  die  sich  leicht  drehen  läfst, 
und  um  die  Hälfte  weniger  Abfalle«  als  sonst  gewöhnlich  gibt^ 
s)  dafs  die  Seide  jede  erforderliche  Vorbereitung  zur  Drehung 
erhält  $  3)  dafs  sie  gleich  gedreht  erscheint,  und  4)  dafs  die  Sei- 
denabspinnerinn  an  der  nöthigen  Arbeitsieit  erspart;  auf  fünf 
Jahre,  vom  3o.  September  d.  J. 

76.  Ftan%Bernareggi\txA  Heinrich  Wilhelm.  Charantotuu^^ 
Lederlackirer  aus  Paris  (in  Mailand)^  auf  ihre»  aus  trankretc'i 
in  das  lombardisch  -  yenetianische  KöniAreich  eingeftlhrte  Enti 
deckung,  dafs  mittelst  derselben  alle  Gattungen  Ledtr  in  wid 


5iA 

i 

immer  für  einer  Farbe  dergestalt  laclurt  werden,  dafs  das  Leder 
liinlänglicii .  glänzend  erscheint ,  Biegsamkeit  und  von  jeder  Seite 
ein  gleich  ficfalliges  Aussehen  erhalt,  ohne  .dafs  der  Lack  seil«! 
Schaden  leiuet^  auf  JTünf  Jahre,  vom  3o.  September  d«  J. 

77.  Anna  JÜaSart,  Ehegattinn  des  Beairks  -  Hollektantn 
der  jüdischen  Vers ehrungss teuer  in  Nikolsburg  ^  auf  ihre  Erfii- 
düng,  den  AVeineinschlag  ohne  Leinwand  auf  fönf  versckieden» 
Arten  SU  bereiten,  und  durch  den  Gebrauch  eines  andern,  bis- 
her £u  diesem  Zwecke  nicht  angewendeten  Artikels ,  sowohl  den 
Geruch,  den  die  Leinwand  verursacht,  gans  su  besciüeenf  ali 
auch  den  Einschlag  selbst ,  um  den  vierten  Theil  wohlfeiler  und 
besser  su. bereiten;  auf  ein  Jahr,  vom  3.  Oktober  d«  J. 

78.  Aloys  Cattaneo  aus  Mailand^  auf  seine  Erfindung,  bei 
Wägen  und  Kutschen  aller  Art ,  sowohl  mit  zwei  als  vier  Bä- 
dern ,  einen  Mechanismus  anzuwenden ,  mittelst  dessen  eine 
bedeutende  Ersparung  der  zur  Beförderung  der  einen  und  der 
anderen  in  Bewegung  gesetzten  Thierkräftc  im  Vergleiche  mit 
der  bis  jetzt  üblicnen  Art  des  Zuges  ersielt  wird;  auf  funfJabre, 
vom  i4-  Oktober  dL  J« 

79.  SUgfried  Morteke^  Dolitor  der  Medisin  in  IFmü,  auf 
Steine  Verbesserung  der  Seiden  -  Plüsch  (Felber)  durch  cinebloCK 

^Unterlage  von  feinem  Tuche  und  eigene  chemische  Zubereitnsj, 
mit  Hinweglastung  von  Papp -Papier,  Stroh,  IIols  oder  Lein, 
in  Hüte  zu  formen,  welche  nicht  nur  vom  Wasser  gar  keinen 
Sehaden  leiden,  sondern  auch  einen  hohen  Grad  von  Elastisitat 
besitzen ,  und  daher  den  Kopf  durch  den  Druck-  nicht  beschw^ 
ren;  auf  fünf  Jahre,  vom  14*  Oktober  d.  J. 

80.  Johann  Anton  Giuriato  ^  Zucker  •RaiTinejor.  in.  Ventdig, 
auf.  die  Verbesserung  der  bisher  im  Venetianischen  üblichen  Me* 
thodo,  den  Zucker  su  ralfiniren,*  mittelst  welcher  Verbessemn«, 
durch  Anwendung  einiger  neuen  Mittel  und  VerfahrungsarteOf 
die   von   der  bisher  üblichen  Methode  verschieden  sind,  so  wie 

•  durch  angemessene  Verwendung'  der  erforderlichen  AfateriaHen, 
und  einer  einsigon  und  weniger  kostspieligen  Haupt  -  Operation, 
.aus  dem  Rohzucker  ein  so  feiner  Raffinat  erzeugt  wird,  dafs  die- 
aer  letztere  jedem .  ausländiechen  feinen  Baflinate  an  die  Seite 
gesetst  werden  kann;  auf  sehn  Jahre,  vom  i5.  Oktober  d.  J. 

81«  Johann  Fron*  Sunicl  in  JKaniU^  auf  die  Erfindung  ei- 
ner pneumatischen  Maschine  in  Gestalt  einer  Windmühle  mit  bo* 
risontal  bcLweglichen»  Segeln ,  welche  ,  Maschine  den  Vorzug  hat, 
.  dab  sie  bei  jeder. Richtung  des  Windes  gleich  anwendbar  iat,  Mii 
d.'ifs  durch  das  darin  angebrachte  SpeiTwerk  der  AVind  selbst 
noderirt  wird;  auf  fünf  Jahre,  vcm  i5.  Ol^tober  d.  J. 

'  *  •     ■  ■  .  • 

.    '  8a«  'Front  Tettamanzi^  Ingenieur  in  FaiatUma  im  ssrdinl* 

•eben  Staate,  auf  die.  Verbesserung  der  Seidenraühlen ,  wodiircb 

'  4ie  gedachten  Maschinen  leichter  und  wohlfeiles  erbaut,  mit  w^ 


5i5 

niger  Kosten  ef halten  werden ,  dem  Zweclie «  zu  welchem  sie  ho» 
stimmt  sind,  bcsfier  entsprechen,  und  mit  einem  geringern  Ver- 
brauche der  Seide  bei  dem  Aufspulen  verbunden  smd ;  auf  fünf 
Jahre,  vomii.  Olhtober  d.  J. 

83.  Joseph  Thärmer^  Schmiedmeister  in  TVien^  auf  die  Ver- 
besserung der  Querfedern  und  Verbindung  der  Querfedern  mit 
Druckfedern  an  den  Stadt  -  und  Beisewagcn ,  welche  i)  in  der 
Haltbarkeit  der  damit  Versehenen  Wagen  besieht,  indem  diesel- 
ben der  Beschädigung  auf  schlechten  Strafsen  weit  weniger  aus- 
gesetist  sind;  i)  in  der  £rspariing  an  Zugkraft ,- weil  die  Vtrfex*- 
tigung  der. auf  gedachte  Art  erbauten  Wägen,  durch  die  sparsa- 
mere Verwendung  des  Eisens  ein  viel  leichteres  Gewicht  der- 
selben veranlafst;  3). in  grüfscrer  Sicherheit  vor  dem  Umwerfen, 
und  4)  ^^  leichterer  ÄnschafTung.  von  derlei  Wägen,  indem  solche 
im  gleichen  Verhältnisse  mit  den  gewöhnlichen  Wägen  wohlfeiler 
zu  stehen  kommen ,  und  vurzüglich  dadurch ,  dafs  bei  einer  Be- 
schädigung derselben  auf  Bciscn  ,  ohne  beträcJidichen  Zeitverlust 
und  ohne  Beiziehung  eines  Schmiedes,  leichter  Hülfejverschafil  wer- 
den kann,  auch  die  Unterhaltung  der  Wägen  erleichtert;  auf 
fünf  Jahre,  vom  2a.  Oktober  d.  J. 

,84.  Leonhard  MapeÜi^  aus  Bergamo^  auf  die  Verbesserung 
der  Seidenspinnerei^  mittelst  einer  Maschine,  und  durch  den  Ge- 
brauch eines  einzigen  Ofens  ganz  neuer  Art ,  zwei  Wärmekesscl 
ebenfalls  von  neuer  Einrichtung  ru  erwärmen :  indem  diese  Kes- 
sel durch  eine  neue  ZusamnieusteTlung  mittelst  zweier  mit^einan- 
der  kommunizirender  Bohren  1  die  aus  einer  dritten  mittleren 
Bohre  oder  einem  Bezipienten  gleichfalls  von  neuer  Struktur  aus- 
gehen ,  an  ihi*em  äufsersten  \  jenen  Bohren  zunächst  liegenden 
Ende  in  Verbindung  stehen ,  uAd  so  das  nöthige  Wasser  yon  glei- 
cher Wärme  -  Temperatur  erhatten,  wodurch  sich  der  Vortheil 
darstellet ,  dafs  bei  diesel*  Einrichtung  Steinkohlen  mit  einer  Er- 
sparung von  35  bis  4<>  Perzent ,  im  Vergleiche  zu  dem  sonst  übli- 
chen Aufwände  an  Hotz,  und  fünfzig  ifnd  noch  mehr  Perzent, 
im  Vergleiche  zu  dem  gewöhnlichen  Verbrauche  der  Steinkohlen, 
ohne  irgend  eine  Beschwerde  durch  Verbreitung  des  Kohlengeru- 
ches zu  verursachen ,  verwendet  werden ;  auf  fünf  Jahrö ,  vom 
a8.  Oktober  i8tii. 

85.  ]ßHat\  Klein ,  Amtsdiener  bei  dem  Oubemium  von  7V- 
rol  und  Forarlbergy  jn  Innsbruck ,  auf  die  Erfindung  einer  Putz«- 
seife«  welche  1)  keinen  scharfen,  schädlichen  Stoff  enthält; 
a)  vorzüglich  bei  Frauenkleidem  auch  von  der  zartesten  Farbe, 
sie  mögen  gestickt ,  verziert ,  oder  bunt  gefärbt  seyn ,  sehr  gute 
Dienste  leistet,  indem  sie,  hur  in  kaltem  Wasser  gebraucht  (ob- 
wohl auch  das  warme  Wasser ,  besonders  im  Winter  nicht  nach- 
theilig ist ,  sondern  die  Wirkung  sogar  befc^rdert ) ,  allen  Schmutz 
und  alle  Flecken  wegnimmt,  und  die  Schönheil  der  Farbe  erhöht ; 
3)  die  weifse  Putz  wasche  undeich  besser,  als  Jede  andere  Seife 
reinigt;  4)  besonders  für  Gold-  und  Silberstiekereien  und  Tres« 
ten  sii  empfehlen  istf  5)  auch  aus  Tuth  und  Seidenkleidern  dStf 

•    33*. 


Tlecken  wegnimmt  f  und  Jenen  das  Ansebe*  einer  vdllii^  Nc» 
beit  Teracbaffl  $  6)  die  Ochsengalle ,  den  Branntwein ,  das  Uec- 
-aalz  und  dergleichen  Mittel  gana  überflüssig  nnd  entbebrlicbnscfat, 
und  endlicb  7)  als  Handseite  benntat,  durch  den  ditem  Gebraucli 
derselben  die  Haut  sehr  fein  erhSlt;  auf  swei  Jahre,,  vom  18.  OL 
tober  d.  J« 

86.  Johann  CaiÜneftij  Mechaniher  in  ßlailand^  bat  auf 
seine  Flachs -und  Uanf- Brechmaschine  unterm  9.  Februar  i8«o 
ein  flinfjähriges  Privilegium  erhalten.  Da  er  Jedoch  die  Erkla« 
rung  abgegeben  hat,  sich  hinsichtlich  dieses  Privileglkims  nach 
dem  allernöcbsten  Patente  Tom  8.Desember  1810  benehmen  sa 
wollen,  so  wurden  demselben  die  Privilegien  -  Urkunden  nach  dem 
neuen  Systeme  ausgefertigt.  Seine  Ernndung  besteht  in  einer 
Haschine  aum  Brechen  und  Bereiten  des  Flachses  und  Hanfci 
ohne  Rdstung ,  aum  Dreschen  des  Getreides  und  au  andem  aia- 
Jichen  Verrichtungen.        • 

.87.  Georg  Origons^  Handelsmann  aus  Genua  ^  ^nf  di^E^ 
findung,  Papier  blou  aus  Stroh* oder  Blattern,  ohne  Beihülfe  des 
3>imes  dergestalt  au  erzeugen,  dafs  dasselbe  sowohl  xuinSchreih> 
als  Druckpapier  geeignet,  und  dem  Wurmfrafso  nicht  unterwor« 
f  en  ist,  und  da(s  es,  indem  es  nach  den  vorgenommenen  Versuchen 
SU  der  gehörigen  Weifse  gebracht  wird ,  voraüglich  in  den  A^ 
chiven,  msbesondere  aber  wegen  seiner  Undurch£inglichfceit  vom 
Wasser  als  Packpapier ,  hauptsächlich  cum  Verpacken  der  Seide, 
aofort  aber  auch  cUr  Verfertigung  des  Pappenaeckels  ▼erwendet 
werden  kann;  auf  fänfaehn  Jahre,  vom  5.. November  iBai, 

88.  Adrian  Ludwig  Ritter  von  Coehelet^  Gutsbesitaer  und 
Hanufakturist  in  Frankreieh ,  auf  seine  Erfindung ,  das  mecha- 
nisch -  aylindrische  Prinaip  oder  die  helikoidischen  HrSfte  auf  eine 
neue  Maschine,  hclikoiaische  Diagonal -Tuchscher -Maschine  ge- 
nannt, aum  Scheren  von  Tuch,  Kasimir  und  aller  anderen Wot- 
lenaeuge  anauwenden,  welche  Maschine  ihren  Gang  der  Lange 
der  Zeuge  nach  nimmt,  womach  dieselbe  als  eine  von  den,  un- 
term i4*  April  1818  und  16.  September  iSar  privilegirten  beides 
Maschinen,  nähmlich  der  Longitudinal  -  und  Transversal  -  Maschine 
entlehnte  Einrichtung  erscheint,  und  mit  diesen  beiden  Mashiuen  in 
der,  einem  oder  mehreren  Zylindern  gegebenen  Bewegung  überein- 
kommt, doch  aber  das  Besondere  für  sich  hat,  da(s  sie  das  System  der 
Anwendung  des  helikoidischen  Prinzips  auf  die  yerschiedenen  Arten 
des  Scherens,  welche  die  Wollseuge  anzunehmen  fähig  sind ,  ent 
vollendet;  auf  fünfzehn  Jahre,  vom  5.  November  18a i. 

89.  Johann  Joseph  Faehner  Ritter  9.  Eggensdorf^  in  Knh 
muu ,  auf  seine  Erfindung ,  mittelst  einer  Maschine  «ule  Gattun- 
gen von  Papieren,  ohne  Beihülfe  von  Menschenhänden,  dergestalt 
SU  erzeugen,  dafs  in  zehn  Sekunden  ein  Bogen  vom  gewöhnli- 
chen Grolskanalei>Format  zum  Druck,  halb  zum  Schreibgebranche, 
aber  gana  trocken,  geprefst,  geglättet  und  geleimt  erhaiteu  wird; 
auf  fünf  Jahre,  vom  i3.  Novemiber  i8ai. 


5i7 

90.  Hfiy^  und  SekUek ,  ](•  k.  privilegirte  Grorshtncller  tend 
Inludier  der  k.  k.  privilegirten  Zucker  -  Raffinerie  in  JVieHerUeh^ 
N^mttüdi  9  auf  ihre  Entdeckung ,  de  n  rohen  Zucker  nach  einer  in 
Awn^vr^  erfundenen  Methode  dergestalt  su  laifiniren,  daCi  da- 
durch eine  höhere  Ergiebigkeit  desselben  ersweckt ,  und  der  Zu» 
cker  in  den  verschiedenen  Abstufungen  der  RafPinirung  mehr  ala 
es  bis  jetst  der  Fall  ist,  veredelt  irvird)  auf  fünf  Jahre ^  vom 
19,  November  i8si. 

91.  ^roifs  Viande^  Maroquin  •  Fabrikant  in  Mailand^  auf 
seine  Entdeckung,  aus  inländischen  Widder-  und  Ziegenhau^en^ 
ao  wie i dieselben  von  dem  Metsger  besogen  werden,  Maroquin 
von  jeder  Farbe ,  auf  die  in  Ottnfy  Frankreich  und  England  üb- 
liche Art  Bu.ersengen;  auf  .acht  Jahre,   vom  19.  November  1811. 

94.  G#or^  Adam  Sommer ^  Saffian  -  Lederfabrikant  in  WUn^ 
auf  seine  Erfindung,  aus  gemeinem  gegärbten  türkipchen  Leder 
Maroquin  von  vertshiedenen  dunkeln  und  liebten  unvertilgbaren 
Farben,  und  awar  besonders  vorsüglich  in  rother  Holafarbe,  ohne 
alle  Beimischung  von  Cochenille  su  eraeugen ,  und  ncbstbei  hier« 
auf  alle  Gattungen  von  Desseins,  so  wie  sie  nur  immer  auf  Per^ 
kalcfi  und  anderen  bisher  gedruckten  Zeugen  gefunden  werden  kön« 
nen,  an  drucken;  auf  Ittnf  Jahre ,  vom  35.  November  1821. 

93.  Johann  Gtarg  Sehuiter^  Werkmeister  im  k.  k.  polytech- 
nischen Institute  in  Wien^  auf  die  Erfindung  eines  Gewehr  -  Feuer- 
seuges  ( Flintenschlosaes  ) ,  welches  von  dem  gewöhnlichen  Flin- 
tenschlosse gans  verschieden ,  dauerhafter  und  leichter  ausaufuh- 
ren  ist,  una  folgende  Vortheile  gewahrt:  9)  dafs  man  beim  La- 
den kein  Zündpulver  aufauschütten  braucht,  indem  das  Pulver 
durch  den  hinlSnclich  weiten  Zündkanal  bis  au  der  geschlossenen 
Zündöffnnng  lauft,  und  das  Gewehr  also  in  kürxerer  Zeit  gela- 
den werden  kann;  3)  dafs  das  Zündpulver  dergestalt  gegen^  die 
Nisse  geschütat  ist  t  dals  man  Jbeim  Gufsregen  «ben  so  gut  laden 
und  scoiefsen  kann ,  als  beim  trockenen  Wetter ;  3)  dafs  die  Mög- 
lichkeit des  aufalliaen  Losgehens  beim  Laden  oder  Transportieren 
gana  vermieden  wird ;  4)  data  dieses  Gewehr  -  Feueracug  sicherer 
losgeht ,  weil  das  cufSllige  Abbrennen  von  der  Pfanne  nicht  Statt 
findet,  der  Stein  beim  Schlagen  nicht  so  viel  leidet,  und  Stahl 
und  Stein  durch  das  Pulver  nicht  so  verunreiniget  werden  können, 
wie  bei  den  gewöhnlichen  Flintenschlössem ,  und  endlich  5)  dafSf 
um  die  nähmliche  Kraft  hervor  au  bringen ,  viel  weniger  Pulver 
erfordert  wird ,  weil  das  Zündpulver  auch  aum  Triebe  verwendet, 
und  die  Zündöffhung  ao  achn^ll  wieder  geschlossen  wird,  dafa 
nurj  einige  Körner  Zeit  haben,  leer  au  verbrennen;  auf  fünf  Jahre, 
vom  a5.  November  i8ai« 

94*  Karl  JSSrMuUrer ,  Bildhauer  in  Wien ,  auf  seine  (Erfin- 
dung einer  Waschmangel  oder  Rolle,  welche  4  Schuh  lang, 
«  Scnmh  und  3  Zoll  breit,  3  Schuh,  oder  um  6  Zoll  weniger,  hqcli 
Ist,  und  fol^nde  Vortheile  gewährt:  1)  dafs  sich  die  Wasche 
darauf,  sp  wie  auf  den  gewöhnlichen  Mangeln  oder  Rollen ,  undl 


5i8 

7!\var  blofs:  mit  Beihülfe  eines  Knibcn,  mangeln  läfst,  vnd  dieser 
eben  so  viel ,  als  bei  den  gegcnwürfig  gehrätielilichen  Rollen  iwei 
Mensehen,  leistet,  weil  die  Rolle  in  sicn  Iceine  Schwere  hat,  and 
doch  einen  Druck  von  xehn  bis  fünfzehn  Zentner  bewirkt*;  t)  dafi 
diese  Rollo  den  Gebäuden  in  keiner  Hinsicht  schadet ,  und  auch 
keinen  gröfsercn  als  einen  4  Schuh  langen  Raum  einnimmt,  wo- 
bei die  Bequemlichkeit  eintritt,  dafs  dieselbe  in  jedem  Zimmer 
statt  eines  Meubels ,  besonders  aber  als  Jisch  verwendet  werden 
kann;  ^3)  dafs  bei  ilir  keine  Quetschung  oder  Verletzung  der  Kin- 
der, wie  bei  den  gegenwärtig  üblichen  Rollen  xu  befurchten  ist, 
und  endlich  4)  daCs  sie  nicht  hoher  als  9uf  lo  fl.  H.  Af.  zu  sie- 
ben kömmt;  auf  fünf  Jahre,  vom  aS.  November  i8it. 

95.  Anton  Bernhard^  DampfschtfTahrts -^Untemebmer  und 
königlicher  Esseggcr  Kameral-  Brücken -und  Dammbau -Pächter  in 
PßSth^  auf  die  Erfindung  einer  Art  voh  unt^rschlachtigen  Wasser- 
rädern (StromkrafUrädern)  mit  beweglichen  Taufein  zur  Anwen- 
dung auf  gröfscren  Flüssen  und  Strömen ,  welche  Räder  den  Vorv 
theil  vor  allen  bisher  bekannfen  besitzen ,  dafs  dieselben  auck 
die  vorhandene  Tiefe  des  Stromes  nach  Willkür  und  Erfordcr* 
nifs  zu  benutzen  gestatten,  dergestalt,  dafs  ein  Stromkraftsrad 
dieser  Erfindung  von  gleicher  Grofse  mit  einem  'gewöhnli<:hen  be- 
kannten unterschlächtigen  Wasserrade  mit  feststehenden  Taufein 
(welches  nur  auf  einen  sehr  kleinen  Theil  tfeinos  Durchmessers 
eingetaucht  werden  darf,  wenn  das  Hinterwasser  nicht  seine  Be- 
wegung hemmen  soll  )  drei  bis  vier  Mahl  u.  s»  w.  tiefer  in  das 
W^asser  eingelassen  werden  kann,  und  dann  auch  eine  drei  bis 
vierfache  u.  i.  w.  Kraft  gegen  ein  gewöhnliches  von  gleicher  Di- 
mension hervorbringt,  so  wi^  einen,  ein  bis  vier  Miahl  So  grofsen 
3tützpunkt  gibt,  wenn  es  von  einer  andern  Kraft,  wie  z.  B.  die 
Bnder  Räder  am  PampfächifFe  von  der  Dampfltraft,  bewegt  wird; 
auf  fünfzehn  Jahre,  vom 25.  November    iSti. 

96.  Ludufig  Bitter  v.  Ptsehier  ^  Eigenthümcr  der  landes- 
bclHigten  Papierfabrik  in  Frantensthal ^  und  Vtnieru  Sterz  ^  Di- 
rektor derselben  Fabrik ,  auf  die  Verbesserung  ihrer  bereits  mit 
allerhöchster  EntschlieCsung  vom  12.  Dezember  1819  auf  die  Dauer 
von  zehn  Jahren  privilegirten  Papier  -  Erzeugungs  -  Maschine, 
welche  in  der  gröfsercn  Dauerhaftigkeit ,  in  den  minderen  Unter- 
haltungskosten ,  und  in  der  Ztveckmäfsigkeit  der  Papierform  und 
der  übrigen  mechanischen  Vorrichtungen  besteht;  auf  zehn  Jahre, 
vom '35*  November  1821. 

97.  Johann  Biehard  tf/ro3tf/, 'MarSch -Deputirler  in  Tiro!j 
auf  seine  Erfindung,  mit' Ersparung  der  bisher  üblichen  theurea 
Ingredienzien  und  mit  Anwendung  inländischer  Surrogate  ein 
chemisches  Tintenpulver  zu  verfertigen ,  mittelst  dessen  naa 
ohnQ  allen  weitern  Zusatz,  im  blofsen  Wasser  überall  und  auf  der 
Stelle  ohne  Anstand  eine  gute,  wohlfeile  und  haltbare  Tinte  be- 
reiten kann;  auf  fünf  Jahre,  vom  25.  November  i8si* 

98.  Jßieph   Vaühr ,    befugter  Schlosser ,   und  Johann  Bvp' 


5i9^ 

tiif  MUsiUmr ,  bürgerliclicr  Büchaienmaelier  in  Wi§H ,  auf  ilira 
Erfindung  einer  Mascltine,  mittelst  welcher  Bleiplatten  in  verschie* 
dener  Streckung  und  Dicke  mit  einer  solchen  ochneHigkeit  gegos- 
sen und  gehärtet  werden  ^  dafs  deren  in  einer  Stunde  bei  tausend 
.Pftind  SU  erseugen  sind.  Diese  Platten  gewahren  den  Vortheil^ 
dafs  sie  cur  Ausnitterung  der  Schlauche  saramt  Gängen  oder  Sei- 
tenarmen ,  und  der  Sitze  bei  Rctiraden  durchaus  mit  Blei ,  theils 
auf  die  cewShuIiche,  theils  auf  die  jetzt  in  England  vhWche  Art^ 
aammt  der  dazu  gehörigen  Maschinerie,  die  ihrer  langen  Dauer, 
wie  auch  des  dadurch  xu  vermeidenden  Geruches  wegen  anxuem« 
pfehlen  ist,  dann  aber  auch  zur  Deckung  dei*  DäcITer,  zur  Üben 
siehung  der  Lamberien  und  Mauerwände  zu  ebener  £rde,  so  wie 
auch  anderer  Gegenstände  unter  der  £rde  ,  in  jeder  Hinsicht  mit 
entsprechendem  Nutzen  verwendet  werden  können  ;  auf  fUiif  Jahreg 
vom  1.  /Dezember  iSi  i .  ^  • 

99«  Nikolaus  Werner:^  bürgerlicher  Hut  mächer  in  Wiem^ 
aur  die  Verbesserung  der  Seidenfelberhüte ,  dafs  er  nähmlich  Sei- 
denfelberhüte  mit  Hinweglassung  von  Pap|iehdeckel ,  Holz  ,  Strod 
und  Tuch  verfertigt,  deren  Unterlage  in  wasserdicht  gemachtem 
Filze  nach  einer  von  ihm  erfVindenen  Art  bestehen,  welche -die 
Vortheile  haben ,  dafs  sie  sehr  leicht  und  elastisch  sind ,  Aen 
Hopf  nicht  drftcken ,  und  wie  die  gewöhnlichen  Filzhüte  9  wenn  sie 
verdrückt  sind ,  wieder  ausgerichtet  werden ,  und  aucli  i^aoh  Be* 
lieben  eine  andere  Form  bekommen  können ;  dafs  sie  femer  auch 
im  stärksten  Hegen  in  ihrer  Form  unverändert  bleiben ,  und  dats 
sie  wohlfeiler  zu  stehen  kommen,  als  alle  bisherigen  Seidenfei« 
berhüte;  auf  fünf  Jahre ,  vom  1.  Dezember  i8ai. 

100.  Karl^Nowoiny^  Holahändler  in  Kreubach  bei  Wiihelms» 
hmrg  V.  U.  W.  W, ,  auf  die  Erfindung ,  dafs  er  mittelst  einer 
neuen,  selbst  auf  dem  kleinsten  Wasser  zu  errichtenden  Dreh- 
maschine, auf  eine  ganz  einfache  und  leichte  Art  ohne  viele  Vor- 
richtung mit  einem  wenig  kostspieligen  neu  erfundenen  Schneide^ 
zeug  durch  eine  einzige  Person,  selbst  durch  einen  Knaben  von 
zehn  bis  *^wo1f  Jahren  ,  alle  Holsgattüngen  9  auch  die  sehr  ästi- 
gen, die  der  Zimmermann  wenig  oder  gar  nicht  brauchen  will, 
mit  grofser  Ersparung  des  Holzes  selbst,  welches  der  Zimmer- 
mann ins  Gevierte  haut,  welches  aber  hier,  dem  Wachsthume 
des  Holzes  angemessener,  gleichfalls  rund  abgedreht  wird,  im 
Durchmesser  von  a  ^/^  Schuh  und  in  einer  Länge  von  3  >-  4 
Klafter ,  nöthigenfalls  "  auch  bis  ,  auf  6  Klafter ,  mtt  weit  gerin- 
gem Kosten!  und  grofser  Gewinnung  an  Zeit,  zu  Schneepflöcken, 
Backstallen,  Tempel-,  Lusthaus-,  Laternen-,  Stallstand-,  Meilen- 
und  Wegweiser  -  Säulen,  Hutstöcken  u.  s.  w.  abzudrehen  im 
Stande  sey;  auf  fünf  Jahre,  vora'i.  Dezember  1831« 

loi.  Johann  Georg  Schuster,  Werkmeister  im  k.  k.  pplj- 
technlschen  Institute,  auf  die  Verbesserung  der  Metallsohreibfe- 
dern,  dafs  man  nähmlich  mit  diesen  Federn  besser  und  reiner, 
alir  mit  den  Kielfedern  schreiben  Und  mit  einer  einzigen  für  eine 
immer  gleiche  Schrift  über  ein  halbes  Jahr  auslangen  kannj  dafs 


5:10 

ferner  ein  Kalligraph  mit  diesen,  die  fraiiisi|;e  SegrÜnKang  der  Zü|;t 
beseitigenden  Federn ,  welche  in  einem  mit  den  Kielfedern  gleich 
leichtem  Gewichte  herzustellen  sind,  nebst  der  Erspamib  der 
Zeit  Eum  Federsdbneiden ,  auch  den  Vortheil  der  DauWhaltigVeit 
und  sohin  d«;r  viel  gröfseren  Wohlfeilheit  hat ;  auf  fünf  Jahn, 
vom  a«  Desember  i8ai. 

*  *  * 

loa*  Joseph  Gdbel^  landesbef4gter  Seidenband  -  Fabrikant 
in  WUn^  »auf  die  Erfindung ,  auf  Mahlstühlen  Bander  gans  wiD- 
J&Ürlich  mit  Verbindung  einer  gewöhnlichen  Maschine  von  oben, 
und  swar  mit  swei  Schützen  in  einem,  nöthigenfalls  auch  inmeb* 
reren  Schüssen  au  brochiren,  und  auch  zugleich  zu  quadrilliren, 
welches  den  Vortheil  hat,  dafs  der  Arbeiter  nicht  erst  Scbüsse 
sShlen,  und  durch  Treten  die  Lade  in  Bewegung  setzen  mats; 
auf  acht  Jahre,  vom  ii.  Dezember  iSai*. 

io3.  Joseph  FfuFidheUer^  bürgerlicher  Handelsmann  ii 
Wiem^  auf  die  Erfindung  neuer  Männer- Touren,  dafs  er  nalim* 
lieh  aus  rohgeförbter  Seide  auf  Weber-  oder  Zeugmacherstfibles, 
Touren  iur  Männer  auf  ein<§  neue  Art  verfertigt,  welche  toi 
den  natürlichen  Haaren  nicht  unterschieden  werden  können,  nnd 
den  Vortheil  gewähren,  dafs  sie  wegen  ihrer  Leichtigkeit  den 
Kopf  nicht  beschweren,  wegen  ihrer  Keinheit  und  Beschalfenbeit 
überhaupt  keine  nachtheiligen  Folgen  mit  sich  fähren ,  die  Aus- 
dünstung des  Kopfes  nicht  hemmen ,  und  bedeutend  billiger  all 
Haar  -  Touren  zu  stehen  kommen ,  so  wie  nicht  minder  aus  roh 
gefärbter  Seide  auf  Weber-  und  Zeugmacherstühlen  auf  eise 
neue  Art  Pelzwerke  zu  erzeugen ,  die  dien  natürlichen  nicht  nur 
sehr  ähnlich^  und  wegen  ihrer  Leichtigkeit,  Dauer  und  der  Bil- 
ligkeit des  Preises  den  letzteren  noch  vorauaiehen  sind;  auf  ftitf 
Jahre,  vom  a.  Dezember  iSai. 

1 04.  Stephan  ülfmer  Edl.  tr.  Kifs-Engiiske^  Magister  der  Pbs^ 
mazie  in  Wien^  auf  seine  Entdeckung,  welche  a)  in  der  Erzeugung  der 
rhlorsauren  Verbindungen  mit  Alkalien  (oxygenirten  salzsauren  All»* 
lien  nach  der  früheren  Ansicht)  auf  eine  von  der  bisherigen  gaas  vc^ 
schiedene  Verfahrungsweise  mit  einem  neu  ausgedachten  Appante 
mitunfrieich  gröfsererErsparnnganZeit  und  Ingrediensten,nftbe* 
deutend  reichlicher  Ergiebigkeit  und  mit  gänslicher  Beseitigvag 
der  Gesundheits- Gefahrdung  des  Manipulanten ,  dann  b)  ia  der 
zweckmafsigsten  Benützung  der  bisher  weggeworfenen  Rückstiads 
besteht,  indem  die  Gesetze  und  Verwandtschaften  der  Ingredien- 
zien hierbei  sztentifisch  so  ausgemittelt  sind,  dafs  es  gar  keiaea 
Abfall  geben  kann,  alles  lauf  die  zwcckmärsieste  Art  angeeignet, 
und  für  Künste  und  Haushaltungen  überrascne^d  nütalich  wird« 
auf  fünf  Jahre ,  vom  i8,  Dezember  1821« 

io5,  Aloys  SeitU'^  ausgetretener  k.  k.  Offisier,  in  WUn^ 
auf  seine  Erfindung ,  die  Schafwolle  nach  der  Schur  in  gansea 
Vliefsen  weit  besser  zu  waschen,  als  man  es  bei  deqi  Schwem- 
men hervor  zu  bringea  im  Stande  ist;  auf  fünf  Jahre,  yom 
18.  Deaember  181 1« 


Sil 

106.  Thomas  JBäihXf  MaBeliinist  ius  LotutöH^  auf  seine 
Sfascliine,  mittelst,  welcher  Schafwolle  für  die  feinem  und  fein- 
sten Merinos  und  Shawls  subcreitet  und  gesponnen  wird ,  welche 
ErfinduTtf;  darin  besteht,  dafs  mittelst  diefcer  Maschine 9  die  aus 
fönf  Tbeilen  susammengesetst  ist,  die  drei  ersten  die  Comhed- 
Schafwolle  bereiten,  und  die  beiden  letstem  solche  spinnen,  so 
zwar ,  dafs  der  erste  die  Wolle  verarbeitet ,  der  sweite ,  drawing 

frame^  die  Wolle  cum  Ziehen  in  die  Lange  bereitet,  der  dritte, 
spihdU  TowingfraniMy  die  Zubereitung  durch  Aufrollen  vollendet, 
oer  vierte,  thrquilf  aus  der  SQ  zubereiteten  Wolle  den  Aufzug,* 
und  der  itiufte  den  Einschlag  spinnt,  woWi  die  Maschine  den 
Vortheil  gewahrt,  dafs  mitteist  derselben  .die  SchaiWolle  so  zu* 
bereitet  wird ,  und  alle  Arten  der  feinen  Game  von  Nr.  So  bia 
100  und  bis  zu  den  höchsten  IVummem  für  die  feinsten  Merinos 
und  Shawls  gesponnen  werden;  auf  zehn  Jahre,  vom  3«  Dezem- 
ber i8si. 

107.  Froßu  Tumfofi^  Bandmacher,  auf  die  Verbeasening 
der  Muhlstühle ,  dafs  er  nähmlich  vier  und  zwanzig  GSnce  von 
Kr.  C  Figur  Band  auf  einem  Müblstuble  verfertiget,   welche  nn- 

Seachtet  des  Aussehens,  als  ob  zwei  Stuhle  neben  einander  stfin- 
en  Y  welche  auch  gewöhnlich  zwei  Arbeiter  erfordern ,  doch  von 
einer  Perspn  betriden  werden  kann  \  auf  drei  Jahre»  vom  3o,  De«, 
zember  18a  1« 


f^ 


\ 


XXVI. 

Verzeichnifs   der  Patentei 

welche 

in  Frankreich  im  Jahre  1820  auf  Erfindungen^  Yeri 
besserungen  und  Einfuhrungen  ertheilt  wurden. 


1.  Uodd  und  Frin ,  beide  von  ParU ,  auf  ein  besonderei 
Verfaliren,  mittelst  dessen  sie  Basreliefs  aller  Art  in  Porsellaa 
machen.  —  Datirt  vom  8.  Jänner  iSso.  -*  Dauer  des  Privile- 
giums auf  sehn  3ahre. 

3.  RipauU^  L*  N,j  von  Paris  ^  auf  eine  Meuble  -  Maschine, 
unter  dem  Kfahmen  9  Cyli^idre '  votier  oder  volumex.^  —  Datirt 
vom  90.  Jänner«  —     Auf  fünf  Jahre. 

3«  Ferdr-nand^  A.^  ytotk  Paris,  auf  ein  Verfahren«  Bolen 
(earteües)  svi  verfertigen,  um  Musikalien  mit  Ökonomie  ta 
schreiben.  — ->   Datirt  vom  a4*  Jänner.  ^ —  Auf  fUnf  Jahre. 

4*  Guillaume^  F.,  von  Paris ^  auf  eine  Maschine,  um 
Fahnseuge  gegen  den  Strom  der  Fliisse  aurück  su  fuhren,  unter 
dem  Nahmen :.  »Fahraeuge  mit  doppelter  Steuer.«  —  Datirt  vom 
34*  Jänner.  —• ^  Auf  fünf  Jahre.  » 

5.  Droiuart  und  lacob ,  beide  von  Paris ,  liuf  eine  Hand- 
miihlo ,  um  jeide  Art  von  Getreide  und  \on  Samen  su  mahlen.  — 
Datirt  vom  3:i«  Jänner.  —  Auf  fun:*  Jahre. 

6.  Donath  J,  E.  1^.,  von  Paris ^  auf  Zusatse  und  Verhet- 
aerungen  su  dem  Patente ,  welches  er  auf  schnelle  Austrocknimg 
des  Urins  uncl  die  Behandlung  der  Rückstände  der  Abtritte  duren 
eiaene  Verfal  irungsarten ,  am  4*  Desember  1819,  für  |  funfsehn 
Jahre  erhalten  hat;  die  Verbesserung  besteht  in  swei  Vorrichtuii- 
gen,  die  ver sehiedenen  Substansen,  welche  sur  Absorption  des 
urinaauren  Ha  Ikes  dienen ,  su  serstofsen  und  au  sieben.  —  Datirt 
vom  3i«  Jänn<;r« 

7.  Caiefteuvs^  /.  M,^   von  Paris  ^   auf  Zusatse  und  Verbes- 
serungen lu  clem  Patente )  weichet   er  auf  die  Verfertigung  be- 


5ii 


wegticber  und  geroebloser  AhtrilUgntben ,  am  9*  Mai  1818 ,   fUr 
lanfsefan  Jahre  erhalten  hat,  —     Datirt  vom  19.  Februar  1830, 

8.  LiAöuiayt •  Marillae ^  von,  Gobelins^  auf  Apparate  und 
ein  Verfahren ,  wodurch*  er  darauf  gekommen  ist,  alle  Arten  von 
Stoffen  aus  Schafwolle,  Baumwolle,  Seide,  Zwirn  u.  a.  w.  im 
StQcke,  und  auch  Häute,  in  allen  Farben  »u  färben,  und  swar 
im  Innern  eben  so  dunkel ,  wie  auf  der  Oberflache.  —  Datirt 
Tom  19.  Februar.  —   Auf  iunfaehn  Jahre. 

9.  Noury ,  N. ,  von  Bauen ,  auf  die  Bewegung  eines  Kam* 
mes,  um  die  Baumwolle  zu  krempeln.  —  Datirt  vom  10«  Februar. 
—  Auf  fünf  Jahre. 

'  10.  Lemalre,  P.  C.  jf. ,  von  Paris^  auf  einen  Apparat,  mit» 
teist  dessen  man  Dampfbäder  ipn  Hause  geben  kann.  -^  Datirt 
vom  a8.  Febr«  —   Auf  fünf  Jahre.  ' 

1 1 .  Gaucheret ,  Gebrüder ,  von  Pmris^  auf  ein  VeH^iren  in 
der  Verfertigung  mechanischer  Feuerschirme :  »Panorama-Schirme« 
genannt.  -—  Datirt  vom  a8.  Februar.  —  Auf  fönf  Jahre. 

n.  Marite^  /.  Z.,  von  Paris  ^  auf  Zusatee  und  Verbesse- 
rungen 7M  dem  Patente,  welches  er  auf  die  Verfertigung  einer 
Kanehkanne  mit  doppeltem  Seiher,  geei^el  KaiTeh  ohne  Aufsie- 
den und  Abdampfen  su  machen,  am  14.  Desember  1819,  für  fänf 
Jahre  erhalten  hat.  —  Datirt  vom  38.  Februar. 

i3.  Dufort^  L  F. ,  von  Paris  ^  auf  Zusatse  und  Verbesse- 
rangen SU  Item  Patente,  welches  er  auf  die  Fabrikation  einer 
Art  Pappendeckel  aus  den  Abfällen  der  Haute  oder  Felle  9  am 
9.  November  1819,  fnr. fünf  Jahre  elrhalten  hat  —  Datirt  vom 
38*  Februar. 

i4«  Manfot^  C,  A, ,  von  Paris «  auf  Apparate,  um  den  Talg 
und  andere  Fettigkeiten  in  eine  Materie  zu  verwandeln ,  welche 
das  ganze  Aussehen  und  alle  Eigenschaften  des  Wachses  hat.  — 
Datirt  vom  i.  Mars   —   Auf  funtzehh  Jahre« 

i5.  Groves^  P. ,  von  Paris  j  auf  einen  Mechanismus,  um 
die  Achsen  und  Büchsen  der  Wagen  zu  verfertigen,  von  ihm^  sali* 

femeinc  Drehbank«  genannt.  —  Datirt  vom  6«  Mars.  -*  Auf  fünf 
ahre. 

16.  BilbilU^  von  Paris  ^  und  Lemteigne^  von  Seiches  im 
Marne  "unS.  Loire  ^Departement^  auf  Zusätze  und  Verbesserun- 
gen SU  dem  Patente,  welches  dem  Ucrm  Zcistenschneider ,  des- 
sen Zessionare  sie  sind ,  auf  Maschinen  sur  Fabrikation  des  Ve- 
^inpapieres,  am  23.  Februar  18t  6,  fUf  fünfzehn  Jahre  verliehea 
worden  ist.  —  Datirt  vom  6.  März. 

17.  Gohier,  I.  B.  P. ,  von  Paris,  auf  einen  tragbaren  Ofen 


Ar  di6  VerkoMiiii^  Aet  HblsM^  mtd  äa»  Autsielniiiff  dm  Hott -Ei« 
fig»  und  desTbeeres.  -—  Datiit  vom  i$.  M8n»  -*  Aul  sebiiJakre 

i8«  TmUlUre^  /.  ^  voa  .^ü^A  im  Gej[$' Departement^  an/ 
Kttsfitse  und  Verbesse  rangen  m  dem  Patente ,  welches  eriu 
4«  August  18189  för  f&nfsehn  Jahre,  auf  einen  BestflUrappar» 
erlialten  hat  — -  Datirt  vom  i5.  Mars« 

19.  CeUier-  Blumenthal  ^  /.  JS.^  su  Ckaiffof^  auf  einea  Ap> 
parat  9  um  das  Bier  tu  erfrischen.  —  Datirt  vom  16.  Man.  — 
Auf  fÜnfsehn  Jahre« 

so,  Gawan,  T.y  von  Parts  ^  auf  Bandagen,  um  Nabel -ud 
Leistenbrüche  zurücksuhalten«  —  Datirt  vom  16.  Mars.  —  Aaf 
sehn  Jahre. 

si.  Renette^  A,  von  Paris ^  auf  ein  FlintenschloCh  (pUHm 
Jefusü  ä  dBuble  systime ).  ^  Datirt  vlam  16.  Mirs.  i—  Auf  fuf 
Jahre. 

93.  Gedartf  h  B%^  von  Amiens  im  Sonune '  Departemisi^ 
auf  eine  Maschine ,   um    die  Stoffe   lu   gittern   (au  griOags  du 
Stoffes).  —  Datirt  vom  18.  Mars.  —   Auf  iilnf  Jahre« 

»3.  JBrumiel^  CA.  J. ,  von'  fyon^  auf  Zusatae  und  Veihe^ 
aerungen  su  dem  Patente«  'welches  er  auf  ein  Flintenschlofs,  dsi 
mittelst  Hnallpulver  abgefeuert  wird ,  am  t6.  August  1819,  fir 
fünf  Jahre  erhalten  hat.  —    Datirt  vom  ao.  Mars. 

«4-   Degnani^   E*  j  von  Marseiüe ,  auf  Apparate  su  Feae^ 
.  — -   Datirt  vom  sS*  Mars»  -*«  Auf  fönr  Jahre» 


i5.  Viüain^  B.^  von  Paris  ^  tiui  Zusatse  und  Verbesseran- 
gen  au  dem  Patente,  welches  er  auf  eine  Maschine:  »hydranli- 
ache  Hyder«  genannt,  am  ao.  Juni  1818,  f&r  fUnf  Jabre  eriiaJtea 
bat.  *--   Datirt  vom  a5.  Mars. 

a6.  LemoFej  P.  A,^  von  Paris  ^  auf  Apparate,  aAutoU«Te< 
genannt,  um  Dampfgefäfse  oder  Dampfkessel  hermetisch  su  schlies- 
sen.  •*«  Datirt  vom  Si.  Mära.  -^  Auf  fünf  Jahre. 

17.  Pöulony  R.  X.,  von  Paris^  auf  einen  Apparat  mit  Schati- 
bret  (appareil  ä  vannej ,  unter  dem  Nahmen  »öhonomische  Ab- 
tritts|prubc.c  —  Datirt  vom  3i.  Mars*  —  Auf  fünfsehn  Jahre. 

s8.  Dtnai,  /.  J?.  V.f  von  PtrriSj  auf  Zusatse  und  Verbet- 
aerungen SU  dem  Patente »  welches  er  auf  schnelle  Austroduiunf 
des  Urins  und  die  Behandlung  der  Rüchstande  der  Abtritte  darcb 
eigene  Verfahrungsarten ,  am  4*  Desember -1819,  für  lunftebo 
Jahre  erhalten  hat  $  diese  Verbesserung  betrifft  den  Kalk,  welcher 
sur  Absorption  des  Urins  angewendet  wird«  —  Datirt  ron 
6.  ApriU 


5a5 

«9*  SatuUif  K,  Ton  Pmris^  auf  die  ZiuaiiiineiiaeUiiiig  ei- 
Aee  die  Haut  verschdnemden  Teiges.«  welchen  er  »gdttlichen  Ye* 
nuateig«  nennt«  —  Datirt  Tom  i5.  April.  —  Auf  fUnf  Jahre« 

3o.  Gmudei ,  J,  A,^  von  JPori/ ,  auf  da»  Verfahren  bei  Ter- 
fertiffung  efner  Kaifehkanne  mit  doppeltem  Seiher,  um  den  Baffeh 
durcn  Aufsieden  ohne  Abdampfen  au  kochen.  —  Datirt  Yom 
i5.  Aprii«  —  Auf  fünf  Jahre. 

3i«  Thiville^  Lb  cemte  ^«z,  von  Pr^U'Fort  im  Loirtt^Dß'^ 
pariement^  auf  ein  neues  System  von  leichtem  R^Uwerk  (rouUgtJ^ 
deren  Zweck  es  ist»  den  Widerstand  au  Termindem  (r^dum)^ 
welchen  die  Reibung  der  ersten  Art,  und  die  entstehende  nci« 
bung  der  sweiten  Art  {frottemcm  df  primiire  §t  d9  seconde  M-' 
pice)  der  Operation  entgegensetaen.  —  Datirt  vom  löt  April.  *• 
Auf  fiinfaehn  Jahre, 

3a.  CaroHi  (r. ,  Yon  Srtssmm  im  H^rauli  -  Ihpmrt,  ^  auf  ei« 
nen  Destillir  -  Apparat»  -—  Datirt  vom  so.  April.  —  Auf  aehn 
Jahre« 

33.  Ehfpiau^  P, ,  von  PariSj  auf  einen  Mechanismus,  ScolFo 
SU  jeder  Rreite  au  verfertigen.  —  Datirt  vom  a5.  April.  — -  Auf 
fünf  Jahre.  « 

34-  LofehvM^  der  altere  Sohn,  und  Fortail^  beide  Baum- 
woUenapinner  von  St,  Quentin  im  AUne^Depart.^  auf  ein  Mittel, 
den  Faden  ohne  Kurbel  auf  die  Spillen  der  Docken  su  leeren 
iemvider  U  JU),  —  Datirt  vom  a5.  ApriL  —  Auf  fünf  Jahre. 

35.  Ch$debois^  JR.,  von  PariSj  auf  neue  Schomsteinhüte« — 
Datirt  vom  4*  Mai.  —  Auf  aehn  Jahre. 


36.  B€auvUmg0j  A,  /.,  von  P«ri#,  auf  Mittel,  alle  Arten 
von  StoiTen  aua  Scnafvr olle ,  Zwirn,  Baumwolle  und  Seide,  und 
vorsüglich  den  sogenannten  Merinos  matt  anaurichten«  — •  Di^t 
▼om  4.  Mai.  —  Auf  fünf  Jahre. 

37.  Tomhinif  S,f  yon  Paris  ^  auf  eine  uranographiache  Ma« 
achine»  oder  eine  neue  Kugel,  um  daa  Kopemikanische  System 
SU  demonstriren*  -^  Datirt  vom  4*  M^-  *~  -^^^  funfaehn  Jahre. 

3S.  Zartigue  und  Xos#,  beide  voi&  Bordeaux ,  auf  ein  Ver« 
fahren ,  die  Syrupe  vom  Bohaucker  au  entfärben ,  sie  durch  Nie«* 
derschlagung  au  klaren ,  und  mittelst  einer  Abdampfmaschine  bei 
offenem  reuer  (  äfeu  ü»)  su  konaentriren.  •—  Datirt  vom  S»  Mai« 
-—  Auf  aehn  Jahre. 

Sg,  ColUms^  IF,,  von  Vmlogfu»  im  Manche  •  Deports  ^  auf 
•ine  Platte,  welche  das  Eindringen  der  Feuchtigkeit  in  die  Zünd- 
pfanne der  Schiefsgewehre  su  verhxndam  bes1;ininit  ist.  <^  t^-*:«* 
vom  8.  Mai«  ^  Auf  fü«f  Jahr^^ 


5a6 

40.  Mögend ,  /•  X «  von  Paris ,  auf  Zusatee  lud  Veritet^ 
terungen   su   dem  Patente  ,   welches  Herr  Rmymotid  auf  ein  m^ 

'chanischea  Fahrseug  von   seiner  Erfindung   am  a6.'  August  181^ 
für  fünfsehn  Jahre  erhalten  hat.  —   Datirt  vom  8.  Mai. 

41.  Delpont^  F.,  von  Paris j  auf  das  Vorfahren  bei  Ver 
ferligung  der  Schakos  mit  doppeltem  Filse.  •»  Datirt  vom  8.  Mi 
— -  Auf  fünf  Jahre, 

4«.  Heatheoat  %  J>  ^  von  Paris ,  auf  Maschinen  ,  um  SpiUn 
stt  verfertigen,  welche  in  Erigland  hMin^nei  heiüsen.  —  Datirt 
vom  8.  Mai.  —  Auf  flaifsehn  Jahre. 

43.  Pouparty  A*^  von  Sedam  im  Ardensus^  Deport,^  aaf 
eine  Maschine,  um  Tücher  su  scheren.  —  Datirt  vom  9.  Mai.-* 
Auf  fUnfxehn  Jahre. 

44.  DelaeöUr^  Madame  <^  von  Paris  ^  auf  einen  die  Haut 
verschönernden  Teig ,  »örtliches  Lippenmittel  Itopique  labiüU)i 
genannt.  —    Datirt  vom  la.  Mali  —  Auf  fiinf  Jahre. 

45.  BachevUU ,  B. ,  von  Paris ,  auf  ein  die  Haut  verscbö- 
nemdes  "W^^ser  Hir  die  Toilette,  mit  Nahmen  ^eau  des  odatu- 
iquss.9.  —   Datirt  vom  la.  Mai.  —  Auf  fön/*  Jahre. 

• 

46.  Dartigues ,  von  Paris ,  auf  eine  Maschine ,  um  die 
Spiegelgläser  su  ebnen  und  su  glätten  ( dresier  et  doucir  Ui^ 
ces),  —   Datirt  vom  i3.  Mai.  —  Auf  funfsehn  Jahre. 

47«  Barnet  ^  /.  C,  von  Paris^  auf  eine  neue  Druckerpresse, 
•—  Datirt  vom  19.  Mai..  —  Auf  fünf  Jahre. 

48.  Humphrey  Edwards^  von  Paris  ^  auf  Zusatse  und  Ver- 
besserungen KU  dem  Patente,  welches  er  auf  eine  DampfmsKhiae 
mit  doppeltem  Drucke,  am  s5.  April  i8i5,  für  tehn  Jahre  erhal» 
ten  hat.  -*-   Datirt  vom  19.  Mai. 

49.  Manieler 9  von  Paris  ^  auf  Mittel  und  Apparate,  den 
iTorf  EU  verkohlen ,  und  daraus  ohne  Geruch  ein  brennbares  3la* 
terial  su  bilden,  welches  er  »^anic/Iffr- Kohle«  nennt.  —  Datirt 
irom  17.  Mai.  — •  Auf  funfsehn  Jahre. 

50.  CaproHf  /.  7\,  von  Paris  ^  auf  eine  hydraulische  Jtfa- 
•chine,  unter  dem  Nahmen  vnorpae.M,  —  Datirt  vom  i.  Janl  — 
Auf  fünf  Jahre« 

5i.  Giraudjr  de  Bonyon^  von  Marseille  ^  auf  die  Znsani- 
mensetKung  eines  befruchtenden  Pflansenpulvers  (poudrt  feto»- 
dante  et  p/getaiive  ).  —  Datirt  vom  6.  Juni.  —  Auf  sehn  Jahre. 

6s.   CoMemetßve^  von  Patis^  auf  Zusatse  und  Verhessmin 
gen  tu  dem  Patente ,  weichet  tr  auf  das  Verfahren  bei  VcrTerti 


gong- beweglicher  viid  geruchloser  Abtrittsgroben,  am  9,   Mai 
i8b8  ,  für  funfschn  Jahre  erhalten  hat.  —  Datirt  vom  17.  Juni. 

53.  Glujekertj  Bruder  und  Schwester,  von  Paris ^  auf  ein 
öhl  sur  Erhaltung  der  Haare ,  itfluiie  de  Jmva^  genannt,  — -  Da- 
tirt vom  17.  Juni.  —  Auf  ^ünf  ^ahre. 

54-    JaXabert^  /.  ^.,   von   Paris  y    auf  eine   Tisch 'WSrm- 

Sfanne  mit  dreifachem  Boden  imd  doppeltem^  Lüftsuge  ^  welch« 
urch  einen  hleii^n  baumwollenen  Docnt  erhitzt  und  mit  Wein- 
geist genährt  wird,  uiiter  dem  Nahmen  »afvi-cii/br.«  —  Datirt 
vom  17.  Juni.  —  Auf  fünf  Jahre. 

55.  PatilmieTj  L,  A^^  von  Paris  ^  auf  eine  neue  Art  Li-^ 
thographie   durch  das  Verfahren   des   Radierena.  —  Datirt  vom 
39.  Juni.  — •  Auf  fönf  Jahre. 

56.  Saint '  Martin  y  /.  J?.,  von  Paris  y  auf  einen  doppelten 
und  einfachen  Mechanismus,  ^nietssairt  ä  jeu€  genannt.  —  Datirt 
vom  SS.  JnnL  —  Auf  fönf  Jahre. 

57.  Merijoty  (?. ,  voil  Paris  ^  auf  ein  Verfahren  bei  Verfer- 
tigung einer  neuen  Art  von  Bougien,  welche  er  :»bougie  optimt^ 
nennt*  —  Datirt  vom  ss.  Juni.  —  Auf  sehn  Jahre. 

58i  Pierre  und  Binet ,  beide  von  Paris ,  auf  Zusfitse  und 
Verbesserungen  su  dem  Patente ,  welches  Herr  Pierre  auf  ein» 
hydraulische  Pumpe  von  seiner  Erfindung,  am  17.  Februar  1818, 
für  funfsehn  Jahre  erhalten  hat,  —  Datirt  vom  a6.  Juni. 

69.  Gensse 'Duminy  und  Comp,^  von  Amiens  im  Somme» 
Deport. ,  auf  ein  Verfahren  bei  Verfertigung  einer  Art  Tücher, 
wrelche  sie  telauthse  und  clauthse  •  doublen  nennen.  «—  Datirt  vom 
a6*' Juni.  —  Auf  fünf  Jahre. 


60.  Jordis y  C,  von  Paris ^  auf  metallene  Kugeln,  die  an 
den  Achsen  des  Wagens  angebracht  werden,  um  sie  vor  Äh» 
nütsung  su  schütsen.  — *  patirt  vom  36«  Juni.  -*-  Auf  funfsehn 
Jahre. 

^  61  •  Montagnsy  D.  /, ,  von  Paris  y  anfeine  Maschine,  den 

Hanf  und  den  Flachs  tu  brechen.  -^  Datirt  vom  96.  Juni.  — -  Auf 
fünf  Jahre. 

63.  Baruch  •  If^eil  y  Gebrüder  9  von  Paris  ^  auf  die  Zusam« 
mensctzung  eines  neuen  Emails  für  die  Probe  des  Feuers,  um 
das  PorselTan  vor  seinem  Springen  und  vor  allen  Bitaen  auschiU 
tsen.  —   Datirt  vom  a6.  Juni.  —  Aut  fünf  Jahre. 

63.  Lea "  Nacquet  g  JUadainey  von  Paris  y  auf  die  Zusanw 
mensetsung  eines  die  Haut  verschönernden  Öhles,  rhuile  de  Cä-^ 
i^besfn  genannt.  —  Datirt  vom  »7.  Juni.  -—  Auf  fünf  Jahre. 


5i8 

^.   RahUr^  /. ,   Ton  Rennes  im  Hle  -  et^  ViUaim -lUpart^ 
auf  ein  Gebläse  filr  Hammerwerke  9  mit  doppeltem  Luftauge  und 
mit  beweglichem  Flügel  {ä  voiani  mobile)  im  Imiem«  —   Dalirt 
Tom  97.  Juni«  -^  Auf  fünf  Jahre. 

65«  Arpim^  F.,  von  Saint  -  QuenÜH  Im  Aisnt » Deport,^  tti 
eine  Maschine  9  um  das  Gewebe  nach  der  gancen  Breite  des  W^ 
berstuhles  aufssuspannen ,  unter  dem  Nahmen  wtendeur  /fcrp/ttul 
(immerwährender  Spanner.)«  —  Datirt  vom  97«'^Juui.  -—  Auf 
fünf  Jahre.  ^ 

66«  Gu^/nalf  (r. ,  von  Paris ^  auf  eine  Maschine,  die  vier 
Operationen  der  Arithmetik  su  machen ,  von  ihm  »der  mecfaani* 
acheBechnerc  genannt.  —  Datirt  vom  3o.  Juni. —  Auf  fünf  Jahre. 

67.  P'eyrat ,  /.  F. ,  von  Patii ,  auf  ein  Verfahren  bei  der 
Verfertigung  von  Tiscfagerath  aus  geschlagenem.,  polirtem,  ver- 
silbertem u.  s.  w.  Eisen.  —  Datirt  vom  3o.  Juni.  —  Auf  fünf 
Ifahro. 

68.  Roux  und  Bertkier ,  von  Paris ,  auf  ein  Verfahren  in 
der,  Fabrikation  von  FincerhQten  aus  Stahl,  Gold;  Silber,  ge- 
schlagenem Gold  und  Silber,  und  aus  Kupfer.  —  Datirt  von 
6»  Juli.  — •   Auf  fünfsehn  Jahre. 

69.  Rodisr^  Sohn,  von  SU  Jean  •  du  -  Card  ^  im  Card- Di- 
p€urt,f  auf  eiiien  Mechanismus  mit  Kurbel ,  um  die  Seide  au  spia- 
nen.  —  Datirt  vom  1 1.  Juli.  —  Auf  zehn  Jahre. 

70.  Gösset ,  L.  M^ ,  von  Paris ,  auf  das  Verfahren  bei  Ver- 
fertigung eines  Feuergewehres,  welches  mittelst  des  Knallpulven 
abgefeuert  wird«  —    Datirt  vom  10.  Juli.  —  Auf  fünf  Jahre. 

71.  Derode  ^  i^. ,   von  Bprdeaux^  auf  einen  sUsammenbin* 

Senden  Destillir- Apparat.  —    Datirt  vom   i5*  Juli.  —    Auf  fünf 
ahre. 

7%.  Dufottr^  N,  Af.,  von  Paris  y  auf  das  Verfahren  bei  Ver- 
fertigung neuer  Abtritte ,  sowohl  öffentlicher  als  privater ,  welche 
der  Gesundheit  sutraglich,  und  tragbar  sind.  —  Datirt  vom  34  Juli. 
•—  Auf  fünf  Jahre. 

73.  Dihij  C,  von  Paris  ^  auf  ZusäUe  und  Ver)>e8seruDceB 
^u  dem  Patente ,  welches  er  auf  die  Zusammensetaung  eines  Kit- 
tes aur  Konstruktion  und  Erhaltunä  der  Gebaudo.,  am  ^3.  Okto- 
ber 1817,  für  fiinfisehn  Jahre  elrhaiten  hat;  diese  Verbesserung 
bat  tum  Zweck,  Holz •  Parket^n  von  jeder  Farbe  zu  machen,  und 
auf  diese  Kitt  zu  heften  u.  s.  w.  —  Datirt  vom  34.  Juli. 

74-  Brokedon ,  C. ,  von  Paris ,  auf  das  Verfahren  bei  Ver- 
fertigung von  Draht  aus  zvlindrischen  Metallen ,  mit  aller  Gleich- 
beit  und  Feinheit.  —  Datirt  vom  a4.  Juli.  —  Auf  fünfzehn  Jshre. 


Sag 

75.  Delacour  y  Madame ,  von  Paris »  auf  Zusätae  und  Ver« 
Besserungen  zu  dem  Patente,  welches  sie  am  13.  Mai  1820 ,  fiir 
fünf  Jahre,  auf  einen  die  Haut  verschönernden  Teig,  vörtliches 
Lippenmittel«  genannt,  erhalten  hat,  welcher  dazu  geeignet  ist, 
die  Lippen  gelmd  zu  mac{ien ,  und  ihr  Springen  zu  verhüten ,  so 
wie  aucn  das  der  Hände  während  der  rauhen  Jahreszeit.  -«-  Da- 
tirt  vom  27.  Juli. 

76.  Prelat  i  Ji  F.  ^  von  Paris ,  auf  Zusätze  und  Verbesse- 
rungen zu  dem  Patente ,  welches  er  auf  das  Schlofs  einer  Perkus- 
sions -Flinte ,  am  29»  Juli  1818,  für  fünf  Jahre  erhalten  hat«  — 
Datirt  vom  a8.  Juli. 

77.  Poitet ,  C  ,  von  Paris  ,  auf  Zusätze  und  Verbesseron« 
gen  zu  dem  Patente,  welches  er  auf  das  Verfahren  bei' Verferti- 
gung einer  Jagdflinte  mit  zwei  Ladungen  und  mit  Stein,  den 
28.  August  18189  für  fünf  Jahre  erhalten  hat.  —  DatiH  vom 
28.  Juli. 

78.  Paulctj  der  ältere  Sohn,  und  Svvennts,  Gebrüdei', 
aammtlich  von  MarvejoU  im  Löiire-bepart.^  auf  eine  Pumpe, 
welche  durch  ein  Verfahren  wirht,  das  die  bewegende  Kraft  vei'* 
viclfacht.  —   Datirt  vom  3i.  Juli.  —  Auf  fünf  Jahre. 

79.  Brouguiires ,  ^. ,  von  Nieul  im  Departement  Charente^ 
InfeHeure ,  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  zU  dem  Patente,  wel- 
ches er  auf  einen  Destillirapparat ,  am  11.  Dezember  1817,  für 
zehn  Jahre  erhalten  hat.  ->^  Patirt  Vom  2.  August. 

80»  Fougeroly  Li,  Voii  Paris ^  auf  Zusätzd  und  Verbesse- 
rungen zu  dem  Patente,  welches  Herr  ßfar^chal^  dessea  Zessio- 
nar er  ist ,  auf  ein  Verfahren  bei  Verfertigung  der  Schornstein- 
hüte aus  gebrannter  Erde  erhalten  hat.  — ^  Datitt  vom  2.  August. 

8i.  Schuster ,  Paes  und  Schaaf  ^  alle  drei  von  Strafshürg^ 
auf  das  Verfahren  bei  Verfertigung  von  Halstüchern  oder  Brava- 
ten  aus  Seide,  nach  Mailänder  und  Elberfelder  Art.  —  Datirt 
vom  10.  August«  —  Auf  fünfzehxi  Jähre', 

82.  Perany^  Coulet  und  Maty^  alle  dr^i  von  Lyon,  auf  ei* 
nen  Mechanismus  von  kwei  Quersiangen  (  harres  ) ,  welche  sie  am 
Trihotstuhle  auf  der  Kette  anbringen ,  wodurch  dieser  geeignet 
wird,   neue  Stoffe  zu  verfertigen,  T»äfilet  carr^s ^   ä  six  pans^  d 

froHds  jours  ronds  ou  ovales ,   ä  gros   oeiÜets .  etcfi  genannt«  -^ 
»atirt  vom  ii»  August  —   Auf  fünf  Jabre. 

83.  Boiler y  /,  von  Patis ^  auf  einen  Mechanismus,  um  die 
Sehwieriglieit  der  Veränderung  des  Tones  an  den  Fortepianos  ztt 
beben,  unter  dem  Nahmen  wtranspositeur,ti,-r^  Datirt  vom  i4*  Au- 
gust. — '  Auf  fünf  Jahre. 

84*  Beauvais  und  Compagnisy  von  Lyon  ,  und  Dugas^  Ge« 
lihrh«  4.  foljt.  lait^  Ut«  Bd.  ,34 


53o 

brflder,  von  Saint  *  Chsmond  im  Loire  -  Deport, ,  auf  eine  neue 
Behandlung  der  Seide  sur  Fabrikation  des  Kreppfiores  ans  roher, 
gekochter ,  gefärbter«  roh  oder  gekocht  jaspisfaroiger  Seide,  oder 
aus  rohen  und  gekochten  Seidenendchcn.  -^  Datirt  yom  ss.  Ai- 
gust.  —  Auf  ftlaf  Jahre, 

85.  JL^que ,  /.  C«  M. ,  von  Paris ,  auf  einen  neuen  Dünger, 
von  ihm  itstereoratiL  genannt,  welcher  aus  einer  Mischung  der  gro> 
ben  Menschen- Exkremente  und  des  Urins  mit  andern  Suhstansen 
ansammengesctst  ist.  —  Datirt  vom  2a.  August.  — ^  Auf  lelm 
Jahre» 

"  86.  Pochet  y  V»f  von  Deveeey  im  Doubs- Deport,  ^  auf  Zu- 
sätze und  Verbesserungen  cu  dem  Patente ,  welches  Herr  PÜlar- 
deaujc ,  dessen  Zessionar  er  ist,  auf  eine  Rotations  -  Maschine ,  um 
alle  im  Handel  gebräuchlichen  Formen  auf  Eisen  cu  druden, 
am  3o.  November  ibi6,  ftir  sehn  Jahre  erhalten  bat.  —  Datirt 
vom  aa.  August. 

87.  Loeombe^  Sohn,  von  jilaii  im  Gard^Deport.^  auf  ein  tron- 
melartiges  Bad  (roue  ä  tombour)^  wodurch  Drehscheiben  heruB' 
gedreht  werden ,  um  die  Seide  von  den  Kokons  su  sieben.  -« 
Datirt  vom .  aS.  August.  «—  Auf  fünf  Jahre. 

88.  Gervais ,  ModemoiseÜe  Elisabeth ,  von  JMontpeBier  In 
H^rault  >  Deport, ,  auf  einen  Apparat ,  um  die  Alkoholdampfe  in 
kondensiren ,  welche  sich  mit  aer  Kohlensäure  wahrend  der  Gali* 
rung  dos  Weinmostes  entwickeln.  —  Datirt  vom  a4«  August.  — 
Auf  sehn  Jahre. 

89.  Beouvisage ,  A,^  7. ,  von  Paris ,  auf  Zusätee  und  Ver> 
besserungen  su  dem  Patente ,  welches  er  auf  Mittel ,  alle  Arten 
von  Stoffen  aus  Schafwolle,  Zwirn,  Baumwolle  und  Seide,  und 
vorsüglich  den  sogenannten  Merinos  matt  susurichtep «  am  4*  Mai 
1830,   fiir  fünf  Jahre  erhalten  hat.  —  Datirt  vom  a6.  August. 

90.  Milcent  -  SeherekenbicA ,  Madame^  von  Paris ,  auf  ▼e^ 
•chiedene  Sorten  von  Männer-  und  Frauenhüten  aus  Kasimir,  M^ 
rinos,  Schafwolle,  Ziegen-  und  Kameblhaaren ^  Seide,  Zwirn, 
Baumwolle  und  gesponnener  BaumwoU^.  ->-  Datirt  vom  16.  Au- 
gust. «-  Auf  fünf  Jahre. 

91.  BittUstoH^  /.,  von  Paris  y  auf  das  Verfahren  bei  Ve^ 
fertigung  von  Bruchbändern  mit  drehbaren  Federn  (d  ressorts 
tournant).  —  Datirt  vom  3i.  August.  —  Auf  sehn  Jahre. 

9a.  Duras,  Ch,^  von  Paris  ^  auf  ein  Verfahren  in  der 
Fabrikation  und  Reinigung  von  Öhlen  und  Fettigkeiten  fUr  die 
Zurichtung  der  Häute  und  Felle.  --*  Datirt  vom  6.  September.— 
Auf  ninf  Jahre. 

93.  BiMetf  L.  J.'B.f  von  Paris  ^  auf  das  Verfahren  btiEia- 


53i 

richtttiig  einer  Badwanne,  »Zirkttlationswanae«  genannt»  worin  daa 
Wasser ,  welches  sum  Bade  dient ,  sich  selbst  erwärmt ,  und  in 
seiner  Temperatur  aich  erb&lt  mittelst  eines  kleinen  Herdes ,  w,el« 
eher  am  Boden  der  Wanne  angebracht  ist.  —  Datirt  vom  6.  Sep* 
iember.  -—   Auf  fünf  Jahre« 

94.  PUäen^  von  Paris  ^  auf  Zosfitae  und  Verbesserungen  au 
dem  Patente ,  welches  Herr  Lemare ,  dessen  Zessionar  er  ist,  auf 
Autoklav  -  Apparate  ,  am  St*  Mars  i8ao,  *filr  fünf  Jahre  erhalten 
bat.  —  Datirt  vom  7.  September. 

95.  Coppinyer ,  ßiademoiselU  S> ,  von  Paris^  auf  eine  neue 
Ifetbodo  y  die  Kinder  im  Französischen  und  im  Englischen  su  un* 
terweisen,  —  Datirt  vom  7.  September«  —  Auf  fOnf  Jahre. 

96.  Lemare^  P,  A*^  von  Paris ,  auf  ZusStze  und  Verbesse* 
rangen  su  dem  Patente ,  welches  er  auf  Apparate ,  Autoklave  ge» 
nanntf  um  Dampfgefafse  und  Dampfkessel  nermetisch  suischlies« 
aen,  am  Si.  Mars  iSso,  fär  fiEnf  Jahre  erbalten  bat«  —  Datiri 
vom  7«  September. 

97.  Lecaron,  In  J,^  von  jimiemi  im  Somme- Deport,  ^  auf 
das  Verfahren ,  Wollaammet  su  drucken ,  sur  Verwendung  auf 
Möbel  und  Tapesierungen.  — •  Datirt  vom  7.  September.  -^  Auf 
fOnf  Jahre« 

98.  Corbett  ^  /.  7*«,  von  Paris  ^  auf  eine  Spindel  an  Spinn« 
'maschinen  für  verschiedene  faserige  Materien ,  |ene  sejen  nun  für 

die  Hand «  oder  an  ]tf üblen ;  er  nennt  sie  Ttregulatesfr.iL  — «  Datirt 
vom  i3.  September.  —  Auf  sehn  Jahre« 

99.  Attken  und  Stetig  von  Paris ,  auf  Verbesserungen  im 
Verfahrendbel  Einrichtung  der  Dampfmaschinen  des  ArthsarWooif, 
—  Datirt  vom  i3.  September.  —  Auf  sehn  Jahre. 

100.  Pauwels ,  Sohn ,  von  Paris -^  auf  einen  Ökonomischea 
Topf  sum  Kochen  der  Nahrungsmittel«  — >  Datiri  vom  i3.  Septem« 
ber.  —  Auf  fünf  Jahre. 

101  •  Adam^  von  MontpelUery  auf  einen  neuen  Destillir-Ap« 
parat.  —   Datirt  vom  16.  September.  -—   Auf  fünfsebn  Jahre« 

10a.  Ailard^  von  Paris ,  auf  das  Verfahren ,  einer  S&ulf 
oder  jedem  andeni  Gegenstände  von  sylindrischer ,  konischer, 
sphärischer  oder  spharoidalischer  Form  das  Ansehen  einer  aus» 
gehauenen  oder  getriebenen  Arbeit  aus  einem  Stücke  su  geben.  — 
Datirt  vom  21.  &ptember.  —  Auf  fttnf  Jahre. 

io3.  Naider,  von  Paris  ^  auf  ein  Verfahren,  mittelst  dessen 
er  durch  das  elastische  Gummi  Tragbfindem,  Handschuhen,  Cur« 
ten,  Strumpfbändern,  Perrücken,  Korsetten,  Stiefeln,  Scho^ 
ben  u.  s.  w.  Elastisitat  gibt«  *^  Datirt  vom  ai.  September.  -**  Amt 
sehn  Jahr*« 

34* 


532 

.  io4«  Dtlbtmf^  von  Paris ,  auf  einen  Topf  mit  DceM  nai 
rines  an  dem  Band^  mit  einem  False ,  welclier  Topf  daan  dient, 
Fliusch  und  Gemüae  f^aX  und  ohne  Verdampfung  kocben  m  !•»> 
aen,  Ton  ihm  »D^Zfoi^- Topfa  genannt.  -^  Datirt  TomaLSepte» 
ber.  —  Auf  fOnf  Jahre. 

io5.  Lemare^  von  Faris ^  auf  Öfen,  Warmpfannen,  Kes» 
•ei ,  aum  Behufe  der  Bäder ,  der  Küche  und  der  Mannfakturea, 
welche  sich  achnell  und  mit  Ersparnifs  erwärmen,  und  die  rr 
^hY^raulique»  autoclaves  et  nom  auioclaves,  ehlamxdäs  ei  am 
ehlamyd^Mt,  nennt.  -*•  Datirt  vom  si.  September.  —  Auf  xeb 
Jahre. 

io6.  Renette^  Albert^  Ton  Parts ^  auf  Zusatse  und  Veri>et- 
•erunjfen  au  dem  Patente ,  welches  er  auf  ein  Flintenschlols,  aja 
16.  Mäns  i8«o,  für  fOnf  Jahre  erhalten  hat.  —  Datirt  vom 
22.  September» 

107.  Deboubert^  /.  X.,  Ton  Paris  ^  auf  ein  Feuergewehr, 
welches  mittelst  des  Knallpulvers  abgefeuert  wird.  —  Datirt  vom 
2i«  September.  —  Auf  fünf  Jahre.  "*" 

108.  Phillips^  <r.,  von  Paris ^  auf  eine  neue  Attrallampe, 
9  Sinombre «  genannt«  <—  Datirt  vom  as«  September.  -—  Auf  nnf 
Jahre. 

109»  Schsffsrj  Jl,  von  Paris^  auf  eine  mechanische  Schreib' 
feder ,  welche  von  selbst  und  nach  Willkür  Tinte  gibt ,  welche 
er  wencrier  -  plume  (  Tintenfafs  *  Feder )«  nennt.  -^  Datirt  von 
39.  September«  —  Auf  sehn  Jahre« 

110.  Roteh^  der  jüngere,  von  Paris ^  auf  Matehinen,  das 
Nachmachen  von  Kupferstichen  und  Münzen  au  verhü|^  .—  Da« 
tict  vom  29.  September.  -—  Auf  aehn  Jahre* 

111.  Monaron ,  von  Lyon  %  auf  ditf  Anwendu^ig  von  Plat- 
ten und  Zylindern  von  Tufl',  Schiefer  und  andern,  natürlichea 
oder  xusammeugesetsten  porösen  Steinen,  zum  Drucken  der 
SiofTe.  —  Datirt  vom  3o.  September«  -^  Auf  (unf  Jahre. 

113«  Lemare^  C»  A*  ^  von  Patls  ^  auf  Zusätze  und  Verbes* 
serungen  au  dem  Patente,  welches  er  am  2I.  September  2810  für 
aehn  Jahre  erhalten  hat  auf  Öfen,  Wärmpfanneii 9  Kessel,  zum 
Behufe  der  Bäder,  der  Küche  und  der  Manufakturen ,  welche  sich 
schnell  und  mit  £rspamils.erwärmen«  —  Datirt  vom  3o.  September. 

11 3.  Bordier -Mareei/^  von  Paris  ^  auf  eine  Schiflslateme 
mit  Luftstrom,  i^sydus  navalM,  genannt,  cum  Behufe  der  Seefahrt 
und  insbesondere  au  Signalen  Jbei  Macht  für  die  Schilfs  •  Telegra« 
phie.  —  Datirt  vom  3o.  September.  —  Auf  fünfzehn  Jahre. 

11 4-  JeoHf  P,  J.j  voll  Paris,  auf  das  Verfahren  bei  Ve^ 
fertigung    eines   neuen  Billards ,  welches  durch  seine  Form  des 


533 

Vortbeil  gewShrt,  mit  der  Beqitemllclilieit  Ai%  gröftte  Riclitigkeit 
SU  verbinden.  —   Datirt  vom  9.  Oktober.  -—  Auf  fünf  Jidi^e« 

ii5.  Fettet^  H,f  von  Paris  ^  auf  Perkussionascblosser» 
welche  an  jeder  Art  von  Feuergewebren  angebracht  werden  kön- 
nen. —   Datirt  vom  a4*  Oktober.  —   Auf  fünf  Jahre. 

116.  Oajr^  /  P»  /.  9  von  ßfontpeÜier  im  Heranit "  Dtpart»^ 
auf  ein  Verfahren «  Wein  «1  machen ,  weichet  auf  jede  Art  von 
Flüssigkeit  anwendbar  ist ,  die  man  durch  Gahrung  erhält.  -—  Da> 
tirt  vom  24«  Oktober.  •—  Auf  fünf  Jahre.  . 

117.  GSrenie^  P. ,  von  Faris ,  auf  ein  Verfahren  bei  Ver- 
fertigung hohler  oder  massiver  Zylinder  aus  Eisen,  die  mit  reinem 
oder  wie  immer  legirten  Kupfer  nekleidet  sind,  und  sum  Drucken 
der  Leinwand  und  anderer  Gewebe  dienen.  —  Datirt  vom  a5.  Ok* 
tober.  —  Auf  fünfzehn  Jahre. 

118.  Donath  J,  F, ^  von  Paris y  auf  Zusätze  und  Verbesse« 
rungen  zu  dem  Patente,  welches  er  auf  die  Austrocknung • -des 
Urins  und  die  Behandlung  der  Rückstände  der  Abtritte  aurch 
eigene  Mittel ,  am  4*  Dezember  1819 ,  für  fonfsehn  Jahre  erhal- 
ten hat.  -^  Datirt  vom  a5.  Oktober. 

119.  Progier ,  P,  JH.,  von  Paris ^  auf  eine  neue  hermetische 
Schliefsact,  an  Gefafse  für  die  Künste  und  für  die  Hauswirth« 
Schaft  anwendbar.  —  Datirt  vom  a.  November.  -—  Auf  fünf  Jahre* 

120«  Seiby  /.  A.y  von  Strafsburg^  anfein  Verfahren«  auf 
Wachsleinwand  und  gewichstem  Ferkal  lithographisch  zu  drucken. 
—  Datirt  vom  2.  November.  ^-  Auf  fünf  Jahre. 

•111«  IHanjoty  C.  •^« ,  von  Porir,  auf  Zusätze  und  Verbes- 
serungen zu  dem  Patente,  welches  er  ^m  1.  Mars  iBso,  für  fünf* 
sehn  Jahre,  auf  Apparate  erhalten  hat^  um  den  Talg  und  ander« 
Fettigkeiten  in  eine  Materie  zu  verwändein«  welche  das  ganze 
Aussehen. und  alle  Eigenschaften  des  /^achses  hat.  —  Datirt  vom 
9.  ITovemhrer. 

17%,  Copland y  Ü. ,  von  Paris ^  auf  eine  Maschine,  welche 
er  itatmosphMqueti  nennt ,  und  mittelst '  deren  er «  durch  Dazwir 
achenkunft  einer  W^assersäule  oder  einer  andern  schweren  Flüs- 
sigkeit, eine  bewegende  Kraft  hervorbringt.  -—  Datirt  vom  7. No- 
vember. —•    Auf  zehn  Jahre^ 

123.  Lorgiden^  A»^  von  Boulogne  im  Departement  Pas^ 
de  »Calais^  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  dem  Patente,  wel- 
ches er  auf  ein  Verfahren  bei  Verfertigung  von  Dachziegeln  mit 
Fugen,  am  27.  April  1813,  für  fünfzehn  Jahne  erhalten  hat.  — 
Datirt  vqm  11.  November. 

ia4-  ffague^  /.,  und  Croslejr^  beide  von P^riSj  anfeine  neue 
Dampfmaschine.  —  Datirt  vom  11.  Noyeml^er,  —  Auf  sehn  Jahre. 


534 

CaUdi ,    auf  ein  Verfahren  bei  Einrichtung  eines  neuen  Piano.  — 
Datirt  vom  i5.  November.  —  Auf  fünf  Jahre« 

196.  AlUrd^  ron  Paris  i  auf  Zusatse  und  Verbesaernngei 
SU  dem  Patente,  welche»  er  am  91  •  September  i8<o,  für  faul 
Jahre  erhalten  hat ;  vermöge  dfes^r  VerbeMerungen  bildet  er  snf 
Blei -9  Zinh-'und  Zinnplatten  F<hrmen,  welche  der  getriebeaea 
Art  ahnlich  sind.  ^*  Datirt  vom  17.  November. 

1S7.  Dtlahoussayg  ^  P.  N.^  und  Jaime^  S.n  beide  voa  A- 
ritf  auf  eine  mechanische  Lampe«  In  welcher  das  öhl  in  den  Dockt 
mittelst  einer  Saue-  und  Druchpumpe  steigt.  —  Datirt  vom 
17.  November«  —  Auf  sehn  Jahre« 


ia8.  SoMt9Hf  h  B*^  yan  Parti  ^  auf  die  Zusammensetnmg 
einer  neuen  Seife ,  um  damit  Wäsche «  Leinwand «  Seidenseog  «. 
s.  w.  im  Brunnen  •  oder  Flufswasser  binnen  k^serer  Zeit  und  oiit 
mehr  Wirthscfaaft  su  waschen ,  als  mit  der  Marseiller  •  Seife.  — 
Datirt  vom  8.  November»  —  Auf  fOnfschn  Jahre. 

119«  Thoma»^  C«  JT.«  von  Paris ^  auf  eine  Maschine«  uis 
alle  arithmetischen  Operationen  su  machen ,  welche  er  Arithno- 
meter  nennt.  <—  Datirt  vom  18.  November.  -~   Auf  fünf  Jahre. 

i3o.  Hagu9  und  CroiUy^  von  Paris  ^  auf  ein  neues  Verfah- 
ren« Wohnuneen,  Werkstatten  und  andere  Gebäude  au  heitsen, 
▼ersclüedeno  Substansen  su  erwarmen  und  su  trocknen«  und  Plus* 
sigkeiten  su  sieden  und  absudampfen «  mittelst  Apparate«  die  von 
atmosphärischer  Luft  gereinigt  sind.  -^  Datirt  vom  as.  November. 
*—  Auf  sehn  Jahre« 

0 

i3i.  Bretson^  7*.«  von  Paris  ^  auf  eine  Dampfmaschine  von 
starkem  Drucke «  in  welcher  man  das  Wasser  des  Kessels  durch 
das  kondensirte  Wasser  des  Kühlapparates  eraetst«  —  Datirt  vom 
«4*  November.  *-*-  Auf  fünf  Jahre« 

i3a.  PotUt^  H.^  votL  Paris  ^  auf  Zusatse  und  Verbeasemo« 
gen  SU  dem  Patente«  welches  er  auf  Perkussions  -  Schlösser  för 
alle  Arten  von  Fenerge wehren «  am  a4*  Oktober  i8so«  für  fimf 
Jahre  erhalten  hat.  <«•  Datirt  vom  «4-  November. 


i33«  BsnoH^  /.  J9.«  von  Paris  ^  auf  einen  Feuersens^  von 
hvperoxygenirter  Salssaure*  mit  einem  Stöpsel  an  langem  Schaft 
{iouckon  ä  iongue  tigff) «  welchen  er  »immerwährende  Lichtquelle« 
nennt.  —  Datirt  vom  4-  Df sember«  *^   Auf  fänf  Jahre. 

i34-  l^foy^  P.«  yonParis^  auf  einen  Meehanismus,  Baum- 
wollen •  Piques  von  einer  besondern  Form  su  verfertigen«  und 
dafs  der  Einschlag  in  den  Aufsug  eingeflochten  ist«  ^  Datirt  vom 
4«  Desemben  —  Auf  fttnf  Jahre. 


535 

i35«  Hirigoy^H^  P.,  Solin,  von  Budoi  im  Gbrondt^D^part^ 
auf  ein  Verfahren ,  Papier  und  Pappendeckel  aus  Strob  su  ver* 
fertigen.  —  Datirt  Tom  7.  Dezember.  —  Auf  funfaehn  Jahre« 

i36  GaiüaFd^  /«  F.,  von  Paris^  auf  das  Verfahret  bei  Ein« 
richtung  eines  Wagens,  welcher  alle  gewöhnlichen  Formen  von 
jeder  Art  Wagen  nach  Willltür  annimmt ,  und  welchen  er  »die 
Gaillarde«  nennt.  —  Datirt  vom  18.  Desember.  —  Auf  ftinf  Jahre* 

i37-  Sarg^nt^  J. ,  von  Paris  ^  auf  ein  chemisches  VerMw 
ren  und  einen  mechanischen  Apparat,  um  gerade  und  andei;^ 
HSlser  (bois  ä  droit  fil  et  autres)  suzurichten,  und  sie  alle  Ar» 
ten  von  Formen  oder  Figuren  annehmei^  su  machen ,  ohne  ihr« 
Stärke  zu  ver&ndern ,  wodurch  sie  vielmehr  noch  mehr  Festigkeit 
und  Dauer  erlangen«  —  Datirt  vom  as«  Dezember«  •—  Auf  fünf 
Jahre« ' 

i38.  Wertur^  /.  /. ,  von  JPorxV,  auf  das  Zugeh5r  von  Sea» 
sein ,  Lehnstühlen  und  andern  Möbeln ,  wobei  das  Elastische  und 
Federnde  durch  andere  Mittel  ersetst  wird.  *—  Datirt  vom  aa«  De- 
zember. —   Auf  fünf  Jahre. 

139.     Giraudy  de  ßouyon^  X  i'*«  ron  MurseiOe^  aufZit» 

satze  und  Verbesserunffen  su  dem  Patente ,  welches  er  auf  die 

Zusammensetsung  eines  oefruchtenden  Pflanzenpnlvera  am  6^  Juni 

iBao,  für  zehn  Jahre  erhalten  hat.  —  Datirt  vom  aa.  Desember« 

i4o«  Couimrier^  J.  P. ,  unäLoBBey^  F.  A.^  beide  von  Parii^ 
auf  einen  Mechanismus ,  um  das  Rauehen  der  Kamine  sa  vorhin» 
dem ,'  welchen  sie  Ttventilateur  oder  rosaee  pm0umatifU9€  nemien« 
^i^  J)atirt  vom  a3.  Desember.  «^  Auf  (Unf  Jahre« 

i4i-  Fortin  ^  P.,  von  Parii^  auf  einen  verbesserlaa  Papin'^ 
sehen  Digestor ,  verbunden  mit  einem  Ofen  9  welchen  er  hydrau- 
lisch nennt ,  und  der  zum  Kochen  des  Fleisches  und  des  Oemiisea 
geeignet  ist.  —  Datirt  vom  96.  Dezember.  — -  Auf  sehn  Jahre. 

141.  VaUrius »  P«  t  von  Paris ,  auf  neue  BruchbSnder«  -— 
Datirt  vom  3o«  Dezember«  —  Auf  fünf  Jahre. 

143,  Laresehe^  L,  F.,  von  Paris ^  auf  ein oieues  Vorlege» 
werk  an  Repetiruhren ,  ohne  RepetirrSder ,  und  auf  einen  Wer 
eker ,  woran  die  Repetition  pafst.  -r-  Datirt  vom  3o.  Desember.  — 
Auf  fünf  Jahre. 

i44'  Georgs i  D.y  von  Lyon^  auf  ein  Verfahren,  Eisen- 
blech und  Röhren  aus  geplattetem  und  geschlagenem  Eisen ,  von 
)eder  GrÖfse  au  verzinnen ,  dienlich  zur  Verfertigung  der  Dach« 
rinnen ,  der  herablaufenden  Leitröhren  und  jedes  andern  Zube* 
höres  dieser  Art ,  das  bei  AuffUbrung  eines  GebSudes  Statt  fin- 
det. -—  Datirt  vom  3o.  Dezember.  —  Auf  sehn  Jahre. 

145.  JUanoury  •  Deetot^  Marquis^  von  Paris^  auf  eine  Fenar^ 


536 

tnascbine  durch  Herumdreliung ,  oder  einen  dynamiscbcn  Flügel 
mit  Kraft  -  Regulator«  —  Datirt  Yom  9o.  December«  —  Auf  fänf- 
sebu  Jabre. 

146.  Bohlet^  Madame  f  von  Paris ^  auf  einen  neuen  Dampf 
•pparat,  vanticlavea  genannt.  -*-  Patirt  vom  3o«  Dezember.  - 
Auf  fiinf  Jabrc. 

i47*  Capron^  F.  F*f  von  Paris  ^  auf  Znsatse  und  Verbes•^ 
rungen  zu  dem  Patente  9  welcbes  ^er  auf  eine  bydraulische  Ma- 
schine itnQrp^e^i  genannt,  am  1.  Juni  1890,  für  fünf  Jabre  erhal« 
ten'  hat.  —   Datirt  vom  3o.  Dezember« 

148.  Naquet^  A.^  und  Mayer,  X.,  beide  von  Paris ^zuf 
Zusätze  und  Verbesserungen  zu  dem  Patente,  welcbes  sie  auf  die 
Bereitung  eines  Öhles  zur  Erhaltung  der  Haare  wkuile  de  Matu» 
sarik  genannt  ^  a«i  29^  Oktober  1^179  auf  fünf  Jabre  erhalten  ba< 
ben.  —   Datirt  vom  3o.  Dezember* 

149.  Armand,  H.  C,  von  Paris^,  auf  die  Zusammensetzimg 
eines  die  Haut  und  die  Zähne  verschönernden  Pulvert,  welches 
er  »Munderhalter«  nennt,  -rr-  Datirt  vom  3o.  Dezember.  —  Auf 
fänf  Jahre. 

i$o.  Jeunesse,  C,  von  Paris,  auf  einen  schattenmachen« 
den  Sattel  (seile  ombrifAre),  —  Datirt  vom  3o.  Dezember.  — 
Auf  fünf  5ahre. 

i5i.  Humphrey  KdwardSy  vofi  Paris,  auf  eine  Dampfma- 
schine oder  Dampfpumpe  mit  einfachem  und  doppeltem  Beweger, 
welche  keiner  Explosion  unterworfen  ist.  —  Datirt  vom  3o.  Dsr 
sember.  —  Auf  fünfzehn  Jahre. 


mm    <u%  I  im^^m^m0*m^ 


m/at^ßtm^m,^^ 


XXVIL 

Verze.ichnifs   der  Patente, 


welche 


in  England  im  Jahre  1820  auf  ErfinduDgen^    Ver«. 
besseningeii  oder  Einfuhrungen  ertheilt  i¥urden. 


(Die  Dauer  sämmtlicher  Patente  ist  yierzelin  Jahre«) 

1.  JrrancU  Füjd^  der  jüngere«  ü/*  JD.^  Ton  Derijr^  auf 
seine  neue  oder  verbesserte  Methode ,  das  Entladen  der  Feuerge- 
wehre  und  Artilleriegeschütae  von  jeder  Art  eu  erleichtem  und 
Bu  sichern!  —  Datirt  vom  i5.  Januar  iSso« 

• 

9.  Jokn  Lebereaht  Steinhäuser ,  Künstler,  von  Moffatt  Ter* 
raee ,  Citjr  -  fioad  in  MiddUseje ;  auf  eine  Veri>es8erung  an  tragbar 
ren  Laternen  oder  Lampen  au  vortchicdenen  Zwecken,  —  Datirr 
vom  i5.  Januar. 

S.  Jokn  Cldhiun^  -S'^m  von  AßT  South  Cumberhmd'^^^^ 
in  Dublin^  auf  gewisse  weitere  Verbesserungen,  nach  seinem 
früheren  Patente  vom  lo.  Oktober  1817,  zu  einer  Verbesserung 
oder  8u  Verbesserungen  in  der  Methode,  Schiüe  und  Fabraeuge 
auf  Seen ,  Flüssen  und  Kanälen  fortzubringen ,  durch  die  'WirkT 
samkieit  des  Dampfes,  -r  Datirt  vom  iS.  Januar. 

4*  Joseph  Afain^  von  JBagnio "  Court  ^  Nemgaste  •  Street  in 
London n  auf  eine  verbesserte  Methode,  Wolle,  Kotton,  Seide, 
Flachs  und  andere  faserige  Substanaen  au  bereiten  und  au  spin- 
nen.  -^  Datirt  vom  1$.  Januar. 

5.  James  Thom^  Fortepianomacher ,  von  der  Wells -streft^ 
St,  Mary  •  le  •  bone ,  und  William  AUen^  Fortepianomacher  von  der, 
Ciutle  -  Street  eben  daselbst,  auf  eine  Verbesserung  am  Tortepiano. 
^—  Datirt  vom  i5.  Januar. 

6.  Marc  Isambatd  Brunei^  Maschinist,  von  Ckelsea  ia 
Middlesejß ,  auf  gewisse  Verbcsserungen  bei  der  Verfertigung  von 
Stereotyp  -  Platdbn.  —   Datirt  vom  95.  Januar. 


538 

L^ßtdon^  auf  seine  Methode«  den  widrigen  Dampf,  der  bei  Er- 
hitzung thierischer  oder  vegetabilischer  Stoffe  aus  denselben  ajif- 
steigt ,  SU  serstoren  oder  su  sersetsen.  —  Datirt  vom  s6  Januar. 

8.  Daniel  TreaJweü^  aus  den  vereinigten  Staaten  in  Amt- 
rika^  nun  aber  in  NetDman'^-court^.CorHJall  in  LondoH^  ^uf^ 
wisse  Verbesserungen  in  der  Einrichtung  der  lyrucherpressen.  — 
Datirt  vom  s 5**  Januar« 

9«  Ahn.MoodjTf  von  Mmrgaie  in  JCeni^  auf  einen  Schreite 
seug,  welcher  einen  kqhlenartigen  Extraktivstoff  im  troclieBeB 
Zustande  enthält ,  der  durch  blofses  Zugiefilen  von  Wasser  Tinte 
gibt«  —  Datirt  vom  s5.  Januar« 

10.  George  Shoohridge^  von  Houndsditek  in  London^  und 
Wiläam  Skooiridge ,  von  Morden  in  Kent ,  auf  ein  Vertretungi- 
mittel  für  Flachs  oder  Hanf«  ^  und  auf  die  Bearbeitung  desselben 
in  solche  Artikel ,  auf  welche  Flachs  oder  Hanf  sonst  verwendet 
wird.  —  Datirt  vom  5.  Februar. 

11.  James  Hugget^  von  HaUtham  in  Sutseje^  auf  eine  Ma- 
schine«  welche  an  Wagen  statt  des  Sperrhakens  angebracht  wird, 
um  die  Geschwindigkeit  su  reguliren  und  um  beim  Bergabfahrea, 
oder  an  ^onst  gefahilichen  Stellen  Unglücksfalle  sü  veniüten«  — 
Datirt  vom  lo.  Februar« 

IS«  William  Collins^  von  der  George -streei^  Grotvencr, 
Square ,  auf  nützliche  Zusätze  und  Verbesserungen  an  tragbaren 
und  andern  Lampen«  -^  Datirt  vom  lo«  MIrs« 

i3.  William  Pritchard^  von  der  Castle '  street  in  Souti- 
Vfork^  und  Robert  Firanks^  von  der  Bed  Gross  -  street  in  Lomdon^  anf 
ihre  verbesserte  Methode ,  wasserdichte  Hüte «  es  sey  nun  ans 
Seide,  Wolle,  Biber-  oder  andern  Haaren,  su  verfertigen,  de- 
ren Ränder  vollkommen  wasserdicht  sind,  und  die  bei  jeden 
Wetter  und  unter  jedem  Klima  ihre  ursprüngliche  Stülpung  bei- 
behalten ,  indem  sie  ohne  Anwendung  von  Leim  oder  einem  an« 
dem  Stoffe ,  der  eine  bleibende  Wasserdichtheit  vereiteln  komitei 
gesteift  sind«  —    Datirt  vom  i8.  März« 

14«  Frederic  Mighells  Van  Hexthuysen^  von  der  SidmouA* 
Street^  St.  Fancras  in  Middlesex^  auf  eine  Methode,  tragbare 
Maschinen  oder  Instrumente  zu  machen,  die  für  Pulte  oder  Tische 

gehören,  und  so  eingerichtet  sind,  dafs  man  sie  in  einen  kleinen 
laum  susammenlegen  kann.  Sie  sind  von  Holz,  Messing  oder  ei* 
nem  andern  Metalle ,  und  tragen  einen  seidenen  Schirm  zur  Schü- 
tzung der  Augen,  gegen  starkes  Licht.  Dabei  befindet  sich  noch 
ein  grünes,  blaues,  oder  anders  gefärbtes  Glas  in  einem  Bahinen, 
und  in  einer  solchen  Stellung i  dafs,  wenn  es.aegen  ein  Fenster, 
eine  Lampe  oder  eine  Herze  gestellt  wird ,  aer  Schimmer  dem 
tveifsen  Papiere  genommen  y  und  ihm  eine  grüne ,  blsue  oder  sn- 


539 

dere  Farbe ,  nach  Verschiedenheit  der  Farbe  des  Glaset,   suge« 
schattet  wird  u.  s«  w.  —  Datirt  vom  t8.  Mars. 

i5.  Mraham  Henry  Chambers^  S^g»^  von  der  Sond^streei 
in  MidtUesex ,  auf  seine  Verbesserung  in  der  Zurichtung  und  Be« 
reitung  der  Materialien  für  die  Bildung  von  Hochstrafsen  und  an* 
dem  Wegen «  welche  Materialien  nach  einer  solchen  Zurichtung 
auch  auf  andere  Zweche  verwendbar  sind.  —  Datirt  vomiSten 
Märe. 

16.  Francis  Lambert^  Ton  der  Coventry^sireei  im  Hirth* 
spiele  «S*/.  James  in  Wettminsier  ^  in  Folge  einer  Mittheiluna  von 
einem  im  Auslande  lebenden  Fremden ,  auf  eine  neue  Meuode, 
in  der  Erhebung  und  Verfertigung,  so  wie  in  der  Entfernung, 
Erhaltung  und  Wiedei'herstellung  djBr  Form  beim  Weben  von 
Gold  • ,  Silber  - ,  Seiden  - ,  Wollen  - ,  Kotton  - ,  Zwirn  -  und  andern 
Borten,  sie  sisyen  nun  aus  diesen  Artikeln  einseln,  oder  aus  ei« 
ner  Mischung  davon  gemacht  oder  zusammengesetzt.  —  Datirt 
▼om  11.  April. 

« 

17.  Henry  Constantine  Jennings,  von  der  Carburion '  lireai^ 
Fitzroy  -  stjuare  ^  auf  ein  Schlofs  oder  eine  Schliefse  von  allge« 
meiner  Aiftwendbarheit. '^—  Datirt  vom  ii«  April« 

18.  William  Hall  und  William  Rostiü^  von  Hirmingiamf 
auf  eine  gewisse  vortheilhafte  Verbesserung  in  der  Verfertigung 
▼on  Heften,  Handhaben  oder  Griffen  an  Messern,  Gabeln,  De« 
gen  oder  andern  Instrumenten,  wo  solche  noth wendig  oder  an- 
wendbar sind,  aus  Schildhrötenbein  oder  andern  entsprechenden 
Substanzen.  —-  Datirt  vom  ii*  April* 

19.  Thomas  Burr^  von  Shrewsbury  ^  auf  gewisse  Verbesse* 
rangen  an  der  Maschinerie  zur  Bearbeitung  des  Bleies  und  an« 
derer  Metalle  zu  Rohren  und  Platten.  —    Datirt  vom  ii.  April« 

20.  JBdward  Coleman^  Professor  an  dem  Veterinmry  •  Cot* 
Uge^  St.  Pancras  in  Middlesejfj  auf  eine  neue,  verbesserte  und 
vortheil hafte  Form  von  Hufeisen.  — -  Datirt  vom  i5«  April. 

91.  'Maior  Rohde^  2Luckersieder ,  von  der  Zeman^street^ 
troodman's  Fields  in  Middlesex  ^  in  Folge  einer  MitCheilung  von 
einem  im  Auslande  lebenden  Fremden,  auf  eine  Methode,  den 
Zuchersatz  oder  Sjrrup  von  Muscovade  oder  anderem  Zucker  abzu- 
sondern oder  auszuziehen.  •»  Datirt  vom  i5.  April. 

29.  William  Brunton,  Maschinist  von  Birmingham  ^  auf 
gewisse  Verbesserungen  bei  Feuergittcm.  —  Datirt  vom  19.  April. 

a3.  George  Idlley ,  Gentl. ,  von  Arigg  in  Lineolnshire ,  und 
James . Briston  Fräser^  Gentl,  von  Blackburn  Hause ^  Linlith' 
goufshire  in  Schottland^  auf  gewisse  Verbesserungen  bei  Anwen- 
dung der  Maschinerie  zur  Forttreibung   von  Böten  oder  andern 


54o 

in  oder  auf  dem  Wasser  scbwimmenden  Faltrseugen ,  und  lur 
Erreichung  anderer  nütslieher  Zwecke,  mittelst  eines  liydro- 
pneumatisclien  Apparates,  auf  welchen  durch  eine  Dampfmaschine 
oder  eine  andere  entsprechende  Kraft  gewirkt  wird.  ^^  Datiit 
▼om'  19.  April. 

s4-  Thomas  Haneoeky  Kutschenmacher,  von  der  UttU 
AZ/^mr^-z/re^f ,  Golden '- Square  in  Middlesex  ^  auf  die  Anir^ 
düng  eines  gewissen  Materials  su  verschiedenen  Kleidungsstücken 
und  SU  andern  Gegenständen ,  wodurch  seihe  mehr  elastisch  ge- 
macht werden.  — >j>atirt  vom  29*  April. 

i5.  Thomßs  Cook^  Maschinist,  von  Brighton  in  Sussex^%xi 
•einen  verbesserten  Kochapparat ,  welchen  er  »eine  philosophi* 
sehe  Kochereic  nennt.  «—  Datirt  vom  29.  April. 

»  .  ' 

96.  John  Hague ,  Maschinist ,  yon  der  Gretft  Pearl'  Street^ 
Spital '  Flelds  in  Middlese»^  auf  gewisse  Verbesserungen  beim 
Heisea  von  Bade  -  und  Treibhäusern ,  von  Fabriks  -  und  andern 
Oebäuden,  ui^d  beim  Sieden  von  Flüssigkeiten«  —  Datirt  vom  9.  Mai. 

97.  Johm  Amhrose  Tickell^  Gentl.,  von  West  Bromwieh  in 
Staffordshire ^  auf  einen  Kitt,  der  bei  Wasser-  und  andern  Ban- 
ten  und  bei  Stuckaturarbeit  su  verwenden  ist,  und  mittelst  einer 
mineralischen,  vorher  nie  ^zzvl  verwendeten  Substans  erscugt  wird. 
•-«-  Datirt  vom  9.  Mai«  •- 

a8.  Josiah  Parkes^  Wollengamfabrikant ,  von  Warwiek^ 
auf  ^eine  neue  und  verbesserte  Metnode,  den  Verbrauch  an  Feue- 
rung bei  Dampfmaschinen,  und  Öfen  iiberhaupt,  zu  vermindern 
und  den  Rauch  dabei  su  versehren.  »-  Datirt  vom  9.  Mai. 

19.  James  Jaeks^  Oentl.,  von  Camberwell  in  der  Orafscliaft 
Surrjr^  und  Arthur  Aiken^  Gent!.,  von  Adelphi  in  JVestmintter, 
auf  pine  neue  oder  verbesserte  ]\{ethode,  dem  schädlichen  Einflüsse 
d^r  Feuchtigkeit  auf  Segel«  fin^  andere  Tücher  und  Erseugnisse.aui 
Pflansenfasern  vorsubeugen.  —  Datirt  vom  11.  Mal. 

3o.  Jamfts  Spott ,  Uhrmacher ,  vpn  4cr  Greftor^  •  streti  im 
Kirchspiele  St.  Anne  in  Dublin ,  auf  seine  neue  Kombiniruii£S> 
Begulirungs.  und  An wendungs -Methode  wohl  bekannter  mecoa- 
nischer  Kräfte  und  deren  Modifikation,  wo  f(raft  pnd  Schnellig- 
keit erforderlich  sind ,  mittelst  einer  gewissen  Maschinerie.  — 
Datirt  vom  ii.  Mai. 

3i.    John  ßlalanty   Maschinist,  von  Rotnney ^terrace ^  'Börse 
ferry  -  road  in  Westminster ,  auf  gewisse  Verbesserungen  an  Gas- 
m^ssern«  -—  Datirt  vom  11.  Mai* 

3a.  Samuel  Kenriek^  Manufakturist,  von  West  Broipviek 
in  Staffordshire  ,  auf  seine  verbesserte  Methode ,  gufseiseme  Ge- 
schirre von  gröfserem  Inhalte  zu  versinnen. —  Datirt  vomiS.Msi. 


54i. 

33.  Rohßft  Wornum^  Fortepianomacbei* ,  von  der  Wigmore* 
Street  t  Cavendi^h- Square  in  Middlesex  ^  auf  seine  Verbesserung 
an  Fortepiano's  upd  gewissen  andern  Saiteninstrumenten*  —  Da«» 
tirt  vom  i3.,Mai.' 

34-  Robert  Bill ^  Estf,^  ywk  der  Newman- street^  Oaford* 
Street  in  Midäteseje ,  auf  seine  verbesserte  Methode  in  Konstrui- 
runf;,  der  Bäume ,  Mäste ,  Segelstanger ,  Bugspriete  und  anderer 
Tbeile  an  Schiffen,  Fahrzeugen  und  Barken  im  Gebrauche  der 
Schiffahrt,  und  an  andern  Theilen  des  Takelwerks  solcher  Schüfe^ 
Fahrzeuge  oder  Barken.  •—  Datirt  vom  i5.  Mai. 

35.  John  Barton  ^  Maschinist,  von  Falcon  -  Square  in  Lob^ 
don^  auf- gewisse  Verbesserungen  im  Forttreiben,  und  in  der 
Einrichtung   von  Maschinen   und  Kesseln,   welche  hiesu  oder  la 

-  andern  Zwecken  dienlich  sind.  —   Datirt  vom  i5.  Mai. 

36.  Richard  Watts y  Drucker,  von  Crown -court^  Tempts* 
Mar  in  Middlesex  ^  auf  seine  Verbesserungen  im  Schwärzen  der 
Lettern  mit  Walzen,  und  in  der  Anlegung  und  Näherung  de« 
Papiers  an  die  Typen,  so  wie  auch  im  Schwärzen  mit  einem  Zy- 
linder. —  Datirt  vom  i5.  Mai. 

37.  Robert  iVinchy  Pressenm^cher ,  von  Shoe-Iane  in  Lon* 
don^  auf  seine  gewissen  Verbesserungen  an  Maschinen  oder  Pres« 
sen,  die  vorzüglich  beim  Drucken  anwendbar  sind.  —  Datirt 
vom  i8.  Mai. 

.38«  Edward  Mßssey ^  Uhrenfabrikant,  von  Eeeleston  im 
Kirchspiele  Frescot  in  der  Grafschaft  Laneaster^  auf  gewisse 
Verbesserungen  in  der  Verfertigung  von  Chronometern  und  Ta« 
•cbenuhren.  —   Datirt  vom  19.  Mai. 

39.  John  Hague ,  Maschinist ,  von  der  Great  Peßrl.  street^ 
Spital  Fields  in  Middtesex ,  auf  seine  Verbesserung  in  Bereitung 
der  Materialien  zur  Vorfertigung  von  Töpferwaaren ,  Dach  -  und 
andern  Ziegeln.  —  Datirt  vom  2.  Juni.' 

40.  William  Bäte  y  R'f*^  ▼on  Peterborough  in  Northamp* 
ton^  auf  seine  Verbindung  von  Zusätzen  an  Maschinen,  zur  Ver- 
mehrung der  Kraffc.  —  Datirt  vom  3.  Junid 

41  •  Derselbe,  auf  gewisse  Verbesserungen  in  der  Berei- 
tung des  Hanfes,  des  Flachses  und  anderer  faseriger  Stoffe  cum 
Spinnen.  —  Datirt  vom  3.  Juni. 

4a.  Sim0n  Teissier^  Kaufmann,  von  Paris  in  Frankreiehf 
gegenwärtig  aber  in  Butklersbury  in  London  ansäfsig,  auf  ge- 
wisse Verbesserungen  im  Forttreiben  von  Schiffen  3  in  Folge  ei- 
ner Mittheilung  von  einem  im  Auslände  lebenden  Fremden.  — 
Datirt  vom  3..  Juni. 

43»    /aro5  PetkinSj  Maschinist,   vormahls  in  Philadelphim 


54a 

in  den  ▼ereinigton  Staaten  von  Nordamerika^  non  aber  ia  Aus^ 
Priors  in  London ,  auf  gewisfie  Verbesserungen  im  Baue  fcstiie- 
bender  und  tragbarer  Pumpen  9  dergleicben  die  featslebendo 
Pumpen  sind,  um  das  Wasser  aus  Quellen  oder  andern  Orfei 
£tt  beben,  oder  die  Schiffspumpen,  oder  die  tragbaren  Piunpa, 
die  man  in  Garten  braucht,  oder  die  Pumpen  sum  Feneriöscbn 
oder  EU  andern  Zwechen.  «—  Datirt  vom  3.  Juni. 

44«  John  HaguCn  Maschinist  von  der  Great  Pearl  »tirttt^ 
Spital  Fieldi  in  Jfiddleieje  ,  auf  gewisse  Verbesserungen  ia  der 
Verfertigung  und  Einrichtung  von  Dampfmaschinen.  —  Dadrt 
vom  3«  Juni. 

45.  John  Wakefieldy  Maschinist,  vom  Aneotfs  ple^  ia 
JUaneheiterj  auf  gewisse  Verbesserungen  in  dem  Baue  von  Öfea 
für  Kessel  von  verschiedener  Form ,  und  in  der  Methode  djV 
selben  au  heitsen,  mit  Hinsicht  auf  einen  geringem  Verhrsuck 
'  an  Feuerung ,  und  auf  bessere  Verbrennung  des  Rauches ,  und 
daher  für  das  Allgemeine  von  bedeutendem  Nutsen.  —  Balirt 
vom  6«  Junit 

'  46*  Willian  -  Kendrick ,  Chemist ,  von  Birmingham  in  der 
Grafschaft  Wartoicky  auf  die  Erzeugung  einer  Flüssigkeit  am 
bisher  au  diesem  Zwecke  fUr  unbrauchbar  gehaltenen  Materia- 
lien ,  und  auf  die  Anwendung  dieser  Flüssigkeit  sum  Garben  der 
Haute  und  anderer,  eine  ähnliche  Behandlung  erfordernder  Ai1>> 
kel.  —*  Datirt  vom  6*  Juni. 

47..  Jonathan  Brotonill^  Tafelmessersehmidt ,  von  SkeffiU 
in  Yorkihircj  auf  seine  Methode,  die  Klingen  der  Tafelmeaser 
und  Gabeln,  nachdem  sie  bereits  in  die  Hefte  eingcsetst  siod, 
durch  auf  die  Zungen  gelothete  Kappen  besser  in  den  Heften  ss 
sichern,  die  Zungen  mögen  nun  aus  Stahl  oder  Eisen,  oder  was 
immer  für  einem  Materiale  seyn.  -^  Datirt  vom  8.  Juni. 

48.  Samuel  Parker ,  Bronsist ,  von  der  Argfle  -  ttreet  in 
der  Grafschaft  Middlesex ,  auf  eine  verbesserte  Lampe.  — *  Da* 
tirt  vom  i5.  Juni. 

49*  William  Snkine  Cochrane^  Bsf,,  von  der  Sommer» 
sei' Street  j  Portman  -  Square  ^  in  der  Grafschaft  Middlesex^  auf 
•eine  Verbesserung  in  der  Einrichtung  von  Lampen.  -^  Dalirt 
vom  17.  Juni. 

5o.  Joseph  Wooüams ,  von  Weüs  in  der  Grafschaft  Jo«' 
tnerset ,  auf  gewisse  Verbesserungen  in  den  ZShnen  oder  Getri^ 
ben  an  oder  in  Bädern,  Triebstöcken  oder  mechanischen  Thatig* 
keiten  für  Mittheilung  oder  Beschriinkung  der  Bewegung.  «-*  1^* 
tirt  vom  ao.  Juni. 

6i.  John  Butler  Lodge  und  John Belleston  der  }ünMre,  hei^ 
Bruchbandmacher ,    vom  Strand  in    der  Grafs^baCt  Miidhit^y 


543 

auf  gewisae  Vcrbessernttgen  in  der  Einrichtuiig  und  Anlegung 
von  Bruchbändern  oder  Bandagen  mit  Federn,  Eur  Erleichterung 
oder  Heilung  des  Bruches«  —  Datirt  vom  ao.^  Juni. 

* 

$a.  Johm'  Vatlance ,  Brauer,  von  Brighthelnut^ne  in  der 
Grafschaft  SusseXj  auf  seine  Methode  und  Vorrichtung ,  Zimmer 
tind  Gebäude  (sowohl  öiTentliehe  als  private)  von  der  ofl  lastigen 
Hit»e  SU  befreien  und  sie  immer  hfth],  oder  in  einer  angenehmen 
Temperatur  su  erhalten »  sie  möfien  mit  Menschen  fibernilU  oder 
leer ,  und  die  Witterung  mag  heifs  oder  ktthl  seyn.  — «  Datirt  Vom 
ao.  Juni. 

53.  Derselbe»  auf  seine  Methode  upd  Vorriehtunff,  den  Ho- 
pfen su  paeken  4ind  aufsubewahren.  —  Datirt  vom  ao.  Juni« 

54*  John  Shawj  Uhrmacher,  von  der  Mary  •  strtei^  Fitvor* 
I4jmär0  in  der  Grafschaft  MiddUt^jg  ^  auf  seine  neue  Methode» 
durch  Maschinen  Ziegeln  su  machen.  — •  Datirt  vom  ii.  Juni« 

55«  Jamet  ßarvourtf  Eragiefser.  von  Birmingham ,\n  War» 
ttfikihire^  auf  eine  Verbesserung  an  Bibern  {caston)  fUr  Tefeln 
und  andere  Artikel.  —   Datirt  vom  si»  Juni. 

56.  John  Beadj  Geniieman ,  von  Horimanden  in  der  Graf« 
Schaft  Kent^  auf  eine  Verbesserung  an  Spritsep^  -*  Datirt  vom 
II.  Juli. 

57.  Jamei  White ,  Ziyilmaschlnist ,  von  Manche tter  in  Lan^ 
eashire ,  auf  eine  gewisse  neue  Maschine  cum  Zurichten  und  Spin* 
nen  der  Schaf-  und  Baumwolle  und  anderer  faseriger  Stoffe  und 
zur  Verbindung  mehrerer  Fäden  su  einem;  auch  auf  Verbindun* 
gen  dieser  neuen  Maschinerie  mit  andern  Maschinen ,  oder  blols 
mit  verschiedenen  Theilen  anderer  Maschinen ,  die  schon  bekannt 
und  im  Gebrauche  sind.  —   Datirt  vom  17«  Juli. 

58.  Samuel  Fleieher^  Sattlereisenseughandler ,  von  WaB» 
sali  in  StafforäMre ,  auf  seine  Vei^esserungen  oder  Zusätae  an 
Sätteln,  Sattelriemen y  Sattelgurten  und  der  Battelbekleidung 
durch  Anwendung  eewisser  beksinnter,  bisher  hierzu  noch  nie 
gebrauchter  Materiauien«  —   Datirt  vom  ii.  Juli. 

59.  William  Da»is ^  Maschinist,  tuvor  in  BrimscomB,  nun 
aber  in  Bourne  bei  Minchinhampstom  m  Glocestershire  ^  auf  ge- 
wisse Verbesserungen  an  Scher»  oder  Putamaschinen  (for  shea* 
ring  or  cropping)  für  Tücher  und  andere  Zeuge»  die  eine  solcht 
Behandlung  erfordern.  -—  Datirt  vom  ii.  Juli. 

60.  John  Gr<^t6n^  Zivihnaschiniit  *  von  Edinhnrghy  auf 
seine  neue  und  verbesserte  Methode  oder  Methoden,  die  Pro- 
dukte der  Steinkohlen  su  destilliren,  und  die  Steinkohlen,  bei 
der  Gaabereitung  aur  Beleuchtung,  au  verkoUen*  <**  Datirt  vom 
11.  Juli. 


544 

6i.  ßiathew.  Back  i  HaHliodr ucker ,  von  Sattersea  FUldt 
in  Sttrrejr ,  auf  eine  Verbesserung  an  einer  jetzt  zum  Druclta 
von  Seiden  - ,  Leinen  -  ^  Kalilco  • ,  ^Vo]I^n  -  und  andern  äbnlicLea 
Zeugen  gebräuchliclien  Maschine,  durch  welche  Verbessen&' 
Sfaawls  und  Schnupftücher  mit  'einer  oder  mehreren  Farben,  um 
Leinen*,  Kaliko-',  Seiden-,  Wollen-  und  andere  Stoffe  äknlicbc 
Art,  die  cum  Put«e, dienen,  mit  zwei  oder  mehreren  Farben  gt 
druckt  werden  keimen.  —  Datirt  vom  ii.  Juli. 

6a.  Hadert  Bowman^  von  Manchester  in  Lancoihire^  auf 
Veiiie&serungen  im  Baue  von  Stühlen  zum  Weben  verschiedener 
Arten  von  -Zeugen;,  diese  Stühle  können  durch  irgei^d  eine  ange- 
messene Kraft  in  Bewegung  gesetst  werden.  —  Datirt  vom 
ao.  Juli. 

63.  Job  Rider^  Eis^nbiindler  ^  von  Beffatt  Foundry  in  h- 
kütd^  auf  gewisse  Verbesserungen,  welche  eine  konaentrisclie 
und  umlaufend  exzentrische  Bewegung'  faervorbrin^,  und  ad 
Dampfmaschinen ,  Wasserpumpen ,  Münlen  und  andere  Mascbi* 
nen  abwendbar  ist.  ^ —  Datirt  vom  ao.  Juli. 

64«  William  Dell^  Aukzionär^  yon  Southampton  f  acfemi 
Verbesserung  an  Flintenläufen.  —  Datirt  vom  ao.  Juli. 

65b  Henry  Bolfield  thomaion^  Manufakturist,  von  Birmingham 
in  Warwickthire  ^  auf  gewisse  Verbesserungen  in  der  £rzeugun« 
und  Verfertigung  von  Messerschmiede  •  Arbeiten ,  als  Tafelmessers, 
Dessertmessern,  Fruchtmessern,  Taschenmessern,  Scheren,  Barbier- 
messern  und  chirurgischen  Listrumenten.   —  Datirt  vom  ao.  Juli 

dk*  *  John  Hudswtü^  Oblaten  «^  Fabrikant ,  von  der  Addkt- 
Street  in  London^  auf  eine  neue  Verbesserung  in  der  Vcrferti^og 
von  Oblaten  (wafers),  —  Dalirt  vom  lo.  Juli. 

67.  James  Harvie  ^  Maschinist,  früher  in  Berbice^  jetzt  io 
Glasgow^  auf  Arortfacilhafte  und  nützliche  Verbesserungen  im  Baue 
von  Maschinen ,  welche  man  gewöhnlich  Foltern  (ginning  ma* 
chines )  nennt ,  und  deren  man  sich  zur  Trennung  der  Baumwolle 
von  ihrem  Samen  bedient.  —   Datirt  vom  »8.  August. 

68.  George  '  Miilichap  y  Kutschenmacher  ^  von  WorchesUfi 
Auf  seine  Verbesserung  an  Achsen  und  Büchsen.  —  Datirt  vom 
18.  August. 

« 

69.  Robert  Frith  ^  Färber  von  Salford  in  Lancashire ,  ivi 
Verbesserungen  in  der  Methode  in  verschiedenen  Farben  zu  fär- 
ben  und  zu  drucken,  und  sie  auf  Baumwollen-,  Leinen- ,  Sei* 
den-,  Mohaier-,  Worsted-  und  Wollenzeugen,  so  wie  auf  Stroli, 
Spänen  und  Lephom  fest ,  haltbar  und  dauerhaft  zu  machen.  — 
Datirt  vom  9.  Oktober. 

70.  Wiläams  Harvey  Belper  ^  Seiler  ^  aus  der  GrafschaA 
Derby  ^  auf  gewisse  Verbesserungen   in   der    Verfertigung   von 


545 

*  * 

Seilen  und  Gurten   durcli  Mdschinen,   und   anf  Verbesserungen 

an  diesen  Maschinen.  -^  Datirt  vom  is.  Oktober, 

•  / 

.4 

'j\^\Riehärd  Wittjr^  Maschinist,  vom  S&uicöates m  yorkshm^ 
auf  gewisse  Verbesserungeh  an  Pumpen  von  ;Terschiedenein  Baue, 
um  Wasser  und  andere  Flüssigkeiten  zu  h^ben  und  su  leiten, 
und  auch  auf  Methoden,  einen  gewissen  Grundsatz,  odter  mehrere' 
Grundsätze  auf  Schifispumpen  und' andere  nfttzliche  Zwecke  ansu-« 
senden.  —  Datirt  vom  i6.  Oktober*  '     , 

>  ■ 

79.  Wiüiam  Acraman^  der  jüngere*,  und  Daniel  Wad^ 
Acreunan^  beide  Eisenmanufakturis^ten  von  Srittol^  auf  gewisse 
Verbesserungen  im  Verfahren,  die  Materialien  zu  Ketten-  und 
Hettenlau- Manufakturen  zu  bilden«  -^^  Datirt  vom  i6*  Oktober, 

73,  ßamet  Richard  Cilmour ,  von  Kingitreet  in  Southwarki 
und  John  Boldy  von  Miä-Bond  Bridge,  beides  in  Surrty,  Dru« 
cker,  auf  gewisse  Verbesserungen  an  Drückerpressen.  -^  Datii't 
vom  %o»  Oktober. 

74 •  Thomas  Prest,  Taschenuhren  ••  und  Chronometer  •  Ma« 
eher ,  von  Chigweli  in  Essejü,  auf  eine  neue  und  neu  hinzugefügte 
Bewegung  an  Taschenuhren ,  wodurch  sie  geeignet  werden ,  ohne 
besondere  Schlüssel  oder  Winder,  durch  ein  hängendes  Gewicht 
aufgezogen  zu  werden.   —  Datirt  vom  210.  Oktober. 

75.  Joseph  Main  ^  J£sq^,  von  Bägnio-court^  Newgate  -  street 
in  London^  auf  gewisse  Verbesserungen  an  Räderfuhrwerken.  — - 
Datirt  vom  20«  Oktober. 

76.  John  Birkinshauf  y  auf  den  Eisenwerken  zu  Bedlingtoni 
in  der  Grafschaft  Durham ,  auf  gewisse  'Verbesserungen  in  der 
Verfertigung  und  in^Baue  der  Eisenstrafsen  aus  Schien-  oder 
hammerbarem  Eisen.   —  Datirt  v6m  23.  Oktober. 

77.  Wiüiam  Taylor^  Ofenarbeiter,  von  Wediusbuiy  in  Siaf* 
fordshirej  auf  einen  verbesserten   Ofen,   um  Eisen  und  andere 

Erze  zu  schmelzen.  —  Datirt  vom  a3.  Oktober. 

■ 

78.  Thompson  Pearson,  SchifFbaumeistcr  von  South  Shietdi 
in  der,  Grafschaft  Durkam^  auf  feine  Verbesserung  an  Rudern«  «-* 
Datirt  vom  1.  November. 

79.  Henry  Lewis  Lobeck ^  Raufmann ,  von  Towoer-street  in 
London ,  auf  ein  Verfahren ,  Hefe  zu  *  erzeugen ,  in  Folge  einer 
Mittheilung  von  einem  im  Auslande  wohnenden  Fremden^  — -  Da-» 
tirt  vom  i.  November. 

80.  Samuel  WellmaHn  Wrighi^  Masthinist  <  von  tJppef 
JICennington  in  Surrey,  auf  seine  Verbindung  bei  Maschinen  für 
die  Verfertigung  von  Dach-  nad Bauziegeln,  •—  Datirt  vom  1.  No« 
vember. 


546 

8i«  P###r  Hawker^  Major  in  der  Armee«  voii  Long  FauK 
hout0  bei  Andover  in  Hants ,  auf  eine  Maschine ,  ein  InitrumeBi 
oder  einen  Apparat ,  um  der  Erlangung  eines  eigenen  Spielet  auf 
dem  Forte*Piano  und  anderen  stimxnbaren  (ktyed)  Instrumealei 

BaehBuhelfen.  —  Datirt  vom  i«  November. 

■ 

8a.  Thomoj  Bonsor  Crompton^  Fapierfabriliant ,  von  Fon- 
wörth  in  Laneashire ,  auf  eine  Verbesserung  beim  Troclinen  ud 
Zurichten  des  Papieres  durch  gewisse«  bisher  zu  diesem  Zweck« 
noch  nicht  angewendete  Mittel.  •—  Datirt  vom  i.  November. 

83.  IVilUam  Swift  Tor^x^  Pächter,  von  Lincoin^  auf  gewiue 
Verbesserungen  an  Drillen,  die  man  an  Pflügen  anbringen  kann.— 
j[>alirt  vom  i.  November, 

84«  John  Winter^  £i^*y  \onAetom  in  Middles^jc^  aufgewins 
Verbesserungen  an  Schomsteinkappen ,  und  in  der  Anwendung  dt* 
▼OB*  '—i  Datirt  vom  7.  November. 

86.  William  Carter^  Drucker,  von  St,  AgneM  Circui^  OU- 
sir^0t  read  in  MiddUsex^  auf  gewisse  Verbesserungen  an  Dsaipf- 
ynaschinen«  — >  Datirt  vom  ii.  November. 

86.  Themas  Dytorty  Sensenfabrikant,  von  Ahb^y  DaU'y^ 
Sheffield^  auf  seine  V^i^besserungen  an  flachen  eisernen  und  Drei« 
meisseln  (plan*  iron  and  iurning  chisels),  —  Datirt  vom  1 1.  Novenb. 

87.  James  Rantome  ^  von  Ipswich  in  der  Grafschaft  S^- 
falk^  und  Robert  Ransome^  von  Couhetter^  in  der  Grafschaft  Euct^ 

beide  Cisengief^r,  auf  ihre^iVerbesserung  an  einer  Erfindung,  wor- 
auf besagter  James  Ransome  bereits  ein  Patent  vom  1.  Juni  1818 
besitat,  unter  dem  Titel :  Erfindung  für  gewisse  Verbesserungen  to 
Pflügen.  —  Datirt  vom  a8.  November. 

88«  William  Kendrik ,  Chemist ,  von  Birmingham  in  der 
Grafschaft  Warwick^  auf  seine  Verbindung  von  Apparaten,  um 
Garbestoff  aus  Rinde  und  andern  Substansen,  welche  eine  sokbe 
Materie  enthalten ,  aussuziehen.  —  Datirt  vom  5.  Deaemher« 

89.  Thonias  Dobbs^  Plattirer,  von  SmaUbraokm  streit /ti 
der  Grafschaft  Warwick ,  auf  seine  Methode,  Zinn  und  Blei  mit 
einander  au  verbinden ,  oder  jenes  mit  diesem  su  plattircn.  — 
Datirt  vom  9.  Deaember. 

00»  John  Moore ,  der  jüngere ,  Gentleman ,  von  Castlesireet 
in  Bristol f  auf  eine  gewisse  Maschine,  oder  eine  Vorrirlitun;, 
welche,  durch  Dampf,  Wasser  oder  Gas,  als  bewegende  Krad  in 
Thätigkeit  gesetst  wird.  -^  Datirt  vom  9.  Deaember. 

91.  Georg  Vaugkan^  Gentleman,  von  She^eld  in  AerOni- 
Schaft  JTorkf  auf  seine  Geblasemaschine  von  einer  neufn  Ein- 
richtung ,  Muia  Erhitsen  und  Schmelaen  der  Metalle ,  SduBikei 


Hl 

der  Eraey  und  um  Wind  fSr  Tertfcbieden«  fftidere  Znceke  «il 
geben.  —  Datirt  vom  i4*  Desem'ber.  ^ 

.  9a.  tyiüiiun  Matleiy  Schlosser )'  von  Marlhoirbugh  -  Hreei  iii 
i)uhUh  9  abf  gewisse  VerbesSierungen  aii  6ch1össem  für  Thürea 
lind  andere  Zweclie.  —  Üatiri  vom  14*  Desember» 

^3.  Andrew  Timhreli^  Käufihtfnni  yon  Old  SouiH  Sea-hoüsi 
in  London^  auf  eine  Verbesserung  des  Ruders  und  der  Steuer  ait 
Einern  Schiffe  oder  Fahrzeuge*  •— *  Datirt  Vom  aa.  Dezember. 

94.  SiP'  William  Congreve^Baronet^  Ton  Cecil-street^  BmSifand 
In  Middletcx ,  auf  gewisse  Verbesserungen  im  Druclien  mit  einer, 
twei  oder  mehreren  Farben.  —  Datirt  vom  22.  Desember. 

9$.  WiÜidni  Plriichardy  Maschinist,  von  Leeiis  In  derOraf^ 
Schaft  iTbrk ,  auf  gewisse  Verbesserungen  an  einer  Vorrichtung, 
berechnet  auf  Ersparung  von  Feueruhg,  und  eine  wirthachaftli« 
therc^  Versehrung  des  Rauches  beim  Schliefsen  der  Feuerthüren 
und  Luftzüge  an  Dampf inäschinlcesseln,.  Troclienpfannen ,  Rrau- 
pfannen  und  lindern  Feuerthüren  und  Luftsügen.  —  Datift  vom' 
12.  Dezember, 

96.  JUäre  Jambärd  Brunei ^  Zivilmaschinist,  von  Chelseä  in 
fiidalesejCy  auf  seine  Taschen  -  Kopierpresse ,  und  auch  auf  gewiss^ 
Verbesserungen  an  Köpierpr^ssch.   —   Datirt  voitt  aa«  Detember; 


Verzeichnifs    der  Patente^   welche  in  England  iid 

Jahi'e   1821  auf  Erfindungen^  Verbesserungen  oder 

Einführungen  ertheilt  würden. 


« 

(Die  Dauer  satemtlicher  Patente  ist  vierzehn  Jahre.) 

1.  JbkH  Sadler^  vom  Penlington-plaei  ^  Lahtbeth^  xnSurte^; 
auf  eine  verbesserte  Methode ,  kohlensaures, Blei,  sonst  BleiweiOi 
(ceruse)^  jetzt  gewohnlich  Weifsblei  {white  leäd)  genUnntf  lu  er- 
zeugen. —  Datirt  vom  ^.  Jänner  18a  1. 

2.  Sohn  Leigh  BrääbuTY ,  von  Manchester  in  Lancashire^ 
auf  eine  neue  Methode,  aut'  iVletallzylinder  zu  graviran  oder  zu 
ä't^.en,  «um  Behuf  der  Schaf-  und  Baumwollen«,  der  Leinwand«, 
Papier- ,  Seiden*  und  anderer  Stoife  Druckerei.  — •  Datirt  vom  9^ 
lanner. 

35» 


548 

3.  Robert  Salmön^  Estj, ,  von  Woburn  in  Bedforishbt »  uf 
Verbesserungen  in  der  Einrichtung  von  Instrumenten  cur  £r> 
leicbterung  aer  Brüche  und  Vorfalle  \  welches  so  verbesserte  Ii. 
struinent  er  »wissenschaftlich -begründete  ,  abanderliche ,  sichee, 
leichte,  bequeme ,  elegante,  wohlfeile  und  dauerhafte  Bruchig 
der«  nennt.  —  Datirt  vom  i5.  Jänner. 

4»  John  Frederick  Danieü^  Esq.^  von  der  Gotveritreei  ^  Bei 
ford-square ,  in  Middlesex^  auf  Verbesserungen  in  der  Abklärui* 
und  RafUnirung  des  Zuckers.  —   Datirt  vom  i4*  Jänner« 

6,  Abraham  Henry  Chambers ,  Ksq, ,  auf  eine  Verbcssening 
in  der  Verfertigung  eines  Baukittes,  einer  Zusammensetzung 
eines  Stucks  oder  Mörtels,  durch  Anwendung  und  VerbinduBg 
fievTisser  bekannter,  nur  bisher  £u  diesem  Zwecke  nie  (au&er 
für  Versuche)  verwendeter  Materlale.  —   Datirt  vom  i5.  Jänner. 

6.  Charles  Philipps^  Befehlshaber  von  der  k«  Flotte,  too 
der  Atbemarle-streety  Piccadillyxjk  Middle9ex^  auf  Verbesserangeii 
in  den  Vorrichtungen  ,  Schiffe  fortzutreiben ,  und  in  der  Einrieb- 
tung  der  so  getriebenen  Schiffe»  —  Datirt  vom  9.  Jänner. 

7.  James  Ferguson  Cole ^  Taschenuhr-  und  Chronometer- 
niacher,  vom  Hans- place ^  St.  Luke,  Chelsea^  in  Middlesexy  auf 

fewisse  Verbesserungen  an  Chronometern.    —    Datirt    vom  17. 
änner. 

8.  John  Roger  Arnold^  Chronometermacher,  von  Chigwä 
in  JEssejc^  auf  eine  neue  oder  ^  verbesserte  Ausdehnungsunruk 
für  Chronometer,   —  Datirt  vom  27.  Jänner. 

9.  Alphonso  Doxat^  Esq, ,  von  der  Bishopsgate  ^Jtreet,  auf 
eine  neue  Verbindung  mechanischer  Kräfte,  wodurch  das  Ge- 
wicht und  die  Muskelkraft  von  Menschen  beym  Treiben  einer 
'Wasserhebemaschiae ,  oder  hcj  andern  Zwecken ,  auf  eine  vor- 
theilhaftere  Weise ,  als  bisher ,  angebracht  werden  kann«  Mitge^ 
theilt  von  einem  im*  Auslande  lebenden  Fremden,  — -  Datirt  vom 
2j,  Jänner. 

10.  PhiUips  London ^  der  jüngere,  praktischer  Chemiker, 
von  der  Cannon-street  in  London ,  auf  eine  gewisse  Verbesserung 
in  der  Anbringung  der  Hitze  auf  Kessel  und  anderes  Geschirr.  — 
Datirt  vom  3.  Februar. 

11.  William  Aldersey  ^  von  Homerton  in  Middletex^  auf 
eine  Verbesserung  an  Dampf-  und  anderen  Maschinen ,  wo  dif 
Kurbe  (the  crank)  gebraucht  wird.   —  Datirt  vom  3.  Februar. 

14.  George  Viiard ^  Tuchmacher,  von  Dursler  in  Cht 
€estershire^  auf  einen  neuen  Frozefs,  oder  eine  neue  Methode 
beim  Zurichten  und  Glätten  der  WoUenfabrikate.  —  Datirt  tob 
3»  Februar, 


549 

I 

i3.  Tkömai  Masternum^  Gemeinde-Brauer ,  Ton  der  Bfad' 
strett ^  Ratcüff  in  MiddUsex ^  auf  eine  Maschine,  um  durch  die 
Wirlisaml&eit  des  Dampfes  und  Wassers  Bewegung  hervor  su  brin- 
gen, und  swar  ohne  Zylinder  oder  Stempel,  und  mit  einem  ge- 
ringern Verlust  an  Kraft,  als  man  bei  der  Wirkung  irgend  einer 
bisher  gebräuchlichen.  Dampfmaschine  antrifft.  —  Datirt  vom  lo. 
Februar, 

i4*  Robert  Stein ^  Brauer,  vom  Waleot-plaee ^  Lambeth  in 
Surrey^  auf  gewisse  Verbesserungen  an  Dampfmaschinen.  —  Da- 
tirt vom  ao.  Februar. 

i5.  Jmmes  Totter ^  Eisenmeister,  von  Stourhridge  in  Wor- 
chestershire ,  auf  gewisse  Verbesserungen  in  der  Bearbeitung  des 
geschlagenen  Hammereisens«  >—  Datirt  vom  so.  Februar. 

16.  Henry  Penneck  ^  M^  D» ,  von  Peniance  in  CmrnwtM^  auf 
Verbesserungen  an  Vorrieb tungfe^n  ,  den  Verbrauch  an  Feuerung 
beim  Gebrauche  der  Dampfmaschinen  zu  vermindern*  —  Datirt 
▼om  17.  Februar. 

17.  Robert  Surton  Cooper^  Schwertfeger ,  vom  Strand  in 
London ,  auf  Verbesserungen ,.  oder  Stellvertreter  der  Stöpsel, 
Dechel  oder  Stopfer ,  wie  man  sie  bei  Flaschen ,  Bauch  -  und 
Schnupftabalidoscn ,  Tintenfässern  und  anderen  Dingen  anwendet^ 
die  Stöpsel,  Deckel  oder  Stopfer  erfordern.  — '  Datirt  voni  3.  Mars. 

i8.  Jonathan  Dickson^  Maschinist,  von  der  Holland ' street^ 
Hlackfriars  ^  in  Surrey^  auf  wichtige  Verbesserungen  an  den  Vor^ 
ricbtungen,  um  Wärme,  so  wie  an  den  Vorrichtungen,  um  Kälte 
von  einem  Körper  in  den  andern  zu  leiten,  diese  seyen  nun  fest 
oder  fliissig»  —   Datirt  vom  3.  März. 

19.  V^ilUam  Frederick  Collard^  Muaik-Instrumentenmacher, 
von  Tottenhamcourt  -road  in  Middtesex^  auf  gewisse  Verbesserun- 
gen an  musilialischen  Instrumenten,  die  man  Fianoforte. nennt.  — 
Datirt  vom  8.  Marc. 

ao.  Stephen  Wilson  ^  Esq,^  von  Streatham  in  Surre y^  auf 
Verbesserungen  in  der  Maschinerie  zum  Weben  figurirter  Waa- 
T^n'j  cum  Thcil  von  einem  im  Auslande  lebenden  Fremden  ihm 
mitgetheilt.  —  Datirt  vom  8.  Mars. 

ai.  Henry  Srotone ^  Chemiit^  von  Derby  ^  auf  eine  Verbes- 
serung im  Baue  von  Kesseln ,  wodurch  eine  Erspamifs  an 
Feuerung  bewirkt ,  und  der  Bauoh  schnell  verzehrt  wird.  — ^  Da- 
tirt vom  i6.  Märe. 

33.  Uarlo  PeÜaßnes^  von  EarPs-eourt  \tk  Middletejt  ^  auf 
eine  gewisse  neue  und  verbesserte  Maschinerie  und  Methode, 
Flachs,  Hanf  und  andere  Produkte  und  Substanzen  von  soldier 
Natur ,  dtüli  sie  sich  zu  Fäden  oder  zu  Garn  spinnen  lassen »  zi| 


$5o 

brecben,  bu  bleichen,  susabereiten ,  eu  bearbeiten  und  ^fs^da 
oder  Garn  zu  spinnen.  —  Datirt  vom  27.  Mars. 

23*  WiUUm  Southwoeü^  Fortepinno-Manufaliturist,  m 
jRathboH0  -  place  in  MiddUiex ,  auf  gewisse  Verbesserungen  n 
tUbinets-Fortepiano's  —  Datirt  vom  5.  April. 

•4-  Jfi'ne*  Goodmoßn^  Sattler ,  von  Northampton^  auf  eu« 
Verbesserung  an  den  StcigbOgelcisen.  —  Datirt  vom  5.;Apnt. 

a5.  Henry  Goldfineh ,  Oberstlieutenant  bei  den  1l  Inc^ 
nieurs,  vcoi  Hyih^^  in  Kent^  auf  eine  Vcrb^sserfing  in  d^r  (or* 
niung  der  Hufeisen.  »•  Datirt  vom  6.  April. 

t6.  WiÜiam  Auneüey^  Architekt,  von  Belfast  in  Irhnl, 
•uf  gewisse  Verbesserungen  im  Baue  der  Schiffe.  Boote  usd 
anderer  Fahrzeuge,  —  Datjrt  vbm  S.April. 

♦ 

17.  WiUiam  Chapman^  ZiviUMaschinist ,  von  Netßcoitlt' 
mpoH'Tyne ^  auf  eine  oder  mehrere  Methoden,  Ladungen  \ 00 
lichtem  undBarhen  auf  Schiffe  oder  andere  Fahnseoee,  oder  tob 
diesen  In  jene  sn  bringen*  —  Datirt  vom  1«.  April. 

18.  Jantei  Henry  Marseh^  Kutsohenmacher ,  von  der  Che- 
miei  •  Street  in  Mlddletesf  ,  auf  Verbesserungen  im  Bäderfuhrwer- 
lien.  -^  Datirt  vom  17.  April, 

99.  James  Smith ,  vqn  Hackney  In  JUiddlesejc ,  anP  eint 
öder  mehrere  Verbesserungen  in  den  Methoden,  Maschinen  na 
l*uchscheren  ansüßenden.  —  Datirt  vom  16.  April. 

3ö*  Alexander  Lauf^  Giefser,  in  der  CommereialToad^  Step' 
ney ,  in  Middleseae ,  auf  eine  verbesserte  Art  in  der  Bildung  too 
Bolzen  i^nd  Nä'gclil  für  Schiffe«  u. s.  w,  —  Datirt  vom  i.Mai. 

Si.  WÜÜam,  Thomas^  Kaufmann,  und  Joteph  Ijohh^^M^ 
ler,  beide  von  CornwaÜ^  auf  eine  Maschine,  um  Wiesen,  oder 
«  für  feldhau,  öde  Gründe  mit  geringcrn  Kosten  and  in  kürserer 
Zeit  an  sehneTHcn  und  KUEurlchten«  als'  durch  die  gegenwärtig 
Art  mit  dem  Pfluge;  ferner  auf  Ver/ttngung  von  Grasland,  Ab- 
bangen  und  öden  GrfUiden  durieh  Samen ,  ohne  die  ganse  Obe^ 
flache  au  serstören.  t-  Datirt  vom  i.  Mai. 

3).  Rebif rt  Delapj  Kaufmann,  von  Jßeltfast  in  IrUmi^i^^ 
Verbesserungen  in  Hcryorbringung  rotatorischer  Bewegung.  - 
Datirt  vom  1.  Mai. 

33*  Hiehard  Jones  Ton^linson^  Kaufmann,  von  Bristol,  taf 
einen  verbesseirten  Sparren  für  Dächer  oder  Gebilke,  u.  1,  v.  - 
patirt  vom  3.  Mai.. 

34«  John  Bedheady  Maschinist  und  Seemann,  von  Hneortf^^ 
jyurkan^f  und  William  Fartey  ^  Sohiffsmeister ,  von  iValuforth  it 


S5t 

Swrfy^  9^  eewisse  TerbesterungeB  im  Forttrtibai  der  Fahr- 
seage*  —  Datirt  Tom  5.  Mai. 

35.  AaronManbjr^  Eisenmeister,  Ton  Horseley^  bei  Siptom 
An  Stafförd^Mre ,  auf  gewisse  Verbesserungen  in  der  Ginrichtung 
imd  Verfertigung  von  Dampfmasoliincn«   —  Datirt  vom  9.  Mai. 

36.  George  Fredenek  EiksUin ,  Eisenhandler ,  vob  High 
HMorn  in  AliaiUeiejf ,  auf  gewisse  Verbesserungen  an  Hockappa« 
raten.  —  Datirt  von  9.  Mai. 

37.  John  MayoT ,  Schreiber ,  von  Shawburjr  in  Salop ,  und 
ja^bert  Coohf  Komptorist,  von  Shrewtbury  in  derselben  Graf- 
achaft,  auf  gewisse  Verbesserungen  in  den  Maschinen  Eur  He- 
bung des  Wassers»  welche  sie  ^hydragogue  (Waasertriebwerk)'« 
nennen  werden.  —  Datirt  vom  9.  Mai« 

38.  Samuel  HnUt  Baumwollenspinner,  von  Basford  in  Not* 
tingham-shire ,  auf  eine  Verbesserung  in  der  Stärlunanufaktur.  •— 
Datirt  vom  9.  Mai. 

,39.  Robert  Paul,  Gentleman ,  von  Starton  in  Norfolk^  und 
JSamuel  Hiirt ,  Mahler  und  Kreiselmaoher  (Gig  •  macker) ,  von  Re* 
denhaO-toith-Harieiton^  in  derselben  Grafsehatt«  auf  eine  gewisse 
Verbesserung  an  Federn,  die  für  Wägen  jeder  Art  anwendbar 
ist,  —*  Datirt  vom  17.  Mai. 

4o.  Sir  Wiüiam  Congreve^  Baronet,  von  der  Ceeil^treet  hm 
Strand  in  Middlesea: ,  Sind  James  Nisbei  Co  frühen ,  Lieutenant  in 
der  kdnigl.  Artillerie,  von  Woüwieh  in  Kenty  auf  gewisse  Ver- 
besserungen in  der  Art ,  Wallfische  und  andere  Thiere ,  bei  wel- 
chen dieses  Verfahren  anwendbar  ist^  su  tödten  und  su  fangen. — 
Datirt  vom  7.  Juni. 

41  •  John  Vaüanee^  Brauer,  von  Brigthon  in  Süsse» ^  auf 
Verbesserungen  au  dem  Patente ,  welches  ihm  am  so..  Juni  v.  J. 
Terllehen  wurde ^  auf  eine  Methode  und  eine  Vorrichtung,  Zim- 
mer und  Gebäude  (sowohl  öffentliche  als  private)  von  der  oft 
lästigen  Hitze  su  befreien,  und  sie  immer  hühl  oder  in  einer 
angenehmen  Temperatur  su  erhalten,  sie  mögen  mit  Menschen 
überfüllt  oder  leer,. und  die  Witterung  mag  heifs  oder  haH  seyn$ 
diese  Verbesserune  besteht  in  Ausdehnung  einiger  Fälle  auf  Gas- 
arten, anderer  nicnt ,  und  in  Erweiterune  einiger  odier  mehrerer 
Grundsätse  (sowohl  in  Hinsicht  der  Einrichtung,  als  der  Anwen- 
dung) auf  andere  Zwecke,  als  auf  diejenigen ,  auf  welche  anfang- 
lich (sein  Augenmerk  gerichtet  war.  —  Datirt  iromi9.  Juni. 

49.  WilUam  Churoh^  Gentleman,  von  der  Threadneedle- 
Street  in  London  ^  auf  einen  verbesserten  Druckapparat.  —  Da« 
tirt  vom  3.  Juli. 

43.  James  Simpson  ^  Fabrikant  chirurgischer  Instrumental 


552* 

« 

vom  Strand  in  Middlesejt^  aufeme  Vi^rbessening  in  VerCeriigiiBj 
:iron  Lichtsclieren.  —  Datirt  vom  3.  Juli. 

44*  WiUiam  Cales^  Mecbaniker ,  von  New  Street-i^uare  k 
i^mden,  aiif  Binden  oder  Instrumonte  siur  Erleichterung  derBri 
che  oder  Vorfalle.  —  Datirt  von^  5.  Juli. 

45.  Robert  Dlckinsön ,  Enf, ,  von  der  Greaf  Queen^street  ia 
MiddUse^  ^  auf  gewisse  Verbesserungen  im  Baue  von  Scbiffea 
oder  Fahrzeugen  ;eder  Art,  wodurch  solche  SchiiFe  oder  Faiuw 
vptige  viel  dauerhafter  werden ,  als  alle  bisher  cum  Behufe  der 
Schiffahrt  erbauten.  —  Datirt  vom  14.  Juli. 

46*  Charles  Newman^  Kutschenmacher,  von  Bri^hton  ia 
SutsejB^  auf  eine  Verbesserung  im  Baue  des  Kastens  und  des  Ge- 
stelles von  Landkutschen  oder  auch  andern,  durch  Verseilung 
eines  Theiles  der  äufsem  Passagiere  gegen  den  Mittolnunlvt  des 
Wagens ,  und  dur^ch  Anbringung  des  Gepäclies  unter  demselben, 
wodurch  für  den  Wagen  Sicherheit ,  und  für  die  Passagiere  Be« 
quemlicblieit  erzweckt  wird.  —  Datirt  vom  17.  Juli, 

47.  Samuel  Coop^^  Maschinist,  und  IVilliam- MiiUr^  Gent- 
leman, beide  von  Morgate  in  Kent ,  auf  gewisse  Verbesseruogea 
{in  Drockmaschiuen.  -^  Datirt  vom  17.  Juli. 

4B,  Freder Ic  Migheüs  van  Heytkuytem^  von  Chaneery  •  lant 
'  in  London  ^   auf  eine  neue  Methode ,    kleine  Schiffe   oder  Boote 
Huf  dem  Wasscn ,  und  leichte  Wägen  auf  dem  Lande   fortsutrei- 
beil.  -^  Patirt  vom  a3.  Juli. 

49.  David  Barclay^  Kaufmann,  von  der  Broad-etreet  in  L(» 
don^  auf  eine  Spiralhebel  -  oder  rotatorische  Stehpressc  (ttae- 
ßrd  press).  Milgctheilt  von  einem  im  Auslände  wohnenden  Frem- 
den.  —  Datir^  vpm  26.  Ju|i. 

r 

50.  Thomas  Barker  ^  von  Oldham  in  Laneashire^  und  hkfi 
Bawlinson  Harris^  vom  Wincester  -  place  in  Southwark  ^  Hntma- 
nUfäkturisten  4  auf  gewisse  Verbesserungen  in  der  Methode  Felle 
und  Wolle,  die  man  zur  Uutmanufaktur  gebraucht 9  vonfTrodeb 
uad  Haaren  zu  1^ inigen.  —  Datirt  vom  a6.  Juli« 

5i,  John  Richard  Barry ^  Gentleman,  von  den  Afinorieita. 
fäondßn^  auf  gewisse  Verbesserungen  an,  und  Zusätze  zu  Bader- 
fahrzeugen.  —*  Datirt  vom  i6«  Juli. 

5^.  Samuel  Bagshaw ,  Gentleman ,  von  der  Neweastk' 
umder-Une  in  Staffordshlre ^  auf  eine  Methode,  Vasen,  Urnea, 
Becken,  igid  , andere  Zierarten,  welche  bisher  gewohnlich  am 
Stein  oder  Marmor  verfertiget  wurden,  aus  einer  Mischung  voa 
Materialien ,  die  bisher  dazu  nicht  verwendet  wurden,  zu  forACt 
^nd  in^  Grofsen  zu  erzeugen.  —  Datirt  vom  a6,  Juli. 


•  553 

53«  John  Manien^  BftolistniD^IiQr «  von  der  Doper-street  in 
ßliddlesejc^  auf  eine  Verbesserung  in  der  Einrichtung  der  Schlos- 
ser an  Vogelflinten  und  Feuergewehren  aller  Art.  —  Datirt  vom 
3o.  JttlL 

54*  Thomas  Bennei^  der  jüngere,  Baumeister,  von  Bewdley 
in  Worcester-thire  y  auf  gewisse  Verbesserungen  an  Dampfmaschi- 
nen oder  Dampfapparaten«  -^  Datirt  vom  4«  August. 

65.  John  Slater^  Manufahturist ,  von  Sirmingham  in  War* 
toiekshire^  auf  Verbesserungen  in  der  Anlegung  eines  Küchen- 
herdes und  eines  Apparates  aum  Kocheni  und  su  andern  Zwecken. 

—  Datirt  vom  4*  August. 

56.  William  Henry  Higman\  Sjittler  undHutschengeschirr- 
macher ,  von  Bath  in  Sommer $9 tskire ,  auf  gewisse  Verbesserun- 

Sen  im  Baue  der  Geschirre,  wekhe  nach  seiner  Überseugung 
en  Pferden  beim  Ziehen  aller  Art  von  Fuhrwerken  «grofse  Er- 
leichterung versf^haffen,  und  von  allgemeinem  Nutsen  seyn  wer- 
den. —  Datirt  vom  14.  August, 

fo^,  David  Gordon ,  Es^. ,  von  Edinburgh ,  jetxt  zu  Siran* 
ntr  y   auf  gewisse  Verbesserungen  im  Baue  von  Bäd^r fuhrwerken» 

—  Datii/t  vom  14*  August« 

-  58;  Jean  Frederie  Marquis  de  Chahannes ,  vom  Rus teil  place 
in  Middlesejp  ^  auf  eine  neue  Methode  und  einen  neuen  Apparat, 
Fische  su  ködern  und  su  fangen.  —  Datirt  vom  i4*  August. 

59.  John  ColUnge^  Maschinist,  von  Lambeth  in  Surrey^ 
auf  eine  Verbesserung  an  jLen  Gubeisen' Waisen  in  ZuckermiUi- 
len ,  um  sie  in  ihren  Lagern  bleibender  su  befestigen.  —  Datirt 
vom  14.  August« 

60.  John  Nicholy  Seetauan^  von  West-end^  Hampstead  in 
ßfiddlesejr^  auf  eine  verbesserte  Ankerwinde,  Haspel  und  Klei- 
senwalce  ihawse  -  rolier),  —  Datirt  vom  aa.  August. 

61.  WiUiam  Lane^  Bratenwendermach  er,  von  Birmingham 
in  Warwickshire  y  auf  gewisse  Verbesserungen  an  horisontalen 
Bratenwendern.  —  Datirt  vom  'i3.  August. 

6s«  David  Gordon ,  Ms^. ,  von  Edinburgh ,  jetst  su  Siran» 
raer ,  auf  gewisse  Verbesserungen  im  Baue  der  Geschirre  für  Zug- 
und  Lastthlere.  •—  Datirt  vom  8.  September*. 

63.  Bevingion  Gibbin* ,  Ghemist ,  von  den  Wrelin  Cryihen* 
works  bei  Neaih  in  Glamorganshire  (eiper  von  den  Leuten,  die 
man  Quäcker  nennt),  und  Charles  Hunnings  Wilkinson^  M.  D. 
von  Bath  in  Sommer seishire ,  auf  eine  verbesserte  Retorte  ,  oder 
ein  Geials  sur  Bereitung  dea  Kohlengases  und  anderer  Gasarteu, 


554 

und  zur  Destillirung,  ABdampfang  und  Konsentriniiig  ron  SäureB 
und  andern  Substansen.  — »  Dätirt  Tom  8.  September. 


64.  DomifUau0  Pierre  Deurbroue^^  Gentleman,  von  der 
JRngitreet  in  Middiatejc ,  auf  einen  Apparat  zur  Verdichtunf^  der 
Allioholdämpfe  •  welche  aus  geistigen  Flüsstclieiten ,  als  aus  Urin, 
Branntwein ,  Bier ,  Most  u.  «•  w«  wahrend  i&rer  Gährung  aufstet- 

fen.    Mitgetheilt  von  einem  im  Auslande  lebenden  Fremden.  -« 
^atirt  vom  ii*  3eptember. 

66.  Richard  Francis  Hawkine ,  Seemann ,  yon  Pbemstecd  ii 
Kent ,  auf  Verbesserungen  im  Baue  von  Ankern.  —  Datirt  vom 
11.  September* 

66.  WiUiam  Webster^  Büchsenmacher,  vom  PrtneeS'Street 

*in  JHiiidleiejp  ^  auf  gewisse  Verbesserungen   an  dem  Mechanism 

und  Zugehöre  su  Foreyth'i  Waisen  -  Magaain  sur  Entladung  voa 

Vogelilinten,  und  Feuergewehren  überhaupt,  mittelst  eines  ScbU* 

ges  (pereus*ion  )•   — -  Datirt  vom  i4*  September* 

67.  William  Loth^  Eiscngiefser,  Yon  NevfcatfU-upom'TxoM^ 
auf  gewisse  Verbesserungen  im  Baue  von  Eisenschienen  für  Eisen* 
bahnen.   —  Datirt  vom  14,  September. 

68*  James  Gladstone^  Eisenhimdler ,  von  Liverpool  in  Lan" 
easkire ,  auf  eine  Methode ,  die  Stärke  des  Bauholses  su  vermek- 
ren«  -—  Datirt  vom  to.  September. 


69«  Sir  William  Comgreve ,  Baronet ,  von  der  Ceeil^treei  in 
Middleseje^  auf  gewisse  Verbesserungen  su  seinem  früheren  Fa* 
tente ,  datirt  vom  19.  Oktober  1818,  auf  gewisse  neue  Methoden, 
Dampfinaschinen  einsurichten.  -*  Datirt  vom  «8.  September. 

70.  Jamee  Ferguson y  Stereotyper  und  Drucker,  von  der 
Newmanstreet  in  Muidieseje ,  auf  Verbesserungen ,  Zusatse  und 
Ersatsmittel  ^  für  gewisse  Materialien  oder  Apparate  ,  deren  nun 
sich  beim  Drucke  mit  Stereotyp  -  Platten  bedient.  —  Datirt  vom 
18.   Oktober. 

71.  Stephen  Hawkinsy  Zivilmaschinist,  vom  Sirand  in  JUidd' 
leseoPy  auf  gewisse  Verbesserungen  an  Luftsperrungen  bei  Ab- 
tritten, Kanälen,  Nachtstühlen  und  Zimmerbequemlichkeiten,  wo 
jene  durchgängig  angebracht  werden  Können.  —  Datirt  vom  18 
Oktober. 

79«  Thomas  Lees^  der  jüngere,  Lichtscherenmanufaktorist, 
,w»  Birmingham  in  Warmekshire^  auf  gewisse  Verbesserungen 
im  Baue  von  Lichtscheren.   —   Datirt  vom  i8.  Oktober« 

73.  Peter  Davey^  Kohlenhändler,  von  Old  Swmn.waif  in 
Middiesex ,  auf  eine  verbesserte  Zurichtung  der  Kohlen  für  Feue* 
rung.  — *  Datirt  vom  i8*  Oktober. 


von 


•  j 


555 

74«  ^^^^  PooU^  Tilitualieiihändler ,  tob  Sheffield  in  York- 
shire^  auf  gewisse  Verbesserungen  im  Plattiren  cles  Eisens  oder 
Stahles  mit  Messing  oder  Kupfer ,  oder  Legirungen  von  Hupfer 
mit  einem  oder  mehreren  anoern  Metallen ,  sowohl  glatt  als  ge- 
siert,  eum  Behufe  des  Walzens  und  Austreibens  in  Platten, 
Schienen  oder  Stangen ,  und  für  solche  Waaren,  für  welche  man 
dieselben  angewendet  wünscht.  —  Datirt  vom  18.  Oktober. 

75.  John  Chrisophers  ^  von  delr  New  Broad-Streci  in  London^ 
auf  gewisse  Verbesserungen  oder  Stellvertreter  der  Anken .  — 
Datirt  vom  18.  Oktober. 

76.  Owen  Griffith^  Gentleman,  von  Tryfan  in  Cornarven- 
skire ,  auf  eine  Verbesserung  im  Prinzipe  und  im  Verfahren  bei 
Verfertigung  von  Bruchbandern  «ur  Heilung  der  Brüche ,  sie  mö- 
gen sich  an  was  immer  für  einem  Theile  des  Körpers  befinden»  -*• 
Datirt  vom  18.  Oktober.  • 

77.  Thomas  ßSariin  und  Charhi  Grtfton ,  Druckerschwärze- 
Fabrikanten ,  von  Birmingham  in  Warwiekshire ,  auf  eine  Me- 
thode ,  eine  schöne,  klare  Schwarze,  von  vorzüglicher  Färbung  zu 
▼erfertigen,  welche  sie  zur  Unterscheidung  von  andei*n  Schwarzen 
wspirit  Black  (Hemschwarz)«  nennen }  so  wie  auf  einen  neuen  Ap- 
parat für  die  Bereitung  derselben.  •—  Datirt  vom  34«  Oktober. 

78*  Benjamin  Thompson  y  Gentleman  ^  von  jtyton  Cotiage^ 
in  der  Grafschaft  Durham,^  auf  eine  Methode,  die  Fortsdiaffong 
von  Fuhrwerken  auf  Eisen-  und  Holzbahnen,  Zugwegen  und  an« 
deren  Strafsen  zu  erleichtern.  —  Datirt  vom  «4'  Oktober. 

79.  Charles  Tuely^  der  altere,  Kunsttischler,  von  der  Min* 
tonstreet  in  Middlesejc ,  auf  gewisse-  Verbesserungen ,  anwendbar 
auf  Schiebfenster,  auf  einfach  oder  doppelt  eingehängte,  feste 
oder  zum  Gleiten  gerichtete  Schiebe ,  Fensterflügel ,  Fensterlä- 
den und  Blendrahmen.  —  Datirt  vom  1.  November« 

80.  Sa^nuel Hobdajr y  Patent«^ Lichtscherenmacher,  von  Bir* 
mingham  in  Vl^arwickshire ,  auf  eine  Methode  od6r  ein  Prinzip, 
das  Zubehör  ffurniture)  für  Begen-  und  Sonnenschirme  zu  verfer- 
tigen und  gehörig  zu  vereinigen.   —   Datirt  vom  !•  November. 

81.  John  Frederick  jircjkholdj  Bsg» ,  von  Serjeanfs  Inn^ 
Fleet'Streft  in  London^  auf  eine  Methode,  geschlossene  Wägen 
zu  lüften.   —  Datirt  vom  i«  November. 

81.  Bichard  Wright^  Maschinist,  von  Mount-row^  Kernt- 
raad  in  Surrejr^  auf  gewisse  Verbesserungen  im  Destilirprozesse. 
— •   Datirt  vom  9.  November« 

83.  David  Redmund ^  Maschinist,  vom  Agnes ^circu*  ik 
Miiddlesex ,  *auf  eine  Verbesserung  in  der  Einrichtung  oder  Verfer- 
tigung von  Thürangeln*  —  Datirt  vom  9..  November. 


556 

84*  Frans  Areton  Egells ^  Maschinist,  ron  der  BriUmtua* 
terraee  in  MiddUsex ,  auf  gewisse  Verbesserungen  an  Dampfma- 
scbinen.  —  Datirt  vQtn  9.  November. 

85.  James  Gardnet ,  Elsenhändler ,  von  Jßanbury  in  Oxford 
shire ,  auf  eine  Vorbereitungsmaschine  fixr  das  Schmelsen  in  der 
Talg  - ,  Seife  -  und  Kersenbereitung ,  und  für  ähnliche  Zwecke.  — 
Datirt  vom  9.  November* 

86.  John  Bates  j  Maschinenmacher,  von  Bradford  in  l^irl. 
ihire ,  a'uf  eine  gewisse  Vorrichtung,  um  Öfen  jeder  Art,  Dampfma- 
schinen ,  Kessel  mit  Kohlen ,  Kohes  und  Feucrseug  aller  kxx.  zu 
versehen«  -^  Datirt  vom  9.  November. 

87.  William  WeMtUy  Riekards,  Büchsenmacher,  von  Bir* 
nungham  in  Warwickihire  ^  auf  eine  Verbesserung  in  der  Ein- 
richtung vpn  Flinten  •  und  Fistolenschlossem.  —  Datirt  vom  lo. 
November. 

88.  Wiüiam  Penrose  ^WüMev^  von  Stummorgangt  m  Torh 
skire^  auf  verschiedene  Verbesserungen  in  der  Maschinerie,  Schiffe 
EU  treiben ,  und  in  auf  diese  Art  getriebenen  SchtlTen«  —  Datirt 
Tom^io.  November. 

89.  Bowles  Sjrmes ,  £sq, ,  von  Lincoln' s  Inn  in  MiddUsex^ 
Stuf  einen  elastischen  (kMpanding)>  hydrostatischen  Stempel,  um 
dem  Drucke  gewisser  Flüssi^eiten  zu  widerstehen,  und  doch 
leicht  in  einem  unvollkommenen  Zylinder  hin  und  her^  su  glei- 
ten.  —  Datirt  vom  lo.  November. 

90.  Joseph  Groutj  Kreppmknufakturist ,  von  Gut ter  ^ Ions, 
Cheapside  in  London ,  auf  eine  neue  Kreppbereitung.  -—  Datirt 
vom  i3*  November. 

• 

91.  Neil  Arnott^  M,D.j  vom  Bedford- Square  in  Middleseje^ 
auf  eme  Verbesserung  in  Bezug  auf  die  Hervorbringung  und  die 
Wirksamkeit  der  wärme  in  ^Öfen ,  Dampf-  und  Luftmaschinen, 
Destillir-,  Abdampf-  und  Brauapparaten.  —  Datirt  vom  ao«  No- 
vember; 

91.  Bichard  Macnamara ,  Esq, ,  von  Lambeth  in  Surrey^ 
flif  eine  Verbesserung  bei*  Pflasterung,  Belegung  und  Besehüttong 
der  Strafsen,  Wege  und  anderer  Piätse.  —  Datirt  vom  ao.  No- 
vember. 

93.  John  Collinge^  Maschinist,  von  Lambeth  in  SurrejTj  anf 
eine  Verbesserung  an  Thürangeln.   —   Datirt  vom  %%•  November. 

q4.  Henry  Robinson  Palmer ^  Zivilmaschinist,  von  Baekney 
hl  MiddleseXy   auf   Verbcsserungen   im  Baue    der  Bahnen  und 


557 

Zugwege ,  und  der  Fuhrwerke ,  welche  darauf  gebraucht  werden 
tollen.  —  Datlrt  von  aa.  November.  ^ 

qS.  Thomas  Parkin ,  Kaufmann ,  von  der  Skinner^sireet  in 
Middlesex  y  auf  eine  Verbesserung  im  Drucken»  —  Datirt  vom 
a4*  November. 

96.  William  BayUs^  der  jüngere,  Tuchmacher,  von  FainU 
vfick  m  Gloucestershire  y  auf  eine  Maschine  cum  Wascl^en  und 
Reinigen  der  Tücher.  —  Datirt  vom  ^7.  November* 

97.  Thom4iM  AIotiejTj  Patent-Lottemmacher  und  Messing- 
giefser ,  vom  Strand  in  Afiddlesejp ,  auf  gewisse  Verbesseruitgen 
im  Baue  von  Leuchtern  und  Lampen ,  und  an  Kersen ,  die  darin 
gebrannt  werden  sollen«  —  Datirt  vom  37.  November. 

98.  Robert  Billy  JSsq.^  von  der  Newnuin ' Street  in  Middm 
leiejB ,  auf  eine  Verbesserung  im  Baue  gewisser  Arten  von  Boo- 
ten und  Barken.  —  Datirt  vom  5.  Dezember.     . 

99.  .  Charles  Broderip ,  JStq, ,  von  London ,  gegenwärtig  in 
Glasgow  ansäfsig  »  auf  verschiedene  Verbesserungen  im  Baue  von 
Dampfmaschinen.  -—  Datirt  vom  5.  Dezember. 

100.  Henry  Ricketts^  Glasmanufakturist,  von  den  Fhoenisr 
Glasworks  in  Jaristol^  auf  eine  Verbessertmg  in  der  Art  oder 
Methode ,  Glasbouteillen ,  wie  man  sie  für  Wein ,  Porter ,  Bier 
oder  Most  braucht,  zu  verfertigen.  — -  Datirt  vom  6.  Dezember. 

loi.  William  Wareup  ^  Maschinist,  von  Dartford  in- JCentp 
auf  gewisse  Verbesserungen  an  einer  Maschine  zum  Waschen/  der 
Leinen  - ,  Baumwollen  •  und  Schafwollenzeufie ,  es  sej  nun  in 
ganzen  Stücken ,  oder  in  daraus  verfertigten  Artikeln.  -—  Datirt 
vom  10.  Dezember.. 

10a.  William  fforroeks^  Kottonmanufakturist,  von  Port^ 
wood  ^  within '  Binnington  in  der  Grafschaft  Chester^  auf  ein« 
Verbesserung  im  Baue  von  Wcberstühlen  zum  Weben  der  Wol- 
len -  oder  Leinenzeuge  durch  I^raft ,  die  man  gewöhnlich  Ttpoweit 
Zoom/ '(Kraftstühle)  c  nennt.  — -*  Datirt  vom  14,  Dezember. 

io3.  James  Winter ^  Gentleman,  von  Stook-'under-Hamdon. 
in  Sommerset  -  ahire^  auf  gewisse  Verbesserungen  an  einer  Maschine 
zum  Naben  und  Auszieren  (pointing)  lederner  Hcftidschuhe  mit 
einer  gröisem  Nettigkeit ,  als  man  durch  Handarbeit  erreicht.  — 
Datirt  vom  iq.  Dezember. 

'  104.  Samuel  Brierler,  Färber,  von  Salford  in  Manchester^ 
auf  eine  verbesserte  Methode ,  rohe  Seide  zuzurichten  und  cv« 
reinigen ,  bevor  |i«  gefärbt  und  verarbeitet  wird.  —  Datirt  vom 
19.  Dezember. 


55a 

'  io5*  John  Giadstone^  Maschinist  Ond  M ühlenbauer ,  toi 
Castle  Douglas  in  der  Grafschaft  GaUowajr  in  Nordbrittatdiu^ 
auf  eine  Verbesserung  im  Baue  von  DamptlMshiften ,  und  eine 
Art,  solche  Schiffe  durch  Anwendung  des  Dampfes  oder  anderer 
Kräfte  fortsutreiben.  —  Datirt  tom  ao.  Deaember. 

106.  iuUy^  Griffith^  JEsq.y  von  Bromptom-crescemtuk  MidJU 
lesejp^  auf  gewisse  Verbesserungen  an  Dampf  wagen,  welche 
Kaufmanns w.aaren  aller  Art,  wie  auch  Reisenae,  auf  gewohali- 
chen  Strafsen ,  Ohne  Hülfe  von  Pferden ,  fortaubringen  im  Stande 
aind.  Theilweise  von  im  Auslande  wohnenden  Fremden  ihm  nif 
getheilt«  —  Datirt  vom  ao.  Deaember. 


mm^ 


Berichtiguitgea. 

Seite  36o  kdmml  nacb  der  dritten  Zei)e  noch  zu  aetien: 
für  den  Halbmesser  =  i,  der  Halbkreis  =L  «• 


365 

9 


Zeile  5  statt :  "H 

*     *  >  »      Sin,a,    Cos.  a 
»     7/. 


366 


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370 

9 

5 

873. 

9 

3 

376 

9 

14 

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(s—'s)  (i+ii<r) 

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9     1  kommt  «u:  p.r.  f  — L-.— .oin.p —- _  1 1 

_  VmSin.v.pn  ^        ^  ) 

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noch  luncu:— — L.^^-  • 

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9    f  Ton  unten  statt:  s/s  lies:  %s 


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DATE  DUE                        1 

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STANFORD  UNIVERSITY  LIBRARIES 
STANRJRD,  CALtfORNIA    94305 


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