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Full text of "Jahrbücher für classische Philologie. Supplementband"

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“4758 


JAHRBÜCHER 


classische Philologie. 


Herausgegeben 


von 


Alfred Fleckeisen. 


& 


VIERZEHNTER SUPPLEMENTBAND. 


a 


Leipzig, 1885. 


Druck und Verlag von B. G. Teubner. 


Inhaltsverzeichnis. 





Sei 

1. Der Adler und die Weltkugel als Attribute des Zeus in der d 

griechischen und römischen Kunst von Karl Sit! . . . .  1—61 
2. Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchen- 

historikern von Ludwig Jeep. . ............ 53—178 
8. Studia Plautina. scripsit Gwilelmus Abraham. . . . . . 179—944 
4. Statue und Ort in ihrem Verhältnis bei den Griechen. Eine 

archäologische Untersuchung von Ernst Kwhwri . . . . 945—888 
δ. Quaestiones Pseudo - Diogenianese. scripsit Fridericus 

Brachmaw . . . :» 2» 2: 22er 389—416 
6. Über die Quellen und den Wert der Strategemensamlung 

Polyüns. Ein Beitrag zur griechischen Historiographie von 


J. Melber. ........ 3... ee es 417—688 
7. Chrysippea. scripsit Alfredus Gercke. . . . . . . . .. 689—781 


DER 


ADLER UND DIE WELTKUGEL 
ATTRIBUTE DES ZEUS 


IN DER 


GRIECHISCHEN UND RÖMISCHEN KUNST 


VON 


Dr. KARL SITTL. 


Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 1 


Vorbemerkung. 





Die vorliegende Abhandlung ist durch eine Preisfrage der 
Münchener Universität veranlasst. Sowohl bezüglich der Gestaltung 
des Ganzen als im einzelnen hat sie Herr Professor von Brunn durch 
wertvolle Ratschläge und Berichtigungen gefördert. Eine Anzahl 
von Citaten verdanke ich Herrn Dr. phil L. Traube, und Herr 
Dr. Imhoof-Blumer hatte die Güte, mir über einige numismatische 
Probleme Aufschluss zu erteilen. Der Verfasser glaubte, abgesehen 
von manchen sich ungesucht darbietenden Parallelen den Charakter 
der Monographie streng wahren zu sollen, weil diese Abhandlung 
in ihrer Art die erste ist und somit mit allen Schwierigkeiten eines 
ersten Versuches zu kämpfen hat. 


Erster Teil. 
Der Adler als Attribut des Zeus. 


Erstes Kapitel. 


Die Bedeutung des Adlers. 


Die naive Auffassung des noch nicht gebildeten und verbildeten 
Menschen betrachtet die Natur überhaupt und insbesondere die Tiere 
als seines Gleichen; er weiss daher Leute von hervorragenden guten 
oder schlechten Eigenschaften nicht besser zu charakterisieren als in- 
dem er 816 mit einem Tiere vergleicht. Da aber die Gótter in der ülteren 
Zeit von den Sterblichen ebenso wenig durch eine unübersteigliche 
Scheidewand getrennt waren, lässt es sich leicht begreifen, wie der 
Mensch dazu kam, jene Wesen, die ihm ja nur Menschen höherer 
Ordnung waren, mit Tieren von ungewöhnlichen Vorzügen zusammen- 
zustellen. Dadurch dass solche Verbindungen im Laufe der Jahr- 
hunderte sich festigten, entstanden die heiligen Tiere. Wiewohl 
sie keiner der heidnischen Religionen ganz fremd geblieben sind, 
scheinen sie doch nur in den Ländern, wo die religiöse Kunst eine 

1 * 


A — Karl Sittl: 


eifrige Pflege fand, zu einem gewissen System ausgebildet worden 
zu sein. Denn die Vielzahl der Götter nötigte den Künstler, sie 
durch &ussere Merkmale zu charakterisieren und so zu unterscheiden. 
Da nun aber die Kennzeichen des Geschlechtes und des Alters, des 
Haupthaares und des Bartes, sowie der Kleidung jener Absicht nicht 
vollkommen genügen konnten, musste er teils leblose Gegenstände, 
welche den Wirkungskreis des Gottes andeuteten, teils eben die 
heiligen Tiere verwenden. Gerade bei den drei höchsten Göttern 
der Griechen war eine solche &usserliche Charakterisierung not- 
wendig, so lange sich die Kunst noch nicht zu den Idealbildern auf- 
geschwungen und den eigentümlichen Charakter eines jeden Gottes, 
wie er sich aus seinem Amte ergab, in dem edelsten Teile des Kör- 
pers ausgeprägt hatte; welches Tier kam nun dem Könige des 
Olympos zu? 

Der Löwe verdient nach der Ansicht aller Kulturvölker der 
alten Welt durch seine Kraft und Tapferkeit den Namen eines Königs 
der Tiere; aber er ist an die Erde gebannt. In der Region der Luft 
bingegen herrscht der Adler als der stärkste und ktihnste Vogel 
ohne Nebenbuhler; denn in ihm vereinigen sich zahlreiche seltene 
Vorzüge, die freilich zum grössten Teil nur der Volksglaube ihm 
zuschreibt. Kein Vogel dringt so nahe zum Lichte der Sonne empor, 
kein anderes Wesen vermag ihren vollen Glanz zu schauen!); auf 
den hóchsten Klippen hoch über allen menschlichen Wohnungen baut 
der Aar seinen Horst, von hier aus erspäht er mit seinen ausser- 
ordentlich scharfen Augen?) auch das kleinste und stürzt wie der 
Blitz aus den Wolken zur Erde, um seine Beute, die weder Flucht 
noch Widerstand rettet, zu erfassen; aber der Adler jagt mit edlem 
Stolze nach dem griechischen Sprichworte keine Mücken. Wenn er 
endlich auch nicht unsterblich ist, so wird der Aar doch, von den 
dankbaren Jungen liebevoll gepflegt?), indem er sich mehrmals ver- 
jüngt*), älter als die übrigen Geschöpfe und bleibt lebensfrisch, bis 
er, der Stoiker unter den Vögeln, durch freiwilligen Hungertod aus 


1) Eratosth. catast. fr. 30 (Robert p. 156 f.). August. de morib. Manich. 
2, 250. Daher prüfen die Adler nach griechischer Sage die Legitimität 
ihrer Jungen am Sonnenlichte (Ael. hist, an. 2, 26. Julian. p. 495, 2. 
640, 11 H. Ps. Dionys. Areop. col. 361^ Migne, vgl. 3315. Tzetz. Chil. 
19, 711 i Ennod. ep. 1, 18 p. 80, 8 H, vgl. carm. 2, 150, 1. Claudian. 
c. 6, 1 ff. 

2) Darum soll der Genuss seiner Galle die Sehkraft stärken (Ael. 
hist. an. 1, 43). 

8) Ennod. dictio 17 p.475,10H. Auch ihren Herrn sind gefangene 
Adler so anhünglich, dass manche jenen in den Tod folgten (Tszetz. 
Chil. 4, hist. 184). 

4) Psalm 102, 5 renovabitur ut aquilae iuventus mea, vgl. Micheaa c. 1. 
Daher ist er den Christen ein Bild der Auferstehung. Aldrovandi in der 
ornithol. I p. 26 stellt einige darauf bezügliche Áusserungen der Kirchen- 
väter (vgl. z. B. Hier. in Dan. 7 p. 5851! ed. Erasm.) zusammen. 


T Der Adler als Tribut des Zeus. 5 


dem Leben scheidet." Kann es uns also Wunder nehmen, wenn die 
Griechen den Kónig der Luftbewohner*) mit dem Herrn des Him- 
mels, den blitzschnell herabstürzenden und von allen Blitzen ver- 
schonten Vogel?) mit dem Besitzer des Dlitzes, den unbesiegbaren 
mit Nikes Gebieter, kurz das edelste Geschüpf, das in den Lüften 
wohnt, mit dem Himmelskönige wie mit Poseidon das klügste und 
stattlichste oder das wertvollste Tier der griechischen Meere, ver- 
bunden haben? Ζεὺς ἀετὸν εἵλετο sagte der Grieche von einer voll- 
kommen passenden Wahl. ®) 


Doch bevor wir diese Verbindung näher betrachten), wird, um 
das speziell Griechische erkennen zu können, ein Überblick über die 
symbolische und mythologische Verwendung des Adlers bei anderen 
Kulturvölkern wünschenswert sein.) Bei den Ágyptern tritt er 
gegen den Geier vollständig in den Hintergrund und man muss es 
einem Irrtume zuschreiben, wenn ihn griechische Schriftsteller statt 
jenes Vogels oder des Sperbers nennen.") Die Semiten fassen den 
Adler zuntichst als Symbol der Königsgewalt auf, weshalb der Prophet 
Ezechiel die Könige *on Babylon und Ägypten mit Adlern ver- 
gleicht.9) Ferner setzten ihn die Assyrer auf ihre Künigsscepter "); 
doch &uch der Baal-Tars, der Gott von Tarsos, hielt einen solchen 
Stab als Symbol seiner Obergewalt in der Hand.!?) Hingegen dürfte 
der Adler, wenn er en relief auf dem kegelförmigen Idole des syri- 
schen Sonnengottes sich befand, aus dem oben angeführten Grunde 


1) Freilich sollen ihm nach Álian (hist. an. 2,26) weder Durst noch 
Hunger etwas anhaben kónnen. 

2) Aesch. Ág. 114 u. s. w. vgl. Bochart hieroz. II 2, 1 p. 16. 

8) Plin. 10, 15. Interessant ist, dass es heisst, der Adler scheine 
gleich dem Raben, wenn er Gewitterwolken durchfliegt, Feuer im Schnabel 
zu n. 

4) Apostol. 8, 28; die platte Auffassung der Späteren lässt hingegen 
den Adler durch das Los an Zeus fallen (Eratosth. catast. fr. 30 Robert 
p. 156 f. — Hygin. p. a. 16). Freunde der Astrologie liessen beide zu- 
gleich geboren werden (Schol. in Il. © 247. Etym. Gud. v. deröc). 

5) Böttiger, Kunstmythologie II S. 81 ff.; Chazot, de la gloire de 
l'aigle emblöme symbole enseigne militaire et décoration chez les anciens 
et modernes, Paris 1809. Aus der älteren Literatur ist Aldrovandis 
δεν ἐν do de Guborantis logical mythology II d 

6) Angelo de rnatis, zoological mythology II p. 197, in diesem 
Punkte sehr dürftig. 

7) Wilkinson, manners a. customs of the anc. Eg. 24 serie vol. II 204; 
Schwenck, Mythologie III S. 50 Anm. **. 

8) Kap. 17. In den Bereich derselben Idee dürfte es gehóren, wenn 

rische Münzen (De Luynes, num. et inscr. Cypr. pl. 2, 3—8, vgl. 
18 und 12, 6) den Adler über dem Lówen schwebend zeigen und somit 
die beiden mächtigsten Tiere vereinigen. 

9) Herod. 1, all m En Herodotus I p. 337 » i 

10) Lenormant, myth. 15, 2. 3. Duc de Luynes num. des satrapies 
L II Dernds 1—4. Abdsohar pl. 3, 1. 4, 2—4. Friedländer das königl. 
ünzkabin-t T. 9, 828 S. 212, ähnlich 829. 


0 Karl Siti: 


als Liebling der Sonne gegolten haben.!) Eine noch engere Ver- 
bindung mit der Götterwelt ging der edle Vogel bei den Indo- 
germanen ein. Nach indischer Sage brachte er den vielbesungenen 
Somatrank (Rigveda 80, 2. 704, 8. 799, 6) und zog den Wagen der 
Acvinen durch die Luft (ebend, 118, 1. 4). Er ist das Ideal der 
Schnelligkeit (801, 2) und die Sonne wird mit ihm verglichen.) 
Freilich sind nicht alle Indologen darüber einig, ob das Wort cyená 
wirklich den Adler bezeichnet.°) Vielleicht gehören auch der Sonnen- 
vogel Garütmat und der dem Vischnu heilige Garuda zu den Adler- 
arten.*) 

Die Iranier übernahmen den Adler als Königsvogel von den 
Assyrern. Von demselben Ursprunge war die Familiensage des 
achämenidischen Herrscherhauses. Den Stammvater desselben soll 
nämlich, wie ursprünglich den babylonischen König Tilgamus, ein 
Adler ernährt und aufgezogen haben." Daher galt den Traum- 
deutern ein Adler als Symbol eines Achümeniden.?) Die Herrscher 
trugen vorn an der Tiara zu beiden Seiten eines Sternes Adler") und 
dasselbe Symbol befand sich auf den Feldzeiehen.?) 


Die einheimische Sage der Italer weiss wenig vom Adler zu 
erzählen. Er hat zunächst bloss augurale Bedeutung, obgleich ich 
such hier den griechischen Einfluss nicht ableugnen möchte; denn 
bei der Gründung Roms erschienen Geier und nicht, wie man er- 
warten sollte, Adler. Die bekannte Sage von Tanaquil?) wird wohl 
schwerlich jemand einwenden. Auch was Dionys von Halikarnass 


1) Münze von Emisa unter Trajan, Gardner es of Greek coins 

t. 15, 1. Auf einer römischen Marmorar& wird die Büste des Sonnen- 

ottes von einem Adler getragen, vgl. CIL. VI 710. Man weihte ihm 
Adler, vgl. CIL. VI 708. Daher kam im Abendland der Adler auch in 
den Mithrasdienst (Porphyr. abstin. 4, 16). 

2) Haug, Sitzungsber. der bayer. Akad. 1875 II S. 514. 

3) So meinen z.B. Roth (ZDMG. 36, 533) und Haug (a. O. S. 510 ff.); 
andere stimmen für den Lämmergeier. 

4) Haug a. Ο. 8. 514. 

5) Ael. hist. an. 12, 21 und Firdusi, vgl. Spiegel, eranische Alter- 
thumsk. I 565 ff. und Karl Pozder, Egyetemes Philologiai Közlöny 1882 
8. 681-88. Die identische Sage vom ersten Ptolemüer (Suidas v. Adyoc) 
ist nichte als eine Kopie. — Grossen Bedenken unterliegt die Erzählung 
des Olympiodoros (in Plat. Alcib. I p. 340B), die Eunuchen hätten dem 
jeweiligen Kronprinzen von Persien in seiner Jugend die Nase möglichst 
adlerartig gekrümiat, um ihm ein königliches Aussehen zu geben. Offen- 
bar witzelte man so im Abendlande über die unleugbar stark gebogenen 
Nasen der Arsakiden. 

6) Aesch. Pers. 205 ff. Xen. cyrop. 7, 1, 8. 

7) Vgl. die Münzen des Tigranes bei Friedländer, das kgl. Münz- 
kabinet S. 1181 Nr. 450—51. 

8) Xen. an. 1, 10, 12. cyrop. 7, 1, 4. Philostr. imag. 2, 31 (nach 
Jacobs aus Xenophon) u. 6. Wahrscheinlich sass auch in der pompejani- 
schen Alexanderschlacht ein Adler auf der persischen Standarte. 

9) Bachofen, die Sage von Tanaquil, Heidelberg 1870. 


[] 


Der Adler als Attribut des Zeus. 7 


über die Gründung von Lanuvium erzählt!), gehört den Áneasmythen 
an. Von den Adlern, die angeblich in der Schlacht von Pharsalos 
und bei Augustus’ Hochzeit erschienen, darf man ebenso wenig auf 
die ältere Zeit zurückschliessen. Ganz sicher steht ‘aber, dass erst 
.dureh die Vermischung der italischen und griechischen Religion der 
Adler zu Juppiter kam. Abgesehen von zwei etruskischen Spiegeln 
und einer pränestinischen Ciste, die später besprochen werden sollen, 
stellen zahlreiche italische Münzen den auf dem Blitze sitzenden 
Adler dar.?) Auf späten etruskischen Kupfermünzen zeigt der Revers 
den Adler und der Avers den Zeuskopf, was ebenfalls auf griechische 
Vorbilder zurückgeht.?) 

Bestimmter tritt die Heiligkeit des Aares bei den Germanen 
hervor: Die Edda nennt Odin arnhófdi (den adlerhäuptigen) oder 
geradezu ari hinn gamli (den alten Adler); denn er brachte den Götter- 
meth in Gestalt eines Adlers fort. In seinem Saale*) und auf der 
Weltesche Ygdrasil sitzt der König der Vögel; die Sturmesgötter 
erscheinen in Adlergestalt.") Sein Erscheinen gilt als glückver- 
heissendes Zeichen.) 

Seine eigentliche Bedeutung verlieh dem Adler die griechische 
Mythologie, nur sie wob einen ganzen Kreis von Legenden um ihn. 
Ursprünglich ist er der Bote des Zeus, den der Götterkönig seinen 
Lieblingen als Vorzeichen schickt”); ihm selbst hat er schon im 
Giganten-?) und Titanenkampfe?) durch sein Erscheinen den Sieg 
verkündet. Aus proethnischer Zeit stammt der Raub des Götter- 
schenken, der an das indische Somabringen und den germanischen 
Methraub erinnert. Als Diener des Zeus quülte der Adler spüter 
den Prometheus, bis Herakles’ Bogen den Dulder erlóste. Neben 
diesen allgemein verbreiteten Sagen gehen ein Paar Lokalmythen 
her: Die Kreter erzühlten, dass der Adler seinen kleinen Herrn 
pflegte, indem er ihn mit Felsennektar!?) trünkte, und, mit aus- 








1) Antiqu. 1, 59: Als Lanuvium erbaut wurde, entzündete eine 
Wölfin mit einem brennenden Holzstücke den errichteten Scheiterhaufen 
und ein Adler fachte das Feuer mit seinen Flügeln an. Darauf beziehen 
sich Münzen der Gens Papia (Cohen Nr. 3. 4), die wahrscheinlich 74 v. Chr. 
geprägt sind. 

2) Auf Münzen von Alba Fucentis und mehreren unteritalischen 
Städten (Brit. Mus. Italy 44. 71. 82 u.8. w.), sowie auf einem römischen 
Quinipondium (Bull. d. I. 1844 p. 51). 

3) Deecke in Müllers Etruskern I? S. 426—937. 

4) Edda Saem. 41. 

5) Grimm, deutsche Mythologie 8. *526 ff, 

6) Ders. S. *948. 

7) Ilias O 247. Q 292 u. A. 

s) Serv. Aen. 9, 564. Mythogr. Lat. I 184. II 198, Etym. M. v. ἀετός. 
9) Anakreon (?) fr. 182 Bergk. Aglaosthenes Ναξικά bei Eratosth. 
catast. fr. 30 (Robert p. 156). Hygin. astr. 2, 16. Lact. Plac. 1, 19. Schol. Il. 
O 247. Berv. Aen. 9, 564. Schol. Hor. c. 4, 4, anders Anton. Lib. 6. Plin. 
n. h. 10, 8. Serv. Verg. Aen. 1, 398. 

10) Moiro bei Athen. 11, 491*. 


8 Karl Sittl: 


gebreiteten Flügeln über ihm schwebend, Regen und Sonnenglut 
abhielt.!) Nach den delphischen Priestern aber sandte einmal Zeus 
zwei Adler von den Enden der Erde aus, die in Delphi als dem 
ὀμφαλός zusammentrafen; zum Andenken standen neben dem pythi- 
schen Omphalos zwei Adlerbilder.?) Die Alexandriner vermehrten 
den Sagenkreis in dem Geiste ihrer Zeit durch Metamorphosen und 
erotische Mythen. Merops und Periphas sollen in Adler verwandelt 
worden sein. Ferner liess man den Adler bei Liebesabenteuern des 
Zeus mitwirken?) und nach Hygin (p. a. 2, 16) raubte er für Hermes 
einen Pantoffel der badenden Aphrodite, ähnlich wie er nach der 
bekannten Erzählung Älians dem ägyptischen Könige Psammetich 
einen Schuh der schönen Rhodope in den Schoss warf. Beinahe 
selbstverständlich ist endlich, dass die alexandrinischen Dichter den 
Göttervogel unter die Sterne versetzten.*) 

Welche Gedanken verbinden nun aber die griechischen Künstler 
mit dem Bilde des Adlers? 

In der älteren Zeit überwiegt die augurale Auffassung, 
wobei der Adler ein Tier in den Klauen hält. Am häufigsten kämpft 
der edle Vogel mit einer Schlange, wie es die oben citierten 
homerischen Stellen und die berühmte Adlerode des Horaz (c. 4, 4) 
schildern. Da Stephani im Compte-Rendu 1862 p. 17— 21. 73. 170 
und 1867 p. 140 eine reiche Fülle von Belegen zusammengestellt 
hat, kann ich mich auf wenige Bemerkungen beschränken. Das 
älteste Beispiel dürfte in einer Münze, welche die Legende J,AL 
trägt, vorliegen.") An statuarischen Werken besitzen wir bloss ein 


1) Abgebildet auf einer autonomen Münze des achäischen Aigion 
(Overbeck Münztafel T. 5,1) und mehreren Städtemünzen der Kaiserzeit 
(von Laodikeia unter Caracalla, Mionnet IV 880, 782, 'l'ralles unter Anto- 
ninus Pius ib. suppl. VII 471; 715, vgl. Cavedoni spicil. p. 227. Bull. d. I. 
1848 p. 110 und Sardes unter Julia Domna ib. IV Nr. 735). Wie &usser- 
lich setzen dagegen ein Medaillon des Antoninus Pius (Lenormant gall. 
myth. 5, 1) und kretische Kaisermünzen (Overbeck Münzt. 5, 5. Mionnet 
II 2659, 11. suppl. IV 800, 32) den Adler auf den Boden. Ein anderes 
Medaillon desselben Fürsten zeigt ihn sogar bloss en relief an einem 
Altare. Das alte Motiv hingegen, nur dekorativ umgebildet, erscheint 
auf einer Ara (Pistolesi il Vaticano descr. V 66, 2), wo der Adler von 
einer Guirlande auf den göttlichen Säugling herunterblickt. 

2) Wieseler, Ann. d. I. 1857 p. 174. Bursian, Geogr. von Griechen- 
land 1, 176 Anm. 2. 

3) Kekulé, Hebe S. 12 f. Ich will hier die wenigen einschlägigen 
Monumente sogleich zusammenstellen: Der Adler kommt vor bei Europa 
(auf Münzen von Gortys, Combe 8, 10 und Soloi, Overbeck Kunstm. 111 
S. 462; vgl. Stephani, Compte-Rendu 1866 S. 115 Nr. 110), Leda (Helbig, 
Katalog der kampan. Wandmalereien Nr. 152 und Atlas T. 5), Danae (auf 
einem wahrscheinlich modernen Steine Lippert suppl. 1, 35, vgl. Overbeck 
S. 410 f.) und Semele (Wieseler zu DAK. II Nr. 465, eine Paste, die gleich- 
falls von fragwürdiger Echtheit ist). 

4) Mart. Gottfr. Hermann, Handbuch der Mythologie, enthaltend die 
verschiedenen astronomischen Mythen der Griechen III S. 391 ff. 

5) Bursians Jahresber. 1876 VII S. 422. 


Der Adler als Attribut des Zeus. 9 


Fragment von griechischer Arbeit, bei welchem von dem Adler nur 
die Fänge erhalten sind‘); Niketas sah ein ähnliches Bild von Bronze 
zu Byzanz auf einer Säule.) Kleinere Bronzen (z. B. Friederichs, 
kleine Kunst S. 493) können einen Begriff davon geben. Auch zwei 
Vasen von Ruvo zeigen das Augurium als Beigabe heroischer Scenen. ὃ 
Endlich war es in der dekorativen Kunst ein beliebter Sehmuck ^ 
Fast ebenso oft hat man den Hasen als Beute des Adlers abgebil- 
det?); hier sind bereits die Assyrer vorangegangen.?) Für den 
Delphin, oder überhaupt einen Fisch, weiss nicht einmal Stephani 
eine nennenswerte Zahl von Beispielen anzugeben; die Mehrzahl der- 
selben trifft auf die Münzen von Agrigent." Einen Thunfisch zer- 
hackt der Adler bloss auf einem römischen As (Garrucci, syll. inscr. 
Nr. 34). Der Seltenheit wegen ist noch zu erwähnen, dass auf dem 
Rande einer pompejanischen Bronzevase®) der Adler mit einem Lamme 
und auf einem Scarabaeus”) mit einem Hehe sitzt; zu letzterem ist 
ein archaisierendes Vasenbild, in dem zwei Adler mit der Verfolgung 
eines Rehes beschäftigt sind, zu stellen. !?) 

In derselben Bedeutung verbindet sich der Adler mit der Göttin 
des Sieges. Eine Münze Terinas im vollkommenen Stil (Friedländer 
a. O. T. 8, 774) bildet ibn auf ihrer Hand sitzend ab. Lysandros 
weihte der Athene Chalkioikos zugleich je zwei Niken und Adler 
(Paus. 3, 17, 4) und Paionios liess, was nicht eben passend ist, seine 
Nike auf einen Adler treten, um so viel als móglich den Eindruck, 
dass sie fliege, zu erwecken. Diese Bilder stellen den Übergang von 
der älteren mehr konkreten Auffassung zu der abstrakten der Dia- 
dochenzeit her, nach welcher der Adler aus einem Sieg verheissenden 
Vogel das Symbol des Sieges wurde. Die Stempelschneider ver- 
banden ihn damals sehr oft mit der Siegespalme, worin ihnen 
eine Mtinze der Gens Pomponia (Cohen Nr. 3) und vereinzelte der 
Kaiserzeit folgten. Die Spüteren setzen aber statt der Palme lieber 


1) K. O. Müller, archüol Mittheilungen aus Griechenland I H. 1 
S. 113 Nr. 119. 

2) Descr. art. Const. cap. 7. 

8) Bull. nap. n. s. 1 t. 6 (1853). Heydemann, Vasens. von Neapel 2458. 

4) Helbig, Katalog der kampan. Wandg. S. 32; Matz-Duhn Verz. III 
S. 2449. Am Scheiterhaufen des Hephaistion lauerten Adler und Schlangen 
auf einander (Diod. 17, 115, 8). 

δ) Xen. Cyr. 2, 4, 19 (ἀετὸς λαγωφόρος Arist. hist. an. 9, 3); vgl. 
Matz-Duhn a. O.; Heydemann a. O.; Joh. Franz, Rhein. Mus. 7, 378. 

6) Perrot, exploration p. 346. Auf einer persischen Gemme, welche 
de Gobineau in der Revue arch. 1874 Bd. 27 pl. 6, 371 (vgl. Bd. 28 p. 34) 
veröffentlicht hat, hält ein zweiköpfiger Adler mit jeder Klaue einen 
Hasen. Die Gruppe im Museo Pioclem. Nr. 152 ist wohl modern. 

7) Der Adler war das Wappenzeichen von Agrigent, wie von Abydos 
(Six in Sallets Ztsch. f. Numism. 8, 237). 

8) Friedericbs, Berlins antike Bildwerke I zu Nr. 896—909. 

9) Stephani, Compte-Rendu 1871 p. 206 f. Von dem ähnlichen Bei- 
werke einer Jupiterstatue (Clarac 4105, 6849) wird unten die Rede sein. 

10) Ann. de I. 1863 t. F. 


τὸ Karl Sittl: 
. „+. die Zeit vor Augustus kennt. 
jm Kranz. ein Typus, den bereits lo eich Hoydemann (Vasens. 


. - r, Ruvo 
van s n eine späte Vase von d Münzen des Arsakes XIV. 
N eal" SAMT... * 


= v.Chr.) bei Lenormant gall. myth. 68, 17.18. Auch 
schneider haben sich diesen Typus angeeignet. ) Manche 
pe ΟΝ hneider passten ibn aber der runden Form des Geldes so 
Sen sie den Adler mitten in den Kranz hineinsetzten?), ein 
Mery. das die dekorative Kunst der Rómer ausbeutete.*) Auf sieg- 
reichen Kampf bezieht eich endlich der Vogel des Zeus, wenn er als 
hildzeichen dient (2.B. auf dem Schilde, den der messenische Held 
\ristomenes nach Lebadeia geweiht haben soll?), und auf Vasen, wie 
«v. 439 und 6*5 der Münchener Sammlung) oder auf einer Trom- 
steht (Bronzi di Ercolano II 30). 
Mit dem Siege hängt enge die durch den Sieg errungene Herr- 
schaft zusammen. Wir haben bereits oben erwähnt, dass die Orien- 
talen in dem Adlerscepter das Symbol der Königsgewalt fanden. 
Yon ihnen überkamen es die griechischen Herrscher; wenigstens 
gaben die Athener den Theaterkönigen ein Vogelscepter als Aus- 
zeichnung, dass sie aber damit keinen Verstoss gegen die wirkliche 
Sitte machten, zeigt eine korinthische Vase von unbezweifelter Alter- 
tümlichkeit (Arch. Ztg. 1859 T. 125, 3). Bei den Ptolemüern trug 
vielleicht die oben erwähnte Familientradition dazu bei, dass der 
Adler beinahe das Wappenzeichen dieser Dynastie wurde‘); zwei 
Adler bezeichneten auf Medaillons^) gleichberechtigte Gatten oder 
gemeinsam regierende Geschwister. Aus Ágypten brachte Octavian 
den Aar als kaiserliches Wappen?) nach Rom; hier versah man mit 
seinem Bilde alles Eigentum des Kaisers, sogar die Ziegel der Staats- 
fabriken nicht ausgenommen.?) Da sich die Imperatoren als Be- 
herrscher der ganzen Welt fühlten, liessen sie gerne den Adler auf 
einen Globus sitzen, beschrünkten jedoch dieses Motiv auf die so- 
genannten Konsekrationsmünzen.!") Diese Verbindung ist aber nicht 


ς 568) beschreibt), 


252 


Nr. 
p* te 


1) Auf einer von Panofka (Abh. der Berliner Akad. 1848 T. 1, 4) 
herausgegebenen Vase hült eine Eule den Kranz im Schnabel. 

2) Lippert, Daktyliothek II 4. 5. Tassie, catalogue I p. 87. 

3) Z. B. Carapanos, Dodone et ses ruines pl. 62, 1. 

4) Matz-Duhn a. O. Nr. 2511. 3539. 8646. 

. . 5) Paus. 4, 16, 7. Antipatros von Sidon (Anthol. Pal. 7, 161) denkt 
sich daher auf dem Grabe des Helden einen Adler aufgepflanzt, den er 
verkünden lüsst: "Occov ἄριςτος οἰωνῶν yYevönav, Töccov ὅδ᾽ ἠϊθέων. 

6) E. Curtius, Abh. der Berliner Akad. 1874 8. 98 £, spricht jedoch 
bloss von einem 'Kónigszeichen'. 

7) Lenormant, num. des rois grecs pl. 87 h. j. jj. 89a. 

8) Joseph. b. Iud, 8, 5. 

. 9) Bull.d. I. 1870 p. 87; auf einem Goldmedaillon des Kaisers Probus 
(Friedlánder, das kgl. Münzkabinet S. 271 Nr. 1106) bildet den Schwert- 
griff ein Adlerkopf. 

, 10) Vgl. aber auch Gädechens, der Himmelsglobus zu Arolsen, Gót- 
tingen 1862 S. 14. 


Der Adler als Attribut des Zeus. 11 


blos national römisch; wir finden sie bereits als Wanddekoration in 
Pompeji (Helbig Nr. 105. 106). Hingegen hat sie Salinas, wie zwei 
Exemplare von Imhoofs Sammlung lehren, mit Unrecht einer agri- 
gentinischen Münze des freien Stils (le monete delle ant. eittä di 
Bieilia t. 6, 23) zugeschrieben. 

Àn dem Tage, da Alexander der Grosse zur Welt kam, sassen 
zwei Adler auf dem Dache des väterlichen Palastes 'omen duplicis 
imperii Europae Asiaeque praeferentes', wie Justin sagt. ) Den- 
selben Gedanken drückt mit Bezug auf die römischen Kaiser der 
doppelkópfige Adler aus, der zuerst an der Antoninssäule er- 
scheint, dann am byzantinischen Hofe heimisch wird?) und von hier 
nach Nordosten und Nordwesten sich verbreitet. Jene Bedeutung 
des Typus gehört zwar wohl den Römern an, aber er selbst stammt 
ohne Zweifel aus dem Orient. Denn der Process des Webens führte 
darauf, die Figuren (gewóhnlich Tiere) umgekehrt zu wiederholon; 
aus dem Teppichstil kamen dann die sich gegentiberstehenden Tier- 
paare in den Wappenstil?) Durch Verkürzung entstanden aus ihnen 
die ἀμφιπρόςωπα, die doppelköpfigen Tiere, die gleichfalls im Web- 
und Wappenstile aller Zeiten eine grosse Rolle spielen.*) So er- 
scheint denn ein Doppeladler bereits auf den assyrischen Felsen- 
reliefs von Boghaskdi und Uejük (Pteria) in Kappadokien, welche 
aus der Zeit des Kyaxares stammen); der auf zwei Mäusen stehende 
Vogel diente einem Priester oder Könige als Fussgestell. Von dem 
&hnlichen Bilde einer orientalischen Gemme war bereits S. 7 Α. 7 
die Rede. Der Doppeladler befindet sich ausserdem am Schurze 
einer ägyptisierenden Statue aus Kypern.?) Aus Asien dürften zu- 


1) 12,16,5. Vielleicht spielt eine Münze Alexanders II. von Epirus 
(Lenormant, num. des rois greca pl. 22, 16) durch zwei sich anblickende 
Adler darauf an. 

2) Bernh. von Köhne, vom Doppeladler, in den Berliner Blättern 
für Münz, Siegel- und Wappenkunde 1871 H. 16 S8. 1—96. Er führt als 
einziges Beispiel, welches vor das zehnte Jahrhundert füllt, eine Platte 
im Siménukloster auf dem Athos (T. 67, 2) an; aber er hat gewiss Un- 
recht, die Erbauung jenes Klosters zwischen 451 und 463 anzusetzen. 
Denn nach der allgemeinen Annahme wurde erst im zehnten Jahrhundert 
ein steinernes Gebäude auf dem Athos errichtet. Ebenso bedenklich ist 
die Zeitbestimmung bei einem christlichen Monogramm, das Lacroix in 
Vie militaire et réligieuse du moyen-üge (Paris 1878) p. 219 abbildet. 

8) E. Curtius, über Wappengebrauch, Abh. der Berliner Akad. 1874; 
Langbehn, Flügelgestalten der alten Kunst S. 69 ff. Adler waren z.B. in 
die Vorhänge des herodianischen Tempels eingewebt (Schekalim jer. 8, 4). 

4) Z. B. auf byzantinischen Geweben des germanischen Museums 
(Hertzberg, Geschichte der Byzantiner 8. 206). Theodoros Prodromos 
(Dos. et Khod. 9, 320 ff) beschreibt Seidengewebe, auf denen sowohl je 
vier Tiere mit einem Kopf als vierköpfige Wesen vorkommen. 

δ) Curtius a. O. Tafel Nr. 15 nach Perrot pl. 58, vgl. exploration 
E 347; Gerhard, Denkmäler und Forschungen 1859 Nr. 196 T. 126, 25; 

öhne a. O. T. 67, 1. 
6) Cesnola, Cyprus, übersetzt von Stern S. 410 und T. XXXI 1. 


12 Karl Sittl: 


nächst die bunten Gewebe des Orients den Doppeladler nach Rom 
gebracht haben.) 

Die Hauptidee der Macht wird vielfach variiert, indem die 
Münzen den Adler in den verschiedensten Verbindungen zeigen; 
weil diese jedoch kunsthistorisch ohne Bedeutung sind, will ich nicht 
näher darauf eingehen. 

Von dem bisher behandelten Darstellungskreise unabhängig ist 
der Adler, wenn er in Beziehung zu dem Blitze gesetzt wird. Wie 
man dazu kam, haben wir oben dargelegt. Der mit dem blitzenden 
Zeus verbundene Vogel wird uns später beschäftigen. Von dem 
Gotte isoliert kennt aber erst die alexandrinische Zeit den Blitze- 
träger, der nun vor allem unter der Regierung der Ptolemiüer und 
in Unteritalien einen sehr gewöhnlichen Schmuck der Münzen bildet.?) 

Wir sind bereits mehrmals auf die dekorative Anwendung 
des Adlers zu sprechen gekommen?); auch ohne weitere Zuthat 
eignet sich der majestütische Vogel mit ausgespannten Fittichen zu- 
nüchst vorzüglich für das Giebelfeld der Tempel, das selbst durch 
die Namen ἀετός oder ἀέτωμα mit ihm verglichen wurde. Wenn 
er auf den Marmorplatten eines cUvodoc von Tanais, die eine Tempel- 
front vorstellen, im Giebel oft mit Guirlanden umkrünzt schwebt*) 
oder auf einem rómischen Relief (Clarac 216, 752) das Giebelfeld 
des kapitolinischen Tempels ziert, so ist er hier freilich von dem 
Bewohner des Tempels nicht unabhüngig, gerade wie auf der per- 
gamenischen Burg Adler und Eulen als Friesverzierungen dienten, 
weil Zeus und Athene die Stadtgötter waren.°) Anders steht jedoch 
die Sache bei einer pompejanischen Malerei (Helbig Nr. 59) und 


1) Reicheres Material liegt für die zunächst zu vergleichende doppel- 
köpfige Eule vor. Ein chiusinisches Bronzebild derselben teilte Gerhard 
im achten Winckelmannsprogramm S.5 T. Nr. 8 mit; aber auch Münzen 
von Bóotien, Miletopolis in Mysien, Sigeion (De Witte, double Minerve 
8, 10; Elite céram. I p. 298) und Myrrhina (Mionnet suppl. VI 36, 280), sowie 
Athens Diobolen und Doppelchalken (Beulé, monnaies d'Athénes S. 54. 74) 
zeigen sie. Hingegen erscheint auf den Tetrobolen Athens eine Eule 
mit zwei Leibern (Lenormant, nouv. gall. myth. 21, 11; vgl. 21, 8 von 
Miletopolis). 

2) Singulür ist, dass er auf einer Münze des epirotischen Königs 
Alexander I. neben dem Blitze steht (Imhoof-Blumer, Ptechr. für Numis- 
matik 3, 288). . 

3) Allerlei stellt über diesen Punkt Bóttiger in der Amalthea I Beilage 
E 71—74 und Kunstmythologie 1I S. 42. 48 zusammen; hier ist aber nicht 
der Ort, mehr als Andeutungen über diesen weitverzweigten Gegenstand 
zu geben, denn um zu Resultaten zu gelangen, müsste die dekorative 
Anwendung der Vögel überhaupt behandelt werden. 

4) Stephani, Compte-Rendu 1870 p. 229. In dem Giebelfelde einer 
ähnlich gestalteten Platte, welche ein an einen Athener gerichtetes 
Ehrendekret enthält, sitzt eine Eule (Vischer, archäol. und epigr. Bei- 
träge aus Griechenland T. I 4 mit S. 7 f.). — Herodes weihte, indem er 
einen goldenen Adler über dem óstlichen Portal aufstellte, den jüdischen 
Tempel dem Zeus (Joseph. ant. 17, 6, 2). 

5) Jahrbuch der preussischen Kunstsammlungen 8, 57. 90. 


D 


Der Adler als Attribut des Zeus. 13 


Münzen des Domitian (Cohen Nr. 311) und Volusianus (Cohen Nr. 83). 
Auch phrygische Baumeister setzten in die Giebelfelder der Fürsten- 
gräber gerne zwei Adler zu den Seiten einer Amphora oder eines 
Schildes. Wegen der schönen rhythmischen Linien verwendet über- 
haupt die dekorative Kunst den König der Vögel in der mannig- 
faltigsten Weise. 


Zweites Kapitel. 


Der Adler als Attribut des Zeus in der voralexandrinischen 
Kunst. 


Mochten die Ágypter ihre Gótter, wenn nicht geradezu als Tiere, 
doch gewóhnlich mit einem Tierkopfe darstellen, den Griechen lag 
eine solche Verunstaltung der menschlichen Gestalt in ihrem edel- 
sten Teil ferne.?) Wie sollten sie nun die Verbindung der Götter 
mit ihren heiligen Tieren ausdrücken? Die Kunst Vorderasiens gab 
ihnen einfache und zugleich passende Mittel an die Hand. Manch- 
mal brachte jene einen heiligen Vogel auf dem Scepter der Gottheit 
als bedeutungsvolles Ornament an, wie wir bereits beim Baal-Tars 
gesehen haben (S. 5). Weit häufiger gab man jedoch den Göttern 
ihre Attribute einfach in die Hand, damit sie dieselben dem Be- 
schauer entgegenstreckten und so sich gleichsam zu erkennen gäben?°) ; 
letzteres Mittel gewährte zugleich den Künstlern eine gute Gelegen- 
heit, die Arme, welche nicht steif und hólzern berabhängen sollten, 
angemessen zu beschäftigen. Wenn auch bei beiden Arten eine ge- 
wisse Äusserlichkeit nicht abzuleugnen ist, so scheint doch sicher 
zu stehen, dass die griechischen Tempelbilder des Zeus, bei welchen 
auch der ausgezeichnetste Künstler durch die uralte Tradition ge- 
bunden war, den Adler nach jener alten Weise entweder als Krö- 
nung des Scepters oder auf der Hand trugen. 

Bei dem Adlerscepter gibt die schriftliche Überlieferung 
glücklicherweise von drei Statuen Nachricht. Unter diesen vertritt 
die archaische Periode die Terracottastatue des kapitolinischen 
Jupiter, welche einen Stab mit dem Bilde des Adlers in der Hand 
trug; obgleich dies nicht ausdrücklich von der Statue selbst gesagt 








1) Perrot a. O. p. 146; E. Curtius a. O. Tafel Nr. 23. Auf Grab- 
mälern vornehmer Römer ist hingegen dem Adler die höchste Spitze an- 
gewiesen (0. Keller, noch ein Wort über die Eigelsteine, Beil. zur Allg. 

tg. 1882 Nr. 190). 

2) Darstellungen von Metamorphosen (Jahn, archäol. Beiträge S. 410) 
und ägyptisierende Bilder (Langbehn, Flügelgestalten S. 18. 87) sind aus- 
genommen. 

3) Namentlich hält Astarte eine Taube in der Hand. Die ügypti- 
sierende Statue der Grotta dell' Iside in Vulci (Micali mon. in. t. 6) 
verrät sich gerade durch den Vogel (t. 8, 13), welcher auf der Hand 
sass, als unägyptisch; denn in Agypten kommt dieser Typus erst unter 
den Ptolemäern vor. 


14 Karl Sittl: 


wird, können wir es aus der Tracht der triumphierenden Feldherrn, 
die ja im Gewande dem Gotte glichen, mit Sicherheit erschliessen.!) 
Ein ernstliches Bedenken würde sich nur dann gegen die Annahme 
erheben, wenn der Künstler ein Etrusker wäre, weil diese, wie sich 
später ergeben wird, das Adlerscepter erst aus den unteritalischen 
Vasen tibernahmen. In der bekannten Stelle des Plinius (35, 157) 
hat man aus der einzig massgebenden Lesart der Bamberger Hand- 
schrift uuleaniveisaccitum scheinbar richtig herausgelesen: Vulcam 
Veis accitum, ohne zu beachten, dass dieser Name, wie auch Vol- 
canius nicht etruskisch ist. Ich wüsste nicht, wie diese Konjektur 
den Vorzug vor 'Vulseü Circeis accitum? verdiente. Übrigens ist 
an der Triumphaltracht nur die latinischetruskische bulla ungrie- 
chisch. ?) 

An zweiter Stelle ist die hervorragendste Leistung der voll- 
kommenen Kunst zu nennen — der olympische Zeus des Phidias. 
Bei diesem chryselephantinen Kolosse hätte das Material dem Künstler 
gestattet, den Adler auf die Hand zu setzen; aber er zog es vor, die 
Idee der Unwidersteblichkeit in mehr übersinnlicher Weise durch 
Nike zu veranschaulichen, während er zugleich durch den Adler?) 
dem kolossalen Scepter einen schönen und würdigen Abschluss gab 
und so auch hier seine Absicht, die ansehnlichen Dimensionen des 
Werkes durch reiche Dekoration zu beleben und scheinbar zu ver- 
mindern, glücklich erreichte. Nach Böttiger (Ideen zu einer Kunst- 
mythologie II 41. 155) und Böckh (zu Pindar a. O.) sollen ihm dabei 
die berühmten Verse Pindars (Pyth. 1, 6 ff.) vorgeschwebt sein: 
Εὕδει δ᾽ ἀνὰ «κάπτῳ Διὸς αἰετὸς ὠκεῖαν πτέρυγ᾽ ἀμφοτέρωθεν 
χαλάξαις ἀρχὸς οἰωνῶν. Wenn gleich diese Ansicht mit der Rich- 
tung des poesievollen Künstlers an sich wohl im Einklang steht, 
brauchte er doch nicht erst von dem Dichter zu lernen, dass der 
Adler auf dem Stabe des Zeus sitze. Im übrigen aber unterscheidet 
sich die Situation völlig; Pindar stellt ja so schön dar, wie der 
Klang der Lyra selbst den Adler in Schlummer wiegt, dass er die 


1) Müller-Deecke, Etrusker I? 348; Mommsen, röm. Staatserecht I? 410. 
Die Kaiser haben daher auf den Triumphalmünzen in der Regel ein 
Adlerscepter (Eckhel, doctr. n. v. 6, 118. 8, 334, noch Konstantin Revue 
num. n. 8. 14, 316). Ebenso stellt eine prünestinische Ciste (Mon. d. I. 10, 29, 
vgl. Michaelis, Ann. d. I. 1876 p. 105—124) einen Triumphator dar. In 
der spüteren Kaiserzeit gehörte das Adlerscepter zur vollen Konsulor- 
tracht (W. Meyer, zwei antike Elfenbeintafeln, Abh. der bayer. Akad. 
XV 1, 18, vgl. Iuv. 10, 43. Prud. c. Symm. 1, 349. perist. 10, 148. Isid. 
or. 2, 18). 

2) Die gestickten Gewünder finden wir auch bei den griechischen 
Bühnenkönigen; der goldene mit Edelsteinen besetzte Eicheukranz ist, 
obgleich ihn Tertullian (cor. 18) etruskisch nennt, von dem hellenischen 
Zeus entlehnt. 

3) Schubart schreibt bei Pausanias 5, 11,1 (indes bloss in der Vor- 
rede) richtig: ὁ δὲ ὄρνις ὁ ἐπὶ τῷ «κήπτρῳ καθήμενός Ecrıv [ὁ ἀετὸς] 
(χρυςοῦΣ, χρυςοῦ δέ u. s. w. 


Der Adler als Attribut des Zeus. 15 


Flügel hängen lässt. Phidias’ Adler hingegen schlummert weder 
noch senkt er seine Fittiche, sondern sie sind, wenn anders wir aus 
den Vasenbildern diesen Schluss ziehen dürfen, zum Fluge ausge- 
breitet. 

Auch der jüngere Polyklet!) gab dem Zeus Philios in einem 
Tempel von Megalopolis den Adler als Bekrönung seines Thyrsos?), 
wie der ältere Künstler dieses Namens an seinem berühmten Hera- 
bilde ein Kukuksscepter anbrachte.?) 

An die Tempelbilder reiht sich eine kleine archaische Münze 
des sikelischen Städtchens Galaria (Gardner, types of greek coins 
pl. 2, 1); der Stempelschneider liess mit Rücksicht auf den sehr 
beschränkten Raum Zeus sein Scepter ungewöhnlicher Weise in der 
vorgestreckten Rechten halten. Im übrigen ist aber der Gott offen- 
bar hieratisch aufgefasst. Sonst besitzen wir keine Darstellung, 
welche wirklich vor Alexander verfertigt wäre; die Denkmäler des 
archaisierenden oder tektonischen Stils finden besser im nüchsten 
Kapitel eine Stelle. 

Man glaubt auch eine Stelle des Aristophanes heranziehen zu 
dürfen; der Komiker sagt nämlich in den Vögeln V. 514 ff.: 


Ὃ δὲ δεινότατόν écriv ἁπάντων᾽ ὁ Ζεὺς γὰρ ὁ νῦν βαειλεύων 
ἀετὸν ὄρνιν Écrmkev ἔχων ἐπὶ τῆς κεφαλῆς βαειλεὺς ὦν, 
fj δ᾽ αὖ θυγάτηρ γλαῦχ᾽, ὁ δ᾽ ᾿Απόλλων ὥςπερ θεράπων ἱέρακα. 


‘Wer hat je gehört oder gesehen, dass der Adler dem Zeus 
auf dem Kopfe sitze?” muss ich mit K. Kock fragen, doch dieser 
Gelehrte macht durch die Konjektur ἐπὶ τῆς ςκυτάλης die Sache 
nicht besser. Haben denn Athene und Apollo je ein Scepter mit 
ihrem Vogel oder trägt bei einer Jagd der Knappe den Falken auf 
einem Stabe? Offenbar muss von der Hand die Rede sein: “Schon 
früher, sagt Peithetairos, sahen die Vögel von den Stäben herab 
den Leuten scharf auf die Finger; jetzt steht es aber am aller- 
schlimmsten, nun sitzen sie gar auf den Händen der Götter, damit 
sie die Opfergaben noch vor diesen erhalten’.*) Statt κεφαλῆς ist 
also etwa παλάμης zu lesen; bemerkt doch auch der Scholiast zu 
der Stelle: τῆς ᾿Αρχηγέτιδος ᾿Αθηνᾶς τὸ ἄγαλμα γλαῦκα εἶχεν ἐν 
τῇ χειρί. Aus diesen Worten des Aristophanes scheint mir somit 


1) Brunn (Sitzungsber. der bayer. Akad. 1880 I S. 468 f.) lässt un- 
entschieden, welcher der beiden Homonymen die Statue verfertigt habe; 
Pausanias nennt jedoch, wenn ich nicht irre, den berühmten konstant 
(9 mal) einfach Πολύκλειτος, wie er immer (18 mal) bloss Φειδίας sagt. 
Hingegen tritt nur 6, 6, 2. 18, 6 und 8, 81, 4 der TT. ’Apyeioc auf. 

2) Paus. 2, 31, 4 κάθηται δὲ ἀετὸς ἐπὶ τῷ Büpcw. 

δὲ Paus. 2, 17, 4; vgl. ein Vasenbild in Overbecks Atlas T. 10, 1. 
Auch Europa hat ein solches auf einer Münze von Gortys (Gardner 
t. 9, 18, J. 431—300). 

4) Es ist bekannt, dass die Aufgeklärten über das Vorstrecken der 
Attribute häufig spotteten (vgl. z. B. Cic. nat. d. 3 $ 84). 


16 Karl Sittl: 


hervorzugehen, dass jene schlichte Sitte, die heiligen Tiere auf die 
Hand zu setzen, in seiner Zeit wenigstens bei religiösen Statuen 
(denen Opfer dargebracht wurden) sehr beliebt war. Dies wird 
durch zwei griechische Votivreliefs bestätigt, auf denen die Götter 
natürlich mehr hieratisch als auf gewöhnlichen Reliefs aufgefasst 
sind. Ein noch nicht publiciertes archaisierendes Denkmal, das zu 
Athen am Südabhang der Akropolis gefunden wurde, beschreibt 
v. Duhn in der archäologischen Zeitung (1877 8. 167 Nr. 88) fol- 
gendermassen: “Zeus bis zur Mitte erhalten, n. r. e. f., Kopf en profil, 
in einem Mantel, der linke Schulter, Arm und Seite bedeckt. Auf der 
Linken hält er den ihm zugewandten Adler, mit der niedergehenden 
Rechten fasst er ein langes Scepter'. Auf einem öfter besprochenen 
Relief der Pembroke'schen Sammlung, das nach Matz (Annali d. I. 
1874 p. 184 —191 t. P.) zuletzt Michaelis in Ancient marbles in 
Great Britain p. 681 veröffentlichte, sitzt Zeus mit dem von ihm 
abgewandten Vogel in der Rechten vor einem opfernden Athleten. 
Die darauf befindliche Inschrift ist freilich gefälscht und das Relief, 
wenn nicht völlig unecht, doch sicher überarbeitet, wie bei dem 
Vogel die Haltung des Kopfes beweist. 

Übrigens ist nicht zu übersehen, dass der Adler auf Reliefs 
ohne Schwierigkeit die Hand des Gottes als Sitz angewiesen erhalten 
konnte, wührend bei den Statuen das Material einen nicht unerheb- 
lichen Einfluss ausübte. Ein Marmorarm würe ja zu schwach, um 
einen Adler in voller Grösse zu tragen; doch ist es wahrscheinlich, 
dass man diesen an Marmorstatuen stark verkleinerte oder auch den 
Αὐτὰ auf irgend eine Weise stützte, wie es z. D. selbst bei der Par- 
thenos des Phidias geschah. Der Meister bediente sich hier gewiss 
nicht eines ungewöhnlichen Notbehelfs, sondern-eines beliebten Aus- 
kunftsmittels, das, seit alter Zeit angewendet, den Beschauer nicht 
mehr frappierte. 

Die bisher besprochenen alten Kunstformeln waren für die 
Tempelplastik normal, vielleicht darf ich sagen, obligatorisch. Die 
Götter wurden aber auch sonst häufig dargestellt, weil ihre Bilder 
namentlich als Weihgeschenke aufgestellt zu werden pflegten. Die 
Gabe war freiwillig und nicht für den Kultus bestimmt, so dass der 
Geber dem Künstler im Detail freie Hand lassen konnte. Zu der 
dadurch ermöglichten Emancipation von der religiösen Sitte forderte 
besonders der auf der vorgestreckten Hand sitzende Adler auf, dessen 
starre Abstraktion der freieren Kunst missfällt. Wo es sich also 
um kein Tempelbild handelte, setzte sie an Stelle jener abstrakten 
Allgemeinheit den Einzelvorgang, indem Zeus den Vogel einem seiner 
Lieblinge als glückverheissendes Zeichen zu senden scheint. Der 
Adler sitzt demgemäss entweder, die Flügel bereits zum Fluge er- 
hoben, auf dem vorgestreckten Arme des Gottes oder er hat sich 
eben von demselben entfernt. Diesen Vorgang zeigen zahlreiche 
arkadische Münzen des archaischen und vollkommenen Stils, welche 


Pom τ 


Der Adler als Attribut des Zeus. 17 


Imhoof-Blumer in Sallets Ztsch. f. Numismatik HI S. 291 ff. T. 7. 8 
am vollständigsten mitteilt!), wozu eine einzige elische des streng- 
schönen Stiles?) kommt. Auf allen diesen Münzen thront Zeus, wie 
ihn denn überhaupt die ältere Kunst nicht häufig stehend gebildet 
hat; doch finden wir den Gott auch in dieser Stellung den Adler 
entsendend, freilich blos auf einigen Münzen des persischen Satrapen 
Tiribazos (400—384 in der Geschichte auftretend, Duc de Luynes 
num. des satr. p. 1f. pl. 1, 1—3, Gardner types pl. 10, 9).*) Sel- 
tener kehrt der Adler nach vollbrachtem Auftrage zu seinem Gotte 
zurück; wir können hiefür blos eine archaische Münze von Arkadien 
(Choix Nr. 76 = Ztsch. 'P. 7, 3 = Ov. MT. 2, 2), eine kyrenäische 
(Ov. MT. 2, 15) und eine Gemme (Lippert II 4 — DAK. II 2, 17a, 
mit Kranz im Schnabel) beibringen, wozu eine noch ziemlich alter- 
tümliche Münze Arkadiens mit dem stehenden Gotte (Choix Nr. 79 
== Zisch. T. 7, 7) kommt.*) 

Während diese Modifikation den Grundgedanken des Sieges und 
der Macht nicht ändert, sondern blos individualisiert, prägen andere 
Künstler eine neue Idee im Bilde aus. Die Meister der archaischen 
Blüte stellen sich gerne durch die Wiedergabe lebhafter Bewegung 
zu der Steifheit der Inkunabelwerke in scharfen Gegensatz. Dieses 
Bestreben erstreckt sich auch, soweit es die Schranken dea Kultus 
gestatten, auf die Göttergestalten, welche die private Kunst gleich- 
falls in lebhafte Bewegung versetzt. Wie Apollo, vóllig nackt, in 
der erhobenen Rechten einen Lorbeerzweig zum Schlage erhoben hält 
und auf seiner vorgestreckten Linken einen kleinen laufenden Dämon 
trägt°), wie Poseidon in derselben Haltung den Dreizack schwingt‘), 
80 erscheint Zeus unbekleidet, in der erhobenen Rechten den Donner- 
keil und auf der vorgestreckten Linken den Adler, der das Blitz- 


1) Àuf den Münzen bei Imhoof a. O. T. 7, 8. 12. 14 und S. 298 
Nr. 12. 15. 8. 294, choix de monnaies grecques Nr. 79— 74. 77. 78. 81 
und Overbeck MT.2,1 ist der Adler erst im Begriffe abzufliegen; Ztach. 
T. 7, 9 blickt er dabei auf seinen Herrn zurück. In Choix Nr. 71. 75, 
Ztsch. S8. 292 Nr. 7 und Overbeck MT. 2, 8 hat er sich bereits von der 
Hand erhoben; auch hier blickt er bloss Ztsch. T. 7, 10 um. 

2) Gardner, types pl. 3, 41 (der Adler hält eine Schlange im Schnabel, 
was die Situation besonders deutlich macht). 

8) Derselbe Typus kommt bei Athene mit der Eule (Duc de Luynes, 
num. des satrapies pl. III Dernés 1 bis; von Side Gardner types pl. 10, 7 
aus der dritten Periode) und Poseidon mit dem Delphin (thronend in 
Skotussa Imhoof choix pl 8, 28, stehend in Rabbat- Móba unter Cara- 
calla, De Saulcy, numism. de la Terre Sainte pl. 20, 11) vor. 

4) Man vergleiche Apollo mit dem Raben auf einer schönen Münze 
von Rhegion (Lenormant gall myth. 45, 9) und Aphrodite vom Eryx 
mit der Taube (z. B. Millin gall. myth. 44, 181). 

5) Archaische Münze von Kaulonia Gardner types pl. 1, 1. 

6) Archaische Münzen von Poseidonia und Sybaris (Overbeck KM. 
11 2, 219 ff. MT. IV. Gardner types pl. 1,2. 16, 2. 17), später in Haliartos 
(Gardner pl. 7, 2, dritte Periode) und unter Demetrios Poliorketes (ib. 
t. 19, 3). 

Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 2 


18 Karl Sittl: 


feuer auf die Erde hinabtragen soll, haltend.!) Die alten 
Griechen erachteten mit richtigem Gefühle eine solche Haltung für 
ein Tempelbild als völlig ungeeignet, weshalb weder an Ζεὺς Πο- 
λιεύς noch an Ζεὺς ᾿Ιθωμάτας bei den Münzen zu denken ist; wir 
haben demgemäss blos Weihgeschenke und Münzbilder zu verzeichnen. 
Den ersten Platz verdient eine zu Olympia ausgegrabene Bronze- 
statuette (Ausgrabungen von Olympia Bd. 4 T. 24, 1) von archai- 
scher Arbeit.?) Wahrscheinlich ebenso hat man sich die beiden 
Zeusstatuen, welche Pausanias (5, 22, 5. 7) in der Altis von Olympia 
sah, zu denken, weil er von beiden angibt, sie hätten in der einen 
Hand den Adler, in der anderen den Blitz gehalten; denn diese beiden 
Attribute kommen vor Alexander nur in dem Typus des Gewitter- 
gottes vereinigt vor. Die eine Statue hatte Aristonoos von Ágina?) 
für die Metapontiner verfertigt, die andere war von mehreren Bür- 
gern Leontinis geweiht. Bezüglich des Materials dürfen wir wohl 
als sicher annehmen, dass die Statuen aus Bronze waren, weil, wie 
schon bemerkt, ein Marmorarm, zumal, wie hier, vollständig ausge- 
streckt, den Adler nicht leicht tragen könnte Von archaischen 
Münzen wüsste ich blos eine Tempelmünze von Olympia (Gardner 
types pl 2, 1), welche Curtius (Sallets Ztsch. f. Numism. 2, 265) 
in die Mitte des fünften Jahrhunderts setzt, anzuführen.*) Münzen 
der peloponnesischen Messenier (Gardner types t. 8, 25 u. 6.) und 
der messenischen Stadt Thuria (Jahn a. O. t. 1, 4) führen bereits 
über das Jahr 370 hinab.*) 

Wir kónnen nicht verkennen, dass diese ganze Klasse von Denk- 
mälern eigentlich nichts weiter als abgektürzte Gruppen repräsentiert; 
eine solche lag in dem Werke des Pytbagoras, welches Apollo im 
Kampfe mit der Pythoschlange darstellte vor. Der blitzende Zeus 
aber ist im Giganten- oder Titanenkampfe zu denken. So zeigt denn 
ein rotfiguriges Vasenbild aus Vulci (Cab. Pourtalés Nr. 132, abgeb. 
S. 27 [29], vgl. Jahn, Ann. d. I. 1869 S. 181), dessen Stil streng, 
aber schon etwas gemildert ist, Zeus bekrünzt in langem Chiton und 
Mantel mit Adler auf der vorgestreckten Rechten, wie er den Blitz 
gegen einen schwerbewaffneten Giganten schleudert. Ein Vasenbild 
aus Altamura, von Heydemann im sechsten hallischen Winckel- 
mannsprogramme (Gigantomachie auf einer Vase von Altamura 1881) 
veröffentlicht, ist jenem sehr ähnlich. Aus dem bereits gesagten, 
sowie aus dem Umstande, dass Zeus auf den beiden Vasen vollstándig 


1) O. Jahn, nuove memorie dell’ inst. II p. 1 ff. 

2) An einer archaisierenden Bronze desselben Typus (Carapanos, 
Dodone et ses ruines pl. 12, 4) fehlt der Adler. 

3) Brunn, Geschichte der griechischen Künstler I 96 weist ihn noch 
der Zeit vor Phidias zu. 

4) Ist es Zufall, dass sich alle uns bekannten archaischen Denk- 
mäler einst in Olympia befanden? 

6) Friedländer und v. Sallet, das kgl. Münzkabinet S. 318. 


EET aW" nn 


Der Adler als Attribut des Zeus. 19 


. bekleidet ist, während auf den Münzen Gewänder fehlen, geht zur 
Genüge hervor, dass wir nicht mit Heydemann beide Denkmäler- 
gattungen vermischen und die Vasendarstellungen auf statuarische 

. Vorbilder zurückführem dürfen, wenn auch die Idee überall die 
gleiche ist. 

Ausserhalb der Gigantomachie kennt die Vasenmalerei des wirk- 
lich strengen Stiles den Adler bei Zeus nicht. Es ist ja klar, dass 
ein Gott, der sich an einer Handlung beteiligt und unter anderen 
bewegt, nicht in der Weise eines abstrakten Tempelbildes auf- 
treten darf. Die Vasenmaler hätten also blos die Möglichkeit, die 
zuletzt behandelten Typen anzuwenden: Nun boten aber die Stoffe 
zur Darstellung des auguralen Adlers keine Gelegenheit, es blieb 
somit der Typus des blitzenden Zeus als einzig müglich übrig. 

Als Resultate dieses Kapitels dürfen wir demgemäss hinstellen, 
dass die Kunst vor Alexander den Adler bei Zeus, was die hiera- 
tischen Bilder anlangt, entweder auf den ausgestreckten Arm des 
Gottes oder als Dekoration auf sein Scepter setzte. Ausserhalb der 
Tempel wurde ersterer Typus zur Entsendung des Adlers indivi- 
dualisiert oder stärker umgebildet, indem man dem blitzenden Gotte 
einen Adler beigab. 


Drittes Kapitel. 


Der Adler als Attribut des Zeus in der Kunst der alexan- 
drinischen Periode, 


Das Zeitalter Alexanders des Grossen ruft in der Anwendung 
des Adlers keine grosse Umwülzung hervor; doch bewirkt vor allem 
der langsame Auflösungsprozess der alten Religion, dass die vorher 
so deutlich erscheinenden Unterschiede der Tempelbilder und der 
nicht zur Anbetung bestimmten Werke sich verwischen. Unsere 
erste Aufgabe wird sein, das Fortleben der alten Typen darzulegen 
und zugleich auf die kleinen Differenzen hinzuweisen. 

Das Adlerscepter mag in Kopien des olympischen Zeus fort- 
gelebt haben; Lucian (θεῶν ἐκκληςία c. 8 f.) und die Quellen des 
Oppian (ixeut. par. 1 p. 173 Schneider) und des Antoninos Liberalis 
(transf. 6) denken jedenfalls, wenn sie von dem Adlerscepter sprechen, 
an dieses so gefeierte Werk. Im übrigen ist dieses Attribut bei 
Zeus eigentlich nur in einer einzigen Kunstgattung nachzuweisen. 
Auf die unteritalische Vasenmalerei wirkte das Drama nicht blos 
den Stoffen sondern auch der Ausstattung nach erheblich ein.') Da 
nun Zeus als Götterkönig auf der Bühne ohne Zweifel das Vogel- 
scepter trug, erklärt es sich leicht, warum es die unteritalischen 
Vasen des malerischen Stiles häufig dem Kroniden beigeben. Dieser 
scenische Charakter tritt bei einem parodischen Bilde Ann. d. I. 

1) Jahn, Katalog der Münchener Vasensammlung S. CCXXVII. 

9* 


20 Karl 8511}: 


1859 T. N (wo der Adler kläglich die Flügel hängen lässt), das 
offenbar eine Komödienscene darstellt, besonders deutlich hervor. 
Ausserdem sind mir zwanzig hierher gehörige Vasenbilder bekannt 
geworden: 

1. (Overbeck F) Mon. d. I. VI VII 71. 

2. und 3. (Overbeck N und G) von Ruvo Mon. d. I. II 80, 81. 

4. aus Ruvo, beschrieben von Heydemann, die Vasensammlung 
des Museo naz. 8. 788 ff. (Santangelo Nr. 687). 

5. (Overbeck O) aus Ruvo, Mon. de l'Institut. section franc. 
pl. 5 u. à. 

6. (Overbeck T) aus Apulien, Ann. d. I. 1852 t. OQ == Arch. 
Zig. 1853 T. 53. 

7. (Overbeck CC) die sogenannte Poniatowskyvase, Millin gall. 
myth. II 31 = Pistolesi il Vaticano descritto III 64. 

8. (Overbeck DD) von Ruvo, Arch. Ztg. 1869 T. 17. 

9. aus Ruvo, Ann. d. I. 1869 t. GH. 

10. Millingen peint. de vases I pl. 23. 

11. Gerhard Mysterienbilder 2 == Arch. Ztg. 1844 T. 18 — 
DAK. II 69, 863. 

12. (Overbeck E) Mon. d, I. VI 42. 

13. Cataloghi del museo CampanaIV 781 (Zeichnung im Apparat 
des archäol. Inst.). 

14. Europavase aus Ruvo oder Canosa, Jahn Denkschriften der 
phil.-hist. Klasse der Wiener Akademie XIX T. Ia. 

15. Overbeck Atlas T. 6, 15 (vgl. 8. 436 Nr. 17) mit der- 
selben Scene, 

16. (Overbeck OO) aus Anzi in der Basilicata, Millingen vases 
of the coll. of Coghill t. 46; El. céram. I 26; Overbeck Atlas T. 7, 
7 u. 6. (Der unbürtige Zeus als Liebhaber der Io). 

Hingegen ist bei Gerhard, Mysterienbilder T. 4 der Gott wahr- 
scheinlich Pluton, der auf den Unterweltsvasen Apuliens fast regel- 
mässig das Adlerscepter führt.!) 

An die unteritalischen Malereien schliessen sich dem Stile und 
der Auffassung nach die etruskischen Spiegelzeichnungen an. Diese 
Übereinstimmung erstreckt sich auf Details, zu welchen auch unser 
Scepter gehört; doch erscheint es blos zweimal, nämlich Gerhard 
t. 82 (= Overbeck Atlas I 37) und 347, bei dem höchsten Gotte. 

Dasselbe Attribut klärt uns tiber den Entstehungsort zweier 
Vasen des tektonischen Stiles auf. Die bekannte Sosiasschale von 
Vulci (Gerhard, Trinkschalen T. 6/7; Mon. d. I. 1, 25) will streng 
gemalt sein, doch zeigen sich Nebendinge, z. B. der Adler, voll- 
kommen frei stilisiert. Für die zweite Vase (Gerhard, auserl. Vasenb. 
1, 7; Overbeck, Atlas 1, 16), welche eine Götterversammlung dar- 
stellt, wird sich auch niemand verbtürgen wollen; der Kopf des Adlers 


1) Gerhard, arch. Ztg. 1848 S. 84 ff. 


Der Adler als Attribut des Zeus. 91 


ist ungewöhnlich stark nach der Seite gedreht, was an zahlreiche 
Münzbilder der Diadochenzeit erinnert. 

Hier findet auch die etwas archaisierende albanische Basis 
(Overbeck, Atlas 1, 5, vgl. Welcker, alte Denkm. II T. 1, 1 S. 14), 
weil sie Zeus in Aktion zeigt, am besten eine Stelle; der Gott steht, 
bekleidet und (wie auf Vasen) bekränzt, den Blitz in der Rechten 
und das Adlerscepter in der Linken. 

Für die Tempelstatuen dieser Periode scheint der auf der 
Hand sitzende Adler normal gewesen zu sein, Porphyrios legt 
nämlich in seinem Werke περὶ ἀγαλμάτων 1) seiner allegorischen 
Erklärung der Zeusbilder folgenden Mustertypus zu Grunde: Zeus 
thront mit unbedecktem Oberkörper, ein Scepter in der Linken und 
προτείνει τῇ δεξιᾷ ἢ ἀετὸν, ὅτι κρατεῖ τῶν ἀεροπόρων θεῶν 
ὡς τῶν μεταρείων ὄρνεων ὁ ἀετός, ἢ Νίκην, ὅτι νενίκηκεν αὐτὸς 
πάντα. Wie man im nächsten Kapitel sehen wird, wäre diese Schil- 
derung nur mit Mühe auf die Kaiserzeit zu beziehen; dies ist aber 
gar nicht notwendig, weil der berühmte Neuplatoniker sich in seiner 
ganzen Schriftstellerei unselbstündig zeigte. So schópfte er seine 
allegorischen Erklärungen Homers aus stoischen Quellen, unter denen 
sich Chrysippos’ Buch περὶ θεῶν befand.?) Es scheint mir daher 
die Vermutung nahe zu liegen, dass Porphyrios jene allegorischen 
Beschreibungen von Gótterbildern aus demselben Werke des Chry- 
sippos entlehnt habe. Für die Zeit dieses Philosophen, der 280 v.Chr. 
starb, passt jene Stelle vorzüglich. Wir baben ja gerade unter der 
Regierung Alexanders und der ersten Diadochen zahlreiche Münzen, 
welche jenen Typus unveründert wiedergeben. Es ist bekannt, dass 
seit Alexander die Selbstündigkeit der Stempelschneider immer mehr 
abnimmt und dass sie immer häufiger ihnen bekannte Monumente 
kopieren. Das zeigt sich auch bei Zeus nnd dem Adler. Vorher 
hatte man letzteren in Bewegung versetzt und durch eine solche 
geringe Umbildung eine kleine Scene hervorgebracht, von nun an 
gibt man einfach den hieratischen Typus mit ruhig sitzendem und 
den Gott anblickendem Adler auf der Hand. Die Münzen scheiden sich 
nach der Haltung und Bekleidung des Gottes in folgende Gruppen: 

I. Zeus sitzt mit Adler und Scepter: Den Kern der Be- 
lege bilden die Tetradrachmen Alexanders des Grossen und seiner 
nächsten Nachfolger. Der grosse Eroberer hat sie eingeführt 
(L. Müller, numism. d'Alexandre le Grand p. 5 ff.; Lenormant num. 
des rois grecs pl. 14. 15. 16, 1—10. 17, 1. 2) und Philipp Arrhi- 
daios (Lenormant gall. myth. pl. 17, 18. 19. 23, 20; Müller a. O. 
p. 391 u.ö.; Overbeck MT. 2, 6), Lysimachos (Mionnet I 445, 115 ff.; 


1) Vgl. die vortreffliche Erörterung in Traubes libamenta critica 
p. 27 f£; er geht jedoch auf die Quelle des Porphyrios nicht ein. 

2) Schrader, Porphyrii frg. p. 389 ff. 

8) J. G. Droysen, Monatsberichte der Berl. Akad. aus dem J. 1877, 
Berlin 1878 8. 28 ff. 


22 Karl Sittl: 


Lenormant gall. myth. pl. 5, 4. 23, 12; L. Müller, de thraciske konge 
Lysimachus Mynter T. 1, 5), Demetrios Poliorketes (Millin gall. 
myth. 10, 40; Lenormant a. O. pl. 18, 14), Alexandros von Epirus 
(Aldrovandi ornithol. I 45), der thrakische oder illyrische König 
Kersibaules, Mononios von Dyrrhachion und Audoleon von Püonien 
(Friedländer, das kgl. Münzk. S. 118), endlich Areus von Sparta 
(Friedländer a. O. S. 74), Seleukos I. Nikator (Lenormant num. des 
rois grecs pl. 84,19. 85,1; Stuart Poole, Seleucid kings p. 1 Nr. 4 ff. 
und Nachtrag p. 106, pl. 1, 3. 5), Antiochos I. (Imhoof choix pl. 6, 201), 
Demetrios II. Nikator (M. V 499) und Antiochos IV. (Stuart Poole 
a. O. p. 42)!) prägten sie nach. Noch bei Lebzeiten Alexanders be- 
zeugte der Satrap Sames von Kilikien durch die Annahme dieses 
Münzbildes seine Loyalität.”) Es verdient Beachtung, dass wohl 
bloss die Münze Antiochos’ IV. nach der Mitte des dritten Jahr- 
hunderts geschlagen ist. Gleichzeitig finden wir dasselbe Bild auch 
in freien Städten, ‚nämlich zunächst mit der Legende ᾿Αλεξάνδρου 
βαςιλέως in Abydos, Askalon, Clazomenä und anderen Orten (Verz. der 
Münz- und Medaillensammlung des Welzl v. Wellenheim I S. 110 ff.), 
ferner in Sikyon (Gardner types t. 15, 31), Alea (Mionnet II 246, 23) 
und Mantineia (ib.II 248,31) in Arkadien, Praisos (Hauteroche pl. 7,8) 
und Olus (Mionnet II 289, 243; Lenormant gall. myth. pl. 49, 3) auf 
Kreta, Klazomen& und Lokroi (Mionnet I Nr. 925)°) und Agrigent 
(Torremuzza nummi vet. Sic. t. 4, 8); die Münze, welche nach Over- 
beck MT. 2, 10 aus Panormos stammt, ist im Mus. Hunteri t. 21, 8 
Kreta zugeteilt. Das Scepter fehlt auf einer kyrenäischen Münze der 
vierten Periode (Gardner types t. 9, 31), wo überdies der Adler zu 
dem Gotte zurückblickt. 
II. Zeus steht 

1) im Mantel mit Scepter in der L.: in Messene (Mionnet 
II 211, 21), Temenos (dem Senate geweiht, Sammlung Welzl von 
Wellenheim I 5206), Antiochia am Mäander (Mionnet suppl. VI 
449, 76), zu Aizaneis (descr. IV 206, 65. 66), Kadoi (ib. 249, 328. 
250, 330), Laodikeia (ib. 316, 695 —97), Maionia (ib. 64, 339) und 
Daldis (ib. 33, 166 unter römischem Protektorat) in Phrygien, zu 
Tripolis (Mionnet suppl.VI 553,557) und Bargasa (descr. III 333,177) 
in Karien, sowie unter den syrischen Königen Antiochos IV. (in 


1) Unter demselben Kónige erscheint ühnlich Poseidon thronend 
mit Delphin und Scepter (Stuart Poole pl. 17, 3), ebenso auf einer schönen 
böotischen Münze (Friedländer, das kgl. Münzk. 8. 80 Nr. 180). 

2) Lenormant (numism. des satrapies pl. 4 Gaos 1—6; 5, 7. 8, von 
Tarsos 8, 9. 10. 9, 11. 12) teilt diese Stücke dem Gaos zu, obgleich die 

hónikische Legende auf Sames deutet (Usener, de carmine quodam 
Phocaico . 22 adn. 5). Ähnliche Münzen bei Lenormant a. O. pl. 5 
S. inc. de "Palestine et de Sinope 1—8 sind in Tarsos für Palästina ge- 
prägt und stellen Beelphegor dar (vgl. Lenormant, supplément p. 103 f.). 


3) An einem Exemplare des Münchener Münzkabinets und bei Carelli 
fehlt der Adler. 


Der Adler als Attribut des Zeus. 93 


Antiochia an der Kallirrhoe Mionnet V 37, 326—32; Stuart Poole 
Seleucid kings pl. 18, 3)"); in Bagai (IV 16, 81) und Hierapolis 
(IV 296, 578, 580) trägt Zeus den Chiton. 

2) nackt mit Scepter in der L.: in Rhegion (Mionnet I 
202, 980 = Lenormant gall. myth. 45, 9), Messene (Mionnet II 
211,23; Pellerin recueil I pl. 18, 7) und Aigai (in Aeolis? Overbeck 
MT. 2, 19), [Sardes Mionnet III 116, 642 mit Zweig inder R.]. 

3) mit Blitz in der L.: in Ephesos (ib. suppl. VI 194, 761). 


Aus den übrigen Kunstgattungen wüsste ich nur ein bronzenes 
Hochrelief aus Chalkedon, welches dem Berliner Museum (Friederichs, 
kleine Kunst Nr. 1866) gehört, anzuführen.") Der Adler sitzt auf 
der linken Hand des Zeus, von diesem halb an die Brust gedrückt, 
und blickt zu seinem Herrn zurück; die abgebrochene R. hielt jeden- 
falls ein Scepter. 


Jenen individuellen Umbildungen der Tempelbilder, welche 
S. 16 f. behandelt wurden, entspricht in dieser Periode nichts; denn 
an einer Silbermünze des syrakusanischen Demos (J. 215—12 v. Chr., 
Head coinage of Syracuse pl. 13, 8) ist der fliegende Adler bloss 
Beizeichen. Hingegen kommt auf der Hand des blitzenden Zeus 
der Adler in dieser Periode häufiger vor, weil die Vorliehe der Zeit 
für Pathos und Aufregung auch die Gótterbilder nicht unberührt 
lässt; wir finden diesen Typus in der thessalischen Stadt Kierion 
(Millingen anc. coins 3, 14 — Jahn a. O. T. 1, 6), in Akarnanien 
(Imhoof-Blumer, die Münzen Akarnaniens T. 1, 5, sehr spät)?), 
Kyzikos (Mus. Hunteri 24, 16) und Attuda in Phrygien (Eckhel num. 
vett. anecd. 14, 7), sowie auf den Stücken, welche Cornelius Lentulus 
49 v. Chr. in Sicilien prägen liess (Cohen, gens Cornelia Nr. 28. 29; 
Overbeck MT. 2, 21). Über die Attribute der hierher gehörigen 
Statue des Leochares, von welcher Plinius (34, 79) sagt: Iovem 
illum tonantem in Capitolio ante cuncta laudabilem, ist leider nichts 
überliefert; sie kann eine Tempelstatue gewesen sein, weil in der 
Diadochenzeit das Kampfschema auch in die Heiligtümer ein- 
drang.*) 

Die meisten Münzen lassen bei dem Blitze schleudernden Gott 
den Adler ganz weg?); ausserdem kommt aber auch hier und da 


— — ——  -.. nn un 


1) Pl 13, 5 steht Poseidon ähnlich mit dem ihm zugewandten 
Delphin auf der Hand. 

2) Durch die Güte des Herrn Dr. phil. L. Traube konnte ich eine 
Zeichnung dieser Bronze benützen. 

8) Nur hier bewegt der Adler seine Flügel nicht. 

4) So stand die kümpfende Athene in einem Tempel bei Elateia 
(Paus. 10, 34, 8) und in Naupaktos (Paus. 10, 88, 12). 

5) In Athen (Jahn a. O. p. 8 ff.), Phaistos Gammlung Welzl v. Wellen- 
heim I Nr. 4494), Ambrakia, Bruttium und Petelia (Jahn p. 18). Zeus 
nat an den drei letzten Münzstätten einen Stab in der vorgestreckten 

d. 


24 Karl Sittl: 


eine andere Darstellungsweise vor. Eine archaisierende Erzmtinze 
von Athen (Jahn a. O. t. 1, 2; Overbeck 8. 19 Fig. δ ἢ und eine 
Münze des Tyrannen Agathokles (v. Sallet T. 2, 7—9) zeigen den 
Adler vor Zeus auf dem Boden sitzend; fast das gleiche Bild 
bietet ein Tetradrachmon des Antiochos II. (Lenormant numism. 
pl. 72, 3; Overbeck MT. 3, 29; Stuart Poole pl. 5, 7)?), welches 
später der baktrische König Diodgtos (Lenormant pl 72, 4; Fried- 
länder a. O. Nr. 490 S. 144) nachprägte, doch ist auf beiden der 
Gott unbärtig und trägt auf der vorgestreckten Rechten die Ägis. 
Bei dem ruhig sitzenden Gotte finde ich den Adler auf dem Boden 
bloss auf einer Münze des Antiochos IV. Epiphanes (Lenormant num. 
des rois pl. 41, 5; Stuart Poole pl. 12, 6 mit Blitz und Scepter). 
Diese Singularität schliesst sich offenbar an ältere Abbildungen von 
vorderasiatischen Göttern, welche die Griechen Zeus nannten, am. 
Glücklicherweise kann ich Belege für diese Annahme beibringen: 
Ein goldener Hemistater des Pixodaros (bei Waddington) zeigt den 
Zeus Labrandeus nach rechts stehend; hinter ihm sitzt der Adler 
auf dem Boden. Auf Münzen der kilikischen Satrapen Dernes und 
Syennesis (Luynes, numism. des satr. pl. 3, 1—3. 5—7) steht der 
Adler ebenfalls hinter einem jugendlichen Gotte, der eine Patera 
trägt.°) Andere vorrömische Beispiele für den Adler auf dem Boden 
sind mir nicht bekannt; denn an den bithynischen Tetradrachmen‘) 
ist der einen Blitz umkrallende Adler bloss ein Beizeichen. 

Diese Neuerung kann man keineswegs als glücklich bezeichnen; 
verliert doch der König der Vögel auf dem Boden notwendig seine 
ganze Majestät, während uns dieselbe Stellung bei dem Pfau, der 
Eule oder dem Hahn nicht frappiert. Oder werden wir nicht un- 
willkürlich bei jenem an Goethes herrliches Gedicht 'Adler und 
Taube’ erinnert? Überdies muss ein Attribut mit dem Gotte enge 
verbunden sein; nun wird aber durch die neue Stellung des Adlers 
die geschlossene Gruppe gelöst, wenn auch der Adler regelmässig 








1) Die Legende AOE spricht nicht für ein höheres Alter (Fried- 
lánder ΜΚ. 8. 57). 

2) Nach v. Sallet Ztsch. f. Num. zu T. 5, 6 im Jahre 266 oder 250 
geprágt. 
3) Ich benutze diese Gelegenheit, um an ein ühnliches Medaillon 
eines pompejanischen Bleigefässes (Overbeck Pompeji 1I? 232 f. Fig. 3274) 
zu erinnern; hier steht ein unbürtiger behelmter Gott vor einem Altare. 
Das Attribut seiner vorgestreckten R. ist nicht erkennbar (? Patera), 
hinter ihm sitzt der Adler. ᾿ 

4) Unter Prusias II. (Lenormant num. des rois pl. 28, 14—16; Over- 
beck KM. S. 60 Fig. 9°), Nikomedes II. (Lenormant pl. 29, 15; Overbeck 
a. O. b), Nikomedes III. (Lenormant pl. 29, 16. 17) und Nikomedes IV. 
(Lenormant pl. 29, 18. 19). Ein Tetradrachmon des Prusias (Lenormant 

l. 28, 13; Imhoof-Blumer choix pl. 8, 11) zeigt dafür bloss den Blitz. 
benso steht die Eule im Felde vor Athene (Agathokles Lenormant 
pl. 28, 8 [= 1, 2]) oder Zeus (in Athen Overbeck KM. 8. 24 Fig. 5) und 
der Adler vor Athene (Alexander II. von Epirus Lenormant pl. 22, 10—12). 


Der Adler als Attribut des Zeus. 25 


seinen Herrn anblickt.") Der erste Anstoss wird jedoch so gut wie 
ganz aufgehoben, sobald der Adler nicht etwa bei dem würdevoll 
thronenden oder stehenden Gotte sitzt, sondern augenscheinlich nur 
vorübergehend seinen Platz auf dem Boden hat, weil eben auch 
Zeus dem Anschein nach nur vorübergehend seine Stellung genommen 
hat. Kann man diese Entschuldigung schon bei jenen Bildern des 
blitzenden Gottes vorbringen, so gilt sie noch weit eher bei mehr 
genrehaften Darstellungen. Der Zeit nach verdient den ersten Platz 
das Graffito einer prünestinischen Ciste, die sich in der barberinischen 
Bibliothek befindet und Bull. d. I. 1866 p. 41 beschrieben ist: Zeus 
ruht auf einem Felsen, den italisch geformten Blitz in der Rechten, 
nur am linken Schenkel mit einem Stück Tuch bekleidet; am linken 
Arm trägt er nach etruskisch-pränestinischer Sitte ein Armband. 
An der Seite des Gottes (also ebenfalls auf Felsgrund) erscheint der 
Adler. Diesem Werke ist am nächsten die Darstellung des Zeus in 
der bekannten Apotheose des Homer, welche Archelaos von Priene 
wahrscheinlich unter Tiberius schuf, verwandt (Overbeck, Atlas I 50); 
hier liegt der Gott in bequemer Stellung halb gelagert und hat den 
Adler, der ihn anblickt, zu seinen Füssen. Der Auffassung nach 
gleicht diesen Bildern auch ein Wandgemälde von Herculaneum 
(Helbig, Katalog Nr. 113; Overbeck, Atlas T. 1, 43): Zeus lagert 
mit Eros in den Wolken, links von ihm sitzt, halb von den Wolken 
verdeckt, der Adler, welcher auf ihn hinblickt. Es sei mir gestattet, 
hier noch die Silberschale von Aquileja, welche in der augusteischen 
Zeit entstand (Arneth, Gold- und Silbermonumente S. 61), anzu- 
reihen. Hier erscheint Juppiter als verschleierte Büste mit Blitz 
und Scepter in den Wolken; vom Adler erblickt man gleichfalls nur 
den Kopf. Ein &hnliches Relief meint Aldrovandi (ornithologia I 
p. lib, 22), wenn er sagt: “Ad hunc sensum Romae teste litera- 
tissimo Iusto Lipsio [in Antiq.] in vinea apud cardinalem Carpensem 
in arcula marmorea antiquissimum extat monumentum, in quo 
insculptum est lovis nubiferi caput cum pectore et sub eo aquila 
expansis alis subvolans subsequitur. 

In dieser Periode hat das individuelle Belieben der Künstler 
auch bei Gótterdarstellungen einen weit grösseren Spielraum als 
früher. Wir haben uns daher ausser den weiter verbreiteten Typen 
auch mit einigen Unica, welche vielleicht der Laune ihre Entstehung 
verdanken, zu beschäftigen. Ein griechisch-römisches Peristomion in 
Neapel (Overbeck, Pompeji I? 213 und KM. Atlas T. 3, 16) stellt 
den Adler, welcher einen Blitz in den Klauen hält, auf einer Säule 
dar, wobei er den Kopf Zeus zuwendet. Dieser hat ungewöhnlicher 


1) Nur zwei römische Reliefs (Pistolesi il Vaticano descritto V 64. 65) 
machen eine Ausnahme; daher möchte ich glauben, dass die Köpfe der 
Adler dort restauriert sind. Was den Platz des Vogels anlangt, so liegt 
es in dem Belieben des Stempelschneiders, ihn vor oder neben den Gott 
zu setzen. 


96 Karl Siti: 


Weise sonst kein Attribut. Wie Ross in seinen archäologischen Auf- 
sätzen I 201 ff. darlegte, benützte der Künstler dabei ein älteres 
Motiv; denn die panathenäischen Preisvasen!) bildeten die Eule auf 
einem Pfeiler neben Athene sitzend. Nicht weit ab steht davon ein 
altes Tetradrachmon des sikelischen Aitnai (Imhoof-Blumer, monnaies 
grecques 1883 p. 267 Nr. 55, aus dem 5. Jahrhundert): Adler auf 
einer Tanne vor dem rechts sitzenden Zeus, der einen Blitz in der 
vorgestreckten Linken bält. Hingegen gehört eine Münze von Kyrene 
(L. Müller, numism. de l'anc. Afrique I p. 49 Nr. 185, abgebildet bei 
Friedländer MK. T. 3, 252) nicht hieher; denn der Adler, welcher 
hinter Zeus auf einer Ranke sitzt, blickt den Gott nicht an und 
scheint somit bloss als Beizeichen zu gelten. 

Nicht recht klar ist das Auftreten des Adlers in einem Relief 
von Chios, das bisher noch nicht zuverlässig publiciert wurde (Anti- 
quities of Ionia pl. I p. IV als Vignette = DAK. II 5, 66): Zeus 
thront Blitze schleudernd neben Hera, unten sinkt eine Frau (an- 
geblich Semele) auf ein Lager; der Adler scheint von Zeus wegzu- 
fliegen, doch sind nur mehr Kopf, Schwanzfedern und der rechte 
Flügel erhalten. Noch loser stellt sich endlich die Verbindung des 
Adlers und des Zeus auf einer kolossalen Vase von Canosa, welche 
Heydemann (Vasens. des Museo naz. in Neapel Nr. 3239) beschreibt, 
dar: Zeus sitzt auf einem Stuhle und hält ein Scepter in der Rechten; 
in der Luft fliegt ein Adler, der eine Schlange in den Klauen hült. 
Die Beziehung dieses Vorzeichens zu dem Gotte anzudeuten, hat der 
Maler nicht für notwendig erachtet. 

Für die alexandrinische Zeit gelten hinsichtlich der Anwendung 
des Adlers folgende Gesetze: Der ruhig stehende oder thronende 
Gott hält den Adler auf der Hand, als Donnergott trägt er den 
Vogel auf dem Arm oder hat ihn zu den Füssen. Bei dem ruhig 
stehenden Gotte kommt letzteres bloss einmal in Syrien vor. Ist 
hingegen Zeus im Zusammenhange einer grüsseren Scene dargestellt, 
so trägt er gewöhnlich das Adlerscepter, einigemale aber, wenn 
Zeus auf Felsgrund oder in den Wolken lagert, sitzt der Adler zu 
seinen Füssen. 


Viertes Kapitel. 
Der Adler als Attribut des Zeus in der römischen Kunst. 


Wie die alexandrinische Zeit von der hellenischen, so hebt sich 
auch jene von der römischen sogar in dem Gebrauche der Attribute 
deutlich ab. Das Adlerscepter ist abgesehen von der archaisieren- 
den archaischen Basis nunmehr gänzlich aus der Mode gekommen. 








1) vgl. ein Terracottarelief, welches den Bau der Argo darstellt 
(Millin a . myth. 130, 417) und eine Münze des Commodus (Cohen 
r. 373). 


Der Adler als Attribut des Zeus. 97 


Auch der auf der Hand sitzende Adler kommt weit weniger 
häufig vor und hier müssen auch die beiden Reichshälften sorgfältig 
auseinandergehalten werden. Aus dem griechischen Osten liegen 
zahlreiche numismatische Beispiele vor, die wir gerade wie im 
vorigen Kapitel gliedern: 

I. Zeus thront mit Adler und Scepter: auf einer Münze, 
die Hadrian zu Athen im Jahre 119 gewiss nach älteren Meistern 
prägen liess (Overbeck, MT. 2, 30), sonst jedoch nur in Kleinasien 
(Aigai unter Tiberius, Sammlung Welzl v. Wellenheim I Nr. 5145; 
Kyme unter Severus Alexander Mionnet III 12, 74; Side unter Trajan 
10. 478,190; Pednelissos in Pisidien unter Trajan Pinder und Fried- 
länder, Beiträge I S. 81 Nr. 40 T. 2, 16; Thyatira in Lydien unter 
Severus Álexander Mionnet IV 172, 993; Sebaste in Galatien unter 
Nero ib. 397, 145; Sardes unter Gordianus Pius (Sammlung Welzl 
v. Wellenheim I 6310*). 

IL Zeus steht 1) im Mantel mit Adler und Scepter 
oder Blitz: zu Aizaneis (Overbeck MT. 2, 24 unter Augustus — 
Mionnet IV 208, 77. suppl. VII 489, 37. 491, 47 und 53 Caligula, 
493, 67 und descr. IV 210, 93 und 96 Claudius), Daldis (Mionnet 
IV 34, 173 Hadrian), Laodikeia (IV 320, 722 Nero, 322, 736 
Hadrian, 324, 751 M. Aurel, 325, 755 und 329, 772 Commodus, 
332, 792 Otacilia, 333, 794 Philipp d. J.), Sardes (IV 130, 745 
Caracalla, 137, 797 und suppl. VII 431, 527 Philipp d. J., suppl. 
VII 430, 518 Gordianus Pius) und Tripolis (III 396, 538) wie in 
der vorigen Periode, neu zu Methymna (III 40, 59 Faustina d. J., 
42,67 Severus Alexander), Appia (Revue numism. 1851 pl. 6, 5), 
Kolossai (Pellerin recueil II pl. 45, 56) und Sala (Mionnet IV 359, 937 
— Pellerin ΠῚ pl. 129, 8 unter Mare Aurel) in Phrygien, Attalia 
(Sammlung Welzl v. Wellenheim I 6252 Sept. Sev.) und Bagai 
(Mionnet IV 19, 95. 96 von beiden Valerian, Pellerin II pl. 48, 2) 
und Orthosia (ib. suppl. VI 531, 460 unter Augustus) in Karien und 
im pisidischen Sagalassos (Mionnet III 515, 126 unter Gordianus 
Pius), zu Epbesos (Mionnet III 122, 448 von Valerian dem Älteren, 
suppl. VI 152, 480 Commodus), Smyrna (ib. III 232, 1299— 1304 
unter Marc Aurel und 233, 1308 von Faustina der Jüngeren), in 
der Troas zu Adramyttion (ib. II 516, 22 von Severus Alexander; 
Pellerin II 48, 2) und Ophrynion (Mionnet II 666, 254 von Com- 
modus), auf Kypros (ib. III 673, 24 von Titus, 674, 28 von Domitian), 
Kreta (seit Domitian Mionnet II 300, 33. suppl. IV 297, 4 u. 9), 
in Kyrene (unter Augustus Mionnet VI 568, 134), Sestos (ib. I 
430, 34 von Gordianus Pius und 36 von Philipp dem Jüngeren) und 
dem illyrischen Apollonia (ib. II 35, 68 Caracalla). Den Chiton trägt 
Zeus zu Laodikeia (Mionnet IV 322, 735 Hadrian, unter Augustus 
Wise mus. Bodl. p. 150, unter Hadrian Lenormant gall. myth. pl. 7, 8 
und M. Aurel Overbeck MT. 2, 29), Maionia (M. IV 67, 300) und 
im karischen Tripolis (Mionnet III 396, 538 Etruscilla), sowie auf 


28 Karl Sittl: 


einem Dichalkon des pontischen Königs Polemon (Boutkowski dict. 
numism. p. 166; das Scepter fehlt) Zeus von Labranda trägt 
Mionnet II 297, 4. 299, 18. 301, 35 und auf einer Münze Hadrians 
(Cohen Nr. 11) den Adler mit der Hand. Mehrere Kaisermtinzen 
von Kypern haben die Eigentümlichkeit, dass Zeus in der Rechten 
eine Patera, in der Linken aber einen Adler und zugleich einen 
kurzen Stock!) hält (unter Galba Mionnet III 671, 8, Vespasian 
ib. 672, 18. 15. 18, Titus 674, 27 und Trajan 674, 29; vgl. Over- 
beck MT. II 28. 

2) Zeus ist unbekleidet: zu Korinth (Mionnet suppl. IV 
86, 577 unter Antoninus Pius), Paträ (Overbeck MT. 2, 18 von Nero), 
Temnos (Mionnet suppl. VI 43, 268 unter Commodus) und Alabanda 
(Mionnet III 309, 31 und suppl VI 440, 30— 32 von Septimius 
Severus, III 310, 41 von Maximus). An einer korinthischen Münze 
des Antoninus Pius (Overbeck MT. 2, 20) fehlt das Scepter; der 
höchst undeutlich abgebildete Adler blickt wahrscheinlich um. 

3) Wir fügen hier sogleich die Darstellungen des blitzenden 
Zeus an; solche findet man auf Münzen von Aigion (Mus. Hunteri 
t. 8, 1; Pellerin I pl. 16, 13; Jahn t. 1, 5 unter Caracalla geprägt) 
in Achaia?), in Messenien (unter Julia Domna, Sammlung Welzl 
v. Wellenheim I Nr. 4335), Pautalia in Thrakien (unter Geta Over- 
beck 8. 24 f.), Ankyra (M.IV 381, 42 unter Caracalla) und Nakoleis 
in Phrygien (unter Geta ib. IV 346, 872). 

An römischen Münzen können wir dieser grossen Zahl nur sehr 
wenige entgegenstellen. Bloss einige Male während des 3. Jahr- 
hunderts sitzt der Adler auf der Hand des Juppiter, der unbekleidet 
oder mit flatternder Chlamys, zurückblickend und den Blitz haltend, 
schreitet, nämlich unter Severus Alexander Cohen IV 42. 260— 262 
(in Syrien geprügt), Gallienus Nr. 229, Postumus Nr. 77. 248 f. 
323 ff. und Galerius Nr. 127 f. Darum glaube ich nicht zu irren, wenn 
ich annehme, dass alle jene Stempel bloss in den Münzstätten des 
Orients gebraucht worden seien. 

Ausser den Münzen kennen wir sehr wenige einschlägige Denk- 
müler. Ein pompejanisches Gemälde (Helbig, Katalog Nr. 60® und 
Atlas T. 1) zeigt Juppiter an einem Altare stehend; er ist mit einem 
schmalen von der linken Schulter herabfallenden Gewande bekleidet 
und hält den Adler auf der Linken. Jene Tracht und die dabei 
stehenden Laren weisen zwar das Bild der Klasse der römisch- 
kampanischen Wandgemälde zu, indes geht der Adler in dieser 
Situation gewiss auf griechische Vorbilder zurück; dabei ist merk- 
würdig, dass, wie wir unten sehen werden, gerade die 'hellenisieren- 
den’ Wandgemälde hinsichtlich des Adlers den römischen Typus 
angenommen haben, Auch ein Altar der Sammlung Wilton House 


1) Über Zeus mit einem Stocke Overbeck S. 489. 
2) Mionnet II 148, 38 weist die Münze Ágina zu. 


Der Adler als Attribut des Zeus. 29 


(Michaelis, marbles p. 692 f. Nr. 113) zeigt auf einer der vier Seiten 
in steif archaisierendem Stil Juppiter mit langem Mantel, ein kurzes 
Scepter in der Linken und einen Adler in der Rechten haltend. Hier 
offenbart sich wieder das Ungeschick jener späten Archaisten. Der 
pompejanische Maler durfte, weil er Juppiter neben einen Altar setzte, 
ihm den Adler in der Weise der alten Tempelbilder beigeben, 
während bei dem Relief, wie auch die Darstellungen der drei übrigen 
Götter beweisen, eine solche Auffassung nicht zulässig ist. Sacken 
veröffentlichte ferner unter den Bronzen des Wiener Kabinets (TT. 2, 5 
und S. 10) eine ziemlich roh gearbeitete Statuette von spätem Ur- 
Sprung; Jupiter mit einem Stück Mantel bekleidet, das von der 
linken Schulter mit einem Zipfel nach vorn, hauptsächlich aber, ohne 
den Rücken zu bedecken, nach hinten füllt, hat den Adler, welcher quer 
über sitzt, auf der Rechten.) Friederichs (kleinere Kunst Nr. 1865*) 
vermutete von einer unbekleideten Berliner Statuette, dass sie in 
der vorgestreckten Rechten den Adler, in der gesenkten Linken da- 
gegen den Blitz getragen habe; eine höhere Bronzefigur, welche zu 
Wien im Privatbesitz sich befindet (Conze, Ztsch. f. öst. Gymn. 1871 
S. 823), unterscheidet sich von ihr dadurch, dass die gesenkte Linke 
mit dem Blitze erhalten ist und Zeus als Gewand wenigstens eine 
Ägis mit Gorgoneion tiber die rechte Schulter hinabhängen lässt. 
Jene Vermutung Friederichs’ ist aber gewiss nicht notwendig; frei- 
lich darf es nicht auffallen, wenn alte Typen in den für das Volk 
bestimmten handwerksmässigen Idolen sich noch sehr lange erhalten 
haben. Dieser Gesichtspunkt erstreckt sich auch einigermassen auf 
die Gemmen; oder ist die Gemme, auf welcher der Adler zu dem 
mit dem Mantel bekleideten und stehenden Gotte zurückblickt (Over- 
beck, Gemmentafel II 7, vgl. S. 168), etwa im Osten des Reiches 
gefertigt? Die Echtheit eines anderen Steines (Overbeck II 6) scheint 
mir hinfegen sehr bedenklich; hier sitzt ein Adler auf der Hand und 
ein anderer auf dem Boden. Dies ist ebenso unerhört wie dass der 
blitzende Gott — von Vasenbildern abgesehen — bekleidet ist. Der 
Fülscher bedurfte keines umfassenden Wissens, um zu erkennen, 
dass zwei Adler völlig singulür seien und somit den Wert der 
Gemme erhóhen. 

Wie deutlich erhellt, kommt der auf der Hand sitzende Adler 
fast nur in der griechischen Reichshälfte und bei dem stehenden 
Gotte vor. 

Das ganze Kaiserreich und alle Zeustypen hingegen sind bei der 
plötzlich herrseltend gewordenen Sitte, den Adler auf den Boden 
zu setzen, vertreten. Wie die Italer dazu gekommen sind, ist nicht 
sicher zu entscheiden. Weil die ältesten Beispiele den thronenden 
Zeus betreffen, scheint es mir am wahrscheinlichsten, jene im vorigen 








1) Eine ähnliche Poseidonstatuette mit Delphin ist a. O. T. 6, 1 
abgebildet. 


80 Karl Sittl: 


Kapitel besprochenen genrehaften Darstellungen des sitzenden Gottes. 
als Ausgangspunkt der Neuerung zu betrachten. Übrigens wirken 
bei zwei von den drei pompejanischen Gemälden, welche in dieser 
Weise den Adler dem thronenden Zeus beigeben, äussere Ursachen 
mit. In dem Bilde, das Overbeck (Atlas T. 1, 40, vgl. Helbig Nr. 102) 
mit Y bezeichnet, steht der auf einem Bündel von Pfeilen oder Blitzen 
sitzende Adler in Symmetrie mit einem an der anderen Seite des 
Thrones liegenden Globus; ebenso entspricht in € (Helbig Nr. 104) 
der Adler bei Zeus dem Panther neben Dionysos und einem Eros 
neben Aphrodite. Nur in f (Overbeck T. 1, 39, Helbig, Katalog 
Nr. 101) findet man keine solche Symmetrie; als römisch darf man 
es bezeichnen, dass bei diesem Bilde wie in y der Maler sich nicht 
mit dem sitzenden Adler begnügt, sondern auch an der Thronlehne 
Dekorationsadler anbrachte. Auch die erwähnte Weltkugel wird 
sich als römisch herausstellen. 

In die gleiche Zeit gehört eine pompejanische Bronze (Bronzi 
di Ercolano 6, 87); sie verdient unter den schönen hellenisierenden 
Bronzearbeiten, welche in Pompeji an das Tageslicht kamen, keinen 
Platz, sondern ist ein recht mittelmässiges Produkt des pompejani- 
schen Handwerks; die theatralische Haltung des Scepters verbessert 
diesen allgemeinen Eindruck nicht. Sollte aber das Stück nicht 
vielleicht unecht sein? Es kommt hier so vieles ungewöhnliche zu- 
sammen, die beträchtlich hohe Lehne, die erhobene vorgestreckte 
Hand mit dem Blitze und endlich der Adler selbst, da ihn die Bronze- 
kunst sonst überhaupt weglässt oder auf die Hand setzt. Wenn aber 
die Statue echt ist, gilt dasselbe auch vom Adler? 

Die Münzen der Kaiserzeit bieten den Adler zu Füssen des 
Juppiter sehr oft. Im griechischen Osten kommt der Typus zu 
Alexandria von Trajans Regierung bis zu der des Diokletian am 
häufigsten vor, und zwar sowohl neben dem thronenden als auch 
(wenn schon nicht häufig) neben dem stehenden Gotte. Ein ver- 
einzelter Vorläufer sind zwei unter Nero im phrygischen Akmonia 
geprägte Bronzen (Zeus mit Patera und Scepter thronend Mionnet 
IV 199, 23. 24, nach Sammlung Welzl v. Wellenheim I 6342 Eule), 
welche wir an die im vorigen Kapitel besprochenen Münzbilder 
Vorderasiens anknüpfen dürfen. Ausserdem habe ich mir folgende 
Belege notiert: 

1) Zeus thront mit Nike oder Patera in der Rechten, 
Scepter in der Linken: unter Trajan in Laerte (Mionnet III 
589, 241) und auf Kreta II 259, 13; unter Hadnian in Pergamos 
(Overbeck MT. 2, 23) und in Korakesion ΠῚ 572, 174; unter An- 
toninus in Ephesos suppl. VI 4,1 (DAK. 2, 2, 14, die Rechte über 
den Adler haltend) und Kyrrhestike V 135, 6. 7 [auf Felsen]; 
unter L. Verus in Kyrrhestike V 135,12 [auf Felsen]; unter Marc 
Aurel in Kyrrhestike V 135, 10. 11 [auf Felsen] und Aelia Capito- 
lina V 519, 16; unter Julia Domna in Tium II 502, 500 (mit Blitz 


Der Adler als Attribut des Zeus. 31 


und Scepter); Caracalla in Apamea IV 235, 252; Macrinus in 
Tarsos III 636, 488; Elagabalus in Kyrrhestike V 136, 19 (in 
einem sechssäuligen Tempel); Severus Alexander in Sidon V 
391, 372 (mit Nike und Scepter); Gordianus Pius in Asiba 
II 347, 97; Etruscilla in Laerte III 590, 244 (die Rechte über 
den Adler haltend); Diadumenianus in Kibyra IV 261, 393; 
Salonina in Attuda IV 244, 299; Philipp der Ältere und 
Jüngere in Kyrrhestike V 136, 20—23; Trebonianus Gallus in 
Kolybrassos III 571,167 und dem galiläischen Caesarea V 496, 53. 
Eine Bronze von Perinthos (Mionnet I 400, 248) stammt nach Imhoof- 
Blumer aus dem zweiten Jahrhundert. 

11. Zeus steht: unter Hadrian in Attalia? IV 13, 65; Lao- 
dikeia IV 322, 733 (Nike und Scepter) und Laerte III 589, 242 — 
(d einer Basis der Adler); Antoninus Pius in Temnos III 29, 171 

Blitz und Scepter) und Amastris II 392, 81 — Overbeck MT. 2,27 
(Scepter in der Rechten, die Linke in die Seite gestemmt); L. Verus 
in Korinth II 184, 266 (nackt an eine Säule gelehnt, mit Patera in 
der Rechten); Marc Aurel in Komana III 507, 88; Commodus 
in Aigai mit Blitz, Sammlung Welzl v. Wellenheim I 6198; Julia 
Domna in Stratonikeia III 379, 448; Elagabalus in Bostra 
V 582, 19; Maximos in Dion suppl. III 66, 417 f.; Gallienus in 
Dion suppl. III 67, 426 f.; Gordianus Pius in Gaza V 549, 183 
(nackt, Blitz in der Linken); unter Philipp dem Älteren in Mi- 
daion IV 343, 861 und Ankyra IV 225, 180. 

Eine Zusammenstellung dieses Verzeichnisses mit dem 8. 27 
gegebenen zeigt, dass bei dem thronenden Gotte der auf der Erde 
ruhende Adler Alexandrien, Syrien und Kilikien unumschrünkt be- 
herrschte und auch im übrigen Kleinasien dem anderen Typus eben- 
bürtig war; andererseits kommt er, von Alexandrien abgesehen, bei 
dem stehenden Zeus weit seltener vor. Bei Zeus von Labranda, der 
unter Hadrian (Mionnet III 353, 291; Overbeck MT. 3,11) in Jasos 
den Adler zu Füssen hat, halten sich beide Typen die Wage. 

Bei den spezifisch römischen Münzen ergeben sich wesentlich 
verschiedene Resultate. Anfangs erscheint der Adler nur entweder 
neben dem thronenden Jupiter (zuerst unter Domitian Cohen Nr. 71 
vom Jahre 80: in einem viersäuligen Tempel sitzend, und Hadrian 
Nr. 6. 7) oder wenn Jupiter mit Juno und Minerva steht (unter 
Trajan N. 297 und Hadrian Nr. 551), in welchem Falle der Adler 
mit Eule und Pfau korrespondiert. Antoninus Pius jedoch gibt ihn 
bloss dem stehenden Gotte und zwar ohne diese Beschränkung bei 
(Cohen 325. 411. 638). Wirklich populür wird der Adler erst unter 
Commodus, nach Elagabalus' Tod nimmt die Zahl der Beispiele 
wieder ab, seit Aurelian kommt er sogar nur fast mehr bei dem 
stehenden Gotte vor, selbst unter der Regierung des Diocletianus 
und Maximianus, wo der Adler am häufigsten auftritt, finden wir nur 
Nr. 2. 44. 53— 54. 106—107, resp. 63 (sowie unter Constantinus 


32 Karl Sittl: 


Chlorus Nr. 25) den Adler wieder bei dem thronenden Gotte. In 
derselben Zeit tritt die Variation ein, dass der Adler einen Kranz 
im Schnabel hält (Diocletianus Nr. 2 f. 27. 44. 53 £.; Maximianus 
Nr. 63 £.; Constantinus Chlorus Nr. 173 und Martinianus [J. 323] 
bei Friedlünder S, 285 Nr. 1048), was vorher bloss auf einer alexan- 
drinischen Münze des Trajan (Mionnet VI 765) und einem Medaillon 
des Commodus (Fróhner médaillons de l'emp. rom. p. 188) zur An- 
wendung kam. Wir dürfen bei einem Überblicke über die ganze 
Masse schliessen, dass der auf dem Boden sitzende Adler von Com- 
modus bis zur Ábdankung des Diokletian seine Blütezeit hatte, In 
diese Jahrhunderte dürften die im folgenden zu besprechenden plasti- 
schen Monumente fallen. 

Bei den rümischen Statuen, an welchen man den Adler in 
jener Stellung sieht, ist zunächst die Frage nach der Echtheit des 
Adlers aufzuwerfen, wobei sich ergibt, dass er an folgenden Bild- 
werken völlig neu ist: 

1) Clarac 397, 667 u. ὅ. der Verospische Jupiter im Vatikan, 
an welchem der Restaurator den Adler sehr ungeschickt angebracht 
hat, vgl. Overbeck 8. 117 Anm. b. 

2) Clarac 405, 691 — 398, 669 (nach einer anderen Zeichnung) 
früher in der Villa Barberini, jetzt in der Ermitage; der Adler, 
welcher einen Blitz umkrallt und aus 'stuc dore’ (Guédéonow, Ermi- 
tage imp. Muste de sculpture antique II. ed. St. Petersb. 1865 p. 36 
nr. 152) besteht, wurde erst beigegeben, als Campana die Statue 
restaurieren liess. 

3) Bei Overbeck S. 138 Fig. 14, in Berlin (thatsächlich ein 
Asklepios). 

4) Clarac 3961, 681* einst in der Sammlung Blundell, vgl. 
Overbeck S. 151 Anm. h. 

δ) Clarac 396°, 678? in der Villa Massimi, vgl. Overbeck S. 129; 
weniger bestimmt &ussert sich Matz I S. 4. 

6) Clarac 410°, 684°, eines der zahlreichen vom General Miollis 
erworbenen pasticci. Der Adler, welcher ein Reh oder ein Hirsch- 
kalb in den Klauen hält, mag alt sein, aber schwerlich gehört er zur 
Statue, denn jenes Beiwerk ist singulär. 

7) Auch eine unedierte Statue im Cortile des Belvedere (Over- 
beck 8. 139) ist stark zusammengeflickt. 

8) Eine andere in der Villa Giustiniani (Matz I 5. 4 Nr. 9) hat 
gleichfalls einen modernen Adler. 

Der unbärtige Jupiter mit dem Adler Clarac 410°, 664" füllt 
als wahrscheinlicher Ganymedes weg. Nach Ausscheidung dieser 
heterogenen Elemente bleiben vierzehn Statuen und Statuetten, von 
welchen sich die stehenden zum grössten Teil durch die Drapierung 
als römisch erweisen. Wie bereits Overbeck bemerkt hat, charakteri- 
siert der rundgeschnittene Mantel, den z. B. der sogenannte Orestes 
in der Gruppe des Menelaos, Triptolemos auf der Silberschale von 


Der Adler als Attribut des Zeus. 33 


Aquileja und zahlreiche Kaiserstatuen!) tragen, Kunstwerke der 
römischen Periode; bei einem Gotte kam zudem eine neue Mode 
gewiss etwas spüter als bei profanen Statuen zur Geltung. Dem- 
nach sind die Statuen bei Clarac 401, 678* (Overbeck 8. 141 Fig. 15) 
und 311, 681 (Overbeck S. 144 Fig. 16) nicht nur in römischer Zeit 
gearbeitet, sondern auch koncipiert. 

An einem weiteren Bilde Clarae 4108, 6844 fällt gleichfalls das 
Kleid auf; Jupiter (wenn anders der Adler echt ist) trägt eine sehr 
kleine Chlamys, die bloss einen Teil der Brust und den linken Arm 
bedeckt und von einer runden Agraffe an der rechten Schulter zu- 
sammengehalten wird. Diese eignet den römischen Bildwerken, da 
für die Kunst Spanier, Gallier und Germanen, welche diese fibulae 
ebenfalls gebrauchten?) nicht in Betracht kommen. _ 

Die kapitolinische Marmorstatue bei Clarac 402, 686 schliesst 
sich der Gewandung nach an Overbecks neunte Gruppe an und. fällt, 
da die Art der Drapierung den Griechen fremd war, in die römische 
Zeit; übrigens stimmt sie mit der Jupiterdarstellung eines römischen 
Sarkophages (Pistolesi, il Vaticano descritto V t.65) genau überein. 
Unediert sind 5) eine von Aldrovandi beschriebene Statue (orni- 
thologia I p. 11* 52 f.: Item apud illustrissimum Camillum Capra- 
nicum [observavi] nudi Iovis simulacrum cui item marmorea aquila 
prope pedes adstabat), 6) Michaelis, anc. marbles p. 282 (Chlamys 
auf linker Schulter und linken Arm) und mehrere Statuetten 7) in der 
Villa Borghese, Overbeck S. 133 Nr. 28; 8) Fragment im Palazzo 
Castellani, Matz-Duhn I S8. 6 Nr. 18 (der Adler steht auf einer Er- 
hóhung; 9) im Münchener Antiquarium Nr. 610.°) 

Auch die Bilder des sitzenden Jupiter reichen nicht über die 
rómische Zeit zurück; die zwei publicierten Statuen, an denen der 
Adler echt zu sein scheint, stellen den Serapis-Jupiter dar. Dieser 
Mischkult ist aber erst unter den Rómern entstanden.*) Ausserdem 
muss auch der Archäologe jene beiden als römisch erachten. Die 
eine (Clarae 3964, 669" im brit. Museum) stellt Serapis im Chiton 


1) Overbeck KM. I S. 574 Anm. 101. 

2) Marquardt, röm. Privatalterthümer II S. 172 Anm. 1577. 

8) Im Vatikan steht eine mit Nr. 550 bezeichnete kolossale Jupiter- 
statue, welche die Züge des Claudius trägt, aber den Adler zu ihren 
Füssen hat. 

4) Auf Münzen finden wir ihn bloss zu Alexandrien in der ersten 
Hälfte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. (Zoéga nummi Aegypt. t. 4, 2. 
10, 19. Mionnet VI Nr. 2. 1224 u. ὅ.). Auch mehrere Gemmen (Raspe 
Nr. 922 — Cades impr. gemm. 80; 1496 — Lippert suppl. Nr. 28, vgl. 
Raspe Nr. 1497 = Stosch 2, 8, 86 und Lippert I Nr. 868) stellen Serapis 
stebend oder thronend, mit Chiton und Kalathos bekleidet, dar, wobei 
der Adler auf dem Boden sitzt. In einer anderen Stellung kommt der 
Adler bei Serapis nicht vor. Ich will hier sogleich beifügen, dass mit 
Zeus Ammon der Adler nichts zu thun hat; höchstens befindet er sich 
manchmal auf dem Revers von Münzen Kyrenes und der Stadt Aphytis, 
welche auf dem Revers den Kopf des Ammon tragen. 

Jahrb. f. class, Philol. Suppl. Bd. XIV. 3 


84 Karl Sittl: 


mit Blitz und Scepter dar; rechts erblicken wir den Hund des Bera- 
pis, links den Adler des Zeus. Bart und Haar sind nach Clarac 
(texte III p. 22) in rümischer Weise behandelt, wührend der Adler 
nur um der Symmetrie mit dem Hunde willen schmäler als ihn die 
Rómer sonst abzubilden pflegen, dasteht. Eine andere Londoner 
Statue bei Clarac 410°, 669^ lässt zwar den Hund weg, der Künstler 
setzte aber, um nicht weniger zu bieten, kleine Adler auf die Thron- 
lehne, was wir auch auf zwei pompejanischen Gemälden gefunden 
haben; diesmal hat der Adler wieder nach römischer Art einen er- 
heblichen Umfang und dicke zottige Füsse. Ausser diesen beiden 
Statuen kenne ich nur zwei unedierte, die eine in der Villa Albani 
(Overbeck Nr. 7), die andere in Toulouse (Overbeck Nr. 9, nach 
Stark, Städteleben in Südfrankreich S. 605 “eine mässige Arbeit”)?), 
sowie eine Statuette, die mit anderen Stücken von einem Restaurator 
zusammengeflickt wurde (Guattani monum. ined. 1786 Luglio t. 3). 
Doch mag der Adler oft verloren gegangen, hier und da auch richtig 
ergänzt sein, denn späte Autoren (Albericus de deorum imag. II 
p. 302, vgl. Myth. Vat. c. 8 8 4. 5.) geben als Mustertypus des 
Jupiter an, der Gott sitze mit Blitz in der Rechten und Scepter in 
der Linken, iuxta eum quaedam aquila. 

Bei den zweiundzwanzig Reliefs, welche den Adler neben 
Jupiter stellen, ist der Nachweis des römischen Ursprungs nicht 
weniger leicht zu führen. Zehn davon stellen die sogenannte kapito- 
linische Trias dar, welche in der italischen Religion wurzelt. Es 
sind folgende: 

1—5) die kapitolinische Trias, in der Regel mit den Dioskuren, 
Sol und Luna; vgl. Jahn, archäol. Beiträge S. 79 ff.: Sarkophag in 
der Villa Borghese (Raoul-Rochette mon. ined. pl. 72, 1); Sarkophag 
in Mantua (Labus museo di Mantova III 13); Sarkophag im Vatikan 
(Millin gall. myth. pl. 25, 81); Relief in Perugia (Raoul-Rochette 
mon. in. pl. 72, 2); unediertes Relief im Vatikan (Beschr. Roms II 2 
p. 206, 14, vgl. Jahn a. O. S. 80). In einem sechsten Exemplare 
(Mon. d. I. 4, 9, vgl. Ann. 16, 191 ff.) fehlt der Adler. 

6) DAK. II t. 2, 13; Arch. Ztg. 1872 T. 57, vgl. Wieseler, 
Göttinger gel. Anz. 1872 8t. 19; ähnlich 7) ein kapitolinisches Relief 
(Mon. d. I. 5, 36). Beide stellen das Giebelbild eines Tempels dar. 

8) Fragment eines bei Montélimart (Dep. Dróme) gefundenen 
Altars (Allmer, Bull. d. I. 1868 p. 108); von Jupiter ist nur der 
unterste Teil erhalten. Neben seinem linken Fusse sieht man die 
Reste eines Blitzes und Adlerfünge. 

9) Unediertes Relief im Codex Pighianus Berol. fol. 9, dessen 
Inschrift CIL. VI 81 publiciert ist: Jupiter hält den Blitz, links 
sitzt der Adler. 


1) In Gaza fand man kürzlich eine versandete Kolossalstatue des 
sitzenden Jupiter, der die L. über den Adler bält, vgl. Reinach, Revue 
archéol. 39, 58. 


Der Adler als Attribut des Zeus. 35 


10) Votivrelief in Mainz aus dem Jahre 239 (Lersch, Central- 
museum rheinischer Inschr. II Tafel zu S. 14). 

Ebenso springt die römische Herkunft bei den Reliefs, welche 
lateinische Inschriften tragen, in die Augen; hierher gehören ausser 
Nr. 9 und 10 

11) Bull. della commissione munic. III (1875/6) t. 21 Nr. 5: 
Jupiter steht ganz nackt (plump gebildet), Scepter und Blitz in den 
Händen, etwas hinter ihm ein kleiner dicker Adler. 


12) und 13) zwei niederrheinische Votivreliefs (Jupiter steht 
in der Chlamys mit Blitz und Scepter) bei Janssen, belden van Zee- 
land V 11* und 10", wahrscheinlich aus dem dritten Jahrhundert; 
von dem ersteren sagt Janssen S. 23: 'Aan zijne regterzijde zit de 
hem gewijde arend op den wereldkloot' (auf der Weltkugel). 


14) Votivrelief in Mainz aus dem Jahre 232 (Jupiter ist in 
gleicher Weise abgebildet) bei Lersch, Centralmuseum rheinischer 
Inschr. II Tafel zu S. 11. 


15) Votivstein aus Germanien (Lehne, gesammelte Schriften, 
hrsg. von Külb II. Mainz 1873 B. 155 T. 2, 4). Jupiter erscheint 
wie auf Nr.2—14; dagegen trägt der Adler einen Kranz im Schnabel 
und den Blitz in den Klauen und obendrein sitzt er auf dem Globus. 
Dieses Beiwerk ist in solcher Vereinigung unerhört. 

Auch bei den Reliefs liefert die Betrachtung des Gewandes 
einige Ausbeute. Wir werden, wenn Zeus den Dionysos gebären soll 
oder eben geboren hat, keinen Anstoss daran nehmen, dass er, ob- 
gleich als Herrscher thronend, den einen Schenkel unbedeckt hat. 
In den übrigen Füllen ziemt aber eine solche Entblóssung der Würde 
des Gottes nicht. Darum ktimmerten sich jedoch die römischen 
Künstler nicht; indes scheinen sie in der Plastik dieses Motiv lieber 
bei Kaisern — vielleicht um sie von dem himmlischen Herrscher zu 
unterscheiden — angewendet zu haben. Unzweifelhaft sehen wir 
aber Jupiter in dieser Gewandung 


16) auf einem von Raphael nachgebildeten Sarkophagrelief der 
Villa Medici, welches das Parisurteil darstellt (Jahn, Berichte der 
sächs. Ges. der Wiss. 1849 T. 4; vgl. Matz-Duhn I1 8. 445 ff. Nr. 3341). 
Der Gott thront abseits von der eigentlichen Handlung mit Blitz 
und Adler im Himmel, welcher personificiert erscheint. 


17) auf einem die Besiegung der Sirenen darstellenden Sarko- 
phage (Overbeck Atlas T. 3,19); hier kommt noch dazu, dass Juno 
und Minerva dem Gotte zur Seite stehen. Der Ausführung nach — 
man sehe nur Minerva an — gehört das Relief frühestens in das 
Ende des zweiten Jahrhunderts. 

Die technische Ausführung verrät die römische Hand bei 

18) einem Marmorrelief in Form einer aedicula bei Gaettani, 
memorie enciclopediche V p. 17; der Thron hat etwas überladenes, 
welchen Eindruck die Adler auf der Rücklehne nur verstärken; 

3* 


36 Karl Sittl: 


Jupiter selbst zeigt den gewöhnlichen Dutzendtypus ohne geistigen 
Ausdruck. 

19) Silbergefäss aus Wettingen bei F. Keller, Statistik der röm. 
Ansiedlungen in der Ostschweiz, Zürich 1864 S. 133 f. T. 13; der 
Adler ruht auf einem Cippus neben dem stehenden Jupiter, welcher 
Blitz und Scepter führt. 

20) Thonlampe im Münchener Antiquarium Nr. 343 (der Adler 
sitzt unter dem Throne). 

Nicht bloss die Technik, sondern vor allem der Mangel an 
künstlerischem Verständnis klärt uns auf über die Zeit 

21) eines Puteals, das sich im Palazzo Colonna befindet, ab- 
gebildet in Welckers Zeitschrift für alte Kunst II 8 (vgl. Matz- 
Duhn III S. 107 zu Nr. 3669): Jupiter schreitet, das Scepter in 
der Hand haltend, trotzdem sitzt vor ihm ein kolossaler Adler auf 
dem Boden. Nur ein Römer einer späten Periode konnte diese Ver- 
bindung wagen. Das Relief gehört zu den nicht seltenen künstlerischen 
Kompilationen, in denen an sich vortreffliche Figuren alter Werke 
ohne Verständnis zusammengestellt sind. So ist hier Jupiter aus 
einem archaischen oder archaisierenden Relief entlehnt.!) 

Alle diese einundzwanzig Reliefs darf man also ohne Bedenken 
römische nennen; aber unsere ganze Argumentation wäre so ziem- 
lich umsonst, wenn ein Relief von unbekannter Herkunft, das E. Curtius 
in den Mon. ed Ann. d. I. 1865 t. 5 (Overbeck Atlas T. 1, 48) ver- 
öffentlichte, wirklich griechisch wäre. Wiewohl die Verbindung von 
Zeus, Athene und Apollo allerdings zunächst auf den attisch-jonischen 
Stamm weist, so ist doch im besten Falle anzunehmen, dass dem römi- 
schen Arbeiter ein griechisches Relief vorlag, denn die Ausführung 
verrät unzweifelhaft eine italische Hand. Apollos grosses Gewand 
ist in sonderbarer Weise fast ganz herabgeglitten und er trägt eine 
ungeheuere merkwürdig gestaltete Lyra, an der besonders die Form 
des Steges auffällt. Athene scheint ihre Lanze zu schultern. Auch 
eine Art Victoria, die in der Luft schwebt, ist eigenartig und roh 
gezeichnet. Das Relief gehört entweder zu jenen besprochenen Kom- 
pilationen oder es liegt gewissermassen die verderbte und inter- 
polierte Abschrift des griechischen Originals vor uns; zu den Inter- 
polationen gehört sicherlich der Adler in erster Linie. 

Den Schluss mögen die Gemmen machen, die gleichfalls ohne 
Ausnahme aus der Kaiserzeit stammen. Um aus der Masse, die eine 
genauere Besprechung nicht verlohnt?), einige herauszugreifen, so 
tragen zwei Steine bei Overbeck, Gemmentafel II Nr. 1 und 4 latei- 


1) Auf einem sehr verdächtigen Flachrelief (Dütschke, ant. Bildw. 
in Oberit. III Nr. 855) sitzt der Adler hinter dem schreitenden Jupiter. 

2) Vgl. Overbeck KM. I S. 167 f.; Montfaucon ant. expl. 11 pl. 9, 8—5. 
suppl planche aprés la XIX 1. 2; Lenormant gall myth. pl. δ, 2; Fed. 
Dolce, ducento gemme Nr. 17; Gerhard, antike Bildwerke T. 308, 32; 
Wieseler, Góttingische Antiken S. 10; Bull. d. I. 1867 p. 216 u. s. w. 


Der Adler als Attribut des Zeus. 37 


nische Aufschriften. Andere stellen Zeus in Typen der Kaiserzeit 
dar, so mit Chlamys auf dem Rücken (Overbeck II 8) oder, wenn 
er thront, mit halb entblösstem Schenkel (DAK. II 2, 17*). Ein 
Cameo zeigt Augustus in der Gestalt des Jupiter thronend (Clarac 
pl. 1053 und Lenormant iconogr. des emp. rom. pl 8); auf zwei 
Steinen nennen sich die Künstler Onesimos!) und Neisos?) mit 
Schriftzügen, welche die Bestimmung ihrer Lebenszeit ermöglichen. 
Eine zuerst von Spoft in den misc. eruditae antiqu. p. 297 Nr. 14 
(auch von Piper in der Ztsch. f. hist. Theol. 1846 H. 1) abgebildete 
trägt gar auf der Rückseite die gnostische Inschrift IAQ CABAQ. 

Es war bereits davon die Rede, dass auf zwei pompejanischen 
Wandgemälden, einer Serapisstatue und dem Relief Nr. 18 die 
Künstler ausser dem Bilde des lebenden Adlers auch kleine dekora- 
tive Adler an den Lehnen des Thrones anbringen; können sich 
doch die römischen Künstler in der Charakteristik einer Person nie 
genug thun. Sie sind unersättlich in Attributen wie ihre dichtenden 
Mitbürger in Beiwörtern und anderen Nebendingen.*) 

Noch später kam das Motiv auf, dass Zeus auf dem fliegen- 
den Adler sitzt, Diese Idee ist in Asien heimisch: Jehovah wird 
von geflügelten Cherubim getragen, wie im Ramayana Vischnu auf 
seinem heiligen Vogel die Luft durchfliegt. Die Mondgöttin (bei den 
Griechen Artemis oder Europe) reitet auf einem Stiere und die klein- 
asiatische Göttermutter auf einem Löwen. Die Griechen wandten 
diese Darstellungsart bei den höheren Göttern nicht sehr häufig an.) 
Bei Zeus finden wir diese orientalische Auffassung fast bloss zu 
Alexandrien, dem Mittelpunkte des orientalischen Handels, auf den 
Münzen (unter Trajan Overbeck MT. 3,30. Mionnet VI Nr. 698. 722 
[abgebildet Lenormant gall. myth. pl. 16, 9]. suppl. IX Nr. 102. 133; 
Hadrign Mionnet VI 976. 1082. 1122. 1139. 1253. 1255. 1289. 
suppl. IX Nr. 183; Antoninus Pius ib. VI Nr. 1415. 1691; Mammaea 
ib. Nr. 2772. 2784. suppl. IX Nr. 526; Maximianus ib. VI Nr. 2807. 
2820). Die Rómer denken sich Jupiter so nur als Elementargott, 
wie auf einem an der Via Latina entdeckten Relief (Mon. d. I. VI 
t. 49), das Jupiter mit wehendem Schleier, Blitz und Scepter in den 
Hünden mit dem Adler die Wolken durchfliegend zeigt; in den vier 
Ecken der Decke befinden sich die vier Jahreszeiten; auch auf einem 
ühnlichen Intaglio (Lenormant gall. myth. pl. 18, 14) erscheint Ju- 
piter, weil er eine Art Nimbus mit sieben Sternen trägt, nicht als 
Herrscher der Götter, sondern als Elementargott.*) 


1) Brunn, griech. Künstler II 572, der an der Echtheit zweifelt, 

2) Brunn ἃ. O. II 518. 

8) Vgl. sonst Jahn, Ann. d. I. 17, 863 ff., Ber. der sächs. Ges. der 
Wise. hist.-phil. Kl. 1862 S. 60 ff.; Denkschr. der Wiener Akad. hist.-phil. 
Kl. Bd. 19 (Wien 1870) S. 17 ff. und Stephani, Compte-Rendu 1863 p. 129. 134 ff. 

4) Auf dem Sarkophagrelief bei Gori inscr. ant. III t. 33 (Dütschke, 
ant. Bildw. Il Nr. 404) sass daher der Gott gewiss nicht auf dem stehen- 

en Adler. 


88 Karl Sittl: 


Vielleicht übertrugen die Künstler diesen Typus auf Zeus erst 
von Sterblichen. Wenn nämlich ein Mann, der teils durch Macht, 
teils durch hohe geistige Gaben unter seinen Mitmenschen hervor- 
ragten, starb, dachten sich die Alten, dass seine Seele nicht im 
Hades bei den Schatten derjenigen “che visser senza infamia e senza 
lodo’ weilen müsse, sondern in die Freuden des Olympos eingegangen 
sei, mit anderen Worten, sie erwiesen ihm die Ehren eines Heros. 
Wie die Hellenen dieses Verhältnis künstlerisch ausdrückten, soll 
hier nicht erörtert werden; uns berührt nur dies, dass bereits die 
Künstler der alexandrinischen Zeit von der Vorstellung ausgingen, 
Zeus sende, wie einst bei Ganymedes, seinen Adler auf die Erde 
herab, um die bevorzugte Seele feierlich in den Himmel emporzu- 
tragen; deshalb schreibt der unter Hadrian lebende Artemidoros 
(II 20): 'Oxeic0ai δὲ ἀετῷ Bacıkeücı μὲν xai μαγιςτᾶςει καὶ πλουείοις 
ἀνδράςειν ὄλεθρον μαντεύεται᾽ ἔθος γὰρ παλαιὸν ἀποθνήςκοντας 
τούτους πλάςςειν τε καὶ γράφειν ἐπὶ ἀετῷ ὀχουμένους καὶ διὰ ᾿ 
τούτων δημιουργημάτων τιμᾶν. Daher sehen wir auf dem bekannten 
Silberbecher von Herculaneum, der Homers Apotheose darstellt, den 
Dichter auf einem sehr grossen Adler sitzend. In römischer Zeit 
wird häufig die Apotheose der Kaiser so dargestellt; wie indes ein 
Relief der Villa Panfili (Beger spicil. 136, 139, revidiert von Matz 
Nr. 3087) beweist, war dies nicht ein Privilegium der Kaiser allein. 1) 
Auch die Kaiserinnen liess man eine Zeit lang auf dem Adler zum 
Himmel auffahren (z. B. Faustina, Gemahlin des Antoninus, Cohen 
Nr. 223 ff.). Erst unter Marc Aurel verfielen einige Stempelschneider, 
nachdem wahrscheinlich schon etwas früher auf einem Mosaikbilde 
Juno den Pfau als Reittier erhalten hatte (Bull. ἃ. I. 1870 p. 8), 
auf den sonderbaren Einfall, durch einen Pfau die hohen Frauen der 
Erde zu entrücken, obgleich dieser Vogel, wenn auch zu beträcht- 
licher Höhe, doch langsam und ungelenk flattert. Den Anfang 
machten sie damit, dass sie auf dem Revers der Konsekrations- 
münzen statt des Adlers den Pfau anbrachten (Cohen, jüngere Faustina 
Nr. 25 ff. 48). Für jene Scene selbst dagegen weiss ich nur zwei 
Belege, nämlich je eine Konsekrationsmünze der jüngeren Faustina 
(Cohen Nr. 147) und der Julia Domna (Millin gall. myth. 179, 683), 
anzuführen, Einen gewissen Übergang zu diesem Wagnis gibt ein 
Bildwerk, das Pausanias (9, 31, 1) auf dem Helikon sah; ab: Koi 
"Apcivónc écriv Ev ελικῶνι εἰκών, fjv Πτολεμαῖος ἔγημεν ἀδελφὸς 
ὦν, τὴν δὲ ᾿Αρεινόης ςετρουθὸς φέρει χαλκῆ τῶν ἀπτήνων. Diese 
Konsekrationsdarstellungen gingen somit vielleicht überhaupt von 
dem hellenisierten Agypten aus. 


1) Manchmal trägt der Adler die Kaiserbüste (so auf mehreren 
.Silberstücken von Antiochia unter Trajan und auf Bronzen der pisidischen 
und pamphylischen Stüdte des dritten Jahrhunderts, ferner unter Macrinus 
Cohen Nr. 249 und Trebonianus Gallus Cohen Nr. 8). An der Bronze 
des Münchener Antiquariums Nr. 618, wo der Adler die Jupiterbüste 
trägt, ist jener modern. 


Der Adler als Attribut des Zeus. 39 


Auch bei diesem Abschnitte sind zum Schlusse einige Singulari- 
täten anzuführen. Ein astrologisches Relief (Clarac II 201, 331 = 
Oyerbeck Atlas T. 3, 22) zeigt Jupiter auf dem Rücken eines Ken- 
tauren lagernd, wobei der Adler auf dem Schenkel sitzt.!) In dem 
Bilde eines Medaillon des Antoninus (Cohen Nr. 404, abgeb. Lenor- 
mant gall. myth. pl. 8, 1) ist der Platz des Adlers auf dem Altare 
und Jupiter steht, mit der Chlamys bekleidet, Scepter und Blitz 
haltend vor demselben. Ähnlich ist die Darstellung einer Kaiser- 
münze des lydischen Stüdtchens Blaundos (Mionnet IV Nr. 112), 
doch ist hier Zeus nackt und hült Patera und Scepter, der Adler 
aber fliegt über dem Altare. Endlich sitzt auf Münzen von Seleukia 
(unter Trajan Mionnet III 279,891. 896 und Caracalla ib. Nr. 908) 
Zeus in einem viersüuligen Tempel, auf dessen Giebel der Adler 
sich befindet; ein Gemmenschneider stellt den Adler unter denselben 
Verhältnissen in das Giebelfeld (Fed. Dolce, ducento gemme B 67). 

Der gewöhnliche Typus der römischen Plastik ist also, dass 
der Adler zu Füssen des Gottes sitzt; bei dem stehenden Jupiter 
wird der Adler noch manchmal auf die Hand gesetzt: Hingegen ist 
das Adlerscepter völlig ausser Gebrauch gekommen. Diese Änderungen 
haben sich nicht erst im Verlaufe der Kaiserzeit, sondern am An- 
fange derselben vollzogen, weil bereits in der alexandrinischen Periode 
der Grund dazu gelegt wurde. Scharfe Grenzen apodiktisch zu ziehen, 
ist auf diesem Gebiete, wo das Material so ungleich erhalten ist und 
täglich sich vermehren kann, nicht ratsam. 


Erster Exkurs. 


Der Adler als Stellvertreter des Zeus, 


Auf dem obersten Gipfel des lykäischen Gebirges, einer uralten 
Kultusstätte der Arkadier, stand ein Altar des Zeus, daneben aber 
keine Bildsäule, sondern zwei gegen Sonnenaufgang schauende Adler 
auf Säulen (Paus. 3, 38, 5. Polyb. 16, 12, 7. Plut. qu. Gr. 39). Die 
Anfänge der Religion kennen teils aus frommen Bedenken, teils 
wegen der niedrigen Stufe der Plastik noch nicht den ausgebildeten 
Anthropomorphismus, es genügen vielmehr die Attribute als Andeu- 
tung. So verehrten die Skythen den Kriegsgott unter dem Bilde 
eines Schwertes. Zu diesen altertümlichen Symbolen kehrte die 
hellenistische Zeit, in wwelcher Dank den pompae (Overbeck 80. 1990 
8. 280) die Allegorie zu hoher Blüte gelangte, wieder zurück; der 
auf einer Säule oder einem Kapitäl sitzende Adler, den jüngere 
Münzen (z. B. Brit. Mus. Sicily p. 18 Nr. 124—127) aufweisen, mag 
nun einen Zeustempel andeuten. In Pompeji sieht man mehrfach an 
den Wänden die Insignien des Zeus, so Adler, Blitz und Scepter 


1) Die Darstellung auf einer Münze des Demetrios II. Nikator von 
Syrien (Stuart Poole, Seleucid kings pl. 18, 8 p. 60) ist unklar. 


πα΄ w- 


sit: 
a mit Krans (Nr. 108. 109), 
as Nr. 107°, Adler umd o. (Nr. 110) Globus, Adler und 
Ha bus met Aras und om 1) und das gleiche mit einem 
AT Mekrisste festa im pannonischen Siscia (Ephem. epigr. 
Aepet ἮΝ am reist den Adler 


P 
auf dem Globus und einen 


hei 
D. Ge 
„mie US ad Seepter befinden, an. 


r, Bli 
ler. 
Ad Noch 


C* 7) darthun. Dieselbe Darstellung zeigen ein Paar Gemmen (Tölken 
** » 98 == DAE. II 1, 12*; Cades impronte gemm. II 66) und drei 
Thonlampen (Minervini Bull. Napol. n. s. III t. 7, 1 p. 182, eine 
„weniger gute Replik in Berlin, eine weitere im Besitze von Barone 
;n Neapel, vgl. Bull. d. I. 1871 p. 67). 

Gleich der kapitolinischen Trias finden wir den Dreiverein der 
Kronossöhne, charakterisiert durch Adler, Stier und Cerberus, an 
„wei römischen Kandelabern (Münchener Glyptothek Nr. 289; Conze, 
arochüol Ztg. 1872 S. 86). An letzterem sitzt der Adler auf einer 
Weltkugel Zur Vergleichung darf man eine Münze der Familie 
Terentia Pompeia (Cohen Nr. 6, aus den Jahren 705—711 a. u.) 
mit Delphin, Scepter (?) und Adler heranziehen. Endlich enthält ein 
Altarrelief (Millin gall. myth. 29, 88; Clarac musée du Louvre pl. 171) 
die Zeichen des Tierkreises sammt den Attributen der dazu gehórigen 
Gottheiten; auch hier vertritt der Adler den Jupiter. 


Zwelter Exkurs. 


Der Adler mit Hobo. 


In der alexandrinischon Zeit kommen hüufig Darstellungen von 
Frauen vor, welche heilige Tiere füttern; am hüufigsten treffen wir 
Hygieia mit der Schlange des Asklepios und eine Bakchantin mit 
Panther (vgl. Kekulé, Hebe S. 56 A. 53). Die römischen Künstler 
haben diese Typen auf den Adler übertragen; dabei ist die fütternde 
Person gewöhnlich Ganymedes, welche Scene eine Gruppe im Museo 
Chiaramonti Nr. 672, eine plumpe Berliner Bronze (Friederichs, kleine 
Kunst Nr. 1870), mehrere Reliefs (1) in der Villa Albani, vgl. Winckel- 
mann, pierres de Stosch III Nr. 173 und Indicazione antiqu. per la 
villa Albani 1785 p. 68 Nr. 649; 2) Compte-Rendu 1866 als Titel- 
vignette; 3) fragmentiert Bull. d. I. 1870 p. 7; 4) in Nimes Revue 
arch6ol. 42 pl. 18,2) und viele Gemmen (2. B. Bartoli gli antichi sepoleri 
t. 110 und Tassie 1325 —1361) abbilden. Auf einem pompejanischen 
Wandgemälde (Helbig Nr. 772) und einem Sarkophagrelief (Mon. Matth. 


Der Adler als Attribut des Zeus. 41 


III 14, 1, vgl. Matz-Duhn II Nr. 2796) füttert Eros den Adler. 
Dass die Alten auch Hebe in derselben Situation bildeten, haben 
Stephani (Compte-Rendu 1867 8. 192 ff.), Overbeck (KM.1547) und 
Klügmann (Bull. d. I. 1872 p. 7) geleugnet, während Kekulé (Hebe 
S. 56 f. und Ann. d. 1. 1866 8. 121.) nicht daran zweifelt. Ich kann 
nicht darüber urteilen, ob die betreffenden Gemmen bei Tassie catal, 
Nr. 1309— 1324 echt sind. Bei einem bekannten Steine, welcher 
eine weibliche Gestalt und den Adler in besonderer Grösse und mit 
der Weltkugel unter dem Fusse darstellt, erinnert Wieseler (zu 
ΑΚ. 113,42) wahrscheinlich mit Recht an den Mythos von Aigina. 


Dritter Exkurs. 
Der Adler bei anderen Göttern und bei Kaisern. 


Der Adler kommt hier und da auch bei anderen Göttern vor, 
doch ist eine kritische Betrachtung der Beispiele sehr angezeigt. 
Wenn er über Herakles schwebt, deutet er die Fürsorge des gött- 
lichen Vaters an (Heydemann, Vasens. Nr. 2506 schwfig. aus Etr.; 
Mionnet I 405, 281. II 556, 270; Cohen Antoninus Nr. 430)!); wenn 
ihn Nike (Friedländer T. 8, 774 — Gardner types pl. 5, 12) auf 
der Hand trägt, repräsentiert sie Zeus?), wie mit dem Dreizack 
(schöne böotische Münze bei Friedländer 8. 80 Nr. 181) den Herrscher 
des Meeres. 

Die Arkadier stellen ferner manchmal die beiden Hauptgötter 
ihres Landes vereinigt dar, indem sie Pan den Adler des Zeus bei- 
geben (Mionnet II 244, 8; 250, 44 am Boden, 250, 42 auf der 
Hand). 

Bei Mars Stator (Silbermtinze des Septimius Severus, Millin 
gall myth. 40, 154 auf der Hand), Roma (Münze der arabischen 
Städte Rabbatmoba [Mionnet 5, 591, 52 = De Saulcy numism. de 
la Terre sainte p. 356 Nr. 8 unter Septimius Severus, auf der Hand] 
und Philippopolis De Saulcy pl 24, 1—4 p. 396 ff. und des Iydi- 
schen Kilbianoi [Mionnet IV Nr. 155 unter Julia Domna, zu den 
Füssen]) und dem Genius populi Romani (auf der einzigen erhaltenen 
Münze des Domitianus II. bei Cohen V p. 549 und einer ühnlichen 
des Galerius Nr. 105) tritt der Adler als Symbol des Sieges auf. 

Aus dem Abendlande dürfte sonst nur anzuführen sein, dass 
Mionnet I Bruttium Nr. 767 und Cohen Hadrian 26 Poseidon einen 
Adler hat; diesen darf man wohl genauer als Fischadler bezeichnen. 
Hingegen kommt im Orient der Adler allerdings auch bei den Gott- 
heiten vor. Von dem syrischen Sonnengotte war in der Einleitung 


1) Vgl. die etwas undeutliche Darstellung auf einem Terracotta- 
medaillon von Orange (Gazette archéol. III 12, 1 p. 67 ff. vgl. Ann. d. I. 
1880 p. 91. 

2) Auf einer Münze des Gallienus (Cohen Nr. 294) sitzt der Adl : 
neben einer Victoria. 


42 Karl Sittl: 


bereits die Rede; der Adler wird aber auch mit einer gewöhnlich 
auf Felsen sitzenden Göttin, welche Schleier und Mauerkrone trägt 
und von den nördlichen Arabern verehrt wurde, verbunden, wobei der 
Vogel auf ihrer Hand (Münzen von Samosata Mionnet V Nr. 68—74 
unter den beiden Philipp, Rhesaena unter Severus Alexander 630, 187£., 
Trajanus Decius 631, 193 und seiner Gemahlin Etruscilla 633, 206 
und von Rabbat-Móba unter Septimius Severus De Saulcy, numism 
de la Terre S. p. 356 Nr. 8) steht, von ihr wegfliegt (Samosata V Nr. 58) 
oder sich auf dem Scepter befindet (Dion unter Geta De Sauloy pl. 19,9). 

Dürfen wir somit sagen, dass wenigstens in Europa der Adler 
unbestritten dem Zeus gehörte, so erleidet diese Sachlage auch hin- 
sichtlich seines Verhältnisses zu den Kaisern keine Änderung. Ab- 
gesehen davon, dass der Adler das Symbol des Kaisertums in abstracto 
ist, wird er der Person des Herrschers nicht anders denn als Bote 
des Himmelskönigs beigeselli. Wie wir bereits bemerkten, trägt er 
in dieser Eigenschaft die Seelen der Kaiser zum Olymp empor; 
manchmal schwebt er schützend über ihnen (Mionnet IV Akmonia 31. 
unter Septimius Severus; Laodikeia 328, 768 Caracalla). Er bringt 
ihnen auch von Jupiter den Siegeskranz (Mionnet IV 328, 770 
Laodikeia von Caracalla) oder das Scepter (Cohen Hadrian Nr. 1044 f.). 
Wenn am Fusse der Trajanssäule, deren Spitze die Statue des Kaisers 
krönte, nach den Abbildungen bei Cohen Trajanus Nr. 73. 180. 276. 
396. 500 zwei Adler standen, so sollten sie, wie ich glaube, gleich 
dem Doppeladler die rümische Herrschaft über den Osten und Westen 
bezeichnen. Den Statuen der Kaiser blieb der Adler immer fremd.!) 


Zweiter Teil. 
Die Weltkugel als Attribut des Zeus. 


Erstes Kapitel. 
Bedeutung und Anwendungsarten des Globus. 


Über den Globus liegen kaum nennenswerte Vorarbeiten vor?), 
zudem ist das hierher gehörige Material ungemein zersplittert, so 
dass der Zweck dieses Kapitels nur sein kann, die Grundlinien des 
Gebrauches zu ziehen und einer Monographie den Weg zu ebnen. 

Nicht einmal die Heimat unseres Symbols ist mit Sicherheit 
bestimmbar. Overbeck (KM. II 1, 299) hält es für ägyptisch; ich 
weiss nicht, worauf er diese Ánsicht stützt, aber so viel mir bekannt 








1) Vgl. jedoch S. 33 A. 8. 

2) Lajard, note sur l'emploi et la signification du cercle ou de la 
couronne et du globe, in den Comptes rendus de l'ac. des inscr. 1835 p. 10; 
Cavedoni Bull. d. I. 1839 p. 160 ff.; Mancini giornale degli scavi di Pompei 
n. 8. 1870 p. 298 ff. 


Die Weltkugel als Attribut des Zeus. 43 


ist, kommt der Globus in Ägypten nicht vor der Herrschaft der 
Ptolemäer vor, während die Götter und Könige vorher Peitsche, 
Krummstab und Scepter als nationale Zeichen ihrer Macht führten. 
Der Globus scheint vielmehr aus Asien zu stammen; wenigstens 
tragen auf vielen Dareiken die persischen Könige als Beherrscher 
eines Weltreiches die Erdkugel in der Hand. Was sonst auf orien- 
talischen Denkmälern einem Globus ähnlich sieht, ist in Wirklichkeit 
ein Apfel oder die Sonnenscheibe. Letzteres gilt bei Astarte, welche 
auf Münzen des kyprischen Marion (Duc de Luynes, numism. et 
inscr. Cypriotes p. 37 pl. 7, 2—4)!) die von einem Sterne gekrönte 
Sonnenscheibe in der Hand hält. Andere Gottheiten wie Isis?) tragen 
sie auf dem Kopfe. Dieselbe Erklärung versteht sich bei dem syri- 
schen Sonnengotte von selbst, obgleich hier die Numismatiker von 
Globus sprechen. 

Während bei den persischen Königen die Kugel den Erdkreis 
repräsentierte, dachten sich die Griechen, zuerst von den Pythagoreern 
belehrt, sowohl die Erde als die ganze Welt kugelförmig; Atlas trägt 
daher den πόλος und zwar schon am olympischen Schatzhause der 
Epidamnier (Paus. 6, 19, 8). Den Begriff eines Weltreiches hin- 
gegen konnte der Globus bei den Hellenen zur Zeit ihrer Blüte schon 
deshalb nicht bezeichnen, weil sie jenen vor Alexander überhaupt nicht 
kannten; die persische Monarchie war für sie ja nur ein Barbaren- 
königtum. Indem Alexander mit diesem die griechische Nation ver- 
band und ihr den ersten Platz einräumte, war für den Griechen die 
Möglichkeit dieser Idee erst gegeben; folgerichtig erscheint, wie wir 
sehen werden, das früheste Beispiel unter Demetrios Poliorketes. 
Aus den Diadochenstaaten kam der Globus, nachdem Rom durch 
die mit jenen geführten glücklichen Kriege sich seinerseits zu einem 
Weltreiche aufgeschwungen hatte, nach Rom?) und wurde bald ein 
Lieblingssymbol des Kaisertums. Die christlichen Regenten behielten 
ihn mit dem Zusatze eines Kreuzes bei; in dieser Gestalt erhielt er 
sich zum Reichsapfel*) zusammengeschrumpft, bis auf unsere Zeit. 
So viel über die Geschichte des Globus! 


1) Vgl. eine sikelo-punische Münze von Panormos aus der Periode 
des Verfalle (Catal. of the Greek coins in the Brit. Mus. Sicily 280). 

2) Z. B. Mionnet suppl. IX Alexandria Nr. 281 unter Hadrian. Auch 
die Uräusschlange und der Apis tragen sie auf dem Kopfe. Eine Münze 
des Metellus (Cohen p. 64, 42) zeigt eine Göttin, die mit ihrem Löwen- 
haupte einen Kreis balanciert. Auch an einer geflügelten Göttin ägineti- 
scher Ohrringe (Münchener Antiq. Nr. 623) bildet eine solche Scheibe 
den Kopfschmuck; ich erinnere noch an die zu Präneste gefundene 
Silberschale (Mon. d. I. 10, 31). In ähnlicher Weise führen die Mond- 
sichel Semiramis von Askalon (Gerhard, phön. Kunst T. 3, 14), Diana von 
Capua (Friedländer, osk. Münzen T. 3 Capua 14) und der indische Civa. 

8) Ausser einer Münze der gens Fufia kommt der Globus unter der 
Republik auf zwei Corneliermünzen vor, die Cohen in das Jahr 59, da- 
gegen Mommsen (römisches Münzwesen S. 611) in das Jahr 74 setzt. 

4) Mittellat. malum, vgl. Ducange s. v. 


44 Karl Sittl: 


Was seine Bedeutung anlangt, so bezeichnet er zunächst die 
Welt oder die Erde vom physikalischen Standpunkte. In diesem 
Sinne haben ihn unter den Menschen die alten Philosophen, wie 
Anaxagoras (Mionnet VI p. 91 von Klazomenai) und Pythagoras 
(Mionnet suppl. VI 415, 186 u. à. von Samos unter Trajan), unter 
den Góttern die Muse Urania und die gleichnamige Aphrodite (auf 
den Münzen von Uranopolis Mionnet I 605, 412. suppl. III pl. 9, 3 -Ξ 
Panofka, Einfluss der Gottheiten auf die Ortsnamen T. 3, 4), Tellus, 
sowie Capricornus, Centaurus und andere astronomische Personifika- 
tionen. In zweiter Linie gehören die Gottheiten des organischen 
Lebens hierher, so Venus Genetrix, Kybele (Mionnet II Nr. 122. 379 
von dem pontischen Könige Sauromates III. unter Septimius Severus, 
wenn wir hier nicht eher an ein Tympanon zu denken haben) und 
viele andere vorderasiatische Gottheiten, deren Wesen noch nicht 
aufgehellt ist. 

Dann repräsentiert der Globus die Erde und die Welt als 
Reiche, die unter einem Herrscher stehen. Wer ihn also in 
der Hand hält oder zum Schemel seiner Füsse macht, ist der Be- 
herrscher der Erde oder der Welt. Das persische Symbol wandte 
in Griechenland zuerst die masslose Schmeichelei der Athener an; 
Demetrios Poliorketes war nämlich auf dem Theatervorhange dar- 
gestellt ἐπὶ τῆς οἰκουμένης ὀχούμενος (Duris bei Athen. 12, 536*, 
daraus Eustath. zu E 449). Als Vorbild diente wahrscheinlich der 
Καιρός des Lysippos, welcher mit einer Fussspitze die Kugel be- 
rührend dahin rollte.!) In diese Kategorie fällt die Kugel bei Zeus 
und den Kaisern, aber auch an Bildern der Venus Victrix (Cohen 
César 23. 27) und der Nike (auf Münzen der Stüdte Korinth, Parion 
und Hippo Regia und des pontischen Königs ÁAsandros. Mionnet II 
363, 25, seit Valerian dem Älteren mit überkreuztem Globus).?) 
Diese Art der Anwendung wird noch bestimmter gekennzeichnet, 
wenn Nike auf der Kugel steht; eine solche trägt ausser Jupiter 
und den Kaisern Roma (hier und da irrtümlich Pallas genannt) in 
der Hand, doch liefert nur die späte Kaiserzeit dafür Beispiele (z.B. 
tarsische Münze der Etruscilla Ztsch. f. Num. 3, 340). 

Aber der Sieger kann auch wieder unterliegen und die Fürsten 
künnen ihre Throne verlieren, denn das Glück dreht sich — wie eine 
Kugel! Dieser meläncholische Gedanke tritt besonders hervor, wenn 
der Globus mit Nike oder Fortuna in der Weise verbunden ist, dass 
beide gleich dem Καιρός des Lysippos den Globus als einzige Stütze 
ihres Fusses haben, durch welche unsichere Stellung die Wandel- 
barkeit des irdischen Glückes angedeutet wird; deshalb sagt Pacuvius 


1) In eiuer hübschen Wiener Bronze (Sacken T. 14, 1) tritt Eros an 
seine Stelle; Sacken führt S. 72 Anm. 1 zwei ühnliche Arbeiten an. 

2) Daher tragen bei den Byzantinern die den Victorien nachgebil- 
deten Engel gewöhnlich Kugel und Scepter (Unger, christlich-griech. oder 
byz. Kunst 8. 429). 


Die Weltkugel als Attribut des Zeus. 45 


(V. 366 f. R): “Fortunam insanam esse et caecam et brutam perhibent 
philosophi saxoque instare in globoso praedicant volubili”. 

Mit einem Fusse hingegen tritt nur der Gebietende den Globus. 
Wiewohl dieses Motiv in seinen ersten Anfängen bis in das fünfte 
Jahrhundert zurückreicht, scheint es doch bei dem Globus nur in 
der Kaiserzeit (und zwar seit Nero) geblüht zu haben. Eine nicht 
besonders glückliche Variation besteht darin, dass die Kugel nicht 
unter, sondern neben den Fuss gelegt wird; auch sie gehört aus- 
schliessiich der Kaiserzeit an und erstreckt sich, abgesehen von 
Jupiter und den Kaisern, auf Victoria (z. B. in Ephesos unter Gallienus 
Mionnet suppl. IV 205, 847) und den Genius populi Romani (in 
Italica). 

Weitaus die meisten Figuren aber (z. B. die rómischen Personi- 
fikationen) tragen den Globus in der Hand; Beispiele sind hier 
überflüssig. Ich erinnere nur nochmals daran, dass diese Darstellung 
schon auf persischen Dareiken vorkommt. 

Endlich sitzen die Aphrodite Urania der Stadt Uranopolis und 
das Zeuskind gewöhnlich auf dem Globus, ein Motiv, das Stempel- 
schneider des Antoninus Pius (Cohen Nr. 168 f.) auf Italia angewendet 
haben. !) 


Zweites Kapitel. 
Der Globus als Attribut Jupiters. 


Nur sehr wenige Denkmiüler zeigen, um dies sogleich vorauszu- 
schicken, die Weltkugel bei Jupiter." Bei dem kleinen Zeus war 
der Globus zur Charakterisierung notwendig, sobald man weder Rhea 
noch den Adler beifügte, und zwar gaben ihm die Stempelschneider 
denselben als Sitz (Mionnet suppl. IV p. 298, Overbeck MT. 5, 2). 
Was hingegen der Knabe auf einem Marmorrelief (Braun, Marmor- 
werke I 5, jetzt im Lateran: Benndorf und Schöne Nr. 11) und einer 
Münze von Synnada in Phrygien (Mionnet IV 370, 996) in der Hand 
hült, darf man eher als Spielball bezeichnen. » 

Gliedern wir das übrige Material nach den besprochenen Typen, 
so tritt uns am häufigsten Zeus mit der Weltkugel in der Hand 
entgegen. Hier sind jedoch sofort alle Denkmäler, welche Nike auf 
dem Globus stehend zeigen, auszuscheiden, da die Verbindung dieser 
beiden in der Kaiserzeit so formelhaft erscheint, dass die Kugel nicht 
sowohl zu Jupiter als vielmehr zunächst zu.Nike gehören dürfte. 
Unter diese Kategorie fallen eine nur inschriftlich bekannte silberne 
Statue, die auf dem Kapitol von Cirta stand (CIL. VIII 6981)?), und 


1) In mehreren Darstellungen des berühmten Mailünder Diptychons 
(Bugati mem. di S. Celso, am Ende) und auf vielen alten Mosaiken (Ciam- 
ini vet. mon. I 234. 270 t. 7. II 68 t. 19. 198 t. 28) sitzt Christus auf 
em Globus. 
2) Durch die Genauigkeit der Beschreibung ist diese Inschrift über- 
haupt für die Kunstetymologie interessant. Sie lautet: Synopsis. Iovis 


46 Karl Sittl: 


zahlreiche Münzen der Kaiserzeit (z. B. Mionnet II 479, 375 von Prusa 
unter Trajan, II 428, 107 von Hadrianopolis in Bithynien, wo Zeus 
sitzt, während er sonst meistens steht) Zu Rom ist ein Bronze- 
medaillon des Antoninus Pius (Cohen Nr.411: Zeus steht nackt da, 
den Adler zu Füssen) ein vereinzelter Vorläufer. Häufiger erscheint 
der Nikeglobus erst seit Diocletianus und verbindet sich meist mit 
dem Conservatortypus (Chlamys auf einer Schulter oder auf dem 
Rücken flatternd). Man vergleiche die Münzen Diokletians (Cohen 
Nr.46.59.64.216—217), Maximians (Nr. 62. 283— 285.314 --- 318), 
des Licinius (Carapanos, Dodone et ses ruines pl. 63, 49), Constan- 
tinus Chlorus (Cohen Nr. 27) und Galerius (Nr. 124—125). Sitzend 
wird dabei Jupiter nur auf Bronzen von Diokletian (212) und Maxi- 
mianus (289 f.) gebildet. 

An die übrigen Belege müssen wir mit Vorsicht herantreten. 
Montfaucon hat das Bild in L'antiquité expl. suppl I pl 120 aus 
Boissard entlehnt; es verdient also keinen Glauben. Eine Lyoner 
Statuette (Clarac III 397, 656 — DAK. II 1, 8) stellt Zeus dar, 
wie er auf einem zierlich gearbeiteten Throne mit Polster und Fuss- 
schemel, die Weltkugel in der Rechten, sitzt. Wenngleich die Aus- 
führung von römischer Hand ist, spricht doch das ziemlich schlichte 
Haar für das Alter des Originals und das Polster des Thrones lässt 
daran denken, dass die Statuette dem olympischen Bilde nachgeformt 
sei; schon dies erweckt Verdacht gegen die Echtheit der Kugel, wes- 
halb wir nicht erstaunen, wenn E. Wolff (Ann. d. I. 18, 52 ff.) er- 
klärt, dass ausser anderen Teilen auch der rechte Vorderarm mit 
der Kugel ergünzt ist. Auf einer unter Caracalla geprügten Münze 
des syrischen Laodikeia hält nach Mionnet V 257, 777 Zeus einen 
Globus, der von dem Halbmond überragt wird, in der Linken; offen- 
bar ist es aber der syrische Sonnengott. 

Somit können nur römische und ein Paar syrische Kaisermünzen 
als glaubwürdige Belege gelten; Rasche (lex. univ. rei num. II 1, 1461) 
zählt Hadrianus, Probus, Martinianus, Diocletianus, Maximinianus, 
Galerius, Galerius Maximus, Konstantin den Grossen (Morelli thes. I 
Roma t. I. X. p. 475 in II) und Constantius als die Kaiser, welche 
solche Münzen prägen liessen, auf, denen ich Valabathus (Cohen V 
p.159 Nr.3, Jupiter nackt, Adler am Boden) beifüge; dazu kommen 
zwei syrische Stücke, das eine zu Neapolis unter Caracalla (De Saulcy 
num. de la Terre Sainte pl. 13, 5 p. 257 Nr. 1), das andere zu 
Kapitolias unter Severus Alexander (Eckhel DNV. 3, 329, abgeb. 
Norisius op. Π 338) geschlagen. In den meisten Fällen steht Jupiter; 


Vietor argenteus in Kapitolio habens in capite coronam argenteam 
querqueam folior. XXX, in qua glandes n. XV, ferens in manu dextra 
orbem argenteum et Victoria(m) palmam ferentem [? spinarum] XX et 
coronam folior. XXXX, [in manu] sinistra hastam arg. tenens. Silberne 
Statuen kommen, wenn ich mich recht entsinne, nur oder fast nur in 
der spüteren Kaiserzeit vor. 


Die Weltkugel als Attribut des Zeus. 47 


auf einer Münze Hadrians befindet sich der Phönix als Symbol der 
Ewigkeit auf dem Globus (Morelli spec. rei numar. p. 65). 

Hier liegen also bloss Beispiele aus der Numismatik vor; da- 
gegen lässt diese bei der Frage, ob die Weltkugel auch neben 
Jupiter liegt, ganz im Stiche, wofür uns ein Gemälde und zwei 
Reliefs entschädigen. Auf dem pompejanischön Wandgemälde Nr. 102 
(Overbeck Atlas I 40) liegt zur Linken des thronenden Zeus ein 
blaufarbiger Globus, der eine Plinthe zur Basis hat und dem zur 
Rechten sitzenden Adler entspricht. Der Künstler wollte offenbar 
eine Entsprechung der Attribute herbeiführen und verfuhr dabei zu 
äusserlich. Doch gab er wenigstens durch die Basis dem Globus 
einen Halt. Dies unterliess der Verfertiger der Ara Capitolina (Millin 
gall myth. 5, 19; Overbeck Atlas I 49 u. 5.): Jupiter sitzt hier im 
Kreise der zwölf Götter mit Scepter und Blitz auf dem Throne, zu 
dessen L. die Kugel ruht. Der Künstler erstrebt eine gewisse 
Strenge des Stils, hält sich aber, wie z. B. in der Behandlung des 
Haares, nicht ängstlich an seine archaischen Vorbilder; daher unter- 
liegt die Annahme, dass der Globus de suo hinzugefügt sei, keinem 
Bedenken. Über die Echtheit einer nachlässig gearbeiteten Gemme 
(Wieseler, Götting. Antiken 8. 11 Nr. 10) liesse sich streiten. 

In dem oben (8. 37) besprochenen Relief Nr. 12 sitzt der 
Adler auf einem Globus neben Jupiter; Montfaucon teilt das Bild 
suppl. à l'ant. expl. I p. 60 pl. aprés 20 aus Boissard mit, doch ruht 
hier der Adler angeblich neben dem Globus. Passender ist es, wenn 
neben Jupiter Atlas die Weltkugel trügt (Medaillon des Ántoninus 
Pius Fróhner p. 64 und Relief in der Villa Albani Nr. 684). 

Schlechter ist das Motiv des aufgestützten Fusses ver- 
treten; die natürliche Forderung, dass der Gott steht, wird nicht 
erfüllt, sondern mit Kombinierung dieses und des vorhergehenden 
Typus zeigt ein römisches Relief, welches im (übrigen mit einem 
kapitolinischen bei Raoul-Rochette mon. in. pl. 74, 2 fast identisch 
ist (Arch. Ztg. 1869 T. 16, 1—3; Overbeck Atlas III 16), Jupiter 
mit einem Kopfe von italischer Plumpheit, Blitz und Scepter in den 
Händen; er sitzt auf einem Throne und benutzt den Globus als 
Stütze des l. Fusses. Von einem zweiten Exemplare besitzen wir 
nur ein Fragment (Arch. Ztg. a. O. T. 16, 4), wo die Beinstellung auf 
das gleiche schliessen lüsst. An einem fragmentierten Relief, das 
die Geburt des Bakchus darstellt (Bull. della comm. munic. II 1874 
t. 1, 3), sieht man gleichfalls den Globus unter dem bekleideten 1. 
Beine; da die Arbeit mässig ist, so setzt der Herausgeber das Denk. 
mal in das Ende des zweiten Jahrhunderts. Den Globus unter dem 
Fusse des stehenden Gottes weiss ich nicht zu belegen. Friederichs 
(kleine Kunst Nr. 1868) lässt bei einer rohen flüchtig gearbeiteten 
Bronzestatuette den Leser im unklaren, ob 'Zeus-Serapis' mit einem 
Fusse oder mit beiden auf der Kugel steht. Ist letzteres der Fall 
— und so scheint es —, dann wird es nicht Serapis, sondern bloss 


48 Karl Sittl: 


eine dekorative Figur sein; denn für jenen, der in seinem starren 
Antlitz das Princip der Unabänderlichkeit ausdrückt, passt die un- 
sichere Stellung nicht. Da auf einem altchristlichen Glase (Buo- 
narruoti vetri 17, 1) Christus mit einem Fusse den Globus tritt, 
dürfen wir ähnliche Bilder des Jupiter voraussetzen. 

Zum Schlusse erwähne ich, dass der Globus von Stempel- 
schneidern hier und da mit dem Kopfe des Zeus verbunden wird; 
über dem Haupte des Ammon schwebt er auf vielen Kaisermünzen 
von Alexandrien (Mionnet VI Nr.394. 429. 456 Domitian; 997. 1217 
Hadrian; suppl. VI Nr. 310 Antoninus; Zoéga numi Aeg. imper. 
t. 6, 18 und t. 8, 15 p. 110. XLII 120 und p. 150. CLXVI 431). 
Ausserdem ziert er den Revers einer Zeusmünze des pontischen 
Königs Sauromates II. unter Commodus (Mionnet II 378, 108). End- 
lich repräsentieren sowohl der Adler mit Globus (S. 39) als der 
Globus mit Scepter und Blitz (Janssen beelden van Zeeland pl. 5 
Nr. 11?) den Himmelsgott. 

Überblicken wir diese Denkmäler, so ergibt sich als Resultat, 
dass die Verbindung des Zeus mit der Weltkugel ausschliesslich der 
Kaiserzeit angehört, wobei, wie die Münzen lehren, die grössere 
Hälfte der Beispiele den späteren Jahrhunderten zufällt. Ausserdem 
ist zu betonen, dass die Weltkugel nie ein populäres Attribut des 
Jupiter, sondern, um einen terminus technicus der Dichtkunst zu 
gebrauchen, nur epitheton ornans war. Woran dies liegt, wird eine 
Betrachtung des Verhältnisses, in welchem die Weltkugel zu den 
Kaisern steht, lehren. 


Drittes Kapitel. 


Der Globus als Attribut der Kaiser. 


Während sich bereits Caesar, den Fuss auf die Kugel setzend, 
abbilden liess"), nahm Augustus, getreu seiner Politik, Kaiser zu 
sein aber nicht zu scheinen, den Globus nicht an; doch geschah es 
in den Provinzen wenigstens indirekt, indem derselbe entweder auf 
dem Reverse der Münzen angebracht (Mionnet I Turiaso 387) oder 
dem Genius populi Romani (ib. Italica 130)?) in die Hand gegeben 
wurde. Ebenso wenig verletzten seine nüchsten Nachfolger in diesem 
Punkte die Empfindlichkeit des rómischen Volkes ausser dass der 
apotheosierte Kaiser dieser Ehre gewürdigt wurde, wie Augustus 
auf einem unter Tiberius verfertigten Cameo (DAK. 1, 69, 378) und 
dem bekannten ravennatischen Relief (Conze, die Familie des Augustus, 








1) Cassius Dio 43, 2, vgl. 48, 14; &n einer spütetruskischen Statue 
der Münchener Glyptothek Nr. 306 (angeblich Alexander) ist die Kugel 
mit der Victoria modern. . 

2) Übrigens hat ihn dieser schon auf einer Münze des P. Lentulus 
Spinther (sitzend, mit dem rechten Fuss auf den Globus gestützt, Millin 
gall myth. pl. 182, 667). 


Die Weltkugel als Attribut des Zeus. 49 


ein Relief in San Vitale zu Ravenna, Halle 1867); auf letzterem liegt 
der nur halb aus dem Boden hervorragende Globus unter dem |. 
Fusse des Augustus. Nach Cohen soll auf einem Denar des Drusus 
(Nr. 7) sich eine Kugel unter dem kurulischen Stuhle, den Claudius 
einnimmt, befinden; es mag aber eher ein Schild sein. Die konti- 
nuierliche Reihe der Münzen, welche den Kaisern einen Globus bei- 
geben, beginnt mit Nerva; doch wurden bereits vorher ühnliche 
Bronzemedaillons und Denare von Nero (Cohen Nr. 117.123.125 u. ö.), 
Galba (Nr. 15 u. ö.), Vitellius (Nr. 2 ff.) und Titus (Nr. 282 u. à.) 
geprügt, freilich nur in der bescheidenen Form, dass jener neben 
oder unter der Büste des Kaisers erschien, dieser Typus dauerte 
noch bis unter Trajan (Cohen Nr. 92. 292. 538) fort. 


In der Hand hält aber der Kaiser die Kugel erst seit der Zeit 
des Antoninus und zwar kommen folgende Typen vor: 


1) Der Kaiser steht gerüstet oder im Paludamentum: Antoninus 
Nr. 305. 310. 323, M. Aurelius 273 f. 715, Commodus 396. 404 
(mit Victoria auf dem Globus), Didius Julianus Nr. 14 ff., Septimius 
Severus 252, Caracalla 6 und 328 f. mit Victoria, 7.357.494 f. 548, 
Alexander Severus 460, Gordianus Pius 290. 293 f. 297 f. (in Odessus 
Mionnet suppl. II 358, 931), Gordianus filius 26. 28—34. 36. 64 ff. 
mit Labarum statt des Scepters und mit Phönix auf dem Globus: 
Constans VI p. 334. 351, Constantius 263. 302, Maxentius 334, 
Constantius Gallus 351 (Friedl. und Sallet 273, 1112), Honorius 
Friedl. und Sallet 267, 1088 (ohne Phönix). 270, 1103. 


2) Der Kaiser sitzt als oberster Magistrat auf kurulischem Stuhl 
mit Globus und Scepter: unter Antoninus 913 f., Commodus 172 f. 
666. 835, Didius Julianus 17, Elagabalus 85 f. 190 f. 219, Gor- 
dianus Pius 284, Philippus pater 173 f, 180 ff., filius 20. 62 f. und 
Valerianus Nr. 101 u. 6. 


3) Der Kaiser hält in der Toga stehend den Globus, über dem 
eine Nike schwebt: seit Gordianus Pius (200) sehr häufig. Valen- 
'tinianus steht dabei auf einem Drachen und hält in der L. ein Kreuz 
(Banduri II p. 573). 

4) Der Kaiser empfüngt den Globus von Roma oder Jupiter: 
Erstere Scene ist nur auf Münzen des L. Verus (230), Commodus 
(415) und Gordianus Pius (187. 238 —243. 304) dargestellt, letztere 
aber von Commodus bis auf Diocletian sehr häufig. In Nr. 310 des 
Maximian ist der Globus mit Nike verbunden. 

Die zahlreichen Varianten dieser Grundformen übergehe ich 
und erwühne nur noch, dass Mitregenten oder Kaiser und Kronprinz 
den Globus manchmal gemeinschaftlich halten (z. B. Hadrian 334 
und Geta 190). 

Der Kaiser Valentinian führte das Kreuz als Bekrönung des 
Globus ein und brachte so das Staatschristentum äusserlich zum 
Ausdrucke, nachdem bereits Konstantin manchmal das Christusmono- 

Jahrb, f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 4 


50 Karl Sittl: 


gramm auf den Globus hatte setzen lassen (Banduri imperium orien- 
tale II p. 267; Cohen VI p. 123). 

An den Statuen der Kaiser ist der Vorderarm meistens modern, 
weshalb wir uns hier auf unsicherem Boden bewegen. Häufig trägt 
der Herrscher als siegreicher Feldherr den Globus: 
1) Augustus in Madrid (Clarac 916", 2336®), restauriert? 

» Trajanus in der venetianischen Sammlung Grimani (Clarae 
940*, 2412*), nach der Haltung modern, was Dütschke (ant. Bildw. 
5, 146) bestätigt. 

N Nero oder Domitian in München (Clarac 938, 2397). Der 
Globus ist wahrscheinlich richtig ergänzt. 

4) Ein unbekannter Kaiser (Clarac 974, 2502). 

5) Eherne Kolossalstatue eines christlichen Kaisers zu Barletta 
(Clarac 980, 2527*; Arch, Ztg. 1860 T. 136), die grösste erhaltene 
Bronzefigur, welche, da der Künstler Verständnis für das anatomische 
besass, nicht sehr spät ist. Die tiberkreuzte Kugel ist aus Stein 
ergänzt. 

6) Auf der Antoninssäule stand einst das Bild des Erbauers, 
das nach einer Konsekrationsmtinze des Kaisers (Cohen Nr. 138) 
den Globus hielt. 

An Reiterstatuen kennen wir durch Beschreibung die des Theo- 
dosius auf dem miliarium von Byzanz (Codinus de signis CP. p. 69) 
und des Justinianus (Prokop rt. κτιςμ. 1, 2 III p. 182 Dind. Suid. 
v. loucriviavóc. Mich. Glykas ann. IV p. 505 Bekker. Pachymeres 
bei Banduri imp. orient, I 988—100. G. Cedren. I p. 656). Auf dem 
Globus des ersteren befand sich eine Nike, welche dem Kaiser einen 
Lorbeerkranz reichte, auf dem anderen ein Kreuz. 

Die tibrigen aus den Münzen und sonst bekannten Typen sind 
mit dem Globus auf dem Gebiete der Plastik nicht sicher zu be- 
legen. An einer Statue Trajans im Louvre (Clarae 337, 24) und 
einer unedierten des Septimius Severus (Matz-Duhn I 374, 1314) und 
Claudius (Museo Chiaramonti Nr. 591) ist der Vorderarm modern. 
Ebenso haben die Restauratoren verschiedene nackte Jünglings- 
gestalten zu Kaisern gestempelt, indem sie ihnen eine Kugel in die 
Hand gaben; hierher gehören die Statuen bei Clarac 912*, 2325. 
969, 2496. 9705, 2494. 970*, 2498*. 9704, 2491 (hier drückt gar 
der Jüngling die Kugel an seine Hüfte) und wahrscheinlich 970;, 2512. 
Nicht minder stammt die Kugel bei Hadrian (Clarac 944, 2419), der 
dem stehenden Jupiter in römischer Chlamys gleicht, aus der Neuzeit. 
Man wird uns Angesichts dieser Thatsachen nicht der Hyperkritik 
anklagen, wenn wir auch gegen zwei andere Statuen, obgleich 
Clarac von Restaurationen schweigt, Misstrauen hegen: Augustus 
(917, 2324®) ist nach Art des thronenden Zeus dargestellt, neigt 
sich aber bequem nach der rechten Seite; eine Statue des Elaga- 
balus (Ὁ, Clarac 968, 2487") gleicht dem Typus des mit kleiner 
Chlamys bekleideten Jupiters. Über die Haltung von zwei Bildern, 


Die Weltkugel als Attribut des Zeus. 51 


die sicher den Globus in der Hand trugen, teilt Ammian (21, 14, 1. 
25, 10, 2) nichts näheres mit. 

Innerhalb der übrigen Denkmülerklassen finde ich sehr wenige 
Beispiele des Globus. Mit dem bereits besprochenen Relief von 
Ravenna stelle man einen Cameo (Millin gall. myth. 179, 677) zu- 
sammen, auf welchem Aeneas dem Augustus zum Zeichen der Apo- 
theose einen Globus überreicht. Ich erinnere an das Relief vom 
Triumphbogen des Marc Aurel Der bertihmte Silberschild von 
Badajoz, der im Jahre 394 verfertigt wurde (Arch. Ztg. 18 T. 136,5; 
Sitzungsber. der Wiener Akad. III 2, 220 ff; Hübner, ant. Bildw. 
in Madrid S. 213; Revue archéol. 6, 263 ff.) zeigt die beiden Sóhne 
des Theodosius mit überkreuzten Globen neben ihrem Vater stehend. 

Der Globus kam nur den Kaisern, nie aber ihren Gemahlinnen 
zu; Faustina, die Gattin des M. Aurel, erschlich ihn sich, indem sie 
der Aeternitas, welche eine Kugel mit Phönix zu tragen pflegte, ihre 
Züge geben liess. Das gleiche gilt wahrscheinlich von Mammaea 
(Cohen Nr. 22). An der Seite der Julia Pia (Clarae 965, 2482") 
ist der Globus natürlich ergänzt. Die phantastische Abbildung der 
Lucilla dagegen (Clarac 959, 2464° in Gestalt der Pomona, die r. 
Hand auf die Erdkugel gelegt) stammt aus dem unzuverlässigen 
Boissard. 

Wenn wir diesen Abschnitt mit dem ersten Teile vergleichen, 
dürfen wir daraus die Regel, die freilich auch ihre Ausnahme hat, 
ableiten: Der Adler charakterisiert den Herrscher des 
Himmels, der Globus aber den der Erde. Die römischen 
Künstler mussten sich ja, weil sie den Jupitertypen gern die Züge 
der Kaiser aufoktroyierten, nach einem Hilfsmittel umsehen, das den 
Beschauer vergewisserte, ob er Jupiter oder einen Kaiser vor sich 
habe; dieses haben sie, wenn ich nicht irre, zum Teil in jener Son- 
derung der Attribute gefunden. Ich brauche aber kaum zu sagen, 
dass die Andeutung des Unterschiedes in der Willkür der Arbeiter, 
die vielleicht manchmal die Zweideutigkeit wünschten, lag. Erst 
von den Fürsten der Erde kam wahrscheinlich der Globus, nun als 
Weltkugel zu deuten, zu dem Himmelsgotte und erst die Italer führten 
diese Verbindung herbei. 


4* 


QUELLENUNTERSUCHUNGEN 


GRIECHISCHEN KIRCHENHISTORIKERN 


Vorwort. 


e d 


In den folgenden Ausführungen habe ich einige Untersuchungen 
veröffentlicht, welche sich auf die griechischen Kirchenhistoriker be- 
ziehen. Einst hatte ich die Absicht, dieselben bis in die einzelnsten 
Details zu verfolgen. Da aber andere Arbeiten mich hindern, so 
begnüge ich mich damit, in grösseren Zügen die Quellenverhältnisse 
jener Autoren zu erörtern. Ich glaube, dass es unter Bertick- 
sichtigung derselben jedem leicht sein wird, sich über den Werth 
der ihm wichtigen Stellen aus den betreffenden Kirchenhistorikern 
zu orientiren. Den nach meiner Meinung wichtigsten, aber als 
fragmentarisch überlieferten Philostorgios habe ich am eingehendsten 
behandelt. Bei der Quellenbesprechung des Sokrates habe ich ab- 
sichtlich die vielen Citate einzelner Autoren, die ja jeder bei dem 
Socrates selbst findet, übergangen. Aehnlich habe ich es bei den 
andern Schriftstellern gemacht. Ich fand dies um so richtiger, da 
im entgegengesetzten Falle diese Schrift über das Mass angeschwollen 
und unübersichtlich geworden wäre, ferner auch in meiner Absicht 
liegt, binnen kurzem alle Originalberichte der genannten Autoren, 
oder solche, die jetzt nach Verlust der Quellen dafür gelten müssen, 
in einer neuen Ausgabe zu einem Hand- und Quellenbuche der 
griechischen Kirchenhistoriker zusammenzustellen. Hier wird dann 
in den Anmerkungen jede einzelne Stelle behandelt werden. 


1. 
Philostorgios. 


Philostorgios Werk, ἐκκληςιαςτικὴ icropía, ist als Ganzes heut- 
zutage verloren gegangen. Wir kennen dasselbe zunüchst nur aus 
Photios cod. 40 und aus einer Sammlung von Excerpten, die hand- 
schriftlich überliefert ist unter dem Titel Ἐκ τῶν ἐκκληςιαςτικῶν 
ἱςττοριῶν Φιλοςτοργίου ἐπιτομὴ ἀπὸ φωνῆς Ouríou πατριάρχου. 
Aus diesen Excerpten ergibt sich zunächst mit Sicherheit die Lebens- 
zeit des Philostorgios. Derselbe gibt nämlich X, 6 an, dass er, 
20 Jahre alt, in Konstantinopel geweilt und dort den Eunomios 
gesehen habe. Dies kann allerdings zu den verschiedensten Zeiten 
gewesen sein; denn Eunomios hielt sich nach Aufgabe seines Bis- 
thums von Cyzicos meist theils in Konstantinopel, theils in dessen 
unmittelbarer Nähe auf. Jedoch lässt sich das &ine mit Bestimmt- 
heit sagen, dass jenes Zusammentreffen vor der endgültigen Ent- 
fernung des Eunomios von Konstantinopel und aus dessen Umgegend 
stattgefunden haben muss. 

. Als Theodosius d. Gr. im Juni des Jahres 383 die Häupter 
sämmtlicher Secten nach Konstantinopel berief und aus ihrer Hand 
schriftlich abgefasste Bekenntnisse ihrer Lehren gefordert hatte, war 
Eunomios noch in Konstantinopel unter denen, die ihr Bekenntniss 
einreichten. Er wurde aber bald darauf vom Kaiser verbannt und 
kehrte nicht mehr zurück. Socr. V, 20. Sozom. VII, 17 und Philost. 
X, 6. Dass diese Verbannung nicht erst um 388 eingetreten ist, wie 
man nach der chronologischen Anordnung des Sokrates annehmen 
kónnte, der gleich dem Sozomenos a. a. O. dieselbe in die Zeit der 
Besiegung des Maximos, welche um 388 stattfand, setzt, geht aus 
der Anordnung des Philostorgios l. c. hervor; denn dieser setzte 
augenscheinlich die Verbannung des Eunomios vor den Tod der 
Flaccilla und vor die Besiegung des Maximos. Zu obiger Bestim- 
mung passt auch ganz genau der von Sozomenos a. a. O. angeführte 
letzte Grund der factischen Verbannung. Er bestand darin, dass 
Eunomios nicht aufhören wollte, Privatversammlungen und Privat- 
gottesdienste zu halten. Dies ist aber sicherlich nicht fünf Jahre 
lang vom Kaiser ruhig angesehen worden, nachdem seit 383 einmal 
in starrster Weise das Nicaenum wieder zur Herrschaft gebracht 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 57 


worden war. So werden wir mit Sicherheit behaupten können, dass 
Eunomios spätestens Anfang des Jahres 385 verbannt wurde. Daraus 
ergibt sich nun aber ferner, dass Philostorgios spätestens im J. 365 
geboren sein kann, mithin im Jahre 425, mit dem seine Kirchen- 
geschichte schloss, bereits mindestens im 60. Jahre stand. Socrates 
dagegen und Sozomenos, von denen jener sein Werk bis 439 führte, 
dieser aber führen wollte und auch ursprünglich wohl geführt hat, 
haben sonach in einer Zeit geschrieben, in der Philostorgios, der 
dann bereits im 75. Lebensjahre gestanden haben müsste, vielleicht 
gar nicht mehr lebte. 

Dies höhere Alter des Philostorgios und seines Geschichtswerkes 
ist daher über allen Zweifel erhaben. Wir wollen nun prüfen ein- 
mal, wie dieser Autor sich seinen Vorgängern gegenüber verhält, 
zweitens aber auch, wie er zu seinen Nachfolgern steht. 

In ersterer Beziehung habe ich schon früher darauf hingewiesen, 
dass Philostorgios seine Nachrichten der Profangeschichte nach Euna- 
pios gearbeitet zu haben scheine. 

Es gründet sich diese Vermuthung auf die Beurtheilung des 
Theodosios. Im Gegensatz zu andern Urtheilen des Alterthums näm- 
lich beurtheilt Eunapios!) und Zosimos den Charakter jenes Kaisers 
sehr ungünstig. Unter andern wird er Zosim. IV, 50 bezeichnet als 
φύςει ὧν ἐκμελὴς ῥαθυμίᾳ re πάςῃ ἐκκείμενος, als ein Mann πολυ- 
τελῆ δεῖπνα δειπνῶν καὶ πολυπραγμονῶν ἐν ταῖς ἡδοναῖς u. dgl. m., 
ein Urtheil, dem sich Philostorg. XI, 2 in tiberraschender Weise an- 
schliesst, indem er den Kaiser daselbst ἀκραςεία βίου xal τρυφῆς 
ἀμετρία vorwirft. 

Diese meine Vermuthung wird besonders im elften Buche des 
Philostorgios bestätigt, wo die politische Geschichte hervorragend 
bevorzugt wird. 

Mir scheint, dass XI, 3 vor andern Stellen dazu geeignet ist, 
meine Meinung zu illustrieren. 


Philost. XI, 3 Eunap. frg. 62 


Ὅτι ᾿Αρκαδίᾳ μὲν ἐπ᾽ ἀνατο- 
λῆς Ῥουφῖνος παρεδυνάςτευε᾽ 
κατὰ δὲ τὴν δύειν τῷ Ὀνωρίῳ 
τὴν αὐτὴν ὁ (τελίχων τάξιν ὃδι- 
écuZev: ἑκάτερος γὰρ αὐτῶν 
ἑκατέρῳ τοῦ Θεοδοείου παίδων 
τὸ τῆς Bacıkeiac εχῆμα καὶ τὸ 
ὄνομα νέμειν οὐ παραιτούμενος 
τὸ κράτος τῆς ἀρχῆς διὰ χειρὸς 
καὶ yAwcenc εἶχεν ἐν ὑπάρχου 
προςητγορύᾳ βαειλεύων τοῦ βαει- 


1) Eunapii fr 
μελὴς ἣν καὶ πάςῃ 


- 


ὅτι οἱ παϊδες Oeobocíou ἐπὶ τῆς 
Bacıkeiac αὐτοῦ ἔετηςαν. Ei δὲ 
τὸ ἀληθέετερον, ὅπερ écri ckorróc 
ἱετορίας, προςτιθέναι δεῖ τοῖς 
γεγενημένοις τὸ μὲν ὄνομα ἦν 
τῶν βαειλέων, τὸ δὲ ἔργον τῶν 
μὲν κατὰ τὴν ἑῴαν Ῥοφίνου, 
τὰ δὲ ἑςπέρια (τελίχωνος εἰς 
&rracav ἐξουείαν. (Dazu cf. Zosim. 
V, 1, 1) 


. ed. Müller p. 86, 49 καὶ Ocobóctoc ὁ βαειλεὺς éx- 
αθυμίᾳ ἐκκείμενος. 


60 Ludwig Jeep: 


über das Verhältniss des Eunapios, resp. seines Plagiators Zosi- 
mos, zu Ammianus falsch sei und dass wir an einer Benutzung des 
Ammianus durch Eunapius festhalten müssen. Wir werden daher 
an Stellen, an welchen Philostorgios auffallend mit Ammianus über- 
einstimmt, auch berechtigt sein, diese Stellen bei ersterem auf eine 
Ausschreibung des Eunap zurückzuführen, natürlich die gelegent- 
lichen christlichen Beziehungen abgerechnet. Folgende Stellen mögen 


dieses veranschaulichen. 


Amm. XIV, 11, 11 
acciri mollioribus scriptis per 
simulationem tractatus publici 
nimis urgentis eundem placuerat 
Gallum, ut auxilio destitutus sine 
ullo interiret obstaculo . .... 


XIV, 11,6 

restabat, ut Caesar post haec 
properaret accitus et abstergen- 
dae causa suspicionis sororem 
suam, eius uxorem, Constantius 
ad se tandem desideratam venire 
... hortabatur. quae licet ambi- 
geret metuens saepe cruentum, 
Spe tamen quod eum lenire poterit 
αὖ germannm profecta, cum Bi- 
thyniam introisset, in statione 
quae Caenos Gallicanos appella- 
tur absumpta est vi febrium re- 
pentina. cujus post obitum ma- 
ritus contemplans cecidisse fidu- 
ciam qua se fultum existimabat, 
anxia cogitatione, quid moliretur, 
haerebat .. ... 


8 12 
egressusque Antiochia nomine 
laevo ductante..... et ingressus 
Constantinopolim .... 


8 19 
venit Petobionem oppidum No- 
ricorum, ubi reseratae suni in- 
sidiarum latebrae omnes, et Bar- 
bitio repente apparuit comes, qui 
sub eo domesticis praefuit ..... 


Phil. IV, 1 
"On 6 Kuvcráóvrioc... . μετε- 
καλεῖτο τὸν Γάλλον 


ibid. 

προεξιύρμα δὲ καὶ fj Kuvcrav- 
tía προεντυχεῖν ς«πούδουςα τῷ 
ἀδελφῷ xai αἰδέεαεθαι αὐτὸν 
ὑπὲρ τοῦ ἀνδρός. ἀλλ᾽ αὕτη μὲν 
xaraBıduviav γενομένη ἐπεεχέθη 
τῷ θανάτῳ καὶ τῆς ὁδοῦ καὶ τοῦ 
βίου. 


ἐξ οὗ καὶ ὁ Γάλλος μᾶλλον τοῦ 
δέους γενόμενος τὴν ἐξ ἀρχῆς 
γνώμην ὅμως οὐ μεθίετο 


ἐπεὶ δὲ τοὺς Νωρικοὺς κατέλα- 
Bev, ἐνταῦθα δὴ ἐκ Μεδιολάγνων, 
ἔνθα διῆγεν ὁ Κωνετάντιος, κατα- 
πέμπεται Βαρβατίων, ἀνὴρ τὴν 


ςτρατηγικὴν ἢ) ἔχων ἀρχήν, ἐφ᾽ 


1) Amm. XVI, 11, 2 Barbatio post Silvani interitum promotus ad 


equitum magisterium. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 61 


8 20 
ingressusque obscuro iam die, U τὸν Γάλλον ἀφελέεθαι μὲν τῆς 
ablatis regiis indumentis Caesa- ἁλουργίδος, ὑπερόριον δὲ κατά 
rem tunica texit et paludamento τινα viicov τῆς Aalnariac!) 
communi..... et inopinum car- ποιήςαςθαι. 
pento privato inpositum ad Hi- 
striam duxit propeoppidum Polam. 

Dass unsere Schlussfolgerung richtig ist, beweist auch des Eunaps 
Plagiator Zosimos II, 55, der a. a. O. die Ereignisse, die oben er- 
wähnt sind und den Tod des Gallus zwar nur im kürzesten Auszuge zu 
berichten beliebt hat: μετάπεμπτος μὲν ὁ Γάλλος ἐγίνετο, τὸ κατ᾽ 
αὐτοῦ crovbaZóuevov ἀγνοῶν᾽ ἀφικόμενον δὲ αὐτὸν ὁ Κωνετάντιος 
πρῶτον μὲν τῆς τοῦ xalcapoc ἐκδύει τιμῆς, ἐπεὶ δὲ πεποιήκεν 
ἰδιώτην, τοῖς δημίοις éxbíbuciv εἰς ςφαγήν. 

Man möge auch Ammian und Philostorgios über die merkwürdige 
Geschichte des versuchten Tempelbaues in Jerusalem vergleichen, 
tiber welche Sache Zosimos ganz schweigt. 


Ammianus XXIII, 1, 2—3 

ambitiosum quondam apud Hierosolymam templum, quod... 
obsidente Vespasiano posteaque Tito aegre est expugnatum, instaurare 
sumptibus cogitabat inmodicis . . ... cum itaque rei idem fortiter 
instaret Alypius iuvaretque provinciae rector, metuendi globi flamma- 
rum prope fundamenta crebris adsultibus erumpentes fecere locum 
exustis aliquotiens operantibus inaccessum hocque modo elemento 
destinatius repellente cessavit inceptum. 


Philost. VII, 9 

ὃ μὲν γὰρ τοὺς πανταχῆ cuvayeipac Ἰουδαίους καὶ οἴκοθεν 
χρήματα καὶ δύναμιν ἄλλην παραςχὼν ἀνακαινίζειν ἐπέτρεπε τὸ 
ἱερόν"... τοῦτο μὲν γὰρ πῦρ ἐπενέμετο τοὺς ἐργάζεεθαι τολ- 
μῶντας, τοῦτο δὲ ςειςμὸς ἐχιίύννυεν. 

Vielleicht möchte einer vermuthen, dass Philostorgios den Am- 
mianus direct benutzt habe; jedoch diesen Glauben widerlegt voll- 
ständig eine Betrachtung des Schlusses über die Schicksale des 
Gallus. 

Ammianus XIV, 11, 23 'eum (scil. Gallum) capitali supplicio 
destinavit et ita conligatis manibus in modum noxii cuiusdam la- 
ironis cervice abscisa ereptaque vultus et capitis dignitate cadaver 
est relictum informe paulo ante urbibus et provinciis formidatum.’ 
Dagegen Philost. IV, 1 weit genauer 


ςτέλλονται τοίνυν — oi τὸν Γάλλον üvaupricovrec* οὕπω δὲ τοῦ 
«πάθους προελθόντος εἰς μετάνοιαν ἐπιςτραφεὶς ὁ Κωνετάντιος 


1) Philost. meint ohne Frage Flanona, welcher Name Socr. II, 34 
richtig erhalten ist und welches ein Ort ist, der im weitern Sinne zu Dal- 
matien gerechnet werden konnte. Ich vermuthe, dass bei Ammianus ein 
Fehler lıegt; denn die Identität der Ueberlieferung liegt auf der Hand. 


62 Ludwig Jeep: 

ἑτέρους ἐκπέμπει τὸν φόνον κωλύςοντας᾽ τοὺς δὲ οἱ περὶ Εὐςέβιον 
ὑποποιοῦνται, μὴ πρὶν παραγενέεθαι τῇ νήςῳ, μηδ᾽ ἐμφανίςαι 
τινὶ τὰς ἀνακαλούςεας τὸν θάνατον ψήφους, πρὶν ἂν ὁ κατακριθεὶς 
τῷ ξίφει τὴν ζωὴν ἀπορρήξῃ᾽ καὶ γέγουεν ὡς ἐςπούδαςαν. 

Dieses hat Philost., wie an sich schon wahrscheinlich ist, in 
derselben Quelle, nämlich Eunap gefunden, in der er auch das an- 
dere über Gallus gefunden hat. Es ergiebt sich das auch mit Sicher- 
heit aus einer Vergleichung mit Zonaras XIII, 9, p. 201f. ed. Din- 
dorf Hier heisst es εἶτα ςτέλλει (scil. Κωνετάντιος) καὶ τοὺς 
αὐτὸν Avampricovrac .... . μεταμεληθεὶς δ᾽ αὖθις ἑτέρους creAkeı 
τοὺς εἴρξοντας τὴν ἀναίρεειν. οὖς ἀνέπειεαν οἱ τῷ Γάλλῳ ἐχθαί- 
ροντες καὶ μᾶλλον ὁ εὐνοῦχος Εὐςέβιος τὴν τοῦ πραιϊιποείτου διέπων 
ἀρχὴν καὶ μεγάλα παρὰ τῷ Κωνεταντίῳ δυνάμενος, μὴ πρότερον 
ἀπαττεῖλαι τοῖς τὸν Γάλλον ἐνταλθεῖςει κτανεῖν τὴν βαςειλικὴν με- 
ταμέλειαν πρὶν ἂν γνοῖεν ἀνῃρημένον τὸν ἄνθρωπον᾽ ὁ μὲν οὖν 
ἀνήρητο. 

Die Uebereinstimmung ist schlagend; aber auch der übrige Be- 
richt über den Untergang des Gallus, ist, wie man leicht sehen kann, 
dem Berichte bei Philost. verwandt, wenn auch kürzer. Es heisst 
2. B. bei Zonaras ibid. etwas vorher ὁ Κωνςοτάντιος ἔπεμψε τοὺς 
ἄξοντας τὸν Γάλλον ὡς ἑαυτὸν. ὁ δὲ τὴν γυναῖκα προέπεμψεν 
ἐξευμενιςομένην τὸν ἀδελφόν᾽ ἣν ὁδοιποροῦςαν ἔτι τὸ τέλος ἐκ 
vócou κατέλαβε τῆς ζωῆς. γνοὺς οὖν τὸν τῆς ἀδελφῆς ὁ Κονετάν- 
τιος θάνατον, αὐτίκα ςτείλας γυμνοῖ τὸν Γάλλον τοῦ ἀξιώματος 
καὶ ὑπερόριον TíOnciv. Cf. die oben p. 61 ausgeschriebene Stelle 
des Philostorgios. 

Andererseits zeigt sich in demselben Berichte etwas weiter 
oben eine selbständige Anlehnung des Zonaras an den Bericht des 
Ammianus. So heisst es tiber den Tod der Abgesandten des Kon- 


stantius an Gallus. 


Amm. XIV, 7, 16 

eosque coniunctos per 
ampla spatia civitatis 
acrı raptavere discursu. 
iamque artuum et mem- 
brorum divulsa conpage 
superscandentes corpora 
mortuorum ad ultimam 
truncata deformitatem 
velut exsaturati mox 
abiecerunt in flumen. 


Zonaras XIII, 9, p. 201,21 

οἱ δὲ ἄμφω τὼ ἄνδρε 
cuvörcavrec Ecupav διὰ 
τῆς ἀγορᾶς καὶ Axicavro, 
καὶ τέλος ἐνέβαλον εἰς 
τὸν ποταμὸν καὶ δι- 
ἐφθείραν. 


Philost. III, 28 
ἄμφω cyolvotc τῶν πο- 
δῶν ἐξαψαμένους κακοὺς 
κακῶς ἀπολέςαι. 


Ebenso bei der Sendung des Domitianus an den Gallus: 


Ammianus XIV, 7, 9 ff. 
[Constantius] mandabat Domi- 
tiano ex comite largitionum prae- 
fecto ut cum in Syriam venerit, 


Gallum, quem crebro 


&cciuerat, 


Zonaras XIII, 9, p. 201, 4 ff. 
Δομιτιανόν, ἄνδρα ἐπιφανῆ T€ 
καὶ γηραιόν, ἔπαρχον πραιτω- 
ρίων, προχειριςάμενος εἰς Ἂν- 
τιόχειαν ἔετειλεν (scil. Κωνετάν- 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 63 


ad Italiam properare blande hor- 
iaretur et verecunde, qui cum 
venisset ob haec festinatis itine- 
ribus Antiochiam, praestrictis pa- 
latii ianuis, contempto Caesare, 
quem videri decuerat, ad praeto- 
rium cum pompa sollemni per- 
rexit morbosque diu causatus nec 
regiam introiit nec processit in 
publicum .... rogatus ad ultimum 
admissusque in consistorium am- 
bage nulla praegressa inconside- 


(το, 


τιος), ἐντειλάμενος τῷ ἀνδρὶ 
ἀπορρήτοις ^ εὐφυῶς πως τὸν 
Γάλλον ὑπελθεῖν καὶ πεῖςαι ἀφί- 
Zecdaı πρὸς αὐτὸν. ὁ δὲ εἰς ᾽Αν- 
τιόχειαν παραγετονὼς καὶ πάνυ 
ἀδεξίως τὸ πρᾶγμα μετεχειρί- 
ἀναφανδὸν ἐπιτάξας 
τῷ Kaicapı πορεύεςθαι πρὸς 
τὸν αὐτοκράτορα καὶ ἀπειλή- 
cac, εἰ μὴ πείθοιτο, τὰς 
εἰτήςεις τῶν ὑπ᾽ αὐτὸν ἐπι- 
ςχεῖν 


rate et leviter “proficiscere”, 
inquit “ut praeceptum est, 
Caesar sciens quod si cessa- 
veris, et tuas et palatii tui 
auferri iubebo prope diem 
annonas. 

Philost. III, 28 
ἀποςτέλλει Δομετιανὸν ἔπαρχον τῶν καλουμένων πραιτωρίων ὃ 
Κωνετάντιος ἐντειλάμενος αὐτῷ κατὰ τὸ ἀφανές, τὰς τοῦ Γάλλου 
περικόπτειν * ἀπὸ τῆς ᾿Αντιοχείας ἐξόδους, τὴν ἐπ᾽ ἀνδρείᾳ καὶ 
τῇ τῶν κοινῶν ἐπιμελείᾳ δόξαν αὐτοῦ καταςμικρύνειν ταύτῃ διανο- 
ούμενος. ὁ δὲ Δομετιανὸς οὐδὲν τῶν προςαχθέντων μετριώτερον, 
ἀλλὰ καὶ θραεύτερον καὶ φρονῶν καὶ πράττων οὐδὲ παραγενόμε- 
voc eic ᾿Αντιόχειαν, ἔνθα διέτριβεν ὁ Γάλλος, οὐδ᾽ εἰς ὄψιν αὐτοῦ 
κατεδέξατο. 

Daraus folgt nattirlich eine selbständige Herleitung der Er- 
zählungen bei Zonaras aus Eunapios, sei es nun direct oder indirect, 
und so wird durch die Vergleichung des Philost. l. c. mit Zonaras die 
Benutzung des Eunapios auch Seitens des Philostorgios erhärtet. 

Dass tibrigens Philostorgios nicht den Ammianus direct stu- 
dirte, zeigt gelegentlich das Verhältniss zum Zosimos. Es steht 
nämlich an einigen Stellen Philostorgios in seinem Berichte dem 
Zosimos näher, als dem Ámmianus, trotzdem die Uebefeinstimmung 
der drei Autoren im Allgemeinen nicht verkannt werden kann. Als 
Beispiel mag dienen Philost. IX, 17, wo es unter andern heisst 
Οὐάλης δὲ ταῦτα nenucuevoc ἐξ ᾿Αντιοχείας ἀπαίρει καὶ κατὰ 
Κωνεταντινουπόλιν γεγονὼς ἐπὶ Θράκην ἐλαύνει, eine Stelle, die 
auf Ammian XXXI, 11,1 zurückgeht “His forte diebus Valens tandem 
excitus Antiochia longitudine viarum emensa venit Constanstino- 
polim’ und die nun weiter in breiter Ausführung den Marsch nach 
Thrakien erzählt, während Zosimos IV, 21?) augenscheinlich im 


1) Zosimos ist nicht von Philostorg benutzt; dies beweist hinläng- 
lich das p. 61 Angeführte. 


64 Ludwig Jeep: 


engen Anschluss an seine und des Philost. Quelle, Eunapios, und in 
Folge dessen in Uebereinstimmung mit Philostorgios sagt: δραμόντες 
ἐπὶ βαειλέα τὸ ευμβὰν Anayyelkoucıv, ὁ δὲ τὰ πρὸς TTépcac duc 
ἐνῆν διαθέμενος ἀπὸ τῆς ᾿Αντιοχείας διαδραμὼν ἐπὶ τὴν Κωνεταν- 
τινούπολιν Hei, κἀντεῦθεν ἐπὶ Θράκην ἐχώρει. Auch Phil. IX, 15 
beweist dasselbe, wo es sich um ein Orakelspiel handelt, dem ein 
gewisser Theodoros zum Opfer fiel. Ammian. XXVIV, 1, 32 bildet 
die Vorlage, sagt aber nur 'adsiliens anulus duas perstrinxerat sylla- 
bas O€O cum adiectione litterae postremae', während Philost. 1. c. 
express hinzufügt μέχρι γὰρ τοῦ δέλτα τῶν γραμμάτων οἱ τύποι 
προήγοντο, wie auch Zosim. IV, 13 sagt, φανῆναι δὲ ἐν τῷ τρί- 
Tobi γεγραμμένα θ καὶ € καὶ o καὶ ἐπὶ τούτοις τὸ d. Auch den 
Tod des Valens können wir anführen Philost. IX, 17, namentlich 
OvdiAnc .... εὑν ὀλίγοις τοῖς ἑπομένοις κατακρύπτει ἑαυτόν. ol 
δὲ βάρβαροι καταδιώκοντες, ὥςπερ τὰ ἄλλα τῶν ἐν mociv, οὕτω 
καὶ τὸ οἴκημα πυρὸς δαπάνην ἐτίθεντο und Zosim. IV, 24 civ 
ὀλίγοις δὲ πεφευγότος εἴς τινα κώμην τοῦ βαειλέως οὐκ οὖςαν τει- 
χήρη περιθέντες ὕλην πανταχόθεν τῇ κώμῃ καὶ πῦρ ἐνέντες τοὺς 
ἐν αὐτῇ ευμφυγόντας μετὰ τῶν ἐνοικούντων ἐνέπρηςαν, während 
Ammianus XXXI, 13, 14—15 weitläufiger erzählt. 

Man könnte allerdings sowohl oben als besonders an der Stelle 
aus dem Philost. III, 28 bei der eigenthtimlichen Wendung des un- 
verständlichen Auftrages Seitens des Kaisers ‘nepıxönteiv τὰς ἀπὸ 
τῆς ᾿Αντιοχείας ἐξόδους᾽ daran denken, dass wir hier nur einen 
missrathenen Auszug vor uns haben und nicht ein mehr oder minder 
würtliches Citat aus Philost, so dass aus der Stelle des Zonaras 
höchstens gefolgert werden könne, Zonaras habe den vollständigen 
Philost. besessen und daraus besser als der Epitomator des Philost., 
den wir noch besitzen, seinerseits excerpirt; daraus sei dann die 
grössere Aehnlichkeit mit Ammianus entstanden. Jedoch einmal 
darf man als sicher annehmen, dass zur Zeit des Zonaras gar kein 
Philostorgios mehr zur Hand war, andrerseits beruht der unvoll- 
kommene Eindruck der Stelle des Philost. nur auf einer Corrouptel 
Den Inhalt des Auftrags an Domitian gibt klar und deutlich Ammi- 
anus und Zonaras: er sollte freundlich den Gallus zur Reise nach 
Mailand auffordern. Wir müssen daher annehmen, dass in πέερι- 
κόπτειν ein περιςκοπεῖν liegt. Der Sinn ist dann der vermisste: 
Domitian solle die Möglichkeiten einer Abreise (so ist ἔξοδος hier 
zu fassen) aus Antiochia Seitens des Gallus in Erwägung ziehen und 
betreiben, ein Auftrag, dem seine rohe Natur nicht gewachsen war. 


II. 
Eunap und Zonaras. 


Im Anschluss an das oben über Zonaras und Eunapios (Zosi- 
mos) Mitgetheilte mag hier in einem besondern Abschnitte, die Ab- 
hüngigkeit des ersteren von letzterem eingehender behandelt werden. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 65 


Zonaras XIII, 5, III p. 188f. 
ed. Dind. 
1) Vertheilung des Reichs unter 
die Sóhne Constantins 
Fehlt 
2) Constantin zieht gegen die 
Perser 
Fehlt 
3) Streit zwischen Constans und 
Constantin wegen der Lünder- 
vertheilung 
4) Constantin überfällt den Con- 
stans 
5) Tod des Constans kurz und 
nicht an seiner Stelle, erst 
unten genauer und ausführlich 
6) Constantius kämpft unglück- 
lich gegen die Perser 
Cf. unten 


Magnentius Tyrann, κόμης 
ταγμάτων δύο Ρωμαικῶν 


ibid. p. 191 ed. Dind, 22 ff. 

xai πλαςάμενος (se. Marvévrioc) 
τὰ ἑαυτοῦ ἢ) ἑορτάζειν γενέθλια 
ἐν Αὐγουςτούλῳ Ἶ) τῇ πόλει cuve- 
κάλεςε τοὺς ἐξόχους τῆς πό- 
λεως ...... καὶ παρέτεινε τὸν 
πότον ἕως écmépac. é£avacrüc 
δὲ τοῦ cuunociov αἴφνης εἰς 
τὸν κοιτῶνα εἰςέδραμε καὶ πρό- 
eicıv ἐκεῖθεν μετὰ βραχὺ ἐν εχή- 
ματι Bacıkeiac εὑν δορυφόροις 
πολλοῖς... . ἐκεϊνοςδὲ διαλεχθεὶς 
τοῖς παροῦςι τοὺς μὲν ᾿ἔπειςε 
ευνθέςεθαι αὐτῷ, ἐνίους δέ γε καὶ 
ἐβιάςατο .... 


Zozim. II, 39 ff. 


Dasselbe, weniger genau und 
deutlich 

Dalmatius und Anaballianug 
Fehlt, wird aber vorausgesetzt II, 
41, 2 

Schandthaten des Constantius 
Ebenso kürzer, aber mit genauer 
Angabe des streitigen Gebiets 


Zosim. II, 41 dasselbe, aber ver- 
wirrt 
Fehlt hier natürlich, da bei Zo- 
naras an jener Stelle nur aus Nach- 
lässigkeit 

Ebenso erst II, 43 


Constans Charakter, seine Liebe 
zu schönen Männern und zur Jagd 
Magnentius Tyrann, ὁ τὴν ἀρχὴν 

ἐπιτετραμμένος τῶν Ἰοβι- 

ανῶν xai Ἱξερκουλιανῶν (ταγ- 

μάτων δὲ ταῦτα ἐπώνυμα) 

Zosim. II, 42, 4 

γενέθλιον ἕξειν ἡμέραν οἰκείου 
παιδὸς ὁ Μαρκελλῖνος εἰπὼν 
ἐκάλει πρὸς ἑςτίαειν ἄλλους τε 
πολλοὺς ἐξέχοντας τοῦ CTPATO- 
πέδου καὶ Μαγνέντιον εὺὑν αὐ- 
τοῖς. τοῦ δὲ εὐυμποείου μέχρι 
μέτων ἐκταθέντος νυκτῶν ὁ 
Μαγνέντιος διά τι δῆθεν τῶν 
ἀναγκαίων ἀναςτὰς ἐκ τοῦ δεί- 
πνου καὶ πρὸς βραχὺ τῶν δαι- 
τυμόνων ἑαυτὸν ἀποςτήςαςἐφαί- 
vero τοῖς ευμπόταις ὥςπερ ἐν 
«ςκηνῇ τὴν βαςειλικὴν ἠμφιεςμένος 
ςτολήν. τῶν δὲ περὶ τὸ δεῖπνον 
ἀνειπόντων αὐτὸν βαειλέα πάν- 
τες ὁμοίως ὅςοι τὴν πόλιν Αὐ- 
γουςτοδόυνον ᾧκουν (ἐν αὐτῇ 
γὰρ ταῦτα ἐπράχθη) ..... 


1) Zonaras hat seine Quelle missverstanden und die Geburtstage ver- 
wechselt; der Wortlaut der Stellen zeigt die Identität besonders schlagend. 
2) Der Name ist nach Zosimos zu emendiren. 


Jahrb. f. class. Pbilol. Suppl. Bd. XIV. 


b 


66 Ludwig Jeep: 


Fehlt 


Liebe des Constans zur Jagd 
und schönen Männern 
Andere Version und Prophe- 
zeiung tiber den Tod des Con- 
stans 
Tod des Constans bei Helena, 
in Verbindung gebracht mit 
dem vorhergehenden 
Magnentius tödtet viele Vor- 
nehme 
7) Cf. unten 
Constantius marschirt trotz 
des Perserkrieges gegen den 
Tyrannen 
Fehlt 
8) Krieg in Persien wird zugleich 
weiter erzühlt 
Magnentius und Vetranio eini- 
gen sich 
9) Beide senden Gesandte an 
Constantius 
Traum des Constantius 
Absetzung des Vetranio und 
Verpflegung in Bithynien 
Cäsaren werden Gallus und 
Decentius 
10)Kampf des Constantius mit 
dem Magnentius 
Dabei Episode tiber Silvanus 
Tod des Magnentius 
Tödtung seiner Angehörigen 
durch ihn selbst 
Decentius hängt sich in Folge 
dessen ibid. p. 200 
καὶ Δεκέντιος δὲ ὁ ἀδελφὸς αὐ- 
τοῦ, ὃν προεχειρίςατο Kaícapo, 
ἐν Γαλλίαις ὧν καὶ πρὸς τὸν 
ἀδελφὸν ἑτοιμαζόμενος ἀφίξε- 
εθαι εύμμαχος, ὡς τὸν ἐκείνου 
ἐπύθετο ὄλεθρον, ἀπογνούς, 
ἀγχόνῃ ἐχρήςατο. 


1) Cf. unten. 


Einige Truppen fallen dem 
Magnentius zu 
Cf. oben. 


Fehlt!) 
Tod des Constans bei Helena?) 


Fehlt 


Vetranio Tyrann 
Ebenso 


Geschichte des Nepotianus 
Fehlt 


Bei Zosimos II, 44, 1—2 nicht 
ganz so 
Zosimos II, 44, 3 weicht in der 
Darstellung hier ab 
Fehlt 
Schluss ebenso 


Ebenso 
Dasselbe viel ausführlicher II, 45 


Fehlt 
Ebenso II, 53 
Fehlt 


Ebenso II, 54 


Δεκέντιος δὲ παρὰ Μαγνεντίου 
μεταπεμφθεὶς εἰς βοήθειαν καὶ 
τῆς ἐπὶ τὴν Ἰταλίαν ὁδοιπορίας 
ἐχόμενος ἅμα τῷ πυθέεθαι τὰ τού- 
τῳ ευμβάντα .... οὐδεμίαν ὁρῶν 
cwrnpiac ἐλπίδα βρόχῳ περι- 
ςτρέψας τὸν τράχηλον ἀπηλλάγη. 


2) Den Tod erzählt Zosim. II, 42 wie folgt: τούτων Κώνετανς 
αἰςθόμενος ἀποδρᾶναι πρός τινα πολίχνην ὡρμήθη τοῦ TTupnvalou πληςίον 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenbistorikern. 67 


Die vorangeschickte Zusammenstellung bedarf einer eingehenden 
Erläuterung. Dieselbe gebe ich unter Nummern, die zu den Num- 
mern der oben angeführten Inhaltsangaben stimmen. 

1) Die Vertheilung der Länder unter den Söhnen Constantins 
hat Zonaras genauer erhalten als Zosimos; jener stimmt im wesent- 
lichen mit Aurel Vict. Epit. 41, welcher, wie uns Opitz in Ritschls 
Acta gezeigt hat, in diesem Theile, wenn auch indirect, den Ammi- 
anus als Führer hat, aus dem auch Eunap schöpfte, so dass wir hier 
an ihm eine sichere Controle für den Zonaras und Zosimos haben. 


Zosimos Il, 89 
γεταντῖνος ὁ πρεςβύτερος 
| τῷ νεωτάτῳ Κώνεταντι 
à ὑπὲρ τὰς ἴΑλλπεις ἅπαντα 
αἱ τὴν Ἰταλίαν 
αἱ Ἰλλυρίδα. . . ἔλαχεν ἔχειν 
rı δὲ τὰ περὶ τὸν Εὔξεινον 

Πόντον 

αἱ τὴν ὑπὸ Καρχηδόνα Λιβύην. 
vcravriw δὲ 

ἁ περὶ τὴν ᾿Αςίαν 

χὶ τὴν é&pav 

xi Αἴγυπτον 


Victor Ep. 41, 20 


Zonaras XIII, 6 


Constantinus iunior| τῷ μὲν Κώνεταντι 


cuncta trans Alpes 
Contantius 
& freto Propontidis 
Asiam atque 
Orientem 
Constans 
Illyricum 
Italiamque 
οὐ Africam 
Dalmatiam 
Thraciam 
Macedoniamque 
οὗ Achaiam 


προςκληρωθῆναι 
τὴν Ἰταλίαν 
καὶ τὴν Ῥώμην αὐτὴν 
τὴν ᾿Αφρικὴν τε 
καὶ (ικελίαν 
καὶ τὰς λοιπὰς τῶν vhcuv 
ἀλλὰ μέντοι καὶ τὸ Ἰλλυρικὸ" 
καὶ τὴν Μακεδονίαν 
καὶ εὖὑν τῇ ᾿Αχαίᾳ τὴν TTeAo 

πόννηςον. 

τῷ δὲ Κωνεταντίνῳ 
τὰς Κοττίας "AXretc 
civ ταῖς Γαλλίαις.... 
καὶ τὸ Τυρηναῖον κλίμα 
μέχρι τῶν Μαύρων τῶν τῷ 
πορθμῷ διωριςμένων τῷ 


τοῦ Ὠκεανοῦ 


2) Der Zug des Constantius gegen die Perser!) ist von Zosi- 
mos augenscheinlich vergessen aus dem Eunap an der betreffenden 
Stelle einzusetzen; denn ganz selbstverständlich sagt er II, 41 vom 
Bruder des Konstantius “ἔετειλε ςτρατιώτας τῷ μὲν φαινομένῳ 
Κωνεταντίῳ ευμμαχήςοντας εἰς τὸν κατὰ Περεῶν πόλεμον. Er 
setzt demnach die Kenntniss des Krieges voraus. Also ist die Ab- 
weichung zwischen Zonaras und Zosimos an dieser Stelle nur Nach- 
lässigkeit des letzteren. 


ὠκιςμένμν (Ἑλένη δὲ τοὔνομα τῷ πολιχνίῳ). καταληφθεὶς δὲ ὑπὸ Talcwvoc 
eic τοῦτο μετά τινων ἐπιλέκτων ςταλέντος ἀνῃρέθη, Victor Ep. 41,28 'Ea 
re cognita Constans fugere conatus apud Helenam, oppidum Pyrenaeo 
proximum a Gaisone cum lectissimis misso interficitur. Zon. p. 198 ἐν 
γὰρ πολίχνῃ '€Aévg καλουμένῃ εἰς ὄνομα .. .. ὁ Kuvcravc ἀνήρητο. Dass 
die Uebereinstimmung zwischen Eunap (Zosimos) und Zonaras auch noch 
für die Geschichte des Gallus angenommen werden muss, lehren die oben 
angeführten mit Ammianus und Philostorgios harmonirenden Stellen aus 
der Geschichte jenes Caesar. Cf. p. 62. 

1) Zonaras ibid. p.188 sagt: ὁ γὰρ τούτων (= Tlepcüv) ἡγεμονεύων 
Camápnc, τὸν θάνατον τοῦ μεγάλου γνοὺς Kwvcravrivou, κατὰ τῶν ὑπὸ 
Ῥωμαίοις τελούντων ἐπιὼν καὶ ληιζόμενος οὐκ ἐπαύετο. Zosim. II, 43 dem 
entsprechend τούτων οὕτως ἐχόντων Τ]έρεαι μὲν τὰς τῷ édac ἐληίζοντο 
πόλεις καὶ μάλιςτα τῆς μέςης τῶν ποταμῶν. 


δ᾽ 


68 Ludwig Jeep: 


3) Zonaras sagt nur ganz im Allgemeinen ὁ δὲ Kuvcravrivoc 
τῷ Κώνεταντι ἐπεφύετο, τὴν διανέμηειν τῶν χωρῶν αἰτιώμενος 
καὶ ἢ παραχωρῆςαι μέρους αὐτῷ τῆς ἀρχῆς ἀπαιτῶν κτλ., während 
Zosim. hier II, 41 genauer Κωνεταντίνῳ δὲ καὶ Κώνεταντι περὶ 
τῆς ὑπὸ Καρχηδόνα Λιβύης καὶ Ἰταλίας γενομένης ἀμφιεβητήςεως 
angiebt, was als das Ursprüngliche befestigt wird durch Vict. Ep. 
41, 21 ‘Interim ob Italiae Africaeque ius dissentire statim Constan- 
tinus et Constans". 

4) Zonaras lässt den Constantin in das Gebiet des Constans 
einfallen, welcher οὐδὲ τοῦ fpaxícrou παρεχώρει τῷ ἀδελφῷ, Zosi- 
mus — abgesehen von hier nicht in Betracht kommenden Zusätzen, 
die übrigens auch Zonaras seinerseits hat — berichtet, Constans 
sei Willens gewesen ἀφυλάκτῳ ἐπιθέεθαι ἀδελφῷ. Diese grosse 
Verschiedenheit der Berichte ergiebt sich aus dem Folgenden von 
selbst als grober Irrthum des Zosimos. Dieser sagt nämlich gleich 
darauf ἔςτειλε (scil. Κώνετας) ετρατιώτας, τῷ μὲν φαινομέγψ, 
Kuvcravriu «ευμμαχήςοντας εἰς τὸν κατὰ Περεῶν πόλεμον, ἐπι- 
θηςομένους δὲ Κωνεταντίνῳ μὴ προειδομένῳ τι τούτων. Mit den 
letzten Worten wird allerdings in Uebereinstimmung mit Zonaras 
(οἱ γοῦν πεμφθέντες ἐγγὺς τοῦ Κωνεταντίνου γενόμενοι λόχους 
καθίζουςι κτλ.) der dem Constantin durch Constans bereitete Hinter- 
halt bezeichnet; der andere Theil der Worte des Zosimos ist falsch. 
Nur Constantius in Gallien ist im Stande unter dem Scheine, dem 
Constantius im Orient gegen Sapor Hülfe bringen zu wollen, auf 
Constans in Italien oder den dazu gehörenden Landen zu stossen, 
nicht umgekehrt. Auch Victor ibid. sagt 'Constantinus latrocinii 
Specie dum incautus foedeque temulentus in aliena irruit, obtrunca- 
tus est.” So erscheint die Differenz zwischen Zosimos und Zonaras 
an dieser Stelle als hinfüllig; in der Quelle muss es gestanden haben, 
wie bei Zonaras und Victor. 

5) Den Tod des Constans erzählt Zonaras zweimal, einmal 
Vol. III, p. 189, 24 ff. ed. Dind., das andere Mal unten ibid. p. 192, 6 ff, 
hier ausführlicher, dort kürzer; jedoch ist der erste kürzere Bericht 
keiner andern Quelle entnommen, sondern nur ein Excerpt aus der- 
selben, aus der es gefiel, hernach doch lieber die längere Mittheilung 
zu machen. Denn die Nachricht über den Constans, dass er eic 
ἀλλοκότους ἐκκυλιςθεὶς ἔρωτας καὶ ἐκδεδιῃμένην ζωήν gewesen 
sei, ist doch nur kurz ganz dasselbe, was unten weitläuftiger ausge- 
führt ist. Wenn endlich an der ersten Stelle vom Magnentius ge- 
sagt wird, es habe ihn einst Constans aus einem Soldatenaufstande 
gerettet, unten in der ausführlichen Darstellung dies aber nicht an- 
geführt wird, so ist das sicherlich Zufall, der bei der gerade an un- 
serer Stelle sich zeigenden Nachlässigkeit der Arbeit Seitens des 
Zonaras sehr erklürlich erscheinen muss. Die lüngere Fassung hat 
aber die.grösste Autorität für sich, ein ursprünglich dem Eunap ge- 
hórender Theil zu sein, da es an einer Stelle bei Zonaras p. 192 heisst 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 69 


ὁ δὲ περὶ θήραν ἠςχόλητο. καὶ γὰρ ἐμεμήνει περὶ τὰ Kuvnyeca..... 
καὶ ἐν προςχήματι θήρας εἰς ὕλας ἐγκατεδύετο, und dies nebst ἀρθρί- 
τιδι προςπαλαίΐων διηνεκεῖ sofort auf die Stelle der Epitome führt 
*Constans vero venandi cupidine dum per silvas saltusque erraret .... 
Hic fuit debilis pedibus manibusque articulorum dolore.) Dass Zo- 
naras hier übrigens auch noch eine andere Quelle eingesehen hat, 
scheint ibid. p. 192, 22 ff, wo es heisst oi δὲ μὴ οὕτω @aci γε- 
γέεθαι τὴν ἐκείνου Avaipecıv und eine andere Version tiber das 
Ende des Constans erzühlt wird, zu beweisen. 

6) Was den Krieg mit Sapor anlangt, der mit einer Niederlage 
des Constantius endet, so sagt Zon. p. 191 ganz kurz ὁ βαεςειλεὺς δὲ 
Kuvcrávnioc πολλάκις τοῖς Πέρεαις ευμβαλὼν τὴν ἥττονα μοῖραν - 
εἶχε καὶ πολλοὺς τῶν οἰκείων ἀπέβαλε und fügt nur noch die 
starken Verluste der Perser bei. Dem entsprechend sagt auch Zo- 
sim. II, 43 nur Kuvcrávrioc 6€ ... τῷ πρὸς αὐτοὺς ἐλαττούμενος 
πολέμῳ. Zonaras setzt hier zugleich kurz die Verhältnisse des 
Perserkönigs Sapor auseinander, was bei Zosimos an der betreffenden 
Stelle fehlt. Dennoch ist auch selbst hieraus nichts gegen eine Her- 
leitung dieses Plus bei Zonaras aus Eunap zu folgern. Die ganze 
Gescbichte nämlich steht auch, soweit es die Flucht des Hormisda zu 
den Römern betrifft, Zosimos II, 27. Zwar finden sich bei Zosimos 
eine Reihe von Abweichungen von Zonaras, auch hat Zonaras einige 
Zusätze über die Abstammung des genannten Persers, die bei Zosimos 
fehlen, ferner steht der ganze Bericht, wie schon aus dem Citat 
hervorgeht, an einer andern Stelle, nümlich in der Geschichte Con- 
stantin d. Gr.; endlich hat Zosim. an der genannten Stelle auch die 
Nachfolge des Sapor nicht erwähnt. Aber nichtsdestoweniger — 
ich gehe hier nicht näher darauf ein — können die beiden Berichte 
bei Zosim. und Zonar. die gleiche Quelle nicht verleugnen; alle Ab- 
weichungen lassen sich leicht aus mehr oder weniger ausgiebiger 
Benutzung &iner Quelle in selbständiger Weise erklären. Dass diese 
Quelle dieselbe ist wie früher, beweist auch Ammianus, der XVI, 10,16 
sagt 'Ormizda, cuius e Perside discessum supra monstravimus' und 
dadurch vermuthen lässt, dass, wenn jenes Buch erhalten wäre, wir 
dieselbe Uebereinstimmung mit unsern Autoren finden würden, wie 
anderswo. Zonaras berichtet auch von einem Commando des Hor- 
misda unter Constantius. Es könnte leicht scheinen, als sei dies 
eine Verwechslung mit dem unter Julianus Zos. III, 11; jedoch auch 
Zosim. sagt bereits IT, 27, dass jener schon unter Constantin d. Gr, 
Ttácnc ἠξιώθη τιμῆς Te καὶ θεραπείας. Ueber den Hormisda handelt 
auch kurz Nöldeke, Tabari p. 51 Anm. 3. Aus der orientalischen 
Quelle ist wenig zu gewinnen für die Aufklürung der Berichte 
unserer Autoren. Agathias folgt wesentlich auch hier der orientali- 
schen Quelle. Meine Vermuthung über die Herleitung der Berichte 
des Zosimos und Zonaras aus Eunap scheint mir auch Joannes von 
Antiochia zu bestätigen, der frg. 178 (bei Müller) derselben Ueber. 


10 Ludwig Jeep: 


lieferung folgt und zwar unabhängig im Verhältniss zu den andern 
Schriftstellern. Joannes benutzte aber bekanntlich auch den Eunap. 
Diese Stelle würde, wenn ich in meinen Deductionen Recht habe, 
zugleich beweisen, dass auch das der Geschichte des Hormisda vorher- 
gehende im Zonaras derselben Quelle wie das andere entnommen ist, 
da bei Joannes davon gleichfalls einiges erhalten. Cf. Koecher, de 
Joannis Ant. aetate fontt. Bonn 1871. 

7) Vetranio hat bei Zosim. II, 43 τὴν crparnyiav τῶν ἐν TTaıo- 
νίαις «τρατοπέδων, bei Zonar. IIT, p. 195 ist er τῶν παρ᾽ Ἰλλυριοῖς 
ἄρχων. Es ist dies eine leicht erklürliche Variante; denn die beiden 
Pannoniae der spütern Zeit gehören, wie wir aus der Notitia digni- 
- tatum wissen, zur Dioecesis Illyricum. Demnach ist es auch hier 
nur eine scheinbare Verschiedenheit, die zwischen den beiden Autoren 
. hervortritt. Cf. unten, wo mehr über diesen Punkt. 

8) Die Beschreibung des Krieges bei dem Abzuge des Con- 
stantius, die in der vergeblichen Belagerung von Nisibis durch Sapor 
gipfelt, fehlt im Zosimos, sie wurde aber berichtet vom Philostorgios, 
wie frg. III, 23 bezeugt, jedoch hatte dieser Autor sie bereits mit 
der hier nicht weiter zu erwähnenden christlichen Ausschmückung. 
Wie die vollständige Fassung bei Philost. lautete, zeigt Theodoret. 
II, 30, welcher diese Begebenheit mit der christlichen Legende aus- 
führlich berichtet und nach meiner Ansicht aus Philost. schöpfte. 
Diesen Berichten gegentiber hat Zonaras einen heidnischen Bericht. 
Derselbe stimmt bis in die Einzelheiten mit Theodoret, nur wird die 
Errettung der hart bedrüngten Stadt in natürlicher Weise durch die 
Versäumniss der Perser erklärt. Diese Beschaffenheit der Quelle des 
Zonaras kann auch diese Episode als dem Eunap entnommen er- 
scheinen lassen. 

9) In der Darstellung der Verhandlungen der beiden Tyrannen 
mit Constantius haben wir eine wirkliche Abweichung von Zosimos 
zu constatiren; denn nach seinem Berichte sendet Magnentius und 
Constantius Gesandte nach dem Vetranio, damit jeder für sich die 
Unterstützung des letztern sich sichere. Dagegen stellt Zonaras die 
Sache so dar, als ob in Folge einer dem Zosimos nicht bekannten 
Verstündigung des Magnentius und Vetranio diese ἄμφω κοινῶς an 
Constantius Gesandte gesendet hütten, um einen modus vivendi 
anzubahnen. Die Verschiedenheit ist dadurch entstanden, dass Zo- 
naras in dieser Erzühlung dem Petrus Patricius gefolgt ist, dessen 
Fragment (bei Müller Nr. 16) gerade an dieser Stelle erhalten ist. 
Da es zugleich einen Einblick gibt, wie Zonaras gelegentlich seine 
Quellen benutzt hat, folgt unten eine Vergleichung. 


Petrus Zonaras 


"On Mayvevrıoc xoi Berpaviuv ὁ Berpaviwv καὶ ὁ Marvevrıoc 
πέμπουςει πτέεβεις πρὸς Kuv- ἀλλήλοις ςπειςάμενοι Trpecßeıc 
«τάντιον ......... ὑπομνή- ἄμφω κοινῶς πρὸς τὸν Κων- 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 71 


covrec τὸν Kuvcrávriov ὅπλων 
ἀποςχέεςθαι καὶ πρώτην ἔχειν ἐν 
τῇ βαειλείᾳ τιμήν΄....... ’EdE- 
ξατο οὖν ὁ Bacıkeüc τοὺς Be- 
τρανίωνος xai Μαγνεντίου πρέες- 
βεις..... ταύτης τῆς Trpecßeiac 
ἀκούςας ὃ βαειλεὺς ἐν φροντίει 
πολλαῖς ἦν. Καὶ εἰς ὕπνον τρα- 
πεὶς εἶδεν ὄψιν, ὅτι ὁ πατὴρ 
αὐτοῦ ὥςπερ ἐξ ὕψους κατιὼν 
καὶ τῇ χειρὶ κατέχων τὸν Küv- 
cravra, ὃν ἀνεῖλε Μαγνέντιος, 
τοῦτον αὐτῷ προςφέρων ταῦτα 
πρὸς αὐτὸν ἐδόκει τὰ ῥήματα 
φθέγγεςθαι᾽ Kuvcrávrie, ἰδοὺ 
Küvcravc ὃ πολλῶν βαειλέων 
ἀπόγονος, ὁ ἐμὸς υἱὸς καὶ cóc 
ἀδελφός, τυραννικῶς ἀπολλύ- 
μενος. Μήτε οὖν τὴν βαειλείαν 
διακοπτομένην, μήτε τὴν πολι- 
τείαν ἀνατρεπομένην περιίδῃς, 
μήτε εὐλαβηθῇς ἀπειλάς, ἀλλὰ 
τὴν ἐντεῦθεν ἐςομένην coi δόξαν 
Ttácrc ἐκβάςεως προτίμηςον, καὶ 
μὴ ἴδῃς ἀνεκδίκητον ἀδελφόν. 
Μετὰ ταύτην τὴν ὄψιν ἀφυπνι- 
cBeic ὁ Κωνετάντιος, τῶν πρές- 
βεων πλὴν Ῥουφίνου φυλακῇ 
παροδοθέντων. ..... 


cravrıov «ςτέλλουςιν ἀξιοῦντες 
αὐτὸν καταθέςθαι τὰ ὅπλα καὶ 
τὴν πρώτην ἔχειν τιμήν. περὶ 
γοῦν τὴν τῆς Θράκης Ἡράκλειαν 
ἐντυχόντες οἱ πρέεβεις τῷ αὐτο- 
κράτορι τὰ μεμνημένα οἱ ἀπήγ- 
γεῖλαν. ὁ δὲ ἐν φροντίδι διὰ 
ταῦτα γενόμενος, νυκτὸς ἐπι- 
γενομένης ὄναρ ὁρᾷ τοιοῦτον. 
ἐδόκει τὸν πατέρα αὐτῷ παρε- 
ctávat, τὸν υἱὸν αὐτοῦ τὸν Κών- 
cravra κατέχοντα τῇ χειρὶ καὶ 
λέγειν αὐτῷ, Kuvcrávrie, ἰδοὺ 
Κώνετας ὁ cóc ἀδελφός, πολλῶν 
δὲ βαςιλέων ἀπόγονος, ὡς ἐκ 
τυράννου διώλετο. χρή ce τοίνυν 
τούτῳ τε τιμωρῆςαι καὶ τὴν 
ἀρχὴν μὴ παρόψεεθαι διακοπτο- 
μένην μήτε τὴν πολιτείαν ἀνα- 
τρεπομένην, ςπεῦςαι δὲ τὴν τυ- 
ραννίδα καὶ μὴ περιιδεῖν τὸν 
ἀδελφὸν ἀνεκδίκητον᾽ ἐπὶ τού- 
τοις διυπνιςθεὶς ὁ Kuvcrávrioc 
τοὺς μὲν πρέεβεις κατέςχε καὶ 
φρουρᾷ παραδέδωκε. 


Die Uebereinstimmung beider Autoren ist klar am Tage liegend. 


Der Zusatz bei Zonaras περὶ τὴν τῆς Θράκης Ἡράκλειαν ist in 
den Exc. de leg. gent. ad Rom. entweder ausgefallen und suo loco 
einzusetzen oder er ist, was wahrscheinlicher, von Zonaras aus einer 
andern nicht erhaltenen Stelle des Petrus genommen; denn dass der 
damalige Aufenthaltsort des Constantius hier irgendwo angegeben 
war, versteht sich von selbst. Da auch die Absetzung des Vetranio 
etwas anders dargestellt ist, als im Zosimos und im Philostorgios 
III, 22, so möchte ich fast glauben, dass wir aus Zonaras ]. c. das hier 
abbrechende Fragment des Petrus Patricius vervollstündigen kónnen. 
Ferner móchte ich glauben, dass die oben Zon. a. a. O. p. 192, 22 ff. 
angeführte abweichende Ansicht einiger über den Tod des Constans 
gleichfalls dem Petrus entnommen sei. Es fordert zu dieser Ver- 
muthung der gleiche abergläubische Charakter der angeführten 
Stelle auf. 

10) Der Kampfbericht des Zonaras ist unklar in der Anord- 
nung, zeigt aber nichtsdestoweniger überall Verwandtschaft mit dem 


19 Ludwig Jeep: 


Berichte bei Zosimos. Ohne uns jetzt um die Ordnung der Berichts 
zu kümmern, hebe ich nur die betreffenden Stellen kurz hervor. 


Zonar. ib. p. 196—197 
ἵνα δὲ μὴ μάχαις ἐμφυλίοις xol 
ςφαγαῖς ἀλλήλων οἱ Ῥωμαῖοι 
- miaivorvro, δεῖν ἔκρινεν (scil. 
Constantius) εἰς cuußäceıc τὸν 
τύραννον προκαλέςαςθαι. 
ibid. 

ςτέλλει τοίνυν πρὸς αὐτὸν (i. e. 
Magnentium) ἄνδρας τῶν ἐπι- 
φανῶν ..... ευγγνώμην διδοὺς 
ἐπὶ τῷ τολμήματι, εἰ τῶν ὅπλων 


Zosim. II, 51 
Kuvcrávrioc δὲ θεαςάμενος ὡς 
ἐμφυλίου τῆς μάχης obcnc .... 
nn εἰς ἔννοιαν ἦλθε τοῦ 
ςπονδαῖς rici καὶ ευμβάςεει κατα- 
λῦςαι τὸν πόλεμον. 


Zosim. II, 46 
Κωνετάντιος ἐκπέμπει Φίλιππον 
τῶν ἐν μεγίςτοις ἀξιώμαςειν ἄν- 
dpal)..... παραχωρῆςαι μὲν 
ἤτει Μαγνέντιον Ἰταλίας, ἔχειν 


ἀπόςχοιτο καὶ παραχωρῶν αὐτῷ 
τῶν Γαλλιῶν, ἵνα τούτων ἄρχῃ 
καὶ ταύτας περιορίζηται. 


Diese Stelle des Zonaras ist eine der interessantesten, welche 
man bei Quellenstudien antreffen kann. Die Vergleichung der beiden 
Schriftsteller lehrt, dass Zonaras entweder seine Quelle missverstanden 
und somit Unsinn geschrieben hat — wie kann denn jemand aus 
einem Lande weichen und dann darüber ruhig herrschen? — oder dass 
hier in der Ueberlieferung etwas ausgefallen ist, zu welcher Ansicht 
ich neigen möchte. Jedenfalls war der Sinn der Quelle des Zonaras 
derselbe wie bei Zosimos und daher etwa herzustellen παραχωρῶν 
αὐτῷ [τῆς Ἰταλίας] τῶν Γαλλιῶν [κρατήςαι], ἵνα τούτων ἄρχῃ καὶ 
ταύταις περιορίζηται. Dindorf hat das Participium παραχωρῶν auf 
Constantius bezogen und dem διδοὺς gleichgestellt, ferner αὐτῷ als 
Magnentius aufgefasst. Jedoch konnte Constantius das παραχωρεῖν 
τῶν Γαλλιῶν gar nicht üben, da er es gar nicht besetzt hielt, 
Magnentius war vielmehr in das Gebiet eingedrungen, was zur Prü- 
fectur Italiens gehörte. Vgl. Notit. dign. occid. c. II. So ergibt sich 
die Richtigkeit der Stelle des Zosimos und unserer Erklärung des 
Zonaras ganz von selbst. 

Und so ergibt sich ferner auch hier leicht eine Uebereinstim- 
mung def beiden Ueberlieferungen. Auch die Ermunterung zum 
Kampf Seitens der Führer der streitenden Parteien und die Dauer 
des Mordens bis tief in die Nacht hinein ist Zonar. ibid. p. 197,18 ff. 
sehr ähnlich geschildert wie Zosim. II, 51, 2f. Zonaras hat aber 
hier mehr 818 Zosimos. Ich übergehe anderes und mache nur auf 
den Uebergang des Silvanus zum Constantius aufmerksam. Der- 
selbe fehlt, wie schon oben (unter Nr. 10) gesagt, bei Zosimos; bei 
Ammianus war dieser Uebergang des Silvanus erzählt, wie Amm. 


δὲ τὰ ὑπὲρ τὰς "AXreic ἔθνη καὶ 
τούτων ἄρχειν ἁπάντων. 


1) Dass dieser Begleitung entsprechender Art hatte, versteht sich 
natürlich von selbst. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenbistorikern. 73 


XV, 33 beweist. Es lässt dies vermuthen, dass auch dieser Passus 
vom Zonaras im Eunap vorgefunden wurde. 

Bei den oben nachgewiesenen Verhältnissen der in Frage 
stehenden Autoren wird es keinem mehr einfallen, die Ereignisse, 
welche in demselben Flusse erzählt beim Zonaras sich ruhig und 
natürlich an einander reihen, plótzlich einer andern Quelle als der 
in diesen Erzählungen sonst benutzten zutheilen zu wollen. Es er- 
gibt sich aber auf diese Weise zugleich in schlagendster Weise die 
Richtigkeit unserer Behauptung, dass Zonaras dem Philostorgios 
gegenüber in den früher berührten Abschnitten selbständig ist, mag 
diese Selbständigkeit auch nur indirecten Beziehungen zum Eunap 
verdankt werden. 

Endlich will ich nicht unterlassen, jetzt zwar nur im Vorüber- 
gehen, darauf hinzuweisen, wie unsere Erwägungen eventuell hin und 
wieder für die Kenntniss der verlorenen Bücher des Ammianus von 
nicht zu unterschätzender Wichtigkeit sein können. Vgl. was unter 
Nr. 6 gesagt ist. 


III. 
Philostorgios und Olympiodoros. 


Philostorgios hat nicht allein den Eunapios benutzt, sondern 
auch Olympiodoros. 

Bei dem Bericht über den Olympios nämlich, den Anstifter der 
Beseitigung des grossen Stilicho, heisst es bei Philostorgios XII, 1: 
ἐπιβουλεῦςαι τῷ εὐεργέτῃ ἢ) CreMyuvi καὶ εἰς τυραννίδα cuxo- 
pavrficar αὐτόν᾽ καὶ οὐδὲ μάγιςτρον τηνικαῦτα εἶναι, ἀλλ᾽ ὕετερον 
μετὰ τὸν ἄδικον τοῦ (τελίχωνος φόνον ἔπαθλον τὴν ἀξίαν λαβεῖν. 
ἀλλ᾽ οὐκ εἰς μακρὰν καὶ αὐτὸν ῥοπάλοις ἀναιρεθέντα, τῆς μιαι- 
φονίας τὴν δίκην ἀποτίςαι τῷ (τελίχωνι. Olympiodor frg. 8 sagt 
über denselben Fall: “Ὅτι Ὀλύμπιος ὁ ἐπιβουλεύςας (τελίχωνα 
μάγιετρος τῶν ὀφφικίων γέγονεν᾽ [εἶτα ἐξέπεςε τῆς ἀρχῆς. Elta, 
πάλιν ἐπέβη ταύτης. Ἔπειτα EEenecev.]?) Εἶτα ἐκπεεὼν ῥοπάλοις 
Ücrepov ὑπὸ Kuvcravríou, ὃς ἠγάγετο Πλακιδίαν, παιόμενος ἀναι- 
ρεῖται, τὰς ἀκοὰς πρότερον ἐκκοπείς. Καὶ fj δίκη τὸν ἀνοςειουργὸν 
εἰς τέλος οὐκ ἀφῆκεν ἀτιμιύρητον. Bei dieser Nachricht ist der 
gegenseitige Zusammenhang klar. Nur könnte sich die Frage er- 
heben, ob ich oben richtig dem Olympiodor die Autorschaft zugetheilt 
habe und ob nicht vielmehr dem Philostorgios dieselbe zukomme; 
denn beide Autoren schliessen ihr Werk mit dem Jahre 425, und 
dass Zosimos bereits um diese Zeit gestorben sein muss, habe ich 


1) Cf. Olymp. fr. 2 ὅτι μιαιφόνῳ καὶ ἀπανθρώπῳ ςπουδῇ Ὀλυμπίου, 
ὃν αὐτὸς (== Stilicho) τῷ Bacıkei προςῳψκείωςε, τὸν διὰ ξίφους ὑπέμεινε 
θάνατον. 

8) Die eingeklammerten Worte halte ich für Wiederholung aus 
Missverständniss. 


14 Ludwig Jeep: 


Rhein. Mus. XXXVII, p. 425 ff. nachgewiesen. Jedoch beseitigt diese 
Frage sofort Photios, der cod. 80 berichtet, Olympiodor sei gewesen 
“Ἕλλην τὴν θρηςκείαν: an eine Benutzung eines Kirchenhistorikers 
durch einen Heiden kann nicht gedacht werden.!) Ausserdem ist zu 
bemerken, dass Olympiodor bei den Kirchenhistorikern beliebt war, 
wie das neunte Buch des Sozomenos und Socrates lehren.) 

Im Folgenden liefern wir eine genauere Besprechung der übrigen 
Fragmente des Olympiodor im Vergleiche mit den Fragmenten des 
Philostorgios. Wir beginnen mit Fragment 2 libri XII des letztern. 

Frg. 2 ὅτι κατὰ τοὺς προειρημένους χρόνους ᾿Αλάριχος Γότθος 
τὸ γένος πέρὶ τὰ τῆς Θράκης ἄνω μέρη δύναμιν ἀθροίςας ἐπῆλθε 
τῇ “Ελλάδι καὶ τὰς ᾿Αθήνας εἷλε καὶ Μακεδόνας καὶ τοὺς TIPOCEXEIC 
Δαλμάτας) ἐληίςεατο᾽ ἐπῆλθε δὲ καὶ τὴν Ἰλλυρίδα καὶ τὰς Αλπεις 
διαβὰς ταῖς Ἰταλίαις ἐνέβαλε. Der Anfang dieses Fragments gibt 
zunächst kurz das wieder, was Zosimos V, 5, 6 gewiss noch nach 
Eunap erzählt ἐπὶ τούτοις ᾿Αλάριχος τῶν Θράκης ἀπανίετατο τόπων 
καὶ ἐπὶ Μακεδονίαν προήει καὶ OeccaMav πάντα καταςτρεφόμενος 
τὰ ἐν uecw, welcher Stelle sich die Darstellung der Verwtstung 
Griechenlands anschliesst, während der Zug des Alarich in seiner 
Beziehung zu Illyrien Zos. V, 26 und 29 schon nach Olymp. be- 
richtet wird. Cf. Olymp. 3, Sozom. IX, 4. Sind die Angaben auch 
kurz, so ist doch immerhin bemerkenswerth, dass Philost. augen- 
scheinlich durchaus denselben Gang der Erzählung befolgt hat wie 
Zosim. resp. dessen Quelle Eunap Olympiodor. Dass die Einnahme 
Athens von Philost. als Thatsache genannt ist, während Zosimos nur 
von einem auf Vergleich beruhenden Besuch dieser Stadt Seitens 
des Alarich wissen will, ist als keine schwerwiegende Differenz an- 
zusehen (cf. Müller fr. hist. Eunap. fr. 65), die sich zur Noth er- 
klären lässt, beruht vielleicht auch nur, wie ich glauben möchte, 
auf Flüchtigkeit des Excerptenmachers. 

Es folgt im Fragm. die Anschuldigung, Stilicho habe dem Alarich 
die Zugänge zu Italien geöffnet und dem Kaiser Honorius Nach- 
stellungen bereitet, namentlich in dem Bestreben, den Eucherius, 
seinen Sohn, zum Kaiser zu erheben. Was den letzteren Punkt an- 
langt, so ist oben unter Eunap davon die Rede gewesen, die andere 
Sache bezieht sich auf das Jahr 408, in dem allerdings Stilicho mit 


1) Die Móglichkeit einer gemeinsamen Quelle würe an sich nicht 
ausgeschlossen (vgl. Sozomenos und Zosimos gegenüber Olympiodor); 
jedoch wissen wir von keinem andern Autor, der den Eunap fortgesetzt 

ätte. Dass ein solcher bis 425 nicht existirte, ist an und für sich sehr 
wahrscheinlich, wird aber noch wahrscheinlicher durch die Eile, mit der 
Olympiodor benutzt wurde. 

2) Das Nühere folgt weiter unten. Es genüge, dass Sozomenos im 
lib. IX den Olympiodor benutzte. Dies vermuthete schon Tillemont, aus- 
geführt hat es Rosenstein in den Forschg. 2. d. Gesch. Bd. I. 

8) Cf. Claud. ed. Jeep V, 36—37 Geticis Europa catervis Ludibrio 
praedaeque datur frondentis adusque Dalmatiae fines. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 75 


Alarich im Einverständniss stand und ihm zur Entrüstung des Senats 
als Freund des römischen Reiches sögar eine grosse Summe Geldes 
verschaffte. Vgl. Zosim. V, 29 ff., der hier bereits allein im Olym- 
piodor seine Vorlage hat. Das gegenseitige Verhältniss der Schrift- 
steller erhellt aber ganz besonders klar aus der Nachricht: φάρμα- 
xov αὐτῷ ἀτονίας ἐγκεράςαςθαι (scil. (τελίχωνα). Ueber diesen 
Punkt heisst es ausführlicher und in Folge dessen genauer auf die 
Serena, Gemahlin des Stilicho, tibertragen Zosim. V, 28 τοῦ γάμου 
πρὸς τὴν Μαρίαν 'Ovupíou évicrauévou γάμων ὥραν οὔπω τὴν 
κόρην ἄγουςαν ἣ μήτηρ ὁρῶςα καὶ οὔτε ἀναβαλέεθαι τὸν γάμον 
ἀνεχομένη καὶ τὸ παρ᾽ ἡλικίαν εἰς μίξιν ἐκδοῦναι φύςεεως ἀδικίαν 
καὶ οὐδὲν ἕτερον εἶναι, γυναικὶ τὰ τοιαῦτα θεραπεύειν ἐπιςταμένῃ 
περιτυχοῦςα πράττει διὰ ταύτης, τὸ ευνεῖναι μὲν τὴν θυγατέρα τῷ 
βαειλεῖ καὶ ὁμόλεκτρον εἶναι᾽ τὸν δὲ μήτε ἐθέλειν, μήτε δύναςθαι 
τὰ τῷ γάμῳ προςήκοντα πράττειν. Es ist natürlich an beiden 
Stellen dasselbe gemeint und es kann hier bei dieser wunderbaren 
Nachricht an der gemeinsamen Quelle des Zosimos und Philost. 
nicht wohl gezweifelt werden. Das, was Zosimos hinzufügt (Olymp. 2), 
Serena habe die zweite Tochter nach dem Tode der Maria dem Ho- 
norius verheirathet, βαςιλείου γονῆς ἐπιθυμοῦςα steht in keinem 
Widerspruche mit obiger Erzählung; denn jene Worte heissen nur, 
die Serena habe sich darnach geselmt, dass sie durch die erneute 
Verwandtschaft wiederum einen königl. kaiserlichen Sohn besitze 
und dadurch den alten Einfluss rette. Bei der notorischen Impotenz 
des Honorius erklärt sich die Gegnerschaft des Stilicho gegen diese 
zweite Heirath jenes einigermassen und ich glaube daher, dass die 
Ergänzung Zosim. V, 28, 2 ἀλλ᾽ ὁ μὲν (τελίχων [οὐκ ἐδόκει] oder 
ähnlich richtig ist; diese passt übrigens auch zu dem Plane, dem 
Eucherios zum Throne zu verhelfen. Da so alles zusammenstimmt, 
bezweifle ich nicht, dass auch die Nachricht über das Schlagen von 
Münzen Seitens des Stilicho richtig ist in Phil. XII frg. 2. 

Frg. 3 erzählt die Ereignisse, die nach dem Tode des Stilicho 
durch die Barbaren und Alarich herbeigeführt wurden. Das wich- 
tigste Ereigniss unter diesen ist die Belagerung Roms. Zunächst 
bemüchtigte sich nach Philost. Alarich des Hafens vou Rom und 
setzt den Attalus als Kaiser ein. Bei Olympiodor ist diese Erzählung 
nicht mehr vollständig erhalten (cf. frg. 3), jedoch hatte sie derselbe 
ebenso, wie Zosim. V, 39 und Sozom. IX, 6 und 8!) beweisen. In 
dem Excerpte aus Philost. ist nur aus dem zweimaligen Angriffe des 
Hafens von Rom (cf. Zosim. 1. c. und VI, 6, ebenso Sozom. IX, 8) 
aus Versehen ein einziger geworden. Die gemeinsame Quelle zeigt 
recht deutlich der Zusatz des Philost. ὁ λιμὸς αὐτὸς καὶ ἣ ἀλληλο- 
φαγία ὑπελείπετο, Worte, die auch Olymp. frg. 4 ähnlich erhalten 
sind ὅτι ἐν τῇ πολιορκίᾳ τῆς Ρώμης ἀλληλοφαγία τῶν ἐνοικούντων 


1) Cf. p. 74, 2. 


16 Ludwig Jeep: 


ἐγένετο, während Zosim. V, 40 sagt ὡς δὲ eic écyarov τοῦ κακοῦ 
προιόντος καὶ eic ἀλληλοφαγίαν ἐλθεῖν Exıvdüveucav.!) Die Er- 
nennung des Attalus zum Kaiser und sein Zug gegen Havenna, 
ferner die Absicht, den Honorius zu verstümmeln und abzusetzen, 
finden wir ebenso Olympiodor frg. 13, wozu zu vergleichen Zosim. 
VI, 8.3) Die Ernennung des Alaricus zum Magister militum ist als 
auch bei Olympiodor vorhanden durch Sozom. IX, 8 (Anfang) und 
Zosim. VI, 7?) gesichert. Die folgende Absetzung des Attalus durch 
Alarich ist bekannt und sowohl von Zosimos als von Sozomenos be- 
richtet. Dass Alarich vom Sarus vor Ravenna eine Schlappe bekam, 
bestätigt als vom Olympiodor berichtet Sozom. IX, 9. Ebenso be- 
zeugt Zosimos VI, 13 und Sozom. IX, 9 die Annäherung des Alarich 
an Honorius, ein Versuch, der durch Sarus vereitelt wurde. Zosimos 
bricht vorher ab, nachdem er aber doch noch die Verbindung dee 
Sarus mit Honorius gegen Alarich betont hat*), jedoch sagt Sozom. 
IX, 9 (άρος δέ ric βάρβαρος τὸ γένος eic ἄκρον τὰ πολέμια ἠςκη- 
μένος — ὕποπτος ὧν ᾿Αλαρίχῳ διὰ προτέραν ἔχθραν, EXoyicato 
μὴ ευνοίςειν αὐτῷ τὰς μεταξὺ Ρωμαίων καὶ Γότθων crrovdäc. 
Diese Stelle stimmt zu unserem Fragmente des Philost., welcher die 
Zurückweisung der Anerbietungen des Alarich als durch Sarus beim 
Kaiser Honorius erwirkt ausdrücklich berichtet. Dass hierdurch die 
Einnahme Roms durch Alarich beschleunigt wurde, bezeugt sowohl 
Philostorgios als Sozomenos l. c. Die Plünderung wird durch die- 
selben gleichfalls gemeldet. Da nun Olympiodor (cf. frg. 3) diese 
Einnahme Roms erzählte, ferner, wie dasselbe Fragment lehrt, Olym- 
piodor auch den Sarus mit dem Entschlusse des Alarich in Verbin- 
dung bringt, endlich aber Sozomenos’ Verbindung mit Olympiodor 
ohne Zweifel ist, so können wir nicht umhin, auch an dieser Stelle 
eine Uebereinstimmung zwischen Olympiodor und Philostorgios zu 
constatiren, wiewohl hier Zosimos nicht mehr unsere Schlussfolgerug 
mit Details unterstützt. Ueber den Tod Alarichs gibt Olymp. frg. 10 
Auskunft, etwas genauer Philostorgios, beide darin übereinstimmend, 
dass jener Tod vöcw erfolgt sei. Es kann unter solchen Umständen 
nicht bezweifelt werden, dass die im Zosimos und im Sozomenos 
keine entsprechende Stellen habenden Zusätze, die sich bei Philo- 
storgios finden, nichtsdestoweniger in demselben Verwandtschafts- 
verhältnisse stehen wie die andern. Dahin gehört zunächst die Nach- 
richt über den Tod des Eucherius und der damit in Verbindung 


1) Vgl. Sozom. IX, 8 ähnlich ἀνθρωπίνων ἀπογεύςεαςθαι κρεῶν, aller- 
dings an einer etwas andern Stelle bei der Empörung des Heraclianus; 
cf. Zosim. VI, 11. 

2) Ueber Zosimos und Olympiodor an dieser Stelle cf. Rosenstein, 
Forschg. z. d. G. I, p. 173. 

3) Darin liegt auch der Beweis, dass Philost. mit Recht eine Be- 
theiligung des Alarich an der Bewegung des Attalus gegen Ravenna 
angibt, was im Frg. des Olymp. nicht besonders angegeben ist. 

4) Cf. Olympiod. frg. 8. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 77 


gesetzte Zug der Barbaren gegen Rom. Eucherius soll nämlich nach 
unserm Fragment von den Barbaren fortgeführt und in der Nähe 
Roms in das Asyl einer Kirche entlassen sein. Dass die Barbaren 
zum Theil in der That die Partei des Stilicho ergriffen, bezeugt 
Zosim. V, 34, und im engen Zusammenhange hiermit erscheint auch 
an dieser Stelle die Flucht des Eucherius, so dass wir keine Ursache 
haben, an der genauern Angabe des Philost. zu zweifeln, zumal da 
ausdrücklich vom Zosimos hinzugefügt ist, dass die Flucht εἰς τὴν 
Ῥώμην stattgefunden habe. Auch das Entweichen in eine Kirche 
in der Nähe Roms bestätigt Zosim. V, 35, 6 (xai τοῦτον [i. e. Εὐχέ- 
piov] ἔν τινι τῶν κατὰ τὴν Ρώμην ἐκκληςιῶν πεφευγότα εὑρόντες). 
Philost. weiss auch, wie Zosim. 1, c. (διὰ τὴν τοῦ τόπου τιμὴν 
elacav), dass anfangs dieser Zufluchtsort respectirt wurde, dass aber 
dann auf Befehl des Honorius (Zosim. V, 37) später Eucherius doch 
getödtet wurde. Cf. Olymp. frg. 6. Auch die Auflehnung der Bar- 
baren gegen die römische Herrschaft, der sie bisher unterthan ge- 
wesen waren, ist wie von Zosim. V, 35 — hier genauer — so wie 
von Philost. erzählt, ebenso ihre Verbindung mit Alarich Zosim. 1. c. 
πάντες Eyvwcav 'Alapíyu rrpocdecdaı xai ToO κατὰ τῆς Ρώμης 
αὐτῷ κοινωνῆςαι πολέμου, Phil. l. c. ευμμίξαντες οἱ βάρβαροι 
᾿Αλαρίχῳ εἰς τὸν πρὸς Ρωμαίους αὐτὸν ἐξορμῶςει πόλεμον. So 
darf man auch nicht an der Autorschaft des Olympiodor bei den 
von Philost. gebrachten Angaben über die Abstammung des Attalus!) 
zweifeln. Auch die Gründe der Absetzung desselben sind bei Zosim. 
VI, 9 im wesentlichen dieselben wie bei Philost. Cf. auch Sozom. 
IX, 8. Endlich ist ebenso wenig daran zu zweifeln, dass Sarus nach 
dem Stilicho die ςτρατηγικὴν ἀρχήν erhalten, d.h. magister militiae 
wurde, und dass dies Olympiodor gleichfalls berichtete. Dasselbe 
gilt natürlich über den Raubzug durch Campanien, da Olympiodor, 
wie schon notirt, das Leben Alarichs bis zu seinem Tode behandelte. 
Frg. 4 beginnt fragmentarisch ὁ δὲ τοῦ αὐτοῦ γυναικὸς ἀδελ- 
φός, indem darauf eine Lticke folgt. Sie wird jedenfalls theilweise 
ergänzt durch Olympiodor frg. 10 διάδοχος αὐτοῦ ᾿Αδάουλφος 
καθίεταται ὁ τῆς γυναικὸς ἀδελφός. Die Heirath der Placidia und 
des Adaulph, die Philost. nur kurz angibt, steht weitläuftig bei Olymp. 
frg. 24; die Ermordung des Adaulph durch εἷς τῶν οἰκείων aus 
Privatrache stimmt mit der Stelle bei Olympiodor frg. 26, auch die 
Rücksendung der Placidia an Honorius nach dem Tode des Adaulph 
behufs Herstellung eines guten Verhältnisses zwischen Römern und 
Gothen bestätigt Olymp. frg. 26. Dass diese Zurlicksendung mit 
früher versprochenen Getreidelieferungen und der Abtretung eines 
Theils von Gallien an die Gothen zum Getreidebau zusammenhängt, 
wie Philost. behauptet, kann nach Olymp. frg. 20 und 21, wo über 


1) Dass Attalus eigentlich ein Heide war, bezeugt wie Philost. auch 
Sozom. IX, 9; die hier erwähnte Taufe war sicherlich nur formell, dem 
Alarich zu Liebe, wie auch angedeutet wird. 


18 Ludwig Jeep: 


die Lieferung des Getreides allerdings als noch nicht realisirt, aber 
in Aussicht stehend berichtet wird, und nach frg. 21 und 24, die 
die Besitznahme von einem Theile Galliens voraussetzen, nicht wohl 
bezweifelt werden; ebenso wenig aber, dass auf diese Dinge Olym- 
piodor an einer Stelle genauer eingegangen war. Da nun Constantius 
als Triebfeder jener Verhandlungen Olymp. frg. 20 angegeben wird, 
so wird auch die Bemerkung des Philost., dass der gehandelt habe 
ἐλπίδας τρέφων, ὡς αὐτὸς καταπολεμίςας ᾿Αδαοῦλφον τὴν TTÀa- 
κιδίαν νυμφεύςαιτο der ursprunglosen Darstellung des Olympiodor 
entsprochen haben.!) 

Frg. 5. Was die Uebergabe des Attalus, seine Verstümmelung 
und Verbannung betrifft, so erzählte auch diese Olympiodor (frg.13 
am Ende).") Ob dieses zu Ravenna geschah, wie es das genannte 
Fragment des Olympiodoros anzunehmen scheint, oder zu Rom, wie 
Philost. sagt, könnte zweifelhaft sein, und es könnte dieser Unter- 
schied eventuell stutzig machen. Aber man darf nicht vergessen, 
dass wir es hier nur mit willkürlichen und kurzen Excerpten zu 
thun haben, die man sicher richtig combinirt hat, indem man an- 
nahm, dass Attalus erst nach Ravenna gebracht sei — und das war 
bei dem Wohnsitze des Honorius das natürliche — und dann bei 
einer Besichtigung des hergestellten Roms durch den Kaiser gleich- 
sam im Triumph in Rom abgesetzt sei. Gewiss liefert Philost. mit 
seinen Einzelheiten eine wichtige Bereicherung der Olympiodorischen 
Tradition. Die frühere Uebereinstimmung der Autoren berechtigt 
uns, dies anzunehmen. Uebrigens bedarf es noch einiger Worte über 
den Anfang des Fragments. In demselben wird die Zunahme der 
Bevölkerung Roms mitgetheilt, als man anfing, sich von den letzten 
Stürmen zu erholen. Dass auf diesen Gegenstand auch Olympiodor 
eingegangen, beweist frg. 25. 

Frg. 6. Die drei Gegenkaiser Jovinus (Philost. sagt Jovianus), 
Sebastianus, den Philost. wie Olympiodor als Bruder des erstern be- 
zeichnet, und drittens Heraclianus waren &uch von Olympiodor be- 
handelt. Cf. frg. 17, 19, 23. Doch bieten diese Stellen keine signi- 
ficanten Uebereinstimmungen bei der ungemeinen Kürze der Notizen 
des Philostorgios. 

Frg. 7 berichtet die Regierung der Pulcheria an Stelle ihres 
Bruders Theodosius. Wichtig für unsere Anschauung ist, dass Sozo- 
menos IX, 1 ähnlich berichtet. Das τὰς Bacıkıkac ςημειώςεις ὕπηρε- 
τουμένη καὶ διευθύνουςα erinnert an die Geschichte, die Zonaras 
1. XIII, p. 242 f. ed. Dind. erzählt über die Art des Theodosius, Unter- 
schriften zu machen und die Art der Pulcheria, dies zu hindern. 


— 


1) Die Ergänzung in der lateinischen Uebersetzung ist ganz will- 
kürlich; aus Niceph. Σιν, 5 ist wohl nichts sicheres zu gewinnen. 

2) In diesem Fragmente halte ich ἔπειτα μετὰ χρόνον τινὰ βαειλεύει. 
Εἴτα καθαιρεῖται für unrichtig. Es erinnert an die Stelle über den Olympios 
Olymp. frg. 8. Cf. p. 78, 2. 


Juellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 79 


Frg. 8 beginnt ὅτι Θεοδοςίου τῆς μειρακίων ἡλικίας ἐπιβε- 
τος καὶ τοῦ μηνὸς Ἰουλίου εἰς ἐννέα ἐπὶ δεκάτῃ διαβαίνον- 
περὶ ὀγδόην τῆς ἡμέρας ὥραν ὁ ἥλιος οὕτω βαθέως ἐκλεί- 
ὡς καὶ ἀςτέρας ἀναλάμψαι. Dann folgt noch eine ziemlich 
3 Schilderung der mit der Sonnenfinsterniss sonst noch ver- 
enen Erscheinungen im engen Anschluss an das Vorhergehende. 
uingeführte Nachricht von der Sonnenfinsterniss findet sich fast 
30 Chron. Pasch. ed. Bonn. p. 574, 13 .... γέγονεν ἔκλειψις 
) μηνὶ πανέμῳ (= Juli) πρὸ ἰδ΄ καλανδῶν αὐγούετων ἡμέρᾳ 
ἰκκευῇ ὥραν f. Dazu vgl. Idatius Chron. 24 Solis facta de- 
) die decimo quarto kal. Augusti, qui fuit quinta feria.!) Idatius 
t auch ibid. das von Philost. l. c. angeführte Erdbeben. Dieses 
ment geht jedenfalls auf Fastennachrichten zurück. Ob die 
e auch bei Olympiodor behandelt war, lässt sich nicht erweisen. 
Frg. 9—11 kommen hier nicht in Frage. N. 9—10 handeln 
Naturerscheinungen, die vielleicht auf dieselbe christliche Kosmo- 
hie zurückgehen, die augenscheinlich Philost. III, 6 ff. benutzt ist. 
ber werde ich binnen kurzem besonders handeln. 
Frg. 12. Ὅτι “Ονώριος ὁ βαςειλεὺς Κωνετάντιον τὸν  crpa- 
v κατὰ τιμὴν τοῦ κήδους εἰς τὸ τῆς βαειλείας προςελαμβάνε- 
κῆπτρον᾽ ἤδη καὶ παῖδα Οὐαλεντινιανὸν τῆς Πλακιδίας αὐτῷ 
tuévnc, ὦ καὶ τὴν τοῦ ἐπιφανεςτάτου περιῆψεν ὁ ᾿Ονώριος 
. αἱ δὲ τοῦ Κωνεταντίου εἰκόνες, ὡς ἔθος ἦν τοῖς ἄρτι 
λθοῦειν εἰς βαειλείαν πράττειν, ἀναπέμπονται πρὸς τὴν ἑῴαν. 
ὅ γε Θεοδόςιος οὐκ ἀρεςκόμενος τῇ ἀναρρήςει οὐ προείετο 
ας. καὶ δὴ Κωνεταντίῳ παραςκευαςμένῳ διὰ τὴν ὕβριν ἐπὶ 
μον καὶ τῆς ζωῆς καὶ τῶν φροντίδων ἐπιςτὰς ὁ θάνατος 
ἀπαλλαγὴν παρέχει βαςειλεύςαντι μῆνας ἕξ. Dazu ist zu ver- 
hen Olymp. Frg. 34 ὁ δὴ Κωνετάντιος ευμβαειλεύει τῷ 'Ovupiu 
ibid. etwas vorher καὶ παῖς αὐτοῖς (i. 6. Constantio οὐ Placidiae) 
ται, ἣν óvouáZouciv “Ονωρίαν καὶ ἕτερος πάλιν, ᾧ xAficıv 
ro Οὐαλεντιανός᾽ ὃς ζῶντος μὲν “Ονωρίου νωβελίεειμος γίνεται, 
r weiter unten ibid. in Bezug auf die Ernennung des Con- 
ius zum Kaiser Εἶτα πέμπεται πρὸς Beodöcıov, ὃς ἀδελφι- 
ὧν 'Ovupiou τῶν πρὸς ἕω μερῶν ἐβαείλευςεν, fj ἀνάρρηεις 
ομένη τῆς Kuvcravríou βαειλείας καὶ μένει ἀπαράδεκτος. 
arat vócoc Κωνοταντίῳ ..... Τέλος ἑπτὰ βαειλεύςας μῆνας, 
ip αὐτῷ καὶ ὁ ὄνειρος εἴπεν᾽ „EE ἤδη πεπλήρωνται καὶ ἄρχον- 
ἑπτά," πλευριτικῇ vócu τελευτᾷ, ευντελευτηςάςης αὐτῷ καὶ 
«ατὰ τὴν ἀνατολὴν ὀργῆς καὶ ὁρμῆς, ἣν ὦδινεν ὅτι τὴν ἀνα- 
uciv τῆς βαειλείας αὐτοῦ οὐ προεήκαντο. Wir sehen, dass 
Sinne nach auch diese ganze letzte Partie des Olympiodor mit 





1) Holder-Egger, N. Arch. f. d. Gesch. I 886 legt nach meiner Mei- 
zu viel Gewicht auf quinta (V) feria; ich corrigire ohne Bedenken 
Chron. Pasch. in VI. 


—— — — — a {ὃὉϑ0ὕ0ὕ0ὕὉὕὍὕὃὍὕ....Ὄατυστσσττον 


80 Ludwig Jeep: 


Philostorg übereinstimmt, die Regierungszeit aber, die scheinbar 
verschieden ist, ergibt sich aus der Mittheilung des Traumes von selbst 
in ganz natürlicher Weise als bei beiden Autoren übereinstimmend. 
Ueber die Nichtanerkennung des Constantius liefert Philostorg das 
Genauere. 

Frg. 13. Nachdem der Tod des Honorius — bei Philostorg 
chronologisch genau bestimmt — mitgetheilt und zwar sowohl bei 
Olympiodor Frg. 41 wie Philostorg als in Folge der Wassersucht 
eingetreten, fährt Philost. fort καὶ Ἰωάννης τυραννίδι ἐπιθέμεγος 
διαπρεεβεύεται πρὸς Θεοδόςειον᾽ ἀπράκτου δὲ τῆς npecßelac Ye- 
γενημένης καὶ οἱ πρέεβεις ὑβριςθέντες ἄλλος ἀλλαχῆ κατὰ τὴν 
Προποντίδα φυγῇ προετιμήθηςαν. Olympiodor Frg. 41 sagt nur 
im Anschluss an die Meldung vom Tode des Honorius Ἰωάννης τις 
αὐθεντήςας τυραννεῖ. Jedoch die nähere Erzählung, wie sie Philost. 
gibt, findet sich auch wieder bei Socr. VII, 23 Ἰωάννης .... τὴν 
Bacıkeiav ἁρπάζει καὶ πρεςβείας ἀποςτέλλει πρὸς αὐτοκράτορα 
Ocobóciov δεχθῆναι εἰς Bacıkda δεόμενος" ὁ δὲ τοὺς μὲν πρεεβευ- 
τὰς εἰς φρουρὰν κατέετηςεν, eine Stelle, die auch ihrerseits auf 
den Olympiodor zurückzuführen ist. Philostorgios fährt dann 
fort τὴν μέντοι Πλακιδίαν καὶ τὸν τρίτον Οὐαλεντινιανὸν (μετὰ 
γὰρ Kuvcravríou θάνατον πρὸς τὸ Βυζάντιον ἀνεκομίςθηςαν) ἀπο- 
ςτέλλει πρὸς Θεςςαλονίκην Θεοδόςιος᾽ κἀκεῖ τὴν τοῦ Kaicapoc 
ἀξίαν τῷ ἀνεψιῷ napariencıv, 'Apbafoupiu τῷ ςτρατηγῷ καὶ τῷ 
τούτου υἱῷ "Acrapi τὴν κατὰ τοῦ τυράννου crpamyiav ἐγχειρίςας. 
Damit ist zu vergleichen Olymp. frg. 46 ὅτι ἀποςτέλλεται ἀπὸ 
Κωνεταντινουπόλεως παρὰ Ocobocíou Πλακιδία ἅμα παιεὶ (ὃ παιδὶ 
trotz frg. 34) κατὰ τυράννου --- ευνεκπέμπεται δὲ αὐτοῖς καὶ ςτρα- 
τὸς καὶ ςτρατοπεδάρχης ἑκατέρας δυνάμεως ᾿Αρδαβούριος ἅμα τῷ 
παιδὶ "Acrrapi καὶ τρίτος Κανδιδιανός, welchen letzteren der Aus- 
zug aus Philost. nicht nennt. Die Uebersiedlung der Placidia nach 
Constantinopel berichtet Olymp. frg. 40 εἰς Βυζάντιον Τἤλακι- 
δία τοῦ ἀδελφοῦ ὑπεριςχύςαντος εὺν τοῖς οἰκείοις παιεὶν &Zopf- 
ζεται. Die Ernennung des Valentinian zum Caesar in Thessalonich 
berichtet ebenso Olymp. frg. 46. Auch die Erlebnisse des Arda- 
burius und Aspar stimmen in beiden Autoren überein, nur hat das 
Fragment des Philostorgios hier meist das weit Genauere erhalten 
und bildet so eine wesentliche Ergänzung des Olympiodor. Dass der 
von Olympiodor genannte Candidianus bei diesem vorzüglich als 
handelnd auftritt, während es bei Philost. Aspar selbst ist, kann 
nicht auffallen. Denn lassen wir auch die kurze Fassung der Frag- 
mente ganz ausser Acht, die allein die Sache erklären könnte, so 
ist es andrerseits aus dem Zusammenhange ganz klar, dass Candi- 
dianus ein dem Aspar beigeordneter Officier war, der gewiss nur 
im Auftrage und im Einklang mit Aspar resp. Placidia zu handeln 
vermochte, so dass allerdings dafür auch im allgemeinen Sinne Aspar 
genannt werden konnte, falls es auf Ausführung von strategischen 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 81 


Unternehmungen ankam. Die Beseitigung des Joannes ist bei Phi- 
lost. etwas genauer, wie Olymp. frg. 46, bei letzterm ist die Ernen- 
nung des Valentinian zum Caesar genauer, als bei jenem erhalten. 

Frg. 14 erzählt die Hülfsleistung des Johannes durch Aetius 
mit einer Armee von Barbaren. Dieselbe schliesst sich unmittelbar 
dem Tode des Johannes an (μετὰ τρεῖς ἡμέρας τῆς ἐκείνου τελευ- 
τῆς), so dass wir hier sicherlich ein werthvolles Fragment des Olym- 
piodor haben; denn dass Philost. bier plötzlich eine andere Quelle 
benutzt oder aus seinem eigenen Wissen etwas hinzugethan habe, 
ist nicht glaublich. Dass diese Annahme nicht der Ausdehnung des 
Werkes des Olympiodoros widerspricht, — ich nehme an, dass im 
Hinblick auf die Angabe bei Phot. c. 80 am Schluss richtig er- 
gänzt ist ἐν οἷς καὶ τὰ τῆς icropíac [τελευτᾷ] — ist absolut sicher; 
denn, da Aetius drei Tage nach dem Tode Johannes ankam und mit 
dem Aspar kümpfte, 80 muss dieses Ereigniss vor der Krónung des 
Valentinian in Rom gelegen haben, mithin vor dem bei Photios be- 
zeichneten Schlusse des Olympiodor. Photios würde also diese Er- 
eignisse in seinem Auszuge nur tibergangen haben. 


IV. 
Philostorgios und Theophanes. 


Unter den Autoren, bei denen man noch Reste des Philostorgios 
vermuthen könnte, kommt zuerst Theophanes in Frage, falls auch 
derartige Stellen nicht direct in die Chronik des letztgenannten Au- 
tors gekommen sein sollten. 

Wenn wir den Inhalt der Fragmente des Philostorgios mit dem 
des Theophanes vergleichen, so ergibt sich, dass es keine Stelle da 
ist, welche mit absoluter Sicherheit auf Philostorg zurückgeführt 
werden kann, im Gegentheil wir sind überall in der Lage, die be- 
treffenden Stellen, an denen Theophanes und Philostorg gleiche 
Gegenstände behandeln, dieselben meist mit grösster Sicherheit auf 
andere Quellen zurückzuführen. Die weiter unten folgende Quellen- 
analyse eines Theiles der Chronik des Theophanes wird dies Jedem, 
welcher darin nachschlagen will, bestätigen. Die Randbemerkungen 
de Boors in seiner Ausgabe des Theophanes genügen uns hier inso- 
fern nicht, als sie nicht überall die primären, sondern nur die secun- 
dären Quellen angeben. 

Allein bei wenigen Stellen können Zweifel entstehen. Hierher 
gehört Theoph. p. 41, 1. 

Τῷ δ᾽ αὐτῷ ἔτει Δρεπάναν ἐπικτίςας eic τιμὴν Λουκιανοῦ τοῦ 
ἐκεῖςε μάρτυρος ὁμώνυμον τῇ μητρὶ αὐτοῦ “Ελενόπολιν κέκληκε, 
Man wird durch diese Stelle auf Phil. II 12 geführt ὅτι φηεὶν fi 
τοῦ βαειλέως Κωνεταντίνου μήτηρ ᾿ξλένη ἐπὶ τῷ ςτόματι τῆς Νι- 
κομηδείας κόλπου πόλιν ἐδείματο, Ἑλενόπολιν αὐτὴν érrovouácaca: 
ἀςπάςαςθαι δὲ τὸ χωρίον κατ᾽ ἄλλο μὲν οὐδέν, ὅτι δὲ Λουκιανὸς 

Jahrb. f. class. Philol Suppl. Bd. XIV. Um 


89 Ludwig Jeep: 


ὁ μάρτυς EKeice τύχοι μετὰ τὸν μαρτυρικὸν θάνατον ὑπὸ Δελφῖνος 
ἐκκομιςθείς. Jedoch geht die Fassung der Nachricht bei Theoph. 
zurück auf die Fassung Chron. Pasch. p. 527, 9 Apéravov ἐπικτί- 
cac ὃ βαειλεὺς Kuvcravrivoc ἐν Βιθυνίᾳ eic τιμὴν τοῦ ἁγίου μάρ- 
τυρος Λουκιανοῦ ὁμώνυμον τῇ μητρὶ αὐτοῦ ἱξελενούπολιν κέκληκεν. 
Aehnlich steht es mit Theoph. p.52,12 ff. Hier wird die Belagerung 
von Nisibis und die Errettung dieser Stadt durch Jacobus erzählt. 
Dasselbe berichtete Philostorg III, 23. Die Fassung im Anfang 
Theoph. 52, 12—15 geht wiederum auf das Chron. Pasch. p. 533, 
18 ff. zurück. Die Erwähnung des Jacobus Theoph. p. 52, 168 
kann aus Theodoret II, 30 erklürt werden, der allerdings die ver- 
schiedenen Belagerungen von Nisibos zusammenzieht und daher den 
Jacobus bei der Belagerung erwühnt, die Theoph. p. 58, 17— 60, 
17 in Uebereinstimmung mit Chron. Pasch. p. 536, 19— 539, 2 an- 
führt. Zwar weicht Theoph. p. 60, 6 —10 von Chron. Paschal. p. 538, 
3—17 nicht unwesentlich in der Fassung ab und ebenso auch in der 
Sache, indem Theoph. einen Engel, der den Kaiser Constantius an der 
Hand hält, auf der Mauer von Nisibis erscheinen lässt, Chron. 
Pasch. aber und auch Theodoret a. a. O. nur eine dem Kaiser 
gleichende göttliche Erscheinung kennt. Jedoch hat Theoph., indem 
er die citirte Fassung des Chron. Pasch. zusammenzog, eine Stelle 
wie die des Chron. Pasch. p. 588, 18—19 μαθόντες δὲ τὴν αἰτίαν 
διέγνωςαν τοῦ φανέντος ἀγγέλου cóv Κωνεταντίῳ τὴν δύναμιν 
καὶ ἡρμήνευον αὐτῷ vor Augen gehabt, eine Stelle, welche aller- 
dings sehr leicht in Folge ihrer mangelhaften Fassung durch falsche 
Verbindung des cóv Kuvcravríu zu jenen zwei Personen bei Theo- 
phanes führen konnte. Ebenso steht es Theoph. p. 60, 18—61, 3 
mit der Nachricht über Gallus, die nach Chron. Pasch. p. 540, 8 
gefasst ist und nicht aus Phil. IIT, 25 genommen. Ebenso ist die 
Beschreibung des Zeichens am Himmel Theoph. p. 62, 20—68, 5 
trotz kleiner Abweichungen (2. B. ἀπὸ τοῦ Γολγοθᾶ --- ἕως τοῦ 
ὄρους τῶν ἐλαιῶν statt ἀπὸ τοῦ ὄρους τῶν ἐλαιῶν ἕως τοῦ Γολ- 
Y008) jedenfalls nicht aus Phil. III, 26, sondern nach der Fassung 
des Chron. Pasch. p. 540,13 ff. Der Zusatz Κυρίλλου érrickorroüvtoc 
bei Theoph. ist aus Sozom. IV, 5, woher auch die eben citirte Va- 
riante stammen mag, da es Sozom. l. c. heisst ἐκ τοῦ κρανίου μέχρι 
τοῦ ὄρους τῶν ἐλαιῶν. 

Was aber den Bericht über Gallus Theoph. p. 62, 7 ff. angeht, 
80 ist derselbe auch nicht direct aus Philost. III, 28 und IV, 1 ge- 
nommen, aber auch nicht aus Chron. Pasch. p. 541, 15 ff., wiewohl 
die erste Zeile dieses von Theoph. p. 62, 7 wirklich aufgenommen 
ist, sondern Theophanes folgt nach jener ersten Zeile dem Socr. IT, 
34 (Sozom. IV, 7), nachdem er den Krieg gegen die Juden (Socr. 
II, 33) kurz in ein ἐν πολέμοις ἀριςτεύων zusammengefasst hat, 
zum Theil würtlich.!) 


—— — — 


1) Ueber die Variante Φλάνωνα und Θαλάμωνα cf. p. 61, 1. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 83 


Die Nachricht von der Ermordung des Georgios vor Alexan- 
drien Theoph. p. 72, 5 ff. ist nach der Fassung von Chron. Pasch. 
p. 546, 4 ff.; nicht aus Philost. VII, 2. Dasselbe gilt von Valen- 
tinians Verbannung nach Theben Theoph. p. 78, 19 ff.; es ist dies 
nicht aus Phil. VII, 7, sondern nach der Fassung von Chron. Pasch. 
p. 549, 6. 

Die vergeblich versuchte Herstellung des Tempels in Jerusalem 
Theoph. p. 80, 4 ff. ist auch Philost. VII, 9 erzählt (cf. ibid. Frg. 14), 
aber auch Socr. III, 20 und Sozom. V, 22, endlich Theodoret III, 
20. Auffallend bleibt hier zunächst bei Theoph. 80, 6 der Name 
des Álypius, der dem ganzen Unternehmen vom Kaiser vorgesetzt 
war als Präfect des dortigen Kreises, wie uns ausdrücklich Am- 
mianus XXIII, 1, 3 bezeugt hat. Wegen des einen Namens hier 
eine Benutzung des Philostorgios anzunehmen, in dem derselbe aller- 
dings vermuthlich gestanden hat, scheint mir ganz ungerechtfertigt. 
Viel wahrscheinlicher ist es mir, dass Theodoret III, 20 an der 
Stelle, die lautet cuvamécreue δὲ (scil. Ἰουλιανὸς) xai ἄρχοντα, 
τὸν δυςςεβῶν προςταγμάτων ἄξιον ὑπουργόν, der Name des Aly- 
pios ausgefallen und wieder einzusetzen ist. 

Die Geschichte des Heron, Bischofs von Theben in Aegypten, 
und des Theoteknos ist Theoph. p. 78, Yff. in der Fassung von 
Chron. Pasch. p. 548, 15, also nicht aus Philost. VII, 13. 

Ganz besonders wichtig ist Theoph. p. 84, 10 ff. ἐξώρμηςεν δὲ 
"lopiavóc ἀπὸ τῆς ᾿Αντιοχέων ἐπὶ KuvcravrivoUrtohuv. καὶ ἐλθὼν 
ἐν ᾿Αγκύρᾳ τῆς Γαλατίας ὕπατος προῆλθεν cóv τῷ ἑαυτοῦ υἱῷ 
"Apaviavi) ἐπιφανέντα τὸν αὐτὸν Avayopeücac, ἄνευ τοῦ ἐνδῦςαι 
αὐτῷ πορφύραν. An dieser Stelle finden wir nämlich wie bei Phi- 
lostorgios VIII, 8 (θάτερον τῶν ἑαυτοῦ παίδων Obapovıavöv κο- 
μιδῇ νέον ὄντα ἐπιφανέςτατον, ὃ παρὰ Ρωμαίοις τὸν Νωβελίειμον 
δύναται, ἀναγορεύει) ) die Erklärung des Varronianus (so ist der 
richtige Name) zum puer nobilissimus; ebenso stimmt die Angabe 
über Ancyra bei beiden überein, indem Philost. l. c. gleichfalls hin- 
zufügt καὶ γεγονὼς ἐν ᾿Αγκύρᾳ cet. Wenn auch sonst die Meldung 
von der Ernennung zum puer nobilissimus sich nicht nachweisen 
lässt, so möchte ich auch hier jede directe Beziehung zwischen 
Theophanes und Philostorgios leugnen. Merkwtirdig ist es zwar, dass 
selbst Ammianus XXV, 10, 11 an ähnlicher Stelle (Et cum introisset . 
Ancyram imperator paratis ad pompam pro tempore necessariis, 
consulatum iniit adhibito in societatem trabeae Varroniano filio tuo 
admodum parvulo) nichts von der Würde des Kindes als puer nobi- 
lissimus sagt. Aber dennoch. ist aus alle dem kein sicherer Schluss 
auf Verwandtschaft zwischen Theoph. und Philost. zu machen. Denn 
das Consulat ist ja bekannt, ebenso der Ort, wo es ertheilt wurde, 


1) Ich vermuthe, dass vor ἀναγορεύει ein ὕπατον ausgefallen, so 
dass die Stellen dann ganz stimmen. 
6* 


84 Ludwig Jeep: 


die Ertheilung des Titels 'nobilissimus puer' aber pflegt in den 
Fasten, aus denen doch am wahrscheinlichsten die Nachrickt direct 
oder indirect von den betreffenden Autoren gezogen wurde, durch 
Abbreviatur N. P. oder NP notirt zu werden. Vgl. z. B. Mommsens 
Chronogr. v J. 354 p. 664 zum Jahre 366 Gratiano N. P., ibid. 
zum Jahre 386 Monorio (= Honorio) NP, Idat. a. 366 sogar Gra- 
tiano Nob. (andere ausgeschrieben 'nobissimo puero’), Prosp. p. 582 
ed. Migne VALENTINIANO N- P- und p. 586 HONOBIO N- P. 
Dieser Zusatz konnte, zumal wenn er etwa zu “NO” corrumpirt 
wurde, besonders leicht hinter VARRONIANO ausfallen. Demnach 
ist die Aehnlichkeit des Theoph. und Philost eine wahrscheinlich 
nur zufüllige und es ist von den Autoren nur in Worte übertragen, 
was sie in den Fasten in der solennen abgekürzten Form hinter dem 
Consulnamen vorfanden. 

Theoph. p. 118, 21—119, 19 schliesst sich in der Darstellung 
der Thaten des Alarich nicht etwa Phil. XII, 3 an, sondern durch- 
aus derJF'assung des Malalas p. 349, 12 ff. 

Ueber den Tod des Árcadius und die Nachfolge desselben hat 
Theoph. zweimal berichtet und zwar aus verschiedenen Quellen. Ein- 
mal p. 126, 3 ff., welche Stelle von Z. 8 an auf Soz. IX, 1 zurück- 
zuführen ist, dann p. 125, wo die Nachricht von der Vormundschaft 
des Isdegerdes über Theodosius II sich findet. Diese in der Theopha- 
nischen Fassung nicht nachweisbare Stelle kann sicherlich nicht mit 
Philostorg zusammengebracht werden; denn dieser kennt nur die 
Regentschaft der Palcheria!), wie XII, 7 deutlich lehrt. Vgl. übri- 
gens Sarrazin in den Commentt. Ienenses p. 178—179. 

Sehr bemerkenswerth ist auch Theoph. p. 49, 2, an welcher 
Stelle sich ein fasches Citat findet ὥς qncv Εὐςέβιος μόνος, ὅτι 
ὁ Νικομηδείας Εὐςέβιος, ὅτε eic rà ἐγκαίνια τὰ κατὰ "Aavacíou 
ἐςκεύαζεν τὸν Κωνεταντινουπόλεως θρόνον ἐπεῖχεν. Man könnte 
bei dem Bezug auf arianische Ueberlieferung und da augenschein- 
lich der Fehler durch Abirren der Augen eines Schreibers entstanden 
ist, daran denken, dass der citirte Autor Φιλοςτόργιος gewesen sei. 
Doch füllt diese nahe liegende Vermuthung zusammen, weil sich 
ähnliches auch bei Theodoret findet. Cf. unten. 

Sehr nahe verwandt sind augenscheinlich folgende von mir 
zusammengestellte Stellen: 


Theoph. 97, 7 ff. Phil. IX, 16 
Γρατιανοῦ δὲ τοῦ υἱοῦ αὐτοῦ 
μὴ εὑρεθέντος ἐκεῖςε καὶ Οὐάλεν- 
τος ἐν ᾿Αντιοχείᾳ διάγοντος τὸ 
εὑρεθὲν ς«τρατόπεδον ἐν τῷ τό- 
TU, ἐν ὦ ἐτελεύτηςεν Οὐαλεν- ..... κατέλιπε δὲ .... Οὐαλεν- 





1) Diese Darstellung geht gewiss auf Olympiodor zurück. Cf. oben 
p. 78. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 85 


τιανὸς ὁ μέγας ἢ, Οὐαλεντινιανὸν 
τὸν υἱὸν αὐτοῦ, ὄντα ἐτῶν δ΄ 
ἀνηγόρευςεν Αὔγουςτον, εὑμ- 
παρούςης καὶ Ἰουςτίνης τῆς μη- 
τρὸς αὐτοῦ ἐν τῇ TTavvovíq. 
τοῦτο μαθὼν Γρατιανὸς τὸν μὲν 
ἀδελφὸν αὐτοῦ εἶχεν εὐυμβαει- 
λεύοντα μεθ᾽ ἑαυτοῦ, τοὺς δὲ 
ἀναγορεύςαντας διαφόροις τρό- 


τινιανὸν τέτταρά που γεγονότα 
ἔτη. ὃν αὐτίκα ἥ τε μήτηρ Ἰου- 
ςτῖνα καὶ ὁ κατὰ ἸΤαιονίαν crpa- 
τὸς βαςειλέα ποιεῖ, Γρατιανὸς 
μέντοι γε τὴν dvavópeuciv μα- 
θών, ὅτι μὴ διὰ γνώμης αὐτοῦ 
γέγονεν, οὐκ ἐπήνεςεν, ἀλλὰ καί 
τινας τῶν αὐτοῦ νεωτεριςάν- 
τῶν ἐκολάςατο᾽ ὅμως ἔετερξε 


ποις ἐτιμωρήςατο διὰ τὸ παρὰ τὸν ἀδελφὸν ἔχειν βαειλεύον- 
γνώμην αὐτοῦ τοῦτο γενέεθα. τα... .?) 


Jedoch selbst diese Stellen können mich nicht bewegen, an eine 
Kenntniss des Philostorgios Seitens des Theophanes zu glauben. Es 
fehlt auch hier nur das Mittelglied, welches im Stande ist, die Be- 
ziehungen beider Autoren zu zeigen. Das geht klar aus Stellen her- 
vor wie den folgenden. 


Theoph. p. 67, 7 Chron. Pasch. p. 589, 4 Philost. III, 22 
πρὶν ἣ δὲ φθάςαι ἀπελ- πρὶν ἢ φθάςαι αὐτὸν . . . πρεςβυτάτη τούτων 
θεῖν τὸν βαειλέα ἐν Ῥώ- Κωνεταντία ἡ Κωνεταν- ἀδελφὴ Κωνεταντίνα .... 
un, Kuvcravriva, ἡ καὶ τίνου ἀδελφὴ ἐνδύςαςα deicaca μὴ φθάςειεν ὁ 
Ἑλένη 5, ἡ Κωνεταντίου Βετρανίωνα πορφύραν τυραννήςας Μαγνέντιος 
ἀδελφὴ ἀνηγόρευςε Βρετ- καλάνδαις μαρτίαις εἰς τὸ πάντων ἀναρτήςαςθαι 
τανίωνα εἰς βαςιλέα ἄν- βασιλέα ἐν Ναιςῷ τῆς κράτος, Οὐετερανίωνα 
dpa ἔντιμον καὶ ἀντέςτηςε Ἰταλίας ἄνδρα ἔντιμον τινὰ τῶν οετρατηγούν- 
τῷ Μαγνεντίῳψ πρὸς τὴν ἀνέςτηςε τῷ Mayverriw τῶν ἕνα καθίςτηει Καί- 
μάχην. φθάςας δὲ Kuv- πρὸς τὴν μάχην. καὶ μετὰ capa......... ὁ δὲ Κων- 
ςτάντιος ἐν Ῥώμῃ καὶ ταῦτα φθάκςας ὁ Κωνετάν- «τάντιος ταῦτα μαθὼν 
ἀποδεξάμενος τὸν Βρετ- τιος ἐν οἷς τόποις ἦν ὁ παραυτίκα μὲν Οὐετερα- 
τανίωνα μετὰ πολλῆς τι- πόλεμος ἐν τῇ Ἰταλίᾳ νίωνι τὸ διάδημα πέμ- 
μῆς, ἐπολέμηςαν ἄμφω προςεδέξατο τὸν Βετρα- πει CuvemkupWv αὐτῷ 
τὸν Μαγνέντιον περὶ νίωνα μετὰ πολλῆς τι- καὶ τὸ τῆς βαειλείας ἀξίω- 
Μοῦρςαν. καὶ ἡττηθεὶς μῆς ....... α.... 

ὁ Μαγνέντιος ἔφυγεν ἐπὶ ibid. p. 540, 21 ibid. III, 26 
τὴν Ἰταλίαν.) πολλάκις καὶ ἀρξαμένου Kuvcrav- ἡττηθεὶς δὲ τὰ πρῶτα 
δὲ ὑπὸ τῶν ςτρατιωτῶν τίου νικᾶν, Μαγνεντίου Μαγνέντιος, εἶτα κατὰ 
Κωνεταντίου πολεμηθείς ευμβαλόντος αὐτῷ περὶ μικρὸν ἀναλαβὼν ἑαυτὸν 
ευμβαλὼν τῷ ζ(ελεύκῳ τὴν λεγομένην Moüpcav καὶ ευμπλακεὶς ἐκ δευ- 
καὶ ἡττηθεὶς ἔφυγεν εἰς πόλιν, ἡττηθεὶς ὁ Μαγνέν- τέρου τῷ πολέμῳ καὶ 
AouTvb6o0vov: καὶ τὸν τιος ἔφυγεν εἰς τὴν Γαλ- κατὰ τὸ κραταιότατον 
ἀδελφὸν αὑτοῦ πρῶτον λίαν μετ᾽ ολίγων. καταπολεμηθεὶς καὶ τοὺς 
cpátac καὶ τὴν ἰδίαν ibid. p. 541, 10 εὑν αὐτῷ μικροῦ πάντας 
μητέραδ) ὕςτερον xal. . . Μαγνέντιος πάλιν ἀποβαλὼν πρὸς τὴν Λουγ- 
ἑαυτὸν ἀνήλωςεν. cuußallıv ἐν Μόντῳ Ce- δούνων ἀποδιδράςκει πό- 
λεύκῳψ, ἡττηθεὶς ἔφυγε λιν. καὶ τὰ μὲν πρῶτα 


1) Bemerkenswerth ist, dass auch Malalas p. 341, 14 den Valenti- 
nianus ὁ μέγας nennt. 

2) Cf. Amm. Marc. XXX, 10 gegen Ende. 

8) Der Irrthum ist wohl auf Sozom. V, 2 zurückzuführen, wo Con- 
stantia mit Helena verwechselt ist. 
4) Ist fehlerhaft statt Γαλλίαν. 
5) Zusatz nach Socr. II, 82 oder Sozom. II, 7. 


86 Ludwig Jeep: 


μόνος ἐν Γαλλίαις elc... . τὸν οἰκεῖον ἀδελ- 
Λουγδοῦνον πόλιν καὶ φὸν ἀποςφάττει .... 
ὅτε τὸν ἴδιον ἀδελφὸν ἔπειτα καὶ εἴ τις ἄλλος 
ἔςεφαξεν, τότε καὶ ἑαυτὸν παρῆν τῶν οἰκειοτάτων. 


ἀνεῖλεν. τελευταῖον δὲ τὸ ξέφος 
ὑποςτήςας ἑαυτῷ ἐπηρ- 
" ράχθη. 
ibid. p. 68, 11 1014. p. 539, 19 ibid. III, 22 


τότε ἀποδύςας τὸν Bper- τὸν bé Berpaviuva Ba- .. . . χειροῦται μὲν τὸν 
τανίωναβαειλεύςαντα μῆ- cılebcavra μῆνας δέκα Oberepaviuva καὶ τῆς 
νας δέκα κατ᾽ αὐτὴν τὴν κατὰ τὴν προειρημένην βαειλικῆς ἀποδύει ςτολῆς᾽ 
ὥραν τραπέζης αὐτῷ δημηγορίαν ὁ Kuvcráv- μηδὲν δὲ κακὸν ἐπεργα- 
πρὸς ἑςτίαειν ἐκοινώνη- τιος ἀποδύςας τὴν πορ- cáuevoc ἄλλο, ἀλλὰ καὶ 
cev’ καὶ μετὰ πάςης τι- φύραν κατ᾽ αὐτὸν τὸν τραπέζης αὐτῷ κοινω- 
μῆς καὶ δορυφορίας καὶ καιρὸν τραπέζης αὐτῷ νήςας elc TTpoOcav τῆς 
πολλῶν χαριςμάτων ἐν πρὸς ἑςτίαςιν κοινωνίαν Βιθυνίας ἐκπέμπει, λαμ- 
ἹΤρούτῃ τῆς Βιθυνίας παρέςχετο καὶ μετὰ πάςης πρὰς καὶ μεγαλοπρεπεῖς 
ἀπέςτειλεν. τιμῆς καὶ δορυφορίας καὶ ἀφορίεας αὐτῷ τὰς χο- 

πολλῶν χαριςμάτων ἀπ- ρηγίας μηδενὸς ὑςτερῆ- 

ἐςτειλεν αὐτὸν ἐν πόλει «θαι, ὧν ἀνθριύπου βίος 

ἹΤρουειάδι τῆς Βιθυνίας doc ἐν ἰδιώταις εὐδαιμονεῖ 

διάγειν λαμβάνοντα ἀνώ- προνοηςάμενος. 

νας καὶ κελλαρικὰ δα- 

ψιλῶς. 


Ich will mich jetzt nicht definitiv über das Verhältniss der 
obigen drei Autoren äussern. Jedenfalls steht das eine durchaus 
fest, dass eine Benutzung des Philostorgios durch Theophanes nicht 
angenommen werden kann, ferner, dass an einer Stelle, wo, wie 
bei der weiter oben p. 84f. citirten, ein Mittelglied, das im Chron. 
Pasch. bei der zuletzt angeführten Stelle existirt, sich nicht erhalten 
hat, dieses nur als Zufall betrachtet werden kann, so dass jeden- 
falls auf solche Stellen hin keine weitergehende Folgerung in der 
angegebenen Richtung gemacht werden darf. 


V. 
Zu den Quellen des Theophanes. 


Um endgültig den Beweis zu liefern, dass aus Theophanes für 
Philostorgios nichts zu gewinnen ist, bedarf es einer Quellenanalyse 
der Partien jener Chronik, die dieselbe Zeit umfasst wie Philostorgios. 
De Boors genaue Quellenangaben am Rande seiner Theophanes- 
ausgabe genügen uns, wie gesagt, hier nicht, weil es uns nicht darauf 
ankommt, die Mittelglieder der Ueberlieferung, sondern die Original- 
quellen zu gewinnen; denn nur so kónnen wir natürlich das vor- 
gesetzte Ziel erreichen. 

Damit ein jeder leicht einen Einblick erhült in die Art, wie 
die Nachrichten, aus den erhaltenen Kirchenhistorikern zusammen- 
gearbeitet, überliefert sind, schicke ich eine kleine Stelle mit den 
Quellen voraus: 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 87 


Theoph. ed. Bonn. p. 29, 14 ff. 
καὶ ἐγένετο fj ἁγία καὶ οἰκου- 
μενικὴ πρώτη CUVodoc τῶν Tuy 
(= 318) πατέρων, ὧν οἱ πολλοὶ 
θαυματουργοί τε καὶ ἰςάγγελοι 
ὑπῆρχον, τὰ ςτίγματα τοῦ Xpi- 
«τοῦ ἐν τῷ ςώματι φέροντες ἐκ 
τῶν προλαβόντων διωγμῶν᾽ 


ἐν οἷς καὶ Παφνούτιος καὶ (πυ- 
ρίδων καὶ Μακάριος καὶ ὁ Nici- 
βῖνος Ἰάκωβος, Baunatoupyoi καὶ 


γεκροὺς ἀναςτήςαντες καὶ πολλὰ: 


παράδοξα ποιήςαντες. 


Theodoret I, 7 
πολυθρύλλητον ἐκείνην εἰς τὴν 
Νικαέων ευνήγειρε εύνοδον “-- 
ὀκτωκαίδεκα μὲν καὶ τριοκόειοι 
ςυνῆλθον ἀρχιερεῖς --- Ticav δὲ 
κατ᾽ ἐκεῖνον τὸν χρόνον πολλοὶ 
μὲν ἀποςτολικοῖς xapicuaci δια- 
πρέποντες, πολλοὶ δὲ τὰ CTIY- 
ματα τοῦ Κυρίου Ἰηςοῦ κατὰ τὸν 
θεῖον ἀπόετολον ἐν τῷ εώματι 
φέροντες. 

'Socr. I, 8, 12 
διέπρεπον δὲ Ev τοῖς ἐπιςκόποις 
ἸΠαφνούτιός τε ὁ ἐκ τῆς ἄνω 
Θηβαίδος καὶ Crupibuv ὁ ἐκ 
Κύπρου 

Sozom. I, 17, 2 
ἐκοινώνουν δὲ τούτου τοῦ CUA- 
λόγου τῶν μὲν ἀποεςτολικῶν 
θρόνων Μακάριος ὃ Ἱεροςολύ- 
μῶν cet. (cf. Socr. I, 13, 12). 


Theodoret I, 7 (Fortsetzung 
von oben) 

Ἰάκωβος μὲν ὃ ᾿Αντιοχείας τῆς 
Μυγδονίας, Cupoı δὲ αὐτὴν καὶ 
᾿Αςούριοι Nicıßıv ὀνομάζουει καὶ 
νεκροὺς Avecmce καὶ ἐν τοῖς 
ζῶςι cuvéraEe καὶ ἄλλα μυρία 
εἰργάςατο θαύματα. 


Jetzt folgt nochmals die Ausschreibung der oben citirten Stelle 
des Sozomenos, aus der augenscheinlich schon oben (p. 29, 18) der 
Name des Macarius genommen war, nebst ihrer Fortsetzung: 


Theoph. p. 30, 1 ff. 
τῆς ἁγίας cuvóbou ἐν Νικείᾳ 
τῆς Βιθυνίας γενομένης ἐξῆρχον 
αὐτῆς Μακάριος ὁ Ἱεροςολύμων 
καὶ ᾿Αλέξανδρος "Akekavdpeiac, 
ὑπὲρ δὲ τοῦ Ῥώμης Βίτων καὶ 
Βικέντιος παρῆκαν. 


Sozom. I, 17, 2 
ἐκοινώνουν δὲ τούτου τοῦ CUX- 
λόγου τῶν μὲν ἀποςτολικῶν 
θρόνων Μακάριος ὁ Ἱεροςολύ- 
μων — καὶ ᾿Αλέξανδρος ὁ ᾿᾽Αλε- 
ξανδρειὰς τῆς πρὸς τὴν Μαρείαν 
λίμνην. Ἰούλιος δὲ ὃ Ρωμαίων 
ἐπίεκοπος διὰ γῆρας ἀπελιμπά- 
vero: παρῆςαν δὲ ἀντ᾽ αὐτοῦ 
Βίτων καὶ Βικέντιος πρεεβύτεροι 
τῆς αὐτῆς ἐκκληςίας. 


88 Ludwig Jeep: 


Fortsetzung. Sozom. I, 2, 2 
τῆς δὲ ᾿Αντιοχέων ἐκκληείας οἱ εἰς Νίκαιαν ευνεληλυθότες «“--- 
χηρευούεης fj cóvoboc Εὐςτά- Εὐςτάθιον — ἐπίςκοπον ὄντα 
θιον ἐκύρωςε τὸν ἐπίεκοπον τῆς τείτονος Βεροίας cic "Avnó- 
Βερροίας τῆς Cupiac. χειαν μετέςτηςαν. 


Die Fortsetzung dieser Stelle des Theoph. p. 30, 6 — 9 zeigt 
das Fehlen des ᾿Αλέξανδρος ó τοῦ Βυζαντίου beim Concil in Folge 
des Alters an; dafür kamen aber Stellvertreter. Es ist dieses nur 
eine ganz stupide Wiederholung von dem oben citirten Sozom. I, 17. 
Der Zusammensteller dieser Nachrichten las nämlich auch Eusebius 
vit. Const. III, 7 oder wohl richtiger den Socrates, der I, 8 den Euse- 
bius citirt, falsch verstanden. Die Stelle lautet daselbst: τῆς bé γε 
Bacıkevouenc πόλεως ὁ μὲν προεςτὼς διὰ γῆρας ὑςτέρει᾽" TIPECBU- 
τεροι δὲ αὐτοῦ παρόντες τὴν αὐτοῦ τάξιν ἐπλήρουν. Das Bacı- 
AeuoUcnc πόλεως wurde dann auf Constaninopel bezogen, ein Irr- 
thum, der nicht nur durch den angeführten Sozomenos, sondern 
auch durch Theodoret I, 7 hätte beseitigt werden sollen. Vgl. Valesius 
z. Eusebius l. c. 


Theoph. p. 30, 9 Theodoret I, 7 
τότε καὶ ἸΤαῦλος ὁ Neoxaica- führt unter den Anwesenden 
peíac παρῆν τῇ cuvóbu. gleichfalls ἸΤΠΤαῦλος δὲ ὁ Neo- 


καιςαρείας auf. 


Die Fortsetzung bei Theoph. καὶ ἄλλο πλῆθος ἁγίων ἀνδρῶν 
βίῳ καὶ λόγῳ διαπρεπόντων, περὶ ὧν μεγάλους ἐπαίνους ἐν τῷ 
τρίτῳ λόγῳ τῷ εἰς τὸν βαειλέα Εὐςέβιος ὁ ΤΠαμφίλου ist eine Art 
von selbständigem Zusatze, entweder wirklich nach Lectüre von 
Euseb. vit. Const. III, 6 ff. gemacht oder wahrscheinlicher nach dem 
schon oben angeführten Citat bei Socrat. I, 8 (cf. Sozom. I, 17) 
hinzugefügt. 

Aus diesen kurzen Ausführungen kann man sich hinlänglich 
einen Begriff von der Arbeit machen, durch die die Quelle des Theo- 
phanes zusammengebracht wurde. Im Folgenden führe ich nur die 
betreffenden Stellen einander gegenüberstehend an. Ich bemerke, 
dass ich dabei öfters mehrere Stellen anführe, da die Aehnlichkeit 
der einschlagenden Autoren sehr gross ist und die Möglichkeit vor- 
liegt, die Stellen des Theophanes aus mehreren herzuleiten. Oefters 
geschieht es auch deshalb, weil die entsprechende Stelle des Theo- 
phanes wirklich aus mehreren Autoren zusammengesetzt ist. 
Theoph. p. 30,12—14 == Socr. I, 8 (vgl. Theodoret. I, 7). 

»  P.90,14—16 == Socr. I, 8, 33. Sozom. I, 21, 3. 

»  p.30,16—831,4 — Socr. I, 8, 34, Sozom. I, 21 (cf. Socr. I, 9, 
wo alle Actenstücke und Briefe). 

» p.31,4—14 == Theodoret. I, 7, dazu die Namen in Socr. 
I, 8, 13 (cf. Sozom. I, 21,3), Vertreibung 
des Secundus und Theon Socr. I, 9. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 89 


Theoph. p. 31, 15 = Sozom. I, 5. 
n p. 31, 16 = focr. I, 16, Sozom. II, 3. So gefasst 
(ef. p. 34, 2) Sicher schon in einer Chronik oder 
Fasten. 


» 


p. 31, 17 f., cf. Chron. Pasch. p.524 f., Socr. I, 18, Sozom.I, 25. 

p. 31, 19—32, 12 = Bocr. I, 9, Theodor. Ἢ 9. 

Ρ. 39,12—15 = Sozom. I, 35. 

p.32,15—17 == Sozom. I, 10, Socr. I, 11. 

p.32,18—19 == Sozom. I, 25. 

p.32,19—20 == Socr. I, 8, 19, Sozom. I, 17, 6. 

p.33, 1—2 = Theodor. I, 11. 

p.33, 2—4 z Socr. I, 9 (epist. ad Euseb.), Theodor. 
I, 15. 

p. 33, 4 —13 = Sozom. I, 18, 5. 

p.33,13—16 == Sozom. II, 1 (der Auftrag an den Ma- 


carius ist durch Alexander Monachus 
ed. Migne p. 4061 hineingekommen). 
p.33,16—18 == Sozom. II, 2, 3. 
p.33,18—20 == Soer.I, 17 (cf. Sozom. II, Theod. I, 18). 
p.34, 1—2 = so nur Alex. Monach. p. 4061B, vgl. 
aber die Darstellungen Sozom. II, 3, 
dazu Eus. vit. Const, III, 43, Theod. 1,18. 
p.34, 2—11 == Sozom. II, 3, 2. 


(cf. oben p. 31, 16) 


p.94,11—14 == Cramer Anecd. II, 92 (cf. Socr. I, 16, 


Sozom. II, 3). 
p.34,14—18 == Sozom. II, 5 (vgl. Socr. I, 18). 
p.34,18— 35,2 == Sozom. II, 6. 
p. 35, 2—7 = Socr. I, 19 (Sozom. II, 24, Theod. I, 23). 
p. 35, 7—11 = Socr. I, 20 (hier auch das Citat aus 


Rufinus bei Socr.) Cf. Sozom. II, 7, 
Theodor. I, 24. 

p. 35,11— 13 Sozom. II, 8 (der Name des Gregor 
fehlt hier allerdings). 

p. 35, 14 ff. ist in den oben als Quelle erschlossenen Kirchen- 


historikern nicht nachzuweisen (vgl. Chron. Pasch. Bd. II, 120). 
Theoph. p. 36, 10 ff. = Sozom. II, 9. 


p. 36, 19 e Sozom, II, 10. 
p. 36, 19 ff. — Sozom. II, 14 (wiewohl im Text jetzt 
nur 16 ‚000 angegeben ist). 


p. 37, 2 = Sozom. II, 13. 
p. 37, 3 = Sozom. II, 12. 
p. 37,5 ff. = Sozom. II, 15, vgl. Theod. I, 25 (das 


Urtheil über den Stil selbständig von 
der directen Quelle zugesetzt, vgl. 
Theoph. ed. de Boor p. 25, 24). 


90 Ludwig Jeep: 


Theoph. p. 37,9 ff. == geht direct auf Alexander Monachus p.4061 B 
zurück, doch vgl. Socr. I, 17 und Sozom. 
IL, 1; zu Theoph. p. 39,9 ff. vgl. auch Socr. 
I, 9, Socr. I, 33, Sozom. II, 26, Theod. 1,81. 


p. 39,17 ff. = ist nur so Alex. Monach. p. 4064 C vorhanden. 
» p.40,1—7 == ist nur so Alex. Monach. p. 4064 C vorhanden 
und ibid. p. 4068C, vgl. &ber Socr. I, 17 
(Ende). 
»  p.40,7—10 = Socr. I, 17, Sozom. II, 2. 
»  p.40,10—13 — Socr. I, 9, Theodor. I, 16. 

p. 40,14 lesen wir von der Besiegung der Germanen, Sar- 
maten, Gothen. Allerdings besiegte Constantin nach Eus. vit. Const. 
I, 25 u.a. die Germanen am Rhein, aber es ist sehr die Frage, ob hier 
Theophanes diesen Krieg verbunden habe mit dem viel spüter ein- 
tretenden und hier — es zeigt dies die Sage von der Kraft des 
Kreuzes — ganz besonders bezeichneten Kriege gegen die Sarmaten 
und Gothen (Scythen), cf. Eus. vit. Const. IV, 5 ff. Sozom. I, 8. Am 
wahrscheinlichsten ist für Γερμανῶν zu schreiben βαρβάρων, 80 dass 
die ganze Stelle nach Socr. I, 18 von Theoph. angegeben ist, wo es 
heisst βαρβάρων (ζαρματῶν καὶ Γότθων κατατρεχόντων τὴν Ῥω- 
μαίων γῆν. Das am Ende dieser Stelle des Theoph. stehende καὶ 
τούτους ἐρημώςας εἰς ἐςχάτην αὐτοὺς κατήγαγε δουλείαν scheint 
selbständig, weil ohne Bedeutung. Das Kreuz spielt auch bei Socr. 
l. 6. eine Rolle. 


Theoph. p. 41, 1 ff. über Drepana vgl. oben p. 81 ἢ 

» p.41,3 ff. = Socr. I, 8, Theodor. I, 12. 

» p.41,6—8 die Erwähnung des Briefes von Athanasios ad 
Afros muss, da dieselbe sich in dieser Verbindung anderswo nicht 
findet, selbständig in Folge von Kenntnissnahme dieses Briefes ge- 
macht sein. 

Theoph. p. 41, 8—13 = Theodor I, 21. 

» Pp. 41, 14 ff. scheinen Nachrichten aus Fasten oder einer 
Chronik. Zu p. 41,16 —18 vgl. Chron. Pasch. p. 527, zu p. 41, 14—15 
übrigens auch Eus. d. vit. Const. III, 50. 

Theoph. p. 41, 20 f.—42, 7 (cf. p. 31 und p. 34) bringt noch- 
mals die Gründung = Socr. I, 16, Sozom. II, 3 [οὗ ἤρξατο — 
πύλης ist Zusatz]. | 

Theoph. p. 42, 9 ff. vgl. oben p. 34, 14 und Chron. Pasch. 
p. 525, 21— 22. 

Theoph. p. 42, 14 f. ist augenscheinlich aus Fasten oder einer 
Chronik. 

Theoph. p. 42, 15 — 43, 6 ist sicherlich ein Theil einer Antiochi- 
schen Chronik, wie der Inhalt zeigt. 

Theoph. p. 43, 7—15 wohl ebendaher wie das vorige. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 91 


Theoph.p.43,16—18 = Soer. I, 24. 26. 27, Sozom. II, 27. 


3) 
n 
n 


p. 43, 19 f. = Socr. I, 28. 
p. 44, 1—4 ist wieder aus Fasten oder Chronik. 
p. 44, 4—12 genaueres über dieselbe Sache wie oben 


p. 43, 16 ff. Vgl. ibid. 
Theoph. p. 44, 14— 45, 7 = Socr. I, 23, I, 27, Sozom. II, 22 (die 


33 


Citirung des Apollinarios ist durch die 
directe Quelle des Theophan. hinein- 
gekommen. Vgl. Theoph. ed. de Boor 
p. 30, 21). 

p.45,8—19 == Socr. I, 27. 

p.46,1—3 = Sozom. II, 25, Theodoret. I, 28. 

p. 46,3—8 == Socr. I, 28, durch den Ueberarbeiter will- 

kürlich behandelt. 

p.46,9—10 == wohl Rufin. I, 17, aber durch Alexander 
Monachus in den Theoph. gekommen. 

p.46,10—16 == Theodoret. I, 30, durch Alexander Mon. 
in den Theophanes gekommen. Der Name 
des Dalmatius ist von Theoph. ein- 
geschaltet (vgl. Socr. I, 27), bei Theod. 
und Alex. fehlt er. Μετὰ ςτρατιωτικῆς 
χειρὸς ist Zusatz bei Theoph. oder beruht 
auf falschem Verständniss der Quelle. 

p. 46, [6— 47,3 = Socr. I, 2 ff. 

p. 47, 3—5 == Sozom. II, 27, Socr. I, 33, Theodoret. 

I, 30—31. 

.47, 5—6 = Sozom. II, 29, Theod. I, 28, Socr. I, 24. 

. 47, 7—10 ist durch Alexander Mon. hineingekommen. 

. 47, 11 ff. vgl. oben s. Tlieoph. p. 44,14 und ibid. die Stellen. 

. 47,15—48, 4 = Socr. I, 35. 

. 48, 5—13 == Socr. I, 38, Sozom. II, 30. 

p. 48, 13—49, 1 — Socr. I, 37 und 38 (vgl. Sozom. II, 29). 

p. 49, 1—18 vgl. oben p. 84. Die Polemik scheint Eigen- 


Ὄ Ὁ Ὃ Ὁ 


"3 


thum der directen Quelle des Theoph. Vgl. de Boors edit. p. 32. 
Sonst vgl. Socr. I, 37 und für den Schluss über die chronologische 
Bestimmung Sozom. II, 26. 


Theoph. p. 49, 20—50, 4 beruht gewiss auf Fastennachrichten 


oder Chronik. . 


Theoph. p. 50, 5— 6 ff. ist so nicht nachweisbar, wird aber auch 


wohl aus derselben Quelle stammen, zu der Chron. Pasch. p. 532, 7 ff. 
gehört, dem Theoph. 50, 6 ff. sich anschliesst. 
Theoph. p. 50, 11 ff. (cf. p. 24, 16) vgl. Malalas p. 317. 


” 
n 


)? 


p.50,13—14 == Socr. I, 39, Soz. II, 34. 
p.50,14—17 == Chron. Pasch. p. 532, 17, doch vgl. auch 
de Boor p. 33. 


p.50,17—51,2 enthält ein kurzes zusammenfassendes Lob 


92 Ludwig Jeep: 


des Constantin, vgl. Sozom. II, 34, Theod. I, 34 (auch Eus. d. vit. 
Const, IV, 74— 75, ibid. 50). Ueber das Kreuz vgl. Stellen oben. 
Theoph. p. 51, 2—8 — Sozom. II, 34 (das ἐκέλευςε δὲ 'A0a- 
váciov τῆς ἐξορίας ἐπανελθεῖν cf. Cra- 
mer Anecd. p. 93 παρεκελεύςατο δὲ 
τελευτῶν ᾿Αθανάειον τὸν ἱερὸν eic 
τὸν ἴδιον θρόνον ἐπανελθεῖν stützt 
sich entschieden auf eine Stelle des 
Briefes Constantin II bei Soer. II, 3 
ὃ ἐμὸς πατὴρ τὸν αὐτὸν ἐπίεκοπον 
τῷ ἰδίῳ τόπῳ παραςχεῖν προήρητο, 
ὅμως ἐπειδὴ ἀνθρωπίνῳ κλήρῳ προ- 
ληφθεὶς πρὸ τοῦ τὴν εὐχὴν πληρῶςαι 
ἀνεπαύςατο). 
»  p. 51, 8-12 == Sozom. III, 1. 
p. 51, 14—17 nochmals Vertheilung desReichs vgl. oben 


Theoph.p. 51, 17—920 == Socr. II, 3, Sozom. III, 2 καὶ μάλιτα ὃ 
xAfjpoc vgl. Athanas. ed. Bened. p. 126 f.). 
» p.92,1—6 = Socr. II, 21. 
» p 602,6—11 = Socr. II, 4 (vgl. Sozom. III, 2, 9), tiber 
die directe Quelle vgl. de Boor p. 34, 27. 
. 52, 12—53, 3 = (vgl. p. 58 ff.) siehe oben p. 82. 
. 53, 3—6 == Soer. II, 25, 3. 
. 58, 7—11 = Socr. III, 1, 7f 
. 68, 11--15 == Sozom. III, 1. 
53, 16 ff. = Sozom. III, 2. 
. 53, 20—54, 5 = Sozom. V, 2. 
54, 5—6 = Socr. III, 1. 
. 54, 6—10 = Sozom. III, 17. 
. 54, 11—14 ist sicherlich eine Chronik oder Fastennach- 
richt, die an Ammianus XVIII, 9, 1 erinnert *Hanc civitatem (i. e. 
Amidam) olim perquam brevem Caesar etiam tum Constantius, ut 
accolae suffugium possint habere tutissimum, eo tempore quo 
Antoninupolim oppidum aliud struxit, turribus eircumdedit amplis 
et moenibus, locatoque ibi conditorio muralium tormentorum fecit 
hostibus formidatam suoque nomine voluit appellari! Jedoch steht 
diese Stelle darin im Gegensatz zu Theophanes, als dieser Antoni- 
nupolis der Stadt Constantia gleichsetzt, Ammianus aber Amida. 
Theophanes hat wegen der genau zutreffenden Raumangabe (dıe- 
«τῶςαν ᾿Αμίδης crabíouc πεντακοείους [so lese ich mit cod. c) κατὰ 
necnußpiav) hier die grösste Autorität für sich. Deshalb glaube 
ich, dass bei Ammianus der Zusatz “suoque nomine voluit appellari, 
der vielleicht einst am Rande nachgetragen war, an falscher Stelle 
eingefügt sei und dass zu schreiben ist “eo tempore quo Ántoninu- 
polim oppidum aliud struxit suoque nomine voluit appellari! cet. 


CU Ὁ Ὁ Ὁ Ὃ Ὄπ Ὁ 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 93 


Theoph. p. 54,16— 55,10 — Sozom. III, 5 und 6, Socr. II, 886. 
Allerdings stimmt die Zahl der Bischöfe 
nicht; denn Theoph. hat pG (= 190) 
während Cramer Anecd. und Sozom. IIT, 
5 GZ (= 97) haben. Wie klar beruht 
die Differenz auf Verwechslung von ρ΄ 
und Z', bei Socrates II, 8, der nur 90 
angibt, ist natürlich ein Zahlzeichen aus- 
gefallen. Auch hat die directe Quelle des 
Theophanes betreffs des Präsidiums eine 
Willkürlichkeit begangen, indem es den 
intellectuellen Urheber der Synode von 
Antiochia Eusebius auch als Präsidenten 
bezeichnete. Siehe Cram. Anecd.]. c. 
p. ὅδ, 11—15 gibt Nachrichten, die sich auch Sozom. III, 6, 
Socr. II, 10 u. 8 und Sozom. III, 5 finden, jedoch sind sie bei Theo- 
phanes in Folge von Benutzung wohl einer Antiochenischen Chronik 
genauer. Es bestätigt diese Vermuthung Mal. p. 325, 14. 
Theoph. p. 55, 16 ff. ist gewiss Chronik oder Fastennachricht, 
dies gilt augenscheinlich auch von den Nachrichten p. 56, 4 ff. im 
Anfang (vgl. dazu Hieronym.), zu Theoph. p. 56, 12 ff. vgl. die 
Stellen bei Socr. II, 10—11 und Theodor. II, 4 ; zu τέρας τι Karrra- 
boxíac vgl. Sozom. III, 7 und Theodor. II, 14. 
Theoph. p. 57, 1ff. = Socr. II, 7. 
» p. 57, 7ff. sind jedenfalls Nachrichten der von Theoph. 
benutzten Chronik oder Fasten (vgl.zu Zeile 11 Chron. Pasch. p. 533, 18). 
Theoph. p. 57, 14 ff. ist jedenfalls gleichfalls eine derartige 
Nachricht, die nicht verwechselt werden darf mit der ähnlich klin- 
genden Philost. XII, 8; letztere entspricht nämlich der Nachricht 
bei Chron. Pasch. p. 574, wo auch die Datirung mit Philostorg 
stimmt, vgl. auch Chron. Idatii 24. 
Theoph. p. 57, 16—58, 5 = Socr. II, 15 und 16. 
n p.98, 5ff. geht jedenfalls auf Fasten oder Chronik zurück. 
» p. 58, 118. vgl. oben p. 82. 
» P. 60, 18—61, 8 vgl. oben p. 82. 
» P. 61, 4—8 ist augenscheinlich Nachricht aus einer Chronik 
vgl Hieron. 


Theoph. p. 61, 9 ff. == Sozom. IV, 11, Sozom. IV, 9 und Socr. 
II, 36. 
» Pp. 62, 8—4 = Socr. II, 37, 94. 
»  p.92,7—12 vgl. oben p. 82. 
»  p. 62, 12—14 == Socr. III, 1, Sozom. V, 2, 19. 
» p. 62, 16—19 == Socr. II, 38, Sozom. IV, 20. 
"Ὁ Pp. 62, 19—63, 5 vgl. oben p. 82. 
p. 63, 5—6 wird der Brief des Cyril an den Kaiser er- 


wähnt, wie Sozom. IV, 5, dann folgt 


94 Ludwig Jeep: 


Theoph. p. 63, 6—21 eine Stelle über die Rechtgläubigkeit des Cyrill, 

die ich als eine selbständige polemische Leistung betrachten möchte. 

Theoph. p. 64—66 — Socr. II, 13— 15, 18, 20, 22 (nur die 
Zahl der Bischöfe weicht einmal ab, 
indem statt Ag’ (= 36) bei Theoph. 
Socrates II, 20 ος΄ (= 76) angibt). 


»  p.66,15—17 = Socr. III, 4. 

»  p.66,18—67,18 = Socr. II, 25 u. 26, dann v. oben p. 85. 
» p.67,18—19 == Sozom. IV, 7. 

» p. 67, 20—68, 1 = Sozom. IV, 1. 

» p 68,1—5 —: Chron. Pasch. p. 542, 19ff. 

» p. 68 5—11 — Chron. Pasch. p. 539, 10 ff. 

» p. 68, 11—15 vgl. oben p. 86. 

» p.068,15—17 == Chron. Pasch. p. 540, 3 ff. 

»  p.68,18—69, 2 = Socr. III, 1, Sozom. V, 2 über den 


Namen Helena vgl. oben p. 85, 1). 


» p 69,3—5 — Socr. II, 34, cf. Sozom. IV, 15. 
» p. 69, 5—8 — Socr. II, 26. 
»  p.69,10—13 == Chron. Pasch. p. 543, Dff. 
» Pp 69, 17—70, 6 = Socr. II, 38, 33 ff. 
» P 70, 6—7 = Socr. II, 43. 
p. 70, 8—9 scheint Chronik oder Fastennachricht vgl. 


» . 
Ammian. XX, 7, 1. 
Theoph. p. 70, 9—12 — Sozom. V, 1. 
» p. 70, 12—17 == Chron. Pasch. p. 545, 8ff. (Die Jahres- 
angaben stimmen nicht genau, doch siehe 
de Boor p. 46 ad h. ].), vgl. Socr. II, 47. 
» Pp 70, 17—71,2 = Sozom. V, 1 und 3. 
» P. 71, 4 ff. ist ohne Zweifel meist uach Socr. III, 1 gearbeitet, 
wobei folgendes im Einzelnen zu merken: 
Theoph.p. 71, 8—10 ist wahrscheinlich durch Theodoret III, 1 
veranlasst. 
Theoph. p. 71, 11— 72, 5 = Socr. III, 1, 46—52 (zuletzt einige 
Worte etwas freier). 


» Pp.72,5—9 vgl. oben p. 83. 

» p.72,10—12 == Sozom. V, 6, Socr. III, 7. 

»  p. 72, 12—14 == Socr. III, 4, Sozom. V, 7. 

» P. 72,14—15 == Sozom. V, 7 (Ende) 

» P72,15—73,8 = Chron. Pasch. p. 546, 14ff. 

» p. 73, 8—14 = Sozom. V, 4, dazu Theodoret. III, 7. 


» . p. 73, 14ff. über Marcus Arethusius augenscheinlich nach 
Sozom. V, 10, jetzt aber bei Theoph. verwirrt. 
Theoph. p. 73, 18—74, 1 — Chron. Pasch. p. 547, 6f. 
n» p.74, 1—4 — Sozom. V, 4 (Ende) Socr. III, 12. 
» 414, 65—6 = Socr. III, 12 (Ende), Theodor. III, 8, 
Sozom. V, 18. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 95 


Theoph. p. 74, 6—9 == Socr. IIT, 16, Sozom. V, 18. 

» Pp. 74, 10—14 == Sozom. v, 15, Socr. TII, 14 (vgl. 
"Theod. III, 9). 

» p. 74, 14—15 == Sozom. V, 15. 

» ΒΡ. 74, 15—75, 4 vgl. oben p. 89 f. p. 35, 14 ff. 

» p. 75, 4—7 — Sozom. V, 16 (auch ibid. 17). 

» p. 75, 7—12 e: Sozom. III, 17. 

» pP. 75,12 —76, 15 = Sozom. V, 21. 

p. 76,15 — 77, 14 = Sozom.V, 20, Socr. IIT, 18, Theod. III, 11. 

» P. 77, 14—78, 5 = Theodor. IIT, 12 und 13. 

» P./8,6—79, 3 == Chron. Pasch. p. 548, 12 ff. 

» P.79,8—1 — eine fehlerhafte Verbindung von Socr. 
III, 22 mit Theodor. IV, 1, vgl. auch 
Socr. IV, 1, 9. 

p. 79, 7—80, 4 — Chron. Pasch. p. 549, 12 ff. (Zuletzt ist 
Theophanes etwas vollständiger, augen- 
scheinlich aus derselben Quelle). 

» P. 80, 4—12 vgl. oben p. 83 f. 

» p-. 80, 13—15 ist augenscheinlich Zusatz einer bekannten 
Thatsache Seitens der directen Quelle des Theophanes. 

Theoph. p. 80, 15—81, 1 = Socr. IV, 23, 12 und 38. 

» p. 81, 1—4 == Theedor. III, 20 mit Zusatz über die 
Ausdehnung der Erscheinung aus ähn- 
lichen Stellen. 

„ Pp. 81, 5—10 nach Sozom. V, 22, Socr. III, 20 doch mit 
einigen unbedeutenden Zusätzen, die zum Theil auf Antiochische 
Quelle weisen. 

Theoph.p. 81, 10—17 == Theodor. IH, 21. 

» P. 81, 18—82, 3 — Socr. III, 17 (cf. auch 11), Sozom. V, 19. 
p. 82, 3—9 — "Theod. III, 21, Socr. III, 21 (Ende) 

[das Datum ist bei Theoph.verschrieben ]. 

» Pp.82,10—16 sind Wunder aus einer Chronik oder aus 

Fasten. ) 

Theoph.p. 82, 16—17 == Theod. III, 26. 

» P. 82, 17 —19 scheint die ganze Partie auf die Antiochische 
Ueberlieferung zu verweisen. Cf. Theod. III, 27. 

Theoph. p. 83, 2—12 ist der Fassung des Malalas p. 334, 13ff. 

nahe verwandt, über die Dauer des Waffenstillstandes vgl. Theod. 

IV, 2, sonst auch Socr. III, 22, Sozom. VI, 3. 

Theoph. p. 88, 12—20 == Theodor. IV, 2 und 4, Sozom. VI, 3. 

» p- 84, 1—4 = Socr. III, 25. 

» ΡὈ. 84, 5—10 enthält ein Wunder, gewiss aus derselben 
Quelle wie p. 82. 

Theoph. p. 84, 10 ff. vgl. oben p. 83. 

» P. 84,15—85, 4 vgl. Socr. IV, 1, Soz. VI, 6 und dazu meine 
Quaest. Frider. p. 25 f. (Die Zahlenbestimmungen sind nicht genau.) 


” 


96 Ludwig Jeep: 


Theoph. p. 85, 6—7 zum Theil dasselbe wie vorhin, ferner Socr. IV, 11, 
Soz. VI, 10, über die Taufe des Valens vgl. s. Theoph. 84, 15. 
Theoph. p. 85, 10 ff. ex Sozom. VI, 7, Socr. IV, 4. 

» p. 86, 3—10 = Socr. IV, 1. 

» p. 86, 18—87, 9 = Socr. IV, 3 und 5, Sozom. VI, 8. 

» p.87,10—88, 4 enthält Nachrichten, wie Socr. IV, 3 
Sozom. VI, 2, doch sind Zusätze von dem Bearbeiter gemacht. Vgl. 
Ammian. XXVI, 10, 15. 

Theoph. p. 88, 5—17 Socr. IV, 31, Soz. VI, 9, Socr. IV, 9. 

»  p.88,17—89,11 = Theodor. IV, 12 (Name der Domnica = 

Sozom. VII, 1, Socr. IV, 26), Sozom. 


VI, 10 und 11. 
» P 89, 11—12 vgl. oben 87, 10 (auch hier Zusatz). 
» P 89, 14 f. = Sozom. VI, 12, dann Socr. VI, 13, IV,7. 


» FE 91, 4—12 == fSozom. VI, 18. 
»  p- 91, 14—19 == Sozom. VI, 14, Socr. IV, 16. 
p. 92, 1—4 enthält die Nachricht vom Verfolgen der Ortho- 
doxen, die die Kirchenhistoriker oft haben, z. B. Socr. IV, 1, Be- 
günstigung der Heiden ist Zusatz. 


Theoph. p. 92, 5—14 = Sozom. VI, 18, Socr. IV, 18. 

» Pp. 92, 14. — Theodor. IV, 14—15. 

» p. 93, 6—11 = Sozom. VI, 15. 

» Ὀ. 93, 14—17 == Socr. IV, 19, Sozom. VI, 35. 

» Pp. 93, 118. == Theodor. IV, 20—21, Sozom. VI, 19. 

» Ppr94,7—9 c Sozom. VI, 16. 

» Pp. 94, 10—96, 4 = Sozom. VI, 24, Socr. IV, 30. 

» Pp.95,4—11 = Theodor. IV, 21 und 22. 

» Pp. 95, 111. = Theodor. IV, 7 und 8. 

» P. 96, 1ff. == Socr. IV, 26, Theod. V, 8, Socr. V, 7, 
Soz. VII, 5, Theod. IV, 30, 13, 16, 31. 

» p. 96, 15f. = Socr. VI, 31, Sozom. VI, 86 (natür- 
lich νδ΄ statt mb) Theodor. IV, 33. 

» P. 97, 19—98, 3 = Sozom. VI, 35, Socr. IV, 19. 

» p.98,4—9 —: Sozom. VII, 18, Socr. IV, 28. 

» p 98,9—10 = Sozom. VI, 25. 

» p. 98.108 = Sozom. VI, 26 mit kleinem Zusatz der 
directen Quelle. 

» p. 98, 141. = Theodor. III, 24 und 27. 

» Pp. 98, 17—99, 2 = Theodor. IV, 26. 

» p. 99, 2f. == Theodor. IV, 29 (vgl. Sozom. III, 16) 
kleiner Zusatz aus der directen Quelle. 

» p. 99,108. = Theodor. IV, 11, IV, 19 (kleiner Zu- 


satz der directen Quelle p. 100, 1 ver- 
muthlich nach Socr. IV, 26 Ende; die 
Nachricht über Domnica verdreht nach 
Socr. IV, 26, 21). 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 97 


Theoph. p. 100, 13 f = Sozom. VI, 38, vgl. Theodor. IV, 23, 
Socr. IV, 36. 

. 101, 1—3 Zusatz der directen Quelle. 

. 101, 5—14 == Sozom. VI, 37, Socr. IV, 33, 34. 

. 101, 16£f. = Socr. IV, 35, Sozom. VI, 37 (Ende), 
allerdings mit einer kleinen Erweite- 
rung betreffs der von den Gothen ver- 
wüsteten Provinzen und durch einige 


„ 
? 


Ὁ Ὄ 'g 


? 


Omina. 

» p. 102, 4f. = Bocr. IV, 35 und 38, Sozom. VI, 37 
(Ende) und 39. 

» P. 102, 18. — Sozom. VI, 40, Theodor. IV, 34. Ein 


kleiner Zusatz der directen Quelle des 
Theoph. ist der Vergleich ὡς τῷ 
Mixaiq κατὰ 'AxóB, auch sonst noch 
einiges über Isacius p. 102, 12 und 
p. 102, 18—103, 3; über den Tod 
des Valens vgl. noch Socr. IV, 38. 

» p.108, 3f. = Socr. V, 1f, Sozom. VII, 1f. 

»  p.103,12—14 wie das Citat über Trajanus Patricius in 
den Theophanes gekommen, weiss ich nicht, jedenfalls aus keinem 
der ältern Kirchenhistoriker, denn ἔγραψε χρονικὸν εύὐντομον ἐπὶ 
"loucriviavoO ToO ἹΡινοτμήτου vgl. Suidas s. u. Tpotavóc. 


Theoph. p. 103, 14—16 ist eine Chronik oder Fastennachricht. 
p.103,18— 104,3 — Sozom. VII, 2, Socr. V, 2 (vgl. Theodor. 


V, 6). 
» Ρ. 104, 88. = Theodor. V, 2. 
» p.104, 68. = Socr. IV, 37, 2. 
» p. 104, 10f. == Socr. V, 5, Sozom. VII, 3; Theod. V, 3. 
» p. 105, 21. — Theodor. V, 4. 
» .p.105,10—12 == Zusatz der directen Quelle des Theoph. 
» p 105, 13—16 == Sozom. VII, 5, Socr. V, 7. 


p.105,19— 106,4 — Socr. V, 11, Sozom. VII, 13. 


Theoph. p. 106 —112 finden wir in der Ábhandlung von Sar- 
razin in den Comment. Ienenses p. 168—169 auf seine Quellen 
zurückgeführt, p. 113—116 ibid. p. 169—172, p. 117—124 ibid. 
p. 173 und 174, p. 127—136 ibid. p. 179. Was die hier über- 
gangenen Stellen des Theophanes betrifft, so ist eine grosse Reihe augen- 
scheinlich in einer von Theophanes benutzten Chronik vorgefunden. 
Dahin gehört Theoph. p. 106, 20— 107, 3, ibid. p. 109, 14— 15, 
auch wohl ibid. p. 116, 10—12 vgl. z. B. Marcellinus z. J. 395 
und Malal. p. 348, ferner die verschiedenen Einzelnachrichten ibid. 
p. 116, 15ff. bis p. 117, 5 (zu den letzten Zeilen vgl. Malal. 
p. 349, 5), ibid. p. 118, 4—10 (zweimal dasselbe) vgl. Chron. 
Pasch. p. 566, 9 ff, ibid. p. 120, 15—121, 3 (vgl. zu dem Brief 

Jahrb. f. class, Philol. Suppl. Bd. XIII. 1 


98 Ludwig Jeep: 


des Chrysostomos Sozom. VIII, 2), ibid. p. 127, 5—11, ibid. p. 127, 
21— 128, 2, ibid. p. 129, 6—10, ibid. p. 130, 4—5 und 11—18 
(siehe auch den Zusatz p. 131, 19 über die Regierungszeit Valen- 
tinianus III), p. 132, 1—2, p. 133, 10—11 aber entspricht der 
Ueberschrift des Sozom. IX, 17. Man kann sehr leicht in diesen 
Nachrichten dem Inhalte nach unterscheiden, was dem Orient an- 
gehört und was aus dem Occident stammt, und zwar vermuthlich 
aus den Ravennatischen Fasten. Zu p. 112, 18— 20 vgl. Theod. V, 19, 
p. 113, 5— 8 ist augenscheinlich eine Abirrung zu Socr. VI, 10 
und Sozom. VIII, 20, zu p. 118, 9—19 und Theoph. p. 118, 21— 
119, 19 vgl. Sarrazin ἃ. a. O. p. 179; diese Stellen gehen auf die 
Ueberlieferung des Malalas zurtick p. 347, 16 und p. 349, 12f.!) 
Zu Theoph. p. 119, 19 ff. vgl. Theodoret. V, 28, allerdings ist Theoph. 
p. 120, 1— 3 ein selbstündiger Zusatz, der augenscheinlich Joannes 
vertheidigen soll Zu Theoph. p. 123, 17ff. vgl. Theodor. VI, 24 
(siehe auch Socr. VI, 2 u. Sozom. VIII, 22 u. 28). Zu Theoph. 
p. 124, 14 —18 siehe Sarrazin a. a. O. p. 178; zu Theoph. p. 125 — 
126 aber denselben p. 179. Cf. auch oben p. 84. Zu Theoph. 
p. 128, p. 128, 11 ff. vgl. Theodor. V, 39?) und Sozom. II, 11. 


VI. 
Philostorgios und Nicephoros Kallistos. 


Sehr wichtig ist es zu erfahren, ob nicht in der grossen Kirchen- 
geschichte des Nicephoros Kallistos reichere Reste des Philostorg. 
verborgen sind, als die unter dem Namen des Photios gehenden, 
wie ja auch derartige Reste des Theodoros Lector in jenem Autor 
bisher verborgen waren. 

In Frage kommen Buch VIII—XIV. Es zeigt sich bei einer 
genauen Analyse der betreffenden Bücher bald, dass Nicephoros 
nichts anderes von dem Philostorgios gekannt hat, als die Frag- 
mente, welche wir auch kennen. Absolut sicher macht dies nament- 
lich eine Stelle Nicephoros IX, 17 ed. Paris. p. 717, C. Von ibid. 
p. 716 (kurz vor D) an ist nämlich vom Nicephoros der Philostorg. 
III, 15, so wie er uns jetzt an dieser Stelle vorliegt, fast verbo 
tenus ausgeschrieben, und an der oben citirten Stelle p. 717, C 
heisst es ἀκραςίᾳ γλώττης καὶ τῷ ducceßei τοῦ φρονήματος 
ἐκεῖθεν ἐλαύνεται. Dieses letztere aber enthält einen Zusatz des 
Excerptenmachers, wie die betreffende Stelle bei Philostorg in ihrem 
vollständigen Wortlaut sofort lehrt. Sie lautet nämlich ἀλλὰ xd- 
κεῖθεν αὐτὸν ὁ φθόνος αὖθις, dic PiAoctöpyioc ληρεῖ, dic δ᾽ ἄν 


— nen — ——— — . 


1) Natürlich irrt Theoph. p. 119, 4 mit dem τὸ γένος Γάλλου; es 
ist das ἀπὸ τῶν Γαλλιῶν in der Ueberlieferung des Malalas falsch ver- 
standen. Vgl. Mal. 849, 14. 

2) Die Zahl der Jahre für die Verfolgung ἐπὶ πέντε χρόνους stimmt 
jetzt nicht mehr mit Theodoret. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 99 


τις ἀληθεύων εἴποι, τῆς γλώςςης ἣ ἀκραςεία καὶ τὸ τοῦ φρονήμα- 
τος ducceßec ἐξελαύνει. 

Dem entsprechend finden wir denn auch nur die Excerpte des 
Photios von Nicephoros benutzt. 

Um einen Begriff von der Arbeit des Nicephoros zu geben, 
lasse ich unten die Analyse eines Buches folgen. Ich wälhe dieses 
Buch, weil neben der Benutzung der Excerpte aus Photios des der- 
selben klar wird, dass Nicephoros im Anfange seines Werkes p. 35 


seine Quellen nicht vollständig angegeben hat. 


Nicephorus lib. XIII, 1 (editio 
Parisine) 

Λαμπρῶς δὲ οὕτω τὴν ἐκκληςίαν 
auencac ὁ μέτιςτος Θεοδόειος 
ἐτελεύτα ἐπὶ διαδόχοις buci τοῖς 
παιείν: ὧν τὸν μὲν πρεςεβύτερον 
τῶν πρὸς ἕω ἄρχειν ἐθνῶν 
ἔταττε᾽ τὴν δὲ τῶν ἑςπερίων 
[ἀρχομένην καὶ τὴν Κωνεταντί- 
vou] τῷ νεωτέρῳ 1) ἐνεχείριζεν 
"'Ovupiu. καὶ ἄμφω δὲ περὶ τὴν 
θρηςκείαν ὁμοφρονοῦντες τῷ 
πατρὶ διενεύοντο. τελευτῶν γὰρ 
ἐκεῖνος οὐδὲν ἄλλο τούτοις πα- 
ρήνει ἢ τὴν εὐςέβειαν ἐντελῆ 
φυλάττειν. δι᾽ ἧς εἰρήνην τε 
ἐπιγίνεεθαι καὶ πόλεμον κατα- 
λύεςθαι εἰεηγεῖτο᾽ τρόπαιά τε 
Avicracdaı καὶ νίκην ἐκ θεοῦ 
πρυτανεύεεθαι᾽ τοιαῦτα ἐκεῖνος 
μὲν τοῖς παιςεὶ παραινῶν ἐτε- 
λεύτα. oi δὲ οὐ τῆς βαειλείας 
μόνον, ἀλλὰ καὶ τῆς εὐςεβείας 
διάδοχοι καὶ κληρονόμοι καθί- 
CTAVTO. 


Sozomenos VIII, 1 


Ὥιδε μὲν εἰς τὰ μάλιςτα τὴν 
ἐκκληςίαν αὐξήςας ἐτελεύτηςε 
Θεοδόειος καὶ διαδόχους κατ- 
έλιπε τῆς ἀρχῆς, ᾿Αρκάδιον μὲν 
τὸν πρεςβύτερον τῶν υἱέων τῶν 
πρὸς ἕω ἐθνῶν᾽ “Ονώριον δὲ 
τῶν πρὸς ἑςπέραν᾽ ἄμφω δὲ 
ὁμόφρονες τῷ πατρὶ περὶ τὴν 
θρηςκείαν ἐγενέεθην. 

Theodoret. V, 25 
τὴν εὐςέβειαν δὲ τελείαν xal 
τοῦτον ἔχειν κἀκεῖνον παρήνεςε. 
διὰ ταύτης γάρ, ἔφη, καὶ ἣ εἰρήνη 
φυλάττεται καὶ πόλεμος κατα- 
λύεται --- καὶ ἀνίςτανται τρόπαια 
καὶ νίκη βραβεύεται᾽ ἐκεῖνος μὲν 
ταῦτα τοῖς Traci παραινέςας ἐτε- 
λεύτηςεν — 

ibid. V, 26 

οἱ δὲ τῆς Bacıkeiac διάδοχοι Kai 
τῆς εὐςεβείας ἐγένοντο κληρο- 
νόμοι. 


Die folgende Geschichte vom Mönche Telemach, der den Circus- 


spielen Einhalt zu thun suchte ibid. p. 339, D — 340, A ist ziemlich 
wörtlich aus Theodoret V, 26. Die jetzt sich anschliessende Stelle über 
Rufinus und Stilicho und ihren Einfluss, dazu die über den Tod des 
, Rufinus p. 340, A Ende — C gegen Ende ist aus Philostorg. Fragm. 
XI, 3, nur unter C sind die Worte eic ἀπάντηςιν ἥκοντος (sc. 'Ap- 
xabíou) τῷ crpará) εἰωθὸς ὃν τοιαῦτα ποιεῖν (sc. 'Poupivov &vei- 
λον) aus Sozom. VIII, 1 ἅμα ὁ βαειλεὺς ὡς é00c — ὑπήντετο 
(sc. "Pougivov ἀπέκτειναν), woher auch der eine Grund der Ermor- 


1) τῷ veutépy Theodor. V, 25. 
7% 


100 Ludwig Jeep: 


dung des Rufinus genommen ist (unter C p. 340): καὶ τὸ τρίτον ὅτι 
καὶ τύραννος ὑπωπτεύετο, wofür entsprechend beim Sozom. ibid. 
ὕποπτος ὦν καὶ ἄλλως ὡς τυραννεῖν βούλεται. Die Berufung der Hun- 
nen Seitens des Rufinus p. 340, C— D ist gleichfalls aus Sozom. ibid. 
(nicht aus Socr. VI, 1). Der Tag der Ermordung und das frivole Spiel 
mit der Leiche des Rufinus p. 340, D — 341, A ist aus Philostorg. 
Frg. XI, 3. Nach dem kleinen selbständigen Uebergange émícnc bé 
τούτῳ καὶ (τελίχων εἴπερ τις ἐν δυνάμει μεγάλῃ Ῥωμαίων καὶ 
βαρβάρων τενόμενος ευγκρούειν πρὸς ἑαυτὸν βουλόμενος τὰ βαεί- 
λεια κατὰ τὴν Ἰταλίαν ἐςφάγη, ὡς ἐν καιρῷ μοι λελέξεται, wozu 
Nicephoros augenscheinlich durch seine Vorlage Philost. 1. e. ver- 
anlasst wurde und dessen Anfang aus Sozom. VIII, 25 (Crelixwv — 
ἀνὴρ εἴπερ τις πώποτε ἐν πολλῇ δυνάμει γεγενημένος) genommen 
ist, folgt ein kurzer Bericht über Eutropius, den Nachfolger des Ru- 
finus und seinen Einfluss am Hofe von Byzanz p. 341, B aus Philost. 
frg. XI, 4. Mit der selbständigen Wendung ἀλλὰ περὶ μὲν Εὐτρο- 
πίου καὶ ὕετερον ἐροῦμεν geht Niceph. (p. 341, C — p. 342, A 
Ende) über zu der Ausschreibung des Sozomenos VIII, 1 (Mitte), 
an welcher Stelle der Segen der katholischen Regierung Seitens der 
beiden Kaiser gepriesen wird. P. 342, B berichtet über Lucianus den 
Eunomianer und seine Entartung nach Philost. frg. XII, 11 während 
ibid. C das Vorgehen des Castraten Eutropius gegen Schriften des 
Eunomius und gegen die Gebeine desselben aus Phil. frg. XI, 5 ent- 
nommen hat. Der Niceph. p. 342, C und D gegebene Bericht über 
die Novatianer ist aus Sozomenos |. c. 

Das folgende ist kürzer behandelt. 

Nicephoros XIII, 2 enthält einen Abriss des Lebens des Jo- 
annes Chrysostomos. Derselbe ist genommen aus Sozom. VIII, 1, 
wobei nur zu bemerken, dass der Zusatz zum Namen des Joannes 
διαδεξάμενος Κύριλλον aus Theodoret. V, 35 hinzugefügt ist; dann 
aus Sozom. VIII, 27), darauf aus Socrat. VI, 1, wiederum — ich 
führe nun nur noch einfach die Stellen an — aus Sozom. VIII, 2, 
Socr. VI, 3, Sozom. VIII, 2 (Lob des einfachen Lebens unten Niceph. 
p. 344, A aus Sozom. VIII, 2 noch einmal) Das Lob der Bered- 
samkeit, welches Niceph. p. 344, A, B anstimmt, beruht wohl auf 
selbständiger Kenntnissnahme der Schriften des Joannes, wie der 


1) Es gibt mir der Umstand, dass Nicephoros den Joannes als 
Xpucócropoc bezeichnet (Niceph. XIII, 2 Ἰωάννην τὸν τὴν γλῶτταν xpucoóüv 
und Niceph. XIII, 8 ὑπερφυῶς ἐρῶντες τῆς γλιύττης, ὡς kal Χρυςόςτομον 
αὐτὸν προςειπεῖν) Veranlassung, auf den Artikel in der neuen Auflage der 
Herzogschen Encyclopädie zu verweisen, in dem, trotzdem Sozomenos an 
der betreffenden Stelle citirt wird, zu lesen steht, dass Joannes den Bei- 
namen erst im 7. Jahrhundert erhalten, resp. dass er da zuerst nachweis- 
bar. Der Herr Verfasser hat also Sozomenos, den er doch so schön citirt, 
nicht gelesen; denn Sozom. VIII, 10 steht gross und breit ἀλλ᾽ ὁ μὲν 
εὐκόλως Kal μάλα εὐήχως ἔλεγεν, ὡς καὶ Χρυςόετομος πρός τινων dvoudle- 
cdaı. Ich glaube, so etwas steht einzig in der Welt da. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 10] 


Schluss dieses zweiten Capitels (p. 350) beweist, wo es unter andern 
heisst: ἐμοὶ δὲ ἐντυχεῖν λόγοις καὶ ὑπὲρ χιλίους ἐγένετο τοῦ 
ἀνδρὸς ἀμύθητον τὴν ἡδονὴν ἀποςτάζοντας — καὶ εἴ τι δέ μοι 
mepiecriv, ἐκεῖθεν ἔχω λαβών. Vielleicht ist dieses Studium durch 
die Aufforderung dazu Seitens des Socrates VI, 4 (Ende) hervor- 
gerufen. — Die folgenden Nachrichten über die Erziehung des Jo- 
annes sind wieder aus Sozom. VIII, 2, Socr. VI, 3, Sozom. VIII, 2 
(Boer. VI, 3), wo aus Niceph. p. 344, D die Aeusserung ὃ καὶ τὸν 
φοιτητὴν (scil Diodori Tarsensis) διαφερόντως μιμήςαςθαι selb- 
ständig erscheint und sogar insofern gegen Sozom. l. ὁ. polemisirt 
wird, als dieser nur ἐπιςτολὴν des Joannes an Theodoros den spä- 
ieren Bischof von Mopsuestia kennt, Nicephoros aber mit Hinblick 
hierauf ausdrücklich angibt p. 347, A οὐ μίαν, ἀλλὰ xal δευτέραν 
πέμπει ἐπιςτολὴν und ibid. unten B (Ende) ἔπειτα καὶ ἄλλην cuvé- 
Ypayev, eine Sache über die nachzusehen ist Valesius zu Sozom. 
VIII, 2. Auch bei Berufung des Joannes durch den Comes Orientis 
Asterius Niceph. ibid. p. 348, A fügt Nicephoros selbstündig die 
unwichtigen Worte ἐπί τινι τῶν πρὸ τῆς ᾿Αντιόχου ἀγρῶν hinzu, 
während Sozom. nur von einer Berufung πρὸς αὐτὸν weiss, aber an 
einen Ausfall ähnlicher Worte an dieser Stelle kaum gedacht werden 
kann. Niceph. ibid. p. 349, B—D folgt Socr. VI, 2 und 3, setzt 
aber unter C selbständig gegen Socrates hinzu: ὃ παντάπαςιν ἀπο- 
τρέπεται Συμεὼν ὁ τὸν βίον ευγγραψάμενος τοῦ ἱεροῦ Xpucocró- 
μου, ὃς δὴ καὶ ὑπὸ Φλαβιανοῦ Yevecdaı πρεςβύτερον icropet καὶ 
διάκονον ᾿ ὅτε καὶ περιςτερὰν θείαν ἐπικαταπλᾶςαν τῇ ἐκείνου ἱερᾷ 
κορυφῇ ἐφιζῆςαι. — Der Schluss des Niceph. XIII, 2, der kurz auf 
die Werke des Joannes eingeht, ist, wie schon oben bemerkt wurde, 
selbständiger Kenntniss entsprungen. 

Niceph. XII, 3 stammt aus Sozom. VIII, 3, Theodoret. V, 28, 
Sozom. ibid., Theodoret. V, 28, 29, 30, 31 (im letzten Capitel ist 
nur statt des Theodoretischen Ev τῇ χώρᾳ δὲ τῇ ἡμετέρᾳ von Ni- 
ceph. p. 352, B entsprechend 'Ocponvoic geschrieben), Sozom. VIII, 3, 
Socr. VI, 4, wobei zu bemerken, dass die Erwähnung des Beifalls 
des Joannes bei der Menge nach dieser Stelle unten bei Niceph. 
p. 350, B etwas selbstündiger noch einmal kommt, und dass Niceph. 
p. 350, C (Ende) noch einmal über die Wirkung der Beredsamkeit 
des Joannes selbstündig in bewundernde Worte ausbricht: ὡς καὶ 
δοκεῖν ἐξεῖναι θείως βακχεύειν xal εὔφρονα μαίνεςθαι. Der Schluss 
Niceph. XIII, 2 (p. 850, D) ist aus Socr. VI, 5. 

Nicephoros XIII, 4 aus Socr. VI, 5, Sozom. VIII, 7 und nach 
einem selbständigen Uebergange p. 352 A am Ende von p. 352, B 
aus Philostorg. XI, 6!), das Ende aus Socr. VI, 5, wozu einige selb- 
ständige Worte ohne Bedeutung kommen. 


1) Niceph. setzt hinzu θυγάτηρ dc μέν τινες ἱςτοροῦςι Γρατιανοῦ ὃς 
τῆς ἑςεπέρας τὴν ἀρχὴν ἐκληροῦτο. 


102 Ludwig Jeep: 


Niceph. XIII, 5 nach einem kurzen selbständigen Eingange aus 
Sozom. VII, 4, Philost. XI, 8, Socr. VI, 6, Theodoret V, 32 zu- 
sammengesetzt. !) 


Niceph. XIII, 6 ist aus ganz denselben Capiteln zusammen- 
gesucht, wie caput 5, nur ist auch Theodoret. V, 33 noch ausserdem 
benutzt auf p. 361. 

Niceph. XIII, 7 nach Sozom. VIII, 5. 

Niceph. XIII, 8 nach Socr. VI, 8, resp. Sozom. VIII, 8. 

Niceph. XIII, 9 nach Sozom. VIII, 6, resp. Socr. VI, 11, dazu 
kommen Stücke aus Sozom. VIII, 8, 9, 10, resp. Socr. VI, 4. 


Niceph. XIII, 10 aus Sozom. VIII, 11, 12 und Socr. VI, 7; 
merkwürdig ist nur der Umstand, dass am Schluss p. 373 die Worte 
μόλις γυμνοὶ τῶν φρεάτων ávaOopóvrec τὸν ὑπὲρ κεφαλῆς κίνδυ- 
νον διέδραςκον aus der Vita des Joannes Chrysostomos, von Georgios 
Alexandrinus?) verfasst, interpolirt sind. 


Niceph. XIII, 11 ist zusammengeflickt aus Stellen aus Socr. 
VI, 2 (cf. Sozom. VIII, 2), 7, 9, Sozom. VIII, 12, 13. 


Niceph. XIII, 12 aus Socr. VI, 9, 10, Sozom. VIII, 13, 14. 

Niceph. XIIT, 13 aus Sozom. VIII, 14, 15, Socr. VI, 12, 14. 

Niceph. XIII, 14 aus Sozom. VIII, 16, resp. Socr. VI, 15. 
Dabei aber ist zu merken, dass die Worte gegen Ende des Capitels 
"Apcakiou τὸν θρόνον διέποντος von Niceph. hinzugesetzt sind. Von 
grösserer Bedeutung ist, dass im Anfang die Erwähnung des Wein- 
bergs der Kallitrope, den sich die Kaiserin Eudoxia angeeignet haben 
sollte, aus Georgios vit. Chrystost. genommen ist.?) 

Niceph. XIII, 15 aus Sozom. VIII, 17, resp. VI, 15. 

Niceph. XIII, 16 aus Sozom. VIII, 18, resp. Socr. VI, 16, 
während die p. 385, C eingestreute Erwähnung eines Erdbebens zu 
Constantinopel aus Theodoret. V, 34 ist. 

Niceph. XIII, 17 aus Sozom. VIII, 19, resp. Socr. VI, 17. 

Niceph. XIII, 18 aus Socr. VI, 18, Sozom. VIII, 20. Das Wort- 
spiel mit εὐδοξία und ἀδοξία, sowie die Beziehung auf Jesabel kann 
aus Georgios Alexandrinus genommen sein; vielleicht hat Nicephoros 
dies durch diese Vita angeregt auch in der Homilie des Johannes selbst 
nachgelesen. Der Schluss des Capitels von p. 390,C an ist augen- 


1) εἴρηται δὲ ἡμῖν ὅπως τὸ γένος τοῦτο κατὰ τοὺς χρόνους Οὐάλεν- 
τος ἐπὶ Οὐλφίλα τὴν ᾿Αρειανικὴν παρὰ Εὐδοξίου εἰςεδέξαντο λύμην p. 356 
ist natürlich selbständiger Zusatz. 

2) Ich habe nur die lateinische Uebersetzung benutzen können. 

8) Es wäre besser gewesen, wenn Neander, der heilige Chryaostom. 
8. Aufl. II, p. 116, diese alberne Anecdote bei Seite gelassen und sich 
nur an Palladius gehalten hätte, statt dessen Plagiator und Verbrämer 
eines Wortes zu würdigen. Merkwürdig, dass auch in der Gegenwart 
noch immer in dasselbe Horn gestossen wird, dessen Schall nur den 
Ruhm des Joannes und die Niedertrüchtigkeit der schónen Eudoxia ver- 
kündet. Endlich sollte man doch einmal die Geschichte besser studiren. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 103 


scheinlich nach Georgios wohl unter Benutzung von Stellen aus So- 
zom. VIII, 21 und 22 geschrieben. 

Niceph. XIII, 19. Der Brief des Joannes, der hier 'citiert wird, 
findet sich Palladius vit. Chrys. p. 10ff.!) Die betreffende Stelle 
beginnt Pall p. 17 und reicht bis p. 19. Der Schluss des Capitels 
über die Edieta gegen Joannes und über die Vermehrung der An- 
hünger desselben ist aus Palladius p. 86. 

Niceph. XIII, 20 aus Georgios (cf. Pallad. p. 88). P. 393 A 
in der Mitte beginnt eine wenig schmeichelhafte Apostrophe an eine 
ungenannte Person mit den Worten τί τοῦτο ἀνδρῶν εὐμεταβολώτατε 
καὶ κατ᾽ αὐτό γε τὸ κρατεῖν Bacıkewv ἁπάντων ἀτενέετατε καὶ 
ἀγνωμονέετατε. Es kann natürlich kein Zweifel obwalten, dass 
Arcadius gemeint ist. Die Schmähung reicht bis p. 393,C Ende 
und ist wohl, wenn ich sie nicht etwa in der langweiligen Vita des 
Georgios übersehen haben sollte, ein Ausfluss orthodoxer Ent- 
rüstung Seitens des Nicephoros. Jedenfalls unterbricht diese Apo- 
strophe die Erzählung dermassen, dass die darauf folgende An- 
knüpfung ταῦτα ἀκούςας 6 μέγας κτλ.; die sich auf die Stelle vor 
jener Episode bezieht, so grammatisch gar keine Beziehung hat. 

Die Fortsetzung p. 393, C—D ist nach Georgios gearbeitet. 
Dann aber beginnt mit p. 393, D — p. 394, A (in der Mitte) ein 
Abschnitt, der hier fehlerhafter Weise von Nicephoros aus Georgios 
eingeschaltet ist. Es handelt sich nämlich darin um eine Unter- 
haltung des Joannes mit seinen ihm untergebenen Priestern, die er 
vor seiner Verbannung zur Ruhe und zur Ergebung veranlasst haben 
soll. Diese Unterhaltung ist, wie gesagt, aus Georgios genommen, 
jedoch ist sie da, wie auch im Palladius, vor dem ersten Exil des 
Joannes mitgetheilt, von Nicephoros aber von da vor das zweite Exil 
fälschlich übertragen an Stelle der dort von Georgios mitgetheilten 
Reden des Joannes. Die Rede an die Olympias, die jetzt bei Niceph. 
folgt, ist auch noch aus Georgios, ebenso die Nachricht über die 
Entweichung des Joannes aus der östlichen Kirchenthür, um das 
Volk nicht aufzuregen. Von p. 394,C an aber folgt Niceph. dem 
Sozomenos VIII, 22, nur die Ordnung der Erzählung unbedeutend 
ündernd. Woher dagegen p. 395,B bis Ende des Capitels stammt, 
wo die Trauer der an das Meer laufenden Leute geschildert wird, 
als Joannes fortgeführt wird, weiss ich nicht. Ich halte es nicht 
für unmöglich, dass es eine Ausspinnung von Sozom. VIII, 22 ist, 
wo es bei derselben Gelegenheit heisst οἱ μὲν δρομαῖοι ἠπείγοντο 
πρὸς 0óAaccav, ὡς δὴ καταληψόμενοι, und wo auch die Geschichte 
von der verschlossenen Kirchenthür, als Joannes abgeführt wurde, 
erzählt wird. 

Niceph. XIII, 21 nach Sozom. VIII, 21?), allerdings in etwas 


1) Dieser Brief ist bei Georgios nur als existirend erwähnt. 
2) πεντήκοντα xpucivuv τὴν δεξίαν μιςθωςάμενον ist nach Georg. 
eingeschaltet. 


104 Ludwig Jeep: 


geänderter Anordnung. Der Schluss über das Feuer in der Kirche 
des Joannes aus Georgios. 

Niceph. XIII, 22, B aus Sozom. VIII, 22 Schluss, dann nach 
Georgios (cf. Sozom. VIII, 28), indem die hier befindlichen weit- 
läuftigen Erzählungen zusammengezogen werden. 

Niceph. XIII, 23 nochmals die Verfolgung der Anhänger des 
Joannes, und zwar durch den Stadtprüfecten Optatus, nach Georgios 
(cf. Socr. VI, 18 Ende) und dann nach Sozom. VIII, 24 mit ver- 
änderter Ordnung. 

Niceph. XIII, 24 ist im Anfange nach Georgios, vor p. 401 
(kurz vor B) bis nach ibid. C aus Sozom. VIII, 9 (in der Mitte) 
wiederum aus Georgios und dann folgt eine kleine Stelle (bis p. 402 
oben)?), deren Inhalt über das bei Palladius p. 150, 161—162 resp. 
bei Georgios Erzühlte nicht hinausgeht. P. 402 ist sonst aus Sozom. 
VIII, 24 und VIII, 27; jedoch von p. 408 an, wo der Tod der 
Olympias und ihre Beisetzung erzählt wird, ist die Stelle, wie Nice- 
phoros selbst angibt, aus der Vita der heil. Olympias, von einer 
Sergia?) verfasst, genommen. 

Niceph. XIII, 25 ist aus Sozom. VIII, 23. 

Niceph. XIII, 26 nach Georgios. 

Niceph. XIII, 27 enthält Mittheilungen aus den Briefen des 
Joannes. 

Niceph. XIII, 28 nach Sozom. VIII, 23, resp. Socr. VI, 19. Der 
Schluss über den Bischof Arsacius ist aus Georgios, resp. Palladius 
p. 94. Der letzte Ausfall gegen jenen Bischof ist nach des Nice- 
phoros eigener Quellenausgabe aus Symeon genommen. 

Niceph. XIII, 29 im Anfang aus Sozom, VIII, 27°); der Schluss 
von 411,B an nach Georgios. 

Niceph. XIII, 30 nach Georgios*), nur ist zu bemerken, dass 
die Gesetze gegen die Anhänger des Joannes Chrysostomos, welche 


1) Àn die Stelle des Vergleichs mit der Persis bei Palladius und 
Georgios ist hier, ich denke aus der Sergia, der Vergleich mit der hei- 
ligen Thekla getreten. 

2) Sie lebte πολλῷ Ücrepov als der Aufstand Níxa unter Justinianus 
stattfand. Dass Niceph. auch vor der Angabe der Quelle die Stelle über 
den Tod u.s. w. der Olympias schópfte, wie das folgende, beweist das 
καὶ τοῦτο ἱςτορούςης ἔςτιν ἀκούειν. 

3) Nur der kleine Excurs über Eustathius ist zur Orientirung selb- 
ständig eingeschoben und zwar der über das Hauptwerk des Eustathius 
von Sebastia aus Sozom. III, 14, der andere über den andern Eustathius 
mit Bezug auf Niceph. selbst XII, 8 u. a. 

4) Uebrigens könnte diese Stelle auch ganz aus Palladius genommen 
sein, der hier wie anderswo einfach von Georgios abgeschrieben ist; 
sicher ist p. 412, B die Bezeichnung der Spiele tà xarà Δάφνην θεάτρα 
nach Palladios p. 146 ἐπὶ τὴν Δάφνην ἐπὶ θέᾳ τῶν ἀαωνιζομένων, wenn 
nicht etwa die mir allein zugängliche lateinische Uebersetzung des Geor- 
gios mit den Worten 'certamina, quae et Olympia vocabantur frei 
übersetzt hat. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 105 


einerseits sich gegen die Cleriker, andrerseits sich gegen die Laien 
kehren, bei Niceph. p. 418, A zu einem zusammengezogen sind. 

Niceph. XIII, 31 enthält zunächst eine hierher fälschlich ver- 
setzte Stelle aus Georgios, resp. Palladius p. 9—10 über die Ent- 
sendung dreier Briefe in der Angelegenheit des Joannes aus dem 
Orient an den Papst Innocentius in Rom. In diesen Passus aber 
ist eine kurze Notiz über die Vorgänger desselben eingeschaltet, der 
aus Socr. VII, 9 ist.!) Es folgt darauf die Verhandlung zwischen 
Rom und Constantinopel in derselben Angelegenheit nach Palladius 
resp. Georgios. Es ist dabei aber zu bemerken, dass, trotzdem auch 
schon von einem Briefe des Innocentius an Arcadius die Rede ist, 
zunächst nur der Inhalt zweier Briefe des Honorius an Arcadios 
kurz mitgetheilt wird nach Georgios, von denen der zweite eine 
Synode des Occidents und Orients in Thessalonich fordert. 

Niceph. XIII, 32 enthält zwei Briefe des Innocenz aus Sozom. 
VIII, 26. 

Niceph. XIII, 33 aus Georgios, resp. Palladius p. 30 ff. Dabei 
ist zu bemerken, dass Niceph. wahrscheinlich durch eine weiter 
unten bei Georgios in dieser Angelegenheit folgende Notiz?) be- 
wogen wurde, auch schon zu Anfang des Capitels die Eudoxia als 
Urheberin eines Anschlags gegen Boten des Innocentius zu be- 
zeichnen. 

Niceph. XIII, 34 aus Georgios. 

Niceph. XIII, 35 aus Sozom. VIII, 25, IX, 4°), 5, 6, 7, 8, 9 
und 10, indem wiederholt kleinere Zusätze aus Philost. XIT, 3 und 5 
gemacht sind. 

Niceph. XIII, 36 aus Philost. XI, 7 und XII, 8, 9, endlich aus 
Georg. (cf. Socr. VI, 19 und Sozom. VIII, 27). 

Niceph. XIII, 37 aus Georgios (zu p. 428, B Ende cf. Palladius 
p. 96 und zu C Mitte cf. Sozom. VIII, 28, Ende = Sozom. VIII, 28 
Ende). 

ioeph. XIII, 38 aus Philost. XI, 5, Sozom. IX, 1, Socr. VI, 23, 
Philost. XII, 13. 


VII. 
Zu den Quellen des Socrates. 


Von den Quellen des Socrates müssen zunächst die hervor- 
gehoben werden, die noch vorhanden sind. Denn es liegt auf der 
Hand, dass die aus diesen von Socrates genommenen Abschnitte für 
die historische Forschung in der Socratischen Wiedergabe nicht die 


1) Allerdings lässt Niceph. den Siricius 15 Jahre Papst sein, So- 
crates 17; das ist eine nur aus Versehen entstandene Variante. 

2) Niceph. h. 1. p. 418, A. 

8) Niceph. p. 421, À schaltet ein über den Alarich Ἑλλάδα δὲ καὶ 
᾿Αθήνας ἑλών, was augenscheinlich auf Philost. XII, 2 zurückzuführen ist. 


106 Ludwig Jeep: 


geringste Bedeutung haben. Es gilt also zunächst den unnüizen 
Ballast scheinbarer Quellen für die Periode von Constantin d. Gr. 
an zu beseitigen. 


Eusebius. 


Die Benutzung des Eusebius hat Socrates selbst an verschie- 
denen Stellen bezeugt, sowohl die Benutzung der historia ecclesia- 
stica, wie z. B. Socr. I, 22, als die der vita Constantini, z.B. II, 21, 
endlich auch theologischer Schriften des Eusebius, wie Socr. II, 20. 
Die Ausschreibung der historischen Schriften waltet vor. Dieselbe 
beginnt bereits deutlich I, 2 in der Ueberlegung des Constantin, 
welchem Gotte er folgen soll. Dies ist aus Eus. vit. Const. I, 27, 
es folgt die Vision aus Eus. ibid. I, 28!), dann die Erscheinung 
Christi aus Eus. ibid. I, 29, die Herstellung des Labarum aus Eus. 
ibid. I, 805), Besiegung des Maxentius aus Eus. ibid. I, 38°), die 
Verheirathung der Constantig*) mit Licinius aus Eus.ibid.I, 50, der 
Dank des Constantin gegen Gott aus Eus. ibid. I, 39 (Ende), Be- 
freiung von Verfolgung und Wohlthaten Seitens des Constantin aus 
Eus. ibid. I, 41, Bau von Kirchen aus Eus. ibid. I, 42. 

Hinzugefügt hat Socrates, dass der Sieg tiber Maxentius im 
siebenten Jahre der Herrschaft des Constantin erfochten und dass 
wührend dieser Zeit auch Diocletianus in Salona gestorben sei. Dass 
dies Fastennachrichten sind, scheint mir Chron. Pasch. und die an- 
dern Chronisten, wie Idatius und Prosper zweifellos zu machen. 
Vgl. übrigens unten. 

Socr. I, 3 preist die Thaten des Constantinus nach Eus. vit, IT, 45 f., 
III, 54, die Verwicklungen mit Licinius nach Eus. ibid. I, 50 ff. Cf. 
Eus. hist. eccl. X, 8. Wenn Socrates behauptet, Licinius habe be- 
fohlen τοὺς ἐπιςκόπους μὴ φοιτᾶν παρ᾽ éAAnciy, dic ἂν μὴ ἔχοι mpó- 
qaciv αὔξεεθαι τὰ χριςτιανῶν, so ist das Verbot doch wohl nur ein 
Missverständniss von Eus. vit. I, 51 νόμον ἐκπέμπει --- μὴ ἐπιδημεῖν 
αὐτῶν ἐξεῖναί τινι τῇ τοῦ πέλας ἐκκληςίᾳ᾽ μηδέ γε cuvóbovuc ἢ 
βουλὰς καὶ διαςκέψεις περὶ τῶν λυειτελῶν ποιεῖςθαι. τὸ δ᾽ ἦν ἄρα 
πρόφαεις τῆς καθ᾽ ἡμῶν ἐπηρείας᾽ Ich könnte mir auch wohl 
denken, dass in dem ἕλληςιν ein ἐκκληςία stecke und dazu eine 
nähere Bezeichnung wie die bei Eusebius ausgefallen sei. 

Socr. I, 6 anfangs über Ausbreitung der Verwirrung durch 
Arius aus Eus.ibid. IT, 61, während die Einleitung zum Hirtenbriefe 


1) Am Schlusse sind von Socrates ein wenig mehr Worte gemacht, 

2) Socrates fügt hinzu τρόπαιον ὃ μέχρι νῦν τοῖς βαειλείοις φυλάτ- 
τεται, ein Zusatz, der kaum anf specieller Kenntniss des Socrates beruht, - 
sondern irrthümlich aus den Worten des Eusebius I, 80 ὃ δὴ καὶ ἡμᾶς 
ὀφθαλμοῖς ποτὲ cuveßn παραλαβεῖν entstanden sein dürfte. 

8) Dass Socrates den bekannten Namen zur Brücke, nämlich Mulvius, 
hinzufügt, während Eusebius nur die γέφυρα ποταμοῦ Tıßepldoc nennt, 
kann nicht auffallen, zumal derselbe in den Chroniken genannt ist. 

4) Den Namen setzt auch hier Socrates hinzu. 


N‘ 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 107 


des Alexander nach dem Briefe selbst gearbeitet ist. Was den Brief 
anlangt, so steht er allerdings vor Socrates in keinem andern Autor, 
jedoch ist er einzeln überliefert worden und steht in der Ausgabe 
des Athanasius, die die Benedictiner besorgten, besser edirt Vol. I, 
p. 396 aus einem Codex Regius. Nach dem Briefe ist Socr. I, 6, 35 — 36 
(ed. Hussey) wiederum ganz wörtlich aus Eus. ibid. II, 60—61. 

Socr.1,7 nach Eus. ibid. IT, 63!) und aus Eus. ibid. IT, 69— 72. 

Soer. I, 8 nach Eus. ibid. III, 4 (ef. II, 73) — 9.2 

Socr. I, 9 Brief des Constantin an die Gemeinden aus Eus. vit. 
Const. III, 17 — 20. 

Ibid. Brief desselben an Eusebius aus Eus. ibid. IT, 46. 

Ibid. Brief desselben an Eusebius aus Eus. ibid. IV, 36. 

Ibid. Brief desselben an Macarius aus Eus. ibid. IIT, 30— 32. 

Socr. I, 28 Dedication der Kirche von Jerusalem und die sich 
daran sehliessende Synode in Tyrus?) geht auf Eus. ibid. IV, 40—41 
zurück. Die Prüsidentschaft des Exconsularis Dionysios gibt Con- 
stantin selbst in seinem Erlass Eus. ibid. IV, 42. Ueber den Schluss 
cf. s. Athanasius. 

Socr. I, 33 ist anfangs nach Eus. ibid. IV, 43. 

Socr. I, 39 Taufe und Tod des Constantin nach Eus. ibid. IV, 
61—62. Ueber den Schluss, in dem das Testament des Constantin 
besprochen vgl. s. Rufinus. 

Socr. I, 40 Begrübniss des Constantin aus Eus. ibid. IV, 66 
und 70. 

Besonders móge nachtrüglich Socr. II, 20 und 21 behandelt 
werden. Ende II, 20 citirt Socrates die Schriften gegen Marcellus, 
Socr. II, 21 handelt er über Eusebius und citirt daselbst wörtlich 
ein Stück aus Eus. vit. III, 13, worüber dann Socrates selbständig 
handelt zur Vertheidigung des Eusebius. Dem schliesst sich ein 
langes Stück aus der ecclesiast. theol. 1, 8 und 9 an und Eus. vit. ITI, 2. 
Den Schluss bildet wiederum ein selbständiger Zusatz ohne Be- 
deutung. 


Rufinus. 


Auszugehen ist von Socr. II, 1. In diesem Capitel nennt So- 
crates als seine Quellen für das erste und zweite Buch den Rufinus, 
für Buch 2—7 denselben Autor, die Schriften anderer, die nicht 
näher genannt sind, und die mündliche Tradition. Endlich fügt er 


1) Den Namen des Hosios setzt Socrates ein. 

2) Die Zahl der in Nicka versammelten Bischöfe lautet jetzt bei 
Eus. III, 8 πεντήκοντα καὶ διακοςίων ἀριθμὸν ὑπερακοντίζουςα, während 
Socrates mit Angabe des Eusebius als Quelle anführt τριακοςίων ἀριθμὸν 
ünepaxovriZouca. Schon aus der ungenauen Angabe, die in dem ὑπερα- 
xovriZovuca liegt, geht hervor, dass bei Eusebius eine runde Zahl stand, 
die Socrates noch richtig vorgefunden hat, die später aber verderbt wurde. 
An eine Correctur des Eusebius durch Socrates ist kaum zu denken, 

8) Die Zahl der Bischöfe fügt Socrates als 60 hinzu. 


108 Ludwig Jeep: 


als Quelle den Athanasius hinzu, nach dessen Werken er sogar 
Buch 1 und 2 einer nochmaligen Bearbeitung unterzogen hat. 


Aus Rufinus, dem Fortsetzer des Eusebius, hat Socrates direct 
grosse Partien mehr oder weniger vollständig herübergenommen. 
Hierher gehört 


Socr. I, 12 über den Bischof Spyridon aus Ruf. 1, 5. 

Socr. I, 15!) über Athanasius’ Kindheit aus Ruf. I, 14. 

Socr. I, 115 über die Findung des Kreuzes aus Ruf. I, 7—8. 

Socr. I, 19 Bekehrung der Inder aus Ruf. I, 9. 

Socr. I, 20?) Bekehrung der Iberer aus Ruf. I, 10. 

Socr. I, 21 über den heiligen Antonius nach Ruf. I, 8 (Ende). 

Socr. I, 25 bis zum Brief an den Arius nach Ruf. I, 11. 

Socr. III, 9*) über Lucifer aus Ruf. I, 31. 

Socr. III, 18 über das Orakel beim Grabmal des Babylos aus 
Ruf. I, 35. 

Socr. III, 19°) über Theodorus Confessus aus Ruf. 1,35 und 36. 

Socr. III, 20°) über den misslungenen Versuch, den Tempel in 
Jerusalem wieder herzustellen aus Ruf. I, 37—39. 

Socr. IV, 187) über Verfolgungen in Edessa aus Ruf. II, 5. 

Socr. IV, 29 über Damasus und Ursinus aus Ruf. II, 10. 

Socr. IV, 30 über Ambrosius aus Ruf. IT, 11. 

Socr. IV, 36°) über die Königin Maria aus Ruf. II, 6. 


Auch Socr. I, 37 rechnen wir hierher; denn dieses Capitel, welches 
über Arius handelt, geht trotz etwas breiterer Darstellung zurück 
auf Ruf.I,11. Den Namen des Vorgängers des Alexander von Con- 
stantinopel und den Namen der Kirche Irene hat Socr. selbständig 
hinzugefügt. 

Ausser den angeführten Capiteln stammen eine Menge einzelner 
Stellen aus Rufinus. Hierher gehört Socr. I, 11 über den Paphnutius?) 
nach Ruf. I, 4; Socr. I, 18 über das Steigen des Nilus aus Ruf. II, 30, 
Socr. I, 27 über die Rückkehr des Arius!?) nach Alexandrien, die 


pu bu 





1) Dass Áthanasius als Diaconus des Alexander in Nicaea war, ist 
aus Ruf. I, 5 hinzugefügt. Die Reise nach Nicaea allein steht auch im 
Anhange Ruf. I, 14. 

2) Ueber verschiedene Zusätze siehe unten. 

8) Die letzten Worte sind aus einer anderen Quelle. 

4) Einige Zusütze sind aus einer anderen Quelle. 

5) Die letzten Worte sind auch hier aus einer anderen Quelle. 

6) Nur eine unbedeutende Ausschmückung über die Wirkung des 
hervorbrechenden Feuers findet sich bei Socrates. 

7) Am Ende hat Socrates die Sache etwas freier behandelt. 

8) Am Ende bei Socrates der Zusatz, dass Μανία dem Magister 
militam Victor ihre Tochter gegeben habe. 

9) ἸΤαφνούτιος μιᾶς πόλεως τῶν dvu Θηβῶν scheint darauf hinzu- 
weisen, dass an der Stelle des Rufinus 'episcopus ex Aegypti partibus' 
ein Adjectivum ausgefallen ist. 

10) Cf. Socr. I, 87. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 109 


Athanasius, aus dem sowohl Rufinus!) als Socrates schöpfen, nicht 
ausdrücklich anführt (cf. schon Valesius a. h. 1.) aus Ruf. I, 11 und 
Socr. ibid. gegen Ende über die angeblich magischen Künste des 
Athanasius aus Ruf. I, 15. Hierher auch Socr. I, 39 über die Ueber- 
gabe des Testaments durch Constantin d. Gr. an einen Arianischen 
Geistlichen aus Ruf. I, 11; Socr. II, 2 über die Uebergabe dieses 
Testaments an Constantius aus Ruf. I, 12 am Ende; die Unterhaltung 
des Constantius mit Athanasius in Socr. II, 23 geht auf Ruf. I, 19 
zurück; die Bestimmungen des Julian gegen die Christen am Ende 
Socr. III, 13 aus Ruf. I, 32 am Ende; Socr. III, 10?) über Hilarius 
nach Ruf. I, 31; Socr. III, 14 über die Flucht des Athanasius aus 
Ruf. I, 34; Socr. III, 22 über die Ernennung des Jovian nach Ruf. 
IT, 1; Socr. III, 24 über Jovian und Athanasius nach Ruf. II, 1; 
Socr. IV, 24 über die Einsiedler in Aegypten fast ganz aus Ruf. II, 4, 
auch Socr. IV, 25 stimmt mit Ruf. II, 7, doch hat, durch Rufinus 
angeregt, Socrates einiges genaueres über die Schriften des Didymos 
hinzugefügt. Die folgenden Capitel des Socrates, soweit sie nicht 
schon oben als mit Rufinus übereinstimmend angegeben sind, sind 
öfter durch Stellen des Rufinus veranlasst worden. 

Aus Buch V des Socr. ist noch die Stelle über Justina c. 11 
zu erwühnen, die auf Ruf. II, 15 zurückgeht. 

Wie gesagt gibt es noch eine grosse Reihe einzelner Stellen 
bei Socrates, die durch ähnliche Stellen bei Rufinus veranlasst sind, 
wiewohl jener sie dann durch andere Quellen weiter ausführte. 
Ich erinnere z. B. an Socr. I, 5 und Ruf. I, 1, Socr. I, 29 und Ruf. 
I, 17°), Socr. II, 22 und Ruf. I, 19, an Socr. III, 5—6 und Ruf. 
I, 27 —28, an Socr. III, 7 und Ruf. I, 28 —29, (dazu vgl. unter 
Athanasius) Socr. IV, 26 und Ruf. II, 9, so ist es auch wohl mit 
den Berichten über Beseitigung der Tempel und der damit verbun- 
denen Unruhen in Alexandrien Socr. V, 16 ff. und Ruf. II, 22 ff. 
Vgl. auch Socr. V, 20 und Ruf. II, 3 über den Tod des Athanasius. 

In dem langen Capitel des Socr. I, 8 findet sich allerdings auch 
ganz kurz die Geschichte, die Rufinus I, 3 weitlüuftig unter dem 
Titel “de conversione philosophi dialectici' mittheilt, ebenso bald 
darauf auch die Verbrennung der gegenseitigen Anklageschriften 
der Bischöfe durch Constantin d. Gr., was Ruf. I, 2 gleichfalls er- 
zählt. Die letztere Stelle ist aber nicht aus Rufin. direct genommen, 
wie eine Vergleichung leicht lehrt, und so dürfte auch die erstere 
Geschichte in der kürzeren Fassung bereits in einer anderen Quelle 
vorgefunden sein. Es liegt das um so nüher, da auch das bald fol- 
gende Symbolum von Nicaea bei Socr. l c. nicht aus Rufin. I, 6 
genommen zu sein scheint, wenigstens in der von mir eingesehenen 


1) Cf. z. B. Rufin. I, 12. 
2) Es finden sich einige Zusütze bei Socrates. 
8) Die Auffindung des Arsenius ist im Socr. ausführlicher erzählt. 


110 ) Ludwig Jeep: 


alten Ueberlieferung des Rufinus heisst es nur 'deum ex deo, ex deo 
vero natum non factum' statt der bekannten weiteren Fassung. Ds 
aber gerade an dieser Stelle Sabinus!) als eine der Quellen des So- 
crates erwühnt wird, bietet sich von selbst die Vermuthung, dass 
durch diesen Autor die betreffenden Dinge dem Socrates zugeflossen 
sind, und zwar um so mehr, da es sich um Concilsgeschichten und 
Concilsangelegenheiten handelt. Zum Theil trifft dies auch für die 
andern oben erwähnten Stellen des Socrates zu, die wohl durch 
Rufinus veranlasst, aber nicht aus ihm genommen sind. 


Athanasius. 


Socr. I, 8 Brief des Eusebius-—Athan.?) p. 238. 

Socr. I, 14?) gibt die Nachfolger des Theognis und Eusebius 
an, die auch Athan. apol. c. Ar. p. 129 ὃ 7 ebenso genannt sind. 

Socr. 1, 23 im Anfang geht über die Berichte bei Athan. ibid. 
p. 128ff. 8 6—7 und ibid. $ 59 nicht hinaus. Cf. Socr. I, 27. 

Socr. I, 27 ist ausser den oben schon als aus Rufinus ge- 
nommen bezeichneten Stellen zunächst aus Athan. c. Arian. p. 178ff. 
(8 59, 60*) und 61). In diesem Stück ist ein ganz kurzer Auszug 
des kaiserlichen Briefes zu Gunsten des Áthanasius erhalten, dessen 
Original im Athan. 1. c. heutzutage verloren gegangen ist. Wenn 
Socrates hinzufügt, der Kaiser Constantius sei damals in Nicomedia 
gewesen, so kann das einmal aus dem verlorenen Briefe des Kaisers 
hervorgegangen sein, ausserdem aber folgt es schon aus dem gleich- 
genannten Orte Psammathia, an dem der Kaiser damals war, und 
den Socrates selbst als προάςτειον τῆς Νικομηδείας kennt. Die 
daran sich anschliessenden Stellen stammen mit Ausnahme einiger 
kleinen unbedeutenden selbständigen Wendungen aus Athan. ibid. 
8 63 (p. 180£) und 8 85 (p. 200£) $ 11 (p. 133)9, 8 65.9) 
Dann folgt die Stelle aus Rufin. (cf. oben), endlich der Schluss nach 
Athan. ibid. 8 65 (p. 182).") Es ist ausserdem allerdings bei Socr. 
eingeschaltet, es habe der Kaiser den Eusebius und Theognius ge- 


1) Vgl. unten s. h. v. 

2) Ich citire wie oben nach der Ausgabe der Benedictiner, Paris 1698. 

8) Zu Socr. I, 18 τὰ ὀνόματα κεῖται ἐν τῷ (ζυνοδικῷ ᾿Αθαναείου τοῦ 
᾿Αλεξανδρείας ἐπίεκοπου vgl. Valesius a. h. 1. 

4) Nur die Namen der Hauptarianer, die überall auch bei Atha- 
nasius anderswo so zusammengestellt zu lesen sind, bat Socrates an dieser 
Stelle gleichfalle eingefügt. Als Vertheidiger nennt Athanasius den Apies, 
ebenso Sozomenos. Im Socrates iet jetzt Alypius daraus geworden. 

5) Die Anklage gegen Macarius vornehmlich gegen Athanasius 
gerichtet. 

6) Der Titel eines Bischofs kommt dem Arsenius nach Ueberschrift 
des Briefes Athan. ibid. p. 186 zu. 

7) Socrates setzt zum Censor Dalmatius nicht richtig infolge einer 
Verwechslung hinzu τῷ ἀδελφῷ ἑαυτοῦ, d.h. Kwvcravriou. Cf. darüber 
Vales. &. h. 1. und Reading ibid. 


e 
Quellenuntersuchupgen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 111 


ndet, damit in deren Gegenwart der Process des Athanasius ge- 
ihrt, werde. 

Socr. I, 28 am Schluss ist nach Athan. ibid. 71 (p. 187) ge- 
hrieben. Der Brief des Kaisers, den Athanasius erwühnt, ist, wie 
| scheint, nicht erhalten. Socr. dürfte sich nur auf den allgemeinen 
rief bei Euseb. vit. Const. IV, 42 beziehen, in dem den Nichtkom- 
enden mit Absetzung gedroht wird. Cf. auch oben s. Eusebius. 

Socr. I, 30 lässt sich nicht aus Athan. p. 182—183 herleiten, 
iewohl an letzterem Orte dieselbe Sache berührt ist. 

Socr. I, 31. Das ganze Capitel ist aus verschiedenen Theilen 
m Athan. Apol. c. Arian. zusammengeflickt, vielleicht, wie ich 
ır Fassung nach glauben möchte, nicht einmal direct von Socrates, 
mdern durch eine Zwischenquelle. Es kommen in Frage $ 13 
. 135) $ 11—12, (p. 134) $ 72, 8 82 und 87. Die Darstellung 
4 Socrates ist jedoch nicht einmal vollständig klar. 

Socr. I, 32 berichtet im Wesentlichen, was Athan. ibid. 87 (p.203) 
ijsagt ist; jedoch lag dem Socrates ein Bericht über die Absetzungs- 
kunde des Athanasius vor oder dieselbe selbst; denn sonst hätte 
die Unterschrift des Arsenius unter diesem Actenstücke nicht 
innen kónnen.!) 

Socr. I, 33. Ueber den Anfang vgl. s. Eusebius. Der Schluss 
jer Aufnahme des Arius seitens der in Jerusalem versammelten 
ischüfe ist nach dem Synodalbriefe erzählt, bei Athan. p. 734 er- 
dten (cf. Athan. p. 1991). Der Uebergang zum Briefe des Con- 
antin, in dem er den Athanasius anerkennt und die Bischófe nach 
onstantinopel ruft, ist nach Athan. p. 201. 

Socr. I, 34 aus Athanasius p. 201 ὃ 86. 

Socr. I, 35?) aus Athanasius p. 202 8 87. 

Socr. I, 38 handelt über den Tod des Arius, aber in anderer 
sitgehenderer Weise als Ruf. I 13 und Athan. p. 289. Soer. gibt 
lbst andere Quellen an. 

Socr. II, 3 aus Athanasius p. 203 (cf. p. 349), die Freude über 
Ihanasius Rückkehr ist bei ihm p. 358 geschildert, die neuen Be- 
3gungen der Arianer ibid. p. 125,d erwähnt. 

Socr. II, 10 ausser Anfang und Schluss, soweit die Actenstlicke 
ichen, aus Athan. p. 735— 737. 

Socr. II, 11 ist im Anfang aus Athan. p. 334 genommen, der 
hluss von der Einsetzung des Georgios und der Reise des Atha- 
sius an geht gleichfalls nicht über Athanasius hinaus. Die Reise 
ch Rom ist an mehreren Stellen z. B. Athan. p. 297 und 350 er- 
hit, die Beziehungen der Eusebianer zum Papst Julius sind Athan. 


— 1 (erben 


1) Der Titel des Arsenius ale Bischof u.s. w. kann auch von der 
ıberschrift des Briefes desselben Athan. ibid. 8 69 (p. 185) genom- 
»n sein, cf. oben. 

2) Die Schlussworte sind anderswoher. 


112 Ludwig Jeep: 


p. 142 erwähnt.) Die Anzündung einer Kirche in Alexandrien ist 
endlich Athan. p. 113 und p. 149 erzählt, allerdings ohne Zusatz 
des Namens, den Socrates beifügt.?) 

Socr. II, 12 bietet gegenüber dem Athanasius factisch nichts 
Neues. Speciell zu vergleichen ist über den Tod des Eusebius 
Athan. p. 154, über den Liber poenitentiae des Ursacius und Valens 
ibid. p. 176f., über Paulus und Macedonius mag man ibid. p. 349— 
350 nachlesen, eine Stelle, die allerdings der des Socr. nicht voll- 
ständig entspricht. 

Socr. II, 17. Der Anfang bezieht sich auf Athan. p. 132, an- 
deres auf Athan. p. 140ff. (vgl. p. 147 8 28f.). Doch auch hier hat 
Socrates manches eigenartige, wie das lüngere Verborgensein des 
Athanasius, die Einladung an denselben Seitens des Julius u. &, 
sodass auch hier an eine directe Benutzung des Athanasius kaum 
zu denken ist. 

Socr. II, 18 der Anfang des Capiiels erinnert an Athan. $ 337 
8 25, ist aber nicht daher. Die Fidei expositio steht Athan. p. 737. 

Socr. II, 19°) aus Athan. p. 738—741. 

Socr. II, 20 erinnert vieles an Athanasius. So gleich:im An- 
fang die Ansicht der Sardischen Synode, dass das Nicaenum gentige, 
an Athan. p. 772, ὃ 5. Die Zahl der Bischöfe auf dieser Synode 
bei Socr. περὶ τοὺς Tpıakociouc entspricht schliesslich der Zahl 
bei Athan. p. 123 πλείους tpiakociuv und es muss daher Athan. 
p. 352, wo es πλέον ἢ ἔλαττον po (= 170) τὸν ἀριθμὸν ἐπίεκο- 
ποι heisst, eine Verschreibung der Zahlzeichen angenommen werden. 
Jedoch direct aus Athanasius ist auch dieses Capitel nicht geflossen. 

Socr. II, 23*) stammen die Briefe des Kaisers aus Athan. 
p. 169ff.; das übrige und der Brief des Julius aus Áthan. p. 171ff. 
Nach einem Zwischenstücke?) die Briefe des Constantius aus Athan. 
p. 1158. Von eben daher sind noch die ersten Worte des cap. 24. 

Socr. IT, 24. Nach den ersten Worten, die sich noch als An- 
schluss an Ende II, 23 verstehen, steht die Sache mit dem Capitel 
gerade so wie mit II, 20. Beziehungen zu Áthanasius direot sind 
nicht nachweisbar, Anklänge an denselben sind mehrere vorhanden. 
Cf. Athan. p. 358 und auch p. 176 —177. Socrates kennt in diesem 
Capitel eine dem Athanasius feindselige Quelle. 

Socr. II, 26 ist im Anfang nicht aus Athan. genommen. Die 
Tódtung des Paulus ist aus Athan. p. 348 ebenso bekannt, zu Mar- 





—— —— 


1) Athan. p. 140 kennt nur einen Brief an Julius, ibid. p. 142 wer- 
den auch die Gesandten genannt. 

2) Ich móchte fast glauben, dass dieser Name aus der ἐκκληςία ἡ 
καλουμένη Κυρίνου Athan. p. 850 entstanden sei. 

3) Dass Socrates die Bischofssitze zu Anfang des Capitels hinzu- 
setzt, ist ohne Belang; dieselben sind auch sonst bekannt. 

4) Der Anfang ist nicht aus Athanasius; dieser wird erst Quelle mit 
der Einleitung zu den Briefen des Kaisers. 

6) Ein Theil davon ist aus Rufin, cf. oben p. 109. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 118 


cellus Vertreibung cf. ibid. p. 167, zu Lucius Untergang ibid. p. 354, 
dieselbe Stelle zu Theodulus und Olympius Verfolgung, dazu auch 
ibid. p. 355, die Drohungen gegen Athanasius Seitens des Kaisers 
geben uns.die Briefe des letzteren ibid. p. 313—316, ebendaselbst 
p. 316 ὃ 32 steht auch die Flucht des Athanasius, die Erzählungen 
von Narcisus, Georgios und Leontios; Nachstellungen gegen den 
Athanasius lesen wir ibid. p. 320,B; die Geschichte von dem Ca- 
striren u. s. w. des Leontios bietet Athan. p. 360, B; die Besetzung 
des Bischofsstuhles von Antiochia durch diesen finden wir ibid. 
p. 356, A. | 

Socr. II, 28 im Anfang aus Athan. p. 323 ff., wie Socrates selbst 
angibt. Der Schluss enthält politische Geschichte aus anderen Quellen. 
Vgl. unten. 

Socr. IT, 30. Die darin angeführten Actenstücke stehen alle 
Athan. p. 738—744. 

Socr. II, 37 enthält zunächst ausser einem wörtlichen Citate 
aus Athan. p. 717ff. grosse Abschnitte, die auf Athanasius zurück- 
geführt werden können. Hierher gehört der sich an das Citat aus 
Athanasius anschliessende Theil über Absetzung und Benehmen 
einiger Arianer aus Athan. p. 893. Auch die Synodalepistel, welche 
darauf folgt, steht ebenfalls Athan. p. 723 ff. Schliesslich bietet auch 
der folgende Abschnitt über die schon eben erwähnten abgesetzten 
Arianer eigentlich nichts anderes als das, was an der bereits citirten 
Stelle Athan. p. 893 steht; denn dass Valens und Ursacius von 
Constantius mit Ehren empfangen seien, als sie sich direct an ihn 
nach ihrer Absetzung wendeten, kann man bei Athanasius zwischen 
den Zeilen lesen. Die folgende Epistel des Kaisers steht auch Athan. 
p. 768. Es bleibt nun noch der Anfang und Schluss des Capitels 
übrig. Auch im Anfang finden sich Anklänge an Nachrichten bei 
Athanasius de synodis p. 716ff. Doch lässt sich eine Beziehung zu 
anderen in diesen Partien des Socrates kaum verkennen. Vgl. unten. 
Die Namen derer, die sich den Arianern anschlossen, finden sich 
auch Athan. p. 721, ebenso steht im Athan. p. 721—722 mit allen 
Titeln die 'fides catholica von Sirmium, endlich geht auch die hieran 
geknüpfte Erzählung und Erklärung von den widersprechenden Bi- 
schöfen nicht über Athan. p. 722 S 9 hinaus. Mit dem Schluss 
steht es anders, wenngleich die Schwankung des Liberius auch 
Athan. p. 368 berichtet ist. 

Socr. II, 40 handelt über Acacius auf der Synode von Seleucia. 
Die Erklärung des Acacius finden wir ihrem eigentlichen Inhalte 
nach d. h. von οὐ φεύγομεν an auch in Áthan. p. 746; auch die 
Namen der abgesetzten Acacianer finden wir Athan. p. 726, jedoch 
sind bei Socrates zu einigen die Wohnsitze hinzugefügt. 

Socr. II, 41 geht im Anfang weit über Athanasius hinaus. Das 
hier mitgetheilte Bekenntniss steht auch Athan. p. 747. Die sich 
daran anschliessende Aufzählung von Arianischen Bekenntnissen 

Jahrb. £ class, Philol Suppl. Bd. XIV. 8 


114 Ludwig Jeep: 


schliesst sich an Athan. de synodis an, nur lässt Socr. N. 8 d. h. 
das des Theophronios (Athan. p. 737, $ 24) aus; ebenso erwähnt 
Socrates die nicht, die Athanasios p. 747 als N. 11 nennt. 

Socr. III, 7 fordert zu einer Vergleichung von Ruf. I, 28f auf, 
wie von Athan. tom. ad Antioch. p. 770ff. Entnommen ist es von 
dort nicht. Vgl. aber s. Rufin. Socr. III, 8 ist aus Athan. de fuga 
sua p. 320ff. 

Die obige Zusammenstellung lehrt deutlich, dass Socrates nicht 
überall, wo er mit Athanasius Berührungspunkte zeigt, mit voll 
kommner Sicherheit als unmittelbarer Nachfolger desselben ange- 
sehen werden darf. Absolut sicher ist dies natürlich nur da, wo 
Socrates den Athanasius ausdrücklich citirt, resp. eine wörtliche An- 
führung desselben bewirkt hat. Da'wo es sich um Actenstücke han- 
delt, die möglicher Weise Socrates ja auch aus einer andern Quelle, 
als aus Athanasius genommen haben kann, hat Athanasius stets das 
Anrecht der ältern Ueberlieferung für sich und macht somit nichts 
destoweniger den Socrates an den betreffenden Stellen überflüssig. 
Wie steht es nun aber an den Stellen, an denen Socrates über die 
Tradition des Athanasius hinausgeht? 

Soweit es sich um Dinge, die sich auf Concile und damit zu- 
sammenhängende Angelegenheiten beziehen, handelt, ist hier sicher- 
lich, wie schon unter Rufinus bemerkt war, Sabinus die Quelle des 
Socrates gewesen. 

Es wird die Annahme wiederum durch den Umstand bestätigt, 
dass Stellen, die hier in Frage kommen, wie Socr. II, 17 und II, 20 
dieser gleich näher zu besprechende Autor genannt wird. Andere 
Partien wie Socr. II, 24 dürften auf Philostorgios zu beziehen sein. 
Vgl. unten s. h. v. 


Sabinus. 


Sabinus war nach des Socrates eigener Aussage I, 8 ein Mace- 
donianer!), Bischof von Heraklea in Thrakien, und machte eine 
ευναγωγὴ ὧν διάφοροι ἐπιςκόπων cóvobor ἐγγράφως é£ébuxav?), 
deren sich Socrates als Quellenschrift ausgiebig, wie viele Citate des 
Socrates beweisen, bediente. Sein Werk hat mit den Verhandlungen 
von Nicaea begonnen, wie die oben angeführte Stelle des Socrates 
zeigt, und hat sicherlich die betreffenden Ereignisse bis unter Valens 
zusammengestellt, wie Socr. IV, 22 zeigt. Ob er auch um diese 
Zeit gelebt oder, wie Vossius de hist. gr. annimmt, unter Theodosios 
d. Gr., mag dahin gestellt bleiben. Ich wenigstens kenne keine 
Handhabe zur Entscheidung dieser Frage. 


1) Vgl. ferner Socr. II, 15. IV, 17 und 22. 

. .. 2) Vgl. Socr. IT, 17, wo der Titel ουναγωγὴ τῶν cuvödwv angeführt 
wird (cf. ferner Socr. II, 39), auch findet sich Socr. III, 10 und IV, 12 
der Titel cuvaywyh τῶν cuvobixüv, den ich für den echten Titel halten 
möchte. Der Titel cuvaywyn allein findet sich Socr. II, 39. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 115 


Wie schon seine Stellung als Macedonianer anzeigt, war Sabinus 
den Orthodoxen wenig zugethan und weit davon entfernt den Atha- 
nasius anzuerkennen. Vgl. ausser Socr. I, 8 besonders auch Socr. 
II, 15. Sabinus wird daher nicht nur hier, sondern auch anderswo 
der Parteilichkeit für die Arianer von Socrates bezichtet. Hierher 
gehórt namentlich noch Socr. II, 17, wo ihm von Socrates die ab- 
sichtliche Unterdrückung der Briefe des Papstes Julius vorgeworfen 
wird; hierher auch Socr. IV, 22, &n welcher Stelle ihm infolge jener 
Parteilichkeit der Name eines ἀρειανίζων τὸ f|utcu, der κρύπτει τὰ 
τῶν φίλων ἀδικήματα, nachgesagt wird. 

Die cuvaywyn τῶν cuvobiküv des Sabinus berücksichtigte na- 
türlich vornehmlich die Actenstücke der Synoden, aber auch die 
Reden, die bei den Synoden gehalten wurden, fanden eine Stelle. 
So erzählt uns Socr. II, 39 ausdrücklich, dass Schnellschreiber die 
Reden der Redner auf der Synode von Seleucia nachgeschrieben 
hätten, ὧν τὰ μὲν καθ᾽ ἕκαςτον Ev τῇ cuvaywyn Caßivou ζΖητήτω- 
cav οἱ φιλομαθεῖς διὰ μακροτέρων ἐγκείμενα. Dass aber die Dar- 
stellung des Sabinus eine sehr vollständige war, bezeugen Stellen, 
wie Socr. III, 10 und IV, 12, wo auch unbedeutendere Ver- 
handlungen als vom Sabinus bebandelt vom Socrates angeführt 
werden. 

Schwerlich aber hat sich des Sabinus Buch darauf beschränkt 
die betreffenden Verhandlungen, sowie sie in den Acten der Concile 
zur Hand waren, zusammen zu veröffentlichen, sondern er hat dazu 
sicherlich auch einen verbindenden Text geschriebeu. Darauf weist 
Socr. I, 8 hin, wenn Socrates daselbst von Lobsprüchen auf Eusebius 
Pamphili spricht, ferner von Lobsprüchen des Kaisers, endlich «on 
Tadel gegen das Concil von Nicaea und gegen dessen Mitglieder. 
Es weist auch indirect Socrates IV, 22 darauf hin, weil daselbst 
hervorgehoben wird, dass die Streitigkeiten, welche die Inthronisation 
des Lucius in Alexandrien hervorriefen, von Sabinus aus Parteilich- 
keit. übergangen sein, Es musste also doch Socrates zu der Er- 
wartung derartiger Darstellungen berechtigt sein, da er ähnliche 
Mittbeilungen und Besprechungen an andern Stellen des Sabinus 
vorfand. 

Es läuft also darauf hinaus, dass schliesslich des Sabinus Buch 
doch eine Art von Kirchengeschichte gewesen sein muss. Und wir 
werden jetzt um so lieber glauben, dass vieles von den oben ange- 
führten Nachrichten, welche Socrates nicht aus Rufinus und Atha- 
nasius hat, auf Sabinus zurückzuführen sind. 

Allerdings erwähnt Socr. I, 6 auch ausserdem noch ein Corpus 
der Briefe des Arius und seiner Genossen und ein Corpus jener des 
Alexander von Alexandrien. Man muss sich aber hüten dieses Cor- 
pus etwa mit der cuvaywyrn des Sabinus zu verwechseln. Es sind 
das Briefsammlungen, die mit irgend welchen Synodalverhältnissen 
noch gar nichts zu thun haben, sondern vor der Zeit der Synoden 

8: 


Li 


A 


116 Ludwig Jeep: 
liegen und somit auch nur Quellenschriften für die Vorzeit sein 
konnten. 

Auch die Briefe des Kaisers Constantin gegen Arius, die Socr. 
I, 9 am Ende auslüsst, weil man dieselben leicht anderswo lesen 
könne, dürfen wir schwerlich der Sammlung des Sabinus zutheilen, 
schon wegen der Richtung der Briefe nicht; denn wir wissen ja, 
dass Sabinus das den Arianern Ungünstige gern überging. Vgl 
oben. Andrerseits gehören sie aber auch sicherlich nicht zu den 
Socr. I, 6 erwähnten Corpora epistularum. Wir müssen annehmen, 
dass dieselbe für sich, vermuthlich in einer officiellen Ausgabe, ver- 
breitet waren. 

Interessant ist es übrigens zu beobachten, dass der orthodoxe 
Kirchenschriftsteller Socrates in wesentlichen Theilen seiner Kirchen- 
geschichte sich auf eine feindliche arianische Quelle angewiesen sah, 
ein Umstand, der auch eventuell bei Benutzung des Socrates ins Ge- 
wicht füllt. 


Philostorgios. 


Socrates benutzte den Philostorgios. Dies lehrt schlagend Socr. 
II, 22 (Ende) und II, 23 (Anfang). Diese Stelle enthält die Nach- 
richt, dass Athanasius in seiner Bedrüngniss im Orient zum Kaiser 
des Occidents eilte, welcher sich des eigenwilligen Priesters annahm 
und seinem Bruder die Aufforderung zugehen liess, denselben in sein 
Amt wieder einzusetzen, widrigenfalls er dies mit den Waffen er- 
zwingen würde. Soweit kónnte die Stelle auch Rufin. I, 19 ent- 
nommen sein, zumal auch Socrates das für Athanasius Compro- 
mittirende, das Philostorgios anftihrt, weglässt. Doch während dieser 
nur kurz die Rückberufung folgen lässt, heisst es bei Socrates und 
Philostorg weiter wie folgt: 


Philostorg. II, 12 
δεξάμενον δὲ τὴν ἐπιςτολὴν τὸν 
Kuvcrávriov καὶ τοὺς ἐπιςκό- 
πους ἐπὶ κοινωνίᾳ βουλῆς CuyKa- 
Aécavta, γνώμην παρ᾽ αὐτῶν 
λαβεῖν ἄμεινον εἶναι μὴ πόλεμον 
ἀναρρῆξαι τῷ ἀδελφῷ ἢ τῆς 
᾿Αθαναείου βαρύτητος τὴν ᾿Αλε- 
ξάνδρειαν ἀπαλλάξαι 


Socrates |. c. 

ταῦτα γνοὺς ὃ τῆς ἑῴας Bacı- 
λεὺς εἰς ἀγωνίαν οὐ τὴν τυχοῦ- 
cay κατέςτη᾽ μεταπεμψάμενός τε 
εὐθὺς πλείετους τῶν ἀνατολικῶν 
ἐπιεκόπων τήν TE αἵρεειν τοῦ 
ἀδελφοῦ προυτίθει καὶ περὶ τοῦ 
πρακτέου διεπυνθάνετο᾽ οἱ δὲ 
xpeiccov ἔφαςαν τῶν ἐκκληςιῶν 
παραχωρῆςαι τοῖς περὶ 'A0a- 
vacıov ἢ ἐμφύλιον ἀναδέξαεθαι 
πόλεμον !) 


1) In dem Folgenden ist Philostorg 1. c. aus Socrates zu emendiren. 


Es kann nicht heissen καὶ τὸν Γεώργιον ner’ ἐπιςτολῆς εἰς ἑαυτὸν μετα- 
πέμψαςθαι (scil. Κωνοτάντιον), sondern es muss ᾿Αθανάςιον heissen, vgl. 
Socr. II, 28 ὁ βασιλεὺς τῆς ἑψας αὐτὸν οὐχ ἅπαξ μόνον, ἀλλὰ καὶ δὶς καὶ 
τρὶς ἐκάλει παρ᾽ ἑαυτόν. 


“ς 


Quellennntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 117 


Einen andern Beleg bietet folgende Vergleichung. 

Philost. IV, 10 cuvóbouc δὲ γενέεθαι προςτάξαι (scil. Κων- 
cravrıov) δύο τὴν μὲν ἐν ᾿Αριμίνῳ τοὺς ἀπὸ dücewc εςυναλίζουςαν᾽ 
τὴν δὲ τοὺς ἐξ ἑῴας καὶ Διβύης καὶ Θράκης ἐν Νικομηδείᾳ. !) 

Socrates II, 87 διμερῆ γενέςθαι τὴν εὐνοδον αὐτοῖς προςέτα- 
ξεν᾽ ἐν ᾿Αριμίνῳ μὲν τῆς Ἰταλίας τοὺς τότε παρόντας Ἶ ευνελθεῖν 
ἐπιτρέψας" τοὺς δὲ ἐν ἀνατολῇ διὰ γραμμάτων ἐν Νικομεδείᾳ τῆς 
Βιθυνίας ἀπαντῆςαι ἐκέλευςε. Socr. II, 39 kommt darauf zurück 
und fügt hinzu, dass die Zerstörung Nicomedias durch ein Erdbeben 
die für dort bestimmte Synode gehindert habe und dass nach Ver- 
werfung von Nicaea und Tarsus endlich Seleucia für die orientalische 
Synode gewählt sei Dasselbe erzählt etwas weitläuftiger Philost. 
IV, 10 und 11. 

Man vergleiche ferner die Rückreise des Athanasius bei Phi- 
lost. III, 12 mit Socr. II, 24, die Nachrichten über Aetius bei Phi- 
lost. III, 14f. mit Socr. II, 35, die über Liberius Philost. IV, 3 
mit Socr. II, 37 (über Hosius ibid. und Socr. II, 31), die Mit- 
theilungen über Meletius Philost. V, 1 und 5 mit Socr. II, 43—44.5) 


Fasten und Fastennachrichten. 

Für seine chronologischen und politischen Nachrichten hat So- 
crates Fasten mit eingetragenen Nachrichten benutzt, die den be- 
kannten Chroniken der Art verwandt sind. 

Socrates steht, wie das seine Heimath mit sich bringt, in den 
mitgetheilten Nachrichten der orientalischen Ueberlieferung nahe. 
Als Beispiel seines Verhältnisses zum Chronicon Paschale und Idatius 
mag dienen: 

Socr. IV, 11 
Τῇ δὲ ἑξῆς ὑπατείᾳ ἥτις ἦν 


Idatius 
367 Lupicino et Iovino. His 


Λουπικίνου καὶ Ἰοβιανοῦ χειρο- 
πλήθης κατηνέχθη χάλαζα ἐν 
τῇ Kuvcravrivou πόλει τῇ δευ- 
τέρᾳ τοῦ Ἰουλίου μηνὸς λίθοις 
ἐμφερὴς. .... ὀλίγον δὲ μετὰ 
τόνδε τὸν χρόνον κατὰ τὴν αὐ- 
τὴν ὑπατείαν Οὐαλεντινιανὸς ὁ 
βαειλεὺς τὸν υἱὸν Γρατιανὸν 
βααλέα κατέεςτηςε τῇ τετάρτῃ 
καὶ εἰκάδι τοῦ Αὐγούςτου unvóc: 


conss. in civitate Constantinopoli 
deus grandinem pluit in modum 
petrarum, die IV nonas Iulias; 
et ipso anno levatus est Gratianus 
Aug. in Galliis apud Ambianos in 
tribunali a paire suo Augusto 
Valentiniano die IX kal. Sept. 


1) Athanasius p. 716 nennt Nicaea. 
2) Cf. Socr. II, 36. Es sind die bereits in Mailand versammelten 


Bischöfe des Occident gemeint. 


3) Dass manches jetzt unklar ist, ist bei der fragmentarischen Ueber- : 


lieferung des Philostorg natürlich, zumal die Tendenz der orthodoxen 
Schriftsteller manches entgegengesetzt gewendet haben wird. Vgl. unten 
s. Socrates und Sozomenos. 


118 . Ludwig Jeep: . 


τῇ δὲ ἑξῆς ὑπατείᾳ ἥ τις ἦν 368 Valentiniano II et Va- 
Οὐαλεντινιανοῦ τὸ δεύτερον xal — lente II. His conss. terrae motus 
Οὐάλεντος τὸ δεύτερον ceıcuöc — factus, ita ut civitas Nicaenorum 
περὶ τὴν Βιθυνίαν γενόμενος terrae funditus prosterneretur 
Νίκαιαν τὴν πόλιν κατέςτρεψε die V. idus Octobr. 

τῇ ἑνδεκάτῃ τοῦ μηνὸς "Oxrw- 


βρίου. 
Chron. Paschale p. 557 

.... Ur. Aoumkivou καὶ Ἰοβιανοῦ. ἐπὶ τούτων τῶν ὑπάτων ὃ 
θεὸς χάλαζαν ἔβρεξεν ἐν Κωνεταντινουπόλει εἰς τύπον λίθων μηνὶ 
δαιςίῳ πρὸ δ΄ νωνῶν ἰουλίων (so in den codd.). Καὶ ἐν αὐτῷ τῷ 
ἔτει ἐπήρθη Γρατιανὸς Αὔγουςτος ἐν Γαλλίαις ὑπὸ Οὐαλεντινιανοῦ 
Αὐγούςτου πατρὸς αὐτοῦ μηνὶ λώῳ πρὸ θ΄ καλανδῶν ςεπτεμβρίων. 
.... Urt. Οὐαλεντινιανοῦ Αὐγούετου τὸ β΄ καὶ Οὐάλεντος Αὐγούετου 
τὸ β΄. ἐπὶ τούτων τῶν ὑπάτων ceicuóc ἐγένετο εἰς τὴν πόλιν 
Νικαίας, ὥςτε αὐτὴν καταςτραφῆναι μηνὶ yopmalw πρὸ ε΄ ἰδῶν 
ὀκτωβρίων. 

Zuweilen steht die Quelle des Socrates dem Idatius näher als 
dem Chron. Pasch. Dies zeigt sich z. B. Socr. II, 5 ὃ νέος Kuv- 
cravrivoc ἐπιὼν τοῖς uépea τοῦ νέου ἀδελφοῦ Κώνεταντος cup- 
βαλών τε τοῖς ςτρατιώταις αὐτοῦ ἀναιρεῖται ὑπ᾽ αὐτῶν ἐν ὑπα- 
τείᾳ ᾿Ακινδύνου καὶ ΤΠρόκλου, welchem Satze entspricht Idat. 340 
Acyndino et Proculo. His conss. occisus est Constantinus iunior, 
wührend Chron. Pasch. hier nur die Consuln ohne irgend welchen 
Zusatz angibt. So steht es auch Socr. II, 13 und Idat. 342 gegen- 
über Chron. Pasch., das auch hier nur die Consuln!) angibt. Ferner 
Socr. II, 32 Tod des Magnentius unter dem Consulate des Constan- 
tius Aug. VI und Constantius Gallus II. Dazu ist zu vergleichen 
Idatius z. J. 353. Socrates sagt, dass sich der Tod jenes ereignet 
habe ἐν ὑπατείᾳ Kuvcravríou τοῦ ἕκτον καὶ Kuvcravríou τοῦ 
Γάλλου τὸ δεύτερον περὶ τὴν πεντεκαιδεκάτην τοῦ Αὐγούςετου μη- 
νός und fügt dann hinzu, dass οὐκ εἰς μακρὰν sich auch Decentius, 
des Magnentius Bruder, getödtet habe. Idatius aber sagt Con- 
stantio VI et Constantio IL. His conss. Magnentius se interfecit in 
Galliis apud Lugdunum die III id. Aug. et Decentius frater Magnentii 
laqueo se suspendit XV kal. Sept. Zunächst ist es klar, dass So- 
crates ungenau das Datum des zweiten Ereignisses auf das erste 
übertrug, dann, dass der 15. August bei Socrates statt des 18. Aug. 
bei Idatius ein leicht erklürlicher Schreibfehler ist. Chron. Pasch. 
liefert hier wiederum nur die Consuln. Dies mag genügen, ühnliche 
.. Beispiele finden sich viele. 

Andrerseits gibt es auch Stellen, in denen Socrates dem Chron. 
Paschale näher steht. Ein eclatanter Fall ist Socr. II, 47. 


1) Die Zahl des Consulate des Constantin ist hier fülschlich auf V 
statt auf III angegeben. 


Quellenuntersuchupngen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 119 


Socr. II, 47 
τούτου διαγγελθέντος (s. Iuliani 
imperatoris renuntiati) ὁ βασιλεὺς 
Kuvctávttoc eic ἀγῶνα κατέετη᾽ 
βαπτιςθεὶς δὲ ὑπὸ Εὐζωίου ἐπὶ 
τὸν πρὸς αὐτὸν ἐχώρει πόλεμον᾽ 
γενόμενος δὲ μεταξὺ Καππα- 
δοκίας καὶ Κιλικίας ἐν Μοψου- 
κρήναις ἐτελεύτα τὸν βίον ὑπὸ 
φροντίδος ἀποπληξίᾳ ληφθεὶς 
ἐν ὑπατείᾳ Ταύρου καὶ Φλωρεν- 
τίου τῇ τρίτῃ τοῦ Νοεμβρίου 


Chron. Pasch. p. 545, 6 ff. 
.... Urt. Ταύρου xai Φλωρεντίου. 
DE διὰ τὴν ἀπαγγελθεῖςαν 
αὐτῷ ἀταξίαν Ἰουλιανοῦ Καί- 
capoc ἐλθὼν εἰς Μόμψου κρή- 
νας ἐν πρώτῃ μονῇ ἀπὸ Tápcou 
Κιλικίας καὶ πρότερος εἰληφὼς 
τὸ ἅγιον βάπτιςμα παρὰ Εὐζωίου 
ἐπιςκόπου ᾿Αντιοχείας μεταςτα- 
λέντος ἐν τῇ αὐτῇ μονῇ ὑπὸ 
τοῦ αὐτοῦ Κωνεταντίου μεταλ- 
λάττει τὸν βίον ὁ αὐτὸς Κων- 


μηνός «τάντιος Αὔγουςτος μηνὶ δίῳ 

Dem gegenüber hat Idatius 361 nur: Tauro et Florentio. 

His conss. diem functus Constantius Aug. Mopsucrenas in fines 
Ciliciae Phoeniciae provinciae III non. Novembr..... 

Zugleich zeigt diese Stelle, dass wir die im Chron. Pasch. ein- 
getragene Nachricht nicht etwa aus dem Socrates herleiten künnen, 
sondern dass Chron. Pasch. neben Socrates die den betreffenden 
Fasten zu Grunde liegende gemeinsame Quelle oder eine Herleitung 
daraus selbständig benutzte. Es ist aber auch klar, dass die chrono- 
logischen Angaben mit den betreffenden Zusätzen bei Socrates ihrer- 
seits der grössten Beachtung werth sind, besonders da, wo, wie an 
einigen Stellen geschieht z. B. Socr. VI, 1, betreffs des Todes des 
Rufinus, Angaben erhalten sind, die in den andern Fasten und Chro- 
niken so genau nicht stehen. 

Wie beachtenswerth in der angegebenen Richtung Socrates in 
der That ist, wil ich an einem besonders interessanten Beispiele er- 
örtern, wobei sogar noch ein Schreibfehler im Texte des Socrates 
leicht zu beseitigen ist. | 

Theophanes p. 84, 18 gibt als Regierungszeit des Valentinian 
ἔτη ἕνδεκα, Socrates aber ἔτη δεκατρία an. Jedoch die letztere An- 
gabe ist eine Corruptel, wie die übrigen Angaben des Socrates über 
diese selbige Sache beweisen. Socr. III, 26 gibt nämlich den Tod 
des Jovianus an auf den 17. Februar des Consulats des Jovian und 
Varronian d. i. 364 und IV, 31 den Tod des Valentinian auf μετὰ 
τὴν ὑπατείαν Γρατιανοῦ τὸ τρίτον καὶ '€Cxotrríou περὶ τὴν ἑπτα- 
καιδεκάτην τοῦ Νοεμβρίου μηνός d. i. 878 1), denn es waren in die- 
sem Jahre keine neuen Consuln gewählt, quia superiori anno Sar- 
matae Pannonias vastaverantiidem consules permansere (Hieron. 2394), 
nämlich Gratianus III und Aequitius, und es wurde erst 377 weiter 
gezählt Gratianus IV, 380 Gratianus V cons. 


1) Cf. die von Gardthausen in der Ausgabe des Ammianus II, p. 278 f. 
mitgetheilten Fasti consulares. 


120 Ludwig Jeep: 


Die zwischen den angegebenen Daten liegende Zeit umfasst 
11 Jahre und 274 Tage für die Regierungszeit des Valentinian. 
Davon aber gehen noch 9 Tage ab, denn Valentinian wurde nach 
Socr. IV, 1 am 25. Februar gewählt, so dass auf seine Regierungs- 
zeit nur 11 Jahre und 265 Tage kommen oder genau 12 Jahre 
weniger 100 Tage, wie Ammianus XXX, 6, 6 berichtet (imperii 
minus centum dies secundo et decimo). 

An der Genauigkeit der Angabe des Socrates kann daher nicht 
gezweifelt werden. Natürlich ergibt sich aber zugleich, dass für das 
ἔτη δεκατρία des Socrates zu schreiben ist ἔτη ἕνδεκα.) 

Die Consulatsangaben erstreckten sich bei Socrates auf den 
Zeitraum vom Jahre 337—439, jedoch sind innerhalb dieses Ab- 
sohnittes verschiedene Jahre, bei denen für den Autor nichts be- 
sonderes zu melden war, übersprungen. 

Die Consulliste des Socrates selbst steht in demselben Verhält- 
nisse zum Idatius und Chronicon Paschale wie die in denselben bei- 
gegebenen Nachrichten. Während in dem ersten Theile die Fasten 
aller drei, abgesehen von einigen Schreibfehlern und der durch Un- 
kenntniss der post consulatus entstandenen Irrthümer im Chron. 
Pasch, übereinstimmen, steht nach 395, wo bekanntlich sich Ab- 
weichungen in den Fastenverzeichnissen zu zeigen beginnen, So- 
crates wiederum zwischen Idatius und Chron. Pasch. selbstündig in 
der Mitte. 

Zufal mag sein, dass Socrates VI, 6 nur allein den Fravitus 
als Consul nennt; der dortige Zusammenhang kann diese Ungenauig- 
keit mit sich gebracht haben. Schwerlich ist dies der Fall Socr. VII, 
48, wo zweimal nur allein Theodosius als Consul genannt wird bei 
Datirungen, bei denen sonst Socrates beide Consuln anzugeben pflegt. 
Socrates steht hier den andern gegenüber allein da. Socr. VII, 7 
gibt für das Jahr 412 die Consuln Honorius IX und Theodosius V 
an, ebenso Idatius, das Chron. Pasch. express ür. Oeobocíou νέου 
Αὐγούετου TO ε΄ μόνου; dagegen gibt Socr. VI, 6 mit Chron. Pasch. 
beide Consuln Stilicho und Aurelianus für das J. 400 an, wührend 
Idat. nur Stilicone v. c. consule allein hat, ebenso hat Socr. VI, 9 
für 397 den Caesarius und Atticus, VII, 22 für 423 den Asclepio- 
dotus und Marinianus, VII, 34 für 431 den Bassus und Antiochus, 
VII, 40 für 434 den Areobindus und Aspar wie das Chron. Pasch. 
gegenüber dem Idatius, der die Consuln umdreht Atticus und 
Caesarius cet. 

Dies móge genügen, um die Bedeutung der chronologischen 
Angaben bei Socrates zu bestimmen. Ausserdem zeigt sich bei 
diesem Autor noch eine grosse Verschiedenheit betreffs der Be- 


1) Derselbe Fehler ist in die Ueberlieferung des Sozomenos über- 
tragen VI, 36, jedenfalls durch Librarii. 

2) Zu diesen Erörterungen sind zu vergleichen die genauen Unter- 
suchungen von Holder-Egger in dem N. Archiv. cet. 


— 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 121 


nutzung der eingefügten Fastennachrichten. Etwa um die Jahre 
395 — 400 hört nämlich die Benutzung derartiger genau datirter 
Nachrichten, die sich auf Profangeschichte beziehen, so gut wie ganz 
auf!) Wenn man bedenkt, dass Socrates früher entweder, wie an 
den oben angeführten Stellen, Nachrichten jener Art direct, wenn 
auch in veränderter Fassung, übernahm und zwar in grosser Zahl, 
oder wenigstens, wovon noch weiter unten zu reden sein wird, inso- 
fern benutzte, dass er sich dadurch zu einer weitern Ausführung 
derselben mit Hilfe anderer Quellen angeregt fühlte, so kann man 
obiges keinenfalls dem Zufalle zuschreiben. 

Es treten vom angegebenen Zeitpunkte rein kirchliche Nach- 
richten an die Stelle der Nachrichten aus der Profangeschichte. 
Besonders sind es die Ordinationstage und Todestage der Patriarchen 
von Constantinopel nebst den Jahren nach Consulaten, diese sind 
von Nestorius an vollständig verzeichnet. Cf. Socr. VI, 2, 20, 21, 
VII, 25, 29, 34, 37, 40. Daneben erscheinen auch einige Angaben 
derselben Art über Bischöfe einzelner Secten, wie Socr. VII, 6, 17, 
30, 46 und vereinzelt über Bischöfe anderer Städte, wie Socr. VII, 
7, 46. | 
Es liegt auf der Hand, dass in diesem letzten Theile seines 
Werkes Socrates, wenn ich so sagen soll, rein kirchliche Fasten be- 
nutzt hat. Die nicht kirchlichen Ereignisse, die genau datirt ange- 
geben sind, beziehen sich auf die Familie des Kaisers, wie Socr. VI, 
6 Geburt des Theodosius II, Socr. VI, 19 Tod der Eudoxia, Socr. 
VI, 23 Tod des Arcadius, Socr. VII, 22 Tod des Honorius, Socr. 
VII, 44 Hochzeit des Valentinianus, diese allerdings ohne Datum. 
Derartige Daten standen aber auch in kirchlichen Verzeichnissen. 
Ausserdem treten Brände in Constantinopel in den genau datirten 
Ereignissen bei Socrates auf, wie Socr. VI, 18, 39; diese jedoch be- 
ziehen sich besonders auf Kirchenbrände. Das Socr. VI, 19 angegebene 
Hagelwetter wird in nahe Beziehung zur Absetzung des Johannes 
Chrysostomos gesetzt, der Sieg über die Perser Socr. VII 20 wird 
als eine Beendigung der Christenverfolgung verzeichnet, ebenso 
konnte die Zerreissung der Hypatia Socr. VII, 15 durch kirchlichen 
Fanatismus vollbracht in rein kirchlichen Chroniken verzeichnet 
sein. Die Uebertragung der Gebeine des Joannes Chrysostomos 
nach Constantinopel (Socr: VII, 45) und sein schon verzeichnetes 
Todesjahr (Soer. VII, 21) gehören erst recht dahin, wiewohl Jo- 
annes?) nach seiner Absetzung in der Verbannung starb, die ja aber 
ganz gegen den Willen des Clerus geschah. 

So erscheinen die datirten Nachrichten bei Socrates im letzten 


D nnn Dc cen 


1) Vgl Socr. VI, 6, wo die Ereignisse betreffs des Guinas nur zum 
Schluss allgemein datirt sind. Ueber die sonst sich hier findende genaue 
Datirung der Geburt Theodosius’ IL cf. unten. 

2) Joannes war durch Atticus nach seinem Tode wieder installirt 
und in die Liste der Bischöfe eingetragen worden. Vgl. Socr. VII, 25. 


122 Ludwig Jeep: 


Theiles seines Werkes als rein kirchliche d. h. einer kirchlichen 
Quelle entnommen. 

Allerdings befinden sich auch in dem ersten Theile des Socrates 
derartige Nachrichten eingefügt, aber sie sind verschwindend gegen 
die anders gearteten aus der Profangeschichte. Ja einige Datirungen, 
die sich auf Synoden beziehen, sind sicherlich von Socrates aus den 
Quellen mit hintüibergenommen, aus denen Socrates die ausführliche 
Darstellung jener Ereignisse entnommen hat. Dies lässt sich ganz 
genau noch erkennen Socr. II, 37 bei der Expositio catholica von 
Sirmium., Die dort angegebene genaue Datirung steht auch jetzt 
noch ebenso an der Spitze der Expositio bei Athanasius p. 721 B. 
Daher kommt es auch, dass Socrates an dieser Stelle ausnahmsweise 
die römische Datirung beibehalten hat." Manches der Art mag 
auch in den von Socrates benutzten Fasten eingetragen gewesen 
sein, wieder andere, wie namentlich das Absterben einzelner Bischöfe, 
die übrigens nicht mit Daten, sondern nur nach Consulaten ange- 
geben sind, hat Socrates augenscheinlich meist aus seinen andern 
Quellen angeführt. 


Bei diesem offenbaren Unterschiede in den Angaben des So- 
crates möchte ich vermuthen, dass derselbe Fasten und Fastennach- 
richten benutzte, die nicht weiter gingen als die, welche dem Idatius 
in erster Linie vorgelegen haben und die, wie längst erkannt ist, 
etwa bis 395 gereicht haben müssen. Vgl. Holder-Egger N. Archiv 
f. D. G. II. p. 61. Dies ist um so wahrscheinlicher, da, wie wir ge- 
sehen, von diesem Zeitpunkte an auch gewisse Abweichungen in den 
Angaben der Consuln eintreten zwischen Socrates und Idatius. Dass 
Socrates die Daten umgeschrieben hat d. h. die echt rómische Da- 
tirung nicht beibehalten, kann für die Bestimmung der Quelle des- 
selben von gar keinem Belang sein; das konnte doch für einen da- 
mals lebenden Gelehrten kein Kunststück sein. 


Bemerkenswerth sind die vereinzelten Olympiadenangaben bei 
Socrates. Diese Angaben sind grösstentheils falsch. 


So gleich Socr. I, 2 Ol. 271, 1 als Antrittsjahr des Constan- 
tinus d. Gr. in der Regierung, Socr. I, 40 Ol. 278, 2, dasselbe gilt 
von den Olympiadenangaben, die am Schlusse der Bücher gelesen 
werden. Da häufige Abweichungen von 2 Jahren vorkommen, so 
kónnte man an eine falsche Theorie der Berechnung Seitens des 
Autors denken, während die Möglichkeit von Schreibfehlern in der 
Ueberlieferung dadurch ausgeschlossen würde. Jedoch zeigt Socr. 
II, 47, wo 01. 285,1 richtig = 361, dem Consulate des Taurus und 
Florentius, gesetzt ist, 80. 4888 alle jene falschen Olympiadenangaben 
nur auf Nachlässigkeit beruhen; denn sonst würde an dieser einen 
Stelle nicht das richtige getroffen sein. Natürlich sind die Olym- 


1) τῇ πρὸ ἕνδεκα καλανδῶν Ἰουνίων. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 123 


piadenangaben oströmischen Ursprungs. Sie sind in den oströmischen 
Fasten, wie Chron. Pasch. zeigt, beigefügt worden. 

Man könnte nun allerdings gegen die Annahme einer Be- 
nutzung von Fasten und Fastennachrichten durch Socrates den Ein- 
wand erheben, dass eine grosse Reihe von Nachrichten weit über 
diejenigen hinausgehen, die unter den betreffenden Daten in den 
Fasten eingetragen waren, wie die erhaltenen Exemplare derselben 
erkennen lassen. . 

Da wir in verschiedenen Historikern (ich führe nur z. B. den 
Ammianus an, weise ferner auf die Nachrichten über Dexippos und 
im Hinblick auf diesen auf Eunaps Höhnen tiber die Autoren, welche 
alles nach Datum und Jahr anzugeben pflegten), da wir also in den 
Historikern bei einer grossen Reihe von Ereignissen, namentlich bei 
Angabe von Regentenzeiten, genaue Datirungen finden oder wissen, 
dass sie dieselben anwendeten, so könnte man auf den Gedanken 
kommen, dass Socrates direct aus derartigen Schriftstellern seine 
Angaben genommen habe, und dass die Uebereinstimmung an einer 
Reihe von Stellen mit gewissen Fastenverzeichnissen und den darin 
eingetragenen Nachrichten darauf zurückzuführen sei, dass alle 
dieselben Autoren benutzten. So würde sich auch am leichtesten 
der oben erwähnte Umstand erklären, dass theils die Fastennach- 
richten mit Socrates übereinstimmen, theils letzterer weit darüber 
hinausgeht. Dies wäre nämlich einfach Folge der Willkür des Au- 
tors, welcher an Stellen, wo er mehr vorfand, auch gelegentlich mehr 
mittheilte, je nachdem er es für angemessen hielt. 

Gegen diese Erwägung aber sprechen verschiedene Gründe. 
Zuerst laufen die datirten Angaben bei Socrates wenigstens vom 
Jahre 353 an (Socr. II, 32), hin und wieder mit Auslassung nur 
einiger Jahre, allzu chroniken- und fastenartig fort, um die Annahme 
eines Fastenexemplars als Quelle fallen lassen zu können, zumal auch 
das bereits oben bemerkte Abbrechen der eingetragenen Nachrichten 
aus der Profangeschichte diese Annahme bestärken muss. Ferner 
ist es ganz unwahrscheinlich, dass Socrates an einigen Stellen aus 
den Quellen gerade genau das herausgeschrieben haben sollte, was 
gelegentlich auch ein Idatius herausschrieb, obgleich die betreffenden 
Stellen den Stempel eines chronikartigen Zusammentragens an der 
Stirn tragen, so dass nicht daran gedacht werden kann, beide Au- 
toren hätten sie gerade 80 zusammengestellt in einem weitläuftigern 
Historiker gefunden, wie ihn doch Socrates, was gleich näher be- 
sprochen werden wird, augenscheinlich an andern Stellen der Art 
oft benutzt hat. Ausser auf die oben zu Anfang dieses Abschnittes 
ausgeschriebene Stelle verweise ich noch auf Socr. V, 12. Daselbst 
sind recht heterogene Dinge kurz zusammengestellt: κατὰ ταὐτὸ δὲ 
καὶ πρεςβεία TTepcóv παρῆν εἰρήνην παρὰ τοῦ BacıkEwc αἰτοῦςα᾽ 
τότε δὲ καὶ προςγίγνεται τῷ Bacıkei υἱὸς “Ονώριος τεχθεὶς αὐτῷ 
(i. e. Theodosio) ἐκ τῆς γαμετῆς Πλακίλλης ἐν ὑπατείᾳ Ῥιχομη- 


124 Ludwig Jeep: 


piou καὶ Κλεάρχου τῇ ἐννάτῃ τοῦ Cerrteußpiou μηνός. Idatius: 386 
Ricomere et Clearcho. His conss. introierunt Constantinopolim ]le- 
gati Persarum.!) Ipso anno natus est Honorius nob. in purpuris 
die V idus Septemb. Chron. Pasch. p. 563 ... ὑπ. 'Pnxourpou καὶ 
Κλεάρχου. Ἐπὶ τούτων τῶν ὑπάτων eicfjA0e πρεεβευτὴς Tlepcóv. 
καὶ αὐτῷ τῷ ἔτει ἐγεννήθη 'Ovipioc ἀδελφὸς Yvncıoc ᾿Αρκαδίου 
Αὐγούετου μηνὶ γορπιαίῳ πρὸ ε΄ ἰδῶν ςεπτεμβρίων. 

Es bleibt daher nichts anderes übrig als anzunehmen, dass So- 
crates an Stellen, wo er in seinem Fastenverzeichnisse nur kurze 
Notizen eingetragen fand, gelegentlich, wenn es ihm gut dünkte, in 
grössern Werken nachschlug und unter Beibehaltung der Daten aus 
den Fasten die betreffenden Ereignisse ausführlicher darstellte. 

Mir scheint ein recht evidentes Beispiel dieser Arbeitsart in 
Socr. II, 32 vorzuliegen, wo nach länger ausgeführter Erzählung 
über den Tod des Magnentius im Kampfe gegen Constantius, die in 
dieser Ausdehnung nicht in Fasten eingetragen sein kann, eine Da- 
tirung folgt. Bei dieser aber ist ein Irrthum passirt, den ich oben 
erwähnt habe (vgl. p. 118) und der nur dadurch entstanden sein kann, 
dass dem Socrates Fasten vorgelegen haben, welche an dieger Stelle 
mit Idatius übereinstimmten. 

Lässt sich nun näheres über die weiter ausgeführten Nach- 
richten aus der Profangeschichte feststellen? Allerdings ist dieses 
möglich. 

Wir beginnen mit der Stelle Socr. II, 25 τοῦ xricrou τῆς Kwv- 
cravrívou πόλεως τελευτήςαντος οἱ τρεῖς αὐτοῦ παῖδες τὴν Bacı- 
λείαν αὐτρῦ διεδέξαντο, ὡς ἐν τῷ πρὸ τούτου βιβλίῳ πεποιήμεθα 
μνήμην icréov δὲ ὅτι cuveßacikeuce τούτοις ἀνεψιὸς αὐτῶν. ᾧ 
ὄνομα Δαλμάτιος ὁμώνυμος τῷ ἰδίῳ πατρί" ὃν ἐπ᾽ ὀλίγον cup- 
βαςιλεύςαντα οἱ ςτρατιῶται ἀνεῖλον, οὐ κελεύοντος Kuvcravríou 
τὴν ςφαγὴν, ἀλλὰ μὴ κωλύοντος und vergleichen dazu Eutrop. X, 9 
Is (i. e. Constantinus) successores filios tres reliquit atque unum 
fratris filium. verum Dalmatius Caesar prosperrima indole neque 
patruo absimilis haud multo post oppressus est factione militari et 
Constantio patrueli suo sinente potius quam iubente. 

Dass jene Stelle des Socrates, auf Eutrop zurückgeht, sei es direct, 
861 es indirect, bedarf weiter keines Beweises. Ausserdem kónnen wir 
auch hier die äusserst mechanische Art der Arbeit Seitens des Socrates 
sehen; er kann sich nämlich so wenig von seiner Vorlage frei machen, 
dass er, wie er selbst zugibt, schon oben erzähltes wiederholt, weil es 
eben in seiner augenblicklich benutzten Quelle auch steht. Dies fällt be- 
sonders in der Fortsetzung auf, wo es bei Socrates heisst ὡς δὲ 
Kuvcravrivoc ὃ νέος τοῖς τοῦ ἀδελφοῦ μέρεειν ἐπιὼν καὶ αὐτὸς 


1) Die genauere Fassung hat hier Marcellinus bewahrt: “legati 
Persarum Constantinopolim advenerunt, pacem ἃ Theodosio principe 
postulantes. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikem. 195 


ὑπὸ τῶν ετρατιυτῶν cuufaAdv ἀνῃρέθη, ἤδη πολλάκις πρότερον 
εἴρηται (cf. II, 5). Diese Stelle nämlich ist augenscheinlich nur ein- 
geschoben, weil auch im Eutrop. l c. der Untergang des Constan- 
tinus II kurz unmittelbar im Anschluss an das oben Mitgetheilte an- 
geführt wird. Auch das Folgende des Capitels weist alles in klarer 
Weise auf Eutrop. l c. hin. So heisst es bei Socrates weiter μετὰ 
δὲ τὴν ἐκείνου ἀναίρεειν ὁ Περεικὸς πρὸς "Pupaítouc ἐκινήθη πό- 
λεμος, καθ᾽ ὃν Kuvcrávrioc οὐδὲν ἔπραττεν εὐτυχῶς" νυκτο- 
μαχίας γὰρ περὶ τοὺς ὄρους Ῥωμαίων καὶ ἸΠερεῶν γενομένης 
ἐπικρατέςτερα τότε τὰ ἸΠερεῶν πρὸς ὀλίγον ἔδοξε Yivecdaı; im 
Eutrop. X, 10 a Persis enim multa et gravia perpessus saepe captis 
oppidis obsessis urbibus caesis exercitibus nullumque ei contra 
Saporem prosperum proelium fuit, nisi quod apud Singara haud 
dubiam victoriam ferocia militam amisit, qui .... die iam prae- 
eipiti poposcerunt. 

Aus dem Vergleich dieser Stellen ergibt sich, wiewohl sie we- 
niger genau übereinstimmen, wie die oben ausgeschriebenen, sogar 
die Herstellung der Stelle des Socrates. 

Dieser würde ja ganz etwas widersinniges gesagt haben, wenn 
man die Lesart τὼ TTepcwv beibehielte; er würde dann sagen, dass 
Constantius im Perserkriege stets unglücklich gewesen sei, einmal 
aber hätten die Perser auf kurze Zeit die Oberhand gewonnen, 
wührend die Stelle des Eutrop zeigt, dass der Sinn dieses Passus 
nur sein konnte (was sich auch von selbst ergibt), dass Constantius 
unglücklich im Perserkriege gewesen und nur einmal nahe an einem 
Siege gewesen sei, dessen Art Eutrop noch etwas genauer bezeichnet. 

Bei Socrates 1. c. ist daher für τὰ TTepcwv herzustellen τὰ 
Ρωμαίων, so dass der Sinn der verlangte ist, die Römer hätten in 
einem nächtlichen Treffen vorübergehend den Sieg in Händen ge- 
habt. Dass τὰ TTepcwv durch Abweichung nach dem Vorhergehenden 
TTepcwv leicht entstehen konnte, ist klar. 

Jedoch bleibt noch die Partikel γὰρ nach νυκτομαχίας zu er- 
klären. Wenn der durch γὰρ eingeleitete Satz in seiner Herstellung 
eine Begründung irgend eines Factums enthalten soll, so kann dies 
nur das sein, dass Constantius nur einmal beinahe Glück gehabt 
habe. Es folgt aber aus dieser Erwägung, dass diese Ausnahme 
bei Socrates fehlt, es muss daher entsprechend dem 'nisi quod apud 
Singara' mit der griechischen Uebersetzung des Eutropius ergänzt 
werden πλὴν ἐν (ιγγάροις. ἢ Der ganze Satz heisst dann.... Kuv- 
crávrioc οὐδὲν ἔπραττεν εὐτυχῶς πλὴν ἐν (ιγγάροις᾽ νυκτομαχίας 
γὰρ γενομένης ἐπικρατέςτερα τότε τὰ Ρωμαίων πρὸς ὀλίγον ἔδοξε 
γίνεςθαι. Es ist sogar möglich, dass dieses πλὴν ἐν Cıyräpoıc in 


1) Ich will hier nur beiläufig bemerken, dass das νυκτομαχίας γὰρ 
γενομένης augenscheinlich der griechischen Uebersetzung ἀρχομένης γὰρ 
Ecntpac entspricht. 


196 Ludwig Jeep: 

dem Archetypos am Rande nachgetragen war und dass daraus einige 
Zeilen weiter unten in einigen Mss. das fehlerhafte ἐν (ζιρμίψ 1) ent- 
standen ist, worüber wir gleich reden werden. Den Socrates selbst 
trifft der Fehler jedenfalls nicht, das beweist die Partikel γὰρ. 

Es möge nun auch noch der Rest des Capitels mit Eutrop. ver- 
glichen werden. 

Nach einer kurzen Bemerkung über den Streit wegen des 
Athanasius in der Kirche, fährt Socrates fort ἐν τούτοις xadecrw- 
τῶν τῶν πραγμάτων Mayvevrıoc περὶ τὰ ἑςπέρια μέρη ἐπεφύη 
τύραννος᾽ ὃς Κώνεταντα τῶν ἑςπερίων μερῶν βαειλεύοντα περὶ 
τὰς Γαλλίας διάγοντα ἐκ cuckeufjc ἀνεῖλε᾽ οὗ γενομένου ἐμφύλιος 
μέγιςτος πόλεμος. 

Dieser Stelle entspricht zunächst bei Eutrop nur die Notiz, dass 
des Magnentius Anhang den Constans tödtete und zwar 'haud longe 
ab Hispaniis in castro cui Helenae nomen est’, dass ein Bürgerkrieg 
ausgebrochen, wird nicht besonders angeführt. Doch das letztere 
ergibt sich von selbst; die Angabe περὶ Γαλλίας wird aber noth- 
wendig, wenn man die specielle Ortsangabe weglässt. Man wird 
doch niemals sagen, dass in der Nähe Spaniens Jemand getödtet sei, 
wohl aber in einem Orte in der Nähe der Grenze Spaniens (ef. 
Zosim. IT, 53. Aurel. Epit. c. 42). Kürzt man auch dieses, so muss 
man natürlich “Gallien’ setzen, wie Socrates dies gethan; dazu be- 
darf es weiter keiner andern Quelle. 

Zum folgenden vergleiche ich gleich den Eutrop und Socr. 
durch Gegenüberstellung der Texte 


Socrat. 

Μαγνέντιος μὲν γὰρ ὁ τύραννος 
Tácnc Ἰταλίας ἐκράτει" ᾿Αφρικήν 
τε καὶ Λιβύην ὑφ᾽ ἑαυτῷ ἐπε- 
ποίητο᾽ καὶ αὐτὰς τὰς Γαλλίας 
Ecxe λαβών᾽ ἐν Ἰλλυρικοῖς δὲ 
[ἐν Ciputu πόλει] ὑπὸ τῶν crpa- 
τιωτῶν ἕτερος ἐπῇρτο τύραννος᾽ 
ὄνομα δὲ αὐτῷ Βετρανίων. 


Eutrop. X, 10 
post Constantis necem Magnentio 
Italiam Áfricam Gallias obtinente 
etiam Illyricum res novas habuit 
Vetranione ad imperium consensu 
militum electo. 


Die eingeklammerten Worte fehlen in den Haupthandschriften 
und sind jedenfalls zu tilgen. Uebrigens cf. oben. 


Socrat. 
oU μὴν ἀλλὰ καὶ τὴν Ῥώμην 
ταραχὴ κατεῖχεν" τοῦ Kuvcrav- 
tivou?) γὰρ ἀδελφιδοῦς ἦν, ὦ 
Νεποτιανὸς ὄνομα, ὃς ἀντε- 


m ς.ὕῦ΄.΄.ς. 


1) Hier kann man natürlich 


Eutrop. X, 11 
Romae quoque tumultus fuit Ne- 
potiano Constantini sororis filio 
per gladiatoriam manum impe- 
rium vindicante 


auch an eine erklärende Glosse ἐν 


Μούρεᾳ denken (cf. Zosim. II, 45), die zu ἐν Cipuiu geworden. 
2) Die Codd. haben allerdings jetzt Kwvcravriov. 


a 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 127 


ποιεῖτὸ τῆς Bacıkeiac Xeipiuovo- Magnentianis ducibus obpressus 
μάχων δορυφορούμενος: Νεπο- poenas dedit. 

τιανὸν μὲν οὖν οἱ Μαγνεντίου 

καθεῖλον ςτρατηγοί᾽ Μαγνέντιος 

δὲ ἐπιὼν πάντα τὰ ἑςπέρια κατε- 

ςτρέψατο. 

Der letzte Satz hat keine Entsprechung im Eutrop, ist aber 
auch nichts als eine allgemeine Recapitulation. 

Es fragt sich nun weiter, wie es sich mit denjenigen Stellen 
verhält, an denen Socrates gleichfalls über die Grenzen der Fasten- 
nachrichten hinausgeht, ohne dass eine so nahe Beziehung zum Eutrop 
zu erkennen ist. 

Wir wenden unsere Aufmerksamkeit zunächst auf Socr. II, 28 
(Schluss) und gehen diese Stelle Wort für Wort durch. 

ó δὲ βαςιλεὺς ἐπὶ τὴν Ἰλλυρίδα ἐςετρατοπεδεύετο’ ἦγε γὰρ 
αὐτὸν ἐκεῖςε τῶν δημοςείων χρειῶν f) ἀνάγκη᾽ μάλιςτα δὲ f Βετρα- 
γίωνος ὑπὸ τῶν CTPATIWTWV ἀναγόρευεις᾽ γενόμενος δὲ Ev (ιρ- 
μίῳ..... 

Diese Stelle geht in manchem tiber das anderswo in älterer 
Zeit Berichtete hinaus. Die Angabe, dass Vetranio in Illyrien Im- 
perator geworden, während Zosim. II, 43, Victor Ep. XLI, 25 an- 
geben, es sei dies in Pannonien geschehen, kann nicht auffallen, da 
Pannonien zum Illyricum occidentale gehörte. Illyrien gibt denn, 
auch Eutrop X, 10 und Victor de Caes. 41 an. Den Aufenthalt des 
Constantius in Sirmium berichtet Socrates selbstündig. 

. . . κατὰ ςυνθήκας ἐντυγχάνει τῷ Berpaviuvi, καταςκευάζει τε 
μεταθέεθαι τοὺς ἀνακηρύξαντας αὐτὸν ςτρατιώτας᾽ οἱ καὶ μετα- 
θέμενοι Kwvcravrıov μόνον ἀνεφώνουν Αὔγουετον καὶ Bacıkea καὶ 
αὐτοκράτορα᾽ Βετρανίωνος δὲ οὐδαμοῦ μνήμη βοώντων ἐγίνετο᾽ 
ὃ δὲ εὐθὺς αἰεθόμενος προδίδοςθαι παρὰ τοὺς πόδας ἐκυλινδεῖτο 
τοῦ βαειλέως. 

“ Am meisten entspricht diese Stelle dem Bericht bei Zosim. 
II, 441), wiewohl an eine directe Abhängigkeit gar nicht zu denken 
ist, weil Socrates Einzelheiten hat, die bei Zosimos fehlen. Eine 
ganz kurze Andeutung der Aeusserung Seitens der Soldaten hat 
Eutrop. X, 11, eine Erwähnung der Zusammenkunft hat der Epito- 
mator des Philost. III, 22.?) 


1) Zosimos erzählt die Zusammenkunft der beiden Herrscher, die 
Ueberlistung des Vetranio durch Constantius, das Sicherklären der Sol- 
daten für den Constantius gegen Vetranio, seine Absetzung ganz in dem- 
selben Sinne wie oben angegeben, jedoch zum Theil genauer. 

2) ευμμῖξαι φιλίως τῷ Οὐετερανίωνι βουληθεὶς. . . . χειροῦται μὲν 
τὸν Οὐετερανίωνα καὶ τῆς βασιλικῆς ἀποδύει ςτολῆς. μηδὲν δὲ κακὸν ἐπεργα- 
«άμενος ἄλλο, ἀλλὰ καὶ τραπέζης αὐτῷ κοινωνήςας, εἰς ἸΤροῦςαν τῆς Βιθυ- 
νίας ἐκπέμπει, λαμπρὰς καὶ μεγαλοπρεπεῖς ἀφορίςας αὐτῷ τὰς χορηγίας, 
μηδενὸς ὑςτερῆςθαι, ὧν ἀνθρώπου βίος ὡς ἐν ἰδιώταις εὐδαιμονεῖ προνοη- 
cápevoc. 


128 Ludwig Jeep: 


Kuvcrávrioc δὲ αὐτοῦ περιελὼν τὸν βαςειλικὸν crépavov καὶ 
τὴν ἁλουργίδα φιλανθρωπεύεται, παραινέςας ἰδιωτικῷ εχήματι 
fcuxectepov διάγειν πρέπειν γὰρ τῷ προβεβηκότι τὴν ἡλικίαν 
ἀπραγμονέςετερον βιοῦν ἢ ἔχειν ὄνομα φροντίδων μεςετόν᾽ τὰ μὲν 
οὖν κατὰ Βετρανίωνα τοιαύτην Ecxe τὴν ἔκβαςιν᾽ ὁ δὲ βαειλεὺς 
αὐτῷ παντοίαν δαπάνην ἐκ δημοείων φόρων ἐκέλευςε δίδοεθαι" 
πολλάκις δὲ αὐτῷ ὕςτερον ἐν Προύςῃ τῆς Βιθυνίας διάγοντι. ... 

Die Absetzung kennen die andern Quellen natürlich auch; die 
Behandlung des Vetranio berichtet ebenso Zosimus !), Vietor Ep. 1]. cc., 
am genauesten aber Philost. l c., der auch als Aufenthaltsort Prusa 
in Bithynien angibt. Vgl. p. 127, Anm. 2. 

γράφων ἐδήλου, ὡς εἴη μεγίετων ἀγαθῶν αἴτιος αὐτῷ Yero- 
νὼς ἀπαλλάξας φροντίδων καὶ ὅςα cóvecri τῇ Bacıkela κακά οὐκ 
εὖ τε πράττειν ἔλεγεν αὐτόν, ὅτι ὧν ἐκείνῳ παρέεχεν αὐτὸς οὐκ 
ἀπέλαυςε᾽ καὶ τοςαῦτα μὲν περὶ τούτων λελέχθω. 

Diese Nachricht hat jetzt Socrates allein. 

τότε δὲ ὁ βαειλικὸς Γάλλον μὲν ἀνεψιὸν ἑαυτοῦ Kaícapa 
karacr/cac τότε οἰκεῖον θεὶς αὐτῷ ὄνομα εἰς τὴν Cupíac ᾿Αντιό- 
χειαν ἔπεμψε, φρουρεῖεθαι τὰ τῆς ἑῴας μέρη δι᾽ αὐτοῦ προνοού- 
pevoc: 

Dieselbe Thatsache mit derselben Begründung hat Philost. IIT, 25, 
auch Zosim. II, 45, letzterer allerdings mit boshaftem Zusatze. 
: Antiochia ist bei beiden nicht genannt, jedoch ist zu bedenken, dass 
diese Stadt damals die Residenz des eigentlichen Orients war, also 
identisch den östlichen Provinzen gesetzt werden kann. 

ὅ τε καὶ émicrávroc αὐτοῦ τῇ ᾿Αντιοχέων, τὸ τοῦ curfjpoc 
cnuetov περὶ τὴν ἀνατολὴν ἐφάνη᾽ ςτύλος γὰρ «εταυροειδὴς ἐν τῷ 
οὐρανῷ ὀφθεὶς μέγιςτον θαῦμα τοῖς ÖpWcıv ἐγένετο: τοὺς δὲ 
ἄλλους ςτρατηγοὺς εὺὑν δυνάμει πολλῆ κατὰ Μαγνεντίου προὔ- 
πεμπε᾿ παρεῖλκέ τε ἐν τῷ (ιρμίῳ προςμένων τὰ ἐκβηςόμενα. 

Dieses Kreuzeszeichen am Himmel erwähnt und zwar genauer 
auch Philost. III, 26. Der Angriff gegen Magnentius ist natürlich 
auch in den andern Quellen erwähnt; das Verweilen des Constantius 
in Sirmium ist selbständiges Eigenthum des Socrates. 

Ziehen wir aus den oben mitgetheilten Stellen eine Folgerung 
über die Quelle derselben, so müssen wir zunächst constatiren, dass 
die Darstellung von der Absetzung des Vetranio sicherlich aus einer 
Quelle floss, die dem Zosimos sehr nahe stand. Auf der andern 
Seite aber zeigt der Bericht des Socrates grosse Verwandtschaft mit 
Philostorgios. Letzterer aber hat, wie oben (s. Philostorg) gezeigt 
ist, in der Geschichte des Gallus den Eunap benutzt; ferner ist be- 
kannt, dass auch Zosimos denselben Autor ausgeschrieben hat. Es 


1) καὶ ἅμα Βετρατίωνα τῆς ἐςθῆτος ἐκδύςαντες κατήγαγον ἐκ τοῦ 
βήματος ἰδιώτην. Kwverdvrioc δὲ οὐδὲν ἄχαρι παθεῖν αὐτὸν ευγχωρήῆςας 
ἐδίδου βίον αὐτῷ διατρίβοντι κατὰ τὴν Βιθυνίαν ἀρκοῦντα. καὶ βιοὺς ἐν 
ταύτῃ χρόνον οὐκ ἔχων πράγματα τετελεύτηκε. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 129 


ist ausserdem gar nicht anzunehmen, dass Philostorg in den Ereig- 
nissen derselben Kaiserregierung verschiedenen Quellen gefolgt sei. 
Kann die Richtigkeit dieser Annahme nun wohl nicht bezweifelt 
werden, so folgt daraus bei der Verwandtschaft der beiden Autoren 
mit Socrates auch ganz direct, dass die Darstellung des letztern auf 
Eunap zurückgeführt werden muss. Wir werden daher, wenn wir 
den Inhalt aller drei Schriftsteller vereinigen, so ziemlich den Inhalt 
des Eunap gewinnen. 


Zwar könnte es zweifelhaft erscheinen, ob Socrates hier den 
Eunap selbständig nachgelesen hat, weil an derselben Stelle die 
natürlich nur von einem christlichen Autor genommene Mittheilung 
über die Kreuzeserscheinung am Himmel sich auch bei Socrates 
findet. Jedoch findet sich zugleich bei demselben auch eine wesent- 
lich andere Anknüpfung und Ausführung im einzelnen, als bei Philo- 
storgios, so dass die Stelle sicherlich nicht aus diesem Autor ge- 
nommen ist, sondern aus einem andern Autor, vielleicht aus dem 
Fastenexemplar, was Socrates benutzte; und in der That erwähnt 
dieses Ereigniss auch Idatius und Chron. Pasch. 


Wie weit sich Socrates in der Auswahl seiner politischen Ab- 
schnitte hat durch Philostorg beeinflussen lassen, mag dahingestellt 
bleiben. Dass derartiges stattgefunden habe, könnte man allerdings 
aus einer gewissen Uebereinstimmung dieses Stoffes an manchen 
Stellen folgern; man möge z.B. Socr. II, 32 und 34 und Philostorg. 
frg. III, 22, 25, 26, 28 vergleichen. 


Meine Ansicht über das Verhältniss des Socrates zu Eunapius 
findet dadurch eine wesentliche Bestätigung, dass sich an andern 
Stellen, die Dinge aus der Profangeschichte erzählen, eine hervor- 
stechende Annäherung an Ammianus geltend macht, tiber dessen 
Verhältniss zu Eunapius oben gehandelt ist, ohne dass an eine 
directe Benutzung des Ammianus durch Socrates gedacht werden 
kann. Als Beispiel führe ich an Socr. IV, 8, eine Stelle beiläufig, 
die Gardthausen in seinem Ammian entgangen zu sein scheint, und 
Ammian XXXI, 1, 4 f. 


*O μέντοι βαςειλεὺς Χαλκηδόνος 
τῆς κατ᾽ ἀντικρὺ Βυζαντίου πό- 
λεώς τὰ τείχη λύειν προςέταττεν᾽ 
ὀμωμόκει γὰρ τοῦτο ποιήςειν, 
γικήςας τὸν τύραννον, ὅτι Χαλκη- 
δόνιοι τῷ τυράννῳ προςεθέμενοι 
aicxpWc αὐτὸν περιύβριςαν᾽ καὶ 
τὰς πύλας τῆς πόλεως προιόν- 


τος ἀπέκλειςαν᾽ τὸ μὲν οὖν 
τεῖχος κελεύςει τοῦ βαειλέως 
ἐλύετο᾽ καὶ οἱ λίθοι εἰς τὸ Kuv- 
«ταντίνου πόλεως δημόειον λου- 


Jahrb. f. glass. Philol. Suppl. Bd. XIV. 


denique cum Chalcedonos sub- 

verterentur veteres muri, ut apud 

Constantinopolim aedificaretur la- 

vacrum, ordine resoluto saxorum 
9 


130 


τρὸν HETEPEPOVTO, dj προςωνυ- 
μία Κωνεταντιαναί᾽ εὕρηται δὲ 
ἐν ἑνὶ τῶν λίθων ἐπιτγεγραμ- 
μένος χρηςμός, ὃς ἐκέκρυπτο 
μὲν ἐκ παλαιοῦ᾽ τότε δὲ φανερὸς 
ἐγένετο δηλῶν, ὡς ἡνίκα δαψιλὲς 
ὕδωρ ὑπάρξαι τῇ πόλει, τότε τὸ 
μὲν τεῖχος λουτρῷ ὑπουργήεει᾽ 
μύρια δὲ φῦλα βαρβάρων κατα- 
δραμόντα τὴν Ρωμαίων τῆν καὶ 
πολλὰ κακὰ δράςαντα τελευταῖον 
καὶ αὐτὰ φθαρήςεται᾽ οὐδὲν δὲ 
κωλύει φιλομαθίας ἕνεκα καὶ τὸν 
χρηςμὸν ἐνταῦθα rrpocdeivaı. 

᾿Αλλ᾽ ὅτε δὴ νύμφαι δροςεραὶ 
κατὰ ἀςτυχορεΐην | Τερπόμεναι 
crncovran!) εὐςτεφέας κατ᾽ ἀγυ- 
τάς, | Καὶ τεῖχος λουτροῖο πολύ- 
ετονον ἔςςεται ἄλκαρ᾽ | Δὴ τότε 
μυρία φῦλα πολυςπερέων ἀν- 
θρώπων, | "Aypıa, μαργαίνοντα, 
κακὴν ἐπιειμένα ἀλκήν, | "Icrpou 
καλλιρόοιο πόρον διαβάντα εὺν 
αἰχμῇ, | Καὶ (κυθικὴν ὀλέςει χύώ- 
pnv καὶ Mucida γαῖαν, | Θρηικίης 
δ᾽ ἐπιβάντα civ ἐλπίει μαινομέ- 
vncıv, | Αὐτοῦ κεν βιότοιο τέλος, 
καὶ πότμον ἐπίεποι᾽ 


Ludwig Jeep: 


in quadrato lapide qui structura 
latebat in media, hi Graeci versus 
incisi reperti sunt, futura plene 
pandentes: 


ἀλλ᾽ ὁπόταν γύμφαι. δροςεραὶ 


κατὰ ἄςτυ χορείῃ | τερπόμενοι 
«ςτροφόωνται ἐυςτεφέας κατ᾽ ἀ- 
γυιάς, | καὶ τεῖχος λουτροῖο πο- 
λύετονον Éccerai ἄλκαρ, | δὴ τότε 
μυρία φῦλα πολυςπερέων ἀν- 
θρώπων | "Icrpou καλλιρόοιο πό- 
ρον τεράοντα civ αἰχμῇ, | καὶ 
(κυθικὴν ὀλέςει χώρην καὶ Μυ- 
cida γαῖαν, TToiovínc δ᾽ ἐπιβάντα 
cóv ἐλπίει μαινομένῃειν | αὐτοῦ 
καὶ βιότοιο τέλος καὶ δῆρις 
ἐφέξει. 


Als besonders bemerkenswerth für unsern Zweck sind Stellen, 


wo neben Ammianus auch Zosimos berichtet, z. B. Socr. IV, 31, 
Zosim. IV, 17, Amm. XXX, 6, 1. Diese Stellen handeln tiber den 
plötzlichen Tod des Valentinian, der aus Aerger über die Gesandten 
der Quaden und Sarmaten eintrat, und ähneln sich ungemein. 


Olympiodor und Soorates. 


Während es in dem ersten Bande der Forschungen zur deut- 
schen Geschichte im Anschluss an Tillemont V, p. 556 Rosenstein 
unternommen hat, die Benutzung des Olympiodor durch Sozomenos 
im neunten Buche zu erweisen, ist für die entsprechende Partie des 
Socrates noch keine Untersuchung angestellt. Auf den ersten Blick 
scheint eine solche auch wenig Erfolg zu versprechen. Dennoch 
aber lässt sich bei näherer Betrachtung nicht verkennen, dass die 
Tradition, der Socrates an der betreffenden Stelle in seinen Nach- 


1) So mit der Lesart des weiter unten ibid. wiederholten Citats. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 131 


richten der Profangeschichte folgt, durchaus mit der des Philostorg, 
der, wie p. 73 ff. gezeigt, augenscheinlich den Olympiodor benutzte, 
resp. mit den Fragmenten Olympiodors selbst übereinstimmt. Ist 
auch hier keine wörtliche Uebereinstimmung erweislich, so dürfte 
bei der Uebereinstimmung des Inhalts der Tradition kaum an einer 
Kenntnissnahme und Benutzung des Olympiodor Seitens des Socrates 
zu zweifeln sein. Die Prüfung dieser Annahme liefert folgende Er- 
örterung. 

Wir gehen aus von Socr. VII, 23 und 24, in denen die Er- 
hebung des Joannes, seine Beseitigung und die Ernennung Valen- 
tinianus III. zum weströmischen Kaiser behandelt wird. Zwar wissen 
wir aus dem Prooemium des Socrates zum Liber VI, dass er mit 
dem Beginne der Geschichte des Arkadius und Honorius der Zeit 
nahe gekommen ist, in der ein τῶν ἐπὶ τῆς ἑαυτοῦ ἡλικίας Yevo- 
μένων ἁπτόμενος wird; aber dennoch zeigen die vorhin citirten 
Capitel deutlich, dass dies nicht durchweg in dem Sinne zu ver- 
stehen ist, als ob Socrates von jetzt an ohne Vorlage gearbeitet 
habe, trotzdem er am Ende des angeführten Prooemiums sich auf 
seine persönlichen Berichterstatter bezogen hat. 

Wir ziehen zum Beweise die Fragmente des Kirchenhistorikers 
Philostorgios zu einer Vergleichung mit Socrates herbei. 


Socr. VII, 23 

Ἐν τοςούτῳ δὲ Ἰωάννης πρω- 
τοςτάτης ὧν τῶν βαειλικῶν ὑπο- 
γραφέων, μὴ ἐνεγκὼν τὴν εὐ- 
τυχίαν τῆς ἰδίας ἀξίας, τὴν 
βαειλείαν ἁρπάζει καὶ πρεεβείας 
ἀποςτέλλει πρὸς τὸν αὐτοκρά- 
τορα Θεοδόειον, δεχθῆναι eic 
βαειλέα δεόμενος. Ὁ δὲ τοὺς 
μὲν πρεςβευτὰς εἰς φρουρὰν 
κατέςτηςεν᾽ ἐξαποςτέλλει δὲ τὸν 
ςτρατηλάτην ᾿Αρδαβούριον........ 
ἄνεμος γὰρ οὐκ alcioc πνεύςας 
εἰς τὰς χεῖρας αὐτὸν ἐνέβαλε 
τοῦ Tupávvou: ὃς ευλλαβὼν av- 
τὸν ἤλπιζεν εἰς ἀνάγκην κατα- 
crfjcaı τὸν αὐτοκράτορα, ὥςτε 
ψηφίςεαςθαι καὶ ἀναδεῖξαι αὐτὸν 
βαειλέα, εἰ εὦζεεθαι τὸν crpa- 
τηλάτην προῃρεῖτο. 


Philost. fr. XII, 18 

καὶ Ἰωάννης τυραννίδι ἐπιθέ- 
μενος διαπρεςβεύεται πρὸς Θεο- 
δόειον᾽ ἀπράκτου δὲ τῆς πρες- 
βείας γεγενημένης καὶ οἱ πρέεβεις 
ὑβρίςεθέντες, ἄλλος ἀλλαχῆ κατὰ 
τὴν Προποντίδα φυγῇ προετι- 
unóncav ....... 

[Ocobócioc] ᾿Αρδαβούρῳ τῷ 
ςτρατηγῷ καὶ τῷ τούτου υἱῷ 
"Acrapi τὴν κατὰ τοῦ τυράννου 
ςτρατηγίαν ἐγχειρίεας ...... 
τὸν δὲ ᾿Αρδαβούριον βίαιον ἀπο- 
λαβὸν πνεῦμα cov δυεὶν [ETE- 
pouc] Tpınpncıv εἰς χεῖρας ἄγει 
τοῦ τυράννου. ὃ δὲ πρὸς ς«πονδὰς 
ἀφορῶν φιλανθρώπως ἐκέχρητο 
τῷ ᾿Αρδαβουρίψ. 


Die oben ausgeschriebenen Stellen zeigen im Wesentlichen den- 


selben Inhalt. Socrates allerdings fügt dem Namen des Joannes 

seinen früheren Rang bei, den das Frg. des Philostorgios auslässt, 

ferner den Inhalt der ersten Gesandtschaft des Joannes an Theodosius, 

ebenso setzt ersterer den Inhalt der Wünsche des Joannes nach der 
9* 


132 Ludwig Jeep: 


Gefangennahme des Ardaburius genauer auseinander, während Philo- 
storgios nur im Allgemeinen das Verlangen desselben nach cırovdal 
mit dem Kaiser Theodosios constatirt. Dagegen ist Philostorgios 
genauer in Bezug auf die Behandlung der ersten Gesandten des 
Joannes Seitens des Kaisers Theodosius, indem er die Art der 
φρουρά, unter die sie gestellt wurden, nüher bestimmt hat durch 
den Zusatz φυγὴ xarà τὴν TTpomovríba'; ferner weiss er, dass 
Ardaburius mit zwei Trieren in die Hände des Joannes kam, wäh- 
rend Socrates nur.die Gefangennahme in Folge widrigen Windes im 
Allgemeinen angibt; endlich fügt er dem Ardaburius als Genossen 
des Feldzuges gegen Joannes von vornherein den Sohn desselben 
Aspar hinzu, den Socrates erst im folgenden erwähnt. 

Wenn man zun&chst bedenkt, dass die Fassung der gleichen 
Daten den Worten nach nicht übereinstimmt, ferner hinzunimmt, 
dass dazu noch einige Verschiedenheiten kommen, so könnte es von 
vornherein erscheinen, als sei an irgend welchen Zusammenhang der 
mitgetheilten Stellen nicht zu denken, eine Ansicht, die als um so 
fester betrachtet werden könnte, wenn man, wie ich vorwegnehme, 
erwügt, dass auch in den durch Punkte bezeichneten Stellen Ab- 
weichungen zwischen beiden Schriftstellern sich finden, von denen 
wir unten zu reden haben werden. 

Jedoch ganz abgesehen davon, dass die Verschiedenheit der 
Fassung nicht in Frage kommen kann, da wir ja aus Philostorgios 
nur die mangelhaften Excerpte eines Photius haben, so zeigt sich 
auch bei kritischer Prüfung der Stelle des Socrates, dass auch er 
den Aspar in der Begleitung seines Vaters voraussetzt. Denn nach- 
dem Socrates die Gefangennahme des Ardaburius erwähnt hat, folgt 
unmittelbar darauf der Satz: "Acmap δὲ ὁ τοῦ 'Apbafoupíou υἱὸς 
μαθὼν καὶ τὸν πατέρα παρὰ τοῦ τυράννου karéyecOat καὶ πολλὰς 
μυριάδας βαρβάρων ἐπὶ ευμμαχίᾳ τοῦ τυράννου παρεῖναι εἰδὼς 
οὐκ Ecxev ὅτι καὶ πράξειεν. Aus dieser Stelle geht nämlich ganz 
klar hervor, dass Aspar, als sein Vater gefangen wurde, zur Hand 
sein musste und selbstverständlich als bei der Unternehmung be- 
theiligt auf Rath sann, den er vorläufig allerdings nicht fand. 
Dieser Umstand beweist aber zugleich schlagend, dass Socrates an 
der in Frage stehenden Stelle nicht etwa nach Hörensagen dieses 
Stück Zeitgeschichte berichtet hat, sondern einer schriftlichen Vor- 
lage folgt, die er in ungeschickter und lückenhafter Weise aus- 
schreibt. Wer in aller Welt würde, wenn er gleichsam aus sich 
selbst heraus ein Stück Geschichte behandelte, in der hier vorliegen- 
den Weise plötzlich eine zweite Person als handelnd einführen, von 
der man, wenn man nicht, wie wir in diesem Falle, aus andern 
Quellen den Zusammenhang kennt, gar nicht begreifen würde, wie 
dieselbe plötzlich auf dem Schauplatze erscheinen könnte oder wie 
sie dazu käme, als berechtigt selbstverständig einzugreifen, 

Ich glaube, dass im Hinblick auf die eben erörterte Leicht- 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 133 


fertigkeit des Socrates in Benutzung seiner Vorlage es keiner ver- 
wunderlich finden wird, wenn er etwa auch willkürlich eine nähere 
Angabe der Bestrafung der Gesandten des Joannes oder der Zahl 
der Schiffe, mit denen Ardaburius gefangen wurde, bei Seite liess; 
andrerseits spielt die kurze Angabe über den Wunsch nach crrovdai 
Seitens des Joannes bei Philostorgios gegenüber der eingehenderen 
Erörterung des Socrates gar keine Rolle, weil wir nicht wissen, 
welche weitere Fassung etwa Photios mit diesem einen Worte zu- 
sammengefasst hat. Ja bei der ersten Gesandtschaft des Joannes, 
die Socrates etwas eingehender behandelt, sehen wir aus dem Ex- 
cerpt des Philostorgios sofort, dass Photios nur gekürzt hat; denn 
das ἀπράκτου δὲ τῆς πρεςβείας γεγενημένης würde ganz und gar 
unverständlich sein, wenn nicht Philostorgios selbst den Inhalt der 
Botschaft erörtert hätte. 

Von dieser Seite her liegt also keine Hinderung vor, zwischen 
Socrates und Philostorgios eine Verwandtschaft anzuerkennen. 

Anders scheint sich die Sache zu gestalten, wenn wir die Lücken 
ausfüllen, welche wir in dem Citat aus Philostorgios’ Fragm. ge- 
lassen haben. 

In der ersten Lücke nämlich heisst es bei Philostorgios: τὴν 
μέντοι Πλακιδίαν καὶ τὸν τρίτον Οὐαλεντινιανὸν (μετὰ γὰρ Kuv- 
ςταντίου θάνατον πρὸς τὸ Βυζάντιον ἀνεκομίεθηςαν) ἀποετέλλει 
πρὸς Oeccalovíkyv κἀκεῖ τὴν τοῦ Καίςαρος ἀξίαν τῷ ἀνεψιῷ 
παρατίθηειν. Ἶ) 

Dem steht bei Socrates VII, 24 die Stelle gegenüber τοῦτον 
τὸν ἀνεψιὸν (i.e. Valentinianum) Koicapa xaracrücac ἐπὶ τὰ 
ἑςπέρια μέρη ἀνέπεμψε τῇ μητρὶ αὐτοῦ Πλακιδίᾳ τὴν φροντίδα 
τῶν πραγμάτων ἐπιτρέψας. Die beiden Nachrichten widersprechen 
sich nicht; nur lässt Socrates den Namen der Stadt Thessalonich 
aus, wohin die Placidia nebst Sohn sich zuerst begaben, und wo die 
Ernennung des Valentinian zum Caesar eintraf, und fasst nur die 
Sendung jener Herrschaften nach dem Occident im Allgemeinen ins 
Auge, von der auch bei Philostorgios weiter unten sofort genaueres 
gerichtet wird. Socrates hat eben auch hier grössere Kürze beliebt. 
Dabei ist ihm aber auch wiederum die grösste Flüchtigkeit passirt. 

Wiewohl er ganz passend vor der citirten Stelle (VII, 24) kurz 
einige bekannte Familiennotizen über die Abstammung Valentinia- 
nus III. macht und dabei ausdrücklich beifügt, dass sein Vater 
Constantius von Honorius zum Mitkaiser ernannt worden sei, jener 
sich also doch im Westen des Reichs befinden müsste, so erfahren 
wir auch nicht ein Wörtchen darüber, wie überhaupt Theodosius II. 
in die Lage kommen konnte, Placidia und Sohn nach dem Westen 
zu schicken, wie dies selbst in den Excerpten des Photios aus 
Philost. parenthetisch bemerkt ist. Augenscheinlich wird die Kennt- 








1) περιτίθηςειν Valesius. 


134 Ludwig Jeep: 


niss dieser Dinge in der Erzählung vorausgesetzt.") Da diese aber 
unmöglich durch den Leser aus dem Zusammenhang erworben wer- 
den kann, so erklüren wir diese Ungenauigkeit des Socrates doch 
wohl am natürlichsten, wenn wir hier, wie oben, eine eklektische 
oder sprungweise Benutzung seiner Vorlage annehmen. 

Wir haben es aber auch noch mit der zweiten oben im Frg. 
des Philostorgios gelassenen Lücke zu thun: oi δὴ καὶ cuvermavó- 
μενοι Πλακιδίαν re καὶ Oba evriviavóv xai τούς τε Παίονας καὶ τοὺς 
Ἰλλυρίους διελάςαντες τὰς ζάλωνας πόλιν τῆς Δαλματίας dvampoücı 
κατὰ κράτος. ἐντεῦθεν ὁ μὲν ᾿Αρδαβούριος νηίτῃ «τόλῳ κατὰ τοῦ 
τυράννου χωρεῖ" ὁ δὲ "Αςπαρ τὴν ἱππικὴν δύναμιν ευλλαβὼν καὶ 
τῷ τάχει τῆς ἐφόδου κλέψας τὰς αἰςθήςεις τῆς ᾿Ακυληίας μεγάλης 
πόλεως ἐγκρατὴς γίνεται cuvövrwv αὐτοῦ Οὐαλεντινιανοῦ καὶ 
ἸΤλακιδίας. ἀλλ᾽ 6 μὲν οὕτω τὴν μεγάλην ἀταλαιπώρως παρεετή- 
caro. Dieser Stelle entspricht Socr. VII, 23, 5 kurz durch die 
Worte οὗτος (i e. Ardaburius) eic τὰς ζαλῶνας παραγενόμενος 
ἔπλει ἐξ αὐτῆς ἐπὶ τὴν ᾿Ακυληΐαν. Von einer Begleitung des Feld- 
herrn durch Placidia und Valentinianus weiss scheinbar Socrates 
gar nichts. Das wäre also immerbin eine wesentliche Abweichung 
zwischen dem Berichte des Socrates und des Philostorgios. Dieselbe 
kann aber einem flüchtigen Leser von Socr. VII, 24 noch grösser 
erscheinen; denn hier erzählt ja Socrates ausdrücklich, dass die ganze 
Disposition in Bezug auf die Placidia und Valentinianus erst einge- 
treten sei τοῦ τυράννου ἀναιρεθέντος, also nach dem Tode des 
Joannes. 

Treten wir aber diesem Capitel des Socrates näher, so dürfte 
doch die ganze Verschiedenheit nur eine scheinbare und auf der Un- 
klarheit des Socrates beruhende sein. 

Socrates sagt nicht VII, 24 zu Anfang, dass Theodosius erst 
nach dem Tode des Joannes Placidia mit ihrem Sohne nach dem : 
Occident gesendet habe, sondern dass er nach dem Tode desselben 
erst die Schritte gethan habe?), Valentinian zum Kaiser zu machen. 
Das aber sagt auch Philostorgios ibid. κἀκεῖ τὴν δεξιὰν προδιατμη- 
θεὶς εἶτα καὶ τῆς κεφαλῆς ἀποτέμνεται ἕνα Tupavvricac ἐπὶ τῷ 
ἡμίςει ἐνιαυτόν. τότε τὸν βαςιλέα ὁ Θεοδόειος τὸν Οὐαλεντινια- 
γὸν ἀποςτείλας ἀναγορεύει. Ferner geht aus der Socr. VII, 24, 3 








1) Socr. VI, prooemium gibt ausdrücklich an, er wolle nach Deut- 
lichkeit und Klarheit streben. Um so weniger können wir voraussetzen, 
dass Socrates derartige Dinge, wie sie oben ausgelassen sind, mit Be- 
wusstsein ausgelassen habe, da sie etwa als Zeitgeschichte bekannt 
waren. Einmal schrieb er doch nicht für die nur kurz lebende Gegen- 
wart, sondern für die kommenden Geschlechter, ferner war ja such 
Philostorg u.a. in derselben Lage und haben selbstverständlich die Ver- 
hältnisse genau in ihrem Zusammenhange ohne Voraussetzungen der 
oben bezeichneten Art dargelegt. 

2) τοῦ δὲ τυράννου ἀναιρεθέντος Euppovric ἦν ὁ αὐτοκράτωρ Θεο- 
bócioc, τίνα τῶν ἑςπερίων μερῶν ἀναδείξειε Baca. 


—* 


Quellen untersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 135 


folgenden Stelle: τοῦτον τὸν ἀνεψιὸν Καίεαρα αὐτοῦ KaTacrncac 
ἐπὶ τὰ ἑςπέρια μέρη ἀνέπεμψε τῇ μητρὶ αὐτοῦ Πλακιδίᾳ τὴν 
φροντίδα τῶν πραγμάτων ἐπιτρέψας hervor, dass auch Socrates 
weiss, dass Placidia und ihr Sohn allerdings vor der definitiven 
Ernennung des letztern zum Kaiser bereits zum Westen abge- 
reist waren. Der Aoristus ἀνέπεμψε ist seiner Bedeutung nach 
plusquamperfectisch zu fassen und jenes ‘igitur’, was die latei- 
nischen Interpreten zur Verbindung dieses Satzes einschalten, 
was aber im Griechischen gar nicht steht, ist ganz fehlerhafter 
Weise immer wieder von Neuem in der lateinischen Version ge- 
druckt worden. Nicht “in Folge? der Ueberlegungen des Theodo- 
sius, wer den Thron des Honorius nach des Joannes Ermordung ein- 
nehmen sollte, wird Valentinianus nach des Socrates Erzählung nach 
dem Westen gesendet, sondern Socrates will nur, bevor er die nach 
dem Tode des Joannes beschlossene Ernennung des Valentinian zum 
Kaiser von Westrom berichtet und damit regelmässig in der Er- 
zählung fortfährt, gleichsam eine kurze Lebensbeschreibung des Va- 
lentinian einschalten. Er gibt die verwandtschaftlichen Verhältnisse 
des Valentinian an und fährt dann fort: “Diesen seinen Vetter hatte 
(Theodosius) zum Caesar ernannt und nach dem Westen gesendet, 
nachdem er der Mutter desselben Placidia die Sorge für die Re- 
gierung übertragen hatte.’ Dass diese Auffassung des Aoristus . 
richtig ist, beweist das Folgende: ζπεύδων δὲ καὶ αὐτὸς καταλα- 
Beiv τὴν Ἰταλίαν, ὥςτε τὸν μὲν ἀνεψιὸν ἀνατγορεῦςαι Bacık&a...... 
ἄχρι τῆς Θεςςαλονίκης γενόμενος ὑπ᾽ ἀρρωεςτίας διεκωλύθη. Diese 
Stelle kann allein mit Wiederaufnahme der Ueberlegung des Theo- 
dosius τίνα τῶν ἑςπερίων μερῶν ἀναδείξειε Bacıkda unter Be- 
zeichnung des Zusammenhanges heissen: “Als aber "Theodosius, 
sich entschlossen hatte, seinen eben näher bezeichneten Vetter 
Valentinian zum Kaiser Roms zu machen, eilte er nach Italien zu 
gehen, um diese Absicht in Person ausführen zu können, gelangte 
aber nur bis Thessalonich, wo er durch Krankheit zur Umkehr ge- 
zwungen wurde.’ | 

Wir sehen also aus dieser genauen Zergliederung des Berichtes 
bei Socrates VII, 24, dass derselbe nicht nur nicht dem Philostorgios 
widerspricht, sondern vielmehr mit ihm auch insofern übereinstimmt, 
dass die Ernennung des Valentinianus zum Caesar bereits vor dem 
Tode des Joannes stattfand, da sie angenscheinlich vom Socrates 
vor der Ueberlegung des Theodosius, wen er zum Kaiser Roms 
machen sollte, gedacht wird, die τυράννου ἀναιρεθέντος eintrat. 

Es bleibt nun aber immer noch der Unterschied bestehen, dass 
Philostorgios die Begleitung des Ardaburius durch Valentinian und 
Placidia berichtet, Socrates nicht. 

Da wir aber gesehen haben; dass auch Socrates die Ernennnng 
des Valentinian zum Caesar vor den Tod des Joannes setzt, so ist 
auch für ihn nur ein kurzer Zeitraum müglich, innerhalb dessen diese 


186 Ludwig Jeep: 


Reise geschehen sein kann. Im August 423 starb Honorius, und 
Joannes bemächtigt sich der Herrschaft in Rom, wird aber bereits 
nach 1, Jahren getödtet; der Feldzug gegen Joannes ist jedoch 
sicherlich nicht vor dem Frühjahr 424 nach Italien gelangt. Man 
denke an die oben erwähnten Verhandlungen des Joannes und an 
die Jahreszeit. Es bleibt daher, nachdem so schon etwa ein Jahr 
von des Joannes Regierung verflossen ist, nur noch ein halbes Jahr 
übrig, innerhalb dessen die Ernennung des Valentinianus zum Caesar . 
hat statt finden müssen und ausserdem auch der Feldzug des Arda- 
burius gegen Joannes. Wir dürfen aber gar nicht daran zweifeln, 
dass Philostorgios und Olympiodor recht berichtet haben, dass diese 
Ernennung zu Thessalonich, also schon auf dem Wege nach dem 
Occident, eintrat, ein Bericht, dem Socrates keineswegs durch die 
allgemeine Fassung dieses Ereignisses widerspricht. Ich meine daher, 
wir haben gar keinen Grund zu glauben, dass Socrates aus einer 
andern Veranlassung als aus der schon oben gekennzeichneten Nach- 
lässigkeit und Ungenauigkeit in politischer Geschichte lib. VII, 23 
die Begleitung des Ardaburius durch Valentinian und seine Mutter 
ausgelassen habe. 

Wie steht es aber mit der Darstellung von dem weitern Ver- 
lauf der Expedition? 

Philostorgios erzählt, dass der gefangene Ardaburius Gelegen- 
heit fand die Generüle des Joannes gegen letztern zu beeinflussen 
und, was das wichtigste ist, seinen Sohn durch eine Botschaft zu 
veranlassen, wie das Excerpt nur im Allgemeinen sagt, παραγενέ- 
c0ai ὡς ἐφ᾽ ἑτοίμῳ τῷ κατορθώματι. Er fügt hinzu τοῦ δὲ θᾶτ- 
TOV COV τῷ ἱππότῃ CTPOTW παραγεγονότος καὶ μάχης τινὸς cuppa- 
γείεης ευλλαμβάνεται ὃ Ἰωάννης κτλ. 

Socrates VII, 23 lässt die Generäle aus dem Spiele, erzählt 
aber im Ganzen dem Excerpt des Philostorgios entsprechend. Es 
erscheint ein Engel Gottes — der etwas nüchterner betrachtet, kein 
anderer sein kann, als der Bote, welcher die von Philost. erwähnte 
Botschaft überbringt — und übernimmt die Führung des Aspar und 
seiner Leute durch die Stimpfe bei Ravenna; der Marsch gelingt, Ra- 
venna wird bei offenen Thoren überrascht, Joannes gefangen genommen. 

Es kann kein Zweifel obwalten, dass beide Berichte, wiewohl 
uns dieses Mal das Excerpt durch Schuld des Photios einigermassen 
im Stiche lässt, übereinstimmen. Ich glaube, es ist kaum nöthig 
darauf hinzuweisen, dass nur der Sorglosigkeit dieses Mannes es 
zu verdanken ist, dass wir nicht einmal den Namen des Ortes, also 
Ravenna's, erfahren, gegen den Aspar zu Felde zog und wo Arda- 
burius gefangen gehalten wurde. Dass an dieser Stelle übrigens 
Philostorgios ursprünglich genauer gewesen ist, als Socrates, scheint 
mir sowohl aus dem Bericht über die Botschaft an Aspar hervor- 
zugehen, als auch aus der nähern Bezeichnung des durch Aspar mit 
Reitern erfochtenen Sieges. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 137 


Es folgt bei Socrates die Schilderung der Frömmigkeit des 
Theodosius, der, als er wührend eines Spieles im Hippodrom den 
Tod des Joannes erfuhr, mit dem ganzen Cireus in die Kirche zog 
und Gott den ganzen Tag Dankesgebete darbrachte. Dieser Passus, 
der wiederum die Ungenauigkeit der Arbeit des Socrates zeigt, 
indem er den Kaiser wegen der Hinrichtung des Joannes danken 
lässt, die er gar nicht erzählt, sondern hier wiederum stillschweigend 
aus der Gefangennahme desselben folgert, aber erst Anfang des fol- 
genden (VII, 24) Capitels ausdrücklich mit einem Worte anzeigt, 
dieser Passus, meine ich, ist ein selbständiger Zusatz aus den Er- 
lebnissen des Socrates; denn an der Wahrheit zu zweifeln liegt gar 
kein Grund vor, zumal Socrates in Constantinopel lebte. So erklürt 
es sich auch am leichtesten, dass Socrates an’ dieser Stelle, wie eben 
gezeigt ist, ohne eigentliche folgerichtige Darstellung berichtet. 
Diese beginnt erst wieder mit Capitel 24. 

Die Einzelheiten der Gefangennahme und Hinrichtung des Jo- 
annes, welche uns Philostorgios berichtet, erfahren wir durch So- 
crates nicht, der, wie schon oben angedeutet wurde, nur ganz kurz 
dieses Ereignisses Erwähnung thut. 

Am Schluss des Frg. XII, 3 heisst es bei Philostorgios τότε 
(d. i. nach der Hinrichtung des Joannes) δὲ βαςιλέα ὁ Ocobócioc 
τὸν Οὐαλεντιανὸν ἀποςτείλας ἀναγορεύει. Dem entsprechend Socr. 
VII, 24 am Ende πέμψας οὖν τὸν Bacıkıköv crépavov τῷ ἀνεψιῷ 
διὰ τοῦ πατρικίου ἩἩλίωνος, indem noch vorher hinzugesetzt ist, 
dass Theodosius bereits selbst auf dem Wege war, um nach Italien 
zu gehen und den Valentinianus in Person zu krönen, aber in Thessa- 
lonich durch Krankheit genöthigt wurde, die Reise aufzugeben. 

Unsere Annahme, dass die Uebereinstimmung der Socratischen 
Ueberlieferung der durchgesprochenen Ereignisse und die der Phi- 
lostorgischen Tradition nach den Erörterungen zu Anfang unserer 
Schrift nothwendig auf Olympiodor führt, wird hier zu guterletzt 
noch bestätigt durch eine Stelle des Olympiodor Frg. 46, wo die 
Sendung des Helion folgendermassen bezeugt wird: Ἡλίων δὲ ὁ 
μάγιςτρος καὶ πατρίκιος, καταλαβὼν τὴν Ρώμην καὶ πάντων ἐκεῖςε 
cuvdpauövrwv, τὴν βαςειλικὴν ἐςθῆτα ἑπταέτηρον ὄντα ἐνδύει Βα- 
λεντινιανόν. 


VIII. 
Socrates und Sozomenos. 


Dass Socrates nicht vor 439 p. Chr. seine Kirchengeschichte 
abgeschlossen hat, hat dieser Schriftsteller selbst VII, 48 mit den 
Worten bezeugt xartanaucaca δὲ (sc. icropía) ἐπὶ τὸ δεύτερον ἔτος 
τῆς τριακοςιοςτῆς πέμπτης ὀλυμπιάδος, ἐν f| ἑπτακαιδεκάτη ὑπά- 
τεια τοῦ Bacıkewc Beodociou δέδοτο. Unklar aber schien es bisher 
zu sein, ob dieser Abschluss genau in das angegebene Jahr falle 


188 Ludwig Jeep: 


oder mehr oder weniger nach dieser Zeit anzusetzen sei. An einem 
Anhaltspunkte zu einer Entscheidung, glaubte man, fehlte es. Den- 
noch bieten uns denselben die Worte des Socrates ibid. ἡμεῖς δὲ 
ἐνταῦθά που τὴν ícropíav καταπαύςαντες ἐν εἰρήνῃ διάγειν τὰς 
πανταχοῦ ἐκκληείας καὶ πόλεις καὶ ἔθνη εὐχόμεθα" εἰρήνης γὰρ oU- 
cnc ὑπόθεειν οἱ ἱετοριογραφεῖν ἐθέλοντες οὐχ ἕξουειν. Dieser Ab- 
schnitt lehrt uns mit Bestimmtheit, dass, als Socrates sein Werk 
schloss, im Staat und in der Kirche Frieden herrschte. Dies war 
in der That 439 der Fall Im Jahre 440 auf 441 wurde aber be- 
reits die grosse Expedition mit 1200 Schiffen gegen Geiserich vom 
Orient aus unternommen, dazu kommen feindliche Zusammenstösse 
mit den Hunnen, während in der orientalischen Kirche 441 der 
Streit über die Rechtgläubigkeit des Theodoros von Mopsuestia sogar 
nach dessen Tode (cf. Fbeoph. ed. Bonn. p. 147—148) zum Aus- 
trage gebracht wurde. Dass diese Ereignisse vom Socrates, der 
doch in Constantinopel lebte und besonders das schreiben wollte, 
was dort vor sich ging!), um von andern Dingen zu schweigen, noch 
nicht erlebt waren, und sich somit nach dem Schlusse seines Ge- 
schichtswerkes zutrugen, muss nach den oben angeführten Worten 
des Socrates als ausser allem Zweifel stehend betrachtet werden. 

Dazu stimmt auch, wenn Socrates VI, 6 sagt καὶ νῦν δὲ ὁ ποιη- 
τὴς 'Auudivioc τὴν αὐτὴν ὑπόθεειν ῥαψῳδήςας ἐν τῇ ἑκκαιδεκάτῃ 
ὑπατείᾳ τοῦ νέου Θεοδοείου, ἣν ἅμα Φαύεςετῳ ἐπετέλει, ἐπὶ τοῦ 
αὐτοκράτορος ἐπιδειξάμενος λαμπρῶς εὐδοκίμηςε. Demnach konnte 
Socrates, als er das sechste Buch schrieb, das Jahr 438 als Gegen- 
wart bezeichnen. 

Somit steht es fest, dass Socrates von 439 auf 440 sein Werk 
vollendete, d. h. in dem Jahre, i in dem er damals gerade lebte, und 
dass er das Jahr 439 nicht etwa willkürlich als Schlussjahr seiner 
Geschichte wählte, während die Zeit bereits weiter vorgeschritten war. 

Wir können nun zur Untersuchung des Verhältnisses zwischen 
Socrates und Sozomenos übergehen, nachdem die Zeit festgestellt ist, 
in der Socrates sein Geschichtswerk schrieb. 

Das Verhültniss zwischen diesen beiden Kirchenhistorikern ist 
bis in die neueste Zeit hinein ein Gegenstand der Untersuchung ge- 
wesen. Während Valesius die Meinung aufstellte, dass Sozomenos, 
welcher an sehr vielen Stellen mit Socrates übereinstimmt, ein Pla- 
giator des letztern sei, ohne dass dafür irgendwelche stichhaltige 
Gründe angeführt wurden, behauptete Holzhausen?) in einer wenig 
zureichenden Untersuchung das Gegentheil; indem er annahm, dass 
die beiden genanten Schriftsteller ihre grosse Aehnlichkeit an 80 


1) V, 24. 

2) Holzhausen, commentatio de fontibus quibus Socrates Sozomenus 
ac Theodoretus usi sint. Göttingen 1825. — Unbegreiflicher Weise ist 
diese Schrift von der theologischen Facultät in Göttingen mit dem aka- 
demischen Preise gekrönt. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 139 


vielen Stellen einer gemeinsamen Quelle verdankten. Neuerdings ist 
dann endlich Gtildenpenning und Iffland!) zu der Ansicht des alten 
Valesius zurückgekehrt und hat seine Annahme durch eine genaue 
Analyse der für ihn wichtigen, auf Theodosios d. Gr. bezüglichen 
Partie im Socrates und Sozomenos zu erweisen gesucht. Harnack 
hat ihm in einer Besprechung des unten angeführten Buches beige- 
stimmt und scheint damit die Frage für erledigt zu erachten. Ganz 
ist sie das nun aber jedoch noch nicht. Das folgende soll einen 
weitern Beitrag zur endgültigen Lösung derselben liefern. 

Ich habe schon neulich in meinen Quaestiones Fridericanae, 
Turin 1881 mit Gtüldenpenning von Neuem auf die für diese Frage 
entscheidende Stelle Socr. I, 10 aufmerksam gemacht, Hier wird 
nämlich eine Anekdote aus dem Leben Constantin d. Gr. erzählt 
und ausdrücklich hinzugesetzt τούτων οὔτε ὁ TTaupikov Εὐςέβιος 
οὔτε ἄλλος TE ἐμνημόνευςε πώποτε᾽ ἐγὼ δὲ παρὰ ἀνδρὸς ἤκουςα 
οὐδαμῶς ψευδομένου, ὃς παλαιός τε ἦν ςφόδρα καὶ ὧς ἱετορήςας 
τὰ κατὰ τὴν cóvoboy ἔλεγεν. Nichtsdestoweniger hat dieselbe Ge- 
schichte ebenso ohne Angabe der Quelle Sozom. I, 22. Damit ist 
natürlich endgültig die Kenntniss des Socrates Seitens des Sozo- 
menos erwiesen. Und die Gleichheit der Anlage der beiderseitigen 
Geschichtswerke, die unzühligen oft fast würtlichen Uebereinstim- 
mungen, die gleichartigen Irrthümer, sind einzig und allein auf die 
Benutzung des einen durch den andern zurückzuführen. 

Jedoch mit dieser Thatsache ist die Frage vom gegenseitigen 
Verhältniss beider Autoren zu einander keineswegs vollkommen ge- 
lóst; denn Sozomenos bietet an vielen Stellen mehr als Socrates und 
zwar in der Art, dass man sofort sieht, es liege hier keine selb- 
ständige Auschmückung der betreffenden Stellen vor. 

Um hier zur richtigen Erkenntniss zu kommen, müssen wir zu- 
erst die Arbeit des Sozomenos an den erhaltenen Quellen des So- 
crates und des Sozomenos erproben. 

Zunächst steht fest, dass Sozomenos nicht eher als Socrates ge- 
schrieben haben kann. Denn letzterer, haben wir oben gesehen, hat 
439 geschrieben und bis zu diesem Zeitpunkte hat auch Sozomenos 
ursprünglich geschrieben. 

Ueber den Umfang seines Werkes spricht sich Sozomenos in 
der Dedication desselben an Theodosios II selbst genau aus mit den 
Worten πρόειει δέ μοι ἣ γραφὴ ἀπὸ τοῦ Kpicrou καὶ Kwvcravri- 
vov τῶν Καιςάρων τρίτης ὑπατείας μέχρι τῆς ἑπτακαιδεκάτης τῆς 
cfic (d. i des Theodosios); mit andern Worten er behandelte die 
Zeit von Constantin d. Gr. bis zum Jahre 439 p. Chr. 

Damit stimmt allerdings die thatsächliche Ausdehnung des 
Werkes jetzt nicht überein, da dasselbe bei dem Tode des Honorius 


1) Der Kaiser Theodosius d. Gr. Halle 1878, p. 25 ff. Vgl. Victor 
Sarrasin in den Commentt. philolog. Ienenses 1881, p. 166. 


140 Ludwig Jeep: 

und der Nachfolge des Valentinianus abschliesst, also eine Reihe 
von Jahren früher als 439; denn die genannten Ereignisse liegen 
zwischen 423 und 425.!) 

Trotzdem ist es unmöglich, anzunehmen, dass Sozomenos nicht 
bis zu dem bezeichneten Jahre geschrieben habe und vielleicht durch 
den Tod gehindert sei. Es würde ja dann die schon erwähnte De- 
dication an Theodosios II gar keinen Sinn haben. Diese konnte 
doch nur mit der citirten Stelle vereehen werden, wenn Sozomenos 
in der That bereits bis 439 seine Kirchengeschichte vollendet hatte, 

Es folgt daraus mit Bestimmtheit, dass der Schluss verloren 
gegangen ist. Vgl. übrigens jetzt Sarrazin in den Comment. Ienen- 
ses I, p. 166f. 

Wollte man daher annehmen, dass Sozomenos trotz seiner gleich 
näher zu besprechenden Uebereinstimmung mit Socrates letztern 
nicht gekannt habe, so bliebe nur zur Erklürung derselben die Vor- 
aussetzung derselben Quelle. 

Ich halte es nicht für nóthig nach den Zusammenstellungen 
Güldenpennings, Theodosios d. Gr. p. 25ff. aus Socrates Lib. V und 
Sozomenos L. VII über die Aehnlichkeit der Anlage des Sozomenischen 
Werkes mit dem Socratischen nochmals auf diese Frage einzugehen; 
ebenso wenig ist es nöthig nach den genannten Erórterungen Bei- 
spiele wörtlicher Anklänge aus den beiden Schriftstellern zur Be- 
stätigung der Abhängigkeit des Sozomenos von Socrates anzuführen. 
Diese liefern die a. a. O. ausgeschriebenen Stellen reichlich. Diese 
Beziehungen aber machen die Annahme einer gemeinsamen Quelle 
der beiden Autoren bei den erörterten Zeitverhältnissen derselben 
ganz unmöglich an denjenigen Stellen, welche jene Gleichartigkeit 
nach Form und Inhalt aufweisen. 

Besonders müssen wir aber noch derartiger Stellen gedenken, 
die den Stempel wirklicher Benutzung des Socrates Seitens des So- 
zomenos an der Stirne tragen und dazu einen Irrthum enthalten, 
den Sozomenos gleichfalls aufgenommen hat. Einen derartigen un- 
trüglichen Beweis der Abhängigkeit des Sozomenos von Socrates 
liefert z. B. Socr. II, 32 und Sozom. IV, 7. 


Sozomenos 


Ἐν τούτοις δὲ καταλαβὼν May- 
νέντιος τὴν Ttpecpurépav Ρώμην 
πολλοὺς τῆς ευγκλήτου καὶ τοῦ 
δημοτικοῦ ἀνεῖλε" μαθὼν δὲ πλη- 
cíov ἰέναι ἤδη κατ᾽ αὐτοῦ τοὺς 
Κωνεταντίου «ετρατηγοὺς ὑπε- 


Socrates 
Mayvevrıoc μὲν οὖν τὴν Bacı- 
kevouvcav Ῥώμην καταλαβὼν 
πολλοὺς μὲν τῆς ευγκλήτου βου- 
λῆς ἀνήρει, πολλοὺς δὲ καὶ τοῦ 
δήμου ἀπώλλυεν. ὡς δὲ οἱ ςτρα- 
τηγοὶ Kuvcravríou τὴν Ῥωμαι- 


1) Allerdings setzt Theophanes ed. Bonn. p. 188 die Findung des 
heiligen Zacharias und Stephanus in das Jahr 5919, also noch etwas 
später. Die Erzählung von der Findung des Zacharias schliesst jetzt 


aber den Sozomenos ab. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 


xXdpncev εἰς τοὺς móc δύειν 
Γαλατίας: ἔνθα δὴ πολλάκις 
ἀλλήλοις προβάλλοντες, πῆ μὲν 
οὗτοι, πῇ δὲ ἐκεῖνοι ἐκρατοῦντο᾽ 
εἰςότε δὴ τὸ τελευταῖον ἡττηθεὶς 
Μαγνέντιος ἔφυγεν εἰς Μοῦρ- 
cav: Γαλατῶν δὲ τοῦτο τὸ φρού- 
ριον. 


141 


κὴν δύναμιν ευγκροτήςαντες ἐπ᾽ 
αὐτὸν ἐχώρουν, Avaxwpricac τῆς 
Ῥώμης τὰς Γαλλίας κατέλαβεν. 
ἔνθα ευμβολαὶ ευνεχεῖς ἐγίνουτο᾽ 
καὶ ποτὲ μὲν τοῦτο τὸ μέρος, 
ποτὲ δὲ θάτερον ἐκράτει᾽ τέλος 
δὲ περὶ Μοῦρςαν, φρούριον δὲ 
τοῦτο τῶν Γαλλιῶν, ὃ Μαγνέν- 


τιος ἡττηθεὶς cuvexAeícOn. 


An diesen Stellen ist die Schlacht bei Mursa in Pannonia in- 
ferior von Socrates an die falsche Stelle gerückt, d. h. hinter die 
Flucht des Magnentius nach Gallien gestellt und dadurch fehler- 
hafter Weise zu einer Festung Galliens geworden. Diesen Fehler 
hat Sozomenos nachgemacht, dessen Abhängigkeit hier auch wiederum 
durch die fast wörtliche Uebereinstimmung mit Socrates in beson- 
ders klarer Weise hervoriritt. Ausserdem aber haben wir hier 
ziemlich ausführlich Philost. frg. III, 26 dieses Autors Tradition, den 
Socrates und Sozomenos gleichfalls kennen (vgl. p. 116 und auch 
p. 147), und dieses Fragment lehrt, dass nicht etwa Philostorg hier 
die gemeinsame Quelle gewesen ist. 


Durch diese Auseinandersetzungen erhellt, dass der mit So- 
crates übereinstimmende Theil des Sozomenos vollkommen werthlos 
ist. Dieser Theil ist nicht ganz klein, wie jeder leicht aus einer 
Vergleichung der beiden Áutoren an der Hand der Randbemerkungen 
des Valesius in der Ausgabe der griechischen Kirchenhistoriker und 
aus den Zusammenstellungen in Hussey's Commentaren sehen kann. 
Ich verzichte daher auf eine trockene Aufzählung der betreffenden 
Capitel. 

Jedoch hat Sozomenos auch selbständige Studien gemacht und 
zwar zunächst der Art, dass er dje Quellen des Socrates selbständig 
nachschlug und was ihm gut dünkte, daraus vom Socrates unabhängig 
verarbeitete, resp. der Socratischen Ueberlieferung hinzufügte. 


Dies kenn z. B. folgende Vergleichung leicht zeigen. 


Socr. I, 2 


... ὃ βαειλεὺς Kwvcravrivoc 
ῥύςεαςεθαι Ρωμαίους τῆς ὑπ᾽ αὐὖ- 
τὸν (sc. Maxentium) δουλείας 
ἐςπούδαζε. εὐθύς τε Ppovricac 
ἐτίθει, τίνα τρόπον καθέλοι τὸν 
τύραννον᾽ καὶ ὡς ἦν τηλικαύτῃ 
φροντίδι ἐπενόει τίνα θεὸν ἐπί- 
κουρον πρὸς τὴν μάχην καλέ- 
CE. 20.200000... ἐν τοιαύτῃ 


Sozom. I, 3 
ἡνίκα γὰρ ἐπιςτρατεῦςαι Μαξεν- 
τίῳ ἐβεβούλευτο, οἷά τε εἰκὸς 
ἠπόρει καθ᾽ ἑαυτόν, ὅπως ἄρα 
τὰ τῆς μάχης ἀποβήςεται, καὶ 
τίς αὐτῷ βοηθὸς ἔςται᾽ ἐν τοι- 
αύταις δὲ gpovría γενόμενος 
ὄναρ εἶδε τὸ τοῦ craupoü εη- 
μεῖον ἐν τῷ οὐρανῷ ceAayíZov: 
τεθηπότι δὲ αὐτῷ πρὸς τὴν ὄψιν 


142 


τοίνυν ἀμφιςβητήςει τυγχάνοντι 
καί που ἅμα τοῖς ετρατιώταις 
ὁδεύοντι ευνέβη θαυμαείον τι καὶ 
λόγου κρεῖττον θεάςαςθαι. περὶ 
γὰρ μεςεημβρινὰς ἡλίου ὥρας ἤδη 
τῆς ἡμέρας ἀποκλινούςεης εἶδεν 
ἐν τῷ οὐρανῷ ετῦλον φωτὸς 
ς«ταυροειδῆ, ἐν ὦ γράμματα ἦν 
λέγοντα᾽ ἐν τούτῳ νίκα. τοῦτο 
φανὲν τὸ cnueiov τὸν facia 
ἠξέπληττεν. αὐτός τε τοῖς oi- 
κείοις ςκχεδὸν ἀπιςτῶν ὀφθαλμοῖς 
ἠρώτα καὶ τοὺς παρόντας, εἰ καὶ 
αὐτοὶ ἀπολαύουειν ὄψεως.) τῶν 
δὲ cuupuvncávruv ἀνηρρώνυτο 
μὲν ὁ Bacıkevc ἐπὶ τῇ θείᾳ καὶ 
θαυμαςτῇ qavraciq* νυκτὸς δὲ 
ἐπιλαβούεης κατὰ τοὺς ὕπνους 
ὁρᾷ τὸν Χριςτὸν λέγοντα αὐτῷ 
καταςκευάςαι κατὰ τὸν τύπον 
τοῦ ὀφθέντος εημείου καὶ τούτῳ 
κατὰ τῶν πολεμίων ὡς ἑτοίμῳ 
κεχρῆςεθαι τροπαίῳ 


Ludwig Jeep: 


rapacrävrec θεῖοι Ayyekoı.!) ὦ 
Kwvcravrive, Epncav, Ev τούτῳ 
vika* λέγεται δὲ καὶ αὐτὸν τὸν 
Χριςτὸν ἐπιφανέντα αὐτῷ, δεῖξαι 
τὸ τοῦ ςταυροῦ cuußoAov καὶ 
παρακελεύςαςθαι εἰκὸς τούτῳ 
ποιῆςαι καὶ ἐν τοῖς πολέμοις 
ἔχειν ἐπίκουρον καὶ νίκης πο- 
ριςτικόν᾽ Εὐςέβιός γε μὴν ὁ 
Παμφίλου αὐτοῦ φήςαντος évu- 
μότως τοῦ Bacıkewc ἀκηκοέναι 
ἰεχυρίζεται, ὧς ἀμφὶ μεςημβρίαν 
ἤδη τοῦ ἡλίου ἀποκλίναντοι, 
ς«ταυροῦ τρόπαιον ἐκ φωτὸς ου- 
VECTÖC καὶ γραφὴν εὐυνημμένην 
αὐτῷ, τούτῳ νίκα λέγουςαν ἐν 
τῷ οὐρανῷ ἐθεάςατο αὐτὸς καὶ 
οἱ cóv αὐτῷ ετρατιῶται᾽ πορευ- 
ομένῳ γάρ πη cüv τῷ ετρατεύ- 
ματι κατὰ τὴν ὁδοιπορίαν τόδε 
τὸ θαῦμα ἐπεγένετο" λογιζομένψ 
δὲ αὐτῷ ὅτι εἴη νὺξ ἐπῆλθε᾽ 
καθεύδοντί τε τὸν Χριςτὸν ὀφθῆ- 
γαι εὑν τῷ φανέντι ἐν οὐρανῷ 
ςημείῳ καὶ παρακελεύςαεθαι μί- 
μημα ποιήςαςθαι τούτου καὶ ἀλε- 
ξήματι κεχρῆςθαι ἐν ταῖς πρὸς 
τοὺς πολεμίους μάχαις, 


Aus dieser Stelle geht mit Sicherheit hervor, dass hier Sozo- 


menos von Socrates nicht abgeschrieben hat, nicht sowohl weil Sozo- 
menos die Sache etwas anders wendet — das ist nur selbständige 
Zustutzung ohne irgend welchen Werth —, sondern weil er selbst 
seine Quelle angibt, die so, wenn sie auch die von Socrates ist, als 
auf eigene Hand benutzt erscheint. Die im folgenden beigefügte 
hier in Frage kommende Stelle des Eusebius vit. Const. I, 26 ff. 
macht dies Verhältniss der obigen Autoren auf einen Blick klar. 
.... TrapeckeudZero (scil. Constantinus) τὰ πρὸς τὴν καθαί- 
pecıv τῆς τυραννίδος (scil Maxentii) Εὖ bé évvorjcac ὡς xpeít- 
Tovoc ἢ κατὰ «τρατιωτικὴν δέοι αὐτῷ βοηθείας διὰ τὰς Kaxo- 
τέχνους xai γοητικὰς μαγγανείας τὰς παρὰ τῷ τυράννῳ επουδα- 
Couévac θεὸν ἀνεζήτει βοητὸν .... ... ..- εὐχομένῳ δὲ ταῦτα 
καὶ λιπαρῶς ἱκετεύοντι τῷ βαειλεῖ θεοςημία τις ἐπιφαίνεται παρα- 
δοξοτάτη, ἣν τάχα μὲν ἄλλου λέγοντος οὐ ῥάδιον ἦν ἀποδέξαςθαι" 
αὐτοῦ δὲ τοῦ νικητοῦ Bacıkewc τοῖς τὴν γραφὴν διηγουμένοις 
ἡμῖν μακροῖς ücrepov χρόνοις, ὅτε ἠξιώθημεν τῆς αὐτοῦ γνώςεώς 
1) Dies sind kleine selbständige Ausschmückungen ohne Bedeutunng. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 143 


te καὶ ὁμιλίας ἐξαγγείλαντος ὅρκοις τε πιςτωςαμένου τὸν λόγον, 
τίς ἂν ἀμφιβάλοι μὴ οὐχὶ πιςτεῦςαι τῷ διηγήματι; ........ ἀμφὶ 
necnußpiväac ἡλίου ὥρας ἤδη τῆς ἡμέρας ἀποκλινούςης αὐτοῖς 
ὀφθαλμοῖς ἰδεῖν ἔφη ἐν αὐτῷ οὐρανῷ ὑπερκείμενον τοῦ ἡλίου 
ςταυροῦ τρόπαιον ἐκ φωτὸς ευνιςτάμενον γραφήν τε αὐτῷ ευνῆ- 
φθαι λέγουςαν τούτῳ víxa: θάμβος δ᾽ ἐπὶ τῷ θεάματι κρατῆςαι 
αὐτόν τε καὶ τὸ ςτρατιωτικὸν ἅπαν, ὃ δὴ ςτελλομένῳ ποι πορείαν 
ευνείπετό τε καὶ θεωρὸν ἐγένετο θαύματος. Καὶ δὴ διαπορεῖν 
πρὸς ἑαυτὸν ἔλεγε, τί ποτε εἴη τὸ φάςμα᾽ ἐνθυμουμένῳ δ᾽ αὐτῷ 
καὶ ἐπὶ πολὺ λογιζομένῳ νὺξ ἐπήει καταλαβοῦςα᾽ ἐνταῦθα δὴ 
ὑπνοῦντι αὐτῷ, τὸν Xpicróv τοῦ θεοῦ cóv τῷ φανέντι κατ᾽ οὐρα- 
γὸν cnneiw ὀφθῆναί τε καὶ παρακελεύςαςθαι μίμημα ποιηςάμενον 
τοῦ κατ᾽ οὐρανὸν ὀφθέντος cnueíou* τούτῳ πρὸς τὰς τῶν πολε- 
μίων ευμβολὰς ἀλεξήματι χρῆςθαι. ᾿ 

Stellen, wie die oben angeführten, lassen sich im Sozomenos noch 
viele nachweisen. So hat Sozom. I, 16 vielleicht den vollständigen 
Brief des Constantinus an Alexander und Arius bei Eus. de vit. 
Const. II, 64 ff. gekannt, wie die kurze Inhaltsangabe vermuthen 
lässt, die sich anfangs auf Eus. ibid. II, 68 bezieht, während Socr.I, 7 
die Stelle Eus. II, 65—68 in der Wiedergabe des Briefes weg- 
gelassen hat. Doch wäre es immerhin denkbar, dass beide Schrift- 
steller, Socrates und Sozomenos, ihre Kenntniss des Schreibens nicht 
aus Eusebius, sondern aus den Briefen des Kaisers in der Angelegen- 
beit des Arius, die gesammelt gewesen zu sein scheinen (vgl. oben 
s. Sabinus), gezogen hätten. Mich führt zu dieser Vermuthung die 
Erwähnung des Hosios als Ueberbringer des Schreibens, den Eus. 
II, 63 nieht mit Namen nennt. 

Auch Sozom. I, 16 zeigt am Schluss selbständige Lectüre von 
Eus. II, 63, indem Sozomenos nach der Angabe des Streites um die 
Feier des Osterfestes die Umschreibung der Sendung des Hosios 
vor Nennung des Namens augenscheinlich irrthümlich anfügt. 

Ebenso schöpft Sozom. I, 19—20, wie Socr. I, 8, seine Dar- 
stellung der Eröffnung des Concils von Nicaea aus Eus. vit. Const. 
III, 10—14 durchaus selbständig, wie der Zusatz der Begrüssung 
des Kaisers durch Eusebius unter andern sofort zeigt, Eus. l. c. cap. 12 
sogar etwas frei behandelnd. 

Sozom. I, 8 erinnert in seiner Anlage an Socr. I, 18, enthält 
aber eine Reihe von Lobpreisungen auf den Kaiser Constantin, die 
zusammengetragen sind aus Eus. vit. Const. IV, 25—55. 

Dieselbe Beobachtung eines selbständigen Nachschlagens des 
Eusebius kann man machen Sozom. II, 1 und Socr. I, 17, wo von 
ersterem Eus. vit. Const.-III, 25— 26 benutzt ist. 

Sozom. II, 2 ist in der Anlage nach Socr. I, 17 (Schluss), jedoch 
mit Zusätzen nach Eus. vit. Const. III, 44 und 47. 

Sozom. IL, 3 ist wohl veranlasst durch Socr. I, 16, aber selb- 
ständig gearbeitet nach Eus. ibid. III, 50, was den Anfang betrifft. 


144 Ludwig Jeep: 


Zum Schluss von II, 5 folgt Sozomenos anknüpfend an eine 
kurze Notiz bei Socr. I, 18 (Ende) über die Gründung von Constan- 
tine selbständig Eus. vit. Const. IV, 38 und 39. 

Sozom. II, 19 ist wiederum veranlasst durch Socr. I, 24, aber 
selbständig ausgeführt nach Eus. vit. Const. III, 59—62. 

Dies móge genügen. 

Ausserdem aber gibt es auch Stellen, an denen Sozomenos ohne 
jegliche Anregung durch Socrates den Eusebius aus eigener Initis- 
tive benutzt hat. Als Beispiele mögen angeführt werden Sozom.I,3 
über die Belehrung Constantins betreffs der christlichen Lehre und 
Eus. I, 32. Was hier Sozomenos scheinbar anders als Eusebius 
schreibt, ist, wie schon Valesius erkannte, “a Sozomeno adiectam 
quasi per ἐξήγηςιν᾽. Vgl. ferner Sozom. I, 4!) über das Labarum cet. 
und Eus. vit. Const. I, 30—31 und ibid. II, 7 —9, Sozom. I, 6 mit Eus. 
vit. Const. I, 16 —17, Eus. hist, eccl. VIII, 13, Eus. vit. Const. I, 13, 
Eus. hist. eccles. IX, 9 und Eus. vit. Const. I, 38, 41. Sozom. I, 9 
und Eus. hist. eccles. X, 7, Eus. vit. Const. IV, 27. Vgl. dazu die 
von Burckhardt, die Zeit Constantins 2. Aufl. p. 366 angeführten 
Stellen aus dem cod. Theodos. 

Ganz dasselbe Verhültniss des Sozomenos wie zu Eusebius finden 
wir zu Rufinus und Athanasius. 

So ist ohne Frage Sozom. I, 18 selbständig nach Rufinus I, 3, 
I, 10 nach Rufin. I, 4 abgefasst, Sozom. II, 2 folgt Ruf. I, 8, wie 
z. B. ὕδωρ ταῖς xepciv émiyeuoucav bei Sozomenos zeigt, das bei 
Socrates an der betreffenden Stelle keine Entsprechung hat und 
eine Uebersetzung bietet von des Rufinus Worten “aquam manibus 
infunderet'. Ebenso ist Sozom. I, 15 durch Socr. I, 15 veranlasst, 
jedoch, mit Benutzung dessen Quelle Rufin. I, 14 selbst, von Sozo- 
menos gearbeitet. Sozom. 1I, 34 nimmt die Nachrichten über die Ueber- 
gabe des Testaments Constantins an seinen Sohn aus Rufin. I, 11. 

Was den Athanasios betrifft, so steht, wie gesagt, die Sache 
nicht anders. 

Sozom. II, 22 im Anfange selbständig beginnt sehr bald in 
die Behandlung des Stoffes von Socr. I, 27 einzulenken, ohne 
von diesem Autor vollkommen abzuhüngen. Sozomenos hat vielmehr 
die Quelle des Socrates, d. i. Athanasius contra Arianos p. 178 ff. 
(— 859 ff.) nachgeschlagen und daraus manches hinzugefügt, wie 
z. B. die Antwort des Athanasius auf die Drohung des Kaisers, falls 
er Arius nicht zur Gemeinde zuliesse, ihn zu deportiren (vgl 
Athanas. l.c. 8 60); auch im übrigen schliesst sich Sozomenos dem 
Athanasius nüher an, insofern er die von Socrates aus einer andern 


1) Der Zusatz τὸ παρὰ Ῥωμαίοις καλούμενον Adßwpav kann selb- 
ständig sein, wenn nicht etwa die Ueberschrift zu Eus. ibid. I, 88 &x- 
φραςεις craupweıdoüc cnuelov, ὅπερ νῦν οἱ Ῥωμαῖοι Λάβαρον kaAo0ov. 
En yüre dies ein sicheres Zeichen für die Ursprünglichkeit der Ueber- 
schriften. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 145 


itelle des Athanasius angeführten Namen (vgl. oben s. Athanasius) 
ıervorragender Arianer übergeht und fortführt wie Athanasius ]. c. 
iuch vermeidet er die Veränderung des Namens Apis, den Athe- 
iasius anführt, in Alypius, wie ihn Socrates schreibt. Ferner be- 
wmtzt Sozomenos auch den Brief Constantins an die Gemeinde von 
\lexandrien aus Athanasius l c. selbständig. Sozomenos setzt zwar 
ler einen Anklage gegen Athanasius ὡς χιτωνίων λινῶν φόρον 
:mrideic Αἰγυπτίοις hinzu καὶ παρὰ τῶν κατηγόρων τοιοῦτον 
)acuóv εἰεπραξάμενος, jedoch geht dieser Zusatz zweifelsohne auf 
len bei Athanasius in der Ueberlieferung ausgefallenen Brief des 
Jonstantinus zurück, von welchem es bei Athanasius vor der an- 
fegebenen Lücke heisst ὁ δὲ βαςιλεὺς γράφει καταγνώςκων μὲν 
Iciwvoc. Letzterer war nämlich mit Eudaemon und Callinices der 
Jrheber der eben angeführten Klage. wider Athanasius gewesen. 

Auch II, 23 hat Sozomenos bei der Behandlung desselben 
3toffes wie Socr. I, 27 am Schluss des Socrates Quelle, nämlich 
Athanasius a. a. O. 8 65 ff. selbständig nachgelesen. 

Hierher gehört auch Sozom. II, 30, veranschaulicht augenschein- 
ich durch Socr. I, 38, aber selbständig wörtlich aus Athanas. ad 
ıpisc. Aegypt. p. 288, ὃ 18 und 19 übertragen. 

Es kommt auch wohl vor, dass die Selbständigkeit des Sozo- 
nenos gegenüber dem Socrates in Folge von schlechter Ueberlieferung 
les Textes nur eine scheinbare ist, die beseitigt werden muss. 

Eine derartige Stelle bietet Sozom.I, 21. Hier heisst es ταύτην 
x τὴν γραφὴν ἐπήνεςαν Εὐςέβιός τε ὁ Νικομηδείας καὶ Θεόγνιος 
) Νικαίας, Μάρις τε ὁ Χαλκηδόνιος καὶ Πατρόφιλος 6 (κυθοπόλεως 
cxi (εκοῦνδος ὁ Πτολεμαίδος τῆς Λιβύης. Εὐςέβιος δὲ ὁ Παμ- 
píAou μικρὸν ἐπιςχιὼν ἐπεεκέψατο ταύτην καὶ ἔπήνεςαν. Es kann 
Mimlich keine Frage sein, dass es im Anfange heissen muss οὐκ 
:nhvecav, so dass die gleich darauf genannten Männer nicht als 
jolche erscheinen, die das Nicaenum billigen, im Gegensatz zum 
3ocrates I, 8, 31 (ed. Hussey), sondern vielmehr auch als Verüchter 
lesselben. Es bedarf hier also keiner künstlichen Erklärung, wie 
iie Valesius versuchte. Wäre die Negation nicht zu ergänzen, so 
wäre ja auch das folgende Εὐςέβιος — ἐπήνεςεν, welches doch im 
xegensaiz zum Vorhergehenden gedacht werden muss, von gar kei- 
ıem Sinn. 

Allerdings tritt auch noch insofern eine Verschiedenheit 1]. cc. 
ıervor, als Sozomenos statt des Theonas den Patrophilos nennt. 
Wahrscheinlich ist das aber nur ein Versehen des Sozomenos, da 
ler Patrophilos sowohl bei Athanasius als auch gelegentlich bei 
Jocrates unter den Hauptarianern angeführt wird. Demnach ist in 
ler That die Selbstündigkeit des Sozomenos hier nur als eine schein- 
)are zu betrachten. 

Uebrigens sind die Worte des Sozomenos weiter unten icréov 
iévrOt, ὡς τῇ 'Apeíou καθαιρέςει οὔτε ἔθεντο οὔτε ὑπέγραψαν 

Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. . 10 


146 Ludwig Jeep: 


Εὐςέβιος ὁ Νικομηδείας καὶ Θεόγνιος ὁ Νικαιεὺς καίπερ τῇ γραφῇ 
τῆς πίετεως cuvaivécavrec, die Socr. l. c. τῇ καθαιρέςει ᾿Αρείου 
ὑπογράψαι οὐκ ἡβουλήθηςαν allerdings entsprechen, ohne Frage bei 
Sozomenos l. c. nicht am Platze. Ich halte sie für so sinnstörend, 
dass ich sie für interpolirt ansehe. Diese Worte nämlich setzen die 
nachträgliche Anerkennung des Nicaenums Seitens der beiden ge- 
nannten Arianer voraus, wie sie Socrates ]l. c. erzählt. Dass diese 
aber Sozomenos nicht vorausgesetzt hat, auch nicht voraussetzen 
konnte, beweist die weiter unten angegebene Verbannung der beiden. 

Da wir an vorhandenen Quellen die Arbeitsweise des Sozo- 
menos controliren können, so haben wir auch ein gutes Recht an- 
zunehmen, dass derselbe sich den jetzt verlorenen Schriftstellern 
gegenüber gerade so verhalten habe. 

So liegt es sehr nahe zu vermuthen, dass Sozomenos I, 15, 
der in den Nachrichten über Arius etwas über Socr. I, 6 hinaus- 
geht, selbständig die von den Arianern oder Arius selbst veranlasste 
Sammlung, von Socrates l. c. am Ende citirt, nachgeschlagen und 
daraus sein Capitel über Arius vervollständigt habe. Ein gleiches 
Verhültniss waltet auch wohl in den im Socrates und Sozomenos zer- 
streuten Erzählungen über die Mönche in Aegypten ob. Auch hier 
bietet Sozomenos gelegentliclf mehr als Socrates, indem er die 
Historia Lausiaca selbständig nachgeschlagen zu haben scheint.') 
Doch mag dem sein, wie ihm wolle. Das Nachlesen des Sabinus 
Seitens des Sozomenos kann man erweisen. 

Sozom. VI, 4 erzählt die unsichern kirchlichen Zustände unter 
Jovianus, dasselbe berichtet Socr. III, 25 und setzt ausdrücklich 
hinzu, dass er ein dort mitgetheiltes Document, einen Synodalbrief 
an den Kaiser Jovianus aus dem Sabinus habe. Ebendasselbe Schrift ' 
Stück theilt Sozomenos mit, natürlich, wenn auch kleine Varianten 
vorliegen, die der Ueberlieferung der Autoren zur Last zu legen 
sind, nach Socrates l. c. Ausserdem finden wir in demselben Capitel 
des Socrates einen Drief erwühnt, den die dem Nicaenum abgeneigten 
Bischöfe übergeben haben; jedoch ist der Inhalt von ihm nur ganz 
kurz in die Worte zusammengefasst βιβλίον προςφέρουειν ἀξιοῦντες 
ἐξωθεῖεθαι μὲν τῶν ἐκκλησιῶν τοὺς τὸ ἀνόμοιον δογματίζοντας, 
ἑαυτοὺς δὲ ἀντειςάγεςθαι. Sozomenos dagegen, der dieses Schreiben 
auch kennt, theilt diesen Satz nicht einmal aus demselben mit, dafür 
aber eine ganze Reihe anderer zum Theil wichtiger Details. Dass 
in der That derselbe Brief gemeint ist, wie bei Socrates, geht aus 
der Anführung der Bischöfe hervor, die das Schreiben veranlassten, 
und von denen Sozomenos die ersten gleichfalls nennt, dann aber 
kurz zusammenfassend mit Anklang an Socrates sagt oi cüv αὐτοῖς 


1) Der Stoff ist so unendlich ekelerregend langweilig und meist 80 
vollkommen gleichgültig für gebildete Menschen, dass das Nühere fest- 
stellen mag, wer Lust hat; ich habe sie nicht gehabt. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 147 


τὴν - τῶν ἀνομοίων καλουμένων aipeciv ἀποςτρεφόμενοι, τὸ δὲ 
ὁμοιούειον ὄνομα ἀντὶ τοῦ ὁμοιουςίου δεχόμενοι. 

Mit fast mathematischer Genauigkeit folgt unter den obwal- 
tenden Umständen, dass Socrates das Schreiben der Makedonianer 
gleichfalls in des Sabinus cuvaywyr) cuvodıkWv gefunden, zumal Sa- 
binus überall als Makedonianer und Semiarianer gepriesen wird, der 
die Schreiber dieser Richtung in seiner Sammlung besonders be- 
günstigt habe. Bei der oben gegebenen Einsicht in die Arbeitsweise 
des Sozomenos kann es aber andrerseits keinem Zweifel unterliegen, 
dass Sozomenos an dieser Stelle, an der er wiederum so offenbar 
auf die Darstellung des Socrates Rücksicht genommen hat oder durch 
sie angeregt ist, die Quelle seines Führers nachgeschlagen habe und 
80 seinen Bericht etwas genauer liefern konnte. 

Nicht minder genau kann man dasselbe Verhültniss des Sozo- 
menos zu Philostorgios erweisen. 

In den Quaestiones Fridericianae 1881, p. 25 ff. habe ich bereits 
an einem Beispiele klar gemacht, dass Sozomenos ohne Frage den 
Philostorgios gekannt und benutzt habe. Da die Schrift wenig ver- 
breitet, erlaube ich mir hier den betreffenden Passus der Bequem- 
lichkeit wegen zu wiederholen. 

Hausit enim non pauca Sozomenus ex Philostorgio, cuius mem- 
bra quod misere tantum mutilata nunc habemus, valde dolemus. 
Locus autem de loviani morte apud Philostorgium frgm. VIII, 8, 
legitur hic: αὐτὸς δὲ μετὰ τοὺς ὑπολειφθέντας καταλαμβάνει τὰ 
Aabócrava: ἔν τινι δὲ καταλύςας ς«ταθμῷ καὶ τροφῆς μεταςχὼν 
ἐν οἰκήματί τινι ἄρτι κεκονιαμένῳ κατακλίνεται πρὸς ὕπνον. πυ- 
ρὸς δ᾽ ἀναφθέντος, ὥςτε ἀλέαν ἐγγενέεθαι τῷ οἰκήματι, νοτὶς μὲν 
τῶν veocypícruv τοίχων ἀνεδίδοτο᾽ ἠρέμα δὲ διὰ τῶν ῥινῶν πα- 
ραδυομένη καὶ τοὺς ἀναπνυςτικοὺς πόρους ἐπιφράττουςα καὶ ἀπο- 
πνίτουςα διαφθείρει τὸν βαειλέα. 

Sozom. VI. 6, de eadem re scripsit: ἐξαπίνης ἐν Aabacrávoic 
χωρίῳ τῆς Βιθυνίας καθ᾽ ὁδὸν ἐτελεύτηςεν᾽ f) dgpeibécrepov ὥς 
τινες λέγουςι, δειπνήςας ἢ ὑπὸ τῆς ὀδμῆς τοῦ οἰκήματος ἐν i 
ἐκάθευδεν, ἀςβέετῳ προςφάτως ἐγχριςθέντος᾽ ἐπιγενέεθαι γὰρ 
ἰκμάδα καὶ νοτιςθῆναι τοὺς τοίχους ἀμέτρως. πολλῶν ἀνθράκων 
αὐτόθι καιομένων, dic Ev ὥρᾳ χειμῶνος διὰ τὴν ἀλέαν. 

Qui scriptorum consensus multo magis cognoscitur, si compa- 
ratur Marcellini locus XXV, 10, 12, qui non prorsus cum illis con- 
venit: ‘cum enim venisset Dadastanam, qui locus Bithyniam distin- 
guit et Galatas, exanimatus inventus est nocte. super cuius obitu 
dubietates emersere complures. fertur enim recenti calce cubiculi 
illiti ferre odorem noxium nequivisse, vel extuberato capite perisse 
succensione prunarum immensa aut certe ex colluvione ciborum avida 
eruditate distentus. (Cf. Aur. Vict., ep. c. 44 cruditate stomachi, 
tectorio novi operis gravatus repente interiit.) 

Ai summa tamen differentia inter Philostorgium et Sozomenum 

10* 


148 Ludwig Jeep: 


eodem loco intercedit, ut primo obtutu comparatio, quam fecimus, 
irrita videatur. Subiungit enim Philostorgius dıavucavra ἐν τῇ Ba- 
cıkeia μῆνας ἐγγὺς δέκα, cum Sozomenus loco, quem descripsimus, 
praemittit ὃ δὲ Ἰοβιανὸς ἀμφὶ ὀκτὼ μῆνας ἐν Bacıkeia διαγενόμε- 
voc (seil. ἐτελεύτηςεν). Locus Philostorgii autem corruptus est, 
quae corruptio de itacismo qui uocatur posteriorum Graecorum s 
nobis deducitur. Signa enim numeralium τ΄ et t sunt, quae eodem 
modo illis temporibus pronuntiata et audita a quodam librario inter 
se oculis quoque commutata sunt. Cf. de mensium numero Zosim. 
III, 35 μῆνας μὲν ὀκτὼ βαςιλεύςαντι (sc. mors venit) et Eutrop. 
X, 18 minus accurate 'decessit imperii mense septimo". 

An einem Beispiele möge das Verhältniss des Sozomenos zum 
Philostorgios einerseits und zum Socrates andrerseits noch besonders 
erürtert werden. 

Sozomenos IV, 16 schreibt über die Ereignisse, welche dem 
Concil von Seleucia vorangehen. Es liegt auf der Hand, dass Sozo- 
menos zu jenem Abschnitt durch Socr. II, 39 veranlasst worden ist. 
Gleichwohl geht Sozomenos tiber Socrates hinaus. Es wird nämlich 
unter den Schrecknissen der damaligen Zeit, die eine Synode in 
Nicomedia unmóglich machte, vom Sozomenos auch der Einsturz der 
dortigen Kirche in Folge des damals stattfindenden Erdbebens aufge- 
führt, in Folge dessen der Bischof Cecropius erschlagen sei. 

Dasselbe berichtet Philostorg IV, 10. Dieser aber fügte auch 

hämisch hinzu, es seien ausserdem noch 15 andere Bischöfe umge- 
kommen und zwar schiebt er das ganze Unglück auf den Glauben 
derselben an die Consubstantialität. Auch diesen Umstand!) nimmt 
Sozomenos l. c, natürlich polemisch, auf, indem er ihn als Ver- 
läumdung der Feinde des orthodoxen Glaubens hinzustellen sucht. 
. Es unterliegt keinem Zweifel, dass auch Socrates?) auf die 
Philostorgische Tradition zurückgeht. Und somit zeigt sich auch 
an dieser Stelle wiederum dieselbe Arbeitsart des Sozomenos, die 
wir nun so oft gefunden; er setzte aus der Quelle seiner Quelle, 
wenn es ihm passte, genauere Nachrichten hinzu. 

Ich begnüge mich den Weg gezeigt zu haben, wie Sozomenos 
einer Reihe von Hauptquellen gegenüber zu beurtheilen ist. Es ist 
nicht schwer eine grosse Menge von Stellen zu finden, die vermöge 
ihres Inhalts dem Sabinus a priori und vermöge ihrer Aehnlichkeit 
mit Philostorgios aus besondern Gründen dem letztern zugetheilt wer- 
den können. Schwer ist es dagegen zuweilen unter den Besitzern zu 
wählen; denn da beide Arianer sind, können zuweilen beide an sich das 
Eigenthumsrecht beanspruchen. Natürlich muss jeder, der die Kirchen- 








1) Sozomenos fügt hinzu, man habe auf gegnerischer Seite auch 
vom Umkommen vieler Männer und Frauen geredet. Vielleicht hat auch 
dies Philostorg behauptet. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir nur 
elende Auszüge aus des Philostorg Werk besitzen. 

2) Ueber Philostorg und Socrates vgl. oben p. 117 f. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 149 


historiker Soorates und Sozomenos benutzen will, sorgfältig jede 
einzelne Stelle in angegebener Richtung abwägen. Um nicht eine 
unendliche Menge Bogen zusammenschreiben zu müssen, verzichte 
ich hier darauf, eine derartige Prüfung der betreffenden Stellen der 
Kirchenhistoriker zu unternehmen. Ich kann das aber auch jedem 
einzeln überlassen. Selbst bei etwaiger Unsicherheit der Entschei- 
dung wird eins ja immer fest stehen, dass nämlich sehr grosse Par- 
tien des Socrates und Sozomenos auf Arianische Quellen zurück- 
gehen, ein Umstand, der es wirklich dem ntichternen Beobachter 
dieser orthodoxen Litteratur schwer macht 'risum tenere. Im All- 
gemeinen werden natürlich die Synodalnachrichten, die nicht evident 
aus den andern oben angegebenen Quellen herzuleiten sind, dem 
Sabinus zukommen, die Nachrichten andern Inhalts, namentlich die 
Geschichte der Arianischen Kirche dem Philostorg angehören. 

Nur auf eine Stelle will ich wegen ihrer eminenten Wichtig- 
keit noch genauer eingehen. 

Dass Socrat. IV, 33 und Sozom. VI, 37 in Betreff der Nach- 
richte n über Ulfilas und die Gothen auf eine Quelle zurückgehen, 
hat neuerdings auch Kaufmann in der Zeitschrift für d. Alterth. 1883 
angenommen und gewiss mit Recht. Es zeigt dies weniger die ähn- 
liche Verbindung, in der beide Schriftsteller diese Nachrichten bringen, 
denn diese hat Sozomenos von Socrates genommen, sondern der In- 
halt derselben selbst. Beide lassen die Gothen von den Hunnen ge- 
schlagen werden, sich zu den Römern flüchten und mit Valens, 
pactiren; beide kennen die innern Zerwürfnisse der Gothen und 
wissen auch von dem Uebertritt zu dem dem Valens angenehmen 
Arianismus ἃ. s. w.!) Dennoch hat andrerseits Sozomenos in man- 
cher Beziehung mehr als Socrates. Wir müssen also von vornherein 
annehmen, dass hier Sozomenos ebenso wie anderswo verfahren hai, 
d. h. dass er die Quelle des Socrates selbständig aufgesucht und 
daraus noch manches, was ihm gefiel, hinzugenommen hat. 

Welches ist nun die Quelle des Socrates? 

Ich glaube, es kann gar nicht zweifelhaft sein, dass dieses auch 
hier Philostorgios gewesen ist.") Philost. IX, 17 erzählt ganz kurz 
die Aufnahme der Gothen in Folge ihrer Bedrüngniss durch die 
Hunnen, ihren dann folgenden Uebermuth, das Einschreiten des Va- 
lens und den Tod dieses Kaisers im Kampf gegen jene Gothen gerade 
so wie Socrates IV, 34, 35 und 38°); ja ganz speciell erinnert die 


1) Die veränderte Ordnung bei Sozomenos kann nicht wider die 
angenommene gemeinsame Quelle sprechen; über die Versehen des Sozo- 
menos vgl. Kaufmann a. a. O. 

2) Es liegt das auch in der Natur der Sache wegen der Arianischen 
Färbung der Gothen- und Ulphilasnachrichten. 

8) Wenn Socrates über den Tod des Valens noch eine andere 
Version beifügt, so ist das seine Sache. "Vielleicht hat er dieselbe aber 
in seiner Quelle gefunden. Ich erinnere an Ammian XXXI, 13, 12 ff, 
welcher auch die verschiedene Ueberlieferung kennt. Es ist gar nicht 


150 Ludwig Jeep: 


Angabe Socr. IV, 35, dass die Gothen in Thrakien τὴν εὐτυχίαν 
οὐκ ἤνεγκαν und daher Plünderungen begonnen hätten, an Philost. 
IX, 17, der als Grund des Kampfes nennt, dass dieselben ἀπὸ τοῦ 
μέτριοι εἶναι τὰ πρῶτα den Römern gegentiber abgewichen seien. 
Endlich ist auch Philost. II, 5 in der Nachricht über Ulfilas καὶ 
γραμμάτων αὐτοῖς οἰκείων εὑρετὴς καταςτὰς μετέφραςεν εἶς 
τὴν αὐτῶν φωνὴν τὰς [θείας] γραφὰς ἁπάςας entschieden ver- 
wandt mit Socr. IV, 33 γράμματα ἐφεῦρε Γοτθικά᾽ καὶ τὰς θείας 
γραφὰς εἰς τὴν Γότθων [φωνὴν] μεταβαλών. An mehreren Quellen 
für ein und dieselbe Materie kann gar nicht bei Socrates gedacht 
werden, und wenn wir auch noch soviel bei Philostorg finden, was 
wir bei Socrates nicht haben, so ist das kein Beweis gegen die Be- 
nutzung jenes durch Socrates.!) 

Da aber, wie auch Kaufmann 8. ἃ. O. an einem Beispiele er- 
kannt hat, Sozomenos die Quellen des Socrates öfters selbständig 
nachzuschlagen und eine Nachlese aus ihnen zu halten pflegte, an 
unserer Stelle aber die engste Verwandtschaft zwischen beiden Au- 
toren sich zeigt neben grösserer Vollständigkeit Seitens des Sozo- 
menos, so kann gar nicht daran gezweifelt werden, dass auch hier 
Sozomenos, wie schon oben gesagt, die Quelle des Socrates selb- 
ständig benutzte. 

Bei den oben berührten Verwandtschaftsverhältnissen der Histo- 
riker ist es auch von Bedeutung, dass sich Sozomenos l. c. Hin- 
neigungen zu Zosimos finden, der hier dem Eunap. identisch zu 
setzen ist. Ich mache z. B. auf die Worte aufmerksam Sozom. VI, 
37 lór001..... ἐξελαθέντες παρὰ τῶν καλουμένων Οὔννων... 
τοῦτο δὲ τὸ ἔθνος, ὧς qacív, ἄγνωετον ἦν πρὸ τοῦ Θραξὶ τοῖς παρὰ 
τὸν "Icrpov καὶ Γότθοις αὐτοῖς. Zosim. IV, 20 φῦλόν τι βάρβαρον 
τοῖς ὑπὲρ Ἴςτρον (κυθικοῖς ἔθνεειν ἐπανέετη, πρότερον μὲν οὐκ 
ἐγνωςμένον, τότε δὲ ἐξαίφνης ἀναφανέν᾽ Οὔννους δὲ τούτους ἐκά- 
Aouv; auch ist es sehr wahrscheinlich, dass Zosimos in dem Fol- 
genden, wo er von dem wunderbaren Uebergange der Hunnen über 
den Cimmerischen Bosporus erzählt, von dem er, d.h. Eunap, in den 
Geschichtswerken las, zu den Erzählungen bei Sozomenos in Be- 
ziehung steht und dass diese in der That im Eunap gestanden haben. 
Auf diese Weise könnte es nicht auffallen, dass diese Angaben auch 
durch den Philostorg einen Weg in den Sozomenos fanden. ?) 


unmöglich, dass aus Ammian dies Eunap bekam und durch diesen das- 
selbe dann dem Philostorg zufloss und so in die kirchliche Tradition 
gelangte. 

1) Die Nachricht, dass Ulphilas ursprünglich orthodox gewesen sei, 
halte ich für orthodoxe Erfindungen. Doch läugne ich nicht, dass auch 
dies sogar auf Philostorg zurückgehen könnte, der den Uebergang des 
Ulphilas zum Arianismus seiner Partei zur Ehre anrechnete. Für Wahr- 
heit kann ich die Nachricht keinesfalls halten. 

2) Natürlich liegen die Sagen von Io zu Grunde (cf. Apollod. ed. 
Hercher 2, 1, 3—5), die auch nach Kimmerien kam. 


a 
Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 151 


Für den Socrates künnen wir die Benutzung des Philostorg an 
lieser auch noch indirect sehr wahrscheinlich machen. 

Wir wissen, wie eben wiederholt, aus meinen obigen Aus- 
ührungen, dass Philostorg aus Eunap, dieser aber wiederum aus 
immianus schópfte. Letzterer, Ammianus Marcellinus, aber kennt 
(XXI, 11, 11), nicht nur die Unannehmlichkeiten, die Kaiser Valens 
rei seinem Marsche von Antiochia gegen die Gothen in Constan- 
inopel in Folge von Unzufriedenheit des Volkes hatte?), sondern er 
veiss auch XXXI, 13, 12 δ΄, wie ich schon p. 149 in der Anmerkung 
nführte, von den verschiedenen Gerüchten über den Tod des Valens 
ranz ähnlich wie Socr. IV, 38. Da nun die Nachrichten über die 
sothen mit allem Zubehör aus einer christlichen Quelle — und 
war doch wohl einer arianerfreundlichen oder jedenfalls einer sehr 
rat über arianische Verhältnisse unterrichteten — in den Socrates 
'ekommen sein müssen, wie die Nachrichten über Ulfilas zeigen, 
o ergibt sich bei Berücksichtigung der Verwandtschaftsverhältnisse 
on Philostorg, Eunap und Ammian ganz von selbst, dass die Aehn- 
chkeit des Ammianus und Socrates hier auf die Benutzung des 
'hilostorg durch Socrates schliessen lassen muss. 

Was die Quellen des Sozomenos für Profangeschichte anlangt, 
o hat derselbe gleichfalls es für gut befunden in seinem letzten 
tuche den Olympiodoros selbstständig nachzulesen und zwar ohne 
ich irgend um Socrates sonst weiter zu kümmern, Es ist dieses, 
iie ich schon oben gesagt habe, von Rosenstein in den Forschungen 
ur deutschen Geschichte Bd. I längst eingehónd besprochen, so dass 
on Neuem darauf einzugehen überflüssig ist. Dass aber gerade in 
iesem Theile seines Werkes sich Sozomenos sozusagen ganz von 
sinem früheren Führer Socrates losgesagt hat, kann man sehr leicht 
egreifen, wenn man oben die Leichtfertigkeit hat kennen lernen, mit 
er in der betreffenden Periode Socrates den Olympiodor benutzt hat. 

Doch auch an einer andern Stelle finden wir in sehr interes- 
inter Weise von Sozomenos den Olympiodor selbständig benutzt. 
is ist dies Sogom. I, 6 in der an sich in alberner Weise angefügten 
‚pisode über die Argo. Ich stelle diese Stelle mit der entsprechenden 
telle aus Zosimos V, 29, 3 unten zusammen. 


Zosimos V, 29, 3 Sozomenos I, 6 
οὺς ᾿Αργοναύτας qaciv ὑπὸ οἱ γὰρ ᾿Αργουναῦται τὸν Αἰήτην 
οὔ Αἰήτου διωκομένους ταῖς φεύγοντες οὐ τὸν αὐτὸν πλοῦν 
c τὸν ἸΠόντον ἐκβολαῖς τοῦ ἐν τῇ ἐπανόδῳ ἐποιήςαντο᾽ 
ctpou προςορμιςθῆναι κρῖναί περαιωθέντες δὲ τὴν ὑπὲρ (κύ- 


1) Solche Stellen gibt es mehrere, z. Β. Socr. VII, 2 über des 
eorgios Untergang und Ammian. XXII, 11, 3, natürlich von Socrates, resp. 
hilostorg christlich erweitert. Zu bemerken ist, dass Eunapius öfters 
ie Ueberlieferung des Ammian erweitert. Ein Beispiel bietet die aus 
einen Quaestt. Fridericianae mitgetheilte Stelle. Cf. p. 147. 

2) Cf. Sozom. VI, 39. 


152 


τε καλῶς ἔχειν διὰ τούτου πρὸς 
ἀντίον τὸν ῥοῦν ἀναχθῆναι καὶ 
μέχρι τοςούτου διαπλεῖκαι τὸν 
ποταμὸν εἰρεεία καὶ πνεύματος 
ἐπιτηδείου φορᾶ. μέχρις Av τῇ 
θαλάςςεῃ πληειαίτεροι γένοιντο. 
πράξαντες δὲ ὅπερ ἔτγνωςαν, 
ἐπειδὴ κατὰ τοῦτον ἐγένοντο 
τὸν τόπον μνήμην καταλιπόντες 
τῆς εφετέρας ἀφίξεως τὸν τῆς 
πόλεως (i. e. Ἥμωνος) οἰκιεμὸν 
μηχαναῖς ἐπιθέντες τὴν ᾿Αργὼ 


Ladwig Jeep: 


ac 8dÀaccav διὰ τῶν τῆδε 
ποταμῶν ἀφίκοντο εἰς Ἰταλῶν 
öpıa xdi χειμάςαντες ἐνταῦθα 
πόλιν Extıcav. Ἤμονα προςάτγο- 
ρευομένην᾽ τοῦ δὲ θέρους ém- 
καταλαβόντος ςυμπραξάντων αὖ- 
τοῖς τῶν ἐπιχωρίων ἀμφὶ τοὺς 
τετρακοείους crabiouc ὑπὸ μη- 
χανῆς ἕλκοντες τὴν ᾿Αργὼ διὰ 
γῆς ἐπὶ τὸν Ἄκυλιν ποταμὸν 
ἤγαγον, ὃς τῶ Ἐριδανῷ ευμ- 
βάλλει 


καὶ Trerpaxociuv «ταδίων ὁδὸν 
ἄχρι θαλάςςης ἑλκύςεαντες οὕτιυ 
ταῖς Θεςςαλῶν ἀκταῖς προςωρ- 
μίεθηςαν, dc ὁ ποιητὴς ἱετορεῖ 
Πίεανδρος 

Zunächst muss es bei einem Benauen Vergleiche beider Stellen 
klar werden, dass sie von einander unabhängig sind und ihre Aehn- 
lichkeit einer gemeinsamen Quelle verdankt wird. Es könnte zwar 
als eine dieser Annahme widersprechende Verschiedenheit aufgefasst 
werden, dass Zosimos nichts vom "Axukıc sagt. Dennoch zeigt die 
Fortsetzung a. a. Ὁ. wo es mit einem Uebergange zur betreff. Er- 
zählung Ἐκ δὲ "Huuyoc προελθὼν xai τὸν "Axulıv περαιωθεὶς 
(scil. ᾿Αλάριχος) heisst, ziemlich deutlich, dass in der Vorlage des 
Zosimos augenscheinlich auch dieser Fluss genannt gewesen ist in 
der Episode von den Argonauten; es kann ja aber jeder Schrift. 
steller nach Belieben seine Quelle kürzen, und man vermag auf diese 
Weise jene Abweichung des Zosimos vom Sozomenos mit Leichtig- 
keit zu erklären. Bedenklicher scheint es mit οὕτω ταῖς Θεςεεαλῶν 
ἀκταῖς προςωρμίεθηςαν zu stehen. Doch prüfen wir die Darstellung 
des Zosimos genau, so wird klar, dass nichts anderes erzählt werden . 
soll, als dass — wozu beiläufig schon Apollonius .Árgonaut. IV, 
302 ff. die Unterlage bietet — die Argonauten die Donau stromauf- 
würts segeln, dann dem Meere, natürlich, wie Sozomenos genauer 
angibt bei den Ἰταλῶν ὅρια, also dem Adriatisshen Meere sich nähern, 
indem statt der eigentlichen Donau der Nebenfluss Sau gedacht 
wird; ferner dass am obern Laufe dieses Flusses Emona gegründet 
wird, von hier aber die Argo zu Lande bis zum "Axulıc fortgerollt 
wird, um dann durch diesen Fluss wiederum ins Meer zu gelangen. 
Dies Meer kann selbstverstündlich nur das westliche d. h. das Adris- 
tische Meer sein und es ist für OeccaAWv, beziehungsweise Oerra- 
λῶν, sicherlich Ἰταλῶν zu schreiben. Irgend eine wirkliche Diffe- 
renz beider Stellen ist somit gar nicht vorhanden. 

Ich habe diese Stelle in den Quaest. Frider. p. 15ff. kurz be. 
handelt und daselbst auch bereits auf Plin. H. N. III, 18 ed. Det- 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 153 


lefs. aufmerksam gemacht 'deceptos credo, inquit, quoniam Argo 
navis flumine in mare Hadriaticum descendit non procul Tergeste, 
nec iam constat quo flumine, umeris travectam Alpes diligentiores 
tradunt, subisse autem Histro, dein Savo, dein Nauporto, cui nomen 
ex ea causa est inter Aemonam Alpesque exorienti, eine Stelle, 
die zur Illustration meiner obigen Interpretation hier wiederholt 
werden mag. 

An eine selbständige Lectüre des Pisander, aus dem die Er- 
zählung genommen, wird Seitens des Sozomenos. keiner denken kön- 
nen oder wollen, zumal ich ἃ. ἃ. O. nachgewiesen habe, dass nicht 
der spätere Dichter Pisander unter dem Kaiser Alexander, sondern 
der alte Pisander der Urheber derselben ist, mithin an eine eigene 
Lectüre des Sozomenos um so weniger zu denken ist. Es hat letzterer 
natürlich die Erzählung in seiner Quelle gefunden, und da, wie die 
Zusammenstellung auf einen Blick gezeigt, Zosimos die Quelle nicht 
gewesen sein kann, — der Zeit nach wäre es nach meinen Aus- 
führungen Rhein. Museum N. F. XXXVII, p. 425 ff. möglich —, ferner 
der betreffende Passus des Zosimos in die Partie füllt, welche dem 
Olympiodor entnommen ist, so ist die von vornherein von mir ge- 
gebene Annahme, Sozomenos habe hier den Olympiodor benutzt voll- 
kommen gesichert. 

Eine Spur selbständiger Benutzung einer Profangeschichtsquelle 
findet sich &u6h Sozomenos I, 7. Nachdem Sozomenos auf Autorität 
von heidnischen Schriftstellern ein Orakel an Licinius, vom Apollo 
ertheilt, angeführt hat, erzählt er am Schluss des Capitels die Nieder- 
lage und den Tod des Licinius, wie Socrates I, 4, gibt nur statt Chry- 
sopolis die Stadt Nicomedia als Ort der Uebergabe des Licinius an 
Constantin &n; setzt auch hinzu, dass Licinius mit dem Kaiser ver- 
wandt gewesen, was aus Eus. vit. Const. I, 50 oder einer ähnlichen 
Stelle genommen ist. 

Beide Autoren, Socrates und Sozomenos, folgen augenscheinlich 
einer Ueberlieferung, die angab, dass Licinius bei Chrysopolis ge- 
schlagen (cf. Exoerpta Vales. 8 27) und dann in Nicomedia sich 
zur Uebergabe entschliessen musste, sowie ähnlich in der That Zo- 
naras XIII, 1, p. 174 ed. Dind. erzählt νικήςκας (Kuvcravrivoc) 
εἷλε τότε τὸ Βυζάντιον καὶ τὴν Χρυςόπολιν. ὁ δέ τε Λικίνιος eic 
Νικομήδειαν ἔφυγε κτλ. Jeder vpn unsern beiden Kirchenhistorikern 
nahm aus derartiger Ueberlieferung selbständig was ihm gefiel, so 
ungenau es auch sein mochte. Wer die Quelle für Sozomenos ge- 
wesen ist, vermag man leicht zu sagen. Zosim. II, 28 nämlich 
lautet Kuvcravrivou δὲ τὸν Λικίννιον καὶ Ev τῇ Νικομηδείᾳ πολιορ- 
KOÜVTOC ..... τῆς πόλεως προελθὼν ἱκέτης τῷ Kuvcravrivu κα- 
θίεταται κτλ.; es folgt dann bei Zosimos auch gleich die Hinrich- 
tung des Licinius in Thessalonich. Es erhellt daher, da in diesem 
Theile Zosimos den Eunap excerpirte, dass wir im Sozomenos ein 
selbständiges Zurückgehen desselben auf diesen Autor haben; nur 


154 Ludwig Jeep: 


muss ungewiss bleiben, ob, wie ich fast glauben möchte, diese Stelle 
direct oder indirect durch Philostorg in den Sozomenos gekommen ist. 


IX. 
Theodoretos. 


Der weit unbedeutendste in der Reihe der Griechischen Kirchen- 
historiker ist ohne Frage Theodoret. Er tritt von vornherein um 
so mehr zurück, als er auch sicherlich später als Socrates, vielleicht 
sogar auch später als Sozomenos geschrieben hat. Die Untersuchungen 
des Valesius lassen nicht den mindesten Zweifel dartiber, dass Theo- 
doret sein Werk nach 443 oder 448 verfasste.!) Vgl. Praef. ed. 
Valesii, dazu Güldenpenning und Iffland, Theod. d. Gr. p. 23ff. Als 
Zweck seines Werkes gibt Theodoret I, 1 an τῆς ἐκκληςιαςτικῆς 
icropíac rà λειπόμενα ευγγράψαι. — Valesius hat diese Stelle so auf- 
gefasst, dass darin gesagt sei, Theodoret habe das, was seine Vor- 
günger, vornehmlich Socrates und Sozomenos ausgelassen, er- 
gänzen wollen. Dem scheint nun aber schnurstracks zu widersprechen, 
dass, wenn auch namentlich eine Reihe von neuen Actenstücken wie 
Theod. I, 4, 5, 6, 20, II, 28 cet.*) von Theodoret beigebracht wor- 
den, er doch in sehr grossen Partien dasselbe behandelt, wie die 
genannten Autoren und dieselben Actenstücke wie diese anführt. 
Vgl. z. B. Theod. I, 9 und Socr. I, 9, Theodor. I, 10 And Socr. ibid, 
Theod. I, 12 und Socr. I, 8; Theodor.I, 13 und Euseb. vit. Const. IIT, 18 
und 21; Theodor. I, 14 und Socr. I, 38, Sozom. II, 30 u. 8. w. u. 8. w. 
an vielen Stellen. Ich vermuthe, dass dieser Umstand auch die Ver- 
fasser der Geschichte von Theodosios d. Gr. bewogen hat, eine 
Kenntniss des Socrates und Sozomenos Seitens des Theodoretos als 
unerweisbar hinzustellen. Jedoch die Kenntniss des Socrates ergibt 
sich aus II, 14, wo Theodoret genau dieselbe Stelle aus Áthanasius 
p. 323 ausgeschrieben hat, wie Socrates II, 28 und zwar mitten 
aus dem Zusammenhange heraus; wir wissen aber aus dem Prooe- 
mium zu Socr. lib. IT, dass Socrates den Athanasius selbst las und 
daher die betreffende Auswahl der Stellen von ihm selbst gemacht 
worden ist und nicht etwa auf eine frühere Quelle zurückgeführt 
werden darf, die auch Theodoret benutzen konnte. Eine Kenntniss 
des Sozomenos Seitens des Theodoretos, für die ich ein ganz sicheres 


1) Die Angabe des Gennadius, Theodoret habe 10 libri hist. eccles. 
geschrieben bis auf Leo den Aeltern, unter dem er auch gestorben sei, 
betrachte ich mit Valesius als falsch und lasse sie bei Seite. 

2) Es darf nicht unerwühnt bleiben, dass Theodoret II, 8 die epistola 
Serdicensis nicht in der Form hat, wie Athanasius p. 162, sondern mit 
einem längeren Zusatz, den Valesius nach Athanasius p. 772 als unecht 
bezeichnen zu müssen glaubt. — Woher diese neuen Documente sind, ist 
an sich gleichgültig; wahrscheinlich sind sie aus Sabinus oder ähnlichen 
Sammlungen, wie sie Socrates kannte. Einiges scheint von Anfang an 
getrennt verbreitet zu sein, vgl. z.B. Theodor. II, 16 und dazu Valesius. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 155 


Kriterium nicht finde, scheint mir aus Theodor. I, 19 und 20 zu 
folgen. 

Theodoret I, 19 am Schluss nämlich sagt, dass Eusebius von 
Nicomedia und Theogonius von Nicaea durch Constantinus verbannt 
seien, unter Berufung auf einen Brief des Kaisers an die Nicomedier, 
der Cap. 20 vollständig mitgetheilt wird. Sozomenos I, 21 theilt 
gleichfalls diese Verbannung mit und gibt nur einen Auszug aus 
dem Briefe des Constantin. Beide Autoren sagen dann aber un- 
mittelbar hinter dem genannten Briefe, resp. hinter der Inhaltsangabe 
desselben, nochmals, nach diesem Briefe seien also Eusebius und 
Theogonius verbannt, und fügen die Nachfolger bei. 

Es trägt in der That diese Stelle des Theodoret derartig das 
Geprüge einer Ausführung des Sozomenos an der Stirn, dass die- 
gelbe, meine ich, kaum zu verkennen ist. 

Mit dieser Erkenntniss verlieren natürlich alle Ereignisse, die 
Theodoret nach Socrates und Sozomenos behandelt, von vornherein 
das Interesse; es ist auch anzunehmen, dass er die zahlreichen 
Actenstücke, die er namentlich mit Socrates gemeinsam hat, meist 
diesem verdankt. 

Ist das obige in Bezug auf das Verhältniss des Theodoret zu 
seinen Vorgängern richtig, so kann manches bei Theodoret nur als 
nach Belieben gemachte Ausschmückung gelten. So erzählt z. B. 
Sozom. VI, 6, dass einst Julianus mit Valentinian in einen heid- 
nischen Tempel gegangen und dort nach heidnischem Ritus mit 
Weihwasser besprengt sei, Valentinian, der Christ war, aber habe 
sofort die Stelle seines Mantels, die benetzt war, vor den Augen des 
Julian abgeschnitten und sei darauf verbannt. Dasselbe erzählt 
Theodoret III, 16 unzweifelhaft nach Sozomenos 1. c. macht aber 
aus dem Abschneiden des Rockzipfels bereits ein πὺξ ἔπαιςε τὸν 
vewxöpov, augenscheinlich weil ihm die Ueberlieferung des Sozomenos 
nicht kräftig genug war. Dieselbe Sucht auszuschmücken zeigt sich 
bei der Ernennung des Jovianus zum Kaiser, wo Theodoret V, 1, 
die Erzählung aus Socr. III, 22 und Sozom. VI, 3 des weitern aus- 
putzí. Auch die Nachricht über die Gothen und Ulfilas Theodor. 
IV, 37 ist augenscheinlich ganz willkürlich gestaltet und betont 
die Legende, dass die Gothen eigentlich ursprünglich athanasianisch 
gewesen sein. 

Ausserdem ist auch sonst auf die Angaben des Theodoret kein 
Verlass. Die bodenlosesten Irrthümer passiren ihm.!) So lässt er 
II, 13 den Sebastianus mit der Vertreibung des Athanasius beauftragt 
werden, wiewohl letzterer p. 394 die Sache ausführlich mittheilt 
und selbst den Syrianus nennt. Theodoret hat nämlich mit diesem 


1) Vgl. auch die oben in der Anmerkung citirten Stellen Theodor. 
II, 8 und Athan. Ῥ. 162 ff., wiewohl schon die Ueberschrift bei Theodoret 
igt, dass er das mitgetheilte Document nicht aus Athanasius hat. 
Uebrigens siehe zu dieser Ueberschrift Athan. p. 1585. 


156 Ludwig Jeep: 

Vorgange einen andern verwechselt, den Athanasius p. 323, C aus 
dem Episcopat des Georgius erzählt und bei dem Sebastianus thütig 
war. Als ein zweites Beispiel der Ungenauigkeit des Theodoret 
mag IV, 31 dienen. Hier erfahren wir nümlich, dass Valens den 
Kaiser Valentinianus um Hilfe gegen die Gothen (gegen 377) ge- 
beten habe, wiewohl wir doch wissen, dass Valentinianus bereite 
975 gestorben war, ferner aber auch aus Ammianus XXXI, 7, 3—4 
und ibid. 10, 3 wissen, dass Valens den Gratianus in der damaligen 
Zeit gegen die Gothen um Hilfe gebeten hat. 

Manches allerdings verdankt Theodoret direct dem Athanasius, 
wie z. B. I, 8 aus Athan. p. 895, I, 28 aus Athan. p. 180, D—E, 
II, 15 aus Áthan. p. 321—322, II, 23 aus Athan. p. 892, 3. Na- 
türlieh verliert auch durch dieses Verhältniss wiederum ein Theil 
des Autors jeden Werth. 

So können also nur sehr beschränkte Partien des Theodoret 
die Aufmerksamkeit des Forschers fesseln. Aber selbst diese haben 
grossentheils gar wenig oder gar kein Interesse für die rechte histo- " 
rische Forschung. Theodoret nämlich ist vollgepfropft von ganz 
gleichgültigen Priestergeschichten, die einem beschränkten Mönch, 
wie Theodoret war, wohl wichtig erscheinen konnten, den verstän- 
digen Menschen aber jetzt langweilen, zumal sie sicherlich meist gar 
nicht wahr sind, sondern in das Gebiet der Legende gehören. Vgl 
z. D. I, 9, IIT, 14, 15, 17, 18 19, 22, 23, 24, 26, IV, 15, 16, 
18 u. 8. w. 

Wichtig ist, dass Theodoret ohne Zweifel den Philostorgios kennt. 

Die Kenntniss desselben Seitens des Theodoret erkennen wir 
sofort aus Theodor. IIT, 12 und Philostorg VII, 10, an welchen 
Stellen die göttliche Bestrafung dreier hohen Würdenträger erzählt 
wird, weil die sich gegen den christlichen Cult übermüthig und roh 
benommen haben sollen. Vgl. übrigens Ammian. XXIII, 1, 5f. Ich 
brauche hier nur den Anfang der betreffenden Stellen herzusetzen, 
um meine Behauptung zu beweisen. 


Philostorgios 
Ἰουλιανός τε ὃ τῆς ἑῴας ἄρχων 
θεῖος ὧν κατὰ τὸ μητρῶον γένος 
τοῦ ἀποςτάτου Ἰουλιανοῦ καὶ 
Φήλιξ ὁ τοὺς θηςαυροὺς ἐπι- 
τετραμμένος καὶ Ἐλπίδιος τῆς 
βαειλικῆς οἰκίας προεςτώς" κό- 
μητας πριουάτων f, Ῥωμαίων 
γλῶττα καλεῖ. οὗτοι δ᾽ οἱ τρεῖς 
τῶν ἐξαρνηςαμένων τὴν εὐςέ- 
βειαν εἰς τῷ βαειλεῖ Kexapıcue- 
γον ἧςαν 


Theodoret 
Ἰουλιανῷ δέ Ye τῶν τῆς ἔψας 
ὑπάρχῳ ευνειςῆλθον εἰς τὸν 
θεῖον νεών, Φήλιξ μὲν ταμίας 
ὧν τῶν βαειλικῶὼν θηεαυρῶν᾽" 
Ἐλπίδιος δὲ τῶν ἰδίων τοῦ βα- 
εἰλέως χρήματων τε καὶ κτημά- 
τῶν τὴν ἡγεμονίαν TIEMCTEU- 
μένος" κόμητα δὲ πριβάτων τὸν 
τοιοῦτον προςατγορεύειν εἰώθαει 
Ῥωμαῖοι" καὶ τὸν Φήλικα δὲ καὶ 
τὸν Ἐλπίδιον φαεὶ χριςτιανοὺς 
ὄντας ἀποςτῆναι τῆς εὐςεβείας 
χαριζομένους τῷ δυςςεβεῖ βαειλεῖ 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 157 


Diese Stellen sprechen für sich selbst. Dass Theodoret nur 
zwei von den drei Herrn als Apostaten bezeichnet, beruht sicherlich 
auf falscher Tradition; der Name Julianus muss ohne Zweifel bei 
Theodoret eingesetzt werden. Ausserdem liefert diese Stelle aber 
einen Beitrag zu der Unzurechnungsfähigkeit des kirchlichen Schrift- 
stellers, der geradezu himmlisch. Theodoret nämlich hat das Phi- 
lostorgische θεῖος ὧν missverstanden und hat daraus ein θεῖος νεὼς 
resp. εἰς θεῖον νειύν, gemacht. 

Somit wäre denn das Resultat unserer Besprechung des Theo- 
doret, dass wir von diesem Schriftsteller wenig Gutes zu erwarten 
haben und in Bezug auf die Benutzung desselben sehr vorsichtig 
sein müssen, falls es sich nicht um durchaus sichere Actenstücke 
handelt. 


X, 
Einiges zu Theodoros Lector. 


Um die Thätigkeit des Theodoros als Kirchenhistoriker ihrem 
Umfange nach festzustellen, müssen wir von Suidas Worten unter 
Θεόδωρος ausgehen: Θεόδωρος, ἀπὸ ἀναγνωςτῶν τῆς μετάλης 
ἐκκληςίας Κωνεταντινουπόλεως. ἔγραψεν “Ictopiav Ἐκκληεςιαςτικὴν 
ἀπὸ τῶν χρόνων Κωνεταντίνου ἕως τῆς βαειλείας Ἰουςτινιανοῦ. 

Diese Worte lassen an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Sie 
werden bestätigt durch das, was wir sonst über das verloren ge- 
gangene Werk des Theodoros beibringen können. 

Zunächst haben wir uns an die Fragmente zu halten, welche : 
uns unter der Beifügung ἀπὸ φωνῆς Νικηφόρου erhalten sind, zu 
wenden. Diese Excerpte, die ich in dem Marcianus N. 337 (Zanetti) 
und im Parisinus N. 1440, ersterer membr. saec. XV, letzterer chart, 
saec. XVI, kenne, sind zunächst im Allgemeinen jedem Zweifel der 
Echtheit dadurch entrückt, dass einige derselben (I, 15, II, 29) 
durch Citiren beim Joannes von Damascus (lib. III de imagg.), also 
auf durchaus unabhängige Weise, beglaubigt sind. Im Besondern 
tritt uns manches Unklare entgegen. 

Die Exc. bestehen jetzt augenscheinlich aus drei verschiedenen 
Theilen. Der erste Theil umfasst das sogenannte Buch I und II, 37 
(inclus.), der zweite Theil II, 38—59 und der dritte II, 60—65. 
Der erste Theil läuft ruhig seinen Lauf vom Tode Theodosius IL 
bis zu Justinus 1. 

Der zweite Theil ist ganz sicher nicht aus dem Theodoros, wie 
Valesius längst erkannt hat; denn wenn hinzugefügt wird, dass der 
Inhalt dieses oder jenes Fragments mit Theodoros übereinstimmt 
(cf. II, 44, 46), ja auch Abweichungen sich gegenüber dem ersten 
Theile finden (cf. II, 47 und I, 20), so ist es unmöglich, die Reihe 
dieser Excerpte dem Theodoros zuzutheilen. Im Gegentheil sind sie 
evident, auch von dem Verfertiger derselben, als einem andern Autor 


1δ8 Ludwig Jeep: 


gehörig bezeichnet. Die Sache ist noch weiter erörtert an der Hand 
der Millerschen und Cramerschen Anecdote von Sarrazin a. ἃ. 0. 
p. 193 ἢ 

Der dritte Theil der Excerpte hat keine Bedeutung. Er ent: 
hült eine Aufzühlung von Kaisern aus der Zeit von Constantin bis 
Leo und dazu einige Zusätze aus der Heiligengeschichte. Augen- 
Scheinlich hat dieser Appendix mit Theodoros nichts zu thun. 

Sehr auffallend ist es, dass die echten Excerpte nicht ganz 
genau der oben angeführten Stelle des Suidas entsprechen. Sie geben 
zwar den Regierungsantritt Justinus I. an, führen auch die Er- 
nennung seiner Gattin zur Augusta an, aber das gehört in die aller- 
erste Zeit seiner Regierung und scheint nicht zu der Annahme zu 
berechtigen, dass er, wie Suidas meldet, ἕως τῆς Bacıkeiac Ἰουςτι- 
vıavoü geschrieben habe, sondern nur Ἰουςτίνου. Es ist wenigstens 
kaum glaublich, dass aus der Geschichte der ganzen, wenn auch 
nur kurzen Regierung des Justinus gar kein Excerpt erhalten sein 
sollte. Jedoch ist es sehr wohl denkbar, dass derjenige, auf den die 
Angabe bei Suidas zurückgeht, ungenau war, indem er, da er be- 
merkte, dass die kurze Regierung Justins einmal angefangen war, 
die Ausdehnung des ganzen Werkes nicht bis zu einem bestimmten 
Jahre dieses Kaisers bezeichnete, sondern im Allgemeinen bis Justi- 
nianus. 

Somit wäre die Angabe des Suidas in Bezug auf den Schluss 
des Theodoros im Wesentlichen als richtig anzuerkennen. 

Wie steht es mit den sonstigen Angaben des Suidas? 

Zunächst steht fest, dass Theodoros nicht nur von dem Tode 
Theodosios II. an, wie die beiden Blicherfragmente anzuzeigen 
scheinen, Kirchengeschichte geschrieben hat, sondern auch die Zeit 
behandelte, welche vor dem Tode jenes Kaisers lag. Dies beweist 
vor allen Dingen auch das aus der ersten Actio der siebenten öku- 
menischen Synode beigebrachte festdatirte Fragment des Theodoros. 
Es handelt über Dioscoros, und zwar behandelt es ein Factum, 
welches nach ausdrücklicher Angabe unter dem Consulate des Pro- 
togenes und des Asterius, d. h. im J. 449, also vor dem Tode Theo- 
dosius IL. stattfand (cf. Zon. XIII, 23 p. 242 ed. Dind.). 

Zweitens wissen wir, dass Theodoros eine Historia ecclesiastica 
(tripartita) zusammengestellt hat aus den drei Kirchenhistorikern 
Socrates, Sozomenos und Theodoret. Diese aber beginnen allerdings 
ἀπὸ τῶν χρόνων Kuvcravrívou, wie Suidas angibt, so dass in der 
That das uns bekannte Gebiet der literarischen Thütigkeit des Theo- 
doros die Zeit von Constantin bis Justinian resp. Justin umfasst, 
zumal, wie gesagt, auch die Zeit nach dem Ende des Socrates a. 439 
bis zum Tode Theodosios II. behandelt wurde. 

Wir besitzen nun noch bis zum heutigen Tage diese Historia 
tripartita im codex Marcianus chart. saec. XV— XVI, Nr. 844. 
Derselbe ist heutzutage im Anfange defect, welches Manco aber 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 159 


durch die Abschrift ersetzt wird, welche Valesius vor der Ausgabe 
des Theodoret veröffentlicht hat. Die Ueberschrift Θεοδώρου ἀνα- 
γνώετου Κωνεταντινουπόλεως ἐκκληςιαςτικῆς icropíac βιβλίον 
πρῶτον und das folgende Prooemium kann keinen Zweifel an der 
Echtheit des vorliegenden Opus aufkommen lassen. ᾿ 

Dieses Werk besteht aus zwei Büchern, welche mit der Ein- 
leitung zu dem Geschichtswerke des Sozomenos und dem Anfange 
desselben selbst beginnen und sich nach Art der Historia tripartita 
des Cassiodorius bis zur Regierung des Julianus aus Sozomenos, 
Theodoret und Socrates zusammenseizen. Dann beginnt der reine 
Sozomenos bis zu” dem Ende desselben, welchen wir auch jetzt in 
den Handschriften und Ausgaben haben (καὶ τοὺς ὀφθαλμοὺς ὀλίγῳ 
ἐν βάθει τοῖς ὀφρύει καλυπτομένους). Die Nachrichten über diesen 
Codex hat mir bereitwilligst der gelehrte und liebenswürdige Vor- 
steher der bibliotheca Marciana, Veludo, übermittelt, und ich selbst 
habe bei gelegentlichem Besuche Venedigs denselben von Neuem 
eingesehen. 

Es wird nach dieser Mittheilung verständlich, wie Leo Allatius 
(cf. Praefatio des Valesius zum Theodoret cet.) aus einem Mss. von 
St. Marco, augenscheinlich demselben, von dem wir sprachen, eine 
Historia tripartita von zwei Büchern?) veröffentlichen konnte, welche 

‘a vicesimo anno imperatoris Constantini usque ad principatum 
Iuliani reichte. Es hört nämlich mit diesem Abschnitte die Zu- 
sammenstellung auf. 

Andrerseits wird es nun auch klar, dass die Nachrichten 
des Theophanes, welche auf die genannten drei Kirchenhistoriker 
zurückgehen, keineswegs aus einem Compendium geflossen sein 
können, welches aus der Historia tripartita des Theodoros gezogen 
wurde, wie Sarrazin und mit ihm de Boor anzunehmen geneigt sind. 
Dass aber ein Compendium vorgelegen hat, ist nichtsdestoweniger nach 
Sarrazins sorgfältiger Ausführung nicht zu bezweifeln. Es ist nicht 
unmöglich, dass sich dasselbe an die Historia tripartita des Cassio- 
dorius angeschlossen. Jedoch habe ich dies nicht näher untersucht, 
da es für die historische Forschung bei dem Vorhandensein der be- 
ireffenden Quellen ganz egal sein kann, durch welchen Mittelmann 
ein anderer seine Nachrichten erhalten hat. Wir brechen daher 
hier ab. 


XI. 
Zu den Quellen des Euagrius. 


Zur Bestimmung der Quellen für die Profangeschichte, die 
Euagrius in seiner Kirchengeschichte einflechtet, dient Euagrius V, 24. 
In diesem Capitel berichtet er selbst, dass ihm ein Compendium des 


1) Täuschen mich meine Notizen nicht, so ist auch der Schluss des 
liber II nach der Stelle aus Socr. II, 47 im Codex bezeichnet. 


160 Ludwig Jeep: 

Eustathius vorgelegen habe, welches aus einer Reihe anderer Schrift- 
steller, die auch a. a. O. genannt werden, zusammengeschrieben sei. 
Dass dieses Buch vom Euragius in der That benutzt ist, zeigen die 
zahlreichen Anführungen dieses Autors bei Euagrius. Cf. Müller, 
frg. hist. gr. IV, p. 138 ff. 

Die Benutzung des Eustathius durch Euagrius ging aber weiter, 
als die unter jenes Namen citirten Stellen anzuzeigen scheinen, was 
schon Müller l. c. vermuthete, ohne sich auf eine Darlegung dieser 
Vermuthung einzulassen. Dass dem so sei, beweist schon der Um- 
stand, dass die Citate des Priscus im Euagrius jedenfalls nur aus 
dem Eustathius, der den Priscus nach Euagrius 1. c. benutzte, in 
letztern gekommen sind. Ich habe dieses im Rhein. Mus. 1882, 
p. 427 ff. näher auseinandergesetzt und begründet. Mithin gehören 
dem Eustathius auch alle diejenigen Stellen an, welche unter dem 
Namen des Priscus im Euagrius gehen und die Müller a.a.0.p. 70 ff. 
zusammengetragen hat. 

Wie weit die Nachrichten beim Euagrius dem Eustathius ver- 
dankt werden, kann man auch durch eine Vergleichung mit Malalas 
eruiren. 

Ueber Malalas und Eustathius wird man einiges in meiner oben 
citirien Abhandlung finden. Es mag aber hier besonders wiederholt 
werden, dass Malalas unter seinen Quellen den Eustathius nament- 
lich anführt. Cf. Malal ed. Bonn. p. 898. Zufälliger Weise steht 
der dort vom Malalas dem Eustathius entnommenen Stelle die be- 
treffende Stelle auch im Euagrius III, 87 gegenüber, gleichfalls mit 
Anführung des Namens des Eustathius. 

Folgende Zusammenstellung wird die Berechtigung leicht er- 
kennen lassen, dass man, da von einer gegenseitigen Benutzung der 
betreffenden Autoren nicht die Rede sein kann, aus Uebereinstim- 
mung des Malalas und Euagrius auf Benutzung des Eustathius 
schliessen darf. . 


Malalas 1]. c. E jus 1. c. 
παρελήφθη "Auıda, μητρόπολις Tlepcar ... ὑπὸ Καβάδῃ τῷ Ba- 
ὀχυρὰ πάνυ τῆς Μεςοποταμίας cıkei..... πολίχνιον ἐπίκλην 


καὶ Θεοδοειούπολις, πολέμῳ λη- 
φθεῖςκα ὑπὸ Κωάδου, Bacıkewc 
ἸΤεροῶν ...... Καὶ ἐπεςετράτευςε 
κατὰ Περεῶν ὁ αὐτὸς 'Avacrá- 
cioc Bacikebc . .. 


Θεοδοςιούπολιν ἑκόντες, ὡς 
"Auıdav πόλιν ὀχυρὰν τῆς μέεης 
τῶν ποταμῶν ἀφικνοῦνται καὶ 
ταύτην ἐκπολιορκήςαντες εἷλον. 
Καὶ αὖθις ὁ Ρωμαίων βαειλεὺς 
πολλοῖς ἀνενεώςατο πόνοις 


Bestätigung findet meine Annahme auch durch Vergleichung 


anderer Stellen, wo die Verwandtschaft des Malalas und Euagrius 
klar hervortritt und im letztern wenigstens Eustathius als Quelle 
genannt wird. Ich verweise auf die von mir in der citirten Ab- 
handlung behandelten Stellen, Mal. p. 387—389 und Euagr. III, 27. 


Quellenantersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 161 


Nicht minder kann uns zu demselben Zwecke wie Malalas an 
igen Stellen auch Theophanes dienen; denn auch dieser hat, sei 
direct oder indirect, Beziehung zum Eustathius, wie folgende 
lle zeigen kann, wo Euagrius letzteren als seine Quelle angibt. 


ieoph. p. 210, 3 ff. 


Theoph. p. 210, 3 ff. 
Ἰγγῖνον δὲ τὸν ἀδελφόν, 
: μὲν ὑπατεύςαντα καὶ τῆς 
Γκλήτου βουλῆς mácnc ἡτγού- 
γον ...... ἀπονητὶ τὴν Bacı- 
(av ἔχειν dero: τῆς δ᾽ Αρε- 
‚vnc καὶ τῆς ευγκλήτου βουλῆς 
| τοῦ «ςτρατεύματος παντὸς 
ναςτάειον τὸν CIAEVTA- 
ον ἀναγορευςάντων Bacı&ea, 
ς ἐλπίδος ὁ Λογγῖνος ἠςτόχηςεν 


Euagr. III, 29 

ἤλπιςε μὲν Λογγῖνος ὁ τούτου 
ἀδελφὸς εἰς μέγα δυνάμεως 
προκεχωρηκὼς τὴν βαειλείαν 
ἑαυτῷ περιθήςειν᾽ οὐ μὴν τῶν 
δοκηθέντων ἔτυχεν.υ N YAp 
᾿Αριάδνη ᾿Αναςταςίῳψ τὸν 
ςτέφανον περιτίθηςειν, οὔπω μὲν 
ἥκοντι ἐς γερουςείαν, ἐν δὲ τῇ 
λεγομένῃ τῶν ειλενταρίων 
ςχολῇ καταλεγομένῳ 


Andere Stellen führt Müller a. a. O. hinter den aus Euagrius 
sammelten Fragmenten des Eustathius an, die trotz mancher Ent- 
llungen im Theophanes doch die gemeinsame Quelle leicht er- 
onen lassen; denn die eben ausgeschriebenen Stellen zeigen, dass 
ieophanes hier nicht aus Euagrius abgeschrieben hat. 

Wenden wir die angegebenen Mittel an, um die Hauptstellen 
3 Eustathius aus dem Euagrius herauszufinden, so werden wir 
gende Capitel ausscheiden können: II, 1, 5, 7, 12—14, 15, 16, 
4 1—3, 24—27, 29, 35 —37. 

Im vierten Buche liegt den Darstellungen der äussern Ge- 
iichte nach des Euagrius eigenen Citaten (vgl. auch V, 24) aus- 
ıliesslich Procopios zu Grunde, und zwar nicht nur dessen Hi- 
riae; sondern Euagrius hat auch bereits die Historia arcana ge- 
nnt, was insofern hier besonders hervorgehoben werden muss, als 
in öfters anderer Ansicht war (vgl. Nicolai, Griech. Literaturgesch. 
[, p. 45). Es kann nämlich keinem Zweifel unterliegen, dass 
ıagrius IV, 32 auf jene Historia arcana zurückzuführen ist. Vgl. 
B. über den Callinicus Procop. l. c. ed. Bonn. p. 100!), über die 
meti ibid. p. 47 ff. u. s. w. Ebenso wenig ist zu bezweifeln, dass 
Schilderung von dem masslosen Geize des Justinianus Euagr. IV, 30 
r Historia arcana nachgebildet ist.?) Euagr. IV, 31 aber endlich, 
| die Hagia Sophia geschildert wird, scheint mir die Kenntniss von 
ocop. de aedificiis p. 17 ff. vorauszusetzen. 


1) Euagrius fügt hier zwei Namen Faustinus und Paulus ein, die 
glicher Weise in unserer Ueberlieferung ausgefallen sind. 

2) In diesem Sinne sind die Stellen des Euagrius auch vom Bonnenser 
rausgeber an die Spitze seiner Ausgabe gestellt. Sehr merkwürdig ist 
dabei, dass, während Euagrius bei den andern Stellen den Procopius 
ir, er dies hier unterlassen hat. 


Jahrb. ὦ olass. Philol. Suppl. Bd. XIV. 11 


169 Ludwig Jeep: 


Suchen wir nach einem Anhalt für die Quelle des Euagrius im 
fünften Buche, so liegt eine Vergleichung mit Menander nahe, weil 
dieser gerade die betreffende Zeit genau behandelte und durch das 
Zeugniss des Theophylakt uns als eine Autorität bekannt ist. 

Ziehen wir zuerst Euagr. V, 7 heran, so ersehen wir daraus, 
dass der Kaiser Justinus II. der Gesandtschaft des Perserküniga 
wegen des von den Rómern unter der Hand unterstützten Abfalls 
der Armenier offen erklärte, dass er in der That von jetzt ab die 
Armenier als die Seinigen und jeden als Feind betrachten werde, 
welcher sich gegen sie verginge, besonders wegen der von 
diesen gepflegten christlichen Religion. Diese sehr be- 
merkenswerthe Nachricht bietet in der That Menander frg. 36 (ed. 
Müller), p. 239, b, nachdem jene Gesandtschaft genauer geschildert 
ist. Aus dieser erhaltenen Mittheilung des Menander folgt mit Noth- 
wendigkeit, dass Menander in einem vorhergehenden, jetzt verlorenen 
Abschnitte die Verhandlungen der Armenier mit dem Kaiser ge- 
schildert haben muss. In welchem Sinne ist klar. Es muss, mag 
auch noch so viel anders hinzugefügt gewesen sein, vor allem auch 
auf die christliche Religion der Armenier hingewiesen sein als Grund 
für die beantragte Aufnahme derselben in die rómische Schutz 
genossenschaft; denn sonst hütten die oben angeführten Aeusserungen 
gegenüber dem persischen Gesandten gar keinen Hintergrund. Diese 
nothwendige Ergünzung des Menander entspricht aber wiederum genau 
der Erzählung des Euagr. l. c., denn diese führt als Grund des Ab- 
falls der Armenier in der That den unterdrückten christlichen Glauben 
an. Dasselbe deutet auch der Auszug des Photius aus Theopbanes 
von Byzanz an, welcher Autor nach meiner Meinung zweifelsohne 
von Menander abhüngig war. Die Anlehnung der Armenier an 
Justin war nach Euagrius mit der Ermordung ihrer Magistrate ver- 
bunden. Dasselbe berichtete Menander, wie aus dem Anfange des 
frg. 36 hervorgeht, dasselbe Theophanes Byzant. Dass dies aber 
durch eine Verschwörung eines gewissen Vardanes geschah, wie es 
Euagrius mittheilt, wird nicht minder im Menander gestanden haben, 
da es nach Photios auch Theophanes berichtet. Bedenken wir ferner, 
dass letzterer auch angibt, dass Colcher, Abasgen u. a. sich den 
Armeniern anschlossen, so haben wir auch hier eine Uebereinstim- 
mung mit Euagrius 1]. c. zu constatiren, welcher ausdrücklich sagt, 
dass sich dem Abfall die Nachbarn der Armenier, sowohl die Stamm- 
verwandten als die Nichtstammverwandten, angeschlossen hatten. 

Sehr bemerkenswerth für eine Bestimmung der Quelle des 
Euagrius ist auch V, 12. Hier erzühlt er, dass während der Regent- 
schaft des Tiberius im Namen der Kaiserin Sophia, Gemahlin des 
verrückten Justinus, mit dem Perserkónig durch Gesandtschaften 
verhandelt wurde. Dass diese Verhandlungen, durch Briefe der 
Sophia unterstützt, auch Menander anführte, zeigt frg. 37. Aller- 
dings ist die dort erwähnte Gesandtschaft nicht die, welche Euagrius 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 163 


ırwähnt, sondern die Vorgängerin derselben unter Zemarchus; aber 
ınsere Gesandtschaft unter Trajanus (Euagr. V, 12) brachte Me- 
ıander auch zur Darstellung, wie frg. 39 lehrt. Ueber einen dem 
[rajanus mitgegebenen Brief ist zwar aus dem Menander nichts er- 
ialten, doch wissen wir durch die wichtige Verweisung in den Exc. 
le leg.!), dass Menander ausführlicher über diese Gesandtschaft han- 
lelte. Die kurze Inhaltsangabe des Briefes der Sophia bei Euagrius, 
lie unter andern sagt, die Kaiserin habe Aerzte an den Chosroes 
resendet, die dann dessen Gesundheit hergestellt hätten, stimmt 
juffallend zu den Angaben des Menander über die Gesandtschaft des 
lemarchus; denn dieser war in der That ein kaiserlicher Arzt, wie 
rg. 37 und 38 bezeugt. Also bewegen wir uns auch bei dem Briefe 
ler Sophia, den Euagrius kennt, 80 zu sagen, ganz in dem Kreise 
Wenandrischer Ueberlieferung. Dies wird um so bestimmter, da wir 
‚uch das Resultat der Gesandtschaft des Trajanus, wie es Euagrius 
ingibt: dreijähriger Waffenstillstand, mit Ausschluss der Landschaft 
Armenien, wo die Feindseligkeiten fortgehen, der Darstellung des 
Menander entspricht frg. 40 (vgl. auch frg. 38). Ja selbst das Ende 
ron Euagr. V, 12, wo die Einnahme von Sirmium durch die Avaren?) 
ind die frühere Uebergabe dieser Stadt an Justin durch die Gepiden 
wwähnt wird, finden wir bei Menander wieder (cf. frg. 25 und 66), 
uid zwar war die Darstellung dieser Partie sogar eine berühmte Stelle 
ef. Theophyl. I, 3). Natürlich ist dieses alles, wie auch das obige, 
m Euagrius nur mit kurzen Worten angegeben, doch darf man nicht 
rergessen, dass wir anderswo diese Dinge nicht lesen, so dass die 
Jebereinstimmung der Angaben des Euagrius und des Menander 
üchtsdestoweniger frappant hervortritt. 

Nach den gemachten Ausführungen kann man, meine ich, kein 
Jedenken tragen, dass man, wenn man natürlich auch nicht mathe- 
natisch genau eine directe Benutzung des Menander Seitens des 

üuagrius nachweisen kann, die politischen Nachrichten im Euagrius 

ib. V auf den Theil der Ueberlieferung zurückführt, welcher im 
fenander Protector seinen Mittelpunkt hat, und dass daher die Aus- 
ührangen jenes Theils der Kirchengeschichte des Euagrius eine 
verthvolle Ergänzung dieser Ueberlieferung bilden. 

Bezeichnend ist es auch, dass bei dieser Annahme mit Leichtig- 
'eit das von Suidas überlieferte kurze Fragment des Menander seine 
zrklürung findet: OU μέλον αὐτῷ" oU φροντιςτέον. Μένανδρος" 
Γαύτῃ Tot καὶ τῆς NicíBioc πολιορκίας oU μέλον αὐτῷ. Euagr. V, 8 
rzühlt nämlich, dass Marcianus, der Feldherr des Justinus, Nisibis 
'elagert habe, dass sich aber die Perser gar nicht darum bektimmert 


1) Exc. de leg. Rom. p. 157: παραγενόμενοι τοίνυν oí πρέεβεις πρὸς 
αειλέα ΠΠερςῶν ἐς ἐκκληςίαν τε καταςτάντες, ἐλεξάτην τοιάδε (Ζήτει ἐν τῷ 
Ἐρὶ δημηγοριῶν). 

2) Natürlich ist mit Valesius πρὸς τῶν ᾿Αβάρων statt πρὸς τῶν 
apfápuv zu schreiben. 

11* 


164 Ludwig Jeep: 


hätten aus Verachtung der Römer. Hierauf bezieht sich das kleine 
Fragment offenbar, indem αὐτῷ zu verstehen ist von dem Comman- 
danten der Perser, der auch von Joannes Epiphaniensis c. 3 genannt 
wird. Dabei erinnere ich daran, dass auch die Stelle des Suidas 
& v. Μαυρίκιος und "Oyxoc, der eine Charakteristik des Kaisers 
Mauritius gibt, durch Vergleichung mit Euagr. V, 19 von Valesius 
als Menandrisch erkannt ist, zu welcher Entscheidung man mit 
Bernhardy auch die Selbstbiographie des Menander bei Suid. s. h. v. 
heranziehen möge. 

Wie steht es nun aber mit den übrigen Nachrichten bei Euagr. 
lib. V? 

Es sind noch einige Punkte vorhanden, welche an Menanders 
Fragmente erinnern. Hierher gehört die Besiegung des "Tiberius, 
damals noch Officier des Justinus IL, durch die Avaren, Euagr. V,11 
und Menand. frg. 34, auch könnte man in der Andeutung des 
Euagrius ibid., dass derartiges τοῖς '"loucrívou παραλόγοις ἐχειϊ- 
ρήμαςι zuzuschreiben sei, eine Widerspiegelung des Urtheils des 
Menander, das sich frg. 33 ausspricht, erblicken. Bei Euagr. V, 14 
wird unter andern von einer Gesandtschaft des Tiberius an den 
Perserkünig gesprochen: dieselbe, heisst es da, sei von diesem nicht 
empfangen, sohdern habe ihm auf seinem Zuge nach Armenien und 
Kappadocien bis Caesarea folgen müssen, bevor er sie empfangen. 
Dieselbe Gesandtschaft behandelt Menander frg. 41 sehr genau und 
kommt dabei auch auf das Hinausschieben des Empfanges der Ge- 
sandten Theodoros' zu sprechen; jedoch finden wir von Caesarea und 
von Kappadocien nichts. In wie weit gibt dieser Umstand nun etwa 
eine Handhabe, um das Verhältniss zwischen der Menandrischen und 
Euagrischen Ueberlieferung klarer zu stellen? 

Zuerst müssen wir uns vor Beantwortung einer derartigen Frage 
klar zu werden suchen, wie die vorhandenen Excerpte aus Menander 
zu dem Originale, aus dem sie einst geschópft wurden, stehen. 

Am sichersten wird man dies nach den Excerpten eines fast 
gleichzeitigen noch erhaltenen Autors, Theophylakt, beurtheilen 
können. Vergleicht man die Excerpta de legationibus ex historis 
Theophylacti (edit. Paris. im corp. Byzant. hist. 1648, p. 176 ff.) mit 
der erhaltenen Historia Theophylacti selbst, so stellt sich heraus, 
dass die betreffenden Excerpte wörtlich mit dem Autor selbst tiber- 
einstimmen; nur an wenigen Stellen finden sich etwas freiere An- 
fünge, nur selten innerhalb einer zusammenhängenden Stelle kleinere 
Ungenauigkeiten. Jedoch finden sich gelegentlich grüssere Sprünge. 
Vgl. darüber unten. Muss man daher die Fragmente des Menander, 
soweit sie in Constantinischen Excerpten bestehen, was den Text 
anlangt als im Wesentlichen den Menander selbst bietend betrachten, 
80 darf man andrerseits bei Vergleichungen, wie wir sie hier zu 


machen suchen, die Möglichkeit von grössern Lücken nicht ausser 
Acht lassen. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 165 


Gehen wir nun von Neuem an Euagr. V, 14 und Men. Frg. 41 
und suchen wir die oben gestellte Frage zu beantworten. Beide 
Autoren erzählen, dass, als die Gésandtschaft des römischen Kaisers 
kam, der Perserkönig einen Einfall in Armenien machte und die- 
selbe sich nachkommen liess. Dann aber, heisst es bei Menander, 
zog Chosroes durch das Gebiet τῶν Μακραβανδῶν καὶ Ταραννῶν. 
Wer sind die Völkerstäimme und wo wohnen sie? Dass sie an der 
persisch-römischen Grenze Armeniens wohnen müssen, ergibt sich 
aus dem Zusammenhange. Sonst ist es, soweit ich weiss, nicht ge- 
langen oder versucht, näheres über dieselben festzustellen. Es kann 
aber nach meiner Ansicht kaum einem Zweifel unterliegen, dass 
unter dem Namen der erstern die Bewohner von Μαςτραβάτζ oder 
nach andern codd. Ματραβάτζ verborgen sind und unter dem der 
andern die von Ταρῶν oder Tap!), welche Orte in der Notitia N. 3 
genannt sind, hinter Partheys Hierokles, 677, 682 und ibid. No- 
titia N. 10, 764, als zu KeAZnvn gehörig. Suidas s. v. Κελεζηνή 
sagt aber χώρα τῶν ᾿Αρμενίων, πληςίον Μελιτηνῆς, ἣ παρ᾽ ἡμῖν 
Κελτζηνὴ ὀνομάζεται. Darf dies als richtig angesehen werden, so 
gibt Menander an der in Frage stehenden Stelle für den Zug des 
Chosroes genau die gerade Strasse nach Caesarea in Cappadocien 
an und muss demnach der Mittheilung des Euagrius doch bedeutend 
näher stehend erscheinen, als es anfangs den Anschein hatte. Nun 
darf man aber nicht vergessen, dass in dem Excerpt aus Menander 
es sich für den Anfertiger nur um die Erzählung der Gesandtschaft 
handelte und alles, was sonst mitgegeben wird, zufällig oder, weil 
es sich nicht trennen liess, mitgegeben ist Wo es angemessen er- 
scheint, werden ohne jegliche Andeutung grosse Sprünge gemacht. 
Am leichtesten kann man dies wieder aus den Excerptis aus Theo- 
phylakt beweisen, wo ohne weiteres ein Sprung der Art von p. 45, 23 
— p. 47, 9 (edit. Bonn.) gemacht und dann nur durch eine rheto- 
rische Frage maskirt wird, so dass, wenn der vollständige Autor 
nicht die Lücke anzeigte, schwerlich gerade an dieser Stelle eine 
solche empfunden werden würde. Ein derartiger Sprung ist nun 
aber auch augenscheinlich in Frg. 41 des Menander bei Müller frg. 
hist. gr. p. 248, a. Z. 18 gemacht. Mit den Worten Ἐν τούτῳ κτλ. 
wird die Erzählung der Gesandtschaft wieder aufgenommen, jedoch 
vorher ist die Erzählung vom Zuge des Chosroes nicht zu Ende ge- 


1) Ich vermuthe auch, dass von Parthey Notit. 3, 686 und Notit. 10, 756 
mit der Ueberlieferung falsch ὁ Tourdpwv geschrieben ist, und dass in 
der ersten Silbe der Artikel τοῦ steckt, wie es z. B. Notit. 10, 767 gleich 
heisst ὁ τοῦ Moüc. Wie der zweite Theil, d. h. also der eigentliche 
Name des Ortes zu gestalten ist, mag dahingestellt sein. Es führt mit 
Nothwendigkeit zu obiger Annahme Notitia 10, 754 τῇ Κελτζηνῇ civ 
τῇ Κορτζηνῇ καὶ τῷ Τάρ und ibid. ὁ Κορτζηνῆς ὁ Τουτάρων, wo nach 
Analogie von Κορτζηνῆς doch nothwendig das Táp der Ueberschrift ver- 
langt wird. Man mag auch Notit. 3, 677 und 681 nebst 686 vergleichen, 
wo dasselbe Verhältniss obwaltet. 


166 Ludwig Jeep: 

führt, was um so mehr auffällt, da Menander hier mit einer fast 
allzu grossen Weitschweifigkeit und Genauigkeit erzählt hat, wie die 
erhaltenen Bruchstücke zur Genüge zeigen. Demnach wird auch die 
Angabe, dass die Gesandtschaft des Kaisers nach Caesarea in 
Cappadocien zur Audienz vor Chosroes befohlen wurde, da im Uebri- 
gen die Angaben des Euagrius und Menander, wie oben erwiesen ist, 
sich wohl vereinigen lassen, in den Exc. aus Men. ausgefallen sein. 


Mit grosser Wahrscheinlichkeit lässt sich auch der Abschnitt 
über die Avaren Euagr. V, 1 auf die Menandrische Ueberlieferung 
zurückführen; denn nicht allein wissen wir aus den Excerpten, dass 
Menander ausführlich über diesen Namen handelte, sondern wir 
haben eine ähnliche Stelle bei Theophyl. I, 3 (cf. übrigens die Epi- 
sode ibid. VII, 7), an die sich die Einnahme von Sirmium durch die 
Avaren anschliesst, wo sich Theophylakt ausdrücklich auf Me- 
nauder bezieht. Ausserdem aber wissen wir auch aus Exc. de legat. 
gent. p. 99, dass Menander die Thätigkeit des Justinus, des Sohnes 
des Germanus, an der Donau gegenüber den Avaren, worauf l c. 
auch Euagrius sich bezieht, nebst der Gesandschaft an Justinianus 
genau schilderte. 


Bevor wir zum 6. Buche des Euagrius übergehen, muss ich 
eine kleine Abschweifung machen. 


Ich habe früher geglaubt, dass die politischen Nachrichten, 
welche Euagrius im 5. Buche bietet, auf das damals noch unedirte 
Geschichtswerk des Joannes von Epiphania zurückgingen, das aber 
in Folge von verwandschaftlichen Beziehungen dem Euagrius bereits 
zu Gebote gestanden habe. Die Frage bedarf einer abermaligen 
Untersuchung, die mich jetzt zu etwas andern Resultaten führt. 

Ich móchte aber ein wenig weiter ausholen, als vielleicht un- 
bedingt nóthig ist, um desto besser früher gesagtes berichtigen und 
vervollständigen zu können. 

Die nahe Verwandtschaft des Theophylaktos und Joannes zeigt 
schon eine flüchtige Vergleichung von Theophyl. III, 9 und Joann. 
Epiph. c. 2; noch mehr tritt dies Theophyl III, 10 und Joann. 
Epiph. c. 3 hervor, wo eine fast würtliche Uebereinstimmung eintritt. 


Joannes 
. loucrivoc ὁ Ρωμαίων βαει- 


Theophylaktos 
. loucrivoc ὁ τοῦ Ῥωμαικοῦ 


λεὺς ἐς τὴν ἑώαν κατὰ τάχος 
ἐκπέμπει Μαρκιανὸν ςτρατηγόν, 
ἐν τοῖς πατρικίοις τῆς ευγκλή- 
του βουλῆς τεταγμένον, αὐτῷ 
τε πρὸς γένος cuvnupévov . 

Διαβὰς δὲ τὸν Εὐφράτην ὁ Μαρ- 
κιανὸς καὶ κατὰ τὴν ᾿Οςροηνὴν 


βαειλεὺς εἰς τὴν ἕω ἐκπέμπει 
Μαρκιανὸν ςτρατηγόν, ἐν τῷ 
καταλόγῳ τῶν πατρικίων ὄντα͵ 
περίβλεπτον ἄνδρα, οὐκ ἄπο τοῦ 
γένους τοῦ Bacıkeiov τυγχά- 
γοντα. 

ὁ τοίνυν Μαρκιανὸς τὸν €ógpá- 
τὴν διαπεραιωθεὶς καὶ κατὰ τὴν 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 


γεγονώς, ἤδη τοῦ θέρους παρ[ακ- 
μάςαντος] καὶ τῶν βαρβάρων 
τέως οὐδὲν προειδομένων πολέ- 
μιον, τριςχιλίους ὁπλίτας κατὰ 
τὴν ᾿Αρζανηνὴν οὕτω καλουμένην 


161 


Ocponvnv γεγονὼς ἤδη τοῦ 
θέρους παρηβηκότος καὶ παρακ- 
μάςαντος καὶ τῶν βαρβάρων 
οὐδὲν διανοουμένων πρὸς πόλε- 
μον τριςχιλίους ἐκ τοῦ ὁπλιτικοῦ 


cuuppafäuevoc κατὰ τὴν "ApZa- 
γηνὴν καλουμένην χώραν ἐξ- 
ἐἔπεμπεν. 


ἐκπέμπει μοῖραν. 


Trotz dieser nahen Verwandtschaft zeigen sich bei Theophylakt 
Spuren selbständiger Arbeit dem Joannes gegenüber. Hierher ge- 
hört sowohl die Vertuschung des von den Römern an die Perser 
gezahlten Tributs Theophyl III, 9 am Ende, wovon Joannes c. 2 
schweigt, als auch Theophyl IIT, 10, wo es heisst, dass Apames 
von Adormaanes am dritten Tage nach einem Vergleiche treulos 
eingenommen und geplündert sei, welche genaue Zeitbestimmung 
Joannes c. 4 gleichfalls nicht liefert. Wührend ersteres jedoch selb- 
ständig vom Theophylakt hinzugefügt sein wird, muss letzteres ent- 
weder einer andern Quelle entnommen, oder was bei der geringen 
Ausdehnung der Stelle wahrscheinlich ist, im Texte des Joannes 
ausgefallen sein. Denn dass Theophylakt in der That den Joannes 
vor sich gehabt hat, beweist ganz klar die Uebereinstimmung beider 
Autoren in einer Ungenauigkeit, die gleich unten eingehender er- 
örtert werden wird. 

Auffülliger wird die Verschiedenheit Joannes c. 5 und Theophyl. 
TII, 12 an der Stelle, wo die öffentliche Ernennung des Tiberius 
zum Mitregenten Seitens des Justianus erzählt wird. An dieser 
Stelle fehlt in dem Joannes die Ansprache des Justinus an Tiberius 
vollständig, auch ist sonst manches etwas anders. Früher neigte 
ich zu der Ansicht, dass wir in dem Haseschen Fragment des Jo- 
annes nur einen Auszug aus Joannes besässen und dass Theophylakt 
a. a. Ο. uns diesen Autor vollständiger erhalten habe. Jedoch die 
durchaus originell und unverkürzt erscheinende Präfatio des be- 
treffenden Fragments bewegen mich jetzt meine Ansicht zu ändern. 
Es hat eben Theophylakt jene Rede aus einer andern Quelle einge- 
fügt, während sie Joannes auszulassen für gut befand. Sie wird 
vielleicht aus derselben Quelle, aus der sie Euagr. V, 13 offenbar 
arg entstellt mittheilt, stammen. 

Mit der Erkenntniss der Originalität des bekannten Fragments 
aus Joannes von Epiphania fällt natürlich auch die Annahme, dass 
Euagrius an der entsprechenden Stelle aus Joannes geflossen sei. 
Vielmehr ergibt sich jetzt von selbst, dass an jenen dem Joannes 
ähnlichen Stellen des fünften Buches des Euagrius höchstens eine 
gleiche Quelle für letztern und Joannes angenommen werden kann. 
Diese Annahme wird durch folgende Zusammenstellung bestätigt 
aus Joannes c. 4 und Euagrius V, 9. 


168 


Euagrius 
Ὁ δὲ Xocpönc, ἐπεὶ αὐτάρκως 
αὐτῷ τὰ ἐς τὸν πόλεμον ἐξηυ- 
zpenıcto, ᾿Αδααρμάνη μὲν δια- 
TopeUcac μέχρι τινὸς καὶ τὸν 
Εὐφράτην ἀνὰ τὴν cperépav γῆν 
biaiBácac ἐς τὴν Ρωμαίων ἐπι- 
κράτειαν ἠφίει διὰ τοῦ καλου- 
μένου Κιρκηςίου᾽ τὸ δὲ Κιρκή- 
cióv écri πόλιςμα Ρωμαίοις Em- 
καιρότατον πρὸς ταῖς ἐςχατιαῖς 
τοῦ πολιτεύματος κείμενον. ὅπερ 
ὀχυρὸν οὐ μόνα τὰ τείχη ποιεῖ 
ἐς ἄπειρον ὕψος ἐπαιρόμενα᾽ 
ἀλλὰ καὶ Εὐφράτης καὶ ᾿Αβόρας 
οἱ ποταμοὶ κυκλοῦντες καὶ ὥςπερ 
ἀπονηςοῦντες τὴν πόλιν. αὐτὸς 
δὲ εὺὑν τοῖς ἀμφ᾽ αὐτὸν τὸν Ti- 
Ypnra διαβὰς ποταμὸν ἐπὶ Nici- 
βεως τὴν &Aaciv ἐποιεῖτο. ταῦτα 
δὲ γιγνόμενα μέχρι πολλοῦ τοὺς 
Ῥωμαίους ἐλάνθανεν ....... 


9 6€ * 1 9 8 4 ο 9 9 9 9 080 ’. Φ ὁ 8 e€* 


ὁ uiv οὖν 'Abaapuávnc ἔχων 
ἀξιόλογον crparóv TTepcüv τε 
καὶ τῶν (κηνητῶν βαρβάρων, 
ἐπεὶ τὸ Κιρκήειον παρήμειψε, 
παντοίως τοῖς ἹΡωμαίων ἐλυμή- 
νατο πράγμαειν, ἐμπιπράς, ἀπο- 
κτιννύς, οὐδὲν μέτριον ἐννοῶν 
ἢ πράττων᾽ oípei τε φρούρια 
καὶ κώμας πολλὰς οὐδενὸς ἀντι- 
«τατοῦντος ἢ 


Ludwig Jeep: 


Joannes 

Xocpónc ἐπειδὴ πληςίον 'Ay- 
βαρὼν TTepcixoO γέγονεν qpov- 
ρίου (ἀφειςτήκει δὲ τοῦτο πόλεως 
Κιρκηςίου ὁδὸν ἡμερῶν πέντε) 
τὸν μὲν ᾿Αδααρμάνην, οὕτω κα- 
λούμενον ςτρατηγόν, αὐτόςε που 
τὸν Εὐφράτην περαιωθέντα κατὰ 
τάχος ἐκπέμπει δῃώςοντα Tfjv 
(scil. Ῥωμαίων) 


. καὶ Τίγριν ποταμὸν διαβὰς 
τήν τε πορείαν διὰ τῆς ἐρήμου 
τῆς γῆς ποιούμενος, dc μηδαμῆ 
“Ῥωμαίοις ἔκπυςτος fj τοῦ Bacı- 
λέως γένοιτο κίνηεις..... τοῖς 
τὴν Νίειβιν πολιορκοῦει “Puw- 
μαίοις ἠπείγετο. .......... 
ὁ μὲν οὖν ᾿Αδααρμάνης Κιρκη- 
cíou πόλεως πληςίΐίον τὸν Εὐ- 
φράτην διαβὰς τὰ τῶν Ρωμαίων 
προενόμευε πράγματα, κωλύον- 
τος οὐδενός. 


Ich habe aus dem Joannes die Stellen nicht ganz in der ur- 


sprünglichen Ordnung ausgeschrieben, sondern der Erzählung des 
Euagrius entsprechend, damit jedem sogleich leicht die Aehnlichkeit 
entgegentritt; die Stellen, welche nichts entsprechendes aus Joannes 
neben sich haben, hat Euagrius selbständig. 

Aus dieser kleinen Zusammenstellung ergibt sich das oben ge- 
sagte über das Verhältniss der beiden Autoren als richtig. Die 
Verwandtschaft ist klar, dennoch nicht derartig, dass an Abhängig- 








1) Ich mache auch auf den Bericht über den Ersatz des Marcianus 


durch Acacius aufmerksam, der in beiden oben verglichenen Autoren be- 
richtet wird. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 169 


keit des Euagrius gedacht werden kann; es ist eben &ine Quelle be- 
nutzt. Bemerkenswerth ist die gegebene Vergleichung auch des- 
wegen, weil die klare und einfache Darstellung des Euagrius uns 
eine Schwierigkeit bei Joannes beseitigen hilft. Dieser nämlich fügt 
erst hinter der Mittheilung über den Uebergang des Chosroes über 
den Tigris das ἐπειδὴ πληςίον ᾿Αμβαρὼν TTepcıkod γέγονεν φρου- 
ρίου (ἀφειςτήκει δὲ τοῦτο πόλεως Κιρκηςίου ὁδὸν ἡμερῶν πέντε) 
hinzu und fährt dann fort τὸν μὲν ᾿Αδααρμάνην κτλ.: wie das oben 
angeführt ist. Dass Joannes so wirklich ursprünglich geschrieben, 
beweist uns Theophylakt, der an der betreffenden Stelle im wesent- 
lichen ebenso schreibt.!) Der Satz mit ἐπειδὴ aber kann, so wie 
er jetzt steht, nur auf Chosroes bezogen werden. Es müsste also 
somit Chosroes, wenn er, wie vorher von Joannes angegeben ist, 
von Babylon aus den Tigris überschritten hatte, doch noch von 
Circesium einen Marsch von fünf Tagen entfernt gewesen sein können. 
Das ist aber unmóglich, wie man auch die Berechnung anstellen 
mag. Vielmehr ist ganz klar, dass Chosroes dem Adaarmanes den 
Befehl zum Einfall in das römische Gebiet gegeben hat, weil letz- 
lerer sowie so bereits in der Nähe der Grenze stand, daher leicht und 
rasch bei Circesium über den Euphrat gehen konnte. Der Satz mit 
ἐπειδή ist somit missverständlicher Weise von Joannes an seine 
Stelle gestellt und man muss ihn, um den Sinn der Quelle des Jo- 
annes herzustellen, weiter unten, etwa nach περαιϊωθέντα einschalten. 

Da uns nun die Art des Euagrius zu arbeiten, die er in den 
erstern Büchern und noch offenbarer in dem vierten Buche verfolgt, 
indem er in den Nachrichten aus der Profangeschichte immer nur 
éiner Quelle folgt, einmal dem Eustathius, dann dem Procopius, da 
uns, sage ich, diese Art mit Sicherheit annehmen lässt, ja anzu- 
nehmen zwingt, dass Euagrius sich in derartigen Nachrichten auch 
im fünften Buche an éine Quelle gehalten habe, so ergibt sich in- 
direct auch eine Abhängigkeit des Joannes von Menander. Denn 
wenn Euagrius der Menandrischen Tradition sich anschliesst, Jo- 
annes aber dieselbe Tradition befolgt wie Euagrius, so ergibt sich 
jenes nach dem bekannten Axiom von selbst. Es ist ja auch ganz 
natürlich, dass sich Joannes in dem Abschnitte, in dem er sich als ' 
einen διὰ βραχέων uvnuoveucavra selbst hinstellt, an eine bekannte 
Quelle anschloss und diese excerpirte; diese aber konnte nebenbei 
gesagt kaum eine andere sein, als Menander. Vgl. auch die Ge- 
‚sandtschaft des Zemarchos bei Menand. Frg. 19 und 20, namentlich 
auch die des Theodoros bei Menand. Frg. 41 und dazu Joannes, der 
beide gleichfalls anführt. 


1) Das ist die Stelle, auf die ich oben verwies und die ganz klar 
macht, dass Theophylact an dieser Stelle den Joannes abgeschrieben hat. 
Es handelt sich um Theophyl. p. 184, 15 ff. Xocpónc . . . Τίγριν διανηξά- 
μένος... ἧκε πληςίον 'ABápuv, χωρίου τινὸς TTepciko0* ἀπῴκιςτο δὲ τοῦτο 
Κιρκηείου τοῦ Ῥωμαίων πολίεματος πέντε ὁδοῦ ἡμερῶν. 


110 


Ludwig Jeep: 


Das sechste Buch des Euagrius geht auf dieselbe Quelle zurück, 


wie Theophylaktos. 


Dies zeigt deutlich die Vergleichung 2. B. von 


Euagrius VI, 21 und Theophylakt. V, 13. 


Theophyl. 

ἐς νοῦν τοίνυν βαλόμενος ὃ τῶν 
ἸΤερεῶν βαειλεὺς τὴν ἄνωθεν 
αὐτῷ τῆς ἐπικουρίας γεγονυῖαν 
ῥοπήν, τῷ ἐν μάρτυειν ἐπι- 
φανεςτάτῳ Cepyiw craupóv ἐκ 
χρυςοῦ πεποιημένον, λιθοκόλλη- 
τον, δῶρον ἐξέπεμπεν, ὃν δῆτα 
Xocpónc ὁ Καβάδου τὸ ἄςτυ 
παραςτηςάμενος, Aupupaywyn- 
cac, ἐν τοῖς τῶν Περεῶν ἀνα- 
κτόροις ἀπέθετο, ἔτι τὸ ἹΡωμαικὸν 
ςκῆπτρον Ἰουςτινιανοῦ τοῦ αὐτο- 
κράτορος ἐπιβαίνοντος. ἐν τούτῳ 
γοῦν τῷ cTaupW ἕτερον Xocpónc 
ἐπὶ τῆς κεφαλῆς ἐξ ἀπέφθου 
χρυςοῦ craupóv ἐτεκτήνατο, τὴν 
αἰτίαν ἐντυπώςας ἐν αὐτῷ τοῦ 
ἀναθήματος. ἐπιςτολὴν δὲ δὴ 
Ἑλληνικοῖς γράμμαειν ἅμα τῷ 
κειμηλίῳ ἐς τὸ λεγόμενον βαρ- 
βαρικὸν παρεπέμπετο. ὑπεγέ- 
γραπτο δὲ τῇ ἐπιςτολῇ καὶ Bacı- 
λικὴ ὑποτύπωςεις. τὰ δὲ τῆς 
ἐπιςτολῆς ἐν τούτοις δῆτα ἐτύγ- 
χανεν ὄντα᾽ οὐκ ἀμείψω τγὰρ 
τῆς λέξεως τὸ ἀρχέτυπον. 


Euagrius 

ὁ δὲ Xocpónc ἐγκρατὴς τῶν 
οἰκείων Bacıkeiwv γενόμενος 
πέμπει Γρηγορίψ craupóv χρυςῷ 
πολλῷ καὶ λίθοις τιμίοις ἐξηςκη- 
μένον πρὸς τιμὴν τοῦ ἀθλοφόρου 
μάρτυρος (ζεργίου. ὃν ἀνέθηκε 
μὲν Θεοδώρα Ἰουςτινιανοῦ Ya- 
mern, éAnicaro δὲ Xocpónc civ 
καὶ τοῖς ἄλλοις κειμηλίοις, ὡς 
ἤδη μοι ἀφήγηται. πέμπει δὲ καὶ 
ἕτερον ςταυρὸν χρυοοῦν xai Eit- 
έγραψεν ὁ Xocpónc τῷ cTaupW 
Ἑλλήνων γράμμαςει τάδε. 


Darauf folgt in beiden Autoren das wörtlich übereinstimmend® 


Schreiben, in dem kleine Abweichungen nur den Werth von Vart 
anten haben. Ein Blick zeigt, dass Theophylakt seine Quelle £s»? 
dieser Stelle besser benutzt hat als Euagrius und dass etwa v €" 
einer Abhängigkeit des erstern von diesem gar nicht die Rede se! 
kann. Uebrigens zeigt die Fortsetzung des Capitels bei Euagri «2? 
genau dasselbe Verhültniss zu Theophylakt wie der erste Theil de * 
selben. Auch dort folgt nach abweichenden einleitenden Worten 6533 
wörtlich übereinstimmendes Document. 

Dass die von uns angezogenen Stellen nicht zufällig das b«&* 
treffende Verhültniss aufweisen, beweist auch die sonstige Beziehung: 
welche zwischen Euagrius und Theophylakt obwaltet. Von Buch V. 
des Euagrius an bis zu dem Schluss desselben können wir in de! 
politischen Partien überall ein nahes Verwandschaftsverhältniss, ng 
mentlich auch in der Anordnung des Stoffes, zu Theophylakt er- 
kennen und zwar in der Weise, dass bald dieser, bald jener mebr 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 171 


oder weniger als der andere bietet, was jedenfalls auf die willkür- 
liche Benutzung der gemeinsamen Quelle zurückzuführen ist. 

Beginnen wir die Vergleichung mit Euagr. VI, I. Dieses Ca- 
pitel enthält die Beschreibung der Hochzeit des Kaisers Mauricius 
wie Theophyl. I, 10. Der Schluss dieses Abschnitts bei Euagrius 
macht durchaus den Eindruck eines selbständigen Ergusses Seitens 
dieses Autors, auch der Anfang bietet was Theophylakt nicht hat, 
. dennoch zeigen bei Euagrius die Worte f| δέ γε ἀμπεχόνην Xpucö- 
ractov, Akoupyidi καὶ λίθοις Ἰνδῶν κεκοςμημένην crepávouc TE 
xpucip πολλῷ καὶ ταῖς ἐκ λίθων ποικιλίαις Te καὶ διαυγείαις eine 
augenscheinliche Verwandtschaft mit den Worten des Theophylakt 
fj δὲ παςτὰς fj Bacikeıoc μεγαλουργῶς ἐκεκόςμητο. Ev τῷ περιβόλῳ 
τῶν πρώτων μεγάλων τῶν βαειλέων ςημῶν χρυςῷ καὶ λίθοις ἀγε- 
ρώχοις κατάκοςμος. καὶ μὴν καὶ ἁλουργοῖς ἱματίοις βαφῆς δευ- 
«οποιοῦ Τυρίας μεγατιμίου περιπόρφυρος ἦν, trotz der Verschieden- 
heit des Zusammenhanges. Mir scheint sogar diese Verschiedenheit 
einen besonders sichern Beweis dafür zu liefern, dass die Ueberein- 
stimmung keine zufällige ist, sondern auf Benutzung einer vorhan- 
denen Vorlage beruhen muss. 

In dem von Kap. III beginnenden Theile des sechsten Buches 
erzählt Euagrius die Ereignisse im Orient vollkommen in derselben . 
Anordnung wie Theophylakt, meist nur ganz kurz, während Theo- 
phylakt sehr weitschweifig ist, aber dennoch gelegentlich Zusätze 
und Wendungen hinzufügend, welche über den Theophylakt hinaus- 
gehen. Um dieses Verhältniss zu übersehen, wird man am besten 
folgende sich an Euagrius anschliessende Erzählung lesen und die 
unten angefügten Noten vergleichen. 

Der Kaiser Mauricius sendete zuerst als Commandeur gegen 
die Perser den Joannes!), welcher aber bald, da er wenig glücklich 
war, durch Philippieus, Schwager des Kaisers, ersetzt wurde.?) Unter 
seinem Befehle wurden Einfälle in persisches Gebiet mit bestem Erfolge 
unternommen?), aber ein auf einem Hügel abgefangenes Detachement 
entlassen.*) Philippicus wurde darauf abberufen und durch Priscus 


1) Theoph. I, 9 u. 12. Euagr. VI, 3 setzt das Vaterland “Thracia’ 
hinzu, sonst ist Theophyl. viel ausführlicher. 

2) Ibid. I, 13. 

8) Ibid. I, 18, p. 59, 2.23 ff. ist in diesem Punkte kürzer als Euagrius. 
Dieser gibt auch an, dass bei den Einfüllen viele Perser, namentlich 
Nisibener getödtet seien; Theoph. aber spricht nur von glücklichen Ein- 
fällen in der Gegend von Nisibis. Die sonstige Darstellung ist bei 
Theoph. wieder sehr detaillirt. 

4) Theoph. II, 5 p. 74—75 erzählt dasselbe, nachdem er vorher sehr 
weitläuftig die Sachlage klargelegt hat. Euagrius aber fügt hinzu, das 
entlassene Detachement habe versprochen, den Perserkönig friedlich 
stimmen zu wollen; auch fügt er bei, Philippicus habe auf die Disciplin 
gut gewirkt. Theophyl. seinerseits erzählt, dass die entlassenen persi- 
schen Truppen umkehrten und dann allerdings starke Verluste erlitten. 
Das sind alles Dinge, die sich nicht ausschliessen. 


112 . Ludwig Jeep: 


ersetzt." Das den Soldaten wenig entgegenkommende Wesen dieses 
Mannes?) strenge Edicte, namentlich auch ein Edict über Herab- 
setzung der Getreidelieferung?) bewirkte eine Rebellion der Sol- 
daten.* Das Gepäck des Priscus wird geplündert?) und er selbst ent- 
geht nur durch Flucht nach Edessa auf einem rasch genommenen 
Pferde mit genauer Noth dem Verderben®), aber auch diesen Ort 
suchen die empörten Soldaten auf, um ihn zu bestürmen.") Ausser- 
dem zwangen letztere den Germanus, einen Truppenführer in Phoe- 
nice Libani, das Obercommando über die Aufrührer zu tibernehmen.") 
Endlich erfolgt die Rücksendung des Philippicus in seine alte 
Commandostelle Jedoch dauerte vorläufig deswegen die Bevolte 
ruhig weiter fort”), während welcher Zeit die Barbaren, die von 
Neuem in das römische Gebiet eingefallen waren, von Germanus 
und den revoltirenden Soldaten gewaltig aufs Haupt geschlagen 


1) Theoph. III, 1. — Euagr. VI, 4. 

2) Das Benehmen des Priscus wird l. c. von Theophylakt, wenn 
auch nur ühnlich, doch jedenfalls ganz in demselben Sinne wie bei 
Euagrius geschildert; die Berichte ergünzen sich. 

3) Von den Edicten kennt Theophyl nur das über das Getreide. 
Dass darüber schon bei den Soldaten vor der Zeit etwas bekannt ge- 
worden war, wie Euagrius berichtet, sagt auch Theoph., nur genaner. 

4) Theophyl. III, 1, p. 118, Z. 18 ff. mit vielen Einzelheiten erzählt. 

5) Theophyl. III, 2 ganz kurz. 

6) Theophyl. III, 1, p. 114 behandelt diesen Punkt ausführlich, gibt 
aber an, Priscus sei nach Constantine entwichen. Dennoch geht aus 
dem Verlaufe der Erzühlung hervor (cf. III, 2, p. 116 £), dass auch die 
Quelle des Theophyl. die weitere Flucht nach Edessa gekannt hat. 
Theophyl. hat dieses ausdrücklich zu erwühnen vergessen; denn ich 

laube kaum, dass ein Ausfall anzunehmen ist. So dient auch hier 
‚uagrius zur Ergünzung selbst mit einer kurzen Notiz. Es kann ferner 
kein Zweifel sein, dass die Nachricht des Euagrius, Priscus sei τινι τῶν 
παρόχων ἵππων ἐπιβὰς geflohen, identisch ist mit der Angabe des 
Theophyl. p. 114, nach der er entkommen sei ἵππῳ τινὸς τῶν CWHATO- 
φυλάκων τοῦ Bacık&wc περιτυχιύν. 

7) Theophyl. III, 3, p. 117, Z. 91 ff. Euagrius gibt die Forderung 
der Auslieferung des Priscus Seitens der Soldaten an, Theophyl. nicht, 
doch liegt diese Absicht natürlich in dem Versuche, Edessa zu erobern, 
als selbstverstündlich. 

8) Theophyl. III, 2, p. 115 f. Euagrius VI, 5 ist hier viel ausführ- 
licher, aber durchaus in Uebereinstimmung mit Theophyl Als Ab- 
weichung künnte es erscheinen, dass die Ernennung des Germanus bei 
Euagrius nach Angabe des Versuches gegen Edessa folgt, bei Theophyl. 
aber vorher. Jedoch muss dies natürlich erscheinen, wenn man bedenkt, 
dass Euagrius nur die Flucht des Priscus nach Edessa berichtet und die 
nach Constantine, nach der Theophyl. die Wahl des Germanus ein- 
schaltet, auslüsst. Auf diese Weise konnte bei Benutzung derselben 
Quelle, die Theophyl. benutzte, die Anordnung bei Euagrius kaum anders 
ausfallen. — Euagrius erzählt auch h. 1l, dass die Officiere insgesammt 
vertrieben wurden: auch dieses weiss Theophyl. IlI, 2, p. 115, Z. 6—7 
und III, 3, p. 117. 

9) Theophyl III, 3 Anfang und über die Opposition gegen ihn 
ibid. III, 3, p. 118, Z. 1 ff. — Euagr. VI, 7 (Ende) sagt, Philippicus habe 
sich in der Nähe von Beroea und Chalkis aufgehalten während der fort- 


Quellenuntersucnungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 173 


wurden.!) Das Heer wird vom Kaiser durch Geschenke zu gewinnen 
versucht?) und Germanus begnadigt.)) In dieser Zeit aber war auch 
von den Avaren ein-Einfall in den europäischen Theil des römischen 
Reiches unternommen und viele Städte erobert.*) Dennoch dauert 
die Unbotmässigkeit der Soldaten im Orient fort und erst nach dem 
Einschreiten des Gregorius, Bischofs von Antiochia, gelingt es den 
Aufstand vollständig zu unterdrücken und Philippicus wieder zu 
seinem Commando zu verhelfen.?) 

Doch Philippicus®) hatte kein Glück. Nachdem nämlich ein 
Verräther die Stadt Martyropolis in die Gewalt der Perser gebracht 
hatte, gelang es dem Philippicus nicht, diese Stadt wieder zu er- 
obern, vielmehr gelangte nach einem harten Kampfe eine Abtheilung 
Perser zur Verstärkung der Besatzung in dieselbe, so dass Philippicus 
die Belagerung aufgeben musste.") Dieser General wurde darauf 


dauernden Rebellion, Theophyl. ibid. p. 119, 15 in Hierapolis; die eratern 
Orte liegen am Wege nach letzterer Stadt. 

1) Theophyl. IIT, 3—4 ausführlicher. 

2) Theophyl. l. c. genauer. 

8) Fehlt bei Theophyl. 

4) Diesen Einfall erzählt Theophyl. I, 8 ff. sehr ausführlich, während 
Euagr. VI, 10 alles nur in wenige Worte zusammenfasst, die aber be- 
zeichnend sind. Der Einfall, sagt er, erstreckte sich dic μέχρι τοῦ καλου- 
μένου μακροῦ τείχους, wie dies Theophyl. I, 7 von den im Dienst der 
Avaren stehenden Slaven bestätigt, die auch τῶν μακρῶν μέχρι καλου- 
μένων τειχῶν kamen. Ob dic bei Euagr. richtig, mag dahingestellt 
bleiben. Die Avaren, fährt Euagrius fort, eroberten Singidunum, 
Anchialos und ganz Hellas, ferner viele andere Städte und Castelle, alles 
verwüstend. Dieselben Städte nennt Theophyl. I, 4 nebst andern, als 
Grund der leichtern Einnahme, wie auch Euagr. andeutet, die geringe 
Schutzmannschaft angebend. Scheinbar weicht Euagr. von Theophyl. ab, 
indem er τὴν Ἑλλάδα πᾶςαν erobern lässt; denn Hellas wurde nach 
Theophyl. nicht von dem damaligen Einfalle berührt. Es kann aber keinem 
Zweifel unterliegen, dass bei Euagr. Ἑλλάδα falsch ist; denn er sagt ja 
selbst, dass die Avaren nur bis zu der langen Mauer gekommen seien. 
Es ist daher für Ἑλλάδα zweifelsohne Ἰλλυρίδα zu schreiben; denn die 
genannten Städte liegen alle in der Prüfectur Illyriens. Demnach ist 
auch hier zwischen Theophyl. und Euagr. keine Abweichung zu finden. — 
Die Sendung des Andreas an die aufständigen Soldaten, um dieselben 
zur Aufnahme der verbliebenen Officiere zu bewegen, kennt Theophyl. 
nicht, 

6) Euagr. VI, 11 ff. weit genauer als Theophyl. III, 4, p. 122, der 
dies hier nur kurz erwühnt; die bessere Stimmung gegen Mauricius er- 
wähnt Theophyl. schon oben p. 119. 

6) Der Aufenthalt des Philippicus war vor seiner Rückkehr nach 
Theophyl. III, 5, p. 122 und Euagr. VI, 13 Cilicia, letzterer gibt genauer 
Tarsus an. 

7) Euagr. VI, 14 ist weit genauer, aber auch Theophyl. III, 6, 

. 122—123 ist selbständig in manchen Notizen. Die Darstellung der 
innahme von Martyropolis stimmt dem Inhalt nach überein. Der Kampf 
wird von Euagr. als siegreich für die Römer bezeichnet (καὶ τὸ πλέον 
ἐςχηκότος Φιλιππικοῦ), während Theophyl. klar sagt ἐλάττονες γίγνονται 
τοῦ ckomo0 xal νικᾷ τὸ τῶν βαρβάρων crparönedov. Da aber das Resultat 
bei beiden Autoren sonst gleich angegeben wird, so bezweifle ich nicht, 


114 Ludwig Jeep: 


durch Comentiolus ersetzt und das Heer der Perser bald vollkommen 
besiegt.!) Unter den letzteren aber bildete sich eine Verschwörung 
gegen den König Hormisda unter Leitung des Varamus.?) Hormisda 
wird getödtet und an seine Stelle tritt Chosroes, der Sohn desselben, 
Jedoch gegen diesen zog Varamus, da Chosroes aber Verrath ahnte, 
so ergriff er die Flucht und suchte beim römischen Kaiser Hilfe. 
Diese gewährte Mauricius im reichlichsten Masse, so dass Chosroes 
in sein Reich zurückgeführt wurde.) Ueber die Erkenntlichkeiten 
des Chosroes gegenüber dem heiligen Sergius ist oben gehandelt. 

Sehr bemerkenswerth ist, dass nach der Angabe der Rückkehr 
des Chosroes nach seiner Heimath (Euagr. VI, 19) die Erzählung 
von dem heiligen Golanduch folgt (ibid. 20), gerade wie bei Theophyl. 
V, 11 (Ende) und ibid, 12, worauf dann wiederum bei beiden Autoren 
gleichmässig die oben besprochenen Schenkungen an den heiligen 
Sergius folgen (Euagr. VI, 21 und Theophyl. V, 13). 

Nach dieser Darstellung des Verhältnisses zwischen Euagrius 
und Theophylakt kann es nicht mehr zweifelhaft sein, dass auch 
wie Euagr. VI, 2 die Bestrafung des Saracenen Alamundaros und 
seines Sohnes Naamanes, zumal Theophyl. III, 17 das schlechte Be- 
nehmen des erstern wohl kennt, in der ursprünglichen Quelle beider 
berichtet war. 

Es ist nun natürlich von grossem Interesse, diese gemeinsame 


dass nicht etwa eine Vertuschung Seitens Euagrius' versucht ist, sondern 
das zu schreiben τὸ μεῖον écynkóroc o. nach Analogie des bekannten 
ὁ δ᾽ οὖν Ticcapépvnc ὡς μεῖον ἔχων ἀπηλλάγη (Xen. an. I, 10, 8). — Von 
den Zusützen, die Euagr. gegenüber dem Theophyl. hat, lässt sich ein 
Mal nachweisen, dass auch letzterer die betreffende Nachricht in seiner 
Quelle hatte, sie aber in loco ausliess. Euagr. sagt nämlich, dass ein 
Anführer der Perser gefallen sei in der Schlacht bei Martyropolis. 
Theophyl. p. 123 trägt dieses bei Gelegenheit der Angabe eines andern 
Verlustes auf persischer Seite nach ἤδη που καὶ Μεβόδου ἐν τῇ πρὸς 
Φιλιππικὸν μάχῃ ὑπὸ Ῥωμαικῆς πεφονευμένου βολῆς. 

1) Euagr. VI, 15 stimmt im Ganzen mit Theophyl. III, 6, p. 128, 
wiewohl letzterer vieles genauer gibt. Etwas unklar ist mir die Stelle 
des letztern über die persönliche Flucht des Commentiolus, doch scheint 
auch Euagr. ähnliches anzudeuten. Euagr. gibt am Schluss des Capitels 
manches, was Theophyl. nicht hat, was aber, wie die weitere Berennung 
von Martyropolis, bei demselben entschieden vermisst wird. 

2) Euagr. VI, 15 und Theophyl. II], 18 (Schluss), p. 154, wo ein 

leicher Grund der Verschwörung angegeben wird wie bei Euagr., nur 
1st letzterer ungenauer. 

3) Die ganze Geschichte von Chosroes ist ebenso, aber breitspurig 
namentlich im lib. IV des Theophyl. erzählt. Ich füge hinzu, dass die Be- 
nennung ‘Kind’ Seitens des Kaisers (Euagr. VI, 17) auch von Theophyl. 
V, 8 (Ende) mitgetheilt wird. Allerdings weicht Euagr. VI, 19 von 
Theophyl. p. 196 in der Bestrafung des Verrüthers Sittas ab, doch nur 
in Bezug auf Form der Strafe. Vielleicht lässt sich beides vereinigen, 
indem man die von Theophyl. angegebene Verbrennung nach den übrigen 
Quälereien annimmt. Dass 80 etwas vorhergegangen, weiss auch Theophyl., 
denn er sagt “αἰκιςάμενος᾽ habe der Feldherr den Sittas verbrannt, 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 175 


Quelle, auf die die genannten Autoren jedenfalls zurückgehen müssen, 
näher zu bestimmen. 

Welches die Quelle für Euagrius’ lib. V und VI gewesen, 
sollte man billiger Weise aus seinem Quellenprospect V, 24 er- 
fahren, in dem auch die andern Quellen nachweislich richtig an- 
gegeben sind. Jedoch werden wir einigermassen getäuscht, indem die 
betreffende Stelle augenscheinlich einen Fehler enthält. Die Stelle 
lautet jetzt, nachdem gesagt ist, dass Procop die Zeiten bis auf 
Justinianus behandelt habe: καὶ τὰ ἐχόμενα δὲ τουτὶ ᾿Αγαθίᾳ τῷ 
ῥήτορι καὶ Ἰωάννῃ ἐμῷ τε πολίτῃ καὶ ευγγενεῖ καθ᾽ εἱρμὸν icró- 
ρηται μέχρι τῆς Χοςρόου τοῦ νεοῦ πρὸς Ρωμαίους φυγῆς καὶ τῆς 
εἰς τὴν αὐτοῦ Bacıkeiav ἀποκαταςτάςεως, Μαυρικίου μηδαμῶς 
πρὸς τὴν πρᾶξιν ἐλινύεαντος, ὑποδεξαμένου δὲ βαειλικῶς καὶ 
μάλιςτα τάχιςτα ἐς τὴν Bacıkeiav xprjuact τε μεγάλοις καὶ CTpa- 
TeUpact καταγαγόντος, εἰ καὶ μήπω ἔτυχον ἐκδεδωκότες. 

In dieser Periode ist zunächst, so wie sie jetzt lautet, eine fac- 
tische Unrichtigkeit. Es ist nämlich unrichtig, dass, als Euagrius das 
Buch V schrieb, das Werk des Agathias nicht herausgegeben gewesen 
sei, was doch die Schlussworte behaupten; denn der Plural kann 
sich nur auf Agathias und Joannes beziehen. Es lässt sich dies aus 
der vita Menandri erweisen, die dieser Historiker (cf. Müller frg. 
Ἢ hist. gr. IV, p. 201) in seinem Werke selbst mittheilte. Hier 
heisst es nämlich, dass Menander nach dem Regierungsantritt des 
Mauricius (d. i. 582) sein Geschichtswerk begann und zwar im An- 
schluss an Agathias.!) Also war dieses Werk damals herausgegeben 
durch irgend Jemand gleich nach dem wohl plötzlichen Tode des 
Autors oder wenigstens doch bald nach demselben. Jedenfalls muss 
es bereits vor 594, wo Euagrius schloss, bekannt gewesen sein; denn 
dieses Jahr fällt schon mehr gegen Ende der Regierung des Mauri- 
eius (602) und liber V Euagrii ist nicht etwa viel eher geschrieben 
als das angeführte Jahr. Es lehrt uns vielmehr Euagrius IV, 29 
selbst, dass, als er das vierte Buch schrieb, bereits das Jahr a. d. 594 
gezählt wurde. Cf. die Berechnung des Valesius a. h. l. 

Ferner aber ist es auch überhaupt nicht richtig, dass Euagrius 
den Agathias in der That benutzt habe. Euagrius lib. IV geht nicht 
über den Procopius, den er hier, wie wir gesehen, fortwährend citirt, 
ausser in der zuletzt IV, 41 beigefügten Nachricht vom Tode des 
Justinian hinaus!) und diese kann auch nicht aus Agathias stammen, 
da dieser Historiker bekanntlich 558 schliesst. Euagrius kann lib. V 
aber, welches die Regierungen des Justinus IL. und Tiberius IL um- 
fasst, natürlich erst recht nicht aus Agathias geschöpft haben. 
Höchstens könnte man darauf kommen, V, 15 die Angabe, dass 


1) Nach Bernhardys Herstellung ὡρμήθην (i.e. Menander) ἐπὶ τήνδε 
τὴν εὐγγραφήν, xal τὰ μετὰ ἀποβίωςιν τοῦ ᾿Αγαθίου τῆς icropíac ποιήῆςα- 


«θαι τὴν ἀρχὴν. 
2) Diese hat natürlich Euagrius bereits aus einer neuen Quelle. 


116 Ludwig Jeep: 


Chosroes nach seiner grossen Niederlage vor Gram gestorben sei, 
mit der vorgreifenden Darstellung bei Agath.IV, 29, p. 272 in Ver- 
bindung zu bringen, zumal Theophylakt, der auch mit dem fünften 
Buche des Euagrius Verwandtschaft zeigt, diese Nachricht nicht hat, 
wührend er das angeblich vom Chosroes gegebene Gesetz kennt, es 
solle kein Krieg mehr gegen den römischen Kaiser geführt werden. 
Cf. Theophyl. III, 14. Jedoch darf man nicht vergessen, dass diese 
Auslassung Seitens des Theophylakt resp. des Joannes Zufall sein 
kann und auch sicherlich ist, falls dieselbe Quelle mit Euagrius an 
dieser Stelle benutzt ist (cf. p. 169), dass ferner nach der in den 
ersten Büchern offen vor uns liegenden Arbeitsart des Euagrius ein 
vereinzeltes Nachschlagen eines Áutors für eine unbedeutende Notiz 
von drei Worten so fern von der Wahrscheinlichkeit abliegt, dass 
eine solche Annahme von vorn herein als absolut ausgeschlossen be- 
irachtet werden darf. 

Und dennoch hat Euagrius augenscheinlich etwas Richtiges an- 
geben wollen und hat dieses auch in gewisser Weise gethan. 

Es ist jedoch dem Euagrius ein Irrthum passirt in Bezug auf die 
Benennung seiner Quelle, indem er den Fortsetzer des Agathias, den 
Menander Protector, für den Agathias selbst setzte. Dieser Irrthum 
ist sehr leicht daraus zu erklären, dass Euagrius ein Exemplar be- 
sessen hat, welches nur als Fortsetzung des Agathias bezeichnet war, 
ja in dem vielleicht sogar, was wahrscheinlicher!), der eigentliche 
Agathias voranging und gar kein wesentlicher Abschnitt nach 558 
gemacht, in welchem Jahre Menander einsetzte, der seinerseits 
auch im Stil, wie lüngst erkannt ist, ein 'simia Agathiae' zu sein 
eifrigst strebte. Cf. Niebuhr corp. hist. gr. I, p. XXXIL Eine selb- 
ständige Unterscheidung Seitens eines Anderen wurde dadurch natür- 
lich noch bedeutend erschwert. Aehnliche Verhältnisse zeigt die 
Beziehung von Xenophon zu Thukydides, fast gleiche die Ueber- 
lieferung des Aurelius Victor, gleiche die des Sallustius. Unmöglich 
zwar ist es nicht, dass die ganze Ungenauigkeit des Euagrius durch 
den Anfang des Jöannes von Epiphania entstanden ist, welchen 
Euagrius gedankenlos nachgeschrieben hat. Dieser ist erhalten und 
lautet bei Müller ἃ. ἃ. O. p. 273 τὰ μὲν ὅεα Ρωμαῖοί τε καὶ Μῆδοι 
πολεμοῦντες ἀλλήλοις ἔπαθόν τε καὶ ἔδραςαν κατὰ τὴν Ἰουςτι- 
ανοῦ τοῦ Ρωμαίων αὐτοκράτορος βαειλείαν γέγραπται ᾿Αγαθίᾳ τῷ 
Μυριναίῳ ἀνδρὶ τοῖς ἐν Βυζαντίῳ ῥήτορει καταλεγέντι διαφανῶς 
καὶ μετά γε TTpokómiov τὸν Καιςαρέα τὰ πρὸς τοὺς βαρβάρους 
πραχθέντα ἀναγράψαντι. 

Wie dem aber auch sei, es bleibt immer die Ungenauigkeit, die 
schliesslich doch auf einer falschen Nennung der Quelle beruht. 





1) Die sprungweise Benutzung der Quelle Seitens des Euagrius kann 
nicht auffallen. Die Benutzung des Procopius, die sich genau controliren 
lässt, ist im vierten Buche gerade so von Euagrius beliebt worden. 


Quellenuntersuchungen zu den griechischen Kirchenhistorikern. 177 


Betreffs der Quelle des fünften Buches füllt es einem jetzt wie 
Schuppen von den Augen. Es bestätigt sich die nahe Verwandt- 
schaft mit Menander, wenn auch wörtliche Uebereinstimmung fehlt. 
Es erklärt sich aber ferner auch einerseits der Anklang an Joannes 
und Theophylakt, andrerseits wieder das Plus, das Euagrius ge- 
legentlich bietet. Denn es unterliegt 8 keinem Zweifel, dass auch 
Joannes, resp. Theophylakt von Menander abhängt. Für Joannes 
konnten wir dies oben p. 169 aus dem Zusammenhange desselben 
mit Euagrius folgern. Für letztern folgt übrigens das Einsehen des 
Menander schon aus der Erwähnung desselben lib. I, 3, war auch 
für die eigentliche Arbeit des Theophylakt, die andere Jahre als 
Menander umfasst, nichts aus letzterem zu holen. 

Wie steht es nun endlich zweitens mit dem Joannes, den Eua- 
grius 1. c. anführt? 

Zunächst erhellt nach der obigen Auseinandersetzung, dass die 
Lesart der angeführten Stelle des Euagrius εἰ καὶ μήπω ἔτυχον 
éxbebuKkÓTeC nicht richtig sein kann. Einmal war, wie erwiesen 
wurde, Agathias’ Werk bereits erschienen, als Euagrius schrieb, ferner 
gilt ein Gleiches von Menander, welcher in dem Namen des Agathias 
einbegriffen ist, da dieser mit dem J. 582 sein Geschichtswerk 
endigte und im Anfange der Regierung des Mauricius schrieb, wie 
er Selbst angibt, so dass dasselbe natürlich bis 594, in welcher Zeit 
Euagrius schrieb, längst erschienen war. Es kann sich das Nicht- 
erscheinen von Schriften, von dem Euagrius l. c. redet, einzig und 
allein auf Joannes beziehen und es muss daher zweifelsohne emendirt 
werden ei xai μήπω ἔτυχεν ἐκδεδωκώς, d.h. im Zusammenhange mit 
dem vorigen: von Joannes, meinem Mitbürger und Verwandten, ist 
im Anschluss an Agathias die Geschichte (um jetzt kurz zu sein) 
des Mauricius geschrieben, wenn er auch dieses Werk noch nicht 
herausgegeben hat. 

Für ängstliche Gemüther führe ich als Parallele für den Ausdruck 
schon aus classischer Zeit an Pl. Phaed. p. 57 B τοῦτο δ᾽ ἔτυχεν, 
ὥςπερ λέγω, τῇ προτεραίᾳ τῆς δίκης γεγονός. Wenn Niebuhr 
praef. Agath. p. XV, 21 mit der Stelle des Euagrius nichts anzu- 
fangen wusste, so war das seine Schuld. Von Unkenntniss der 
Sprache, abgesehen von dem nicht durchschauten nothwendigen 
Inhalte dieser Stelle, zeugt, dass er eventuell ein Tuyxdvoucıv für 
ἔτυχον erwartete. Euagrius sagt nämlich nichts anderes, als dass 
damals, als er schrieb, Joannes sein Werk noch nicht edirt gehabt 
habe, gerade so wie die Lateiner in ähnlichem Falle das Praeteritum 
anwenden. Zum Ueberflusse möge noch Euagr. IV, 29 citirt werden, 
wo das Praeteritum ἔγραφον von der Gegenwart des Schreibenden 
genau denselben Sprachgebrauch des Euagrius, den wir an unserer 
Stelle finden, bekundet. 

Da wir oben gesehen haben, dass Euagrius im sechsten Buche 
mit Theophylakt auf eine (Quelle zurückgeführt werden muss, 

Jahrb. f. class. Philol Suppl. Bd. XIV. 12 


118 L. Jeep: Quellenuntersuchungen zu den griech. Kirchenhistorikern. 


letzterer aber, wie wir gleichfalls näher erörtert haben, sicherlich 
den Joannes benutzt hat, so kann es auch keinem Zweifel mehr 
unterliegen, dass des Euagrius Quelle in dem sechsten Buche in der 
That Joannes von Epiphania gewesen ist. Es ergibt sich die Rich- 
tigkeit dieser Annahme ja auch aus der oben hergestellten Stelle 
des Euagrius von selbst. Dass die noch nicht erfolgte Herausgabe 
des Geschichtswerkes, das Joannes verfasst hatte, kein Hinderniss 
unserer Voraussetzung ist, dafür bürgt die nahe Verwandtschaft 
des Euagrius mit Joannes, in Folge deren ersterer sicherlich die 
Arbeit von Joannes benutzen konnte, zumal Euagrius seine Heimath 
Syrien nicht verlassen zu haben scheint. Für Theophylakt darf man 
natürlich nicht zu weit gehende Folgerungen im Anschluss an obiges 
Verhültniss machen, da es sich der Beurtheilung entzieht, wieviel er 
etwa aus eigenen Studien hinzugethan hat. 


STVDIA PLAVTINA 


SCRIPSIT 


GVILELMVS ABRAHAM. 


GVILELMO STVDEMVND PROFESSORI ARGENTORATENSI 8. 


En offero Tibi, uir clarissime, studiorum meorum primitias, 
quas oro ut benigne accipias, postquam linguae Latinae priscae et 
criseos Plautinae normis et legibus indagandis Berolini suasore Iohanne 
Vahlen, Argentorati impulsore Te operam dedi. 

Secundum has editiones Plauti uerba data singulique uersus 
numerati sunt: 

Amphitruonis (Am) 
Asinariae (As) 
Aululariae (Au) 
Curculionis (Cu) 
Epidici (E) 
Mercatoris (Mr) 
Poenuli (Po) 

Stichi (S 
Truculenti ὧν Schoellii 
Bacchidum (B 

Persae (Pe) Ritschelii 
Rudentis ( R) Fleckeiseni 
Captiuorum* (Cp) 
Trinummi? (Ti) 
Menaechmorum? (Mn) numeri Ritscheliani, in Captiuis 
Militis gloriosi? (Mi) Fleckeiseniani 
Pseudoli (Ps) L ς 

Mostellariae* (Mo) | orenzn 

Casinae (Cs) Gepperti!), numeri editionis uulgatae 

Cistellariae tv) Weisii!) 

Vidulariae? (V) Studemundi. 

in canticorum uersibus discribendis Spengelium saepe secutus sum. 

In Terenti fabulis citandis [Adelphoe (Ad), Andria (An), 
Eunuchus (E), Heautontimorumenos (Ha), Hecyra (Hc), Phormio 
(P)] Vmpfenbachii editione usus sum. 

c. = comoediarum fragmentum, i. = tragoediarum fragmen- 
tum, pr. = praetextarum fragmentum. 

| hac una lineola hiatus, | duabus uersus finis, littera maiu- 
scula sermonis principium notatur; ( > his uncis litterae et uerba 
quae in codicibus non leguntur inclusa sunt. 


Goetzii 


Brixii 


1) plerumque tamen codicum memoria uti praestabat. 


I. 
Ps 523. 


Codices BCD, si a paruulis discrepantiis librariorumque erro- 
ribus recesseris, duos uersus senarios iambicos hos tradunt: 
Studeo hercle audire, nam ted ausculto lubens. 
Agedum, nam satis libenter te ausculto loqui. 
Ritschl ex his duobus uersibus hunc unum confudit!): 
Agedum: studeo hercle audire: te ausculto lubens, 

Optimo autem iure Bergk Symb. ad grammat. Lat. I p. 39 in 
hanc rationem uersus consarciendi inuehitur. nam quomodo tibi 
persuadeas ex eo quem Ritschl refinrit uersu illos duos senarios 
integros enasci potuisse? itaque Bergk recte perspexisse mihi uide. 
tur in his duobus senariis duplicem ut ita dicam recensionem unius 
eiusdemque uersus inesse. quaerendum autem est, utra forma ser- 
moni Plautino aptior sit. 

Alterum uersum subditicium esse primum eo apparet, quod uer- 
bum auscultare a Plauto nusquam cum infinitiuo coniunctum est, tum 
eo quod ad auscultare apud eundem non aduerbium sed usquequaque 
adiectiuum lubens perlubens vel tacitus taciti &ccedit. uide: 

1) Au 496 ego hunc ausculto lubens. | 

Po 841 nimis cum ausculto lubens. | 

Tu 400 ausculto lubens. | 

Ti 780 atque ausculto perlubens. || 

Ti 1041 werum ausculto perlubens. || 

2) B 983 tacitus auscultabat. 

As 588 lacili auscultemus. 
nam in hoc uersu /(aciti scribendum esse, etsi in codicibus (acie sit, 
simili loco B 983 docetur.?) 


1) idem Nou. Excurs. Plaut. p. 30 s. quamquam alterum uersum 
totum delere mauult, tamen id num recte malit dubitat. 

2) aduerbium íacite nec apud Plautum nec apud ceteros poetas scae- 
nicos redit, sed a Cicerone quantum scio primum usurpatum est. Plautus 
adiectiuo tacitus = 'tacens? cum his praeter ausculiare uerbis coniunxit: 
tacitus tace modo Po 906; id tacitus taceas tule tecum E 661 (cf. Po 890); 
taciti contemplemur formam Pe 548; tacitus conscripsit tabellas B 984; 
tacitus te sequor B 109; foras tacitus exeo (uel profsciscor) Ca V 
2, 60; tu abi tacitus tuam wiam R 1027; tacita est (melior? sulier 


Guilelmus Abraham: Studia Plautina. 183 


Postremo agedum contra legem Plautinam positum est; nam 
Plauti est cum agedum alterum imperatiuum coniungere, qui plerum- 
que statim subsequitur. uide: 

Am 783 agedum, exsolue 

Am 1081 agedum, expedi 

Au 646 agedum, exculedum 

Cp 570 agedum, aspice 

Ci III 7 agedum, pulta 

Mn 166 agedum, odorare 

Mo 282 agedum, contempla 

Mo 849 agedum, wide 

Ti 369 agedum, eloquere 

R 785 
Pe 763 s. 
R 720 agedum ergo, tange 

Mi 345 agedum ergo, face 

Po 1049 agedum, huc ostende 

As 746 agedum, istum ostende 

Ti 888 agedum, nomen primum memora 

R 1177 agedum, hunc si potes fer intro 

Cs V 2,17 agedum, tu adi 

B 832 s. agedum, tu Artamo . . . aperi 

Mr 112 s. agedum, Acanthio, abige 

In una Mercatore fabula agedum cum uocatiuo alteri imperatiuo 
postpositum est: 

Mr 149 Cédo (uam mihi dexteram: agedum, Acánthio. Em, dabi- 
iur: tene. 
ubi cur Plautus noluerit scribere 
Agedum, Acanthió, cedo tuam mi déxteram. Em, dabitür: tene, 
non plane liquet. 

Vno loco nihil subsequitur nisi uocatiuus: 

S 723 Agedum, Stiche: uler demutassit, poculo multabitur. 
aut propter uocatiuum liberioremue potantium sermonem agedum 
tolerari potest aut uersus initium corruptum est. sed quidquid de 
hoc loco iudicandum est, Ps 523 agedum a sermone Plautino discre- 
pare certum est. 

Leuius illud est, quód compositio sa£is libenter apud Plautum 
nusquam redit. 

Satis igitur nunc argumentorum me coaceruasse reor, quibus 
alterum uersum a Plauto compositum non esse demonsirarem. simul 


| agedum ergo, accede 


semper quam loquens R 1114. participio tacens Plautus bis usus est: 

neque es neque tacens unquam bonus R 1116 (cf. 1114); si ex 

te tacente fieri possem certior Ps 3. taciturnus semel apud utum 

exstat (item semel taciturnitas Ti 142): laciturnissumum (sc. ostium) 
u 20. 


184 Guilelmus Abraham: 


autem ne eum quidem quem Ritschl consarcinauit uersum Plautinum 
esse ex usu uoculae agedum elucet. 

Ex contrario priorem uersum cum sermone et usu Plautino con- 
gruere ostendam. 

Primum clausula ausculto lubens item senarii finem tribus illis 
locis quos supra exscripsi efficit; neque uero quicquam apud Plautum 
clausulis constantius esse solet. quid? quod audire studeo iterum 
habes B 1161 werum audire ctiam ex te studeo et quae sunt similia: 
Mi 904 audire cupio, Ci II 3, 12 animus audire expetit, Ps 1087 
audire. expeto.!) 

Haec suffectura spero, quibus et priorem uersum genuinum 
et alterum extrudendum esse demonstrem atque totam Hitschelii 
rationem et uiam emendandi, secundum quam ex duobus uersibus 
consimilibus unus frustillatim consuitur, non tantum ueri dissimilem 
sed etiam peruersam esse. 

Quo tempore alter uersus exortus sit, tum demum diuinando 
statui poterit, ubi a quo scriptore primo ausculiare cum infinitiuo 
coniunctum sit constabit; nisi forte homines latinitatis priscae stu- 
diosos (saeculi p. C. n. alterius) uersum priorem imprudenter imitatos 
alterum ideo finxisse cum Bergkio arbitreris, ut obsoleta forma íed 
uitaretur. 

Sed ad alterum exemplum transeo: 


Mr 983. 


Temperare istac aetate istis decet te artibus. 
Vacuum esse istac ted aetate his decebat noxiis. 

Sie (minutiis omissis) libri hos duos uersus tradunt.") eandem 
utroque uersu sententiam contineri apertum est atque adeo singula 
quaedam uerba utrique communia sunt. Ritschl eodem quo supra 
uidimus modo ex his duobus uersibus unum effecit hunc: 

Temperare ἰδίας ted acetate his decebat noxiis. 
.quem Goetz probauit, quamquam Bergk Symb. p. 39 s. suo iure 
Ritschelii uiam emendandi uituperauit. 

Sermo Plautinus altero uersu offenditur. nam primum, id quod 
iam ali reprehenderunt, forma wacuum, quae metro postulatur, non 
est Plauti, qui ubique waciuos uel potius wociuos scripsit; adde quod 
uociuos apud poetas comicos genetiuum, non ablatiuum adsciscit: 


1) adde: Au 652 audire expetis, Mr 887 audire wis; sed in Tri- 
nummo: audire lubet (522. 907. 982), audirc lubido est (626). 

2) neque enim dubito, quin codicis B lectio aetate diis exorta sit ex 
acta(te) ted iis, quae uerba iam in eo ex quo B describebatur exemplari 
falso transposita pro fed aetate his (CD) exstitisse puto. parum pro- 
babiliter Ritschl ou. Exc. Pl. p. 69 88. ex codicis B lectione aetate diis 
hanc elicuit: aetated is. 


Studia Plantina. 185 


B 154 uociuom uirium 
et Ter. Ha 90 s. wociuom laboris. 
deinde & sermone Plautino in hoc enuntiato imperfectum decebat 
abhorret; quo admisso tempus praeteritum, non praesens significare- 
tur. adde quod forma decebat apud Plautum nusquam redit. postremo 
numerus pluralis substantiui soria neque alibi a Plauto usurpatur 
neque adeo huie loco conuenit, quoniam Demipho unius noxiae par- 
ticeps fuit; neque fuit cur metri causa pluralem his noriis Plautus 
numero singulari hac noxia praeferret, quoniam haec forma non 
minus numeris apta erat quam illa. 
Haec contra alterum uersum afferre uolui, pro priore uero haec: 
Quod Ritschl Nou. Exc. Pl. p. 60 putat artibus glossema esse ad 
$oriis adscriptum, id parum ueri simile est; nam recte dictum esse 
artibus id docet, quod haud multis uersibus post similiter de eadem 
re legimus u. 1000 missas iam ego istas artis feci. quo uersu simul 
forma istis in priore uersu commendatur, quod pronomen sermo 
Plautinus poscit, quia de re quae ad personam appellatam spectat 
agitur; quo pertinet etiam in utroque uersu isíac aetate = tua aetate. 
artes et hic et alibi apud Plautum hominis indolem ac naturam uel 
modos agendi et bonos et malos significant: Ti 72 (cf. Brixii adn.) 
293 Ps 1110 Mr 1000, neque dissimiles sunt Ti 236 et Mi 669. 
Nec minus íemperare ad usum Plautinum quadrat; sane quidem 
T11187 Lesbonicus, qui, aeque atque in Mercatore Demipho, contra 
bonos mores peccauit, cum facinorum paeniteat, fatetur: at iam post- 
hac lemperabo. 
At noxiae temperare a Plauto dici non potuit, apud quem noxia 
nusquam cum simili uerbo coniunctum legitur. uide: 
Cs II 8, 71 Manufesto teneo in noxia inimicos meos. 
Mr 729 Manufesto teneo in noxia. Qua (in»!) noxia? 
Po 142 s. Sine te uerberem, || item ut tu mihi fecisti, ob nullam 
noxiam. 
Tu 834 Scio equidem quae nolo mulla mi audienda ob noxiam. 








1) hoc loco £n adiciendum est, quia, si quis tali modo interrogat uel 
respondet, praepositiones repeti solent: cf. e. g. Am 805 Cs II 5, 9 et 10 
Po 762 Ti 941 (Pareo auctore) Tu 805. itaque Ps 128 8. cum Gepperto lego: 

De istäc re in oculum utrümuis conquiéscito. 

Virum in óculum anne aurem? At hóc peruolgatümst nimis. 
Virum an in aurem? At hoc peruulgatumst minus A teste Studemundo, 
Oculum uirum anne in aurem? at hoc peruolgatum est minus BED. -- 
E 597 8., quoniam Plautus quare = ‘cur’ ignorat (cf. etiam Brix ad 
Mi 1405 app. crit.), hanc proponimus emendationem: 

(bus de signis agnoscebas? (De) nullis. Quor fíliam 

credidisti nóstram ? 
altero de omisso quare pro quor exaratum habent BEJ. conira in eodem 
enuntiato praesertim in pronomine relatiuo apud Plautum omitti posse 
praepositionem, quae substantiuo uel pronomini antecedenti praefixa est, 
salis constat; conferas Hand Turs. III p. 3864, Brix Nou. Ann. CI p. 773, 
Lorenz ad Ps 133 et ad Ps 124 app. crit. 


186 Guilelmus Abraham: 


Mi 1416 Et si hinc non abeo intestatus, bene agilur pro nozia. 

B 1005 Sat sic suspectus sum, quom careo noxia. 

Ti 23 s. Amicum castigare ob meritam noxiam || inmoenest facinus. 
Ti 25 s. Nam ego amicum hodie meum || concastigabo pro conmerila 


noxia. 

Mo 1178 Qwid grauaris? quasi non cras iam conmeream aliam 
noxiam. 

Po 403 Verum. ctiam tibi hanc amittam noxiam unam, Agora- 
stocles. 


Mo 1169 Tranioni (a»mitle quaeso hanc noxiam causa mea. 
Mo 1177 Hanc modo noxiam me quaeso (missam» fac causa 
mea. 

Quo igitur modo oriae vel noxiis cum temperare, quod apud 
Plautum 'aliquid in iustum modum redigere! significat, coniungi 
potest? contra in altero uersu uacuum essc cum (his) noxiis optime 
conuenit. 

Quae cum ita sint, me ostendisse arbitror in priore uersu latere 
genuinam Plauti formam. nec iamen elegantiae numerorum Plau- 
tinorum satis fieri mihi uidetur una (e(d» forma pro te substituta: 

Témperare istäc aetate | (stis decet te(d» drtibus; 
sed grauiorem latere corruptelam Studemund mihi persuasit; atque 
prorsus probabilem medelam etsi non inueni, 8 probabilitate non 
nimis abhorrentem hanc commendauerim: 

Témperare istís decet te(d» (slac aetate ártibus, 
quamquam paulo liberius uerba transposita esse confiteor. 


Tu 374. 


A Plus pollicere quam abs te posco aut postulo. 

BCD Plus pollicere quam ego a te postulo. 

Spengel et Schoell num recte codicem A secuti sint, uideamus.") 

Ac primum quidem de structura uerbi poscere quaerendum est. 

I. Verbum poscere & ,Plauto absolute (As 518 Au 160. 336. 
841 Cp 895 Cu 379 Mn 687 Mr 439. 491. 492 Mi 810 S8 558 Ti 384. 
386 Tu 16. 240. 910) aut cum pretii ablatiuo (Mr 438 commodis sc. 
minis, 440 quinquaginta sc. minis; 8 222 prandio cena) genetiuoue 
(Mr 490 quanti) positum est. 

II. Cum accusatiuo rei coniunctum est aut pronominis neutrius 
(quod As 168. 234 Mr 443; quae As 165 Tu 51. 947; (si) quid 
Au 336; quantum Mi 1061) aut substantiui; quod cum fit, ad uer- 
bum poscere fere ubique datiuus commodi accedit siue pronominum 
mihi tibi sibi (quod plerumque fit) siue substantiui (praecipue in hao 


1) altera huius uersus pars nondum persana&ta est. 
2) de hoc uersu Bergk Symb. p. 184 et Niemeyer De Plauti fabn- 
larum recensione duplici p. 10 ss. nimis properanter iudicanerunt. 


Studia Plautina. 181 


compositione aliquam alicui uxorem poscere uel substantiuo uxorem 
omisso aliquam alicui poscere). 
Exempla haec sunt: 
a. sine datiuo commodi: 
Po 705 Quia aurum poscunt praesentarium. 
R 1238 Quam siquis auidus poscit escam auariter. 
b. cum datiuo commodi: 
a. Cu 354 Talos poscit sibi in manum. 
Tu 506 Quine ubi natust (iam») machaeram οἱ clupeum 
poscebat sibi. 
R 980 Suam quisque partem piscium poscal sibi. 
R 1077 Equidem ego neque partem posco mihi istinc de istoc 
widulo. 
B. aliquam alicui uxorem poscere: 
Ti 450 Ví (uam sororem poscerem uxorem sibi. 
Cs p. 56 Qui sibi eam uxorem poscat. 
Au 34 Et hic qui poscet eam sibi uxorem senex. 
Au 31 Eam ego hodie faciam ut hic senex de proxumo 
sibi uxorem poscal. 
Cs p. 52 Pater adlegauit uilicum qui posceret 
Sibi istanc?) uxorem. 
Au 219 Filiam iuam mi uxorem posco. 
Cs V 4, 14 s. Nam tu mazumo || me opsecrauisti opere», 
Casinam ut poscerem uxorem mihi. 
Cs p. 69 Serwine uxorem ducent aut poscent sibi? 
et omisso uxorem: 
Au 224 Cur igitur poscis meam gnalam (ibi? 
Au 160 Eam si iubes, frater, tibi me poscere, poscam. 
Ti 571 Nunc (uam sororem filio posco meo. 
Ti 499 Sine dote posco tuam sororem filio. 


III. Ex uerbo poscere personae accusatiuus pendet: 
Cs p. 27 Ludis poscunt neminem. 
Cu 683 Clamore hominem posco. 
Cu 378 Vt alius alium poscant. 


IV. Ad poscere accusatiui et rei et personae accedunt?); quod ita 
lantum fit, si persona pronomine exprimitur: 
R 1376 Gripe, quod tu istum talentum poscis? 
S 556 Quom ille, illi qui pollicetur, eum cibum poposcerit. 
Cs V 2, 13 Inlecebram stupri principio eam sauium posco. 
As 181 Is dare uolt, is se aliquid posci (sc. wolt). 
Pe 425 Leno te argentum poscit, solida seruilus, 
pro liberanda amica. 


1) iam consulto cum Camerario addidi. 
2) sstanc A teste Studemundo, istam BEJ. 
8) Mo 1091 ut corruptum omitto. 


188 Guilelmus Abraham: 


As 197 Mulier milteretur ad te nec te quicquam poscerem.') 
B 703 Ceterum quantum lubet me poscitote aurum. 
Cu 63 Alias me poscit pro illa triginta minas, 
alias talentum magnum. 
Tu 427 Vbi quippiam me poscis. 

Ex his exemplis apparet Ritschelii Brixiique iudicio non adsti- 
pulandun esse Ti 1145 s. cum Bothio scribentium: 

nou qui rem ipsam póssel inlellégere, Ihensaurum (uom 

me csse penes, atque á me lege pópuli patrium pósceret. 
sed quoniam libri Ο a me praebent, eum me ueram memoriam 
Plautinam esse iam nemo negabit. en habes insigne documentum 
structuras posterioris aetatis proprias ab interpolatoribus intrusas 
esse in Plauti fabulas. 

Quae cum ita sint, Goetzium Au 7774 s. non recte edidisse intel- 
leges Neque partem tibi | ab eo quoiumst inde posces neque . . ., 
sed potius pro librorum BDE!J inde posces cum Nonio indipisces 
legendum esse, quod uerbum fere omnes qui hanc ante Goetzium 
ediderunt fabulam receperunt. 

Alias structuras uerbi poscere apud Plautum frustra quaeras, 
nec pro personae accusatiuo praepositio a cum ablatiuo ponitur nec 
pro rei accusatiuo enuntiatum secundarium, siue infinitiuus solus 
Biue accusatiuus cum infinitiuo siue sententia finalis (uf, ne). 

Cum hoc usu Plautino plane consentit Terentius. qui poscere 
absolute posuit Ha 606. 775. 926, cum accusatiuo rei Ha 606 mille 
nummum, personae Ha 867 te. item inuenies poscere in Afrani c. 225 
(acc. rei) et in Caecili c. 184 (acc. rei et dat. comm.). 

Ex his quae dixi sequitur Tu 374 qualem codex À praebet 
uersum non esse Plautinum; nam poscere aliquid ab aliquo qui prisca 
linguae Latinae aetate scripserit, nullum poetam noui. neque uereor, 
ne quis in posco aut postulo latere ἕν διὰ δυοῖν quoddam obiciat; 
quod si ita esset, abs fe non ante posco sed post postulo locum tenere 
exspectares. atque quam seueram Plautus in uerborum structura 
legem seruauerit, etiam ex eis intellegi potest, quae Langen (in 
Symb.) de uerbis precari, cupere, orare exposuit. 

Nunc quaeramus, num id quod in libris Palatinis est Plus 
pollicere quam ego a te postulo Plautinum sit. 

Videamus igitur, quomodo Plautus uerbo postulare usus sit. 

I. postulare absolute ponitur (Ti 696 B 442; (81 8 proinde μὲ p.; 
E 441 Po 756 R 1296 ut p.; Mo 546 ita p.; Cp 186 R 1012 ne p.; 
Au 362. 757 Mo 1006?) haud ».; Po 1082 haud y. aliter). 


1) nec te Nonii codices sine dubio recte tradunt, pro quo quod libri 
Plautini numquam praebent, id infelicissimae debetur librarii coniecturae, 
ut lacuna expleatur quae litteris nec te propter homoeoteleuton omissis 
effecta erat. 

2) edepol non cum Ritschelio Lorenzioque ucrbis haud postulo adnecten- 
.dum est (cf. etiam Kellerhoff De collocatione uerborum Plautina p. 25), 


Studia Plautina. 189 


IL Ex uerbo »ostulare pendet accusatiuus rei siue pronominis 
neutrius siue substantiui (uel adiectiui neutrius). 
Inutile est hos omnes uersus exscribere, satis erit locos enu- 
merare: 
a. quod Cp 941 Cs II 5, 3; quae Mi 1205; quid R 1102 Tu 862; 
(si) quid R 1120 5.}); id V 5, 33; istuc Mo 1008; quantum 
R 1329. 
b frequens est usus compositionis aequom posiulare = aequom 
orare: 
aequom Ci IV 2, 100 Mn 1075 S 559. 724 Ti 97. 
ius οἱ aequom 8 423. 
item iniuriam Po 809; partem R 973 Τὰ. 1; plausum Po 1371; 
nugas Ti 441. 


III. Saepissime a uerbo postulare pendent uel accusatiui cum 
infinitiuo uel soli infinitiui, quae uerborum constructiones non ita 
inter se discrepant, ut illa ibi tantum ponatur, ubi subiectum diuer- 
sum est, sed etiam ubi idem est subiectum, plane ex poetae arbitrio. 3) 
[ad hoe docendum imprimis idoneum est: 


Ps 851 An tu inuenire postulas quemquam coquom? 
853 An tu coquinatum te ire quoquam postulas? 


hoc unum addo, duorum accusatinorum pronominum personalium 
concursum Plautum euitasse, quod cum per se manifestum est tum 
ex exemplis satis apparebit: nam Tu 863 pro codicum et me le amare 
legendum esse te amari iam Bothe intellexit (cf. Tu 928)°); item, 
quod editionis principis auctorem et Gulielmium uexauit, As 189 te 
ut glossema extrudendum est.] Enumerare locos satis esset; sed quo- 
niam scio nonnullis criticis nisi ita persuaderi nequire, ut loci quot- 
quot sunt omnes ante oculos ponantur, omnia exempla enotabo: 
1) accusatiuus cum infinitiuo ex uerbo postulare pendens legitur, 
a. ubi subiectum diuersum est: 
a. (alter accusatiuus ab infinitiuo pendens accedit): 
Au 360 s. Aut (uae mercedis gratia || nos nostras aedis 
postulas comburere? 
p. Mn 1665. Ita istaec solent, quae wiros subseruire || sibi 
postulant. 
Mn 795 s. Seruirin tibi | postulas wiros? 





sed enuntiato sequenti praefipendum, quo loco codex B id praebet; 
scribas ergo Haud postulo. Edepol uero cras cet. (werum BCD; cf. e. g. 
Cp 75); edepol uero e. g. Mo 766 Ps 873. 

hic unus est locus, ubi ad postulare datiuus commodi sibi accedit. 

z confer quae Antonius Funck de hac re in Nou. Ann. CXXI p. 725 ss. 
exposuit. 

8) quod Schoell Tu 863 pro librorum BCD me widere wis scripsit me 
wilare wis, uix recte se habet; saltem mihi scribendum erat, quoniam 
Plautus uerbum witare cum datiuo coniunxit: Cs ll 2, 35 (huic werbo 

. Cui werbo? BEJ) Cu 298 Po 25 S 191. . 


190 


Guilelmus Abraham: 


Ps 378 Sed sine argento frusira's qui me (wi miserere 
postulas. 

Po 399 Amabo, men prohibere postulas? 

Po 544 Nam uos adproperare haud. postulo. 

Ps 438 8. Qui gnalum suom || esse probiorem, quam ipsus 
ferit, postulet. 

R 393 s. O facinus inpudicum, | quam liberam esse opor- 
leat, seruire poslulare. 

R 941 Ne tu mihi esse postules (= me habere se, pisces). !) 


. infinitiui passiui: 


Am fg. IV Ne tu postulas malulam «nam tibi aqu(ae 
i»am infundi in caput. 

Mi 302 Nam ego mi iam nil credi postulo. 

Am 891 Faciundumst mi illud, fieri quod illaec postulat. 


b. ubi subiectum idem est: 
α. (alter accusatiuus ab infinitiuo pendens accedit): 


Cp 717 Quid tu? una nocte postulauisti et. die 
recens captum hominem, nuperum οἱ nouicium, 
te perdocere, ut . . .? | 

Cs I 39 s. Quod te postules | gustare quicquam. 

Mo 259 Vna opera Cte» ebur atramento candefacere postules. 

Ti 227 Numquam amor quemquam nisi cupidum hominem 

postulat se in plagas conicere. 

Ti 1020 Inter eosne homines condalium te redipisc 

postulas? 

Tu 141 An tu te Veneris publicum aut Amoris alia lege 

habere posse postulas? 

Cs II 2, 22 Quin mihi?) ancillulam ingratiis postulat, 
quae meas, quae meo educila sumptu siet, 
wilico suo se dare. 

R 543 Iam postulabas te, inpurata belua, 

totam Siciliam deworaturum insulam. 


. CS 1 583 Nunc ne tu te mihi respondere postules. 


Mn 443 Sed ego inscius (sum), qui ero me postulem 
moderarier. 

R 1385 s. Ne tu, leno, postules || te hic fide lenonia wi. 

Ps 101 Quod tw istis lacrumis te probare postules. 

Ps 853 An tu coquinatum te ire quoquam postulas? 

S 488 Hau postulo equidem me(d» in lecto accumbere. 

R 1150 s. Si hercle tantillum peccassis, quod posterius 
postules || te ad uerum conuorti. 

R 990 Et uitorem οἱ piscatorem te esse, inpure, postulas. 


1) R 709 ut corruptum omitto. 
2) Geppert pro miht edidit meam et uerba quae meast omisit; md 


aut corruptum est aut liberiore propter creticos admissa uerborum collo- 
catione corroborando pronomini mea (quae meast) inseruit, 


Studia Plautina. 191 


Cp 739 Cur ego te inwilo me esse saluom postulem? 
As 506 Vbi piem pietatem, si istoc more moratam (scil. 
me) tibi 
postulem placere, mater, mihi!) quo pacto prae- 
T. (infinitiui passiui): 
Cp 339 Ego me amilli . . . non postulo. 
Tu 928 Si te amari postulas. 
Tu 863 Te amari postulas. (uide supra.) 


2) infinitiuus solus ex uerbo postulare pendet. 


a. ab infinitiuo accusatiuus pendet: 
Am 361 Tun domo prohibere peregre me aduenientem 
postulas? | 
Am 789 Nam haec quidem mos delirantis facere dictis 
postulat. 
Mo 613 Ne inconciliare quid nos porro postules. 
As 189 Nunc quia mhi habes, maledictis eam ductare 
postulas. (uide supra.) 
Mn 1080 Tuom libi neque occupare neque praeripere 
postulo. 
Cs V 4, 1 Vbi tws, (hic) qui colere mores Massilienses 
postulas? 
Mn 796 Dare una opera pensum oostules. 
Mi 437 Falsum nomen possidere, Philocomasium, postulas. 
Po 776 Lupo agnum eripere postulant. 
Ps 851 An tu inuenire postulas quemquam coquom? 
R 17 s. Qui hic litem apisci postulant periurio || mali. 
Tu 730 Stultus es, qui facta infecta facere uerbis postules. 
b. Au 589 Nam qui ero ex sententia serwire seruos postulat. 
Ti 972 Nugari nugatori postulas. 
Mn 794 Vna opera prohibere, ad cenam ne promittat, 
postules. 
Mo 1023 Ne ire infitias postules. 
Ti 441 Hic postulet frugi esse. 
Sententia finalis (uf) ex uerbo postulare non plus bis pendet 
in Plauti fabulis: 
Au 318 Infit ibi postulare plorans eiulans, 
ut sibi licere. miluom uadarier. 
Cp 938 Postulo abs te, ut mi illum reddas seruom, quem hic reli- 
queram. 
In hoc uersu postulare simul cum praepositione a coniunctum 
est. qui usus praeterea semel tantum obuiam fit apud Plautum: 


1) me pro mihi scripsit Vssing ne probabili quidem uerborum collo- 
catione. 


192 Guilelmus Abraham: 


Pe 41 zu_-u+. nam ἰώ aquam a pümice nunc pöstulas.!) 
his quidem structuris postulare aliquid ab aliquo et postulare ab aliquo, 
ut uel ne Cicero saepissime usus est. 
Terentius uerbum postulare coniunxit 
1) cum accusatiuo rei: An 422 quod; Ha 871 P 642 quid; An 901 
aequom; P 411 iniquom; Ad 201 suom tus; An 189 alios mores. 
2) a. cum accusatiuo cum infinitiuo: 
Ad 200. 879 E 4805s. Ha 1011 Hc 564. 
b. cum infinitiuo solo: 
An 644. 657 Ad 238 E 6158. Ha 671. 
3) cum sententia finali: An 550 E 1058 (cf. etiam An 190. 823). 
4) cum ablatiuo personae ex praepositione a pendente: An 551. 823 
abs te. 

nusquam postulare aliquid ab aliquo aut postulare ab aliquo, wi. 

Apud ceteros poetas scaenicos inuenies 1) accusatiuum rei: 

Pac. t. 32 quod, Acc. t. 216 id, inc. t. 10 coniecturam, (Caec. c. 212). 

2) Caec. c. 139 s. hoc a te postulo, ne... 

Nune quaestionis a nobis institutae fructus colligamus: 
poscere apud Plautum efflagitat accusatiuum aut rei aut personae 

&ut et rei et personae. is usus constat usque ad Ciceronis tempora, 

qui poscere aliquid ab aliquo perraro (ter in orationibus) usurpat?), 

ad poscere adnectunt enuntiatum secundarium poetae Augusti aequales, 
et quidem accusatiuum cum infinitiuo aut infinitiuum solum, Tacitus 

primus sententiam finalem (s).*) 
postulare a poetis comicis coniungitur aut cum accusatiuo rei aut 

cum accusatiuo cum infinitiuo uel cum infinitiuo 8010. perraro cum 

sententia finali (uf), perraro cum praepositione a. 

Iam ad quaestionem de Tu 374 propositam redeo. 
Contra hunc uersum affero: 
I. qualem recensio Palatina praebet: 
mensura quàm | égó | dbs te póstulo duos hiatus exhibet, 
quorum alter post quam tolerari potest, alter post ego ab 
usu Plautino abhorret. 
II. qualem recensio Ambrosiana praebet: 

» poscere ab aliquo non est Plautinum. 

2) poscere et postulare nusquam alibi apud Plautum coniuncta 
leguntur. 

3) ego quod codices Palatini praebent, sermonis Plautini legi- 
bus in enuntiato altero commendatur, quia in eodem sen- 
tentiarum conexu subiectum ab altera persona ad primam 
iransit; confer exempla quae huic uersui maxime conueniunt: 


1) eadem structura postulare aliquid ab aliquo redit in Truculenti 
prologo 14 Numquam ab amatore postulat id quod datumst. 

2) cf. etiam Valerius Antias (Histor. Rom. ed. Peter ] p. 274, 19): 
Comitiis diem a M. Marcio praetore peposcit. 

8) cf. Draeger Synt. II p. 239. 


Studia Plautina. 193 


E 347 Decem minis plus attuli quam tu danistae debes. 
Cs II 3, 27 Scio plus quam tu me arbitrare.") 

Tu 296 Scio ego plus quam tu arbitrare scire me.?) 

Cs II 6, 7 Te uno adest plus quam ego uolo. 


Ex contrario e. g. conferas: 


Am 610 Mihi quidem uno te plus etiamst quam wolo.?) 
. Mi 637 Plus dabo quam praedicabo ex me uenustatis tibi. 

Suspicor igitur uersum olim in libris talem circumlatum esse, 
qualem recensionis Palatinae auctor, cum duplici hiatu non offen- 
deretur, immutatum seruauit; at recensionis Ambrosianae auctorem, 
ut hiatus maculam e medio tolleret, pronomine ego omisso posco aut 
addidisse et Plautini sermonis oblitum abs te posco, quod quidem 
suae aetatis erat, Plauto uindicasse. 

Ad uersum emendandum a recensione Palatina proficiscendum 
est. exempli gratia haec propono: 

Plus póllicére quám ego té (dare? póstulé. 

'Dandi autem uerbum et eo commendatur, quod praecedit hic 
uersus: Dan sauium? Immo ucl decem. Em istoc pauper es, et eo 
quod alis quoque locis polliceri et dare coniuncta leguntur: 


Po 641 s. Nec damus || neque pollicemur neque adeo uolumus datum. 
Po 998 s. Doni uolt tibi | dare hic nescio quid. audin pollicitarier? 
Mn 311 Nummum illum quem mihi dudum pollicitus dare. 

B 635 Si mihi sit, non pollicear. Scio, dares: now. 

B 742 Atque id pollicetur se daturum aurum mihi. 

Mo 1087 s. Seruos pollicitust dare | suos mihi omnis quaestioni. 

Mo 1084 Quin iusiurandum pollicitust dare se, si uellem, mihi. 
Sed haec hactenus. itaque demonstrasse mihi uideor: 

1) in neutra recensione fabularum Plautinarum memoriam inte- 
gram ac saluam esse, sed in utraque menda latere; unde se- 
quitur, ubiubi recensiones illae inter se discrepent, accurate 
inuestigandum esse, utrum Plautino sermoni conueniens sit. 

2) non licere inde a principio arbitrari alteram recensionem melio- 
rem esse, alteram deteriorem. 

ea ipsa uia aliquando continget, ut perdifficilis de fabularum Plau- 
linarum retractatione quaestio certius soluatur. 


Liceat mihi de uerborum compositorum structuris ea quae 
memorabilia sunt addere: 


1) sic codices, item Spengel recte; Geppert tw falso omisit. 

2) sic À recte, codices BCD ἐμ omittunt; hoc non errore librarii 
factum esse sed ab homine recensente eo apparet, quod idem in altera 
uersus parte pro codicis A quid id obsecrost, ut numeros integros efficeret, 
quid id est obsecro scripsit et praeterea pronomen me alio loco collo- 
cauit. hoc igitur loco recensio Ambrosiana uersum genuinum seruauit.- 

8) mii est = habeo. 

Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 18 


194 Guilelmus Abraham: 


I. reposcere eadem structura qua uerbum simplex insigne est. 

1) pendet ex eo accusatiuus rei: Mn 690 eandem sc. pallam. 
2) accusatiui et rei et personae: 

Au 763 Aulam auri, inquam, te reposco. 

R 1352 Eum tu continuo widulum reposcito. 

Cu 613 8. Quam tu wirginem || me reposcis? 

(Ti 727 s. Quoi talentum mutuom || dedi reposcam. 

hoc enim Plautinissimum est pro 
talentum ewm quoi mutuom dedi reposcam.) 

In unum uersum irrepsit structura Ciceroniana: 


Tu 850 At ego ab hác puerum rcepóscam. 

sed hic correctorem manifesto teneo; nam pronomen hac contra usum 
Plautinum positum est, quia Diniarchus ante domum patris astat, 
non prope domum Phronesii, quae ἃ Diniarcho cum Callicle uerba 
faciente in uersu 853 ista appellatur: ut dubitari nequeat quin etiam 
hic non ab istac, quod numeri non admittunt, sed quod Plauti sermo 
postulat istanc scriptum fuerit. apparet igitur ab hac ex istanc 
consulto, ut structura uulgaris (Ciceroniana) introduceretur, muta- 
tum esse. 

II. expostulare habet apud Plautum uim conquerendi; ea persona, 
quacum quis conqueritur, ablatiuo ex praepositione cum pen- 
dente expressa est — res, de qua conqueritur, semel structura 
accusatiui cum infinitiuo, semel sententia causali (quia): 


Mi 515 Vtrum me ezposiulare tecum aequom siet. 

Mi 695 Tum obstetrix expostulauit mecum, parum missum sibi. 

Mo 520 s. Mortuom illum credidi | expostulare, quia percussissem 
foris. 


III. Ex hac ipsa uerbi erpostulare notione Plautina apparet non 
recte hoc uerbum recensione Palatina traditum esse: 
Pe 495 Bene dictis tuis bene facla aures meac auxilium ex- 
postulant. 
nam de uerbi expostulare ui conquerendi hie cogitari nequit; 
immo haec flagitatur sententia: "multa ac bona uerba mihi fe- 
cjsti; nunc uero aures meae abs te expetunt, ut bene dictis tuis 
bene facta auxilio ueniant; si minus, uerbis tuis ego fidem nullam 
habebo. huic sententiae aptum est quod recensio Ambrosiana 
exposcunt pro expostulant tradit; δὰ quod uerbum commendan- 
dum alterum illud accedit, quod, cum uu. 491—494 et 496—500 
anapaestici sint, idem huic uersui metrum fuisse conicias!), quod 
per libri A exposcunt licet. itaque Studemund De canticis Plau- 
tinis p. 3 demonstrauit libris manuscriptis commendari hos uersus 
anapaesticos: 





1) Ritschl Palatinos secutus uersum septenarium trochaicum esse 
uult, quocum neminem consentire puto. 


Studia Plautina. 195 


494 Vnde i4 pergrande lucriüm facias: faciam ut mei memi- 
neris, dim witam 
Viuás. Bene dictis tuís bene facta aurés meae auxilium 
expóscunt. 
a qua lectione cur Spengel recesserit, non intellego, qui, ut de 
uerbis faciam ut ex u. 494 uiolenter eiecto taceam, Reform. 
p. 246 hanc uersus formam proposuit: 

Benedíctis tuis (in) bénefactis aurés meae auxilium expóscunt 
alque addidit se emendasse in benefactis secundum Plautinum 
mihi est auxilium in te; uoluit igitur haec: *meae aures exposcunt 
bene dictis tuis esse auxilium in bene factis". at primum neque 
poscere neque ezposcere cam accusatiuo cum infinitiuo apud Plau- 
ium coniunctum est. tum longe distat ab huius loci natura 
eorum locorum indoles, ubi mihi est auxilium in te legitur: 

Ps 60 s. Prope adest exitium mihi, | nisi quid mihi in test auxili. 

E 82 Epidice! nisi quid tibi in tete auxilist, absumptus es. 

(Am 157 Neque quicquam in ero sit auxili.) 
deinde infinitiuo esse uersum Spengelianum carere non posse 
docent uerbi poscere exempla ἃ me supra congesta. postremo 
quod pro bene facta in codice Ambrosiano bene actis (sic, non 
bene factis) scriptum est, id neglegentis librarii calamo propter 
homoeoteleuton excidisse apparet. 

Praeter reposcere, expostulare, exposcere nulla composita apud Plau- 
tum leguntur (deposcere praeter Au arg. I 7 neque apud Plautum 
neque apud ceteros poetas scaenicos redit). 

Apud Terentium haec exempla exstant: 
I. reposcere 
Ad 131 s. Nam ambos curare propemodum || reposcere illum 
est quem dedisti. 

II. ezpostulare aliquid cum aliquo (= conqueri aliquid cum aliquo; 

cf. e. g. Mi 125 Conqueritur mecum mulier fortunas suas): 

An 639 Adeamne ad eum et cum eo iniuriam hanc expostulem? 
Ad 594 s. Putant, || sibi fieri iniuriam ultro, si quam fecere 
ipsi expostules (= si expostules cum eis eam in- 
iuriam quam ipsi fecerunt). 
III. exposcere deest. 
In ceterorum poetarum scaenicorum fragmentis unum exemplum 
superest: 
Enni t. 141 αἱ ego, omnipotens, te exposco, ut hoc consilium 
Achiuis auxilii fuat. 
Sie codices Nonii (sub uerbo fuam); Ribbeck hos septenarios 
trochaicos constituit: 
dt ego, omnipotens (Tüppiler», 
té(d» exposco, ut hóc consilium Achtuis auxili fuat; 
in quorum uersuum alterius clausula saltem auxilio fual cum Vossio 
scribere debebat; cf. etiam Luchs in Studemundi Stud. I 71. 
185 


106 Guilelmus Abraham: 


Sed quomodo credam, cum uerbum simplex poscere Tacitus 
primus semel cum particula wí coniungere ausus sit, exposcere iam 
Ennium cum sententia finali conexuisse? mihi rectius uidetur erro- 
rem grammatici uel adeo librarii statuere quam omnem linguae Latinse 
rationem euertere. 

Accedit, quod uerbum exposcere apud nullum poetam scaenicum 
de dis obsecrandis legitur. sed his uersibus collatis: 

Mr 864 s. Inuoco || uos, Lares uiales, ut me bene suuetis. 

Pac. t. 2198. Te, Sol, inuoco, || inquirendi ut mei parentis miki 

potestatem dwis. 

Acc. pr. 5 Te sancte uenerans precibus, inuicte, énuoco, | 

portenta ut populo patriae uerruncent bene. 

Turp. c. 118 s. Te, Apollo sancte, fer opem, teque, omnipotens 

Neptune, inuoco, || wosque adeo, uenti,... 

Mo 528 Atque Herculem inuoca. Hercules, ted) inuoco. !!) 

inc. t. 132 Erebo procreata fuscis crinibus Nox, te inuoco. | 

(cf. etiam Am 92. 1061. 1093 As 781; Enn. t. 302) 
mecum consenties inuoco pro exposco restituto hos discribi posse 
senarios iambicos: 

σαν. At ego, omnipotens, te (nuoco, ἢ 
ut hóc consilium Achluis auxilió fuat. 


II. 


1. domi domo domum (domos). 


I. domi 
1) domi apud Plautum genetiuus est his locis: 

Am 503 Edepol haud quod tui me neque domi distaedeat. 

Ti 1027 conmeminit domi. 

Cs III 5, 32 Insectatur omnes domi per aedis.?) 

B 278 domi cupientes (domum BCD, sed Plautus cupiens 
constanter (Am 132 Mi 997. 1049. 1166 Po 74) cum 
genetiuo coniunxit). 

Ti 841 domi cupio (sic A et Donatus, domum iterum BCD). 

Am 187 Id contigit ut salui poteremur domi. 

domi Nonius, domum rursus BDEJ. res haud facilis est diiu- 
dicatu; sed quoniam Plautus potiri saepe cum genetiuo con- 
iunxit?) atque codices Palatinos bis domum manifesto er 


1) te(d) Fleckeisen, te ego» Ritschl et Lorenz uix recte. 
2) ‘per domus conclauia? aut 'domi per conclauia'. 
8) accusatiuum cum uerbo potiri coniunctum hoc uno quantum scio 
loco libri Palatini tradunt: 
R 190 Nam hoc mi hau sit labori laborem hunc potiri. 
As 324 potitur bonum coniectum est pro codicum BDE(J) patitur bonwn. 


Studia Plautina. 197 


domi corrupisse modo intelleximus, Nonium recte sequi nobis 
uidemur. (cf. etiam uersus proximi clausulam domwm.) 
2) domi casu locatino (ubi?) Plautus saepissime utitur; locos 
enumerare non opus est, sed de usu Plautino nonnulla addam: 
Si ad locatiuum domi pronomen possessiuum aut demonstrati- 
uum accedit, Plautus non in mea domo e. q. 8. 8. dicit, sed 
a. meae domi == in mea domo Au 432 Cu 518 E 499. 563 
Mi 158. 739 Mo 191. 
suae domi = in sua domo Pe 512 Tu 531. 
nosirae domi == in nostra domo Mn 359 Mo 874 Po 838. 
b. apud me domi = in mea domo Mi 593. 
apud te domi = in tua domo B 747. 
apud se domi = in sua domo Mn 671. 
(item: apud matrem domi — in matris domo Mu 28). 
penes me domi — in mea domo Ti 733. 
hic domi — in hac domo Am 128 As 430 Cp 21. 
hic nostrae domi = in hac nostra domo Tu 261. | 
Qui hanc exemplorum copiam respexerit et structuram in mea 
domo e. q. 8. 8. postea magis uulgatam fuisse computauerit, hos tres 
locos corruptos esse mecum consentiet; quin etiam est ubi altera re- 
censio genetiuum recte tradat, altera sermonem recentiorem sequatur: 
Tu 261 nostrae domi BCD, in nostra domo A. 
Quapropter emendemus: 
Cs III 4, 29 Quid illéc!) clamoris óbsecro nostraé domist? 
(in nostra domo est BEJ; in nostrast domo A). 
Ps 84 Nam is mihi thensaurus iugis est nostraé domi. 
(in nostra est domo B CD; in nostr(a d)o(mo es)t A teste 
Studemundo). 


Cu 208 Ita me Venus amet, ut ego te hoc triduom numquám sinam 
ésse istic domí, quin ego te liberalem líberem. 
(in domo esse istac BEJ). 
II. domo 
1) domo ablatiuus est bis: Mr 395 domo dignam 
et Pe 509 domo experlem. 
2) domo locatiuo (unde?) Plautus plerumque cum uerbis motionis 
utitur. 
ad domo nulla usquam praepositio (a de ex) accedit. 
domo: esse Ci IV 1, 6; sumere B 648; promere Ps 355; red- 
dere Cu 685; adferre Au 341; conportare R 58; trahere ex- 
haurire Mr 53; subripere As 884 Mn 564. 645. 664. 814. 
1138; suppilare Mn 735. 803; perire Mn 648 Po 1376; egur- 
gitare E 582; eicere As 161; extrudere Mr 357; prohibere Am 
361; arcessere S 676; mittere Cs III 1, 7; proficisci Ci IV 2,99; 


1) sliuc ABE recte, illud J; Geppert de codicis A lectione deceptus 
istuc. edidit. 


198 Guilelmus Abraham: 


bitere Mi 997; fugere Cs V 3, 14; aufugere Cp 875; profugere 

Cp 18; pedem extollere Mr 831; egredi Au 79 Mr 809; exire 

Au 178 Mi 341. 376. 

abire Am 502 E 46 Mr 8 8 29 Ti 1010 — Au 10 
(BDEJ ab, quod Guiet recte deleuit, Goetz et Vssing seruant). 

abesse Cs Π 8, 48 — 8 523 (A; Palatini perperam ab, quod 
iam Acidalius bene expulit) — E 681 (libri BEJ iterum ab 
addunt, quod delendum est). 

Neque igitur Mi 126 ez hac domw fugere Plauti esse potest, 
quoniam is formam domw ipsam testibus codicibus ignorat; nec magis 
ex hac domu dixisset, sed hinc domo. attamen uersum emendare non 
audeo, quia in Militis scaena altera inest, quam qualis nune est a 
Plauto profectam non esse cum alia docent tum hic soloecismus ipae. 

Alibi domo est fere 'exemplo de me ipso sumpto'; quodsi hos 
locos contuleris: 

Tu 454 de me domo (modo BCD) docta dico 
Po 216 domo (modo BCD) docta dico 
Mr 355 domo doctus (dico) 
Am 637 ego id nunc experior domo alque ipsa de me scio, 
idem repones, ubi libri BEJ domi!) perperam (cf. de me) tradunt: 
Cs II 3, 8 Hanc ego de me coniecturam domo facio magis quam 
ex auditis. 
et Ci II 1, 2 Hanc ego de me coniecturam domo facio, ne (ni BE!, 
nec J) foris (foras E! J) quaeram. 
(cf. B 645 ss. Nunc amanti ero . . . regias copias aureasque obtuli, | 
ut domo sumeret neu foris quaereret et Mi 639). 
S81 ad domo pronomen accedit, Plautus sic dicit: 
abs te domo = abs tua domo Au 341. 
ab se domo = ab sua domo Mr 53 Mn 814. 
hinc domo = ab hac domo Mi 341. 
unde domo = ἃ qua domo Po 1376. 
hinc a nobis domo = ab hac nostra domo Ci IV 1, 6. — 
Mr 419 Multo edepol, siquid faciendumst, faccre damni mauolo, 
quam obprobramenlum aut flagitium muliebre exferri domo. 
sic BCD et Goetz. at domo ezferre nihil aliud significat nisi “ex 
aedibus foras ferre' (cf. Langen Nou. Ann. CXXV p. 689 8.). exferri 
corruptum esse iam alii senserunt: inferri Guiet Ritschl, afferri 
Pistoris Lachmann proposuerunt. neque uero Plauti est flagitium 
alicui inferre aut afferre, sed flagitium facere (As 853 B 1032. 1208 
Cs III 2, 19 Mn 625. 721. 730 Mr 237 Po 609 Ps 440); itaque 
libros proxime secutus erfieri (= effici) scribendum esse conicio, 
quod Pe 761 libris traditum et Mi 1153 ἃ Buggio pro ecferri A, 
hac ferre BCD restitutum est. sententiam huius uersus fere isdem 
uerbis u. 417 reddit: Neque propler eam quicquam eueniet nostris 


1) domi saepe idem significat in doms habeo, doms (mihi) est. 


Studia Plautina. | 199 


foribus flagiti. in u. 420 igitur domo datiuus est, quae una forma in 
prisca latinitate in usu erat (cf. Langen Analecta Plautina II Indici 
lection. hibern. Monaster. 1882/3 praemissa p. 5). 
IIL domum (domos) 
domum accusatiuus quater et locatiuus (quo?) persaepe apud 
Plautum legitur, nusquam cum praepositione coniunctus. 
Vbi ad domum pronomen additur, aut accusatiuus solus ponitur: 
Am 663 se domum recipit. suam. 
E 145 meam domum ne inbilas. 
R 1252 suam quisque ibant diuorsi domum. 
Po 814 domos abeamus nostras.) 
aut hoc modo circumscribitur: 
ad me domum = in meam domum Mr 244 Ps 867 S 590 s. 
ad te domum = in tuam domum Mi 790 Tu 206. 
ad se domum = in suam domum Mn 847 Mi 121 S 249. 
ad uos domum == iu uestram domum Mi 525. 535. 
huc domum = in hanc domum Am 684 B 315 E 315. 
ad me huc domum — in meam hanc domum Mr 555. 
item Plautus dicit: 
ad lenonem domum = in lenonis domum E 364. 
ad meam maiorem filiam domum = in meae maioris filiae 
domum 8 66. | 
ad dominum domum = in domini domum Ti 1008. 
Codices praepositionem in falso addunt: 
Am 409 s. Aut quor non intro eo in nostram domum? || Quid, 
domum uostram? 
ex interrogatione repetita Quid, domum wostram?, quae recte prae- 
positione in caret, manifesto elucet in interrogatione praecedente 
uoculam in post Plauti tempora additam esse (uide p. 185 adn. 1). 
domum intro ire habes etiam Mn 662. 
Ti 382 s. Verum ego quando te ct amicitiam et gratiam in nostram 
domum || uideo adlicere. 
Cp 911 Clades calamitasque intemperies modo in nostram ad- 
uenit domum. 
praeterea domum aduenire quinquies in fabulis Plautinis superest. 
His tribus locis quominus i4 deleatur, numeri non obstant. 


Aliter res se habet, cum ad domum domo (domi) adiectiuum 
ecedit. namque ubi adiectiuum post domum domo (domi) collocatur, 
praepositiones ut alias omittuntur, etiamsi pronomen possessiuum 
praecedat; ubi uero adiectiuum praecedit, eae adiciuntur: 

1) Mr 831 Hunc hodie postremum extollo mea domo patria pedem. 

(Enni t. 231 Quo nunc me uortam? quod iter incipiam ingredi? 

domum paternamne anne ad Peliae filias?) 


1) hoc uno loco accusatiuus pluralis sententia flagitante positus est. 


200 Guilelmus Abraham: 


2) S 506 s. Quia uos in patriam domum ἢ rediisse uideo bene 
gesta re ambos. 
Mi 1168 Ne ille moz intro uereatur ire") in alienam domum. 
R 115 Et inpudicum et inpudentem hominem addecet 
molestum wliro aduenire ad alienam domum. 


2. De uocis foris numero singulari. 


Singularis foris iam Plauti temporibus, praeterquam quod 
angusta conclauis ianua Cs V 2, 16 foris dicta uidetur esse, non 
multum in usu erat; itaque nusquam nisi in certis compositionibus 
a Plauto usurpatus est: 

1) foris crepuit uel concrepuit. 
2) foris aperitur uel apertast.?) 
1) Au 665 attat foris crepuit. 

Cs V 1, 17 wostra foris crepuit. 

Am 496 crepuit foris. || 

B 1057 sed crepuit foris. || 

Mo 1062 foris concrepuit. 

Cs II 1, 15 Mi 154 Pe 404 sed foris concrepuit. 

Mo 507 concrepuit foris. | 

2) Mr 699 Mi 528. 1198 aperitur foris. | 

S8 87 sed apertast foris. || 

Falso igitur Mi 1250 a Ritschelio Brixioque contra codicum 
memoriam introductus est singularis foris: 

Quin intro eam. Occlusäst foris. Exfringam. Sana nón es. 
in libris BCD est: 

Quin ctiam intro. Occlusac sunt foris. Exfringam. Sana non es. 
cum Saraceno emendes: 

Quin dam intro. Occlusae sunt fores. Exfringam. Sana nón es. 
cf. As 759 Fores occlusae | omnibus sint nisi tibi et Au 108 8. 

Ex contrario Bothe sermonis Plautini peritissimus, quem Ritschl 
Brix Vssing suo iure secuti sunt, 

Mi 985 Vénus me amat. St, tdce: aperitur fóris, concede huc 
clánculum 
aperitur foris emendauit pro codicum aperiuntur fores, quo metrum 
uitiatur; nam quamquam Plauti est: 
fores crepuerunt Cu 486 Mi 270.5) 328.) 410°) Po (609 s.) 741 


1) intro uereatur ire ego, wercatur intro ire ABCD, uereatur intro(d) 
ire Ritschl, aut hoc aut wereatur intro (se) ire Brix. 

2) praeterea Plautus, in uersus fine, dicit: aperitur ostium Cp 108 
Cs IV 1, 21 Mn 108 et concrepuit ostium Mn 348. 528. 

3) Mi 410 crepuerunt B, concrepuerunt CD inuito metro; Mi 270 
crepuerunt A B, quos libros Ritschl Brix Vssing recte secuti sunt, concre- 
puerunt CD; itaque Mi 328 pro codicum ΒΟ) concrepuerunt bene sub- 
stituit Ritschl crepuerunt neque recte Brix ab hac Ritschelii lectione recessit. 





Studia Plautina. "201 


concrepuerunt fores B 610 Cs V 2, 641), 
nen non est fores aperiuntur , sed 
aedes aperiuntur Am 955 Pe 80 Ti 400. 

Praeter illas quas supra dixi formulas uocis foris singularis 
exstat: 
Cs V 2, 16 forem obdo. 
B 833 forem hanc pausill(ul>um aperi — placide, ne crepa: 
i singularis consulto positus uidetur esse = "hanc ualuam solam’; 
m forem significare posse unam ex duabus ualuis apparet ex Cp 831 
"rite hasce ambas fores et ex Mo 453 pultando paene confregi hasce 
ibas (fores», quo utroque loco de una ianua sermo est. 


9. de praeda — cum praeda. 


Cum ablatiuo praeda Plautus praeter has duas praepositiones 
el cum nullam coniunxit. 
I. de praeda 
1) de praeda dimidium dare Ps 1164. 
2) de praeda praedam capere Tu 567. 
3) de praeda mercari E 44. 
E 108 in praeda mercari ABEJ, de praeda Studemund 
recte, ex praeda Geppert falso emendavit. 
4) de praeda emere Cp 34. 111. 453 E 64. 
E 621 quam ego emi de praeda A, quam emi ex praeda 
BEJ. recensio Ámbrosiana una syllaba abundat, Pala- 
tina una syllaba caret: Goetz Muellerum secutus Pala- 
tinam lectionem ita recepit, ut ego ex A assumeret; at 
quoniam liber À praepositione de tradita locutionem Plau- 
tinae dicendi consuetudini aptam efficiat, nos pronomine 
cgo deleto (cf. Cp 111) nec cum Muellero post emi posito 
Plauto reddemus quam emi de praeda. 
E 608 Goetz Camerarium ex parte secutus haec edidit: 

Néque illam abducit quae ex praeda emptast. sed ec- 

cum incedit. Epidicus. 
Pro quac ex praeda emptast codices habent: quae est 
praeda B sed est in rasura et post est decem litterarum 
spatium, quae est praeda E!, quae ex praeda JE; in 
À propter fenestram nihil legi potest, spatii autem an- 
gustiae demonstrant minus quam quac ex praeda emptast 
ibi exstitisse. 

Secundum illos Epidici et Captiuorum locos, quos modo 
attuli, Plautum etiam hie quam emi de praeda scripsisse 
proximum est arbitrari; sed et metrum et codicis A spa- 
tium et Palatinorum memoria quominus haec uerba resti- 


1) sic BEJ. 


909 ' Guilelmus Abraham: 


tuamus prohibent. conicio igitur olim in A et in Pals 
tinorum archetypo fuisse quae mihi emptast uel quae ed 
mihi cmpla, eamque lectionem in codicibus Palatinis postes 
auctam esse glossemate e praeda, quod sermoni Plautino 
repugnat. 
Goetzi lectio quae ex pracda emptast cum sermone 
Plautino parum congruit. 
11. cum praeda 
1) cum praeda domum incedere Po 647. 
2) cum praeda recipere Mr 498. 
R cum praeda redire E 381. 
4) cum praeda irc E 394.!) 
pro cum praeda inuenies praeda onustus: B 1069 (ouans cedere) οἱ 
R 909. 


4. in tempore non esse Plautinum. 


Plautus ut “eo quo par est tempore' exprimeret, aut iemperi 
[uicies?)] aut per tempus [quinquies (uide Brix ad Mn 143)] usurpanit. 
eundem in tempore non usum esse consentaneum est, quoniam íem- 
peri = in lempore est sicut. domi = in domo e. q. 8. 8.; attamen in 
codicibus Palatinis bis in tempore exstat: 

Am 877 Alque Alcumenae in lempore auxilium feram. 

Cp 836 Quantumst hominum optumorum optume, in tempore aduenis. 
priore loco sine numerorum detrimento forma Plautina temperi sub- 
stitui potest. alterius uersus numeri nescio an felicius quam adhuc 
sic expediantur: 

Quantumst hominum optumum óptume, in (ipso? temporc áduenis. 
nam ubi pronomen accedit, in tempore dixit Plautus: in ipso tempore 
Po 1138 et Ci IV 1, 18. 

Terentius, qui formam 'emperi iam ignorat, im lempore scripsit. 


5. de uerbi prohibere structuris. 


Eis omissis uersibus, in quibus hoc uerbum cum enuntiato secun- 
dario (ne, quin) aut cum infinitiuo coniunctum est, quoniam nihil illi 
habent singulare, ea contemplemur exempla Plautina, ubi ex uerbo 
prohibere duo obiecta pendent. 

Am 361 T's domo prohibere peregre me aduenientem postulas? 

Cp 493 Quí consilium iniere, quo nos uictu et vita prohibeant. 

As 513 Vérum cgo meas queror forlunas, quom illo quem amo 
prohibeor. 


1) nescio an hoc loco pro codicum ἐξ ita scribendum sit redit, ut 
pronomen ἧμο, quod inuitis libris addidit Goetz, repudietur. 

2) As 733 formam Plautinam iemperi pro codicum iempore substi- 
tuere Goetz neglexit. 


- --α.-»...».....Ὁ... Rr — Mn a A nn nn > - 


Studia Plautina. 203 


Mi 699 Me uxore prohibent, mihi quae huius similis sermones serat. 

As 831 Pietás, pater, oculis dolorem prohibet. 

Am 1051 Néque me Iuppiter neque di omnes id prohibebunt, si uelint, 
quin 

Ti 87 Qui tu id prohibere me potes, ne suspicer? 

Ps 13 s. Id te Iuppiter || prohibessit! 

Cp 804 Prohibéle a uobis uim meam. 

E 286 Quo illum ab illa prohibeas. 

Cu 605 Quid nunc? Obsecro, parentes ne mcos mihi prohibeas. 

Mi 1242 Prohibéndam mortem mulieri uideo. | Adibon? Minume. 

Haec structurarum copia ips& prima specie turbulenta uide- 
ur esse. 

Primum quidem structura sollemnis prohibere aliquem (aliquid) 
ib aliquo uel aliqua re!) seruata est his locis: E 286 Cp 804— 
2p 493 As 831 Am 361. deinde quia pro pronominum (is, hic, ille, 
ri e. 4. 8. 8.) ablatiuo neutrius generis libenter accusatiuus ponitur 
aut uoce res circumscribitur), non alienam speciem praebent Am 1051 
[1 87 Ps 18 5. 

Restant Mi 699 As 513 atque Mi 1242 Cu 608. 

Iam cum nullum praeterea in uniuers& latinitate superesse 
üdeatur exemplum, quo uerbum prohibere cum personae ablatiuo 
jolo coniunctum sit, facere non possum, quin Mi 699 et As 513, 
juibus locis adhuc ablatiuus solus legitur, praepositionem ab addam; 
juam non modo numeri non repudiant, sed uno saltem loco adeo 
lesiderare uidentur: 

Mi 699 Me (αὖ uxore próhibent, mihi quae huius símilis ser- 
monds serat. 

As 513 Vérum ego meas querór fortunas, quom db» illo quem 
amo próhibeor. 

Difficilius est de Mi 1242 et Cu 605 iudicium, ubi structuram 
)raegero auctore inauditam prohibere alicui aliquid habemus. sed 
inum certe praeterea exemplum exstat: 

Bell. Afric. 31, 5 uel sine defensoribus aditum aduersarüs prohibebant. 
, Accedit similis uerbi defendere (aliquem ab aliqua re et alicui 
liquid) structura. neque igitur opus uidetur esse his medelis: 
Mi 1242 Prohibéndam mortem. <a> müliere uideo. | Adibon? 
Minume.?) 
Cu 605 Quíd nunc? Obsecró, parentes ne (á me» meos mihi pro- 
hibeas. 


1) ad rem Plautus nusquam praepositionem a adiunxit, quod Tacitus 
'onstanter fecit; &pud Sallustium Caesarem (Liuium Ciceronem) prae- 
)ositio a ad rem adiecta praeualet (cf. Draeger Synt. I 517). — Lucilius 
(XVI 42 M. semel metri causa de pro a usurpauit (cf. p. 207 de foro). 

2) nec uoce esse ἃ Ritschelio ante wideo (rectius post wideo) nec 
1066 sam a Ribbeckio Brixioque ante adibon addita huius uersus alterum 
:olon persanatum esse opinor. 


204 . -Guilelmus Abraham: 


6. de uocis deus mensura. 


Agitur de formis deus deo deum deos deorum; nam dei et deis 
nihil aliud esse quam scripturas priscas pro di et dis constat. illae 
uero formae et in arsi et in thesi collocatae plerumque monosyllabae 
sunt, bisyllabae nusquam nisi in uersibus creticis bacchiacisque atque 
in coli iambici clausula alteroque pede spondeis anapaestisue circum. 
n" nec non in coli trochaici pede primo spondeum praecedente. 

1) deos. 


deos tricies sexies 
deos decies sexies 
déós Cs III 5, 36^ R 191 in uersibus bacchiacis; R 6 in senarii 
iambici clausula; B 887 Ntsi déós, ei nil praestare in sep- 
tenarii trochaici capite. 
Contra Po 950 Déós déásqué uéneror, qui hanc urbém colunt 
cum Studemundo emendandum esse opinor 
Diuós diuasque') wéneror, qui hanc urbém colunt. 
2) deus 


deus octies 
deus quinquies (sexies) 
Goetz igitur uix recte fecit quod cum Pylade mutauit: 
Mr 844 Ecquis tám deüst qui med nunc laetus laetitia fuat? 
ab hac codicum lectione noli recedere: 
Ecquis nám deus est qui med nunc laetus laetitia fuat? 
8) deum 


deum nusquam 
deum semel 
deim Am 493 in senarii iambici clausula. 

Cp 865 Proin tu déum | hunc sdturitate facias tranquills&m tibi. 
Proin tw deum hunc BEJ hiatu intolerabili admisso. itaque Brix, quem 
Vssing secutus erat, uerba sic transposita nuper edidit: Proin détm 
tu hunc cet.; at quoniam apud Plautum uerba proin tu nullo usquam 
uocabulo dirempta quasi in unam coaluerunt uocem (exempla collegit 
tredecim Fuhrmann Nou. Ann. XCVII p. 852) atque adeo libri BEJ 
uerba proin lu deum hunc recte collocata exhibent, legere malim: 

Proín tu diuom hunc säturilule fácias tranquillum tibi. 





1) hac prisca forma alibi quoque et Plautum (Am 57 Au 50 Mi 730 
Am 1121 Au 297 Mr 842 R 9 Po 1177 testibus codicibus, nec non Mo 
222 Bothio, Mr 436 Seyffertio, Tu 701 Schoellio, R 1816 me auctore) 
Terentiumque (Ad 746) usos esse constat et poetas epicos inde ab Ennio; 
alque notissimae sunt antiquae formulae ad deorum cultum pertinentes, 
quales illae sunt quae leguntur apud Liuium: 
XXIX 27, 18. Pbi flluxit, Scipio e praetoria naue silentio per prae- 
conem facto *diui diuaeque’, inquit, au maria terrasque colitis, wos 
precor quaesoque, ut$ ...; cf. eliam XXI 10, 7 VII 26, 4 XXV 18, 10. 


Studia Plautina. 205 


As 716 Quem te autem deum nominem? Fortunam atquc Obsequentem. 
Goetz et Vssing cum Bothio scripserunt: 
Quem té déum autem nóminem? cet. 
possis etiam (cum Bentleio) de deorum uel diwom substituendo co- 
gitare: 
Quem te aultem deórum (uel diuom) nóminem? Fortünam 
aique Obsequéntem. 
ef. Cp 862 s. (Vt sdcruficas. | Quot deorum? Mihi hércle) et Mo 712 
(deorum ullum). 
4) deorum — deum 


a. deorum quater 
deorum quater 
déórum Mo 712 in versu cretico. 


b. deum decies 
deum nusquam 
deum Po 253 in uersu bacchiaco. 

Cu 694 et E 580 libri et editiones praebent Pró deum dtque 
hominum fidém; sed quoniam Plautus usque dixit diuom atque homi- 
num Au 299 Am 1121 Mr 842 R 9, etiam his duobus locis hanc 
compositionem introducere uelim.!) 

δ) deo, 
deo semel 
deo semel 
As 713 Atque sit déó mi hic inmolas bouém: nam ego tibi Salis sum 
et Am 986 Nam mhi quidem hercle qui minus licedt ded minitdrier. 
nolim diuo pro deo substituto numeros supra modum onerare. 


7. ad forum — apud forum. 


I. ad forum a Plauto usquequaque cum uerbis motionis con- 
iunctum est.?) 
1) ire 
B 1060 Ego ud forum autem hinc ibo, ut soluam militi. 
Cs III 1, 12 Ego ad forum modo ibo; iam hic ero. Bene ambula. 
Ps 561 At ego ad forum ibo; iam hic ero.)  Actutum redi. 
Tu 313 Jam quidem hercle ibo ad forum atque haec facta nar- 
rabo seni. 
Ps 764 Nunc ibo ad forum alque onerabo meis praeceptis Simiam. 
Mr 797 Ibo ad forum atque Demiphoni haec eloquar. 
Ti 727 Ad forum ibo. 


1) cf. eliam pro diuom fidem Ter. Ad 746 et Enni sat. 30. — deum 
»xortum uidetur ex scriptura piu = diuum, uide Studemund ad V? 3, 8. 

4) uide Brix ad Mi 930. 

8) iam hic ero A teste Studemundo, Lorenz; iam ^ic adero BCD minus 
'écte; Ritschl de codicis A lectione deceptus sam adero hic perperam. 


906 Guilelmus Abraham: 


Mo 853 Eo ego hinc!) ad forum. Fecisti commode, bene ambula. 
As 108 Ego eo ad forum, nisi quid (me) uis. Bene?) ambula. 
As 125 Sed quid ego cesso irc ad forum, quo inceperam? 
Pe 487 I ad forum. 
Mi 72 Videtur tempus esse ut eamus ad forum. 
R 12005. Iussique exire huc eius seruom, ut ad forum | iret. 
B 347 Deos atque amicos it salutatum ad forum. 
2) abire 
B 902 Abceo ad forum igitur. 
Cu 336 Abeo ab illo maestus ad forum. 
Mo 706 s. Vt abeam || potius hinc ad forum. 
As 367 Nunc tu abi ad forum ad erum el narra haec ul ws 
aciuri sumus. 
Pe 444 Abi ἰδίας trauorsis angiporlis ad forum. 
Mn 684 Atque abii ad forum. 
As 251 Aíque abüsti ad forum. 
Mi 89 Qui hinc ad forum abiit. 
3) prodire 
Mn 213 s. Nos prodimus ad forum; | iam hic nos erimus. 
4) procedere 
Cs III 3, 1 s. Stultitia magnast . . . || hominem amatorem ullum 
ad forum procedere. 
5) properare 
Mn 666 Properabo ad forum. 
6) pergere 
As 245 Nunc pergam ad forum atque experiar omnes omni copia. 
7) aduenire 
Cp 786 Quom extemplo ad forum aduenero, omnes loquentur. 
8) sequi 
Ps 1230 Sequere hac sis me ergo ad forum, ul soluam. 
9) uisere 
E 303 Ego uisam ad forum. 
in forum in Plauti fabulis non plus bis codicibus Palatinis 
traditum est: 
Cp 815 Quorum odos subbasilicanos omnis abigit in forum. 
et R 987 Sed tu enunquam piscalorem uidisti, wenefice, 
uidulum piscem cepisse aut protulisse ullum in forum? 


1) Eo (Ec CD) ego hinc cum codicibus Palatinis scripsi [cf. Pe 217. 
198 Mr 388 Mi 812 Ti 818. 1123 (Ritschelio auctore)], Ego abeo himc 
A teste Studemundo. 

2) in librorum fietne nihil aliud inesse nisi bene demonstrat formula 
sollemnis bene ambula. ἃ Fleckeiseno, quem Goetz et Vssing secuti 
sunt, i ante bene ambula parum robabiliter adiectum est (uide Langen 
Symb. 202 s8.) equidem se, quod pronomen cum sermone Plautino con- 
sentit (uide e. g. Au 579), ante wis addidi. 


Studia Plautina. 207 


II. apud forum a Plauto cum uerbis morandi coniungitur. 
uide etiam Hand Turs. I p. 418 s.) 

Vbique dpud form proceleusmaticum efficit, cuius prima syllaba 
tu feritur. 

Au 280 Posí(quam óbsonauit erus et conduxit coquos 
tibicinasque hasce dpud forum, edixit mili. 
Ps 896 Nam mi híc wicinus dpud forum paulo prius, 
patér Calidori, edixit!) opere máxumo. — - 
E 422 Hes mágna amici | ápud forum agitur.?) 
E 358 Is ápud forum manet me. 
As 328 s. Vbinamst erus? || Mdior ápud forumst, minor .. . 
Cu 474 Symbolarum conlatores ápud forum piscarium (sc. sunt). 
Mo 844 Nam egomet ductarem, nisi mi esset ápud?) forum negotium. 

Non mirum est nonnullis locis pro apud libris tradi ad, quae 
raepositiones cum inde a Ciceronis aetate paullum inter se differ- 
ent, facillime a scribis inter se mutari poterant; (cf. Mo 844 et 
land Turs. I p. 4165) 

Itaque in his tribus uersibus apud pro librorum BCD ad scribi 
elim: 

Ps 1236 Sí graderere tantum. quantum*) loquere, iam esses dd 
forum.?) 

Mo 999 Numquid processit dd forum | hodié noui?) 

Mi 9805. Ego dd forum illum || conueniam.") 

in foro septies decies in fabulis Plautinis legitur. 

Apud Terentium nusquam in forum aut in foro exstat, sed 
bique, quantum scio, ad forum (septies) aut apud forum (septies), 
ique usus plane cum Plautino consentit; itaque P 598 s. hominem 
d forum || iussi opperiri reponendum est dpud forüm.?) 

Inter scaenicos poetas ad forum (ibo) Caecilius (c. 184) usur- 
auit, apud forum (wendidit) Pomponius (c. 168), in foro (posita) 
itinius (c. 60). 

In inscriptionibus Latinis antiquissimis legitur apud forum: C.I.L. 
198, 38. 65. 66; 206, 15. 34 (cf. etiam 196, 2; 206,21; 1006). — 
| foro 206, 37. 


—— 





1) edixit pro codicum BCD uerbo corrupto fecit scripsi collatis uer- 
bus Ps 127 s. et Mn 784 s.; suasit Vesing. 

2) sic libri cum hiatu. 
3) apud forum A teste Studemundo, ad forum BCD perperam. 
4 quanium, quod coniciendo addidit Pylades, in codice A fuisse 
tademund computauit. 

5) de dpud forüm in senarii iambici uel septenarii trochaici clausula 
»sito uide Ter. Ad 154. 404. 512; cf. etiam Pl. S 537 et Mr 585 (Ὁ). 

6) uersus hiatu post pedem quartum puro iambo conformatum in- 

is est; nec Pyladis forte nec Camerarii iibi nec Gulielmii «di nec 
itschelii híc ad hiatum remouendum probabiliter excogitata aunt. 

7) caue confundas conuenire alicubi aliquem et conuenire in aliquem 
Cum. 


208 Guilelmus Abraham: 


De a foro nihil noui dicendum est; pro quo de foro Plautus 
ideo ut hiatum effugeret usurpauit; exstat enim de ubique post uoces 
in uocalem aut m exeuntes: 

Cp 475 Ipsi de foro tam aperto capite ad lenones eunt. 
Mn 491 Quid surrupuisti te mihi dudum de foro? 
Mn 599 Vbi primum licilumst, ilico properaui abire de foro. 

Praeterea de foro exstat, ubi a foro ipsa sententia respuitur: 

Mn 209 Atque aliquid scitamentorum de foro obsonarier. 
Tı 815 Ego sycophantam iam conduco de foro. 

e foro nusquam inuenitur. 

circum forum semel in Casinae prologo 26 legitur; pro quo 
quod circa forum scripserunt Bothe et Geppert falso fecerunt: nam 
praepositio circa est aeui Augusti; ex prologo uero ipso apparet fere 
triginta annis post Plauti mortem eum compositum esse. 


8. ibo, ut conueniam. 


Cp 919 Adseruate istunc sultis, serui; ego ibo, ut conueniam senem. 
Mn 557 Ibo et conueniam seruom si potero meum. 
B 348 At ego hinc ad illum ut conueniam quantum potest. 
Sic codices Palatini. sed si hos tres uersus simillimos inter 
se contuleris, non mihi aduersaberis scribenti: 
Mn 557 Ibo, ut conueniam seruom si potero meum. 
B 348 At ego hinc (ἴδον, illum ut conueniam quantum potest. 
Hunc uersum manifestum est in libris uerbo primario carere, 
quod quomodo perire potuerit facillime expedietur, si hanc sumpse- 


ad 
ris in archetypo fuisse scripturam: ibo illum. Ritschl scripsit hisc 
(eo? ad illum, ut, Bergk Fleckeisen Vssing hinc ab(eo», illum wl; 
neque uero praesens 60 aut abeo in hac compositione Plautinum est. 
Denique dicendum est de 
Mi 930 s. Ego ad forum illum || conueniam atque illi hunc anulum 
dabo atque praedicabo. 
Sie BCD. Ritschl ante ad inseruit co, quod a Brixio probatum 

est, quia ad forum apte cum uerbo eundi componitur (cf. p. 205 s.). 
at primum Plautinum non est eo . . conueniam . . dabo . . praedicabo, 
pro quo Plautus scripsisset ibo; tum ne hoc quidem ibo, conueniam 
atque dabo atque praedicabo Plautinum est, sed potius ibo, wt com- 
ueniam (u. supra) atque dabo atque praedicabo, quae tamen lectio 
metro respuitur. legendum esse Ego apud forum illum | conueniam 
supra dixi p. 207. ceterum confer hos uersus: 

Mi 1379 Ego iam conueniam militem ubi ubist gentium. 

Au 176 Ego conueniam Euclionem si domist. 

E 294 Ego illum conueniam atque adducam huc ad te. 

Pe 182 Conueniam hunc Tozxilum. 

Mr 559 Sed hunc uicinum prius conueniam quam... 


—— — ... 


- 


Studia Plautina. 209 


ΠῚ, 


Amphitruo. 
253. 


Haec (llic est pugnáta pugna | sque a mani ad uésperum. 
illic BDJ, illi E, illis Nonius. Goetz primum usque ante ad ue- 
sperum transposuit. at eadem clausula legitur Mo 767 «sque a mani 
ad uésperum et uoculam usque a Plauto modo proximo ante ad loco 
collocatam esse modo ab hac praepositione diremptam constat.) 
Tum Goetz inde ante a mani addidit. at Plautus et Terentius 
non inde a dixerunt, sed aut iam inde a (Ps 970 Cs p. 4 B 1207. 
1001 Cp 645 Mr 521 (restituit Luchs); Ter. Ad 41. 440 Ha 183] 
aut (saepe) iam a.?) 
Quod ad Am 253 attinet, uerum uidisse censeo Studemundum, 
qui in scholis hanc proposuit emendationem: 
Haec illi sic pugnáta pugnast sque a mani ad uésperum.?) 


Am 316. 


Alia forma (os) esse oportet, quém tu pugno légeris. 

Num uocabulum legeris in libris BDEJ recte traditum sit, 
multi homines docti dubitant. quaeramus, quae uerba Plautus alibi 
cum pugno uel pugnis composuerit ad uerberationem significandam: 

pugnis caedere Am 377 Cs II 6, 55 Cu 199 Tu 768. 

pugnis peclere Mn 1017 Po 358 R 661. 

pugnis contundere Am 407. 624 B 450. 

pugnis obtundere Àm 606. 

pugnis incursare Po 819 R 722. 

pugnis onerare Àm 328. 
itaque nec pugno tangere quod uerbum Goetz cum Vssingio uult, 
nec pugnis icere quod Fleckeisen proposuit, nec pugno pingere quod 
Weidner commendauit Plautus usquam usurpauit. exspectes quem 
tu, pugne, pexeris. appellari autem uidetur a Mercurio pugnus, dum 
ponderatur; cf. u. 312. 


1) apud Terentium uerba usque ad nullo usquam uocabulo dirempta 
uasi unam efficiunt uocem [Ad 90. 182 (631. 869) An 199 (262. 662) 
E 918 (741) Hc 442 (544) P 327. 1080]. 

2) S 175 quoniam metro repugnante inde iam a hbri ABCD ex- 
hibent, Goetz recte cum Guieto inde, non cum Bothio sam deleuit. — 
Ti 805, in quo uersu codices BCD inde ab tradunt, substituendum uide- 
tur iam ab. 

3) cum Ribbeckio (Mus. Rhen. XXXVIII p. 450), qui ut hiatum effu- 
giat usque iterat, consentire nequeo; nam primum Plauti sermonem Mar- 
tialis et Apulei sermone emendare audaculi est, tum eis quos ille attulit 
locis non usque usque legitur sed usque et usque. 

Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 14 


210 Guilelmus Abrabam: 


Am 990. 


Quam ob rem mihi magis par est uia decédere et concedere. 

Ab usu Plautino abhorret wia decedere pro de uia decedere quoi 
Plautus ubique usurpat (Am 984 Cu 281 Ti 481; de via degredi 
Cs III 5, 40); de uia depulsare 8 286). falsa collocatio copulse 
est αὖ multis aliis locis sic hic structurae uitium uidetur prouocasse. 
sed utrum in hoc uersu copulam cs/ post rem an post mi an post 
wia an post concedere Plautus collocauerit nescio. — Possis etism 
cogitare copula est supra de a librario addita expulsam esse prae 
positionem de. cf. Olsen Quaestionum Plautinarum de uerbo sub 
stantiuo specimen p. 86 ss. [uide B 619 (BCD)]. 


Am 996. 


dum (d modo fidt bono. || 
Haec uerborum collocatio peruersa est, quia Plautus pronomina 
et adiectiua, quae ad modo uel modis accedunt, nusquam postposuit. 
neque opus erit omnes centum quinquaginta tres locos afferre, sais 
sit locum simillimum exscribere Mr 1022 quód bono fidt modo. | it- 
que Am 996 emendandum est dum (d bono fldi modo. 


Am 1094. 


Mánibus puris, cápite operto: íbi continuo cóntonat. 

Sic BDEJ. Goetz, ut hiatum effugeret, cum Muellero haud 
feliciter tum ante ibi addidit; nam Plautus haec aduerbia nusquam 
coniuncta posuit?) quod autem Goetz Muellerum secutus est, parum 
prudenter fecit. Mueller enim collato Cu 648 Ego pértimesco: tum 
ibi me nescio quis arripit (sic metro inuito BEJ) particulam tum 
Am 1094 addi uoluit; ipse autem Goetz Cu 648 Kampmanno ad- 
stipulatus, qui tum ibi tolerari non posse intellexerat, expulsa fus 
particula tamquam glossemate supra ibi superscripta bene edidit: 
Ego pertimesco: ibi mé nescio quis árripit. itaque cum Cu 648 tum 
ibi improbasset, Goetz Am 1094 Muelleri correctionem recipere nullo 
modo debebat. in hiatu in septenarii trochaici diaeresi haerendum 
non est. qui ne hoc quidem uersus loco hiatum tolerant, Cápite operto, 
mánibus puris transponant. de capite coperlo cogitare non licet, siqui- 
dem uerbum coperire a fabulis Plautinis alienum est. 


1) de ingenio muliebri degredi Mi 1865. 
2) δὲ (um (non twm ibi) a 'l'erentio saepe usurpatum esse inter omnes 
Satis constat. 


-—-— 


Studia Plautina. 21 


Asinaria. 
582. 


Nimis aégre risu mé» continui, ubi hóspilem inclamáuit. 

Sic Hermannum secutua Goetz; sed se continere aliqua re a Plauti 
sermone abhorret; apud quem unum exstat continere aliquid vel 
aliquem: 

a. conlinere — lenere 
Cs III 5, 14 Contine pectus. 
R 510 Contine quaeso caput. 
b. continere = retinere 
Am 690 An te auspicium conmoratumst an lempestas continit? 
Mo 822 Vix uidetur continere lacrumas. 
Mn 1124 R 1172 Contineri quin conplectar non queo. 
Mn 253 Verum (amen nequeo contineri quin loquar. 
Cp 592 Enim iam nequeo contineri. 
c. se continere = manerc 
Cp 804 Continele uos domi. 
Cu 298 Proin se(se» domi contineant. 
Itaque codicum lectio seruanda erat 
Nimis aégre risum cóntinui, ubi hóspitem inclamauit, 
nisi quod pro continui forma obsoleta contini ante septenarii iambici 
diaeresin cum Bothio restituenda est. atque eiusmodi formam necessi- 
tate coactus Goetz ipse Am 926 abstini Luchsio auctore recepit; idem 
cur non felicissimam eiusdem correctionem Am 690 continit pro libro- 
rum conlinet recepit? nam tempus praesens (uide supra uersum) in 
eodem enuntiato de eadem re post perfectum conmoratumst tolerari 
nequit. 


As 752. 


Lena£ dedit dono argénti uigint! minas. 

Sic BDEJ et Goetz. sed hic uersus numeris laborat, siquidem 
uocabula iambica pro pyrrhichio posita non solent arsin pedis se- 
cundi in senario iambico efficere. accedit quod dedii uox iambica 
ubi ante uocem a consona incipientem exstat, pro pyrrhichio non 
ponitur, nisi prior syllaba ictu feriatur: 

dédit quadräginta Mo 648. 

dédit mi ndtali R 1171. 

dédit mi!) ipse in manus Ti 902. 

(dédin tibí E 108. 

dédit consilium Ter. E 1045.) 
contra: 


1) Ritschl sine idonea causa pronomen : deleuit. 
14* 


919 Guilelmus Abraham: 


quid dedit? quid deportari As 524. 
pessum dedit tibi filium B 407. 

dum fuit, dedit: nunc niil habet Tu 217. 
Quis libi hánc dedíl mancupio Cu 617. 
qui hánc dedit mihi!) epistulam Ps 691. 
qui hás dedít mihi") epistulas Ti 874. 
quaé mihí dedit, parentes Ci III 6.?) 

dedit mi ad hanc rem Apoecidem E 358.) 


Quod Fleckeisen Nou. Ann. LXI p. 22 s. in compositionis don 
dare notione offendit, loco Poenuli redarguitur; nam dono dare de 
eadem re Po 467 dictum est. 

Quid Plautus scripserit, difficile est dictu; fortasse haec dedit: 

Dedit lénae dono argénti uiginli minas 
quamquam uox lenae hoc pacto ab Cleaeretae (u. 751) separatur; sed 
cf. e. g. Ps 998 s. M iles lenoni Ballioni epistulam || conscriptam miltil 
Polymachaeroplagides. 


As 764 ss. 


ni (n quadriduo 
abálienarit, quo ἐς argentum accéperit, 
tuos árbitratus sit. 

Sic Goetz perperam, quia apud Plautum neque quo ex neque quo 
ab id significat, quod ex quo tempore apud optimos scriptores. codices 
uero BDEJ haec habent: quo abste (exte EJ)argentum acceperit, in 
qua lectione facile intelleges latere quo(m» abs te argentum accéperil 
(cf. Luebbert Stud. Gramm. II p. 61 s.); codicum EJ exte correctio 
falsa est, quippe cum accipere apud Plautum nusquam cum praeposi- 
lione ex coniunctum sit. 


Aulularia. 
142. 


Néc tibi aduorsári certumst dé istac ré | umquám, soror. 
Sic libri BDEJ hiatu inter re et umquam admisso. quem ut 
tolleret, Goetz duce Wagnero de re istac transposuit; sed uerba 
istac et re falso locum inter se mutasse usu Plautino docemur: 





1) Ps 691 dedit mihi non tantum B tuetur sed teste Studemundo 
etiam A, mihi dedit CD. itaque etiam Ti 874 dedit mihi cum B resti- 
tuendum. est, ubi CD perperam mihi dedit praebent. peruersam tamen 
uerborum collocationem Ti 874 Ritschl et Brix praetulerunt. 

2) at cf. Koehler De uerborum accentus cum numerorum rationibus 
in trochaicis septenariis Plautinis consociatione p. 83. 


8) nescio an rectius transponatur: mihi dédit ad hánc rem Apoécidem. 


P—— —M——M—Ó— ———Má a m m Me no 


Studia Plautina. 913 


de hac ré Cp 525 Mo 542 Ti 233. 
de hác re Cs II 6, 42 Mi 1411. 

de istac ré Mr 629 Mi 11157). 

de istäc re Ps 123 (543*) Tu 861. 
dé ea ré Ci ΤΙ 8, 38. 


dé ea re Am 1087 Mn 37 (Ps 543"). 
quá de ré Ca II 3, 35 Po 317. 7335). 
qua dé re Mn 812 Pe 109 R 1060. 


de mea re Po 951. 
. etiam As 160 de me el mea re. alia condicio est uersus Au 200 
» conmuni re. . ., mea et (ua. 
Itaque Au 142, nisi pro septenario trochaico aliud metrum 
ıstituendum est, sic potest emendari: 
Néc tibi aduorsári certumst de (stac re (n»wmquám, soror. 
3 duplicis negationis usu Plautino conferantur Brix Nou. Ann. CI 
779 s. et idem ad Mn 371 atque Spengel ad Ter. An 205. 


Au 263. 


Ibo igitur, parabo: numquid mé uis? Istuc fiel uale. 

Verba librorum BD(J) istuc fiet corrupta esse metrum docet. 
rum quae adhuc uersus sanandi causa proposita sunt ueri dissimilia 
se demonstrabo: Euclio et Megadorus discessuri sunt; Megadorus, 
; est homo urbanus, priusquam abeat, Num quid me uis? Euclionem 
terrogat. Euclio respondet — quid respondeat, nescimus. hoc 
imus Megadorum non ut hominem rudem ae rusticum sine salu- 
tione abscessurum esse; sequitur uale quo uerbo in codicibus uersus 
ausula efficitur non esse Euclionis sed Megadori. atque exemplis 

hoc confirmabitur et quid in Euclionis istuc fiet lateat eruemus: 

Au 175 s. Numquid nunc me uis? Vale. || Et tu, frater (sc. uale). 

B 604 s. Numquid uis? ... || Vale, dentifrangibule. Et tu, integu- 
mentum, uale. 

Ci I 1, 120 Numquid me uis? Vt ualeas. Vale. 

Cu 516 Numquid uis? Bene ualc. Vale. 

Mr 325 ss. Numquid wis? Vale. |... Bene uale. Bene sit tibi. 

Pe 708 s. Numquid ceterum || me woltis? Vale. Et uos (sc. ualete). 

Po 911 ss. Numquid aliud? .. . || Valeas beneque ut tibi sit. . . . Vale. 

Tu 432 s. Num quippiam aliud me uis? . . | .. (Nunc) ualeas. Vale. 

His exemplis collatis uix dubitabis idem quod Ci I1 1, 120 legitur 
iam hoc loco Plauto restituere: numquid mé uis? Vt uwaleds. Vale. 


1) pro librorum Palatinorum de ἰδία re Mi 1115 restituere uelim, 
od libri F scriba iam correxit, de físta(c» ré, quoniam de istac ré 
jue ac de islác re Plautum dixisse exempla demonstrant. 

4) praeterea qua (de) ré Mr 365 Luchsio auctore legitur. 


214 Guilelmus Abraham: 


Au 381. 


Profésto egere liceat, nisi pepérceris. 

Quoniam Plautus ἃ parcendi uerbo usquequaque praeteritum 
parsi deriuauit [parsi Ti 316; parsit B 998 Cp 32 Cu 381; par- 
seris Pe 572 Po 993; parsis B 910 Ps 79; parsissem Ps 5; parsisses 
Tu 375!)], nescio an hoc loco corrigendum sit: wisi (si) parseris. 
at confer Ter. Ad 562. 


Au 406. 


Oplati uires, populares, incolae, accolae, aducnae omnes. 

Sic libri, nisi quod uiues D, ciwes J. Goetz Attici uiri Bentleium 
ex parte secutus edidit. at wiri perperam scripsit: ei enim, quibus 
iniuria fit, non wiros sibi inuocare solent sed ciues. conferas: 

Am 376 Pro fidem, Thebani ciues. 

Cu 626 O ciues ciues. 

Mn 999 s. Opsecro uostram fidem, || Epidamnienses subuenite ciues. 

Mn 1004 s. O facinus indignum ct malum, || Epidamnii ciues. 
praeterea (non in exclamationibus) habes: 

Aetoli ciues Po 621. 

Thebani ciues Am 618.7?) fg. X 1. 

ciuis .. . Atticus E 602 Mr 635 R 42 Po 372. 

Neque igitur ullo modo Au 406 ciues amittemus. deinde optati 
in hune locum non quadrare Langen Symb. p. 137 suo iure ostendit 
atque Bentleianum .Atfici probauit; cui num o recte praefigatur, 
ualde dubito. corruptela in Palatinorum archetypo originem duxisse 


. . 0 . ® . 
uidetur ex scriptura arrıcıcıuef; 0 ad uocatiuum significandum postea 
ut saepe adiectum est. reponas igitur: Aítici ciues. 


Au 488. 


Nequc lex neque sulor capere est qui possit modum. 

Quid sutor hoc loco sibi uelit, non ego primus quaero. neque 
uero facile ost inuentu, quid in hac uoce corrupta delitescat; sane 
neque Wolffii pudor neque Goetzii rumor sententiae satisfacit, Vssingii 
censor nimis longe & codicum scriptura abest. quoniam sententia ali- 
quid legi simile poscit, ego quidem propono scitum, quod paullo propius 


1) hoc enim loco codicis À cisses metro ipso respuitur; totum 
uersum integrum seruarunt libr Palatini, quos Schoell sequi debebat: 
Vtinam ἀ principio rei item parsissés meae, 
ut nunc reparcis sautis. 
2) Thebani ciues pro librorum BDEJ ciues Thebani transponendum 
esse docent praeter cetera quae supra congessi exempla praecipue Am 876 
et fg. X 1, ubi Thebani ciues eodem septenarii trochaici loco legitur. 


Studia Plautina. 215 


ad codicum memoriam accedit; scitum habes Ps 748 et Cs III 1, 11 
(sine genetiuo plebis) ceterum in hoc de quo agitur uersu altera 
menda inest: nam modum capere non est Plautinum ac uix Latinum; 
Plauti est, ut Lambinus recte sensit, modum facere alicui As 882 
Mi 1311 Po 385 (Ter. Ha 755 inc. c. 9). itaque facere Plautum 
scripsisse persuasum habeo. 


Au 730. 


Ábeam an maneam , fügiam an adeam: quid agam | édepol néscio. 
Huius uersus alterius coli Brixio auctore haec circumfertur 
forma: quíd (ego» agam édepol néscio; restituendum esse nón edepol 
quid agím scio nfecum consenties, si hos contuleris uersus consimiler: 
Am 336 Non edepol nunc ubi terrarum sim scio. 
R 824 Non hercle quo hinc nunc gentium aufugiam scio. _ 
Pe 440 Non hercle quoi nunc hoc dem spectandum scio. 
Po 1028 Non hercle nunc quidem quicquam scio. 
Non edepol scio As 299. 465 B 321 E 461 Mn 824 Ps 1101. 
Non edepol scis Pe 186. 
Non edepol tu scis Mi 1074. 
Non equidem scio Mn 715. 
Simili modo emendandus est senarius iambicus Po 455 
Quoniám litare néqueo, (ego? ábi(i» illim lico. 
sic Ritschl et Goetz. at Geppertum món queo, ábii recte emendasse 
cum alia docent tum S 292 Qui uehar: nam pédibus ire nón queo. 
ergo iám reuortar. 


Au 771. 


Magna est res quam ego tecum oliose, si oliumsl, cupio loqui. 

Sic fere codices; Goetz, cum uersus supra modum prodeat, fecum 
delet, ali alia expulerunt. otiose si oliumst uix ferri posse uidetur; . 
atque Bentleio adstipulor, qui otiose deleuit. neque enim usquam 
oliose et si otiumst e. q. 8. 8. coniuncta leguntur. conferas: 

1) otium . 

R 429 Otium ubi erit, (um tibi operam ludo el deliciae dabo. 
Tu 871 Otium ubi crit, de istis rebus tum amplius lecum 
loquar. 

E 428 s. Vbi erit otium, || reuortere ad me extemplo. 

E 656 Cetera haec posterius faxo scibis, (ubi) crit otium. 

Cs II 2, 39 Moz magis cum otium mihi et tibi crit, igitur 
tecum loquar.') 

Au 320 Sescenta sunt quac memorem, si sit olium. 

Mi 764 Otium (mihi) si sit, possum expromere. 


1) codicum BE lectionem reddidi, ocium et michi erit et tibi J; 
Spengelium erit falso in est mutasse ex ceteris exemplis intelleges. 


216 Guilelmus Abraham: 


Tu 432 s. Vt, quando otium || tibi sit, ad me reuisas. 
Mi 950 Qui eius regnum tutarentur, mihi dum fieret otium. 
2) otiose 

Ps 920 Ambula ergo cito. Immo otiose uolo. 

Tu 168 Rapere otiose oportuit, diu μὲ essem incolomis uobis. 

Mo 815 Quin tu is intro alque otiose perspecta, ut lubet. 

Ti 1077 Cetera intus otiose percontabor, quae uolo. 

Po 545 Siquid tw placide otiosseque agere uis, operam damus.) 
Legamus igitur codicis J lectione magna res est pro ceterorum 

librorum magna. cst res recepta: 


Mágna res est quám cgo lecum, si ótiumst, cupió loqui. 


e 


Bacchides. 
312. 


Quin in ipsa aede Dianae conditumst. 
Ex hae codicum lectione Ritschl Hermannum ex parte secutus 
hunc senarium formauit: 
Quin in eapse aede (dede» Dianae cónditumst. 
at Plautus linguae Latinae usui ita obsecutus est, ut non aedis deae 
Dianae diceret, sed constanter aedis Dianae sine deae. wide: 
aedis Veneris Po 190. 264. 318. 333. 339. 847. 1132. 
aedis Mineruae B 900 s. 
aedis Castoris Cu 481. 
Veneris fanum R 61. 94. 128. 284. 308. 331. 386. 564. 570. 
586. 613. 622. 614. 822. 865. 1286. 
Aesculapi fanum Cu 14. 62. 
Fidei fanum Au 583. 617. 
Cloacinae sacrum Cu 471. 
Siluami lucus Au 674. 766. 
Veneris ara Cu 71 R 723. 840.?) 


Atque cum Varrone teste nomen Dianae antiquitus fuerit Diui- 
ana, et uocis Diana primam syllabam Ennius, quin etiam Horatius 
nec non Vergilius (praeter hexametri dactylici clausulam) produxerint, 
Goellerum recte coniecisse arbitror: 

Quin in eapse aede Dianai cónditumst. 


1) Mi 1220 Cum ipsó pol sum loctta 
placide ipsa, dum lubitumst mihi, meo arbitratu, ut uólui. 
otiose, quod libri post mihi addunt, glossema ad placide, dum lubitwnst 
mihi adscriptum fuisse Studemund putat, quo eiecto septenarii iambici 
numeri salui sunt. 
2) uox templum his duobus quibus solis apud Plautum (pluraliter) 
inuenitur locis, Mi 413 et R 909, de maris regionibus quas Neptunus 
incolit usurpata est. 


Studia Plautina. 217 


Duobus quibus praeterea apud Plautum Diana legitur locis 
(B 307 et Mi 411) utrum prima syllaba producta sit necne, non 
liquet; tamen B 307 eandem formam Dianai cum Camerario sub- 
stituendam esse ^uerisimillimum est: . 
Qui illíc sacerdos Dianaist Éphesiac (est Dianae BCD).!) 


Curculio. 
492 ss. 


Méminero, de istóc quictus ésto: 
et minc idem dico. Et u ὦ commeminísse cgo haec wolám te. 
Memini ét mancipio tíbi dabo. 

Sic codices BEJ. 

Ex uerbis et nunc in sententiae principio positis sequitur et 
sententia monet, ut et tum uel simile aliquid item in sententiae 
principio positum & Curculione respondeatur. nam Curculio “non 
mihi satis est’, inquit, “te nune promissum repetere, sed potius eo 
tempore tu idem dicito, quo ego te hoc meminisse cupiam". requi- 
rimus igitur (wm post et atque in com latere quom facile concedimus. 
sed cum /um in numeros non quadret, 8118 uox eiusdem notionis 
circumspicienda est; propono ibi, quod correlatiuum particulae quom 
apud Plautum esse constat?), atque de uocula ef significante etiam 
nemo dubitabit, qui Plautinarum fabularum unam pellegerit?); adde 
quod in hoc uersu inter se respondent et nunc atque ct ibi quom. 

In uersu tertio tempus praesens memini offendere arbitror atque 
ipsa forma dabo eo adducimur, ut meminero postulemus; conferas 
etiam meminero οἱ esto (u. 492), uolam (u. 493): sequi igitur inihi 
uidetur Plautum scripsisse memincro (sc. etiam tum cum tu me me- 
minisse uoles). at tibi non modo superuacaneum est, sed cum usu 
Plautino uix consentit.*) nescio an in hac uocula /ibi illa ibi omissa 
lateat. legamus igitur: 

Méminero, de istóc quietus ésto: 
et nunc idem dico. Et (Cibi? quom meminisse ego haec uoldm c. 
Memíne(ro» et mancupió dabo. 
ibi syllabis iambum non effici, nisi altera syllaba accentu feriatur, 
constat. 
Neque Goetzii coniectura Aíque ego commeminisse haec uolam te 


1) Mueller Pros. Plaut. p. 528 hic quoque deae adicere uoluit; de 
Ritschelii genetiuo Dianas Non. Exc. Pl. p. 115) ualde dubito. 

2) quom ... ibi B 961 8. E 166 8.; quoniam . . . ibi S 676 8.; post- 
guam ... ibi Mr 256; μὲ... ibi B 967 8. 

8) praesertim in responsis, cf. Brix ad Cp 1009 et Ballas Gramma- 
tica Plautina I p. 6». 

4) datiuus opinor postularet, ut simul accusatiuus (hanc) adiungeretur; 
f. Cu 617 Pe 589. 


218 Guilelmus Abraham: 


neque Vssingii Ef conmeminisse ego (quoque)> haec uolam te satis 
illud exprimitur, quod sententiarum conexu hoc loco flagitatur. item 
Muelleri Zi tum commeminisse cgo haec wolam te reiciendum est, quam- 
quam aliquam partem ueri (Ef twm) indagauit; displicet uero neglecta 
diaeresis in duorum colorum confinio. 


Cu 553 s. 
Bellatór , «ale. 
Quid ualcam? At tu aegróta aetatem, si lubet, per mé quidem. 
at B, quod Goetz et Vssing amplexi sunt; aut E!J, atque mea 

quidem sententia recte. in hac enim sententia non contrarium summi 
momenti est, sed (id quod ex si lubet apparet) ex duabus rebus unam 
eligere licet: aut illud ualere aut hoc aegrotare. similiter locutus est 
Plautüs: 

R 582 Tu ucl suda uel pcri algu uel tu aegrota ucl uale. 
aut si lubet habes etiam Ps 1261; cf. etiam Au 458 s. et R 1162. 
adde quod uerba Ai tu aegrota non ad eundem militem dici possent, 
sed ad aliam quandam personam appellatam. 


Cu 574 8. et 577 s. 


At ita me machaéra et clypeus ὦ. ὦ-.ν.-. 
bene iuuent pugnántem in acic: nisi mi uirgo redditur ... 


Át ita me uolsellae pecten. spéculum calamisirum meum 
bene | amassint meaque axicia línteumque extérsui ... 

His uersibus inter se comparatis primum apparet in uersus 574 
clausula alia arma militis excidisse, quae quidem ut certo recuperet 
nemini obtinget.') tum amassint numeris fraudi est, pro quo uersu 
575 (iuuent) collato propono iuuassint?), qua forma et hiatus tollitur 
neque nimia librorum memoriae uis affertur. contra HRitschelium, 
qui pro amassint proposuit mactassint, moneo apud Plautum uerbum 
mactare usquequaque cum malo coniungi: 

infortunio mactare Am 1034 B 364. 886 Cu 537 Po 517 Ti 993. 
mala rc magna mactare Mo 61. 
malo et damno mactare Àu 535. 
cf. etiam Am fg. I (Ter. P 1028 Nou. c. 39 Afran. c. 264 Pomp. c. 137 
Enn. t. 288). 

Contra Goetgium, qui Bothii coniecturam At ita me(ae»  wol- 
sellae . . bene <me> amassint amplexus est, hoc moneo: uerba At ila 
me in eiusmodi formulis exsecrandi nullo usquam uocabulo separari, 


1) e. g. hoc temptaui supplementum: lórica et cassís mea. 

2) ipsa quidem forma iuuassint apud Plautum non redit, sed inter 
has obsoletas formas in -asso cet. exeuntes perpaucae plus semel in 
fabulis Plautinis deprehenduntur. cf. Schultz De obsoletis coniugationum 
Plautinarum formis p. 19 ss. 


Studia Plautina. 919 


uide Cp 622 Ci II 1, 45 Cu 574 Mr 762 Mi 561 Po 1258 et quae 
Langen Mus. Rhen. XII p. 426 ss. de his formulis sollemnique in eis 
collocatione uerborum exposuit. 


Cu 636 ss. 


Patér meus habuit Périphanes Planésium. 

is príusquam moritur míhi dedil l(amquám suo, 

ut aéquom fuerat, filio 

Sic BEJ. Planestum non recte traditum esse nemo non sentit. 

neque uero cuiquam adhuc contigit ut uerum inuestigaret; siue cogno- 
men patris in Planesium quaesiuerunt ut Goetz (Plothenius), siue 
Planesium eiecto Periphanes repetiuerunt ut Acidalius et interiectione 
hem ante alterum Periphanes addita Fleckeisen et Vssing. equidem 
in his uerbis atque in eis quae sequuntur, quoniam ab eis demum 
Therapontigonus de anulo narrare incipit, caput huius sermonis re- 
quiro: anulum ipsum; itaque pro Planesium substituendum esse 


conicio istum anulum (cf. 629) atque codicum memoriam sic expediri 
planefis 
puto: periphonefiftumanulum. 


Cu 701. 


Animum adworlile (huc», si possum hoc inter uos conponere. 
huc non recte a Muellero, quem Goetz sequitur, additum est; 
saltem Jc scribendum erat (quamquam Plautum hoc loco hoc de- 
disse minime credo): hoc enim ad animum aduorlere adnexum accu- 
satiuus singularis est, non, ut alii!) uolunt, idem atque huc. etenim 
in hae prisca compositione animum. aduortere*) uocabulum. animum 
non est re uera obiectum, sed accusatiuus motionis non secus atque 
in simili compositione animum inducere (cf. p. 281): genuina igitur 
est structura (in) animum aduortere aliquid, quam Plauti Catonis 
Terenti sermo testatur: 
Pl. Ps 143 Nunc adeo hanc edictionem nisi animum aduortelis 
omnes. 
Ter. P 467 Alios (uam rem credidisti magis quam tele animum 
aduorsuros? 
An 156 Ea primum ab illo animum aduortenda iniuriast. 
An 767 O facinus animum aduortendum! 
Pl. E 215 Id adco qui maxume animum adworterim, .. 
Cat. agr. c. 1 2 Vicini quo pacto niteant, id animum aduortito. 
or. rel. (Jordan p. 36, 5) Id ego primo minus animum adworti. 


1) nuper Langen Nou. Ànn. CXXV p. 679 88. hanc rem parum feliciter 
uit. 


2) pro animum aduortere habes animum aduorsare R 306 atque hic 
unus est huius compositionis locus in uniuersa latinitate. 


220 Guilelmus Abraham: 


tum confer: Ps 153 hoc agite, hoc animum aduortite. 
Cu 635 hanc rem agite atque animum aduorlite. 

Praeterea hoc cum animum aduortere apud Plautum coniunctum 
est Cp 329 Cu 270 Mi 766 Pe 116 Ti 66. 1046 (Ps 277 quomodo 
intellegendum sit, Bugge Philol. XXXI p. 253 s. docuit). 

Ex scriptura Joc in his exemplis tradita non eliciendum esse Auc 
ex eo ipso elucet, quod libri omnibus locis atque uno consensu Aoc, 
ne uno quidem loco huc dant; nam quod in Amphitruonis prologo 

38 Nunc huc animum omnes quae loquar. adwortite 
huc (= ad haec) codices exhibent, non obstaculum est sed potius 
argumentum & Plauto hunc prologum non profectum esse. 

Alius naturae esse quis non intellegit 

Mi 39 Facete aduortis animum tuom ad animum meum? 
neque enim priscam illam hic habes uerborum compositionem ami- 
mum aduortere, sed nouam et ea re notabilem, quod pronomen /uom 
ad animum additum est. T 


Epidicus. 
arg. 5. 


Inprüdens iuuenis. (móx» conpressae ac mllilis 

Goetz et Vssing cum Pylade mox uix recte addiderunt!); nam ex 
particulis temporalibus argumentorum acrostichorum scriptor per- 
paucis usus est, inter quas cum mox desit, hanc particulam ei uin- 
dicare non ausim. is enim usurpauit: post Mn a. 6 Mo a. 10; tum 
Mr a. 75 tandem Tu a. 9. quodsi quid adicere uelis, aut post eligas 
aut ium; at cur non afque pro ac restituere malis, quoniàm illi 
scriptori singula enuntiata sine particulis adserere libuit? 


E 13. 


ut tu es gradibus grandibus. 
Sie Goetz, quoniam cs et libri Palatini exhibent et idem rs 
quam rs in A fuisse probabilius est. attamen inspectis his uersibus: 
Ti 628 s. Celeri gradu | eunt uterque. 
Po 522 s. Modico magis par est gradu | ire. 
Ps 1048 Quin hinc metimur gradibus militariis??) 
Tu 286 Abire hinc ni properas grandi gradu. 
Po 514 Nisi cum pedicis condidicistis istoc grassari gradu. 
apparet, quam bene Scutarius E 13 Plauto is reddiderit.?) 
1) Opitz in Stud. philol. Lips. VI 264 proposuit: cómpressae (d se) ac. 
2) sic exaratum habent hunc uersum codices Palatini (librariorum 
erroribus omissis) et codex A teste Studemundo. 
3) eadem ratione nescio an Palmerio adstipulandum sit, qui pro 
librorum BCD esset emendauit isset Mr 595 Tam etsi podagrosts pedibus 
isset Eutychus, iam a portu redisse potuit. 





Studia Plautina. 221 


E 152. 


Áliqua ope exsoluam, éxiricabor dliqua. Plenus cónsili's. 

ope exsoluar A numeris inuitis; ope exsoluam BE(J), quod Goetz 
et Vssing receperunt. sed Langeno Symb. p. 68 concedendum est ex- 
soluam sensui ac sermoni Plautino minime conuenire, praesertim cum 
codex A quod postulamus exsoluar exhibeat. itaque Langen ope deleri 
maluit, idque necessario expungendum esse inde sequitur, quod Plantus 
singularis ablatiuo ope = opera!) nusquam usus est. legitur quidem 
Pe 181 mca ope, sed uno Ritschelio auctore; codices ABCD recte 
mea opera iradunt. item Lachmann et Ritschl ope, quod Goetz 
amplexus est, falso opinor addiderunt Po 132: ubi in hiatu in senarii 
caesura penthemimere admisso haerendum non est. itaque quoniam 
apertum est hoc de quo agitur loco uocis aliqua interpretandae causa 
ope additum esse, cum Langeno emendandum est: 


A liqua exsoluar, éxtricabor áliqua. Plenus cónsili s. 


E 157 s. 


Edmus intro huc dd te, ut hunc hodié diem 
lculentum habeámus. 
luculentum A et Goetz; luculente/// B, luculente EJ (quod Bentley 
ad Ter. Ad II 4, 23 (2877) defendit, Vssing edidit). quaeramus, utra 
forma genuina sit. Plautus dixit: 
1) diem habere 
Po 1366 Sequere intro, patrue mi, ut festum diem 
habeamus hilarem hunc. (hilarem BCD, ilarem A). 
2) diem agitare 
Pe 768 Hoc age, accumbe; hunc diem suauem 
meum natalem agitemus amoenum. (amoenum BCD). 
3) diem sumere 
Ps 1268 Hoc ego modo aique erus minor 
hunc diem sumpsimus prothyme.  (prothyme BCD). 
utrum in his exemplis, quae inter se consimilia sunt, adiectiuo an 
aduerbio Plautus usus sit, nullo modo diiudicari potest nisi exposito 
singulorum adiectiuorum usu Plautino. proficiscor a Pe 768 s.: cum 
Plautus Cp 774 hic amoenus dies dixerit, apertum est adiectiuum 
amoenum quod Pe 769 Palatinorum consensu commendatur, minime 
falsum esse. nec secus de E 157 s. iudicandum est, quoniam Plautus 
E 341 hunc diem luculentum dixit. sed alia condicio est uersuum Po 
1366 s.: quoniam adiectiuum Ailarus Plautus nisi de hominibus 
gaudio affectis non usurpauit (Am 961 As 837. 850 E 413 Mn 149 


1) huius uocis numerum singularem apud Plautum usque eandem 
uim atque auriliun habere idem Langen Symb. p. 247 docet. 


999 Guilelmus Abraham: 


Mi 666. 1199 Mo 567 Pe 760 R 420 S 739), fieri non potest, ut 
illi Ailarus dies placuerit. quod uero ad Ps 1268 attinet, nego dies 
prothymus usquam dictum esse. 

Ex hac quaestione haec efficiuntur: 1) Ps 1268 prothyme οἱ 
Pe 769 amoenum recte legi in codicibus; 2) E 158 recte Goetzium 
cum A luculentum edidisse, codicum B EJ lectionem /uculente ex lucu- 


lentem exortam esse uerisimillimum est (cf. luculente/// B); 3) Po 1367 
cum Bentleio Goetzium omnibus libris inuitis recte edidisse hilare. 

In forma hilarem simul altera de causa offendimus. tota enim 
prisca latinitas non hilaris nouit sed hilarus, quod codices Plautini 
confirmant; post Ciceronis tempora formae declinationis tertiae in- 
crebrescunt!), quo factum est, ut Po 1367 dare pro neutro habi- 
tum ab homine inscio in hilarem cum uoce diem componendum muta- 
retur. idem factum est 

Ter. Ad 287 Quando hoc bene successit, hilarem hunc sumamus diem, 

ubi inuitis codicibus cum Palmerio Ailare emendandum esse iam 
Bentley defendit. sed hiare hic quoque quondam lectum esse testi- 
monio Helenii Acronis apud Charisium p. 200, 15 ss. K. docemur: 
Hilariter ab eo quod est hilaris, hilare autem ab hilarus, ut Helenius 
Acron in Terenti Adelphis, ubi Terentius 'hilare hunc sumamus, 
inquit, *diem'. codices quidem Charisii etiam hic hilarem praebent, 
neque uero quicquam nisi hdare olim scriptum fuisse ex uerbis ante- 
cedentibus elucet"). itaque utroque loco, et Po 1367 et Ter. Ad 287, 
aduerbium hilare restituere non uereor. 

Liceat mihi adiectiui Ailarus formarum indicem componere: 


hilarus Am 961 Mo 567 Mi 1199 (D, hilarius BC [ex Ailarus, 
ut uidetur, ortum]). 
Caec. c. 108 (ll. plerique). Pomp. c. 124. 
hilara R 420. 
hilarum As 837. 850. 
Ter. Ad 756 (hilarem DEF!G). 842. 
hilaram E 413. 
hilaro Caec. c. 79. 
hilara Caec. c. 76 (ll. plerique). 
hilaros Pe 760 S 739. | 
hilare (aduerbium) Mr 99 Po 1367 (hilarem codd. omnes). 
Ter. Ad 287 (hilarem codd. Terentiani omnes).?) 
Afr. c. 244. 316 (hilarem codd.; cf. Charis. ad Ter. Ad 287). 
insigne illud est, quod ipsum aduerbium tribus locis mutatum est. 


1) secundum libros primus Cicero formam hilaris bis usurpauit: 
Tusc. I 42, 100 (sed cf. pro Cluent. 72) et ad Q. frat. II 18, 1. 

2) plane aliter de hac re sentit Engelbrecht Studia Terentiana p. 26 s. 

3) Ter. Ad 854, ubi hilarus glossema est ex u. 287 illatum, addunt 
B. u. tlarum À?, ilarem F?; hilarem est in DEG. 


Studia Plautina. 223 


Accedit uersus corruptus 
Mo 317 Nunc commissatum ibo ad Philolachetem, 
ubi nos hilari ingenio elepida (sic B'!CD!, et lepide BP, 
et lepida D?) accipiet. 
hilarum ingenium uix ac ne uix quidem dici potest, quoniam Ailarus 
tantum de hominis uultu et specie (e. g. frons hilarus Caec. c. 79, 
schema hilara Caec. c. 76) usurpatur; tum aliquo ingenio aliquem 
accipere uix possum, nescio an aliquo animo possim. sed uideamus 
quibuscum aduerbiis Plautus uerbum accipere coniunxerit: 
lepide Pa 946. 949 S 685. 
benigne lepide et lepidis uictibus Mi 739. 
lepide atque nitide Ci I 1, 10. 
lepide liberaliter honeste atque haut grauate R 408. 
lepido wiclu, uino, unguentis, pulpamentis Ps 947. 
hilare atque ampliter Mr 99. 
uictu excurato, mundiliis dis dignis, festiue Ps 1253 s. 
bene Pe 758. 
bene et commode Cs V 1, 1. 
male Tu 698. 
haud familiariter Am 355. 
cruciabiliter Ps 950. 
cynice S 699. 
basilico uictu Pe 31. 
suauibus modis Ci I 1, 16. 
miseris modis Àu 630. 
Quae cum ita sint, in hoc de quo agimus uersu hunc conicias 
delitescere quaternarium anapaesticum: 
ubi nós hilare et lepide áccipiet. 
uidetur igitur rursum nescio quis cum in aduerbio Ahilare offendisset, 
Plauti uerba deformasse; ingenio autem simile additamentum esse 
suspicor atque ope E 152 (uide supra).!) 


E 191. 


Nam égo illum audiui in amórem haerere ápud nescio quam fidicinam. 
Vbinam in uniuersa latinitate praeter uulgaris eloquii barba- 
riem usquam Aaerere in aliquam rem dictum est? codices quidem 
B'(E')J inmorem exhibent, sed Camerarius bene in amore correxit, 
quämquam id respuit Goetz. conferas: 
Pe 535 Tali ut in luto haeream. 
S 170 Nam iam compluris annos utero haeret meo.) 


1) ingenio ex benigne corruptum esse ueri dissimilius est. 

2) Goetz cum Ritschelio propter uersus 236 similitudinem hunc uersum 
insiticium. putat; ego offendo in ablatiuo (uel datiuo) solo ex haerere 
pendente, qui casus ante Ciceronis aetatem pro praepositione im c. abl. 
non usurpatus uidetur esse. 


224 Guilelmus Abraham: 


Ter. Ad 171 Quin pugnus continuo in mala haereat. 
Hc 229 In te omnis haerel culpa sola, Sosirata. — - 
(E 1055 Vt haercam in parte aliqua tandem aput Thaidem.) 
Ad 403 Metwi ne haereret hic. 

Enn. t. 305 Tanta wis sceleris in corpore haeret. 

Afr. c. 12 Hic haeret (hic Neukirch, hoc codd., hac Ribbeck). 


E 314 ss. 


mane me iussit senex 
conducere aliquam fidicinam sibi hic domum, 
dum rem diuinam faceret, cantarel sibi. 

Nimias turbas excogitauit Goetz, qui quae hodie domi pro sibi 
huc domum edidit. sententiarum conexus uoculam coniunctiuam μέ 
desiderat, ex qua coniunctiuus caníaret pendeat!). res salua est, si 
domum, (ut,» scribimus. adde quod Plautus ipse hanc emendandi 
uiam nobis demonstrat: u. 500 Conducta ueni, ut fidibus cantarem 
seni, dum rem diuinam faceret. de collatione coniunctionis «t cf. e. g. 
Am 214; Conradi Herm. X 106 ss. disputans mihi minime persuasit. 


E 324 s. 


sciui équidem in principio ílico || nullam tibi esse in (llo copiam. 
In priore uersu praepositio i» cum sermone Plauti pugnat, qui 
principio dixit, non in principio: 
principio Am 203 Cs V 2, 13 Mr 40 Ps 188. 602 Cp 1026 
(Lambino auctore, principium B EJ). 
in principio Pe 551 metro repugnante; iam Guiet recte prae- 
positionem in deleuit. 
in principio Au 339 B solus, principio DJ, quos libros Goetz et 
Vssing scite secuti sunt. 
itaque etiam E 324 metro consentiente praepositionem in deleas. 
Po 1106 iam in principio id mthi placet tradunt ABCD. uerum 
ubi respexeris: iam a principio Mn 1, iam inde a principio Cs p. 4 
Ps 970 B 1001, dudum a principio Cp 624, usque a principio Au 
538, a principio 'Tu 375, certe exspectaueris Po 1106 iam a prin- 
cipio. at collatis Am 801 iam illuc non placet principium de osculo, 
S8 358 principium placct de lectis, 3 672 domum redeunti principium 
placet, Mr 963 placet principium cum Acidalio potius consenties, qui 
uerba in principio falso effecta esse ex principium perspexit.) 

1) eadem coniunctione ut addita enuntiatorum conexum sanandum 
esse censeo: Am 300 Clare aduorsum fabulabor, híc (ut) auscultel quad 
loquar. atque iam Goetz in margine adnotauit: “An «£ hıc?’ 

2) uocabulo initium Plautus non usus uidetur esse; nam quo uno 
loco illum traditum est Cs II 3, 9 inicio BJ, initio E, uix recte legitug; 
Geppert nitidis substituit, Spengel Reform. p. 856 multo (uel smio). 


Studia Plautina. 225 


E 660 ss. 


Thesprio exi istäc per hortum adfér domum auxilium mihi 
mägnast res: minóris multo fácio quam dudüm senes. 
rémeabo intro, ul... 


Opus est singularum personarum statum ac condicionem bre- 
uiter exponere: Stratippocles et Telestis modo cum Epidico ante 
uicinas aedes collocuti sunt; Epidicus ambos patris domum intro ire 
iubet simulque Stratippoclis seruum, Thesprionem, qui etiamnunc 
in uicinis aedibus moratur, se transmissurum promittit. quid ex hoc 
rerum statu sequitur? haec opinor: primum ut Epidicus Thesprionem 
foras uocet, tum ei dicat, ut domum transeat ad dominum suum, qui 
eum exspectet. — Codices BEJ primum exhibent Thesprio et exi, 
tum continuo istac per horlum; deest igitur et uerbum íransire et ad 
erum (tuom; hoc autem exprimendum erat, quoniam Thesprio cur 
domum transire iuberetur scire non poterat. quod Epidieus istac per 
hortum addit, id denuo calliditatem serui ostendit: nempe ne Thesprio 
seni occurrat. quod in codicibus est adfer domum auxilium mihi, id 
me non intellegere fateor atque alios quoque homines doctos in 
eisdem uerbis haesisse uideo. an Epidicus seruus callidissimus 8 
Thesprione auxilium petere debet? accedit uocabulum domum: hoc 
minus uitium iam Acidalius sensit, qui pro adfer domum scripsit abi 
domum, pro quo saltem scribere debebat transi domum (uide u. 657 s. 
et p. 239). tum Goetz Acidalii correctionem abi domum amplexus 
scripsit aurilio mihi magnast res, quae uerba quid sibi uelint, mentem 
meam frustra crucio ut persentiscam. ad sententiam magna res est 
apud Plautum alibi nihil tale accedit (uide Cu 600 Au 771 et parua 
res est Am 633). itaque nec adfer nec auxilio mihi hic recte intel- 
legi queunt. quae uerba cum non ex corruptela nata ac uix inter- 
polata esse possint et cum sententiarum conexus lacunam ostendere 
mihi uideatur, defectum unius pluriumue uersuum statuere malim 
hoc fere pacto supplendum: 


660 Thesprio, exi. (Thesprio apparet) istác per hortum dómum 
Kad erum transi tuom». 
(Thesprio abit, Epidieus quid faciendum sit secum deliberat) — 
unus pluresue uersus interciderunt — | 
(néque nunc, quom erus minór promisit) ádfer(re) auxi- 
liim mihi, (cf. u. 658 s.) 
661 mágnast res: minóris mullo fácio quam dudum senes. 
662 rémeabo intro, μὲ... 
primum oculi aberrauerunt, tum consulto emendatum est: 
aderum 
 Thesprio exi istac per horium domum |dferre auxilium mihi 
adfer 
Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 15 


998 Guilelmus Abraham: 


Menaechmi. 
1121. 


Si interpellas, égo tacebo. Pötius taceo. Dic mihi: 

Potius taceo collocatum est in codicibus et in editionibus. at 
potius apud Plautum neque alibi in sententiae initio positum est 
neque uero in eiusmodi breuibus responsis. uide: 

As 653 Id potius. 
As 455 Sic potius, ut... 
R 1274 An sic potius, placide? 
Ps 630 Vinctam potius sic seruauero. 
Am 455 Abeo potius. 
Po 496 In malam crucem ibo polius. 
Mn 608 Mane: male eril potius. 
Am 935 A, propitius sit polius. 
Pe 189 Bona paz sit potius. 
Cu 122 Faciam igilur potius. 
Mr 222 Hac ibo potius. 
Pe 710 Cras ires potius. 
Ps 806 Illum conducunt potius. 
Mo 668 s. Di istum perduint — immo istunc polius. 
Cp 341 Immo alium potius misero. 
B 211 s. Immo hercle abiero potius.!) 
itaque etiam Mn 1121 Taceo potius ut collocetur suademus. 


Mercator. 
90. 


Seruom «una mittit, qui ólim puero páruolo 
mihi paédagogus fuerat. 

Sie BCD!; post olim addidit D? a, quam praepositionem Goetz 
recepit. at hoc uocabulum a scribae D? conicienti deberi ex his 
apparebit exemplis: 

R 1081 Et ea quac olim parua gestauit crepundia. 

As 703 Adsta igitur, μὲ consuefus es puer olim. 

Cu 528 Nam illam minis olim decem pucllam paruolam emi. 

Ci I1 2, 8 s. Nam illan(c» ego olim . . paruolam || puellam proiectam 
ex angiportu sustuli. 

Ci I 3, 30 Eandem quam olim wirginem hic conpresserat. 


1) R 1266 immo potius mi pater | ratione metrica cogente Plautus 
scripsit pro immo mi pater potius. — As 941 Fleckeiseni coniectura 
Immo potius intro pro librorum Immo intus potius nisi propter uerborum 
collocationem non displicet; nescio an accentus Immo iniró potis tole- 
rari possit. minime uerum inuestigasse mihi uidetur Goetz. 


Studia Plautina. 227 


confer etiam: 

Am 1031 Prodigum te fuisse oportet olim in adulescentia. 

E 387 Vitam ut uixissent olim in adulescentia. 

Mr 264 Amaui equidem hercle ego olim in adulescentia. 

S 134 Idem animust in paupertate, qui olim in diuitiis fuit. 
ilaque cum olim a in fabulis Plautinis nusquam appareat, Mr 90 a 
delendum esse censeo. 


Mr 218. 


Séd quid ego hic in lámentando péreo, ad nauem nón co? 
Sic BCD. Goetz et Vssing cum Seyffertio, qui praepositionem 
in tolerare non uult, uersum sic mutauerunt: 


sed quid ego hic (diem? lámentando pér(d»o, ad nauem nón eo? 
at ubi haec pellegeris exempla, nescio an aliter sensurus sis: 


Ter. Ád 900 In apparando consumunt diem. 
Ad 869 Contriui in quaerundo uitam atque aetalem mcam. 
An 5 Nam in prologis scribundis operam abutitur. 
Ad 858 Et quae tibi pularis prima, in experiundo ut repudies. 
Pl Ti 224 Multum in cogitando dolorem indipiscor. 
Ti 531 Em istic oportet opseri mores malos, 
si in opserendo possinl interfieri. 
S 55 Scio alque in cogilando maerore augeor. 
Cs II 6, 46 s. Vtinam iua quidem . . . in sortiendo sors delicuerit. 
B 37 Pol magis metuo mi in monendo oratio ne defuat. 
As 794 s. Ne sic tussiat, || wt quoiquam linguam in ussiendo 
proserat. 
Am 1 Ví «os in uostris uoltis mercimoniis 
emundis uendundisque me laetum lucris 
adficere atque adiuuare in rebus omnibus.) 
neque igitur est, cur Mr 218 a codicum lectione discedamus. 


Mr 283 s. 


Tantumst. Lysimache, sälue. Euge: (et tu», Démipho, || saluéto. 
Sic Goetz supplementum ct tu a Camerario mutuatus, nec recte 
αὖ mibi uidetur; nam eí tw in his formulis salutandi usque initium 
responsi occupat: aut Et ἐμ (sc. salue), Demipho aut Et tu salue, De- 
mipho.?) praestat igitur Reizii lectio Zuge (euge», Demipho, salueto. 
Euge euge Plautus usurpauit Ti 705 Mi 241 R 164 Au 677 . 
Am 802 (ubi alterum euge a Muellero probabiliter additum est). 


1) cf. etiam Acc. t. 269 Quanta in wenando affecta est lactitudine. 
2) Mo 569 Plautus metri causa scripsit Salue et tu; Ritschl Lachmanni 
correctionem non necessariam Salueto recepit. 


165 


228 Guilelmus Abraham: 


Mr 568. 


Prius ausculta atque hüc ades. || 


Sie Goetz Ritschelio obsecutus. in codicibus BCD uero est: 
Prius hoc ausculta dtque (hoc add. CD) ades. atque ab hac codicum 
memoria non recedes, ubi legeris: 

Mn 643 audi atque ades. || 
Ritschl etiam hoc loco huc ante ades addidit, Brix prudenter ad 
codicum lectionem rediit. 

Po 1075 eadem uerba audi atque ades codices BCD exhibent, 
quamquam ab editoribus adhuc obscurata sunt; utut uersus resti- 
tuetur, audi atque ades in huius uersus clausula recte traditum esse 
non dubitandum erit. 


Mr 615. 


Nüne tibi istuc mágis diuidiaest quám mihi | hodié fuit. 

Versus una syllaba carere uidetur, quam ut supplerent alii alia 
proposuerunt: Goetz pro hodie substituit diwidiae. misi metiri liceat 
quám mihi hodié fuit, praeferam quám mihi hódie (odió» futt, qua 
quidem lectione recuperata quomodo odio post hodie excidere potuerit, 
facile expeditur. de proceleusmatico Aódie odió nonnulla addam. 
etenim Plautus proceleusmaticum pro trochaeo (praecipue ita, ut 
binae uocales concurrerent) tum admisisse uidetur, si quarta syllaba 
breuis ictu sollemni nullo umquam modo feriri poterat; exempla quae 
in praesens praesto sunt uide haec: 


Am 442 nímis similest similest 
Au 539 animo aliquanto aliquanto 
As 634 hódie adulescens') adáülescens 
Ti 804 continuo operito opérito 

Ti 806 fáciam atenim nullo modo fieri po- | aténim 

Au 595 quasi pueri?) terat, ut Romani) pueri 

Mr 1023 ypróhibuerit?) legerent uel legi] prohibuerit 
Cp 493 consilium iniére paterentur: intere 

Mi 451 domiciliumst domiciliumst 
Mi 1437 máge mctudnt meluant 
Mo 384 et Tu 363 cédo soleás | soléas 
passim ého an elidm etíam 


Hi uersus fere omnes praeter necessitatem uarie deformati sunt. 

In praesens diiudicare non ausim,*num recte & Brixio hi pro- 
celeusmatici defendantur: 

Au 655 máne mane quís pro máne mané quis, quod Goetz edidit. 


1) cf. Ci arg. 1 conprimit aduléscens. 
2) cf. Liu. t. 26 Ego puerüm; inc. c. 48 módo puerós. 
8) de probabili huius uocabuli pronuntiatione uide infra p. 929 8. 


Studia Plautina. 299 


et Tu 775 Egon tibi máledicam pro Egon tib maledícam, nisi 
potius sic hic septenarius trochaicus legendus est: 
Tibi egon maledicam aut tibi adeo máleuelim? ut animüs meust. 
Inde simul apparet Ritschelii scripturas (uide opusc. II p. 716 ss.) 
benficium et málficiim e. q. s. 8. Plauto tribuere non opus esse, quo- 
niam accentus beneficí(um et maleficium Romanis inauditi erant. 


Mr 903 s. 


Egomet uidi. Quis eam adduxit dd uos? ὦ iniqué rogas. 
Quíd lua refert, quicum istuc uénerit? 
Syllaba breuis ante inique deest. en laetas coniecturarum se- 

getes: 

(Quis?) inique rogas Guiet 

CEnim» inique rogas Bothe et Vssing 

Haud aeque rogas Schneider 

(Em) inique rogas Ritschl 

(Ah) inique rogas Brix 

(γι) inique rogas Buecheler 

CHem quid id» rogas? Goetz. | 
hi eorrectores praeter unum Goetzium omnes obliti esse uidentur 
non iniquom codices praebere sed inique; non quia rogauit Charinus, 
Eutychus eum uituperat, sed quia hoc rogauit: Quis cam adduxit ad 
wos? | Plautus igitur scripsisse uidetur: 

(Id) inique rogas. 
sane inique quin recte traditum sit, non est cur dubitemus. 


Mr 1023. 


Si quis prohibuerit, plus perdet clam, si prohibuerit palam. 

Sic codices Palatini. ac primum quidem alterum prohibuerit 
errore librarii pro praehibuerit exaratum esse quis est quin intel- 
legat? tum comparatiuo plus docemur ante si excidisse quam uel 
[quoniam Plautus pro plus quam si dixit plus quasi!): Mi 481 s. 
, neque erili negotio plus curat, quasi non seruilulem seruiat] litteras 

qua. itaque Seyffertii quasi recepto legerim: 
Sí quis prohibuerit, plus perdet clám, (qua»si praebuerit palam. 

Quod autem multis offensioni fuit proceleusmaticus prohibüérit, 
mihi quidem mirum est, quomodo credi potuerit particularum proin 
et proinde uocales o et i coalescere, uerbi prohibere coalescere non 
posse; tum quaerere neglexerunt homines docti, qua causa Plautus 
uerborum prohibere et cohibere item atque uerborum dehibere et prae- 
hibere syllabam hi ictu feriri nusquam sinat, at uerborum adhibere 
et exhibere plus semel sinat: 


1) de quasi = quamsi uide etiam Brix ad Ti 266. 


230 Guilelmus Abraham: 


próhibeam Am 1008 B 57 nusquam prohibeam 

próhibeas Cu 605 E 286 Ti 370 » prohíbeas 

próhibeant Cp 493 3) prohibeant 

próhibuit Am 617 »  prohibui 

próhibeor As 513 ” prohíbeor 

cóhibitum Mr 64 » cohtbitum 
contra: 


adhibeam Mn 983 
exhibeat Pe 315 
exhibuit Am 895 
Equidem inde colligo Plautum ut debere et praebere sic probere 
et cobere pronuntiasse, quae mensura apud Lucretium I 977 et III 
863 metro flagitatur. — Sed utut res se habet, etiam hunc proce- 
leusmaticum próhibuerit offensione carere supra p. 228 demonstraui. 


Miles gloriosus. 
861. 


Fugiam herele aliquo atque hoc in die extollám malum. 
in die BCD. pro in die scripsit in diem Camerarius, cui editores 
adstipulati sunt. at in diem apud Plautum nusquam redit!), sed: 

in hunc dicm Pe 689 Po 503 Ps 128. 547. 899 S 478. 517. 

in alium diem Au 531 Po 500. 

in crastinum diem S 638. . 

in nonum diem Au 324. 

in unum dicm . . in omnis Ps 534 s. 

in eum diem Cs III 3, 3. 
in die uero qua ratione usurpetur docet Brix ad Mi 855, ita ut hoc 
loco in die perperam traditum esse appareat; neque Aoc in die con- 
iungere licet, quoniam Plautus nec in hoc die (nec hoc die) testibus 
codicibus dixit. 

Collatis autem Po 499 s. Res scrias || omnis extollo ex hoc die!) in 
alium diem nescio an Mi 861 ex hoc die restituere liceat, ita ut i^ 
alium diem mente adiciendum sit: 

Fugiam hércle aliquo atque ex hóc die extollám malum. 

Ceterum confer Caec. c. 178 s. Abi intro atque islaec aufer; 
tamen hodie extollat nuptias. 


Mi 1073. 


Quid est, sit ludo? Nequeo hercle cquidem risu ádmodcrarier. < Ergo.) 
Sic Ritschl et Lorenz, nec non Brix, nisi quod hic admoderari et 
in clausula cum Luchsio dubitanter pro Ergo scripsit Nec cgo, quam 


-— o — 


1) at cf. Ter. P 781 et E 1020. 


. 2) Loewe falso testatus est in A uideri deesse die, immo ex in A 
omissum esse Studemund perspexit. 


Studia Plautina. 98] 


uerborum coniunctionem apud Plautum frustra quaeras. risu meo 
moderarier est in CD, risum ac moderarier in B. 

Si contuleris Mi 270 ego uoci moderabor meae et B 91 Sumne 
autem nihili, qui nequeam ingenio moderari meo, tum si uerbum com- 
positum admoderarier Camerarii coniectura effectum non modo apud 
Plautum sed in uniuersa latinitate nusquam legi reputaueris, non 
dubitabis ἃ codicum CD lectione profectus talia e. g. temptare, quale 
illud est quod Vssing nuper edidit: 

Quid est, ut ludo?  Nequeo hércle equidem ris meo (iam) moderári. 

Sane quod Ritschl adiecit ergo, Brix et Lorenz suo iure adnota- 
uerunt ergo ob eam causam (quod in uersu proximo sequitur) uix posse 
coniungi: atque particulam ergo ad enuntiatum antecedens adnectere 
nec sententia patitur nec usus Plauti, qui hanc coniunctionem in eius- 
modi sententiae fine collocare non solet. (uide etiam Kellerhoff De 
collocatione uerborum Plautina p. 28 s.) 


Mi 1269. 


Indüxi in animum, ne óderim item ut alias, quando orasti. 

Induxi in animum CD et editiones, B omisit in. Plautus ani- 
mum inducere ita usus est, αὖ animum, qui est re uera accusatiuus 
loci = in animum (cf. supra animum aduortere p. 219 s.), pro uero 
accusatiuo haberet; nam passiue dictum est: 

Pe 66 s. animus induci potest || ewm esse ciuem | et fidelem | et bonum. 

praeterea uide: 
As 832 Possum equidem inducere animum, ne aegre patiar, quia 
tecum adcubat. 

B 1201 patiar: facere inducam animum. 

Ci III 8 Quamquam inuita te carebo, animum ego inducam lamen, 
ut (ἰδὲ) illud quod tuam in rem bene conducat consulam. 

E 550 Nouin ego te? Si ego te noui, animum inducam ut noueris. 

Po 877 Animum inducam facile, ut tibi istuc credam, ni te nouerim. 

5 346 Animum inducam, ut istuc uerum te elocutum esse arbitrer. 

Ti 704 Id me commissurum ut patiar fieri, ne anintum induxeris. 

Cp 149 Numquam istuc dixis neque animum induzis luom. 

Quod in Rudentis prologo 22 alterius generis exemplum exstat, 
non miraberis: Atque hóc scelesti | in animum inducunt (indicunt 
BCD) suom. 

Quae cum ita sint, haud ueri dissimile est praepositionem in, 
quam libri CD Mi 1269 exhibent, a librario adiectam esse; codicem 
B secutus e. g. lego: 

Indáxi animum , (illam) ne óderim item ut alias, quando ordsti. 
nam ut illam (uel eum) ad uerbum oderim addatur, uoce alias mihi 
uidetur postulari. 


232 Guilelmus Abraham: 


Mi 1343. 


Quom abs te abeam. Fer aequo animo. | Scio ego quid doleat mihi. 
Sic BCD. Brix cum Ritschelio Nou. Exc. Pl. p. 64 aequo(d) 

animo scripsit; sed pauci opinor hodie Sunt, qui aequod Plauti esse 
arbitrentur. itaque hunc uersum sic sanare praestat: 

Quom abs te(d> abeam. Fer animo aequo. Scio ego quid doledt mihi. 
Plauti enim est: et aequo animo As 375 Po 127 S 125 Tu 233 

et animo aequo Au 739 Cp 196 Po 22. 

Ritschl, cui Lorenz assensus est, olim edidit .Aequo fer animo minus 
probabiliter, quia aequo animo et animo aequo nullo usquam uerbo 
apud Plautum separantur. 


Mi 1381. 


B Me quaerit ilico hinc puero obuiam. 
CD Me quaerit illic ibo huic puero obuiam. 
Diserepantiam scripturae hoc modo exortam esse conicio: 


ibo huic 
ilico hinc; “archetypi librarius ibo huic cum post ilico hinc praeterisset, 


postea suprascripsit; CD cum ibo huic pro correctione haberent, 
il(Dic ibo huic dederunt, B uero uerbis ibo huic neglectis ilico hinc 
exarauit. itaque hanc olim uersus senarii formam fuisse arbitror: 
Me quaérit: ilico hínc ibo hwic puero óbuiam. 
editores adhuc libros CD secuti aut transpositione (puero huic Bothe 
Ritschl Lorenz) aut pronomine ego adiecto (ibo (ego) huic Brix) 
numeros parum probabiliter sanauerunt; Ribbeck ilico Quliro» huic 
nuper edidit. 


Mostellaria. 
494. 


Qui abhínc sexaginta ánnis occisus foret. 

Vix fieri potest, ut amnis recte traditum sit: lege grammatica 
accusatiuus a«nos cum aduerbio abhinc coniunctus postulatur, quam 
legem Plautum ceteris locis seruasse uidemus: 

Tu 341 quasi (ab»hinc ducentos annos fuerim mortuos. 
B 388 hoc factumst ferme abhinc biennium. 

Cs p. 39 scd abhinc annos factumst scdecim. 

S 137 qui abhinc iam abierunt triennium. 


Persa. 
42. 


Rogan? cum B! Ritschl scripsit, idem Spengel Reform. p. 386, 
quamquam codices B? C D recte exhibent Rogas? nam Plautus usque- 
quaque Rogas? dixit, nusquam Roga(s)n(e)? 


Studia Plautina. 233 


Rogas? Au 634 B 206. 980 Cp 660 Cs II 3, 35 Pe 107 Po 386. 
1733 Ps 740 R 860 8 335 Ti 80 Tu 505. 
Rogitas? Au 339 R 1361. 


Pe 135 ss. 


Tun’ illam uendas? Immo alium adlegauero 
qui uendal, qui esse se peregrinum praedicet. 
Sicul istic leno hau dum sex mensis Megaribus 
huc est quom conmigrawit. 

Ante sicut. Ritschl lacunam statuit; sed quoniam uocabuli sicut 
uis non raro (uide Langen Symb. p. 249 s.) simillima est illi nam 
explicatiuo = hoc ideo dico quia (de cuius particulae frequenti usu 
Plautino conferas Brix ad Ti 23), ante sicut hic quiequam excidisse 
nego, quamquam Langen l. ]. Brixio lacunam agnoscenti assensus 
est. etenim Toxilus Saturioni explicaturus est, cur consilium suum — 
aliquem amicum tamquam peregrinum ad lenonem mittendi — peragi 
possit: hoc fieri, inquit, potest, quia leno nondum sex menses in hac 
urbe uersatur neque igitur incolas adeo nouit, ut quendam incolam 
in peregrinum modum uestitum agnoscere possit. 


Pe 290. 


Itanest? Itancst? Mála's. Scelestus. Décet me. Me quidem haud decet. 

Quid facilius est, quam extremum huius sermonis membrum 

sic emendare: Me (é»quidem hau d(é»decet, quod ad sententiarum 

conexum, membrorum concinnitatem, codicum memoriam aequo modo 
quadrat? 


Pe 642. 


Jam de istoc rogáre omitte, nón uides nolle (&»loqui? 

Sic libri BCD et editiones; equidem offendo in structura rogare 
de aliqua re = rogare aliquid, quae ἃ sermone Plautino aliena 
est. Plautus uerba rogare et rogitare aut absolute (fere octogies) 
posuit, aut cum accusatiuo rei (fere tricies) coniunxit aut cum 
&ccusatiuo personae (fere tricies), aut cum accusatiuis et personae 
et rei (fere tricies), aut cum enuntiato interrogatiuo uel solo (fere 
uicies) uel personae accusatiuo ad uerbum rogare accedente (octies), 
&ut cum sententia finali (duodecies; et sexies quidem praeterea 
accusatiuus personae ad uerbum rogare accedit!), bis coniunetio ut 
Omissa est). 





1) nusquam rei accusatiuus accedit; itaque libri BCD! recte exhibent 
Mn 907 Quia rogo, palla ut referatur rursum ad uxorem meam. 
Bothe Weise Ritschl Brix Vahlen Vssing cum DF rogo pallam, μὲ 
perperam ediderunt. 


234 Guilelmus Abrabam: 


Hunc de quo agimus septenarium non ueri dissimile est aduerbio 
tandem pro iam de reposito sic emendare: 
Tandem istuc rogáre omitte. nón uides nolle (&»loqui? 
aduerbium /andem sententiae peraptum est; conferas Cp 964 Tandem 


ista aufer, dic . . . et Mi 1030. 


Pe 701. 
Ausculla ergo, μὲ scias. 

Sic libri ABCD et editiones. at uerbum awscultare eiusque 
compositum subauscullare cum apud Plautum septuagies legantur, 
raro cum enuntiato secundario coniuncta sunt!), nusquam cum sen- 
tentia finali: 

Cu 279 Hinc auscultemus, quid agat. 
' B 404 Hinc auscultabo, quam rem agant. 
Po 822 Quid habeat sermonis, auscultabo. 
Mi 993 Tace: subauscultemus, ecquid de me fial mentio. 
B 983 Lacrumans (tacitus auscultabat, quae ego loquebar. 
Am 300 Clare aduorsum fabulabor, hic (ut) auscultet, quae loquar. 
B 273 Porro etiam ausculta pugnam quam woluit dare. 
nec tamen hi uersus ad eius de quo agitur loci indolem quadrant; 
huic simillimi sunt hi: 
As 350 Ausculta ergo, scies. 
Cp 338 Quid uis? dum ab re ne quid ores, faciam. Ausculta, 
tum scies.?) 
Cs II 4, 8 Ausculta ergo, loquar. 
Au 820 Eloquar iam, ausculta.?) 
Mo 484 Ego dicam, ausculta. 

Itaque facere non possum, quin uf scias nescio cui librario 

neglegenti uel corrigenti deberi pro scies iudicem. cf. Cp 338 (B). 


Poenulus. 
911 s. 


Ita di faxint. numquid aliud mé morare, Milphio? 
Valeas beneque ut tíbi sit. 
Sic Goetz. at Vssing intellexit rectius distinguendum esse: num- 
quid aliud? me morare, Milphio. habes numquid aliud (sc. me uis)?: 


1) de uersu Ps 523* non Plautino, ubi auscultare cum infinitino 
coniunctum habes, uide p. 182 88. 

2) sic cum codicibus DEJ legendum est, & qua lectione codex B, 
nisi quod scias exhibet, non recedit. Brix Auscultadum, (ut) scias edi- 
. dit, quod, ubi ad exempla quae supra congessi respexeris, reicies. adde 
quod auscultadum nusquam apud Plautum redit, uerum tum scies item 
uersus clausulam efficit B 1023 et 146. 

3) uirgulam post iam posui, quo loco sententia postulari uidetur 


Studia Plautina. 235 


B 757 Cp 448 Mi 259. 1196 Mo 404 (Mr 282); de huius sententiae 
usu ac ui cf. Brix ad Ti 192; uide etiam ea quae ipse ad Au 263 
supra p. 213 dixi. ᾿ 


Stichus. 
94. 


Máne, puluinum. Bene procuras mihi: sat sic fultumst: sede. 
mihi cum libris ABCD edidit Goetz; sed cum Plautus uerbum 
procurare usquequaque cum accusatiuo coniungat, hoc loco aut sic 
interpungendum: Bene procuras: mihi sat sic -fullumst aut Bene pro- 
curas me: salis sic fullumst scribendum esse puto. datiui structura 
primum apud Arnobium et iurisconsultos inuenitur, ubi significat 
procuratorem esse alicui rei. 
Exempla Plautina uide haec: 


Po 715 Hinc me procura. 

Cu 525 Qui me procurem. 

Cu 519 Qui te procures. 

Tu 418 s. Nunc tu te interim || quasi pro puerpera hic procuras! 
S8 200 Quibus ipsis nullast res, quam procurent, sua. 

Po 28 s. Nutrices pueros infantis minutulos || domi procurent. 

Tu 878 absolute positum est. 


Apud Terentium procurare non legitur, inter ceteros poetas 
scaenicos semel in Titini c. 52 ut res suas procuret. 


Trinummus. 
386. 


Tüte ad eum adeas, (ute concilies, tute poscas. Eccere. 


Sie codices ἀμέτρως; Bergk pro altero íwte proposuit μέ, cui 
Ritschl et Brix assensi sunt. at Plautus factum posterius nusquam 
a uerbo adire pendere uoluit per particulam wf uel ne finalem, uerum 
aut ἀςυνδέτως aut per atque (et) id addidit: As 150 Cs p. 41 E 571 
Mn 360 Mr 104 Mi 420 Po 652 s. S 202; As 141. 247. 722 
B 978 Cp 540 Cs III 5, 54 Cu 145 Mn 277. 465. 707. 808. 1091 
Mr 712 Mi 1224. 1226 Po 982. 992 Ps 450 Ti 1041; S 293. 
nemo non intellegit aliam esse condicionem uersuum 


Pe 602 s. Sed ego te malo tamen || eumpse adire, ut ne contemnat 
te ille. 
semel exstat supinum 
B 442 Quom patrem adcas postulatum, puero sic dicit paler. 
itaque scribere malim tu pro altero fute. nec tamen ideo primum 
tute in iu cum Bothio Spengelioque demutauerim. 


286 Guilelmus Abraham: 


Ti 598. 


Ibit statim aliquo in mázxumam malám crucem. 

statim Brix et Ritschl, pro quo codices BCD exhibent istac. 

Neque uero síatim hoc loco tolerari potest!); nam nec Plautus 
nec Terentius nec ceteri poetae scaenici hanc notionem uocis statim 
z extemplo uel confestim nouerunt, sed eas quas Nonius p. 393, 5 ss. 
his quae sequuntur exemplis congestis testatus est notiones == per- 
seueranter et aequaliter. uide: 

Am 273 Nam neque se septentriones quoquam in caelo conmouent, 
neque se luna quoquam mutat atque «uli exortast semel, 
nec iugulae neque uesperugo neque uergiliae occidunt: 
ita statim slant signa neque nox quoquam concedit die. 

Am 238 In fugam scd iamen nemo conuwortitur 
nec recedit loco quin statim rem gerat. 

inni t. 17 Qui rem cum Achiuis gesserunt slatim . . . 

Afrani c. 10 Quamquam non istis exercetur in locis 
hic noster, delaborat cum puera slatim. 

Ter. P 788 Quid autem? Quia pol mei patris bene parta indiligenter 
(utatur ; nam ex eis praediis talenta argenti bina 
statim capiebat. 

Ad hunc uersum Donatus non male adnotat síatim = perpetuo, 
aequaliter et quasi uno statu, quae ui8 et ex numerali distributiua 
bina et ex imperfecto capiebat euidenter apparet. quibus rebus 
neglectis Dziatzko in adn. ad h. u. in peruersum abiit, cum Donato 
fastidito expediret stafim = confestim, ab ipso inilio. 

Ti 598 igitur Brixii coniectura repudianda est, quamquam con- 
cedo etiam librorum istac illo loco usui Plautino repugnare, quia 
istac non secus atque isie ad personam appellatam attinet: 

E 660 Thesprio, exi istac per hortum. 

Mr 219 Si istac ibis, commodum obuiam uenies patri. 

Pe 444 Abi istac trauorsis angiportis ad forum. 

Ti 383 Etsi aduorsatus tibi fui, istac iudico (= ut tu uis). 
difficilius est dictu, quid in istac lateat. de forma aliqua pronominis 
iste (cf. istinc Dousa, lle istim Pareus, iste hinc Ritschl olim, subito 
istic Bergk) cogitari nequit; Buggianae lectioni ibit is (unc primum 
id obstat, quod lunc uel tum principem talis sententiae locum tenet, 
deinde pronomen is non modo superuacaneum est sed etiam uix 
recte post uerbum effugiet de eodem homine dictum. 

Itaque aut grauior in uersibus 597 et 598 inest corruptela aut 
ıbırı[fracalıquo ex abıbıraliquo effectum esse conicio. abire in 
maxumam malam crucem nemo ignorat. legerim igitur 

Abíbit aliquo in máxumam malám crucem. 


1) cf. etiam Langen Symb. p. 16. 


Studia Plautina. 237 


Ti 717. 


Abiit hercle ille quidem. ecquid audis, Lysiteles? | ego te uolo. 

Sic codices Palatini ἀμέτρως. Ritschl Reizium secutus Abit 
hercle ille quidem scripsit; sed Brix in adn. ad ἢ. l. tempus praesens 
usui Plautino repugnare ostendit; ipse edidit Abiit hercle ille, sed ne 
hoc quidem apud Plautum redit. qui, ut idem quod hie postulatur 
significaret, praeter: Iamne abiit (ille)? et Satine abiit (ille)? his 
formulis usus est: 

Ilic hinc ábiit: Au 265. 460 Cp 901 E 81 Pe 200 Po (445) 917. 
Ille quidem hínc abiit abscessit Τὰ 884. 
Abiit Au 245 Ci III 19 Ps 241 Ci II 1, 61 Mn 698. 957 

Tu 758 Am 1045. 

Itaque pro librorum BCD Abiit hercle ille quidem restituere 
ausim Iflic hinc dbiit, quod proximi uersus uerbis Hic quoque hinc 
ábiit optime respondet; sed quomodo Palatinorum lectio ex illa resti- 
tuta enasci potuerit, expedire nequeo. 


Truculentus. 
81 s. 


Eadem postquam alium répperit, qui pls daret, 
Damnósiorem mihi exinde immouit loco. 

Sie fere codices BCD (exinde CD, exine B). 

exin (uel, ut alii malunt, exim) apud Plautum est correlatiuum 
particulae uw: 

Mo 227 Vt famast homini, exin solet pecuniam inuenire. 
Po 754 Víquomquest uentus, exim uelum uortitur. 
E 49 Vicumque in allo uentust, Epidice, exim uelum wortitur. 
exinde autem his habes locis (ante litteram consonam positum): 
Cu 363 Oslium ubi conspezi, exinde me ilico prolenam dedi. 
Ps 679 proinde μὲ quisque forluna ulitur, 
ita praecellit: atque exinde sapere eum omnes dicimus. 

Itaque erinde Tu 82 seruandum esse censeo. 

Tum manifestum est ad enuntiatum antecedens codicum mihi 
trahi non posse; saltem ablatiuus comparatiuus me postularetur ad 
damnosiorem referendus; sed ne id quidem fieri potest, quia ablatiuus 
comparatiuus pronominum personalium a Plauto ante formam com- 
paratiuam ipsam poni solet.!) itaque mihi ad enuntiatum proximum 
trahendum, sed hoc loco non recte collocatum est, quia particulis 
eorrelatiuis — erinde ad postquam respicit — usquequaque primum 
sententiae locum occupari Schoell scite adnotauit. 


——— 





1) ex permultis locis duo repugnant, Mr 700 et R 281, quorum 
altero comparatiuus ad subiectum accedit, alter in cantico legitur (uide 
etiam Kellerhoff De collocatione uerborum Plautina p. 84). 


238 Guilelmus Abraham: 


Deinde cum uoces /oco et mouit codices certo tradant, non 
intellego, cur a notissima illa compositione loco moucre, quae et 
sententiae apta est et apud Terentium P 32 legitur, homines docti 
recesserint: Diniarchus modo narrauit se quondam summum aique 
intimum locum apud &micam tenuisse, nunc uero omni sua re spo- 
liatum ab ea, quae diuitiorem amatorem exspectet, repudiari siue 
suo loco moueri. nec loco amouere, quod est in F, nec loco exmouere 
aut demowere, quae uerba composita ἃ nonnullis praeposita sunt, 
placent; sane loco exmouere numquam, quantum scio, dictum est. 

Itaque deleto pronomine mihi emendandum esse censeo: 

Damnósiorem, exinde me mouit loco.) 


Tu 160. 


Tu a nóbis *sapiens nihil habes: nos 'nequam’ abs té habeámus. 

Hanc septenarii iambici formam cum libris B CD edidit Schoell, 
sed qua ratione post indicatiuum habes coniunctiuus habeamus alte- 
rius membri item constructi explicetur, praesertim cum uerborum 
conexu Ähabemus postuletur? Astaphium enim Diniarchum fere sic 
deludit: "Tu quamuis te sapientem putes, omnem tuam rem perdi- 
disti; nos autem, quas nequissimas esse contendis, omnem tuam rem 
in potestatem nostram redegimus' (cf. u. 764 s.). 

Quod cum intellexisset Bergk Symb. 49 s. inter alia proposuit: 
nos abs te nequam habemus. attamen adiectiuum sequam, quod 
arte cum nos cohaeret, rectius post nos quam post abs te collocatur, 
praesertim cum «equam declinari non possit; in priore sententia 
Plautus metri necessitate coactus adiectiuum sapiens post a nobis 
posuit, in posteriore nulla erat causa, cur &b hac, quam Bothe 
restituit, uerborum forma recederet: 

Tu a nóbis sapiens nihil habes, nos néquam abs te(d)» habémus. 

De coniecturis Brixii (rem) abs te habemus et Kiesslingii abs 
te <tua) habemus proponentis iam Bergk l. 1. scite iudicauit: non 
modo non opus esse illis additamentis, uerum potius Plautinum usum 
dicendi pessumdari. cf. de sententiae structura praecipue Tu 232 et 
233, ubi fere idem legitur, et Tu 217 s. 


Tu 248 s. 


Sed is clam patrem etiam hac nocle illac per hortum transit ad nos. 
Sic codices omnes AB CD, nisi quod dla A et transiliuit Palatini. 
Recensiones Ambrosiana et Palatina non in hoc tantum uersu, 

Bed in illis quoque, qui uicini sunt, adeo inter se discrepant, ut etiam 
metrum uiolenter ab eis tractatum esse appareat, qui illarum recen- 


1) quod Leo Herm. XVIII p. 6715s. ad uersus finem sanandum pro- 
posuit meo exinem imposuit loco, id nunc ne ipsi quidem uiro doctissimo 
probari contido. 


| 


Studia Plautina. 239 


sionum auctores fuerunt. itaque quid ipse Plautus scripserit, accu- 
rate diiudicare non ausim; hoc tamen constat falso nuper scripsisse 
Schoellium: 

Is clam laterem etiam hac nocte illac, | porro hortum transiluit ad nos. 
quid dicam de laterem ex patrem facto et pro muro posito? later 
apud Plautum ubi exstat (Tu 305 et 306) non secus atque apud 
ceteros scriptores significat id quod Graecis πλένϑος est — "lapidem 
ex luto factum" (cf. H. Nissen Pompejanische Studien p. 25); murum 
ex lateribus exstructum Plautus (Tu 303 et 305) maceriam appellat. 
neque melius Schoell cetera ita expediuit, ut uerborum formam uix 
Latinam efficeret. accedit quod 'transiliendi' uerbum ad huius loci 
indolem uix quadrat. 

Plautus enim eandem sententiam eisdem fere uerbis praedicare 
solet; itaque etiam illac per hortum transire non semel dixit: 

As 741 Angiporto 

illac per hortum transiit clam, ne quis se uideret 
huc ire familiarium. 

Mr 1009 Iilac per hortum nos domum transibimus. 

S 437 Iam hercle ego per hortum ad amicam transibo meam. 

S8 614 Non metuo: per hortum transibo, haud prodibo in pu- 

plicum. 

Cs III 4, 23 Abi et aliud cura. ego iam per hortum iusscro 

meam istuc iransire uxorem ad uxorem (uam. 

Pe 444 Abi istac lraworsis angiportis ad forum: 

eadem istaec facito mulier ad me (ranseat 
per hortum. 

E 660 Thesprio, exi: istac per hortum domum (ad erum transi 

tuom». 
Similes sunt hi loci: 
Pe 678 s. Per angiportum rursum te ad me recipito | illac per hortum. 
Mo 1045 Abii!) illa(c»?) per angiportum ad hortum nostrum clan- 
culum. 
Verbo íransilire autem omnes fabulae Plautinae carent. 


Tu 589. 


Díc ob haec dóna quae ad me miserit. 

Sic BCD, nisi quod in CD me deest; Spengel, cui Schoell 
assensus est, ut tetrametrum creticum redintegraret, dono post dona 
adiecit, neque uero usquam Plautus aliquid dono mittere alicui uel 
ad aliquem dixit, sed: 


1) Abis A teste Studemundo. 
2) illac pro codicum ABCD lectione illa recte emendauit Brix ad 
Mi 63 app. crit. 


940 Guilelmus Abraham: 


dono dare alicui aliquid duodeuicies 
dono addere n » E 474. 

dono aduehere » » Mr 888. 

dono habere » » Mi 982 Ps 1074. 
dono promittere — » » Mo 185. 

Neque magis probabile est Kampmanni alicui aliquid dono do- 
nare Tu 804, quod Schoell suo iure reiecit.!) quodsi Tu 589 ex 
cretico dimetro cum penthemimere trochaico, quae cola in codicibus 
insunt, tetrameter creticus efficiendus est, possis e. g. modo post me 
addere: 

Τίς ob haec dóna quae ad mé (modo? miserit. 


Tu 865 ss. 


Scío equidem sponsám libi esse el filium ex sponsá (lua, 
Et tibi uxorém ducendam iam esse: alibi iam animim iuum 
Et quasi pro dérelicta sis habiturus: 
Sic exhibent hos uersus codices BCD, nisi quod in ultimo uersu 
E pro Et et delicia pro derelicta D tradit. Schoell inde ab alterius 
uersus altera parte haec scripsit: abi, ama “animum tuom? | Et (me) 
quasi pro derelicta sis habeto. at ama 'animum luom’ Plauti esse 


mihi persuadere nequeo. propono: aliena animtüm tuom || Á me, 
quasi pro derclicta sis habilurus. 
De hac uerbi alienare notione conferas: 
Cu 173 Prohibet? nec prohibere quit 
nec prohibebit, nisi mors meum animum apste abalienauerit. 
Ter. He 658 Nunc cum eius alienum csse animum a me senliam 
nec conuenlurum inter nos posthac arbitrer, 
quam ob rem redducam? 
uide etiam Mi 1321 et Ps 95. — alienare habes: Mr 611. 833 Am 
399 Ti 595; Ter. Ha 979. 


Tu 868 ss. 


Cógilalo, mus pusillus quam sit sapiens bestia, 
Actatem qui nón cubili uni umquam conmittit suam, 
Quasi unum obsidiator, alium perfugium gerit. 

Sic codices BCD ultimum uersum tradunt, nisi quod B Quia 
si pro Quasi habet et odium post unum addit. Schoell hune septe- 
narium edidit: Quía, si unum obdit öbsidiator, aliud perfugisim tegit. 

At substantiuum obsidiator in uniuersa latinitate nusquam in- 
uenitur: pro quo in recentioribus codicibus probabiliter substitutum 
est obsideatur. scilicet mus bina cubilia sibi facit; si alterum ei de- 
mitur, alterum restat. cubile autem non tam canalem significat, per 








1) Plautus semel bisue aliquem dono donare (S 656 hoc dono, Am 
137 donis plurumis) usurpauit. 


Studia Plautina. 941 


quem mus exit atque introit, quam cameram, ubi fruges collectas 
asseruat atque ipse habitat. Phronesium igitur ad Diniarchum con- 
uersa “Scio’ inquit “tibi uxorem ducendam esse, itaque in praesens 
me relinque; Sed si usus uenerit, ad me redi: prudens esto et tam- 
" quam mus bina cubilia fae ut habeas) cum hac sententia congruit 
perfugium, quod non significat, uiam patentem qua effugere liceat 
(ut Bergkianum illud ecfugium), sed locum, ubi homo fugax quiescere 
possit: muri igitur perfugium est allera camera uel alterum cubile. 
Praeterea in uersu & Schoellio constituto displicet uerbum 
obdit, pro quo quod in B est odium ex uersu proximo irrepsit. dixit 
quidem Plautus forem obdo Cs V 2, 16 (ubi obdo est in libris E J, 
abdo in B), sed ita ut 'pessulis forem occludo' significaret; quae uis 
& Tu 870 aliena est. ceterum Terentius hoc modo dixit: 
E 608 pessulum ostio obdo. 
Ha 278 anus foribus obdit pessulum. 
δὲ Plautus praeter Cs V 2, 16 uerbo occludere usus est: 
pessulis fores occludere Au 103 s. 
pessulis aedis occludere Ci III 18. 
foris occludere As 759 Mi 1250. 
(pessulis)aedis occludere Am 1018 Au 274 Mn 698 Mo 400. 405. 
omisso) | ianuam occludere Au 89 Mo 444 S 308. 
ostium | occludere Mo 425 Cu 155. 
In eiusdem uersus fine Schoell íegit pro codicum gerit scripsit, 
at mus perfugium non tegit!), sed potius perfugium expetit. equi- 
dem cum Pio Meursioque in gerit inesse puto quaerit, quod uerbum 
adeo his duobus locis commendatur, ubi Plautus cum uoce perfugium 
illius synonyma coniunxit: 
Cs III 5, 3 Nescio unde auxili, praesidi, perfugi 
mi aut opum copiam comparem aut expetam. 
Ci I 3, 12 ss. dico | pedibus perfugium peperit; in Lemnum aufugit, | 
ubi tum habitabat. 
, Scripserim igitur: 
Qui, si unum obsidedlur , aliud pérfugium quaerit (sibi. 
cf. 5 478 (BCD). sane datiuus commodi pronominum personalium 
ad uerbum quaerere?) saepe accedit: 


1) tegere apud Plautum, quae est uera uerbi uis, significat operire: 
Ti 861 H 577 Mo 992. 870. 163 R 208 Ti 817. 

2) singulare illud est, quod ad uerbum quaerere quidem datiuus 
commodi accedit, nusquam tamen ad eiusdem uerbi frequentatiuum quae- 
sritare; es ad hoc demonstrandum hi uersus mihi uidentur: 

Po 688 Hospitium ie aiunt. quaéritare. Quaerito. 
et tribus uersibus 
691 Quid itá? ἊΝ a muscis si mi hospitium quaérerem 
quae cum ita sint, quid de S 478 iudicandum sit, intellegitur; Ritechl 
correctione codicis À quaerita recepta perperam edidit: 
Aliwn conuiuam quaerita tibi in hunc diem. 
Goetz uero libros A!'BCD secutus melius quaerito scripsit. 


Jabrb. f. class. Philol Suppl Bd. XIV. 16 


242 Guilelmus Abraham: Studia Plautina. 


a. quaerunt — sibi || Ci I 2, 28 Mr 717. 
quaerere . sibi | Po 628. 
quaerere . tibi | Cu 417. 
quaerat . . sibi | B 1003. 

b. sibi quaerere Cp 461 Mi 274 Ps 23. 
libi guaerere Cs II 3, 48 Ci II 3, 21 E 669. 
mihi quaerere Po 691. 
uobis quaerere As 474. 


Vtrum in hoc uersu et in eis, quos supra in hac commentatione 
emendare conatus sum, genuinam Plauti lectionem recuperauerim 
necne, iudicent peritiéres; id tamen confidentius contenderim in 


plurimis ex eis de quibus egi locis corruptelae sedem me recte 
agnouisse. 


Addenda. : 


p. 201 ad de praeda E 621] in codice B esse de praeda Vssing (in 
commentario ad h. u.) contra Goetzium falso contendit teste Studemundo. 

p. 215 ad Au 730] quid agam, non edepol scio Spengel Reform. 
p. 342. 

p. 224 ad E 314 ss.] eodem modo sententiarum conexum restituit 
Vssing. 

p. 232 ad Mi 1381] idem coniecit Leo Mus. Rhen. XXXVIII p. 21. 





Index locorum. 





pag. pag 
Am 595 ..... 228 Cu 
187 196 8 1 .... 228 208 
253 209 13. .... 215 493 8 
300 9294.19 | 731... . . 916 5. | 554 
316 209 7116... .. 188 514 
409 199 e 820... . . 234,3 | 578 
442 . 998 605 
678 214, 2 B 636 
690 211 en 196 648 
807 297 694 
300. .... 217etı 
877 202 701 
312 . . 9168 
990 . 410 248 208 
996 . $430 | 9539... 0’ E 
1094 . 210 arg. 5 
Cp 13 
As 838 . . . . . 234,2 | 108 
108... 206, ἃ 49Ὡ...... 228 152 
836 2. 22... 202 158 
189 . 189 
865 .. ... 204 191 
197 . 188, 1 
911 . . . . . 199 315 
5068. . . 191 et 1 
1026 . 224 824 
513 . . . . 9208 358 
582 . 211 294 
588 . 189 Cs 199 
684. 998 p.26..... 908 580 
716 . 205 δ... . . 187,2 | 597 
733 202, 2 II2,92 . 190,3 | cog 
752 2118 II2,35 . 189,8 | 65 
765 219 II2,39 . 215,1 | 660 
941 220, 1 18,8. 198 681 
113,9 ... . 224,9 ttt 
118,97 . . . . 193,1 
Au I4,29 . . . . 197etı Mn 
105 . 198 657 . 
V2,16 . 941 
142 . 2198 V2'54 201. | 643 
963 . 213 , SAU 907 
339 . 994 1121 
881 . 214 Ci 
406 . 214 arg.1 . . . . 298,1 Mr 
488 . . . . 214s ]D1,2.. . . 198 90... .. 
589 . . . . 228 HII6..... 212,3 | 149 . . . . 


*) numeris minoribus adnotationes paginae significantur. 
16 * 


peg. 


197 
217 s. 
218 
218,1 
218 a. 
208 
219 
210 
205 
219 8. 


220 
290 
201 
221 
221 8. 
223 8. 
224 
224 
212,3 
202,1 
207,2 
205 
185, ı 
201 s. 
201 
295 
198 


208 
228 
233, 1 
226 


226 8. 
183 


244 


218 . . . . 
288 . . . . 
420 . . . . 
436 . . . . 
568 . . .. 
695 .... 
6815 . ... 
7329 . . . . 
844 . . .. 
903 . . . . 
983 . . 
1023 . . 


89 . . . . 
12606 . . .. 
230 . . . . 
838 . . . . 
410 . ... 
451 . . . . 
699 . . . . 
861 . . . . 
930 . . 
985 . . . . 

1073 . . . . 
1115 . . . . 
1168 . . .. 
1220 . . . . 
1242 . . . . 
1250 . . . . 
1269 . . 

1343 . . . . 
1381 . . . . 
1437 . . . . 


Mo 
299 . . . . 
317 . . . . 
384 . . . . 
494 . . . . 
528 . e. 
569 . . . . 


Liui t. 26 


228. 


207. 


Index locorum. 








Pag. pag. 
227 844 . . . 907, 3 
227 8653 . . . 200,1 94 . 
189 s 999 . . . 907eto 170 . . 
204,1 |1006 . . . 188,3 175 e 
228 1045 . . . 239,1.2 418 
220, 8 523 
228 8. Pe 723 e. 
185et1| 42... 232 s. 
204 136 5 233 Ti 
299 181 991 305 
184 88 290 233 889 
999 8 496 194 8. 386 
561 994 598 
649 933 8. 2 ἢ 
220 701 234 804 . 
198 169 991 8. 806 
200, ὃ 841 
200, 5 Po 874 
200, 3 132 221 909 ^^ 
998 455 215 edi 
208 500 230, 2 1198 ' 
230 814 199, 1 1146 | . 
208 911 984 8. 
900 960 904 . 
2308. [1075 998 Tu 
213,1 [1106 224 82 
200,1  |1367 2218. 160 . 
216,1 9488. . . 
203 et καὶ Ps 261 
200 84 . 197 296 
231 124 . 185,1 363 
232 593 . 1892 ss. 374 
232 661 . 905,3 315 
998 691 . 212,1 506 
896 . 907,1 589 . 
1048 . 990,2 701 . 
204,1 [1286 . 207 eta5 | 775 
223 1268 . 921a. 804 . . 
298 850 . 
239 R 863 
191,1 .|1266 226, 1 866 s 
227,2 [1816 204, 1 870 . 
rn 299 Enni t. 141. . . . . .. 
rn 222,3 Afrani c. 12 . 2 2... 
ren 207et5 ! inc. c. 42. . . . 2 . . . 
ΝΞ 236 Lucil. XXVI 42 M. 


298, 3 





pag. 


235 
223, 2 
209, 2 
241,2 
198 
183 


209, 2 
199 
285 
236 
237 
228 
228 
196 
212,1 
211,1 
185, 1 
206, 1 
188 


237 a. 
238 
238 s. 
197 
193, 3 
298 
186 ss. 
214, 1 
187, 1 
239 s. 
204, 1 
229 
240 
194 
189 οἱ 3 
240 
240 88. 


195 8. 
224 
228, 2 


. 203,1 


STATUE UND ORT 


IN IHREM 


VERHÄLTNISS BEI DEN GRIECHEN. 


nn 


EINE ARCHÄOLOGISCHE UNTERSUCHUNG 
VON 


ERNST KUHNERT. 


Die Frage nach dem Verhältniss eines Bildwerkes zu dem ihm 
bestimmten Aufstellungsorte ist bisher nur für Reliefs von L. Ross 
und seinen Gegnern verschiedentlich behandelt, für Statuen so gut 
wie gar nicht; E. Köhler in seiner Abhandlung über die Ehre der 
Bildsäule bei den Griechen (kl. Schr. ed. Stephani VI p. 245 ff.) 
nimmt nur ganz gelegentlich einmal darauf Rücksicht und auch 
Panofka (über eine Anzahl antiker Weihgeschenke, A. B. A. 1839 
p. 125 ff.) behandelt nur einen kleinen Teil und diesen in gewöhn- 
licher Weise. 

Das Material für die Entscheidung einer solchen Frage, das 
natürlich in der Hauptsache auf Pausanias beruht, wird leider da- 
durch sehr eingeschränkt, dass unser Perieget so oft mit Ausdrücken 
wie πληςίον, οὐ πόρρω, ὄπιςεθεν operirt, die vermöge ihrer Dehn- 
barkeit die verschiedensten Entfernungen bezeichnen können, ohne 
weiteres mithin nie eine genauere Bestimmung der Lage erlauben. 
Weiter kommen ausser gelegentlichen Erwähnungen anderer Autoren 
noch die Fundberichte in Betracht, die allerdings, wie vorauszusehen 
war, für unseren Zweck wenig ergeben, in der Regel vielmehr nur 
bekanntes bestätigen. Von grösster Bedeutung hingegen sind wie 
in vielen Fällen so auch hier die Inschriften. 

Eine Einschränkung des Materials habe ich mir selbst geboten, 
indem ich im ganzen allein die vorchristliche Zeit berücksichtigte, 
da ich eine griechische Sitte untersuchen wollte; nur in besonderen 
Füllen bin ich darüber hinausgegangen. 

Um sonst unvermeidliche, lange mythologische Excurse zu 
meiden, werde ich bei solchen Gelegenheiten einfach auf die betref- 
fenden Stellen bei Preller? hinweisen. 

Bei der Einteilung einer solchen Untersuchung kónnte man 
zwei Gesichtspunkten folgen: es würe eine scharfe Trennung nach 
Statuen von Göttern und Menschen möglich, oder eine Sonderung 
nach den verschiedenen Localen der Aufstellung. Für beide lassen 
sich gute Gründe anführen; ich halte die letztere für übersichtlicher, 
will aber auch die erste soweit möglich innehalten, indem ich bei 
der Behandlung jedes einzelnen Ortes erst auf die Götter-, dann auf 
die Menschenbildsäulen Rücksicht nehmen werde. Die heiligen Orte 
betrachten wir wegen ihrer ungleich grösseren Bedeutung in älterer 
Zeit zuerst, dann die profanen, ebenso wie wir die Öffentlichen den 
privaten voranstellen. So ergiebt sich folgende Gliederung: I die 
öffentlichen Orte 1) heilige, 2) profane. II die privaten Orte 
1) heilige, 2) profane. 


248 Ernst Kuhnert: 


1. 
Der Statuenschmuck der öffentlichen Plätze. 


1. 
Der heiligen. 


Es liegt auf der Hand, dass die ältesten Symbole der Gottes- 
verehrung sich in der freien Natur befanden; erst eine vorgeschrit- 
tene Zeit umhegte und überdachte dieselben. Als Nothwendigkeit 
stellte sich ein solcher Schutz bei der Aufnahme der ikonischen 
Götterdarstellung heraus, da ein grosser Teil der uralten Cultus- 
bilder aus Holz geschnitzt war. Verwandt wurden dazu kleine, 
meistens wol ebenfalls aus Holzstämmchen zusammengefügte Aedi- 
culae, aus denen sich allmählich der griechische Tempel entwickelt 
hat.!) Der Tempel war demnach, wenn diese Annahme richtig ist, 
nichts anderes, als die schützende Behausung eines Göttersymboles 
und später eines Götterbildes; nur eine einzige Bildsäule werden 
also die ältesten Tempelchen enthalten haben, ebenso wie es bei den 
später fast allein auf das Land oder in die Privathäuser verbannten 
Aediculae die Regel ist. Allein diese Einfachheit genügte bald nicht; 
man gruppirte um das eine Götterbild auch Statuen anderer Götter, 
welche mit der Tempelgottheit in engen Beziehungen standen. Fort- 
während erweiterten sich diese Kreise bis zum völligen Aufhören 
jedes näheren Zusammenhanges; einige Tempel wenigstens müssen 
in späterer Zeit ganz das Aussehen moderner Museen gehabt baben. 
Natürlich können wir diese Entwickelungsstufen nicht Schritt für 
Schritt an der Hand der Überlieferung verfolgen, um so weniger, 
als dieselben nicht an allen Orten etwa in die gleiche Zeit fielen, 
sondern durch viele Nebendinge hier beschleunigt, dort gehemmt 
wurden.?) Doch für die Annahme, dass ursprünglich nur ein Gott, 
dann ganz enge zu ihm gehörige unter einem Tempeldache verehrt 
wurden, scheint mir in hohem Grade der Umstand zu sprechen, dass 
ein kleiner Teil jedes Tempels zu allen Zeiten nur in der angedeute- 
ten Weise geziert wurde, der Sitz des Tempelbildes, worauf schon 
Bötticher Tekton. II? $ 59, 4 hingewiesen hat. In den allermeisten 
Fällen, die zusammenzustellen Zeitverschwendung wäre, stand hier 
allein das Bild des Tempelgottes.") Die verhältnissmässig nicht 


1) Vgl. Bötticher Baumcultus 152. 

2) Strabo 640 nennt z. B. in Ephesos Tempel, in denen nur alte 
ξόανα existirten (wo also absichtlich keine neuen Werke hi 
waren) im Gegensatz zu anderen, die von Skopas geschmückt waren. 
Gründe unbekannt. 

3) War der Tempel mehreren Gottheiten zugleich geweiht, 80 pfleg- 
ten diese auch &üusserlich als enge verbunden bezeichnet zu sein: die 
Bilder standen auf derselben Basis, Paus. VIII, 9, 1. Doch darf man 





Status und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 249 


zahlreichen Fälle, in denen um das Bild dieses Gottes sich noch 
andere gruppirten, beweisen ohne Ausnahme, dass diese Umgebung 
nur leiblich oder geistig mit diesem aufs engste zusammenhängen- 
den Gottheiten (worüber an verschiedenen Localen natürlich ver- 
schiedene Vorstellungen herrschten) allein zugänglich war. Beispiele 
werden dies am besten zeigen. 

Zu Patrai im Tempel des Zeus Olympios stand neben seinem 
Bilde Athena!); zu Megalopolis auf der einen Seite Artemis, auf 
der anderen die Stadtgöttin Megalopolis selbst.?) 

Im Heratempel zu Mantineia umgaben der Göttin Bild Hebe 
und Athena), zu Olympia Zeus, Ares (?), Themis und die Horen*); 
zu Argos stand neben ihr nur des Naukydes Hebe und ein anderes 
uraltes Herabild.°) 

Als Paredroi der Athena finden wir zu Tegea Asklepios und 
Hygieia, Marmorbilder von Skopas.°) 

Zu Athen im Tempel des Hephaistos befand sich neben dem 
Tempelbilde dieses Gottes eine Bildsäule der Athena. Pausanias 
(I, 14, 6) erklärt, dass ihn dieser Umstand nicht Wunder nehme, 
da ibm die Erichthoniosfabel wohl bekannt sei Damit erkennt er 
an, dass zu dieser Art der Aufstellung eines Gótterbildes eine enge 
Verbindung mit der Tempelgottheit unerlüsslich war. 

Leto hatte in ihrer Umgebung zu Ephesos die Amme Ortygia, 
welche auf jedem Arme ein Kind trug’), Asklepios seine Tochter 
Hygieia zu Titane?) und zu Argos?); im Charitenheiligtume zu Elis 
stand Eros sogar auf demselben Bathron, wie die Schnitzbilder der 
drei Góttinnen.!?) 

Zu Megalopolis im Tempel der Demeter und Kore standen der 
letzteren gegenüber zwei Bildsäulen von Mädchen, die gefüllte Blu- 
menkörbchen auf dem Haupte trugen; sie gehörten unzweifelhaft 


diese Behauptung nicht umkehren, Paus. VI, 24, 7. Wahrscheinlich aber 
ist es, dass die beiden auf einem Throne sitzenden (und sogar aus einem 
Blocke gehauenen) Bildsäulen der Demeter und Despoina im Tempel 
zu Akakesion (P. VIII, 37, 3) darauf deuten, dass beiden Göttinnen ge- 
meinsam (nicht allein der Despoina wie P. sagt) das Heiligtum ge- 
weiht war. 

1) P. VII, 20, 3. 

4) P. VIII, 80, 10. 

8) P. VIII, 9, 3 — Preller I, 140, vgl. Klein, Arch. ep. M. v. Oest. 


IV, 19. 

4) P. V, 17, 1. Über das Verhältniss der Horen zu Hera s. Krause, 
Musen Gratien Horen etc. p. 119. 

5) P. II, 17, 5. 

6) P. VIII, 47, 2. 

Strabo XIV, 640. 

8) P. II, 11, 6, uralte sehr merkwürdig geschmückte Bildsüulen. 

9) P. II, 83, 4, etwa aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert, 
von Xenopbilos und Straton; vgl. Hirschfeld tit. stat. 1302, Bull. de 
corr. bell. IV, 47. 

10) P. VI, 24, 6— 7. 


250 Ernst Kuhnerv: 


dem Kreise jener Dämonen der Fruchtbarkeit an, mit denen man 
viele Götter zu umgeben liebte.!) Dem Bilde der Demeter ent- 
sprach die Statuette des idäischen Daktylen Herakles; vermögen 
wir auch bei diesem nicht mehr genau den Grund seiner Beziehun- 
gen zu Demeter anzugeben?), so erhebt seine enge Verbindung mit 
dieser Göttin eine andere Notiz des Pausanias?) tiber jeden Zweifel. 

In dem kaum eine Achtelmeile vom Akakesionberge entfernten 
Tempel der Despoina endlich, welche die Sage eine Tochter des 
Poseidon und der Demeter nannte‘), sah man ihr und ihrer Mutter 
Bild auf einem Throne sitzend in enger Vereinigung, die mir dar- 
auf zu deuten scheint, dass beiden Göttinnen gemeinsam das Heilig- 
tum geweiht war.?) An der Despoina Seite stand der Titane Anytos, 
ihr Erzieher, dem neben Demeter Artemis entsprach®), während 
ὑπὸ τῶν ἀγαλμάτων d. h. wol einige Stufen tiefer als diese Bilder 
Statuen der Kureten postirt waren.*) 

Es möchte vielleicht nicht unrichtig sein, wenn wir bei einer 
Anzahl anderer Bildwerke ihre Gruppirung um das Tempelbild ver- 
muteten; allein die Angaben hierüber, welche nicht wie die obigen 
ziemlich klar waren, habe ich um so lieber tibergangen, als sie 
nichts neues lehren. 

Betrachten wir nun die übrigen Teile des Tempelgebäudes. 
Auch diese werden, wie schon hervorgehoben, nur nahen Verwand- 
ien des betreffenden Gottes anfünglich offen gestanden haben; es 
ist jedoch nicht zu verkennen, dass die Beziehungen hier bereits sehr 
viel lockerer werden. Wir haben nun freilich mit Ausnahme weni- 
ger Fälle so gut wie gar kein Mittel in der Hand, um das Alter der 
Aufstellung dieser Bildwerke zu constatiren; allein besonders bei 
Tempeln kleiner, entlegener Orte, in denen die Kunst nie eine Ent. 
wickelung erlebte, scheint es doch kaum zu gewagt, die wenigen 
Bilder, die hier erwähnt werden, noch als eine Art von Petrefakten 


— — 


1) Man nannte sie κόραι τοῦ Aapoqüvroc (so ist P. VIII, 31, 1 mit 
Bekker zu lesen), d. h. Mädchenstatuen von Damophon; erst durch ein 
Missverstándniss dieser Bezeichnung wurden θυγατέρες daraus. Zu der 
ebenso irrtümlichen Deutung auf Athena und Artemis haben einen Schlan- 
kopf natürlich die Blumen veranlasst. — Über die ühnliche Figur der 
Chloris spüter, S. 259. 

2) s. indess Preller II, 275—76. 

3) IX, 19, 5: seine Verehrung neben Demeter war nicht auf Arka- 
dien beschränkt, wir finden sie auch in Mykalessos. 

4) Preller I, 621—22. 

5) Der fehlerhafte Ausdruck des Pausanias VIII, 37, 1 ff. entstand 
wol daraus, dass im Cultus zu Akakesion die Despoina (zu Samothrake 
die Mutter) die Hauptrolle spielte, s. Conze, arch. Unt. auf Samothr. II, 26. 
. 6) Sie galt als Tochter derselben, Herodot II, 156. — P. VIII, 37, 6. 
— Preller I, 243. Über den Tempel der Artemis Hegemone am Ein- 
gange des Heiligtumes s. Curtius, Pelop. I, 296 und A. B. A. 1854, 25%. 

? Preller I, 640. Zu der untergeordneten Stellung s. Michaelis, 
M. A. I. I, 292. 


Statue und Ort in ihrem Verhültniss bei den Griechen. 951 


anzusehen, die sich aus Zeiten respectabelsten Altertumes in ihrer 
einfachen Gruppirung ohne Zusätze Jahrhunderte hindurch erhal- 
ten haben. 

Beginnen wir auch diese kleine Musterung wieder mit Zeus, 
so finden wir seinen Tempel den verschiedensten Gottheiten zugäng- 
lich: zu ihm steht jedes Glied der grossen Götterfamilie in nahem 
Verhältniss. In seinem Tempel zu Aigeira befand sich ausser seinem 
Sitzbilde aus pentelischem Marmor vom Athener Eukleides!) ein 
unzweifelhaft bedeutend älteres der Athena, ein teilweise mit Gold 
verkleidetes Xoanon mit elfenbeinernen Extremitäten. In desselben 
Gottes Heiligtum zu Aigion sah man Athena und Aphrodite?), zu 
Lebadeia Kronos und Hera.") In dem berühmtesten Heratempel 
bei Argos, dessen uraltes Tempelbild später durch das polykletische 
ersetzt wurde, rührten noch aus alter Zeit die Bilder der Chariten 
im Pronaos her.) Auch aus ihrem sehr alten Heiligtume in der 
Altis können wir noch die ursprünglichen Bestandteile herausschälen: 
es waren ausser der Göttin Bild Zeus, Ares (?) und Themis von 
Smilis nebst Töchtern von Dorykleidas. Zu Argos im Athenatempel 
sah man das uralte dreiäugige Holzbild des Zeus, das angeblich dem 
Priamos entrissen sein sollte.°) In Erythrai befand sich ein Tempel 
der Polias, deren Bild wahrscheinlich von Endoios stammte; dies 
schloss Pausanias®) auch aus den unmittelbar am Eingange aufge- 
stellten Bildsäulen der Chariten und Horen, die er also derselben 
Zeit und wol auch demselben Meister zuschrieb. 

Von Apollotempeln kommt hier nur das wie es scheint hoch- 
altertümliche (der Sage nach von Danaos erbaute) Heiligtum des 
Lykios zu Argos in Betracht, in dem ein Hermes von Epeios und 
eine von Hypermnestra geweihte Aphrodite’) sich befanden. Das 
alte Bild des Apollo freilich war später durch ein Werk des Atheners 
Attalos ersetzt.?) 


1) Brunn I, 274 setzt ihn nach Ol. 101, 4. Paus. VII, 26, 4. 

2) P. VII, 24, 2. 

8) P. IX, 39, 4. Doch ist es nicht sjcher, dass dieses dem Zeus 
gehürte. 

4) P. II, 17, 8 ἀγάλματα ἀρχαῖα. 


6) P. VII, 5, 9. 

7T) P. II, 19, 3—6. Ein zweites Bild des Hermes hielt eine Schild- 
króte εἰς λύρας moíncv in der Hand. Über Aphrodites Verhältniss zu 
Apollo vgl. Gerhard A. V. IV, 5 Anm. 4 und Prodr. 162 ff, — Klausen 
Aeneas I, 300. Νικηφόρος bedeutet wol „Nike tragend“ Conze Lesbos 22. 
Solche Attributfiguren kann man fast für jede würdevollere Gottheit 
nachweisen; für Aphrodite a. noch A. Z. 1883, 296 — Clarac IV, 596, 1299 
(vgl. Donaldson arch. num. 80, 30—102, 29), für Demeter Cic. Verr. IV, 
49, 110 — Ares Overb. Plast. II? Fig. 77 — Asklepios Conze Lesbos 22 
Taf. X, 3. Hera mit Sirenen P. IX, 34, 3 — Preller I, 138, 5 — Kybele 
mit Nemeseis Preller I, 440 — Apollo mit Chariten Brunn I, 50. Merk- 
würdig ist der Agamemnon ὃς räc Νίκας φέρει zu Tegea C. I. G. I, 1519. 

8) Brunn I, 558. 


252 Ernst Kuhnert: 


Sehr alt scheint auch der Asklepiostempel zu Titane gewesen 
zu sein; ausser des Tempelgottes und dem (wenn dieser Euphemis- 
mus erlaubt ist) höchst sonderbar geschmückten Bilde der Hygieia 
sah man dort noch Statuen des Alexanor und Euamerion; der er- 
stere, Sohn des Machaon, galt als Tempelgründer, der andere war 
einer der Heildämonen, die gewöhnlich in der Umgebung des Askle- 
pios gefunden werden.!) 

Zu dieser Reihe móchte ich auch den korinthischen Aphrodite- 
tempel rechnen, in welchem sich ausser einer gewappneten, also wol 
sicher sehr alten Statue dieser Góttin noch Eros mit Bogen und 
Helios befanden, letzterer infolge einer Localsage, nach welcher er 
die Akropolis der Göttin geschenkt haben sollte.") Nicht minder 
antik scheint auch der auf der Insel Kranae Gytheion gegen. 
über belegene Tempel derselben Góttin gewesen zu sein, den angeb- 
lich Paris gegründet haben soll, als er hier zuerst mit Helena rastete. 
In eben diesen Tempel liess die Tradition den Menelaos nach glück- 
licher Heimkehr von den Trümmern Trojas ein Bild der Themis?) 
und Praxidike aufstellen: eine ungewöhnliche, in Griechenland durch- 
aus beispiellose Impertinenz, die unzweifelhaft nur in den Hirnen 
von Exegeten ausgeheckt sein kann. Das wirkliche Motiv der Auf- 
stellung war natürlich ein anderes: wir haben hier eine Trias ver- 
wandter Gottheiten und zwar drei Praxidiken zu erkennen.*) 

Höchst zweifelhaften Alters ist der korinthische Palaimon- 
tempel, in welchem Bilder des Poseidon und der Leukothea standen); 
über die Zeit der im Pronaos des Poseidonheiligtumes errichteten 
Statuen9) lohnt es ebensowenig Vermutungen aufzustellen. 

Auf ein hohes Alter des Dionysostempels zu Theben darf man 
wol aus seiner Heiligkeit schliessen, die ihn nur einmal im Jahre 
an festgesetztem Tage zu öffnen erlaubte’); in ihm befand sich, wie 
die Thebaner sagten, eine Bildsäule der Semele. In den Anfang 
vielleicht des fünften Jahrhunderts gehört der Dionysostempel zu 
Tanagra, in dem man ausser des Besitzers Bilde von Kalamis noch 
die Statue eines Triton sah, deren Aufstellung angeblich durch eine 
Localfabel veranlasst war. Was davon zu halten, lehrt der Um- 
stand, dass die Tanagräer höchst phantasievoller Weise gleich zwei 


1) P. II, 11,6 — Preller 1, 431. Zweifelhaft ist das Alter des 
sikyonischen Tempels P. II, 10, 2. 

2) P. II, 4, 6 — Il, 5, 1. 

3) Die Har. bieten Θέτιδος, eine Verderbniss, die durch die troja- 
nische Fabel veranlasst wurde (P. III, 22, 1—2). Zu den sehr selten 
vorkommenden Praxidiken (Paus. erwähnt sie nur noch einmal zu Ha- 
liartos IX, 38, 3, wo ihnen ebenfalls ein Hieron geweiht war) passt nur 
Themis. Vgl. Bacchylides bei Bergk P. 1. g. III* fr. 29. 

4) Vergl. Gerhard Prodr. 96 Anm. 114—115. Aphrodite = Thelxinia 

5) P. 1, 9, 1. 

6) P. II, 1, 7. 

7) P. IX, 16, 6. 


Statue und Ort in ihrem Verbältniss bei den Griechen. 953 


verschiedene bei der Hand hatten, die sehr ergötzlich bei Pausanias 
zu lesen sind.') 

Im Dioskurentempel endlich zu Argos waren den Brüdern selbst, 
ihren Frauen Hilaeira und Phoibe und Söhnen Anaxis und Mnasinus 
Bildsäulen geweiht, Werke von Dipoinos und Skyllis?), während zu 
Athen in einem wie Pausanias?) ausdrücklich sagt alten Heiligtume 
nur sie selbst und ihre Söhne Bilder hatten. 

Diese Durchwanderung der älteren Tempel Griechenlands lehrt 
uns, dass die Zeit vor der ersten grossen Kunstblühte von Hellas 
im ganzen noch ziemlich bescheiden in ihren Ansprüchen war; die 
nächsien geistigen oder leiblichen Verwandten des Tempelgottes 
genügten allein als Zierde seines Heiligtumes. Es ist kein Wunder, 
dass die Ausstattung der Tempel mit dem Emporblühen der Kunst 
Hand in Hand ging, um so weniger, als die billigen Preise der 
Statuen auch weniger Bemittelten einen Ausdruck ihrer Dankes- 
gefühle durch derartige Weihgeschenke erlaubten. 

Die Entstehung der meisten öffentlichen Culte aus privater 
Gottesverehrung schliesst es in sich, dass ursprünglich nur eine 
kleinere Gemeinde (κώμη) sich um einen oder mehrere Tempel 
schaarte, deren Glieder insgesammt denselben Gott resp. dieselben 
Gottheiten als ihre vorzüglichsten Schützer ansahen. Der wachsende 
Verkehr musste eine derartige Einfachheit bald zerstören; die in 
ihrer Religion immer mehr disharmonirenden verschiedenen Elemente 
der Einwohnerschaft bedingten, dass die durch langen Usus sanctionir- 
ten Staatsgötter nicht immer, sicher nicht sämmtliche, mit den Schutz- 
göttern jedes Einzelnen identisch bleiben konnten. So liegt es in der 
Natur der Sache, dass in viele Heiligtümer sehr verschiedene Götter- 
‚bilder zusammenströmten. Denkt man sich beispielsweise den Fall, 
dass Jemand einer Gottheit Dank schuldig zu sein glaubte, welche 
in der Umgegend keine Verehrungsstätte besass, so konnte er unter 
Umständen ihr Bild nur in dem Tempel eines mit ihr oft nicht recht 
harmonirenden Gottes unterbringen.) Indess mögen solche Fülle 


1) P. IX, 20, 4. Der wahre Grund der Aufstellung wird kaum 
noch sicher zu ermitteln sein. Den Triton blos als Träger der Statue 
aufzufassen, verbietet die von Curtius A. Z. 1883, 255 besprochene Münze; 
er muss in irgend einem engen Verhältniss zu Dionysos estanden haben. 
Man findet ihn z. B. auf Dionysosvasen, Gerhard À. V. 1, 9 p. 39 — 
IV, 811—318 p. 89. Einen Triton mit Becher erwähnt Athen. L 480 A. 

2) P. II, 22, $ 8. Anhang. 

3) P. I, 18 

4) Ich bekönne mich damit unumwunden zu der Ansicht, dass es 
durchaus erlaubt var, jedes beliebigen Gottes Statue in jeden Tempel 
zu weihen; wenn dies für jede Menschenstatue, wie wir später sehen 
werden, freistand, ist es für diesen Fall ohne weiteres klar; die vielfach 
aufgespürten mysteriösen Zusammenhänge richten sich selbst. Nur für 
die ältere Zeit dürfen wir (nach unseren Quellen) wie oben gezeigt, einen 
engen Zusammenhang voraussetzen. Später mag ein solcher die Regel 
gewesen sein; diese hatte aber zahlreiche Ausnahmen. 


904 Ernst Kuhnert: 


nicht einmal häufig vorgekommen sein; denn es ist kaum Zufall, 
dass wir in fast keinem Heiligtume, das nur einem einzigen Gotte 
geweiht war, die Bilder aller, auch nur der bedeutendsten, finden, 
nicht einmal in so überreich geschmückten wie Olympia und Delphi, 
wenigstens nicht nach den uns erhaltenen Nachrichten!); einige 
fehlen stets. Es ist also schr wahrscheinlich, dass man im ganzen 
nur die Bilder der in einer Gegend besonders verehrten Schutzgötter 
in die hier gelegenen Tempel zu weihen sich veranlasst fühlte, so 
dass also insofern wenigstens ein gemeinsames Band diese Gottheiten 
einte, als man bei allen ein lebhaftes Interesse für die Bewohner 
dieser Gegend voraussetzte. Eine nachweisbare Ausnahme haben 
nur sehr besuchte Tempel gemacht, welche mehr Leute, als gerade 
die nächsten Umwohner interessirt haben. 

Während wir also auch in späteren Zeiten in sehr vielen, be- 
sonders unbedeutenderen Heiligtümern nur solcher Götter Statuen 
nachweisen können, welche in näheren Beziehungen zum Tempel- 
gotte standen?), so sind wir doch auch ganz sicher von einigen sehr 
reich ausgestatteten Tempeln unterrichtet. Besonders finden wir 
Asklepiosheiligtümer, bei denen ja der Grund allgemeineren Inter- 
esses auf der Hand liegt, in auffallender Weise vor anderen ausge- 
schmückt. So z. B. den Tempel zu Messene; die hier aufgestellten 
Bilder waren in verschiedene Gruppen geteilt, die man auch an an- 
deren Orten unschwer erkennt. Gesondert standen hier die Statuen 
des Asklepios und seiner Kinder, an anderer Stelle die des Apollo, 
der Musen, des Herakles, ferner Theben und Epameinondas, Tyche 
und Artemis Phosphoros. Es waren alles Steinbilder von Damophon 
mit Ausnahme der eisernen Statue des Epameinondas von einem 
anderen Kinstler.?) ? 


1) Ein Unicum ist das Hierothysion zu Messene (P. 1V, 82, 1, in 
welchem die Statuen aller von Hellenen verehrter Gótter standen), von 
dem aber auch nicht gesagt wird, dass es einer Gottheit geweiht war: 
es wird allen zusammen gehórt haben. Über Panthea (P. I, 18, 9 — 
II, 2, 8— 25, 6 — III, 22, 8) vgl. Jordan im Königsb. Lectionskatalog 
Sommer 1883; sie haben eine moderne Analogie in den Kapellen τῶν 
ἁγίων πάντων, die im heutigen Hellas so zahlreich sind. 

2) Z. B.: Tempel der Hera, Plataiai P. IX, 2, 7 — Apollo Megara 
P. I, 44, 2 — Artemis Lykoneberg P. II, 24,5 — Aphrodite Megara I, 48,6 
— Ares Athen J, 8, 4 — Demeter Athen I, 2, 4 — Eumeniden Athen 
I, 98, 6 — Athena Alalkomenai IX, 34, 1 — Asklepioshain Epidauros 
II, 29, 1 — Aigion VII, 23, 7 — Temenos des Apollo Smintheus Troas 
X, 12, 6 — Karneischer Hain IV, 38, 4, Preller I, 205—6 — Musenhain 
auf Helikon IX, 30, 1 ff. u. 8. w. 

3) Diese stórt auch die Gruppen, von denen jede anfangs nur aus 
zwei (allerdings ungleichen) Teilen bestand. P. IV, 31,10. Die urspräng- 
liche Anordnung war folgende: 

Asklepios — Kinder 


Apollo | — Museen 
Herakles — Theben 
Tyche — Artemis. 


Zur Tyche Brunn [I 288. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 255 


Nur ganz oberflächlich sind wir leider von der Ausstattung des 
berühmten Heraion auf Samos unterrichtet, eines Tempels von ausser- 
gewöhnlichen Dimensionen); Strabo nennt das Hypaithron desselben 
angefüllt mit den berühmtesten Meisterwerken, unter denen er nur 
drei Kolosse von Myron, Zeus, Athena und Herakles auf einer Basis 
hervorhebt. 

In sehr sonderbarer und soviel wir wissen, einzig dastehender 
Art ist teilweise wenigstens das Heraion in der Altis ausgeschmückt. 
Auf die ursprünglichen Bestandteile desselben ist schon früher hin- 
gewiesen; bald fügte man die Bildsäulen von fünf Hesperiden (von 
Theokles) aus der Epidamnier und eine Statue der Athena von 
Medon aus der Megarenser Schatzhaus hinzu.) Ferner finden wir 
dort zwei Göttergruppen: Demeter und Kore sitzen, Apollo und Ar- 
temis stehen einander gegenüber°); vielleicht dürfen wir eine ähn- 
liche Aufstellung für die Bilder der Leto und Tyche, des Dionysos 
und einer geflügelten Nike voraussetzen. Auch diese Statuen kann 
ich ebensowenig wie die Hesperiden und Athena als ursprünglich 
für den Heratempel bestimmt ansehen; Pausanias nennt sie nicht 
mit den sicher in diesen Tempel geweihten zusammen, sondern 
macht vorher die Hesperiden und Athena namhaft, mit denen er die 
Entführungsliste zu beginnen scheint. Alle bisher genannten Werke 
waren sehr alt, teilweise aus Gold und Elfenbein oder wie die Athena 
aus Gold und Cedernholz, die Künstler allerdings z. Teil unbekannt. 

Die erste grosse Kuustblühte unter Pheidias hatte dann ein 
immer regeres Interesse an der Plastik in Griechenland hervor- 
gerufen, das allerdings in vollem Umfange erst der folgenden Periode 
zu Gute kam: jetzt strebte man mit Eifer danach, mit solchen Meister- 
werken der Götter Tempel auszuschmücken.*) Praxiteles musste 
seinen jetzt so berühmten Hermes mit dem Dionysosknaben für das 
Heraion schaffen, Kleon von Sikyon eine eherne Aphrodite giessen, 
zu deren Füssen später Bo&tlos von Karchedon das vergoldete Bild- 
niss eines kleinen nackten Knaben setzte. Auf aussergewöhnlichem 
Wege beförderte man wol bald darauf die Goldelfenbeinbilder der 
macedonischen Königsfamilie von Leochares aus dem Philippeion in 
den Heratempel hinüber, sicherlich wieder nur, um möglichst viel 
gleichartige Werke an einen Ort zusammenzubringen; man wird es 


1) Girard, Bull. de corr. hell. IV, 884—94. — Strabo p. 637. 

4) P. VI, 19, 12. 

8) P. V, 17, 2. 

4) Es ist höchst interessant, zu beobachten, wie um 400 etwa überall 
eine sozusagen systematische Ausschmückung der Tempel vor sich ging. 
Bei grossen Städten, besonders Kunstcentren, ist dies nicht auffallend. 
aber über den Eifer ganz kleiner und entlegener Orte muss man sich 
wundern. Plataiai hatte nicht genug an der Hera Nympheuomene des 
Kallimachos; es musste auch Praxiteles beschüftigen, P. [X, 2, 7. Sogar 
die Gortynier wollten eine Bildsäule von Skopas haben, P. VIII, 28, 1, 
ebenso die Tegeaten, P. VIII, 47, 2 u. s. w. 


256 Ernst Kuhnert: 


so bis auf etwa zwei Dutzend Bildsäulen dieses kostbaren Materiales 
gebracht haben.) 

Bei weitem die meisten aller Bildsäulen aber waren nicht im 
Tempelgebäude selbst, sondern im Peribolos desselben errichtet; sie 
standen dort wol meistens unter freiem Himmel, hin und wieder 
vielleicht unter kleinen Acdiculae, oder zierten die zum Tempel ge- 
hórigen Hallen. Leider kónnen wir &uch aus den Fundberichten nur 
ahnen, welch einen Eindruck besuchte Heiligtümer hervorgerufen 
haben müssen; Pausanias ist hier noch wortkarger als sonst. Doch 
ist wol nach allem, was wir tiber die allmähliche Zunahme des 
Statuenschmuckes im Tempelgebäude gefunden, die ganz natürliche 
Voraussetzung erlaubt, dass auch hier ursprünglich nur nahe mit 
dem Tempeleigenttimer verbundene Gottheiten durch Bildsäulen ge- 
ehrt wurden; es hat dann dieselbe Entwickelung stattgefunden, die 
gleichfalls damit endet, dass auch die Periboloi berühmter Tempel 
ihrem Umfange entsprechend mit ganzen Wäldern von Statuen gefüllt 
waren. Die Umgebung des Tempels der grossen Göttinnen zu Me- 
galopolis war geschmückt mit einer Anzahl von Götterbildern in 
Hermenform?); man traf dort auf Hermes Agetor, Apollo, Athena, 
Poseidon, Herakles und Helios mit Beinamen Soter (eine Bezeich- 
nung, die speciell den Arkadern viel Vergnügen gemacht zu haben 
scheint), während am Eingange in Relief auf der einen Seite Artemis, 
auf der anderen Asklepios und Hygieia zu sehen waren. Zu Titane 
schmückten die Säulenhalle des Asklepiostempels ausser des genannten 
Gottes Steinbild noch Xoana des Dionysos, der Hekate, Aphrodite, 
Göttermutter und Tyche?); für die Altis und besonders für den 
Tempel zu Delphi gentigt eine Andeutung.* Hier Zusammenhänge 
nachweisen zu wollen, wäre völlig verfehlt; wir müssen annehmen, 
dass jeder Götterstatue alle Heiligtümer offen standen. 


Wir verlassen jetzt auf einen Augenblick das Reich der hohen 
Olympier und richten unser Augenmerk auf die Menschenstatuen, 
mit denen die Heiligtümer geschmückt waren. Wir können sie hier 
natürlich nicht in ihrer bunten Durcheinanderwürfelung betrachten, 


1) Der Grund dieser Deportationen wird ein ganz äusserlicher ge- 
wesen sein, Die Instandhaltung der chryselephantinen Werke war mit 
grossen Schwierigkeiten verbunden; die Aufstellung an einem Orte ver- 
minderte diese, wie sie eine stete Beobachtung der Bildsüulen erleichterte. 
Móglich, dass man eben deshalb die goldgeschmückten Hesperiden und 
Athena hinüberbrachte; freilich bleibt unerfindlich, warum man sie allein 
aus den Gruppen herausriss. 

2) P. VIII, 31, 1—7. Die Beobachtung, dass die Arkader gerade 
die oe liebten, hat schon Pausanias VIII, 48, 6 gemacht. 

8) P. II, 11, 8. 

4) Über dessen Frequenz vgl. Homolle in den Monuments de la 
soc. des études gr. en France 1878, p. 88. 


Statue und Ort in ihrem Verhültniss bei den Griechen. 257 


in der sie tiberallhin durch die Tempel zerstreut waren!); die 
Übersichtlichkeit verlangt es, die einzelnen Gattungen gesondert zu 
mustern. 

Die so nahe liegende Voraussetzung, dass man die Bildsäulen 
der einzelnen Individuen vorzüglich in den Tempeln derjenigen 
Gótter finden würde, welche ihren Beruf schützten, also beispiels- 
weise die Statue eines Kriegers im Athena- oder Arestempel, die 
eines Seefahrers im Heiligtume des Poseidon, trifft auffallenderweise 
nicht entfernt in dem Maasse zu, wie man erwarten sollte. Nur ver- 
schwindend wenige Beispiele dieser Árt sind uns bekannt: die Statuen 
des Arimnestos, Iphikrates und Tolmidas?) in Athenatempeln, die 
Statue Homers am Eingange des delphischen Apolloheiligtumes"), 
eine Anzahl von Dichterbildsäulen im helikonischen Musenhaine‘) 
und endlich das Bild der Phryne im Erostempel zu Thespiai?). Wir 
müssen diese fast als eine Art Ausnahme betrachten, zumal sich an 
keinem Orte so vieler Götter Tempel befanden, dass man jeder 
Menschengattung auf diese Weise hätte gerecht werden können; 
und die Transportkosten nach meilenweit entfernten Heiligtümern 
vermochte wol eine Hetäre, aber kein gewöhnlicher Mensch zu er- 
schwingen. Vielmehr muss constatirt werden, dass in den meisten 
Fällen die Hochheiligkeit und die damit verbundene Frequenz 
der Tempel den Ausschlag gab°), oder die persönlichen Be- 
ziehungen, durch die Jemand sich mit einem Gotte verknüpft 
wähnte, welche natürlich keineswegs auf Götter und Menschen gleichen 
Berufes beschränkt waren. Es war eben zu allen Zeiten jedem 
Menschen erlaubt, in einer jeden Gottheit Tempel eine Statue seiner 
Persönlichkeit zu stellen, sofern er diese als Anathem dem Gotte 
weihte^); die Erlaubniss hatte der Priester zu erteilen, der wol nur 


1) Vgl. Köhler, Ges. Schriften VI, 309. 

2) P. IX, 4, 2 — I, 24, 7—27, 5. 

8) P. X, 24, 2. 

4) P. IX, 29, 6—30, 4: Linos in einer Felsgrotte (vgl. Decharme, 
Archives des miss. scient. 1867, 176), Thamyris, Árion, Sakadas (P. X, 
7, 4), Hesiod, endlich Orpheus neben Telete mit seiner üblichen Um- 

bung von bezaubernd lauschenden Tieren aus den drei möglichen 
ementen (s. Kallistr. stat. VIL). 

6) P. IX, 27, 5. Aus späterer Zeit führe ich noch an die Statuen 
des Becitator Longianos im halikarnassischen Musenhaine, Lebas III, 
1618 und eines Plutarch im Diketempel zu Megara C. I. G. I, 1080; 
vergl. Himer. Ekl. XIV, 15 — C. I. G. II, 2692. 

6) Dio Chr. 44, 194: Je berühmter der Tempel, desto höher. die 
Ehre, in ihm aufgestellt zu werden. 

7) Nur die Statuen der Sieger in den Festspielen machen insofern 
eine Ausnahme, als sie nicht für Anatheme, sondern für ein Recht 
(ὑπόμνημα τῆς νίκης P. V, 20, 8 — VI, 12, 1) galten. Vergl. die inter- 
essante Beobachtung von Furtwüngler (M. A. 1. 1880, 29 ff), dass erst 
seit dem ersten vorchristlichen Jahrhundert dieser Unterschied aufhört. 
8. auch Purgold A. Z. 1881, p. 89. 


Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 17 


958 Ernst Kuhnert: 


Frevler von diesem Vorrechte ausschliessen durfte") Ich will gleich 
hier diese Behauptung etwas näher begründen. Man pflegt sich oft 
die Erlaubniss zur Aufstellung dieser Anatheme vom Staate abhängig 
zu denken. Dies muss ich für entschieden falsch erklären, weil ich 
nicht weiss, wie ich mir die Einholung einer solchen Erlaubniss vor- 
zustellen habe. Soll etwa über jedes derartige Anathem, das ein 
Privatmann in einen Tempel weihen wollte, erst Bule und Ekklesia 
getagt haben? Das darf man einem Volke nicht zutrauen, welches 
jäbrlich nur über vierzig νόμιμοι ἐκκληςίαι verfügte.”) Entscheidend 
ist der Umstand, dass auf keinem dieser in Tempel geweihten Privat- 
anatheme jemals ein Wort über staatliche Erlaubniss gesagt ist; 
wäre eine solche vorausgegangen, so hätte dies nach der Alten Sitte 
durchaus auf dem Anatheme bemerkt werden müssen. 

Der Priester allein, als Vertreter des Gottes, hatte hier Er- 
laubniss zu erteilen und den Aufstellungsort des Weihgeschenkes 
innerhalb des Tempels zu bestimmen. Als Dareios im Hephaisteion 
zu Memphis vor des Sesostris und dessen Gemahlin Statuen seine 
eigene stellen wollte, verweigerte ihm als weniger würdigem der 
Priester diesen Platz.) Dies geschah einem persischen Despoten 
gegentiber. Und als Themistokles medische Beutestücke dem delphi- 
schen Apollo weihen wollte und die Pythia befragte, ob er sie im 
Tempelgebäude aufstellen dürfe, erhielt er zur Antwort von ihr, er 
möchte sich schleunigst damit nach Hause verfügen.‘) Diese Fälle 
beweisen, in wessen Macht die Erlaubniss lag; kein Staat wird da- 
bei um seine Meinung befragt. 

Wie es mit Anathemen von Ausländern stand, ist eine andere 
Frage. Dass aber auch Fremde, wie natürlich, ohne des betreffenden 
Staates Erlaubniss seine Tempel mit Weihgeschenken füllen durften, 
scheint für die gute griechische Zeit die Regel; das beweisen die 
Anatheme des Kroisos und Amasis. Auch Olympias weihte ohne 
Athen zu fragen eine Schale in einen attischen Tempel; und die 
Empörung des Hypereides?), als dieselbe Königin später über die 
ἐπικόςμηςις des Dionebildes zu Dodona von Seiten der Athener sich 
ungnüdig äusserte, bestätigt nur unsere Behauptung. Erst in ganz 
spüter Zeit scheint sich die Sache anders gestellt zu haben; denn 
die Colonieen, welche Hadrians Statuen im Olympieion zu Athen auf- 
stellen wollten, holen erst ein athenisches ἐπιψήφιςμα ein, das aber 
auch in den Inschriften ausdrücklich erwähnt wird.9) 


1) Für die letztere Annahme vermag ich nur ihre Wahrscheinlich- 
keit anzuführen. Bezeugt ist nichts dergleichen; bei P. X, 14, 5 haben 
wir es mit einer (noch dazu unannehmbaren) Vermutung zu thun. 

2) Dass beiläufig ganz Thespiai oder gar Delphi die Dedication der 
Phryne genehmigt habe, glaubt doch wol Niemand im Ernste, 

8) Herodot 1I, 110. — Diodor I, 58. 

4) P. X, 14, 5. S. Anm. 1. 

δ) ὑπὲρ Εὐξενίππου 35 ff. 

6) De cura stat. apud Gr. S. 28. Doch geschah dies, wie ich jetst 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 259 


Wir wenden uns nach dieser Abschweifung unserer eigentlichen 
Aufgabe zu und betrachten zunächst den Sitz des Tempelbildes. 
Menschen war die Ehre, neben ihm aufgestellt zu werden, fast 
durchweg verschlossen!); wenige uns überlieferte Beispiele sind ganz 
eigentümlicher Art") Im Letotempel zu Argos stand neben der 
Göttin Bild eine Statue der Chloris, die, wie die Sage ging, von 
&llen Tóchtern der Niobe allein die Góttin um Schonung angefleht 
hatte und darum einzig von ihr gerettet war?); gleiches Schicksal 
dichtete man der Symmetrie halber ihrem Bruder Amyklas an, der 
mit seiner Schwester auch diesen Tempel erbaut haben sollte. Selbst 
Pausanias bezweifelt die Wahrheit dieser Geschichte und es ist wol 
klar, dass das obengenannte Motiv die Aufstellung der Mädchenstatue 
nicht veranlasste, sondern erst nachtrüglich aus dem Vorhandensein 
einer solchen abgeleitet wurde. Mir scheint am wahrscheinlichsten 
die Auffassung dieser Chloris als eines Dämons der Fruchtbarkeit), 
worauf auch der Name führt; damit fällt dieses Beispiel fort. Sicher 
ist dieser Ehre zuerst der Pergamenerkönig Attalos III. teilhaftig 
geworden, welchem im Asklepiostempel zu Elais (Ὁ) ein fünfellen- 
langes Bild auf Beutestücken stehend geweiht wurde, damit er εύν- 
vaoc Ti θεῷ  wiüre?); ebenso glücklich war ein Artemispriester zu 
Knidos, der wegen grosser Verdienste ein goldenes Bild cóvvaov τᾷ 


᾿Αρτάματι erhielt.9) 
Also nur ein König und ein Priester in Kleinasien und auch 
nur in verhältnismässig später Zeit konnten dieses erreichen. Die 


überzeugt bin, nur aus reiner Courtoisie gegen Athen; auch klang so 
die Inschrift besser. Aus ähnlichen Gründen liess man wol auch die 
Errichtung einzelner Statuen zu Olympia noch durch die ὀλυμπικὴ βουλὴ 
bestätigen, vergl. A. Z. 1877 Nr. 82—97—98—101. Dass hier kein Zwang 
vorlag, beweisen Inschriften wie A. Z. 1877, 36—39—41—47 —69 — 93 — 94, 
auf denen von einer solchen Zustimmung nicht die Rede ist. 

1) Die Nähe des Tempelbildes erhöhte die Ehre der Aufstellung, 
Dio Chrys. 31, 613 — Köhler Ges. Schr. VI, 809. 

2) Ob des Pausanias (VII, 53, 8) Ausdruck von des Cheirisophos 
Statue, “παρὰ τῷ ᾿Απόλλωνι ἕςτηκε᾽, auf den Sitz des Apollobildes deutet? 
Möglich wäre es, sogar entsprechend dem grossen Selbstgefühle der 
ältesten Künstler. 

8) P. II, 21, 9; vgl. V, 16, 4. 

4) Vgl. oben 8. 250, 1, Stark Niobe p. 859—861. 

δ) μουςεῖον xal βιβλ. τῆς εὐαγγελικῆς «χολῆς ἐν (βμύρνῃ 1880 p. 140, 
no. 186. Das späte Epigramm Καὶ 6] 874 kommt für uns nicht mehr in 
Betracht. — Zu lückenhaft ist die Inschr. von Synnada, Bull. de corr. hell. 
1883 p. 801. 

6) Lebas III 1572, sicher nachchristlich. Die beispiellosen Ehren, 
welche dem Ptolemaios Epiphanes von der ägyptischen Priesterschaft 
erwiesen wurden, darf man wol wegen ihrer ügyptischen Überschwüng- 
lichkeit den griechischen Beispielen nicht ohne weiteres anfügen. Ihm 
wurden an den ehrenvollsten Plätzen sämmtlicher Tempel Aegyptens 
Statuen errichtet, so, dass der κυριώτατος θεὸς τοῦ ἱεροῦ (d. h. wol der 
Tempelgott) neben ihm stand und ihm eine Siegeswaffe (ὅπλον νικητικὸν) 
überreichte. C. I. G. III 4697. 


17* 


960 Ernst Kuhnert: 


Regel blieb, dass man die Menschenstatuen entweder in den übrigen 
Teilen des Tempelgebäudes oder, was weit gewöhnlicher und wegen 
der Unzahl von Statuen, die nach manchen Heiligtümern geweiht 
wurden, nothwendig geboten war, im Freien, in der Umgebung des 
Tempels aufstellte. 

Die Frage, wieweit der gleiche Beruf von Göttern und Menschen 
bei einer Dedication von Statuen der letzteren wirksam war, ist schon 
oben beantwortet: die Beispiele dafür sind verschwindend gering. 
Ausser den drei Feldherrn in Athenatempeln und der Poetengesell- 
schaft im helikonischen Musenhaine konnten wir nur noch die Statue 
Homers im delphischen Apollotempel und das Bild der Phryne an- 
führen, welches wol von ihr selbst (oder einem Verehrer) in den 
Erostempel zu Thespiai geweiht war.!) 

Demgegenüber wird um so mehr die Menge von Statuen auf- 
fallen, welche persönlichen Beziehungen des Dargestellten zu einem 
Gotte ihren Platz verdankten.?) Alle nur denkbaren grösseren Ver- 
dienste um eine Gottheit pflegten zugleich den Bildsäulenschatz im 
Heiligtume derselben zu vermehren. Es ist 2. B. natürlich, dass wir 
Statuen der Gründer von Tempeln in diese geweiht finden. So stand 
eine kleine Bildsäule (εἰκόνιον) des Themistokles in dem von ihm 
erbauten Heiligtume der AÁrtemis?), mit der er nebst seiner Familie 
sich besonders befreundet fühlte*); bekannt ist die Menge von Ste- 
tuen, welehe Hadrian in dem wenigstens von ihm vollendeten Olym. 
pieion zu Athen decretirt waren. 

Auch Architekten und Bildhauer finden wir hier verewigt. Es 
ist sehr wahrscheinlich, dass Decimus Cossutius in dem von ihm zum 
Teil erbauten Olympieion eine Bildsäule hatte; die Inschrift?) giebt 
nur Namen und Alstammung an, man wird demnach, da eines staat- 
lichen Beschlusses keine Erwähnung geschieht, an ein Privatanathem 
zu denken haben. Dasselbe dürfen wir wol für die Fälle annehmen, 
in denen wir Statuen von Plasten in Heiligtümern finden; es ist 
wahrscheinlich, dass die Bildhauer selbst nach glücklich vollendeter 
Arbeit dem Gotte ihre Bildsäulen weihten. Dass dergleichen in sehr 
alter Zeit üblich war, beweist das Beispiel des kretischen Daidaliden 


1) Doch ist selbst hier noch zu bemerken, dass Thespiai ihre Hei- 
mat und der Erostempel der berühmteste der Stadt war, ferner, dass 
sie auch Delphi nicht verschmühte. Athen. XIII, 691 B. 

2) Ich übergehe die Fabeleien über die Bildsäulen der Töchter des 
Proitos (P. 11, 7, 8, vgl. 9, 3), des Arion (Herodot I, 24) und der Ge- 
sandten am äginetischen Aiakeion (P II, 29, 7). Den soviel mir bekannt 
einzig dastehenden Fall mit dem Lakonenkönige Pausanias erwühne ich 
nur nebenbei: nicht für seine Verdienste, sondern als Sühne des Meuchel- 
mordes stellten die Spartaner auf hohen Befehl von Delphi zwei Statuen 
desselben am Altare der Chalkioikos auf, P. III, 17, 7—9. 

8) Plutarch, Themist. 22; vgl. Wachsmuth, Stadt Athen I, 435. 

4) P. 1, 96, 4. 

56) C. I. G. I, 368. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 261 


Cheirisophos, welcher zu Tegea im Apollotempel neben das von ihm 
geschaffene vergoldete Bild des Gottes sein eigenes aus Stein stellte!); 
und Brunn hat auf das ganz ähnliche Selbstgefühl des Bathykles von 
Magnesia hingewiesen, welcher sich und seine Genossen auf dem 
amykläischen Throne verewigte.”) Diese Fülle lehren, dass in alter 
Zeit dergleichen nicht den mindesten Ánstoss erregte; und dass man 
auch später darüber nicht anders dachte, lernen wir daraus, dass die 
Argiver Xenophilos und Straton im Asklepiostempel zu Argos, für 
den sie des Asklepios und der Hygieia Bildsüulen geschaffen hatten, 
auch ihre eigenen und zwar Sitzbilder aufstellten.?) 

Eine Sonderstellung nehmen die Stataen der Sieger in den 
heiligen im Bezirke eines Tempels gefeierten Wettspielen ein, indem 
diese wie schon bemerkt nicht als Anatheme, sondern als Erinnerungs- 
male an den Sieg aufgefasst wurden. Zu Korinth sah man am Ein- 
gange des Poseidontempels auf der einen Seite (correspondirend mit 
einer Fichtenreihe auf der anderen) die Statuen von Siegern in den 
isthmischen Spielen.*) Für Delphi und sonderlich Olympia ist diese 
Sitte allbekannt, für die grossen didymttischen Spiele durch die In- 
schrift der Statue eines Poseidonios Hermios bezeugt, welche dieser 
nach einem Siege im Branchidentempel erhielt.) 

Leicht erklärlich ist es, wenn man auch die Stifter solcher 
Spiele mit einer Statue in dem betreffenden Heiligtume bedachte. 
Zu Olympia im Zeustempel stand 2. B. eine Gruppe, Ekecheiria den 
Iphitos mit einem Kranze schmückend.°) Und als einst im Jahre 175 
n. Chr. Epameinondas die Spiele im Heiligtume des Ptoischen Apollo, 
die lange Zeit eingestellt waren, wieder erneuerte, wurde auch ihm 
die Auszeichnung einer Bildsäule zu Teil.) 

Noch natürlicher ist es, wenn man diejenigen Heroen, auf welche 
man die Einführung des Cultus einer Gottheit zurlickführte, im Tempel 
derselben aufstellte. So hatten die Megalopolitaner den Kallignotos, 
Mentas, Sosigenes und Polos, durch die sie die Verehrung der grossen 
Göttinnen gelernt hatten, in einem zum Heiligtume dieser Gottheiten 
. gehörigen Gebäude durch Bildsäulen geehrt.?) In gleicher Weise 

befand sich zu Athen am Dionysoshain ein Gebäude, in dem man 


1) P. VIII, 63, 7—8. Die Entschuldigung Panofkas A. B. A. 
1889 p. 151 würde den Künstler wol höchlich in Staunen gesetzt haben. 

2) K. G. I, 57. Zweifelhaft ist, ob auch Theodoros von Samos in 
das von ihm erbaute Heraion sein Bild weihte, Brunn I, 35. 

8) P. II, 28, 4. Wol im zweiten Jahrhdt. v. Chr., vgl. Hirschfeld 
tit. stat. 180— 180a, Lówy Unters. zur Künstlerg. 10, Bull. de corr. 
hell. IV, 47. 

4) P. II, 1, 7. 

5) C. I. G. II, 2888: bezahlt vom Vater, doch mit stantlichem 
Stempel, wie 80 oft. 

6) P. V, 10, 10. 

7) C. 1. G. I, 1625. 
8) P. VIII, 81, 6. 


262 Ernst Kuhnert: 


unter anderem eine Statue des Pegasos von Eleutherai sah, der zu- 
erst mit Hülfe des delpbischen Orakels den Dionysoscultus in Athen 
eingeführt hatte.!) Ein ähnlicher Grund veranlasste die Aufstellung 
eines Schnitzbildes des Orpheus im Tempel der Demeter Eleusinia 
auf dem Joche des Taygetos.?) 

Das wesentlichste Contingent aber zum Schmucke der Heilig- 
tümer stellten die Priester. Es scheint Sitte gewesen zu sein, mit 
den Statuen derselben die Tempeleingänge zu schmücken, so dass 
allmählich grosse Strecken der Tempelstrassen zu beiden Seiten von 
diesen eingerahmt wurden.’) Unter der Zahl der Priesterinnen vor 
dem Heratempel bei Mykenai nennt Pausanias (II, 17, 7) auch eine 
Statue der Chryseis, durch deren Nachlässigkeit der Tempel (423 
v. Chr.) in Brand geraten war; nichtsdestominder hätten die Argiver 
ihr Bild nicht umgeworfen. Hat dies alles seine Richtigkeit, so folgt 
daraus, dass diese Statue noch während der priesterlichen Thätigkeit 
der Chryseis, also wol von ihr selbst als Weihgeschenk für die Göttin 
errichtet war.*) Dies wird zweifellos die Regel gewesen sein; der 
Staat hat sich wol nur in Ausnahmefällen (wie Lebas III 1572) um 
dergleichen gekümmert. 

Auch am Eingange des Eumenidenheiligtumes zu Keryneia sah 
man kunstvolle Steinbilder von Frauen, welche von den Einwohnern 
als Priesterinnen der Gottheiten bezeichnet wurden); vielleicht mögen 
auch die beiden Statuen, welche Hamilton zu Teos fand, Überbleibsel 
einer Reihe von Priesterbildsäulen sein.) 

Das hohe Alter dieser Sitte ist durch einige dieser Beispiele 
über jeden Zweifel erhoben; bestätigt wird es noch durch die Sta- 
tuette einer Kanephore zu Paestum, welche diese der Athena als 
Zehnten (natürlich in den Bezirk des Athenatempels) weihte: der 
Stil des Kunstwerkes lässt auf den Anfang der siebziger Olympiaden 
schliessen. Obgleich sie das einzige sichere Beispiel einer solchen 
Weihung ist, so darf man doch Curtius?) Behauptung, dass es in 
den betreffenden Heiligtümern (in denen die Kanephorie existirte) 
ganze Reihen solcher Weihefiguren gab, unbedenklich beistimmen.5) 

An die zahlreichen Priesterbildsäulen zu Rhodos und Pergamon 
genügt eine Erinnerung. 


1) P. I, 2, 5. 

2) P. III, 20, 5. 

8) Keineswegs &ber standen dort allein Priesterstatuen; am Ein- 
gange des argivischen Heraion wenigstens waren auch Statuen von 
Heroen (darunter Orestes) zu sehen. P. II, 17, 8. 

4) Darauf hat auch schon Curtius Α. B. A. 1854, 239 aufmerksam 
gemacht. 

6) P. VII, 25, 7. 

6) Ross ἃ. Aufs. II S. 883 — Curtius S. 240. 

7) A. Z. 1880 p. 27 ff. 

8) s. Kaibel 861: Arrephore, röm. Zeit, auf der Burg Athens. Als 
Priesterbilds&ulen werden auch die sacrificantes des Plinius aufzufassen 
sein, Brunn I], 461. 





Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 963 


Liest man nun aber bei Paus. II, 35, 8, dass am Eingange des 
umneterlempels zu Hermione nicht gerade viele Statuen von Prieste- 
men aufgestellt waren und bedenkt man ferner, dass hin und wieder 
r die Verewigung durch ein Gemälde für Priester bezeugt ist!), 

kann man leicht auf den Gedanken kommen, dass die Ehre der 
ldsäule nur auf gewisse besonders verdiente beschränkt war.?) 
llein ich mag diese Ansicht nicht teilen, da mir unklar ist, wer 
ne Kritik über die Verdienste der Priester abgegeben haben sollte; 
ıd selbst in dem Falle, dass eine solche existirt hätte und einmal 
ıgtinstig ausgefallen wäre, konnte Niemand den Priester daran 
ndern, trotzdem seine Statue in das Heiligtum zu weihen, da dieses 
echt ein jeder, nur Frevler etwa ausgenommen, besass. Entschei- 
nd aber ist, dass, wie wir gesehen, in einzelnen Fällen wenigstens 
3 Priester sich die Dedication erlaubten, während sie noch in Amt 
d Würden standen. 

Ich bin daher auch geneigt, es der Beschaffenheit unserer 
wllen zuzuschreiben, wenn wir nur von dem einen Sitzbilde des 
imenides vor dem Mysterientempel zu Agrai?) und nur von der 
ıen Statue der alten Lysimache am Poliastempel erfahren‘); die 
ahrscheinlichkeit spricht doch wol dafür, dass die Anzahl keine 
f das geringste Mass beschränkte gewesen sei. Wir wissen übri- 
ns noch bestimmt aus einer Inschrift des zweiten Jahrhunderts, 
88 eine Priesterin Φιλτέρα eine Statue im Poliastempel hatte.) 

Die Dauer dieser Sitte endlich ist uns bis spät in die römische 
it bezeugt. In den Demetertempel zu Eleusis weihte die Frau 
ies Daduchen Sophokles die Statue desselben®); ebendort sah man 
; Bildsäulen eines Eumolpiden Apollonios und eines Mystagogen 
lyzelos.^) Ja noch zu Julians Zeiten erhielt (wol von Verwandten) 
r Baechospriester Archelaos eine Statue im Tempel der Deo zu 
rna.?) 


1) z. B. für das Geschlecht der Butaden P. I, 26, 2. Wenn aber 
. Priester sich durch ein Gemälde verewigt, so besagt dies nicht, dass 
a die Errichtung einer Statue nicht ohne weiteres freistand. Ein Fall 
eor Art ist also ganz anders zu beurteilen, als etwa der von Paus. V, 
8 erwähnte, dass die Jungfrauen, die zu Olympia gesiegt hatten, nur 
mälde, keine Statuen ihrer Person weihen durften. Denn es handelte 
h hier nicht um ein Ánathem, sondern um ein ὑπόμνημα τῆς νίκης, 
Iches bekanntlich auch bei Männern bestimmten Einschränkungen 
terworfen war (s. Krause Olympia, 141 Anm. 8). 

2) So scheint Köhler Ges. Schr. VI, 294 zu meinen und alle Sta- 
n auch für staatliche Anatheme zu halten. 

3) s. Milchhöfer, Anf. d. Kunst 208; vgl. auch Löscheke Dorp. Prgr. 
i8 p. 26. 

1) P. I, 97, 4 — M. A. I I, 48— VII, 41. 

5) Kaibel 852. Auch an die Statuen des Lykurgos und seiner 
ıne darf hier wol erinnert werden, Ross. arch. Aufs. I, 172 ff. 

6) C. I. 6.1 887; vgl. Böckh zu 886. 

7) C. L A. III, 720 — Kaibel 865. Mehr Beispiele Kaibel 862—868. 

8) In diese Zeit wird die erhaltene Inschr. bei Lebas IT, 142 b gesetzt. 


264 Ernst Kuhnert: 


Allen Statuen, von denen bisher die Rede gewesen, kamen die 
ihnen erteilten Plätze sehr wohl zu: entweder fielen die Neigungen 
der Geehrten mit denen der Gottheit zusammen, ein merkwürdig 
seltener Fall, oder unendlich viel öfter bildeten die mannigfachsten 
persönlichen Beziehungen zwischen Mensch und Gott den Grund 
dieser Auszeichnung. Nun finden wir aber auch Statuen anderer 
Menschen in Tempeln, welche auf keine Weise mit dem Tempelgotte 
verbunden waren, ausser etwa durch die doch sehr lockeren Be- 
ziehungen, die zwischen jedem Gotte und den in seines Heiligtumes 
Umgebung wohnenden bestanden; aber selbst von einem solchen 
Zusammenhange kann in vielen Fällen nicht die Rede sein, da man 
sogar in berühmte Tempel fremder Staaten Bildsäulen weihte. Der 
Grund für diese auf den ersten Blick sonderbar scheinende Gewohn- 
heit liegt sehr nahe. Die Errichtung von Statuen hat den Haupt- 
zweck, immerwährend an die Verdienste des Geehrten zu erinnern.') 
Es ist daher natürlich, dass man solche Werke nicht in irgend eine 
Ecke sondern an die berühmtesten und besuchtesten Orte stellte, 
wo die Wahrscheinlichkeit, dass sie diesen Zweck nicht verfehlen 
würden, am grössten war. Man kann nun zwar die Tempel insge- 
mein zu so besuchten Orten rechnen; allein bei den meisten gilt dies 
doch nur für ihre allernächste Umgebung, bei nicht vielen für ein 
weiteres Landgebiet, für ganz Griechenland eigentlich nur bei zweien. 
Fühlte daher Jemand keine so starken persönlichen Beziehungen zu 
einer Gottheit, dass er ihr wenn auch viel weniger besuchtes Heilig- 
tum darum vorzog, nun, so suchte er sich natürlich einen möglichst 
berühmten Tempel auf, wenn anders seine Mittel ihm den oft meilen- 
weiten Transport der Statue erlaubten. 

Dies hat seine rechte Geltung allerdings nur unter der Voraus- 
setzung, dass bei weitem die meisten Menschenstatuen, welche die 
Tempel zierten, Privatanatheme waren. Ich muss diese Ansicht hier 
wol etwas näher begründen. Es stand in Griechenland, wie uns die 
Inschriften lehren, jedem unbescholtenen Menschen frei, seine oder 
seiner Verwandten und Freunde Bildsäulen in jedem Tempel auf- 
zustellen. Welche Auszeichnung war es da von Seiten des Staates, 
wenn er an einen solchen Ort, an dem jeder sich selbst verewigen 
konnte, die Statue eines um ihn verdienten Mannes weihte? OÖ! ent- 
gegnet man, die Ehre bestand natürlich in der auf der Basis zu 
lesenden Inschrift, welche die Errichtung der Statue durch Volks- 





Der Tempel ist identisch mit dem bei P. II, 37, 1 erwähnten; geweiht 
war die Statue den beiden hier in Lerna gemeinsam verebrten Gott- 
eiten. 

1) Freilich soll ja durch ein Anathem eigentlich nur der Gott geebrt 
werden; doch ist es ganz natürlich, dass bei Bildsäulen das meiste 
Interesse auf die Persönlichkeit des Dargestellten füllt. Dazu kamen die 
vielen vom Staate an profanen Plätzen aufgestellten Ehrenstatuen, 
die dann auch für die in Tempel geweihten den ursprünglichen Sinn 
des Anathemes vergessen liessen. 


Statue und Ort in ihrem Verhültniss bei den Griechen. 965 


beschluss angab. Allerdings. Allein man stelle sich den Statuen- 
wald z. B. in dem bertihmtesten Heiligtume von Delphi vor: welcher 
Besucher gab sich dort die Mühe, nur alle Statuen zu betrachten, 
geschweige denn sämmtliche Inschriften, noch dazu bei ihrer so un- 
bequemen Form durchzubuchstabiren? Man wird nach ihm, und mit 
Recht, ebenso vergeblich suchen, wie heute nach Jemand, der etwa 
sämmtliche Grabschriften auf Kirchhöfen einer grösseren Stadt ge- 
lesen bätte. Eine derartige Selbstverläugnung haben sicher nicht 
einmal alle alten Archäologen besessen; Pausanias wenigstens ist 
weit entfernt davon, so gerne er es seinen Lesern einreden möchte, 
wenn er sehr vornehm nur eine Auswahl des Bedeutendsten zu 
geben verspricht, die doch eine Kenntniss des Ganzen voraussetzt. 
Er verrät sich fast auf jeder Seite selbst in unzweideutigster 
Weise: mit Ausnahme von ein paar Dutzend Fällen etwa giebt er 
alle seine umfangreichen zehn Bücher hindurch mit staunenswerter 
Consequenz nie an, ob die betreffende Statue ein staatliches oder 
ein privates Anathem war. Und wo gelegentlich einmal Laien sich 
zu einem solchen Versuche versteigen, fördern sie tüberraschende 
Behauptungen zu Tage.) 

Einem einsichtigen Griechen blieb es natürlich nicht verborgen, 
dass die Aufstellung einer Statue in einem also besuchten Tempel 
einem lebendigen Begraben sehr ähnlich war; und man müsste sich 
wundern, wenn ein Staat, der doch über eine Menge zahlreich be- 
suchter profaner Plätze verfügte, die um ihn verdienten Männer nur 
einer so fraglichen Auszeichnung gewürdigt hätte. Freilich ist uns 
eine Anzahl von Beispielen überliefert: allein genauer betrachtet 
bestätigen dieselben nur unsere Behauptung. Entweder nämlich 
suchte der Staat die Aufstellung ἐν τῷ ἐπιφανεςτάτῳ τοῦ ναοῦ 
τόπῳ für seine Leute aus”), oder was sehr charakteristisch ist, er 
errichtete ihnen an heiligen und profanen Plätzen zugleich Statuen. 
Die heiligen allein genügten also nicht recht, nur ausgezeichnete 
Stellen darin, insonderheit die Cella. Diese besuchte Jedermann, 
und die wenigen dort aufgestellten Menschenstatuen waren darum 
einer eingehenden Beachtung sicher.?) 

Nicht unerwähnt will ich bei dieser Gelegenheit eine Äusserung 
des Himerios lassen. Er rühmt in seiner vierzehnten Ekloge den 
Proconsul Hermogenes als einen Mann, der Philosophie und Kriegs- 
wissenschaft mit gleicher Liebe treibe. Wegen seiner ungewöhn- 


1) So Philostratos, Cicero und Val. Maximus über des Gorgias 
Statue. Alles nähere bei Frünkel A. Z. 1877 p. 46. 

2) Dies Recht muss sich also wol der Staat vorbehalten, oder rich- 
tiger gesagt, er muss es von jeher gehabt haben. Es liegt in der Natur 
der Sache. Für Privatleute aber hing sicherlich die Erbeutung eines 
solchen Platzes von der grósseren oder geringeren Gunst resp. Bestechungs- 
fähigkeit der Priester ab. 

8) Dio Chrys. 31, 613: je näher die Statue dem Tempelbilde steht, 
um so höher die Ehre. 


266 Ernest Kuhnert: 


lichen Kenntnisse zieme ihm eine Bildsäule in attischen Temene!) 
neben der Parthenos; sollten aber die tibrigen Griechen dies nicht 
zugeben, vielmehr jeder Staat die Aufstellung in seinem Gebiete 
beanspruchen, 80 móge man das Bild zu Delphi neben dem Dreifusse 
der sieben Weisen weihen. Aus allen Worten leuchtet freilich die 
Überschwänglichkeit eines etwas überspannten Sophisten hervor, für 
dessen Zeit Gedanken solcher Art zu spät kommen; allein soviel 
wird auch hierdurch bestätigt, dass nicht die Aufstellung im Tempel 
überhaupt, sondern die an einem besonders ausgezeichneten Platze 
desselben der Staat für seine Grössen aussuchte Dies war eben 
sein Vorrecht; jenes musste den Ansprüchen des Privatmannes 
genügen. 

Wir werden demgemäss mit der Annahme nicht fehlgehen, dass 
die ungleich grösste Anzahl aller Menschenstatuen in Tempeln Privat- 
anatheme waren. Man wundert sich vielleicht darüber und fragt 
wol, warum denn der Privatmann, dem es doch auch nicht verborgen 
bleiben konnte, dass kaum Jemand seine in einem so besuchten 
Tempel von ihm oder seiner Familie geweihte Statue eines Blickes 
würdigen dürfte, sich trotzdem diese 'Ehre', die nur Geld kostete, 
nicht versagte. Auffallend ist die Sache, aber keineswegs ein psycho- 
logisches Rätsel. Denn abgesehen von den Leuten, welche wirklich 
ein religiöses Bedürfniss zu einer derartigen Weihung veranlasste, 
zogen es eitle Privatleute, deren gemeinnützige Verdienste gleich 
Null waren, doch immer noch vor, sich oder ihre gleichwertigen 
Verwandten und Freunde in einem berühmten Tempel zu verewigen: 
die dem Menschen innewohnende Eitelkeit setzt stets ein viel leb- 
hafteres Interesse an der eigenen Persönlichkeit oder der seiner 
Familienmitglieder bei Fremden voraus, als es thatsächlich existiren 
kann. Dass aber bei einem solchen vorausgesetzten Interesse die 
Aufstellung in einem vielbesuchten Heiligtume am passendsten er- 
schien, entbehrt allerdings nicht einer gewissen Ratio. 

In der That war die Weihung von Portraitstatuen durch Privat- 
leute eine bei den Griechen noch viel früher, als man gewöhnlich 
annimmt, verbreitete Sitte. Ihren Ursprung zu untersuchen ist nicht 
unsere Aufgabe?); die ältesten derartigen Anatheme?) finden wir in 
Kleinasien: dort weiht der Dynast Chares sein Bild dem Apollo‘), 


1) XIV, 15. Woran er dabei denkt, weiss ich nicht; etwa an die 
ganze Burg? 

2) Vgl. darüber Furtwängler A. B. A. 1879 p. 32. 

3) Von den kleinen Broncen zu Olympia, Dodona, Cypern sehe ich 
dabei ab; es handelt sich hier nur um mindestens annähernd lebens- 
grosse Portraitanatbeme, die wir bei Griechen im sechsten Jhdt. nach- 
weisen können. Aller mythische Schwindel, der diese Sitte bereits in 
vorhistorische Zeiten verlegt, ist natürlich als solcher zu beurteilen. 

4) Rayet Milet, Tafel 25. Beiläufig erinnere ich daran, dass auch 
Amasis zwei Schnitzbilder seiner Persönlichkeit in das samische Heraion 
weihte. Herodot II, 182. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 967 


lort stand überhaupt eine stattliche Anzahl von Portraitbildern an 
ler Branchidenstrasse; hierher gehören auch die schon erwähnten 
jtatuen des Theodoros und des Magnesiers Bathykles nebst Ge- 
1088en; auch vom kretischen Daidaliden Cheirisophos ist schon die 
Jede gewesen. Für das griechische Festland darf man diese Sitte 
rielleicht auch schon für das sechste Jahrhundert voraussetzen); 
icher nachweisbar ist sie erst im fünften.?) Da stellte Gorgias seine 
igene Statue in Delphi auf?), ebenso Lysander*); und dass damals 
icht etwa nur berühmte Männer sich dieses erlaubten, sondern 
‚uch Privatleute ohne Scheu, beweist das Beispiel des Phaidros, der 
vusser des Sokrates Bildsäule seine eigene goldene in natürlicher 
3rösse nach Delphi zu weihen verspricht.) Nur kurze Zeit später 
allen der Phryne Anatheme nach Delphi und Thespiai?); wenn eine 
Jetäre das wagen durfte, muss wol zu ihrer Zeit diese Sitte schon 
m hóchsten Flor gestanden haben. 

Auch die Durchwanderung der athenischen Akropolis wird 
ehren, wie gewöhnlich dergleichen zu jener Zeit bereits war. Ebenso 
sprechen dafür die Statuen von Bewaffneten und Jügern, die Plinius 
ıiner Reihe von Künstlern dieser Epochen zuschreibt. Schon Patro- 
cles von Sikyon um 400 etwa erwarb sich Ruhm durch solche 
Portraitbildsäulen, ferner Timon, des Skopas Genosse Timotheos, 
Polykrates, Philon und Thrason.’) Diese Statuen können nur in 
Tempeln errichtete Anatheme (oder Grabstatuen) gewesen sein. Denn 
Ms Schmuck von Privatwohnungen sind Menschenstatuen vor der 
1ellenistischen Zeit durchaus unerhört, auch wäre es nicht erklärlich, 
wie sie in einem solchen Falle zu allgemeinerer Kenntniss hätten ge- 
langen können, 

Wir wenden uns nach diesen Vorbemerkungen wieder unserer 
Aufgabe zu und betrachten jetzt die besuchten Tempel, in die man 
ohne Rücksicht auf Zusammenhang nur zu grösserer Ehre des Gottes 
wie des Belohnten Statuen aller Art hineinpfropfte. Es wird sich 


1) Kleobis und Biton kommen hier nicht in Betracht; sie sind 
Heroen (= Trophonios und Agamedes). 

9) Denn ob bereite Nikandre ihr Bild der Artemis zu Delos weihte, 
ist ganz unsicher, obwol mir nicht einmal unwahrscheinlich. Bulletin 
de corr. hell. IV, 484. — Viele der sogenannten Apollostatuen werden 
übrigens auch Portraitanatheme gewesen sein. 

8) A. Z. 1877 Nr. 54. Freilich machte man ihm einen Vorwurf; 
allein dieser bezieht sich nicht auf die Aufstellung überhaupt, sondern 
vielmehr darauf, dass Gorgias zuerst von allen Menschen ein goldenes 
Bild seiner Person weihte. Dagegen wendet sich seines Grossneffen Epi- 

mit den Worten οὐ πλούτου παράδειγμα, und daher auch Plinius 
(88, 24) Anmerkung über den Reichtum der Sophisten. 

4) Plut. p 8. 

5) Plato Phaidros XI, p. 11. 

6) Athen. XIII, 591B. — P. IX, 27, 5. 

7) Brunn I, 277—296 —888—398—421. Für die späteren Künstler 
genügt es auf Brunns Bachregister unter “Athleten? zu verweisen. 


268 Ernst Kuhnert: 


nach dem oben Auseinandergesetzten wol empfehlen, wenn wir die 
staatlichen und privaten Anatheme, soweit möglich, streng sondern, 
um unsere oben aufgestellte Behauptung durch Beispiele zu stützen. 
Zunächst betrachten wir die vom Staate geweihten Ehrenbildsäulen. 

Als die Einwohner Ilions dem Antiochos Soter eine Reiterstatue 
decretirten, beschlossen sie für dieselbe noch die Aufstellung am 
ausgezeichnetsten Platze des Athenatempels!) was um so mehr her- 
vorgehoben zu werden verdient, als bei der grossen Seltenheit von 
Reiterstatuen in Griechenland diese schon von selbst aller Blicke 
auf sich gezogen hätte, selbst wenn ihr nicht ein so hervorragender 
Platz bestimmt wäre.?) 

Gleichfalls einen hervorragenden Platz im Aphroditetempel zu 
Argos, nämlich vor der Tempelstatue, nahm das Reliefbild der 
Retterin der Stadt, der Dichterin Telesilla ein?), und ebenso zog 
einst die Blicke des Wanderers die vor dem Tempelgebüude der 
Göttermutter zu Megalopolis aufgestellte Statue des Diophanes, des 
Gründers des achüischen Bundes, auf sich“) Hierher gehört ferner 
die Notiz des Pausanias, dass im Hierothysion zu Messene sich ausser 
den Statuen sämmtlicher von den Griechen verehrter Götter nur 
noch die des Epameinondas befand.°) Eine ähnlich ausgezeichnete 
Aufstellung war auch der unzweifelhaft von staatswegen geweihten 
Bildsäule desselben Feldherrn im Asklepiostempel zu Messene zu 
Teil geworden.) 

Dass man Königen und Kaisern stets die ausgezeichnetsten 








1) C. I. G. II 3595. Nur bier erwähne ich das von der gesammten 
Priesterschaft Aegyptens gefasste Decret, welches dem Ptolemaios Epi- 
phanes ausser kleinen von Tempelchen umgebenen Goldbildern in den 
Adyta gleichfalls noch Statuen an den vorzüglichsten Plätzen jedes 
Tempels bestimmte, niümlich neben dem Tempelbilde selbst. C. I. G. 
II], 4697. 

2) Die Aufstellung anderer Reiterstatuen ist leider nicht näher be- 
kannt, vgl. Anhang. 

8) Frühestens um 400 gemacht, wo Portraits von Dichterinnen erst 
aufkommen, Köhler, Ges. Schr. VI, 275, 276. P. II, 20, 8. — Ebenso schlägt 
noch Himerios den Griechen als geeignetsten Platz für eine dem Hermo- 
gene zu errichtende Statue vor ἐν ἀττικοῖς Teuévect παρὰ τὴν παρθένον, 
8. oben. 

4) P. VIII, 30, 6. 

5) P. IV, 82, 1. 

6) P. IV, 81, 10, vgl. p. 254,3. — In ähnlicher Weise ausgezeichnet, 
zu den Füssen der Bildsäule der Athena Areia, stand die Statue des 
Arimnestos, der bei Murathon und Plataiai der Führer der Plataier ge- 
wesen war (P. IX, 4, 2). Diese war wol sicher ein staatliches Anathem, 
wenn auch vielleicht nicht aus dem fünften Jahrhundert; dag 
zweifle ich, ob man von des Iphikrates Statue am Eingange des Par 
thenon das gleiche behaupten darf (P. I, ?4, 7); doch ist dies ebenso 
möglich wie bei den Statuen des Tolmidas und Ainetos (vgl. O. Jahn, 
arch. Aufs. 191, Anm. 22), welche am Poliastempel in der sehr vor- 
nehmen Umgebung des Erechtheus und Eumolpos aufgestellt waren 
(P. I, 27, 5). — Vgl. über diese Statuen S. 257. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 269 


Aufstellungsorte in Tempeln anwies, ist so selbstredend, dass wir 
einer ausdrücklichen Bestätigung dafür nicht bedürfen. Dies war 
sicher der Fall bei den Statuen des Gelon im Tempel der sicilischen 
Hera!), des Antiochos im Athenatempel zu Koroneia?), des Seleukos 
im Apollotempel zu Ántiocheia, wie ebendort des Seleukos Nikator 
und Antiochos Epiphanes?), u. s. w. Ebenso ausgezeichnete Plätze 
werden die Statuen der römischen Kaiser zu Olympia im Metroon *) 
und zu Megara in einem alten Heiligtume®) gehabt haben; insonder- 
heit natürlich Hadrian allein im Parthenon?) und neben ihm im 
olympischen Zeustempel noch Trajan.") Und als die Rhodier in ihrem 
berühmten Athenatempel dem Römischen Volke eine Bildsäule 
weihten®), suchten sie ohne Frage ebenso einen der ehrenvollsten 
Piätze des Heiligtumes dafür aus. 

Für die Statuen des Alkibiades und später des Timotheos und 
Konon im Heraion zu Samos, sowie der beiden letzteren und Ly- 
sander, Eteonikos, Pharax etc. im Artemisheiligtume zu Ephesos 
darf eine höchst ausgezeichnete Aufstellung wegen der damit ver- 
bundenen Absichten der kriechenden Kleinasiaten gar nicht bezweifelt 
werden.?) 

Auch die Eleer werden des Polybios Statue in der Altis natür- 
lich höchst vorteilhaft aufgestellt haben!?); und dass endlich ein Staat, 
wenn er einem Sieger in einem Heiligtume des eigenen Landes eine 
Bildsäule weihte, auch diese an einem in die Augen fallenden Platze 
aufstellte, wird bei dem eigentümlichen Stolze der Griechen in dieser 
Hinsicht Niemand bezweifeln. So. hatte sicherlich der unglückliche 
Olympionike Kreugas im Tempel des Apollo Lykios!!) zy Argos an 
einem ausgezeichneten Orte eine Statue erhalten!?); für die Bildsäule 
des unerreichbaren Läufers Ladas steht es fest.!?) 


1) Aelian v. h. VI, 11. 
2) Livius XXXVI, 20. 
8) Libanios LXI, 880. 


7) P. V, 12, 6. 
8) Polyb. XXXI, 46. 
9) P. VI, 8, 15 ff. mit langem moralischem Excurs. 

10) A. Z. 1878, p. 37, Nr. 112. 

11) Diesen nennt Paus. U, 19, 8 ἐπιφανέςτατον ἱερόν. 

12) P. II, 20, 1. Dass das Anathem staatlich war, erfahren wir nur 
durch die gelegentliche Bemerkung VIII, 40, 6. 

18) P. IL, 19, 6: ἐντὸς τοῦ ναοῦ. Die Statue des Ladas war sehr 
wahrscheinlich von staatewegen errichtet, obgleich es nicht ausdrücklich 
bezeugt ist. Hingegen ist dies ganz unsicher bei den Bildsüulen des 
Granianos von Sikyon im Asklepieion zu Titane (P. IL 11, 8) und der 
Euryleonis im Tempel der Chalkioikos neben dem Skenoma (P. III, 17, 6, 
vgl. Curtius Pelop. II, 813, 29); die erstere móchte ich schon darum für 

rivat halten, weil sie sonst doch in des Siegers Heimat Sikyon, nicht 
in dem unbedeutenden Titane aufgestellt wäre. 


210 Ernst Kuhnert: 


Dürfen wir also einerseits behaupten, dass der Staat für seine 
Anatheme nur ausgezeichnete Plätze von Tempeln aussuchte, so ist 
es andererseits, wie schon hervorgehoben, eine sehr charakteristische 
Thatsache, dass er in vielen Fällen zu der Ehre an solchen heiligen 
Orten noch die an öffentlichen profanen hinzufügte, ein Umstand, 
der sich doch nur so erklären lässt, dass die ersteren allein nicht 
für recht genügend erachtet wurden. Dem Pergamenerkönige Attalos, 
welcher sich in hervorragender Weise um die Eleer verdient ge 
macht hatte, wurde nicht nur eine Statue im Asklepieion neben des 
Gottes Bilde geweiht, sondern noch eine andere am ausgezeichnetsten 
Platze der Agora." Ein Theopompos von Eretria, der dem Staate 
viel Gutes erwiesen, erhielt nicht nur im Tempel der Amarysischen 
Artemis, sondern auch im Gymnasion (für das er eine Zeit lang un- 
entgeltlich Öl geliefert hatte) eine Bilds&ule.?) 

In einzelnen Fällen sind die Plätze nicht genauer bestimmt; es 
wird dem Betreffenden einfach die Erlaubniss erteilt, seine Bilder 
an heiligen und profanen Öffentlichen Orten aufstellen zu dürfen, 
also muss deren Auswahl wol ihm selbst anheimgestellt sein. Diese 
Sitte ist uns zwar nur für Aphrodisias bezeugt, allein hier auch 
gleich für drei Fülle.) 

Endlich muss noch an Trebellius Rufus erinnert werden. Es 
genügte den Athenern nicht, ihn in allen Tempeln Athens aufzu- 
stellen: jeder ausgezeichnete Platz der Stadt sollte ausserdem noch 
mit Bildsäulen desselben geschmtickt werden.) 

Dies sind die Statuen, von denen wir mit Sicherheit behaupten 
können, dgss sie staatliche Anatheme waren; werfen wir jetzt noch 
kurz einen Blick auf die Privatanatheme. Mit den uns erhaltenen 





1) μους. καὶ βιβλ. 1880, 140, 186, vgl. S. 259, 5. 

2) Rhangabé, antiq. hell. 689. Für unsere Behauptung sprechen 
auch die schon erwähnten Belohnungen des Epameinondas von Akrai- 
phia, der nach einer Gesandtechaft in Rom und der Wiedereinrichtung 
der Ptoischen Spiele nicht nur im Tempel des Ptoischen Apollo, sondern 
auch auf der Agora seiner Vaterstadt eine Statue erhielt C. I. G. I 1625; 
ebenso die des Recitator Longianos, der nicht allein im Musenhainé 
sondern auch im Gymnasion und an allen ausgezeichneten Plätzen von 
Halikarnassos mit Bildsäulen geehrt wurde Lebas III, 1618. 

8) Doch lege ich auf diese wol sehr spüten 8 Inechr. (C. I. G. II 
2771—2775c—2775d, add.) wenig Wert. Der Staat wird die Kosten für 
die Bildsäulen kaum getragen haben; wahrscheinlich waren die Geehrten 
doch in nicht ganz legaler Weise für das Zustandekommen des Decretes 
thätig und trugen die Kosten, wenn dies hier auch nicht ausdrücklich 
angegeben ist. Oder soll man, wie Prof. Hirschfeld thut, annehmen, dass 
diese Statuen nur wie die ἐπιςτολιμαῖοι οτρατιῶται des Demosthenes 
&uf dem Papier (resp. Marmor) standen und nie ausgeführt wurden! 
War stellenweise die Unsitte eingerissen, dass die Ehre allein in dem 
Zeugniss bestand, dass Jemand so und so vieler Statuen whürdig sei! 
Dafür scheint die nicht selten auf einmal decretirte grosse Anzahl von 
Statuen zu sprechen. 

4) C. I. A. III, 623. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 971 


ung&ben des Pausanias ist hier wenig anzufangen; höchst selten 
Ksst er sich dazu herab, anzugeben, ob der Staat oder ein Privat- 
nann der Weihende war. Weniges auch nur erfahren wir durch zu- 
Kllige Notizen. So wissen wir 2. B., dass des Isokrates Statue im 
.ympieion von dessen Adoptivsohn Aphareus und eine andere zu 
fusis von seinem Freunde Timotheos geweiht war.) Im Testa- 
nente des Aristoteles lesen wir die Bestimmung, die Statue seiner 
Éutter zu Nemea oder wo es den Testamentsvollstreckern gefiele, 
iufzustellen.") Dass Phryne ihr Bild in den Apollotempel zu Delphi 
veihte, ist schon üfter bemerkt; von Leokrates Vater erfahren wir, 
lass er das Heiligtum des Zeus Soter mit seiner eigenen Bilds&ule 
wehrte.) Hier werden wol auch die beiden Siegerstatuen des 
jranianos von Sikyon und der Lakedaimonierin Euryleonis hin- 
'ehüren.*) 

Glücklicherweise aber sind wir nicht auf diese wenigen Notizen 
llein angewiesen, sondern verfügen hier über eine Anzahl von In- 
chriften, die uns erst ahnen lassen, wie verbreitet die Sitte, Freunde 
der Verwandte durch Poriraitbilder in Tempeln zu verewigen, in 
lellas gewesen sein muss. Hierher gehören nämlich jene vielen In- 
chriften, deren legale Form beispielsweise C. I. A. III 931 bietet): 
:ὔδημος .. καὶ ᾿Αγαρίετη ... τὴν μητέρα (τρατόκλειαν ᾿Αθηνᾷ 
ToMóbi, wenn auch nicht alle so wortkarg und so wenig auf die 
3equemlichkeit eines etwaigen Biographen berechnet waren.) Die 
ınbedeutendsten Persönlichkeiten waren in allen berühmten Tempeln 
u finden; man weihte Statuen von Verwandten, Freunden, Wohl- 
hätern in ungemessener Anzahl dorthin; ein Cl. Lucianus von Ala- 
anda weihte der Artemis auf Lesbos sogar ein Bild seiner Hündin"), 
vomit er sicherlich nicht allein stand. Keines Gottes Heiligtum 


1) Plut. vit. X or. Isokrates. Natürlich noch bei Lebzeiten des 

ers; sonst müsste sein Tod erwähnt und ein grosses Bedauern über 
lieses Unglück daran £s tert gein. 

» Diog. Laert. ub 

8) Lykurg gegen Leokr. 186. 

4) Vgl. 8. $09, Anm. 18. 

5) Oder C. I. 6. II, 2431 — Smith and Porcher Cyrene, Inscr. p. 109, 
ir. 8. Darauf hat schon gelegentlich Ulrichs, Reisen II, 121, aufmerk" 
am gemacht. Ich halte es aber für einen Irrtum, wenn er die meisten 
lieser Inschr. auf Verstorbene bezieht; davon muss uns schon die Beob- 
‚ch abhalten, dass Privatleute so "oft ihre eigenen Statuen selbst in 
l'empel weihten. 

6) Noch lakonischer ist Newton, discov., p. 770, Nr. 57, viel red- 
eliger schon 754, 88. Zuweilen ist der Gott nicht egeben, da ja der 
Irt der Aufstellur darüber keinen Zweifel liess, so Ross, arch. Aufs. I, 

48, Anm. 88, Heuzey, le mont Olymp, p. 476, Nr. 16. Es kommt 
ach vor, dass "der Weihende sich nicht nennt, Bulletin de corr. hell. 
882. p. 824, Nr. 15; stellte ihn vielleicht die Statue selbst vor? Vgl. 
?gus. 7, 8, 1. In etwas alifrünkischer Weise drückt sich noch 
'yrann Chares aus: Χάρης εἰμί... ἄγαλμα τοῦ ᾿Απόλλωνος, 

7) Conze, Reise auf Lesbos 41. 


272 Ernst Kuhnert: 


entging diesem Schicksal, namentlich aber nicht die vielbesuchten 
Tempel; möglich, dass dort nicht selten die alten Romanschreiber 
die Stoffe zu ihren Robinsonaden gesammelt haben.!) 

Wir wollen schliesslich nur noch einen flüchtigen Blick auf die 
beiden berühmtesten Heiligtiimer von Olympias und Delphi werfen, 
um diese wenigstens, bei denen es einigermassen müglich ist, in . 
ihrem Umfange kennen zu lernen. Man fürchte keine Übersetzung 
des Pausanias: es soll hier nur das bunte Durcheinander hervor- 
gehoben werden, in welchem die Bildsäulen der verschiedensten 
Persónlichkeiten sich befanden. 

In Olympia bildeten bei weitem den grössten Teil die Sieger- 
statuen, doch waren sie nicht von den Bildsäulen der Männer ge- 
irennt, welche sich auf anderen Gebieten ausgezeichnet hatten. Mitten 
unter Siegerbildern stand z. B. der berühmte elische Wahrsager 
Thrasybulos (VI, 2, 4); auf ihn folgte nach einer ansehnlichen 
Reihe von Siegern eine Statue des Lysander, von Samos geweiht, 
bei welcher Gelegenheit sich Pausanias einen boshaften Ausfall 
gegen die Ionier nicht versagen kann (3, 14). Nach einer neuen 
Menge von Siegerstatuen, unter denen ich nur des Pheidias Ana- 
dumenos hervorhebe (4, 5), treffen wir plötzlich den Philosophen 
Aristoteles (4, 8), und nur durch den Stadionsieger Sodamas aus 
Assos ist von ihm König Archidamos?) getrennt (4, 9), der erste, 
dem die Lakedaimonier ausserhalb ihrer Grenzen eine Bildsäule er- 
richtet hatten. Wieder folgt eine untibersehbare Anzahl von Sieger- 
statuen, dann ein berühmtes Werk des Glaukias von Aigina, die auf 
einem Wagen stehende Bildsäule des Tyrannen Gelon, über welchen 
sich Pausanias eine höchst unglückliche Conjectur erlaubt.?) Eine 
neue Masse von Siegerstatuen trennt eine Gruppe von vier nahe 
zusammenhüngenden gekrönten Häuptern, Philipp, Alexander und 
Seleukos zu Pferde, Antigonos zu Fuss (11, 1); nach ihnen finden 
wir den Sieger Theagenes, das Anathem des ersten und zwei Statuen 
des jüngeren Hiero (12, 1—4)*); diesen schlossen sich die Bilder 
des Lakonenkünigs Areus und des Sikyoniers Arat an (12, 5). Ich 
halte damit ein; um uns ein vollstündiges Bild von der Altis zu 
machen, haben wir uns nur noch eine Menge von Bildsäulen unbe- 
kannter Privatleute hinzuzudenken, welche ohne Sieg lediglich wegen 
der Berühmtheit des Ortes von Verehrern oder Freunden diese Aus- 


1) Man denke z. B. an den Eingang des Achilles Tatius und Lo 
wo Gemülde solche Wunder wirken. Vorgekommen muss dergleichen 
sein, wenn auch vielleicht nicht in diesen Feilen Fällen. 
5. 2) Der dritte, vgl. Rathgeber bei Ersch und Gruber, Olympia, 
153, 
3) Brunn, K. G. I, 83. Die Basis ist vielleicht wiedergefunden, A.Z. 
1878, p. 142, vgl. Anhang. 
4) Bei der Aufstellun dieser Siegerstatuen scheint man allein 
Verwandtschaftsverhältnisse Berücksichtigt zu haben, 


Statue und Ort in ihrem Verhültniss bei den Griechen. 913 


zeichnung erhalten hatten. Solche erwähnt Pausanias aus guten 
Gründen nicht, hóchstens gelegentlich einmal.!) 

Bei weitem das grösste Ansehen genoss der delphische Tempel 
infolge der beispiellosen Frequenz des dortigen Orakels; dasjenige 
von Dodona und auch das zu Olympia konnte sich seit der Zeit der 
Perserkriege etwa nicht entfernt mehr mit ihm messen.?) In erster 
Linie fallen uns, wenn wir von den hier nicht zahlreichen Sieger- 
bildsäulen absehen, die figurenreichen Weihgeschenke einzelner 
Staaten auf, die nach Siegen oder anderen glücklichen Ereignissen 
hierher geweiht waren. Natürlich: alles dies Gute wird jenen Staaten 
wahrscheinlich doch in Delphi schon vororakelt worden sein; Olympia 
hat darum dergleichen nur sehr wenig aufzuweisen. Die bedeutend- 
sten dieser Weihgeschenke fallen in das fünfte oder in den Anfang 
des vierten Jahrhunderts, so das der Tegeaten (X, 9, 5), Lakedai- 
monier (9, 7), Argiver (9, 12), Athener (10, 1), Tarentiner (10, 6). 
Von Einzelstatuen hebe ich die der Könige Archidamos und Philippos 
hervor; zwischen diesen war der Bildsäule Phrynes ein Platz ange- 
wiesen.) Dass Gorgias wie die letztere hierhin sein Bild weihte, ist 
schon ófter bemerkt. Alexander hatte in diesem Heiligtume die Bild- 
säule des Kitharöden Aristonikos aufstellen lassen, als dieser tapfer 
gegen die Massageten kämpfend gefallen war*); die Lilaier weihten 
einem ihrer Bürger Patron hier ein Standbild, als er sie von der 
durch Philippos Demetrios Sohn in die Stadt gelegten Besatzung 
befreit hatte." Wer endlich die Erzstatue Homers, welche den Pro- 
naos des Apollotempels zierte, geweiht habe, ist unbekannt.°) 

Vor der Betrachtung der noch übrigen heiligen Orte halte ich 
es für geboten, erst die Akropolis von Athen zu behandeln. Diese 
Burg trägt schon vor und ganz deutlich seit Perikles Zeiten das 
Gepräge eines heiligen Ortes, der in mehrere, verschiedenen Göttern 
geweihte Bezirke zerfällt: Aristophanes") nennt sie einmal ganz un- 
umwunden ἱερὸν τέμενος und Demosthenes bestätigt die Richtig- 
keit dieser Bezeichnung.?) Darauf muss natürlich bei der Be- 
trachtung der dort aufgestellten Bildsäulen Rücksicht genommen 
werden. 

Wir richten unserem Vorsatze gemäss zunächst auf die Götter- 


1) So nennt er des Pythes Statue (ein Anathem von ςτρατιῶται) 
wol nur wegen ihres Meisters Lysipp, 14, 12. 15, 7 erwähnt er einen 
Jäger, 16, 7 zwei Eleer, die vielleicht Proxenoi der Psophidier waren; 
16, 5 einen Leonidas von Naxos; 15, 2 Olidas von Elis. Im übrigen 
vgl. die letzthin gefundenen Inschr. Α. Z. 1877 ff. 

2) Vgl. Furtwüngler, A. B. A. 1879, 13. 

8) Athen. XIII 591 B — Plut. de Pyth. or. 14. 

4) Arrian, Ánab. IV, 17. 

5) P. X, 38, 8. 

6) Ebenda 24, 2. 

7) Lysistrate 484. 

8) IX, 272: ὅλης οὔςης ἱερᾶς τῆς ἀκροπόλεως ταυτηςτί. 

Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 18 


914 Ernst Kuhnert: 


bilder unsere Aufmerksamkeit. Natürlich darf es uns nicht wundern, 
eine Menge von Bildern der Athena, der Schutzgöttin der Burg, bier 
zu finden. Alte Bilder derselben erwähnt Pausanias in der Umgebung 
des Erechtheion, dieselben, welche bei der Einnahme der Stadt durch 
die Perser von Flammen geschwärzt waren (I, 27, 6). Wahrschein- 
lich vor dem Eingange desselben Tempels stand das Sitzbild Athenas 
von Endoios, welches ein Kallias geweiht hatte (26, 4); für das 
Tempelbild selbst konnte man sich seiner Entstehung nicht mehr 
erinnern und liess es deshalb vom Himmel gefallen sein (26, 6). 
Dem durch die Propyläen eingetretenen prüsentirte sich das grosse 
Erzbild von Pheidias!); vorher, gleich beim Verlassen der Propyläen, 
sah man linker Hand die Lemnierin (28, 2), ganz auf der rechten 
dagegen an der letzten Säule die Athena Hygieia des Pyrrhos und 
vor ihr des Styppax Splanchnoptes?); auch die Hygieia muss hier 
gestanden haben, wenn sie nicht gar mit der Athena identisch ist 
(23, 4). Endlich begegnen wir der Athens auch in Gruppendar- 
stellungen: so war sie gebildet mit dem Ölbaume, Poseidon gegen- 
über, welcher eine Welle hervorsprudeln liess (24, 3), in der nächsten 
Umgebung des Parthenon; die Gruppe Athena-Marsyas und Athena, 
dem Haupte des Zeus entspringend (Relief?) scheint zur Umgebung 
des Tempels der Ergane gehört zu haben (24, 1—2). 

Unter den anderen Göttern fällt zunächst Zeus in die Augen, 
vor allem das wol sehr alte Bild des Polieus in der Umgegend des 
Parthenon. Ausser dieser Bildsäule befand sich ebenda noch eine 
zweite von Leochares.?) 

Von Heroen, die mit Athena in nahen Beziehungen stehen, 
finden wir hier Theseus im Kampfe mit dem Minotauros, ein Gegen- 
stück zur Athena-Marsyasgruppe*), und den schlangenwürgenden 
Herakles.°) Alle diese Kunstwerke standen ungeführ an demselben 
Orte, der nach Pausanias zum Bezirke des Tempels der Ergane ge- 
hórt zu haben scheint. In der Umgebung des Erechtheion finden 
wir Theseus wieder, dargestellt wie er den Felsblock von dem durch 
Aigeus darunter geborgenen Schwert entfernte (27, 8); auch Hera- 


1) P. I, 28, 2. Über die Benennung Promachos vgl. Michaelis, 
M. A. I. 1877, 91 ff. 

2) per die tragische Fabel alles nähere bei Michaelis M. A. I. I, 292. 

8) P. 1, 24, 4. 
MA 4 τούτων πέραν P. 1,24,1; über die Bedeutung ‘gegenüber’ Michaelis, 

. À. I. II, 4. 

δὴ) P. I, 24, 2. Sollte nicht auch des Perseus Kampf mit der Me- 
duse von Myron trotz P. I, 23, 7 hierher (in den Bezirk des Ergane- 
tempels) gehören? Nur des Lykios Knaben und den ἵππος δούριος muss 
man im Tempel der Brauronischen Artemis lassen. — Des Naukydes 
Statue, der nur Pausanias (nicht Plinius 34, 80) den Namen Phrixos bei- 
legt, stellte sicher nicht diesen hier gar nicht hinpassenden Heros, son- 
dern irgend einen athenischen Bürger (Priester? man denke an die sacri- 
ficantes) dar. Der Benennung liegt wol ein ungeheurer Leichteinn (κριός ἢ 
des Pausanias oder seiner Exegeten zu Grunde. 


Φ 
Statue und Ort in ihrem Verhültniss bei den Griechen. 9275 


kles, hier aber im Kampfe mit Kyknos (27, 6), endlich die beiden 
Erechtheus und Eumolpos genannten Kämpfer (27, 4). Zur Um- 
gebung des Parthenon muss das Bild der Tochter Pandions Prokne 
mit Itys, ein Anathem des Alkamenes, gehört haben.') Befand sich 
an dieser Stelle auch die Bildsäule des Pandion selbst (5, 4)? 

Endich erwähne ich die Aegis mit dem vergoldeten Medusen- 
haupte?), ein Weihgeschenk eines Antiochos (Epiphanes?), die un- 
zweifelhaft wie Conze?) meint, die Bedeutung eines Apotropaion 
hatte. 

Dies sind die Weihgeschenke, welche alle einen ganz durch- 
sichtigen Zusammenhang mit Athena aufweisen. Lediglich dagegen 
die Berühmtheit des Ortes veranlasste Kallias, hier ein Bild der 
Aphrodite von Kalamis zu weihen*), welches wol dicht am Ausgange 
der Propylüen stand. Keinen anderen Grund vermag ich für die 
Aufstellung des angeblich?) von Pheidias geschaffenen Apollo Par- 
nopios gegenüber dem Parthenon und ebenso für die wol ihm gegen- 
überstehende Artemis Leukophryene (26, 4), ein Anathem der 
Söhne des Themistokles, mir zu denken; hier veranlasste sogar das 
höhere Ansehen des Partbenon, den Tempel der Brauronischen Ar- 
temis zu tibergehen. ®) 

Auch bei der Weihung der Bildsäulen der Io und Kallisto 
(wenn hier alles bei Pausanias in Ordnung ist) kann nur dieser 
Grund die Wahl des Ortes bestimmt haben. Wer freilich in Athen 
an der arkadischen Heroine und auch an Io Interesse haben mochte, 
weiss ich nicht; es hindert aber auch nichts, Anatheme von Aus- 
ländern anzunehmen.’) Ein Analogon hierzu würde dann das im- 
posante Weihgeschenk des Attalos bilden, das an der Südmauer der 
Burg oberhalb des Theaters aufgestellt war und unzweifelhaft aus 
Rundwerken bestand.) Ebenso sicher scheint mir, dass einzig die 
Berühmtheit des Ortes die Weihung des Bildes der Ge, wie sie zu 
Zeus um Regen flehte, veranlasste (24, 3). Es war ziemlich in der 


1) P. I, 34, 8. Vgl. Michaelis M. A. I. I, 804. 

4) P. I, 21, 8 — V, 12, 4. Zu dieser Daratellung s. II, 20, 7—21, 6 
— Preller I 159 Anm. 8 — Dilthey A. d. I. 1871, 212. 

8) Reise auf den Inseln des thrak. Μ. 18. 

4) P. I, 23, ἃ. Sie ist die Sosandra Lukians (Overb. S. Q. 520) und 
stand wahrscheinlich der Athena Lemnia gegenüber. 

5 Über dies A€vova bei P. I, 24, 8 vgl. Michaelis M. A. I. II, 1, 
Anm. 

δ᾽ In den Parthenon weihten des Themistokles Söhne auch ein 
Gemälde ihres Vaters P. I, 1, 2. 

7) Lóschekes sehr scharfsinnige Vermutungen (Dorpat. Progr. 1880 
p. 11, 12) überzeugen mich nicht. Vgl. Löwy, Unters. zur K. G. 8 
Auch weiht der Demos v. Chios eines Menschen Bild der Polias und 
allen Göttern C. L G. I, 407, was Löschcke übersehen hat. 

8) 8. Michaelis M. A. I. II, 5 ff. und Robert A. Z. 1888 p. 102. — 
Lóschokes Annahme eines Heiligtumes des Áttalos auf der Burg ist wenig 
wahrscheinlich. 


18* 


910 Ernst Kuhnert: 


Mitte der Burg aufgestellt, infolge eines Orakelspruches, wie die 
wol hierauf bezügliche Inschrift aus Hadrians Zeit lehrt. !) 

Wir betrachten jetzt die auf die Burg geweihten Menschen- 
statuen, die über alle Teile derselben zerstreut waren. Die gerade 
hier interessante Sonderung zwischen staatlichen und privaten Ana- 
themen scheint mir für die wichtigsten Fälle infolge einer Anzahl 
wiedergefundener Inschriften möglich. Wer freilich des Perikles 
Statue nahe am Ausgange der Propyläen (28, 2) weihte, ist unbe- 
kannt; dasselbe gilt für die Bildsäulen des Xanthippos, Konon und 
Timotheos, Phormion, Olympiodor, Anakreon. An einen heiligen ' 
Ort durfte ein Jeder jedes beliebigen Menschen Bild weihen; es ist 
nicht einzusehen, warum nicht Verwandte, Freunde oder Verehrer 
der genannten Leute diese Statuen errichtet haben sollten. Als 
sicher vom Staate errichtete Bildsäulen kenne ich aus vorrömischer 
Zeit nur die des Spartokos?) und die Reiterstatue eines Ptolemaios.?) 
Die der römischen Zeit sind sehr zahlreich, für uns hier aber von 
zu geringem Interesse. | 

Und warum sollte die Menge der übrigen auf der Akropolis 
errichteten Menschenstatuen nicht von Privatleuten herrühren? Schon 
Furtwüngler hat vor kurzem für mich wenigstens überzeugend nach- 
gewiesen*), dass bereits im fünften Jahrhundert gewóhnliche Men- 
schen ihre eigenen Portraitstatuen, wie in so viele andere Heilig- 
tümer auch hierher weihten, wenn auch in der Regel nur bei 
besonderen Anlässen. Pausanias nennt die Statue eines Hoplitodromen 
Epicharinos von Kritios, kurz bevor er den Tempel der Ergane er- 
wähnt®); die erhaltene Inschrift bezeugt ein Weihgeschenk eines 
Epicharinos, geschaffen von dem Künstlerpaare Kritios und Nesiotes®); 
folglich hat der Mann sein eigenes Bild der Göttin geweiht.") Ebenso 


1) Die Statue wird aber sicher viel älter sein: Paus. hätte es wol 
ausdrücklich bemerkt, wäre sie ein Werk seiner Zeit gewesen; auch 
müsste dann noch der Anlass der Weihung genau zu erfahren gewesen sein. 

2) Doch ist auch hier die Aufstellung auf der Burg fraglich, denn in 
C. I. A. 1I, 311 (um Ol. 123, 3 — 286/56): εἰκόνα χαλκῆν ἐν τῆ[ι ἀγορᾶι 
παρὰ] τοὺς προγόνους καὶ ἑτέραν é[v ákpomóAei] ist gerade die Haupt- 
sache ergänzt. Man darf wol die Frage aufwerfen, ob nicht vielmehr 
ἐν ἐμπορίωι) zu lesen sei; dort hatten des Spartokos Vorfahren eben- 
falls Statuen. παρὰ προγόνους gehört dann zu beidem. 

8) C. I. A. Il, 464. Nach Köhler wäre es Ptolemaios Soter II Phi- 
lometor, der 117—81 regierte. — A. Z. 1872 Taf. 60, 10 ist nur von der 
Bule allein decretirt. 

4) M. A. Z. I. 1880, 27 ff. 

5) I, 23, 9. Die Umgebung dieses Heiligtumes scheint für Privat. 
anatheme am beliebtesten gewesen zu sein, vielleicht, weil dieser Ort 
dem die Burg betretenden sofort in die Augen fiel. 

6) C. I. A. I, 876. 

7) U. v. Wilamowitz leugnet dies im Hermes XII p. 345/6 in sehr 
energischer Weise: die Athener würden dies nicht jedem beliebigen 
Privatmanne erlaubt haben. Allein die Athener haben hier nichts zu 
erlauben; ihnen steht dje Verfügung über die öffentlichen profanen Plätze 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 277 


sicher scheint mir als ein Privatanathem die Statue des Oino- 
bios!); auch stimme ich Furtwängler ohne weiteres bei, wenn er 
aus gleichen Gründen wie bei Epicharinos schliesst, dass Hermo- 
lykos ebenfalls ein Abbild seiner Persönlichkeit auf die Burg ge- 
weiht habe.?) 

Was freilich von der berüchtigten Statue des Dieitrephes 
(1, 23, 3) zu halten sei, ist mir völlig unklar. Soviel aber steht für 
mich mit Michaelis?) fest, dass die Verwundung sich auf den Mann, 
nicht auf die Statue bezog; möglich also, dass wir ein Votivbild 
darin zu erkennen haben, das den Weihenden in dem Momente der 
Gefahr darstellte, in welchem er im Falle der Rettung der Göttin 
das Anathem gelobte. 

Wir wissen ferner, dass sich auf der Burg Statuen von Isokra- 
tes Mutter und deren Schwester Anako befanden); selbstredend 
waren diese im fünften oder spätestens am Anfange des vierten 
Jahrhunderts von einem Mitgliede ihrer Familie aufgestellt, da später 
kaum Jemand ein Interesse an ihnen haben konnte, Endlich trage 
ich kein Bedenken, auch das Weihgeschenk des Pyres als eine Statue 
desselben mit Furtwängler aufzufassen.) 


ihrer Stadt frei, nicht über die heiligen. Ich babe darüber oben S. 258 
meine Ansicht dargelegt. 

1) P. I, 23, 9. Über die Thukydidesgeschichte muss ich mich jeden 
Urteiles enthalten; vergl. Schöll, Hermes XIII, 484 und Müller-Strübing 
Aristophanes 627 gegen Wilamowitz a. a. O. Durchaus kann ich diesem 
Gelehrten nicht beistimmen, wenn er ebendort eine Portraitstatue des 
Oinobios überhaupt leugnet. Der Perieget sagt: Ἐπιχαρίνου μὲν ὁπλιτο- 
δρομεῖν ἀςκήςαντος τὴν εἰκόνα émoínce Κριτίας, Οἰνοβίῳ δὲ ἔργον ἐςτὶν ἐς 
Θουκυδίδην τὸν Ὀλόρου χρηςτόν. Dies ist freilich eine Redeweise, die 
auch die üppigsten Blühten modernen Depeschenstiles übertrifft: es ist 
damit eine Portraitstatue des Oinobios bezeugt. Das beweist zur Evidenz 
die Stelle IV, 88, 4: θεῶν δὲ ἀγάλματα ᾿Απόλλωνός ἐςτι Καρνείου καὶ 
Ἑρμῆς φέρων xpióv: ἡ δὲ ᾿Αγνὴ κόρης τῆς Δήμητρός ἐςτιν ἐπίκληεις. 
Hier ist eine Statue der Kore sicher; denn der zufällige Umstand, 
dass neben diesem Bilde Wasser aus der Erde emporsprudelte, giebt 
Paus. im folgenden zu den Worten Veranlassung: ὕδωρ δὲ Aveıcıv ἐκ πη- 
γῆς παρὰ τὸ ἄγαλμα. Eine solche Ausdrucksweise ist für denjenigen 
berechnet, der vor den Dingen selbst steht; dies hat schon Ulrichs 
Reisen 11, 149 hervorgehoben. Sie geht auf einen Autopten zurück, aus 
dem die Compilatoren hier, wo sie vielleicht selbst nicht den Sinn ver- 
standen, wörtlich abschrieben. Demnach kann ich auch vor Οἰνοβίῳ 
keine Lücke entdecken und muss die von Vielen (z. B. auch von Brunn 
K. G. I, 268) angenommene Conjectur von Bergk: Κριτίας, Οἰνοβίου δὲ 
Kpncüac etc. entschieden zurückweisen. Vgl. Ross, arch. Aufs. II, 811. 
Völlig verfehlt ist die Ansicht von Gilbert Philol. 38, 260, der den 
Oinobios gar eine Statue des Thukydides weihen lässt! 

2) C. I. A. I, 402. Pausanias I, 28, 10 irrt, indem er diesen Hermo- 
lykos, des Dieitrephes Sohn, mit dem ‚gleichnamigen Sprössling des 

utbynos bei Herodot verwechselt, s. v. Wilamowitz a. a. O. 
8) M. A. I. II, 106. 
4) Vitae X or. S. 839 D. 
5) A. a. O. 8.28. C. 1. A. 1,408 = Kaibel 751. 


27° 


Ernst Kubnert: 
915 . » mir die Sitte, dass Privatleute 
»- . ἊΝ einen . . 

Al diese Beispie le μὰ its Bilder ihrer Verwandten und ihre 
fte Jahrhan ithens gans wie an andere heilige Orte weih- 

im fün auf die Burr ; etzen. J& ein merkwürdiges Beispiel scheint 
uss Au or ein Jahrhundert früher für Siegerstatuen wenig- 

ten. S on wel! usanias (I, 28, 1) erwähnt in der Umgebun 
dies sch pgell. Pa , “ 8 
"zu bezeV6” . Statue des Kylon und zerbricht sich den Kopf 
die J!on unà p 
"eund ihrer Aufstellung; schliesslich meint er, seine Schön- 


les . . . . 
Iber det sin Ansehen, zu dem auch ein Diaulossieg zu Olympia 
heit und sei die Veranlassung gewesen. Soviel muss zuerst con- 


beigetraE dass die Zurückführung der Errichtung dieser Statue 
statirt WE ner entschied ichtig ist.!) Denn dass die Stat 
‚f die Athener entschieden unrlchüg ist. n 58 die ue 
bei Kylons Lebzeiten gesetzt sei, bestreite ich so lange, bis man mir 
eine vom athenischen Volke errichtete Menschenstatue vor denen 
der Tyrannenmörder (die über ein Jahrhundert später fielen) nach- 
weist. Nach Kylons Tode hingegen kann die Bildsäule unmöglich 
esetzt sein: denn hier etwa einen ähnlichen Fall wie bei dem 
Lakonenkönige Pausanias anzunehmen, hindert der Umstand, dass 
kein Autor etwas davon berichtet. Dies kann aber nicht Zufall sein: 
die Historiker müssten es erwähnt haben wegen der grossen Wich- 
tigkeit, welche der Kylonische Frevel beim Ausbruche des pelopon- 
nesischen Krieges hatte. 

Es bleibt demnach nur übrig, mit Furtwängler an ein Weih- 
geschenk der Familie Kylons (nach einem Siege desselben) zu denken, 
aber sicher gegen ihn an ein gleichzeitiges: die Poliaspriesterin 
würde das Bild des Frevlers unbedingt zurückgewiesen haben.?) 

Für das vierte Jahrhundert sind die uns bekannten Beispiele 
dieser Art bereits sehr zahlreich. Ich verzichte darauf, sie zu regi- 
striren: wenige werden genügen. Am bekanntesten sind die Holz- 
bilder des Lykurg und seiner Sóhne im Erechtheion von Kephiso- 
dotos und Timarchos?); etwas früher wol wird das umfangreiche 
Anathem des Pandaites und Pasikles fallen, welches im Bezirke des 
Tempels der Ergane gefunden ist. Einem Mnesimachos weihte 
seine Tochter eine Statue?); einer Pallaspriesterin Bild war eben- 
falls von einem Privatmanne aufgestellt.) Es hat keinen Zwock, 


1) So urteilt auch Furtwängler M. A. I. 1880 S. 27 Anm. 1. 

2) Freilich erregt dies Alter der Statue (vor 612 a. C.) für Athen 
mir wenigstens die grössten Bedenken. Sollte dieser Kylon vielleicht 
ein ganz harmloser Privatmann spüterer Zeit sein, der mit dem berüch- 
tigten nichts als den Namen gemein hat? Die auffallende Seltenbeit 
dieses Namens (vgl. Schütz hist. alph. att. 26) begünstigte eine Ver- 
wechslung durch Pausanias, die diesem ja gerade hier bei der Beschrei- 
bung der Burg öfter passirt ist. S. Lóschcke M. A. I. IV, 295, 1. 

3) Ross arch. Aufs. I, 172 ff. 

4) Rhangabé 1102 — Ross arch. Aufs. I, 180. 

6) Beulé l’acrop. II, 299 Nr. 2. 

6) Rhangabe 1104 — Bergk A. Z. 1850, 176. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 279 


die Beispiele zu häufen: sie setzen die Verbreitung der Sitte, 
die Statuen Verwandter oder seine eigene einer Gottheit hier zu 
weihen, ausser allen Zweifel. Das sehr bemerkenswerte aber ist, 
dass alle diese Statuen, über deren Weihung wir sicher unterrichtet 
eind, ausnahmslos Privatanatheme vorstellen. Und doch ist es be- 
kannt, dass der athenische Staat sich gegen die Errichtung von 
Ebhrenstatuen nicht gerade ablehnend verhielt: das zeigen die Bild- 
säulen des Harmodios und Aristogeiton und aus dem vierten Jahr- 
hundert die des Konen, Timotheos (an der Stoa Basileios), Miltia- 
des, Themistokles, Solon, der Tragiker u.s. w. Der Grund liegt in 
der Wahl des Ortes: der Staat hat in guter Zeit für die von ihm 
errichteten Ehrenbildsäulen seine profanen Öffentlichen Plätze 
gewählt, nicht heilige Orte.!) Die Plataier mögen zuerst?) eine 
Statue ihres Feldherrn Arimnestos im Tempel der Athena Areia auf- 
gestellt haben?); etwas später weihten die Ephesier die Statuen des 
Lysander, Eteonikos, Pharax etc. und bald darauf die des Konon und 
Timotheos in den Artemistempel, wie die Samier Alkibiades, Konon 
und Timotheos in ihr Heraion, Lysander nach Olympia.) Allein für 
die Athener ist diese Sitte durchaus nicht früher bekannt, als im 
dritten vorchristlichen Jahrhundert: erst da stellten sie vielleicht 
des Spartokos Statue auf die Akropolis?) und viel später noch die 
des Ptolemaios neben den Poliastempel. 

Und dies war durchaus keine Schrulle, sondern scheint mir im 
Gegenteil nur ein Beweis für das feine Gefühl der Athener zu sein. 
Die Statue, welche einer Gottheit als Anathem dargebracht wird, 
soll doch in Wahrheit nicht den dargestellten Menschen sondern 
klarer Weise allein die Gottheit ehren. Hingegen ist eine Ehren- 
statue die Anerkennung der Verdienste eines Menschen; eine Ehren- 
statue als Anathem ist also eigentlich ein Widerspruch, tiber den 
viele Griechen sich freilich schon früh hinweggesetzt haben.9) Da 
nun aber jede in einem Tempel aufgestellte Statue mit alleiniger 
Ausnahme der Siegerbildsäulen ein Anatlıem sein musste, so blieben 
für die Ehrenstatuen nur die öffentlichen profanen Plätze tibrig. 


1) Davon sind die grossen Weihgeschenke ausgenommen, in denen 
die Figuren einzelner Menschen aber auch nicht Ehrenbildsäulen im ge- 
wöhnlichen Sinne des Wortes waren (wie P. X, 10, 1 Miltiades), und die 
Siegerstatuen, die natürlich in den Bezirk des betreffenden Gottes gehörten. 

2) Denn Kleobis und Biton der Argeier wird man mir nicht ent- 
gegenhalten wollen, vgl. S. 267, 1: dies waren argeiische Heroen. Die 
Fabel über sie ist vielleicht erst aus dem bei P. II, 20, 3 erwähnten 
Relief entstanden. 

3) P.IX,4,2. Vgl. S. 268, 6. 

4) P. VI, 3, 15. 

δ) Doch vgl. 8. 276 A. 2. 

6) Am längsten scheint man diesen Unterschied bei den Sieger- 
statuen gefühlt zu haben, vgl. Furtwängler M. A. I. 1880 S. 29. Diese 

innt man erst im ersten Jahrhundert v. Chr. als Anatheme zu fassen. 


Vgl. 8. 264, 1. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 281 


Brasidas gehalten wurde, weil das Gebäude von diesem und den 
Akanthiern nach einem Siege tiber Athen geweiht war.!) Rätsel- 
haft sind die Bilder von Knaben im Schatzhause der Spineten zu 
Delphi.?) 


2. 
Die Statuen an Öffentlichen profanen Plätzen. 


Es empfiehlt sich, zuerst die ländlichen Verehrungsstätten zu 
betrachten und von diesen uns allmählich den Städten zu nähern. 

Nicht selten finden wir Berge und Hügel durch Bildsäulen 
geschmückt, die natürlich in den meisten Fällen unter freiem Him- 
mel standen oder höchstens von einer kleinen Aedicula, vielleicht 
auch von einem schützenden Felsvorsprunge?) geborgen der Wit- 
terung trotzten. Ihrer Natur nach kamen diese hochragenden him- 
melanstrebenden Orte‘) in erster Linie dem Zeus, dem μέγιςτος καὶ 
ὕψιετος zu®); so finden wir ihn auf mehreren Bergen Attikas, auf 
dem Hymettos, Parnes und Anchesmos.°) Doch auch Athena konnte 
auf solche Plätze berechtigten Anspruch erheben"), und es darf da- 
her nicht überraschen, auf dem Pentelikon ihrem Bilde zu begegnen.®) 

Nicht weniger eigneten sich ihrer Natur nach diese hochgelege- 
nen Orte für die Musen?); daher standen zu Koroneia Bilds&ulen 
derselben auf dem Leibethrionberge!?), ebenda, wo man des Orpheus 
Grab localisirte und wo Plutarch auch eine Statue des Sängerkönigs 
aus Cypressenholz nennt.!!) 

Etwas anderer Art waren die Gründe, aus welchen man Pan 
und seinesgleichen hier Bilder weihte, indem diese Gótter nicht so- 
wohl wegen ihrer Majestät als wegen ihres fröhlichen Aufenthaltes 
in diesen Gegenden einer solchen Ehre teilhaftig wurden. Auf dem 
kleinen, bergigen Inselchen Psyttaleia!?) bei Salamis gab es nach 
Pausanias I 36, 2 kunstlose Holzbilder des Pan. Ein auf dem Hügel 


1) Plut. Lys. 1. 

2) Polemo Fr. 28 Preller, nebst Meineke A. Z. 1857 S. 102. 

8) Vgl. P. IX, 29, 6 Linos — Newton discov. II, 2, 411. 

4) Maxim. Tyr. VIII, 1: κορυφὰς ὀρῶν, ... καὶ εἴ τι ἄλλο ὄρος πλη- 
εἰάζει τῷ οὐρανῷ. Preller I, 50—93 — 100—114. Tempel auf Berg- 
spitzen P. I, 44, 9. 

5) Jetzt ist darin der heilige Elias sein Nachfolger geworden, dem 
heute alle hohen einzelstehenden Gipfel in Griechenland in Erinnerung 
an seine Himmelfahrt gewidmet zu sein pflegen, A. Bötticher auf gr. 
Landstr. 1883 S. 38—167 — Ross Königer. 11, 212. 

6) P. I, 82, 2. 

7) Preller I, 161—180. 

8) P. I, 82, 2. 

9) Preller I, 402 — Krause Musen etc. 34 — Ross Kónigsr. I, 30 
— Curtius Altert. u. G. I, 95. 

10) P. IX, 34, 4. 
11) P. IX, 30, 9 — Plut. Alex. 14. . 
12) Felseneiland und Klippe nennt es Ross, Königer. I, 410. 


282 Ernst Kuhnert: 


Skoleitas (wol neben der Quelle) aufgestelltes Bild desselben wurde 
später in das Archiv von Megalopolis gebracht!); eine andere Statue 
auf einem Berggipfel neben Weinstöcken wird in der Anthologie?) 
erwühnt. Derselbe Grund veranlasste, die Nymphen auf dem Lei- 
bethrionberge bei Koroneia mit Bildern zu ehren?); und dass auch 
der die Gebirge durchstreifenden Jügerin Artemis eine von Wild 
reich besuchte Felsklippe nicht übel zukomme, liegt auf der Hand.*) 

Oft sollen Localfabeln die Weihung einer Bildsüule veranlasst 
haben. Fallen beide Ursachen bei Zeus zusammen, wenn ihm auf 
dem Gipfel des Berges Petrachos°) ein kleines Bild gewidmet war, 
wo einst Rhea dem Kronos den Baitylos an Stelle des Knaben dar- 
gereicht haben sollte, so wird eine Localfabel als der einzige Grund 
angeführt, der die Aufstellung des Herakles mit Beinamen Charops 
auf dem Laphystiosberge®) veranlasste: an dieser Stelle sollte er 
nach böotischer Sage den Kerberos ans Licht transportirt haben. 
Auf dem Akakesionhügel ferner, an dessen Fuss die gleichnamige 
Stadt sich ausdehnte, befand sich ein Steinbild des Hermes, welcher 
hier von Lykaons Sohn Akakos, wie die Arkadier glaubten, erzogen 
sein sollte.) Endlich erwähne ich noch jene merkwürdige Fabel, 
welche die Orchomenier erzählten: auf einem Felsen in dieser Gegend 
sollte einst ein Gespenst sein Wesen getrieben und die Umwohnen- 
den arg geschädigt haben; das delphische Orakel erteilte den Ver- 
zagten den Rat, zusammenzusuchen, was sie noch von Aktaions*) 
Körper auftreiben könnten, diese Reliquien zu begraben und ein 
ehernes Ebenbild jenes Gespenstes an dem Felsen, auf welchem es 
hauste, anzuschmieden. Selbiges Bild behauptet Pausanias noch mit 
eigenen Augen gesehen zu haben. 

Menschenstatuen kommen hier natürlich überhaupt nicht vor; 
dasjenige Geschlecht, welches die Götter nur an Stätten verehrte, 
denen die Natur den Stempel des Erhabenen und Übermenschlichen 
aufgedrückt hatte, kannte für menschliche Verdienste noch keine 
derartige Auszeichnung. 

In enger Verbindung mit den vorigen Cultusplätzen stehen die 
Höhlen. Die Gründe, welche zur Verehrung gerade an diesen 
Orten bewegen konnten, hat vortrefflich Carl Bótticher?) ausein- 
andergesetzt: „Den ackerbauenden pelasgischen Hellenen, deren 
Lebensthätigkeit auf die Scholle der Saatfrucht, die Weidetrift und 


1) P. VIII, 30, 7. 

2) A. Pal. IX, 249, vgl. P. VIII, 42, 3. 

3) P. IX, 34, 4 — vgl. Eurip. Bacch. 961. 

4) Anth. Pal. VI, 268. Freilich beruht dies auf einer Conjectur 
von Jakobs. 

5) Bei Chaironeia P. IX, 41, 6. 

6) Bei Koroneia P. IX, 34, 5. 

7) P. VIII, 36, 10. 

8) P. IX, 38, 5 — Preller I, 377. 

9) Tektonik 115 p. 414. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 283 


den Wald beschränkt war, mussten sicher die Grotten und Höhlen, 
an welchen die Gebirge von Hellas so reich sind, in ihrer rätselhaft 
wunderbaren, oft staunenswerten Formation als bedeutungsvoll und 
für höhere Zwecke von der Natur bestimmt erscheinen. Kam dazu 
der Eindruk, den die Verborgenheit und das geheimnissvolle Dunkel 
ihres Inneren erregte, so lag es nahe, sie für heilige Wohnungen 
solcher Numina zu betrachten, welche über die ländlichen Fluren 
und Haine wie deren Bevölkerung schützend walteten; man weihte 
sie zu Stätten der Verehrung dieser Numina und kennzeichnete sie 
als solche. Andrerseits trat dem religiösen Verhältnisse noch die 
natürliche Beschaffenheit eines schützenden Zufluchtsortes zur Seite; 
es bot die Höhle in plötzlich hereinbrechenden Stürmen und Wettern 
nicht allein dem Wanderer und Jüger'), dem Hirten und Ackers- 
mann sammt ihrem Gespann und Weidevieh einen sicher bergenden 
Raum, in mächtige Höhlen auf dem Gebirge flüchtete sich bei feind- 
lichem Andrange oft die ganze Bevölkerung einer Landschaft mit 
ihrer beweglichen Habe. 

Es begreift sich, wenn ein von der Natur selbst geschaffenes 
merkwürdiges Denkmal wie solche Höhle, auf dem noch dazu Cultus- 
ehren, väterliche Traditionen und heilige Legenden hafteten, das 
geweihte Verhältniss alle Zeiten hindurch bis auf die letzten Ge- 
schlechter bewahren konnte. In der That heben nicht allein späte 
Augenzeugen die Grotten unter den heiligen Malen der Felder her- 
vor, Bildwerke und Schriftzeugnisse überliefern auch Götterbilder, 
Altäre und Anathemata in und vor denselben nebst merkenswerten 
Sonderbräuchen der Verehrung.“ 

Ihrer Natur nach kamen diese Höhlen denjenigen Gottheiten 
zu, welche auf Bergen und Wäldern ihr Leben führten und sich 
daher in diesen von der Natur geformten Räumen öfters aufhielten. 
Lukian lässt den kleinen Ganymedes von einem Opfer bestehend 
in einem τράγος erzählen, den sie dem Pan zu der Höhle geführt 
hätten, in welcher sein Bildniss stände.?) In einer Pan und den 
Nymphen geweihten Grotte auf dem Parnes ist kürzlich eine Inschrift 
gefunden, in welcher Jemand ein Bild des Pan in dieser Höhle auf- 
zustellen befiehlt.”) Noch Longus weiss von einer geräumigen Grotte 
der Nymphen, in welcher die Hirten Steinbilder der Göttinnen bei 
einem Quell aufgestellt hatten*); und in einer syrinxförmigen Höhle 


1) S. Paus. II, 23, 1. 

2) διαλ. θεῶν 4, 1: ἐπὶ τὸ ςπήλαιον ἄγοντες, ἔνθα Ecrnke. Max. 
Tyr. VIII, 1: οὕτω δέ τις ποιμὴν τὸν Πᾶνα τιμᾷ ἐλάτην αὐτῷ ὑψηλὴν 
ἐξελόμενος ἢ ἄντρον βαθύ. 

3) M. A. L V, 291—3. Über die Pansgrotte in der athenischen 
Akropolis Donaldson, archit. num. p. 3. Aus Münzbildern schliesst J. 
Friedlünder auf eine Panbildsäule in des Gottes Grotte zu Caesarea 
Α. 2. 1869 8. 97. — Vgl. Conze Reise auf den Inseln d. thrak. M. 11. 

4) Schäfer S. 7. Nur nebenbei erwühne ich hier, dass in Phrygien 
in der Steunos genannten Höhle sich ein Bild der Kybele befand P. X, 82, 3. 


284 Ernst Kuhnert: 


unfern des ägyptischen Theben soll die Statue eines Satyrs sich be- 
funden haben.!) Die Bildsäule des Apollo in einer Grotte bei Hylai 
verdankte ihre Weihung einem ganz eigentümlichen Cultus.?) 

Allein wie schon oben bemerkt finden wir hier auch Gótter'ver- 
ehrt, von denen man das Gedeihen der umliegenden ländlichen Fluren 
abhängig glaubte. Aus diesem Grunde scheinen dem Dionysos in 
einer Hóhle auf Euboia?), dem Herakles zu Bura und der Demeter 
Melaina bei Phigaleia Statuen errichtet zu sein; und vielleicht ver- 
anlasste ein ühnliches Motiv die Aufstellung der wegeschützenden 
Hekate, für die dergleichen düstere Orte besonders passend er- 
scheinen mussten.^) 

Auch die Lage der Hóhle wird hin und wieder für den Cultus 
bestimmend gewesen sein: vor einer im Cap Tainaron befindlichen 
Grotte scheint sich eine Statue Poseidons befunden zu haben.) 

Mitunter sollen Localsagen auch ihrer Natur nach hier gar 
nicht hingehörenden Göttern diese Orte zugänglich gemacht haben. 
Nicht weit von Themisonion z. B. befanden sich in einer Höhle Bilder 
des Apollo, Hermes und Herakles, zum Danke dafür, dass diese 
Göttertrias die Umwohnenden bei einem Galatereinfalle hier ge- 
borgen und gerettet hatte.) Zu Lebadeia endlich existirten nach 
Pausanias") in einer Höhle Bilder des Trophonios und der Herkyna, 
die ebenfalls einer hóchst sonderbaren Ortssage ihre Errichtung an 
dieser Stelle verdanken sollten.*) 

Eine hervorragende Stelle im Kreise dieser ländlichen Ver- 
ehrungsstätten nehmen ferner die Quellen ein. Die Gründe für 
eine schöne Ausstattung derselben sind so natürlich: dass es einem 
künstlerisch hochbegabten Volke ein Bedürfniss ist, die für das 
Leben besonders in dem wasserarmen Griechenland so bedeutenden 


mn 


Die Gründe bei Preller I, 527. Über die Kybele (?) in der Grotte von 
Vari Furtwängler S. Sabouroff zu Taf. 27, 28. 

1) Kallistr. stat. I. 

2) P. X, 32, 6 — Rayet Milet I, 1392/3. 

3) Diese nahmen angeblich die Argiver, als sie von Troja zurück- 
kehrten, und stellten sie 1n einem Tempel zu Argos auf, P. II, 93, 1 — 
S. Preller I, 550. Herakles P. VII, 25, 10 — Demeter VIII, 42, 1. 

4) Bótticher, Bildw. d. Berl. M. 2. Aufl. 439. 

5) So nach der sehr ansprechenden Anderung bei P. II, 25, 4 durch 
R. Weil (M. A. I. I, 160): ἐπὶ δὲ τῇ ἄκρᾳ ναὸς xal πληςείον ναῷ eixacuévov 
cmhAatov xal πρὸ αὐτοῦ TToceibUvoc ἄγαλμα. Zur Sache vgl. P. III, 28, 2. 

6) P. X, 32, 4. 

7) IX, 39, 2 — Stephani Reisen im nördl. Gr. S. 67. 

8) Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass diese Localsagen in sehr 
vielen Fällen wol erst aus dem Vorhandensein und dem Cultus eines 
alten Bildes (zur Erklürung desselben) entsprungen sein werden (vgl 
Kinkel, Mosaik zur Kunstg. 164 ff); allein da wir das wirkliche Motiv 
der Aufstellung in solchen Fällen fast nie constatiren können, muss es 
uns wol genügen, dass die Griechen später dergleichen Gründe, wie sie 
Pausanias angiebt, als hinreichend für die Weihung eines Bildes er- 
achteten., 


Statue und Ort in ihrem Verhültniss bei den Griechen. 285 


Quellen und ihre Umgebung auf jede Weise durch die Kunst aus- 
zuschmücken, hat Curtius hervorgehoben.!) 

Die Plastik schuf für diese Orte ihn erster Linie Bilder der 
Nymphen, derjenigen Gottheiten, denen ihrer Natur nach diese 
Stellen geheiligt waren.?) Allein auch ihr Begleiter Pan eroberte 
sich neben ihnen bald diesen Platz?), ebenso Hermes, der ευνοπάων 
Naiábuv, wie ihn ein Epigramm nennt*), der allein zu Troizen 
neben der Hippokrene aufgestellt war.) Natürlich gehören auch 
die Flussgötter®) und Poseidon in diesen Kreis; eine zu Korinth 
nicht weit vom Tychetempel gelegene Quelle war durch ein Erzbild 
des Meerbeherrschers geschmtückt, unter dessen Füssen ein Delphin 
das Wasser hervorspie.") 

Ebenso gehört als segenspendende Naturgottheit Dionysos?) 
hierher mit seiner lustigen Begleitung: Silene?) und Satyrn, oft in 
mehr als komischen Scenen dargestellt!?), sind als Quellenschmuck 
nicht selten.!!) Auch die Chariten, die gleich den Nymphen ursprüng- 
lich Göttinnen der feuchten und fruchtbaren Natur waren!?), mögen 
bisweilen Quellen mit ihren Bildsäulen geziert haben!?); bei künst- 
lichen Anlagen liebte man Statuen der Aphrodite, die als badende 
Göttin die beliebteste Fontänenfigur wurde, indem Delphine oder 
Eroten ihr das Wasser spendeten. '4) 

Auch Artemis endlich darf man sich nicht wundern, neben 
einer der berühmtesten Quellen von Korinth zu finden. !*) 


1) Plastik der Griechen an Quellen, A. B. A. 1876 S. 139. 

2) P. X, 12, 6 im Haine des Apollo Smintheus. Vgl. Overbeck 
Pompeji. 8. Aufl. S. 488 — Clarac IV, 751—762. 

8) Anthol. Pal. IX, 830. 

4) C. I. G. I, 467, s. Curtius S. 164 — Preller I, 323 — Furtw. 
S. Sabouroff zu Taf. 27, 28. ΄ 

δὴ Ρ. 11, 81, 10. 

6) Curt. 154 — Reliefbild eines Flussgottes an einem Brunnen bei 
Conze Lesbos 8. 23 Taf. XI, 4. 

7) P. II, 2, 8: Die anderen hier erwähnten Götter gehören nicht 
zur Quelle; näheres über sie bei Behandlung der Agora. 

8) Vgl. Preller I, 583 — Clarac IV, 687, 1606. 

9) Curt. 158 — Overb. Pomp. 483 — Clarac IV, 730B — 1765 A 
— C — Benndorf-Schöne Lateran 214— 215 — Dütschke Ant. Bild. in 
Oberitalien III, 837. . 

10) Ein modernes Ánalogon wenn auch gróblichsten Genres ist die 
kleine Brunnenfigur von Andrea della Robbia im Berl. Museum. 

11) Curt. S. 153 — Overbeck Pomp. 483 — Jordan Marsyas 14. 

12) Preller I, 396. 

18) Curt. 157—58. 

14) Worte von Curtius, 152. Vgl. Philostr. Im. T, 6 am Ende, Overb. 
Pomp. 483—84. Einschlafender Eros (Typus der Grabstatuen) als Brunnen- 
figur Lateran 370. 

15) P. II, 8, 5 — Preller I, 240. Max. Tyr. 8, 1: ἱερὰ δὲ ᾿Αρτέμιδος 
amyal ναμάτων καὶ κοῖλαι νᾶπαι καὶ εὔθηροι λειμῶνες. Eine Statue der- 
selben stand daher auch bei den Bädern des Eurykles zu Korinth, P. II, 
8, 5. Vgl. noch O. Jahn A. Beitr. S. 62 Anm. 84. 


286 Ernst Kuhnert: 


Ebendort veranlasste jene bekannte Localsage die Darstellung 
des Bellerophon auf dem Pegasos, durch dessen einen Huf das 
Wasser floss; eine ähnliche Fabel wussten die Koör von ihrem 
Könige Chalkon zu erzählen.!) Sentimentale Gartenbesitzer verfielen 
sogar auf den Mythos des unglücklichen Narkissos: eine Statue des 
Jünglings beschreibt Kallistratos bei einer Quelle stehend, in deren 
klarem Wasser er sich traumverloren spiegelte.?) 

In der hellenistischen Zeit liebte man es auch, kindliche oder 
jugendliche Gestalten in allen möglichen Genrescenen hier dar- 
gestellt zu sehen; es genügt hierfür auf die Abhandlung von Curtius 
zu verweisen.°) 

Sehr natürlich ist es, wenn man innerhalb der Heiligtümer, in 
denen zufällig Quellen sprudelten, auch die Bildsäulen der Götter, 
denen diese Stätten geweiht waren, an diesen Quellen aufstellte; aus 
Schönheitsrücksichten: weil sie nirgends anmutiger stehen und mit 
mehr Behagen betrachtet werden konnten, wie Curtius sagt. Der 
Zusammenhang der Götter mit der Quelle ist also in diesem Falle 
kein natürlicher, sondern sozusagen ein zufälliger: die Quelle gehört 
der Gottheit, da sie in einem derselben heiligen Temenos entspringt. 
Beides füllt in vielen Füllen zusammen, so bei Artemis*) und Askle- 
pios®); allein bei Persephone kann z. B. nicht davon die Rede sein, 
obgleich auch ihr Bild in ihrem Haine zu Lerng an der Quelle 
Hagna stand.®) 

Es empfiehlt sich wol, hier die wenigen Andeutungen anzu- 
fügen, die wir über den Schmuck der Meeresktüste mit Bildsäulen 
empfangen haben. Auf dem Wege, welcher von Korinth nach dem 
Hafen Lechaion führte, folgten auf das Bild des Wegegottes Hermes 
die Statuen des Poseidon, der Leukothea und des kleinen auf einem 
Delphin reitenden Palaimon.") Poseidon allein besass im Hafen 
Kenchreai eine Bildsäule, auf dem Molo, dessen Fundamente noch 
heute erhalten sind.®) Segelte man man von Boiai nach Cap Malea, 
so traf man im Hafen Nymphaion eine Statue des Poseidon?); die 
Gestade von Elis waren gefüllt mit Poseidia, d. h. kleinen Tempel- 
chen mit dem Bilde dieses Gottes. 19) 


1) Theokrit VII, 6 nebst Scholien, 8. Curtius A. 2. 1879 8. 19. 

2) statuae V — Curt. 166. Vergl. Overbeck Pomp. 490. 

3) S. 168 ff. Nachtrag A. Z. 1879 8. 19. Vgl. Overb. Pomp. 
—494. Einiges noch später bei Gelegenheit der privaten Parkan 

4) P. III, 20, 7. 

6) Es genügt hierfür auf Ross Inselr. I, 47 und Preller I, 423 zu 
verweisen, P. Vll, 27, 11. Daher seine und der Hygieia Bilde&ule im 
Bade des Hi pias, Lukian Hip. 6. 

0) P. 1V, 88, 4 — Lebas II, 396 a. 

7) P. II, 8, 4. 

8) P. IL, 2, 8 — Curt. Pelop. II, 688 — Bursian Geogr. v. Gr. II, 19. 

9) P. III, 23, 

10) Strabo Viu. 343. 


Statue und Ort in ihrem Verhbältniss bei den Griechen. 987 


Der gleichen Ehre wurden die Dioskuren als Schützer der See- 
fahrer teilhaftig: ihre Statuen sah man z. B. am Hafen von Samo- 
thrake.!) Auf einem kleinen leise ins Meer vorspringenden Cap bei 
Brasiai existirten drei fusslange Bildchen derselben?); neben ihnen 
befand sich eine Bilds&ule der Athena, die gleichfalls als hilfreiche 
Leiterin der Seefahrer bekannt ist.?) 

Auch Aphrodite endlich, die eine Menge Tempel am Meere 
besass, hier zu treffen, ist nicht auffülig: eine Statue derselben 
stand am Vorgebirge Kolias."  Merkwürdig ist allerdings, dass, 
während die Göttin hier doch offenbar als Meergöttin aufgefasst 
war, die Genetyllides, welche auf eine ganz andere Machtsphäre der- 
selben deuten, ihre Umgebung bildeten.5) 

Wir haben im vorigen die drei Hauptverehrungsplätze, welche 
die Natur bietet, kennen gelernt und betrachten jetzt noch eine An- 
zahl von Notizen, in denen die Statuen einfach als unt'er freiem 
Himmel (ἐν ómaíO0pu).stehend bezeichnet werden. Nie hören wir 
hier von einem in der Natur des Ortes begründeten Zusammenhange, 
vielmehr wird die Errichtung solcher Bilder ohne Ausnahme durch 
Localsagen motivirt, die wir freilich der Regel nach nur als mehr 
oder weniger sinnreiche Erklürungsversuche der Existenz einer Bild- 
säule aufzufassen haben. Auf dem winzigen Inselchen Pephnos 
standen fusslange Statuen der Dioskuren, welche hier geboren sein 
sollten.9) Ein Herakles ῥινοκολούςτης stand vor Theben unter 
freiem Himmel an derselben Stelle, an welcher er die barbarische, 
in seinem Beinamen angedeutete Procedur an Gesandten von Orcho- 
menos vollzogen haben sollte.) Mehrere Beispiele füge ich hinzu, 
bei denen trotz nicht ausdrücklicher Angabe die Aufstellung unter 
freiem Himmel unzweifelhaft ist. Nicht weit von Lakedaimon sollte 
Ikarios seine Tochter Penelope gebeten haben, ihn nicht zu verlassen, 
sondern Odysseus aufzugeben. Auf des letzteren Mahnung, sich hier 
endgültig zu entschliessen, soll sie ihr Haupt verhüllt haben: Ikarios 
verstand die Andeutung und errichtete an derselben Stelle der Αἰδὼς 
eine Bildsäule.°) Beim Hause des Amphitryon bei Theben standen 
schon etwas verscheuerte Reliefbilder der φαρμακίδες, welche Hera 


1) Servins zu Aeneis III, 12 — Preller II, 106 — 107, 8. 
2) P. III, 24, 5 — vgl. Bursian ]I, 134. 
8) Preller 1 I, 118, O. Müller Kl. d. Sr. II, 181. 
P.I, 1, 8 — Anth. Pal. IX, 144? Preller I, 281 ff. 
5) Auch zu Patrai ganz nahe am Hafen befanden sich Erzbilder 
des Ares, Apollo und der Aphrodite. Für diese und Apollo (Preller I, 
207) passt dieser Platz als Seegötter; Ares kann man sich nur als Be- 
leiter der Aphrodite erklüren. Die Bilder scheinen in einem Hain der 
ὄ i den zu haben. P. VII, 21, 10. 
6) P. III, 26, 8. Vielleicht sind sie 818 Schützer der Seefahrer 
dieser, 3 bro gewardigt, vgl. oben. — Preller II, 94, 1. 
25, 4 
δ P. IH, 20, 10. 


288 : Ernst Kuhnert: 


hierhin gesandt haben sollte, um die Geburt des Herakles zu ver- 
hindern!)); in der lyrkeischen Ebene, die ihrem Bewohner Lyrkos 
zu Ehren ihren früheren Namen eingebüsst hatte, befand sich unter 
Trümmern ein Bild desselben auf einer Säule.?) Das einzige histo- 
rische Beispiel endlich ist die Marmorstatue des Zeus Eleutherios, 
der durch seinen Beistand den Griechen bei Plataiai den Sieg ver- 
liehen hatte; sie stand bei den Gräbern der Gefallenen, und vor ihr 
wurde der in einem Waffenlaufe am Altare bestehende penta&terische 
Agon der Eleutherien gefeiert?) 

Es bleiben nur noch wenige ausserhalb der Stadt gelegene 
Orte zu betrachten. Zunächst die Grenzen. Hierhin gehörte in 
erster Linie Hermes, der Schützer der lündlichen Fluren*): Bilder 
desselben finden wir auf dem Parnon, wo die Lakedaimonier, Argeier 
und Tegeaten grenzten, und ein Hermaion als Grenzmal zwischen 
den Lampsakenern und Parianern erwähnt Poly&n.5) Ebenso stand 
an einem der Berührungspunkte des messenischen und megalopoli- 
tanischen Besitzes eine Bildsäule des Hermes), an einem anderen 
jedoch sah man ausser seinem Bilde noch Herakles, Demeter und 
Despoina.") Weshalb Herakles, ist klar?); aus ähnlichem Grunde 
kam auch den beiden anderen Göttinnen dieser Platz zu, als den 
mächtigsten Schützerinnen arkadischen Landes.?) 

Endlich betreten wir noch die Land wege, auf denen wir vor- 
zugsweise diejenigen Götter verehrt finden, welche dem Wanderer 
schützend zur Seite standen.) Vor allen also weihte man auch hier 
Bildsüulen des Wegegottes Hermes (des ἐνόδιος) 11); sein Bild be- 
grüsste man auf einem nach Pellene führenden Wege, in bekannter 
Gestalt mit dem Filzhut auf dem Haupte!?); und einen Dreiweg, in 
dessen Nühe eine Quelle rieselte, nennt uns ein Epigramm mit dem 
Hermesbilde geschmtückt.) Auf dem Wege nach Lechaion traf 








1) P. IX, 11, 3. Pantazidis ᾿Αθήν. IX, 135 erkennt sie ohne Frage 
richtig auf der Kypseloslade. 

2) P. 1I, 25, 5. Oder reliefirte Grabstele? 

3) P. IX, 2,5 — C. I. G. I, 1624. Die hier genannte Ὁμόνοια (Con- 
cordia) ist ohne Zweifel aua römischer Zeit. 

4) Vgl. Anthol. Planud. 11. 

6) Paus. 11, 38, 7 — Pol. strat. VI, 94. 

6) P. VIII, 84, 6. 

7) P. VIII, 86, 2. 

8) Vgl. die Inschr. einer Doppelberme des Hermes und Herakles 
Anthol. Pal. IX, 316), die gleichfalls an einer Grenze postirt war; beide 
Otter nennen sich ὅρων φύλακες. 

9) Dafür galt besonders Despoina P. VIII, 37, 9. 
"i Vgl. C. F. Hermann de terminis 26. 
11) Theokr. 25, 4 — Anth. Pal. VI, 299 — Preller I, 824. Je 
nach der Anzahl der Wege wurde er vielköpfig gebildet, I, 325 — Her- 
mann de term. 27. 

12) P. VII, 27, 1. 

13) Anthol. Pal. IX, 314 — vgl. Petersen Z. f. A. 1851. S. 104. 


Statne und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 289 


man eine sitzende Statue des Gottes, neben der ein Widder stand); 
in Elis waren alle Wege voll von ‘Epueia, d. h. kleinen Tempelchen 
mit Bildern des Hermes?) und sicher war ein ähnlicher Schmuck 
der Landstrassen auch im übrigen Hellas sehr gewöhnlich; sein hohes 
Alter bezeugt die bekannte Einrichtung des Hipparch in Attika.?) 
Künstlerische Anforderungen durfte man natürlich an solche Werke 
nicht stellen.*) 

Der zweite ἀγυϊιεύς, Apollo, scheint als solcher nie ikonisch, 
sondern nur durch das Symbol der Spitzsäule geehrt zu sein, und 
auch diese sah man, soviel wir wissen, nur in Städten. 

Hingegen machten dem Hermes noch Artemis und Hoekate den 
Rang streitig, deren häufige Verehrung besonders an Dreiwegen all- 
gemein bekannt ist. Bei Oia auf Thera liess ein Artemidoros 
Felsstufen für den ermüdeten Wanderer einhauen, bei denen sich 
Bilder der Hekate und des Priapos befanden.) Der letztere darf 
hier nicht befremden; fragt doch auch in einem priapeischen Ge- 
dichte (29) ein irrender Wanderer das Bild dieses ‚Gottes, wohin 
der Weg führe; es lag nahe, auf ihn dergleichen Ämter zu über- 
tragen, den man zum Schutze gegen Diebe aller Species an Garten- 
eingängen postirte.”) Überhaupt wird man an Wegen auch viele 
andere Götter aufgestellt haben, die sich allgemeinerer Verehrung 
auf dem Lande erfreuten, wie besonders Dionysos®) und den ewig 
wandernden Pan, wenn wir auch über sichere Beispiele nicht 
verfügen. 

Auch Herakles, den weitgereisten Säuberer aller Wege, den 
ἡγεμόνιος, wie ihn Xenophon öfters titulirt, erwarten wir hier 
zu finden.?) Auf einem Grenzwege erwähnt ein Doppelbild des 
Herakles und Hermes ein eben citirtes Gedicht der Anthologie; 
mehr Nachrichten sind aber nicht bekannt, sicher wol durch Zu- 
fall; in Italien waren Bilder desselben an Wegen sehr hüufig.!?) 

Unter die Zahl der Wegegöttinnen haben wir wol auch Athena 
zu rechnen. Sie war ursprünglich Lichtgöttin!!), und daher darf es 


1) P. II, 8, 4: ὅτι Ἑρμῆς μάλιςτα δοκεῖ θεῶν ἐφορᾶν xal αὔξειν 
ποίμνας. 

2) Strabo VIII, 848. 

8) Plato Hipparch. 228 ἢ — Hermann de term. 38. Vgl. die Er- 
klürung eines von Schneider veröffentlichten Fischerbildes durch Löschckeg 
M. A. I. IV, 806, 1. 

4) Lucan. Phars. III, 412. 

δ) Preller I, 248—258 — Curtius A. B. A. 1854 S. 252. 

6) Ross Inselr. I, 60 — Curtius S. 253. 

7) Otto de dis vialibus 168 — Leonid. Tarent. Epig. 25, 36, Brunck 
analecta II, 284. 

8) Was die Lexikographen andeuten ; ich begreife nicht, wie Hermann 
de t. (der die Stellen 8. 28 Anm. 111 giebt) dies rundweg läugnen konnte. 

E Preller II, 214/78. 
Otto 8. 199 f 
i Preller I, 150—161. 


Jabrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 19 


200 Ernst Kuhnert: 


nicht mehr befremden, wenn ihr der Schutz der Wege anvertraut 
wurde, als wenn dies bei Artemis-Hekate und bei Apollo geschah. 
Freilich ist diese Naturbedeutung bei ihr später sehr in den Hinter- 
grund getreten und nur an abgelegenen Orten haben sich Spuren 
dieses Cultus erhalten. Die Errichtung dreier Heiligtümer der 
Athena Keleutheia an der Aphetais zu Sparta wurde noch auf 
Odysseus zurückgeführt!); ferner befand sich auf dem Wege von 
Amyklai nach Therapne ein Xoanon der Athena Alea.?) Andere 
Gründe für die Aufstellung dieser Bilder zu vermuten hült mich 
noch der Gedanke an die ᾿Αθηνᾶ προναΐα ab. Ganz ebenso wie 
öfter die Wegegötter Artemis und Apollo?) mit ihren Tempeln den 
Eingang gewissermaassen zu eines anderen Gottes Heiligtum bilden, 
ist dies auch nicht selten bei Athena der Fall. So finden wir 
sie zum Beispiel zu Delphi und zu Theben vor den Tempeln des 
Apollo.*) 

Dass endlich Wege besonderer Qualität auch andern Göttern 
zugänglich waren, bedarf kaum der Erwähnung; auf Pfaden bei- 
spielsweise, die an das Meer führten, haben wir Meergötter schon 
früher gefunden. 

Wenden wir uns zu den Städten. 

Gleich beim Eintritt ging der Wanderer durch ein mit Statuen 
verziertes Thor. Die allgemeine Verbreitung dieses Schmuckes an 
Thoren ist unzweifelhaft°), wenngleich wir hier nur über sehr wenige 
genaue Angaben verfügen. Ihrer Natur nach standen diese Anlagen 
unter dem Schutze der Wegegottheiten: daher befand sich auf einem: 
Thore zu Messene eine Bildsäule des Hermes in der beliebten athe- 
nischen Form‘); desselben Gottes Statue empfing den Wanderer an 
den Propyläen Athens, wo auch eine Bildsäule der Artemis-Hekate 
stand.) Auf Artemis und Apollo war als Lichtgottheiten der Schutz 


1) P. UI, 12, 4 — Curt. Pelop. II, 281 — O. Müller Kl. d. Sr. 
IT, 180. 

2) P. ΠῚ, 19, 7. 

3) Aristid. Rede auf Athena $8.28: ὁ ᾿Απόλλων .... τοῖς μὲν ἄλλοις 
αὐτός écri προπύλαιος, αὑτοῦ bé τὴν ᾿Αθηνᾶν πεποίηται. 

4) P. IX, 10, 2 mit Hermes zusammen. Es ist demnach klar, dass 
ich mit Welcker 6. G. 11, 306 und Bursian Geogr. I, 171 den Beinamen 
προναία für ursprünglich, προνοία als spätere sophistische Spielerei an- 

e sehe, gegen Preller (Myth. I, 161, 2) und andere. Dies scheint mir auch 
darum schon richtiger, weil προνοία gar kein Adjectiv ist; dazu kommt, 
dass diese substantivische Namensform erst im Zeitalter der attischen 
Redner nachweisbar ist. O. Müller II, 196. 

δὴ) Für sie zeugt die Abneigung der Essener, Städte überhaupt zu 
betreten, da sie unter Bildern zu gehen für unerlaubt hielten, Fried- 
länder Sitteng. III5, 242. Über statuengeschmückte Tempelpforten s. 
Wood Palmyra 8. 106, Taf. 9. 

6) P. IV, 83, 8. 

. . 7) Die Propyläen zierten ausserdem noch Bilder der Chariten; bei 
einem Kunstbau so eigentümlicher Art, der auf die Burg der Athena 
; Wird dies nicht befremden. Dazu kommt die Beobachtung von 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 291 


der Wege übertragen; es darf daher nicht Wunder nehmen, wenn 
wir zu Korinth die auf dem Wege vom Markte nach Lechaion ge- 
legenen Propyläen mit zwei vergoldeten Wagen geschmückt finden, 
welche Helios und seinen Sohn Phaeton trugen; hier kam noch das 
nahe Verhältniss des Helios zu Korinth hinzu.!) Bei denselben Pro- 
pyläen sah man ein Erzbild des Herakles, der uns als wegeschützender 
Gott schon bekannt ist. 

Ich erwähne noch, dass Fellows zu Nikaia einen kolossalen 
Medusenkopf, wahrscheinlich noch an seiner ursprünglichen Stelle ?), 
über einem Thore sah; er war unzweifelhaft als Apotropaion ge- 
dacht, ein plastisches μηδὲν κακὸν eicitw. Dass man in Griechen- 
land hier auch Menschenbildnisse anbrachte, davon ist mir nur ein 
Beispiel bekannt. Auf einem Thore zu Patrai nämlich befanden sich 
vergoldete Statuen des Gründers der Stadt Patreus, dessen Vaters 
Preugenes?) und eines Atherion, der auch dieser Familie angehört 
haben wird. Höchst merkwürdig ist, dass alle drei als Kinder dar- 
gestellt waren, eine Bildung, die allem Anscheine nach in einer 
Sagenwendung begründet war.  . 

Die Strassen der Stadt waren natürlich in gleicher Weise 
wie die Landwege mit Bildsäulen des Hermes geschmückt; doch 
muss ich es mir versagen, an dieser Stelle näher darauf einzugehen, 
da die hier aufgestellten Wegegötter in der Regel nicht öffentliche, 
sondern von Privatleuten auf dem zu ihrem Hause gehörigen Grund 
und Boden errichtet waren. 

Von Menschenbildnissen ist mir hier nur ein einziges, und 
zwar sehr spätes bekannt, das wol einer zufälligen Beziehung 
seinen Platz verdankte. Es ist die Erzstatue eines Mnesibulos, 
welche zum Andenken an den gefallenen Besieger der Kosto- 
boken zu Elateia auf einer Strasse errichtet war, doch wol an 
derselben Stelle, an welcher der muthige Retter der Stadt sein 
Leben gelassen hatte.*) 

Wenden wir uns jetzt zunächst zu den Akropolen. Auch hier 
sind unsere Nachrichten äusserst mangelhaft: mit Ausnahme der 
athenischen Burg, die bereits unter den heiligen Orten besprochen 
ist, wissen wir nur sehr wenig. Ihrer Natur nach kamen diese 
hochgelegenen Bergplütze dem Zeus zu, dann aber auch seiner 
wehrhaften Tochter Athena.°) Beide trafen wir schon früher zu 








Furtwängler M. A. I. III, 187, 1, dass die Chariten mehrmals am Ein- 
gange von Heiligtümern vorkommen, so in hrai vor dem Athena- 
tempel P. VIl, 5, 9 und vor dem argivischen Heraion P. II, 17, 8. 

1) P. I1. 8, 2 — 1, 6 — 14, 6. 

2) Fellows, ein Ausflug nach Kleinasien S. 61 der deutsch. Übers. 
von Zenker (Leipz. 1853). — Gorgoneion an Tempelthüren C. I. A. II, 708. 

8) P. VII, 20, 7 — vgl. IIl, 2, 1. 

4) P. X, 34, 5. Das Ereigniss fällt erst in des Pausanias Zeit. 

5) Preller I, 180. 

19* 


“902 Ernst Kuhnert: 


Athen '); der Athena allein war ein Erzbild auf der Burg von 
Korone geweiht: die Krähe in der Hand desselben spielte auf den 
Namen der Stadt an.?) In gleicher Weise hatte man sie zu Epi- 
dauros durch ein Schnitzbild auf der Akropolis geehrt; sie führte 
hier den Beinamen Kıccaia.°) 

Hingegen erklärte man die Aufstellung einer Statue des Po- 
seidon auf der Burg von Pheneos durch eine merkwürdige Local- 
fabel. Odysseus, so hiess es, suchte ein Rudel von Pferden, die ihm 
einst abhanden gekommen waren; an dieser Stelle fand er sie und 
errichtete darum ausser einem Heiligtum der Artemis Heurhippe vor 
Freuden noch eine Erzstatue des Poseidon Hippios.*) 

Auch in hervorragender Weise um den Staat verdienten Menschen 
wurde bisweilen eine solche Auszeichnung zu Teil. Diophantos, ein 
bei Mithradates hochangesehener Mann, der den Chersonnesiten viele 
Wohlthaten erwiesen hatte, erhielt zum Danke von diesen ausser 
einem Kranze noch eine Erzstatue, die neben dem Altare der Jung- 
frau (Artemis) und des Chersonnesos auf der Burg errichtet werden 
sollte. 

ἊΝ der folgenden Betrachtung der einzelnen öffentlichen pro- 
fanen Plätze empfiehlt es sich, eine bestimmte Ordnung einzuhalten. 
Wir wollen zuerst die wichtigsten Orte der Stadt, welche ausschliess- 
lich oder doch der Hauptsache nach der Erledigung von Staats- 
geschäften dienten, durchmustern; dann solche, die eigentlich eine 
ganz andere Bedeutung hatten, nämlich wie Theater und Odeion 
dem Vergnügen und der Bildung des Volkes bestimmt waren, oft 
aber zu gleichen Zwecken wie die ersteren verwandt wurden; end- 
lich Plätze wie die Gymnasien, die man zwar unbedingt den öffent- 
lichen zuzählen muss, die aber doch in ganz anderer Weise diesen 
Namen verdienen und sich daher auch in ihrem Schmucke wesentlich 
von den vorher bezeichneten unterscheiden. 

Wir betrachten zuerst die öffentlichen Gebäude, welche für die 
Erledigung der Staatsgeschüfte bestimmt waren. 

Im athenischen Prytaneion befanden sich Statuen der Eirene 
und Hestia. Das Prytaneion erhob sich über dem öffentlichen Heerde: 
dahin gehörte also ihrer Natur nach die Schutzgöttin desselben.) 
Nicht minder aber eignete sich dieser Platz für Eirene, von der alles 


1) Beide Gottheiten hatten Heiligtümer auf der Burg von Argos, 
P. II, 24, 3; Athena allein zu Gytheion III, 21, 9 — Asopos III, 22, 9 
— Leuktra 26, 5. Vgl. Ross Inselr. III, 74. 

2) P. IV, 34,6. . 

3) P. II, 29, 1. 

4) P. VIII, 14, 5. Im $ 7 bezweifelt Paus. des Materials halber 
das Alter der Statue. Den wahren Grund der Aufstellung s. bei Curt. 
Pelop. I, 192. Zur Artemis vgl. Mionnet descr. II, S. 262, Nr. 58. 

5) Bull. de corr. hell. V, 74, Z. 49. 

6) P. L 18, 3. Wahrscheinlich stand auch im Prytaneion zu Tene- 
dos eine Statue derselben, vgl. Preuner Hestia-Vesta 182. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 293 


Heil und Glück der Stadt abhing!); ebendeshalb befand sich vor 
demselben Gebäude das Bild der Glücksgöttin.?) 

Auch menschlichen Verdiensten blieb dieser Ort nicht ver- 
schlossen; allein es liegt auf der Hand, dass man aus räumlichen 
Gründen nur solche Leute mit dieser Ehre bedachte, die ganz be- 
sondere Verdienste um den Staat aufzuweisen hatten. So standen zu 
Athen neben der Hestia die Bilds&ulen des Miltiades und Themisto- 
kles, wol erst lange nach dem Tode dieser Helden errichtet?), ferner 
die des Feldherrn Olympiodoros*) und des berühmten Pankratiasten 
Autolykos?). Die Stadt Syrakus ehrte Sappho, welche dort ihre 
letzten Lebensjahre zugebracht hatte, durch eine von Silanion ge- 
schaffene Statue im Prytaneion®); auf die des Demochares zu Athen, 
welche anfänglich auf der Agora aufgestellt, nachher aber in das 
Prytaneion gebracht wurde, werde ich noch zurtückkommen.^) Viel. 
leicht gehört endlich eine melische Inschrift hierher, bezüglich auf 
einen Tib. Claud. Frontonianus, der sich so bedeutende Verdienste 
um die Stadt erworben hatte, dass man ihm den Beinamen eines 
πατὴρ καὶ κτίετης τῆς πόλεως erteilte?); man ehrte ihn durch eine 
Bildsäule παρὰ τῇ écríq, d. h. irre ich nicht neben dem im Pryta- 
neion befindlichen Heerde.?) 

In nicht geringerem Ansehen stand das Buleuterion. Wie 
zu Olympia?) treffen wir auch im athenischen ein Xoanon des Zeus 
Bulaios, des weisesten Gottes, der für alles den besten Rat weiss 
(μητίετα) und ausser ihm eine Statue seines Sohnes und ὑποφήτης 
Apollo!!) dessen Orakel einen so eminenten Einfluss auf Griechen- 
land hatten. Zu ihnen gehört die Bildsäule des athenischen Demos: 
er war es, dem die Götter mit ihrem heilsamen Rate beistehen sollten. 

So eignete sich dieser Platz überhaupt für alle Schutzgótter der 
Stadt, und deshalb finden wir zu Stratonikeia hier Statuen des Zeus 
Panhemerios und der Hekate.!?) 

Von den Syrakusanern erfahren wir, dass sie im Buleuterion 
ihrem Patrone M. Marcellus, dessen Rat und Schutz sie bei allen 
Verhandlungen mit Rom in Anspruch zu nehmen hatten, ein ehernes 


1) Bötticher Andeut. über das Heil. u. Profane 22. 
2 Aelian v. ἢ. IX, 39. 

3) P. I, 18, 8. Sie wurden später auf einen Römer und einen 
Thraker umgeschrieben. 

4) P. I, 26, 3. 

δ) Vgl. Plin. XIX, 17. 

6) Cicero Verr. IV, 57. 

7) Vgl. über sie Lange, Kónigshalle Jena 1884 S. 38. 

8) Bullet. de corr. hell. V, 523. 

9) Vgl. Hermann Gr. Staatsaltert., $ 18, 11. 

10) P. V, 24, 9. ὅρκιος wegen des vor ihm stattfindenden Schwures 
der Kámpfer. 

11) Von Peisias, der wol noch vor der Kaiserzeit arbeitete, Brunn 

658 — P. I, 8, 5. ' 
12) C. I. G. U, 27158: τῶν προεςτώτων αὐτῆς ueyicrwv θε[ ὧν]. 


204 Ernst Kuhnert: 


Standbild errichteten‘); gleiche Ehre erwiesen die Byzantiner dem 
Olbienser Orontas, der ihnen schon oft in bedrängter Lage mit Rat 
und That zu Hülfe gekommen war. Ihrer ausserordentlichen Dank- 
barkeit gaben sie noch durch die Bestimmung Ausdruck, dass die 
Statue einen Platz erhalten sollte, an welchem sich noch keine andere 
Bilds&ule befünde.?) 

Auch Verres und sein Sohn hatten freilich im Buleuterion von 
Syrakus Bildsäulen: allein nicht einmal der Versuch einer Schmeichelei 
von Seiten der Stadt hatte die Aufstellung derselben veranlasst, viel- 
mehr waren sie, wie Cicero ausdrücklich angiebt, von seinen Ge- 
nossen ohne weitere Bitte um Erlaubniss?) aufgestellt. Unter den 
damaligen Verhültnissen konnte man eine derartige Frechheit natürlich 
nicht hinderm. 

Im lakedaimonischen Ephoreion*) standen die Statuen der 
mächtigen Schicksalsgöttinnen: der passendste Schmuck für ein Ge- 
bäude, indem die Schicksale der Peloponnes von dem Ephorenoolle- 
gium Jahrhunderte lang entschieden wurden.) Aber auch Zeus 
Xenios und Athena Xenia gehörten in das Amtslocal der Ephoren, 
denen allein auch das Recht der Verfügung über den Aufenthalt 
eines Fremden innerhalb lakonischer Grenze zustand. 

Auch die Archive der Stadt Megalopolis waren mit Götter- 
bildern geschmückt; in dem einen derselben befand sich ein ellen- 
hohes Bild des Pan, welches aber erst von einem innerhalb der Stadt 
gelegenen Hügel Skoleitas hierhin versetzt war?), während in einem 
andern eine Statue der Artemis Ephesia”) zu sehen war. Natürlich . 
gehörten in die Regierungsgebäude in erster Linie die Statuen der 
in ganz Arkadien am höchsten verehrten Götter. 

Derselbe Gedanke scheint auch zur Aufstellung der Bildsäulen 
. von Zeus, Hera und Athena im Phokikon, dem Versammlungsorte 

der Abgeordneten der phokischen Städte geführt zu haben.?) 

Endlich erwähne ich noch die auffallende Nachricht, dass sich 
im Pompeion Athens eine Statue des Sokrates befunden habe.") 
Nach einem Grunde dafür habe ich mich vergebens umgesehen: für 
den Philosophen wäre jeder andere Ort geeigneter gewesen. Sokrates 
muss doch wol durch ein unbekanntes Verdienst diesen Platz haben 


1) Cic. Verr. II, 21. 

2) C. I. G. II, 2060: ἐν τόπῳ ὦ μὴ ἄλλος ἔχει. 

3) Invito populo senatuque Syracusano ..... invitissima civi- 
tate II, 21. 

4) Im älteren, Gilbert Staatsaltert., S. 57, 1. 

5) P. III, 11, 11. 

6) P. VIII, 30, 6—7, S. 282. 

7) Über den Beinamen égecía Curt. Pelop. I, 918, 37. Sie be- 
e et δέξου in der Peloponnes. P. II, 2, 6 — IV, 31, 8 — V, 6,6 — 

iH, 93, 1. 
8) P. X, 5, 1—2. Bursian Geogr. I, 159. 
9) Diog. L. II, 43. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 295 


beanspruchen dürfen; dasselbe scheint von Isokrates zu gelten, den 
man freilich nur mit einem Gemälde geehrt hatte.) 

Wir betreten nach dieser Durchwanderung der öffentlichen Ge- 
b&ude jetzt den recht eigentlichen Mittelpunkt der antiken Stadt, die 
Agora. Die allen anderen profanen Plüizen gegenüber auffallende 
Menge von Statuen, die den Markt zierten, ist doch sehr natürlich: 
die geräumige, allen zugängliche Agora war der zu jeder Zeit be- 
suchteste und belebteste Ort der Stadt und daher am meisten ge- 
eignet für die Aufstellung von Bildsäulen, die hier jedem in die 
Augen fielen und den aufmerksam vorübergehenden lebhaft an ihre 
Bedeutung mahnten. Es war ein glücklicher Griff der Athener, gleich 
den ersten Menschenbildsäulen, die sie zu errichten Gelegenheit hatten, 
gerade diesen Platz anzuweisen. 

Der eigentliche Gott der Agora war Hermes, der Schützer alles 
Handels und Verkehres?); Statuen desselben sah man zu Athen bei 
der 8toa Poikile, zu Korinth, Sikyon, Methana, Pharai, Lakedaimon ὅ) 
— kurz, man wagt nicht zuviel mit der Behauptung, dass kaum eine 
Agora in Hellas sein Bild entbehrt haben wird. 

Sehr bezeichnend ist ferner zu Athen die Bildsäule der Eirene 
mit dem kleinen Plutos*), nicht minder die der Demeter und des 
Dionysos im Agoranomion von Samos): es war natürlich, dass man 
diesen segenspendenden Gottheiten durch Aufstellung gerade auf der 
Agora seinen Dank zu bezeigen suchte. Dionysos allein war durch 
Bildsäulen auf den Märkten von Korinth €), Chaironeia") und Gytheion®) 


1) Vitae X orat. Isokr., S. 889 C. Liegt bei Diog. etwa eine Ver- 
wechselung mit Isokrates vor? 

2) Preller I, 336. Auch die Dioskuren, Pollux VII, 16: τούτων δὲ 
xai θεοὶ ἴδιοι, ὁ ἐμπολαῖος Ἑρμῆς καὶ ὁ ἀγοραῖος. καὶ ἐμπόλω Διοςκούρω 
ἐν Ἥρωειν ᾿Αριςτοφάνους. Wol zufällig also können wir hier keine 
Statuen derselben nachweisen. 

3) P. I, 15, 1, Lange Königshalle S. 16 — P. II,2,8 — 9,8 — 34,1 
— VII, 22, 2 — III, 11, 11 mit dem kleinen Dionysos. 

4) P. 1, 8, 2, Wachsmuth Stadt Athen I, 165. Die Statue des Am- 
phiaraos ebendort war wol nur ein Ausdruck des Dankes für glückliche 
Prophezeiungen dieses Heros. 

6) B. de corr. hell. V, 479. Die Fruchtbarkeit und der Reichtum 
von Samos sind bekannt: alle Münztypen weisen darauf bin, Mionnet 
Descr. III, 800, Nr. 289. Darf man die Frau bei Mionn. III, 289, Nr. 207 
und vielleicht auch den weiblichen Kopf mit Diadem 282, Nr. 155 auf 
Demeter deuten? Auf Dionysos weist eine Diota 1II, 281, Nr. 149. . 

6) P. II, 2, 6. Oder standen diese vergoldeten Schnitzbilder mit 
rotgefärbtem Antlitz in Tempeln? Möglich, dass nur kleine Aediculae 
sie egen ungünstige Witterung schützten. — Über die durch ihre 
Fruchtbarkeit sprüchwürtlich gewordene Strandebene westlich vom Isth- 
mos Bursian Geogr. II, 10. 

7T) Plut. Kimon 2. Auch die Ebene bei Chaironeia zeichnete sich 
durch sehr grosse Fruchtbarkeit aus, Ross Künigsr. I, 40. 

8) P. III, 21, 8 — Curtius Pelop. II, 271. Münzen zeigen einen 
nackten Dionysos mit Thyrsos, Mionnet Suppl IV, S. 280—81. 


296 | Ernst Kuhnert: 


geehrt; ich vermute, dass ein ähnlicher Grund zur Errichtung der 
Steinbilder des Helios und der Selene zu Elis führte.!) 

Ausser diesen Gottheiten aber, deren Aufstellung die Natur 
des Ortes erklärt, finden wir hier die allerverschiedensten: die Haupt- 
schutzgötter eines Landes, bei denen man ein besonderes Interesse 
für die Förderung des Staates voraussetzte, wurden hier durch Bild- 
säulen geehrt, wo die Erinnerung an die ihnen zugeschriebenen Seg- 
nungen infolge der Frequenz der Agora am regsten zu bleiben ver- 
sprach. So stellten die Athener, Korinther, Messenier und Koroneer 
Statuen des Zeus auf ihren Marktplätzen auf”), während die Tegeaten 
neben Zeus Teleios noch ein Reliefbild des Ares errichteten, dem sie 
die Rettung der Stadt aus einer grossen Gefahr zuschrieben.’) Zu 
Athen stand hier ferner neben den um Attika hochverdienten Heroen 
Theseus und Herakles noch Apollo*) der πατρῷος aller Ionier; öfter 
finden wir den letzteren in dorischen Staaten — in denen er sich 
bekanntlich nebst Familie einer ganz besonderen Verehrung erfreute?) 
— ebenso wie den Stammesheros der Dorier, Herakles. Zu Oitylos 
sah man ein Xoanon, zu Korinth und Megalopolis Erzbilder des 
Apollo$); die Metapontiner hatten ausser ihm noch seinen Sohn 
Aristeas, die Lakedaimonier Leto und Artemis mit Bildsüulen be- 
dacht.) Den Markt von Methana schmtickte neben dem schon er- 
wühnten Hermes noch Herakles, den aikyonischen ausser beiden noch 
Artemis und Zeus?), wührend zu Gytheion Herakles und Apollo 
standen, auf die der Localmythos auch die Gründung der Stadt zu- 
rückführte.?) 

Die hohe Verehrung der Athena in Patrai veranlasste die Er- 


1) P. VI, 24, 6. Doch ist ihre Aufstellung auf der Agora nicht 
einmal sicher (ἑτέρωθι), noch fraglicher die des Poseidon zu Gytheion 
ΠῚ, 21, 8. ' 

' 9) P. I, 3, 2 — II, 2, 8 — IV, 81, 6 — 34, 6. 

8) P. VIII, 48, 4 bis 6. 

4) P. I, 8, 4 περὶ bé τὸν ναὸν (des Ares) écrücw Ἡρακλῆς καὶ 
Θηςεὺς καὶ ᾿Απόλλων .... ἀνδριάντες δὲ καὶ Aücoc .... καὶ TTívbapoc 
2... οὗ πόρρω δὲ Ecräcıv 'Apuóbioc καὶ ᾿Αριςτογείτων. An eine Aufstellung 
der Statuen um den Tempel ist nicht zu denken; περὶ heisst an, be», 
wie oft in der späteren Gräcität. Wahrscheinlich gehörten sie nur in 
die Umgebung, nicht in den Bezirk des Tempels, in dem sich die Poeten 
doch etwas zu sonderbar ausnehmen würden; vgl. Aischin. Brief 4. 
Löschcke Progr. von Dorpat 1883, S. 5—6. 

5) Preller I, 204/6. 

6) P. II, 3, 8 — VIII, 80, 3 — 41, 9 — Curt. Pel. I, 286. Das 
letztere war aus Phigaleia gebracht, cuvréAeta ἐς κόςμον τῇ Μεγάλῃπόλει. 

7) Herodot IV, 16 — P. III, 11, 9. 

8) P. II, 9, 6—8. Es stand dort sowohl die alte Pyramide, welche 
den Zeus Meilichios und die Sáule, welche Artemis vorstellte, wie ein 
Erzbild des Zeus von Lysipp und eine vergoldete Statue der Artemis 
ungenannten Meisters. Über den von Polyb. XVIII, 16, 2 erwähnten 
Apollo 8. v. Rohden, A. Z. 1876, 123. 

9) P. III, 21, 8. Beide sieht man auf Münzen der Stadt Eckhel II, 286. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 297 


richtung einer Statue dieser Göttin auf dem Markte!); gleichfalls 
sah man zu Korinth mitten auf der Agors ausser Artemis noch eine 
Bildsäule der Athena, die für eine der mächtigsten Schutzgöttinnen 
der Stadt galt und eine bedeutende Rolle in der hier localisirten 
Bellerophonsage spielte.?) 

Endlich fühlten sich die Korinther in gleicher Weise auch der 
Aphrodite ihre Ehrfurcht zu zeigen veranlasst, deren Cultus ja hier 
mehr als irgendwo anders auf dem griechischen Continent bltihte.?) 
Die Statue war ein Werk des Hermogenes von Kythera.*) 

Noch ungleich zahlreicher als die den Markt schmückenden 
Götterbilder waren die Menschenbildsüulen. Die Ehre der Statue 
wurde für die verschiedensten, irgend bedeutenderen Verdienste um 
den Staat erteilt, ohne Rücksicht auf die Art derselben?); die Sta- 
tuen standen wie in den Tempeln auch hier ähnlich bunt durchein- 
ander, ein treues Abbild der Menschenmenge, die täglich hier hin 
und her wogte. Doch müssen wir auf den Reiz, den eine topo- 
graphische Wanderung hier bieten würde, schon deshalb verzichten, 
weil wir uns für die Genauigkeit derselben in den meisten Fällen 
nicht verbürgen können; auch im Interesse der Übersichtlichkeit ist 
eine bestimmte Gruppirung geboten. 

In erster Linie gehörten die Stadt- oder Land-Heroen mit ihrer 
Familie auf die Agora: zu Elis stand daher die Bildsttule des Oxylos, 
zu Thermon die des Aitolos®), zu Elateia ein Reliefbild des Elatos?). 
Auch zu Tegea sah man ein Bild dieses Heros, welchen der Mythos 
einen Sohn des Arkas nannte, und eine Parallele dazu bildet die 
Erzstatue von Arkas Tochter Diomeneia auf dem Markte Manti- 
neias.)) Hier erinnern wir uns auch der Eponymoi auf der atheni- 
schen Agora.?) 

Natürlich wurde diese Auszeichnung auch Helden zu Teil, die 


1) P. VII, 20, 6. Sie stand vor dem Grabe des Oikisten Patreus, 
vgl. 8 9. Das hohe Ansehen der Athena wird durch die autonomen 
ünzen der Stadt bestätigt, welche einen Pallaskopf, auch die Göttin in 

r Figur bewaffnet zeigen Mionnet Descr. II, 190/1. 

2) P. II, 3, 1 — Preller I, 150—484. Korinthische Münzen zeigen 
einen Pallaskopf, E Pegasos, Eckhel II, 287 und 249 ff. Die Basis der 
Statue war mit Bildern der Musen geziert: ein enger Zusammenhang 
mg: Reliefs mit der Bildsäule war die Regel, vgl. P. I, 24, 7 — 33, 7 
— 1, 8 τ. 8. w. 

8) P. U, 2, 8. Vgl. die Fabel II, 4, 6 und II, 5, 1. 

4) Brunn I], 522. 

δ) Vgl. P. I, 2, 4: ὅςτοις τι ὑπῆρχεν ἐς δόξαν. 

6) Strabo X, 468 (711). 

7) Grabstele? fügt P. X, 84, 6 zweifelnd hinzu. | 

8) P. VIII, 48, 8—9, 9. Diese beiden Nachkommen des Landes- 
heros müssen in den Mythen von Tegea und Mantineia eine hervor- 
ragende Rolle gespielt haben. Hatte ähnlichen Gründen des Aineias 
Statue auf dem kte von Argos ihre Existenz zu verdanken? Vgl. 
Curtius Pelop. I, 328 — P. II, 21, 1. 

9) Wachsmuth Stadt Athen I, 166. 


908 Ernst Kuhnert: 


den Staat aus grosser Gefahr gerettet und ihn gleichsam zum zweiten 
Male gegründet hatten. Den Athenern genügte für ihre Tyrannen- 
mörder diese Auszeichnung nicht einmal: sie erhöhten sie durch das 
Verbot, irgend eine andere Statue neben die des Harmodios und 
Aristogeiton aufzustellen.) Zweimal nur, bei aussergewöhnlichen 
Anlässen, wurden sie diesem Vorsatze untreu; als Demetrios, des 
Antigonos Sohn, den Phalereer vertrieben und der Stadt die ersehnte 
Freiheit zurückgegeben hatte, errichteten sie ihm und seinem Vater 
goldene Statuen zu Wagen neben den Tyrannenmördern?) und drei 
Jahrhunderte später verschleuderten sie eine ähnliche Ehre auf Brutus 
und Cassius?) Nur für die beschrünkte Anzahl mit Glück ope- 
rirender Tyrannenhasser war dies Fleckchen Erde aufgespart. 

Hin und wieder finden wir auch die Verdienste berühmter Feld- 
herrn durch Statuen auf der Agora anerkannt; zu Athen traf man 
Bildsäulen des Kallias*), Konon, Timotheos°), Chabrias®) und Phai- 
dros?), zu Theben die des grössten hellenischen Strategen Epamei- 
nondas.°) 

Selten nur hören wir hier von Statuen der Sieger in einem der 
heiligen Kampfspiele, da diese in der Regel nur den Tempelbezirk, 
in dem die Agone vor sich gingen, zu schmücken pflegten. Die 
Tegeaten hielten durch eine Reliefstele auf ihrer Agora das An- 
denken an den Heros Iasios wach, dem sie den ersten Sieg zu Pferde 
bei der Stiftung der olympischen Spiele durch Herakles zuschrieben?); 
Todesfälle der Sieger Arrhachion und Ainetos veranlassten die Städte 
Phigaleia und Amyklai zur Errichtung von Statuen derselben.!?) 

Sehr beliebt hingegen scheint die Agora als Aufstellungsort für 
Bildsäulen von Herrschern gewesen zu sein. Zu Lakedaimon sah man 
dort neben dem Grabe Orests eine Statue des Polydoros, dessen 
Bildniss die hohe Ehre zu Teil geworden war, jedem Beamtensiegel 
erst die nöthige Weihe zu verleihen!); nur ganz allgemein von 
Königsbildern, die neben dem Altar des Dionysos auf dem Markte 
aufgestellt wären, erzählt eine Inschrift von Magnesia am Sipylos.') 


1) Diese wirkungsvolle Isolirung steht einzig da; nur ein sehr 
schwaches Analogon erlaubten sich einmal die Byzantier, C. I. G. II, 2060 
ἐν τόπῳ ὦ μὴ ἄλλος ἔχει, S. 294, 2. 

2) Diodor XX, 45, vgl. Anhang. 

3) Cass. Dio XXXXVII, 20; sie erhielten allerdings nur Erzbilder. 

4) P.I, 8, 2 — vgl. Lóscheke Progr. von Dorpat 1883, S. 6, 16. 

5) Unweit der Kónigshalle, P. 1, 16, 2. 

6) Nepos Chabr. 1. Die Darstellung erinnert an die Statue des 
Philopoimen, 8. Anhang. 

7) Wachsmuth Stadt Athen, 1, 622. 

8) P. IX, 12, 6. 

9) P. VIII, 48, 1. 

10) P. VIII, 40, 1 — III, 18, 7. Im letzteren Falle ist die Aufstellung 
auf der Agora zwar nicht bezeugt, doch wahrscheinlich. 

11) P. III, 11, 10. 

12) C. I. G. II, 3137 nebst Bóckhs Bemerkungen. Die Statuen des 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 299 


Natürlich erhielt ein König nicht nur in seiner Residenzstadt Bild- 
säulen, wenn er seine Wohlthätigkeit auch über die Grenzen der- 
selben ausgedehnt hatte. Die Erythraier bezeugten 2. B. dem Maus- 
sollos ihren Dank durch ein Standbild auf ihrer Agora!); besonderen 
Geschmack aber fanden die Athener an solchen Auszeichnungen. Den 
Seleukos ehrten sie durch eine Statue in der Nähe der Königshalle, 
gleichwie sie sich früher für des Euagoras Verdienste in der näm- 
lichen Weise erkenntlich gezeigt hatten.) Die Bosporosfürsten Sa- 
tyros, Gorgippos, Pairisades und Spartokos nebst Vorfahren er- 
freuten sich einer ähnlichen Ehre?); dem Paionenkönige Audoleon, 
der gleich Spartokos sich durch Getreidesendungen beliebt gemacht 
hatte, errichteten die Athener sogar ein Reiterstandbild.*) 

Von Bildnissen römischer Kaiser sind mir nur die Statuen des 
Hadrian auf den Märkten von Athen und Kynaitha bekannt.) 

Einen nicht geringen Teil der Agora nahmen endlich die Geistes- 
helden ein, vor allen die Staatsmünner und Redner. Die vier Nomo- 
theten Tegeas waren hier durch Reliefstelen, Solon durch Bildsäulen 
zu Athen und Salamis geehrt‘); ihrem grössten Bürger Polybios 
hatten die Megalopolitaner und deren Beispiel folgend auch die Te- 
geaten auf dieselbe Weise ihre Bewunderung bezeugt." Die Athener 
schmückten ihren Markt ferner durch die Statuen des Lykurgos?), 
des Demosthenes und seines Neffen Demochares?), und auch die 
Smyrnaier dankten dem Rhetor Aelius Aristides für eine erfolg- 
reiche Rede vor Mare Aurel durch ein Standbild auf der Agora 
ihrer Stadt.) 

Von Dichtern sah man Hesiod auf dem Markte zu Thespiai, 
Pindar und seinen Lehrer Lasos zu Athen, Sophron zu Syrakus, 


Themistokles auf dem Markte des anderen Magnesia, von denen nur 
Nepos 10 weiss, werden wol zu einer Grabstele zusammenschrumpfen 
müssen, da Thukydides (I, 138) und Plutarch Them. 32 hier nur von 
einem μνῆμα (τάφος) wissen, welches Nepos aber prope oppidum 
versetzt. 

1) Lebas III, 40. Seine Gemahlin Artemisia erhielt nur eine Statue 
im Athenatempel. 

2) P.1, 10, 1 -- 8, 3. 

8) Deinarch gegen Demosthenes 53 --- C.I. A. IT, 811. Die Vor- 
fahren hatten Statuen erhalten ἐν τῇ [ἀγορᾷ καὶ] ἐν ἐμπορίῳ, letztere 
wol wegen Getreidesendungen, wodurch sich auch Spartokos auszeichnete. 
Daher habe ich schon S. 276, 2 die spätere Lücke durch ἑτέραν ἐν ἐμ- 
Topiu:] auszufüllen vorgeschlagen. 

4) C. LI. A. 1I, 312 — Droysen Hell. II*, 2, 301, s. Anhang. 

Η P. I, 8, 3 — VIII, 19,1. . 

6) P. VIII, 48, 1 — P. I, 16, 1, Aischin. gegen Timarch 8 12. 

7) P. VIII, 30, 8 — 48, 8. 

8) P. I, 8, 2 — Vitae X or., S. 853. 

9) P. I, 8, 4 unfern des Árestempels, Plut. Demosth. 30—31. Die 
Statue des Demochares kam spüter in das Prytaneion, V. X or. 369, 
vgl. 8. 298, 7. 

10) Philostr. V. e. II, 9, 2. 


800 Ernst Kuhnert: 


Theodektes zu Phaselis.!) Der berühmte Musiker Pronomos, dem 
eine neue Erfindung grosses Ansehen verschafft hatte, erhielt auf 
der Agora von Theben eine Bildsäule.?) 

Hatte einmal ein Hellene einer fremden Stadt besondere Dienste 
geleistet, so kam es wol hin und wieder vor, dass diese ihm durch 
die Errichtung einer Statue in seinem Vaterlande dankte. Die 
Athener ehrten den Byzantiner Asklepiades nach eingeholter Er- 
laubniss durch eine Bildsäule auf dem Markte von Byzanz?) und 
ebenso decretirten die Parier dem Apollonios, welcher das Amt eines 
Prüfecten aller Kyzikos untergebenen Inseln der Propontis verwaltete, 
eine Statue auf der kyzikenischen Agora.*) 

Einen Moment wollen wir noch bei der merkwürdigen Nach- 
richt Vitruvs über den Mathematiker Likymnios verweilen, welcher 
Sich über die Alabandeer ungeheuer lustig machte, weil die von 
ihnen im Gymnasion aufgestellten Statuen ohne Ausnahme Staats- 
männer oder Redner°), die auf der Agora errichteten Diskoswerfer, 
Läufer oder Ballspieler vorstellten. Natürlich wollte er damit nicht 
sagen, dass Koryphäen dieser angedeuteten drei Künste der Ehren- 
platz auf dem Markte überhaupt verschlossen war: bedeutende 
Verdienste um den Staat ebneten jedem, wie wir gesehen, den 
Weg zu dieser Auszeichnung. Was bei Vitruv verspottet wird, ist 
vielmehr nur die Geschmacklosigkeit, allein mit Statuen von Gym- 
nastikern die Agora zu überschwemmen, wodurch der Contrast 
um so auffälliger wurde, in welchem hierzu das mit HEednerbild- 
säulen gefüllte Gymnasion stand. 

Kurz komme ich hier noch auf das Agoranomion, das Amts- 
local der Marktpolizei zurück. Vom samischen hörten wir, dass es 
Bilder des Dionysos und der Demeter enthielt; dass man solche 
Gebäude auch mit Menschenstatuen ausschmückte, lehrt ein Decret 
der Parier, welche einem Agoranomos, der tadellos und pflichttreu sein 
Amt verwaltet hatte, in dieser Weise ihre Anerkennung bezeugten.®) 

Schliesslich werfen wir hier noch einen Blick auf den Schmuck 
der Säulenhallen, welche die Agora einzurahmen oder auf die- 
selbe zu münden pflegten. Die Folge dieser Lage war ein sehr zahl- 
reicher und andauernder Besuch derselben, und wir dürfen uns 


1) P. IX, 27, 5 —  Aischin. Brief 4, Sitzbild πρὸ τῆς -Bacıkelou 
croäc 8. P. 1,8, 4 — Suid. 8. v. ζώφρων — Plut. Alexander 17 — 8.296, 4. 

2) P. IX, 12, 5. 

3) C. I. A. IL, 261 um 287. 

4) C. I. G. II, 3666. Ebenfalls erst nach eingeholter Erlaubniss, die 
bei diesen dem Staate unmittelbar gehörigen Plätzen unumgänglich 
nöthig, keine Form der Höflichkeit war, s. oben S. 258. 

5) VII, 5, 6 dies kann causas agentes nur bedeuten. 

6) C. I. G. II, 2374c (add. S. 1074). Die Statue sollte hingestellt 
werden οὗ ἂν φαίνηται μ[ηδὲν pB]Admrou[ca] τῶν ἀναθημάτων. Eines 
neuen Anathemes wegen durfte man nicht ohne weiteres den Platz schon 
vorhandener ändern, Lebas IIT, 1697. 


Statue und Ort in ihrem Verhältnies bei den Griechen. 301 


daher nicht wundern, hier in gleicher Weise wie auf dem Markte 
Bertihmtheiten aller Art durch Statuen geehrt zu finden. Pausanias 
traf zu Athen vor den Hallen, welche sich vom Thore bis zum Kera- 
meikos hinzogen, Erzbilder von Männern und Frauen, die sich in 
irgend einer Weise ausgezeichnet hatten!); ebenso war die korky- 
räische Stoa zu Elis mit Statuen geschmückt, unter denen uns nur 
die des Skeptikers Pyrrhon, auf den seine Vaterstadt natürlich sehr 
stolz war, bekannt ist.?) 

Dergleichen besuchte Hallen eigneten sich aber auch vor allem 
für Denkmäler, welche an irgend ein ruhmreiches Ereigniss in der 
Geschichte der Stadt erinnerten. Als die Athener im Perserkriege 
ihre Heimat r&umten, nahmen die Troizenier die Frauen und Kinder 
derselben gastlich auf; zur Erinnerung an diesen ihren Edelmut 
schnitickten sie später eine Säulenhalle ihrer Agora mit den Marmor- 
bildsäulen der edelsten ihrer Schutzbefohlenen.?) In Lakedaimon 
veranlasste die heldenmütige Abwehr der Perser, an der freilich die 
Lakonen zum geringsten Teile Schuld waren, sogar die Erbauung 
einer Säulenhalle auf dem Markte, an welcher Mardonios nebst anderen 
persischen Heerführern und der Königin Artemisia dargestellt war.*) 

Den grössten und bedeutendsten Teil aller staatlichen Plätze 
haben wir nunmehr kennen gelernt; es sind sowohl die lediglich für 
Staatsgeschäfte bestimmten Gebäude, wie die täglich reichbesuchten 
öffentlichen Verkehrsplätze durchwandelt. Eine zweite Art bleibt 
zu betrachten: die zur Erheiterung und Veredelung des Publicums 
bestimmten grossartigen Vergntigungsanlagen, wie Theater und 
Odeen. Insofern hängen diese Orte nahe mit den früher genannten 
zusammen, als sie nicht selten auch zu Versammlungsplützen für 
Ekklesien u. s. w. dienten: diese Verwendung nun sowohl als ihre 
ungemeine Frequenz haben es zur Folge gehabt, dass man hier 
gleichwie auf der Agora auch Statuen der auf verschiedenste Weise 
verdienten Männer aufstellte. Doch ist es natürlich, dass das grösste 
Contingent hier diejenigen Statuen bildeten, deren Originale in eng- 
stem Zusammenhange mit dem Orte selbst standen. So finden wir 
im Odeion zu Athen eine Bildsäule des Dionysos; eine Statue des- 


1) I, 2, 4 ὅςοις τι ὑπῆρχεν ἐς δόξαν. 

2) P. VI, 24, 5 die Halle war durch eine Wand geteilt, an welche 
sich auf beiden Seiten Statuen lehnten. In dem der Agora zugewandten 
Teile stand Pyrrhon. 

8) P. II, 31, 7. Oder waren die Statuen von den Athenern errichtet? 

4) Wie, ist freilich rätselhaft. P. III, 11, 8 εἰεὶ δὲ ἐπὶ τῶν κιόνων 
Tiépca: λίθου λευκοῦ. Die Ansicht von Urlichs, der wenn ich ihn recht 
verstehe κίων — Basis fasst (Neuntes Progr. des W. J. Würzburg 1877 
S. 18), ist wegen des Artikels τῶν unmöglich, der unter den κίονες nur 
die Säulen der Halle verstehen lässt. Den Gedanken an ein Friesrelief 
schliesst die Angabe des Materiales aus. Am wahrscheinlichsten ist die 
Annahme Schaarschmidts, dass die Statuen auf den Säulen standen und 
die Decke trugen, die Stoa also eine ὑπερῷος war, de ἐπὶ praep. apud. 
Paus. S. 34. — Über die Stoa zu Theben Diod. XII, 70. 


802 Ernst Kuhnert: 


selben Gottes aus guter Zeit fand Newton!) im Odeion zu Bargylia, 
ebendort einen Apollo Musagetes?) wie es scheint und dessen 
Schwester Artemis, die auch der Musik keineswegs abhold war.) 
Apollo allein sah man im Odeion von Patrai, hergestellt aus der 
nach einem Siege über die Galater gewonnenen Beute.*) 

Dass wir von Menschen allein Herrscher in gleicher Weise ge- 
ehrt finden, liegt an unserer mangelhaften Überlieferung. Am Ein- 
gange des athenischen Odeion sah man Statuen ägyptischer Könige 
und Königinnen, unter diesen Arsinoe und Berenike, denen allen 
wegen zahlreicher Wohlthaten die Athener in dieser Weise ihren 
Dank bezeigt hatten?); ebendort standen die Statuen des Philipp, 
Alexander und Lysimachos, die nicht sowohl aus εὔνοια als aus 
Nützlichkeitsrücksichten, wie Pausanias?) malitiós bemerkt, errich- 
tet waren. An der gleichen Stelle scheint man auch Pyrrhos mit 
einer Bildsäule geehrt zu haben.’) Beim Haupteingange des ephe- 
sischen Odeion endlich fand Wood?) Reste einer Marmorstatue des 
Lucius Verus. 

Ungleich grossartiger war der Statuenschmuck, mit dem die 
Theater ausgestattet waren. Betrachten wir zunüchst diejenigen 
Bildsäulen, für welche sich dieser Ort seiner Natur nach eignete, 
80 ist hierher eine Statue des Papposilen mit dem kleinen Dionysos- 
knaben zu rechnen, welche óstlich vom athenischen Dionysostheater 
gefunden wurde?); gleichfalls muss an den in der Tripodenstrasse 
aufgestellten Satyr des Praxiteles erinnert werden.! In demselben 
Theater fand man eine Bildsäule des Apollo aus dem fünften Jahr- 
hundert !!), dessen linker Arm vermutlich die Lyra hielt, während 
die Rechte das Plektron fasste'?); ein Kopf ebenfalls einer Apollo- 
Statue wurde im Theater zu Taormina entdeckt. !?) 

Weit zahlreicher sind die uns bekannten Menschenbildsäulen 


1) Discov. II, 2, 606. Zweifelhaft ist der Silen am ephesischen 
Odeion Wood Ephesus 51. 

2) Eine Muse mit siebensaitiger Lyra (Marmorstatue) am ephes. 
Odeion Wood 51. 

3) Preller I, 242. Vgl. die Leier neben dem Kopfe der Soteira bei 
Müller D. À. K. II, 163a. 

4) P. VII, 20, 6. 

5) P. 1, 8, 6—9, 3. 


7) P.I, 11, 1. Vgl. Wachsmuth Stadt Athen I, 624. 

8) Ephesus S. 47. 

9) Kekulé Theseion Nr. 39. 

10) P. I, 20, 1. Vgl. die knieenden Silene an der Skene des Theaters, 
M. d. I. IX, 1870 tav. 16. 

11) Über den Omphalos Conze Beitr. 15 und Bötticher Verz. der 
Gypsabg. des Berl. M.* 5835. Verfehlt scheint mir Waldsteins Ansicht 
im Journal of hell. studies 1880, 168 ff. 

12) Kekulé Theseion 70. Vgl. Furtwängler M. A. I. V, 89. 

13) Kekulé A. Z. 1878 S. 7—8 hält ihn für ein Original des vierten 
Jahrhunderts. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 303 


dieser Art. Im athenischen Theater erwähnt Pausanias!) Statuen 
tragischer und komischer Dichter, meistens unbedeutender Grössen; 
doch befanden sich dort auch Bildsäulen des Sophokles, Euripides, 
Aischylos?) und seines eitlen Enkels Astydamas, dem nach einem Siege 
mit seiner Tragödie Parthenopaios diese Ehre zu Teil geworden 
war.) Von Komikern sah man hier unter andern eine Bildsäule 
des Menander von Kephisodotos und Timarchos*); neben der Basis 
dieser Statue fand sich eine zweite, welche der Inschrift zufolge das 
Bild eines pergamenischen Poeten Q. Pompeius Capito getragen 
hatte.°) Sehr wahrscheinlich ist daher die Ansicht von Kumanudis, 
dass dieser Poet mit dem nicht namhaft gemachten Pfuscher bei 
Dio Chrysostomos®) identisch sei, der trotz seiner Erbärmlichkeit 
nicht nur eine Erzstatue, sondern diese noch neben einem der gröss- 
ten Komiker erhalten hatte. 

Von Schauspielern ist mir nur der Komöde Apollonios bekannt, 
welcher infolge eines Sieges in den seit Hadrian zu Athen gefeier- 
ten Olympien im Theater eine Bildsäule erhielt”); von Musikern 
ehrte man in gleicher Weise zu Milet den Kitharöden Archelaos®) 
und zu Magnesia a. M. seinen Fachgenossen Anaxenor, für den Alles, 
in besonders hohem Grade Antonius schwürmte.?) 

Auch Virtuosen bedenklicherer Qualitüt pflegte das Theater für 
ihre Vorstellungen einger&umt zu werden: darum stellten die Hestiaier 
und Oreiten eine Erzbildsäule des Taschenspielers Theodoros mit 
einem Steinchen in der Hand im Theater auf, während die Athener 
dem Eurykleides sogar neben Aischylos ein Standbild errichteten. 19) 

Ich erwähne noch die sehr ansprechende Vermutung von Ur- 
lichs!!), dass Silanions sterbende Iokaste zum Schmuck eines Theaters 
gedient habe; in gleicher Weise fasst er auch die von Plinius dem 
Praxiteles zugeschriebene Gruppe der matrona flens und meretrix 
gaudens, wie ebenso den Sklavenhändler Leochares mit dem Knaben!?) 
als einer Komódienscene entnommene Ornamente der Bühne auf. 
Die Wahrscheinlichkeit dieser Annahme liegt auf der Hand, wenn 
wir sie auch durch kein sicheres Beispiel zu erhöhen vermögen. 
Vielleicht ist uns noch etwas ähnliches bekannt: wäre es nicht mög- 


1) I, 21, 1. 
2) P. I, 21,2. Alle drei waren erst lange nach dem Tode der 
Tragiker gesetzt. 

8) Suid. s. v. ζαυτὴν ἐπαινεῖς. 

4) Hirschfeld tit. stat. 86. 

5) C. I. A. III, 769. 

6) Rede XXXI p. 400. 

7) C. I. A. III, 190. 

8) Athen. I, 19B. 

9) Strabo XIV, 648, vgl. Rayet Milet I, 130/81. 

10) Athen. I, 19 B—E. 
123 Observationes de arte Praxitelis Progr. von Würzburg 1858 S. 14. 
12) Plin. XXXIV, 70—80. Doch vgl. Overbeck Plast. 115, 27. 


804 Ernst Kuhnert: 


lich, dass die in der Höhle über dem athenischeu Theater aufge- 
stellte Gruppe des Apollo, der Artemis und der Niobiden!) dem- 
selben Gedanken ihre Aufstellung verdankte? 

Haben wir gefunden, dass die genannten Statuen ausnahmslos 
aufs engste mit dem Orte selbst zusammenhingen, so werden wir 
im folgenden sehen, dass man hier auch um den Staat hochverdien- 
ten Göttern und Menschen, die mit dem Theater speciell gar nichts 
zu thun hatten, Bildsäulen errichtete, weil eben die grosse Frequenz 
dieses Ortes am geeignetsten war, um die dankbare Erinnerung an 
die hier dargestellten nicht erlöschen zu lassen. Im Theater zu 
Epidauros ist eine Statue des Asklepios und der Hygieia gefunden): 
es ist bekannt, dass in dieser Stadt eines der bertihmtesten Asklepios- 
heiligtümer von ganz Hellas lag. Ebenso war Artemis, die Schutz- 
göttin von Ephesos durch eine goldene Bilds&ule im grossen Theater 
der Stadt geehrt.?) 

Localsagen veranlassten die Errichtung einer Statue der Europa 
auf dem Stiere im Theater zu Gortyna*), sowie die Aufstellung der 
Kämpfergruppe des Othryadas und Perilas zu Argos.) 

Zu Tegea beim Theater sah Pausanias nur noch Basen, deren 
eine der Inschrift nach eine Statue Philopoimens getragen hatte; 
eine gleiche Auszeichnung war dem bertihmten Feldherrn von den 
Megalopolitanern erwiesen.®) Bekannt ist uns ferner eine Bildsäule 
des Arat zu Sikyon") und der Livia zu Epidauros.?) 

Hóchst freigebig zeigten sich die Athener gegen Hadrian. Die 
Ausgrabungen im dortigen Theater förderten vier Basen mit In- 


1) Dass es keine am Dreifusse befindlichen Reliefs waren, glaube 
ich mit Stark Niobe 113; doch mit den in der Nähe der Südmauer 
stehenden Bildsäulen des Parnopios und der Leukophryene haben sie 
kaum etwas zu thun. 

2) ἸΤρακτικὰ τῆς ἐν 'A0. dpx. éraip. 1882, 22 ff. Die Hygieia (oder 
Epione?) soll noch aus Polyklets Zeit stammen (29), der Askl. römisch 
sein (38/9). Pollux nennt IV, 124 Statuen auf dem ὑποςκήνιον; vielleicht 
stand dort die Hygieia zwischen zwei an der Wand befindlichen Halb- 
säulen. Kabbadias vergleicht damit die Aufstellung der Bildsäulen im 
Nereidenmonument nach Falkeners Reconstruction. 

3) Wood, Ephesus inscr. from the great theatre S. 10— 84. Die 
leichfalls hier stehende 'Ouóvoia ist gar keine griechische Göttin son- 
ern erst aus der Concordia der Römer gebildet. 

4) Spratt, travels and researches in Crete IL, 30 — Jahn, Raub der 
Europa (Denkschr. Wien. A. 1870) Tafel 4a. Die Statue stammt nach 
Jahn aus der Kaiserzeit. 

6) P. 1I, 20, 7. Herod. I, 82 erzählt die Fabel offenbar nach lake- 
daimonischer Quelle; nach argivischer Tradition war der Sieg, an den 
eben unsere Gruppe erinnern sollte, natürlich auf Seiten von Argos. 

6) P. VIII, 49, 1 — Lebas II, 881. 

7) P. II, 7, 5. 

8) Πρακτικά 1882, 23—29. Auch eine Julia scheint (allerdings un- 
bekannter) Verdienste halber eine Statue im knidischen Theater erhalten 
zu haben. Newton discov. II, 2, 446—766 Nr. 39. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 305 


schriften!) zu Tage, von denen die erste und zweite in der sechsten 
und ersten Kerkis der linken, die dritte in der ersten Kerkis der 
rechten Seite sich befanden; der Fundort des vierten Piedestals ist 
unbekannt. Die Inschriften lehren, dass die Statuen von Bule und 
Demos decretirt waren, wobei für je eine die Erechtheis, die Aka- 
mantis und die Oineis (der Name der vierten Phyle ist unlesbar) 
sorgten. Die eigentümliche Verteilung der Basen sowohl wie die 
nicht minder befremdliche Auswahl gerade dieser drei Phylen führen 
zu der Annahme, dass ursprünglich zwölf Statuen, je eine in einer 
Kerkis, sich befanden, und dass jede einzelne Phyle die Aufstellung 
einer derselben zu leiten hatte. Nur die Statue in der mittelsten 
Kerkis kann nicht von der dreizehnten Phyle, der Hadrianis (die 
erst später eingerichtet wurde) aufgestellt sein: hier scheint sich 
vielmehr die Bildsäule befunden zu haben, welche dem Kaiser schon 
früher während seines Archontates vom athenischen Volke errich- 
tet war.?) 

Auf eine sehr interessante Nachricht muss ich noch hier bei 
Gelegenheit des Theaters aufmerksam machen. Wir erfahren aus 
einer Inschrift, dass zu Ephesos bei jeder rechtmässigen Volksver- 
sammlung eine Silberstatuette der Athena Pammusos an einer be- 
stimmten Sitzreihe des Theaters aufgestellt werden sollte. In glei- 
cher Weise liess man eine Anzahl von Bildsäulen der Artemis bei 
jeder Ekklesie und bei jedem gymnischen Agone aus dem Pronaos 
ihres Tempels in das Theater transportiren, mitunter auch an andern 
Tagen, wann Bule und Demos es für gut befanden.?) Die Ephesier 
wollten sich offenbar durch die festliche Ausschmückung ihres 
Theaters bei bestimmten Gelegenheiten eine Freude machen und 
den Fremden imponiren. 

Es bleibt von Öffentlichen Orten dieser Gattung nur noch die 
Rennbahn übrig, von deren Bilderschmuck uns einige vereinzelt 
dastehende Notizen erhalten sind. In Folge einer Localfabel war 
auf einer Säule des Hippodroms zu Olympia Hippodameia darge- 
stelltg die eine Tänie in der Hand hielt, um den siegreichen Pelops 
damit zu schmticken.*) Im Stadion zu Herakleis am Pontos scheint 
ausser einer Statue des Agon sich noch ein Standbild des Schutz- 
gottes Herakles, dem die Stadt den Namen verdankte, befunden zu 
haben*); und in ähnlicher Weise veranlasste wahrscheinlich die 


1) C. I. A. III, 466 bis 469. 

4) C. I. A. II], 464. Ich habe mich ganz den Ausführungen Ditten- 
bergers zu C. 1. A. III, 466 bis 469 angeschlossen. 

8) Tragen mussten sie zwei ἐκ τῶν νεοποιῶν xal oí ἱερονεῖκαι xal 
«κηπτοῦχοι καὶ φύλακες; dieselben mussten sie wieder zurückbringen, 
wobei die Epheben vom magnet. Thore ab ihnen helfen sollten. Wood 
Ephesus Inscr. from the great theatre S. 10, 20, 82, 84. 

4) P. VI, 20, 19. 

6) Donaldson arch. n. 288 zu Fig. 75. 

Jahrb. f. elass. Philol. SuppL Bd. XIV. 99 


306 Ernst Kuhnert: 


Frequenz des messenischen Stadions, dass man gerade hier dem 
Nationalhelden Aristomenes eine Erzbildsäule errichtete. !) 

Wir kommen jetzt zu der letzten Gattung der öffentlichen Plätze, 
als deren Hauptreprüsentanten man das G ymnasion ansehen darf. 
Es ist ohne weiteres klar, dass dergleichen Übungsanstalten eine 
ganz isolirte Stellung den eben besprochenen Plätzen gegenüber ein- 
nehmen, da sie von der Erledigung aller Staatsgeschäfte völlig frei 
sind und nur in einem mittelbaren Zusammenhange mit dem Staate 
stehen. 

Es ist demgemäss kein Wunder, wenn auch der Statuenschmuck 
dieser Plätze nur auf diejenigen Götter und Menschen beschränkt 
ist, welche in engsten persönlichen Beziehungen zu diesem Orte 
selbst standen; es wird kein Zufall sein, dass sich weder die Sta- 
tuen der Schutzgötter des Staates noch der um das Wohl desselben 
verdienten Menschen?) bei sonstigem Fehlen aller Beziehungen spe- 
ciell zu diesem Orte nachweisen lassen?), obwohl man ihnen eine 
gewisse Berechtigung auch hier nicht absprechen könnte. 

Von Göttern finden wir im Gymnasion vorztiglich Statuen des 
Hermes, des ἔφορος τῶν ἀγώνων“): so zu Athen), zu Phigaleia), 
zu Las’) und am Eingange eines Gymnasion zu Knidos?). Zu Sestos 
befand sich ausser ihm noch eine Statue des Herakles?), dessen 
Bild allein man in Sikyon!®) und im dritten Peribolos des elischen 
Gymnasion sah.!!) Es liegt in der Natur der Sache, dass man hier 
öfter die Bildsäulen von Heroen aufstellte, die sich durch eminente 
Körperkraft ausgezeichnet hatten 15), als Vorbilder für die Jünglinge: 
daher standen im Gymnasion zu Messene ausser Hermes ebenfalls 
noch Herakles und Theseus, alle drei von der gesammten Hellenen- 


1) P. IV, 32, 6. 

2) Dass man dem elischen Faustkämpfer Sarapion im dritten Peri- 
bolos des Gymnasions eine Statue errichtete, obwohl er sich nicht um 
dieses gerade sondern um die gesammte Bürgerschaft durch Verteilung 
von Brod verdient gemacht hatte, widerstreitet unserer Behauptung 
nicht: der Pyktes gehörte natürlich ins Gymnasion. P. VI, 23, 6.* 

8) Wenn man die schon erwühnte Geschmacklosigkeit der Alaban- 
deer abzieht, die wie aus Vitruv hervorgeht, einzig in ihrer Art da- 
stand, S. 300. 

ἢ Schol. Aischin. Tim. $ 10 — Preller I, 337 — Lukian δὶς κατ. 8 
— Philostr. gymn. 16 — Paus. 1V, 82, 1. 

δ) P. 1, 17, 2. 

6) P. VIII, 39, 6. 

7) P. III, 24, 7 ἄταλμα ἀρχαῖον. 

8) Wie eine Inschr. makedonischer Zeit lehrt, Newton discov. II, 
2, 473 und 747. — Vgl. noch Anthol. Plan. 188. 

9) μουςεῖον xal βιβλ. 1878, 21. Dedicationen von Gymnasiarchen 
an Hermes und Herakles bei Newton II, 2, 705 Nr. 63. 

10) P. II, 10, 1. 
i P. VI, 23, 5. 
12) Dion. Hal. ed. Reiske V p. 269 nennt die Athleten Ἑρμοῦ τε 
xai Ἡρακλέους μαθηταί τε xal ζηλωταί. . 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 307 


welt und auch von Barbaren nicht selten an diesen Orten geehrt, 
wie Pausanias bemerkt.!) 

Im Gymnasion des Kleinias zu Sikyon?) stand ausser einem 
Herakles in Hermenform noch eine Artemis aus weissem Marmor; 
für die gewandte Jägerin eignete sich dieser Ort nicht weniger?) 
wie für ihren Bruder Apollo, der zu Megara in dem bekannten 
Symbol einer kleinen Pyramide verehrt wurde.*) 

Endlich finden wir in Gymnasien auch Statuen derjenigen Götter, 
denen die geistige Ausbildung des Menschen am Herzen lag; dies 
scheint mir der Grund zu sein, welcher die Aufstellung eines Bildes 
der Athena im Gymnasion des Kylarabis zu Argos veranlasste. °) 

Einige Plätze ähnlicher Bestimmung schliesse ich hier an. Wir 
erfahren, dass in den Palaistren Bilder des Hermes und Herakles 
sich befanden‘), aus schon oben entwickelten Gründen. Zu Elis in 
einer Palaistra sah man ein Relief, auf welchem Eros mit einem 
Palmenzweige dargestellt war, den ihm Anteros zu entziehen strebte ); 
auch Athenaios®) bezeugt uns, dass die Alten den Eros in Gym- 
nasien neben Herakles und Hermes aufstelllen. Weshalb, ist un- 
schwer einzusehen: Eros ist hier nicht als listiger Knabe, sondern 
als ernster Jüngling aufgefasst; man verehrte ihn in den Gymnasien 
als Sinnbild der Freundschaft und Liebe zwischen Jünglingen und 


1) IV, 83, 1. Vgl. Vitruv I, 7, 1. Wenn Paus. diese Statuen Werke 

tischer Künstler nennt, dürfen wir daraus wol nur auf ihre hohe 

tertümlichkeit schliessen. 

2) Über die Verschiedenheit dieses Gymnasions von dem obigen 
s. Curtius Pelop. II, 494/5. 

8) P. II, 10, 7 — vgl. VI, 23, 8. 

4) P. 1, 44, 2. Er war der Gott der Agone; vgl. den Apollo Aphe- 
taios an dem Platze, an welchem der Penelope Freier ihr Wagenrennen 
begannen, P. III, 12, 1—18, 6. Preller I, 217. Besonders begünstigte er 
die musischen Wettkämpfe. Noch einen anderen Grund giebt Plut. 
Symp. VILI, 4, 4 an: παρ᾽ οὗ τὴν ὑγίειαν ἔχομεν θεοῦ, τοῦτον εὐεξίαν TE 
διδόναι καὶ ῥιυμην ἐπὶ τοὺς ἀγῶνας dovro. Aus letzterer Ursache war 
auch das mnasion zu Smyrna dem Asklepios geweiht, Philostrat. 

. 8. II, 96, 2. 

5) Biebelis zu P. II, 22, 9 meint zwar, quia ὑγίειαν praebebat, aber 
mit Unrecht, da, wie wir gleich sehen werden, auch geistig bedeutende 
Menschen dort Statuen erhielten. Zu jedem Gymnasion pflegte über- 
dies ein μουςεῖον zu gehüren (s. Petersen, Progr. von Hamburg 1858 
S. 15 — Diog. L. 1V, 1). Vgl. noch Cicero ad Att. I, 4. 

6) Schol. Aischin. Tim. 10: θέλει δὲ εἰπεῖν, ὅτι ἀγαλμάτια fjv, ὥςπερ 
xal ναϊεκάρια ἐν τῷ ἐνδοτέρῳ οἴκῳ τῶν διδαςκαλείων xal τῶν παλαιςτρῶν, 
Movcüv καὶ Ἑρμοῦ καὶ Ἡρακλέους. Die Musen beziehen sich wol auf 
das erstere Gebäude (oder auf beide), Hermes und Herakles nur auf 
die Palaietra. 

T) P. VI, 23, 6. Über Anteros Preller I, 416. 

8) XIII, 561 D: ὅτι δὲ καὶ oi τούτου (TTAdtwvoc) πρεεβύτεροι κατὰ 
φιλοςοφίαν ςεμνόν τινα τὸν Ἔρωτα καὶ παντὸς αἰςχροῦ κεχωριςμένον ἤδε- 
cav, δῆλον ἐκ τοῦ κατὰ γυμνάςια αὐτὸν cuvibpücOa: Ἑρμῇ καὶ Ἡρακλεῖ, τῷ 
μὲν λόγου τῷ δὲ ἀλκῆς προεςτῶτι. 

20* 


808 Ernst Kuhnert: 


Männern, welche in Griechenlands besten Zeiten die Seele der gym- 
nastischen Übungen war.!) 

Ich erwähne bei dieser Gelegenheit ferner, dass sich zu Lake- 
daimon ausserhalb der Stadt ein sogenannter Dromos befand, der 
den Jünglingen für ihre Laufübungen überlassen war. Vor dem- 
selben wol nahe am Eingange traf Pausanias?) ein Bild des Herakles, 
dem die Epheben bei ihrem Übertritte in das Mannesalter zu opfern 
pflegten; weiter befanden sich hier Statuen der Διόςκουροι ἀφε- 
τήριοι, welche besonders die Spartaner ale Schützer der Kampfspiele 
ehrten.?) In derselben Gegend lag ein Platanistas genannter Ort, 
der Kampfplatz der Epheben, eine rings von Wasser umgebene 
Insel, die mit dem Festlande nur durch zwei Brücken verbunden 
war, von denen die eine mit einem Bilde des Herakles, die andere 
mit einer Statue des Lykurg geziert war.*) 

Weit mehr bieten unsere Quellen über die an diesen Orten 
errichteten Menschenstatuen. Es kam in Griechenland nicht selten 
vor, dass vermögende Privatleute gerade solche öffentliche Bauten, 
welche der geistigen und körperlichen Ausbildung und dem Ver- 
gnügen des Volkes dienten, aus eigenen Mitteln unter freudiger 
Zustimmung des Staates aufführen liessen. Der Staat erfüllte dann 
also nur eine Pflicht der Dankbarkeit, wenn er dergleichen Wohl- 
thüter durch Bildsäulen an den betreffenden Orten ehrte. Daher 
sah man zu Athen im Gymnasion des Ptolemaios eine Erzstatue 
desselben*), während zu Kyme L. Vaccius Labeo, welcher von 752 
bis 767 das dortige Gymnasion hatte erbauen lassen, ausser mit 
einem vergoldeten Gemälde noch mit drei Bildsäulen aus Erz, Mar- 
mor und Gold belohnt wurde.9) Die Gymnasiarchin Aurelia Lite 
erhielt im Gymnasion zu Paros eine Statue, als sie das bereits 
etwas altersschwach gewordene Gemäuer hatte repariren lassen.) 

Allein auch Leute, welche in anderer Weise die hier hausenden 
Jünglinge beglückt hatten, erfreuten sich hin und wieder derselben 
Auszeichnung. So wurde ein Theopompos im Gymnasion Eretrias 
aufgestellt, als er eine Zeit lang das für die gymnastischen Übungen 
unentbehrliche Öl geliefert hatte®), und ebenso erhielten die Gym- 
nasiarchen Menas und Metrodoros zu Sestos und Pergamon?) Bild- 
säulen wegen höchst anerkennenswerter Verwaltung ihres Amtes. 








1) Worte Prellers I, 415 — Conze, Heroen und Góttergestalten I, 27. 
2) III, 14, 6. 
3) Kallim. Hymn. auf Pallas 24 mit Spanheims Noten. Vgl 
Paus. V, 8, 4. 
4) P. III, 14, 8 — Luk. Anach. 88 — Curt. Pelop. II, 235. 
6) P. I, 17, 2. — Vgl. C. I. G. I, 860. 
6) C. I. G. II, 8594. 
7T) C. I. G. II, 2384. 
RN Rhangabé ant. hell. 689. 
9) μους. xal βιβλ. 1878 S. 22 — 1876 8. 28, 114. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen., 309 


Ebendarum ehrte man den Kosmeten Nymphodotos zu Athen durch 
eine Statue in der Palaistra. ') 

Sehr gerne pflegte man ferner die Statuen von Jünglingen und 
Männern, die sich durch einen vollendet schönen Körper oder durch 
bedeutende gymnastische Leistungen auszeichneten, hier aufzustellen, 
als leuchtende Beispiele für die Epheben und mächtigsten Sporn, 
womöglich denselben Gipfel durch ausdauernde Anstrengung und 
Übung zu erreichen. Aus dem ersteren Grunde stellten die Man- 
tineer in einem Saale ihres Gymnasion Statuen des schönen Anti- 
noos auf, den sie sich überdies auf dem Wege einer höchst ver- 
zwickten Verwandtschaftslegende als ihren Landsmann vindicirten.?) 
Besonders aber liebte man es, die Sieger in einem der bertihmten 
Festspiele hier zu verewigen. Zu Antikyra sah man eine Bildsäule 
des Pankratiasten Xenodamos, der einen Sieg zu Olympia errungen 
hatte?), wie im Gymnasion von Pellene. eine Statue des Pankra- 
tiasten Promachos, welchem in aufsteigender Reihe einmal zu Olym- . 
pia, zweimal zu Nemea, dreimal in den isthmischen Spielen die Palme 
erteilt war.?) Ja, in Lakedaimon existirten sogar bestimmte Gesetze 
darüber. Die Sieger in den jährlich gefeierten Leonidasspielen er- 
hielten eine bestimmte Summe zur Errichtung einer Herme oder 
Statue: für die Aufstellung derselben an irgend einer Stelle des 
Gymnasion hatten die Nomophylakes zu sorgen.*) 

Auch einzelne Epheben hat man, sofern sie sich rühmlichst 
vor ihren Commilitonen hervorthaten, ohne Zweifel öfters mit Bild- 
säulen belohnt. In der Palaistra zu Sparta erhielt ein Damo- 
krates, dessen hervorragende Leistungen das Epitheton véoc '€p- 
μείας verbürgt, eine Bildsüule5); und sicherlich sind unter den 
“Epnai, die wir in den Gymnasien erwähnt finden), nicht allein 
Bilde&ulen des Hermes, sondern auch Btisten von Kosmeten und 
Epheben zu verstehen. 

Endlich darf es bei dem steten innigen Zusammengehen körper- 
licher und geistiger Ausbildung bei den Hellenen nicht Wunder 
nehmen, wenn man hier auch litterarische Gróssen durch Statuen 
ehrte. Im allgemeinen natürlich beschrünkte sich diese Ehre auf 
die Historiker, Philosophen und Poeten, die hauptsüchlichsten Leiter 
der Jugenderziehung. Eine Statue des “alten Herodot! zierte das 


1) C. I. A. III, 1104, Neubauer comment. epigr. 19. — Eine Menge 
von Kosmetenstatuen, die ohne Frage früher in Gymnasien standen, s. 
bei Dumont Bulletin de corr. hell. I, 229 ff.; hierher gehörige Epigramme 
bei Kaibel 950 ff. 

2) P. X, 86, 9. 

8) P. VII, 27, 5, Die Statue war auffallenderweise aus Marmor. 
Bine I andere hatten ihm die Pelleneer noch nach Olympia geweiht. 
P. VI, 8, 5. 

4) Leb. IT, 194. Warum gerade diese Behórde, erklürt P. VT, 24, 8. 

δ) Kaibel 949. 

6) P. I, 17, 2 — Plin. 35, 2. 


910 . Ernst Kuhnert: 


Gymnasion von Halikarnass!); zu Athen stand ebendort eine Bild- 
säule des Historikers Juba.?) Desgleichen wird von einer Statue 
des Berossos, der sich ebenfalls mit Geschichte beschäftigte, wenn 
er auch seinen astrologischen Kenntnissen den hauptsächlichsten 
Teil seines Ruhmes verdankte, in einem Gymnasion Athens be- 
richtet?); von Philosophen war der bertihmteste Stoiker, Chrysippos, 
durch eine Bildsäule im Gymnasion des Ptolemaios ausgezeichnet.*) 
Alles Maass überschritten die Ehrenbezeugungen, welche von den 
Halikarnassiern auf einen G. Julius Longianos gehäuft wurden, ein 
im übrigen so völlig unbekanntes Talent, dass die Kunde von seiner 
Existenz nur einem Steinfragment verdankt wird. Seine Recita- 
tionen versetzten ganz Karien in eine so erstaunliche Ekstase, dass 
z. B. die Bewohner von Halikarnass ausser vielen Statuen an anderen 
öffentlichen Plätzen und der Vergünstigung, mit seinen sämmtlichen. 
Opera die öffentlichen Bibliotheken überschwemmen zu dürfen, ihm 
auch noch eine Bildsäule im Gymnasion der Stadt neben dem Stand- 
bilde des alten Herodot errichteten.) 

Die folgenden, dem Gymnasion ihrer Bestimmung nach eng 
verwandten Orte, die noch zu betrachten bleiben, sind zwar Privat- 
anlagen, haben aber doch wie Gymnasien und Palaistren den Cha- 
rakter Öffentlicher Bauten und lassen sich daher von diesen nicht 
gut trennen, um 80 weniger, als sie mit ihnen auch in Bezug auf 
den Statuenschmuck übereinstimmen. Hierher gehören die Schulen. 
Allerdings wissen wir über die Ausstattung derselben seitens der 
Griechen nur sehr wenig: die einzige mir bekannte Angabe darüber 
lehrt, dass sich Bildsäulen der Musen in denselben zu befinden 
pflegten.°) Doch noch einer Göttin, der Athena Bild wage ich den 
griechischen Schulen unbedenklich als Schmuck zu vindiciren, ob- 
wohl ihre Aufstellung uns nur als römische Sitte bezeugt ist?); wo 
ist die Annahme einer Entlehnung von Seiten der Römer natür- 
licher, als bei der hellenischsten aller Göttinnen? Eine willkommene 
Parallele zu dieser Verehrung bildet die Statue der Athena im Gym- 
nasion des Kylarabis zu Argos; auch eine Stelle Lukians in seinem 


1) ΤΠαρὰ τὸν παλαιὸν Ἡρόδοτον Leb. III, 1618, vgl. die Anmerkung. 
2) P. I, 17, 2. 

3) Plin. VII, 87. 

4) P. I, 17,2. Diog. L. VII, 182 ἀνδριάντος τοῦ ἐν Κεραμεικῷ und 
Cicero de fin. 11 meinen wol dieselbe. 

6) Lebas III, 1618. Beiläufig erwühne ich hier das yuuvdaov Ὁμή- 
peiov auf Chios, in welchem einer Inschrift (C. I. G. II, 2221) zufolge die 
Presbyteroi einem Megakles eine Statue errichteten. Alle näheren Ver- 
hältnisse dieses Gymnasion sind unbekannt; dass es aber ganz andere 
Zwecke wie die oben behandelten verfolgte, ist man wol aus dem Bei- 
namen und den sonstigen Homerreminiscenzen auf Chios zu schliessen 
berechtigt. 

6) Schol. Aischin. Tim. 10, 8. oben. Die Bilder standen in kleinen 
Aediculae, vaickápia. 

7) Juvenal X, 116. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 311 


kleinen Vortrage περὶ τοῦ οἴκου 1) ist hierfür nicht ohne Interesse. 

‚Er erzählt von einem prächtigen Saale, den sein reicher Besitzer 
allein für Conversationen und Recitationen bekannten Stiles in dieser 
Weise hatte ausstatten lassen. Dort nun befand sich, inmitten einer 
mit Gemälden geschmückten Wand in einer Aedicula oben tiber der 
Thür eine Bildsäule Athenas, der Schützerin alles geistigen Lebens 
der griechischen Nation.?) 

Ferner kommt hier noch die Akademie zu Athen in Betracht, 
in welche der Perser Mithridates eine Statue Platos von Silanion 
aufstellte, nach Chr. Petersens ansprechender Vermutung im Hör- 
saale und zwar in dem darin befindlichen Musenheiligtume?); Theo- 
phrast bestimmte in seinem Testamente gleichfalls das Museion für 
eine Bildsäule des Aristoteles und vielleicht auch für die noch von 
Praxiteles zu vollendende Statue des Nikomachos.*) 

Endlich erwähnen wir hier wol noch am besten die Biblio- 
theken. Unzweifelhaft ist die bekannte Ausstattung der Bibliothek 
des Pollio zu Rom mit Büsten der berühmtesten Autoren nur eine 
Nachahmung griechischer Sitte; die Vermutung liegt nahe, dass wir 
in Alexandreia oder Pergamon die Muster zu suchen haben.°) Be- 
richtet wird uns nur von einer Statue des Dio Chrysostomos zu 
Korinth und nur durch Zufall, weil auch ihr das in römischer Zeit 
so gewöhnliche Malheur passirte, kurze Zeit nach der Aufstellung 
auf eine andere Persönlichkeit umgeschrieben zu werden.®) 

Damit ist unsere Wanderung durch die öffentlichen profanen 
Plätze der Stadt beendet: sie hat uns eine auffallende Verschieden- 
heit dieser von den heiligen Orten gelehrt. Während jedem Menschen 
das Recht zustand, alles was er wollte in die letzteren zu weihen, 
sofern nicht ganz eigentümliche Hindernisse vorlagen, waren die 
profanen Plätze dem Privatmanne durchaus verschlossen: eine be- 
sondere Zustimmung des Staates war für ihn jedesmal erforderlich, 
die erst sehr spät und auch wol nicht überall zum blossen Scheine 
herabgesunken ist." Der Staat hatte allein das Recht, an seinen 
ihm unmittelbar gehörigen Plätzen Bildsäulen zu errichten?); der 
daraus folgende Grundsatz, hier nur Statuen aufzustellen, die von 
allgemeinem Interesse waren oder wenigstens sein sollten, um- 
grenzte sehr bestimmt den Schmuck dieser Orte. 

1) Cap. 26. 

2) Preller I, 184. 

3) Diog. L. III, 25 — Petersen Prg. von Hamburg 1868, S. 44. 

4) Diog. L. V, 51/2. 

δὴ Vgl. Plin. 35, 2. Einiges über Hermen in gr. Bibliotheken bei 
Otto Hirschfeld V. G. 191 Anm. 5: vilicus hermarum. Über römische 
Marquardt, Privatalt. II, 597, 7. 

6) Dio Chr. XXXVII, 8. 104. 

7) Vgl. meine Dissertation de cura stat. apud. Gr. S. 18—19. 

8) Übertretungen, wie die von Cicero Verr. II, 21 (invitissima civi- 
iate) und Plin. 34, 14 erwähnten bestätigen nur die Regel. 


312 Ernst Kuhnert: 


11. 
Der Statuenschmuck der privaten Orte. 


1 e. 
Der heiligen. 


Dass uns für die privaten Orte ein bei weitem nicht so reich- 
haltiges Material wie für die öffentlichen zur Verfügung steht, liegt 
in der Natur der Sache, Einmal war in den besten Zeiten Griechen- 
lands die Einrichtung des Hauses die denkbar einfachste und speciell 
in Bezug auf den uns interessirenden Gegenstand, andererseits sind 
die Angaben darüber leichterklärlicherweise fast ohne Ausnahme 
durchaus zufälliger Natur. Um so interessanter ist es, dieses ge- 
ringe wenigstens genauer zu betrachten. 

Zu den privaten heiligen Orten, die wir zuerst behandeln wollen, 
darf man streng genommen allein die Grabstätten rechnen. Nur 
günstige Funde ermöglichen uns eine Vorstellung, wie beliebt die 
Verzierung von Gräbern durch Bildsäulen gewesen sein muss; die 
Litteratur schweigt merkwürdigerweise so gut wie ganz darüber. 

Auch hier beginnen wir mit einer Betrachtung der Götter- 
statuen. Dass Aphrodite als Grabfigur verwandt ist, können wir 
nur aus ihrem Beinamen &mıruußidia!) schliessen. Statuen derselben 
sind nicht nachweisbar; oder sollen wir in der sog. Matidia, die zwei 
Mohnköpfe in der linken hält, eine Aphrodite und nicht vielmehr 
eine Portraitstatue einer Todten erkennen ??) 

Sehr gewöhnlich scheinen wenigstens seit dem vierten Jahr- 
hundert Bildsäulen des Hermes (und zwar, soviel bis jetzt bekannt, 
alle den Typus des praxitelischen repräsentirend) zur Zierde von 
Gräbern verwandt zu sein. Die zierliche Statue von Aigion hat 
Körte neben einer Anzahl anderer mit Recht dafür in Anspruch ge- 
nommen?); litterarisch bezeugt sind uns Hermesbilder als Grab- 
aufsätze durch die dreissigste Fabel des Babrios und vielleicht durch 
eine Stelle des Pausanias.*) 

In ähnlicher Haltung wie Hermes finden wir Statuen des 
Hypnos, deren Verwendung zum Grabesschmuck kaum bestritten 


1) Plut. qu. r. 28 — consol ad Ap. 14 — Clem. Al. protr. 39. 

2) Clar. 944, 2417 danach hier Fig. 2. Ist aber vielleicht die Hestia 
Giustiniani eine Grabaphrodite? Auf Aphrodite deutete sie schon Conze 
Beitr. 18. Vgl. die Replik Clar. 584, 1122 A (Schreiber Mus. Torl. A. Z. 
1879, Nr. 398). 

3) M. A. I. III, 95 bie 108. Nur für die Bildsäulen aus Andros und 
Tbasos kann ich seiner Deutung nicht beistimmen, worüber später. 

4) X, 12, 6: im Apollohaine zu Troas stand neben der Sibylle 
Herophile Grab Hermes; gehórte er aber hierzu oder zu den Nymphen 
neben der Quelle? 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 318. 


werden kann.!) Nicht selten sind ferner die geflügelten Eroten, die 
sich traurig gesenkten Hauptes auf eine umgewendete Fackel stützen, 
gleich denen, die so oft die Vorderseiten von reliefirten Sarkophagen 
einrahmen?); häufig auch liegen sie in tiefem Schlummer da, oft mit 
Mohnköpfen in einer Hand, während eine Eidechse neben ihnen über 
den Boden schlüpft.°) 

Nahe lag es auch, die Sängerinnen der Todtenklage, die Sirenen 
hier zu verwerten; schon in früher Zeit schmückte man Gräber mit 
Statuen derselben, wie die des Sophokles und Isokrates.*) 

Zweifelhaft, aber nicht unwahrscheinlich ist es, dass man Grab- 
mäler auch mit Gruppen mythologischen Inhaltes ausstattete: keine 
eignete sich dazu 80 gut, wie der Besuch der Selene bei Endymion, 
den Hypnos der Göttin zu Liebe in tiefem Schlafe gefangen hält.°) 

Wir können nach diesen Betrachtungen den Schluss kaum ab- 
weisen, dass den Hellenen Götterstatuen als Grabschmuck nicht be- 
sonders zugesagt haben. Ausser den Sirenen haben wir nur Hermes 
und auch erst seit Praxiteles öfter gefunden: die Eroten dürfen wir 
kaum vor die römische Zeit setzen und eine Gruppe wie die von 
Endymion und Selene verrät deutlich durch ihren Inhalt, dass ihre 
Entstehung nicht vor die Zeit des Idylls fallen kann. Ein Bild des 
Todten auf das Grab zu setzen — das ist hellenische Sitte®), die 
wir vom Beginn der griechischen Geschichte bis zu ihrem Ende 
nachweisen können. Üblicher wird wol stets die Anwendung von 
bemalten oder reliefirten Grabstelen gewesen sein: doch zu derselben 


1) D. A. K. II, 877 — Clar. 762, 1860. In der Gruppe von 8. Ilde- 
fonso ist wol Hypnos mit Thanatos zu erkennen. So deuteten sie schon 
Lessing und Welcker. S.v. Quandt Beob. auf einer Reise in Spanien 226. 

2) Clar. 650 B, 1504 A — 762, 1861 — Conze Heroen und Gótter- 
gestalten I, 49, 1, S. 28. 

8) Wie Becker Augustcum III, 162, Conze Heroen u. G. I, 49, 2, 
S. 38. Sehr selten sitzen sie wie Clar. 664 A, 1459 D und D. A. K. 
II, 662, vgl. die Figur auf einem Prometheussarkophag bei Brunn Vor- 
legebl. No. 4. 

4) Preller I, 505, Conze Her. II, 44. Vgl. Anthol. Pal. VI, 491 — 
VII, 710 — Eur. Hel. 169. Die χαλκῆ παρθένος auf dem Midasgrabe 
könnte nach Benndorf (Sic. Vasenb. II, 19, S. 89) und Milchhöfer M. A. I. 
1879, 64 auch eine Sphinx sein; über letztere genügt es, auf Milchhófer 
zu verweisen, da sie als Rundfigur auf gr. Gräbern nicht ganz sicher ist. 

6) Neben der von Dütschke Ant. B. in Oberitalien V, 475 hier- 
für in Anspruch genommenen Gruppe kommt noch eine vollständigere 
in Betracht, deren Composition wir uns genau vergegenwürtigen können 
aus den Motiven des Stockholmer Endymion, der Selene vom Capitol 

us. C. III, 18, vgl. die Berliner Bronce Friederichs Baust. II, 1845, 

us. Borb. I, 110) und des Hypnos aus Madrid A. Z. 1862, T. 158. Auf 
ein derartiges Original weist uns das Sarkophagrelief bei Lasinio rac- 
colta 63. . 

6) Die Griechen übernahmen sie wol von den tern, vgl. Perrot- 
Chipiez Ägypten S. 141, 672 (Pietschmann), von den Griechen die Römer, 
höchst wahrscheinlich auch die Südrussen (Aspelin Ant. du nord finno- 
ougrien, Lief. I, S. 84). 


914 ! Ernst Kuhnert: 


Zeit wie diese sind auch schon Rundfiguren nachweisbar. Lolling 
hat aus den Einsatzlöchern, die sich in zwei attischen Basen!) des 
sechsten Jahrhunderts befanden, den Schluss gezogen, dass wir es 
bier nur mit Postamenten von Statuen zu thun haben können, und 
ihm folgend hat Lüschcke noch etwa sieben bis acht andere Basen 
derselben Zeit sicher als Träger statuarischer Monumente erwiesen?) 
Wie dem genannten Resultate stimme ich ebenso durchaus der An- 
sicht Löschckes bei, dass viele der archaischen sogenannten Apollo- 
statuen nichts anders als schüchterne Versuche einer Portraitirung 
des Todten sind, um so mehr, als neuerdings Milchhöfer sogar den 
Apollo von Tenea, der bisher für einen der Hauptrepräsentanten 
des archaischen Apollotypus galt, als menschliche Grabfigur sehr 
wahrscheinlich gemacht hat.?) Nicht nur die Existenz dieser Sitte 
also, sondern bereits eine gewisse Verbreitung derselben dürfen wir 
für das sechste Jahrhundert annehmen.*) 

Eine erfreuliche Bestätigung dafür liefert uns ausser einer 
schwarzfigurigen Vase, auf der, wie ich glaube, die Statue einer 
attischen Todten in ihrem von einem Löwen bewachten Grabtempel 
dargestellt ist”), vor allem das bald nach Solon erlassene Verbot, 
kein Grabmal mit Stuccaturarbeit zu verzieren noch mit Bildsäulen 
zu schmücken.9) Natürlich hatte es wie alle Luxusgesetze den ent- 
gegengesetzten Erfolg, und wir hören denn auch, dass Demetrios 
von Phaleron es wieder erneuern musste. 

Es kann nur Zufall sein, dass uns für die Folgezeit kein so 
reiches Material zur Verfügung steht wie gerade für das sechste 
Jahrhundert; aus dem fünften ist uns ausser dem Fragment einer 


1) C. I. A. I, 477 b Xenophantos, I, 469 Phrasikleia, M. A. I. 
1879, 8. 10. 

2) M. A. I. 1879, S. 300 ff. 

3) A. Z. 1881, S. 54/6. Auch die Portraitköpfe des sechsten Jhdte. 
in der Sammlung Sabouroff mögen zu Grabstatuen gehört haben, können 
aber natürlich ebensogut Reste von Athletenbildsäulen oder Portrait- 
anathemen (vgl. S. 267, 2) sein. 

4) Gegen Ross arch. Aufs. I, 65. Doch hält sie auch Milchhöfer 
M. A. I. 1880, S. 170 im sechsten Jhdt. nicht für sehr verbreitet, sondern 
meint, dass die Errichtung von Grabstelen und Statuen damals nur bei 
besonderen und ungewóhnlichen Anlüssen erfolgte. 

5) Ähnlich dachte schon Gerhard A. V. IV, S. 4 zu Taf. 941. 

6) Cicero de leg. II, 26, 66: sepulcrum neque opere tectorio ex- 
ornari nec hermas hos quos vocant licebat imponi. S. Hermann-Stark 
gottesd. Altert. III, 8 40, 31. Milchhöfer setzt es an den Anfang des 
fünften Jahrhunderts M. A. I. 1880, S. 172. hermas ist wol nur ein un- 
genauer Ausdruck Ciceros. Dass keine Gótterbildsüáulen darunter ver- 
standen werden dürfen, lehren die Grabstelen, die nur Bilder von 
Menschen zeigen; auch würde ich einem attischen Nomotheten alles 
andere eher zumuten, als das Verbot, den Schutz des Grabes einer Götter- 
statue anzuvertrauen. Auch jene Basen trugen Menschenbilder mit Aus 
nahme vielleicht einer, auf welcher sich Spuren fanden, die Löschoke 
auf einen Löwen zu weisen schienen. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 315 


Reiterstatue nur das Original der berühmten Penelope bekannt, 
worauf wir noch kommen, aus dem vierten die Statue des Xenophon 
auf seinem Grabe zu Skillus!), die eines Kriegers neben seinem 
Bosse von Praxiteles und zwei schöne Mädchenbildsäulen aus der- 
selben Zeit. Der Grenze des vierten und dritten wird der Jüngling 
und die Frau von Andros angehören, einer späteren Zeit die Frau 
von Aigion. Die weitere Fortdauer dieser Sitte bestätigen dann 
ausser einer Anzahl sepuleraler Epigramme?) noch eine Reihe von 
erhaltenen Bildsäulen, die wir später bei der Besprechung der wich- 
tigsten Typen der Grabstatuen erwähnen werden. Wir wagen nicht 
zuviel mit der Behauptung, dass dieser äussere Gräberschmuck mit 
der Fübigkeit der Kunst, lebensgrosse Rundwerke zu schaffen, auf- 
kam und mit ihr endete. 418 das letzte mir bekannte Beispiel 
nenne ich die Statue des Stephanephor Lamachos, von der uns Con- 
stantin Porphyrogennetos erzühlt.?) 

Verbreitet dürfen wir uns diese Sitte wol über ganz Griechen- 
land denken, soweit die Kunst überhaupt Boden fasste*): in Attika 
herrschte sie, wie wir gesehen, schon sehr früh, später in ganz be- 
deutendem Maasse auf den Inseln des ägäischen Meeres, worüber uns 
reiche Funde eine überraschende Aufklärung geben. Besonders viele 
Grabstatuen hat Rods auf den dorischen (aristokratisch regierten) 
Inseln gesehen; namentlich pflegten die Adelsfamilien von Thera und 
Anaphe die Gräber mit den Bildsäulen der Verstorbenen zu schmücken. 
Allerdings sind diese Statuen fast durchweg von zweifelhaftestem 
Kunstwerte.°) 

Unter den dorischen Inseln können wir diesen Grabschmuck 
noch für Pholegandros, unter den jonischen für Andros, Delos, Amor- 
gos nachweisen.) Auch für Thasos ist seine Existenz bezeugt, wo 
Conze auf einem Gräberfelde Trümmer eines korinthischen Säulen- 
baues aus thasischem Marmor, eines Grabmales zweier Brüder, fand, 
in welchem ursprünglich die Statuen der beiden heroisirten Verstor- 
benen standen’); den ebendort gefundenen Torso einer bekleideten 
weiblichen Figur darf man demnach wol ebenfalls als den Rest einer 
Grabstatue betrachten. Allem Anscheine nach war es auch zu Kary- 


1) P. V, 6, 6 — Pervanoglu Grabstelen 26/7. 

2) Kaibel 260 (8 Jhdt. vor Chr. vgl. Smith and Porcher Cyrene, 
S. 80, Taf. 19) — róm. Zeit: 108 Athen — 186 Bithynier in Korkyra — 
8 bis 4 Jhdt. nach Chr. 590 Aquü Sextiä — 406 Ikonium. Hadrian liess 
auf Alkibiades Grab zu Melissa dessen Statue aus par. Marmor setzen. 
Athen. XIII, 574 F. 

8) De admin. imp. 58. S. 166. 
2 Vgl. P. I, 24, 10 — V, 5, ὅ — VII, 2, 9 — VIII, 4, 9. 
5) Ross Abhdl. der Bayr. Ak. 1887 S. 427 — arch. Aufs. I, 48 ff. 
— Inselr. I, 79—80. "Vgl. Weil M. A. I. I, 251 über dieselben. 

6) Ross Inselr. I, 66 — 72 — 172 — II, 18 — III, 26 — 80 — 31 — 141. 

7) Reise auf den Inseln des thrak. M., 19. Ein Torso ist davon er- 
halten, wie der folgende der Frauenbildsäule überlebensgross; beide setzt 
Conze gegen die römische Zeit hin. 


316 Ernst Kuhnert: 


stos auf Euboia ein Gräberfeld, auf dem Ross zwei nicht vollständig 
erhaltene Bildsäulen ziemlich guter Arbeit sah, eine männliche und 
eine weibliche, die beide bis auf die Füsse bekleidet waren.!) 

Der Grund für die Häufigkeit dieser Sitte ist, wie schon Boss 
hervorgehoben hat, im Heroenoultus zu suchen: es lag nahe, auf 
den dorischen, aristokratisch regierten Inseln die Sprösslinge der 
Adelsgeschlechter als Heroen zu weihen.?) Theräische Inschriften 
lassen darüber keinen Zweifel; ich erinnere hier nur an das Testa- 
ment der Epikteta, die an der einfachen Errichtung der Statuen 
ihrer Familie in einem Heroon sich nicht einmal genügen liess, 
sondern noch einem Verwandtencollegium gegen Bezahlung unglaub- 
lich klingende Ehrenbezeugungen an bestimmten Tagen für diese 
Bildsäulen vorschrieb.?) 

Hierin scheint auch die Erklärung für die sonst befremdliche 
Thatsache zu liegen, dass die Sitte, den Todten in ganzer Figur auf 
sein Grab zu stellen, auf den jonischen Inseln sich keineswegs der- 
selben Verbreitung wie auf den dorischen (besonders Thera und 
Anaphe) erfreute*): bei diesen demokratisch regirten Inseln lag der 
Gedanke an die Heroisirung einzelner naturgemäss ferner. 

Die Form der Grabstatuen wird nach Zeit und Ort verschieden 
gewesen sein. In Attika dürfen wir für die ältere Zeit wol nur 
ἀνδριάντες annehmen, deren Typus uns die archaischen Apollobild- 
säulen kennen lehren; ob Hermen, ‚bezweifle ich. Denn Hermen von 
Menschen kommen erst erheblich viel später auf und Bilder des 
Hermes kann ich wegen der oben angegebenen Gründe nicht unter 
diesen nur von Cicero bezeugten hermae verstehen. Auch für die 
Folge sind uns nur Statuen in ganzer Figur bekannt; sie scheinen 
auch in der römischen Zeit die Regel gewesen zu sein, da uns nur 
einige späte sepulcrale Epigramme die Anwendung von Büsten be- 
zeugen. Sehr auffallend sind die auf den Inseln von Ross häufig 
gesehenen Statuen, welche nur den halben Menschen wiedergeben, 
offenbar eine Erfindung sparsamer aber geschmackloser Privatleute.?) 

Endlich noch ein Wort über den oft ungeheuren Luxus, der 
bei der Ausstattung von Gräbern zur Schau getragen wurde. Wie 
weit man darin ging, lehrt uns das eine Weltwunder, das viele, 
wenn auch freilich nicht entfernt ebenbürtige Analogieen gehabt 
haben wird. Solche mögen des Demetrios Verbot zu Athen veranlasst 
haben. Ich erinnere hier nur noch an die eigentümliche Idee des 








1) Königsr. II, 27. Die Inschr. bietet noch €. — Für die um die 
Grabeingänge herum in den Felsen gehauenen Statuen in Lykien s. 
Fellows 278 Taf. 24 d. deut. Übersetzung. 

2) Inselr. II, 18. 

3) C. I. G. II, 2448. 

4) Vgl. R. Weil M. A. I. T, 241. 

5) Arch. Aufsätze I, 66 ff. An denselben Orten finden sich aber 
auch Bilder der ganzen Menschenfigur. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 317 


Theodektes von Phaselis, sein auf dem Wege nach Eleusis gelegenes 
Grabmonument mit Statuen der bertühmtesten hellenischen Dichter 
von Homer herunter auszuschmücken.!) Wie der Privatmann in seiner 
Wohnung seine geistigen Freunde zu versammeln pflegte, so nahm 
er sie ins Grab mit. 

Wir gehen nach diesen Vorbemerkungen auf die hauptsäch- 
lichsten Typen der uns erhaltenen Grabstatuen ein. Männer pflegte 
man, soviel uns bekannt, stehend darzustellen: in älterer Zeit ge- 
nau entsprechend den archaischen Apollofiguren. Später wird die 
Bildung eine sehr mannigfaltige gewesen sein, ebenso wie sie uns 
die Grabstelen lehren, und je nach des Todten Beruf eine verschie- 
dene: jener Krieger liess von Praxiteles seine Statue wol in voller 
Rüstung neben seinem Rosse darstellen?); einen kurzen Chiton trug 
ein athenischer Reiter); bis auf die Füsse bekleidet hatte sich der 
Karystier bilden lassen; nackt werden in der Regel Jünglinge ge- 
wesen sein. Die schöne Statue von Andros ist eine Nachbildung des 
praxitelischen Hermes*): sie stellt den Todten dar, worüber die um 
den Baumstamm sich ringelnde Schlange ebenso wenig Zweifel er- 
laubt, wie bei dem Torso von Thagos. Jünglinge wird man wol 
häufiger im Typus dieses Hermes gebildet haben: die lässige 
Haltung und der träumerische Blick eigneten sich so sehr für eine 
Grabstatue. 

So verschiedenartig wie die Bildung der Männer kann die der 
Frauen selbstverständlich nie gewesen sein: hier herrscht im ganzen 
eine grosse Einförmigkeit. Die älteste Zeit wird auch sie nur stehend 
dargestellt haben, was ich aus dem Vasenbilde bei Gerhard abnehme: 
ein bis auf die Kniee reichendes Tuch hat die Athenerin hier um- 
geschlagen, das über ihre Arme fällt und nur die rechte Hand frei- 
lsst, während der Hinterkopf durch einen Schleier, der vielleicht 
nur ein Teil des Umschlagetuches ist, verdeckt wird.) Dieser Typus 
bleibt mit geringen Veränderungen Jahrhunderte hindurch bestehen: 
nur die Haltung wird ungezwungener, die Arme liegen nicht so 
symmetrisch am Körper an, der Kopf wird leise geneigt. Den Frauen 
von Andros und Aigion ist das lange Umschlagetuch, das zugleich 


^ V. X or. Isokr. IV, 860 — P. I, 87, 4. 
4) P. 1, 2, 3 — Brunn I, 848. Des Paus. Zusatz, „Ross wie Reiter 
sei von Praxiteles" erlaubt nur den Gedanken an ein Rundwerk, da ein 
Belief von zwei Figuren selbstverstündlich nur von einem Künstler ge- 
arbeitet wurde, jene Bemerkung also albern wäre. So schon Schaar- 
schmidt de ἐπὶ praep. 23. (Ein Grabaufsatz war auch wol des Reiter- 
führers Nikasichoros Statue, 3. Jhdt., Kaibel 865.) Der Typus der Dar- 
stellung wird derselbe wie auf der bei Bötticher, Baumcult., Fig. 63, ab- 
gebildeten Stele gewesen sein. 

Hi M. A. I. IV, 808. 

4) Abgebildet Ἐφημ. px. 916 — Stephani Parerga I, 1. Eine 
Skizze Grüttners nach dem Abgusse im Berl. Mus». liegt Fig. 1 zu Grunde. 

δ) ich werden wir uns die Phrasikleis vorzustellen haben. 


318 Ernst Kuhnert: 


als Schleier diente, vom Haupte herabgeglitten!); verhüllt steht die 
schöne Herculanerin da?), ebenso die von Overbeck auf Penelope 
gedeutete Statue der ehemaligen Campanaschen Sammlung), in der 
ich nichts wie eine Grabbildsäule erkennen kann. Leicht ordnen wir 
jetzt eine Anzahl bisher ungenügend erklärter Statuen in diese Kate- 
gorie ein: die meisten der bei Clarae ,,Pudicitiae" getauften sind 
nichts weiter als Grabfiguren*), gleich manchen auf Familienglieder 
des römischen Kaiserhauses gedeuteten Bildsäulen.®) 

Verbreiteter wird allem Anscheine nach die Sitte gewesen sein, 
die Verstorbene auf ihrem Grabe sitzend darzustellen®), ob auch 
die Zahl der uns bekannten Beispiele zu diesem Schlusse nicht führen 
mag. Das erste uns bekannte Sitzbild, das ein Grab zierte, ist das 
in den Anfang des fünften Jahrhunderts gehörige Original der vati- 
canischen Penelope"): auf einem Felsstücke sitzt hier die Todte mit 
übergeschlagenen Beinen: das Himation ist ihr von den Schultern 
gefallen. Die linke stützt sie auf ihren Sitz; der rechte Ellenbogen 
ruht auf dem linken Knie, während die emporgehobene Hand nach 
dem schwer nach vorne herabsinkenden, verschleierten Kopfe ge- 
richtet ist. Dem vierten Jahrbundert gehören zwei sehr schöne 
sitzende Mädchenstatuen in Lebensgrösse aus pentelischem Marmor 
an, welche in der Nähe von Menidi gefunden wurden. Ihre Auf- 
stellung an einem Grabe ist zwar nicht bezeugt, doch genügt em 
Blick auf die schmerzlich zusammengesunkene Haltung der Mädchen, 


1) S. Körte, M. A. I. III, Taf. VI, S. 97, 98, vgl. Clar. 498 C, 978A. 

Die Karystierin hatte das Obergewand über den (jetzt fehlenden) K 
zogen, 8. die Abbildung bei Stephani, Bull. hist. phil. de l'acad. de 
eterab. 18658, 250. 

2) Auf ihre Ähnlichkeit mit der Statue von Aigion hat schon 
P. Weizsäcker A. Z. 1880, S. 101, hingewiesen. Vgl. Clarac 949, 2443 A. 

8) B. 5. G. 1861, 266 ff, Taf. V, B, C. Als Grabstatue hat sie, wie 
ich später sah, auch schon Furtw., S. Sabour. zu Tafel 15 bis 17 auf, 

Ein Hinweis auf die Stele der Demetria und Pamphile wird jeden Zweifel 
aufheben. Vgl. noch Clar. 778, 1950. 

4) Alle haben das Himation über den Kopf gezogen, so dass nur 

das Gesicht und ein Teil der Haare sichtbar bleibt: die r. führen sie 
zum Kopfe (gewöhnlich fasst sie den Schleier), während der 1l. Arm 
in der Richtung der Taille am Körper liegt und bisweilen den rechten 
Ellenbogen stützt: Clar. 381, 1885. 764, 1879—80. 765, 1881 und 1884. 
766, 1888. 762B, 1892, 1895. 1620, 1898. — Vgl. übrigens Pasqui, A. 
d. 7. 1877, S. 19. 
. . δὴ Z. B. Clar. 929, 2371. 965, 2483, danach hier Fig. 8. Eine leise 
Änderung des gewöhnlichen Motives zeigt die Matidia, welche aber die 
Mohnkópfe deutlich als Grabfigur bezeichnen, 8. 312. Während ich für 
diese Statuen eine sepulcrale Bestimmung sicher in Anspruch nehme, 
zweifle ich bei Cl. 978C, 2389, 2425B u.a. 

6) Die Grabstelenbilder machen dies wahrscheinlich, Pervanoglu 8.54. 

7) Dass sie zum Grabesschmuck gedient, bezweifelt heute wol 
Niemand mehr, vgl. Furtwängler, Samml. Sabouroff zu Taf. 15, 16, 17. 
Drei jonische Grabstatuen im Louvre kenne ich nur aus Löschckes Er 
wähnung M. A. I. IV, 804. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 319 


um Furtwänglers Deutung auf Grabstatuen unverzüglich anzu- 
nehmen.!) Die Bilds&ulen waren bestimmt, einander gegenüber auf- 
gestellt zu werden, wie ihre genau entsprechende Haltung lehrt: sie 
dienten also wahrscheinlich zum Schmuck eines attischen Familien- 
grabes. Und doch erblicken wir in ihnen nur Dienerinnen, wie die 
Kleidung unverkennbar dartbut, ein Umstand, den man wol als 
Beweis für die Verbreitung dieser Sitte in jener Zeit verwerten 
darf. Ich erinnere dabei an den kauernden Skythen auf einem 
Grabe des attischen Friedhofes bei der Hagia Triada. 

Sehen wir uns jetzt unter den erhaltenen Denkmälern weiter 
um, so finden wir noch einige analoge Darstellungen. Grosse Ähn- 
lichkeit mit der vaticanischen Penelope zeigt eine „Kleio‘“ aus Ox- 
ford?); gleichfalls fasse ich die Statuen zweier sitzender Frauen in 
den Tuilerien als Grabzierde auf?): es sind nur ,,Pudicitiae", die sich 
auf einem Sessel niedergelassen haben. Zweifelhafter bin ich bei 
einer sog. Thetis, die in tiefem Schlummer auf einem Felsblocke 
ausrubt, auf den sie sich mit der rechten stützt; in ihrer linken 
ringelt sich eine kleine Schlange.*) 

Kurz muss ich hier wenigstens den sogenannten iragischen 
Kopf erwähnen, der von Michaelis neuerdings als Rest einer sitzen- 
den Grabfigur aufgefasst ist.) Man pflegte früher, zum Teil der 
Gesichtsbildung wegen, die durch ein starkes Hervortreten der 
Backenknochen auffällt, besonders aber infolge der seltsamen Kopf- 
bedeekung vielfach an eine Barbarin zu denken; und so plausibel. 
die Gründe auch sein mögen, mit denen Michaelis diese Ansicht be- 
kämpft: es liegt in dem schönen Kopfe etwas, das wir bei einem 
hellenischen Künstler nicht zu finden gewohnt sind. Vergeblich habe 
ich mich auch nach einer ähnlichen Haube umgesehen. Ich will mir 
kein Urteil über diesen Kopf, von dem ich nur einen Gypsabguss zu 
Berlin gesehen, anmaassen: einen leisen Zweifel an seiner Ächtheit 
kann ich aber nicht unterdrücken. 

Wir gehen zu der dritten Kategorie der weiblichen Grabfiguren, 
zu den liegenden über. Ihr Alter kann kein hohes sein: vor die 
hellenistische Zeit dürfen wir ihre Entstehung nicht setzen. Den 
ältesten Typus repräsentiren wol die Bildsäulen, welche man in der 
Begel auf Ariadne zu deuten pflegte: in neuerer Zeit sind sie schon 
mehrfach für Statuen von Todten in Anspruch genommen und gewiss 


1) Furtwängler a. a. O. Vgl. Clarac 497, 9792. 

2) Clar. 498 A, 990 A danach hier Fig. 4. Nach Michaelis Ancient 
m. in Great Britain 8. 549 hält sie eine Rolle in der 1. Hand; auch soll 
der Kopf nicht zugehörig sein. 

8) Clar. 829, 977, danach hier Fig. 5u. 978. Die Deutung auf Musen 
ist durch nichts gerechtfertigt; die Verhüllung des ganzen Körpers (aus- 
genommen des Hauptes) mit dem Himation spricht für die Auffassung 
als Grabstatuen. Vgl. 885, 2268. 626, 1088. 498 B, 978 A, u. d. Relief 180, 296. 

4) Clar. 749A, 1805A. 

^ Α. Z. 1880, S. 75 ff. 


820 ' Ernst Kuhnert: 


mit Recht, wenn auch manche vielleicht nur die Zierde eines helle- 
nistischen Gartens gebildet haben mag.!) Während jene sinnend da- 
stehenden oder sitzenden Frauengestalten kaum einen anderen Auf- 
stellungsort als das Grab passend erscheinen liessen, gilt dies für 
die schlafenden nicht ohne weiteres. 

Unsere „Ariadne‘‘ ruht bequem, auf die linke das Haupt stützend, 
den rechten Arm in beliebter Weise auf den halbverschleierten Kopf 
legend: der feine Chiton ist oben gelockert und lässt eine, oft beide 
Brüste frei.?) Wie die Griechin wol am Tage auf ihrer Kline ruhte, 
so liegt sie hier in derselben Weise, nur auf einem Felsen, zur Zierde 
ihres Grabes. Bisweilen ringelt sich eine kleine Schlange an ihr 
empor, das Zeichen der heroisirten Verstorbenen) Oft gefiel ihr 
eine etwas andere Lage, als die angedeutete: sie benutzt ihren linken 
Arm als Unterlage‘), eine andere legt ihn über die Brust°), eine 
dritte neben sich auf ihr Lager.‘) 

Erkennen wir in diesen Figuren Grabbilds&ulen, so mtissen wir 
dasselbe Urteil auch über eine halb liegende, halb sitzende Statue 
fällen, die früher für Dido, von Overbeck für Laodameia erklärt 
worden ist." Die teilweise Entblóssung der linken Brust wird nicht 
mehr befremden; im übrigen bemerkt man eine grosse Ähnlichkeit 
mit der schon oben, wenigstens zweifelnd, auf eine Grabstatue ge- 
deuteten Thetis. 

Nichts bestimmtes wissen wir von Gruppendarstellungen auf 
Grübern. Conze hat wiederholt darauf hingewiesen, dass er in einigen 
Grabreliefs die Vorbilder erkenne, nach denen Menelaos seine Gruppe 
in Villa Ludovisi bildete?); und da diese sich vor einer leise ange- 
deuteten Grabstele bewegt, würe es vielleicht nicht undenkbar, dass 
auch sie eine sepulcrale Bestimmung hatte. Erlaubt sei hierbei 
die Erinnerung an eine Gruppe der giustinianischen Sammlung, die 
man wol mit Unrecht auf eine römische Ehe gedeutet hat.?) 

Endlich gehe ich noch kurz auf das Grab des Koroibos in Me- 
gara ein, durch dessen Besprechung ich oben nicht unterbrechen 


1) Darüber später. Ob man einen Jüngling wol auch einmal im 
Typus des Endymion auf seinem Grabe darstellte? 

2) Clar. 689, 1622. 726 E, 1622 A. 750, 1829 C. 

8) Clar. 912, 2321, danach hier Fig. 6: die Dresdener „Kleopatra“. 

4) Clar. 708, 1668. Sie verglich schon Visconti, Mus. Pio Clem. 
III, 66 mit Grabfiguren. Zu seiner Deutung auf eine Bakchantin sehe ich 
nicht die geringste Nöthigung. — Auf einer Kline liegen die Frauen bei 
Clar. 762, 1872 und 1874. 

6) Clar. 703, 1667. 

6) Clar. 324, 1666. Auffallend ist das halbnackte Mädchen, dessen 
Haupt auf einem Kissen ruht, Cl. 762, 1875; sie erinnert an Nympheu 
wie 628, 1426 B und 750, 1829 B. Doch vgl. Grabreliefs wie 160, 896. 

7) B. 8. G. 1861, S. 251 ff, Taf. V A. Hielt sie in der (ergünsten) 
Rechten vielleicht eine kleine Schlange? Replik bei Clar. 885, 2096. 

8) Sitzber. Wien. A. 1872, 8. 329 — Sitzb. Berl. A. 1875, 8. 617/8. 

9) Clarae 894, 2287. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 3921 


wollte. Zwei Nachrichten haben wir darüber; Pausanias nennt auf 
ihm die Ermordung der Poine durch Koroibos dargestellt, die ältesten 
Steinbilder von Hellas, wie er als Autopt versichern könne.!) Leider 
straft ihn ein Epigramm der Anthologie?) Lügen, aus dem unzwei- 
deutig hervorgeht, dass nur eine Statue, und zwar eine Κὴρ τυμ- 
Boüxoc oben stand. Also eine Flügelfigur, eine Harpyie! Nun ver- 
stehen wir die von Pausanias mitgeteilte Sage, dass dieser Daimon 
den Müttern ihre Kinder geraubt habe. Bei einer grossen Epidemie, 
denke ich, wird man, um die Harpyie, der dieses Unheil zugeschrieben 
wurde, zu bannen, eine Statue derselben als Apotropaion auf der 
Agora errichtet haben.?) Möglich, dass mit dem Aufhören der Seuche 
unser Koroibos in irgend welcher Verbindung stand, so dass ihn die 
Fabel zum Besieger der Ker machen konnte; ungeschickt war es 
nur, sein Grab unter die Statue zu verlegen. 


2. 
Der Statuenschmuck der privaten profanen Orte. 


Nur geringe Andeutungen geben uns von dem Bilderschmucke 
des flachen Landes Kunde; und doch künnen wir uns denselben nicht 
gross genug vorstellen. Mit kunstlosen, in der Regel aus Holz ge. 
zimmerten Kapellchen haben wir uns ganz Hellas besät zu denken; 
noch Libanius nennt sie die Seele des Landes, als er sich bei Theo- 
dosius über die unsinnige Zerstörung derselben durch den christlichen 
Fanatismus beklagt: der heidnische Bauer setze hierin alle Hoffnung 
auf eine glückliche Ernte und verzweifle, wenn man sie ihm ge- 
wissenlos vernichte, da er ohne diesen Schutz alle Anstrengung für 
vergeblich halte.* Daher diese erstaunliche Zähigkeit, mit der man 
bis an das Ende des Heidentumes an den unscheinbaren Idolen hing; 
ihre Ausrottung erst war gleichbedeutend mit der unbestrittenen 
Herrschaft des Christentumes. 

Je nach der Natur der Umgebung waren die in solchen Aedi- 
culae verehrten Götter natürlich verschiedene. Strabo rühmt als be- 
sonders mit derartigen kleinen Kapellehen die elische Landschaft 
angefüllt: in feuchten, blumenreichen Hainen traf man auf Nymphaia 
und Aphrodisia, unzählige Hermeia standen an den Wegen, Poseidon- 
heiligtümer an den Gestaden; die Artemistempelchen werden wild- 
reiche Plätze geziert haben.) Es ist überhaupt kein Zweifel, dass 

1) P. I, 43, 7 und 8. 

2) Anthol. Pal. VII, 154. Aus der Sage und einem ähnlichen Epi- 
gramm lag es bei oberflächlicher Betrachtung nahe, eine Gruppe anzu- 
nehmen. 

8) Eine Analogie bei P. II, 13, 6. 

2j II, 187. Jedes einzelne Gut besass seine Heiligtümer, Apuleius, 
Apol II, 518, Ouderdorp, Friedländer, S. G. III, 560. 

5) Strabo VIII, 843: μεςτὴ δ᾽ écriv ἡ rf) πᾶςα ᾿Αρτεμιείων τε xol 

Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 91 


322 Ernst Kuhnert: 


jede Naturgottheit an ähnlichen ihr zukommenden Plätzen hoch ge- 
ehrt wurde. In fruchtbaren Landstrichen wird man Dionysos nicht 
vernachlässigt haben; die Gärten pflegte man dem Priapos anzuver- 
trauen!); auch dem segenspendenden Hermes weihte ein Privatmann 
in seinem Weinberge ein Bild, damit der Garten für immer Frucht 
bringe durch des Gottes freundliche Hülfe?) Hirten verschönten 
ihre Umgebung durch Statuen der Nymphen und des Priapos?); ein 
Moirichos weihte dem Hermes, dem Schützer der Ziegenherden eine 
Bildsäule an dem Weideplatz seiner Schaar, der er zuruft, sie dürfe 
nun unter des Gottes Schutz den räuberischen Wolf nicht mehr 
fürchten.) Der Landmann Eudemos baute auf seiner Besitzung so- 
gar dem Zephyros ein Heiligtum, der sich ihm beim Reinigen des 
Getreides hülfreich erwiesen hatte.) An einsamen und entlegenen 
Orten endlich stellte man hin und wieder Bilder des Berg und Wald 
durchschweifenden Pan auf.®) Der sonst so ausgelassene Gott liebte 
oft auch Todtenstille; bekannt ist seine Empfindlichkeit, wenn er in 
seiner Mittagsruhe gestört wurde.") 

Ein allen Naturreligionen eigentümlicher Zug ist der Baum- 
cultus, der uns hier nur in seiner vorgeschrittensten Periode, in 
welcher des Gottes Bild neben dem Baume verehrt wurde, interessirt. 
Anfänglich wird man die Bildsäule eines Gottes nur unter dem ihm 
heiligen Baume aufgestellt haben, wie Apollo unter dem Lorbeer?), 
Pan unter seiner Fichte?); dann ging hier dieselbe Entwickelung 
vor sich, die wir im grossen bei den Tempeln beobachtet haben: 
auch solche Götter ehrte man unter bestimmten Bäumen, die mit 
dem Besitzer derselben in engsten Beziehungen standen. Aphrodites 
Sohn Priapos erhielt unter der seiner Mutter geheiligten Myrthe ein 
Bild, desgleichen unter dem Baume seines Vaters Dionysos.!9) 

Hin und wieder wird zufälligen Beziehungen eines Gottes oder 








'"Appobiciuv καὶ Νυμφαίων ἐν ἄλεεειν ἀνθέων πλέῳς (so Meineke statt 
dc) τὸ πολὺ διὰ τὴν εὐυδρίαν, ευχνὰ δὲ καὶ Ἑρμεῖα ἐν ταῖς ὁδοῖς, TTo- 
ςείδια δ᾽ ἐπὶ ταῖς ἀκταῖς. In geringerem Maasse gilt dies natürlich für 
ganz Griechenland. 

1) Er fungirt hier zugleich als Wächter und droht den Dieben be- 
deutende Strafen an, vgl. Leonid. Tar. 25- 35 bei Meineke, Antistius 
bei Brunck, anal. II, 284, 2, ähnlich bei den Römern Tibull. I, 1 — 
Vergil. eclog. VIL 33. Preller I, 610. Vgl. S. 289. 

2) Conze Lesbos 50 — Kaibel 812. 

8) Theokrit I, 21 — Longus, S. 7, Schäfer. 

4) Leonidas 26.  . 

δ) Bakchylides fr. 49 bei Bergk, P. 1. g. III*. Malitiós? 

6) Schol. Lukian Timon 42 (Jakobitz IV, S. 49): ἐπὶ ταῖς ἐςχατιαῖς 
γὰρ καὶ τοῖς ἐρημοτέροις τῶν χωρίων εἰώθαςιν Ἕλληνες τὸν TIäva 
ἱδρύεςθαι. 

7) Theokrit I, 15 — Preller I, 612. 

8) Bötticher, Baumcultus der Hellenen, Fig. 25. Die folgenden 
Angaben beruhen grossenteils auf diesem Werke. 

9) Bött., Fig. 18 — vgl. Longus, S. 55, bes. Max. Tyr. VIII, 1. 

10) Bött., Fig. 22—24, 12 — S or. 


Statue und Ort in ihrem Verbültniss bei den Griechen. 323 


ros zu einem Baume die Weihung von Bildern unter demselben 
reschrieben Zu Delphi sah man unter der an der Kastalia stehen- 
1 Platane Leto mit Apollo und Artemis auf den Armen, wie sie 
ı Drachen Python abwehrte, an der nämlichen Stelle, an welche 
' Mythos ihr Zusammentreffen mit dem Ungeheuer und dessen 
rnichtung durch den kleinen Apollo verlegte‘) Durch ein Bild 
* Europa schmückten die Bewohner von Gortyna die Platane, 
ter welcher Zeus mit der entführten geruht haben sollte.) Der 
»aum über dem Hermes Polygios zu Troizen am Markte diente 
l lediglich zum Schutz und Schmuck der Statue?), gleichwie die 
itane über einem am Wege aufgestellten Hermesbilde*); wie ge- 
hnlich eine solche Benutzung war, werden wir noch später bei 
trachtung der Menschenstatuen sehen. 

Ebenso reich wie das freie Feld haben wir uns die Privat- 
user bis auf die geringsten hinab, in der Regel allerdings mit 
ht viel kunstvolleren Gebilden verschönt zu denken: fast jeder 
endwie bedeutendere Teil des Hauses war dem Schutze irgend 
es Gottes anvertraut.°) Vor jeder Hausthüre pflegte (ganz sicher 
Attika) eine Statue des Wegegottes Hermes aufgestellt zu sein); 


1) Athen. XV, 701C. 

2) Plin. XII, 5. Münzen von Gortyna zeigen die Europa auf einem 
te des Baumgipfels sitzend, BOtt, Fig. 46, Spratt, Res. in Crete II, 
98. Abnlich, auf geglütteten Zweigen werden die zwei Artemisbilder 
der Ceder zu Orchomenos und in der Buche zu Ephesos (Kallim. 
mn. 237) untergebracht sein, Bótt. S. 140. Für gewöhnlich aber 
gten die Statuetten (deren Grösse man aus daneben gezeichneten 
nschen ermessen kann, Bött., Fig. 12 — 28 — 25 — 32 — 41) unter dem 
ame auf Basen (Fig. 24 — 26) oder Pfeilern (25 — 32 — 85 — 40) zu 
ben, häufig auch in oder bei zierlichen Aediculae (88 — 868 — 56 — 58). 

8) P. Il, 31, 10. Einen ursprünglichen Zusammenhang von Baum 
1 Statue macht auch die Form der Sage, dass die Olive erst spüter 
s Herakles Keule) entstanden sei, unwahrscheinlich. 

4) Anthol. Pal. IX, 314. 

6) Auch hier hatte man nur ganz kleine Statuetten aus Holz, Thon 
1, die Aedicula mit drei Gótterbildchen aus Tanagra im Berl. Museum 
, 6678, Overbeck Pompeji 3. Aufl. 481) oder Gyps (Paus. IX, 32, 1), 
. nicht selten in kleinen Tempelchen oder Schränken standen, vgl. 
tticher Heil und Prof. 9 — Millin gal. 136, 499 — M. d. I. IV, 24. 
ch in Amphoren verschloss man solche Bildchen (Athen. XI, 473 C), 
rar in Hermen (Et. M. ἀρμάριον, Plato Symp. 216) wo dann die Statuet- 
ı wol nur aus Kopf mit Zapfen zum Einfügen bestanden, Stackelberg 
äber d. H. Taf. 57. Erst spät kamen lebensgrosse Statuen in Mode; 
istophanes wird noch wegen Errichtung einer solchen getadelt. Das 
terıal der Ausführung über die Hausgötter ist der trefflichen Ab- 
ndlung von Chr. Petersen über den Hausgottesdienst d. Hell, Z. f. A. 
51 entnommen. 

6) Thuk. VI, 27. Dem Trygaios öffnet bei seiner Himmelfahrt auch 
rmes die Thür. — Interessant ist es zu erfahren, dass ein pergame- 
cher Zeuspriester den Schutz eines Ἑρμῆς θυραῖος auch einem Zeus- 
opel für zuträglich hielt, Conze Jahrb. ἃ. kgl. preuss. Kunsteamml. I. 
rlin 1880, 8. 191. 


21* 


324 - Ernst Kuhnert: 


auch Hekateis scheinen hier in der Regel wenigstens zu Athen exi- 
stirt zu haben.) Zuweilen kam noch die Pyramide, das Symbol des 
Apollo Agyieus hinzu.?) 

Hatte man das Haus betreten, so stand man vor einem Bilde 
des Hermes Strophaios?): der Gott war auch hier ohne Frage als 
ἀλεξίκακος aufgefasst, der Dieben, überhaupt jedem Unheil den Ein- 
tritt verwehren sollte. 

Der älteste Teil des Hauses, aus welchem sich dieses allmälich 
entwickelt hat, war die Aule“): hier pflegte der Grieche seinen 
mächtigsten Gott Zeus zu verehren. In der Regel hören wir nur 
von einem Altare des Zeus Herkeios: allein dass man auch Bild- 
säulen dieses Gottes besass, steht fest. Dies macht schon die bei 
der Dokimasie an die Archonten gerichtete Frage, ob sie einen 
Apollo Patroos und Zeus Herkeios besässen°) wahrscheinlich; wie 
aber sollte man darauf gekommen sein, jenes uralte dreiäugige Bild 
des Zeus Herkeios als ursprüngliche Zierde der Aule des Priamos 
zu bezeichnen®), wenn eine Statue dieses Gottes in griechischen Hof- 
räumen ungewöhnlich war? 

In den die Aule umgebenden Wirtschaftsräumen pflegte 
man die θεοὶ κτήςιοι zu verehren, zu welchen ausser Zeus, der dem 
Menschen Feld- und Baumfrüchte schenkte’), wahrscheinlich auch der 
segenspendende Hermes (ἐριούνιος) und vielleicht Plutos gehörten.®) 

Unbekannt ist der Aufstellungsort der θεοὶ πατρῷοι; Petersen 
denkt an die Exedra.?) Diese Götter waren natürlich, abgesehen 
von den Stammesgottheiten, in jeder Familie verschieden. 19) 








1) Schol. Theokr. II, 36 — Wespen 798. Über das Aussehen eines 
solchen Archäol. ep. Mitt. Wien 1880 Taf. 81 -— 1881 Taf. 1 ff. 

2) Wespen 870 — Preller I, 219. Oft nur ein Gemälde Schol. 
Eur. Phoin. 681 — Phot. 5835/6. 

3) Pollux VIII, 82 — Suid. 8. v. Crpogatoc und Ἑρμῆς. Beiname 
von crpogeuc Thürangel. 

4) Anfangs nur ein umhegter Hof, ἕρκος, daher Zeus épxeioc. 
Preller I, 117. 

δὴ) Gilbert gr. Staatsaltert. S. 201 Anm. 8. 

6) P. II, 24, 8: es soll später durch Sthenelos nach Argos gekom- 
men sein, und wurde dort in einem Athenatempel gezeigt. — Natürlich 
wurde in der Aule nicht Zeus allein durch Statuen geehrt; von einem 
Hermes und einer Artemis von Skopas erzählt Lukian (πλοῖον 20 Lexiph. 12). 
Diese Statuen hatten nur decorative Zwecke; jeder vermógende Privat- 
mann wird seine Aule mit berühmten Kunstwerken ausgestattet haben, 
worüber später. 

7) Preller I, 117,4. Sein Bildchen wurde in einer Art von Am- 
phora verschlossen, Athen. XI, 478 B — Hesych. s v. xadicxoc. 

8) Vgl Aristoph. Plutos 1191. 

9) Z. f. A. 1851 S. 116. 

10) Jeder Ionier besass seinen Apollo, Lys. gegen Andok. 11—12 
— Gilbert Staatsalt. 201, 8 — jeder Attiker seine Athena, L gegen 
Leokr. 26, die der Athener mitunter sogar in das Grab mitbekam, Ger- 
hard akad. Abhdl. I, 281, wie der Idalier die Aphrodite, Cesnola Cyprus 
93 —275. — Zu den πατρῷοι vgl. noch Lobeck Agl. II, 1106. 


Statue und Ort in ihrem Verhültniss bei den Griechen. 325 


Ob im Andron ausser dem Altare der Hestia sich noch ein 
Bild dieser Göttin befunden habe, ist ungewiss. 

In den Thalamos hat Petersen wol mit Recht Bilder der 
Aphrodite!) des Hermes?) und zweifelnd die der Chariten, Peitho 
und Leto hineinversetzt. 

Das Gemach, in welchem die Frauen zu weben pflegten, schmückte 
ein Bildchen der Athena Ergane.°) 

In der Küche liebte man am Heerde eine Bildsäule des He- 
phaistos, weiter hinein Statuetten zweier unbekannter Daimonen mit 
Füllorn und Amphora und zwischen ihnen eine Göttin gleichfalls 
mit dem Füllhorne. Petersen deutet die letztere auf ᾿Αγαθὴ τύχη, 
die zwei anderen Statuetten auf den "Ayadodainwv.*) 

Leicht versteht man, warum lakedaimonische Köche Bilder 
der Heroen Mórruv und Κεράων in die Pheiditia stellten.) 

Dass natürlich noch Jedermann je nach der Art seines Berufes 
oder besonderer Neigungen die hierbei in Frage kommenden Gott- 
heiten verehrte, bedarf kaum der Hervorhebung. Die Erzgiesser 
pflegten kleine Bildchen am Ofen zu haben, von denen sie ein glück- 
liches Gelingen des Gusses erwarteten), während der Schmied neben 
einer Statue des Hephaistos arbeitete. ") 

Der bekannte Arzt Nikias liess sich ein Bild des Asklepios für 
sein Haus von Eetion schnitzen?); und der für den Pferdesport be- 
geisterte Pheidippides endlich hatte ohne eine Bildsäule Poseidons 
neben seinem Lager keine Ruhe.?) 

Nur Bilder derjenigen Gótter also kónnen wir im grossen und 
ganzen hier nachweisen, welche in bestimmten Beziehungen zu den 
für sie auserwählten Plätzen standen. Rein decorative Gótterfiguren 
dürfen wir vor der hellenistischen Zeit nicht voraussetzen, auch in 
dieser wol erst spät und sicher nicht an sämmtlichen, sondern nur 
&n den besuchtesten oder prüchtigsten Teilen des Hauses. Die schon 
erwähnte Copie der Artemis des Skopas gehört höchst wahrschein- 
lich in diese Kategorie. 

Im Vortübergehen will ich noch auf die eigentümliche an einigen 


1) Vgl. die Malerei bei Xen. Eph. 8. 

2) Preller I, 311—322, 1—339 — Plut. praec. con. Anf: οἱ παλαιοὶ 
τῇ ᾿Αφροδίτῃ τὸν Ἑρμῆν ευγκαθίδρυςαν. jygl. Kaibel 788. Zu Mitylene 
fand Conze (Lesbos 11) einen βωμὸς τᾶς ᾿Αφροδίτας τᾶς Tleidwc καὶ τῶ 
"Epua. Meinekes Conjectur zu Hesych (Ἔρως für Ἑρμῆς) ist demnach 


08. 

8) Alkiphron III, 41. 

4) ἃ. Ο. 8.200. Vgl. aber die Erklärung von Arist. Vögel 485 
durch Kock. 

5) Polemo frgm. XL Preller. 

6) Telchinen meint Petersen 200. Vgl. Panofka Bilder ant. Lebens 
Taf. VIIL, 5. 

7) Helbig camp. W. Atlas IV (259) — Jahn B. 8. G. 1861, VIII, 1 8. 321. 

8) Theokr. Ep. II — Brunn I, 502. 

9) Aristoph. Wolken 83. 


326 Ernst Kuhnert: 


Orten Griechenlands herrschende Sitte hinweisen, die Bildsäulen 
bestimmter Gottheiten einem Priester zur Pflege in seinem Hause 
zu übergeben. Diese Culte sind ohne Frage sehr alt: sie bilden ein 
merkwürdiges Mittelglied zwischen staatlicher und privater Ver- 
ehrung. Alle auf natürlichem Wege entstandenen Staatsculte haben 
sich aus privaten entwickelt!), indem der Cultus einer Familie aus 
besonderen Gründen immer allgemeinere Anerkennung und Ver- 
breitung gewann?); in unseren Fällen ist der letzte Schritt nicht 
gethan, durch welchen dem Gottesbilde ein öffentlicher Tempel und 
öffentliche Ehrenbezeugungen zu Teil wurden: der Cultus blieb 
üusserlich ein privater, wobei freilich auffallend ist, dass die cura 
nicht in einer Familie erblich war, vielmehr jührlich eine Neuwahl 
von Priestern stattfand. Übrigens ist diese Sitte uns nur für Städte 
bekannt, die auf einer nicht sehr hohen Culturstufe standen: zu 
Aigion verehrte man so Zeus und Herakles?), zu Messene Zeus 
allein, zu Mantineia Persephone.*) Interessant ist es zu erfahren, 
dass des Zeus Scepter zu Chaironeia sich desselben Cultus erfreute.*) 

Wir kehren zu unserem Thema zurück und versuchen uns ganz 
flüchtig wenigstens eine Vorstellung von dem Schmucke der pri- 
vaten Gärten und Parkanlagen zu machen. Erst in der helle- 
nistischen Zeit und vielleicht nicht viel vor dem Ende derselben 
wird man darauf Gewicht gelegt haben; dann scheint der Reiche 
aber auch diese Orte mit einem ganz besonderen Luxus ausge- 
stattet zu haben. Freilich lässt uns die Litteratur hier völlig im 
Stich: die eigenttimlichen Motive vieler Bildsäulen sind fast der ein- 
zige Fingerzeig, der auf die ursprüngliche Aufstellung hinweist, den 
aber der unsere heutigen Museen durchwandernde Beschauer oft 
nicht beachtet. Die Artemis von Versailles würdigt man erst, wenn 
man sie etwa unter Bäumen auf einer Terrasse dahineilend sich 
vorstellt; Aktaion mit seinen Hunden passt nur in eine ähnliche 
Umgebung. Wo ferner können die vielen Statuen von Satyrn und 
Kentauren anders gestanden haben, als im Freien, dem einzigen 
Aufenthaltsorte, den der Hellene für diese Wesen kannte‘)? Kein 
Platz ist geeigneter für im Freien spielende Genrescenen, wie die 
Gruppen von Hermes mit einem Mädchen, Pan mit Olympos oder 


1) Vgl. Deneken de Theoxeniis Berlin 1881 S. 24. 

2) Wichtig ist dafür die Bemerkung des Pausanias III, 18, 3, dass 
der Apollo Kraneios zu Sparta anfänglich im Hause eines Sehers Krios 
aufgestellt war. 

3) P. VII, 24, 4 Ζεύς τε ἡλικίαν παῖς καὶ Ἡρακλῆς, οὐδὲ οὗτος ἔχων 
πω yevera, ᾿Αγελάδα τέχνη. Vgl. Brunn I, 78. 

4) P. IV, 38, 2 — Annuaire de l'ass. IX S. 328. 

5) P. IX, 40, 12 vgl. Schreiber A. Z. 1883, 289. 

6) Oft deutet schon die Basis darauf hin, D. Α. K. 1I, 471 u. 539 
— Clarac 710, 1689. 714, 1704. 716, 1705 u. s. w. Auch viele Statuen 
des Dionysos standen gewiss in Gärten D. A. K. II, 370 u. 871, vgl. 
Kallistr. stat. 8. 


Statue und Ort in ihrem Verbältniss bei den Griechen. 391 


mit Nymphen!); auch die Knóchelspielerinnen denke ich mir am 
liebsten in einem Garten. Und wie soll man sich die Repliken des 
Dornausziehers erklären? Das Original war wol ein Anathem, welches 
die Eltern des Knaben nach dessen kleinem Unglücksfall weihten: 
der hellenistischen Zeit gefiel dies Motiv sehr für eine Garten- 
statuette. Ein Gemälde zeigt uns einen Eros in derselben Lage), 
und der jammernde Satyr, dem ein Pan den Dorn aus dem Fusse 
zieht?) ist nur eine leichte Variation. 

Weiter setzt der behaglich ausruhende Hermes aus Hercula- 
neum*) und wol auch der Ares Ludovisi ein einladendes Garten- 
plätzchen, etwa in der Nähe einer Quelle als Aufstellungsort vor- 
aus. Besonders aber scheint man neben Quellen schlummernde 
Figuren geliebt zu haben, die man sich bei dem eintönigen, leisen 
Rauschen des Wassers sanft entschlafen dachte; Eroten°) und viel 
häufiger noch Nymphen*) boten dem hier lustwandelnden oder aus- 
ruhenden ein anmutiges Bild. 

Ein kunstsinniger Millionär endlich wird sich jene grossartigen, 
in die Landschaft hineincomponirten Gruppen, wie die Schleifung 
der Dirke’) oder die Niobiden?) für seinen Park bestellt haben. 
Solche Bildwerke hatten einen lediglich decorativen Zweck. Zwi- 
schen ihnen und dem für sie bestimmten Standorte herrscht kein 
Zusammenhang: nur ganz äusserlich vermittelt die Bildung der Basis, 
indem diese die Handlung als im Freien vor sich gehend bezeichnet. 

Es bleibt zum Schlusse nur noch ein Blick auf die an privaten 
Orten aufgestellten Menschenstatuen übrig. Auf dem freien Felde 
existirten solche natürlich nicht, hin und wieder aber mógen sie 
einen Teil des Schmuckes der Park- und Gartenanlagen bei den 
prächtigen Villen reicher Familien in späterer Zeit gebildet haben. 
Bezeugt ist uns nur, dass Herodes Attikos dem grenzenlosen Schmerze 
über den Tod seiner Adoptivsöhne Achilles Polydeukion und Mem- 
non dadurch Ausdruck verlieh, dass er ihrem Andenken eine Anzahl 
von Statuen in Wäldern, auf dem Felde, an Quellen, unter Platanen 
weihte und der Sicherheit halber noch einige Flüche unter dieselben 








1) D. A. K. II, 336—540 — Alkiphron fr. 5, Milchhöfer Prome- 
theus 34 Α. 24. 

2) Helbig 629. 

3) D. A. K. II, 686. 

4) D. A. Κ. II, 309. 

5) S. Benndorf-Schöne Lateran 870. 

6) Clarae 750, 1829 A, B, D — 752, 1826. Im übrigen vgl. S. 284 ff. 
und die Abhandlung von,E. Curtiue. Vielleicht diente auch einmal ein 
Endymion und eine Ariadne zum Quellenschmuck vgl. S. 820. — Für die 
Leda mit Schwan ist die Aufstellung an einem Teiche die natürlichste; 
ebendort stand gewiss manche Replik der Knidierin des Praxiteles. 

7) Dilthey A. Z. 1878 S. 48 hat für diese Gruppe zuerst einen der- 
artigen Aufstellungsort wahrscheinlich gemacht. 

8) Vgl Milchhöfer Prometheus 84 A. 34. 


328 Ernst Kuhnert: 


gegen etwaige Frevler an diesen Bildstulen setzte.) Die manchem 
vielleicht nicht besonders stichhaltig erscheinenden Gründe für die 
Wahl des Ortes lehren uns erhaltene Inschriften, die sich zufällig 
nur auf Polydeukion beziehen; ihm hatte er Statuen am Dreiwege 
gewidmet, wo er mit ihm zusammen gewandert war, ferner an wild- 
reichen Plützen, auf denen der Jüngling sich dem Jagdvergnügen 
ergeben und endlich gar an einem Bade, in welchem er sich er- 
quickt hatte.?) 

In der Regel wird der Privatmann nur seine Wohnzimmer mit 
den Statuen seiner Verwandten oder Freunde geschmückt haben, 
um eine lebendigere Erinnerung an diese zu bewahren. So befand 
sich im Hause des lakedaimonischen Königs Ariston eine Bildsäule 
des Heros Astrabakas, von welchem die Familie ihren Ursprung 
herleitete?); sie war in eine Aedicula eingeschlossen und stand an 
der Thüre der Aule, wo sie Jedem sofort in die Augen fiel. Er- 
laubt sei auch die Erinnerung an die 104. Fabel Hygins, welche von 
einer Statue des Protesilaos im Thalamos der Laodameia erzählt.*) 

Der fein gebildete Privatmann suchte ferner seine geistigen 
Freunde oder Vorbilder um sich zu vereinen. Des Herodes Attikos 
Vater hatte sein Haus mit den Hermen der bertihmtesten Rhetoren 
geschmückt: freilich liess er diese sämmtlich umwerfen, als er ge- 
legentlich einmal seinen Freund Skopelianos hörte, dessen Bered- 
samkeit ihn in so hohem Maasse entzückte, dass er alle anderen 
Rhetoren nur als Verderber seines Sohnes bezeichnete.) Lukian 
traf den Philosophen Nigrinus (doch wol in seinem Studirzimmer) 
umgeben von Bildsäulen alter Weisen®); Epikurs Schüler pflegten 
die Büste ihres Meisters in ihrer Wohnung zu haben."  Wahr- 
scheinlich befand sich auch die zu Rom gefundene Herme des Me- 


1) Philostr. V. 8. II, 1, 10 οὐκ ἀφανῶς. — Dass man gerade unter 
Platanen oft Bildsäulen stellte, erklärt der Schutz, den sie gegen Regen 
u. 8. w. gewährten (de cura stat. 48). Unter einer Platane standen die 
Statue des Demosthenes Plut. D. 31, Philetas zu Kos Athen. XIII, 598 F, 
Hermes Anthol. Pal. IX, 314; seltener wählte man andere Bäume wie 
die πτελέη Kaibel 898 oder die Olive beim Hermes zu Troizen S. 823. 

2) C. I. G. I, 989 — C. I. A. III, 818, 814. 

3) Herodot IV, 69. 

4) Es heisst dort, ein Sklave hütte die Statue des Protesilaos, 
welche er die Laodameia zufällig umarmen sah, für éinen Ehebrecher 
angesehen. Ein solcher Irrtum ist nur möglich, wenn man sich das 
Bild lebensgross vorstellt; mithin kann dieser Zug der Sage frühestens 
in hellenistiecher Zeit entstanden sein. — Dass Privatleute bisweilen ihre 
eigene Statue in ihrer Wohnung aufstellten, ist wahrscheinlich, wenn 
auch nicht zu belegen. In Rom war es nicht selten, de Rossi Bull. 
criet. 1872 S. 96, Friedländer S. G. III, 231. 

5) Philostr. V. s. 21, 7. 

6) Luk. Nig. 2 πολλὰς δὲ εἰκόνας παλαιῶν ςοφῶν ἐν κύκλῳ κειμένας. 
Poggio ante diee nach. 

7) Plin. ‚2. Oder sie en sein Bild bei sich, in Ringen, 
-, Gurlitt Büstenkunde 10. mg b 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 329 


nander mit der ursprünglich ihr gegenüberstehenden Büste Homers 
im Hause eines Verehrers dieser Genies oder gar eines Poeten.!) 
Der ewig kranke Athener Eukrates, in dessen Haus die Ärzte tag- 
über ein und aus liefen, besass eine Statue des Hippokrates, die er 
in seinem Aberglauben für äusserst mächtig hielt und daher an be- 
stimmten Tagen durch Krünze und Opfer verehrte.?) 

Ein Hauptmotiv endlich, welches zum Aufstellen von Bildsäulen 
in Privathüusern veranlasste, war der Kunstwert und die Berühmt- 
heit derselben. Was wir vorher für die Artemis von Skopas nur 
voraussetzten, können wir für eine Anzahl von Menschenstatuen auf 
Grund einer vielgenannten Stelle Lukians sicher behaupten.?) Im 
Hause des eben erwähnten reichen Eukrates traf Lukian ausser 
jener Hippokratesstatue ferner den Diskobol von Myron und neben 
ihm Polyklets Diadumenos; zur rechten des Einganges standen des 
Kritios und Nesiotes Tyrannenmörder®) und am Impluvium endlich 
die in technischer Hinsicht vielbewunderte Statue des korinthischen 
Feldherrn Pellichos von Demetrios. Eine derartige Ausschmückung 
von Privathäusern dürfen wir ihrer Natürlichkeit halber (vielleicht 
schon für die spätere hellenistische Zeit) als ähnlich verbreitet vor- 
aussetzen, wie heute, wo die Malerei die Plastik fast völlig ver- 
drängt hat, die Verschönerung unserer Wohnräume durch Gemälde. 


Anhang. 





Die Statuen zn Ross und zu Wagen bei den Griechen. 


1. 


Mit Ausnahme einer kurzen Besprechung der ältesten Ehren- 
statuen zu Ross durch G. Hirschfeld in der Archäologischen Zeitung 
von 1882, S. 127/83 ist hierüber nie etwas zusammenhängendes ge- 
schrieben; ich will diesen Gegenstand daher hier in seinem ganzen 
Umfange behandeln. 

Unter den Göttern kam in erster Linie Poseidon das Ross 
zu), das wir auch auf Vasenbildern öfters in seiner Begleitung 
finden; von Rundwerken ist mir nur die Gruppe in Athen unfern 


1) C. I. G. IIT, 6088. Das Urtheil des Aristoph. v. Byz, hatte 
diese Gegenüberstellung veranlasst. 

2) Luk. Philopseudes 21. 

3) Philope. 18. Auch diese Statuen standen in der Aule, ohne 
Zweifel weil gerade dieser Ort für die Betrachtung die gróssten Vor- 
teile bot. 

4) Man darf hier nur an Copieen denken, wie speciell diese Gruppe 
klar macht, die im zweiten Jahrhundert unmöglich in Privatbesitz über- 
gegangen sein 

5) Preller I, 466. 


330 Ernst Kuhnert: 


des Demetertempels bekannt: Poseidon zu Pferde, wie er einen Speer 
gegen den Giganten Polybotes schleuderte.') 

Nicht viel besser sind wir über die Dioskuren unterrichtet.) 
Sehr oft sind auch sie auf Vasenbildern und Reliefs reitend dar- 
gestellt; die einzigen und auch nicht einmal sicheren Statuen zu Ross 
waren die von Dipoinos und Skyllis im Tempel zu Árgos. Aus den 
Worten des Pausanias (II, 22, 5) geht es nicht klar hervor, ob 
ausser ihnen auch ihre Söhne Anaxis und Mnasinus zu Ross dar- 
gestellt waren; im Anakeion zu Athen waren nur die letzteren reitend, 
die Dioskuren selbst stehend gebildet.) 

Ohne Bedenken nehme ich aber die zwei Reiterbilder, die an 
den Propyl&en Athens aufgestellt waren, für die Dioskuren als die 
Götter des Einganges in Anspruch.*) Wie die Bezeichnung „Söhne 
des Xenophon" entstanden ist, weiss ich nicht; sie wird dadurch, 
dass man diese auch Dioskuren nannte), nicht zur Gentüge erklärt, 
Lag ihr vielleicht ein Komikerwitz zu Grunde? 

Als Nebenfiguren endlich, aber ohne Zweifel als Rundbilder 
befand sich das Brüderpaar oben am Throne des amykläischen 
Apollo.) f 

Von Göttinnen könnten überhaupt nur Selene und Eos in Be- 
tracht kommen, die wir beide auf dem pergamenischen Relief sehen: 
Statuen zu Ross existirten von keiner derselben.) 

Wir gehen jetzt zu den Menschenbildsüulen über, bei denen 
sich trotz ihrer verhültnissmüssig sehr geringen Anzahl eine inte- 
ressante Entwickelung verfolgen lüsst. Es war naturgemäss, dass 
Leute, für deren Beruf das Pferd ein unentbehrlicher Factor 
war, wie Cavalleristen und zum Teil Jäger, sich auch in bildlicher 
Darstelung von ihrem treuen Begleiter nicht trennen wollten. Un- 
zweifelhaft sind die zahlreichen alten Reiterstatuetten aus Bronce nichts 
weiter als Bilder von Jügern oder Kriegern, die von diesen selbst aus 
irgend einem Anlasse in Heiligtümer geweiht waren. Uns interessirt 
hier abgesehen von der Gruppe des Herakles im Kampfe mit der be- 
rittenen Amazonenkönigin zu Olympia®) in erster Linie das Weih- 








1) P. I, 2, 4. Vgl. die Pariser Gigantenvase und D. À. K. II, 78 A. 

2) Preller II, 101. 

3) P. I, 18, 1. Für Cultbilder ist dies das natürlichste und daber 
möchte ich mir auch die Dioskuren zu Argos lieber stehend denken: die 
musterhafte Pausaniasstelle erlaubt diese Annahme ohne Schwierigkeit. 
Ob des Hegesias Statuen zu Pferde sassen, ist fraglich, da sie aber 
später vor einem Tempel aufgestellt waren, nicht unwahrscheinlich. 
Brunn I, 102. 

4) P. I, 22, A — Michaelis M. A. I. I, 282. 

5) Jahn-Micbaelis, Paus. arcis d. S. 2, 5. 

6) P. III, 18, 14. 

7) An den Heros Bellerophon auf dem Pegasos über einer korin- 
thischen Quelle (S. 286) erinnere ich nur beilüufig. 

8) Anathem des Euagoras aus Zankle vom Kydoniaten Aristokles 
P. V, 26, 11 — Brunn I, 117. 


Statue und Ort in ihrem Verhültniss bei den Griechen. 331 


geschenk der Tarentiner, welches diese nach einem Siege über die Peu- 
ketier in Delphi aufgestellt hatten.) Es bestand aus Statuen von Fuss- 
soldaten und Reitern: offenbar war eine Andeutung der beiden feind- 
lichen Heere durch wenige Krieger beabsichtigt. An eine besondere 
Ehre, die etwa den zu Ross sitzenden dadurch erwiesen wäre, ist 
hier um so weniger zu denken, als gerade die Haupthelden zu Fuss 
dargestellt waren. Ähnlich diesem Anathem wird das proelium 
equestre von Euthykrates gewesen sein, über das wir leider nichts 
näheres wissen. Etwas wählerischer waren die Pheraier, die nach 
einem Siege tiber die attische Cavallerie um 362°) nur Reiter- 
statuen ihrer Führer nach Delphi weihten; und ähnlich verfuhr 
Alexander nach dem Siege am Granikos. Durch Lysipp liess er 
jene berühmte Gruppe der in dieser Schlacht gefallenen Feldherrn 
(sich tibrigens darunter) bilden, die er in Dion, wahrscheinlich im 
Temenos des Zeustempels aufstellte*): alle ausser neun waren mit 
Reiterstatuen bedacht. Dieses ist wohl zu beachten: der Grund war 
der, dass diese neun nicht Reiterführer, sondern Infanterieofficiere 
gewesen waren.?) Das Ross hat also auch hier durchaus seinen 
Sinn: in ihm speciell liegt keine besondere Ehrenbezeugung. 

Selbstverstündlich waren auch in den figurenreichen Jagd- . 
darstellungen, die zu Alexanders Zeit in Mode kamen, mindestens 
die Hauptpersonen hoch zu Ross dargestellt; näheres darüber wissen 
wir freilich nicht. Möglich, dass die vielbewunderte, beim Maussol- 
leum gefundene Reiterstatue mit Urlichs als Überbleibsel einer solchen 
grossartigen Thierjagd anzusehen ist.) 

Zu dieser Kategorie gehören endlich die Grabstatuen, welche 
einen Reiter mit seinem Pferde vorstellen. Schon oben ist die Bild- 
säule des Nikasichoros und das Fragment der archaischen Reiter- 
statue aus Vari besprochen; letztere diente wol dem Grabe eines 


1) P. X, 18, 10 von Onatas, Brunn I, 98. Von Ageladas nennt 
P. X, 10, 6 nur ἵπποι χαλκοῖ, doch wird auch hier wol mit Brunn |, 78 
an Reiterbilder zu denken sein. 

2) Plin. XXXIV, 19, 7 — Brunn I, 409. 

8) Dieses wol unzweifelhaft richtige Datum habe ich der Güte des 
Prof. Rühl zu verdanken. Er bält die Schlacht für identisch mit einem 
kleinen Reitertreffen um 362, in welchem die athenische Reiterei that- 
sächlich von der pheraiischen geworfen wurde. Vgl. Xen. Hell. VII, 6 — 
Diodor XV, 85 — Grote hist. of Greece X, 108 ff. 

4) Hier standen die Statuen aller makedonischen Kónige. Heuzey 
le mont Olymp 118. 

6) Nach Arrian I, 16, 4 erhielten 26 Maun der Hetairencavallerie, 
die in der Schlacht gefallen waren, Statuen; natürlich zu Ross, Vell. 
Pat. I, 11. Plut. Alex. 16 aber giebt an, dass nach Aristobul 34 um 
Alexander fielen, darunter neun Fusssoldaten, die alle durch Erzstatuen 
geehrt wären. Ziehen wir die oben erwähnten 25 (Reiterstatuen) von 
diesen 34 ab, so folgt, dass die übrigen neun Infanteristen nur stehendo 
Bilder erhielten. Alexander ist hier nicht eingerechnet: sein Bild war 
das 85 ste. 

6) Skopas S. 196. 


339 | Ernst Kuhnert: 


Ritters zum Schmucke. Denn es liegt näher, bei einem das Grab 
zierenden Rundwerke an den lebenslänglichen Stand des Verstor- 
benen, als an einen zufälligen Sieg im Wettrennen zu denken, um 
so mehr, da man den letzteren wol nur in den untergeordneteren 
Sockelbildern von Stelen anzudeuten pflegte.!) Ich kann demgemäss 
auch nicht wie Milchhófer?) durch das Ross die Heroisirung des 
Todten angedeutet finden; es wird sich später zeigen, dass in 
Griechenland bis auf die Römerzeit Niemand durch eine Reiterstatue 
geehrt ist, dem nicht auf irgend eine Weise in seinem Leben das 
Ross zukam.?) Erst Dio Chrysostomos verspottet in seiner 31. Rede 
S. 648 die Hhodier wegen ihrer oft sehr eigentümlichen peremi- 
γραφαί, infolge deren Gichtbrüchige bisweilen mit kolossalen Reiter- 
statuen bedacht würden. 

Neben dieser, wol auch zeitlich voranliegenden Gattung, in 
welcher das Ross den lebenslünglichen Stand des Verstorbenen an- 
zeigte, finden wir bereits sehr früh eine zweite, in der es nur eine 
mehr zufällige Bedeutung hatte: ich meine die Reiterstatuen, durch 
welche Sieger im Wettrennen ihren Erfolg zu verewigen strebten. 
Das älteste uns bekannte Beispiel?) ist die Statue des jungen Iso- 
krates auf dem ἵππος κέλης, die unzweifelhaft aus Anlass eines 
Sieges auf der Akropolis von Athen errichtet war.°) In der Altis 
befand sich ferner die stehende Statue eines Timon, der im Wagen- 
rennen gesiegt hatte, während daneben sein kleiner Sohn Aisypos 
infolge eines Sieges ebenfalls auf dem ἵππος κέλης zu Pferde dar- 
gestellt war.") Endlich kommt hier noch eine confuse Stelle des 
Pausanias (VI, 14, 12) in Betracht. Er erwähnt iu Olympia die 
Reiterstatue eines Knaben Xenodikos, der im Faustkampfe gesiegt 
habe, von Pantias und neben dem Rosse stehend die Bildsäule eines 
Xenombrotos von Kos"), der einen Sieg zu Pferde errungen, vom 
Aigineten Philotimos. Hier sollte also das umgekehrte Verhültniss 


1) Lóschcke M. A. I. 1879, S. 291/2. 

2) Ebenda S. 167. 

3) Auch in den kleinen broncenen Reiterbildchen aus Olympia er- 
kenne ich nur Ánatheme berittener Krieger (vgl Furtw. A. B. A. 1879, 
S. 30 f£), ebenso wie mir die kleinen Reiterstatuetten aus Terracotta, die 
Cesnola (Cyprus 82) in kyprischen Grübern fand, den Stand des Ver- 
storbenen anzudeuten scheinen, weil diese Gräber immer noch daneben 
Lanzenspitzen zu enthalten pflegten. 

4) Nur zweifelnd möchte ich die zu Dodona gefundene kleine 
Broncestatuette eines Epheben, der sein galoppirendes Pferd antreibt, 
eben dieser Darstellung wegen als ὑπόμνημα eines jungen Si im 
Wettrennen (gegen de Witte bei Karapanos Dodone 188 zu Taf. XIII, 1) 
auffassen. In welchem Agon er siegte, weiss ich nicht, da der naische 
erst für spätere Zeit sicher bezeugt (Karap. 157), unsere Bronce aber 
mit de Witte sicher in das siebente Jhdt. zu setzen ist. 

5) V. X or. Isokr. 8 42 — Furtw. M. A. I. V, 26. 

6) P. VI. 2, 8. Beide Statuen von Daidalos von Sikyon. 

7) Seines Vaters? Brunn I, 82. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 333 


stattgefunden haben? Wie konnte man es wagen, den Knaben, der 
im Faustkampfe gesiegt hatte, durch eine Bildsäule zu Ross zu ver- 
ewigen? Bei den strengen Gesetzen, die in Olympia alle Unregel- 
‚mässigkeiten in der plastischen Darstellung der Sieger rügten, ist 
dergleichen unmöglich. Pausanias hat ohne Zweifel die Sache auf 
den Kopf gestellt: der Knabe war der Sieger im Wettrennen. 

Weit interessanter ist die dritte Gattung, die sich erst ver- 
hältnissmässig spät aus der ersteren entwickelt hat: die Ehren- 
statuen zu Ross. Die wenigen Bildsäulen dieser Art, von denen 
wir Kenntniss haben, erlauben eine ziemlich sichere chronologische 
Ordnung.!) Die ältesten sind wol die Anatheme der Eleer vor der 
Ostfront des Zeustempels zu Olympia: Philipp, Alexander und Seleu- 
kos.?) Wahrscheinlich waren alle zu gleicher Zeit, also etwa am 
Ende des vierten Jahrhunderts geweiht. 

Nicht viel später kann vom jonischen Dreizehnstüdtebund die 
Statue des Hippostratos von Milet, eines Freundes des Königs Lysi- 
machos, im Panionion errichtet sein.?) Damals führte auch Deme- 
trios von Phaleron zu Athen sein Regiment, der während dieser 
Zeit mit 360 Statuen beschenkt sein soll, was ich beiläufig durchaus 
nicht für unmöglich halte. Dass freilich die meisten derselben, 
wie sich Diogenes Laertios V, 75 ausdrückt, ἐφ᾽ ἵππων καὶ cuvupí- 
dwv καὶ ἁρμάτων waren, ist unzweifelhaft stark übertrieben. Sie 
wurden übrigens, wie Plutarch sehr originell bemerkt, umgestürzt, 
noch ehe sie Zeit zum Verrosten gehabt hatten.) 

Aus der freien Zeit Athens (286/5) datirt die Reiterstatue, 
welche sie dem Paionenkönige Andoleon auf der Agora errichtet 
hatten.) 

Um 278 wurde von den Einwohnern Neu-Ilions Antiochos Soter, 
des Seleukos Sohn, in ühnlicher Weise ausgezeichnet: er erhielt eine 
goldene Reiterbildsäule auf weisser Marmorbasis am ausgezeich- 
netsten Platze des Athenaheiligtumes. 9) 

Die von Pausanias VI, 16, 9 erwühnte Reiterstatue eines Ptole- 
maios in der Altis westlich vom Zeustempel bezieht sich möglicher- 
weise auf den zweiten dieses Namens, mag also noch in den Anfang 
oder in die Mitte des dritten Jahrhunderts fallen. Vielleicht war sie 
ein Weihgeschenk der Eleer: sie wird wenigstens mitten unter Sta- 
tuen elischer Sieger erwähnt. Ausdrücklich wird als ein Anathem 


1) Nur im Vorübergehen erwähne ich hier die zu Delphi von 
den Pharsaliern geweihte Reiterstatue des Achill, neben der Patroklos 
laufend gebildet war; der in der Darstellung des Heros zu Pferde lie- 
gende Anac hronismus lässt keine Einordnung in unser Verzeichniss zu, 

'9) P. VI, 11, 1. 

3) Curtius A. Z. 1872, S. 188. 

4) Overbeck 8. Q. 1440. 

δὴ Vgl. S. 299, 4. 

6) Vgl. S. 268, 1. 


334 Ernst Kubnert: 


der Eleer die Reiterstatue des Lakonenkönigs Areus (310 bis 266) 
ebenfalls zu Olympia bezeichnet.) 

Unbekannt ist leider, für wen die in einer attischen Inschrift 
aus der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts decretirte Statue 
bestimmt war?); wir lesen dort von einem Erzbilde, das der auf so 
ehrenvolle Weise bedachte an jeder Stelle des Marktes ausser neben 
die Tyrannenmörder aufstellen dürfe. In dieselbe Zeit wol fallen 
zwei Statuen, welche dem jüngeren Hiero von seinen Söhnen in 
Olympia errichtet waren; eine von diesen war ἐφ᾽ Immouv.?) 

Zu Delphi wurde der kühne Reiterheld Philopoimen von den 
Achaiern durch eine Bildsäule geehrt, welche das cxfjua wiedergab, 
in welchem er den Machanidas getödtet hatte, within eine Beiter- 
statue gewesen sein muss.*) Derselbe Umstand begünstigt die Ver- 
mutung, dass die Bildsäule als Andenken an diese That auch zeit- 
lich nicht zu weit von ihr entfernt lag. 

Zwischen 180 und 170 wurden dem Pergamenerkönig Eume- 
nes II. und seinen Brüdern goldene Statuen von den Aitolern er- 
richtet; nur der König erhielt eine Statue zu Ross°), die also damals 
bereits für eine besondere Auszeichnung gegolten haben muss. 

Kurz darauf decretirten die Bürger von Aptera Attalos IL eine 
Statue; die Wahl zwischen einem stehenden und reitenden Exemplar 
blieb ihm frei.) Auf den dritten König dieses Namens häuften die 
Elaier eine Menge von Ehrenbezeugungen: ausser einem Kranze und 
einer gewappneten Bildsäule im Asklepiostempel bestimmten sie für 
ihn noch ein goldenes Reiterstandbild auf marmorner Basis”) neben 
dem Altare des Zeus Soter, damit es an der ausgezeichnetsten Stelle 
der Agora stände. 

Um die Wende des ersten und zweiten Jahrhunderts scheint 
das athenische Psephisma zu Ehren Ptolemaios VIII.®) abgefasst zu 
sein. Der König sollte ei[xóva] χαλκῆν é[q' ἵππου] beim alten 
Poliastempel erhalten. Doch ist die Ergänzung nicht über jeden 
Zweifel erhaben: die Möglichkeit liegt vor, dass ἐ auch von ἔνοπλον 
herrühre.?) 

Sehr schlecht erhalten endlich ist ein spätes Decret der Hera- 
kleioten am Salbakos, in welchem die Ergänzung ἐ]νβεβηκό[τα] ἐπὶ 








1) P. VI, 12, 5. 

2) C. I. A. II, 410. 

3) P. VI, 12, 4. Werke des Mikon von Syrakus. Brunn I, 502. 

4) Plut. Philop. 10. 

5) τὸμ μὲν Baciéa ἐφ᾽ ἵππου, τοὺς δὲ ἀδελφοὺς meZzwQ. Bull. de 
corr. hell. V, 375, 2. Die Ergänzung muss mindestens dem Sinne nach 
das Richtige treffen. 

6) Bulletin III, 426. 

7) 8. 259, δ. ἐπὶ ςτυλίδος. Vgl. dazu Curtius A. Z. 1880, S. 80. 

8) Soter II. Philometor nach Köhler C. I. A. II, 464. 

9) Vgl. Bulletin V, 74, Z. 49 «ταθῆμεν δὲ αὐτοῦ καὶ εἰκόνα χαλ- 
kéav ἔνοπλον ἐν τᾷ ἀκροπόλει mit Foucart's Note. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 335 


[{rmrou] nur mit allem Vorbehalt gegeben ist.!) Weder der geehrte 
noch der Ort der Aufstellung ist bekannt. 

Überblicken wir diese Reihe von Statuen, so ergeben die 
sicheren Beispiele, dass diese Ehre nur Herrschern oder ihnen im 
Range wenig nachstehenden Personen zu Teil wurde. Und mit Recht: 
denn da sich der König als oberster Feldherr mit seiner Umgebung 
dem grossen Publicum in der Regel doch nur hoch zu Ross zu prä- 
sentiren pflegte, das Volk ihn also überhaupt selten anders zu 
sehen bekam, so lag nichts nüher, als ihn in dieser Weise auch 
plastisch zu verewigen. Es hat also das Ross selbst bei dieser Gat- 
tung der Heiterstatuen seine vollste Bedeutung. 

Aufgestellt wurden solche Bildsäulen natürlich nur im Freien; 
die meisten in Heiligtümern. Die olympischen Sieger wählten die 
Altis, die athenischen ihre Burg; die grossartigen Anatheme der : 
Tarentiner und Pheraier wurden, wie es in solchen Fällen die Regel 
war, nach Delphi geweikt. Alexander liess seine Gruppe wahr- 
scheinlich im Peribolos des Zeustempels von Dion, der kunst- 
geschmücktesten Stadt Makedoniens aufstellen. Unter den Ehren- 
statuen finden wir die des Philipp, Alexander, Seleukos, Areus, Hiero 
und Ptolemaios (II.?) zu Olympia, Philopoimen in Delphi, Antiochos 
Soter am ausgezeichnetsten Platze des Athenaheiligtumes in Neu- 
Ilion, Ptolemaios VIII. zu Athen neben dem Poliastempel und den 
Milesier Hippostratos beim Panionion; unzweifelhaft befanden sich 
auch einige der dem Demetrios von Phaleron dedicirten Bildsäulen 
in Tempeln. Von profanen Orten wurde aus naheliegenden Gründen 
allein die Agora gewählt. 


IL 


Von geringerem Interesse sind die Statuen zu Wagen, die schon 
ihrer Kostspieligkeit wegen nur zu den © ltenheiten gehören konnten. 
Aus Reliefdarstellungen sind jedem die Lichtgötter Eos, Selene und 
Helios zu Wagen bekannt: zu Rundwerken scheint man sich aber in 
dieser Beziehung nur bei dem letzteren emporgeschwungen zu haben.?) 
Zu Korinth traf man auf dem Wege von der Agora nach Lechaion 
als Krönung der Propyläen zwei vergoldete Wagen, welche Statuen 
des Helios und Phaeton trugen’); berühmter war das Viergespann 
mit dem Sonnengotte zu Rhodos von Lysipp.*) Im Tempel des isth- 
mischen Poseidon sah man auf einem reichverzierten Bathron einen 
von vier vergoldeten Pferden gezogenen Wagen, auf welchem sich 








1) Lebas III, 1697. 

2) Oder stand auch Selene neben Helios auf des Lysias Viergespann? 
Plin. nennt Apollo und Diana, Brunn I, 628. 

3) S. 291. 

4) Brunn I, 360. Über Helios Verhältniss zu Rhodos Pindar, Ol. 


VII, 39, 62, 70. 


Statue und Ort in ihrem Verhältniss bei den Griechen. 337 


diese Ehre; doch pflegte sich der Sieger dann daneben auf irgend 
eine Weise zu verewigen. Kleosthenes z. B. liess seine und des 
Lenkers Bildsäule von Ageladas auf dem Wagen darstellen!), 
während Kyniska ihrem Lenker allein diesen Platz einräumte, ihr 
eigenes Bild hingegen neben dem Wagen und zwar auf einer be- 
sonderen Rundbasis errichten liess.?) 

Nahe lag es, Nike zuweilen die Stelle des Heniochos einnehmen 
zu lassen. So sah man auf dem Wagen des Kyrenaiers Kratistheneà 
seine und der Nike Bildsäule von Pythagoras von Rhegion?); die 
Göttin allein scheint auf dem Wagen des Timon gestanden zu haben, 
während des Siegers Statue wol daneben eine besondere Basis hatte.*) 
Denn die Lücke im Pausaniastexte in diesem Sinne auszufüllen, rät 
einerseits das Beispiel der Kyniska, andererseits das noch ähnlichere 
des Lampos von Philippopolis: auch hier muss Nike allein auf dem 
Wagen, der Sieger irgendwo neben demselben gestanden haben.") 
Merkwürdig ist übrigens, dass Pausanias das eine Mal nur zweifelnd 
παρθένος, ἐμοὶ δοκεῖν Νίκη, das andere Mal gar nur παρθένος 
ohne Deutung sagt. Weshalb diese Vorsicht? War die Göttin wie 
gewöhnlich dargestellt, so musste sie doch selbst ihm, zumal in 
dieser Stellung auf dem Wagen eines olympischen Siegers kenntlich 
sein; war sie hingegen flügellos gebildet, wie auf dem Westgiebel 
des Parthenon, so erklärt sich seine Unsicherheit. 

Ganz einzig in ihrer Art würden die beiden Grabstatuen 
des Maussollos und der Artemisia zu Wagen dastehen, wenn man 
für sie überhaupt eine solche Aufstellung mit Sicherheit annehmen 
kónnte. Leider ist dies vielleicht für immer unentscheidbar; soviel 
aber scheint mir mit Stark unzweifelhaft, dass die Artemisia in ihrer 
kerzengeraden Haltung nicht die Wagenlenkerin gewesen sein kann. 
Es bleibt noch die Möglichkeit offen, dass sie sowohl als Maussollos 
ruhig auf der Quadriga stand, wührend vor ihnen eine Nike das 
Gespann zügelte. 

Endlich setzte man auch Ehrenbildsüulen zuweilen auf 
Wagen, um die Aufmerksamkeit des vorübergehenden ganz beson- 
ders auf sie zu lenken; ein wenig glücklicher Gedanke, den man 
auch sehr bald wieder fallen liess. Die ersten Ehrenstatuen dieser 
Art sind Werke Euphranors, Alexander und Philippos auf Quadrigen; 


1) Paus. (VI, 10, 6 bis 8) nennt ihn den ersten hellenischen Rosse- 
züchter, der nach Olympia sein Bild weihte. 

2) P. VI, 1, 6 — A. Z. 1879, 5. 152. Nur nebenbei nenne ich 
Baton, P. X, 10, 8. 

8) P. VI, 18, 1 — Brunn I, 184. 

4) P. VI, 12, 6. Die Grösse der Lücke hier ist fraglich; sicher 
fehlte mehr als ἅρμα. Ich möchte aus oben dargelegten Gründen εἰκών 
T€ kal ἅρμα vorschlagen. 

5) Nur bei dieser Auffassung ist der Ausdruck des Pausanias VI, 
4, 10 vernünftig. 


Jahrb. f. class, Philol Suppl. Bd. XIV. 22 


338 E. Kuhnert: Statue u. Ort in ihrem Verhältn. b. d. Griechen. 


wir verdanken die Kenntniss derselben allein Plinius!), der über 
ihren Aufstellungsort keine Angabe macht. Nur kurze Zeit später 
können die Bildsäulen fallen, welche dem Demetrios von Phaleron 
während seines Regimentes zu Athen dedicirt wurden. Nach seinem 
Sturze zertrüämmerten sie die Áthener ohne sonderliche Gewissens- 
qualen und dankten nun seinem glücklichen Namensvetter und dessen 
Vater Antigonos durch die Errichtung von goldenen Statuen zu 
Wagen neben Harmodios und Aristogeiton.?) 


1) XXXIV, 78, Brunn I, 816. 
2) Vgl. 8. 888, 4. 











p——————————————Á—— P 


"oc nm 7 ne m ad um asilo. Ὧν - at 


QVAESTIONES 


PSEVDO-DIOGENIANEAE 


SCRIPSIT 


FRIDERICVS BRACHMANN. 


Jahrb, f. class, Philol. Suppl. Bd. XIV. 23 


& 1. De antiquo paroemiographorum corpore. 


Studia paroemiographica nuperrime a viris doctis saepius trac- 

& Crusii inprimis libello qui inscribitur „analecta critica ad paroemio- 
iphos Graecos" ita sunt amplificata et explicata, ut iam videatur 
us vestigia prementibus nobis via qua progredi possimus satis 
nita esse. Exposuit enim Athoi (M)!) et Laurentiani (L)?) 
nmune archetypon quinque continuisse proverbiorum conlectiones, 
irum priores tres (si Athoi ordinem integriorem sequimur) Zenobii 
nplecterentur τῶν Ταῤῥαίου καὶ Διδύμου παροιμιῶν epitomen 
partitam; ad quartam conlectionem (L IT, in M deficientem) „certe 
abulatore aliquo aetatis imperatorum conflatam“‘ referenda esse 
-ba in L conlectioni tertiae subscripta: Πλουτάρχου παροιμίαι 
: ᾿Αλεξανδρεῖς ἐχρῶντο; quintam denique conl. (L III M IV) 
ıstula praebere satis exigua operis post Luciani aetatem a sophista 
quo conformati. Iam quamquam Zenobii recensio Athoa ex deteriore?) 
xit archetypo quam codices a Gottingensibus evolgati*), neque 
οὐ diasceuastae vel librarii corruptelis interpolationibus addita- 
nts, tamen minime est spernenda; nam cum requisitae doctrinae 
iquias servavit a Nauckio?) adcuratissime compositas, tum lemma- 
n ordinem veriorem praebet quam codd. volgati secundum litteras 
dispositi, quod primus demonstravit Jungblutius®), Crusius genu- 

ordinis rationibus perspectis fusius explanavit p. 70 sqq. Mi- 

Tima autem omnium est quintae quam Crusius dicit conlectionis 
IV L III) conditio, de qua vide eundem p. 65 sqq. Ex toto enim 

jhistae opere litterarum ordine diligenter composito, quod per 
nes litteras se porrexisse cum per se veri est simile, tum ex codd. 
lgg. cognosci potest, nil nisi primae litterae prior pars (aß—av) 
L exstat (in M deest initium) turpiter et illa deformata, saepe ut 


1) ed. Miller.: Mélanges de littérature Grecque Paris 1868. 

2) ed. Jungblutius Mus. Rhen. XXXVIII (1883) p. 391—420. 

8) Quod non perspexit Warnkrossius: De paroemiographis capita duo. 
is. Inaug. Gryphisw. 1881 p. 9. 

4) Corpus paroemiographorum Graecorum edd. E. L. a Leutsch et 
G. Schneidewin Gottingae Tom. I 1839, Tom. II 1851. 

5) „Bericht über E. Miller: Mélanges etc." in: bulletin de l'académie 
périale de sciences de St. Petersbourg XIII 1869 col. 844 sqq. quibus 
le Crus. ]. &. 8. p. 97 adn. 1. 

6) Quaestionum de paroemiographis pars prior: De Zenobio. Diss. 
ug. Hal. 1982 pag. 6 sqq. 


23* 


349 Fridericus Brachmann: 


quae sibi velint explicationes omnino intellegi non possit. Tum inde 
ab: τάχ᾽ eicóue0a μάντεως (μάντεων) ὑπέρτερον varia scholia er- 
pilantur, quibus accedunt inde ab ἀδράςτεια usque ad finem inter- 
polationes e lexico aliquo depromptae. 

Ex codice persimili sed melioris notae cum volgatorum libro- 
rum archetypon expressum esset, tres illos Zenobii libros continebat 
una cum proverbiis Alexandrinis ex ordine litterarum haud dili- 
genter compositos, quibus sub singulis litteris et densissimi quintae 
conlectionis et continui ordines e lexico aliquo deprompti inculcati 
erant, multo illi adcuratius dispositi semper ut binae vel plures litte- 
rae respicerentur. Tali ex fonte hausti in duas volgati discedunt 
partes: ab altera stant codices PH F!) recensio Parisina, ab alters 
B V A?) recensio Bodleiana, explicationum ubertate illa, haec ordinis 
integritate praestantior. 

Conlectionem denique Ps.-Diogenianeam?) Zenobio Bodleiano 
simillimam sed multo deteriorem, celeberrimi illius grammatici nomen 
iniuria prae se ferre Jungblutius 1]. 8. 8. pag. 17 sqq. luculenter de- 
monstravit*); proprium sibi habet et magnum lemmatum numerum 
(quintae potissimum conlect.) sub quibus plura coniunguntur pro- 
verbia easdem sententias inlustrantia, et proverbiorum quaedam 
agmina in fine singularum litterarum a ceteris Zenobii codicibus 
omissa, de quibus infra agetur. 


ᾷ 2. Paroemiographi Byzantini ex codicibus Pseudo-Dio- 
genianeis pendentes. 


Hactenus adhuc progressa sunt studia paroemiographica. Itaque 
reliqui paroemiographi a Gottingensibus editi Vaticanus Krameri, 
Gregorius Cyprius, Diogeniani epitome Vindob., Macarius, Ápostolius, 
de quibus neque alii vv. dd. fusius disseruerunt, neque Crusius egit, 
nisi iu transcursu p. 39 sqq. haud indigni mihi videbantur, quorum 
in copias altius inquirerem. Cum vero multo plures sint quaestiones ab 
illis oriundae et difficiliores, quam quae hac disputatione possint con- 
fici, hoc unum mihi proposui, ut qua cognationis ratione cum Zenobii 
codicibus cohaererent, quam adcuratissime investigarem. Hanc enim 
quaestionem ad commune codd. Zenob. archetypon restituendum magni 
esse momenti haud difficile est intellectu. Qua in re exploranda pri- 
mam mihi dedit ansam, quod in omnibus codd. supra adlatis multa 
exstant proverbia, a D solo in fine singularum litterarum 
servata (cf. tabulas Warnkr. 1. 8. s. p. 22, Crus. p. 24). En habes: 








1) ed. Gaisford: Paroemiographi Graeci Oxonii 1886 p. 298—392 
Corpus Paroem. Gotting. I p. 1— 175. 

2) ed. Gaisf. p. 1—120. 

3) cuius de codicibus ab editoribus Schotto, Gaisfordo, Gottingen- 
sibus adhibitis vide Gaisf. praef. V sq. Schneidew. praef. p. XXX. 

4) cf. Crusium ]. 5. 8. p. 23 et p. 115 adn. 1. 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 


Diog. 1!) Apostolius 
1 72 189 
73 Ir21 
74 196 
75 11837 
76 1125 
772 1178 
Tib — 

18 11128 
79 | mm 
80 1V25 
8 11191 
82 17 
332 | 1llas 
83b 11167 
84 II 41 
85 IL 62 
86 11139 
87 11163 
88 11146 
$9 | ma 
90 IV 6 

9 —Ars. 1111008 
9» | me 
93 1Π98 
94 IV 1 
95 IV 2 
96 11194 
9? | er 
98 XIV 81 
99 IV 8 

100 — 

ma:| ame 
2 | mes 
8 IV 9 
4 11185 
5 11186 
6 IV 4 
7 IV 13 
s | vis 
9 IV 24 

HITS cf 

10 Ars1V27a 











Vatic. K. 


μι 


Greg. Cyprius 
— Leid.162 
Pant. 161 


Ple2 
PI63 








DiogV ind. 


175 


z 
- 


Dirbigiligigiltzsisilitibgl 


® 
3 


Izı 





1) hoc modo (rel littera. Pe Dre primi voluminis Gotting. 


‚b epitome Vindobonensi (D 


distinguere libet. 


9) hoc lemma in corpore Gotting frustra quaeres. Crusius vero qui 
wuperrime hunc codicem Vindobonensem inspexit suamque conlationem 
venignissime mihi utendam permisit D V post lemma 182 eadem verba 
itque Mac. 1130 praebere testatur. 


Fridericus Brachmann: 


344 

Diog. I Apostolius 

III 11 IV 96 
12 IV927 
18 1V 28 
14 IV 33 
15 | IV81 
16 IV 38 
17 VI44 
18 IV 35 
19 IV 39 
20 IV 43 
21 IV 46 
22 IV 47 
28 IV 64 
24 IV 62 
25 1V 68 
26 1160 
21 11159 
28 — Ars. 11l31a 
29 136 
30 1155, VIII 41 
81 1196 
32 11169 
83 IV 8 
34 | IV36 
85 ]V 30 
86 IV 55 
37 IV 56 
38 IV 31et M..I31 
39 1188 
40 11187 
41 1176 
42 11179 

IV 38 VI30 
89 — Ars. VI 88 

1V 85 1179 
86 | VI65, 66 
87 | VI 2 
88 | VI22 
89 | VII85 
90 |VIII13 
91 |VIII21 
92 VI90 
93 VI81 

V17 |VIII58 
18 "VIII 56 
V 30 IX 6, M.P. 171 

31 IX 12 
39 IX 9 
33 


| IX19 


Vatic. K. | Greg. Cyprius|DiogVind.| Macarius 


17] 
rev 


Pe ow 

jd ge dee e BE 
κε DD 

δι t9 mn m 2 





Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 


840 





Diog. 1 Apostolius | Vatic. K. | Greg. Cyprius|DiogVind.| Macarius 
M n | x 39 cf. VI87 οἵ ΠΙ14 |cf.P 1144 - _ 

86 — M.P.190 - -- -- _ 

87 | IX 36 -- — — _ 

88 IX 40 -- -- 51180 -- IV 92 

89 | IX 23 — — _ _ 

90 | IX 38 — —Lll48|  — — 

91 | IX85 — — — _ 

92 X 6 - -- — V 28 

93 — — — — — 

94 X 22 — —LII56  — — 

95 | IX48 — — — IV 97 

96 | IX91 HI 65 | P IL88 — — 

97 | IX'1 — — — — 

98 | IX72 -- — _ _ 

99 — M.P.181 -- —LII42|] -- — 

100 IX 66 III 66 P II 89. — — 
"VI 26 | X94 —— | — | Mi | -— 

21 X 95 --- -- 1165] III 19 — 

28 XI 1 ll 82 P 1199 III 13 — 

29 — — — — — 

30 X 47 — — — — 

31 — Ars. X 72a — -- — — 

32 — Ars. X 96a - -- -- -- 
VI 67 | XI47 — - — — 

68 | X137 — — — — 

69 — — E — _ 

708 | — M.P.Ilı4 -- — — V 96 

10b | — Ars. XI 388 — — -- V 92 

ἀπ Ἰαανυς mm Zum - | (Vei 

12 ΧΙ 48 — — ]II 98 — 

18 | X165 _ — 11129 — 

14 cf. 

B 243 ΣΙ ρὲ ΠῚ 95 PIII 8 VI 7 
VI 90 XII 19 — — — -- 
VI 91 XII 24 III 100 P III 15 — — 

92 XII 95 IV 1 P HI 16 — VI17 

93 XII 28 IV 44 P III 66 — _- 

VII 81 XII 61 — — — — 

32 XII 80 IV 18 P 111 28 -- — 

83 XII 82 IV 14 P III 29 — VIS38 

84 |XII 6 — — — -- 

35 | ΧΠ 46 -- — — — 

86 XII 46 — — — — 

37 | XII 73 — — ΠῚ 58 — 

88 — IV 11 — — V1 62 

39  |XIII 67 — — -- - 





Fridericus Brachmann: 

















Diog. 1 Apostolius | Vatic. K. | Greg. Cyprius|DiogVind.| Macarius 
VII 40 XIII 68 — — VI 66 
41 XIII 69 — — — 
VII 88 |  —M.P.l62, -- — | — 
89 X1V 85 — — — 
90 | XIV 192 — — — 
91 XIV 26 — P III 52 — 
92 XIV 68 IV 34 P l1 61 VII 93 
93 XIV 15 IV 20 P11135 VII 33 
94 XIV 32 — — — 
95 -- ΜΡ. 168 — -- -- -- 
"Vilii16 — M.P.lis60 — "Ἢ — —— | vI[178 
17 —M.P.lls2 -- — — — 
18 XV 18 IV 42 P III 64 — Vll 90 
19 XV"1 — — — — 
20 
Beas] XV 56 — — a τ 
"Vill46 | XVlei "re |  — | — | ΨΠΠ 99. 
46b| XVI655 — — — VIII 24 
41 XVI58 — — — VIII 88 
48 | XVII20 — P III 78 — — 
49 XVI 81 — — — — 
50 XVI 8 — — — — 
51 — M. P. 1196 — — — — 
52 XVI 60 — — — VIII 30 
53 | XVII 17 -- -- 1158] — VIII 45 
54 | ΧΥ͂Ι 5 — — — — 
δῦ | XVII 44 — — — -- 
56 | XVII48 — — — — 
57 | XVII 19 IV 15 P III 84 — — 
58 XVI 26 — — — ἃ VII 7 
VIll64 | XVII74 — — — | -—. 
"var | XVilói | -— |  -—Lill4i| -— | VIII938 
was x va | PlV 5 | — | Villo4 
76 | XVIII 66 — — — — 


Iam constat, quod supra diximus. Et ne putes hoc posse cogitari, 
ex variis fontibus haec proverbia in singulos codices irrepsisse, age con- 
feras singulas inter se explicationes, neque dubii quidquam relinquet 
verborum consensus. Itaque pro certo potest adfirmario mnes paroe- 
miographos Byzantinos copias suas ex archetypo sive 
archetypis hausisse Ps.-Diogeniani nostri simillimis.!) 
Ubi vero attentius singula harum conlectionum proverbia contuleris, 
induas eas discedere familias facile intelleges: hinc epitomen Vin- 
dobonensem cum Macario, ilinc Diog. I cum Apostolio, 
Greg. Cyprio, Vaticano K. Quod hac ex tabula dilucide apparet: 


1) Quod iam constat de Apostolio et Vaticano, de Greg. Cypr. Crusius 
p. 42 adn. 1 coniecit. 


„or 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 


Greg. Cyp.|| Diog. Vind. 


Diog. I Apostoliue | Vatic. K. 

11 18 "AM 1129. Ἄλλοι, 167. "Ar-| PI38 etc. 
κάμον, ἄλλοι ---- δ᾽ divavto:lÀot — ἌΛλλοι 
Üvavro: ἐπὶ [ἐπὶ τ. T. & τὰϊ κληρονο- ἐλπίδα (ἐλ- 
τῶν παρ᾽ &Ani-| τῶν ἄλλων ᾿μούντων ribacM)— 

δα τὰ ἀλλό- [κληρονομούν-] — D. κληρονο- 
τρια xÄnpovo-|Twv. μούντων 
μούντων. = D. 

1116 "AMo| 1132. Αλλο] 168. "AM| PI39 etc. 

γλαύξ, ἄλλο | — φθέγγεται: Ao— φθέγ-[Ϊ΄ "AMo 
κορώνη φθέγ- ἐπὶ τ. ἀλλήλ. vero: ἐπὶΪ γλαὺξ 

, ὕεται: ἐπὶ τῶν ἀςτυμφονούν- τ. ἀλλήλ. [(τλὰξδ᾿ M) 
ἀλλήλοις οὐ |ruv καὶ épi-| ἀευμφο- |— φθέγ- 
cuupwvouv- ᾿ἰζόντων τοῖς! vobvrwv |yeraı: ἐπὶ 
των, ἀλλ᾽ Epı- |xpeitrocıv. | καὶ ἐρι- | τῶν μὴ 
ζόντων τοῖς ζόντων ευμφυω- 
κρείττοειν. τοῖς νούντων 
κρείττο - | ἀλλήλοις. 
εῖν. 

1117 ’AAwre-| 1180. ’AAw-| 169.’AAw-| PIAO etc. 
κίζειν πρὸς Ϊπελίζειν (sic!)| πεκίζειν | ᾿Αλωπεκί- 
ἑτέραν ἀλώπε-] --- ἀλώπεκα: --- ἐξ. Bov-|Zew --- ἐξ. 
κα: ἐπὶ τῶν |ἐ. τ. ££anatQv| λομένωνβουλομέ- 

ἐξαπατᾶν ἰ[βουλομένων᾽ τ. óp. vuv τ. ὁμ. 
βουλομέ- |τ. ὁμ. 
νῶν τοὺς 
ὁμοίους. 
118 1) ᾿Ανδρὶ] II98. ’Av-| 176b ’Av-| P. I 49b 

Λυδῷ πράγ- |bpl — dpi — etc.  "Av- 
ματα οὐκ ἦν] ἐλθὼν émpl-| ἐλθὼν |bpl — 
ἀλλ᾽ αὐτὸς CE-|aro: ἐ. τ. x. € | ἐπρίατο: | ἐλθὼν- 
ελθὼν émpi-|émcr. Kpoi-|E. τ. x. €. [ἐπρίατο. ἐ. 
ato: ἐπὶ Tüv|coc γὰρ éau-| ἐπιςτπωμ. |r. x. ἑ. 

κακὰ Eau- | τῷ πολέμιον | Κροῖςος | ἐπιςπωμέ- 

τοῖς ἐπιςπωμέ-  ἀπεςπᾶτο Κῦ- γὰρ ἑαυ-[ νων. reli- 

vuv: Kpoi- |pov. τῷ moA&uı-|qua  omi- 
coc γὰρ ἔαυ- ον ἐπε- |sit. 

τῷ πολέμιον cndcato 

ἐπεςπάςατο Kopov(sic!) 
(ἑαυτοῦ ἐπες- 
πᾶτο g) Κῦρον. 


180. ᾳλλλοι 
Wvavro 
ἐπὶ τῶν map’ 
ἐλπίδα κληρο- 
vouncdvrwv 


τὰ ἀλλότρια. 


131. ἌΑαλλο 
γλαὺξ “-- 


φθέγγεται: ἐπὶ  -- 


τῶν τοῖς 
κρείττοεςει 
ἐριζόντων. 


182. ᾿Άλωπε- 
κίζειν πρὸς 
ἑτέραν ἀλώπε- 
κα: ἐπὶ τῶν 
ἐξαπατᾶν τοὺς 
ὁμοίους ἐπι- 
χειρούντων. 


I 42. ’Av- 
δρὶ — 
ἐξελθὼν 


ἐπρίατο: 


941 


Macarius 


I 71. "AX- 
λοι — W- 
ναντο. ἐπὶ 
T. π.ἐ. κλη- 
povoun- 
ςάντων. 


180. "Αλ- 
λο γλαῦξ 
φθέγ- 
γεται: ἐπὶ 
τῶν 
κρείττο- 
cıv ἐρι- 
ζόντων. 


191.’AAw- 

πεκίζειν 
— ἀλώπε- 
κα. ἐ. τ. 
τοὺς ὁμοί- 
ouc ἐξαπα- 
τἂν ἐγχει- 
ρούντων 


112. 'Av- 
δρὶ — 
ἐξελθὼν 


ἐπὶ ἐπρίατο: €. 


T. x. €. émcr. τ. κ' €. ἐπι- 


παρόςον 
Κροῖςος éav- 


cn. παρ- 
ὁςον 


τῷ πολέμιον | Κροῖςος 
ἐπεςπάςατο |ἑαυτῷ πολ. 


Κῦρον. 


ἐπεςπάςα- 
to Κῦρον. 
ὅμοιον καὶ 
τὸ ᾿Ανάγυ- 
ρον κινεῖ. 


1) Hoc loco, ut alias semper Schmidtium secutus sum qui in libro 
qui inscribitur „Verisimilium capita duo inclutae Viadrinae etc. gratula- 


bundus obfert M. Schmidt. 


Ienae 1861" 


. 5 sqq. Diogeniani ordinem 


Bodleiano duce quaternionibus transpositis ita restituit: Aa 11—23, 
Bb 50—71, Ce 34—49, Dd1I3—30, EeI71—II2, FfII81—x. Quae con- 


iectur& etiam Vindobonensis et Vaticani ordine comprobatur. 


quod nihil adnotarunt editores Gottingenses. 


Mirum 


348 
Diog. I 
184. ’Avrı- 


Fridericus Brachmann: 


Apostolius | Vatic. K. | Greg. Cyp. 


II 100. 'Avri- 


πελαργεῖν: ἐπὶ  πελαργεῖν: d v- 


τῶν τὰς χά- 
ριτας 

αποδιὸδόν- 
TU V. 


τιδιδόναι 


ἀντ-͵ χάριτας. λέ- 
γεται γὰρ τοὺς 
Λέγον-  πελαργοὺς γε- 


ται γὰρ οἱ Tte- | γηρ. T. Y. τρέ- 


λαργοὶ 
ρακότας τοὺς 

γονεῖς τρέ- 
φειν. 


1144. ᾿Αετὸν 
κάνθαρος μαι- 
εύεται: ὑπὸ 
(scr. ἐπὶ) τῶν 
κακῶς ὑπό τι- 
vUv παςχόν- 
τῶν. τὰ γὰρ 
Wa τοῦ ἀετοῦ 
ἀφανίζει κυ- 
λίων ὁ xdáv- 
θαρος. 


1113. 'Ackóv 
δαίρεις: — émi 
τῶν ἀνοή- 
TUC T! ποι- 

OUYTUJV. 


IlI51. Βάλλ᾽ 


Y€Tn- | getv. sequitur 


Aristotelis 
enarratio. 


150. 'Aeróv 
K. M. ἐπὶ τῶν 
K. ὑ. T. TAC- 
χόντων τὰ 


γὰρ — 


— ὁκάνθαρος. 


ΙΝ 9. 
κὸν δαίρεις: 


€. T. ἀνοήτῳ ςρεις: 


τι ποιούντυν. 


ΙΝ 84. Βάλλ᾽ 


"'Ac- 


176c.’Av-| LI49etc. 
τιπελαρ-  ᾿Αντιπε- 
γεῖν. Av-| Aapyeiv. 
τιδιδό- |(dvri τοῦ 
vai xápi-| M) ἀντι- 
τας. reli-| διδόναι 
qua omi-|xdpırac. 
sit. λέγεται 
γὰρ (γὰρ 
om.L)rtoüc 
πελαργοὺς 
YET. τ. Y. 
τρέφειν 
(τροφεῖν 
M). 

185. 'Ac-| Pl57etc. 
τὸν K. p.|’Aer. x. u. 
ἐπὶ τῶν | ἐπὶ τῶν 

K. 0. T. [ὑπό τινων 
παςχόν- | εὐτελῶν 
τῶν τὰ | παςχόν- 
γὰρ -- τῶν. ὁ γὰρ 
κάνθαρος 
τὰ τοῦ 
ἀετοῦ ὠὰ 
— ὁ κάἀν-] ἀφανίζει 
θαρος. κυλίων. 
116. ᾿Ας-] PI69 etc. 
κὸν δ'΄ |’Acköv béÉ- 
(cf.|pewc: (δεί- 
Leutsch. |pew M) ἐπὶ 
not. crit.|rüváàvoft- 
ad  Diog.| Tuc τι 
Pant. III3)| πραττόν- 
ἐ. T. Ó VO T)- | tuv (ἀνοη- 
TUC τι |TÓV τι ποι- 
ποιούντων. ούὐντων 
M). 
I150.BdX’| 1.167 etc. 
Βάλλ᾽ ἐς 


ἐς ὕδωρ: ἐπὶ ἐε ὕδωρ: ἀντὶ] ἐς ὕδωρ: 
τῶν ὀλέθρου τοῦ καταπόν-[ἰ ἀντὶ τοῦ] ὕδωρ: ἀν- 


ἀξίων. 


Ticov. ἐπὶ 


καταπόν- 


τὶ τοῦ κα- 


Diog. Vind. | Macarius 

148. 'Avn-| 1112. ’Av- 
πελαρτεῖν. τιπελαρ- 
ἐπὶ τῶν χά- γεῖν. ἐπὶ 
ριτας ἀπο-᾿ τῶν χά- 

διδόντων. ριτας 
oí γὰρ nekap-| ἀνταπο- 
γοὶ γεγηρα- | διδόν- 
κότας ἑαυτῶν]τιν. rel 
γονεῖς γηρο- |om. 
Tpopoda, τὰ 
τροφεῖα ἀπο- 
γέμοντες. 

I 65. 'Aer. x.| 136. ’Aer. 
μαιεύεται. τὰ [κ. μαιεύου- 
γὰρ ὠὰ τοῦ] μαι. ἐπὶ 

ἀετοῦ ἀφα- ᾿τῶντιμυ"' 

νγίζουειν oí | ρουμέ- 
κάνθαροι, érrei| vuv τοὺς 
(ἔπειτα ἃ) οἷ ἄρξαντας. 
ἀετοὶ τοὺς 

κανθάρους 
ἀναλέγουςι(εεε 
Zen. Par. I 20) 
εἴληπται ἡ πα- 
ροιμία ἐπὶ τῶν 
περιπιπτόν- 
τῶν τοῖς παρ᾽ 
αὐτῶν dbum- 
θεῖει καὶ κατ᾽ 

ἀξίαν TIıuw- 
ρουμένων. 

184. ’Acxöv| 1151. ’Ac- 
dalpeıv: ἐπὶ κὸν δέρεις: 

τῶν ἀνοΐ- | ἐπὶ τῶν 
τῶς ςφόδρα ἀνοήτως 
τι ποιούντων. ςεφόδρα 

ἢ ἐπὶ τῶν [|τι ποιούν- 

ὑπερβολικῶς [τῶν. 

αἰκιζομένων 

τινάς. 

1[4. Βάλλ᾽] II 72. 
ἐς ὕδωρ: ἐπὶ Βάλλ᾽ ἐς 
τῶν ὀλέθρου | ὕδωρ: 
ἀξίων: οἷον | ἐπὶ τῶν 


| 





Quaestiones Pseudo Diogeniancae. 


Diog. I Apostolius 


ἀξίων. 


V 40. Καν-] ΙΧ 26. Καν- 
θάρου cogu-|06ápou μελάν- 
τερος: ἐπὶ τῶνἰίτερος: xal 
πονηρῶν. Κάν- Κανθάρου co- 
θαρος γάρ τιε[φώτερος᾽ ἐπὶ 
πονηρὸς ἐγέ- τῶν πονηρῶν 
vero. καὶ κακοήθων. 

Κάνθαρος γάρ 
τις πονηρὸς 
ἐγένετο. 86- 

quitur Aelia- 
nus. 


VI4. Λύκου] X 80. Λύκου 
πτερά: ἐπὶ πτερὰ ζητεῖς: 
τῶν ἀδυνά- ἐπὶ τῶν ἀδυ- 
Tuv. ΤΙῶς γὰρ [νάτων. sequi- 
ἂν πτηνός rıcltur Aelianus. 
γένοιτο λύκος; 


VI 54. Μὴϊ XI 44. Μὴ 
κινεῖν κακὸν [κίνει κακὸν εὖ 
εὖ κείμενον: ‚xein.: ἐπὶ τῶν 
ἐπὶ τῶν Éav-| παρακινούν- 


Vatic. K. |Greg. Cyp.|| Diog. Vind. 


τῶν ὀλέθρου |tıcov. ἐπὶ ταπόντι- | karamóvricov. 


τ. 6A. ἀξί-] «ον ἐπὶ τ. ᾿ τοιοῦτον καὶ 
6A. ἀξίων. xà: βάλλ᾽ ἐς[ ἤγουν κα- 


ων. 


II 70.| L, IH 41. 


Κανθάρου 
μελάντε- 
ρος. ἐπὶ 
τῶν καθ᾽ 
ὑπερβολὴν 
λεγομέ- 
vwv.(?) 


om. leın- 
ma. 


1Π90.Μὴ L II 76, 


etc. Kav- 
θάρου με- 
λάντε- 
poc: xal 
κανθάρου 
εοφώτε- 
poc ἐπὶ 
τῶν Tovn- 
ρῶν καὶ 
κακοήθων. 


P II 96. 
Λύκου πτε- 
ρὸν ζητεῖς. 
(ML λύ- 
κουπτερά.) 
ἐπὶ τῶν 
ἀδυνάτων. 


κινεῖν ka-IM IV 365. 


κὸν εὖ κεί- Μὴ κινεῖν 


μενον. ex- 


τοῖς κακὰ ἐγει- | rwv. τινὰ érrl|plic. om. 


ρόντων. ςφετέρᾳ βλάβῃ. 


κακὸν εὖ 
κείμενον. 


! expl. omi- 





349 


| Macarius 


ὀλέθρου 
ἀξίων 


κόρακας ταπόντι- 
βάλλ᾽ &c’ |cov. BAM’ 
φθόρον’ τὸ ἐς ὄλεθρον᾽ 


δὲ βάλλ᾽ ἐς [καὶ βάλλ᾽ 
μακαρίαν ἐπὶ] ἐς φθό- 


καλῷ. 


1197. Κανθά- 
pou coq. ἡ 
παροιμία ἐπὶ 
τῶν cpóbpa 
πανούργων 
καὶ πονηρῶν᾽ 
ἐπειδή τις ᾿Α- 
θήνηςι κάν- 
θαρος καλού- 
μενος ἐπὶ 
πονηρίᾳ καὶ 
προδοςείᾳ 
θάνατον 
κατεδικά- 

con. 


III 7. Λύκου 
πτερά: ἐπὶ τῶν 
ἀδυνάτων λέ- 
γέται, ὅταν 
μέχρι τῶν 
λόγων ὁ φό- 
poc A. (cf. 


ρον καὶ 
βάλλ᾽ ἐς 
κόρακας: 
ὅμοια. 


IV 90. 
Κανθάρου 
cop. ἐπὶ 
τῶν CQpÓ- 
δρα co- 
φῶν καὶ 
πανούρ- 
ywv' Κἀν- 
θαρος γάρ 
τις ἐγένετο 
κακοῦργος 
καὶ πονη- 
ρός ὅς ἐπὶ 
προδοςίᾳ 
κριθεὶς 
᾿Αθήνη- 
ειν ἀπέ- 

θανεν. 


V 68. Λύ- 
κου πτερά: 
ἐπὶ τῶν 
μηδενὸς 
ὄντων ἀξί- 
wv καὶ ἀ- 
δυνάτων, 


Athoum 1817} ὅταν μέ- 


πῶς γὰρ ἂν 
πτηνὸν γένοι- 
to λύκος; 


III 23. 


χρι τῶν 
λόγων ὁ 
φόβος 
ςτῇ. 


Mn| V91. Μὴ 


κινεῖν κακὸν |KıveivcK. εὖ 
εὖ κείμενον: [κείμ. ἐπὶ τ. 
ἐπὶ τῶν ἑαυ- ἑαυτοῖς ἐξ 
τοῖς ἐξ ἀγνοί-͵ ἀγνοίας 

ac πράγ- ἱπράγμα- 


350 Fridericus Brachmann: 


Diog. I Apostolius | Vatie. K. |Greg.Cyp., Diog. Vind. | Macarius 





gerunt Li ματα ἐτει- τα Évei- 
II 78 idem μρόντων. Ipóvruv. 
prover- | 


| 
| 
bium ex | 





Plat. scho- | | 

| | 

| | | 

VI 58. Μηδὲ! ΧΙ 46. Μήτε II 92. | P III 4| ΠΙ 25. Μηδὲ V 98. 

μέλι, μηδὲ με- μέλι, μήτε με-] Μηδὲ μέλι, | etc... Μηδὲ μ! μέλι, μηδὲ μέ- [Μηδὲ μέλι, 
λίεςας: ἐπὶ τῶν [λίςςκας: (μηδὲ] μηδὲ με- [μέλι, μηδὲ] Aicca: ἐπὶ τῶν! μηδὲ με- 
μὴ βουλομέ- |bis KN A) ἐπὶ [λίεςας: ἐπὶ peA(ccac: 1 μὴ βουλομέ- |Accac: ἐπὶ 
vuv παθεῖν τι[τῶν μὴ fou-|T. μὴ βουλ.] ἐπὶ τῶν ! vuv παθεῖν | τῶν μὴ 
ἀγαθὸν μετὰ | λομένων πα- | παθεῖν τι | παραιτου- | φαῦλον με-| βουλομέ- 
ἀπεύκτου. [θεῖν τι εὐκταῖ-[Ϊ ἀπευ- | μένων ἀ- ^ ἀγαθῶν. |vwvrradeiv 


liis est re- 
petitum. 











ov μετὰ πόνου] κταῖον | γαθόν τι | τι paó- 
ι(ἀπευκταῖ- [μετὰ ἀγα- παθεῖν διὰ λον μετὰ 
ον μετὰ ἀγα- [θοῦ. τὸν klvbvu- ; ᾿ἀγ a 000. 
θοῦ KNA). γον τὰ ἐν! 

αὐτῷ.) | 


Recensio Α.ἢ 
& 3. Pseudo-Diogenianus Vindobonensis. 


Epitomen Ps.-Diogenianeam, quam e codice Vindobonensi 
CXXXIII anno 1431 scripto (cf. Leutschii praefat. Corp. Par. Gr. 
T. II pag. VII) in altero corporis volumine pag. 1—52 Leutschius 
publici iuris fecit, a Ps.-D. primi voluminis mirum in modum dis- 
sentire quivis videt. Neque in peius epitomatorem suo Marte pleraque 
mutasse mirus cum Zenobio Par. vel Bodleiano consensus testatur.") 
Quin etiam nonnunquam illis meliora praebet. Qua in re manifesta 
ut paucis utar exemplis, exhibet sub littera ὃ: 

Ps-Diog. I Ps.-Diog. Vind. ' Zen. Par. 
IV 14. Aagpvivnv go-| II28. Δαφνίνην φορῶ] IIl12. Δαφνίνην @o- 
pU βακτηρίαν: ἐπὶ τῶν βακτηρίαν: τοῦτο A&-|pei βακτηρίαν: τοῦτο 


ὑπό τινων ἐπιβουλευο-[γεῖιν εἰώθαειν οἱ ὑπό λέγειν εἰώθαειν οἱ 
μένων. TTapócov ἀλεξι- | τινος ἐπιβουλευόμενοι καὶ ὑπό τινων ἐπιβουλευό- 


φάρμακον ἡ δάφνη. τοῦ ἐπιβούλου περιγινό- μενοι. παρόςον ἀλεξι- 
μενοι 5 παρόςον ἀλεξ. ἡ φάρμακον ἡ δάφνη. 
δάφνη. 








1) Hoc nomine meliores illos codd. Pseudo-Diog. quibus epitomator 
Vind. et Macarius usi sunt, complecti liceat. 

2) cf. Finckh. „Zeitschrift für die Altertumswissenschaft^ 1852 col]. 506. 

8) verba: καὶ τοῦ ἐπιβούλου περιγινόμενοι male omiserunt Zen. P. et 
Diog. Non enim quilibet ὑπό τινος émfouAópevoc sed solus ὁ τοῦ ém- 
βούλου περιγινόμενος vere dicere potest: Aapvivnv φορῶ βακτηρίαν i. e. 
nil mihi nocere potes. 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae, 


Ps.-Diog. I 


IV 17. Δίκην ὑφέξει 
κἂν ὄνος δάκῃ κύνα: ἐπὶ 
τῶν ἐπὶ μικρῷ εὐκοφαν- 
τουμένων. 

ΙΝ 19. Δὶς πρὸς τὸν 
αὐτὸν alcxpöv προςκρού- 
eıv λίθον : φανερόν. 


IV 27. Δέχεται καὶ 
βῶλον ᾿Αλήτης: ἐπὶ τῶν 
πάντα δεχομένων. ᾿Αλή- 
τὴν YÓp φαςί τινα βου- 
κόλῳ ευναντήςαντα αἰτῆ- 
cai τροφὴν, ἄραντα δ᾽ 
ἐκεῖνον βῶλον δοῦναι 
αὐτῷ dic τοῦ Διὸς ὄντα" 
τὸν δὲ τοῦτο εἰπεῖν. 


IV 29. Δικτύῳψ ἄνεμον 
θηρᾷς: ἐπὶ τῶν ἀνοήτως 
τι ποιούντων. 

ΙΝ 80. Διὰ δακτυλίου 
δεῖ ce ἑλκυςθῆναι: ἐπὶ 
τῶν διὰ λύπην ἢ νόςον 
icxvüv γινομένων. 


IV 38. Δελφῖνα νήχε- 
ςθαι διδάςκεις: ἐπὶ τῶν 


1) versus integer. 


Ps-Diog. Vind. 


1130. Δίκην ὑφέξει 
κἂν ὄνος δάκ(ν)ῃ κύνα: 
ἐπὶ τῶν [ἐπὶ] μικροῖς 
CUKOPAVTOUUEVWV. 


11 82. Δὶς πρὸς τὸν 
αὐτὸν αἰςχρὸν ἐγκρούειν 
λίθον 1): ἐπὶ τῶν δευ- 
τέρως τοῖς αὐτοῖς 
περιπιπτόντων. 


IL 38. Δέχεται καὶ βῶ- 
λον ᾿Αλήτης: ἐπὶ τῶν 
μηδὲν ἀποςειομένων. 
᾿Αλήτην γάρ qaa φεύ- 
yovra ἐκ Κορίνθου + 
βουκόλου τινὸς ἀπαντή- 
cavroc αἰτῆςαι τροφὴν 
κἀκεῖνον φάςκειν dic οὐκ 
ἔχει, ἄραντα δὲ βῶλον 
δοῦναι αὐτῷ dc τοῦ 
Διὸς ὄντα, τὸν δὲ εἰπεῖν" 
δέχεται καὶ βῶλον 
᾿Αλήτης, ἢ 


Π40. Δικτύῳ ἄνεμον 
θηρᾶν: ἐπὶ τῶν μάτην 
πονούντων. 

II 41. Διὰ δακτυλ[ςί]ζου 
δεῖ ce ἑλκυςθῆναι: ἐπὶ 
τῶν διὰ νόςον ἢ λύ- 
πὴν λεπτῶν καὶ ἰς- 
χνῶν γενομένων. 


1148. Δελφίνα νήχε- 
εθαι διδάςκεις: ἐπὶ τῶν 


351 


Zen. Par. . 


III 20. Δίκην ὑφέξει 
κἂν ὄνος δάκῃ κύνα: ἐπὶ 
τῶν ἐπὶ μικροῖς εὐκο- 
φαντουμένων. 


1129. Δὶς πρὸς τὸν 
αὐτὸν αἰςχρὸν προςκρού- 
etv λίθον: ἐπὶ τῶν δεύ - 
τερον τοῖς αὐτοῖς 
περιπιπτόντων. 


III 22. Δέχεται καὶ 
βῶλον ᾿Αλήτης: ἐπὶ τῶν 
πάντα πρὸς τὸ κρεῖττον 
ἐκδεχομένων. ᾿Αλήτην 
γάρ qac φεύγοντα + 
κατελθεῖν βουλόμενον εἰς 
Κόρινθον καὶ βουκόλου 
τινὸς ἀπαντήςαντος al- 
τῆςαι τροφῆὴν᾽ οὐκ ἔχειν 
δὲ φάςκοντος ἐκείνου, 
ἄραντος δὲ βῶλον δοῦ- 
ναι αὐτῷ᾽ τὸν δὲ λαβόντα 
φάναι δέχεται καὶ 
βῶλον ᾿Αλήτης. 

III 17. Δικτύῳ ἄνεμον 
θηρᾷε: ἐπὶ τῶν μάτην 
καὶ ἀνοήτως ποιούντων. 

11118. Διὰ δακτυλίου 
dei ce  (tic)tAkucef|vai: 
ἐπὶ τῶν διὰ νόςον ἢ 
λύπην λεπτῶν καὶ 
Icxvüv γινομένων. 

11130. Δελφῖνα νήχε- 
cOat bibáckeic: ἐπὶ τῶν 


2) Hunc Duridis locum .codd. exseripti integrum non servarunt. 


Multo meliora praebet Scorialensis (Graux. revue de philologie etc. 
II Paris 1878, pag. 231, 57) cum Aldina (de quo vide Crus. p.32) et 
Laurentiano IlI 48 (cf. Scholl „Festschrift zur Begrüssung der 36. Philo- 
logen-Vere.“ S. 51.). Valde offendit C. F. Hermann, Philologi III pag. 513 
in verbis dc τοῦ Διὸς ὄντα, cum interrogaret: „Wie kann die Scholle 
des Zeus sein?" Sin autem respicimus, quae in Scor. exstant: ᾿Αλήτης 
γὰρ, Oc qna Δοῦρις, éxreciv Κορίνθου, xarà xpncuóv τοῦ θεοῦ 
ἐπειρᾶτο πάλιν κατελθεῖν ἐς τὴν χιύραν, facile cognoscimus τοῦ Διὸς non esse 
genetivum possessivum sed genetivum causae sive auctoris: Aletes glebam 
a love eibi missam esse putavit; eodem te deducunt Scorialensis verba: 
ὁ δὲ ᾿Αλήτης ἐδέξατο oluvicápevoc. Itaque Vindobonensis enarr&- 
lionem ex Zen. Par. et Laur. hoc fere modo restituendam esse puto: 
᾿Αλήτην γάρ pacı φεύγοντα ἐκ Κορίνθου καὶ κατὰ χρηςμὸν ToO θεοῦ 
πάλιν κατελθεῖν βουλόμενον εἰς Κόρινθον, βουκόλου τινὸς etc. 
Librarii oculi ἃ Κορίνθου ad Κόρινθον aberrasse videntur. 


352 Fridericus Brachmann: 
Ps.-Diog. 1 Ps.-Diog. Vind. 

ἄκρως εἴς τι nenabdeu- | παιδοτριβούντων 

μένων καὶ προςποιου- τινὰς ἐν ἐκείνοις [ἐν] 


μένων παρά τινων μαν- |olc ἤεκηνται ἤγουν 


θάνειν. !) ἐδιδάχθηςαν. 


IV 37. Δελφῖνα πρὸςΪ] [11 44. Δελφῖνα πρὸς 
τὸ οὐραῖον δεῖς: ἐπὶ τῶν | οὐραῖον δεῖς: ἐπὶ τοῦ 
ἀδυνάτων. Εὐκίνητος, ἀδυνάτου, διὰ τοῦ 
γάρ. [scr. τὸ] εὐκίνητον el- 
ı var λέγεται δὲ πρὸς 
τοὺς οὐ δυναμένους 
τηρεῖν τὰ παρ᾽ ἄλλου 





Zen. Par. 


ἐν ἐκείνοις τινὰ παι- 
δοτριβούντων, ἐν 
οἷς ἤεκηνται, Ὁ 


1Π 88. Δελφῖνα πρὸς 
τοὐραῖον δεῖς: ἐπὶ τοῦ 
ἀδυνάτου διὰ τὸ εὐ- 
κίνητον εἶναι. TTpóc 
τοὺς οὐ δυναμένους 
τηρεῖν τὰ διδόμενα 
ἢ ἔχειν. 





διδόμενα ἢ ἃ ἔχουει. 


Quae cum ita sint mirum esse non potest, quod epitome nostra 
multis illis Diog. I vitiis*) plerumque non est infecta. Recte enim 
praebet — ut hoc quoque loco ex multis pauca adferam — DV 
I 85 Ἄτης λόφος pro D III 10 Ἄργους λόφος quo lemmate 
adcuratus huius agminis ordo interrumpitur. Eodem modo ordo re- 
stitui potest, si DV I 55 et 56 — D 194?) et 96 verbis τὸ évav- 
τίον (cf. DP I10) sub uno lemmate coniunguntur, quod iam si- 
milima explicationum forma suadere videtur. Recte DV III 13 
Λύδιον ἅρμα pro D VI 28 Παρὰ Λύδιον ἅρμα sub littera À po- 
situm , praeter diasceuastae Zenobiani consuetudinem" (Crus. pag. 24): 
praepositio παρὰ ex fine explicationis in proverbium ipsum est inter- 
polata. Optimo iure DV 181 omisit cum Suida Byzantini cuiusdam 
interpretamentum D II 87 ἐξαιρέτως χρειῶδες ἐπὶ τῶν κακωτι- 
κῶν ἢ εὐνούχων (cf. Crus. pag. 29), multaque cum Zen. Par. et 
Bodl proverbia similis significationis, in Diog. I?) vel inepte, ut 


1) Inepte diasceuasta hoc proverbium a docente ad discentem 
transtulit. 

2) cf. Finckh. „Zeitschrift für dic Altertumswissenschaft“ 1852 col. 507. 
Τὸ etiam DV praebet e Crusii testimonio. 

3) Non cum Leutschio ἤςκηται pro ἤςκηνται scribendum sed Vindob. 
duce τινὰς pro τινὰ. 

4) cf. Crus. pag. 27 8qq. 

5) Post lemma DV I64 non cum Leutschio ᾿Απὸ ὄνων ἐφ᾽ ἵππους 
sed ἀπὸ βραδυςκελῶν ὄνων ἵππος dipoucev supplenda esse ex DV 11199, 
100 et Zen. Par. I1 4, 5 recte cognovit Finckhius l. s. 8. col. 507. Crusius 
vero DV [1199 et III 100 in codice Vindobonensi omnino deesse, contra 
post lemma 153: 

Ἄξιος τριχός: ἐπὶ τῶν εὐτελῶν καὶ μηδενὸς ἀξίων. 

And βραδυςκελῶν ὄνων ἵππος Wpoucev: ἐπὶ τῶν ἀπὸ μικρῶν 
πρὸς μείζω χωρούντων rectissime scriptum esse testatur. Non igitur 
librarius sed Bakhuizen van den Brinck huius lacunae et additamenti 
auctor fuit. 

6) ἃ diascenasta Byzantino, cum hoc acumen cum Crusio pag. 39 
librario non tribuamus. Sed „rimilia‘“ ila, quae Diog. I ex omnibus 
Zenobii codicibus solus exhibet in archetypo Ps.-Diogenianeo plerumque 
non exstitisse, etiam Apostolius testatur. 


353 


DI 8 vel sagaciter ut I 12, 45, II 52, III 57, V 15, VI 27, 
VII 56 etc. sub uno lemmate coacervata, alia aliis locis adiciens, 
velut DV III 3 — Z P IV 78, DV II 4 = Mac. II 72. 


Neque epitome nostra, duos si exceperis locos DV II 88, III 68; 
»xplieationes plane oppressit, formulas δήλη f| παροιμία, qave- 
γόν ete. substituens, quod saepissime in Ps.-Diog. I invenies, ef. DV 
[19 = DI45; DV I50 = D I87; DV I97 -- DII43; DV 
132 = DIV19; DV 1190 = DV 28, qua in re etiam Bodlei- 
inum exsuperat: DV 11 32 — Bodl. 150. 


Summa vero Vindobonensis eiusque archetypi praestantia ex 
iis elucet exemplis: 


Diog. Vind. II 48: Ἐνδυμίωνος 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 


Zen. Athous I 20. ’Evduulwvoc 


Wrvov kxa0e06eic):. ἐπὶ τῶν ὑπνη- 
ὧν. ἐπειδὴ Ev τινι πόλει τῆς Καρίας 
) /Y voc tpacdelc παιδός τινος "€v- 
'uu(uvoc καλουμένου ἔτι καὶ vOv 
WTÖV λέγεται κατέχειν κοιμιώμενον. 


II 49. Ἐπιμενίδου ὕπνον : παρόςον 
ιὑτὸς πεντήκοντα ἔτη ἐκάθευδεν ἢ 
'πτά. 


ὕπνον καθεύδεις: ἐπὶ τῶν ὑπνηλῶν 
εἴρηται ἡ παροιμία, ἐπειδὴ ἔν τινι 
πόλει τῆς Καρίας ὁ Ὕπνος épac8elc 
παιδὸς Ἐνδυμίωνος καλουμένου ἔτι 
καὶ νῦν κατέχειν αὐτὸν λέγεται κοι- 
μώμενον. Ὁμοία αὕτη τῇ "Emue- 
νείδιος (lege '€mpevíbetoc) ὕπνος. 


Zen. Par. III 76 hac explicatione plane omissa narratiunculam 


jraebet ut alias ex Apollodoro haustam, quibus additamentis epi- 
omes nostrae archetypon omnino non inquinatum esse videtur. 
Sed Bodl. quoque 358 paulo contractiora praebet. D'II[4O vero 
xpliceatio tam misere est mutilata, ut explicare proverbium omnino 
10n possit. Neque ullus horum codicum alterum exhibet proverbium 


n DV II 49 servatum. 


Diog. Vind. 1I 84. 'H «avíov 
γύρα: ὁ Oávioc dic gacív, ἐγένετο 
iBoAocrátnc, ἄλλως δὲ rugAóc ὑπ- 
wolyovroc δὲ τοῦ παιδὸς αὐτοῦ τὰ 
anıeia καὶ τὴν θύραν, ἣν ἐκεῖνος 
ςχυρὰν ἐνόμιζεν εἶναι, οὕτως 
ἰπώλλυε τὰ φυλαττόμενα χρή- 
ιατα᾿ ἐντεῦθεν τὴν παροιμίαν 
ἰρῆςεθαι ἐπὶ τῶν μηδὲν ἀνυόντων 
w τῷ φυλάττειν, ἀλλ᾽ εἰκῇ καὶ μά- 
nv τὴν θύραν θαῤῥούντων. 

Καὶ ἄλλυς. 'H Φάνου Ὦ θύρα’ 
ὧν Φάνον qgacv ὧς μοιχευομένης 
Ὥς αὐτοῦ γυναικὸς, ἐπειδὴ fjcOero, 
Ἰύραν ἐργάςαςθαι τοιαύτην, ὡς μὴ 
tvev ψόφου ἀνοίγεςθαι, τῆς δὲ ἀπὸ 


1) καθεύδειν Crusio teste. 


Zen. Athous II 16. Ἡ Φανίου 
θύρα: ὁ Φάνιος dic φαεὶν, ἐγένετο 
ὀβολοςτάτης, ἄλλως δὲ τυφλός. 
Ὑπανοίγοντος δὲ τοῦ παιδὸς αὐτοῦ 
τὰ ταμεῖα καὶ τὴν θύραν, ἣν ἐκεῖ- 
voc ἰςχυρὰν ἐνόμιζεν εἶναι * * * (ad 
marg. τὰ vouícuara εὐυλᾶν᾽ διὰ τοῦ- 
TO οὖν) τὴν παροιμίαν εἰρῆςθαι ἐπὶ 
τῶν μηδὲν ἀνυόντων ἐν τῷ φυλάτ- 
τειν. 

in margine sine numero: ἴΑλλοι 
τὸν OQ ávov. Τὸν Φάνον qgacdv dc 
μοιχομένης αὐτῷ τῆς γυναικὸς, émet- 
δὴ ἤςθετο, θύραν épeícacOai τοιαύ- 
τὴν, dc μὴ ἄνευ ψόφου ἀνοίγεςθαι, 
τῆς δὲ ἀπὸ τῆς creync δεχομένης 


2) Post vocem Φάνου rasura Cr. teste. 


884 Fridericus Brachmann: 


τῆς «τέγης δεχομένης τὸν μοιχὸν, | τὸν μοιχὸν, χλευάζοντας τοὺς yelro- 
χλευάζοντας τοὺς γείτονας λέγειν᾽ | νας λέγειν, Ἡ Φανίου θύρα" ἐπὶ τῶν 
'H Φάνου θύρα: ἐπὶ τῶν μάτην τῇ | μάτην τῇ φυλακῇ πεποιθότων. 
φυλακῇ πεποιθότων. 

Alteram huius proverbii explicationem in reliquis codd. ἔττιβίτα 
quaeres, Cum vero prior Vindobonensis explicatio lacuna illa, etiam 
in Zen. Par, IV 24 comparente, in M male expleta, sola careat, flu- 
xisse eam ex archetypo ceteris codd. omnibus meliore constare 
videtur. (cf. quod supra adnotavimus ad DV IL 28 — Zen. Par. 
11112.) Nam librarium tanta cum sagacitate verborum contextum 
restituisse credere minime possum. (cf. Crus. p. 137.) 

Verum non modo optima explicationum forma Vindobonensis 
archetypon praestantissimum fuit, sed etiam lemmntum copia, Nam 
quamquam epitome nostra ex 776 D! proverbiis 214 tantum exhibet, 
attamen 84 praebet in D omisss, quorum maximam partem in Zen. 
Par. sive Bodl. reperies (praeter ea scilicet quae in ordinibus Ps.- 
Diogeniano propriis exstant). Sunt autem haec: 











DV I 9«—ZenP [14 DV 1152 — Zen. B 388 
I?)— P Is 1 188 π΄ PIII50 
I40— P Is Is ΡΙΠΙδ8 
T149— — P 196 Il55— — PIIL52 
I5— PIS II56— B391 
I58- Β.189 i I97— Bs 
Io- Bie Us- — PIIIS4 
19- Bım 1169 π΄ PIII55 
176 — ] 160 τα B 396 
IT—  C—Ma.I0 * Ilée$— Β398 
I 80 - ! Ile?— Pille? 
188— — Ap.IV 62. Ππ -- Β 438 
I 89— — Ap.1V 59. | 1176 — 
T9—ZePlle — 1118 - 

1100 — P 1164 ᾿ 1183 — Zen. B 468 

II 32 PI I[86 — Bass 

7 T 10—  — Mac 3 189 -- 

Il 14 — Zen. Β 389 100 — Zen. PIVs —— 
121 — Bsos (7 ΠΡῸΣ —Ze.PIV40 —— 
H36— Bas 1194 — Mac. IV 19 
i 51 A | H95-— — PIVA4 

IT 38 = Zen ΡΊΠ 96 (—Tq—Ze BH  — 


I 34 -- PIII86 


' I - 
Hn 86 -- ΡΙΙ τ is Boss 


II 6 — 


Ι 42— Pils | nn — 
IL 45- _— Mac. Π|30 — A eM 
Tl 46 = Zen. P IIT 97 j en. 


Π 41.- Β 868 mio B 650 


ΠΟ. Dee [80 οἱ DVIL71] 


I| 50— —— B868 [ΠῚ] — 
1 51— B384 IT40 - 


Quaestiones Pseudo-Diog®nianeae. 355 





DVII 41 = Zen. P V 30 DV 1Π 8106 = Zen. B 922 !) 
III 49 — — Ars. XII 83a III 82 — 
IIl 46 = P V565 III 88 — 
III 51 — cf. DV 93 III 84 — 
III 62 — Ill 85 — P VI 94 
III 87 = (cf. DV III26) Mac. ΠῚ 86 — Zen. P VI 81 
V1I 40 III 88 — B 939 
IIl 58 = Zen. B 765 ΠῚ 90 = Zen. P VI 40 
11 59 — P V 19 III 93 — B 949 
II 66 = B 796 Ill 94 — B 950 
II 71 — Mac. VIIG | IE  — " Πῃ’΄ 
ΠῚ 78 — III 96 — 
— ll St Zen.P VI 11 98 — Zen. P VI 50 


Itaque si ex hac epitomes ratione archetypi numerum pro- 
verbiorum mecum reputabis, 1100 fere lemmata illud conti- 
nuisse invenies, quocum bene convenit quod Bodleianus, quamquam 
in fine singularum litterarum 150 fere proverbia in D comparentia 
non exhibet, 959 lemmata praebet. Sin autem tabulam nostram ad- 
curatius inspicimus, densissimum initio litterae c agmen notabile vide- 
tur. Neque dubium esse potest, quin hoc loco magna in Diog. I lacuna 
sit statuenda, cum in Bodl. inter Ἐνδυμίωνος ὕπγον καθεύδεις 
D IV 40 = B 358 et Ἐκ rpíyoc κρέμαται D IV 41 = B 402 
43 exstant proverbia.?) Sed epitomes quoque archetypon iacturam 
fecisse videtur, cum inter DV 118 et DV 114 42 lemmata — si 
Schmidtii respicis coniecturam supra adlatam — omnino desint, quam- 
quam hac in re quae sint archetypi, quae epitomatoris culpa omissa 
aegre disceptabis. Pro certo autem potest adfirmari Vindobo- 
nensis archetypon codd. nostris omnibus praestantius 
fuisse, cum et explicationum ubertate Zen. Parisinum plerumque 
aequiparaverit, quin etiam nonnunquam exsuperaverit, et lenmatum 
copia cum Bodleiano certarit adiectis ordinibus D? propriis. 


ἃ 4. Macarii codex Ps.-Diogenianeus. 


Similem codicem etiam Macarius expilavit, cum et multa 
praebeat lemmata Pseudo-Diogeniano peculiari& et in proverbiis 


1) Hoc quoque loco Gottingensium editio secundum Crusii conla- 
tionem corrigenda est. Sic enim legitur in D V: 

(1IL 81) "Ymépou περιτροπή᾽ ἐπὶ τῶν τὰ πάντα κινούντων kal μηδὲν 
περαινόντων reliqua desunt. 

(81 b) Ὕδραν τέμνειν᾽ ἐπὶ τῶν ἀδυνάτων. διὰ τὰς τῆς ὕδρας κεφαλὰς 
ἃς τέμνων ὁ Ἡρακλῆς οὐδὲν μᾶλλον ἐκράτει ἐκείνης ἄλλας ἀναδιδούςης ἀντὶ 
τῶν κοπτομένων. (cf. Zen. P VI26 Β 927 D VIII 61.) 

(81 c) Ὕπερον κοςμεῖν᾽ ἐπὶ τῶν ἃ μὴ dei καλλωπιζόντων (cn τῇ χύτραν 
ποικίλεις. deinde 82. Bakhuizen ab ὑπέρου ad ὕπερον aberravit. 

2) Fortasse quaternio excidit; ex Schmidtii enim coniectura (Verisi- 
milium pag. 5) in singulis D! quaternionibus quadraginta vel quinqua- 
ginta lemmata exstitisse cognoscimus. 

Jabrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 24 


56 Fridericus Brachmann: 


explicandis cum Zen. Par. et DV bene congruat. Age conferas: 
Mac. 160 — Zen. Par. 147 = DV I 20: Αἰεώπειον aina’ ἐπὶ τῶν 
δυςαπονίπτοις ὀνείδεει καὶ κακοῖς (DV δυςεαπονίπτοις καὶ 
κακοῖς ὀνείδεςι) ευνεχομένων ete. Ὁ 146: ἐπὶ τῶν δυςαπονίπτοις 
ὀνείδεει ἐνεχομένων. — Mac. I 71 — Zen. Par. I 60 = DV 11]: 
"Axapnórepoc ἀγρίππου᾽ ἐπὶ τῶν πάνυ (D V μάτην inepte) πενομένων 
(εἴρηται addit P). Λάκωνες γὰρ τὴν ἀγρίαν ἐλαίαν ἄγριππον xa- 
λοῦειν. DII 63: 'Axapr. ἀγρ. ἐπὶ τῶν ἀνωφελῶν. Φυτὸν γάρ ἐςτιν 
ἡ ἄγριππος ἄκαρπον. — Mac. V 65 = DV III 7 cum uno Athoo 
. 187: ὅταν μέχρι τῶν λόγων ὃ φόβος (ἄφοβος M male) fi (ετῇ ὃ Mac.). 

Zen. Par. 130. 'Abpá-| Mac. 128. 'Abpácreia| Diog. 1 164. ᾿Αδρά- 
creia Νέμεεις: ἀπὸ 'Abpá- | Néuecic: ἐπὶ τῶν mpóre- | crea. Νέμεςεις: ἐπὶ τῶν 
«του: τάττεται δὲ émi|pov μὲν cóübatpuovn- πρότερον εὐδοκηςάντων᾽ 
τῶν πρότερον μὲν εὐ-  εάντων, ὥςπερ ó"Abpa- | (c: προδοκηςάντων μὲν 

δαιμονηςάντων, «τος, Ücrepov δὲ duc- προβήςεςθαι τὸ πρᾶγμα 


Ücrepov δὲ δυςτυ- τυχηςάντων. καλῶς, ἀποςφαλέντων δὲ.) 
χηςάντων. ἀπὸ 'Abpácrou τοῦ + Of; 
Baıc crpareócavroc (θε- 
βαίου crpareuuarocg) καὶ 


μεγάλως «φαλέντος. Τὸ 
αὐτὸ καὶ Καδμεία νίκη. 
Zen. Par. II 53. 'Ac-! Mac. 148. ᾿Αετὸς θρί-͵) Diog. I I 71. ᾿Αετὸς 
τὸς θρίπας ὁρῶν ἐπὶ πας ὁρῶν. ἐπὶ TÜv|Opinac ópiv: ἐπὶ τῶν 
τοῦ ἀφροντιςτοῦντος kal! ἀφροντιςτούντων καὶ | ἀφροντιςτούντων τῶν 
καταφρονοῦντος τῶν καταφρονούντων. μικρῶν. 
μικρῶν. 
Zen. Par. 1154. 'AZá- | Mac. I 44.  'Azavéa| Diog. 1124. "AZavaia 
vea kaxá: Kad: κακά: ἐπὶ τῶν κακοῖς 
ἐπὶ τῶν κακοῖς trpoc- | ἐπὶ τῶν κακοῖς προς- διηνεκῶς προςπαλαιόν- 
παλαιόντων  'ACávai γὰρ͵ παλαιόντων. ᾿Αζανέα | tuv. ᾿Αζάναια γὰρ τό- 
τόπος ἐςτὶ τῆς 'Apxka- | YP τόπος ᾿Αρκαδίας πος cxÀànpóc περὶ ὃν πο- 
δίας λεπτόγεως, «κλη- ᾿λεπτόγεως καὶ veup-| νοῦντες οἱ γεωργοὶ οὐ- 
póc καὶ ἄκαρπος, περὶ | γοῖς ἀευντελήῆς. δὲν πορίζονται. 
ὃν πονοῦντες γεωργοὶ 
οὐδὲν κομίζονται. 


Neque desunt quae Macarius cum Diog. Vind. solo communia 
habet, velut Mac. 162 = DV 119 Αἰθίοπα curxeiv: ἐπὶ τῶν μά- 
τὴν πονούντων. Zen. Par. 146 Αἰθίοπα «μήχων᾽ ἐπὶ τῶν μά- 
τὴν ἀνήνυτον ἔργον ἐπιτελούντων. sim. Bodl. 76 sed inepte 
D 1 4δ explicationem plane omisit. Soli quoque et sub a Αἰεώπειον 
αἷμα Mac. 160 — DV I 20 et sub τ τὸ Αἰεώπειον (Αἰεώπου Mac.) 
αἷμα Mac. VIII 47 = D V III 77 praebent, solique sub lemmate βάλλ᾽ 
ἐς ὕδωρ Mac. II 72 — DV 114 similia proverbia adferunt. Pro- 
verbium denique 'Avr' ἀγαθῶν ἀγαθίδες Mac. II10 = DV 177: ἐπὶ 
τῶν εὖ παςχόντων ἀνθ᾽ ὧν προευεργέτηςαν (Mac. εὐεργέτηςαν 
πρότερον) in ceteris codicibus frustra quaeres. 

Sed multis in locis Macarius et a Diog. Vind. et Zen. Par., et 


Quaestiones Pseudo-Diogenisneae. 357 
a reliquis paroemiographis non sensu sed forma explicationum mirum 
in modum differt, cum archetypi verba suo Marte mutare et con- 
trahere non dubitaverit, id unum agens, ut explicationes quam 
máxime circumcideret. Quae igitur proverbia per se perspioua ei 
videbantur, omnino non explanavit, δήλη, φανερόν similia substi- 
tuens velut I 21, 27, 39, 49, 74, 94, 98 etc.; saepissime vero arche- 
typi explicationem contraxit sagaciter plerumque, interdum debilitans, 
quae ipse ex his cognosces exemplis: 


Zen. Par. 128. "Abakpuc πόλεμος᾽ 

ἐπὶ τῶν ἔξω κινδύνου παντὸς 
fQcra δὲ καὶ παρ᾽ ἐλπίδα τὰ πράγ- 
ματα κατορθούντων. 


Zen. Par. 129. ᾿Αδύνατα θηρᾷς" 
ἐπὶ τοῦ ἐγχειροῦντος μείζοειν 
N καθ᾽ ἑαυτόν. 


Zen. Par. 1{48. ᾿Αεὶ γεωργὸς εἰς 
νέωτα πλούειος: ἐπὶ τῶν ἐλπίδι 
μὲν ἀεὶ τρεφρμένων ἀπαλλάττεςθαι 
τῶν δεινῶν, τοῖς αὐτοῖς δὲ πάλιν 
περιπιπτόντων. 


DV 165. ᾿Αετὸν κάνθαρος μαιεύ- 
etar τὰ γὰρ ὠὰ τοῦ ἀετοῦ ἀφα- 
viZoucıv οἱ κάνθαροι, ἐπεὶ οἱ ἀετοὶ 
τοὺς κανθάρους ἀναλέγουςει. Εἴλη- 
ara ἡ παροιμία ἐπὶ τῶν Trepım- 
πτόντιυν τοῖς παρ᾽ αὐτῶν ἀδικηθεῖει 
καὶ κατ᾽ ἀξίαν τιμωρουμένων. 


DV. 162. ATE (κυρία: Χρύειππός 
oncv ἐπὶ τῶν τὰς χάριτας ἀνα- 
τρεπόντων τετάχθαι τὴν παροι- 
μίαν, ἐπειδὴ πολλάκις τὰ ἀγγεῖα 
ἀνατρέπει ἡ αἴξ. ἄλλοι δέ qacv 
ἐπὶ τῶν ὀνηςιφόρων λέγεςθαι διὰ τὸ 
πολὺ γάλα φέρειν τὰς (κυρίας al- 
yac’ ἄμεινον δὲ τὸ πρῶτον. 


DV 125. ᾿Ακίνητα xıveic καθ᾽ 
ὑπερβολήν, ὅτι μὴ dei κινεῖν μὴ 
βωμοὺς, μὴ τάφους, μὴ ὅρους. 


Mac. 125. "Adaxpuc πόλεμος ἐπὶ 
τῶν ἀκινδύνως τὰ πράγματα Ka- 
τορθούντων. 


Mac. 126. ᾿Αδύνατα Onpäc' 
ἐπὶ τῶν τοῖς ἀδυνάτοις émyei- 
ρούντων. 


Mac. [84. ᾿Αεὶ γεωργὸς εἰς νέωτα 


πλούςιος᾽ ἐπὶ τῶν ἐν ταῖς ἐλπίει 
καυχωμένων. 
Mac. 186. ᾿Αετὸν κάνθαρος μαι- 


εύὐςομαι᾿ ἐπὶ τῶν τιμωρουμένων 
τοὺς ἄρξαντας. 


Mac. 158. ATE (κυρία ἐπὶ τῶν 
ἀνατρεπόντων τὰς edepyeclac‘ αἱ 
γὰρ κατὰ Cxüpov alyec πολὺ γάλα 


ἀφιεῖκαι, εἶτα ἀνατρέπουει τὸ 
ἀγγεῖον. 
Mac. 166. ᾿Ακίνητα κινεῖν καθ᾽ 


ὑπερβολήν᾽ ὅτι οὐ δεῖ τὰ ὁρι- 
ςθέντα παραβαίνειν. 


Neque tamen de fonte harum explicationum ambigere possumus, 


nam singulorum verborum consensus omnem tollit dubitationem. 
Nonnumquam vero Mac. cum Zen. Par. bene consentit, DV cum D, 
velut Mac. I 8, 10, 18 = Zen. PI 9,10, 11: in DV I8 = DI10 
sub uno lemmate coniuncta, — Mac. 1116 — Zen. P II 1 "Av0paxec 
ὃ 6ncaupóc πέφυκεν, DVI52 = DI90 "Av6paxec ὁ 0ncaupóc. 
— Mac. III 4 = Zen. P II 96 ἐπὶ τῶν παρ᾽ ὥραν τι biam patto- 
μένων, DV IL 11 — D III76 ποιούντων. — Mac. 163 = Zen. 
P 149 ᾿Ακαρπότερος (et P) ᾿Αδώνιδος κήπου (κήπων P): ἐπὶ 
24* 


358 Fridericus Brachmann: 


τῶν μηδὲν γενναῖον τεκεῖν δυναμένων, DVI12 == DIi4 
᾿Αδώνιδος κῆπος (κῆποι P): ἐπὶ τῶν ἀώρων καὶ ὀλιγοχρονίων 
καὶ ἀνάνδρων. (P ἀώρων καὶ μὴ ἐρριζομένων). Quibus 
exemplis adductus si quis non idem archetypon Macarium legisse 
coniciet, quod DV, sed illius gemellum, haud equidem obloquar. 


Iam oritur quaestio, qui factum sit, ut Macarius tali archetypo 
usus proverbiorum quintae conlectionis (Athoi IV Laurentiani III) 
genuinum ordinem tam adcurate servaverit. Composuit enim Crusius 
pag. 40 ad hoc artum necessitudinis vinculum inlustrandum indicem, 
quem comparationis causa hic repetere liceat: 


Macarius conlectio V | Macarius conlectio V 
12 LIII 1 I 44 L III 24 
4 2 48 25 
7 6 49 28 
8 6 54 31 
12 7 δῦ 32 
13 6 67 . 33 
90 8 69 35 
93 10 60 86 
24 11 63 16 
27 13 68 41 
30 19 69 42 
81 90 71 43 
34 21 84 45 
87 99 85 47 

89 14 88 AS b 
40 15 94 53 
49 98 95 54 


Mirus sane et notabilis consensus „ut haud inepte ipsum no- 
strum corpus paroemiographorum Áthoi Macario ad manus fuisse 
conicias; nisi copias illas ab alio iam coniunctas et dispositas trans- 
scripsit.^ (Crus. p. 40.) Sed iam habemus a quo transcripsit. Ps. 
Diogenianum I!) enim si hac in re mecum perscrutaberis, eandem 
fere nobis praebere tabulam nonnullis locis Vindobonensi et Bodle- 
iano suppletam haud difficile observabis. En habes: 


Ps.-Diog. Pant. conlectio V Ps.-Diog. Pant. conlectio V 

I 2 Ll 1 I 13 L II 10 
3 2 14 12 
4 b 16 18 
b 6 21 49 

: | δὶ 
10 6 52 33 
DVI9 7 66 19 
11 8 Bodl.40 21 


—— ——Ó—— 





1) transpositis scilicet secundum Schmidtii coniecturam quaternionibus. 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 359 


Ps.-Diog. Pant. conlectio V Ps.-Diog. Pant, conlectio V 








I 58 L III 99 I 34 L III 30 
60 49 [37 34] 
[ω un! 40 31 
63 41 41 32 
65 14 45 16 
:67 15 46 86 
68 98 47 37 
24 24 49 | 38 
25 38x Bodl.87 39 
26 18 H 8 41 
28 11 18 50 
30 16 21 61 
82 28 24 54 
33 29 | 





Etiam nune magnae obstare videntur difficultates. Sed im- 
primis est respiciendum, Macarius cum copias suas ita disposuisset, 
ut binae semper litterae respicerentur, omnia archetypi sui lemmata, 
quae hunc interrumperent ordinem, aut omitteret aut transponeret 
necesse fuisse. Qua ratione statim evanescunt D 121, 23,52; 60, 
62, 63; 25, 26, 28, 30. — DI7 et 37 omnino ignoravit Macarius. 
Jam remanent duae ordinis perturbationes DIS58, 65, 67, 68 = 
conl. V 22, 14, 15, 28 et D I 45, 46 = conl. V 16, 36. Sed inspicias 
quaeso priorem tabulam; nonne liquet? easdem enim perturba- 
tiones Macarius praebet. Quae vitia communia casui tribuere 
nemo audebit. Novum igitur habemus argumehtum idque gravissi- 
mum quo Macarium codicem Ps.-Diogenianeum expilasse 
evincitur. 


Recensio B. 
$ 5. Ps.-Diogenianus Apostolii et D conlati. 


Iam accedamus ad alteram codicum Ps.-Diogenianeorum fami- 
liam, in qua Apostoli codex primum obtinet locum. Nam quam- 
quam eum D? I multo meliorem fuisse peritum non fugiet, tamen 
artiore propinquitate cum illo quam cum recensione Vindobonensi 
eum coniunctum fuisse cum ex tabula apparet supra p. 9 sqq. composita, 
tum ex his exemplis. Exhibet' enim sub x littera Diog. Vind. 
haec proverbia: 

Diog. Vind. Diog. I Apostolius 

1197. Κανθάρου co-| V 40. Kav6ápou copi-| 1X 26. Κανθάρου pe- 
φώτερος᾽ ἡ παροιμία ἐπὶ | Tepocc ἐπὶ τῶν movn- |Advrepoc' xal κανθάρου 
τῶν cpóbpa πανούργων ρῶν. Κάνθαρος váp| εοφώτερος: ἐπὶ τῶν 
καὶ πονηρῶν᾽ ἐπειδὴ Tic | τις πονηρὸς ἐγένετο. πονηρῶν καὶ κακοήθων᾽ 
᾿Αθήνηει Κάνθαρος κα- Κάνθαρος γάρ τις 
λούμενος ἐπὶ πονηρίᾳ πονηρὸς ἐγένετο. se- 
καὶ προδοςίᾳ θάνατον quitur Aeliani historia. 


60 


Diog. Vind. 
κατεδικάςφθη. cf. Zen. 
P IV 66. 


II 98. Καρικὸν θύμα᾽ 
ἐπὶ τῶν ἄςαρκα μέλη 
θυόντων᾽ οἱ γὰρ etc. 


11 99. Καπνίας ποιη- 
τῆς ὁ μηδὲν λαμπρὸν 
γράφων. Λέγεται etc. 


II 100. KepkumlZev: 
ἐπὶ τῶν κολακευόντων 
ἀπὸ μεταφορᾶς τῶν cai- 
γόντων τῆ κέρκῳ Ζῴων- 

ἄμεινον δὲ ἀπὸ τῶν 
Κερκώπων, οὖς περὶ Λυ- 
δίαν ἱςτοροῦςει etc. cf. 
Zen. PIV 50. 


III 1. Kectpeüc νηςτεύ- 
ev ἐπὶ τῶν πάνυ λαιμάρ- 
vuv: λέγεται δὲ καὶ ἐπὶ 
τῶν δικαιοπραγούντων 
μὲν, οὐδὲν δὲ πλέον ἐκ 
τῆς δικαιοςύνης ἀποφερο- 
μένων. Ὁ ταὰρ κεςτρεὺς 
τῶν ἄλλων ἰχθύων ἀλλη- 
λοφαγούντων μόνος τῆς 

capkopaylac ἀπέχεται, 
νέμεται δὲ τὴν ἰλύν. cf. 
Zen. PIV 52. 


111 2. Κιλίκιοι τράγοι᾽ 
οἱ baceic: τοιοῦτοι γὰρ 
ol ἐν Κιλικίᾳ γίνον - 
ται τράτοι᾽ ὅθεν καὶ 
τὰ ἐκ τῶν τριχῶν ευν- 
τιθέμενα παρ᾽ ἡμῖν 
Κιλίκια λέγονται. cf. Zen. 
Bodl. 540. 


1113. Κύων ἐπὶ decud‘ 
ἐπὶ τῶν ἑαυτοὺς elc Ko- 
λάςεις ἐπιδιδόντων, Ten 
1f): Βοῦς ἐπὶ δεςμά cf. 
Zen. P IV 73. 


114. Κέρδων γαμεῖ" 
παρὰ τὸ ὄνομα εἴρηται 
ἐπὶ τῶν διὰ κέρδος αἱρου- 
μένων τὸν γάμον. (hoc 
de proverbio acute egit 
Crusius pag. 54 sq.) 


Fridericus Brachmann: 


Diog. I 
omisit. 
omisit. 
V 51.  KepkumiZev: 


δολιεύεςεθαι. Ἐπὶ τῶν 
πανούργων. ᾿Από τινων 
ἀνδρῶν Κερκώπων λε- 
γομένων ὠςπροείρηται. 


V853.  Kectpebc νη- 
ςτεύει' ἐπὶ τῶν Aat- 
μάργων, ὑὕὑποκρινομέ- 
vwv δὲ νηςτεύειν᾽ ἄπλη- 
ἐτον γὰρ τὸ Ζῶον. 


V54. Κιλίκιοι τρά- 
τοι" οἱ baceic. Ὅθεν καὶ 
τὰ ἐκ τριχῶν Κιλίκια λέ- 
Yovrat. 


V 68. Κύων ἐπὶ δε- 
cuá: ἐπὶ τῶν ἑαυτοὺς 
εἰς δεςμὰ ἐμβαλλόν- 
των. 


VI 22. Λευκύώλε- 
νον λίνον κερδῶ γα- 
μεῖν (κερδῷ γαμεῖς bg 
κερδογαμεῖς Leutsch.) 
ἐπὶ τῶν αἰεχρὰς ἐπὶ 
κέρδει γαμούντων. 








Apostolius 
omieit. 
omisit. 


IX 64. Κερκωπίζειν᾽ 
ἀντὶ τοῦ ἀπατᾶν kal 5o- 
λιεύεςεθαι μετήνεκται 
δὲ ἀπὸ τῶν Κερκιύπων 
οὕτω λεγομένων ἀν- 
δρῶν. reliqua ex Har- 
pocr. hausta, 


IX 76. Kecrpeic νη- 
creva ἐπὶ τῶν Aaı- 
μάργων᾽ ἄπληεςτον 
γὰρ τὸ Ziov. 


IX 78. Κιλίκιοι τρά- 
γοι᾿ οἱ δαςεῖς ὅθεν καὶ 
τὰ ἐκ τριχῶν Κιλίκια λέ- 
γεται. 


X 26. Κύων ἐπὶ becud- 
ἐπὶ τῶν ἑαυτοὺς εἰς δε- 
«μὰ ἐμβαλλόντων. 


X52. Λευκώλενον 
λίνον κέρδει γαμεῖς᾽ ἐπὶ 
τῶν αἰςεχρὰς ἐπὶ κἐρ- 
δει ζαμούντων. 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 961 


Diog. Vind. Diog. I Apostolius 
III 5. Κνίδιον κόκκον — omisit. omiait, 
ψύχειν᾽ ἐπὶ τῶν μηδὲν 
ἀνυόντων etc. 

Qua natura aptissimus esse videtur Apostolius ad multa D! 
vitia eaque gravissima et cognoscenda et exstinguenda, quamquam 
non omnes respuit illius ineptias neque corruptelis caret sibi pecu- 
liaribus." Sed unum quodque horum codicum proverbium ad 
amussim comparare et emendare illius erit, qui novam curabit Ps.- 
Diogeniani editionem. Equidem satis habeo graviora enumerare. 

Ac primum quidem multorum proverbiorum explicationes ser- 
vavit à D plane omissas: 


Diog. I Apostolius - 
165. ᾿Αετὸν ἵπταςθαι bibáckec: 141. ᾿Αετὸν ἵπταςθαι διδάςκεις᾽ 
φανερὰ ἡ παροιμία. ὅμοιον οἷο. ἐπὶ τῶν ἐγχειρούντων διδάεκειν τινάς, 


ἃ ἐπίετανται μᾶλλον τῶν θελόντων 
διδάςκειν. — Zen. P II 49. 


I 79. 'Avópóc κακῶς mpáccovroc 1182. ᾿Ανδρὸς — φίλοι" ἐπὶ τῶν 


ἐκποδὼν φίλοι δήλη ἡ λύεις. ἐν τοῖς κακοῖς μηδεμίαν εὑριςκόν- 
M τῶν παρὰ τοῖς φίλοις ὠφέλειαν. — 

Zen. PI 90. 
I 87. ᾿Αντλεῖν ἀμφοτέραις λείπει, 1199. ᾿Αντλεῖ ἀμφοτέροις (ser. 
χερείν᾽ ἡ παροιμία δήλη. ἀμφοτέραις)" ἐπὶ τῶν ςπουδῇ τι ποι- 


ούντων᾽ ὁμοία Tí: πάντα κάλων 
κινεῖς, = Zen. PI98 cf. V 62. 


1) Iam ut intellegas, qua ratione Apostolius Ps.-Diogenianum ex- 
pilaverit, hunc fasciculum florum ex violario illius decerptorum tibi 
offerre liceat. (cf. Crus. p. 41.) Ap.I1 τοὺς παῖδας τῶν τιτθῶν pro μετὰ 
τῶν τιτθῶν. — Ap.III 97 ἐπὶ τῶν εὐγενῶν καὶ εὐδαιμόνων pro aldn- 
μόνων. — Ap.III 62 ᾿Απὸ βραδυςκελῶν ὄνων ἵππος οὔρηςεν pro dpov- 
cev. — Ap. IV 40 ἐπὶ τῶν ἄρτι τι λυμαινόντων pro ἄρδην τι. — ΑΡ. 
ΙΠ98 ᾿Αργύρου κρῆναι καλοῦειν pro λαλοῦειν. --- Ap. V 54 ἐπὶ τῶν αἰεί- 
otc χρωμένων olwv@ DPIII93 ἐ. τ. αἰείῳ xp. οἰωνῷ Bodl. 292 ἐ. τ. ai- 
cloıc xp. οἰωνοῖς. — Ap. V 94... δίψει δ᾽ ἀπόλλυται pro ἀπόλωλεν 
(Ps.-Diog. IIV 26 ἀπολωλώς) ex interpretatione in proverbium inlatum 
videtur, quo versus corrumpitur. — Ap. VIIL87 ἐπὶ τῶν ἐκ μικρᾶς αἰτίας 
μεγάλην καρπουμένων pro μεγάλην δόξαν. — Ap. VIITA42 ἡ δύ pro ἢ ὃ εἶ. 
— Ap. VIII 61 μαγνΐίτην pro μαγνῆτιν. — Ap. VIII 56 τοῦτο δὲ εἶπεν 
ἡ Δημήτηρ πρὸς Τριπτόλεμον ex Ps.-Diog. interpretatione proverbii D V 17 
huic lemmati antecedentis falso transposita. — Ap. VIII 86 Θεὸς ἀναίδεια 
pro Θεὸς ἡ "Avaldeıa. — Ap. IX 71 eböpdcrwv pro ᾿εὐθραύετων. — Ap. 
X 69 ἀνεῖναι τῷ λιμῷ παιδίον pro πεδίον. — Ap. X 60 Λευκὴν μάζαν 
φυρῶειν pro φυρῶ cot. — Ap. XI 84 Much κανθαρίς pro Muci κανθαρίς. 
— Ap. XII 66 τοῦτο ὀλέθρου pro τὸ τοῦ óAt0pov. — Ap. XIV 84 τοῦτον 
γὰρ ἔχων pro τοιοῦτον γὰρ Exouca. — Ap. XIV 48 Τοταμῷ μεγάλῳ 
ὀχετῶν ἐπάγει pro ὀχετὸν ἐπ. — Ap. XIV 42 TToAUmoboc κέφαλη ἔνι 
μὲν κακὴ ἔνι δὲ καὶ ἐςξθλὴ pro TloAUmoboc κεφαλῇ ἔνι μὲν κακὸν ἐν δὲ 
καὶ ἐεθλόν. — Ap. XIV 53 ἸΤολλὰ κεν ἀπὸ πολέμου pro πολλὰ κενὰ τοῦ 
πολέμου. — Ap. XV 56 Εὐριπίδ᾽ ἧς pro Εὐριπίδης. --- Ap. XVIII S ἐπὶ 
γάμον pro ἐπίγαμον. Denique ut finis coronet opus sub Ap. XVIII 61 
D VIII 71 et 72 ineptissime confunduntur.. 


362 


Diog. I 
1162. "AAAoi μὲν ςπείρουει, ἄλλοι 
δὲ ἀμήςονται" φανερόν. 


90. ᾿Αργαλέον φρονέοντα παρ᾽ 
ἄφροει πόλλ᾽ ἀγορεύειν᾽ φανερόν. 


IV 19. Δὶς πρὸς τὸν αὐτὸν alc- 
χρὸν προςκρούειν λίθον᾽ φανερόν. 


V 98. Ἱππέας εἰς πεδίον φανερόν. 


V 99. Ἱερὰ ἄγκυρα δήλη ἡ παρ- 
οιμία. 


V 33. Ἰχθὺν νήχεςεθαι διδάςκεις᾽ 
ὁμοία Tf: Δελφῖνι κολυμβᾶν ευμ- 
βουλεύῃ. 


Υ 62. Κριὸς τὰ τροφεῖα" ἐπὶ τῶν 
àxapicruv* ἡ δὲ Icropia δήλη. 


VI42. Μέτρῳ ὕδωρ πίνοντες ἀμε- 
τρίᾳ (scr. ἀμετρὶ δὲ) μᾶζαν ἔδοντες. 


VII43. ἸΤαρὰ κωφῷ ἀποπέρδειν. 


VII 81. ΤΙολλάκι[ς Tor] καὶ μωρὸς 
ἀνὴρ κατακαίριον eine: δήλη ἡ 
παροιμία. 


VII 88a. ΤῸρ ὑπ᾽ ἀκάνθαις, 


VI85. Tléume εἰς Ecxarov τὴν | 


ἐπιςτήμην. 
VI111 30. Τὸ dpvióv cot λελάληκεν. 


Fridericus Brachmann: 


Apostolius 
1194. "Αλλοι — ἀμήςονται᾽ ἐπὶ 
τῶν τὰ ἀλλότρια ἐςθιόντων. 


IV 6. ᾿Αργαλέον — ἀγορεύειν᾽ 
εἰς ἀπαιδεύτους ἂν ῥηθείη. 


V129. Aic πρὸς τὸ (scr. τὸν) — 
λίθον: ἐπὶ τῶν ἐκ δευτέρου τοῖς αὐ- 
τοῖς περιπιπτόντων. = K II 83 cf. 
Zen. P III 29. 


IX 13. Ἱππέας εἰς πεδίον προ- 
καλῇ ὅπερ ἔςτι, τοὺς εὐδαιμονοῦν- 
τας εἷς ἅπερ εὐδαιϊιμονοῦςειν ἔργα. 
cf. Zen. B512, G. C. M III 78. 


IX 1. Ἱερὰ &rkupa- ἡ μεγάλη βοή- 
θεια. ἄγκυρά ἐςτιν ἐν τῇ vri ἱερὰ 
καλουμένη, καὶ ὅτε μέγας καταλαμ- 
βάνει κίνδυνος τελευταία βάλλεται. 
cf. B 518. 


IX 19. Ἰχθὺν νήχ. $15. ἐπὶ τῶν 
didackövrwv τινὰς ἃ ἐπίςοτανται. cf. 
Zen. P III 30; G. C. L II 81. 


X8. Κριὸς τροφεῖα ἀπέτιςεν᾽ ἐπὶ 
τῶν dyapíctuv: οἱ γὰρ κριοὶ τὰς 
φάτνας πλήττουςι καὶ τοὺς τρέφον- 
τας. cf. Zen. PIV 68. 


X[ 31. Merpw ὕδωρ πίνοντες ἀμε- 
τρίᾳ δὲ μάζαν ἔδοντες: οὗτος ὁ 
ςτίχος εἰς παροιμίαν περιέετη ἔκ 
τινος χρηςμοῦ, ὃν ἀνεῖλεν ὁ θεὸς 
CuBapíraic. ὑβριςταὶ γὰρ ὄντες καὶ 
ἀμετροπόται ἀπιύλοντο ὑπὸ τῶν 
Κροτωνιατῶν τοῖς οὖν διαφυτγοῦειν 
αὐτῶν οὕτως ἐχρήςθη. 

Athous ΜΊΙ[34 ad verbum fere. 


XIII 99. TTapà κωφὸν ἀποπαρδεῖν᾽ 
ἐπὶ τῶν ἀναιςθήτων. cf. Mac. V1 89. 


XIV 69. TToAAdxıc καὶ μωρὸς ἀνὴρ 
κατακαίριον eine‘ ἐπὶ τῶν ἀςκέπτως 
καὶ cnaviwc εἰπόντων τι cuveröv. 


Mant. Prov. II 78 (E Z XVIL4). 
TTöp εἰς ἀκάνθας" ἐπὶ τῶν περί τι 
εὐδοκιμούντων. 


XIV 23. Τ͵έμπε --- ἐπιςττήμην " παρ- 
αινετικὴ πρὸς τὸ ςπουδάζειν ἀεί. 


XVII 1 Τὸ ὀρνίον (recte) cov (ser. 
cot) λελάληκεν᾽ ἐν Αἰγίνῃ (ser. Al 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 363 


Apostolius 
γύπτῳ cum Suida cf. Zen. B 883 


Laur. 11 19) ὡς gaciv, ἀνθρωπείᾳ 
φωνῇ éxpricaro καὶ εἶπε τὰ μέλλοντα. 


Verumtamen cave ne inconsiderate recens. B ex Ap. restituere 
coneris. Explicationes enim Apostolii, quae cum codieibus Zenobianis 
vel paroemiographis Byzantinis haud apte consentiunt, aut plane ab 
ilis sunt omissae, utrum ex codice Ps.-Diog. fluxerint, an ex eliis 
fontibus, quos multos!) habuit Apost, certo diiudicari saepe nullo 
modo potest. Ambigas sane de Ap. II 24; XIII 99; Mant. Prov. 11 73; 
Ap. XIV 23. De suo addidisse Apostolium explicationem proverbii 
"ApraMéov φρονέοντα etc. VI 6 particula ἄν significare videtur, 
praesertim cum et G. C. MI82 et Mac. II 35 explic. non praebeat. 
Magnopere vero cavendum est, ne, quaecunque in Apostolio aliisque 
paroemiographis cum Suidae copiis bene congruant, ex penu eius de- 
prompta esse censeas.) Ipse enim Suidas quippe qui et pro- 
verbia illa Ps.-Diogeniano propria fere omnia exhibeat et eandem 
atque Zen. Par. et Diog. Vind. proverbiorum et interpretationum 
plerumque praebeat formam, expilasse videtur codicem Ps.-Diogenia- 
neum recensionis Α similem, ita ut saepius aegre, quae paroemio- 
graphi, imprimis Apostolius et Macarius, ex Ps.-Diog. ipso, quae ex 
Suida hauserint, disceptare possis. Quae cum ita sint, priusquam in 
lexicographi illius copias proverbiales adcuratius erit inquisitum, ea 
sola nobis adhibenda sunt ad veriorem recensionis B formam enu- 
cleandam Apostolii proverbia et interpretamenta, quae aut aliis par- 
oemiographis ex eadem recensione B pendentibus, aut Ps.-Diogeniani 
volgati ipsius conditione conprobantur, velut: 

DI17 et 18 sub uno lemmate coniungenda esse iam verba 
ἐπὶ τῶν ὁμοίων significant"), idem docet Apost. II 15. — Apost. 


1) Nimium multos Finckhius („Zeitschrift für die Altertumsw.‘‘ 1852 
col. 514 sq.) Apostolio tribuit Quae enim Apost. cum Vaticano Kram. 
et Greg. Cypr. hábet communia, non ex illis sunt hausta, sed ex codice 
Ps.-Diog. recensionis B ex quo et Apost. et illi pendent. Neque exemplis 
a Finckhio adlatis eo adducor ut credam haud recte Leutschium iudicasso 
cum diceret: caruisse Apostolium Zenobio. Equidem, nisi firmissimis 
refutabor argumentis Apostolium praeter codicem Ps.-Diog. volgato melio- 
rem nullum expilasse nostri corporis Gotting. paroemiographum semper 
persuasum habebo. 

2) Sic Ap. VI 29 non ex Suida fluxit, ut Leutschio videbatur, sed ex 
codice Ps.-Diog. Eadem enim ad verbum Vaticanus K II 83 praebet. 
cf. Zen. Par. III 29. 

3) Ad eandem coniecturam te deducunt verba Ps.-Diog. lV 86 Ἐς 
Kuvöcapyec, Ἐξ àvnMou πύλας: ἐπὶ τῶν ὁμοίων xal αὗται; antecedentis 
autem proverbii D IV 86 Ἐπ᾿ ὄνου πόκας explicatio: ἐπὶ τῶν εἰς ἀδύνατα 
ἀναβαλλομένων ad haec proverbia minus apte convenit. Rectius Ap. VI 66 
cum Suida: Εἰς Kuvöcapyec: εἴρηται ἐπὶ ὕβρει καὶ ἀραῖς. Sin autem pro 
verbis ἐπ᾿ ὄνου πόκας. apud Aristoph. Ran. v. 186 cum Conzio, aliis, le- 
gimus ἐπ᾿ "Oxvou πλοκάς prorsus Ps.- Diog. explicatio omni fide est destituta. 


364 Fridericus Brachmann: 


134. ἐπὶ τῶν ÖAıyoxpoviwv καὶ ἀώρων καὶ un ἐῤῥιζομένων — 
KI19 cf. B 18 DV 112: 0) 114 ὀλιγοχρονίων omisit. — Ap. Π16: 
ἐπὶ τῶν ἐνδελεχῶς αἰτούντων τι. ἢ παρὰ τῶν αὐτῶν ἀεὶ baveo- 
μένων otc. cf. Ath. ΜΙ 117, Zen. PIL 41, B23: D 119 παρὰ τῶν 
αὐτῶν male omisit ita ut explicatio sensu cassa. — Ap. 199: οὗτοι 
γὰρ πρῶτοι τὸν τῆς ᾿Αθηνᾶς πέπλον ἐδημιούργηςὰν cf. Zen. PI56, 
B86: DII7 vocem πρῶτοι ex qua tota pendet explicatio ignorat: 
mulia enim Palladi pepla texta sunt et pretiosissima et artificio- 
sissima, sed qui primi tale confecerant opus ab omnibus sunt mirati 
atque in proverbium cesserunt. — Ap. III 65: ἐπὶ τῶν ἀπὸ χει- 
póvuv eic κρείττονα μεταβιβαςθέντων, ultimam vocabulam D I 48 
male omisit. — Ap. III 89 ἐπὶ τῶν ἀδήλων (ser. δήλων) G. Cypr. 
et Vat. K προδήλων: D II 70: ἐπὶ τῶν δειλῶν κυνηγῶν = Laur. I 
(Ps.-Plut.) 94; fortasse in archetypo recensionis B legebatur: 
ἐπὶ τῶν δήλων᾽ εἴρηται δὲ ἀπὸ δειλῶν κυνηγῶν cf. Bodl. 201. 
— Ap.IV 39 Αὐτὸς ἔφα᾽ ἐπὶ τῶν ἀναφερόντων τι ἐπί τινα τῶν 
ἀξιοπίςττων = Vat. Καὶ II35 ad verbum cf. DV 184: D III 19 
τῶν ἀξιοπίετων omisit. — Ap. IV 84 Βάλλ᾽ ἐς ὕδωρ᾽ ἀντὶ τοῦ 
καταπόντιςον᾽ ἐπὶ τῶν ὀλέθρου ἀξίων = Κα 1 50, 6. Ο. LI67 
cf. Zen. P II72: in D 1Π 51 verba ἀντὶ τοῦ xatanövrıcov desunt. 
— Mant. Prov. I 75 Koi ἅμμα Avcıc (soribe cum Zen. P IV 46 
Κάθαμμα Avcıc)! D V 47 Οὐχ ἅμμα λύεις quod prave discrepat ab 
ordine litterarum; dissentit Leutschius in nott. critt. ad D V 47. 
Quid vero causae sit cur Schol. ad Eurip. Hippol 666 sequamur, 
dissuadente Zenob. Par. Apostolio, Suida, non intellego. Alias huius 
recensionis interpretationes volgatis uberiores et integriores ex hac 
tabula cognoscas: 


Pe.-Diog. I Apostolius 


I56. ᾿Αετοῦ γῆρας, κορύδου veó- | 
TC παρόςον καὶ Yvnpáckuv ἀετὸς | x. γηρ. der. κρείττων écrl veáZovroc 
ἀμείνων ἐςτὶ κορύδου νεάζοντος. ! ὄρνιθος. Λέγεται τὸν βίον ἀε- 
Ὅμοιον etc. τὸς καταςτρέφειν τῆς κάμπης 

τοῦ ἄνω χείλους πρὸς τὸ κάτω 
χρόνῳ ευὐγκαμψάεης. == Zen. 
PII38, ΚΙ11. 


1194. ᾿Αρχὴ ἄνδρα δείκνυειν᾽ ἐπὶ IV 1. ᾿Αρχὴ a. ὃ. ἐπὶ τῶν πρὸ 
τῶν ἐν τῇ ἀρχῇ οἷοί eii φαινομένων. | μὲν τῆς ἀρχῆς ἐπιεικῶν 
δοκούντων, ἐν αὐτῇ δὲ κακῶν 

φαινομένων = K II 27 ad ver- 


146. ᾿Αετοῦ --- νεότης᾽ Tapócov 





bum. 
111 37. ᾿Αφροδίειος ὅρκος οὐκ ἐμ- IV 56. ’Agppod. — ἐμπ. ἐπὶ γὰρ 
ποίνιμος᾽ ἐπὶ τῶν ἐρωτικῶν. τοῖς ἐρωτικοῖς ἐπιορκούμενοι 


(ἐπιορκουμένοις G.C. M 12 recte cf. 
Macarii explicationem II 69) οἱ 
θεοὶ οὐκ ὀρτίζονται. = G. C. 
LlI1, G.C.MI2. 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 


Ps. Diog. I 


Boóc ἐν móAevr ἐπὶ τῶν 
γων. 


γεράνδρυον μεταφυτεύειν' 
obc παρηβηκότας εἰς μα- 
"ὀντων. 


νὴ «ςτρατητεῖ, καὶ, Γυνὴ 
xw ἐπὶ τῶν δειλῶν. 


Ἐνδυμίωνος ὕπνον καθεύ- 
τῶν ὑπνωδῶν᾽ ἔν τινι γὰρ 
con ὁ Ὕπνος παιδὸς Ἐν- 


Ζεὺς κατεῖδε χρόνιος ἐπὶ 
ἐπὶ τῶν βραδέως τιμω- 

Λέγεται γὰρ τὸν Δία 
πραττόμενα εἰς διφθέρας 
dan. 


Ἰλιθιώτερος τῆς ἸΤραξίλλης: 
ἐρωτωμένη τί κάλλιςετον, 
m καὶ cüka. ὁμοία etc. 
ne in modum ınutilatum 
tum. Bodl. quoque 480 

ipsam haec dicentem 


adneia vikq* ἐπὶ τῶν ἀλυ- 
«ὠντων, ὧν ἡ ἱςτορία δήλη. 


365 


Apostolius 


V 15. Boöc ἐν T. €. T. θαυμ. Av- 
cíac γὰρ ἐν ἀκροπόλει βοῦν 
ἔθηκεν — G. 170 cf. Bodl. 254. 


V 32. l'epáópuov (scr. l'epávópuov) 
μετ. ἐπὶ τοῦ μὴ δεῖν τοὺς γέροντας 
ἐπὶ τὰ τῶν ἀκμαζόντων ἔργα 
προπέμπειν (προτρέπειν G.C. M recte). 
Y€pábpuov γὰρ τὸ YTnpáckov 
φυτόν. δρῦς γὰρ πᾶν φυτὸν 
γενικῷ ὀνόματι καλεῖται. = 
G. C. M II ?6, cf. Zen. Par. IlI 1. 


V 16. luv. — crpareverar ἐπὶ 
τῶν παραδόξων cum ceteris om- 
nibus. . 

VII 42. ’Evd. — καθ. ἐπὶ τῶν δι᾽ 
ἔρωτα ὑπνηλῶν. ἐπειδὴ ὁ Ὕπνος 
ἐραςθεὶς μειρακίου Ἐνδυμίωνος ἔτι 
καὶ νῦν κατέχειν αὐτὸν λέγε- 
ται κοιμώμενον. KIIL17 ad 
verbum fere, cf. Ath. MI20 etc. 


VIII 80. Ζεὺς — eic τὰς διφθέρας 
(= Zen. P): ὅτι οὐκ ἀπρονόητος 
(plenior Zen. P IV 11). Τὸν γὰρ Δία 
φαεὶν eic 6190. rà πραττόμενα τοῖς 
ἀνθρώποις γράφειν᾽ — G. C. LII 19. 
λέγεται ἐπὶ τῶν βραδέως τιμωρου- 
μένων. 


VIII 563. Ἠλιθιύτερος ἀδιύνιδος 
(scr. ᾿Αδιύνιδος cum A et G. C.) τοῦ 
(ser. τῆς) TipafıreAouc (scr. TTpa- 
ξίλλης cum Z R) "Abuvic τΤὰρ 
[τις ΤΤραξιτέλους υἱὸς}}) ἀποθα- 
νὼν καὶ ἐρωτηθεὶς πρὸς τῶν ἐν 
ἄδου, τί κάλλιςτον ἄνω κατέλι- 
πεν; ἀπεκρίνατο ἥλιον, ςελήνην, 
οὔκα καὶ μῆλα᾽ ἔδοξε γοῦν ἠλί- 
θιος ταῦτα ἐξιεῶν τῷ ἡλίῳ. — 
K III 39, G. C. P IL 68 etc. cf. Zen. 
P IV 21, Laur. 1118. 


IX 30. Kabp. v. ἡ ἐπὶ κακῶν 
νίκη. Ἐτεοκλῆς γὰρ xal TToAv- 
νείκης υἱοὶ Οἰδίποδος, τινὲς δὲ 
Κάδμου, οὗ τὴν βαειλείαν οἷ 
υἱοὶ διεδέξαντο, ευνέθεντο 


rba uncinis inclusa ineptum diasceuastae additamentum in co- 
Diog. quem Apostolius, Vat. K, Greg. Cypr. expilarunt in- 
Initium huius narratiunculae Zen. P IV 21 optime servavit. 


364 Fridericus Brachmann: 


134. ἐπὶ τῶν ὀλιτοχρονίων καὶ ἀώρων xad ^L 9 
K 119 cf. B 18 DVI12: DI14 ὀλιτοχρονω «, A 
ἐπὶ τῶν ἐνδελεχῶς αἰτούντων τι. ἢ παρὰ τῶν €X .— 


2T "ἡ dft 
μένων etc. cf. Ath. MI17, Zen. PII41, ΒΖ — - E 
αὐτῶν male omisit ita ut explicatio sengu a ^ — 1i τῷ πολέμι 
γὰρ πρῶτοι τὸν τῆς ᾿Αθηνᾶς πέπλον kön - ρίκαντο, " 
B86: DII7 vocem πρῶτοι ex qua tote... ιἠκαειν, ὅτι 
multa enim Palladi pepla texta sunt . '; τὸν ἕτερον. 6. ᾿ 
sissima, sed qui primi tale oonfeoerr - . - am fere, multo 60 
aique in proverbium cesserunt. - ^ : =  — 4. cf Zenob. P! 
póvuv eic κρείττονα μεταβιβας'. - ᾿ . primam. 

male omisit, — Ap.III89 ἐ “" Kepk. μάςτιξ᾽ & 1. HE: 
et Vat. K προδήλων: DI... ‚.ıywv. τοιαύτας γὰρ εἶχον οἱ 
(Ps.-Plut.) 94; fortaar - Κερκυραῖοι. multo plenius 76" 


ἐπὶ τῶν δήλων᾽ elpr - P IV 49. 


— Ap.IV 39 Αὐτὸν΄ ν᾿ ἐπὶ τῶν IX 95. Κουρ. «τόμα᾽ 6. τ. par! 
ἀξιοπίςττων πὰ "V μένων. Τοιοῦ- | ómtcyv. μαντικοὶ γὰρ οἱ Κρῆἥτεί 
τῶν ἀξιοπίτῳψ „ı” (l. Κουρῆτες Z) cf. Zen. P IV 61. 


καταπόντιςον ..“ἃ y θρίπες, κακὰ δ᾽ IX 62. Κακὰ — trec: ἄμφω τὰρ 
cf. Zen. P I". e μον rni puc βλαπτικῶν. | Aupavtiko(- xal οἱ μὲν τὰ ξύλα. 
— Mant pns ol δὲ τὰ κρέατα (scr. κέρατα 
Κάθαμ’ - ' cum K et G. C.) écetouci. — G. C. 
ordr M II] 98 ad verbum cf. K III 69. 
Qu’ Bodl. 576. 
d κἀν ἀπὸ νεκροῦ qépm: ἐπὶ ΙΧ 41. Κἂν ἐπὶ νεκροῦ κερδαίνειν 
p πενήτων κερδαινόντων. (hoc verbum ex explicatione in 


Pr proverbium ipsum inlatum videtur.) 
‚| ἐπὶ τῶν xepbatvóvtuv ἐκ πενήτων 
N τεθνεώτων. G. C. M III 92 ad 

verbum cf. Bodl. 584, 


y128. Παρὰ Λύδιον ἅρμα: ἐπὶ XI1. Λύδιον ἅρμα (recte omisit 
riv πολὺ ἀπολειπομένων ἐν ἀγῶνι | παρὰ) ἐπὶ τῶν ἐριζόντων iv 
nv. ἀγῶςι xal πολὺ ἀπολιμπανομένυνν. 
ὁ γὰρ Πέλωψ Λύδιος (scribe 

Πέλοψ Λυδὸς cum L) ὧν ἐνίκηςε 

τὸν Οἰνόμαον τῷ ἰδίῳ ἅρματι" 

καὶ ἔκτοτε ἡ παροιμία παρα- 

λύδιον (scribe παρὰ Λύδιον cum L) 

ἅρμα θέειν: ἡ παρα πρόθεεις 

εημαίνει καὶ πληειότητα, ὡς 

τὸ ἕζετο, παρέζετο, καὶ τὴν 

πλείονα cxéciv, ὡς τὸ ὁρμᾷ, 

παρορμᾷ εημαίνει καὶ τὴν 

ἐκτὸς cxecıv, τὴν ἔξω τοῦ 

: πρέποντος᾽ ὡς τὸ ἄνομος ma- 

| ράνομος᾽ Ücte dic (τὸ L recte) 

| πεζοὶ Hnev ἡμεῖς παραλύδιον 


! ἅρμα θέοντες. ἀντὶ τοῦ, ἔξω 





MI Apostolius 
. xai μακρὰν τοῦ Λυδικοῦ ἄρ- 
ματος τρέχοντες κατὰ cóqxpt- 
cıv. τάχιετα yàp τὰ Λύδια ἄρ- 
ματα. — G.C. LII58 ad verbum 
fere, contractius KIIL82, M 1V 18, 3 
᾿ valde decurtatum G. C. P II 99. 
N τρέφει δύο" ΧΙ 68. Μία λόχμη δύο ἐριθάκους 
κερδαίνειν | οὐ τρέφει" ἐπὶ τῶν ἐκ μικροῦ τινος 
κερδαίνειν «πουδαζόντων᾽ ἐρί- 
θακος δέ ἐετιν ὄρνεον μονῆρες 
καὶ μονότροπον. e K III 88, G. C. 
LII68 — Zen. PV i1, DVIII15 
"T ad verbum fere! 
t παρὰ πόδας ΧΠΘ6. Νέμεεις δέ τε παρὰ πόδας 
αἀχέως. βαίνει" παρόςον «μέτειςι ταχέως ἡ 
δαίμων τοὺς ἡμαρτηκότας. — 
G.C. LII81 ad verbum, Bodl. 688 
paulo contractius! 
"uv μύθους elc XI 100. Νεκρῷ μῦθογ elc οὖς 
ἴοντος. ἔλεγεν" ἐπὶ τοῦ μὴ ἐπαΐῖοντος καὶ 
ἐπὶ τῶν ἀναιςθήτων. = 6.0. 
MIV 47 ad verbum, simillimum 
KIII 98 cf. Bodl. 691, DV ΠΙ 84. 
v οὐκ ἔχει, Cá- ΧΠῚδ. Ὃς αὐτὸς αὐτὸν οὐκ — 
luv ἀξιούντων, | θέλει" ἐπὶ τῶν τὰ οἰκεῖα μὴ δυ- 
ττυ αὐτῶν, (ά- | ναμένων εὥῶςαι, ἄλλα δὲ ζη- 
εἶπον τοῦτο. robvrwv' Λακεδαιμόνιοι Τὰρ 
᾿Αθηναίων ἀξιούντων, ὅτε παρέδω- 
καν τὸ ἄςτυ. (άμον αὐτοῖς μόνον 
ἐᾶςαι, εἶπον, ὅταν αὐτῶν οὐκ 
ἥτε, τότε καὶ ἄλλους ἔχειν ζη- 
ρῶνα ἐπέθηκεν" | τεῖτε. 
ου. ᾿ XVI92. Τὸν Κολοφῶνα ἐπέθηκας" 
ἐπὶ μεγάλων πρατμάτων καὶ 
βεβαίου ψήφου rácceraiw δώδεκα 
πόλεις τῆς Ἰωνίας εὐυνήεςαν 
περὶ τῶν κοινῶν βουλευςό- 
μεναι" καὶ εἴποτε ἴςαι (sor. Tcaı) 
αἱ ψῆφοι ἐγένοντο,οἱ Κολοφώ- 
vıoı περιττὴν τὴν νικῶςαν 
ἐτίθεντο’ ζμυρναίους vàp ἐλ- 
θόντας ευνοίκους ἐκέκτηντο, 
ὑπὲρ ὧν καὶ τὴν ψῆφον ἔθεντο. 
ὅθεν ἐπὶ τῆς κρατίετης (δας. 
κρατούεης cum Bodl.) καὶ βε- 
βαίας ψήφου ἡ παροιμία εἴρη- 
ται. = KIV 70 ad verbum fere, 
itaque non ex Suida haustum ut 
Leutschio visum est. of. Bodl. 899. 








Ps.-Diog. I 


V 50. Kepxupaia pácriE: ἐπὶ τῶν 
μεγάλων μαςτίγων. Τοιαύτας γὰρ 
εἶχον. 


V 60. Κουρήτων crópa: ἐπὶ τῶν 
μαντεύεςθαι ὑπιςχνουμένων. Τοιοῦ- 
τοι γὰρ οὗτοι. 


V78. Κακὰ μὲν Opinec, κακὰ δ᾽ 
ἴπες᾽ ἐπὶ τῶν ἑκατέρως βλαπτικιν. 


V 84. Κἂν ἀπὸ νεκροῦ φέρῃ᾽ ἐπὶ 
τῶν ἀπὸ πενήτων κερδαινόντων. 


VI28. Παρὰ Λύδιον ἅρμα᾽ ἐπὶ 
τῶν πολὺ ἀπολειπομένων ἐν ἀγῶνι 
τινί. 


Fridericus Brachmann: 


Apostolius 
πρὸς ἀλλήλους ἕνα καὶ ἕνα χρό- 
vov βαειλεύειν αὐτούς᾽ faci- 
λεύςεας δὲ ὁ Ἐτεοκλῆς οὐκ ἐβού- 
Aero ἸΤολινείκην κατὰ τὸ ὃδό- 
ξαν βαειλεῦςεαι, καὶ τῷ πολέμψ 
ἀλλήλους διεχειρίεαντο, καὶ 
ἐπὶ κακῷ νενικήκαειν, ὅτι ὁ 
ἕτερος ἀνεῖλε τὸν ἕτερον. G.C. 
L 11 45 ad verbum fere, multo con- 
tractius K III 54. cf. Zenob. P IV 45 
explicationem primam. 


IX 69. Kepx. μάςτιξ᾽ ἐ. T. per. 


μαςτίγων. τοιαύτας γὰρ εἶχον ol 
Κερκυραῖοι. multo plenius Zen. 
P IV 49. 


IX 95. Koup. «τόμα᾽ ἐ. t. μαντ. 
ómcyv. μαντικοὶ yàp oi Κρῆτες 
(1. Κουρῆτες 2) cf. Zen. P IV 61. 


IX 62. Kaxà — trec: ἄμφω γὰρ 
λυμαντικοί᾽ xal ol μὲν τἀξύλα, 
οἱ δὲ τὰ κρέατα (acr. κέρατα 
cumK οἱ G. C.) ἐεθίονυει. = G. C. 
M III 98 ad verbum cf. K III 69. 
Bodl. 576. 


IX 41. Κἂν ἐπὶ νεκροῦ κερδαίνειν 
(hoc verbum ex explicatione in 
proverbium ipsum inlatum videtur.) 
ἐπὶ τῶν kepbaivóvruv ἐκ πενήτων 
N τεθνεώτων. G. C. MIII 92 ad 
verbum cf, Bodl. 584. 


XI1. Λύδιον ἅρμα (recte omisit 
παρὰ)" ἐπὶ τῶν ἐριζόντων iv 
ἀγῶει καὶ πολὺ ἀπολιμπανομένων. 
ὁ γὰρ Πέλωψ Λύδιος (scribe 
ἸΠέλοψ Λυδὸς cum L) ὧν ἐνίκηςε 
τὸν Οἰνόμαον τῷ ἰδίῳ ἅρματι" 
καὶ ἔκτοτε ἡ παροιμία παρα- 
λύδιον (scribe παρὰ Λύδιον cum L) 
ἅρμα θέειν: ἡ παρα πρόθεεις 
εημαίνει καὶ πληειότητα, dic 
τὸ ἕζετο, παρέζετο, καὶ τὴν 
πλείονα cxyéciv, ὡς τὸ ὁρμᾷ, 
παρορμᾷ’ εημαίνει καὶ τὴν 
ἑκτὸς cxyéciv, τὴν ἔξω τοῦ 
πρέποντος᾽ ὡς τὸ ἄνομος πα- 
ράνομος᾽ ὥετε dic (τὸ L recto) 
πεζοὶ ἦμεν ἡμεῖς παραλύδιον 


! ἅρμα θέοντες. ἀντὶ τοῦ, ἔξω 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 


Ps.-Diog. I 


VI39. Mía λόχμη οὐ τρέφει 500* 
ἐπὶ τῶν ἐκ μικροῦ πολλὰ κερδαίνειν 
βουλομένων. 


VI 80. Νέμεεις δὲ παρὰ πόδας 
βαίνει μέτειει γὰρ ταχέως. 


VI 82. Νεκρῷ λέγων μύθους εἰς 
οὖς᾽ ἐπὶ τοῦ μὴ ἐπαΐοντος. 


VI134. Ὃς αὑτὸν οὐκ ἔχει, Cá- 
μον θέλει" ἘΞ ᾿Αθηναίων ἀξιούντων, 
ὅτε παρέδιυκαν τὸ ἄςτυ αὐτῶν, (ά- 
μον ἐν αὐτοῖς ἐᾶςαι, εἶπον τοῦτο. 


VIII 36. Τὸν Κολοφῶνα ἐπέθηκεν" 
ἐπὶ τῆς βεβαίας ψήφου. 


367 


Apostolius 


καὶ μακρὰν τοῦ Λυδικοῦ Äp- 
ματος τρέχοντες κατὰ εὐγκρι- 
cıv. τάχιςτα γὰρ τὰ Λύδια ἅρ- 
ματα. = G.C. LIl58 ad verbum 
fere, contractius K III 82, ΜΊΥ 18, 
valde decurtatum G. C. P II 99. 


XI 68. Mía λόχμη δύο ἐριθάκους 
oU τρέφει᾽ ἐπὶ τῶν ἐκ μικροῦ τινος 
κερδαίνειν ς«πουδαζόντων᾽ ἐρί- 
θακος δέ éctiv ὄρνεον μονῆρες 
καὶ μονότροπον. -- K III 88, G. C. 
L II 68 = Zen. PV 11, DV III 16 
ad verbum fere! 

XII 6. Népecic δέ γε παρὰ πόδας 
βαίνει᾽ παρόςον μέτειει ταχέως ἡ 
δαίμων τοὺς ἡμαρτηκότας. = 
G. C. LII81 ad verbum, Bodl. 688 
paulo contractius! 


XI 100. Νεκρῷ μῦθογ εἰς οὖς 
ἔλεγεν. ἐπὶ τοῦ μὴ ἐπαΐοντος καὶ 
ἐπὶ τῶν ἀναιςεθήτων. = GC. 
M IV 47 δὰ verbum, simillimum 
KII[ 98 cf. Bodl. 691, DV III 34. 


XIIL5. Ὃς αὐτὸς αὑτὸν οὐκ — 
θέλει᾽ ἐπὶ τῶν τὰ οἰκεῖα μὴ δυ- 
γαμένων cWwcaı, ἄλλα δὲ Zm- 
τούντων' Λακεδαιμόνιοι γὰρ 
᾿Αθηναίων ἀξιούντων, ὅτε παρέδω- 
xav τὸ ἄςτυ. Cápov αὐτοῖς μόνον 
ἐᾶςαι, εἶπον, ὅταν αὑτῶν οὐκ 
ἦτε, τότε καὶ ἄλλους ἔχειν Ζη- 
τεῖτε. 

XVI 92. Τὸν Κολοφῶνα ἐπέθηκας᾽ 
ἐπὶ μεγάλων πραγμάτων καὶ 
βεβαίου ψήφου τάεςεεται" δώδεκα 
πόλεις τῆς Ἰωνίας cuvNecav 
περὶ τῶν κοινῶν βουλευςό- 
μεναι’ καὶ εἴποτε icar (scr. Tcaı) 
αἱ ψῆφοι ἐγένοντο, οἷ Κολοφύ- 
γιοι περιττὴν τὴν νικῶςαν 
ἐτίθεντο’ Cpuvupvaíouc γὰρ ἐλ- 
θόντας cuvolxouc ἐκέκτηντο, 
ὑπὲρ ὧν καὶ τὴν ψῆφον ἔθεντο. 
ὅθεν ἐπὶ τῆς κρατίςτης (scr. 
κρατούςης cum Bodl) καὶ βε- 
Baíac ψήφου ἡ παροιμία εἴρη- 
ται. = KIV 70 ad verbum fere, 
itaque non ex Suida haustum ut 
Leutschio visum eet. cf. Bodl. 899. 


368 Fridericus Brachmann: UT 


Ps.-Diog. I Apostolius 
VIIL39. Τὰς ἐν ddou τριακάδας᾽ XVI18. Täc — τριακάδας: τιμᾶ- 
ἘΦ ἐν ἅδου διὰ τὴν '€xárnv. Καὶ γὰρ | ται ἡ τριακὰς ἐν δου — δοκοῦαν 
'A6nvà καὶ [Ἄρτεμις καὶ Ἑκάτη ἕν | = K IV 57, G. C. L HII 14. cf. Bodl. 
εἶναι δοκοῦειν. 


VIII 41. Τὸ βαειλικὸν βοίδιον" XVI12. Τὸ βαειλικὸν βοίδιον᾽ ἐπὶ 
ἐπὶ ἸΤτολεμαίου τοῦ νέου βοῦς ἔτε- | τοῦ Πτολεμαίου βοῦς ἀπέτεκεν ἕξ 
κεν ἕξ βοίδια. Λέγεται οὖν ἐπὶ τῶν | βοίδια: πρὸς οἰωνοῦ δὲ ἀγαθοῦ 
πολυτόκων. „verba λέγεται-πολυτό- | τὸ ευμβηςόμενον λαβὼν ὁ TIro- 
κων diasceuastae vindicanda“ Cru- | λεμαῖος ἐν τοῖς βαειλείοις μετὰ 
sius p. 29 itaque ab Apost. recte | Tácnc ἐπιμελείας mpocétate 
omissa. τρέφεςθαι' χρήςῃ δὲ τοῦτο fi 

ἐπὶ τῶν θεραπείας πολλῆς 
ἀξιουμένων A ἐπὶ τῶν εὐτυ- 
χούντων c K IV 66 ad verbum 
fere, Bodl. 997. 


VIII 48. Τὸν ξύοντα δ᾽ ἀντιξύειν᾽ XV11 20. Τὸν ξύοντα ἀντιξύειν᾽ 
ἐπὶ τῶν διὰ χάριν χάριτας ποιούντων. | ἐπὶ τῶν βλαπτόντων N ugt- 
λούντων τινάς. ἀπὸ μεταφορᾶς 
. τῶν óÓvuv: ἀλλήλους γὰρ ἀντι- 
κνήθουειν. G. C. L P III 78 δὰ ver- 

bum fere. 


Sed non modo multos locos, qui in Ps.-Diog. volgato misere 
decurtati exstant foedeque corrupti integriores servavit Apostolius, 
sed etiam duas saepe adfert explicationes!), quarum alteram Ps. 
Diog. I omisit alteram alii codices ex hac recensione pendentes, ita ut 
ex illo 8010 communis ambarum origo intellegi possit, velut: 


Ps.-Diog. I Apostolius 


164. ᾿Αμαλθείας κέρας" ἐπὶ τῶν 1168. ᾿Αμαλθείας κέρας: ἐπὶ τῶν 
πάντα τὰ καλὰ ἐν ἑαυτοὶς κεκτημέ- | ἀφθόνως καὶ εὐδαιμόνως Ζιύντων. 
vuv. Ῥέα γὰρ τεκοῦςα τὸν Δία, | (haec verba ex Suida hausta vi- 
ἔδωκεν ᾿Αμαλθείᾳ τρέφειν, διὰ τὸ | dentur.) 
μὴ ὑπὸ Κρόνου καταβρωθῆναι τοῦ A) ὅτι τῇ τροφῷ αὑτοῦ ᾿Αμαλ- 
ἰδίου πατρός. Ἡ δὲ αἰγὶ αὐτὸν ὑπέ- | θείᾳ ὁ Ζεὺς ἐξ αἰγὸς τρεφούςῃ αὐ- 
βαλεν. Ὁ τοίνυν Ζεὺς μετὰ τὸ κατά- | τὸν παρέςχε κέρας αἰγὸς, δι᾽ οὗ ἐπέ- 
tai τῶν οὐρανῶν τὸν πατέρα, ἐγ- | BAuZev αὐτῇ πᾶν ὃ ἂν ἠτήςατο. = 
κρατὴς γενόμενος τῆς Bacıkelac, τὴν ΚΙ 80, G. C. LI8 etc. Καὶ ἄλλως’ 
μὲν αἶγα κατηςτέριςε᾽ τὸ δὲ ἕτερον , B) Λέγεται τὴν Ῥέαν τεκοῦςαν 
τῶν κεράτων αὐτῆς ἀφελὼν παρέςχε͵ τὸν Δία δεδωκέναι τῇ ᾿Αμαλθείᾳ 
τῇ ᾿Αμαλθείᾳ. παραςκευάςας yivecdar | τρέφειν ἡ δὲ, μὴ ἔχουςα (adde γάλα 
αὐτῇ διὰ τοῦ κέρατος ὃ ἂν αἰτήοοι. | Ps.-Plut.) αἰγὶ ὑπέβαλεν αὐτόν᾽ 

| ὅθεν Αἰγιοῦχος ἐκλήθη. ὋὉ τοίνυν 

| Ζεὺς τὴν μὲν alya xadıcröpncev 

1) In hac quoque re, si ceteri huius recensionis codices proverbium 

omnino non exhibent aut omni carent explicatione, de A postolii fonte 

certi nihil distinguere possumus. cf. Ps.-Diog. I 1 ὅ = Ap. I 98, cf. 

Zen. Par.I164. — Pas.-DIII8 = Ap.II8 — Ps.-DII95 = Ap.III655 — 
Ps.-DIII 73 = Ap.11 21 = DV 176 - D. 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 369 


Ps.-Diog. I Apostolius 


(inepte corruptum ex κατηςτέριςεν) 
ἐν τῷ οὐρανῷ᾽ τὸ δὲ Ev τῶν xepd- 
τῶν ἀφελὼν τῇ ᾿Αμαλθείᾳ δέδιυκε 
Tapackeudcac αὐτῇ γενέεθαι πᾶν 
ὅπερ αἰτήςει διὰ τοῦ κέρατος — Ps.- 
Diog. I, Ps.-Plut. I 27. 


198. 'Anó κιύπης ἐπὶ βῆμα᾽ ἐπὶ III 65. ᾿Απὸ — βῆμα᾽ A) ἐπὶ τῶν 
τῶν ἀπὸ χειρόνων εἰς κρείττονα. ; ἀπὸ χειρόνων εἰς κρείττονα μεταβι- 
βαςθέντων — Ps.-Diog. I. 

B) ἀθρόως καὶ pevícroic ἐγχειρούν- 
Tuv = K II 13, Bodl. 204. 

VI474. Μωμήνεεταί τις μᾶλλον, ἢ XI 94. Mwurceran (adde tic cum K) 
μιμήςεται" ὅτι ῥᾳότερον τὸ ψέγειν. | μᾶλλον f) μιμ. A) ἐπὶ τῶν ἀπαιδεύ- 

τῶν = KIII95, G. C. MIV 42. καὶ 
B) ὅτι τὸ ψέγειν τοῦ μιμεῖςεθαι ῥᾳό- 
τερον. 

ΧΙ 79. Nac ἱκετεύει πέτρας᾽ ἐπὶ ΧΙ 9ὅ. Ναῦς ix. v. A) ἐπὶ τῶν 
τῶν ἀδυςωπήτων. Ὡς τὸ 'Avbpi- | cpóbpa ἀναιςθήτων -- G. C. M IV 49 
ἀντι πρεςβεύςομεν. Bodl. 687. καὶ B) ἀδυςωπήτων, dic 

τὸ ᾿Ανδριάντι πρεςβεύςωμεν. 

VI91. Ξυρὸς εἰς ἀκόνην᾽ πρὸς XII 24. Ξυρὸς εἰς ἀκόνην᾽ A) ἐπὶ 

τοὺς ὧν βούλονται τυγχάνοντας, τῶν προςηκόντων τιςίν. = K Π{100. 


Ὁμοία τῇ Ὄνος εἰς ἄχυρα. ? B) ἐπὶ τῶν ὧν βούλονται τυγ- 
xavóvtuv. Ὁμοία — ἄχυρα. 

VII 8. Οὔθ᾽ ὕεται, οὔτε ἡλιοῦται᾽ XIII 74. Οὔθ᾽ ὕεται οὔθ᾽ ἡλιοῦται᾽" 

ἐπὶ τῶν ἔξω πάεςεης καθεςτιυτων | A) ἐπὶ τῶν ἀναιςθήτων — 6. C. 

φροντίδος. MIV 62 ἢ Β) ἐπὶ τῶν ἔξω nic 


φροντίδος ἑετώτων = K IV 8. 
VIII 2. Ῥόδον παρελθὼν μηκέτι XV 28. Ῥόδον — πάλιν᾽ A) ἐπὶ 
ζήτει πάλιν᾽ ἐπὶ τῶν μεταμελουμέ- | τῶν κυδαινόντων τινάς = 6. C. 
vuv περί τι καὶ μὴ δυναμένων τι | L III 6 ? B) ἐπὶ τῶν μεταμελομένων 
ἀνύςαι. (scr. μεταμελουμένων) περί τι — 
ἀνύκαι. 


Neque minus Apostolius nobis opitulatur ad alienos pannos 
perspiciendos, quos diasceuasta Byzantinus farragini Ps.-Diogenianeae 
adsuit. Omisit enim Apostolius multa interpolatoris additamenta a 
Ps.-Diog. volgati librario ex margine falso loco in verborum con- 
textum inculcata, de quibus acute egit Crusius pag. 28 sq. Veluti 
ἵππον εἰς πεδίον sub DI65 — Ap.I41. — Πολλαῖςει πληγαῖς 
δρῦς δαμάζεται. Πολλά xev εἰδείης oic τὸν θεὸν ἐξαπατήςεις sub 
D 170 = Αρ.1 48. --- Λύκος περὶ φρέαρ χορεύει sub DI66 — 
Ap. Χ 24. --- Μετγαρικὰ δάκρυα sub D VII 65 — Ap. XIV 98. — 
“Ouoia τῇ Κατὰ cavróv ἔλαυνε etc. sub D VIII 46 = Ap. XVI 61; 
sed recte legimus Ap. XVI ὅδ lemma Τὴν καθ᾽ ἑαυτὸν (scribe κατὰ 
cautóv) ἔλαυνε. — Iam ignoravit Apostolius Διὰ δακτυλίου bei ce 
éAkucOfjvat sub D I[ 8 — Ap. II8. — Αἰπόλει coí nav fj παροι- 


370 Fridericus Brachmann: 


μία sub DIV 55 = Ap. VII 16. — ’Axeccaiou ceAnvn τὸ ἐναντίον 
sub D VI30 — Ap. X 47. — Kai xöpxopoc ἐν λαχάνοις sub D VII 50 
— Ap. XI 28. — Omnino non exhibet Apost. lemmata Ps.-D II 100 
᾿Αςκῷ pAaupiZeic — IV 956 Ζεὺς ἄγονος -“--- V 93 Αἱ κύνες τὴν 
δέςποιναν μιμούμεναι — VI 29 Λυδίῳ νόμῳ — VI 69 Mfr 
ἄκανθα ἀμύξῃ, quae cum in ceteris quoque paroemiographis non 
exstent, sero videntur interpolata esse." Minime vero praeter- 
mittendum est Yuod proverbia eiusdem significationis sub uno 
lemmate composita in Apostolio plerumque non invenies. Conferas 
quaeso: 


D I8 cum Ap. [12 D IV 48 cum Ap. VII 18 
» 19. , » — I4 »,IV72 , , VII 8 
» I12 , , 134 , V8, „ VII69 


„Is , , IV82 
». 166 „ ,  I46 


» Vi12 , », VIII58 
, V15 ,  „ VIILAG 


„I „ „ Ta „ Vi6 , , VIII50 
„us , „ 199 » V88 , „ IX19 
, 146. , , I15 , V96 , , IX?T7 
„Is „ „ 186 „VI ,» X656 
» 16 ,. „ IV „VI , , X95 
, 1181 , , 7188 » 718 , » XI10 
Q,IV10 , , V66 ,VII14 , ν XIII18 


Qua ex re, cum ceteroquin Apostolius singulas explicationes 
contrahendas vel amputandas nequaquam curaret, apparere mibi 
videtur, non solum recensionem A, ut supra vidimus, sed etiam 
recensionis B archetypon „similibus“ illis Ps.-Diog. 
volgato propriis maximam partem?) caruisse; neque nimis 
audacter et temere progredi videbitur qui coniciet ab eodem ea 
interpolatore ad marginem codicis ex quo Ps.-Diog. noster pendet, 
adscripta esse, a quo etiam oriunda sunt additamenta illa a librario 
falso in verborum contextum inlata. 


ᾷ 6. Vaticanus Krameri et Gregorius Cyprius. 


Proverbiorum conlectio, quam e codice Vaticano 482 descripsit 
Kramerus (cf. Schueidew. praef. pag. XXXIII sq.) in Gottingensium 
corpore tam male disiecta est, ut de forma naturaque illius certiorem 
te facere non possis nisi summo adhibito labore. Maxima enim 
illius pars in notas criticas ad Ps.-Diog. I, Ps.-Plutarchum, Gregorium 
Cypr. Pantinianum est inserta, reliqua lemmata in appendice primi 
voluminis invenies. Neque ordinis conspectus (pag. 473 sqq.) huius 





1) Recte praeterea omiserunt Apostolius et Arsenius lemmata 
DIV 70, V 67b, VII3 quae non proverbia sunt sed λέξεις. Neglegentis 
praeterisse videntur VI[ 38 = K IV 11 et VII 97a = B 822. 

2) Nonnulla enim ex quinta conlectione deprompta sunt. 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 311 


conlectionis speciem tibi depingit, cum proverbia ipsa non adferantur, 
sed numeri tantum lemmatum, sub quibus sunt adnotata. Quod dam- 
num in appendice aliquatenus resarciendum curavi. 

Simili modo de Gregorio Cyprio tractantibus nobis ex corporis 
Gotting. conditione magna nascitur difficultas, quippe in quo qua- 
iuor editi sint Gregorii codices: tom. I p. 349 sqq. Pantinianus (de 
quo vide praef. pag. XXXVI), tom. II pag. 53 sqq. Leidensis, 
p. 93 sqq. Mosquensis, p. 135 sqq. Vaticani initium (de quibus egit 
Leutschius in praef. pag. VII—X). Tres igitur minimum tibi perqui- 
rendi sunt loci ad formam uniuscuiusque proverbii sive explicationis 
vere Gregorianam pernoscendam. Quae autem ratio inter singulos 
codices intercedat haud facile nec nisi multis horis consumptis in- 
tellegas. Qua in re lemmatum conspectum in appendice compositum 
utilitati tibi fore bene spero. Sed iam ad rem ipsam adeamus. 

Vaticanum K cum Ps.-Diog. I intima coniunctum esse familiari- 
tate iam editores Gottingenses acriter perspexerant (cf. praef. XXXIV); 
neque ex alio fonte Gregorium Cyprium copias suas hausisse et ex 
tabulis in altera paragrapho compositis et ex maximo illius cum 
Vaticano consensu abunde patet. Sed longius progredi possumus: 
saepe enim uberioribus Apostoli enarrationibus et Vaticanum et 
Gregorium suffragatos esse supra vidimus. Atque ubi attentius tres 
illas conlectiones (Apost; K; G. C.) inter se comparaveris, nullam 
tibi fore religionem confido, quominus omnes ex eodem codice pen- 
dere censeas; nam sexcenties earum explicationes inter se con- 
gruere videbis, Ps.-Diog. volgati explicationibus sive meliores sive 
deteriores, velut: Ap. I7 KI39 G. C. MI 24 ὁρᾷ — καταφρονούν- 
τῶν DIT71 δρῶν (= Zen. PII 63) — dgpovricroóvruv (Bodl. 54 
ἀφροντιςτούντων xai xaragpov.) | Ap. 49 ΚΙ 48 G. C. MI27 ἐπὶ 
τῶν ἀεὶ ἐξευριεκόντων τι νέον κακόν, DI 68 ἐπὶ τῶν mpoce£eupi- 
cKövrwv ἀεὶ νεώτερόν τι κακὸν καὶ πανούργων cf. Zen. P ILS51 | 
ΑΡ.Π 88 KI72 G. C. MIA1 ἐπὶ τῶν μάτην πονούντων, DII 22 ἐπὶ 
τῶν πονούντων καὶ πλέον οὐδὲν ἀνυόντων cf. Zen. P I 75 || Ap. 
II36 KI71 G. C. MI38 ἐπὶ τῶν λάλων καὶ φάγων, DII20 οἱ μὲν 
γὰρ λάλοι, οἱ δὲ φάγοι cf. Zen. PI 78 | Ap. II 76 ΚΙ122 G.C.MI75 
ἐπὶ τῶν μεγάλων λόγων, Ὁ 1Π 41 μεγάλα κομπάεματα. || Ap. II 95 
KI60 G.C.MIIT7T... τὰ ἱερὰ μεταχειριζομένων Ὠ1 48 τοῖς ἱεροῖς 
ἐγχειρούντων. || Ap.II98 KI76b G. C. MI 48 ἐλθὼν, DI75 ἐξελ- 
Gv — Zen.PI87 || Ap.I1100 KI76c G. C. MIL 11 (ἀντὶ τοῦ G. C.) 
ἀντιδιδόναι χάριτας. DIS84 ἐπὶ τῶν τὰς χάριτας ávramobibóvtuv 
z— Zen. PI94 || Ap.IV4 KII 28 G.C. M II22 ἐπὶ τῶν κακὰ ποιούν - 
Tuv. DII6 ἐπὶ τῶν ἄτοπά τινα διαπραττομένων. || Ap.IV 62 
K1117 G. C. MIL 21 ἐπὶ τῶν ἐξ ὕψους διαλεγομένων᾽ ὡςανεὶ πάνυ 
μου (μοι G. C. male) καταφρονεῖς, D III 24 οἷον πάνυ μου κατα- 
γελᾷς" ἐπὶ τῶν ἀφ᾽ ὕψους διαλεγ. | Ap. IV 84 K 150 G. C. MIT 88 
ἀντὶ τοῦ καταπόντιςον (Zen. P II 72 olov καταπ.) quae verba 
D III 51 omisit. | Ap. V 12 K ΤΠ 44 G. C. M II 46 Βοιωτὴ (Βοιωτία K) 

Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 26 


- 


372 Fridericus Brachmann: 


γὰρ ἡ (φίγξ, DIIIA7 ἐκ μεταφορᾶς τῆς (φιγγὸς = Zen. P II 68. 
| Ap. V14 K IL 51 G. C. MII39 Βορβόρῳ ὕδωρ λαμπρὸν οὔποθ᾽ 
εὑρήςεις᾽ ἐπὶ τῶν... . τοῖς aicxícroic, D III 55 Βορβόρῳ ὕδωρ 
λαμπρὸν μιαίνων οὔποθ᾽ εὑρήςεις ποτὸν᾽ (recte — Zen. P II 76) ἐπὶ 
τῶν. ... τοῖς xelpocı male. | Ap. V52 KII 60 G.C.MII52 Καὶ 
ἀφόβως cum Bodl. 295 recte omiserunt, quae exstant D III 95. 
Ap. V 54 KII 74 G. C. MI1 75 εὐμβουλον τοῖς ᾿Αθηναίοις ἐνομίζετο 
— Zen. PIL 89, D III 72... ἦν. | Ap. V 76 KII 72 G. C. MII 60 
ἐπὶ τῶν παραδόξων — Bodl. 305, D IV 1 ἐπὶ τῶν δειλῶν. | Ap.V 77 
KII 73 G. C. M I1 61 cum Bodl. 310 explicationem omiserunt, D III 4 
ὅτι δεῖ γυναιξὶ μὴ πιςτεύειν quae verba artem diasceuastae Byzan- 
tini redolent. | Ap. VI27 KII80 G.C. M II 88 εὐηθεςτέρων εἶναι 
δοκούντων (Bodl.327 εὐηθεςτέρων δοκούντων) D IV 18 εἶναι do- 
κούντων omisit. | Ap. VI100 KIII20 G.C. MIII23 ὅμοιον τῷ, 
DIV41 ταὐτὸ bé &crı τῷ. | Ap. VIII 33 KIII33 G.C. M III 58 
ἐπὶ τῶν ἀτυχεςτάτων — Zen. P IV 13 DIV 97 ἐπὶ τῶν euTuxecte- 
ρων. | Ap.IX44 KII64 G.C. MIII89 ἐπὶ τῶν καλοῦ πράγ- 
ματος ἀπολιμπανομένων, D V 73 ἐπὶ τῶν ἀπὸ καλοῦ πράτ- 
ματος ἀπολειπομένων. | Ap. X 18 K III 65 G. C. MIII 84 καὶ τὰ τε- 
Aeuraia φθεγγομένων quae D V 37 exhibet et quae item interpola- 
torem sapiunt cum Bodl. 516 recte omiserunt. | Ap. XI 48 K III 84 
G. C. MIV 32 ἐπὶ τῶν εὐπόρων cf. Bodl. 628 (addit Ap. ἁβροδίαιτοι 
γὰρ oi Μῆδοι), D VI 37 ἐπὶ τῶν πολυτελῶν καὶ ἁβρῶν. | Ap. XII 5 
K III 99 G. C. MIV 48 Νεφέλας Eaíveic: ἐπὶ τῶν ἀδυνάτων, D VI 83 
Νεφέλας ξαίνειν᾽ ἐπὶ ματαίου ἢ ἀδυνάτου = Bodl. 692. | Ap. XIV 45 
KIV 21 G. C. MIV 93 Πολλαὶ κυνὸς ἄῤῥενδε εὐναὶ" ἐπὶ τῶν xara- 
φερῶν eic τὰ ἀφροδίεια (G.C. eic rà τῆς ᾿Αφροδίτης ἔργα), D VII 79. 
TT. x. ἄρεενος εὐναὶ é. τ. καταφ. πρὸς cuvouciav. || Ap. XIV 63 
KIV 31 G. C. MIV 84 omiserunt verba μοχθηρῶς xai quae D VH 71 
praebet — Bodl. 799. | Ap. XVII 19 K IV 75 6. C. PIII 84 ἐπὶ τῶν 
ἰεχυρῶς vocouvrwv, D VIII 57 é. τ. ἐπιεφαλῶς vocouvrwv. Adde 
ineptias tribus illis peculiares ut Ap. VIII 58 G. C. MIIT 64 K ΠΙ 39 
Ἠλιθιώτερος ’Adwvidoc τοῦ TIpafırekouc "Abuvic γάρ tic TIpati- 
τέλους υἱὸς (cf. supra pag.27) etc. neque ullus dubitationi locus dabitur. 
Quid? quod Ápostolii conlectio Ps.-Diogenianea eodem modo 
digesta erat, atque Vaticanus et Greg. Cyprius!) a Ps.-Diog. 
volgati ordine lemmatum mirum in modum abhorrentes? Nam eta 
Apostolius farraginem suam secundum binas litteras digessit atque 
saepe Ps.-Diogeniani ordinem plane videtur neglexisse velut sub av: 


ΑΡ. 1188 — Καὶ I81 — D 173 Ap. IL 99 — ΚΙ180 — DIST 
,. I86—K 196 — D 190 „ H100—K I?6c = DI8A 
, 1188 — ΚΙ 23 — D III 39 „I 2—K 148 — 181 
, I[90 — K 136 — D 198 „ID 9=KIs —DITS 
1195 -ΚΊ44 — D [97 ». IIl 14 —K I94 -- 183 

119ὅ — Καὶ 160 — D 148 , IIl 98 — Κ|196 —-DI7T 


11 


1) nisi quod Greg. Cyprius copias suas duplici ordine disposuit, qus 
de re infra agetur. 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 373 


— iamen multis locis pristini ordinis vestigi& perspicue apparent: 
elenim sub au Apostolius post lemma ex Suida depromptum 


exhibet: 


Ap. IV 30 Αὕτη μὲν ἡ μύρινθος (lege μήρινθος) etc. = Καὶ I 1 «D II 35 
„ IV 81 Αὐτὸν κέκρουκας τὸν βατῆρα τῆς θύρας = K I 2 = DIII38 


„ 1V 82 Αὐλὸν cdAmyyı ευγκρίνεις 
„ IV 83 Αὐλητοῦ βίον Ziüc 


IV 36 Αὖθις ἸΤυθῶδε 
IV 88 Αὐτὸς αὑτὸν αὐλεῖ 


IV 89 Αὐτὸς ἔφα 
» IV40 Αὐτῷ κανῷ 


omisitK=D 115 
-— ΚΠ 7 —DIII 14 


IV 86 Αὐτὸς εὗρε τοῦ κακοῦ τὴν πιτύαν = KlIl16 = DIH 18 


omisit K — D III 34 


IV 37 Αὐτομάτως ὁ θεὸς ἀνίηςι τἀγαθά = Κα 84 — DIII 15 


omisit Καὶ πα D III 16 
— ΚΙ 35 — DIII 19 
omisit Καὶ -αὶ D 1139 


Vaticani igitur ordo servatus, Ps.-Diog. volgati valde turbatus 


est. Eadem facile videbis: 


sub αἱ 
Ap. 180 = KI46 -- Ὁ 139 
182 = KI54-DIS34 
» 184 —KI55 —DIS3T7 
185 — KI56-—DIS5 
188 = KI68 -- Ὁ 140 


sub aA 
Ap. 139 — ΚΙ 90 —DI23 
140 = KI2=DI63 
141 = KI24 --Ἠ 160 
1142 = KI29 --- 162 


» 
?t 
„ 


sub απ 
.Ap. III 66 — ΚΙ 8 —D 19% 
„löse = KI86 — D lI 56 
» ΠΙΟῚ — KI97 —D 194 
» [108 = KI98 — D 197 


sub ap 
Ap.II187 = KI 4—DIII40 
» 1188 —& KI 5—DIII49 
» 1189 — KI 84 —D 170 
» 11191 — KI100-—D II81 


sub Yu 
Ap. ΥΙ --. ΚΠ 68 = DIII 99 
V'72—KII692DIV 2 
V 73 = K1170 = DIII 98 
V 716 —KII 712 DIV 3 
V 76 —KII 72 —— DIV 1 
V77=KI7T3 DIV 4 


sub ev 
Ap. VIL 22 — K IIL15 — D IV 88 
VII 97 —KIII18 DIV 83 
VII 32 — K III 26 — D IV 44 


gub μη 
Ap. XI45 — Καὶ ΠῚ 92 = D VL 68 
XI 46 — K III 93 — D VI 69 
XI51 — K III 96 = D VI 46 


sub πὸ 


Ap. XIV 42 —— K IV 18 — D VII 76 
» XIV 48 ταὶ K IV 19 =D VII 77a 


^, XIV 45 KIV21 —D VII 79 


» XIV 49 —KIV 38 — D VII 69 


Sic igitur res se habet: Vaticani K, Gregorii Cyprii con. 
lectiones atque Apostolii copiae Ps.-Diogenianeae ex uno 
fluxerunt codice, qui explicationibus exornatus Ps.-Diog. volgato 
plerumque melioribus et uberioribus non caruit vitiis sibi peculiaribus, 
eum praesertim genuinum lemmatum ordinem et dilucidum non 


servasset. 


Neque tamen desunt loci in quibus tres illae conlectiones valde 
inter se discrepent. Nihil dico de narratiunculis ab Apostolio ali- 
unde corrasis; sed alia saepe Vaticanus praebet cum Gregorio Cyprio, 
alia Apostolius cum Ps.-Diog. volgato, velut: 


25* 


374 Fridericus Brachmann: 


KI14 — G. C. MIS ἐπὶ τῶν οὐ καλῶς πλουτούντων: Ap.I 11 
—D I9 ἐπὶ τῶν ἀπὸ τῶν oU προςηκόντων πλουτούντων | K 116 
— G. C. M 199 napöcov ἐν θαλάττῃ τὸ πηδάλιον ἄττον (scribe ἀεὶ 
ὃν notanda haec corruptela communis cf. Crus. p. 41 adn. 5) καθαρόν 
écriv: Ap.I13=DIil TTapócov ἐν θαλάςςῃ ἐςτὶν dei τὸ πηδά- 
Mov. | Κα 126 = G. C. MI14 "Adaxpuc πόλεμος καὶ καθεύδοντος 
τροπαῖον (τροπαί(9) K): ἐπὶ τῶν ῥᾷετα καὶ παρ᾽ ἐλπίδα κατορθούν- 
των: Ap.I29 = DI53 "Abaxpuc πόλεμος᾽ ἐπὶ τῶν ῥᾷετα καὶ παρ᾽ 
ἐλπίδα τὰ πράγματα κατορθούντων. χρηςμὸς γὰρ ἐδόθη etc. | K 
I33 — G. C. MI 21 ’AAnkecuevoc βίος᾽ ἐπὶ τοῦ ἑτοίμου καὶ ἀπόνου 
(K ἀκοπώτου quod ex ἀκοπωτάτου corruptum videtur cf. Zen. P I21 
ἀκόπου): Ap.I115 = D 117 ’AAnkecuevoc βίος xai μεμαγμένος" 
ἐπὶ τοῦ ἑτοίμου καὶ προχείρου (Ap. προχ. καὶ Er.) | Κα 148 — G. C. M 
II 4 ἐπὶ τῶν ἀγαθὰ μὲν αἰτούντων, δεινὰ δὲ λαμβανόντων: Ap. III2 
-- 181 ἐπὶ --- αἰτούντων, κακὰ δὲ ἀντιλαμβανόντων | KI78—G.C.M 
1112 ἐπὶ τῶν γαςτριμάργων: Ap. IIT55 = Ὁ 198 ἐπὶ τῶν γαςτρι- 
μαρτούντων | Καὶ IL ὅ9 -- G. C. M II 70 omiserunt explicationem: Ap. 
V 43 — D IIT 86 ἐπὶ τῶν γεγηρακότων xoi μηκέτι χρηςιμευόντων [| 
K II 14 = G. C. MI72 Αὑτὸν οὐ τρέφων κύνας tpégeic: ἐπὶ τῶν 
ἀπορούντων μὲν ἑαυτοὺς τρέφειν, ἄλλους δὲ ἐπαγγελλομένων: 
Ap. VI 44 = D III 17 '€avróv οὐ τρέφων κύνας τρέφεις" ἐ. τ. ἀπ. 
μὲν, ἑτέρους δὲ τρέφειν κατεπαγγελλομένων. | KII52 = G. C.M 
II 43 Βάλλεις μήλοις᾽ ἐπὶ τῶν τυχεῖν ὧν ἐρῶςει βουλομένων reli- 
qua omiserunt: Ap.IV87=DIII63 Βάλλειν μήλοις᾽ ἐπὶ --- βουλο- 
μένων παρήχθη δὲ ἀπὸ τῶν πεμφθέντων ἐπ᾽ ᾿Αταλάντην μήλων: 
etc. ad verbum congruentes. | KII62 = G. C. MIL 53 Γραῦς βακχεύει᾽ 
ἐπὶ τῶν παρ᾽ ὥραν τι (τι M om.) biamparropévuv rel. om.: Ap. 
V 60 — D III 74 ἐ. τ. παρ᾽ ὥραν τι ποιούντων᾽ xai 'Apicropávnc: 
Γραῦς καπρῶςα καὶ βακχεύονκα. || K I188 — G. C. M I1 84 Δεινοὶ 
πλέκειν γε μηχανὰς Αἰγύπτιοι explicationem ignorant: Ap. V 95 
= DIV 38 Δεινοὶ πλέκειν Tot unx. Alv. ἐπὶ τῶν cpóbpa κακουρ- 
γοτάτων (κακούργων D). Τοιοῦτοι γὰρ oi Αἰγύπτιοι. etc. Huc 
accedit quod Vaticanus et Greg. Cyprius eadem saepe Ps.-D! lem- 
mata exhibent,!) eadem omittunt, ut facile mihi concedas, utramque 
conlectionem ex epitome illius cod. fluxisse, quem Ap. 
expilavit. Sed cave credas cum Warnkrossio (1.8. s. pag. 16 adn. 27) 


1) Errat Warnkrossius cum 1. 8. 8. pag. 16 adn. 27 dicit: „videsia, 
in codicis K descriptione (corp. paroem. Gotting. Tom.I pag. 473 8qq.) 
quot proverbia solo in cod. K et apud Greg. Cyp. legantur." Multa enim 
Vaticani proverbia, quibus in hoc conspectu Gregorii lemmata sunt ad- 
scripta in Bodleiano quoque et Zen. Parisino exstant, velut: K [8 = 
Zen. PII 8 Bodl. 137; K II 9 = Bodl. 166; K 11 82 — Zen. PI1I 28 Bodl. 347; 
K 1195 = Zen. PIIL 60 Bodl. 387; KII98 — Bodl. 392; K I1 100 — Zen. 
PIII 56 Bodl. 395 etc. Reliqua fere omnia in Apostolii farragine in- 
venies. Praeterisse videntur Warnkrossium verba Schneidewini in primi 
voluminis praefatione p. XXXIV: codicem K „in notis Zenobianis non- 
dum usurpare licuit. Sero enim &ccepimus," 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 375 


et Crusio (l. 8. s. pag. 41 adn. 5) Vaticanum inter codices Gregoria- 
nos esse referendum. K enim, etsi ex quingentis fere Gregorii 
proverbiis 340 tantum exhibet, tamen octoginta praebet lemmata, 
quae frustra in codicibus Gregorianis quaeres; neque video, quid 
causae sit, cur,integram Gregorii conlectionem ea multo uberiorem 
fuisse censeas, quae in codice Mosquensi exstat (expleta scilicet ex 
Pantiniano et Leidensi lacuna inter M V 6 et V 7). Accedit aliud 
argumentum non levioris momenti. Etenim Gregorius Cypr. genui- 
nam interpretationum formam a Vaticano et Apostolio servatam 
saepissime deformavit, ut ex his intellegas exemplis: K I39 — Ap. 
147 ἐπὶ τῶν καταφρονούντων τῶν μικρῶν cf. DI71 Zen. P IL 53: 
G. C. M 124 ἐ. τ. καταφρ. τιγῶν | KI41 — Ap. I118 ἐπὶ τοῦ ἀηδοῦς 
καὶ ἀναρτύτου — D 1112 : G. C. M I25 nil nisi ἐπὶ τοῦ ἀηδοῦς. | 
KI47 = Ap.1I5 ἐπὶ τῶν οὐκ ἀκριβῶς ἠςκημένων — D 1110: G. C. L 
113 ἐπὶ τῶν βλαβερῶν. | KI54 — Ap.182 ὅτι δεῖ (τὴν Ap. male) 
δωρεὰν ἀφειδῶς ἢ áxevobóEuc xapiZecoat cf. DI34:G. C. ΜῚ 838 
ὅτι δεῖ δωρεὰν εὐεργετεῖν. | K 168 — Ap. I1 32 ἐπὶ τῶν ἀλλήλοις 
ἀευμφωνούντων xai ἐριζόντων τοῖς Kpeittocıv cf. D IL 16 : G. C. M 
I36 é. T. μὴ ευμφωνούντων ἀλλήλοις rel. om. | KI765 — Ap. 
1198 ἐπὶ τῶν κακὰ ἑαυτοῖς ἐπιςπωμένων᾽ Kpoicoc γὰρ ἑαυτῷ 
πολέμιον ἐπεςπάςατο (ἀπεςπᾶτο Ap. male) Κῦρον (Κύρον K male) 
e DIT75 ad verbum: G. C. M 148 nil nisi ἐ. τ. κακὰ ἑαυτ. émicm.| 
KII2 = Ap. III93 ἐπὶ τῶν ἀπαιδεύτων μὲν (μὲν om. Ap.) δι᾽ 
ὑπερβολὴν δὲ πλούτου παῤῥηςιαζομένων = D 1198 ad verbum: 
G.C. M I29 ἐ. τ. διὰ πλοῦτον ἐμφανιζομένων ἢ εὐημερούντων. " 
K I1 26 — Ap. III 23 ἐπὶ τῶν ἐξ ἑτοίμου λαμβανόντων τὰ κάλλιςτα 
(adde τῶν cum Gaisf.) ἐν (ἐπὶ Ap.) τῇ παιδείᾳ = DI77:G.C.L 
124 ἐπὶ τῶν ἐξ ἑτοίμου τὰ τῶν τέχνων κάλλιςτα ἀποδιδόντων. | 
K IL 98 — Ap. VI96 Ἐκπερδικῆςαι᾽ τὸ διολιςθῆναι καὶ ἀποδρᾶναι. 
μεταφορικῶς ἀπὸ τῶν περδίκων᾽ πανοῦργον γὰρ τὸ ζῶον xai δια- 
διδράςκον τοὺς θηρευτὰς — Bodl. 392 ad verbum fere: G. C. M III 8 
Ἐκπερδικίςαι ** καὶ ἐκκλῖναι ἐπὶ τῶν biabibpackóvruv τοὺς θηρευ- 
τάς | K III 17 — Ap. VII 42 Ἐνδυμίωνος ὕπνον καθεύδεις" ἐπὶ 
τῶν δι᾽ ἔρωτα ὑπνηλῶν᾽ ἐπειδὴ ὁ Ὕπνος Epacdeic μειρακίου 
Ἐνδυμίωνος ἔτι καὶ νῦν λέτεται κατέχειν αὐτὸν (Ap. κατέχ. aur. 
λέγ.) κοιμώμενον cf. Athoum 120: G. C. M III 11 Ἐνδυμίωνος ὕπνον 
ὑπνώττει᾽ ἐπὶ τῶν πολλὰ κοιμωμένων. rel. om. | Καὶ III21 = Ap. 
VIII 15 Εὐγενὴς ἐκ βαλαντίου᾽ ἐπὶ τῶν διὰ πλοῦτον εὐγενῶν εἶναι 
δοκούντων cf. Zen. PII88:G.C.MIII24 ἐπὶ τῶν διὰ πλοῦτον 
τιμωμένων | K ΠῚ 53 — Ap. IX 86 ἐπὶ τῶν κοςμούντων τὸ κλη- 
povomaiov τήδιον᾽ crrapriu γὰρ ἐκληροδοτοῦντο: G. C. M III 82 
ὅτι δεῖ crepyeıv τῇ δεδομένῃ τύχῃ καὶ ἀνέχεςθαι. | K IV 1 — Ap. 
XII 25 ὅτι δυςχερὲς ἐκ φαύλου ἀγαθὸν (Ap. ἐκ φαύλων ἀγαθὰ 
scribe ἀγαθούς cum D) ἀπεργάςαςθαι -ΞΞ- D VI 92: G. C. M IV 50 ἐπὶ 
τῶν ἀδιορθώτων. | K IV 40 = Ap. XV 21... ταῖς γὰρ paxíaic cuv- 
ἐχῶς εἰεβάλλοντα τὰ κύματα ψόφον ἀποτελοῦει cf. D. VIL 99: 


376 Fridericus Brachmann: 


G.C. P III 58... ψόφον τὰρ ἀποτελεῖ βαλλομένη τοῖς κύμαειν ἢ] 
IV50 = Ap. XVI86 διὰ τὸ τειχίςαι τὸν Πειραιᾶ (Κ Πειρεᾶ male 
ἢ ὅτι copíac δόξαν Θεμιςτοκλῆς ἀπηνέγκατο: G.C.PIII71 nil nie 
copiac γὰρ δόξαν οὗτος ἀπηνέγκατο. | K IV 78 — Ap. XVII 6' 
ἐπὶ τῶν ὑπὲρ μηδενὸς Xpncinou (χρηείμων K) φιλοτιμουμένων c 
Zen. P VI 28 (pag. 170, 19) : G. C. P III 87 ἐπὶ τῶν ὑπὲρ μηδὲ 
πονούντων, G. C. L IIL 23 ἐ. τ. μηδενὸς ἀξίων. | K IV 83 — ΑἹ 
XVII 70 fj παροιμία παρὰ Δεινολόχῳ quae verba omisit G. C. P I1194.! 
Itaque quae explicationes & Gregorio mutatae sunt et decurtata 
cum Vaticano valde discrepant. 

Neque minoris momenti esse mihi videtur, quod duplicis pre 
verbiorum ordinis a Gregorio instituti nullum in K vestigium exsta 
Gregorius enim ita disposuit copias suas, ut lemmata ab eadeı 
littera incipientia in duas digereret partes (in usum scholarum: 
quod, si Mosquensem cum K comparaveris haud difficile intellege: 
veluti sub littera Y — ut neque uberrimam eligam seriem, nequ 
tenuissimam — proverbia in K et M hoc decurrunt ordine: 


G. C. M pars I Vaticanus Καὶ ἢ G.C. M pars II 

II 54 — 1166 
Il 55 = 1167 
II 66 — 1168 

IT 50 = II 57 
II 58 = 1169 
II 59 —= 1170 

1152 = II 60 | 


1) Haud neglegenter praetermisi hoc loco proverbia, quae in K e 
Ap. eisdem verbis explicata in codd. Gregorianis interpretatione omnin 
carent, velut: K I 67 = Ap. III 57: G. C. M162] KI100 = Ap. III 91:G. C 
MI64[ KII 9 — Ap. 151: G. CC MI70| KII 24 = Ap. III 66: G. C. MIT: 
K II 27 = Ap.1IV 1: G. C. MI80| K1133 — Ap. IV 22: G. C. M185] K II 6 
== Ap. V 68: G. C. E I100|Klles — Ap. V22: G. C. M1154 || K II 78 = 
Ap. V 86: G.C.M 1165 | Καὶ 1183 = Ap. VI 29: G. C. MII80| K III 16 — Ag 
VII8: G.C. MIII91 | KIII 32 = Ap. VIII38: G. C. MII157| ΚΙΠ 87 = 
Ap. VIII 69: G. C. M 11168 || K III 100 — Ap. XII24: G.C.MIV51 || KIV 1 
— Áp. XIV 40: G. C. MIV88 | KIV 39 — Ap. ΧΥ 1: G.C. MVe|K1V9 
c Áp. XVIIL 11: G.C. MV14|] KV3— Ap. VIII32: G. MV 15. Facil 
enim obiciat quispiam hoc posse fingi, easdem explicationes a codc 
volgatis omissas in integra conlectione Gregoriana exstitisse. 

2) Minus recte Wilamowitzius (cuius sententiam vide apud Warm 
krossium 1. 8.8. pag. 16 adn. 27) Krameri codicem Gregori proverbi 
permiscuisse et in unum litterarum ordinem redegisse opinatur. Testatu 
enim ordo proverbiorum, qualis exstat in Ps.-Diog. I, Vaticanum ordi 
nem quamvis mutatum integriorem servasse, Greg. Cyprium conlectioner 
bifariam  distribuisse. Sed optimo iure Wilamowitzius et Crusiu 
(pag. 41 adn. 4) Warnkrossio obloculi sunt, qui, cum causa ordini 
mutati minus pateret, facili negotio alteram cuiusque litterae partem 
quae in Pant. non exstat, a Gregorio abiudicavit, quamquam pro 
verbia et explieationes ex eodem fonte hausta eandem prorsus pra 
se ferunt formam naturamque atque proverbia prioris partis. 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 377 


G.C. M pars I Vaticanus K G. C. M pars II 
II 61 = 1171 
163 — Il 62 
1154 — lI 64 
II 56 = IT 65 
1166 — II 66 
11 61 = II 67 
II 58 — 1 68 
II 69 = 1172 
1159 — II 70 
II 71 — 1173 
I1 60 = II 72 
1161 — 11 73 
1l 74 — 1175 
1162 — II 75 
1163 = 11 76 
I1 64 — II 77 


Utramque vero cuiusque litterae partem Mosquensis solus ser- 
vavit, Pantinianus alteram plane neglexit, Leidensis et Vaticanus 
gemelli ex ea quam Pant. praebet parte pauca tantum proverbia 
adferunt, alteram integram fere exhibent." Neque tamen omnium 
copiossimus codex M etiam fidelissimus est habendus, immo redun- 
dat corruptelis nonnullasque plane omisit explicationes ab alio co- 
dice adlatas; quae singillatim persequi non meum puto. 

Iam si quaeris, utrum Vaticani et Gregorii Cyp.?) conlectiones 
totas ex Ps.-Diogeniano pendere censeam, an copiis ditatas esse ali- 
unde depromptis, nullam dico mihi esse causam, cur proverbia, quae 
a Ps.-Diog. nostro deterrimo omissa in Apostoli farragine eisdem 
fere verbis explicantur, a recensione B abiudicem.?) Dubito de aliis 
harum conlectionum proverbiis cum Bodleiano bene congruentibus, 
quae aut in Apostolio leguntur sed enarrationibus instructa ex 
Suida aliisque haustis, aut plane ab illo sunt omissa. ) Pauca tamen 
remanent, quae cum in ceteris paroemiographis frustra quaeras ex 
alio fonte in epitomen illam inlata videntur°), qua usi sunt Gregorius 
et Vaticani scriptor. 

Ergo, ut summam disputationis ad certum quendam finem pro- 
gressae paucis comprehendam, satis mihi demonstrasse videor, 
omnes paroemiographos Byzantinos codices Ps.-Diogenianeos expi- 
lasse, quorum duae erant classes: recensio À et explicationum uber- 
tate οὐ multitudine lemmatum praestantissima, ex qua pendent epi- 
tome Vindobonensis et Macarii conlectio; recensio B, cuius ex 


1) cf. tabulam in appendice compositam. 

2) Leidensis cod. additicia si exceperis ex scholiis Platon. deprompta. 

8) Haec proverbia in appendice littera A signavi. 

4) Quibus duos adde locos G. C. M IL 96 — DV 11 49 et G. C. MIV 70 
ex D V ΠῚ 654; haec lemmata in appendice littera B* (DV*) notavi. 

5) In appendice asterisco notata. 


818 Fridericus Brachmann: 


codicibus deterrimis et interpolatis Ps.-Diogenianus & Schotto, 
Gaisfordo, Leutschio editus est; multo copiosiorem et emendatiorem 
Apostolius exhausit codicem, ex quo etiam epitome pendet a Greg. 
Cyprio et Vaticani scriptore expilata. Quam codicum necessitudinem 


hoc stemmate describere possumus: 
4 


archetypon codicum Ps.-Diog. 
*a *b 
archetypon codicum rec. A  archetypon codicum rec. B diasc. Byz. 
ERR DUREE, nns" . 
* 
epitome rec. B 
Gr NEE 








4- 98 poo Ben —— —— 
d 9nvx4A 
snridA? 3910 
'SpoA "Sotq-sq 


'putA eundo 'q-sq 
"Q-sq "poo mogsody 


De origine proverbiorum a Ps.-Diogeniano 
solo servatorum. 


ᾷ 7. Quintae conlectionis vestigia. 


Reliquum est, ut de proverbiis, quae conlectio Ps.-Diogenianea 
in fine singularum litterarum sola exhibet (cf. tabulam pag. 343 sqq.) 
paucis disputem; qua una re in tanta codicum varietate Ps.- 
Diogeniani recensiones a Zenobii recensionibus Parisina 
et Bodleiana differunt. 

Pro certo potest affirmari adagia illa a vero Zenobio prorsus 
aliena esse, cum (uno excepto D 1198 = M IIT67 cuius de expli- 
catione vere Zenobiana in M omissa nihil scimus) in Athoi vel Lau- 
rentiani conlectt, Zenobianis (M I—III) omnino non inveniantur. Hoc 
vero est anquirendum, uirum illae series iam in archetypo codicum 
litterarum ordine dispositorum exstiterint, ut aliae interpolationes, 
an, ut Crusio videbatur „sero demum ab interpolatore adiectae sint" 
(cf. Anall. pag. 24 sqq.). Qua in re haud parvi momenti esse mihi 
videtur, quod recensio Ps.-Diog. À, Zenobio Parisino, ut supra vidi- 
mus, multis in rebus praestantior, illa proverbia praebet, itemque 
Suidas qui Crusio teste (pag. 42) in lexicon suum copias recepit „ex 
Zenobii exemplari servatis haud raro meliore et pleniore". Ipsa vero 
recensio Parisina in hac re nullam omnino habet fidem, quippe quae 
in fine potissimum singularum litterarüm 400 fere lemmata omiserit 
a Bodleiano servata, quae iusto iure lungblutius (l. s. s. p. 17) 
Warnkrossio adversatus atque Crusius (pag. 30) archetypo addixe- 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. Ὁ 319 


runt. Bodleianus autem ex illis proverbiis Ps.-Diogeniano peculiaribus 
tria exhibet: D III 26 — B 52, D VI 74 = B 243, D VIII 20 — B 842. 

Sed ratione et via procedendum est investigandumque num 
forte in illis Ps.-Diogeniani partibus vestigia inveniantur earundem 
interpolationum, quae in Par!, Bodli, Ps.-Diog! archetypo in series 
Zenobianas erant inculcatae. Neque spes nos fallit. Schmidtius 
enim in ,, Veresimilium" capite primo pag. 12 sqq. magnam illam sub 
littera α lemmatum seriem secundum binas litteras dispositam (ex 
quinta quam Crusius dicit conlectione depromptam) in Ps.-Diog. post 
proverbium ἀπὸ κώπης ἐπὶ βῆμα Ὁ 198 (in Bodl. post ἁπλοῦν 
θύλακον πάτει Β 141 in Par. post ἅπαντα τοῖς copoicı εὔκολα P 
II 9) abruptam, in illa litterae α parte Ps.-Diogeniano peculiari inde 

*aDII83 a ἀπὸ τραμμῆς αὐτῆς usque ad D III 25 &y vuuévn «κυ- 
τάλη ad finem perduci, tabula luculenter demonstravit. Accedunt 
alia quintae conlectionis indicia a Crusio pag. 9 sqq. 99 sqq. 109 sq. 
enumerata. Pleraque enim proverbia tam dilucida sunt, ut expli- 
cationis omnino non egeant; „ad animalium mores virtutesque“ refe- 
renda sunt D II 87, 11 88, III 9; ex Aesopi fabulis derivatum D 
III 24 = Aes. Halm. 135. Exquisitioris doctrinae vestigia non ex- 
stant!), neque testimonia adferuntur, nisi D Π 99 CóAuv et, quod 
magni est momenti, D 1188 Λουκιανός cuius locus (ex Dial. Meret. 3) 
ad verbum citatur; formulae quoque in quinta conl. tritae nonnun- 
quam servatae sunt, velut rapócov D II 836, DV 186, DV 189; 
τοιοῦτος γὰρ D I1 95. Quin etiam duo proverbia cum quintae con- 
lectionis locis apte conveniunt: D II 91 ᾿Αρεοπαγίτης᾽ ἐπὶ τῶν cku- 
θρωπῶν καὶ εἰωπηλῶν καὶ ὑπερεέμνων = Laur. III 53 Mill. IV 
(pag. 379) "Alloc οὗτος ᾿Αρεοπαγίτης᾽΄ ἐπὶ τῶν εκυθρωπῶν καὶ 
awrnAWv’ τοιοῦτοι γὰρ οἱ ἐκεῖςε βουλευταί; et D 1Π|18 Αὐτὸς 
Ὑὰρ εὗρε τοῦ κακοῦ τὴν πιτύαν etc. — Laur. III 83d αὐτὸς εὗρε 
τοῦ κακοῦ τὴν πιτύαν. lam certa fixaque res est: habemus quintae 
conlectionis seriem & Parisino et Bodleiano omissam; neque enim 
verisimile esse videtur alium priorem huius interpolationis partem 
in archetypon codd. volgatorum intulisse, alium posteriorem partem 
Ps.-Diogeniani farragini addidisse. 

Eodem te deducunt alia proverbia a Ps.-Diogeniano solo in 
fine aliarum litterarum servata. Sub littera t enim Bodleianus tria 
adfert proverbia Zenobiana B 508 = M III 19 (= Ps.-Plut. 13); 
B 509 — M III 74 (Ps.-Plut. 46); B511 = M 1113. — B 504—507, 
510, 512 ex lexico interpolata sunt, ut infra demonstrabimus. Unum 
restat B 518 = D V 29 cui D quattuor addit lemmata secundum 
binas litteras disposita, quae item sophistam quintae conlectionis 
auctorem sapiunt. Deinde sub x proverbium D V 92 Κρὴς πρὸς 
Αἰγινήτην᾽ ἐπὶ τῶν πανουργίᾳ χρωμένων πρὸς ἀλλήλους λέγεται 


1) Nam Clearchi fragmentum ἃ Diog. Vind. I 88 solo servatum ex 
alieno fonte derivatum videtur. 


380 . Fridericus Brachmann: 


conferas cum Laur. III 50c Κρὴς πρὸς Αἰγινήτην᾽ ἐπὶ τῶν 
πανούργους πανουργευομένων atque D V 99... Ὁμοία rà: 
ἐφεῦρε τοῦ κακοῦ τὴν πιτύαν — D III 18 cum L III33d qu 
exscripsimus. Adde quod sub D V 95, 96, 99 duo proverbia | 
sententias inlustrantia componuntur, itemque D V 97 cur 
rupto 98 coniungendum esse explicationum similitudo indicar: 
tur secundum quintae conlectionis naturam; neque desunt prc 
ad animalium mores spectantia (D V 96a et b). Eandem or 
produnt sub X D VI 30—32 adcurate οὐ illa disposita (Aa, A 
Neque aliter de proverbiis VI 67 —74 iudicandum esse puto s 
plicatione perspicuis, quorum ordo iterum duas litteras respic; 
eodem fonte manasse videntur sub o D VII 35—41, notanda 
explicationes proverbiorum D VII37 ópoiórepoc εὐκον᾽ τοῦτο 
παίζει (DV III 53 recte παραπαίζεται) διὰ τὴν éugépeiav τῶν 
et DVII 41 Οὐ φελλίνας ὁ ἀγών oiov οὐ crepavitnc ἀλλὰ) 
τίτης. Ἔλεγον δὲ ἐπὶ τῶν ἀργύριον τελούντων; sub rt DVII8 
qua in serie transponenda quidem sunt 94 et 95 post 91, ati 
post 93, ut genuinus restituatur ordo, sed multa indicia de : 
dubii nihil relinquunt, velut voces παρεγγυᾷ D Υ11 90, mı 
D VII 91, D VII 95 ex Luciani vita Demonactis depromptu 
Leutschii adnot), D VII 91 et 94 ex fabulis derivata. D 
sub T huc referenda esse censeo D VIII 50— 55 cum praeserti 
hac uberi littera in Bodleiano copiosa harum interpolationum 
desideretur: sola enim quattuor lemmata B 912—915 quinte 
lectioni Crusio duce sunt adiudicanda. 

Quibus rebus adducti hoc possumus statuere: in part 
conlectioni Ps.-Diogenianeae propriis firmissima e3 
quintae conlectionis vestigia, quamvis saepe de singuli 
verbiis ambigere possis. 


88. Proverbia e lexico adseita. 


Iam aliae accedunt interpolationes ex lexico aliquo depro 
quas cum Hesychii locis ex parte bene congruere tabula d 
Crusio pag. 25 sq. composita; sunt autem hae!): 


D II 79 — Hes. 1272, 17 D III39 = Hes. II 230. 
» I 91 , 1276,73 » 1V912 , IV 382 
» Il 92— , 1270,81 „ V88— , II406 
», ll 96 — ,  I286,86 , V90-— , 11420. 
» I1100 — ,, 1300, 28 » V94-— ,„ 1555, 
»II 10— , 1814, 7 , VI29 — , ΠῚ 53 
„il 34 ,, 111407,13 » VI74 — , III 44 
„Hl 86-2 , 1836, 75 „vI2o= ,, IV 39, 
„MW 37— ,„ 1339,72 , VIII58 — .,, IV 141. 





1) duo enim reliqua proverbia, quae Crusius in tabulam su&m r 
D V91 — Hes.11499, 40 et D V 96 — Hes. II 431, 48 minus mil 
gruere videbantur, quam quae hoc loco adferrem. 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 381 

Perserutandum igitur est, num id genus interpolationum ab 
archetypo codicum Zen. volgatorum prorsus sit alienum. 

Zenobii codices interpolatos Parisinum, Bodleianum, Ps.-Dio- 
genianum praeter quartae conlectionis (Laur. II) proverbia et con- 
tinuas illas quintae conl. series etiam ordines recepisse ex lexico 
aliquo depromptos recte Crusius cognovit, mirum harum interpola- 
tionum cum Photii copiis consensum tabulis aperte demonstrans 
(pag. 117 sqq.) Ubi vero Hesychii lexicon paulo attentius cum 
Bodleiano!) (qui lemmatum ordinem optime servavit) comparaveris, 
illos paroemiographi ordines ex lexico haustos apud Hesy- 
chium uberiores exstare invenies, reliqua autem Bodlei- 
ani proverbia plerumque aut omnino deesse apud Hesy- 
chium aut aliis verbis esse explicata. Nam, ut eisdem quibus 
Crusius utar exemplis, exhibet Hesychius sub litera Z hoc unum 


proverbium: 


Hesychius 1I 261, 52 (ed. | Bodl. 457 = Par. IV 9. 


Schmidt). 


Ζωπύρου τάλαντα᾽ 
Κρατῖνος ἐν ἸΤυλαίᾳ᾽ Ζυύ- 
πυρος ὁ ἸΠέρεης βαειλεῖ 
χαριζόμενος μαςτιγιίύεας 
ἑαυτὸν τῆς ῥινὸς καὶ 
τῶν ὥτιων ἀφελόμενος 
εἰεελθὼν εἰς Βαβυλῶνα 
προὔδωκε τὴν πόλιν͵ 


Zum. τάλ. Ζιύπυρος 
ὁ TTépenc βαειλεῖ χαρι- 
ζόμενος μαςτιγώςας ἕαυ- 
τὸν καὶ τὴν ῥῖνα καὶ τὰ 
ὦτα ᾿ἀφελόμενος εἰεελ- 
θὼν εἰς Βαβυλῶνα (καὶ 
πιςτευθεὶς διὰ τὰ περὶ 
τὸ «ς«ὦμα προὔδωκε τὴν 
πόλιν, ["Ycrepov δὲ Aa- 
ρεῖος ἰδὼν αὐτὸν εἶπεν, 
Ἤθελον Ζιύπυρον cov 
ἔχειν ἣ μυρίας μοι Βαβυ- 
λῶνας ὑπάρχειν. Ἐκ με- 
ταφορᾶς οὖν εἶπε τά- 
λαντα (καὶ ζυγὰ olov- 
(el) ἔργα καὶ πράξεις. ?) 


Photius I p. 250 (Naber). 


Zum. τάχ Κρατῖνος 
ἐν ἸΤυλαίᾳ᾽ τοῦτόν φηςει 
Θεόπομπος... Πέρεην 
ὄντα ὑπὸ φιλοτιμίας χα- 
ριζόμενον βαειλεῖ μαςτι- 
γῶςαι ἑαυτὸν᾽ καὶ τῆς 
ῥινὸς καὶ τῶν ὥὦτων 
ἀποςτερήςαντα εἰςελθεῖν 
εἰς Βαβυλῶνα καὶ πι- 
ςτευθέντα διὰ ταύτην τὴν 

κακουχίαν καταλαβεῖν 
τὴν πόλιν᾽ ἐκ μεταφορᾶς 
οὖν εἶπε τάλαντα καὶ 
ζυγὰ, olovel ἔργα καὶ 
πράξεις. 


Sub n apud Hesychinm haec comparent proverbia: 


Hesychius. 

11 265,8. Ἢ δεῖ χε- 
Mivnc κρέα φαγεῖν ἢ μὴ 
φαγεῖν᾽ τῆς χελώνης ὀλί- 
ya κρέα βρωθέντα crpó- 
φους ποιεῖ πολλὰ δὲ καθ- 
αίρει᾽ ὅθεν τὴν παροι- 
μίαν λέγεεθαι. 


Bodleianus. 


467 — PIV 19. Ἢ 


Photius. 
I p. 258. Ἢ δεῖ (codex 


δεῖ — μὴ payeiv: τῆς ἧδεα) — μὴ Payeiv’ τῆς 


χελώνης ὀλίγα βρωθέντα 
τὰ κρέα (Pet Ὁ ὀλίγα 
κρέα βρωθέντα — Hes.) 
ςτρόφους ποιεῖ, πολλὰ 
δὲ καθαίρει. {Ὅθεν ἡ 
παροιμία. Ἕτεροι δὲ ἐπὶ 
τῶν ἀρχομένων ὁρμᾶν 


χελώνης --- καθαίρει = 
Hes. Ὅθεν καὶ τὴν παρ- 
otav Δήμων ἕτεροι 
δὲ ἐπὶ τῶν ἀποδύντων 
μὲν πρᾶγμα crpatevo- 
μένων δέ’ φαεὶ δὲ ταύ- 
τὴν Τερψίωνος εἶναι. 


1) expleto scilicet, ubi res postulat ex Parisino et Ps.-Diogeniano. 
2) Crusio duce verba ex P suppleta uncinis.( δ inclusi, quae non 
exstant in P cancellis [ ] saepsi. 


382 


"Hesychius, 


II 972, 802. Ἡ κύων 
ἐν τῇ φάτνῃ᾽ παροιμία 
πρὸς τοὺς μήτε αὐτοὺς 
χρωμένους μήτε ἑτέρους 
ἐῶντας. 


11 277, 55. Ἡμένη me- 
Aeiác: παροιμία ἐπὶ τῶν 
ἁπλουςτάτων κατὰ ἀντεξ- 
ἐταειν τὴν πρὸς τὰς 
παλευτρίας ξελειάδας.᾽ 


II 286, 24. Ἡρακλέους 
θυεία᾽ παροιμία ἐπὶ τῶν 
εἰκῆ ταῖς θυείαις χρω- 
μένων. 


11286, 21. Ἡράκλεια᾽ 
λίθος Av ἔνιοι μαγνῆτιν 
Aéqouciv: οὐκ ὀρθῶς" 
διαλλάττουςι (γάρ). Καὶ 
ἡ μὲν ἐπιεπωμένη τὸν 
εἰδηρον Ἡρακλεία ἐςτὶν, 
ἡ δὲ ἑτέρα παραπλήσιος 
ἀργύρῳ’ ὥςτε Πλάτων 
ἁμαρτάνει etc. κέκληται 
δὲ οὕτως ἀπὸ Ἡρακλείας 
τῆς ἐν Λυδίᾳ πόλεως: 
διὸ καὶ ζοφοκλῆς Λυδίαν 
λίθον αὐτὴν καλεῖ, οἱ δὲ 
εἰδηρῖτιν οἱ δὲ 'Hpa- 

κλεῶτιν. 


II 291, 79. "Hcav ποτ᾽ 
ficav ἄλκιμοι Mümnciot: 
παροιμία ἀπὸ χρηςμοῦ 
ἐπὶ τῶν προγεγονότωνί(). 


11 294,58. Ἢ τρὶς ἕξ 
ἢ τρεῖς κύβοι" παροιμία 
ἐπὶ τῶν ἣ ἐπιτυγχανόν- 


Fridericus Brachmann: 


Bodleianus. 


ἐπί τι πρᾶγμα ctpareuo- 
μένων (corr. «τραγτευ- 
ομένων) δέ. Φαεὶ δὲ αὐ- 
τὴν Τερψίωνος elvat.» 


468. 'H κύων ἐν τῇ 
φάτνῃ Πρὸς τοὺς μήτε 
ἑαυτοῖς χρωμένους μήτε 
ἄλλους ἐῶντας παρ᾽ ὅςον 
ἡ κύων οὔτε αὐτὴ κριθὰς 
ἐςθίει καὶ τὸν ἵππον 
οὐκ ἐᾷ. 


469. Ἡμένη πελειάς" 
ἐπὶ τῶν ἀπλουςτάτων. 
Κατὰ ἀντεξέταςειν τὴν 
πρὸς τὰς παλευτρίας, αἵ 
ἐξιττάμεναι καὶ ἄλλας 
ἀπατῆςαι προάτγονται. 
ἸΤαλεῦςαι γὰρ τὸ ἀπατῆ- 

cal φαειν. 


410. Ἡρακλέους θυ- 
cim: ἐπὶ τῶν εἰκῆ ταῖς 
θυείαις χρωμένων. 


411. Ἡρακλεία λίθος" 
ταύτην ἔνιοι τὴν μα- 
γνῆτιν λέγουει τὴν ἐπι- 
ς«πωμένην τὸν cibnpov: 
οἱ δὲ ἑτέραν ὁμοίαν 
{παραπλήεςειον P) ἀργύ- 
pw (κέκληται δὲ οὕτως 
ἀπὸ Ἡρακλείας πόλεως 
κληθεῖςαν ἐν Λυδίᾳ (P 
ἀ. Ἥρακλ. τῆς ἐν Λυδίᾳ 
πόλεως — Hes.» 


472. "Hcav — Μιλή- 
cot ἀπὸ χρηςμοῦ γέγο- 
vev αὕτη. Λέγεται δὲ 
ἀπὸ τῶν ἀπὸ εὐδοξίας 
πεςόντων. 


418 — PIV 28. Ἢ 


τρὶς — κύβοι᾽ (fj παρ- 
ornia παρὰ Φερεκράτει 


Photius. 


1257. Ἡ κύων ἐπὶ τῆς 
φάτνης παροιμία ἐπὶ 
τῶν μήτε χρωμένων 
μήτ᾽ ἄλλοις μεταδιδόν- 

τῶν. 

1868. Κύων ἐπὶ φάτ- 
vnc: παροιμία €. τ. μήτε 
χρωμένων μήτε ἄλλους 
&bvtuv. 


I p.259. Ἡμένη me- 
λειάς᾽ παροιμία ἐπὶ τῶν 
ἁπλουςτέρων καὶ üäkaxon- 
uv ταττομένη͵ κατ᾽ ἀντ- 

εξέταειιν τῶν παλευ- 
τριῶν αἷ ἐξιπτάμεναι 
ἄλλας προςάγουειν. 


deest apud Photium. 


I 266, 9. ἩΟἩρακλείαν 
λίθον" τινὲς τὴν μαγνῆ- 
τιν ἀπέδοςαν διὰ τὴν 
Ἡρακλείαν τῆς Μαγνη- 
clac: ἔνιοι δὲ ὅτι ἡ μὲν 
ἐπιςπωμένη τὸν cibnpov 
Ἡρακλεῶτις ἡ δὲ Μα- 
γνῆτις ὁμοία ἐςτὶν ἀρ- 
γύρῳ etc. 

266, 4 Ἡρακλεώτης 
λίθος: ὁ ὑφ᾽ ἡμῶν μά- 
Yvnc ὁ ἐπιςπώμενος τὸν 
clönpov. Ἡρακλεία γὰρ 
ἐλέγετο ἡ Μαγνηεία. 


I 269, 1. "Hcav — Mı- 
λήεσιοι᾽ παροιμία- ἀπὸ 
χρηςμοῦ ἐπὶ τῶν προγε- 
γονότων — Hes. 


I 270, 4. Ἢ τρὶς — 
κύβοι᾽ τὸ γὰρ παλαιὸν 
rpıciv ἐχρῶντο κύβοις 


383 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 


Bodleianus. Photius. 


tuv ?| ἀποτυγχανόντων᾽ | ἐν τοῖς Mupyunkav0pu- | πρὸς τὴν παιδιάν" διχῶς 
πάλαι γὰρ τριεὶν ἐχρῶντο | ποις. Κεῖται δὲν ἐπὶ τῶν | δὲ λέγεται ὁ ἀναῤῥιπτού- 
πρὸς τὰς παιδιὰς κύβοις, (ἀπο- κινδυνευόντων. μενος καὶ ἰδίως ὁ κενός. 
καὶ οὐχ, ὡς οἱ νῦν, δύο’, Τὸ μὲν {τὰρν τρὶς ἕξ 
Ecrı δὲ ὀμωνυμία. τὴν παντελῆ δηλοῖ νίκην, 
τὸ δὲ τρεῖς κύβοι τὴν 
ἧτταν. [|Πάλαι γὰρ τρι- 
εἰν ἐχρῶντο πρὸς τὰς 
παιδιὰς κύβοις (kal) 
οὐχ ὡς νῦν δύο. ("Ecr 
δὲ ὁμωνυμία" κύβον γὰρ 
ἔλεγον ἰδίως αὐτὸν τὸν 
ῥιπτούμενον, ὅτε πλή- 
pnc ἐςτὶ καὶ μὴν 4 Τοὺς 
δὲ τοιούτους κύβους οἱ 
Ἴωνες olvac λέγουει «P 
Τοὺς δὲ κυβ. τοὺς. τοι- 
οὔτ. οἱ Ἰ. καλοῦειν Οἴναςν 
καὶ τὴν παροιμίαν οὕτως 
ἐκφέρουειν, ἢ τρεῖς ἕξ 
ἢ τρεῖς οἴνας (P olvan). | 
Ultimum proverbium ἃ Zenobio Mill. II 29 sic explicatur: 
Κεῖται ἣ παροιμία παρὰ Φερεκράτει Ev Μυρμηκανθρώποις᾽ κεῖται 
δὲ ἐπὶ τῶν κινδυνευόντων. Τὸ μὲν γὰρ τρὶς ἕξ δηλοῖ τὴν παντελῆ 
γίκην τὸ δὲ τρεῖς κύβοι τὴν ἧτταν. Τοὺς δὲ κύβους τοὺς τοιούτους 
οἱ Ἴωνες καλοῦςειν οἴνας καὶ τὴν παροιμίαν οὕτως ἐκφέρουειν᾽ Ἢ 
τρὶς ἕξ ἢ τρεῖς οἴνας. Is igitur, qui codicum volgatorum archetypon 
composuit primum usque ad τὴν ἧτταν Zenobium exscripsit, deinde 
ab Πάλαι γὰρ usque ad ὅτε πλήρης écri καὶ μὴ lexicographum, tum 
ἃ Τοὺς δὲ κύβους --- οἴνας iterum Zenobium. Sequuntur in B septem 
proverbia Zenobiana, quorum nullum exstat in Hesychio.!) Sed 
ultima huius litterae proverbia iterum ex lexico sunt interpolata. 


B 488. Photius 1259, 5. Ἥλῳ τὸν fjÀov 


Hesychius. | 


Ἥλῳ τὸν ἧλον ἐκκρούει᾽ 


Ὁμοία τῇ Πάτταλος ἐξέκρουει πάττα- 
lov: ἐπὶ τῶν ἁμαρτήματι τὸ ἁμάρ- 
τημα EEidcacdn «πευδόντων, ὅπερ 
οὐχ οἷόν τε. 


B 489. ^Hó' óc: Τίθεται ἡ λέξις 
ἐπὶ πλήθους καὶ ἐπὶ θηλειῶν. Οὐ 
μόνον δὲ ἀντὶ τοῦ ἔφη, ἀλλὰ καὶ 
ἀντὶ τοῦ ἔφαςαν, ὁ δὲ Κράτης μὴ 
δαςύνειν λέγει τὸ ὅς. 








— 


ἐκκρούεις᾽ ἀντὶ τοῦ ἁμαρτήματι τὸ 
ἁμάρτημα crebdeıc ἐξελάςαι. 
in Hesychio deest, 


Photius 1255, 1. ^H δ᾽ 6c: ἀντὶ 
τοῦ ἔφη δὲ οὗτος καὶ ἀντὶ τοῦ ἔφη᾽ 
τάττεται καὶ ἐπ᾿ ἀνδρὸς καὶ γυναι- 
«óc, καὶ ἀντὶ τοῦ Epacav‘ καὶ ἀντὶ 
τοῦ ὦ φίλε: τοῦτο Χάρης μέν qna 


1) Photius duo proverbia hanc seriem in Par. et Ps.-Diog. sequentia 


exhibet: PIV24 — D 


V5 'H Φανίου θύρα Phot. I 270, et D V 6 ἡ Περ- 


yala Ἄρτεμις Phot. I 265, 5 eisdem explicationibus ornata. Sed paroemio- 
graphi non lexicographum scd Zenobium M II 16 (— DV II 84) et M II 106 
secuti esse videntur. 


Fridericus Brachmann: 


384 


καὶ Κριτόλαος cnualver, διελέγχεται 
δ᾽ ὑπὸ πλειόνιυν. οὗ. Phot. 264,8. 


490. Ἤτοι εὐνδεςμος icoóvva- 
μῶν τῷ 5€ Ἤτοι ὅγ᾽ ὡς εἰπών" 
Ὅμηρος οὐ διαζευκτικῶς αὐτῷ χρῆ- 
ται" Τινὲς δὲ καὶ ἀντὶ τοῦ μεν. 


Hesychius. 


11 300, 92. Θάμυρις 
μαίνεται᾽ παροιμία ἐπὶ 
τῶν κατὰ cóveav παρά- 
λογόν τι πραττόντιυν. 


II 302, 86. 
Βούτης: παροιμία ἐπὶ 
τῶν... ἐν τῇ croQ μα- 
χομένων τις fjv, dj ἐπε- 

γέγραπτο Βούτης... 

Táccerai οὖν ἡ παροιμία 
ἐπὶ τῶν ῥαδίως ευντε- 
Aoupgévuv: καὶ γὰρ ὁ 
Βούτης ῥαδίως κατε- 
«κεύαςτο, ἅτε οὐχ ὁλοκλή- 
ρου τοῦ εὐματος γεγραμ- 
μένου. 


11312,20. Θετταλικὰ 
πτερά’ τοῦτο εἴρηται 
διὰ τὸ πτέρυγας ἔχειν 
τἀςΘεςςαλικὰς χλαμύδας" 
πτέρυγες γὰρ καλοῦνται 
οἱ ἑκατέρωθεν γωνίαι 
διὰ τὸ ἐοικέναι πτέρυξι. 

II 312, 24. Θετταλὸν 
cópicua* παροιμία ἐπὶ 
τῶν CcopıLouevwv λεγο- 


μένη καὶ μὴ ε(ὐ)θυμα- 
χούντων. 


Θᾶττον A| 


Hesych. omisit. 


Sub 0 exhibet: 
Bodleianus. 


491. Θάμυρις μαίνε- 
ται ἐπὶ τῶν κατὰ cóve- 
cıv παράλογα δοκούντων 
πράττειν. 


492. PIV 28. Θᾶττον 
ἢ Βούτης. Τῶν ἐπὶ τῇ 
croQ μαχομένων τις fv 
ᾧ ἐπεγέγραπτο Βούτης, 
ἐφαίνετο δ᾽ αὐτοῦ (P 
οὗ égaív.» τὸ κράνος 
καὶ ὁ ὀφθαλμὸς, τὰ δὲ 
λοιπὰ μέρη ἐδόκει ὑπὸ 
τοῦ ὄρους κρύπτεςθαι. 
Τάττεται οὖν ἐπὶ τῶν 
ῥαδίως ευντελουμένων. 
Καὶ γὰρ καὶ 6 Βούτης 
ῥαδίως κατεςκευάεθη ἅτε 
μὴ γεγραμμένου τοῦ ὅλου 
σώματος αὑτοῦ (P ἅτε 
οὐχ ὁλοκλήρου τοῦ cu. 
yeyp. = Hes.» 


493. Θεττ. πτερά" ἀπὸ 
τοῦ τὰς Θετταλικὰς χλα- 
μύδας ἔχειν πτερύγια 
εἴρηται ἐοίκαςι γὰρ πτέ- 
ρυξιν al ἑκατέρωθεν u- 

γίαι. 


494 =PIV29. Θεττα- 
λῶν cop. {παροιμία ἐπὶ 
τῶν ςοφιζομένων λεγο- 
μένη διὰ τὸ Ἢ τῷ Θεττα- 
Adj λόγιον Exreceiv) φυ- 
λάττεςθαι μὴ ἕλωειν αὐ- 
τὸν οἱ ἐξ ἐναντίας εὐχῇ 
μείζονι καὶ λαμπροτέρᾳ 
κατ᾽ αὐτοῦ χρηςάμενοι. 
Νοήκας οὖν τὸ λόγον... 
ζἑκατόμβην ἀνδρῶν ηὔ- 


Hes. II 294, δ0. 
fcodvvaulv τῷ δέ τινὲς δὲ καὶ 
ἀντὶ τοῦ μεν χρῶνται. 
tium deest. 


fito abvdecuoc 


apud Pho- 


Photius. 
& Photio omissum. 


1274,2. ©. ἢ B. οἷον 
kareckeudcOn. Μίκων 
γὰρ ὁ Zuypapoc ὀφθαλ- 
μὸν ποιῆςας καὶ κράνος 
περιφαινόμενον ἐπέγραψε 

Βούτης. 


1979, 8. Θεττ. mr. 
τοῦτο εἴρηται --- χλαμύ- 
δας Hes. Πτέρυγες 
δὲ --- πτέρυξι Hes. 
ad verbum. 


-— 
— 


I 277,2. Θεςςαλὸν coq. 
ἐπὶ τῶν μὴ εὐθυμαχούν- 
τῶν ἐν τοῖς παρατάξεειν 
ἀλλὰ κακουργούντων. 

I 279, 8. Θετταλῶν 
cöp. xal ἐπὶ μάχης καὶ 
ἐπὶ ςχήματος καὶ ἐπὶ 
παρακρούςεως καὶ ἄλλων 
μυρίων TAccouUcıv ἀπ᾿ 
αἰτίας τοιαύτης. Αἰάτῳ 
γὰρ κατιόντι ὁ θεὸς ἔφη 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 


Hesychius. 


II 312, 36. Θεῶν ἀγο- 
pá: παροιμία ἐπὶ τῶν 
τολμιύντων λέγειν ἐν 
τοῖς τοςοῦτον ὑπερέχου- 
cv, ὅςον οἱ θεοὶ τῶν 
ἀνθριύπων. Καὶ τόπος 
᾿Αθήνηςι ἀπὸ τοῦ cuva- 
γτερθῆναιπροςατγορευθείς. 


I[ 819, 20. Θολερῶς 
προβαίνει᾽ μὴ kaoecra- 
μένην καὶ ἀςφαλῆ πο- 
ρείαν ἔχων, ἀλλ᾽ dcrd- 
TUC καὶ τεταραγμένως 
προιύν. 


omisit Hes. 


11329, 96. Ouuócogoc: 
ὁ ἐκ qüceuc εὐμαθὴς 
καὶ εὐφυὴς, ὀξυμαθὴς, 
ἐκ qUceuc cogóc. 

11 330, 6. Θυννάζον- 
TEC" κεντοῦντες, τοὺς 
γὰρ μεγάλους θύννους 

τριόδουςειν ἐλάμβανον. 
II 331, 24. θύραζε 
Κᾶρες οὐκέτ᾽ ᾿Ανθεςτή- 
pıa’ παροιμία ἣν οἱ μὲν 
διὰ τὸ πλῆθος οἰκετῶν 


Bodleianus. 


ξατο Oucíav ᾿Απόλλωνι 
Καταιβαείῳψ... καὶ δια- 
ταξάμενος ἐφ᾽ ἃ ὥρμηςε 
τὸ περὶ τὴν θυείαν καὶ 
τὴν εὐχὴν οὔτε ἱεροπρε- 
πὲς εἶναι νομίςεςας οὔτε 
ἄλλως εὐςεβὲς ὑπερέθετο 
κτλ. 


B495 —PIV30. Θεῶν 
ἀγορά φ(παροιμία ἐπὶ 
τῶν τολμούντων τι λέ- 
yeıv ἐπὶ τοῖς τοςοῦτον 
ὑπερέχουςει, ócov οἱ θεοὶ 
τῶν ἀνθριύπων. Καὶ τό- 
πος ᾿Αθήνηει ἀπὸ τοῦ 


cuva[epOfjvat προκςαγο- 
peudelc.) 
Bomisit. PIV 31. Θολ. 


npoßalveıc‘ μὴ καθιςτα- 
μένην καὶ ἀςφαλῆ πο- 
ρείαν ἔχων, ἀλλ᾽ dcrd- 
TUC καὶ τεταραγμένως 
προιύν. 


Bomisit. PIV 82. Θρᾷ- 
κες ὅρκια οὐκ ἐπίςτανται" 
ταύτης μέμνηται Μέναν- 
bpoc ἐν τῇ πρώτῃ. Λέ- 
yeı γὰρ, ὅτι ἐν ταύτῃ τῇ 
Υῇ ὁ πρεςβύτατος ἀκον- 
τιςθεὶς διὰ τοῦ ςτήθους 
ἀπώλετο. Καὶ ἐντεῦθεν 
"war καὶ Αἰολεῦειν alvı- 
Yua γέγονε, Θρᾷκες ὅρ- 
κια οὐκ ἐπίςοτανται. 

B 496. Θυμόςοφος᾽ 
τοὺς ἐξ φύςεως ὀξυμα- 
θεῖς καὶ εὐφυεῖς οὕτως 
ἐκάλουν. 


Β 4971. Ouvvalovrec' 
ἀντὶ τοῦ κεντοῦντες᾽ 
τριόδουςι γὰρ ἐλάμβανον 
τοὺς θύννους. 


B 508 = PIV 38. Θύ- 
paZe K. οὐκέτ᾽ 'Ave. [el. 
Τινὲς δὲ οὕτως  gac: 
Θύραζε Κῆρες οὐκ ἔνι 


385 


Photius. 


φυλάξαςθαι μὴ λάθωειν 
αὐτὸν οἱ ἐξ ἐναντίας εὐχῇ 
μείζονι καὶ λαμπροτέρᾳ 
κατ᾽ αὐτοῦ χρηςάμενοι᾽ 
ὁ δὲ ἑκατόμβην ἀνδρῶν 
εὔξατο θύςειν τῷ ᾿Απόλ- 
λωνι κατορθώςας δὲ 
ἃ ἐβούλετο τὴν θυείαν 
διὰ τὸ μὴ ἱεροπρεπῆ ci- 
ναι (del) ἀνεβάλλετο. 
1280,3. ©. ἀγ. ἐπὶ 
τῶν τολμώντων τι λέ- 
γέῖν ἐν τοῖς ὑπερέχουει. 


1282, 8. Θολ. προβαί- 
γεις. explicatio — Hes. 
ad verbum. 


I 282, 7. Θρᾷκες — 
ἐπίετανται: ταύτης μέ- 
μνηται Μένανδρος ἐν τῇ 
πρώτῃ. Λέγει γὰρ ὅτι 
ἐν αὐτῇ τῇ γῇ — alvı- 
γμα ἐγένετο Θρᾷκες — 
ἐπίςοτανται Ρ ad 
verbum. 


1285,12. Θυμ. eöpa- 
θής, φύςει εὐφυής. 


I 985, 13. θύνν. ἀντὶ 
τοῦ κεντοῦντες᾽ τοὺς 
γὰρ μεγάλους θύννους 
τριόδοις ἐλάμβανον. 


1286, 1. Θύραξε — 
Ἀνθ. παροιμία ἣν οἱ μὲν 
διὰ πλῆθος — ἐργαζο- 
μένων == Hes. ad verbum. 


.986 


Hesychius. 
Καρικῶν εἰρῆςθαί aav, | ᾿Ανθεςτήρια]. Οἱ μὲν διὰ 
dic ἐν τοῖς ᾿Ανθεςτηρίοις | πλῆθος οἰκετῶν Καρικῶν᾽ 
εὐωχουμένων αὐτῶν καὶ | φαεὶ γὰρ dic (P εἰρῆςθαί 
οὐκ ἐργαζομένων. 


Fridericus Brachmann: 


Bodleianus. 


pacı dc = Hes» ἐν 
τοῖς ᾿Ανθεςτηρίοις εὐω- 
χουμένων αὐτῶν καὶ οὐκ 
ἐργαζομένων... {Τῆς 
οὖν ἑορτῆς — τὴν παρ- 
oriav φαςείν — Phot. 
ad verbum ὅτι οἱ Κᾶρες 
ποτὲ μέρος τῆς ᾿Αττικῆς 
kxarécyov: καὶ εἴ more 
τὴν ἑορτὴν τῶν ᾿Ανθε- 
crnplwv ἦγον οἱ ᾿Αθη- 
γαῖοι etc, = Mill. I 30 
ad verbum.) 


Photius. 


Τῆς οὖν ἑορτῆς τελεςθεί- 
cc λέγειν ἐπὶ τὰ ἔργα 
ἐκπέμποντας αὐτούς" 
Θύραζε Κᾶρες οὐκ ἔτ᾽ 
᾿Ανθεςτήρια. Τινὲς δὲ οὕ- 
τως τὴν παροιμίαν gací: 
θύραζε Κῆρες οὐκέτ᾽ "Av- 
θεςκτήρια dic κατὰ τὴν 
πόλιν τοῖς ᾿Ανθεςτηρίοις 
τῶν ψυχῶν περιερχομέ- 

γων. 


Itaque etiam hoc ultimo loco in codicum volgatorum arche- 
typon primum lexicographi explicatio recepta est, deinde Zeno- 
bii sed inepte vera Photii interpretatio oppressa: cf. Crusium 


pag. 48 sq. 


Simili ratione per omnes litteras paroemiographorum series ex 
lexico aliquo interpolatae integrae fere in Hesychio exstant, ex reliquis 
proverbiis perpauca apud eum inveniuntur, quod haec tabula docet: 


Bodleianus 
504 
505 (P IV 40) 
506 
607 
510 (P IV 25) 
512 
Hesychius Bodleianus 
II 385, 83 5680 
II 408, 10 531 
II 406, 71 632 
II 408, 18 583 
II 413, 22 534 
II 414 61 P IV 48 
11428, 25 535 
II 468, 38 536 
]I 470, 79 538 
om. 539 
II 482, 76 540 
1I482, 77. | 541 


sub t 
Hesychius 
II 836, 25, 26, 27 
11 347, 12 
II 364, 88 
omisit 
II 343, 77 
omisit 
sub K 
Photius Hesychius 
omisit om. 
I310, 5 II 484, 31 
om. II 500, 88 
I 812,3 II 514, 43 
om. II 515, 85 
om. II 517, 29 
om. II 517, 38 
om. II 518, 49 
I 337, 5 11519, 81 
1337, 4 II 521, 49 
om. II 696, 48 
I 342, 1 11 533, 35 


Photius 


cf.I p. 287, 11 
omisit 
omisit 

I p. 292, 10 
omisit 
I p. 295, 10. 


Bodleianus 


542 
543 
544 
545 

Ä 646 | 
647 
| 

649 P IV 58 

550 

551 

552 

553 





Photius 





Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 


387 


Hesychius | Bodleianus | Photius Hesychius | Bodleianus | Photius 
II 535, 86 654 1351,18 || 11548,34 | 562 I856, 5 
II 537, 41 555 I352, 6 |  II548, 46 PIV72| om. 

' N 687, 42 556(PIV63)!)| 1352, 7 | II561,64 | 568 1364, 1 
II 587, 46 PIV64 | Is52, 9 [1661], 68 664 om. 
II 589, 87 657 om. II 562, 75 565 om. 
II 589, 98 558 om. II 565, 57 565b om. 
II 640, 20 559 1358, 6 II 565, 61 566 om. 
Il 542, 67 560 1854, 5 | 11566, 82 567 I 366, 11 
II 5647, 980623 661 I 355, 14 

et 850,2 | 


Praeter hanc magnam et continuam seriem lemmata Hesychii 
quae subx cum paroemiographorum copiis comparare possis habes haec: 


Hesychius | Bodleianus | Photius Hesychius | Bodleianus | Photius 
1I 658, 92 514 om. ]I 461, 16 569 om. 
II 884, 59 617 PIV 45| 1302, 7 11 651, 20 571 1887, 4 
II 508, 63 518 lacuna II 491, 17 574 1344, 18 
11 5648, 46 ΡΙΥ͂ 88] om. II 556, 50 519 om. 

IV 164, 18 522 11219, 7 I 91,45 588 om. 

IV 112, 89 668 1I 192, 10 1272,92 . 585 lacuna 


Sed magna discrepantia inter haec et illius agminis proverbia; 
nam ordinis consensus plane desideratur. Adcurata vero compara- 
tione facta alium esse Hesychii alium paroemiographorum fontem 
pro certo elucet. Pleraque enim Bodleiani adagia ex Zenobio sumpta 
sunt : B514 = M III 128 (Ps.-Plut. 190); B518 = M I22; B 522 
== M III 98 (Pe.-Plut. 167); B568 = MII 4; B569 — M IIS; B571 
-MII37; B574 = MIII7; B585 — MII 46. Neque B 583 cum 
Hesychio bene consentit (multo magis B 42). Dubitare possis de 
PIV83 etsi forma fere proverbialis apud Hesychium non exstat. 
Restant B 517 = P IV 45 et B 579 quae ex lexico deprompta viden- 
tur, ità tamen ut P IV 45 primum ab ἀποδιδόαςιν usque ad oi δὲ 
ὅτι lexicon expilaverit, tum inde ἃ Καδμεῖοι Zenobium (MI, 1) secu- 
tus sit. Proverbii B 579 forma et explicatio Zenobiana exstat B 229 
== M II 82, haec cum Hesychii loco congruit. 


sub A 
Hesychius | Bodleianus | Photius || Hesychius | Bodleianus | Photius 
II 3, 70 [681 1369, 9 | IIL 27, 81 594 1381, 4 
134,19 |588 PIV917*)| 1886,13 || III27,94—95| 596 PIV 86) I381, 8 
III 3,71 (592 1369, 10 et 96 
II[19, 86 [698 1377, 8 || III 27, 99 596 I 381, 10 


1) Hoc loco archetypi auctor lexicographi et Zenobii (M II 31) explica- 
tiones tam anxie exscripsit, ut verba ἐπὶ τῶν dxapicrwv inepte repeteret. 
2) B Zenobii explicationem solam praebet — M 119, PIV 91 usque 
ad γυναικῶν cum Hesychio ad verbum congruit, archetypon igitur utram- 
que praebuit explicationem. 
Jahrb. f. olass. Philol. Suppl. Bd. XIV. 26 


388 Fridericus Brachmann: 


Hesychius | Bodleianus | Photius Hesychius | Bodleianus | Photius 


Il 29, 34 [691 1382, 8 | III 42,71 608 I 389, 
III29, 35 598 om. III 49,60 609 I 393, 
Ilse, 11 [699 om. III 53,63 610?) I 396, 
III 84, 77 |600 om. || II 58,62 | 611 om. 
III 84, 78 |601 1885,18 | III 54,81 612 P1V 99! om. 
III 37, 52? [602 om. III 55, 2 | 613 j 1396,1 
11128, 700 [608 1881, 9 | III 55, 3 614 1397, 
III29, 38 604 I882, 7 | III 55, 4 615 1397, 
III39, 3 606 1388, 8 | III 56, 6 616 1397, 
III839, 9? |606 1388, 1 | οἵ Π 410, 17 617 cf.1314,1 
III 41, 148? PIV93!)| om. om. 623 1380, 
III 41, 51 PIV94 | I888, 9 | III 84,67 624 1386, 
III41, 61 ἰ607 om. 

sub μ 
Hesychius | Bodleianus | Photius Hesychius | Bodleianus | Photius 
III 75,76 | 6925 1408, 12 || IIF 107, 15? 682 1428, 11 
ΠΙ 79,86 | 626 PV 85) 1410,14 || III 80,16 633 om. 
III 79,88 D VI35 | I411, 1 || III108, 17 684 1423, 9 
ΠῚ 97, 9 | 6297 PV 9*5) I418, 6 | III 198,58 635 1432, 1 
IIL 106,76 | 629 PV 105)| I418, 6 | IIL132, 60 686 1433, 10 
AIL 106,89 | 680 1422, 5 om. 637 1435, 2 
IM 107,11 | 631 1423, 7 


Praeter hanc seriem exhibet Hesychius sub u haec proverbia 
Hesychius | Bodleianus | Photius Hesychius Bodleianus | Photius 


III 103, 5 PV22 | om. III 105, 44 648 1422,3 
III 108,29 | 642 1424,4 | IIL 103, 1201 669 I421, 7 
II] 132,53 | 645 1433, 8 


sed B 669 solum ex lexico depromptum videtur; P V 22 ex Zenobio 
(M III 28) haustum est; B 642 cum Mill. I189, B 645 cum M I56 
congruit, neque B 648 ex alio fonte fluxisse puto. 

















sub v 
Hesychius | Bodleianus | Photius Hesychius | Bodleianus | Photius 
III 142, 61 671 om. III 1692, 84 679 ] 449, 11 
III 156, 47 678 1447,4 || Il1144,89 681 — i I441, 4 





1) Ex Zenobio derivatum videtur, quamquam de lexicograpbi ex- 
plicatione nihil constat. 

2) Bodl. lexicographum solum expilavit, Greg. Cypr. autem docet 
" 1168, MIV 27) in archetypo etiam Zenobii explicationem (M III 35 — 

8.-Plut. 30) exstitisse. 

3) PV8 ab initio usque ad θρηνήςειν = M IL 95, ab οἱ δέ gaav — 
δακρυόντων — Hes. 

4) PV 9 solum Zenobium M 1II 150 = Pa.-Plut. 110 expilavit, B 627 
et D VI 36 lexicographi quoque vestigia praebent, uberrime apud Apost. 
ΧΙ 21 utraque exstat explicatio. 

6) P V 10 = Hes. + M II 86. 


389 
Praeterea Hes. III 164, 31 idem atque B 697 proverbium adfert, 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 


8ed aliam explicationem. e 
sub o 
. Hesychius | Bodleianus | Photius || Hesychius | Bodleianus | Photius 
IIL186, 11 |701) PV 29 | II 7, 2 | III210,80 709,711 1119, 8 
«1194,96 |702?) (Mill.| II10, 6 | 111206, 34 [110 1198, 5 
1117) | 11[210,42 [712 II91, 1 
I 195, 20 |708 II 11, 2 om. 718(MI5) | 1184, 6 
Ill 206, 36 [104 1133, 3 | 111232,72 |7145)(MII40)| 1185, 8 
IIl 209, 19 [Τοῦ om. | II[235,65 [116 1186, 8 
III 209, 18 [τοῦ II18,10 | 111237, 8 [116 II 36, 16 
Ill 210, 28 |707 1119, 8 111 260,86 [1711 II 42, 18 
I1 210, 29 [108 1119, 4 
οὐ 1 | 


Ex reliquis paroemiographorum sub hac littera proverbiis, quae 
cum Hesychii copiüs comparare possis, ne unum quidem ex lexico 
depromptum est, sed omnia ex Zenobio fluxerunt 


: Hesych. | Bodleianus Photius Hesych. Bodleianus Photius 
i289, 731| D VII4 — Pa.-| II37, 10 || 11533, 41| 729— Ps.-Plut.32| 1350, 10 
Plut. 104. M 111 27 
1868, 6124 PV65—M| om. IV 178, 431732 — MI23 11228, 1 
1159 111240, 6184 = MI27  |II 37,15 
Is, 70]. PV47 — MI 1134,14 || IIl818, 81} 189 — MI64 om. 
112 111 246, 28]742 — ΜΙ 84 I 39, 6 
sub π 
Hesychius | Bodleianus | Photius | Hesychius | Bodleianus | Photius 
II[[287, 89 1755 om. | 1118331, 79 761 lI 88, 7 
Ill267, 88 [166 II59,1 | 1118363, 87 762°) II 97, 2 
M1ger,90 |757* II 52, 3 | III 870, 52 163 IL 103, 8 
Mars, 63 D VII43| 1669 ,‚ 111276, 59 164 II 59, 8 
[Π914. 84 [168 II57,8 | IIT401,44 765 II 118, 6 
Il989,86 759 II 63, 4 | ΠῚ 407, 11 766 IL121, 5 
lll309, 53 [160 om. 1II 412, 15 161 1I 123, 19 
Ex magna reliquorum sub τὸ proverbiorum multitudine tria 


* lantum Hesychius adfert, sed quorum explicationes ἃ paroemio- 
graphis admodum differunt: 


1) B?01 ab initio usque ad προςελκομένων cum Hes. ad verbum 
fere consentit, deinde Zenobium MI28 expilavit, quamquam Hes. De 
monis verba adcuratius servavit. 

2) Non ex lexico sed ex Zenobio derivatum videtur. 

8) Ab initio usque ad dreyóvruv — M II 40, reliqua — Hes. 

4) Bodleiani explicatio — Hes. + M II 24. 

5) Explicatio = M III 16 (Ps.-Plut. 4) + Hes. 


26* 


390 


Hesychius 


Ill418, 14 
JII 421, 100 
III 482, 98 
III 427, 36 


Hesychius 


om. 
]V 11, 204 
]V 19, 


IV 50, 16 
IV 93, 35? 
IV 32, 700 


Fridericus Brachmann: 


Hes. IV 189, 47 = B 799 = Phot. II 230, 7 





» 861, 3 — B804 = „ II 99,17 
» 889,17 = PV 70 n om. 
sub p 
Bodleianus | Photius Hesychius | Bodleianus | EI 
818 II197, 1 | III424,69 ^ 891 I 
819 IL198, 6 | ΠῚ 439,84 ?831 Bi 
D ΥἹΙ 96 om. om. 832 i II 
820 1L181, 11 | 
| sub c 
Bodleianus | Photius Hesychius | Bodleianus | P 
PV84 |II155, 1 | IV 51,52 |841 
838 PV 865 [11146, 7 | IV 39,44 | 842 II 
834 ]L147, 6 | IV 62,61 | 848 
885 om. ]V 89,83 |844 I 
837 eflli55,12| IV 89,82 |845 
888 IL165, 7 | IV 93,86 | 846 II 
et 8 IV 98,98 | 8475) 
D VIII 8 om. IV 109,62 | 848 II 
889 PV 91?) |IL184, 8? | IV 111,11 |849 P V 95*) | II 
840 IL156,10 || IV 119,25 |851 II 


Ex reliquis sub € proverbiis possis comparare B 854 cum 
1126,15 et I111164,31 atque B 860 cum Hes. IV 36,83, sed haud 
curatus consensus, cum B ex Zen. (M II 57 et M III 54?) haus 


Hesychius 


IV 134, 87 
IV 148, 85 


Ps.-Diog. VIII 29 = MIN 50? cf. Hes. 


sub T 
Bodleianus | Photius Hesychius 
863 PIV 35) |II197, 1 | IV 146,13 
864 II 201, 5 IV 168, 34 
865 1[202,12 | IV 176,27 
866 IL206,9et|| IV188, 1 
208, 6 | IV188, 3 


ı Bodleianus | P 
| 867 PIV 75) | II 


868 . 1I 
869 II 
870 II 
871 II 





IV 260, 36 et B 


= MIIL 120 (Ps.-Plut. 83) cf. Hes. IV 159, 64 non ex lexicogr 
sed ex Zenobii penu deprompta esse videntur. Alia paroemio 
phorum sub T proverbia Hesychius non exhibet. 


1) Prior pars usque δὰ γελώντων ex MI 68 fluxisse videtur, post 


ex Hes. 


2) Totum ex Zenobio (M III 195 = Ps.-Plut. 87) haustum videtu 


3) Hes. 


+ MI86. 


4) P et Hesychii et Zenobii M I59 explicationem ad verbum 


exhibet, 


5) P VI3 primum Hesychii, deinde Zenobii (M I 13) explicatic 


praebet. 


6) P lexicographum et Zenobium M 1I 78 expilavit. 


Quaestiones Psendo-Diogenianeae. 391 








sub U 
Hesychius | Bodleianus | Photius Hesychius | Bodleianus | Photius 
om. 918 11 252, 6 IV 222, 29 921 II 252, 11 
IV 215, 17 PVI20| II248,8 | 1V207,51 | 9923 II 242, 15 
IV 330, 25 919 om. om. P VI 29| I1243, 4 
]V331,68 | 920 om. | 





Reliqua proverbia desunt apud Hesychium. 


sub φ 
Hesychius Bodleianus Photius 
om. 934 (Ps.-Plut. 72?) II 267, 7 
om. 985 II 267, 4 
]V 226,22 | 988 II 350, 3 
sub X 
Hesychius Bodleianus Hesychius | Bodleianus !) 
IV 269, 41 940 IV 267,17 945 
IV 274, 85 949 IV 285, 40 P VI 45 
IV 976, 17 943 IV 294, 44 947 
IV 279, 87 944 | IV 308, 46 948 


Bodl. 949 non cum Hes. IV 270, 85 sed cum Zenobio (M III 121 
== Ps.-Plut. 84) congruit. 


sub wy 
cf. Hes. IV 815, 78 et 19 Bodl.952 cf. Phot. 970, 9 
Hes. om. » 903 = „ 271,10 

sub w 


Hes. om. Bodl. 957 = Phot. II 272, 4. 


Eadem ratione etiam sub litteris a—e, quae totae fere desunt 
in nostro Photio, proverbia paroemiographorum ex lexico interpolata 
comparatione habita haud difficile possumus cognoscere. Conferas 
igitur: 


sub a 
Hesychius Bodleianus Hesychius Bodleianus 
I 13, 96 6 ] 17, 30 8 
I 12, 55 7 PI2!y 131,57 9 














1) Magna in Photio lacuna. 

2) P192 lexicographi et quintae conlectionis explicationes male 
confudit; Hes. enim praebet: ᾿Αγαθώνιον αὔληςειν᾽ τὴν μαλακὴν, ᾿Αγάθων 
γὰρ ὁ τραγικὸς ἐπὶ μαλακίᾳ δειβάλλετο, conl. V = Laur. III 3 ᾿Αγαθώνειος 
adincıc- ἐπὶ τῶν ἡδέως αὐλούντων᾽ τοιοῦτος γὰρ ᾿Αγάθων ὁ αὐλητής 
PI2 ᾿Αγαθώνιος aüÀnac: ἡ μαλακὴ (e lexico) καὶ μήτε πικρὰ μήτε χα- 
λαρὰ, ἀλλ᾽ εὔκρατος καὶ ἡδίςτη. (e quinta conlect.) Εἴρηται δὲ ἀπὸ 
"AyáBuvoc, ὃς ἐπὶ μαλακίᾳ ἐκωμῳδεῖτο (e lexico). 


392 Fridericus Brachmann: 

Hesychius Bodleianus Hesychius Bodleianus 
I 33, 5 14 I 149, 19 D I69 
I 34,36 15 1170, 48 56 P 11 55?) 
I 46,57 19 1217, 42 57 
1 71,62 P119 1219, 2 58 
I 74,17 P120 1253, 19 1619) 
I 72,66 91 I 268, 29 59 P 11 584) 
I 82,12 29 I 282, 70 60 P II 595) 
I 84,66 37 1287, 98 P 1319 
I 88, 69 38 1295, 98 61 
I 88, 77 D159 1327, 23? P II 29 
I 91,45 42 I 334, 20 68 
I 128, 82 46 1341, 7 D 142 
1129, 17 47 1 846, 97 72 
1137, 12 48 P II 48 !) 


Etsi hae sub littera copiosissima hoc genus interpolationum 
non tam conferto incedit agmine, quam sub ceteris plerumque litteris, 
sed cum quintae conleotionis et Zenobii proverbiis permixtum est, 
iamen ordinis et verborum consensus omnem tollit dubitationem. 
Hine corrigenda tabula Crusii (pag. 106) de hac interpolationum 
parte dubitantis. 

De aliis quibusdam locis certi nihil adfirmari potest, cum He- 
sychius quoque non integer servatus sit: 








Hesychius Bodleianus Hesychius Bodleianus 
II 489, 88 10 I 12,68 162b 
I 27,68 | DI11 IV 59,40 182 
I 82, 11; III 241,40 28 III 132, 60 194 D II64 
I 45,10 35 I 307, 14 197 
1341, 7 D I 42 I 284, 20 199 
Ex diversis autem fontibus manarunt: 
Hesychius Bodleianus Hesychius Bodleianus 
I 29, 10 $8 Laur.I] 2 1214, 53 123 
I 49, 32 18 Laur. III 12 1243, 53 et| 186 
I 48,91 33 355, 49 
1123, 46 45 MI16 I 135, 64 144 M 186 
I 71, 56 69 I 274, 63 146 MIII 8 
I 78,90 18 I 327, 42 150 M 115 
I 99, 35 83 Ps.-Plut. 65 1201, 87 PII28 M172 
I 136, 71 98 Laur. ΠῚ 50 . I 29,11 167 
I 144, 78 106 Ps.-Plut. 119 


1) Hoc quoque loco lexicon et Zenobii conlectio expilata sunt. 

2) Hesych. + MI75. 

3) Hoc lemma in B male transpositum cf. P IL56, 57, 58 — B 58, 161, 59. 

4) ΡῚ] δ8 — B 69 — DI28 ex lexico deprompta sunt. Explicatio 
Zenobiana exstat P I1 89 — MI 4. 

6) Hes. + MIT 68. 

6) MII 77 + Hes. 


y |» 4 





Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 


sub β 


Hac sub littera ordo misere est turbatus, neque mulia exstan 
lemmata quorum de fonte ambigere omnino non possis: 

















Hesychius Bodleianus Hesychius 
1371,10 215 1388, 95? 
I 888. 99 216 P II 66?) 1391, 76? 
1891,74 | 221 I 356, 69? 
1392,82 | 2221) 1365, 53 
1892,96 | 224 1 366, 57 
1882, 61 237 1376, 28? 
1364,19? | 242 1391, 75? 
1355,41 | 947 | 
Cognatione coniuncta non videntur: 
Hesychius Bodleianus Hesychius 
1354, 10 D 11145 M II 70 IV 44,67 
I 392, 85 293 DII103, 1 
sub Y 
Hesychius Bodleianus Hesychius 
1413, 95 263 1449, 99 
1433, 17 264 1449, 1000 
I 433, 18 265 1460, 17 
1438, 88 266 1433; 16 
1445, 5 267 1194 1436, 85 
minus apte conveniunt: 

Hesychius Bodleianus Hesychius 
I491, 8 et 9| PIII3MIIIS86 I421, 18 
I 483, 14 276 I 433, 16 

sub ὃ 
Hesychius Bodleianus || Hesychius 
I 468, 25 PII14 | 1582,29 
I 418, 45 PII15 | 1531,46 
. 1519,37 844 , 1585,07 
1520, 59 PII23 | 


39 


Bodleianus 


250 
254 
256 M 11 67 
251 
258 
259 
261 


Bodleianus 


243 
246 


Bodleianus 


302 
813 P 1I 91 
314 P II 925) 


Bodleianus 


285 
297 


Bodleianus 


P III 25 
846 
P 11127 


Ex Zenobio in Hesychii lexicon interpolatum est P ΠῚ 22 = 
M III 76 Ps.-Plut. 48 — Hes. 1519,38, cf. Schmidtii quaestione: 
Hesychianas p. 127. Ex lexico non deprompta videntur: 


1) ex lexicographi et Zenobii Ps.-Plut. 83 explicationibus compositum 
Hic quoque locus ex duobus confluxit fontibus, proverbii forme 


et vox cxatopéyoc ex Zenobio M 1182, Eudoxi nomen ex lexico. 


8) P -- 


es. + M II 102. 


394 Fridericus Brachmann: 


Hesychius Bodleianus Hesychius Bodleianus 
1517, 1 325 1517, 90 338 M 157 
1453, 55 336 MI14 I 624, 59 350 
1519, 36 336 Ps.-Plut. 63- 1519, 34 D IV 36 

sub € 
Hesychius Bodleianus Hesychius Bodleianus 
II 101, 58 !) 356 P III 69 IL 110, 11 423 
II 102, 78 P III 60 II 109, 93 P III 79 
II 102, 67 365 II 136, 35 P III 80 
11106, 88 | 370 Ps.-Plut. 76 IL 140, 68 | 494(PIII81) 
II 105, 51 375 I[157, 88 | 495 
II 8,97 384 1171, 11 | 496 
II 84,88 385 11175, 30 427 
II 36, 70 390 11198, 69? | 428 
Il 42,54 891 Il] 219, 83? 429 
II 50,11 392 | IL 184,700 | 431 
II 72,79 397 P 1II 58 IL 187, 90 432 
Il 103, 86 399 11194, 82? P1IIS5 ΜΙ 89 
II 106, 87 406 II 45, 49 433 
II 106, 95 407 II 213, 88 434 
II 63,25? | 411 II240, 20 | 48 
II 186, 64 DIV 57 II944, 61 | 442MIIL 18?) 


Ex diversis fontibus manasse videntur: 


Hesychius Bodleianus Hesychius Bodleianus 
11210, 72 363 M 134 III 203, 39 416 M II 54 

II 203, 62 366M 167 II 106, 99? 422 Ps.-Plut. 108 
11 168, 22 373 M III 138? II 231, 44 444 M III 52 

II 162, 39 402b II 240, 16 441 


Salis igitur demonstratum esse mihi videtur pleraque Photii 
et Hesychii proverbia ab eodem profecta esse. lexico, 
atque Bodleiani series a Crusio littera B notatas. 


Qua re comperta mirum esse non potest quod multa proverbia 
conlectioni Ps.-Diogenianeae propria cum Hesychii locis bene con. 
sentiunt; sunt enim frustula alterius generis interpolationum, quae 
in archetypon codicum volgatorum erant inculcatae. Quae cum 
iia sint series illas Ps.-Diogeniano proprias non ex 
alieno fonte fluxisse, sed ex communi archetypo de- 


1) Hes. + MIT. 
2) Hes. -|- Ps.-Plut. 76. 


3) Adeuratus Hesychii cum Zenobio M III 18 consensus indicare 
videtur hoc proverbium ex Zenobio in Hesychium esse interpolatum. 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. Ὁ 395 


promptas esse, a Parisino et Bodleiano omissas, per- 
suasum habeo.!) 

Quid vero? Schmidtius in quaestionibus Hesychianeis p. 116 sqq. 
nonne luculenter demonstravit Hesychium proverbiorum explicationes 
in Diogeniani glossario deficientes ex paroemiographis, fortasse ex 
Parieino nostro in lexicon suum intulisse novaque addidisse ex eodem 
fonte adagia, qua re &dductus Crusius de his paroemiographorum 
interpolationibus disputans Hesychium in disceptationem omnino non 
vocavit? Interpolatum esse Hesychium ex paroemiographis libenter 
concedo Schmidtio, cum unus locus Hes. I 519, 37 in quo duo Pari- 
sini lemmata P III21 et 22 male confusa sunt, omnem tollat dubi- 
tationem; nam Parisini ordo Διὸς Κόρινθος, Δέχεται καὶ βῶλον 
ἀλήτης in Diogeniani lexico „ad litterarum seriem disposito tolerari 
non potest". Eadem et proverbia indicant, quae lexici ordinem 
interrumpunt et adagia, quae extra series illas cum paroemiographis 
conveniunt, cum praesertim notabilis nonnunquam inter Hesychium 
et Zenobium Milleri exstet consensus, velut Hes. II 194, 82 — 
MIS9; Hes. II 244, 61 = M III 18 Ps.-Plut. 16 etc. Ipsum vero 
Hesychium, qui ex Schmidtii sententia lexicon suum secundum litte- 
rarum ordinem adcuratissime composuit, hunc ordinem tam negle- 
genter corrupisse nego atque pernego. Neque desunt alia indicia ex 
quibus Hesychium paroemiographos nostros in manibus non habuisse . 
dilucide apparet. Nihil dico de Schmidtii argumentis ex Diogeniani 
proverbiorum conlectione sumptis, quam ἃ lexicographo illo con- 
fectam non esse Jungblutius demonstravit; itemque in medio relinquo 
ambiguam illam de Hesychii epistolae ad Eulogium datae fide et 
auctoritate quaestionem. Sed Schmidtius ipse parum sibi constitisse 
Hesychium confitetur, qui hinc multas paroemiographorum expli- 
cationes, quin etiam nova proverbia.in lexicon suum recepit, illinc 
alia proverbia, quae exstant in nostris paroemiographis, ψιλῶς 
xai ἄνευ τῶν ὑποθέςεων reliquit. Neque minorem difficultatem, si 
Schmidtium sequimur, nobis adferunt ea proverbia quae apud Hesy- 
chium exstant explicationibus instructa, quas frustra in paroemio- 
graphis nostris quaeres. Unde enim illas deprompsit Hesychius? 
Certissimum vero argumentum nobis praebet tabula nostra: etenim 
paroemiographos nostros si Hesychius expilasset, qui factum esset, 
ut conlectionum series sine dubio ex lexico aliquo inter- 


1) Optimo iure igitur Jungblutius 1. 8. 8. cui frustra adversatur Leop. 
Cohnius („Philologischer Anzeiger“ vol. XIV,X p. 526), Diogeniani nomen 
ab hac farragine abiudicat; tota enim pendet a communi recensionis 
Bodleianae et Parisinae archetypo. Fingi quidem potest quintae quam 
dicimus conlectionis series archetypo illi inculcatas a Diogeniano originem 
ducere: quod Cohnius suspicatus est ]. 8. 8. p. 530 et Fleck. ann. Suppl. XIII 
pag. 889 adn.; sed cf. Crusium p. 115! Cohnii sententiam praeoccupantem 

elleutemque et quod pag. 352 et 370 demonstravi Ergo veri similius 
mihi videtur solos ordines illos cum Hesychio conlatos ex Diogeniani 
lexico depromptos esse. Utraque vero quaestio acutum sibi poscit examen. 


! 


396 Fridericus Brachmann: Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. 


polatas ad verbum fere exscriberet, e ceteris codicum 
partibus fere nullum reciperet lemma? Cuius rei Schmidtius 
hanc adfert explicationem 1l. s.s. pag. 124: „Hesychius cum in Dio- 
geniano ad ordinem litterarum digerendo aliisque lexicis amplificando 
occupatus esset, in re permagni laboris eo potissimum artificio semet 
ipsum sublevavit, ut aut libros compilaret ordinis observantissimos, 
aut sicubi litterarum series minus adcurate servata esset, eos certe 
non cum pulvisculo exhauriret." Quae si ita essent, magnopere esset 
admirandum, cur Hesychius sub α et € paroemiographorum agmina 
expilasset male turbata, alias multas quintae conlectionis series 
quamvis.adcurate dispositas, velut B 76— 142, plane neglexisset. 
Denique discrimen faciunt multae illae paroemiographorum 
explicationes ex lexicographi et Zenobii interpretamentis 
conglutinatae: Hesychium enim explicationum partes ex Zenobio 
depromptas casu fortuitoque tam saepe omisisse nemo statuere audebit. 

Non meum esse putavi in lexicographorum studia ad horum 
proverbiorum communem fontem indagandum altius inquirere, neque 
investigatae huius cognationis fructus singulis locis comparandis et 
corrigendis percipere. Satis habui paroemiographorum archetypi re- 
stituendi novum adiumentum indicasse. 


“ 


Appendix. 


I. Index proverbiorum quae exstant in codice Vaticano 


Krameri. 

1 1 Αὕτη μὲν ἡ μήρινθος κτλ... eee e D III 36 
$9 Αὐτὸν xexpouxac τὸν βαθῆρα κτλ. . . . 2 2 «τ... D ΠῚ 88 
8 ᾿Αφροδίειος ὅρκος οὐκ ἐμποίνιμος . . . . 20er. D III 37 
4 ᾿Αρχαϊκὰ φρονεῖν. . ee en n D III 40 
B ᾿Αρκάδιον BAácrnua ... 2 . . s.s. ΝΞ D III 42 
6 ᾿Αβυδηνὸν ἐπιφόρημα. . .... rr n n D I7" 
7 (A) 'Ad γεωμόρος εἰς νέωτα πλούειος . . 2 2.20... App.I6 
8 ᾿Αγορὰ Kepkunwv . ...... eere es DI 8 
9 ᾿Αδεὲς δέος. ..... eee nn DI16 

10 ᾿Αγαθὴ καὶ μᾶζα μετ᾽ ÄPTOV ........ ees DI 4 
11 'AeroO γῆρας, kopóbou veórnc. . . . > 2 ... e. DIS56 
12 "Avbpidc ςφυρήλατος. . . . 2 een oe s App. 127 
18 ᾿Αγέλαςτος πέτρα... . ... eee s DI 8 
14 ᾿Αγαθὰ Κιλίκων . .. ... .. eee ero ot n DI 9 
15 ᾿Αγαθῶν 0dÀaccn. . . ... eee on s 110 
16 ᾿Αγνότερος πηδαλίου. . . . 2 . llle en 111 
17 ᾿Αγροίκου μὴ καταφρόνει ῥῆτορος. . . . 2 2 s.s DI12 
18 (A) Αιδεις πρὸς μυῤῥίνην. . ee ern. App.I5 
19 ᾿Αδιύνιδος κῆποι. . . . .« ern en 114 
20 "AMote δ᾽ ἀλλοῖον τελέθειν κτλ. .. ....... es. 2138 
91 "Ἄλλην δρῦν βαλάνιζε.. .. . 2 2 20. ΝΕ on 119 
32 Ἄλλος οὗτος Ἡρακλῆς. ....... ccr s 168 
28 "Avec dic elc Δῆλον πλέων. . . . ..« ele s 192 
94 Ἅλα καὶ κύαμον... . 2 2 eee o nn DI50 
25 AiE τὴν μάχαιραν. . ren DIS?2 
26 (A) "Abaxpuc πόλεμος x. καθεύδοντος τρόπ.. . . . . . . G.C.114 
37 'Ad κολοιὸς πρὸς κολοιὸν ἱζάνει. . . 2 2 2 een. DIei 
28 (?A) ᾿Αεὶ τὸν ὅμοιον ἄγει θεὸς πρὸς ὅμοιον... . 2... G. C. I1! 
89 Ἅλις δρυὸς. . 2 . 2e enn 162 
80 ᾿Αμαλθείας κέρας... © . 2 2 eee s DIe4 
81 ᾿Αδδηφᾶγον ἅρμυ. . ...... eee es DIS56 
88 ᾿Αετὸς ἐν vepéàa[c . . ....... 4 lees D167 
83 ᾿Αληλεςμένος βίος καὶ uepgayuévoc ......... s.s. DI17 
84 ᾿Αζάνια κακά .......... een DI24 
85 ᾿Ανάγυρον κινεῖς. .. . 2 re s . DI95 


398 Fridericus Brachmann: 





86 ᾿Αντριύνιος ὄνος eee BR D 126 
Hi (B*) ᾿Αλογίου ms Mem ee hh hh hh hh n n App.128 
88 ᾿Αεί με τοιοῦτοι πολέμιοι bubxotev 4... D 170 
89 ᾿Αετὸς óplmacópBv . 2er DIT" 
40 "Axoipoc εὔνοι᾽ οὐδὲν ἔχθρας διαφέρει... . . .. .. D I48 
41 "Akyın ol ἕνεςτιν αὐτῷ ee DII12 
42 ᾿Αλιίυπηξ ob δωροδοκεῖται . = een DII18 
48 "Ad φέρει τι Λιβύη κακόν «e D 168 
44 "Ἄνω ποταμῶν yopoba qma 2... 22e D I97 
46 ᾿Αράβιος αὐλητής. .. .....ττὐὐὐ n nns D 128 
46 Ἄιδος PR Mert nt PPP D 139 
4T "Axpy &yacóm δακτύλῳ... ee DII 10 
48 "Av οἶνον αἰτῇ, κόνδυλον αὐτῷ δίδου... .. ... .. D Is 
ὁ (ἡ "p ip verd een t n enne. App.145 
50 (B*) "Ax πυρός. . . E App.144 
δι ᾿Αρχὴ (κυρία... . .... . . . D 180 
52 Αἵμαςι alev. oe nnn 183 
58 Alpoüvrec ἡρήμεθα . 2... leen ... DIS 
54 Αἱ Χάριτες yuwval. . 2... ehm .. DIAM 
56 Αἰγιαλῷ λαλεῖς 222er. ODDO DIST 
56 Al Ἰβύκου τέρανοι 2... 2.2... DIS 
87 Αἰάντειος γέλως. ΟΕ D I41 
58'AtE οὔπω τέτοκεν, ἔριφος y p κτλ. ΟΞ D 140 
59 (A) ᾿Ανεῤῥίφθω κύβος... 2e “ον App.I28 
60 ᾿Ανίπτοις χερείν. 2... D I 48 
61 ᾿Ακάνθιος TérE one DI 49 
63 ᾿Ακόνην arllec. 2222 DI 8 
68 ᾿Ακίνητα κινεῖς... nen DI 6 
64 ’Areccalou καὶ Ἑλικῶνος ἔργα . . . . ..« «0. DH 7 
65 ᾿Ακέφαλος MÜBOe .. ele DI 9 
66 “λας καὶ τράπεζαν μὴ παραβαίνειν... 222000. DII 11 
67 Ἄλλοι κάμον, ἄλλοι ὦνατο 02e DI 18 
68 "AMo γλαῦξ, ἄλλο κοριύνη φθέγγεται .. DII 16 
69 ᾿Αλωπεκίζειν πρὸς ἑτέραν ἀλώπεκα... .. . . ... DII 17 
70 "AMWC ἄδεις.. 2e een ^... DII 19 
71 "AMorcı μὲν γλῶςςα, Bota xt. 5... een DII 20 
T2 λλλην μὲν ἐξηντλοῦμεν ἡ δ᾽ ἐπ... . .. ΞΕ DII 35 
18 "Ἂμ ἠλέηται καὶ τέθνηκεν ἡ χάρις. ls DII 99 
7A Ἄλλως ävakickeıc ὕδωρ. onen DI et 
76 Ap ἔπος ἄμ ἔργον... eene DII 94 
T6 'Avbpl Λυδῷ ΝΕ οὐκ ἦν PM D 1 τὸ 
ΤΊ ᾿Ἀντιπελαργεῖν.. ce eer II DIS 
78 "Ammeroc πίθος. . eee DI 95 
19 ᾿Ανέμους γεωργεῖν een DI 88 
80 Ἁλώνητον ἀνδράποδον... een D 1100 
81 ᾿Ανδραποδιύδης θρίξ... oe een DIT 
82 ᾿Αλιεὺς πληγεὶς νοῦν ol... lee DI 8ι 
83 Ἄλλοι μὲν ςπείρουει, ἄλλοι δὲ ἁμής.. = = 0 2 es DII e2 
84 Ἄρκτου παρούεης ἴχνη Enric... DI τὸ 
85 ᾿Αετὸν κάνθαρος μαιεύεται. 2 2 .. .-. «τ DI 4 


86 ᾿Απὸ μείζονος ἀνδρὸς ἄλευ. . . . .. ΟΠ t tht tn DII 56 


u 


. Quaestiones Pseudo-Diogenianese. Appendix. 


87 "Arac τὸν οὐρανόν. ..... ... 
88 ᾿Ανδρὸς γέροντος αἱ γνάθοι Baxrhpia . 
& "Akoc τοῦ παντός... . . or. 

᾿Αλώπηξ τὸν βοῦν ἐλαύνει... 2... 
91 “Ἄκις ποταμός (Ἄκτις ποτός Κ). ... 
92 "Ἄξιος τριχός nen 
98 Ἅμα δίδου καὶ λάμβανε... . .... 


94 Avégou πεδίον... . -. M 


96 (A) ᾿Ανίπτοις ποεῖν ἀναβαίνων ἐπὶ τὸ «τέγος 


96 "Avépaxec ὁ θηταυρός .......- 
97 "And βραδυκκελῶν ὄνων ἵππος dip. .. 
98 Ἅπαντα τοῖς copolc εὔκολα. . .. 
99 (B*) ᾿Απὸ βαλβῖδος........ 
100 ᾿Αργυραῖς λόγχαις μάχου κτλ... . . 

1 Ἅπας ἐχῖνος τραχύς... 2 eee 

2 "Aprópou κρῆναι λαλοῦτιν.. ... 
"Apva προβάλλει. ........-- 
᾿Αρχὴ ficu παντός... ... 
᾿Αρχαιότερα τῆς διφθέρας Mec m 

"Acóv balpac 2e 
Αὐλητοῦ βίον 2c... 2. 
(A) ᾿Απήντηςε κακοῦ βολὴ πρὸς ὑπ. ἅτ. 
ἤλθως καλύπτει πλευρὰ Λημνίας βοός. 
10 ᾿Ακαρπότερος ἀγρίππου... 2 .. -- 
11. (B*) Αἰδὼς ἐν ὀφθαλμοῖς... ...- 


Ὁ ὦ -ὰ σι σι». ὦ 


13 (B*) ᾿Αρουραία μάντις... . .- ΒΕ 
18 ᾿Απὸ κώπης ἐπὶ βῆμα... ..... Ὁ 


14 Αὐτὸν οὐ τρέφων κύνας τρέφεις... . 
16 (A) Ἁλῶν μέδιμνον ἀποφαγών.. .. . . 


16 Αὐτὸς γὰρ εὗρε τοῦ κακοῦ τὴν MT... . . 


17 'Ag' ὑψηλοῦ μου καταγελῇς. «2 e 
* 18 (A) ᾿Αμύνει ὡς ἔοικεν, ἡ πάγη. .. .- 
19 "Avr ἰκχάδος. ee 
20 Αχνυμένη curd 4e 
21 Ἅμαξα τὸν βοῦν ἕλκει... nn.» . 
22 ἹἈμαξιαῖα ῥήματα... eee 
38 "Avópumoc Εὔριπος... «- e. 
34 (A) Απόλωλεν ἡ c xal τὸ τάλαντον κτλ. 
25 ᾿Ακλητὶ xwpáZovav ἐς φίλους φίλοι... 
26 ᾿Ανεψγμέναι Μουςῶν θύραι... . » e. 
27 ᾿Αρχὴ ἄνδρα δείκνυειν .. .....-- 


28 ᾿Αργούντων χορός . . . 
» ᾿Αλῶν δὲ φόρτος ἔνθεν ἤλθεν, ἔνθ᾽ En . 


80 ᾿Αντλεῖν ἀμφοτέραις... ......0. 


81 (Α) ᾿Αφ᾽ ἑςτίας... ...««ὐτὐν 


32 ᾿Αρχῶν ἄκουε καὶ δικαίως κἀδίκως. n 


33 (A) Αὐτὰρ ἡ πάγη ἔοικε λήψεεθαι πάγην 


34 Αὐτόματα ὁ θεὸς ἀνίηςι τὰ ἀγαθά... . .. 


86 Αὐτὸς ἔφα. ee 
36 "Amavra τόλμης καὶ ἀναιεχυντίας. . . - 
87 ᾿Αποτίςεις χοῖρε Τίγαρτα .. se 
































399 


D1167 
D Ins 
D Is 
DI 
DII74 
D I98 
DII77 
D I82 
App. 129 
D 190 
D 194 
D 197 
adn. D III 88 
D II81 
D 1187 
D 1198 
D 196 
D 1197 
DII 2 
DII 8 
DII 14 
G.C.172 
G.C.178 
D 1163 
App.110 
App. 140 
D I98 
DII 17 
8. C. 116 
Dulıs 
DIII24 
App. 126 
App. 132 
Diss 
DIII 30 
DIII41 
DII 89 
9. C.180 
D Iso 
D 17 
D II94 
DII 6 
D Il34 
D [81 
App. 143 
D 1199 
@.C.189 
DII 15 
DI 19 
App. 186 
Dilse 


400 Fridericus Brachmann: 


38 ᾿Αρότρῳ ἀκοντίζεις .. «.. . «τ. 


89 "᾿Αρχὴ δήπου παντὸς ἔργου χαλ. ἐςτί 


40 (A) Βοιώτιος νοῦς... . 
41 (A) Βακίλειος ὀφθαλμός. . 
42 (A) Βοιωτίων νόμος... 
48 (A) Bácavoc λίθος . . . 
44 Bowrma αἰνίγματα... 
45 (A) Βιβλίον τοὐμὸν μέθυ 
46 Βοῦς ἕβδομος ... 
41 Βατράχοις olvoxodic. . . 
48 Βατταρίζειν . 
49 Βοῦς ἐπὶ γλιύςςης. 
50 Βάλλ᾽ ἐς ὕδωρ. . . 
51 Βορβόρῳ ὕδωρ λαμπρὸν μιαίνων xn... 
52 Βάλλειν uhloc. . 2222000. 
53 Βαλανεύς. ... ....- ... 


δά (A) Γνῶθι καυτόν ee 


56 Γυμνότερος Aeßnpldoc. . . . . -- 
56 Γυμνῷ φυλακὴν ἐπιτάττεις .. -. 
87 Γόνυ κνήμης ἔγγιον... s 
58 Inpäckw ἀεὶ πολλὰ didacönevoc. . 








59 Γηρᾷ βοῦς τὰ δ᾽ ἔργα πολλὰ τῷ Bot. .. 


60 Γλυκεῖ ὀπιώρα φύλακος ἐκλελοιπ. . . 


61 (A) Γυμνῇ τῇ κεφαλῇ... ne 
62 Γραὺς βακχεύει.. ... «τ 
88 Γραῶν Bot. 


64 l'acrépa μοι προφέρεις κτλ. 


86 Γῆς βάρος... s. ΝΞΟ 


66 Γλυκὺς ἀπείρῳ πόλεμος... 


61 Γραῦς ἀνακροτήκατα wk. . . ss. 
68 Γύγου baxMoc . 52e. 
69 Γυμνὸς ὡς ἐκ μήτρας. .. ll. 





70 Γυμνότερος παττάλου. .. ... ..«.-τν 


Ti Γυναικὸς φρένες een 
72 Γυνὴ crparnyei καὶ γυνὴ ςτρατεύεται 
18 Γυναικὶ μὴ πίοτευε μηδ᾽ ὅταν θάνῃ. 
74 Γλαὺξ ἵπταται. . .. . .. «Ὁ . 


76 Γέλως Ἰωνικός. 22e 


76 Γέρων ἀλώπηξ οὐχ ἁλίεκεται. .. .. 
77 Γλαὺξ εἰς ᾿Αθήνας... .....- 
78 Γέρων βοῦς ἀπένθητος δόμοιειν. . . 


19 Δίκην ὑφέξει κἂν ὄνος δάκῃ κύνα... 
80 Alc παῖδες οἱ γέροντες... .. .. 
81 Δίκης δικαιότερος... nenne. 


82 (A) Δίκη δίκην ἔτικτε καὶ βλάβη βλάβην... . 
88 Alc πρὸς τὸν αὐτὸν αἰςχρὸν mpocx. λίθον. . . 


84 (A) Δωδωναῖον χαλκεῖον .. ... 











85 (?B*) Δαιδάλαια ποιήματα... . .«.«τττν 
86 Διὰ δακτύλῳ (scr. δακτυλίου) δεῖ ce £x... 




















Ὁ ΠῚ 88 
App. 141 


G.C.1e1 
App.I49 
Pe.-Plut. 177 
G.C.193 
DII 47 
App.I55 
DIII50 
DIII57 
DIII 68 
DIII48 
DIII51 
DIII55 
DIII63 
DII64 


App. 180 
DIII 73 
DIN? 
DıII78 
DIII8o 
DuIss 
DIII 95 
App. [86 
DIUI74 
DIITI 
DIII 85 
DII 90 
DIII94 
DIII97 
DIII 99 
DIV 2 
DIII98 
DIV 3 
DIV 1 
DIV 4 
DII 
DIIIST 
DIV 7 
DIII81 
DIV11 


DIV17 
DIV 18 
DIV22 
G. C. I 14 
DIV 19 
cf. D VIII 32 
App. 191 
DIV 30 


Quaestiones Pseudo-Diogenianege. Appendix. 401 


87 Awatótepoc «ςταχάνης. ees D IV 28 
88 Aevol πλέκειν τοι μηχανὰς Αἰγύπτιοι. . . . . ..- D 1V 35 
89 Δέδοται καὶ κακοῖς dypa . » .......... D IV 34 
90 (A) Διωλύγιον κακόν. .... e s App. 198 
91 Ἐν νυκτὶ βουλὴ . . . . ees D V 95 
92 (A) Εἰς πάγας ὁ λύκος... .. ren App. II 30 
93 (A) Εἰς μελίττας ἐκώμαςεν.. 2 2 2 2 2 nen App. II 27 
94 (A) Ἐκ παντὸς ξύλου... . ren Ps.-Plut. 193? 
95 (?À) Εἰς ἀρχαίας pátvac . ....... s... G. C. II 28 
96 (?A) '€v δυοῖν τρία βλέπεις. . . . 2 « «ων G.C.1129 
97 (BP) Ἐμαυτῷ Balaveuw .. .. less App. 1I 58 
98 (A) Ἐκπερδικίςκαι. © >» cles G. C. II 80 
99 Ἐλέφαντας ἐκ μυίας ποιεῖς. ........ s D IV 46 
100 (A) Εἰς ἀςθενοῦντας ἀςθενῶν ἐλήλυθας. . . . .. G. C. I1 88 
1 €0bovri κύρτος αἱρεῖ. . .......... s.s D IV 66 
ἃ Ἐκ λύκου «ςτόματος . ...... ccr s D !V 42 
8 Ἐλέφαντος διαφέρεις oóbév ......... s D IV 48 
4 (A) Εἰς Τροιζῆνα δεῖ ce βαδίζειν. . . 2. 2 -. - . . App. 1136 
5 Ἔνεςτι κἀν μύρμηκι 988... rss D IV 48 
6 Ἐν μέλιτι ςαυτὸν κατακρύπτεις . . . . . es D IV 53 
7T Ἐνδύετέ με τὴν Meovtt v ... l.l. D IV 54 
8 (Δ) Εἴληφεν ἡ παγὶς Tv μῦν. .. . 2000. . 6.6.1 41 
9 Ἐν τριόδῳ εἰμί ,. .. 2 ccr es D 1V 69 
10 *€v khpiov . . ern n n App. 1162 
11 (BP) Ἐλάφειος ἀνὴρ ......... ess App. II 62 
12 (B*) '€v φρέατι xudi náyecóm . . . . . .. . .. G. C. I1 43 
18 Εεὐμεταβολιύτερος xoBópvou . .. . .ὄ e. DIV 72 
14 (A) Ἐκδεδαρμένον dEpec . . . 2 .« «τ... G. C. II 44 
16 Ἔνθ᾽ οὔτε μίμνειν ἄνεμος κτλ. . . ......ὅ DIV 88 
16 Ἐλέφας μῦν οὐκ ἀλεγίζει. . . . . «τ... DIV 46 
17 Ἐνδυμίωνος ὕπνον καθεύδες . . . . 0er. DIV40 
18 Ἐν γῇ πένεςθαι μᾶλλον ἢ πλουτοῦντα πλεὲν ... DIV83 
19 (Ars) Ἐκτὸς πηλοῦ πόδα ἔχεις ......... G.C.1149 
20 Ἐκ TPIXÖC κρέμαται... ln n s DIV41 
21 (A) Εὐγενὴς ἐκ βαλαντίου. . . 2 2 20m. G. C. Ib61 
22 Ἐλεύθεραι αἶγες dpórpou . » . res D IV 47 
28 Εἰς κόλπον πτύεν. . . nen 0... DIV82b 
24 (A) Ἐκ τετρημένης κύλικος πιεῖν. . e. G.C.1137 
25 Ἐν πίθῳ τὴν κεραμείαν μανθάνεις. . . . . . -. DIV 44 
26 (A) Ἐν ἅλῳ 6packáZec . » . . 2 es G. C. IL 26 
27 Ἐν «κότῳ ὀρχεῖςτθαι. ...... cess D IV 50 
28 '€v θέρει τὴν χλαῖναν κατατρίβες . . . . . . . - DIV δ1 
39 *Eln γὰρ ἤδη ἐπ᾿ αὐτὸν τ. κολοφῶνα xrÀ. . . . . Ἀρρ.Π1δ 
80 Ζωὴ πίθου. . ........... ees D IV 98 
81 Ζωὸς γενήςῃ κρωμμύου μοῖραν λαβών. . .. . - D IV 99 
89 Ζῶμεν γὰρ οὐχ dic θέλομεν κτλ... . . ... . .. DIV 100 
33 Ζητῶν γὰρ ὄψον Boludriov ἀπύλεια. . .. . .. DIV 97 
84 (A) Ἢ λέγε τι εἰγῆς κρεῖττον κτλ. . . . 000. App. III 7 


85 Ἥλιξ ἥλικα τέρπει᾽ ἧλος τὸν ἧλον κτλ... . . . . D V 16 


402 Fridericus Brachmann: 


86 (A) Ἡ κύων ἐν τῇ φάτη . . .ὄ ern 
87 "Hcáv nor’ ἧςαν ἄλκιμοι Μιλήςιοι. . 2 . . 2 .«..ς 


88 (A) H ἀφύη πῦρ . . . 2: 2 2 ren 
89 (A) Ἠλιθιώτερος ᾿Αδώνιδος τοῦ Τραξιτέλουις. . ... 


40 (A) Bumöcopoc. 2 2 2er. 
41 ὃ 
42 Θάμυριεμαίνεται. . . 2. ll ens 


43 (A) "Icuc Ἐριννύς éctiv ἐκ τραγῳδίας... ... . .. 
44 (A) "lcoc πόλεμον οὐ ποιῖ . . . ...... c.l. s 
45 (A) ’Icömc φιλότης. . ........ cres , 
46 "Ἰχθὺν eic Ἑλλήςποντον ........ l.l rs 
47 Ἱερὰ ἄγκυρα... . . nn 
48 ? 

49 Ἰλιὰς κακῶν. . 0 eee err t on n s 
50 Ἱππόλυτον μιμήςτομαι. . . ne 
51 Ἱππέας εἰς πεδίον TPOKaAN ....^........ 


52 Κακοῦ κόρακος κακὸν dy EP UV . .. ...... 
58 (A) Κόςμει (πάρταν ἣν ἔλαχες... .. . . ......: 
64 Καδμεία νίκη ........ llc lr νων 
55 Kókveov ἄμα. . . . . lle s 
56 Καθ᾿ ἑαυτοῦ Βελλεροφόντης. . . . 2 2 2 rennen. 
67 Κορώνη τὸν «κορπίον . . . 2 2 rennen 
68 Κερκωπίζειν. ..... 2... leer νυ 
659 Κιλίκιοι τράγοι. . . 2 0 22r s 
00 KpnrZetv . ... rrr rn sn 
61 (A) Καθάπερ αἱ τίτθαι ειτίζεις κακῶς... . . . . -. 
62 Κρωβύλου ζεῦγος. . . . 2 2 lr es 
68 Κατόπιν ἑορτῆς ἥκεις. . . .ὄ 2 2 rennen 
64 Κατὰ ῥοῦν φέρεται... . . 2 .. lr e s 
65 Καρκῖνος λαγωὸν αἷρεῖ . . . 2 2 2 2 nennen 
66 Κενὰ κενοὶ βουλεύονται... . . 2 lees 
67 Κεςτρεὺς νηςτεύει lle ns 
68 Κριὸς τὰ τροφεῖα ἀπέτιεν .. . . . ls 
69 Κακὰ μὲν θρῖπες κακὰ δ᾽ ἷπες.. . . LL 
70 (A) Κανθάρου μελάντερος. . . .. ΝΕ 


731 Λήμνιον κακόν... nn 
72 Λαγὼς καθεύδων... . 2 2 2 ere s 
73 (A) Λήμνιον βλέπει... . 2 Eon“ 
74 Λαγὼς περὶ κρεῶν. .. > lor on n 
75 Λέρνη κακῶν. .... lero n o of onn 
16 Λιβυκὸν θηρίον ....... rr νι εν 
11 Λύκος ἔχανεν. . nn 
78 Λύκος περὶ φρέαρ χορεύει... . 2 2 2e s 
19 (B*) Λήθαργος κύων. .. . err n n n 
80 Λίνῳ λίνον ευνάπτειςε.. ee n sn 
81 Λύκος ἀετὸν φεύγει... . 2 .. len 
82 (A) Λύδιον ἅρμα... . .. lens 


G. C. 1161 
DV3 
App. Π 98b 
G. C. I163 
App. 11122 


D V 19 


G. C. II 71 


D VI 1 
D VI 6 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. Appendix. 403 


88 Mía λόχμη οὐ τρέφει δύο ἐριθακούς.. . .. . .. D V139 
84 Μηδικὴ τράπεζα. . . . 22er ren D VI 81 
85 Μὴ μελαμπύγου τύχῃς. . . 2 .. . . .. 0... D VIS88 
88 Μύλλος πάντα ἀκούει . ...... e. DVI40 
87 (B* Μέρις οὐ πνίγει. . 2 2 2 ern en Ps.-Plut. 136 
88 Μέλιτος μυελός. . . 2 eee n s D VI 61 
89 Μὴ πῦρ ἐπὶ πῦρ. ......... ll. D VI 71 
90 Μὴ κινεῖν κακὸν εὖ κείμενον. . .... .... D VI δ4 
91 Μέγα «ςτόμα τοῦ ἐνιαυτοῦ . . . 22er en D VI 48 
92 Μηδὲ μέλι μηδὲ peMccac. .......... ως D VI 58 
98 Μὴ πρὸς λέοντα δορκὰς ἅψωμαι μάχης... . .. D ΥἹ δ9 
94 (A) Μὴ κίνει Καμάριναν. . . less G. C. III 7 
95 Μιυμήςεταί τις μᾶλλον ἢ μιμήτεται. . . . 22.2. D VI 74 
96 Μὴ παιδὶ udyaipav ........ c.n D VI 46 
97 (?À) Μία χελιδὼν ἔαρ οὐ ποιεῖ. . . .. .. . . G. C. III 11 
98 Νεκρῷ λέγων μύθους εἰς οὖς. . . ..... .. D VI 82 
99 Νεφέλας ξαίνες ....... cre νων D VI83 
100 Zupöc elc ἀκόνην. . . . ....... e. s D VI91 
IV 1 Ξύλον ἀγκύλον οὐδέποτ᾽ ὀρθόν... .. . . . . D VI92 
4 (A) Οὐκ ἂν αὖθις ἀλώπηξ. .......... G. C. IIT 18 
3 Ὄνος ἄγει μυςτῆρια. . ees DVI 98 
4 Ὄνου γνάθος... . ... 44er or n D VI 100 
ὃ (A) Olko rà Μιλήεια μὴ γὰρ ἐνθάδε. . . .. -. G. C. III 22b 
6 Olvoc καὶ ààfóéeia. .......... ee s D VII 98 
1 Ὄνος εἰς ἄχυρα. . . ..... eee s DVI 91 
8 Οὔθ᾽ ὕεται, οὔτε ἡλιοῦται. . . . 2 0 ren D VII 8 
9 Οὐκ ἐπαινεθείης οὐδ᾽ ἐν περιδείπνῳ. . . 2 2... D VII 24 
10 Ὁ κνὶψ ἐν xó0pq .... rrr s D VII 26 
11 Οὐδὲν πέπονθας δεινὸν, ἂν μὴ προςποῇῃ. . . . . D VII 38 
12 (A) Οἴκοι γενοίμην . ........ rns App. IV 14 
18 Ὄνος ἐν μελίςςκαιςο. . ......... ων ... DVIIS2 
14 νος λύρας ἀκούων... 2 ees D VII 38 
16 (D) Ὄνῳ τις ἔλεγε μῦθον κτλ. . . ...... . 6. C. III 80 
16 (A) ΤΤολλῶν ἀχύρων ὀλίγον καρπὸν ἀνήγ. . . , . . G.C.III 81 
17 ΤΙρὸς cua μητρυιᾶς κλαίειν. . . 2 2 2 00. D VII 66 
18 ἸΤουλύποδος κεφαλῇ Evı μὲν κτλ... 22000. D VII 76 
19 TToMaicı πληγαῖς δρῦς δαμάζεται. . . . .. . . . D VII 77a 
20 TTpiv τοὺς ἰχθῦς ἑλεῖν τὴν ἅλμην Kun... . . . . . - D VII 98 
21 TToAkal κυνὸς ἄῤῥενος ebval . .......... D VII 79 
29 ἸΤολλάκι γὰρ xal μωρὸς ἀνὴρ x11... . . .. . . D VII 81 
98 ΤΙλίνθον πλύνεις᾽ χαμαὶ ἀντλεῖς. ...... ..-- D VII 60 
24 ΤΙτωχοῦ πήρα οὐ πίμπλαται. . . . 2... D VIL 61 
25 (A) Tláve' ὑπὸ μίαν Μύκονον. . . . . . . . . . . App. IV 52 
26 (A) ἸΠολλοί ce μιμήςουειν ἂν cavtóv φιλῆς. . . . . 6. C. III 42 
27 Ἰπολλοί Tot ναρθηκοφόροι κτλ. . .... ees D VII 86 
28 Προφράςεως δεῖται μόνον ἡ πονηρία. . . . . . - D VII 87 
29 (A) ἸΤολλὰ ψεύδονται doibol ......... G. C. III 49 


Jahrb. f. class. Pbilol. Suppl. Bd. XIV. 27 


404 Fridericus Brachmann: 


80 TTpó τῆς νίκης τὸ Eymbmıov ἄδεις. . . . s D VII 66 
81 TTovnpà κατὰ τρύγονα ψάλλεις.. . es D Vli ?1 
32 ἸΤολύποδος ὁμοιότης. . .. . . t rrt onn D VII 13 
88 Tlorauóc θαλάττῃ éplZ€t. . ....... s D VII 74 
34 ΤΤολλῶν ἐγὼ θηρίων ἀκήκοα ψόφους. . . . . . . . D VII 92 
85 (A) ἸΤαρὼν ἀποδημεῖς. .. . . 2 2 rennen App. IV 55 
86 (A) Tlevin coplnv ἔλαχε. . ...... lees G. C. II 63 
37 Tlávra κινῆτω TETBPOV ...... cles D VII 42 
88 ἸΤοικιλύτερος ὕδρας. . . . ll rens D VII 69 
39 (A) TTpóc λέοντα δορκάδας ευνάπτουςι μάχας... . G, C. III 66 
40 “Ραχίας ÀaMcrepoc . ©.» . 2 err on n n D VII 99 
41 (A) Chmvov γερόντιον. cles App. IV 69 
49 (ζυνῆλθον ἀτταγᾶς καὶ νουμήνιος. 2e D VIII 18 
48 (A) CóufouAóc écriv ὁ χρόνος τῶν πραγμ.. . . . .. App. IV 78 
44 (υγγνώμη πρωτοπείρῳι . ........ lle ων DVI 93 
45 Capduvioc γέλως. . . ..... 24e. D VIII 5 
46 (ικελικὴ τράπεζα... ...... ees D VII 7 
47 (B* Copla μωροῦ. . ........ lees G. C. III 69 
48 (A) Cogol τύραννοι τῶν copüv cuvoucíq . . . . . . . App. IV 76 
49 (A) Cé δ᾽ οἰωνίςαιτ᾽ dv τις ἰδών. . ....... s. G. C. III 70 
50 (A) Τοιοῦτον Θεμιςτοκλῆς οὔποτ᾽ ἐνόηῆτε. .. . . .. 6. C. HI 71 
51 (A) Τυφῶνος ToÀumiokUTepov . . .. 2 4. e v G. C. III 72 
52 Τυφλῶν ὀνείρων. . . . . nern D VIII 26 
53 (A) Tuporépuv . ...... ll len. App.V1 
54 Ταντάλου τάλαντον... . . 2 les D VIII 23 
55 Τυφλότερος ἀςπάλακος. . 2 . . cles D VIII 25 
56 Τρυγόνος ÀaMcrepoc . . . . lens D VIII 314 
57 Tóc ἐν ἄδου τριακάδας. . » 2 2 een D VIII 39 
58 Τὰ ἐν τῇ καρδίᾳ τοῦ νήφοντος κτλ... .. . .. .. D VIII 43 
59 (A) Τὸ κυνὸς κακὸν ὗς dáméricev . . . . .. «ων G. C. III 77 
60 (A) Τροχὸς τὰ àvópómva . . ...... c. App. IV 100 
61 (A) Τί οὐκ ἀπήγξω, ἵνα Θήβηςιν ἡρως Yen . .. .. G. C. III 80 
62 Τίς πατέρ᾽ αἰνήςει, εἰ μὴ κακοδ. τέκνα. . . . . . . . D VIII 46 
63 (A) Tic be .......... cle ern App. IV 90 
64 (ΑὐΤιτανῶδες βλέπει. ..... 2... lr. App. IV 89 
65 “Τὰ Kinclou PR . 2 2 2 2 2 een App. IV 81 
66 Τὸ βαςιλικὸν βοίδιον. .. . 2 2 2 nr nn en .... D VIII 41 
67 (A) Τὸ Δίωνος PO... on. App. IV 91 
68 (A) Τὸ Ἱππάρχου τειχίον. . .... ls. G. C. III 81 
69 *Tó θερμὸν ToO óBeoO . . . . .... ss Ps.-Plut. 197 
70 Τὸν Κολοφῶνα ἀπέθηκεν. . ....... ls. D VIII 36 
71 Τὸν Ὕλαν κραυγάζες . . 2 . ren D VIII 33 
12 “Τὸν ἐγκέφαλον κατακςεςεῖςθαί μοι δοκεῖς... . . .. G. C. III 82 
73 (A) Τὸ μὲν νόημα τοῦ θεοῦ τὸ δὲ κλέμμ᾽ ἐμόν... . G.C. III 88 
14 *Tó φέρον ἐκ θεοῦ καλῶς φέρειν χρὴ . . . . . -. .-- App. IV 98 
75 Τοῦ ceívou δεῖται. . . 2 2 rn D VIII 57 
76 (A) Τραγικὸς πίθηκος. ...... lll ns G. C. III 85 


= ma son 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. Appendix. 405 

8 (A) Ὑπὲρ ὄνου 018€. . . ....... Ls. 6. C. IIT 87 
79 (A) "Ymépou περιςτροφὴ ......... νον App. V 5 

, 90 CA) Ὑπὲρ τὸν κατάλογον. . . . . . . .. ... App.V6 
81 (A) Ὑπηνέμια cxt ............ Ls G. C. III 91 
88 (A) Ὑπόχαλκον τὸ ypudiov . . 2 2 ...... App.V8 
88 (A) "Ye ὑπὸ ῥόπαλον. . . nn G. C. III 94 
BL Φιλοκτήτου τοξικώτερος. . . . ...... ως App. V 15 
86 (A) Φρουρήςεις ἐν Ναυπάκτῳ... .. . . . «.- App. V 19 
86 Φρυνίχου πάλαιομα.. .. .. LL -  pVIII 29 
87 (A) Φόνου πτερὸν καὶ θανάτου πτερόν... . . . App. V 18 
88 (A) Φιλίππου ἀλεκτρουώύἔν . . . 2 2 «τον νων App. V 14 
89 (A) Φιλέψιος 66€... ........:... App. V18 
90 (A) Χαλεπὰ τὰ καλά. .. . ne App. V 22 
91 (A) Χαλεπὸν xoplou κύνα γεύειν. . . 2 220. G. C. 11197 
92 (A) Xapaópióc . ..... ll ens App. V 23 
93 (A) Χάρητος ὑποςχήςεις.. » 2» 2 2 20200. App. V 24 
94 (A) Xaipıc ἄδων ὄρθιον... . 2 2 2 een en App. V 21 
95 (A) Χελίύνη UV 2 one App. V 27 
96 (A) Χειμὼν Öpvidlac .  . . 2 Een App. V 26 
97 (A) Χειρώνειον ἕλκος. . . ..... ens App. V 26 
98 X6óvia λουτρά... ...... les D VIII 69 
99 (A) Χοᾶς ἕξ yupfhica . . ...... e. App. V 29 
100 (A) Χωρὶς τὰ Φρυγῶν x. Mucüv ópicuara . . .. G.C.III 99 
V 1 (Δ) Χωρὶς τὸ Meppäc x. (ιλωὰμ ῥεύματα. . . . . App. V 85 


2 (Δ) Χωρὶς τὸ τ᾽ εἰπεῖν πολλὰ xal τὰ καίρια. . . . App. V 86 
8 (A) Χρήματ᾽ ἀνήρ᾽ πενιχρὸς δὲ οὐδέποτ᾽ ἐςεθλόε. . G.C.III 98 


4 (A) Χροῖ δῆλα... . . . 2 Een G. C. III 100 
5 (A) Χρόνου γὰρ dv coi καιρὸς ἐξείργοι λόγος... ΑΡΡ.Υ 81 
6 (A) Χυτραῖς λημᾶν καὶ κολοκύνταις.. . . . . . . G.C.IVı 
7 (A) Χύτραν noıkllev. . 2 e. Ls App. V 83 
8 (A) Xurpeoüc . ... . 0 2 rn App. V 34 
9 (A) Xpucóc ὁ Κολοφώνιος... 2 2 2 2 2er Ps.-Plut. 1115 


10 (A) [Xpucoxoeiv] **érui δὲ ᾧμην χρυςοχοήςειν. . . App. V 32 
11 (A) Xpucip καταπάττων ἡμᾶς οὐ yıvckeac . . .. G.C.IV2 


12 (A) Ψευδατραφάξυος πλέα... . . 2 2 220er App. V 87 
13 (Mac. ψύλλων xev v . . . . nn App. V 38 
14 (D) Ὑπὸ παντὸς λίθου «κορπίος εὕδει... . . . . G. C. III 88 
16 "Yópav τέμνεις.. . . 4. ees D VIII 61 
16 Ὑπὲρ τὰ Καλλικράτους. . . .... nn en D VIII 62 
17 (A) Ὗς λουςαμένη elc kóMicpua fopBópou . . . . . G. C. III 93 
18 (A) Ὑπὲρ τὰ ἐςκαμμένα πηδᾶν. ...... G. C. III 89 
19 "Qcrep ἥρως ἐν dcmidı ξενίςκαι βούλομαι... . . . . D VIII 73 
20 'Qdv écrüv . .... ee res D VIII 74 
21 "Qóiwev ὄρος εἶτα μῦν ἀπέτεκεν. . . .. . . . - D VIII 75 
22 Φαλαρίδος ἀρχαί. . . . .. Ls. D VIII 65 
23 (Ars.) Φέρει xal ὄρνιθος γάλα... . . . . . . Pe.-P]. Boiss. 38 


24 *H φιλοχρημοςύνη μήτηρ κακότητος ámácnc. . . . App.V17 


Fridericus Brachmann: . 


IL Lemmata conlecetionis Gregorianae qualis exstat in 
codicibus Mosquensi Pantiniano Leidensi Vaticano. 


1 Αὕτη ἡ μήρινθος 


οὐδὲν Ecmacev . | 


2 ᾿Αφροδίειος ὅρκος 
οὐκ &umolvipoc . 
᾿Αγορὰ Κερκώπων 
"Aero γῆρας, xo- 
ρύδου νεότης. . 
6 ᾿Αταθὰ Κιλίκων. 
6 ᾿Ατροίκου μὴ κα- 
ταφρόνει ῥήτορος 
7 ᾿Αδώνιδος κῆπος 
8 Ἄλλοτι δ᾽ ἀλλοῖον 
τελέθειν κτλ... 
9 Ἴλλλην δρῦν βα- 
λάνιζε..... 
10 Αιδεις ὥςπερ εἰς 
Δῆλον πλέων. . 
11 "Aka καὶ κύαμον 
12 (A) Alpeıv μαςχά- 
iwl. 
18 AE τὴν μάχαιραν 
14 "Abaxpuc πόλεμος 
x. καθεύδ. τροπ.. 
15 ᾿Αεὶ κολοιὸς πρὸς 
κολοιὸν κτλ... 
16 ᾿Αμαλθείας κέρας 
11 ’Aetöv ἵπταςθαι 
διδάςκεις... 
18 'Ad γὰρ εὖ πί- 
mrovav κτλ... 
19 (?B*) ᾿Αγὼν πρό- 
gacıy οὐκ ἐπι- 
δέχεται κτλ... 
[Avüv πρόφαειν 
οὐκ ἀναμένει] "). 
20 ᾿Αετὸς ἐν νεφέ- 


»o 


21 "AAnkecuevoc Bloc 
22 ᾿Ανάγυρον κινεῖς 
23 'Ad ne τοιοῦτοι 
πολέμιοι DM). . 
24 ᾿Αετὸς θρίπας 
ὁρᾷ 





M 


1 


2| 





PIL 
I1 
3| 1 
3 
4| 9 
5 
e| 3 
1 
84 
9| δ 
10 
1ι 
19| 6 
18 
14 
15| 7 
16 8 
"| 9 
18 
19| τὸ 
n" 
20 
2i 
22 
23 
24 








Fi 
36 Ἅλμη οὐκ Ecrıv 


14 
15 











26 "AMirrmt οὐ dwpo- 
δοκεῖται. . .. 
27 'Ad φέρει τι Ac 
βύη κακόν... 
38 Ἄνω ποταμῶν 
χωροῦειν πηγαί. 
29 "Acl ὁ πόρνος λέ- 
Yet τὸν cigpova 
mópvov. . . . . 
80 ᾿Αργύρου κρῆναι 
λαλοῦειν. . . . 
81 ᾿Απὸ μείζονος ἀν- 
δρὸς ἄλευε.... 
32 ᾿Αῤῥάβιος αὐλη- 
TÉ llle 
38 "Aiboc xu]. . . 
34 "Axpu ἅψακθαι 
δακτύλῳ. 4 
85 Αἵμαει κλαίειν. 
86 Al Χάριτες γυμναί 
81 ᾿Ακόνην aríZec . 
38 "Αλλοικάμον ἄλλοι 
ὦναντο.... 
39 "AMo τλαῦξ ἄλλο 
xop. φθέγγ.. .. 
40 ᾿Αλωπεκίζειν πρὸς 
er. Om. ... 
41 Ἄλλοιει μὲνγλῶς- 
«α κτλ... .. 
42 ᾿Ανδρὸς Tepóvroc 
«ταφὶς 7. κραν.. 
43 "Alla utv Λεύκων, 
ἄλλα δὲ κτλ... 





|44 Ἄλλην μὲν ἐξην- 


τλοῦμεν κτλ... 
45 "Apac ἀπήτουν οἱ 
δ᾽ ἀπ. x... 
46 Ἅμ᾽ ἠλέηται καὶ 
τέθνηκεν κτλ... 
41 "Av μὴ παρῇ κρέας, 





κτλ. 








M 


125 





44 


33 


34 


46 





47 


L|F 


I19]120 


18 
14 


15) 





1) Lemmata cancellis saepta ex scholiis Plat. interpolata eunt. 


Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. Appendix. 401 









































M|P|L|F M|P|L|F 
48 Ἄμμες ποτ᾽ ἧμεν I45|[48 16] — || 75 (A) Ἄθως xa- 
49 el τὰ πέρυει λύπτει πλευρὰ 
βελτίω. .... 46.480) 17] Λημνίας βοός. 1701178) 
50 ᾿Ανὴρ δὲ φεύγων 76 ᾿Απὸ κώπης ἐπὶ 
οὐ μένει κτλ... 4749| 18130 Bua... τῇ 74 
51 "Avbpl Λυδῷ πρά- 77 Αὑτὸν οὐ τρέ- 
vuara xv. . . . 48.498] Quv κτλ... „| 72| 75) 
52 "AmAncroc πίθος 112 50) 19| 82) 78 (A) ᾿Αλῶν μέδι- 
B8 ᾿Ανέμους γεωρ- jivov dmopayıbv| 18) 76123) 
viv. . .. 49) 51 88) 79 “Ἅμαξα τὸν βοῦν 14) ΤΊ 
64 (A) ᾿Ανάγκῃ οὐδὲ | 80 ᾿Αμαξιαῖα ῥήματα 16] 18] 
Θεοὶ páy.. . . . 60) 62 | 81 ἼἌνθρωπος Eöpı- 
55 "Avrimepnccxop- |^ mock... „| 16] 79 
πίον. . . . . .| 81) 58) | 82 (A) ᾿Ἀπόλωλεν 
56 ᾿Ἁλιεὺς πλητεὶς , ἡ ὗς καὶ τὸ κτλ.) ΤΊ] 80) 
νοῦν oíce . . .| 52] δ4 30) || 88 ᾿Ακλητὶ χωμά:] * 
57 λλλοι cmeipoucı Zowcıv κτλ. . .] 18] 81 
ἄλλοι κτλ... . 58| 55| 84 Αὐτόματοι ἀγα- 
68 "Apkroumapoucnc θοὶ ἀγαθῶν xr. | 19] 82) 
ἴχνη ζητεῖς. . .| δά 66| | 86 ᾿Ανεψγμέναι 
δ9 ᾿Αετὸν κάνθαρος | Μουςῶν θύραι . | 80] 88] 24] 
μαιεύεται , . . 66] 67] 86 ᾿Αρχὴ ἄνδρα bel- 
60 ᾿Ανδρὸς γέροντος |^ war... 81| 84 
αἱ γνάθοι κτλ... 56] 58 87 ᾿Αλῶν δὲ φόρτος; 
61 ᾿Ανδρὸς καλῶς ἔνθεν ἦλθεν κτλ.} 81] 84) 
mrpáccovrocéry.q. 9| 88 (A) ['Aptrvurroc 
62 ᾿Ανδρὸς κακῶς quápayboc] ἐν 
mpáccovrocéxm,q.| 57| 60| μὲν τῶν φάεικτλ. |I95| 85| 
68 ᾿Αλώπηξ τὸν βοῦν 89 ᾿Αργαλέον φρο- 
ἐλαύνει... .| 68 61] 21 νέοντα κτλ. [82] 86 
64 Ἄλλοτε μητρυιὴ 90 "᾿Αντῇ (ser. ἡ) Àe- 
πέλει ἡμέρα κτλ. 59| 62| οντῆ ἐξίκηταικτλ.} 88] 87 
65 "Ana δίδου καὶ 91 ᾿Αρότρῳ ἀκοντί- 
λάμβανε... .| 60] 68] Tac... . . .] 84] 88| 
66 "Av6paxec ὁ θη- 92 (A) Abráp ἡπάγη 
«uvpóc γέγονεν .| 81] 64| ἔοικε λήψ, πάγην] 85| 89) 
67 ᾿Απὸ τῶν Bpabdu- 93 (A) Αὐτοῦ Póboc| 
«κελῶν ὄνων κτλ. 62| 65| αὑτοῦ πήδημα | 86] 90) 
68 Amavra τοῖς co- 94 Αρχαικὰφρονεῖς el 
φοῖς εὔκολα. .| 63] 66| 95 ᾿Αβυδηνὸν ἐπι- 
69 ᾿Αρτυραῖς λόγχαις φόρημα... .} 88. |36| 2 
máyou . . . . .| 84) 67] 96 Ἅβρωνος Bloc .| 89) 1 8 
70 “Ἅπας ἐχῖνος dpa. 97 "Ael reux- (scr. pi). 
χύς . . . . . .| 85| 68] 22/142 öpoc ἐς νέωτα 
71 ᾿Αςκὸν δέρεις. . 66] 69) mAobcaoc . . .] 90] 38] 4 
72 Αὐλητοῦ βίον ζῇς 61] 10] 98 ᾿Αδεὲς δέος. . 91 39] 5 
18 Ἀποτίσας χοῖρε 99 (Α) ᾿Αγαμεμνό- 
rirapra . .. .] 88) 71) νεια φρέατα. . 99) 80 6 
14 VA) Ἀπήντικε κα- (100 ᾿Αγαμέμνονος 
κοῦ βουλή κτλ. „| 69) 72] Θυεία. . .. .] 98] 181 7 





408 Fridericus Brachmann: 


M|P|IL|F |M|P|L|F 
101 ᾿Αγαθὴ xal μᾶζα 129 'Ag'bymAo0 μου 

μετ᾽ ἄρτον. .|Io4| [32] 8 καταγελᾶς... πὶ 150144 
102 ᾿Αγαθώνειος ad- 130 ᾿Αργούντων yó-| 

ληας. . . . .} 95 88] 9 poc. .. . . .| 22 60| 45 
103 "Avbpiàccoupfi- 181 Alrvaiov xáv- 

Àeroc. . . . .| 96 8 0 θωνα (scr. κάν- 

104 ᾿Αγέλαςτοςπέτρα 97 35| 1 8apov) . 24| 
105 ᾿Αγαθῶνθάλαεςα 182 "Aloc xal τράπε- | 

κτλ. 2... .| 98 86 12 Zav μὴ mapaf..| 25 
106 ᾿Αγνότερος πη- 133 "Ἀλλογλαθξ ἄλλο 

BadMou ....|99 81 8 xl. 26 
107 Ἄλλος οὗτος 184 Arterien 

Ἡρακλῆς... 100. | 3816) pac..... Eu 
108 Ἅλις δρυός. .|II 1 89 17/135 ᾿Αθηνᾷ τὸν al- 

109 Ἴκαιρος eüvor Aoupov . . 28 

οὐδὲν ἔχθραςκτλ. |- 2 40| 19 || 186 "AnbóvecAéyai[c 
110 Αὐτοὶ χελώνας ἐγκαθήμεναι] . 29) 

&elere κτλ... 3 41| 9 181 (B*) ᾿Ἀρουραία 
111 "Av οἶνον αἰτῇ, μάντις... 30] 

κόνδυλον xrÀ. .| 4| 42| 22/138 ΑἰΟἰδίποδος ἀραί 31 
112 Alpoüvrec ἡρή- | 189 Αἴρειν ἔξω m-| | 

ua... ..| 5 |49 93 Ao0 πόδα... 32 
113 Aldvreioc γέλως 6 44| 34. 140 “Ακμὴ καλεῖ... 33 
114 ᾿Ανίπτοις χερείν 7| 45| 25 141 ’Ap’ ἵππων εἰς 
115 ᾿Ακόνην ειτίζεις. 126 ὄνους... . .| 84 
116 "AxégaAoc μῦ- ΓΆνω κάτω πάν- 

900... .. .| 8... |40| 27| Ta] . 61 
117 "AMwc déec .| 9 41) 38 [Ἀκίνητα κινεῖν] 62 
118 Ἅμ᾽ ἔπος, ul || [Ao é&rlac dp- 

ἔργον. . . . .| 10 | 48| 9 xem] ... 63 
119 ᾿Αντιπελαργεῖν 11 49 31 
120 Ἄνθρωπος dv- 142 (A) Βακίλειος ὁφ- 

θρώπου δαιμό- θαλμός. . . .|mw| Ἰ6δ146 

vov... . s | 18. δῸ 84 148 Βάτραχος Cepi- 

121 Ἄξιος τοῦ παν- | φιος. .... 87 86 47 

Té. ... 14| | 51|35|144 Βάλλ᾽ ἐς ὕδωρ, 88 | 67| 48 
122 ᾿Ἀεϊγέροντι νέαν 146 Βορβόρῳ ὕδωρ ] 

ποτιβάλλειν κού- | λαμπρόν κτλ. . 39 68 49 

ρην. . .. 15 52| 36 146 Βὴξ ἀντὶ πορδῆς 40 69 50 
128 "Akıoc ei τῆς ἐν 141 Βοῦς ἐν πόλει. 41 10] 51 


"Apye ἀςπίδος. 1 | 53) 81 148 Barpdxu ὕδωρ. 42) | 71 52 
124 ᾿Ανέμου πεδίον. | 17 54) 88/149 Βάλλεις μήλοις. 43 72 









































125 ᾿Ανίπτοις ποεὶν 160 Badavedc . .. 

ἀναβαίνειν κτλ. δδ 89 161 Βοιώτιος vooc . ms 
126 (B*) "And βαλβι-Ὁ 1162 Βοιωτία αἰνίγ- 

δος. ..... 18 56| 40) ματα... .. 46 94 
E" iv κακῆς κυ- 1163 Βοιώτιος νόμος! 47| 92 

ἣν ἀπαιτεῖς 19 57| 41 164 (A) Βάκανος λί- 

“ΡῈ τάτερα τῆς Bee. 48| 93/164 

" 1) Lei λέγεις) 20 58| 43| 166 Βοῦς ἐπὶ γλώςςης 49| 95 


Quaestiones Pseudo-Diogenianese. Appendix. 


156 Γόνυ κνήμης ἔγ- 


ὀρθοῦν φαῦλον, 
ὃς νέος nem. . 
158 Γλυκεῖα ὀπιύρα, 
φύλακος ἐκλελ.. 
159 Γραῦς βακχεύει᾽ 
160 Γράων ὕθλοι.. 
161 Γακτέρα μοι προ- 
φέρεις... .. 
163 Γῆς βάρος... 
168 Γλυκὺς ἀπείρῳ. 
"πόλεμος. . .. 
164 Γραῦς ἀνακροτή- 
caca κτλ. . 
165 Γύγου δακτύλιος, 
166 Γυμνότερος πατ- 
τάλου.. .. 
167 Γυνὴ «τρατηγεῖ. 
Καὶ γυνὴ crpar. 
168 Γυναικὶ μὴ πί- 
creve κτλ... . 
169 Γέλως Ἰωνικός. 
110 Γέρων ἀλώπηξ 
οὐχ ἁλ.. ... 
171 Γλαῦκα εἰς ᾿Αθή- 


θητος..... 


173 (A) Γνῶθι cau-| | 


τόν...... 
174 Γυμνότερος λε- 
Bnpíboc. . . . 
116 Γυμνῷ φυλακὴν 
ἐπιτάττεις. .. 
176 l'npácku ἀεὶ 
πολλὰ bi... 
111 Γηρᾷ βοῦς τὰ δ᾽ 
ἔργα κτλ... .. 
178 (A) Γυμνῇ τῇ xe- 
φαλῇ. .... 
179 Γυμνὸς ὡς éx 
μήτρας. . .. 
180 Γυναικὸς φρένας 
181 Γλῶςεα που πο- 
pem κτλ... 
182 Γλαῦξ ἵπταται.. 
188 Γηρά[ν]δρυον με- 
ταφυτεύειν. . 


M|P 


111501196] 


δ1 97] 


68] 10 


64 11 








L 


174] 


75) 


F 


16] 
62 


63 


66 


























184 (A) Γύργαθον 
φυςᾶς.. ... 
[Γλυκὺς ἄγκων] 


186 Δίκην ὑφέξεικἂν 
ὄνος κτλ... . 
186 (Α) Δίκη δίκην 
ἔτικτε κτλ. ... 
187 Alc πρὸς τὸν αὖ- 
τὸν αἰςχρὸν κτλ. 
188 Δωδωναῖον χαλ- 
κεῖον. .. .. 
189 Δακτύλῳ δεῖ ce 
ἑλκυςθῆναι"... 
190 Δῶρα θεοὺς πεί- 
θει κτλ... .. 
191 Δεινοὶ πλέκειν 
γε μηχανάς κτλ. 
192 Δέδοται xal xa- 
xoi ἄγρα... 
193 (A) Δεύτερος 
πλοῦς... . 


j 194 (A) Δελφῖνα Ae-. 


κάνη οὐ χωρεῖ 
195 Aic παῖδες ol yé- 
ροντες. . .. 
196 (?B*) Δαιδάλεια, 
ποιήματα... 
197 Δικαιότεροςετα- 
χάνης.... 
198 (A) Διωλύγιον 
κακόν. . .. 
199 Διὸς ψῆφος... 
200 (A) Διὰ pécou 
καὶ λιμὸς xr. . 
201 Δίζεςθαι βιοτὴν, 
ἀρετὴν ὅταν κτλ. 
[Alc καὶ τρὶς τὸ 
καλόν]... .. 


202 Εὐγενέετερος Kó- 


δου ὕπνος... 
204 (A) Ἐς Τροφω- 
νίου μεμάντευςαι 
205 (A) Ἐν ἅλῳ dpa- 
«κάζεις. . .. 
206 (A) "Ecru τα- 
μίας" τἄλλα κτλ. 


M|P 


1|8.1118] 


9612 
97| 34 


98) 25! 





187] 


88) 


95 


90 


197 
et 
ms: 








170 


195 





IL 81 


410 


301 (Α) Ἐκ παντὸς 
Εύλου κύφων κτλ. 
308 (? A) Εἰς ἀρχαίας 
φάτνας. ... 
309 (?A) Ἐν δυοῖν 
τρία βλέπεις... 
310 (Α) Ἐκπερδικίκαι 
311 Ἐλέφαντα ἐκ 
μυιᾶς ποιεῖς... 
312 (Β5) Ἐμαυτῷβα- 
Aavebew. ... 
213 (Αγεἰςἀςθενοῦν- 
τας ἀςθενῶν κτλ. 
214 Εὕδοντι Küproc 
αἱρεῖ... .. 
215 "Evecri καὶ μύρ- 
une χολή... 
316 (Α) Ἐκ τετρη- 
μένης κύλικος 
πιεῖν... .. 
311 Ἐν μέλιτι cav- 
τὸν κατακρύ- 
Lu . ον 
318 Ἐνδυμίωνος 
ὕπνον ὑπνιώττει 
219 Ἐνδύεται τὴν 
λεοντῆν... .. 
220 (Δ) Εἴληφεν ἡ 
πάτις τὸν μῦν. 
221 Ἐν τριόδῳ εἰμὶ 
λογιςμῶν... 
222 Ἕλκων ἐφ᾽ ἑαυ- 
τόν ..... 
328 (B*) Ἐν φρέατι 
xuc μάχεεθαι. 
334 (Α) Ἐκδεδαρμέ- 
vov δέρεις.. 
225 "Ἔπειτα πλου- 
τῶν οὐκέθ᾽ κτλ. 
226 '€v θέρει τὴν 
χλαῖναν κατατρ. 
227 Ἑρμῆς ἀμύητος 
228 Ἔνθα οὔτε πλεῖν͵ 


ἄνεμος κτλ... 
229 Ἐλέφαεμυὸς οὐκ, 
ἀλεγίζει.. .. 


380 (Ars.) Ἐκτὸς πη- 
λοῦ πόδας ἔχεις 
381 Ἐκ τριχὸς κρέ- 
worm. 2... 


18| 








Fridericus Brachmann: 


85 


81 


L 


198] 


99 


100) 


Hi 


1113) 





F 
183 


87 


188 


19: 
































232 (A) Εὐγενὴς ἐκ 
βαλαντίου. . . 
233 *"Éryoc ἐπὶ τῷ; 
xa... .. 
234 Ἐλεύθεραι αἴγες 
ἀρότρου... 
285 Εἰς κόλπον mrü- 
[ 
236 Ἐν πίθῳ τὴν 
κεραμείαν. . . 
237 Ἐν cxóra ὁρ- 
xyécam .... 
238 (B*) Εἰς θεοῦ 
ὦτα ἦλθεν. 
239 (Ars) Εἷς ἀνὴρ 
οὐδείς ἀνὴρ. . 
240 Ἔν νυκτὶ βουλὴν 
241 (A) Εἰς πάγας 6 
λύκος... .. 
(A) Εἰς μελίττας 
ἐκώμακας... 
348 (B*) Ἐν πέντε 
κριτῶν yobvacıv 
344 Ἐκλύκου «τόμα- 
T€. 2... 
446 Ἐλέφαντος ob- 
δὲν διαφέρει. . 
346 (A) Εἰς Τροιζῆνα 
βαδίζεις 
247 (B*) Ἐλάφειος 
ἀνήρ..... 
348 Εὐμεταβολώτε- 
poc κοθόρνου. 


rj 
F4 
s 


1249 Ἐν τῇ mevecdan 


μᾶλλον κτλ... 
360 Ἐχθρῶν ἄδωρα 
δῶρα krk. . . 
251 (A?) Ἐρρίφθω 
κύβος... .. 
252 Ἐν ἀμούτοις καὶ 
κόρυδος φθέγγ. 
368 (A?) '€v Καρὶ 
τὸν κίνδυνον 
254 (A) ’EE ἄμμου 
«χοινίον πλέκεις 


!256 (A) Ἐπὶ «πείρᾳ 


«χοινίον. ... 

256 ’EE ὠβελῶν 
(scr. ἔξω βελῶν) 
xol... 





52 


58 


54 








19 








Quaestiones Pseudo-Diogenianene. Appendix. 411 
M|P|L|F M|PI|L|F 










































1887 HEneiön τὸν ot- 279 (A) Odcoc àya- 
vov ἔπιες... πω θῶν .. . . . meo IT68 II25 
8 Ἐπὶ Mavbpapó- 280 (A) Ouuócogoc. ir; ΙΒ 3 
Mov τὸ πρᾶγμα 281 Θάμυρις μαίνε- 
κτλ. ον 0} 50 70... 2. 4| T1 317 4 
3 (A) Ἐπὶ καλὰ 282 Θεὸς ἡ ἀναίδεια, 38] 5 
μὲν (καλάμῃ) 
ἌΝ 51 283 (A) "kuc "Epw-| 
30 (À) Ἐπὶ Ey νύς ἐςτιν κτλ... πιὸ 80Π6 
ἐκομήτω. . .| 52 384 (A) Ἰλιὰς κακῶν 
ΜΙ Εἰμι γὰρ ἐπ᾿ αὐ- ime... 1811 29| 7 
τὸν ἤδη... ΠῚΤῚ 91 386 Ἱππόλυτον μιμή- 
[Erna πάρα δ᾽ Cou. . . . .| 74 78 8 
ἄτα]. .... 18 486 Ἰχθὺν νήχεεθαι 
διδάςκεις.. . 75 31 9 
362 Ζεὺςκατεΐδεχρο- 387 (A) Ἰαλέμου ψυ- 
vooc κτλ... .. ΠΙδ8 [Π91 98 χρότερος.. . Τό 32) 10 
38 Ζωὴ πίθου... 54 20| 99) 388 Ἱερὰ ἄγκυρα... ΤΊ 69 
264 Ζῇ (ἡ) χύτρα ζῇ 389 Ἱππέας (καὶ ἵπ- 
(ἡ) φιλία. . .| 55 21| 100 πον) elc πεδίον 
18 Ζωὸς γεήῃ | | | | KA...) 78| τὰ 38 
κρομμύου κτλ... ΠΙ66Π 57 290 (Α) "Icoc πόλεμον. 
366 Ζῶμεν οὐχ ὡς οὐ ποιεῖ... .| 79 7 
. θέλομεν... .| 57| 58 291 (A) "Icórnc φιλό- 
| 351 Ζητῶν ὄψον θοί- Tk. 2... | 80| 70 
μάτιον dm) .| 58| 59 ᾿ 
᾿ 292 Κακοῦ κόρακος 
268 Ἥλιξ ἥλικα τέρ- κτλ. . . Ὁ. VL [EISE 75H84 Π11: 
ma.... . ς {πὸ II 1,398 Köcuer (πάρταν 
369 "Hioc τὸν ἧλον X 2... .| 88] τὸ 
KA 2.2.0.0.) 60/1160) 294 Καδμεία νίκη .| 88 77| 45᾽ 17 
310 (A) Ἢ λέτε τι 295 Κυκνεῖον ἄμα. 84 78) 
γῆς κρεῖττον 396 Κορώνη τὸν 
κτλ. ......} 61 3 «κορπίον... 85 79) 
271 (A) Ἡ κύων iv 297 Κιλίκιοι τράγοι. 86| 80) 
τῇ φάτνῃ. . .| 62| 61 1199. 298 Kpnrizev . . .| 81 81 Π24 
272 "Hcáv ποτ᾽ Acav 299 (A) Καθάπερ al | 
κτλ. .....| 6| 62 τίτθαι κτλ... 88| 88 38 
273 (A) Ἠλιθιώτερος 800 Κατόπιν ἑορτῆς 
᾿Αδώνιδος κτλ..} δά 68 ἥκεις... .. 89. 85 
274 (B*) Ἡρακλέους 301 (A) Κύων ἐπι- 
da, 2... 64 «τρέψας ἐπὶ κτλ. 90 88 361127 
375 (A) Ἡ ἀφύα πῦρ 65| 65 804 (A) Κολοφῶνα 
276 (A) Ἡρακλῆς καὶ. ἐπέθηκας... 91 86 
πίθηκος... .| 66 803 Κἂν ἐπὶ νεκροῦ 
κερδαίνειν. . .| 92] 84 87 
277 (A) Θυμὸς ἔςχα- 804 Καρκῖνος λαγω- 
Tov γηράςκει. rire: Π 66 Π98 ὃν αἴρει... .| 98 88 89) 
318 (A) Θαλάττιον ἐκ Καρκῖνος λαιμὸν 
χαράδρας ὕδωρ, 68! 67| 34 αἴρει}. RP 40/1114 


412 


Fridericus Brachmann: 


M|P|L|F 


805 Κατὰ ῥοῦν φέ- 
ρεται 


«τεύει... .. 95| 90 
801 Κενὰ κενοὶ βου- 

λεύονται . . .| 96] 89 1129 
808 Kpiöc τροφεῖα 

anerıcev. . . .| 97, 91 
809 Κακὰ μὲν θρίπες 

κτλ... ... 98| 99 1126 
310 Κανθάρου neAdv- 

τερος.. . . . III 99 II141/1I19 
811 Kaxol τῆς πονη- 

ρίας xrÀ. . . .| 100 42| 13 
819 (A) Kaxüv πα- 

vhrupic. . . .|IV 1 43| 15 
818 *KnpoO εὐπλά- 

crepoc . . .. 2 44| 16 
814 Ka0' ἑαυτοῦ 

Βελληρ.. . .. 8 46| 18 
315 KepkwmüZeiv . . 4 4"| 19 
816 Κατὰ βοὸς εὔχον 5 48| 20 
817 (A) Κωφότερος 

κίχλης. ,.. 6 49) 21 
818 Κανθάρου cd. 7 50| 22 
819 Kopubéuc eide- 

Xectepoc .. . 8 Bil 28 
820 (A) Kexükıcran 

ὁ nidoc. . . . 9 52| 95 
321 Küpfeic** . . .| 10 53| 28 
322 Κοινὰ τὰ τῶν 

φίλων... ‚4 b4| 80 
823 (A) Kockivw μαν- 

τεύεται. . . .] 12 
324 Kuvöcapyec . . ὅδ] 82 

[Καρπὸν ὃν 

écreipac 6épiZe] 57 
325 Λήμνια κακά. .|rv 13] [I 98 
826 Λαγωὸς περὶ 

κρεῶν... 14] 94 
827 Λύκος μάτην χα- 

νών. . ... 15| 95| [1188 
828 Λίνον λίνῳ κλώ- 

θες... .. 16| 97 41 
329 Λύκος ἀετὸν 

φεύγει. . . .[(ἕ 17| 98 42 
880 Λύδιον ἅρμα. .| 18] 99|1168] 46 
331 (A) Λευκῷ λίθῳ 

λευκὴ «τάθμη .| 19 . [67] 


Ir1 94|II 87|s8 6118] 
55 


M | PIL|F 

882 (—** , . . . IV 90. 
883 Λαγὼς καθεύδει] 21 IIS: 
834 (Α) Λήμνιον βλέ- 

πες. . .ὄ .. 22 84 
835 Aépvn κακῶν .| 23 sl 
836 (B*) Λεπτὴν πλέ- 

κει. . . .... 24 [169] 3t 
837 Λιβυκὸν θηρίον] 25 60] 3’ 
338 (B*) Λυγκέως 

ópotoc . .. 26 » 61! 8! 
839 Λυδὸς ἐν μεζημ- 

βρίᾳ..... 21 63| 4: 
840 (B*) Anbapyoc 

κύων... . . 28 62! 4! 
841 Λύκου πτερὰ 

(πτερὸν) Znreic.| 329|11960] 64] 4 
842 Λύχνον ἐν με- 

εημβρίᾳ ἅπτεις.] 30 65| 4 

[Λύκου ῥήματα] 66 


343 Mia λόχμη δύο 
ἐριθάκους κτλ. 


844 Μηδικὴ τράπεζα 39] 2 
845 Μὴ μελαμπύγου 
τύχῃς... .[| 38 
346 Μὴ πῦρ ἐπὶ πῦρ 84 
847 Μὴ κινεῖν κακὸν 
κτλ... . . 35 
848 Μὴ παιδὶ μάχαι- 
ρν...... 36,9-+10 
849 Μέλιτος pueAóc.| 37 3 
850 Μηδὲ μέλι μηδὲ 
μελίεςας . 38| 4 
851 Μὴ πρὸς λέοντα 
δορκὰς Krk. . .| 89. 5 
852 Mucüv λεία. .| 40)] 6 
353 (A) Μὴ κίνει Κα- | 
μάριναν.. . . A 7 
864 Μωμήςεταί τις 
μᾶλλον xrÀ. . .| 42 8 
866 (?A) Mia χελι- 
δὼν ἔαρ κτλ. 43| 11 
866 MacydAnv αἴρειν] 44 


[Μᾶλλον αὐτὸν 
λέληθεν κτλ.]. 
357 Mucüv ἔςχατος. 
[Μηδὲν ἄγαν] . 


358 Νέμεεις δέ γε 
παρὰ πόδα KTÀ.|IY 45 


. [rv $1]III 11Π68114 


4 


18) t 
74| t 










Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. Appendix. 418 


















































Κι M|P|L|F M|P|L|F 
l MN πείθου . . τν 4 — |II80[IIB4 | 384 " Ὀρνίθων γάλαν τι 
ἢ 39 Nei μῦθον 385 *Obbévmpàcémoc| 72 
| dc οὖς Derev .| ATI 386 "Οὐδὲν πρὸς τὴν 
| ΜΙ Νεφέλας ξαίνεις[ 48| 13 χορδήν. . . . 18 
Ϊ ΜῈ Ναῦς ἱκετεύει 387 (A) Οὐδὲ κύων 
49| 14 | παύκαιτ᾽ ἄνκτλ. 74 
388 (?A) Οὐδ᾽ Trap 
βάλλει 15 
Iv 50|III16| 889 Nod "tia 
: 2...) 76 
sl 15 890 (ao οὐδ᾽ ἂν Ἐξε- 
xecrlönc κτλ, .| 77 
52 mo) 56/891 (A) Ὁ Ταντάλου “ 
λίθος κτλ... .| 78 
392 Οὐδ᾽ Icacıv &cy 
‚iv δι πα [ΠδῚ πλέον kk. . . Π89]ΠῚ 
[Ὃ μῦθος ἀπώ- 
54| 18 58 Ao] ... Eo et 
[Ὁ τὸν ποταμὸν " 
55| 19 59 καθηγ. κτλ... 92 
5e| 20 80 ['Ocrpákou περι- 
«τροφή] . 98 
Li τὰ κέρατα κτλ..} 57| 21 61 [Οὐ πόλεμον ἀν 
371 *OL μὲν yàp οὐ- γέλλει] . 94 
> κέτ᾽ eldv κτλ...) 58) 220) 
x #872 (A) οἴκοι τὰ Mı- 393 ἸΤολλὰ μεταξὺ 
Maa xrk. . .| 59| 29Ό 185] 62 κύλικος xri. . .|rv vo ΠῚ 88 [196 Iv 
= | 873 Οἴνος, ὦ παΐδες, 394 Τλίνθον πλύνει] 80] 89) 7 
ἀλήθεια... .| 60] 38) 88 896 (A) ἸΤολλοί ce 
Sf 374 Ὄνος εἰς äxupa| 61] 34 63 μιμήτουειν ra. | 81 40) 96] 7 
375 Οὐθ᾽ ὕεται οὐδ᾽ 396 (A) Πάνθ᾽ ὑπὸ 
ἡλιοῦται.. .Ϊ 62| 36 84] 64 μιᾶς Μύκονος .| 82| — [1| 7 
816 Οὐκ ἐπαινεθείης, 397 Τρὸ τῆς νίκης 
κτλ. . :...| 68. 36] 86] 65 τὸ ἐγκ. ἄδεις .[ 88) 4891] 7 
377 Οἴκοθεν ὁ μάρ- 398 ΤΙαθὼν δέ τε νή- 
T6... .. 0] 64 27 68 moc ἔγνω... 98 
378 Ὄνος ἐν μελίς- 399 Tlovnpà κατὰ 
65 28 69 τρύγ. ψάλλεις .| 84| [Π|2] 7 
400 Τ]ολύποδος ópo-. 
66| 39 TO| | ómc.....| 85 1 
380 Ὄνῳ τις ἔλεγε 401 Ποταμὸς πρὸς 
μῦθον κτλ... 61) 80 n Θάλ. ipta. . .| 86| 50| s| 8 
[οὐ μὴ xoud| | | |  |402(A) Tlevin co- 
mé. 186 φίαν ἔλαχεν. .| 81 δϑιπιθ0 8 
881 Ὁ κνὶψ ἐν χώρᾳ iv es 81/1166 | 408 (A) TToMubv ἀχύ- 
, 882 (A) Οἴκοι yevol- ρὼν κτλ... .| 88| 81 
μὴν νον ον .] 99 88| 67} 404 Παρὰ roi δια. 
888 (DV) Ὀτρ | | |  λέῃ..... 89) 32 
κου peramecóv- 405 He Ana un- 
T€. .. . . .| τὸ | τρυιὰς κλαίει .| 90| 88 





414 


406 TloMaicı πλη- 
γαῖς κτλ. .. 
407 Πρὶν τοὺς Ix80c 
λαβεῖν κτλ... 
408 Πολλαὶ κυνὸς 
ἄῤῥενος kr... 
409 Πολλάκις μωρὸς 
ἀνὴρ κτλ... .. 
410 Πτωχοῦ πήρα 
οὐκ ἐμπ.... 
411 Ποικιλώτερος 
ὕδρας... .. 
412 Ts ἐπὶ δαλὸν 
418 ΠῚ Πόλλ᾽ οἵδ᾽ 
ἀλώπηξ κτλ... 
414 Πολλοί τοι vap- 
θηκοφ. κτλ... 
416 Πρὸς κέντρα λα- 


416 Tipoppäcewcdei- 
ται κτλ... 
411 (Α) Πολλὰ ψεύ- 

ὅονται ἀοιδοί. 
418 Πολλῶν ἐγὼ 
θ(η)ρίων xr. . 
419 Tlevücav ἀλιύ- 
πεκα κτλ... . . 
430 Πάντα πέτρον 
κινήτω kr. . . 
421 Πάντα κάλων 
kk]... ls. 
422 (A) Πρὸς λέοντα 
δορκάδες kr. . 


438 Ῥόδιοι τὴν θυ- 
εἰαν... .. 

424 Ῥαχίας λαλίετε- 
ρος... 

436 Ῥαδαμάνθυος 
κρίας 

436 Ῥόδον παρελθὼν, 
κτλ... ..ὺ 

427 (A) Ῥεχθὲν 5| 
τε νήπιος ἔγνω 

428 Ῥηγίνων δειλό- 

429 Ῥόδον ἀνεμώνῃ 
οὐγκρίνεις. .. 


„[tveulzıse| 


Fridericus Brachmann: 


M|P|L|F 


92) 86) 
98] 86) 


94 81 


97| 48) 
98] 44| 
99] 46) 
100| 46) 
.[V 1| 47 
2| 49 


8] δ61|199) 


55 na 


i57 


591111 5| 
60| 6184 
6 


62 














II 7|II82 














480 (A) Ῥόδα μ᾽ εἴ- 
ρηκας... 


481 Civ ᾿Αθηνᾷ καὶ 
χεῖρα xiva . . 
482 (υνῆλθεν ἀττα- 
γᾶς νουμ.. . . 
488 (A) Οὐμβουλός 
écriv. ὁ χρόνος. 
484 (υγτνώμη πρω- 
τοπείρῳ .. 
485 Capbivioc γέλως 
486 (ικελικὴ τράπεζα 
487 (B*) (οφία μω- 
ροῦ.. . ..- 
488 (a τὲ δ᾽ οἰωνί- 
cart’ ἄν τις iburv 
489 (A) Chmivov γε- 
póvnov. .. . 


440 (A) Τοιοῦτον 
Θεμιετοκλῆς κτλ. 
441 (ΑἸΤυφώνοςπο- 
λυπλοκιύτερον 
442 Ταλάντου (scr. 
Ταντάλου) τά- 
λανα ... 
448 Τὸν κολοφῶνα 
ἐπέθηκας... 
444 Τὸ ἐν τῇ καρδίᾳ 
κτλ... . .. 
446 Τὸν κάπνον φως 
τῶν κτλ. 
446 (A) Τὸ κυνὸς κα- 
κὸν κτλ. ... 
447 Τὸν ξύοντα ἀν- 
τιξύειν .... 
448 (A) Τοῦ Kpolcou 
παιδὸς κτλ. 
449 (A) Τί οὐκ ἀπήγ- 
Eur... 
450 (A) Τὸ Ἱππάρχου 
τειχίον... 
451 Τὸν ἐγκέφαλον 
καταζςες. . . 
462 (A) Τὸ μὲν vón- 
μα kr. 
458 Τοῦ εελίνουδεῖται 
454 (A) Τραγικὸς πί- 
θηκος.... 





hel 








III 8/II83 


III 91185 








Quaestiones Pseudo-Diogenianeae. Appendix. 415 








M|P|L|F M|P|L 
ὧδ Τυφλότερος 471. (A) Φρούδου γὰρ 
ἀεπάλακος. .. [Π1|11.}186 dnx... (ras 
486 Τρύτωνος λαλί- 478 (A) Φρουρᾶς 
epe ls. 12. 8τ΄ Bw... 36 
457 Τιθώνου γῆρας. 18| 88|479 (A) poupev ἢ 
468 Tàcivibou rpia- πλουτεῖν 21 
κάδας..... 14| 89.480 (A) Φρουρήκεις 
469 Τὸν Μίδου πλοῦ- ἐν Naum. . . . 28 
τὸν κτλ. .. 15, 90|481 (A) Φιλέψιος ὅδε 29 
460 (A) Τροχὸς xal 482 (A). Χαλεπὰ τὰ 
va 16, 91 καλά... 80] 
41 (A) Τυφλὸς τὰ 483 (A) Χαλάεω τὴν 
τ᾽ ὦτα ku... 17) 98} ἱερὰν ἄγκυραν. a 
[Τὴν ἑαυτοῦ 484 ( ΑἸΓΧαμαιλέον- 
«κιὰν M] . 18 τος eöneraß.] .|V 7 88 
485 (Αὐχελώνη μυιῶν! 8 88 
462 (A) "YBpic ὕβριν 486 (A) Xepüveov 
ἔτικτε κτλ... [III 86| Bxc..... 9 34] 
us a mio ὄνου gras! 481 Χθόνια λουτρά. 10 ss 
464 Ὑπὸ παντὸς λί- 448 (Δ) Χύτραν wor] se 
bb DG 88 489 (A) Χυτρεύος .| 1 81 
466 (A) Ὑπὲρ τὰ 490 (A) Xpucóc Κολο- . 
ἐκκαμμέναπηδᾶν 89 Per ER s 
466 (A) Ὑπὲρ τῶν 4&1 (A) Χυλεπὸν yo 
ὅλων ἀναῤῥιπτ, 90 βίου κτλ... «ΥΥ̓Ἱ4 παρ 
“τ ὦ) mma 1197 495 (λ)χρήματ' ἀνήρ' 
ἰκτεῖ. . " πενιχρὸς κτλ. | 18] 98 
468 Ὕδραν τι μνεῖς. 92 498 (Α) Χωρὶς τὰ 
469 (A) "Yc λουκα. (2) Xuple τ 
) e Φρυγῶν κτλ. .| 16| 99 
μένη κτλ... s. 38 494 (A) Xpot δῆλα .| 17] 100 
410 [i "Ye ὑπὸ P 495 (A) Χύτραις An. 
v. . 
ani (A) Ystgo μᾶν xi. . . .| 1871 





496 (A) Xpucip xara- 
πάττων xk. . 19) 2 
20| 94|| 49" (A DXpucox.J eri. 


«ροφή. ... imrr19 1198 
412 (Α) Ὑπέρου τυ- 





























μνότερος. .. 
418 (A) Ὑπὲρ τὸν δὲ ᾧμην xoc. . mm 
κατάλογον .. 31 95/498 (A) Ψύρα τὸν 
414 (A) Ὑπόχαλκον Auövucov . . .|V2O| — [rrrao 
τὸ ypudov . . 92| 96/499 Véxac. . . . . m 
416 (A) Φρὺξ ἀνὴρ 500 Ὠεὶν ἑςτῶειν.. 021 1Υ 4 Π|45 
πληγεὶς κτλ... 1Π|9611Π| 34 501 "Ὥδινεν ὄρος κτλ.}] 32 δ) 48 
416 (A) Φρυνώνδας 802 (A) Ὡς ἥρως ἐν 
ἄλλος. .... BEEN ἀςπίδι κτλ. . .| 23| 8| 


Paragraphorum descriptio. 


$ 1. De antiquo paroemiographorum corpore. m 
8 2. Paroemiographi Ayrantini ex codd. Ps- ' Diogenianeis 
pendentes . . . e . . "P 
Recensio A 
8 8. Pseudo-Diogenianus Vindobonensis. 
8 4. Macarii codex Ps-Diogenianeus . 
Recensio B 
8 5. Ps-Diogenianus ab Apostolio exhaustus et Pa-Diog. 
volgatus conlati . . les 
8 6. Vaticanus Krameri et Gregorius Cyprius. . 
De origine proverbiorum a Pseudo-Diogeniano solo 
servatorum. 
8 7. Quintae conlectionis vestigia . 
8 8. Proverbia e lexico adscita. 


Appendix 
I. Index proverbiorum quae exstant in codice Vaticano 
Krameri . 
II. Lemmata conlectionis Gregorianae, qualis exatat in 
codd. Mosquensi Pantiniano Leidensi Vaticano. 


pag. 
841—842 


842—350 
350 —355 


855 —359 


859—370 
870—378 


318—380 
380—396 


3897 — 405 


406—415 


ÜBER DIE 


QUELLEN UND DEN WERT 


DER 


STRATEGEMENSAMMLUNG POLYANS 


EIN BEITRAG 


GRIECHISCHEN HISTORIOGRAPHIE 
ΨΟΝ 


J. MELBER. 





Vorwort. 


Seit längerer Zeit mit einer Neubearbeitung der Wölfflin’schen 
Polyänausgabe beschäftigt, war ich genötigt, auch auf die Quellen 
und die Arbeitsweise des Autors näher einzugehen. So ist die vor- 
liegende Arbeit entstanden. Wölfflin war der erste, welcher den 
Quellen des Polyän genauer nachforschte, freilich mit der Be- 
schränkung, wie sie ihm der knappe Rahmen der Vorrede zu einer 
Textausgabe auferlegte. Neun Jahre nach Wölfflins Ausgabe er- 
schien G. Malina, De fide Polyaeno, sirategematum scriptori, habenda, 
Programm des Gymnasiums zu Braunsberg 1869, eine wertlose 
Arbeit, insofern verfehlt, als der Verfasser jede Abweichung Polyäns 
von einer vermeintlichen Quelle dem Autor Polyün selbst zur Last 
legt, ohne zu bedenken, dafs solche Verschiedenheiten oft eine ver- 
schiedene Überlieferung reprüsentieren. Zudem lernte Malina die 
doch schon neun Jahre vor seiner Abhandlung erschienene wichtige 
Ausgabe Wölfflins erst kurz vor Abschlufs seiner Arbeit kennen 
und somit ist ihm manches entgangen, was bereits von Wölfflin 
endgültig festgestellt war. 

Wenn wir hier absehen von der Abhandlung Gutschmids, 
Trogus und Timagenes (Rhein. Museum 37, 8. 548 ff.), über welche 
im Laufe der Untersuchung weiter unten ohnedies zu sprechen sein 
wird, so ist die nächste zusammenhängende Arbeit über unser 
Thema die Dissertation von Otto Knott, De fide et fontibus Poly- 
aeni (Dissertationes philol. Ienens. III, Leipzig, Teubner 1883, 
p. 51 ff), im Wesentlichen eine sorgfältige, von gesundem Urteile 
geleitete Kritik der Aufstellungen Wölfflins, welche zu dem Resul- 
tate kommt, dafs Frontin, Diodor, Plutarch und Xenophon nicht 
benützt sind, wohl aber Herodot und Thukydides trotz mancher Ab- 
weichungen; als Hauptfundgrube für Polyän haben Anekdotensamm- 
lungen zu gelten, daneben ist besonders Ephorus, an einigen Stellen 
auch‘ Theopomp als Quelle nachweisbar. Ob sonstige Historiker 
in Frage kommen können, 2. B. Deinon, Hieronymus von Kardia etc., 
darüber gibt Knott kein entschiedenes Urteil ab. — Da die vor- 
liegende Arbeit aus ü&ufseren Gründen bis zum 1. Juli 1884 abge- 
schlossen sein mulste, so kam mir das Osterprogramm des Herzog- 
lichen Christians- Gymnasiums zu Eisenberg von A. Schirmer, 
Über die Quellen des Polyän, Altenburg 1884, etwas spät in di, 

Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 28 


420 Vorwort. 


Hände. Daher war es mir um 80 erfreulicher, dafs ich mit dem Ver- 
fasser von vornherein darin übereinstimmte, wie wichtig es sei, die 
schléchten Bestandteile der Sammlung mit Hülfe gewisser, sicherer 
Kennzeichen auszuscheiden, eine Arbeit, die ich bereits für die acht 
Bücher Polyüns unternommen hatte, während Schirmer sich auf das 
erste Buch beschränkt. Diese Beschränkung aber ist für die Be- 
gründung der Haupthypothese seiner Abhandlung, daís, abgesehen 
von Florilegien und Strategemensammlungen, Nikolaus von Damaskus 
mit seinen 'lcropíat die einzige Quelle Polyäns sei, nicht von Vorteil 
gewesen; denn ich glaube, dafs eine unbefangene Betrachtung auch 
der übrigen Bücher diese Hypothese als unhaltbar erweisen wird. 

Die bisher genannten Arbeiten beschäftigen sich mit den Quellen 
Polyäns im Zusammenhange; zu weit aber wiirde es führen, alle jene 
Abhandlungen neuerer Forscher hier aufzuführen, die bei der Be-. 
handlung einer bestimmten Partie der alten Geschichte auch des 
Polyän gedenken und seine Erzählungen einer Prüfung hinsichtlich 
ihres historischen Wertes und ihrer Quellen unterziehen. Vielmehr 
sollen diese im Laufe der Untersuchung jedesmal an der treffenden 
Stelle genannt werden. 

Wenn der vorliegenden Arbeit noch mancherlei Mängel und 
Unvollkommenheiten anhaften, so möge man dies einerseits damit 
entschuldigen, dafs es eine Erstlingsarbeit ist, andrerseits mit der 
grofsen Ausdehnung des Gebietes, tiber welches sich die Strate- 
gemensammlung des Polyän verbreitet und mit dem sich also auch 
derjenige nach Kräften bekannt zu machen suchen mufs, der über 
ihren Wert und ihre Quellen Untersuchungen anstellen will. 


München, im Januar 1885. 
J. Melber. 


Kapitel I. 


Quellenverhältnis im 1. Buche. Polyüns. 


Der Grundsatz, welchen Wölfflin für eine gründlichere Unter- 
suchung der Quellen Polyäns aufgestellt hat (praef. p. XI), *proficisci 
debuit. disputatio ab 4is scriptoribus, qui aetatem tulerunt, Herodoto, 
Thucydide, Xenophonte, Polybio, Diodoro, Plutarcho, kann meines 
Erachtens für die Analyse der Quellen des ersten Buches nicht mit 
Erfolg angewendet werden; denn dieses Buch unterscheidet sich in 
seiner Anlage wesentlich von den übrigen sieben. Bei der Sammlung 
der in diesen vorliegenden Strategeme waren für Polyän andere Ge- 
sichtspunkte mafsgebend als im ersten Buche, und diese hat er für 
das vierte und siebente Buch in den betreffenden kurzerf Vorreden 
auch angegeben. Das vierte Buch nämlich soll die Macedonier be- 
handeln (d. h. die Dynastie Alexanders de$ Grofsen sowohl, als auch 
die Diadochen und Epigonen): ἐν ὦ καταμάθοιτε ἂν τὰς ἀρετὰς 
τῶν ἡμετέρων προγόνων, oi τῆς Μακεδονίας ἐβαείλευεαν. 
Das siebente soll Kriegslisten der Barbaren enthalten: ἐν lb κατα- 
μάθοιτε ἂν καὶ τὰς τῶν βαρβάρων γνώμας οὐ παντάπαειν 
ἀςτρατηγήτους, während im achten Buche zwar nicht die Vorrede 
ausdrücklich auf den Inhalt hinweist, aber doch ein auch nur ober- 
flächlicher Blick zeigt, dafs dasselbe in zwei ungleichen Abschnitten 
die Römer und die berühmten Frauen behandelt. Ganz genau freilich 
ist das Einteilungsprincip auch in diesen Büchern nicht überall fest- 
gehalten; doch sollen Verstófse gegen dasselbe an ihrem Orte erst 
besprochen werden. Übrigens mag hier gleich bemerkt werden, dafs 
sich auch für die übrigen Bücher zum Teil noch nachweisen l&st, 
nach welchen Gesichtspunkten Polyän dieselben zusammengestellt 
hat, so dafs die Ansicht, als sei er hier ganz planlos verfahren, 
doch nicht haltbar sein dürfte. -Doch auch hievon später. Soviel 
nur mufs hier einstweilen über die Bücher II—VIII angegeben 
werden, daís das Einteilungsprincip in denselben ein generelles 
ist, wenn auch innerhalb der einzelnen Gruppen, wo dieselben auf 
gute Quellen zurückgehen, hie und da chronologische Anordnung 
auffällt. Im ersten Buche dagegen ist die Anordnung, von kleineren 
Mifsverstündnissen abgesehen, eine rein chronologische. Denn 
nach einigen Abschnitten (cap. 1—5), welche Begebenheiten be- 
richten, die der Heroenzeit angehüren, beginnt mit cap. 6 die Zeit 

28* 


499 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


der Wanderungen der griechischen Stämme und damit die Schilde- 
rung der Kümpfe mit den früheren Bewohnern der einzelnen Land- 
schaften, insbesondere des Peloponnes, cap. 18—23 behandelt die 
Geschichte Athens bis zur Grenzscheide des 6. und 5. Jahrhunderts, 
cap. 232—209 die gleichzeitige Geschichte von Samos, Ionien, Sicilien, 
und endlich cap. 30—41 die griechische Geschichte von der Zeit der 
Perserkriege bis zum Rückzuge der Zehntausend nach der Schlacht 
von Cunaxa. Diese richtige chronologische Aufeinanderfolge der 
einzelnen Kapitel des ersten Buches mufste, wollte man dem wich- 
tigen von Gutschmid und Wölfflin aufgestellten Kriterium für die 
Erkenntnis einer einheitlichen Quelle folgen, notwendig zu der An- 
nahme führen, dafs das erste Buch Polyüns zum gröfsten Teile auf 
einen antiken Historiker zurückzuführen sei. Nun hat wohl schon 
Marx in der Sammlung der Ephorusfragmente (vgl. C. Müller, fr. 
h. Gr. I, Ephor. fr. 30) den Ephorus als Quelle für Polyün 1, cap. 6. 
7. 9. 10 angenommen, und Wölfflin stimmt ihm bei (praef. p. XII), 
den eigentlichen Beweis aber, dafs das ganze erste Buch grüfsten- 
teils auf Ephorus zurückgehe, sucht zuerst Knott zu führen in dem 
letzten Teile seiner Dissertation (p. 92 ff.), allerdings ohne sich auf 
Einzelheiten einzulassen, wenn auch das Resultat ziemlich gesichert 
erscheint. * Deshalb sah sich der neueste Bearbeiter dieser Frage, 
A. Schirmer, veranlalst, genauer die einzelnen Kapitel des ersten 
Buches zu besprechen, und zwar bildet diese Untersuchung den Haupt- 
teil seiner Abhandlung „Über die Quellen des Polyän“. Insbesondere 
sucht er in diesem von S. 5 bis 8.17 reichenden Abschnitte auch 
innerhalb der einzelnen Kapitel die Grenze zwischen dem wirklich 
historischen und dem anekdotenhaften Bestande zu ziehen. Da 
ich, wie schon in der Einleitung erwähnt, diese Scheidung bereits 
für den ganzen Polyän durchzuführen versucht hatte, als mir diese 
neueste Arbeit zu Händen kam, so konnte ich es nur mit Freuden 
begrüfísen, dafs auch ein anderer gleichzeitig die Notwendigkeit einer 
solchen Scheidung erkannt und wenigstens für das erste Buch die- 
selbe angewendet hatte.*) 

Wenn also auch nach den neueren Untersuchungen wohl fest- 
steht, dafs Ephorus für das erste Buch Polyäns Quelle ist, so haben 
doch Knott und Schirmer in dem Bestreben, die von ihnen ver- 
tretene Ansicht möglichst zur Geltung zu bringen, absolutes Schweigen 
beobachtet über eine Reihe von Abschnitten, welche nicht aus Ephorus 


*) Weniger Bedeutung hat es, wenn auch Hugo Landwehr in dem 
Schriftchen Papyrum Berolinensem Nr. 163 musei Aegyptiaci commentario 
eritico adiecto edidit H. Landwehr, Gothae 1883, p. 31 in dem kurzen 
8 4 de Polyaeno bemerkt: ‘Ss librum primum et secundum strategicon con- 
templamur, omnia ex eodem fonte hausta esse videntur ita, ut opus, in 
quo historia Graeca tractabatur, perlegeret, οἱ quae ad propositum libri 
pertinere vibebantur, exscriberet, alio scriptore non adhibito. Quis autem 
tlle fuerit, difficile est dictu etc.’ 


der Strategemensammlung Polyäns. 423 


stammen können und doch einer verhältnismäfsig guten Quelle ent- 
lehnt sein müssen; andrerseits lassen sich aber auch noch mehr 
Notizen durch Heranziehung von Parallelstellen auf Ephorus zurück- 
führen. 

Beides veranlalst mich, obschon das Hauptresultat bereits fest- 
stand, bevor ich Gelegenheit hatte, meine auf das Gleiche abzielenden 
Beobachtungen zu veröffentlichen, doch noch einmal über das erste 
Buch zu handeln und zwar im Zusammenhange; denn dazu führt, ab- 
gesehen von seiner chronologischen Anordnung, schon der Vorgang 
der eben genannten Abhandlungen. 

Bekanntlich beginnt das Werk des Ephorus nach einer Ein- 
leitung im ersten Buche mit der Schilderung der Rückkehr der 
Herakliden und ebenda setzt auch Polyän ein, abgesehen von cap. 1 
and 2. Nun aber darf gerade cap. 1 nicht mit Stillschweigen über- 
gangen werden; denn die drei Paragraphen desselben stammen nicht 
einzeln aus Sammlungen, sondern sind einer zusammenhängenden 
Darstellung entnommen. Dafür spricht schon die chronologische 
Folge der drei Abschnitte; denn es handelt $ 1 von den Vorberei- 
tungen des Dionysos für den Zug gegen Indien, $ 2 von einer List 
während des Zuges, $ 3 von der an den Zug nach Indien sich an- 
schliefsenden Unternehmung gegen die Baktrer. Daís auch cap. 2 
derselben Quelle entstammt, dafür spricht schon der Anfang: Aıo- 
vücou crparnyöc ἦν Πάν, wodurch dieses Kapitel mit dem voraus- 
gehenden verknüpft ist. Es sind nun die beiden ersten Abschnitte 
des cap. 1 von Wölfflin auf die Ἰνδικά des Megasthenes zurück- 
geführt und nach dem eben Gesagten wird man kaum zu weit gehen, 
wenn man für die beiden anderen Stücke dieselbe Quelle annimmt. 
Aus den Fragmenten des Megasthenes ergibt sich, dafs auch cap. 3, 
8 4 ebendaher stammt. Gleichviel nun, ob Megasthenes direkt oder 
indirekt benutzt ist*), soviel steht doch fest, dafs wir hier eine von 
Ephorus gesonderte Quelle anzunehmen haben. Mit dieser aber 
werden auch cap. 3, 88.1, 2, 3, b in Verbindung zu bringen sein; denn 
dafs Ephorus seine Erzählung von der Rückkehr der Herakliden mit 
Herakles selbst begann, wissen wir zwar aus den Fragmenten des 
ersten Buches (Müller, fr. h. Gr. I, Ephor. fr. 8 und 9), wo einige διη- 
γήματα μυθικὰ über Herakles angeführt sind, dafs jedoch von irgend 
welcher ausführlicheren Darstellung der Heraklesmythen bei Ephorus 
nicht die Rede sein kann, ergibt die Notiz bei Diod. 4, 1 Ἔφορος 
μὲν γὰρ ὃ Κυμαῖος, ὑποςτηςάμενος γράφειν τὰς κοινὰς πράξεις, 
τὰς μὲν παλαιὰς μυθολογίας ὑπερέβη, τὰ δ᾽ ἀπὸ τῆς Ἡρακλειδῶν 
καθόδου πραχθέντα ευνταξάμενος ταύτην ἀρχὴν ἐποιήςατο τῆς 
Ἰετορίας᾽ ὁμοίως δὲ τούτῳ Καλλιςεθένης xot Θεόπομπος ἀπέετηςαν 


Die Namen Kopacıßin und TIavdain, welche Wölfflin praef. 
. XXXIII als Beweis für eine direkte Benützung gelten lassen möchte, 
können auch in ihrer ursprünglichen Form in eine Mittelquelle über- 


gegangen sein. 


424 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


τῶν παλαιῶν μύθων. Demnach können die Angaben Polyüns über 
Herakles nicht aus Ephorus stammen. Wenn sie sich zum Teil mit 
denen Diodors, mehr noch aber mit denen Apollodors decken (vgl. 
zu 3, 1 Diod. 4, 12 und Apollod. 2, 5, 4; zu 3, 3 Diod. 4, 32), so 
erklärt sich das daraus, dafs Polyän eine ähnliche mythographische 
Quelle benützt hat.*) 

Der Fortgang der Reihenfolge von Herakles zu den Herakliden 
wird durch zwei Kapitel gestört, welche die älteste aihenische Ge- 
schichte berühren. Cap. 4, das von Theseus handelt, wollte Wölfflin 
auf Plut. Thes. 5 zurückführen und im Anschlufs an ihn ist Malina, 
p. 8 sogar soweit gegangen, alle Abweichungen dem Polyän zur 
Last zu legen. Allein es finden hier überhaupt keine Beziehungen 
zwischen beiden statt. Nach Plutarch nämlich kommt Theseus nach 
Delphi, um dem Gotte beim Übertritt in das reifere Alter sein Haar 
zu weihen. Bei dieser Gelegenheit ahmt er im Schnitt des Haares 
die Ábanten nach, welche die Haare vorne abscheren, um dem Feinde 
im Handgemenge keine Handhabe zu bieten. Dafs Polyün diese 
Darstellung Plutarchs 80 vollstündig veründert habe, wie sie bei ihm 
vorliegt, ist undenkbar, wenn man sieht, wie treu er sonst seiner 
Vorlage folgt. Es bleibt also nur übrig, dafs seine Quelle selbst 
schon diese merkwürdige Umgestaltung enthielt. Er entnahm eben 
die Anekdote einer Sammlung; denn hätte er den Plutarch selbst 
benützt, so würde er wohl unter dem Titel "Afavrec, nicht aber 
unter dem Namen des Theseus uns die Erzählung überliefert haben. 
Eine weitere Bestütigung wird diese Behauptung bei Besprechung 
von 4,3, 1 finden. Bemerkenswert dürfte noch sein, dafs die 
Lesart ἀπεκείρατο, welche bei Plutarch am Platze ist, wo von der 
einmaligen Weihe des Haares gesprochen wird, im cod. Flor. auch für 
Polyün sich findet: der Aorist mag bei der Verallgemeinerung des ur- 
sprünglich als einmalige Thatsache Überlieferten stehen geblieben sein. 

Da sich über cap. 5 nichts Bestimmtes angeben lüfst, so gehen 
wir über zu jener Partie, welche die Wanderung der Herakliden und 
die sich daran anschliefsenden Kämpfe behandelt. Dafs schon von 
Marx die cap. 6. 7. 9. 10. 12 auf Ephorus zurückgeführt worden 
sind, wurde bereits bemerkt. Ihm folgte Flügel, , Die Quellen in 
Plutarchs Lykurgos" und diesem wieder Knott; für den Vergleich 
mit cap. 6 weisen die beiden letzteren auf das fr. 16 bei Müller 
hin. Weniger klar ist man sich dagegen bisher über das cap. 8 
gewesen. Darüber, dafs der Name des Arkaderkónigs "CÀvnc ent- 
stellt sein müsse, da er sonst nirgends vorkommt, ist man 80 





*) In Bezug auf Diodor ist zu vergleichen Dr. O. Sieroka, „Die 
mythographischen Quellen für Diodors drittes und viertes Buch mit be- 
sonderer Berücksichtigung des Dionyaios Skytobrachion,‘‘ Progr. von Lyck, 
1878, Holzer, ,,Matris, ein Beitrag zur Quellenkritik Diodors,“ Progr. von 
Tübingen, 1881, G. J. Schneider, De Diodori fontibus (libr. I—IV), 

erlın 1880. 


der Strategemensummlung Polyünus. 425 


zemlich einig. Es fragt sich nur, welchen man an seine Stelle 
setzen soll O. Müller hatte ᾿Αλήτης schreiben wollen, Maasvicius 
dagegen "Aleoc. Allein Aleos, der Grolsvater des Argonauten Ly- 
kurgos, ist unmöglich, ebenso Aletes; vielmehr hat Ung er mich darauf 
aufmerksam gemacht, wie sich die Emendation des Namens aus 
Pausanias gewinnen lasse. Im Eingang des achten Buches steht 
nämlich bei diesem die arkadische Königsliste und unter den Königs- 
namen findet sich 8, 5, 5 einer, der ursprünglich auch bei Polyün ge- 
standen haben wird: Αἰγινήτης; wenn wir zunächst eine Zusammen- 
zehung in Αἰγίνης, die leicht möglich war, stattfinden lassen, so ist 
bei der geläufigen Verwechslung von αἱ und € oder ἢ eine Verderbnis 
in "EAvnc wohl zu erklären. Auch chronologisch stimmt dieser Name; 
denn aus Pausanias erfahren wir, dafs um jene Zeit die Lacedü- 
monier zuerst in das Gebiet von Tegea einbrachen. Freilich sagt 
der Perieget: μετὰ δὲ Αἰγινήτην ΤΠολυμήςτωρ ἐγένετο ὁ Αἰγινήτου 
βαειλεὺς ᾿Αρκάδων, καὶ Λακεδαιμόνιοι καὶ Χάριλλος πρῶτον τότε 
ἐς τὴν Τεγεατῶν ἐεβάλλουει ςετρατιᾷ᾽ καὶ cpäc αὐτοί τε oi Teye- 
Grat καὶ γυναῖκες ὅπλα ἐνδῦςαι μάχῃ νικῶςι, καὶ τόν τε ἄλλον 
cTpatöv καὶ αὐτὸν Χάριλλον Zwvra aipoücı, allein es fragt sich, 
ob nicht von diesen Waffenthaten, die Pausanias ausschliefslich dem 
Sohne zuschreibt, auch ein Teil schon dem Vater gehört.  Be- 
züglich der Quelle läfst sich auch hier mit ziemlicher Sicherheit auf 
Ephorus verweisen; denn daís dieser am Ende des ersten Buches 
von den Arkadern und also auch wohl von den Feldzügen der Lace- 
dämonier gegen Arkadien gehandelt, ergibt das fr. 24 aus Plinius 
n. h. 7, 48. Gröfsere Schwierigkeiten dagegen bieten cap. 9 und 10, 
wenn auch sie auf Ephorus zurückgeführt werden sollen; denn einer- 
seits sieht man nicht ein, warum Polyän, wenn er einer fortlaufenden 
Quelle folgte, in cap. 9 auf einmaP von dem Übergang der Herakliden 
. über die Meerenge nach dem Peloponnes erzählt, nachdem er doch 
vorher schon von ihrer Besitzergreifung des Landes (cap. 6) und 
ihren Kämpfen gegen die Arkader (cap. 7 und 8) berichtet hat. 
Besonders auffallend aber ist das wegen seiner Einleitung vielfach 
besprochene cap. 10. Während nämlich cap. 6, das mit fr. 16 des 
Ephorus dem Inhalte nach übereinstimmt, die Teilung des Peloponnes 
nach der gewöhnlichen Tradition erzählt, finden wir in cap. 10 eine 
Überlieferung von Kümpfen des Prokles und Temenos gegen die 
Eurysthiden in Sparta, d.h. gegen die achäischen Fürsten des Landes. 
Es ist zwar hier nicht der Ort, über den Wert dieses Kapitels für 
die historische Überlieferung zu sprechen, aber das eine móge doch 
bemerkt werden, daís Polyün keineswegs einer schlechten Quelle 
folgt; denn hinsichtlich des Kernes seiner Erzühlung, des Wertes der 
Flótenmusik für den Kampf, stimmt mit ihm Thukydides (5, 70) 
oU τοῦ θείου χάριν, ἀλλ᾽ iv’ ὁμαλῶς μετὰ ῥυθμοῦ βαίνοντες mpo- 
έλθοιεν καὶ μὴ διαςπαςθείη αὐτοῖς fj τάξις. Daher erscheint mir 
wenigstens das Urteil, welches Schömann, Griech. Altertümer I, 8. 576 


426 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


(Anhang) über Polyün gelegentlich der Besprechung dieser Stelle 
gefällt hat, zu hart und unbillig; denn Polyän ist hier gewils einer 
guten Überlieferung gefolgt, nur dafs bei ihm der Quellenbericht 
durch einen Irrtum entstellt ist, der ihm leicht verziehen werden 
kann. Es meint nämlich Unger, dafs CüpucOeibaic nur eine Ver- 
wechslung Polyäns sei für 'Opecríbaic (d. h. Tisamenos und Per 
thilos) und dafs daher Temenos an Stelle des Eurystheus — Eury- 
sthenes gesetzt sei. Dadurch wäre dann auch der Widerspruch nit 
dem Inhalte des cap. 6 gehoben. Und da wir nicht wissen, auf 
welche gelegentliche Angabe der fortlaufenden Quelle cap. 9 zurlick- 
zuführen ist, so bleibt es immerhin bedenklich, die beiden Kapitel 
als die chronologische Reihe störend ausscheiden und einer anderen 
Überlieferung als der des Ephorus zuweisen zu wollen. Fügt sich 
ja doch namentlich das cap. 11 wieder ganz gut in den Rahmen der 
ephoreischen Überlieferung, da wohl kaum die Resultate der scharf- 
sinnigen Ausführungen Ungers über dieses Kapitel (Philol. 26, p.369) 
in ihrer Richtigkeit angezweifelt werden können. Darnach haben 
wir an dem Escorialfragmente Diodors (7, 14b bei Dindorf) einen 
Anknüpfungspunkt für die Überlieferung des Ephorus, indem wir da 
von den wechselseitigen Beziehungen zwischen Argos und Arkadien, 
speciell Tegea, erfahren. 

Dafs das folgende cap. 12 über die Kämpfe zwischen den 
Thessalern und Böotern in Arne aus Ephorus stammt, ergibt sich 
besonders aus dem Vergleich von 7, 43 bei Polyän mit Ephor. fr. 30. 
Diese Erzählung ist von Polyün nur deswegen losgetrennt und in 
das siebente Buch verwiesen worden, weil dort die Thraker als Bar- 
baren besprochen werden. Demnach stimmt die Reihenfolge gez 
mit Ephorus, welcher nach dem Zuge der Herakliden und den sich 
daran anschliefsenden Kümpfen erst die Wanderungen der übrigen 
Stämme behandelte. 

Für cap. 13 läfst sich Bestimmtes nicht anführen, beachtens- 
wert dagegen ist für die Quellenuntersuchung wieder cap. 14. Es 
handelt sich hier um Kämpfe des Spartanerkönigs Kleomenes, welche 
bald um das Jahr 520, bald wieder nach Herodot als gleichzeitig 
mit der Einnahme Milets (ca. 495) angesetzt werden. Man mufs 
mit diesem Abschnitte Polyäns Herod. 6, 77 und 78 vergleichen; 
denn neuere Forscher haben denselben direkt aus Herodot ableiten 
wollen.*) Dem mufs jedoch entschieden widersprochen werden: eine 
wesentliche Abweichung beider Berichte von einander weist der 
Schlufs auf, bei Polyän: Κλεομένης εὐμαρῶς ἀόπλους Kai γυμνοὺς 
τοὺς ᾿Αργείους ἀπέκτεινεν, bei Herodot: πολλοὺς μὲν Epöveucav 
αὐτῶν, πολλῷ δ᾽ ἔτι πλεῦνας ἐς τὸ ἄλεος τοῦ Ἄργου καταφυ- 


*) z. B. R. Kaegi, Kritische Geschichte des spartanischen Staates 
von 600—431 v. Chr. (6. Supplementband zu Fleckeisens Jahrb. f. cl. Phil.) 
Cap. I, $ 1, Anm. 6 bemerkt: „Die List des Kleomenes im argivischen 
Kriege erzählt nach Herodot auch Polyün 1, 14." 


der Strategemensammlung Polyäne. 427 


τόντας περιιζόμενοι ἐφύλαςςον. Doch liefse sich hiegegen geltend 
machen, dafs der Schlufs eines Strategems bei Polyün überhaupt 
nicht ins Gewicht fallen kann, weil hier oft Verkürzungen, Zusammen- 
ziehungen und historische Unrichtigkeiten vorkommen; aber wich- 
tiger als dieser Einwand ist folgende Erwägung: Herodot knüpft 
unmittelbar an die Erzählung der ersten List die einer zweiten, 
wodurch es dem Kleomenes gelang, an 50 der in dem heiligen Be- 
zirke eingeschlossenen Argiver herauszulocken und zu töten. Wollte 
man nun annehmen, dafs Polyän hier den Herodot excerpiert habe, 
dann würde es unbegreiflich scheinen, warum er sich die Gelegen- 
heit entgehen liefs, diese zweite, für seine Zwecke vollkommen ge- 
eignete List des Kleomenes seiner Sammlung einzuverleiben. Es 
kann also an Herodot als Quelle nicht gedacht werden, sondern 
Polyän folgt hier der gedrängteren Darstellung eines anderen Au- 
lors, der sehr wohl Ephorus sein kann. 

Der folgende Abschnitt cap. 15 bezieht sich offenbar auf den ersten 
messenischen Krieg. Auch er wird auf Ephorus zurückzuführen sein, 
wenn man aus der guten Überlieferung einen Schlufs ziehen darf; 
denn es finden Polyäns Angaben teilweise ihre Bestätigung bei Pau- 
sanias 3, 3, 1f.; dort heifst es einerseits xai ὁ πόλεμος ὁ καλού- 
μενος Meccenviakóc ΤΤολυδώρου Baci evovroc μάλιςτα ἐς ἀκ- 
μὴν προῆλθε, andererseits τὰ πολλὰ ἡγήςεαςθαι Λακεδαιμονίοις 
ἐν τῷ προτέρῳ πρὸς Μεςεηνίους πολέμῳ Θεόπομπον τὸν Νι- 
κάνδρου, βαςειλέα ὄντα τῆς ἑτέρας οἰκίας. Berechtigt aber ist die 
Frage, warum Polyän nicht seiner fortlaufenden Quelle folgend auch 
das, was von der Geschichte des zweiten messenischen Krieges für 
ihn in Betracht kam, ich meine die klugen Thaten des Aristomenes, 
hier gleich anfügte, sondern in das zweite Buch verwies. Ich 
habe nur einen Grund hieftir finden können, der allerdings durch 
eine Reihe von ähnlichen Verschiebungen eine gewisse Beweiskraft 
erhält. Dafs Polyün für seine acht Bücher zugleich arbeitete, wird 
sich im Laufe der Untersuchung mit ziemlicher Sicherheit ergeben. 
Er bringt nun 2, 31 das Strategem eines Lacedämoniers Aristomenes, 
welcher dem Tyrannen Dionysius diente. An diesen Namen hat er 
rein äufserlich die Erzählungen von den Listen des Messenierkönigs 
angereiht. Dies ist der einzig mögliche Weg der Erklärung und er 
erscheint bei der nicht unbeträchtlichen Zahl ähnlicher Fälle nicht 
zu kühn. 

Für 8 1 des folgenden cap. 16, welches von Lykurg handelt, 
hat Knott auf das fr. 64 des Ephorus hingewiesen, wo die sparta- 
nische Verfassung im Zusammenhange mit der kretischen behandelt 
wird. Daraus ergibt sich nur, dafs Ephoros eingehend tiber die ly- 
kurgische Verfassung sprach, wichtiger erscheint das Kriterium, das 
man aus dem Inhalte der Polyänstelle entnehmen kann, nämlich die 
kritische Behandlung der alten Überlieferung; darauf hat besonders 
Gelzer, „Lykurg und die delphische Priesterschaft" (Rhein. Mus. 


498 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


n. F. 28, S. 1f.) hingewiesen. Was $8 2 und 3 anlangt, so hat Flügel 
(„Die Quellen in Plutarchs Lykurgos“, 8. 19) dieselben gleichfalls 
auf Ephorus zurückführen wollen und Knott stimmt ihm hierin bei. 
Allein dies ist nicht richtig, sondern es weist schon die üufsere Form 
derselben darauf hin, dafs Polyän sie einer Sammlung entnommen 
hat. Ob diese die unter Plutarchs Namen überlieferten ἀποφθέγ- 
ματα Λακωνικὰ waren oder nicht, wird sich nicht bestimmt ent- 
scheiden lassen. Besonders lehrreich aber für die Arbeitsweise des- 
jenigen, der diesen Ausspruch zuerst einer Sammlung einverleibte, 
mag es nun der Verfasser der apophth. oder Polyän oder sonst wer 
gewesen sein, ist 8 3. Diese angebliche Rhetra ist nämlich wörtlich 
nach Plut. Lykurg. 22 konstruiert. Dort wird berichtet, wie der Gang 
einer Schlacht nach den Einrichtungen Lykurgs sich gestaltete und 
gegen Ende heifst es dann: τρεψάμενοι δὲ καὶ νικήςαντες ἐδίωκον 
- Öcov ἐκβεβαιώςαςθαι τὸ νίκημα τῇ φυγῇ τῶν πολεμίων, εἶτα εὐ- 
θὺς ἀνεχώρουν, οὔτε γενναῖον οὔτε EAANVIKÖV ἡγούμενοι κόπτειν 
καὶ φονεύειν ἀπολεγομένους καὶ παρακεχωρηκότας. "Hv δὲ οὐ 
μόνον καλὸν τοῦτο καὶ μεγαλόψυχον, ἀλλὰ καὶ χρήειμον. Εἰδότες 
γὰρ οἱ μαχόμενοι πρὸς αὐτοὺς, ὅτι τοὺς ὑφιςταμένους ἀναιροῦει, 
φείδονται δὲ τῶν ἐνδιδόντων, τοῦ μένειν τὸ φεύγειν ἡγοῦντο 
λυςιτελέςττερον. Genau so lautet auch die Stelle apophth. Lac. 
(Lyk. 30), nur dafs ein παρήγγειλε am Anfange und später einmal 
ein pückwv steht. Dieser Umstand kann wohl zu der Ansicht ver- 
anlassen, dals die kurze Fassung bei Polyün einer anderen Sammlung 
als der der Apophthegmen entstammt. 

Bestimmt läfst sich Ephorus als Quelle für cap. 17 erweisen 
durch ein bisher für unsere Stelle nicht herangezogenes Fragment 
des Diodor (8, 27, 2 Dindorf): Ὅτι οἱ Δακεδαιμόνιοι TTPOTPATEVTEC 
ὑπὸ Τυρταίου οὕτω προθύμως εἶχον πρὸς παράταξιν, ὥςτε μέλ- 
λοντες παρατάττεεςεθαι τὰ ὀνόματα ςφῶν αὐτῶν ἐγράψαντο 
εἰς ckuTaAíba καὶ ἐξῆψαν ἐκ τῆς χειρός, ἵνα τελευτῶντες 
μὴ ἀγνοῶνται ὑπὸ τῶν οἰκείων. οὕτω παρέετηςαν ταῖς 
ψυχαῖς ἕτοιμοι πρὸς τὸ τῆς νίκης ἀποτυγχάνοντες ἑτοίμως ἐπι- 
δέχεςθαι τὸν ἔντιμον θάνατον (zum letzten Satze vgl. τὴν ἀπό- 
νοιαν Λακωνικὴν bei Polyän). Die angemerkte, zum Teil wörtliche 
Übereinstimmung weist, da Diodor als Quelle ausgeschlossen ist, 
ganz bestimmt auf eine dritte, gemeinsame Quelle hin. Dafs Ephorug 
diese ist, läfst sich ziemlich sicher behaupten, zumal dieses Ver- 
hältnis für das gleichfalls nur in Fragmenten erhaltene neunte Buch 
bereits nachgewiesen ist von R, Klüber, Über die Quellen Diodors 
im neunten Buche, Würzburg 1868. 

Mit cap. 18 beginnt der zweite Abschnitt, welcher bis cap. 23 
reichend die älteste Geschichte Athens umfaíst. Da cap. 19 sicher 
aus Ephorus stammt, wie die Übereinstimmung mit Harpokration s. t. 
᾿Απατούρια beweist, so wird auch für das sehr ausführliche cap. 18 
dieselbe Quelle anzunehmen sein. Zwar ist Melanthos, von welchem 


der Strategemensammlung Polyäns. ᾿ 429 


eap. 19 handelt, der Vater des Kodrus, doch ist diese unchrono- 
logische Verschiebung wohl durch Verschulden der Abschreiber ent- 
standen; denn derartige Fälle wiederholen sich in unseren Hand- 
schriften des Polyän. Nicht unterlassen soll es werden, bezüglich 
des cap. 19 auf die gedrängte Erzählung bei Front. 2, 5, 41 hinzu- 
weisen; .denn wenn es noch nicht erwiesen wäre, so könnte eine Ver- 
gleichung beider Stellen zeigen, wo eine gute, ausführliche Quelle 
ausgeschrieben ist und wo wir blofs die kurze Notiz irgend einer 
Sammlung vor uns haben. 

In Bezug auf das in neuerer Zeit öfters besprochene cap. 20 *) 
stimmen meine Ansichten ganz mit denen Schirmers S. 5 und 6 
überein. Erstens nämlich mufs bestimmt daran festgehalten werden, 
dafs jeder der beiden Paragraphen auf eine eigene Quelle zurück- 
zuführen ist; denn während nach Plut. Sol. 8 die erste List nur eine 
Wiederaufnahme des Kampfes gegen Megara überhaupt bezweckt, 
und dann die zweite List. sich unmittelbar daran anschliefst, wird 
nach Polyän infolge der ersten List schon Salamis erobert, und 
hierauf noch einmal durch die zweite. Wir haben also hier eine 
Duplette von der Art, wie sie bei Polyän öfters vorkommen: infolge 
der abweichenden Erzählungen eines und desselben Ereignisses be- 
gegnet es ihm, dafs er zweimal das Nämliche aus verschiedenen 
Quellen excerpiert. Auch der Einwand, dafs Polyän am Schlusse 
abgerundet habe, um die Wirkung des Strategems zu erhöhen, kann 
hier nicht erhoben werden wegen des gleichlautenden Berichtes bei 
Justin. 2, 7, wo als Erfolg der ersten List angegeben wird: omnium- 
que animos ila cepit, ut extemplo bellum adversus Megarenses decerne- 
retur insulaque devictis hostibus Atheniensium fieret, Demnach stammt 
81 aus einer anderen Quelle wie $ 2 und ich stehe nicht an, Ephorus 
als den Gewährsmann Polyüns zu bezeichnen. Anders verhält es sich 
mit $ 2. Die That, welche hier und bei Plutarch dem Solon zuge- 
schrieben wird, hat nach Just. 2, 8; Aeneas 4, 8—11; Front. 4, 7,44 
Pisistratus ausgeführt und der Erfolg derselben ist nach den letzt- 
genannten Autoren die Einnahme von Nisäa, der Hafenstadt von 
Megara. Nun hat A. Hug a. ἃ. O. nachgewiesen, dafs nur die Über- 
lieferung der von ihm sogenannten Gruppe B (d. h. Aeneas, Justin, 
Frontin) historische Glaubwürdigkeit hat, und wenn man dazu die 
anekdotenhaften Züge nimmt, welche die Erzählung Polyäns und 
Plutarchs von der Justins und der des Aeneas unterscheiden, so 
bleibt kein Zweifel, dafs wir es hier mit einer ganz wertlosen Über- 
lieferung zu thun haben, die irgend einer Sammlung entnommen ist. 
Daís aber Plutarch auch für $ 2 nicht Polyäns Quelle war, zeigt, 
abgesehen von dem zu ὃ 1 angeführten Grunde, die Abweichung, 


*) gus de A. Hug, Aeneas Taktikus und die Einnahme des Hafens von 

urch Pisistratus, Rhein. Mus. n. F. 32, S. 629 ff. — B. Niese, 

Zus E Geschichte Solons und seiner Zeit in „Historische Untersuchungen 
zum 25. Jubiläum A. Schäfers“, B. 1 ff. 


430 “J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


dafs bei Plutarch 1) Solon μετὰ τοῦ Ἰ]ειειετράτου ausfährt, 
und dafs 2) nur ein megarisches Fahrzeug überrumpelt wird; οἷ 
Μεγαρεῖς ἄνδρας ἐξέπεμψαν ἐν τῷ πλοίῳ. Unwesentlich ist die 
etwas abweichende Formulierung, aber mehr als alles bestimmt mich 
das schon zu cap. 14 angewendete argumentum ez silentio: Plutarch 
erzählt unmittelbar darnach in cap. 9 eine andere Kriegslist des 
Solon, wodurch dieser sich der Insel Salamis bemüchtigte. Polyän 
würde diese gewifs nicht übergangen haben, wenn ihm Plutarch 
hier überhaupt vorgelegen hätte. 

Mich wundert, dafs Schirmer bei seinem Bestreben, Gutes und 
Schlechtes im ersten Buche Polyüns zu scheiden, auf cap. 21, 1 keine 
Rücksicht genommen hat, obschon dieser Abschnitt in mehr als einer 
Beziehung merkwürdig ist für die Art und Weise, wie die Strate- 
gemensammler die historische Überlieferung verwirrt und getrübt 
haben. Einmal nümlich finden wir hier zwei chronologisch ziemlich 
auseinanderliegende Ereignisse eng verknüpft; denn es bezieht sich 
der erste Teil des $ 1 auf die Rückkehr des Pisistratus aus der 
zweiten Verbannung von Euböa aus (541 nach Curtius), der zweite 
Teil dagegen, von 6 bé an, auf die Rückkehr aus der ersten Ver- 
bannung (554 nach Curtius). Nun ist ferner der erste Theil zu ver- 
gleichen mit Herod. 1, 62, der zweite mit Herod. 1, 60; aber während 
der letztere im allgemeinen mit Herodot stimmt, zeigt der erstere 
merkwürdige Abweichungen. Nach Herodot besetzte Pisistratus 
zuerst Marathon, rückte von da aus um den Fufs des Brilessos 
herum vor, überraschte die Athener in der Gegend von Pallene beim 
Frühmahle, schlug sie und trieb sie gegen die Stadt hin. Um aber 
weiteres Blutvergiefsen und auch eine nochmalige Sammlung der 
zerstreuten Feinde zu hindern, sandte er ihnen seine Söhne auf 
schnellen Rossen nach und liefs ihnen sagen, sie sollten gutes Mutes 
sein und sich ruhig nach Hause begeben. So gewann er zum dritten 
Male die Stadt. Das ist in dem Berichte Polyüns dahin geündert, 
dafs 1) bei der ersten Begegnung (ob Besetzung von Marathon?) 
eine Schlacht und ein Gemetzel stattfindet, in welchem alle Athener 
fallen, 2) eine neue Begegnung erfolgt und nun von Pisistratus die 
listige Lüge gebraucht wird, die vorigen Gegner hütten sich ergeben. 
Der Ausdruck καὶ μὴ κτείνειν τοὺς ἀπαντῶντας weist auf das 
Richtige hin: um unnützes Blutvergiefsen zu verhindern, erfolgte 
die Anbietung von Schonung und dies ist auch der ursprüngliche 
Kern der Überlieferung. Demnach wird man nicht zweifeln können, 
dafs S 1 von 2 und 3 zu sondern und als aus ganz wertloser Quelle 
stammend zu betrachten ist. Die beiden anderen Abschnitte da- 
gegen können sehr wohl auf Ephorus zurückgeführt werden; denn 
das wenigstens dürfte gewifs sein, dafs 8 3 nicht wie Wölfflin will, 
auf Plut. Sol. 29 und 30 zurückgeht. Abgesehen davon nämlich, dafs 
eine genauere Übereinstimmung mit der viel weitläufigeren Erzählung 
des Plutarch nicht stattfindet, haben wir unter anderen die bedeu- 


der Strategemensammlung Polyäns. 431 


tende Abweichung, dals nach Plutarch dem Pisistratus πεντήκοντα 
κορυνηφόροι als Leibwache gegeben werden, nach Polyün aber 
τριακόειοι. . 

Bestimmter wieder läfst sich für das folgende cap. 22 epho- 
reische Tradition nachweisen. Während nämlich Herodot, 5, 56 u. 62 
blofs den Tyrannenmord erzählt und Thukyd. 6, 58 mit den Worten 
᾿Αριετογείτων ληφθεὶς οὐ ῥαδίως διετέθη die Folterung des Ari- 
stogiton nur andeutet, Just. 2, 9 schon direkt berichtet, derselbe sei 
gefoltert worden, um seine Mitschuldigen zu nennen, haben wir in 
einem noch nicht für unsere Stelle herangezogenen Fragmente Dio- 
dors (10, 16 bei Dindorf) eine auf Ephorus zurückgehende Über- 
lieferung, welche sich ganz mit Polyän deckt: fj μὲν οὖν ἐπὶ τοὺς 
τυράννους ἐπίθεεις xal fj πρὸς τὴν τῆς πατρίδος ἐλευθερίαν 
«πουδὴ κοινὴ τῶν προειρημένων ὑπῆρξεν ἀνδρῶν ἡ δὲ ἐν ταῖς 
Bacávoic παράεςταεις τῆς ψυχῆς καὶ τὸ καρτερικὸν τῆς τῶν δει- 
γῶν ὑπομονῆς περὶ μόνον ἐγενήθη τὸν ᾿Αριςτογείτονα, ὃς ἐν 
τοῖς φοβερωτάτοις καιροῖς δύο μέγιςτα διετήρηςε, τήν τε πρὸς 
τοὺς φίλους míctiv καὶ τὴν πρὸς τοὺς ἐχθροὺς τιμωρίαν. 
Mit der gerühmten Treue gegen die Freunde einerseits und der 
Rache an den Feinden andrerseits kann doch nichts anderes gemeint 
sein, als eben das bei Polyän Erzählte, 

Das cap. 23 handelt von Polykrates von Samos. Dafs auch 
Ephorus eingehend von ihm berichtet, beweisen die Fragmente des 
zehnten Buches des Diodor und zwar stehen die Fragmente von den 
Söhnen des Pisistratus und die von Polykrates zusammen im zehnten 
Buche, ebenso wie auch bei Polyän die diesbezüglichen Erzählungen 
sich unmittelbar folgen. $ 2 weist ohnehin durch seine ausführlichen 
Nachrichten auf eine gute Quelle hin, noch interessanter aber ge- 
staltet sich das Verhältnis für $ 1. Wir haben hiefür einerseits eine 
Parallelstelle bei Herod. 3, 39, auf welche, soviel ich sehe, bisher 
nicht hingewiesen worden ist: ἔφερε δὲ καὶ ἦγε πάντας, διακρί- 
νων οὐδένα. τῷ γὰρ φίλῳ ἔφη xapıdecdan μᾶλλον ἀποδιδοὺς τὰ 
ἔλαβε ἢ ἀρχὴν μηδὲ λαβών. Nun findet sich aber auch unter den 
oben erwähnten Fragmenten Diodors eines (10, 15 bei Dindorf) 
welches hieher zu ziehen ist: ὅτι ὃ Πολυκράτης ὁ τῶν Σαμίων 
τύραννος εἰς τοὺς ἐπικαιροτάτους τόπους ἀποςτέλλων τριήρεις 
ἐλήςτευςεν ἅπαντας τοὺς πλέοντας, ἀπεδίδου δὲ μόνοις τοῖς 
cuunäxorc τὰ ληφθέντα. πρὸς δὲ τοὺς μεμφομένους τῶν ευνή- 
θων ἔλεγεν ὡς πάντες οἱ φίλοι πλείονα χάριν ἕξουειν ἀπο- 
λαβόντες ἅπερ ἀπέβαλον ἤπερ ἀρχὴν μηδὲν ἀποβαλόντες. Der 
Umstand, dafs hier Herodot und Ephorus das Gleiche berichten, 
nötigt dazu, Stellung zu nehmen zu der Frage, ob Polyän jenem 
oder diesem folgte. Alle vorhin besprochenen Beziehungen, be- 
sonders auch der Umstand, dafs $ 2 nicht aus Herodot stammt, 
machen es wahrscheinlich, dafs Ephorus hier Quelle ist. Diese Frage 
hat insofern principielle Bedeutung, als sie auf die andere hinaus- 


432 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


gehen wird: Hat Polyän den Herodot überhaupt benützt oder nicht? 
Für das erste Buch glaube ich dies bestimmt verneinen zu können. 
Beweise werden sich aus den nächsten Kapiteln noch mehrere er- 
geben. Gleich das folgende cap. 24, welches die bekannte List des 
Histidus berichtet, bietet dieselbe Schwierigkeit: wir haben hier 
nicht einmal einen Anhaltspunkt für Ephorus, sondern nur die Er- 
zühlung Herodots 5, 35. Und dennoch wird auch hier nicht Herodot, 
sondern Ephorus Quelle sein; denn dieser hatte unzweifelhaft die 
gleiche Überlieferung und Polyän verfolgt in seinen Strategemen 
denselben Gang wie er, der vor der Schilderung der Perserkriege 
die Schicksale der ionischen Städte und Inseln bis auf diese Kriege 
behandelt hat. Oder wie käme Polyän dazu, in cap. 23, 1 einen Ab- 
schnitt aus Herod. 3, 39, in cap. 24 einen solchen aus Herod. 5, 35 
zu bringen, dann wieder in cap. 26 einen aus Herod. 1, 27? Dafs 
trotzdem genaue Anklänge an Herodot beobachtet werden können, 
hat seine Erklärung gefunden in der Schrift von A. Bauer, „Die Be- 
nützung Herodots durch Ephorus bei Diodor" (10. Suppl. d. Jahrb. f. 
class. PhiL), wo wörtliche Übereinstimmungen genug nachgewiesen 
werden, die sich selbst in der Überarbeitung durch Diodor noch 
ganz deutlich erhalten haben. Das cap. 26 wird, wenn wir es mit 
seiner Umgebung zusammenhalten, wohl ebenfalls auf Ephorus zurück- 
gehen; denn der Umstand, dafs Herodot überhaupt nichts von dem 
Zweikampfe des Pittakus und Phrynon berichtet, ist um so mehr zu 
beachten, als die That des Pittakus im Altertume besonders berühmt 
gewesen sein muís. Dies geht hervor aus einer bemerkenswerten 
Stelle der dem Plutarch zugeschriebenen Schrift de Herodoti mali- 
gnitate 15, wo dem Herodot geradezu ein schwerer Vorwurf aus dem 
Stillschweigen darüber gemacht wird: Πιττακῷ τοίνυν eic μικρὰ 
καὶ οὐκ ἄξια λόγου χρηςάμενος, ὃ μέγιςτόν ἐςτι τῶν πεπραγ- 
μένων τῷ ἀνδρὶ καὶ κάλλιςτον, ἐν ταῖς πράξεςει γενόμενος παρῆ- 
κεν. πολεμούντων γὰρ ᾿Αθηναίων καὶ Μυτιληναίων περὶ (ιγείου, 
Φρύνωνος τοῦ cTpamnyod τῶν ᾿Αθηναίων προκαλεςαμένου τὸν 
βουλόμενον εἰς μονομαχίαν, ἀπήντηςεν ὁ Τ]Πιττακὸς καὶ δικτύῳ 
περιβαλὼν τὸν ἄνδρα ῥωμαλέον ὄντα καὶ μέγαν ἀπέκτεινε. Da 
man, wie wir aus Festus s. v..retiarius wissen, die Sitte des Netz- 
kampfes auf diesen Zweikampf zurückführte, da ferner Pittakus von 
seinen Mitbürgern zum Danke ein Stück Land zum Geschenke er- 
hielt, welches bis in die späteste Zeit hinab Πιττάκιον hiefs, so wird sich 
ein Historiker wie Ephorus, der mit besonderer Vorliebe sprichwört- 
liche Redensarten, althergebrachte Bräuche und Namen erklärt, die Ge- 
legenheit nicht haben entgehen lassen, auch hier ein Gleiches zu thun. 

Nicht blofs mit Wahrscheinlichkeit aber, sondern mit Gewils- 
heit ist das folgende Kapitel über die Begegnung des Bias und 
Krósus auf Ephorus zurückzuführen. Wohl wird dasselbe von 
Herod. 1, 27 erzählt, auf welchen Wölfflin den Abschnitt bei Polyän 
zurückführen möchte, allein man hat bisher nicht beachtet, dals mit 


der Strategemensammlung Polyüns. 433 


oft würtlicher Übereinstimmung die gleiche Erzählung in einem 
Fragmente Diodors (9, 25 bei Dindorf) sich findet. A. Bauer hat 
in seiner oben genannten Schrift S. 334 gerade dieses Fragment 
benützt, um zu zeigen, wie Ephorus in der Benützung Herodots 
sich genau an seine Vorlage hält. Soll aufser den schon erwähnten 
Beweisgründen noch einer angeführt werden, so ist es der, dals 
Herodot es unentschieden lälst, ob Bias oder Pittakus jene Unter- 
redung mit Krösus gehabt hat (oi μὲν Βίαντα λέτουςει τὸν Πριη- 
νέα ἀπικόμενον ἐς Cópbic, oi δὲ Πιττακὸν τὸν Μυτιληναῖον); 
dagegen kennt Diodor und also auch wohl schon Ephorus die 
Version, wonach es Pittakus statt des Bias gewesen sein könnte, 
nicht und auch Polyän nennt nur den Bias. 

Die folgenden Abschnitte über die Verhältnisse Siciliens zur 
Zeit der Perserkriege, sowie die Nachrichten tiber die athenische 
Expedition nach Sicilien werden meines Erachtens besser in einem 
besonderen Kapitel besprochen, das die sämtlichen sicilischen Ge- 
schichten bei Polyän behandelt. Daher sei hier gleich zu dem wich- 
tigen cap. 30 übergegangen, das acht Strategeme des Themistokles 
enthält. Von diesen sind zunächst die fünf ersten in genauer chrono- 
Jogischer Folge erzählt, von vornherein ein Zeichen dafür, dafs sie 
wohl aus einem einzigen Historiker excerpiert sind. Die Frage, 
welcher dieser gewesen sein kann, hat Schirmer 8. 6—11 mit 
besonderer Ausführlichkeit behandelt und ich stimme seinen Auf- 
stellungen in einer Reihe von Punkten auch bei. Das mulste vor 
allen Dingen in die Augen fallen, dafs von den fünf ersten, in 
chronologischer Folge erzählten Strategemen nicht ὃ 1 und 2 aus 
Herodot, $ 3 und 4 aus Plutarch, $ 5 aus Plutarch oder Thukydides 
stammen können, ganz abgesehen davon, dafs dann $ 7 abermals 
aus Herodot, $ 8 aus Thukydides entnommen sein soll. Es wider- 
spricht dies geradezu dem von Wölfflin aufgestellten Grundsatze 
von der Bedeutung chronologischer Reihen für Quellenuntersuchungen 
bei Polyän. Der erste, welcher das richtig erkannt hat, ist Adolf 
Schmidt. Er untersucht in seinem Werke „Das perikleische Zeit- 
alter" die Quellen des Polyän für die Nachrichten über Themistokles 
und Perikles und kommt bezüglich der ersteren II, S. 355 zu fol- 
gendem beachtenswerten Schlusse: „Hiermit hätten sich denn bei 
Polyün die ersten fünf Paragraphen der Rubrik Themistokles ins- 
gesamt als Ableitungen aus dem Themistokles des Stesimbrotus 
ergeben. Und für dieses Resultat spricht auch die genaue chrono- 
logische und, wenn wir Plutarch als Malsstab, d. ἢ. als Reprüsen- 
tanten des Stesimbrotus gelten lassen, die genaue quellenmälsige 
Reihenfolge der fünf Paragraphen; denn: 


Die beiden Orakel Pol. S 1 und 2 Plut. 10 
Sendung des Sikinnos „83 „ 12 
Sendung des Arsakes „984 „ 16 
Mauerbau » 85 » 19 


484 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Diese Thatsache zeugt augenfällig dafür, dafs Polyän wirklich bis 
dahin in allen Paragraphen der Rubrik einer und derselben 
und zwar der gleichen Quelle folgte wie Plutarch. Ja, der Beweis 
ist um so schlagender, als die folgenden drei Paragraphen in chrono- 
logischer Beziehung sich zu dem festgeschlossenen Stammkörper der 
fünf vorhergegangenen wie excentrische, lose Kometen verhalten, 
oder wie zufällige, gelegentliche Anhängsel, wie Nachträge auf Grund 
anderweitiger Lektüre." 

Soviel ist demnach gewils, dafs er für $ 1—5 weder Herodot 
noch Plutarch, sondern eine zusammenhängende Überlieferung ex- 
cerpierte. Nun fragt sich aber, ob Polyün das Werk des Stesim- 
brotus selbst benützt habe. Ist dies an sich schon unwahrscheinlich, 
wenn es ihm nur cap. 30, 1—5 und cap. 36, 1 und 2 als Ausbeute 
geliefert haben soll, so wird es noch mehr in Frage gestellt durch 
die von Schmidt (II, S. 303) nachgewiesene Thatsache, dafs Ephorus 
neben Thukydides auch den Stesimbrotus benützte. Man wird daher 
mit Rücksicht auf die Quellenverhältnisse des ersten Buches Polyäns 
den Ausführungen Schirmers a. a. O. nur beipflichten können, der in 
eingehender Weise Ephorus als Quelle für ὃ 1—5 nachweist. Von 
den drei übrigen Abschnitten ist namentlich $ 6 in neuester Zeit ip 
den Vordergrund getreten, den man früher als eine anekdotenhafte 
Notiz angesehen wissen wollte, bis Th. Bergk (Rhein. Mus. n. F. 36, 
S. 87 ff.) bei der Besprechung mehrerer von Blaís veröffentlichter 
Bruchstücke eines in Berlin befindlichen ägyptischen Papyrus mit 
grofsem Scharfsinne die Angaben Polyüns durch dieses der Politie 
des Aristoteles entstammte Fragment stützte. Bezüglich der Quellen- 
frage bei Polyän bemerkt Bergk S. 87, Anm. 1: „Polyän hat natürlich 
nicht die πολιτεία ᾿Αθηναίων benützt, sondern wahrscheinlich den 
Ephorus. Daraus erklüren sich auch einzelne Abweichungen." Dieser 
Ansicht folgt auch Schirmer S. 10 und sucht die Unterbrechung der 
chronologischen Reihenfolge bei Polyün also zu erklären; „Aus Diod. 
11, 41 ff. verglichen mit 11, 1 ff. geht nämlich evident hervor, dafs 
Ephorus bei der von ihm beliebten Technik nicht wie Herodot vor 
der Geschichte des Perserkrieges, sondern nach derselben im An- 
schlufs an die Befestigung Athens (Diod. 11, 39 ff.) ausführlich über 
das Bestreben des Themistokles handelte, Athens Seemacht zu heben. 
Aber nicht nur die gleichmäfsige Aufeinanderfolge, die unmöglich 
auf Zufall beruhen kann, sondern auch die ganze Art des Auftretens 
des Themistokles bei Diodor und Polyün, das Geheimhalten seiner 
Plüne, der vom Volke verlangte Kredit, deutet, auch ohne dafs im 
Excerpte des Diodor der specielle Antrag aus dem Jahre Ol. 74, 2 
erwähnt wird, auf Ephorus als die Quelle Polyäns hin.“ Allein diese 
ganze Beweisführung beruht auf einem Milsverständnis Schirmers. 
Die als besonders beweiskrüftig hervorgehobene gleichmüfsige Auf- 
einanderfolge existiert in Wirklichkeit gar nicht; denn einmal ist bei 
Diod. 11, 41 ff. blofs von den Ereignissen des Jahres 477, welches 


der Strategemensammlung Polyäns. 435 


im Anfange von cap. 41 genannt wird, die Rede und darauf bezieht sich 
auch das cap. 43 Berichtete, und zweitens kann man absolut nicht 
mit Sicherheit behaupten, dafs Ephorus von der wichtigsten Vor- 
bereitung für den dritten Perserkrieg erst nach dessen teilweiser 
Beendigung gesprochen habe; denn dafs Diod. 11, 1 ff. nichts davon 
enthält, beweist noch lange nicht, was Schirmer damit beweisen will. 
Das elfte Buch beginnt ja mit den Ereignissen des Jahres 480 
(oder genauer mit denen des Herbstes 481 nach Unger, Philol. 40, 
8. 62), während der Flottenbau doch in die nächst vorausgehenden 
Jahre fällt und wohl auch von Ephorus an seiner Stelle überliefert 
war. Demnach ist man nicht genötigt, Ephorus als Quelle für $ 6 
des Polyän anzunehmen. Ich möchte dies sogar direkt in Abrede 
stellen, gerade weil die drei letzten Abschnitte sich ausnehmen wie 
„Nachträge auf Grund anderweitiger Lektüre". Freilich muís man 
sich in Ermangelung jedes weiteren Anhaltspunktes mit diesem ne- 
gativen Resultat begnügen; A. Schmidt, II, S. 356 meint, Theopomp 
sei hier Quelle, doch läfst sich dies nur vermuten, nicht aber be- 
weisen. 

Daís 8 7 bei seiner Unbestimmtheit, seiner Kürze und seiner 
merkwürdigen Abweichung von den Berichten bei Herod. 8, 22, 
Plut. Themist. 9 und Justin. 2, 12, 3, wonach Themistokles die Auf- 
forderung zum Abfall an die Felswände schreiben liefs, während sie 
nach Polyün ἐπὶ τοὺς τοίχους geschrieben wurden, entschieden auf 
irgend eine Anekdotensammlung zurückgeht, bedarf kaum weiteren 
Beweises. Ich sehe, dafs auch Schirmer die gleiche Ansicht vertritt. 
Dagegen scheint mir dessen Versuch, auch 8 8 auf die Überlieferung 
des Ephorus zurückzuführen, nur ein Áusflufs der Bemühung zu sein, 
soviel als möglich eine Hauptquelle für Polyän zu erweisen; denn 
zunächst ist die wörtliche Übereinstimmung mit Thukyd. 1, 137 so 
auffallend, dafs ich nicht einsehe, weshalb man eine andere Quelle 
annehmen soll, zumal die unverkennbare Verwandtschaft mit Plut. 
Them. 25 hier nicht etwa auf Stesimbrotus führt, sondern einfach 
auf Thukydides, da ja Plutarch mit den Worten Θουκυδίδης δέ pna 
die Erzählung von der Fluchtreise des Themistokles geradezu als 
den unverändert herübergenommenen Bericht des Thukydides be- 
zeichnet. Und wenn Schirmer die gesonderte Stellung dieses Ab- 
schnittes am Ende des Kapitels damit motivieren will, dafs Polyän 
dadurch einen Abschlufs habe geben wollen, weil er trotz seiner 
geringen historischen Kenntnisse doch habe wissen müssen, dafs mit 
der Flucht nach Asien die politische Laufbahn des Themistokles 
ihrem Ende zuging, so ist damit gerade der wichtige Grundsatz, 
welcher uns für die Erkenntnis der Quellen Polyäns so bedeutende 
Dienste leistet, mit Unrecht durchbrochen. Würde Polyün bei Ephorus 
das Detail der Fluchtreise gefunden haben, so stünde $ 8 gewils 
nach ὃ 5; dafs er es aber nicht fand, dafür ist uns Diod. 11, 56 ziem- 
licher Beweis. So aber hat er, da er für seine acht Bticher gleich- 

Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 29 


436 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


zeitig arbeitete, den $ 8 später aus der Lektüre des Thukydides 
nachgetragen. Wir haben demnach nicht, wie Schirmer will, in dem 
Abschnitte über Themistokles blofs zwei Quellen, einen Historiker 
auf der Basis der ephoreischen Überlieferung stehend und ein nicht 
genau definierbares Florilegium, sondern vier Quellen: $ 1—5 
Ephorus, $ 6 eine nicht sicher zu bestimmende, aber gute Quelle, 
vielleicht Theopomp, $ 7 eine Anekdotensammlung, und $ 8 Thuky- 
dides. Nachdrücklich mag schliefslich noch darauf hingewiesen 
werden, dals in diesem Abschnitte, wo man doch in erster Linie an 
Herodot als Gewährsmann denken sollte, dieser nirgends benützt ist. 
Es ist dies nachträglich ein wichtiger Beweis dafür, dafs man in 
Abschnitten, wie cap. 23, 1, cap. 26, wo man zwischen Herodot und 
Ephorus schwanken kann, sich mit weit gröfserem Rechte für letz- 
teren entscheidet. 

Es folgt cap. 31 eine merkwürdig detaillierte Erzählung von 
der Aussöhnung des Themistokles und Aristides auf die Dauer des 
Perserkrieges, die mit der historischen Überlieferung in direktem 
Widerspruche gteht. Denn ganz abgesehen davon, dafs Herod. 8, 79 
nur erzählt, wie der verbannte Aristides von Ágina herüber zur 
Flotte bei Salamis kommt mit der Meldung von der Umzingelung 
und sich zum Versammlungsorte der Feldherren begibt, so hat auch 
Plutarch weder Them. 12, noch Arist. 8, wo erzählt wird, wie Ari- 
stides unter denselben Umständen zum Zelte des Themistokles kommt, 
irgend eine Notiz, die sich auch nur entfernt mit der Erzühlung 
Polyüns in Einklang bringen liefse. Lange suchte ich nach einem 
Anhaltspunkte für die Beurteilung dieses Abschnittes, bis mich end- 
lich eine Stelle bei Piut., Mh. reg. et imp. Aristid. 3 auf das 
Richtige führte. Es heifst nämlich da: '€y0póc δ᾽ ὧν (sc. ’Apı- 
ςτείδης) τοῦ Θεμιετοκλέους καὶ πρεςβευτὴς ἐκπεμφθεὶς cüv αὐτῷ᾽ 
“βούλει, ἔφη, ὦ Θεμιετόκλεις, ἐπὶ τῶν ὅρων τὴν ἔχθραν ἀπολίπω- 
μεν; ἂν γὰρ δοκῇ, πάλιν αὐτὴν ἐπανιόντες ληψόμεθα. Offenbar 
‚ist dies die gleiche Thatsache, aber mit ganz anderen Nebenum- 
ständen erzählt. Daraus ergibt sich, dafs beide Anekdoten, die ohne- 
hin einer Apophthegmensammlung angehörige zuletzt erwähnte und 
die Polyäns, keinerlei historische Gewähr haben, sondern dafs Polyäns 
Quelle hier gleichfalls eine Apophthegmensammlung oder ein anderes 
Florilegium war. Interessant aber ist es auch hier, zu beobachten, 
wie die einfache historische Thatsache, dafs die augenblickliche Not 
des Vaterlandes die beiden Rivalen ihre Feindschaft vergessen 
liefS, von den Florilegien- und Strategemensammlern zu einer bei 
allem Ernste der Sache besonders bei Polyün recht komödienhaft 
dargestellten persönlichen Abmachung zwischen Aristides und The- 
mistokles umgestaltet worden ist. 

Von dem folgenden cap. 32 gehört wohl nur der ὃ 1 guter 
historischer Überlieferung an und zwar, wie Knott durch Hinweis 
auf Diod. 11, 6 richtig erkannt hat, geht derselbe auf Ephorus zurück. 


der Strategemensammlung Polyüns. 481 


Es ist nämlich, wie bereits Bauer, „Die Benützung Herodots etc." 
8.299 richtig angemerkt hat, speciell eine Angabe des Ephorus, 
welehe Herodot nicht bietet, dafs Leonidas beim Anrücken der 
Perser seine Mannschaft an der schmalsten Stelle des Passes aufge- 
stellt habe (Diod. 1. 1. ὁ δὲ Λεωνίδας εὖ παρεςκευαςμένος ευνήγαγε 
τοὺς Ἕλληνας ἐπὶ τὸ ς«τενώτατον τῆς παρόδου). Demnach ist 
es sicher nicht zufällig, dafs Poly&n ςτενότητι τοῦ χωρίου die feind- 
lichen Streitkräfte unschädlich machen läfst. Bezüglich der 88 2 
und 3 hat meine Ansicht, dafs der hier genannte Leonidas über- 
haupt nicht jener aus den Perserkriegen berühmte spartanische Held, 
“sondern irgend ein anderer spartanischer Heerführer sei, und dafs 
die beiden Strategeme wegen ihrer Unbestimmtheit und Allge- 
meinheit auf irgend eine Sammlung zurückzuführen seien, ihre 
Bestätigung gefunden durch eine auf dasselbe abzielende Bemerkung 
Schirmers S. 11. Es ist bezeichnend für die günzliche Verkennung 
des Quellenverhältnisses und des verschiedenen Wertes der einzelnen 
Abschnitte sowohl, als auch der Selbständigkeit oder Abhängigkeit 
Polyäns von seinen Quellen bei Malina, de fide Polyaeno habenda, 
wenn derselbe p. 6 den Polyän direkt beschuldigt, dafs er unglaub- 
liches und albernes Zeug von dem berühmten Leonidas überliefere, 
so dafs man sagen misse: 'credat Iudaeus Apella, non ego'. Und 
doch ist Polyün selbst nach dem oben Ausgeführten ganz unschuldig 
an dieser Überlieferung; denn er berichtet nur, was er in irgend 
einer geringwertigen Sammlung fand. 

Zu cap. 33 ist Diod. 11, 35 als Parallele heranzuziehen; zwar 
überliefert auch Herod. 9, 100 die Thatsache, dafs sich plötzlich im 
Lager bei Mykale die Kunde verbreitet habe von einem Siege der 
Griechen bei Platää, allein er betrachtet diesen Zufall in seiner 
gläubigen Weise als durch Einwirkung höherer Mächte herbeigeführt 
und man darf die Stelle nicht so auffassen, wie es Schirmer thut, 
dafs er berichte, infolge der dem Kampfe vorhergehenden allge- 
meinen Aufregung habe sich die Nachricht von einem Siege der 
Griechen bei Platää verbreitet; denn es fügt Herodot doch aus- 
drücklich bei: δῆλα δὴ πολλοῖςι τεκμηρίοιςΐ ἐςτι τὰ θεῖα τῶν πραγ- 
μάτων etc. Ich betone dies, weil wir in der Auffassung bei Polyän 
und Diodor noch deutlich die Spuren einer gemeinsamen Quelle er- 
kennen. Heilst es ja doch bei Diodor geradezu, daís Leotychides 
die Nachricht erfunden und verbreitet habe ςτρατητγήματος Eve- 
κεν! Hier wurde also Polyän schon durch seine Quelle (Ephorus) 
auf diese angebliche Kriegslist aufmerksam gemacht. 

Für cap. 34, 1 hat schon Wölfflin auf eine bedeutende Überein- 
stimmung mit Diod. 11, 61 hingewiesen, so dafs an Ephorus als 
Quelle nicht gezweifelt werden kann; ja es hat, wie ich nachträglich 
bemerkte, M. Duncker in dem jüngst erschienenen achten Bande 
seiner Geschichte des Altertums S. 210, Anm. 4 in eingehender und 
höchst ansprechender Weise gezeigt, dafs Polyün 1, 34, 1 sogar die 

29* 


438 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


reine Überlieferung des Ephorus weit besser und richtiger wiedergibt, 
als die verwirrte Erzählung Diodors. 

Bezüglich des 8 2, der eine merkwürdige Übereinstimmung mit 
Plutarch zeigt, bemerkt Knott p. 94: “Plut. Cimon 9 ex Ione, quem 
Ephorus adhibuisse verisimile est, praesertim cum Diod. 11, 60 Cimonis 
expeditionem in Byeantios factam. commemoret" und ich glaube, dafs 
man entweder eine direkte Benützung Plutarchs annehmen mufs, die 
aber, wie sich an einzelnen Stellen bereits ergeben hat und an noch 
mehreren ergeben wird, für die griechische Geschichte wenigstens 
sehr fraglich ist, oder aus einer Plutarch und Polyän gemeinsamen 
Quelle, die recht wohl Ephorus gewesen sein kann; Theopomp war 
es kaum, weil Cimon bei Theopomp lib. X nur im Exkurs über die 
attischen Staatsmänner vorkam,: also mehr von seinem staats- 
männischen Charakter gesprochen wurde; dies lehren sowohl die 
Fragmente als auch die Überlieferung bei Corn. Nep. Cimon 3 und 4, 
welche Kapitel wahrscheinlich auf Theopomp zurückgehen. 

Über den historischen Wert von cap. 35 kann man, glaube ich, 
mit noch gröfserer Bestimmtheit urteilen, als dies Schirmer 8. 12 
gethan hat. Allerdings ist schon die Übereinstimmung mit Front. 
2,4, 11 und die bei beiden gleich unbestimmte Fassung, welche 
für Zeit und Ort keinerlei Anhaltspunkte gewährt, genügend, um an 
eine gewöhnliche Anekdotensammlung als Quelle zu denken. Diese 
Vermutung wird aber zur Gewilsheit, wenn wir uns genauer nach 
der historischen Überlieferung über die Schlacht bei Oenophyta — 
denn darauf bezieht sich $ 1 — umsehen. Bei Diod. 11, 82 wird 
gesprochen von der grolsen Bedeutung dieser Schlacht, welche den 
berühmtesten der älteren Zeit nicht nachstehe, aber höchst merk- 
würdig ist folgender Zusatz: τῶν δὲ ευγγραφέων, καίπερ τῆς μά- 
χης ταύτης ἐπιφανοῦς τεγενημένης, οὐδεὶς οὔτε τὸν τρόπον αὖ- 
τῆς οὔτε τὴν διάταξιν ἀνέγραψε. Demnach kann die uns vor- 
liegende Anekdote gar keinen historischen Wert haben, wohl aber 
ist es denkbar, dafs die mangelnden Nachrichten frühzeitig durch 
anekdotenhafte Erzählungen von der Entschlossenheit und Geistes- 
gegenwart des Myronides ersetzt wurden, von dem Diodor rühmt: 
Cuveróc ὧν xai dpactıköc ἅμα ςτρατηγός. Dazu kommt noch, 
dafs wir bei Polyän 5, 7 eine Duplette zu der von Myronides er- 
zählten List haben, die sich nur durch die Namen unterscheidet; ein 
genauerer Vergleich aber läfst erkennen, daís jenes Strategem auf 
eine ausführliche und gute Quelle zurückgeht; um so skeptischer 
also müssen wir gegen die Überlieferung an unserer Stelle sein. 
Zeitlich schliefst $ 2 sich eng an 1 an; denn Diodor fährt cap. 83 
fort: μόγις δὲ τῶν ᾿Αθηναίων τρεψαμένων τοὺς Βοιωτούς, ὁ Mupw- 
γίδης παςῶὧν τῶν κατὰ τὴν Βοιωτίαν πόλεων ἐγκρατὴς ἐγένετο 
πλὴν Θηβῶν. μετὰ δὲ ταῦτα ἐκ τῆς Βοιωτίας ἀναζεύξας écrpá- 
teucev ἐπὶ Λοκροὺς τοῦς ὀνομαζομένους Ὀπουντίους... παρα- 
πληςίως δὲ τοῖς Λοκροῖς καὶ τοὺς Φωκεῖς καταπολεμήκςας etc. 


der Strategemensammlung Polyüns. 439 


Wenn wir damit die Erzählungen bei Polyün und Frontin ver- 
gleichen, so ergibt sich, dafs die Polyäns doch ziemlich deutlich und 
bestimmt die Situation angibt, während die Frontins ganz unbe- 
stimmt ist und nur den Ausspruch des Feldherrn enthält. Allerdings 
ist dieser bei Diodor a. a. O. nicht überliefert, aber dessenungeachtet 
geht nach meiner Ansicht $ 2 ganz bestimmt auf Ephorus zurück, 
weil Polyän, zumal er nicht einmal den Ort der Schlacht in 8 1 
nennt, bei seinen geringen historischen Kenntnissen die Abschnitte 
über Myronides unmöglich hätte chronologisch richtig einreihen 
können, wenn er den $ 2 nicht aus einer fortlaufenden Quelle ge- 
schöpft hätte. 

“  Dafs die beiden Abschnitte des cap. 36 sich an die Relation des 
Ephorus anschliefsen, ist, wie ich glaube von Schirmer 8. 12 und 13 
überzeugend nachgewiesen worden. Weniger klar dagegen ist die 
Sache bei cap. 37. Das hier von Kleon Erzählte ist eine Klatsch- 
geschichte ganz gewöhnlicher Art, von welcher sich natürlich bei 
Thukydides keine Spur findet. Nun ist es allerdings nicht unmöglich, 
dafs bei Ephorus derlei überliefert war, aber mit Bestimmtheit läfst 
sich nichts behaupten, weil uns Diod. 12, 73 nur von den thracischen 
Feldzügen des Kleon im allgemeinen &Kzählt, ohne dieser List zu 
gedenken. | 

Von cap. 38 gehört zunächst $ 1 sicher irgend einer Anekdoten- 
sammlung an und es ist nicht notwendig, mit Knott anzunehmen, 
dafs wir hier eine eigene historische Überlieferung, von der in $ 3 
abweichend, vor uns haben, die von einem keineswegs lakonier- 
freundlichen Historiker ausgehe. Der anekdotenhafte Charakter des 
Stückes tritt zu sehr hervor und zu allem Überflusse kann man noch 
5, 24 zum Vergleiche heranziehen, wo gleichfalls aus einer Samm- 
lung mit &hnlicher Kürze und Unbestimmtheit das entgegengesetzte 
Strategem berichtet wird. Schwieriger ist ein Urteil über ὃ 2. 
Schirmer bemerkt S. 13: „Die Polyän, 38, 2 erzählte Kriegslist des 
Brasidas, die kürzer, aber ohne wesentliche Differenzen auch Front. 
1, 5, 23 sich findet, wird Thukyd. 4, 102 ff. und Diod. 12, 68 nicht 
erwähnt.“ Er führt sie hierauf auf Ephorus zurück, da sich. daran 
& 3 und 4 chronologisch anschliefse. Diesen Ausführungen vermag 
ich nicht beizustimmen. Denn es läfst sich $ 2 nur auf die bekannte 
Schlacht bei Amphipolis (Thukyd. 5, 6 ff.) beziehen. Die Stellung 
des Brasidas auf dem Hügel Kordylion, welchen er in die Befesti- 
gungen von Amphipolis mit hineingezogen hatte (während Klearidas 
mit den übrigen Truppen in Amphipolis selbst stand), entspricht 
ungefähr dem Eingange bei Polyän: Bpacidac περὶ ᾿Αμφίπολιν 
ἐπολιορκεῖτο ἐπὶ λόφου καρτεροῦ. Alles andere aber ist nur . 
eine Verunstaltung der historischen Thatsachen, um ein Strategem 
zu geben. Denn eine Umlagerung des Brasidas von allen Seiten 
war nur ein frommer Wunsch des Kleon, welcher mit seinem Heere, 
mehr um zu rekognoscieren, die Höhe hinangestiegen war ὡς κύκλῳ 


440 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


περιςτὰς αἱρήςων τὴν πόλιν. Allerdings umgab den Brasidas eine 
Mauer, aber eine selbstangelegte, welche verschiedene aulserhalb der 
Stadt gelegene Punkte mit in die Befestigung hineinzog, aber jeder- 
mann wird sofort die Lächerlichkeit des Berichtes Polyäns einsehen: 
οἱ μὲν δὴ (sc. πολέμιοι), δεδιότες μὴ νύκτωρ dmobpaín(!), λί- 
Borc(!) περιετείχιζον τὸν λόφον καὶ τεῖχος ὑψηλὸν (!) ἤγειρον. 
Eine solche Erzählung richtet sich selbst, sie stammt nimmermehr 
aus einem guten Historiker wie Ephorus. Schliefslich bricht Bra- 
sidas freilich auch nach Thukydides aus seiner Verschanzung hervor, 
aber zu ganz anderer Zeit (wie n&mlich Kleon nach seiner Rekogno- 
scierung wieder ganz ruhig in-das Thal hinabsteigen zu können 
meinte), und von einem Durchbruch zur Rettung (Polytn: καὶ δὴ 
— ἐεώθηςαν) kann nicht die Rede sein. Daís aber von Polyän 
selbst diese Verunstaltung der Überlieferung nicht herrtührt, dafür 
ist uns das kürzer gefalste Strategem bei Front. 1, 5, 23 ein sicherer 
Beweis, doch führt uns dasselbe zugleich auf die richtige Quelle, 
irgend eine Sammlung; denn die Ausführlichkeit bei Poly&n ist 
durchaus eine scheinbare: bei Frontin ist in drei Zeilen dasselbe 
gesagt, und insbesondere ist die beinahe sechs Zeilen umfassende . 
Auseinandersetzung der Nfltzüchkeit des Strategems vollkommen 
überflüssig. Übrigens wird der Abschnitt hinsichtlich seines histo- 
rischen Wertes auch schon dadurch verdächtig, dafs wir bei 
Polyän selbst zwei Dupletten desselben haben, 2, 1, 22 von Age 
silaus und namentlich 2, 2, 5 von Klearchus. Demnach ist also $ 2 
von 3 und 4 zu trennen; denn es fällt auch zugleich der angebliche 
chronologische Zusammenhang: 


82 422a.Chr. (cf. Thukyd. 5, 6 ff.) 
83 424 , » 4, 105 und 106) 
84 423 , » 4,120). 


Auch ὃ 3 ist in mehr als einer Beziehung interessant für die Frage, 
wie die Strategemensammler in ihrem Bestreben, aus jeder einfachen 
Mafsregel eine List zu konstruieren, verschlechternd auf die histo- 
rische Überlieferung gewirkt haben. Zum Vergleiche ist Thukyd. 
4, 105 und 106 heranzuziehen (Diod. 12, 68 ist viel zu kurz und 
bietet keinerlei Anhaltspunkte). Es finden sich aus Thukydides 
in der Erzählung Polyäns allerdings noch verschiedene wesentliche 
Momente, insbesondere der Satz: xai τὴν Zuußacıv μετρίαν ἐποιεῖτο, 
κήρυγμα τόδε ἀνειπών, ᾿Αμφιπολιτῶν καὶ ᾿Αθηναίων τῶν ἐνόντων 
τὸν μὲν βουλόμενον ἐπὶ τοῖς ἑαυτοῦ τῆς icnc καὶ ὁμοίας μετέχοντα 
μένειν, τὸν δὲ μὴ ἐθέλοντα ἀπιέναι τὰ ἑαυτοῦ ἐκφερόμενον πέντε 
ἡμερῶν. Man sieht, bei Polyün sind nun daraus ganz strikte zwei 
Parteien geworden, von welchen jeder gesonderte Bedingungen ge- 
stellt werden, Athener einerseits, Amphipoliten andererseits. Und 
in der That zeigt Thukyd. cap. 106, dafs sich diese beiden Be- 
standteile, wenn auch nicht vertragsgemäls, so doch faktisch son- 


der Strategemensammlung Polyäns. 441 


derten: οἷ μὲν ᾿Αθηναῖοι διὰ τὸ ἄςμενοι ἂν ἐξελθεῖν ..., ὁ δὲ ἄλλος 
ὅμιλος etc. Demgemäls ist die Grundlage der Erzählung dieselbe, 
nämlich der Vertrag, durch welchen Brasidas Amphipolis gewinnt. 
Während aber bei Thukydides Brasidas sich beeilt, diese ὁμιλία zu 
stande zu bringen, um die Stadt in seine Hände zu bekommen, bevor 
Thukydides mit den übrigen Schiffen zu ihrem Entsatze herbeieilen 
könne, wird bei Polyän der bei den Strategemensammlern in solchen 
Fällen fast typisch gewordene Grund angegeben οὐχ ἡγούμενος 
ἀεφαλῆ τὴν ἐξ ἀπονοίας μάχην. Hier läfst sich ziemlich sicher 
behaupten, dafs die lächerliche Motivierung von Polyän selbst aus- 
geht; denn es wird uns noch eine Reihe von Fällen begegnen, wo 
diese μάχη ἐξ ἀπονοίας eine wesentliche Rolle spielt. Bei der Kürze 
des Berichtes Diodors (12, 68) läfst sich schwer entscheiden, ob die 
Erzählung Polyüns auf Ephorus oder Thukydides zurückgeht, doch 
ist ersteres vielleicht wahrscheinlicher, da sich bei Ephorus immerhin 
eher eine Wendung finden konnte, welche dazu führte, hier eine List 
herauszufinden, als in der sachgemüfsen Darstellung des Thukydides. 
Dagegen stimmt ὃ 4 so wörtlich mit Thukyd. 4, 120 überein, dafs 
ich entschieden an Thukydides als Quelle festhalte, zumal ja bei 
diesem schon die List hervorgehoben war, so dafs sie nur einfach 
herübergenommen zu werden brauchte. $ 5 entstammt abermals 
einer Anekdotensammlung, wenn auch einer anderen als die beiden 
ersten Abschnitte des Kapitels; denn einmal ist in der ganzen Er- 
zählung nichts Bestimmtes als der Name Brasidas, und dann kommt 
gerade dieses Strategem von der Anwendung des Feuers zur Deckung 
des Rückzuges bei Polyän unter anderen Namen noch öfter vor; 
man vergleiche 2. B. nur 1, 40, 8. 


Von cap. 39 soll hier zunächst nur $ 1 besprochen werden, den 
auch Schirmer nicht stillschweigend übergehen durfte. Es kann sich 
nach meiner Ansicht diese Erzählung nur beziehen auf den mils- 
glückten Überfall Korinths durch Nikias, den Thukydides 4, 42—44 
schildert; denn es stimmt mit Thukydides einmal die Beschreibung 
des Terrains bezüglich des λόφος ζολύγειος, dann der wichtige 
Umstand, dafs die Landung bei Nacht stattfand. Das ist aber auch 
alles, was man mit Thukydides in Einklang bringen kann; denn dieser 
weifs weder etwas von der List, welche Nikias nach Polyün ange- 
wendet haben soll, noch weniger aber von irgend einem Erfolge des 
nächtlichen Überfalles, wie ihn Polyän annimmt. Historisch hat 
also dieser Abschnitt nicht den geringsten Wert und ist jedenfalls 
von den drei folgenden loszutrennen und einer eigenen Überlieferung 
zuzuweisen und zwar einer schlechten. 


Sehr wichtig für die Erkenntnis des Quellenverhältnisses ist 
uns cap. 40 tiber Alcibiades. Hinsichtlich der Beurteilung von 88 1,2 
und 3 finde ich meine Ansicht, dals sie irgend einer Anekdoten- 
sammlung entstammen, durch Schirmers Ausführungen bestätigt, 


449 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


der darüber S. 13 handelt.*) Die folgenden Abschnitte 4, 5, 6 ge 
hören zur Geschichte der sicilischen Expedition, daher soll hier nur 
bemerkt sein, dafs Schirmer sie auf Ephorus zurückführen will. 
Ebensowenig wie 88 1— 3, haben die 88 7 und 8 historische Gewähr; 
denn bezüglich des ersteren ist zu bemerken, dafs Alcibiades den Syra- 
kusanern niemals in offener Feldschlacht entgegengetreten ist, be- 
züglich des letzteren, dafs Tiribazus zur Zeit des Krieges des jtingeren 
Cyrus als Satrap von Ármenien genaunt wird, und erst wührend des 
Feldzuges des Agesilaus in Kleinasien, sowie während des korin- 
thischen Krieges bedeutend hervortritt und doch wurde Alcibiades 
schon 404 getóte& Über die Herkunft dieser beiden Geschichten 
kann also weiter kein Zweifel sein, in einer anderen Beziehung aber 
sind sie interessant. Wir erhalten nümlich dadurch zum erstenmal 
einen Anhaltspunkt für die Thatsache, dafs eine von den Samm- 
lungen, welche Polyün benützt hat, sachlich geordnet gewesen 
sein muls; denn die beiden in Rede stehenden Paragraphen sind 
offenbar einem Abschnitte über die Verwendung des Feuers zum 
Nachteil des Feindes und zu eigenem Schutze entnommen, worauf 
auch Schirmer S. 14 aufmerksam macht. Dadurch füllt sofort Licht 
auf den eigentümlichen Umstand, dafs bei Polyün öfters von zwei 
oder mehreren Münnern das Gleiche berichtet wird, so zwar, dafs 
der Name das einzige unterscheidende Merkmal bildet. Nur so er- 
. klären sich 2. B. der oben besprochene Abschnitt 1, 38, 5 und 1, 40, 8 
neben einander. Die Sammlung des Frontin läfst uns noch zur 
Genüge erkennen, wie derartige Florilegien angeordnet waren, für 
deren Benützung sich im Laufe der Untersuchung noch weitere 
Beweise ergeben werden. S 9 endlich stimmt mit Diod. 13, 50 in 
ausführlicher Erzählung, abgesehen von einem bei der Formulierung 
des Diodor leicht möglichen Irrtum des Polyän, so sehr überein, dafs 
Wölfflin seiner Zeit sogar Diodor als Quelle gelten lassen wollte. 
Diese Übereinstimmung erklärt sich natürlich nur daraus, dafs Epho- 
rus gemeinschaftliche Quelle beider ist. Wenn nun aber Schirmer 
am Schlusse seiner Erörterungen zu cap. 40 bemerkt: „Wir werden 
demnach für 8 9 unbedenklich dieselbe Quelle annehmen kónnen, 
wie für 88 4— 6", so mu(ís dem entschieden widersprochen werden. 
Oben, bei cap. 30, gab Schirmer wenigstens noch einen wenn auch 
schwachen Grund an dafür, dass $ 8 so auffallend getrennt am 
Ende stehe, hier aber geht er stillschweigend über die Begründung 
seiner Ansicht hinweg, weil sich eben ein Grund nicht finden läfst, 
weshalb zwischen den Excerpten aus einer zusammenhängenden 
Überlieferung auf einmal die wertlosen 88 7 und 8 eingeschoben 
sein sollten. Das Verhältnis ist ein ganz anderes. $$ 1— 3, dann 


*) Schon G. Hertzberg, Alcibiades als Staatsmann und Feldherr, 
gesteht ein, dals er aufser stande sei, den Seezug des 8 2 in irgend 
einer Weise näher zu bestimmen; dasselbe ist der Fall bei $ 3 (vgl. 
Hertzberg, 1. Abschnitt, $ 3, Anm. 59). 


der Strategemensammlung Polyüns.  —— 443 


wieder 88 7 und 8 entstammen verschiedenen Sammlungen, 88 4—6 
einerseits aber, und $ 9 andererseits gehen auf gute historische ' 
Überlieferung zurück, aber auf verschiedene Quellen. 

Bei cap. 41 ist von vernherein schon eine einheitliche Quelle 
deshalb ausgeschlossen, weil nicht alle fünf Abschnitte auf denselben 
spartanischen König Archidamus sich beziehen. Darauf hatte schon 
Wölfflin aufmerksam gemacht (praef. p. VIII: “confudit Archidamum, 
Agesilai f. et Archidamum, Zeuxidami f *) Die beiden ersten Ab- 
schnitte sind wohl vermóge der Unbestimmtheit ihrer Fassung 
irgend einer Anekdotensammlung entnommen; denn nur so erklärt 
sich auch die Verwechslung der beiden Könige. Speciell den ersten . 
Abschnitt setzt Duncker in das Jahr 467, if den Krieg mit den 
Arkadern und erkennt in der erwähnten Schlacht den Kampf bei 
Dipäa. Wenn er weiter beifügt: „Ist Polyäns Angabe begründet — 
sie stammt wohl aus Sosibios oder Aristokrates — etc.“, so kann 
ich dies nur insofern gelten lassen, als vielleicht die Notiz auf 
manchem Mittelwege sich auf die genannten Autoren zurückführen 
läfst; direkt hat Polyün sie nur aus einer Sammlung. Daran er- 
innern schon ähnliche, von Epaminondas 2, 3 überlieferte Geschichten. 

8 3 dagegen, der mit Diod. 11, 63 übereinstimmt (vgl. auch 
Aelian. v. h. 6, 7) ist aus Ephorus entnommen; dies ist auch die 
Ansicht Dunckers (8. Bd., 8. 240, Anm. 1). Auf denselben jüngeren 
Archidamus wie $ 2 beziehen sich auch $8 4 und 5. Mit 8 4 ist 
zunächst Xenoph. Hellen. 7, 4, 25 zu vergleichen, womit Just. 6, 
6, 9 ziemlich genau stimmt: Daher irrt Knott entschieden, wenn er 
p. 70 bezüglich unserer Stelle bemerkt: “Polyaen. 1, 41, 4, ubi Archi- 
damus cum Arcades superiores vidisset, mortuos colligi iussisse dicitur, 
ne eliam reliqui perirent, quam rem Xenoph. 7, 4, 23 omnino silentio 
praetermittit, Er hat die Stelle mifsverstanden und konnte daher 
auch bei Xenophon nicht leicht eine Parallele finden; denn ἐπεκη- 
puxeUcaro περὶ νεκρῶν ἀναιρέςεως heilst nicht, wie Knott will, 
‘“mortuos colligi iussit, sondern „er unterhandelte betreffs der Heraus- 
gabe der Toten", wodurch er sich für besiegt erklärte. Dies steht 
bei Xenoph. a. a. O. und so sagt auch Justin mit wörtlicher Überein- 
stimmung: “per praeconem corpora  inlerfeclorum ad sepulturam 
poscit. Bezüglich des $ 5 bemerkt Schirmer, der die historische 
Grundlage des $ 4 richtig erkannt hat: ,8 5 läfst, da er der Zeit 
nach vor $ 4 gehört, einen anderen Ursprung als dieser vermuten; 
das sententiöse Diktum des Spartanerkönigs erinnert an eine Apo- 
phthegmensammlung." In der That findet sich die Notiz, mit welcher 
8 5 allein in Zusammenhang gebracht werden kann bei Xenoph. 

. Hellen. 7, 1, 28: ᾿Αρχίδαμος μετὰ τῶν πολιτικῶν ἐςτρατεύετο. καὶ 


*) M. Duncker, Geschichte des Altert. Bd. 8, S. 134, Anm 3: „Die 
Nummern 1 und 3 gehören ebenso sicher den Thaten des zweiten Archi- 
damus, als das Lager vor Korinth, die Verwundung und Einnahme von 
Karyä dem dritten Archidamus gehören.“ 


444 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Καρύας μὲν αἱρεῖ κατὰ κράτος, καὶ Ócouc ζῶντας ἔλαβεν, ἀπέ- 
᾿(φᾶάξεν, also fällt 8 6 chronologisch vor $ 4. Es ist demnach aufser 
8 3 nur noch $ 4 auf eine gute Quelle zurückzuführen und zwar 
wohl auch auf Ephorus; denn es finden sich keine näheren Anklänge 
an Xenophon. Dies ist schon deshalb wahrscheinlich, weil auch vom 
zweiten Buche, wie wir sehen werden, vieles auf Ephorus zurück- 
geht. Da Polyän für das Ganze zugleich arbeitete, so hat er, was 
er später über den jüngeren Archidamus fand, durch die Gleichheit 
des Namens verleitet, hier nachgetragen. 

Cap. 42 und 43 werden später besprochen werden, ebenso soll 
auch cap. 44 im Zusammenhange mit den Stellen behandelt werden, 
welche auf Xenophon zurückzugehen scheinen. Bezüglich des cap. 45 
pflichte ich vollkommen den Anschauungen Schirmers bei (8. 15 
und 16); auch ich möchte wegen der entschiedenen Mifsgunst gegen 
Lysander und gegen seine oligarchisohen Bestrebungen das ganze 
Kapitel auf Ephorus zurückgeführt wissen. Dals nämlich trotz viel- 
facher Übereinstimmung an Plutarch als Quelle nicht gedacht werden 
kann, zeigt zunächst der Umstand, dafs die chronologische Folge 
streng gewahrt ist, und dennoch von 88 4 und 5 bei Plutarch keine 
Spur sich findet. Nur bezüglich des in 8 3 wiedergegebenen Aus- 
spruches des Lysander kann ich, gestützt auf mehrere ähnliche 
Stellen, die Ansicht Schirmers nicht teilen, dafs Poly&än diesen Aus- 
spruch deshalb von der Erzählung der Hinterlist des Lysander, 
bei welcher er gehraucht wurde, getrennt habe, weil er ihn dem 
8 4 gleichsam als Motto vorausschicken wollte. Es erweist sich viel- 
mehr bei näherem Zusehen als eine Eigentümlichkeit Polyüns, der- 
artige Apophthegmen, welche in seiner Quelle als an ein bestimmtes 
Ereignis geknüpft erscheinen, von diesem deshalb loszulösen und 
selbständig hinzustellen, weil er eine möglichst grofse Anzahl von 
Abschnitten zusammenbringen möchte. So ist 2. B. um hier blofs 
einen derartigen Fall zu erwähnen, in 5, 3 der $1 aus 8 2 heraus- 
genommen und selbstündig hingestellt. Aufserdem darf nicht tiber- 
gangen werden, dafs 7, 19 in den Zusammenbang des cap. 45 ge- 
hört und nur deshalb in das siebente Buch verwiesen worden ist, 


weil hier ein Barbar, Pharnabazus, die handelnde Person ist. Trotz 


merkwürdiger Übereinstimmung mit Plut. Lys. 19 und 20 und na- 
mentlich auch mit Corn. Nep. Lys. 4, besonders am Schlusse, geht 
doch auch dieger Abschnitt auf Ephorus zurück. 

Für die Beurteiluhg von cap. 46 ergeben sich keinerlei sichere 
Anhaltspunkte. Von cap. 47 läfst sich der erste Abschnitt weder 
hinsichtlich der Zeit des Strategems, noch hinsichtlich der Órtlich- 


keit irgendwie näher bestimmen: es wird ganz allgemein erzählt,- 


Thrasyllus habe, um die Hälfte seiner Trieren zu verbergen, die- 
selben von den anderen ins Schlepptau nehmen lassen und so immer 
nur einen Mast und ein Segel gezeigt, obwohl je zwei Schiffe neben 
einander fuhren. Genau dasselbe Manóver wird erzühlt von einem 


der Strategemensammlung Polyäns. 445 


athenischen Seehelden Diotimus 5, 22, 2 und von dem Athener 
Chabrias 3, 11, 3, an beiden Stellen ganz unbestimmt. Somit lüfst 
sich’ ziemlich sicher behaupten, dafs auch 1, 47, 1 dem Abschnitte 
einer Strategemensammlung entnommen ist, der etwa Ναυμαχικά 
betitelt war; denn wenn man in den codices ünodecewv Polyäns 
nachschlügt, so findet man unter diesem Titel die eben citierten drei 
Abschnitte, welche ursprünglich in einer Sammlung beisammen- 
standen und von Polyän an verschiedene Stellen verteilt wurden, 
hier aus Polyün excerpiert wieder vereinigt, allerdings in einer noch 
unbestimmteren Form, als wir sie bei diesem lesen. Anders steht 
die Sache bei 8 2. Schon der Umstand, dafs Polyän ohne eine fort- 
laufende gute Quelle den Thrasyllos kaum chronologisch richtig hätte 
einreihen können, drängt uns die Vermutung auf, daís dieser Ab- 
schnitt aus einem Historiker geschöpft sei. Verglichen können 
werden Diod. 13, 66 und 67; Plut. Aleib. 31 (abgesehen von einer 
ganz kurzen Erwähnung bei Xenoph. Hellen. 1,3, 18 und 19). Diese 
Berichte geben übereinstimmend folgendes: Nachdem der spartanische 
Harmost Klearchus zu Pharnabazus gereist war, hatten die Ver- 
räter, unter ihnen Anaxilas, freie Hand. Sie verabredeten sich mit 
Alcibiades, welcher aussprengte, wichtige Dinge riefen ihn nach 
Ionien. Alcibiades verliefs mit der gesamten Flotte die Stadt am 
Nachmittag, kehrte aber in der Nacht zurück, landete selbst mit den 
Hopliten und näherte sich den Mauern, verhielt sich aber ruhig; 
inzwischen machten die Schiffe einen Angriff auf den Hafen, und 
während von Byzanz alles dahin eilte, fand die attische Partei Gelegen- 
heit, den Alcibiades einzulassen. Aber es wird ausdrücklich berichtet, 
dafs die Stadt οὐκ ἀμαχεὶ gewonnen wurde; denn die eine Hälfte 
der Peloponnesier eilte vom Hafen herbei und erst nach heifser 
Schlacht siegte Alcibiades. Die Darstellung Polyüns geht offenbar 
auf die gemeinsame Quelle Diodors und Plutarchs zurück, infolge 
von Mifsverständnissen ist jedoch die Überlieferung bei ihm wesent- 
lich verschlechtert. Der verstellte Rückzug veranlaíste ihn, dem- 
selben allein den ganzen Erfolg beizumessen, einmal weil er ähnliche 
Strategeme in der Erinnerung hatte, dann auch, weil er sich kurz 
fassen wollte. So blieb das übrige einfach weg. Auch die unklare 
und zum Teil irrige Bezeichnung Θραςύλλος καὶ οἱ περὶ αὐτὸν 
ςτρατηγοί ist nur eine von seinen Flüchtigkeiten bei Darlegung der 
Dinge zu Anfang eines Strategems, wie sie sich oft genug finden. 

Von cap. 48, welches in fünf Abschnitten über Konon handelt, 
läfst sich bezüglich des ersten nichts Bestimmtes angeben, da das 
hier Erzählte keinerlei Anhaltspunkte gewährt und bei seinem anek- 
dotenhaften Charakter am ehesten auf eine Sammlung zurückzu- 
führen sein dürfte. Für 8 2 hat Wölfflin bereits auf Diod. 13, 77 
hingewiesen, und es ist auch kein Zweifel, dafs beide &us gemein- 
schaftlicher Quelle, Ephorus, geschöpft haben. Chronologisch schliefst 
sich an $2 der ὃ 8 an; bezüglich der gedrängten Angaben desselben 


446 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


hat Knott auf Diod. 14, 81, 4—6; 82, 2; 83, 1; 86, 6 verwiesen, so 
dafs auch hier die Überlieferung des Ephorus nachgewiesen ist. 8 4 
dagegen gehört chronologisch hinter $ 2; denn das hier Erzählte fällt 
in die Zeit der Einschliefsung Konons in Milet 406, welcher Ein- 
schliefsung der Inhalt des S 2 vorausgeht. In dem aus Ephorus 
geflossenen Berichte Diodors über jene Kümpfe lesen wir nichts von 
dieser List des Konon, dagegen wird dieselbe berichtet bei Xenoph. 
Hellen. 1, 6, 20, auf welche Stelle als Quelle bereits Wölfflin hin- 
wies. Es handelt sich zunüchst darum, die Abweichungen Polyüns 
von Xenophon zu erörtern, welche Knott p. 70 hervorgehoben hat. 
Bezüglich der Zeit heifst es bei Xenophon: ἐπειδὴ ἤδη pécov 
ἡμέρας fjv, während wir bei Polyän lesen: ἑςπέρας mpoioUcnc. Das 
aber diese Verschiedenheit nur auf einer Kürzung seitens des Stra- 
tegemensammlers beruht, ergibt sich aus dem, was bei Xenophon 
unmittelbar vorausgeht; es wird nämlich berichtet, Konon habe fünf 
Tage lang die Leute immer eic τὴν écnépav, ἐπεὶ «κότος εἴη aus 
den beiden Schiffen wieder aussteigen lassen, ferner, es seien die 
verfolgenden Feinde ἅμα ἡλίῳ δύνοντι dem einen Schiffe nahe ge- 
kommen. Aus diesen beiden Zeitangaben konnte leicht die obige 
des Polyän irrtümlich entstehen. Bedenklicher allerdings ist es, wenn 
Polyän überliefert, dafs infolge der List des Konon beide Schiffe 
durchgekommen seien, während nach Xenophon das eine, das ins 
offene Meer hinausgesegelt war, von den nachsetzenden Feinden 
gegen Abend eingeholt wurde, also blofs das andere, das die Rich- 
tung gegen den Hellespont zu genommen . hatte, glücklich nach 
Athen gelangte. Dies ist’ in der That auch das Wahrscheinlichere, 
Meiner Ansicht nach liegt nun bei Polyän keineswegs eine selb- 
ständige Überlieferung vor, sondern die Übertreibung, daís beide 
Schiffe entkommen seien, ist auf Rechnung des Strategemenfabri- 
kanten zu schreiben, der am Schlusse die Wirkung der erzählten 
List besonders drastisch darzustellen sucht. Demnach läfst sich $ 4 
wenigstens ohne besondere Schwierigkeit mit dem Berichte Xenophons 
vereinigen, ob aber Polyän aus diesem selbst geschöpft, davon in 
einem eigenen Kapitel. $ 5 endlich wird schwerlich auf einen Histo- 
riker zurückgehen; denn einerseits ist in den uns erhaltenen Be- 
richten gelegentlich der Seesiege Konons keine Rede von der hier 
erzählten List, und andererseits weisen die unbestimmten Ausdrlicke 
γαυμαχεῖν μέλλων und τῶν πολεμίων auf eine geringwertige Quelle 
hin. Es wird dieser Abschnitt dem Kapitel Ναυμαχικά einer Samm- 
lung entnommen sein. Bezüglich des cap. 49 ist durch Knott und 
Schirmer bereits gezeigt, dafs nicht Xenophon, sondern Ephorus für 
dasselbe als Quelle zu gelten hat. 

Eine Zusammenstellung der bisher gewonnenen Resultate kann 
erst dann gegeben werden, wenn wir auch über die einstweilen tiber- 
gangenen Stücke zu einer bestimmten Ansicht gelangt sind. 


der Strategemensammlung Polyüne. | 447 


Kapitel Il. 
Herodot und Polyän. — Über die Quellen des 7. Buches. 


Bei der Verweisung auf einzelne Stellen der uns erhaltenen 
Historiker Herodot, Thukydides und Xenophon hat sich die Not- 
 wendigkeit herausgestellt, im Zusammenhange das Verhältnis Polyäns 
zu jedem einzelnen von ihnen darzulegen. Beginnen wir also mit 
Herodot. Zwar hat schon Knott p. 64 ein Verzeichnis derjenigen 
Stellen Polyärs gegeben, die entweder vollkommen übereinstimmend 
oder mit einigen Abweichungen auf Herodot zurtickzugehen scheinen, 
oder deren Nachrichten sich wenigstefis bei Herodot zuerst finden. 
Da jedoch dieses Verzeichnis der nötigen Vollständigkeit ermangelt, 
80 mag es hier mit den erforderlichen Ergünzungen wiederholt werden: 


Polytin. Herodot. Polyän. Herodot. 
1, 14 6, 77. 78 7, 6,7 1, 126 
1,21,1 1, 60 7, 6,8 1, 190 
1, 23 3, 39 7, 7 1, 123 

1,24 5, 35 7,10 3, 85 

1,26 1, 97 7,11,1 4, 84 
1,27,2 7, 167 7,11,4 3, 135 

1,30, 1 .1, 142 u. 143 7,13 3, 153 

1, 30, 2 7, 141 — 143 7,15, 2 7, 146 
1,30, 3 8, 75 7,15, 3 7, 147 
1,30, 4 8, 110 1,94 7, 107 

1,30, 7 8, 22 7,33, 1 8, 128 

2,90 7, 239 7,33,8 9, 89 

5,30 9, 9 7,34 4, 201 vgl. 167 
6, 18, 1 8, 27 7,44,2 4, 8 
6,18, 2 8, 28 7,48,1 9, 99 

6,47 1, 21 8,47 4, 162 — 167 
6,50 1, 26 8, 28 1, 211 

7, 6,4 1, 155 u. 156 8, 53,1 8, 87 

7, 6,5 1, 191 8,53, 5 8, 88 

7, 6,6 1, 80 8,71 4, 145 


Was jene Abschnitte des ersten Buches anlangt, die zu Herodot 
in Beziehung stehen könnten, so wurde bereits im Laufe der Unter- 
suchung über dieses Buch darauf hingewiesen, dafs für dasselbe eine 
Benützung Herodots nieht anzunehmen ist. Diese Behauptung 
gründet sich hauptsächlich auf das wichtige cap. 30; denn die That- 
sache, dafs hier, wo man in erster Linie an Herodot als Quelle denkt, 
trotz äulserer Anklänge jeder direkte Anschlufs an denselben aus- 
geschlossen ist, muls es uns fast zur Gewilsheit machen, dafs wir 
ihn auch an den übrigen Stellen nicht als Quelle annehmen dürfen. 


448 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Für cap. 14; 21,1; 23; 26 haben wir dies zu erweisen gesucht, so 
wird auch cap. 24, von welchem man Bestimmtes nicht behaupten 
kann, nicht auf Herodot zurückgehen. Betrachten wir nun die Ab- 
schnitte, welche aus den übrigen Büchern in Betracht kommen, in 
der Reihenfolge des obigen Verzeichnisses. 

2, 20 behandelt die List, durch welche Demarat die Kunde von 
dem bevorstehenden Feldzuge des Xerxes nach Griechenland ge- 
langen liefs. Ausführlich wird hierüber berichtet bei Herod. 7, 239 
(daneben ist Justin. 2, 10, 13 zu vergleichen). Allein, wenn man 
die Stelle Polyäns mit den beiden genannten zusammenhült, so fällt 
sowohl die merkwürdige Kürze, als auch die ziemliche Unvollständig- 
keit der Darstellung auf; denn sowohl Herodot, als auch Justin be- 
richten, wie die Spartaner darauf kamen, die heimliche Schrift zu 
lesen, was Polyün kaum weggelassen haben dürfte, wenn er einen 
vollständigen Bericht vor sich gehabt hätte. (Dafs das cap. 239 bei 
Herodot von Krüger und anderen als ungehöriges Anhängsel ver- 
dächtigt worden ist, kommt für unsere Zwecke nicht in Frage.) Bei 
Ephorus scheint nichts davon gestanden zu haben; denn sonst würden 
wir es wohl im ersten Buche lesen. Die kurze Notiz Polyäns stammt 
also meines Erachtens aus dem Abschnitte einer Sammlung, welcher 
von geheimen Briefen handelte. Als Beispiel für einen solchen kann 
uns etwa das cap. 31 des Taktikers Aeneas dienen. 

Bei 5, 30 weicht die Erzählung in nichts von dem Berichte 
Herodots 9, 9 ab, aufser dafs der Name bei Herodot Χίλεος ἀνὴρ 
Τεγεάτης, bei Polyün Χίλιος ’Apxdc lautet, eine Verschiedenheit, 
die nichts Auffälliges hat, da Polyün als Macedonier doch wohl 
wissen konnte, dafs Tegea in Arkadien lag. Daher kann dieses 
Kapitel, für sich allein betrachtet, keine Anhaltspunkte liefern, wes- 
halb wir es auf eine andere Quelle als Herodot zurückführen sollten. 
Schmidt, perikl. Zeitalter II, S. 355 wenigstens meint, die Quelle des 
Polyän sei zweifellos die Stelle Herodots. Fragen kann man aller- 
dings, warum diese Erzühlung von Chileos, der als Gesinnungs- 
genosse des Themistokles auch bei Plutarch Them. 6 in unmittel- 
barer Verbindung mit diesem vorkommt, im ersten Buche des Polyün 
keine Stelle fand, wenn sie in der Überlieferung des Ephorus vorkam. 

Ferner sind zu besprechen 6, 18, 8 1 und 2, welche beide Ab- 
schnitte deshalb hier eine Stelle gefunden haben, weil Polyün im 
sechsten Buche eine Reihe von Strategemen zusammengestellt hat, 
als deren Urheber ganze Volksstümme zu betrachten sind, daher 
auch überall die Pluralform für den Titel. Für ὃ 1 kommt in Be- 
tracht Herod. 8, 27. Diese Stelle, welche sich zunächst von der 
Polyäns nur dadurch unterscheidet, dafs nach Herodot ein gewisser 
Tellias aus Elis, ein μάντις, den eingeschlossenen Phociern die List 
angab, war für J. Klein (Rhein. Mus. 24, S. 632 ff.) Veranlassung, 
bei Polyün eine glückliche Umstellung vorzunehmen, indem er gegen 
die Handschriften mit Herodot liest: Φωκεῖς... γυψώςαντες αὑτοὺς 


der Strategemensammlung Polyäns. 449 


καὶ τὰ ὅπλα καὶ εύνθημα ἀλλήλοις δόντες φείδεεθαι τῶν γεγυψω- 
μένων, νυκτὶ πανεελήνῳ ἐπικαταβάντες τοῖς πολεμίοις ἐπέθεντο. 
Ich vermag diese Umstellung noch weiter zu stützen durch eine von 
Klein nicht beachtete Stelle des Pausanias 10, 1, 11: λογάδες Pw- 
κέων πεντακόειοι φυλάξαντες πλήρη τὸν κύκλον τῆς ce- 
λήνης Emixerpoücıv ἐν τῇ νυκτὶ τοῖς Θεςςαλοῖς, abroí τε 
ἀληλιμμένοι vOyu καὶ ἐνδεδυκότες ὅπλα λευκὰ ἐπὶ τῇ τύψῳ. 
Die Stelle des Pausanias ist aber für uns noch in anderer Beziehung 
wichtig, er fährt nämlich fort: ἐνταῦθα ἐξεργαςθῆναι φόνον τῶν 
Θεεςαλῶν λέγεται πλεῖςτον, θείοτερόν τι ἡγουμένων ἢ κατὰ 
ἔφοδον πολεμίων τὸ ἐν τῇ νυκτὶ ευμβαῖνον. Aus diesen Worten 
nämlich ergibt sich ganz evident, dafs die Konjektur Kleins, der für 
das bei Polyän überlieferte ἔνιοι δὲ καὶ vonicavrec ἄλλους εἶναι 
τοὺς ἐπιτιθεμένους (wofür schon Wölfflin auf δόξαςαι ἄλλο τι 
εἶναι τέρας bei Herodot hinwies) schreiben will ἀντιπάλους 
εἶναι, gänzlich unhaltbar ist; denn es geht gerade aus Pausanias 
hervor, dafs man die Anrückenden für eine Art göttlicher Wesen 
hielt. Und wenn Klein bemerkt: „Am nächsten lag doch wohl, dafs, 
wührend die eine Partie des thessalischen Heeres in jenen bis zur 
Unkenntlichkeit weifs angestrichenen Truppen der Phocier eine ganz 
ungeheuerliche Erscheinung zu erblicken wähnte, die anderen, welche 
die Sache nüchterner und mit mehr Kaltblütigkeit betrachteten, da- 
gegen auf den Gedanken kamen, dafs es auch wohl die Feinde selbst 
sein könnten, welche sich zur Überlistung jenes Kostüms bedienten“, 
80 behaupte ich dagegen, dafs dies eben nicht am nächsten lag; denn 
wäre dies der Fall gewesen, dann hätten diese Vernünftigen wohl 
den übrigen zugerufen, sie sollten sich doch nicht verblüffen lassen, 
und die ganze List würe mifslungen. So kónnen wir also nur an 
der auf Herodot sich stützenden Lesart bei Polyün festhalten. Die 
Übereinstimmung beider ist eine vollständige; denn dafs der Eleer 
Tellias bei Polyän weggelassen ist, ist deshalb nicht auffällig, weil 
er zur List blofs riet, die Phocier selbst aber sie ausführten. Noch 
bemerkenswerter aber ist, dafs auch bei Polyän wie bei Herodot 
82 an 8 1 unmittelbar sich anschliefst und aufserden geradezu 
wörtlich mit Herodot tüibereinstimmt, nur dafs wir am Schlusse bei 
Poly&n wieder ein drastisches Beispiel für die Übertreibung des 
Kompilators haben; denn wührend Herodot blofs sagt: ἐνθαῦτα oi 
ἵπποι τὰ cxéAea διεφθάρηςαν, heifst es bei Polyün: οἱ ἱππεῖς 
αὐτοῖς ἵπποις διεφθάρηςαν. Um deswillen ist diese Reihenfolge 
interessant, weil wir aus Pausanias 10, 1, 3, wo dieselbe List ganz 
ausführlich erzählt wird, ersehen, dafs der Inhalt von 8 2 bei Polyän 
(und Herodot) zeitlich vor den des $ 1 füllt; denn nach Pausanias 
erfolgte die Vernichtung der Reiterei gleich am Anfange dieses 
Krieges, der nach demselben Autor vor die Zeit der Perserkriege 
fällt. Es hat also Pausanias mit seinen genauen Angaben eine selb- 
ständige Quelle. Andrerseits aber stehen Polyüin und Herodot nach 


450 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 

dem Erörterten enge zusammen und ich kann unter diesen Umständen 
wenigstens daran festhalten, dafs die Vergleichung der beiden Stellen 
an sich absolut nicht gegen Herodot als Quelle spricht. 

Dafs 6, 47 auf eine gute Quelle zurückgeht, dafür bürgt uns ein 
Vergleich mit Front. 3; 15, 6. Wasnämlich bei letzterem erzählt wird, 
ist gewifs einer Anekdotensammlung entnommen; denn abgesehen 
davon, dafs des Waffenstillstandes wegen Wiederaufbau des ab- 
gebrannten Tempels der Athene in Assesos keine Erwähnung ge- 
schieht, ist auch der Sachverhalt damit ganz unrichtig und undenkbar 
angegeben, dals es heifst: sub adventum Alyattis (!) frumentum omne 
in forum comportari iussit etc. Dagegen stimmt die Erzählung 
Polyüns durchaus mit der.Herodots 1, 21 und an und für sich haben wir 
keinen Grund, eine Benützung dieses Historikers in Abrede zu stellen. 
Auffallend ist für den ersten Blick, nur das Quellenverhültnis bei 
cap. 50 des sechsten Buches, das man doch auch, analog dem cap. 47, 
auf Herodot zurückzuführen versucht wäre. Wir haben über den in 
Rede stehenden Krieg des Krósus gegen Ephesus auch einen Bericht 
bei Herod. 1, 26; allein dieser kann aus verschiedenen Gründen 
nicht Polyün als Quelle gedient baben, insbesondere, weil der letz- 
lere mehr bietet, als die zwei Zeilen.bei Herodot besagen. Hier 
kommt uns nun zum Glücke eine Stelle bei Aelian. v. h. 3, 26 zu 
Hülfe, die fast wörtlich mit Polyän stimmt, so dals bezüglich einer 
gemeinsamen Quelle beider kaum mehr ein Zweifel bestehen kann; 
zudem ist Aelian in seiner Erzählung ganz gegen seine Gewohnheit 
hier so ausführlich, dafs man sofort sieht, ein wie guter Bericht 
ihm vorlag. Eine Zusammenstellung der wörtlich übereinstimmenden 
Stellen möge das Gesagte erhärten: 


Polyün. 

ἐπειδὴ τῶν πύργων Tic, ὁ 
προδότης κληθεὶς, ἔπεςε καὶ τὸ 
δεινὸν τῆς ἁλώςεως ἐν ὀφθαλ- 
μοῖς ἦν, 

Πίνδαρος 6 τυραννεύων τῆς 
πόλεως 

ςυνεβούλευςε τοῖς "€gecíoic 
ἐκ τῶν πυλῶν καὶ τῶν τειχῶν 
θώμιγγας cuvayaı τοῖς κίοει 
τοῦ ἱεροῦ τῆς ᾿Αρτέμιδος, ὥςπερ 
ἀνατιθέντας τῇ θεῷ τὴν πόλιν. 


Aelan. 


ἐπεὶ bé τις τῶν πύργων ἀνε- 
τράπη ὁ κληθεὶς ὕετερον TTpo- 
δότης, καὶ ἐν ὀφθαλμοῖς ἑωρᾶτο 
τὸ δεινὸν 


Πίνδαρος... διαδεξάμενος 
τὴν 'Epeciwv τυραννίδα. 
ςυνεβούλευςεν ... '€gecíoic 


ἐκδήζαντας ἐκ τῶν πυλῶν καὶ 
τῶν τειχῶν θώμιγγας cuváyat 
τοῖς κίοει τοῦ τῆς ᾿Αρτέμιδος 
γεώ, οἱονεὶ τὴν πόλιν ἀνάθημα 
ἐῶντας εἶναι τῇ ᾿Αρτέμιδι. 


Es entsteht nun die wichtige Frage, ob der Umstand, dafs 


cap. 50 einer anderen Quelle als Herodot entstammt, auch für cap. 47 
dessen Benützung ausschliefst. Ich glaube dies verneinen zu sollen 
aus folgenden Gründen. Das sechste Buch Polyün ist eine bunte 
Musterkarte: die gröfste Partie desselben nehmen die Strategeme 


der Strategemensammlung Polyüns. ᾿ 451 


ganzer Völkerschaften ein, nämlich cap. 13— 38 (wovon uns ein grofser 
Teil verloren ist); dann folgen Strategeme einiger punischer Feldherren ' 
und dann von cap. 45 bis gegen Ende Tyrannengeschichten; zu 
letzterem Abschnitte zählen unsere beiden Kapitel. Bei dieser Art 
genereller Zusammenstellung kann von chronologischer Reihenfolge 
der einzelnen Abschnitte natürlich keine Rede sein. So fällt cap. 47 
e. 611 a. Chr., cap. 48 ins Jahr 340; cap. 49 kurz vor 323; cap. 50 
kurz nach dem Regierungsantritte des Krösus, d. h. 560; cap. 51 
wieder 488 etc. Daraus geht schon zur Genüge hervor, dafs die 
verschiedenen Abschnitte verschiedenen Quellen entnommen und 
bier lose vereinigt worden sind. Und in der That, wenn cap. 47 und 
50, welche die Thaten zweier Lyderkünige berühren, aus einer Quello 
genommen wären, warum sollten dann Strategeme, welche in die 
Jahre 340 und 323 fallen, dazwischen eingeschoben sein? Gerade 
dies ist mir ein Beweis, dafs dem nicht so ist, dals sie verschiedenen 
Quellen entnommen sind. Und wenn eingewendet wird, warum wurde 
dann nicht auch das in cap. 50 Erzählte dem Herodot entnommen, so 
möchte ich entgegnen, dafs die schon oben berührten zwei Zeilen 
bei Herodot kaum einem Kompilator, zumal bei flüchtigem Überlesen, 
auffallen und ihn veranlassen konnten, sich daraus eine eigene Er- 
zählung zu bilden. Demnach zwingt uns nichts, wegen des cap. 50 
auch für cap. 47 von Herodot als Gewährsmann abzugehen. 

Wir kommenzum siebenten Buche Polyäns, welches die Strategeme 
der Barbaren enthält. Diese Anordnung macht es erklürlich, dafs wir 
. gerade hier eine ganze Reihe von Abschnitten finden, welche mit Hero- 
dot mehr oder minder in Berührung zu stehen scheinen. Aber gerade 
indem wir zur näheren Betrachtung dieser Abschnitte übergehen 
wollen, schwanken wir einen Augenblick, ob wir die auf Herodot 
bezüglichen Stellen getrennt behandeln oder das siebente Buch im 
Zusammenhange betrachten sollen und zwar deshalb, weil in neuerer 
Zeit Versuche gemacht worden sind, das ganze Buch auf eine ein- 
heitliche Quelle zurückzuftihren. Derjenige, welcher zuerst eine dies- 
bezügliche Hypothese aufgestellt hat, ist A. v. Gutschmid in seinem 
Aufsatze „Trogus und Timagenes“ (Rhein. Mus. 37, S. 548 ff.). 
Er sagt nämlich bezüglich unseres Autors: „Ein weiteres Bedenken 
gegen die Originalität des Trogus entnehmen wir dem das ganze 
Werk hindurch sich gleich bleibenden Verhältnisse zu den Strate- 
gemen des Polyän: nicht blofs lassen sich Hauptquellen des Trogus, 
Dinon, Ephorus, Theopomp, Timäus, Phylarch, Polybius auch als 
Hauptquellen Polyüins nachweisen, sondern an zahlreichen Stellen ist 
die Übereinstimmung fast wörtlich. Ich hebe als besonders wichtig 
die drei in die von mir genauer untersuchte Partie des Justin. 1,1 
bis 2, 5 gehörenden Parallelstellen des Polyän hervor: 7, 7 = Just. 
1, 5, 10; 7, 6, 4 — Just. 1, 7, 11-13; 7, 44, 2 = Just. 2, 5, 1—7. 
Allen liegt Herodot als erste Quelle zu Grunde, aber allemal stehen 
Polyün und Trogus im Ausdrucke zusammen gegen Herodot. Über- 

Jahrb. f, class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 30 


452 - . J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


haupt ist die Verwandtschaft beider eine so enge, dafs mit Hülfe 
‘der Prologe noch dem grölsten Teile der Artikel, welche sich bei 
Polyän auf Specialgeschichte beziehen, ihre entsprechende Stellung 
im Werke des Trogus angewiesen werden kann. Das läfst in meinen 
Augen nur zwei Deutungen zu: entweder, Polyän schöpfte aus Trogus, 
oder beide hängen von einer gemeinsamen Quelle ab, in welcher die 
ersten Quellen bereits zusammengearbeitet waren.  Daís Polyän 
aufser Suetons Leben des Cäsar und Augustus (von Frontin ist mir 
die Sache sehr fraglich) römische Quellen benützt habe, wird mit 
gutem Grunde geleugnet; es bleibt also nur die zweite Alternative 
übrig.“ Ähnliches wie Gutschmid will auch Schirmer beweisen und 
zwar gleichfalls vom siebenten Buche ausgehend, nur dafs nach 
seinen Aufstellungen die gemeinschaftliche Quelle nicht Timagenes, 
sondern Nicolaus Damascenus heifst. Um nun gegenüber diesen 
neuesten Hypothesen, welche gerade auf das siebente Buch fufsen, 
Stellung nehmen zu können, wird es rütlich sein, dieses Buch hier 
im Zusammenhange zu betrachten, so dafs bei dieser Gelegenheit 
zugleich das Verhältnis zu Herodot zur Sprache kommen wird. 

War es für die Erkenntnis des Quellenverhältnisses im ersten 
Buche von besonderer Wichtigkeit, dafs sich eine ziemlich richtige 
und ununterbrochene chronologische Anordhung verfolgen liefs, weil- 
die geringen historischen Kenntnisse Polyäns es ihm nicht ermöglicht 
hätten, Abschnitte, die er verschiedenen Quellen entnahm, richtig 
chronologisch einzuordnen, so wird auch für das siebente Buch hier- 
auf besonders zu achten sein, und gerade diese Rücksicht kann, wie 
ich glaube, zu manchen interessanten Resultaten führen. 

Cap. 1 des siebenten Buches stammt nicht aus Herodot, obschon 
einzelne Züge beiden Autoren gemeinsam sind; denn Ausdrücke wie 
λίθων πλήςας τὴν TUpcıv kann Polyün nur einer bestimmten 
Quelle entnommen haben, da dieses Wort sonst bei ihm nicht vor- 
kommt. Auf die Erzählung von dem ersten Mederkönige folgt die 
vom Lyder Alyattes. Beide Paragraphen leitet sowohl Kreuzer, als 
auch Müller fr. h. gr. L, p. 42 aus Xanthos von Lydien her, welcher, 
wenn man eine direkte Benützung nicht annehmen will, in der von 
Polyün benützten einheitlichen Quelle (nach Schirmer Nicolaus Da- 
mascenus) bereits verarbeitet gewesen sein mülste. Hiegegen lüfst 
sich zunüchst nichts einwenden. Es folgen nun zwei Kapitel aus der 
ügyptischen Geschichte, so dafs also in der Quelle Polyäns die Er- 
zühlung nach Völkern geordnet gewesen sein mülste. Bezüglich 
des cap. 3 hat zuerst v. Gutschmid, Philol. X, S. 691 auf ein Frag- 
ment aus des Aristagoras von Milet Αἰγυπτιακά hingewiesen, das 
sich bei Steph. Byz. s. v. '€CAAnvikóv findet: 'CAAnvikóv καὶ Καρικὸν 
τόποι ἐν Μέμφιδι ἀφ᾽ ᾿ὧν Ἑλληνομεμφῖται καὶ Καρομεμφῖται, 
ὡς ᾿Αριςταγόρας: ebendaher ist.auch ib. s. v. Καρικόν: Καρικὸν 
τόπος ἰδιάζων ἐν Μέμφιδι, ἔνθα Κᾶρες οἰκήςαντες ἐπιγαμίας πρὸς 
Μεμφίδας ποιηςάμενοι Καρομεμφῖται ἐκλήθηςαν. Polyän stimmt 


der Strategemensammlung Polyüns. 453 


am Schlusse des Kapitels mit diesem Fragment überein, so dafs seine 
Nachricht ursprünglich allerdings auf Aristagoras zurückgeht, wenn 
er ihn auch nicht direkt benützt hat. Daís seine Quelle eine gute 
war, geht daraus hervor, dals bei ihm allein der Name des Temen- 
thes, welcher in der Dodekarchie als Oberkünig galt, genannt wird, 
und dafs das Orakel, welches diesem ward, im Widerspruche sieht 
mit jenem, welches nach Herodot 2, 152 den 12 Königen in Buto 
gegeben wurde. 

Auf die gleiche gute Quelle führt Gutschmid auch cap. 4 zurück; 
denn der hier erwähnte Zug des Amasis gegen Arabien ist gleich- 
falls nur bei Polyün tüberliefert. Bezüglich des cap. 5 läfst sich 
Bestimmtes nicht angeben, um so wichtiger aber ist cap. 6, mit 
welchem die Geschichte der Perser beginnt. 

Der $ 1 dieses Kapitels behandelt den Sieg des Cyrus bei Pasar- 
gadä, durch welchen das Perserreich begründet wurde. Nun hat aber 
meines Wissens bisher noch niemand, zum mindesten diejenigen 
nicht, welche eine einheitliche Quelle für das siebente Buch an- 
nehmen, beobachtet, daís wir bei Polyün eine dreifache Über- 
lieferung, eine Triplette, von der Schlacht bei Pasargadä haben: 
7,6,1 — 7,06, 9 — 7,45,2. Nebeneinander sind hievon 7, 6,1 
und 7,45,2 zu behandeln; ersterer Bericht ist der ausführlichere 
und bessere: Cyrus führt die dreimal besiegten Perser nach Pasar- 
gadä und beschliefst, dort eine vierte Schlacht zu wagen, weil sich 
dort die Frauen und Kinder der Kümpfenden befinden. Auch tüuscht 
er sich in seiner Voraussetzung nicht. Der Anblick der Frauen und 
Kinder ermutigt die abermals Fliehenden, sie halten’ Stand und er- , 
fechten einen glünzenden Sieg. Anders ist die Sache 7, 45,2 ge- 
wendet: ein Ort der Schlacht ist nicht genannt, sondern nur gesagt, 
dafs die Perser im Kampfe mit den Medern flohen, der Satrap 
Oebares des Cyrus voran. Da traten den Fliehenden die Frauen und 
Mütter entgegen, entblófsten sich und riefen ihnen höhnend zu, ob 
sie sich denn wieder in den Mutterschoos verkriechen wollten. Dies 
wirkte, sie hielten wieder Stand und siegten. Diese beiden Berichte 
auf eine Quelle zurückzuführen, wird kaum möglich sein. Auch 
kann 7,6,1 keineswegs einer untergeordneten Quelle, etwa einer 
Sammlung zugewiesen werden; den S88 1—5 folgen sich chrono- 
logisch genau (568 — ca 546 — 546 — 538 — 538) und stammen 
sicher aus einer zusammenhüngenden Überlieferung. Dazu kommt nun 
noch die völlig abweichende dritte Stelle, 7, 6, 9, welche mit 7, 6, 10 
zusammengenommen werden mufs. Hiedurch allein schon erleidet 
die Ansicht von einer einheitlichen Überlieferung eine bedeutende 
Erschütterung. Doch fahren ‚wir zunächst fort. $ 2 schliefst sich 
chronologisch richtig an 8 1 an und behandelt das auf das Zusammen- 
ireffen des Cyrus und Krósus iu Kappadocien folgende Vorrücken 
gegen Sardes, welches dureh Überrumpelung eingenommen wird, 
mit Ausnahme der Burg, deren Gewinnung ὃ 3 erzühlt. Der un- 

80* 


454 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


mittelbare Zusammenhang beider Abschnitte erweist sich aufser 
durch die richtige chrohologische Folge auch durch den Schlufs des 
ersten und den Anfang des zweiten Paragraphen: προςθέμενος κλίμα- 
xac κάτεςχε τὰς Cóápbeic — Κῦρος ἐκράτηςε Cápbeuv (hatte ein- 
genommen) etc. Die beiden Abschnitte stammen sicher weder aus 
Herodot, noch aus Ktesias; denn wir haben auch hier wieder 
eine: bisher nicht beachtete doppelte Überlieferung über den Feld- 
zug gegen Lydien, resp. über die Einnahme von Sardes 7, 6, 2 u. 3 
und 7, 6,10. Und dazu kommt möglicherweise noch cap. 8, 1u.2 
als ein dritter Bericht über den lydischen Feldzug hinzu. Keine 
von den genannten Stellen ist so beschaffen, dafs man sie auf eine 
Anekdotensammlung zurtickführen könnte. So ist auch hier wieder 
die Ansicht von einer einheitlichen Quelle unhaltbar. — Für 
die Beurteilung von ὃ 4, welcher chronologisch richtig anschliefst, 
ist es wichtig, Herod. 1, 155 und 156 zu vergleichen. Bei Herodot 
1, 155 nämlich gibt Krósus dem Cyrus den Rat, er solle den 
Lydern die Waffen nehmen und sie einer weichlichen Lebensweise 
überlassen, dann würden sie ihm ktünfüg ungefährlich sein. Cyrus 
geht darauf ein und gibt (cap. 156) dem Meder Mazares Auftrag 
dazu, diesen Vorschlag des Krösus auszuführen. Mit diesem Be- 
richte Herodots stimmt*Polyün nicht so genau überein, dafs man 
einen näheren Zusammenhang beider Stellen behaupten könnte. . 
Merkwürdig dagegen sind die formellen Anklänge an Justin 1, 7,11, 
eine Stelle, welche mit gutem Grunde unter den von Gutschmid 
angeführten steht; besonders der Abschlufs ist an beiden Stellen 
. gleich. Dagegen will ich nicht unterlassen, auf eine für Polyän 
sehr charakteristische Zuthat hinzuweisen; bei Herodot rät Krösus: 
κέλευε δέ εφεας κιθῶνάς τε ὑποδύνειν Toicı einacı καὶ κοθόρ- 
νους ὑποδέεεθαι. .. καὶ ταχέως εφέας γυναῖκας ἀντ᾽ ἀνδρῶν 
ὄψεαι verovórac, was doch offenbar nur sagen will: sie sollen 
weichliche Kleidung tragen (bei Justin steht nichts von der Klei- 
dung, doch kann dies auch blofs Kürzung des Epitomators sein). 
Was hat Polyän daraus gemacht?  Geradezu Weibertracht: xoi 
«τολὴν γυναικείαν ἀναγκάςαι φορεῖν, und weil sie denn doch 
einmal als Weiber verkleidet sind, müssen sie auch Frauen gleich 
weben (ὑφαίνειν)!!! Eine derartige, aus Milsverständnis entstandene 
Erweiterung liegt ganz in dem oberflächlichen Charakter Polyäns. 
— Auch ὃ 5 weicht sehr von der Darstellung Herodots ab: nach 
Herodot stellt Cyrus an den Stellen, wo der Euphrat in die Stadt 
einmündet, und wo er sie wieder verlüíst, sein Heer zum gröfsten 
Teile auf mit dem Befehle, sofort durch das Fluísbett in die Stadt 
einzudringen, wenn sie das Wasser. abgelaufen sähen. Mit dem 
übrigen verfügbaren Teile der Mannschaft leitet er den Euphrat in 
eine λίμνη, die Soldaten dringen ein und gewinnen Babylon, da die 
Einwohner gerade bei einem Feste sind. Bei Polyün spielt nun 
allerdings auch die Ableitung des Euphrat eine Rolle, &ber eine 


der Strategemehsammlung Polyüns. 455 


ebenso grolse die Wegführung des Heeres, um die Babylonier glauben 

zu machen, die Belagerung sei aufgehoben, und dadurch ihre Wachsam- 
. keit einzuschläfern. Noch ist, gerade für den Zusammenhang von 
88 4 und 5, auf die genaue chronologische Folge hinzuweisen; denn 
nach $ 4 wird von Mazares der Auftrag des Cyrus ausgeführt, weil 
dieser selbst schon durch den Aufbruch zur Bekämpfung der Baby- 
lonier, deren Bezwingung ὃ 5 schildert, gehindert ist. Demnach 
steht fest, dafs $$ 1—6 excl. aus einer einheitlichen Quelle 
stammen, welche weder Herodot noch Ktesias ist, dagegen recht 
wohl jener Historiker sein kann, auf den man das ganze siebente 
Buch zurückgehen lassen will. 

Eine zweite Quelle repräsentieren nach meiner Ansicht 88 6 
und 7 (ob auch $ 8 hieher gezogen werden darf, ist sehr fraglich) 
und zwar ist diese zweite Quelle Herodot. Es mag gleich als be- 
achtenswert vorausgeschickt werden, dals zwar keine chronologische 
Ordnung in dieser Partie herrscht, wohl aber dieselbe Reihenfolge be- 
obachtet ist, wie bei Herodot (8 6 — Herod. 1, 80; 8 7 — Herod. 
1,126). Für 8 6 ist die etwas weitlüufige Erzählung Herodots nur 
kürzer zusammengezogen, ohne eine besondere Abweichung. Merk- 
würdig ist nur der Schlufs, als Beweis, wie die Strategemensammler 
das Resultat zu übertreiben pflegen; denn während Herodot aus- 
drücklich beifügt, dafs die Lyder sich trotzdem nicht feige bewiesen, 
indem sie von den Pferden sprangen und zu Fufs weiter kämpften und 
sich erst zur Flucht wandten, als beiderseits viele gefallen waren, heifst 
es bei Polyün am Schlusse ἦν Κύρῳ νίκη καὶ πρό ve τῆς μάχης. 

8 7 muls gleich $ 4 einerseits mit Herodot 1, 126, andrerseits 
mit Justin 1, 6, 4 verglichen werden: dieser Vergleich führt zu dem 
Resultate, dafs Polyäns Erzählung sich hier wörtlich‘ an Herodot 
anschliefst und keine formelle Ähnlichkeit mit Justin zeigt. Dieses 
Resultat ist wichtig, um die Verschiedenheit der Quelle des $ 4, 
der zur ersten Partie gehört und nicht auf Herodot, wie wir 
sahen, zurückgeführt werden kann, und des $8 7 zu konstatieren. 
Nun folgt bei Herodot allerdings im Laufe der Erzählung das bei 
Polyün in ὃ 8 Berichtete, die Einnahme von Babylon, so daís bei 
Polyän in dieser Partie auch äufserlich die Reihenfolge Herodots 
gewahrt erscheint, allein aus einem Grunde ist dieser Paragraph 
doch bedenklich. Es stimmt nämlich der Anfang des Strategems 
ganz gut mit Herodot; man vergleiche z. B.: 


Polyän. Herodot. 
Βαβυλώνιοι πολλῶν ἐτῶν ci- προεςάξαντο ciría ἐτέων κάρ- 
τία ἔχοντες κατεγέλων τῆς πο- | Ta πολλῶν ἐνθαῦτα οὗτοι μὲν 
λιορκίας etc. λόγον εἶχον τῆς πολιορκίης οὐ- 
‚dev etc. 


Allein, während die eigentliche Einnahme bei Herodot in der 
schon bei  ὅ erörterten Weise geschildert wird, heifst es bei 


456 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Polyän, die Stadt habe sich sogleich freiwillig ergeben wegen des 
durch Ableitung des Euphrat entstehenden Mangels an Trinkwasser. 
Dieser merkwürdige Schlufs kann uns doch so ziemlich sicher be- 
weisen, dafs hier Herodot nicht Quelle war, man mülste denn an- 
nehmen wollen, Polyün habe selbst seinen Schlufs willkürlich so 
gestaltet, was kaum denkbar ist, wenn er hier wirklich Herodot ein- 
sah. Eher darf man glauben, dafs er diese abweichende Geschichte 
vom Trinkwasser in einer untergeordneten Sammlung fand und, weil 
sie eben Neues angab, hier einfügte. Andrerseits freilich fügt sich 
der Abschnitt trefflich zu der aus Herodot genommenen Partie, wenn 
man dem Polyün soviel Kühnheit zutraut, dafs er eigenmächtig eine 
so auffallende Änderung vorgenommen habe; wie er an anderen 
Stellen am Schlusse verfahren ist, sahen wir bereits früher. 

Es bleiben als letzte Gruppe des cap. 6 noch die 88 9 und 10. 
Der letztere, für dessen Beurteilung allein wir einen Anhaltspunkt 
haben, geht auf Ktesias zurück; zu vergleichen ist Ktesias p. 46, 60 
ed. Mueller, wie Wölfflin bereits angemerkt hat. Es ist gut, dafs 
wir dies sicher wissen; denn sonst würde uns die ganze Erzühlung 
recht abgeschmackt und anekdotenhaft erscheinen. Eben deshalb 
mag auf die Ansicht Schuberts hingewiesen sein, welcher in seiner 
1884 erschienenen „Geschichte der Könige von Lydien" zu dieser 
Stelle bemerkt: „Meiner Ansicht nach hat man in den Bildern der 
persischen Soldaten, welche die Lydier so sehr in Schrecken setzten, 
die wirklichen Perser wiederzuerkennen, mit denen Hyroiades auf 
den Mauern plötzlich auftauchte. Die Vertauschung der wirklichen 
Perser mit ihren Abbildern spreche ich einem Rationalisten zu, der 
den steilen Fels kAnnte und nicht glauben wollte, dafs wirkliche 
persische Truppen denselben erklettert hätten.‘ Wenn man nun 
den Charakter und Ton der Erzählung des δ 10 mit dem von 8 9 
vergleicht, so zeigt die Schilderung des durch eine einfache List er- 
zielten mühelosen Erfolges bei Pasargadü grofse Ähnlichkeit mit 
der merkwürdigen Erzählung der Einnahme von Sardes, und es wird 
nicht zu gewagt sein, wenn wir 88 9 und 10 als eine Gruppe zu- 
sammenfassen. *) — Demnach zerfällt uns das wichtige cap. 6 in drei 
verschiedene Quellenbestände: 


I. Gruppe: 88 1—5 Einheitliche Quelle, welche sich durch 


das ganze siebente Buch hindurchzieht. 
II. Gruppe: ὃ 6 


8 7 Herodot 
III. G E 2) 
. Gruppe: Ktesi 
8 10 tesias 


Die beiden folgenden Kapitel, 7 und 8, sind aus dem Zusammen- 


*) Dasselbe thut O. Neuhaus, Die Quellen des Trogus Pompejus in der 
persischen Geschichte (II. Teil). Progr. von Hohenstein 1884, 8. 24, Anm. 4. 


'* der Strategemensammlung Polyüns. 457 


hange der Geschichte des Cyrus herausgenommen und wegen der 
in denselben selbständig auftretenden Personen hinter die Abschnitte 
über Cyrus gestellt. Schon dieses rein äufserliche Moment kann als 
Beweis dafür geltend gemacht werden, dafs beide Kapitel der durch 
die chronologische Anordnung des Buches gesicherten einheitlichen 
Quelle angehören. Denn vollkommen entsprechend ist es; wenn wir 
cap. 7 unter denjenigen Stellen finden, von welchen Gutschmid be- 
hauptet, dafs sie wohl inhaltlich auf Herodot als letzte Quelle zurück- 
gehen, formell aber die gröfste Ähnlichkeit mit Justin aufweisen. 
Hier ist es wirklich auffallend, wie bei Justin die bekannte List 
gleichfalls in vier Zeilen mit derselben Kürze berichtet wird; aufser- 
dem ist merkwürdigerweise von beiden der bei Herodot sich findende 
Schlufs weggelassen, wonach der Überbringer mündlich Auftrag an 
Cyrus erhielt, dieser möge den Hasen selbst öffnen etc. — Dals cap. 8 
auf gute Überlieferung und nicht etwa auf eine Anekdotensammlung 
zurückgeht, dafür bürgt uns zunächst die oben besprochene chrono- 
logische Reihenfolge. Daher hätte meines Erachtens Schubert, 
„Geschichte der Könige von Lydien“ 8. 100, mit gröfserem Ver- 
trauen auf die Quelle Polyäns seine Schlüsse aus diesem wichtigen 
Kapitel ziehen können, Die beiden 88 des cap. 8 beziehen sich auf 
die Kämpfe um Pteria in Kappadocien, wo Krösus sein Heer ge- 
sammelt hatte, wührend Cyrus in Babylon beschüftigt war. Nach 
8 1 siegt Krösus infolge einer List in der ersten Schlacht über Cyrus 
und zwingt diesen zur Annahme eines Waffenstillstandas. auf 
drei Monate (wichtige Angabe wegen ihrer Genauigkeit!) Dann 
aber hat sich nach $ 2 das Glück gewendet, er wird noch in Kappa- 
docien entscheidend geschlagen und nur durch eine neue List sichert 
er sich den Rückzug. Das Urteil Schuberts über den Wert der 
Angaben Polyäns ist zu wichtig, als dafs es hier übergangen werden 
dürfte; er sagt: „Die Angaben Polyäns würden trotz des anekdoten- 
haften Charakters sehr wertvoll sein, wenn man sich darauf ver- 
lassen könnte, dafs die zweite, nach dem angeblichen Waffenstill- 
stande geschlagene Schlacht wirklich noch in Kappadocien stättge-. 
funden habe und nicht mit der erst später in der Nähe von Sardes 
geschlagenen Schlacht verwechselt sei. Wir hätten dann wenigstens . 
ein direktes Zeugnis für die schon an und für sich kaum zu be- 
zweifelnde Thatsache, dafs Krösus Kappadocien nur infolge einer 
Niederlage verlassen hat. Aufser Polyän erwähnt die Niederlage 
des Krósus noch Justin 1, 7, 3: 'eictusque iam desolatus in regnum 
refugit (sehr beachtenswert!). ‚Bei Herodot ist der wirkliche Sach- 
verhalt offenbar sehr entstellt (die Vertuschung der Niederlage in 
seinem Berichte geht offenbar auf die Lydier selbst zurück)" Ich 
habe dieses wichtige Urteil einerseits deshalb seinem Wortlaute nach 
angeführt, um auf den Wert der Überlieferung Polyüns hinzuweisen, 
andrerseits, um die letzten Zweifel Schuberts an der Echtheit und 
Glaubwürdigkeit derselben zu widerlegen; denn es ist klar, daís die 


. der Strategemensammlung Polyäns. 459 


war. Hier ist nur $ 1 von den übrigen sieben Abschnitten zu 
trennen; denn dieser geht nach Inhalt und Form ganz auf Herodot 
zurück (4, 134), so daís zunächst kein Grund vorliegt, weshalb man 
von diesem als Quelle abgehen sollte. Dagegen bilden die fol- 
genden sechs Paragraphen einezusammengehörige chrono- 
logische Reihe, wie wir im folgenden näher sehen werden. $ 2 
behandelt den Sturz der Magier, aber die hier berichtete Mafsregel 
des Dafius, wodurch die sieben persischen Stammhäupter sich in der 
Dunkelheit erkennen sollten, fehlt bei Herodot 3, 77 vollstündig; 
allerdings lesen wir auch bei Justin 1, 9 nichts davon, der inhalt- 
lich mit Herodot stimmt, was aber nicht ausschliefst, dafs in seiner 
vollständigen Vorlage dawon gestanden haber kann. — S 3 bespricht 
sodann eine finanzielle Einrichtung des Darius, gehört also bereits 
in die Zeit seiner Regierung. Schon Wölfflin hatte auf eine kurze 
Notiz bei Plut. apophth. reg. et imp. Darius, 3 hingewiesen: τοὺς δὲ 
φόρους τοῖς ὑπηκόοις τάξας μετεπέμψατο τοὺς πρώτους τῶν 
ἐπαρχιῶν, καὶ περὶ τῶν φόρων ἠρώτηςε μὴ βαρεῖς elc φηκςάν- 
τῶν δὲ μετρίως ἔχειν, ἐκέλευςε τελεῖν τοὺς ἡμίςεις ἕκαςτον. Allein 
auf den ersten Blick sieht. man, dafs in der eben citierten Samm- 
lung nur ein ganz oberflüchlicher und mifsverstandener Auszug aus 
einer ausführlicheren Erzühlung erhalten ist, dem sogar jede Pointe 
fehlt. Mit dem Abschnitt bei Polyän hat er nur so viel gemein, dafs 
beide ursprünglich vielleicht auf eine gemeinsame Quelle zurück- 
gehen. Jedenfalls aber ist hier die Erzählung Polyäns die richtigere 
und bessere und kann auch vermüge ihrer Stellung in der Reihe 
ganz wohl aus ejner vollständigen Quelle entnommen sein, wo ver- 
schiedene kluge Regierungsmalsregeln des Darius besprochen waren. 
Der folgende 8 4 ist wohl mit Herodot 3, 135 zu vergleichen, ohne 
dafs eine besondere Übereinstimmung sich zeigte; insbesondere aber 
schliessen zwei Gründe Herodot als Quelle aus: erstens nämlich 
folgt bei Herodot der Inhalt des in 8 4 von Polyün Erzühlten un- 
mittelbar auf 3, 134, woher 8 1 genommen ist; es würden demnach 
doeh wohl 88 4 und 1 zusammenstehen und nicht durch zwei Ab- 
Schnitte getrennt sein, wenn sie beide Herodot entnommen wären. 
Zweitens ist eine sehr beachtenswerte Abweichung die, dafs die List 
des Darius nicht angegeben ist, die er den eigenen zurückgelassenen 
Kranken und Verwundeten gegenüber anwendete (er selbst wolle 
mit dem gesunden Teile des Heeres die Feinde angreifen, wührend 
sie das Lager schützen sollten). Wenn Polyän den Abschnitt aus 
Herodot nahm, würde dies wohl mit erzählt worden sein. Wie es 
unter diesen Verhältnissen zu erklären ist, dafs $ 1 aus Herodot, 8 4 
aus anderer Quelle stammt, davon später im Zusammenhange. Ferner 
finden wir von dem, was in den folgenden Abschnitten erzählt wird, 
bei Herodot keine Spur. Und doch läfst sich glücklicherweise zeigen, 
wie genau chronologisch $ 5 an $ 4 sich anschliefst. In dem kurzen 
Auszuge, welgher aus den lfepcwá des Ktesias durch Photius 


460 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


erhalten ist, wird in 88 16 und 17 von dem Scythenzuge des Darius 
berichtet. Gegen das Ende des leiztern heilst es nun bezüglich 
der Rückkehr des Darius tiber die Donau: Δαρεῖος δὲ τὴν γεφυρὰν 
διαβὰς Χαλκηδονίων οἰκίας καὶ ἱερὰ Evenpncev, ἐπεὶ τὰς πρὸς 
αὑτοῖς γεφυρὰς ἐμελέτηςαν λῦςαι, καὶ ὅτι τὸν βιυμὸν, ὃν περῶν 
Δαρεῖος κατέθετο ἐπ᾽ ὀνόματι διαβατηρίου Διὸς, ἠφάνιςαν. Somit 
. haben wir durch diesen bisher nicht beachteten Bericht des Ktesias 
eine sichere Gewähr dafür, dafs 1) 8 5 sich eng an $ 4 anchliefst, 
und also schon deshalb wohl beide einer Quelle angehören; 2) ist 
uns dadurch auch der Wert der Angaben Polyüns verbürgt. Dieser 
ergibt sich übrigens aus dem Abschnitte selbst; denn so genaue 
Notizen wie ἀπὸ τοῦ καλουμένου ᾿Αφαςίου λόφου, πεντεκαίδεκα 
- «(τάδια τῆς πόλεως ἀπέχοντος können nur einer ausführlichen Quelle 
entnommen sein. 

Der folgende $ 6 ist Zusammenzunehmen mit dem sehr aus- 
führlichen und gut erzählten cap. 12. Beide handeln nämlich von 
dem Zuge des Darius gegen die Saken, wovon sich bei Herodot 
gleichfalls- kein Bericht findet. Und doch ersehen wir auch hiefür 
wieder aus den Fragmenten des Ktesias, dafs in anderen Schriften 
über persische Geschichte ziemlich eingehend von ihnen gehandelt 
gewesen sein muís. Man vergleiche nur fr. 26 und 28, wo von den 
streitbaren Fraden der Saken und von ihren Kämpfen gegen Cyrus 
gesprochen wird. 

Ebenso wie cap. 12 ist auch cap. 13, die Erzählung von der 
Selbstversttümmelung des Zopyrus, aus dem Zusammenhang der Ge- 
schichte des Darius losgelóst und hieher gesetzt. Auch hier ist 
kaum Herodot als Quelle anzunehmen, wenn auch die Nachricht 
ursprünglich auf ihn zurückgeht; denn bei ihm zieht sich die Er- 
zählung durch eine ganze Reihe von Kapiteln hindurch, von 3, 153 
bis 160, wo erst der bei Polyän gleichfalls erwähnte Ausspruch des 
Darius steht. Nun war Polyän nicht der Mann dazu, eine so aus- 
gedehnte Erzählung zu excerpieren, wenigstens läfst sich aus den 
acht Büchern kaum ein Beispiel hiefür finden. Ich möchte also 
cap. 13 ebenso wie die vorausgehenden Abschnitte auf eine fort- 
laufende Quelle zurückführen. Die chronologische Reihenfolge würde 
nun mit cap. 15, den von Xerxes: berichteten Strategemen, weiter- 
gehen. Es mufs also jedem genaueren Beobachter auffallen, dafs 
hier cap. 14 Orontes eingeschoben ist, dessen einzelne Paragraphen 
in die Jahre 385, beziehungsweise um 360 fallen. Schon diese auf- 
fällige chronologische Ungleichheit führt zu der Vermutung, dafs 
dieses Kapitel wohl aus einer anderen Quelle stammt und wegen 
' des Barbaren Ὀρόντης hier eingereiht wurde, weil Polyän natürlich 
nicht wufste, welche Stelle er dem Stücke geben sollte. Bezüglich 
des 8 1 kann der Nachweis hiefür auch erbracht werden; denn dieser 
bezieht sich auf den Krieg, welchen König Artaxerxes Mnemon mit 
Euagoras von Cypern führte, Dieser Krieg ist erzählt bei Diod. 


der Strategemensammlung Polyäns. 461. 


15, 2 ff. TnpißaZoc und Ὀρόντης waren beide Befehlshaber auf 
Cypern. Als nun Euagoras nach einem vergeblichen Versuche, sich 
mit den Ägyptern zu verbinden, von Ägypten zurückgekehrt war, 
schloís Tiribazos’ mit ihm einen Vergleich, demzufolge Euagoras die 
sämtlichen Städte von Cypern räumen und auf Salamis sich be- 
schränken sollte; für letzteres Besitztum sollte er dem Grofskünig 
Tribut entrichten. Dagegen weigerte er sich. Hier nun setzt unsere 
Erzählung ein. Es heifst nämlich Diod. 15, 8, 3: οὐ ευγχωροῦντος 
δὲ τοῦ Τιριβάζου, Ὀρόντης ὁ ἕτερος ς«τρατητγὸς, φθονῶν τῆ 
δόξῃ τοῦ Τιριβάζου, γράμματα λάθρᾳ πρὸς τὸν ᾿Αρταξέρξην 
ἔπεμψε κατὰ τοῦ Τιριβάζου... 6 δὲ βαειλεὺς ἀναγνοὺς τὴν ἐπι- 
«τολὴν καὶ πιςτεύςας ταῖς διαβολαῖς, ἔγραψε τῷ Ὀρόντῃ ευλλα- 
βεῖν τὸν Τιρίβαζον καὶ πρὸς ἑαυτὸν ἀποςτεῖλαι. οὗ πράξαντος 
τὸ προςταχθὲν ὁ μὲν Τιρίβαζος ἀναχθεὶς dic τὸν βαεςειλέα καὶ 
κρίςεως τυχεῖν ἀξιώςας ete.... ὁ δὲ Ὀρόντης διαδεξάμενος 
τὴν ἡγεμονίαν τῶν ἐν τῇ Κύπρῳ δυνάμεων etc. Die Quelle 
Polyäns ist also wohl Ephorus gewesen, aus dem dieser Abschnitt 
genommen sein kann, wenn auch bei Diodor die List selbst nicht 
überliefert ist; so erklärt sich die Einreihung an unrichtiger Stelle. 
Für die Art und Weise, wie Polyün excerpiert hat, ergibt sich aus 
Diodor noch folgendes: es ist offenbar, dafs der Ausdruck Polyäns: 
Τιρίβαζον, Κύπρου catpärnv, unberechtigt ist; er hat nament- 
lich in dem Briefe des Königs Artaxerxes selbst keinen Sinn und ist 
jedenfalls nur hervorgegangen aus dem Bestreben des Kompilators, 
möglichst rasch und kurz in die Situation einzuführen. Bezüglich 
des Briefes des Artaxerxes selbst aber drängt sich uns die Beobach- 
tung auf, dafs derartige kurzatmige Briefe oder Anreden in direkter 
Form von dem Rhetor Polyän selbst aus indirekten Angaben seiner 
Quellen hergestellt worden sind, um dem Tone des Ganzen grölsere 
Lebendigkeit zu verleihen. In dieser Beziehung ist mit unserer Stelle 
insbesondere 1, 24 zu vergleichen, wo der Brief des Histiäus auf dem 
Kopfe des Sklaven: Ἱςτιαῖος ’Apıcrayöpa' Ἰωνίαν ἀπόετηςον aller 
Wahrscheinlichkeit nach gleichfalls erst von Polyün in direkter Form 
hergestellt worden ist. — Die folgenden Paragraphen sind ihrem In- 
halte nach zeitlich ziemlich weit von 8 1 abstehend; schon dies ist 
auffällig; dazu kommt, dafs die hier erzählten Begebenheiten in die 
gleiche Zeit fallen wie das cap. 21, 26, 27 Berichtete; es sind nämlich 
Episoden aus dem allgemeinen Aufstande der Satrapen gegen den 
Grofskónig um 362—360, so dafs es doch auffallen mufs, warum 
diese Episoden nicht zusammen mit jenen anderen erzählt worden sind. 
Dies bringt mich auf die Vermutung, dafs der ᾿Ορόντης des 8 1 über- 
haupt eine ganz andere Person ist wie der der $8 2—4.  Ersterer 
nümlich ist Schwiegersohn des Ártaxerxes, wie bei Diodor ausdrück- 
lich im Zusammenhange der oben angeführten Stelle erwähnt wird. 
Von den in 88 2—4 geschilderten Kämpfen spricht Diodor, aller- 
dings ganz kurz und summarisch, 15, 90 und 91. Wäre der hier 


462 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


genannte Orontes derselbe, so würde, zumal nach so langer Unter- 
brechung und bei Ánlaís eines Aufstandes gegen seinen eigenen 


Schwiegervater, das verwandtschaftliche Verhältnis von Diodor sicher- ' 


lich hervorgehoben worden sein, so aber wird er dort von den übrigen 
Satrapen durch nichts unterschieden und heifst einfach Ὀρόντης 
τῆς Mucíac carpámmc. Ist diese Annahme richtig, dann erklärt sich 
auch, wie diese ausführlichen, auf gute Quellen zurückgehenden Ab- 
Schnitte hieher kommen. Ursprünglich war eben blofs 8 1 aus einer 
anderen Quelle hier eingefügt; als nun Polyän gelegentlich der Lek- 
türe jenes Aufstandes gegen Artaxerxes, der die oben angeführten 
spüteren Kapitel entstammen, abermals auf den Namen Orontes stiefs, 
geriet er in den bei ihm oft vorkommenden Irrtum, beide für iden- 
tisch zu halten und die neuen Excerpte jenem ersten anzufügen. 
Bezüglich des Wertes derselben sprechen wir besser im Zusammen- 
hange mit den späteren auf dasselbe Ereignis sich beziehenden 
Kapiteln von Autophradates, Datames, Ariobarzanes etc. 

Erst mit cap. 15, Xerxes, wird die unterbrochene chronologische 
Reihenfolge wieder aufgenommen. Es mag gleich im voraus be- 
merkt werden, daís die fünf Paragraphen unter sich in genauer 
- ehronologischer Beziehung stehen. Nun fehlen uns für $ 1 alle An- 
haltspunkte, um darüber zu urteilen, für S8 2 und 3 dagegen kommen 
zwei Stellen Herodots in Betracht, für 8 2 Herod. 7, 146, wo die 
 Gefangennahme und die weiteren Geschicke der Kundschafter sehr 
ausführlich erzählt werden, so dafs kaum angenommen werden kann, 
Polyän habe hier den Herodot selbst vor sich gehabt. Bezüglich des 
8 3 stimmt Polyän auch inhaltlich nicht ganz mit Herod. 7, 147; 
denn nach Herodot fahren die griechischen Schiffe vorüber, werden 
gesehen und die Leute des Königs wollen sich eben auf sie werfen, 
und blicken nur auf den Kónig, seiner Befehle harrend, da fragt 
dieser die Vorüberfahrenden, wohin sie fahren ete. Anders bei Polyän: 
hier sind die Schiffe bereits gekapert und man will sie schon mit 
Mann und Maus versenken, da tritt Xerxes dem entgegen etc. Über 
S 4 lälst sich nichts Bestimmteres angeben, 8 5 aber folgt der all- 
gemeinen Überlieferung von der Umgehung des Griechenhäufleins 
in den Thermopylen und läfst sich nicht auf Herodot zurückführen. 
Demnach stammt wohl das ganze Kapitel aus der fortlaufenden 
Quelle des siebenten Buches. Dasselbe gilt bezüglich des chrono- 
logisch sich anschliefsenden cap. 16 tiber Artaxerxes: wenn es auf- 
fallend erscheint, dafs cap. 16, S 1 erzählt wird, auf welche Weise 
dem Tissaphernes für seine Hinterlist gegen die Griechen vergolten 
wurde, dann ein Abschnitt folgt, der sich auf das Jahr 359, den Tod 
des Artaxerxes bezieht und erst dann in cap. 18 von der List des 
Tissaphernes die Rede ist, so läfst sich dies einfach so erklären, dafs, 
wie oben bei Cyrus und Darius, zuerst das erzählt wird, was sich 
unter dem Namen des Regenten selbst erzählen lüfst, worauf dann 
alles übrige folgt, was von anderen während seiner Regierung Be- 


der Strategemensammlung Polyüns. 463 


deutendes und als Strategem Verwendbares geschehen ist. & 2 des 
cap. 16 stammt nicht aus einer guten Überlieferung, sondern aus 
einer Sammlung und trügt ganz den Charakter einer Klugheitsvor- 
schrift, als welche es auch da gegeben gewesen sein kann, von wo 
es Polyän entnahm. 

Besonders wichtig aber ist für uns $ 1 des cap. 18; denn man 
wird zunächst meinen, diese bekannte Überlistung der Griechen-. 
feldherren nach der Schlacht von Cunaxa sei wohl dem Berichte des 
Xenophon Anab. 2, 5, 31f. entnommen, zumal da die Namen der 
hier in Frage kommenden griechischen Offiziere und die Zahlen mit. * 
Xenophon stimmen. Allein in höchstem Grade auffällig ist die Ein- 
leitung: Ticcapepvnc πρὸς Κλέαρχον écmeícaro, παρακαθιςάμενος 
τὰς παλλακίδας΄. τὰς δὲ αὐτὰς ἔφη cmrovbàc ἐθέλειν ποιεῖςθαι 
καὶ πρὸς τοὺς λοιποὺς ἡγεμόνας. Zunächst mag im Anschlufs an 
den Wortlaut Polyäns ein merkwürdiger Irrtum Knotts verbessert 
werden, welcher p. 74 bemerkt: Tissaphernem cum Clearcho paci- 
sceniem pellices assidentes rogarunt, ut celeros quoque Graecorum duces 
arcesseret!! Davon ist doch wahrlich bei Polyän nicht die Rede, 
dafs die Haremsfrauen des Tissaphernes diesen auffordern, auch die 
übrigen Griechenführer mit ihnen bekannt zu machen! Nun hat man 
bisher diese Überlieferung vollständig unbeachtet gelassen, wie ich 
glaube sehr mit Unrecht; denn sie liefert uns einen willkommenen 
Beitrag zur Geschichte jenes Betruges. Aus Xenophon stammt sie 
nicht, und von Polyün erfunden ist sie erst recht nicht; denn eine 
List bot ja die Erzühlung auch ohne die Weiber (vgl. Xenophon). 
Man würde demnach an Ktesias denken, allein einerseits ist durch 
das Zeugnis des Plutarch in der vita Artaxerzis cap. 13 (ἀλλὰ boi- 
- μονίως .ὃ Krncíac, ὡς ἔοικε, φιλότιμος ὧν καὶ οὐχ Aiccov φιλο- 
λάκων καὶ φιλοκλέαρχος ἀεί τινας ἐν τῇ διηγήςει χώρας ἑαυτῷ 
δίδωςιν, ἐν αἷς γενόμενος πολλὰ καὶ καλὰ μεμνήςεται Κλεάρχου 
καὶ τῆς Λακεδαίμονος) hinlänglich erwiesen, dafs der entschiedene 
Freund des Klearch etwas derartiges nicht wohl überliefert haben 
konnte, andrerseits aber läfst sich selbst aus dem dürftigen Aus- 
zuge des Photius noch herauslesen, wie sehr Ktesias die Leicht- 
gläubigkeit des Klearch zu. rechtfertigen suchte; vgl. 8 60 (p. 57b 
ed. Müller): ὡς Τιςςαφέρνης ἐπιβουλεύει τοῖς “Ελλησι, καὶ προς- 
erampıcauevoc Μένωνα τὸν Oeccalóv, bi αὐτοῦ Κλέαρχον καὶ 
τοὺς ἄλλους ςτρατηγοὺς ἀπάτῃ καὶ ὅρκοις ἐχειρώςατο, τοῦ Κλε- 
άρχου καὶ προειδομένου καὶ ἀποκρουομένου τὴν ἐπι- 
βουλήν᾽ ἀλλὰ τό τε πλῆθος διὰ Μένωνος ἀπατηθεὶς κατη- 
γάγκαςε καὶ ἄκοντα Κλέαρχον πρὸς Τιςςαφέρνην παρα- 
τενέςθαι xal ἸΤρόξενος ὁ Βοιώτιος, αὐτὸς ἤδη προαλοὺς ἀπάτῃ, 
ευμπαρήνει. Diesen beiden Darstellungen gegenüber ist die Über- 
lieferung Polyäns eine für die Griechen und speciell für Klearch 
ganz entschieden ungünstige: Tissaphernes weils den ohnehin leicht- 
gläubigen Klearch durch die Gesellschaft seiner Haremsfrauen voll- 


^c 
464 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


ständig zu beruhigen, derselbe vergifst jeden Argwohn, wenn er 
einen gehabt; Tissaphernes fordert ihn auf, seine Kollegen zu bringen 
und auch diese, denen Klearch von seiner Aufnahme wohl erzählt 
haben mochte, lassen sich dazu bestimmen. Daís diese Wendung 
gewifs im Altertume im Umlaufe war, dafür, glaube ich, sprechen 
gerade die Versuche. des Xenophon und Ktesias, ihren Klearch als 
‚nicht überlistet, sondern durch die Macht der Verhältnisse dem 
Verderben geweiht hinzustellen. Für uns aber war es notwendig, 
auf diese selbständige und gewiís auf historische Quellen zurück- 
‘ gehende Überlieferung Polyüns hinzuweisen; denn daraus ergeben 
sich zwei wichtige Schlüsse: 1) die Benützung von Xenophons Ana 
basis ist hiemit in Frage gestellt; 2) da auch Ktesias als Quelle 
abzuweisen war, so mufs irgend ein dritter Autor, der vom Zuge 
der Zehntausenü erzählte, von Polyün eingesehen worden sein. War 
dies Ephorus, was bei seiner Gesinnung gegen die Spartaner móg- 
lich wäre, dann mülste man annehmen, dafs dieser Paragraph von 
Polyän ebenso hier eingereiht wäre, wie manche andere in diesem 
siebenten Buche. Doch ist es weit wahrscheinlicher, dafs jene Quelle, 
welche sich durch das siebente Buch einheitlich hindurchzieht, hier 
benützt ist; diese dürfte wohl indirekt auf Deinon zurückgehen, da 
wir doch zu wenige Anhaltspunkte für eine direkte Benützung dieses 
Autors durch Polyän haben. — Zu $ 2, dessen Inhalt in das 
Jahr 399 fällt, läfst sich näheres nicht angeben.  . 

Cap. 19, das chronologisch vor cap. 18 gehört, entstammt der- 
selben Quelle wie eap. 45 des ersten Buches und ist, wie oben 8. 444 
zu diesem Kapitel schon bemerkt, aus der Geschichte des Lysauder 
losgelöst und wegen des Namens Pharnabazus hier eingefügt. Be- 
züglich des cap. 20 lälst sich nur feststellen, dafs es chronologisch . 
richtig angereiht ist; denn es gehört sein Inhalt in das Jahr 385, 
(Krieg gegen Euagoras). 

Mit eap. 21 beginnen die schon vorhin erwühnten, sehr zahlreichen 
und ausführlichen Abschnitte über die Aufstände der Satrapen iu 
den letzten Jahren der Regierung des Artaxerxes, welche eine ge- 
nauere Betrachtung lohnen. Wenn wir zunüchst untersuchen, welche 
Kapitel hieher gehören, so leistet uns hiefür Dienste einerseits eine 
Stelle des Diod. 15, 90, wo die Teilnehmer an diesen Aufstünden 
aufgezühlt sind: ὑπὸ γὰρ τὸν αὐτὸν καιρὸν ἔδει πρός τε τὸν τῶν 
Αἰγυπτίων βαειλέα πολεμεῖν καὶ πρὸς τὰς κατὰ τὴν ᾿Αείαν '€A- 
ληνίδας πόλεις καὶ Λακεδαιμονίους καὶ τοὺς τούτων εὐυμμάχους 
ςατράπας καὶ CTPATNYOUC, τοὺς ἄρχοντας μὲν τῶν παραθαλαττίων 
τόπων, ευντεθειμένους δὲ κοινοπραγίαν᾽ ὧν Acav ἐπιφανέετατοι 
᾿Αριοβαρζάνης μὲν ó τῆς Φρυτίας carpámnc..., Μαύεω- 
Aoc δὲ Καρίας δυναςτεύων,... πρὸς δὲ τούτοις Ὀρόντης 
μὲν ὁ τῆς Μυείας carpámnc, Αὐτοφραδάτης δὲ Λυδίας... 
Dazu kommt nach cap. 91 noch Δατάμης ὁ τῆς Καππαδοκίας 
ςατράπης. Andrerseits ist hieher zu ziehen der Prolog zu lib. X 


“ der Strategemensammlung Polyäns. 465 


des Tregus Pompejus: Decimo volumine continentur. Persicae res. Ut 
Artaxerxes Mnemon pacificatus cum Euagora rege Cyprio bellum Aegyp- 
lium in urbe Ace compararit, ipsesin Cadusiis viclor, defectores in Asia 
purpuratos suos perseculus, primum Datamem praefectum [Paphla- 
goniae] ; deinde praefeclum Hellesponti Ariob arzanem, deinde in Syria 
Armeniae praefectum Orontem. Nach den beiden Angaben haben wir 
demnach auf diese Ereignisse zu beziehen: cap. 21 Δατάμης; cap. 28 
Μαύεωλος; cap. 26 ᾿Αριοβαρζάνης; cap. 27 Αὐτοφραδάτης; 
cap. 29, 1 Μιθριδάτης, wozu noch cap. 14, 2—4 Ὀρόντης 
kommt, welche Abschnitte aus bereits angegebenen Gründen in- 
folge eines Irrtums Polyäns an die unrechte Stelle gerieten. Alles, 
was zwischen diesen Abschnitten eingeschoben ist, läfst sich als zum 
Teil aus ganz anderen Quellen herrührend nachweisen. Bei Schrift- 
stellern, welche griechische Geschichte schrieben, können diese An- 
gelegenheiten Persiens nicht mit einer Ausführlichkeit besprochen 
gewesen sein, wie sie die einzelnen Partien bei Polyän aufweisen. 
Dies beweist. uns einerseits die gedrüngte und wenig klare Dar- 
stellung jener Kümpfe bei Diodor, andrerseits aber besonders die 
ausführliche und in mancher Beziehung merkwürdige vita Daíamis 
des Cornelius Nepos, auf die wir bezüglich einzelner Abschnitte noch 
einzugehen haben. Der Autor, auf den die Nachrichten in letzter 
Linie zurückgehen, mufs also ein Historiker gewesen sein, welcher 
speziell persische Geschichte schrieb, und in der That führen 
mehrere Anzeichen auf Deinons TTepcıxa als Quelle; denn ein- 
mal hört auffallenderweise mit cap. 29, 1, das den Untergang des 
Datames, der hervorragendsten Persönlichkeit jener Kämpfe, be- 
handelt, die zusammenhängende Überlieferung des siebenten Buches 
Polyäns plötzlich auf, wie sich bestimmt nachweisen lüfst. Nun hat 
aber auch Deinon sein Werk höchst wahrscheinlich nicht bis zum 
Ende des Persörreiches geführt; denn es spricht das letzte Fragment 
(fr. 30, Müller II.) von der Eroberung Ägyptens durch Ochus (Arta- 
- Xerxes TIL), denselben, auf den sich cap. 17 bezieht. (Freilich be- 
weist dieses Fragment noch nichts für das Ende; möglich wäre es, 
dafs Deinons Geschichte bis auf Darius III. reichte, wo sein Sohn 
Kleitarchos einsetzte.) Ferner aber ist nachgewiesen, dafs Deinon 
den diesbezüglichen Nachrichten des Trogus Pompejus zu Grunde 
liegt, und Cornelius Nepos, dessen ausführliche Notizen im Leben 
des Datames sich in mehreren Punkten mit Polyün berühren, sagt 
je bekanntlich im Leben des Conon, 5, 4: Dinon historicus, cui nos 
plurimum de Persicis rebus credimus. Allerdings hat Polyün 
ihn selbst kaum benützt, wenigstens läfst es sich nicht bestimmt 
beweisen, und durch die Annahme der nicht zu verkennenden, zu- 
sammenhängenden Überlieferung des siebenten Buches bis cap. 29 
wird es unwahrscheinlich gemacht, aber dennoch glaube ich die 
Wichtigkeit und den Wert der aufgezühlten Abschnitte Polyüns 
so weit dargethan zu haben, dafs man ihnen künftig als sicheren 


466 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


und bei der ganzen Art der Arbeit Polyäns auch zuverlässigen Resten 
deinonischer Überlieferung grölsere Beachtung schenken wird, wie 
bisher. — Um nun auf Einzelnes einzugehen, so ist für uns die zu 
8 1 schon von Wölfflin angemerkte Parallelstelle Aristot. oecon. 2, 25 
interessanter als man glauben möchte; denn wenn auch Polyän nicht 
direkt aus jener Sammlung schópfte, so ist es doch offenbar, dafs 
beide Stellen auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen; daher wird 
auch bei Aristot. der Name am Anfang Διδάλης TTepenc wohl un- 
bedenklich in Δατάμης zu &ndern sein. Nun lassen sich bei Polyün 
eine ganze Reihe sehr anekdotenhafter Erzählungen ausscheiden, 
welche sich mit Listen beschäftigen, wodurch einer seinen finan- 
ziellen Verlegenheiten abzuhelfen sucht. Aus der unter dem Namen 
des Aristoteles gehenden Sammlung können sie deswegen nicht 
stammen, weil, von einzelnen Verschiedenheiten abgesehen, manche, 
wiewohl inhaltlich übereinstimmend, doch unter einem ganz anderen 
Namen erzählt sind. Immerhin aber gentigt es uns, auf Grund dieser 
Vergleichungen konstatieren zu können, dals wir als eine der 
Quellen Polyäns ganz unzweifelhaft eine Sammlung an- 
zunehmen haben, welche derartige auf finanzielle Opera- 
tionen bezügliche Anekdoten enthielt. Wie eine solche Zu- 
sammenstellung beschaffen gewesen sein kann, dafür ist uns Aristot. 
oecon. 2 ein willkommenes Muster. Nach dem Gesagten ist also 
8 1 des cap. 21 von den übrigen loszulösen und als aus einer gering- 
wertigen Sammlung anekdotenhaften Charakters stammend zu be- 
irachten. 

Bezüglich der historischen Richtigkeit des ἃ 2, mit welchem 
die einer besseren Quelle entnommenen Abschnitte beginnen, 
können wir auf die Notiz bei dem Taktiker Aeneas cap. 40 ver- 
weisen: Civumeic πρὸς Δαταμᾶν πολεμοῦντες, ἐπεὶ ἐν 
κινδύνῳ ἧςαν etc. Weil nun aber dieser Paragraph aus guter 
Quelle stammt, deswegen kann auch die Lesart Cncróv unmög- 
lich richtig sein; denn erstens, wie kann Datames den Sinoptern 
das ziemlich weit entfernte Sestos anbieten wollen, das für sie einen : 
zweifelhaften Wert hatte und jedenfalls nicht zu behaupten war, und 
zweitens kann von Sestos deshalb keine Rede sein, weil es ja zu 
der fraglichen Zeit den Athenern gehörte (vgl. Nep. Timoth. 1). Es 
mufs also notwendig ein kleinerer Ort, in der Nähe von Sinope ge- 
legen, gedacht werden, welcher in die Botmüfsigkeit dieser Stadt 
gebracht werden sollte. Demnach ist unbedingt die Konjektur He- 
ringas Cncauov aufzunehmen, welches ein.kleines Städtchen, gleich- 
falls am schwarzen Meere, unfern von Sinope gelegen war. Aus ὃ 5 
geht bezüglich der Zeit dieser Belagerung Sinopes hervor, dafs die- 
selbe noch vor den Abfall von dem Grofskönige fällt. — In $ 3 ist 
der Übergang des Datames tiber den Euphrat gelegentlich des Krieges 
gegen den Grofskónig so gut und genau beschrieben, dafs dieser Um- 
stand allein auf eine treffliche Quelle hinweisen würde. Daher ist 


der Strategemensammlung Polyüns. 467 


die Bemerkung bei Sievers, „Geschichte Griechenlands vom Ende 
des peloponnesischen Krieges bis zur Schlacht von Mantinea" 8. 372: 
„Woher aber die Notiz, daís Datames bis an den Euphrat gekommen 
sei bei Polyün?" nicht recht zu begreifen. Seine Satrapie Kappa- 
docien stiefs ja hart an den Euphrat, und zudem ist ein anderer 
gröfserer Flufs nicht in der Nähe, da der Halys in Kappadocien 
nicht so schwierig zu überschreiten ist. Höchstens insofern ist ein 
Irrtum Polyüns anzunehmen, als er den Grofskónig selbst heran- 
ziehen läfst; es war jedenfalls Autophradates. (Diese Nachlässigkeit 
wurde veranlafst durch die Kürzungen am Eingang.) Dals dieser μετὰ 
πολλῆς δυνάμεως heranzog, geht hervor aus Nep. Dat. 8. Der 
Hergang ist also offenbar folgender: Datames hatte tiber die Grenzen 
seiner Provinz hinaus Verheerungszüge unternommen, mulste sich 
aber vor dem mit überlegenen Streitkräften heranrückenden könig- 
lichen Feldherrn in seine Provinz Kappadocien zurückziehen (καὶ 
εἰς τὴν αὑτοῦ ἀφίκετο). Dort fand der entscheidende Kampf 
statt. Nach diesem erfolgte eine scheinbare Aussöhnung mit dem 
Könige (Nep. Dat. 8), aber nur eine scheinbare; denn heimlich stellte 
dieser dem Datames nach. So schliefst sich chronologisch 
84 genau an. Mit diesem 8 4 mufs Nep. Dat. 9 verglichen werden. 
Wenn von einem Kampfe in der Ebene von Aspendos in Pamphy- 
lien die Rede ist, so scheint Datames sich gegen seine alten Feinde, 
die Pisidier und Aspendier, welche beide nach Nep. 8 gegen ihn 
unter Autophradates Kontingente gestellt, gewendet zu haben. Die 
Darstellung selbst ist abweichend von Cornelius Nepos, der 
genauer erzählt. 1) Nach diesem geht die Nachstellung direkt vom 
Könige aus, davon steht bei Polyün nichts; doch ist dies möglicher- 
weise eine Folge der Losreifsung des $ 4 aus dem historischen Zu- 
sammenhange. 2) Die Nachsteller sind einige aus der Zahl 
seiner Freunde (qui in amicorum erant numero), und die Kunde 
davon geht ihm durch die Peinde zu, weshalb er sie nicht glauben, 
sondern thatsächlich erproben will; nach Polyün ἐπιβουλεύεται ὑπὸ 
ςτρατιωτῶν ἰδίων. 3) Nach Nepos soll der Angriff während 
des Marsches stattfinden, ‚und dies geschieht auch, nach Polyän 
aber gelegentlich eines Kampfes ἐν ᾿Αςπενδίῳ πεδίῳ in Pamphylien. 
4) Gleich bei beiden ist blofs die Art der List; der Schlufs, wonach 
die Verräter fielen, fehlt bei Polyän, vielleicht, weil es ihm nur 
darum zu thun war, anzugeben, wie ihre Erkennung herbeigeführt 
wurde. Wir konstatieren also eine Abweichung von Cornelius Nepos 
und damit, was sehr wichtig ist, eine eigene Quelle für 8 2, 3, 4, 
eine eigene für 8 5, 6, 7. Denn es beginnt mit 8 5 die Erzühlung 
abermals, wie in der ersten Partie, mit der Belagerung von Sinope, 
welche, wie schon erwühnt, vor den Abfall vom Grofskónig gehórt. 
Es entspricht also 8 5 der zweiten Reihe dem $ 2 der ersten ebenso, 
wie $6 dem $83 (Kämpfe gegen den Grofskónig). Besonders bemerkens- 
wert ist 8 7 verglichen mit Nep. Dat. 6; Diod. 15, 91; Front. 2, 7, 9; 
Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. $1 


. 468 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Polyän. 7, 28, 2. Vergleicht man diese Berichte (abgesehen von 
der letzten Stelle), so ergeben sich zwei verschiedene Überlieferungen: 
nach Diodor, der im übrigen mit Nepos genau stimmt, nach Polyän 
und.nach Frontin fällt dieser Zug von Geistesgegenwart des Da- 
tames in den Kampf gegen den Grofskönig; denn bei Diodor und 
Frontin ist dies ausdrücklich bemerkt, bei Polyän läfst es sich zu- 
nächst wenigstens aus der Reihenfolge schliefsen; nach Nepos da- 
gegen geschah es im Kampfe gegen die Pisidier. Prüft man die 
Wahrscheinlichkeit beider Überlieferungen, 80 erscheint eigentlich 
die des Diodor als die glaubwtürdigere; denn was hatte Mithrobar- 
zanes, des Datames Schwiegersohn, davon, wenn er auf Seite der 
Pisidier trat. Ganz anders gestaltet sich die Sache, wenn wir an- 
nehmen, dafs ihm von Seiten des Grofskönigs verlockende Aner- 
bietungen gemacht wurden, welche ihn veranlafsten, im entschei- 
denden Augenblicke der Sache seines Schwiegervaters unireu zu 
werden. Wenn ich nun alles erwüge, 80 komme ich immer mehr zu 
der Ansicht, dafs die Erzählung Polyüns keiner von beiden Über- 
lieferungen entstammt, sondern irgend einer Sammlung von Strate- 
gemen; darauf führt zunächst die groíse Unbestimmtheit dieses Ab- 
schnittes, indem weder der Ort des Kampfes, noch die Gegner, noch 
der Name des ἵππαρχος angegeben ist, ferner die Ungenauigkeit 
der Darstellung; denn darin stimmen Diodor und Nepos, obwohl 
aus verschiedenen Quellen schöpfend, tiberein, dafs Datames auch die 
Feinde durch seine Bewegungen zu dem irrigen Glauben zu ver- 
anlassen wufste, der Übergang des Mithrobarzanes sei ein verab- 
redetes Manóver, so dafs der Verrüter zwischen Feind und Freund 
in die Mitte geriet und elendiglich zu Grunde ging. Im Anschlufs 
&n diesen Klugheitsbeweis des Datames sind beide Autoren einig 
in seinem Lobe. Wäre also Polyän einer vollständigen Darstellung 
gefolgt, so würden wir bei ihm auch einen besseren Bericht haben. 
Da dies nicht der Fall ist, so mufs angenommen werden, dals 
er diese Notiz über Datames anderswoher entnahm und infolge 
dessen die ausführliche Erzählung nicht wiederholen wollte. Dazu 
kommt noch die Stelle Polyän 7, 28, 2, welche schon von Wölfflin 
als eine Duplette der eben besprochenen Erzählung erkannt wurde, 
eine Ansicht, welcher sich auch neuerdings Curt Wachsmuth, 
„Die persischen Satrapen Arsamas bei Polyän und Sarsamas bei 
Ktesias^ (Rhein. Museum 37, S. 150 8.) angeschlossen hat. Dieser 
Paragraph ist in der That sicher aus irgend einer Sammlung ent- 
lehnt und offenbar nach dem wahren Berichte von’ einem Strate- 
gemensammler erst fabriciert, wie eine auch nur oberflächliche Ver- 
gleichung lehrt, und ganz auf derselben Stufe steht Front. 2, 7, 9; 
denn etwas Lücherlicheres, als was namentlich bei letzterem erzählt 
wird, lüfst sich kaum denken. — Mit den Abschnitten über Datames 
ist cap. 29, 1 um so mehr zu verbinden, als es nur wegen des Namens 
Μιθριδάτης von der zusammenhängenden Überlieferung losgetrennt 


der Strategemensammlung Polyäns. 


469 


worden ist. Hier ist nun eine geradezu wörtliche Übereinstimmung 


mit Nepos Datam. 10 und 11 nachzuweisen. 


Ich will nur einige 


besonders frappante Stellen dieser beiden, bisher nicht verglichenen 


Berichte hervorheben: 


Polyän. 
φρούρια Bacıkewc KaTeckawe, 
xWuac κατέπρηςε, φόρους ἥρ- 
παςε, λείαν ἤλαςεν. 


Μιθριδάτης ἐν τῷ χωρίῳ τού- 
τῳ TTPOKOTECKEVÄCATO ἐγχειρίδια 
πολλὰ, κεκρυμμένον ἄλλο ἀλλα- 
χοῦ καὶ τούτοις ἐπέκειτο ςήμειον. 


&ávexalécaro Δατάμην, ὡς 
ἐπιλαθόμενος δή τινων ὧν 
ἐχρῆν εἰπεῖν. 


Nepos. 
regis provincias vexat, castella 
expugnat, magnas praedas capit. 


huc M. ante aliquot dies venit, 
compluribusque locis separatim 
gladios obruit eaque loca dili- 
genter notat. 


Datamenque revocavit simulans 
se quiddam in colloquio esse obli- 
tum. 


Auch die Schlufssätze stimmen fast wörtlich überein, ein Beweis, 
dafs beide auf eine ausführliche dritte Quelle zurückgeben. Dem- 
nach stellt sich das QuellenverhäNnis in dem interessanten cap. 21 
in folgender Weise dar: 


Cap. 21, 81 Sammlung. 
2 
3 Einheitliche Quelle, abweichend von 
84 der des Cornelius Nepos- 
ὃ : Quelle des Cornelius Nepos (einheit- 
und cap. 29, 1 liche Quelle von Buch 7.) 


8 7 (u. cap. 28, 2) Sammlung. 


Ich mufste bezüglich des cap. 21 so ausführlich sein, weil wir 
nur so die richtige Anschauung gewinnen für die Beurteilung von 
eap. 14, 8 2—4; cap. 26; cap. 27; denn hier fehlt uns leider jede 
Parallelstelle, welche einen eingehenderen Vergleich gestattete. Nur 
bezüglich des cap. 14 erkennen wir noch mit Mühe den Zusammen- 
hang und die richtige Reihenfolge der drei Paragraphen. Nach dem 
oben angeführten Verzeichnis der Aufständischen bei Diod. 15, 90 
ist Orontes τῆς Mucíac ςατράπης und beteiligt sich als solcher an 
der Erhebung. Die Ortsangaben Tmolus und Sardes in $ 2 
weisen darauf hin, dafs Orontes hier noch in der Nähe seiner Sa. 
trapie gegen den König kämpft, also wohl zu Beginn seines Abfalles. 
Nach Diod. 15, 91 wurde er von den Aufständischen zum Oberfeld- 
herrn gewählt, ging aber, durch Versprechungen verleitet, zum Könige 
über und bekämpfte nun seine früheren Genossen; so ist also ὃ 3 
chronologisch richtig an $ 2 angeschlossen; denn hier kämpft Orontes 

δι" 


410 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


bereits auf Seite des Königs gegen Autophradates und ebenso ist 
68 mit ὃ 4.΄ 

Interessanteres können wir nur noch zu cap. 23, 1 und 2 be- 
merken. Zu der in 8 1 erzählten Finanzoperation des Dynasten 
Mausolos haben wir eine Parallelstelle bei Aristot. oecon. 2, 13: 
Μαύεωλος 6 Καρίας τύραννος, πέμποντος βαςιλέως πρὸς αὐτὸν 
ἐπὶ τῷ τοὺς φόρους δοῦναι, ευναγαγὼν τοὺς εὐπορωτάτους ἐν 
τῇ χώρᾳ ἔλεγεν, ὅτι βαειλεὺς αἰτεῖ τοὺς φόρους, αὐτὸς δὲ οὐκ 
εὐπορεῖται᾽ καταςκευαςτοὶ δ᾽ ἄνδρες αὐτῷ εὐθέως ἐπηγγέλλοντο 
ὅςον eicoíce: Exactoc. τούτων δὲ τοῦτο πραξάντων οἱ εὐπορώ- 
τεροι τὰ μὲν αἰςχυνόμενοι, τὰ δὲ φοβούμενοι πολλῷ τούτων 
πλείω ἐπηγγέλλοντο καὶ eicépepov. Vergleicht man beide Er- 
zählungen, so sieht man sofort, daís sie nichts mit einandar gemein 
haben, als die einfache Thatsache, dafs Mausolos einmal in einer 
Geldverlegenheit eine Aufforderung des Grofskönigs vorschützte, um 
seinen Unterthanen Geld abzupressen, nur dafs das bei Polyän Er- 
zählte wo möglich noch unglaublicher klingt. Offenbar gilt also von 
8 1 dasselbe, was zu cap. 21, 1 bemerkt wurde, er stammt aus der 
gleichen Sammlung. — Sehr wichtig ist dagegen $ 2, welcher er- 
zählt, wie es dem Mausolos gelapg, sich in hinterlistiger Weise der 
Stadt Latmos zu bemächtigen, die nördlich von Halikarnassos am 
Flusse Latmos lag und auch den Namen Heraklea führte. Er macht 
zuerst die Latmier vertrauensselig, indem er ihnen die Geiseln zurück- 
sendet, welche sie seinem Vorgänger Idrieus hatten stellen müssen, 
und sich mit Leibwachen, aus Latmiern bestehend, umgibt; schliefs- 
lich schützt er einen Zug nach Πύγελα (Ort auf lydischem Gebiete, 
südlich von Ephesus) vor und erbittet sich 300 Latmier zum Schutze, 
weil er den. Ephesier Ἡρόφυτος fürchte (bezeugt bei Arrian, Anab. 
1, 17, 11, wo sein Grab erwähnt wird: τὸν τάφον ἐκ τῆς ἀγορᾶς... 
τὸν Ἡροπύθου roO ἐλευθερώςαντος τὴν πόλιν). Die Latmier schicken 
die 300, er zieht vorüber gen Pygela, von Latmos strömt alles an 
die Stralse, ihn vorüberziehen zu sehen, aber inzwischen wird die 
ziemlich entblöfste Stadt von einer im Hinterhalt liegenden Abteilung 
eingenommen und Mausolos selbst kehrt mit seinen Leuten wieder 
um, die Eroberung vollenden zu helfen. Die örtlichen Angaben und 
die ganze Erzählung sind so genau, dals man keinen Augenblick 
zweifeln kann, dals das Ganze auf eine sehr gute Quelle zurück- 
geht. Um so merkwürdiger ist es nun, wenn wir in 8, 53, 4 eine 
bisher nicht beobachtete, vollständige Duplette zu 7, 23, 2 vor 
uns haben: Artemisia gewinnt die Stadt Latmos, indem sie eine 
bewaffnete Macht in Hinterhalt legt, selbst aber mit Eunuchen, 
Frauen und Flótenspielern ete. an der Stadt vorüber nach dem Haine 
der Kybele zieht, der von Latmos sieben Stadien entfernt ist. Alles 
strömt aus der Stadt, um die reiche Procession zu sehen, aber in- 
zwischen brechen jene hervor und besetzen das von Verteidigern 
entblöfste Latmos. Die Duplette liegt auf der Hand: was Mausolos 


᾿ der Strategemensammlung Polyüns. 471 
gethan, ist auf seine Witwe und Nachfolgerin Artemisia übertragen. 
Auch darüber wird keinen Augenblick gezweifelt werden können, 
welche Überlieferung die bessere sei; denn bezüglich des Wertes 
der letzteren ist der Schlufssatz besonders bezeichnend: κατελάβοντο 
τὴν πόλιν, κρατήςαντες αὐλοῖς καὶ τυμπάνοις, ἧς οὐκ ἐκράτηςαν 
ὅπλοις, eine Pointe, die nur allzu gemacht erscheint; so wird man 
denn nicht umhin können, 8, 53, 4 einfach auf eine Anekdoten- 
sammlung zurückzuführen, aber wir haben damit wenigstens einen 
neuen Beweis dafür gewonnen, wie die Strategemensammler mit 
der Geschichtsüberlieferung umsprangen: hätten wir nicht glück- 
licherweise 7, 23, 2 erhalten, wir wtirden wohl die andere Erzählung 
für glaubhaft annehmen. 

Es erübrigt noch, kurz die zwischen den eben ausführlich be- 
handelten Partien aus der persischen Geschichte eingeschobenen 
Abschnitte zu besprechen. Über cap. 22 läfst sich nichts angeben, 
als dafs es mit cap. 21 und 23 in keinerlei Zusammenhang steht 
und daher willkürlich eingesetzt ist, auch wird es bei seinem ent- 
schieden anekdotenhaften Charakter schwerlich auf eine gute Quelle 
zurückgeführt werden können. 

Cap. 24 ist zu vergleichen mit Herodot 7, 107 und es ist kein 
Grund vorhanden, weshalb man diesen als Quelle abweisen sollte. 
Cap. 25 gehört in das Jahr 291, also in die Geschichte der Diadochen- 
zeit, dnd soll daher auch im Zusammenhang mit den übrigen Ab- 
schnitten, die sich auf jene Zeit beziehen, gewürdigt werden; jeden- 
falls aber sind beide Kapitel hier aus anderen Quellen eingereiht. 

Was die beiden 88 des cap. 28 anlangt, so wurde der 
zweite schon gelegentlich der Besprechung von cap. 21, 7 als aus 
einer geringwertigen Quelle entnommen charakterisiert; den ersten 
hat Wachsmuth in dem schon genannten Aufsatze: „Die persischen 
Satrapen Arsamas bei Polytin undSarsamas bei Ktesias“ (Rhein. Mus. 37, 
S. 156 ff.) einer lüngeren Untersuchung unterzogen, und ist zu dem 
Resultate gekommen, dafs wir in dem hier genannten ᾿Αρεάμης jenen 
‘Satrapen von Ägypten zu erkennen haben, welchen Megabyzus nach 
der Niederwerfung des durch Inaros ins Werk gesetzten ägyptischen 
Aufstandes (454) einsetzte nach Ktesias ($ 35 Photius), so dafs 
also die Aufforderung des Satrapen an die Barkäer: κοινωνῆςαι Ba- 
cıkei τῆς ἐπὶ τὴν ᾿ξλλάδα crpareíac auf den damals bevorstehenden 
Kampf mit den Hellenen, den Offensivkrieg des Cimon gegen Persien 
zu beziehen wäre. Wie dem auch sei, hierher ist dieser Abschnitt nur 
gekommen durch den $ 2, welcher von einem Abfall vom Grofskönig 
handelte und wohl deshalb mitten unter den anderen hierauf sich 
beziehend®n Kapiteln eine Stellung gefunden hatte. 

Es wurde bereits erwähnt, dafs mit cap. 29 die einheitliche 
Quelle des siebenten Buches ihr Ende erreicht hat und warum. Die 
noch folgenden Kapitel sind daher blofs üufserlich hier zusammen- 
gestellt, weil das siebente Buch die Strategeme der Barbaren bringen 


419 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


sollte, und gehören infolge davon auch ganz verschiedenen Quellen 
an. Gleich cap. 30 ist aus einer Sammlung excerpiert; darauf führt, 
von der Kürze und Unbestimmtheit abgesehen, namentlich die Be- 
merkung: ’Apıßoioc τὴν παραςκευὴν τῆς ἀπονοίας αὐτῶν φοβηθείς; 
denn dieses sich Hüten vor der ἀπόνοια der Gegner ist gerade ein 
charakteristisches Kennzeichen anekdotenhafter Darstellung und bei 
Polyän ganz besonders beliebt. — Ebenso wie cap. 30 sind auch 
cap. 31 und 32 aus einer Sammlung genommen und zwar aus der 
nämlichen; denn sie beziehen sich beide wieder auf Kniffe, wodurch 
sich einer aus Geldverlegenheiten half. Für cap. 32 finde ich über. 
dies, freilich unter anderem Namen, eine Parallele in der uns schon 
bekannten Sammlung Aristot. oecon. 2, 26: Ἰφικράτης ᾿Αθηναῖος, 
Κότυος ευναγαγόντος ςτρατιώτας, ἐπόριςεν αὐτῷ χρήματα τρό- 
TOV τοιοῦτον. ἐκέλευςε τῶν ἀνθρώπων ὧν ἦῤχε προςτάξαι κατα- 
cmeipai αὐτῷ γῆν τριῶν μεδίμνων᾽ τούτου δὲ πραχθέντος cuv- 
ελέγη círou πολὺ πλῆθος. καταγαγὼν οὖν τὰ ἐμπόρια ἀπέδοτο 
καὶ εὐπόρηςε χρημάτων. Demnach kann über die Herkunft 
beider Kapitel, insbesondere des letzteren, kaum mehr ein Zweifel 
obwalten. 

Das folgende cap. 33 zerfällt in drei, verschiedenen Quellen 
entnommene Bestandteile; denn es beziehen sich wohl ὃ 1 und 3 
auf den älteren Artabazus, welcher auf dem Zuge des Xerxes gegen 
Griechenland eine Rolle spielte, $ 2 dagegen auf einen jüngeren 
gleichen Namens, der allerdings dem älteren nahe verwandt war; 
wir wissen nämlich, dafs der ältere Artabazus seit 476 die Satrapie 
von Daskyleion besafs, und dafs ihm im Besitze derselben Sohn und 
Enkel folgten. Schon Wölfflin hatte in der Vorrede auf diesen Irr- 
tum in der Person hingewiesen. Nun läfst sich mit 8 1 allerdings 
die Stelle Herodots 8, 128 vergleichen, den auch der Taktiker 
Aeneas in cap. 31 ausgeschrieben hat; allein der Bericht Polyäns ist 
dem Herodots gegenüber ganz auffallend knapp und kurz; insbe- 
sondere erscheint der Schlufs bei Polyän verstümmelt, indem er ver- 
schweigt, dafs die List keinen Erfolg hatte, sondern alsbald aufkam 
und wie dies geschah. Selbst Aeneas berichtet den Vorgang wahr- 
heitsgetreu nach Herodot, obwohl es doch auch eigentlich in seinem 
Interesse lag, den Mifserfolg zu verschweigen. Beiden Erzählungen 
gegenüber erscheint uns die kurze Notiz bei Polytin einfach als eine 
Vorschrift, wie man sich mit einem innerbalb der Mauern befind- 
lichen Gleichgesinnten, ohne Aufsehen zu erregen, verständigen kann. 
Sammlungen der Art mag es viele gegeben haben; auf eine solche 
ist $ 1 zurückzuführen und nicht auf Herodot, letzteres verbietet 
übrigens auch schon $3. — $ 2 dagegen, welcher auf deli jüngeren 
Artabazus geht, entstammt einer besseren Quelle, wohl einer, die 
griechische Geschichte behandelte; denn es ist dieser Paragraph 
zusammenzunehmen mit dem Abschnitt 5, 16: dort sind zum Teil 
nach guten Quellen Thaten des Thebaners Pammenes erzählt; unser 


der Strategemensammlung Polyüns. 418 


Paragraph, dessen Inhalt in das Jahr 353 fällt, bildet eine Ergänzung 
hiezu; denn er enthält des Pammenes letzte Schicksale und wurde 
nur wegen des Namens Artabazus losgetrennt und in das siebente 
Buch verwiesen. Es’ ist wahrscheinlich, dafs wir hier ephoreische 
Überlieferung vor uns haben. Ebenso wie $ 1, läfst sich auch 8 3 
mit Herodot vergleichen (9, 89), aber diesmal ist die Überein- 
stimmung eine sehr gute, der Anfang besonders lehnt sich genau 
an Herodot an; ich kann daher keinen Grund absehen, weshalb man 
diesen nicht als Quelle annehmen sollte, um so weniger aber kann 
dann ὃ 1 aus derselben Quelle stammen. — Auch cap. 34 geht 
sicher auf Herodot 4, 201 zurück, trotz einer dabei mit unter- 
gelaufenen ungeschickten Verwechslung. Die Expedition nach Barka 
nämlich, von welcher hier die Rede ist, hat Aryandes nicht selbst 
unternommen, sondern er hat den Amasis mit der Führung des 
Fufsvolkes, den Badres mit dem Kommando der Flotte betraut. 
Von diesem Amasis geht denn auch bei Herod. 1. 1. die hier erzählte . 
List aus. Dies hindert jedoch hier keineswegs, den Herodot als 
Quelle anzunehmen; denn ganz abgesehen von der Beobachtung, dafs 
Poly&nNamensverwechslungen passieren, insbesondere àm Anfang eines 
Stückes, wo er die Situation kurz zusammenfassen mufs, so ist dies 
hier um so leichter móglich gewesen, als bei Herodot cap. 200 Ary- 
andes als Absender des Heeres genannt wird, Amasis dagegen nur 
einmal, cap. 201 am Anfang, vorkommt; aufserdem ist weit davon 
entfernt, cap. 167, von der Absendung des Heeres unter Amasis nach 
Barka berichtet. — Die ausführlichen Abschnitte des cap. 35 ge- 
hören in die Diadochengeschichte und sollen auch dort im Zusammen- 
hange besprochen werden. 

Bezüglich des cap. 36, dessen Held aufser bei Polyän gar nicht 
vorkommt, liíst sich nicht einmal sagen, mit welchem Rechte oder 
Unrechte es in das siebente Buch gestellt worden ist; hingegen 
läfst sich bestimmt beweisen, dafs es einer Anekdotensammlung 
entnommen ist. Darauf führen einerseits die unbestimmten Ausdrücke 
πολεμίων προεκαθημένων und fj πόλις schlechtweg, das Fehlen 
jeglicher näheren Angabe, was um so mehr auffällt, als es Polyän 
bei weniger bekannten Persönlichkeiten fast nie versäumt, die Natio- 
nalität derselben anzugeben, auíser wenn er in seiner Quelle selbst 
keine diesbezügliche Angabe findet; andrerseits spricht dafür die 
bedeutende Zahl gleichlautender oder ähnlicher Anekdoten: ich er- 
innere an Polyän 6, 47 = Front. 3, 15, 6; an eine ähnliche List der 
Römer auf dem Kapitol bei Front. 3, 15, 1, wie überhaupt dieses 
15. Kapitel des dritten Buches Frontins quemadmodum efficiatur, 
ut abundare videantur, quae deerunt uns lehren kann, dafs ein solcher 
Abschnitt in einer Strategemensammlung nicht fehlen durfte. 

Das cap. 37 gibt uns Gelegenheit, zu bemerken, wie Polyän 
bei der Ordnung seiner Strategeme in Bücher sich mehrmals offen- 
. barer Inkonsequenz in der Befolgung seines Einteilungsprincipes 


414 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


schuldig gemacht hat. Es gehörte allerdings der in cap. 37 behan- 
delte König TTaıpıcadnc von Pontus in das siebente Buch. Nun ist 
aber dieser ein Sohn Leukons (vgl. A. Schäfer, „Athenischer Volks- 
beschlufs zu Ehren der Söhne Leukons von Bosporus“, Rhein. Mus. 33, 
S. 418 ff.). Dieser Leukon jedoch, der Vater, ist in cap. 9 des sechsten 
Buches behandelt, der Sohn im siebenten, und doch gehörte auch 
jener gewifs hierher. Allein dieser Fall steht keineswegs vereinzelt 
da. Wollte Polyün konsequent sein, so gehörten vor allem die 
sämtlichen Strategeme des fünften Buches, welche sich auf kartha- 
gische Feldherren beziehen (cap. 9, 10, 11), und die gleichartigen 
des sechsten Buches (cap. 38, 40, 41, 42, 43 vgl. πίναξ am Anfang 
des Buches), sowie das cap. 16 Καρχηδόνιοι ohne Ausnahme in das 
siebente Buch. Ganz ähnlich ist die Inkonsequenz bei jenen Strate- 
gemen, welche sich auf Frauen beziehen. In den letzten Kapiteln 
des siebenten Buches ist die Absicht unverkennbar, Frauen, die nicht- 
griechischen Völkern angehörten, auch unter den Barbaren mit zu 
behandeln. Allein bei dieser ursprünglichen Absicht geriet er in Konflikt 
mit einem andern Einteilungsprincip, sämtliche Strategeme, deren 
Heldin eine mit Namen genannte Frau ist, in das achte Buch zu 
verweisen. Daher der eigentümliche Widerspruch, dafs wir jetzt im 
achten Buche eine ganze Reihe von Frauen finden, die bereits am 
Ende des siebenten Buches eine Stelle hätten erhalten sollen, während 
hier blofs solche Strategeme aufgenommen worden sind, die von den 
Frauen eines Volksstammes gemeinsam ausgingen. Was den Wert 
des cap. 37 anlangt, so idt derselbe sehr gering anzuschlagen, da das 
Stück aller Wahrscheinlichkeit nach aus einer Sammlung stammt. — 
Vorteilhaft unterscheidet sich hievon cap. 38, welches gleich cap. 32 
ζεύθης überschrieben ist; denn die genauen und sachlichen Nach- 
richten weisen uns auf eine gute Quelle hin. Leider ist es mir bisher 
nicht gelungen, das hier Erzühlte chronologisch unterzubringen, nur 
die Persönlichkeit dieses Seuthes läfst sich feststellen. Es gab zwei 
Odrysenfürsten dieses Namens, den einen nennt Strabo 7, fr. 48: 
Ὀδρύςας δὲ καλοῦςειν ἔνιοι πάντας τοὺς ἀπὸ "Eßpou καὶ Kuyé- 
λων μεχρὶ 'ObnccoO τῆς παραλίας ὑπεροικοῦντας, ὧν ἐβαείλευςεν 
᾿Αμάδοκος xai Κερεοβλέπτης καὶ Βηριςάδης καὶ ζεύθης καὶ 
Κότυς. Ein späterer wird noch während des Zuges Alexanders nach 
Asien genannt, der infolge der Niederlage des macedonischen Be- 
fehlshabers Zopyrion auf einem Feldzuge gegen die Geten einen 
Aufstand in Thracien organisierte. An unserer Stelle ist nun offenbar 
der erstere der beiden Odrysenfürsten gemeint; denn unter der Re- 
gierung des letzteren hatten die Athener nichts mehr auf dem thra- 
cischen Chersonnes zu suchen. — Cap. 39 und 40 gehören wohl 
beide der Diadochengeschichte an, obschon dies zunüchst nur von 
cap. 39 sicher ist; jedenfalls aber gehen sie auf sehr gute Quellen 
zurück, wie ihre genauen Ángaben beweisen. — Cap. 41 ist von der 
Geschichte des Crassus losgelöst, wird also besser in die Besprechung 


der Strategemensammlung Polyäns. 475 


des achten Buches verwiesen. — Zu cap. 42 können wir auf ein 
bisher nicht beachtetes Fragment des Theopomp hinweisen (Athe- 
nüus 10," ‚ p.-443 A, B, C; Müller I, fr. 41), das dem zweiten 
Buche seiner historiae Philippicae angehört. Es is hier die Rede 
von der unmäfsigen und üppigen Lebensweise der Illyrier und zwar 
zunächst allgemein, dann aber wird auf einen einzelnen Stamm der- 
selben tibergegangen: ᾿Αριαῖοι bé, qnc (sc. Θεόπομπος), κέκτηνται 
προςπελατῶν, ὥςπερ Εἱλώτων, τριάκοντα μυριάδας᾽ καθ᾽ ἑκάςτην 
δὲ ἡμέραν μεθύουςι καὶ ποιοῦνται cuvoucíac, καὶ διάκεινται πρὸς 
ἐδωδὴν καὶ πόςιν ἀκρατέςτερον. Διὸ καὶ Κελτοὶ πολεμοῦντες 
αὐτοῖς καὶ εἰδότες αὐτῶν τὴν ἀκραςίαν παρήγγειλαν ἅπαςι τοῖς 
ςτρατιώταις δεῖπνον ὧς λαμπρότατον παραςκευάςαντας κατὰ 
ςκηνὴν, ἐμβαλεῖν eic τὰ cıria πόαν τινὰ φαρμακώδη, δυναμένην 
διακόπτειν τὰς κοιλίας καὶ διακαθαίρειν᾽ γενομένου δὲ τούτου, 
οἱ μὲν αὐτῶν καταληφθέντες ὑπὸ τῶν Κελτῶν ἀπώλοντο, οἱ δὲ 
καὶ εἰς τοὺς ποταμοὺς ἔρριψαν ἑαυτοὺς, ἀκράτορες τῶν γαςτέρων 
γενόμενοι. Polyün erzählt also offenbar dasselbe ohne besondere 
Abweichung, nur dafs der Name des tberlisteten illyrischen Volks- 
stammes bei ihm Αὐταριᾶται lautet; es ist dies ein illyrisches Volk 
an dem dalmatischen Gebirge wohnend, dessen Name bei Strabo, 
Diodor und sonst bezeugt ist. Nun ist die Lesart ᾿Αριαῖοι bei Theo- 
pomp unrichtig; Casaubonus und Schweighäuser vermuteten ᾿Αρδιαῖοι 
. nach jener Aufzählung illyrischer Stämme bei Strabo (7, p. 483) 
wo auch die Autariaten vorkommen. Beide Gelehrte haben unsere 
Poly&nstelle nicht beachtet, auch Müller nicht; jetzt, wo wir in der 
Lage sind, die beiden Stellen zu vergleichen, wird es wohl nicht zu 
kühn sein, wenn ich vorschlage, auch in dem Fragmente des Theo- 
pomp nach Poly&n Αὐταριᾶται zu schreiben, anstatt des unsicheren 
᾿Αριαῖοι (bei Arrian Illyr. 2 lautet der Name Avtapıeic). Was das 
Quellenverhältnis anlangt, so l&äfst sich aus diesem Abschnitte allein 
noch nichts Bestimmtes über Theopomp als Quelle behaupten; es 
genügt mir also zunächst, konstatiert zu haben, dafs cap. 42 mit 
einem Theopompfragment sehr gut übereinstimmt. 

Dafs für cap. 43 Ephorus als Quelle anzunehmen sei, indem 
dieser Abschnitt nur wegen des Namens Θρᾷκες aus dem Zusammen- 
hange des ersten Buches hieher geriet, hat schon M. Marx in der 
Sammlung der Ephorusfragmente (vgl. Ephor. bei Strabo 9, 2,4 
p. 401) ausgesprochen, dem Wölfflin beipflichtet. 

Während wir nicht in der Lage sind, zum $ 1 des cap. 44 
eine Parallelstelle beizubringen, ist für die Beurteilung des ὃ 2 so- 
wohl Herodot 4, 3 und 4, als auch Just. 2, 5, 1 ff. zur Vergleichung 
heranzuziehen. Die Abweichung Polyäns von Herodot hat schon 
Knott p. 66 angemerkt. Nach Herodot fanden mehrere Schlachten 
der heimkehrenden Scythen gegen ihre Sklaven statt und erst als 
diese wiederholt als Sieger aus dem Kampfe hervorgegangen waren, 
folgten sie dem Rate eines aus ihrer Mitte und gebrauchten nicht 


4868 ΟῤῪ1. Melber: Über die Quellen und den Wert 


mehr die Waffe, sondern die Peitsche gegen jene. Diese Erzählung 
ist bei Polyän dahin geändert, dafs es üherhaupt nicht zu einem Zu- 
sammenstofs gekommen sei, indem die Sklaven gleich beim ersten 
drohenden Erheben der Peitsche flohen. Justin 2, 5, 1—7 deckt 
sich ganz mit Herodot und hier wenigstens vermag ich der Ansicht 
Gratschmids absolut nicht beizustimmen, welcher gerade diese Stelle 
unter denen aufzählt, die wohl inhaltlich, nicht aber auch äufserlich 
auf Herodot zurückgehen; denn Herodots Erzählung ist ebenso aus- 
führlich wie die Justins. Wir müssen uns also nach anderen Gründen 
umsehen, um die Abweichung Polyäns zu erklären; diese aber liegen, 
wie ich glaube, bei Polyän selbst. Es führt mich darauf sein Lieb- 
lingsmotiv deicac αὐτῶν τὴν ἐξ ἀπονοίας μάχην, das uns nun 
schon öfters begegnete. Diesem zu liebe läfst er insofern eine Kür- 
zung eintreten, als überhaupt keine Schlacht geschlagen wird, eben 
in Rücksicht auf die ἀπόνοια, und die Peitsche gleich von Anfang 
an ihre Wirkung thun mufs. So kann Herodot immerhin recht gut 
Quelle gewesen sein; denn eine wesentliche Ánderung liegt nicht vor. 

Auch cap. 45, 1 stimmt insofern nicht ganz mit Herodot 9, 99, 
als dieser berichtet, aus Mifstrauen hätten die Perser vor der Schlacht 
bei Mykale einerseits den Samiern die Waffen weggenommen, andrer- 
seits die Milesier mit der Bewachung der Zugünge zu den Hóhen bei 
Mykale betraut, während 'Poly&n erzählt, sowohl die Samier, als die 
Milesier seien unter dem Vorwand der Bewachung jener Hóhen aus 
dem persischen Lager entfernt worden. Wenn man nicht annehmen 
will, dafs dieses Zusammenwerfen der Samier und Milesier die Folge 
einer Vereinfachung oder Kürzung sei, so wird allerdings dieser Ab- 
schnitt auf eine andere Quelle als Herodot, wohl auf Ephorus, wenn 
man Buch 1 vergleicht, zurückzuführen sein. 

Die noch folgenden Abschnitte des 7. Buches sind zusammen- 
zunehmen mit dem 2. Teil des 8. Buches, welcher die Strategeme 
der Frauen behandelt, und sollen auch mit diesen im Zusammen- 
hang besprochen werden. Wir sind eigentlich von dem Thema des 
Kapitel II, das sich ausschliefslich mit dem Verhältnis Herodots 
und Polyüns zu einander beschäftigen sollte, zu Gunsten einer zu- 
sammenbängenden Betrachtung des 7. Buches abgewichen und dabei 
zu dem Hauptresultat gekommen, dafs für dieses Buch sicher eine 
zusammenhängende, ausführliche Quelle anzunehmen sei, welche bis 
cap. 29 reicht. Ihre Nachrichten, welche sich 818 sehr gute erwiesen 
haben, gehen zu nicht geringem Teil auf die TTepcixá des Deinon 
zurück. Ob aber dieser selbst unmittelbar Quelle ist, oder ein anderer 
Autor, der ihn ausgeschrieben hatte, l&íst sich mit unumstöfslicher 
Gewifsheit nicht behaupten, es wird aber durch die vielen Beziehungen 
zu Justin, welche sich ergeben haben, das Letztere wahrscheinlicher. 
Ebenso wichtig und besonders für die Gesamtuntersuchung zu be- 
tonen ist das zweite Resultat, dafs diese eben besprochene, zusammen- 
hängende Quelle keineswegs die einzige war, welche von Polyän benutzt 


der Strategemensammlung Polyäns. 477 


wurde; das haben besonders die Abschnitte über Cyrus, Krösus, 
Darius, Datames gezeigt. Aufserdem haben, abgesehen von dem 
ausgeschiedenen anekdetenhaften Bestande, eine Reihe von Ab- 
schnitten blofs deshalb im 7. Buch eine Stelle gefunden, weil dieses 
den Barbaren gewidmet sein sollte; diese gehören der Überlieferung 
des Ephorus (cap. 41 Theopomp?), der Diadochengeschichte etc. an 
und können für sich allein nicht betrachtet werden. Demnach 
kann es nie gelingen, für das ganze 7. Buch blofs eine 
Quelle nachzuweisen. ᾿ ! 

Doch kehren wir zu Herodot ausschliefslich zurtick und untersuchen 
wir die Beziehungen Polyäns zu demselben in einigen noch restierenden 
Kapiteln des 8. Buches. Hieher gehört zunächst cap. 28 Τόμυρις. 
Die gewóhnliche Überlieferung von der List der Massagetenkünigin 
ist bekannt genug, sie findet sich bei Herodot 1, 211 und diesem 
folgen die andern Historiker mit Ausnahme des ganz abweichenden 
Ktesias. Duncker, Geschichte des Altertums IV, S, 382 bemerkt 
in dieser Beziehung: ,,Derselben Erzählung, die Herodot gibt, ist auch 
Diodor gefolgt, nur dafs er das Ende des Kyros noch schürfer be- 
zeichnet; sie liegt auch dem Berichte des Pompeius Trogus zu Grunde, 
der jedoch einige Abweichungen enthält. Auch dem Polyän haben 
Relationen analoger Art vorgelegen. Aber bei ihm wird die List, 
welche bei Herodot Kyros gegen die Tomyris anwendet, vielmehr 
gegen ihn gebraucht und dadurch die grofse Niederlage, der Tod des 
Kyros motiviert.“ An eine selbständige Überlieferung ist natürlich 
bei der Erzählung Polyäns nicht zu denken, da offenbar nur die 
Personen verwechselt sind. Ob diese Verwechslung wie Knott p. 66 
meint, davon herrührt, dafs Polyän diese allbekannte Geschichte aus 
dem Gedächtnis niedergeschrieben, will ich dahingestellt sein lassen; 
. denn dann sollte man doch meinen, dafs Polyän sie auch so im Gedücht- 
nis gehabt habe, wie sie sonst erzählt wurde. Da derartige schlechte 
Überlieferungen bei Polyün meist auf Sammlungen zurückgehen, 
so wird wohl auch hier eine solche als Quelle anzunehmen sein, 
nieht Herodot. Dies dürfte sich bei eingehender Betrachtung des 
2. Teiles von Buch 8 noch weiter bestätigen. — Das cap. 47 
Φερετίμη, welches zunächst in Betracht kommt, bespricht Knott 
etwas eingehender p. 66sq., allein ich kann mit seinen Ausein- 
andersetzungen nicht einverstanden sein, weshalb gerade diesem 
Kapitel eine ausführlichere Besprechung gewidmet werden soll. 
Wölfflin hatte zu diesem Abschnitte angemerkt: ex Herodoto IV, 
162—167, so dafs nach seiner Meinung die ktirzere Erzählung 
Polyäns aus dem umfangreichen Abschnitte von 6 Kapiteln excerpiert 
wäre, eine Annahme, welche an sich schon unwahrscheinlich ist, 
wenn man die Arbeitsweise unseres Autors etwas eingehender be- 
obachtet hat; denn es wäre dies in der That das einzige Beispiel, 
wo er sich als ein so sorgfältiger Excerptor gröfserer Abschnitte 
zeigen würde. Doch prüfen wir zunächst genauer die Beziehungen - 


478 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


zwischen beiden Überlieferungen. Es stimmt mit Herodot trotz des 
engen Rahmens, in welchen die Sache gezwängt ist, 1) die Ver- 
treibung des Arkesilaus durch einen Aufstand und die Reise seiner 
Mutter Pheretime zu König Euelthon von Salamis auf Cypern 
(Herod. 4, 162); 2) das vergebliche Hilfegesuch der Pheretime 
bei Euelthon und die Rückkehr des Arkesilaus in sein Eeich mit 
Hilfe griechischer Söldner aus Samos (Herod. 4, 163); 3) seine Er- 
mordung erfolgte nach Herodot 4, 164 bestimmt während eines Auf- 
enthaltes in Barka bei seinem Schwiegervater Alazeir, dem König 
der Barkäer, zu welchem er sich aus Furcht vor einem Orakelspruche 
begeben hatte; seine Mörder nennt Herodot 164: Bapxaioi τε 
ἄνδρες καὶ τῶν ἐκ Κυρήνης φυγάδων τινές, während wir bei 
Polyän lesen ὕπο τῶν ὁμόρων βαρβάρων ἀνῃρέθη. Allein ich 
halte diese bisher unangefochtene Lesart nicht für richtig, sondern 
glaube, dafs bei Polyän zu verbessern ist ὑπὸ τῶν ὁμόρων Bap- 
καίων, wäs auch paläographisch keinen besonderen Schwierigkeiten 
unterliegt, da insbesondere die Formen des B und x auch in den uns 
vorliegenden Polyänhandschriften sich fast vollständig decken. Sonst 
stimmt mit Herodot namentlich das wichtige Resultat τὴν ἀρχὴν 
ἀναλαβὼν, πικρῶς τιμωρούμενος τοὺς AEAUTMNKÖTAC, was 
für den weiteren Verlauf der Erzählung wichtig ist; 4) es stimmt 
ferner der Bericht, dafs Pheretime sich nach der Ermordung ihres 
Sohnes nach Ägypten zu dem Satrapen Aryandes begab, dafs sie 
ihn insbesondere durch Hinweis auf die Dienste, die Arkesilaus dem 
Kambyses geleistet hatte, bestimmte, ihr die nötigen Streitkräfte 
zu einem Rachezuge gegen die Mörder ihres Sohnes zu gewähren, 
und dafs sie von ihm ein Landheer und eine Flotte erhielt. Bis 
hieher ist also die bei Polyän vorliegende Erzählung ganz unan- 
fechtbar ein wirklich geschickter Auszug aus Herodot 4, 
162—167. Nun wird aber der Erfolg des Zuges der Pheretime 
gegen Barka und ihre grausame Rache an den Mördern ihres Sohnes 
erst cap. 200ff. des 4. Buches von Herodot berichtet. Diesen Be- 
rieht hat derjenige, welcher die uns bei Polyün vorliegende Erzühlung 
excerpierte, einfach nicht gelesen, wohl weil er dachte mit cap. 167 
sei die Sache zu Ende; denn der Schlufssatz bei Polyün προςβαλοῦςα 
τοῖς Κυρηναίοις ἀνυπόςτατος ἐγένετο, ὥςτε καὶ δίκας ὑπὲρ τοῦ 
παιδὸς λαβεῖν καὶ τῷ τένει τὴν ἀρχὴν ἀπολαβεῖν ist ganz be- 
stimmt nichts als eine elende rhetorische Phrase (vgl. bes. das Wort 
ἀνυπόετατος), womit der Florilegienschreiber seine Erzählung pomp- 
haft abschliefsen wollte So gut und richtig nämlich das Voraus- 
gehende erzählt ist, so unrichtig ist dieser Abschluss; denn 1) müfste 
es doch vor allen Dingen heilsen προςβαλοῦςα τοῖς Bapxaioıc und 
nicht τοῖς Kupnvaioıc; dabei widerspricht unser Kompilator sich 
selbst, da ja oben die Mörder richtig bezeichnet waren*); 2) ebenso- 


*) Nachträglich sehe ich, dafs auch der Anonymus ap. Westerm. 


der Strategemensammlung Polyäns. 419 


grols ist der Widerspruch, wenn er hier angibt, Pheretime habe 
ihrem Geschlechte die Herrschaft wieder gewonnen und doch oben 
von Arkesilaus sagt, er sei ermordet worden τὴν ἀρχὴν ἀναλα- 
Bu v. Die Herrschaft von Kyrene war überhaupt der Familie nicht 
verloren gegangen; denn gerade wührend Arkesilaus in Barka sich 
aufhielt, regierte Pheretime in Kyrene für seinen minderjührigen 
Sohn. — Nun hat sich Knott durch die falschen Angaben am Schlusse 
unserer Stelle zu der Meinung verleiten lassen, bei Polyän liege eine 
gute, von Herodot abweichende Überlieferung vor; denn 
Herodot wisse nichts von einem Zuge der Pheretime gegen Kyrene 
und dann: expeditionem contra Cyrenaeos lam bene factam qualem (radit 
Polyaenus, Herodoto fuisse ignotum. Quod vero ne Polyaenum quidem 
finxisse credas, Pherelimam | genti suae regnum recuperasse, vetat 
Heraclides Ponticus (Müller fr. h II, p. 212, Aufzählung der 7 Könige 
von Kyrene) Wozu das alles? Natürlich weils Herodot nichts von 
einem Zuge der Pheretime gegen Kyrene, weil kein solcher stattfand; 
wenn &ber Knott meint, Herodot sei etwa gar der Ansicht gewesen, 
dals nach Arkesilaus und Pheretime keiner ihres Geschlechtes mehr in 
Kyrene regiert habe, so ist er sehr im Irrtum; denn erstlich berichtet 
gerade Herodot von dem Sohne des Arkesilaus, der wührend der 
Abwesenheit seines Vaters in Barka in Cyrene herrschte (cap. 165 
Anfang) und zweitens ist hier am meisten mafsgebend das Orakel 
in cap. 164, ein rechtes vaticinium post eventum, wo es heifst: ἐπὶ 
μὲν Téccepac Bárrouc καὶ ᾿Αρκεείλεως Téccepac, ὀκτὼ ἀνδρῶν 
γενεὰς, διδοῖ ὑμῖν Λοξίης βαειλεύειν Κυρήνης. Dafs Pheretime selbst 
auf dem Rückmarsch von Barka in Kyrene keine Aufnahme fand 
und nach Ägypten gehen mulste, wo sie, wie Herodot der gerechten 
Vergeltung für ihre Grausamkeiten wegen besonders hervorhebt, ein 
klägliches Ende fand, ist ganz begreiflich: auch die Kyrenäer woll- 
ten nichts mehr wissen von dem schrecklichen Weibe, welches seine 
Rachgier in Barka auf wahrhaft teuflische Weise befriedigt hatte. 
Sie also ging nach Ägypten, aber ihr Geschlecht herrschte noch in 
Kyrene. Dafs nach dem Gesagten von einer besonderen Überlieferung 
bei Polyän keine Rede sefn kann, ist vollkommen klar und ebenso klar 
ist auch die Quelle seiner Erzählung: es war irgend eine Sammlung 
ἀρεταὶ γυναικῶν, in welcher die Sache Aufnahme gefunden hatte 
um des Beispieles männlichen Mutes und männlicher Unverzagtheit, 
das Pheretime gegeben (vgl. ®. πρὸς τὸ δεινὸν οὐκ ἀπητγόρευςεν, 
eine selbständige Zuthat!). Polyän selbst wäre es nie eingefallen, 
den Abschnitt aus Herodot mühsam zu excerpieren, es konnte ihm 
ja aueh bei Herodot gar nichts auffallen, was ihm zweckentsprechend 
schien, von einer List ist keine Rede und nur, weil er es irgendwo 
schon bequem vorfand, nahm er es auf. In dieser Weise, glaube ich, 
ist der Wert dieses cap. 47 allseits genügend gewürdigt, dabei hat 


Paradoxogr. p. 216 bei noch kürzerer Fassung der Erzählung denselben 
Irrtum begeht. 


—— 


480 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


uns aber die gründlichere Betrachtung wieder gelehrt, wie leichtfertig 
für solche Sammlungen gearbeitet wurde und wie man insbeson- 
dere um einen besonders wirkungsvollen Abschlufs niemals 
verlegen war. Fand sich kein passender, so wurde er gemacht. 
Kaum aber läfst sich das unheilvolle Treiben der Kompilatoren, 
Epitomatoren und Apophthegmen- oder Strategemensammler besser 
verfolgen und schlagender zeigen als an dem cap. 53 des 8. Buches 
('Aprtenıcio), weshalb es verstattet sein mag, hier besonders aus- 
führlich zu sein, da meines Wissens noch niemand dieses Kapitel in 
der eben ausgesprochenen Absjcht untersucht hat. Auszugehen haben 
wir auch hier von der bekannten Erzählung Herodots und dies ist auch 
der Grund, weshalb ich das cap. 53 in diesen Abschnitt verwiesen habe. 
Die Erzählung Herodots 8, 87 u. 88 lautet: In der Schlacht bei 
Salamis wurde das Schiff der Artemisia verfolgt von einem attischen 
Schiffe, Entrinnen war unmöglich, da vor demselben andere persische 
Schiffe standen, welche ihm den Weg versperrten, während es selbst 
die feindlichen schon hart im Rticken hatte. Da hatte Artemisia 
den klugen Einfall, ein befreundetes kalyndisches Schiff, welches der 
König der Kalyndier, Damasithymos, selbst befehligte, in den Grund 
zu bohren. Herodot läfst hiebei unentschieden, ob gerade der Zufall 
sie auf dieses Schiff treffen liefs, oder ob sie dazu die Erinnerung an 
einen Streit veranlalste, den sie mit Damasithymos anı Hellespont 
gehabt hatte. Aus dieser raschen That ergaben sich zwei Vorteile 
für Artemisia. 1) Der Trierarch des attischen Schiffes stand von der 
Verfolgung ab und wandte sich auf andere Schiffe, da er entweder 
meinen mulste, es sei ein griechisches Schiff oder es sei 
von den Barbaren übergegangen, um zu ihnen zu stehen: 
so kam Artemisia davon. 2) Der zweite Vorteil war nach Herodots 
eigenen, andeutenden Worten ein παράδοξον. Er bemerkt nüm- 
lich ausdrücklich: τοῦτο δὲ (andrerseits aber) cuvéfn, dicre κακὸν 
épracapévnv ἀπὸ τούτων αὐτὴν μάλιετα εὐδοκιμῆςαι παρὰ 
Ξέρξῃ. Der König sah bekanntlich der Schlacht von der hohen 
Küste aus zu. Als nun Artemisia das kalyndische Schiff in den 
Grund bohrte, rief einer aus seiner Umgebuhg: „Siehst du, Gebieter, 
wie wacker Artemisis kämpft und wie sie eben ein feindliches Schiff 
in den Grund gebohrt hat." Und als €erxes fragte, ob es denn 
wirklich Artemisia sei, erwiderte man, sie sei es gewils; denn man 
sähe deutlich ihr Schiffszeichen. Das untergehende Schiff 
hielten sie dagegen für ein feindliches, fügt Herodot erklärend bei. 
Darauf soll Xerxes den Ausspruch gethan haben: οἱ μὲν ἄνδρες 
Yeróvací μοι γυναῖκες, αἱ δὲ γυναῖκες ἄνδρες. So Herodot. 
Betrachten wir nun die einzelnen Paragraphen des cap. 53 bei Polyän, 
so finden wir im ersten den Inhalt des cap. 87 bei Herodot, die kluge 
That der Artemisia, wiedergegeben, jedoch mit einem sehr wesent 
lichen Zusatz: προςέταξε τοῖς μὲν ἐπιβάταις ἀφελεῖν τῆς veuc 
τὰ εημεῖα τὰ Περεικά. Dieser Zusatz aber richtet sich selbst; 


der Strategemensammlung Polyüns. 481 


denn das, was er beifügt, ist schlechterdings unmöglich. Einerseits 
nämlich handelt es sich hier um kostbare Augenblicke, soviel wir 
aus Herodots Schilderung entnehmen können, und zu einem Ab- 
nehmen des Schiffszeichens war in der dringlichen Lage kaum die 
‘ Zeit vorhanden; andrerseits aber — und das ist weit wichtiger — 
steht diese Angabe mit der Erzählung Herodots in direktem Wider- 
spruch; denn dieser gibt ja gerade an, dafs man vom Lande aus 
am Schiffszeichen die Artemisia erkannt und dadurch den Zwei- 
fel des Xerxes beseitigt habe. Demnach können wir genau über die 
Quelle dieses $ 1 bei Polyän urteilen: ein Strategemensammler ent- 
nahm der Erzählung des Herodot den ersten Teil, die Kriegslist, 
und glaubte durch jenen Zusatz das Seinige beitragen zu müssen, 
um das Entkommen der Artemisia noch wahrscheinlicher zu machen. 
Dieser Art der Entstehung entspricht auch der Schlufs, der nach 
Art der Strategeme das Resultat, den Erfolg der geschilderten List 
angibt: 'A. δὲ, τὸν κίνδυνον ἐπικείμενον ἐκφυγοῦςα, εἰς Καρίαν 
ἀποπλέουςα diyero. So schnell ging es doch auch nicht! Der. 
einleitende Satz zeigt, wie man im Eingang kurz den histori- 
schen Zusammenhang des Erzählten zu geben suchte. Nun ist die 
Sammlung, aus welcher Polyän $ 1 entnahm, eine seinem eigenen 
Werke sehr. ähnliche, die zwar nebenbei unterhalten will, aber 
immer noch ziemlich genau, wenn auch für ihre Zwecke zugesiutzt, 
ihre Quelle wiedergibt. Ganz anders ὃ 3, den wir unmittelbar an 
& 1 anreihen müssen. Hier wird berichtet, Artemisia habe als Be- 
fehlshaberin eines Kriegsschiffes stets zwei cnuela gehabt, ein grie- 
chisches und ein persisches und je nach Bedürfnis, d. h. wenn sie 
verfolgt wurde oder verfolgte, mit beiden gewechselt. Hiemit sind 
wir eine weitere Stufe hinabgestiegen. Jener falsche Zusatz, den 
8 1 zeigte, ist hier verallgemeinert und zur ersten Unwahrschein- 
lichkeit ist eine zweite gefügt: der Ausdruck ἀνέτεινε cnueiov 
zeigt nämlich, dafs der Verfasser gar keine Vorstellung mehr davon 
hat, was hier unter cnueiov zu verstehen sei; denn mit dem Gallion, 
der Figur am Schiffsbug, welche mit cnueiov bezeichnet wird, lassen 
sich Manöver, wie die hier geschilderten nicht so leicht ausführen. 
Allerdings verstand der Autor hier Flaggen oder andere Signal- 
zeichen darunter. Diese zweite Gattung von Sammlungen, auf die 
8 3 zurückgeht, ist demnach schon weit schlechter als die erste, die 
durch ὃ 1 repräsentiert wird. Es ist eine Sammlung taktischer 
Vorschriften mit rein lehrhafter Tendenz, die aus einem 
einmaligen historischen Faktum verallgemeinert sind. Es 
scheint mir sehr wichtig, dies hier konstatieren zu können, weil wir 
auf diese Weise die Herkunft einer ganzen Reihe von Abschnitten 
bei Polyän erklären können, welche an grofser Unbestimmtheit leiden, 
oder bei welchen sich nachweisen lüfst, wie eine historische That. 
sache zu einer gewöhnlichen, öfter angewendeten Klugheitsregel ver- 
allgemeinert wurde. Wir haben noch die Möglichkeit, uns eine 


482 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


genauere Vorstellung davon zu verschaffen, wie die Autoren solcher 
Sammlungen arbeiteten, wenn wir die Strategeme des Taktikers Leo 
durchgehen, der eine Reihe von Vorgängen, welche bei Polyün noch 
nach guten historischen Quellen erzählt werden, für seine Zwecke 
verallgemeinert und verwässert hat. — War nun für Strategemen- 
' sammler und Taktiker der erste Teil der herodoteischen Erzählung 
besonders brauchbar, so mulste andrerseits der zweite Teil den 
Apophthegmensammlern in dem Ausspruch des Xerxes einen will- 
kommenen Beitrag liefern. Auf eine solche Quelle geht $ 5 unseres 
Kapitels zurück; der Kompilator muíste natürlich dem Ausspruch 
die nötigen historischen Bemerkungen vorausschicken; daher ver- 
danken wir seiner Redaktion die Einleitung des 8 5: 'Aprejucía βα- 
cıkevouca Καρίας Ξέρξῃ Bacıkei cuveuáynce xarà τῶν ᾿ξλλήνων, 
ὥςτε xal τὰ ἀριςτεῖα τῆς Ev (αλαμῖνι ναυμαχίας ταύτῃ 
βαειλεὺς ἔδωκε. Es enthält also diese Einleitung bereits wieder 
einen Zusatz, den die historische Überlieferung nicht kennt, und den 
der Verfasser aus dem ganzen Zusammenhange eigenmächtig er- 
schlossen zu haben scheint. So knüpft sich hier alles weitere Bei- 
werk blofs an den Ausspruch des Könige. (Nur nebenbei mag 
hier auf Just. 2, 12, 23 hingewiesen werden, wo der Ausspruclı des 
Königs zu einem Urteil verallgemeinert erscheini: Artemisia autem, 
regina Halicarnassi, quae in auxilium Xerxi venerat, inter primos 
duces bellum acerrime ciebat: quippe wt in viro muliebrem timorem, 
ila in muliere virilem audaciam cerneres.) Doch nicht blofs 
Apophthegmensammlern bot das 88. Kapitel des Herodot eine brauch- 
bare Beisteuer, er selbst hat durch seine Bemerkung, in welcher er 
das Paradoxe des Erfolges der List hervorhob, allerdings ohne Ab- 
sicht, dafür gesorgt, daís dieser zweite Teil seiner Erzählung den 
Paradoxographen nicht entgehen konnte. Von einem solchen stammt 
$ 2, der auch schon in seiner eigentümlich kurzen, nur aus zwei 
sich in Gegensätzen bewegenden Teilen bestehenden Form auf den 
Charakter eines derartigen Schriftstellers hinweist. Aber was hat 
dieser Paradoxograph aus der historischen Überlieferung gemacht? 
Er fand, offenbar bereits in einer schlechten Quelle, einerseits die 
Nachricht, dafs Artemisia das ἀριςτεῖον τῆς ναυμαχίας erhalten habe, 
andrerseits den Ausspruch des Xerxes; indem er nun für jenen all- 
gemeinen Ausdruck ópicreiov etwas Bestimmtes setzte und den Aus- 
spruch des Xerxes gleich in die That übergehen liefs, kam er zu 
dem ungeheuerlichen Satze: ἔπεμψεν αὐτῇ βαειλεὺς ópicreiov 
πανοπλίαν Ἑλληνικὴν, τῷ δὲ ναυάρχῳ τοῦ «ςτόλου ürpa- 
κτον καὶ ἠλακάτην! So begreifen wir nun auch, dafs gerade dieser 
$ 2 sich auch bei dem Anon. ap. Westerm. Paradox. p. 217 findet. 
Was ist durch diese verschiedenen Abstufungen hindurch nicht alles 
aus der Erzühlung des Herodot geworden!  Glücklicherweise ist 
es uns, wie kaum bei einem anderen Kapitel Polyüns möglich, die 
Verdrehungen und Zusätze späterer Kompilatoren zu verfolgen und 


der Strategemensammlung Polyüns. 483 


zugleich zu zeigen, dafs Polyän für seine Zwecke nicht etwa blofs 
eine einzlge Sammlung excerpierte, sondern mehrere von verschie- 
dener Art und verschiedenem Werte. Leider haben wir das Material 
zu derlei Beobachtungen nicht überall so trefflich beisammen wie 
hier; um so wichtiger sind daher die principiellen Resultate, die wir 
gewonnen haben, und die uns manchen Rückschlufs auf ähnliche ver- 
düchtige und alberne Notizen bei Polyän erlauben. — Dafs 8 4 nicht 
hierher gehört, sondern auf Artemisia, die Gemahlin des Mausolos 
zurückgeht, ist bereits bei Besprechung von cap. 23, 2 des 7. Buches 
gesagt worden. — Leider bricht cod. Florentinus und nach ihm die 
übrigen mitten in cap. 71 des 8. Buches ab, so dals uns eigent- 
lich nur die Einleitung desselben zu Gebote. steht behufs einer 
Vergleichung mit Herodot 4, 145ff. Eine solche ergibt zwar, dafs 
wir mit der Erzählung Polyäns wohl auf dem Boden herodoteischer 
Überlieferung stehen, aber kaum annehmen können, dafs die knappe 
Notiz Polyüns auf den sehr ausführlichen Bericht des Herodot zurtick- 
gehe. In einer Beziehung aber kommt es uns immer noch sehr zu 
statten, dafs dieses Bruchstück des cap. 71 sich erhalten hat. Es 
liegt uns nämlich in dem cap. 49 des 7. Buches dazu eine bisher 
nicht beachtete Duplette vor, welche auf eine andere Überlieferung 
zurückgeht; denn nach Herodot sind es Minyer, durch attische Pe- 
lasger aus Lemnos vertrieben (und ebenso nach Polyän 8, 71), 
nach Plut. de virt. mul. 8 (und ebenso nach Polyän 7, 49) sind es 
Tyrrhener, von den Athenern aus dieser Insel verjagt, welche sich 
in Sparta ansiedeln dürfen. Somit wissen wir wenigstens so viel, 
dafs Poly&n auch hier zwei verschiedene Quellen bentitzte. 

“ Wenn wir nun nach dieser eingehenden Prüfung aller Spuren 
herodoteischer Überlieferung zum Schlusse die gewonnenen Resultate 
zusammenzustellen suchen, so sind die wichtigsten die beiden, dafs 
weder im ersten, noch im siebenten Buche Herodot primär als Quelle 
angenommen werden darf, da in beiden Büchern eine andere ein- 
heitliche Überlieferung zu Grunde liegt, welche im ersten bestimmt 
als die des Ephorus zu bezeichnen ist, im siebenten wegen der viel- 
fachen Anklänge an Justins Auszug des Trogus Pompejus jedenfalls 
mit dessen Autor in Beziehung steht. Daneben aber fanden wir 
doch verschiedene Abschnitte aufser der Reihenfolge, die be- 
stimmt auf Herodot als Quelle hinweisen, jedenfalls aber nicht aus 
den eben näher prücisierten Quellen stammen können. Ich suche mir 
diese Eigentümlichkeit in folgender Weise klar zu machen. Wohl 
hat Polyiün, der, wie schon öfters erwähnt, für seine 8 Bücher zu- 
gleich arbeitete, in erster Linie für Buch 1 und 7 einen anderen, 
umfangreicheren Historiker benützt als Herodot, spüter aber hat er 
auch diesen noch flüchtig überlesen und, was er für seine Zwecke 
Brauchbares fand, aus demselben excerpiert; so kam es, dafs diese 
Abschnitte aus Herodot oft an recht unpassender Stelle eingefügt 
sind und den chronologischen Gang der einzelnen Nummern 

Jahrb. f. class. Philol Suppl Bd. XIV. ὃ 


484 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


stören, aber gerade dadurch auch wieder unsere Aufmerksamkeit 
erregen. Mehrere Kapitel endlich lassen sich entschieden als aus 
schlechten Sammlungen stammend nachweisen, wenn auch konstatiert 
werden konnte, daís ihnen in letzter Linie die Erzählung des Herodot 
zu Grunde liegt und dafs es sicherlich unrichtig ist, wegen ein- 
zelner Abweichungen, die sich in der Regel bei genauerem Zusehen 
als willkürliche Änderungen oder Zusätze eines Excerptors erweisen 
lassen, eine von Herodot unabhängige, selbständige Überlieferung 
annehmen zu wollen, wie Knott an mehreren Stellen gethan hat. 


Kapitel IIl. 


Über die Quellen und den Wert der sicilischen Geschichten 
bei Polyän. 


Auf die Untersuchung des Verhältnisses Polyüns zu Herodot 
hätte eigentlich eine Darlegung der Beziehungen zwischen ihm und 
Thukydides folgen sollen. Wenn ich von dieser natürlichen Reihen- 
folge abweiche und hier einen längeren Abschnitt über die sicili- 
schen Geschichten bei Polyän einschiebe, so geschieht dies auf Grund 
meiner Ansicht über die Quellen unseres Autors in jenen Kapiteln 
des 1. Buches, welche sich auf die sicilische Expedition der Athener 
beziehen; da in dieser Partie notwendig auch Thukydides heran- 
gezogen werden muls, so wollte ich vorher die sicilischen Geschichten 
im Zusammenhang behandeln und nach diesen erst das Verhältnis 
zu Thukydides überhaupt erörtern. 

Auf die Geschichte Siciliens beziehen sich folgende Abschnitte 
Polyüns. Im ersten Buche: cap. 27; 28; 29; 39, 2 u. ff.; 40, 
4—6; 42; 43. — Im zweiten Buche: cap. 11. — Im fünften Buche: 
cap. 1; 2; 3; 4; 5; 6; 7; 8; 9; 10; 11; 12; 13; 15; 32; 37; 46; 
47. — Im sechsten Buche: cap. 11; 16; 41; 51; also eine ziemlich 
grofse Zahl von Abschnitten, besonders wenn man bedenkt, daís 
. einzelne Kapitel wieder sehr umfangreich sind, wie z. B. 5, 2 allein 
22 88 umfafst. 

Seitdem Wülfflin die Strategeme des Polyän neu herausgegeben 
hat, sind gerade auf dem Gebiete der sicilischen Geschichte eine Reihe 
von Arbeiten erschienen, welche allein es uns ermóglichen, auch über 
die sicilischen Geschichten unseres Autors ein etwas besseres und be- 
stimmteres Urteil zu fällen, als dies früher möglich war. Obenan steht 
Holms Geschichte Siciliens im Altertum und die Besprechung dieses 
Werkes von O. Meltzer in den Jahrb. f. class. Philol. 1875 S. 729 
-—755, ferner Meltzers Geschichte der Karthager, eine Reihe von 
historisch-geographischen Arbeiten über Altsicilien von Schubring 
etc. Alle diese mufsten, zumal wo unsere Quellen spärlicher fliefsen, 
auf Polyän gebührend Rücksicht nehmen, und gerade durch Ein- 


der Strategemensammlung Polyäns. 485 


reihung seiner abgerissenen Kapitel in eine zusammenhängende 
historische Darstellung haben sich öfters überraschende Resultate 
bezüglich des Wertes und der Genauigkeit derselben ergeben, wie 
sich auch hinwiederum für andere die gänzliche Wertlosigkeit und 
Unbrauchbarkeit nachweisen läfst. Wenn ich es nun versuche zum 
ersten Male über alle diese Abschnitte Polyäns im Zusammenhange 
zu handeln, so habe ich die Anregung dazu hauptsächlich aus jenen 
grófseren Werken geschópft; denn manches läfst sich bestätigen, 
manches genauer fixieren, manches widerlegen. Es dürfen aber auch 
eine Reihe von Specialschriften zu einzelnen Partien der sicilischen 
Geschichte und zur Kritik der alten Historiker, welche über sicilische 
Geschichte schrieben, nicht übergangen werden. Dieser, deren Zahl 
nicht gering ist, wird jedesmal bei gegebener Gelegenheit gedacht 
werden. 

Unmittelbar vor der Geschichte der Perserkriege schaltet Poly&n 
einige Kapitel ein, welche sich auf die damaligen sicilischen Tyrannen 
beziehen. Er kann dazu offenbar nur durch seine zusammenhängende 
Quelle des 1. Buches veranlafst worden sein, und in der That zeigen 
die Fragmente des Ephorus, dafs dieser an gleicher Stelle von eben 
demjenigen Tyrannen spricht, der zur Zeit der Schlacht von Balamis 
der bedeutendste war, von Gelon. Trotzdem aber würde man sehr 
irren, wenn man nun sofort die drei Kapitel 27, 28, 29 auf Ephorus 
zurückführen wollte, wie dies Knott und auch Schirmer ganz still- 
schweigend anzunehmen scheinen. Beginnen wir mit cap. 27 Γέλων. 
Über die Quellen der Geschichte dieses Tyrannen gibt es eine Dis- 
sertation von W. Richter, de fontibus ad Gelonis Syracusarum tyranni 
historiam pertinentibus eorumque auctoritate (Göttingen 1873), welche 
p. 44 und 45 auch tiber die hiehergehörigen Abschnitte Polyüns 
handelt, ohne sich aber irgendwie über Charakter und Wert der- 
selben zu verbreiten; um so mehr mag es also angezeigt sein, dies zu 
versuchen. 

Zu $ 1 haben wir zur Vergleichung den Bericht Diodors 11, 26, 
wo angegeben wird, dals Gelon nach der Schlacht von Himera un- 
bewaffnet in der von ihm berufenen Versammlung erschien, Rechen- 
schaft für seine Thaten ablegte und zwar für alle, nicht blofs die im 
Kriege, aber gerade durch diese Zuversicht das Volk für sich gewann 
und von ihm jubelnd als Wohlthäter, Retter und König begrülst 
wurde. Es fragt sich, wie Polyän zu der Überlieferung bei Diodor 
sich verhält. Nach meiner Ansicht ist die Übereinstimmung der 
beiden unverkennbar; denn 1) findet bei beiden die Versammlung 
statt nach dem Siege bei Himera; 2) wenn es bei Diodor heilst, 
Gelon habe die Versammlung berufen προςτάξας ἅπαντας ἀπαντᾶν 
μετὰ τῶν ὅπλων, so geben dies bei Polyän die eigenen Worte des 
Gelon wieder οὕτως ἐγὼ γυμνὸς ὑμῖν ἕετηκα, ὑμεῖς δὲ ἔνοπλοι; 
3) vollkommen entsprechen sich folgende weitere Ausdrücke: Diod. 
οὐ μόνον τῶν ὅπλων τυμνὸς εἰς τὴν ExkAnciav ἦλθεν, ἀλλὰ καὶ 

ΔῈ 


"ς 


486 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


ἀχίτων ἐν ἱματίῳ — Polyäin τέλος δὲ ἐξέδυ τὴν ἐςθῆτα καὶ «τὰς 
ἐν μέςῳ γυμνός; Diod. ἀπελογίςατο μὲν περὶ παντὸς τοῦ βίου καὶ 
τῶν πεπραγμένων αὐτῷ πρὸς τοὺς Cupakouciouc | — Polyän (spe- 
zificiert) εὐθύνας δοὺς τῆς αὐτοκράτορος ἀρχῆς, τῆς δαπάνης, τῶν 
καιρῶν, τῶν ὅπλων, τῶν ἵππων, τῶν τριήρων; Diod. ἐφ᾽ ἑκάετῳ 
δὲ τῶν λεγομένων ἐπιςημαινομένων τῶν ὄχλων — Polyän ἐπὶ 
mäcıv ἐπαινεθείς; 4) es heifst bei Diodor weiter καὶ θαυμαζόντων 
näkıcra, ὅτι γυμνὸν ἑαυτὸν παρεδεδώκει τοῖς βουλομένοις αὐτὸν 
ἀνελεῖν: dies liegt bei Polyiin wieder in den eigenen Worten Gelons: 
εἴ τί uot πέπρακται βίαιον, χρήςαςθε κατ᾽ ἐμοῦ καὶ cibfipur καὶ 
πυρὶ καὶ λίθοις (cf. Aelian v. h. 6, 11 δίδωμι χρῆςθαι ὅτι βού- 
λεςθε). Es ergibt sich aber hiebei aus Polyäns eigenen Worten, 
dafs es sich um die Niederlegung der Tyrannis handelt; denn βίαιον 
weist bestimmt auf die Tyrannis hin und spricht gegen die Annahme, 
dafs sich die Rechenschaftsablage etwa blofs auf den Krieg gegen 
Karthago bezogen habe, wie es Polyän allerdings fälschlich darstellt. 
Den besten Aufschlufs darüber, worin die unrichtige Gestaltung der 
Sache bei Polyän ihren Grund hat, erhalten wir durch den Schlufs- 
satz des Diodor: τοςοῦτον ἀπεῖχε TOD τυχεῖν τιμωρίας ὧς Tópav- 
voc (ef. βίαιον), ὥςτε μιᾷ φωνῇ πάντας ἀποκαλεῖν εὐεργέτην xoi 
εὠτῆρα καὶ βαειλέα. Dieses letztere Wort war die Ursache des 
Mifsverständnisses bei Polyän, er fafste dies so auf, als ob Gelon 
erst jetzt nach dem Kriege (daher wird bei ihm auch die Rechen- 
schaftsablage auf den Krieg bezogen) Tyrann geworden sei, was er 
doch schon lange war. Eine Darstellung in diesem Sinne war um 
so leichter möglich, als Polyän fast von jedem Tyrannen zu be- 
richten weils, wie er durch Listen und Ränke zu dieser Stellung 
gelangt ist. Somit geht c. 27, 1 auf dieselbe Quelle zurück, wie 
Diod. 11, 26, abgesehen von einigen Mifsverständnissen Polyäns. 
Diese Quelle aber ist nach Ch. A. Volquardsen, Untersuchungen. 
über die Quellen der griechischen und sicilischen Geschichten bei 
Diodor XI—XVI entschieden Timäus (vgl. besonders das Verzeich- 
nis S. 72 und die Bemerkungen zu den die Regierung Gelons be- 
treffenden Abschnitten S. 78).*) Daher war es unrichtig, wenn 
Knott p. 94 in das Verzeichnis der Stellen, welche Beziehungen 
zwischen Polyän und Ephorus im ersten Buche erweisen sollen, auf- 
nahm 1, 27, 1 — Diod, 11, 26; denn gerade diese Stelle geht 
auf Timius zurück. 

8 2 gehört chronologisch vor ὃ 1; denn sein Inhalt füllt noch 
in den Krieg gegen die Karthager, der in 8 1 als bereits beendigt 
vorausgesetzt wird. Es hat diese Stelle Polyäns verschiedene Be- 
urteilung erfahren; denn Holm I, S. 207, resp. Anm. S8. 415 be- 


*) Dafa der sicilische Krieg des Jahres 480 von Diod. 11, 20—26 
nicht nach Ephorus wie der persisch-griechische, sondern nach Timius 
beschrieben wird, hat neuerdings Unger durch den Nachweis Jer Jahr- 
epoche des Timäus in diesem Abschnitte gezeigt (Philol. 40, S. 79). 


der Strategemensammlung Polyüns. ' 487 


merkt: „Über das Ende des Hamilkar stimmen die Berichte nicht 
überein. (Herod. 7, 167, — Diod. 11, 22.) Ganz abweichend ist 
die Erzählung bei Polyän 1, 27,2. Diese Erzählung hat mit Hero- 
dot das Opfer, mit Diodor den Tod Hamilkars durch die Feinde ge- 
mein und die List besteht statt dem Eindringen in das feindliche 
Lager in einem Hervorlocken des Feindes aus demselben. Da wir 
die Quelle Polyäns nicht kennen, so können wir seinen Bericht nur 
einfach mitteilen und müssen den freilich unter sich abweichenden 
Berichten Herodots und Diodors den Vorzug geben." Diesem Urteil 
steht gegenüber das Meltzers in der Geschichte der Karthager 
S. 501, der von unserer Stelle sagt: „Sie entspringt demselben 
rationalisierenden Bestreben, welches mit Rücksicht auf die Todesart 
des Hamilkar in der timäischen Darstellung (bei Diodor) sich be- 
merkbar macht. Doch hat diese letztere Darstellung wenigstens, 
wenn der Ausdruck gestattet ist, die Grenzen des Anstandes in der 
Erfindung noch einigermalsen bewahrt, während die bei Polyän vor- 
liegende Gestaltung zu dem Tollsten gehört, was auf diesem Gebiete 
sich findet.“ Von diesen beiden doch sehr verschiedenen Beurtei- 
lungen finde ich die Meltzers entschieden zu hart; denn wir müssen 
bedenken, dafs der ganze Vorfall schon zu Herodots Zeit fast 
in das Gebiet der Sage gehörte und dafs es dartiber verschiedene, 
sich widersprechende Berichte gegeben hat: vgl. Herod. a. a. O. 
ἀφανιεθέντι δὲ ᾿Αμίλκᾳ τρόπῳ εἴτε τοιούτῳ, ὡς Φοίνικες λέ- 
yovcı, εἴτε Erepw, ὧς Cupaxöcıoı etc.‘ Diesen Satz Herodots hat 
derjenige zu wenig beachtet, der zuletzt über die Schlacht von Himera 
geschrieben hat, G. Busolt (Rhein. Mus. Bd. 40, S. 156—160), 
wenn er annimmt, dafs Herodots Bericht der einzige direkt aus alter 
Quelle auf uns gekommene sei und infolge dessen zu dem ungerecht- 
fertigten Schlusse kommt: „Die Sikelioten zur Zeit Herodots wulsten 
gar nichts darüber, wie Hamilkar umgekommen wäre. Dadurch 
richtet sich die Darstellung des Timäus selbst. Eine spätere Fabel 
über den Tod Hamilkars findet sich Poly&ün 1, 27, 2.“ Ich meine, 
Herodot sagt uns doch mit deutlichen Worten, daís die Bikelioten 
seiner Zeit gerade so gut ihre Überlieferung von jenem Ereignisse 
hatten, wie die Karthager. Wenn er nur die der letztgenannten 
wiedergegeben hat, so geschah dies doch wohl deshalb, weil er sie 
für glaubwürdiger hielt. Damit ist aber noch nicht gesagt, dafs 
erst Timäus eine rationalisierende Darstellung erfunden habe. Was 
hindert uns, anzunehmen, dafs er nur eine ältere sicilische Version 
wiedergibt? Auch bei Polyän scheint es mir aus mancherlei Grün- 
den bedenklich, eine ganz späte, willkürliche Erfindung zu konsta- 
tieren. Einzelheiten, wie 2. B. der Name TTediapxoc, lassen mich 
glauben, dafs die Erzählung Polyäns, die gleichfalls ausgesprochen 
sicilischen Charakter trägt, ebenso alt ist, wie die des Timäus bei 
Diodor. Es dürfte daher geratener sein, dem mafsvollen Urteile Holms 
statt dem vernichtenden Meltzers zu folgen. Jedenfálls haben wir 


488 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


für $ 2 eine andere Quelle anzunehmen wie für $ 1. Dasselbe ist 
bei 8 3 der Fall, bezüglich dessen Holm I (Anm. zu S. 202 auf 
S. 414) nur bemerkt: „Jedenfalls lagen Polyin andere Nachrichten 
vor als Herodot 7, 156, wo die Megarer πολιορκεόμενοι ἐς ὁμο- 
λογίην trpocexWpncav.“ Chronologisch gehört 8 3 in das Jahr 483. 
Sicheres läfst sich über den Abschnitt nicht angeben, wenn schon 
der Name Diognetos auf eine bessere Überlieferung hinzuweisen 
scheint; möglich, dafs einer der beiden zuletzt besprochenen Ab. 
schnitte aus Ephorus stammt. Daraus würde sich dann auch die 
richtige Einordnung des Kapitels in den Zusammenhang des ersten 
Buches erklären lassen. 
Von Polyäns Erzählungen beziehen sich folgende auf die athe- 
nische Expedition nach Sicilien: 1, 39, 2—4; 40, 4—6; 42; 43; 
5, 13 u. 32. Um auf die Bedeutung Polyäns in dieser Partie hin- 
zuweisen, mag es gestattet sein, das Urteil Holms II, Anhang I, 
S. 366 hieherzusetzen: „Nun ist eines beachtenswert. Wir haben 
für die athenische Expedition den Bericht des Atheners Thuky- 
dides, wir haben den Bericht des Biographen des Atheners Nikias, 
Plutarch. Beide müssen den Krieg vorzugsweise vom athenischen 
Standpunkt aus mit Rücksicht auf das im athenischen Lager Vor- 
gefallene schildern und Plutarch erzählt überdies, sich im Wesent- 
lichen an Thukydides anschliefsend und nur Einzelheiten hinzufügend. 
Dann haben wir, da von Justin als einer Geschichtsquelle nicht die 
Rede sein kann, die Darstellung des Sikelioten Diodor, der in ein- 
zelnen Partien den syrakusanischen Standpunkt einnimmt, aber auch 
er thut es mehr äufserlich, indem er, von einem speciellen Punkte 
abgesehen, hauptsächlich durch pittoreskes Detail die Darstellung 
lebendiger macht; im Ganzen bewegt auch seine Erzählung sich 
immer noch auf den Bahnen, welche Thukydides eingeschlagen hatte. 
Ein wirklich vom syrakusanischen Standpunkt aus geschriebener Be- 
richt über den Krieg liegt nicht vor. Ein solcher würde von grofser 
Wichtigkeit gewesen sein, weil er von den wechselnden Stimmungen 
der Bevölkerung von Syrakus hätte reden müssen, die gewils nicht 
ohne grofse Schwankungen und Zuckungen so weit kam, dafs sie, 
wie Thukydides mitteilt, einen Augenblick an Übergabe dachte. Da 
ist es denn sehr erfreulich, dafs wenigstens ein Stück von einem 
solchen Bericht erhalten ist in der Beschreibung der List, durch die 
Hermokrates die empörten Sklaven unschädlich macht, bei Polyän 
1, 43, 1, der überhaupt viel Gutes aufbewahrt hat, wenngleich bis- 
weilen Irrtümer in den Auszug, den er gibt, sich eingeschlichen 
haben. Das ist wirklich ein Stück der syrakusanischen Annalen: 
Sklavenaufstünde mit Mühe gestillt; angesehene Leute wie Sosistratus, 
der ein ευνήθης des Hipparchos Deimachos genannt wird, an der 
Spitze der Sklaven, Überläufer zu den Athenern: das sind Dinge, 
von denen Thukydides und die mehr oder minder von Thukydides 
abhüngigen Diodor und Plutarch nichts wissen und die einen er- 


der Strategemensammlung Polyüns. 489 


wünschten Blick in das belagerte Syrakus thun lassen. Wer aber 
war der Historiker, aus dem Polyän das Fragment entnahm? Timäus 
oder Philistus, welcher letztere in diesem Teile seines Werkes jeden- 
falls Besseres zu thun hatte, als den Thukydides zu paraphrasieren." 
Wenn nun Schirmer 8.15 die beiden auf Hermokrates bezüglichen Ab- 
schnitte 1,43,1 und 2 auf eine Anekdotensammlung zurückführen will, 
so ist dies unmöglich. Schirmer hat sich schwerlich um das eben 
citierte sachkundige Urteil Holms über 43, 1 gekümmert, sondern ἡ 
er muls eben hier eine schlechte Quelle annehmen, um seiner An- 
sicht durchzuhelfen, dafs bei Polyän alles auf eine Quelle zurück- 
gehe. Und doch tiberragt 43, 1 an Sorgfültigkeit, Genauigkeit und 
Klarheit alle derartigen, aus Sammlungen geflossenen Excerpte; 
auch die angegebenen Zahlen sind gewifs richtig. So sind z. B. die 
hier genannten 600 (μετὰ éEakocíuv ὁπλιτῶν) die bekannten 600, 
welche gegen Ende der Belagerung unter Hermokrates standen; ihr 
erster Kommandant ist Diomilos (Thukyd. 6, 96), welcher zu Anfang 
414 fällt (Thukyd. 6, 97), beim Sturm auf Epipol& stehen sie 
unter Hermokrates nach Diod. 18, 11. Was die Chronologie des 
Ereignisses anlangt, so glaube ich, dals es vor die Ankunft des 
Gylippos gehört; denn bevor dieser an die Spitze trat, bestand ein 
Kollegium von 15 Feldherren (Plut. Nic. 16), das dann auf Hermo- 
krates' Bat auf drei herabgesetzt wurde, und da die 600 erst Anfang 
414 unter Hermokrates' Befehl kamen, so wird das Jahr 414 an- 
zunehmen sein. Bezüglich des Wertes also und der sicilischen Quelle 
des ὃ 1 kann kein Zweifel sein. Gehen wir über zu ὃ 2. Hier wird 
berichtet, wie Hermokrates den Rückzug der Athener so lange auf- 
zuhalten wuíste, bis die Syrakusaner zur Verfolgung bereit und willig 
waren. Es sind hier folgende Abweichungen von der Überlieferung 
des Thukydides zu verzeichnen. 1) Nach Thukydides 7, 73 (und Plu- 
tarch Nic. 26) ist es ein Siegesfest, das die Syrakusaner abhält, die 
abziehenden Athener zu verfolgen, bei Polyän degegen Schlaf und 
Trunkenheit (μεθύοντας xal καθεύδοντας — allerdings scheint das 
θύςεαντες ἐπινίκια auf ein vorausgegangenes Fest hinzuweisen). 
2) Nach Thukydides (Diodor und Plutarch) schickt Hermokrates 
einige von seinen Geführten (τῶν ἑταίρων τινάς) in Begleitung von 
Reitern bei Einbruch der Dunkelheit zum athenischen Lager. Diese 
reiten auf Hörweite heran, rufen einige Athener an und sagen ihnen, 
sie sollten dem Nikias mitteilen u. s. w. Damit steht in direktem 
Widerspruche αὐτόμολον πέμπει φράςοντα πρὸς Νικίαν. 3) Bei 
Thukydides beschliefsen die athenischen Führer, nachdem sie einmal 
doch die Nacht hindurch gewartet, noch einen weiteren Tag zu- 
zugegeben, damit die Soldaten bequem zusammenpacken können u.8. w. 
Nach Polyün dagegen wartet Nikias nicht Tag und Nacht, sondern 
blofs bis zum anbrechenden Morgen. Während also Thukydides und 
Diodor (auch Plutarch) erheblich abweichen, stimmt auffallender- 


weise Front. 2, 9, 7 genau mit Polyän; denn auch er spricht nicht 


4 


400 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


von einem Feste, sondern von Schlaf und Trunksucht (somno ei mero 
pressis), auch bei ihm schickt Hermokrates einen Überläufer (trans- 
fugam misit), auch bei ihm bricht das athenische Heer am nächsten 
Morgen auf (cum lux adventaret) Ein Schlufs aus diesen Ab- 
weichungen und Übereinstimmungen soll erst später gezogen werden. 

Wenn wir das nächst vorausgehende c. 42 betrachten, so er- 
weisen sich die beiden Abschnitte desselben als ursprünglich zu- 
sammengehörig schon durch den Eingangssatz von ἃ 2 (τὸν προ- 
Katecxnuevov λόφον). Dafs von einem Anschluls an die Über- 
lieferung des Thukydides nicht gesprochen werden kann, darauf 
weist bereits Holm II, Anh. S. 366 hin: „Die beiden Erzählungen 
sind nicht in den Rahmen der thukydideischen Belagerungsgeschichte 
zu bringen. Wo ist der λόφος zwischen der Stadt und dem athe- 
nischen Lager? Nach $ 2 könnte man an die φρούρια des Plem- 
myrion denken — denn es handelt sich um eine Seeschlacht, während 
der λόφος occupiert wird —, aber diese φρούρια lagen ja nicht 
zwischen der Stadt und dem Lager." Dieses Bedenken Holms ist 
allerdings berechtigt, aber dennoch ist wohl das Plemmyrion mit 
dem λόφος gemeint. Dieses wurde nämlich wirklich erst nach des 
Gylippos’ Ankunft besetzt (Thukyd. 7,2 Ankunft des G.; 7, 4 Be- 
schlufs, das Plemmyrion zu besetzen), und gerade die Gewinnung des 
Plemmyrion ist eine der Hauptwaffenthaten des Gylippos zu Anfang 
413. Aus diesen Gründen ist nach meiner Ansicht entweder nur 
anzunehmen, dafs schon in der Quelle Polyäns eine unrichtige Ter- 
rainangabe gestanden habe, oder dafs Polyän selbst in seinem Streben 
nach Kürze falsch ausschrieb. Überhaupt scheint dieser Paragraph 
auf eine sicilische Quelle hinzuweisen, einmal weil er besondere 
Kenntnis der inneren Verhältnisse von Syrakus verrät, dann weil 
durch diesen Bericht den Athenern das ganze Verdienst, die Wichtig- 
keit des Punktes erkannt und ihn aus eigener Initiative besetzt zu 
haben, genommen wird, Gylippos erscheint hier als der Held, der 
die Füden in der Hand hat, er setzt viel auf das Spiel, um sich an 
die Spitze zu bringen, aber er macht es auch wieder gut. (Auf die 
historische Wahrscheinlichkeit des von Polyün Erzühlten weist Holm 
hin: „Man muís zugeben, dafs den Syrakusanern wohl einige Be- 
denken aufsteigen konnten, ob Gylippos nicht am Ende Syrakus 
ganz und gar den Spartanern unterwerfen würde“) Ob man so 
weit gehen darf, wie W. Stern, Zu den Quellen der sicilischen Ex- 
pedition, Philol. 42, S. 456, Anm. 52, der daraus auf eine direkte 
Benützung des Philistos schliefsen will, weil dieser bei Poly&n be- 
sonders hervortritt, während Timäus ihm sehr ungünstig gesinnt 
war, weils ich nicht. — Bezüglich des $ 2 muls erst nachgewiesen 
werden, dafs damit die bei Thukyd. 7, 22 und 23 geschilderte Ein- 
nahme des Plemmyrion durch die Syrakusaner gemeint sei. 


der Strategemensammlung Polyäns. 


Thukydides. 


Gylippos hatte vom Tage sei- 
ner Ankunft an die Syrakusaner 
an die Notwendigkeit eines See- 
krieges zu gewöhnen gesucht und 
diese arbeiteten auch unausgesetzt 
an der Einübung ihrer Flotte 
(7, 7 Ende, 7, 12). 

Gylippos beabsichtigte einen 
gleichzeitigen Angriff zu Lande 
und zu Wasser: auf ein verab- 
redetes Zeichen sollten 35 Trieren 
aus dem grofsenHafen heransegeln 
und 45 andere aus dem kleinen 
herumfahren und zugleich Ver- 
einigung mit den erstgenannten 
suchen und das Plemmyrion be- 
drohen. 

Die Athener teilten ihre Streit- 
kräfte: 25 Schiffe kämpften gegen 
die 35 im grofsen Hafen, 35 
kämpften vor der Mündung des 
grofsen Hafens gegen die aus 
dem kleinen Hafen herumsegeln- 
den (also im Meere) und lange 
hielt man sich Stand. 


Inzwischen, während die Be- 
satzung des Plemmyrion zum 
Meere hinabgestiegen war und 
der Seeschlacht zusah, überraschte 
sie Gylippos (ἅμα τῇ ἕῳ, also 
die Seeschlacht begann νυκτὸς 
und vVuKTöc segelten auch die 
Schiffe aus dem kleinen- Hafen 
herum) und nahm die drei Forts 
οὐχ ὑπομεινάντων τῶν Qu- 
λάκων, die athenische Flotte 
aber siegte über die syrakusa- 
nische. 


, derer Ordnung). 


491 


Polyän. 


Dem entspricht die Einleitung 
von der Einübung von 20 Trieren. 


Auch hier zwei Teile der Flotte: 
Jene 20 Trieren schickt Gylippos 
γυκτὸς ins Meer mit dem Auf- 
trage ἀρχομένης ἡμέρας wieder 
zurückzufahren. 


Die Athener stürzen sich auf 
jene 20 und treiben sie in die 
Flucht (Sieg der Athener über 
die feindliche Flotte nur in an- 
Gylippos be- 
mannt die übrigen Schiffe (2. Ab- 
teilung des grofsen Hafens) und 
segelt gleichfalls hinaus (hier ist 
eine Unklarheit; denn man weils 
nicht, was diese zweite Abteilung 
zu thun hat). 

Dieser beabsichtigte Erfolg 
stimmt am besten mit Thukydi- 
des: ἐν τῷ καιρῷ τούτῳ, περὶ 
τὴν ναυμαχίαν τῶν ᾿Αθηναίων 
ἀςχολουμένων οἱ πεζοὶ Γυλίπ- 
που (bei Thuk. Gylippos selbst) 
ευνταχθέντες ῥᾷοτα κατέεςχον 
τὸν λόφον, τοὺς φύλακας τῶν 
᾿Αθηναίων ἐκβαλόντες. 


Diese Vergleichung läfst kaum einen Zweifel, dafs auch bei Polyän 
die Einnahme des Plemmyrion gemeint sei. Da aber beide Para- 
graphen eng verbunden sind, so werden sie auch einer Quelle, wahr- 


494 J. Melber:. Über die Quellen und den Wert 


licher Prüfung für die eine von beiden zu entscheiden haben. Diese 
Duplette hat Holm IH, Anm. auf S8. 414 zu S. 50 wohl an- 
gemerkt, sich aber jedes weiteren Urteiles über dieselbe enthalten. 
In cap. 13, 8 2 wird in Übereinstimmung mit Thukyd. 7, 39 
erzählt, wie der Korinthier Ariston durch eine List die Athener 
glauben machte, die Syrakusaner hätten den Kampf aufgegeben und 
sich zum Frühstück ans Land zurückgezogen, um sie dann, als sie 
deren Beispiel folgten, nur um 80 plötzlicher zu überraschen. Genau 
dasselbe aber wird 5, 32, 1 von dem Korinthier Telesinikos erzählt. 
Halten wir zunächst c. 13, 2 und Thukyd. 7, 39 zusammen, so er- 
gibt sich, dafs Polylün in der Mitte bedeutend gekürzt hat; insbeson- 
dere vermifst man den für das leichtere Verständnis wichtigen Satz 
des Thukydides: ὅπως αὐτοῦ ἐκβιβάςαντες τοὺς ναύτας εὐθὺς παρὰ 
τὰς ναῦς ἀριςτοποιήςωνται, καὶ δι᾽ ὀλίγου αὖθις καὶ αὐθημερὸν 
ἀπροςδοκήτοις τοῖς ᾿Αθηναίοις ἐπιχειρῶςιν. Das übrige stimmt 
bis zum Schlusse; hier ist natürlich von Polyän bedeutend abgekürzt, 
und so müfste man nach ihm meinen, dals das Frühstück wahre 
Wunder gethan habe (dies wird besonders hervorgehoben durch die 
Antithese: θόρυβος ἦν τῶν ᾿Αθηναίων, ἀείτων ἐμβαινόντων᾽ ol 
δὲ ἠριςτηκότες ete.), während Thukydides dies allerdings mit er- 
wähnt (7, 40, 3 @cıtor οἱ πλείους) aber doch richtig den schliefs- 
lichen Sieg der neuen Einrichtung der syrakusanischen Schiffe und 
den kleinen Kähnen derselben zuschreibt. Merkwürdig ist es nun, dals 
eine Vergleichung von cap. 32, 1 eigentlich viel mehr Anklänge an 
Thukydides ergibt, als 13, 2; insbesondere 1) hinsichtlich der Ört- 
lichkeit ἐν τῷ λιμένι τῶν Cupaxouciuv, 2) hinsichtlich der Mittel, 
wodurch, abgesehen von der List mit dem Frühstück, beim neuen 
Zusammentreffen der Sieg gewonnen wurde: ἀναχθεὶς αὐτίκα CUV 
τοξόταις καὶ ἀκοντιςταῖς ἐπὶ τῶν καταςτρωμάτων πολ- 
λοῖς (vgl. Thukyd. 7, 40, 5) und weiter ἀντιπρώροις ταῖς τριήρεει 
ἐμβαλών (vgl Thukyd. τῶν ἐμβόλων τῇ παραςκευῇ). Daraus geht 
doch zur Genüge hervor, dafs die Quelle Polyäns an dieser Stelle 
eine ganz vortreffliche war, welche mit Thukydides in allen Einzel- 
heiten des Kampfes tibereinstimmte und nur bezüglich des Urhebers 
der List abwich. Welcher Bericht ist nun vorzuziehen? Offenbar 
der letztere, der des Philistos; denn unbedingt ist die Möglichkeit 
zuzugeben, dafs der sicilische Geschichtsschreiber bier die Sache 
besser wissen konnte als Thukydides, zumal wir auch noch nach- 
weisen können, wodurch der leicht verzeihliche Irrtum des Thuky- 
dides entstanden ist. Dals Ariston ein vortrefflicher Seemann war, 
steht fest; denn es wird ja auf ihn die Umgestaltung der syrakusa- 
nischen Schiffe zurückgeführt (Thukyd. 7, 36 allgemein, aber vgl. 
Diod. 13, 10, 2; bei Plut. Nie. 25 ist er in der letzten Seeschlacht 
rühmend erwähnt). Demnach war an sich schon eine Verwechslung 
leicht möglich, zumal wenn das sein Werk war, was die Schlacht 
hauptsächlich entschied. Doch die Sache ist noch einfacher: nichts 


der Strategemensammlung Polyäns. 495 


lag näher als eine Verwechslung, die durch die Übereinstimmung des 
Namens 'Apicruv mit äpıcrov (Frühstück) veranlafst wurde. Die 
Möglichkeit derselben tritt besonders hervor an dem kurzen Satze 
bei Plut. Nic. 20: καὶ καταςτρατηγηθέντες ὑπ᾽ ᾿Αρίετωνος τοῦ 
Κορινθίου κυβερνήτου τοῖς περὶ τὸ ἄριετον. Nun ist es noch 
bemerkenswert, daís wir hier doch einmal kontrolieren können, 
welchen Respekt Plutarch vor der Überlieferung des Thukydides 
hat; denn der Zusatz, den er zu seiner kurzen Erwähnung macht, 
ὡς εἴρηκε Θουκυδίδης hat nur dann einen Sinn, wenn man in 
ihm eine bestimmte Bezugnahme auf den Bericht des Philistos erkennt. 
Er kannte also diesen und schlofs sich dennoch an Thukydides an. 
Wir aber werden nach dem Gesagten den Namen, den Philistos gibt, 
vorzuziehen haben, und in dieser Hinsicht werden auch die Angaben 
Holms in seiner Geschichte Siciliens zu ergänzen sein. — Fügen wir 
hier gleich eine Beurteilung der beiden noch übrigen Abschnitte der 
zuletzt besprochenen Kapitel an, so ist insbesondere 32, 2 von In- 
teresse; denn ich erkenne darin eine Duplette des $ 1. Schon die 
Einleitung enthält einen Gedanken, der gerade in anekdotenhaften 
Erzählungen bei Polyün wiederkehrt: die Feinde richten sich in allen 
Dingen nach den eigenen Leuten des Telesinikos und frühstücken auch 
nach demselben Signal (vgl. Polyän 1, 14). Nun läfst T. eine Ab- 
teilung eher frühstücken und dann die Schiffe besteigen und sich 
ruhig verhalten. Um die eigentliche Frühstückszeit gibt er das be- 
ireffende Signal, dem natürlich auch die Feinde nach ihrer Gewohn- 
heit folgen; jetzt müssen jene oben genannten Schiffe die arglosen 
Feinde überfallen und ihnen grofsen Schaden zufügen. Daís wir hier 
eigentlich denselben Vorgang haben, wie in ὃ 1, ist doch klar. Auch 
müíste darauf schon die einfache Erwägung führen, dafs die Gegner 
der Syrakusaner gewiís nicht so thöricht gewesen sein werden, sich 
zweimal durch ein und dieselbe List mit dem Frühstück tituschen zu 
lassen. Demnach stammt 8 2 aus einer Sammlung und wir haben 
hier einen ähnlichen Fall der Verallgemeinerung wie bei den Strate- 
gemen der Artemisia 8, 53. — Bezüglich des 8 1 von c. 13 kann 
nur konstatiert werden, dafs Thukydides nichts von einem derartigen 
„Manöver des Ariston weils, so daís man geneigt sein könnte, 
den Abschnitt einer sicilischen Quelle zuzuweisen, wenn nicht die 
unbestimmte Fassung, welche im Vergleich zu 8 2 desselben Kapitels 
nieht einmal die Nationalität des Ariston angibt, nötigen würde, 
auch für diesen Abschnitt eine Quelle untergeordneten Wertes an- 
zunehmen. ΄ 

Im 5. Buche, welches die meisten auf sicilische Geschichte be- 
züglichen Abschnitte enthält, ist Polyän unverkennbar bemüht ge- 
wesen, zunächst wirklich eine grófsere Partie mit sicilischen Ge- 
schichten auszufüllen und zwar hat er diese so geordnet, dafs er zuerst 
Stücke über sicilische Tyrannen bringt (c. 1, 2, 3, 4), dann solche 
über andere Sicilier (c. 5, 6, 7, 8), dann über Karthager, welche 


496 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


durch die karthagischen Kriege auf Sicilien in die Geschichte dieser 
Insel verflochten sind (c. 9, 10, 11) endlich noch einige (c. 12 u. 13) 
über andere Griechen. Dafs er hiebei sicilische Quellen vor sich 
hatte, lüfst sich zunächst für die vier Paragraphen des c. 1 Φάλαρις 
zwar nicht an der Hand von Parallelstellen nachweisen — denn solche 
stehen uns nicht zu Gebote —, wohl aber aus der Art der Erzählung 
selbst schliefaen. Es kann nämlich einmal festgestellt werden, dafs die 
sämtlichen 4 Abschnitte einer zusammenhüngenden Quelle entstammen; 
denn sie sind genau chronologisch geordnet. ὃ 1 erzählt, wie Phalaris 
sich zum Tyrannen aufschwang (vgl. Aristot. Pol. 1310, b, 28), 8 2 wie 
er seine neu begründete Gewaltherrschaft in Agrigent durch die Ent- 
waffnung der Bürger sicherte, S 3 und 8 4 die Unterwerfung der um- 
wohnenden Sikaner. Daís ferner diese einheitliche Quelle eine sicili- 
sche war, ergeben die guten und genauen Angaben der einzelnen Ab- 
sehnitte, besonders in $ 1: Διὸς Πολιέως νεών — Angabe der Geld. 
summen — Oecuogopiuv ὄντων u. s. w., ferner auch 88 3 u. 4, 
wo schon die richtige Wiedergabe des Namens Cikavoí beachtens- 
wert ist (bei Front. 3,4, 6 sind es einfach Siculi), ferner die Namen 
Teüroc, ἄρχων Oveccnc in $ 4. Wenn man bezüglich des ὃ 2 auf 
ähnliche Erzählungen bei Polyän selbst 1, 21, 2 von Pisistratus 
und 5, 2, 13 von Dionysius, Diod. 14, 10 gleichfalls vom älteren 
Dionysius verweisen kann, so geht daraus nur hervor, dafs eben 
dieselbe Geschichte von der Entwaffnung der Bürger mit unwesent- 
lichen Änderungen von fast allen Tyrannen erzählt wurde, ohne dafs 
deshalb unser $ 2 irgendwie verdächtigt zu werden braucht, als 
entstamme er einer schlechten Überlieferung. 

Dafs tiber den älteren Dionysius eine Unmasse von Erzählungen, 
Anekdoten, Aussprüchen etc. im Umlaufe waren, ist allbekannt. Es 
darf uns daher nicht wundern, wenn wir bei Polyän nicht weniger 
als 22 (resp. 21) Abschnitte haben, wovon allerdings einige auch 
auf den jüngeren Dionysius zurückgehen. Um so notwendiger er- 
scheint es mir nun aber, was bisher noch nicht geschehen ist, über 
den Wert dieser ganz verschiedenartigen Stücke durch eine genauere 
Untersuchung ins Klare zu kommen. Gleich $ 1 ist mit 8 2 chro- 
nologisch nicht zusammenzubringen; denn der in ἃ 1 geschilderte 
Söldneraufstand fällt in das Jahr 396, das Auftreten des Dionysius 
als Tyrann dagegen in das Jahr 405. Zudem ist mit $ 1 der Be- 
richt des Diod. 14, 78 nicht übereinstimmend; denn während nach 
Polyän Dionysius in Lebensgefahr war und sich nur durch eine De- 
mütigung vor seinen Söldnern rettete, diesen dann Leontini anwies 
und sie nach kurzer Zeit dort umzingelte und niedermachte, gelang 
es ihm nach Diodor, die Unruhe einfach dadurch zu beschwichtigen, 
dafs er den Söldnerführer Aristoteles, einen Lacedämonier, gefangen 
setzie und, als die Söldner sich zusammenrotteten und ihren Sold 
verlangten, erklärte, Aristoteles werde nach Sparta geschickt und 
dort gerichtet werden, sie selbst aber sollten Leontini erhalten, worauf 


der Strategemensammlung Polyäns. 497 


sie sich zufrieden gaben. Vorläufig kann nur diese auffallende Ver- 
schiedenheit konstatiert werden. — Wie es dem Dionysius gelang, 
sich zum Tyrannen aufzuschwingen, wird bei Diod. 13, 94 und 95 
sehr weitläufig nach Timäus erzählt. Es werden also zunächst die 
beiden Berichte neben einander geprüft werden müssen. 1) Bezüg- 
lich der früheren Stellung des Dionysius stimmen beide, Diod. 13, 96 
γραμματεύς, Polyän: ὑπηρετῶν καὶ γραμματεύων τοῖς crparrroic. 
2) Dionysius klagt seine Mitfeldherrn des Verrates in der Volks- 
versammlung an; dals er bei Polyän dies anscheinend noch als γραμ- 
ματεύς thut, scheint eine Flüchtigkeit des Excerptors zu sein; denn 
im folgenden wird nichts davon gesagt, daís er Feldherr geworden 
sei, er muís es also schon gewesen sein. Und in der That miissen 
nach Diodor zwei Anklagen der Feldherrn durch Dionysius unter- 
schieden werden, eine, als er noch Schreiber war, worauf man ihn 
selbst unter die Zahl der Feldherrn aufnahm (Diod. 13, 91), eine 
zweite, als er bereits Feldherr war gegen seine Mitfeldherren, worauf 
man ibn zum ςτρατηγὸς αὐτοκράτωρ erhob. 3) Wenn es bei Polyän 
weiter heifst, die anderen Feldherren seien alle zum Tode und zur 
Verbannung verurteilt worden, so findet sich davon bei Diodor keine 
Spur und damit fällt natürlich auch die weitere Angabe Polyüns. 
weg, dals Dionysius, vorgeblich von den Angehörigen der Gestürzten 
bedroht, eine Leibwache verlangt habe. Diodor sagt nur, er habe 
in Leontini einen Tumult insceniert, sei dabei auf die Akropolis ge- 
flohen unter der Erdichtung, dafs man ihn habe ermorden wollen 
und habe so eine Leibwache bewilligt erhalten, mit der er in 
Syrakus einzog. Demnach erscheint uns die Erzählung bei Polyän 
als ein ganz elendes Machwerk, welches sicherlich nicht auf einen 
guten Historiker zurückgeht. Nichts ist geblieben als die Anklage 
gegen die Feldherren und die listige Erlangung der Leibwache und 
zum Überflufs zeigt uns der Schlufssatz τύραννος ἐγένετο Cupa- 
κουςίων μέγιετος᾽ καὶ μέχρι γήρως τὴν ἀρχὴν καταςχὼν mpocéri 
καὶ τῷ υἱῷ κατέλιπεν, dafs sich schon vor Polyän einer die Mtihe 
genommen hatte, die Sache so zusammenzuziehen und abzurunden, 
wie sie uns jetzt bei Polyän vorliegt. — Auch 8 3 hat keinen 
historischen Wert, es ist eine von den vielen Klatschgeschichten, die 
über Dionysius im Umlauf waren. Dafür spricht schon der Umstand, 
dafs wir dasselbe bei Plut. apopAth. reg. et imp. s. v. Dionys. 8 wieder- 
finden: ξένου δέ τινος ἰδίᾳ Pp&ceıv φάςκοντος αὐτῷ καὶ διδάξειν, 
ὅπιυς προειδῇ τοὺς ἐπιβουλεύοντας ἐκέλευςεν εἰπεῖν᾽ ἐπεὶ δὲ προς- 
ελθιύν᾽ Δός (εἶπεν) μοι τάλαντον, ἵνα δόξῃς ἀκηκοέναι τὰ ςημεῖα 
τῶν ἐπιβουλευόντων, ἔδωκε προςποιούμενος ἀκηκοέναι καὶ ἐθαύ- 
μαζε τὴν μέθοδον τοῦ ἀνθρώπου. Zudem verweist schon Holm noch 
auf Stob. 3, 42, wo das Geschichtchen ebenfalls vorkommt, für uns 
genug des Beweises, dafs Polyän es einfach irgend einer solchen 
Semmlung entlehnt hat. — Der folgende $ 4 bezieht sich, wie bereits 
Corais zu seiner Ausgabe angemerkt hatte, auf den jüngeren Diony- 


498 . J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


sius, zu vergleichen ist Plut. Dion. c. 21, woraus hervorgeht, dafs 
Ἑρμοκράτης fälschlich für Τιμοκράτης steht; denn diesem gab 
Dionysius seine Schwester Arete zum Weibe. So haben wir in den 
Paragraphen 1—4 ein buntes Durcheinander von Nachrichten, welche 
weder aus einer zusammenhängenden Quelle stammen, noch auch 
historischen Wert haben. Anders steht es dagegen mit den folgen- 
den Abschnitten. Der Inhalt des ὃ 5 gehört in die Zeit unmittelbar 
nach der Gewinnung der Tyrannis, als Dionysius (403 a. Chr.) seine 
Kriegspläne aufnahm und der Reihe nach Leontini, Henna, Catana 
und Naxos eroberte. Wenn wir nach näheren Nachrichten über die 
Einnahme von Naxos uns umsehen, so lesen wir bei Diod. 14, 15, 2 
blofs: μετὰ δὲ ταῦτα (d. h. nach der Einnahme von Catana) ἸΤροκλῆς 
ὁ τῶν Ναξίων ἀφηγούμενος ἐπαγγελιῶν μεγέθει πειςθεὶς παρέ- 
δωκε τὴν πατρίδα τῷ Διονυείῳ᾽ ὃς τὰς δωρεὰς ἀποδοὺς τῷ προδι- 
δόντι καὶ τοὺς ευγγενεῖς αὐτῷ χαριςάμενος τὴν πόλιν ἐξηνδρα- 
«ποδίςατο, καὶ τὰς μὲν κτήςεις ἐφῆκε τοῖς ςετρατιώταις διαρπάςαι, 
τὰ δὲ τείχη καὶ τὰς οἰκίας kxaréckawye. Bei Diodor finden wir 
also keine näheren Nachrichten über die militärischen Details der 
Einnahme, dagegen am Schlusse nichts verschwiegen, was dazu 
dienen kann, die Grausamkeit des Dionysius zu kennzeichnen (Timäus 
Quelle!) Auch wird aus seiner Angabe ohne Polyäns Bericht ge- 
schlossen werden, dafs der Verrat so ganz glatt von statten gegangen 
sei  Daís dies nicht der Fall war, beweist eben die auch sonst genaue 
und glaubhafte Erzählung des Polyän, die ich deshalb auf Philistos 
zurückführen möchte. Bestärkt werde ich in dieser Ansicht durch 
den noch wichtigeren folgenden Paragraphen. 

Dieser 8 6, welcher die beriihmte Belagerung von Motye durch 
Himilko und die Sprengung der Blokade durch Dionysius behandelt, 
ist erst in neuerer Zeit infolge der Untersuchungen des Terrains be- 
deutend geworden (er bildet mit Diod. 14, 48— 58 die einzige 
Überlieferung jenes Vorganges). Die erste und wichtigste dieser 
Arbeiten ist die von Schubring, Motye- Lilybaeum (Philol. 24, 
S. 49 ff.); sie erfuhr eine ablehnende Kritik von Holm, Geschichte 
Siciliens IT, S. 430, Anm. zu B. 111; dieser trat Meltzer entgegen 
und stimmte Schubring bei in seiner Besprechung des Holm'schen 
Werkes, (neue Jahrb. 1875, 8. 747ff.). Die Sache wurde nochmals 
ausführlicher in Betracht gezogen von Theobald Fischer „Beitrag 
zur physischen Geographie der Mittelmeerländer“ 8. 18f. und Tafel II; 
worauf Meltzer, Geschichte der Karthager 8. 512 abermals auf 
diese Arbeit zurückgekommen ist. Hier mag nur so viel bemerkt 
werden, dafs die Hypothese Schubrings jetzt wohl allgemein An- 
klang gefunden hat, wonach in alter Zeit die drei Inseln Isola il Corto, 
Isola Favilla und Isola Longa, welche heute die Bucht von Motye 
auf 3 Seiten umgeben, sowohl unter sich, als auch mit dem Festlande 
nördlich von Motye, beim heutigen Vorgebirge S. Theodoro zusammen- 
hingen und eine Landzunge bildeten, die sich weit nach Süden 


der Strategemensammlung Polyüns. 499 


erstreckte und nur hier für die Bucht eine schmale Öffnung liefs; 
über diese Landzunge brachte Dionysius seine Flotte ins Meer. So- 
viel von dem Resultat dieser Untersuchungen, welche für unsere Stelle 
insofern wichtig geworden sind, als dadurch 1) der Wert der Quelle 
Polyüns festgestellt wurde, 2) auch aufserdem sich erwies, dafs die 
Erzühlung Polyüns trotz ihres geringeren Umfanges sachlich genauer 
und besser geordnet ist, als der Bericht Diodors. Über die Quelle 
dieses wichtigen Abschnittes Polyüns freilich sind die Meinungen 
insofern geteilt, als Schubring beide Berichte, den Polyäns 
wie den Diodors, auf Philistus zurückführen will wührend Meltzer 
beide erst indirekt auf diesen Autor gehen lüíst, indem er als 
Zwischenglied den Timäus annimmt, wobei er freilich zugeben mufs, 
dafs Polyün in gewissen Einzelheiten genauer und vollständiger ist 
als Diodor. Ich glaube, wir werden diesem eigentümlichen Verhült- 
nisse denn doch am besten gerecht, wenn wir annehmen, daís ἃ 6 
des Poly&n direkt auf den gerade durch seine militärischen Kennt- 
nisse ausgezeichneten und klar schildernden Philistus zurückgeht, 
während der Bericht Diodors erst durch Timäus hindurch gegangen 
ist, welcher selbst schon die Beschreibung des Philistus nicht mehr 
klar genug wiedergab. Demnach gehören $ 5 und 8 6 zusammen 
und sind uns hinsichtlich ihres historischen Wertes um so bedeu- 
tender, als unsere Nachrichten hier recht spärlich fliefsen. Auch 
chronologisch folgen sie richtig auf einander, da der Inhalt des 8 5 
in das Jahr 403, der des S 6 aber in das Jahr 397 füllt. 

Mit 8 7 (resp. $ 7 und 8 8) ist schon rein üufserlich der 
Beginn einer neuen Quelle angegeben, weil der Name des Dion 
uns verrüt, dafs wir es hier mit einem Abschnitt zu thun haben, 
welcher auf Dionysius den Jüngeren geht. Das Erzählte fällt 
in das Jahr 357; da nun Philistus 357/56 seinen Tod fand, ist 
er als Quelle ausgeschlossen... Zunächst nun haben wir Stellung 
zu nehmen zu der Ansicht Wölfflins, welcher hier eine Vereini- 
gung zweier ursprünglich getrennter Abschnitte vorgenommen 
hat. In unseren sämtlichen Handschriften beginnt nämlich mit 
Arovöcıoc τοὺς πρεεβευτὰς etc. ein neuer $ 8, während die In- 
haltsangaben am Anfange des 5. Buches unter Διονύσιος blofs 
21 Strategemata verzeichnen, so dafs man genötigt ist, entweder 
einen Fehler in der Zahlangabe anzunehmen, oder zwei Strate- 
geme zu einem zu verbinden. Nun ist aber eine Vereinigung 
von $ 7 und $ 8 nicht möglich aus folgenden Erwägungen. 
Den ersten Teil der Erzählung bis zu dem oben erwähnten Absatz 
finden wir.noch bei Plut. Dion 30; Justin 21, 2, 6f. und Diod. 16, 
11, 4f. und zwar scheinen diese sämtlichen Berichte ursprüng- 
lich auf eine Quelle zurückzugehen. Am genauesten ist die Über- 
einstimmung mit Diodor, einige geradezu wörtliche Anklänge sind 
folgende: | 


Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. $9 


500 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Polyün. Diodor. 


A. ἐπρεεβεύςεατο ὑπὲρ διαλ- περὶ διαλύςεως ἐπρεςβεύςατο 
λατῶν ... ot μὲν ἔπεμψαν καὶ ὑπὸ .... διὰ τὴν ἐλπίδα τῆς εἰρήνης τά 
χαρᾶς ἐξέλυςαν τὰς φυλακάς. τε περὶ τὰς φυλακὰς ῥᾳθύμως 

ἔχοντας etc. 

μετὰ πολλῆς ὁρμῆς καὶ βοῆς προςέπεςον οἱ μιεθοφόροι τῷ 
ἐλθὼν πρὸς τὰ διατειχίεματακαρ- τείχει μετὰ πολλῆς βοῆς καὶ 
τερᾷ προςβολῇ χρηςάμενος etc. καταπλήξεως etc. 


Plutarch stimmt nicht so genau, wohl aber Justin. An sich 
also besteht zunächst kein Hindernis für die Annahme, dafs Polyän 
die Quelle des Diodor vor sich gehabt habe. Diese aber mufs aller 
Wahrscheinlichkeit nach Ephorus gewesen sein; denn für ihn spricht 
die Jahrform bei Diodor. Plutarch dagegen hat in dem Abschnitte 
der Biographie des Dion (c. 30—50), der hier in Frage kommt, 
nach E. Bachof, de Dionis Plutarchei fontibus, Göttingen 1874, den 
Timonides direkt benutzt, einen Freund und Kampfgenossen des 
Dion, der in der nun folgenden Schlacht an Stelle des Dion den 
Oberbefehl übernahm, weil Dion im Kampfe gegen den listigen 
Dionysius verwundet worden war. Aus Diodor selbst hat Polyän 
nicht geschöpft, weil bei diesem der folgende Abschnitt ganz fehlt, 
aus dem gleichen Grunde ebensowenig aus Trogus; wir haben uns 
also an Plutarch zu halten, der beide Abschnitte in seiner Erzählung 
vereinigt. Die Vergleichung mit Plutarch aber läfst zunächst er- 
kennen, dafs bei Polyän jeder Zusammenhang zwischen den beiden 
Abschnitten fehlt. Er läfst nämlich eine grofse Lücke; denn wir 
wissen aus den genauen Angaben Plutarchs (Dion c. 30), dafs 
Dionysius allerdings durch die List angeblicher Unterhandlungen den 
Dion überraschte, dafs aber nun eine mörderische Schlacht statt- 
fand , durch welche sich Dionysius der Mauern zu bemächtigen 
suchte, die Dion vom groísen nach dem kleinen Hafen gezogen hatte, 
um die Burg abzusperren. Hiebei flohen zwar die Syrakusaner an- 
fangs, aber Dion selbst mit seinen Söldnern hielt, obwohl verwundet, 
stand, und Dionysius mul/ste sich eilig wieder in die Burg zurück- 
ziehen, worauf die Syrakusaner Siegeszeichen errichteten. Jetzt erst 
nahm er zu neuer List seine Zuflucht. Von all dem lesen wir bei 
Polyün kein Wort, ja der Schlufssatz des ersten Teils τήν Te 
ἀκρόπολιν οὐκ ἀπέδωκε καὶ τὴν πόλιν ἀπέλαβεν ist ganz unsinnig, 
aber es ist ein Satz, wie ihn Polyän, gewöhnlich noch mit einer Pointe 
oder Antithese wie hier ausgeschmückt, oft anwendet, um der er- 
zählten List ein wirkungsvolles Resultat anzufügen. Er hat also 
hier abgeschlossen. Als er dann den folgenden Abschnitt ex- 
cerpierte, merkte er gar nicht, dafs dieser nicht mehr zu dem vor- 
ausgehenden Schlufssatze pafste. So bestimmt mich einerseits das 
Fehlen jedes Zusammenhanges, sowie jener falsche, abschliefsende 
Satz zu der Ansicht, dafs beide Abschnitte nach Polyäns Absicht 


der Strategemensammlung  Rolyänse, 501 


selbständig sein sollten, andrerseits aber führt darauf auch der An- 
fang des zweiten Teiles, verglichen mit ähnlichen, sich zeitlich nahe 
stehenden und nur von Polyän getrennten Stücken, z.B. 1,42,1 und 2; 
4, 6, 8 und 9; 5, 5, 1 und 2. Demnach kann ich Wölfflins Ansicht 
nicht teilen und bleibe dabei, dafs beide Stücke als 8 7 und 8 8 
getrennt zu belassen sind und dafs eher in der Zahlenangabe ein 
Fehler liegt. — Vergleicht man den zweiten Abschnitt, die List 
mit den Briefen, mit Plut. Dion. 31, so ergeben sich merkwürdige 
Resultate. 1) Polyün berichtet, Dionysius habe am folgenden 
Tage die Gesandten der Syrakusaner, die er listigerweise 
zurückgehalten hatte, zurückgeschickt und mit ihnen Frauen mit 
den Briefen. Das letztere kann wohl eine Flüchtigkeit Polyüns sein; 
denn bei Plutarch sind es κήρυκες, welche die Briefe überbringen; 
sonst aber gibt Polyän hier allein die besseren Nachrichten; denn 
Dionysius war geschlagen und wenn er Unterhandlungen anknüpfen 
wollte, so mulste er die Gesandten unbedingt zurückgeben, zu dem 
erfahren wir weder bei Diodor noch bei Plutarch etwas über ihr 
weiteres Schicksal. 2) Polyün allein berichtet, dafs aufser den Briefen 
an Dion, auch solche an Megakles, den Bruder des Dion, und zwar 
auch von der Schwester beider und solche an die übrigen Syrakusaner 
von ihren Frauen überbracht wurden. Hier ist Plutarch sehr ungenau, 
indem er einmal alle Briefe an Dion gehen läfst, auch die der übrigen 
Frauen, was doch keinen Sinn hat, dann den Megakles nicht erwühnt 
und auch die Schwester des Dion und Megakles als Briefsenderin 
nicht nennt, obschon sie gerade neben Sohn und Frau des Dion 
weiter unten aufgeführt wird als in der Burg und damit in der Gewalt 
des Dionysius befindlich. 3) Polyän hat blofs den Namen Ἱππαρίων 
für den Sohn des Dion (nach der Überlieferung des Timonides; denn 
Plutarch sagt ausdrücklich καίτοι qnc Τίμαιος ᾿Αρεταῖον αὐτὸν 
ἀπὸ τῆς μητρὸς ᾿Αρέτης καλεῖςθαι). Polyän schöpft also weder 
aus Plutarch, noch auch aus Timäus, vielmehr liegt uns in seinen 
Abschnitten ein Bericht des Timonides vor, ob freilich direkt oder 
durch eine andere Vermittlung läfst sich nicht beweisen. 

Der nächste 8 9 (resp. 8) geht wieder auf den älteren Dionysius, 
es findet also abermals ein Quellenwechsel statt. Für die Quelle 
haben wir bestimmte Anhaltspunkte. Zwar hat Bachof (Timäus 
als Quelle für Diod. 14, 54— 78, Jahrb. f. Philol. 1879 S. 1611) 
nach Vollquardsen, hauptsächlich das Argument der Deisidaimonie 
hervorhebend, für Diodor 14, 54— 78 Timäus als Quelle statuiert 
und Meltzer und Beloch sind seinen Ausführungen gefolgt, so dals 
der Abschnitt bei Polyän, welcher die Angabe des Ephorus über 
die Heeresstürke der Karthager wiedergibt, auf Ephorus zurück- 
zuführen wäre, allein gegen Bachof hat sich Unger gewendet (Diodors 
Quellen im 11. Buch, Philol. Bd. 40, S. 73f£) und mit Nachdruck 
an Ephorus als Quelle für Diodor in dieser Partie festgeltalten. 
Wenn nun die Abweichung des Polyün von Diodor hinsichtlich des 

33* 


509 7. Melber:elber die Quellen und den Wert 


Berichtes über die φρούρια (vgl Diod. 14, 56, 4—6) auch eine 
Verschiedenheit der Quellen bedingt, dann mufs Poly&ns Bericht 
aus Timäus stammen. Freilich kann dann die Zahlangabe χειρὶ 
μυριάδων τριάκοντα nur so erklärt werden, dafs der unkritische 
Polyän dieselbe mit aus Timiüus herübergenommen hat, denn bei 
Polyän war so etwas immer noch eher möglich als bei Diodor, da 
Timäus jedenfalls seine eigenen niedrigeren Angaben (130 000) 
gegenüber den höheren des Ephorus begründet und dadurch den 
Diodor für dieselben gewonnen haben würde. Wenn also für Diod. 
14, 56 und 58 Ephorus als Quelle festzuhalten und Timäus als 
solche abzuweisen ist, so müssen wir umgekehrt Polyän 5, 2, 8 auf 
Timäus zurückführen. Bemerkenswert erscheint es noch, dafs Front. 
1,8, 11 genau mit Polyän stimmt, so dafs, wenn irgend eine Ver- 
unstaltung der Überlieferung vorgenommen wurde, diese nicht erst 
von Polyän ausgegangen ist. — Was in & 9 von der listigen Er- 
oberung von Himera erzählt wird, das findet sich ganz übereinstimmend 
bei Diodor 14, 108 von Rhegium erzählt; ebenso auch bei Front. 
3, 4, 3, aber hier steht als $ 4 der bezeichnende Zusatz idem et 
adversus Himeraeos fecisse dicitur. Dals dies nicht etwa ein sp&- 
teres Einschiebsel ist, vielleicht gar erst durch Polyän veranlafst, 
wird durch eine ganze Reihe ähnlicher Stellen bei Frontin erwiesen. 
Daraus ergibt sich, dafs wir es hier mit einer alten Duplette zu thun 
haben: es hatte schon eine von den primären Quellen irrtümlich 
Himera statt Rhegium. Da nun einerseits ὃ 8 auf Timäus zurückgeht, 
andrerseits $ 9 sich chronologisch anschliefst (8 8 = 395 v. Chr. — 89 
= 387), und Frontin dieselbe Quelle für beide anzeigt, so wird auch 
8 9 aus Timäus stammen. — Über alle Abschnitte, die noch folgen 
läfst sich ganz summarisch urteilen; denn ich behaupte, dafs. nicht 
ein einziger davon aus einer guten Quelle stammt, und dafs also 
auch keiner in historischer Beziehung irgendwie Beachtung verdient. 
Wenn wir einige zusammenfassen, so entstammen gewils die 88 12, 
13, 14, 15, 16 (nach der Zählung bei Wölfflin), alle ein und derselben 
Quelle, einer Anekdotensammlung; denn sie behandeln alle das Mifs- 
trauen des Tyrannen und die lücherlichen Mittel, wodurch er seine 
Gegner auszuforschen und auszuhorchen suchte, keiner gibt irgend 
eine nähere Bestimmung; denn das einzige Stück; von dem man 
glauben sollte, es habe einen bestimmten historischen Vorgang im ' 
Auge, 8 11, weil es am Ende heilst τὴν 'AupíroMv ἀφύλακτον 
λαβεῖν, erweist sich gerade hierdurch als ganz wertlos; was nämlich 
bier Amphipolis sein soll, ist absolut unklar, und man wird vergebens 
nach einer Erklärung suchen. Es ist aber auch die überlieferte Les- 
art nach meiner Ansicht nicht richtig; denn wenn feststeht, dafs 
dieses Stück mit einer Reihe gleichartiger, ebenso unbestimmt ge- 
haltener, irgend einer Sammlung entnommen ist, wenn es ferner in 
der Einleitung dazu nur heifst: A., βουλόμενος ἐπιθέεθαι πόλει 
κατὰ θάλατταν ohne jede nähere Angabe, dann stand ganz nach 


der Strategemensammlung Polyäns. 503 


Art dieser allgemeinen Abschnitte auch im Schlusse kein Eigenname, 
sondern Polyün schrieb aus seiner Quelle ganz gewiís ab τὴν πόλιν 
ἀφύλακτον λαβεῖν. Der unerklärliche Name ist höchst wahrschein- 
lich durch eine Art Dittographie des folgenden ἀφύλακτον hinein- 
gekommen, vielleicht auch dadurch, dafs ein ungeschickter Schreiber 
eine bestimmte Stadt angeben wollte. — Eine zweite Klasse der 
hier vereinigten Abschnitte entstammt einer Sammlung ähnlich der 
unter dem Namen des Aristoteles gehenden (Aristot, oecon. 2). Es sind 
die 88 19 und 21, für welche schon Wölfflin im index auctorum die be- 
treffenden Parallelstellen Aristot. oecon. 2, 21 angemerkt hat. Der In- 
halt des ὃ 20 hat allerdings historische Gewähr; denn er ist auch sonst 
noch überliefert: bei Strabo 5,2,8, wo erzühlt wird, wie Dionysius den 
Tempel der Eileithyia zu Pyrgoi plünderte, bei Diod. 15, 14, wo zwar 
keine bestimmte Gottheit genannt ist, wohl aber der Ort Pyrgoi, bei 
Aelian v. h. 1, 20 wo Apollo und Leukothea zuammen genannt sind. 
Dafs aber Polyän gerade mit der Sammlung oecon. 2 übereinstimmt 
und dann auch die ganze Umgebung dieses $ beweisen uns, dafs wir es 
hier gleichfalls mit einem Excerpt aus einer geringwertigen Quelle zu 
thun haben. Darnach ist wohl auch der historische Wert des S 17 
zu beurteilen; denn das hier Erzählte läfst sich schwer in den 
Rahmen der Geschichte des Dionysius einordnen. Wenigstens be- 
merkt Holm II, S. 437, Anm. zu 8. 123: „Nach Polyün 5, 2, 17 
nimmt Dionysius Messana. Wann?" Zwar hat sich in neuerer Zeit 
Bafs, Wiener Studien 2, 1, S. 148 bemüht, diese von Holm gestellte 
Frage zu beantworten und setzt das Ereignis unter Vergleichung 
von Diod. 14, 88, 5 (die Stadt Messene ist von D. abgefallen) und 
14, 100 (die Stadt ist wieder im sicheren Besitze der Tyrannen) 
in die Zeit zwischen Ol. 96, 4 und 97, 3, höchst wahrscheinlich 
OL 96, 4, allein aus den angegebenen Gründen erhellt, dafs der 
Malsstab strenger historischer Forschung an diesen fragwürdigen 
Abschnitt nicht angelegt werden kann. So ist denn, wenn wir das 
Facit unserer Untersuchungen über cap. 2 ziehen, die Ausbeute ftir 
Historiker aus diesen 21 Stücken eine recht geringe; denn es ergibt 
sich folgendes Quellenverhältnis: 


81—4 Aus verschiedenen Quellen zusammengetragen, ohne 
historischen Wert. 

85w6 Aus Philistus. 

8 7 (u. 8) Direkt oder indirekt aus Timonides. 

$8u 9 Aus Timäus oder Ephorus, je nach Diodors Quelle. 

8 10—20 Aus wertlosen Sammlungen. 

8 21 vgl. Holm, II, 3. 448, Anm. zu 8. 148. Dieser 8 trägt 
so sehr das Gepräge pythagoreischer Darstellung, 
dafs er jedenfalls aus der Lebensbeschreibung irgend 
eines pythagoreischen Heiligen oder einer Schrift über 
pythagoreische Lehren stammt. 


, 


504. J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Soviel aber glaube ich mit Bestimmtheit nachgewiesen zu baben, 
dafs man selbst in diesem einen Kapitel mit dem in neuester Zeit 
verteidigten Einquellensystem absolut nicht durchkommt. 

Weit grófsere Einheit herrscht hinsichtlich der Quellen des 
folgenden cap. 8 ᾿Αγαθοκλῆς, da ja von vórnherein die ülteren 
Historiker für dessen Geschichte nicht mehr in Betracht kommen. 
Für die Untersuchungen über dieses Kapitel liegt uns eine wichtige 
Vorarbeit vor in der Dissertation von A. F. Rösiger, de Duride 
Samio, Diodori Siculi et Plutarchi auctore, Göttingen 1874. Dieser 
handelt p. 1O0sqq. über unser Kapitel im Ganzen und über ein- 
zelne Abschnitte desselben und kommt, indem er Wölfflins Grund- 
satze folgt, dafs.eine chronologische Reihe bei Polyän eine einheit- 
liche Quelle bedinge, zunüchst zu folgender wichtigen Aufstellung: 
* Haec ratio temporis in strategematis Agathoclis manifesto habita, est, 
sed mirifice res ita. evenit, ut ab eo, quod lempore postremum erat, 
initium fieret, deinceps in co, quod lempore omnibus | antecedebal, 
desineretur’. Im Einzelnen aber ist uns Rösiger mehrfach den Be- 
weis für diese umgekehrte chronologische Aufeinanderfolge schuldig 
geblieben, obschon er, wie wir sehen werden, für mehrere Abschnitte 
ganz sicher erbracht werden kann. $ 7 und 8, die letzten des ganzen 
Kapitels, sind in der That chronologisch die ersten; denn sie be- 
richten, wie Agathokles zur Tyrannis kam; beide beziehen sich also 
auf dasselbe Ereignis, merkwürdigerweise jedoch so, dals zeitlich 
S 7 dem $8 vorangeht. Wie dies kam, kann erst weiter unten erklärt 
werden. Über die beiden 88 handelt Rösiger a.a.0.p.12; zur Ver- 
gleichung sind heranzuziehen Diod. 19, 6ff. und Just. 22, 1£ Diodor 
weicht in seinem Berichte von Polyün also ab: 1) Diodor nennt 
blofs den Tisarchos und Diokles, nicht aber den Anthropinus und 
gibt an, die beiden seien die Hüupter der 600, d. h. des oligarchi- 
schen Senates gewesen. 2) Er berichtet, dafs Agathokles mit ihnen 
eine Zusammenkunft am Timoleonteum verabredet habe (= Polyän), 
aber wegen einer Unternehmung gegen die Erbitaner, welche Aga- 
thokles selbst leiten wollte. Die eigentliche Sachlage ist allerdings 
bei Polyän dieselbe; denn wenn es bei Diod. 19, 6, 1 heifst, A. fand 
eine günstige Gelegenheit, die ihm passenden Soldaten zur geplanten 
Vernichtung der 600 auszuheben als ςτρατηγὸς, προςαγγελθέντος 
ὅτι τινὲς τῶν ἀποςτατῶν ἐν τῇ μεςογείῳ πρὸς Ἐρβίτῃ cuvayoucı 
δύναμιν, so ist dies dasselbe, wie bei Polyän ἵνα πόλει cuundxw 
πολεμουμένῃ βοηθεῖεν ἐξελθόντες, nur gibt bei Diod. Agathokles 
vor, er wolle selbst nach Erbita ziehen, während bei Polyän die 
Genannten die Anführung übernehmen und am nächsten Morgen beim 
Timoleonteum die nötigen Weisungen erhalten sollen in Gegenwart 
der Truppen. Dies führt zur nächsten Abweichung; denn 3) nach 
Diodor beruft Agathokles die Gegner ὡς περί τινων κοινῇ ευμ- 
φερόντων διαλεξόμενος. 4) Nach Polyäns weiterer Erzählung 
werden auf ein von Agathokles gegebenes Zeichen die drei und ihre 


der Strategemensamnilung Polyüns. 505 


Begleiter, mehr als 200 getötet und hierauf alle, die ihnen zu 
Hilfe kommen wollen, nicht weniger als 600 (dies sind jedenfalls 
die 600, deren Untergang A. beschlossen hatte). Bei Diodor da- 
gegen gibt Agathokles vor, die Gerufenen und ihre Freunde bereiteten 
ihm Nachstellungen, und klagt nun die 600 vor den ihm unbedingt 
ergebenen Soldaten an. Erst auf deren Aufforderung hin, seine 
Feinde zu strafen, gibt er das Zeichen, und es begiunt ein furchtbares 
Blutbad auch in der Stadt, das also unmittelbar auf die Hinterlist am 
Timoleonteum folgt. Hier schliefst nun nach Diod. der Inhalt von 8 7 
unmittelbar an; denn nach Diod. 19,9,1 f. berief Agathokles zwei Tage 
nach jenem Blutbad die Volksversammlung, erhob Klage gegen die 600 
und ihre Oligarchie, erklürte, er habe die Stadt gereinigt von den 
dynastischen Strebern, jetzt wolle er dem Volke die Freiheit zurück- 
geben und Privatmann sein. Dies sprechend legte er Mantel und 
Behwert ab und zeigte sich als einer aus der Menge. Allein er 
wufste wohl, daís es nur zu viele gab, die sich an den Freveln der 
letzten "Tage beteiligt hatten und die die Strategie keineswegs in 
die Hünde eines anderen gelangen lassen wollten; und in der That 
gerade diese Mórder und Plünderer riefen ihn zurück, anfangs 
weigerte er sich, dann aber erklärte er, er nehme die Strategie an, 
aber nur allein, um nicht für die Ungesetzlichkeiten anderer mit 
verantwortlich zu sein. So wurde er CTpatnyöc αὐτοκράτωρ καὶ τὸ 
λοιπὸν φανερῶς ébuvücreue. Ganz anders bei Polyün $ 7, womit 
Just. 22, 2 zu vergleichen ist. Bei beiden wird berichtet, dafs Aga- 
thokles mit den Puniern einen Vertrag geschlossen habe (bei Polyün 
nur kurz, bei Justin genauer); dann erfolgt die angebliche Nieder- 
legung der Strategie, das Volk nimmt diese nicht an, und sechs Tage 
später findet abermals ein gro[ses Blutbad statt, und aufserdem werden 
mehr als 5000 in die Verbannung getrieben. Dals diese Berichte 
Diodors und Polyüns nicht zu vereinigen sind, ist nach dieser ein- 
gehenden Vergleichung klar; deshalb nimmt auch Rösiger für Diodor 
hier Duris als Quelle an, w&hrend uns bei Poly&n die Überlieferung 
des Timüus vorliegt. Wie nun aber diese zu ordnen sei, darüber 
habe ich folgende Ansicht. Es kommt bei Polyän öfters vor, dafs er, 
wenn er im Zusammenhange einer Begebenheit, die er erzählen will, eine 
neue List findet, diese loslöst und an die erste als selbständige Erzählung 
anfügt oder auch ihr vorausgehen läfst.*) Ich verweise z.B. auf dienoch 
zu besprechenden, schon oben 8. 501 erwähnten Fülle: 6,19, ὃ 3 und 3, 
wo ὃ 2 mitten aus dem Zusammenhang von ὃ 3 herausgenommen 
und vorangestellt ist, ebenso ist es 4, 6,12 und 13, und etwas Ähn- 
liches werden wir auch bei 5, 2,1 und 2 finden. So fand Polyän 


*) Allerdings bleibt noch die Möglichkeit, dafs er beide Stücke in 
einer nach sachlichem, nicht persönlichem Princip geordneten Sammlung 
vorfand, aber diese Möglichkeit scheint hier wegen der chronologischen 

ausgeschlossen. 


΄ 


506 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


die Überlieferung von der Beseitigung der 600 im Zusammenhange und 
liefs sie einstweilen weg, um sie dann als eigene Erzählung zu bringen. 
Es ist nun möglich, dafs, wenn wir 88 in 8. 7 vor die Volksversammlung 
einschieben, bei Timäus die Sache so dargestellt war, dafs Agathokles 
die 600 beseitigte, dann die Strategie scheinbar niederlegte und als 
er erst Alleinherrscher war, sechs Tage später alle Mifsliebigen 
aus dem Wege räumte durch Mord oder Verbannung (denn erfunden 
sind die sechs Tage bei Polyün gewils nicht). Dabei ist nicht zu 
übersehen, dafs Polyän den Ausspruch des A., ταύτην τὴν ἡμέραν 
ηὐξάμην Ev ἣ τοὺς πολίτας ὄψομαι τὴν ἐλευθερίαν ἔχοντας 
doch auch rechtfertigen mufste; was ihn aber eigentlich begründete, 
die Befreiung von der Herrschaft der Oligarchen, der 600, 
brachte er erst später und so kam durch Zusammenziehung die 
Geschichte mit dem Bündnis an den Anfang von ὃ 7. Diese meine 
Ansicht scheint auch Meltzer zu teilen, wenn er Gesch. d. Karth. S. 523 
sagt: „Bei Poly&n 5, 8, 7 sind nur zwei einander zeitlich ziemlich 
fern liegende Thatsachen in häufig vorkommender Weise mit einander 
verknüpft." Wenn wir so die Sache ordnen, kommt dann auch eine 
frappante Übereinstimmung mit Justin zu Tage: Agathokles schliefst 
einen Vertrag mit den Puniern — entledigt sich (mit Hilfe der 
Punier) der Oligarchen (Just. potentissimos quosque e principibus inter- 
ficit) beruft das Volk zur Versammlung ins Theater, den Senat in das 
Gymnasium — richtet ein zweites Blutbad an (vgl. Justin, 22, 2, 12). 
Die einzelnen Abweichungen und Verschiedenheiten sind natürlich 
auf Rechnung der weniger verlässigen Excerpte zu schreiben, es ge- 
nügt uns durch Justin eine Bestätigung zu haben wie die Berichte 
in 8 7 und 8 bei Polyän in seiner Quelle ursprünglich geordnet 
waren, ehe er sie gewaltsam auseinanderrifs. Rösiger hat die Mög- 
lichkeit dieser Anordnung nicht in Erwägung gezogen, wohl weil 
er, gewils mit Unrecht, alles, was tiber Agathokles auf Timäus zurück- 
zugehen scheint, als aus der Gehässigkeit dieses Historikers gegen 
den Tyrannen entsprungen ablehnt. (Vgl. die Kritik der Dissertation 
Rösigers von Holm in Bursians Jahresb. III, S. 96.) — Über $ 6, 
hinsichtlich dessen chronologischer Ansetzung und historischer Ver- 
wertung die Ansichten bisher geteilt waren, kann ich erst sprechen, 
wenn die zeitliche Aufeinanderfolge bis $ 1 hinab nachgewiesen ist. 
Sehen wir also zunächst von S 6 ab, so folgt auf die Begründung 
der Tyrannis 317, in S 5 Verschiedenes, was sich auf die Vorberei- 
tung für die Landung in Afrika und auf diese selbst bezieht, also 
noch in das Jahr 310 gehört. Dafs Polyän hier sehr zusammen- 
gezogen hat, ergibt eine einfache Vergleichung mit Diodor; denn mit 
dem ersten Teil von $ 5 steht Diod. 20, 4, 5 ff., mit dem zweiten Diod. 
20, 7 in Beziehung, so dafs also in zwei Kapiteln, 5 und 6, noch gar 
Manches dazwischen liegt; offenbar veranlafste die Zusammenstellung 
bei Polyän der gemeinsame Zweck, den die beiden Strategeme des 
Agathokles verfolgten, nur tapfere und entschlossene Soldaten zu 


der Strategemensammlung Polyüns. 507 


baben. Ist einmal zugegeben, dafs hier arge Verkürzungen statt- 
gefunden haben, dann wird auch erklärlich, wie die unrichtige Dar- 
stellung bei Polyün im ersten Teil des S entstanden ist. Diodor 
20, 4, berichtet nämlich, dafs Agathokles sich vor einer Gefähr- 
dung seiner Herrschaft wührend seiner Abwesenheit sichern wollte. 
Deshalb berief er eine Versammlung und stellte es allen frei, die eine 
lange Belagerung, welche er in Aussicht stellte, nicht aushalten 
könnten, mit ihrer Habe die Stadt zu verlassen; dies thaten viele, die 
er aber durch seine Söldner töten liefs, um durch Einziehung ihres 
Vermögens sich mehr Mittel zum Kriege zu verschaffen. Nun könnte 
man wohl meinen, wenn man Polyäns Bericht vergleicht, dieser habe 
eine andere Quelle gehabt, allein es läfst sich zufällig nachweisen, 
dafs ihm allein diese Verdrehung der Sache zur Last fällt; denn 
einmal ist die Übereinstimmung im Folgenden zwischen Diodor und ' 
Poly&n doch auffallend: 


Polyän. Diodor. 
ἐπιτρέπω τοῖς βουλομένοις διεκελεύετο οὖν CWLEIV ἑαυ- 
ἑαυτοὺς CWLEIV, ἐξιέναι τῶν νεῶν τοὺς μετὰ τῶν ἰδίων xrrjceuv 
μετὰ τῶν ἰδίων κτημάτων. ἐξῆλ- τοὺς μὴ βουλομένους ὑπομένειν 


θον ευχνοί. τοὺς μὲν δὴ ἔκτεινε .... ἐξορμηςάντων δ᾽ .... ἐπα- 
πάντας. ποςτείλας τινὰς τῶν μιςτθοφόρων 
ἀνεῖλε. 


Dann aber hat Rösiger richtig gesehen, dafs man gerade aus 
dem Ausdruck μετὰ τῶν ἰδίων κτημάτων schliefsen muls, dafs 
Poly&n aus derselben Quelle schöpfte, blofs ungenau; denn es kann 
sich doch diese Angabe nur auf die aus der Stadt Wandernden be- 
ziehen, weil ja ein ins Feld ziehender Soldat nicht mit seiner gesamten 
wertvollen Habe sich einschifft. Dazu füge ich noch den Beweisgrund, 
dals ja Niemand den gefährlichen und verwegenen Plan, direkt 
nach Afrika segeln zu wollen, kannte; es konnte also Agathokles 
gewils nicht auffordern, wer sich retten wolle, solle aussteigen; denn 
in der Stadt meinte man, es handle sich höchstens um einen Raub- 
zug in die karthagische Eparchie. Wenn man nun aber fragt, wie 
dem Polyän beim Zusammenziehen gerade diese Wendung beifiel 
80 darf man nur nachsehen, was unter dem Titel δειλῶν ἀνάκριεις 
in den codd. ὑποθέςεων wiederum aus Polyän excerpiert ist, um zur 
Überzeugung zu kommen, dafs er, wenn ihm Erzählungen wie z. B. 
2,3, 3 oder 8, 9, 1 (3, 10, 3; 8, 11, 8) im Kopfe waren, bei seiner 
Öberflächlichkeit leicht eine derartige Verwirrung anrichten konnte. 
— Einfacher liegt die Sache bei ὃ 4, welcher von der Treulosigkeit 
des Agathokles gegen Ophelas von Kyrene berichtet und in das 
Jahr 308 gehört. Beztiglich der Quellenfrage stimmt mit Rösiger 
auch Meltzer, Geschichte der Karth. S. 527 dahin überein, daís 
Polyän die Überlieferung des Tim&us am reinsten wiedergibt, während 


508 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


bei Diodor, der auf Duris zurückzugehen scheint, die Buhlgeschichte 
überhaupt weggelassen ist. Hinweisen möchte ich hier nur noch auf 
die Stelle des Justin 22, 7, 5, wo von Agathokles gegenüber dem 
Ophelas gesagt wird: cum saepius simul cenasseni adoptalusque 
filius cius ab Aphella esset, incawium interficit. Meltzer meint hiezu: 
„Die merkwürdige, in den Worten adoptatusque filius cius ab Aphella 
esset. enthaltene Darstellung beruht gewifs nur auf einem Mifsver- 
verstándnifs eines griechischen Ausdruckes, welches dem Trogus zur 
Last fallen dürfte.“ Im Hinblick auf die Worte Polyäns ὅμηρον 
αὐτῷ τὸν ἴδιον υἱὸν ἔπεμψεν möchte ich vermuten, dafs ursprüng- 
lich auch im Text des Justin gestanden babe obsesque datus und dals 
erst infolge der Verstümmlung dieses Ausdruckes jenes sonderbare 
‚Wort adopiatusque in den Text gekommen sei, weshalb dann 
allerdings auch ab .Aphella geschrieben wurde. — Auch ὃ 3 
schliefst sich chronologisch an; denn aus der Vergleichung mit 
Diod. 20, 63 ergibt sich das Jahr 307, als Agathokles unter Zurück- 
lassung seines Heeres aus Afrika plötzlich heimgekehrt war, in Sicilien 
selbst seine Feinde aufs Haupt geschlagen hatt® und sich anschickte, 
wieder nach Afrika zurückzukehren. Da Polyän sich hier ganz an die 
Überlieferung des Timäus hält (Agathokles ist sogar Possenreilser 
der gemeinsten Art!), so führt Rösiger die Abweichungen Diodors 
auf Kontamination zurück. Diod. a. a. O. berichtet nämlich von zwei 
Gastmählern, einem von Freunden und einem von den Verdächtigen; 
: demnach, meint Rösiger, haben seinem Autor wohl zwei Erzählungen 
vorgelegen, eine von einem Mahl der Freunde, eine von dem der 
Gegner. Als Kennzeichen dieser Kontamination betrachtet Rösiger den 
Umstand, dafs bei Diodor zwischen die beiden Gastmähler eine Reihe 
von Erzählungen oder besser Anekdötchen eingeschoben sei, teils 
ehrend, teils schimpflich für Agathokles. Dieser Ansicht gegen- 
über hat Holm (Bursians Jahresb. III S. 97) bemerkt: „Eine Spur von 
Kontamination entdeckte Rösiger auch im Diod. 20, 63 verglichen 
mit Polyän 5, 3, 2. Dieser redete nur von einem, den Feinden 
gegebenen Gastmahle, Diodor Auch von einem solchen, das den 
Freunden gegeben wurde. Aber hier ist der Beweis nicht geliefert; 
es ist im Gegenteil viel einfacher zu erklären, wenn wir für Polyün 
ganz dieselbe Quelle voraussetzen, wie für Diodor. Polyän hat nur 
das Gastmahl der Feinde, weil er nur über gegen Feinde ge- 
brauchte Listen schreibt, das andere interessierte ihn eben nicht 
und er liefs es weg.“ Wenn ich nun.auch mit der Zurückweisung 
der Ansicht Rösigers durch Holm vollkommen einverstanden bin, so 
mufs ich doch hier die sonderbare Behauptung ablehnen, als ob 
Polyän nur Listen gegen Feinde erzähle. Als ein Beispiel statt vieler 
will ich nur auf fast sämtliche 88 des cap. 1 des 6. Buches: 'lácuv ver- 
weisen oder auf 1,40, 1 etc. — Beztiglich des S 2 ist uns Rösiger den 
genaueren Nachweis schuldig geblieben, inwiefern dieses Strategem sich 
chronologisch an die vorausgehenden anschlielst; überhaupt scheint eine 


der Strategemensammlung Polyüns. 509 


chronologische Bestimmung schwer, da: Holm II, S. 476, Anm. zu 
8.234 fragt „Wann erobert Agathokles Leontinoi? (Polyän 5, 3, 2)." 
Daís dieses Strategem unter den bis jetzt besprochenen zeitlich das 
späteste ist, ergibt sich aus den Worten Acivoxpátnv, τὸν ςρα- 
τηγὸν αὑτοῦ; denn wir lesen bei Diod. 20, 90, 1, dafs Agathokles 
den Deinokrates, den Führer der Verbannten, nachdem er ihn be- 
siegt, zu seinem Peldherrn gemacht und ihm fortan in allen Dingen 
besonderes Vertrauen geschenkt habe. Von diesem Deinokrates 
heifst es dann weiter Diod. 20, 90, 2: ὁ δὲ Δεινοκράτης προδοὺς 
τοὺς ευμμάχους, τὸν μὲν Παείφιλον Ev τῆ Γέλᾳ cuvaprtácac dmé- 
κτεινε, τὰ δὲ φρούρια καὶ τὰς πόλεις Evexeipicev ᾽ΑτΤαθο- 
κλεῖ, διετῆ χρόνον ἀναλώςας εἰς τὴν τῶν πολεμίων παράδοειν. 
Unter diese allgemeine Notiz gehört ganz gewifs das hier über 
Leontini Erzü&hlte. Das von Deinokrates Berichtete fällt 305, so dafs 
wir einerseits den Beweis haben, dals $ 2 sich chronologisch richtig 
an ὃ 3 anreiht und andrerseits einen terminus post quem für die 
Eroberung von Leontini gewinnen, wodurch Holms Frage wenigstens 
teilweise beantwortet werden kann. Übrigens charakterisiert die 
Erzählung wieder ganz nach der Weise des Timäus die hinter- 
listige Grausamkeit des Agathokles. — Aber ebenso sehr wie dieser 
S läfst,auch $ 1 auf Timäus als Quelle schliefsen; denn die wenigen 
Zeilen atmen seinen ganzen Hals gegen den Tyrannen. Wenn 
daher Rösiger meint: fortasse ὃ 1 excipienda est (nämlich von der 
chronol. Reihe), quod nullo modo definiri potest, quando res ibi narrata 
acciderit, so ist er, glaube ich, doch zu rasch gewesen. Einerseits 
n&mlich besitzen wir aus der Zeit des Kämpfe gegen Deinokrates 
den Bericht Diodors 20, 89, wonach Dionysius die Gefangenen nach 
dem Siege bei Torgium, 7000 nach Timäus (Übertreibung), 4000 
nach anderen, niedermetzeln liefs und zwar, nachdem er ihnen 
vorher Schonung versprochen hatte. Dieser Vorgang könnte wohl hier 
passen, allein dann wäre die Reihenfolge doch gestört, weil dann $ 2 dem 
S 1 zeitlich folgen würde. Wenn man aber auf das oben citierte Sttick 
aus Diod. 20, 90, 2 Rücksicht nimmt, so glaube ich sicher, dafs 8 1 in 
diese Zeit gehört, wo Deinokrates durch Verrat und Treubruch éÉve- 
χείριςε τὰ φρούρια xai τὰς πόλεις ᾿Αγαθοκλεῖ. Ja gehen wir noch 
einen Schritt weiter: Polyän hat bei seinem Streben, eine möglichst 
grofse Anzahl von Stücken zu erhalten, einfach S 2 und ὃ 1 aus- 
einandergezogen, bei jener perfiden Niedermetzelung der Leontiner 
that Agathokles den frevelnden Ausspruch. Polyün hat ihn selb- 
ständig hingestelli, und so muíste er ihm auch eine Einkleidung 
geben. So werden wir zu der Meinung veranlaíst, er beziehe sich 
auf ein besonderes Ereignis (vgl. das su ἃ 7 und 8 in dieser Be- 
ziehung Erörterte). 

Dennoch haben wir also ohne jeden Zwang eine genaue zeitliche 
Folge der einzelnen Abschnitte: 


510 .. Δ Melber: Über die Quellen und den Wert 


88u7 = 317 8 5 = 310 8 4 — 308 
8 8 = 307 8 2 u.1 = nach 305. 


En  —— 


*Dafs die sämtlichen Stücke aus Timäus stammen, bedarf 
nach den im Laufe der Untersuchung vorgebrachten Gründen keines 
weiteren Beweises. Es handelt sich nun noch uf 8 6. Hier wird 
berichtet, Agathokles habe von den Syrakusanern 2000 Mann Trup- 
pen verlangt ὡς διαβηςόμενος ἐς τὴν Φοινίκην, da man ihn von 
dort zu Hilfe rufe, als er sie aber gehabt, habe er diese Expedition 
aufgegeben und sich gegen Tauromenium gewendet. Droysen in der 
Geschichte des Hellenismus II, 2, 8. 242, Anm. 3 bemerkt hierüber: 
„Dafs dies nicht das bekannte Phönikien ist, ist klar, auch die 
liparische Insel Phönikussa scheint nicht gemeint zu sein, sondern 
die epirotische Stadt Phönike gegenüber von Kerkyra.“ Aus dem 
Text bei Droysen geht nämlich hervor, dafs um 300 (Ol. 120, 1) 
die Insel Kerkyra, von Kassander angegriffen, da Demetrius ferne 
war, den Agathokles zu Hilfe rief. Dieser schlug auch Kassander 
und verbrannte seine Flotte. Wahrscheinlich wurde nun unterhandelt 
und den Macedoniern freier Abzug bewilligt unter der Bedingung, dafs 
Agathokles fortan Kerkyra gehören sollte; ihn selbst riefen die beimi- 
schen Angelegenheiten wieder zurück. Es schliefst sich auch Holm den 
Ausführungen Droysens an; denn er bemerkt gelegentlich der Schil- 
derung der Expedition des Agathokles nach Kerkyra (II, 8. 479, 
Anm. zu 8. 261): „Hierher gehört Polyün 5, 3, 6, da Phönike, wie 
Droysen nachweist, die Kerkyra gegenüberliegende Stadt ist. Aller- 
dings gibt der unerwartete Ausgang des Krieges um Kerkyra dem Ge- 
danken Raum, ob nicht die Gröfse des agathokleischen Sieges über- 
trieben ist." Aber nach den über Polyün 5, 3 angestellten Unter- 
suchungen vermag ich nicht beizupflichten. Erstlich nämlich würde 
also ὃ 6 allein die genaue chronologische Folge der einzelnen Ab- 
schnitte stören (Rösiger bemerkt hierüber nichts, offenbar, weil ibm 
der $ mit der Ansetzung Droysens unbequem war); dann, meine 
ich, brauchte Agathokles im Jahre 300, wo er bereits im 17. Jahre 
Tyrann war, nicht mehr zu derlei Kunststückchen und Täuschungen 
zu greifen, wenn er 2000 Mann nötig hatte, wohl aber ist dies denk- 
bar für die erste Zeit nach seinem Emporkommen, in welche der 
Abschnitt nach der Anordnung bei Polyän fallen würde Die Er- 
klärung dieser Schwierigkeit verdanke ich Unger. Die Sache liegt 
sehr einfach; denn Φοινίκη ist hier = ἣ τῶν Φοινίκων ἐπικράτεια 
d. h. der den Karthagern gehörige Teil von Sicilien, Westsicilien. 
Dazu pafst dann auch die frühe Zeit. | 

Auf Timäus wird auch cap. 4 ἹἹππαρῖνος zurückzuführen sein; 
ich schliefse dies aus der Stelle des Diodor 16, 36: ἐν ταῖς Cupa- 
KoUcaic cráceuc τενομένης τοῖς Δίωνος φίλοις πρὸς Κάλλιππον, oi 
μὲν τοῦ Δίωνος φίλοι ἡττηθέντες ἔφυτον εἰς τοὺς Λεοντίνους" μετὰ 





der Strategemensammlung Polyüns. 511 


δέ τινα χρόνον Ἱππαρίνου τοῦ Διονυείου καταπλεύςεαντος εἰς 
τὰς (ζυρακούςας μετὰ δυνάμεως, ὁ μὲν Κάλλιππος ἡττηθεὶς ἐξέ- 
πεςε τῆς πόλεως, ἹἹππαρῖνος δὲ ἀνακτηςάμενος τὴν πατρῴαν 
δυναςτείαν ἦρξεν ἔτη buo. Man sieht es dieser Stelle an, dals sie 
sehr zusammengezoger ist und dafs ihr ein viel ausführlicherer Be- 
richt des Timäus entsprach; diesem wird wohl unser Abschnitt ent- 
nommen sein. 

Zu eipgehenderer Erörterung veranlassen die beiden 88 des 
cap. 5, welche aus einer Quelle stammen und zwar aus einer sehr 
guten, wie uns die Vergleichung mit Thukydides 6, 4 lehren kann; 
auch gehüren sie ganz eng zusammen und sind nur durch das be- 
kannte Streben des Polyün auseinandergerissen worden, weil er eine 
möglichst grofse Zahl von Strategemen zusammenbringen wollte. 
Thukydides folgt in diesem Abschnitt, wie Wälfflin in der Schrift 
"Antiochus von Syrakus und Cólius Antipater" nachgewiesen hat, dem 
ältesten der sicilischen Geschichtsschreiber, dem Antiochus von 
Syrakus, so daís also seine Nachrichten für ganz zuverläfsig zu gelten 
haben. Um so auffallender ist nun eine Differenz zwischen seinem 
Berichte und dem des Polyän. Während nämlich Thukydides berichtet, 
Lamis sei mit seinen Megarern zuerst nach Trotilon gekommen, habe 
dann gemeinschaftlich mit den Chalcidiern kurze Zeit in Leontini 
zusammengewohnt, sei von diesen vertrieben worden und mit den 
Seinigen nach Thapsos übergesiedelt, wo er selbst gestorben sei, 
während seine Leute von Thapsog aus Megara Hybläa begründet 
hätten, finden wir bei Polyän nach der Vertreibung der Megarer 
aus Leontini folgendes erzählt: τῆς Λεοντίνων ἐκπεςόντες Τρώτιλον 
κατῴκηςαν μεχρὶ ἑνὸς χειμῶνος᾽ HEXPI γὰρ TOCOUTOU cuvexupncav 
οἱ Χαλκιδεῖς. Das suchte Schubring „Umwanderung des Megari- 
schen Meerbusens in Sicilien" S8, 447 und 449 dadurch mit Thuky- 
dides in Einklang zu bringen, dafs er bei Polyän statt Τρώτιλον 
setzte Θάψον. Aber ihm gegenüber hat Holm I, S. 390, Anm. zu 
8. 131 mit Recht bemerkt, dafs die Sache dann erst recht auffallend 
wird, weil die Leontiner darnach über das Wohnen der Megarer in 
Thapsos eine Verfügung gehabt haben mülsten, was wenig Wahr- 
seheinlichkeit hat, da doch Thapsos aufserhalb ihres Bereiches lag. 
Letzteres lehrt auch, meine ich, ein Blick auf die Karte; Thapsos 
liegt ja noch südlicher als Megara Hybläa selbst, das die Megarer 
von Thapsos aus kolonisierten, es hätte ihnen also da das Wohnen 
noch eher streitig gemacht werden können als in Thapsos. Holm 
will nun in der Weise der Schwierigkeit abhelfen, daís er die 
Worte μέχρι γὰρ tocoUTou cuvexWpncav οἱ Χαλκιδεῖς auf das Wohnen 
in Leontini bezieht; dann hätte man statt des vorhergehenden μεχρὶ 
ἑνὸς χειμῶνος zu lesen etwa διελθόντος χειμῶνος und der Sinn 
wäre: nach Verlauf des Winters — denn so lange hatten die Leon- 
liner sie in ihren Mauern geduldet — mufsten sie nach Trotilon 
abziehen. Diesen Vorschlägen Holms vermag ich absolut nicht bei- 


519 7. Melber: Über die Quellen und^den Wert 


zustimmen, schon aus formellen Gründen; denn wenn. bei Poly&n 
mit grofsem Nachdruck steht xai δὴ γυμνοὶ Μεταρεῖς τῆς 
Λεοντίνων ἐκπεςόντες, so wird nicht noch einmal nachhinken, 
daís sie noch einen Winter in Leontini wohnen bleiben durften, son- 
dern man erwartet doch entschieden, den Ort genannt zu finden, 
wohin sie sieh alsbald begaben; ferner stehen die Ausdrücke μέχρι 
ἑνὸς χειμῶνος und μέχρι γὰρ τοςούτου zu sehr in Beziehung zu 
einander, als dafs man, wie Holm gethan hat, den ersten ändern 
dürfte, besonders da es eine schon von Wölfflin sehr richtig be- 
obachtete Eigentümlichkeit unseres Autors ist, einen vorausgegangenen 
Ausdruck durch einen gleichlautenden folgenden wieder aufzunehmen 
(vgl. Wölfflin, praef. p. XV).: Alle Änderungen sind nach meiner 
Ansicht unnötig, wenn man das Wort κατοικεῖν in der Bedeutung 
„wohnen“, „bewohgen“ oder auch „sich niederlassen" fafst und nicht 
„eine Stadt gründen“, da es ja erstere Bedeutung auch thatsüchlich hat. 
Darnach wäre die Sache so zu erklären: Als die Megarer aus Leon- 
tni vertrieben worden waren, gestatteten ihnen die Chaleidier einst- 
weilen einen Winter lang in Trotilon zu wohnen, von wo sie ur- 
sprünglich nach Leontini gekommen waren und das im Bereiche der 
Stadt lag und schon deshalb als Eigentum derselben gelten muíste, 
weil die Megarer bei ihrer Übersiedelung diesen Platz nicht auf- 
gegeben hatten. Nach Verlauf des Winters aber mufsten sie wieder 
weiter ziehen. Es liegt also am Schlusse von cap. 5, 2 nicht etwa ein 
Fehler bei’ Polyän vor, sondern er hat einerseits nur die weiteren 
Schicksale de® Megarer weggelassen, die ihn nicht interessierten, 
während er andrerseits mit der Erwähnung des vorübergehenden 
Aufenthaltes in Trotilon seiner Quelle mehr gerecht wird als Thu- 
kydides, welcher die Geschichte der griechischen Kolonien in Sieilien 
mit gedrängter Kürze schildernd dies als unwesentlich überging. 
Umgekehrt hat Polyän am Anfang von ὃ 1 nichts davon gesagt, 
dafs die Megarer schon einmal in Trotilon salsen; denn dieses that 
nichts zur Sache. Auf diese Weise erklären sich die gegenseitigen 
Abweichungen ganz ungezwungen. Wenn man nach der Quelle fragt, 
so ist zwar Antiochus von Syrakus abzuweisen, aber wenn die Ge- 
nauigkeit und die gute Überlieferung als Beweis gelten kann, wird 
wohl an einer sicilischen Quelle, Philistus oder Timäus, festzuhalten 
sein. — Das folgende Kapitel erzählt in genauer und trefflicher 
Weise, wie Hippokrates, vor Gelon Tyrann von Gela, Bruder und 
Nachfolger des Tyrannen Kleander, der im Jahre 498 nach der Er- 
mordung Kleanders diesem gefolgt war, um das Jahr 492 durch 
eine List Ergetion, eine Stadt der Sikeler, eroberte. Aus den. Frag- 
menten des Philistus (besonders fr. 17 aus Buch 3) ersehen wir 
allerdings, dafs die Regierung des Hippokrates von diesem Historiker 
eingehend behandelt worden war, sowie aus fr. 14 des 2. Buches 
’Epyeriov πόλις CixeMac, dafs Philistus ausdrücklich von dieser 
Stadt sprach. (Aufletzteres Fragment macht aufmerksam Schubring, 


LI 


der Strategemensammlung Polyüns. 513 


historisch-geographische Studien über Altsicilien im Rhein. Mus. 
Bd. 28, 8. 130, der z. B. seine näheren geographischen Angaben 
über diese Stadt lediglich aus Polyän entlehnt hat.) Doch lüfst sich 
nicht mit voller Bestimmtheit über die Quelle urteilen. 

cap. 7 Δαφναῖος, welches in die Schilderung der Schlacht am 
Himera 406 v. Chr. (zweiter Krieg der Karthager auf Sicilien) gehürt, 
bietet uns eine willkommene Ergänzung zu Diod. 13, 87. Dort wird 
nämlich kurz berichtet, die Syrakusaner hätten sich endlich aus 
Furcht, es möchte das belagerte Akragas gleich Selimus und Himera 
den Karthagern in die Hände fallen, zur Hilfeleistung entschlossen. 
Gleichzeitig trafen Hilfsvölker ein ἐξ Ἰταλίας καὶ Mecchvnc, als 
Feldherr wurde Daphnäus gewählt. Unterwegs zog man auch die 
Kamarinäer und Geloer an sich. Dann folgt bei Diodor kurz der 
Schlachtbericht: ἤδη δὲ τῶν Cupakouciuv τὸν Ἱμέραν ποταμὸν 
διαβεβηκότων ἀπήντηςαν οἱ βάρβαροι καὶ παρατάξεως τενο- 
μένης ἐπὶ πολὺν χρόνον ἐνίκηςαν οἱ Cupaxovcıoı etc. Hier in 
der kurzen Schilderung erhalten wir nur durch das ἐπὶ πολὺν χρόνον 
„eine Andeutung von der heilsen und lange schwankenden Schlacht, 
von deren: Entscheidung uns Polyün 5, 7 Genaueres berichtet, 
ob aus Philistus oder Timiüus läfst sich nicht entscheiden, ebenso- 
wenig wie bei den beiden Abschnitten des cap. 8, von welchen der 
zweite auch chronologisch nicht näher bestimmt werden kann. Auch 
von cap. 9 lifst sich nur angeben, dafs es gewöhnlich auf den letzten 
Krieg der Karthager gegen Dionysius (368 v. Chr.) bezogen wird, 
ohne dafs man bei dem Mangel jeder Parallelstelle ihm im Verlaufe 
desselben eine bestimmte Stelle anweisen oder seine Quelle ermitteln 
könnte. 

Genaueres dagegen läfst sich zu cap. 10 Ἱμίλκων anführen. Den 
& 1 dieses Kapitels wollte Meltzer, Gesch. der Karthager S. 511 auf 
einen sonst nicht bekannten Libyerkrieg des Jahres 405 beziehen; 
dagegen hat Gutschmid in der Anzeige von Meltzers Werk (Neue 
Jahrb. f. Philol. 1880, S. 291) sich ausgesprochen und, indem er 
auf Front. 2, 5, 12 verweist, gezeigt, wie sich aus der Vereinigung 
beider Stellen mit Sicherheit ergibt, dafs es sich um aufständische 
Afrikaner handelt, welche sogar die Villen unmittelbar vor den 
Thoren besetzt hatten, eine Situation, die nur auf den Aufstand des 
Jahres 396 paíst. Nur das eine kann ich Gutschmid nicht zugeben, 
dafs er aus Frontin, wo die gleiche List von einem karthagischen 
Feldherrn Maharbal erzählt wird, schliefsen zu können glaubt, Polyän 
habe die List erst auf den bekannteren Himilko übertragen; denn 
die Nachrichten, welche Polyün hier gibt, sind genau und verlässig 
und stammen aus einer Quelle, welche auch über die karthagischen 
Verhältnisse gut unterrichtet war; einzig der Satz des Frontin 
missus a Carthaginiensibus adversus Afros rebellantes kann noch 
zur Vervollständigung der Nachriohten Polyäns herangezogen werden, 
wiewohl sich das rebellantes auch so schon aus der Erzählung 


514 1. Melber: Über die Quellen und den Wert 


ergibt. Daher ziehe ich es vor, eine verschiedene Überlieferung, oder 
doch wenigstens für Polyän eine selbständige gute Quelle anzunehmen, 
welche, das lehrt 8 2, wo von einer Mafsregel des Himilko vor seiner 
Ausfahrt zum Kriege von 396 berichtet wird. Zu vergleichen ist 
nämlich Diod. 14, 55, 1: Ἱμίλκων δὲ τοῖς κυβερνήταις ἅπαςει δοὺς 
βιβλίον Errecppayıcuevov ἐκέλευςεν ἀνοίγειν, ὅταν ἐκπλεύςωει καὶ 
ποιεῖν τὰ γτεγραμμένα. τοῦτο δὲ ἐμηχανήςατο πρὸς τὸ μηδένα 
τῶν καταςκόπων ἀπαγγεῖλαι τὸ κατάπλουν τῷ Διονυείῳ. Av δὲ 
γεγραμμένον ὅπως εἰς Πάνορμον xatarkeucwc. Hiezu hat bereits 
Meltzer 8. 513 angemerkt, dafs bier aufser Diodors Angabe, obwohl 
in einem Punkte etwas anders gefafst und möglicherweise genauer 
wiedergegeben, noch Polyän 5, 10, 2 und Front. 1, 1, 2 in Betracht 
kämen. Dies läfst sich in der That erweisen. Bei Polyän ist nämlich 
richtig angegeben, dafs diese versiegelte Ordre blofs für den Fall 
einer Zerstreuung der Flotte durch den Sturm gegeben war; denn 
für den Fall, dafs sie beisammen blieben, bedurfte es derselben gar 
nicht, sondern man hatte einfach dem Himilko zu folgen. Noch be- 
deutender aber für die Beurteilung des Wertes unseres Excerptes 
ist der zweite Teil. Es hat jüngst Stern in seinem schon erwähnten 
Aufsatze über die Quellen der sicilischen Expedition (Philol. 42 
Anm. 56 auf 8. 456) darauf hingewiesen, dafs gerade dieser $ auf 
eine direkte Benützung des Philistus durch Polylün schliefsen .lasse, 
verglichen mit fr. 15 des Philistus: ἐκαλεῖτο δὲ xai λαμπτὴρ ὁ 
Auxvoüxoc. Ἐν τΤοῦν τῷ δευτέρῳ τῶν Φιλίετου βιβλίων εἴρηται 
νκαὶ τὰς νύκτας ἐπαίρεεθαι λαμπτῆρας ἀντιπεφραγτγμέ- 
γους“. Dieses Fragment stimmt so gut mit unserem Stücke, dafs 
ich sogar vermute, es beziehe sich direkt auf die Ausfahrt des 
Himilko und es habe sich bei Pollux ein Fehler eingeschlichen in 
der Citation des Buches des Philistus, besonders wenn man bertick- 
sichtigt, dafs es bei Polyän im Eingang heifst νύκτωρ ἀνατό- 
μενος. Demgemäfs möchte ich also 8 1 und S 2 direkt auf Philistus 
zurückführen. Dagegen stammen die 88 3—5 aus anderer Quelle; 
8 3 bezieht sich abermals auf den Aufstand von 396, $ 4 auf die 
Belagerung von Akragas durch die Karthager 406, 8 5 auf den 
Krieg von 396 gegen Dionysius. Demnach gehören $ 4 und 5 
chronologisch enger zusammen und sind also wohl auch einer zu- 
sammenhängenden Quelle entnommen, etwa Timüus, wenn $ 1 und 2 
auf Philistus zurückgehen. Verdächtig aber ist $ 3; denn es ent- 
hält einzig die nähere Bestimmung ἐν Λιβύῃ, daneben aber jenen 
unbestimmten Ausdruck ἐςσπούδαζεν καταλαβεῖν πόλιν, welcher 
in der Regel auf eine geringwertige Quelle hinweist. Dazu kommt 
noch, dafs bei Front. 3, 9, 9 ganz dieselbe Geschichte und zwar wörtlich 
genau von Perikles erzühlt wird, der auf diese Weise ein castellum 
Peloponnesiorum gewonnen habe. Ich glaube also nicht zu irren, wenn 
ich behaupte, dafs 8 3 keinen historischen Wert hat, sondern irgend 
einer Sammlung entnommen ist. Demnach haben wir in cap. 10 


der Strategemensammlung Polyäns. 515 


[s 2 aus Philistus. $ 3 Sammlung [2 F vielleicht Tim&us. 


Bezüglich des cap. 11 läfst sich nur darauf hinweisen, dafs die 
ausführliche und gute Überlieferung auch eine gute Quelle verbürgt, 
hinsichtlich deren man aber wieder in erster Linie zwischen Philistus 
und Timäus schwanken kann. 

Ganz sicher dagegen ist die Sache bei cap. 12 Τιμολέων. Der 
Erste, welcher eingehend darüber gehandelt hat, ist F. J. Arnoldt, 
»limoleon, eine biographische Darstellung“ 1858. Nach seiner -An- 
sicht stammen alle 3 Abschnitte dieses Kapitels aus Tim&us. 
Wölfflin hat sodann in seiner Ausgabe Plutarchs vita Tiimoleontis, 
cap. 26 und 34 als Quelle für die 88 1 und 2 angenommen, zu 8 3 
aber nichts bemerkt. Dem gegenüber äufsert sich Rösiger in seiner 
Dissertation de Duride Samio etc. p. 11: Woelfflin erravit, cum a 
Plutarcho illa deprompta esse diceret. Licet enim in ὃ 1 dubitari 
possit, in allera. tamen $ tantum. Polyaenus a Plutarcho discrepat, ut 
de eadem quidem origine minime ambigi possil, sed unum ab altero 
sua adripuisse negandum sit. Um gleichfalls von $ 2 auszugehen, 
so hat Rösiger jedenfalls Recht; es gibt nämlich Polyän in der Er- 
zählung vom Untergang des Tyrannen Mamerkus offenbar seine 
Quelle, den Timäus, genau wieder, da es ihm aber blofs um die List 
zu thun ist, durch welche Timoleon dem gegebenen Worte auszukommen 
weils, so wird damit plötzlich abgebrochen. Ich glaube annehmen 
zu dürfen, dafs in der vollständigen Exzählung des Tim&us Mamerkus 
erst nach den Worten Timoleons in der Volksversammlung den Ver- 
such einer Verteidigung machte (ἐπεχείρει οἷο. bei Plut.), der 
aber eben deshalb wirkungslos war, weil der hochgeehrte Timoleon 
vorher jene Worte gesprochen hatte. So können also die beiden Er- 
zühlungen des Plutarch und Polyän gegenseitig zur Ergänzung dienen, 
aber nimmermehr kann Polyän hier aus Plutarch geschöpft haben; 
denn dann müíste ja angenommen werden, daís von μὴ κατηγοροῦν- 
τος Τιμολέοντος an alles von Polyän selbst gemacht sei. Zugleich 
ist dieser Abschnitt wieder ein lehrreicher Beleg für seine Arbeits- 
weise: er hört auf, wo es ihm zweckentsprechend erscheint, ohne 
Rücksicht auf sachlichen Abschlufs Wenn demnach 82 direkt aus 
Timäus geflossen ist, wenn wir ferner bisher an einer Reihejvon Stellen 
Timäus alsQuelle Polyüns nachweisen konnten, dann wird auch $ 1 nicht 
aus Plutarch, sondern aus dem sicilischen Historiker selbst entlehntsein. 
An der zweiten Stelle, wo Plutarch die Erzählung vom Ephen bringt 
(conviv. disp. 5, 3, p. 769 ed. Wyttenbach), führt er den Timüus 
namentlich ala Gewührsmann an. Es ist nun sehr auffallend, 
dafs sich 8 3 abermals mit den Vorgängen vor und während der 
Schlacht am Krimissos beschäftigt, nachdem bereits $ 1 darauf sich 
bezieht. Schon dadurch würden wir darauf hingewiesen, dals $ 3 einer 
anderen Quelle entnommen ist. Prüfen wir aber näher die Berichte, 
die uns über diese Schlacht noch vorliegen, so ergibt sich folgendes. 

Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 34 


616 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


1) Dafs Timoleon eine längere Rede vor der Schlacht gehalten hat, be- 
weist das Fragment Polyb. 12, 26a (nach Timäus); doch ist in diesem 
Fragmente nur die Rede von der ἀνανδρία der Feinde, die er seinen 
Soldaten vorstellt, allein dafs dies nicht der einzige Gegenstand der Rede 
war, zeigt der Ausdruck πρῶτον μὲν (Zeile 13). 2) Betreffs der im 
Eingang bei Polyün geschilderten Örtlichkeit haben wir den Bericht 
Plutarchs Timol. 26 (Anf.) ἀναβαίνοντι δὲ αὐτῷ πρὸς λόφον, ὃν 
ὑπερβαλόντες ἔμελλον κατόψεεθαι τὸ ςετράτευμα καὶ τὴν δύ- 
γαμιν τῶν πολεμίων, ἐμβάλλουειν ἡμίονοι etc. (es ging also diese 
Beschreibung der Geschichte mit dem Epheu voraus). 3) Bezüglich des 
Sturmes, der im Verlauf der Schlacht eintrat, haben wir den Bericht 
Plutarchs Timol. cap. 27, wo davon gesprochen wird, dals es anfangs 
nebelig und trübe gewesen sei, und dafs man von eben jenem Hügel, 
erst nachdem die Nebel sich zerstreut hatten, das feindliche Heer 
erblicken konnte; weiter beginnt dann in cap. 28 mit ἐξαίφνης ete. 
die Schilderung des plötzlich ausbrechenden Sturmes. Dazu kommt 
Diod.16,79,5: περιεγένοντο γὰρ ἀνελπίετως τῶν πολεμίων οὐ μόνον 
διὰ τὰς ἰδίας ἀνδραγαθίας, ἀλλὰ καὶ διὰ τὴν τῶν θεῶν cuvep- 
vía v (ganz den Anschauungen des Timäus entsprechend), worauf 16,80 
derSturm ebenso wie bei Plutarch geschildert wird. Demnach können 
wir bei Polyän eine merkwürdige Verdrehung und Verdunkelung 
der Thatsachen constatieren; denn 1) wie die Griechen oben stehen 
und auf die Feinde hinabsehen, ist es ja heiter (vgl. Plut.), und der 
Sturm bricht erst geraume Zeit nach Beginn der Schlacht los, 2) hat 
der Ausdruck ExxAnciav cuvayayWv für diesen Moment bei Polyän 
keinen Sinn. 3) Timoleon konnte wohl beim Ausbruche des Sturmes 
die Äufserung thun: „Seht da die Hilfe der Götter“, aber doch ge- 
wils nicht vorher. So liegt uns also in dem ὃ 3 bei Polyän eine 
ganz verstümmelte und verunstaltete Überlieferung von Thatsachen 
vor, die allerdings auf Timäus in letzter Linie zurückgehen; dafs sie 
bei Timäus selbst sich noch nicht so dargestellt fanden, ist klar; 
denn sonst würde der Abschnitt hinter $ 1 stehen, mit welchem er 
doch eng zusammenhängt. Demnach stammt dieser $ 3 aus einer 
Sammlung untergeordneten Wertes. 

Für die Beurteilung von cap. 15, Belagerung von Messana durch 
Agathokles, ist Diod. 19, 65 zu vergleichen; die beiden Darstellungen 
decken sich keineswegs; denn bei Diodor tritt der Hafs gegen den 
Tyrannen wie immer stark hervor, während bei Polyän mehr zu 
seinem Ruhme gesagt ist. Diodor berichtet, dafs er nur durch eine Ge- 
sandtschaft der Karthager, welche sich wegen Bruchs der Friedens- 
verträge beklagten, bestimmt worden sei, die Messenier frei zu geben, 
nach Polyän aber schliefst er freiwillig Freundschaft. Ich vermag 
diese Abweichung blofs zu konstatieren, nicht aber etwas Näheres über 
die Quelle der Erzählung Poly&ns anzugeben, aber eines fällt mir doch 
als sehr beachtenswert auf, wenn ich das vorausgehende cap. 14 be- 
trachte, durch welches cap. 15 von der übrigen Reihe sicilischer Ge- 


der Strategemensammlung Polyüns. 517 


schichten, die wir bis jetzt betrachtet haben, getrennt ist. Es wird 
nämlich auch in diesem Kapitel erzählt, wie ein Tyrann (Pisistratos) 
durch das kühne und unerséhrockene Auftreten eines Gegners (des 
Thrasymedes, welcher seine Tochter entführt hatte,) plötzlich ver- 
wandelt, sich zu dessen Gunsten umstimmen lüfst, ihm verzeiht und 
ihn sich zum Freunde macht. Die Durchführung dieses Gedankens 
ist in den beiden sonst zusammenhanglosen Kapiteln so ähnlich, dafs 
ich mich sehr täuschen müfste, wenn es nicht mehr als ein blofser 
Zufall sein sollte, dafs sie neben einander gerieten. Daher ist wohl die 
Ansicht nicht unbegründet, dafs beide Kapitel schon da beisammen 
standen, von wo sie Polyän entnahm, in irgend einer Chrestomathie 
oder einer nach sachlichen Gesichtspunkten geordneten Strategemen- 
. sammlung, in welcher sie zeigen sollten, wie Mut und Unerschrocken- 
heit auch einem Tyrannen Respekt abnötigen kann; denn wenn wir 
annehmen wollten, die beiden Abschnitte hätten einer zusammen- 
hängenden Überlieferung angehört, so steigt uns dasselbe Bedenken 
auf, wie bei vielen Abschnitten des 8. Buches: „Was veranlalste 
den Polyän, dieses Stück zu excerpieren?‘ Von einem Stra- 
tegem im eigentlichen Sinne des Wortes ist doch hier keine Rede; 
wohl aber ist es denkbar, dafs er die Anekdoten herübernahm, wenn 
er sie schon irgendwo in bequemer, abgerundeter Form vorfand, 
ähnlich wie die γυναικῶν ἀρεταί von Buch 8. — Beziiglich des 
cap. 37 Cucícrparoc fragt es sich, ob dasselbe nicht chronologisch 
fixiert werden kann; denn bei Holm kann ich darüber nichts finden. 
Es gehört diese Erzählung offenbar in die Zeit, als Agathokles von 
Sosistratus, dem Leiter der Oligarchie, zum Teil um seinen im Kampfe 
gegen die Bruttier, welche die Krotoniaten bedrängten, erworbenen, 
wohlverdienten Ruhm gebracht wurde (Diod. 19, 8, 4f.). Aufgebracht 
darüber klagte er den Sosistratus und Herakleides vor dem Volke 
des Strebens nach der Tyrannis an. oU προςεχόντων δὲ τῶν Cupaxo- 
είων ταῖς διαβολαῖς, oi μὲν περὶ Cucícrparov ébuvácreucav τῆς 
πατρίδος μετὰ τὴν ἐκ Κρότωνος ἐπάνοδον. Agathokles lebte in 
der Verbannung, zuerst in Kroton, dann bei den Tarentinern. Hier- 
her setze ich die Erzählung Polyäns. Agathokles ist wohl ver- 
bannt, aber es leben manche Anhänger von ihm in Syrakus; diese 
sucht Sosistratus zu beseitigen und es gelingt ihm auch auf die von 
Polyän erzählte Weise. Dafs er wirklich derartige Gewaltstreiche 
verübte und eine Art von Tyrannis in Syrakus führte, ergibt sich aus 
den Worten Diodors 19,4, 3: ἔπειτα τῆς Ev (ζυρακούςαις δυ- 
vacteíac καταλυθείςης eif? Quelle der Darstellung Polyüns ist 
wohl Timäus. — Sicher ist dies bei cap.46 wegen der Stelle Athenäus 
6, 13 p. 250A = Tim. fr. 127 bei Müller. Eine nähere Betrach- 
tung ist lehrreich für die Erkenntnis der Arbeitsweise Polyäns. 
Nachdem zuvor etwas anderes von diesem Demokles erzählt ist, 
heifst es bei Athenäus: ἔπειτα npecßeucac ποτὲ μεθ᾽ ἑτέρων 
dc τὸν Δίωνα καὶ πάντων κομιζομένων ἐπὶ τριήρους, κατη- 
34? 


518 — J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


YopoUnevoc ὑπὸ τῶν ἄλλων, ὅτι craciáZoi “κατὰ τὴν ἀποδημίαν. 
καὶ βλάπτει Διονυςίου τὰς κοινὰς πράξεις, καὶ cpóbpa 
τοῦ Arovuciou ópricOÉvrToc, ἔφηςε τὴν διαφορὰν γενέεθαι 
αὐτῷ πρὸς τοὺς ευμπρέεβεις, ὅτι μετὰ τὸ δεῖπνον ἐκεῖνοι 
μὲν τὸν Φρυνίχου καὶ (τηειχόρου, ἔτι δὲ Πινδάρου TTaräva 
τῶν αὐτῶν τινες ἀνειληφότες ἧδον᾽ αὐτὸς δὲ μετὰ τῶν βου-. 
λομένων τοὺς ὑπὸ τοῦ Διονυείου πεποιημένους διεπεραί- 
veto. καὶ τούτου cagíj τὸν ἔλεγχον παρέξειν ἐπητγτείλατο. 
τοὺέ μὲν γὰρ αὐτοῦ κατηγόρους οὐδὲ τὸν ἀριθμὸν τῶν ἀεμάτων 
κατέχειν, αὐτὸς δ᾽ ἕτοιμος εἶναι πάντας ἐφεξῆς ἄδειν. λήξαν- 
τος δὲ τῆς ὀρτῆς τοῦ Διοννυείου, πάλιν ὁ Δημοκλῆς ἔφη᾽ 
χαρίςαιο δ᾽ ἄν μοι, Διονύειε, κελεύςας τινὶ τῶν ἐπιςταμένων διδάξει 
με τὸν πεποιημένον εἰς τὸν AckAnmiöv παιᾷνα᾽ ἀκούω γάρ ce πεπραγ- 
ματεῦςθαι περὶ τοῦτον. Während dieses Fragment einerseits ein zwin- 
gender Beweis für die direkte Benützung des Timäus ist, liefert es uns 
andrerseits einen Beleg dafür, wie sehr Polyün zusammenzog, um kurze, 
abgerundete Erzählungen zu bekommen. Im Anfang bedurfte er 
dessen hier nicht; denn auch bei Timäus ist die Geschichte ohne 
weiteres einfach eingereiht, wohl aber fehlt 1) gleich das Sätzchen 
ὅτι cracióZot κατὰ τὴν ἀποδημίαν, und doch bezieht sich darauf 
in der Verteidigungsrede des Demokles der Satz &pnce τὴν διαφο- 
püv eto., d. h. der vorher von seinen Mitgesandten ihm zur Last gelegte 
Zwist; Polyün läfst zwar den bestimmten Artikel weg, aber trotzdem 
schwebt sein διαφορὰ vollständig in der Luft. 2) Während Demo- 
kles bei Timäus blofs dem Tyrannen vorschlägt, als Beweis wolle 
er alle seine Dichtungen der Reihe nach singen, thut er dies bei 
Polyän gleich unaufgefordert, und man muís gestehen, dafs Polyän 
damit einmal die Erzählung wesentlich gekürzt und dann auch für 
sein Strategem eine prächtige Pointe gewonnen hat. — Etwas ab- 
solut Sicheres läfst sich über die Quelle des cap. 47 nicht beibringen, 
welches erzählt, wie Panätios, nach allgemeiner Annahme der älteste 
der sicilischen Tyrannen, um das Jahr 608 a. Chr. sich zur Allein- 
herrschaft in Leontini aufschwang. Die genauen und guten Angaben 
des Kapitels lassen vermuten, dafs dieselbe Quelle zu Grunde liegt 
wie bei cap. 5 und 6, die ja gleichfalls mit grofser Ausführlichkeit 
über die älteste Geschichte Siciliens handeln. 

Von den wenigen Abschnitten des 6. Buches, welche noch zu den 
sicilischen Geschichten gehören, ist zunächst cap. 11, dessen Inhalt in 
das zweite Jahr der Kriegszüge des Dionysius gegen Unteritalien fällt, 
01. 97, 4 (389), bemerkenswert durch Seine genauen Zahlenangaben 
und die deutliche Schilderung des geschickten Manóvgrs, weshalb 
ich es auf Philistus zurückführen möchte, der ja in militärischen 
Dingen weit grüfseres Verständnis besals als Timäus, welcher diesen 
Mangel sogar selbst bekennt. Doch besitzen wir leider keine Paral- 
lele zum Vergleiche. — Sicher, glaube ich, lassen sich die Spuren 
der genaueren Überlieferung des Philistus nachweisen in & 1 des 


der Strategemensammlung Polyüns. 519 


cap. 16, welches Strategeme der Karthager erzühlt. Dieser S 1 ist 
nämlich zu vergleichen mit Diod. 15, 15 —17, speciell 15, 16 (Krieg 
des Jahres 383 gÜben den älteren Dionysius). Die Karthager waren 
in der Schlacht bei dem seiner Lage nach unbekannten Kabala ge- 
schlagen worden, wo auch ihr Feldherr Mago fiel, und der Rest ihres 
Heeres wurde zum Rückzuge auf eine für einen feindlichen Angriff 
zwar schwer zugängliche, aber wasserlose Höhe genötigt. Von hier 
aus fanden die Verhandlungen betreffs des Waffenstillstandes statt, 
von welchen bei Diodor und Polyün die Rede ist. Auch Diodor 
weist zunächst ausdrücklich auf die List der Karthager hin: oi 
Καρχηδόνιοι τῇ ευνήθει πανουργίᾳ κατεςτρατήγηςαν τὸν Διο- 
γύειον. Aber nach Diodor erklären sie blofs, sie allein seien nicht 
kompetent zum Abschlufs eines Vertrages, sie müfsten sich erst mit 
ihren Behörden (τοῖς &pxoucı) darüber besprechen und verlangten 
einstweilen einige Tage Aufschub. Diese benützten sie, um den ge- 
fallenen Mago zu begraben und seinen Sohn als neuen Feldherrn an 
die Spitze zu stellen, und als die Frist um war, begann ein neuer 
Kampf. So Diodor. Dieser unklaren Darstellung gegenüber hat 
Poly&n noch sehr beachtenswerte Züge der ursprünglichen Über- 
lieferung. Wir wollen für die Beurteilung derselben einfach die Be- 
merkung von Meltzer, Gesch. ἃ. Karthager S. 310, Anm. auf S. 515 
anführen: „vgl. Polyän 6, 16, 1, wo der Rekurs an den ναύαρχος 
freilich widersinnig ist, und jedenfalls nur einem Mifsverstünd- 
nis des Excerptors seinen Ursprung verdankt; dagegen einige 
wertvolle Elemente des Urberichtes, wie die πρόβουλοι und der 
von Dionysius zugestandene Wechsel der Stellung, ohne 
welchen der weitere Verlauf der Sache ganz unbegreiflich wäre, 
besser erhalten sind als bei Diodor“. Demgemäfs nehme ich an, dafs 
uns bei Polyän noch ein Auszug aus Philistus selbst vorliegt, während 
die Erzählung des Diodor aus der Mittelquelle des Timäus stammt, 
der, ohne Verständnis für derlei Dinge, bereits den Bericht des 
Philistus verkehrt und ohne Verständnis wiedergegeben hatte. — Ebenso 
genau und verständig ist die Schilderung des Feuertelegraphen, dessen 
sich nach $ 2 die Karthager von Sicilien aus bedienten, um mög- 
lichst rasch aus Afrika das, was sie brauchten, nachgeschickt zu er- 
halten, aber es fehlt sowohl für diesen $, als auch für die beiden 
folgenden, 3 und 4, welche gleichfalls sehr gute und genaue Be- 
richte von Manövern der Karthager zur See während der sicilischen 
Kriege enthalten, an jeder näheren chronologischen Fixierung ($ 5 
gehört in die römische Geschichte), so dafs man sich damit begnügen 
mufs auf die Trefflichkeit der Quelle hinzuweisen, welche der Ex- 
cerptor hier benützt hat und in der ich bei ὃ 2 wenigstens un- 
bedingt wieder Philistus erkennen móchte. — Leider sind die beiden 
$8 des cap. 41 tiber Hamilkar nur in den codd. ὑποθέςεων erhalten, 
wodurch das meiste verloren gegangen ist, was zu einer besseren 
Einreihung dieser Abschnitte in die zusammenhüngende historische 


590 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Überlieferung dienen könnte. Daher bemerkt Meltzer 8. 524: „In 
die Kämpfe des Hamilkar mit Agathokles gehören die Strategeme 
bei Polyän 6, 41, 1. 2, doch gestattet die zusamıfenhängende ber- 
lieferung bei Diodor nicht, ihnen einen bestimmten Platz im Ver- 
laufe derselben anzuweisen. Auffällig ist, dafs die in dem ersten $ 
gegebene Verlustziffer für Agathokles mit derjenigen für die Schlacht 
am Berge Eonomus bei Diodor tbereinstimmt. Möglich wohl, dals 
bei der Zusammenschweilsung der ursprünglich vielleicht weit ab 
von einander liegenden Thatsachen auch der Tradition über die 
letztere ein Element entnommen worden ist. — Es bleibt uns noch 
eap. 51 Θήρων, welches schildert, wie der Akragantiner dieses 
Namens die Tyrannis in seiner Vaterstadt gewann.  Hiebei mufs 
es vor allen Dingen auffallen, dafs wir denselben Theron bereits im 
ersten Buche (1, 28, 1) genannt finden, wo etwas von ihm berichtet 
wird aus der Zeit, da er bereits Tyrann von Akragas war. Dies 
führt zunächst zu der Erkenntnis, dafs dem Polyän für diese beiden 
Abschnitte verschiedene Quellen vorlagen; denn sonst fünden wir 
doch diese Erzählung mit der ersten in Verbindung. Wie sie hie- 
her kam, ist nicht ganz klar; der einzige Grund könnte der sein, 
dafs Polyän in den letzten Abschnitten dieses 6. Buches verschiedene 
Geschichten von Tyrannen erzählt (cap. 45; 46; 47; 48; 50) und 
dafs er dadurch veranlalst wurde, dieses Stück hier einzureihen. 
Über die Quelle desselben aber läfst sich nichts angeben; bemerkens- 
wert ist die Ähnlichkeit der Erzählung mit 1, 28, 2. 

Die Untersuchung über die sicilischen Geschichten bei Polyän 
hat uns folgende wichtige Resultate geliefert: 1) Es ist unmöglich, 
die sümtlichen hieher gehórigen Abschnitte einer einheitlichen 
Quelle zuzuweisen; denn nicht nur, dals dieselben unter sich ungleich 
sind, dafs Dupletten wie 5, 13 und 5, 32 eine derartige Annahme 
unmöglich machen, sondern es lassen sich auch innerhalb mancher 
Kapitel bestimmt verschiedene Quellen nachweisen z. B. in 5, 2 
oder 5,10. 2) Polyän hat hier ziemlich häufig sicilische Historiker 
benützt, daneben auch Ephorus für einzelne der hieher gehörigen 
Abschnitte des ersten Buches. Antiochus von 'Syrakus erscheint 
nicht als Quelle, dagegen ist mit Bestimmtheit zu behaupten, dafs 
er sowohl den Philistus, als auch den Timüus exoerpiert 
hat, wenn auch an manchen Stellen zwischen beiden nicht mehr 
entschieden werden kann. 3) Hinsichtlich ihres historischen Wertes 
sind demnach die Abschnitte über sicilische Geschichte bei Polyän 
sehr hoch zu stellen und beanspruchen in dieser Beziehung fast 
gleichen Rang mit den wertvollen Excerpten des 4. Buches. Ab- 
gesehen von dem Kapitel über Dionysius fanden wir nur sehr wenige 
Abschnitte, welche auf eine schlechtere Quelle, auf Sammlungen oder 
dergl. zurückgehen. 


der Strategemensammlung Polyüns. 521 


Kapitel IV. 


Polyän und Thukydides. 


" Die Stellen, an welchen Polyüns Erzählungen auf.die Über- 
lieferung des Thukydides zurtckzugehen scheinen, hat Knott ebenso 
wie die auf Herodot bezüglichen auf p. 68 seiner Dissertation zu- 
sammengestelt und einzelne davon genauer besprochen; deshalb 
können wir im Folgenden mehrmals einfach auf seine Ausführungen 
verweisen. Auch ich gebe zunächst ein Verzeichnis der hier in Frage 
kommenden Kapitel: 


Polyün. Thucyd. Polyän Thucyd. 
1,30, ὅ 1, 90 u.91 3, 1,2 3, 107 

1, 30, 8 1, 137 3, 2 3, 84 
1,36, 1 1, 143 8, 4,3 2, 91 

1, 36,2 2, 13 3, 6 8, 51 
1,38, 3 4, 105 u. 106 5,13, 2 7, 39 
1,38, 4 4, 190 6, 19,1 9, 5 

1, 39, 1 4, 49—44 6, 19, 2 

‚1,39, 3 6, 102, 2 $195] 8, 22—24 
1, 40, 4 6, 42u.51 6, 20 4, 468 
1,40, 5 6, 64 u. 65 6,21 6, 46 
1,42, 2 7, 22 u. 23 6,23 7, 17 
1,43, 2 7, 73 


Dadurch, dafs die zusammenhängende Betrachtung des gesamten 
ersten Buches, sowie die Untersuchungen über Quellen und Wert 
der sicilischen Geschichten bereits vorausgegangen sind, haben wir 
such für eine ganze Reihe der hier in Frage kommenden Abschnitte 
bereits ein bestimmtes Urteil gewonnen, so dafs wir zunächst auf 
einzelne Teile dieser vorausgehenden Erörterungen verweisen können. 
So gehört vom ersten Buche 30, 5 nicht der thukydideischen, sondern 
der ephoreischen Überlieferung an und nur $ 8 dieses Kapitels 
ist dem Thukydides entlehnt, mit welchem es in jeder Beziehung 
stimmt. Die beiden $$ des cap. 36 sind nicht aus Thukydides, 
sondern aus Ephorus entnommen, dagegen cap. 38, 5 stimmt wört- 
lich mit Thukydides überein und ist wohl sicher diesem entlehnt. 
Die sämtlichen, noch aufserdem oben verzeichneten Abschnitte des 
ersten Buches aber, welche sich auf die Expedition der Athener 
nach Sicilien beziehen, sind wegen der ganzen Partie, zu der sie ge- 
hören und wegen der zahlreichen Abweichungen von der Überlieferung 
des Thukydides als einer sicilischen Quelle entnommen zu betrachten, 
wie ich im vorausgehenden ‘Abschnitte nachzuweisen versucht habe. 
— Demnach können wir uns gleich zur Besprechung der Stellen 
' sus den übrigen Büchern Polyäns wenden, welche auf Thukydides 


522 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Bezug haben. 3,1, 8 2 ist zu vergleichen mit Thucyd. 3, 107 und 
bezieht sich auf den Feldzug des Demosthenes gegen die Ámbra- 
kioten und die tibrigen Peloponnesier 426 (Sieg bei Olpai am Ache- 
loos) Der Name Olpai fehlt bei Polyün als für das Ganze nicht 
von Belang. Auch wird bei ihm nicht weiter gesprochen vom Gang 
der Schlacht, sondern, da es nur auf den Erfolg der Feldherrnklug- 
heit des Demosthenes ankommt, so wird sofort zur Schilderung der 
verunglückten Umzingelung übergegangen. Dieses, sowie auch die 
weggelassane Beschreibung der Sohlachtordnung im Eingang zeigen 
uns eben die Art und Weise, wie Polyän zusammenzog. Dagegen 
will es wenig bedeuten, wenn bei Polyän 300 Mann für ‘den Hinter- 
halt ausgewählt werden, bei Thukydides 400, was Knott als wesent- 
liche Abweichung hervorhebt; denn, wenn es auch sehr erfreulich 
für den Forscher ist, dafs bei zwei Autoren die Zahlen genau stimmen, 
und wenn er auch daraus den Schlufs ziehen kann, dafs die beiden 
in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis von einander stehen, 80 
beweist doch gerade eine Abweichung in Zahlenangaben noch lange 
nicht die Unabhängigkeit eines Autors von einem anderen, wenn die 
übrigen Ausführungen zusammenstimmen, da eigene Nachlässigkeit 
und Flüchtigkeit der Abschreiber in dieser Beziehung nur allzu oft 
Fehler haben entstehen lassen. Deshalb halte ich nichts destoweniger 
hier an Thukydides als Quelle fest. — Ebenso stimmt cap. 2 des 
3. Buches vollkommen, nur dafs wir bezüglich des historischen Zu- 
sammenhanges nichts erfahren, weil Polyän das Ganze aus dem Gang 
der Erzählung herausgerissen hat. Dagegen kann cap. 4, 3 nicht aus 
Thukydides entnommen sein. Das hier Berichtete bezieht sich auf 
die zweite Schlacht im Busen von Korinth im Jahre 429 und wird 
von Thukydides abweichend erzählt (auf die einzelnen Punkte hat 
Knott p. 68 aufmerksam gemacht). Bei Thukydides lesen wir weder 
davon, dafs Phormion auf dem fliehenden attischen Schiffe sich be- 
fand, noch, dafs dieses die Πάραλος war, sondern es ist ganz all. 
gemein von einem attischen Schiffe die Rede, welches von mehreren 
feindlichen (nicht blofs von zwei) verfolgt wird und gegenüber dem 
schnellsten derselben, einem leukadischen, allerdings das bei Polyün 
erzählte Manöver ausführt, aber so, dafs nur eben dieses eine in den 
Grund gebohrt wird, während die anderen die Flucht ergreifen. 
Demnach führe ich diesen $ auf eine schlechte Quelle zurück. Wohl 
liegt ursprünglich die Überlieferung des Thukydides zu Grunde, aber 
sie ist nur schwer mehr zu erkennen. Daís das Strategem an den 
Namen des Phormion geknüpft wurde, ist begreiflich, weil dieser als 
Seeheld besonders berühmt war, und einem ähnlichen Grunde ver- 
dankt der Name Paralos hier seine unberechtigte Stellung. Sehr 
bezeichnend für den Strategemenfabrikanten aber ist es, dals er aus 
mehreren Schiffen blofs zwei gemacht hat; denn damit präparierte 
er sich den überraschenden Schluís: die List muís den merkwürdigen 
Erfolg haben, dafs beide Schiffe dadurch zu Grunde gehen. — Das 


der Strategemensammlung Polyäns. 523 


Kapitel 6 stimmt mit Thukydides und ist bei Poly&än blofs deshalb 
unverständlich, weil es aus dem Zusammenhang herausgerissen ist. 
— Über den einzigen Abschnitt des 5. Buches, cap. 13, 2, der auf 
Thukydides zurückgeht, wurde bereits oben S. 499 ff. beim Vergleich 
mit seiner Duplette 5, 32, 1 gesprochen, wo auch bereits auf die 
durch die Arbeitsweise Polyäns entstandenen Abweichungen gering- 
fügiger Art hingewiesen worden ist. 

Interessantes bieten die aus Thukydides stammenden drei Ab- 
schnitte von 6, 19; denn gleich 8 1 ist aus Thucyd. 2, 5 so zusammen- 
gezogen, dals gerade das Wesentlichste fehlt. Thukydides sagt 
nämlich 2, 5, 6 Θηβαῖοι μὲν ταῦτα λέγουςιν (nämlich das Land ver- 
lassen zu wollen) καὶ ἐπομόςαι φαεὶν αὐτούς TlAataıfic δ᾽ οὐχ 
ÖnoAoyoücı τοὺς ἄνδρας εὐθὺς ὑποςχέεθαι ἀποδώςειν, ἀλλὰ λόγων 
πρῶτον τενομένων ἤν τι ξυμβαίνωςι, καὶ ἐπομόςαι οὔ @acıv. 
Dieses gehört doch notwendig mit zum richtigen Verständnis des 
hinterlistig ausgeführten Mordes. Die beiden folgenden $$ hängen 
natürlich nach der Darstellung des Thukydides eng zusammen; 
Polyän hat. sie getrennt und mufste nun einerseits zu $ 2 einen 
Schlufssatz machen: Οὕτω Ye τοῖς ἐναντίοις Trupcoic ἀμφιδοξήςαν- 
τες Θηβαῖοι βοηθῆςαι κατιίύκνηςαν, wovon bei Thukydides nichts 
zu lesen ist, andrerseits mulste bei dem $ 3 die Einleitung von $ 2 
wiederholt werden. Was in $ 3 weiter folgt, ist unbestritten von 
Polyän für seinen Zweck sehr geschickt aus Thucyd. 3, 22 extr. 
—24’excerpiert; denn es ist alles weggelassen, was man nicht eigent- 
lich als List bezeichnen kann, insbesondere ist von den zum Teil 
harten Kämpfen bis zum eigentlichen Durchbruch der Plàt&er nicht 
gesprochen. Daran, dafs hier Polyän den Thukydides benutzt hat, 
ist nicht zu zweifeln; denn wenn Knott p. 68 als eine wesent- 
liche Verschiedenheit angibt, dafs nach Polyän 200 Platäer ent- 
kommen seien, nach Thucyd. aber 220, so ist hierauf nach dem oben 
8. 522 zu 3, 1, 2 Gesagten um so weniger zu geben, als die zweite 
Zahl ja ganz leicht ausgefallen oder schon von dem Excerptor der 
Vereinfachung wegen weggelassen worden sein kann. 

Aus verschiedenen Gründen bedarf es für cap. 20 Κερκυραῖοι 
eine etwas eingehendere Vergleichung mit Thucyd. 4,46ff. Das hier 
Berichtete füllt in die Zeit der ersten Fahrt der Athener nach Bici- 
lien Eurymedon und Sophokles, die Befehlshaber des athenischen 
Geschwaders, landeten auf der Fahrt von Pylos aus in Korcyra, 
und unterstützten die dortigen Demokraten gegen die vertriebenen 
Aristokraten, welche sich auf dem Berge Istone festgesetzt hatten 
und von dort aus das Land schädigten. Der feste Punkt wurde mit 
Hilfe der Athener genommen, die Aristokraten zogen sich zuerst 
noch höher hinauf, ergaben sich aber schliefslich unter der Bedingung, 
dafs das athenische Volk über ihr Schicksal entscheiden solle. Bis 
von Athen ein Beschlufs eintreffen würde, wurden sie einstweilen 
auf der kleinen Insel Πτυχία interniert, jedoch wurde ihnen an- 


524 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


gedroht, dafs der Kapitulationsvertrag sofort seine bindende Kraft ver- 
lieren müfste, wenn auch nur einer von ihnen zu entweichen suche. 
Diese Klausel benützten die Demokraten, welche fürchteten, Athen 
werde ihre Gegner schonen und verleiteten einige heimlich zur Flucht; 
diese wurden natürlich ertappt und infolge dessen die ganze Schar der 
Volkspartei ausgeliefert, welche sie samt und sondere niedermachte. 
So Thukydides. Es sind zunächst bei Polyän einige Abweichungen 
zu konstatieren, welche seine Flüchtigkeit und Öberflächlichkeit 
veranlafst hat. Er hat den Satz ausgelassen: καὶ αὐτοὺς eic τὴν 
vficov oi crpamyoi τὴν TTruxíav ἐς φυλακὴν διεκόμιςαν ὑποςπόγν- 
δους. Daís er aber sicher den Thukydides vor sich hatte und hier 
nur ungeschickt arbeitete, verrät er uns selbst, indem er unten sagt 
καὶ πλοῖον αὐτοῖς παριςτάντες; dies hat natürlich blofs dann einen 
Sinn, wenn die Gefangenen auf der Insel eingeschlossen sind, nicht 
aber, wenn sie noch auf dem Berge sitzen. Eine weitere Ungenauig- 
keit ist aber nicht auf Rechnung Polyäns zu schreiben, sondern 
rührt von den Abschreibern her. Bei Thukydides lautet nämlich 
die Bedingung für die einstweilige Sicherheit der Gefangenen: dict, 
ἐάν Tic ἁλῷ ἀποδιδράςκων, ἅπαςι λελύςεθαι τὰς crtovbäc. Dem 
entspricht der Satz Polyüns: ἐὰν δέ τινες αὐτῶν φεύγοντες ἁλῶςσι, 
λελύςεθαι τὰς crtovdäc; hier glaube ich ist offenbar das absolut not- 
wendige GT act nach ἁλῶςι ausgefallen, welches dem vorausgehenden 
τινες entspricht und für das Verständnis des Ganzen nicht entbehrt 
werden kann. Um so mehr ist dieses fehlende Wort einzusetzen, 
als der Rhetor Polyän gerade auf solche Antithesen und Pointen 
achtet und an vielen Stellen, wo in seiner Quelle solche nicht standen, 
dieselben nach eigenem Geschmacke anbrachte. Diese, wie ich glaube, 
notwendige Konjektur führt uns aber sofort zu einer weiteren Be- 
obachtung. Da, wo Polyän erzählt, die Demokraten hätten heimlich 
einige von den Gefangenen zur Flucht verleitet, bieten die Hand- 
schriften κρύφα ἔπεμψαν πρὸς ᾿Αργείους, woran merkwürdiger- 
weise bisher blofs Casaubonus Ánstofs genommen hat, der schreiben 
wollte αὐτοὺς. Allein dies entspricht weder dem Sinne der Stelle, 
noch liefse sich erklären, wie aus diesem einfachen Worte jener 
sinnlose Name entstanden sein sollte. Herr Dr. 510], mit dem 
ich über diese Stelle gesprochen habe, meinte, man müsse schreiben 
ὀρείους d. h. die auf dem Berge Befindlichen, allein ich glaube nicht, 
dafs Poly&n noch an die von ihm oben vorgenommene Kürzung ge- 
dacht hat, nach welcher man allerdings glauben mülste, dafs die Ge- 
fangenen auf dem Berge geblieben seien; denn eben jenes πλοῖον αὐτοῖς 
παριςτάντες scheint das Gegenteil zu beweisen. Was ich vermisse 
ist, dafs nicht genügend hervorgehoben wird, wie nur einige zur 
Flucht verleitet werden sollten; daher glaube ich, da doch einmal 
Thukydides hier Quelle war, man muís mit diesem statt 'Ap- 
Y€iouc lesen ὀλίγους τινὰς: wenn das erste dieser beiden Wörter 
einmal verunstaltet war, konnte das zweite leicht ausfallen. Eben 


, der Strategemensammlung Polyüns. 595 
weil die Verleitung einiger zur Flucht hervorgehoben werden 
mulste, halte ich das αὐτοὺς des Casaubonus nicht für richtig. — 
Auch in cap. 21 mufs die Vergleichung mit Thukydides zu einer 
Berjchtigung unseres Textes führen. Da nämlich in unseren Hand- 
schriften und zwar speciell in dem malsgebenden cod. Florentinus, 
dessen Schreiber nur sehr ungenügend Griechisch verstand, die Laute 
Qt, 1, €, t fortwährend verwechselt werden, so sehe ich keinen Grund 
ein, weshalb man die Lesart Αἰγεςταῖοι gegen die Autorität der 
historischen Überlieferung, insbesondere gegen die des Thukydides 
6, 46 (u. des Diodor 12, 83) beibehalten soll; es ist vielmehr 
Ἐτεεταῖοι zu schreiben. Sonst stimmt die bekannte Geschichte von 
der List der Segestaner mit der Erz&hlung des Thukydides. — Da- 
gegen enthält der letzte der oben verzeichneten Abschnitte, cap. 23 
Κορίνθιοι, eine auffallende, schwer zu erklärende Abweichung Polyäns. 
Während nämlich Thucyd. 7, 17 bezüglich der Örtlichkeit dieses 
Strategems blofs sagt, die 25 korinthischen Trieren, welche die 
attischen beobachten sollten, hätten ihre Stellung gehabt ἐν τῇ 
Ναυπάκτῳ oder περὶ τὴν Ναύπακτον, gibt Polyän genauer an: 
ἐν Πανόρμῳ τῆς Axatac (Hafen beim Vorgebirge Ῥίον in 
Achaia) Knott, welcher p. 68 gleichfalls diese Abweichung be- 
spricht, meint entschieden, dafs hier eine andere Quelle als Thuky- 
dides angenommen .werden müsse, weil man doch nicht glauben 
könne, dafs Poly&n den Namen selbst fingiert habe. Es ist dies aller- 
dings richtig und hier wenigstens wird man kaum umhin können, 
eine andere Quelle zu konstatieren, wenn man nicht etwa glauben 
will, dafs Polyän als Grieche mit der Örtlichkeit doch vielleicht so 
weit vertraut sein konnte, um hier das allgemeine περὶ Ναύπακτον 
durch die Angabe ἐν TTavöpuw näher zu bestimmen. Durch ander- 
weitige Beispiele aus Polyän selbst allerdings kann ich diese Ver- 
mutung nicht belegen. 

Hinsichtlich des Ergebnisses der Erörterung, ob eine Beziehung 
zwischen Polyän und Thukydides stattfindet, stimme ich ganz mit 
der Ansicht Knotts überein, welcher p. 68 bemerkt: Quibus expositis 
Thucydidem a Polyaeno adhibitum esse satis constare videtur. Schirmer, 
der natürlich den Thukydides beseitigen mufste, wenn er für den 
ganzen Polyün eine einheitliche Quelle nachweisen wollte, hat ge- 
glaubt, überall, wo eine Übereinstimmung mit Thukydides vorliegt, 
ephoreische Tradition annehmen zu müssen, da ja Ephorus dem 
Thukydides in der von diesem beschriebenen Partie der griechischen 
Geschichte getreulich gefolgt sei; den Ephorus soll dann wieder 
Nikolaus von Damaskus ausgeschrieben haben. Dafs aber nach so 
vielfachen Bearbeitungen die Übereinstimmung des Polyän mit Thu- 
kydides immer noch eine so genaue sein sollte, will mir nicht glaubhaft 
erscheinen. Auch bietet uns für die meisten der eben besprochenen 
Stellén Diodor keinerlei Anhaltspunkte für Ephorus, wie denn dessen 
Werk überhaupt nicht ganz so ausführlich gewesen sein kann wie das 


526 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


des Thukydides. Dazu kommen noch Einzelheiten, wie die Schwierig- 
keit, das Stück 1, 30, 8 unterzubringen, wenn es nicht aus Thuky- 
dides stammt. Ich bleibe demnach bei meiner Ansicht, dafs Polyän 
in einer Reihe von Abschnitten den Thukydides benützt und’ er- 
cerpiert hat. 


Kapitel V. 
Polyän und Xenophon. 


Nach einer besonders eingehenden Besprechung aller jener 
Stellen, welche Wólfflin aus der Anabasis oder aus der griechischen 
Geschichte des Xenophon herleiten wollte, kommt Knott auf p. 74 zu 
dem Schlusse: quae cum ita sint, Xenophontem a Polyaeno adhibibum 
esse negamus. Ich selbst war vorher durch meine Beobachtungen zu 
dem gleichen Resultate gekommen, nur daís ich mich bemüht hatte, . 
an die Stelle des Negativen auch wo möglich Positives zu setzen, 
was auch in mehreren Füllen, wie ich glaube, gelungen ist. Es bedarf 
daher die Frage über das Verhältnis des Xenophon und Polyän um 
80 mehr einer nochmaligen eingehenden Erörterung, als dabei zu- 
gleich über das Quellenverhültnis einiger gröfseren Partien des 
2. Buches Licht verbreitet werden wird. Zunächst will ich ein mög- 
lichst vollstündiges Verzeichnis jener Stellen geben, welche irgendwie 
mit Xenophon in Beziehung gebracht werden können: 


Polytin. Xenophon. Polyän. Xenophon. 
1,49,1 anab. 3, 2, 27 1,48, 4 h.gr.1, 6, 20 
‚49, 2 „3, 3, 16f£. 2, 1, 1 » 4, 0,12 
1, 49, 3 » 9,4,37f. 2, 1, 5 , 4, 3,20 
1, 49, 4 » 4,3,20£ 2, 1, 8 5» 9, 4,5f,11f 
2, 2,2 „2,1, 6f. 2, 1, 9 „ 93, 4,20 
2, 2,3 » 1,8,18f 2, 1,10 , 4, 6,5f. 
2, 2,4 » 2,4,14—25 2, 1,11 » 9, 4,48f 
3, 9,4 » 2,2,19 2, 1,12 5» 9, 4,49f. 
7,18,1 » 2,5,2ff 2, 3, 9 » 4, 1,15—18 
2, 5, 2 » 90, 4,42 
1,41,1  h.gr. 7, 1, 28 2, 6 » 9, 1,10—28 
1,41, 4 „7,4, 23 2,14, 1 » 9, 8, 5-1 
1,44 » 1,6, 36 2, 24 » 9, 1,251. 
1, 45, 2 „ 2,1,28 3, 9, 55 5, 6, 2,33 
1,47, 2 ) 1,9,18£. 8, 84 » 9, 1.108. 


Wenn wir uns nach dieser Anordnung zuerst zur Prüfung der 
Frage wenden, ob Polyän die Anabasis des Xenophon benützt habe, 
80 wird es am zweckentsprechendsten sein, dabei die Reihenfolge 
einzuhalten, in welcher die in Frage kommenden Abschnitte bei 
Xenophon auf einander folgen. Demgemäfs beginnen wir mit Polyän 


der Strategemensammlung Polyäns. 527 


2,2, 8 3, welcher $ sich auf die Schlacht bei Kunaxa bezieht und 
trotz seiner historischen Wichtigkeit eine eingeBendere Würdigung 
bisher nicht gefunden hat. Der $ zerfällt in zwei Teile, deren erster 
den klugen Rat des Klearch an Kyros enthält, sich nicht persönlich 
am Kampfe zu beteiligen, weil er mit seiner Person das ganze Unter- 
nehmen auf das Spiel setze. Dasselbe lesen wir nun allerdings auch 
bei Xenophon 1, 7, 9, aber einmal bei einer ganz andern Gelegen- 
keit, nämlich bei der Musterung, welche der Schlacht vorausging, 
und dann auch in anderer Form; es heifst nämlich dort παρεκελεύ- 
οντο πάντες αὑτῷ (ες. Κύρῳ), ὅεοιπερ διελέγοντο, μὴ μάχεεθαι, 
ἀλλ᾽ ὄπιςθεν ἑαυτῶν τάττεςθαι. Hierauf erst stellt Klearch an 
Kyros die Frage: οἴει γάρ cot μαχεῖςθαι, ὦ Κῦρε, τὸν ἀδελφόν; 
welche Kyros bejaht, ohne dafs aber hier von einem Rate des Klearch 
speciell die Rede wäre, Dagegen stimmt mit Polyän, was Plutarch im 
Leben des Artaxerxes cap. 8 erzählt: Κῦρον δὲ πρὸ τῆς μάχης παρα- 
καλοῦντος Κλεάρχου ἐξόπιςθεν τῶν μαχομένων εἶναι καὶ μὴ 
κινδυνεύειν αὐτὸν etc. Aber auch aus Plutarch kann Polyün nicht 
geschöpft haben; denn das Folgende, der zweite Teil unseres $, steht 
gar nicht bei Plutarch, weil dieser keine Schlachtbeschreibung gibt, 
sondern sich nur über den Tod des Kyros eingehender verbreitet. 
Für diesen zweiten Teil ist Rücksicht zu nehmen auf mehrere neuere 
Arbeiten, weil diese dadurch in gewisser Beziehung ergänzt werden 
können. Derjenige, welcher zuerst die Nachrichten über die Schlacht 
kritisch geprüft hat und zu geitdem allgemein angenommenen Re- 
sultaten gelangt ist, ist Otto Kaemel „Die Berichte über die 
Schlacht von Kunaxa und den Fall des Kyros am 3. Sept. 401“ 
(Philol. 34, 8. 516). Über den Angriff des rechten (griechischen) 
Flügels der Kyräer spricht sich Kaemel S. 672 also aus: „Die beiden 
Relationen (d. h. Xen, a. O. und Diod. 14, 23) ergänzen sich der 
Hauptsache nach ohne Widerspruch. Als die Königlichen noch 
3—4 Stadien entfernt sind, singen die Hellenen den Päan (Xen. 
Diod.) und rücken darauf, erst langsam (Xen. Diod.), dann, als die 
Front nicht geradlinig bleibt (Xen.) und sie in Schufsweite der 
Gegner sind (Diod.), im Sturmschritt vor (Xen. Diod.), dies alles auf 
besondere Weisung des Klearchos (Diod.) unter Geschrei und 
Klirren der Waffen (Xen.). Die Perser überschütten die Anstürmenden 
mit einem Hagel von Geschossen (Diod.), der jedoch ohne Schaden 
bleibt (Xen. 1, 6, 19 πρὶν τόξευμα ἐξικνεῖεθαι éxxMvouciv. οἱ βάρ- 
Bapoi)" Dazu bemerkt er noch Anm. 15 (8. 672): „Weil nämlich 
die Griechen bereits zu nahe heran waren, so dafs die Pfeile 
über sie hinweggingen. Der Rat Klearchs bei Ktesias (Diod. 14,23, 1) 
bewährte sich also. — Rehdantz p. XXVII deutet diese Worte anders: 
„noch vor Bogenschufsweite“. Vielleicht aber lassen sich 
doch auf die angegebene Weise Xenophon und Diodor ver- 
einigen.‘ — Wollen wir zunächst die beiden Stellen des Xenophon 
und Diodor neben einander setzen: 


528 


Xen. anab. 1, 8, 17—19. 


οὐκέτι τρία ἢ τέτταρα crábia 
διειχέτην τὼ φάλατγγε ἀπ᾽ ἀλλή- 
λων, ἡνίκα ἐπαιάνιζόν τε οἱ Ἕλ- 
ληνες καὶ προήρχοντο ἀντίοι 
ἰέναι τοῖς πολεμίοις. ὡς δὲ 
πορευομένων ἐξεκύμαινέ τι τῆς 
φάλαγγος τὸ ὑπολειπόμενον 
ἤρξατο δρόμῳ θεῖν καὶ ἅμα 
ἐφθέγξαντο πάντες᾽ olóvmep τῷ 
Ἐξνυαλίῳ ἐλελίζουςει καὶ πάντες 
δὲ ἔθεον. λέγουςι δέ τινες, ὡς 
καὶ ταῖς ἀςπίει πρὸς τὰ δόρατα 


J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Diod. 14, 23, 1. 


ὡς δὲ τρεῖς cxebóv crabíouc 
ἀπεῖχον ἀλλήλων ai duväneıc, 
οἱ μὲν Ἕλληνες παιανίςαντες 
τὸ μὲν πρῶτον ἡἧευχῇ προῆ- 
Yov: ὡς δὲ ἐντὸς βέλους ἧςαν, 
ἔθεον κατὰ πολλὴν «ςπουδὴν᾽ 
παρηγγελκὼς δ᾽ αὐτοῖς KM-- 
apxoc ἦν τοῦτο πράττειν τὸ 
μὲν τὰρ ἐκ διαςτήματος πολλοῦ 
μὴ τρέχειν ἤμελλεν ἀκεραίους 
τοῖς cWuacı τοὺς ἀγωνιζομένους 
τηρήςειν εἰς τὴν μάχην, τὸ δ᾽ 


ἐδούπηςαν φόβον ποιοῦντες τοῖς 
ἵπποις. πρὶν δὲ τόξευμα ἐξι- 
κνεῖςεθαι ἐκκλίνουςιν οἱ βάρβαροι 
καὶ φεύγουςει. καὶ ἐνταῦθα δὴ 
ἐδίωκον μὲν κατὰ κράτος οἱ 
Ἕλληνες, ἐβόων δὲ ἀλλήλοις 
μὴ θεῖν δρόμῳ, ἀλλ᾽ ἐν τάξει 
ἕπεςθαι. 


ἐγγὺς ὄντας δρόμῳ προειέναι 
τὰς τῶν τόξων βολὰς καὶ τῶν 
ἄλλων βελῶν ὑπερπετεῖς ἐδόκει 
ποιήςειν. 


Dafs diese beiden Berichte sich denn doch nicht so ganz ohne 
weiteres in einander verarbeiten lassga, wie Kaemel gethan hat, ist 
unschwer zu erkennen. Dies sah auch Vollbrecht, welcher die Re- 
sultate Kaemels nochmals geprüft und im allgemeinen gebilligt hat: 
Dr. W. Vollbrecht „Zur Würdigung und Erklärung von Xenophons 
Anabasis" (Programm des Gymnasiums zu Ratzeburg 1880). Bezüg- 
lich der fraglichen Stelle meint er nämlich S. 7: „Doch will uns in 
einem andern Punkte eine Vereinigung beider Berichte ganz un- 
möglich erscheinen. Der Bericht des Ktesias (bei Diodor) geht da- 
hin, dafs die Hellenen auf des Klearch Rat anfangs ἥςυχῇ προῆγον, 
ὧὡς δ᾽ ἐντὸς βέλος f|cav, ἔθεον κατὰ πολλὴν «πουδήν. Darauf 
heifst es weiter: ἐπεὶ δ᾽ ἤγγιςαν οἱ μετὰ Κύρου τῷ τοῦ Bacıkewc 
crparomébu, τοςοῦτ᾽ ἐπ᾽ αὐτοὺς ἐρρίφη βελῶν πλῆθος 
ὥςτε etc. Im Gegensatze hiezu läfst Xenopbon zwar auch erst die 
Griechen schweigend vorrücken; infolge einer Unordnung und Stockung 
in der Phalanx aber beginnt dann erst der zurückgebliebene Teil, 
darauf alle unter Geschrei zu laufen; endlich heilst es ὃ 19: πρὶν 
δὲ τόξευμα ἐξικνεῖςθαι, ExkAivoucıv οἱ βάρβαροι. Kaemel 
sucht diese beiden Berichte zu vereinigen, indem er meint, der Ge- 
schofshagel, mit welchem die angreifenden Griechen von den Persern 
überschüttet wurden, sei deswegen ohne Schaden geblieben, weil die 
Griechen bereits zu nahe heran waren, so dafs die Pfeile über sie 
weggingen. Das scheint des Ktesias Auffassung allerdings gewesen 
zu sein, Xenophons Worte lassen sich aber schlechterdings damit 


der Strategemensammlung Polyäns. 529 


nicht vereinigen; denn πρὶν τόξευμα ἐξικνεῖεθαι kann nichts ®nderes 
heifsen, als was bisher auch alle Herausgeber und Erklärer darunter 
verstanden haben: bevor sie in der Bogenschufsweite waren, d. h. 
bevor ein Bogenschuís sie erreichen konnte. Also geschossen haben 
die Perser auf die Griechen, aber zu früh, so dafs sie noch nicht 
treffen konnten, und bevor die Griechen 80 weit herangekommen waren, 
daís die Pfeile hätten treffen können, flohen die Perser.“ Soweit Voll- 
brecht, der richtig die Aufstellungen Kaemels widerlegt hat. Dafs 
nun bei zwei sich so widerstreitenden Berichten ein dritter äufserst 
willkommen sein muls, ist klar. Ein solcher ist nun der Polyäns. Ich 
habe ihn bisher absichtlich nicht herangezogen, weil merkwürdiger- 
weise beide Gelehrte, deren Ansichten wir referiert haben, ihn 
nicht genug würdigen; denn wenn sie zu Plut. Art. 8 (Rat des 
Klearch an Kyros) citieren Polyän 2, 2, 3, so sieht man handgreif- 
lich, dafs sie dieses Citat nur aus einer Plutarchausgabe herüber ge- 
nommen haben, ohne aber selbst die Stelle bei Poly&än nachzuschlagen; 
sonst könnte ihnen doch die Wichtigkeit derselben unmöglich ent- 
gangen sein. Es stimmt Polyän ganz genau mit Diodor und doch 
hat er' nicht aus diesem geschöpft, weil der erste Teil unseres 8 bei 


.Diodor überhaupt nicht steht. Sonach haben wir eine gemeinschaft- 


liche Quelle für beide anzunehmen. Kaemel hat nachgewiesen, daís 
der Bericht Diodors über die Schlacht von Kunaxa direkt auf 
Ephorus, indirekt auf Ktesias zurückgeht. Durch die Stelle Polyäns 
sind wir nun versichert, dafs Diodor seine Quelle richtig wiedergibt 
und wenn Kaemel die Stelle berücksichtigt hätte, so würde er keinen 
Augenblick mehr eine Vereinigung der Berichte versucht haben, 
ebenso wie es in diesem Falle für Vollbrecht auch nur des einfachen 
Hinweises bedurft hätte. Der letztere wird aber noch in einem 
anderen Punkte widerlegt. Plutarch erzählt wohl, dafs Klearch 
dem Kyros den Rat gegeben habe, sich nicht am Kampfe zu be- 
teiligen, aber er gibt nicht an, woher er diese Notiz hat. Kaemel 
nimmt für sicher, dals sie auf Ktesias zurückgehe. Dagegen be- 
merkt Vollbrecht S. 7: „ob diese Erzählung, wie Kaemel will, ge- 
wils auf Ktesias zurückgeht, der die Thatsache von Klearch selbst 
erfahren haben konnte, ist möglich, läfst sich aber nicht beweisen.“ 
Mit der Stelle Poly&ns läfst es sich aber sicher beweisen, da er aus 
keinem der bisher genannten Autoren, Plutarch, Diodor, Xenophon 
geschöpft hat, sondern da er direkt aus Ephorus excerpierte, dieser 
aber wieder aus Ktesias. Stammt. aber, wie wir jetzt wohl mit 
Sicherheit annehmen können, dieser ὃ 3 aus Ephorus, so wird es 
wahrscheinlich, dafs auch der darauffolgende, sich chronologisch 
anschliefsende $ 4 auf diese Quelle zurückgeht. Allerdings entspricht _ 
&uch die hier geschilderte Situation Xen. anab. 2, 4, 8 14— 25, 
allein 1) ist dort die Örtlichkeit anders, es ist eine Insel, gebildet 
vom Tigris und einem Kanal, durch eine Brücke mit dem Lande ver- 
bunden, hier bei Polyän ist es ein Isthmus (die Angabe ποταμὸς ἐκυ- 


580 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


κλοῦτδ᾽ τὴν χιύραν stimmt einigermafsen zu Xenophon); 2) sucht 
bei Xen. Tissaphernes durch die falsche Kunde, die Perser wollten 
die Brücke abbrechen, die Griechen zu veranlassen, weiter zu ziehen 
und sich nicht auf der reichen Insel festzusetzen. Die Beschreibung 
des Landes &ber entspricht der des Xenophon; denn bei diesem ant- 
wortet ein Bote auf die Frage nach der Beschaffenheit der Fluís- 
insel ὅτι πολλὴ καὶ κῶμαι Éveici καὶ πόλεις πολλαὶ καὶ μεγάλαι. 
Wir sehen also, dieselbe Situation und doch wieder vollkommen 
verschieden geschildert. Daher wird auch hier Ephorus Quelle ge- 
wesen sein, Xenophon wenigstens war es nicht. Wenn sich nun aber 
8 3 und 4 als zusammengehörig aus cap. 2 loslösen, so entsteht die 
Frage, woher stammen die übrigen Abschnitte dieses umfangreichen 
Kapitels? Soviel ist sicher, dafs zunächst $ 2, welcher ebenso wie 
8 4 mit Κύρου πεςόντος == μετὰ τὸν Κύρου θάνατον beginnt, einer 
anderen Quelle entnommen ist. Einige Spuren lassen sich sogar noch 
verfolgen. Zu vergleichen ist natürlich zunächst Xen. 2, 1f., um zu 
sehen, ob dieser nicht hier excerpiert ist. Nun lesen wir aber gleich 
bei Xenophon, daís die Griechen wegen Mangels an Lebensmitteln 
sich von ihrem eigenen Zugvieh nährten (8 6) und als Holz dazu 
die aufgelesenen Waffen benützten, während es hier heifst, sie 
lagerten ἐν κύμῃ τροφὴν ἄφθονον éxoucy. Bei Xenophon $ 7 
verlangt der Grofskónig durch die Gesandtschaft des Tissaphernes 
τοὺς “Ἕλληνας παραδόντας τὰ ὅπλα ἰόντας ἐπὶ τὰς βαειλέως 
θύρας εὑρίεκεεθαι ἄν τι δύνωνται ἀγαθὸν, bei Polyän μένειν 
αὐτόθι τοὺς “ελληνας παραδόντας τὰ ὅπλα αὐτῷ. Wohl stimmt 
dann weiter mit Xenophon, dafs Klearch nüchtlicher Weile von dem 
Platze aufbrach, wo er die Gesandten des Tissaphernes entlassen 
hatte (aber ohne ihnen nach Polyän die hinterlistigen Worte zu 
sagen Trpociecdaı τοὺς λόγους), um sich mit Ariäus zu vereinigen. 
Allerdings erlangten die Griechen dadurch einen Vorsprung, aber 
von einer freiwilligen Zerstreuung des Perserheeres findet sich bei 
Xenophon nichts, denn was davon 2, 4, 3 in der Rede des Klearch 
gesagt wird, bezieht sich auf die Zerstreuung als Folge der Nieder- 
lage in der Schlacht. Es kann also Polyäns Erzählung nicht aus 
Xenophon stammen. Dagegen wissen wir, dafs Ktesias noch die 
nächsten Ereignisse bis zur Hinterlist gegen die griechischen Feld- 
herrn erzühlte und zwar vielfach im Gegensatze zu Xenophon; denn 
wir lesen bei Photius ausdrücklich: οὐχ Ἡροδότῳ δὲ μόνῳ τἀναντία 
icropei, ἀλλὰ καὶ πρὸς Ξενοφῶντα τὸν Γρύλλου ἐπ᾽ ἐνίων δια- 
quvet.. Dals er aber gerade von der Lagerung der Griechen und 
zwar ziemlich übereinstimmend mit Polyän berichtete, das scheint 
hervorzugehen aus den Excerpten des Photius 8 58: "Avaxwpncıc 
Κλεάρχου τοῦ Λακεδαιμονίου ἅμα τοῖς cóv αὐτῷ "EAAncıv τῆς 
γυκτὸς καὶ τῶν τῆς TTapucátiboc πόλεων μιᾶς κατάληψις 
(Polyän ἐν κώμῃ τροφὴν ἄφθονον ἐχούςῃ). Auf diese Überlieferung 
also glaube ich mit Bestimmtheit $ 2 zurückführen zu sollen, ob 


der Strategemensammlung Polyüns. 531 


aber aus Ktesias direkt, wage ich nicht zu entscheiden. 7, 7, 10 
würde wohl dafür sprechen. — Was wissen wir sonst von Klearch? 
Xenophon gibt uns anab. 2, 6, 1ff. eine ausführliche Schilderung von 
ibm; daraus ergibt sich, dafs er nach Beendigung des peloponnesischen 
Krieges nach Thracien ging und dort im Interesse der Byzantiner 
gegen die Thracier kämpfte, dafs er von den Ephoren zurückgerufen 
nicht gehorchte, sondern, als er zum Tode verurteilt wurde, sich zu 
Kyros nach Kleinasien begab, von diesem Geld erhielt und nun aber- 
mals gegen die Thracier kämpfte, und zwar sagt Xenophon ἐπολέμει 
τοῖς Θρᾳξὶ καὶ μάχῃ τε ἐνίκηςε καὶ ἀπὸ τούτου δὴ ἔφερε 
καὶ ἦγε τούτους καὶ πολεμῶν διεγένετο μεχρὶ Κῦρος ἐδεήθη 
τοῦ «τρατεύματος. In wiefern diese Schilderung unvollständig ist, 
sehen wir später. Zur Beurteilung des Klearch für die Zeit dieser 
thracischen Feldzüge liefert uns Polyiüin ziemlich reichlichen Beitrag; 
&us Xenophon hat er diese Abschnitte natürlich nicht, weil bei diesem 
blofs oberflächlich jenes abenteuerlichen Lebens des Klearch gedacht 
wird. Daís gleich 8 5 bei Polyän hieher gehört, ist durch den 
Ausdruck λείαν ἄγων πολλὴν zur Gentige erwiesen; denn Xenophon 
erwühnt ausdrücklich die Plünderungszüge des Klearch in Thracien. 
Allein man beachte die gänzliche Unbestimmtheit dieses 8: es wird 
weder die Örtlichkeit angegeben, noch werden die Feinde bezeichnet 
kurz, dieses Stück entstammt keineswegs einer guten Quelle. 
Entscheidend für diese Vermutung aber ist, dafs wir in 1, 38, 2 
und 2, 1, 22 genau dieselben Erzählungen von Brasidas und 
Agesilaus haben und zwar, wie wir bezüglich der ersteren be- 
reits oben S. 439 gesehen haben, gleichfalls aus wertloser Quelle 
stammend. Ihnen ist also dieser $ entschieden zuzuzühlen. — Die 
folgenden Abschnitte dagegen lassen sich 818 einer zusammen- 
hängenden Quelle entnommen nachweisen. Zeitlich am frühesten 
fallt 8 6; denn da in den Unternehmungen des Klearch gegen die 
Thracier zwei Perioden zu unterscheiden sind, die Zeit, wo er 818 
Verbündeter der Byzantiner und die, wo er im Auftrage des Kyros 
focht, da wir ferner hier im Eingange lesen μὴ φθάςας ἐπανελθεῖν 
εἰς Βυζάντιον, so muís 8 6 in die erste Periode gehören 4048. 
— Schwierig ist es, in den folgenden Abschnitt die nötige Klarheit 
zu bringen. Es heiíst, Klearch sei wegen des Abfalls der Byzantiner 
von den Ephoren bestraft worden, habe sich von Byzanz mit vier 
Schiffen nach Lampsakus begeben und sich dort ruhig verhalten, bis 
die von den Thraciern bedrüngten Byzantiner ihn abermals herbei- 
riefen, worauf er in hinterlistiger Weise sich der Stadt bemächtigte. 
Von Xenophon erfahren wir weder hierüber etwas, noch wie Kle- 
arch gleich einen Tyrannen in Byzanz hauste. Dagegen kommt 
uns hier Diod. 14, 12, 2 zu Hilfe, wo erzühlt wird: Βυζάντιοι πρὸς 
μὲν ἀλλήλους cracıdlevrec, πρὸς δὲ τοὺς παροικοῦντας Θρᾷκας 
πόλεμον ἔχοντες, κακῶς ἀπήλλαττον οὐ δυνάμενοι δὲ λύειν 
πορίςαςθαι τῆς πρὸς ἀλλήλους φιλονικίας, ςτρατηγὸν ἠτήςαντο 
Jahrb. f. class. Philol Suppl. Bd. XIV. 36 


532 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


παρὰ Λακεδαιμονίων. ἐξέπεμψαν οὖν οἱ (παρτιᾶται Κλέαρχον 
καταςτήζςοντα τὰ κατὰ τὴν πόλιν᾽ οὗτος δὲ πιςτευθεὶς περὶ τῶν 
ὅλων, καὶ μιεθοφόρους πολλοὺς dOpoícac, οὐκέτι προεςτάτης 
ἦν, ἀλλὰ τύραννος. καὶ τὸ μὲν πρῶτον τοὺς ἄρχοντας αὐτῶν 
ἐπί τινι θυείᾳ καλέςας ἀνεῖλε, μετὰ δὲ ταῦτα ete. (Es wird be- 
richtet, wie er als Tyrann wütete, worauf die Spartaner ihn zunächst 
durch Gesandte zu bewegen suchten, abzutreten, dann, als er sich 

nicht daran kehrte, ein Heer unter Panthoides schickten, welches 
ihn bei Solybris schlug. Er floh zu Kyros.) Dieser Bericht des 
Diodor geht auf Ephorus zurück und damit ist zugleich gesagt, daís 
Ephorus für Poly&n nicht Quelle gewesen sein kann. (Noch weniger 
aber ist bei Polyün an eine Sammlung als Quelle zu denken, 
da die hier gegebenen Nachrichten durchweg ausführlich, genau und 
glaubhaft sind.) Von Diodor weicht Polyän vor allem dadurch ab, 
dafs bei ihm eine zweimalige Herrschaft des Klearch in Byzanz an- 
genommen ist (das eine Mal als Harmost, dann als Tyrann), ferner 
aber namentlich in dem Bericht von der Beseitigung der Feldherren; 
denn wührend Diodor sagt, er habe sie gemordet ἐπί τινι Oucíq 
καλέεας, lockt er sie nach Polylin von der Btrafse weg in eine 
Schenke und ermordet sie dor. Wenn ich nun den historischen 
Wert der beiden Nachrichten gegen einander abwäge, so scheint 
mir die des Polyän den Vorzug zu verdienen vor der sehr zusammen- 
gezogenen und infolge dessen vielleicht ungenauen des Diodor. Mit 
Hilfe der wichtigen Nachrichten des Polyän konstruiere ich die Ge- 
schichte des Klearch in jenen Jahren nach dem peloponnesischen 
Kriege bis zum Feldzuge des Kyros folgendermafsen: Offenbar (dar- 
auf führt auch Xenophon) ging er nach dem Frieden als spartani- 
scher Harmost nach Byzanz, welches durch Lysander in der Zeit 
unmittelbar vor der Belagerung Athens für Sparta erobert worden 
war, und zwar mit der ausgesprochenen Absicht, gegen die thraci- 
schen Stämme zu kämpfen. Auf einen dieser von Byzanz aus unter- 
nommenen Streifzüge bezieht sich Poly&n $ 6. Allein er mufs sich bald 
als Harmost in Byzanz durch seine Härte unmöglich gemacht und 
die Byzantiner zur Empörung verleitet haben; darauf führen die 
Worte Polyäns dnocravrwv Βυζαντίων ζημιωθεὶς ὑπὸ τῶν 
ἐφόρων. Die Ephoren riefen ihn wohl ab, aber er begab sich mit 
vier Schiffen nach Lampsakus und lauerte auf eine günstige Gelegen- 
heit gegen Byzanz. Die Stadt wurde auch alsbald abermals von den 
Thraciern bedrängt und rief nun selbst den Klearch wieder herbei. 
Und jetzt bemüchtigte er sich in der bei Polyän ausführlich an- 
gegebenen Weise der Stadt als Tyranm. Mit dem Resultat κατέςχε τὸ 
Βυζάντιον schliefst Polyän, da ihn natürlich die Vertreibung durch ein 
spartanisches Heer nicht weiter interessiert. (DieHallenser Dissertation 
von B. G. Schwen, historia Byzantiorum ciuitatis inde ab urbe aedifi- 
cata usque ad aetatem Philippi Macedonis, Halle 1875, in welcher nach 
der Kritik in Bursians Jahresberichten die Zeit vor und nach dem 


der Strategemensammlung Polyäns. 588 


Ende des peloponnesischen Krieges besonders eingehend be- 
handelt sein soll, konnte ich mir nicht verschaffen. Jedenfalls mulste 
sie auf Polyän nach dem Gesagten besonders Rücksicht nehmen.) — 
Die folgenden Abschnitte beziehen sich auf die Zeit, wo Klearch mit 
dem Gelde des Kyros auf eigene Faust Krieg gegen die Thracier führte. 
Hievon wissen wir wieder durch Xenophon a. a. O., der die Schand- 
thaten des Spartaners in Byzanz als φιλοκλέαρχος übergangen hatte 
und daher auch seine Flucht zu Kyros nicht hatte motivieren können. 
Unter den drei Abschnitten ist besonders $ 9 interessant; denn wir 
haben hier offenbar eine Episode aus der grófseren Schlacht, die Klearch 
nach der Angabe Xenophons über die Thracier gewann (καὶ μάχῃ τε 
€vixnce). Dals ferner eine Angabe, wie die in $ 10 vorliegende (vgl. 
$ 6) auf Wahrheit beruht und der Weise des Klearch entspricht, 
kann durch Xen. anab. 2, 2, 20 bewiesen werden. Diese letztere 
Stelle aber ist uns auch ein wichtiger Beleg dafür, dafs Polyän die 
Anabasis nicht benützte; denn sonst würde er diesen klugen Einfall 
doch wohl verzeichnet haben. Er bringt ihn allerdings, aber 3, 9, 4 
unter dem Namen des Iphikrates, woraus hervorgeht, daís dieser 
Abschnitt gewifs aus irgend einer Sammlung stammt. Wenn wir 
unter den Historikern, welche diese Periode 80 eingehend beschrieben 
haben, wie es 8 7 bei Polyün erschliefsen läfst, Umschau halten, so 
bleibt uns, da Xenophon und Ephorus wegfallen, nur Theopomp 
als Quelle für Polyän. Seine '€AArvixà umfafsten in zwölf Büchern 
einen Zeitraum von nur 17 Jahren, von dem Ende des Thukydide- 
ischen Geschichtswerkes bis zur Schlacht bei Knidos 395/4, waren 
also ungemein ausführlich. Leider sind uns zu wenige Fragmente 
aus seinem Werke '€AAnvixà erhalten, als dafs ein genauer Nachweis 
geführt werden könnte, nur fr. 9 (des 2. Buches) zeigt, dafs Theopomp 
von den spartanischen Harmosten zu Ende des peloponnesischen 
Krieges handelte. — Nach den bisherigen Untersuchungen stellt sich 
uns das Quellenverhältnis in cap. 2 in folgender Weise dar: 


$1 ? 8 6 404/9 a. Ch. | 
8 2 Überliefrg. des Ktesias|S 7 403 hangende Quelle 
à 4| Ephorus ὃ : 181 (mahrscheinlich " 
8. δ Sammlung 8 10 403—1 eopomp). 


So viel wenigstens glaube ich mit Sicherheit erwiesen zu haben, 
daís hier von einer Quelle nicht die Rede sein kann. 
᾿ Kehren wir zu Xenophon zurück, so erübrigt uns, da Polyün 
7, 18, 1 schon bei der Betrachtung des 7. Buches (S. 463) als nicht 
aus Xenophon stammend nachgewiesen worden ist, nur noch über 
1,49 zu sprechen. Dafs dessen vier Abschnitte aus einer zusammen- 
hüngenden Quelle stammen müssen, lehrt, wenn man Xenophons 
Anabasis vergleicht, die richtige zeitliche Aufeinanderfolge, die 
Polyün natürlich hier unmöglich finden konnte, wenn sie nicht 
. 85* 


534 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


schon gegeben war. Knott hat diese vier Abschnitte kuf p. 68a. 
genauer init Xenophon verglichen und ist zu dem Resultate ge- 
kommen, dafs in Anbetracht der zahlreichen und wesentlichen Ab- 
weichungen an einen Zusammenhang zwischen den beiden Autoren 
nicht gedacht werden kann. Ich stimme ihm um 80 mehr bei, als ich 
gerade durch die vorausgehende genauere Untersuchung der sonstigen 
Stücke, die man allenfalls mit der Anabasis in Beziehung bringen 
könnte, zu beweisen suchte, dafs Polyän diese Schrift Xenophons 
nicht excerpiert hat. Welche Quelle dem Polyän hier vorlag, hat 
Knott nicht angegeben, Schirmer verweist auf Ephorus und dies 
wird dadurch bestätigt, dafs wir mehrere andere Stücke bereits auf 
diesen Historiker zurückführen konnten. Der Grund sodann, weshalb 
seine Berichte so vielfach von denen Xenophons abweichen, liegt 
darin, dafs Ephorus nicht etwa blofs die Anabasis des Xenophon be- 
nützte, sondern noch andere Quellen (nach Vollquardsen die des 
Sophainetos). Auf einen Punkt mag hiebei noch hingewiesen werden. 
Bei dreien der vier Abschnitte finden wir nicht etwa eine entsprechend 
kurze Erzählung in Xenophons Anabasis, sondern lange Reden des 
Xenophon selbst. Diese konnte natürlich Ephorus nicht brauchen; 
bei ihm sind daher einzelne Verbesserungsvorschläge des Xenophon 
direkt berichtet, ohne diese langen und von Xenophon nur zur Her- 
vorhebung seiner Person eingefügten Reden. 

Wenn also Polyän auch die Anabasis des Xenophon nicht. benützt 
hat, so wäre es doch immerhin denkbar, dafs er dessen griechische Ge- 
schichte für seine Zwecke verwertet hätte. Aber auch das hat Knott 
in Abrede gestellt und zwar, wie ich glaube, mit vollem Rechte. 
Aus der ganzen Reihe der diesbeztiglichen Abschnitte wurden fast alle, 
die dem ersten Buche angehören (1, 41, 1 und 5; 1, 45, 2; 1, 47, 2; 
1, 48, 4) als nicht aus Xenophon stammend bei der Betrachtung des 
ersten Buches erwiesen; es bleibt nur 1, 44 Ἐτεόνικος zu besprechen 
übrig. Knott hat p. 71 darauf hingewiesen, wie Polyän 1, 44 und 
1, 48, 2 sich selbst widerspricht; denn in cap. 48, 2 wird historisch 
richtig erzählt, wie Konon, im Hafen von Mitylene von den Lacedä- 
. moniern eingeschlossen, sich einer List bediente, um die Kunde seiner 
Blockade nach Athen gelangen zu lassen, in cap. 44 dagegen beginnt 
er ganz irrtümlich also: '€reóvixov Λάκωνα ἐν Μιτυλήνῃ Κόνων 
᾿Αθηναῖος ἐπολιόρκει. Daraus schliefst Knott zunächst, dafs Polyün 
die beiden Abschnitte unmöglich aus Xenophon entlehnt haben kann, 
weil dort (Hellen. 1, 6, 20 ff.) die beiden Strategeme in so engem 
Anschlufs an einander erzählt werden, dafs ein solcher Fehler, wie 
er in cap. 44 vorliegt, nicht möglich sei. Sieht man von diesem 
Fehler ab, dann stimmt die Erzählung Polyäns im Ganzen mit der 
des Xenophon Hell. 1, 6, 36, nur dafs bei dem ersteren die List 
mehr hervorgekehrt und auch ihre Wirkung schärfer hervor- 
gehoben ist. Xenophon sagt nur: Ó δὲ αὐτὸν (sc. τὸν κέλητα) 
πάλιν ἐξέπεμψεν εἰπὼν τοῖς évoóci εἰωπῇ ἐκπλεῖν καὶ μηδενὶ 


der Strategemensammlung Polyäns. 535 


διαλέγεςθαι, παραχρῆμα δὲ αὖθις πλεῖν εἰς τὸ ἑαυτῶν crpa- 
τόπεδον eic. Polyän setzte hier erläuternd hinzu: ἐκέλευςε νύκ - 
Tup ὑπεξελθεῖν καὶ μεθ᾽ ἡμέραν ... ἥκειν. Ebenso ist natür- 
lich auch erst von dem Rhetor Polyän der Gegensatz eingefügt: 
Ἐ μὲν ἔθυεν εὐαγγέλια — K. δὲ καὶ τὸ ᾿Αττικὸν ἐξεπλάγη καὶ 
hcuxalev. Es ist merkwürdig, wie Polyän infolge des falschen An- 
fanges auch das Weitere irrig darstellt; denn wenn Eteonikos wirk- 
lich der Belagerfe war, dann ist ja 1) das erste Ankommen des 
Meldeschiffes, 2) die Entfernung und nochmalige Rückkehr desselben, 
3) die stillschweigende Entfernung des Eteonikos einfach unmöglich. 
Trotzdem möchte ich nicht annehmen, dals dieses cap. 44 aus einer 
Quelle untergeordneten Wertes stamme, es ist dem Polyän nur in 
der Flüchtigkeit des Excerpierens der grobe Irrtum passiert. Indes, 
wenn auch abgesehen von diesem nichts gegen Xenophon als Quelle 
spricht, müssen wir doch mit Rücksicht auf die übrigen hieher ge- 
hörigen Abschnitte dieses Buches nicht Xenophon sondern eher 
Ephorus als Quelle annehmen. 

Von den in dem obigen Verzeichnis angegebenen Stellen, welche 
auf die griechische Geschichte des Xenophon bezogen werden können, 
entfallen eine ganze Reihe auf das erste Kapitel des zweiten Buches 
"AynciAooc, welches 33 Abschnitte über den berühmten Spartaner 
enthält, also mit zu den umfangreichsten Stücken der ganzen Samm- 
lung gehört. Hertzberg in seinem Buche „Das Leben des Königs 
Agesilaos II. von Sparta", Halle 1856 äufsert sich über Polyän 8. 226 
in folgender Weise: „Abgesehen von dem, was uns Athenäus (meist 
aus Theopomp), Älian, Valerius Maximus und Frontin bieten — 
Angaben von oft zweifelhaftem Werte, — kommt hier besonders 
noch Polyän in Betracht. Dieser Schriftsteller gibt uns lib. U, cap. 1 
33 kleinere oder gröfsere Erzählungen von Kriegslisten, deren sich der 
König bediente. Die meisten dieser Erzählungen stimmen mit den An- 
gaben, die wir bei Xenophon und Plutarch (resp. den Gowährsmännern 
Plutarchs) finden. Ihre Form ist allerdings dann und wann etwas 
abweichend. Von den übrigen dieser Angaben lassen sich“ einige 
nur sehr schwer unterbringen; über ihre Quelle wage ich Keine be- 
stimmten Vermutungen aufzustellen.“ Abgesehen von dieser kurzen 
Notiz ist bisher nicht über dieses umfangreiche Kapitel im Zusammen- 
hange gehandelt worden; ich glaube daher im Anschlufs an die auf 
Xenophon sich beziehenden Abschnitte dies um so eher thun zu 
sollen, als man hier bei eingehender Untersuchung sicher zu be- 
stimmten Resultaten gelangen kann. Durchmustert man die zahl- 
reichen Abschnitte und bemtiht sich, die einzelnen chronologisch zu 
fixieren, so stellt sich heraus, das nur die 88 8— 165 incl eine 
längere chronologische Reihe bilden, so dafs gerade hier die Ver- 
mujung sich aufdrängt, sie könnten aus einer guten, zusammen- 
hängenden Quelle stammen, und'da von diesen sieben Abschnitten 
fünf aufeinanderfolgende sich mit Stellen des Xenophon vergleichen 


δ86 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


lassen, so liegt wohl nichts näher als die Annahme, dieser müsse hier 
von Polyän benützt worden sein. Demnach haben wir diese Partie zu- 
erst zu prüfen. Dieselbe beginnt mit $ 8, dessen Inhalt in das Jahr 
396 gehört, als Agesilaus seine Feldzüge in Asien begann, und er- " 
zählt, wie Agesilaus Geistesgegenwart genug besals, um seine durch 
den Treubruch des Tissaphernes ganz bestürzten Leute dadurch zu 
ermutigen, dals er sie auf die Götter als Rächer des Meineides hin- 
wies. Bei Xen. Hellen. 3, 4, 5f., 11f. ist dasselbe berichtet und 
darnach wieder im Agesil. 1, 10. Nun hat Knott p. 72 richtig her- 
vorgehoben, dafs verschiedene Abweichungen es verbieten, unseren 
" 8 auf diese Stellen Xenophons zurückzuführen. Vor allen Dingen 
nämlich berichtet Polyän, Tissaphernes habe einen Waffenstillstand. 
auf drei Monate mit Agesilaus abgeschlossen, und davon findet 
sich bei Xenophon keine Spur; dann sind die Worte, welche Agesi- 
laus nach Polytn an seine Soldaten richtete, bei Xenophon an die 
Gesandten des Tissaphernes gerichtet. Wenn Knott aufserdem als 
Abweichung hervorhebt, dafs die Worte: ἴωμεν δὴ θαρροῦντες ὡς 
μαχούμενοι μετὰ τηλικούτων ευμμάχων bei Xenophon überhaupt 
nicht stehen, so glaube ich darauf keinen besonderen Wert legen zu 
sollen; ich habe nämlich beobachtet, dafs der Rhetor Polyän öfters 
entweder selbst solche kleine direkte Ausrufe, Ermunterungen οἷο. 
einfügt, oder wenn eine indirekte Andeutung derselben in seiner 
Quelle gegeben war, sie direkt wiedergibt. Knott begnügti sich mit 
der Angabe dieser Differenzen und ich war lange der Meinung, dafs 
sich die Darstellung Polyäns mit der des Xenophon gleichwohl in 
Einklang bringen lasse, wenn man die Worte αἱ δὲ ἀνοχαὶ τρεῖς μῆνες 
als einen willkürlichen Zusatz unseres Autors betrachte; denn dafs 
bei ihm die Worte des Agesilaus an die Soldaten gerichtet sein 
müssen und nicht an die Gesandten des Tissaphernes, ist durch den 
Charakter des Strategems bedingt. Ganz anders aber stellt sich die 
Sache, wenn wir bei einem anderen Autor dieselben Eigentümlich- 
keiten der Darstellung finden wie bei Polyän. Und dies ist that- 
sächlich der Fall: Cornelius Nepos Ages. 2 stimmt ganz auf- 
fallend mit Polyün überein; denn wir lesen hier: Tissapherwes 
. inducias a Lacone petivit, simulans se dare operam, μὲ Lacedae- 
moniis cum rege conveniret, re autem vera ad copias comparandas, 
easque impetravit trimenstres. Sogar die Form stimmt: ἀνοχὰς 
ευνέθετο — αἱ δὲ ἀνοχαὶ τρεῖς μῆνες. Ebenso ist bei Cornelius 
Nepos, wenn auch nicht in direkter Rede, angegeben, wie Agesilaus 
durch den Hinweis auf den Meineid der Gegner seine Truppen er- 
mutigte. Demnach läfst sich mit Bestimmtheit behaupten: 8 8 
stammt nicht aus Xenophon, sondern geht auf dieselbe Quelle zurück 
wie Corn. Nep. Ages. 2. Bemerkenswert ist noch, dafs Polyän mit 
dem Schlufssatze wieder einmal nach seiner Gewohnheit ein Resultat 
angegeben hat, welches eigentlich nicht so unmittelbar sich anschliefst; 
denn mit dem hier erwähnten Zusammenstoís, bei welchem die 


der Birategemensammlung Polyüns. 537 


Spartaner ihren Mut bewiesen, ist die Schlacht am Paktolus gemeint, 
vor welche aber die Plünderungszüge gehören, auf die sich $ 9 be- 
zieht. Bezüglich dieses 8 9 tadelt es Knott zunächst mit Recht, dafs ihn 
Wölfflin nicht lieber auf Xenophon statt auf Plutarch zurückgeführt 
habe, da doch der vorausgehende Abschnitt wie die nachfolgenden 
nach Wölfflins Ansicht aus Xenophon genommen seien. Doch kann 
Polyün weder aus Xenophon, noch aus Plutarch geschöpft haben; 
denn beide erwähnen nichts davon, dals Agesilaus gegen Sardes 
gezogen sei, sondern beide geben übereinstimmend an, dafs er die 
irrige Kunde verbreitet habe, er werde gegen Karien ziehen, dann 
aber, als Tissaphernes sich beeilte, diese Landschaft zu schützen, 
sich plötzlich nach Phrygien wandte und dort reichliche Beute machte. 
Es ist nun in hohem Grade auffallend, dafs hier abermals Corne- 
lius Nepos genau mit Polyün stimmt, worauf man bisher nicht 
geachtet hat. Derselbe erzählt in cap. 3 zuerst dieselbe List des Age- 
silaus mit Phrygien, wie wir sie bei Plutarch und Xenophon lesen. 
Im nächsten Frühjahr aber, fährt er fort, habe Agesilaus gewulst, 
dafs man ihm nicht glauben werde, wenn er offen sage, er ziehe nach 
Sardes. Er liefs dieses aussprengen und wirklich hütete Tissaphernes 
sein Karien wieder; nun zog Agesilaus nach Sardes, nahm die Stadt 
ein und plünderte sie (der Schlufssatz stimmt bei beiden besonders 
gut: ὁ δὲ Λάκων κατέδραμε Λυδίαν καὶ λείαν πολλὴν κατέευρεν 
— iam Agesilaus mullis locis expugnatis magna erat praeda potitus), 
Polyän hat sich also damit begntigt, die beiden Strategeme, welche 
in seiner und des Cornelius Nepos gemeinsamer Quelle berichtet 
waren, und die uns auch bei Nepos noch getrennt erhalten sind, in 
eines zusammenzuziehen, oder besser gesagt nur eines derselben 
zu erzählen, da ja die beiden ganz gleichartiger Natur shd. Be. 
merkenswert ist es, dafs auch Frontin 1, 8, 12 der von Nepos und 
Polyün vertretenen Überlieferung folgt. — Auf $ 9, welche Er- 
zählung chronologisch sich an $ 8 anschliefst (8 8 — 396 a. Chr.; 
8 9 « Frühling 395) folgt in 8 10 ein Strategem aus dem Feld- 
.2uge des Agesilaus gegen Akarnanien (Frühjahr 391). Knott macht 
darauf aufmerksam, dafs Xen. Hell. 4, 6, 5 die Verwtüistung des flachen 
Landes durch Agesilaus einfach bezeichnet mit κόπτων cuvexWc τὴν 
χώραν, während Polyün zweimal eine specielle Art der Verwüstung 
erwähnt: éxéAeucev ἐκ ῥιζῶν ἀναςπᾶν τὰ δένδρα und οἱ δὲ 
᾿Ακαρνᾶνες karagpovrjicavrec .... τῆς περὶ τὰ δένδρα Acxo- 
λίας. Es wäre nicht störend, wenn diese Specificierung durch den 
Charakter des Strategems erklärt werden könnte, da dies aber nicht 
der Fall ist, so liegt in der That kein Grund vor, weshalb Polyän 
diesen Zusatz gemacht haben sollte. Aufserdem aber läfst sich 
noch ein weiterer Beweis erbringen: $ 1 berichtet Polyün von einer 
List bezüglich der Saaten, die gleichfalls in den Feldzug gegen die 
Akarnanen 391 gehört; sie steht ähnlich bei Xen. Hell. 4, 6, 13f., 
schliefst sich also an das in 8 10 Erzählte enge an. Würden beide 


538 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


aus Xenophon entnommen sein, dann stünden sie wohl beisammen wie 
8$ 8 und 9; 811 und 12; 814 und 15, so aber stammen sie aus anderer 
Quelle. — Es folgen $ 11 und 12, welche beide auf des Agesilaus 
böotischen Feldzug des Jahres 377 gehen. Xen. Hell. 5, 4, 48 er- 
zählt: Als 377 der Feldzug zur Besetzung Thebens beschlossen und 
Agesilaus mit dem Oberbefehl betraut war, befahl dieser dem Pole- 
marchen in Thespiä, den Pals des Kithäron im voraus zu besetzen, 
bis er käme; so überstieg er auch diesen glücklich und stand im 
Gebiete von Platü&ü. Jetzt stellte er sich, ala wähle er zum An- 
marsche auf Theben den Weg nach links über Thespiä und bestellte 
dorthin auch die Gesandtschaften und den Proviant. Daraufhin be- 
wachten die Thebaner sorgfältig den Weg über Thespiä. Er aber 
marschierte, am frühen Morgen aufbrechend, über Erythrä, also nach 
rechts, legte zwei Tagemärsche in einem zurück, und so gelang es 
ihm, die Verschanzung bei Skolos, nördlich von Erythrä, eher 
zu überschreiten, als die Thebaner herbeieilen konnten. Polyän 
weicht insofern ab, als er die Thebaner zuerst den Pals von Skolos 
besetzen und den Agesilaus sie durch jenes falsche Gerücht daraus 
hervorlocken läfst nach Thespi& Diese Abweichung ist gleichfalls 
nicht durch den Charakter des Strategems bedingt und weist also 
auf eine andere Quelle als Xenophon hin. Nun möchte ich aber hier 
noch beifügen, dals hinsichtlich der historischen Wahrscheinlichkeit 
nach meiner Ansicht Polyäns Quelle den Vorzug verdient; 
denn es ist doch wohl kaum anzunehmen, dafs die Thebaner den 
wichtigen Pafs, welchen sie noch dazu stark befestigt hatten (cra - 
pupa bei Xenoph.) unbesetzt gelassen haben sollten. Sie entblöfsten 
ihn offenbar erst, als sie den Agesilaus über Thespiä ziehen sahen. 
— Auch”zu $ 12 haben wir noch eine Parallelstelle bei Xenoph. 
Hell. 5, 4, 49. Daraus geht hervor, dafs 11 und 12 inhaltlich eng 
zusammenhüngen und also erst von Polyün seiner Sammlung zu Liebe 
getrennt worden sind. Agesilaus hatte nach der Überlistung der 
Thebaner bei Skolos ($ 11) den ganzen östlichen Teil des thebani- 
schen Gebietes bis in die Gegend von Tanagra verwüstet. Die. 
Thebaner waren ihm nachgezogen, ohne es jedoch zu wagen, ihm 
die Schlacht anzubieten; dagegen besetzten sie einen schwer zu. 
günglichen Platz und versuchten es, von hier aus dem Feinde soviel 
als möglich Abbruch zu thun. Endlich kehrie Agesilaus um in der 
Richtung nach Thespiü. Auf seinem Marsche hatte er die Ver- 
schanzungen zur Linken; da warfen sich ihm endlich die The- 
baner mit ihrer gesamten Macht bei Graosstethos entgegen. Ihre 
Stellung war sehr günstig. Bei der lauen Stimmung der Bundes- 
genossen wagte Agesilaus keinen Angriff, liefs rechts schwenken 
und wandte sich gegen Theben, in der Absicht, die Feinde aus ihrer 
unzugänglichen Stellung herauszubringen, welcher Plan auch gelang. 
Die Thebaner retirierten eilig auf dem Wege über Potniä nach der 
Hauptstadt, Unter den Mauern von Theben kam es dann zu einem 


*" der Strategemensammlung Polyüns. 539 


hitzigen Gefechte, in welchem die Lacedümonier den Kürzeren zogen. 
Die Thebaner konnten sogar ein Siegeszeichen aufstellen, hinderten 
aber nicht, dafs Agesilaus in der Nähe der Stadt übernachtete. Hier 
ist es nun für die Erkenntnis der Arbeitsweise des Polylin interessant, 
zu beobachten, wie er durch sein Bestreben, das Erzühlte kurz ab- 
zuschliefsen, oft alles verwirrt und unverstündlich macht. Agesilaus 
hatte allerdings die Absicht, durch eine Schwenkung die Gegner aus 
ihrer festen Stellung bei Graosstethos wegzulocken, aber er selbst 
konnte natürlich nicht wieder nach einiger Zeit auf demselben Wege 
umkehren, weil sie ihm ja nachzogen und so kam es auch zum 
Kampfe bei Theben. Demnach ist Polyäns Schlufssatz: ᾿Αγησίλαος 
τὸνλόφον ἀκωλύτως διῆλθεν vollständig unrichtig; er soll eben 
das Resultat der List möglichst kurz und bündig angeben. Im Übrigen 
ist keine besondere Abweichung von Xenophon wahrzunehmen, ab- 
gesehen von dem Namen der Örtlichkeit. Dieser lautet nämlich in 
den Handschriften Ῥέας ἕδος, woraus Casaubonus mit Bezug auf 
Steph. Byz. s. v. Tävaypa gemacht hat Γραίας ἕδος (τὴν δὲ Γραῖαν 
ἔνιοι λέγουειν τὸ νῦν τῆς Θηβαικῆς καλούμενον [Ῥέας suppl. 
Meincke] ἕδος, τίνες δὲ τὴν Ταναγραῖαν, ὧν εἷς Ecrı καὶ Καλ- 
λίμαχος). Wenn nun Knott p. 74 meint, es müsse “Ρέας ἕδος, wie 
die Handschriften bieten, unverändert beibehalten werden, so kann 
ich diese Ansicht nicht teilen; denn da Polyün und Xenophon, wenn 
auch keine Beziehungen zwischen ihnen bestehen, sich doch ganz 
offenbar auf dasselbe Ereignis und auf dieselbe Örtlichkeit beziehen, 
mufs auch wohl eine möglichst grofse Übereinstimmung in jenem 
Namen bei beiden vorausgesetzt werden; wenn man nun nicht Γραὸς 
«τῆθος mit Xenophon lesen will, dann heifst es doch nach jener 
Stelle des Steph. wohl Γραΐας ἕδος; denn dafs beide Namen dasselbe 
besagen, wird nicht zu bestreiten sein. — Für die folgenden Ab- 
schnitte läfst uns die Überlieferung des Xenophon im Stiche, zu- 
nächst für ὃ 13; denn dafs dem Agesilaus unmittelbar nach der 
Heimkehr des bei Leuktra geschlagenen Heeres. von den Ephoren 
das Gericht über die Tpécavrec übertragen wurde, und er also eine 
Art gesetzgeberischer Thätigkeit austibte, davon konnte und wollte 
Xenophon nichts erzühlen, weil er nicht verraten durfte, wie es da- 
mals in Sparta stand. Möglich auch, dafs es ihm nicht wichtig ge- 
nug war. Das, was Polyän hier erzählt, lesen wir bei Plut. Ages. 30 
(und darnach in apophthegm. reg. et (mp. Ages. 10; apophth. Lacon. 
Ages. 73); allein bei Plutarch lautet des Agesilaus kluger Ausspruch 
anders: φήςας, ὅτι τοὺς νόμους dei εήμερον ἐᾶν καθεύδειν, ἐκ δὲ 
τῆς εήμερον ἡμέρας κυρίους εἶναι πρὸς τὸ λοιπόν. Wenn Polyän 
wirklich diese Pointe vorfand, warum hätte er sie nicht beibehalten 
sollen; so aber lesen wir bei ihm: οὐ καινοὺς νόμους ἔγραψεν, ἀλλὰ 
τοὺς παλαιοὺς ἰεχύειν μετὰ τὴν Ev Λεύκτροις μάχην. Die Pointe 
liegt offenbar in μετὰ und Polyän schöpfte aus einer anderen Quelle, 
nicht etwa aus Plutarch. — $ 14 und 15 endlich beziehen sich auf 


540 J. Melber: Über die Quellen und den Wert * 


die Meuterei in Sparta 369, zur Zeit, wo Epaminondas Sparta 
blockierte. Auch über diese Meuterei lesen wir nichts bei Xenophon, 
der bei seinem Lakonismus von jenen verzweifelten Zuständen in 
Sparta schwieg. Bei Plut. Ages. 32 wird dagegen von diesen Un- 
ruhen in Sparta gesprochen; dafs aber Polyün nicht aus Plutarch 
geschöpft hat, läfst sich mit Sicherheit beweisen. 1) Während nach 
Plutarch a. a. O. die Meuterer τῶν πάλαι τινὲς ὑπούλων xai πονη- 
ρῶν ὡς διακόειοι waren, nennt sie Polyün τῶν ὁπλιτῶν οἱ πολλοί͵ 
was allerdings viel schlimmer ist; denn aus der erstgenannten Stelle 
will Hertzberg 8.357, Anm. 174 schliefsen, dafs es überhaupt keine 
Spartaner waren. 2) Läfst Plutarch 15 Rädelsführer durch Agesilaus 
hingerichtet werden, Polyün aber deren blofs 12. Das wichtigste 
aber ist 3) Polyän nennt die Örtlichkeit λόφον ἱερὸν ᾿Αρτέμιδος 
Ἰεςωρίας ἐγγὺς TTıravnc; nun steht aber der letztere Name gar 
nicht bei Plutarch und erfunden oder gar aus eigenem Wissen dazu- 
gesetzt hat ihn Polyän gewils nicht. Damit fällt die Ansicht, dafs 
er den Plutarch benützt habe, wie Wölfflin wollte. Daher kann 
auch der folgende $, der sich, wie wir aus Plut. Ages. 32 sehen, 
eng an das vorher Erzühlte anschliefst, nicht aus Plutarch genommen 
sein. Bei Corn. Nepos Ages. cap. 6 wird dasselbe erzählt, wie 
bei Polyän 8 14, aber mit einigen Abweichungen; denn während bei 
Polyün wie bei Plutarch die Sache viel gefährlicher erscheint, in- 
dem Agesilaus die'Meuterer durch seine Geistesgegenwart von dem 
wichtigen Punkte, den sie besetzt haben, zu entfernen und dadurch 
auch die Rädelsführer in seine Gewalt zu bekommen weils, sind es bei 
Nepos nur adulescentuli quidam, hostium adventu perterriti, welche 
zu den Thebanern übergehen möchten, Agesilaus begibt sich zu ihnen, 
lobt ihren Plan, dafs sie diesen Punkt besetzt hätten, den er selbst 
schon habe besetzen lassen wollen, verstärkt ihre Zahl durch zu- 
verlässige Leute von den Seinigen und bringt so jenen wichtigen 
Platz in seine Gewalt. Es ist demnach ganz unmöglich, beide Be- 
richte zu vereinigen und es gestaltet sich das Quellenverhältnis 
bei Polyän folgendermalsen: Die acht Abschnitte, welche die Zeit 
von 396 bis 369 umfassen ($ 8—15), sind erwiesenermafsen weder 
aus Xenophon noch aus Plutarch entlehnt, sondern gehören einer 
einheitlichen Quelle zu. Hinsichtlich dieser kann nur geschwankt 
werden zwischen Theopomp und Ephorus. Theopomp aber ist ab- 
zuweisen aus folgenden Gründen. Seine Ἑλληνικά reichten blofs bis 
zur Schlacht von Knidus 394; seine Φιλιππικά begannen mit der 
Thronbesteigung Philipps II. von Macedonien 359. Nachrichten 
also, wie sie Polyän 8 10—15 gibt, standen nicht mehr in den 
Ἑλληνικά: wenn nun auch nicht ausgeschlossen ist, dafs sie in den 
Φιλιππικά vorkommen konnten, da ja Theopomp grofse Exkurse in 
diesem Werke machte, z. B. über die athenischen Staatsmünner, und 
andrerseits für Agesilaus gerne Partei nahm, so kónnen doch unsere 
genannten Abschnitte nicht daraus abgeleitet werden, weil sie eine 


der Strategemensammlung Polyüns. 541 


zusammengehörige chronologische Reihe bilden und weil natürlich 
Polyän- absolut nicht im Stande war, eine solche genaue Ordnung 
aus verschiedenen Excerpten selbstündig herzustellen. Demnach ist 
Ephorus Quelle Polyüns für diese grófsere Partie. Mit diesem Er- 
gebnis stimmt es auch gut überein, dafs wir bei Corn. Nep. 6 einen 
von ὃ 14 so auffallend abweichenden Bericht vor uns haben; denn 
es wird angenommen, daís Nepos im Agesilaus den Theopomp be- 
nützt habe; ob ihn allein, ist nicht ausgemacht und so läfst die 
Übereinstimmung von $ 8 und 9 mit Nepos wohl darauf schliefsen, dafs 
auch Ephorus diesem vorlag. — Nachdem wir durch diese eingehendere 
Untersuchung aus der grofsen Zahl der Abschnitte tiber Agesilaus 
eine historisch gute und zuverlässige Partie losgeschält haben, ist es 
angezeigt, auch den Wert der übrigen Abschnitte genauer zu prüfen, 
zunächst den der Abschnitte 1—7. Dafs $ 1 nicht aus Xen. Hell. 
4, 6, 18 stammen kann, wurde schon oben 8. 537 gelegentlich der Be- 
'sprechung des $ 10 bemerkt; zum Überflufs ist auch die Formulierung 
bei Xenophon sowohl als bei Plut. Ages. 22 eine ganz verschie- 
dene, so dafs die Vermutung gerechtfertigt ist, dafs wir es hier mit 
einem Excerpt aus einer Apophthegmensammlung, ähnlich der des 
Plutarch, zu thun haben. Diese Vermutung wird durch die folgenden 
Abschnitte nur noch bestätigt. Von diesen deckt sich zunächst 8 5 
mit dem Berichte des Plut. Ages. 19, der eine ähnliche Küirze zeigt. - 
Dafs die Sache sich in Wahrheit hier anders verhalten hat, zeigt 
Xen. Hell. 4, 3, 20: Xenophon hebt die Schonung der in den 
Tempel geflüchteten Feinde von Seite des Agesilaus als einen ein- 
fachen Akt der Gottesfurcht hervor mit den Worten ὁ δὲ καίπερ 
πολλὰ τραύματα ἔχων, ὅμως οὐκ ἐπελάθετο τοῦ Ocíou, auch 
sagt Agesilaus blofs, man solle sie ἐᾶν ἀπιέναι fj βούλοιντο etc. 
Wenn es nun bei Polyän heilst, er habe gesagt, man solle sie ziehen 
lassen wohin sie wollten ὡς ἄρα ςφαλερὸν εἴη ευμπλέκεεθαι τοῖς 
ἐξ ἀπονοίας ἀναμαχομένοις, so ist dies ganz sicher erst von einem 
Strategemen- oder Apophthegmensammler so umgemodelt worden; 
denn es ist einfach lächerlich: von Gefahr konnte nicht entfernf die 
Rede sein, da ja nur 80 Feinde sich in den Tempel gefltichtet hatten. 
Rechnet man dazu noch die alberne Einleitung ᾿Αγησίλαος ἐν Kopw- 
γείᾳ τοὺς ᾿Αθηναίους (Ὁ) évíkncev, sowie den Umstand, dafs die 
μάχη ἐξ ἀπονοίας in derlei geringwertigen Abschnitten stets eine be- 
sondere Rolle spielt, so wird wohl nicht mehr zu zweifeln sein, dafs 
dieser $ irgend einer Apophthegmensammlung entstammt. — Dafs es 
nicht zu kühn ist, von den beiden folgenden 88, 6 und 7, dasselbe 
anzunehmen, ergibt sich einfach daraus, dafs das hier Erzählte 
ohnehin schon neben Plut. Ages. 9 und 26 auch in den apophthegm. 
Lacon. Ages. 13 und 72 vorkommt und auch gewifs nicht einer 
zusammenhüngenden Quelle entnommen ist, am wenigsten der υἷα 
Agesilai des Plutarch; denn in diesem Falle hütten die beiden 88 
eine ganz andere Stellung. — Interessanter noch ist 8 4: hier ist 


"542 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


nämlich blofs der Ausspruch des Agesilaus aus ὃ 5 herausgenommen, 
verallgemeinert und als ein Wort, das er beständig im Munde zu 
führen pflegte, hingestellt. Dafs also auch hier nicht an eine gute 
Quelle gedacht werden kann, ist klar. — Höchst sonderbar ferner ist 
die Darstellung des $ 2, der über die berühmte Stellung des Chabrias 
bei Theben handelt, etwas, was ganz kurz und ungenügend bei Xen. 
Hell. 5, 4, 41 und Ages. 2, 22, sehr ausführlich aber bei Diodor 
15, 32, 41ff. geschildert ist. Nun würde man doch vor allen Dingen 
erwarten, dafs Polyän diese hervorragende That des Chabrias auch 
unter dessen Namen erzählen würde. Das er dieses nicht thut, ist 
mir ein ziemlich sicherer Beweis dafür, dafs er dieses allbekannte 
Faktum in seiner Quelle bereits unter dem Namen Agesilaus vorfand; 
denn hierin noch eine List des Agesilaus zu sehen, ist doch sehr sonder- 
bar, die Klugheit ist auf Seite des Chabrias zu suchen. Der Schlufs 
also καταπλαγεὶς τὸ cráciuov ςχῆμα τῆς μάχης, ἀνεχώρηςε crpa- 
τηγικὸν ἡγούμενος πολεμίων ῥώμην φυλάξαςθαι palst völlig 
zu dem sonstigen Charakter der wertlosen Erzählung. Demnach 
bleibt uns blofs 8 3, welcher bei Polyän geradeso erzählt wird, wie 
bei Plut. vita Ages. 17, nur insofern ist bei Polyän die Geistes- 
gegenwart des Agesilaus noch mehr hervorgehoben, als es heifst, er 
habe die Hiobspost unmittelbar vor der Schlacht (öcov οὔπω 
παρετάεςςετο) erhalten. An und für sich betrachtet, könnte ja 
dieser $ wohl aus der vifa Agesilai stammen, aber die übrigen Ab- 
schnitte, die Anklänge an dieselbe enthalten, zeigen uns, dafs Polyän 
sie nicht benützte. Demnach hat Polyän die 88 1—7 wohl sämtlich 
aus Quellen untergeordneter Art zusammengetragen, wofür auch das 
chronologische Durcheinander derselben spricht. 


8 1 391 a. Chr. 8 4 und 5 394 
ὃ 2 378 ὃ 6 395 
ὃ 3 394 8 1 377. 


Eine ähnliche Verwirrung herrscht nun auch in der Anordnung 
der Abschnitte, welche hinter der zusammenhängenden Partie stehen 
d.h. 88 16—33. Eine Zusammenstellung mag dies auch hier zeigen: 


8 16 396— 394 8 25 377 

8 17 394 8 26 394? 

8 18 377? $8 27 369 

8 19 371 8 28 ὃ 

8 20 377 8 29 369 

8.21 377 8 30 Sommer 396 
8 22 361/60 8 31 394 

8 23 394 8 32] i ome 

8 24 eigentlich 377 8 5]^ gemein. 


fälschlich 394 


der Strategemensammlung Polyäns. 543 


Schon dieser Umstand muís unseren Zweifel an dem Werte 
dieser Reihe von Abschnitten erregen; es läfst sich aber auch im 
Einzelnen noch nachweisen, dafs dieselben geringwertigen Quellen 
entstammen. Gleich $ 16 erregt in dieser Beziehung unser Be- 
denken. Niemand sonst als Polyän und Front. 3, 11, 2 berichtet 
irgend etwas von einer langen Belagerung und einer endlichen, durch 
List erfolgten Einahme der Stadt Phok&a (denn die Phocenses bei 
Frontin sind offenbar dieselben), und es ist auch bei dem gänzlichen 

hweigen unserer sonstigen Gewährsmänner höchst unwahrschein- 
ich, dafs Agesilaus auf einem seiner Züge sich mit einer langwierigen 
Belagerung abgegeben habe, wozu ihm doch wohl auch die Mittel 
fehlten. Dieses und andrerseits die merkwürdige Übereinstimmung 
mit der gleichwertigen Anekdote Frontins weisen auf eine Strate- 
gemensammlung als Quelle hin. Ganz gleich stehen diesem Ab- 
Schnitte die 88 18 und 19. Mit 8 18 ist 8 20 zusammenzunehmen; 
denn beide beziehen sich auf dasselbe Vorkommnis.  Bezüglich des 
ersteren bemerkt schon Hertzberg, Anm. 56b auf S. 340: „Auf 
welche Unternehmung Polyün 2, 1, 18 zu beziehen ist, weifs ich 
nicht. Agesilaus kam weder im J. 378, noch 377 in die Nähe von 
Orchomenos und im J. 394 war vor der Schlacht von Koroneia die 
Stimmung der Truppen des Königs nicht der Art, dafs er eine 
Desertion zu befürchten gehabt hätte“ Auch hier stimmt wieder 
die gleich unbestimmte und unbrauchbare Nachricht bei Front. 1,11,5. 
Mit 8 18 zusammen erweist sich sonach auch $ 20, der gleichfalls 
keine genauere Fixierung zulüfst, als einer Stategemensammlung ent- 
stammend. — Merkwürdig ist ferner ὃ 19, der genau stimmt mit 
Front. 2, 6, 6, und doch kann weder für die Erzählung Polyäns noch 
für die des Frontin in der Schilderung der Kämpfe bei Koroneia ein 
passender Platz gefunden werden. Hertzberg hat die Vermutung 
ausgesprochen, dals beide Notizen sich beziehen könnten auf das 
letzte Gefecht zwischen Agesilaus und den Thebanern. Mir dagegen 
erscheint das Ganze eher als ein Produkt irgend eines Strategemen- 
fabrikanten. Möglicherweise ist die historisch beglaubigte Thatsache, 
dafs Agesilaus den in den Tempel Geflüchteten freien Abzug ge- 
währte, ὅποι καὶ βούλοιντο, hier verwertet worden; auch kommt 
bei Frontin wenigstens wiederum die μάχη ἐξ ἀπονοίας vor (ob 
desperationem fortius dimicare). — Auf die Schlacht von Koroneia 
bezieht sich auch noch $ 23, allein wenn man damit namentlich Plut. 
Ages. 19 vergleicht, so stellt sich heraus, dafs hier eine arge Über- 
treibung und Entstellung der Thatsachen vorliegt. BeiPlutarch wird ein- 
fach berichtet, dafs Agesilaus die Leichen der Lacedämonier sammeln 
und nach dem Lagerplatz bringen liefs, während bei Polyän die 
l&cherliche Anekdote aufgetischt wird, er habe mitten in der Nacht 
die spartanischen Leichen mit Erde bedecken lassen, worauf die 
Thebaner am anderen Tage den Mut verloren hätten, weil sie nur 
wenige spartanische Leichen, dagegen sehr viele böotische fanden. 


544 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Um so etwas überhaupt glaubhaft zu machen, mufste natürlich am 
Eingang die sonst nicht bezeugte Überlieferung Platz finden ἦν ἀμ- 
pipponoc f| νίκη. Da wir davon sonst nirgends etwas lesen, so 
ist diese Bemerkung hier eigens gemacht, um das Folgende zu mot- 
vieren. Wozu brauchte auch Agesilaus die Toten mit Erde zu- 
decken zu lassen; wenn er dies thun lassen konnte, dann beherrschte 
er das Schlachtfeld und in diesem Falle konnte er sie doch gerade 
8o gut ins Lager schaffen lassen, wie er ja auch wirklich that, Dieser 
8 ist demnach ein ganz gewöhnliches Machwerk und stammt aus 
einer schlechten Quelle. Ganz dasselbe läfst sich von $ 24 beweiser; 
denn bei näherer Prüfung ergibt sich, dafs wir in diesem 8 ganz 
offenbar eine Duplette der guten Erzählung des 8 12 haben, die sich 
auf das Treffen bei Graosstethos während des zweiten Feldzugee 
gegen Böotien 377 bezieht. Nun ist aber die ganze Geschichte irr- 
tümlicherweise auf den Rückmarsch des Agesilaus aus Asien verlegt; 
dals sie hieher nicht gehören kann, zeigt Hertzberg Anm. 141 auf 
S. 281. „Die Thebaner waren so wenig entmutigt, dafs Agesilaus 
nach der Schlacht von Koroneia seinen Marsch durch Bóotien fort- 
zusetzen nicht wagen durfte. Das geht aus dem Berichte des Augen- 
zeugen Xen. Hell. 4, 4, 1: ἀπέπλευςε δὲ καὶ ὁ ᾿Αγηείλαος ἐπ᾽ 
οἴκου ganz deutlich hervor. Daher irrt Pausanias 3, 9, 7, wenn er 
den König nach der Koroneiaschlacht durch Bóotien weiterziehen 
lüfst.^ Aus diesen Gründen hat auch $ 24 nicht den geringsten 
Wert neben $ 12, sondern entstammt einer schlechten Sammlung. 
— Ebenso wie $ 24 eine schlechte Duplette zu $ 12, ist auch ὃ 25 
eine solche zu $ 11, die List des Agesilaus am Passe Skolos be- 
treffend. Während aber dort die geographischen Angaben ganz genau 
und vollständig sind, herrscht hier eine grofse Unbestimmtheit und 
Ungenauigkeit in der Beschreibung. Eine Örtlichkeit ist überhaupt 
nicht genannt, und ohne S 11 liefse sich kaum bestimmen, worauf 
die ganze Geschichte zu beziehen ist. — Bezüglich der Wertlosigkeit 
von ὃ 26 verweise ich auf Hertzberg S. 272, Anm. 99d. — Die 
kurze Notiz des $ 28 ist ganz offenbar einer anekdotenhaften Samm- 
lung entnommen; schon der gänzliche Mangel jeder näheren Angabe 
spricht dafür. Dann aber ist auch die Erzählung an sich höchst 
lächerlich. Der Späher, welchen der in Messenien eingefallene Age- 
silaus ausgesandt hat, berichtet, dafs nicht blofs die erwachsenen 
Messenier aus den Städten hervorzögen, sondern mit ihnen auch 
Weiber und Kinder, (was καὶ τὰ ἐλεύθερα cuüpara sein soll, 
ist unklar). Darauf hin zieht Agesilaus schleunigst ab ὡς ἀπε- 
γνωκότων τὸ Ζῆν καὶ διὰ τοῦτο Avbpeiotepwc μαχουμένων. Das 
ist doch so ganz und gar der Ton der gewöhnlichen Anekdote! Auch 
kommt zum Überflusse im Schlufs wieder einmal die Furcht vor der 
μάχη ἐξ ἀπονοίας. ---- ὃ 30 deckt sich mit Frontin 1, 4, 2; aber es 
ist sonst nichts davon bekannt, dafs Agesilaus auf seinem Hückzuge 
aus Phrygien von den Persern beunruhigt worden wäre. — $ 32 


der Strategemensammlung Polyäns. 545 


und 33 sind ohnedies nur ganz allgemeine Notizen, wie sie in Tak- 
tikern etc. sich fanden, meist nach einem einmaligen historischen 
Faktum verallgemeinert. Doch genug! Überblicken wir den ge- 
samten Vorrat der Notizen über Agesilaus, so stellt sich heraus, 
dafs wir nur in ὃ 8—15 einen guten Kern haben, an welchen vor- 
wärts und rückwärts eine ganze Reihe der verschiedensten Anekdo- 
ten, zum weitaus grófsten Teile wertlos, sich angeschlossen haben. 
Wichtig ist, dafs, wie in einem Teile des cap. 2 Κλέαρχος, so auch in 
cap. 1 das aus guter, zusammenhüngender Quelle stammende Material 
auf Ephorus zurückgeführt werden konnte. 

Der $9 des folgenden cap. 3 Ἐπαμινώνδας, welcher mit Xen. Hell. 
7,1, 15—18 zusammengehalten werden kann, mag uns Veranlassung 
geben, in diesem Zusammenhange über cap. 3 in ähnlicher Weise wie 
über cap. 1 und 2 zu handeln. Daís die ganz konfuse Erzählung in $ 1 
auf die schlechte Quelle irgend einer Sammlung zurückgehen muls, 
darüber ist man sich wohl längst einig. Auch Knott p. 88 hat neuer- 
dings über ihren Wert abgeurteilt und ist zu dem Schlusse ge- 
kommen: omnino nihil Polyaeni narrationi tribuendum est, quam ortam 
esse ex confusiene caedis optimatium el mortis Phoebidae polius conicere 
licet. Dafs eine Konfusion verschiedener Nachrichten vorliegt, ist klar, 
ebenso klar, dafs dieselbe nicht etwa erst von Polyün vorgenommen 
worden ist. Wie aber kam die Person des Epaminondas in diesen 
Zusammenhang? Ich glaube noch die ursprünglichen Bestandteile 
nachweisen zu können, aus welchen diese sonderbare Geschichte zu- 
sammengeschweifst wurde. 1) Es ist vor allem zu konstatieren, dafs 
es noch eine andere, von der gewöhnlichen abweichende Tradition 
über die Befreiung Thebens gegeben haben mufs. Das beweist eiue 
Stelle des Aristot. Pol. 13062, 35: ἐκ δικαςτηρίου xpíceuc fj ἐν 
Ἡρακλείᾳ crácic ἐγένετο καὶ ἐν Θήβαις, ἐπ᾽ αἰτίᾳ μοιχείας δι- 
καίως μὲν, «ταειωτικῶς δὲ ποιηςαμένων τὴν kxóAaciv τῶν μὲν ἐν 
Ἡρακλείᾳ κατ᾽ Εὐετίωνος, τῶν δ᾽ ἐν Θήβαις κατ᾽ ᾿Ἀρχίου᾽ ἐφι- 
᾿ λονείκηςαν γὰρ αὐτοὺς οἱ ἐχθροὶ ὥςτε δεθῆναι ἐν ἀγορᾷ ἐν τῷ 
κύφωνι. So viel also ist aus dieser Stelle ersichtlich, dafs ein Ehe- 
bruch mit im Spiele war, wo nicht gar den eigentlichen Anlafs 
zur Erhebung gab, und damit haben wir ein Element der Erzählung 
des Polyän. 2) Durch den Bericht des Plutarch aber (Plut. Pelop. 11; 
de gen. Socrat. 30 vgl. Polyän 2, 4,3) ist es verbürgt, dafs Pelopidas 
durch die List mit den verkleideten Weibern sich und seinen Mit- 
verschworenen Eingang bei Archias verschaffte. Diese List spielt 
aber gerade in der kombinierten Erzählung des Polyän eine Haupt- 
rolle. Damit ist also ein zweites, wichtiges Element gegeben. 3) Wie 
nun beides mit dem Namen des Epaminondas verknüpft werden 
konnte, dafür gibt uns, abgesehen von der allgemeinen Erwägung, 
dafs man den berühmtesten Thebaner gerne auch Anteil nehmen 
lassen wollte an dieser berühmten That, noch einen ganz speciellen 
Fingerzeig eing Stelle bei Front, 3,2, 7. Epaminondas Thebanus, in 


546 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Arcadia die festo effuse extra moenia vaganlıbus hostium feminis, 
plerosque ex militibus suis muliebri ornatu immiscuil: qua simulatione 
(lli intra portas sub noclem recepti ceperunt. oppidum οἱ swis aperu- 
erunt. Also auch von Epaminondas wurde eine ganz ähnliche List 
mit verkleideten Weibern erzählt, wie sie Pelopidas bei der Be- 
freiung Thebens zur Anwendung brachte. Was lag näher, als dafs 
man Zeit und Ort vertauschte und dieses dritte Element den voraus 
angegebenen beifügend jenen sonderbaren Bericht erhielt. — Der 
$ 2 unseres Kapitels enthält nichts, als ein Apophthegma des Epse- 
minondas in der Schlacht bei Leuktra. Schon die Art und Weise, 
wie dasselbe eingekleidet ist, diese kurzen unverbundenen Sätzchen, 
welche sich in den ausführlicheren und besseren Erzählungen des 
Polyün nicht finden, weisen auf eine Apophthegmensammlung als 
Quelle hin. Bestütigt wird diese Vermutung noch dadurch, dafs wir 
in 3, 9, 27 ganz genau dieselbe Erzählung von Iphikrates haben. 
(Einzelheiten stimmen fast wörtlich vgl: τὸ μὲν - ἔργον icóppomov 
nv — ἦν μὲν ἐπὶ ῥοπῆς ὀξυτάτης ἣ μάχη.) --- Ähnlichen Charakters 
ist der 8 3, wenn schon die in demselben berichtete Thatsache 
historisch beglaubigt ist (vgl. Paus. 9, 13, 8); allein das Wort des 
Epaminondas findet sich auch von anderen Feldherren in der gleichen 
Weise angewendet und aus einer solchen Zusammenstellung (in 
unseren codd. ὑποθέςεων als δειλῶν ἀνάκριςεις überschrieben) wird 
Polyän diesen $ genommen haben, nicht aus einer guten historischen 
Überlieferung. — Mit noch gröfserer Entschiedenheit kann man dies 
von dem folgenden $ 4 behaupten; denn hier haben wir noch zur 
Kontrolle das Gleiche erzählt bei Plut. apophth. reg. et imp. Epam. 
9... ἐμβεβροντῆεθαι τοὺς πολεμίους εἶπεν, ὅτι τοιούτων Xw- 
ρίων ἐγγὺς ὄντων ἐν τοιούτοις ς«τρατοπεδεύουεςειν. Natürlich 
hat Polyän nicht die Sammlung des Plutarch benützt, sondern beide 
gehen auf eine gemeinschaftliche dritte Quelle zurück, — ὃ 5 scheint 
sich auf den thatsächlich mifslungenen Überrumpelungsversuch des 
Epaminondas zu beziehen gelegentlich des ersten Einfalles in den 
Peloponnes 370/69. Aber eine Verurteilung und Amtsentsetzung 
des Epaminondas fand erst wirklich statt nach dem zweiten Zuge 
in den Peloponnes, weil er bei Korinth nicht wirksam genug gegen 
Chabrias aufgetreten war. Diod. 15, 72, 2 sagt ὧς πεφειςμένου τῶν 
Λακεδαιμονίων ἰδίας ἕνεκα χάριτος. Es ist möglich, dafs eine Ver- 
wirrung dieser thatsächlichen Verhältnisse die Erzählung des Polyän 
entstehen liefs. Aber gerade diese Verwirrung einerseits und andrer- 
seits der Umstand, dafs auch hier blofs ein Ausspruch des Epami- 
nondas hervorgehoben werden soll, lassen uns auf die Art der Quelle 
schliefsen. — Noch deutlicher ist der Ursprung der folgenden 88 6 
und 7; denn einmal ihre Kürze, dann das Imperfekt, welches eine 
8118 einem bestimmten historischen Vorgang abstrahierte Regel auf- 
stellt, lassen dieselben als Excerpte einer Sammlung von Vorschriften 
irgend welcher Art erscheinen. Es stehen sich demnach ἃ 1— 7 an 


der Strategemensammlung Polyüns. 547 


Wert vollkommen gleich, anders verhält es sich mit den folgenden 
Partien, die sich schon &ufserlich durch ihren Umfang von den vor- 
ausgehenden unterscheiden. Zunächst ist eine Gruppe zusammen- 
zunehmen in ὃ 8—12, die sich chronologisch richtig folgen und 
offenbar einer zusammenhängenden Quelle entnommen sind. $ 8 be- 
zieht sich auf die Vorgänge vor der Schlacht bei Leuktra. Die 
beiden Listen, deren sich Epaminondas bediente, um die Verzagtheit 
seiner Landsleute zu besiegen, finden sich, nur in umgekehrter Reihen- 
folge erzählt, bei Diod. 15, 53, allein es stimmt dessen Darstellung doch 
nicht so gut, dafs man für Diodor und Polyän eine gemeinsame Quelle 
annehmen könnte. Bezüglich der ersten List erzählt Diodor, Epa- 
minondas habe einen Mann angestiftet, der als Abgesander des 
Trophonius erscheinen mufste mit der Weisung, ὅταν ἐν Λεύκτροις 
νικήςωειν, ἀγῶνα τιθέναι Διὶ Bacıkei «τεφανίτην᾽ ἀφ᾽ οὗ δὴ Βοιωτοὶ 
ταύτην ποιοῦςι τὴν πανήγυριν ἐν Λεβαδείᾳ fügt Diodor bei. Bei 
Polyän dagegen heifst es, dafs jener Unbekannte bekränzt und mit 
"heiligen Binden geschmückt aus der Stadt gekommen sei, um den über- 
raschten Thebanern zu verkünden, Trophonius habe ihm aufgetragen, 
ihnen zu melden, dafs er denjenigen den Sieg verleihen werde, welche 
die Schlacht beginnen würden. Noch abweichender ist die zweite List 
erzählt. Diodor sagt, Epaminondas habe einige Leute bestellt ge- 
habt, welche von Theben her die Meldung bringen sollten, die alt- 
ehrwürdigen, im Tempel des Herakles aufgehüngten Waffen seien 
plótzlich verschwunden und es gehe in Theben das Gerede, die 
Heroen hütten sie weggenommen, um damit auf Seite der Thebaner 
zu streiten. Bei Polyün dagegen wird erzählt, Epaminondas habe 
die Thebaner aufgefordert, im Tempel des Herakles zu beten. Nun 
habe er aber vorher insgeheim die alten Waffen blank putzen lassen, 
ferner hätten die Tempeldiener sie dann neben den Gott legen und sich 
selbst entfernen müssen. Als nun Feldherrn und Soldaten die Thür- 
flügel offen, keinen Menschen in der Nähe und die Waffen am Boden 
vor dem Gotte liegen sahen, da brachen sie in lauten Jubel aus, da 
Herakles ihr Führer im Kampfe sein werde. Nun ist so viel klar, 
dals hier Polyän nicht aus der Quelle Diodors, d. h. aus Ephorus 
geschöpft haben kann, wenn auch der Kern beider Überlieferungen 
gewils derselbe ist. Andrerseits aber läfst sich auch nicht annehmen, 
dafs erst durch Polyän jene ursprüngliche Erzählung so umgemodelt 
worden sei; denn dagegen spricht eine Stelle bei Cicero de div. 1, 34, 
wo nach dem Berichte des Callisthenes ganz ähnlich wie bei Polyün 
erzählt wird: At eodem tempore, ut ait Callisthenes, in templo Herculis 
valvae clausae repagulis se ipsae subito aperuerunt armaque, quae fixa 
in parietibus fuerant, ea sunt humi inventa. Vorläufig steht also so 
viel fest, dafs wir hier eine selbständige Überlieferung haben, un- 
abhängig von Ephorus. — Dies wird noch weiter bestätigt durch 
den folgenden $ 9. Das hier Erzählte gehört in den im Sommer 
369 unternommenen zweiten Einfall in den Peloponnes. Dasselbe 
Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 96 


548 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


berichtet Xen. Hell. 7,1,15—18 und zwar deckt sich die Erzählung 
des Xenophon im Allgemeinen mit der des Polyün, nur hebt Polyän 
die List mehr hervor, indem er hinzufügt: ἐνδειξάμενος ὡς μέλ- 
λων νυκτὸς παριέναι, während es bei Xenophon blols heifst, 
ουντεκμηράμενοι δὲ ἡνίκ᾽ ἂν diovro ὁρμηθέντες κατανύςαι etc. fanden 
sie heraus, dafs die Morgenstunde am besten sei. An und für sich 
könnte Xenophon wohl hier Quelle sein, aber der Umstand, dals 
weder das Vorausgehende, noch das Nachfolgende aus ihm genom- 
men ist, spricht entschieden dagegen, da die Abschnitte zusammen 
eine Reihe bilden. Interressant ist es, dals ein Vergleich mit $ 7 
ergibt, dals die dortige, einer schlechten Quelle entstammende Notiz 
aus dem in ὃ 9 ausführlich erzählten Faktum einfach abstrahiert ist; 
denn der Schlufssatz ἐν δὲ TTeAortovvricu, νυκτὸς ἐπαναςτὰς, Ttpoc- 
érecey ἀπροςδοκήτοις Λακεδαιμονίοις ἔτι καθεύδουειν, will doch 
offenbar dasselbe besagen, was 8 9 berichtet. Nun ist auch noch 
Diod. 15, 68,4 zu vergleichen, d. h. die Überlieferung des Ephorus; 
diese aber weils von einem nächtlichen Überfalle absolut nichts, ein 
Beweis, dafs Ephorus für diese Partie nicht Quelle gewesen ist. — 
Der Inhalt des ὃ 10 findet sich wohl auch bei Xen. Hell. 7, 5, 9—13 
und bei Diodor 15,83; denn beide erzühlen den vergeblichen An- 
griff auf Sparta i. J. 362, aber von einer eigentlichen List des Epa- 
minondas in Bezug auf die Schilde wissen sie nichts; ihre Erzühlung 
endigt daher mit einem anderen bei Front. 3, 11,5 erwähnten Strategem 
des Epaminondas, wonach er in der Nacht fleifsig Feuer unterhalten 
liefs, damit die Spartaner glauben sollten, er beabsichtige einen 
neuen Überfall, während er inzwischen heimlich zur Überrumpelung 
von Mantinea abzog. Demnach erscheint auch hier eine Benützung 
des Xenophon sowohl als des Ephorus ausgeschlossen. — Leider ist 
für den folgenden $ eine Örtlichkeit, wo das hier Erzühlte vorgefallen 
sein soll, nicht angegeben, so dafs sich dieser Abschnitt chronologisch 
nicht bestimmen lüfst; daran aber ist nicht zu zweifeln, dafs derselbe 
aus einer guten Quelle stammt wegen seiner ausführlichen und ge- 
nauen Erzühlung. Diese Ansicht teilt auch C. Trieber, Forschungen 
zur spartanischen Verfassungsgeschichte, Berlin 1871, S. 15, wo ins- 
besondere der für die Kenntnis der Organisation des Spartanerheeres 
wichtige Satz κατὰ λόχους καὶ μόρας καὶ évuporíac καὶ cuccíria 
ςτρατοπεδεύοντες ἔμαθον τὸ πλῆθος τῶν ἀπολωλότων hervor- 
gehoben wird. Wir bleiben also bei der Aufstellung, dafs uns in $8—12 
eine zusammenhängende, aus einer Quelle, aber weder aus Xenophon 
noch aus Ephorus entnommené Partie vorliegt. — Dasselbe ist der Fall 
bei der folgenden Reihe 8 12—14, die gleichfalls einer Quelle ent- 
nommen sein müssen. S 12 bezieht sich auf die Schlacht bei Leuktra 
und ist zusammenzuhalten mit den in $ 8 erwähnten Strategemen 
des Epaminondas. Allerdings ist von dem hier erzählten Kniff des 
Epaminondas bei Diod. 15, 53 und 54 nichts gesagt, damit ist 
aber noch nicht ausgeschlossen, dals derselbe von Ephorus über- 


‘ der Strategemensammlung Polyäns. 549 


liefert sein konnte. Wie sehr gerade diese Erzählungen, durch 
welche ein anscheinendes Wunder eine ganz natürliche Erklärung 
findet, dem Charakter der Darstellung des Ephorus entsprechen, das 
sucht namentlich Bachof in seinem schon öfters genannten Aufsatze 
»limüus als Quelle für Diod. 14, 54—78 (Jahrb. 1879) nach- 
zuweisen. Er sagt auf S. 167: ,Daís der Volksglaube bei der Aus- 
schmückung eines so welthistorischen Ereignisses, wie es die Schlacht 
bei Leuktra war, sehr geschüftig gewesen, ist natürlich. Die Schrift- 
steller haben uns manches davon erhalten: vgl. Paus. 9, 13, 2; Xen. 
Hell. 6, 4, 7; Diod. 15, 53 und 54. Aber während Xenophon seinem 
treuherzig erzählten Berichte noch hinzufügt: οἱ μὲν δή τινες λέ- 
Youciv ὡς ταῦτα πάντα τεχνάςματα ἦν τῶν προεςτηκότιυν, ist 
es für Diodors Standpunkt bezeichnend, dals er geradezu den Epa- 
minondas für den Veranstalter aller Wunder erklürt, welche den Mut 
und die Kriegsbegierde seines Heeres entflammen sollten.“ — ὃ 13 
bezieht sich auf den Zug der Thebaner gegen Pherti zur Befreiung 
des Pelopidas und Ismenias 368. Hier können wir durch Polyäns 
Erzühlung eine summarische Angabe Diodors in willkommener Weise 
ergänzen. Dieser berichtet nämlich 15, 71, 5, nachdem die Böotarchen 
die Rückkehr nach Hause beschlossen hütten, sei man aufgebrochen: 
ἀναζευξάντων δ᾽ αὐτῶν καὶ τῆς πορείας οὔεης διὰ χώρας πεδιάδος, 
᾿Αλέξανδος ἐπηκολούθει πολλοῖς ἱππεῦςι καὶ τοῖς ἐπὶ τῆς οὐρα- 
γίας ἐπέθετο. τῶν δὲ Βοιωτῶν οἱ μὲν κατακοντιζόμενοι CUVEXWC 
ἀπέθνηςκον, οἱ δὲ τραύμαςει περιέπιπτον, τέλος δ᾽ οὔτε μένειν 
οὔτε προάγειν ἐώμενοι εἰς πολλὴν ἀμηχανίαν ἐνέπιπτον, ἅτε δὴ καὶ 
τῶν ἐπιτηδείων craviZóvruv. ἤδη δ᾽ αὐτῶν τὴν cwrnplav ἀποτι- 
γνωςκόντων, Ἐπαμεινώνδας ἰδιωτεύων κατ᾽ ἐκεῖνον τὸν χρόνον 
ὑπὸ τῶν CTPATIWTWV κατεςτάθη ςτρατηγός. Es wird dann weiter 
erzählt, wie Epaminondas das thebanische Heer glücklich nach Hause 
zu bringen wulste ποιούμενος μάχας ἐξ ὑποςτροφῆς καὶ τάξει 
φιλοτέχνῳ χρώμενος. In diese kluge Rückzugstaktik des Epami- 
nondas gehört also unser Abschnitt; er kann recht wohl bei Ephorus 
gestanden haben, da die sehr zusammengedrängte Darstellungsweise 
Diodors zeigt, dals er hier nur im Auszuge den thessalischen Feld- 
zag berichtet. — Der folgende 8 14 bezieht sich wohl auf die 
Kämpfe, welche der Schlacht bei Mantinea vorausgingen und in der 
Gegend von Tegea stattfanden. Dafs Polyän hier gleichfalls eine 
gute und ausführliche Quelle vor sich hatte, lehrt am besten ein 
Vergleich mit Frontin; denn während wir bei Polyän Ort und nähere 
Umstände der List, sowie Anzahl der Reiter genau angegeben 
finden, bietet Frontin nichts von dem. Ich fasse also $ 12 — 14 
zusammen und glaube, dafs Polyän hier wie in cap. 1 und 2 dieses 
Buches Ephorus excerpiert hat. Anders dagegen steht es bei $ 15. 
Dieser ist offenbar ein Excerpt aus einer Apophthegmensammlung 
und hat keinen weiteren Wert. Bei seinen allgemeinen Angaben 
läfst sich das Stück auch nicht mit einem bestimmten historischen 
δὸν 


550 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Ereignis verknüpfen. Rüstow und Köchly, Geschichte des griechi- 
schen Kriegswesens 8. 171 beziehen es auf die Schlacht von Leuktra, 
und es künnte ja wohl auch eines von den künstlichen Mitteln sein, 
wodurch Epaminondas den Thebanern Mut zu machen wufste; aber 
Bestimmtes lüfst sich nicht angeben, eben weil wir nur ein Excerpt 
aus schlechter Quelle vor uns haben. — Wenn wir demnach die 
Resultate unserer Untersuchungen tiber cap. 3 kurz zusammenfassen, 
80 hat sich uns ergeben: 


1—7 stammt aus Sammlungen (8 2—5 Apophthegmens.) 
8 8—11 gute Quelle, abweichend von Ephorus und Xenophon 
(Überlieferung .des Kallisthenes?) 
8 12—14 Ephorus 
8 15 aus einer Ápophthegmensammlung. 


Es gruppieren sich also auch hier, wie bei cap. 2, um einen 
guten Kern schlechte Excerpte mannigfacher Art. 

Ebenso wie $18 des 3. Kapitels spielen auch die in den ersten zwei 
$8 des folgenden cap. 4 Πελοπίδας erzählten Listen in Thessalien 
und kónnen sehr wohl aus Ephorus stammen, da Diodor 15, 67 und 80 
diese in die Zeit 368—364 fallenden Feldzüge des Pelopidas nur 
sehr summarisch und oberflächlich behandelt. Dagegen stammt 8 3 
des cap. 4 aus einer ganz schlechten Quelle; es würde darauf die 
ganz eigentümliche, kurze, in kleine, zusammenhanglose Sätzchen ge- 
drängte und an vollständiger Unbestimmtheit leidende Form der Dar- 
stellung an sich schon hinweisen. Dazu kommt aber noch die völlige 
Verwechslung der Ereignisse, wenn man Plut. Pelopid. 11 vergleicht.— 
Ebenso ist ohne Zweifel auch der erste $ des cap. 5, welcher den Begriff 
ἱερὸς λόχος erklärt und den Gorgidas als dessen Gründer bezeichnet, 
nicht aus einer zusammenhüngenden historischen Quelle geflossen. 
Um so merkwtürdiger ist das Verhältnis von S 2 desselben Kapitels 
zu Xen. Hell. 6, 4, 42ff. Der Abschnitt erzählt die Besiegung des 
verhafsten Phóbidas 378. Nach der Befreiung Thebens war Age- 
silaus 378 nach Böotien gezogen, da er aber gegen die Verschanzungen 
der Böotier nichts hatte ausrichten können, so Legnügte er sich, 
Thespi& neu zu befestigen und Phöbidas daselbst als Kriegsvogt ein- 
zusetzen, worauf er mit den Truppen nach Hause zurückkehrte. Mit 
gehobenem Mute rückten alsbald die Verbündeten aus ihrem Lager 
gegen Phöbidas bei Thespiä heran. Xenophon erzählt, wie Phöbidas 
mit seinen Leichtbewaffneten die Verbündeten fortwährend um- 
schwärmte, zur Umkehr nötigte und auf dem Rückzuge ihnen 
schlimmen Schaden zufügte. Unterwegs geriet nun die thebanische 
Reiterei in ein undurchdringliches, nicht passierbares Waldthal und 
mulste infolge dessen notgedrungen Kehrt machen. Darauf führt 
Xen. fort: oi μὲν οὖν meAtacral (sc. τοῦ Φοιβίδου) ὀλίγοι ὄντες ol 
πρῶτοι φοβηθέντες αὐτοὺς ἔφυγον᾽ οἱ δὲ ἱππεῖς αὖ τοῦτο ὡς 
εἶδον, ἐδιδάθχηςαν ὑπὸ τῶν φευγόντων ἐπιθέςθαι αὐτοῖς" καὶ ὁ 


der Strategemensammlung Polyäns. 551 


μὲν δὴ Φοιβίδας καὶ δύο ἢ τρεῖς μετ᾽ αὐτοῦ μαχόμενοι 
ἀπέθανον. Wenn man damit Polyüns Darstellung vergleicht, so 
ist bei diesem offenbar derselbe Vorgang erzühlt, aber umgekehrt: 
Die Reiterei der Thebaner, die sich im Engpasse befindet, stellt sich, 
als fliehe sie, um die Peltasten des Phöbidas in das Blachfeld heraus- 
zulocken, dann macht sie plótzlich Kehrt gegen dieselben. Abgesehen 
von dieser Abweichung aber ist es am meisten auffallend, dafs bei 
Xenophon der Name Gorgidas bei dieser Gelegenheit gar nicht ge- 
nannt wird; damit ist jede Benützung Xenophons von vornherein aus- 
geschlossen. Besonders stört jedoch der Abschlufs des Ganzen bei 
Polyän; es ist historisch genügend bezeugt, dafs Phöbidas auf der 
Flucht fiel, und dennoch lesen wir bei Polyän Φοιβίδας δὲ διώκων 
αὐτίκα φεύγων dixero. Dieser Satz, so seltsam er der Überlieferung 
anderer Autoren widerspricht, gibt uns doch auch gleichzeitig die 
Möglichkeit der Erklärung dieses Widerspruches an die Hand. Der 
Pointe oder der Antithese zu liebe ist von dem wahren Ausgange 
des Kampfes geschwiegen; denn für den Rhetor war es zu ver- 
lockend, auch in der Darstellung scharf hervorzuheben, wie der eben 
noch Verfolgende flieht und der eben noch Fliehende verfolgt. Man 
wende mir hier nicht ein, dafs Polyün diese Wendung schon vor- 
gefunden und nur herübergenommen habe; denn er gebraucht solche 
Antithesen besonders im Schluíssatze und darunter namentlich die hier 
angewendete sehr häufig (vgl. 4, 6, 8; 4, 13; 5, 21). Jedenfalls aber ist 
Xenophon als Quelle abzuweisen. — Das folgende cap. 6 Δερκυλ- 
λίδας bringt gleichfalls eine Erzühlung, die mit der des Xen. Hell. 
8, 1, 10— 28 verglichen werden kann; damit mag, als in dieselbe Zeit 
gehürig, zusammengenommen werden Polyün 8, 54, verglichen mit 
Xen. Hell.3, 1, 10ff. Das letztere Stück geht zeitlich voran. Es ver- 
waltete nämlich unter Pharnabazus die Satrapie Aiolis ein gewisser 
Zenis aus Dardanos und nach dessen Tode seine Gattin Mania mit 
Genehmigung des Pharnabazus. An der citierten Stelle schildert nun 
Xenophon mit vieler Wärme die trefflichen Eigenschaften, den Mut, 
die Klugheit und die persönliche Tapferkeit dieser Frau. Wie arm- 
selig nimmt sich dagegen das Excerpt bei Polyän 8, 54 aus. Ein- 
mal ist der Ausdruck xarécye τὴν ἀρχὴν Φαρναβάζῳ xpncauévm 
ευμμάχῳ nicht blofs unklar, sondern auch unrichtig; denn man könnte 
daraus den Schlufs ziehen, dafs ihr Pharnabazus nur gegen einen 
anderen Bewerber um die Satrapie beigestanden habe. Das 
Wenige, was dann von ihr gesagt wird, zeigt deutlich, nach welchem 
Plane der Excerptor arbeitete: er wollte die Mania als Beispiel eines 
heldenhaften Weibes anführen, das selbst in die Schlacht zog etc. 
Dazu kommt noch die selbstfabricierte, von Xenophon verschmähte 
Antithese: ein Feind wurde nicht Herr über sie, aber ihrem nächsten 
Freund und Verwandten, ihrem Schwiegersohne Meidias, fiel sie 
zum Opfer. Niemand wird nach dieser Analyse noch mit Wólfflin 
behaupten wollen, es sei der Abschnitt aus Xenophon genommen. 


552 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Wie wäre auch Polyän dazu gekommen, ibn zu excerpieren; denn 
ein ςτρατήγημα im eigentlichen Sinne ist ja hier nirgends gegeben. 
Wohl aber ist es begreiflich, dafs Polyän dieses Kapitel mit manchen 
anderen dieser Art aus einer Sammlung herüber nahm, wie er deren 
verschiedene für sein 8. Buch verwertete, aus einer Sammlung von 
γυναικῶν ἀρεταί, ähnlich der unter Plutarchs Namen gehenden. 
Mit den Zwecken einer solchen vertrug sich auch diese Erzählung 
vollkommen. 2,6 knüpft nun inhaltlich und zeitlich hier an. Meidias 
hatte seine Schwiegermutter ermordet, aber von den Städten ihres 
Gebietes gelang es ihm nur Skepsis und Gergis zu besetzen. Zwar 
zog Pharnabazus alsbald gegen ihn, Derkyllidas jedoch, welcher um 
diese Zeit als Nachfolger Thibrons angelangt war (399), besetzte 
sofort mehrere der äolischen Küstenstädte und rückte gegen Skepsis, 
wo Meidias sich befand. Xenophon erzählt nun, wie Meidias, der 
den Bürgern nicht trauen konnte, sich in Unterhandlungen einlassen 
muíste; zwar erhielt er Geiseln, allein als er gegenüber der Be- 
dingung des Derkyllidas, nur dann sich ihm verbünden zu können, 
wenn er den Bürgern ihre volle Freiheit gebe, etwas zauderte, 
rückte Derkyllidas sofort gegen die Stadt, und Meidias mufste sich 
darein fügen, da er: dieselbe gegen den Willen der Bürger nicht 
halten konnte. Hierauf benützte Derkyllidas den Meidias zur Ein- 
nahme von Gerpgis: er zog mit seinem Heere ganz friedlich gegen 
diese Stadt zu, Meidias neben ihm an der Spitze. Als daher die Be- 
satzung diesen erblickte, schofs sie nicht, und als Meidias von Der- 
kyllidas aufgefordert wurde, den Einwohnern zuzurufen, sie sollten 
die Thore öffnen, da konnte er sich, ganz in der Gewalt seines Gegners, 
dieser hinterlistigen Aufforderung nicht entziehen, und so fiel auch 
Gergis in des Derkyllidas Hände. Aus dieser klaren und ausführ- 
lichen Erzählung des Xenophon ist bei Polyän ein ganz elendes 
Excerpt geworden; denn es ist hier das, was bei Xenophon von der 
Einnahme von Gergis erzählt wird, auf die von Skepsis mit bezogen 
und doch ging diese noch ganz ohne jede List vor sich; Derkyllidas 
stützte sich dabei nur auf die Bürger der Stadt, die nicht zu Meidias 
standen. Dann ist das bekannte trügerische Eidesspiel nach vielen 
andern Mustern hier wieder aufgetischt: Derkyllidas schwört dem 
Meidias: „Wenn du herauskommst und dich mit mir beredest, lasse ich 
dich unangefochten wieder hinein.“ Meidias thut es, Derkyllidas aber 
zwingt ihn, die Thore zu öffnen und sagt: „So, was ich geschworen, 
halte ich, du gehst jetzt wieder in die Stadt zurück, aber ich gehe mit.“ 
Dafs diese lächerliche Auffassung nur einer Anekdotensammlung ent- 
stammt, bedarf kaum noch eines weiteren Beweises, wenn auch die ihr 
zu Grunde liegende historische Thatsache auf Xenophon zurückgehen 
mag. Polyän wenigstens hat diesen nicht benützt; denn schon der 
Umstand, dafs 8,54 nicht aus diesem Historiker stammt, gibt uns das 
Recht, auch für den inhaltlich damit zusammenhängenden Abschnitt 
2, 6 dasselbe zu behaupten. Sehr beachtenswert ist aber, mit dem letzt- 


. der Strategemensammlung Polyüns. 553 


genannten Stücke verglichen, das cap. 19 unseres Buches, wo genau 
dieselbe Geschichte von Thibron, dem Vorgänger des Derkyllidas, er- 
zählt wird, aber in einer so allgemeinen und unbestimmten Fassung 
(ἐν "Acíq χωρίαν πολιορκῶν τὸν φρούραρχον ἔπειςεν ohne jede 
nähere Angabe), dafs man sofort erkennt, es stammt dieser Ab- 
schnitt sicher aus einer Sammlung. Ob er aber auch irgend eine 
historische Gewähr hat, wage ich nicht zu entscheiden, zumal da 
die beiden spartanischen Feldherren sich im Amte folgten. Es findet 
hier wohl ein ähnliches Verhältnis statt, wie zwischen 8, 53, 3 und 
7, 23, 2. | 

Von cap. 14 Ἔφοροι erzählt ὃ 1 die Gefangennahme eines ge- 
wissen Kinadon, welche in der ausführlichsten Weise auch von Xen. 
Hell. 3,3, 4— 11 berichtet wird; allein Polyän weicht von Xenophon 
wesentlich ab. 1) Hinzugefügt ist von Polyün der Ausdruck ctpe- 
βλώεαντες αὐτὸν; denn bei Xenophon heifst es blofs, die Reiter 
hütten ihn festgenommen und nachdem sie die Namen seiner Mit- 
verschworenen erfahren, diese den Ephoren durch einen aus ihrer 
Mitte mitgeteilt. 2) Wenn dann Polyün über das Schicksal eben 
dieser Mitverschworenen berichtet: τοὺς μηνυθέντας ἄνευ ταραχῆς 
ἀπέκτειναν οὐ παρόντος τοῦ μεμηνυκότοςε, so steht dies direkt 
mit Xenophons Bericht im Widerspruch; denn dieser sagt: ὡς δὲ 
ἀνήχθη ὁ Κινάδων καὶ ἠλέγχετο καὶ ὡμολόγει πάντα καὶ τοὺς ευν- 
εἰδότας ἔλεγε etc. Also, man hatte wohl die Mitverschworenen 
einstweilen verhaftet, wartete aber doch auf das Ergebnis des Ver- 
höres mit Kinadon. 3) Endlich ist auch die Strafe des Kinadon und 
seiner Genossen nach Xenophon eine ganz andere: δεδεμένος καὶ τὼ 
χεῖρε καὶ τὸν τράχηλον Ev κλοιῷ μαςτιτούμενος καὶ κεντούμενος 
αὐτός τε καὶ οἱ μετ᾽ αὐτοῦ κατὰ τὴν πόλιν περιήγοντο. καὶ οὗτοι 
μὲν δὴ τῆς δίκης ἔτυχον. Nach diesen Abweichungen ist an Xeno- 
phon als Quelle wohl nicht zu denken. — Beztiglich des cap. 24 
᾿Ανταλκίδας hatte bereits Schneider in seiner Ausgabe der griechi- 
schen Geschichte Xenophons zu der entsprechenden Stelle Hell. 
5, 1, 25ff. bemerkt, dafs die beiden Berichte sich nicht vereinigen 
liefsen; trotzdem hat Rehdantz, vitae Ghabriae etc. p. 25, Note 9, 
eine Vereinbarung beider Erzählungen versucht, indem er eine Zu- 
sammenziehung annimmt, so dafs die List, durch welche die attischen 
Schiffe von Tenedos weggelockt und die, infolge deren die Schiffe des 
Thrasybul gewonnen wurden, bei Polyiin in eine verschmolzen worden 
seien, wobei dann des Thrasybulos Name gar nicht mehr genannt 
werde. Aber selbst wenn man dies annehmen wollte, bleiben doch 
immer noch so viele Differenzen, dafs man nicht glauben kann, Polyün 
habe den Xenophon excerpiert. — Da 3,9, 4 schon zu cap. 2 des zweiten 
Buches (8. oben 8, 533) mit als ein Beweis angeführt wurde dafür, dafs 
Polyün die Anabasis nicht vorlag, und 3, 9, 55 besser bei einer zu- 
sammenhängenden Betrachtung dieses umfangreichen Kapitels heran- 
gezogen wird, so wären somit alle Abschnitte besprochen, in welchen 


554 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


man an eine Benützung Xenophons denken: könnte. Aus dieser Be- 
sprechung aber ergibt sich mit absoluter Gewilsheit, dafs, wie be- 
reits Knott behauptet und erwiesen, Polyän keine der Schriften Xeno- 
phons für seine Zwecke excerpiert hat. Indem wir aber an die Stelle 
der abzuweisenden Quelle auch etwas Positives zu setzen versuchten, 
gelangten wir zu dem wichtigen Resultate, dafs nicht blofs im ersten 
Buche, sondern auch in den guten Partien des zweiten Buches, 
soweit wir sie betrachtet, Ephorus hauptsächlich, wenn auch nicht 
allein, Quelle Polyüns gewesen ist. Dies möchte ich besonders be- 
tont wissen, weil wir damit einen wichtigen Ausgangspunkt ge- 
winnen für die Beurteilung des zweiten Buches überhaupt. 


Kapitel VI. 


Über Anlage, Wert und Quellen des 2, 3. und 6. Buches 
Polyäns. 


Es wurde schon mehrmals die Behauptung aufgestellt, dafs 
Polyän zugleich für seine sämtlichen acht Bücher gearbeitet habe, 
wodurch natürlich nicht ausgeschlossen ist, dafs er ein Buch nach dem 
anderen, eingeleitet durch eine eigene Vorrede, in kurzen Zwischen- 
räumen veröffentlicht haben kann. Dafs dies der Fall sein müsse, 
dieser Gedanke drängte sich mir zuerst bei der zusammenhängenden 
Betrachtung des 4. Buches auf, dem später noch ein eigener Ab- 
schnitt gewidmet werden soll. Da dasselbe, wie Polyän in der Vor- 
rede ausdrücklich bemerkt, nur Strategeme von Macedoniern ent- 
halten sollte, der Excerptor aber doch, wie sich erweisen lälst, treff- 
hehe Historiker der Alexander- und Diadochengeschichte vor sich 
hatte, so mulste er notwendig eine ganze Reihe von Abschnitten 
eliminieren und auf die übrigen Bücher verteilen. Wenn man nun 
alle jene Stücke, welche eigentlich in den Zusammenhang der guten 
Quellen des 4. Buches gehören, zusammensucht — und sie lassen 
sich oft noch so gut in die fortlaufende historische Überlieferung 
einreihen, dafs man sieht, wie sie nur deshalb losgerissen wurden, 
weil der Plan des 4. Buches ein zu eng begrenzter war —, so ge- 
langt man zu interessanten Beobachtungen über die Gründe, die den 
Polyän veranlafst haben müssen, diese Erzählung diesem, jene 
wiederum jenem Buche einzuverleiben. 

Beginnen wir mit dem 2. Buche. Dafs Polyän das erste Buch 
mit Excerpten aus Ephorus, die den Rückzug der Zehntausend nach 
der Schlacht von Kunaxa schildern, beschliefst, ist nicht etwa einer 
bestimmten Absicht unseres Autors zuzuschreiben, sondern einfach 
durch einen sehr &ulserlichen Grund veranlafst, durch den Umfang 
des ersten Buches, welches die bereits erlangte Ausdehnung nicht 


der Strategemensammlung Polyüns. ' 555 


weiter überschreiten durfte. Denn, wenn man die einzelnen Bücher 
hinsichtlich ihrer Gröfse nach der Seitenzahl der Teubnerschen Aus- 
gabe vergleicht so ergeben sich für jedes zwischen 39—42 Seiten, 
nur Buch 4 enthült 47, Buch 8 sogar 55 Seiten. Der Grund hiefür 
liegt auf der Hand: Polyän war hier genötigt den gesamten Stoff, 
welcher sich ihm für den Plan dieser beiden Bücher aufdrängte, 
aueh aufzunehmen, während er sonst abbrechen konnte, wenn der 
normale Umfang eines Buches erreicht war. Dies ist nun bei Buch 1 
der Fall. Deshalb liegt aber auch die Vermutung nahe, dafs Polyän 
bei diesem rein äufserlichen Abschlusse nicht auch schon die fort- 
laufende Quelle des ersten Buches mit dem Beginn des zweiten bei 
Seite gelegt habe; denn dazu nötigte ihn ja gewils nichts. In der 
That reicht auch Epherus als fortlaufende Quelle noch in das zweite 
Buch hinüber. Aus diesem Grunde wurde nun auch im voraus- 
- gehenden Abschnitte den ersten Kapiteln des zweiten Buches eine 
eingehendere Betrachtung gewidmet, um zu zeigen, dafs Polyän in 
denselben zum Teil einer guten Quelle folgt. Allein diese reicht im 
zweiten Buche nicht eben sehr weit. Ich behaupte, dals die- 
selbe mit cap. 5, 2 zu Ende geht, da cap. 6, wie wir sahen, 
nach seiner ganzen Abfassung sicherlich einer schlechten Quelle ent- 
nommen ist. Von hier an beginnt ein buntes Durcheinander bis zum 
Ende des Buches, von einer chronologischen Ordnung, wie sie vor- 
her noch zu Tage tritt, ist nichts mehr zu merken. Wenn man sich 
nun die Frage vorlegt, nach welchem Gesichtspunkte die groíse Zahl 
der Stücke von cap. 6—38 zusammengestellt ist, so gibt uns der 
Umstand Aufschlufs, dafs diejenigen Stücke, welche aus der Dia- 
dochengeschichte hieher verwiesen sind, sich sämtlich auf Dorier 
beziehen: cap. 27: Καλλικρατίδας Κυρηναῖος, eap. 28 Μάτας 
Κυρηναῖος; eap. 29 Κλεώνυμος, Λακεδαιμονίων βαειλεύς. 
Daher glaube ich mit ziemlicher Sicherheit annehmen zu können, 
dafs Polyän, nachdem er seine fortlaufende Quelle verlassen hatte, 
den Rest des Buches mit Strategemen von Doriern anfüllen wollte, 
dafs er also auch hier einen bestimmteren Plan bei der Anlage des 
Buches verfolgte, als es bei oberflächlicher Betrachtung scheinen 
will Diese Anlage ist der’Art, dafs zunächst blofs Abschnitte über 
Lacedämonier zusammengestellt werden, wie nachfolgendes Ver- 
zeichnis beweisen soll, das zugleich auch das chronologische Chaos 
veranschaulichen mag: 


Zeit 
2, 6 AepxuMMbac (Lacedämonier, Nachfolger 


Thibrons) 399 
2, 7 ᾿Αλκέτας Λακεδαιμόνιος 377 
2, 8 ᾿Αρξιλαῖδας ὃ Λάκων (sonst unbekannt) ? 
2, 9 Ἰείδας ὁ Λάκων 370/69 


2, 10, 1 Κλεανδρίδας (Vater des bekannten Gylippos) nach 443 
9,10, 2 ᾿ nach 443 


556 1. Melber: Über die Quellen und den Wert 


2, 10, 3 Κλεανδρίδας vor 445 
2, 10, 4 u. 5 Κλεανδρίδας nach 443 
2, 11 Φαρακίδας (spartanischer Nauarch 398) 397 


2, 12 Anipövrnc (Heraklide) — 
2, 13 Εὐρυπῶν, βαςειλεὺς Λακεδαιμονίων — 


2, 14 "€popo 8 1 399 

8 2 (nach Hieronymus) 708 * 
2, 15 Ἱπποδάμας (cf. oi (παρτιᾶται im Texte) 364 
2, 16 l'ácrpuv Λακεδαιμόνιος (sonst unbekannt) ? 


2, 17 Μετακλείδας (unbekannt, dorische Namens- 


form) ? 
2, 18 'Appocrijc Λακεδαιμόνιος ? 
2, 19 Θίβρων (bekannter spartanischer Feldherr) 399 
2, 20 Δημάρατος (der verbannte Spartanerkönig) 481 


2, 21 Ἡριππίδας (Lacedämonier cf. Diod. 15, 38) 399 
2, 22 Ἰεχόλαος 8 1—4 (cf. Xen. Hell. 6, 5, 94£) (376—374)? 
2, 23 Μναειππίδας (unbekannt, dorische Namens- 


form) ? 
2, 94 ᾿Ανταλκίδας (der bekannte Friedensvermittler) 388/87 
2, 25 ᾿Αγηείπολις (cf. Xen. Hell. 4, 2, 9 etc.) 385 
2, 26 (θένιππος Λάκων (sonst unbekannt) ? 


Es läfst sich also nur bezüglich der Helden der cap. 17 und 23 
nichts vollkommen Bestimmtes angeben, sonst aber sind die sämt- 
lichen hier vorkommenden Persönlichkeiten Spartaner. Auf diese 
folgen dann Dorier aus spartanischen Kolonien oder überhaupt aus 
anderen dorischen Gemeinden (cap. 29 ausgenommen): 


2, 27, 1 und 2 Καλλικρατίδας Κυρηναῖος 258—248 
2, 28 Μάγας (Kyrenäer) regiert als König: 308 —258 
2, 29, 1 Κλεώνυμος Λακεδαιμονίων βαειλεὺς e. 277/76 
2. 99, 9 ; 213 


? ᾽) y7 
2, 30 Κλέαρχος Ἡρακλεώτης (Tyrann 363—352) 


Erst jetzt ist das Princip durchbrochen, indem mit 31, 2 der 
Messenier Aristomenes hereinkommt, mit 32 der Athener Kineas 
(der erstere ist blofs fülschlich angeschlossen an ein vorausgehendes 
Strategem von einem "Apicrouévnc Λακεδαιμόνιος), es folgen 
dann noch 1 Thasier, 2 Pheräer, 1 Achüer, Tisamenos, der Sohn 
des Orestes, Agamemnons Enkel und der Phocier Onomarchos. Da 
nach dem obigen Verzeichnis für die Partie cap. 6—31 jede An- 
nahme eines Zufalles unzulässig erscheint, so mufs man jedenfalls 
die Abweichungen von dem Plane der gröfseren Partie gegen Ende 
des Buches so erklären, dafs Polyän keine Abschnitte über Dorier 
mehr zur Verfügung hatte und also wohl durch einige andere Stücke 
das Buch bis zu seinem normalen Umfange ausfüllen muíste. Diese 


der Strategemensammlung Polyäns. 657 


Annahme wird zur Gewifsheit, wenn wir Umschau halten in den 
folgenden Büchern und finden, dafs (natürlich abgesehen von den Ab- 
schnitten über dorische Frauen im 8. Buche) in keinem einzigen der 
Bücher 3, 4, 5, 6, 7 ein Abschnitt sich findet, der sich auf 
einen Lacedämonier oder überhaupt einen Dorier bezöge; 
nur Kapitel wie Λακεδαιμόνιοι und Ἡρακλεῶται mufsten im 6. Buche 
Platz finden, weil dort die Strategeme zusammengestellt sind, deren 
Ruhm ganzen Völkern zufällt. Damit glaube ich ziemlich sicher ge- 
zeigt zu haben, dafs Polyän zunächst bei der Anlage des zweiten 
Buches nach einem ganz bestimmten Plane verführt. Es handelt 
sich nun darum, den Wert dieser unter solchen Gesichtspunkten zu- 
sammengesuchten Erzählungen, und, wo dies möglich, auch deren 
Quellen festzustellen. 

Eine grófsere Anzahl der zu besprechenden Abschnitte ist 
ohne Zweifel aus Sammlungen excerpiert, was um so näher lag, als 
vielleicht in manchen derartigen Werken sogar nach der Nationalität 
Strategeme zusammengestellt waren. Hieher gehören jene Stücke, 
die ganz allgemein und unbestimmt gehalten sind, also zunächst 
cap. 17 Meyoxkeidoc und cap. 23 Mvacırridac, bei welchen nicht 
einmal durch einen Zusatz angegeben ist, dafs es Lakonier waren, so 
daís wir eben nur an der dorischen Form des Namens einen Fingerzeig 
haben. An diese reiht sich eine Anzahl solcher, die zu dem Namen noch 
den Zusatz ὁ Λάκων oder ὁ Λακεδαιμόνιος enthalten, sonst aber gleich 
allgemein und unbestimmt sind: hieher gehört cap. 7 ᾿Αλκέτας. 
Aus Xen. Hell. 5, 4, 56 ersehen wir, dafs es in den dritten böo- 
tischen Feldzug des Agesilaus 377 füllt: ᾿Αλκέτας δὲ 6 Aaxe- 
δαιμόνιος, φυλάττων "Qpeóv, ἐν ᾧ ἐκεῖνοι (sc. οἱ Θηβαῖοι) τὸν 
εἶτον ευνεωνοῦντο, ἐπληρώςατο τρεῖς τριήρεις, ἐπιμεληθεὶς, 
ὅπως μὴ ἐξαγγελθείη. ἐπεὶ δὲ ἀνήγετο ὁ citoc, λαμβάνει ὁ 
᾿Αλκέτας τόν τε ciTov καὶ τὰς τριήρεις etc. Zugleich ersehen 
wir aus Xenophon, dafs das bei Polyün Erzählte allerdings historische 
Gewähr hat ('icríaia ist der ältere Name für 'Opeóc, letzteren er- 
hielt die Stadt 446, als sie"von Perikles erobert und ihr Grund- 
besitz an attische Bürger verteilt wurde), allein die Parallelstelle ist 
uns ein Beweis, dafs Polyün ebensowenig wie Front. 4, 7, 19 aus 
einer guten Quelle schöpft; denn es wird hier blofs das Manöver 
erzählt, wie Alketas die Feinde über die Zahl seiner Schiffe tituschte, 
ohne dafs Zweck und Erfolg dieser Täuschung berichtet würde, was 
Polyän nicht versäumt hätte, wenn er es in seiner Quelle vor- 
gefunden. — Noch weniger bestimmt ist cap. 8, ᾿Αρξιλαῖδας ὁ 
Λάκων, wozu noch kommt, dafs ähnliche Erzählungen bei Polyän 
sich finden z. B. 2, 2, 6. — Dafür, dafs cap. 9 Ἰείδας ὃ Λάκων ganz 
wertlos ist, bringt Hertzberg in seinem Buche tiber Agesilaus 8. 358, 
Anm. 178 die nötigen Belege bei, obschon er eigentlich keineswegs 
diese Absicht hat. Er sagt: „Dafs die Thebaner damals (beim ersten 
Einfall in den Peloponnes) Gythion erobert haben, scheint daraus 


558 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


hervorzugehen, dafs nach Polyän 2, 9 der junge Sohn des Phöbidas, 
Isadas, mit 100 Mann eine thebanische Besatzung aus Gythion ver- 
trieb, die μετὰ τὴν περὶ Λεῦκτρα cuupopdv Gythion besetzt hatte. 
Dafs bei Plut. Ages. 34 die Heldenthat desselben Isadas in Sparta, 
beim Kampfe gegen die Thebaner im Jahre 362 mit ähnlichen 
Nebenumständen erzählt wird, ist wohl noch kein entscheidender 
Grund, um Polyäns Erzählung zu verwerfen.“ Und ich glaube doch, 
wenn wir den ganzen Charakter und die Umgebung unseres Stückes 
ins Auge fassen und uns bewufst bleiben, dafs eben eine grofse Anzahl 
der Kapitel aus schlechten Quellen genommen sind. So konnte leicht 
die historisch beglaubigte That des jungen Isadas von 362 auf 
370/69 verlegt und damit das Gythion in Verbindung gebracht 
werden. Um nur auf eines hinzuweisen, wie läfst sich mit unserer 
Erzählung die Angabe tiber das Alter des Isadas bei Plut. Ages. 34 
vereinigen: ὥραν δὲ ἐν fj τὸ fjbicrov ἀνθοῦςειν ἄνθρωποι παριόντες 
εἰς ἄνδρας ἐκ παίδων εἶχε, wenn die Erzählung Polyäns in das 
Jahr 370/69, die des Plutarch in das Jahr 362 fällt. — Daís cap. 18 
ἁρμοςτής aus irgend einer Sammlung von ἀποφθέγματα Aakwvırd 
stammt, beweist schon die Bezeichnung des Helden als ἁρμοςτὴς 
Λακεδαιμόνιος; denn Polyän hätte doch gewifs den Namen nicht 
weggelassen, wenn er ihn gekannt hätte, aber auch an sich schon 
zeigt die Erzählung einen rein anekdotenhaften Charakter. — Bezüglich 
des folgenden cap. 19 Θίβρων wurde bereits bei cap. 6 Δερκυλλίδας 
(oben 8. 553) auf die frappante Ähnlichkeit beider Erzählungen hin- 
gewiesen und bemerkt, dafs cap. 19 bei seiner unbestimmten Form 
sicherlich aus schlechter Quelle stammt und in Anbetracht jener 
Duplette wahrscheinlich keinerlei historische Gewähr hat. — Auch 
cap. 20 geht nicht auf Herodot, wie schon S. 448 erwähnt, zurück, 
sondern auf eine Sammlung. Ebenso wird das in dem Abschnitte über 
Xenophon S. 553 besprochene cap. 24 bei seiner ganz verzerrten und 
unklaren Darstellung gegenüber der historischen Überlieferung wohl 
nicht von Polyän selbst aus Xenophon oder Ephorus in einer so 
ganz ungenügenden Weise excerpiert worden sein, sondern unser 
Autor wird es bereits in dieser verstümmelten Gestalt irgendwo 
vorgefunden und herübergenommen haben, so dafs ihn selbst keine 
weitere Schuld trifft. — Auch cap. 26 stammt aus einer Quelle unter- 
geordneten Ranges, worauf die Bezeichnung (θένιππος Λάκων, mit 
ühnlichen dieser Partie verglichen, hinweist. Zudem ist uns von 
diesem Spartaner und seiner hinterlistigen That sonst nirgends etwas 
überliefert. 

Von cap. 31 ᾿Αριςτομένης, in welches eine Namensverwechslung 
die Erzählungen von dem Messenier Aristomenes geraten liefs, ge- 
hört $ 1 "Apıcrouevnc Λακεδαιμόνιος zweifelsohne einer gering- 
wertigen Quelle an; denn ganz abgesehen von der Erzählung finden 
wir dieselbe List noch mehrmals bei Polyän, ein Umstand, welcher 
für die Bestimmung des Wertes des Stückes sehr wohl in Be- 


der Strategemensammlung Polyäns. 559 


tracht kommt. Cap. 37 ist gleichfalls einer Anekdotensammlung 
entnommen; man darf nur Front. 1, 2, 8 vergleichen. — Was end- 
lich den $ 1 des letzten Kapitels 38 Ὀνόμαρχος anlangt, so 
kann dessen Inhalt unmöglich in die Zeit des sogenannten heili- 
gen Krieges fallen, während dessen auch Onomarchos 352 seinen 
Tod fand, sondern es muís ein früherer passender Zeitpunkt ge- 
funden werden. Ein solcher sind die Jahre unmittelbar vor der 
Schlacht bei Leuktra: wir wissen, dafs Theben damals eifrig bemüht 
war, die gesamte böotische Landschaft unter seiner Hegemonie zu 
vereinigen und dafs gerade Pelopidas, der auch bei Polyün als Be- 
fehlshaber erscheint, die Seele jener Unternehmungen war. Daís 
ferner um jene Zeit die Thebaner auch feindselig gegen Phokis auf- 
traten, erfahren wir insbesondere aus Xen. Hell. 6, 1,1: οἱ δὲ Θηβαῖοι 
ἐπεὶ xarecrpéyavro τὰς ἐν τῇ Βοιωτίᾳ πόλεις, écrpárevov xai eic 
τὴν Φωκίδα. In diese Zeit also, 374/73 gehört das bei Polyän 
Erzählte. Genauer läfst es sich nicht einreihen, überhaupt scheint 
die ganze Geschichte kaum einer guten, zusammenhüngenden Quelle 
entnommen zu sein, da die bei Polyän auch sonst beliebte μάχη ἐξ 
ἀπονοίας hier eine ganz besondere Rolle spielt. 

Sonach sind von den Strategemen der Dorier und den wenigen 
anderen, dienoch zur Ausfüllung des Buches angefügt sind, folgende aus 
geringwertigen Quellen, Sammlungen verschiedener Art, entnommen: 
eap. 6;7;8;9; 16?;17; 18; 19; 20; 23; 24; 265; 31,1; 37; 38, 1, also 
immerhin eine stattliche Anzahl. Da nun aber Polyün ähnlich wie bei 
Buch 7 und 8 auch aus guten Quellen eine Reihe von Abschnitten 
unter die Strategeme der Dorier verwiesen haben wird, so müssen 
die noch übrigen Kapitel hinsichtlich ihrer Quellen geprüft werden. 
Das Kapitel 10 KAeavbpíbac erregt zunächst unsere Aufmerksam- 
keit schon deshalb, weil es unter die wenigen Stücke des zweiten 
Teiles unseres Buches gehört, die mehr als einen ὃ enthalten und 
bei welchen daher der Verdacht schon ferner liegt, dafs sie einfach 
aus einem Florilegium herübergenommen sein könnten. Kleandridas, 
der Vater des Gylippus, wurde im Jahre 445 von den Ephoren dem 
jungen Könige Pleistoanax als Leiter und Aufseher für den Feldzug 
nach Attika mitgegeben, liefs sich aber von Perikles bestechen und 
muíste daher, nach der Rückkehr des Heeres zum Tode verurteilt, in 
die Verbannung gehen (Plut. Pericl 22). Er begab sich nach Athen 
und schlofs sich 444 der Kolonie zur Gründung von Thuri an. 
(Das von ihm dort erlangte Bürgerrecht nahm 414 sein Sohn 
Gylippus in Anspruch, um einen Anschlufs der Thurier zu erreichen, 
vgl. Thucyd. 6, 104, 3.) Wenn wir darnach die uns vorliegenden 
fünf Abschnitte Polyäns in chronologischer Hinsicht prüfen, so zer- 
fallen dieselben für uns sofort in zwei Gruppen: S 1 und 2 einer- 
seits und ὃ 3—5 andrerseits; denn die beiden ersten Abschnitte, 
die sich auf Kämpfe in Unteritalien beziehen, fallen zeitlich nach 443, 
mit $ 3 aber, der vor die Verbannung des Kleandridas gehört und 


560 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


in das Jahr 445 fällt, beginnt eine neue Partie, zumal sich hier die 
Erzählungen von den Kämpfen in Unteritalien wiederholen. Die 
Nachrichten von diesen Kämpfen bei Polyän sind für uns von be- 
sonderer Bedeutung; denn abgesehen von einigen anderen Fragmenten 
sind sie für uns die früheste Erwähnung der süditalischen Volks- 
stimme, Wenn nun $ 1 von den Kämpfen der Thurier gegen Terina, 
eine Stadt am gleichnamigen Meerbusen an der Westküste Italiens, 
südlich von Thurii, berichtet, S 2 von denen gegen die Lukaner er- 
zählt, so ist wohl anzunehmen, dafs 8 1 auch chronologisch voraus- 
geht; denn es ist wahrscheinlich, dafs Terina, diese bedeutende Stadt 
der Westküste, bei der Nähe ihres Gebietes wohl am frühesten mit 
den Thuriern in Streit geriet, wie später das entferntere Tarent. 
Mit den italischen Stämmen aber wird die neue Stadt doch wohl erst 
dann in Zwistigkeiten geraten sein, als sie ihr Gebiet zu erweitern 
versuchte. (Übrigens nimmt man an, dafs eine Verwechslung der 
Λευκανοί mit anderen Stämmen, den Chonern oder Önotrern, vorliege, 
da die Lukaner damals noch weiter im Innern gewohnt und erst 
seit 396 dauernd in die Geschichte Grofsgriechenlands eingegriffen 
hätten, vgl Holm II, Anm. 124 auf S. 438.) Die sämtlichen 
Abschnitte Polyüns, insbesondere & 1 und 8 2, machen durchweg 
den Eindruck, als seien sie aus guter Quelle entnommen, nur $ 5 
ist entschieden abzusonderm, dieser stammt aus einer Apophthegmen- 
sammlung. Es wird nümlich bei Plutarch und anderen dieser 
vielgenannte Ausspruch auf den hinterlistigen Lysander zurtick- 
geführt (Plut. apophthegm. reg. et imp. Lys. 8, ebenso Plut. Lys. 7 
Ende). Oft genug wurden schon im Altertum derlei Aussprüche 
als auch bei einer anderen Gelegenheit, wo sie gleichfalls passen 
konnten, angewendet in Apophthegmensammlungen aufgeführt, und 
so werden wir auch hier eine ähnliche Verwechslung anzunehmen 
haben. Wenn wir fragen, woher die übrigen Abschnitte dieses Kapitels 
wohl stammen mögen, so geben uns darüber noch einige Fragmente 
von Historikern Aufschlufs. So lautet ein Fragment des Anticchus 
von Syrakus bei Strabo 6, p. 264. Φηεὶ δ᾽ ᾿Αντίοχος τοὺς Tapav- 
tivouc Θουρίοις Kai Κλεανδρίᾳ τῷ «τρατηγῷ φυγάδι ἐκ Λακεδαίμονος 
πολεμοῦντας περὶ τῆς Ceipiriboc ευμβῆναι etc., wo natürlich schon 
bei Müller I, fr. 12 der Name des Feldherren der Thurier nach Polyän 
verbessert sein sollte in KAeavöpida. Aug diesem Fragmente des 
Antiochus von Syrakus und aus einer Reihe anderer ersehen wir, 
dafs der genannte Historiker die Geschichte der griechischen Kolonien 
in Unteritalien mit grofser Ausführlichkeit behandelt hat, ihn selbst 
hat Polyüin wohl nicht benützt, aber seine Nachrichten sind meistens in 
die Werke des Philistus und Timäus übergegangen, und auf einen von 
diesen beiden dürfen mit Wahrscheinlichkeit die beiden Abschnitte 
der ersten Partie zurückgeführt werden. Die Abschnitte der zweiten 
Partie aber, 8 3 und 8 4, sind vermutlich dem Ephorus entnommen; 
denn auch dieser behandelte die Schicksale des Kleandridas und zwar 


der Strategemensammlung Polyäns. 561 


sowohl die früheren, als auch die nach erfolgter Verbannung. Dies 
sehen wir zunächst aus einem Fragmente in Schol. Aristoph. Nub. 
v. 885, wo die Ursache seiner Verbannung nach Ephorus erzählt ist, 
dann gehört hieher wohl Diod. 13, 106, 10: παραπληείως δὲ καὶ τὸν 
πατέρα τοῦ Γυλίππου Κλέαρχον cuveßn Puyeiv ἐν τοῖς ἔμπροςθεν 
χρόνοις, ὅτι δόξας παρὰ Περικλέους λαβεῖν χρήματα περὶ τοῦ τὴν 
εἰςβολὴν εἰς τὴν ᾿Αττικὴν μὴ ποιήςαςθαι κατεδικάςθη θανάτῳ, καὶ 
φυγὼν ἐν Θουρίοις τῆς Ἰταλίας δίετριβεν. Auch hier muls.der Text 
der Dindorfschen Ausgabe dahin verbessert werden, dafs man statt 
Κλέαρχον schreibt KAeavópibav. Auf jeden Fall also repräsentieren 
die beiden Partien des Polyän zwei sehr gute Quellen. 

Bezüglich des folgenden cap. 11 Papaxidac muls auf den 
Aufsatz von Beloch, die Nauarchie in Sparta (Rhein. Mus. Bd. 34, 
8.117) hingewiesen werden. Es wird hier bei der Zusammenstellung 
der Liste der spartanischen Nauarchen auf einen gewissen Φάραξ 
aufmerksam gemacht, der im Herbst 398 an der Spitze der lace- 
d&monischen Blockadeflotte von Kaunos als Nauarch steht (Diod. 
14, 79, 4), der dann im Frühjahre 397 abermals als Nauarch erscheint 
(Xen. Hell. 3, 2, 12), indem er mit Derkyllidas zusammen einen kom- 
binierten Angriff auf Karien unternahm, welchem der Waffenstillstand 
von Magnesia im Mai oder Juni desselben Jahres ein Ende bereitete. 
Dadurch wurde die peloponnesische Flotte frei und konnte auf einem 
anderen Kriegsschauplatze verwendet werden. Bei Diod. 14, 63,4 
und 70, 1 wird nämlich ein Pharakidas als Nauarch der Flotte genannt, 
welche im Spätsommer 397 Syrakus von der karthagischen Um- 
lagerung befreien half, und es kann nachgewiesen werden, dals dieser 
mit Pharax identisch ist. Darauf führt ein Fragment des Theopomp 
aus dem 40. Buche, in welchem er die sicilische Geschichte behandelte 
(Müller I, fr. 218): ἐτρύφηςε δὲ καὶ Φάραξ ὁ Λακεδαιμόνιος, dc Ocó- 
πομπος ἐν τῇ τεςςαρακοετῇ icropet, καὶ ταῖς fjbovaiic οὕτως ἀςελγῶς 
ἐχρήςατο καὶ χύδην, ὥςτε πολὺ μᾶλλον διὰ τὴν αἰτίαν ταύτην 
αὐτὸν ὑπολαμβάνεςθαι (ικελιώτην ἢ διὰ τὴν πατρίδα (παρτίατην. 
Daís nun gelegentlich dieser sicilischen Expedition bei Polyän auch 
Pharakidas steht und nicht Pharax, beweist uns, dafs er und Diodor 
aus einer gemeinsamen Quelle geschöpft haben, die jedenfalls nicht 
Theopomp gewesen sein kann. — Dafs die beiden folgenden Kapitel 
12 und 16 aus Ephorus stammen, hat bereits M. Marx vermutet; 
sicher ist auf diesen noch zurückzuführen $ 2 des cap. 14, wenn man 
das Ephorusfragment bei Strabo 6, 427 vergleicht. 

Zu cap. 15 finde ich ein interessantes Fragment des Kallisthenes 
in den Ἑλληνικά (fragm. 13 in der Ausgabe des Arrian von Dübner) 
aus Athen. 10, 452a, zu welchem Müller bereits unsere Stelle notiert 
hatte. Es lautet: τοιοῦτόν τι καὶ K. ἐν τοῖς '€AAnvikoic φηειν, ὡς 
᾿Αρκάδων πολιορκούντων Κρῶμνον (πολίχνιόν ἐςτιν ἱδρυμένον 
πληςίον Μεγάλης πόλεως) ἹἹππόδαμος ὁ Λάκων, εἷς ὧν τῶν πο- 
λιορκουμένων, διεκελεύετο τῷ παρὰ Λακεδαιμονίων πρὸς αὐτοὺς 


562 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


ἥκοντι κήρυκι δηλῶν ἐν αἰνιγμῷ τὴν περὶ αὐτοὺς κατάεταοειν, 
ἀπαγγέλλειν τῇ μητρὶ λύεςθαι τὸ γύναιον δέχ᾽ ἡμερῶν τὸ ἐν 
᾿Απολλωνίῳ δεδεμένον᾽ ὡς οὐκ ἔτι λύειμον ἐςόμενον, ἐὰν αὐτὰς 
παρέλθωει. καὶ διὰ ταύτης τῆς γνώμης ἐμήνυε ςαφῶς τὸ μήνυμα. 
Αὕτη τάρ Ecrıv ἐν τῷ ᾿Απολλωνίῳ παρὰ τὸν τοῦ ᾿Απόλλωνος 
θρόνον διὰ γραφῆς ἀπομιμημένος Λιμὸς ἔχων γυναικὸς μορφήν. 
Φανερὸν οὖν ἐγένετο müciv, ὅτι δέκα ἡμέρας ἔτι καρτερῆςαι δύ- 
γανται οἱ πολιορκούμενοι διὰ τὸν λιμόν. (υνέντες οὖν οἱ Λακε- 
δαιμόνιοι τὸ λεχθὲν ἐβοήθηςαν κατὰ τάχος τοῖς ἐν τῇ Κρώμνῃ. 
Die Unterschiede beider Überlieferungen sind beachtenswert. Erst- 
‚lich ist der Name des Helden verschieden, der bei Kallisthenes 
ἹΙππόδαμος, bei Polyän Ἱππόδαμας lautet; dafs bei letzterem nicht 
ein Irrtum der Abschreiber vorliegt, zeigt die Form Ἱπποδάμαντος 
in der letzten Zeile; an eine Vereinfachung der abweichenden Namens- 
formen in eine ist also nicht zu denken. Wichtiger ist die Ver- 
schiedenheit des Schauplatzes der Handlung: bei Kallistbenes ist es 
Kromnos und die Belagerung dieser Stadt ist auch geschildert bei 
Xen. Hell. 7, 4, 21ff. Sie fällt in das Jahr 364; denn 362 starb 
Hippodamos an der Seite des Königs Agis IIL in der Schlacht bei 
Mantinea den Heldentod (vgl. Plut. apophth. Lacon. s. v., wo der 
Name gleichfalls Ἱππόδαμος lautet). Dagegen ist von einer Be- 
lagerung von Tfpaciaí durch Arkader absolut nichts bekannt; es 
liegt ja auch Prasi& (τῆς Λακωνικῆς πόλιςμα ἐπιθαλάςειον Thucyd. 
2, 56) an der Ostküste von Lakonien und wurde niemals von Ar- 
kadern angegriffen. Nun kann man mit Recht fragen, wie eine 80 
merkwürdige Abweichung hinsichtlich des Schauplatzes der Hand- 
lung entstehen konnte. Auf den richtigen Weg der Erklärung hat 
mich Unger hingewiesen. Jener Teil des südlichen Arkadien, in 
welchem Kromnos, nicht weit von Megalopolis, lag, führt den Namen 
TTappacía und die Einwohner jener Landschaft heifsen TTappacıoı. 
Wenn nun in der von Polyän benützten Quelle nach gewöhnlicher 
Weise der Volksname zur Bezeichnung der Örtlichkeit verwendet 
war, 80 wird jedermann sofort zugeben, dafs eine Verwechslung mit 
TTpacıai sehr nahe lag; ob freilich diese Ungeschicklichkeit Polyän 
zur Last fällt, oder ob er sie schon vorfand, ist nicht sicher zu ent- 
scheiden; denn es istimmerhin gewagt, Polyäns sonst gute Erzählung 
auf eine Anekdotensammlung zurückzuführen. Kallisthenes jedenfalls 
war weder unmittelbarnoch mittelbar Quelle;daraufführtunsabgesehen 
von der Verschiedenheit der Namen auch der Umstand, dals bei Kalli- 
sthenes als Platz, wo das Gemälde stand τὸ ᾿Απολλώνιον, bei Polyän 
τὸ τῆς Χαλκιοίκου ἱερόν genannt wird, ferner, dafs die Schilderung 
des Gemäldes bei Polyän erheblich ausführlicher ist und auch abweicht. 

Zu cap. 16 läfst sich bei dem Mangel jeglicher Parallele nichts 
Bestimmtes anführen. Die folgenden Abschnitte bis cap. 21 sind als 
aus schlechten Quellen stammend bereits ausgeschieden. cap. 21 
Ἡριππίδας aber ist gewils dem Ephorus entnommen, denn dasselbe 


der Strategemensammlung Polyäns. 563 


Ereignis wird, nur etwas oberflächlicher, bei Diod. 14, 38, 4 erzählt 
(zum Jahre 399): ἐν Ἡρακλείᾳ δὲ τῇ περὶ Τραχῖνα cráceuc τενο- 
μένης, Ἡριππίδαν ἐξέπεμψαν Λακεδαιμόνιοι καταςτήςοντα τὰ πράγ- 
ματα. ὃς παραγενόμενος εἰς Ἡράκλειαν ευνήγαγεν εἰς ExkÄnciav 
τὰ πλήθη, καὶ περιςτήςας ἐν τοῖς ὅπλοις ευνέλαβε τοὺς αἰτίους καὶ 
πάντας ἀνεῖλεν ὄντας περὶ πεντακοςίους. Xenophon berichtet von 
einem derartigen Vorfalle nichts. — Über die einzelnen Abschnitte 
des cap. 22 kann man schwer ein Urteil fällen, da tiber den Lace- 
dämonier Ischolaus aus anderen Schriftstellern nichts bekannt ist. 
Es scheint wohl derselbe zu sein, welcher 369 beim Einfalle der 
Thebaner in den Peloponnes gleich einem zweiten Leonidas fiel 
(Diod. 15, 64, 3; Xen. Hell. 6, 5, 26). 

Da die auf die Diadochengeschichte bezüglichen Abschnitte cap. 
27, 28, 29, 36 besser in Verbindung mit dem 4. Buche betrachtet 
werden, so fällt uns zunächst wieder als besonders umfangreich und aus- 
führlich cap. 30 Κλέαρχος auf. Dieser Klearch, ein Sohn der Stadt 
Heraklea am Pontus, war zuvor in die Verbannung getrieben worden, 
dann aber rief ihn der Rat der Stadt selbst wieder zurück, um sich 
seiner Hilfe gegen die unbotmäfsige Gemeinde zu bedienen. Er aber 
warf sich mit Hilfe der Gemeinde zum Tyrannen auf und verfuhr 
gegen die bisher herrschenden Geschlechter mät grofser Falschheit 
und Grausamkeit. Diese seine Gewaltherrschaft dauerte zwölf Jahre 
363—352. Die Angaben, welche wir bei Polyän, insbesondere in 
S 2 und 8 3 finden, stammen gewils aus einer sehr guten Quelle 
und nicht etwa aus einer Anekdotensammlung; denn sie bilden auch 
unter sich eine chronologische Reihe: $ 1 Klearch weils durch List 
eine Akropolis zu errichten und dadurch sich der Tyrannis zu ver- 
sichern; 8 2 Klearch, bereits Tyrann, läfst den gesamten Rat der 300 
ermorden, welcher nach unserer Stelle ein stehendes Kollegium 
war; 8 3 Klearch beseitigt auch eine grofse Anzahl Bürger von 
Heraklea, wahrscheinlich, um so sich und seine Söldner mit dem 
Vermögen der Geopferten zu bereichern. Dafs diese Reihenfolge 
chronologisch richtig ist, wird auch durch Justin. 16, 4ff. bestätigt, 
wo tiber die Tyrannis des Klearch sehr ausführlich gehandelt ist, 
jedoch darf man nicht eine gemeinsame Quelle annehmen, da beide 
Berichte hinsichtlich der Beseitigung des Rates nicht überein- 
stimmen. Polyän erzählt nämlich, der Tyrann habe, um die 300 zu 
beseitigen, vorgegeben, er wolle die Herrschaft niederlegen und habe 
zu eben diesem Zwecke die sämtlichen Mitglieder des Rates in das 
Rathaus berufen. Diese kamen und priesen den Entschlufs des 
Tyrannen, er hatte aber die Kurie umstellen lassen, liefs nun 
jeden der 300 durch einen Herold aufrufen und alle nach der Akro- 
polis, seiner Zwingburg, abführen. Ganz anders lautet der Bericht 
Justins. Darnach teilte er seinen Einflufs noch mit dem Senate; um 
nun diesen zu stürzen, hetzte er das Volk in öffentlicher Ver- 
sammlung gegen ihn auf, das auch nachgab und dem Tyrannen 

Jahrb. f. class. Philol Suppl Bd. XIV. 87 


ῆ64 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


blindlings vertraute. Es heifst dann weiter: igitur Clearchus LX sena- 
lores comprehensos (nam ceteri in fugam dilapsi erant) in vincula. com- 
pingit. Demnach weichen beide Autoren sowohl hinsichtlich der Zahl 
der Senatoren als auch hinsichtlich der Art und Weise, wie dieselben 
beseitigt wurden, beträchtlich von einander ab. Wir wissen nun, dafs 
sowohl Theopomp als Ephorus über diesen Tyrannen ausführlicher be- 
richtet haben; den ersteren citiert Athen. 3, 85a (fr. 100 bei Müller) 
in einem Fragmente aus dem 38. Buche, und wenn man bezüglich des 
letzteren auch die Angaben bei Diod. 15, 81, 4 und 16, 36, 3 als be- 
weiskräftig nicht gelten lassen will, da es blofs chronistische Notizen 
aus einer Regentenliste von ungewissem Ursprunge sind, so ist es 
doch an sich wahrscheinlich, dafs Ephorus den Klearch nicht über- 
gangen hat. Es entsprechen offenbar die Überlieferungen bei Polyün 
und Justin, die sich nicht vereinigen lassen, jenen beiden ülteren 
Autoren, wie sie aber zu verteilen sind, d. ἢ. ob Polyän aus Ephorus 
oder Theopomp geschöpft hat, vermag ich nicht zu entscheiden. — Eher 
kann man die Erzählungen von der Klugheit des Messenierkönigs 
Aristomenes auf Ephorus zurückführen, wenn man einerseits das 
Quellenverhältnis des ersten Buches ins Auge falst (denn diese Ab- 
schnitte sind nur irrttimlich in das 2. Buch hinter den Lacedämonier 
Aristomenes geraten )‚andrerseits aber erwägt, mit welcher Ausführlich- 
keit Ephorus von seinen Thaten gesprochen haben muls, da das 
Excerpt über einen Zweikampf desselben (Diod. 8, 10 ff.) allein schon 
mehrere Kapitel anfüllt. 

Über die folgenden Kapitel läfst sich leider kein bestimmtes 
Urteil fällen, da die Namen der hier genannten Männer nur bei 
Polyän vorkommen; so viel allerdings kann man sagen, dafs nament- 
lich Abschnitte wie cap. 34 und 35 auf eine gute Quelle zurück- 
gehen müssen vermöge ihrer genauen und sorgfältigen Angaben. 

Wenn auch an manchen Stellen des zweiten Teiles des zweiten 
Buches es nicht möglich ist, zu einer festen Ansicht zu gelangen, da 
jeder Streitpunkt, den parallele Nachrichten liefern könnten, fehlt, 
so ist doch so viel klar geworden, dafs auch jene Partien, die wir als 
einer besseren Überlieferung entstammend erkannten, keineswegs 
auf eine Quelle zurückgeführt werden können, ja, dafs mehrmals 
selbst innerhalb einzelner Kapitel, z. B. cap. 10, die Spuren mehrerer 
Quellen sich noch verfolgen lassen. 

Leichter als in dem aus mannigfachen Bestandteilen zu- 
sammengesetzten zweiten Buche ist der Plan Polyäns in der An- 
ordnung des dritten Buches zu erkennen. Da dieses insbesondere 
in dem Kapitel über Iphikrates den umfangreichsten Abschnitt des 
ganzen Werkes enthält, so ist die Zahl der hier behandelten Persön- 
lichkeiten nicht eben grofs und läfst sich leicht überblicken. Da 
muís es denn auffallen, dafs wir es durchweg mit Athenern zu 
thun haben; nur cap. 5 Κλειςθένης und cap. 8 ’Apxivoc machen eine 
Ausnahme, dazu kommt noch cap. 16 Φιλοκλῆς Πτολεμαίου ςτρατητγός, 


der Strategemensammlung Polyäns. 565 


dessen Nationalität unbekannt ist. Es ist nicht unmöglich, dafs diese 
geringen Ausnahmen (von ungefähr 36 Seiten des Buches nehmen 
sie zusammen 27 Zeilen ein) der Flüchtigkeit und Oberflächlichkeit 
Polyüns zuzuschreiben sind. Möglicherweise hat eine Verwechslung 
mit gleichnamigen Athenern auch Einflufs gehabt. Jedenfalls führt 
Polyän den Plan durch, blofs Strategeme von Athenern in einem 
Buche zu vereinigen, ebenso wie er im zweiten Teile des zweiten 
Buches blofs Dorier behandeln wollte. Darauf weist auch der Um- 
stand hin, dafs aus der Diadochengeschichte die Abschnitte tiber den 
athenischen Tyrannen Lachares (cap. 7) und über den aus Athens 
Hafenstadt Phaleron stammenden Demetrius (cap. 15) hierher ver- 
wiesen sind. Andrerseits aber haben wir die auffallende Thatsache, 
daí8 unter all den Kapiteln, welche aus der Diadochengeschichte los- 
gerissen und auf die Bücher 5, 6, 7 verteilt sind, keines sich findet, 
das sich auf einen Athener bezöge. 

Nun bietet das dritte Buch ganz besondere Eigentümlichkeiten: 
man staunt, wie doch nur Polyän tiber einen Mann wie Iphikrates 
62 Abschnitte in einem Kapitel vereinigen konnte, und ein ähnliches 
Verhältnis herrscht bei den 17 Abschnitten über Timotheus und den 
15 über Chabrias. Wie soll man über diese umfangreichen Kapitel 
urteilen? Der erste, welcher sich damit eingehend beschäftigen 
mulste, war Rehdantz in seinem Buche Vitae Iphicratis Chabriae 
T'imothei Atheniensium, Berlin 1844. Sie scheinen ihm nicht geringe 
Mühe verursacht zu haben; wenigstens lesen wir beiihm p. 5, not. 13: 
“In has conscribendo vitas res ex ordine digerere incipienti mihi. nihil 
fere difficilius erat quam Polyaeni, Frontini, Plutarchi narratiunculas 
Suo quamque loco ingerere, qua in re cum non attingere modo, sed 
quae ad nostros imperatores perlineant, omnia in unum corpus red- 
igere voluerim, ila agere institui, ut, ubi certus est narrationum 
Hlarum locus, cería occasio, nec dubia fides in contextum recipiam, 
allera in nolis adiciam, ubi aptissimus est locus visus! Am Ende 
des Buches ist ein genaues Register der behandelten Stellen an- 
gefügt und wir finden daselbst jeden ὃ der cap. 9, 10, 11, sehen 
wir nach, so sind die Stellen Polyäns häufiger in die Anmerkungen 
verwiesen, als im Texte behandelt; aber auch wo letzteres geschieht, 
erkennt man, wie sich Rehdantz meist umsonst abgemüht hat, die 
Erzühlung in den richtigen historischen Zusammenhang einzureihen. 
Sein Verfahren war eben nicht das richtige. Da er einmal glaubte, 
alles, was sich bei Polyän fand, verwerten zu müssen, so konnten 
ihn selbst einzelne gewifs richtige Anschauungen, 2. B. die Be- 
obachtung der noch zu besprechenden auffallenden Dupletten in 
eap. 10 und 11 nicht dazu bringen, dafs er sich von vornherein über 
die Nachrichten Polyüns ein Urteil bildete und auf diese Weise eine 
ganze Reihe der Erzählungen desselben als absolut wertlos und un- 
brauchbar bei Seite liefs. 

Um mit cap. 9 Ἰφικράτης zu beginnen, will ich vorausschicken, 

37* 


> 


566 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


dafs es meine Absicht nicht sein kann, jeden einzelnen der 62 88 
durchzugehen, vielmehr werden sich oft mehrere zusammenfassen 
lassen. Von cap. 9 an folgen sich aufeinander Ἰφικράτης, Τιμόθεος, 
Χαβρίας, (Φωκίων), Χάρης, Χαρίδημος, also die sümtlichen, in 
ihrer Art berühmten athenischen Söldnerführer aus der ersten Hälfte 
des 4. Jahrhunderts, von denen uns Geschichtsschreiber wie Redner 
genugsam berichten. Schon diese Zusammenstellung ist auffällig. 
Dazu kommt eine fernere Erwägung. Seitdem anstatt der Bürger- 
heere Söldnerheere kämpften, hatte das ganze Kriegswesen eine be- 
deutende Umänderung erfahren, insbesondere hinsichtlich der Stellung 
der Feldherren. Wie anders steht der Führer den Söldnern gegen- 
über, als früher seinen Mitbürgern, an deren Spitze ihn freie Wahl 
gestellt hatte; alles liegt in seiner Hand, er muís seine Söldner 
werben, er muls sie einüben, muls sie an seine Person zu fesseln 
wissen, wenn er sie für seine Sache nicht zu begeistern vermag, 
muís es verstehen, ihre Unzufriedenheit zu beschwichtigen, wenn 
der Sold nicht zur rechten Zeit bereit liegt, muls aber auch diesen 
herbeizuschaffen wissen und dabei dem Grundsatze folgen, dafs der 
Krieg den Krieg ernähre. So fand der Söldnerführer weit eher als 
der Feldherr der früheren Zeit Gelegenheit, seine Klugheit und 
Findigkeit zu zeigen. Daher wurde denn auch von den Söldner- 
führern vielerlei in dieser Hinsicht erzählt, und ich will nicht be- 
streiten, dals auch gute Quellen schon dessen genug enthielten, 
insbesondere aber mufsten solche Geschichten den Taktikern und 
anderen Excerptoren willkommen sein; das einzig Bestimmte an 
der Erzählung blieb dann der Name des Helden, dabei wurde die 
Sache bald so, bald so dargestellt, es entstanden infolge davon 
Dupletten u. s. w. Diesem Verhältnisse verdankt eine Reihe von 
Abschnitten ganz allgemeiner Art in den Kapiteln 9ff. ihre Ent- 
stehung. Daís man also diesen keinen besonderen Wert beilegen 
darf, ist klar. Es gehören von cap. 9 hierher: $ 26 und 8 27, 
welche auch inhaltlich zusammenpassen; denn sie enthalten beide 
eine Aufmunterung der Soldaten zum Kampfe und ὃ 27 hat überdies 
noch seine Duplette in dem gleichfalls einer geringwertigen Quelle ent- 
nommenen Abschnitte 2, 3, S 2, so dafs 2. B. hier Niemand entscheiden 
. kann, ob jenes Wort für Epaminondas oder für Iphikrates in An- 
spruch zu nehmen ist. $ 31 schildert die Art und Weise, wie die 
Söldner durch Geschenke, besondere Ehrungen ete. zur Tapferkeit 
aufgemuntert werden, 8 32 wie sie in Friedenszeiten im mancherlei 
Weise eingeübt werden, S 34 wie der Führer dadurch ein nach- 
ahmenswertes Beispiel gibt, dafs er selbst die Strapazen des Winters 
gelassen ertrügt, 8 35 wie er die Quartiere seiner Soldaten auswühlt 
mit Rücksicht auf die Möglichkeit, ihnen Sold zahlen zu können oder 
nicht, 8 51 wie er gleichsam als Faustpfand den vierten Teil des 
Monatssoldes zurückbehült, damit die Söldner nicht entlaufen können, 
8 59 wie er sich in Geldverlegenheit zu helfen und die ungesttimen 


der Strategemensammlung Polyüns. 567 


Forderungen der Soldaten durch eine plumpe List zu beschwichtigen 
weils. So erhalten wir in cap. 9 eine ganze Reihe Abschnitte*), welche 
ebenso gut von jedem anderen Söldnerführer erzählt werden können und 
zum Teil auch erzählt werden. Iphikrates ist eben das Urbild’des Söldner- 
führers.**) Ein zweiter noch umfangreicherer Bestandteil des cap. 9 sind 
jene Anekdoten, welche unser Autor einfach aus einer Apophthegmen- 
sammlung herübergenommen hat. Von ihnen gilt dasselbe, wie von 
der eben besprochenen Gruppe: es ist ja möglich und wahrscheinlich, 
dafs ein Söldnerführer durch ein witziges und kluges Wort oft viel 
&usrichtete, aber eben deshalb wurden auch auf besonders bekannte 
Persönlichkeiten dieser Kategorie Aussprüche anderer tibertragen. 
Daher ist es wohl vergebliche Mühe, alle derartigen Notizen in eine 
zusammenhängende Darstellung einreihen zu wollen. In diese Klasse 
gehört 8 2; 8 4 um so mehr, als wir aus Xenophons Anabasis sicher 
wissen, dafs dieses kluge Wort auf Klearch zurtickgeht (vgl. 8. 533), 
8 8; $ 11, der noch dazu eine ganz deutliche Duplette von $ 17 ist; 
8 14 und 8 16; $ 17, der aufserdem noch in den apophth. reg. et imp. 
Iph.2 erhalten ist; 8 22 erweist sich als sehr fragwürdig schon durch 
die ganz ähnliche Geschichte in 2, 3, 15, wo erzählt wird, Epami- 
nondas habe an einer Natter seinen Soldaten gezeigt, dafs der Kopf 
(in jenem Falle die Lacedümonier) die Hauptsache sei, und dafs 
man diesen zertreten müsse, um den ganzen übrigen Körper un- 
schädlich zu machen. Ebenso vergleicht hier Iphikrates das Heer mit 
einem Körper, dessen Kopf der Feldherr ist; ist dieser vernichtet, 
dann ist das Ganze verloren. Dafs auch $ 25 hierher zu rechnen ist, 
ergibt sich aus der Parallele bei Plut. apopkih. reg. et imp. Iph. 3: 
παραταττόμενος δὲ τοῖς βαρβάροις ἔφη δεδιέναι, μὴ τὸν Ἰφικράτην 
οὐκ Tcacıy, dj καταπλήττεται τοὺς ἄλλους πολεμίους. Auch die schon 
bei der ersten Gruppe genannten $ 26 und 27 können ebenso gut aus 
einer Apophthegmensammlung stammen. Also auch dieser Gruppe ist 
eine ganze Reihe von Abschnitten, nämlich die 88 2,4,8,11,14,16, 
17, 22, 25, 26, 27 zuzuweisen. Wenn wir in der Zusammenstellung 
wenig glaubwürdiger Erzählungen des 9. Kapitels fortfahren, so 
fällt es vor allen Dingen auf, dafs wir nirgends sonst bei Polyän 
eine so grofse Anzahl von Dupletten beisammenfinden, die ihr Seiten- 
stück entweder im Kapitel 9 selbst oder an einer anderen Stelle 
Polyäns haben. Ich betrachte dies nach meinen bisherigen Be- 
obachtungen als ein wesentliches Kennzeichen für den geringen Wert 
dieser Nachrichten. Am auffallendsten tritt dieses Verhältnis in $1 
zu Tage. Nicht nur nämlich, dafs bei Polyän selbst 3, 10, 5 von 


*) 88 9, 13, 19, 26, 27, 81, 32, 34, 85, 51, 59. 

**) Vgl. Chevalier, Entetehung und Bedeutung der griechischen 
Söldnerheere und ihre Teilnahme an den von Anfang des 4. bis in die 
Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. in Europa, Asien und Afrika geführten 
Kriegen. I. Teil: Progr. des Gymnasiums zu Kaschau 1859; II. Teil: 
Progr. des Gymnasiums zu Pest 1860. 


568 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Timotheus und 3, 11, 8 von Chabrias ganz ähnliche Geschichten er- 
zählt werden, es wird das Gleiche auch von Leonidas berichtet bei 
Plut. apophth. Lacon. Leonid. 13 und von Myronides bei Plut. apopMA. 
reg. et imp. s. v. sowohl als auch bei Diod. 11, 81, 4f. Wer wollte 
da noch entscheiden, von wem zuerst diese List, wie man sich feiger 
und zaudernder Soldaten entledigte, erzählt worden ist? —— Das 
8 4 sich deckt mit der gleichen Erzählung des Xenoph. anab. 2, 2, 20 
von Klearch, wurde bereits mehrmals erwähnt. — In $ 5 wird erzählt, 
Iphikrates habe sich, um durch die ihn umschliefsenden Feinde hin- 
durch zu kommen, der List bedient, dafs er Trompeter gegen die 
von den Feinden besetzten Hóhen sandte und das Angriffssignal 
blasen liefs; die Feinde wandten sich sofort alle nach dieser Seite 
hin, und so entschlüpfte er. Nun lesen wir in ὃ 42 dieselbe Ge- 
schichte mit den Trompetern, nur der Zweck der List ist dort ein 
anderer, indem ein fester Platz eingenommen werden und der Feind 
durch die falschen Signale weggelockt werden soll. Aber auch von 
Chares wird 3, 13, 3 erzählt, daís er ebenso wie Iphikrates durch 
die List mit den Trompetern sich die Möglichkeit verschafft habe, 
ungehindert durch die Feinde hindurch zu kommen. — Daís 3, 9, 7 
sich mit 2, 3, 13 deckt oder doch demselben sehr ühnlich ist, ist 
nicht schwer zu zeigen. Es handelt sich darum, von den Feinden 
unbemerkt weiterzuziehen* zu diesem Behufe wird trockenes Holz 
angeztindet und grünes daraufgelegt, so dals sich ein gewaltiger 
Rauch, ähnlich dem Nebel, entwickelt; da zu gleicher Zeit auch die 
Luft sehr nebelig ist, so gelingt die Täuschung. Bezüglich der 
zweiten Stelle 2, 3, 18 nun ist die Sache historisch beglaubigt und, 
wie wir bereits oben S. 549 sahen, gut und ausführlich erzählt. Da- 
gegen trägt die ganz allgemeine und kurze Darstellung 3, 9, 7 schon 
dadurch den Stempel der Lächerlichkeit, dafs es heifst Ἰφικράτης 
προῆλθε Tpıciv ἡμέραις λαθών! Wie kann diese einfache, im höchsten 
Falle auf wenige Stunden berechnete Täuschung drei ganze Tage 
lang nachhalten! Dadurch richtet sich die Erzählung selbst. — 
In 8 10 wird eine merkwürdige Geschichte erzählt, wie Iphikrates 
den Streit um Kommandostellen unter seinen Leuten einfach da- 
durch entschieden habe, dafs er plötzlich blinden Lärm schlagen liefs; 
wer nun Stand hielt und sich zum Angriff fertig machte, erhielt eine 
Offiziersstelle, wogegen jene, die sich feige verkrochen hatten, ihre 
Stellen einbüfsten. Dafs diese rein anekdotenhafte Erzählung weder 
örtlich noch zeitlich näher bestimmt ist, darf natürlich nicht Wunder 
nehmen. Nun wird zum Überflufs ganz das Gleiche 5, 28, 1 von 
einem gewissen Athener Theognis erzählt in einem, wie sich erweisen 
läfst, ganz schlechten und geringwertigen Abschnitte. Es ist nämlich 
zu demselben Front. 4, 1, 8 zu vergleichen, wo die Anekdote unter 
dem Namen eines Theagenes Atheniensis geht und auf einem Zuge 
gegen Megara passiert. Ein Urteil ist in diesem Falle nicht schwer: 
von den zwei Erzählungen Polyäns ist eine so viel oder so wenig 


der Strategemensammlung Polyüns. 569 


wert als die andere. Darum wufste auch Rehdantz p. 12 mit 
der von Iphikrates nichts anzufangen. — Dafs $ 27 eine Duplette 
von 2, 3, 2 (Epaminondas) ist, wurde bereits auf 8. 566 erwühnt. 
— Besonders auffallend aber ist die Sache bei $ 30. Hier 
wird erzählt, Iphikrates habe, als er einmal in Geldverlegenheit 
war, die Athener überredet, die auf die öffentlichen Strafsen 
vorragenden Häuserteile auf Abbruch zu verkaufen, damit die 
Eigentümer gezwungen würden, hohe Summen zu bezahlen, um 
nur ihre Häuser ganz und unversehrt zu erhalten. Hierbei schien es 
mir vor allen Dingen sonderbar, wie ein Iphikrates eine so gehässige 
Mafsregel veranlassen konnte, wie die Athener zu ihrem eigenen 
Nachteil etwas derartiges beschliefsen konnten, überhaupt, wie so 
etwas in dieser späten Zeit noch möglich sein konnte. Nun hat 
schon Wölfflin im index auctorum zu unserer Stelle Aristot. oecon. 
2, 5 citiert, allerdings ohne daraus Konsequenzen zu ziehen. Dort 
heifst es: Ἱππίας ὁ ᾿Αθηναῖος τὰ ὑπερέχοντα τῶν ὑπερῴων elc 
τὰς δημοςίας ὁδοὺς καὶ τοὺς ἀναβαθμοὺς καὶ τὰ προφράγματα καὶ 
τὰς θύρας τὰς ἀνοιγομένας ἔξω ἐπώληςεν᾽ ὠνοῦντο οὖν ὧν τὰ 
κτήματα καὶ εὐυνελέγη χρήματα οὕτως εὐχνά. Damit wird die 
Sache auf einmal klar; wir haben bei Polyän nichts als eine plumpe 
Verwechslung, die freilich nicht er selbst verschuldet hat; denn sonst 
würde das Stück nicht unter Ἰφικράτης stehen. Dies ist auch der 
Grund, weshalb man nicht daran denken darf, den Namen Ἰφικράτης 
in Ἱππίας zu ändern. Dem Tyrannen sieht natürlich, zumal in der 
zweiten Hälfte seiner Gewaltherrschaft, eine solche gehässige Mals- 
regel vollkommen gleich. Dazu kommt noch, dafs wir erst durch 
die wenigen aber klaren Worte des Oecon. eine Vorstellung davon 
bekommen, was denn unter den überragenden Teilen zu verstehen 
sei. (Für das ὑπερέχοντα τῶν ὑπερῴων εἰς τὰς δημοείας ὁδοὺς 
scheint mir das sogenannte „Haus mit dem Balkon“ in Pompeji 
(Casa del Balcone pensile, Reg. VII, insula 12) eine sehr geeignete 
Illustration.) Wenn- unter diesen Umständen Rehdantz, obschon er 
in einer Anmerkung sagt, bereits Casaubonus habe auf die Ähnlich- 
keit mit der Erzählung von Hippias hingewiesen, dennoch sich be- 
müht, unserem ganz wertlosen Abschnitte eine bestimmte Stelle in 
der zusammenhängenden Darstellung anzuweisen, so ist das eben ein 
Zeichen, dafs er nicht das richtige Urteil über Poly&än hat. — Wenn 
man zu $ 36 die Erzählung von Phormion 3, 4, 1 vergleicht, so er- 
gibt sich allerdings eine auffallende Ähnlichkeit zwischen den beiden 
Stellen, die sich auch im Schlusse der ersten ausspricht in der Be- 
merkung τοῦτο καὶ ὁ Φορμίων πρότερος Erroince Χαλκιδεῦειν, auf 
welche wir unten bei einer anderen Gelegenheit noch zurückkommen 
müssen. Dennoch aber kann man bei diesem ausdrücklichen Hinweise 
und den genaueren Angaben unseres $ 36 nicht direkt behaupten, dafs 
derselbe etwa nach 3, 4, 1 erst gemacht sei, und so wird man ihn 
wohl als historische Überlieferung gelten lassen müssen. Wie die- 


570 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


selbe einzuordnen ist, darüber ist sich auch Rehdantz p. 123 bei 
dem Mangel jeder anderen diesbezüglichen Nachricht nicht klar. — 
Im 8 62 haben wir eine Duplette zu 2, 1, 30, wo von Agesilaus gleich- 
falls erzählt wird, dafs er gefangene Feinde gleichsam als Bollwerk zu 
eigenem Schutze benützte. — Aufser diesen mit Nachrichten aufser- 
halb unseres Kapitels zusammenfallenden 88 decken sich innerhalb 
desselben noch (neben den schon genannten $ 5 = ἃ 42) 8 41 
ganz augenscheinlich mit ὃ 46, so dafs eben anzunehmen ist, jeder 
von beiden stammt aus einer gesonderten Sammlung. Ein ähnliches 
Verhältnis findet statt zwischen ὃ 49 und 8 54, der einzige Unter- 
schied ist der, dafs die Sache in $ 54 etwas breiter und ausführ- 
licher erzählt ist; auch von diesen beiden SS ist jeder einer andern 
Sammlung entnommen. Eine Zusammenstellung derjenigen Abschnitte, 
welche als Dupletten von vornherein verdächtig sind, ergibt also: 
81, 4, 5, 7, 10, 27, 30, 36, 41, 42, 46, 49, 54, 62. 

Die Summe der in den drei bisher ausgeschiedenen Gruppen 
behandelten Abschnitte beträgt bereits 36, so dafs nur mehr 27 
übrig bleiben. Aber auch von diesen lassen sich noch viele als aus 
ganz schlechten Quellen stammend nachweisen, wenn man damit die 
anderweitige historische Überlieferung vergleicht. Es seien im 
Folgenden einige davon hervorgehoben. 815 und S 29 beziehen sich 
beide auf den Hochverratsprocefs gegen Iphikrates im Jahre 354, 
den Chares im Bunde mit Aristophon gegen Iphikrates, seinen Sohn 
Menestheus und dessen Schwiegervater Timotheus anstrengte, weil 
diese dem Drängen des Chares, auf der Höhe von Embata bei Chios 
eine Seeschlacht zu liefern, nicht nachgegeben, und ihn, als er allein 
dieselbe begann, nicht unterstützt hatten. Ausführlicher hat darüber 
gehandelt A. Schäfer, Demosthenes und seine Zeit I, S. 149 ff. und 
in Anm. 1 ausdrücklich bemerkt „die uns allein überkommenen Be- 
richte des Nepos, Timoth. 3 und Diod. 16, 21 sind beide ungenau. 
Das Richtige gibt Polyän 3, 9, 29.‘ Wenn wir nun mit diesem 8 29 
den ὃ 15 vergleichen, so ergibt sich schon aus der Kürze und Un- 
bestimmtheit des letzteren, daís derselbe nur aus einer Quelle unter- 
geordneter Art stammen kann; aber er steht auch in direktem Wider- 
spruche mit ὃ 29. Es mag ja wohl richtig sein, dafs Iphikrates selbst 
schliefslich ans Schwert gegriffen hat; denn das wird auch von Schäfer 
a.a. 0. S. 156 zugegeben, dafs er mit Gründenallein nicht durchgedrungen 
wäre und dafs die Richter sich eben nur scheuten, an dem gewaltigen 
Feldherren sich zu vergreifen. In 8 29 sagt Poly&ün: τοῦ λόγου 
παυόμενος παρέφηνέ πως τὸ ξίφος τοῖς δικαςταῖς᾽ oi δὲ κατα- 
beícavrec μὴ τὴν ἑταιρίαν ὅλην ἐξοπλίςας κυκλώςειε τὸ δικαςτή- 
ριον etc. Was hat nun der Autor des ὃ 15 daraus gemacht? παρε- 
CTNCATO veavíckouc ἐγχειρίδια κατέχοντας, οἱ παραφαίνοντες τοῖς 
δικαςταῖς τὰς λαβὰς οὕτως αὐτοὺς κατέπληξαν ὥςτε etc. Offenbar 
ist also das, was nach ὃ 29 die Richter als eventuell eintretend 
fürchteten, als wirklich eingetreten angenommen und zwar wahr- 


der Strategemensammlung Polyäns. 571 


scheinlich blofs aus den andeutenden Worten der ausführlicheren 
Erzählung herausgelesen. Demnach hat 8 15 keinerlei historische 
Gewähr. — 8 18 ist eine ganz gewöhnliche Anekdote, schon durch 
ihre Unbestimmtheit verdächtig, und erinnert auch aufserdem gar 
zu sehr an die List des Kyros bei der Einnahme von Sardes, welche 
nach Kiesias 7, 7,10 erzählt ist. — Bezüglich des 8 20 begnüge 
ich mich die Worte Schäfers, Demosth. I, S. 81, Anm. 1 anzuführen: 
„Die Anekdote bei Polyün 3, 9, 20, wie Iphikrates durch ein listiges 
Losungswort die Thebaner von einem nächtlichen Überfalle Athens 
zurückgeschreckt habe, findet nirgends sonst ihre Bestätigung. Dafs 
sie mit der Rückkehr des Epaminondas von dem ersten Einmarsch 
in den Peloponnes sich nicht verträgt, hat Rehdantz p. 102f. be- 
merkt; seiner Vermutung nach könnte sie eher mit dem zweiten 
Zuge zusammenhängen.“ Unter solchen Verhältnissen braucht man 
sich überhaupt nicht mit Rehdantz zu bemühen, dem Stücke einen 
besonderen Platz in der historischen Überlieferung anzuweisen. — 
Von 8 23 gibt Rehdantz p. 23 selbst zu, dafs derselbe historisch 
nicht unterzubringen sei. — ὃ 33 ist an sich nicht bestimmt genug 
und nur die Angabe des Frontin. 1, 4, 7, der, wenn auch mit einigen 
Abweichungen dasselbe erzählt: adversus Anazxibium Lacedaemonium 
in Hellesponto conira Abydum etc., führt zu einer genaueren Datierung. 
Dafs übrigens weder die Quelle Polylins noch die Frontins eine be- 
sonders gute gewesen sein kann, lehrt ein Vergleich mit dem Be- 
richte Xenophons Hell. 8, 33—39. Darnach nämlich ist die That 
des Iphikrates, die doch ein Xenophon gewils nicht vergröfsert haben 
würde, viel bedeutender. Auch fällt Anaxibios selbst in jenem 
Kampfe, allein Polyän nennt ja nicht einmal am Anfang dessen Namen 
und konnte daher auch kaum am Schlusse von seinem Schicksal be- 
richten; er fand eben nichts davon in seiner Quelle, da diese nichts 
weiter als irgend eine schlechte Sammlung war; denn der Schlufs- 
satz τινὰς μὲν διέφθειρε, τινὰς δὲ ἐζώγρηςε ist ein in derartigen 
schlechten Erzählungen oft genug wiederkehrender. --- ὃ 37 findet 
selbst bei Rehdantz p. 103 keine Gnade; denn auch er vermag der 
Anekdote nur ganz geringe oder gar keine Bedeutung beizumessen. 
— Wenn ich den $ 50 mit den $88 41 und 46 vergleiche, so will 
es mir scheinen, als ob in dem ersteren ganz dasselbe erzählt werde, 
wie an den beiden letzteren Stellen; denn es handelt sich auch 
hier um eine List, durch welche die Thraker zu dem Glauben ver- 
anlafst werden sollten, die Griechen hätten ihr Lager im Stiche ge- 
lassen und wären auf und davon geflohen, damit man die so ge- 
täuschten und beim Plündern des angeblich verlassenen Lagers zer- 
streuten Feinde aus einem Hinterhalte tiberraschen könne. Wenn 
auch in ὃ 50 die Sache etwas anders dargestellt ist, so wird doch 
kaum eine andere List gemeint sein. Daher hat auch $ 50 für mich 
keinerlei Wert. — Rechnet man zu diesen hinsichtlich ihrer histori- 
schen Berechtigung ganz zweifelhaften Stücken noch verschiedene, 


572 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


die vermöge ihrer Allgemeinheit und Unbestimmtheit keinen A- 
spruch darauf erheben können, als Excerpte aus einer ausführlichen 
und guten Quelle betrachtet zu werden, z. B. 8 2, 8 19, 8 21 ete, 
so bleiben uns schliefslich von den 63 Stücken nur ganz wenige, 
deren Inhalt einigermafsen Wert für uns hat. Dafs dieselben nicht 
beisammen stehen, sondern von allerlei geringwertigen Anekdoten 
umgeben sind, beweist uns nur, dafs es kaum gelingen dürfte, diese 
besseren Partien alle auf eine Quelle zurückzuführen. Als solche 
bessere Abschnitte können bezeichnet werden: 8 28 und 8 29; 8 43 
und $ 44; 8 54 und 8 55. Der zuletztgenannte S ist mit Xen. 
6, 2, 33—36 zu vergleichen, aber nur, damit auch hier der Beweis 
geliefert werde, dafs Xenophon für Polyän nicht Quelle war. Das 
was bei Polyün sowohl, als bei Xenophon erzählt ist, hängt zusammen 
mit der Umschiffung des Peloponnes, einer der bertihmtesten Thaten 
des Timotheus i.J. 875. Die Kerkyräer waren damals dem athenischen 
Seebunde beigetreten. Von den Lacedämoniern bedrüngt, wandten 
sie sich an Athen und 372 segelten Iphikrates und Timotheus abermals 
nach Kerkyra. Aber die, um derentwillen die Fahrt unternommen 
worden war, hatten, bevor noch Iphikrates ankam, sich selber Luft 
gemacht und die Lacedümonier vertrieben. Während aber nun 
Iphikrates auf der Insel rastete, glückte ihm ein reicher Fang. Zehn 
syrakusanische Trieren fuhren unbesorgt heran, in der Erwartung, 
die Lacedämonier noch auf der Insel zu treffen und ankerten an der 
Küste. Diese überraschte Iphikrates und nahm ihrer neun samt der 
Mannschaft, welche er dann gegen ein bestimmtes Lösegeld, für das 
zu Kerkyra Bürgen gestellt wurden, sich loskaufen liefs. Der Be- 
fehlshaber des Geschwaders, den Iphikrates festhielt, nahm sich 
selbst das Leben. So Xenophon. Davon weicht Polyün 1) darin ab, 
dafs bei ihm ἕνδεκα πληρώμαει steht, statt der δέκα bei Xenophon. 
Nun ist allerdings auf Zahlen nicht viel zu geben, aber hier ist 
der Unterschied doch auffallend. 2) Es ist bei Poly&n die Rede 
davon, dafs Krinippos, der Befehlshaber der feindlichen Schiffe, ὑφορ- 
nei vricu Tivi τῶν ἐρήμων und dafs dieses durch rtupcupoi dem 
Iphikrates gemeldet wird. 3) Iphikrates liefs ein πυρςὸν φίλιον er- 
heben, um die Syrakusaner in ihrer Meinung zu bestürken, dafs 
die Lacedämonier noch auf der Insel seien. Dafs also verschiedene 
Berichte vorliegen, ist kaum zu bezweifeln, und somit ist Xenophon 
als Quelle ausgeschlossen. Diod, 15,47, 7 berichtet nun allerdings sehr 
kurz: οὗτοι δὲ (sc. Τιμόθεος καὶ Ἰφικράτης) τῶν καιρῶν ÜCTEPNKÖTEC 
ἄλλο μὲν οὐδὲν ἔπραξαν μνήμης ἄξιον, Tpınpecı δὲ (ζικελικαῖς περι- 
τυχόντες, ἃς Aiovücioc ἦν ἀπεεταλκὼς Λακεδαιμονίοις ἐπὶ εὑμ- 
μαχίαν, ὧν ἡγοῦντο Kiccibnc καὶ Κρίνιππος αὐτάνδρους εἷλον, 
οὔςας ἐννέα etc. Diese kurze Erwähnung des gelungenen Hand- 
streiches schliefst nun durchaus nicht aus, dafs derselbe bei Ephorus, 
der Quelle Diodors, ausführlicher erzählt war, wenn man nicht auf 
den Zahlenunterschied ἕνδεκα (Poly&n) und ἐννέα (Diodor) so viel 


der Strategemensammlung Polyäns. 573 


Gewicht legen will, dafs man den Gedanken, Ephorus sei Quelle 
Polyäns an dieser Stelle, überhaupt abweist. Doch wie dieses auch 
sein mag, besonders mit Rücksicht auf die folgenden Kapitel wird 
man nicht umhin können, auch in cap. 9 die besseren Abschnitte 
auf mehrere Quellen zurtickzuführen. 

Ich glaube durch diese Untersuchungen über cap. 9, deren Um- 
fang unwillkürlich sich weiter ausgedehnt hat, als beabsichtigt war, 
so viel gezeigt zu haben, dafs dieses Kapitel eine der schlechtesten 
und unzuverlässigsten Partien des ganzen Werkes ist, die für die 
historische Darstellung mit Ausnahme der wenigen oben genannten 
Stücke absolut keinen Wert hat. Daher begreift es sich auch, dafs 
es nur bei diesen wenigen besseren Partien gelingen kann, eine 
chronologische Fixierung zu erzielen. 

Das folgende Kapitel des dritten Buches: 10 Τιμόθεος ist un- 
gleich leichter in seine Bestandteile zu zerlegen als das umfangreiche, 
welches wir eben behandelt haben. Wenn man nämlich die Zeit 
festzustellen sucht, welcher der Inhalt der einzelnen $$ angehört, 
80 erhält man folgendes Resultat: 


8 1.364 a. Chr 8 10 365 8. Chr. 
8 2 375 811 ? 

83 ? 8 19 375 

8 4 375 8 13 375 

8 5 365 8 14 364 

8 6 375 8 15 364 

8 7 364 . 8 16 375 

2 8 364 8 17 375 


Diese Übersicht ergibt zunächst, dafs die meisten Abschnitte 
sich auf die Jahre 364 und 375 verteilen, und in der That sind 
diese auch die wichtigsten im Leben des Timotheus, indem in 
das letztere seine berühmte Umsegelung des Peloponnes und die 
Seeschlacht bei Alyzia fällt, in das erstere seine wichtigsten 
Unternehmungen in Thracien. So wird schon durch die Chronologie 
der einzelnen Abschnitte klar, dafs sie verschiedenen Quellen ent- 
nommen sein müssen. Noch bestimmter zeigt dieses die Einzel- 
betrachtung: 8 1 ist ohne allen Zweifel eine Duplette von $ 14, aber, 
wie ein auch nur oberflächlicher Vergleich zeigt, eine ganz schlechte. 
Es handelt sich um eine Finanzoperation während der Kämpfe, die 
Timotheus im Bunde mit Perdikkas von Macedonien gegen die 
Chalcidier führte. Während nun 8 14 nicht nur diese näheren Zeit- 
umstände, sondern sogar die Art und Weise der Mischung des Metalles 
angibt und durch die wenn auch nicht so genaue Stelle Aristot. 
oecon. 2, 24 ihre Bestätigung erhält, ist dieselbe Sache in ὃ 1 ganz 
ungeschickt und allgemein berichtet. Daher wird $ 1 wohl auf eine 


574 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Sammlung finanzieller Listen und Kniffe zurückgehen, wie wir eine 
solche schon öfters als Quelle nachgewiesen haben. — Wohin das Apo- 
phthegma des ὃ 2 gehört, wird deutlich aus Front. 1, 12, 11: 7' ad 
" versus Corcyraeos navali proelio decertaturus ete.; also unmittelbar 
vor die Seeschlacht von Alyzia. Der S entstammt natürlich einer 
Apophthegmensammlung. — Bezüglich des Wertes von & 3 wurde 
schon S8. 567 zu 3, 9, 1 bemerkt, dafs dieselbe Geschichte von 
Iphikrates, Chabrias, Leonidas, Myronides erzählt wird. Da auch 
nirgends in dem Stücke irgend eine nähere Bestimmung gegeben ist, 
so entstammt es gewils ebenfalls einer schlechten Quelle. — $8 4 
enthält allerdings in seiner Einleitung ganz gute Angaben, welche 
uns erkennen lassen, dals dieses Stück sich gleichfalls auf die See- 
schlacht von Alyzia bezieht. Warum ich dennoch annehme, dafs das 
Berichtete aus einer Quelle untergeordneten Ranges stammt, wird 
besser erst zu 3, 11, 2 erörtert. (Bezüglich des Festes Ckipa 
vgl. Schäfer, Demosthenes und seine Zeit I, S. 43, Anm. 5.) — 
8 5 beginnt mit dem berlichtigten T. πόλιν Trepıctpatortedeucac 
und erzählt, T. habe gelegentlich einer Belagerung seine Soldaten 
nur ein bestimmtes Stück Land zum Fouragieren etc. benützen lassen, 
im übrigen aber alles geschont, kein Haus niederreifsen, keinen Baum 
umbauen lassen, um für den Fall der längeren Dauer des Krieges 
nicht selbst in Not zu kommen, im entgegengesetzten Falle aber das 
Land nicht zu verderben, damit es den Athenern reichlichere Ab. 
gaben zahlen könne. Durch Aristot. oecon. 2, 24 erfahren wir nun, 
dafs sich diese Geschichte auf die Belagerung von Samos 365 be- 
zieht und also zusammengehört mit S 9 und $ 10. Was in jenen 
beiden 88 erzählt ist, steht, um dies hier schon vorauszunehmen, bei 
Aristoteles beisammen, so dafs naturgemäfs unser 8 hier aus anderer 
Quelle stammt als 9 und 10, und zwar aus einer noch schlechteren 
Sammlung; dies läfst sich einfach durch die Beobachtung er- 
weisen, dafs 8 5 eine ganz schlechte Duplette von $ 9 ist. Es 
ist demnach dieser 8 mit ὃ 1 genau auf dieselbe Stufe zu stellen. 
Somit erweist sich die erste Partie, welche die bunt durch- 
einandergeworfenen δὲ 1— 5 incl umfalst, als ganz schlecht und 
wertlos. 

Wenn wir zur zweiten übergehen, so muls zunächst 8 6 deshalb 
unsere Aufmerksamkeit erregen, weil er das Gleiche erzählt wie 
8 12 und 8 17, wir also hier einmal sogar eine Triplette innerhalb 
eines einzelnen Kapitels vor uns haben. Wölfflin hat in seiner prae- 
fatio p. X nur auf 3, 10, 6 und 12 als gleich hingewiesen, aber 
schon Rehdantz hatte daran gedacht, dafs auch $ 16 sich auf dasselbe 
Ereignis beziehen könne, und sowohl Schäfer I, S. 43f., als auch Knott 
in seiner Dissertation haben dasselbe gethan und 88 6, 12, 16 als Er- 
zählungen eines und desselben Vorfalles betrachtet. Von den drei Be- 
richten ist der des 8 12 der beste, weil er die näheren Angaben ent- 
hält; allerdings weichen auch 8 6 und 8 16 nicht wesentlich ab. $ 12 


der Strategemensammlung Polyäns. 575 


und ὃ 16 sind als Excerpte einer guten Quelle ganz entschieden 
gesichert durch 8 13 und 8 17, wie wir später sehen werden. Be- 
züglich des ὃ 6 läfst sich zunächst etwas Bestimmtes nicht angeben. 
Wie schon bei der chronologischen Übersicht bemerkt, beziehen sich 
ὃ 7 und 8 8 auf die chalcidischen Feldzüge des Timotheus. Leider 
ist uns keine Parallelstelle erhalten, an welcher sich der Wert dieser 
beiden 88 prüfen lieíse, wohl aber ist die Erzählung in beiden der 
Art, dafs sie recht gut aus einer fortlaufenden historischen Über- 
lieferung genommen sein können. Demnach würden ὃ 6—8 aber- 
mals eine Gruppe bilden, von welcher allerdings die Quelle nicht 
bestimmt angegeben werden kann. 

Die folgenden drei Abschnitte gehören aber ganz bestimmt zu- 
sammen und sind alle einer und derselben Sammlung, ähnlich der 
des unter Aristoteles Namen gehenden Oeconom. entnommen. Für 
8 9 und 10 haben wir, wie schon angedeutet, insofern eine Kontrolle, 
als eben Aristot. oecon. 2, 24 in derselben Reihenfolge dasselbe er- 
zählt, aber in einem Abschnitte vereinigt, so dafs man aus diesem 
Umstande den Schlufs ziehen kann, auch in Polyäns Quelle seien 
die beiden Berichte, welche sich auf eine Belagerung von Samos 
beziehen und von Schäfer in das Jahr 365 gesetzt werden, ursprüng- 
lich beisammen gestanden und von ihm nur, dem Zwecke seiner 
Sammlung entsprechend, getrennt worden. 8 11 nun trägt ganz den 
Charakter der beiden vorausgehenden, indem er erzühlt, wie sich 
Timotheus aus einer Geldverlegenheit zu helfen weils, als es gilt, 
5 Schiffe mit Proviant für mehreree Tage vorauszuschicken. Eine 
nähere Bestimmung, aus der sich Ort und Zeit des Vorfalles schliefsen 
liefse, ist nicht gegeben, weil Polyän eine solche nicht vorfand. Über 
die Quelle dieser Gruppe also kann man vollständig im Klaren sein. 

Die folgende Partie, welche ὃ 12—15 umfalst, ist unstreitig 
die beste des ganzen Kapitels. ὃ 12 bezieht sich, wie schon er- 
wühnt, auf die Seeschlacht bei Alyzia zusammen mit ὃ 6 und 8 16. 
Diese drei Abschnitte, die in der Hauptsache übereinstimmen, daís 
Timotheus jenen berühmten Sieg, welcher ihn dem Chabrias und 
seinem Vater Konon an Ruhm ebenbürtig machte, nicht seiner Über- 
macht, sondern nur der grüíseren Manövrierfäbigkeit seiner Flotte 
verdankte, sind sehr wichtig für die richtige historische Anschauung. 
Denn wohl erzählt auch Xen. Hell. 5, 4, 651f. die Seeschlacht, aber 
er schreibt den Sieg der Athener ihrer Überzahl zu und tadelt den 
Nikolochos, dafs er, ohne Verstärkung abzuwarten, mit einer wenig 
starken Flotte den Angriff unternommen habe. So ist also bei ihm 
das wahre Sachverhältnis in spartanischem Sinne entstellt, Aus 
diesem Grunde ist für uns die gute Überlieferung Polyins von be- 
sonderem Werte. Nun wurde schon oben erwähnt, dafs sowohl für 
8 12, als auch für $ 16 eine zusammenhängende Darstellung als 
Quelle gesichert erscheint durch die folgenden 88 13 und 17. Es 

hängen nämlich diese beiden Abschnitte mit der unmittelbar voraus- 


576 J. Melber:-Über die Quellen und den Wert 


gehenden Schilderung der eigentlichen Seeschlacht so eng zusammen, 
dafs man gar nichi umhin kann, dies in dem Sinne zu er wie 
ich eben gethan. Timotheus befürchtete, auch nachdem der Sieg 
ziemlich entschieden war, immer noch, es könnte, während er nach 
dem Lande zurücksegle, eine von Nikolochos abgesandte Abteilung 
gerade zurückkehren und dann die Seeschlacht sich erneuern. Des- 
halb liefs er sein Geschwader, das Vorderteil nach der Seeseite ge- 
kehrt, sich kampfbereit an die Küste zurückziehen etc. Dasselbe 
berichtet auch $ 17 und zwar in so auffallender Übereinstimmung, 
dafs entschieden dasselbe Verhältnis zu $ 16 anzunehmen ist, wie 
es zwischen $ 12 und 13 besteht. — Dafs sodann $ 14 aus sehr 
guter Quelle stammt, wurde schon zu $ 1 bemerkt. Bestätigt wird 
diese Behauptung durch einen Vergleich mit Aristot. oecon. 2, 24. 
— 8. 15 gehört natürlich in den Krieg gegen die chalcidischen 
Stüdte, den Timotheus im Bunde mit Perdikkas führte, aber wir 
᾿ sind nicht im Stande, durch parallele Nachrichten diese Notiz näher 
zu prüfen. Wenn schliefslich eine Vermutung über die zusammen- 
hängende Quelle dieser Partie aufgestellt werden soll, so wird man 
wohl an Ephorus denken dürfen. So zerlegt sich also das cap. 10 
ganz klar in folgende Gruppen: 


8 1—5 Schlechte Quellen, Apophthegmensammlungen etc. 
8 6—8 Eine Quelle. 

8 9—11 Sammlung finanzieller Anekdoten. 

8 12—15 Eine sehr gute Quelle, vermutlich Ephorus. 

8 16u.17 Eine zusammenhängende Quelle. 


So viel glaube ich auch hier bewiesen zu haben, dafs man in 
diesem Kapitel mit Hypothesen, wie sie Schirmer bezüglich einer 
einzigen zusammenhängenden Quelle für den ganzen Polyän auf- 
gestellt hat, absolut nicht durchkommt. 

Auch für cap. 11 Χαβρίας kann man zu ganz bestimmten Re- 
sultaten bezüglich des Wertes der einzelnen Abschnitte gelangen. 
8 1 ist gewifs einer Apophthegmensammlung entnommen, was 
nicht erst erwiesen zu werden braucht. Nicht so einfach aber ist 
die Entscheidung bei $ 2, dessen Fassung uns zu einer für die 
Arbeitsweise des Polyän principiell wichtigen Beobachtung führen 
wird, und der daher eine eingehendere Betrachtung erheischt. Es 
wird erzählt, dafs Chabrias seinen berühmten Seesieg bei Naxos 
" erfochten habe Βοηδρομιῶνος ἕκτῃ ἐπὶ δέκα, und dafs er diesen 
Tag eigens ausgewählt habe, weil es einer von den Mysterien- 
tagen war. Natürlich ist diese ganze Geschichte von der spekuls 
tiven Religiösitätt des Chabrias erst hinterher herausgeklügelt, 
weil eben die. Schlacht an einem Mysterientage stattfand. Es 
gehört also diese genaue Angabe des Datums im Eingang not- 
wendig zum Verständnis des Ganzen, und läfst noch nicht wegen 
der Genauigkeit auf eine besonders gute Quelle schliefsen. Nun 


der Strategemensammlung Polyüns. 677 


heifst es aber bei Polyän weiter οὕτω γέ τοι καὶ Θεμιςτοκλῆς τοῖς 
ἸΤέρεαις ἐναυμάχηςε περὶ Cakauiva. ἀλλὰ οἱ μὲν περὶ Θεμιςετο- 
κλέα εὔμμαχον Ecxov τὸν Ἴακχον, [oi δὲ περὶ Χαβρίαν] τὸ “Αλαδε 
μύςται. Nun sollte jeder meinen, Polyän würde 1, 30, wo die 
Strategeme des Themistokles gesammelt sind, es nicht versäumt 
haben, anzugeben, dafs Temistokles in kluger Berechnung gerade 
den Tag für die Seeschlacht bei Salamis gewählt habe, wo er der 
Hilfe des Mysteriengottes sicher sein konnte. Allein wir finden davon 
an der fraglichen Stelle keine Spur. So ist es also ganz sicher, dafs 
Polyän diese Notiz, den Themistokles betreffend, aus seiner Quelle 
mit herübergenommen hat, ohne sich weiter etwas dabei zu denken. 
Diese Quelle aber war eine .Anekdotensammlung, in welcher von 
dem merkwürdigen Zusammentreffen bedeutender historischer Er- 
eignisse mit altehrwürdigen Götterfesten die Rede war, und der da- 
durch begründete, segensreiche Einflufs des betreffenden Gottes auf 
die glückliche Entscheidung hervorgehoben wurde. Dies ist der 
Grund, weshalb ich auch von dem in vieler Beziehung ähnlichen 
Abschnitt 3, 10, 4 glaube, dafs er auf eine gleiche, anekdotenhafte 
Quelle zurückgeht. Ich bin nun zu der Ansicht gekommen, dafs 
Anspielungen auf andere, ähnliche Vorfälle, wie sich hier eine solche 
zum Schlusse unseres Abschnittes findet, gerade dessen Abstammung 
aus einer schlechten Quelle, aus einer Sammlung beweisen. Darauf 
hat mich geführt die Stelle 4, 4, 3, welche, obwohl in einen anderen 
Zusammenhang gehörig, doch hier notwendigerweise zur Be- 
sprechung kommen muís. Es wird an dieser Stelle von Antipater 
erzählt, derselbe habe, um in dem durch seine Reiterei berühmten 
Thessalien den Anschein zu erwecken, als habe er selbst auch zahl- 
reiche Reiter, eine grofse Anzahl von Eseln und Mauleseln in 
Schwadronen gegliedert und Leute in der RBeiterausrüstung auf- 
sitzen lassen; zur vollständigen Täuschung habe dann immer das 
erste Glied aus wirklichen Pferden bestehen müssen. Zum Schlusse 
dieser Geschichte heifst es dann: τούτῳ τῷ crparnynuarı καὶ ’Ayn- 
είλαος Expricato πρὸς ᾿Αέροπον ἐν Μακεδονίᾳ καὶ Εὐμένης πρὸς 
᾿Αντίγονον ἐν "Acíq. Geht man nun diesen Angaben nach, so findet 
sich wohl 2, 1, 17 von Agesilaus eine derartige List erzählt, nicht 
aber in cap. 8 des vierten Buches, wo Eumenes behandelt wird. Auch 
kann man ja allenfalls es für möglich halten, dafs Polytün auf eine 
frühere Erzühlung in dieser Weise hinwies, wie aber war dies in 
Bezug auf Eumenes möglich? Von ihm wollte Polyün erst später 
Strategeme bringen, und es ist doch seinen geringen historischen 
Kenntnissen nicht zuzutrauen, daís er etwa den geschichtlichen Stoff 
so beherrscht habe, dafs er hier einfach anmerken konnte, auch 
Eumenes habe das Gleiche gethan. Somit ist sicher erwiesen, dafs 
die Bemerkung nicht von Polyän stammt, sondern daís er sie aus 
seiner Quelle herübernahm. Wenn ich nun behaupte, dafs gerade 
durch diese Bemerkung die betreffende Quelle sich als eine Sammlung 


578 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


verrät, so veranlafst mich dazu die auffallende Ähnlichkeit mit der 
Sammlung des Frontin. Aus dieser lassen sich nämlich eine ganze 
Reihe von Stellen anführen, wo auf eine ausführlichere Erzählung 
gewöhnlich unter besonderer Nummer noch eine kurze Notiz folgt, 
dahingehend: dasselbe hat der und der bei der und der Gelegenheit 
auch gethan. Es mag gestattet sein, eine Anzahl solcher Stellen 
aufzuführen *): 


Front. 1, 2, 3 Erzählung: die Karthager schicken an Alexander d. Gr. 
einen Gesandten, der dessen Freundschaft gewinnen 
und ihn aushorchen mufs über seine Pläne. 

1, 2, 4: Iidem Carthaginienses miserunt, qui per spe 
ciem legatorum longo tempore Romae morarentur 
ezciperenique consilia nosirorum. 

1, 3, 6 Erzählung: List des Themistokles. 
1, 3, 7: Idem fecit in eadem civitate Pericles adversum 
Lacedaemonios. 
.1, 7, 3 Erzählung von den Karthagern. 
1, 7, 4: Idem Massilienses οἱ Rhodii fecerunt. 
1, 11, 14 Erzählung von Alexander dem Grofsen. 
1, 11, 15: Jdem fecit Sudines aruspex, proelium Eumene 
cum Gallis commissuro. 
2, 4, 12 List des Kyros mit den Kamelen gegen Krösus. 
2, 4, 13: Pyrrhus ... eodem modo elephantis usus est. 
2, 4, 14: Poeni quoque adversus Romanos idem fecerunt. 
2, 4, 18 List der Falisker und Tarquinier. 

2, 4, 19 Idem Veientes et Fidenates facibus | abreptis 
fecerunt. 

2, 8, 2 u. 3 Erzählungen von M. Furius Agrippa u. T. Quinctius. 

2, 8, 4: Salvius Pelignus bello Persico idem fecit. 

2, 8, 8 u. 9 Erzühlungen von dem Diktator Servilius Priscus 
und von Tarquinius 

2, 8, 10: Cossus Cornelius magister equitum | adversus 
F'idenates idem fecit. 


Zu diesen Stellen aus dem 1. und 2. Buche kommen noch aus 
dem 3. u. 4.: 3, 4, 3 und 4; 3, 7, 4 und 5; 3, 12, 2 und 3; 3, 15, 
1 und 2; 4, 4, 9 und 10; 4, 7, 10 u. 11. Da man wegen ihrer 
Gleichartigkeit die Sammlung Frontins für einen grofísen Teil der 
Abschnitte Polyüns doch vor Allem zum Vergleiche heranziehen 
darf, so unterliegt es, glaube ich, nach diesen zahlreichen Parallelen 
keinem Zweifel mehr, dafs derartige Bemerkungen auch bei Polyün 
818 Kennzeichen einer sachlich geordneten geringwertigen Quelle wohl 


*) Ob diese Zusätze alle echt sind, wird wohl aus der zu erwartenden 
neuen Frontinausgabe hervorgehen. 


der Strategemensammlung Polyüns. 579 


zu beachten sind. Dies mufs hervorgehoben werden, weil man ohne 
diese Beobachtung leicht zu einer irrigen Anschauung über die 
Arbeitsweise des Polyän gelangen kann. Knott sagt nämlich p. 90: 
3, 9, 36, ubi tradü Iphicratem Samum insulam obsidentem absces- 
sisse et cum incolas ex urbe in agros se contulisse pularel, rever- 
sum ex inopinalo eos adortum esse magnamque praedam abstulisse, 
haec addit: “Τοῦτο xal ὁ Φορμίων πρότερος ἐποίηςε Χαλκιδεῦειν 
(vgl. 3,4, 1), wnde concludi potest etiam ceteras narrationes, quas 
easdem dwobus viris atiribuit vel bis de eadem re inserwit, non in- 
scium eum collegisse. Dieser Schlufs ist aber nach den obigen 
Ausführungen unberechtigt. Auch 3, 9, 36 stammt aus einer Samm- 
lung, in welcher jene Bemerkung beztiglich des Phormion bereits 
stand, also von Polyän nur herübergenommen wurde. Daís er 3,4,1 
wirklich das Gleiche von Phormion erzählt, ist nichts als ein blofser 
Zufall, der ihn eben gerade diesen Abschnitt excerpieren liefs. So 
hat er auch von den unter 4, 4, 3 citierten ähnlichen Strategemen zu- 
fällig das von Agesilaus 2, 1, 17, während er ebenso zufällig das 
von Eumenes nicht fand und auch nicht berichtete, 

Kehren wir nach diesem längeren Exkurse zur Besprechung des 
cap. 11 zurück. Die zunächst folgenden 88 3 und 4 entbehren jeder 
näheren Angabe, und zudem wird das in ὃ 3 berichtete Manöver, 
wie Chabrias durch Zusammenkoppeln zweier Schiffe und Benützung 
eines Mastes für je zwei die Feinde über die Stärke seiner Flotte 
zu täuschen gewufst habe, bei Polyän noch an mehreren Stellen 
von anderen Feldherren erzählt (vgl. 1, 47, 1; 5, 22, 2). Daher 
gehören wohl beide $8 einer schlechten Quelle an. — Mit $ 5 ist 
zu vergleichen Aristot. oecon. 2, 25, wo Chabrias dem Ägyptier- 
könige Thaos eine ganze Reihe verschiedener Finanzoperationen 
anrät. Das, was bei Polyän erzählt ist, entspricht ungefähr dem 
letzten Teil des grölseren Abschnittes jener Sammlung, ist aber 
viel kürzer und ungenauer wiedergegeben. Nach den bisher gemachten 
Beobachtungen wird also dieser 8 einer Sammlung finanzieller 
Anekdoten entnommen sein. — Über die Geschichten in $ 6 und 
8 15, welche, wenn sie historische Gewähr hätten, in die gleiche 
Zeit fallen müfsten, führe ich hier einfach das Urteil Hertz- 
bergs, Agesilaus S. 339, Anm. 43d) an: „Bei Polyün 3, 11, 15 
(vgl auch 6) ist noch von einer anderen Begegnung des Agesilaus 
und Chabrias die Rede und zwar in Lakonien, anscheinend in 
der Gegend von Sellasia. In welche Zeit das fallen.soll, weils ich 
nicht. Polyän spricht offenbar von einem Einfall, den Chabrias 
mit Landtruppen in Lakonien gemacht haben soll Das könnte 
nur in die Zeit nach der Abberufung des Iphikrates vom Isthmos 
391 v. Chr. fallen, wo Chabrias athenische Truppen auf dem 
Isthmus kommandierte. Man könnte etwa an eine Diversion zu 
Gunsten der Argiver i. J. 390 denken. Indessen ist die ganze Sache 
an sich nicht sehr wahrscheinlich und findet auch sonst bei keinem 

Jahrb. f. class Philol Suppl Bd. XIV 88 


ὅ80 | J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


alten Schriftsteller Bestätigung.“ Demgemäls ist 8 6 sowohl als 
8 15 einer Anekdotensammlung zuzuweisen; letzterer Abschnitt trägt - 
auch, besonders in seinem Schlufssatze, einen ausgeprägt anekdoten- 
haften Charakter. — Auch $ 7 und $ 8 können keinen Anspruch 
machen, als Excerpte einer guten Quelle betrachtet zu werden; viel- 
mehr gehören sie einer Gruppe von der Art an, wie wir sie in 
cap. 9 als die erste ausgeschieden haben: Strategeme, welche die 
Gewandtheit eines Söldnerführers in verschiedenen Lagen und bei 
verschiedenen Gelegenheiten in das rechte Licht stellen sollen, und 
wie z. B. ὃ 8 eben deshalb von fast allen Söldnerführern (Iphi- 
krates, Timotheus) erzählt werden. — Interessant ist das Ver- 
hültnis der folgenden Abschnitte, 8 9 und 8 10 zu $12. Ich glaube 
nämlich nachweisen zu können, dafs die beiden ersteren Stücke 
schlechte Dupletten des letzteren sind, das aus guter Quelle stammt. 
Es wird hier berichtet, Chabrias sei zur Nachtzeit in Ägins gelandet, 
habe 300 Mann an einer geeigneten Stelle ausgesetzt und sei dann 
weiter gefahren. Die Stadtbewohner seien alsbald an die Küste ge- 
kommen und hätten jene 300 angegriffen, worauf sich Chabrias 
gegen die Stadt selbst gewendet habe. Aus Furcht nun, von der 
Stadt abgeschnitten zu werden, hätten die Ägineten den Kampf 
gegen die 300 aufgegeben und sich sofort zurtickgezogen. Das Ex- 
cerpt ist sehr knapp, beschränkt sich einzig darauf, wie Chabrias 
die Feinde von den 300 abzulenken gewufast und lässt vermissen: 
1) die Angabe des Zweckes, weshalb tiberhaupt die 300 ans Land 
gesetzt wurden, 2) die Angabe ihres schliefslichen Schicksales. Es 
kam dem Excerptor offenbar blofs auf die eigentliche List an. Über 
das rütselhaft Gebliebene erhalten wir nüheren Aufschlufs zunächst 
durch $ 10. Dieser ist wieder einmal recht allgemein gehalten (ἐς 
τὴν πολεμίαν, ἐκ τῆς πόλεως), gibt aber an, dafs jene Leicht- 
bewatfneten ausgesetzt worden waren, um zu plündern, dafs Chabrias 
dann, ebenso wie oben, die Aufmerksamkeit der Feinde durch 
eine Diversion gegen deren Stadt von den Plünderern abzulenken 
wufste und nun rasch zurücksegelte und sowohl seine Truppen 
als auch die von ihnen gewonnene Beute wieder aufnahm. Dafs 
beide Erzählungen sich auf den gleichen Vorgang beziehen, ist 
doch wohl ziemlich deutlich. Nun ist aber auch das in S 9 Er- 
zählte merkwürdig ähnlich (ebenso unbestimmt gehalten wie 8 10, 
vgl προςπλεύςας πολεμίᾳ πόλει etc.) Auch hier segelt Chabrias 
gegen eine feindliche Stadt heran, auch hier setzt er nächt- 
licher Weile seine Peltasten ans Land, während er selbst gegen 
den Hafen der Stadt, der etwas entfernter liegt, fährt. Aber 
jetzt wird die Geschichte auf einmal umgekehrt: die Bewohner 
eilen sofort zum Hafen, um die Landung des Chabrias zu ver- 
hindern; in diesem Augenblicke stürzen die nachts ausgesetzten 
Peltasten aus ihrem Hinterhalt hervor, fallen den Feinden in den 
Rücken, töten viele derselben, machen eine grofse Anzahl zu Ge- 


der Strategemensammlung Polyäns. 581 


fangenen und dann besteigt Chabrias die Schiffe und segelt auf und 
davon. Diese Erzählung ist sicherlich aus den beiden vorher be- 
trachteten verstiimmelt. Denn einen Zweck des ganzen Unternehmens 
sieht man bei $ 9 absolut nicht ein, nach dem Anfang mü/ste man 
doch vermuten, daís es auf die Stadt, oder vielmehr auf den Hafen 
abgesehen gewesen sei, den doch Chabrias ungehindert hätte besetzen 
können. Dafs er dennoch in ganz unmotivierter Weise auf und davon 
führt, ist eben der deutlichste Beweis dafür, dafs auch hier ursprüng- 
lich nur von einem Beutezuge erzählt war. Demnach haben $ 9 und 
8 10 als schlechte Dupletten von 8 12 zu gelten, die aus verschiedenen 
Sammlungen herstammen. — $ 11 und ὃ 12 sind in dem ganzen 
Kapitel die einzigen Stücke, welche auf eine bessere Überlieferung 
zurückgehen; denn $ 13 und 8 14 sind aus einer Sammlung taktischer 
Vorschriften, welche sich auf das Seewesen bezogen, entnommen und 
bezüglich des$ 15 wurde bereits zu$ 6 (obenS.579) das Nötige bemerkt. 

Wenn wir in Kürze noch die übrigen Kapitel betrachten wollen, 
welche sich an die drei umfangreichsten des 3. Buches anschliefsen oder 
ihnen vorausgehen, so ist zunächst bezüglich der Quellen des cap. 12 
zu bemerken, dafs allerdings Plutarch Phocion. 23 und 24 das 
Gleiche von Phocion berichtet, weshalb auch Wölfflin diesen als 
Quelle annehmen zu müssen glaubte. Allein man betrachte nur die, 
beiden in Frage kommenden Kapitel des Plutarch etwas nüher, 80 
wird man alsbald finden, dafs dieselben ausschliefslich aus einer 
Reihe von Apophthegmen bestehen, die wohl auch aus Sammlungen 
oder zu diesem Zwecke vorher angelegten Excerpten zusammengestellt 
sind. Demnach kann man, wenn man das Verhältnis des Polyän zu 
Plutarch in Erwägung zieht, nur zu der Annahme kommen, dafs ein 
und dieselbe Apophthegmensammlung die Quelle beider ist, nicht 
aber Plutarchs Biographie die des Polyän. 

Von den drei Abschnitten des cap. 13 Χάρης verdient keiner 
eine besondere Beachtung. Insbesondere die beiden ersten sind der 
Art, dafs ich sie zu der Gruppe rechnen möchte, welche bei cap. 9 
zuerst ausgeschieden wurde: Anekdoten‘, die das Verhältnis der 
Söldnerführer zu ihren Söldnern betreffen. Überhaupt bringt mich 
der Umstand, dafs in jedem der behandelten Kapitel solche Ab- 
schnitte sich finden, zu der nicht unwahrscheinlichen Vermutung, 
dals Polyän schon ursprünglich in irgend einer Sammlung diese un- 
bestimmten Erzählungen von den bekannten athenischen Söldner- 
führern vereinigt fand; denn wie wäre er sonst dazu gekommen, 
dieselben alle hier zusammenzustellen. 8 3 ist aber noch aus einem 
anderen Grunde verdächtig; denn es zeigt eine ganz auffallende Ähn- 
lichkeit mit 3, 9, 5, wo sich Iphikrates durch dieselbe List mit den 
Trompetern aus der Schlinge hilft (vgl. oben S. 568). 

Der Inbalt des cap. 14 Χαρίδημος gehört in die Zeit 360/59, als 
die Athener Orontes, dem Satrapen des nördlichen Kleinasien, welcher 
in Empörung gegen den König begriffen war, durch einen Volks- 

88* 


δ89 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


beschlufs Unterstützung gewährten und zu diesem Behufe Chares, 
Charidemos und Phokion, die Feldherren ihrer damals bei Lesbos 
stehenden Flotte, mit Verhaltungsmafsregeln versahen. Bei dieser Ge- 
legenheit nun kämpfte Charidemos von Oreos in Áolis und eroberte 
mehrere Orte, darunter, wie wir aus unserer Stelle ersehen, auch 
Ilion. Demnach hat die Erzählung an sich wohl historische Gewähr. 
Doch glaube ich nicht, dafs sie aus einer zusammenhängenden 
historischen Überlieferung stammt, wenn schon das diesmal 
ihrem Werte keinen Eintrag thun soll. Zu diesem Glauben ver- 
anlafst erstlich die Stellung der Erzählung bei Polyän, indem sie 
einen Platz unter den Strategemen der Söldnerführer einnimmt, 
welche unter sich in einem gewissen Zusammenhange stehen; und 
zwar schliefsen diese Strategeme in cap. 14 mit einem der jüngsten 
dieser Söldnerführer, dem echten Condottiere des Altertums. Ferner 
muís diese listige That des Oriten bei den Alten viel genannt 
und gerühmt gewesen sein, weniger allerdings um ihrer selbst willen, 
als vielmehr, weil sie an eine andere, weit bertühmtere gemahnte. 
Das geht hervor aus Plut. Sertor. 1. Dieser spricht da von merk- 
würdigen Wiederholungen in der Geschichte und führt unter anderen 
auf: ἑάλω δὲ τὸ Ἴλιον ὑφ᾽ Ἡρακλέους διὰ τὰς Λαομέδοντος ἵππους 
καὶ ὑπὸ ᾿Αγαμέμνονος διὰ τοῦ δουρείου προςαγορευθέντος ἵππου, 
τρίτον δ᾽ ὑπὸ Χαριδήμου, ταῖς πύλαις ἵππου τινὸς ἐμπεςόντος 
ἀποκλεῖςαι ταχὺ τῶν Ἰλιέων μὴ δυνηθέντων. Also der Umstand, 
dafs Ilium Schauplatz und wiederum ein Pferd, wenn auch nicht ein 
hölzernes, Gegenstand der List war, machte die That so berühmt. 
So hat sie auch Aeneas Tacticus cap. 24 ganz in derselben Weise 
erzählt wie Polyän, aber ihm lag eine zusammenhängende, bessere 
Quelle vor; denn er knüpft unmittelbar an diese List eine zweite, 
wodurch Charidemos die Wiedereroberung des eben gewonnenen 
Platzes durch Athenodor, der auf Seite der königlichen Partei kämpfte, 
zu hindern wulste So führen verschiedene Erwägungen zu dem be- 
rechtigten Schlusse, dafs Polyän hier die Anekdote aus derselben 
Sammlung nahm, wie die von den übrigen Söldnerführern, wenn sie 
auch historisch beglaubigt ist. — Die cap. 15 und 16 sind aus der Dia- 
dochengeschichte genommen und werden uns bei dieser beschäftigen. 

Von den Abschnitten, welche dem cap. 9 vorausgehen, gind 
mehrere aus Thukydides, wie bereits oben S. 522 in dem Abschnitt über 
das Verhältnis Polyüns zu diesem bemerkt wurde: cap. 1, 8 2; 2; 6. 
Andere Kapitel lassen sich auf Ephorus zurückführen, so besonders 
cap. 3 Τολμίδης, weil damit Diodor 11, 84, 4 ziemlich genau stimmt. 
Auch werden die einzelnen Abschnitte des cap. 4 Popuiwv daraus 
genommen sein. ὃ 1 berichtet von einem Plünderungszuge des 
Atheners Phormion nach Chalkidice. Das Ereignis gehört in das 
Jahr 432 und fällt nach der Schlacht von Potidäa; denn da in dieser 
Kallias gefallen war, erhielt Phormion den Oberbefehl, der gerade 
mit Verstärkungen anlangte, und während nun der gröfsere Teil des 


der Strategemensammlung Polyüns. 583 


Heeres die Stadt belagerte, unternahm er mit dem kleineren Streif- 
und Plünderungszüge gegen die Städte der Chalkidice.  Hierüber 
berichtet Thucyd. 1, 65 nur: μετὰ δὲ τῆς TToribaíac τὴν ἀποτείχιειν 
Φορμίων μὲν ἔχων τοὺς é£akocíouc καὶ χιλίους τὴν Χαλκιδικὴν καὶ 
Βοττικὴν ἐδήου καὶ ἔςτιν ἃ καὶ πολίεματα εἷλεν. Aus Thukydides 
hann also die Erzählung nicht stammen; dasselbe überliefert noch 
Front. 3, 11, 1, bei dem jedoch der Ort nicht genannt ist, nach 
welchem sich Phormion nach der Plünderung von Chalkidice zurück- 
zog. Ephorus hat natürlich gleichfalls über die Ereignisse nach der 
Schlacht von Potidäa gehandelt (vgl. Diod. 12,37, 1, der gerade hier 
die Dinge sehr summarisch berichtet, so dafs man von ihm noch 
nicht auf seine Quelle schliefsen kann). Da zu $ 2 keine nähere Be- 
stimmung tiber die Örtlichkeit gegeben ist, so lüfst sich auch nicht 
angeben, wohin gerade dieses Manöver des Phormion gehört. Am 
meisten Áhnlichkeit hat die Sachlage noch mit der Schilderung der 
ersten Seeschlacht im korinthischen Meerbusen bei Naupaktus 429 
(vgl. Thucyd. 2,83 ff.), allein die Unordnung und Verwirrung unter den 
Gegnern richtete nach Thukydides nicht eine List des Phormion an, 
sondern eine starke Brise, welche die Athener klüglich abgewartet 
hatten. Da überdies derartige Geschichten, wie ein feindliches Ge- 
schwader dadurch bezwungen wird, dafs man es listig ausein- 
anderzuziehen sucht, bei Polyün öfters vorkommen, so wird über- 
haupt hier als Quelle das Kapitel ναυμαχικά irgend einer Sammlung 
anzunehmen sein. Dafs auch $ 3 einer solchen zuzuzählen ist, ergibt 
sich zur Genüge aus dem, was auf (eite 522 über die Unvereinbar- 
keit der darin gegebenen Nachrichten mit Thucyd. 2, 91 gesagt ist. 
— Besonders merkwürdig ist cap. 5 KAeicOÉévnc; denn das hier Er- 
zühlte wird meistens dem Solon zugeschrieben, 80 z. B. von Pausanias 
10, 37, 5, wo zwar, wie in anderen jüngeren Quellen (vgl. B. Niese 
„Zur Geschichte Solons und seiner Zeit", Festschrift zum Jubiläum 
Schüfers S. 18), der Tyrann von Sikyon als Führer genannt ist, 
&ber dennoch Solon eigens aus Athen geholt wird, um das Orakel zu 
deuten. Daís auch Ephorus eingehender hierüber gehandelt, lehrt 
das Fragment bei Diod. 9,16, aus welchem sich allerdings nicht 
ergibt, wem bei Ephorus die List zugeschrieben war, so daí8 immer- 
hin nichts hindert, Ephorus als Quelle für unseren Abschnitt zu be- 
trachten. — Cap. 7 und 8 gehören zur Diadochengeschichte. 

Wenn man schliefslich versucht, eine Zusammenstellung der- 
jenigen Abschnitte zu geben, die nach der vorausgehenden Unter- 
suchung im dritten Buche auf eine gute Quelle zurückgehen, so ist die 
Zahl derselben im Verhältnisse zu dem Umfange des Buches eine 
80 überraschend geringe, dafs man, gestützt auf dieses Resultat, mit 
ziemlicher Berechtigung das Urteil füllen kann, dafs das dritte Buch 
Polyäns von den sämtlichen acht Büchern, etwa noch das sechste 
ausgenommen, den geringsten Wert hat. Von einer einheitlichen 
Quelle kann, wie wir sahen, keine Rede sein, maísgebend war der 


584 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Gesichtspunkt Athener und hiefür lieferten Thukydides, Ephorus, 
die Geschichtsschreiber der Diadochenzeit gleichmäfsig Beiträge. 

Ich bemerkte oben 8. 557, ein Beweis, dafs Polyän im zweiten 
Buche Dorier, im dritten Athener behandeln wollte, sei der Umstand, 
dafs von sämtlichen Persönlichkeiten der Diadochenzeit, von denen 
im fünften Buche sowohl als auch im sechsten Strategeme tberliefert 
werden, keine zu den beiden Kategorien gehört. Denn wir haben 
im fünften Buche: 


5, 17, 1 ‘Hpaxkeiönc (unbestimmt, aber nach dem Zusammenhang 
kein Athener) — 5, 17, 2 [Ἡρακλείδης Ταραντῖνος] -“---- 5, 18 
᾿Αγαθόετρατος ‘Pödioc — 5,19 Λύκος, Strateg des Lysimachos, 
Nationalität unbestimmt — 5, 23 Tüvvıxoc, Herakleote aus 
Herakleia am Pontus — 5, 24 Κλείταρχος (es l&fst sich nicht 
feststellen welcher) — 5, 25 Tinapxoc Αἰτωλός — 5, 35 Néap- 
xoc Kpnc — 5, 44 Μέμνων Ῥόδιος. 


Ferner im 6. Buche: 

6, 4 Φιλοποίμην — 6, 5 "Aparoc — 6, 6 TTóppoc — 6, 7 ᾿Απολ- 
Aóbupoc ó Kaccavbpeuc — 6, 12 ᾿Αλέξανδρος Λυειμάχου xai 
'"Auactpíboc υἱός --- 6; 49 "Ava£avópac, ein Ephesier. 

Was zunächst das fünfte Buch anlangt, so ist seine Zusammen- 
setzung eine ähnliche, wie die des zweiten Buches. Offenbar war es von 
Polyün zuerst dazu bestimmt, die Abschnitte über sicilische Geschichte 
aufzunehmen und ein betrüchtlicher Teil desselben ist auch damit 
gefüllt. Allein der Stoff reichte für das ganze Buch nicht aus, und 
so mulste Poly&n dasselbe bis zu dem gewöhnlichen Umfange mit 
anderen Strategemen ausfüllen. So trefflichen Quellen nun, wie wir 
sahen, der erste Teil des Buches, die Kapitel über sicilische Ge- 
schichte entstammen, 80 wenig Wert haben nach meiner Überzeugung 
die von allen Seiten zusammengerafften Abschnitte für den zweiten 
Teil, abgesehen von den oben aufgezühlten Kapiteln aus der Dia- 
dochengeschichte, welche natürlich denselben guten Quellen ent- 
nommen sind, wie das vierte Buch selbst. Ein Reihe von Beispielen 
mag dies lehren. 

Cap. 20 erzühlt von einem sonst nicht bekannten Menekrates eine 
auch sonst vorkommende Geschichte, dafs er die Schiffe entfernt habe, 
um seine Soldaten dadurch, dafs er ihnen die Flucht unmöglich machte, 
zum Kampfe zu zwingen. In der That heifst auch der Schlufssatz 
ἐξ ἀπονοίας épayécavro καὶ vixrjicavrec Katecxov τὴν ζαλαμῖνα. 
Schon der Umstand, dafs wieder einmal die μάχη ἐξ ἀπονοίας das 
Ganze entscheiden muís, würde nach den in dieser Beziehung ge- 
machten Beobachtungen auf eine schlechte Quelle führen; dazu 
kommt aber aufserdem noch die Allgemeinheit und Unbestimmt- 
heit des Ganzen. — Das folgende cap. 21 'AO0nvóbupoc lälst sich 
allerdings chronologisch bestimmen; es gehört in dieselbe Zeit wie 
3, 14 Χαρίδημος; denn 360/59, als die Athener durch ihre Feld- 


der Strategemensammlung Polyüns. 585 


herren Chares, Charidemos und Phokion die aufständischen Satrapen 
des nördlichen Kleinasien, besonders den Orontes, unterstützten, 
kämpfte dieser Athenodor auf Seiten des Grofskönigs gegen die Ab- 
gefallenen und gegen die Athener (vgl. Aeneas Tact. 24, 10 ᾿Αθηνόδωρος 
Ἴμβριος). Später spielte er eine bedeutende Rolle in Thracien nach 
der Ermordung des Kotys und war zu Gunsten der Athener thätig. 
Sonst wissen wir wenig von ihm. Um 80 mehr ist es zu verwundern, 
dafs Wölfflin im index historicus s. v. schreibt: Athenodorus, dux 
Philippi II.; denn davon ist doch nirgends die Rede. Die Er- 
zühlung ist natürlich aus einer Anekdotensammlung; man betrachte, 
um das zu erkennen, nur den Schluís: καὶ ἦν ἰδεῖν τοὺς μὲν vi- 
κήςεαντας ἧἥττημένους, τοὺς bé ἡἣἥττημένους vikrcavrac. 
Solche rhetorische Antithesen und Ausschmtückungen am Schlusse 
finden sich hauptsächlich in derartigen geringwertigen Abschnitten. 
— Besonders auffallend ist es, dafs von den vier Abschnitten des 
nächsten Kapitels 22 Διότιμος auch nicht einer auf eine gute Quelle 
zurückgeht; keiner enthält eine nähere Angabe, die uns die Möglich- 
keit gewährte, auch nur eine Vermutung aufzustellen, wohin diese 
Seemanöver gehören, und dafs sie nicht einmal alle aus einer einzigen 
Sammlung stammen, dafür scheint 8 3 einen deutlichen Beweis zu 
liefern; denn hier lesen wir plötzlich Διότιμος ᾿Αθηναῖος. So 
stand es eben in der betreffenden Sammlung, während die voraus- 
gehenden 88 keine Angabe der Nationalität enthielten. Wäre eine 
solche gegeben gewesen, so hätte Polyän sie gewils nicht weg- 
gelassen, da er ja besonders darauf bedacht ist, die Helden seiner 
Erzählungen in der Einleitung auch gleich näher zu bezeichnen. 
Ferner erzählt ὃ 2 die bekannte Geschichte, wie durch Zusammen- 
koppeln von zwei Trieren und Aufrichtung eines Mastbaumes die 
Feinde über die Anzahl der Schiffe getäuscht werden. Diese Er- 
zühlung kehrt aber öfters wieder, so 1, 47, 1 von Thrasyllus, 3,11,3 
von Chabrias. Also ist auf die Erzählung überhaupt nicht viel zu 
geben. Kurz die sämtlichen vier Abschnitte gehen auf das Kapitel 
γαυμαχικά irgend einer Sammlung zurtick. — Ebenso standen auch 
die cap. 24 und 25 ganz offenbar schon ursprünglich in dem 
Kapitel einer Sammlung neben einander, welchem man etwa mit 
den codd. ὑποθέςεων des Polyäin den Titel geben könnte 'ITpo- 
τροπὴ εἰς ἀνδρείαν καὶ πειθανάγκην᾽. Denn darauf laufen 
beide Erzählungen, ebenso wie die vorhin besprochene des cap. 20 
hinaus. Ein gewisser Klitarch, der ganz unbestimmt ist, führt 
seine Soldaten aus einer gleichfalls ganz unbestimmten Stadt zum 
Kampfe heraus, lüíst die Thore von innen schliefsen und dann die 
βαλανάγραι über die Mauern werfen, nachdem er sie vorzeigt hat. Die 
Soldaten konnten nicht hinein, lautet der Schlufs, also mulsten sie 
tapfer kämpfen, Eine ganz lächerliche Anekdote!  Ebensoviel wert 
ist die nächste, wo das bekannte Manöver der Verbrennung der Schiffe 
ausgeführt wird, um die Soldaten zu tapferem Kampfe zu zwingen, 


586 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


offenbar nach berühmten Mustern (vgl s. B. 5, 3, 5 Agathokles). 
Schon der Ausdruck ἀποβὰς τῆς 'Acíac ἐς χωρίον πολυάνθρωπον 
weist in seiner auffallenden Unbestimmtheit auf eine ganz gewöhn- 
liche Anekdotensammlung hin. — Ebenso wird man auch bei cap. 26 
und 27 nicht an eine zusammenhängende Überlieferung als Quelle 
denken können; namentlich die in cap. 26 erzählte Geschichte, wie 
die Soldaten durch einen unerwarteten blinden Lärm veranlalst 
werden, ihre eigenen Streitigkeiten zu vergessen, ist Erzählungen wie 
3, 9, 10 und den bald folgenden 5, 28, 1; 5, 29 gar zu ähnlich, als 
dafs man nicht annehmen sollte, sie stammten aus einer Sammlung. 
Denn bezüglich des 8 1 von cap. 28 ist dies ausgemacht, einmal 
wegen des Mangels jeder näheren Bestimmung, indem nicht einmal 
der Name sicher ist (denn bei Frontin 4, 1, 8 lesen wir dasselbe 
von einem Theagenes Atheniensis). Wichtiger aber noch ist, dafs, 
wie oben S. 568 schon erwähnt, unser Abschnitt zum Teil sogar 
wörtlich übereinstimmt mit dem, was 3, 9, 10 von Iphikrates erzählt 
wird. Aber nicht blofs $ 1, auch 8 2 hat seine Duplette in 3, 13, 1, 
wo ganz dasselbe, zum Teil mit denselben Worten von Chares be- 
richtet wird. Man vergleiche nur die Einleitung: 


3, 13, 1: Χάρης ἐν τῷ 5, 28, 2: Θέογνις ἐν τῷ 
CTPATOTTEDW καταςκόπους ὑπο- ετρατοπέδῳ KATUCKÖTTOUC ὑπο- 
voncac εἶναι, φυλακὴν ἔξωθεν νοήςας ὑπάρχειν, φυλακὴν ἔξω- 
τοῦ χάρακος ἐπιςτήςας, Tpoc- θεν τοῦ χάρακος TIEPICTNCAC, 
έταξεν ἕκαςτον ἐπιλαμβάνεςθαι παρήγγειλεν ἕκαςτον μένειν ete. 
etc. 


Es kann keinem Zweifel unterliegen, dals beide Stücke ein und 
demselben Kapitel einer Sammlung entnommen sind. Nachtrüglich 
bemerke ich erst, dafs auch cap. 27 TTaucictpatoc seine Duplette 
hat in 6, 1, 1, wo von dem Tyrannen Jason von Pher& dieselbe List 
überliefert ist, nur etwas breiter erzählt und auf eine Landarmee 
übertragen. Auch cap. 29 braucht man nur anzusehen, um zu finden, 
dafs es demselben Abschnitte einer Sammlung entnommen ist wie 5, 26, 
zu welchem es offenbar Duplette ist; dazu kommen die ähnlichen 
Geschichten 3, 9, 10 und 5, 28,1. An eine gute Quelle ist nicht 
entfernt zu denken. Auch cap. 31 ist nur nach irgend einer kurzen 
Anekdotensammlung erzählt. Besonders auffallend ist cap. 33 ΤΠΤόμ- 
TiCkOC 'Apkác um deswillen, weil die Zusammenstellung der ein- 
zelnen Abschnitte ganz gut geeignet ist, uns eine Vorstellung zu geben 
von der Art der Quelle; denn von den sechs Abschnitten dieses 
Kapitels beschäftigen sich nicht weniger als vier ausschlieíslich mit 
Listen, wodurch Spione gefangen oder überhaupt ferngehalten werden. 
Nimmt man dazu noch die schon besprochenen Abschnitte 3, 13, 1 
und 5,28,2, so erhält man damit ein vollständiges Kapitel jener 
Sammlung, die Quelle war. Es wird κατάςκοποι oder περὶ κατα- 


der Strategemensammlung Polyüas. 581 


«κόπων betitelt gewesen sein. Aufser diesen vier Abschnitten finden 
sich dann noch für $ 4 zahlreiche Dupletten bei Polyän selbst. Die 
Geschichte, wie durch verstellten Rückzug und angeblich von der 
Heimatstadt aus befohlene Aufhebung einer Belagerung die Be- 
wohner einer belagerten Stadt sicher gemacht werden, damit dieselbe 
dann durch einen plótzlichen Angriff falle, wird aufserdem noch er- 
zählt 8, 9, 36 von Iphikrates, 3, 4, 1 von Phormion, ähnlich 4, 7, 3 
von Demetrius. Demnach hat das ganze cap. 33 keinen historischen 
Wert. — Es folgt nun, nur wenig unterbrochen, eine ganze Reihe 
von Kapiteln, fast alle gleich unbestimmt und fast durchaus von un- 
bekannten Persönlichkeiten berichtend, die sich ausschliefslich auf den 
Seekrieg beziehen. Mehrere davon sind noch dazu durch auffallende 
Dupletten verdächtig, so besonders cap. 36 Δωρόθεος verglichen 
mit 3, 4, 3, dessen Inhalt wegen seiner starken Abweichungen von 
der thukydideischen Überlieferung als aus einer schlechten Quelle 
stammend erkannt wurde. Es ist möglich, dafs beide Anekdoten in 
Poly&ns Quelle neben einander standen. Ebenso deckt sich cap. 38 
Διόγνητος inhaltlich mit 1, 40, 2 Alkibiades. — Am leichtesten 
ist uns die Beurteilung gemacht bei cap. 40 und 41; denn hier hat 
sich Poly&n nicht einmal die Mühe genommen, die beiden Dupletten, 
deren Inhalt ganz gleich ist, von einander zu trennen, sondern so, 
wie er sie in seiner ihm vorliegenden Strategemensammlung in einem 
Kapitel, etwa unter dem Titel ναυμαχικά, vorfand, hat er sie un- 
veründert herübergenommen. Diesem Kapitel werden demnach aus 
dem letzten Teile von Buch 5 angehört haben: cap. 22; 34; 36; 38; 
39; 40; 41; 42; 43. So bleiben, wenn wir von den aus der 
Disdochengeschichte hierher verwiesenen Abschnitten abséhen, an 
grófseren Kapiteln hinter der Partie über sicilische Geschichte nur 
mehr cap. 14; 15; 16 übrig. Von den beiden ersteren und ihrer 
mutmafslichen Quelle wurde bereits auf Seite 516f. gesprochen. 
Cap. 16 enthält fünf Stücke über den Thebaner Pammenes, die von 
ungleichem Werte sind. Den $ 1 bezieht Schäfer, Demosthenes etc. 
I, 8. 457 auf die Zeit unmittelbar nach dem Falle des Philomelos 
354, als die Thebaner, die nach dem Tode des Strategen nicht an 
einen neuen Widerstand der Phocier glaubten, ihr Heer aus Phokis 
zurückzogen. Nach diesem Rückzuge wurde Pammenes von den 
Thebanern mit 5000 Mann nach Asien gesandt, um dort den Arta- 
bazos in seiner Empörung gegen die königlichen Statthalter zu unter- 
stützen. Demnach würde sich S 2 allerdings chronologisch gut an- 
schliefsen; denn wenn derselbe auch in der Erzählung Polyäns ganz 
unbestimmt gehalten ist, so ergibt doch die Stelle des Front. 2, 3, 3, 
wo das Gleiche erzählt wird mit der Einleitung Pammenes conspecta: 
Persarum acie etc., dals dieses Manöver in den Verlauf der beiden 
Treffen gehört, in welchen Pammenes nach seinem Übergang nach 
Asien die königlichen Statthalter schlug, 353. Von diesen beiden 
Treffen berichtet Diod. 16, 34, 2, jedoch ohne Einzelheiten mitzuteilen. 


588 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


An diese Erzählung würde sich dann Polyän 7, 33, 2 von den weiteren 
Schicksalen des Thebaners anreihen. — Einer ganz anderen Zeit 
dagegen gehört $ 3 an. Dieser fällt in den zweiten Zug des Ἐρα- 
minondas nach dem Peloponnes (Sommer 369). Schäfer I, 8. 79 
sagt hierüber: „Epaminondas vereinigte sich glücklich mit den Ar- 
kadern, Eleern, Argivern. Im weiteren Verlaufe des Feldzuges trat 
Sikyon und der achäische Bund zu den Thebanern über. Anm. 2: 
Die Sikyonier traten nach förmlicher Abstimmung in den Bund mit 
Theben (vgl. Xen. Hell. 7,3, 2), nachdem Pammenes den Hafen ge- 
nommen (Polyän 5, 16, 3; Front. 8, 2, 10), und ihr Anführer im 
Zweikampfe mit dem Reiterobersten der Eleer gefallen war (Paus 
6, 3, 2f.).“ Zu bemerken ist noch, dafs Arnold Hug in seiner 
Schrift „Aeneas von Stymphalos", Zürich 1877, 8.6, Anm. 3 die eigen- 
tümlich kurze Erwähnung einer durch Hinterlist erreichten Einnahme 
des Hafens von Sikyon bei Aen. Tact. 29, 12 mit unserer Stelle 
identificiert. Dort heifst es: ἀλλὰ μὴν οὐδὲ τῶν κατὰ θάλατταν 
προςορμιζομένων πλοίων νυκτὸς καὶ ἡμέρας οὔτε μεγάλων οὔτε 
μικρῶν ἀδιαςκέπτως ἔχειν, ἀλλὰ ἐμβαίνοντας τοὺς λιμενοφύλακάς 
T€ καὶ ἀποςτολέας ἰδεῖν αὐτοὺς τὰ Ayıbrına, ἐνθυμουμένους ὅτι 
καὶ (ικυώνιοι ἀμελήςαντες τῶν τοιούτων μεγάλα ἐεφάληκςαν. 
Ich halte es wirklich für einen sehr geschickten Einfall Hugs, die 
beiden Stellen zusammenzubringen, da doch Sikyon wahrscheinlich 
nicht zweimal auf dieselbe Weise seinen Hafen verloren haben wird; 
daher ist die Bemerkung in der Dissertation de Aenea commentario 
poliorcetico scripsit A. C. Lange, Berlin 1878, p. 10 hinsichtlich 
der eben gebilligten Vermutung Hugs, 'efsi fieri potest, tamen pro 
certo nequit demonstrari! recht wohlfeil und nichtssagend, da es im 
Gegenteil schwer sein dürfte, diese Ansicht zu widerlegen. Somit 
ist die historische Glaubwürdigkeit der Erzählung Polyüns in $ 3 
genugsam erwiesen, und ich wage bezüglich der drei ersten Abschnitte 
nicht zu behaupten, dafs sie aus schlechten Quellen herrühren. So 
‚viel aber ist sicher, dafs sie nicht aus einer einzigen stammen; denn 
8 3 steht für sich allein. Dagegen kann man bei den folgenden 
88 4 und 5 mit aller Entschiedenheit behaupten, dafs sie aus einer 
Sammlung excerpiert sind; denn die in $ 4 erzählte List, wie die Feinde 
durch das entgegengesetzte Trompetensignal in die Irre geführt 
werden, ist bei Polyün abgedroschen genug; man vergleiche z. B. 
nur 5, 33, 2 von Pompiskus, oder 1, 14 von Kleomenes. & 5 ist 
ganz &hnlicher Natur. 

So enthält also das fünfte Buch nur zwei gute und wertvolle 
Bestandteile: 1) die sicilischen Geschichten cap. 1—15 und 2) die 
aus der Diadochengeschichte hierher gezogenen Abschnitte. Alles 
andere dagegen ist fast ohne alle Ausnahme aus schlechten Quellen 
geschöpft, steht noch dazu, weil es bestimmt war, den Rest des 
Buches auszufüllen, sehr leicht kenntlich beisammen und gewährt 
uns dadurch in willkommener Weise die Möglichkeit, Schlüsse zu 


der Strategemensammlung Polyüns. 589 


machen auf die Einteilung und den Charakter der von Polylin be- 
nützten Sammlungen. 

Auch das sechste Buch Polyäns ist keineswegs, wie man bei 
oberflüchlicher Betrachtung annehmen könnte, ohne jeden Plan 
zusammengestellt, sondern es ist auch hier ein noch erkennbares 
Einteilungsprincip durchgeführt, und erst nachdem die dadurch ge- 
wonnenen Abschnitte nicht ausreichten, wurden andere in bunter 
Folge angefügt. Der Grundplan des Kompilators war offenbar der, 
in diesem Buche jene Strategeme zu vereinigen, an deren Gelingen 
ganze Volksstämme participieren oder deren Ausführung wenigstens 
solchen zufällt, wenn auch ein einzelner, besonders kluger Mann die 
List angegeben hat. Diese Abschnitte füllen in stattlicher Reihe 
nahezu die Hälfte des ganzen Buches, nämlich 26 Kapitel von 54, und 
zwar reichen sie von cap. 13 bis cap. 39. Es sollten, wie schon früher 
hervorgehoben, die auf Barbarenvölker bezüglichen von dieser Partie 
losgetrennt und an das Ende des siebenten Buches verwiesen werden. 
Dabei ist Polyän allerdings die Inkonsequenz begegnet, dafs die 
Karthager stehen blieben (ebenso wie die karthagischen Feldherren). 
Es mufs dies wohl eine eigentümliche Auffassung von ihm sein, da 
im fünften Buch auch Karthager unter den sicilischen Geschichten vor- 
kommen. Nachdem die Strategeme einzelner Volksstämme erschöpft 
sind, folgen zunächst mehrere Abschnitte, welche afrıkanische Feld- 
herren behandeln: ᾿Αννίβας, Maccaväccac, ᾿Αςδρούβας, ᾿Αμίλκας, 
Ναςάμων. Diese Zusammenstellung ist gewils keine zufällige, sondern 
eine beabsichtigte. Daran schliefst sich, da der Name Ἱερεύς keinerlei 
Aufschlufs über den Inhalt des verlorenen 44. Kapitels zu geben 
vermag, gleichfalls eine zusammengehörige Partie von Abschnitten, 
welche Tyrannengeschichten enthalten: 45 Culocóv; 46 ᾿Αλέξαν- 
ὃρος Beccaköc; 47 Θραεύβουλος; 48 Μέντωρ; 49 ᾿Αναξαγόρας 
(der Titel ist ungeschickt; das Stück kam hierher, weil es den Mord 
des Tyrannen Hegesias von Ephesos berichtet); 50 Πίνδαρος; 
51 Θήρων. Auch diese sieben Kapitel sind gewils nicht zufällig hier 
zusammengeraten, sondern absichtlich vereinigt. Die wenigen Kapitel 
dagegen, welche noch folgen (52; 53; 54) und diejenigen, welche 
den Strategemen ganzer Volksstämme vorausgehen (cap. 1—12 ein- 
schliefslich) sind ohne besondere Auswahl und ohne einen eigent- 
lichen Plan hier eingeftigt, blofs um dem Buche den entsprechenden 
Umfang zu geben. 

Nach dem, was über die Komposition des Buches gesagt wurde, 
kann selbstverständlich von einer einheitlichen Quelle nicht die Rede 
sein. Daher sind insbesondere die den gröfseren, eben ausgeschiedenen 
Partien angehörigen Abschnitte an Wert sehr ungleich, ebenso auch 
die zur Ausfüllung des Buches zusammengetragenen. Wirklich merk- 
würdig ist in dieser Beziehung gleich cap. 1 'lácuv; denn trotz 
des nicht unbedeutenden Umfanges desselben ist auch nicht ein ὃ 
einer guten Quelle entnommen. $ 1 ist ganz allgemein gehalten und 


590 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


durch seine Übereinstimmung mit 5, 27 sehr verdächtig, immerhin 
aber ist er abzusondern von den folgenden sechs 88. Diese sind . 
nämlich aus einer und derselben Anekdotensammlung abgeschrieben, 
welche den Charakter des unter Aristoteles’ Namen gehenden Οἶκο- 
νομικός getragen hat; denn die ersten vier erzählen (zum Teil 
sich inhaltlich wiederholend, vgl. $ 4 und $ 5), wie Jason von 
Pher&, der, wie es scheint, häufig in Geldverlegenheit war, seine 
Mutter auf die lächerlichste Weise um Geld zu prellen wulste, 
die beiden folgenden ὃ 6 und $ 7, wie er es seinen Brüdern nicht 
besser machte. Hier ist wieder einmal der anekdotenhafte Charakter 
vollkommen klar. Das Lächerlichste an all diesen Erzählungen ist ᾿ 
nur die fortwährende Geldnot des Tyrannen einerseits und der nie, 
trotz aller Prellereien und Beschwindelungen nicht versiegende Reich- 
tum seiner Mutter und seiner Brüder andrerseits. Wer sollte es 
auch glauben, dafs die Mutter, die doch nachgerade die Absichten 
des Sohnes aus Erfahrung kennen gelernt haben mufste, so blind 
gewesen sein soll, sich immer wieder aufs neue anführen zu lassen 
und noch dazu in so plumper Weise. Die Anekdoten werden offen- 
bar so entstanden sein, dafs man allenfalls von Jason wufste, er 
habe einmal seine Verwandten geprellt und nun eine ganze Reihe 
launig erfundener derartiger Geschichtchen an seinen Namen kntipfte. 
— Weit verschieden von dem wertlosen cap. 1 dagegen ist cap. 2 
᾿Αλέξανδρος Φεραῖος. (Es ist wahrscheinlich, dafs Poly&n absicht- 
lich die Erzählungen von den beiden Tyrannen zusammengestellt hat.) 
Hier erzählt nämlich Polyän genau einer zusammenhängenden Über. 
lieferung folgend, und es lüfst sich bei eingehenderer Betrachtung 
noch erkennen, wie er hier gearbeitet hat. Wir haben nämlich aufser 
ihm noch den Bericht Diod. 15, 95. Dort wird unter dem Jahre 
361 erzählt, wie Athen nach der Schlacht von Mantinea von der 
Piratenflotte Alexanders von Pherä immer mehr belästigt wurde. Er 
batte dieselbe nach den Kykladen gesandt, mehrere Orte erobert und 
die Einwohner als Sklaven fortgeschleppt, worauf er auch nach der 
Insel Peparethos Söldner übersetzte und deren Hauptstadt belagerte. 
Die Athener kamen der verbündeten Insel dadurch zu Hilfe, dafs sie 
ihren Feldherrn Leosthenes mit einem Geschwader und Landungs- 
truppen den Peparethiern zu Hilfe schickten. Der Beginn der 
Operationen war auch günstig, die Belagerung wurde aufgehoben 
und die Flotte des Tyrannen so geschlagen, dafs sie, ohne die Söldner 
aufnehmen zu können, sich nach Pagasü zurückziehen mufste. In- 
zwischen suchte das so notgedrungen zurückgelassene Belagerungs- 
corps in Panormos, der südwestlichen Hafenstadt Schutz, und wurde 
hier von Leosthenes uud den Peparethiern zur Land- und Seeseite 
eingeschlossen. Hier setzen die beiden Erzählungen des Polyän 
ein, welche sich so eng an einander anschliefsen, dafs man sieht, 
sie sind von Polyän blofs um des Zweckes seiner Sammlung willen 
getrennt worden. Nur den Erfolg der Schlacht hat der Excerptor 


der Strategemensammlung Polyüns. 591 


zwischen beiden Stücken weggelassen; denn es heifst bei Diodor: 
oU μόνον γὰρ τοὺς ἀπεςταλμένους ἐν τῷ TTavópuw διέεωςεν ἐκ 
τῶν μεγίετων κινδύνων, ἀλλὰ καὶ τριήρεις ᾿Αττικὰς μὲν πέντε, 
μίαν δὲ Πεπαρηθίαν εἷλε καὶ «υμάτων ἐκυρίευςεν é£akocíuv. Doch 
läfst sich diese Angabe leichter vermissen; schlimmer ist es, dafs 
Polyän von dem ersten, bedeutenden Erfolge des Leosthenes gar 
nichts sagt, sondern gleich mit der Belagerung von Panormos be- 
ginnt. So kommt es, dafs wir den einleitenden Satz von $ 2: μετὰ 
τὴν ἐν Πεπαρήθῳ ναυμαχίαν EAricac Anwecdan τοὺς ᾿Αθηναίους 
ἀφυλάκτως μετὰ νίκην καὶ ἀμελῶς ἔχοντας absolut nicht verstehen, 
weil voraus nur von einer Niederlage die Rede ist. So viel aber ist 
gewils, dafs der knappe, aber in die zusammenhängende Überlieferung 
gut eingereihte Bericht Diodors und der ausführliche, aber aus der- 
gelben herausgerissene Bericht Polyäns sich hier einmal in erfreu- 
licher Weise gegenseitig ergänzen, und ich trage kein Bedenken, 
gerade deshalb die Excerpte bei Polyän auf Ephorus zurückzuführen. 
— Ein sehr sonderbares Stück ist cap. 3 ᾿Αθηνοκλῆς. Obwohl wir 
nämlich, von dem Namen abgesehen, keine nähere Angabe und 
also auch keinen Anhaltspunkt haben, um diese Belagerung irgendwie 
historisch zu fixieren, ist dieselbe doch mit einer theoretischen Ge- 
nauigkeit beschrieben, welche uns in seltsamem Gegensatze zu der 
sonstigen Unbestimmtheit zu stehen scheint. Und doch gibt es dafür 
eine befriedigende Erklärung. Rüstow und Köchly machen in ihrer 
Geschichte des -griechischen Kriegswesens 8. 208 die Bemerkung: 
„Polyän schrieb hier (d. h. 6, 3), wie schon Casaubonus bemerkte, 
den Taktiker Aeneas cap. 34 aus." Dals dies unrichtig ist, lehrt 
die einfache Thatsache, dafs einmal blofs der zweite Teil unseres 
Kapitels bei Aeneas sich findet, dann der Name Athenokles gar nicht 
vorkommt. Überhaupt haben die ungenannten Gegner des Athenokles 
zum mindesten ebensoviel Anspruch darauf, im Titel des Kapitels 
genannt zu werden als dieser; denn gut die Hälfte der hier mit- 
geteilten Belehrungen ist aus ihren Gegenmitteln abstrahiert. Wenn 
also auch Polyüns Erzählung nicht aus Áeneas genommen sein kann, 
80 liefert uns diese Parallelstelle doch einen Anhaltspunkt. Das 
Stück bei Polyän kann nur auf einen Taktiker zurückgehen, dem 
es beim Excerpieren keineswegs auf Namen und Örtlichkeit, sondern 
nur auf die genaue Wiedergabe des taktisch Wichtigen ankam; wir 
können ja an dem Taktiker Aeneas noch genau kontrollieren, wie 
derselbe ganze Stellen aus Herodot z. B. abschreibt, wenn ihr Inhalt 
für seine Zwecke brauchbar ist; eine solche Quelle also mufs dem 
Polyün auch hier vorgelegen haben. Dieses Ergebnis ist mir von 
Wichtigkeit für die Beurteilung von cap. 17, das ühnlichen Charakter 
trägt. — Cap. 4, 5, 6, 7, 12 werden besser später im Zusammen- 
hange mit dem vierten Buche besprochen, über cap. 8 lüfst sich 
in Ermanglung jeder anderen Nachricht nichts Nüheres sagen, 
selbst die Zeit kann nur durch die Regierungsdauer des Mausollos 


592 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


377—351 annähernd bestimmt werden. — Bezüglich des cap. 9 
Λεύκων wurde schon oben S. 473 bemerkt, dafs hier eine Inkonsequenz 
des Polyän vorliegt, deren er sich aber selbst wahrscheinlich nicht 
recht bewufst war; denn so gut er den Tlaıpıicädnc, den Sohn 
Leukons, in das siebente Buch verwies, hätte auch dieser selbst erstdort 
aufgeführt werden sollen. Das cap. 9 zerfällt in zwei Teile, $ 1 und 
8 2 einerseits, 8 3 und ὃ 4 andrerseits. ὃ 1 und 8 2 stammen 
nämlich, wie man durch Vergleich mit ähnlichen Abschnitten ganı 
gut erkennen kann, aus einer Sammlung, welche Strategeme finan- 
ziellen Inhalts bot. Dagegen gehen $ 3 und $ 4, die von Kämpfen 
Leukons mit den Herakleoten erzählen, auf bessere Quellen zurlick, 
ohne dafs wir jedoch im Stande wären, den Wert der beiden 88 zu 
prüfen. Selbst A. Schäfer, welcher in dem Aufsatze „Athenischer 
Volksbeschlufs zu Ehren der Söhne Leukons von Bosporus“ rhein. 
Mus. Bd. 33, 5. 418ff. eingehender von Leukon und seinen Söhnen 
handelt, kann die Nachrichten Polyäns einfach nur registrieren. Nur 
das mag noch bemerkt sein, dafs der Bericht von einem Kriege Leukons 
mit dem Rhodier Memnon 5, 44, 1 wahrscheinlich derselben Quelle 
entstammt wie die beiden zuletztgenannten Abschnitte von cap. 9. 

Wenn wir zu der sich bestimmt abhebenden Partie „Strategeme 
ganzer Völkerschaften‘“ übergehen, so ist natürlich so viel von vorn- 
herein sicher, dafs Polyän aus den verschiedensten Quellen zusammen- 
getragen hat, was wir hier vereinigt finden; so wurden bereits die 
Kapitel 18 als aus Herodot (vgl. oben S. 448), 19, 20, 21, 23 als 
aus Thukydides (vgl oben S. 523f) stammend nachgewiesen, 
während von cap. 16 einzelne Abschnitte aus den für sicilische 
Geschichte benützten Quellen entnommen sind (vgi. oben S. 519). 
Dafs aber auch Anekdotensammlungen und ähnliche schlechtere 
Quellen benützt worden sind, lehren gleich die ersten Abschnitte 
dieser Partie. cap. 13 fällt schon durch seinen Titel ᾿Αμφικτύονες 
auf; denn einmal bilden diese nicht einen eigenen Volksstamm, und 
dann gebührt eben das Verdienst der Erfindung der List dem Eury- 
lochos, unter dessen Namen sie auch hätte erzählt werden sollen (der 
hier genannte Eurylochos war Anführer der vereinigten Macht der 
Thessaler)  Merkwürdig ist auch die Abweichung von den übrigen 
Berichten; denn bei Front. 3, 7, 6 wird als Urheber der List 
Kleisthenes von Sikyon genannt, eine Notiz, welche mit Poly&n 
3, 5 stimmen würde; bei Paus, 10, 37, 7 dagegen wird Solon als 
derjenige erwähnt, der auch diese zweite List gegen die Kirrhäer 
zur Anwendung gebracht habe (εὑρέθη xai ἕτερον τῷ (όλωνι có- 
qicua ἐς τοὺς Κιρραίους). Unter solchen Verhältnissen glaube ich auf 
den Wert der Erzählung Polyüns nicht besonders viel geben zu sollen. 
— Noch anekdotenhafter ist das folgende cap. 14 Cauvirai, das 
mit dem sich anschliefsenden 15. Καμπανοί ganz offenbar aus einer 
Sammlung herübergenommen ist; denn beide behandeln denselben 
Stoff und beginnen auch mit demselben allgemeinen Satze: 


der Strategemensammlung Polyäns. 693 


14: Cauvitaı πρὸς πολεμίους ὅρκους ἐποιήςαντο 

15: Καμπανοὶ ς«πονδὰς ἐποιήςαντο πρὸς τοὺς πολεμίους. 

Endlich sei nicht unbemerkt gelassen, dafs die beiden Stücke 
in derselben Ordnung neben einander wieder einen Platz gefunden 
haben in den Excerpten der codd. ὑποθέςεων des Polyän, und zwar 
in einem Abschnitt περὶ ὅρκων. So mag auch das Kapitel der 
Sammlung betitelt gewesen sein, aus welchem Polyün sie entnahm. 
Auch verraten die erzählten Tüuschungen eine so lächerliche und 
abgeschmackte Spitzfindigkeit, wie sie wohl als Produkt rhetorischer 
Übungen in den Schulen erdichtet werden konnte, in Wirklichkeit 
&ber nimmer vorgekommen sein kann. Auch wird der geringe Wert 
dieser beiden Abschnitte dadurch so recht klar, dafs unmittelbar 
darauf das umfangreiche cap. 16 mit trefflichen Excerpten aus sici- 
lischen Geschichtsschreibern folgt. Über diese wurde bereits auf 
Seite 519—521 gesprochen. Dafs sie nicht alle aus derselben Quelle 
stammen, lehrt der letzte S, welcher sich auf die Kämpfe der Karthager 
mit den Rómern bezieht. Meines Wissens hat man unsere Stelle noch 
nicht mit Polybius 1, 21 in Verbindung gebracht, obschon ein 
Vergleich beider sehr interessant ist. Bei Polybius wird nämlich 
zum Jahre 504 der Stadt berichtet: Eine neue Flotte war gebaut 
und ausgerüstet worden, die im Frühjahr in die See ging. Den Be- 
fehl hatte Γναῖος Κορνήλιος. Dieser hatte den einzelnen Kapitänen 
Befehl gegeben, längs der Küste von Italien hinzusegeln und zwar 
ὡς ἐπὶ τὸν πορθμόν, er selbst aber war mit 16 Schiffen um mehrere 
Tage früher abgefahren und steuerte nach Messene, und zwar wie 
Polybius angibt croubóáZuv τὰ κατεπείγοντα πρὸς τὴν χρείαν 
παραςκευάςαι τῶ cröAw. Allein er gelangte nicht dazu: προςπε- 
ςούεης δ᾽ αὐτῷ πράξεως ἐκεῖ περὶ τῆς τῶν Λιπαραίων πόλεως 
δεξάμενος τὴν ἐλπίδα προχειρότερον τοῦ δέοντος ἔπλει ταῖς 
προειρημέναις vauci xai καθωρμίεθη πρὸς τὴν πόλιν. ὁ δὲ τῶν 
Καρχηδονίων crpacnyöc ᾿Αννίβας, ἀκούςας ἐν τῷ Πανόρμῳ τὸ 
γεγονὸς ἐξαποςτέλλει Βοώδη τῆς Yepouciac ὑπάρχοντα, ναῦς 
εἴκοςι δούς᾽ ὃς ἐπιπλεύςας νυκτὸς ἐν τῷ λιμένι ευνέκλειςε τοὺς 
περὶ τὸν Γναῖον. ἡμέρας δὲ ἐπιγενομένης τὰ μὲν πληρώματα 
πρὸς φυγὴν ὥρμηςεν εἰς τὴν γῆν, ὁ δὲ Γναῖος ἐκπλαγὴς τενό- 
μενος καὶ ποιεῖν ἔχων οὐδὲν τέλος παρέδωκεν αὑτὸν τοῖς πολε- 
μίοις. Hierauf fuhren die karthagischen Schiffe samt den erbeuteten 
römischen nach Panormos zu Hannibal zurück. Und nun hebt 
Polybius in seiner weiteren Erzählung ausdrücklich hervor: μετ᾽ 
οὐ πολλὰς δ᾽ ἡμέρας, οὕτως évaproüc ὄντος καὶ προςφάτου τοῦ 
περὶ τὸν Γναῖον ἀτυχήματος, παρ᾽ ὀλίγον αὐτὸς ᾿Αννίβας εἰς 
τὸ παραπλήειον ἁμάρτημα προφανῶς évémecev. Hannibal 
nämlich nahm gleichfalls nur eine Abteilung seiner Gesamtflotte 
und fuhr der an der italischen Küste heruntersegelnden römischen 
entgegen, um Stärke und Ausrüstung derselben kennen zu lernen, 
sliefs aber bei der Umsegelung der Stdspitze Italiens so plötzlich 


δ94 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


auf sie, dafs er die meisten seiner Schiffe verlor und mit den übrigen 
schleunigst das Heil in der Flucht suchen mufste. So Polybius. 
Zwei Punkte in der Erzählung desselben stimmen auffallend mit 
der Polyäns: 1) dafs Trennung des Ganzen das Verderben des 
rümischen Feldherrn war, ein Fehler, in den ja, wie Polybius aus- 
drücklich hervorhebt, bald darauf auch Hannibal verfiel, 2) dafs 
diese Trennung dadurch veranlaíst wurde, dafs der römische Fald- 
herr durch eine verlockende Aussicht sieh bestimmen liefs, nach 
Lipara zu segeln. Hier glaube ich muís man beide Erzählungen 
kombinieren; denn die ganze Ausdrucksweise des Polybius läfst mit 
Sicherheit annehmen, dafs der Römer hier in eine ihm gestellte Falle 
ging (vgl. προςπεςούεης δ᾽ αὐτῷ πράξεως — δεξάμενος τὴν 
ἐλπίδα προχειρότερον τοῦ δέοντος), und Polyäns Bericht 
wird wohl das Richtige enthalten, dals die Karthager selbst es waren, 
welche den römischen Feldherrn zu verlocken wuísten. So weit also 
herrscht Übereinstimmung. Hinsichtlich des Ausganges der Unter- 
nehmung aber weichen beide Darstellungen wesentlich von einander 
ab. Während nach Polybius C. Cornelius, ringsum eingeschlossen, 
sich notgedrungen den Feinden ergeben muls, berichtet Polyän, die 
Karthager hätten ihn nach vorausgegangenen Eidschwüren zu einer 
Zusammenkunft mit ihrem angeblich kranken Führer veranlafst, 
dabei hinterlistig gefangen genommen und alsdann auch der Schiffe 
ohne Führer sich bemächtigt. Soll man etwa annehmen, dies sei 
willkürliche Erfindung des Strategemensammlers, welcher zur ersten 
List der Karthager eine zweite fügen wollte? In der That würde 
man dies gegenüber der klaren und sachlichen Darstellung des 
Polybius glauben, wenn nicht glücklicherweise ein zufällig erhaltener 
Satz aus Livius, periocha libri XVII, auf den mich die Unter- 
suchung über die Glaubwürdigkeit des Berichtes Polyüns führte, 
uns eines Besseren belehrte. Eingangs dieser Periocha heifst es 
nämlich: Cn. Cornelius consul a classe Punica circumventus 
et per fraudem velut in colloquium evocatus, captus est. 
Dieser Satz erhült aber nun umgekehrt durch unsere Polyünstelle 
eine erfreuliche Beleuchtung und unsere Stelle eine bisher nicht 
berücksichtigte Bedeutung für die Quellenforschumg des Livius in 
einem der verlorenen Bücher: Livius hat in der fraglichen 
Partie aus dem ersten punischen Kriege den Polybius 
nicht benützt. Wenn nun die historische Wahrscheinlichkeit der 
beiden Berichte näher ins Auge gefafst werden soll, so scheint mir 
so viel klar zu sein, dafs die Erzählungen des Polyän und Livius 
auf eine römische oder wenigstens römisch gesinnte Quelle zurlick- 
gehen, die natürlich an den Karthagern kein gutes Haar lassen wollte 
und deshalb auch die Gefangennahme des Cn. Cornelius als ein 
neues Beispiel der perfidia Punica, als hinterlistigen Eidbruch dar- 
stellte (vgl. den starken Ausdruck τὸν ὕπατον ἐξικετεύςαντες, 
εἰρήνην cmeicavrec καὶ ὅρκους bóvrecl). Römische Autoren 


der Strategemensammlung Polyüns. 595 


hat Poly&än von Sueton abgesehen nicht benützt, an Livius selbst 
als Quelle ist also nicht zu denken. Daher vermag ich eine be- 
stimmte Ansicht über den Autor, aus dem diese Stelle entnommen 
ist, vorläufig nicht aufzustellen und begnüge mich, auf ihren Wert 
und ihre Wichtigkeit hingewiesen zu haben. So zerfällt also das 
wichtige cap. 16 in zwei Teile: der erste, 88 1—3, ist den Quellen 
der sicilischen Geschichten entnommen, der zweite, SS 4 und 65, da- 
gegen einer andern, aber gleichfalls zusammenhängenden r- 
lieferung; denn daís die sämtlichen SS nicht etwa aus einer 
Quelle stammen können, lehrt der Umstand, dafs 88 3 und 4 zeitlich 
um etwa 100 Jahre auseinanderliegende Ereignisse erzühlen. — 
Cap. 17 ᾿Αμπρακιῶται behandelt die Belagerung der Stadt Ambrakia 
unter M. Fulvius Nobilior 189 v. Chr. Hierzu ist uns der Bericht 
des Polybius erhalten (Polyb. 21, 23 und 24) und fast wörtlich daraus 
entnommen der des Livius 38, 7. Die Erzählung Polyüns stimmt aller- 
dings ziemlich genau mit der des Polybius, und man kann wohl mit 
Wölfflin der Meinung sein, dafs Polyün diesen hier vor sich gehabt 
babe. Allein, da die Spuren desselben bei unserem Autor doch ver- 
hältnismäfsig dürftig sind, so möchte ich auf das oben S. 591 zu cap. 3 
Bemerkte hinweisen. Eine 80 eingehende Schilderung einer Be- 
lagerung wie diese mufste frühzeitig besonders taktischen Schrift- 
stellern oder gar solchen, die speciell ΠΠολιορκητικά schrieben, auf- 
fallen und deshalb häufig excerpiert werden. Dals dies abgesehen 
von der Vernachlässigung des historischen Zusammenhanges mit 
solcher Genauigkeit geschah, darf uns nicht Wunder nehmen; denn 
gerade darauf beruhte in diesem Falle der Wert des Excerptes. 
Diese Ansicht findet hauptsächlich durch die Art und Weise der Über- 
lieferung der Polybiusstelle ihre Bestätigung. Dieselbe ist nämlich 
erhalten bei dem Taktiker Hero Poliorc. p. 324 und 325ff., aber 
auch auíserdem noch in einem Sammelcodex, welcher den Titel trägt 
ἸΤολιορκητικὰ καὶ πολιορκίαι διαφόρων πόλεων, dessen Inhalt von 
C. Wescber unter dem Titel ,Poliorcétique des Grecs" 1867 ver- 
öffentlicht worden ist. Demnach möchte ich annehmen, dafs auch 
unsere Erzählung bei Polyän nicht direkt aus Polybius, sondern aus 
einem taktischen Schriftsteller oder einer anderen derartigen Samm- 
lung herrührt, die sich, der theoretischen Wichtigkeit des Ganzen ent- 
sprechend, möglichst genau an Polybius angeschlossen hatte. 

Noch zeigt auch cap. 22 Aoxpoi ziemlich genaue Überein- 
stimmung mit Polyb. 12, 6, allein auch hier glaube ich nicht an 
direkte Benützung dieses Historikers seitens Polyäns. Polybius erzählt 
die anekdotenhafte Geschichte gelegentlich des zweiten punischen 
Krieges und der Eroberung von Lokroi durch die Römer, aber mehr 
als Episode. Wenn wir auch das -12. Buch nur mehr in Gestalt 
von Excerpten erhalten haben, so sind diese doch gerade hier zahl- 
reich genug, um uns erkennen zu lassen, dafs Polybius hier.für die 
älteste Geschichte von Unteritalien hauptsächlich den Timäus be- 

Jahrb. f. class. Philol Suppl. Bd. XIV. 39 


δ08 1. Melber: Über die Quellen und deu Wert 


nützt, wenn.er auch mit grofser Heftigkeit gegen ihn polemisiert. 
Nun sahen wir bei den Untersuchungen tiber die Quellen der sicili- 
. schen Geschichten Polyäns, dafs dieser neben Philistus den Timäus 
häufig direkt excerpiert hat. Demnach wird, wenn diese Anekdote auf 
eine zusammenhängende Überlieferung zurtickgeführt werden darf, 
eher an Timäus als an Polybius als Quelle gedacht werden miissen. 
— Cap. 24 hat man vermutungsweise auf Charon von Lampsakns 
zurfickgeführt. Mit gröfserer Zuversicht noch hat Sohmidt, Perikl. 
Zeitalter II, 8.120 und 121 die Herstammung aus Charon behauptet, 
dabei aber seiner eigenen Ansicht gleich selbst wieder jeden Halt 
geraubt, indem er bezüglich der Stelle Polyän 8, 37, deren Inhalt bei 
Plut. de virt. mulier. cap. 18 als aus Charon stammend bezeichnet 
ist, bemerkt, an eine Hertibernahme aus Plutarch könne hier wegen 
der vielen Abweichungen und der durchweg verschiedenen Formu- 
lierung nicht gedacht werden, sondern nur an eine Entlehnung aus 
Charon selbst, oder, was wahrscheinlicher ist, aus einem der 
vielen Florilegien. Dies findet wohl auch für unsere Stelle 6, 24 
Anwendung. Ich sehe, dafs auch Meltzer neuerdings gegründete 
Zweifel über die Benützung des Charon durch Poly&n &ufsert. Denn 
er bemerkt in der Geschichte der Karthager S. 491 gelegentlich der 
Philünensage: „Eine durchaus sachgemüíse Kritik derselben gibt 
H. Middendorf, über die Philänensage u.s. w., Münster (Progr.) 1853. 
Hier sind auch die Analogien (Lampsakus nach Polyän 6, 24 = 
Charon von Lampsakus (?), Glarus, Ankum u. 8. w.) ausführlich be- 
leuchtet." Das allerdings wird zugegeben werden müssen, dafs das 
in cap. 24 Überlieferte ursprünglich auf Charon zurückgeht; denn 
in seinem Werke ὧροι Λαμψακηνῶν mufste diese Erzählung wohl 
vorkommen; aber direkt wird Polyän nicht daraus geschöpft haben. 
— Über die noch folgenden spärlichen Reste, welche uns die codd. 
ὑποθέςεων aus der grofsen Lücke des 6. Buches erhalten haben, 
läfst sich nichts Näheres sagen. Nur so viel scheint die verall- 
gemeinerte Fassung in cap. 27, 1 noch erkennen zu lassen, dafs es 
sich hier um die Manöver des Lysander vor der Schlacht von Ägos- 
potamoi handelt, aber die Darstellung ist offenbar einer schlechten 
Quelle entnommen. Die spärlichen Reste des cap. 38 ᾿Αννίβας 
müssen im Zusammenhang mit den Quellen der römischen Geschichte 
bei Poly&n behandelt werden, über die beiden Abschnitte des cap. 41 
᾿Αμίλκας, 88 1 und 2, welche verhiültnismüfsig guten sicilischen 
Quellen entnommen sind, wurde bereits auf S. 519f. gesprochen. 
Mit cap. 45 folgt ein neuer Teil, welcher Tyrannengeschichten 
enthält und manches Auffallende zeigt. So ist es in hohem Grade 
merkwürdig, dafs, nachdem Polyün unter 6, 2 zwei ausführliche Er- 
zählungen aus sehr guter Quelle über Alexander von Pherä gebracht 
hat, jetzt auf einmal in cap. 46 ganz selbständig eine andere Erzählung 
von demselben thessalischen Tyrannen erscheint; denn dartiber, dafs 
᾿Αλέξανδρος Θετταλός mit dem ᾿Αλέξανδρος Φεραῖος identisch ist, 


der Strategemensammlung Ῥοϊγβὰσ. 597 


kann doch kein Zweifel bestehen, zumal wir gelegentlich der Be- 
sprechung von 6, 2 (vgl. oben 8. 590) sahen, wie gefürchtet der Tyrann 
und seine Flotte nach der Schlacht bei Mantinea waren. Daraus er- 
gibt sich aber für die Quellenfrage folgendes: 1) Die Abschnitte 6, 2 
und 6, 46 entstammen verschiedenen Quellen; 2) in der Quelle, 
welche Polyän für 6, 46 vorlag, fand er als einzige bestimmte Angabe 
᾿Αλέξανδρος Θετταλός und sein historisches Wissen reichte natürlich 
nicht so weit, dals er erkannte, es müsse dies derselbe Alexander 
sein, von dem er schon 6,2 erzählt hatte. Jedenfalls ist daher cap. 46 
einer ganz geringwertigen Quelle entnommen. — Cap. 47 stammt 
aus Herodot. — Cap. 48 ist gleichfalls gut beglaubigt durch die 
Überlieferung Diodors 16, 52, 184. König Artaxerxes Ochos hatte 
nämlich nach der Wiedereroberung Ägyptens dem Rhodier Mentor, 
um ihn für seine ausgezeichneten Dienste zu belohnen, die Statt- 
balterschaft über das Küstenland von Kleinasien und den Oberbefebl 
im Kriege gegen die abtrünnigen kleineren Machthaber jener Gegend 
übertragen. Dieser Mentor eröffnete seine Unternehmungen mit 
einem Anschlage auf Hermias, den Tyrannen von Atarneus, den be- 
kannten Jugendfreund des Aristoteles, und bemüchtigte sich seiner 
Person. Dies ist bei Polyän kurz durch die einleitenden Worte 
Ἑρμείου κρατήςας ausgedrückt. Diodor berichtet darüber 16, 52, 6: 
ἐπαγγειλάμενος δ᾽ αὐτῷ πείςειν τὸν βαειλέα [xol] τῶν ἐγκλημάτων 
ἀπολῦςαι, ευνῆλθεν εἰς λόγους xai παρακρουςάμενος αὐτὸν cuvé- 
λαβε. In der Erzählung der nun folgenden List, wodurch die dem 
Hermias unterthänigen Städte ohne Schwertstreich gewonnen wurden, 
stimmt Diodor mit Polyün überein. Er fährt fort: xupıeucac δὲ 
τοῦ δακτυλίου καὶ γράψας εἰς τὰς πόλεις ὅτι διήλλακται τῷ 
Bacıkei διὰ Μέντορος καὶ cppayıcauevoc τὰς ἐπιςτολὰς τῷ τοῦ 
᾿Ἕρμείου δακτυλίῳ, ευνεξέπεμψε τοὺς παραληψομένους τὰ χωρία. 
οἱ δ᾽ ἐν ταῖς πόλεει πιςτεύςαντες τοῖς γεγραμμένοις καὶ τὴν 
εἰρήνην ἀγαπητῶς προςδεξάμενοι παρέδωκαν πάντες τὰ φρούρια 
καὶ τὰς πόλεις. Demnach ist die Erzählung Polyäns dadurch in 
ungeschickter Weise verkürzt, dafs wir nichts über den Inhalt der 
Briefe erfahren und also auch nicht recht begreifen können, was die 
Unterthanen des Hermias veranlafst hat, so rasch ihre festen Plätze 
zu übergeben. Die Überlieferung aber, die den Berichten des Poly&n 
sowohl als des Diodor zu Grunde liegt, ist jedenfalls die des Ephorus. 
— Cap. 49 gehört zur Alexandergeschichte. — Cap. 50 wurde bereits 
auf S. 450 besprochen. — Incap.51 aber sahen wir(vgl. 8.520) dasselbe 
eigentümliche Verhültnis wie in cap. 46, indem hier noch einmal der 
Tyrann Theron von Akragas erscheint, obwohl bereits 1, 28 von 
demselben erzählt worden war. Dieser Umstand beweist natürlich 
auch hier wieder, dafs die beiden Stellen verschiedenen Quellen ent- 
nommen sind, und zwar könnte 6, 51 möglicherweise aus einer Samm- 
lang untergeordneter Art stammen, wie cap. 46, wenn nicht die 
genauen Angaben es wahrscheinlich machen würden, dafs wir es 
89" 


598 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


mit einem Excerpt aus guter Quelle zu thun haben. Da Polyän 
für die sicilische Geschichte mehrere Autoren benützte, so ist 68 
ja auch ganz gut denkbar, dafs er nur infolge seiner geringen histo- 
rischen Kenntnisse und seiner Flüchtigkeit einen Abschnitt, der sich 
eigentlich an 1, 28 hätte anschliefsen sollen, hier selbständig auf- 
führt. 

Es folgen nun noch drei zusammenhanglos angereihte Abschnitte, 
welche ganz geringen Wert haben. Besonders die lächerliche Ge- 
schichte des cap. 52 Cicupoc, die uns auf einmal aus der histo- 
rischen Zeit weit zurück in die mythische und in das Heroenzeitalter 
führt, ist einfach einer Anekdotensammlung entnommen. (Die Fabel 
201 des Hygin läfst sich damit vergleichen.) — Auch cap. 53 
“Ayvwv hat keinen historischen Wert; denn wir haben als Kontrolle 
den Bericht des Thukydides 4, 102. Dieser erzählt, dafs der erste 
Versuch einer Ansiedelung an diesem wichtigen Punkte bereits von 
Aristagoras von Milet gemacht worden war, als derselbe vor Darius 
hatte flüchten müssen, aber die Edoner hatten ihn verdrängt. 
32 Jahr später, d. h. 465 v. Chr., versuchten es die Athener mit 
10000 Kolonisten, allein diese fielen bei Drabeskos unter den 
Streichen der Thracier. Erst nach Verlauf von weiteren 28 Jahren 
gelang die Kolonisation durch Hagnon, den Sohn des Nikias, i. J. 437. 
Dieser vertrieb die Edoner und kolonisierte den Platz, der früher 
’Evvea ὁδοί hiels. Und zwar war der Ausgangspunkt der Unter- 
nehmung Eion, das alte Emporion der Athener an der Mündung 
des Strymon, 25 Stadien von der Stätte des späteren Amphipolis 
entfernt. Den Namen Amphipolis gab Hagnon der Stadt deswegen, 
weil sie, auf beiden Seiten vom Strymon umflossen, Festland und 
Meer beherrschte. Der vorstehende Bericht des Thukydides, der ja 
Zeitgenosse dieser Ereignisse war und vermöge seiner Besitzungen in' 
jener Gegend und als Flottenbefehlshaber an der Strymonmtndung 
während des Krieges die Verhältnisse so gut kennen mufste wie 
nur einer, kann natürlich in keiner Weise angezweifelt werden. Wie 
verhält sich dazu die Erzählung Polyüns? Nach dessen Bericht holte 
Hagnon auf Geheils des Orakels die Gebeine des Rhesos aus der 
Troas, bewog hierauf die Barbaren, welche ihm den Übergang über 
den Strymon wehren wollten, durch den Abschlufs eines dreitägigen 
Waffenstillstandes zum Abzuge, ging bei Nacht über den Flufs, ver- 
grub die Gebeine und verschanzte sich. Als nun die Barbaren nach 
3 Tagen zurückkehrten und sich über Verletzung des Vertrages be- 
schwerten, erklärte er, er habe denselben nur auf Tage und nicht auch 
auf Nächte abgeschlossen. Auf diese Weise, schliefst Polyän, koloni- 
sierte Hagnon den Platz und nannte ihn Amphipolis (also wegen 
der listigen Zweideutigkeit seines Vertrages; denn deshalb hat 
die Erzählung bei Polyän Aufnahme gefunden). Wenn man sich 
nun nach Polyän den Weg des Hagnon vergegenwärtigt, so hätte 
derselbe von dem jenseitigen Ufer des Strymon herkommen müssen, 


der Strategemensammlung Polyäns 599 


zum Teil das Gebiet der Edoner durchziehend, was doch üufserst 
unklug gewesen wäre und dem Berichte des Thukydides geradezu 
widerspricht. Somit ist es aufser allem Zweifel, dafs diese ganze 
Geschichte erst eine spätere Erfindung ist, um den Namen Amphi- 
polis, den man nicht verstand oder verstehen wollte, mit der bei 
solchen lächerlichen Etymologien gewöhnlichen Spitzfindigkeit zu 
erklären. Überdies wird die List, dafs einer auf so und so viel Tage 
einen Vertrag schliefst und hinterlistig genug davon die Nächte 
ausnimmt, noch mehrmals bei Polyän erzählt. Dies alles läfst uns 
in cap. 53 das Excerpt einer ganz schlechten Quelle, möglicher- 
weise blofs einer Sammlung erkennen. — Über cap. 54 lüfst sich 
beim Mangel anderweitiger Nachrichten Bestimmtes nicht anführen, 
doch ist das Geschichtchen an sich gleichfalls eher aus einer Anek- 
dotensammlung denn aus einer zusammenhängenden Überlieferung 
entnommen. 

Nach den bisher angestellten Untersuchungen mufs unser End- 
urteil über das sechste Buch Polyüns nicht besonders günstig lauten. 
Für den Zweck, dem er dasselbe widmen wollte, Strategeme ganzer 
Volksstämme oder Städte zu erzählen, fand er zu wenig Stoff, infolge 
davon mufste er zunächst einen Abschnitt über afrikanische Feld- 
berren und, als auch dieser nicht ausreichte, eine Reihe von Tyrannen- 
geschichten hinzufügen. Aber trotzdem war der normale Umfang 
des Buches noch nicht erreicht. So sah er sich genötigt, noch eine 
grófsere Anzahl von Kapiteln planlos aufzunehmen. Es gilt daher 
von diesem Buche entschieden das, was schon auf S. 450 bemerkt 
wurde, dafs es eine bunte Musterkarte von allen möglichen Er- 
zählungen sei. Von einer einheitlichen Quelle ist nicht entfernt die 
Rede, und die in Betracht kommenden Quellen sind, soweit sie sich 
genauer bestimmen lassen, äufserst ungleich, so dafs neben trefflichen 
Excerpten (vgl. cap. 16) die gewöhnlichsten Anekdoten, irgendeiner 
schlechten Sammlung entnommen, stehen. Da die Zahl der letzteren 
eine ziemlich betrüchtliche ist, so wird das Urteil aufrecht zu halten 
sein, dafs nächst dem dritten Buche Polyäns das sechste den ge- 
ringsten historischen Wert hat. 


Kapitel VIL 
Die Alexander- und Diedochengeschichte bei Polyün. 


Der Umstand, dafs Polyän von Geburt Macedonier war, mag ihn 
veranlafst haben, die Geschichte der Macedonier mit besonderer Vor- 
liebe zu behandeln und ihr ein ungewóhnlich umfangreiches Feld in 
seinem Werke einzuräumen; denn nicht nur, dals er ihr das vierte 
Buch ausschliefslich gewidmet hat, er hat auch, wie wir sahen, Ab- 
schnitte daraus auf die übrigen Bücher mit Ausnahme des ersten 


600 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


verteilt: auf das zweite die von Doriern handelnden, auf das dritte 
die auf Athener, auf das siebente die auf Barbaren, auf das achte 
die auf Frauen bezüglichen, während im fünften und sechsten eine 
Reihe von Kapiteln untergebracht worden sind, welche sich auf 
Griechen, die nicht Dorier oder Athener sind, beziehen. Daís Polyän 
bei einem so bedeutenden Überwiegen dieser Partie vor anderen auch 
besonders gute und ausführliche Quellen benutzt haben wird, ist 
von vornherein zu vermuten und wird sich im Folgenden auch be- 
weisen lassen. Auf diesen Teil der Sammlung Polyäns bezieht sich 
auch zumeist das beachtenswerte. Wort Niebuhrs in den kleinen 
Schriften I, 454: „Poly&nus, ein Schriftsteller, welcher einen Schatz 
von Nachrichten, die nur auf Anordnung warten, erhalten hat." Dieser 
Wunsch Niebuhrs, daís die vielen, oft sehr wertvollen Notizen des 
Macedoniers in einer zusammenhängenden Überlieferung Platz finden 
möchten, ist bis jetzt für die eine oder andere Partie derselben be- 
reits in Erfüllung gegangen, für keine aber besser als für die vor- 
liegende in dem meisterhaften Werke Droysens, Geschichte des 
Hellenismus in den drei Teilen: Geschichte Alexanders des Grofsen, 
Geschichte der Diadochen, Geschichte der Epigonen (2. Aufl. 1877 —78). 
Dadurch wird jedem, welcher die zerstreuten Abschnitte Polyüns 
hinsichtlich ihres historischen Wertes und ihres chronologischen 
Verhältnisses zu einander sichten und ordnen will, eine wesentliche 
Erleichterung und Förderung geboten, so dafs es bei einer Reihe von 
Kapitela genügt, einfach auf Droysen zu verweisen. Daher kann es 
auch im Folgenden nicht meine Absicht sein, über den historischen 
Zusammenhang eines jeden einzelnen ὃ zu sprechen, sondern 
die Untersuchung wird sich hauptsächlich auf drei Punkte zu er- 
strecken haben. 1) Diejenigen welche in neuerer Zeit die Behauptung 
aufstellten, dafs alle Nachrichten Polyäns, abgesehen von Stücken 
aus Florilegien etc., auf eine einzige Quelle zurückzuführen seien, haben, 
besonders zuletzt Schirmer, sich darauf beschränkt, aus einer ver- 
hältnismäfsig kleinen Partie ihre Schlüsse zu ziehen und diese auf das 
Ganze anzuwenden, aber namentlich das erste Buch, welches Schirmer 
zu diesem Zwecke verwendete, war weniger geeignet als andere, 
weil ihm gerade zum grofsen Teil die einheitliche Überlieferung des 
Ephorus zu Grunde liegt. Daher wird es Aufgabe unserer Unter- 
suchung sein, gerade an dem vierten Buche und den einschlägigen 
Abschnitten der übrigen Bücher zu zeigen, dafs von einer einzigen 
Quelle bei Poly&n eben nicht die Rede sein kann. 2) In einer Partie, 
welche so vorzügliche Nachrichten enthält, müssen die hin und 
wieder zerstreut auftretenden Excerpte aus schlechten Quellen um 
so mehr auffallen. Diese aufzusuchen, nachzuweisen und auszuscheiden, 
wird daher gleichfalls die folgende Betrachtung bemüht sein müssen. 
3) Endlich ermüglicht eine Zeit lang die Vergleichung mit Diodor 
und die der einzelnen Kapitel unter sich, besser als anderswo zu 
erkennen, wie Polyün gearbeitet hat, ohne Rücksicht auf historischen 


der Strategemensammlung Polylne. 601 


Zusammenhang oder auf historische Treue, einzig den Zweck seiner 
Sammlung im Auge. 

Da ich tiber die Quelle des cap. 1, welches von dem alten 
macedonischen Könige Argäus aus dem 7. Jahrhundert handelt, 
nichts Bestimmtes anzugeben vermag, so gehe ich sogleich zu dem 
umfangreichen cap. 2 Φίλιππος tiber. Dafs über diesen vielgenannten 
Macedonierkönig eine grofse Menge von Aussprüchen, Anekdoten 
und Geschichtchen im Umlaufe war, sehen wir schon aus den 
Apophthegmensammlungen, die unter Plutarchs Namen gehen. Da- 
her ist zu vermuten, dafs auch unser Kapitel eine Reihe von Ab- 
schnitten enthält, die aus derartigen Anekdotensammlungen geflossen 
sind. Dies ist auch in der That der Fall. So ist gleich 8 1 einer 
solchen Quelle entnommen; denn die Excerpte anderer Autoren 
beweisen uns, dals im Altertume eine Reihe von Anekdoten im Um- 
laufe waren, welche sich auf die strenge Disciplin im Heere Philipps 
bezogen; so haben wir gleich in $ 3 dieselbe Art von Erzählung. 
Dazu kommen mehrere Notizen bei Aelian. v. h. 14, 48: ᾿Αφθόνη- 
τον τοῦν ἐμαςτίγωςεν, ὅτι τὴν τάξιν ἐκλιπὼν ἐξετράπετο τῆς 
ὁδοῦ διψήςας καὶ παρῆλθεν ἐς πανδοκέως, oder ebenda: καὶ 
᾿Αρχέδαμον ἀπέκτεινεν, ὅτι προςτάξαντος αὐτοῦ ἐν τοῖς ὅπλοις 
ςυνέχειν ἑαυτὸν 6 δὲ ἀπεδύςατο. Ferner handelt von der Strenge 
des Philipp in dieser Beziehung Front. 4, 1, 6, so dafs wir tiber 
den anekdotenhaften Charakter von $ 1 und 8 3 nicht mehr im 
Zweifel sein können. — ὃ 2 bezieht sich auf die Schlacht von 
Chäronea, allein wir erfahren daraus nichts, was für den Gang der 
Sohlacht von Wichtigkeit wäre, sondern nur einen Ausspruch Philipps. 
Dabei bietet der S auch sonst noch Bemerkenswertes. Während 
nämlich Polyän hier dem athenischen Feldherrn Stratokles (übrigens 
war dieser nicht der einzige, sondern es befehligten Stratokles, Ly- 
sikles und Chares, und Diodor hebt ausdrücklich den letztgenannten 
als πρωτεύων hervor 16, 85, 7) den übermütigen Ausruf zu- 
schreibt: ‘ob χρὴ ἀποςτῆναι προςκειμένους, ἕως ἂν τοὺς πολεμίους 
κατακλείςωμεν εἰς Maxedoviav’, lesen wir 8, 40: Τιμόκλεια 
Θηβαία Θεαγένους ἀδελφὴ τοῦ παραταξαμένου Φιλίππῳ περὶ 
Χαιρώνειαν, ὃς καὶ πρὸς τὸν Eußoncavra, "Mexpı ποῦ διώκεις; 
ἀπεκρίνατο, Μέχρι τῆς Μακεδονίας. Dies ist offenbar derselbe 
Ausruf, nur in etwas veränderter Form, aber wir können aus den 
beiden Stellen schliefsen, dals wohl eine derartige Erzählung im 
Umlaufe war, daís aber nicht feststand, wem jener Ausruf zu- 
zuschreiben sei. Nun haben wir auch noch in $ 7 eine allerdings 
kurze und schlechte Duplette zu ὃ 2; denn der Kernpunkt beider 
S8 ist derselbe: Philipp erkennt rasch den Fehler der Athener, den 
sie durch ihr ungestümes und heftiges Vordringen begehen. Diese 
Unvorsichtigkeit kennzeichnet in $ 2 der Ausruf des Stratokles, 
während es in $ 7 kürzer heifst yıyvuckwv τοὺς μὲν ᾿Αθηναίους 
ὀξεῖς καὶ ἀγυμνάςτους etc. Philipp weicht also langsam und ge- 


609 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


schlossen zurück, während die Athener in ihrer Hitze sich ermüden 
und ibre Reihen lösen (ἐπὶ πόδα ἀνεχώρει ευνεεπαςμένην ἔχων τὴν 
φάλαγτα καὶ ἐντὸς ὅπλων πεφυλαγμένος ist offenbar nicht ver- 
schieden von ἐπὶ πολὺ τὴν παράταξιν ἐκτείνας ταχέως TrapeAuce 
τοὺς ᾿Αθηναίους.). Demgemäfs erkenne ich auch in diesen beiden Ab- 
schnitten Excerpte irgend einer geringwertigen Sammlung, mögen sie 
auch ursprünglich auf einer guten historischen Überlieferung fulsen. — 
Auch die in $4 erzählte Überlistung einer thracischen Stadt, welche 
in die thracischen Feldzüge 342—339 fallen muls, ist eine ganz ge- 
wöhnliche Anekdote, die noch dazu in der Erzählung von Alcibiades, 
1, 40, 4, eine ziemlich gleichlautende Duplette hat, nur dafs dort, wie 
es auch in der That der Fall war, Alcibiades selbst den Redner macht. 
— 85 ist wegen seiner Kürze und Unbestimmtheit mit S 4 auf gleiche 
Stufe zu stellen. Ebenso 8 6, eine Anekdote, welche zahlreichen ähn- 
lichen, die von den Söldnerführern in Bezug auf die Beschwichtigung 
ihrer Sold fordernden Soldaten erzählt werden, vollkommen gleich steht. 
— Zu $ 8 haben wir bei Front. 1, 4, 13 eine auffallend ähnliche Ge- 
schichte. Während aber nach Poly&n Philipp 339/38 bei seinem Vor- 
marsch auf Amphissa die Feldherrn der Athener und Thebaner durch 
einen fingierten Brief des Antipater, der ihn nach Thracien gegen die 
Empörer ruft, täuscht und verleitet, ihre feste Stellung zu verlassen, 
wird bei Frontin genau dasselbe als bei einer ganz anderen Gelegenheit 
geschehen erzählt, nämlich von der Rettung der Flotte des Philipp nach 
dem Entsatze von Byzanz unter Phocion. Auch hier wird ein Brief 
an Antipater den Feinden in die Hände gespielt, wonach Philipp als- 
bald gegen Thracien aufbrechen will, und wirklich lassen sich die 
Athener aus ihrer Stellung herauslocken, und die Flotte Philipps ent- 
schlüpft. Sollte diese List zweimal unmittelbar nach einander bei 
den Athenern verfangen haben? Ich kann das nicht glauben und 
sehe gerade in der merkwürdigen Duplette bei Frontin einen Grund, 
mich gegenüber der Erzählung des $ 8 sehr argwöhnisch zu ver- 
halten und eher anzunehmen, dafs dieselbe einer wenig zuverlässigen 
Quelle entstammt. — 8 9 und 8 10 verraten sich sogleich durch ihre 
Allgemeinheit und Unbestimmtheit als Excerpte einer Sammlung; 
denn derartige Anekdoten, welche das Verhältnis des Philipp zu 
seinem Heere behandelten, gab es genug. (Man vergleiche Front. 
4, 1, 6.) — 8 11 ist in seinen kurzen Angaben gleichfalls aus einer 
Anekdotensammlung entnommen, wenn man auch nicht bestimmt 
nachweisen kann, dafs der Vorgang jedes Scheines der Wirklichkeit 
entbehrt. Schäfer, Demosthenes II, 324, Anm. 6 bemerkt: „Ob die 
Anekdote bei Polyün 4, 2, 11 von Philipps Anschlage gegen die 
Aleuaden, um sie nach Larisa zu locken und sich ihrer Person zu 
bemüchtigen, in die Zeit unmittelbar nach Beendigung des heiligen 
Krieges gehört, oder was überhaupt an ihr ist, vermag ich nicht zu 
entscheiden.“ — $ 12, die gewaltsame Übersiedelung der Bewohner 
der illyrischen Stadt Sarnus nach Macedonien, hat in ihrer Aus- 


der Strategemensammlung Polyäns. 603 


führung sehr viele Ähnlichkeit mit dem in 8 5 bezüglich einer 
thracischen Stadt Erzählten (also auch mit 1, 40, 4), aber der Be- 
richt ist immerhin viel genauer und bestimmter als der des 8 5. 
Daher wird wohl an dem historischen Werte der Notiz nicht zu 
zweifeln sein, wenn sie auch so, wie sie bier bei Polyän steht, von 
diesem nicht einer zusammenhängenden Überlieferung entnommen ist. 
— 8 13, welcher sich ebenso wie ὃ 4 auf die thracischen Feldztige der 
Jahre 342—339 bezieht, 8 14, dessen Inhalt zwischen die für Philipp 
glücklichen Gefechte an den aus Phokis nach Bóotien führenden Eng- 
pässen 339/38 und die eigentliche Entscheidungsschlacht fällt, 8 15 
von dem Sturm auf Methone, S 16 von der Besitznahme der Land- 
schaft Orbelia und der damit verbundenen Ausdehnung des Mace- 
donierreiches bis zum Nestos 356 sind sämtlich ebenfalls nur aus 
Sammlungen excerpiert. Insbesondere erzählt 8 15 ein in so vielen 
Variationen (Verbrennung der Schiffe, Abschliefsung der Stadtthore 
etc.) bei Poly&n überliefertes Mittel, die Soldaten zum Kampfe zu 
zwingen, daís diese Anekdote überhaupt keine historische Gewähr hat, 
zumal nicht einmal angegeben wird, ob die von Philipp angewandte 
Mafsregel zum Ziele, d. h. zur Einnahme der Stadt, geführt habe 
oder nicht. Die bisher betrachteten Abschnitte sind also alle ohne 
Ausnahme nicht einer zusammenhängenden Überlieferung, sondern 
verschiedenen, zum Teil ganz anekdotenhaften Quellen entnommen. 
Darauf würde, abgesehen von den zu den einzelnen Abschnitten ge- 
machten Bemerkungen schon die Beobachtung führen, dafs in dieser 
Partie nicht die geringste chronologische Ordnung berrscht, sondern 
alles bunt durcheinandergeht; der Inhalt der einzelnen 88. verteilt 
sich, soweit sich überhaupt eine Zeit bestimmen l&fst, nach folgender 
Zusammenstellung auf die Regierungszeit Philipps: 


8 — $8 9u.10 — 

82 888 8 11 344? 

83 888 8 12 344 

84 942—339 818. 342 — 339 
85u.6 — 8 14 338 

81 338 ^ 815 353 

88 338 (vor 8 7) 8 16 356. 


Erst die folgenden Abschnitte, 17, 18, 19, 20, 21 sind einer 
zusammenhüngenden, besseren Überlieferung entnommen und stehen 
auch in einer chronologischen Reihenfolge geordnet. ὃ 17, der Ver- 
zicht auf die Hoheitsrechte über Amphipolis, fällt in die Zeit un- 
mittelbar nach Philipps Thronbesteigung 359 (vgl. Schäfer, Demosth. 
II, 8.17 und Anm. 2). Der Inhalt des $ 18 bezieht sich auf die Unter- 
nehmungen in Thessalien, von welchen Diod. 16, 14, 2 kurz berichtet, 
die aber, nach den Fragmenten zu schliefsen, ausführlich von Theopomp 
im 9. Buche der historiae Philippicae behandelt gewesen sein müssen; 
denn die erhaltenen Fragmente 88— 87 zeigen, dafs Theopomp bei dieser 


604 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Gelegenheit auch die Geographie und Topographie von Thessalien 
besonders berücksichtigt hat. Nun heifst es in fr. 87 bei Müller 
(aus Stephanus): Φαρκηδὼν, πόλις Θετταλίας. Θεόπομπος δὲ ἐν 
θ΄ Φιλιππικῶν Φαρκαδόνα διὰ τοῦ a qnciv.. Demnach kam diese 
sonst wenig genannte Stadt in der Erzäblung des Theopomp vor 
und zwar wahrscheinlich eben nur bei Gelegenheit des Berichtes von 
ihrer Eroberung durch Philipp. Es ist also nicht unglaubhaft, daß 
Polyün überhaupt diese ganze Partie der zusammenhängenden Über- 
lieferung des Theopomp entnommen habe; denn gerade der folgende 
8 19, welcher in dieselbe Zeit gehört und in sehr geschickter Weise 
zusammenfassend die Politik schildert, welche Philipp den Thessalern 
gegenüber anwendete, spricht wie kaum eine andere Stelle dafür, dals 
Polyän hier einen besseren Historiker benützt hat, bei welchem ja 
in ganz ähnlicher Weise die klugen politischen Mafsregeln des Philipp 
an einer Stelle zusammengefalst gewesen sein können. — Schwieriger 
ist es, beztiglich des nächsten S 20 zu einer endgültigen Entscheidung 
zu kommen und zwar deshalb, weil der Name des Ortes so, wie er in 
den Handschriften überliefert ist, zu manchen Bedenken Anlafs zu geben 
scheint. Die Handschriften bieten nämlich Käpaı und Kápaic. Man 
hat dies zusammengebracht mit einem Fragmente des Theopomp aus 
Stephanus: Καρὸς κῆποι χωρίον Θράκης. Θεόπομπος v'* τὸ ἐθνικὸν 
Καροκηπίτης, ὡς ὁ αὐτός (fr. 253 bei Müller). Allein Schäfer II, 486, 
Anm. 2 hat dagegen den begründeten Einwand erhoben: „Ob aber 
die Erzählung Polyüns 4, 2, 20 von demselben Orte handelt, hat 
Bóhnecke, Forschungen I, 559, 7 mit Recht bezweifelt. Wäre Kapai 
bei Polyün in Thracien und zwar in dem karischen Strich zu suchen, 
so könnte die Belagerung nur mit dem früheren Zuge über den 
Hämus zusammenhängen; auf dem Scythenzuge hat Philipp, wie 
Droysen mit Recht ausspricht, sich mit Belagerungen nicht auf- 
gehalten. Dann aber kann das Citat aus Theopomps 50. Buch sich 
darauf nicht beziehen.“ In Anbetracht dieser Schwierigkeiten hat 
Wölfflin ®epäc vermutet mit Hinweis auf Diod. 16, 37; 52 (und 
20, 110). Allein von einer langwierigen Belagerung, die noch dazu 
einen so erfolglosen Ausgang gehabt haben sollte, dafs Philipp sich 
bei Nacht und Nebel davonstehlen mufste, ist auch hier nicht die 
Rede; denn es heifst 16, 37, 3: oi δὲ τῶν Φεραίων τύραννοι Auxó- 
φρων καὶ Πειθόλαος μετὰ τὴν Ὀνομάρχον τελευτὴν ἔρημοι ευμ- 
μάχων ὄντες, τὰς μὲν Φερὰς παρέδοςαν τῷ Φιλίππῳ und c. 52,9: 
ἐπὶ δὲ τὰς Φερὰς τῆς Θετταλίας παρελθὼν Πειθόλαον δυνα- 
ςτεύοντα τῆς πόλεως ἐξέβαλεν. Ich kann mich daher nicht über- 
zeugen, dafs die Verbesserung Wölfflins das Richtige getroffen habe. 
Wenn man sich mit der Lesart der Handschriften nicht begnügen 
wil, so muís man eben einstweilen die Frage noch offen lassen, 
welcher Ort gemeint sei, bis sich anderweitige Bestätigungen finden 
— 8 21 dagegen ist in seinem historischen Zusammenhange voll- 
kommen klar: das ganze Manóver bezieht sich auf die Rettung 


der Strategemensammlung Folyäns. 605 


der Flotte Philipps nach dem Entsatze von Byzanz unter Phocion. 
Nun haben wir über diese Rettung zwei Nachrichten, nämlich aufser 
der bei Polyän noch eine bei Front. 1, 4, 13. Die letztere wurde bereits 
bei 8 8 (oben S. 602) besprochen, mit welchem sie eine merkwürdige 
Ähnlichkeit hat. Aber eben deshalb ist ihre Zuverlässigkeit auch 
keine unbedingte, und ich möchte nicht mit Schäfer II, S. 481 ver- 
suchen, die beiden zu kombinieren, sondern eher der bei Polyün, 
welche nach der ganzen Art der Excerptenreihe, in der sie steht, 
aus einer zusammenhängenden Überlieferung entnommen ist, den 
Vorzug geben. — Von der Partie 8 17—21 ist abzusondern ὃ 22, 
welcher die chronologische Reihenfolge unterbricht, also wohl aus 
einer anderen Quelle stammt, wenn auch aus einer ausführlicheren und 
guten, für die uns freilich nähere Anhaltspunkte fehlen. Er bezieht 
sich auf den Rückzug Philipps aus dem ersten thracischen Feldzuge 
352. Wir haben dazu eine Stelle in der Rede des Demosthenes gegen 
Aristokrates ὃ 183 aus einem Berichte des athenischen Söldnerführers 
Chares: Φίλιππον γὰρ eic Μαρώνειαν ἐλθόντος etc., so dafs wir 
aus diesem unmittelbar nach dem Abmarsch des Königs verfafsten 
Rapport ersehen, dafs unsere Stelle auf gute historische Angaben 
sich stützt. — Demnach verteilen sich die einzelnen Abschnitte des 
cap. 2 folgendermalsen: 
$ 1---16 incl Excerpte aus schlechten Quellen, Apophthegmen- 
sammlungen etc. 
8 17—21 fortlaufende Partie,aus einer einheitlichen Überlieferung 
entnommen, wahrscheinlich aus Theopomp. 
8 22 ebenfalls aus guter, aber unbekannter Quelle. 
Umfangreicher noch als cap. 2 ist cap. 3 ᾿Αλέξανδρος, welches 
nicht weniger als 33 Abschnitte, allerdings von sehr verschiedenem 
Umfange enthält und für unsere Zwecke gerade von einer nicht zu 
unterschätzenden Bedeutung ist. Dieses Kapitel hat schon ein- 
mal eine zusammenhängende Bearbeitung erfahren in einem Flens- 
burger Programm 1872 von Dr. R. Petersdorff „Beiträge zur 
Geschichte Alexanders des Grofsen". Das zweite Kapitel der in drei 
Abschnitte zerfallenden Abhandlumg lautet: ,11. Über die Quellen 
Polyüns für die Strategemata Alexanders." Bei dieser Untersuchung 
ist Petersdorff offenbar ausgegangen von der wichtigen Beobachtung 
Wölfflins, die sich diesem infolge eingehenderer Betrachtung der Ab- 
schnitte aus der Diadochengeschichte aufgedrängt hatte, daís eine 
einheitliche Quelle da zu konstatieren sei, wo eine genaue chrono- 
logische Heihenfolge herrscht, aber Petersdorff hat Wölfflin als 
Autor dieses wichtigen Grundsatzes nicht genannt. Er kommt zu 
folgenden Aufstellungen (auf S. 6): ,In den 32 von Polyün an- 
geführten Kunstgriffen Alexanders herrscht eine ganz merkwürdige 
chronologische Ordnung. Nachdem Polyän in Str. 1—10 Nachrichten 
über Alexander aus der Zeit von seinem Regierungsantritt bis zum 
Aufenthalt in Indien in chronologischem Zusammenhange gegeben, 


606 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


beginnt er von Str. 10 ab noch einmal von vorne mit dem Kampfe 
gegen die Thracier und gegen Theben, gibt bis Str. 22 wieder Nach- 
richten in chronologischer Folge bis zum Aufenthalt Alexanders in 
Indien, um in Str. 23 noch einmal von vorne anzufangen und zwar 
mit einem Kunstgriff Alexanders während des Kampfes in Thessalien. 
Im zweiten Abschnitt kommt Polyiüin oft auf Thatsachen zurück, die 
er im ersten schon berührt und im dritten auf solche, für welche 
er teils im ersten, teils im zweiten, teils in beiden schon Kunstgriffe 
Alexanders angegeben hat. Es ist charakteristisch, dafs Polylün in 
jedem der drei Abschnitte auf den Kampf bei Arbela und in Indien 
zurückkommt. Diese Sonderung von Nachrichten zu drei chronolo- 
gisch zusammenhängenden Abschnitten ist nicht etwa daher ge- 
kommen, dafs Polyän seine Quelle dreimal immer nach einem be- 
stimmten Gesichtspunkte excerpiert hat; denn nach diesen drei 
Gesichtspunkten sucht man in den 32 Str. vergebens. Polyän ver- 
fährt nur nach dem einen allgemeinen Gesichtspunkte, den er durch 
den Titel seiner gesammelten Nachrichten ᾿ςτρατηγήματα᾽, und ge- 
nauer in der Einleitung zum ersten Buch bezeichnet hat: er erzählt 
Kunstgriffe der Feldherren. Aus den angeführten Gründen wird es 
wahrscheinlich, dafs Polyän die Strategemata Alexanders aus drei 
Quellen zusammengesucht hat und zwar Str. 1—10 aus der ersten, 
Str. 20—22 aus der zweiten, Str. 23—32 aus der dritten Quelle.“ 
Nun ist aber Petersdorff zu weit gegangen, wenn er auch für $ 1— 10 
eine einheitliche Quelle und eine chronologische Reihenfolge an- 
nimmt; denn nach eingehender Erwägung glaube ich gerade das 
Gegenteil davon beweisen zu können. Auch haben bezüglich dieser 
ersten Reihe bereits andere Zweifel gehegt. Schon Droysen I, 1, 
S. 107 Anm. 2) hat der Ansicht Petersdorffs, dafs die erste von ihm 
festgestellte Reihe aus Kallisthenes genommen sein kónne, ein 'viel- 
leicht! beigesetzt und Erwin Rohde bemerkt in einem zu $ 2 
näher heranzuziehenden Aufsatze „Ein unbeachtetes Bruchsttück des 
Ptolem&us Lagi“ (Rhein. Museum 38. Bd., S. 301ff): „Zu einer 
solchen Annahme (dafs nämlich 8 1—10 aus Kallisthenes stamme) 
leitet kaum der leiseste Schatten eines allergeringfügisten An- 
zeichens. Der Abschnitt enthält Angaben sehr verschiedenen 
Wertes, sicherlich nicht aus einer primären, schwerlich auch nur 
aus einer einzigen abgeleiteten Quelle geschöpft.“ Diese Zweifel 
sind in der That vollkommen gerechtfertigt, und es ist daher Auf- 
gabe der nachfolgenden Erörterung, über diesen ersten Abschnitt 
ein klares Urteil zu gewinnen. Für die Erkenntnis des Wertes und der 
Quelle von 8 2 ist Rohdes eben genannter Aufsatz „Ein unbeachtetes 
Bruchstück des Ptolemü&us Lagi" von grofser Wichtigkeit; er bentitzt 
eine Stelle des Synesius im 15.'Kapitel seiner Lobrede auf die Kahl- 
köpfigkeit, um aus der dortigen Erwähnung des Ptolemäus Lagi 
als Gewährsmannes ein neues, bisher nicht beachtetes Fragment 
dieses Alexanderhistorikers zu gewinnen, das uns freilich nicht mehr 


Ld 


der Strategemensammlung Polyüns. 607 


in seiner ursprünglichen Fassung erhalten ist. Nun hatte aber be- 
reits Wyttenbach, Plut. Moral. VI, p. 1068 alle Stellen angeführt, 
welche diese Erzählung enthalten. Es sind aufser Synesius und Polyän 
noch Plut. reg. apophthegm. Alex. 10: ἐπεὶ δὲ πάντων TTapeckevac- 
μένων πρὸς μάχην ἠρώτηςαν oi ςτρατηγοί᾽ μή τι πρὸς τούτοις 
ἕτερον᾽ οὐδὲν, einev, ἢ ξυρᾶν τὰ γένεια τῶν Μακεδόνων. θαυ- 
μάςαντος δὲ τοῦ Παρμενίωνος" οὐκ οἶδας, εἶπεν, ὅτι βελτίων 
οὐκ ἔςτιν ἐν μάχῃ λαβὴ πώγωνος; und auíserdem Plut. vita Thes. 
c. 5: ᾿Αλέξανδρον τὸν Μακεδόνα qaci προςτάξαι τοῖς CTparnyoic 
ξυρεῖν τὰ γένεια τῶν Μακεδόνων ὡς λαβὴν ταύτην ἐν ταῖς μάχαις 
οὖςαν προχειροτάτην. Besonders diese letztere Stelle hat eine merk- 
würdige Ähnlichkeit mit Polyän. Aber dennoch wird nicht Plutarch 
hier Quelle sein, wie Erwin Rohde will, sondern gerade diese ver- 
schiedenen, parallelen Angaben beweisen, dafs die Erzählung sehr im 
Umlaufe war und zwar in der knappen, kureen Fassung, wie wir sie 
vor uns haben. In dieser ist sie in die verschiedensten Anekdoten- 
sammlungen übergegangen, und aus einer solchen hat sie Polyän 
genommen. Man vergleiche auch cap. 4 des ersten Buches. Jeden- 
falls ist es eine Flüchtigkeit, wenn Petersdorff S. 8 behauptet, 
die Erzählung des $ 2 komme sonst nirgends vor. Bezeichnend 
für die Verbreitung solcher Anekdoten ist es, dafs dieselbe nach 
Wölfflins Notiz sich auch bei Arsenius (Viol apophth. Alex. p. 98 
Walz) findet. Ob aber nach dem eben Ausgeführten das descripsit 
Arsenius Wölfflins vollkommen sicher ist, muís dabingestellt bleiben. 
Ich habe absichtlich mit 8 2 begonnen, weil das zu demselben Be- 
merkte such genau für S 1 gilt, nur dafs wir zufällig hierfür nicht 
so viele beweiskräftige Parallelstellen haben wie für $ 2. — Auch 
8 3 ist ganz im Sinne jener Anekdoten gehalten, wie wir sie ins- 
besondere von den Söldnerführern erzählt fanden und kann kaum 
anderswoher als aus einer Sammlung stammen. Dafs der persönliche 
Einflufs Alexanders auf seine Soldaten ein sehr grolser war, ist ja 
historisch bezeugt; daher darf es uns nicht wundern, daís eine grofse 
Menge derartiger Erzählungen im Umlaufe waren. — $ 4 ist historisch 
völlig unbrauchbar. Über diese Expedition nach Arabien ist zu 
vergleichen Arrian an. 2, 20, 4f. (aufserdem Curt. 4, 2, 24 und 3, 1; 
Plut. Alex. 24 und 25). Nach Arrians Erzählung unternahm 
Alexander von Sidon aus, während die Belagerungsmaschinen für 
die Belagerung von Tyrus hergestellt wurden (nach Curtius und 
Plut. bereits withrend der Belagerung von Tyrus), und wührend eine 
Flotte in Stand gesetzt wurde, mit Reitern und Leichtbewaffneten 
einen Zug nach Arabien (ἐπ᾿ 'Apofíac créAAerai eic τὸ ᾿Αντιλίβανον 
καλούμενον τὸ ὄρος) und kehrte zehn Tage später nach Unter- 
werfung jener Gegenden nach Sidon zurück; jetzt erst brach man 
von Sidon nach Tyrus auf. Mit diesem Berichte verglichen ist Polyüns 
Erzählung absolut wertlos. Dazu kommen noch grofse Unwahr- 
scheinlichkeiten der Erzählung im Einzelnen; so z. B. die ganz irrige 


608 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Vorstellung von der Topographie von Tyrus, dann die lächerlich 
Behauptung, Alexander sei auf Parmenions Ruf aus dem Antilibanos 
so blitzschnell zur Stelle gewesen, dafs er noch zur rechten Zeit kam, 
um die von vielen Seiten angegriffenen und eben im Weichen 
begriffenen Macedonier (?) ihrem Schicksale zu überlassen uml 
sich gleich auf die leere (?) Stadt zu stürzen. Hier kann also von einer 
guten Quelle nicht entfernt die Rede sein. — Die reinste Anekdote 
ist ferner $ 5, dafs Alexander seinen Soldaten befohlen habe, sieh 
auf die Knie niederzulassen und den Staub mit den Händen zu zer- 
reiben, damit die Perser glauben sollten, das cxfjua προςκυνήςευκ 
zu sehen. Noch abgeschmackter aber ist, dafs eigens hervorgehoben 
. wird, Darius habe bei diesem Anblick gejubelt und frohlockt, daß 
er ohne Kampf siege; denn wenn auch die einleitende allgemeine 
Bemerkung Δαρείῳ παρατάττεςθαι μέλλων nicht erraten läfst, auf 
welche der beiden Dariusschlachten sich die Geschichte beziehen 
soll, so geht doch jedenfalls die Schlacht am Granikus voraus; diese 
aber konnte sowohl den Darius als auch seine Perser genugsam 
darüber aufgeklärt haben, dafs sich die Macedonier nicht vor ibnen 
in den Staub werfen würden. Dafls also eine derartige Geschichte 
nur aus einer Sammlung anekdotenhafter Erzählungen stammt, unter- 
liegt keinem Zweifel. Gerade die den Griechen und ihrem Freiheits- 
sinne so ganz widerstrebende Sitte der προςκύνηεις lieferte schon 
seit den Zeiten der Perserkriege den reichsten Stoff für eine grofse 
Menge von Anekdoten. (Man vergl. Wecklein, „Über die Tradition 
der Perserkriege" S. 284, wo eine Reihe solcher Erzählungen zu- 
sammengestellt sind.) — Dem ὃ 6 sieht man es auch schon 
Hufserlich an, woher er stammt; denn es kommt dem Erzähler aus- 
schliefslich auf die Wiedergabe des allerdings auch von anderen 
Schriftstellern bezeugten Ausspruches Alexanders an, dagegen ist 
die Einleitung ganz kurz, unklar und zum Teil unverständlich. 
Während nämlich Centrum und linker Flügel der Perser von den 
Macedoniern besiegt und geworfen wurden, hatten dieselben den 
rechten Flügel, wo ihnen gegenüber Parmenio kommandierte, durch- 
brochen und plünderten das macedonische Lager. Wenn es nun 
in der Einleitung bei Polyän heifst: ὁ TTapueviwv ᾿Αλεξάνδρῳ cuv- 
εβούλευε τοῖς ςκευοφόροις βοηθεῖν, so kann daraus Niemand die 
richtige Situation erkennen. Jedermann mu/[s meinen, Parmenio habe 
sich in der unmittelbaren Nähe Alexanders befunden und diesen auf 
den Stand der Dinge aufmerksam gemacht. Nun verhält sich aber 
die Sache in Wahrheit ganz anders: Parmenio, der auf dem rechten 
Flügel kommandiert, schickt natürlich eine Ordonnanz mit der ent- 
sprechenden Meldung zu Alexander und bittet umHilfe. Aus der ganzen 
Fassung ersieht man also, dafs eine Apophthegmensammlung Quelle 
war; wenn nur der zu überliefernde Ausspruch eingekleidet war, 
auf die Art und Weise kam es nicht an. — Bezüglich des 8 7 muß 
Petersdorff auf S. 9 selbst zugeben, dafs die Hauptpunkte dieses 


der Strategemensammlung Polyüns. 609 


Strategem& des Polyän mit der Darstellung der tibrigen Schrift- 
steller, des Plutarch Alex. c. 71, des Curtius 10, 2, 8— 30; 3; 
4, 1— 38, des Arrian 7, 8ff, Diod. 17, 109 und Just. 12, 11 in direktem 
Widerspruche stehen. In den anderen Berichten wird nur an. 
gegeben, dafs Alexander sich ganz dem persischen Heere anvertraute, 
es nach macedonischer Weise einteilte etc, worauf dann die Mace- 
donier freiwillig zum Gehorsam zurückkehrten. Auch die bei dieser 
Gelegenheit von Arrian und Curtius eingeschobenen, ausführlichen 
Reden enthalten nicht den leisesten Anklang an die kuriose Erzählung 
des Polyüin, Alexander habe die Macedonier und Perser in Waffen 
einander gegenüber aufstellen lassen, dann den Macedoniern 
befohlen, aus ihrer Mitte sich einen Führer zu wählen und mit den 
Persern, deren Führung er übernehmen wolle, zu kämpfen; wenn 
die Perser besiegt würden, so würde er thun, was die Mace- 
donier wünschten, im entgegengesetzten Falle aber müfsten die 
Macedonier sich fügen und dürften fortan keine Unruhen mehr er- 
regen. Darauf folgt der sonderbare Schlufs τὸ ςτρατήγημα ἐξέπληξε 
τοὺς Μακεδόνας καὶ τοῦ λοιποῦ πρὸς τὸν ᾿Αλέξανδρον ἐγένοντο 
μετριώτεροι: Soll man nun etwa mit Petersdorff hier eine ab- 
weichende Überlieferung annehmen, die uns ganz allein durch die 
Erzählung des Polyän repräsentiert würde? Keineswegs! Wenn 
man einerseits sich die tibereinstimmenden Berichte der anderen 
Schriftsteller vergegenwärtigt und andrerseits z. B. durch den Ver- 
gleich mit 8, 53 (Strategeme der Artemisia) sich ins Gedächtnis 
ruft, welche Umwandlungen die einfachsten und klarsten Erzählungen 
der Historiker dadurch erfuhren, dafs sie von einer Sammlung in 
die andere übergingen, so wird man doch ohne Widerspruch zu- 
geben müssen, dafs wir hier nur ein plumpes Machwerk vor uns 
haben, welches die einfache Mafsregel des Alexander, der den Ehr- 
geiz der Macedonier zu wecken suchte, zu einer List stempelt. 
Das Stück hat nicht den geringsten historischen Wert und stammt 
aus einer schlechten Quelle. — ὃ 8 aber verrät sich vollends gleich 
als das Produkt“ einer Apophthegmensammlung; denn es hat in 
dem Werke Polyäns mehrere Dupletten in den gleichartigen Er- 
zählungen von Epaminondas 2, 3, 2 und von Iphikrates 3, 9, 27, die 
beide auch ihren Soldaten im entscheidenden Augenblicke, als das 
Kriegsglück schwankte, zugerufen haben sollen ‘Ev βῆμα χαρίςαςθέ 
μοι καὶ τὴν νίκην ἕξομεν. Nun kann ja ein ähnlicher Ausruf im 
Drange der Schlacht immerhin vorkommen, aber da man nicht das 
geringste Kennzeichen hatte, wem derselbe sicher zuzuschreiben sei, 
so mufste es natürlich frühzeitig geschehen, dafs von mehreren her- 
vorragenden Führern das Gleiche berichtet wurde, weshalb wir jetzt am 
wenigsten im Stande sind, eine Entscheidung zu treffen. Dafs also 
$8 8 auf eine Apophthegmensammlung zurückgeht, daran zweifle ich 
keinen Augenblick. — Merkwürdig in mancher Beziehung ist für 
uns der $ 9. Er berichtet von dem schwierigen Übergang tiber den 


610 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Hydaspes i. J. 326 (vgl. die ausführliche Schilderung bei Droysen I, 2 
8.127—137). Die eigentliche, bei diesem Übergange angewendete List 
erzählt Arrian 5, 10, 3£., und dessen Bericht stimmt auch mit dem des 
Polyän bis ᾿Αλέξανδρος δὲ etc. (132, Zeile 1). Auch leitet Arrian 
seine Erzählung ein mit den Worten κλέψαι οὖν ἐπενόει τὴν did- 
Bacıv ὧδε πράττων. Der einzige Unterschied ist der, dafs Alexander 
bei Arrian die Täuschung durch Reiter besorgen läfst, welche nachts 
stromauf und stromab ziehen müssen, um den Porus eine Zeit lang 
zum besten zu halten. Erst nachdem die Wachsamkeit des Porus 
eingeschläfert worden, kann Alexander an die eigentlichen Vor- 
bereitungen für den Übergang denken. Diese aber sind so viel- 
facher Art, dafs Arrian erst 5, 12, 2 zu der Erzählung von der 
Füllung der Schläuche kommt, die sich bei Polyän unmittelbar an- 
schlielst. Insbesondere berichtet letzterer gar nichts von der Flufs- 
insel, welche den Übergang tiberhaupt ermöglichte. So sehen 
wir also, Polyän begnügte sich einfach damit, das Faktische des 

erganges zu überliefern, ohne der weiteren Schwierigkeiten zu ge- 
denken; denn es kam ihm blofs darauf an, die List zu erzählen, wo- 
durch Alexander den Porus sicher machte, wenn schon diese nach 
den guten Berichten eigentlich nur die Vorbereitung für die zweite 
List war. Nun könnte man aber meinen, Polyän mtüfste diese 
Erzählung sicher aus einer besseren Quelle excerpiert und bei dieser 
Gelegenheit seinen Zwecken entsprechend so zusammengezogen haben. 
Und doch läfst sich das Gegenteil beweisen mit Hilfe zweier Stellen 
Frontins, welche 1, 4, 9 unmittelbar neben einander stehen. Hier 
sieht man ganz deutlich, wie Frontin, ohne es zu merken, zwei- 
ina das Nämliche erzählt und zwar blofs dadurch irre geführt, 
dafs es wohl bei der ersten Erzählung in seiner Quelle hiefs per 
flumen Hydaspen, während die zweite abweichend eingeleitet war: 
Idem quia Indi fluminis traiectu prohibebatur ab hoste. Nun 
ist merkwürdigerweise im ersten Stück dasselbe erzühlt. wie bei 
Polyün, d. h. die Tüuschung des Feindes durch das absichtliche Hin- 
und Herziehen, im zweiten Stück dagegen ist die zweite List, wie 
Alexander die Flulsinsel zum Übergange benützte, enthalten. Da 
aber Frontin erwiesenermalsen nicht aus einer zusammenhüngenden 
Quelle geschöpft hat, weil der Eingang des zweiten Stückes ganz deut- 
lich eine von der ersten verschiedene Quelle verrüt, so ist so viel klar, 
dafs frühzeitig für derartige Zwecke die beiden Teile der Erz&hlung 
von einander getrennt wurden und selbstündig erschienen. Natürlich 
mufste dann dem ersten als Resultat der gelungene Übergang über 
den Flufs angefügt werden. Demnach kann man mit ziemlicher 
Sicherheit behaupten, dafs auch Polyün in $ 9 nicht selbständig 
excerpiert und zusammengezogen, sondern ein bereits vorhandenes 
Excerpt seiner Sammlung einverleibt hat. — $ 10 ist der einzige 
Abschnitt der ersten Partie, welcher gute, auch sonst ebenso über- 
lieferte Nachrichten wiedergibt, aber für sich allein repräsentiert 


der Strategemensammlung Polyäns. 611 


er noch nicht eine selbständige Überlieferung aus einer einheitlichen 
Quelle entnommen. So ist also die erste Partie hinsichtlich ihres 
Wertes und ihrer historischen Glaubwürdigkeit ganz gering an- 
zuschlagen; es fällt aber auch ein zweites wichtiges Merkmal weg, 
woran man eine fortlaufende Quelle bei Polytün am besten erkennt, 
die chronologische Folge; denn eine Zusammenstellung der Jahres- 
zahlen für den Inhalt der einzelnen $88 ergibt folgendes: 


81 8 6 331 
8 2 | unbestimmt 8 7 324 
8 3 332 | 8 8 334 
8 4 332 8 9 326 
8 5 333 8 10 326. 


Damit dürfte wohl die Ansicht Petersdorffs über 8 1—10 all- 
seitig widerlegt sein. Mit der einheitlichen Quelle fällt natürlich 
auch die Vermutung, dafs Kallisthenes für diese Partie bentitzt sei. 
Daran hat übrigens Petersdorff selbst gleich wieder gezweifelt; denn 
er sagt S. 11: „Diese Excerpte ($ 1— 10) gehen jedoch über den Tod 
des Kallisthenes hinaus und zeugen daher sicher dafür, dafs Polyün 
Str. 1—10 nicht aus Kallisthenes direkt, sondern, wenn tiberhaupt, 
aus einer Bearbeitung desselben entnommen hat." 

Anders steht es dagegen mit den beiden tibrigen von Polyän 
überlieferten Excerptenreihen. Für diese ist die Ansicht Petersdorffs 
aufrecht zu erhalten; denn wir haben in der That in $ 10—22 
und wiederum in ὃ 28— 31 Excerpte aus zwei verschiedenen, fort- 
laufenden Quellen. Nachdem dieses einmal konstatiert ist, hätten 
doch die neueren Bearbeiter der Frage nach den Quellen der 
Alexandergeschichte bei den uns tberlieferten Historikern auch auf 
Polyän billigerweise Rücksicht nehmen sollen; insbesondere jedoch 
wundert es müch, dafs ich bei der Durchsicht des neuesten Werkes 
auf diesem Gebiete: „Die Quellen der Alexanderhistoriker,“ 
ein Beitrag zur griechischen Litteraturgeschichte und Quellenkunde 
von Arthur Fränkel, Breslau 1883, nur an einer einzigen Stelle 
dieses umfangreichen Buches einen $ Polyäns zur Vergleichung heran- 
gezogen finde (8. 305), während nirgends im Zusammenhange von 
unserem Autor gesprochen wird. Daher war es nicht überflüssig, 
wenn Petersdorff in dem nach Fränkels Buche erschienenen Schrift- 
chen: „Eine neue Hauptquelle des Curtius Rufus“ Hannover 
1884, welches aus einer Reihe wörtlicher Übereinstimmungen bei 
Curtius und Justin als die Quelle des ersteren mit vieler Wahr- 
scheinlichkeit Trogus Pompeius erschliefst und im Anfang eine 
Beurteilung Fränkels enthält, auf 5. 4, Anm. 1 nochmals auf seine 
frühere Arbeit hingewiesen hat mit den Worten: „Der Verfasser hat 
in dem citierten Programm des Gymnasiums zu Flensburg 8. 6 —22 
über die sonst wenig oder gar nicht beachteten Strategemata Polyäns 

Jahrb. f. class. Philol Suppl Bd. XIV. 40 ' 


612 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


für Alexander gehandelt und mit dem Nachweis, dafs uns in den- 
selben drei (also nach unseren Untersuchungen blofs zwei) Quellen 
vorliegen, auf die Bedeutung jener Strategemata für die 
Quellenfrage aufmerksam gemacht.“ 

Wir haben zunächst die zweite Partie zu prüfen, welche von $ 11 
— 22 reicht und zwar zuerst hinsichtlich der chronologischen Folge. 
811 bezieht sich auf den thracisohen Feldzug unmittelbar nach Alexan- 
ders Thronbesteigung 335;8 12 Zerstörung Thebens 335, (88 13 und 14 
sind später zu besprechen), 8 16 Übergang nach Asien 334; 8 16 
Schlacht am Granikus 334; 8 17 Schlacht bei Arbela 331; ὃ 18 Ver- 
folgung nach (?) der Schlacht 331; 8 19 Alexander in Hyrkanien, 
Herbst 330; 8 20 Alexander in Indien, Feldzug des Jahres 327; 88 21 
und 22 Feldzug des Jahres 326. Also haben wir eine fortlaufende chro- 
nologische Reihe von 335—326 und werden schon dadurch auf eine ein- 
heitliche Quelle hingewiesen. Als solche ist Kallisthenes von allem An- 
fange an auszuschliefsen; denn so weit reichte sein Geschichtswerk 
nicht herab, mag man nun mit Geier annehmen, dafs er dasselbe mit 
dem Tode des Darius abgeschlossen habe, oder mag man der Ansicht 
Fränkels folgen, welcher in einem eigenen ὃ 10 nachzuweisen sucht, 
dafs das Geschichtswerk des Kallisthenes mit dem Sommer 328 ab- 
bricht. Petersdorff hat von Seite 11 seines Programmes an bereits 
im Wesentlichen die Übereinstimmungen der Abschnitte des Polyän 
mit den sonstigen vorhandenen Quellen zusammengestellt, so dafs 
wir für das Folgende seine Angaben zu Grunde legen können. Für 
8 11 ist festzuhalten, dafs derselbe mit Arrian 1, 1, 6—10 überein- 
stimmt, womit aber noch nicht gesagt ist, dafs Arrian und Polyün der 
gleichen Quelle folgen. Dem widerspricht nämlich der folgende 8 12, 
welcher die Einnahme von Theben schildert; denn während Arrian 
1, 7 die Einnahme Thebens nach seiner Quelle, dem Werke des 
Ptolemäus, der selbst Zeuge dieses Sturmes gewesen war, klar und 
sachgemäfs erzählt und angibt, dafs Alexander eigentlich eine fried- 
liche Beilegung gewünscht habe und nur durch einen voreiligen Angriff 
des Perdikkas und seiner Abteilung zum Sturme genötigt worden sei, 
um den Perdikkas nicht preiszugeben, ist aus dieser zufälligen Ent- 
wicklung der Dinge bei Diod. 17, 12 sowohl als auch bei Polyän ein 
förmlicher Operationsplan Alexanders gemacht, drei Treffen bei Diodor, 
wovon eines einen Hinterhalt bildet. Dieser Hinterhalt kehrt auch in 
der Darstellung Polyüns wieder, neu erscheint bei ihm nur, dafs derselbe 
von Antipater kommandiert worden sein soll; denn Antipater befand sich 
zu jener Zeitin Macedonien (Petersdorff meint, dafs A nti pater eine Ver- 
wechslung sei für Perdikkas; DroysenI,1, 9.139, Anm. 1 möchte diese 
Angabe „vielleicht aus anderer Quelle“ genommen nennen). Jedenfalls 
also ergibt sich das Resultat: Polyän steht zusammen mit Diodor 
gegen Arrian, ihre Quelle ist ein Autor, der von militüri- 
schen Dingen absolut nichts versteht, und seine Nachrichten 
sind daher für das Verständnis der militärischen Operationen ohne 


der Strategemensammlung Polyüns. 618 


Wert. — 8 18 und 8 14 reihe ich, da sie zunäehst ohne Parallelen 
sind, so in den chronologischen Zusammenhang ein, dafs ich an- 
nehme, beide beziehen sich auf die Vorbereitungen zum Übergange nach 
Asien; ich möchte diese Ansicht insbesondere auf die Erzählung des 
8 14 stützen; denn die hier geschilderten Opfer scheinen unmittelbar 
vor dem Übergang verahstaltet worden zu sein und sind bei einem so 
bedeutungsvollen Unternehmen selbstverstündlich. Jedenfalls schliefst 
dann ὃ 15, dessen Notiz gleichfalls ohne Parallele ist, vortrefflich ehro- 
nologisch an. — 8 16 ähnelt hinsichtlich seines Wertes und seiner 
Quelle sehr der Erzählung des $ 12. In der Schlacht am Granikus 
stand nach dem Berichte Arrians 1, 18 ff. Alexander auf dem rechten 
Flügel; er wollte, während Ptolemäus durch seinen Angriff den 
üufsersten linken Flügel des Feindes beschäftigte, halb: rechts auf- 
rückend, rechts an Ptolemiüus und links an die nachrückende Linie 
des Fufsvolkes gelehnt auf das Centrum des Feindes einbrechen und 
dasselbe sprengen. Mit seinem linken Flügel sollte Parmenio den 
rechten Flügel der Feinde lähmen. So war also alles klug verteilt. 
Die eben beschriebene Bewegung Alexanders von dem rechten Flügel 
aus in nach links gehender, schräger Richtung gegen das feindliche 
Centrum bezeichnet Polyün merkwürdigerweise mit dem Ausdrucke 
ὑπερεκέραςεν. Dadurch verrät sich seine Überlieferung, gerade 
wie in 8 12, als der Bericht eines Autors, welcher von militärischen 
Dingen nichts verstand; denn die Schilderung Polyäns ist eine gänz- 
liche Verwirrung der Schlachtordnung Alexanders. — 8 17 stimmt 
mit der Erzählung des Curt. 4, 13, 36 und 15, 1f. Arrian dagegen 
weils nichts von diesem Manöver; demnach scheint auch hier der Be- 
richt einer weniger zuverlässigen Quelle vorzuliegen, als die des 
Arrian es sind. Petersdorff weist darauf hin, dafs Arrian den Auf- 
marsch Alexanders nach rechts ganz widersprechend motiviert habe, 
während Droysen I, 1, S. 362, Anm. 1, wie es scheint, eine Vereini- 
gung der Nachricht Polyäns mit der Beschreibung Arrians wenigstens 
nicht für unmöglich hält, indem dann das παράγειν Alexanders nach 
rechts den Zweck gehabt hätte, die Perser aus ihrer so gedeckten 
Stellung hinauszumanóvrieren, und das ἀντιπαράγειν der Perser 
(Arrian 8, 13, 1) bezeugen würde, dafs es ihm damit auch wirklich _ 
gelungen sei. — Auch $ 18, welcher sich auf den Übergang über 

den Tigris unmittelbar vor der Schlacht bei Arbela bezieht, stimmt 
nicht mit den Nachrichten Arrians. Nach diesem zog das Heer vier 
Tage lang in südlicher Richtung, den Tigris zur Rechten, erst am 
vierten Tage wurden feindliche Reiter gemeldet; Alexander griff sie 
mit seinen Reitern an und zersprengte sie; sie wurden teils nieder- 
gehauen, teils gefangen. Droysen bemerkt I, 1 S. 329, Anm. 1: 
„Curtius und Diodor fügen noch eine Menge Einzelheiten hinzu, 
namentlich, dafs die fliehenden Reiter die Dörfer verbrannt hätten 
(vgl. Polyün 4, 3, 18), nur schade, dafs sie mit der Lage des Euphrat 
und Tigris nicht recht im Beinen sind." Also abermals steht Polyün 

40* 


614 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


mit Curtius und Diodor gegen Arrian. — $ 19 geht zweifelsohne 
auf dieselbe Quelle zurück, wie Curtius 7, 2, 36, wo erzählt wird, 
Alexander habe nach der Hinrichtung des Parmenio diejenigen, die 
dessen Tod beklagten, in eine eigene Abteilung zusammengestellt. 
Von diesen sagt Curtius: iidem fere erant, quos alioqui rex habweral 
invisos, et qui forle taedium laboris per literas erant. questi, und 
nun folgt dieselbe Geschichte wie bei Polyän (vgl. auch Just. 12, 5,5 δ.) 
Aber auch Diodor 17, 80, 4 hat die Erzählung in derselben Heihen. 
folge, nur ist sie etwas kürzer gefafst. Das Schweigen Arrians von 
diesem ganzen Vorfall ist gewils nicht ohne Gewicht, jedenfalls hat der- 
selbe, wenn man ihm auch einigen Glauben beimessen will, doch nicht 
die Ausdehnung gehabt, welche ihm von weniger zuverlässigen Autoren 
zugeschrieben worden ist. Polyän steht also wieder mit Diodor und Cur- 
tius (Justin) zusammen. — $ 20 stimmt ganz besonders mit Diod. 
17, 84, 1ff. und auch mit Plut. Alex. 59, welche beide von dieser List 
berichten. Arrian dagegen (4, 27,2 ff.), dessen Bericht im übrigen gans 
gut mit dem Polyäns sich vereinigen läfst, weils von einer Hinterlist 
Alexanders nichts. Er erzählt wohl, dafs dieser die indischen Söld- 
ner umzingelt und niedergemacht habe, allein vorher heifst es: οἱ μὲν 
δὴ ἐξῆλθον ξὺν τοῖς ὅπλοις xal xarecrparomébeucav κατὰ cpäc ἐπὶ 
γηλόφῳ, ὃς ἦν ἀντίπορος τοῦ τῶν Μακεδόνων CTPATOTEDOU. νυκτὸς 
δὲ ἐπενόουν δραςμῷ διαχρηςάμενοι ἐς τὰ ςεφέτερα ἤθη ἀπαναετῆναι 
οὐκ ἐθέλοντες ἐναντία αἴρεεθαι τοῖς ἄλλοις Ἰνδοῖς ὅπλα. So ist 
auch hier die Art der Darstellung Poly&ns und der mit ihm über- 
einstimmenden Autoren sehr verschieden von der guten Überlieferung 
Arrians. — Der Inhalt des $ 21 fällt in die Zeit des Vormarsches gegen 
den Hydaspes, wo an der Südgrenze des Fürstentums von Taxila 
eine lange und ziemlich schmale Palsstralse in das Gebiet des Pitta- 
kas, eines Verwandten und Bundesgenossen des Porus führte (vgl. 
Droysen I, 2, 8. 126f. und Anm. 1 auf S. 127). Da das Manöver 
blofs bei Poly&n erzählt ist, so 1 8ὲ sich ein Vergleich mit den übrigen 
Autoren nicht anstellen, jedenfalls aber stammt $ 21 in Anbetracht 
der genauen chronologischen Ordnung aus derselben Überlieferung 
wie 8$ 22. Dieser $ 22 stimmt wieder in seinem Werte ganz zu 
den bereits betrachteten Abschnitten dieser Partie; denn wiederum 
steht Poly&n mit Curtius 8, 14 und Diodor 17, 87 zusammen gegen 
Arrian, und zwar verrät sich bei den drei ersteren sowohl in der Be- 
schreibung der Aufstellung als auch in der Schilderung des Kampfes 
selbst wieder jene Quelle, die von militürischen Dingen nichts versteht. 
Droysen bemerkt I, 2 S. 141, Anm.: „Die Schilderung der Schlacht 
bei Diodor, Curtius und Polyän verrät durch die Vergleichung der 
indischen Linien mit Stadtmauern und Mauertürmen den gemein- 
schaftlichen Ursprung, aus dem man niemals bedeutende Aufschlüsse 
über das Militärische erwarten darf. Desto trefflicher ist die Dar- 
stellung Arrians etc." Wenn wir demnach die Resultate der Be- 
trachtung dieser Reihe 8 11—22 zusammenfassen und daraus einen 


. der Strategemensammlung Polyüns. 615 
Schlufs ziehen auf die Quelle der ganzen Partie, so läfst sich folgendes 
feststellen. 1) Die Quelle ist keiner der ältesten Berichte über Alexanders 
Zug, denn diese behandelten denselben ausschliefslich und nahmen 
keine Rücksicht auf jene Regierungsthaten Alexanders, welche dem 

ergang nach Asien vorausgingen (aber auch nicht auf die Ereig- 
nisse in Griechenland während Alexanders Abwesenheit, vgl. cap. 4). 
Als eine solche Quelle, verschieden von den ältesten Berichten, ist 
aber Kleitarch zu betrachten, der zuerst die Vorgänge in Griechen- 
land, die Kämpfe Alexanders nach seiner Thronbesteigung in Thra- 
cien und Illyrien, den Untergang Thebens, den Krieg des Königs 
Agis, die gleichzeitigen Unternehmungen im thracischen und scy- 
thischen Lande in die Alexandergeschichte eingeführt zu haben 
scheint. Daís er dabei noch andere als die vorhin genannten ersten 
Erzählungen von Alexander (z. B. Kallisthenes etc.) benützt habe 
und ebenso auch mehrfach mündliche Überlieferung, ist wohl kaum 
zu bezweifeln. 2) Der Umstand, dafs in den einzelnen $$ der be- 
trachteten Partie regelmälsig Polyän mit Curtius und Diodor zu- 
sammen gegen Arrian steht, beweist noch bestimmter, dafs wir 
Kleitarch als Quelle anzunehmen haben; denn mit Arrian sind 
zugleich auch seine guten Quellen, Aristobul und Ptolemäus aus- 
geschlossen. Dals ὃ 11 sich mit Arrian deckt, bei den übrigen 
Autoren aber keine Parallele hat, beweist nur, dafs Kleitarch andere 
Erzählungen von Alexander gleichfalls bentitzt hat. Somit lälst 
sich ziemlich bestimmt behaupten, dafs die Quelle der zweiten Ab- 
teilung des cap. 3 kleitarchische Überlieferung ist; ob freilich Klei- 
tarch direkt oder indirekt bentitzt ist, wird sich nie vollkommen 
sicher entscheiden lassen. Doch kann wenigstens so viel behauptet 
werden, daís keiner von den erhaltenen Autoren (Curtius, Diodor, 
Trogus) Polyäns Quelle gewesen ist. Die genauen Anklänge an diese 
rühren davon her, dafs ihre Nachrichten direkt oder indirekt zum 
gröfsten Teile auch auf Kleitarch zurückzuführen sind.: 

Den dritten Teil des cap. 3 bilden $ 23— 31 einschliefs- 
lich. Auch hier läfst sich eine chronologische Folge nachweisen: 
S8 23 bezieht sich auf Alexanders Zug nach Hellas nach seines 
Vaters Tode 336. 8 24 und 8 25 sind allgemeinerer Art, reihen 
sich aber, namentlich 8 24, ganz gut ein, wenn man annimmt, dals 
. in der zusammenhängenden Überlieferung, die Polyän vorlag, bei 
dem Beginn des asiatischen Feldzuges Manches mitgeteilt wurde 
über Alexanders persönliche Eigenschaften, über sein Benehmen den 
Barbaren gegenüber etc. S 26 bezieht sich auf den Vormarsch 
gegen den Tigris unmittelbar vor der Schlacht von Arbela 331; $ 27 
auf die Vorgänge nach der Schlacht (Dezember 331); $ 28 läfst sich 
nicht genauer bestimmen, gehört aber dem Sommerfeldzuge eines der 
nächsten Jahre an. $ 29 fällt in den Frühling des Jahres 327 (Er- 
stürmung der sogdianischen Felsen); $ 30 Zug gegen den indischen 
Volksstamm der Kathäer 326; $ 31 endlich geht auf den Feldzug 


616 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


gegen das räuberische Bergvolk der Kossäer nach Hephästions Tode. 
Demnach umfafst diese Partie das ganze Leben Alexanders als König, 
von seinem Regierungsantritte bis in das Jahr vor seinem Tode. — 
Wenn wir die Nachrichten dieses Abschnittes im Einzelnen prüfen, 
eine Arbeit, welche Petersdorff bereits ziemlich erschöpfend ausgeführt 
hat, so ergibt sich ein wesentlich anderes Resultat als bei der vorigen 
Excerptenreihe. Petersdorff hat von den 10 88 7 mit den vorhandenen 
Quellen verglichen; 3 fehlen ihrem Inhalte nach in den noch erhaltenen 
Autoren, nämlich 88 23, 28, 31. Aus dieser Vergleichung geht hervor, 
dafs 8 23— 32 nicht aus Árrian, Diodor oder Curtius genommen sein 
können. Während nun im vorigen Abschnitte die von Polyän über- 
lieferten Nachrichten meist in direktem Widerspruch mit denen des 
Arrian standen, stimmt in diesem nach den Ausführungen Petersdorffs 
die Mehrzahl mit Arrian überein, einige auch mit Curtius. Aus diesem 
eigentümlichen Verhältnisse schliefst Petersdorff, dafs diese Partie 
nicht aus Kleitarch oder einer kleitarchischen Überlieferung stammen 
kann, sondern aus einer auch dem Arrian vorliegenden Quelle ent. 
nommen sein muís. Diese aber kann nur ein Sammelwerk gewesen 
sein, in welchem Quellen besserer und schlechterer Árt zusammen- 
gearbeitet waren; welches dieses Sammelwerk gewesen sei, läfst 
sich nicht mehr bestimmen. Somit fällt die Notiz Wölfflins zu 
8 24: Ex Phylarcho coll. Acliani var. h. 9, 3 et Athenaeo 12, 55 
p. 539 weg; denn es ist ziemlich wahrscheinlich, dafs Phylarch selbst 
wieder diese Notizen aus einem älteren Alexanderhistoriker geschöpft 
hat, und zudem finden sich auch Spuren derselben bei Arrian 7, 24, 
woraus man sieht, dafs die Geschichte zu mindesten auch in andere 
Werke über Alexandergeschichte übergegangen war; denn für seine 
Anabasis konnte ja Arrian den Phylarch gar nicht benützen. 

Eine abgesonderte Stelle für sich nimmt der letzte & 32 ein, 
weleher merkwürdig genug ist. Es wird erzühlt, da(s Alexander in 
der persischen Königsburg das lange Verzeichnis alles dessen auf 
einer ehernen Tafel las, was zu den verschiedenen Mahlzeiten des 
Grofskünigs erforderlich war und geliefert werden mufste, und dafs 
er dann seine Macedonier, welche ob dieses ungeheueren Aufwandes 
staunten, zurechtwies und ihnen die Folgen der ausschweifenden 
Schwelgerei gerade an den ihnen unterliegenden weichlichen Persern 
vor Augen führte. Nun hat diese Anekdote, soweit ich sie eben. 
kurz dargelegt, allerdings in der Summlung Polyüns ihre Berechtigung. 
Aber es scheint geradezu unglaublich, dals sich Polyän die Mtibe 
genommen haben sollte, das ganze lange, jetzt zwei Druckseiten 
füllende Verzeichnis einfach abzuschreiben, da es doch eigentlich für 
seinen Zweck recht gleichgültig war. Daher ist mir schon die 
Vermutung gekommen, ob nicht das Verzeichnis erst später in die 
eigentliche Ánekdote eingeschoben worden sei; denn dafs man das- 
selbe leicht entbehren kann, ohne dafs Sinn und Pointe der Anekdote 
alteriert wird, sieht man sofort, wenn man den letzten Absatz un- 


der Strategemensammlung Polyüns. 611 


mittelbar an den ersten anschliefst und nur den Übergangssatz εἶχε 
δὲ οὕτως weglüfst. Wenn man aber dabei bleiben will, dafs der 8 
in seinem ganzen Umfange schon von Polyün eingesetzt worden sei, 
dann ist natürlich eine andere Quelle anzunehmen als für die voraus- 
gehenden Abschnitte. Einzelne Stücke des Verzeichnisses finden wir 
auch bei Athenäus 4, p. 145 und zwar ist dort als Quelle das zweite 
Buch der TTepcıxa des Heraklides von Cumä& angegeben. Doch 
zeigt Athenäus 14, cap. 67, dafs auch in den Περεικά des Deinon 
ähnliche Zusammenstellungen sich fanden. Polyän hat doch wohl 
die beiden nicht direkt ausgeschrieben, sondern fand das Ver- 
zeichnis in einer Excerptensammlung vor. Athenäus ist uns ein ge- 
nügender Beleg dafür, daís auch derartige trockene Geschichten ab- 
geschrieben und excerpiert wurden. Um über den Inhalt ein ge- 
naueres Urteil abgeben zu können, dazu bedürfte es auch der Kenntnis 
der iranischen Sprachen und Verhältnisse. Ich habe nur eine Be- 
sprechung unserer Stelle finden können in der englischen Zeitschrift 
The Classical Journal, vol. 30 „Remarks on a Passage of Polyaenus“, 
p. 370—374, welche aber gar nichts Besonderes enthält und nur 
insofern bemerkenswert erscheint, als schon damals (der betr. Band 
stammt aus d. J. 1824) die Ansicht glaubwürdig erschien, dafs dies 
Stück irgend einer Anekdotensammlung späterer Zeit, vielleicht 
auch dem Heraklides von Cumä, entnommen sei. (Die Besprechung 
unseres Abschnittes bei Hultsch, Metrologie * 8. 478 bezieht sich 
nur auf kritische Fragen, speciell auf die Umänderung des Wortes 
kaméric in καπέξζις.) 

Die Untersuchung des cap. 3 ergibt das wichtige Resultat, dafs 
wir es zum mindesten mit zwei fortlaufenden guten Quellen 
zu thun haben, wenn auch die Ansicht Petersdorffs bezüglich der 
ersten Reihe nicht aufrecht erhalten werden kann, und dafs also schon 
deshalb Schirmers Hypothese von einer einzigen Quelle für den 
ganzen Polyün absolut unhaltbar ist. 

Ebenso wie ein grofser Teil des cap. 3 müssen auch ὃ 1 und 
8 2 des cap. 4 der kleitarchischen Überlieferung angehören, wenn 
man sich an das oben Bemerkte erinnert, dafs diese zuerst auch die 
Verhültnisse Griechenlands in den Bereich der Darstellung der 
Alexandergeschichte zog. Daís ὃ 3 ganz sicher einer gewöhnlichen 
Anekdotensammlung entnommen ist, wurde bereits auf 8. 577f. zur 
Genüge nachgewiesen. Der thracische Aufstand, von welchem in $ 1 die 
Rede ist, fällt in das Jahr 331. Die Nachrichten darüber sind sehr un- 
vollständig, da Arrian nicht davon spricht, wir also ganz auf die klei- 
tarchischen Quellen angewiesen sind, vgl. Droysen, I, 1, 8. 392 ff., 
insbesondere Anm. 2 auf 8.394. — Der Inhalt des $ 2 gehört sicher 
in den lamischen Krieg 323. Wie wichtig gerade unsere Stelle 
zur Bestimmung des Ortes ist, an welchem die für Antipater un- 
günstige, der Belagerung von Lamia vorausgehende Schlacht ge- 
schlagen wurde, ersehen wir aus einem neueren Aufsatze von 


618 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


H. Kallenberg, „Zur Zeit der Diadochen", Philol. 36, S. 504, wo 
für die genauere Bestimmung der Örtlichkeit besonders darauf hin- 
gewiesen wird, wie aus unserer Stelle hervorgeht, dafs die Schlacht 
stidlich vom Spercheus stattgefunden habe. Demnach kann auch kein 
Zweifel darüber sein, dafs dieser Abschnitt aus einer zusammen- 
hängenden, zuverlässigen Überlieferung stammt. — Auch cap. 5 TTap- 
uevíuv gehört noch in den Bereich der kleitarchischen Überlieferung; 
denn die richtige Einfügung des Abschnittes an dieser Stelle, sowie 
die verständigen historischen Angaben am Eingange derselben lassen 
auf eine bessere Quelle als eine blolse Anekdotensammlung 
gchliefgen. 

Anders aber gestaltet sich das Quellenverhältnis von cap. 6 an, 
welches Kapitel erfreulicherweise zugleich für die Quellenfrage 
überhaupt erwünschte Aufschlüsse gibt. Von hier ab kann Klei- 
tarch als Quelle nicht mehr in Betracht kommen, weil sein Werk 
περὶ ᾿Αλέξανδρον ἱετορίαι nicht über den Tod des grofsen Königs 
hinausreichte, während wir in den Erzählungen des cap. 6 und der 
folgenden die Kämpfe der Diadochenzeit geschildert finden. Dem- 
nach ist einer von den Schriftstellern der Diadochenzeit als Quelle 
anzunehmen, welcher, wird im Folgenden noch näher zu bestimmen 
sein. Das umfangreiche cap. 6 sondert sich in folgende Abschnitte: 


8 1—3 Erzählungen von Antigonus Gonatas, 
8 4—16)| Erzählungen von Antigonus L, 

8 17u.18) Erzählungen von Antigonus Gonatas, 
$ 19u.20 (geringwertig, wie sich zeigen wird). 


Diese einfache Zusammenstellung mufs schon darauf führen, 
dafs es, auch wenn man von den anekdotenhaften Abschnitten 88 19 
und 20 absieht, nicht möglich ist, den iibrigen Bestand des Kapitels 
auf eine Quelle zurückzuführen, weil man in diesem Falle nicht ein- 
sehen würde, warum dann $ 1—3 nicht mit den übrigen Abschnitten 
von Antigonus Gonatas zusammenstehen sollten. Es wird am zweck- 
mälsigsten sein, zunächst die grofse zusammenhängende Partie der 
Mitte, 8 4—15 (resp. 18) zu betrachten. Diese war es auch, welche 
Wölfflin zuerst auf die grofse Bedeutung der chronologischen Reihen 
bei Polyün aufmerksam gemacht hat. Er sagt praef. p. XII: Ubi vero com- 
plura exempla sese ila excipiunt, μὲ continuam annorum seriem impleant, 
ex. gr. in Antigono ὃ 4— 15, quae deinceps ad annos 321—316 a. Chr. 
pertinent, merilo suspiceris id non Polyaeni cura faclum esse, sed unum 
aliquem latere velerem historicum, cuius ille vestigia presserit. Eum 
esse (ut immoremur in exemplo supra proposito) non Diodorum ipsum, 
sed scriptorem a Diodoro quoque compilatum, Hieronymum Car. 
dianum, multis de causis verisimillimum fi. Diese Aufstellung, 
dafs Hieronymus von Kardia in den hier einschlägigen Teilen der 
Diadochengeschichte Quelle des Polyün gewesen ist, und dafs dieser 
ihn direkt benützt hat, mufís nach meiner Ansicht in ihrem vollen Um- 


der Strategemensammlung Polyüns. 619 


fang aufrecht erhalten werden; denn die sämtlichen diesbezüglichen 
Abschnitte veranlassen durch ihre klare, ausführliche und verständige 
Darstellung von selbst zu dem Glauben, dafs wir es hier mit einer 
vorzüglichen Quelle zu thun haben, welche in vielen Punkten 
genauer und zuverlässiger ist, als die entsprechenden Berichte 
Diodors und die der einschlägigen Biographien des Plutarch. Der 
Umstand, dafs Polyän an manchen Stellen mehr bietet als Diodor, 
ist der deutlichste Beweis dafür, dafs er diesen nicht als Quelle 
benützt haben kann; andrerseits aber ist die Übereinstimmung mit 
Diodor an vielen Stellen so genau, fast wörtlich, dafs entschieden 
eine und dieselbe Quelle für beide Autoren angenommen werden mufs. 
Für die Hauptquelle des Diodor aber in den Büchern, welche die Dia- 
dochengeschichte behandeln, gilt noch immer Hieronymus von Kardia. 
Zwar hatten neuere Arbeiten versucht, besonders auch den Duris für 
die Diadochengeschichte als Quelle nachzuweisen, nämlich die schon 
genannte Dissertation von Rösiger, de Duride Samio, Diodori Siculi 
et Plutarchi auctore, Gott. 1874 und die Schrift von A. Haake, de 
Duride Samio Diodori auctore, Bonn 1874, und hervorragende Kenner 
dieses Gebietes der alten Geschichte hatten sich eine Zeit lang be- 
stimmen lassen, dieser Hypothese Beifall zu geben, z. B. Unger im 
philol. Anzeiger 7, 8. 126. Aber gerade der zuletzt genannte Ge- 
lehrte hat in seiner letzten grölseren Arbeit in dieser Richtung, 
„Diodors Quellen in der Diadochengeschichte“ (Sitzungs- 
berichte der bayer. Akademie 1878, 1. Bd, S. 368—441), die Be- 
rechtigung der dagegen erhobenen Einwände anerkannt und, wie die 
meisten neueren Bearbeiter dieser Frage, für den weitaus gröfsten 
Teil der Geschichte Diodors vom Jahre 323 ab Hieronymus als 
Quelle angenommen. (Daís Unger für einzelne Abschnitte des 18. 
und 19. Buches, grófstenteils auf chronologische Beobachtungen sich 
stützend, die Benützung einer Nebenquelle, des Diyllus, erkennen 
will, kommt für Polyän nicht weiter in Betracht, da natürlich bei 
diesem von einem Verarbeiten mehrerer Quellen keine Rede sein 
kann; denn wo zwei Quellen benützt sind, stehen die betreffenden 
Partien auch unvermittelt neben einander.) So glaube ich also, dafs 
man da an Hieronymus als Quelle Polyäns vor allem festhalten 
kann, wo die Übereinstimmung mit Diodor darauf hinweist. Das 
Werk des Hieronymus, welches mit dem Todesjahre Alexanders 323 
begann, reichte sicher bis hinab zum Tode des Pyrrhus 272, umfalste 
demnach auch noch einen Teil der Regierung des Antigonus Gonatas 
(regierte von 277— 289). Daraus ergibt sich, das jene Nachrichten 
Polyüns, welche über das Jahr 272 hinabgehen, einer andern Quelle 
entnommen sein müssen. Bei dem in Rede stehenden Abschnitte 
8 4—106 ist dies nun nicht der Fall; denn 8 16 gehört in das Jahr 305. 
8 4 enthält eine genauere Darstellung der Intriguen Eurydikes nach 
der Ermordung des Reichsverwesers Perdikkas gegen die neuen 
Reichsverweser und gegen Antipater als die kurze Erzählung Diodors 


620 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


18, 39, 3. Kallenberg a. a. O., S. 528 hat bezüglich unserer Stelle 
bemerkt: „Die ausführliche Darstellung Polyäns fügt sich vollkommen 
in Photius’ Andeutungen ein, so dafs man wohl für beide dieselbe 
Quelle voraussetzen kann. Wörtliche Anklänge sind natürlich bei 
Photius’ Kürze kaum zu erwarten.“ — ὃ 5 ist an sich chronologisch 
nicht näher zu bestimmen. Allein man vergleiche, was Droysen II, 1, 
S. 157 bemerkt: „Im Februar 320 kehrte Antipater mit den Veteranen 
über den Hellespont nach Macedonien zurück. Eumenes hatte sich 
inzwischen auf den Weg nach seiner ehemaligen Satrapie Kappe- 
docien zurückgezogen, seine Stellung bei Keliüinü aufgebend; er hielt 
sich auf den entscheidenden Kampf gegen Antigonus gefafst. Dieser 
rückte gegen Eumenes vor, ihn, den gewandteren Feldherren, über- 
dies an der Spitze eines wiederholt siegreichen Heeres, zuerst zu be- 
kämpfen. Es wird als eine Eigentümlichkeit des Antigonus bezeichnet, 
dafs er, wenn er die tiberlegene Streitmacht im Felde hatte, den 
Krieg mit Zurückhaltung und säumig führte, dem stärkeren 
Feinde gegenüber aber unermtüdlich war, stets bereit, alles aufs 
Spiel zu setzen, bis zur Verwegenheit kampflustig (Polyän 4, 6, 5). 
Dies war sein Fall jetzt; Eumenes hatte die entschiedene Übermacht, 
dennoch war er ihm nachgeeilt eto." Ich bemerke, dafs Droysen die 
chronologische Einfügung unserer Notiz vorgenommen hat, ohne der 
chronologischen Reihe bei Polyän zu achten. Dieselbe pafst aber so 
vortrefflich hier herein, dafs ich annehmen möchte, sie stand auch in der 
Quelle Polyäns an dieser Stelle; demnach füllt sie in das Jahr 320, 
also zwischen 8 4 == 321 und 86 = 320/19. — Der Inhalt des $6 
gehört in den Winter des Jahres 320/19, als Antigonus, welcher den 
Eumenes an der Grenze von Kappadocien geschlagen und zum Rück- 
zug in das Innere dieser Landschaft gezwungen hatte, dort an der 
Grenze von Kappadocien im Winterquartier liegend, Kunde erhielt von 
der Bewegung des Attalus, Alketas etc., welche in Pisidien standen. 
Dieser pisidische Feldzug selbst ist in ὃ 7 geschildert. S 6 aber be. 
handelt den Abfall von 3000 Macedoniern in Lykaonien, wührend Anti- 
gonus in Kappadocien im Winterquartiere lag. Polyün ist der einzige, 
der dies überliefert. Da nun die folgenden Stücke sämtlich bei Dio- 
dor ihre Parallelen haben, so sehen wir gleich hier, dafs er bedeutend 
mehr bietet als Diodor. — ὃ 7 also behandelt die Niederwerfung 
der tibrigen Feldherren der perdikkanischen Partei durch Antigonus, 
wührend Eumenes in Nora eingeschlossen war. Natürlich ist dieser 
Feldzug bei Plutarch und Nepos gar nicht erwähnt, weil ja Eumenes 
in demselben keine Rolle spielte; somit bleibt Diodor 18,44 und 45 
nebst Polyäns $7 einzige Quelle für uns. Ein Vergleich beider 
Stellen ist interessant für die Art, wie Polyiün excerpierte. Auch bei 
Diodor findet sich eine Einleitung,ühnlich der des Polyäin. Diod. 18,44, 1: 
οὗτοι τὰρ (sc. ᾿Αλκέτας καὶ "Arraloc) ὑπελείποντο τῶν TTepbikkou 
φίλων καὶ οἰκείων ἡγεμόνες μὲν ἀξιόλογοι, «ετρατιώτας δ᾽ 
ἔχοντες ἱκανοὺς ἀμφιςβητῆςαι πραγμάτων (vgl. Polyän: crparnyoüc 


der Strategemensammlung Polyüns. 621 


Μακεδόνων (ungenau!) οὐκ ἀδόξους). Im Weiteren aber finden 
Sich mancherlei Abweichungen. 1) Ein plus bei Polyün ist die Angabe 
von den Elephanten; dafs aber Antigonus allein solche hatte, ergibt 
sich auch aus Diodor 18, 45, 1, also enthielt die ursprüngliche Quelle 
diese Angabe. 2) Da es dem Zwecke des Kompilators nicht entsprach, so 
wurde ein bedeutender Abschnitt, der Kampf der Reiter um die von 
Antigonus vorher besetzten Höhen (Diod. 44, 18, 3 und 4) vollständig 
weggelassen. Bei Diodor wird Alketas durch die Leute des Antigonus, 
welche die Höhen besetzt hielten, zurückgetrieben, während Antigonus 
selbst sich auf das feindliche Fufsvolk geworfen hatte. So entsteht 
bei Polyän eine Ungenauigkeit; denn der Ausdruck ᾿Αλκέταν μὲν 
οὐκ ἐδίωξε bezieht sich nur darauf, dafs Antigonus selbst sich nicht 
weiter um Alketas kümmerte; dieser gelangte, von den Höhen zurück- 
geworfen, mit Mühe zu seinem Fufsvolke. 3) Nach Art Polyäns ist dann 
der einfache Gedanke bei Diodor 18, 45, 2 διὰ δὲ τὴν ὑπερβολὴν 
τῆς ὀξύτητος καὶ ἐνεργείας οὐδ᾽ ἐκτάξαι καλῶς τὴν φάλαγγα κατ- 
icyucav weiter ausgemalt worden durch die Glieder τοὺς μὲν -“-- 
τοὺς δὲ etc. 4) Am Schlusse sagt Polyün χωρὶς μάχης ἐνίκηςε, 
während es doch bei Diodor 18, 45, 3 heifst τροπῆς δὲ παντελοῦς 
γενομένης. Nun ist das an sich kein Widerspruch; denn das Fufs- 
volk des Alketas ist von vornherein in Schrecken gesetzt, und so wird 
unter den ungeordneten Scharen der Perdikkaner beim Heran- 
rücken des Feindes eine Panik ausgebrochen sein, und ohne dals es 
zu einem eigentlichen Kampfe kam, werden dieselben geflohen 
sein. Freilich ist bei Polyän der Ausdruck absichtlich ge- 
wählt, um die Wirkung des Strategems recht drastisch hervor- 
zuheben; denn der Kampf der Reiter fand ja wirklich statt, aber 
ihn hat Polyün einfach ausgelassen, und in Bezug auf das Fufsvolk 
allein ist sein Ausdruck nicht gerade unrichtig. — Auch $ 8 bietet 
uns durch den Vergleich mit Diod. 18, 72 die Möglichkeit, Polyäns 
Angaben zu kontrollieren und zu beurteilen. Als Antigonus Miene 
machte, nach Europa überzusetzen gegen Polysperchon, da sandte 
dieser die gesamte ihm zur Verfügung stehende Seemacht unter der 
bewährten Führung des Kleitos in den Hellespont, mit dem Auf- 
trage, die Kommunikation zwischen Asien und Europa auf das sorg- 
fältigste zu beobachten. Kassander aber hatte auf die Kunde davon- 
das Geschwader, mit welchem er selbst herübergekommen war, seinem 
Feldherrn Nikanor übergeben, und diesen angewiesen, mit demselben 
schleunigst nach Asien zu gehen, sich mit der Flotte des Antigonus zu 
vereinigen und dann gleichfalls nach Norden zu fahren; Nikanor segelte 
also durch den Hellespont in die Propontis, während Antigonus auf 
dem Landwege nachrückte. Kleitos war bei der Ankunft Nikanors be- 
reits einige Tage in diesen Gewässern, hatte mehrere Hafenstädte in 
Besitz genommen und ankerte jetzt nicht weit von Byzanz vor der 
Einfahrt in den Bosporus. Hier spielt sich das Weitere ab. Polyün 
mulste nun in einer kurzen Einleitung das eben Gesagte zum besseren 


699 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Verständnis seiner nachfolgenden Erzählung darlegen. Wenn Droysen 
II, 1, S. 231, Anm. 2 bemerkt, daís Polyün verkehrterweise den 
Hellespont in seiner Einleitung nenne, so ist dies nicht richtig; denn 
Ἑλλήςποντος hat bei den griechischen Schriftstellern eine weitere 
Bedeutung insofern, als auch die Propontis darunter verstanden wird, 
auf welche Eigentümlichkeit Unger mich aufmerksam machte. Im 
Folgenden hat Polyän die Zahl der Schiffe der vereinigten Flotte des 
Nikanor und Antigonus auf 130 angegeben, offenbar hier genauer der 
Quelle folgend; denn Diodor 18, 72,8 sagt nur ὥςτε τὰς rtácac ἔχειν 
(sc. Νικάνορα) πλείους τῶν ἑκατόν. Dagegen ist Poly&n weiter unten 
wieder eine Ungeschicklichkeit passiert. Diodor gibt den Verlust 
folgendermaísen an: 70 Schiffe in den Grund gebohrt, 40 gekapert 
= 110 im Ganzen. Polyün aber hat infolge oberflächlichen Exoer- 
pierens im Ganzen blofs 70 verlorene Schiffe verzeichnet. Da nun 
der folgende $ 9 sich unmittelbar an $ 8 anschliefst, so ist natürlich 
die von Droysen für einen Irrtum gehaltene Bezeichnung der Örtlich- 
keit im Eingang von 88 auch in die nächste Erzählung übergegangen, 
wo es in der Einleitung heifst: μετὰ τὴν νίκην τῆς ἐν EAAncnövrw 
ναυμαχίας. Im Übrigen fehlt diese ganze Geschichte bei Diodor, ein- 
mal, weil sie von keinem wesentlichen Einflufs auf den Gang der 
Ereignisse ist, hauptsächlich aber wohl deswegen, weil mit cap. 75 
gerade das 18. Buch Diodors schliefst, und deshalb die Darstellung 
an dieser Stelle überhaupt etwas zusammengedrängt erscheint. — 
Die folgenden Abschnitte dagegen stimmen, wie schon Wölfflin 
bemerkt hat, ganz besonders gut mit Diodor, daher nur einzelne 
Bemerkungen beigefügt werden mögen, zumal auch Kallenberg 
„Zur Zeit der Diadochen“ neuerdings das Verhältnis beider ge- 
prüft hat, dessen Arbeit ich überhaupt in dieser Partie mehrfach 
zu Rate gezogen habe. ὃ 10 bezieht sich auf den Ausgang der un- 
entschiedenen Schlacht zwischen Antigonus und Eumenes in der 
Landschaft Paraitakene auf dem Wege von Medien nach Persis, wo 
Antigonus die hier erzählte List anwendete, um den Eumenes zu 
zwingen, sich als besiegt zu bekennen. Unmittelbar daran schliefst 
sich 8 11. Bezüglich des Namens der Provinz, wo Antigonus über- 
winterte, bemerkt Droysen II, 1, S. 287, Aum. 2: „Der Name 
. wechselt vielfach: Gamarga, Gadamala oder Gardala, Gadamarta sind 
die verschiedenen Namen, die bei Diodor und Polyän vorkommen. 
Welches der richtige ist, bleibt unentschieden.“ Nun finde ich aber 
einerseits bei Diodor blofs ἐν Γαδαμάργοις, bei Polyän blofs 
ἐν Γαδαμάρτοις, so dals es denn doch nicht schwer sein dürfte, 
eine Einheit herzustellen. Droysen hat im Texte seiner Darstel- 
lung die Form Gadamarta acceptiert, warum sollte man diese nicht 
auch bei Diodor herstellen kónnen, da doch die Verwechslung von 
| und T eine ungemein häufige ist. Eine weitere Bemerkung macht 
die Angabe der Entfernung in der Einleitung nötig, dieselbe lautet bei 
.Polyün: Εὐμένης προκατελάβετο τὴν ὁδὸν ἄχρι cradiwv χιλίων. 


der Strategemensammlung Polyäns. 623 


bei Plutarch, Eum. 15: ὥςτε τοὺς ἐςχάτους τῶν πρώτων ἀπο- 
ςκηνοῦν ὁμοῦ τι χιλίους crabíouc. 

bei Diodor 19, 37, 1: ὥςτ᾽ ἐνίους ἀπ᾿ ἀλλήλων ἀπέχειν ὁδὸν 
ἡμερῶν ἕξ. 

Aus dem Zusammentreffen Plutarchs und Polyäns in der An- 
gabe von 1000 Stadien gegen die von sechs Tagemärschen bei 
Diodor hat Schubert, die Quellen Plutarchs in den Lebens- 
beschreibungen des Eumenes, Demetrius und Pyrrhus (9. Suppl. der 
Jahrb. S. 676) mit Recht geschlossen, dafs Hieronymus selbst nur 
die eine von beiden Angaben genf&cht habe und zwar die erste, 
namentlich weil Polyän sie bietet, da sich bei diesem keine Spur 
einer Mittelquelle bemerken lä[st, so dafs also die Umrechnung 
in Tagemärsche erst von Diodor vorgenommen worden ist. Dabei 
ist aber Schubert ein grobes Versehen Polyäns in der Einleitung des 
8 11 entgangen; derselbe bezieht nämlich die 1000 Stadien aus 
Flüchtigkeit nicht, wie Plutarch und Diodor ausdrücklich thun, auf 
die Entfernung der einzelnen Quartiere des Eumenes von einander, 
sondern auf die Gesamtentfernung beider Gegner! Dies ist 
natürlich unmöglich, und wir haben damit ein weiteres Beispiel da- 
für, wie wenig den kurzen Einleitungen Polyäns zu trauen ist, die 
sehr oft ein Mifsverstündnis oder einen Fehler enthalten. — Bezüg- 
lich des Schlusses unseres ὃ 11 hat Kallenberg a.a. O. S. 654f. 
" bemerkt: „Befremdend ist der Schlufs bei Polyün: καὶ τὸ πεδίον 
ἐκβαινόντων προςβαλόντες κατὰ τὴν οὐραγίαν Ecrıv oüc τῶν ocrá- 
τῶν ἀπέκτειναν. Von einem solchen Angriff ist nirgends sonst die 
Rede, er läfst sich auch mit den übrigen Nachrichten gar nicht ver- 
einigen, und doch kann man der vorhergehenden genauen Über- 
einstimmung wegen nicht an eine andere Quelle denken.“ Diese 
Bemerkung Kallenbergs beruht entschieden auf einer Verkennung 
der Eigenttimlichkeiten unseres Strategemensammlers; beurteilt man 
diese richtig, dann kann man kein weiteres Bedenken über die Ab- 
weichung im Schlusse haben. Polyün hat, weil seine Erzählungen 
sich einerseits blofs an die Namen einzelner Persönlichkeiten knüpfen 
und andrerseits, weil er müglichst viele Strategeme geben wollte, 
das in zusammenhüngenden Überlieferungen auf $ 11 unmittelbar 
Folgende losgerissen und unter Eumenes in cap. 8 S 4 weiter er- 
zählt. Dies hat bereits Wülfflin praef. p. XII erkannt. Nun mufste 
er doch hier einen Anschlufs haben. Dafs er sich diesen selbst 
fabriciert hat, zeigt einerseits der Schlufssatz Ócov etc., der es gleich- 
sam entschuldigen soll, dafs das vortreffliche Strategem nicht gelang, 
und andrerseits das unsinnige προςβαλόντες κατὰ τὴν οὐραγίαν, 
das wirklich lächerlich ist, da doch Eumenes vor Antigonus stand 
und ihm also gewifs nicht in den Rücken fallen konnte. Demnach 
ist, historisch genommen, auf Polyäns Schluís gar nichts zu geben, 
und Kallenbergs Bedenken ist ganz unbegründet. — Die kurze Notiz 
von ὃ 12 ist sehr bezeichnend für die Arbeitsweise Polyäns; denn 


694 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


es ist kaum anzunehmen, dafs hier ein Stück aus einer Anekdoten- 
sammlung eingeschoben sei; die Sache ist vielmehr so zu denken: den 
Plan, sich des feindlichen Gepäckes zu bemüchtigen, wird wohl Anti- 
gonus nicht erst im Schlachtgetümmel gefalst haben, sondern vorher 
schon, als er die Stellung des Feindes überschaute. Polyän hat nun 
diesen Plan als selbständiges Strategem hingestellt. Für die folgende 
Erzählung aber bildete für ihn den Kernpunkt nicht sowohl die Plün- 
derung des Gepäckes, als vielmehr das ἐκήρυξεν προῖκα ἀποδύ- 
ceıv τὰ ἡρπαςμένα. In $ 13 selbst, dessen Inhalt sich zeitlich un- 
mittelbar an die in $ 11 geschilferte, mifslungene List des Eumenes 
anschliefst, hat Polyän im Vergleiche mit Diodor 19, 42f. natürlich 
zusammengezogen, da es ihm durchaus nicht um eine genaue Schlacht- 
beschreibung zu thun war, gegen das Ende aber wird er ausführ- 
licher als Diodor, weil das Vorgehen des Antigonus für ihn einer 
List gleichkommt. — Bezüglich der Art und Weise, wie Antigonus 
listig genug den Satrapen von Medien, welcher Abfallsgelüste hatte, 
nach ὃ 14 in die Falle zu locken wulste, bemerkt Droysen Il, 
2, 8. 306, Anm. 1: „Diod. 19,46 sagt ausdrücklich ἐν τοῖς μεῖ- 
éxouciv τοῦ cuvedpiou sei die Sache des Satrapen Pithon entschieden 
worden. Ich ziehe dies der Angabe Polyäns 4, 6, 14 ἐς τὸ κοινὸν τῶν 
Μακεδόνων ἐςαγαγιών vor, weil es das Auffallendere ist, da ein mace- 
donisches Gericht ganz in Form Rechtens gewesen wäre. Dieser Ab- 
weichung wegen wird Polyün dieses Stück nicht aus Hieronymus 
haben.^ Ich kann diese Ansicht Droysens durchaus nicht teilen; 
denn einerseits zeigt die Ausführlichkeit, welche sogar Gattung und 
Zahl der Truppen nennt, die Pithon erhalten soll, dafs die Quelle 
eine gute ist, andrerseits verbietet aber die streng chronologische 
Reihe und die fortlaufende Übereinstimmung mit Diodor von Hierony- 
mus als Quelle abzugehen; daher wird viel eher eine Flüchtigkeit 
Polyäns am Schlusse anzunehmen sein, dadurch entstanden, dafs er 
den Ausdruck seines Autors nicht recht zu würdigen wufste. Es 
stimmt ja auch 8 15, die listige Beseitigung der durch ihren Verrat 
an Eumenes hinsichtlich ihrer Treue sehr verdüchtigen Argyraspiden 
durch Antigonus wieder ganz mit Diod. 19, 48 überein. — $ 16, 
welcher etwas aus dem Anfang der Unternehmung des Antigonus 
gegen Rhodus berichtet (i. J. 805) hat keine Parallele bei Diodor, 
stammt aber doch wohl aus derselben Quelle wie 8 4—15. 

Es folgen nun zwei Strategeme, welche sich auf Antigonus 
Gonatas beziehen, und die nur infolge eines bei Polyün ganz gewöhn- 
lichen Irrtums an den Namen des Antigonus I. geknüpft sind. Zeitlich 
füllt der Inhalt des 8 17 in das Jahr 277, als Antigonus Gonatas, nach- 
dem er die Kelten bei Lysimacheia besiegt hatte, einen Keltenschwarm 
in Sold nahm und mit dessen Hilfe einen der Thronprütendenten, den 
Antipater, schlug, der des 8 18 aber in die Zeit unmittelbar nach 
der Wiederherstellung der Ordnung in Macedoniens Regierung, als 
Antigonus das von Kassander gegründete Kassandreia von seinem 


der Strategemensammlung Polyäns. 625 


Tyrannen Apollodor befreite 277/76 v. Chr. Beide Abschnitte sind 
augenscheinlich einer sehr guten und ausführlichen Quelle entnommen; 
insbesondere enthält der zweite vortreffliche, genaue Nachrichten. Es 
fällt mir nun folgendes auf. 1) Wie kommt es, dafs gerade hier die gute 
Quelle der 88 4—16 sich fortsetzt und nicht z.B. hinter den schlechten 
Abschnitten $ 19 und $ 20, wenn es eine von der der Mittelpartie 
war? 2) Warum erfahren wir aus dem Leben des Antigonus Gonatas 
aus dieser offenbar sehr ausführlichen Quelle nichts, was in seine 
spätere Regierungszeit fällt, welcher doch z. B. ὃ 1 und $ 3 unseres 
siebenten Kapitels angehören? Diese beiden Fragen lassen sich meines 
Erachtens am einfachsten dadurch beantworten, dafs man annimmt, 
auch hier ist Hieronymus noch fortlaufende Quelle Polyäns gewesen; 
denn nur so erklärt es sich einerseits, wie Polyän hier ganz ruhig 
mit Antigonus Gonatas weiterfahren konnte und andrerseits, warum 
er bei $ 18 plötzlich abbricht. Es brach eben auch seine Quelle 
ab; denn des Hieronymus Werk reichte vermutlich blofs bis 272, dem 
Todesjahre des Pyrrhus. Und doch hat Hieronymus, soweit sein Werk 
reichte, die Geschichte des Antigonus Gonatas, an dessen Hofe er 
als hochbetagter Greis lebte, sehr ausführlich und nicht ohne Partei- . 
nahme für Antigonus geschrieben (vgl. Pausan. 1, 9, 8 und 1,13, 9). 
Steht es aber so ziemlich fest, dafs die Abschnitte $ 17 und 8 18 
dem Hieronymus entnommen sind, dann gilt das Gleiche auch für 
2, 29, 1 und 2, wovon namentlich $ 1 nach Droysen III, 1, 199f. in 
diese Zeit gehört; denn die beiden Vorgänge stehen in einer gewissen 
Beziehung zu einander: die Spartaner hatten dem von Antigonus 
Gonatas angegriffenen Tyrannen Hilfe gesendet und wandten sich 
nun, während der König anderweitig beschäftigt war, gegen die 
macedonische Besatzung von Trözen, die sein Halbbruder Craterus 
kommandierte. $ 2 aber gehört in die Zeit der Kämpfe des Anti- 
gonus gegen Pyrrhus, welche Hieronymus gleichfalls eingehend be- 
schrieb. Die ausführlichen taktischen Angaben dieses $ 2 weisen 
auch auf einen Autor von seiner Sachkenntnis hin. 

8 19 und $ 20 unseres Kapitels dagegen sind ganz gewöhn- 
lichen Sammlungen entnommen; denn bei ἃ 19 erkennt man besser 
als an irgend einer anderen Stelle Polyäns, wie die Allgemeinheit 
und Unbestimmtheit seiner Angaben ein sicherer Fingerzeig ist für 
die Beurteilung seiner Quellen. Überall sonst haben wir in den zu- 
sammenhängender Überlieferung entnommenen Abschnitten dieses 
Kapitels einleitende Bemerkungen, welche es uns ermöglichen, die- 
selben chronologisch einzureihen. Warum sollte der Kompilator 
versäumt haben, hier das Gleiche zu thun, wenn es ihm möglich ge- 
wesen wäre. Er fand es eben in seiner Quelle nicht besser vor. 
Auch erinnert die Geschichte nur zu sehr an andere, ähnliche Anek- 
doten bei Polyän (vgl. 7, 6, 9). — Noch entschiedener aber kann 
man $ 20 als reine Anekdote bezeichnen; denn allerdings hat 
Antigonus Gonatas während des sogenannten chremonideischen 


696 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Krieges um 263 Athen eingenommen und zwar nach 
Widerstande (vgl. Paus. 3, 6, 6 ἐπὶ μακρότατον χρόνον), aber 
eines so lächerlichen Mittels bedurfte es dazu nicht. Droysen urteilt 
III, 1, 8. 244, Anm. 3 tiber unsere Stelle: „So die alberne Geschichte 
bei Polyän 4, 6, 20, albern, nicht weil sie. wider des Antigonus 
Charakter wäre, sondern weil Antigonus, wenn er mit so armseliger 
List allein zum Ziele kommen konnte, dieselbe gar nicht nötig ge- 
habt hätte, aber das neidische Schicksal hat der Stadt auch diesen 
Ruhm ihrer letzten würdigen Anstrengung verkümmern wollen.“ 
Ähnlich ist auch das Urteil von Willamowitz „Philologische Unter- 
suchungen von Kiefsling und Willamowitz-Möllendorf“, 4. Heft 8. 226: 
„Das Strategem Polyäns 4, 6, 20 ist geringhaltig und für die Ge- 
schichte kaum etwas daraus zu machen etc" Zu allem Überflufs 
belehrt uns noch die kurze Notiz bei Front. 3, 4, 2 über den anek- 
dotenhaften Charakter der Erzählung. Dort wird in ὃ 1 berichtet, dals 
Fabius Maximus die Kampaner durch diese armselige List mürbe 
gemacht habe, und dann heifst es in ὃ 2: Antigonus adversus Athe- 
nienses idem fecit, el ad famem redactis politus. est. 

Somit bleiben uns nur noch die drei ersten 88 des wichtigen 
Kapitels übrig, welche, wie schon erwühnt, nicht aus der Überlieferung 
des Hieronymus stammen können, weil sie über die Zeit seines 
Werkes hinausgehen. Wir haben zu ὃ 1, welcher sich auf die listige 
Einnahme von Akrokorinth 244 bezieht, eine Parallele in Plutarchs 
vita Arati, cap. 7, aber der Vergleich lehrt, dafs Poly&n nicht aus 
Plutarch geschöpft hat, während andrerseits einzelne Ausdrlicke gan: 
bestimmt darauf hinweisen, dafs beide Berichte auf eine und dieselbe 
Quelle zurückgehen (man vergleiche besonders Poly&n: μακρὰ χαίρειν 
τῷ κιθαρῳδῷ καὶ τῷ γάμῳ φράςας ᾿Αντίγονος ὥρμηςεν ἐπὶ τὸν 
᾿Ακροκόρινθον etc. und Plut. αὐτὸς δὲ χαίρειν μὲν ᾿Αμοιβέα, χαίρειν 
δὲ τοὺς γάμους ἐάςας ἀνήει πρὸς τὸν ᾿Ακροκόρινθον etc.) Diese 
gemeinsame (Quelle aber kann nur Phylarch sein. Man vergleiche 
darüber Droysen III, 1, S. 412, Anm. 1: „Dafs diese (Quelle Polyäns 
und Plutarchs) Phylarch ist, ergibt sich aus der Art der Auffassung 
mit Sicherbeit; denn Plutarch hat den Phylarch auch im Leben des 
Arat gebraucht, und Polyün hat viel aus ihm, ohne Nennung seines 
Namens. Des Seltsamen in der Erzählung ist mancherlei, vor allem, 
dafs Antigonus während der Hochzeitsfeierlichkeiten, die im Theater 
veranstaltet werden, allein mit seinem Stocke den Eingang in Akro- 
korinth erzwingt und die Burg occupiert. Doch nicht blofs dies, 
sondern die ganze Fassung, die in jedem Zuge die phylarchische 
Manie für frappante Anschaulichkeit zeigt, ist ein Beweis für die 
Unbraucbbarkeit seiner anekdotenhaften Erzühlung."*) — Ebenso ist 
nun aber auch für $ 3 Phylarch als Quelle verbürgt durch die An- 


*) Vgl. auch M. Klatt, „Forschungen zur Geschichte des achäischen 
Bundes, Erster Teil: Quellen und Untersuchungen des kleomenischen 
Krieges“, Berlin 1877, für Phylarch als Quelle Plutarchs im Arat. 


der Strategemensammlung Polyüns. 627 


gaben des Athen. 13, 85 p. 606 und Aelian de nat. animal. 11, 14. 
Die hier erwähnte Belagerung Megaras fällt zeitlich in den sogenannten 
chremonideischen Krieg 266 — 263 a. Chr., benannt nach dem Athener 
Chremonides, welcher, aus der Heimat verbannt, bei Ptolemäus lebte 
und später Athen im Kampfe gegen Antigonus Gonatas unterstützte. 
Demnach würden 8 1 und 83 aus Phylarch stammen. Dessen Werk, 
“Ictopiaı betitelt, umfafste in 28 Büchern die Zeit von 272 (Todesjahr 
des Pyrrhus) bis 220, d. h. bis zur Schlacht von Sellasia und zum 
Ende des kleomenischen Krieges. Es schlofs sich 8180 unmittelbar 
an das Geschichtswerk des Hieronymus an, und wie jenes von Anti- 
gonus Gonatas nur Ereignisse aus dessen Leben vor 272 berichtete, 
80 dieses nur solche aus der Zeit nach dem Tode des Pyrrhus. Dies 
mu/ís betont werden; denn unsere beiden Abschnitte gehören in die 
Jahre 244 und 266—263. Wenn nun ὃ 1 und $ 3 aus Phylarch 
genommen sind, so wird wohl auch $ 2 daher stammen und sich 
nicht, wie Droysen und Kallenberg meinen, auf Antigonus I. beziehen; 
denn an und für sich pafst die Notiz doch auf beide, und nichts 
nótigt uns, sie gerade auf Antigonus den Einüugigen zu beziehen, für 
Antigonus Gonatas aber spricht doch gewifs der Umstand, dafs der $ 
zwischen zwei aus Phylarch genommenen Abschnitten in der Mitte 
steht. Wie es freilich kommt, dafs dann in dem Abschnitte ὃ 1—3 
die chronologische Reihenfolge in der Ordnung, in welcher uns die 
$8 vorliegen, gerade umgekehrt erscheint, vermag ich vorläufig nicht 
zu erklüren. Zu auffüllig ist es nicht, wenn man sich an die Reihen- 
folge der Strategeme des Agathokles 5,3 erinnert (vgl. oben 3.504ff.). 

Die Untersuchung über die Quellen des cap. 6 liefert sonach 
folgendes Resultat: 


8 1—3 (Antigonus Gonatas) aus Phylarch, 

8 4—10|(Antigonus I), 

817u.818/| (Antigonus Gonatas) aus Hieronymus, 
819u.820 Schlechte Anekdotensammlungen. 


An die Erzählungen von Antigonus hat Polyän die von seinem 
Sohne Demetrius Poliorketes angeschlossen in cap. 7. Auch die 
11 Abschnitte dieses Kapitels zerfallen schon äufserlich in mehrere 
Partien, sobald man sich bemüht, dieselben chronologisch zu fixieren. 
Folgende Übersicht wird dies zeigen: 





1 [81 ? 8 6 307 
'182 301? 8 7 306 
Ä 8 8 303 

83 303 HI48 9 295 
IL |84 301 8 10 294 
85 295 811 294 

8 12 287. 


Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 41 


628 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Aufgabe der folgenden Untersuchung wird sein, Wert und 
Quellen der einzelnen Partien, soweit es möglich ist, festzustellen. 
Was die beiden ersten Abschnitte anlangt, so hat in neuerer Zeit 
Schubert, Die Quellen Plutarchs etc. 8. 725 mit aller Entschieden- 
heit versucht, dieselben, da sie in auffallender Weise ins Detail 
gehen, auf Hieronymus zurückzuführen und zur Vervollständigung 
des plutarchischen Berichtes heranzuziehen, ihnen somit eine be- 
stimmte Stelle in der Überlieferung von Demetrius anzuweisen. Be- 
züglich des ὃ 1 sagt er: „Nach Polyän soll Demetrius den bekannten 
Wallensteinischen Grundsatz aufgestellt haben, daís ein grofses Heer 
sich viel leichter ernühren lasse als ein kleines. Wie Polyün aus- 
drücklich angibt, hat Demetrius nach diesem Grundsatze auch ge 
handelt. Aus Plut. Demetr. 31 ersehen wir nun, dafs Demetrius sich 
bald nach der Schlacht bei Ipsus im Chersones ein neues Heer zu 
bilden suchte. Ausreichende Geldmittel standen ihm damals sicher 
nicht zu Gebote, sondern er war ohne Frage darauf angewiesen, 
seinen Soldaten den Unterbalt zu erkümpfen. Es scheint darnach, 
dafs wir die Polyänstelle zur Vervollständigung des Plut. cap. 31 
heranziehen können.“ Nun will ich nicht bestreiten, dafs diese 
Kombination Schuberts am Ende richtig sein kann, allein erwiesen 
ist es nicht, dafs Hieronymus diese Äufserung des Antigonus be- 
richtete, jedenfalls aber hat sie Poly&n nicht aus Hieronymus, 
sondern aus einer gewöhnlichen Apophthegmensammlung, 
weshalb man sich keine Mühe zu geben braucht, sie chronologisch 
näher zu bestimmen. Noch mehr aber gilt dies von dem folgenden 
8 2. Ich begnüge mich, hier die verschiedenen Ansichten anzuführen 
1) Droysen 11,2, 8. 221 setzt diese Geschichte in die Zeit nach der 
Schlacht bei Ipsus 301, als Demetrius mit einem Teil seiner Truppen 
und mit seiner Flotte nach Karien geeilt war, dann die letztere dort 
einstweilen sich selbst überlassen hatte, während er selbst sich nach 
Cilieien zu seiner Mutter Stratonike begab, um diese zu flüchtgn. 
2) Schmidt, de ezpeditionibus a Demetrio Pol. in Graeciam susceptis, 
Pyritz 1875, p. 5 setzt die Erzählung Polyüns in das Jahr 307, weil in 
diesem Jahre Athen vollständig von Demetrius überrumpelt worden 
sei. 3) Schuberta.a.0. S. 725 endlich findet, dafs Demetrius später 
noch einmal in der Lage gewesen sei, seine Ankunft verheimlichen zu 
müssen, als er es unternahm, die Athener von dem Tyrannen Lachares 
zu befreien, da dieser sich leicht durch Truppen des Kassander in 
genügender Weise hätte verstärken können, wenn er von dem Vor- 
haben des Demetrius Nachricht erhalten hätte. Schubert möchte also 
unsere Stelle in den Zusammenhang des cap. 33 Plutarchs einreihen, 
so dafs der hier erzählte Vorgang um 295 anzusetzen wäre. Allein 
gerade dieser grofse Zwiespalt der Meinungen zeigt uns, dafs die Stelle 
Polyüns in einem Punkte leidet, der für ihre Beurteilung von grofser 
Wichtigkeit ist, an zu grofser Unbestimmtheit und Allgemeinheit, 
80 dafs es kaum gelingen dürfte, dieselbe endgültig chronologisch zu 


der Strategemensammlung Polyäns. 629 


fixieren. Dazu kommt auch noch die Ähnlichkeit mit dem gleich un- 
bestimmten und gleichfalls irgend einer Sammlung entnommenen 
Stück 5, 2, 11 (12). Somit ist als sicher anzunehmen, dafs Polyün 
auch diesen $ 2 nicht etwa aus Hieronymus entlehnt, sondern aus 
einer geringwertigen Quelle excerpiert hat. 

Anders verhält es sich mit der folgenden Partie. Der Inhalt des 
8 3 gehört in das Jahr 303. Nachdem Demetrius den Kassander aus 
Athen vertrieben und diese Stadt in seinen Besitz gebracht hatte, be- 
eilte er sich, die Befreiung Griechenlands zu vollenden und erschien 
zu diesem Zwecke 303 im Peloponnes, wo Sikyon noch immer in 
den Hinden ügyptiseher Truppen war. Diesen gelang es, sich 
bei der Einnahme der Stadt in die Burg zu werfen, von wo sie 
freien Abzug erhielten. Dafs die Erzählung Polyäns aus Hieronymus 
stammt, lehrt uns die kurze Erwähnung bei Diodor 20, 102, 2: 
τῆς δὲ τῶν (ικυωνίων πόλεως φρουρουμένης ὑπὸ τῶν Πτολε- 
μαίου τοῦ βαειλέως ετρατιωτῶν, ὧν ἦν ἐπιφανέςετατος CTPATNYÖC 
Φίλιππος, νυκτὸς ἐπιθέμενος ἀπροςδοκήτως παρειςέπεςεν 
ἐντὸς τοῦ τείχους. So haben wir also bei Polyän viel genauere 
Angaben, die uns eine willkommene Ergänzung unserer sonstigen 
Berichte bieten. Andrerseits aber werden wir durch ihn auch wieder 
irre geführt; denn er begnügt sich damit, blofs die List zu berichten, 
die zur Besetzung der Stadt führte, aus Diodor dagegen erfahren wir, 
dafs die Akropolis bei dieser Überrumpelung nicht mitfiel, sondern 
erst später durch Vertrag mit der ägyptischen Besatzung gewonnen 
wurde. — Die genauen Angaben, welche uns $4 über die Schicksale 
des Demetrius nach der Schlacht bei Ipsus gibt, lassen auf einen Autor 
schliefsen, welcher mit denselben sehr vertraut war. Schon aus diesem 
Grunde wird man in erster Linie an Hieronymus denken, der nach 
dem Ausgang des Antigonus sich ebenso sehr an den Sohn anschlofs, 
wie er früher dem Vater zugethan gewesen war (vgl. Schubert a. a. O. 
8. 725). — 8 5 bezieht sich auf eine Unternehmung des Demetrius 
gegen den Tyrannen Lachares 295. Demetrius hatte auf attischem Ge- 
biete festen Fuls gefafst, hatte auf der Südseite Eleusis und auf der Ost- 
seite Rhamnus eingenommen und machte nun, auf die dem Tyrannen 
feindselige Stimmung rechnend, die in 8 5 geschilderte Diversion 
gegen den Piräus. Er sandte nämlich von Salamis aus Vertraute nach 
der Hafenstadt, welche dazu auffordern sollten, Waffen für 1000 
Mann bereit zu halten, da er kommen werde, um mit den Bewohnern 
gegen Lachares zu kämpfen. Dies geschah, und so wurde Demetrius 
Herr des Piräus. Nun haben wir bei Polyän den merkwürdigen 
Schlufssatz οἱ μὲν πιςτεύςαντες ἔπεμψαν᾽ ó δὲ λαβὼν Kal ὁὃπλι- 
ςάμενος αὐτοὺς ἐπολιόρκηςε τοὺς πέμψαντας. Demetrius hatte 
doch gegen die armen Bewohner des Piräus, die ja selbst nichts 
sehnlicher wünschten, als von dem Joche des Tyrannen frei zu 
werden, nichts Schlimmes im Sinne. Wie also konnte Polyän zu 
dieser falschen Auffassung kommen? Einfach dadurch, dals der 

A1* 


630 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Rhetor Polyän der Versuchung nicht widerstehen konnte, hier am 
Ende einmal wieder eine falsche Pointe anzubringen, ähnlich wie 
er sonst gern am Schlusse schreibt οἱ μὲν φεύγοντες ἐδίωξαν, oi δὲ 
διώκοντες ἔφευγον. Während also bezüglich des 8 3 die Stelle Diodors 
uns direkt auf Hieronymus hinweist, schliefsen sich 8 4 und $ 5 
wenigstens chronologisch richtig an, und es findet sich in ihrer Er- 
zählung nichts, was gegen Hieronymus als Quelle spräche. Das 
letztere aber ist für die Abschnitte der folgenden Partie nicht in 
gleicher Weise der Fall. 

Der erste $ dieser Partie, $ 6, bezieht sich auf die Vertreibung 
des Kassander 307. Droysen II, 2, S.115 schildert die Einnahme des 
Piräus nach Plut. Demetr. 8 und bemerkt dazu in Anm. 2: „Von 
Plutarch weicht Polyän 4, 7, 6 namentlich auch darin ab, daís er 
sagt, mit jenen 20 Schiffen sei zugleich das ganze Geschwader von 
Sunium herangefahren.“ Gegen Droysen hat sich Schubert a. a. 0. 
S. 6981ff. gewendet und, wie ich glaube, überzeugend nachgewiesen, 
dafs die Berichte des Polyän und Plutarch identisch seien. Nun hat 
aber Schubert den Bericht des Plutarch in cap. 8 und einem Teile 
des cap. 9 auf eine athenische Quelle zurückführen wollen. Er schliefst 
dies besonders aus dem Datum des Erscheinens des Demetrius vor dem 
Piräus; denn wir lesen bei Plutarch Demetr. 8 ἐπεφαίνετο τῷ Πειραιεῖ 
πέμπτῃ φθίνοντος Θαργηλιῶνος, wozu bereits Reufs, Hieronymus 
von Kardia, bemerkt hatte, dafs die Rechnung nach athenischem 
Kalender auch auf eine athenische Quelle hinweise, Allein dieser 
Schlufs dürfte denn doch nicht ganz berechtigt sein; denn sehr viele 
Nichtathener geben attische Kalenderdaten, z. B. Hellanikus, Kalli- 
sthenes u. a., worauf mich Unger aufmerksam gemacht hat. Ferner 
bemerkt Schubert: „Ein Indicium für den Ursprung der Quelle ent- 
hält auch die Bemerkung, dafs man die ankommenden Schiffe des 
Demetrius anfangs für Schiffe des Ptolem&us gehalten habe; denn was 
die Athener bei der Ankunft der Schiffe dachten, hat offenbar auch 
nur ein Áthener ursprünglich überliefert.‘ Da nun die letztere Notiz 
auch bei Polyün steht und wir überhaupt den Bericht Polyäns nach 
Schuberts Ausführungen für identisch mit dem des Plutarch be- 
trachten dürfen, so wird beiden dieselbe Quelle zu Grunde liegen, 
wenn ich auch die Bezeichnung athenische Quelle nicht billigen 
kann. Jedenfalls aber stammt die Erzählung nicht aus Hieronymus; 
denn dessen Bericht liegt uns noch bei Diod. 20, 45, 2 vor: κατα- 
πλεύςαντος δ᾽ αὐτοῦ μετὰ τῆς δυνάμεως εἰς τὸν Πειραιᾶ καὶ 
πανταχόθεν προςβαλόντος ἐξ ἐφόδου καὶ κήρυγμα ποιηςαμένου 
Διονύειος ὁ xadectauevoc ἐπὶ τῆς Μουνυχίας φρούραρχος καὶ 
Δημήτριος ὁ Φαληρεὺς ἐπιμελητὴς τῆς πόλεως γεγενημένος ὑπὸ 
Καςςάνδρου πολλοὺς ἔχοντες CTPATIWTAC ἀπὸ τῶν τειχῶν ἠμύ- 
γοντο. τῶν δ᾽ ᾿Αντιγόνου ετρατιωτῶν τινες βιαςάμενοι καὶ κατὰ 
τὴν ἀκτὴν ὑπερβάντες ἐντὸς τοῦ τείχους, παρεδέξαντο πλείους 
τῶν ευναγωνιζομένων. τὸν μὲν οὖν Πειραιᾶ τοῦτον τὸν τρόπον 


der Strategemensammlung Polyäns. 631 


ἁλῶναι cuveßn etc. Diese Darstellung ist offenbar weit weniger 
genau als die Polyäns. — Doch gehen wir zunächst über zu 8 7. 
Das hier Berichtete gehört in den cyprischen Krieg, zu dessen 
Führung Demetrius von seinem Vater 306 aus Athen abberufen 
wurde. Salamis, welches des Ptolemäus Bruder Menelaus mit 60 Schiffen 
verteidigte, belagerte er eben, als Ptolemäus zum Entsatze der Stadt 
heranrückte. Die nun folgende Seeschlacht wird berichtet Diod. 
20, 50 und 51, Plut. Demetr. 16, sowie hier von Polyän. Allein 
die Schilderung des Diodor und Plutarch steht mit der des Polyän 
in direktem Widerspruche. Während nümlich nach den beiden 
ersteren Demetrius von seinen Schiffen zehn am Eingang des Hafens 
zurückliefs, um das Auslaufen des Menelaus mit seinen 60 Schiffen 
zu hindern, selbst aber dem Ptolemäus entgegensegelte und in 
offener Seeschlacht am frühen Morgen mit ihm kämpfte, ist bei Polyün 
von einer Beobachtung des Menelaus keine Rede. Ferner fuhr nach 
diesem Demetrius nicht dem Feinde entgegen, sondern lauerte ihm 
hinter einem Vorgebirge in der Nähe von Salamis auf und über- 
raschte ihn, als er hier anlegen wollte. Der Sieg war darnach leicht 
entschieden, und Ptolemäus floh. Aber auch hinsichtlich der Schick- 
sale des Menelaus gehen die beiden Berichte auseinander. Nach 
Diodor (Plutarch ist hier kürzer) erzwang dieser sich nach hart- 
näckigem Kampfe mit den zehn Schiffen des Demetrius die Ausfahrt 
aus dem Hafen, kam aber zu spät, um durch sein Erscheinen im 
Rücken des Demetrius seinem Bruder den Sieg zu verschaffen und 
kehrte wieder in den Hafen zurück. Später mufste er sich dann mit 
Schiffen und Mannschaft ergeben. Nach Polyän dagegen konnte er 
ungehindert den Hafen verlassen, kam aber doch zu spät, um noch 
wirksam in die Schlacht eingreifen zu können, und floh nun mit dem 
fliehenden Ptolemäus (καὶ αὐτὸς Πτολεμαίῳ φεύγοντι cuvepuyev). 
Diese beiden Berichte zu vereinigen ist unmöglich; Polyän hat also 
auch für $ 7 nicht den Hieronymus als Quelle benützt, welcher der 
ausführlichen Erzählung des Diodor zu Grunde liegt (Plutarch hat 
hier verschiedene Berichte kombiniert, vgl. Schubert a. a. O. S. 708). 

Dafs auch der folgende Abschnitt Polyäns, $ 8, nicht aus 
Hieronymus stammt, lüfst sich ziemlich sicher erweisen. Die Er- 
oberung von Korinth folgt nämlich zeitlich unmittelbar auf die 
in $ 3 geschilderte Einnahme von Sikyon. (Auch bei Diodor 
20, 102 und 103 sind beide Unternehmungen unmittelbar nach 
einander erzählt.) Wenn nun Polyän bei Hieronymus einen aus- 
führlichen Bericht über die listige Gewinnung Korinths vorgefunden 
hätte, so würde er denselben doch ohne Zweifel unmittelbar an 
8 3 angeschlossen haben. Der Umstand aber, dafs dieser ὃ 
hier genau chronologisch eingeordnet in einer Reihe steht, deren 
beide erste Abschnitte nicht aus Hieronymus stammen können, 
beweist, das dies auch bei $ 8 nicht der Fall ist, Bei Diodor 
20, 108, 1 finden wir nur die kurze Angabe: ὃ δὲ Δημήτριος διοική- 


632 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


cac τὰ περὶ τοὺς (ικυωνίους ἀνέζευξε μετὰ Ttácnc τῆς δυνάμεως 
ἐπὶ τὴν Κόρινθον, ἣν ἐφρούρει Πρεπέλαος Καςςάνδρου ετρατηγός 
τὸ μὲν οὖν πρῶτον νυκτὸς ὑπό τινων πολιτικῶν εἰςαχθεὶς διά 
τινος πυλίδος ἐκράτηςε τῆς πόλεως καὶ τῶν λιμένων. --- Von den 
folgenden 88 lüfst sich nicht so bestimmt beweisen, dafs sie nicht 
aus Hieronymus geschöpft sind, wenn man aber bedenkt, dafs sie 
sich chronologisch genau an ὃ 8 anschliefsen, so wird man doch 
zugeben, dafs sie höchst wahrscheinlich mit den drei vorausgehenden 
Stücken zusammen einer Quelle entnommen sind. Einer besonderen 
Bemerkung bedarf es zu S 9. Das hier Erzählte gehört in den 
Krieg Kassanders gegen Athen (298—294). Demetrius zog nach 
dem Peloponnes gegen die Lacedämonier. Diese müssen offenbar 
ausgerückt sein; denn Demetrius fand sie bereits in Arkadien. Davon 
wird berichtet bei Plut. Demett. 36 ἐχομένων δὲ τῶν ᾿Αθηνῶν 
εὐθὺς ἐπεβούλευε τῇ Λακεδαίμονι. xoi περὶ Μαντίνειαν ’Ap- 
χιδάμου τοῦ Bacıkewc ἀπαντήςαντος αὐτῷ νικήςας μάχῃ καὶ τρε- 
ψάμενος εἰς τὴν Λακωνικὴν ἐνέβαλε. Dasselbe berichtet der Ein- 
gang bei Polyün: Δ. ἐπεςτράτευε Λακεδαιμονίοις. ἦν uécov ἀμ- 
φοτέρων ὄρος ᾿Αρκαδικὸν Λύκαιον, d. h. er scheint wenigstens 
dasselbe zu berichten, und bisher hat meines Wissens auch Niemand 
daran Ánstofs genommen; allein prüfen wir die Sache einmal näher. 
Wenn Demetrius von Athen aus auf dem Landwege heranrückt und 
durch Arkadien in das Thal des Eurotas eindringen will, so ist es ganz 
natürlich, dafs die Lacedämonier sich ihm an der Ostgrenze Arkadiens 
(περὶ Μαντίνειαν nach Plut.) entgegenstellen. Was aber soll dann 
das arkadische Gebirge Λύκαιον Dieses liegt ja im üufsersten std- 
westlichen Winkel von Arkadien, zwischen den Landschaften K ynuria 
und Parrhasia die Grenze bildend, und kann hóchstens für jenen in 
Betracht kommen, der von Elis oder Arkadien in Messene einfallen 
will, nicht aber für den, der von Athen kommend über die Grenze 
Arkadiens nach Lakonien vordringt. Bei Polyün liegt also hier 
offenbar ein Fehler vor, und dieser läfst sich glücklicherweise durch 
eine leichte Änderung heilen. Es mufs geschrieben werden ὄρος "Ap- 
καδικὸν Λύρκειον; denn dieses Gebirge erfüllt alle erforderlichen 
Bedingungen. Es liegt auf der Grenzscheide zwischen Arkadien 
und Argos und bildet gewissermassen Arkadiens natürliehe Ost- 
grenze, welche derjenige überschreiten muls, der von Argos her 
in Arkadien eindringen will, und es pafst auch allein für die Be. 
zeichnung περὶ Μαντίνειαν; denn diese Stadt liegt unmittelbar an 
seinem Fufse. Abgesehen von diesem Fehler der Überlieferung 
des Textes mufs hier auch noch eine irrige Ansicht Droysens be- 
richtigt werden. Dieser bemerkt zu unserer Stelle II, 2, S. 257: 
„Der Schlufs bei Polyän ist in seiner Weise übertrieben; denn ohne 
die sich zurückziehenden Spartaner zu besiegen, folgte er ihnen nur 
auf den offenen Wegen nach. Erst im Eurotasthale kam es zu 
einem Gefecht, wo sie geschlagen wurden (Plut. Demetr. 85)" 


der Strategemensammlung Polyüns. 633 


Allein gerade aus der citierten Stelle des Plutarch ergibt sich noch : 
besser als aus Polyän, dafs Droysen Unrecht hat; heifst es ja doch 
καὶ περὶ Μαντίνειαν ᾿Αρχιδάμου ἀπαντήςαντος νικήςας μάχῃ 
καὶ τρεψάμενος εἷς τὴν Λακωνικὴν ἐνέβαλε. Deutlicher konnte die 
Sache wahrlich nicht ausgedrückt sein, und da beide Berichte zusammen- 
stimmen, so ist absolut kein Grund vorhanden, den einen zu verwerfen, 
wie Droysen gethan hat. — Für die beiden folgenden 88, welche sich 
chronologisch genau anschliefsen, bemerkt Droysen a. a. O. „Sein Rück- 
zug aus Sparta glich einer Flucht; denn die Spartaner brachen aus 
ihrer Stadt hervor und verfolgten ihn. (Folgt die Erzühlung der List 
des Demetrius nach Polyän 8 10.) Nun zog er schnell nach Bóotien 
durch Arkadien über den Isthmus; er sandte einen Herold an den 
bóotischen Bund, der ihm feind war, demselben den Krieg anzukün- 
digen; am Tage, nachdem der Herold das Schreiben seines Herrn 
den Bóotarchen in Orchomenos übergeben, stand Demetrius schon in 
Chüronea; die Bóoter mufsten sich fügen (Polyün 4, 7, 11).“ Gegen 
diese Einordnung letzterer Stelle ist neuerdings Widerspruch erhoben 
worden von Willamowitz in den Philologischen Untersuchungen 
von Kiefsling und Willamowitz-Möllendorf 4. Heft, S. 202. („Die 
Philosophenschulen und die Politik) Es heifst dort: ,, Demetrius 
bestieg im Winter 293/92 den macedonischen Thron; Thessalien fiel 
ihm damit von selbst zu, und wührend Kassander sich seine Haupt- 
stadt auf der Chalkidice gebaut hatte, gewillt, ein König des Nordens 
zu bleiben, knüpfte der hellenische Seekönig an die verschollenen Tra- 
ditionen der Minyer an; aus Iolkos sollte die neue Flotte aussegeln. 
Die neuen grofsen Pläne liefsen Kleinigkeiten, wie die Vollendung 
der Unterwerfung Spartas zurücktreten, aber Athen und Korinth 
mufsten die Stützpunkte der Macht bleiben; deshalb ward Böotien zu- 
erst erobert." Dazu Anm. 26: „Polyän 4,7,11 erzählt, dafs Demetrius 
den Böotiern Krieg nach Orchomenos, wo gerade die Böotarchen sind 
(weil der Archon ein Orchomenier ist), ankündigen l&fst, am anderen 
Tage aber bereits bei Chüronea steht. Darin liegt deutlich, dafs er 
von Norden kam, und die gemeiniglich falsch datierte Geschichte 
gehört in das Jahr 292. Die folgenden Expeditionen galten Auf- 
ständlern, denen man keinen Herold schickt." Nun mufs ich offen 
gestehen, dafs mir diese Argumentation nicht recht einleuchten will. 
Orchomenos liegt nördlich seitwärts von Chüronea; wenn also 
Demetrius an dem einen Tage Boten nach Orchomenos schickt, am 
nächsten aber schon in Chäronea steht, so hätte er, wenn er die 
Böotarchen schrecken wollte, doch lieber gleich in Orchomenos selbst 
einrücken sollen, anstatt daís er daran vorüberzog. Im Gegenteil 
weist für mich die Lage der Orte auf eine Annäherung aus dem 
Süden hin; während die Bóotarchen beim Empfang der Kriegs- 
erklärung glauben, Demetrius stehe noch ein gutes Stück entfernt, 
rückt er schon am nächsten Tage in Orchomenos ein, steht ihnen 
also ganz nahe (aber nicht schon tiber sie hinaus!), und durch diese 


634 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


bedrohliche Nähe bestimmt fügen sie 8108. Demgemäfs halte ich 
entschieden an der Ansicht Droysens fest, dafs 8 11 sich unmittelbar 
an $8 10 anschliefse und in das Jahr 294 zu setzen sei. — ὃ 12 
bezieht sich auf die Kämpfe des Demetrius gegen Lysimachus und 
dessen Sohn Agathokles in Kleinasien nach seiner Vertreibung aus 
Macedonien und nach seinem Abkommen mit Pyrrhus, demzufolge 
er Herr von Thessalien und einigen anderen griechischen Staaten ge- 
blieben war. Eine parallele Nachricht ist auch hierzu nicht vor- 
handen. Als jene Quelle aber, aus welcher ὃ 6—8 und also 
wahrscheinlich auch die chronologisch sich anreihenden folgenden 
88 genommen sind, gilt gewöhnlich Duris von Samos, dessen 
grofses Geschichtswerk Ἱςτορίαι ξλληνικαὶ xai Maxebovikaí mit dem 
Jahre nach der epochemachenden Schlacht bei Leuktra begann und 
zum mindesten (weiter reichen unsere Fragmente nicht) herabging 
bis zum Tode des Lysimachus 281. Demnach verbietet auch die 
Chronologie unserer Abschnitte nicht, sie dem Duris als Quelle 
zuzuweisen. Wir hätten also im cap. 7 folgendes Quellenverhältnis: 


8 1u.52 aus Anekdotensammlungen, 
83 —5 aus Hieronymus, 
8 6—12 aus Duris. 


Jedenfalls aber tritt das Resultat klar zu Tage, dafs es auch 
hier unmöglich ist, die sämtlichen $8 einer und derselben Quelle 
zuzuweisen; denn zwei Quellen zum mindesten sondern sich ganz 
bestimmt und genau von einander ab. 

Bezüglich des cap. 8 Εὐμένης kann man sich kürzer fassen. 
S 1 dieses Kapitels bezieht sich überhaupt nicht auf den berühmten 
Eumenes von Kardia, den Gegner des Antigonus, sondern auf Eume- 
menes von Pergamon und dessen Kämpfe mit den Galliern (reg. von 
c. 170—160 a. Chr.); dieser Abschnitt scheint einer Anekdoten- 
sammlung entnommen zu sein. Die drei folgenden $$ aber sind, 
wie die oft würtliche Übereinstimmung mit Diodor und dann der 
schon von Wölfflin hervorgehobene Umstand, dafs 8 4 sich eigent- 
lich unmittelbar an 4, 6, 11 anschliefst, beweisen, auf Hieronymus 
als Quelle zurückzuführen. Eine Bemerkung möge nur zu 8 3 ge. 
stattet sein, wo erzühlt wird, wie Eumenes seine von Peukestas ver- 
lockten Soldaten durch einen fingierten Brief des Satrapen von 
Armenien, Orontas, wieder an ihre Pflicht erinnert; dieser Brief 
enthält die Nachricht, dafs Olympias aus Epirus nach Macedonien 
zurückgekehrt sei und für ihren jungen Enkel, Alexanders Sohn, die 
Herrschaft führe. Nun ist es bezeichnend für Polyäns Art zu ex- 
cerpieren, dafs er gerade den wichtigsten Teil des Briefes einfach 
weggelassen hat. Es heifst nämlich bei Diod. 19, 23, 2 noch weiter: 
ΠΠολυςπέρχων δὲ διαβέβηκεν eic "Acíav πρὸς ᾿Αντίγονον ἔχων 
τῆς βαειλικῆς δυνάμεως τὴν κρατίετην καὶ τοὺς ἐλέφαντας, écri 
δὲ προάγων ἤδη περὶ Καππαδοκίαν. Das war natürlich die Haupt- 


der Strategemensammlung Polyäns. 635 


sache; denn die Nachricht allein, dafs das königliche Heer nach Asien 
kommen werde, und dals es sogar schon in Kappadocien stehe, brachte 
die Macedonier wieder zu ihrer Pflicht zurück. — Der Inhalt des 8 5 
füllt aus der chronologischen Reihe heraus; mit Hilfe von Plut. Eum. 9 
nämlich läfst sich bestimmen, dafs dieser Vorgang in das Jahr 320 
gehört, ehe Eumenes, vor Ántigonus zurückweichend, sich in die 
Bergfestung Nora warf. Allein hütten wir nicht zufüllig die parallele 
Stelle des Plutarch, so wüfsten wir nicht, wo wir den S einreihen 
sollten; denn er leidet an völliger Unbestimmtheit; dazu kommt 
noch seine anekdotenhafte Kürze im Vergleich mit Plut. Eum. 9 
und die Abweichung von der chronologischen Reihenfolge. Alles 
das weist darauf hin, dafs wir es hier entschieden mit einem Excerpt 
aus einer schlechten Quelle, einer Sammlung, zu thun haben. Dem- 
nach bleibt als guter, historisch wertvoller Kern des cap. 8 8 2— 4, 
welche aus Hieronymus stammen. 

Wenn wir zu cap. 9 CéAeukoc übergehen, so ist von den sechs 
Abschnitten dieses Kapitels zunächst $ 6 abzusondern; denn das in 
demselben Erzählte bezieht sich nicht auf den Kampfgenossen 
Alexanders, sondern auf Seleukos II. — 8 1 kann nicht mit ab- 
soluter Sicherheit chronologisch bestimmt werden; denn der ganze 
Krieg, von welchem hier die Rede ist, läfst sich nur aus spürlichen 
Notizen erraten. Droysen II, 2, 74 setzt ihn in das Jahr 311; jeden- 
falls aber fällt der Inhalt von $ 1 am frühesten. Die folgenden 
Abschnitte behandeln, auf wenige Jahre beschränkt, die letzten 
Schicksale des Demetrius im Kampfe mit Seleukos. 8. 2 schildert den 
letzten Versuch des Demetrius, sich durchzuschlagen. Dasselbe be- 
richtet Plut. Demetr. 49. Über die Quelle vgl. Schubert a. a. O. 
S. 755: ,Das 49. Kapitel bei Plutarch handelt von den letzten 
Waffenthaten des Demetrius. Die plutarchische Erzählung geht hier 
schon in der auffallendsten Weise ins Detail; allein aus der Ver- 
gleichung mit Polyün 4, 9, 2; 3; 5 erkennt man, dafs der 
ursprüngliche Bericht noch viel ausführlicher gewesen 
sein mufís. Es ist dies um so weniger wunderbar, da Hierony- 
mus hier gewisserma(ísen wieder ein Stück aus seinem Leben erzählt 
hat. Wie es scheint, hat er dem Demetrius auch noch während der 
Gefangenschaft seine Besuche abgestattet; er hebt wenigstens (Plut. 
c. 50) ausdrücklich hervor, dafs Seleukos allen treugebliebenen An- 
hängern und Freunden des Demetrius den Zutritt zu demselben ge- 
stattete.“ Unmittelbar an den in $ 2 geschilderten mifslungenen 
Versuch des Demetrius, nächtlicher Weile sich durchzuschlagen, 
schliefst sich $ 3 an; denn das hier Erzählte geschah am nächsten 
Morgen. Polyän hat also die zusammenhängende Überlieferung 
auseinandergerissen, um eine grüfsere Anzahl von Strategemen zu 
erhalten, und mufste nun natürlich zu $ 3 eine kleine Einleitung 
haben, die er sich selbst erst zurechtgemacht hat. Wenn wir nicht 
durch Plut. Demetr. cap. 49 die Möglichkeit bätten, genau zu kon- 


636 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


trollieren, so wüfsten wir nicht, wie enge die beiden Abschnitte unter 
sich zusammenhängen. An $ 3 aber schliefst sich wiederum enge $5 an. 
Das, was zwischen $3 und $ 5 liegt, und sich aus den Eingangsworten 
von ὃ 5 nicht erraten lüfst, erfahren wir aus Plut. Demetr. 40. (Vgl 
Droysen II, 2, 8. 308f.) Nachdem nämlich die Truppen des Demetrius 
infolge des in $ 3 geschilderten Auftretens des Seleukos gröfstenteils 
zu diesem übergegangen waren, rettete sich Demetrius mit wenigen 
Freunden fliehend kaum zu den amanischen Pässen; in einem 
Walde verborgen, erwartete er hier die Nacht; er wollte dann nach 
Karien, nach Kaunos flüchten, wo er seine Flotte zu finden hoffte. 
Man brach auch noch in der Nacht auf, aber nicht nach Karien, 
sondern dem Taurus zu, weil der König hörte, dafs nicht auf einen 
Tag Proviant vorrätig sei. Sosigenes, einer seiner Freunde, bot dem 
König 400 Geldstateren, die er noch bei sich trug; damit hoffte man 
sich zum Meere durchschleichen zu können. So zog man also süd- 
würts dem nächsten Küstenorte zu. Indessen hatte aber Seleukos, 
damit Demetrius nicht nach Syrien entkommen könne, die amanischen 
Berge von einer starken Abteilung unter Lysias besetzen lassen ete. 
Hier knüpft Polylüns Erzählung an. Auffallend bleibt nur, dafs der 
unvermittelt dazwischen stehende $ 4 den engen Zusammenhang 
zwischen $3 und $ 5 stört. Ich möchte daher also argumentieren: 
daraus, dafs der Inhalt der drei 88 2, 3, 5 wenn auch weniger 
detailliert, in dem cap. 49 des Plutarch vereinigt ist, erkennen wir, 
dafs diese drei Abschnitte einer zusammenhängenden Überlieferung 
entnommen und nur von Polyän für seine Zwecke auseinander- 
gerissen worden sind. Keinen Zweck aber konnte es für ihn haben, 
den $ 4 dazwischen zu schieben. 9 Da nun 8 5 wegen seiner treff- 
lichen Nachrichten nicht etwa aus einer geringwertigen Quelle 
- stammen kann, so ist hier wohl eine berechtigte Umstellung vor- 
zunehmen; denn die Störung der chronologischen Ordnung in einer 
Reihe von fünf Abschnitten, welche sämtlich einer Quelle ent- 
nommen sind, kann doch wohl nur auf Rechnung des Abschreibers 
gesetzt werden. Lassen wir diese notwendige Umstellung gelten, dann 
ergibt sich folgende Reihe: 8 1 — 311; 8 2 — 286; 8 3 — 286; 
8 5 — 286; 8 4 — 282,81. 84 bezieht sich nämlich auf den Krieg 
des Seleukos mit Lysimachus, dessen Geschichte aufserordentlich 
unklar und verworren ist. Begonnen zu haben scheint er 283, ge- 
endet hat er 281 mit dem Tode des Lysimachus auf dem Schlacht- 
feld von Korupedion (vgl. Droysen II, 2, S. 326). — Der 86 
welcher in den Bruderkrieg gehört, den Seleukos II. Kallinikos gegen 
seinen Bruder Antiochos Hierax führte, kann selbstverstündlich nicht 
mehr aus llieronymus entnommen sein; denn jener Krieg spielte 
ungefähr 243—939 (Droysen III, 1, S. 397); vielmehr ist wohl 
Phylarch hier Quelle gewesen. 

Sehr interessant und für Polyäns Unwissenheit in historischen 
Dingen, sowie für seine Oberflüchlichkeit äufserst charakteristisch 


der Strategemensammlung Polyüns. 637 


ist cap. 10 Περδίκκας. Wer die Inhaltsübersicht des vierten Buches 
überliest, wird, wenn er neben Antigonus, Demetrius Poliorketes, 
Eumenes und Seleukos den Namen des Perdikkas findet, natürlich 
glauben müssen, dafs darunter der bekannte Kampfgenosse Alexan- 
ders zu verstehen sei, dem derselbe sterbend seinen Siegelring über- 
geben hatte, und der im Kampfe am Nil gegen Ptolemäus durch eine 
Meuterei der eigenen Soldaten 321 seinen Tod fand. Diesen hat 
Polyän auch offenbar im Auge gehabt, als er seinem Namen das 
cap. 10 widmete; deun so viel Kenntnis darf man ihm doch wohl 
zutrauen, dafs er den Perdikkas als einen der Diadochen kannte, da 
ihm sein Name bei den Historikern, die er excerpierte, mehr als 
einmal begegnen muíste. Was aber finden wir, wenn wir das Kapitel 
selbst lesen? Zwei Erzählungen, welche sich auf Perdikkas IIT, 
König von Macedonien, beziehen, der von 365—360 herrschte, 
und dem sein jüngerer Bruder Philipp II. auf dem Throne folgte, 
als er selbst im Kampfe gegen die Illyrier gefallen war. Aber 
warum hat dann Polyän diesen beiden Abschnitten nicht eine Stelle 
zwischen cap. 1 und 2 des vierten Buches angewiesen? Weil er 
selbst nicht wufste, dafs dieselben sich auf den macedonischen König 
und nicht auf den Feldherrn Alexanders bezogen; denn in seiner 
Quelle stand nichts davon; damit ist aber auch zugleich diese 
Quelle vollkommen charakterisiert: es ist eine ganz gewöhnliche 
Anekdotensammlung. Aus den Einleitungen: Περδίκκας, Ἰλλυ- 
ριῶν καὶ Μακεδόνων πολεμούντων etc., und Περδίκκας Χαλκιδεῦςι᾽ 
πολεμῶν konnte natürlich ein Mann von so geringem historischen 
Wissen wie Polyän nicht das Richtige entnehmen, wenn nicht wenig- 
stens Μακεδόνων Bacıkeuc dabei stand. Da dies offenbar nicht der 
Fall war, 80 dachte er an den ihm bekannteren Perdikkas. Somit 
ist also jede gute, zusammenhängende Überlieferung als Quelle aus- 
geschlossen; denn .bei einer solchen wäre dies nicht möglich ge- 
wesen. Aber auch sonst ist der anekdotenhafte Charakter beider 
Stücke nachweisbar, $1 ist vermutlich jenem Kapitel einer Sammlung 
entnommen, welches betitelt war: προτροπὴ εἰς ἀνδρείαν καὶ πειθ- 
ανάγκην. Zu 8 2 aber ist zu vergleichen Polyün 3, 10, 14 (Timo- 
theus); jene Erzählung, zu welcher selbst wieder 3, 10, 1 Duplette 
ist, besagt offenbar dasselbe wie unsere Stelle, nur dafs im dritten 
Buche die betreffende Finanzmalsregel auf Timotheus zurückgeführt 
wird, hier im vierten Buche aber auf Perdikkas selbst. Was 
das Richtige ist, läfst sich nicht mehr entscheiden, da auch die Ab- 
Schnitte 3, 10, 1 und 14 nur Sammlungen entnommen sind. Dem. 
nach ist also auch 4, 10, 2 eigentlich blofs Duplette jener Erzühlungen 
von Timotheus. Obwohl es nun aber im Eingang von 8, 10, 14 
heifst: Τιμόθεος, Χαλκιδεῦςι πολεμῶν μετὰ Περδίκκου ist 
Polyän, 4, 10 doch nicht auf den richtigen Perdikkas gekommen. 
Die folgenden Kapitel dagegen sind wieder aus zuverlässigen 
Historikern der Diadochengeschichte entlehnt. Die vier Abschnitte 


638 1. Melber : Über die Quellen und den Wert 


des cap. 11: Kóccavópoc fallen der Reihe nach: 8 1 == 318; $ 2 
— 318;$ 8 = 316; $4 — 314. Und zwar bezieht sich ὃ 1 auf den 
Kampf, der zwischen Kassander und Polysperchon um die Statthalter- 
schaft in Europa geführt wurde; Droysen II, 1, 8.230, Anm. 1 citiert 
als Ergänzung zu unserer Stelle noch eine solche des Paus. 1,35, 2, 
wonach die Athener ihren Feldherrn auf Salamis, Asketades, zum 
Tode verurteilten und schwuren, den Salaminiern in alle Ewigkeit 
ihren Verrat zu gedenken. — Interessant ist $2 für die Beurteilung 
Diodors. Dieser $ bezieht sich nämlich auf die Zeit unmittelbar 
nach der Beendigung jenes Seekrieges in der Propontis, von welchem 
Polyän 4, 6, 8 und 9 berichtet. Schon daraus ergibt sich, dafs unser 
S wohl derselben Quelle entnommen ist, wie jene beiden, d. h. dem 
Hieronymus, und dafs er von Polyän nur wieder um des Namens 
willen hierher gesetzt wurde. Im November 318 ungefähr kehrte nämlich 
Nikanor mit seinem siegreichen Geschwader aus der Propontis zurlick, 
Kassander empfing ihn mit hoben Ehren und tbergab ihm sein 
früheres Kommando in Munychia. Allein Nikanors Sinn stand höher; 
er trachtete, in die Reihe der um eine Herrschaft kämpfenden Feld- 
herren zu treten und suchte die Truppen an sich zu ziehen. Hier 
schliefst Polyäns Erzählung an. Sein ausführlicher Bericht kann 
uns hier einmal als Norm dafür dienen, wie Diodor am Ende des 
18. Buches gekürzt hat, offenbar, weil er hier gerade einen Abschlufs 
haben wollte; denn nachdem er 18,75, 1 von der Rückkehr des sieg- 
reichen Nikanor nach dem Piräus gesprochen, bemerkt er blofs: 
τὸ μὲν πρῶτον ἀποδοχῆς αὐτὸν ἠξίωςε μεγάλης ὁ Káccavbpoc 
διὰ τὰς εὐημερίας, μετὰ δὲ ταῦτα δρῶν αὐτὸν ὄγκου πλήρη καὶ 
πεφρονηματιςμένον, ἔτι δὲ τὴν Μουνυχίαν διὰ τῶν ἑαυτοῦ ετρα- 
τιωτῶν φρουροῦντα, κρίνας αὐτὸν ἀλλότρια φρονεῖν ἐδολο- 
φόνηςεν. Dieses letzte Wort Diodors erhält also seine Erklärung 
durch Polyäns längere Erzühlung. Freilich kann die Verschiedenheit 
beider Berichte auch dadurch erklärt werden, dafs man mit Unger 
annimmt, Diodor habe gegen Ende von Buch 18 aus Diyllus excerpiert. 
— Der folgende Abschnitt bezieht sich auf die Belagerung der 
Olympias in Pydna durch Kassander 317/16. Nach der Erzählung 
des Diodor 19, 50, 1ff. von dem letzten Fluchtversuche der Olympias 
wurde eine Pentere in See gebracht, um sie und die Ihrigen auf- 
zunehmen. Als sie an den Strand kam, wo das Schiff liegen sollte, 
war dasselbe verschwunden ; Kassander nümlich, welcher durch einen 
Überläufer von der Absicht der Königin erfahren, hatte es weg- 
nehmen lassen. Die Erzählung Polyäns weicht davon einigermaflsen ab; 
denn nach diesem schickte Polysperchon einen Boten und gleichzeitig 
eine Pentekontere nach Pydna. Der Bote wurde aufgefangen, aber 
Kassander lies dennoch den Brief durch ibn der Olympias überbringen, 
um diese zu täuschen, die Pentekontere aber nahm er weg. Als nun 
Olympias nachts an die bezeichnete Stelle kam und die Pentekontere 
nicht vorfand, glaubte sie sich auch von dem letzten ihrer Getreuen 


der Strategemensammlung Polyäns. 639 


betrogen und ergab sich. Droysen bemerkt zu der Stelle des Polyän 
II, 1, S.246, Anm. 2: „Ob das aus Duris entnommen ist, πιὰ [8 
dahingestellt bleiben." Da nun die beiden Berichte des Diodor 
und Polyän sich sicher nicht vereinigen lassen, der des Polyän aber 
gewils auf eine gute Quelle zurückgeht, so wird, nachdem für Diodor von 
Unger Diyllus als Quelle nachgewiesen ist, Polyän auch in diesem 
Abschnitte den Hieronymus benützt haben, welchem dann auch $ 4 
zuzuweisen sein wird, für den uns, von einer kurzen Notiz bei Just. 
15,2,1 abgesehen, weitere Parallelen fehlen. Chronologisch gehóren 
die vier Abschnitte ohnedies zusammen. 

Die drei Abschnitte des folgenden cap. 12 Auciuaxoc, welche einer 
zusammenhüngenden Quelle entnommen sind, und deren Inhalt der 
Reihe nach in die Jahre 302, 288, 284 gehürt, sind jedenfalls auf 
Hieronymus zurückzuführen. Zu dem letzten derselben ist zu be- 
merken, dafs Tomaschek in der Zeitschrift für österr. Gymn. 18 
(1867), 8. 720 mit Hilfe des in der tabula Peutingeriana vorkommenden 
Ortsnamens Astibo in Püonien (heute Istib) nachgewiesen hat, dafs 
die Lesart des cod. Monacensis ᾿Αςτιβοῦ für den Flufs, in welchem 
die Püonier ihr Königsbad hatten, den Vorzug verdient vor der der 
schlechteren Handschriften ᾿Αςτυκοῦ, die Wölfflin aufgenommen hatte. 
Diese Vermutung erhält dadurch ihre Bestätigung, dafs auch der von 
mir neu verglichene cod. Florentinus ’Actıßoü hat. Darnach ist der 
Name auch bei Droysen II, 2, 5. 323 zu korrigieren. 

Cap. 13 Kpätepoc, eine Episode aus der Belagerung von Tyrus 
durch Alexander 332, mülste, wenn es aus einer guten Quelle 
stammen würde, auf kleitarchische Überlieferung zurückgehen. 
Allein dieses Kapitel ist sicher einer Anekdotensammlung entnommen. 
Darauf. weist schon die grofse Ungeschicklichkeit hin, mit welcher 
dasselbe an dieser Stelle eingereiht ist. Würde es einer zusammen- 
hängenden Überlieferung angehören, dann könnte man doch erwarten, 
dafs es etwa nach cap. 3 stünde. Jedes Zweifels überhebt uns der 
Sehlufssatz: αὐτίκα δὴ oi μὲν διώκοντες ἔφευτον, οἱ δὲ φεύ- 
γοντες ἐδίωκον. 

Ähnlich steht es mit cap. 14 ΤΠολυςπέρχων. Das hier Er- 
zählte mufs doch wohl in das Jahr 318 fallen, wo Polysperchon 
lange vor Megalopolis lag (vgl. Diod. 18, 69—71 und Droysen 
II, 1,8.127), wenigstens scheint darauf die hier erwähnte arkadische 
Tracht hinzuweisen. Allein die ganze Erzählung ist ungemein 
anekdotenhaft und insbesondere ist von einer unmittelbar darauf- 
folgenden Schlacht (οἱ ςτρατιῶται ἠξίωςαν — — εὐθὺς ἄγειν 
ἐπὶ τὴν μάχην) nirgends die Rede. Dazu vergleiche man noch 
ähnliche Anekdoten, nämlich bei Polyän selbst 7, 35, 1 von Brennus 
und bei Front. 1, 11, 18 von Gelon und bedenke, dals auch die 
Unbestimmtheit ins Gewicht fällt, da man die Anekdote doch nur 
vermutungsweise chronologisch bestimmen kann; man wird sie also 
ohne Zweifel einer geringwertigen Quelle zuweisen. 


640 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Von den noch folgenden Strategemen des vierten Buches gehört 
keines mehr der Überlieferung des Hieronymus an; denn sie gehen 
sämtlich über das Jahr 272, den Endpunkt des Werkes des Kar- 
dianers hinunter. Für die eingehendere Beurteilung der einzelnen 
aber ist es sehr schlimm bestellt; denn da mit dem Jahre 301 
(Schlacht von Ipsus) für uns die einheitliche Überlieferung Diodors 
zu Ende geht, weil uns von Buch 21 ab seine Nachrichten nur frag- 
mentarisch erhalten sind, so mufste die Geschichte der folgenden 
Zeit aus den verworrenen Excerpten des Justin und aus gelegent- 
lichen anderen Notizen, unter welchen die Abschnitte Polyüns nicht 
die letzte Rolle spielen, gleichsam erst konstruiert werden. So kommt 
es, dafs diejenigen Nachrichten Polyüns, welche in diese spätere Zeit 
fallen, meistens ganz vereinzelt stehen, und dafs nur selten eine 
Parallele dazu vorhanden ist. Dies ist gleich der Fall bei cap. 15, 
das in den ersten syrischen Krieg (266—263), cap. 16, das in 
den zweiten syrischen Krieg (262—258) gehürt, und eap. 17, das 
nach Droysen um 235 füllt. Quelle für diese Partien aber ist sicher- 
lich Phylarch. So wissen wir 2. B., dafs der thracische Feldzug Anti- 
ochus' IL, auf welchen cap. 16 zu beziehen ist, im sechsten Buche 
des Phylarch eingehend behandelt war. Cap. 17 ist überhaupt das 
einzige grófsere Bruchstück, welches uns über den Krieg des Seleu- 
kos II. und Antiochus Hierax erhalten ist, weshalb auch Droysen 
IIT, 2, 11 ausführlich nach Polyün erzählt. Auch er nimmt an, dafs 
dieser Abschnitt aus Phylarch hertibergenommen sei. 

Das folgende cap. 18 gehört überhaupt nicht mehr der Dia- 
dochen- oder Epigonengeschichte an, soweit sie uns von den bisher 
als Quelle in Frage kommenden Schriftstellern überliefert ist, sondern 
es bezieht sich auf den Vater des Kónigs Perseus, den aus der 
römischen Geschichte bekannten König Philipp III., der von 221—179 
regierte. Zu S 1 haben wir einerseits eine Parallele bei Polyb. 
16, 11, andrerseits die Stelle Frontins 3, 8, 1. Beide leisten uns 
zur Vergleichung gute Dienste. Der Bericht des Polybius deckt 
nämlich verschiedene Nachlüssigkeiten und Ungenauigkeiten der Er. 
zühlung Polyüns auf. 1) Nach Polytün mufs man glauben, es sei 
die ganze Sache in einem Tage und einer Nacht abgemacht worden, 
was durchaus nicht der Fall ist, Vgl. Polyän: νύκτωρ — μεθ᾽ 
ἡμέραν; Polyb.: τὰς μὲν ἡμέρας ψόφον ἐποίει κατὰ γῆς, τὰς δὲ 
νύκτας ἔξωθεν ἔφερε χοῦν. 2) Der Umstand, dafs die Belagerten von 
der Mauer herab den scheinbaren Fortschritt der Belagerungsarbeiten 
wahrnahmen, war nicht das Einzige, was sie zur Übergabe veranlaiste, 
sondern Philipp liefs ihnen auch direkte Aufforderung zugehen. Poly- 
bius sagt: ἐπεὶ δὲ προςπέμψας ὁ Φίλιππος ἐνεφάνιζε διότι πρὸς 
δύο πλέθρα τοῦ τείχους αὐτοῖς ἐξερηρεῖςθαι καὶ προςεπυνθάνετο 
πότερα βούλονται λαβόντες τὴν ἀςφάλειαν ἐκχωρεῖν ἢ μετὰ τῆς 
πόλεως ευναπολέεςθαι πανδημεὶ, τῶν ἐρειςμάτων ἐμπρηςθέντων, 
τηνικάδε πιςτεύςαντες τοῖς λεγομένοις παρέδοςαν τὴν πόλιν. 


der Strategemensammlung Polyüns. 641 


Polyän hat also gegen das Ende zu nach seiner Gewohnheit be- 
deutend gekürzt; auch die Schlufsbemerkung Ücrepov δὲ etc. scheint 
von ihm zu stammen.  Andrerseits ist es nun aber auch lehrreich, 
Front. 3, 8, 1 zu vergleichen: hier ist nümlich die Zeit und auch 
die Person ganz unbestimmt; deshalb ist anzunehmen, dafs Frontins 
Erzählung aus einer Sammlung stammt. Daher konnte es auch 
kommen, dafs Dederich im inder nominum seiner Frontinausgabe 
fälschlich dieses Strategem denen des Vaters Alexanders, 
Philipps IL, beigezählt hat. Somit haben wir durch die Frontin- 
stelle eine ziemlich sichere Gewähr dafür, dals Polyüns Abschnitt aus 
einer guten und ausführlichen Quelle stammt; allein über das Ver- 
hältnis Polyüns zu Polybius wage ich bei den wenigen Abschnitten, 
welche auf diesen zurückgeführt werden können, ein bestimmtes 
Urteil nicht abzugeben. 

Bezüglich des folgenden cap. 19 Πτολεμαῖος läfst sich nur auf 
eine Parallelstelle bei Front. 4, 7, 20 hinweisen, wo das Gleiche er- 
zählt wird. Die Geschichte kann nur in den ägyptischen Krieg des 
Jahres 321 fallen; denn die grofsen Verluste bei dem Versuche, den 
Nil zu überschreiten, veranlalsten ja eine Meuterei des Heeres und 
damit den Tod des Perdikkas. Sonst wird nirgends davon be- 
richtet, allein es wäre immerhin möglich, dafs Diodor die Sache ein- 
fach übergangen hätte. — 8 20 dagegen kann man bestimmt als das 
Excerpt einer ausführlichen und guten Quelle betrachten, und zwar 
ist Phylarch zu Grunde gelegen. Wir haben nämlich zur Kontrolle 
eine Stelle bei Front. 1, 11, 15, wo zuerst (unter $ 14) eine ähn- 
liche fromme Täuschung, die sich Alexander der Groíse erlaubt 
haben soll, erzählt wird; dann heifst es weiter: Jdem fecit Sudines 
haruspex, proelium Eumene cum Gallis commissuro (Eumenes ist irr- 
tümlich gesetzt für Attalus). Nun wurde schon oben 8. 577 ff. nach- 
gewiesen, dals gerade derartige nebensächliche Erwähnungen ähn- 
licher Strategeme, wie es bei Front. 1, 11, 15 im Verhältnis zu 
8 14 der Fall ist, auf eine Sammlung als Quelle hinweisen. Ver- 
gleicht man damit die Erzählung Polyüns, so ist doch klar, dafs diese 
aus einer ausführlichen, besseren Quelle geschöpft sein mufs. — Über 
cap. 21 endlich vermag ich bei dem Mangel anderweitiger Nachrichten 
nicht mit Bestimmtheit zu urteilen; doch macht es sehr den Ein- 
druck des Anekdotenhaften. 

. Wenn wir im Anschlufs an die zusammenhängende Betrachtung 
des vierten Buches noch in Kürze jene Abschnitte besprechen wollen, 
die um der Anordnung des Stoffes willen von Polyän in die anderen 
Bücher verwiesen worden sind, so bleiben uns im zweiten Buche, 
da cap. 29 bereits im Anschlufs an 4, 6, 18 oben S. 625 behandelt 
wurde, noch die cap. 27, 28, 36. Cap. 27 Καλλικρατίδας erzählt 
in zwei Abschnitten Vorgänge aus dem.zweiten syrischen Kriege 
258—248. (Vgl. Droysen III, 1, S. 320; doch ist die Datierung 
nicht sicher, da es an parallelen Nachrichten fehlt.) So viel läfst 


642 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


sich feststellen, dafs diese beiden Abschnitte nicht etwa aus Anek- 
dotensammlungen geschöpft, sondern einer zusammenhängenden 
Überlieferung entnommen sind; denn sie folgen sich chronologisch ge- 
nau; nachdem nämlich in ὃ 1 berichtet ist, wie Kallikratidas im 
Dienste Ägyptens durch List die Burg von Magnesia gewann, und 
damit die Landverbindung zwischen Ephesus und Milet sicherte, 
wird in $ 2 weiter erzählt, wie er hierauf, in Magnesia belagert, 
durch eine abermalige List sich Luft zu machen und die Belagerer 
schwer zu schädigen wufste. Die Quelle, aus der beide Abschnitte 
genommen sind, war wohl Phylarch. — Dasselbe, was eben von 
cap. 27 bemerkt wurde, gilt auch von cap. 28 Μάγας; denn auch 
die beiden 88 dieses Kapitels geben sich dadurch als Excerpte einer 
besseren Quelle zu erkennen, dafs sie in guter chronologischer Folge 
überliefert sind. Magas, ein Stiefsohn Ptolemüus' I., war von diesem 
308 zur Eroberung von Kyrene ausgesandt worden und herrschte 
seitdem dortselbst. Um 266 begann er Krieg gegen seinen Stief- 
bruder Ptolemäus 11. Auf die Zeit des Ausmarsches zu diesem 
Kriege geht $1, während $ 2 sich auf Magas’ Vordringen über die 
Grenze Kyrenes gegen Paraitonion und nach dessen Eroberung gegen 
das sogenannte Xi bezieht. Auch würde man die letzteren genauen geo- 
graphischen Angaben kaum in einer Quelle untergeordneten Ranges 
finden. Quelle war vielmehr auch hier Phylarch. Ebenso stammt 
aus Phylarch das cap. 36 Aioírac; denn gerade für diese Zeit der 
Kümpfe des achäischen Bundes gegen seine Nachbarn, hier eine 
arkadische Stadt, ist er, wie zuletzt Klatt in seinen Forschungen zur 
Geschichte des achäischen Bundes nachgewiesen hat, ein Haupt- 
gewährsmann, den auch Plutarch im Arat und Kleomenes fleilsig 
benützte. Der erste Teil des Kapitels, die Anfertigung von Nach- 
schlüsseln betreffend, findet sich auch bei dem Taktiker Aeneas 
cap. 18.*) Jedenfalls aber hatten die beiden Teile in dem Original. 
berichte eine andere Verkuüpfung als die, welche ihnen hier Polyän 
gegeben hat; denn die Worte: ἑνὶ μὲν τῷ ς«τρατηγήματι τῶν βαλα- 
ναγρῶν Trapecxev αὐτοῖς τὴν εἴςοδον᾽ ἑτέρῳ δὲ εἰςελθὼν ἐχρή- 
caro sind doch offenbar erst von Polyün zur Verknüpfung eingesetzt, 
können überhaupt nur von einem eingesetzt sein, für den das Wort 
ςτρατήγημα besondere Bedeutung hatte. 

Gering an Zahl sind die hierhergehörigen Abschnitte des dritten 
Buches. Droysen III, 1 S. 239f. zieht cap. 8 dieses Buches in die 
Diadochengeschichte, indem er den hier genannten Archinos, der 
sich durch eine, wie wir aus den sonstigen Tyrannengeschichten 
bei Polyän ersehen, ganz gewöhnliche List zum Tyrannen von 
Argos aufgeschwungen haben soll, in die Zeit des chremonideischen 
Krieges (266—263) setzt; allein, da wir gar keinen Anhaltspunkt 


- — — — 





*) Freilich ist gegen die Annahme des Phylarch als Quelle Ungers 
Einwand nicht unberechtigt, dafs wegen der Parallelstelle bei Aeneas 
die Sache vor 350 fallen müsse. 


der Strategemensammlung Polyäns. 643 


hierfür finden können, der uns berechtigte, diesen Archinos in jene 
Zeit zu setzen, so nehme ich an, dafs der ganze Abschnitt aus 
einer gewöhnlichen Anekdotensammlung stammt. Vielleicht ist er 
nur durch die Geschichten von dem Tyrannen Lachares im voraus- 
gehenden Kapitel hereingekommen; denn als Argiver palst die be- 
treffende Persönlichkeit überhaupt nicht in dieses ausschliefslich für 
Strategeme von Athenern bestimmte Buch. — Über die Quelle des 
vorausgehenden cap. 7 Aaxópnc hat sich Schubert, „Die Quellen 
Plutarchs etc. 8. 700f. geü&ufsert. Gelegentlich der Zurtck- 
führung der ganz unglaublichen und unsinnigen Verkleidungs- 
geschichte, welche Plut. Dem. 9 bei dem galanten Abenteuer des 
Demetrius mit der schönen Kratesipolis erzählt, auf Duris be- 
merkt Schubert: „Auch bei Polyän 3, 7, 1 und 3 rettet der Tyrann 
Lachares sich zweimal durch eine Flucht in Verkleidung. In beiden 
Fällen ist die Verkleidung sehr unwahrscheinlich und wohl erfunden. 
Da Demetrius und Lachares Zeitgenossen waren, so kann man ver- 
muten, dafs Polyän auch hier wieder aus dem von Plutarch direkt 
oder indirekt benützten Werke des Duris schöpfte (vgl. ferner Polyän 
8, 57). Noch einige andere Beispiele von solchen kuriosen Ver- 
kleidungsscenen hat Schubert im Index seiner Abhandlung s. v. 
Duris zusammengestellt. Nun hat wohl die Vermutung Schuberts 
viel für sich, zumal die Schicksale eines Lachares den Duris mehr 
interessiert haben werden, als den Hieronymus, zu einer Gewifsheit 
aber kann man nicht gelangen. Nur so viel ist sicher, dafs das ganze 
Kapitel nicht etwa aus Anekdotensammlungen genommen, sondern 
aus einer zusammenhängenden Überlieferung geschöpft ist; denn die 
einzelnen Abschnitte folgen sich chronologisch richtig auf einander: 
es wird die fortgesetzte Flucht des von einem Orte zum andern ge- 
scheuchten Lachares erzählt, zuerst aus Athen nach Böotien, dann 
wieder aus Theben weiter nordwärts und endlich nochmals auf dem 
Wege zu Lysimachus aus Sestos. Wenn ich übrigens cap. 17 des 
fünften Buches, welches in die Zeit nach des Lachares Flucht füllt, 
vergleiche, so will mir doch scheinen, daís wir ziemlich starke 
Indicien für Duris als Quelle der Erzählungen von Lachares haben. 
Über alle diese Verhältnisse, namentlich über die Chronologie der 
Einnahme Athens durch Demetrius, hat in neuerer Zeit überzeugend 
gehandelt: Unger, Attische Archonten (Philol. 38) unter II. Die 
Archonten von ol. 119, 4 (301) — 121, 4 (293). Darüber soll im 
Zusammenhang zu cap. 17 des fünften Buches gesprochen werden. 
— Von den beiden noch in Betracht kommenden Abschnitten des 
dritten Buches ist cap. 15, welches eine kurze Notiz über Demetrius 
von Phaleron bringt, wegen seiner Kürze und Unbestimmtheit gewifs 
einer Anekdotensammlung entnommen, über cap. 16 aber läfst sich 
nichts Bestimmtes urteilen, weil es an jeder anderweitigen, parallelen 
Nachricht fehlt (vgl. Droysen, III, 1, S. 272). 

Bei der Betrachtung der in das fünfte Buch verwiesenen Ab- 

Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 423 


644 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


schnitte der Diadochengeschichte begegnet uns zuerst das eben er- 
wähnte cap. 17, ὃ 1. Die Chronologie dieses Abschnittes hat Unger 
in dem oben citierten Aufsatze festgestellt. Das hier Erzählte gehört 
in die Zeit nach der Flucht des Lachares 295. Demetrius hatte 
sich wieder entfernt und den Herakleides, welchem Polyäns Ab- 
schnitt gewidmet ist, als φύλαξ τῶν ᾿Αθηνῶν bestellt. Als er fort 
war, gedachten die Athener sich wieder frei zu machen. Bezüglich 
dieses verunglückten Versuches hat schon Droysen und dann wieder 
Unger auf eine Stelle des Pausanias 1, 29, 7 hingewiesen , wo 68 
heifst: οὗτός τε (d. h. ein gewisser Apollodor, der nicht hierher ge- 
hört), οὖν ἐνταῦθα τέθαπται καὶ ἄνδρες, oic ἀγαθοῖς oUciv οὐκ ἐπ- 
ηκολούθηςε τύχη χρηςτή, τοῖς μὲν ἐπιθεμένοις τυραννοῦντι Λαχά- 
ρει, οἱ δὲ τοῦ Πειραιῶς κατάληψιν ἐβούλευςαν Μακεδόνων φρου- 
ρούντων, πρὶν δὲ εἰργάεθαι τὸ ἔργον ὑπὸ τῶν ευνειδότων 
μηνυθέντες ἀπώλοντο. Offenbar ist dies dieselbe Geschichte, welche 
Polyün an unserer Stelle, allerdings viel ausführlicher berichtet. 
Dals bei ihm der Piräus nicht genannt wird, ist eben wieder ein 
charakteristisches Zeichen seiner Oberflüchlichkeit. In der zusammen- 
hängenden Überlieferung konnte natürlich stehen, die athenischen 
Strategen überredeten den Karer Hierokles ἀνοῖξαι τὰς πύλας 
καὶ δέξαςθαι ς«τρατιώτας ᾿Αττικοὺς, οἱ Krevoücıv Ἡρακλείδην; denn 
die vorausgehende Erzählung ergab selbstverständlich, dafs es sich 
um die Thore der Hafenstadt handelte. Polyän hätte dies in seiner 
Einleitung gleichfalls klar machen können, allein diese ist mit ihrem 
unbestimmten Ausdruck Δημήτριος Ἧ. φύλακα τῶν ᾿Αθηνῶν 
ευντάξας wieder einmal ungeschickt genug. Dafs. übrigens der 
Piräus gemeint ist, würde sich auch ohne die Stelle des Pausanias 
aus der Erzählung selbst ergeben; denn die Vorbereitungen zu dem 
beabsichtigten Handstreich werden ja in der Stadt Athen selbst 
getroffen, also kann von einem heimlichen Öffnen der Thore von 
Athen etc. keine Rede sein. Schwierigkeit hat ferner die weitere 
einleitende Bemerkung des Polyün gemacht, dafs Demetrius damals ab- 
wesend gewesen sei in Lydien (αὐτὸς μὲν ἦν περὶ τὴν Λυδίαν). Diese 
Bemerkung hat Droysen II, 2, 8. 272, Anm. 8 für fehlerhaft gehalten 
und gemeint, es müsse etwas von dem macedonischen Flusse Λουδίας 
hier gestanden haben. Allein dagegen hat Unger den vollkommen 
berechtigten Einwand erhoben, dafs eine derartige Ortsangabe nach 
Polyäns Art sicher durch ἐν Μακεδονίᾳ oder περὶ Πέλλαν ausgedrückt 
gewesen würe. Alle Schwierigkeiten werden beseitigt durch die scharf- 
sinnige Annahme Ungers, da(s Demetrius Athen zweimal eingenommen 
habe, Ol. 121, 1 — 295 und Ol. 121, 2 — 294, eine Annahme, welche 
sich auf die Pausaniasstelle 1, 25, 5 stützt: Δημήτριος δὲ ὃ "Avri- 
γόνου τυράννων ἐλευθερώςας ᾿Αθηναίους τό τε παραυτίκα μετὰ 
τὴν Λαχάρους φυγὴν οὐκ ἀπέδωκέ copıcı τὸν Πειραιᾶ καὶ ὕετε- 
ρον πολέμῳ κρατήςας ἐεήγαγεν ἐς αὐτὸ φρούριον τὸ ἄςτυ, 
τὸ Μουςεῖον καλούμενον τειχίςας. Wenn irgend etwas klar ist, 


der Strategemensammlung Polyüns. 645 ® 


so ist es doch das, dafs in dieser Stelle mit deutlichen Worten 
von einer doppelten Einnahme Athens gesprochen wird und zwar 
so, dafs das erste Mal blofs der Piräus besetzt wurde. Gerade dies 
geht aber auch deutlich aus Poly&n hervor, und überdies erhalten 
wir durch ihn auch noch Kunde davon, wo sich Demetrius in der 
Zwischenzeit befunden habe, während Herakleides Kommandant im 
Piräus war. Daís der lydische Feldzug in diesem Jahre wohl seine 
Berechtigung hat, ist von Unger a. a. O. gleichfalls, wie ich glaube, 
überzeugend nachgewiesen. Wenn daher in einer Kritik dieser 
Ansichten bei Willamowitz- Móllendorf, Philol. Untersuchungen, 
4. Heft S. 231 gesagt wird, Unger habe um einer ungeheuer- 
lichen Hypothese willen einen anderen lydischen Aufenthalt des 
Demetrius (als den von 287/86) eigens zu dem Behufe prä- 
pariert, so ist doch die Bezeichnung „ungeheuerliche Hypothese“ 
. nicht gerechtfertigt bei einer Ansicht, welche sich blofs an 
den Wortlaut der Überlieferung des Pausanias hält. Zudem hat 
Unger die Möglichkeit des Einwandes, dafs sich die Stellen auf das 
Jahr 287 bezögen, keineswegs übersehen, aber eben ausdrücklich 
darauf hingewiesen, dafs um jene Zeit, als Demetrius nach Milet 
fuhr, dem Lysimachus Karien und Lydien zu entreifsen, und Sardes 
eroberte, sein Sohn Antigonus Befehlshaber in Hellas gewesen ist, 
und daís daher von diesem zu reden gewesen würe, wenn es sich um 
das Jahr 287/86 hier handeln würde. Demgemäfs bin ich der An- 
sicht, dafs man sich an die Aufstellungen Ungers halten und die 
Thatsache in das Jahr 295 verlegen müsse. Viel einfacher als 
die chronologische Frage ist hier die nach der Quelle zu ent- 
scheiden. Daís dieselbe eine ausführliche und gute war, liegt bei 
ihren genauen Nachrichten auf der Hand; ebenso klar aber ist, 
daís nicht Hieronymus Quelle gewesen sein kann; denn woher sollte 
dieser eine so genaue Kenntnis der damaligen athenischen Verhtlt- 
nisse gehabt haben, dafs er bis ins Einzelnste Mitteilungen über die 
Vorbereitungen zu dem beabsichtigten Handstreich machen und noch 
mehr, sogar vollständige Listen der athenischen Patrioten geben 
konnte, und selbst wenn er Kenntnis gehabt, wie konnte ihn 
ein solches Namensverzeichnis interessieren? Daher kann nur 
Duris Quelle gewesen sein; ja ich glaube, hier haben wir noch 
eine sichere Bestätigung dafür, daís Polyän diesen Autor direkt 
benützt und nicht etwa einer Mittelquelle sich bedient hat, in 
welcher die Nachrichten des Duris verarbeitet waren. Es ist eine be- 
kannte Thatsache, dafs eine derartige Sammelquelle, welche immer 
wieder einen grófseren Zeitraum umfassen will als die Original- 
schriftsteller, nach denen sie arbeitet, sich auf eine kürzere Fassung 
beschränkt und mehr excerpiert als ausführlich ausschreibt; man denke 
z. B. an Diodor. Wie sollte nun eine solche Mittelquelle späterer Zeit 
dazu kommen, ein ganzes Namensverzeichnis der damals umgekomme- 
nen Athener herüberzunehmen, das doch später kaum mehr interessieren 
42* 


646 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


konnte. Aus diesem Grunde also ist unsere Stelle wichtig, um einer- 
seits zu erweisen, dafs Duris von Polyän bentitzt wurde, wodureh 
auch unsere Ansicht über einzelne andere Kapitel, z. B. 3, 7 ete, 
eine, wesentliche Sttitze erhält, andrerseits aber, um den Ausführungen 
jener entgegenzutreten, welche alle Nachrichten Polyüns auf eine 
einzige spätere Sammelquelle zurückführen wollen. Welchen Umfang 
müfste denn dann das Werk eines Nikolaus von Damaskus gehabt 
haben, wenn er über einen für ihn ganz gleichgültigen Vorgang sich 
mit solcher Ausführlichkeit verbreitet hätte? — In S 2 ist Polyän 
der bei ihm häufig vorkommende Irrtum passiert, dafs er, durch die 
Namensgleichheit getäuscht, einen ganz anderen Herakleides in das- 
selbe Kapitel setzt, obschon er dazu ausdrücklich angemerkt hat 
Ἡρακλείδης Ταραντῖνος. Daher hat bereits Wólfflin die beiden 88 
getrennt, aber von parallelen Nachrichten hat er keine beigebracht, 
obschon wir deren eigentlich zwei besitzen. Das Ereignis fällt in die. 
Zeit, als Philipp III., der Vater des Perseus, auf die weitere Teil. 
nahme am zweiten punischen Kriege verzichtend mit Antigonus IIL 
dem Grofsen sich zur Zertrümmerung des Lagidenreiches verbtündete; 
das hier Erzählte speciell gehört in das Jahr 201, wo Philipp sich 
gegen die griechischen Küstenstädte Kleinasiens wandte und auch 
Kios trotz der Fürbitte der Rhodier ausplündern und die gesamte Ein. 
wohnerschaft in die Sklaverei verkaufen liefs. Damals wurden nun 
auch die Rhodier in dieser unerhürten Weise getäuscht. Davon war 
berichtet bei Polybius 13,9—5 und zwar, wie die spärlichen Fragmente 
zeigen, noch ausführlicher als in der schon sehr ausführlichen Er- 
zühlung des Polyün. Jedenfalls kónnen wir noch die meisten Züge 
der Erzühlung Polyüns auch in den Resten der polybianischen Dar- 
stellung wiederfinden. Nur das eine scheint bei Polybius schärfer 
hervorgehoben gewesen zu sein, dafs Herakleides nicht alsbald bei 
den Hhodiern Glauben fand. Hier hat Polyüin jedenfalls zusammen- 
gezogen und gekürzt. Er schliefst seine Erzühlung mit dem Satze 
διαβαλὼν eic Μακεδονίαν ἦν παρὰ Φιλίππῳ κορυφαῖος τῶν φί- 
λων Ἡρακλείδης. Dieser Schlufssatz führt mich zur Betrachtung 
einer anderen Parallelstelle; in einem Diodorfragmente 28, 2 bei Din- 
dorf (Exc. de virt. et vit.) wird nämlich in ausführlicher Weise von dem 
ungemein grofsen Einflufs des Tarentiners Herakleides bei Philipp III. 
gesprochen und ausdrücklich hervorgehoben, dafs kein anderer sich 
neben ihm behaupten konnte Das ist offenbar dasselbe, was Polyün 
kurz in dem einzigen Schlulssatze sagt. Da nun das Fragment 1 
des 28. Buches von dem Vorgehen Philipps gegen die Kreter und 
Rhodier spricht, so ist es klar, dafs wir bei Diodor dieselbe An- 
ordnung der Thatsachen haben und dafs die drei Stellen: Polyün 
5, 17, 2; Polyb. 13, 3—5 und Diod, 28 dasselbe berichten und zwar 
nach gleicher Quelle. Welche freilich diese gewesen sein kann, 
wenn man nicht Polybius für Polyün und Diodor als Quelle an- 
nehmen will, vermag ich augenblicklich noch nicht zu bestimmen. 


der Strategemensammlung Polyäns. 647 


Das folgende cap. 18 ᾿Αγαθόςτρατος gehört in den macedonisch- 
ägyptischen Krieg (246—239), in welchem Rhodus gegen Ägypten 
stand, aber leider ist es, wie Droysen III, 1, 405f. bemerkt, „eine . 
verlorene Angabe, welche in die hypothetisch gezeichnete Peripherie 
in überraschender. Weise palst und die Richtigkeit der gewagten 
. Konstruktion bestätigt“. Von näherer Bestimmung oder Beurteilung 

kann also keine Rede sein; Phylarch ist wahrscheinlich Quelle 
Polyü&ns. — Für cap. 19 Λύκος haben wir zum Vergleiche wenig- 
stens eine Notiz Frontins. Der Inhalt des Kapitels gehört in die 
Zeit der letzten Kämpfe des Demetrius Poliorketes gegen Seleukos, 
bevor er sich diesem gefangen gab. Es wird berichtet, wie Ephesus, 
der letzte Punkt auf der Küste, den des Demetrius Feldherr Ainetos 
hielt und zwar mit Hülfe der Piraten, durch Verrat von Lysimachus' 
Strategen Lykos genommen wurde. Der Bericht Frontin 3, 3, 7 ist be- 
deutend kürzer gefalst als der des Polyün und gibt die Verhältnisse 
sehr ungenau wieder, so dafs man mit demselben allein wenig an- 
fangen künnte. Als Eroberer von Ephesus wird Lysimachus selbst 
genannt, von Demetrius ist überhaupt keine Rede und ebensowenig 
von den Feldherren der beiden, die eigentlich nach Polyün sich hier 
handelnd gegentiberstanden. Aufserdem heifst der Archipirat bei Fron- 
tin Mandron; hier aber glaube ich, kónnte man doch wohl nach der 
besseren und ausführlicheren Überlieferung des Polyün Andron in 
den Text setzen; denn dafs hier ein Fehler vorliegt und nicht, wie 
Droysen II, 2, 8. 305, Anm. 2 anzunehmen scheint, an eine abwei- 
chende Überlieferung zu denken ist, dürfte doch wohl klar sein. 
Immerhin leistet uns die Stelle Frontins zur Kontrolle einen wesent- 
lichen Dienst; denn der Vergleich zeigt, dafs die Quelle Polyüns eine 
gute gewesen sein muls, und zwar wird das Kapitel, verglichen mit 4, 9, 
aus Hieronymus stammen. — Die Erzählung des cap. 23 Tóvvixoc 
ist nach Droysen III, 1, S. 284 ungeführ in das Jahr 262 v. Chr. zu 
setzen, eine weitere Nachricht dazu existiert nicht; Phylarch war 
wahrscheinlich Quelle. — Cap. 35 Νέαρχος Κρής, welches von dem 
bekannten Admiral Alexanders des Grofsen handelt, ist nicht 
einmal der Zeit nach genau zu bestimmen, deshalb fehlt auch 
für die Quelle jeglicher Anhaltspunkt. — Unter allen hierher ge- 
hörigen Abschnitten des ftinften Buches ist cap. 44 Μέμνων der 
umfangreichste, indem es fünf grüfsere Stücke enthält, welche aber 
nicht alle gleicher Quelle angehören können. Bezüglich des ὃ 1 lälst 
sich nur bemerken, dafs die Nachricht Polyäns, Memnon habe durch 
Archibiades unter dem Scheine von Unterhandlungen (über die 
Städte Leukons und ihre Bevölkerungszahl Kundschaft einziehen 
lassen, ebenso vereinzelt steht, wie die Abschnitte über Leukon selbst 
6, 9. So viel kann man vermuten, dafs dieser $ mit den Nachrichten 
von 6,9 auf eine Quelle zurtickgeht; denn er ist von den übrigen 8$ 
unseres Kapitels zu trennen. — Bestimmter läfst sich über $ 2 urteilen. 
Der Inhalt desselben ist gänzlich unbestimmt, man erfährt weder den 


648 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Ort der Handlung noch den Namen des Gegners und eine Angabe wie 
ἐρυμνὰ χωρία τῶν πολεμίων καταλαβόντων καὶ οὐ καταβαινόντων 
ἐς μάχην läfst sicher darauf schliefsen, dafs die ganze Geschichte 
einer Anekdotensammlung entnommen ist. Dies wird bestätigt durch 
die parallele Erzählung Frontins 2, 5, 18, welche offenbar aus derselben 
anekdotenhaften Quelle stammt. — Über die Chronologie des 8 3 
waren bis jetzt die Ansichten geteilt. Schäfer, Demosthenes I, S. 435. 
welcher an dieser Stelle von dem Beitritt verschiedener Inselgemeinden 
und Städte zum attischen Seebunde und von der Lösung dieses Bundes- 
verhältnisses durch auftretende Tyrannen spricht, meint, dafs dieser 
listige Entsatz des Aristonymos durch Memnon um das Ende der 109. 
Olympiade, also um 340 anzusetzen sei. Anders dagegen Droysen I, 
1, 8.238 und Anm. 2: „Die Angaben des Polyän 5, 44, 3 beziehen sich, 
wie man wohl aus Arrian 3,2, 6 schliefsen darf, auf diese Zeit, (d. i. 
333), nicht auf die des Krieges von Byzanz (340), da nicht bekannt ist, 
dafs damals Memnon über eine Flotte zu verfügen gehabt hätte.“ Bei 
Arrian wird nämlich an der genannten Stelle ausdrücklich berichtet, 
dafs Memnon dem Athener Chares die Insel Lesbos wieder entrissen 
habe. Die chronologische Ordnung einerseits ($ 3 fällt in das Jahr 
333, nicht lange vor Memnons Tod, $4 und 8 ὅ dagegen 336 und 334), 
andrerseits der Umstand, dafs unsere Erzählung dem Berichte des 
Arrian entspricht, weisen uns auf zweierlei hin, einmal, dals wir für 
$ 3 eine von $4 und 8 5 verschiedene Quelle anzunehmen haben und 
zweitens, dafs diese selbständige Überlieferung des $ 3 keine klei- 
tarchische gewesen sein kann; denn darauf führt der Vergleich 
mit Arrian Demnach dürfte diese Notiz auf dieselbe Quelle 
zurückzuführen sein, wie die dritte Reihe der Excerpten (über 
Alexander d. Gr. 4,3, 8 22—31, d. h. auf eine Quelle, die auch 
Arrian vorlag. — 8 4 und 8 5 dagegen stammen, wie bereits an- 
gedeutet, aus gemeinsamer Quelle. ὃ 4 zunächst bezieht sich auf 
die Schicksale der macedonischen Abteilung unter Attalus und 
Parmenion, welche bereits 336 nach Asien vorausgeschickt worden 
war, um die Plütze jenseits des Hellespont zu besetzen und die 
hellenischen Städte zu befreien. Diodor hat die Nachrichten 
über diese von Alexander vorausgesandte Expedition, auffallender- 
weise dagegen hat sie Arrian vollständig übergangen, ein Beweis 
dafür, dafs die uns vorliegende Überlieferung bestimmt die klei- 
tarchische ist. Chronologisch schliefst sich 8 5 gut an; Attalus 
war inzwischen beseitigt, Parmenion hatte sich mit einem Teile 
seines Heeres nach Aiolis gewandt, wo er Pitane belagerte, und 
Kalas, des Harpalus Sohn, stand im Innern der Landschaft Troas. 
Die wichtige Stadt Kyzikos war der Sache der Perser abgewandt, 
und Memnon gedachte sie durch den hier geschilderten Handstreich 
zu nehmen. Dasselbe finden wir auch bei Diodor 17, 7,8 berichtet, 
nur dafs die List im Einzelnen nicht erzählt ist. Es heifst nämlich 
dort: ὁ δ᾽ οὖν Μέμνων διελθὼν τὴν ὀρεινὴν ἄφνω τῇ πόλει τῶν 


der Strategemensammlung Polyäns. 649 


Κυζικηνῶν προςέπεςε, καὶ παρ᾽ ὀλίγον αὐτῆς Exupieucev’ ἀπο- 
tecwv δὲ τῆς ἐπιβολῆς τὴν xdpav αὐτῶν ἐπόρθηςε καὶ πολλῶν 
λαφύρων ἐκυρίευςεν. An der gemeinsamen Quelle beider Berichte 
kann kaum gezweifelt werden. Diese aber war Kleitarch; denn 
Arrian übergeht die Nachrichten von den Schicksalen der nach 
Asien vorausgesandten Abteilung. Demnach würde sich das Quellen- 
verhältnis in cap. 44 folgendermafsen darstellen lassen: 


8 1 Quelle unbekannt; vielleicht Ephorus, 
8 2 Anekdotensammlung, 
8 3 Quelle des Arrian, 


ὃ 5 jaus Kleitarchos. 

Als bezeichnend für die Flüchtigkeit Poly&ns ist zu diesem 
Kapitel noch zu bemerken, dafs ihm zweimal Versehen bei Angabe 
der Namen passiert sind. In ὃ 3 nämlich nennt er den Tyrannen 
von Lesbos ’ApıcrWwvuuoc, bei Arrian 3, 2,4 ff. aber heifst derselbe 
’Apıcrövıkoc; ebenso heifst der von Polyän in 8 5 Χάλκας ge- 
nannte macedonische Anführer bei Diod. 17, 7, 10 KáAac oder Κάλ- 
λας. Doch derlei Versehen finden sich ja bei Polyän ziemlich oft. 

Im sechsten Buche Polyäns stehen gleichfalls einige wenige 
hierher gehörige Kapitel und zwar meist in der Partie, welche den 
Strategemen ganzer Völkerschaften vor&usgeht. Warum Polyän 
dieselben in diesen Abschnitt verwiesen, ist nicht einzusehen. Gleich 
cap. 5 "Aparoc erzählt uns in ausführlicher Weise die Einnahme 
von Akrokorinth 243 v. Chr., welche Arat durch List gelang. Dem 
Inhalte nach deckt sich die Erzählung mit Plut. Arat. 18ff, 
welche Stelle Wölfflin noch als Quelle annahm. Allein meines Be- 
dünkens hatte schon Casaubonus in seiner Ausgabe gerade zu dieser 
Stelle das Richtige bemerkt. Er sagt nämlich: “Observavimus enim 
Polyaenum paene ad verbum mulia ex eo gravissimo scriptore. (sc. 
Plutarcho) sumpsisse aut aliis cerle, unde prior Plutarchus sumpserat, 
quod mihi quidem fit veri similius, quum paene coaevi Plutarchus et 
Polyaenus fuerint In der That wird Polytin hier nicht aus Plutarch 
geschüpft haben, sondern nur aus gemeinsamer Quelle mit diesem. 
Dies scheint mir insbesondere eiggUmstand zu beweisen: Poly&än 
sagt am Eingange Αντίγονος φύλακα τάξας ἐπ᾽ αὐτοῦ TTepcaiov 
τὸν φιλόςοφον καὶ ᾿Αρχέλαον τὸν ςτρατηγόν, eine Bemerkung, die 
deshalb nicht aus Plutarch stammen kann, weil dieser ungeschickter- 
weise erst cap. 22 den Archelaus zum ersten Male nennt und zwar 
noch dazu τὸν ᾿Αρχέλαον, obschon doch der bestimmte Artikel vor- 
aussetzen lüíst, dafs er bereits bekannt ist, also vorher schon einmal 
genannt sein mulste. 

Das folgende cap. 6 TTuppoc enthält drei wenig umfangreiche 
Abschnitte über den Epirotenkönig, welche in neuester Zeit eine 
specielle Besprechung erfahren haben in der 1884 erschienenen 


650 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Monographie: „Der pyrrhische Krieg“. Als Dissertation verfalst 
von Dr. Rudolf v. Scala. In dem weitaus grölseren Teile der 
182 Seiten umfassenden Schrift werden die Quellen des pyrrhischen 
Krieges behandelt, d. h. Hieronymus, Duris, Timäus und in 8 7 
des cap. 1, das sich über Hieronymus verbreitet, ist auch dem 
Polyän ein Abschnitt gewidmet (8. 46 und 47). 8 1, das Gesuch 
des Pyrrhus an die Könige des Ostens um Hilfe, wird mit Recht auf 
Hieronymus zurückgeführt; es findet sich nur noch bei Justin 25,3, 1f. 
und bei Pausanias 1, 13, 1 erwähnt. Justin erzählt: interim in Sicilia 
Pyrrhus a Poenis navali proelio viclus ab Antigono Macedoniae rege 
supplementum militum per legatos petii, denuntians, ni miltat, redire 
se in regmum necesse habere, incrementa rerum, quae de Romanis 
voluerit, de ipso quaesilurum. Quod ubi negatum legati ret- 
tulerunt, dissimulatis causis. repentinam fingit profectionem. 
Ebenso, ja im Einzelnen noch besser stimmen die Nachrichten des 
Pausanias 1, 13, 1: ὡς ἐπανήκων ἐκ (ικελίας ἡττήθη πρῶτον 
διέπεμψε γράμματα ἔς τε τὴν ᾿Αείαν καὶ πρὸς ᾿Αντίγονον τοὺς μὲν 
crparıav τῶν βαειλέων, τοὺς δὲ χρήματα, ᾿Αντίγονον δὲ καὶ ἀμφότερα 
αἰτῶν. ἀφικομένων δὲ τῶν ἀγγέλων ὥς οἱ γράμματα ἀπεδόθη, 
ευναγαγὼν τοὺς ἐν τέλει τῶν τε ἐξ Ἠπείρου καὶ τῶν Ταραντίνων, 
ὧν μὲν εἶχε τὰ βιβλία ἀνεγίγνωςκεν οὐδὲν, ὁ δὲ ἥξειν ευμμαχίαν 
ἔλεγε. ταχὺ δὲ καὶ ἐς τοὺς Ῥωμαίους ἦλθε φήμη Μακεδόνας 
καὶ ἀλλα ἔθνη περαιοῦςεθαι τῶν ᾿Αειανῶν ἐς τὴν Πύρρου βοήθειαν. 
Demnach wird wohl an der gemeinsamen Quelle der drei Nachrichten 
nicht zu zweifeln sein, nur hat Polyän in seiner Weise noch genauer 
das Resultat der List des Pyrrhus angegeben. Chronologisch schliefst 
sich $ 2 ganz wohl an. Der Beweis, daís Hieronymus als Quelle an- 
zunehmen sei, ergibt sich hauptsüchlich daraus, dafs wir bei Plutarch 
die bisher besprochenen Nachrichten ganz vermissen. In dieser Be- 
ziehung bemerkt schon Droysen III, 1, S. 208, Anm. 3: „Der be- 
sonnenen Darstellung des Hieronymus verdanken wir die trefflichen 
Angaben bei Pausanias, der von Phylarch gar nicht Notiz genommen 
zu haben scheint. Die Erzählung des 8 2, Pyrrhus habe, durch 
Arkadien gegen Lakonien vorrückend, den spartanischen Gesandten 
gegenüber den Vorwand gebraucht, er komme nur nach Sparta, um 
seine Söhne daselbst im Geistegder lykurgischen Gesetzgebung er- 
ziehen zu lassen, 'hat Droysen in ihrer ganzen Lächerlichkeit gekenn- 
zeichnet, indem er darauf hinweist, dafs Helenus, der jüngste unter den 
Söhnen des Pyrrhus (Plut. Pyrrh. 9), bereits in diesem Kriege komman- 
dierte, 78 sogar schon 274 als Befehlshaber in Tarent zurückgeblieben 
war. Dafs diese Angabe aber nicht etwa erfunden ist, beweist Plut. 
Pyrrh. 26, zweite Hälfte. Diese zweite Hälfte ist jedoch sicherlich nicht 
der besonnenen Darstellung des Hieronymus entnommen, sondern geht 
auf Phylarch zurück. Darüber waren seit Droysen noch alle einig, 
welche Untersuchungen über die Quellen der vita Pyrrhi angestellt 
haben (Wetzel, Müllemeister, Reufs, Schubert). Daher steht die Be- 


der Strategemensammlung Polyäns. 651 


hauptung Scalas, dafs das ganze cap. 26 des plutarchischen Pyrrhus 
dem Hieronymus entlehnt sei, ganz vereinzelt und entbehrt auch 
jedes Beweises. Somit haben wir auch die Erzählung bei Polyän auf 
Phylarch zurückzuführen. — Beztiglich des $ 3 bemerkt Scala: 
„Die wichtigste Stelle des Polyän 6, 6, 3 die Beurteilung des Pyrrhus, 
sind wir jedoch nicht im Stande auf ihre Quelle zurückzuführen, ja 
auch nur anzugeben, ob dieses Urteil überhaupt einer Quelle ent- 
nommen ist, oder ob wir darin eine selbständige Zuthat des Polyün 
zu erblicken haben. So wichtig es wäre, zu entscheiden, ob diese 
Stelle etwa das Urteil des Hieronymus gewesen, ergibt sich doch 
nicht der geringste Anhaltspunkt dafür." Wenn man aber die Stra- 
tegeme Polyäns im Zusammenhang untersucht hat und den sehr ver- 
schiedenen Wert der einzelnen kennt, wird man anders urteilen als 
Scala. Man darf nur die ganz ähnlichen, unbestimmten Angaben des 
Polyün über Agesilaus, Philipp von Macedonien, Iphikrates etc. ver- 
gleichen, um sofort zu erkennen, dafs wir es hier mit dem schlechten 
Excerpt irgend einer Anekdotensammlung zu thun haben. Darauf 
führt vollends Frontin 2,6, 10, wo ähnliche Grundsätze des Pyrrhus 
angegeben werden, und die Einleitung ausdrücklich darauf hinweist, 
dafs noch mehr derartiges über ihn im Umlaufe gewesen sein muls; 
denn es heifst dort: idem (sc. Pyrrhus) inter cetera praecepta 
imperatoria memoriae tradidii etc. 

Die beiden Abschnitte des folgenden cap. 7 dagegen, welches 
von dem Tyrannen Apollodor von Kassandreia erzühlt, sind aus 
Hieronymus entnommen; denn die Bruchstücke bei Diodor 22, 5 
und 6 beweisen, dafs Hieronymus ausführlich von dem Tyrannen ge- 
handelt hat. Der Zeit nach füllt dessen Erhebung 279 v. Chr. So viel 
ersieht man noch, dafs ὃ 1 und 8 2, die bei Polyän getrennt stehen, in 
der zusammenhängenden Überlieferung eng verbunden gewesen sein 
müssen; denn sie behandeln eigentlich beide das Gleiche. Daher ist 
anzunehmen, dafs der Schlufssatz des 8 1, wenn auch dem späteren Be- 
richte der Quelle entnommen, schon hier von Polyän eingesetzt worden 
ist, um einen vorläufigen Abschlufs zu gewinnen. — Der in cap. 12 be- 
handelte ᾿Αλέξανδρος Λυειμάχου, scheint, obwohl des Lysimachus Sohn, 
doch deshalb unter den Macedoniern keinen Platz gefunden zu haben, 
weil er dem Polyän als Abkómmling einer Barbarin von mütterlicher 
Seite dessen nicht wert schien; denn seine Mutter war Amastris, die 
Tochter des Persers Oxathres, und Polyün sagt in der Einleitung 
ausdrücklich Λυσιμάχου xai 'Auáctpiboc υἱός. Das hier Erzählte 
gehört der Zeit nach in den Kampf des Lysimachus und Seleukus, 
welcher mit des ersteren Niederlage und Tod bei Korupedion in 
Phrygien am Hellespont endigte; genauer aber läfst es sich nicht ein- 
reiben, man darf jedoch annehmen, dafs Hieronymus Quelle gewesen; 
denn Polyün hat ja auch andere Nachrichten aus dieser Zeit im 
vierten Buche aus demselben Autor geschöpft. 

Endlich findet sich noch ganz verloren ein hierher gehöriger 


652 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Abschnitt in cap. 49, über welches ich nichts Näheres anzugeben 
vermag, aufser, dals es hierher gekommen ist, weil Polyän gegen 
Ende des sechsten Buches, wie wir oben sahen, eine Reihe von 
Tyrannengeschichten zusammengestellt hat, und es sich hier um die 
Folgen der Ermordung des Tyrannen Hegesias von Ephesus handelt 
(kurz vor 323). 

Nur wenige der Diadochengeschichte angehörige Strategeme 
fanden im siebenten Buche Platz, und. von diesen erregt gleich das 
erste, cap. 25 Δρομιχαίτης, aus verschiedenen Gründen Bedenken; 
denn es wimmelt hier von Unrichtigkeiten im Einzelnen. Bekanntlich 
hatte Lysimachus i. J. 294 den Demetrius Poliorketes als König 
von Macedonien anerkennen müssen und suchte gerade deshalb Er- 
satz für das Verlorene durch Kämpfe gegen die nordwärts an der 
Donau wohnenden Geten. Es ist also ganz unrichtig, wenn es heifst: 
Aucinaxoc Μακεδόνων (Bacıkeüc). Ferner mufs unseren Verdacht 
erregen die ganz von der sonstigen Art Polytins abweichende, in 
auffallend kurzen Sätzchen gegebene Einleitung. Das Merkwürdigste 
aber bietet der Schlufs. Denn aus guten Überlieferungen, nament- 
lich aus Plutarch, wissen wir wohl, dafs Lysimachus durch Mangel 
an Nahrungsmitteln und Trinkwasser genötigt, sich dem Dromi- 
chaites ergeben mu(íste, von diesem aber wohlwollend behandelt 
und in sein Reich entlassen wurde. Was lesen wir dagegen bei Polyän? 
Dromichaites habe den in die Enge getriebenen Lysimachus über- 
fallen und samt seinem ganzen Heere (100000 Mann!) nieder- 
gemacht. Und doch fiel Lysimachus erst 281 gegen Seleukus bei Koru- 
pedion in Phrygien. Diese ungeheuerliche Geschichte also, welehe 
uns die Wirkung jener Krieglist als eine unerhörte schildern soll, 
stammt aus einer gewöhnlichen, schlechten Anekdotensammlung und 
zeigt wieder einmal so recht, in welcher Weise die Strategemen- 
schriftstellerei verschlechternd auf die Geschichtsüberlieferung ge- 
wirkt hat. Soviel wir aus den besseren Quellen ersehen, ist 
wohl die Überlistung des Lysimachus infolge seiner allzugrofsen 
Vertrauensseligkeit historisch, an diese einfache Thatsache aber 
wurde von irgend einem Strategemensammler jene ungeheuerliche 
Wirkung geknüpft, um so das Kapitel für seine Sammlung brauch- 
barer zu machen. (Der Name des Unterfeldherrn des Dromichaites 
lautet in den codd, Αἴθης, daraus wollte Maasvicius ζεύθης machen, 
was Wölfflin auch in den Text gesetzt hat; allein die Konjektur 
unterliegt noch starken Bedenken, vgl. Droysen II, 2, 8. 276, Aum. 1.) 
— Um nichts besser als das eben behandelte Kapitel ist cap. 30 
Μέμψις; denn erstlich haben wir nicht den geringsten Anhaltspunkt 
für eine genauere Fixierung des Erzühlten. Der Name Mempsis ist 
sonst nicht bekannt, ebensowenig wie der des Aribüus. Zwar 
wil Droysen das Kapitel auf einen bei Diod. 18,51 erzühlten Ver- 
such des Arrhidäus, desselben, der die Leiche Alexanders nach 
dem Tempel des Ammon führen sollte, beziehen und hat in scharf- 


der Strategemensammlung Polyäns. 653 


sinniger Weise II, 1, S. 13 Anm. 2 durch Heranziehung der Stelle des 
Justin 13, 4, 6 nachgewiesen, dafs der Name nur durch Verwechslung 
mit Alexanders blódem Halbbruder in Arrhidäus verkehrt wurde, und - 
dafs er inschriftlich 'Appapaioc lautet, so dafs die in den codd. des 
Polyün überlieferte Namensform ᾿Αριβαίου oder "Apıßßaiou wenig- 
stens ziemlich damit im Einklang steht. Allein, wenn wir auch 
Droysen zugeben, dafs das Kapitel sich auf die Belagerung von 
Kyzikos beziehe, was doch immer noch sehr zweifelhaft ist, 80 zeigt 
eine nühere Vergleichung mit Diodor a. a. O., dafs eine Áhnlichkeit 
zwischen beiden Berichten absolut nicht besteht. Nach Diodor wufsten 
die Kyzikener, deren Anführer nicht genannt ist, durch scheinbare 
Unterhandlungen den Arrhidäus so lange hinzuhalten, bis sie sich für 
eine längere Belagerung insgeheim rasch gertistet hatten, so dafs 
dieser, als er endlich Ernst machen wollte, ganz enttäuscht wieder ab- 
ziehen mulste. Davon aber findet sich bei Polyän keine Spur. Wir 
lesen nur die oft wiederholte alberne Geschichte, wonach der Befehls- 
haber die ganze Bevölkerung, auch Weiber und Kinder, vor den 
. 'lThoren aufstellt und dann die Thore vermauert, damit an einen 
Rückzug oder eine Flucht nicht gedacht werden könne. Darauf ent- 
steht beim Feinde sofort die Furcht vor der in den Strategemen zu 
einem ganz trivialen Wirkungsmittel herabgesunkenen μάχη ἐξ ἀπο- 
voíac, und augenblicklich zieht derselbe ohne Kampf ab. Wenn 
irgend eines, dann stammt also gewiís dieses Kapitel nach den bis- 
her gemachten Beobachtungen aus einer ganz gewöhnlichen Strate- 
gemensammlung und verdient sicherlich nicht, dafs man es bei zu- 
sammenhtüngender historischer Darstellung fernerhin noch zu Rate ziehe. 

Grófserer Beachtung ist das cap. 35 Bpévvoc wert; denn das- 
selbe stammt gewils aus besserer Quelle. Darauf führt schon der 
Umstand, dafs die beiden Abschnitte desselben sich chronologisch 
an einander anschliefsen (8 1 = Winter 279 — ὃ 2 — 278) und 
also auch wohl einer zusammenhängenden Darstellung der Gallier- 
züge entnommen sein werden. Bezüglich des in 8 1 Erzählten führen 
uns auch die Angaben des Pausanias 10, 19 auf die richtige Quelle, 
auf Hieronymus, dessen Darstellung zu Grunde liegt. Wir ersehen 
nämlich aus dieser Stelle, wie hauptsächlich die reiche Beute, welche der 
Gallierftihrer Βόλγιος aus Macedonien heimgebracht hatte, den Brennus 
lockte. Aber es kostete diesem offenbar Mühe, die Seinigen zu dem 
Zuge in das eigentliche Griechenland zu bewegen. Pausanias berichtet 
10, 19,5: ἔνθα δὴ ὁ Βρέννος πολὺς μὲν ἐν ευλλόγοις τοῖς κοινοῖς, 
πολὺς δὲ καθ᾽ ἕκαςτον ἦν τῶν ἐν τέλει Γαλατῶν ἐπὶ τὴν ᾿ξελλάδα 
ἐπαίρων ςτρατεύεεθαι, ἀεθένειαν τε ᾿ξλλήνων τὴν ἐν τῷ παροῦντι 
διηγούμενος. Genau in diesen Zusammenhang palst die Erzählung 
Polyäns, welche natürlich von Pausanias weggelassen worden ist, 
weil er sich mit einer kurzen, summarischen Angabe begnügte. Hin- 
sichtlich der Quelle hat Droysen II, 2, S. 342, Anm. 4 bemerkt: 
„Eine wiederholte Prüfung der über die Keltenzüge tüberlieferten 


654 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Nachrichten hat mich zu der Überzeugung geführt, dafs Justin auf 
eine andere Quelle zurückweist, als Pausanias und Diodor, und 
dafs diesen beiden Hieronymus zu Grunde liegt, während die 
fabelreiche Darstellung des Justin auf Timäus zurückzuführen sein 
möchte.‘ — Was ὃ 2 anlangt, so wird es schwer gelingen, darüber 
zu einem sicheren Urteil zu kommen, weil die Griechen den Bericht 
von dem Zuge der Barbaren gegen Delphi mit allen möglichen 
Wundermärchen ausgeschmückt haben. Dafs ihre Erzählung nicht 
der Wahrheit gemäfs ist, steht fest; es kann daher eine Angabe wie 
die in $ 2 uns vorliegende trotzdem recht wohl in dem Rahmen einer 
besonnenen Darstellung gestanden haben. — Cap. 39 CeíAnc und 
cap. 40 Ὄβορζος, welches ich wegen der Ähnlichkeit mit 39 gleich- 
falls hierher aiehen möchte, sind ganz unbestimmt, weshalb es auch 
nicht möglich ist, darüber ein sicheres Urteil abzugeben. 
Schliefslich erübrigt uns noch die Betrachtung einer stattlichen 
Anzahl von Strategemen des achten Buches, welche der Diadochen- 
geschichte angehören, und von denen wohl auch ein Teil auf gute 
Quellen zurückgeführt werden mufs. Bekanntlich zerfällt das achte 
Buch in zwei Hälften, von welchen die eine in 25 Kapiteln die Römer 
behandelt, während die andere von cap. 26 bis zum Ende des Buches 
Erzählungen von Frauen bringt, und zwar läfst sich der Begriff ctpam- 
ynnua auf viele dieser Erzählungen überhaupt nicht anwenden; denn ein 
grolser Teil berichtet nicht von Listen, sondern von mutigen Thaten 
einzelner Frauen, so dafs der umfassendere Titel, welchen das unter 
Plutarchs Namen gehende Büchlein γυναικῶν ἀρεταί trägt, hier 
eigentlich besser angewendet wäre. Man hielt nun bis in die neueste 
Zeit daran fest, dafs eine ganze Reihe von solchen Abschnitten des 
achten Buches, nicht weniger als 19, aus jener ebengenannten 
Sammlung entnommen seien. Aber abgesehen von Schmidts und 
Droysens vereinzelten Bemerkungen hat insbesondere Knott in seiner 
Dissertation p. 75ff. auf eine Anzahl von Abweichungen aufmerk- 
sam gemacht, welche sich in den angeblich aus Plutarchs Schrift 
: herübergenommenen Abschnitten Polyäns finden und jene ältere 
Ansicht widerlegen. Die oft wörtliche Übereinstimmung Polyt&ns 
mit der, uns vorliegenden Sammlung rührt dann freilich nur daher, 
dafs wir eine gemeinsame Quelle für das Schriftchen Plutarchs 
und für Poly&n anzunehmen haben; daraus erklärt sich dann auch 
noch mancherlei Auffallendes bei Poly&n, besonders, weshalb nicht alle 
Erzühlungen der genannten Sammlung bei ihm sich wiederfinden, 
obschon die weggelassenen für seine Zwecke doch ebenso brauchbar 
gewesen würen, und weshalb die dort eingehaltene Ordnung hier ganz 
aufgegeben ist (mit Ausnahme einer kleineren Partie, nämlich Plut. 
16—27 = Polyün 35—42). Wenn nun schon das Vorhandensein 
der unter Plutarchs Namen gehenden Sammlung, welche also nicht 
Polyüns Quelle war, auf die Existenz ähnlicher Florilegien schliefsen 
l&fst, so werden doch nicht alle diesbezüglichen Abschnitte des achten 


der Strategemensammlung Polyäns. 655 


Buches auf solche zurückgehen. Darauf führt schon folgender Schlufs: 
Polyän hat den Phylarch in der Diadochengeschichte benützt, dafs 
aber gerade das Hervorheben der Frauentugend ein besonderes Kenn- 
zeichen Phylarchs ist, haben die Geschichtsforscher längst erkannt 
und wird auch durch eine ganze Reihe von Fragmenten desselben 
bewiesen (vgl. Müller, fr. 1, 18, 23, 30, 33, 35, 42, 45, 48, 60, 
81, 82). Man darf daher wohl mit Recht annehmen, dafs Polyän, 
da er denn doch einmal die Absicht hatte, einen besonderen Ab- 
schnitt seines Werkes den Frauen zu widmen, dafür nicht etwa blofs 
aus Sammlungen Stücke herlibergenommen, sondern auch aus Autoren 
wie Phylarch das für seine Zwecke Geeignete excerpiert hat. Aus 
diesem Grunde ist es berechtigt und notwendig, alle hierhergehörigen 
Kapitel des achten Buches näher zu prüfen. Es sind folgende: 


cap. 40 Τιμόκλεια cap. 58 Κρατηείπολις 
» 48 ᾿Αξιοθέα „ 99 “lepeıa 
„ 49 ᾿Αρχίδαμις „ 60 Kuvva 
„ 50 Λαοδίκη „ 61 Mücra 
„ 52 Δηϊδάμεια » 68 ᾿Αργολίδες 
» 57 ᾿Αρεινόη » 10 Κυρηναῖαι. 


Unter den eben aufgezählten Kapiteln ist cap. 40 Τιμόκλεια 
das einzige, welches sich auch in der angeblich plutarchischen 
Sammlung de virtute mulierum findet. Wenn nun auch nicht an- 
genommen werden kann, dafs Polyäns Erzählung aus Plutarch 
stammt, weil trotz grofser Übereinstimmung im Einzelnen bei 
Polyän im Eingang eine Zuthat sich findet, die er natürlich nicht 
selbst gemacht hat, so weist doch eben dieser Eingang in seiner 
ganzen Form darauf hin, dafs er die Geschichte aus einer Samm- 
lung entlehnt hat. In einer solchen allein konnte auch in ausführ- 
licher Weise von dem Bruder der Timokleia etc. die Rede sein, 
während dies bei einer zusammenhängenden Überlieferung nicht 
notwendig war. (Übrigens ist nach Polyän 4, 2, 2 Stratokles der 
betreffende Held von Chäronea.) Dazu kommt noch die eigenttim- 
liche, in kurzen Sätzchen sich bewegende Form des Einganges. — 
Anders verhält es sich mit cap. 48 ᾿Αξιοθέα, welches wir in Plu- 
tarchs Sammlung nicht finden; denn hier zeigt der Anfang der 
Erzählung einen ganz anderen Charakter als bei cap. 40. Dort fand 
ihn Polyün schon so, wie er ihn brauchte, in einer Sammlung, von 
einem anderen hergerichtet, hier aber mufste er ihn sich selbst erst 
zurecht machen. Das erkennt man auch, wenn man die Erzühlung 
Diodors (20, 21) vergleicht. Ptolemäus hatte nämlich in Erfahrung 
gebracht, dals Nikokles heimlich Verbindungen mit Antigonus an- 
zuknüpfen suche, deshalb schickte er Gesandte nach Cypern. Diese 
erhielten von seinem dortigen Strategen Menelaus Soldaten zur Ver- 
fügung, umringten den Palast und eröffneten dem Nikokles den Be- 
schlufs ihres Königs, dafs er sich augenblicklich umzubringen habe. 


656 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Nikokles versuchte sich zu verteidigen, aber als dies nichts half, 
erhängte er sich. Nimmermehr wird man das aus dem ganz un- 
genauen und gekürzten Eingang bei Polyän herauszulesen vermögen: 
πολλῶν ἡκόντων παρὰ Πτολεμαίου Bacıkdwc Αἰγύπτου καταλυςόν- 
τῶν τὴν ἀρχὴν, ἐπειδὴ Νικοκλῆς μὲν αὑτὸν ἀνεκρέμαςεν etc. Um- 
gekehrt ist bei Diodor im weiteren Verlaufe der heldenmütige Tod 
der Axiothea viel kürzer und einfacher erzählt, da er ja nicht als 
ein Besonderes hervortreten sollte, wie bei Polyän, immerhin jedoch so, 
dafs man sieht, es liegt beiden eine gemeinschaftliche Quelle zu Grunde. 
Es heifst nämlich bei Diodor 20, 21, 2: ᾿Αξιοθέα δὲ f| γυνὴ τοῦ 
NixoxAéouc ἀκούςαςα τὴν τοῦ ἀνδρὸς τελευτήν, τὰς μὲν θυγατέρας 
τὰς ἑαυτῆς παρθένους οὔςας ἀπέεςφαξεν, ὅπως μηδεὶς αὐτῶν 
πολέμιος κυριεύςῃ, τὰς δὲ τῶν ἀδελφῶν τοῦ Νικοκλέους τυναῖ- 
xac προετρέψατο μεθ᾽ αὑτῆς ἑλέεθαι τὸν θάνατον, οὐδὲν cuv- 
τεταχότος Πτολεμαίου περὶ τῶν τυναικῶν, ἀλλὰ ευνκεχωρη- 
κότος αὐταῖς τὴν ἀςφάλειαν. Nur von dem bei Diodor noch be- 
richteten freiwilligen Tode der Brüder des Nikokles ist bei Polyän 
keine Rede; denn dies lag dem Thema der Erzählung ferner. Als 
gemeinsame Quelle beider ohne Zweifel aus demselben Autor ge- 
nommenen Berichte ist Hieronymus anzunehmen, dem Diodor in 
diesem Teile seines Werkes folgte. — Besonders interessant ist 
cap. 49 "Apxidanıc, womit Wolfflin Plut. Pyrrh. 27 vergleicht. 
Von dessen Erzählung weicht schon die Angabe des Polyän 'Ap- 
xidanıc Κλεάδα Bacıkewc θυγάτηρ ab; denn bei Plutarch heifst 
die Heldin ᾿Αρχιδαμία: zwar wollten Manso und Droysen den sonst 
nicht bekannten Namen Κλεάδα in Κλεωνύμου ändern, allein neuer- 
dings hat Knott p. 80f. seiner Dissertation dargethan, dals eine 
solche Änderung unthunlich erscheint, und sich dafür ausgesprochen, 
die Lesart Polyäns beizubehalten, so dafs wir also hierin schon gegen- 
über Plutarch eine genauere Angabe zu verzeichnen haben. Aber auch 
in dem Berichte der der Erzählung von Archidamis unmittelbar voraus- 
gehenden Ereignisse ist Polyün genauer; denn bei Plutarch lesen 
wir, dafs Pyrrhus, weil er keinen Widerstand zu finden hoffte, einst- 
weilen die Nacht hindurch ruhig vor der Stadt lagerte, um am 
Morgen dieselbe zu nehmen. Demnach wäre es seit dem Einmarsche 
in Lakonien überhaupt nicht zum Kampfe gekommen. (Ganz anders 
Polyün, bei dem es heifst: μάχης Icxupäc πρὸ τῆς πόλεως vevo- 
μένης, ávayupricavrec oi Λάκωνες ἐβουλεύςεαντο ete. Daraus er- 
gibt sich, dafs Plutarch dies aus dem ihm vorliegenden Berichte ein- 
fach weggelassen hat. Somit ist Polyäns Erzählung nicht aus Plu- 
tarch genommen, sondern stammt nur aus gemeinschaftlicher Quelle, 
diese aber ist ohne Zweifel Phylarch, bei welchem natürlich der 
hervorragende Anteil, welchen Spartas Frauen ander Verteidigung 
ihrer Stadt genommen, ganz besonders betont war. Auch ist Phylarch 
allgemein als Quelle Plutarchs in der betreffenden Partie seiner 
Biographie anerkannt. Ist dies einmal festgestellt, dann wird man 


der Strategemensammlung Polyüns. 651 


auch tiber das Quellenverhältnis von Polyün 8, 68 ᾿Αργολίδες nicht 
lange im Zweifel sein; auch diese Erzählung, mit welcher der Bericht 
Plutarchs cap. 34 zu vergleichen ist, geht auf Phylarch zurück, der 
sich den willkommenen Anlaís nicht entgehen liefs, den Ruhm der 
argolischen Frauen zu feiern. — Die Erzählung von Λαοδίκη in 
cap. 90 gibt zu mancherlei Bedenken Anlaís, welche bereits Droysen 
III, 1, 8$. 378, Anm, 1 und 8. 3881, Anm. 1 vorgebracht hat. Einmal 
nämlich ist bekannt, dafs König Antiochus II. Theos, den seine 
frühere, um der Berenike willen verstofsene und dann wieder zu 
Einflufs gelangte Gemahlin Laodike an Gift sterben liefs (bei Polyän 
ungenau ἐτελεύτηςεν), den Sohn der Laodike, Seleukus, zu seinem 
Nachfolger bestimmte. Doch lebte auch von Berenike ein unmün- 
diger Knabe. Bei Plinius ἢ. n. 7, 12 wird angegeben, daís nicht 
Antiochus selbst, sondern ein eigens dazu angestifteter, ihm sehr 
ühnlicher Mensch, den man auf das kónigliche Bett gelegt, jenen 
Befehl zu Gunsten des Seleukus gegeben habe (nach Phylarch!). 
Nun wiederholt sich diese Unterschiebung, welche an der ersten 
Stelle richtig sein kann, bei Polyän 1) bei dem Söhnchen der Berenike. 
Dieses wird von den Schergen der rachedürstenden Laodike um- 
gebracht, Berenike aber findet beim Volke Schutz. Und nun führen 
die Mórder.einen andern Knaben, jenem ersten ganz ähnlich, dem 
Volke vor. Wozu, erfährt man nicht; denn die Anrufung des Volkes 
durch Berenike geschah doch nur zu ihrem eigenen Schutze, wie 
der Fortgang der Erzählung beweist. Der Knahe war und blieb 
tot und kommt nicht weiter in Betracht. 2) Nochmals taucht die- 
selbe Geschichte bei Berenike selbst auf. Trotz der heiligsten Zu- 
sicherungen fällt auch sie der Rache der Laodike zum Opfer. Aber 
ihre getreuen Frauen bestatten sie heimlich und legen eine andere 
Frau auf ihr Lager, pflegen angeblich ihre Wunden und wissen 
diese Täuschung so lange aufrecht zu erhalten, bis ihr Vater Ptole- 
mäus II. Philadelphus herangezogen kam und nun im Namen und 
Auftrag der angeblich noch lebenden Tochter das Land vom Taurus 
bis zur Grenze Indiens in Besitz nahm. Diese ganze Erzählung ist 
ein albernes Gefasel. Ganz abgesehen davon, dafs die sich dreimal 
wiederholende Geschichte von der Unterschiebung einer ähnlichen 
Person geradezu lächerlich wirkt, so fragt doch Jedermann: „Wenn 
Berenike nur verwundet war, wer schützte sie bis zur Ankunft 
ihres Vaters gegen die volle Rache der Laodike?" Ja sogar die 
Notiz über den Rachekrieg des Künigs von Ágypten bei Polyün ist 
falsch. Nicht Ptolemäus II. war es, welcher nach Syrien eilte, sondern 
Ptolemäus IIL, wie Droysen nachweist; denn der erstere starb gleich- 
zeitig mit seiner Tochter 247. Demnach ist der ganze Schluís bei 
Polyün eitel Fabel. Und wenn ich noch nebenbei auf den Eingang 
verweise, der in seinen Angaben ganz jenen abgerundeten Darstel- 
lungen gleicht, welche Polyän bereits fertig aus irgend einer Samm- 
lung herübernahm, so ist uns die Quelle dieses Kapitels ziemlich 


658 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


klar. Man beachte doch auch nur den pompösen Schlufs: ἀπὸ τοῦ 
Ταύρου μέχρι τῆς Ἰνδικῆς χωρὶς πολέμου καὶ μάχης ἐκράτηςε, τῷ 
«τρατηγήματι τῆς TTavapicrnc xpncänevoc! — Ganz dem 
Charakter der Erzählung des Phylarch entspricht dagegen cap. 52 
Δηϊδάμεια, welches sich weder in seiner Einleitung, noch in seiner 
Ausführung als ein Excerpt aus schlechter Quelle verrät. Wir haben 
dazu keine weitere Parallele als eine kurze Stelle Justins 28, 3, 4fl.: 
Laudamia (sic!) autem cum in aram Dianae confugisset, concursu 
populi interficitur ... Milo quoque Laudamiae percussor, in furorem 
versus nunc ferro, nunc saxo, in summa dentibus laceratis visceribus 
duodecima die interiit. Gerade aus dieser kurzen Notiz ersehen wir, 
wie ausführlich und wirkungsvoll das Ganze bei Phylarch erzählt 
war. Namentlich das Theatralische, welches noch in der Erzählung 
Polyäns hervortritt, ist eine charakteristische Eigenschaft des Phylarch. 
— Cap. 57 'Apcivón handelt von den Schicksalen der Gattin des Lysi- 
machus, nachdem dieser selbst im Kampfe gegen Seleukus 281 gefallen 
war. Diesen Abschnitt hat Droy sen in einem Aufsatze „Zu Duris und 
Hieronymus" Hermes 11, S. 458 auf Duris als Quelle zurückgeführt, 
hauptsächlich darauf sich sttitzend, dafs Duris, der seiner Zeit Tyrann 
von Samos war, sich diese Stellung erworben oder erhalten habe durch 
Anschlufs an Lysimachus, gegen den sich schliefslich in.den Städten 
Kleinasiens die CeAeukíZovrec erhoben hätten. Da Duris seine 
Geschichte, nach den Fragmenten zu schlielsen, bis zum Jahre 281 
fortgeführt hat, so liegt kaum ein Grund vor, daran zu zweifeln, 
dafs bei ihm auch von den Schicksalen der Gemahlin des Lysimachus 
zu lesen war. Auch formell lüí(st sich nichts finden, was uns dazu 
veranlassen könnte, diese Erzählung als das Excerpt einer Sammlung 
zu betrachten. — Auch cap. 58 Κρατηςίπολις weist auf eine gute 
Quelle hin und zwar ist diese Hieronymus gewesen; denn es fehlen 
auch alle Momente für die charakteristische Erzählungsweise des 
Phylarch, ganz abgesehen davon, daís schon die Chronologie ver- 
bietet (der Inhalt gehórt in das Jahr 308), an den letzteren zu 
denken. Auf Hieronymus dagegen weist uns die kurze Erwäh- 
nung bei Diod. 20, 37, 1 hin, wo es von Ptolemäus heifst: κομι- 
ςθεὶς δ᾽ ἐπὶ τὸν Ἰεθμὸν (ικυῶνα xal Κόρινθον παρέλαβε παρὰ 
Κρατηειπόλεως. Aus dem Weiteren ergibt sich, dafs Diodor sich 
hier absichtlich kurz gefalst hat, daher überging er die näheren Um- 
stände der Gewinnung von Sikyon; denn er hatte bereits 19, 67, 1f. 
auseinandergesetzt, wie Kratesipolis, die Witwe Alexanders, des 
Sohnes Polysperchons, sich nach der Ermordung ihres Gemahls mit 
einer bei einem Weibe seltenen Entschlossenheit und Tapferkeit 
in der Herrschaft von Sikyon zu behaupten wulste etc. — Cap. 59 
Ἱέρεια erweist sich, verglichen mit dem Berichte Plutarchs Arat. 32 
einerseits und mit den kurzen Notizen bei Polyb. 4, 8,4 andrerseits, 
sicher als ein Excerpt aus Phylarch; denn man kann noch er- 
kennen, wie dem Plutarch einesteils die Memoiren des Aratus vor- 


der Strategemensammlung Polyüns. 659 


lagen, der sich natürlich wohl hütete, hier ein solches Wunder- 
märchen zu erzählen, vielmehr von offenem Kampf im freien Felde 
sprach, andernteils die Darstellung des Phylarch, welche offenbar 
die übertriebene Schilderung des Aratus reducierte. Droysen III, 
1, S. 433, Anm. bemerkt: „Das Ausführliche hat auch da Plutarch 
wohl nur aus dem Phylarch; wenigstens das Mädchen mit dem 
Helm unter den Eingangssäulen des Artemistempels, vor der die 
Feinde davonlaufen, als ob sie eine Göttin sähen, sieht echt phy- 
larchisch aus, der, charakteristisch genug für den Geschmack jener 
Zeit, überall schöne, zierliche, weinende, tugendsame Frauen und 
Mädchen in den Vordergrund stellt. Oder richtiger, dieselbe Er- 
zühlung, wie sie bei Polyän 8, 59 ist (statt Artemis Pallas!), wird 
wie so viele Stückchen aus Phylarch sein, Plutarch dagegen wird 
einen anderen Autor, der ähnliche Sagen auftischte, vor sich gehabt 
haben etc." — Einen anderen Charakter wieder als die zuletzt be- 
handelten Kapitel zeigt cap. 60 Kuvávn (od. Küvva nach anderer 
Lesart); denn man kann bei der Ungeschicklichkeit des Polyän nicht 
annehmen, daís er die zum Teil ziemlich weit auseinander liegenden 
Ereignisse so geschickt zusammengesucht und daraus einen kurzen 
Überblick über die Vorgeschichte der Kynane gegeben habe. Kynane 
war die Tochter Philipp II. von der Illyrierin Audata. Sie wurde 
vermühlt mit dem Sohne Perdikkas III., Amyntas, der eigentlich 
hätte König werden sollen; dieser starb 335. Die hier genannte 
Tochter war 337 geboren worden. Die im Anfange des Kapitels 
erwähnten Kämpfe gegen die Illyrier sind die aus den ersten 
Zeiten der Regierung Alexanders des Grofsen bis 334. Nach 
Alexanders Tode beschlofs Kynane, dem König Philipp Arrhidäus 
ihre Tochter Eurydike zuzuführen, und nun erfolgte der von Polyän 
geschilderte, abenteuerliche Zug nach Asien. Alketas wurde von 
Perdikkas gegen sie gesandt mit dem Befehle, wo er sie fände, lebend 
oder tot, sie einzubringen. Demnach fällt der Zug in das Jahr 322. 
Aus dem Umstande nun, dafs in dem uns erhaltenen Kapitel Polyäns 
die Nachrichten tiber das frühere Leben der Kynane ziemlich voll- 
ständig und richtig zusammengestellt sind, schliefse ich, dafs Polyän 
dasselbe aus einer Sammlung entnommen hat; denn in der zu- 
sammenhängenden Überlieferung fand sich natürlich nicht alles so 
bequem beisammen. Übrigens läfst sich noch mit ziemlicher Sicher- 
heit angeben, auf wen die Erzählung ursprünglich zurückgeht. 
Darauf führt mich das frg. 24 des Duris bei Athen. 13, p. 560F: 
Δοῦρις δ᾽ 6 (άμιος καὶ πρῶτόν pncıv γενέεθαι πόλεμον δύο γυναι- 
κῶν, Ὀλυμπιάδος καὶ Εὐρυδίκης" ἐν ᾧ τὴν μὲν βακχικώτερον μετὰ 
τυμπάνων προελθεῖν, τὴν δ᾽ Εὐρυδίκην Μακεδονικῶς καθωπλι- 
«μένην, ἀςκηθεῖςαν τὰ πολεμικὰ παρὰ Κυννάνῃ τῇ Ἰλλυρίδι. Dieses 
Fragment bezieht sich auf das Jahr 317; es ist daraus zu schliefsen, 
dafs Duris in früheren Büchern die Geschichte der Mutter der 
Euridike ausführlich behandelt hat; denn die Notiz an dieser Stelle 
Jahrb. f. class. Philol Suppl. Bd. XIV. 48 


660 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


ist eine Art Verweisung auf eine frühere. — Dagegen stammt cap. 61 
Mücta, wie schon Wölfflin angemerkt hat, direkt aus Phylarch; denn 
bei Athen. 13, 64, p. 5930 ist uns noch das betreffende Fragment 
des Phylarch erhalten, nur dafs es dort heifst Μύςτα Cekeuxou τοῦ 
Bacıkewc ἐρωμένη ἦν, abweichend von Polyän, nach welchem 
sie des Königs Frau gewesen wäre. Doch bedingt ein solcher aus 
Flüchtigkeit entstandener Irrtum noch nicht eine abweichende Über- 
lieferung. Auch weist in dem ganzen Kapitel nichts darauf hin, dafs 
dasselbe einer schlechten Quelle, etwa einer Sammlung, entnommen 
sein könnte. — Es bleibt noch cap. 70 Kupnvaiaı, über das ich em 
bestimmtes Urteil nicht abzugeben wage, aufser dafs mich die grofse 
Ähnlichkeit der Beschreibung der Thätigkeit der Frauen mit der in 
8,49 veranlassen könnte, anzunehmen, daís dasselbe aus einer ge- 
ringeren Quelle, einer Sammlung, exoerpiert sei. 

Alles zusammengenommen sieht man, daís die Strategeme aus der 
Diadochengeschichte bei Polyün eine besondere Rolle spielen, und dafs 
er ihnen in seinen Büchern ungleich mehr Raum gegönnt hat, als allen 
übrigen Partien. Zum Teil rührt dies allerdings davon her, dafs 
er als Macedonier die Thaten seiner Vorfahren besonders hervor- 
heben wollte, immerhin aber weist die Thatsache, dafs diese Ab- 
Schnitte auch uns noch so bedeutend entgegentreten, darauf hin, daís 
Bie guten Quellen entnommen sein müssen. Und in der That hat 
die nunmehr abgeschlossene, eingehende Betrachtung ergeben, dafs, 
von den Abschnitten über Alexander und Philipp abgesehen, nur sehr 
wenige auf Sammlungen verschiedener Art zurückgeführt werden 
können, diese aber um so bestimmter, weil sie sich eben von den 
nebenstehenden guten Erzählungen besonders deutlich abheben. Das 
ist das eine Ergebnis unserer Untersuchung. Das andere, ungleich 
wichtigere, richtet sich gegen die Ansicht derjenigen, welche alle 
Nachrichten Polyäns auf eine einzige Quelle zurückzuführen suchen; 
dafs dies unmöglich ist, hat die Analyse einer ganzen Reihe von 
Kapiteln ergeben, in welchen zwei verschiedene Überlieferungen 
neben einander herlaufen. Wir sind vielmehr zu dem Resultat ge- 
kommen, dafs Polyän in den Strategemen aus der Diadochengeschichte 
Hieronymus, Duris und Phylarch benutzt hat und nicht einen 
ganz späten Autor, bei welchem die Nachrichten aller dieser Schrift 
steller bereits zusammengearbeitet gewesen sein müfsten. Ich bin 
überzeugt, dafs Schirmer gewifs nicht dazu gekommen wäre, den 
Nikolaus von Damaskus als einzige Quelle Polyäns anzunehmen, 
wenn er, anstatt blofs dem Quellenverhültnisse des ersten Buches 
nachzuforschen, auch andere Teile, insbesondere aber die von uns 
zuletzt betrachtete Partie, in den Kreis seiner Untersuchung ge- 
zogen hätte, 


der Strategemensammlung Polyäns. 661 


Kapitel VIIL 
Polyäns Quellen im 8. Buche. 


Das achte Buch Polyäns zerfällt in zwei ungleiche Hälften, 
indem cap. 1—25 Strategeme der Römer erzählen, während cap. 
26—71 von Thaten heldenmütiger und tugendhafter Frauen be- 
richten, so jedoch, dafs Barbarenfrauen in gleicher Weise wie 
römische und griechische behandelt werden, obschon dieselben bei 
strengerer Wahrung des Einteilungsprincips noch in das giebente Buch 
gehört hätten; denn im letzten Teile desselben finden wir Kapitel 
wie Tlepcidec, Tpwädec, CaAuoridec, Tuppnvíbec, Κελταί. Allerdings 
scheint daraus wieder die Absicht Polyiüns hervorzugehen, alles, was 
er von einzelnen Frauen wulste, im achten Buche zu vereinigen. 

Bei der ersten Hälfte des achten Buches, welche wir zunächst 
zu betrachten haben, fällt uns vor allen Dingen die au/serordent- 
liche Ungleichheit gegentiber den übrigen Partien der Sammlung auf. 
Von den vielen in acht Büchern enthaltenen Strategemen, welche, die 
verschiedenen Lücken abgerechnet, 837 Teubnerseiten füllen, treffen 
auf die Römer blofs 25 Kapitel von verschiedenem Umfange, die nur 
27 von jenen 337 Seiten einnehmen. Woher diese Ungleichheit? 
Wie kommt es, dafs Polyün die Römer in so merkwürdiger Weise ver- 
nachlässigt hat? Er lebte doch in der Hauptstadt des römischen Reiches, 
er widmete doch seine ganze Sammlung den römischen Kaisern. Hätte 
es ihm also nicht ganz besonders erwünscht sein mtissen, wenn er, wie 
er es in der Einleitung des vierten Buches bezüglich der Macedonier, 
in der Einleitung des siebenten Buches bezüglich der Barbaren gethan 
hatte, auch am Eingange des achten Buches mit besonderem Nach- 
drucke die Kaiser darauf hinweisen konnte, dafs er auch die Thaten 
ihrer Vorfahren in einem besonderen, grófseren Abschnitte zusammen- 
gestellt habe? Er hat sich diese günstige Gelegenheit entgehen 
lassen, oder vielmehr, er konnte einen solchen Hinweis bei dem ge- 
ringen Umfange dieses Abschnittes überhaupt nicht wagen. Das 
auffallende Mifsverhältnis wird uns erklürlich, wenn wir das in 
mancher Beziehung mit der Sammlung des Polyän verwandte Werk 
des Älian betrachten, welches den Titel ποικίλη icropía führt, Man 
vergleiche hierfür die neueste, umfangreiche Arbeit von Felix 
Rudolph, De fontibus quibus Achanus in varia historia componenda 
usus sit, im achten Bande der Leipziger Studien zur klassischen Philo- 
logie (p. 1—139). Auf p. 32 wird hier ausdrücklich das gleiche 
Mifsverhältnis bei Álian hervorgehoben, welches wir bei Polyän 
auffällig finden: von den 464 einzelnen Abschnitten, aus welchen 
die ποικίλη icropía, so wie wir sie jetzt haben, besteht, beziehen 
sich nur 17 auf italische oder römische Verhältnisse, und unter diesen 
auch wieder blofs 7 vollständig, die übrigen nur teilweise. Nebenbei 
wird dann darauf hingewiesen, dafs auch von dem anderen Haupt- 

τ 4g* 


662 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


werke Älians, der 17 Bücher umfassenden Tiergeschichte, sich nur 
14 Erzählungen auf römische Verhältnisse zurückführen lassen. Und 
der Grund davon? Älian hat keinen einzigen lateinischen 
Schriftsteller für seine Sammlung benutzt, nicht einmal jene, 
welche für seinen Zweck besonders geeignet gewesen wären, Valerius 
Maximus, Plinius, Gellius, um von Livius oder Tacitus ganz zu 
schweigen, da seine Sammlung, wie Rudolph gezeigt hat, überhaupt 
nirgends auf die Primürquellen zurtückgeht. Und dabei war Ali 
ein Römer und rühmt sich dessen öfters in seinen Werken, freilich 
andrerseits von so gründlicher griechischer Bildung, dafs Philostr. 
vit. soph. 2, 31 von ihm sagt ἠττίκιζε ὥςπερ oi ἐν τῇ μεςογαίᾳ 
᾿Αθηναῖοι. In derselben Weise erklürt sich uns auch die stief- 
mütterliche Behandlung der römischen Geschichte bei Polyän; denn 
dafs diese ihm leicht ebensoviel Stoff für seine Sammlung geliefert 
hätte, wie die griechische, wenn er nur lateinische Autoren für seinen 
Zweck hätte benutzen wollen, das lehren uns z. B. die Schriften des 
Valerius Maximus und des Frontinus. Gerade wegen dieses deutlich 
hervortretenden Milsverhältnisses aber kann Frontin nicht Quelle 
Polyäns gewesen sein, obschon sich sehr viele Bertihrungspunkte 
zwischen beiden ergeben, wie wir bei der Vergleichung einzelner Stellen 
gesehen haben; denn warum hätte Polyün aus Frontin nur Strategeme 
der Griechen herübernehmen, die der Römer aber übergehen sollen? 
Mit aller Entschiedenheit muís also die Ansicht aufrecht erhalten 
werden, daís Polyän, abgesehen von Suetons Leben des Cäsar und 
Augustus, keine römischen Quellen benutzt hat. 

Aber, wird man mir einwenden, es brauchte ja nicht gerade 
eine römische Quelle zu sein, die Polyän für die erste Hälfte des 
achten Buches heranziehen mu/ste; denn auch Griechen hatten die 
römische Geschichte behandelt. Daís Polyän einen von diesen, den 
Nikolaus Damascenus, hier ausgeschrieben habe, darauf läuft ja 
gerade die Ansicht Schirmers hinaus. Diese Ansicht aber widerlegt 
sich aus zwei Gründen. Der eine davon läfst sich in Kürze so an- 
geben: da die gröfsere Hälfte von den 140 Büchern der καθολικὴ 
icropía des Nikolaus der Behandlung der rómischen Geschichte ge- 
widmet war, wie sich aus den Fragmenten noch mit Sicherheit 
ergibt, so mülste man annehmen, dafs Polyün sein ganzes übriges 
Werk aus der ersten Hälfte des Nikolaus, aus der anderen aber 
nur 25 —30 zum Teil recht armselige Kapitel excerpiert habe. Eine 
solche Annahme aber scheint mir wenigstens ganz unzulässig. Aber 
noch ein anderer Umstand verbietet, an einen Autor wie Nikolaus 
als Quelle zu denken, nämlich die Beschaffenheit der ersten Hälfte 
des achten Buches Polyäns selbst. Ich behaupte, dafs es unmöglich 
ist, die 25 in Frage kommenden Kapitel auf eine einheitliche 
Quelle zurückzuführen, was doch geschehen mülste, wenn Schirmers 
Ansicht sich als die richtige erweisen sollte. Wenn wir nämlich 
jene Bücher zur Vergleichung heranziehen, welche gröfstenteils einer 


der Strategemensammlung Polyüns. 663 


fortlaufenden Quelle entnommen sind, ich meine das erste, das vierte 
und das siebente, so zeigen diese im Allgemeinen eine gute ohrono- 
logische Ordnung. Eine eolche ist aber nachweisbar im achten Buche 
absolut nicht zu finden, wie eine übersichtliche Zusammenstellung 
der einzelnen Kapitel zeigen wird. 


VIII. cap. 1—6 . . . . . Zeit der römischen Könige 
cap. 7, 81. . . . . nach 396 v. Chr. 
82. .. .. 8671 
cap. 8. . TN . um 507 
cap. 9, 81 . 90/89 
82. . . 85 
cap. 10, 81 . . 102 
82. 102 
83. 101 
cap. 11 . . . . . . 212 
cap. 12 . . . . . . nach 255 (Regulus’ Gefangennahme) 
cap. 13 . . . . . . unbestimmbar 
cap. 14, 81 . . . . zweiter punischer Krieg 
82. . . Zweiter punischer Krieg 
$3. . 209 ) . 
cap. 15 . . . . . unbestimmbar 
cap. 16,81 . . 184 
82. 134 
83. 134/33 
84. 134/33 
85. 132 
86. 209 
817. 205 
88... .. 202 
cap. 17 . . . . . . 195 
cap 18 . . . . . . Bagengeschichte 
cap. 19 . . . . . . unbestimmbar e 
cap. 20 . . . . . . unbestimmbar 
cap. 21 . 214 
cap. 22 . . . 80 ff. 
cap. 23, 8 1—16 . . 76—45 
816—33. . Anekdoten 
cap. 24, 8 1—6. . . Anekdoten 
875.... 48 
cap. 25,81 . . . . 4. Jahrh. v. Chr. 
82. ... . BSagengeschichte 
83. ... 491. 


Aus dieser Übersicht geht, wie ich glaube, ganz evident hervor, 
daís von einer fortlaufenden Quelle nicht die Rede sein kann; viel- 


664 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


mehr ist anzunehmen, dafs Polyän die wenigen Kapitel über römische 
Geschichte hertibernahm, wo er sie gerade fand, also aus verschie 
denen Quellen. Um 80 mehr wird es demnach angezeigt sein, durch 
eine Untersuchung der einzelnen Kapitel diesen Quellen soviel als 
möglich auf die Spur zu kommen oder, wo dies nicht möglich ist, 
doch wenigstens nachzuweisen, was aus geringwertigen Quellen auf. 
genommen ist. 

Die ersten sechs Kapitel, welche der römischen Königsgeschichte 
angehören, wahren die chronologische Reihenfolge, indem auf die 
bekannten Erzählungen von Amulius und Numitor die nicht minder 
geläufigen von Romulus, Numa, Tullus Hostilius und Targquinius 
Superbus folgen. So viel ist sicher, dafs der Kompilator diese sechs 
Kapitel aus einer und derselben Quelle entnommen hat; welche dies 
freilich gewesen, dürfte schwer zu sagen sein, da diese Geschichten 
ja vielfach verbreitet waren und bei den verschiedensten, griechischen 
wie römischen Autoren, die eine Darstellung der Geschichte Roms 
von den ersten Anfängen an geben wollten, sich immer wieder fanden, 
so dafs man sogar zu der Annahme versucht sein könnte, Poly&a 
habe dieselben aus der Erinnerung wiedergegeben, 

Auf einer bessern Grundlage stehen wir für die Betrachtung 
des cap. 7 Κάμιλλος; denn wir haben hiezu die Parallelstelle bei 
Plut. Camill 10. Durch diese aber werden wir dazu geführt, das 
Verhältnis des Plutarch und Polyän überhaupt zu untersuchen. Hier- 
bei mufs zunächst daran erinnert werden, dafs, während Wölfflin 
in seiner Ausgabe eine durchgängige Benutzung des Plutarch durch 
Polyün angenommen hatte, Knott p. 75ff. jeden Zusammenhang 
zwischen den beiden in Abrede gestellt hat. Wenn ich zunächst 
absehe von den unter Plutarchs Namen gehenden Apophthegmen- 
sammlungen, sowie von der Schrift γυναικῶν ἀρεταί und mich nur 
an die Biographien halte, so ergeben sich folgende Stellen des Polyän, 
die mit solchen des Plutarch verglichen werden können: 


Polyän 1, 4 - Plut. Thes. 5 
1, 16, 882 u. 3 Plut. Ages. 26 u. Lykurg. 12 
1, 20, 88 1 u. 2 Plut. Solon 8 
1, 21, 8 3 Plut. Solon 29 
1, 30, 8 1 Plut. Themist. 10 
883 u 4 Plut. Themist. 12 u. 16 
85 Plut. Themist. 19 
86 Plut. Themist. 4 
88 Plut. Themist. 25 
1,34, 8 2 Plut. Cim. 9 
1, 36,8 1 Plut. Perikl. 34 
82 Plut. Perikl. 33 
1, 39, 8 3 Plut. Nicias 18 
1, 43, 8 2 Plut. Nicias 26 


der Strategemensammlung Polyüns. 665 


Polyän 1, 45, 8 1 Plut. Lysander 8 
S2 Plut. Lysander 11 
83 Plut. Lysander 8 
1, 47, 82 Plut. Alcibiad. 31 
2,1,8 8 Plut. Ages. 17 
86 Plut. Ages. 9 
87 Plut. Ages. 26 
8 13 Plut. Ages. 30 
8 15 Plut. Ages. 32 
3,12, 88 1u. 2 Plut, Phocion. 23 u. 24 
4,3,82 Plut. Theseus 5 
8 25 Plut. Alex. 42 
4,6,81 Plut. Arat. 17 
ὅ, 2,81 Plut. Dion 31 
5,12, 8 1 Plut. Timol. 26 
82 Plut. Timol. 34 
64,83 Plut. Philop. 9 
6, 5 Plut. Arat. 18 
7, 19 Plut. Lysand. 19 u. 20 
7, 24 Plut. Cimon 7 
7, 41 Plut. Crassus 30—33 
8, 75,81 Plut. Camillus 10 
82 Plut. Camillus 40 (cf. 41) 
8, 8 Plut. Public. 17 
8, 9,8 1 Plut. Sulla 6 
82 Plut. Sulla 21 
8,10,8 1 Plut. Marius 16 
82 Plut. Marius 20f. 
83 Plut. Marius 26 
8,11 Plut. Marcellus 18ff. 
8,14,8 ὃ Plut. Fab. 21 
[8,16,88 2, 3, 4, 5, Plut. apopth. Scip. min. 16, 19, 
18, 22] 
8,17 Plut. Cato m. 10 
8, 22 Plut. Sertor. 11, 20 
8,23,8 25 Plut. Caes. 45 
8,30 Plut. Romul. 29 cf. Camill. 33 
8,32 cf. Plut. Brutus 53 
8,49 Plut. Pyrrh. 27 
8,59 Plut. Arat. 32 
8,68 Plut. Pyrrh. 34. 


Hinsichtlich der auf griechische Geschichte bezüglichen Ab- 
schnitte Polyäns, die mit solchen des Plutarch verglichen werden 
können, stimme ich dem Urteile Knotts bei, dafs Polyin den Plu- 
tarch nicht benützt habe, freilich nicht blofs auf die Gründe gesttitzt, 


666 1. Melber: Über die Quellen und den Wert 


welche Knott p. 80ff. anführt, nämlich die abweichenden, oft 
geradezu widersprechenden Überlieferungen in Abschnitten, die mit 
Nachrichten Plutarchs zusammengestellt werden können; vielmehr 
glaube ich durch den Nachweis des richtigen Quellenverhältnisses 
in den vorausgehenden Kapiteln gezeigt zu haben, dafs in den ein- 
zelnen Fällen eine Benützung Plutarchs selbst da ausgeschlossen 
ist, wo Übereinstimmung vorliegt. Anders dagegen scheint mir 
das Verhältnis in den auf römische Geschichte bezüglichen Kapiteln 
zu sein, weshalb eine Prüfung derselben im Einzelnen nicht über- 
flüssig sein wird. 

Cap. 7, 8 1 also ist zusammenzuhalten mit Plut. Camillus 10. 
Knott rechnet in seiner Aufzählung p. 82 diese beiden Stellen 
zu jenen, ‘qui consentiunt. additamentis adiectis, was jedoch kaum 
richtig sein dürfte; denn eine genauere Vergleichung ergibt viel. 
mehr, dafs die ausführliche Erzählung des Plutarch bei Polyün eher 
abgekürzt erscheint. Da es diesem nämlich nur auf den Bericht 
von der klugen Handlungsweise des Camillus ankam, so hat er den 
Eingang kürzer gestaltet, indem er wegläfst, dafs der Schulmeister 
allmählich die Kinder (und die Bewohner) dadurch sicher machte, 
dafs er dieselben jeden Tag etwas weiter vor die Stadt hinausführte, 
um sie dann eines schönen Tages dem Camillus zu überliefern. Von 
Zusätzen also kann hier. absolut keine Rede sein. — Etwas anders stellt 
sich das Verhältnis in $ 2 desselben Kapitels dar. Die eigentliche Er- 
zählung stimmt mit Plut. Camillus 40 überein. Dagegen stehen am 
Eingang der Erzählung mehrere Angaben, die als Zusätze erscheinen 
könnten: Κελτοὶ, Bpevvou Bacıkewc ἡγουμένου, κατὰ κράτος τὴν 
“Ῥώμην ἑλόντες ἑπτὰ unci κατέεχον᾽ Κάμιλλος τοὺς ἔξω τῆς πόλεως 
Ῥωμαίους ευναγαγὼν ἐξήλαςε Κελτοὺς καὶ τὴν πόλιν ἀνέετηςε. 
Es fragt sich nun, ob man diese Zeilen als einen selbständigen Zusatz 
betrachten darf. Gewifís nicht, sondern sie bilden blofs eine allerdings 
erst von Polyün herrührende Einleitung für die folgende Erzählung, 
wie sich deren in der Sammlung Polyäns viele nachweisen lassen; die 
historischen Angaben in derselben aber finden sich bei Plutarch eben- 
falls; denn cap. 27 ist von der sieben Monate andauernden Belagerung 
des Kapitols durch die Kelten, cap. 31 von dem Wiederaufbau der Stadt 
durch Camillus die Rede. Sonst aber zeigt sich nicht nur keine Ab- 
weichung von den Worten des Plutarch, sondern zuweilen sogar 
wörtliche Übereinstimmung; denn den Satz ὅ τε γὰρ clönpoc τῶν 
Κελτιῶν etc. gegen Ende des Abschnittes hat Polyän aus cap. 41 
des Plut. herübergenommen, weil er den Erfolg der Mafsregel des 
Camillus allein hervorheben, nicht aber, wie dies bei Plutarch ge- 
schieht, den ganzen Verlauf der Schlacht am Anio schildern wollte. 
Demnach ist auch hier von Zusätzen, die Neues, von Plutarch nicht 
schon Gegebenes berichteten, keine Rede. 

Das folgende cap. 8 Μούκιος wird auch von Knott zu denjenigen 
Stücken gerechnet, die genau mit Plutarch (hier mit Plut, Publicola 17) 


der Strategemensammlung Polyäns. | 667 


stimmen, so dafs darüber hinweggegangen werden kann. Ebenso 
wird für cap. 9, 88 1 und 2 von Knott völlige Übereinstimmung mit 
Plut. Sulla 6 und 21 zugegeben. 

Es folgt cap. 10, welches in drei Abschnitten von Marius 
handelt. Von diesen stimmt $ 1 vollständig mit Plut. Mar. 16, wie 
auch Knott zugibt. Dagegen zeigt die Erzählung des $ 2 insofern 
eine Abweichung von Plut. Mar. 20f., als die Situation des Kampf- 
platzes bei Polyän nicht klar genug beschrieben ist; denn nach Plu- 
tarch stehen beide Teile in der Ebene, Römer wie Teutonen und 
Cimbern, und es befinden sich nur Berg- und Waldschluchten hinter 
den Feinden. Demnach erscheint allerdings die Auffassung Polyäns, 
. dals die Germanen selbst auf den Höhen gestanden wären und durch 
absichtliches, von Marius befohlenes Zurlickweichen in die Ebene 
heruntergelockt worden seien, als eine unrichtige; allein ich möchte 
dieselbe nicht auf eine vollständig verschiedene Quelle, sondern nur 
auf die Oberflächlichkeit und Ungenauigkeit des Kompilators zurück- 
führen, der die Umgehung der Feinde durch eine von Marius ab- 
gesandte Abteilung als besonders wirkungsvoll darstellen wollte. 
(Bei Front. 2, 4, 6 wird richtig nach Plutarch erzählt.) — Noch 
weniger aber als bei $ 2 wird man bei $ 3 genötigt sein, an eine von 
Plut. Mar. 26 abweichende Überlieferung zu denken; denn wenn bei 
Polyän die Ausnützung der schädlichen Einwirkung der Sonnenhitze 
und der Sonnenstrahlen auf die Cimbern auf die kluge Berechnung 
des Marius zurückgeführt wird, während sich dies bei Plutarch mehr 
von selbst ergibt, so liegt doch auf der Hand, daís eine Umgestal- 
tung in dem eben ausgeführten Sinne gerade im Interesse des Strate- 
gemensammlers gelegen sein mulste. Zunächst also sehe ich keinen 
Grund, wegen dieser Verschiedenheiten, die sich aus dem schriftstelleri. 
schen Charakter Polyäns leicht erklären lassen, eine Benützung 
Plutarchs für dieses Kapitel in Abrede zu stellen; denn Zusätze, die 
eine ganz verschiedene Quelle verraten würden, finden sich nicht. 
Vielmehr nötigt eine andere Beobachtung geradezu, an Plutarch als 
Quelle festzuhalten. Die drei Abschnitte des Kapitels folgen chrono- 
logisch richtig geordnet auf einander, was nicht auf eigene An- 
ordnung Polyüns zurückgeführt werden kann, sondern auf die Be- 
nützung einer zusammenhängenden Quelle hinweise Nun stimmt 
aber auch die Reihenfolge der einzelnen Abschnitte bei Polyän mit 
der der Kapitel bei Plutarch, aus denen sie entnommen sein müssen 
(8 1—3 = Plut. Mar. 16; 20f.; 26), und da vollends 8 1 eine 
fast wörtliche Übereinstimmung zeigt, so ist nach meiner Ansicht 
. entschieden Plutarch als Quelle an zunehmen. 

Cap. 11 erzählt die von Marcellus zur Einnahme von Syrakus 
angewendete List nach Plut. Marcell. 18f. mit einer geringfügigen 
Abweichung. Während nämlich Plutarch berichtet, Marcellus habe 
gelegentlich häufiger Unterhandlungen betreffs der Auswechslung 
des in seine Hände geratenen Spartaners Damippus eine schlecht 


668 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


bewachte und auch leicht zu ersteigende Stelle der Mauer bemerkt, 
erzählt Polyän, Marcellus habe durch eben jenen Damippus von der 
genannten, leicht zugänglichen Stelle Kenntnis erhalten. Diese Ver- 
schiedenheit ist einzig durch die gedrängtere Darstellungsweise des 
Polyän auf dem Wege eines Milsverständnisses entstanden; denn im 
übrigen herrscht fast würtliche Übereinstimmung. Der letzte Satz, 
der von der Schonung spricht, die Marcellus der eroberten Stadt an. 
gedeihen liefs, ist aus dem unmittelbar folgenden Kapitel (19) des 
Plutarch herübergenommen. Ein eigentlicher Zusatz findet sich also 
auch hier nicht. 

Cap. 12, welches sich auf das Schicksal des bekannten Atilius 
Regulus bezieht, stammt nicht aus einer guten, zusammenhüngenden 
Quelle, sondern aus einer Sammlung, ähnlich der des Valerius Maxi- 
mus; denn daranf führt einerseits die Ungenauigkeit in der Angabe 
des Namens, andrerseits aber der anekdotenhafte Ton der ganzen 
Erzählung. — In noch höherem Grade verrät sich die Ungenauigkeit 
irgend einer schlechten Sammlung bei cap. 13; denn da hier nur 
der Vorname Γάϊος zur Bezeichnung des Mannes verwendet ist, so 
sind wir überhaupt nicht im Stande, das Erzählte irgendwie chrono- 
logisch zu bestimmen oder in irgend einen historischen Zusammen- 
hang einzureihen. Der groíse Unterschied dieses Kapitels von den 
vorausgehenden, aus Plutarch herübergenommenen füllt sofort auf. 

Von den drei Abschnitten des folgenden cap. 14 Φάβιος 
stammen die beiden ersten nicht aus der Biographie des Plutaroh, 
sondern aus irgend einer Apophthegmensammlung, wie deren mehrere 
dem Poly&än vorgelegen haben müssen. Insbesondere verrät $ 2 
durch seinen unmöglichen Inhalt schon die geringwertige Quelle, 
der es entnommen ist. Bekanntlich starb Q. Fabius Maximus, der 
einzige rómische Feldherr, welcher den Abzug Hannibals aus Italien 
erlebte, nachdem er schon den Anfang des Krieges gesehen, noch 
im Jahre dieses Abzuges, d. ἢ. 203 v. Chr. Scipio aber war be- 
reits 204 nach Afrika übergesetzt, und erst als er dort die Kar- 
ihager im eigenen Lande hart bedrängte, wurde Hannibal zurück- 
gerufen. Nun lesen wir wohl bei Plut. Fab. 25 von einem gewissen 
Antagonismus zwischen Fabius und Scipio, aber das rühmende Wort 
des Scipio gegenüber dem Fabius: “ἐγὼ δὲ Μέγας, ὁ ευμβαλὼν xai 
κατὰ cröna καὶ νικήςας "Avvigav! ist vor der Rückkehr Hannibals 
nach Afrika und vor der Schlacht bei Zama unmöglich; denn wenn 
Scipio auch als 17jühriger Jüngling seinem Vater im Kampfe gegen 
Hannibal an der Trebia das Leben gerettet hatte, so berechtigte das 
noch nicht zu obigem Ausspruche, der ein Auftreten als selbständiger 
Feldherr voraussetzt. Wie entstand nun dieses unmögliche Apo- 
phthegma? Ich glaube durch einen griechischen Schriftsteller, der 
weder in der rómischen Geschichte bewandert war, noch auch sich 
durch besondere Kenntnis der lateinischen Sprache auszeichnete. 
Ihm gab der Beiname maior des Scipio, der denselben spüter von 


der Strategemensammlung Polyüns. 669 


dem jüngeren Zerstórer Karthagos unterscheiden sollte, Veranlassung, 
den Q. Fabius Maximus Cunctator zu dem Besieger Hannibals in 
Gegensatz zu bringen und so jene lächerliche Anekdote zu fabricieren, 
die in die Sammlung des unkritischen Polyän ti:bergegangen ist. Aus 
Plut. Fab. 1 wissen wir zudem noch, dafs dem in Rede stehenden 
Fabius nicht erst wegen seiner Verdienste im hannibalischen Kriege 
der Beiname Maximus gegeben wurde, sondern dals er diesen bereits 
als der vierte seines Geschlechtes führte ἀπὸ “Ρούλλου τοῦ μεγί- 
crov. Gerade diese letztgenannte Stelle Plutarchs dient zugleich auch 
zur Charakteristik des unmittelbar vorausgehenden $ 1 Polyäns; denn 
wenn hier als die Folge der zaudernden Taktik des Fabius angegeben 
wird καὶ δικτάτωρ ἀπεδείχθη καὶ Μάξιμος ἀνεγορήθη, so liegt die- 
selbe Unkenntnis des wirklichen, historischen Sachverhaltes vor, wie 
in $2. — 83 dagegen stammt, wie auch Knott zugibt, mit oft wört- 
licher Übereinstimmung aus Plut. Fab. 21, nur dafs Polyän den 
Schlufssatz selbst hinzugefügt hat. 

Das folgende cap. 15 handelt gleichfalls von einem Κόϊντος 
Φάβιος, ohne dafs wir wüfsten von welchem, und ohne dafs wir im 
Stande wären, die erzählte Anekdote irgendwie in den historischen 
Zusammenhang einzureihen. Der Titel Kóivroc kann zwar gewählt 
sein, um diesem Kapitel eine von der des vorigen verschiedene Auf- 
schrift zu geben, ist aber immerhin bezeichnend dafür, dafs dieser 
Abschnitt aus einer andern Quelle stammt, wie die vorausgehenden 
über Fabius Cunctator, und zwar ist diese Quelle jedenfalls eine ganz 
geringwertige. 

Es folgt nun ein umfangreicheres Kapitel mit der Überschrift 
(κιπίων, allein die acht 88 desselben beziehen sich nicht auf einen 
und denselben Helden, sondern 8 1—5 auf den jüngeren Scipio, 
86—8 dagegen auf den Besieger Hannibals. Durch eine bei Polyän 
schon öfters nachgewiesene Oberflächlichkeit sind beide Partien zu 
einem Kapitel verschmolzen. Für 8 1 haben wir nur bei Frontin 
(2, 1, 1) eine Parallele. Dagegen decken sich die $8 2, 8, 4, 5, mit 
Plut. apophth. Scip. min. 16, 19, 18, 22. Wolfflin war deshalb 
der Ansicht, dem Polyün könne hier eine uns verloren gegangene 
vita Scipionis des Plutarch vorgelegen haben, aus welcher er die in 
Rede stehenden $8 excerpierte. An und für sich wäre dies wohl mög- 
lich, allein die ganze Beschaffenheit unseres Kapitels erlaubt nicht, 
an dieser Ansicht festzuhalten. Denn nehmen wir an, Polylin habe 
für $8 2—5 wirklich eine vita des Plutarch excerpiert, wie kam es dann, 
dals er fast nichts auszuschreiben fand, als die kurzen Aussprüche in 
88 3,4, 5? Dies ist doch sonst nicht seine Art, so oft ihm eine bessere 
Quelle zu Gebote steht. Man vergleiche doch nur einmal die tibrigen 
Kapitel, die aus Lebensbeschreibungen des Plutarch entnommen 
sein können. Dazu kommt noch, dafs S 1 nicht durch eine Parallele 
gleich den übrigen belegt werden kann, auch chronologisch nach 
$2 fällt, wie es scheint. Kurz 88 1— 5 sind irgend einer Apo- 


610 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


phthegmensammlung entnommen und haben sich erst nachträglich an 
den aus besserer Quelle entlehnten Grundstock des Kapitels an- 
geschlossen; auf diese Weise erklärt sich auch am besten die Ver- 
wechslung der beiden Scipionen. Denn die 88 6, 7, 8 gehen sicher- 
lich auf eine zusammenhängende Überlieferung zurück; darauf führt, 
von anderen Dingen abgesehen, schon die chronologische Reihenfolge 
der drei Abschnitte, die Ereignisse aus den Jahren 209, 205, 202 er- 
zählen. Ferner lehrt ein Vergleich mit den Berichten der uns erhaltenen 
Historiker, dafs diese Erzählungen Polyäns aus guter Quelle stammen 
müssen. Der Inhalt des S 6 zunächst findet sich, wenn wir von der 
kurz gefafsten Anekdote Frontins 2, 11, 5 absehen, genau bei Poly- 
bius 10, 18 und 19 und nach diesem bei Livius 25, 50, nur daís 
der Name Ofvoucca, welcher bei Polyän für Carthago nova über- 
liefert ist, die Unabhängigkeit des Strategemensammlers von den 
beiden genannten Historikern beweist.*) Noch auffallender ist die voll- 
kommene Übereinstimmung des 8 7 mit dem nach Polybius erzählenden 
Livius 29, 23 und 24. Und doch kann auch hier von einer Be- 
nützung des Livius aus bekannten Gründen nicht die Rede sein. (Die 
Anekdote bei Frontin 2, 7, 4 ist ganz kurz gehalten, bei Appian findet 
sich die Geschichte gar nicht.) Ebenso stimmt 8 8 mit sämtlichen 
uns erhaltenen Berichten bei Polyb. 15, 5; Appian. Punic. 39; Liv. 
30, 29, und doch läfst sich nicht erweisen, dafs Polyän einen 
der genannten Autoren excerpiert hütte. Demnach scheint es mir 
angezeigt, die Hypothese, welche Wölfflin für den ersten Teil des 
Kapitels aufgestellt hatte, dafs derselbe nämlich auf Plutarchs ver- 
lorene Lebensbeschreibung des jüngeren Scipio zurückgehe, auf den 
zweiten Teil zu übertragen; denn wir wissen, dafs Plutarch aufser 
der verlorenen Biographie des jüngeren Scipio, die zu den βίοι 
παράλληλοι gehörte und in der gleichfalls verlorenen des Epami- 
nondas ihr Gegenstück hatte, auch eine Einzelbiographie des ülteren 
Scipio, gleich denen des Artaxerxes und Aratus, verfalst hat. Dieser 
mügen die guten Nachrichten bei Polyün entnommen sein, zumal 
dieselben in einer Lebensbeschreibung für die Beurteilung des 
Charakters des Scipio von hohem Werte waren und daher nicht 
fehlen durften. 

Es ist am Platze, an dieser Stelle einige Bemerkungen ein- 
zuschalten über 6, 38 'Avvigac, welches Kapitel zum grófsten Teile 
denselben Quellen entlehnt sein wird, die Polyän für die römische 
Geschichte benützte. Bekanntlich gehört dasselbe jener Partie des 
sechsten Buches an, welche uns nur teilweise in dürftigen Auszügen 
in den sogenannten codd. Urodecewv des Polyün erhalten ist. Da- 
her kann jenes wichtige Kriterium für die Erkenntnis des Quellen- 


*) Über den Namen Ofvoucca vgl. „Historische Untersuchungen, 
Arnold Schäfer zum 25jührigen Jubiläum seiner akademischen Wirksam- 
keit gewidmet von früheren Mitgliedern der historischen Seminarien zu 
Greifswalde und Bonn“. S. 148—157: Onusa von H. J. Müller. 


der Strategemensammlung Polyäns. 671 


verhältnisses in einem Kapitel, die chronologische Reihenfolge, nicht an- 
gewendet werden, weil die einzelnen Abschnitte in sachlich geordneten 
Excerpten zerstreut sind. Gleich der erste Abschnitt gibt Zeugnis 
von der schlechten Überlieferung der Strategeme des Polyän in der 
Excerptensammlung durch den verstümmelten Namen aov. Es 
ist kein Zweifel, dafs derselbe in dieser Form unrichtig ist; denn 
gerade die Namen sind in diesen Excerpten oft genug verunstaltet 
z. B. Τυρήννιχος statt Tóvvixoc (Polyän 5, 23); Χερωνίδης statt 
Χρεμωνίδης (Poly&n 5, 18); Oevvíac statt Ξενίας (Polyän 6, 36); 
"Avbpovía statt “Epdovia (Polyän 6, 38) ete. Immerhin aber mufs 
eine Form gefunden werden, welche einerseits den Fehler erklürlich 
macht und andrerseits mit der historischen Überlieferung stimmt. 
Beides ist nicht der Fall, wenn, woran man gedacht hat, Κλαύδιον 
für Φλαῦον gesetzt wird, so dals das Erzählte sich auf M. Claudius 
Marcellus, der bei einer Rekognoscierung 208 fiel, beziehen würde. 
Dieser Annahme stehen die Berichte des Plutarch Marc. 30 und Polyb. 
10, 32 entgegen (wenn wir absehen von der kurzen Bemerkung des 
Livius 27, 28, 1: ibi (Hannibal) inventum Marcelli corpus. sepelit); 
denn Plutarch berichtet ausdrücklich, dafs Hannibal auf die Nach- 
richt vom Falle des Marcellus selbst an die Stelle geeilt sei, um den 
Leichnam seines tapfersten Gegners zu sehen. Hierauf läfst Hannibal 
die Leiche verbrennen und die Überreste in einer kostbaren Urne dem 
Sohne des Gefallenen überbringen. Aber habgierige Numidier suchen 
den Boten die Urne zu entreilsen, und im Kampf um dieselbe werden 
die Gebeine zerstreut. Hannibal straft zwar die Frevler, sieht aber 
von einer Übersendung der Gebeine ab, da es nach seiner Meinung 
die Götter nicht wollen. Dafs Polybius Ähnliches berichtet, dafür 
bürgt uns trotz der lückenhaften Überlieferung doch noch das kurze 
Fragment, das bei Suidas s. v. ἵμερος erhalten ist: ἵμερος αὐτὸν 
εἰεῆλθε διάπυρος ἰδεῖν Μάρκελλον νεκρόν. Eine Vereinigung dieser 
Überlieferung aber mit der Erzählung des Polyün ist unmöglich. 
Wenn wir weiter Umschau halten, welchen römischen Feldherren 
Hannibal noch bestatten liefs, so ist zu erinnern an Liv. 22, 52, 6 
(nach der Schlacht bei Canns): consulem quoque Romanum (i. e. L. 
Aemiliun Paulum) conquisilum sepullumque quidam auctores. sunt; 
&uch hier will der Name nicht passen. Abgesehen von Liv. 22, 7, 5, 
wonach Hannibal nach der Schlacht am Trasimenus die Leiche des 
Konsuls Flaminius zum Zwecke der Bestattung suchen liels, dieselbe 
aber nicht auffand, kommt besonders 25, 17 in Betracht. Livius ver- 
zeichnet da die verschiedenen Angaben über das Schicksal der Leiche 
des römischen Prokonsuls Tib. Sempronius Gracchus, der gegen 
Mago in Lukanien gefallen war. Nach seiner Versicherung berichteten 
die einen, die Leiche sei von den Römern, andere, sie sei von Hannibal 
unter militärischen Ehren bestattet worden. Von dem letzteren Be- 
richte sagt Livius: et ea vulgatior fama est und setzt bei haec (tradunt, 
qui in Lucanis rei gestae auctores sunt. Damit stimmt nun auf- 


619 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


fallend ein Fragment des Diodor (Exc. de virt. et vit. 26, 16 bei 
Dindorf): ὅτι τὸ ςὦμα τοῦ Ceumpuviou Μάγωνος &rtocreíAavroc 
πρὸς ᾿Αννίβαν οἱ μὲν ςτρατιῶται κείμενον ὁρῶντες ἐβόων κατα- 
τέμνειν καὶ κατὰ μέρη διαςφενδονῆςαι᾽ Ó δὲ ᾿Αννίβας @ricac οὐ 
npochkeıv τὴν ὀργὴν εἰς ἀναίεθητον cüpja ἐναποτίθεεθαι, καὶ 
λαβὼν πρὸ ὀφθαλμῶν τὸ τῆς τύχης ἄδηλον, ἅμα δὲ καὶ θαυμά- 
Zwv τὴν ἀρετὴν τοῦ ἀνδρὸς, πολυτελοῦς ταφῆς ἠξίωςε τὸν τε- 
τελευτηκότα. ἀναλέξας δὲ τὰ τοῦ εὐματος ὀςετᾶ καὶ φιλανθρώ- 
Tuc περιςτείλας ἀπέςτειλεν εἰς τὸ τῶν Ρωμαίων ετρατόπεδον. 
Diese Erzählung stimmt nun zwar ihrem Inhalte nach merkwürdig mit 
der des Polyün überein, aber dennoch möchte ich nicht annehmen, dafs 
für Φλαῦον der Name ζεμπρώνιον einzusetzen sei. Vielmehr glaube 
ich aus Polyän selbst den richtigen Namen gewinnen zu können. 
8 7 lesen wir von der List, durch welche Hannibal den Prokonsul 
Cn. Fulvius Flaccus bei Herdonea in einen Hinterhalt lockte, schlug 
und tötete (vgl. Liv. 27, 1). Also auch hier fiel ein römischer 
Feldherr im offenen Kampfe (Φλάκκον Ρωμαίων ς«τρατηγὸν ἀπ- 
έκτεινεν μετὰ πάντων τῶν ὑπ᾽ αὐτῷ). Warum sollte der nächste 
Abschnitt in dem vollständigen Texte Polyäns nicht haben beginnen 
können: ᾿Αννίβας ἐν πολέμῳ poveudevra Φλάκκον (wenn man nicht 
Φούλυιον vorzieht)? Jedenfalls wurde von mehr als einem der ge- 
fallenen römischen Feldherrn berichtet, Hannibal habe die Leiche 
desselben vor Mifshandlungen seiner Numidier geschützt und ehren- 
voll bestattet, Polyän konnte also wohl eine derartige Erzählung 
auch über Cn. Fulvius Flaccus gefunden haben. — 8 2 ist zu all- 
gemein und unbestimmt gehalten, als daís sich darüber urteilen 
liefse, dagegen stammen die Abschnitte 3 und 4 wohl sicher aus 
Plut. Fabius 16, wo sie bei der Schilderung der Schlacht von Cannä 
beisammen stehen. Ein genauerer Vergleich zeigt, daís einzelne 
Ausdrücke sogar würtlich übereinstimmen. — Wenn ὃ 8 in etwas 
ausführlicherer Erzühlung erhalten würe, würde sich ein Urteil ge- 
winnen lassen darüber, ob er aus Plut. Fabius 6 entnommen ist 
oder nicht. — Interessanter gestaltet sich die Untersuchung bezüglich 
der Abschnitte 5 und 6. Über den letzteren hat Wölfflin im Hermes 
1873, B. 123 ausführlicher gehandelt und seine Wichtigkeit für 
die Geschichte des zweiten punischen Krieges in das richtige Licht 
gestellt. Polyän und Frontin. 2, 5, 25 ergänzen sich nämlich gegen- 
seitig; denn aus letzterem ersehen wir, daís der Diktator M. Junius 
es war, der von Hannibal bei Casilinum besiegt und seines Lagers 
beraubt wurde, und daraus erst erklärt sich, warum dieser Diktator, 
der nach Liv. 23, 14,4 von Rom mit einer starken Armee nach 
Campanien abmarschiert war, nichts zum Entsatze der Stadt gethan. 
Nun glaube ich aber in $ 5 mit Bestimmtheit eine Duplette des 
8 6 zu erkennen; denn zunächst stimmt Ort und Zeit, nur dafs es 
in dem ersten Abschnitt allgemein heifst ἐν τῇ Καμπανῶν, während 
im zweiten mit περὶ Καςιλῖνον die Örtlichkeit genauer angegeben 


der Strategemensammlung Polyüns. 618 


ist; ferner stimmen χειμῶνος ὄντος und νυκτὸς χειμερίου γενομένης, 
Die List ist in der Hauptsache die gleiche: Hannibal rechnet darauf, 
dals die Römer seine Maísregeln wie immer treu kopieren werden; 
er gibt das Zeichen zum Angriff, und erschreckt eilen auch die Römer 
zu den Waffen, nach einiger Zeit gibt er das Zeichen zum Rückzuge, 
aber während die Römer dasselbe ernst nehmen und sich Ruhe 
gönnen, sind seine Leute angewiesen, abermals tiber sie herzufallen; 
dafs in ὃ 6 die neu Angreifenden eine frische Abteilung sind, während 
in 8 5 einfach das Heer Hannibals abermals angreift, thut wenig 
zur Sache. Vielleicht hat eben diese geringe Verschiedenheit die 
Duplette bei Poly&n veranlafst. Auf die Ähnlichkeit des 8 6 wenig- 
stens mit Polyän 1, 14 hat schon Wölfflin a. a. O. hingewiesen. 
Die List des 8 5 stimmt damit noch genauer. — Mit S 9 l&fst sich 
Zonaras 8, 26 vergleichen, 8 10 dagegen kann mit der historischen 
Überlieferung nicht in Einklang gebracht werden; denn wenn man 
auch mit Liv. 23, 1, 6 unter der πόλις παραθαλάςεια Neapel ver- 
stehen wollte, so stimmen doch die Nebendinge absolut nicht; denn 
bei Livius ist wohl von einem Hinterhalte, nicht aber von einer List 
mit den Schiffen die Rede. Soweit wir uns überhaupt bei dem 
kläglichen Zustande des ganzen Kapitels ein Urteil bilden können, 
geht sonach ein Teil seiner Nachrichten auf Plutarch zurück, während 
der andere Sammlungen entnommen zu sein scheint. 

Wenn wir nach dieser Digression zur Betrachtung des achten 
Buches zurückkehren, so fällt uns zunächst das cap. 17 durch seinen 
Widerspruch mit der Überlieferung des Plutarch auf. Dieser berichtet 
Cat. mai. 10: Πολύβιος μέν τέ ancıv τῶν ἐντὸς Βαίτιος ποταμοῦ Trö- 
λεων ἡμέρᾳ μιᾷ τὰ τείχη κελεύςαντος αὐτοῦ περιαιρεθῆναι᾽ πάμπολ- 
λαι δ᾽ ἧςαν αὗται καὶ γέμουςαι μαχίμων ἀνδρῶν᾽ αὐτὸς δέ φηειν 
ὁ Κάτων πλείονας εἰληφέναι πόλεις ὧν διήγαγεν ἡμερῶν ἐν ᾿ἸἸβη- 
ρίᾳ. καὶ τοῦτο κόμπος οὐκ ἔςτιν, εἴπερ dic ἀληθῶς τετρακόσιαι 
τὸ πλῆθος ἧςαν. Daraus geht hervor, dafs Plutarch gerechtfertigtes 
Mifstrauen in die Angabe des Polybius setzte, dafs also eine Benützung 
Plutarchs seitens des Polyän ausgeschlossen ist. Genau stimmt da- 
gegen mit Polyän die Erzählung bei Front. 1, 1, 1, aber auch diese 
trägt einen so anekdotenhaften Charakter, dafs wohl beide auf eine 
Sammlung zurückzuführen sein werden. 

Wie wenig Polyün es verstanden hat, eine chronologische Ord- 
nung in seine Sammlung zu bringen, wenn eine solche nicht schon 
in seiner Quelle befolgt war, zeigt besonders cap. 18, Aaóvoc tber- 
schrieben, das sich auf die italisehe Sagengeschichte bezieht und 
natürlich aus einer Sammlung excerpiert ist. Dasselbe gilt von dem 
folgenden cap. 19 Τίτος: schon der Umstand, dafs Polyün blofs 
den Vornamen des Mannes anzugeben weifs, mufs darauf führen, 
daís er die ganze, in ihren Einzelheiten lächerliche Anekdote keiner 
guten Quelle entnommen hat. Unter dem vorkommenden Kleo- 
nymus kann doch wohl nur der bekannte Sohn Kleomenes II., der 


674 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Zeitgenosse des Pyrrhus, gemeint sein, der an den Küsten des adris- 
tischen Meeres Plünderungszüge unternahm (Liv. 10,2), genauer aber 
vermag ich die Angaben Polyäns nicht in den historischen Zusammen- 
hang einzureihen. Ebenso sicher wie dieses ist auch das folgende cap. 20 
einer schlechten Quelle entnommen; denn hier kommt als Kennzeichen 
zu der unbestimmten Fassung, die wiederum nur den Vornamen des 
Römers kennt, auch noch die Art der List hinzu, welche bei Polyän 
zu wiederholten Malen in ganz gleicher Weise erzählt wird. 

Der Inhalt des cap. 21 TTewépioc wird übereinstimmend 
erzählt bei Liv. 24, 37—39 und bei Front. 4, 7, 22; aus diesen 
beiden Autoren stammt der Bericht Polyäns nicht, und doch ist 
er andererseits so gut, dafs man sich nur schwer entschliefsen kann, 
anzunehmen, er habe ihn einer Sammlung entlehnt, jedenfalls 
läfst sich über die Quelle desselben kein bestimmtes Urteil abgeben. 
Dagegen stimmt cap. 22 inhaltlich, wenn auch nicht wörtlich, zu 
gut mit Plut. Sertor. 11 (vgl 20), als dafs man nicht in dieser 
Biographie Plutarchs die Quelle Polyäns erkennen sollte; denn neben 
dieser kommen die kürzer gefafsten Berichte bei Front. 1, 11, 18; 
Val. Max. 1, 2, 4 und Gellius 15, 22 nicht in Betracht. 

Das umfangreiche cap. 23 Kaicap verdient weit mehr Aufmerk- 
samkeit, als es in seinem ersten Teile wenigstens bisher gefunden hat, 
Wölfflin bespricht nur die Quelle des zweiten Teiles, von $ 17 an, 
und ebenso Knott, Schirmer will in einer Note (8. 20, Anm. 5) den 
ersten Teil samt $ 25 auf Nikolaus von Damaskus zurückführen. 
Deshalb scheint eine ausführlichere Besprechung dieses Kapitels 
sehr geboten zu sein. Von dem ersten Teile, der wie gesagt bis 
8 17 reicht, ist 8 1 abzusondern; denn der Inhalt dieses Abschnittes, 
welcher das Abenteuer Cäsars mit den Seeräubern erzählt und, da 
dieses in das Jahr 76 v. Chr. fällt, von dem nächsten um etwa 
20 Jahre absteht, erweist die Erzählung als eine lächerliche Anekdote 
sehr zweifelhafter Herkunft. Zwar hat Polyän die Angabe, Cäsar 
habe das Abenteuer auf dem Wege'zu König Nikomedes von Bithy- 
nien bestanden, gemein mit Plutarch im Leben Cäsars gegen die des 
Sueton, der erzählt, dasselbe sei dem Cäsar auf der Reise zu Molo nach 
Rhodus bei der Insel Pharmakussa begegnet. Die List selbst aber hat 
eine sehr verdüchtige Áhnlichkeit mit anderen anekdotenhaften Er- 
zählungen Polyüns: 6,3 (Die Amphiktionen bringen auf des Eurylochos 
Rat Niefswurz in die Wasserleitungen der Stadt Cyrrha); 7, 43 (Die 
Gallier vergiften Wein und Speisen und ergreifen dann zum Schein 
die Flucht, um die arglosen Autariaten desto sicherer zu verderben); 
5, 10, 1 (Der Karthager Himilko bezwingt durch eine ähnliche List 
die aufrührerischen Libyer) Wenn wir also annehmen, dafs die Er- 
zählung Polyüns von Cäsar erst nach dem Muster ähnlicher gemacht 
worden sei, und dieselbe als ganz geringwertig von den übrigen 15 88 
des ersten Teiles absondern, so ergibt sich für diese eine auffallend 
genaue chronologische Reihenfolge: 


der Strategemensammlung Polyäns. 675 


3 2 — 58 v. Chr. (Alpentibergang auf dem Einmarsche), 

39 3 —58 „(Krieg gegen die Helvetier), 

8 4 —58  , (Krieg gegen Ariovist), 

8 5 —54 „ (Zweite Expedition nach Britannien), 

8 61—54 ., (e iedeil des belagerten Q. Cicero), 

8 71]—54 „ Niederlage der Belagerer), 

8 8 —52 ,„  (Erstürmung von Avaricum), 

8 9 — 52 ,„ (Marsch Cäsars auf Gergovia), 

$ 10 — 52 , (Belagerung von Gergovia), 

$11 — 52 , (Niederlage der Gallier bei Alesia), 

812 — 48  ,  (Reitergefechte bei Dyrrhachium), 

818 —48 „ Cüsars Marsch nach der Schlappe von Dyr- 
rhachium), - 

814 -- 48, (Schlacht bei Pharsalus), 

815 — 47 ,„  (Meuterei unter Cäsars Truppen), 


816 — 45  , (Schlacht bei Munda). 


Gehen wir nach dieser Zusammenstellung auf Einzelheiten ein, 
30 bezieht sich 8 2 auf den Beginn des Feldzuges des Jahres 58; 
Cüsar hatte den Helvetiern den Zug durch die römische Provinz 
untersagt, und als diese nun durch das Gebiet der Sequaner und 
Häduer in das der Santonen bei Tolosa vorzudringen suchten, liefs 
x den Labienus in der Provinz zurück, eilte selbst nach Italien, 
hob zwei Legionen aus und mit diesen und drei weiteren, die 
bei Aquileia im Winterquartiere gelegen waren, marschierte er, qua 
procimum iter in ulleriorem Galliam per Alpes erat (Cäs. b. G. 1, 10 
— Polyän Καῖςαρ ἐν Γαλατίᾳ (d. h. im diesseitigen Gallien) προς- 
fe: ταῖς "AXmeciv). Was nun folgt, berichtet Cäsar ganz kurz: 
[bi (i. e. in Alpibus) Ceutrones et Graioceli et Caturiges locis su- 
perioribus occupatis itinere. exercitum prohibere conantur. Compluri- 
bus his proeliis pulsis ab Ocelo, quod est citerioris provinciae extre- 
"um, in fines Vocontiorum ulierioris provinciae die seplimo pervenit. 
Auf eben jene Kämpfe bezieht sich die Schilderung Polyäns, aber 
wer will leugnen, daís dieselbe hinsichtlich des Terrains und der 
näheren Umstände des Kampfes genauer ist als der Bericht Cäsars? 
Nur der Schlufs Kaicap ἀμαχεὶ τὰς Ἄλλπεις ὑπερέβαλεν enthält eine 
Übertreibung, entsprechend der Gewohnheit des Strategemensammlers, 
lurch eine derartige Schlufspointe das Strategem besonders effektvoll 
[ἃ machen. Jedenfalls aber stammt Polyäns Darstellung nicht aus 
len Kommentarien Cäsars. — Das Gleiche gilt von 8 3 wegen 
jeiner mannigfachen Abweichungen von der gewöhnlichen Über- 
ieferung. Es handelt sich um die Vernichtung der Tiguriner (Ciis. b. G. 
1, 12). Erstlich wird bei Polyän die Zahl der Helvetier verschieden an- 
zegeben; denn nach Ciis. b. G. 1,29, betrug die Gesamtzahl 368 000, 
larunter gegen 92 000 Weaffenfähige (Plut. Cäs. 18 πλῆθος τριά- 
«ovra μὲν αἱ πᾶςαι μυριάδες ὄντες, εἴκοςι δὲ αἱ μαχόμεναι μιᾶς- 

Jahrb. f. class. Philol Buppl Bd. XIV. 44 . 


616 7. Melber: Über die Quellen und den Wert 


δέουςαι. — Appian. Celt. ἀμφὶ τὰς εἴκοςι μυριάδας Övrac), 
Polyün dagegen berichtet: ἐπήεςαν πεντήκοντα μυριάδες, ὧν elkoa 
τὸ μάχιμον ἧςαν. Dafs letzterer diese Zahl willkürlich eingesetzt habe, 
ist nicht wohl anzunehmen, zumal er auch die Zahl der Tiguriner 
auf 30 000 angibt. Des Weiteren steht bei Polyän statt des Flusses 
Arar, von dem Cäsar (1, 12,1) sagt, er fliefse so langsam, dafs man 
kaum die Richtung seines Laufes unterscheiden könne, der Rhodanus, 
den er τραχὺν ποταμὸν nennt, und von dem er angibt, die 
Helvetier hätten ihn nur mit Mühe überschreiten können. Hier 
kann noch weniger angenommen werden, dafs Polyän selbst sich 
eine Änderung erlaubt habe, da er ja die geographischen Verhält 
nisse Galliens und die Natur jener Ströme sehr wenig kennen konnte. 
Deshalb ist Wölfflins Tadel (praef. p. IX) Rhodanum, τραχὺν no- 
ταμὸν, confudit (?) cum Arari, leniter fluente, der allerdings durch 
das Fragezeichen gemildert erscheint, überhaupt nicht berechtigt. 
Endlich stimmt die Schilderung des Vorganges selbst bei Polyän 
nicht mit der bei Cäsar. Während nämlich letzterer berichtet, die 
Tiguriner, die nach dem Übergang der Hauptmasse über den Arar 
allein noch auf dem diesseitigen Ufer standen, seien von ihm 
um die dritte Nachtwache tiberfallen worden (Polyän νύκτωρ 
ἐπιφανεὶς), weicht nach Polyän Cäsar allmählich vor den ihn ver- 
folgenden Helvetiern zurück, geht über den Rhodanus und schlägt 
ein Lager. Die Helvetier wollen folgen, allein der reifsende Strom 
läfst nur einen Teil hinübergelangen, und diese werden von Cäser 
überfallen und niedergemetzelt. Daís diesem Abschnitte des Polyän 
eine von Cüsars Kommentarien ganz verschiedene Quelle zu Grunde 
liegt, ist klar, und daís es gerade bezüglich der Vernichtung der 
Tiguriner abweichende Nachrichten gab, dafür sind uns Plutarch 
und Appian Zeugen, die beide überliefern, nicht Cäsar selbst, sondern 
Labienus habe jenen Volksstamm aufgerieben.*) — Ebensowenig 
stimmt die folgende Erzählung, die sich auf den Krieg gegen Ariovist 
bezieht, mit Cüs. b. G. 1, 48—50. Cäsar hatte seine Truppen fünf Tage 
nach einander vor das Lager herausgeführt und in Schlachtordnung 
aufgestellt, aber Ariovist lehnte den Entscheidungskampf ab, weil 
die Frauen geweissagt hatten, die Deutschen würden unterliegen, 
wenn 8ie sich vor dem Neumond in einen Kampf einliefsen. Davon 
erhielt Cäsar Kunde und zwang nun den Ariovist zum Kampfe. 
Dieser Darstellung gegenüber erscheint die des Polyän für Cäsar 
ziemlich unglinstig; einmal nämlich wird angegeben, Cäsar habe die 
ungewohnte Erscheinung der Germanen gescheut (οὐ θαρρῶν cuvá- 
wot), ferner er habe seine Truppen erst dann zum Kampfe aus dem 
Lager geführt, als er Kunde von jenen Prophezeihungen erhalten 


*) Vgl. Rauchenstein, der Feldzug Cüsars gegen die Helvetier. Kri- 
tische Untersuchung mit vorausgehender Abhandlung über die Glaub- 
würdigkeit der Kommentare. Jena 1882. 


der Strategemensammlung Polyäns. 677 


hatte; weil er glaubte, die Germanen würden infolge davon mutlos 
Bein. Dasselbe überliefert auch Plutarch Cüs. 19: ταῦτα τῷ Kalcapı 
πυνθανομένῳ καὶ τοὺς Γερμανοὺς ἡευχάζοντας δρῶντι καλῶς ἔχειν 
ἔδοξεν ἀπροθύμοις oüciv αὐτοῖς ευμβαλεῖν μᾶλλον ἢ τὸν ἐκεῖνον 
ἀναμένοντα καῖρον καθῆςθαι. Nur nebenbei mag es als charakte- 
ristisch für die Art und Weise der Strategemensammler bemerkt 
werden, dafs Front. 2, 1, 16 aus der Erzählung von der Weissagung 
der Frauen die unberechtigte Schlufsfolgerung gezogen hat Ario- 
visto Germanorum regi instilulum et quasi legem esse militibus non 
pugnandi decrescente luna. — Keine Spur vollends findet sich in den 
Kommentarien Cüsars von dem, was Polyän in $ 5 tiberliefert hat. 
Cüsar berichtet über seine zweite Expedition nach Britannien (5, 18), 
König Cassivellaunus sei mit einer grolsen Anzahl von Reitern und 
Wagenkämpfern (= Poly&n μετὰ πολλῶν ἱππέων καὶ ἁρμάτων) 
jenseits der Themse gestanden und habe die Römer am Übergange 
zu hindern gesucht, aber der Angriff der durch den Fluís vor- 
dringenden Legionssoldaten und Reiter sei so ungestüm gewesen, 
daís die Feinde nicht Stand halten konnten. Nach Polyün dagegen 
bringt ein einzelner Elephant, der einen mit Leichtbewaffneten be- 
setzten Turm trägt, ein bis dahin den Britannen unbekanntes Tier, 
die Verwirrung der Feinde zu stande. Und doch finden wir nirgends 
in den Kommentarien eine Notiz davon, dafs sich im Heere Cäsars 
ein Elephant befunden habe. Also auch hier folgt Polyän seiner 
eigenen fortlaufenden Quelle. Dafs diese eine griechische gewesen, 
könnte man vielleicht aus den Worten schliefsen περὶ γὰρ τῶν 
ἵππων τί χρῆ καὶ γράφειν; ὅπου καὶ παρ᾽ "EAAncıv, fjv καὶ 
γυμνὸν ἐλέφαντα ἴδωςειν, ἵπποι φεύγουςι᾽ πυργοφόρον δὲ καὶ 
ὡπλιςμένον, βέλη καὶ ςφενδόνας ἐξαφιέντα οὐδὲ ἰδεῖν τὴν ὄψιν 
ὑπέμειναν. 

Die beiden folgenden Abschnitte, 88 6 und 7, welche ihrem 
Inhalt nach gleichfalls in das Jahr 54 zu setzen sind, gehören 
eigentlich zusammen und sind, wie man noch ganz deutlich erkennt, 
erst von Polyän getrennt worden, um zwei Strategeme zu gewinnen. 
Der erste stimmt nämlich, von einigen Kleinigkeiten abgesehen, ganz. 
mit Cäs. b. G. 5, 48, wo erzählt wird, in welcher Weise Cäsar den 
belagerten Q. Cicero von seinem Heranrlicken in Kenntnis setzte, der 
Schlufs Polyäns aber lautet: ὥςτε αὐτίκα τὴν πολιορκίαν διακόψας 
οὐ μόνον ἀνεςώςατο Κικέρωνα, ἀλλὰ καὶ τοὺς πολιορκοῦντας ἐτί- 
cato, obschon der eigentliche Entsatz erst in 8 7 erzählt wird. Man 
sieht, der Kompilator wollte den ersten Abschnitt nur durch einen ent- 
sprechenden Schlufs besser abrunden. Daher kommt es aber, dafs jetzt 
. der Eingang von 8 7 Καῖςαρ ἑπτακιςχιλίους ἔχων ἐπολέμει Γαλάταις 
der nótigen Deutlichkeit entbehrt. Inhaltlich ist dieser Abschnitt, 
welcher den Entsatz des Cicero erzählt, von dem entsprechenden 
Berichte Cäsars (5, 491.) sehr verschieden. Nur das tiberliefern 
beide übereinstimmend, Cäsar habe sein ohnehin wenig umfangreiches 

44° 


. Ma’ a W 
$76 ᾿ die quel? auf den ert 
fier die 


δέου“ J, Melber* m Jet Galliern als ein verüchtliche 
Poly gi jr ver n ad wir &ber in den Kommentaren 
τὸ᾿ er nod Einen „"jager gehalten und blofs seine Reiten 
is' er P pU CE DC bu dos ὁ die Feinde, welche durch ein Thal uni 
δ ΡΣ ἫΝ u ἬΝ Lager getrennt waren, herüberzulocken und 


gus pv go " den Heitern Befehl gegeben, nach begonnenem 
eim "deshalb ἣν chtlich zurückzuziehen, erzählt Polyün, Cäsar habe 
Befschte sib n Anzahl Leute im Lager zurückgelassen und mi 
zur eine He Streitkrüften nicht weit vom Lager einen Hinterhalt 
i Don hinter einem waldigen Hügel rechts vom Lager. 


seinen 
gel und Manövers der Reiterei stimmt Polyän mit Cüsar. Die 
Berti des Hauptkampfes aber muls natürlich, den verschie 


Schilde” Vorbereitungen entsprechend, bei Polyän verschieden lauten. 
denen 

Die Feinde lassen sich zu einem Angriff auf das kleine Lager 
verleiten, aber nicht nur die Truppen Cäsars brechen aus diesem 
hervor, sondern auch dieser selbst stürzt sich aus seinem Hinter- 
halt auf die Feinde, die so, zwischen zwei Gcgner geraten, elendig- 
lich zu Grunde gehen. Wenn man sich fragt, ob denn die Dar- 
stellung Polyäns auch möglich sei, so steht dem meines Erachtens 
nichts im Wege. Demnach mülste man annehmen, Cäsar habe den 
zweiten Teil seiner List, den Hinterhalt, absichtlich übergangen. 
Doch wie dem auch sein mag, jedenfalls beweist uns auch $ 7 die 
abweichende Überlieferung. — $ 8 dagegen stimmt mit dem Berichte 
Cüsars b. G. 7, 27, wo es sich um die Belagerung und Einnahme von 
Avaricum handelt, nur dafs bei Polyün der Name der Stadt nicht 
eigens angegeben ist (Kaicap ἐπολίορκει φρούριον Γαλατικόν), und 
dafs der Schlufs εὐκόλως ὑπερβὰς ἐξεῖλε τὸ φρούριον nicht ganz 
korrekt ist; denn aus Cüsar ersehen wir, daís noch ein kurzer Kampf 
stattgefunden hat. — Ähnlich wie 8 6 und S 7 waren auch $ 9 und 
8 10 in der zusammenhängenden Quelle des Polyän verbunden und 
sind von ihm nur getrennt worden, um eine grófsere Ánzahl von 
Strategemen zu liefern. 8 9 bezieht sich auf Cäsars Anmarsch gegen 
Gergovia, die Stadt der Averner. (Vgl. Cüs. b. G. 7, 35.) Wenn 
man vom Lande der Hiüduer aus gegen Gergovia zog, war der Flufs 
Elaver zu überschreiten. Nun unterliegt es keinem Zweifel, dafs 
Polyän die Terrainverhültnisse im Eingang ungenau wiedergegeben 
hat, wenn er einerseits Gergovia πόλιν τῶν ἐν Γαλατίᾳ μεγίςτην 
nennt, andrerseits von dem Flusse Elaver angibt μέςος ἣν ποταμὸς 
vaucimopoc. Die Art und Weise des Überganges wird von Polyän 
ähnlich erzählt wie von Cäsar, nur dals aus Polyäns Worten Kaicap 
παρὰ τὴν ὄχθην πολλαῖς ἡμέραις ἀντιπαρεξῆγεν᾽ οἱ βάρβαροι κατε- 
φρόνουν ὡς διαβῆναι μὴ θαρροῦντος hervorgeht, dafs es Cäsar nicht 
gleich am ersten Tage gelang, die Gallier zu täuschen, was nıir 
auch das Wahrscheinlichere zu sein scheint, zumal Cäsar selbst zu- 
gesteht, er habe gefürchtet, »c maiorem aestatis partem. flumine im- 
pediretur. Aufserdem weicht Polyin darin wesentlich von Cüsar ab, 


der Strategemensammlung Polyäns. 679 


dafs er angibt, die Abteilung von vier Legionen, welche die Weisung 
hatte, stromaufwürts zu ziehen und den Feind tiber die Stelle des Über- 
ganges zu täuschen, sei von Cäsar selbst befehligt worden, während 
Cäsar berichtet, er sei mit zwei Legionen unbemerkt zurückgeblieben. 
Wenn man nun auch über diese sich widersprechenden Angaben zu 
keiner Entscheidung gelangen kann, so ist doch jedenfalls der Schlufs 
Polyüns oí δὲ Γαλάται ἔφευγον unrichtig, wenn man damit Cäsars 
Worte vergleicht Vercingetorix re cognita, ne contra suam voluntatem 
dimicare cogeretur, magnis itineribus antecessit. Der Kompilator 
hat eben wieder einmal übertrieben. — Die folgende Schilderung, 
mit welcher sich Cäs. b.G. 7,44f. vergleichen läfst, ist in sehr vielen 
Punkten abweichend und zwar aus einem leicht einzusehenden Grunde. 
Wenn nämlich auch die Terrainangaben zu Anfang des Abschnittes 
mit Cäsar und mit den topographischen Untersuchungen neuerer 
Forscher merkwürdig übereinstimmen, so hat doch der Kom- 
pilator bei der Schilderung des Kampfes selbst vielerlei durchein- 
ander geworfen und verwirrt, weil es ihm bei seinen geringen mili- 
tärischen Kenntnissen nicht gelingen konnte, aus einer umfang- 
reicheren Darstellung einen knappen und dabei doch sachgemälsen 
Auszug herzustellen. Deshalb kann man sich hier eine genaue 
Vergleichung ersparen und darf aus den Irrtümern Polyäns noch 
keine Schlüsse ziehen hinsichtlich des Wertes seiner Quelle. — Ein 
Gleiches gilt von ὃ 11. Es handelt sich hier um den Entsatz des 
von Cäsar belagerten Alesia. Zu diesem Zwecke hatten die Gallier 
unter Führung des Atrebaten Commius 240000 Mann zu Fuls 
und 8000 Reiter zusammengebracht (bei Polyän sind es 250 000 
Mann in Ganzen) und setzten nun ihrerseits Cüsar hart zu. Diese 
Kämpfe, welche schliefslich durch ein Umgehungsmanóver der Reiterei 
Cäsars zur Besiegung der Gallier führten, finden wir b. G. 7, 77 —88 
ausführlich beschrieben. Nach der Darstellung Polyäns nun könnte 
es scheinen, als habe Cüsar gleich am ersten Tage seine Reiter den 
Feinden in den Rücken gesandt und so nicht erst nach vielen 
Kämpfen von wechselndem Erfolge, sondern gleich beim ersten Ver- 
suche den Sieg gewonnen. Auch hier verstand es eben der Kom- 
pilator nicht, aus einer längeren Schilderung ein knappes und doch 
richtiges Excerpt zu gewinnen. — Damit sind die Abschnitte zu Ende, 
welche sich auf die Kämpfe in Gallien beziehen, und es folgtmit $8 12, 
13, 14 eine Partie, die Episoden aus dem Bürgerkriege zwischen 
Cäsar und Pompejus erzählt, ohne dafs wir in Cäsars eigenem Berichte 
Parallelen dazu hütten. Denn was 8 12 angeht, so erfahren wir nur 
aus b. c. 3, 4, 3 und 3,47, dafs Pompejus durch die Zahl seiner 
Reiterei dem Cäsar überlegen war, sowie, daís beide bei Dyrrhe- 
chium sich häufig in kleinen Scharmützeln begegneten, wobei ins- 
besondere die Leichtbewaffneten zur Verwendung kamen. In jene Zeit 
mufs also das von Polyän Erzählte fallen. Auch möge Niemand 
glauben, dafs diese List für einen Cäsar gar zu lächerlich erscheint; 


680 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


denn aus b. G. 7,45 erfahren wir, dafs er dieselbe schon bei Gergovia 
zur Anwendung brachte: prima luce magnum numerum impedimentorum 
ex castris mulorumque produci deque his stramenta delrahi mwulionesqu 
cum cassidibus equitum specie ac simulatione collibus circumochi 
iubet. Dafs aber bei Dyrrhachium auch Beitertreffen geliefert 
wurden, obschon Cäsar nicht ausdrücklich davon berichtet, geht her- 
vor aus Appian b. c. 2, 56 ö δὲ Kaicap τοῦ Πομπηΐου τὸν Ἄλωρα 
ποταμὸν Ev μέεῳ θέμενος ἐςετρατοπέδευςεν. xal τὸν ποταμὸν δια- 
βαίνοντες ἱππομάχουν ἀλλήλοις ἀνὰ μέρη. Demnach scheint 
es mir nicht mehr zweifelhaft, dafs Polyän eine Quelle vor sieh 
hatte, die mehr enthielt als Cäsars Kommentarien über den Bürger- 
krieg. — Eine Bestätigung dafür gibt uns der folgende 8 13. 
Denn wenn wir auch b. c. 3, 75—77 lesen, wie gefährlich Clüsars 
Rückzug nach der Schlappe bei Dyrrhachium war, so finden wir 
doch nirgends eine Spur davon, dafs auch die Flotte des Pompejus 
an der Aktion teilgenommen und den längs der Küste marschieren- 
den Cäsar beunruhigt habe. Und doch ist es nicht eben wahr- 
scheinlich, dafs dieselbe ganz unthätig geblieben sei, ferner stimmt 
auch die Terrainbeschreibung Polyäns κατὰ τὸ λαιὸν ἕλος fjv, 
κατὰ τὸ δεξιὸν θάλαςςα vollkommen mit den topographischen 
Verhältnissen. Demgemäfs wird dieser Abschnitt ebenso zu be- 
urteilen sein, wie der vorhergehende. — ὃ 14 dagegen, eine 
Schilderung der Schlacht von Pharsalus, stimmt so ziemlich mit 
Cäsar (b. c. 3, 85), nur dafs Polyän erzählt, Cäsar habe bei den 
Feinden dadurch den Schein einer Flucht erweckt, dafs er sich ge- 
stellt habe, als wolle er zum Fouragieren ausziehen (oi δὲ τοῦ TTop- 
πηΐου ὡς ὑπὸ δέους φευγόντων καταφρονήςαντες), wührend wir 
in den Kommentarien lesen, Cäsar habe aus Mangel an Lebens- 
mitteln in der That schon das Zeichen zum wirklichen Aufbruche 
gegeben, als sich plötzlich die längst ersehnte, günstige Gelegen- 
heit zum Kampfe bot. — Da die beiden folgenden Abschnitte 
inhaltlich über das Jahr 48 hinausgehen, so mufs Polyän einen 
Autor benützt haben, dessen Darstellung sämtliche Kriege Cäsars 
umfaíste. Zur Beurteilung Polyäns in 8 15 dient uns die aus- 
führliche Erzählung bei Appian b. c. 2, 93 und 94. Appian be 
richtet, Cüsar habe sich trotz der Warnungen seiner Freunde auf 
das Marsfeld, mitten unter die meuterischen Soldaten begeben, 
dort das Tribunal bestiegen und sie nach ihrem Begehren gefragt. 
Da jene sich schämten, von dem Imperator selbst die in Aussicht 
gestellten Belohnungen an Geld und Ländereien zu verlangen, so 
forderten sie einfach ihre Entlassung. Cäsar antwortete nichts 
als ᾿ἀφίημι᾽ und fügte, als darauf hin plötzlich allgemeines Still- 
schweigen entstand, bei: “καὶ δώςω Ye ὑμῖν τὰ ἐπηγγελμένα ἅπαντα, 
ὅταν Bpiaußeucw μεθ᾽ ἑτέρων. Als aber die Freunde in Cäsar 
drangen, doch noch einige mildere Worte zu sprechen und die Sol- 
daten nicht so im Zorne zu verlassen, da begann er seine Rede mit 


der Strategemensammlung Polyüna. 681 


dem Worte πολῖται (Quirites); ἀρχόμενος λέγειν πολίτας ἀντὶ 
ετρατιωτῶν προςεῖπεν᾽ ὅπερ écrl εὐμβολον ἀφειμένων τῆς 
ctpateíac καὶ ἰδιωτευόντων᾽ οἱ δὲ οὐκ ἐνεγκόντες ἔτι ἀν- 
ἐἔκραγον μετανοεῖν καὶ παρεκάλουν αὐτῷ cucrpareUecOai etc. 
Aus dieser Darstellung Appians geht hervor, ἀδίβ weder Polyän, 
noch sein Autor eine richtige Vorstellung von der Bedeutung des 
Wortes Quirites hatten. Sie meinten, die Soldaten hätten sich durch 
das Wort beleidigt gefühlt und deshalb ihren Sinn geändert. So 
war es nicht, sondern weil die Soldaten merkten, dafs Cäsar sie 
durch diese Anrede schon als verabschiedete Soldaten, als Privat- 
leute behandle, deshalb regte sich in ihnen das Ehrgefühl. Dem- 
nach möchte ich auch hierin eine Spur erkennen, die wie der 
Schlufs von $8 5 auf einen griechischen Autor hinweist.*) — 
Was in ὃ 16 von Cäsar erzählt wird, finden wir bei ver- 
schiedenen Autoren, bei dem einen so, bei dem andern anders über- 
liefert. Appian 2, 104 2. B. weifs nichts von dem Pferde, sondern 
gibt nur an, Cäsar habe einem Soldaten den Schild entrissen und 
sich mitten in die Feinde gestürzt mit dem Ausrufe “ἔςται τέλος 
ἐμοί TE τοῦ βίου καὶ ὑμῖν τῶν crpateıwWwv”. Kurz, aber nach 
Art der Rhetoren ausgeschmückt, hat Florus 2, 13, 82 die Sache 
überliefert; auch Dio Cass. 43, 37 stimmt nicht mit Polyän. Am 
nächsten kommt diesem noch Front. 2, 8, 13: Divus Iulius ad 
Mundam referentibus suis pedem, equum suum abduci a conspectu 
mssit οἱ in primam aciem pedes prosilwit. — Milites dum | destituere 
imperatorem. erubescunt, redintegrarunt proelium. 

So viel glaube ich ist nach den bisherigen Erórterungen sicher, 
dafs Polyün in den Cäsarstrategemen eine fortlaufende Quelle be- 
nützt hat; denn wie wäre es ihm sonst bei seinen mangelhaften 
historischen Kenntnissen gelungen, Abschnitte wie die 88 5, 6, 7 
oder 88 8, 9, 10, 11, die in ein Jahr fallen, innerhalb desselben chro- 
nologisch zu ordnen; ferner scheint nach den Bemerkungen zu $ 5 
und ὃ 15 der Schlufs wenigstens zulässig, dafs die Quelle Polyüns 
ein griechischer Schriftsteller gewesen sei. Es fragt sich, wer hier 
in Betracht kommen kann. Die Frage, wer neben Cäsar unter seinen 
Zeitgenossen tiber seine Thaten geschrieben, hat neuerdings in ein- 
gehender und gründlicher Weise behandelt Gg. Thouret, De 
Cicerone, Asinio Pollione, C. Oppio rerum Caesarianarum scriptori- 
bus (Leipziger Studien I, S. 304ff.). Für uns käme hier nur Pollio 
in Betracht, da die Schriften eines Cicero und Oppius für Polyün 
nie Quelle gewesen sein können. Nun hat Thouret zunächst das 
Verbältnis zwischen den Kommentarien Cüsars und den Historien 
des Pollio einerseits und den späteren Bearbeitern der Geschichte 


*) Front. 1, 9, 4 hat die richtige Auffassung, allerdings bei einer nach 
seiner Gewohnheit sehr gedrüngten Darstellungsweise. 


682 J. Melber: Über die Quellen und den Wert 


Cäsars andrerseits untersucht und gelangt zu dem Resultate, dafs 
Cüsars Bücher de bello Gallico den denkbar grófsten Einflufs tibten 
auf die übrigen Geschichtsschreiber, Römer wie Griechen; denn 
nicht blofs Orosius, der den Cäsar oft wörtlich ausschreibt, sondern 
auch Livius, Suetonius, Florus, Eutropius, Plutarchus, Appianus, 
Cassius Dio hüngen vollstündig von ihm ab und bringen nichts bei, 
was nicht schon bei Cäsar zu lesen wäre. Bezüglich des Asinios 
Pollio aber kommt Thouret zu dem dreifachen Schlusse: 1) simus 
bellis Gallicis non interfuit, 2) bellum civile summa fuit historiarum 
Pollionis, 3) cum sit dilucidum scriptores in bello civili enarrando 
praeler Caesaris commentarios etiam Asinis historiis esse usos, nullum 
vestigium deprehendimus commentationis de bellis Gallicis 
diversae a Caesaris commentariis. Demnach wird behauptet, 
Asinius Pollio habe die Kämpfe in Gallien nur gelegentlich berührt, 
nicht aber im Zusammenhange darüber gehandelt. Das mufs man 
wohl auch zugeben, darin aber scheint mir Thouret entschieden zu 
weit gegangen zu sein, dals er behauptet, es liefsen sich keine 
Spuren einer Darstellung des gallischen Krieges aufser den Kom- 
mentarien Cüsars entdecken. Vielmehr glaube ich, dafs gerade bei 
Polyän noch solche Spuren vorliegen, dessen Excerpte aber hat 
Thouret vollständig tibersehen. Um den Suidas s. v. 'Acívioc und 
ἸΠολλίων zu erklären, nimmt Thouret an, es habe eine griechisch 
geschriebene Schrift über den Bürgerkrieg von geringerem Umfange 
gegeben, die als Excerpt aus den Historien des Asinius Pollio zu 
betrachten sei und etwa den Titel gehabt habe: "Acıviou Πολλίωνος 
(βιβλίον) περὶ τοῦ ἐμφυλίου τῆς Ρώμης πολέμου, ὃν ἐπολέμηςαν 
Kaicóp τε καὶ Πομπήϊος. An dieses Buch könnte man denken, 
wenn man sich erinnert, dafs Polyän wahrscheinlich aus einem 
griechischen Autor schöpfte, allein da das Excerpt nicht ausführ- 
licher gewesen sein kann als die Historien des Asinius Pollio selbst, 
diese aber die gallischen Kriege nicht behandelten, so kann dieser Ex- 
cerptor hier nicht weiter in Betracht kommen. Aber einen anderen 
Historiker hat Thouret vollständig vernachlässigt, der noch dazu 
ein Zeitgenosse Cüsars war, den Nikolaus von Damaskus. Schirmer 
freilich, der sich bemüht, den Nikolaus als einzige Quelle Polyäns 
neben verschiedenen Florilegien nachzuweisen, nimmt an, er liege 
auch unseren Cäsarstrategemen zu Grunde; er vergleicht nämlich 
Nicol. fr. 89 und Polyän 8, 23, 1—16, 25 und bemerkt dazu (S. 20, 
Anm. 5): ,Nikolaus hat hiernach Cäsar selbst bentitzt. Dio Ab- 
weichungen des Polyün von den Kommentarien des Cäsar erklären 
sich einfach dadurch, dafs dieselben in der Bearbeitung des Nikolaus 
benützt wurden. Nun ist allerdings in neuester Zeit, nament- 
lich mit Hinblick auf das unter dem Titel βίος Kaícapoc erhaltene 
gröfsere Bruchstück des Nikolaus, nachdrücklich darauf hingewiesen 
worden, dafs dieserHistoriker in ausführlicher Weise und seinem eigenen 
Urteile folgend, die Geschichte des Cäsar und Augustus behandelt 


der Strategemensammlung Polyüns. 683 


hat.*) So ist es immerhin möglich, dafs die Excerpte Polyäns aus 
den Historien des Nikolaus stammen; nehmen wir aber dies an, 
dann ergibt sich daraus eine doppelte Schlufsfolgerung. 1) Die viel- 
fachen Abweichungen Polyäns von Cäsar beweisen, daís Nikolaus 
nicht, wie Schirmer will, durchaus nur dessen Darstellung wieder- 
gab, sondern wir müssen annehmen, daís er öfters, eigenem Urteile 
und eigenem Wissen folgend, abwich. 2) War Nikolaus hier Quelle, 
dann war er es in den übrigen auf römische Geschichte sich be- 
ziehenden Abschnitten um so weniger; denn die Ungleichheit liegt 
doch zu Tage. Indes zu einem sicheren Resultat über den Ursprung 
dieser merkwürdigen Partie Polyäns wird man nicht so leicht ge- 
langen kónnen; daher soll es mir genügen, auf die Bedeutung der- 
selben hiermit nachdrücklich hingewiesen zu haben. 

Während cap. 30 aus der zweiten Hälfte des achten Buches 
genau mit Plut. Romul. 29 stimmt, was auch Knott p. 82 anerkennt, 
liegt in cap. 32 eine von Plut. Brut. 53 abweichende Nachricht 
über den Tod der Porcia vor. Die übrigen Abschnitte der zweiten 
Hälfte, welche die Thaten einzelner Frauen berichtet, sind natürlich 
verschiedenen Quellen entnommen. Einzelne wurden, wie wir oben 
sahen, aus den Schriftstellern, welche die Diadochengeschichte be- 
handelten, hierher verwiesen, weitaus die gröfsere Zahl aber ver- 
dankt Poly&n Sammelwerken, ähnlich dem unter dem Namen des 
Plutarch mit dem Titel γυναικῶν ἀρεταί tüberlieferten; denn dafs 
dieses selbst von Polyän nicht bentitzt worden ist, hat Knott mit 
Geschick nachgewiesen. Beidé gehen vielmehr auf eine gemeinsame 
Quelle zurück, die freilich von ähnlicher Anlage und ähnlichem In- 
halte gewesen sein mufs wie die dem Plutarch zugeschriebene 
Sammlung. 


*) Otto Eduard Schmidt, die letzten Kämpfe der römischen Republik. 
1. Teil, Einleitung und cap. 1: Nikolaus Damascenus und Suetonius 
Tranquillus (XIII. Suppl. der Jahrb. f. Philol. 1884 8. 668 ff.). 


Inhalt. 





Seite 


Kap. I. Quellenverhältnis im ersten Buche Polyäns . . . . 421—447 


Kap. 1. 
Kap. I. 
Kap. IV. 
Kap. V. 
Kap. VI. 
Kap. VII. 


Kap. VIII. 


Herodot und Polyän. — Über die Quellen des sie- 
benten Buches . . . . ............. 441—484 
Über die Quellen und den Wert der sicilischen Ge- 
schichten bei Polyän . . . ... 2222020. . 484—521 
Polyán und Thukydides. . . . . . . 2 2 . 20. 591—526 
Polyän und Xenophon . ............ 526 — 554 
Über Anlage, Wert und Quellen des zweiten, dritten 
und sechsten Buches Polyäns . . . . . . . . . . 554—899 
Die Alexander- und Disdochengeschichte bei Polyün 699—660 


Quellenverbältnis im achten Buche. . . . . ... 661—683 


Verzeichnis der behandelten Stellen. 


Polyän 
1—8 
4u.5 
6—8 
9 u. 10 

11—18 

14 

15 

16 

17 u. 18 

19 

20 

21 

22 u. 28 

24 

25 

26 

27 

28 

80, 8 1—4 
85 
$8 6u.7 
$8 

31 

89 

83 

84 

35 

36 

37 

88, 8 1—4 
85 

89, 8 1 
82 
88 8u.4 


436 

426, 495 
427 

421f. 
4928 
428f. 
499 f. 
480, 496 
431 

482, 448, 461 
432 
482 ἢ. 
485—488 
520 
493f., 447 
494, 521 
484 f. 
435, 521 
486 

436 f. 

437 

4817. 
438f. 
489, 521 
489 

489 —441 
441 f., 521 
441 

492 

498 


Polyän Seite 
1, 40,81 441, 508 
839 441, 587 
8 8 441 
8 4-6 492 
8 7-9 442 
41 448 ἴ. 
42, 81 490, 501 
$2 491 
48 488 f. 
44 534 
45 u. 46 444 
47,81 444 f., 585 
83 444 f. 
48 44bf., 534 
49 446, 533f. 
?, 1,8 1 587 
$ 3—4 654 
$ ὅ- 1 Ba 
$ 8 586 
$ 9 531 
8 10 587f. 
88 11 u. 12. 588f., 544 
8 13 539 
88 14 u.15 540 
8 16 543 
8 17 877, 519 
8 18—21 548 
8 22 440 
8 28 643 
8 24-29 544 
8 80 544, 6570 


88 82 u. 83 545 


686 Verzeichnis der behandelten Stellen. 


Polyän Seite Polyän Seite 
2, 2,82 580 8, 10,8 1—17 513—516 
83 527 —529 8 14 543, 637 
84 529 i1, 8 1—15 576—581 
85 440, 531 12 581 
8 8—10 δ88 | 13,81 686 
3,8 1-12 545—549 8 1—8 568, 581 
8 18 549, 568 14 581f. 
8 14 549 15 u. 16 643 
8 15 549f., 567 
4—6 560—552 
7—9 551 4, 1 601 
10 559—561 2 601—605 
11—18 ^. 561 8,8 1—10 607—611 
14, 8 1 553 $ 11—22 611-- 614 
83 561 8 23—31 614- 616 
15 561f. 8 32 616 f. 
16 562 4, 88 1 u. 2 617 f. 
17 667 8 3 511—579 
18 558 5 618 
19 553 6,8 1-20 619—627 
20 448, 558 $8 8u.9 501 
91 562 88 19. 13 507 
22 563 7 628 — 634 
28 657 8 634 f. 
94 553, 558 9 6355. 
26 558 10 637 
27 641 11 638 f. 
28 642 12—14 639 
29 625 15—17 640 
30 563 f. 18 640 f. 
31 427, 558, 564 19—21 641 
34 u. 35 564 
36 642 
37 u. 38 559 b, 1 496 
2 496 —503 
3, 8 1—8 504—510 
3, 1u.2 529 81 444 
3 522, 582 4 510 
4,81 569, 579, 582 δ 501, 511f. 
83 587 6 512 
δ 583 7 438, 513 
6 523 8—10 513f. 
7 643 11 515 
8 6429 f. 12 516 f, 
9, 8 1—63 565—573 13 493—495 


24—27 


33 

34 u. 36 
81 

38, 40—43 
44 

47 


μὰ DO «Σ Θὺ Qv CO τὸ —- 


μά 


Seite 
516 f. 
516 
472, 6811. 
643 -- 646 
647 
684 
5BAf. 
585, 587 
647 
585 f. 
668, 586 
586 
448 
586 
498—495 
586 f. 
587 
517 
6587 
647 —649 
518 . 


508, 586, 590 
590, 596 
691 

649 
649—651 
651 

591 

418, 592 
518 

661 

592 
599 f. 
519—8521 
593—595 
595 
448f. 
507, 523 
523 f. 
625 

595 

526 

596 


6, 


Verzeichnis der behandelten Stellen. 


Polyün 
27 
88 


89—41 


681 

Seite 
596 
610—613 
519 f. 
596 f. 
450, 478, 597 
597 
651 
450 f. 
520, 597f. 
598 f. 


452 

458 

458—456 

461 

458, 461. 

458 

459f. 

460 

460 f. 

461f, 465, 
469f. 

462 

462 f. 

463f. 

444, 464 

464 

466—468 

41 

465, 470 

41 

471, 682 

465 

468 

465, 468f. 

472, 652£. 

4198. 

639, 658f. 

473 

418. 

414 

654 

475 

426, 475 


CHRYSIPPEA 


SCRIPSIT 


ALFREDVS GERCKE 


DR. PHIL. 


PRAEFATIO 


Libros Chrysippi si quis restituturus est id maxime cavere 
debet, ne nimis testimoniis et vestigiis obrutis parcat, velut Bague- 
tum fecisse notum est atque ex ipsa re explanatur et excusatur. 
Chrysippus enim cum innumerabilia fere opera condiderit et ediderit, 
ingentem farraginem ex alienis libris sociorum adversariorum philo- 
sophorum poetarum in suos derivavit rivulos, atque etiam sua ipse 
exscripsit et repetivit adeo, ut in quolibet libro de quaque re egisse 
videatur. illam consuetudinem famosa “Medea Chrysippi’ (L. D. VII 
180) atque explanatio ψευδομένων (Zeller III 1? p. 114 sq.) et argu- 
mentorum sensuum auctoritatem refellentium (Cic. Ac. II 27, 87) 
illustrat; huius rei non minus cognitae satis erit specimina pauca 
adposuisse: Galenus tradit (περὶ τῶν τῆς ψυχῆς ἠθῶν c. 11 IV 
820 K.) πολλὰ μὲν οὖν εἶπε Χρύειππος ἐν τοῖς λογικῶς Znrov- 
μένοις περὶ τῶν παθῶν τῆς ψυχῆς μεμψάμενος, ἔτι δὲ πλείω τῶν 
ἐν τοῖς περὶ διαφορῶν τῶν ἀρετῶν. in quarto περὶ δυνατῶν 
libro mundum in medio semper versari probavit (Plut. de def. oracl. 
c. 28). eodem Plutarcho auctore (de rep. Stoic. c. 9) καθάπερ οἷ 
τὰ wyngícuara ταῖς πόλεειν εἰςφέροντες προγράφουειν ἀγαθὴν 
τύχην ita ille praefigere solebat libris suis τὸν Δία, τὴν εἱμαρμένην, 
τὴν πρόνοιαν, τὸ cuvexecdar μιᾷ δυνάμει τὸν κόςμον Eva ὄντα 
καὶ πεπεραςμένον. haec exempla satis sunto: apparet sententias ab 
illo imprimis de fato et providentia prolatas si collegerimus pristi- 
nam unicuique fragmento sedem adtribuere nos plane nequire, tamen 
in libris quos de ipsis his doctrinis proprie composuit quid docuerit, 
ita divinare atque enucleare posse, ut paucis terminis positis totas 
provincias Chrysippo reddituros atque cum libros περὶ θεῶν, περὶ 
κόςμου alios tum περὶ προνοίας et περὶ εἱμαρμένης scriptos paene 
restituturos nos esse spes sit. neque enim veri est simile illum quam- 
vis s&epissime temere sibi contradixerit de se descivisse in summa 
doctrina, neque animum eum et disciplinam umquam mutasse pro- 
bari potest. immo ut ipse secum ita tota fere Stoicorum porticus 
adeo cum illo duce stabat, ut etiam omisso Chrysippi nomine alterove 
quodam prodito ingenuam illius doctrinam saepe proferrent. ita, ut 
notum est, Laertius Diogenes post Zenonis vitam placitis Stoicorum 
enarrandis unius fere Chrysippi sententias subdidit; idemque in 
multis Arii Didymi et Aetii notis, in quibus universi Stoici adferun- 
tur auctores, &ccidit. hi ipsos Chrysippi libros non legerunt; tamen 
circa DCC Cornuto relictos ab A. Persio esse traditur (Suet. de v. 
ill. p. 74, 13 R.). postea fortasse Aristocles Lampsacenus Stoicus, 

Jahrb. f. class. Philol Suppl Bd. XIV. 46 


692 Alfredus Geroke: 


quem alteri p. Chr. n. saeculo adtribuere solent, illius περὶ τοῦ *mix 
ἕκαςτα λέγομεν καὶ διανοούμεθα; libros quattuor interpretatus est 
tamquam scriptum canonicum; eodem fere tempore, ut videtur, Dio- 
genianus Chrysippi de fato doctrinam acriter adgressus est. certior 
est aetas duorum philosophorum: imitio alterius p. Chr. n. saeculi 
Philopator Stoicus meram Chrysippi doctrinam suam fecit et in libro 
de fato edidit (cf. de nat. hom. cap. 35 p. 140); ei omnia Chrysippes, 
Si recte conicio, debuit Nemesius. eodem saeculo exeunte Alexan- 
drum Aphrodisiensem proprium contra Chrysippum scripsisse librum 
infra explangbitur; hunc illius de fato libros et legisse ipsum et ex- 
scripsisse quisquis excerpta vidit persuasum habet. talis igitur erai 
Chrysippi memoria. vides omnia illius vestigia detegere non unius 
esse; me ne duorum quidem librorum reliquias contulisse omnes haud 
nescio: plurimas iam praestare confido. 


I. DE FONTIBVS 
1. quinque”nepl προνοίας librorum. 


Quinque de providentia libros Chrysippum scripsisse testatur 
Laertius Diogenes VII 142 (frg. 17); librorum tertii et quinti 
fragmenta nulla servata sunt, ne in ceteris quidem libris certum 
auctoris consilium rerumque dispositio investigari polest. 

Primi libri fragmenta variis locis exstant; agitur de mundo 
diisque; non nulla e coniectura huc rettuli, plura simillima tamquam 
notissima sed incerti loci omisi. 

Alterius libri quae mihi innotuerunt omnia e bibliotheca HER- 
CVLANENSI provenerunt, de quibus conferatur D. Comparetti ‘la 
villa Ercolanese dei Pisoni, Torino 1883" p. 66: 'Crisippo περὶ 
προνοίας β΄ CA V 22, di cui peró rimane poco piü che il titolo. 
quel poco che ne rimane fu illustrato dal Parascandolo in uno scritto 
rimasto inedito nell officina. addatur ibid. p. 123 s. n. 1038 
* XPYCITITTOY | TI(€)PI TIPONOIAC | B | X..... svolto nel 1808 
da F. Casanova. pezzi 10. — col. 8 fr. 35" et adn. ibid. 'i fram- 
menti non disegnati sono di pochissimo o nessun frutto. his accedunt 
quinque incerti libri fragmenta, quorum rationem habet idem p. 134 
s. n. 1421 'XPYCITITTOY || ΠΕ(ΡῚ TTIPO(NOIAC .... svolto nel 
1821 da C. Malesci. — pezzi 5: metà di papiro" et adnotat “il nome 
di Chrysippo nel titolo s' intravvede appena. septem columnae adhuc 
editae cum supplementis a me temptatis infra (frg. 19 — 25) se- 
quentes etsi pauca tamen non vilia docent de natura lovis mundi 
hominum (cf. p. 699). 

E quarto libro egregia quaedam imprimis de illa quaestione, 
unde sint mala in mundo, aliaque quae etiam in libris de fato simi- 
liter exposita fuisse haud iniuria conicere possis, eaque omnia paene 
arte cohaerentia GELLIVS tradidit (NA VII 1 et 2). 


Ohrysippea. 693 


Ceterum non nullas sententias quae eodem iure quo huc in libros 
de fato referantur illic ponere malui. inter illas a me consulto neglectas, 
quas in libris de providentia fuisse expresse non traditur, est triplex 
mundi definitio a Dione Chrysostomo adhibita (or. 86, 29 sq. et 36). 


2. duorum περὶ εἱμαρμένης librorum, 


Vtriusque libri fragmenta cum promiscue a veteribus citentur 
ita enarranda sunt, ut ipsos sequamur auctores. 

Duos fuisse Chrysippi de fato libros testatur DIOGENIANVS 
quidam, quem in Peripateticorum numerum Zeller recepit (cf. infra 
p. 701). is cum de fato condidisset librum nunc deperditum philo- 
sophorum omnium de hae materia exposuit et recensuit doctrinas; 
cuius operis ea pars, qua vehementer est aggressus Chrysippum, 
Eusebio facultatem dedit, ut eadem opera et Stoici summatis de 
fato sententiam commode lectoribus explanaret et acerrimi adversarii 
argumenta tamquam sus adderet. atque feliciter accidit, quod hic 
Diogenianus summas doctrinas Chrysippi planis verbis indicavit sin- 
gulaque refellere studuit; atque priorem alteri libro prorsus contra- 
dicere ita probavit, ut consilium Chrysippi egregie perspiciamus. 
quoniam praeterea sine dolo adversarium exscripsit neque illum aut 
se defraudavit, in utroque libro restituendo optimum se praebet 
ducem. nimirum hic, ut Cicero et Alexander Aphrodisiensis, auctore 
videtur usus esse vel auctoribus Ácademicis. 

Certo CICERO in componendo de fato. libello secutus est An- 
tiochum Ascalonitam, id quod inde elucet, quia non solum inde a 
S 81 Carneadis auctoritas evocatur tamquam philosophi victoris sed 
eliam $ 44 adversariorum sententiae ita comparantur aliaque alii 
accomodatur, ut conclusio fiat “verbis eos non re dissidere" (cf. Zeller 
IV? 602, 2 et 3). quod cum Antiochum melius demonstret quam 
Hoyeri tabula, aliquando disceptari potest, utrum non nullae detor- 
tae Chrysippi sententiae a Cicerone male intellectae an ab Antiocho 
consulto deflexae sint. hoc plerumque credo; ipse Cicero semel ali- 
quid novavit, cum pro athleta quodam Hegesarcho!, quem sine 
dubio ipso Chrysippo auctore nominat Diogenianus (frg. 116), Mi- 
lonem Pythagoreum, quem omnes illius aetatis noverant Romani, in- 
duxit (frg. 117): vel hac ex re apparet sinceritas Diogeniani. ceterum 
multa e Ciceronis scripto, quamquam turpiter mutilatum et perversum 
nobis traditum est, disci possunt valdeque dolendum est, quod nunc 
a plerisque neglegitur. non nulla servasse Tulliang Augustinum de 
civ. d. V 9 primus reperit Otto, cf. Osann, Beiträge I p. 254 8qq. 

ALEXANDER Aphrodisiensis librum περὶ εἱμαρμένης καὶ τοῦ 
ἐφ᾽ ἡμῖν scriptum Severo et Antonino Augustis dedicavit (cap. 1 οἱ 





1 Hunc eundem esse atque Agesarchum Pausaniae (VI 12, 8) nuper 

C. Robert (Herm. XIX 806) posuit; tamen e gente Polyclis ab eo restau- 

rata neque statuae Agesarchi neque libelli Chrysippei aetas definiri potest. 
464 


694 Alfredus Gercke: 


39); quem scribere incipiens pronuntiat (cap. 2) cum iis se non 
agere, qui fatum esse prórsus negent sed horum se rationem habi 
turum esse, qui omnia secundum fatum fieri contendant. deinde sus 
summatim exposita doctrina (capp. 8—6) adversariorum singulas de- 
Scribit et impugnat sententias (capp. 7 — 38), scilicet Stoicorum, 
quorum nomina nusquam addit: tamen docti non dubitaverunt ipsi 
Chrysippo ea tribuere, cuius et sententiae sunt et ratio conclusionis 
inest logicae. hanc formam concludendi agnovit Zeller IV* 167 adn. 
8—5; cf. quae de eodem usu disputabo p. 704 sq. sententiae omnes 
fere alienis testimoniis confirmantur, id quod fragmentorum e col- 
lectione facile apparebit. exempla lapidis, Oedipodis, alia rursus 
reperiuntur, mundus animal fingitur cogitans (frg. 72 init. cf. cum 
frgg. 9 et 10), expellitur ἀνάγκη retinetur εἱμαρμένη (frg. 114 εἰ. 
cum frg. 144); ceterum in summa doctrina et fatum et voluntas 
hominum defenduntur, duo genera causarum, cuykatädecıc alia er- 
plicantur. dubitare si nondum desiisti, audi legis definitionem (frg. 55): 
si lex est, est etiam λόγος ὀρθὸς προςτακτικὸς μὲν ὧν ποιητέον ἀπ- 
αγορευτικὸς δὲ ὧν οὐ ποιητέον, vel similiter: oi μὲν γόμοι προς- 
τακτικοὶ μέν EICIV τῶν ποιητέων ἀπατγορευτικοὶ δὲ τῶν οὐ ποιη- 
τέων, atque cum hac illam confer quam cum nomine Chrysippi ser- 
vavit Marcianus (Digest. I 3, 2): [λόγος ὀρθὸς] προςτακτικὸς μὲν 
τῶν ποιητέων ἀπαγορευτικὸς δὲ τῶν οὐ ποιητέων. res confecta 
est: quaecumque Alexander adversariis vindicat Chrysippo debentur; 
tamen cavendum est, ne omnia illi imputata genuinam prodere doctri- 
nam iudicemus, quoniam non nullae sententiae adeo detortae sunt, ut 
in contrariam fere partem versas inveniamus. haec fragmenta, quae 
cruce notavi, plerumque similibus aliorum auctorum aut ipsius Ale- 
xandri corriguntur aut contrariis funditus refelluntur. 

Una vero doctrina &dhuc ignota nullis fere testimoniis firma- 
tur: tamen addubitanda non est cf. p. 699 sq. versatur ea in edu- 
catione puerorum, de qua pauca viliaque tradidit Quintilianus quae 
ab Alexandro ne respiciuntur quidem quamquam ea quoque Alexan- 
dri fragmentis (frgg. 128—140) aliquo modo illustrantur. praeterea 
his ipsis egregie docemur, quid de natura hominum et deorum deque 
morali eorum constitutione, de facultate peccandi denique de laude 
vituperatione &dmiratione censuerit. 

In altero περὶ ψυχῆς libro eundem Chrysippum cum alibi spar- 
sim impugnare videtur tum in eo capite quod in Aldina (p. 159 b sq.) 
inscribitur τῶν παρὰ 'ApicroréAouc περὶ τοῦ ἐφ᾽ ἡμῖν. at quoniam 
quantum Chrysippo debeatur difficile est iudicatu, pauca tantum 
quasi specimina electa inter fragmenta recepi. 

De iis fontibus, qui singula tantum fragmenta praebent cum 
aliorum auctorum tum Chrysippea, veluti placitorum scriptores 
(de fonte quodam Aetii cf. Diels DG p. 178) et Senecam non nulla 
nobis servasse notum est, nihil dicam nisi magna opus esse cautione; 
nunc quoniam de primo quodam eorum fonte agimus propiores iure 


Chrysippea. 695 


omittemus: itemque de duobus Plutarchi libris satis utilibus, qui 
de repugnantiis Stoicorum et de communibus eorum notitiis scripti 
permulta Chrysippea vel nomine apposito vel (quamvis raro) omisso 
exhibent, non habeo quid addam. 

Non nulla NEMESIVS qui ad finem quinti saeculi putatur 
fuisse e nostro libro servavit; videtur ea omnia, ut supra dixi (p. 692), 
Philopatori Stoico debere. hune bis, Chrysippum semel nominat: 
tamen non dubitavi plura e posteriore libri περὶ φύςεως ἀνθρώπου 
parte nosiro vindicare; atque feliciter accidit, quod non nulli loci 
testimoniis alienis firmantur (cf. frg. 74 cum 72, 78, 88; etiam frg. 
110 citra dubitationem positum est) tamen diiudicari de auctoribus 


ceteris propriaque doctrina Nemesii difficillimum est: mire aliquando  : 


et cum Alexandro conspirat et cum CHALCIDIO. hio, qui ca. annum 
325, si recte coniciunt, commentarium quendam ad Platonis Timaeum 
compositum vertit, Adrasti et Numenii aliquot fragmenta vel sen- 
tentias recepit, veterumque non nusquam Stoicorum imprimis Chry- 
sippi placita prodidit, quae cuinam debeat nondum audeo affirmare. 

Uterque mirifice cum libello de fato scripto qui PLVTARCHI 
nomen iniuria prae se fert conspirat, Chalcidius adeo, ut eundem 
&uctorem breviasse Pseudoplutarchum, vertisse Chalcidium certo 
evincatur. quae quoniam in animo mihi est mor, si dii volunt, ac- 
curatius exponere, nunc omitto. sed moneo ne quis hoc libello usus 
genuinis ea &dmisceat, quae Stoica inde ab Andronici fere et Án. 
tiochi temporibus Peripatetici et Academici proferebant. eademque 
de causa libellum de mundo, quem diu ab Aristotele ipso ab- 
iudicatum recentioribus Peripateticis adtribuerunt quemque nuper 
Bergk Nicolao Damasceno, Bernays et Vsener aetati Neronis vel 
Vespasiani vindicaverunt, omitti praestat. hoc in libro Chrysippea 
multa inesse olim Osann demonstravit, qui tamen paene caecus ipsi 
illi Stoico totum donare voluit; libellus plutarcheus nullum Osannum 
adhuc invenit. quare neque O. Heine (Stoicorum de fato doctrina 
Numburgi 1859 p. 1) neque R. Volkmann (leben, schriften und 
philosophie des Plutarch von Chaeronea Berlin 1869 p. 146 — 164) 
quicquam in eo agnoverunt Stoicum praeter ultima verba, quae di- 
serte eos nominant, qui omnia fato fieri censeant. hoc enim nomine 
Chrysippum etiam ab Antiocho apud Ciceronem, Alexandro, Dio- 
geniano aliis notari neminem fugit, nimirum quia priorem Trepi 
εἱμαρμένης librum ad eum finem scripsit, ut omnia fato fieri pro- 
baret. hunc consulto neglexit Plutarchus personatus, altero libro 
fructus est. ita ex uno vocabulo cuvernapueva (cap. 4 p. 569 F), 
quod ipse Plutarchus, ut par est, numquam! adhibuit, Chrysippus 
elucet (cf. fragm. 115—118) ita cap. 6 p. 570 E (fj μὲν γὰρ εἷμαρ- 
μένη πάντα περιέχει... tà δ᾽ οὐκ ἐξ ἀνάγκης γενήεεται ἀλλ᾽ 





1 Vno fragmento excepto, quod volgo neglegitur itemque Chrysippo 
adtribuendum est (121). 


696 Alfredus Gercke: 


ἕκαςτον αὐτῶν olov καὶ πέφυκεν εἶναι) stat cum Chrysippo (frgg. 
144, 110—115). etiam fati definitiones initio operis prolatae, quas 
volgo Platonicas esse dicunt, ex officina Stoicorum prodierunt: re- 
centioribus enim temporibus Stoici vestigia suae doctrinae apud Pla. 
tonem reperire atque detegere conati sunt, ut ipsum Chrysippum 
frg. 26 Platonem adsciscere invenimus; eadem ratione hae definitiones 
nemini Platonico debentur sed congruunt cum Chrysippeis frgg. 33, 
41— 49. quid? quod etiam ἀποκατάςταςιν Stoicorum cap. 3 ex- 
poni neglexerunt Heine et Volkmann? ne ipsius quidem com- 
pilatoris ratio, quam Stoicae opponit in ultimo capite, nova est sin- 
ceraque sed ab argumentorum ordine eo derivata, quem Chrysippus 
in altero περὶ εἱμαρμένης libro secutus est; sed de hac re alias. 
Etiam ALBINVS Platonicus a Chrysippo quaedam sumere non 
dubitavit. hic autem cum odiosum nomen diligenter removeri, 
doctrinam eius vix mutatam recipit, quippe qui totam fere doctrinam 
etsi non diserte pronuntiatam apud Platonem inveniri sibi persuaserit. 


IL DE DOCTRINA CHRYSIPPI CETERORVM. 
1. Chrysippi de providentia et fato doctrina. 


Multae sententiae prioris de fato libri cum in libro de provi- 
dentia item explicatae fuisse sed casu quodam interiisse videantur 
iam una iractandae sunt; deinde quomodo altero libro liberam de- 
fenderit Chrysippus voluntatem videbimus. 

Pertritum est illud εἰ μὴ γὰρ ἦν Χρύειππος οὐκ ἂν ἦν (τοά 
et tamen commentario quodam eget. neque enim solum, quae Zeno 
indicaverat tantum, explanavit auxitque atque multa quae ille omi- 
serat adiecit sed aliquas doctrinas aut ipse condidit aut ita reformavit, 
ut nihil fere nisi nomina a Zenone inventa retineret. unum repre- 
hendisse Cleanthem videtur, Zenonem seque ipsum tamquam verum 
illius discipulum defendit proprio libro περὶ τοῦ κυρίως κεχρῆςεθαι 
Ζήνωνα τοῖς ὀνόμαειν scripto (Laert. Diog. VII 122): quo ex titulo 
probatur iam ab aequalibus impugnatum esse Chrysippum ut xatvo- 
τομοῦντα, ipsum non concessi8Sse. Contra ingenue nova se proferre 
confessus est Posidonius, quem cum Chrysippo videtur comparare 
Galenus (T. τῶν τῆς ψυχῆς ἠθῶν IV 819 K): ἐκεῖνοι μὲν γὰρ ἔπει- 
cay αὐτοὺς (αὑτοὺς Vsener) τὴν πατρίδα μᾶλλον ἢ τὰ δόγματα 
προδοῦναι, TToceıidwvioc δὲ τὴν τῶν (τωικῶν aipecıv μᾶλλον ἢ 
τὴν ἀλήθειαν. itaque aut doctrinas retinuit nominaque confudit vel 
certe non curavit aut veteribus nominibus inusitatam obtrusit signi- 
fieationem. ita εἱμαρμένης nomen retinuit removit necessitatem 
caecam astrologorum et Zenonis nihilque docturus erat nisi causarum 
nexum sempiternum; tamen ipse quoque aliquando ἀνάγκης nomine, 
eiusque non tantum logicae, usus est. qua re cum variis fluctuanti- 
busque placitis Chrysippus doctrinam adumbraverit, nos certiores 


Chrysippes. 697 
his de rebus fieri raro possumus. accedit quod saepe Chrysippea 
neque a vetustiorum neque a recentiorum edictis discerni possunt: 
imprimis de mundo eiusque gubernatione, de providentia fatoque ita 
Stoicorum porticus, 8i paucos excipis, consentit, ut propriam Chry- 
sippi doctrinam discernere frustra conaturus sis. exempla docent. 
Zeno censuisse dicitur ab Aristocle Peripatetico (Euseb. PE XV 14) 
easdem esse εἱμαρμένην καὶ ἐπιςτήμην xai ἀλήθειαν καὶ νόμον. 
Chrysippus fati rationem veritatem causam naturam necessitatem 
promiscue dixit (frg. 49) et in libris de fato et dubito an etiam de 
providentia; certe (Phaedro fortasse auctore, cf. Diels Doxogr. Gr. 
p. 127. 546 a 20 cum adn.) in primo περὶ θεῶν libro similiter fa- 
talem necessitatem sempiternamque rerum futurarum veritatem ap- 
pellavit fatum vel Iovem (frg. 10). idem Cicero de div. I 55, 125 
Posidonium, si Schicheum audis, secutus tradit: εἱμαρμένη 'est ex 
omni aeternitate fluens veritas sempiterna; atque plura huius loci 
ita ad Chrysippi accedere videntur doctrinam, ut totum inter frag- 
menta (s. n. 43) receperim. iam sequatur alterum exemplum. mundi 
definitiones Laert. Diog. VII 137 sq. ponit Posidonium, ut ipse 8 138 
adnotavit, secutus. easdem praefixo Chrysippi nomine tradidit Arius 
Didymus (frg. 31 — Chrys. frg. 18): itaque Laertiana eidem Chry- 
sippo vindicare non dubitavi (frg. 17) et eodem iure generaliorem 
ei tribuere potui opinionem Stoicorum, quam Arius frg. 29 exhibet: 
ires enim illae reliquiae ad unum eundemque redeunt fontem. tamen 
ex hoc fragmento unum haurire locum satis habui, qui unde deflu- 
xerit in Laertii et Didymi rivulos ille ipse testatur (frg. 7). aliam 
de mundo doctrinam tradidit Antipater (D. L. VII 189) τὸν ὅλον 
κόςμον ζῷον ὄντα καὶ ἔμψυχον καὶ λογικόν, id quod a Chrysippo 
usurpasse eum affirmabis, si huius frg. 9 et 10 legeris! iam vero 
haec confer: 

Cic. d. d. n. II 17, 46 sq. sed cum 

talem esse deum certa notione 

animi praesentiamus primum ut 


sit animans deinde ut in omni na- 
iura nihil eo sit praestantius .. 
hunc ipsum mundum quo nihil 
excellentius fieri potest animan- 
tem esse et deum (iudico)... 
mundo autem certe nihil est me- 
lius: nec dubium quin quod ani- 
mans sit habeatque sensum et 
rationem et mentem, id sit melius 
quam id quod his careat. ita effi- 
citur animantem sensus mentis 
rationis mundum esse compotem. 





D. L. VII 143.. ζῷον μὲν οὕτως 
ὄντα οὐείαν ἔμψυχον αἰςθητικήν 
(τὸν kócuov): τὸ γὰρ ζῷον τοῦ 
μὴ ζῴου κρεῖττον᾽ οὐδὲν δὲ τοῦ 
Köcuou κρεῖττον. ζῷον ἄρα 6 
κόςμος. 

supra 142 ὅτι δὲ καὶ ζῷον 6 
κόςμος καὶ λογικὸν καὶ ἔμψυχον 
καὶ νοερόν, xai Χρύειππός gnciv 
ἐν a περὶ προνοίας (frg. 9) καὶ 
᾿Απολλόδωρός φηειν.. καὶ TTo- 
ςειδώνιος. 


illa quae Cicero tradit a Zenone repetenda esse et ipse antea (8, 21) 
indicavit strenueque Wellmann demonstravit ex Alexini Megarici 


698 Alfredus Gercke: 


pugna (Bext. E. adv. math. IX 107 sq.). itaque Zenonem ad verbum 
videtur expressisse Chrysippus, alterum utrum Apollodorus et Posi 
donius, liberius rariusque Antipater. quae cum reputaveris, ubi 
cumque & Diogene et doxographis unus appellatur auctor, plures 
vel consulto vel temere esse omissos recte, puto, concludes. harum 
igitur opinionum omnium, neque primus auctor neque ultimus de 
fensor fuit Chrysippus, neque est cur Stoicam illius doctrinam ac- 
curatius explicemus, praesertim cum hac quidem in re quaestiones 
prorsus solverit Eduardus Zeller. de uno fragmento 24 infra dis 
putabo. 


2. Chrysippi de libero arbitrio doctrina. 


Vt Diogenianus indignatus est ita nostrum unusquisque, puto, 
si generalem audiverit doctrinam in priore de fato libro prolatam 
.& Chrysippo, mirabitur, quod in altero prorsus contrariam prodidit 
aliquidque esse in hominibus ipsis situm contendit. hac in re non 
Stoicum se praebet sed ipsum Chrysippum, quippe qui sententias 
prorsus alienas conciliaverit opinionesque ceterarum scholarum, im- 
primis Aristotelis ut videtur, disciplinae antiquitus sibi traditae et 
stabilitae ita adiunxerit, αὖ novam exstitisse factionem putes. nimi- 
rum voluntatem hominum inducere non potuit, nisi expulsa necessi- 
tate fatum posuit seriem esse causarum naturalium. has igitur tam- 
quam cuique rei praecedentes ita distinxit, ut alias principales et 
perfectas in nobis sitas efficere actiones, alias adiuvantes continen- 
iesque movere ipsas illas diceret: sine his enim causis extrinsecus 
accidentibus neque principales causas fieri neque actiones. itaque visa 
extrinsecus recipimus (neque dubitavit Chrysippus illa fatalia appel. 
lare quippe quae e nostro arbitrio certo non pendeant); ipsi tam- 
quam illorum iudices aut adsentimur aut respuimus. hoc iudicium 
animorum ratione puto et experientia fieri ratus est; nomen ei ευγ- 
καταθέςεως (adprobationis) indidit; et Epicurei posteriores hanc 
vocem usurpaverunt et Alexander promiscue ea usus est significatione 
atque προλήψει (de fato c. 11 p. 36 O.). talem igitur probationem 
negantibus Academicis principaliter a nobis institui non male dixit: 
putas hac totaque libera voluntate tolli et fatum ex aeternitate im- 
pendens et divinationem? id cum Megarici intellegerent neque igi 
tur valente fato utilia esse oracula Chrysippo obicerent, hic id 
ipsum praevideri fato et una computari affirmavit: condiciones quas- 
dam fato dari, voluntatem nostram et arbitrium omnesque actiones 
ευνειμαρμένα (confatalia)! esse asseveravit, ut illorum λόγον ἀργὸν 
retardaret vel removeret. idem quod contra Megaricos Aristoteli 
quaedam posse et fieri et non fieri concessit ita videtur docuisse, ut 
possibilia quoque ςυγκαθειμάρθαι poneret: testimonia desunt. neque 





1 Similiter excogitatum est mirificum illud παρειμαρμένον quod Ari- 
stoteli () adtribuit Proclus (in Plat. Tim. p. 322, p. 788 Schn). 


Chrysippea. 699 


Scimus quantum tribuerit divinationi deoque. apud Alexandrum 
enim legimus (frg. 93) πάντα τοῖς θεοῖς δυνατά pacıv εἶναι. tamen 
Philod. de d. v. beata (V H CI VI) col. 7, 33 dicit πολλάκις δὲ αὐτοὶ 
ἐπανατροπὴν | τῆς vorjceuc τοῦ θεοῦ ευγχωροῦςι, καθάπερ ὁ 
(πάνυ) Χρύειππος ἐν τοῖς (πε)ρὶ μαντικῆς λέγει μὴ δύ[(ναςθαι) 
τὸν θεὸν e(ibévai? πάντ)α διὰ τὸ μηδ᾽ ἔχειν |... haec, etiam si 
falso aut saltem incerte suppleta sint, tamen demonstrant aliquid in 
potestate deorum non esse: quia, puto, ne dii quidem compotes sunt 
humani arbitrii neque quae fiunt omnia necesse est fieri. non igitur 
desinit post μηδ᾽ ἔχειν sententia, sed sequebatur olim debilitas aut 
rerum omnium aut deorum; hi enim ipsi neque vitia committere 
neque impossibilia facere possunt, id est illa facere nequeunt. itaque 
concessit Chrysippus ipse debilitatem deorum, quod exprimit ab eo 
recte Alexander paulo supra (frg. 93). iure igitur fragmentum 8 
me non receptum inter reliquias nostras aut librorum de divinatione 
numerare potes quod nomine omisso Philodemus tradidit in eodem 
libro col 8, 1 xai xarà τὴν (τοῦ θε)οῦ (προ Ῥ)φορὰ(ν ἰδ)ιωτικῶς 
ἅ(παν- τος αὐτῷ δύναμιν ἀναθέντες, (Ó)rav ὑπὸ τῶν ἐϊλέγχων 
πιέζωνται, τότε καταφεύτουειν ἐπὶ τὸ | διὰ τοῦτο φάςκειν τὰ cuv- 
απτόμενα μὴ ποιεῖν, | ὅτι οὐ πάντα δύναται. nimirum quae in 
hominibus sita sunt deus non facit. sed de divinatione! satis. 

Dii semper aeque boni sunt; homines mali fieri possunt sed 
sua culpa. non igitur ita.nascimur, ut in mundum editi statim aut 
boni aut mali simus sed utriusque capaces constitutionis. porro 
utramcumque selegimus hanc cetera in vita deserere nequimus?: 
non igitur singulas ob actiones laude vituperationeve apparemus 
digni sed propter primariam illam electionem; dii neutram merentur 
quoniam neutram recipere potuerunt naturam sed admirationem as- 
secuntur hominum. — haec doctrina (frgg. 128—140) egregie fir- 
matur et stabilitur parvo fragmento alterius περὶ προνοίας libri 
aureo (24); aliunde de ea adhuc nihil innotuit. tamen vestigia de- 
tegere potes apud Philonem (de mundi opificio p. 46 Pfeif.): τῶν 
ὄντων τὰ μὲν οὔτε ἀρετῆς οὔτε κακίας μετέχει ὥςπερ φυτὰ καὶ 
ζῷα ἄλογα, τὰ μὲν ὅτι ἄψυχά τ᾽ ἐςτὶ καὶ ἀφαντάςτῳ @üceı διοι- 
κεῖται, τὰ δ᾽ ὅτι νοῦν καὶ λόγον ἐκτέτμηται (κακίας δὲ καὶ ἀρετῆς 
ὡς ἂν οἶκος νοῦς καὶ λόγος, οἷς αὗται πεφύκαςιν ἐνδιαιτᾶςθαι). 
τὰ δ᾽ αὖ μόνης κεκοινώνηκεν ἀρετῆς ἀμέτοχα πάςης ὄντα κακίας 
ὥςπερ οἱ Actepec’ οὗτοι γὰρ ζῷά τ᾽ εἶναι λέγονται καὶ ζῷα νοερά, 
μᾶλλον δὲ νοῦς αὐτῶν 6 ἕκαςτος ὅλος δι᾽ ὅλων ςπουδαῖος καὶ 


1 Non nulla de oraculis ἃ Chalcidio tradita quonam iure Chrysippo 
vindicanda sint nunc non quaesivi, praesertim cum rectius libris de 
divinatione vel de oraculis inseras. 

2 Tamen admittitur exceptio, quoniam ebrietas et melancholia vir- 
tute servata esse non possunt, cf. Laert. VII 127; itaque reprehendit 
Alexander (de an. II 166b Ald.) οἷόν τε τὴν ἀρετὴν ἔχοντα xal ἐν λη- 
θάργψ καὶ ἐν μελαγχολίᾳ xal ἐν «κοτώςει kal ἐν παρακοπῇ γενέεθαι, ἐν 
οἷς ὄντα ἀδύνατον κατ᾽ ἀρετὴν ἐνεργεῖν. 


100 Alfredus Gercke: 


παντὸς dvemíbekroc κακοῦ. τὰ δὲ τῆς μικτῆς ἐςτι φύςεεως ὥςπερ 
ἄνθρωπος, ὃς ἐπιδέχεται τἀναντία, qpóvncv καὶ ἀφροεύνην... 
καὶ ευνελόντι φάναι... ἀρετὴν καὶ κακίαν. cohaeret nimirum haec 
doctrina cum educandi ratione, quoniam divina illa arte pueri ad 
bonum adliciuntur. itaque Chrysippus nutrices iam per triennium 
iis datum infantium mentes informare quam optimis institutis (Quint. 
I 1, 16) iussit secutus Platonem (Rep. II p. 377 B, cf. Ps.-Plut. de 
lib. ed. c. 5 p. 3 F). dissentiebat ab hoc in parte ea, quod corporis 
curam multo ante ipsam nativitatem esse instituendam iudicabat. 
hac in re cum Platone stans Posidonius illum vehementer vitupe- 
ravit, tamen ipse quarto decimo demum vitae anno puerorum mentes 
(τὸ λογιςτικὸν) valere iudicavit (Galen. de pl. Hipp. et Plat. V 
p. 466 sq.); quanam aetate liberorum naturam atque indolem corro: 
boratam esse Chrysippus censuerit, nescimus, certo post annum vitae 
lertium. sine dubio omnes homines discere virtutem debere docuit, 
id quod ex Laertii placito (VII 91 διδακτὴν τὴν ἀρετήν) non elucet, 
itaque si quis homo ad vitia propensus ea exstirpavit, hunc laudibus 
extulit; atque eadem ratione homines debiles sed sanos diligenti curs 
factos anteposuit iis qui e natura corporis valetudine bona fruuntur: 
hos enim ut bonos deos non laudandos sed beatos esse appellandos 
(frg. 129, 39— 49); tamen ne sapientes quidem natura esse bonos 
usquam diserte dixit: immo ab eo videtur sumpsisse Posidonius quod 
de arte et exercitatione tradit Seneca (ep. 90, 44 sq., cf. Zeller IIT 1? 
p. 269). contraria sententia legitur apud Plutarch. pers. de lib. ed. 
c. 9 p. TA καθάπερ δὲ τὸ ςὦμα οὐ μόνον ὑγιεινὸν ἀλλὰ καὶ εὐ- 
εκτικὸν εἶναι χρή, καὶ τὸν λόγον ὡςαύτως οὐκ ἄνοςον μόνον ἀλλὰ 
καὶ εὔρωςτον εἶναι δεῖ. τὸ μὲν γὰρ ἀςφαλὲς ἐπαινεῖται μόνον, τὸ 
δὲ ἐπικίνδυνον καὶ θαυμάζεται. Chrysippus laudem in hoc, admi- 
rationem in illud transtulit. 

Neminem fugit ne hac quidem in re satis liberam esse volun- 
tatem hominum ab illo circumscriptam et tamen prorsus abhorrere 
ἃ Zenone huius disciplinam. 


3. Antiochi et Alexandri de fato et libero arbitrio doctrina. 


Ceterarum omnium scholarum philosophi a Chrysippo eiusque 
discipulis ea in re dissentiunt, quod casum introducunt et fortunam, 
quam ille causam esse protulerat rationi humanae imperceptam, sci- 
licet secutus Heraclitum. Epicurei fortunam agnoscebant et liberam 
voluntatem, Academici et Peripatetici praeterea quibusdam in rebus 
etiam fatum, quamquam id ipsum negaverat Carneades (Cic. de 
fato 14, 31). atque etiam Antiochus non fatum videtur retinuisse 
sed nexum causarum, et ne causarum quidem ullas nisi naturaliter 
et, necessario efficientes (ibid. 14, 33 sq.). idem sustulit divinationem 
tamquam a fortuna alienam (ibid. 8, 6). Alexander non dubitat quin 
sit fatum (cap. 2 init.) et divinatio (c. 30 ἃ. c.), et tamen ex consensu 


Chrysippea. 101 


philosophorum multitudinisque hominum agnosci fortunam et casum 
addit (cap. 7 p. 20 O.). haec vero tamquam secum non convenientia 
iam vituperaverat Antiochus in Posidonio (Cic. 3, 5), qui ‘in aliis' 
inquit (naturae contagio valet quam ego non tollo, vis est nulla 
fatalis: in aliis autem fortuita quaedam esse possunt hac igitur 
in re vides Ántiochum accuratiorem Posidonio atque Alexandro, etiam 
δὶ hic fatum et naturam rerum non discrepare satis caute posuit. 
Posidonio igitur videtur adtribuendum esse placitum Aetii I 29, 7 
(p. 326 a5, b8 D.) ἃ μὲν γὰρ εἶναι κατ᾽ ἀνάγκην ἃ δὲ καθ᾽ εἷμαρ- 
μένην ἃ δὲ κατὰ mpoaípeciv ἃ δὲ κατὰ τύχην ἃ δὲ κατὰ τὸ αὐτό- 
ματον, id quod Platoni dat Chalcidius (cap. 145), Chrysippo ut 
videtur Zeller (IV? 165, 2), adversariis non nominatis in formam 
redactum paulo liberiorem Nemesius (cap. 39 initio). 

Ceterum de doctrina Antiochi et Alexandri quamquam multa 
cum communia tum diversa enucleari possunt diligenter disquisitis 
Ciceronis ipsiusque philosophi Aphrodisiensis de fato libris, nemo ad- 
huc propriam instituit quaestionem neque mihi nuno instituere vacat. 


4. De Diogeniani doctrina. 


Nihil de Diogeniano constat nisi Chrysippi doctrinam acriter 
ab eo impugnatam esse. qua de re forie miraberis Zellerum! ita 
dicentem (IV? 779 adn.): *D., von dem Eus. grössere bruchstücke, 
gegen Chrysipps lehren über die weissagung und das verhängniss 
gerichtet, vielleicht aus einer schrift T. εἱμαρμένης, mittheilt; mög- 
licherweise eine person mit dem Pergamener“D., der bei Plut. de 
Pyth. oraculis und qu. conv. als gesprächsperson auftritt; was er 
ihm in den mund legt, steht wenigstens mit dieser annahme nicht 
im widerspruche, Pyth. or. 5, 17 würde vielmehr mit seinem skep- 
tischen verhalten zur mantik stimmen. es fehlt aber allerdings an 
bestimmteren anzeichen dafür, dafs D. von Plut. als Peripatetiker 
geschildert werden solle.’ 

Cur Eusebii Diogenianus inter Peripateticos recensetur? pugna 
enim contra providentiam, fatum, divinationem Stoicorum ab Aca- 
demicis et Epicureis non minus quam ἃ Peripateticis fit. itaque magna 
ex parte Academicorum sententiae cum Diogeniano congruunt; cf. 
Cic. de div. II 8, 20— 10, 25 et Diog. frg. 4, 42—49. tamen Epi- 
curi Scholae eum adscribere non dubito his de causis: 

Primum strenue in ceteris breviterque redarguit Chrysippum; 
uno loco latius expandit argumenta (4, 52) ἄλλως re καὶ ταῦτα (τὰ 
κακὰ) μὲν oU πάνυ τι περὶ ἑαυτοὺς ÉcecOai πρὶν ἀκοῦςαι κατελ- 
πίζομεν, τὰ δ᾽ ἀγαθὰ μᾶλλον πάντες ὡς εἰπεῖν προςδοκῶμεν διὰ 
τὴν φυεικὴν οἰκείωςιν πρὸς αὐτά᾽ οἱ μὲν γὰρ πολλοὶ καὶ μείζω 

1 Antecessit Hugo Grotius, philosophorum sententiae de fato et de 


eo quod in nostra est potestate collectae partim et de Graeco versae 
Amsterodami apud L. Elzevirium a. 1648 p. 265. 


102 Alfredus Geroke: 


τῶν δυνατῶν τενέεθαι κατηλπίκαςιν. ἐξ οὗ cuußalver τὸ τὴν μὲν 
᾿ τῶν ἀγαθῶν προατόρευειν μὴ ἐπιτείνειν πάνυ τι τὴν χαρὰν (διὰ 
τὸ καὶ χωρὶς τῆς TTpoayopeucewc Exactov ἐξ ἑαυτοῦ τὰ κρείττω 
προςδοκᾶν) ἢ ἐπ᾽ ὀλίγον ἐπιτείνειν τῇ δοκούςῃ βεβαιότητι, πολ- 
λάκις δὲ καὶ μειοῦν τὴν χαράν, ὅταν ἐλάττω τῶν ἐλπιςθέντων 
ἀκουςθῇ᾽ τὴν δὲ τῶν κακῶν προαγόρευειν (καὶ διὰ τὸ ἀπόςτρεπτον 
αὐτῶν püceı καὶ διὰ τὸ παρ᾽ ἐλπίδας ἐνίοτε προλέγεςθαι) μετά- 
Awc εὐυνταράττειν. haec ad refellendum adversarium nihil valent: 
quaeritur enim num divinatione procurari flectique possint immi 
nentia, non agitur de parva voluptate ex praesciendo oriunda. itaque 
ex su& suaeve scholae doctrina Diogenianus (aut fons illius) haec 
addidit, quibus probaret neque bona neque mala praescire utile eese, 
haec vero tota doctrina, imprimis de exspectatione bonorum magna 
parva malorum deque naturali ad bona dulciaque affinitate (οἰκειώςει) 
prorsus Epieureorum est, a quibus alibi (4, 4. 10. 16. 8, 25) ἐνάρ- 
Yeıav quoque sumpsit. 

Deinde Diogenianus aliis recensitis philosophis Chrysippum re- 
vincendum aggressus est suam sine dubio de fato sententiam tam- 
quam ultimam unamque veram expositurus. in hoc quem secuturus 
sit auctorem nobis non dixit, dixlt in divinatione simul explananda 
(4, 29) ἀλλὰ περὶ μὲν τοῦ μὴ cuvecrávat τοῦτο ὃ προειλήφαμεν 
καλεῖν μαντικὴν ἐν ἄλλοις ἀποδιίύςομεν πληρέςτερον παρατιθέμενοι 
τὰ Ἐπικούρῳ καὶ περὶ τούτου δοκοῦντα. quis dubitat, quin 
idem arbiter fuerit fati abiudicandi ὃ 

Denique tertium sequatur testimonium extrinsecus petitum. Eus. 
PE IV p. 139 B proclamat cu ve μὴν παρὰ ςαυτῷ ckéyai, πῶς Ἕ- 
Anvec ὄντες xai τὴν 'CAAnvuv cóüvrpogov παιδείαν ἐκ νέας ἡλικίας 
κτηςάμενοι τά τε πάτρια περὶ θεῶν πάντων μᾶλλον διεγνωκότες 
᾿Αριςτοτελικοὶ πάντες Κύνικοί TE καὶ Ἐπικούρειοι καὶ ὅςοι τούτοις 
ἐφρόνηςαν τὰ παραπλήεια τῶν παρ᾽ αὐτοῖς “Ἕλληςι βοωμένων 
μαντείων κατεγέλαςαν. eosdem componit p. 136 B: οἱ ἀπὸ "Apicro- 
τέλους καὶ πάντες οἱ καθεξῆς τοῦ περιπάτου Κυνικοί τε καὶ Ἐπι- 
κούρειοι, οὗς καὶ μάλιςτα ἔγωγε ἐθαύμαςα. tamen hoc in libro 
unum adfert Diogenianum, tres auctores in sexto demum libro ad 
superiora ita respiciens (p. 273 A): καὶ τῶν μὲν (καθ᾽ ἡμᾶς δογμά- 
TUV) πρὸς τοὺς γενναίους χρηςμοὺς KUVIKWTEPOV ἀποταθέντων 
τῶν δὲ πρὸς τοὺς θαυμαςτοὺς φιλοςόφους παρὰ τῶν αὐτοῖς γνυ- 
ρίμων ἀντειρημένων. hi tres sunt Oenomaus Cynicus, Diogenianu;, 
Alexander Peripateticus. itaque nostrum ut nobilem quendam ad- 
scitum esse Epicureum ipsius Eusebii verba probant. 

Contra Diogenianus Pergamenus apud Plutarchum (quaest. 
conv. VI 8,1 cf. 3) Platonis dialogos in conviviis recitandos conr 
mendat placitumque Platonicum interpretari convivas iubet ( VIII 2,1); 
in libello de Pythiae oraculis scripto Diogenianus puer, qui non nulla 
ipse scit plura quaerit cuiusque pater, ille optimus virorum (cap. 1a.c.), 
fortasse Pergamenus est: hic puer nulladum imbutus est philosopho- 


Chrysippea. 108 


rum docirina; Pergamenus fingitur tamquam vir artium literarumque 
peritissimus, Platoni deditus. 
Nostri igitur Diogeniani de patria vel aetate nihil constat. 


EXCVRSVS 
de loco quodam Tulliano (de fato 19, 44). 


"Haec cum ita sint ἃ Chrysippo explicata, si illi, qui negant 
adsensiones fato fieri, fateantur tamen eas non sine viso antecedente 
fieri — alia ratio est; sed si concedunt anteire visa nec tamen fato 
fieri adsensiones, quod proxima illa et continens causa non moveat 
adsensionem, — vide ne idem dicant, haec corrupta esse omnes 
editores censuerunt auctore Lambino, qui deleto “non” scripsit “fe- 
teantur t. eas sine viso a. fieri'. at quinam homines posuerint viso- 
rum approbationes sine visis gigni, plane nescio. tamen nemo Lam- 
binum non secutus est in recensenda hac sententia. audi Heineum 
(Stoic. de fato doctr. Numb. 1859 p. 2): 'Cicero .. in Epicuri igno- 
rantiam atque disputandi licentiam ad modum rhetoris invehitur 
(10, 22. 20, 46). et summam quaestionem adeo non intellexit, 
ut contendat eos quidem qui et fato fieri assensiones et eis neces- 
sario visa antecedere negent ($. 44 'infitiantur? scr.), prorsus cum 
Chrysippo dissentire, eos vero qui assensiones non sine viso 
antecedente, visa vero ipsa non fato fieri dicant, verbis non re ab 
illo dissentire. sic etiam in hac quaestione id solum Ciceronem de- 
lectabat, quod ad actionem pertinet, quamquam ne hoc quidem satis 
perspexit, quid ultima valeant verba, dii fortasse perspiciunt; in 
ceteris quae Heine falso vertit vides literis significata distinctis. Lam- 
binum igitur et Bremium (qui “non fateantur eas non nisi viso” 
scripsit) secutus ille “infitiantur” scribendum proposuit, anonymus 
quidam in Lit. Centralblatt 1860 n. 11 'fatuentur tamen eas sine 
v. coniecit, “non fateantur eas non sine viso! et mox 'alia ratio sit 
Kayser temptavit. at verum in codicibus exstat. de eisdem agitur. 
affirmat enim Antiochus re vera consentire cum Chrysippo Peri- 
pateticos quippe qui cuykatadeceıc visis moveri aut certo sine illis 
fieri non posse, tamen non illas adsensiones sed ipsa visa natura 
rerum vel fato gigni dicant: ideo qui ridiculum esse censeant im- 
petus nostros et adsensiones ipsi fato subdere, hos dicit Antiochus 
propria via ad eundem finem atque Chrysippum properare. itaque 
audi παράφραειν vel translationem: τούτων οὕτως ὑπὸ Χρυείππου 
ἐκτεθέντων ἐὰν μὲν οἱ ἀρνούμενοι ευγκαταθέεεις (μὴ) τίγνεςθαι 
ὑφ᾽ εἱμαρμένης ὅμως οὐ λέτωςι γίγνεεθαι εἰ μὴ pavracióv.  προ- 
ητουμένων — ἐὰν δὲ ευὐγχωρῶειν, ὅτι φανταείαι μὲν προηγοῦνται 
αἱ δὲ ευγκαταθέςεις ὑφ᾽ εἱμαρμένης οὐ γίγνονται (ἅτε οὐκ ἐκείνου 
τοῦ εὐυνεκτικοῦ τε καὶ ςυνεργοῦ αἰτίου τὴν ευγκατάθεειν κινοῦντος), 
ταὐτὰ λέγειν κινδυνεύουειν. — vides nihil esse mutandum. 


104 Alfredus Gercke: Ohrysippea. 


Secuntur haec: “neque enim Chrysippus concedens adsensionis 
proximam et continentem causam esse in viso positam neque eam 
causam esse ad adsentiendum necessariam, concedet, ut si omnia 
fato fiant, omnia causis fiant antecedentibus et necessariis.' offendit 
viros doctos duplex “neque” positum. itaque alterum eiecit Tur- 
nebus, adsentitur Madvig (ad Cic. de fin. IV 28, 77) collaudans Lam- 
binum. at haec exsisteret sententia: Chrysippus qui non concedit in 
viso esse adiuvantem causam (id quod concessisse eum constat!), 
eliam necessariam esse negat (quod nullo modo negavit!): atque 
iamen omnia dixit necessariis fieri causis. hanc Charybdim vitans 
ipse in Scyllam incidit Orelli vel Baiter, id quod sensisse videtur 
Madvig. is enim hanc effecit sententiam: Chr. concedit in viso esse 
aliquam causam non vero esse necessariam ad adsentiendum: non 
concedit omnia causis fieri antecedentibus et necessariis. haec doctrina 
cum Chrysippo convenit ut cum aqua ignis ego quoque ut iustam 
recuperarem sententiam olim coniectura locum temptavi tali 'neque 
enim Chr. concedens adsensionis (nisi? proximam . . . neque (sc. vero 
non concedens) eam ...' sed haec neque cum sermone latino bene 
congruit et supervacua est: non emendatione sed interpretatione 
opus est. 

nota est Chrysippi concludendi forma usitata qua non dicebai 
*si hoc non fit, ne illud quidem? sed sic “non et hoc fit neque illud". 
cf. frgg. 85, 51, 52, 55, 102. Diogenes Laertius soritem servavit 
e Chrysippi petitum libris (VII 82) οὐχί, rà μὲν δύο ὀλίγα écriv, 
οὐχὶ δὲ καὶ τὰ rpía* οὐχὶ bé, καὶ ταῦτα μέν, οὐχὶ δὲ καὶ rà τές- 
capa κτλ. Plut. de com. not. cap. 39 p. 1080C οὔκ, ἔςτι μὲν ἴςα 
ταῦτα ἀλλήλοις, Avıca δ᾽ Ecrı ταῦτα ἀλλήλοις, et ib. cap. 45 
p. 1084 D. citato Chrysippi primo τῶν φυςικῶν ζητημάτων libro 
οὐχ((), ἣ μὲν νὺξ εὦμά ἐςτιν, fj δ᾽ ἑςπέρα καὶ ὁ ὄρθρος καὶ τὸ 
MECOV τῆς νυκτὸς εώματα οὐκ ἔςτιν᾽ οὐδέ, f) μὲν ἡμέρα ςεὧμά écnvy, 
οὐχὶ δὲ καὶ fj νουμηνία εὦμα καὶ f δεκάτη... Cic. de div. I 38, 
82 in probatione divinationis tota Chrysippo vindicanda “non igitur, 
sunt di, neque significant futura’, id quod Zeller (IV? p. 338, 3) 
sic vertit: οὐκ ἄρα εἰςὶ μὲν θεοὶ οὐ προςημαίνουςει δὲ ., pro oux, 
εἰ θεοί eicıv, οὐ προςημαίνουςι. alium locum Tullianum C. F. W. 
Mueller, nisi fallor, in lucem protraxit exstantem Top. 13, 53 “non, 
et legatum argentum est, et non est legata numerata pecunia. 

iam ad pristinum locum regressi sic interpretabimur: Xpucm- 
πος οὖν λέγων “οὐκ αἴτιον μὲν CUVEKTIKÖV TE καὶ ςυνεργὸν ἐν τῇ 
pavracia ὑπάρχειν οὐχὶ δὲ καὶ ἀναγκαῖον εἶναι τοῦτο πρὸς ευγ- 
κατατιθέναι᾽ --- λέγει... id est Chr. contendit, si posita sit in viso 
causa, eam necessariam esse; concedit Antiocho nomen fati, ne dis- 
crepet doctrina a Peripatetica: sic igitur Peripatetici confiteri cogun- 
tur ipsorum causas praecurrentes a fato Stoico non diversas esse. 


UÜüüüü.. 


FRAGMENTA 


ΠΕΡῚ TTIPONOIAC 
LIBER I 


1 Plut. de rep. Stoic. 38 p. 1051 E: TTpóc τὸν Ἐπίκουρον 
μάλιετα μάχεται (Χρύειππος) καὶ πρὸς τοὺς ἀναιροῦντας τὴν πρό- 
γοιαν ἐκ τῶν ἐννοιῶν, ἃς ἔχομεν περὶ θεῶν εὐεργετικοὺς καὶ 
φιλανθρώπους ἐπινοοῦντες. 


2 Οὐ γὰρ ἀθάνατον καὶ μακάριον μόνον ἀλλὰ καὶ φιλάνθρωπον 
καὶ κηδεμονικὸν καὶ ὠφέλιμον προλαμβάνεςθαι καὶ voeichaı τὸν 
θεόν. 


id. de comm. not. c. 32 p. 1016 E contra Epicurum Stoici pugnant 
βοῶντες dic cuyxeovra τὴν τῶν θεῶν πρόληψιν ἀναιρουμένης τῆς προνοίας" 
“οὐ γὰρ — θεόν.᾽ cf. infra τί ποιοῦςιν οἱ 'προνοεῖν μὲν τοὺς θεοὺς ἡμῶν᾽ 
λέγοντες... “ἀρετὴν μὲν μὴ διδόντας πλοῦτον δὲ καὶ ὑγείαν καὶ τέκνων 
Y€véceic καὶ τὰ τοιαῦτα (ἀδιάφορα) διδόντας". ceterum cf. Ar. Did. fr. 29 
p. 464, 26 D. et Antipater (Plut. de rep. Stoic. cap. 88). 


3 ibid. c. 31 p. 1075 A: ᾿Αλλὰ Χρύειππος καὶ Κλεάνθης 
ἐμπεπληκότες ὡς ἔπος εἰπεῖν τῷ λόγῳ θεῶν τὸν οὐρανὸν τὴν 
γῆν τὸν ἀέρα τὴν θάλατταν οὐδένα τῶν τοςούτων ἄφθαρτον οὐδὲ 
ἀίδιον ἀπολελοίπαςι πλὴν μόνου τοῦ Διός, εἰς ὃν πάντας κατ- 
avakickovcı τοὺς ἄλλους... ἀλλὰ αὐτοὶ μέγα βοῶντες ἐν τοῖς ὁ 
περὶ θεῶν καὶ προνοίας εἱμαρμένης τε καὶ φύεεως γράμμαει 
διαρρήδην λέγουςει τοὺς ἄλλους θεοὺς ἅπαντας εἶναι γεγονότας 
καὶ φθαρηςομένους᾽, ὑπὸ πυρὸς τηκτοὺς KAT’ αὐτοὺς ὥςπερ 
κηρίνους ἢ καττιτερίνους ὄντας.... “ὃ θεὸς ζῷον λογικὸν καὶ 
φθαρτόν ἐςτιν.᾽... “θνητὸν εἶναι τὸν ἄνθρωπον οὐ θνητὸν δὲ 10 
τὸν θεὸν ἀλλὰ φθαρτόν.ἢ 

id. de Stoic. rep. 38 οὐδένα (Χρύειππος) οἴεται πλὴν τοῦ 
Διὸς ἄφθαρτον εἶναι τῶν θεῶν ἀλλὰ πάντας ὁμαλῶς καὶ τε- 
γονότας καὶ φθαρηςομένους᾽ ταῦτα δὲ πανταχοῦ ὡς ἔπος εἰπεῖν 
ὑπ᾽ αὐτοῦ λέγεται. sequitur fragmentum 1. III περὶ θεῶν. 15 


de diis perituris cf. Orig. contra Celsum Ill 75. 6 unus Chrysippus 
libros de providentia, de fato, de rerum natura condidit 8. φθαρη- 
copgévouc ὑπὸ πυρὸς, tnkroUc κατ᾽ αὐτοὺς (conflatiles opinione ipsorum) 
volgo: correxi interpunctionem. 18 Διὸς κ΄ πυρὸς — 


5 


οι 


σι 


b 


106 Alfredus Gercke: 


Laert. Diog. VII 156: δοκεῖ δ᾽ αὐτοῖς τὴν μὲν φύειν εἶναι 4 
πῦρ τεχνικὸν δδῷ βαδίζον εἰς γένεειν, ὅπερ ἐςτὶ πνεῦμα πυρο- 
EIDEC καὶ τεχνοειδές, τὴν δὲ ψυχὴν αἰςθητικήν. ταύτην δ᾽ εἶναι 
τὸ εὐυμφυὲς ἡμῖν πνεῦμα, διὸ καὶ εὦμα εἶναι καὶ μετὰ τὸν θά- 
varov ἐπιμένειν᾽ φθαρτὴν δ᾽ ὑπάρχειν, τὴν δὲ τῶν ὅλων ἄφθαρ- 
τον, ἧς μέρη εἶναι τὰς ἐν τοῖς ζῴοις (ψυχάς). 

8 αἰςθητικὴν᾽ fort. αἰςθητικόν ὅ ὑπάρχειν cod. Borb. Florent. H- εἶναι 


Plut. de Stoic. rep. c. 39 p. 1052 C: ἐν δὲ τῷ πρώτῳ 
περὶ προνοίας *róv Aía? φηεὶν “αὔξεεθαι, μέχρις ἂν eic αὑτὸν 
ἅπαντα καταναλώςῃ᾽ ἐπεὶ γὰρ 6 θάνατος μέν ἐςτι ψυχῆς χυ- 
pıcuöc ἀπὸ τοῦ εώματος, fj δὲ τοῦ κόςμου ψυχὴ οὐ χωρίζεται 
μὲν, αὔξεται δὲ cuvexdic, μέχρις ἂν εἰς αὑτὴν ἐξαναλώςῃ τὴν 
ὕλην᾽ οὐ ῥητέον ἀποθνήςκειν τὸν κόςμον. 


Αὐτάρκης δὲ εἶναι λέγεται μόνος ὃ xócuoc διὰ τὸ μόνος ἐνῦ 
αὑτῷ πάντα ἔχειν ὧν δεῖται" καὶ τρέφεται ἐξ αὑτοῦ καὶ αὔξεται 
τῶν ἄλλων μορίων εἰς ἄλληλα καταλλαττομένων. 

ibid. (s. 1. D): ε«αφῶς γὰρ αὐτὸς ἐν τῷ αὐτῷ γέγραφεν" * αὐτάρκης — 
καταλλαττομένων.᾽ἢ 1/2 cf. ibid. infra de re cf. p. 106529 E sq. Aet 
II 4, 14 (p. 332, 14 Diels = Stob. I 21, 8 p. 188, 1 Wachsm.) de Stoicis: 
μῆτε αὔξεςθαι (δὲ) μήτε μειοῦςθαι τὸν κόςμον, toic δὲ μέρεσιν ὁτὲ μὲν map- 
exteivecdan πρὸς πλείονα τόπον ὁτὲ δὲ ευςτέλλεςθαι. 

Laert. Diog. VII 189 sq.: Χρύειππος δ᾽ ἐν τῷ πρώτῳ περὶ 
προνοίας καὶ TloceıdwWvioc ἐν τῷ περὶ θεῶν τὸν οὐρανόν qaa 
τὸ ἡγεμονικὸν τοῦ κόςμου. .. ὃ μέντοι Χρύειππος διαφορώτερον 
πάλιν τὸ καθαρώτατον τοῦ αἰθέρος ἐν ταὐτῷ, ὃ καὶ πρῶτον θεὸν 
λέγουειν, αἰςεθητικῶς ὥςπερ κεχωρηκέναι διὰ τῶν ἐν ἀέρι καὶ 
διὰ τῶν ζῴων ἁπάντων καὶ φυτῶν, διὰ δὲ τῆς γῆς αὐτῆς καθ᾽ 
ἕξιν. (Kol) ἕνα τὸν κόςμον εἶναι καὶ τοῦτον πεπεραςμένον cxfju 
ἔχοντα cpmpoeıdec. ... ἔξωθεν δ᾽ αὐτοῦ περικεχυμένον εἶναι τὸ 
κενὸν ἄπειρον, ὅπερ ἀςώματον εἶναι... 


8 μέντοι BH: δὲ Florent. F 4 καθαριυτατον B: καθαρώτερον ἐν 
ταὐτῷ si libro ut Baguet posuit loco remotum est, fort. del. 5 ὥςκπερ᾽ 
óc πνεῦμα Hirzel 7 inde ab ἕνα fort. Chrysippi περὶ κενοῦ liber ex- 
cerptus est καὶ add. Suidas 

Ar. Didym. fr. 29 (p. 465, 8 Diels): Χρυείππῳ δὲ (ἔδοξεν τὸ ἡγεμονικὸν 
εἶναι τοῦ κόςμου) τὸν αἰθέρα τὸν xadapılrarov καὶ eilıkpıvecrarov ἅτε 
πάντων εὐκινητότατον ὄντα καὶ τὴν ὅλην περιάγοντα τοῦ κόςμου φοράν. 

Cens. de nat. inst. fr. 1: (mundi) principale[m] solem quidam putant 
ut Cleanthes, ut Chrysippus aethera, cuius motu perenni subiecta tenen- 
tur et administrantur ... cf. praef. p. 697 


Hippol. philos. c. 21 (p. 571, 7 Diels): ὅ τε Xpücurmoc xoi? 
Ζήνων oi ὑπέθεντο καὶ αὐτοὶ ἀρχὴν μὲν θεὸν τῶν πάντων cüpa 
ὄντα τὸ καθαρώτατον, διὰ πάντων δὲ διήκειν τὴν πρόνοιαν αὐτοῦ. 

Procl. in Plat. Tim. p. 126, p. 297 Schn.: πολλοῦ ἄρα δεῖ 
παραβάλλεεθαι τῷ κόςμῳ τούτῳ ὃ ὑπὸ Χρυείππου καταςκευα- 
ζόμενος. ὃ μὲν γὰρ εἰς ταὐτὸν cuyxei τάς τε ἀμεθέκτους 
αἰτίας καὶ τὰς μεθεκτὰς τάς τε θείας καὶ νοερὰς τάς τε ἀύλους 


Chrysippea. 707 


καὶ τὰς ἐνύλους. ὃ γὰρ αὐτὸς θεὸς παρ᾽ αὐτῷ πρῶτος ὧν διήκει 
διὰ τοῦ κόςμου καὶ διὰ τῆς ὕλης, καὶ ψυχή ἐςτι καὶ φύεις ἀχώ- 
ριςτος τῶν διοικουμένων. 


Laert. Diog. VII 142 sq.: ὅτι δὲ καὶ ζῷον ὁ κόςμος καὶ λογικὸν 
καὶ ἔμψυχον καὶ νοερόν, καὶ Χρύειππος ἐν a gnciv περὶ προνοίας 
καὶ ᾿Απολλόδωρός Pncıv ἐν τῇ φυεικῇ καὶ ἸΤοςειδώνιος. “---- ζῷον 
μὲν οὕτως ὄντα οὐείαν ἔμψυχον αἰςθητικήν (τὸ γὰρ ζῷον τοῦ 
μὴ ζῴου κρεῖττον᾽ οὐδὲν δὲ τοῦ κόσμου xpeirrov: ζῷον ἄρα ὁ 
κόςμος), ἔμψυχον δὲ ὡς δῆλον ἐκ τῆς ἡμετέρας ψυχῆς ἐκεῖθεν 
οὔςης ἀποςπάςματος. cf. Chrysippus apud [Phil.] rt. ἀφθαρς. κόςμου 
p. 255, 11 B.: @ucioAoyeitar ὁ xócpoc καὶ φύεις λογικὴ οὐ μόνον 
ἔμψυχος ὧν ἀλλὰ καὶ νοερὸς πρὸς δὲ καὶ φρόνιμος. 


6 οὐδὲν... κρεῖττον" ob rotunditatem, cf. Plat. Tim. p. 88 b et Vseneri 
Epicurea frg. 358. de auctoribus cf. p. 697 sq. 


Philod. de piet. c. 11, 12: ἀλί(λὰ μὴν κ)αὶ Xpüc()mmoc.... 
ave .. 1010... (ἐν μὲὴν τῷ πρώτ(ῳψ περὶ θεῶ)ν Δία on(civ εἶναι 
τὸ)ν ἅπαντί(α διοικοῦ)γντα λόγον κ(αὶ τὴν) τοῦ ὅλου ψυχὴ(ν ka)i 
τῇ τούτου μ(ετοχ)ῇ πάντα (ζῆν ....... τὴ)ό(ν τ᾽) αἰθ(έρα) καὶ τοὺς 
λίθους, διὸ’ καὶ Ζῆνα oett Da Δία δ᾽ (6) (πάν)των αἴτ(ι)ος 
(καὶ κύ)ριο(ς), τόν τε κόεμον ἔμψί(υ)χον εἶναι xai θεό(ν, κ)αὶ τὸ 
ἡ(τεμονι)κὸν (κ)αὶ τὴν δίλου ψ)υχ(ὴὴν καὶ (πρόνο)ιαν ὀν(ομά- 
em τὸν Δία καὶ τὴν κοινὴν πάντων [c. 12] φύειν καὶ eipap- 
μ(έγνην καὶ ἀνά(γ)κην᾽ καὶ τὴν αὐτὴν εἶναι καὶ εὐνομίαν καὶ δίκην 
(κ)αὶ ὁμόνοιαν κα(ὶ e)ip(f)vnv καὶ τὸ παρ(α)πλήειον πᾶν. “-- 
[c. 14, 5] κἀν τῷ περ(ὶ) Χαρίτων (ἐν ᾧ τ)ὸν Δία νόμον qnd εἶναι. 
— [v. 21] ἐν δὲ τῷ τρίτῳ [περὶ φύςεεως] τὸν κόςμον ἕνα τῶν 
φρονίμων ευνπολειτευόμενον θεοῖς καὶ ἀνθρώποις, καὶ τὸν πόλε- 
μον καὶ τὸν Δία τὸν αὐτὸν εἶναι, καθάπερ καὶ τὸν Ἡράκλειτον 
λέγειν. ἐν δὲ τῷ πέμπτῳ καὶ λόγους é[col 1δ]ρωτᾷ πάντας, 
(τ)ὸν xöcuov ζῷον εἶναι καὶ λογικὸν καὶ φρονοῦν καὶ θεόν. κἀί(ν) 
τοῖς περὶ προνοίας μέντοι (τ)ὰς αὐτὰς ἐκτίθης(ι)ν ευνοικειώςεις 
τῇ ψυχῇ τοῦ παντὸς καὶ τὰ τῶν θεῶν ὀ(ν)όματα ἐφαρμόττει, τῆς 
δρειμύτητος ἀπολαύων ἀκοπιάτως. 

Cic. d. d. n. I 15, 39: iam vero Chrysippus...ait.. vim di- 
vinam in ratione esse positam et in universae naturae animo atque 
mente ipsumque mundum deum dicit esse et eius animi fusionem 
universam tum eius ipsius principatum, qui in mente et ratione 
versetur, communemque rerum naturam universum atque omnia 
continentem tum fatalem umbram et necessitatem rerum futurarum, 
ignem praeterea eqs. [40] idemque etiam legis perpetuae et aeternae 
vim, quae quasi dux vitae et magistra officiorum sit, Iovem dicit 
esse eandemque fatalem necessitatem appellat, sempiternam rerum 
futurarum veritatem eqs. 

de supplementis cf. novissimi editores Gomperz, herkul. stud. II p. 
11 —88 et Diels, Doxographi Gr. p. 646—8 4 τόν τ᾽ αἰθέρα Vsener 
Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 46 


5 


5 


108 Alfredus Gercke: 


14 Ἡράκλειτος" cf. Schuster p. 198, 1 15 πάντας apogr. Ox. fort. recie, 
n(epl τοῦ) volgo 34 universum Vaener: universam, universam — con- 
tinentem del. Diels 25 fatalem umbram: fort. sic vertit Cicero einap- 
μένης μοῖραν vel tale quid. 

Philo de prov. II 74 p. 94 Aucher*: (Astra erratica) nota sunt ll 
non solum ratione verum etiam sensu ita movente providentia, quae, 
ut dicit Chrysippus et Cleanthes, nihil praetermisit pertinentium 
ad certiorem utilioremque dispensationem. quod si aliter melius esset 
dispensari res mundi, eo modo sumpsisset compositionem, qua tenus 
nihil occurreret ad impediendum deum. 


Ar ὅλου μὲν γὰρ ὧν 6 xócuoc πυρώδης εὐθὺς xal ψυχή 13 
écriv ἑαυτοῦ καὶ ἡγεμονικόν ÖTE δὲ μεταβαλὼν εἴς τε τὸ ὑγρὸν 
καὶ τὴν ἐναπολειφθεῖςκαν ψυχὴν τρόπον τινὰ eic ca καὶ ψυχὴν 
μεταβάλλων, ὥςτε cuvecrávot ἐκ τούτων, ἄλλον τινὰ Écye λότον. 

Plut. de Stoic. rep. 41 (p. 1068 Β): λέγει δὲ (Chryeippus) tv τῷ 
πρώτῳ περὶ προνοέας᾽ “δι᾽ ὅλου — λόγον. 2 ὁτὲ κ᾿ ὅτε elc T€ 
Wyttenb. καὶ τὸ ξηρὸν post ὑγρὸν add. Diels ' ἐναποληφθεῖςαν Diis 
4 xal ψυχὴν μεταβάλλων μετέβαλεν Wyttenb. ἐκ τούτων᾽ ex liquido 
et igneo, corpore et anima 

᾿ξοικέναι τῷ μὲν ἀνθρώπῳ τὸν Δία καὶ τὸν κόεςμον, τῇ δὲ 13 
ψυχῇ τὴν ΤΤρόνοιαν᾽ ὅταν οὖν ἐκπύρωεις γένηται, μόνον ἄφθαρτον 
ὄντα τὸν Δία τῶν θεῶν ἀναχωρεῖν ἐπὶ τὴν TIpóvoiav- εἶτα ὁμοῦ 
γενομένους ἐπὶ μιᾶς τῆς τοῦ αἰθέρος οὐείας διατελεῖν ἀμφοτέρους. 


id. de comm. not. c. 86 p. 1077 D λέγει γοῦν Χρύσιππος “ἐοικέναι — 
ἀμφοτέρους. ^ ad rem cf. Diogenes in libro de Minerva (Philod. de piet, 
col. 5). 1 τῷ μὲν cuam post xal addit O. Heine 


Τούτου δὲ οὕτως ἔχοντος δῆλον, ὡς οὐδὲν ἀδύνατον καὶ 14 
ἡμᾶς μετὰ τὸ τελευτῆςαι πάλιν περιόδων τινῶν εἰλημένων χρόνον 
εἰς ὃ νῦν écuev καταςτήςεεθαι ςεχῆμα. 

Lact. div. inst. VII 23, 3: melius Chrysippus, quem Cicero ait ful- 
cire porticum Stoicorum, qui in libris, quos de providentia scripsit, 
cum de innovatione mundi loqueretur, haec intulit τούτου — ςχῆμα΄. 
2 εἰλημένων κ΄ εἰλημμένων 8 ὃ Zeller- ὃν 

M. Antonini com. VII 19: mócouc ἤδη ὁ αἰὼν Χρυείππους, πόςους 
(ωκράτεις, nöcouc Ἐπικτήτους καταπέπωκε; τὸ δ᾽ αὐτὸ καὶ ἐπὶ παντὸς 
οὑτινοςοῦν cot ἀνθρώπου ce καὶ πράγματος προςπιπτέτω. Epictetus vide 
tur hanc doctrinam ex Chrysippo haustam tradidisse. 


Nemes. Tt. @uc. ἀνθρ. c. 38 p. 147 5q.: οἱ δὲ ζτωικοί @acıy 1) 
ἀποκαθιςταμένους τοὺς πλάνητας εἰς τὸ αὐτὸ εημεῖον κατά τε 
μῆκος καὶ πλάτος, ἔνθα τὴν ἀρχὴν ἕκαςτος ἦν, ὅτε τὸ πρῶ- 
τον ὁ κόςμος εὐυνέςτη, ἐν ῥηταῖς χρόνων περιόδοις ἐκπύρωειν 
s καὶ φθορὰν τῶν ὄντων ἀπεργάζεςεθαι καὶ πάλιν ἐξ ὑπαρχῆς εἰς 
τὸ αὐτὸ τὸν κόςμον ἀποκαθίεταςεθαι καὶ τῶν ἀςτέρων ὁμοίως 
πάλιν φερομένων ἕκαςτον ἐν τῇ προτέρᾳ περιόδῳ γενόμενον 
ἀπαραλλάκτως ἀποτελεῖεθαι. ἔςεεθαι γὰρ πάλιν (ζωκράτην καὶ 
Πλάτωνα καὶ ἕκαςτον τῶν ἀνθρώπων εὺὑν τοῖς αὐτοῖς καὶ φίλοις 


* Hoc fragmentum debeo Wellmanno. 


Chrysippes. . 709 


καὶ πολίταις καὶ τὰ αὐτὰ πείςεεθαι καὶ τοῖς αὐτοῖς εὐυντεύξεςθαι 10 
καὶ τὰ αὐτὰ μεταχειριεῖεθαι καὶ πᾶςαν πόλιν καὶ κώμην καὶ ἀγρὸν 
ὁμοίως ἀποκαθίεταςθαι. γίνεςεθαι δὲ τὴν ἀποκατάςταεςειν τοῦ παν- 
τὸς οὐχ ἅπαξ ἀλλὰ πολλάκις, μᾶλλον δὲ εἰς ἄπειρον καὶ ἀτελευ- 
τήτως τὰ αὐτὰ ἀποκαθίεταεθαι. 

cf. Zeller III 1? p. 154, 3 sq. et Ps.-Plut. de fato c. 8. quae secuntur 
de diis videntur a Chrysippo aliena esse. 19 ἀποκαταςτήςεςθαι Diels 

L6 Ar. Didym. fr. 36 (p. 468, 8 Diels): ἀρέςκει δὲ τοῖς mpe- 
cBuréároic τῶν ἀπὸ τῆς oipéceuc ταύτης ἐξαιθεροῦςεθαι πάντα 
κατὰ περιόδους τινὰς τὰς μεγίετας εἰς πῦρ αἰθερῶδες ἀναλυο- 
μένων πάντων... ἐκ τούτων δὲ δῆλον, ὅτι Χρύειππος ἐπὶ τῆς 
οὐείας οὐ ταύτην παρείληφε τὴν cüvxuciv: ἀδύνατον γάρ᾽ ἀλλὰ 5 
τὴν ἀντὶ τῆς μεταβολῆς λεγομένην. οὐ τὰρ ἐπὶ τῆς τοῦ κόςμου 
κατὰ περιόδους τὰς μεγίετας γινομένης φθορᾶς κυρίως παραλαμ- 
Bávouct τὴν φθορὰν oi τὴν εἰς πῦρ ἀνάλυειν τῶν ὅλων δογματί- 
Covtec, ἣν δὴ καλοῦειν ἐκπύρωςειν᾽ ἀλλ᾽ ἀντὶ τῆς κατὰ φύειν 
μεταβολῆς χρῶνται τῇ προςητορίᾳ τῆς φθορᾶς. ἀρέεςκει γὰρ τοῖς 10 
(τωικοῖς φιλοςόφοις τὴν ὅλην οὐςείαν εἰς πῦρ μεταβάλλειν οἷον 
εἰς ς«πέρμα καὶ πάλιν ἐκ τούτου τοιαύτην ἀποτελεῖεθαι τὴν δια- 
xöcuncıv, οἵα τὸ πρότερον ἦν. καὶ τοῦτο τὸ δόγμα τῶν ἀπὸ τῆς 
αἱρέςεως oi πρῶτοι καὶ πρεςβύτατοι προεήκαντο Ζήνων τε καὶ 
Κλεάνθης καὶ Χρύειππος. 16 

hoc frg. tradit Euseb. PE XV 18 cum hoc lemmate ὅπως οἱ Crwixol 
περὶ τῆς τοῦ παντὸς ἐκπυρώςεως boEdZovav 4 post πάντων addit καὶ 
ἑξῆς ἐπάγει (sc. Aldunoc): hanc lacunam ex fr. 28 suplendam esse censet 
Diels 10 ápécke —. 13 πρότερον fjv etiam Stob. (I 20, 1 p. 171, 1 
Wachsm.) servavit nonnullis depravatis, quae omitto 11 εἰς πῦρ ner. — 
ςπέρμα᾽ μετ. — «πέρμα τὸ πῦρ Stob. 12 τοιαύτην Stob. Diele‘ αὐτὴν Eus. 

[Philo] v. ἀφθ. xöcuou p. 255, 8 B. qncv ὁ Χρύειππος τὸ 
ἀναςτοιχειῶςαν τὴν διακόςμηςειν eic αὑτὸ πῦρ τοῦ μέλλοντος ἀπο- 
τελεῖςθαι κόςμον ςπέρμα εἶναι. 

Aet. II 4, 13 (p. 332b 8 Diels — Stob. I 20, 1 p. 171, 13 
Wachsm.) de Platone et Stoieis(?): [καὶ] oi φάμενοι δὲ τὴν δια- 
κόςμηειν αἰώνιον ὑπάρχειν περιοδευτικοὺς εἶναί @acı χρόνους, 
καθ᾽ οὗς κατὰ ταὐτὰ καὶ ὡςαύτως γίγνεςθαι πάντα καὶ τὴν αὐτὴν 
διαςῴζεςθαι τοῦ κόςμου διάταξίν τε καὶ διακόςμηειν. 6 

2 xai del. Heeren 4 ταὐτὰ Heeren: ταῦτα αὐτὴν Diels: αὐτοῦ 


17 Λέγουςει δὲ κόςμον τριχῶς αὐτόν TE τὸν θεὸν τὸν ἐκ τῆς 
Tácnc οὐείας ἰδίως ποιόν, ὃς δὴ ἄφθαρτός écri καὶ ἀγέννητος 
δημιουργὸς ὧν τῆς διακοςμήςεως κατὰ χρόνων ποιὰς περιόδους 
ἀναλίεκων εἰς ἑαυτὸν τὴν ἅπαςαν οὐςείαν καὶ πάλιν ἐξ ἑαυτοῦ 
γεννῶν᾽ (188) καὶ αὐτὴν δὲ τὴν διακόςμηςιν τῶν ἀςτέρων κόεμον 5 
εἶναι λέγουςει᾽ καὶ τρίτον τὸ εὐυνεςτηκὸς ἐξ ἀμφοῖν. καὶ ἔςτι 
κόεμος ὃ ἰδίως ποιὸς τῆς τῶν ὅλων οὐείας ἢ (ὥς qna Ποεει- 
δώνιος ἐν τῇ μετεωρολογικῇ «ςτοιχειώςει) cócrua ἐξ οὐρανοῦ 
καὶ τῆς καὶ τῶν ἐν τούτοις φύςεων ἢ cücrpua ἐκ θεῶν καὶ ἀν- 


46* i 





" τῶν ὀςτῶν xol τῶν νεύρων, 
P^ P urne τοῦ fyreuovixob. . . 


u Dil 
mr 257.5 81 (p. 465, 14 Diels, Stob. I 21, 5 p. 184,18 
Ar. Di χρυάίππου. κόςμον δ᾽ εἶναί pncıv ὁ Χρύειππος 
4. we οὐρανοῦ καὶ τῆς καὶ τῶν ἐν τούτοις φύςτεων ἢ 
ey καὶ ἀνθρώπων εύςτημα καὶ ἐκ τῶν ἕνεκα τούτων 
τὸ ἐν των. λέτεται δ᾽ ἑτέρως xócuoc ὁ θεός, καθ᾽ Bv fj δια- 
,TET?".- yiverar καὶ τελειοῦται. τοῦ δὲ κατὰ τὴν draxöcunav 
ron κόςμου τὸ μὲν εἶναι περιφερόμενον περὶ τὸ μέςον τὸ 
δ᾽ ὑπομένον" περιφερόμενον μὲν τὸν αἰθέρα ὑπομένον δὲ τὴν 
γῆν καὶ τὰ ἐπ’ αὐτῆς ὑγρὰ καὶ τὸν ἀέρα. τὸ γὰρ τῆς πάκης 
οὐκίας πυκνότατον ὑπέρειςμα πάντων εἶναι κατὰ φύειν ὄνπερ 
τρόπον ἐν ζῴψ τὰ ὀςτέα, τοῦτο δὲ καλεῖςθαι τῆν... 
δ δ᾽ ἑτέρως Krische: δ᾽ ἕτερος vel δεύτερος codd. item a Chry- 


3 * om. Did. καὶ ΤΙ. 


LIBER II 
Vol. Herc. coll. alt. V p. 22—25 
19 ὅμοια τὸν ol(xeiov? ζώιων Ms ΜΩΝΖ κα 4 xol tor 
. τ ποι. μίω - δ" M 
DEM TE a 
ἐν τῶ(ι mp)öc ὅμο (ke) coa ya μαλλίόν Ten 
5 κατ᾽ ἐπακολ(ούθηειν οἷ- 11 ἀλλὰ bà 12 κεῖῖντο 13,13 
μαι vivecóm ........ (ἄλγιλον (r)wà τρόπον — 14 v --α 
μείϑγζονα óvt(a 
τον ἀςθιοτίερ « m 
τῶ)ν Aoro- ἡμῖν, καὶ τὰς v..... ac 2] 
7 μείζονα Vaener 10 οἱ wol | ac ταύτας maplinu?) ἐ- 
1 τ᾽ ἑκατίερα Ι5τῶν 18-calı) | πλιτηδέςτ(ε)ρον ἀνε- 
κα 14 τὸν 16 αἰο(δ .Uv τῆς . op. . οὔμα, 
hi 5 φη(ο)ίν, το m(c)p . w?. oda 
(npa- j Mi ort ἀνερῶν ὦ τὸ mépact 
20 χθέν(τω)ν ὑφ᾽ ἡμῶν pol ε 6/7 γενναίως m —va..r 
καὶ τῶν (ἄγλλων t. aur 11 een τῇ μεῖς ie 
τῶν, δι᾽ (ὧ)ν τοιαύ(της m 14-ς ἣν 1δ c0..nc 
1 πραχθέντων Vsener 2 ἄλλων 





.- 
PL 


Chrysippea. 111 
. IV χων Vs. 10 αὐτὸ vel τοῦτο 12 aA 
22 -wv τὴν δι᾽ αὐτοῦ τγένε- 1δμ 14 T-vev 16 με 
ειν, αὐτῶν ἀποεημαι- VI 
vóvru(v μ)ὲν κατ᾽ ἄλ- (τῶν) 24 


λον λόγ(ο)ν, ὡς ἂν εἴ(ποι 
5 τις παρ)ὰ τὰς ὥραί(ε. 
πα. μίαν. 
E)kAcımv nA 
. oV .. (Ourfipa εἶναι 
Φί(λιον) καὶ zéviov . 
10 πον... καὶ ἄλλως 
πως νομι)εθῆ(ναι 
αὐτόν. ἀκο)λούθῳ(ς 
δὲ τούτοις) τοῖς (δόγ- 
pac ...)v ὅοοι.. 


disputatur de Iove, cf. [Arist.] 
de mundoc.7 4 ἂν εἴποι Vs. 6—8 
fort. παρὰ uía* θ᾽ ἡμέραν ἑκάςτην 
ἥλιον (?) καὶ 8 τὸν Ala Vs. 9 
(xal) Φ. Vs. 


V 


23 τ᾽ αὐτοῦ καταπαύων τὸν 
λόγον. δεῖ τὰρ διειλη- 
φέναι πρῶτον μέν, εἰ 
οὐκ ἐνδέχ(ε)ται φύειν ἄλ- 

δ λην) εἶναι καὶ ἄλλονί(ς 
κ)όςμους, (δι)ότι οὗτος 
ὃ κό(εμος) κατ(έο)τη (rfj 
φ)ύςει ἀνε(λ)λιπῶς ἀπέ- 
χων πάντ(α) rà (ὄν)τα, 

10 τὴν (α)ὐτίήν τε) Kali (α)ὐτὸ 

τὸ παρὰ φύειν» --ε, 

. . . Ón(o)vo(ta 
contra Epicurum disputat. κατα- 


παύων᾽ cf. Demetr. περὶ ποιημάτων 
col. 88 (p. 31): ᾿καθάπερ τὸ πρῶ- 


μὲν καθ᾽ ὅλου δεκτικῶν 
ὄντων ἀρετῆς, οὐ κα- 
κίας, τῶν δ᾽ εὐαναλή- 
πτῶς πίρὸ)ς αὐτὴ(ν ἔ)χ(ό)ν- 
Tuv, ἐὰν μὴ τύχ(ωςι)ν δ 
ἤδη ἔχοντες π. .. λαι 

.., εἰ φ(ύ)εεως (xa8)(6»- 
λ)ου ταῦτα διειληφέναι 
n)pochkev * ὅτι T(E) τῶν 
xa)0” αὑτὰ (ὄνγτων emac.. 10 
.. 0v ἀπί(οτ)ελεςτικὰ 
.. δὲ Kali) ... va. 

de re cf. praef. p. 699 3/4 δὲ 
κἂν ἀλήπτως Vs. 6/7 "(po 
arl(pec)eı Vs. 7 καθόλου Vs.: 
€|.OY 10 καθ᾽ αὑτὰ ὄντων Vs. 


10/1 fort. émapxiuv — 12 τὰ δὲ xal 
Vs. dva)vka(ta Diels 


VII 
... V), ἐὰν τὰ Ón(oja (ἐπ)ὴι- 25 
γένηται (π)ρονοίαι, (W?)c 
ὃ.. ς πρ(ό)νοια τα(ὐτ)ά᾽ 
.w κεῖςθα(ι) δὲ ἐ(πελ- 
θεῖν ἀρχομένους ἀ(π)ὸ δ 
τῶν (ψ)υχῶν καὶ τῶν 
φύςεων, καθά(περ) ἐ(να)ρ- 
χόμενος (εἶπα, ῥηθήςε- 
tafı) δέ τι περὶ τούτων 
καὶ ἐν τοῖς ἐχομένοις, 10 
τόπον δ᾽ αὐτοῦ κατα- 
--ον 
4 fort. (Ὡνγω 6 κα(ὶ τῶν Ve.‘ 


τον αὐτοῦ xaranaucw τὴν γρα(φήν)᾽. | KANON 8 εἶπα, . ῥηθήςεται Ve. 
7 xaréct τῇ Diels. 8 ἀνελλιπῶς = | 11 αὐτοῦ᾽ sc. mundi 12 -cth- 
Avendeintwc 8/9 ATTEXON- ἀντέ- | couev? 
(VIII) 
Χρυςείππου 


π(ε)ρὶ προνοίας 
Β 


χ... 


112 Alfredus Gercke: 


LIBER IV 


Gellius noct. att. VII 1, 1: quibus non videtur .mundus26 
dei et hominum causa institutus neque res humanae providentia 
gubernari, gravi se argumento uti putant, cum ita dicunt “si eeset 
providentia, nulla essent mala': nihil enim minus aiunt providentiae 

5 congruere, quam in eo mundo, quem propter homines fecisse dicatur, 
tantam vim esse aerumnarum et malorum. adversus ea Chrysippus 
cum in libro περὶ προνοίας quarto dissereret *nihil est prorsus 
istis" inquit “insubidius, qui opinantur bona esse potuisse, si non 
essent itidem mala. nam cum bona malis contraria sint, utraque 

10 necessum est opposita inter sese et quasi mutuo adverso quaeque 
fulta nisu consistere: nullum adeo contrarium est sine contrario 
altero. quo enim pacto iustitiae sensus esse posset, nisi essent in- 
iuriae? aut quid aliud iustitia est quam iniustitiae privatio? quid 
item fortitudo intellegi posset nisi ex ignaviae appositione, quid con- 

15 tinentia nisi ex intemperantiae? quo item modo prudentia esset nisi foret 
contraria imprudentia? proinde, inquit, "homines stul&i cur non hoc 
eliam desiderant, ut veritas sit et non sit mendacium? namque iti- 
dem sunt bona et mala, felicitas et infortunitas, dolor et voluptas: 
alterum enim ex altero, sicut Plato ait, verticibus inter se contrariis 

30 deligatum est: si tuleris unum, abstuleris utrumque. 

1—6 locuntur adversarii (Epicurei?); de re cf. Zeller III 15 p. 898 sq. 
et 506, 1, de Chrysippi doctrina ibid. p. 172 6 Chrysippus : ut in |. 
περὶ φύςεεως (Plut. de com. not. cap. 18—15, de Stoic. rep. 35). 9.4 
dem Lact. epit. inst. div. c. 29: sbidem 16 contraria Lact.: conira 


18 infortunitas: importunitas Lact. 19 Plato Phaed. p. 60 B 20 de- 
licatum cod. mel. Gellii, tuleris: abs- vel sus-tuleris Diels 


Plut. de comm. not. c. 16 p. 1066 D: πολὺς μὲν ὁ ψελλιεμὸς 27 
αὐτῶν (τῶν (τωικῶν), τέλος δὲ τὴν μὲν φρόνηςιν ἐπιςτήμην 
ἀγαθῶν καὶ κακῶν οὖςαν {τῶν κακῶν ἀναιρεθέντων» παντάπαειν 
ἀναιρεῖςθαι λέγουςειν᾽ ὧς δὲ ἀληθῶν ὄντων ἀδύνατον μὴ καὶ ψευδῆ 

5 τινα εἶναι rrapamncíuc, οὕτω προςήκειν ἀγαθῶν ὑπαρχόντων καὶ 
κακὰ ὑπάρχειν. 


8 τῶν κακῶν ἀναιρεθέντων ** xal volgo, κακῶν μὴ ὄντων (ἀναιρεθέντων 
Duebner) ὅλως καὶ Wyttenbach — 4 u^ μὴ οὐ Rasmus 5 οὕτω προεήκειν 
γε." οἷον προςεήκει Duebner, olovrar mpochkeıv Madvig, οὕτω προεήκει 


Gell. noct. att, VII 1, 7: idem Chrysippus in eodem2 
libro tractat consideratque dignumque esse id quaeri putat, εἰ αἱ 
τῶν ἀνθρώπων νόςοι κατὰ φύειν γίνονται, id est naturane ipsa 
rerum vel providentia, quae compagem hanc mundi et genus homi- 

5 num fecit, morbos quoque et debilitates et aegritudines corporum, 
quas patiuntur homines, fecerit. existimat autem non fuisse hoc 
principale naturae consilium, ut faceret homines morbis obnoxios: 
numquam enim hoc convenisse naturae auctori parentique omnium 
rerum bonarum. “sed cum multa? inquit “atque magna gigneret 


Chrysippea. 113 


pareretque aptissima et utilissima, alia quoque simul adgnata sunt 10 
incommoda his ipsis, quae faciebat, cohaerentia; neque ea per na- 
turam sed per sequellas quasdam necessarias facta dicit, quod ipse 
appellat κατὰ παρακολούθηςειν. “sicut” inquit “cum corpora homi- 
num natura fingeret, ratio subtilior et utilitas ipsa operis postulavit, 
ut tenuissimis minutisque ossiculis caput compingeret. sed hanc 15 
utilitatem rei maiorem alia quaedam incommoditas extrinsecus con- 
secuta est, ut fieret caput tenuiter munitum et ictibus offensionibus- 
que parvis fragile. proinde morbi quoque et aegritudines partae 
sunt, dum salus paritur. sicut hercle" inquit 'dum virtus homini- 
bus per consilium naturae gignitur, vitia ibidem per adfinitatem con- 30 
irariam nata sunt.’ 


8 naturane ipsa * e codd. deter. (natuwram ipsam V); an natura 
ipsa Otho, si natura ipsa volgo 6 existimat: imperitia Gellii ex hac 
vocula elucet; nimirum id quod sequitur neque Chrysippus neque quis- 


quam non comprobat 11 neque Gronov: eaque meque Hertz, eaque 
codd., eaque non volgo 18 κατὰ παρακολούθηςιν dicit secutus Epi- 


curum; alibi ἐπακολουθεῖν praeoptat 16 maiorem Eussner: maioris 
20 ibidem, sc. apud homines: stidem volgo 


29 Plut. de rep. Stoic. c. 21 (p. 1044 E): Chrysippus inducitur 
τὴν μὲν πρόνοιαν ἐγκωμιάζων ἰχθῦς καὶ ὄρνιθας καὶ μέλι καὶ οἶνον 
παρακςκευάςακςαν.. 


30 Quamquam its sit, ut ratione quadam necessaria et principali 
coacta atque conexa sint fato omnis, ingenia tamen ipsa mentium 
nostrarum proinde sunt fato obnoxia, ut proprietas eorum est ipsá 
et qualitas. nam si sunt per naturam primitus salubriter utiliterque 
ficta, omnem illam vim, quae de fato extrinsecus ingruit, inoffensius 5 
tractabiliusque transmittunt; sin vero sunt aspera et inscita et 
rudia nullisque artium bonarum adminiculis fulta, etiam si parvo 
sive nullo fatalis incommodi conflictu urgeantur, sua tamen scaevi- 
iate et voluntario impetu in assidua delicta et in errores se ruunt. 
idque ipsum ut ea ratione fiat, naturalis illa et necessaria rerum 10 
consequentia efficit, quae fatum vocatur. est enim genere ipso quasi 
fatale et consequens, ut mala ingenia peccatis et erroribus non 
vacent. 


Gell. noct. att. VII 2, 7. 8 6 Contra ea Chrysippus tenuiter multa 
et argute disserit ; sed omnium fere, quae super ea re scripsit, hwiuscemodi 
sententia est: "quamquam sta sit, inquit , μὲ — vacent? 1 necessario: 
corr. Hertz 5 ficta: facta H. Grotius 6 inscita: insulsa H. Grotius 
12 fatale: confatale Gronov, nescio cur; Chrysippus scripsit tale aliquid: 
κοινῶς γὰρ olov ἐξ εἱμαρμένης παρακολουθεῖ TO... 


31 Sicut lapidem cylindrum si per spatia terrae prona atque de- 
rupta iacias, causa quidem ei et initium praecipitantiae fueris, mox 
tamen ille praeceps volvitur, non quia tu id iam facis sed quoniam 
ita sese modus eius et formae volubilitas habet: sic ordo et ratio 
et necessitas fati genera ipsa et principia causarum movet, impetus s 


714 Alfredus Gercke: 


vero consiliorum mentiumque nostrarum actionesque ipsas voluntas 
cuiusque propria et animorum ingenia moderantur.... 

ibid. 8 11 hwius deinde fere rei exemplo non hercle nimis alieno seque 
inlepido utitur: * sicut, inquit, lapidem — moderantur? 2 fueris Hertz: 
feceris 


“Διὸ καὶ ὑπὸ Πυθαγορείων εἴρηται 32 
γνώςει δ᾽ ἀνθρώπους αὐθαίρετα πήματ᾽ ἔχοντας 


ὡς τῶν βλαβῶν ékácroic παρ᾽ αὐτοὺς γινομένων, καὶ καθ᾽ ὁρμὴν 
αὐτῶν ἁμαρτανόντων τε καὶ βλαπτομένων καὶ κατὰ τὴν αὑτῶν 

5 διάνοιαν καὶ Oéciv.' propterea negat (Chrysippus) oportere ferri 
audirique homines aut nequam aut ignavos et nocentes et audaces, 
qui cum in culpa et maleficio revicti sunt, perfugiunt ad fati neces- 
sitatem tamquam in aliquod fani asylum et, quae pessime fecerunt, 
ea non suae temeritati sed fato esse adtribuenda dicunt. primus 

10 autem hoc sapientissimus ille et antiquissimus poetarum dixit hisce 
versibus: 


.. 


ὦ πόποι, οἷον δή vu θεοὺς βροτοὶ airıdwvran. 
ἐξ ἡμέων γάρ φαει κάκ᾽ ἔμμεναι᾽ οἷ δὲ καὶ αὐτοὶ 
cpficıv ἀταςθαλίῃειν ὑπὲρ μόρον ἄλγε᾽ ἔχουειν. 
ibid. 8 12 sq. infert deinde (Chrysippus) verba haec his quae dizi con- 
> διὸ — Exoucıv. 8 παρ᾽ αὐτοὺς Mullach: παρ᾽ αὐτοῖς 
4 αὑτῶν x* αὐτῶν ὅ OCav: fort. διάθεειν Vaener ὅ---10 talia ad- 
 versarii excolebant ut Alexander cap. 7 p. 200. 6 aut ignavos et wo- 


eentes: fort. et ignavos aut nocentes 10 dixit: audi reprehendit 
19—14 Hom. Od. a 32—84 cf. frg. 99 


Fatum eet . . sempiterna quae- Einapuevnv (εἶναι) φυεικήν 32 
dam et indeclinabilis series rerum τινὰ εύνταξιν τῶν ὅλων ἐξ ἀι- 
et catena volvens semetipsa 8030 δίου τῶν ἑτέρων τοῖς ἑτέροις 
et inplicans per aeternos conse- ἐπακολουθούντων καὶ μεταπο- 

5 quentiae ordines, ex quibus apta λουμένων ἀπαραβάτου οὔςης τῆς 
nexaque est. τοιαύτης ἐπιπλοκῆς. 
ibid. $ 1sq. fatum, quod εἱμαρμένην Graeci vocant, ad hanc ferme 
sententiam. Chrysippus Stoicae princeps philosophiae definit "fatum — est’. 
8 2 ipsa autem verba Chrysippi quantum valui memoria ascripss, μέ si 
cui meum istud interpretamentum videbitur esse obscurius, ad ipsius verba 
animadvertat. in libro enim περὶ προνοίας quarto εἱμαρμένην esse 
dicit "guarııv — ἐπιπλοκῆς᾽. 
8 sese: im se Gronov. fort. ‚ex 4 MEATIOAYMENQN : μεταπο- 
se Otho Aouuevwv Kumanudes vel Egger, 
ἐπιπλεκομένων Zeller IV? 157, 2, fort. 
μὴ ἀπολυομένων Vsener 


Chrysippea. 715 


ΠΕΡῚ EIMAPMENHC 
LIBER I 


34 Cie. de fato 17, 39: Ac mihi quidem videtur, cum duae sen- 
tentiae fuissent veterum philosophorum, ... Chrysippus tamquam 
arbiter honorarius medium ferire voluisse, sed adplicat se ad eos 
potius qui necessitate motus animorum liberatos volunt; dum autem 
verbis utitur suis delabitur in eas difficultates, ut necessitatem fati 5 
confirmet invitus, 

ib. 9, 20: At qui introducunt causarum seriem sempiternam, 
ii mentem hominis, voluntate libera spoliatam, necessitate fati de- 
vinciunt. 3 
2 4: Ki) codd., quod fort. tenendum 


35 Diogenian. fr. 1, 2: (Χρύειππος) ἐν τῷ πρώτῳ περὶ εἷμαρ- 
μένης βιβλίῳ βουλόμενος δεικνύναι τὸ δὴ ᾿πάνθ᾽ ὑπ᾽ ἀνάγκης 
καὶ τῆς εἱμαρμένης κατειλῆφθαι᾽ μαρτυρίοις ἄλλοις TÉ Tıcı χρῆται 
καὶ τοῖς οὑτωςὶ παρ᾽ 'Ourpu τῷ ποιητῇ Aerouévoic 

“ἀλλ᾽ ἐμὲ μὲν κὴρ 5 
ἀμφέχανε cruveprj, ἥπερ λάχε τεινόμενόν mep? 
καὶ “ὕετερον αὖτε τὰ πείςεται, Acca οἱ alca 
γεινομένῳ ἐπένηςε λίνῳ, ὅτε μιν τέκε μήτηρ᾽ 
καὶ “μοῖραν δ᾽ οὔ τινά φημι πεφυγμένον ἔμμεναι ἀνδρῶν". 
add. ibid. v. 22 Chrysippum censere πάντα καθ᾽ εἱμαρμένην τγίνεεθαι. 
5I.V378 7IMY127 9 Il. Z 488 


36 Alex. de an.* II p. 140 Or.: (τὸ καθ᾽ εἱμαρμένην) ὡς ἀναγκαῖόν 
T€ εἶναι xai ἀπαράβατον κατὰ τὸν ποιητὴν τὸν λέγοντα᾽ 
μοῖραν δ᾽ οὔ τινά φημι πεφυγμένον ἔμμεναι ἀνδρῶν, 
οὐ κακὸν οὐδὲ μὲν ἐεθλόν, ἐπὴν τὰ πρῶτα τένηται. 
8/4 Hom. Il. Ζ 488 sq. 


37 Plut. de rep. Stoic. c. 34 p. 1050B: ὅτι δ᾽ “A κοινὴ φύεις 
καὶ ὃ κοινὸς τῆς φύςεως λόγος εἱμαρμένη καὶ πρόνοια καὶ 
Ζεύς᾽ écriv, οὐδὲ τοὺς ἀντίποδας λέληθε᾽ πανταχοῦ γὰρ ταῦτα 
θρυλεῖται ὑπ᾽ αὐτῶν᾽ καὶ 

“Διὸς δ᾽ ἐτελείετο βουλὴ 
τὸν “Ὅμηρον εἰρηκέναι pneiv ὀρθῶς ἐπὶ τὴν εἱμαρμένην àvapé- 
povra καὶ τὴν τῶν ὅλων φύειν, καθ᾽ fjv πάντα διοικεῖται. 


fragmentum rectius libro I περὶ φύςεως adtribuitur 4 αὐτῶν᾽ 
Stoicorum 5 Hom. Il. A5. add. schol. Διὸς βουλὴν οἱ μὲν τὴν einap- 
μένην Anedocav et Plut. de comm. not. c. 34 


38 ibid. c. 47 p. 1056 B ... τὸν μὲν “Ὅμηρον ὑπερφυῶς ἐπαι- 
vei περὶ τοῦ Διὸς AMéyovra: 


* A est Aldina prior (omnia Themistii opera Alexandri Aphr. libri 
duo, Venetiis 1534) 


116 Alfredus Gercke: 


“τῷ ἔχεθ᾽ ὅττι κεν ὕμμι κακὸν πέμπῃςιν ἑκάςτῳ᾽ 
ἢ ἀγαθόν, καὶ τὸν Εὐριπίδην 
δ “ὦ Ζεῦ, τί δῆτα τοὺς ταλαιπώρους βροτοὺς 
φρονεῖν λέτοιμ᾽ dv; coÓ γὰρ ἐξηρτήμεθα 
δρῶμέν τε τοιάδ᾽, Av εὑ τυγχάνῃς φρονῶν᾽. 
αὐτὸς δὲ (Χρύειππος) πολλὰ τούτοις ὁμολογούμενα γράφει, τέλος 
δέ pnc “undev ἔχεςθαι μηδὲ κινεῖςθαι μηδὲ τοὐλάχιετον ἄλλως 
10 ἢ κατὰ τὸν τοῦ Διὸς λόγον, ὃν τῇ εἱμαρμένῃ τὸν αὐτὸν eivaı’... 
τὴν δ᾽ εἱμαρμένην αἰτίαν ἀνίκητον καὶ ἀκώλυτον καὶ ἄτρεπτον 
ἀποφαίνων αὐτὸς Ἄτροπον καλεῖ καὶ ᾿Αδράςτειαν καὶ ᾿Ανάγκην 
καὶ Πεπρωμένην ὡς πέρας ἅπαειν ἐπιτιθεῖςαν. 


3 Il. Ο 109 4 ἢ ἀγαθόν Chrys. addidit — 5 Eur. Supl. 784—786 
6 λέγοιμ᾽ ἂν Chrysippus: Aéfouct Eur. 7 ἂν có τυγχάνῃς Eur.: ἃ (ἃ ve 
DL IX 71) c τυγχάνεις Plut. φρονῶν Plut. vel Chrys.: θέλων Eur. 


August. d. c. d. V 8 (Cic. de fato frg. 3) illi quoque versus 39 
Homerici huic sententiae suffragantur, quos Cicero in Latinum vertit: 


*tales sunt hominum mentes, quali pater ipse 
Iuppiter auctiferas lustravit lumine terras' 


5...quoniam Stoicos dicit vim fati asserentes istos ex Homero versus 
solere usurpare..., quid sentiant esse fatum apertissime declaratur, 
quoniam lovem appellant, quem summum deum putant, a quo co- 
nexionem dicunt pendere fatorum. 
8|4 Od. c 136 sq. 


schol. ad Hom. Il. Y 197: τὸν τοῦ παντὸς λόγον Ζῆνα καλεῖ, 40 
ἐπεὶ τοῦ ζῆν αἴτιος, Δία δὲ ἐπεὶ διὰ τοῦτον τὰ πάντα, Aicav 
δὲ παρὰ τὸ δαίω τὸ μερίζω, καὶ Μοῖραν καὶ εἱμαρμένην παρὰ 
τὸ μείρω: Πεπρωμένην ὅτι πάντας εἰς πέρας ἄγει" Λάχεειν δὲ 

δ παρὰ τὸ ἕκαςτον λαγχάνειν ἃ μέλλει πείςεςθαι᾽ Πρόνοιαν δὲ δι᾽ 
ὧν εὐρύοπα καλεῖ αὐτόν: τῆς δὲ ᾿Ανάγκης ἀπαραβάτου αἰτίας 
οὔςης φηεὶν “ἀναγκαίη γὰρ ἐπείγει᾽ (Od. τ 73): Τύχην δὲ οὐδ᾽ 
ὅλως οἶδεν ὁ ποιητής, εἰ μὴ τὰ ἀπὸ ταύτης ὡς τὸ ᾿τύχε κατὰ 
crepávnc? (Il. Η 11j2). 

Laert. Diog. VII 149: καθ᾽ εἱμαρμένην δέ paci τὰ πάντα 4] 
γίνεεθαι Χρύειππος ἐν τοῖς περὶ εἱμαρμένης καὶ Tloceıdwvioc.. 
καὶ Ζήνων (Βοηθὸς δὲ .. .)}" Ecrı δ᾽ εἱμαρμένη αἰτία τῶν ὄντων 
εἰρομένη ἢ λόγος, MUB’ ὃν ὁ κόςμος διεξάγεται. 

4 διεξάγεται᾽ cf. Plut. de fato 1: νόμος ἀκόλουθος τῇ τοῦ παντὸς 
φύςει, καθ᾽ ὃν διεξάγεται τὰ γιγνόμενα 


Nemes. cap. 37 (p. 143) ... fj εἱμαρμένη εἷρμός τις οὖκα 49 
αἰτιῶν ἀπαράβατος (οὕτω γὰρ αὐτὴν οἱ (τωικοὶ ὁρίζονται), τοῦτ᾽ 
Ecrı τάξις καὶ ἐπιεύνδεεις ἀπαράλλακτος. 

Alex. de fato* c. 2 (p. 6 0.) Ὅοοι μὲν γὰρ αὐτῶν πάντα 








* V est cod. Venetus saeculi X ab Ivone Bruns conlatus atque benigne 
mecum communicatus, A est Aldina prior. 


Chrysippea. - 111 


καθ᾽ εἱμαρμένην τγίνεςθαι λέγουςειν, τὴν εἱμαρμένην ὑπολαμβά- 
vouciv ἀπαράβατόν τινα αἰτίαν εἶναι καὶ ἀναπόδραςτον. 

18 Cic. de div. 155, 125: Fieri igitur omnia fato ratio cogit fateri; 
fatum autem id appello, quod Graeci εἱμαρμένην, id est ordinem 
seriemque causarum, cum causae causa nexa rem ex se gignat: ea 
est ex omni aeternitate fluens veritas sempiterna. quod cum ita sit, 
nihil est factum quod non futurum fuerit eodemque modo nihil est 5 
futurum, euius non causas id ipsum efficientes natura contineat. 
(126) ex quo intellegitur, ut fatum sit non id quod superstitiose sed 
id quod physice dicitur “causa aeterna rerum, cur et ea quae prae- 
terierunt facta sint et quae instant fiant et quae sequentur futura sint". 

5 fuerit: num fecerit? 9. sequentur Davisius: sequuntur vel secun- 
iur de auctore huius frg. cf. praef. p. 697 

14 Aet. plac. I 27, 2 (p. 322 b 6 Diels; Stob. I 5, 15t. I p. 78, 4 
Wachsm.): ζφΧρύειππος μὴ διαφέρειν τοῦ eiuapuévou τὸ κατη- 
vaykacuevov, (εἶναι δὲ τὴν εἱμαρμένην κίνηςιν ἀίδιον ευνεχῆ καὶ 
τεταγμένην) κατ᾽ ἐπιπλοκὴν τῶν μερῶν ευνηρτημένην. 

2 Χρύειππος supplevit Diels allato Theodoreti loco VI 14 καὶ Χρύ- 
curmoc δὲ ὁ (τωικὸς μηδὲν διαφέρειν εἶπε τοῦ εἱμαρμένου τὸ κατηναγκα- 
«μένον, εἶναι δὲ τὴν εἱμαρμένην xivncv ἀίδιον ευνεχῆ καὶ τεταγμένην 
post κατηναγκαςμένον lacunam significavit Diels, quam Wachsmuth sic 
explevit: τὴν δὲ εἱμαρμένην εἶναι κίνησιν ἀίδιον τῶν ὅλων, quod paulum 
mutavi. 

definitio haec si genuina sumpta est ex vetustiore quodam Chrysippi 
libro, quia cum Zenone mire congruit (δύναμιν κινητικὴν τῆς ὕλης b 10 
Diels); alias differentiam ipse statuit; sed cf. verba Alexandri de fato 
c. 7 (p. 20 O.) énébocav αὑτοὺς τῇ δόξῃ τῇ πάντα ἐξ ἀνάγκης τε καὶ καθ᾽ 
εἱμαρμένην γίγνεςθαι λεγούςῃ. 

15 Diogenian. fr. 2, 16: ἔςτω γὰρ ταύταις ταῖς ἐννοίαις κεχρη- 
μένους τοὺς ἀνθρώπους, καθὼς αὐτὸς ἐτυμολογεῖ, τὰ ὀνόματα 
τεθεῖςθαι τὰ ἐκκείμενα δοξάζοντας τὸ πάντα κατειληφέναι τὴν 
εἱμαρμένην καὶ ἀμεταθέτους εἶναι τὰς ἐξ αἰῶνος προκαταβεβλημέ- 
νας ἐν πᾶει τοῖς oUcí TE καὶ γιγνομένοις αἰτίας. δ 


8 ἐκκείμενα J: ἐγκείμενα G: verba non insunt cogitationibus 8 τὸ 
Vsgener: τὰ 4 προκαταβεβλημένας J, Vigeri margo* προκατειλημμένας 


16 ibid. 1. 1: Τεκμήριον δὲ καὶ ἄλλο lcyupóv φέρειν Χρύειππος 
οἴεται τοῦ ἐν ἅπαςειν εἱμαρμένην᾽ τὴν θέειν τῶν τοιούτων ὀνο- 
μάτων᾽ τήν τε γὰρ πεπρωμένην ᾿ πεπεραςμένην᾽ τινά onav εἶναι 
καὶ ευντετελεςμένην διοίκηςιν τήν τε εἱμαρμένην “elpouevnv’ τινὰ 
εἴτε ἐκ θεοῦ βουλήςεως εἴτε ἐξ ἧς δή ποτ᾽ οὖν αἰτίας. ἀλλὰ 5 
καὶ τὰς Μοίρας ὠνομάςεθαι ἀπὸ τοῦ καταμεμερίεθαι καὶ κατα- 
νενεμῆςθαί τινα ἡμῶν ἑκάςετῳ (οὕτω δὲ καὶ τὸ χρεὼν εἰρῆςθαι 
τὸ ἐπιβάλλον KM καθῆκον κατὰ τὴν εἱμαρμένην): τόν τε ἀριθ- 
μὸν τῶν Μοιρῶν τοὺς τρεῖς ὑποβάλλει χρόνους, ἐν οἷς κυκλεῖ- 
ται τὰ πάντα καὶ δι᾽ ὧν ἐπιτελεῖται, καὶ Λάχεειν μὲν κεκλῆςθαι 10 
παρὰ τὸ λαγχάνειν ἑκάςτῳ τὸ πεπρωμένον, Ἄτροπον δὲ κατὰ 
τὸ ἄτρεπτον καὶ ἀμετάθετον τοῦ μεριςμοῦ, Κλωθὼ δὲ παρὰ τὸ 


σι 


σι 


15 


118 Alfredus Gercke: 


ευγκεκλῶςθαι xal ευνείρεςθαι τὰ πάντα καὶ μίαν αὐτῶν τεταγμέ- 
γην τινὰ εἶναι διέξοδον. 


2 τοῦ ἐν &. εἱμαρμένην G, audi εἶναι" τῆς ἐν ἅ. εἱμαρμένης volgo δ ἧς 
δὴ ποτοὺν G, οἱαςδήποτε Theodoret. p. 87, 2 1 χρεὼν : xpeuv παρὰ 
τὸ χρέος Theodoret. χρεὼν κατὰ τὸ χρέος Zeller IV: 161, 2, {τὸν χρόνον 
xarà» τὸ χρεὼν Heine, Stoic. de fato doctr. p. 32, 1 9 κυκλεῖται᾽ 
κεκλεῖται G 10 Adyecav G 19 ἄτρεπτον᾽ ἀμετάτρεπτον G X dyerá- 
6crov cod. J* ἀμετάβατον G (ἢ) Theodoret. 14 διέξοδον: δόξαν Theod. 


"O τε γὰρ τῶν Μοιρῶν ἀριθμὸς καὶ τὰ ὀνόματα αὐτῶν xoi 
ὁ τῆς Κλωθοῦς ἄτρακτος καὶ τὸ ἐπειλημένον αὐτῷ νῆμα καὶ τὸ 
ἐπίκλωςμα τούτου, καὶ Óca ἄλλα τοιαῦτα λέγεται ἐν ἐκείνοις, ἐν- 
δείκνυται τὸ ἀπαράβατον καὶ ἐξ αἰῶνος καθῆκον τῶν αἰτίων, óca 
οὑτωςὶ κατηνάγκαςται γτενέςθαι καὶ Öca ἄλλως ἔχειν κεκώλυται. 

ibid. 1. 51—56; 2 Κλωθοῦς: Κλωθῶ G 5 ἄλλως ἔχειν κεκώλυται" 
cf. frg. 88 

Plut. ei fj. τῶν μελλόντων npöyvwcıc ὠφέλιμος fr. XV 241 
(Stob. Anth. I 5, 19 p. 81 Wachsm.): Τὸ γὰρ εἱμαρμένον ἄτρε- 
πτον καὶ ἀπαράβατον 

“χὥπερ μόνον ὀφρύει νεύςῃ, 
καρτερὰ τούτῳ κέκλωςτ᾽ ἀνάγκα᾽ἢ 

καὶ πεπρωμένη᾽ διὰ τοῦτο τὴν εἱμαρμένην καὶ ᾿Αδράςτειαν καλοῦ- 
civ, ὅτι πέρας ταῖς αἰτίαις ἠναγκαςμένον ἐπιτίθηςιν, ἀνέκφευκτος 
οὖςα καὶ ἀναπόδραετος. 

8 χώπερ --- ἀνάγκα᾽ PLG III* p. 785 fr. adesp. 148 νεύςῃ Meineke: 
veicet 4 κέκλωςτ᾽ Meineke: κέκλωτ᾽ 

Ar. Didym. fr. 29 (p. 465, 1 Diels): καθ᾽ ócov δὲ εἰρομένῳ λότῳ 48 
πάντα διοικεῖ (ὁ Ζεὺς) ἀπαραβάτως ἐξ ἀιδίου, προςονομάζεεθαι 
εἱμαρμένην᾽ "Abpácreiav δέ, ὅτι οὐδὲν Ecrıv αὐτὸν ἀποδιδράεκειν᾽ 
πρόνοιαν δ᾽, ὅτι πρὸς τὸ χρήειμον {προνοεῖ Kai) οἰκονομεῖ ἕκαςτα. 

ut totum fr. Arei.29 ita haec sententia Chrysippo (cf. fr. 17) debe- 


tur. 4 προνοεῖ xal οἰκονομεῖ x* οἰκονομεῖ 
Aet. I 28, 8 (p. 323, 10 Stob. I 5, 15 p. 79, 3 Wachsm );49 
Χρύειππος ... ἐν τῷ δευτέρῳ περὶ ὅρων καὶ ἐν τοῖς περὶ τῆς 


εἱμαρμένης καὶ ἐν ἄλλοις ς«ποράδην πολυτρόπως ἀποφαίνεται 
λέγων “εἱμαρμένη ἐςτὶν ὁ τοῦ κόςμου λόγος ἢ νόμος τῶν ἐν 
τῷ κόςμῳ προνοίᾳ διοικουμένων ἢ Aöyoc, καθ᾽ ὃν τὰ μὲν γε- 
γονότα γέγονε τὰ δὲ τινόμενα γίνεται τὰ δὲ γενηςόμενα γενή- 
cerav. μεταλαμβάνει δ᾽ ἀντὶ τοῦ λόγου τὴν ἀλήθειαν τὴν αἰτίαν 
τὴν φύειν τὴν ἀνάγκην προςτιθεὶς καὶ ἑτέρας óvopacíac ὡς ἐπὶ 
τῆς αὐτῆς οὐείας ταςςομένας καθ᾽ ἑτέρας καὶ ἑτέρας ἐπιβολάς. 


10 μοίρας δὲ καλεῖεθαι ἀπὸ τοῦ κατ᾽ αὐτὰς διαμεριςμοῦ Κλωθὼ καὶ 


Λάχεειν καὶ "Arporov: Λάχεειν μέν, ὅτι ὃν κἌρον λελόγχαειν 
ἕκαςτοι, κατὰ τὸ δίκαιον ἀπονέμεται ἼΑτροπον δὲ ὅτι ἀμετάθετος 
καὶ ἀμετάβλητός écriv Ó καθ᾽ ἕκαςτα διοριςμὸς ἐξ ἀιδίῳν χρόνων᾽ 
Κλωθὼ δέ, ὅτι fj κατὰ τὴν εἱμαρμένην διανέμηεις καὶ τὰ γεννύώ- 
μενα τοῖς κλωθομένοις παραπληςείως διεξάγεται κατὰ τὴν ἐτυμο- 


Chrysippea. 119 


λογικὴν ἐξήγηςιν τῶν ὀνομάτων ἅμα καὶ τῶν πραγμάτων ευμ- 
παριςταμένων εὐχρήςτως᾽. 

idem brevius exhibet Ps.-Plut. plac. phil. usque ad γενήςεται v. 6; 
Stobaeus haec praefixit: Xp. “δύναμιν πνευματικὴν τὴν oüclav τῆς εἷμαρ- 
μένης τάξει ToO παντὸς διοικητικὴν᾽. τοῦτο μὲν οὖν ἐν τῷ δευτέρῳ περὶ 
κόςμου᾽ ἐν δὲ τῷ beurépu περὶ ὅρων eqs. 

2 ὅρων Heeren: ὡρῶν 4 νόμος Plut.: λόγος 9 καθ᾽ Er. xal Er. 
fort. καὶ Er. καθ᾽ ér. 11 ὅτι ὃν κλῆρον Diele: olov κλὴρῳ 12 ἕκαςτοι 
Heeren: Éxacra ἀμετάθετος᾽ ἀμετάτρεπτος Wachsm., sed obstat Dio- 
geniani ἄτρεπτον καὶ ἀμετάθετον; contra Diela ἄτρεπτος requirit pro dpe- 
τάβλητος. at ἄτροπος nihil tale requirit quale Κλωθώ et Λάχεεις. 

15 κλωθομένοις Meineke: κλωθωμένοις 


30 Chalcid. in Plat. Tim. 8 144: itaque non nulli putant praesumi 
differentiam providentiae fatique, cum reapse una sit: quippe provi- 
dentiam dei fore voluntatem, voluntatem porro eius seriem esse cau- 
sarum; et ex eo quidem, quia voluntas providentia est, porro quia 
eadem series causarum est, fatum cognominatum. ex quo fieri, ut 5 
quae secundum fatum sunt etiam ex providentia sint, eodemque modo 
quae secundum providentiam ex fato, ut putat Chrysippus. 


cf. Nemes. T. q. ἀνθρ. c. 48 p. 166 πρόνοιά ἐςτι βούληεις θεοῦ, δι᾿ 
ἣν πάντα τὰ ὄντα τὴν πρόςφορον διεξαγωγὴν λαμβάνει et frg. 37 


Apul de dogm. Plat. 112... si quid providentia geritur id 
agitur etiam fato, et quod fato terminatur providentia debet suscep- 
ium videri. 

51 Alex. de fato c. 37 (p. 118 O.) Οὐ, πάντα μὲν ἔςτι καθ᾽ εἷμαρ- 
μένην, οὐκ ἔςτι δὲ ἀκώλυτος καὶ ἀπαρεμπόδιςτος fj τοῦ κόςμου 
διοίκηεις, οὐδέ, Ectı μὲν τοῦτο, οὐκ ἔςτι δὲ κόςμος᾽ οὐδέ, ἔςτι 
μὲν κόςμος, οὐκ εἰςεὶ δὲ θεοί᾽ εἰ δὲ εἰςὶ θεοί, εἰεὶν ἀγαθοὶ οἱ θεοί" 
ἀλλ᾽ εἰ τοῦτο, Écriv ἀρετή᾽ ἀλλ᾽ εἰ ἔςετιν ἀρετή, ἔςτι φρόνηεις᾽ 5 
ἀλλ᾽ εἰ τοῦτο, ἔςτιν [f] ἐπιςτήμη ποιητέων τε καὶ οὐ ποιητέων᾽ 
ἀλλὰ ποιητέα μέν écri τὰ κατορθώματα, οὐ ποιητέα δὲ τὰ ἁμαρ- 
τήματα. οὐκ ἄρα, πᾶν μὲν γίνεται καθ᾽ εἱμαρμένην, οὐκ écri δὲ 
ἁμάρτημα καὶ κατόρθωμα. ἀλλὰ τὰ μὲν κατορθώματα καλὰ, τὰ 
δὲ ἁμαρτήματα aicypd, καὶ τὰ μὲν καλὰ ἐπαινετὰ, τὰ δὲ κακὰ 10 
ψεκτά. οὐκ ἄρα, πάντα μέν elcı καθ᾽ εἱμαρμένην, οὐκ Ecrı δὲ 
ἐπαινετὰ καὶ ψεκτά" ἀλλ᾽ εἰ τοῦτο, eiciv ἔπαινοι καὶ ψόγοι. ἀλλ᾽ 
.& μὲν ἐπαινοῦμεν, τιμῶμεν, ἃ δὲ ψέγομεν, κολάζομεν, καὶ ὁ μὲν 
τιμῶν vepoiper, ὁ δὲ κολάζων ἐπανορθοῖ. οὐκ ἄρα, πάντα μὲν 
γίνεται καθ᾽ εἱμαρμένην, οὐκ ἔςτι δὲ γεραίρειν καὶ ἐπανορθοῦν. 15 

6 εἰ ἐςτιν V ex sil.: Ecrıv A 

ib. infra repetit v. 1—8: οὐ, πάντα μέν ἐςτι καθ᾽ εἱμαρμένην, οὐκ 
Ecrı δὲ ἀκιύλυτος καὶ ἀπαρεμπόδιςτος ἡ τοῦ κόεςμου διοίκηεις. 

ad v.5—8 ibid. (p. 120 O.) ᾿Ανθρώπου δὲ ἡ φρόνηεις ἀρετὴ, fi ἐςτιν, ὥς 
qaav, “ἐπιοτήμη ποιητέων τε καὶ οὐ ποιητέων ἐν οἷς γὰρ οἷόν τε (μὴν 
πραχθῆναί τι καὶ τῶν ποιητέων, ἐν τούτοις ἡ τῶν ποιητέων καὶ οὐ ποιη- 
τέων ἐπιοτήμη χώραν ἔχει." " 


1 ἀρετὴς fic V 2 μὴ om. VÀ: fort. cum hoc delenda sunt καὶ 
τῶν ποιητέων, mavult πραχθῆναί τι καὶ μὴ E. Schwartz. 


190 Alfredus Geroke: 


ibid. c. 6 (p. 14 O.): οὐ γὰρ xarà φύειν μὲν ἔςτιν ἄνθρω- 52 
πον ἐξ ἀνθρώπου xai ἵππον ἐξ ἵππου τίγνεςθαι, οὐ καθ᾽ εἷμαρ- 
μένην δέ. 

2 οὐ x. ε. δὲ VÀ: x. e. δὲ ob volgo. 

ibid. c. 36 (p. 116 O.) Εἰ γὰρ μὴ eici τιμαὶ μηδὲ κολάςεις, 5) 
οὐδὲ ἔπαινοι οὐδὲ ψόγοι᾽ εἰ δὲ μὴ ταῦτα, οὐδὲ κατορθώματά TE 
καὶ ἁμαρτήματα᾽ εἰ δὲ μὴ ταῦτα, οὐδὲ ἀρετὴ καὶ κακία᾽ εἰ δὲ 
μὴ ταῦτα, gacıv ὅτι μηδὲ θεοί. 

ibid. e. 34 (p. 106 O.) Λαβόντες γὰρ τὸ ἕκαςτον τῶν cuv-54 
εςτώτων φύςει καθ᾽ εἱμαρμένην εἶναι τοιοῦτον, ὁποῖόν ἐςτι, ὡς 
ταὐτοῦ ὄντος τοῦ τε φύςτει καὶ τοῦ καθ᾽ εἱμαρμένην, προςτιθέαει 
τὸ “οὐκοῦν κατὰ τὴν εἱμαρμένην καὶ αἰςθήςεται τὰ ζῷα καὶ óp- 

5 μήςει. καὶ τὰ μὲν τῶν ζῴων ἐνεργήςει μόνον, τὰ δὲ πράξει τὰ 
λογικὰ, καὶ τὰ μὲν ἁμαρτήςεται, τὰ δὲ κατορθώςει. ταῦτα Yüp 
τούτοις κατὰ φύειν μέν᾽ ὄντων δὲ καὶ ἁμαρτημάτων καὶ κατορ- 
θωμάτων, καὶ τῶν τοιούτων φύςεων καὶ ποιοτήτων μὴ ἀγνοου- 
μένων καὶ ἔπαινοι μὲν καὶ ψόγοι, καὶ KoAdceic καὶ τιμαί" ταῦτα 

10 γὰρ οὕτως ἔχει ἀκολουθίας τε καὶ τάξεως. 


5 uóvov: χρόνον A 9  κολ. καὶ τιμαί V* κολάςεις xal τομαί A, τιμαὶ 
καὶ κολ. volgo 


ibid. c. 35 (p. 110 O0.) Οὐ τὰρ Ecrı μὲν τοιαύτη ἣ einap- 55 
μένη οὐκ Ecrı δὲ πεπρωμένη, (οὐδὲ ἔςτι μὲν πεπρωμένην οὐκ 
Écri δὲ alca, οὐδὲ ἔςτι μὲν alca, οὐκ ἔςτι δὲ νέμεεις, οὐδὲ Een 
μὲν νέμεεις, οὐκ ἔςτι δὲ νόμος, οὐδ᾽ Ecrı μὲν νόμος, οὐκ Écn 

5 δὲ λόγος ὀρθὸς προςτακτικὸς μὲν ὧν ποιητέον, ἀπατγορευτικὸς 
δὲ ὧν οὐ ποιητέον. ἀλλὰ ἀπαγορεύεται μὲν τὰ ἁμαρτανόμενα, 
προςτάττεται δὲ τὰ κατορθώματα. οὐκ ἄρα, ἔςτι μὲν τοιαύτη N 
εἱμαρμένη, οὐκ Écri δὲ ἁμαρτήματα καὶ κατορθώματα ἀλλ᾽ εἰ 
ἔετιν ἁμαρτήματα καὶ κατορθώματα, ἔςτιν ἀρετὴ καὶ κακία᾽ εἰ δὲ 

10 ταῦτα, ἔςτι καλὸν καὶ αἰςχρόν᾽ ἀλλὰ τὸ μὲν καλὸν ἐπαινετὸν, τὸ 
δὲ αἰςχρὸν ψεκτόν᾽ οὐκ ἄρα, ἔςτί μὲν τοιαύτη fj εἱμαρμένη, οὐκ 
ἔςτι δὲ ἐπαινετὸν καὶ ψεκτόν᾽ ἀλλὰ τὰ μὲν ἐπαινετὰ τιμῆς ἄξια, 
τὰ δὲ ψεκτὰ κολάςεως᾽ οὐκ ἄρα, Ecrı μὲν τοιαύτη fj εἱμαρμένη, 
οὐκ ἔςτι δὲ τιμὴ καὶ κόλαςεις, ἀλλ᾽ ἔςτιν μὲν τιμὴ γέρως ἀξίωεις, 

16 ἣ δὲ κόλαςις éravópOucic: οὐκ ἄρα, ἔςτι μὲν τοιαύτη f] εἷμαρ- 
μένη, οὐκ Ecrı δὲ γέρως ἀξίωεις καὶ Erravöpdwcıc. εἰ δὲ ταῦτα, 
ἀπείρηται μὲν εἶναι πάντων γινομένων καθ᾽ εἱμαρμένην κατορ- 
θώματά τε καὶ ἁμαρτήματα, καὶ τιμαὶ καὶ κολάςεις, καὶ γέρως 
á£iucic καὶ ἔπαινοι καὶ ψόγοι. 

λέγουςιν γὰρ “οὐ --- ψόγοι. 1 οὐ γάρ VA’ οὐκ 2 οὐδὲ ἔςτι πε- 
πρωμένη om. VÀ: οὔκ ἐςτι (uév» T. dubitanter Or. 8. οὐδὲ VA et ex 
coniect. Zeller: οὐκ 4 de’ uev V! μὲν ante νόμος A’ o rubr. V, δὲ V! 
4/5 οὐκ Ecrı δὲ Α΄ οὐδ᾽ Ecrıv uév V 16 ei (sic V!, οὐ rubr. V) δὲ τ. 
ἀπείρηται V fort. recte: εἰ δὲ τ. ἀπήρηται A, εἰ δὲ ταῦτα ἀφήρηται 

ibid. c. 36 (p. 114 Ο.) οἱ μὲν νόμοι προςτακτικοὶ μέν eia τῶν ποιη- 


τέων, ἀπαγορευτικοὶ δὲ τῶν οὐ ποιητέων. 
infra ὁ μὲν νόμος προςτακτικός ἐςτι τῶν πρακτέων τε καὶ μή. 


Chrysippea. 121 


56 id. de an. II p. 148 Ο.: ᾿Αλλὰ μὴν ὁμολογεῖται πάντα τὰ 
καθ᾽ εἱμαρμένην γιγνόμενα κατὰ τάξιν καὶ ἀκολουθίαν γίγνεςθαί 
τινα καί τι ἐφεξῆς ἔχειν ἐν αὐτοῖς. ... εἱρμὸν γοῦν αἰτίων φαεὶν 
αὐτὴν εἶναι. 


67 id. de fato c. 23 (p. 72 O): Πάντων τῶν ὄντων αἰτίων τινῶν 
γινομένων τῶν μετὰ ταῦτα καὶ τοῦτον τὸν τρόπον ἐχομένων 
ἀλλήλων τῶν πραγμάτων, τῷ δίκην ἁλύςεως τοῖς πρώτοις cuvnp- 
τῆςθαι τὰ δεύτερα, ὃ ὥςπερ οὐείαν τῆς εἱμαρμένης ὑποτίθενται. 

1 ὧς πάντων: ὥςπερ τῶν A 2 τῶν V post γινομένων om. ἃ 
τοῦτον τὸν τρόπον VA τούτψ τῷ τρόπῳ 


58 ibid. c. 25 (p. 78 O.): Θαυμάςειεν ἄν τις αὐτοὺς τὴν τῶν 
αἰτίων ἀπόδοςειν τοῦτον ποιουμένους τὸν τρόπον, ὡς ᾿ ἀεὶ τὸ πρῶ- 
τον γεγονὸς αἰτιᾶςθαι τοῦ μετὰ τοῦτο καὶ ποιεῖν éricóvbeciv τινα 
καὶ cuvexeiav τῶν αἰτίων᾽, καὶ ταύτην τοῦ ᾿μηδὲν ἀναιτίως γί- 
νεςθαι᾽ φέρονται τὴν αἰτίαν. 

2 αἰτίων Caselius: ἰςθμίων VA 4 τοῦ VA, C. Orelli: τὸ 


59 ibid. Πᾶν τὸ ἑπόμενόν τινι ἐξ ἐκείνου τὴν αἰτίαν τοῦ εἶναι 
ἔχειν καὶ πᾶν τὸ προηγούμενόν τινος αἴτιον ὑπάρχειν ἐκείνῳ. 
πῶς γὰρ οὐ φανερῶς τὸ λέγειν ψεῦδος "πᾶν — Exeivw’; 


ibid. (p. 80 Ο.): Ἐπ᾿ ἄπειρον εἶναι τὰ αἴτια καὶ τὸν εἱρμὸν 
αὐτῶν καὶ τὴν émicóvbecv, ὧς μήτε πρῶτόν τι εἶναι μήτε 
ἔεχατον. 
πῶς γὰρ οὐκ ἄτοπον τὸ λέγειν “ἐπάπειρον (sic V) — Ecxarov’; τὸ γὰρ 
“μηδὲν εἶναι πρῶτον αἴτιον ᾽ λέγειν κτλ. 
ibid. infra. Οὐκ ἔςτι δὲ κατ᾽ αὐτοὺς ἐν τοῖς αἰτίοις τὸ πρῶτον. 


60 ibid. e. 24 (p. 76 O.): τοῖς πρώτοις γενομένοις .. ἐξ ἀνάγκης 
ἕπεςθαι τὸ αἰτίοις φύςει ὀφείλειν γίνεςθαι. 

ἂν γὰρ naucduevor τῆς *óAóceuc (ἀναλύςεως VA) τῶν αἰτίων ᾽᾿ καὶ τοῦ 

“ τοῖς T. Y.’ λέγειν “ἐξ --- γτίνεςθαι᾿ dic ἐν τῇ οὐςείᾳ αὐτῶν τὸ αἴτιον περι- 


€xouctv κτλ. 2 φύςει Bruns: grid. V, qnclv £, τιεὶν (et ὄφειλον) cum 
codd. det. Or. 


61 ibid. c. 23 (p. 72sq. O.): Τῶν τέκνων οἱ πατέρες αἴτιοι, 
καὶ δεῖ κατ᾽ οἰκειότητα τὰς αἰτίας ἀπαιτεῖν, ὧς ἀνθρώπου μὲν 
ἄνθρωπον αἴτιον εἶναι, ἵππου δὲ ἵππον. 
τς & γὰρ “τῶν — ἵππον᾽, τίνος αἴτιοι τῶν μετ᾽ αὐτοὺς οἱ τὴν ἀρχὴν 
μηδὲ γήμαντες; de re cf. fr. 141 


62 ibid. (p. 74 O.): ὋὉ μὲν φλοιὸς ἐν τοῖς φυτοῖς ἕνεκα τοῦ 
περικαρπίου, τὸ δὲ περικάρπιον τοῦ καρποῦ χάριν, καὶ ἀρδεύεται 
μὲν ἵνα τρέφηται, τρέφεται δὲ ἵνα καρποφορῇ. 

εἰδομεν (εἰ V» φλοιὸς — καρποφορῇ᾽, ἀλλ᾽... κτλ. 


63 ibid. c. 25 (p. 78 O.): Νὺξ τῆς ἡμέρας αἰτία, ἢ ó χειμὼν 
τοῦ θέρους, ... ἐμπέπλεκται ταῦτα ἀλλήλοις ἁλύςεως δίκην, ἕως 





720 Δϑεοδεὶ, Gata: 


ibid. c. 6 (p. 14 0): :od γὰρ. κατὰ ^, δγοςπαςθήςε 
mov ἐξ ἀνθρώπου καὶ ἵππον ἐξ Im. — .ὁ) ὄγτων Evwac. 


ν δέ. ᾿ 
mé Do 5 ἐμπὲ, 


ibid, c. 36 (p. 116 
οὐδὲ ἔπαινοι οὐδὲ "μὲ 


ἣ τοῦ 









ἴον τὰρ τὸ “τὴν διάμετρον ἀεύμ- 4 
QU. 7 ἐπεῖναι καθ᾽ εἱμαρμένην’, ἢ “τὸ τρίτω- 
€ ste Tcac ἔχειν τὰς ἐντὸς τωνίας καὶ 








μὴ ταῦτας Ark αὐτὰ καὶ dicaóruc ἔχοντα’ οὐδαμῶ 
πὸ P1 ἰχοντα᾽ οὐδαμῶς 
ipi. 7 Amy οὕτως ἔχειν᾽ λέγειν. 





DEZ" in naturis hominum diseimilitudines sunt, υἱῷ 

ΕΣ delectent, alii libidinosi alii iracundi aut 
p aeri sint, alii (a) talibus vitiis abhorreant — quo- 

Xi ignit) tantum natura a natura distat, quid mirum est 

Ede ex differentibus causis esse factas? 

i 8 (reversus enim est auctor ‘ad Chrysippi laqueos" 4,7; 
fM ihi o δ 9. 1) Βα add pee cce alie 
8 P frgg. 109—111 
4^" piod. de deorum vita besta (VH' VI) 8, 18: ... τεκμη- δ 

ριοῦεθαι τ(οῖς 
φαινομένοις, (ὅγπερ ἔδειξ(ε), ἄλλους ἄλλαις φύςεειν 
s οἰκειοῦς(θαι) καὶ τοῖς μὲν ὕ(δωρ) τοῖς δ᾽ ἀέρα καὶ τῆν, 
(xoi? το)ῦ- 

To μὲν ζ(ώγιων τοῦτο δὲ φυτῶν καὶ τῶν ὀνί )uv. 

19 ὅπερ ἔδειξε “κ΄ δ᾽ ὅπερ ἔδειξεν 30 οἰκειοῦςθαι Academici: fort. 
ae) εἴτα) leg. ὕδωρ) Acad., sed spatium deficit 21 ὀνύχων 
Acad. "lapidum? vertentes. — Chrysippo hoc placitum tribuerunt Acad. 

Plut. de rep. Stoic. c. 23 p. 1045 C: Πρὸς τούτους ὁ Xpi-67 
emmoc ἀντιλέγων ὡς “βιαζομένους τῷ dvamiy τὴν φύειν᾽ ἐν 
πολλοῖς maparíónciv *róv ἀςτράγαλον καὶ τὸν ζυγὸν καὶ πολλὰ 
τῶν μὴ δυναμένων ἄλλοτε ἄλλας λαμβάνειν πτώςεις καὶ ῥοπὰς 

5 ἄνευ τινὸς αἰτίας καὶ διαφορᾶς ἢ περὶ αὐτὰ πάντως ἢ περὶ τὰ 
ἔξωθεν γιγνομένης" τὸ yàp ἀναίτιον ὅλως ἀνύπαρκτον εἶναι καὶ 
τὸ αὐτόματον᾽ ἐν δὲ ταῖς πλαττομέναις ὑπ᾽ ἐνίων καὶ λετομέ- 
voic ταύταις ἐπελεύςεειν αἰτίας ἀδήλους ὑποτρέχειν καὶ λανθά- 
νεῖν ἡμᾶς ἐπὶ θάτερα τὴν ὁρμὴν ἀγούςας᾽. ταῦτα μὲν οὖν ἐν τοῖς 

10 γνωριμωτάτοις écri τῶν ὑπ᾽ αὐτοῦ πολλάκις εἰρημένων. 

1 τούτους" Epicureos 6 xal: fort. ὡς 

Alex. de fato c. 23 (74 0.): Καταφεύγειν δὲ ἐπὶ τὸ “ ἄδηλον 68 
εἶναι τίνος αἴτια᾽, (ὥςπερ ἀμέλει καὶ ἐπὶ τῆς προνοίας τῆς κατ᾽ 
αὐτοὺς ἀναγκάζονται ποιεῖν πολλάκις,) εὐπορίαν écri τοῖς ἀπό- 
ροις μηχανωμένων. 

id. de an. II p. 132 O.: “οὐδ᾽ ὅλως εἶναί τι ευγχωροῖεν ἂν 68 
τὴν τύχην, διδόντες τε εἶναι μαντικὴν καὶ τῶν ἀδήλων δοκούν- 
τῶν εἶναι τοῖς ἄλλοις γνωςτικὴν αὐτὴν τιθέμενοι.᾽ 

8 τοῖς ἄλλοις" sc. hominibus praeter vates omnibus 


^ Chrysippea. 123 


* id. de fato c. 8 (p. 24 O.): oi *rjv τύχην καὶ τὸ αὐτόματον’ 
Ἀζόμενοι “αἰτίαν ἄδηλον ἀνθρωπίνῳ λογιςμῷ᾽ ... λέγειν τινὰς 
Ὅμάτως voceiv, ὅταν ἄδηλος ij αὐτοῖς ἣ αἰτία τῆς νότου. 


Aex. de an. II p. 182 O. τὴν τύχην αἰτίαν ἄδηλον ἀνθριυπίνῳ λογιςμῷ. 


Aet. I 29, 7 (p. 326 a 4, b 7 D. = Stob. I p. 92, 14 Wachsm.) περὶ 
χης" ᾿Αναξαγόρας xal oí Crwixol ἄδηλον αἰτίαν ἀνθρωπίνῳ λογιςμῷ. 


71 Alex. de fato c. 8 (p. 24 O.): τῷ γὰρ μὴ dvampeichar ἐκεῖνο 
(τύχης ὄνομα) ὑπὸ τοῦ πάντα ἐξ ἀνάγκης τίνεεθαι τιθεμένου, 
μηδὲ τὴν τύχην ἀναιρεῖςθαι. 


1 ἐκεῖνο VÀ: ἐκεῖνα (sc. τὰ ἀπὸ τύχης καὶ αὐτομάτως Yıyöueva) Or. 
8 ávaip. VÀ: xal ἀναιρ. 


72 ibid. c. 22 (p. 70sq. O.): Φαεὶν δὴ *róv xócuov τόνδε ἕνα ὄντα 
καὶ πάντα τὰ ὄντα ἐν αὐτῷ περιέχοντα καὶ ὑπὸ φύςεως διοι- 
κούμενον ζῳτικῆς τε καὶ λογικῆς καὶ νοερᾶς ἔχειν τὴν τῶν ὄν- 
τῶν διοίκηςειν ἀΐδιον κατὰ εἷρμόν τινα καὶ τάξιν προϊοῦςαν, τῶν 
πρώτων τοῖς μετὰ ταῦτα γινομένοις αἰτίων γινομένων καὶ τούτῳ 
τῷ τρόπῳ ευνδεομένων ἀλλήλοις ἁπάντων, καὶ μήτε οὕτω τινὸς 
ἐν αὐτῷ γινομένου, ὧς μὴ πάντως ἐπακολουθεῖν αὐτῷ καὶ ευν- 
ῆφθαι ὡς αἰτίῳ ἕτερόν τι, μήτ᾽ αὖ τῶν ἐπιγινομένων τινὸς ἀπο- 
λελύςθαι δυναμένου τῶν προγεγονότων, ὡς μή τινι ἐξ αὐτῶν 
ἀκολουθεῖν ὥςπερ ευνδεόμενον᾽ ἀλλὰ πάντῃ τε τῷ τενομένῳ 
ἕτερόν τι ἐπακολουθεῖν (ἠρτημένον αὐτοῦ ἐξ ἀνάγκης ὡς αἰτίου) 
καὶ πᾶν τὸ γινόμενον ἔχειν τι πρὸ αὐτοῦ, ᾧ ὡς αἰτίῳ ευνήρ- 
τῆται. μηδὲν γὰρ ἀναιτίως μήτε εἶναι μήτε γίνεςθαι τῶν ἐν τῷ 
κόςμῳ διὰ τὸ μηδὲν εἶναι τῶν ἐν αὐτῷ ἀπολελυμένον τε καὶ 
κεχωριςμένον τῶν προγεγονότων ἁπάντων. διαςπᾶςθαι γὰρ καὶ 
διαιρεῖεθαι καὶ μηκέτι τὸν κόςμον ἕνα μένειν alei κατὰ μίαν τάξιν 
τε καὶ οἰκονομίαν διοικούμενον, εἰ ἀναίτιός τις εἰςάγοιτο κίνηςις᾽ 
ἣν εἰςάγεςθαι, εἰ μὴ πάντα τὰ ὄντα τε καὶ γινόμενα ἔχει τινὰ 
αἴτια προτετονότα, οἷς ἐξ ἀνάγκης ἕπεται. ὅμοιόν τε εἶναί φαειν 


5 


10 


καὶ ὁμοίως ἀδύνατον τὸ ἀναιτίως τῷ τίνεςθαί τι ἐκ μὴ ὄντος. 320 


τοιαύτην δὲ οὖςαν τὴν τοῦ παντὸς διοίκηςιν ἐξ ἀπείρου εἰς ἄπει- 
ρον ἐνεργῶς τε καὶ ἀκαταςτρόφως τίνεςθαι. οὔεης δέ τινος δια- 
φορᾶς ἐν τοῖς αἰτίοις, ἣν ἐκτιθέντες (cufjvoc γὰρ αἰτίων καταλέ- 
γουςι, τὰ μὲν προκαταρκτικὰ τὰ δὲ cuvatria, τὰ δὲ ἑκτικὰ τὰ 


δὲ ευνεκτικὰ τὰ δὲ ἄλλο τι --- οὐδὲν γὰρ δεῖ τὸν λόγον μηκύνειν 35 


f?) πάντα τὰ λεγόμενα παρατιθέμενον τὸ βούλημα αὐτῶν δεῖξαι τοῦ 
περὶ τῆς εἱμαρμένης δόγματος) ὄντων δὴ πλειόνων αἰτίων, ἐπίεης 
πὶ πάντων αὐτῶν ἀληθές gaciv εἶναι τὸ ἀδύνατον elfaı, τῶν 
αὐτῶν ἁπάντων περιεςτηκότων περί τε τὸ αἴτιον καὶ dj ἐςτιν 


αἴτιον, ὁτὲ μὲν δὴ μὴ οὕτωςί πὼς ευμβαίνειν ὁτὲ δὲ οὕτως. 539 


Ececdaı γάρ, εἰ οὕτω γτίνοιτο, ἀναίτιόν τινα xivncıv. τὴν δὲ 

εἱμαρμένην αὐτὴν καὶ τὴν φύειν καὶ τὸν λόγον, καθ᾽ ὃν διοι- 

κεῖται τὸ πᾶν, θεὸν εἶναί qaciv οὖςαν ἐν τοῖς οὖςί TE καὶ γινο- 
Jahrb. f. class. Philol. SuppL Bd. XIV. 47 


194. Alfredus Gercke: 


μένοις ἅπαειν xol οὕτως χρωμένην ἁπάντων τῶν ὄντων τῇ οἰκείᾳ 
85 φύςει πρὸς τὴν τοῦ παντὸς οἰκονομίαν.᾽ καὶ τοιαύτη μὲν ὡς 
διὰ βραχέων εἰπεῖν ἣ περὶ τῆς εἱμαρμένης ὑπ᾽ αὐτῶν κατα- 
βεβλημένη δόξα. 
4 αὐτῷ᾽ fort. αὑτῷ 6 ευνδεομένων ΤΑ ευὐνδεδεμένυν  ἀλλλήλοις 
ἁπάντων V: ἁπάντων ἀλλήλοις A  τινομένου᾽ fort. γενομένου 
10 ἀκολουθεῖν VÀ: ἐπακολουθεῖν πάντη VÀ: πάντι γενομένῳ VÀ: 
γινομένῳ 11 αὐτοῦ ἐξ VA ἐξ αὐτοῦ ἐπ᾽ 13 εἶναι τῶν VA εἶναι 
18 ἔχει A’ Exoı V 22 ἐνεργῶς Vaener* ἐναργῶς 23 cufivoc γὰρ αἰτίων 
Caselius: μηνὸς γὰρ αἴτιον VA 84 ἐκτικὰ΄ ἀκτικὰ V ἐκτικὰὰάὰ 26 fj cop- 
πάντα Vaener: εἰς ravra V, πάντα A, fort. διὰ τὸ πάντα vel elc τὸ πάντα 
scr. παρατιθέμενον κ΄ παρατιθέμενα VA, παρατιθεμένους 27 δὴ VA δὲ 
80 ὁτὲ μὲν δὲ μὴ οὕτως cupfaíveiv Α΄ ὁτὲ de μὴ f) ότε δε μη οὕτως εἴ 
Tuc cuußatveı V, δὴ Orelli quem paene sequor, obrwei muc Vaener 


id. de an. II p. 159 b Ald.: πάντων τῶν ἐκτὸς περιεςτώτων 73 
ὁμοίων ἢ ταὐτὰ αἱρήςεςθαί τινα [ἢ] καὶ πράξειν ἢ δὴ ἀναιτίως 
Ececdai TI’ τούτων δὲ τὸ μὲν ἀναιτίως τι Yirvecdaı ἀδύνατον 
εἶναι, τὸ δὲ ταὐτὰ αἱρεῖςθαι τῶν αὐτῶν TIEPIECTWTWV δεικτικὸν 

5 εἶναι τοῦ τὰ ἐκτὸς αἴτια κύρια τῶν ἐφ᾽ ἡμῖν πραττομένων εἶναι. 

τὸ γὰρ λέγειν “ πάντων — εἶναι᾽ οὐχ ὑγιές. 2 καὶ x: ἢ xal A 

ἢ δὴ vel ἢ «: An A ὅ ἐφ᾽ κ᾽ ὑφ᾽ 


Nemes. π. φύςεως ἀνθρ. c. 35 (p. 139): . . τῶν αὐτῶν αἰτίων 74 
περιεςτηκότων (ὥς Pacıv αὐτοί) πᾶςα ἀνάγκη τὰ αὐτὰ τίνεςθαι καὶ 
οὐχ οἷόν τε ποτὲ μὲν οὕτω ποτὲ δὲ ἄλλως γενέεθαι διὰ τὸ ἐξ 
αἰῶνος οὕτως ἀποκεκληρῶςεθαι αὐτά. cf. infra τῶν αὐτῶν περι- 

5 εςτηκότων αἰτίων ἀνάγκη τὰ αὐτὰ ἕπεεθαι. 

Alex. de fato c. 15 (p. 54 0.): ἐποχουμένων τῷ “εἰδὴ τῶν 1ὖ 
αὐτῶν TIEPIECTWTWYV ὁτὲ μὲν οὕτως ὁτὲ δὲ ἄλλως ἐνερτγήεει τις, 
ἀναίτιον xivncıv εἰςάγεεθαι, διὰ τοῦτο᾽ λέγειν “un δύναςθαι οὗ 

4 πράξει τις πρᾶξαι τὸ ἀντικείμενον. 
τὸ δ᾽ ἐποχουμένων τῷ — ἀντικείμενον... παρορωμένων (timeo ne 
sit) 1. ἐποχουμένων τῷ" cf. Albin. c. 26 (τῷ δυνατῷ) ὥςπερ ἐποχεῖται 
τὸ ἐφ᾽ ἡμῖν, sed Alexander de hominibus sc. Stoicis videtur disserere 


τῷ εἰ δὴ Schwartz: rw eıdeı V, τῷ εἴδει A τῷ, εἰ Orelli; fort. tum 1. 3 
acr. εἰςάγεςθαι (xal 


id. de an. II p. 159 a Ald.: ἔτι δὲ μᾶλλον ἀποροῖτ᾽ ἂν τοῦτο, 10 
εἰ μηδὲν ἀναιτίως γίνοιτο. καὶ αὐτὸ ἅπαςιν ἐδόκει. δεῖ γὰρ τῶν 
ἐπὶ τοῦ παρόντος ὑφ᾽ ἡμῶν γινομένων προὔπάρχειν τὸ αἴτιον᾽ 
ἀδύνατον δέ ἐςτι τὴν αὐτὴν αἰτίαν εἶναι τῶν ἀντικειμένων ἀλλ᾽ 

5 εἰ τοῦτο, ἐξ ἀνάγκης πάντα τὰ γιγνόμενα γίνεται, προκαταβέ- 
βληται γὰρ αὐτῶν τὰ αἴτια᾽ τοῦτο δὲ οὕτως ἔχειν ἀναγκαῖόν 
ἐςτιν, ἐὰν μή τις ἀναίτιος κίνηςις εὑρεθῇ. 

Cic. de fato 12, 26 confectum negotium, si quidem conceden- 
dum tibi (Chrysippe) est aut fato omnia fieri aut quicquam fieri posse 
sıne CQUusa. 


Si est motus sine causa, non omnis enuntiatio (quod ἀξίωμα 77 


Ohrysippea. 12b 


dialectici appellant) aut vera aut falsa erit. causas enim efficientis 
quod non habebit, id nec verum nec falsum erit; omnis autem enun- 
tiatio aut vera aut falsa est: motus ergo sine causa nullus est. quod 
si ita est, omnia quae fiunt causis fiunt antegressis; id si ita est, 5 
fato omnia fiunt: efficitur igitur fato fieri quaecumque fiant. 

ibid. 10, 20sq. alía videamus: concludit. enim. Chrysippus hoc modo: 
“δὲ est — fiant? 9 efficientis: dubito an adiectum sit ab Antiocho. 

infra $ 21 itaque contendit omnis nervos Chrysippus, ut persuadeat 
omne ἀξίωμα aut verum esse aut falsum. et 16, 88 tenebitur (igitur) id, quod 
& Chrysippo defenditur, omnem enuntiationem aut veram aut falsam esse. 


fort. etiam antecedentia Chrysippea sunt inde a sed ex aetermitate 
8 37. cf. Cic. Ac. II 29, 95; Diog. rt. VII 65. 


ibid. 10, 21 ... Chrysippus metuit, ne, si id non optinuerit, 
omne quod enuntietur aut verum esse aut falsum, non teneat omnia 
fato fieri et ex causis aeternis rerum futurarum. 


18 ibid. 11, 26 quid est cur non omnis enuntiatio aut vera aut 
falsa sit, nisi concesserimus fato fieri quaecumque fiant ὃ quia futura 
ver&, inquit, non possunt esse e&, quae causas cur futura sint non 
habent: habeant igitur causas necesse est ea quae vera sunt: ita, 
cum evenerint, fato evenerunt. 6 

1 enuntiatio Davisius: pronuntiatio codd. et edd., id quod Gellius 
non tuetur sic dicens (XVI 8) “ἀξίωμα appellatum est... &.. Cicerone 
pronuntiatum, quo ille tamen vocabulo tantisper uti se adtestatus est, 
“quo ad melius, inquit, invenero?. iam enim invenerat Tullius “enun- 
tiationem cf, ibid. 1, 1. 10, 20. 12, 27 et saepe 8 Puit: 8c. Chry- 
sippus 4 quae vera sunt: fort. “quae vera futwra sunt? Or., haec audi 

b evenerunt x: evenerint 

10 ibid. 7, 14 omnia enim vera in praeteritis necessaria sunt, ut 
Chrysippo placet dissentienti a magistro Cleanthe, quia sunt immu- 
tabilia nec in falsum e vero praeterita possunt convertere. 

Arr. Epiet. diss. II 19, 3: ot δὲ τἄλλα δύο (τηρήςουειν), 
ὅτι δυνατόν τ᾽ écrív, ὃ οὔτ᾽ Ecrıv ἀληθὲς οὔτ᾽ Écran, καὶ πᾶν 
παρεληλυθὸς ἀληθὲς ἀναγκαῖόν écriv* δυνατῷ δὲ ἀδύνατον ἀκο- 
λουθεῖ, 

1 οἵ bé: Chrysippus, cf. $ 6. de doctrina quam Prantl (gesch. ἃ. logik 
I 465) male intellexit, cf. Jacobus Harris apud Schweighaeuserum ed. 
1799 IL 1 p. 615 —618. 8 9: γέγραφε δὲ xal Χρύειππος θαυμαςτῶς ἐν τῷ 
πρώτῳ περὶ δυνατῶν .. περὶ τούτου (τοῦ κυριεύοντοορ).. 

80 Plut. de Stoic. rep. c. 46 p. 1055 Dsq.: ὃ δὲ τῶν δυνατῶν 
λόγος πρὸς τὸν τῆς εἱμαρμένης λόγον αὐτῷ πῶς οὐ μαχόμενός 
écriv; εἰ γὰρ ᾿οὐκ ἔςτι δυνατόν, ὅπερ ἢ ἔςτιν ἀληθὲς ἢ ἔςται 
κατὰ Διόδωρον, ἀλλὰ πᾶν τὸ ἐπιδεκτικὸν τοῦ τενέςθαι κἂν μὴ 
μέλλῃ τενήςεοςθαι δυνατόν ἐςτιν᾽, ἔςται δυνατὰ πολλὰ τῶν μὴς 
καθ᾽ εἱμαρμένην ... 

2 αὐτῷ Chrysippo 


81 Alex. de fato 10 (p. 32 O.): Ὅμοιον δὲ τούτῳ καὶ τὸ λέγειν 
“τὸ ἀξίωμα τὸ “ἔεται αὔριον ναυμαχία᾽ ἀληθὲς μὲν εἶναι δύναςοθαι, 
415 


126 Alfredus Gercke: 


οὐ μέντοι καὶ ἀναγκαῖον: ἀναγκαῖον μὲν γὰρ τὸ del ἀληθές" 

τοῦτο δὲ οὐκέτ᾽ ἀληθές μένει, ἐπειδὰν μὴ ναυμαχία γένηται. εἰ 
δ δὲ μὴ τοῦτο ἀναγκαῖον, οὐδὲ τὸ ὑπ᾽ αὐτοῦ cnuaıvöuevov τὸ ἐξ 

ἀνάγκης Ececdar ναυμαχίαν᾽. εἰ δὲ ἔεται μὲν οὐκ ἐξ ἀνάγκης ἀληθές 

(ἀληθοῦς ὄντος τοῦ ἔςεεθαι ναυμαχίαν, οὐκ ἐξ ἀνάγκης δέ), ἐν- 

δεχομένως δηλονότι᾽ εἰ δὲ ἐνδεχομένως, οὐκ ἀναιρεῖται τὸ ἐν- 

δεχομένως ἱτινὰ᾽ γενέεθαι ὑπὸ τοῦ ᾿ἱπάντα᾽ [λέγοντος] τίνεςθαι 
19 καθ᾽ εἱμαρμένην᾽. 

4 τοῦτο᾽ sc. τὸ ἀξίωμα ἀ. μένει, ἐ. μὴ v. Vaener. à, μέν, ἐπειδ᾽ ἂν 
δ᾽ ἡ VA, à μέν, ἐ. δ᾽ ἡ γένηται VÀ: γένηται ἀληθές. 6 ἀνάγκης᾽ εἱμαρμέ- 
νης coni. Heine p. 35, 1 serio ut videtur εἰ δὲ κτλ. videtur ipse addere 
Alexander 8/9 ἐνδεχομένως Schwartz: ἐνδεχόμενον ὡς 9 λέγοντος om. VÀ 

Simpl. ad cat. quat. Y' fol. 193 (ed. Zachariae Calliergi 1499): 
TTepi δὲ τῶν eic τὸν μέλλοντα χρόνον ἀντιφάςεων oi μὲν (τωικοὶ τὰ 
αὐτὰ δοκιμάζουειν ἅπερ καὶ ἐπὶ τῶν ἄλλων ὡς γὰρ τὰ περὶ τῶν 
παρόντων καὶ παρεληλυθότων ἀντικείμενα οὕτως καὶ τὰ μέλλοντα 
5 αὐτά τέ φαει καὶ τὰ μόρια αὐτῶν᾽ ἢ yàp τὸ ἔςται ἀληθές ἐςτιν 
ἢ τὸ οὐκ ἔεται, εἰ δεῖ ἤτοι ψευδῆ ἢ ἀληθῆ εἶναι (ὡρίεθαι γὰρ 
κατ᾽ αὐτὰ τὰ) μέλλοντα" καὶ εἰ μὲν Ecrı ναυμαχία αὔριον, ἀληθὲς 
εἰπεῖν ὅτι ἔςται᾽ εἰ δὲ μή, ἔεται ψεῦδος τὸ εἰπεῖν ὅτι ἔςται. ἤτοι 
ἔεται ἢ οὐκ Ecrar ἤτοι ἄρα ἀληθὲς ἢ ψεῦδος θάτερον. 


4 καὶ τὰ" fort. καὶ τὰ κατὰ τὰ 6 ιὑρίςθαι" ὥριςται Vsener 7 ἔςτπ' 
fort. ἔσται de re cf. Sext. adv. mathem. VIII 10, Laert. Diog. VII 75 


Cic. de fato 7, 13: Tu (Chrysippe) et, quae non sint futurs, 82 
posse fieri dicis — ut frangi hane gemmam, etiam si id numquam 
futurum sit — neque necesse fuisse Cypselum regnare Corinthi, quam- 
quam id millensimo ante anno Apollinis oraculo editum esset. 

2 frangi hanc gemmam: non recte interpretatus est Wachsmuth (die 
ansichten der Stoiker ueber mantik und daemonen p. 25 cum adn. 31), 
quippe qui possibilium non habuerit rationem. 

Alex. de fato c. 10 (p. 30 0.): Τὸ δὲ λέγειν “un ἀναιρεῖςθαι 83 
πάντων γινομένων καθ᾽ εἱμαρμένην τὸ δυνατόν τε καὶ ἐνδεχό- 
μενον, τῷ δυνατὸν μὲν εἶναι γενέςθαι τοῦτο, ὃ ὑπ᾽ οὐδενὸς κω- 
λύεται γενέεθαι, κἂν μὴ γένηται, τῶν δὲ καθ᾽ εἱμαρμένην τινο- 

s μένων οὐ κεκωλῦεθαι τὰ ἀντικείμενα γενέεθαι (διὸ καίτοι μὴ 
γινόμενα ὅμως écri δυνατὰ) xai τοῦ μὴ κεκωλῦεθαι γενέεθαι 
αὐτὰ ἀπόδειξιν φέρειν τὸ ἡμῖν τὰ κωλύοντα αὐτὰ ἂν ἄγνωςετα 
εἶναι, πάντως μέν τινα ὄντα᾽ ἃ γάρ ἐςτιν αἴτια τοῦ yivecdaı 
τὰ ἀντικείμενα αὐτοῖς καθ᾽ εἱμαρμένην, ταῦτα καὶ τοῦ μὴ γτίνεεθαι 

19 Οὔτοι αἴτια, εἴγε, ὥς φαςειν, ἀδύνατον τῶν αὐτῶν TIEPIECTWTWY 
γίνεεθαι τὰ ἀντικείμενα" ἀλλ᾽ ὅτι μὴ ἡμῖν écri γνώριμά τινα, ἃ 
ἔςτι, διὰ τοῦτο ἀκώλυτον αὐτῶν τὸ μὴ Yivecdaı λέγονειν... 

τὸ δὲ λέγειν... καὶ ἀπόδειξιν φέρειν (— λέγουσιν.), τὸ δὴ ταῦτα λέγειν 
πῶς οὐ παιζόντων écriv; 

4 κἂν V' ἂν δὲ V? a. lin.‘ ὃ (vel δι vel de) corr. vet. Y1vopé- 


vuv VÀ: γενομένων, similiter 1. 8 et 9 yivecdaı V 5 κεκωλῦεςθαι 
Vsener: κεκώλυται 7 φέρειν VA et Orelli: φέρει ἄγν. ἄν κ᾽ 


Chrysippea. 791 


ἂν ἄγν. V!, äyv. V*À, intellege ἡμῖν τὰ κωλύοντα αὐτὰ äyvwcra ἂν ἦν, el 
κωλύοντά τινα ὑπῆρχεν" νῦν δὲ οὐχ ὑπάρχει 10 οὔτοι "κ΄ τούτοις 
εἴγε A‘ overıye V! nescio quomodo correctum 11 un‘ fort. δὴ 

id. de an. p. 142 O.: “δύναςθαί Ttva καὶ τῶν YIYVonevwv μὴ 
yirvecdar καὶ τῶν μὴ Yıyvouevwv γίγνεεθαι.ἢ 

84 Cie. de fato 7, 14: Quamquam hoc (si quod primum in conexo 

est necessarium sii, fieri eliam quod. consequitur necessarium) Chry- 
sippo non videtur valere in omnibus. 

85 ibid. 8, 15: Hoc loco Chrysippus aestuans falli sperat Chal- 
daeos ceterosque divinos neque eos usuros esse coniunctionibus, ut 
ita sua percepta pronuntient “si quis natus est oriente canicula, is 
in mari non morietur’, sed potius ita dicant “non et natus est quis 
oriente canicula et is in mari morietur". 5 

1 falli pro refell est 2 eos: fort. eis vel sis — coniunctiombwus: co- 
nexionibus Madv. sed conexwm species esse videtur, coniunctio genus 

ibid. infra: Medicus in primis quod erit ei perspectum in arte 
non ita proponet “si cui venae sic moventur, is habet febrim? sed 
potius illo modo “non et venae (cui? sic moventur et is febrim non 
habet; itemque geometres non ita dicet “in sphaera maximi orbes 
medii inter se dividuntur sed potius illo modo “non et sunt in sphaera 5 
maximi orbes et ii non medii inter se dividuntur. 


haec “ex conexu ad negationem coniunetionum ipse Cicero vel potius 
Antiochus transtulit, cf. 8 16 
. 1 perspectum: perceptum Hottinger 3 non et v. sic cui m. Mueller: 
non εἰ t. sic m. codd., non cw v. sic m. Hottinger 


86 -Diogenian. fr. 4, 1: φέρει δὲ καὶ ἄλλην ἀπόδειξιν ἐν τῷ 
προειρημένῳ βιβλίῳ τοιαύτην τινά “μὴ TOP ἂν τὰς τῶν μάν- 
T€euv προρρήςεις ἀληθεῖς εἶναι᾽ qncív, “el μὴ πάντα ὑπὸ τῆς 
εἱμαρμένης περιείχοντοΐ. 

1 φέρει cod. A: pet G 4 περιείχοντο A: περιείχετο G 


infra v. 10: οὕτω τὴν ἀπόδειξιν ἡμῖν Χρύειππος κεκόμικε di’ 
ἀλλήλων καταςκευάζων ἑκάτερα. τὸ μὲν γὰρ 'mávra τίγνεεςθαι 
καθ᾽ εἱμαρμένην᾽ ἐκ τοῦ “μαντικὴν εἶναι᾽ δεικνύναι βούλεται, τὸ 
δὲ “εἶναι μαντικὴν᾽ οὐκ ἂν ἄλλως ἀποδεῖξαι δύναιτο, εἰ μὴ προ- 
λάβοι τὸ 'mávra ευμβαίνειν καθ᾽ εἱμαρμένην᾽. δ 

8 δεικνύναι βούλεται" βουλὴν δείκνυται A 


81 Alex. de an. II p. 136 O.: ἀποφαίνονται πᾶν τὸ γιγνόμενον 
γίγνεεθαι καθ᾽ εἱμαρμένην, καὶ τέχνην ὑποκρίνονταί τινα τοιαύ- 
την, καθ᾽ ἥν gacıv οἷοί Te εἶναι πάντα προγιγνώςκειν τε καὶ 
προμηνύ[ς]ειν τὰ ὁπωςοῦν ἐςόμενα, τῷ μηδὲν αὐτῶν τίτνεεςθαι 
χωρὶς ἀνάγκης τινός, ἣν εἱμαρμένην λέτονει. δ 

id. de fato c. 30 (p. 96 0.): δειχθήςεται διὰ τῆς ἐκείνων περὶ 
τῶν μελλόντων προγνώςεως τὸ πάντα ἐξ ἀνάγκης τὰ τινόμενα 
γίνεςθαι. 

contrarium efficit Alex.: od μὴν δειχθήςεται — γίνεςθαι. 


198 Alfredus Gercke: 


Cie. de fato 15, 33 .. Stoicis, qui omnia fato fieri dicunt, oon- 88 
sentaneum est huiusmodi oracula ceteraque quae a divinatione du. 
cuntur conprobare. 

Alex. de fato c. 31 (p. 102 O.): xai πιςτεύουειν τοῖς ἀτοπωτά- 89 
τοις ῥᾳδίως καὶ τοῦ κατὰ λόγον αὐτὰ τενέςθαι αἰτίας τινὰς Aé- 
TEIV οὐκ ὀκνοῦειν. 

de divinatione et oraculis agitur 


ibid. ὁ, 17 (p. 60 Ο.): αἵ τε τῶν θεῶν ἐπιφάνειαι, ἅς φαειν 90 
γίνεςθαί Ticiv, κατά τινα γίνονται προκαταβεβλημένην αἰτίαν, ὡς 
πρὸ τοῦ γενέςεθαι τινὰ αὐτῶν, ἀληθὲς εἶναι τὸ τοῦδε μὲν ἔςεεθαί 
τινα ἐκ θεῶν κηδεμονίαν, τοῦδε δὲ μή. 

εἰ γὰρ “αἵ τε — μὴ᾽, πῶς ἂν ἔτι τοῦτο πρόνοιάν τις δικαίως λέγοι; 
φαει A’ φηεὶν V 

ibid. c. 80 (p. 92 O.): εὔλογον εἶναι τοὺς θεοὺς τὰ ἐςόμενα 9] 
προειδέναι (ἄτοπον γὰρ τὸ λέγειν ἐκείνους ἀγνοεῖν τι τῶν éco- 
μένων) καὶ τοῦτο λαμβάνοντας καταςκευάζειν πειρᾶςθαι δι᾽ αὐτοῦ 
τὸ πάντα ἐξ ἀνάγκης τε YívecOo: καὶ καθ᾽ εἱμαρμένην. 

τὸ δὲ λέγειν “εὔλογον — εἱμαρμένην᾽ οὔτε ἀληθὲς οὔτε εὔλογον. 
add. infra p. 94 Ο. εὔλογον εἶναι μὴ ἀγνοεῖν αὐτὰ τοὺς θεούς. 

ibid.: ὅτι οἱ θεοὶ προγιγνώςκουςι τὰ μέλλοντα, δι᾽ αὐτοῦ 
καταςκευάζειν τὸ ἐξ ἀνάγκης αὐτὰ τίγνεςθαι, ὡς οὐκ ἂν εἰ μὴ 
οὕτως γίγνοιτο προγνωςομένων. εἰ δὲ ‘TH τῶν θεῶν TTpoyvuca 
τε καὶ προαγορεύςει τὸ ἀναγκαῖον ἕπεται"᾽, καὶ κατ᾽ αὐτοὺς “εἰ 

5 μὴ τὸ ἀναγκαῖον ἐν τοῖς γινομένοις ein’, οὐκ ἂν κατ᾽ αὐτοὺς οἱ 
θεοὶ προγινώςκοιεν τὰ μέλλοντα. 
2 αὐτὰ A et rubr. V: αὐτῶι V! 5 οὐκ Av’ οὐ γὰρ VA 


ibid.: διὰ τοῦ προλαμβάνειν τοῦτο ᾿ τὴν φύειν MV τῶν πραγ- 92 
μάτων τοιαύτην᾽ εἰςάγουςειν, οὐδαμῶς ἀκόλουθα καὶ ευνῳδὰ τοῖς 
γινομένοις τε καὶ ἐναργέειν λέγοντες. 

1 τοῦτο᾽ 


ibid.: καὶ αὐτοὶ τὴν αὐτὴν ἀδυναμίαν τοῖς θεοῖς φυλάεςςοου- 93 
cv, εἴ γε κατ᾽ ἀδυναμίαν χρὴ καὶ ἀςθένειαν λέγειν γίνεςθαι τὸ 
τὰ ἀδύνατα μὴ δύναςθαι cf. infra p. 96 O. cuyxwpoücıv τὰ 
ἀδύνατα καὶ τοῖς θεοῖς εἶναι τοιαῦτα. 

2 εἴ γε VÀ: εἰ γάρ de re cf. praef. p. 699 

falso ibid. p. 96 Ο. “ndvra τοῖς θεοῖς δυνατά qaciv εἶναι, misi ipse 
scripsit cum Α εἰ μὲν “πάντα τὰ δυνατὰ τοῖς θεοῖς δυνατά @. €. κτλ. πάντα 


τὰ τοῖς V, πάντα τοῖς volgo. infra item falso ἔςται δὲ καὶ τὰ ἀδύνατα 
ἐκείνοις δυνατά. 


ibid. c. 31.: ὑμνοῦντες τὴν μαντικὴν καὶ κατὰ τὸν αὑτῶν 94 
λόγον μόνον ςῴζεεςεθαι λέγοντες αὐτὴν, καὶ ταύτῃ πίςτει τοῦ πάντα 
καθ᾽ εἱμαρμένην γίνεεθαι χρώμενοι... ἀπορούντων γάρ τινων 
πρὸς αὐτούς, τί δή ποτε, εἰ πάντα τὰ γινόμενα ἐξ ἀνάγκης τί- 

5 νεται, αἱ παρὰ τῶν θεῶν μαντεῖαι μὲν γίγνονται ευμβουλαῖς ἐοι- 


Chrysippea. 129 


κυῖαι, dic δυναμένων, δι᾽ ὃ ἤκουςαν, xai φυλάξαςθαί τι καὶ ποιῆςαι 
τῶν ἀκουςάντων, καὶ δὴ καὶ τὸν τῷ Adiw δοθέντα χρηςμὸν παρ- 
exouevwv, di’ οὗ λέγει πρὸς αὐτὸν ὁ Τ]Πύθιος περὶ τοῦ μὴ δεῖν 
παιδοποιεῖςθαι᾽ [p. 98] 

‘ei γὰρ φυτεύςεις παῖδα, ἀποκτενεῖ c" ὁ qc 10 

καὶ πᾶς cóc οἶκος βήςεται δι᾽ αἵματος᾽ — 
φαςὶν ὡς κηρύττει τὰ ςυγγράμματα αὐτῶν, ᾿ζοὐχ» οὕτως αὐτὸν 
χρῆςαι, ὡς οὐκ εἰδότα ὅτι μὴ πειςθήςεται (παντὸς γὰρ μᾶλλον ἤδει) 
ἀλλ᾽ ὅτι μηδὲν μὲν αὐτοῦ τοιοῦτον χρήςαντος, οὐδὲν ἔμελλεν τῶν 
κατὰ τὴν περιπέτειαν τὴν περὶ τὸν Λάϊόν τε καὶ τὸν Οἰδίπουν 15 
γενομένων γίνεςθαι᾽ οὔτε γὰρ ἂν ἐξέθηκεν ὁ Λάϊος τὸν γενόμε- 
γον αὑτῷ παῖδα, ὡς ἐξέθηκεν, οὔτ᾽ ἀναιρεθεὶς 6 παῖς ὑπὸ τοῦ 
βουκόλου καὶ δοθεὶς πρὸς eicnoincıv τῷ Κορινθίῳ ἸΤολύβῳ, ἀν- 
δρωθεὶς καὶ περιτυχὼν τῷ Λαΐῳ κατὰ τὴν ὁδὸν ἀγνοῶν τε καὶ 
ἀγνοούμενος ἀπέκτεινεν αὐτόν. οὐ γὰρ ἄν ποτε ὡς υἱὸς ἔνδον 20 
παρ᾽ αὐτῷ τρεφόμενος ἠγνόηςε τοὺς γονεῖς, ὧς τὸν μὲν αὐτῶν 
ἀποκτεῖναι, τὴν δὲ ἀγαγέςεθαι πρὸς γάμον᾽. 


1 αὑτῶν αὐτοῦ (sc. τοῦ θεοῦ) VA 2 ταύτην VÀ: τοι Casp. Or., 
ταύτῃ volgo; aut hoc tenendum pro τούτῳ aut scr. διὰ ταύτην vel δι᾽ 
αὐτὴν (ad eam comprobandam) 6 διὸ VA: δι ἃ 7/8 παρεχομένων V 
(ex sil): παραδεχομένων A fort. recte, quia ab ipso Chrysippo suscepe- 
runt oraculum adversarii Academici 8 οὗ VÀ: ὃ 10 sq. Eur. Phoen. 
19/20 cf. frg. 128 et Chalcid. 153 φυτεύςεις Alex.’ τεκνιύεεις Eur. 
φύς VÀ: παῖς 12 κηρύττει᾽ κηρύττειν VA αὐτῶν Α' αὐτῶι V 
οὐχ add. Vsener 18 ὡς VA: μὴ dc Or. e codd. det. παντὸς À: 


παντὸς V, πάντως reicit Casp. Or. 14 μηδὲν pév: fort. μηδὲ ἕν 
τῶν: τῷ VA 16 ἀνεξέθηκεν V 21 αὐτῷ" αὐτὸν VA — 224 fortasse ad- 
denda sunt etiam sequentia: “ὅπως οὖν πάντα ταῦτα cuf) καὶ πληρωθῇ 
τὸ τῆς εἱμαρμένης δρᾶμα, qavracíiav ὁ θεὸς διὰ τοῦ χρηςμοῦ τῷ Λαΐῳ παρ- 
Ecxev ὡς δυναμένῳ φυλάξαςθαι τὰ λεγόμενα, καὶ ἐπεὶ μεθυςθεὶς ἐπαιδοποιή- 
caTo ἐξέθηκεν τὸ γενόμενον παιδίον ὡς διαφθερῶν᾽- fi τις Exdecıc αἰτία 
τῶν Avoclwv μύθων ἐγένετο. sed audis adversarium loquentem. 


95 Diogenian. fr. 4, 73: τὸν γοῦν Οἰδίποδα καὶ τὸν ᾿Αλέξαν- 
dpov τὸν τοῦ Πριάμου καὶ αὐτὸς ὁ Χρύειππός φηςει πολλὰ μη- 
xavncauévuv τῶν γονέων ὥςτε ἀποκτεῖναι, ἵνα τὸ ἀπ᾿ αὐτῶν 
προρρηθὲν αὐτοῖς κακὸν φυλάξωνται, μὴ δυνηθῆναι. οὕτως οὐδὲν 
ὄφελος οὐδὲ αὐτοῖς τῆς τῶν κακῶν προαγορεύςεώς [ὡς] Pncıv 
εἶναι διὰ τὴν ἐκ τῆς εἱμαρμένης αἰτίαν. 


1 de fabula Alexandri of. Eur. fr. p. 297 N., schol. ad Hom. Il. Γ 395, 
Apollod. q. d. Il 12,6 8 dr’ αὐτῶν (sc. Oedipodis et Alexandri): ἐπ᾿ αὐ- 
τῶν G « αὐτοῖς᾽ fort. αὑτοῖς 5 gnav: ὥς φηεῖν Α ὃ τὴν ἐκ rfc τὴν τῆς A 


96 de love sempiterno ceterisque diis perituris vide de prov. fr. 8. 


a 


LIBER II 


97 Chrysippus aestuans laboransque ... et fato omnia fieri et esse 
aliquid in nobis intricatur. 


150 Alfredus Gercke: 


Gell. n. a. VII 2, 15 dicit haec in Ciceronia de fato libro se legisse. 
locus est graviter corruptus saepeque temptatus, id quod nostram quae- 
stionem non attingit. 


Cic. de fato 17, 39: Ac mihi quidem videtur .. . Chrysippus 98 
tamquam arbiter honorarius medium ferire voluisse: sed adplicat se 
ad eos potius, qui necessitate motus animorum liberatos volunt; dum 
autem verbis utitur suis, delabitur in eas difficultates, ut necessi- 

5 tatem fati confirmet invitus. 


Diogenian. fr. 1, 12: Chrysippus versibus Homericis fato re- 99 
pugnantibus καὶ αὐτὸς ἐν τῷ δευτέρῳ βιβλίῳ χρῆται βουλό- 
μενος εὐυνιετᾶν τὸ καὶ παρ᾽ ἧμᾶς πολλὰ τίνεεθαι, οἷον τὸ 


“αὐτοὶ γὰρ εφετέρῃειν ἀταςθαλίῃειν ὄλοντο᾽ 

δ καὶ τὸ “ὦ πόποι, οἷον δή νυ θεοὺς βρότοι αἰτιόωνται" 
ἐξ ἡμέων γάρ φαει κάκ᾽ ἔμμεναι, οἱ δὲ καὶ αὐτοὶ 
cpficıv ἀταςθαλίῃειν ὑπὲρ μόρον ἄλγε᾽ Exovcı”. 


4 Od. a7 αὐτοὶ" αὐτῶν Hom. ὅ sqq. Od. a 82-- 4; diligentius 
h&ec invenies in libro de providentia frg. 82 exposita 


Alex. de fato c. 26 (p. 82 O.): dnopoücıv πρὸς τὸ εἶναι τοι- 10€ 
oórov τὸ ἐφ᾽ ἡμῖν ὁποῖον ἣ κοινὴ πρόληψις τῶν ἀνθρώπων 
TTETTICTEUKEV. 

9 τὸ ἐφ᾽ VÀ: ἐφ 8 πεπίοτευκεν Α΄ πεπιςτευκεναί V 


ibid. c. 88 (p. 104 Ο.): λέγειν ἡγεῖςθαι τοὺς [οὐχ] ἡγουμέ- 101 
vouc ἐν τῷ «ῴζεεθαι τὴν καθ᾽ ὁρμὴν τῶν ζῴων ἐνέργειαν ἤδη 
ςῴζεεθαι καὶ τὸ ἐφ᾽ ἡμῖν, τῷ [μὴ] πᾶν τὸ καθ᾽ ὁρμὴν γινόμενον 
ἐπὶ τοῖς ὁρμῶςειν εἶναι᾽ καὶ διὰ τοῦτο ἐρωτᾶν, εἰ μὴ ἐνέργημά 

δτι τὸ ἐφ᾽ ἡμῖν écri*. καὶ λαβόντας ἐπὶ τούτῳ πάλιν ἐρωτᾶν, εἰ 
μὴ τῶν ἐνεργημάτων τὰ μὲν εἶναι δοκεῖ καθ᾽ ὁρμὴν, τὰ δὲ οὐ 
καθ᾽ ὁρμήν᾽ ὃ λαβόντας πάλιν προςτιθέναι τούτῳ τὸ μήτε τῶν 
ἐνεργημάτων μὲν, μὴ καθ᾽ ὁρμὴν δὲ εἶναί τι ἐφ᾽ ἡμῖν οὗ καὶ 
αὐτοῦ ευγχωρουμένου ἐπὶ τούτοις λαμβάνειν τὸ πᾶν τὸ καθ᾽ 

10 ὁρμὴν γινόμενον ἐπὶ τοῖς οὕτως Evepyoücıv εἶναι, ἐπειδὴ ἐν μη- 
δενὶ τῶν ἄλλως ἐνεργουμένων écri^ καὶ διὰ τοῦτο λέγειν cW- 
ζεεθαι κατ᾽ αὐτοὺς καὶ τὸ τοιοῦτον ἐφ᾽ ἡμῖν, ὃ δυνατὸν ὑφ᾽ 
ἡμῶν γενέεθαι τε καὶ μή --- εἶναι δὴ καὶ τὰ οὕτως γινόμενα ἐν 
τοῖς καθ᾽ ὁρμὴν τινομένοις. 

τὸ δὲ λέγειν “ἡγεῖςθαι --- γινομένοις᾽ Ecrı πῶς οὐ παντάπαςιν ἀγνο- 
ούντων. .; 1 ἡγεῖςθαι corruptam efficit sententiam; quare V et οὐχ 
et μὴ videtur expunxisse. ἄτοπα ante ἡγεῖςθαι addidit Heine. sed ipsum 
nyeicdaı vix sanum est: exspecto ληρεῖν, νηπιάζεςθαι vel tale quid. Casp. 
Or. scripsit οὐχ NY. τοὺς NY... . τὸ μὴ πᾶν 4 ἐρωτᾶν εἰ μὴ — πάλιν 
(6) om. ἃ 7 μήτε VA del. Heine, qui addit post δὲ (<unde>: at nota 
est forma concludendi Chrysippea, cf. exc. praef. p. 704 fort. un τι acr. 


et infra τὸ (pro τι) ἐφ᾽ ἡμῖν, μηδὲ Vs. 8 οὗ καὶ αὐτοῦ x' Oo0k' 
αὐτοῦ V, οὐκ αὐτοῦ A, καὶ αὐτοῦ volgo 11 τοῦτο VÀ* τούτου 


Chrysippea. 181 


infra "Ev τοῖς καθ᾽ ὁρμὴν ἐνεργουμένοις τὸ ἐφ᾽ ἡμῖν elvai? εὐγκεχιύ- 
ρηται διὰ τοῦ λόγου. 


ibid. c. 14 (p. 520): Ἐπὶ μὲν γὰρ τῆς ὁρμᾶς Exoucıv λέγειν τὸ ἐπὶ 
τοῖς ζῴοις εἶναι τὰ γινόμενα καθ᾽ ὁρμὴν, ὅτι μὴ οἷά τε χωρὶς ὁρμῆς τὰ 
δι᾽ αὐτῶν γινόμενα ποιεῖν. 


2 μὴ pi V, μὴν A 


supra: Τὰ διὰ τοῦ βουλεύεςθαι γινόμενα ἐπὶ τῷ ἀνθρώπῳ 
εἶναι... 


cf. supra ἐν τῷ βουλεύεςθαι τὸ ἐφ᾽ ἡμῖν 

οὐκέτι χώραν ἔχει τὸ λέγειν τὸ (sic va) *rà — εἶναι’ τῷ μὴ δύναςθαι 
ἄλλως τι δι᾽ αὐτοῦ γίνεςθαι. 

1 ἐπὶ τῷ ἀνθρὠπῳ᾽ ἐπὶ τῶν ἀνθρώπων VA 


Nemes. Tt. φύςεως &v6p. cap. 35 (p. 139 a. c): .. τὴν ὁρμὴν 
ἐφ᾽ ἡμῖν τάττουειν, ὅτι φύςει ταύτην ἔχομεν. 


)2 fr. dubium. Fulgent. mytholog. 1. I praef. a. c. (p. 621 auct. 
mythogrph. lat. ed. A. v. Staveren Lugd. Bat. et Amstelaed. 1742) . . 
nequaquam apud humanos sensus, nisi fortuitis compulsationibus moti, 
nascuntur errores, ut etiam Chrysippus de fato scribens ait 'compul- 
sationibus lubricis volvuntur incursus'. 


)3 Alex. de fato c. 36 (p. 112 q.0.): “Οὐ γάρ, Ecrı μὲν τοιαύτη fi 
εἱμαρμένη, οὐκ Ecrı δὲ vópoc? ... τὰ μὲν γινόμενα καθ᾽ εἷμαρ- 
μένην ἕπεται τοῖς ἐξ ἀνάγκης αὐτὰ TrepiectWcıv αἰτίοις, καὶ οὐχ 
οἷόν τε τὸν καθ᾽ ὁρμὴν ἐνεργοῦντα μὴ ἀκολουθεῖν τούτοις τοῖς 
αἰτίοις τὴν αἰτίαν τὴν ἐξ αὑτοῦ πάντως ἐκείνοις εὐυνάπτοντα, 
ὥςτε οὐδὲ τὸν ἀπὸ ὕψους ἀφεθέντα λίθον μὴ κάτω @epechaı, f| 
τὴν «ς«φαῖραν κατὰ τοῦ πρανοῦς μὴ κυλίεςθαι ἀφεθέϊεαν Kat’ 
αὐτοῦ .. 

1/2 ad sententiam cf. frg. 55, 1—4. — 5€: γὰρ 8 εἰ γὰρ *1à — 


αὐτοῦ᾽, τίς ἔτι χρεία νόμων; 5 τὴν alt. VÀ* xal τὴν oir. CUv- 
ἀπτοντα secundum edd. Caselii et Londinam temptavi‘ cuvámrov VA, 
cuvámTelv volgo; vix cuvámTov recipiendum anteaque corr. τὸ... ἐνερ. 


γοῦν, quia exempla lapidum argumentum in hominem prolatum postulant 
αὑτοῦ x: αὐτοῦ G6WcreV ἀφεθέντα κ᾽ ἀφέντα 7 κυλίεςθαι V * κυλύεεθαι A 


ibid. c. 88 (p. 120 O.): “τὴν καθ᾽ ὁρμὴν κίνηςιν τοῖς ζῴοις μένουςαν 
πάντων γινομένων καθ᾽ εἱμαρμένην᾽. 


4 ᾿Αλλὰ παρ᾽ ἣμᾶς μὲν Écrot, ... περιειλημμένου μέντοι τοῦ 
παρ᾽ ἣμᾶς ὑπὸ τῆς εἱμαρμένης. ᾿ 
Diogenian. fr. 8, 41 sq. 


)5 Alex. de fato c. 8 (p. 240.): ἸΠάντα προηγηςαμένοις riciv 
αἰτίοις καὶ προηγουμένοις ἐξ ἀνάγκης ἔςτι τε τὰ ὄντα xai τὰ γινό- 
μενα γίνεται, ἑκάςτου τῶν γινομένων αἴτιόν τι προκαταβεβλη- 
μένον ἔχοντος, οὗ ὄντος ἢ γεγονότος ἀνάγκη καὶ αὐτὸ ἢ εἶναι 
ἣ γενέεθαι. 

4 ἔχοντος V* ἔχοντα A 


a 


182 Alfredus Gercke: 


ibid. c. 5 (p. 14 O): ᾿Αρχὰς εἶναί τινας, καὶ αἰτίας ἔξωθεν προκατα- 
βεβλημένας τοῦ πάντως A γενέςθαι τι αὐτῶν A μὴ γενέςθαι. 


ibid. c. 11 (p. 38 O.): TTávra ἃ πράττομεν πράττοντες διά 1(X 
τινας αἰτίας προκαταβεβλημένας, ὡς μηδεμίαν ἔχειν ἐξουςίαν τοῦ 
πρᾶξαι τόδε τι καὶ μή, ἀλλ᾽ ἀφωριςμένως ἕκαςτον πράττειν ὧν 
πράττομεν, παραπληςίως τῷ θερμαίνοντι πυρὶ καὶ- τῷ λίθῳ τῷ 

5 κάτω φερομένῳ, καὶ τῷ κατὰ τοῦ πρανοῦς κυλιομένῳ κυλίνδρῳ. 


εἰ δ᾽ εἴημεν “ πάντα --- κυλίνδρῳψ᾽, τί πλέον .. ἐκ τοῦ βουλεύςαςθαι .. 
γίνεται; 2 ἔχ. ἐξ. V- ἐξ. ἔχ. A 8 ἀφωριςμένως VA’ ἀφοριςμένυς 
4/5 τῷ κάτω φερομένῳ V* τῷ καταφερομένψ A, καταφερομένῳψ volgo 
b τῷ κατὰ V- om. A 


ibid. (p. 84 O.): TTávra τὰ γινόμενα προκαταβεβλημέναις καὶ ὠριςμέ- 
ναις καὶ προὐπαρχούςαις τιεὶν αἰτίαις ἔςεςθαι. 


ibid. c. 20 (p. 66 O.): Τ]Ιςτεύεαντες τῷ μηδὲν τῶν Yıvone- 10] 
vuv ὑπό τινων οὕτως Yivecdaı, ὡς καὶ τοῦ μὴ πράττειν αὐτὸ τὴν 
ἐξουςείαν ἔχοντες τότε. 


id. c. 14 (p. 52 O.): “un δύναεθαι τὰ δι᾽ ἀνθρώπου γινόμενα 
$ ἄλλως Yevecdaı. 
9 τινων VA- τινος 8 ἔχοντες A’ ἔχοντος V (ex ail.) 


id. de an. p. 134 O.: TToré μὲν γὰρ ἀπαράβατόν τι καὶ ἀνα- 10! 
πόδραςτον τὴν εἱμαρμένην τίθενται, καὶ πάντα γε TA TE ὄντα 
καὶ τὰ γιγνόμενα ὑποτάςςουειν αὐτῇ, ποτὲ δὲ ἔςτιν αὐτῶν καὶ 
τὸ παρὰ τὴν εἱμαρμένην ἀκοῦςαι πολλάκις λεγόντων καὶ τὸ παρὰ 

5 μοῖραν. ' 

1—3 cf. frg. 42 sqq. 8 ποτὲ Blochius: ὁτὲ A 


id. de fato c. 36 (p. 112 O.): θέμενοι γὰρ τὸ “Τὴν eipappé- 
vnv χρῆςθαι πᾶςειν τοῖς γεγονόςι τε καὶ γινομένοις καθ᾽ εἷμαρ- 
μένην, πρὸς τὴν ἀκώλυτον τῶν ὑπ᾽ αὐτῆς γινομένων ἐνέργειαν, 
οὕτως ὡς γέγονεν ἕκαςτον αὐτῶν xai φύςεως ἔχει, λίθῳ μὲν 

δ ὡς λίθῳ, φυτῷ δὲ ὧς φυτῷ, ζῴῳ δὲ dic ζῴῳ, εἰ δὲ ὧς ζῴῳ 
καὶ ὁρμητικῷ᾽, ἐν τῷ τιθέναι τὸ ᾿χρῆςθαι αὐτὴν τῷ ζῴῳ ὡς ζῴῳ 
τε καὶ ὁρμητικῷ, καὶ γίνεςθαι τὰ ὑπ᾽ αὐτῆς διὰ τῶν ζῴων γινό- 
μενα κατὰ τὴν τῶν ζῴων ὁρμήν, ἑπομένων καὶ τούτων 7 τῶν ἐξ 
ἀνάγκης περιεετώτων αὐτὰ τότε αἰτίοις᾽, ἅτινα ἂν {πράττῃ 

10 ἡγούμενοι (διὰ τοῦ τὸ καθ᾽ ὁρμὴν ἐνεργεῖν τὰ ζῷα τηρεῖν) ἐν 
τῷ ἅπαντα yivecdar καθ᾽ εἱμαρμένην καὶ τὸ ἐφ᾽ ἣμῖν εἶναί τι 
τηρεῖν... (ἐρωτῶειν λόγους). 

2 γινομένοις VA 4 φύςεως éyev cf. Soph. Oed. T. 709 βρότειον 
οὐδὲν μαντικῆς ἔχον τέχνης 4/5 μὲν dic VÀ: ὧς 6 ὁρμητιῇ V: fort. 
dic ζῴῳ ὁρμητικῷ 1 ὑπ᾽ αὐτῆς : ὑπ᾽ αὐτῶν, ὑφ᾽ αὑτῶν V, ὑφ᾽ αὐ- 


τῶν A et Or. διὰ τῶν ζῴων del. Heine 9 αἰτίοις VA: airidle V! 
αἰτίαις volgo; antecedentia corrupta fort. ita emend. τούτων (sc. τῶν 
Cuv) Toic .. mepiecrü civ . . αἰτίοις, Heine coni. ταῖς τῶν . . περιεςτιῦ- 
τῶν... αἰτίαις 9 ἅτινα ἂν πράττῃ, ἡγούμενοι Heine’ ἅτινα ἂν ἡγού- 
μένοι 10 τὸ fort. del. 11 καὶ τὸ τὸ kai VÀ 


p 
c» 


10 


Chrysippea. 133 
^ Nemes. tt. püceuc ἀνθρ. cap. 35 (p. 188): οἱ δὲ λέγοντες 


, ὅτι “καὶ τὸ ἐφ᾽ ἡμῖν καὶ τὸ καθ᾽ εἱμαρμένην ςεῴζεται --- ἑκάςτῳ 


γὰρ τῶν γενομένων δεδόςεθαι τι καθ᾽ εἱμαρμένην dc τῷ ὕδατι. 
τὸ ψύχειν καὶ ἑκάςτῳ τῶν φυτῶν τὸ τοιόνδε καρπὸν φέρειν καὶ 
τῷ λίθῳ τὸ κατωφερὲς καὶ τῷ πυρὶ τὸ ἀνωφερές, οὕτω καὶ τῷ 5 
ζῴῳ τὸ ευγκατατίθεςθαι καὶ ὁρμᾶν ὅταν δὲ ταύτῃ τῇ ὁρμῇ μηδὲν 
ἀντιπέςῃ τῶν ἔξωθεν καὶ καθ᾽ εἱμαρμένην, τότε τὸ περιπατεῖν 
τέλεον ἐφ᾽ ἡμῖν εἶναι, καὶ πάντως περιπατήςομεν᾽ — οἱ ταῦτα 


“λέγοντες (εἰεὶ δὲ τῶν (τωικῶν Χρύειππός τε καὶ Φιλοπάτωρ 


11 


12 


καὶ ἄλλοι πολλοὶ καὶ λαμπροί) οὐδὲν ἕτερον ἀποδεικνύουςειν ἢ 10 
πάντα καθ᾽ εἱμαρμένην τίνεεθαι. 


cf. p. 140 “τὸ δι᾽ ἡμῶν ὑπὸ τῆς εἱμαρμένης γινόμενον᾽. 


Alex. de an. II p. 159 a Ald.: εἰ “ἣ μὲν φύεις οὐχ ὁμοία πάν- 
τῶν ἀλλ᾽ ἔχει διαφοράν (φύςει γὰρ εὐφυεῖς τινες, οἱ δ᾽ ἀφυεῖς)" 
μεγίετην δὲ ἰεχὺν ἣ φύεις ἔχει πρὸς τὸ τοιοὺς ἢ τοιοὺς τίνεεθαι, 
μετὰ δὲ τὴν φύειν τὰ ἔθη, ἐξ ὧν ἀμφοτέρων καὶ f$ προαίρεεις 
ποιὰ γίνεται᾽, πῶς ἔτι ἔεται ἐφ᾽ ἡμῖν fj προαίρεεις, ὅλως ἀπο- 5 
ρήςειεν ἄν τις. καὶ γὰρ εἰ καὶ τὴν διδαςκαλίαν αἰτιῷτο, οὐδὲ τὸ 
μαθεῖν Ep’ ἡμῖν. 


id. de fato c. 13 (p. 428q. O.): ἀναιροῦντες γὰρ τὸ éEoucíav ἔχειν 
τὸν ἄνθρωπον τῆς αἱρέςεώς Te xol πράξεως τῶν ἀντικειμένων 
λέγουςιν ἐφ᾽ ἡμῖν εἶναι τὸ γινόμενον [καὶ] δι᾽ ἡμῶν. Ἐπεὶ γὰρ 
(paciv) τῶν ὄντων τε καὶ γινομένων ai φύςεις Érepaí τε καὶ 
διάφοροι. οὐ γὰρ αἱ αὐταὶ τῶν ἐμψύχων τε καὶ τῶν ἀψύχων, 5 
ἀλλ᾽ οὐδὲ τῶν ἐμψύχων ἁπάντων αἱ αὐταὶ πάλιν. αἱ γὰρ κατ᾽ 
εἶδος τῶν ὄντων διαφοραὶ τὰς τῶν φύςεων αὐτῶν διαφορὰς 
δεικνύουςιν. γίνεται δὲ τὰ ὑφ᾽ éxácrou γινόμενα κατὰ τὴν οἰκείαν 
φύειν, τὰ μὲν ὑπὸ λίθου κατὰ τὴν [p. 44] λίθου, τὰ δ᾽ ὑπὸ πυρὸς 
κατὰ τὴν πυρός, καὶ τὰ ὑπὸ ζῴου κατὰ τὴν [ὑπὸ] ζῴου. οὐδὲν 10 
μὲν τῶν κατὰ τὴν οἰκείαν φύειν UP’ ἑκάςτου γινομένων δύναςθαί 
pacıv ἄλλως ἔχειν ἀλλ᾽ ἕκαςτον τῶν γινομένων ὑπ᾽ αὐτῶν Yi- 
γεςθαι κατηναγκαςμένως --- κατ᾽ ἀνάγκην οὐ τὴν ἐκ βίας ἀλλ᾽ 
ἐκ τοῦ μὴ δύναςθαι τὸ δὴ πεφυκὸς οὕτως (ὄντων τῶν περιεςτώ- 
τῶν τοιούτων (WC) ἀδύνατον αὐτῷ μὴ περιεςτάναι) τότε ἄλλως 15 
πως καὶ μὴ οὕτως κινηθῆναι. μηδὲ γὰρ τὸν λίθον, εἰ ἀπὸ ὕψους 
ἀφεθείη τινός, δύναςθαι μὴ φέρεςθαι κάτω (μηδενὸς ἐμποδίζον- 
τος) τῷ βαρύτητα μὲν ἔχειν αὐτὸν Ev αὑτῷ᾽ ταύτην δ᾽ εἶναι τῆς 
τοιαύτης κινήςεως [κάτω] φύειν, ὥςτ᾽, ἂν καὶ τὰ ἔξωθεν αἴτια τὰ 
πρὸς τὴν κατὰ φύειν κίνηειν τῷ λίθῳ εὐυντελοῦντα παρῇ, [ὡς] 20 
ἐξ ἀνάγκης τὸν λίθον ὧς πέφυκεν φέρεεθαι, πάντως δ᾽ αὐτῷ 
καὶ ἐξ ἀνάγκης παρεῖναι ταῦτα τὰ αἴτια, δ᾽ ἃ κινεῖται τότε (οὐ 
μόνον μὴ δυναμένῳ μὴ κινεῖςθαι τούτων [μὴ] παρόντων ἀλλὰ καὶ 
ἐξ ἀνάγκης κινεῖςθαι τότε), καὶ γίνεεθαι τὴν τοιαύτην κίνηειν ὑπὸ 
τῆς εἱμαρμένης διὰ τοῦ λίθου. ὁ δ᾽ αὐτὸς καὶ ἐπὶ τῶν ἄλλων 56 


134 Alfredus Gercke: 


λόγος. ὡς δὲ ἐπὶ τῶν ἀψύχων ἔχει, οὕτως δὲ καὶ ἐπὶ τῶν ζῴων 
ἔχειν φαείν. εἶναι γάρ τινα καὶ τοῖς ζῴοις κίνηειν κατὰ φύειν, 
ταύτην δ᾽ εἶναι τὴν καθ᾽ ὁρμήν᾽ πᾶν γὰρ ζῷον dic ζῷον κινού- 
μενον κινεῖεθαι καθ᾽ ὁρμὴν — κίνησιν ὑπὸ τῆς εἱμαρμένης διὰ 

80 ζῴου γινομένην. οὕτως δὲ τούτων ἐχόντων καὶ γινομένων ὑπὸ 
τῆς εἱμαρμένης κινήςτεων τε καὶ ἐνεργειῶν ἐν τῷ κόςμῳ τῶν μὲν 
διὰ γῆς, ἂν οὕτω τύχῃ, τῶν δὲ δι᾽ ἀέρος τῶν δὲ διὰ πυρὸς τῶν 
δὲ δι᾽ ἄλλου τινός, γινομένων δὲ τινῶν καὶ διὰ ζῴων (τοιαῦται 
δὲ αἱ καθ᾽ ὁρμὴν κινήςεις) — τὰς διὰ τῶν ζῴων ὑπὸ τῆς εἷμαρ- 

ss μένης γινομένας ἐπὶ τοῖς ζῴοις εἶναι λέγουσιν, ὁμοίως δὲ ὡς 
πρὸς τὸ ἀναγκαῖον τοῖς ἄλλοις γινομένας &macv (τῷ δεῖν καὶ 
τοῖς ἐξ ἀνάγκης [p. 46] τὰ ἔξωθεν αἴτια παρεῖναι τότε, (cre 
αὐτὰ τὴν ἐξ ἑαυτῶν τε καὶ καθ᾽ ὁρμὴν xívnciv ἐξ ἀνάγκης οὕτω 
πως ἐνεργεῖν), ὅτι δὲ αὗται μὲν δι᾽ ὁρμῆς TE καὶ ευγκαταθέςεεως, 

ἐκείνων δὲ di μὲν διὰ βαρύτητα γίνονται di δὲ διὰ θερμότητα 
di δὲ κατ᾽ ἄλλην τινά, ταύτην μὲν ἐπὶ τοῖς ζῴοις λέγοντες, 
οὐκέτι δὲ ἐκείνων ἑκάςτην τὴν μὲν ἐπὶ τῷ λίθῳ τὴν δὲ ἐπὶ τῷ 
πυρί. καὶ τοιαύτη μὲν αὐτῶν f| περὶ τοῦ ἐφ᾽ ἡμῖν δόξα ὡς bv 
ὀλίγων εἰπεῖν. 


8 10: τε A, τεῦ xaldelevi ἐπεὶ scr. εἰςὶ vel ἐπὶ 5 διάφοραιΐ 
10 τὴν ὑπὸ Z. VÀ: 10—12 locum restituit Casp. Or.; cf. de sententia 
frg. 76-78 et 86 Thv: fort. μὴν δὴ x^ μὴ 14 οὕτως᾽ fort. ὅλως 
vel tale quid 15 ὡς om. VA αὐτῷ᾽ αὐτὸ Schwartz μὴ nescio 
an deleverit V τότε V et Casp. Or.’ καὶ ἀδύνατον τότε A et Or. (sed 
τό, τε hic) 16 μηδὲ ** μήτε 19 post xıvricewc addidit lector 
quidam κάτω, quod corruptum in κατὰ praebent VA; cf. uterque Orelli 
in adn. ὥςτ᾽, ἂν Schwartz: ὅταν 20 ὡς om. VA 23 δυναμένῳ᾽ 
δυναμένων V, δυνάμενον A μὴ V: om. A recte 26 δὲ καὶ VA’ καὶ 
volgo et Schwartz 29 ὑπὸ VA: διὰ 82 Or. putat excidisse verba 
τῶν δὲ δι᾽ ὕδατος, falso 36 γινομένοις Schwartz — kal del. aut uc scr. 
89 cuyraradecewc A’ ευν θέεεως V 


ibid. c. 38 (p. 192 O.): “τὸ ὑπό τινος κατὰ τὴν οἰκείαν γινόμενον 
φύειν, ἐπ᾿ ἐκείνῳ᾽. 


August. d. c. d. V 10: unde nec illa necessitas formidanda est, 11: 
quam formidando Stoici laboraverunt causas rerum ita distinguere, 
ut quasdam subtraherent necessitati, quasdam subderent, atque in 
his quas esse sub necessitate noluerunt posuerunt etiam nostras 

5 voluntates, ne videlicet non essent liberae, si subderentur ne- 
cessitati. 


Alex. de fato c. 10 (p. 32 O.): paciv μηδὲ rà γινόμενα καθ᾽ 11. 
εἱμαρμένην καίτοι ἀπαραβάτως γινόμενα ἐξ ἀνάγκης Yivecdaı, 
ὅτι Ecrıv αὐτοῖς δυνατὸν γενέεθαι καὶ τὸ ἀντικείμενον δυνατὸν 
οὕτως ὡς προείρηται. 


3 (év» αὐτοῖς δυνατοῖς Schwartz dub. δυνατὸν οὕτως ὡς VA- du- 
νατοῦ oUtuc λεγομένου tuc 


Aet. plac. I 27, 4 (p. 822 a 9 Diels): οἱ (τωικοὶ Ἰλάτωνι 11: 


Chrysippea. 135 


ἐμφερῶς᾽ καὶ τὴν μὲν ἀνάγκην ἀκίνητόν qaciv αἰτίαν καὶ βιαςτι- 
κήν, τὴν δὲ εἱμαρμένην ευὐμπλοκὴν αἰτιῶν τεταγμένην, ἐν fj ευμ- 
πλοκῇ καὶ τὸ παρ᾽ ἡμᾶς, ὥςτε τὰ μὲν εἱμάρθαι τὰ δὲ ευνειμάρθαι. 

1 πήλάτωνι ἐμφερῶς: cf. supra (& 5 Diels) Πλάτων ἐγκρίνει μὲν τὴν 
εἱμαρμένην ἐπὶ τῶν ἀνθρωπίνων ψυχῶν καὶ βίων, cuveicayeı δὲ καὶ τὴν 
παρ᾽ ἡμᾶς αἰτίαν 4 ευνειμάρθαι κ᾽ ἀνειμάρθαι traditur, ἀνείμαρτα (et 
εἱμαρτὰ) olim Vsener; hoc fragmento non recte abusus et Zeller IV? 
175, 4 &. c. 


16 Τὸ μὲν ἐξ ἡμῶν πολλὰ τίνεεθαι δῆλον εἶναι, οὐδὲν (bt) 
ἧττον ευγκαθειμάρθαι καὶ ταῦτα τῇ τῶν ὅλων διοικήςει... τὸ 
γὰρ μὴ ἀπολεῖςθαι.. θοϊμάτιον οὐχ ἁπλῶς καθείμαρτο ἀλλὰ 
μετὰ τοῦ φυλάττεςθαι, καὶ τὸ ἐκ τῶν πολεμίων εωθήεεεθαι 
τόνδε τινὰ μετὰ τοῦ φεύγειν αὐτὸν τοὺς πολεμίους, καὶ τὸ ς 
γενήςεςθαι παῖδας μετὰ τοῦ βούλεςθαι κοινωνεῖν Yuvaikt* ὥςπερ ᾿ 
γὰρ .. εἰ λέγοντός τινος ἫἩγήςαρχον τὸν πύκτην ἐξελεύεεεθαι 
τοῦ ἀγῶνος πάντως ἄπληκτον ἀτόπως ἄν τις ἠξίου καθιέντα 
τὰς χεῖρας τὸν Ἡγήςαρχον μάχεςθαι, ἐπεὶ ἄπληκτον αὐτὸν 
καθείμαρτο ἀπελθεῖν, τοῦ τὴν ἀπόφαςιν ποιηςαμένου διὰ τὴν i10 
περιττοτέραν τἀνθρώπου πρὸς τὸ μὴ πλήττεεθαι φυλακὴν τοῦτο 
εἰπόντος --- οὕτω καὶ ἐπὶ τῶν ἄλλων ἔχει᾽ πολλὰ γὰρ μὴ δύ- 
ναςθαι γενέςθαι χωρὶς τοῦ καὶ ἡμᾶς βούλεςθαι καὶ ἐκτενεςτάτην 
καὶ περὶ αὐτὰ προθυμίαν τε καὶ «πουδὴν eicpepecdan, ἐπειδὴ 


μετὰ τούτου .. αὐτὰ γενέςεθαι καθείμαρτο. 15 
Diogenian. fr. 8, 8 qndv οὖν ἐν τῷ δευτέρῳ βιβλίῳ “τὸ μὲν — καθεί- 
μαρτο᾽ (v. 17). 1 οὐδὲν δὲ κ᾿ οὐδὲν G, οὐδὲ δὲ vulgo 6 γενῆ- 


cecdaır ** γενέςεθαι 1 εἰ λέγοντος’ λέγοντος Viger; exspecto ἀνελόντος 
propter καθείμαρτο v. 10 14 καὶ ante περὶ del. Schwartz 


17 Cic. de fato 13, 30: Haec ratio (ignava) a Chrysippo repre- 
henditur. quaedam enim sunt', inquit, “in rebus simplicia quaedam 
copulata. simplex est morietur illo die Socrates; huic, sive quid 
fecerit sive non fecerit, finitus est moriendi dies. at siita fatum sit 
*nascetur Oedipus Laio’, non poterit dici 'sive fuerit Laius cum 5 
muliere sive non fuerit^: copulata enim res est et confatalis. sic enim 
appellat, quia ita fatum sit et concubiturum cum uxore Laium et ex 
ea Oedipum procreaturum; ut si esset dictum “luctabitur Olympiis 
Milon' et referret aliquis: “ergo sive habuerit adversarium sive 
non habuerit, luctabitur?, erraret: est enim copulatum “luctabitur’, 10 
quia sine adversario nulla luctatio est. omues igitur istius generis 
captiones eodem modo refelluntur. “sive tu adhibueris medicum 
sive non adhibueris, convalesces’ captiosum: tam enim est fatale 
medicum adhibere quam convalescere'. haec, ut dixi, confatalia ille 
appellat. | 15 

1 haec ratio: ἀργὸς λόγος inventus a Megaricis, appellatus esse ἃ 
Stoicis videtur 4 sit: est Madv., erit. Mueller dubit. 6 confatalis: 
ευνειμαρμένα Plut. de fato 669 F cf. praef. p. 695 8 ut: fort. item Orelli 
9 Milon: cf. praef. p. 698 


136 Alfredus Gercke: 


Nemes. c. 37 (p. 144): περιττὴ δὲ καὶ fj μάχη τοῦ λογιςμοῦ 11i 


καὶ τῆς ἐπιθυμίας ἐπὶ τοῦ ἐγκρατοῦς xal ἀκρατοῦς. εἰ γὰρ ἐξ 

ἀνάγκης ὥριςται τὸν μὲν πρᾶξαι τὸν δὲ μὴ πρᾶξαι, τίς fj χρεία 

τῆς ἐν αὐτῷ «ςτάςεώς τε καὶ φιλονεικίας; ᾿ἀλλὰ καὶ τοῦτο ευγ- 
6 καθείμαρται μὴ μόνον πρᾶξαι ἀλλὰ καὶ τοιῶςδε πρᾶξαι.ἢ 


. 4 τοῦτο᾽ τούτῳ Matthaei 1—4 adversarii locuntur, 4—5 ipse Chry- 
sippus 


Καθείμαρται .. cwonvaın Boludriov, εἰ φυλάττοις αὐτό, καὶ 11! 


παῖδας ἔςεςθαι, εἰ καὶ có βουληθείης. ἄλλως δὲ μηδ᾽ ἂν ἔςεςθαί 
τι τούτων. 
Diogenian. fr. 8, 48—50 1 φυλάττοις᾽ φυλάττεις G 2 cf- 


εὐγκοιμηθείης Schwartz μηδ᾽ ἂν G' μὴ ἂν dubium, num plura 
Chrysippo adtribuenda sint. 


Sen. nat. quaest. II c. 37 sq.: Agere nunc causam eorum volo, 1A 


qui procuranda existimant fulmina, et expiationes non dubitant prod- 
esse aliquando ad submovenda pericula aliquando ad levanda ali- 
quando ad differenda. quid sit quod sequatur, paulo post persequar. 
5 interim hoc habent commune nobiscum, quod nos quoque existimamus 
vota proficere salva vi ac potestate fatorum. quem ad modum enim 
& dis immortalibus ita suspensa relicta sunt, ut in bonum vertant si 
admotae dis preces fuerint si vota suscepta: ita non est hoc oontra 
fatum si ipsum quoque in fato est. “aut futurum, inquit, est aut non: 
10 gi futurum est, fiet, etiam si vota non suscipis; si non est futurum, 
etiam si non susceperis vota, non fiet.' falsa est ista interrogatio, 
quia illam mediam inter ista exceptionem praeteris: futurum hoc est 
sed si vota suscepta fuerint. [38] hoc quoque, inquit, ipsum necesse 
est fato comprehensum sit, ut aut suscipias vota aut non. puta me 
15 manus dare tibi et fateri hoc quoque fato esse conprehensum, ut 
utique fiant vota: ideo fient. fatum est, ut iste peritus sit, sed si 
literas didicerit; atqui eodem fato continetur, ut literas discat: ideo 
docendus est. hic dives erit, sed si navigaverit. at in illo fati ordine 
quo patrimonium ill grande promittitur hoc quoque protinus ad- 
20 fatum est, ut et naviget: ideo navigabit. idem tibi de expiationibus 
dico: effugiet pericula sı expiaverit praedictas divinitus minas; at 
hoc quoque in fato est ut expiet: ideo expiabit. ista nobis ppponi 
solent, ut probetur nil voluntati nostrae relictum et omne ius fato 
iraditum. cum de ista re agetur, dicam quem ad modum manente 
25 fato aliquid sit in hominis arbitrio; nunc vero de quo agitur ex- 
plicui, quo modo si fati certus est ordo, expiationes procurationes- 
que prodigiorum pericula avertant, quia non cum fato pugnant sed 
ipsa fati lege fiunt. “quid ergo’ inquis 'aruspex mihi prodest? utique 
enim expiare mihi etiam non suadente illo necesse est.” hoc prodest 
30 quia fati minister est. sic cum sanitas debeatur fato debetur et 

medico, quia ad nos beneficium fati per huius manus venit. 

7 relicta: fort. edicta 9 inquit, sc. Chrysippi adversarius 


Chrysippea. 191 


18 ingwit: Chrysippus 14 fato comprehensum: cuveınappevov, cf. ad- 
fatum v. 19/20 28 fato Erasmus: faciendi 24 dicam et 25/26 erx- 
plicwi, sc. Seneca. 29 mihi del. Fickert 


1 Plot. ei fj τῶν μελλόντων πρόγνωςεις ὠφέλιμος fr. XV 3 
(Stob. Anthol. II 8, 25 p. 158 Wachsm.): Ὁ δὲ Néctup οὐκ ἀβέλ- 
τερος; ὕπνου φθονῶν τοῖς τὰς ναῦς quAÀáccouct καὶ διακελευό- 
μενος᾿ 
οὕτω νῦν φίλα τέκνα φυλάςεετε, μηδέ τιν᾽ ὕπνος 6 
αἱρείτω, μὴ χάρμα γενώμεθα bucpeveécciv. 


“οὐ γενηςόμεθα (φηεί τις), οὐδ᾽ ἂν καθεύδωμεν, εἰ πεπρωμένον 
ἐςτὶ μὴ ἁλῶναι τὸν ναύεταθμον.᾽ TIC οὐκ ἂν εἴποι πρὸς τοὺς 
ταῦτα ληροῦντας, ὅτι ᾿καθείμαρται μὲν ἴεως ἅπαντα ταῦτα, εὐγκαθ- 
είμαρται δὲ ἑκάςτῳ τὸ διὰ τούτων καὶ τὸ ἐν τούτοις καὶ {τὸν οὕτω 10 
καὶ τὸ μὴ ἄλλως ευντελεῖςθαι δίχα τούτων; οὐ γὰρ ἔςτι φυλακὴ 
καθευδόντων οὐδὲ νίκη φευγόντων οὐδὲ θερίςαι μὴ ςπειράντων 
τὴν ἀγαθὴν γῆν καὶ καθαρὰν οὐδὲ γεννῆςαι μὴ CUTTEVÖHEVOV 
γυναικὶ ἡλικίαν ἐχούςῃ καὶ «ε«ώὠματος φύειν γόνιμον οὐδὲ ἄγρας 
τυχεῖν ἐν ἀθήροις χωρίοις. 15 
4 IL K 192/83 1—8 adversarii locuntur, 8—15 Chrysippus 
8 vaucradßuov Canter:, δύεταθμον 10 τὸ οὕτω Vsener: οὕτω codd. 


18 τὴν ἀγαθὴν γῆν: fort. γῆν ἀγαθὴν ευγγενόμενον : ευγγενομένων 
Heeren, fort. ευγγενομένου 


2 Aleinous vel Albinus, διδαςκαλικὸς c. 26: Ἢ γὰρ εἱμαρμένη 
vóuou τάξιν éméyouca οὐχ olov λέγει, διότι ὁ μὲν τάδε ποιήςει 
ὃ δὲ τάδε πείςεται (εἰς ἄπειρον γὰρ τοῦτο ἀπείρων μὲν ὄντων 
τῶν γεννωμένων ἀπείρων δὲ τῶν περὶ αὐτοὺς ευμβαινόντων᾽ 
ἔπειζταΣ καὶ τὸ ἐφ᾽ ἡμῖν οἰχήεεται, καὶ ἔπαινοι καὶ ψόγοι, καὶ ὅ 
πᾶν τὸ τούτοις παραπλήςιον), ἀλλὰ διότι ἥ τις ἂν ἕληται ψυχὴ 
τοιοῦτον βίον καὶ τάδε τινὰ πράξῃ, τάδε τινὰ αὐτῇ ἕψεται. ἀδέ- 
CTTOTOVv οὖν fj ψυχὴ, καὶ ἐπ᾽ αὐτῇ μὲν τὸ πρᾶξαι ἢ μὴ, καὶ μὴ 
κατηνάγκαςται τοῦτο, τὸ δὲ ἑπόμενον τῇ πράξει καθ᾽ εἱμαρμένην 
ευντελεςθήςεται᾽ οἷον τῷ “Πάρις ἁρπάςει τὴν ἱξλένην᾽ ἐπ᾽ αὐτῷ 10 
ὄντι ἀκολουθήςει τὸ -᾿πολεμήςουει [Tpwecc] περὶ τῆς “EkEvnc oi 
"ElAnvec’. οὕτω γὰρ καὶ 6 ᾿Απόλλων τῷ Λαΐῳ προεῖπεν" 


Εἰ γὰρ τεκνώςεις παῖδ᾽, ἀποκτενεῖ c' ὁ quc. 


ἐν τῷ θεεμῷ δὴ περιέχεται μὲν καὶ ὁ Λάϊος καὶ τὸ φῦςκαι 
αὐτὸν παῖδα, καθείμαρται δὲ τὸ ἑπόμενον᾽ 16 


2 λέγει διότι codd.: λέγειν ὅτι volgo 4 αὐτοὺς codd.: αὐτὰ volgo 
sed falso 5 ἔπειτα volgo fort. recte: ἐπεὶ codd. 6 διότι codd.: ὅτι 
εἴ τις ἂν volgo, nescio an recte: ἥτις ἂν codd. 6 de ἕληται τοιοῦτον βίον 
cf. frg. 128—140 7 πράξῃ κ΄ πράξει de ἕψεται, ἑπόμενον (9 et 15) cf. 
frg. 127 11 TpwWecca om. codd. mel. 12 Eur. Phoen. 19, cf. frg. 94, 10. 


23 Diogenian. fr. 4, 39: ἔπειτα, εἰ καὶ καθ᾽ ὑπόθεειν ἦν ἀληθὲς 
τὸ δὴ τὴν μαντικὴν τῶν μελλόντων ἁπάντων εἶναι θεωρητικήν 


188 Alfredus Geroke: 

TE καὶ προαγορευτικήν᾽, τὸ μὲν πάντα καθ᾽ εἱμαρμένην elvai? 
ευνήγετο ἂν οὕτως, τὸ μέντοι "xpeiwdec αὐτῆς καὶ βιωφελὲς᾽ 

5 οὐκ ἄν ποτε ἐδείκνυτο, δι᾽ ὃ καὶ μάλιςτα δοκεῖ Χρύειππος ὑμνεῖν 
τὴν μαντικήν. 


add. 4, 66: ςωθήςεςθαι τὸ χρήειμον τῆς μαντικῆς διὰ τὸ προλέγεςθαι 
τὸ πάντιυς ἐςόμενον δυςχερές, εἰ μὴ φυλαξαίμεθα. 


Alex. de an. II p. 142 Ο.: τύχην γοὖν πολλάκις ἐπιβοῶνται͵ 12 
ἄλλην ὁμολογοῦντες εἶναι ταύτην αἰτίαν τῆς εἱμαρμένης “Ὡἀλλὰ 
καὶ τοῖς θεοῖς οὐ διαλείπουειν εὐχόμενοι, ὧς δυναμένου τινὸς 
ὑπ᾽ αὐτῶν διὰ τὰς εὐχὰς γενέςεθαι᾽ παρὰ τὴν εἱμαρμένην ἀλλὰ 

6 καὶ βουλεύονται περὶ τῶν πρακτέων αὐτοῖς, καίτοι καὶ ταῦτα 
καθ᾽ εἱμαρμένην εἶναι λέγοντες, καὶ ευμβούλους παρακαλοῦει καὶ 
μαντείαις οὐκ ὀκνοῦςει χρῆςθαι, ὡς ἐνὸν αὐτοῖς, εἰ προμάθοιεν, 
φυλάξαςθαί τι τῶν εἱμαρμένων. , 

ἐν ταῖς κατὰ τὸν βίον πράξεσιν οὐκ éolkaciv. αὐτῇ (τῇ εἱμαρμένῃ) πε- 


πιςτευκέναι᾽ τύχην — εἱμαρμένων. 8. ἄλλην᾽ fort. ἄδηλον, cf. frg. 6854. 
εἰ à À 


id. de fato ec. 11 (p. 34 O): Καίτοι εἰ 'unbév μάτην f φύαις 12 
ποιεῖ τῶν Tponyouuévuv?, τὸ δὲ “βουλευτικὸν εἶναι ζῷον τὸν 
ἄνθρωπον, [p. 36] προηγουμένως ὑπὸ τῆς φύςεως, ἀλλ᾽ οὐ κατ᾽ 
ἐπακολούθημά τι καὶ εὔμπτωμα τοῖς προηγουμένως γινομένοις᾽ 
γίνοιτο, ευνάγοιτο ἂν {τὸ “μὴ εἶναι μάτην τοὺς ἀνθρώπους 
βουλευτικούςἾ. 

4 ἐπακολούθημα᾽ οὗ frg. 28, 11 ὅ τὸ om. V 


οι 


Oenomaus in Γοήτων φώρᾳ (Eus. PE VI 7 p. 258 B): ἐκεῖνο 12 
γὰρ δὴ τὸ καταγελαςτότατον ἁπάντων τὸ μίγμα καὶ ἣ cóvoboc 
τοῦ καὶ ἐπὶ τοῖς ἀνθρώποις τι εἶναι καὶ εἱρμὸν οὐδὲν ἧττον εἶναι. 
προςεοικέναι γὰρ αὐτόν, ὡς AEyoucıv oi ςοφώτεροι, τῷ Εὐριπιδείῳ 
λόγῳ τεκνῶςαι μὲν γὰρ ἐθελῆςαι τὸν Λάϊον κύριον εἶναι τὸν 
Λάϊον, καὶ τοῦτο ἐκπεφευγέναι τὴν ᾿Απολλωνίαν ὄψιν. τεκνώ- 
cavrı δ᾽ αὐτῷ ἐπεῖναι ἀνάγκην ἄφυκτον ὑπὸ τοῦ φύντος αὐτὸν 
ἀποθανεῖν. οὕτως οὖν τὴν ἐπὶ τῷ μέλλοντι ἀνάγκην παρέχειν 
τῷ μάντει τὴν τοῦ γενηςομένου προαίεθηειν. 

4 ςοφιύτεροι᾽ fort. cum cod. B ser. ςοφώτατοι 5 Texviocar audi 
τοῦ τεκνῶςαι εἶναι τὸν A.: fort. εἶναι αὐτὸν A. recte monet Oeno- 
maus: ἦν δέ που καὶ ὁ φὺς τῆς ἰδίας βουλήςεως κύριος ὥςπερ ὁ @ücac, 


καὶ ὡς ἐκεῖνος τοῦ τεκνῶςαι καὶ μὴ οὕτως οὗτος τοῦ ἀποκτεῖναι καὶ μή. 
Chrysippum ipse supra nominavit. 


Q 


Nemes. c. 37 (p. 142) fragmentum dubium: oi δὲ λέγοντες 12 
"rv μὲν alpecıv τῶν πρακτῶν ἐφ᾽ ἡμῖν εἶναι, τὴν δὲ τῶν oipe- 
θέντων Amößacıy ἐπὶ τῇ εἱμαρμένῃ᾽ (εἰεὶ δὲ τῶν Ελλήνων οἱ 
ςοφώτατοι) τὸ μέν τι κατορθοῦςει τὸ δὲ ςφάλλονται. 


Alex. de fato c. 18 (p. 62 0.): Οὕτω γὰρ ἐν ác τοῖς λόγοις 12! 


Chrysippea. 139 


φυλάςςουει τὸ ἐλεύθερόν TE καὶ αὐτεξούειον ὧς μὴ ἀκούςαντές 
ποτε παρ᾽ ἄλλου τοιούτου τινὸς δόγματος, τοῦτο μὲν προτρέπειν 
τινὰς πειρώμενοι ὡς τοῦ τε ποιεῖν f| μὴ ποιεῖν τοῦτο τὴν ἐξου- 
clav ἔχοντες αὐτοὶ καὶ τῶν προτρεπομένων διὰ τῶν παρ᾽ αὐτῶν 5 
λόγων αἱρεῖεθαί τινα δυναμένων, (Uv» ἔπραξαν ἂν τἀναντία 
(«αὐλτῶν εἰωπώντων, τοῦτο δὲ ἐπιτιμῶντες καὶ ἐπιπλήττοντες 
Ticiv ὡς οὐ τὰ προςήκοντα πράττουειν. ἀλλὰ καὶ ευγγράμματα 
πλείω καταλείπουςΐί τε καὶ ευγγράφουει δι᾽ ὧν ἀξιοῦςει παιδεύ- 
εςθαι τοὺς νέους, οὐχ ὡς κεκωλυμένοι τοῦτο ευγγράφειν διὰ τὸ 
τὰ περιεςτῶτα αὐτοῖς εἶναι τοιαῦτα, ἀλλ᾽ ὡς ὃν μὲν ἐπ᾽ αὐτοῖς 
ευγγράφειν τε καὶ μὴ, αἱρούμενοι δὲ τὸ γράφειν διὰ φιλανθρωπίαν. 
6 τῶν προτρεπομένων᾽ τῷ προτρεπομένω VA 5/6 τῶν f. a. λόγων᾽ 
τῶν π. a. λόγους VA, τοὺς π. a. λόγους volgo 6 ὧν om. VA 
7 αὐτῶν τῶν VÀ 


0 


μεὸ 


129 ibid. c. 26 (p. 82 qq. O.): Ei (paciv) ταῦτά ἐςτιν ἐφ᾽ ἡμῖν ὧν 
καὶ τὰ ἀντικείμενα δυνάμεθα, καὶ ἐπὶ τοῖς τοιούτοις οἵ TE ἔπαινοι 
καὶ οἱ ψόγοι προτροπαί τε καὶ ἀποτροπαὶ KoAdceic τε καὶ τιμαὶ᾽ 
οὐκ ἔεται τὸ φρονίμοις εἶναι * * καὶ ᾿τὰς ἀρετὰς ἔχειν ἐπὶ τοῖς 
ἔχουειν, ὅτι μηκέτ᾽ εἰεὶν τῶν ἀντικειμένων κακιῶν ταῖς ἀρεταῖς 
δεκτικοί᾽ ὁμοίως δὲ οὐδὲ αἱ κακίαι ἐπὶ τοῖς κακοῖς οὐδὲ γὰρ ἐπὶ 
[μὴ] τούτοις τὸ μηκέτ᾽ εἶναι κακοῖς. ἀλλὰ μὴν ἄτοπον τὸ μὴ 
λέγειν τὰς ἀρετὰς καὶ τὰς κακίας ἐφ᾽ ἡμῖν μηδὲ τοὺς ἐπαίνους 
καὶ τοὺς ψόγους ἐπὶ τούτων τίνεςθαι᾽ οὐκ ἄρα τὸ ἐφ᾽ ἡμῖν τοι- 
oürov [p. 84 cap. 27], οἱ f εὐγχωρήςαντες ἀναποβλήτους τὰς 
ἀρετάς τε καὶ τὰς κακίας εἶναι ἴσως προχειρότερον λαμβανόμενοι 
λέγοιμεν ἂν κατὰ τοῦτο τὰς ἕξεις ἐπὶ τοῖς ἔχουςιν εἶναι, καθ᾽ 
ὅςον πρὸ τοῦ λαβεῖν αὐτὰς ἐπ᾽ αὐτοῖς fjv καὶ μὴ λαβεῖν. οἵ τε 
γὰρ τὰς ἀρετὰς ἔχοντες (ἐξὸν καὶ τὸ τῶν βελτιόνων ἀμελεῖν) ἑλό- 
μενοι τὰ βελτίω αὐτοῖς αἴτιοι τῆς τῶν ἀρετῶν ἐγένοντο κτήςεως 16 
οἵ τε τὰς κακίας ἔχοντες παραπληςίως. ὁ δ᾽ αὐτὸς καὶ ἐπὶ τῶν 
τεχνῶν λόγος. καὶ γὰρ τῶν τεχνιτῶν ἕκαςτος πρὸ μὲν τοῦ τὴν 
τέχνην ἔχειν εἶχε καὶ τοῦ μὴ γενέςεθαι τὴν é£oucíav, γενόμενος 
δὲ οὐκέτ᾽ ἔςται κύριος τοῦ μὴ γεγονέναι τε καὶ εἶναι τοιοῦτος. 
αἱ γὰρ γενέςεις τῶν τοιούτων ἐφ᾽ ἡμῖν, καὶ διὰ τοῦτο οὐχ ὅμοιον 20 
τὸ ἀληθὲς ἐπί τε τῶν μελλόντων καὶ ἐπὶ τῶν ὄντων τε καὶ γεγο- 
γότων, ὅτι {τὸν μὲν ὄν τε καὶ γεγονὸς οὐχ οἷόν τε ἢ μὴ εἶναι 
ἢ μὴ γεγονέναι, τὸ δὲ μέλλον γίνεςθαι ἐνδέχεται καὶ μὴ Yivecoar 
διὸ πρὸ μὲν τοῦ τὴν ἀρετὴν ἔχειν τόνδε τινὰ ἀληθὲς ἦν τὸ ἐνδέ- 
χεεθαι καὶ μὴ γενέςθαι τοιοῦτον, ὃ δὲ τοιοῦτον γίνεται, τοῦτο 25 
καὶ γενόμενον ἀληθὲς οὕτω λέγειν γεγονέναι. εἰ μὲν οὖν ἦν ἐκ 
γενετῆς 6 φρόνιμος τοιοῦτος καὶ τοῦτο πρὸς τοῖς ἄλλοις τοῖς 
ὑπὸ τῆς φύςεως αὐτῷ δεδομένοις εἶχεν παρ᾽ ἐκείνης λαβὼν, οὐδ᾽ 
ὅλως ἂν ἦν ἐπ᾽ αὐτῷ τὸ εἶναι τοιούτῳ (ὥςπερ οὐδὲ τὸ εἶναι 
δίποδι ἢ λογικῷ) οὐδ᾽ ἂν ἐπῃνεῖτο ἔτι ἐπὶ τῷ τοιοῦτος εἶναι, ἀλλ᾽ 80 
ἐθαυμάζετο dic ἔχων παρὰ τῆς θείας φύςεως δῶρον τηλικοῦτον. 

Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 48 


σι 


0 


» 


140 Alfredus Gercke: 


dc γὰρ τῶν ὑγιαινόντων Ócot μὲν ἀςθενεῖς ὄντες τὴν φύειν διὰ 
τῆς οἰκείας ἐπιμελείας eici τοιοῦτοι, τούτους μὲν ἐπαινοῦμεν ὡς 
ἑαυτῶν πρόνοιαν τὴν προεήκουςαν ποιουμένους, di’ ἣν πρόνοιαν 
86 οὔκ Eicıv ἐν τῷ voceiv: τοὺς δὲ ἐκ φύςεως ὑγιεινοὺς καὶ [roix] 
(μὴ) νοςοῦντας ἄνευ πραγματείας καὶ φροντίδων οὐκέτι μὲν 
ἐπαινοῦμεν, μακαρίζομεν δὲ ὡς χωρὶς καμάτων [p. 86] τοῦτο 
ἔχοντας, ὃ καὶ τοῖς ἄλλοις ἀγαπητόν, εἰ καὶ μετὰ καμάτου παρείη. 
τὸν αὐτὸν τρόπον ἢ καὶ ἔτι μᾶλλον ἐπὶ τῶν ἀρετῶν ἐποιοῦμεν 
40 ἄν, εἰ fjcav ἐκ φύςεώς ticiv παροῦςαι, ὅπερ ἀμέλει ποιοῦμεν ἐπὶ 
τῶν θεῶν. ἐπεὶ δὲ ἀδύνατον ἡμῖν τοῦτο, καὶ οὐδὲν ἀδύνατον δεῖ 
παρὰ τῆς φύςεως ἀπαιτεῖν (αὕτη γὰρ δυγατῷ τε καὶ ἀδυνάτῳ 
μέτρον᾽ τελειότης μὲν γὰρ fj ἀρετή, καὶ fj ἀκρότης τῆς οἰκείας 
φύςεως ἑκάςτου᾽ ἀδύνατον δὲ ἀτελές τι ὃν ἐν τελειότητι εἶναι, 
46 ἀτελὲς δὲ τὸ γενόμενον εὐθὺ τῷ γενέςθαι)" οὐδὲ τὴν ἀρετὴν οἷόν 
τε τὸν ἄνθρωπον φῦναι. οὐ μὴν ἀςύμβολος f φύςεις αὐτῷ πρὸς 
τὴν κτῆειν αὐτῆς, ἀλλ᾽ ἔχει παρ᾽ αὐτῆς δύναμίν τε καὶ ἐπιτη- 
δειότητα δεκτικὴν αὐτῆς, ἣν οὐδὲν τῶν ἄλλων ζῴων ἔχει, καὶ 
διὰ τήνδε τὴν δύναμιν ὁ ἄνθρωπος τῶν ἄλλων ζῴων φύςεει δια- 
50 φέρει καίτοι πολλῶν ζῴων ἀπολειπόμενος ἐν τοῖς εωματικοῖς 
πλεονεκτήμαςιν. εἰ μὲν οὖν οὕτως εἴχομεν παρ᾽ αὐτῆς τὴν δύ- 
γαμιν τὴν τῶν ἀρετῶν δεκτικὴν ὡς προϊόντες καὶ τελειούμενοι 
καὶ ταύτην λαμβάνειν (ὡς τὸ περιπατεῖν ὧς τὸ ὀδόντας ὡς τὸ 
γένεια φύειν ὡς ἄλλο τι τῶν ἐπιγινομένων ἡμῖν κατὰ φύειν), 
65 οὐδ᾽ οὕτως ἂν ἐφ᾽ ἡμῖν fjcav αἱ ἀρεταὶ ὥςπερ οὐδὲ τῶν προ- 
εἰρημένων Tv ἐπεὶ δὲ μὴ τοῦτον τὸν τρόπον αὐτὰς κτιμεθα (εἰ 
γὰρ ἦν ὥςπερ τὰ ἄλλα οὕτως δὲ καὶ Ppövncic τε καὶ ἀρετὴ τοῖς 
ἀνθρώποις ευγγενῆ, πάντες ἂν ἢ οἵ γε πλεῖετοι ὥςπερ τῶν ἄλλων 
κατὰ φύειν, αὔτως TUYXAVOUCIV, οὕτως οὐ τὴν δύναμιν τὴν τῶν 
€» ἀρετῶν δεκτικὴν μόνην ἀλλὰ καὶ τὰς ἀρετὰς αὐτὰς παρ᾽ ἐκείνης 
ἂν εἴχομεν, καὶ οὐδὲν οὐδ᾽ οὕτως ἂν ἔδει ἐπαίνων ἢ ψόγων ἢ 
τινὸς τῶν τοιούτων, ἐπὶ δὲ ταῖς ἀρεταῖς τε καὶ κακίαις θειοτέραν 
πρόφαεςείν τε xai οὐείαν τῆς mapoucíac αὐτῶν εἴχομεν) --- ἐπεὶ 
δ᾽ οὐχ οὕτως ἔχει (οὐ γὰρ τοὺς πάντας οὐδὲ τοὺς πλείετους 
65 ὁρῶμεν τὰς ἀρετὰς ἔχοντας, ὃ τῶν κατὰ φύειν γινομένων [p. 88] 
cnueióv écriv, ἀλλ᾽ ἀγαπητὸν ἕνα που λαβεῖν τοιοῦτον, ὃς δι᾽ 
ἀςκήςεώς τε καὶ διδαςκαλίας δείκνυςιν τὴν τῶν ἀνθρώπων πρὸς 
τὰ ἄλλα ζῷα φυεικὴν πλεονεξίαν, δι᾽ αὑτοῦ προςτιθεὶς τὸ ἀναγ- 
καῖον ἐνδέον ἡμῶν τῇ φύςει) διὰ τοῦτο ἐφ᾽ ἡμῖν τε ἐςτιν fj τῶν 
70 ἀρετῶν κτῆεις, καὶ οὐκ ἄχρηςτοι οὐδὲ μάτην οὔτε οἱ ἔπαινοι οὔτε 
οἱ ψόγοι οὔτε αἱ πρὸς βελτίω προτροπαὶ οὔθ᾽ ἣ διὰ τῶν βελ- 
τιόνων ἐθῶν κατὰ τοὺς νόμους ἀγωγή. τῶν μὲν γὰρ qücei τιεὶν 
ὑπαρχόντων οὐδὲν οἷόντε ὑπό τινος ἔθους ἀλλοῖον γενέεθαι (οὐχ 
οὕτω πολλάκις τὸ βάρος ἔχον ἀναρριφθήεεται, ὡς ἐθιεθῆναι κατὰ 
75 τὴν αὐτοῦ φύειν ἄνω φέρεεθαι), τὰ δὲ ἤθη τῶν ἀνθρώπων τοιὰ 
καὶ τοιὰ διὰ τῶν διαφερόντων ἐθῶν τίνεται. καὶ ἐπὶ μὲν τῶν 
φύςει πρώτας τὰς ἕξεις κτηςάμενοι οὕτως ἐνεργοῦμεν κατ᾽ αὐτὰς 


30 


31 


Chrysippea. 41 


(οὐ γὰρ ἰδόντες πολλάκις τὴν δρατικὴν ἕξιν κτώμεθα, ἀλλ᾽ ἔχοντες 
αὐτὴν οὕτως ὁρῶμεν) ἐπὶ δὲ τῶν οὐ φύςει ἐκ τῶν ἐνεργειῶν 
τὰς ἕξεις Kribueda. οὐ γὰρ ἄλλως τέκτων τις ἂν γένοιτο μὴ πολ- 
λάκις ἐνεργήςας τὰς τοῦ τέκτονος ἐνεργείας κατὰ τὰς ὑποθήκας 
τοῦ bibáckovroc: ὥςτ᾽ ἐπεὶ καὶ τὰς ἀρετὰς οὕτω κτώμεθα (Evep- 
γοῦντες γὰρ καὶ τὰ ς«ωφρονικὰ γινόμεθα ςὠώφρονες) οὐκ ἂν ἡμῖν 
ὑπάρχοιεν @ücei. 
Ecrı δὴ τῶν ἀπορουμένων ὑπ᾽ αὐτῶν καὶ τοιοῦτον᾽ "el — goce". 

2 τοῖς τοιούτοις fort. τοῖς αὐτος 4 Jacunam indicavi; supple ἐπὶ τοῖς 
φρονίμοις δ unxer’ eiciv V corr. ex μὴδε tridv: μηδέ τίει A 
κακιῶν ex κἀκεινῶν V: κἀκείνων A 6 δεκτικοί V ex δεκτικαι᾽ δεκτι- 
καί A ἐπὶ ex ἐπεὶ V- ἐπεὶ A 7 μὴ delevi: μὴ V, μὴ A, μὲν volgo 
10 οἱ, VÀ: οἷς Or., qui adversarios ab Alexandro induci non intellexisse 
videtur; fort. 8 scr., vix οὐ (cl. D. L. VIL 127), vel del. 11 λαμβανόμενοι" 
λαμβανόμενον VÀ, λαμβάνοντες 12 λέγοιμεν VÀ: λέγοιεν 18 ἐπ᾿" 
ἔτι VA, fort. ἔτι ἐπ᾿ Or. 14 ἐξὸν om, VA τὸ τῶν᾽ τούτωι Υ τούτω A 
17 τοῦ τὴν V: τοῦ 20—26 ad sententiam cf. frg. 79—83 20 ὅμοιον 
VA: ὁμοίως 21 ὄντων V: μενόντων 92 τὸ μὲν 6v: μόνον V!, μένον 
rubr. V, μενόνα AVA- ἦν 26 οὖν ἦν VA: οὖν volgo ἐκ γενετῆς À: 
ἐγγενετὴς V 27/8 τοῖς ὑπὸ τῆς V: τοῖς ὑπὸ A, ὑπὸ volgo 28 δεδο- 
μένοις VA’ δεχομένοις 80 δίποδι ἢ λογικῷ itaque ante Chrysippum 
vix similiter definiebant Platonici hominem (def. Ps. Plat. p. 415 A) eique 
videtur deberi definitio dei quoque Stoica (D. L. VII 147 = Snid. s. v. 
0€óc). 82 ὑγιαινόντων ᾿ ἐπαινούντων VÀ 85 καὶ τοὺς vel del. τοὺς 
vel scr. καὶ διὰ τοῦτο 86 un om. VA φροντίδων VA’ φροντίδος 
88 εἰ καὶ VÀ: εἰ 89 ἢ Casp. Or. εἰ 46 τὸν ἄνθρωπον φῦναι VÀ: 
τῷ ἀνθρώπῳ ευμφῦναι, sed fort. recte traditur “non possunt homines 


virtutem gignere? cf. 1]. 54 μὴν VÀ: μέντοι 50 πολλῶν VÀ: 
τῶν ἄλλων 51 εἴχομεν᾽ ἔχομεν VA δ6 δὲ μὴ 7 (ex sil): μὴ de A 
ἐπεὶ — κτώμεθα' statui ἀνακόλουθον εἰ" οὐ VA 59 αὔτως κ΄ 


αὐτοῖς VA, αὐτῶν volgo; Chrysippum evitasse vocabulum αὐτομάτως 
notum est τυγχάνουειν VÀ: τυγχάνοιεν οὕτως οὐ x: οὕτως οὖν VÀ, 
οὕτως οὖν οὐδὲ dubitanter Or., οὐδὲ volgo 61 εἴχομεν Cas.* ἔχωμεν VA 
63 oücíav: óciav Casp.Or., fort. αἰτίαν εἴχομεν Caselius: ἔχουσιν 
VA, nescio quid lateat. 64 d’- cave ne δὴ conicias 66 dyam- 
τὸν Eva xtA.' Or. confert Iuv. sat. XIII 26; melius adscivisset sententiam 
Chrysippi ceterorumque Stoicorum rarissimos esse bonos ac sapientes di- 
centium (cf. frg. 186 sq. et Zell. IV? p. 252 sq.) 68 αὑτοῦ᾽ αὐτοῦ VA 
69 τέ VÀ: τι 70 οὐδὲ VA: οὔτε 71 βελτίω uterque Or.‘ βελτίων 
VA, βέλτιον volgo 18 οὐχ᾽ vel οὐδ᾽ vel οὐ γὰρ acr. 74 Kata’ 
immo παρὰ scr. 75 αὐτοῦ fort. αὑτοῦ 


id. de an. II p. 160a Ald.: ἐφ᾽ ἡμῖν ἂν εἴη xai τὸ ποιοὶ 
γίνεεθαι τὰ ἤθη καὶ τὰς ἕξεις κτήςαςθαι ... διὸ πολλῶν καλῶς 
πρὸς ἀρετὴν πεφυκότων φαυλότερόν τινες πεφυκότες ἀμείνους 
γίνονται πολλάκις τὴν ἔνδειαν τῆς φύςεεως ἰαςάμενοι τῇ παρ᾽ 
αὐτῶν éEoucíq. 

id. de fato c. 29 (p. 90 O): Ἐξδδείξαμεν δὲ ὅτι οὕτως ‘en’ 
αὐτῷ τῷ φρονίμῳ τὸ εἶναι τοιούτῳ, ὅτι τῆς τοιαύτης ἕξεως καὶ 
τῆς κτήςεως αὐτῆς αὐτὸς αἴτιος, τῷ καὶ τοῦ μὴ Yevecdaı τοιοῦτος 
ἔχειν πρότερον τὴν éEoucíav?: τὴν μὲν οὖν ἕξιν μηκέτ᾽ ἔχειν 


οὐκ ἐπ᾿ αὐτῷ ᾿ὥεπερ οὐδὲ τῷ αὑτὸν ἀπὸ ὕψους ἀφέντι τὸ «ςτῆναι, s 


καίτοι τοῦ ῥῖψαι τε καὶ μὴ τὴν é£ouciav ἔχοντι᾽... 
48” 


| 


142 Alfredus Gercke: 


de re cf. frg. 122, 127 et Tac. ann. VI 22 “contra alii fatum quidem 
congruere rebus putant sed non e vagis stellis verum apud principia et 
nexus naturalium causarum; ac tamen electionem vitae nobis relin- 
cunt: quam ubi elegeris, certum imminentium ordinem'. 

9 ἕξεως ex é£erdceuc V: é£eráceuc A 8 αὐτὸς VA- volgo om. τοῦ᾽ 
τὸ VÀ 4 Éyev: fort. cxäiv 5 οὐκ ἐπ᾿ κ΄ dic ἐπ᾿ VA, ἐπ᾿ οὐδὲ τῷ᾽ 
fort. οὐδ᾽ ἐπὶ τῷ ἀπὸ VA: ὑπὸ 6 fort. etiam sequentia Chrysippea sunt. 


ibid. c. 32 (p. 102 O.): ἐπὶ τῷ φρονίμῳ εἶναι τὸ φρονεῖν 122 
καίτοι μὴ δυναμένῳ [τὸ] oU φρονεῖν. οὐ γὰρ ὅτι νῦν, ὅτε écri 
φρόνιμος, ἐπ᾽ αὐτῷ τὸ εἶναι τοιούτῳ (ἦν γὰρ ἂν καὶ τοῦ νῦν 
μὴ φρονεῖν κύριος), ἀλλ᾽ ὅτι πρὸ τοῦ τοιοῦτος γενέςθαι εἶχεν 

5 ὥςπερ δὴ τοῦ γενέςθαι οὕτως δὲ καὶ τοῦ μὴ Yevechaı τοιοῦτος 
τὴν ἐξουςείαν, δι᾽ ἣν προειρήκαμεν αἰτίαν πρὸς τὸ τενέςθαι τοι- 
οὔτος cuvApyncev αὑτῷ. ἐπὶ δὲ τῶν θεῶν οὐκέτ᾽ ἂν τὸ εἶναι 
τοιοῦτοι (ὅπερ ἦν καὶ αὐτὸ ἐν τοῖς ὑπ᾽ αὐτῶν ἀπορουμένοις)" 
ὅτι γάρ ἐςτιν αὐτῶν ἐν τῇ φύςει τοιοῦτον, οὐδὲν δὲ τῶν οὕτως 

10 ὑπαρχόντων ἐπ᾽ αὐτῶν. διὰ τοῦτο γὰρ τὰ ἐκείνων ἀγαθὰ τίμιά 
τε καὶ μακαρκτὰ μεῖζόν τι τῶν ἐπαινετῶν ἀγαθῶν ἔχοντα, ὅτι 
τὴν ἀρχὴν fj φύεις αὐτῶν ἀνεπίδεκτός écriv: ἡμεῖς δὲ ἐπὶ κτήςει 
τῶν ἀρετῶν ἐπαινούμεθα, ὅτι τῆς φύςεως ἡμῶν ἐπιδεκτικῆς οὔεης 
καὶ τοῦ χείρονος οὐκ ὠκνήςαμεν πρὸς τὰ βελτίω, καὶ τῶν μὲν 

16 χειρόνων ἀνιδρωτὶ καὶ χωρὶς καμάτων περιγίνεςθαι δοκούντων, 
τῆς δὲ ἀρετῆς μετὰ πόνων τε καὶ μετὰ καμάτων καὶ πολλῶν 
ἱδρώτων. 

2 μὴ del. Or. δυναμένων οὐ VA: τὸ οὐ volgo, τότε οὐ uter- 
que Or. ὅτι" fort. ἔτι δ δὴ Casp. Or. δὲ VA 6 δι᾽ VA: καὶ δι᾽ 
7 οὐκέτ᾽ ἂν fort. οὐκ ἔετιν 8 τοιοῦτοι κ᾽ τοιούτοις 9 αὐτῶν VA ἐκεί- 
νων τοιοῦτον VÀ: τὸ τοιοῦτον 10 ἐπ᾽ αὐτῶν κ΄ ἐπ᾿ αὐτῶ 12 post 
αὐτῶν supplevit Or. τοῦ χείρονος, non necessarium esse illud supplemen- 
tum iudicavit Casp. Or.; Grotius (op. theol. IV 423 a 51) vertit “qui ab 
initio natura ipsorum telis est ut nihil ei superaddi possit, itaque παν- 
τὸς supplevit, non, ut Or. putavit, τῶν μειζόνων. ceterum cf. frg. 23, 
145 et Diog. L. VII 147 θεὸν δὲ εἶναι ζῷον ἀθάνατον λογικὸν τέλειον ἢ 
νοερὸν ἐν εὐδαιμονίᾳ κακοῦ παντὸς ἀνεπίδεκτον κτλ. τῇ κτήςει V: 
τῇ κτίςει A, κτήςει volgo 14 καὶ fort. καίτοι 16 respicit Chrys. 
versum Hes. oper. 287 τῆς δ᾽ ἀρετῆς ἱδρῶτα θεοὶ προπάροιθεν ἔθηκαν 


Nemes. T. @. ἀνθρ. c. 41 p. 156: ᾿τὸν ἄνθρωπον οὐκ ἐποίηςε 13: 
(ὁ θεὸς) κακίας ἀνεπίδεκτον.᾽ 


Alex. de fato c. 19 (p. 66 O.): οὐ γὰρ ὑπό τινος ἔξωθεν κατα- 1% 
ναγκάζοντος αὐτοὺς ποιοῦςειν ἃ ποιοῦςιν, ὧν ἴεως ἐνῆν αὐτοῖς 
καὶ φυλάξαςθαι, ἀλλ᾽ ὑπὸ τῆς φύςεως τῆς ἐν αὐτοῖς οὐδὲν οἷόν 
T ἐςτιν λαχόντας ποιῆςαι, ἥτις οὖν ἐν αὐτοῖς τοῖς ἁμαρτανομέ- 

δ γοις αἴτιον. 

1/2 καταναγκάζοντος: καταναγκάζοντας VA 2 ἃ ποιοῦειν V- om. A 

4 λαχόντας κ΄ λαθόντας VA, ἑκόντας Casp. Or. "ita ut aliter agere 


non potuerint’ vertit Grotius (opera theol. IV 418, 57) ἥτις οὖν ἐν τ᾿ 
ἥτις οὖν volgo, καί τις οὐκ ἂν VA 4/6 τοῖς ἁμαρτανομένοις VA τῶν 


35 


6 


ΧΙ 


38 


Chrysippea. 143 


ἁμαρτανομένων dubitanter Or., sed correctione non opus est δ αἴτιον 
VA* αἴτιος volgo 


ibid. c. 9 (p. 30 O.): "Aromov γὰρ ὁμοίως ἐξ ἀνάγκης eivai 
λέγειν ἔν τινι τά τε ἀνεπίδεκτα τῶν ἐναντίων τούτοις ἐν οἷς 
ἐςτι, καὶ τὰ μηδὲν μᾶλλον καθ᾽ ὁντινοῦν χρόνον τούτων ἢ τῶν 
ἐναντίων αὐτοῖς δεκτικά. 

9 τε V: τε καὶ 


ibid. c. 28 (p. 8884. O.): πῶς οὐχ ὁμολογήςουςι κάκιςτον γεγο- 
vévat τῶν ζῴων ἁπάντων ὑπὸ τῆς φύςεως τὸν ἄνθρωπον, δι᾽ 
ὅν qaci πάντα τἄλλα γενέςθαι ὧς ευντελέςοντα πρὸς τὴν τούτου 
εὠτηρίαν; εἰ γὰρ ᾿ἧ μὲν ἀρετή τε καὶ fi κακία μόναι κατ᾽ [90] 


αὐτοὺς f| μὲν ἀγαθὸν, fj δὲ κακὸν, καὶ οὐδὲν τῶν ἄλλων ζῴων s 


οὐδετέρου τούτων ECTIV ἐπιδεκτικὸν, τῶν δὲ ἀνθρώπων οἱ πλεῖ- 
ετοι κακοί, μᾶλλον δὲ ἀγαθὸς μὲν εἷς ἢ δεύτερος ὑπ᾽ αὐτῶν 
γεγονέναι μυθεύεται, ὥςπερ τι παράδοξον ζῷον καὶ παρὰ φύειν, 
ς«πανιώτερον τοῦ Φοίνικος τοῦ παρ᾽ Αἰθίοψιν, oi δὲ πάντες κακοὶ 
καὶ ἐπίςης ἀλλήλοις τοιοῦτοι, ὡς μηδὲν διαφέρειν ἄλλον ἄλλου, 
μαίνεεθαι δὲ ὁμοίως πάντας, ὅςοι μὴ ςοφοί᾽, πῶς οὐκ ἂν ἀθλιώ- 
τατον ζῷον πάντων ὁ ἄνθρωπος εἴη, ἔχων τήν τε κακίαν καὶ τὸ 
μαίνεςθαι εὔὐμφυτα αὑτῷ καὶ ευγκεκληρωμένα; 

2 δι᾽ ὃν κτλ.᾿ cf. Zeller IV? 172 de ipso Chrysippo 8 cuvreM- 


covra uterque Or., imprimis Caspar‘ cuvreltcavra 6 ἐπιδεκτικὸν cf. 
frg. 24 et Platonicam hominis definitionem (p. 415 A) ζῷον... 6 μόνον 
τῶν ὄντων ἐπιςτήμης τῆς κατὰ λόγους δεκτικόν écri 9 proverbium 
respici monuit Or. 18 αὑτῷ x αὐτῷ 


Diogen. fr. 2, 23: πῶς οὖν οὐδένα φὴς ἄνθρωπον, ὃς οὐχὶ 
nalvecdai cov δοκεῖ κατ᾽ Icov Ὀρέςτῃ τε καὶ ᾿Αλκμέωνι πλὴν 
τοῦ coqoó; ἕνα δὲ ἢ δύο μόνους εοφοὺς φὴς γεγονέναι, τοὺς 
δὲ ἄλλους ἐξ ἀφροςύνης ἐπίςης μεμηνέναι τοῖς προειρημένοις. 


1 


0 


πῶς δὲ ἀναςκευάζεις αὐτῶν τὰς δόξας ἐκείνας dic διημαρτημένας s 


οἷον τὰς περὶ πλούτου καὶ δόξης καὶ τυραννίδος καθόλου τε ἧδο- 
γῆς, ἅπερ ἀγαθὰ νενομίκαςιν οἱ πλεῖςετοι; πῶς δὲ καὶ τοὺς κει- 
μένους νόμους ἡμαρτῆςθαι φὴς ἅπαντας καὶ τὰς πολιτείας; ἢ διὰ 
τί πλῆθος τοςούτων βιβλίων ευνέγραψας; — εἰ περὶ μηδενὸς 
εἶχον οἱ ἄνθρωποι δόξας διημαρτημένας. 

2 ἀλκμέωνι G 4 ἐξ ἀφροεύνης G: δι᾽ ἀφροςύνην volgo 7 ἀγαθὰ" 
καθὰ G καὶ τοὺς ( τοὺς 9 εὐνέγραψας᾽ cuverpagec I fort. recte, 
cuveypayav G 

Alex. de fato c. 17 (p. 62 O.): μόνα ταῦτα ἡμῖν TE μαθεῖν Exei- 
voic TE μηνῦςαι δυνατὸν, ὧν τοῦ μαθεῖν Auäc καὶ ποιῆςαι f| μὴ 
ποιῆςαί τι ἕκαςτον ἦν καὶ πρὸ τῆς ἡμετέρας γενέςεως κατηναγ- 
KOCUEVOV; τοῦ τε ἐμμένειν τοῖς ὑπὸ τῶν θεῶν προαγορευομένοις 


οὐχ ἡμεῖς κύριοι, τῷ τῶν ἐςομένων ὑφ᾽ ἡμῶν προκαταβεβλῆεθαι s 


τὰς αἰτίας. 
2 τοῦ et 8 τι suspecta Schwartzio 8 npó: πρὸς V 4 τοῦ t€ 
τοῦτο VA ἐμμένειν V 


10 


744 Alfredus Gercke: 


ibid. c. 34 (p. 106 O.): τοῖς πάντα ἃ ποιοῦμεν ἐξ Avarınc 13: 
ἡμᾶς ποιεῖν λέγουςειν, ἔπειτα τοὺς μὲν κατορθοῦν τῶν λογικῶς 
ἐνεργούντων, τοὺς δὲ ἁμαρτάνειν, ἐξ ἀνάγκης δὲ πάντα ποιοῦμεν. 
καθ᾽ οὖς ἀδύνατον μὲν τῶνδε τινῶν περιεετώτων μὴ πράςεειν 

δἧμᾶς ... : 

καὶ τοῦτ᾽ ἀληθές écri καὶ τοῦτον ἔχει τὸν τρόπον, οὐ μὴν “roic — 


ἡμᾶς᾽, τὰ δ᾽ ἐξ ἀνάγκης ἡμᾶς ἀεὶ περιςτήςεται ταῦτα, δι᾽ ἃ πράςςομεν. de 
ultimis cf. frg. 72—75 8 πάντα {ποιεῖν ἃν Schwartz 


ibid. (p. 108 O.): Ἐπεὶ δὲ οἵ τε ἔπαινοι καὶ ψόγοι, κολάςεις 14 
τε καὶ τιμαὶ ἐπὶ τοῖς ἁμαρτήμαςίν TE καὶ κατορθώμαειν, ὡς καὶ 
αὐτοὶ λέγουειν, δῆλον ὡς ἀναιρουμένων τούτων, ἀναιροῖτ᾽ ἂν 
κἀκείνων ἕκαςτον᾽ τὸ δὲ κατορθοῦν ἐπὶ τῶν θεῶν οὐ κυρίως ἂν 

5 λέγοιτο ἀλλ᾽ ὡς Tcov τῷ τὰ ἀγαθὰ ποιεῖν, εἴ γε ἐν οἷς μὲν τὸ 
κατορθοῦν, ἐν τούτοις καὶ τὸ ἁμαρτάνειν, ἀνεπίδεκτον δὲ ἁμαρ- 
τημάτων τὸ θεῖον᾽ διὰ τοῦτο γὰρ οὐδὲ ἐπαινοῦμεν τοὺς θεοὺς, 
ὅτι κρείττους εἰεὶν ἢ κατ᾽ ἐπαίνους καὶ τὰ, ἐφ᾽ οἷς οἱ ἔπαινοι, 
κατορθώματα. 

4 δὲ VA- γὰρ 6 δὲ VÀ: δὲ τῶν post ἁμαρτάνειν repetit V 
ἐν τούτοις 6/7 ad sententiam cf. frg. 24 cum adnot. et 1332 7 yàp VA: 


om. Orelli ratus iàm sequi apodosin ad Εἴ Te ὃ ὅτι VA: τοῦ ὅτι 
Ax' n rubr. V 8. lin. ex οὐ m!, οὗ A, om. volgo 


Sext. Emp. Pyrr. hypot. III 15—19.. τῶν αἰτίων ol μὲν πλείους 14 
ἡγοῦνται τὰ μὲν cuvekrixà εἶναι τὰ δὲ ευναίτια τὰ δὲ Cuvepyä, καὶ 
ευνεκτικὰ μὲν ὑπάρχειν ὧν παρόντων πάρεςτι τὸ droréAecua καὶ 
αἰρομένων αἴρεται xai μειουμένων μειοῦται (οὕτω γὰρ τὴν περί- 

5 Hecıv τῆς ςτραγγάλης αἴτιον εἶναί φαςι τοῦ πνιγμοῦ), cuvaíriov 
δὲ ὃ τὴν ἴςην εἰςφέρεται δύναμιν ἑτέρῳ cuvamiw πρὸς τὸ εἶναι 
τὸ ἀποτέλεεμα (οὕτως ἕκαςτον τῶν ἑλκόντιυν τὸ ἄροτρον βοῶν 
αἴτιον εἶναί gpacı τῆς ὁλκῆς τοῦ ἀρότρου), CuvepYöv δὲ ὃ βρα- 
χεῖαν εἰεφέρεται δύναμιν καὶ πρὸς τὸ μετὰ ῥᾳετώνης ὑπάρχειν 

10 τὸ ἀποτέλεςμα (οἷον ὅταν δυοῖν βάρος τι βαςταζόντων μόλις 
τρίτος τις προςελθὼν εὐυγκουφίςεῃ τοῦτο). ἔνιοι μέντοι καὶ παρ- 
όντα μελλόντων αἴτια ἔφαςαν εἶναι ὡς τὰ προκαταρκτικὰ οἷον 
τὴν ἐπιτεταμένην ἡλίωειν πυρετοῦ .... πιθανόν Ecrıv εἶναι τὸ 
αἴτιον. πῶς γὰρ ἂν αὔξηςις γένοιτο, μείωεις γένεςις φθορὰ καθό- 

15 kou kívncic, τῶν φυεικῶν τε καὶ ψυχικῶν ἀποτελεςμάτων ἕκαετον, 
ἣ τοῦ παντὸς kócuou διοίκηεις, τὰ ἄλλα πάντα, εἰ μὴ κατά τινα 
αἰτίαν; καὶ γὰρ εἰ μηδὲν τούτων ὡς πρὸς τὴν φύειν ὑπάρχει, 
λέξομεν ὅτι διά τινα αἰτίαν πάντως φαίνεται ἡμῖν τοιαῦτα ὁποῖα 
οὐκ Écriv. ἀλλὰ καὶ πάντα ἐκ πάντων καὶ ὡς ἔτυχεν ἂν ἦν μὴ 

0 οὔςης αἰτίας, οἷον ἵπποι μὲν ἐκ μυῶν, εἰ τύχοι, γεννηθήςονται 
ἐλέφαντες δὲ ἐκ μυρμήκων᾽ καὶ ἐν μὲν ταῖς Αἰγυπτίαις Θήβαις 
ὄμβροι [κατὰ τύχην] ποτὲ ἐξαίςιοι καὶ χίονες [ὡς ἔτυχεν] ἂν ἐτγί- 
νοντο, τὰ δὲ νότια ὄμβρων [ἐπεὶ μετέχει] οὐ μετεῖχεν, εἰ μὴ 


Chrysippea. 145 


αἰτία τις ἦν, δι᾽ Av τὰ μὲν νότιά ἐςτι ducxeluepa, αὐχμηρὰ δὲ 
τὰ πρὸς τὴν ἕω. 25 
1—18 dogmaticis 13—25 sibi tribuit Sextus 18 ὁποῖα οὐκ Écrtv: 
vel οὐκ del. vel scr. οὐκ εἶναι 20—25 de exemplis cf. frg. 61, 52 et 
Nemes. c. 42 p. 164 πῶς οὖν “ἄνθριυπος ἐξ ádvOpurmou καὶ βοῦς ἐκ βοὸς 
ἀεὶ γεννᾶται καὶ ἕκαςτον ἐκ τοῦ οἰκείου ςπέρματος φύεται καὶ οὐκ ἐξ ἄλλου 


προνοίας ἀπούςης; 32 et 28 κατὰ τύχην, dic ἔτυχεν, ἐπεὶ μετέχει om. 
cod. 


142 Cic. de fato 16, 36: Interesse autem aiunt, utrum eius modi 
quid sit, sine quo effici aliquid non possit, an eius modi, cum quo 
effici aliquid necesse sit. 


143 id. Top. 15, 58: Causarum igitur genera duo sunt: unum 
quod vi sua id quod sub eam vim subiectum est certe efficit, ut ignis 
accendit; alterum quod naturam efficiendi nón habet sed sine quo 
effici non possit, ut si quis aes causam statuae velit dicere quod sine 
eo non possit effici. [59] huius generis causarum sine quo non effi- δ᾽ 
citur alia sunt quieta, nihil agentia, stolida quodam modo (ut locus 
tempus materia ferramenta cetera generis eiusdem), alia autem prae- 

. cursionem quandam adhibent ad efficiendum et quaedam afferunt per 
se adiuvantia etsi non necessaria (ut amori congressio causam at- 
tulerat, amor flagitio). ex hoc genere causarum ex aeternitate pen- 10 
dentium fatum a Stoicis nectitur. atque ut earum causarum, sine 
quibus effici non potest, genera divisi sic etiam efficientium dividi 
possunt: sunt enim aliae causae quae plane efficiant nulla re adiu- 
vante, aliae quae adiuvari velint (ut sapientia efficit sapientes sola 
per se; beatos efficiat necne sola per se, quaestio est). 15 


hanc Chrysippi doctrinam Cicero debuit Antiocho, ut demonstrat 
pugna et imprimis exemplum Enniannm 16, 61; cf. de fato 15, 35. num 
etiam duplex illa subdivisio genuina sit necne, nescio. itidem de se- 
quentibus dubito, etiam de his (17, 68) "cum enim nihil sine causa fiat 
hoc ipsum est fortunae eventus: obscura causa et latenter efficitur. 


144 . id. de fato 18, 41: Chrysippus autem, cum et necessitatem 
improbaret et nihil vellet sine praepositis causis evenire, causarum 
genera distinguit, ut et necessitatem effugiat et retineat fatum. 
*causarum enim', inquit, “aliae sunt perfectae et principales, aliae 
adiuvantes et proximae. quam ob rem cum dicimus omnia fato fieri 5 
causis antecedentibus, non hoc intellegi volumus, causis perfectis et 
principalibus sed causis adiuvantibus antecedentibus et proximis”. 
itaque illi rationi quam paulo ante conclusi 810 occurrit: “si omnia 
fato fiant, sequi illud quidem, ut omnia causis fiant antepositis’, 
verum non principalibus causis et perfectis sed adiuvantibus et 10 
proximis. 

6 antecedentibus: del. Davisius omnesque edd., distinxit Heine causas 
adiuvantes proximas et adiuvantes antecedentes, sane inepte; immo 


distinguendae sunt antecedentes adiuvantes et antecedentes proximae. 
10 verum: Antiochus videtur excipere Chrysippum 


746 Alfredus Gercke: 


Plut. de rep. Stoic. 47 (p. 1060 Β)... Χρύειππος οὐκ αὐτο- 14 
τελῆ τούτων αἰτίαν ἀλλὰ προκαταρκτικὴν μόνον ἐποιεῖτο τὴν 
εἱμαρμένην. 


Cic. de fato 19, 44: Neque enim Chrysippus concedens adsen- 146 
sionis proximam et continentem causam esse in viso positam neque 
eam causam esse ad adsentiendum necessariam, concedet ut, si om- 
nia fato fiant, omnia causis fiant antecedentibus et necessariis. 

2 neque del. omnes editores auctore Turnebo; retinuit Orelli qui 


coniunxit cum *concedet ut’, et Baiter. immo retinendum et construen- 
dum est 'neque esse? 'neque esse^, cf. praef. exc. p. 704. 


ibid. 18, 42: Quod enim dicantur adsensiones fieri causis ante- 141 
positis, id quale sit facile ἃ se explicari putat (Chrysippus). nam 
quamquam adsensio non possit fieri nisi commota viso, tamen cum 
id visum proximam causam habeat, non principalem, hanc habet 

5 rationem, ut Chrysippus vult, quam dudum diximus; “non ut illa 
quidem fieri possit nulla vi extrinsecus excitati (necesse est enim ad- 
sensionem viso commoveri)! — sed revertitur ad oylindrum et ad 
turbinem suum, quae moveri incipere nisi pulsa non possunt: id 
autem cum accidit suapte natura quod superest et cylindrum volvi * 

10 et, versari turbinem putat. [19, 43] “ut igitur", inquit, “qui protrusit 
cylindrum, dedit ei principium motionis, volubilit&tem autem non 
dedit: sic visum obiectum imprimet illud quidem et quasi signabit 
in animo suam speciem, sed adsensio nostra erit in potestate eaque 
quem ad modum in cylindro dictum est, extrinsecus pulsa quod re- 

15 licum est suapte vi et natura movebitur. quod si aliqua res effice- 
retur sine causa antecedente, falsum esset omnia fato fieri; sin omni- 
bus quaecumque fiunt veri simile est causam antecedere: quid adferri 
poterit, cur non omnia fato fieri fatendum sit, modo intellegatur quae 
sit causarum distinctio ac dissimilitudo?' 


65 dudum diximus: Orelli censuit in ea parte nunc perdita, ex qua 
Gellius sua hauserit; immo in $ 41. 17 causam: fort. causas 


Alex. de fato c. 15 (p. 56 O.): καὶ τοὺς βουλευςαμένους τῷ 148 
φαινομένῳ ευγκατατίθεεθαι xai διὰ τοῦτο Kai τῇ pavracíq ὁμοίως 
τοῖς ἄλλοις ζῴοις ἕπεεθαι. 


τὸ δὲ λέγειν “καὶ — ἔπεεθαι᾽ οὐκ ἀληθές. 2 τῇ pavraciq Schwartz: 
τὴν gavraclav 


ibid. c. 11 (p. 36 0.) — fragmentum dubium — Ὁμολογεῖται 

δὴ πρὸς ἁπάντων, τὸ τῶν ἄλλων ζῴων τὸν ἄνθρωπον τοῦτο 
παρὰ τῆς φύςεως ἔχειν πλέον, τὸ μὴ ὁμοίως ἐκείνοις ταῖς φαν- 
ταείαις ἔπεεθαι, ἀλλ᾽ ἔχειν παρ᾽ αὐτῆς κριτὴν τῶν προεπιπτου- 
5 CWV φανταςιῶν περί τινων ὡς αἱρετῶν τὸν Aóvov: ὦ χρώμενος, 
εἰ μὲν ἐξεταζόμενα τὰ φανταςθέντα, οἷα τὴν ἀρχὴν ἐφάνη, καὶ 
Écri, ευγκατατίθεταί τε τῇ pavracíg καὶ οὕτω μέτειςιν αὐτά᾽ εἰ 


Chrysippea. 141 


δὲ ἀλλοῖα φαίνεται, ἢ ἄλλο τι αὖ αἱρετώτερον, ἐκεῖνο αἱρεῖται 
καταλείπων τὸ τὴν ἀρχὴν ὡς αἱρετὸν αὐτῷ φανέν. 

difficile diiudicatur, quem ad modum hac in re secutus sit Alexander 
Chrysippum; dreecipue de illo κριτηρίῳ (1. 5) nihil affirmare audeo 
9 δὴ VÀ et Or. δὲ τοῦτο VA* om. volgo 4 τῶν V (ex sil): 
om. ἃ 8—9 ipsum Alexandrum audis 8 ἢ κ᾽ εἰ VA, kal volgo 


ι9 Plut. de rep. Stoic. 47 (p. 1057 A): καὶ μὴν ἔν γε τοῖς πρὸς 
τοὺς ᾿Ακαδημαϊκοὺς ἀγῶςειν ὁ πλεῖςτος αὐτῷ TE Χρυςίππῳ καὶ 
᾿Αντιπάτρῳ πόνος γέγονε περὶ τοῦ ἱμήτε πράττειν μήτε δρμᾶν 
ἀευγκαταθέτως, ἀλλὰ πλάςματα λέγειν καὶ κενὰς ὑποθέςεις τοὺς 
ἀξιοῦντας οἰκείας pavracíac γενομένης εὐθὺς ὁρμᾶν, μὴ εἴξαν- 5 
τας μηδὲ ευὐγκαταθεμένους᾽. αὖθις δέ qna Χρύειππος “καὶ τὸν 
θεὸν ψευδεῖς ἐμποιεῖν φανταςείας καὶ τὸν ςοφόν, οὐ εὐγκατατι- 
θεμένων οὐδ᾽ εἰκόντων δεομένους ἡμῶν ἀλλὰ πραττόντων μόνον 
καὶ ὁρμώντων ἐπὶ τὸ φαινόμενον᾽ ἣμᾶς δὲ φαύλους ὄντας ὑπ᾽ 
ἀςθενείας ευγκατατίθεςθαι ταῖς τοιαύταις φανταείαις᾽, 10 


A0) Βλάψουειν oi ςοφοὶ ψευδεῖς pavraciac ἐμποιοῦντες, ἂν αἱ 
φανταείαι ποιῶςιν αὐτοτελῶς τὰς ευγκαταθέςεις. πολλάκις γὰρ 
οἱ ςοφοὶ ψεύδει χρῶνται πρὸς τοὺς φαύλους καὶ pavraciav παρι- 
cräcı πιθανὴν, οὐ μὴν αἰτίαν τῆς ευγκαταθέςεως, ἐπεὶ καὶ τῆς 
ὑπολήψεως αἰτία τῆς ψευδοῦς ἔςται καὶ τῆς ἀπάτης. 5 

ibid. (p. 1055 ΕἾ: τὴν γὰρ pavraclav βουλόμενος οὐκ οὖςαν αὐτοτελῆ 
τῆς ευὐγκαταθέςεως αἰτίαν ἀποδεικνύειν εἴρηκεν (Χρύειππος), ὅτι ᾿βλάψουειν 


— ἀπάτης". 1 copol φανταςίας ἐμποιοῦντες᾽ lusus est verborum 
4 altiav' exspecto τὴν αἰτίαν ἐπεὶ" offendit. Schwartz 


148 Alfredus Gercke: 


DIOGENIANI EPICVREI FRAGMENTA. 


I. 


ἌΑξιον δὲ ἐπὶ τούτοις ürraci παραθέςθαι καὶ τὰ δοκοῦντα Xpv- 
εἰππῳ τῷ (τωικῷ περὶ τοῦ λόγου τούτου. Οὗτος Yap ἐν τῷ 
πρώτῳ "repli εἱμαρμένης βιβλίῳ βουλόμενος δεικνύναι τὸ δὴ 
πάνθ᾽ ὑπ᾽ ἀνάγκης καὶ τῆς εἱμαρμένης κατειλῆφθαι μαρτυρίοις ἄλλοις 

5 τέ TICı χρῆται καὶ τοῖς οὑτωςὶ παρ᾽ Ὁμήρῳ τῷ ποιητῇ λεγομένοις 


“ἀλλ᾽ ἐμὲ μὲν κὴρ 
ἀμφέχανε cTuyepn, ἥπερ λάχε vewópevóv περ᾽ (V 78 aq.) 
καὶ *Ücrepov αὖτε τὰ πείςεται, ἅςςα οἱ alca 
γεινομένῳ ἐπένηςε λίνῳ, ὅτε μιν τέκε μήτηρ᾽ (Y 127 sq.) 
10 καὶ “μοῖραν <d’) οὔ τινά φημι πεφυγμένον ἔμμεναι ἀνδρῶν᾽ (Z 488) 


οὐ θεωρῶν, ὅτι τὰ ἀλλαχοῦ πάλιν παρὰ τῷ ποιητῇ λετόμενα τού- 
τοις ἄντικρυς ἠναντίωται, οἷς καὶ αὐτὸς ἐν τῷ δευτέρῳ βιβλίῳ 
χρῆται βουλόμενος εὐυνιςτᾶν τὸ καὶ παρ᾽ ἡμᾶς πολλὰ yivechaı, 
οἷον τὸ 
15 “αὐτοὶ γὰρ cperepnciv ἀταςθαλίῃειν ὄλοντο᾽ (a 7) 

καὶ τὸ “ὦ πόποι, οἷον δή νυ θεοὺς βροτοὶ αἰτιόωνται᾽" 

ἐξ ἡμέων γάρ φαςει κάκ᾽ ἔμμεναι, oi δὲ καὶ αὐτοὶ 

cpfjcıv ἀταςθαλίῃςιν ὑπὲρ μόρον ἄλγε᾽ ἔχουςι᾽ {a 82 5ᾳ.). 


ταῦτα γὰρ καὶ τὰ τοιαῦτα TÓ) πάντα τίνεςθαι καθ᾽ εἱμαρμένην 
40 ἠναντίωται. οὐ μὴν οὐδ᾽ ἐκεῖνο cuvibeiv ἠδυνήθη τὸ μηδαμῶς 
τὸν “Ὅμηρον μηδ᾽ ἐν ἐκείνοις τοῖς ἔπεςι ευμμαρτυρεῖν αὐτοῦ τῷ 
δόγματι. οὐ γὰρ {τὸν πάντα γίνεεθαι καθ᾽ εἱμαρμένην ἀλλὰ μᾶλλον 
τὸ τινὰ κατ᾽ ἐκείνην ευμβαίνειν ἐξ αὐτῶν ὑποβάλλων εὑρεθήςεεται. 
τὸ γὰρ 
35 “ἀλλ᾽ ἐμὲ μὲν κὴρ 
ἀμφέχανε CTUYEPN, f| τις λάχε γεινόμενόν rep! 
οὐχ ὅτι πάντα κατὰ τὴν κῆρα εὐυμβαίνει λέγοιτο ἄν ἀλλ᾽ αὐτὸ τὸ 
τεθνήξεςθαι᾽ καὶ γὰρ ὧς ἀληθῶς παντὶ γεννητῷ ζῴῳ θανεῖν καθ- 
είμαρται. ἀλλὰ μὴν καὶ τὸ 


80 ὕετερον αὖτε τὰ πείεεται. ἄςεςα οἱ alca 
γεινομένῳ ἐπένηςε λίνῳ, ὅτε μιν τέκε μήτηρ.ἢ 








Euseb. P E VIT7/8 p. 261 C πρῶτα δὴ οὖν coi παραγνώςομαι ἀπὸ τῶν 
Διογενειανοῦ τὰ περὶ εἱμαρμένης ὧδέ πως τῷ Χρυείππῳ dvreipnueva' 
“ἄξιον (p. 262 A) -- Ομάρτυρι᾽ (p. 268 C). 2 τούτου G τοῦδε vulgo 
4 ὑπ᾽ G- ὑπὸ τῆς vulgo 5 τῷ om. Viger " γινόμενον vetvópevov 
C(?) I Viger 8 äcca GJ 10 xai μοῖραν δ᾽ Gaisf" καὶ potpàv GJ 
16 αὐτῶν Hom. 20 ἠναντίωται᾽ αἰτιόωνται G 21 αὐτοῦ J et G(?): 
22 τὸ πάντα J: πάντα G 23 ἐξ αὐτῶν᾽ δι᾽ αὐτῶν 27 πάντα᾽ πάντα 

mm. τὰ α λέγοιτο" fort. λέγοι Vsener 29 μὴν xdi καὶ 7 80 dcca G 


Chrysippea. 149 


τὸ αὐτὸ βούλεται. οὐ γὰρ, ὅτι πάντα αὐτῷ τὰ μετὰ ταῦτα xao" 
εἱμαρμένην ευμβήςεται, λέγει, ἀλλ᾽ ὅτι κατ᾽ ἀνάγκην αὐτῷ {τινα 
ευμβήςεται. ἣ γὰρ τοῦ “äcca” διαςτολὴ τί ποτε ἕτερον ἢ τοῦτο 
cnuaiveı; πολλὰ δὲ κατ᾽ ἀνάγκην ἡμῖν, εἰ καὶ μὴ πάντα, ἐπίκειται. 35 
καὶ τὸ 
“μοῖραν δ᾽ οὔ τινά φημι πεφυγμένον ἔμμεναι ἀνδρῶν᾽ 

äpıcra εἴρηται. τίς γὰρ ἂν δύναιτο τὰ κατ᾽ ἀνάγκην παντὶ ζῴῳ 
ευγκυροῦντα διαφυγεῖν; dcr" οὐχ ὅπως εὐμψηφον ἂν ἔχοι τὸν 
Ὅμηρον Χρύειππος ἐν τῷ ᾿πάντα καθ᾽ εἱμαρμένην γίνεςθαι᾽ νομί- 40 
Cew, ἀλλὰ καὶ ἐναντιούμενον, εἴ γε ἐκεῖνος μέν, ὅτι πολλὰ γίνεται 
παρ᾽ ἡμᾶς, capWc καὶ πολλάκις εἴρηκε, τὸ δ᾽, ὅτι κατὰ ἀνάγκην 
πάντα ευμβαίνει, οὐδαμοῦ ῥητῶς ἂν εὑρεθείη λέγων. καὶ τῷ ποι- 
ητῇ μὲν ἅτε οὐ τὴν ἀλήθειαν ἡμῖν τῆς τῶν ὄντων Pücewc ὑπις- 
χνουμένῳ ἀλλὰ μιμουμένῳ πάθη τε καὶ ἤθη καὶ δόξας παντοίας 45 
ἀνθρώπων ἁρμόττει πολλάκις καὶ τὰ ἐναντία λέγειν, φιλοςόφῳ δὲ 
οὔτε τὰ ἐναντία λέγειν οὔτε ποιητῇ δι᾽ αὐτὸ τοῦτο χρῆεςθαι 


μάρτυρι. 
II. 


Τεκμήριον δὲ καὶ ἄλλο Icxupöv φέρειν Χρύειππος οἴεται ToO 
ἐν ἅπαςιν εἱμαρμένην, τὴν θέειν τῶν τοιούτων ὀνομάτων. "Tv 
τε γὰρ πεπρωμένην πεπεραςμένην τινά @ncıv εἶναι καὶ cuv- 
τετελεςμένην διοίκηςιν, τήν τε εἱμαρμένην εἰρομένην τινὰ εἴτε 
ἐκ θεοῦ βουλήςεως εἴτε ἐξ ἧς δή ποτ᾽ οὖν αἰτίας. ἀλλὰ καὶ τὰς 5 
μοίρας ὠνομάςεθαι ἀπὸ τοῦ [καταἹμεμερίεθαι καὶ κατανενεμῆςθαί 
τινα ἡμῶν ἑκάςτῳ (οὕτω δὲ καὶ τὸ χρεὼν eipficdan τὸ ἐπιβάλλον 
καὶ καθῆκον κατὰ τὴν εἱμαρμένην) τόν τε ἀριθμὸν τῶν μοιρῶν τοὺς 
τρεῖς ὑποβάλλει χρόνους, ἐν οἷς κυκλεῖται τὰ πάντα καὶ δι᾽ ὧν 
ἐπιτελεῖται, καὶ Λάχεειν μὲν κεκλῆςθαι παρὰ τὸ λαγχάνειν ἑκάςτῳ 10 
τὸ πεπρωμένον, Ἄτροπον δὲ κατὰ τὸ ἄτρεπτον καὶ ἀμετάθετον 
τοῦ μεριςμοῦ, Κλωθὼ δὲ παρὰ τὸ εὐγκεκλῶςθαι καὶ ςυνείρεςθαι τὰ 
πάντα καὶ μίαν αὐτῶν τεταγμένην τινὰ εἶναι διέξοδον.ἢ 

ταῦτα γὰρ καὶ τὰ τούτοις παραπλήςια φλυαρῶν ἀποδεικνύναι 
τὴν ἐν ἅπαςειν ἀνάγκην νομίζει. ἐμοὶ δὲ θαυμάζειν ἔπειειν, εἰ τοι- 15 
αῦτα λέγων οὐκ ἠςθάνετο τῆς ἑαυτοῦ ματαιολογίας. ἔςτω γὰρ 
ταύταις ταῖς ἐννοίαις κεχρημένους τοὺς ἀνθρώπους, καθὼς αὐτὸς 
ἐτυμολογεῖ, τὰ ὀνόματα τεθεῖςθαι τὰ ἐκκείμενα δοξάζοντας τὸ 


88 αὐτῷ τινὰ αὐτῷ G 34 dcca (pr?) G 41 ἐκεῖνος" fort. ἐκεῖνο 
46 ἁ. v. καὶ τὰ ἐ. λ. ΟΘ΄ ἁρμόττον ἂν εἴη καὶ τὰ ἐ. λ. π. vulgo 

IL Euseb. PE VI 8 p. 263C καὶ μεθ᾽ ἕτερά Qna. (Diogenianus): 
“τεκμήριον — ευὐμβέβηκε᾽ (p. 265 C). 1 ToO... εἱμαρμένην α΄ adde εἶναι, 
τῆς... εἱμαρμένης vulgo δ ἧς δὴ ποτοὺν G, ἧς δὴ ποτε vulgo, 
οἰαςδήποτε Theodoret p. 87, 2 6 μεμερίεθαι Theod.: καταμεμερίεθαι 
7 τὸ χρεὼν παρὰ τὸ χρέος Theod. et Zeller, τὸν χρόνον κατὰ τὸ χρεὼν 
Heine, τὸ del. Vrsinus 8 τόν tc: τὸν δὲ Theod., fort. τῷ δὲ ἀριθμῷ 
9 κεκλεῖται α 10 Adxecav G 11 ἄτρεπτον᾽ ἀμετάτ ον G. ἀμετάθε- 
Tov J' ἀμετάβατον (?G) Theod. 12 ευγκλιύθεςθαι 18 bié£obov: 
δόξαν Theod. 18 ἐκκείμενα᾽ ἐγκείμενα G vulgo τὸ Vs. τὰ 


150 Alfredus Gercke: 


πάντα κατειληφέναι τὴν εἱμαρμένην xol ἀμεταθέτους εἶναι τὰς 
30 ἐξ αἰῶνος προκατειλημμένας ἐν πᾶςι τοῖς οὖςί TE καὶ γιγνομέ- 
vorc αἰτίας. τί οὖν ἀκολουθεῖς, ὦ Χρύειππε, πάκαις ταῖς τῶν 
ἀνθρώπων δόξαις, καὶ οὐδεμία cor περὶ οὐδενὸς φαίνεται διεψευ- 
cuevn, ἀλλὰ πάντες τῆς ἀληθείας eici (ςοιδ θεωρητικοί; πῶς οὖν 
οὐδένα φὴς ἄνθρωπον, ὃς οὐχὶ μαίνεςθαί coi δοκεῖ κατ᾽ icov 
35 Ὀρέςτῃ τε καὶ ᾿Αλκμέωνι, πλὴν τοῦ coqo0; ἕνα δὲ ἢ δύο μόνους 
ςοφοὺς φὴς τεγονέναι, τοὺς δὲ ἄλλους ἐξ ἀφροςύνης ἐπίςης μεμη- 
γέναι τοῖς προειρημένοις; πῶς δὲ ἀναςκευάζεις αὐτῶν τὰς δόξας 
ἐκείνας ὧς διημαρτημένας οἷον τὰς περὶ πλούτου καὶ δόξης καὶ 
τυραννίδος καθόλου τε ἡδονῆς, ἅπερ ἀγαθὰ vevonikacıv οἱ πλεῖ- 
80 (τοι; πῶς δὲ καὶ τοὺς κειμένους νόμους ἡμαρτῆςθαι φὴς ἅπαντας 
καὶ τὰς πολιτείας; ἢ διὰ τί πλῆθος τοςούτων βιβλίων cuverpawac, 
εἰ περὶ μηδενὸς εἶχον οἱ ἄνθρωποι δόξας διημαρτημένας; οὐ γάρ, 
ὅταν μὲν ταὐτά cov δοξάζωςειν, ὀρθῶς φρονεῖν αὐτοὺς φήοομεν, 
ὅταν δὲ διάφορα, μαίνεεθαι. πρῶτον μὲν γὰρ οὐδὲ CU Copöv 
86 εἶναι φὴς ceauróv, μήτι Ye ἡμεῖς, ἵνα κριτήριον ποιώμεθα τοῦ 
καλῶς ποτε ἐκείνους φρονεῖν τὸ τῇ ch δόξῃ ςυνδραμεῖν᾽ ἔπειτ᾽, 
εἰ καὶ τοῦτο ἦν ἀληθές, τί λέγειν ἐχρῆν μαίνεςθαι πάντας ἐπίεης, 
καὶ οὐχί, καθ᾽ ὃ μὲν ἐφαίνοντο τὰ αὐτά coi δοξάζοντες, κατὰ τοῦτο 
αὐτοὺς ἐπαινεῖν ὡς ὀρθοῦ τινος ἐπειλημμένους, καθ᾽ ὃ δὲ διε- 
40 φώνουν, ἁμαρτάνειν αὐτοὺς ὑπολαμβάνειν; μαρτύριον μέντοι τῆς 
ἀληθείας ἱκανὸν ἡγεῖςθαι τὸ δοκοῦν ἐκείνοις οὐδὲ οὕτως ἐχρῆν, 
οὗς εἰ καὶ μὴ “uaivecdar’, καθάπερ εὺ οἴει, ἀλλὰ πολύ TE ἀφεετη- 
κέναι ςοφίας πᾶς ἄν τις ὁμολογήςειε. γελοίως οὖν καὶ εὺ μάρτυει 
χρήςῃ τούτοις διὰ τῆς Oéceuc τῶν ὀνομάτων, oüc οὐδὲν ἂν 
45 κατά τε CUVECIV ςεαυτοῦ φήκςαις διαφέρειν, εἰ μὴ ἄρα τοὺς ἐξ 
ἀρχῆς θεμένους ταῦτα τὰ ὀνόματα ςοφοὺς εἶναι ευμβέβηκεν, ὅπερ 
οὐδαμῶς δεῖξαι δυνήςῃ. --- ἀλλὰ γὰρ δεδόεθω coi τοῦθ᾽ οὕτως ἔχειν 
καὶ τὰ ὀνόματα ἐκεῖνα τίθεεθαι, ὧς ςεὺ βούλει, τὰς εημαείας 
ἔχοντα, καὶ μὴ κατὰ δόξας ψευδεῖς τὸ τοιοῦτον γεγονέναι" ποῦ 
50 τοίνυν δι᾽ αὐτῶν εημαίνεται τὸ πάντα ἐεαπλῶς καθ᾽ εἱμαρμένην 
εἶναι καὶ μὴ (εἰ ἄρα) ταῦτα μόνα ὧν écnv εἱμαρμένη; “ὅ τε γὰρ 
τῶν μοιρῶν ἀριθμὸς καὶ τὰ ὀνόματα αὐτῶν καὶ ὁ τῆς Κλωθοῦς 
ἄτρακτος καὶ τὸ ἐπειλημένον αὐτῷ νῆμα καὶ τὸ ἐπίκλωεμα τούτου, 
καὶ ὅεα ἄλλα τοιαῦτα λέγεται ἐν ἐκείνοις, ἐνδείκνυται τὸ ἀπαρά- 
55 βατον καὶ ἐξ αἰῶνος καθῆκον τῶν αἰτίων, ὅεα οὑτωςὶ κατηνάγ- 
καςται γενέεθαι καὶ ὅεα ἄλλως ἔχειν κεκώλυται. πολλὰ δ᾽ ἂν 
εἴη τὰ τοιαῦτα. ὅςεα δὲ οὐχ οὕτω γίνεται, τούτων τιςὶ μὲν οἱ 


20 προκατειλημμένας᾽ προκαταβεβλημένας J Vigeri margo 23 (οι 
add. Vsener 28/4 οὐδένα φὴς sc. εἶναι 25 ἀλκμέωνι G^. ᾿Αλκμαίωνι 
26 ἐξ ἀφροςύης G' δι᾽ ἀφροςύνην vulgo 29 ἀγαθὰ᾽ καθὰ G 80 καὶ 
τοὺς G: τοὺς 81 ευνέγραψας᾽ cuveypayav G, cuveypapec JS 34 coqóv 
εἶναι φῃς G^ φῆς c. el. 8δ μῆτι ve: un τοι γε G 88 δοξάζοντας 
42 οὖς εἰ Julius Ziehen meus: güceı 48 cquacíac: ςηματίκας corr. G 
50 τὸ Va. τὰ écarAdc*: ἐξ ἁπλῶς G^, ἁπαξαπλῶς 52 KAu9o0c: κλωθώ G 


Chrysippea. 151 


ἄνθρωποι θεοὺς διοικητὰς καὶ δημιουργοὺς ἐπεφήμιςαν, τινῶν δὲ 
ἡμᾶς αὐτοὺς αἰτίους ὑπέλαβον, ἄλλων δὲ αὖ πάλιν τὴν φύειν, 
ἄλλων τὴν τύχην (hc τὸ εὐμετάβολον καὶ ἄςτατον καὶ νῦν 
μὲν οὕτω νῦν δὲ οὕτως ἔχον ἐνδείξαεθαι βουλόμενοι, εἰδω- 
λοποιήςαντες τὸ ποιὸν τοῦτο εὐμπτωμα τῶν πραγμάτων, ἐπὶ 
cpaípac βεβηκυῖαν τὴν Τύχην ἔδειξαν). ἢ οὐχὶ δεδόξαςται παρὰ 
τοῖς ἀνθρώποις καὶ ταῦτα; καὶ γὰρ εἴ ποτε εὐυνταράττουςι τὰ 
αἴτια καὶ, ὅεα μὲν καθ᾽ εἱμαρμένην ἢ κατὰ τύχην τίνεται, ταῦτα 
ἐκ θείας δυνάμεως τίνεςθαι voyiZoucıv, óca δὲ παρ᾽ ἣμᾶς, ταῦτα 
καθ᾽ εἱμαρμένην. ἀλλ᾽ ὅτι γε πάντα τὰ αἴτια ταῦτα ἐν τοῖς 
oUci(v» εἶναι bo£áZovav, παντί που δῆλον. ὥςτε οὔτε τὰς τῶν 
ἀνθρώπων ὑπολήψεις οὔτε τὰς Oéceic τῶν τοιούτων ὀνομάτων 
ευμμαρτυρεῖν τῇ Χρυείππου δόξῃ ευμβέβηκε. 


III. 


Ἐν μὲν οὖν τῷ πρώτῳ περὶ εἱμαρμένης βιβλίῳ τοιαύ- 
ταις Tıciv ἀποδείξεςει κέχρηται, ἐν δὲ τῷ δευτέρῳ λύειν πειρᾶται 
τὰ ἀκολουθεῖν δοκοῦντα ἄτοπα τῷ λόγῳ τῷ “πάντα κατηναγκά- 
ςθαι᾽ λέγοντι, ἅπερ καὶ ἡμεῖς κατ᾽ ἀρχὰς ἐτίθεμεν, οἷον τὸ ἀναι- 
ρεῖεθαι δι᾽ αὐτοῦ τὴν ἐξ ἡμῶν αὐτῶν προθυμίαν περὶ ψόγους τε 
καὶ ἐπαίνους καὶ προτροπὰς καὶ πάνθ᾽ ὅςα παρὰ τὴν ἡμετέραν 
αἰτίαν γιγνόμενα φαίνεται. φηςὶν οὖν ἐν τῷ δευτέρῳ βιβλίῳ 
τὸ μὲν ἐξ ἡμῶν πολλὰ Yivecdar δῆλον εἶναι, οὐδὲν (bé» ἧττον 
ευγκαθειμάρθαι καὶ ταῦτα τῇ τῶν ὅλων διοικήςει.᾽ κέχρηταί τε 
rapadeiynacı τοιούτοις τιςί. τὸ γὰρ μὴ ἀπολεῖςεθαι (φηςὶ) Bol- 
μάτιον οὐχ ἁπλῶς καθείμαρτο ἀλλὰ μετὰ τοῦ φυλάττεςθαι, καὶ 
τὸ ἐκ τῶν πολεμίων εωθήςεεθαι τόνδε τινὰ μετὰ τοῦ φεύγειν 
αὐτὸν τοὺς πολεμίους, καὶ τὸ γενήςεεθαι παῖδας μετὰ τοῦ βού- 
λεςθαι κοινωνεῖν γυναικί" ὥςπερ γὰρ (φηςὶν) εἰ λέγοντός τινος 
“Hrncapxov τὸν πύκτην ἐξελεύςεεθαι τοῦ ἀγῶνος πάντως ἄπλη- 
KTov ἀτόπως ἄν τις ἠξίου καθιέντα τὰς χεῖρας τὸν 'Hyncapxov 
μάχεςθαι, ἐπεὶ ἄπληκτον αὐτὸν καθείμαρτο ἀπελθεῖν, τοῦ τὴν ἀπό- 
φαςειν ποιηςαμένου διὰ τὴν περιττοτέραν τἀνθρώπου πρὸς τὸ μὴ 
πλήττεςθαι φυλακὴν τοῦτο εἰπόντος. οὕτω καὶ ἐπὶ τῶν ἄλλων 
ἔχει. πολλὰ γὰρ μὴ δύναςθαι γενέςεθαι χωρὶς τοῦ καὶ ἡμᾶς βού- 
λεεθαι καὶ ἐκτενεςτάτην γε περὶ αὐτὰ προθυμίαν TE καὶ ςπου- 
δὴν εἰςφέρεςθαι, ἐπειδὴ μετὰ τούτου (Pnciv) αὐτὰ γενέεθαι καθ- 
είμαρτο.ἢ 


60 ἄλλων fort. ἄλλων δ — 60—68 cf. Galen. protr. c. 9 61 eldwi.* 
fort. οἱ εἰδωλ. 68 ἢ οὐχὶ 64: ἠ οὐχὶ δὲ 64 εἴ: ἀεί Ziehen 66 ἐκ 
θείας δυνάμεως" sc. ἐκ προνοίας 67 ye: δὲ G 68 odav elvai*:. oüc 
εἶναι GJ οὔτε... οὕτεξ᾽ οὐδὲ... οὐδὲ 

III. Euseb. PE VI 8 pP 265 τούτοις ἑξῆς ἐπιλέγει" “ἐν μὲν — λόγῳ᾽ 
(p. 267 D) 1 οὖν om. 8 távra: πότε G 8 οὐδὲν bé*- οὐδὲν 6, 
οὐδὲ δὲ vulgo 18 yevhcecdar*: γενέεθαι 14 εἰ del. Viger, fort. falso 
21 ye: xai G 


60 


65 


70 


με 


0 


152 Alfredus Gercke: 


πάλιν οὖν κἀνταῦθα θαυμάςειέ τις τἀνθρώπου τὸ ἀθεύ- 

35 prTov καὶ ἀνεπιλόγιςτον καὶ τῶν ἐναργειῶν καὶ τῆς τῶν ἰδίων 
λόγων ἀνακολουθίας. οἶμαι γάρ, ὅτι καθάπερ τὸ καλούμενον 
γλυκὺ τῷ καλουμένψ πικρῷ ἐναντίον εἶναι ευμβέβηκεν τῷ τε 
λευκῷ τὸ μέλαν καὶ τῷ ψυχρῷ τὸ θερμόν, οὑτωςὶ δὲ καὶ τὸ παρ᾽ 
fiuác τῷ καθ᾽ εἱμαρμένην, εἴ γε καθ᾽ εἱμαρμένην μὲν ἐκεῖνα καλεῖν 
80 προειλήφαμεν, óca καὶ ἑκόντων ἡμῶν καὶ ἀκόντιυν πάντως τίνεται, 
παρ᾽ ἡμᾶς δέ, óca ἐκ τοῦ ς«πουδάζειν ἡμᾶς καὶ ἐνεργεῖν ἐπὶ τέλος 
ἔρχεται ἢ παρὰ τὸ ἀμελεῖν καὶ ῥαθυμεῖν οὐκ ἐπιτελεῖται. ἐὰν 
τοίνυν ἐκ τοῦ «πουδάζειν ἐμὲ θοἰμάτιον φυλάττειν ἐκεῖνο ςῴξζηται 
καὶ ἐκ τοῦ βούλεεθαι γυναικὶ πληςιάζειν τὰ τέκνα τίγνηται καὶ 
86 ἐκ τοῦ βούλεςθαι φεύγειν τοὺς πολεμίους τὸ μὴ ἀποθνήςκειν ὑπ᾽ 
αὐτῶν καὶ ἐκ τοῦ διαμάχεςθαι πρὸς τὸν ἀνταγωνιςτὴν ἀνδρείως 
φυλάττεςθαί τε αὐτοῦ τὰς τῶν χειρῶν ἐπιβολὰς τὸ ἄπληκτον ἐκ 
τοῦ ἀγῶνος ἀπαλλάττεεθαι, πῶς τὸ καθ᾽ εἱμαρμένην ἐνταῦθα 
ςωθήςεται; εἰ μὲν γὰρ κατ᾽ ἐκείνην ταῦτα ευμβαίνει, παρ᾽ ἡμᾶς 
40 οὐκ ἂν λέγοιτο εὐυμβαίνειν, εἰ δὲ παρ᾽ ἡμᾶς, οὐκ ἂν κατ᾽ ἐκείνην 
δηλαδὴ διὰ τὸ μὴ δύναςθαι cuvbpauetv ταῦτα ἀλλήλοις. "GAME 
παρ᾽ fjuüc μὲν ἔςται (qnc) περιειλημμένου μέντοι τοῦ παρ᾽ ἡμᾶς 
ὑπὸ τῆς εἱμαρμένης. καὶ πῶς, εἴποιμ᾽ ἄν, περιειλημμένου; εἴ γε 
καὶ τὸ φυλάττειν θοὶϊμάτιον καὶ τὸ μὴ φυλάττειν ἀπὸ τῆς é£oucíac 
45 ἐγένετο τῆς ἐμῆς᾽ οὕτω γὰρ καὶ τοῦ εῴᾧζεςθαι τοῦτο δηλονότι 
κύριος ἂν εἴην ἐγιίύ. καὶ ἐξ αὐτῆς δὲ τῆς διαςτολῆς, ἣν ποιεῖται 
Χρύειππος, δῆλον γίνεται τὸ ἀπολελύςεθαι τῆς εἱμαρμένης τὴν 
παρ᾽ huäc αἰτίαν. “καθείμαρται γὰρ (qnc) ς«ωθῆναι θοἰμάτιον, 
εἰ φυλάττοις αὐτό, καὶ παῖδας Ececdm, εἰ καὶ có βουληθείης᾽ 
50 ἄλλως δὲ μηδ᾽ ἂν ἔςεςθαί τι τούτων᾽᾽ ἐπὶ δὲ τῶν ὑπὸ τῆς εἷμαρ- 
μένης προκατειλημμένων οὐκ ἄν ποτε ὑποτιμήςεςει τοιαύταις χρη- 
ς«αίμεθα. οὔκουν φαμὲν τεθνήξεςθαι πάντα ἄνθρωπον εἰ τόδε 
τι γένοιτο, μὴ τεθνήξεεθαι δ᾽ εἰ μὴ γένοιτο, ἀλλ᾽ ἁπλῶς τεθνή- 
ξεεθαι, κἂν ὁτιοῦν πρὸς τὸ μὴ ἀποθνήςκειν καθόλου γένηται᾽ ἢ 
55 μὴ ἀλγηδόνος ἔςεςεθαι δεκτικόν τινα ἄνθρωπον, [x]üv ταδὶ πράττῃ, 
ἀλλὰ πάντ᾽ ἄνθρωπον ἀλγηδόνος εἶναι δεκτικόν, ἐάν τε βούληται 
ἐάν τε μή --- καὶ ὅεα ἄλλα οὑτωςὶ καὶ μὴ ἄλλως ἔχειν καθεί- 
μαρται. ὥςτε ei (uév» τὸ γενέςεθαι τόδε τι ἀναγκαῖόν Ecrıv, εἰ βου- 
ληθείημεν ἡμεῖς, ἄλλως δὲ οὐχί, φανερόν, ὅτι τὸ ἣμᾶς βουλη- 
co θῆναί τε καὶ μὴ βουληθῆναι ὑπ᾽ οὐδεμιᾶς ἑτέρας αἰτίας προ- 
κατείχετο ἀλλ᾽ ἦν αὐτεξούειον’ εἰ δὲ τοῦτο ἀκατανάγκαετον ἦν, 
καὶ τὸ γενέςθαι τόδε τι δῆλον ὡς ἀπ᾽ αἰῶνος οὐ προκατείχετο, 


25 ἐναργειῶν᾽ 'scribe τῶν ἐνεργειῶν. est autem ἐνεργεία vis quaedam 
fati sive necessitatis! Toup. 28 δὲ fort. del. 29 ἡμᾶς τὸ καθ᾽ einap- 
μένην ἐκεῖνα C 80 προειλήφαμεν Ed. Schwartz: προείληφεν 38 einap- 
μένον 9 42 παρ᾽" καθ᾽ J 45 ἐγένετο G- ἐγίνετο 49 φυλάττοις᾽ 
φυλάττεις G 60 μηδ᾽ ἂν Gc: μὴ ἂν 52 φαμὲν vulgo 53 τι nescio 
an omiserit G, quia om. CF γένοιτο γένηται G (64?) Üüvx- κἄν 
[66 AAAA(?) ἀλλ᾽ ἁπλῶς J secundum Gaisf. sed vide v. 53] 58 εἰ 
uév*' ei Viger, καὶ vulgo, εἰ καὶ Vsener 


Chrysippea. . 153 


ei μή τι καὶ αὐτὸ τὸ βούλεςθαι φυλάττειν θοϊμάτιον ἢ μὴ goó- 
λεςθαι παρά τινα εἱμαρμένην καὶ κατὰ αἰτίαν ἔξωθεν ἀναγκαίαν 
ἐγίνετο. ἀλλ᾽ οὕτω (τέλεονλ fj παρ᾽ ἡμᾶς ἐξουςιαςτικὴ δύναμις 
ἀναιρεῖται καὶ οὐκ ἔτι «ς«ῴζοιτο ἂν θοἰμάτιον παρὰ τὴν αἰτίαν 
τὴν ἐμὴν ἢ ἀπολλύοιτο᾽ διὸ καὶ εἴην ἂν ἐγὼ καὶ ἀπολλυμένου 
τούτου κατὰ λόγον ἀνεπιτίμητος (ἄλλη γὰρ αὐτό τις ἀπώλλυεν 
αἰτία) καὶ ςῳζομένου πάλιν οὐδαμῶς ἐπαινούμενος, ὅτι μηδὲ τοῦτο 
εἰργαζόμην ἐγώ. CU δὲ ὡς cücai πάντα δυνάμενος, οὕτως ἀνετείνου 


τῷ λόγῳ. 
IV. 


Φέρει δὲ καὶ ἄλλην ἀπόδειξιν Ev τῷ προειρημένῳ βιβλίῳ 
τοιαύτην τινά᾽ “un γὰρ ἂν τὰς τῶν μάντεων προρρήςεις ἀληθεῖς 
εἶναί φηειν, εἰ μὴ πάντα ὑπὸ τῆς εἱμαρμένης περιείχοντο᾽, ὃ 
καὶ αὐτὸ πολλῆς εὐηθείας μεςτόν ἐςετιν. dic γὰρ ἐναργοῦς ὄντος 
τοῦ Ttácac ἀποβαίνειν τὰς τῶν καλουμένων μάντεων προρρή- 
cec, (ἢ) dc μᾶλλον ἂν ὑπό τινος τούτου ευγχωρηθέντος τοῦ 
“πάντα τίνεεθαι καθ᾽ εἱμαρμένην᾽ καὶ οὐχὶ ὁμοίως ἂν ψευδοῦς 
ῥηθέντος καὶ αὐτοῦ (ἐπειδὴ καὶ τὸ ἐναντίον, λέγω δὲ τὸ μὴ πάντα 
ἀποβαίνειν τὰ προαγορευθέντα μᾶλλον δὲ τὰ πλεῖετα αὐτῶν, N 
ἐνάργεια δείκνυςιν) οὕτω τὴν ἀπόδειξιν ἡμῖν Χρύσιππος κεκόμικε 
δι᾿ ἀλλήλων καταςκευάζων ἑκάτερα. τὸ μὲν γὰρ “ πάντα τίγνεεθαι 
καθ᾽ εἱμαρμένην᾽ ἐκ τοῦ “μαντικὴν εἶναι᾽ δεικνύναι βούλεται, τὸ 
δὲ “εἶναι μαντικὴν᾽ οὐκ ἂν ἄλλως ἀποδεῖξαι δύναιτο, εἰ μὴ προ- 
λάβοι τὸ ᾿ πάντα. ευμβαίνειν καθ᾽ εἱμαρμένην᾽. ποῖος δ᾽ ἂν μοχθη- 
ρότερος τρόπος ἀποδείξεως τούτου γένοιτο; (τὸ γὰρ ἀποβαίνειν 
τινὰ. κατὰ τὴν ἐνάργειαν, ὧν προλέγονειν οἱ μάντεις, οὐ τοῦ μαν- 
τικὴν ἐπιςτήμην εἶναι cnueiov ἂν εἴη ἀλλὰ τοῦ τυχικῶς ευμπί- 
TTEIV ταῖς προαγορεύςτεει CuupWvouc τὰς ἐκβάςεις, ὅπερ οὐδεμίαν 


68 φυλάττει J 64 ἀναγκαῖον G 65 τέλεον om. G 67 ἀπο- 
λύοιτο G(?) (Ἃἀπολυμένου G?) 68 αὐτό τις ἀπιύλλυεν᾽ αὐτό τις ἀπόλ- 
λυεν G, ἄλλο τις ἀπώλυεν vulgo 10 ἀνέτεινον α 

IV. Eus. PE IV 2/3 p.136 B Μυρίων δὲ ὄντων καὶ διὰ πλειόνων τὴν τῶν 
μαντείων ἀνατροπὴν πεποιημένων ἐξαρκεῖν ἔμοιγε μαρτυρίας χάριν τῶν 
εἰρημένων ἐπὶ τοῦ παρόντος ἡγοῦμαι καὶ μίαν ἑνὸς τούτων TapáOcav ἀτ- 
αντῶςαν πρὸς τὰ Χρυείππῳ περὶ εἱμαρμένης ἀπὸ τῆς τῶν μαντείων προρ- 
ρήςεως καταςκευαςθέντα. γράφει δ᾽ οὖν πρὸς αὐτὸν (αὐτοὺς G) ὁ ευγ- 
γραφεὺς (ὁ c. πρὸς a. H) ἀπελέγχων, ὅτι κακῶς ἐκ τῶν μαντείων ςημειοῦ- 
ται (ςημειοῦνται G) τὴν εἱμαρμένην, καὶ ὅτι ἐν τοῖς πλείετοις τὰ τῶν 
Ἑλλήνων μαντεῖα διαψεύδονται, καὶ ὅτι craviwc αὐτοῖς ἐκ cuvruxlac ποτέ 
τινα cupfaívet, ὅτι τε ἄχρηςτος αὐτῶν καὶ ἐπιβλαβὴς ἡ πρόρρηςις. ἄκουε 
δ᾽ οὖν ἅ qna κἀτὰ λέξιν (ἄκουε — λέξιν om. G): “φέρει (p. 186 D) — 
᾿μαντικῆς᾽ (189 B). (codices optimi Ed; secundi ordinis optimus G). 
1 péper épet G 8 περιείχετο G 6 ἢ dic: dic A, xal Vs. et ἢ ante 


τοὺς 10 ἐνάργεια Vigeri margo: ενέργεια Α 12 δεικνύναι βούλεται᾽ 
βουλὴν δείκνυται A, β. δεικνύναι 15 τὸ γὰρ — 29 νεμομιςμένων trans- 


ponenda sunt post ἑαυτῶν (89) 16 ενέργειαν Α 11 ἂν eivai G: 
€. ἂν εἴη εἶναι H(?) 18 ευμφωνοῦν AH 


65 


10 


184 Alfredus Gercke: 


ἡμῖν ἐπιςτήμην ὑποδείκνυςειν᾽ οὐδὲ γὰρ τοξότην ἂν εἴποιμεν ém- 
20 ςτήμονα τὸν ἅπαξ ποτὲ τυχόντα τοῦ «κοποῦ πολλάκις δὲ ἀπο- 
τυγχάνοντα, οὐδὲ ἰατρὸν τὸν ἀναιροῦντα τοὺς πλείους τῶν θερα- 
πευομένων ὑπ᾽ αὐτοῦ ἕνα δέ ποτε διαςῶςαι δυνηθέντα, οὐδὲ ὅλως 
érictunv λέγομεν τὴν μὴ πάντα ἢ τά τε πλεῖςτα τῶν οἰκείων 
ἔργων κατορθοῦςαν. ὅτι δὲ ἀποτυγχάνεται τὰ πολλὰ τοῖς καλου- 
25 μένοις μάντεςειν, ὁ πᾶς τῶν ἀνθρώπων βίος μάρτυς ἂν εἴη καὶ 
οὗτοι δὲ αὐτοὶ οἱ τὴν μαντικὴν ἐπαγγελλόμενοι τέχνην, οὐχὶ διὰ 
ταύτης ἑαυτοῖς βοηθοῦντες ἐν ταῖς κατὰ τὸν βίον χρείαις ἀλλὰ 
γνώμῃ τε ἰδίᾳ ποτὲ χρώμενοι xai cuußovAn καὶ ευνεργίᾳ τῶν ἐν 
EKÄCTOIC τῶν πραγμάτων ἐμπειρίαν κεκτῆςθαι νενομιςμένων.) ἀλλὰ 
30 περὶ μὲν τοῦ μὴ cuvecrávai τοῦτο, ὃ προειλήφαμεν καλεῖν μαντι- 
κήν, ἐν ἄλλοις ἀποδώςομεν πληρέετερον παρατιθέμενοι τὰ Ἐπι- 
κούρῳ καὶ περὶ τούτου δοκοῦντα᾽ νυνὶ δὲ τοςοῦτον τοῖς εἰρημένοις 
προςθήςομεν, ὅτι μάλιςτα μὲν τὸ ἀληθεύειν ποτὲ τοὺς καλουμένους 
μάντεις ἐν ταῖς προαγορεύςεειν οὐκ ἐπιςτήμης ἀλλὰ τυχικῆς αἰτίας 
8δ ἔργον ἂν εἴη. οὐ γὰρ τὸ μηδεπώποτε τοῦ προκειμένου τυγχάνειν 
ἀλλὰ τὸ μὴ πάντοτε μηδ᾽ dic ἐπὶ τὸ πλεῖςτον μηδ᾽ ὡς ἐξ ἐπιςτή- 
μης, ὅταν τις καί ποτε τυγχάνῃ, τύχης ἔργον καλεῖν προειλήφαμεν 
oí διειληφότες τὰς ὑφ᾽ ἕκαςτον ὄνομα τεταγμένας ἐναργεῖς ἐννοίας 
ἑαυτῶν. --- ἔπειτα, εἰ καὶ καθ᾽ ὑπόθεςιν ἦν ἀληθὲς τὸ δὴ * τὴν μαν- 
40 τικὴν τῶν μελλόντων (ἁπάντων) εἶναι θεωρητικήν τε καὶ προατγο- 
ρευτικήν᾽, τὸ μὲν 'mávra καθ᾽ εἱμαρμένην εἶναι᾽ ευνήγετο ἂν 
οὕτως, τὸ μέντοι χρειῶδες αὐτῆς καὶ βιωφελὲς οὐκ ἄν ποτε ἐδεί- 
κνυτο, δι᾽ ὃ καὶ μάλιςτα δοκεῖ Χρύειππος ὑμνεῖν τὴν μαντικήν. τί 
γὰρ ὄφελος ἡμῖν ἦν προμανθάνειν τὰ πάντως ἐςόμενα δυεςχερῆ, 
4 ἃ οὐδὲ προφυλάξαςθαι δυνατὸν ἂν εἴη: τὰ γὰρ καθ᾽ eiuappé- 
γὴν Yıvöueva πῶς ἄν τις φυλάξαςθαι δύναιτο; ὥςτ᾽ οὐδὲν ὄφελος. 
ἡμῖν τῆς μαντικῆς, μᾶλλον δὲ καὶ πρὸς κακοῦ τινος ἐγίνετο ἂν 
αὕτη, τὸ προλυπεῖεθαι μάτην TTapexouca τοῖς ἀνθρώποις ἐπὶ ταῖς 
προδηλουμέναις δυςχερείαις κατ᾽ ἀνάγκην ἐςομέναις. οὐ γὰρ τὴν 
60 ἴσην πάλιν EUPPOCUVNV τις φήςει παρέχειν τὴν τῶν ἐςομένων 
ἀγαθῶν προαγόρευειν, ἐπειδήπερ οὐχ οὕτως πέφυκεν ἀνθριύποις 
χαίρειν ἐπὶ τοῖς προςδοκωμένοις ἀγαθοῖς, ὡς ἐπὶ τοῖς κακοῖς 
ἀνιᾶεθαι. ἄλλως TE καὶ ταῦτα μὲν οὐ πάνυ τι περὶ ἑαυτοὺς 
ἔεεεθαι πρὶν ἀκοῦςαι κατελπίζομεν, τὰ δ᾽ ἀγαθὰ μᾶλλον πάντες 
65 ὡς εἰπεῖν προςδοκῶμεν διὰ τὴν φυεικὴν οἰκείωειν πρὸς αὐτά 
(οἱ μὲν τὰρ πολλοὶ καὶ μείζω τῶν δυνατῶν Yevecdaı κατηλπί- 


20 ποτὲ τυχόντα ὑποτετυχότα A, ὑποτετυχόντα H 21 τὸν dv.' 
av. H 23 rv: immo τέχνην 26 οὗτοι bé - οὗτοί τε 26/7 διὰ ταύ- 
τῆς vulgo: δὲ ταύτην A 28 τῶν ἐν Gaisf.: τὴν ἐν A 30 cuvicrdvan A 
81 év εἶναι év A 39 τοςοῦτο A 88 ὑφ᾽ Ex." ἐφ᾽ ἕκ. G 39 καὶ 
fort. del. 40 ἁπάντων om. A. 41 uév: uev τι G (pro μέντοι 42?) 
48 δοκεῖ Xp. GH: Xp. A 46 γινόμενα᾽ {μέλλονταν yevecdaı coni. Viger 
in marg. 50 gncev ond A 51 ἀνθρώποις Α΄ ἄνθρωπος vulgo 
63 μὲν o0: οὐ G 54 πάντες Α΄ ἅπαντες 


Chrysippea. 755 


καςιν). ἐξ οὗ εὐυμβαίνει τὸ τὴν μὲν τῶν ἀγαθῶν προαγόρευειν 
μὴ ἐπιτείνειν πάνυ τι τὴν χαράν (διὰ τὸ καὶ χωρὶς τῆς προ- 
αγορεύςεως ἕκαςτον ἐξ ἑαυτοῦ τὰ κρείττω προςδοκᾶν) ἢ (ἐπ᾿ 
ὀλίγον ἐπιτείνειν τῇ δοκούεῃ βεβαιότητι, πολλάκις δὲ καὶ eo 
μειοῦν τὴν χαράν, ὅταν ἐλάττω τῶν ἐλπιςθέντων ἀκουςθῇ᾽ 
τὴν δὲ τῶν κακῶν προαγόρευειν (καὶ διὰ τὸ ἀπόςτρεπτον αὐτῶν 
᾿φύςει καὶ διὰ τὸ παρ᾽ ἐλπίδας ἐνίοτε προλέγεςθαι) μεγάλως cuv- 
ταράττειν. ἀλλ᾽ ὅμως, εἰ καὶ μὴ τοῦτο cuveßaıve, τό ve ἀχρεῖον 
ἔςεεθαι τὴν προαγόρευειν παντί που δῆλον ἂν εἴη. εἰ γὰρ price e5 
τις ςωθήςεςθαι τὸ χρήειμον τῆς μαντικῆς διὰ τὸ προλέγεςθαι τὸ 
πάντως ἐςόμενον δυςχερές εἰ μὴ φυλαξαίμεθα, οὐκέτι δείξει 
πάντα cuußncöneva καθ᾽ εἱμαρμένην ἐφ᾽ ἡμῖν ὄντος τοῦ φυλάξα- 
ςθαΐ τε καὶ μὴ φυλάξαςεθαι. εἰ γὰρ “καὶ τοῦτο κατηναγκάςθαι᾽ 
φήςει τις, "oc εἰς πάντα τὰ ὄντα διατείνειν τὴν εἱμαρμένην᾽, πάλιν 
τὸ τῆς μαντικῆς χρήειμον ἀναιρεῖται᾽ φυλαξόμεθα γάρ, εἰ καθεί- 
μαρται, καὶ οὐ φυλαξόμεθα δῆλον ὧς, εἰ μὴ καθείμαρται φυλάξα- 
c0at, κἂν πάντες οἱ μάντεις τὸ ἐςόμενον προαγορεύωειν ἡμῖν. τὸν 
γοῦν Οἰδίποδα καὶ τὸν ᾿Αλέξανδρον τὸν τοῦ Πριάμου καὶ αὐτὸς 
ὁ Χρύειππός qnc πολλὰ μηχανηςαμένων τῶν γονέων ὥςτε ἀπο- 75 
κτεῖναι, ἵνα τὸ ἀπ᾿ αὐτῶν προρρηθὲν αὑτοῖς κακὸν φυλάξωνται, 
μὴ δυνηθῆναι. οὕτως οὐδὲν ὄφελος οὐδὲ αὐτοῖς τῆς τῶν κακῶν 
προαγορεύςειύς pncıv εἶναι διὰ τὴν (Ex) τῆς εἱμαρμένης αἰτίαν. 
τοῦτο μὲν οὖν ἐκ περιουείας εἰρήεθω πρὸς τὸ μὴ μόνον ἀνυπόςτα- 
τον ἀλλὰ καὶ ἀχρεῖον τῆς μαντικῆς. 80 


^3 


57 τὴν μὲν G(A?) 59/60 ἐπ᾽ ὀλίγον" ὀλίγον A 61 μειοῦν᾽ μιμοῦν- 
ται A, fort. μειοῦςθαι χάριν Α ὅταν᾽ ὅτε α ἀκουςθῇ om. G* 
mihi suspectum ᾿ 62 dmócrpemtov: ἀπροαίρετον A 64 ἀχρεῖον ἔς." 
ἀχρείαν ἔς. G fort. ἀχρεῖον (Av) τενέςθαι 65 φήςει᾽ ond A 66 
ς«ωθήςεται A 67 φυλαξοίμεθα 67/8 δείξει πάντα τὲ Α΄ πάντα δείξει 
vulgo, fort. δείξει πάντα γε 69 τε xal: καὶ G 73 πάντες" ποτε A 


προαγορεύωςιν À* npocayopebcwav G 16 unxavncanevölc A 76 in’ 
αὐτῶν᾽ in’ αὐτῶν G αὑτοῖς κ΄ αὐτοῖς 78 qncv: ὥς gnav A ἐκ 
τῆς τῆς A 


Jahrb. f. class. Philol. Suppl. Bd. XIV. 49 


INDICES 
(fragmenta nudie numeris citantur, locis praefationis p[agina] additur) 


1. Sedes fragmentorum Chrysippi 


21,4 
98, 8 
[28, ἃ add. 
(29, 7 fr. Posid.?] 70, p. 701. 
II 4, 13] 16. 
4, 14] 6 
Albinua biback. c. 26] 122, (cf. 75) 
Alexander de anima II p. 159a 
Ald.] 76, 111. ΄ 
159 j| 18. 


Aetius I 27, ἢ 44. 


1608] 130. 
p. 182 Orelli] 70, 69. 
184] 108. 
186] 87. 
138] 64. 
140] 86. 
142] 124, 83. 
1481 56 
de fato c. 2] 42. 
5] 105. 
6] 52. 
1| 44. 
8] 105, 71, 70. 
9| 135. 
10] 83, 114, 81. 
125, 148, 106. 


22] 72. 
23] 57, 61, 62, 68. 
60. 


26] 59, 58, 63. 

26) 100. — 268q.] 129. 

28] 136. 

29] 181. 

30] 91, 92, 87, 93, cf. 
699. 


de fato c. 31 
82 


85| 55. 
86] 109, 103, 55, 53. 
61 


88] 103, 112 
Antoninus, M. Aurelius VII 19] 14 
Apuleius de dogm. Plat. I 19] 50 
(Aristocles [Euseb. PE XV 14) fr. 
Zenonis] p. 697) 
Arius Didymus fr. 29 Diels] 48, 7. 
31] 18. 
36] 16. 
Arrianus Epict. diss. II 19, 3 et 9] 79 
Augustinus de civ. dei V 8] 39. 
10] 113 
Censorinus de nat. inst. fr. I] 7 
Chalcidius comm. in Plat. Tim. 
c. 144] 50 
(146 frg. Posid.?] cf. p. 701) 
153] cf. 94 
Chrysippus de providentia [Vol. 
Herc. VI p. 92 — 26] 
19—925 
Cicero Acad. II 27, 87] cf. p. 692 
de deor. nat. I 15] 10 
[II 14 add.] 
(II 17 frg. Ze- 
nonis] p. 697) 
de div. I 38, 82] p. 704. 
55, 125) 43 
de fato (8,5 fr. Posid.] p. 701) 
4, 8] 65. 
7, i] 82. 
7, 14] 79, 84. 
8, 15] 85. 
9, 90] 34. 
10, 208q.] 77. 
11, 26] 78. 
12, 26] 76. 
13, 30] 117. 


INDICES. 


Cicero de fato 15, 88] 88. 
16, 36] 142. 
16, 38] 77. 
17, 89 
18, 41 
18, 42] 147. 
19, 44] 146, p. 704 
top. 18, 68] p. 704. 
16, 585q.] 143. 
17, 63] 148 
Diogenianus frg. I 2 et 29 meum] 85. 
12] 99. 
II 1] 46. 
16] 46. 
23] 137. 
51) 46. 
III 8] 116. 
41| 104. 
48] 119. 
IV 1 et 10] 86. 
89 et 66] 128. 
73] 95 
Fulgentius I praef.] 102 
(Galenus de plac. Hipp. et Plat. V 
n 4668q]. cf. p. 700 
ean. mor. IV819K.]p . 696. 
820] i 691) 
Gellius noct. att. VII 1, 1] 26. 


Hippolytus philos. c. 21] 8 
Lactantius, div. inst. VII 23, 8] 14 
Laert. Diog. VII 75] cf. 81. 
82) p. 704. 
91| p. 700. 
122] cf. p. 696. 
121] cf. p. 699 adn. 2. 
137 κ᾿ 11. 
1898q.] 7 (fr. Antip. 
p. 697) 
142sq.] 9, 
1] 132, cf. 


. 697. 
129 ad 


166) 4 
Marcianus [Dig. I 8, 2] p. 694 
Nemesius de nat. hom. 
c. 35] 110, 74, 101. 
87) 127, 42, 118. 
38] 15. 
(89 frg. Posid.?] cf. p. 701) 


167 


c. 41] 133. 
42] 141. 
43] 50 
ΠΟ ΤΊ 136 Γοήτων φώρα [Euseb. PE 
Li 
Org. c. Celsum III 75] cf. 8 
ilo de mundi opif. p. 46 Pf.] p. 699 
de provid. II 74] 11 


[Philo] de incorr. mundi 


p. 255, 8B.] 16. - 
255, 11] 9 
Philodemus de deor. vita beata 
7, 88] p. 699. 
8, 1] p. 699. 
8, 18| 66 
de pietate col. 11—15] 10 
[Plato] definitiones p. 415 ΑἹ 136, 
cf. 199 ad v. 80 j 
Plutarchus de comm. not. 
c. 16] 27. 


46] p. 704) 
de def. oracl. c. 38] εἰ p. 691. 
de rep. Stoic. c. 9 P. 691. 


47 150, 145, 38, 149 
fr. 156,2 [Stob. Ecl.1 5, 19 p. 81W.] 47. 
15, 8 [II 8, 25 P 158] 121 
[Plutarchus] de fa 
c. i 41; p p. 696. 
cf. p. 696. 
i et 6] cf. p. 695 
(de liber. educ. c. 9] p. 700) 
Proclus comm. in Plat. Tim. p.126] 8 
Quintilianus I 1, 16] cf. p. 700 
Scholia ad Hom. Il. A 6] 87. 
Y 121] 40 
Seneca (ep. 90, 44sq. fr. Posid.] 
cf. p. 700 
nat. quaest. II 2790 120 
Sextus Empiricus Pyrr. hypot. 
III 15—19] 141. 
adv. math. VIII 10] cf. 81 
Simplicius ad Arist. categ. 198] 81 
Tacitus ann. VI 32] 131 
Theodoretus gr. aff. cur. VI 14] 44 


49* 


158 


INDICES. 


2. Index nominum 


Academici 1498q. p. 701. 82? 94? 
Adversarii p. 701. 101? 
cf. Academici, Dialectici, Diodo- 
rus, Epicurei, Epicurus, Megarici 
Aethiopum phoenix 136 
Aegyptiae lhebae 141 
Agesarchus cf. Hegesarchus 
Alcmaeon 137 
Alexander 95. Paris 122 
Anaxagoras 70 
Apollo 82. 122. Pythius 94 
«[Apollinea acies 126 falso] 
haldaei 85 cf. p. 704 
Chrysippus interpolator in versu 
Euripidis 38 
Cleanthes 3. 11. 16. 79. cf. p. 696 
Corinthius Polybus 94 
Corinthus 82 
Cypselus 82 
Dialectici 77 cf. Diodorus 
Diodorus 80. cf. 76—84. 117 8494. 
Epicurei 26?. 67 [cf. p. 701] 
Epicurus adversarius 1. 2. 23. [adn. 
ad 281. 13 
Euripides Suppl. 734.-736] 38. 
Phoen. 19sq.) 94. 122. 126 
cf. Alcmaeon, Alexander, Oedi- 
pus, Orestes etc. 
Graeci 122 
Hegesarchus 116, cf. p. 693 cum adn. 
Helena 122 
Heraclitus 10 l. 14. 
Hesiodus oper. 287] 132 extr. 
Homerus ll. A 5] 37. 


Z 488s59.] 36. 85. 
H 118q.] 40. 
K 192sq.] 121. 
O 109] 38. 
Σ 484] dissert. sent. 6. 
Y 127] 85. 40. 
V 78] 86 
Od. a7] 9. 

a 88--84] 32. 99. 

c 136sq.] 39. 

T 78] 40 
Iupiter cf. Ζεύς 
Laius 94. 117. 198 
Milon 117. p. 693 
Megarici 94? 116. 117. 119—121 

cf. Diodorus et p. 698 
Nestor 121 
Oedipus 94. 95. 117 cf. p. 694 
Olympii 117. 
Orestes 137 
Paris cf. Alexander 
Peripatetici cf. p. 701, p. 7038 84. 
Phoenix Aethiopum 136 
Plato Phaedr. p. 60 B laudatur 261 
19. exemplum 15 [115] 

Poeta lyricus ignotus 47 
Polybus 94 
Priamus 95 
Proverbium 136 (fort. 1411. 21) 
Pythagorei, carm. aur. v. 54] 32 
Pythius cf. Apollo 
Socrates 14; 15. 117 
Thebae Aegypti 141 
Zeno 8. 16. 44 adn. cf. p. 6968qq. 


[add. 


3. Index verborum 


᾿Αγαθός. à. elc ἢ δεύτερος 136, cf. 
copöc. ἡ ἀρετὴ μόνη ἀγαθόν, ἡ 
κακία κακόν 136. add. omne blan- 
dum bonum existimare Chalc. 166. 
165 bona et mala 26. προεήκει 
ἀγαθῶν ὑπαρχόντων xal κακὰ 
ὑπάρχειν 27. [ἀμείνους virve- 
ςθαι 130] 

ἀγαπητόν cum acc. 129]. 88. cum 
inf. 1. 66 

ἀγνοεῖν 94 ]. 19 

ἄγνωετος. rà κωλύοντα d, (οὐκ) 
εἶναι 88. μὴ ἡμῖν ἐςτι γνώριμά 
(fort. ἀγνώριςτά) τινα, ἃ ἔςτι 88 


ἄγρα 121 

ἀγωγὴ, ἡ διὰ τῶν βελτιόνων ἐθῶν 
κατὰ τοὺς νόμους 129 1. 72. de 
educatione Chalc. 165—168. 160 

[ἀδέεποτον ἡ ψυχὴ 122 cf. ἡ ἀρετὴ 
à. Plat. Rep. X 617 E] 

ἄδηλος. ἡ τύχη (καὶ τὸ αὐτόματον) 
αἰτία ἄ. 70. ἄλλην (corr. ἄδηλον) 
εἶναι τύχην αἰτίαν τῆς εἷμαρμέ- 
vnc 134. αἰτίαι d. ὑποτρέχουει 
ταῖς ἐπελεύςεειν 67. ἄδηλον, τίνος 
αἰτία 68. τῶν ἀ. δοκούντων εἶναι 
γνυωςτικὴ ἡ μαντικὴ 69. latenter 
143 adn. 


INDICES, 


᾿Αδράετεια ἀναπόδραςτος 48. αἰτία 
ἀκιίλυτος 38. == Ζεύς, ὅτι οὐδὲν 
ἔςτιν αὐτὸν ἀποδιδράςκειν 48 

ἀδυναμία καὶ ἀςθένεια 93. 
θεῶν 98 

ἀδύνατον. add. ἀ. (τὸ) μὴ ἐπιδε- 
κτικὸν τοῦ ἀληθὲς εἶναι L. Ὁ. VII 
75. τὰ ἀ. καὶ τοῖς θεοῖς εἶναι ἀ., 
τὰ ἀ. μὴ δύναςθαι (μηδὲ τοὺς 
Beouc) 98. [καὶ τὰ à. ἐκείνοις δυ- 
νατά 98 falso] cf. μὴ δύναςθαι τὸν 
θεὸν εἰδέναι πάντα p. 699. οὐδὲν 
ἀδύνατον 14. ἡ φύεις δυνατῷ καὶ 
ἀδυνάτῳ μέτρον 129 ]. 42. οὐδὲν 
à. dei παρὰ τῆς püceuc ἀπαιτεῖν 
1. 41. ἀ. ἐςτι ἀτελές τι ἐν τελειό- 
τητι εἶναι 1. 44. à. ἡμῖν (χωρὶς 
καμάτων τὰς ἀρετὰς ἐκ φύςεως 
ἔχειν) 1. 41. ἀληθῶν ὄντων à. μὴ 
καὶ ψευδῆ εἶναι 27. à. τὸ ἀναι- 
τίως τι γίγνεςθαι 78. à. τὴν αὐ- 
τὴν αἰτίαν εἶναι τῶν ἀντικειμέ- 
νων 76. à. τῶν αὐτῶν περιεςοτώτων 
γίνεςθαι τὰ ἀντικείμενα 88. ἀ. τῶν 
αὐτῶν ἁπάντων περιεςτηκότων ὁτὲ 
μὲν μὴ οὕτως εὐυμβαίνειν ὁτὲ δὲ 
οὕτως 72 1. 38. ἀ. τῶνδε περι- 
εςτώτων μὴ πράςςειν ἡμᾶς τόδε 
189. οὕτως ὄντων τῶν περιεςτιυ- 
τῶν τοιούτων ὡς ἀ. αὐτῷ μὴ 
περιεςτάναι 119 1. 16. cf. τὸ ὃν 
καὶ γεγονὸς οὐχ οἷόν τε μὴ εἶναι 
ἢ μὴ γεγονέναι 129 1. 22, μὴ δύ- 
ναςθαι οὗ πράξει τις πρᾶξαι τὸ 
ἀντικείμενον 75. 107. οὐδὲν τῶν 
ὑφ᾽ ἑκάςτου γινομένων δύναται 
ἄλλως ἔχειν 107. 112 | 11. μὴ 
δύναςθαι τὸ μὴ (corr. δὴ) πεφυκὸς 
οὕτως ἄλλως κινηθῆναι]. 14. μηδὲ 
τὸν λίθον δύναςθαι μὴ φέρεςθαι 
κάτω 1. 17, 28. cf. ἀνάγκη uf... 
δυνατῷ d. ἀκολουθεῖ 79. neces- 
sarium quod consequitur, primum 
in conexo fieri necessarium, non 
valet in omnibus 84 

ἀήρ. 18. 112 1. 32 

αἰθερώδης 16 

αἰθήρ. ὁ xa6apurratoc xal eiukpi- 
vécratoc a. τὸ ἡγεμονικὸν τοῦ 
κόςμου, εὐκινητότατος 7. mundi 
principale aether, cuius motu per- 
enni subiecta tenentur 7. περι- 
φερόμενος 18. (ζῆν) τὸν αἰθέρα 
καὶ τοὺς λίθους 10 

αἱρεῖςθαι καὶ πράττειν 73, saepe. 
ἥτις ἂν ἕληται ψυχὴ βίον καὶ τάδε 
πράξῃ, τάδε αὐτῇ ἕψεται 122. ubi 


TÜV 


159 


vitam elegeris, certus imminen- 
tium ordo (nobis relinquitur) 131. 
eligere Chalc. 170 ἑλόμενοι τὰ 
βελτίω αὐτοῖς (fort. αὐτοὶ) αἴτιοι 
τῆς τῶν ἀρετῶν κτήςεως ἐγένοντο 
199 ]. 15 

a(pecic καὶ πρᾶξις 112, saepe. 
electio vitae 181. ἡ a. τῶν πρα- 
κτῶν ἐφ᾽ ἡμῖν 127. cf. προαίρεεις 
add. recte vivendi optio penes 
nos est Chalc. 163. 170 

aica. etymologia 40. (Homeri) 35. 
d. πωτρωμένη = vépgeac 55 

alcxpóc. καλὸν xal aicypóv 55. τὰ 
ἁμαρτήματα αἰςχρά 51 

αἰτία, αἴτιον promiscue adhiben- 
tur. nihil fieri sine causa, cf. ἀν- 
arriwc. αἰτίων ἀπόδοεις 58. goce 
ὀφείλειν a. yivecdaı 60. πάντα τὰ 
ὄντα αἴτιά τινα γίνεται τὖν μετὰ 
ταῦτα 57. ἡ νύξ τῆς ἡμέρας, ὁ 
χειμὼν τοῦ θέρους a. 68. τῶν 
τέκνων οἱ πατέρες α., ἀνθριύπου 
ἄνθρωπος, ἵππου ἵππος 61, cf. 141. 
πάντα ἔχει τὰ αἴτια προγεγονότα 72. 
προκαταβεβλημένη (quod cf.) a. 
46. 76. 90. 105. προηγηςάμενα 
καὶ προηγούμενα αἴτια 105. 138. 
omnia quae fiunt causis fiunt an- 
legressis, praepositis, anteceden- 


- tibus 77.144. 146. 147. προκαταβ. 


καὶ d)picuévat kal προὐπάρχουςαι 
a. 106. τὸ a. καὶ ᾧ écriv a. 72 1. 29. 
ἑπόμενον, προηγούμενον a. 59. τὸ 
a. ἐν τῇ οὐείᾳ τῶν πρώτων Yevo- 
μένων 60. οὐκ ἔςτι ἐν τοῖς α. τὸ 
πρῶτον, μηδὲν πρῶτον a. 59. ἐπ᾽ 
ἄπειρον τὰ a. 59. ευνέχεια αἰτίων ὅ8. 
(ordinem) seriem(que) causarum 
(sempiternam) 34.43. 181. ἡ eluap- 
μένη eípuóc (τις) αἰτιῶν ἀπαρά- 
βατος 42. 56. Aet. I 38, 4. add. 
series illa causarum inevitabilis 
Chalc. 175. ἡ εἱμαρμένη a. ἀνί- 
κητος καὶ ἀκώλυτος καὶ ἄτρεπτος 
ὅ8. ἡ εἱμαρμένη α. τῶν ὄντων 
εἰρομένη 41. ἡ ἀνάγκη ἀπαράβα- 
τος α. 40, ἀκίνητος α. 116. ἀμετά- 
θετοι αἱ ἐξ αἰῶνος προκαταβεβλη- 
μέναι a. 45. a. — εἱμαρμένη — 
φύεις = ἀνάγκη 49. aut fato om- 
nia fiunt aut quicquam fieri potest 
sine causa 76. omnia fato fiunt 
(et) ex causis aeternis rerum futu- 
rarum 77. futura vera causas cur 
futura sint habent 78. causas 
efficientis quod non habet, neo 


160 


verum nec falsum erit 77. ἡ ἐξ 
εἱμαρμένης a. 965. causarum genera 
Chrys. distinguit 144. 72 l. 24. 
113. 147. διαφορὰ ἐν τοῖς αἰτίοις 
72. dissimilitudines naturarum ho- 
minum ex differentibus causis 65. 
ἀδύνατον τὴν αὐτὴν a. εἶναι τῶν 
ἀντικειμένων 76. τῶν καθ᾽ αὑτὰ 
ὄντων (αἰτίων ἐςτὶ τὰ μὲν) ἀπο- 
τελεςτικά, τὰ δὲ καὶ ἀναγκαῖα 34. 
aliae sunt perfectae et principales 
aliae adiuvantes et proximae 144. 
add. causarum altera pripcipalie 
est altera accidens c. 158. 
c. antecedentes adiuvantes et (an- 
tecedentes) proximae 144. ἡ εἷμαρ- 
μένη οὐκ αὐτοτελὴς ἀλλὰ mpo- 
καταρκτικὴ a. 145. τὰ ἐξ ἀνάγκης 
περιεςτῶτα α., τὰ ἐξ αὐτοῦ (τοῦ 
ἀνθρώπου α. 108. προὐπάρχει τὸ 
αἴτιον τῶν ὑφ᾽ ἡμῶν γινομένων 76. 
τὰ ἐκτὸς α. κύρια τῶν ἐφ᾽ ἡμῖν 
πραττομένων 78. ἀρχαὶ καὶ α. 105. 
causa et initium 81. ἡ τύχη a. 
ἄδηλος (ἀνθρωπίνῳψ λογιςμῷ) 70. 
67. 68. 124. causae divinationis 
89. ἐπὶ ταῖς ἀρεταῖς θειοτέραν 
οὐείαν (corr. αἰτίαν) τῆς παρου- 
clac (οὐκὴ ἔχομεν 129 1]. 68 

αἰτιᾶςεθαι Homer. 32. τὸ πρῶτον 
γεγονὸς a. τοῦ μετὰ τοῦτο 58. τὴν 
διδαςκαλίαν a. (τοῦ μαθεῖν) 111 

αἴτιος. Ζῆνα καλεῖ ἐπεὶ τοῦ Ζῆν 
α. 40. Δία ὅτι πάντων α. καὶ κύ- 
proc 10. τῶν τέκνων οἱ πατέρες 
a. 61, cf. αἰτία. ὁ φρόνιμος τῆς 
ἕξεως καὶ τῆς κτήςεως αὐτῆς αὐ- 
τὸς α. 131. ἑλόμενοι τὰ βελτίω 
a. τῆς τῶν ἀρετῶν κτήςεως αὐὖὐ- 
τοῖς (fort. αὐτοὶ) ἐγένοντο 1291.15 

alııv saepe 

ἀκαταςτρόφως καὶ ἐνεργῶς 72. 
immutabilis 79 

ἀκίνητος αἰτία ἡ ἀνάγκη 115, cf. 
ἀνίκητος 

ἀκολουθία καὶ τάξις 54. 56. natu- 
ralis illa et necessaria rerum con- 
sequentia fatum vocatur 30 

ἀκολουθεῖν. δυνατῷ ἀδύνατον ἀ. 
79. quod primum necessarium 
sequitur, necessarium non est 84. 
τὸν καθ᾽ ὁρμὴν ἐνεργοῦντα a. τοῖς 
ἔξω αἰτίοις 108. cf. ἕπεςθαι. à. 72 
cf. ἐπακολουθεῖν 

ἀκόλουθος consequens 80, cf. παρα- 
κόλουθος 

ἀκρατῆς 118 


INDICES. 


ἀκρότης, ἡ τῆς οἰκείας φύςεως, 
τελειότης ἐςτί 129 1. 43 

ἀκιύλυτος 88. ἡ τοῦ xócuou διοί- 
«nac 51. vim inoffensius tracta- 
biliusque transmittere 30 

ἀλήθεια == εἱμαρμένη (λόγος, αἰτία, 
φύαις, ἀνάγκη) 49. ἐπιςτήμη, νό- 
μος p. 697. veritas sempiterna 
(rerum futurarum) = fatum etc. 
48. 10 

ἀληθής. à. xal ψευδές 27. veritas 
et mendacium 26. omnis enun- 
tiatio aut vera aut falsa est 77. 
78. Aroı ψευδὴς A à. 81. causas 
efficientis quod non habet nec 
verum nec falsum est 77. futura 
ver& habeant causas cur futura 
sint necesse est 78. οὐχ ὅμοιον 
τὸ ἀληθὲς ἐπὶ τῶν μελλόντων καὶ 
ἐπὶ τῶν ὄντων καὶ γεγονότων 
129 1. 21. πᾶν παρεληλυθὸς ἀλη- 
θὲς ἀναγκαῖόν ἐςτι 79. omnia vera 
in praeteritis necessaria sunt 79. 
ἀναγκαῖον τὸ del ἀληθές 81. ὃ τοι- 
o0Tov γίνεται, τοῦτο καὶ γενόμενον 
ἀληθὲς λέγειν (ἀληθέως 129 1. 96. 
ἀληθὲς μὲν εἶναι δύναςθαι, οὐ ἱμέν- 
τοι καὶ ἀναγκαῖον (εἶναι) 81. ἐξ 
ἀνάγκης ἀ., contr. ἐνδεχομένως 
ἀ. 81. δυνατὸν οὔτ᾽ ἔςτιν ἀ. οὔτ᾽ 
ἔςται 79. 80. πρὸ τοῦ ἔχειν ἀλη- 
θὲς ἦν τὸ ἐνδέχεςθαι καὶ μὴ (ἔχειν) 
129, 1. 24 

ἀλλοῖος. τῶν φύςει ὑπαρχόντων 
οὐδὲν ἀ. γίνεται ὑπό τινος ἔθους 
199 1. 78. cf. τοιός 

ἄλλος. οὐκ ἐνδέχεται iav d. εἶναι 
καὶ ἄλλους κόςμους 28. d. φύεεις 
66. cf. τὰ ἄλλα ζῷα, contr. ὁ ἄν- 
θρωπος, et οἱ ἄ. ἄνθρωποι, contr. 
ὁ copóc 

ἄλλως. οὕτω καὶ οὐκ d. saepe. 

ἅλυεις τῶν αἰτίων 60. δίκην ἁλύ- 
cewc 57. 63 

ἁμαρτάνειν. 32. 54.139.140, contr. 
κατορθοῦν. (Ev) ἀνθρώποις τὸ al- 
τιον τοῖς ἁμαρτανομένοις 184. οἱ 
κείμενοι νόμοι ἡμάρτηνται ἅπαν- 
τες καὶ αἱ πολιτεῖαι 187 cf. (λογι- 
κῶς) ἐνεργεῖν 

ἁμάρτημα. κατὰ φύειν δ4. δδ. καὶ 
κατορθώματα 140. ἅ. οὐ ποιη- 
τέα, αἰςχρά, ψεκτά 51. 58. homi- 
nes in culpa et maleficio revicti 
32. ingenia aspera "voluntario 
impetu in assidue delicta et 
in errores se ruunt 30. vitia 


INDICES. 


nata 28. Avenldextov ἁμαρτημά- 
τῶν τὸ θεῖον 140 
ἀμετάβλητος "Arporoc 49. omnia 
vera in praeteritis immutabilia 79 
ἀμετάθετος "Arponoc 49. τὸ d. 
τοῦ μεριςμοῦ 46. d. αἱ αἰτίαι 45 
ἀναγκάζειν. πέρας ἠναγκαςμένον 
41. cf. καταναγκάζειν 
ἀναγκαῖος. necessarium 84: natu- 
ralis et necessaria rerum conse- 
quentia 80. ratio quaedam n. et 
principalis 80. necesse est fato 
comprehensum sit 190. non ne- 
cesse fuisse Cypselum regnare 
Corinthi 82. τῇ τῶν θεῶν Tpo- 
γνύςει τὸ à. ἕπεται 91. necessum 
est (bona et mala) opposita inter 
sese consistere 26. τὸ d. ἐν τοῖς 
γινομένοις (οὐκ ἔςτι) 91, cf. ἀνάγ- 
κη. ἀ. (αἴτια) 24. contr. ἀδύ- 
varov 76. et posse fieri neque 
necesse fuisse 82. add. definitio 
Laert. D. VII 75. cf. ἀληθής. causa 
in viso posita ad adsentiendum 
necessaria est 146 
ἀνάγκη. admittitur in logicis, im- 
mutatur in (meta)physicis. ἐξ d., 
contr. ἐνδεχομένως 81. cf. ἀναγ- 
καῖος et ἀληθῆς. d. οὐκ ἡ ἐκ 
βίας ἀλλ᾽ ἐκ τοῦ μὴ δύναςθαι τὸ 
[μὴ] οὕτως πεφυκὸς ἄλλως πως 
κινηθῆναι 112 ]. 18. necessitas 
improbatur, effugitur; fatum re- 
tinetur 144. ἐξ à. contr. drapa- 
βάτως καθ᾽ εἱμαρμένην 114. à. 
ἀκίνητος αἰτία καὶ βιαςτική, contr. 
εἱμαρμένη 115. formidaverunt ne- 
cessitatem Stoici 113. cf. p. 694 
et δυνατόν. (à. 47) à. αἰτία ἀπα- 
ράβατος 40. necesaitatem fati con- 
firmat invitus 84 2» 98. à. == εἷἱμαρ- 
μένη 10. 88. 49, cf. 44. necessitas 
fati 31. à. xal εἱμαρμένη 85. 44. 
91. μηδὲν τῶν ἐςομένων γίγνεςθαι 
χωρὶς ἀ. τινός, ἣν εἱμαρμένην 
λέγουειν 87. ἐξ à. πάντα γίνεται 
16. 91. 94. πάντα αἰτίοις προ- 
γεγονόειν ἐξ d. Eneraf 72. ἠρ- 
τῆςθαι ἐξ d. αἰτίων 72. πάντα 
αἰτίοις ἐξ d. ἐςτί 106. à. αἰτίου 
(προκαταβληθέντος) καὶ αὐτὸ (ip 
ἐςτι αἴτιον) εἶναι 106. ἐξ ἀνάγκης 
ὥριεται τὸν μὲν πρᾶξαι τὸν δὲ 
μή 118. mentem hominis ne- 
cessitate fati devincit 34 == 98. 
n. motus animorum liberavit 
94 == 98. nostrae voluntates non 


161 


essent liberae, si subderentur ne- 
cessitati 113 

ἀναιρεῖςθαι eaepe 

ἀναίτιος κίνηςις 72 bis. 75. 76. 
motus sine causa 76. aut fato 
omnia fiunt aut quicquam fieri 
potest gine causa 76. τὸ à. ὅλως 
ἀνύπαρκτον 67. τῷ ἀ. ἡ qvac 
βιάζεται (iocus est) 67 

ἀναιτίως. τὸ à. 72. à. μηδὲν μὴτε 
εἶναι μὴῆτε yivecdaı 58. 72. 78. 76 

ἀναλίεκειν. ὁ θεὸς d. elc ἑαυτὸν 
τὴν ἅπαςαν obcav 17. cf. κατ- 
αναλίςκειν 

ἀϊναλύεςθαι. εἰς πῦρ αἰθερῶδες d. 
πάντα 16 

ἀναπόβλητος ἀρετὴ p. 699 cum 
adn. 2. αἱ ἀρεταὶ καὶ αἱ κακίαι 
129 1. 10 

avanddpacroc αἰτία 42, ἡ einap- 
μένη 47. 108 

ἀναςτοιχειοῦν. τὸ πῦρ εἰς αὑτὸ à. 
τὴν διακόςμηασιν 16 

ἀνδρεία. fortitudo (intellegitur) ex 
ignaviae appositione 26 

ἀνέκφευκτος 47 

ἀνεπίδεκτος. [rà à. τῶν ἐναντίων 
185] ὁ ἄνθρωπος οὐ κακίας à. 133. 
τὴν ἀρχὴν ἡ τῶν θεῶν φύεις ἀ. 
(τοῦ χείρονος) 139- à. ἁμαρτη- 
μάτων τὸ θεῖον 140. [ἀ. κακοῦ 
ἕκαςτος τῶν ἀςτέρων p. 700] 

ἄνθρωπος. ἄ. ἐξ ἀ. ἀεὶ γεννᾶται 
141. κατὰ φύειν ἄ. ἐξ ἀ. γίγνεται 
59. à. ἀνθρώπου αἴτιον εἶναι 61. 
homines morbis obnoxii 28. αἱ 
τῶν ἀ. vócot κατὰ φύειν 28. cor- 
pora hominum 28. ἄ. καὶ τὰ ἄλλα 
Cia, cf. ζῷον. mundus dei et ho- 
minum causa institutus, propter 
homines 26. xócpoc εύὔετημα ἐκ 
θεῶν xal à. καὶ (éx) τῶν ἕνεκα 
τούτων γεγονότων 17. 18. διὰ 
(τὸν ἄ.) πάντα τἄλλα ἐγένετο doc 
ευντελέεοντα πρὸς τὴν τούτου οω- 
τηρίαν 136. [ἄ. Ziov ἐπιςτήμης 
δεκτικόν 186] add. ἄ. ἐςτι Ζῷον 
λογικὸν θνητὸν νοῦ καὶ ἐπιςτήμης 
δεκτικόν Sext. adv. math. VII 269. 
cf. δεκτικός, émóéyecOai, ἀνεπί- 
bexroc. in naturis hominum dissi- 
militudines sunt 65. τῶν à. ol 
.TÀeicrot κακοί, μαίνονται ὁμοίως 
πάντες πλὴν τοῦ ςοφοῦ 186. 187. 
οὐ, τοὺς πάντας οὐδὲ τοὺς πλεί- 
«τους ὁρῶμεν τὰς ἀρετὰς ἔχοντας 
199 1. 64. οὐχ οἷόν τε τὸν ἄ. τὴν 


162 


INDICES. 


ἀρετὴν φῦναι 1. 46. τὰ ἤθη τῶν ἀπαγορευτικὸς λόγος ὧν οὐ nom- 


à. τοιὰ καὶ τοιὰ διὰ τῶν διαφε- 
ρόντων ἐθῶν γίνεται 1. 76. βου- 
λευτικὸν ζῷον ὁ ἄ. 126. τὰ διὰ 
τοῦ βουλεύεςθαι γινόμενα ἐπὶ τῷ 
ἀνθρώπῳ 101. cf. ἐφ᾽ ἡμῖν. ὁ d. 
παρὰ τῆς φύεςεως ἔχει κριτὴν τῶν 
φανταςιῶν τὸν λόγον 148. add. 
optio penes hominem Chalc. 170 

ἀνιδρωτί 132 

ἀντικείμενον. ἀ. (εἶναι) τὰ περὶ 
τῶν παρόντων καὶ παρεληλυθότων, 
καὶ τὰ μέλλοντα 81. ἀδύνατον τῶν 
αὐτῶν TepiectU tuv γίνεςθαι τὰ 
ἀ. 88. ἀδύνατον τὴν αὐτὴν αἰτίαν 
εἶναι τῶν d. 16. αἴτια τοῦ γί- 
νεςθαι τὰ à. καὶ τοῦ μὴ γίνεςθαι 
88. (τὰ ἀ.) καί τοι μὴ γινόμενα 
ὅμως ἐςτὶ δυνατά 88, οὗ. ἀληθής 
et μέλλων. τῶν καθ᾽ εἱμαρμένην 
γινομένων οὐ κεκιύλυται τὰ ἀ. 
γενέεθαι 88. ἔςτιν τοῖς καθ᾽ εἷμαρ- 
μένην γινομένοις δυνατὸν γενέςθαι 
καὶ τὸ ἀ. δυνατόν 114. μὴ δύ- 
ναςθαι οὗ πράξει τις πρᾶξαι τὸ ἀ. 
75. hanc significationem ad ex- 
planandam liberi arbitrii doctri- 
nam non adhibet. (οὐ) ταῦτα ἐφ᾽ 
ἡμῖν, οὗ καὶ τὰ ἀ. δυνάμεθα 1291.2. 
(οὐκ) ἐξουείαν ἔχει .ὁ ἄνθρωπος 
τῆς αἱρέςεως καὶ πράξεως τῶν ἀ. 
112 1. 2 

ἀντιπίπτειν ἔξωθεν 110 

aAvripacıc. αἱ εἰς τὸν μέλλοντα 
χρόνον ἀ. 81 

ἀνύπαρκτος. τὸ ἀναίτιον ὅλως ἀ. 
εἶναι καὶ τὸ αὐτόματον 67 

ἄνω. τὸ βάρος ἔχον οὐκ ἐθιςθῆναι 
παρὰ τὴν αὑτοῦ φύειν ἄνω φέ- 
ρεςθαι 129 1. 75 

ἀνωφερής. τῷ πυρὶ τὸ d. καθ᾽ 
εἱμαρμένην δέδοται 110 

ἀξίωμα. omnis enuntiatio (ἀ.) aut 
vera aut falsa est 77. 78. τὸ d. 
ἀληθὲς μὲν εἶναι δύναςθαι οὐ μέν- 
τοι καὶ ἀναγκαῖον εἶναι 81. add. à. 
Ecrıv ἀληθὲς ἢ ψεῦδος... ἢ τὸ 
ἀποφαντὸν ἢ καταφαντὸν ὅςον 
ἐφ᾽ ἑαυτῷ οἷον “ἡμέρα ἔςτιν᾽... 
οὔςης μὲν οὖν ἡμέρας ἀληθὲς yi- 
νεται... μὴ odenc δὲ ψεῦδος Laert. 
D. VII 65. à. &crıv ἀληθὲς ἢ ψεῦ- 
δος Sext. adv. math. VIII 12. 
quidquid enuntiatur aut verum 
est aut falsum Cic. Acad. 11 39, 95 

Aklwcıc γέρως δῦ 

ἀπατγορεύεεθαι. τὰ ἁμαρτήματα 55 


τέον, τῶν μὴ πρακτέων 55. cf. 
νόμος 

ἀπαράβατος. ἀνάγκη ἀ. αἰτία 40. 
à. καθ᾽ εἱμαρμένην, contr. ἀνάγκη 
114. ἀναγκαῖον xal d. τὸ καθ᾽ 
εἱμαρμένην 86. εἱμαρμένη ἀ. τις 
αἰτία καὶ ἀναπόδραςτος 42. τὸ 
εἱμαρμένον à. 47. à. τι ἡ einap- 
μένη 108. τὸ ἀ. τῶν αἰτίων 46. 
à. ἐπιπλοκὴ 88. ἡ εἱμαρμένη εἷρμός 
τις αἰτίων ἀ. 42. add. οἱ (τωικοί᾽ 
εἱρμὸν αἰτιῶν (τὴν εἱμαρμένην) 
τουτέςτι τάξιν καὶ ἐπιςύνδεειν à. 
Aet. I 28, 4 

ἀπαράλλακτος τάξις καὶ ἐπιςύν- 
decıc 49. omnia vera in praeter- 
tis immutabilia 79 

ἀπαρεμπόδιςτος B1, cf. ἀκιύλυτος 

ἀπάτη. pavracía πιθανὴ καὶ τῆς à. 
αἰτία ἐςτί 150 

ἄπειρος. ἐπ᾽ ἄπειρον εἶναι τὰ al- 
τια 59. εἰς ἄ. τοῦτο ἀπείρων μὲν 
ὄντων τῶν γεννωμένων ἀ. δὲ τῶν 
περὶ αὐτοὺς ευμβαινόντων 122. ἡ 
τοῦ παντὸς διοίκηςις ἐξ à. εἰς ἄ. 
γίνεται 72. add. [Flat] de fato 
c. 8 ἀπείρων ἐξ à. καὶ εἰς d. (ὄν- 
τῶν τῶν γινομένων 

ἁπλῶς. οὐχ ἁπλῶς ἀλλὰ μετὰ ToO .. 
116. quaedam in rebus simplicia, 
quaedam copulata 117 

ἀποδιδράεςκειν 48, cf. ἀναπόδρα- 
Croc 

[ἀπόβαεις τῶν αἱρεθέντων 127] 

ἀποθνήςκειν 85. 117 

ἀποκαθίεταεθαι 1δ. καθίεταςθαι 14 

ἀποκατάεςταεις 15. p. 696 

ἀποκληροῦν. ἐξ αἰῶνος ἀποκεκλη- 
ρῶςθαι 74 

ἀποκτείνειν 94 ]. 22 

ἀπολύειν. μηδὲν τῶν ἐπιγινομένων 
δύναται ἀπολελύςθαι TWV προ- 
γεγονότων 72. ἀπολελυμένον καὶ 
κεχωριςμένον 72 

ἀποςημαίνειν 22 

ἀποτέλεεμα. qucikà καὶ ψυχικά 
141 1. 15. à. πάρεςτι εὐυνεκτικῶν 
αἰτίων παρόντων 1. 3. vis causa- 
rum adiuvantium disseritur 1]. 7 
et 10 

ἀποτελεςτικός. d. (alrıa?) 24. per- 
fectae et principales causae 144, 
cf. αὐτοτελῆς 

ἀργὸς λόγος, ratio ignava 117, cf. 
116 - 122 et cuv(xad)elkapraı 

ἀρετή. 51. 53. 55 virtus, contr. 


INDICES. 


vitia 28. ἡ d. μόνη ἀγαθόν 136. 
διδακτή p. 700. ἀναπόβλητος cf. 
p. 699 cum adn. 2. ἀναπόβλητοι 
αἱ a. καὶ al κακίαι 129 1. 11. τῶν 
μὲν (θεῶν) δεκτικῶν ὄντων ἀρετῆς, 
οὐ κακίας 24. [μόνης κεκοινωνή- 
xacıv ἀρετῆς οἱ ἀςτέρες, οὔτε à. 
οὔτε κακίας μετέχει φυτὰ καὶ ζῷα 
ἄλογα p. 699. ἄνθρωπος ἐπιδέχεται 
τἀναντία, ἀ. καὶ κακίαν p. 700] 
αἱ ἀρεταὶ καὶ αἱ κακίαι ἐφ᾽ ἡμῖν 
129 1. 8. οἱ τὰς d. ἔχοντες μηκέτ᾽ 
εἰεὶν τῶν ἀντικειμένιυν κακιῶν ταῖς 
à. δεκτικοί 1. 6, 48, 52, 60. οὐχ 
οἷόν τε τὸν ἄνθρωπον τὴν ἀρετὴν 
φῦναι 1.45. ἐφ᾽ ἡμῖν ἐςτι ἡ τῶν 
ἀρετῶν κτῆεις 1. 70. τελειότης ἡ 
ἀρετὴ καὶ ἡ ἀκρότης τῆς οἰκείας 
φύςεως ἑκάςτου 1. 41. ἡμεῖς ἐπὶ 
κτήςει τῶν ἀρετῶν ἐπαινούμεθα, 
ὅτι τῆς ἀρετῆς περιγίνεςθαι (ἐδό- 
Eauev) μετὰ πόνων 182. add. in 
virtutum observantia iure lau- 
damur, siquidem virtus libera est 
Chalc. 164. οὐ τοὺς πάντας οὐδὲ 
τοὺς πλείςτους ὁρῶμεν τὰς ἀρετὰς 
ἔχοντας 129 ]. 65 

ἀρχή. ἀρχαί εἰει καὶ αἰτίαι ἔξωθεν 
προκαταβεβλημέναι 105. causa et 
initium praecipitantiae (lapidis 
fuit homo iaciens) 81. qui pro- 
trusit cylindrum, dedit ei prin- 
cipium motionis 147. fatum con- 
gruit rebus apud (karà?) principia 
et nexus naturalium causarum 181. 
genera et principia causarum 31. 

ρχὴν adv. 1832. 148. primitus 30 

ἀςεθένεια xal ἀδυναμία (τῶν θεῶν) 
98. ἡμεῖς ὑπ᾽ ἀςθενείας cuyxara- 
τιθέμεθα καὶ ταῖς ψευδέςει φαν- 
ταείαις 149 * 

äcxncıc καὶ διδαςκαλία 129 ]. 67 

ἀςτέρες [οἱ ἀ. ζῷα νοερά, μόνης 
κεκοινωνήκαςειν ἀρετῆς p. 699] δια- 
xöcuncıc τῶν d. 17. οἱ d. ὁμοίως 
πάλιν φέρονται 15. astra erra- 
tica 11 

ἀςτράγαλος 67 

ἀευγκαταθέτως μήτε πράττομεν 
μήτε ὁρμῶμεν 149 

ἀεύμβολος. οὐκ ἀ. ἡ φύεις τῷ ἀν- 
θρώπῳ. πρὸς τὴν τῆς ἀρετῆς κτῆ- 
cıv 129 1. 46. cf. βουλευτικός 

ἀτελὴς. ἀτελὲς τὸ γενόμενον εὐθὺ 
τῷ γενέςθαι (quia aliquando non 
fuit) 199 1. 45 


163 


ἄτοπον saepe de sententiis adver- 
sariorum 

ἄτρεπτος. τὸ εἱμαρμένον 47. "Atpo- 
πος 88. 46 

Ἄτροπος αἰτία ἄτρεπτος 38. 46 

αὐγή. add. τὸν xöcuov ἐκπυρωθέντα 
μεταβάλλειν εἰς αὐγήν, ὡς ὁ Χρύ- 
cımmoc Philo pers. π. ἀφθ. κόςμου 
p. 254, 8 B. 

αὐθαίρετος (32) 

αὔξεεςθαι τὸν Ala 5. ἡ τοῦ κόςμου 
ψυχὴ a. ευνεχῶς 5. ὁ κόεμος ἐξ 
αὑτοῦ 6, μὴ α. πλὴν τῶν μερῶν 6 

αὔξηεις 141 

αὔριον 81 

αὐτεξούειος καὶ ἐλεύθερος 128 

αὐτόματον, τὸ definitur 70. ὅλως 
ἀνύπαρκτον 67 

αὐτομάτως voceiv 70 

αὐτός. (βροτοὶ contr. ἀϊ 32) τῶν 
καθ᾽ αὑτὰ ὄντων (αἰτίων) ἀποτε- 
λεςτικὰ (00?) δὲ καὶ ἀναγκαῖα 24. 
causarum genera quaedam per se 
adiuvantia etei non necessaria 143. 
sapientia efficit sapientes sola per 
se 148. τὴν ἐξ αὑτοῦ αἰτίαν ἐκεί- 
vorc (τοῖς ἐξ ἀνάγκης περιεςτῶ- 
cv αἰτίοις) ευνάπτειν 108. τῶν 
αὐτῶν αἰτίων rmepiecri tuv ταὐτὰ 
γίνεται, cf. περιεειτῶτα. οὐχ αἱ 
αὐταὶ φύςεις, cf. φύεις et δια- 
φορά 

adroreAnc. ἡ εἱμαρμένη οὐκ d. 
(τῆς εὐυγκαταθέεεως αἰτία ἀλλὰ 
προκαταρκτικὴ 145. 150. causae 
quae plane efficiunt nulla re ad- 
iuvante 143. omnia fato fiunt 
causis antecedentibus non per- 
fectis et principalibus 144. ai pav- 
raclaı ποιοῦειν (οὐκ) αὐτοτελῶς 
τὰς ευγκαταθέςεις 150 

ἄφθαρτος ὁ Ζεὺς (μόνος τῶν θεῶν) 
13. 8. αὐτὸς ὁ θεὸς — ὁ κόςμος. 
&. καὶ ἀγέννητος 17. ὁ κόςμος d. ὅ. 
ἡ τῶν ὅλων ψυχὴ 4. [τὸ πῦρ 3 
correxi] 

ἀφροεύνη 137 [p. 700] 

ἀφυής. φύςει εὐφυεῖς τινες οἵ δ᾽ 
ἀφυεῖς 111 

ἄφυκτος ἀνάγκη 126 

ἀφωριςμένως ἕκαςτον πράττομεν, 
contr. éEoucíav ἔχοντες 105. cf. 
Wpıcuevoc 

βαρύτης. ὁ λίθος βαρύτητα ἔχει 
αὐτὸς ἐν αὑτῷ 112 l. 18. τῶν 
κινήςεων di μὲν διὰ f. γίνονται 
. 40 


164 


βάρος. τὸ f. ἔχον οὐκ ἐθιςθῆναι 
παρὰ τὴν αὑτοῦ φύειν ἄνω φέ- 
ρεςθαι 129 1. 74. β. τι βαςτάζειν 141 

βία, vis, saepe reicitur 

βιάζειν 

Bracrikóc. ἀνάγκη ἀκίνητος αἰτία 
καὶ β. 115 

βιωφελὴς 123 

βουλεύεςθαι περὶ τῶν πρακτέων 
124. τὰ διὰ τοῦ β. γινόμενα ἐπὶ 
τῷ ἀνθριπῳ 101. ἐν τῷ β. τὸ 
ἐφ᾽ ἡμῖν 101 

βουλευτικός. βουλευτικὸν ζῷον ὁ 
ἄνθρωπος 125. οὐ μάτην οἱ ἄν- 
Bpwror βουλευτικοί 195 
ovAN Διός = εἱμαρμένη 37 (cf. 
Ζεὺς θέλων 38) 

βούληεις θεοῦ 46. providentia dei 
voluntas, eadem series causarum 
fatum 50. πρόνοιά écri B. θεοῦ 50. 
voluntas cuiusque propria 81. cf. 
ἐφ᾽ ἡμῖν 

βοῦς 141 bie 

γένεια φύειν 129 1. δά 

γένεεις 22. αἱ Yeveceic τῶν τοιούτων 
ἐφ᾽ ἡμῖν 199 1. 20. πρὸ τῆς ἡμε- 
τέρας γενέςεως κατηναγκαςμένον 
ἦν ἕκαςτον 138 

γεραίρειν 51 

γέρως ἀξίωεις δὅ 

γῆ 7. 17. 18. 112 1. 32. 121 

γίγνεςθαι xal εἶναι 199 ]. 21. τὰ 
γενόμενα (παρεληλυθότα) καὶ τὰ 
γιγνόμενα καὶ τὰ γενηςόμενα (μέλ- 
λοντα)ὴ 49. 43. add. Chalc. 175. 
ἀτελὲς τὸ γενόμενον εὐθὺ τῷ Ye- 
νέεθαι (quia aliquando non fuit) 
129 1. 45 

γονεῖς. ἀγνοεῖν τοὺς Y. 94. add. 
educatio parentum Chalc. 160 

γωνίαι, αἱ ἐντὸς τοῦ τριγώνου 64 

δαίω --- μερίζω 40, cf. alca 

δεκτικός. ἔχει ὁ ἄνθρωπος παρὰ 
τῆς φύςεεως δύναμιν (καὶ ἐπιτη- 
δειότητα) δεκτικὴν τῆς ἀρετῆς 
129 1. 48, 52, 60. add. ἄνθρωπός 
écri ζῷον λογικὸν θνητὸν καὶ ἐπι- 
crhunc δεκτικόν Sext. adv. math. 
VII 269. [ὁ ἄνθρωπος ζῷον ... 
ἐπιςτήμης δεκτικόν 186] οἱ φρό- 
viuo: καὶ τὰς ἀρετὰς ἔχοντες μη- 
κέτ᾽ elciv τῶν ἀντικειμένων κακιῶν 
ταῖς ἀρεταῖς δεκτικοί 129 1. 6. (ἐν 
ἀνθριύπῳ) τὰ τούτων ἢ τῶν ἐναν- 
τίων δεκτικά (ἐςτι) 186. τῶν (θεῶν) 
δεκτικῶν ὄντων ἀρετῆς, οὐ κακίας 
24. cf. ἐπιδέχεςεθαι, ἀνεπίδεκτος 


INDICES, 


δεύτερος. τοῖς πρώτοις ευνήρτηται 
τὰ 5. 87. cf. τὸ πρῶτον γεγονὸς 
αἰτιᾶεθαι τοῦ μετὰ τοῦτο 58. τὰ 
πρῶτα τοῖς μετὰ ταῦτα γινομένοις 
αἴτια γίνεται 72 

διά c. gen. τὸ δι᾽ ἡμῶν, διὰ τοῦ 
ἀνθριύπου, διὰ τῶν ζψων ὑπὸ τῆς 
εἱμαρμένης γινόμενον 109.110. 101. 
107. add. animorum nostrorum 
motus agi per nos agente fato 
Chalc. 161. αἱ διὰ τῶν ζψων ὑπὸ 
τῆς εἱμαρμήνης γινόμεναι κινήεεις 
καὶ ἐνέργειαι ἐπὶ τοῖς Ζψοις εἰεί 
112 1. 84, αἱ ἐν τῷ κόεμῳ .. διὰ 
γῆς, ἀέρος, πυρός, ζῴψων γίνονται 
l. 82, ἡ τοῦ λίθου... διὰ τοῦ λί- 
θου 1. $5. τὰ διὰ τοῦ βουλεύεςθαι 
yıyöuga ἐπὶ τῷ ἀνθρώπῳ Ecri 101. 
Cc acc. pro gen. δύναταί τι ὑπὸ 
τῶν θεῶν διὰ τὰς εὐχὰς Yevechaı 
124. διὰ θερμότητα καὶ βαρύτητα 
112 }. 40. διὰ τὴν πρόνοιαν 129 
1. 84. διὰ τὴν δύναμιν 1.49. saepe. 
c. acc. (propter) διὰ τὸν ἄνθρυ- 
TOv 136, cf. ἕνεκα 


,διακόςμηεις 16. 18. διαςῴζεται 16. 


τὸ πῦρ εἰς αὑτὸ ἀναςτοιχειοὶ τὴν 
ὃ. 16. ὃ. τῶν ἀςτέρων 17 
διαλαμβάνειν. διειληφέναι 23. 94 
διαμεριεμὸς κατὰ τὰς Μοίρας 49 
διάμετρον 64 
διαςεῴζεεςθαι 16, cf. εῴζεςθαι 
διάταξις τοῦ κόςμου διαςῴζεται 16. 
volgo τάξις 
διαφέρειν. πάντες κακοὶ καὶ ἐπί- 
cnc ἀλλήλοις τοιοῦτοι, ὡς μηδὲν 
διαφέρειν ἄλλον ἄλλου 186. διὰ 
τὴνδε τὴν δύναμιν (δεκτικὴν ἀρε- 
rc) ὁ ἄνθρωπος τῶν ἄλλων ζῴων 
d. 129 1. 49 
διαφορά. ἡ μὲν φύεις οὐχ ὁμοία 
πάντων ἀλλ᾽ ἔχει διαφοράν 111. 
in naturis hominum dissimilitu- 
dines sunt 65. has dissimilitudines 
ex differentibus causis esse factas 
65. ai κατ᾽ εἶδος τῶν Óvruv ὃ. 
τὰς τῶν φύςεων αὐτῶν ὃ. δεικνύ- 
ovav 112. ὃ. ἐν τοῖς αἰτίοις ἔςτι 
72. causarum distinctio ac dissi- 
militudo 147. αἰτία καὶ ὃ. 67. 
διάφορος. αἱ pUcetc ἕτεραι καὶ ὃ. 112 
διδάεκειν. αἱ ὑποθῆκαι τοῦ διδά- 
ckovroc (τέκτονος) 129 1. 82. bi 
δακτὴ ἡ ἀρετὴ p. 700 
διδαςκαλία. αἰτιᾶςθαι (τοῦ μαθεῖν) 
τὴν ὃ. 111. δι᾽ ἀςκήςεως καὶ ὃι- 
δαςκαλίας δεικνύειν τὴν τῶν ἀν- 


INDICES, 


θριυύπων πρὸς τὰ ἄλλα ζῷα qua- 
κὴν πλεονεξίαν 129 1. 77 

διεξάγεται ὁ kócuoc, τὰ γιγνόμενα 
41. ἡ κατὰ τὴν εἱμαρμένην διανέ- 
uncıc καὶ τὰ γεννώμενα 49 

διεξαγώ YT?) tpócpopoc 50 

διέξοδος, μία τῶν πάντων τεταγ- 
μένη τις 46 

διήκειν. ὁ θεὸς ὃ. διὰ τοῦ κόςμου 
καὶ διὰ τῆς ὕλης, διὰ πάντων ἡ 
πρόνοια αὐτοῦ 8. «lc ἅπαν τοῦ 
κόςμου μέρος ὃ. ὁ νοῦς καθάπερ 
ἐφ᾽ ἡμῶν ἡ ψυχὴ 11 

δικαιοςύνη. iustitia iniustitiae pri- 
vatio 26 

δίκην adv. ἁλύςεως 57. 63 

δίνη, turbo, 147. cf. cpaipa 

διοικεῖν. elpouevw λόγῳ πάντα ὃ. 
ὁ Ζεύς 48. κατὰ λόγον διοικεῖται 
τὸ πᾶν 72. optime dispensantur 
res mundi 11. πάντα ὃ. κατὰ τὴν 
τῶν ὅλων φύειν 87. ὁ xöcuoc ὃ. 
κατὰ νοῦν καὶ πρόνοιαν 17. νόμος 
τῶν ἐν τῷ κόςμῳ προνοίᾳ διοι- 
xouuévuv 49. ὁ κόςμος ὃ. ὑπὸ 
φύςεως δυτικῆς τε καὶ λογικῆς καὶ 
νοερᾶς 72 

διοίκηςεις. ἡ πεπρωμένη πεπερα- 
cuevn τίς écr1 καὶ ευντετελεςμένη 
6. 46. ἡ τοῦ παντὸς (κόςμου) ὃ., 
ἡ τῶν ὅλων ὃ., ἀπαρεμπόδιςτος 
δ1. 72. 116. 141. τῶν ὄντων ὃ. 
ἀίδιος καθ᾽ εἷρμόν τινα καὶ τάξιν 
πρόειςι 72%. certior utiliorque dis- 
pensatio 11 

δίπους 120 1. 30 

δόξα 187 

δύναμις 141. ἅπαντος ὃ. τῷ θεῷ ἀνά- 
κεῖται p. 699. μὴ ἔχει (δύναμιν). .) 
ὁ θεός p. 699 

duvacdaı. οὐ πάντα ὃ. ὁ Ocóc p. 699. 
μὴ ὃ. ὁ θεὸς εἰδέναι (?) πάντα 
p. 699 

δυνατός. ὃ. écriv ὃ οὔτ᾽ Ecrıv dAn- 
θὲς οὐτ᾽ ἔςται 79. 80. add. ὃ. τὸ 
ἐπιδεκτικὸν τοῦ ἀληθὲς εἶναι τῶν 
ἐντὸς μὴ ἐναντιουμένων Laert. D. 
VII 75. ὃ. καὶ ἐνδεχόμενον 88. ὃ. 
contr. ἀναγκαῖον 81. δυνατῷ ἀδύ- 
νατον ἀκολουθεῖ 79. πᾶν τὸ ἐπι- 
δεκτικὸν τοῦ γενέεθαι, κἂν μὴ 
μέλλῃ γενήςεςθαι, ὃ. ἐςτιν 80. et 
quae non eint futura posse fieri 
82. ὃ. Ecrı γενέεθαι, ὃ ὑπ᾽ οὐδενὸς 
κωλύεται γενέεθαι, κἂν μὴ γένη- 
ται 88. τὰ ἀντικείμενα καίτοι μὴ 
yıvöueva ὅμως écrl ὃ. 88. ἔςτι 


165 


(τοῖς καθ᾽ εἱμαρμένην Yıvouevorc) 
δ. γενέεθαι καὶ τὸ ἀντικείμενον 
δυνατόν 114. [δύναςθαί τινα καὶ 
τῶν γιγνομένων μὴ τίγνεςθαι καὶ 
τῶν μὴ γιγνομένων γίγνεςθαι 83] 
τὸ τοιοῦτον ἐφ᾽ ἡμῖν, 6 ὃ. ὑφ᾽ 
ἡμῶν Yyevecdaı τε καὶ μὴ 101. 
πάντα τοῖς θεοῖς ὃ. 98. p. 699 

ducxepnc, τὸ ἐςόμενον 128 

ἐγκρατής 118 

ἔθος. μετὰ τὴν φύειν τὰ ἔθη με- 
γάλην ἰςχὺν ἔχει 111. ἐκ φύςεως 
καὶ ἐθῶν ἡ προαίρεεις ποιὰ γίνε- 
ται 111. τὰ τῶν ἀνθρώπων ἤθη 
τοιὰ ἢ τοιὰ διὰ τῶν διαφερόντων 
ἐ. γίνεται 199 1.76. ἡ διὰ τῶν 
βελτιόνων ἐ. κατὰ τοὺς νόμους 
ἀγωγὴ l. 72. τῶν φύςει ὑπαρχόν- 
τῶν οὐδὲν ὑπό τινος ἔ. ἀλλοῖον 
γίνεται 1. 73 

ἐθίζω. οὐκ éOicOfjvat τὸ βάρος ἔχον 
ἄνω φέρεςθαι 120 1. 74 

εἰδέναι (2). μὴ δύναςθαι τὸν θεὸν 
πάντα p. 427 

εἴκειν. ὁρμᾶν φανταείαις εἴξαντας 
καὶ ευὐγκαταθεμένους 149 

εἰκών, statua, 143 

εἱμαρμένη. πάντα καθ᾽ c. γίνεται 
85. 87. 41. 42. 51. 81. 88. 86. 87. 
94. 103. 109. 110. 144. 146. 147. 
fato omnia fiunt 77. 78. 81. 94. 
definitur 88. 41— 44. 49. cf. 80. 
38. 46. 47. 108. etymologia 40. 
eam exsistere ayllogismo conclu- 
ditur 52. 55. €. == Διὸς λόγος 88, 
Διὸς βουλή 87, Iupiter 39. ἡ κοινὴ 
φύεις c. καὶ πρόνοια καὶ Ζεύς ἐςτι 
87. Ζεύς == e. == ’Abpdcteia = πρό- 
vora 48. πρόνοια = Ζεύς == κοινὴ 
πάντων qUCIC exe €. == ἀνάγκη 10. 
fatalis umbra, necessitas etc. 10. 
ἡ c. αὐτὴ καὶ ἡ φύεις καὶ ὁ λό- 
γος θεός ἐςτι 72. a Iove conexio 
pendet fatorum 89. κατὰ φύειν = 
καθ᾽ e. 52. 54. €. = νόμος 103. 
providentia » voluntas dei = 
series causarum == fatum 50. cer- 
tus ordo fati, imminentium 120 
l 96. 131. naturalis et necessaria 
rerum consequentia 30. ἀνάγκη — 
€. 10. 49. μὴ διαφέρειν τοῦ εἷμαρ- 
μένου τὸ κατηναγκαςμένον 44. 
ἀνάγκη καὶ ε. 84. 47.91. ε. contr. 
ἀνάγκη Bracrıch, quod cf. (τὸ) καθ᾽ 
e. 86. 64. 80. 83... [παρὰ e. 108 
falso] ε. οὐκ αὐτοτελὴς ἀλλὰ προ- 
καταρκτικὴ αἰτία 145. 144. 148. 


166 


ἡ οὐςία τῆς εἱμαρμένης τὸ cuv- 
ηἠρτῆςθαι τοῖς πρώτοις τὰ δεύτερα 
αἴτια 57. cf. eipudc αἰτιῶν. ἡ ἐξ 
e. αἰτία 95. ἡ ἀκιύλυτος τῶν ὑπ᾽ 
αὐτῆς γινομένων ἐνέργεια 109. γί- 
νεται ἡ τοῦ λίθου κίνηςεις ὑπὸ τῆς 
€. διὰ τοῦ λίθου 112 1. 25, τὰ ὑπ᾽ 
αὐτῆς (αὐτῶν cod.) διὰ τῶν ζῴψων 
γινόμενα κατὰ τὴν τῶν ζψων ὁρ- 
μὴν 109. add. animorum nostro: 
rum motus agi per nos agente 
fato Chalc. 161. cf. bid. manente 
fato aliquid est in hominis ar- 
bitrio 120 1. 25. ἡ €. χρῆται τῇ 
οἰκείᾳ πάντων φύςει 72 a. ὁ. χρῆ- 
ται πᾶςιν dic γέγονεν ἕκαςτον καὶ 
φύςεως ἔχει 109. περιείληπται τὸ 
παρ᾽ ἡμᾶς ὑπὸ τῆς ε. 104. add. 
optio penes hominem, quod se- 
quitur optionem penes fatum 
Chalc. 170. add. quis malus sit 
futurus aut bonus, neque decre- 
tum neque imperatum halc. 168. 
vera cum evenerint, fato evene- 
runt 78. ἡ ε. πάντα περιέχει p. 695. 
πάντα ὑπὸ τῆς ε. περιέχονται 86. 
πάντα τὰ ὄντα καὶ γιγνόμενα ὑπο- 
τάςεεται τῇ ε. 108 

εἱμάρθαι. τὸ εἱμαρμένον saepe. τὰ 
μὲν εἱμάρθαι τὰ δὲ ευνειμάρθαι 
115 

εἷρμός καὶ τάξις 72. ordo seriesque 
causarum 43. causarum series 
sempiterna 34. e. Ecrı 126. ἡ εἰ- 
napuevn e. (ri) αἰτιῶν ἀπαράβα- 
τος 42. 56. add. series illa cau- 
carum inevitabilis Chalc. 175. καὶ 
émicóvóecic. αἰτιῶν €. ἐπ᾿ ἄπειρόν 
ἐετι 59. add. οἱ (τωικοί᾽ εἱρμὸν 
αἰτιῶν (τὴν εἱμαρμένην), τουτέεςτι 
τάξιν καὶ ἐπιςύνδεειν ἀπαράβατον 
Aet. 1 28, 4. a love conexio pen- 
det fatorum 89 

εἴρειν. ἔςτιν εἱμαρμένη eipouévn 
τῶν ὄντων αἰτία 41, διοίκηςις (?) 
46. eipouevw λόγῳ 48 

εἷς. eic ἢ δύο μόνοι copoi 187. τῶν 
ἀνθριυύπων ἀγαθὸς εἷς ἢ δεύτερος 
136. ἀγαπητὸν ἕνα που λαβεῖν 
(ἄνθρωπον τὰς ἀρετὰς ἔχοντα) 
129 1. 66 

elcayecdaı (οὐκ) Avalrıöv τινα κί- 
vncıv 72. 75 

εἰεφέρεςθαι ἐκτενεςτάτην προθυ- 
μίαν καὶ «πουδὴν 116 τὸ ευνεργὸν 
αἴτιον ε. βραχεῖαν δύναμιν 141 

ἐκπυροῦεθαι. add. τὸν κόςμον ἐκ- 


INDICES. 


πυρωθέντα μεταβάλλειν elc αὐγὴν 
[Philo] v. ἀφθ. x. p. 254, 8 

ἐκπύρωεις 13. 15. 16 

ἐκτικὰ αἴτια 72, cf. ευνεκτικός, con- 
tinens 

ἐκτός. τὰ €. αἴτια, περιεςτῶτα 18, 
cf. ἔξωθεν 

ἐλέφαντες ἐκ μυρμήκων (οὐ) γεν- 
νῶνται 141 

ἐμπλέκειν. ἐμπλέκεται ταῦτα ἀλλή- 
λοις 68 

ἐμποδίζειν. ὁ λίθος φέρεται κάτω 
μηδενὸς ἐμποδίζοντος 112, cf. κυ- 
λύειν 

ἔμψυχος ὁ xócpoc 9. 10. ζῷον ὁ 
κόςμος καὶ λογικὸν καὶ €. καὶ νοε- 
ρόν 9. p. 697. οὐχ αἱ αὐταὶ τῶν 
€. καὶ ἀψύχων φύςεις, οὐδὲ τῶν 
€. ἁπάντων αἱ αὐταί 112 

ἐνδέχεται οὐ φύειν ἄλλην εἶναι 
καὶ ἄλλους κόςμους 98. τὸ μέλλον 
γίνεςθαι €. καὶ μὴ γίνεςθαι 129 
1. 28. πρὸ τοῦ τὴν ἀρετὴν ἔχειν 
ἐνεδέχετο καὶ μὴ γενέςθαι τοι- 
οῦτον 1. 24 

ἐνδεχόμενον καὶ δυνατόν 83. ἐν- 
δεχομένως, contr. ἐξ ἀνάγκης 81 

ἐνέργεια,, ἡ καθ᾽ ὁρμὴν τῶν ζῴων 
= τὸ ἐφ᾽ ἡμῖν 101. αἱ τοῦ τέ- 
κτονος ἐ. 129 1. 81. κινήςεις καὶ 
ἐ. ἐν τῷ κόςμῳ γίνονται διὰ τῆς 
κτλ. 112 1. 81 

ἐνεργεῖν = πράττειν 75. καθ᾽ ὁρ- 
μὴν 2. 101. 103, ἄλλως 101. τὴν 
ἐξ ἑαυτῶν καὶ καθ᾽ ὁρμὴν xivncıv 
ἐξ ἀνάγκης e. 112 1. 89. πᾶν τὸ 
καθ᾽ ὁρμὴν γινόμενον ἐπὶ τοῖς 
οὕτως ἐνεργοῦείν ἐςτι 101. τέ- 
κτῶν τις γίγνεται πολλάκις ἐνερ- 
γήςας τὰς τοῦ τέκτονος ἐνεργείας 
122 1. 81. ἐνεργοῦντες τὰ cuqgpo- 
νικὰ γινόμεθα cubppovec ]. 82. τὰ 
μὲν τῶν ζῴων €. μόνον τὰ δὲ 
πράττει τὰ λογικὰ καὶ {τούτων 3) 
τὰ μὲν ἁμαρτάνει τὰ δὲ κατορθοῖ 
54. oi μὲν κατορθοῦςι τῶν Aoyı- 
κῶς ἐνεργούντων oi δὲ ἁμαρτά- 
vouc 139. cf. κίνηςις. add. ani- 
morum nostrorum motus agi(?)per 
nos agente fato Chalc. 161 

ἐνέργημα mentium nostrarum ac- 
tiones 31. τὸ ἐφ᾽ ἡμῖν écmv ἐ. 
τι 101. τῶν ἐ. τὰ μὲν καθ᾽ ὁρμὴν 
τὰ δὲ οὐ καθ᾽ ὁρμήν 101 

ἐνεργῶς [traditur ἐναργῶς] 72 

ἐναντίος. δεκτικός, ἀνεπίόεκτος τῶν 
é. 135. nullum contrarium est 


INDICER. 


sine contrario altero, bona malis 
contraria 26, cf. p. 700 

ἕνεκα. ὁ κόςμος cócrnpa ἐκ θεῶν 
καὶ ávOpurmuv καὶ (Ex) τῶν E. τού- 
τῶν γεγονότων 17. 18. mandus 
dei et hominum causa institutus, 
mundum propter homines fecit 
providentia 26. cf. διὰ τὸν ἄν- 
θρωπον πάντα τᾶλλα γενέεθαι 136. 
φλοιὸς €, τοῦ περικαρπίου, τὸ περι- 
κάρπιον τοῦ καρποῦ χάριν 62. add. 
Chrysippus: ut clipei causa in- 
volucrum, vaginam autem gladii, 
sic praeter mundum cetera omnia 
aliorum causa esse generata, ut 
eas fruges atque ctus quos 
lerra gignit animantium causa, 
animantes autem hominum, ut 
equum vehendi causa, arandi 
bovem, venandi et custodiendi 
canem Cic. d. d. n. 1I 14, 37 

ἐνεργής (?) causae efficientes 77 

ἐνεργῶς καὶ ἀκαταςτρόφως 72 

ἔννοια. περὶ θεῶν ἐννοίας ἔχομεν 1. 
ταῖς ἐ. κεχρημένοι oí ἄνθρωποι τὰ 
ὀνόματα τέθεινται 45 

Evwcic τοῦ κόςμου καὶ τῶν ἐν αὐτῷ 
γινομένων τε καὶ ὄντων 63 

ἐξαναλίεκει ἡ τοῦ kócuou ψυχὴ 
εἰς αὑτὴν τὴν ὕλην ὅ 

ἕξις. ἐφ᾽ ἡμῖν τὸ κτήςαςθαι τὰς €. 
130. ὁ φρόνιμος τῆς €. καὶ κτή- 
ςεως αὐτὸς αἴτιος 181. αἱ ἕ. ἐπὶ 
τοῖς Exoucıv (ficav πρὸ τοῦ λαβεῖν) 
199 1.12. τὴν €. μηκέτι ἔχειν, οὐκ 
ἐπ᾿ αὐτῷ 182. ἐπὶ τῶν φύεει 
πρώτας τὰς ἕ. κτηςάμενοι ἐνερ- 
γοῦμεν 129 1. 77. οὐ τὴν ὁρατι- 
κὴν €: κτὠμεθα πολλάκις ἰδόντες 
1.78. τὸ καθαρώτατον τοῦ αἰθέρος 
κεχιύρηκε διὰ τῆς γῆς αὐτῆς καθ᾽ 
ἕξιν 7. ἤδη (fort. fibe, ἡ ψυχὴ) δι᾽ 
ὧν ὡς ἕξις κεχιύρηκεν 17 

ἐξουςία. πρό τοῦ φρόνιμος γενέςθαι 
εἶχεν (ὁ &vOpurroc) τοῦ γενέεθαι 
καὶ μὴ τὴν €. 182. καὶ τοῦ μὴ 
γενέςθαι φρόνιμος cxeiv πρότερον 
τὴν ἐ. 181. μηδεμίαν ἐ. ἔχομεν 
(νῦν) τοῦ πρᾶξαι τόδε τι καὶ uf 
106. καὶ τοῦ μὴ πράττειν αὐτὸ 
τὴν ἐ. (οὐκ) ἔχομεν 107. ἐ. (οὐκ) 
ἔχει ὁ ἄνθρωπος τῆς αἱρέςεως καὶ 
πράξεως τῶν ἀντικειμένων 112. 
[προτρέπειν ιὑς τοῦ ποιεῖν ἣ μὴ τὴν 
€. ἔχοντες 128, ἡ παρ᾽ αὐτῶν ἐ. 180] 
οὐδ᾽ Ki) τῷ αὑτὸν ἀπὸ ὕψους 
ἀφέντι (ἐςτὶ) τὸ crfivar καίτοι τοῦ 


161 


ῥῖψαι καὶ μὴ τὴν é. ἔχοντι (fort. 
cxövrı) 181 

ἔξωθεν. δεῖ τοῖς ἐξ ἀνάγκης τὰ ἔ. 
atria: παρεῖναι 112 1. 81. vi ex- 
trinsecus excitari 147. ἀρχαὶ xal 
αἰτίαι €. προκαταβεβλημέναι 105. 
τὰ ἔ. αἴτια πρὸς τὴν κατὰ φύειν 
κίνηςιν τῷ λίθῳ εὐυντελεῖ 1121. 19. 
vis quae de fato extrinsecus in- 
gruit 80. τὰ E. καὶ καθ᾽ εἱμαρμέ- 
νην, contr. ὁρμὴ 110. καταναγκάζει 
τι €. ἀνθρώπους, contr. ἡ ἐν ad- 
τοῖς φύεις 184. οὗ. τὰ ἐκτὸς περι- 
εςτῶτα, αἴτια, contr. τὰ ἐφ᾽ ἡμῖν 
78. adsensio extrinsecus pulsa 
suapte vi et natura movebitur 147 

ἐπαινεῖν. ἐπαινοῦμεν τοὺς ἀςθενεῖς 
μὲν ὄντας τὴν φύςιν ὑγιαίνοντας 
δὲ διὰ τῆς οἰκείας ἐπιμελείας 129 
1. 38. ἡμεῖς ἐπὶ κτήςει τῶν ἀρε- 
τῶν ἐπαινούμεθα, contr. οἱ θεοὶ 
μακαρίζονται 182. add. nullus lau- 
datur ob adeptionem secundorum, 
quae in hominis potestate non 
sunt, nisi forte putatur beatus; 
at in virtutum observantia iure 
laudamur contraque agentes re- 
prehendimur Chalc. 164. οὐκ ἐπαι- 
νοῦμεν τοὺς θεούς, ὅτι κρείττους 
εἰεὶν ἣ κατ᾽ ἐπαίνους καὶ τὰ κατορ- 
θώματα 140. ὁ φρόνιμος, εἰ ἦν 
ἐκ γενετῆς τοιοῦτος, οὐκέτι ἂν 
ἐπῃνεῖτο ἐπὶ τῷ τοιοῦτος εἶναι 
129 1. 80 

ἐπαινετός. τὰ τῶν θεῶν ἀγαθὰ 
μεῖζόν τι τῶν ἐ. ἔχει 189 

ἔπαινος ὅ1. ὅ8. 54. 61. 70. 122. 
129. 140. Chalc. 168 

ἐπακολουθεῖν καὶ ευνῆφθαι (παντὶ) 
dic αἰτίῳ ἕτερόν τι 72. πάντῃ €. 
τῷ γενομένῳ ἕτερόν τι 72 

ἐπακολούθημα καὶ εύὐμπτωμα 125. 
ἐ. vel ἐπακολούθηεις 19 

ἐπανορθοῦν δ1 

ἐπανόρθωεις δὅ 

ἐπανατροπὴν τῆςνοήςεως τοῦ θεοῦ 
cuyxwpoüc p. 699 

ἐπελεύςεις vix Chrysippus dixit, 
cf. τύχη 

ἔπεςθαι. τῇ τῶν θεῶν προγνύνςει 
τὸ ἀναγκαῖον E. 91. πᾶν τὸ ἐπό- 
μενόν τινι ἐξ ἐκείνου τὴν αἰτίαν 
τοῦ εἶναι ἔχει 59. πάντα αἰτίοις 
τιςὶ npoyerovdav ἐξ ἀνάγκης €. 72. 
τὰ γινόμενα καθ᾽ εἱμαρμένην €. 
τοῖς αἰτίοις 108. τῶν αὐτῶν περι- 
εςτηκότων αἰτίων ἀνάγκη τὰ αὐτὰ 


168 


E, 74. ἥτις ἂν ψυχὴ ἕληται βίον 
καὶ τάδε τινὰ πράξῃ, τάδε τινὰ 
αὐτῇ ἕψεται 122. add. optio penes 
hominem, quod sequitur optionem 
penes fatum Chalc. 170. τὸ τῇ 
πράξει €. καθ᾽ εἱμαρμένην cuv- 
τελεῖται 122. καθείμαρται τὸ E. 
122. τῇ φανταείᾳ ἕ. 148 

ἐπί. ἐπί τινι ἐπαινεῖν. ποιεῖν ἐπί 
τινος 129. ἡ ἐπὶ τῷ μέλλοντι 
ἀνάγκη 126. ὁ ἐπί τινος λόγος 112. 
129. cf. 140 1.4. ἀληθὲς ἐπί τινος 
129. ἐπὶ τῶν güceı (ad? et “post? 
naturalia) πρώτας τὰς ἕξεις κτύ- 
μεθα 129 1. 76. ἔπαινοι καὶ ψόγοι 
ἐπὶ ἀρετῶν καὶ κακιῶν γίγνονται 
1, 9. ἔπαινοι κτλ. ἐπὶ τοῖς ἁμαρ- 
τήμαςι καὶ κατορθώμαει 140. 129 
1. 9. ἐπί τινι vel τινος, in alicuius 
potestate. ἐπὶ τῇ ψυχῇ τὸ πρᾶξαι 
καὶ μὴ 122. ἐπὶ TTápibl ἐςτι τὸ 
ἁρπάζειν τὴν Ἑλένην 122. τὰ διὰ 
τοῦ βουλεύεςεθαι γινόμενα ἐπὶ τῷ 
ἀνθρώπῳ 101. πᾶν τὸ καθ᾽ ὁρμὴν 
γινόμενον ἐπὶ τοῖς ὁρμῶειν, τοῖς 
οὕτως ἐνεργοῦειν, τοῖς ζῴοις εἶναι 
101. αἱ διὰ τῶν ζῴων ὑπὸ τῆς 
εἱμαρμένης καθ᾽ ὁρμὴν γινόμεναι 
κινήςεις καὶ ἐνέργειαι ἐπὶ τοῖς 
ζῴοις eict 112 1. 85. οὐχ αἱ ἐν 
τῷ κόςμῳ xıvhceic ἐπὶ τῷ λίθῳ ἢ 
ἐπὶ τῷ πυρί 1. 42, immo κατὰ 
τὴν οἰκείαν φύειν Ἰ. 10, contra 
dixit vix Philopator ἐπὶ τῷ πυρὶ 
εἶναι τὸ καίειν, ἐπειδὴ φύςει καίει 
τὸ πῦρ Nemes. c. 85 p. 1389 sq. 
ἐπ᾿ αὐτῷ τῷ φρονίμῳ (ἦν) τὸ 
εἶναι τοιούτῳ, τὴν δὲ ἕξιν μηκέτι 
ἔχειν οὐκ ἐπ᾿ αὐτῷ (ἐςτι) 131. 132. 
ἐπὶ τῶν θεῶν οὐκ ἔςτι τὸ εἶναι 
τοιοῦτοι 182. τὸ ἐφ᾽ ἡ μῖν, nostra 
voluntas, liberum hominis arbi- 
irium. 23. 100. 109. 110. 122. est 
aliquid in nobis 97. nil volun- 
tati nostrae relictum esse reici- 
tur 120 1. 28. ai ἀρεταὶ καὶ αἱ 
κακίαι ἐφ᾽ ἡμῖν 129 1. 8, cf. 1. 56. 
ἡ τῶν ἀρετῶν κτῆεις l. 69. ad- 
sensio nostra in potestate 147. 
τὸ περιπατεῖν 110. τὸ μαθεῖν 111. 
ἡ προαίρεεις 111. ἡ aípeac 197, 
contr. ἐπὶ (immo ἐν) τῇ εἱμαρμένη 
ἡ ἀπόβαςεις. electio vitae 131. 
add. recte vivendi optio penes 
nos est Chalc. 163. 170. ἡ ὁρμὴ 
101. ἡ καθ᾽ ὁρμὴν ἐνέργεια 101. 
τὸ ἐφ᾽ ἡμῖν ἐςτι ἐνέργημά τι 101. 


INDICES, 


in causis, quas osse sub necessi- 
tate noluerunt, posuerunt etiam 
nostras voluntates 118. definstur: 
τὸ τοιοῦτον ἐφ᾽ ἡμῖν, ὃ δυνατὸν 
ὕφ᾽ ἡμῶν γενέςθαι τε καὶ μὴ 101. 
τὸ γινόμενον δι᾽ ἡμῶν (ὑπὸ τῆς 
εἱμαρμένης» 112 1. 8. reicitur de- 
finitio ταῦτα ἐφ᾽ ἡμῖν, ὧν καὶ τὰ 
ἀντικείμενα δυνάμεθα 199 1. 1 vel 
ἐξουείαν ἔχει τῆς αἱρέςεως καὶ πρά- 
ξεως τῶν ἀντικειμένων ὁ ἄνθρυ- 
Toc 119 l 1. immo αἱ vevécac 
(τῶν τεχνῶν) ἐφ᾽ ἡμῖν 128 1. 20. 
τὸ ποιοὶ τὰ ἤθη γίνεςθαι καὶ τὰς 
ἕξεις κτήςαςθαι 180. (itaque pri- 
mum homo eligere habitum „por 
est, deinde vel bene vel male 
agere iam non potest. et fato 
omnia fiunt et est aliquid in 
nobis 97. καὶ τὸ ἐφ᾽ ἡμῖν καὶ τὸ 
καθ᾽ εἱμαρμένην εᾧζεται 110. 109. 
manente fato aliquid est in ho- 
minis arbitrio 120 l 95. cf. τὰ 
ἐξ ἡμῶν γινόμενα ευγκαθείμαρται 
116. τὸ παρ᾽ ἡμᾶς ευνείμαρται.115. 
cf. adversariorum ἀργὸς λόγος 

ἐπιγίγνεςθαι. contr. προγετονέναι 
72. ad et post alia fieri. é. περι- 
πατεῖν, ὀδόντες infantibus, γένεια 
adolescentibus 129 1. 53. κατὰ 
φύειν €. τινι l. 54, cf. 1. 66. contr. 
αἱρουμένους κτᾶςθαι. τὰ ὅμοια 6. 
προνοίᾳ 25 

ἐπιδεκτικός. πᾶν τὸ ἐ. τοῦ γενέ- 
cdaı δυνατόν ἐςτι 80. ἡ poac ἡμῶν 
ἐ. καὶ τοῦ χείρονος, contr. natura 
deorum 132. οὐδὲν τῶν ἄλλων 
ζψων οὐδετέρου τούτων. (ἀρετῆς 
καὶ κακίας) ἐ. 186 

[ἐπιδέχεςθαι p. 700] 

ἐπιθυμία contr. Aoyıcuöc 118 

ἐπιπλοκὴ ἀπαράβατος 83. ἐ. τῶν 
μερῶν ευνηρτημένη 44. causae 
causa nexa 48. cf. eipuöc 

ἐπίςεης, xaricov 72 1. 27. 135. 137. 
cf. ὁμοίως 

ἐπιςτήμη cf. φρόνηεις 

ἐπιςύνὸ ecic ἀπαράλλακτος 42. (καὶ 
ςυνέχεια) τῶν αἰτίων 58. 59. add. 
τάξις καὶ é. ἀπαράβατος Aet. I 
28, 4, cf. Suid. 8. v. εἱμαρμένη 

ἐπιτηδειότης καὶ δύναμις 199]. 47 

ἐπιτηδέςετερον 21 

ἐπιφάνειαι, αἱ τῶν θεῶν 90 

ἔεχατον αἴτιον οὐκ ἔςτι 59, cf. 
πρῶτον 

εὐαναλήπτως πρὸς κακίαν Exovcıv 


INDICES, 


ol ἄνθρωποι 94. add. εὐφυίαν 
eival ἕξιν, καθ᾽ ἣν εὐανάληπτοι 
ἀρετῆς eich τινες Stob. ecl II 
p. 108, 2 W. 

εὐδαιμονία. θεὸς ἐν ε. 132 adn. 
felicitas οὐ infortunitas 26 

εὐρύοπα Ζεύς (Hom) == πρό- 
vora 40 

εὐφυής contr. dpunc 111 

εὔχεςθαι τοῖς θεοῖς 124 

εὐχή. δύναταί τι ὑπὸ τῶν θεῶν διὰ 
τὰς €. γενέεθαι 124. in bonum 
vertant si admotae dis preces 
fuerint si vota suscepta 180 1. 8. 
hoc quoque fato est comprehen- 
sum ut utique fiant vota 1. 16 

ἔχειν τι ἐφεξῆς 56. μὴ €. τὸν θεὸν 
(δύναμιν) p. 699. ἔ. ἀκολουθίας 
καὶ τάξεως δά. φύςεως 109. ἔχε- 
εθαι contr. κινεῖςθαι 38. τὰ ἐχό- 
μενα (pro ἑπόμενα) 25. ἔχεται 
ἀλλήλων τὰ πράγματα 57 

Ζεύς, Διός, Ζηνός. etymologia 10. 
40. (Δία) Curfjpa εἶναι, Φίλιον 
καὶ Ξένιον 22. πάντων αἴτιος καὶ 
κύριος 10. ἀνθρώποις ἀγαθὰ καὶ 
κακὰ πέμπει 38. ἐξηρτήμεθα Διός 88. 
εἰρομένῳ λόγῳ πάντα διοικεῖ 48. 
Διὸς λόγος 88. ὀφρύει νεύει 47. 
φρονῶν vel θελῶν 838. Διὸς βουλὴ 
87. Ζ — ὁ ἅπαντα διοικὧν λόγος, 
ἡ τοῦ ὅλου ψυχή, πρόνοια, εἷμαρ- 
μένη, εἰρήνη, νόμος, πόλεμος κτλ. 
10. legis perpetuae οὖ aeternae 
vie ete. 10. εἱμαρμένη xal πρό- 
voit 87. fatum 89. πρόνοια 40. 
αὔξεται cuvexisc δ. μόνος τῶν θεῶν 
ἄφθαρτος 8. 18. εἰς Δία πάντες 
καταναλίςκονται οἱ ἄλλοι θεοί 8. 
εἰς αὑτὸν ἅπαντα καταναλίςκει 5. 
ἀναχωρεῖ ἐπὶ τὴν πρόνοιαν 18 

ζῆν 10. 40 

ζυγός 67 

ζῷον plerumque ab homine non 
discernitur. πυκνότατον brrepeicua 
ἐν C. τὰ ὀςτέα 18. ζῴων @üceıc 66. 
γίνεται τὰ ὑπὸ λίθου, πυρὸς, ζῴου 
γινόμενα κατὰ τὴν οἰκείαν λίθου, 
πυρὸς, ζῴου φύειν 112 1. 10. αἱ 
διὰ τῶν Z. ὑπὸ τῆς εἱμαρμένης 
γνόμεναι καθ᾽ ὁρμὴν κινήςεις (μό- 
van) ἐπὶ τοῖς Ζ. elici 1. 85, cf. 109. 
πᾶν C. dc C. κινούμενον κινεῖται 
καθ᾽ ὁρμὴν 112 1. 28. καθ᾽ ὁρμὴν 
ἐνεργεῖ τὰ C. 109. τῷ C. τὸ ευγ- 
κατατίθεςθαι καὶ ὁρμᾶν καθ᾽ εἷμαρ- 


μένην δέδοται 110. ἡ εἱμαρμένη 


169 


χρῆται τῷ C. ὡς Z. xal ὁρμητικῷ.. 
109. κατὰ τὴν εἱμαρμένην αἰςθάνε- 
ται καὶ ὁρμᾷ τὰ C. 54. add. dedit.. 
natura beluis et sensum et appe- 
titum Cic. d. d. n. II 47, 122. 
bestiis sensum et motum dedit 
et cum quodam adpetitu acces- 
sum ... recessum 12, 84. cf. in 
belua quiddam simile mentis (= 
ἡγεμονικόν), unde oriantur rerum 
adpetitus 11, 29. add. Chalc. 220. 
(ol ἄνθρωποι) τῇ pavrada ἕπονται 
ὁμοίως roic &AAotc C. 148. τὰ μὲντῶν 
Z. ἐνεργεῖ μόνον τὰ δὲ πράττει τὰ 
λογικὰ καὶ τὰ μὲν ἁμαρτάνει τὰ δὲ 
κατορθοῖ 54. τὸ C. τοῦ μὴ C. κρεῖττον 
9. p. 697. ἡμεῖς καὶ τὰ ἄλλα C. 20. 
ὁ ἄνθρωπος πολλῶν Z. ἀπολείπεται 
ἐν τοῖς ευματικοῖς πλεονεκτήμαειν 
129 1. 50. δι᾽ ἀςκήςεως καὶ διδα- 
«καλίας δεικνύναι τὴν τῶν ἀνθρώ- 
zwv πρός τὰ ἄλλα Z. φυεικὴν 
πλεονεξίαν 1. 68. οὐδὲν τῶν ἄλλων. 
Z. οὐδετέρου τούτων (ἀρετῆς καὶ 
kaxlac) écriv ἐπιδεκτικόν 186. διὰ 
τὴνδε τὴν δύναμιν (καὶ ἐπιτηδειό- 
τητα δεκτικὴν dpernc) ὁ ἄνθρωπος 
τῶν ἄλλων Z. φύςει διαφέρει 129 
1.49. Z. ὁ κόςμος καὶ λογικὸν κτλ. 
9. 10. p. 697. animans sensus 
mentis. rationis compos 10. [οἱ 
ἀςτέρες Z. νοερά p. 699] 

ζῳτικός. ὁ κόςμος ὑπὸ goceuc C. 
καὶ λογικῆς καὶ νοερᾶς διοικεῖται 
72. cf. p. 694 

ἡγεμονικόν. τὸ ἡ. τοῦ κόςμου ὁ 
οὐρανός, τὸ καθαριύτατον τοῦ αἰ- 
θέρος, ὁ πρῶτος θεός, principale 
mundi &ether 7. τὸ ἡ. καὶ ἡ ὅλου 
ψυχὴ καὶ πρόνοια ὀνομάζεται ὁ 
Ζεύς 10. ὁ xócuoc ψυχή &crıv 
ἑαυτοῦ καὶ ἡ. 12 

ἡδονὴ 187. dolor et voluptas 26 

ἦθος. ἐφ᾽ ἡμῖν ἐςτι τὸ ποιοὶ γίνε- 
cdaı τὰ N. 130. τὰ N. τῶν ἀνθριυ- 
Tuv τοιὰ καὶ τοιὰ διὰ τῶν δια- 
φερόντων ἐθῶν γίνεται 129 1. 75 

ἡλίωεις 141 

ἤ(τοι) — A, aut — aut. οὗ ἀξίωμα 

θάλαςεα, mare 85 

θαυμάζειν. ὁ φρόνιμος εἰ ἐκ Yeve- 
τῆς fiv τοιοῦτος, ἐθαυμάζετο ἄν 
129 1. 31. cf. μακαρίζειν 

θεῖος. ἀνεπίδεκτον ἁμαρτημάτων τὸ 
θ. 140. expiare praedictas divi- 
nitus minas 120. θαυμάζεςθαι dic 
ἔχων παρὰ τῆς 0. φύςεεως δῶρον 


110 


129 1. 30. ἐπὶ ταῖς ἀρεταῖς καὶ 
κακίαις θειοτέραν πρόφαςειν καὶ 
αἰτίαν (?) τῆς παρουςείας αὐτῶν 
οὐκ ἔχομεν 1. 62. Chaldaei ceteri- 
que divini 85, cf. μάντις 

θεὸς ζῷον ἀθάνατον λογικὸν τέλειον 
κτλ. 182. ζῷον λογικὸν καὶ φθαρ- 
τόν, φθαρτοὶ οἱ θ. πλὴν τοῦ Διός, 
οὐ θνητὸς ἀλλὰ φθαρτός 8. ἀθά- 
νατος 2. γεγονότες καὶ φθαρηςό- 
μενοι, καταναλίςκονται πάντες εἰς 
Δία 3. τῶν πάντων cWua τὸ καθα- 
ρώτατον 8. πρῶτος θεὸς -- τὸ 
καθαρώτατον τοῦ αἰθέρους, κεχύώ- 
pnxe διὰ πάντων 7. διήκει διὰ τοῦ 
κόςμου καὶ διὰ τῆς ὕλης 8. ψυχή 
ἐςτι καὶ φύεις ἀχώριςτος τῶν διοι- 
κουμένων 8. κόςμος αὐτὸς ὁ θ., 
ἄφθαρτος καὶ ἀγέννητος, δημιουρ- 
γός, ἀναλίςκων εἰς ἑαυτὸν τὴν 
ἅπαςαν οὐςείαν καὶ πάλιν ἐξ ἕαυ- 
τοῦ γεννῶν 17, cf. Ζεύς. κόςμος 
10. 18. εἱμαρμένη, φύεις, λόγος = 
θεός 72 1. 88. βούληεις θεοῦ 46. 
voluntas dei 50. elici θεοί δ1. 58. 
ἀγαθοί 53. εὐεργετικοὶ καὶ φιλάν- 
θρωποι 1. φιλάνθρωπος, κηδεμο- 
νικός, ὑφέλιμος 2. τοῦδε μὲν ἔςται 
ἐκ θεῶν κηδεμονία τοῦδε δὲ μὴ 90. 
ἀδιάφορα διδόαςειν oí 0. 2. φαν- 
Taclav ὁ θ. παρέςχεν 94 adn. καὶ 
ὁ 0. ψευδεῖς ἐμποιεῖ φανταείας καὶ 
ὁ copóc 149. τοῖς θ. εὔχεςθαι 124. 
dii immortales in bonum vertunt 
si admotae preces fuerint 1201. 7. 
μακάριος 2. ἐν εὐδαιμονίᾳ 132. 
μακαρίζειν τοὺς θ., ὅτι εἰεὶν ἐκ 
φύςεως ἀρεταὶ αὐτοῖς παροῦςαι 129 
l. 41. τὰ ἐκείνων ἀγαθὰ τίμια καὶ 
μακαριςτά (οὐκ ἐπαινετά) 132. οὐκ 
ἐπαινοῦμεν τοὺς θ. (ἀλλὰ μακαρί- 
Zouev), ὅτι κρείττους eiclv ἢ κατ᾽ 
ἐπαίνους 140. cf. p. 700. κακοῦ 
παντὸς ἀνεπίδεκτος 182 adn. (θεῶν) 
καθόλου δεκτικῶὼν ὄντων ἀρετῆς, 
οὐ κακίας 24. τὴν ἀρχὴν ἡ φύεις 
αὐτῶν (κακῶν) ἀνεπίδεκτος 182. 
ἐπὶ τῶν θ. οὐκ ἔςτι (ἦν) τὸ εἶναι 
φρόνιμοι, ὅτι αὐτῶν ἐν τῇ φύςει 
Éctiv. τοιοῦτον 132. οἱ 0. τὰ ἀγαθὰ 
ποιοῦςι (οὐ κατορθοῦς!) 140. ἡ 
ἀδυναμία 93. τὰ ἀδύνατα καὶ τοῖς 
0. &crı τοιαῦτα 98. ὁ θ. οὐ πάντα 
δύναται p. 699. deus impediri 
nequit 11. πάντα, καὶ τὰ ἀδύνατα 
τοῖς θ. δυνατά 93. τὰ cuvarró- 
μενα μὴ ποιεῖν p. 699. ταῦτα 


INDICES. 


ἐκείνοις μηνῦςαι δυνατόν, ὧν Exa- 
crov fjv κατηναγκαςμένον 138. τῇ 
τῶν θ. προγνιύςει καὶ προαγορεύεει 
τὸ ἀναγκαῖον ἕπεται 91. μὴ δύ- 
vacdaı τὸν θ. εἰδέναι πάντα p. 699. 
τοὺς 0. τὰ écóueva προειδέναι, 
μηδὲν ἀγνοεῖν τῶν écouévuv 91. 
προγιγνιύεκκουςι τὰ μέλλοντα 91. 
τὰ ὑπὸ τῶν θ. προαγορευόμενα 188. 
cf. τὸν Πύθιον χρῆςαι doc. εἰδότα 
ὅτι μὴ πειςθήςεται 94. αἱ παρὰ 
τῶν 8. μαντεῖαι γίγνονται cup- 
βουλαῖς ἐοικυῖαι 94. τῶν 0. ém- 
φάνειαι γίγνονταί rıcıv 90. 0. καὶ 
ἄνθρωποι 10. 17. 18. 96 

θερμαίνειν. πῦρ θ. 106 

θερμότης 112 1. 40 

θέρος 68 

θεεμός 182 

θεωρητικὴ (τέχνη) ἡ μαντικὴ 123 

ἰατρός, medicus. 85. tam est fatale 
medicum adhibere quam convales- 
cere 117. add. iam dudum est or- 
dinatum, quis aeger quo medente 
convalescat Chalc. 161. sanitas 
fato debetur et medico, quia ad 
nos beneficium fati per huius ma- 
nus venit 120 1. 81 [ἰάςαςθαι 180] 

ἱδρώ ς (Hesiod.), πολλοὶ ἱδρῶτες 132 

ἱμάτιον φυλάττεςθαι, μὴ ἀπόλλυ- 
εθαι 116 

ἵνα 62, οὗ ἕνεκα 

ἵππος 52. 61. 141 

ἰχθῦς 99 

καθείμαρται 8886ρ6. οὐχ ἁπλῶς 116, 
cf. ευγκαθείμαρται 

καθῆκον, τὸ ἐξ αἰῶνος τῶν αἰτίων 
46. τὸ χρεὼν εἰρῆςθαι τὸ κ. κατὰ 
τὴν εἱμαρμένην 46 

καθιέναι τὰς χεῖρας 116, cf. ἀργὸς 
λόγος 

κακία, vitium. 28. 58. 55. 65. 129 
saepe, cf. ἀρετῆ. ἡ κακία μόνη 
κακόν 186. παρουςία τῶν κακῶν 
129 1. 63 

κακός. τῶν ávOpurmuv οἱ πλεῖετοι 
κακοί 186 

καλὸν καὶ αἰςχρόν 55 

κάματος. τῶν μὲν χειρόνων χωρὶς 
καμάτων περιγίγνεςθαι δοκοῦμεν, 
τῆς δ᾽ ἀρετῆς μετὰ x. 132. οἱ ἐκ 
φύςεως χωρὶς x. ὑγιαινοί, contr. 
οἱ μετὰ κ. ὑγιαίνοντες ἀςθενεῖς τὴν 
φύειν ὄντες 129 1. 37 

καρπός 62. 110 

καταλλάττεται εἰς ἄλληλα τὰ 
ὅλα (Ὁ) τοῦ κόςμου μόρια 6 


INDICES. 


καταναγκάζειν. ἔξωθεν x. τι ἀν- 
θρώπους184. κατανάγκαςται οὑτωςεὶ 
vevecdaı 46. ἐπὶ τῇ ψυχῇ τὸ πρᾶ- 
ξαι N μὴ 122. κατηναγκαςμένον 
44. πρὸ τῆς ἡμετέρας γενέςεως κ. 
ἦν ἕκαςτον μαθεῖν ἡμᾶς καὶ ποι- 
Acaı 188. κατηναγκαςμένως 
112 1. 18 

καταναλίςκειν. Ζεὺς ἅπαντα εἰς 
αὑτὸν x. 5. πάντες οἱ ἀλλοι θεοὶ 
κ. εἰς Δία 8 

κατορθώματα ποιητέα, καλά, ἐπαι- 
verá 51. 53 — 55. 140. οἱ θεοὶ 
κρείττους eiciv ἢ κατὰ τὰ x. 140. 
ἐπὶ τοῖς κ. οἱ ἔπαινοι 140 

κατορθοῦν 54. τῶν λογικῶς ἐνερ- 
γούντων οἷ μὲν x. ol δὲ ἁμαρτά- 
voua 189. τὸ x. ἐπὶ τῶν θεῶν οὐ 
κυρίως ἂν λέγοιτο, immo τὸ ποιεῖν 
τὰ ἀγαθά 140 

κάτω οὗ. λίθος 

κατωφερές. τῷ λίθῳ τὸ x. kao" 
εἱμαρμένην δέδοται 110 

κεραυνός. procuranda fulmina 120 

κεφαλή. tenuissimis minutisque osei- 
culis caput hominum compactum 
est 28 

κηδεμονία ἐκ θεῶν 90 

κηδεμονικὸς ὁ θεός 2 

κήρ (Hom.) 85 

x(vncic 141. ἔςτι τις καὶ τοῖς ζῴοις 
κι΄ κατὰ φύςιν 112 1. 27. x. ὑπὸ 
τῆς εἱμαρμένης διὰ ζψου γινομένη 
ἐπὶ τῷ ζῴῳ 1. 29. x. καὶ ἐνέργειαι 
ἐν τῷ κόςμῳψ ὑπὸ τῆς εἱμαρμένης 
γίνονται διὰ . . (οὐκ ἐπί τιν) 1.81. 
τοῦ λίθου 1. 25. add. animorum 
nostrorum motus aguntur per nos 
agente fato Chalc. 161. motus 
sine causa nulla est 77. ἀναίτιος 
x. (οὐκ) εἰςάγεται, εὑρίεκεται 72. 
76. 171. ἡ εἱμαρμένη x. ἀίδιος 44 

Κλωθώ. etymologia 49. παρὰ τὸ 
ευγκεκλῶςθαι 46 

κολάζειν, κόλαεις. 51. 58— 565. 
129 1. 8. 140 

κοινωνεῖν γυναικί 116, cf. εὐγκοι- 


μᾶεθαι 

κόςμος. definitiones 17. 18. p. 697. 
Quaoloyeitar ὁ x. φύςις λογικὴ, 
ἔμψυχος, νοερός, φρόνιμος 9. ἔμ- 
wuxoc καὶ θεός 10. deus 10. ζῷον 
καὶ λογικὸν καὶ ἔμψυχον καὶ νοε- 
ρόν 9. ζῷον καὶ λογικὸν καὶ φρο- 
νοῦν καὶ θεός 10. add. Cic. N. 
D. II 14, 88sq. εἷς τῶν φρονί- 
puv ευμπολιτευόμενος θεοῖς καὶ 


Jahrb. f. class. PhiloL Suppl Bd. XIV. 


111 


ἀνθρώποις 10. ψυχὴ ἑαυτοῦ καὶ 
ἡγεμονικόν 12. ὁ τοῦ κ. λόγος 49. 
διεξάγεται κατὰ λόγον 41. ἡ τοῦ 
x. διοίκηεις ὅ1. ὑπὸ φύςεως διοι- 
κεῖται ζῳτικῆς καὶ λογικῆς καὶ 
νοερᾶς 72, cf. p. 694. ἀεὶ κατὰ 
μίαν τάξιν καὶ οἰκονομίαν διοι- 
κεῖται 72 1. 16. εἷς 7. 72 bie. τοῦ 
x. Evwac 63. οὗτος ὁ x., οὐκ ἐν- 
δέχεται εἶναι ἄλλους κ. 38. πάντα 
ἐν αὑτῷ περιέχει 72. τὰ ἐν τῷ 
x. 72. γίνονται ὑπὸ τῆς εἱμαρμέ- 
νης xıvhceic καὶ ἐνέργειαι ἐν τῷ 
x. διὰ... 112 1. 81. οὐκ ἀποθνή- 
cket ὅ. μόνος αὐτάρκης 6. τρέ- 
φεται ἐξ αὑτοῦ καὶ αὔξεται 6. 
μήτε αὔξεται μήτε μειοῦται 6. τοῖς 
μέρεει παρεκτείνεται καὶ ευςτέλ- 
λεται 6. πυριώδης μεταβάλλει εἰς 
τὸ ὑγρὸν καὶ τὴν ψυχὴν 12. add. 
τὸν x. ἐκπυρωθέντα. . μεταβἀάλ- 
Aetv . . εἰς αὐγήν... ὡς ὁ Xpocim- 
πος [Philo] x. ἀφθ. x. p. 954, 8. 
πῦρ τοῦ μέλλοντος ἀποτελεῖςθαι x. 
ςπέρμα 16. add. Arnob. adv.nat.119 

κτᾶςθαι ἀρετάς 129 1. 56, 88. πρύ- 
τας τὰς ἕξεις 1. 77, 80 

kTf|cic ἐφ᾽ ἡμῖν ἐςτιν ἡ τῶν ἀρετῶν 
x. 129 1. 41. ἐπὶ κτήςει τῶν ἀρε- 
τῶν ἐπαινούμεθα 182. οὐκ ἀςύμ- 
βολος ἡ φύαις τῷ ἀνθρώπῳ πρὸς 
τὴν τῆς ἀρετῆς κ. 129 1.47. ἕξις 
καὶ x. τοῦ φρόνιμος εἶναι 131 

κύλινδρος. qui protrusit c., dedit 
ei principium motionis, volubili- 
tatem autem non dedit 147. lapi- 
dem c. si iacias causa quidem ei 
et initium praecipitantiae fueris, 
mox tamen ille praeceps volvitur, 
quoniam ita sese eius formae 
volubilitas habet 81. c. moveri 
incipere nisi pulsus non poteet, 
cum accidit suapte natura vol. 
vitur 147. πάντα ἀφωριςμένως 
πράττομεν παραπληςίως τῷ κατὰ 
πρανοῦς κυλιομένῳ x. 106. add. 
ἐνεχθήςεται ὁ λόγος διὰ ndavrwv.. 
Uc κύλινδρος κατὰ πρανοῦς M. 
Anton. X 88 

κύριος. τοῦ ἐμμένειν τοῖς ὑπὸ τῶν 
θεῶν προαγορενυομένοις οὐχ ἡμεῖς 
κύριοι 188. τὰ ἐκτὸς αἴτια x. τῶν 
ἐφ᾽ ἡμῖν παττομένων 78. add. τὸ 
Ep’ ἡμῖν ὡς κύριον χρῆται τῷ ἐν- 
δεχομένῳ [Plot.] de fato c. 6. ὁ 
τεχνίτης γενόμενος οὐκέτ᾽ ἐςτὶ x. 
τοῦ μὴ εἶναι τοιοῦτος 149 ]. 19. 


δ0 


112 


ὁ φρόνιμος οὔκ écrt καὶ τοῦ νῦν 
uy φρονεῖν x. 132 

κύων. oriente canicula 85 

κωλύειν 198. ἄλλως ἔχειν κεκυ- 
λυται 46. τῶν καθ᾽ εἱμαρμένην 
γινομένων οὐ κεκιύλυται τὰ ἀντι- 
κείμενα γενέςθαι 88. ὁ λίθος κάτω 
φέρεται, εἰ μηδὲν ἐμποδίζεται 112 
l. 17. δυνατὸν γενέςεθαι ὃ ὑπ᾽ οὐ- 
δενὸς κωλύεται γενέεθαι 88. nihil 
occurrere (potest) δὰ impedien- 
dum deum 11 

λαγχάνειν 40. 46. 49 (85 ]. 6). 
ὑπὸ τῆς φύςεως τῆς ἐν αὐτοῖς 
οὐδὲν olóvt' ἐςτιν λαχόντας (tra- 
ditur Aandövrac) ποιῆςαι 184 

λανθάνειν ἡμᾶς αἰτίας 67, cf. 
ἄδηλος 

Λάχεεις 40. 46. 49. 8ὅ 

λίθος. τῇ Διὸς μετοχῇ (ζῆν ὃ) καὶ 
τοὺς A. 10. exemplum insigne, 
cf. p. 694. ὁ ἀπὸ ὕψους ἀφεθεὶς 
λ. κάτω φέρεται 108. τῷ λ. τὸ 
κατωφερὲς καθ᾽ εἱμαρμένην δέδο- 
ται 110. ὁ λ. εἰ ἀπὸ ὕψους ἀφείθη 
φέρεται κάτω, βαρύτητα ἔχει αὐτὸς 
ἐν αὑτῷ 112. add. ἐνεχθήςεται ὅ 
λόγος διὰ πάντων. . ὡς λίθος 
κάτω M. Anton. X 83. γτίνεται 
τὰ ὑπὸ X. γινόμενα κατὰ τὴν A. 
οἰκείαν φύειν 112 1.9. ἐξ ἀνάγκης 
ὁ A. ὧς πέφυκεν φέρεται, ἂν καὶ 
τὰ ἔξωθεν αἴτια παρῇ 1. 21. πρὸς 
τὴν κατὰ φύειν κίνησιν τῷ A. cuv- 
τελεῖν 1. 20. γίνεται kívncic. ὑπὸ 
τῆς εἱμαρμένης διὰ τοῦ A. 1. 25, 
οὐκ ἐπὶ τῷ A. 1.42. ἡ εἱμαρμένη 
λίθῳ χρῆται ὡς λ. 109. πάντα 
ἀφωριςμένως πράττομεν παραπλη- 
εἰως τῷ κάτω φερομένῳ A. 106. 
lapidem cylindrum si iacias causa 
ei et initium praecipitantiae fue- 
ris: mox tamen ille praeceps vol- 
vitur, quoniam ita sese formae 
volubilitas habet 31, cf. κύλιν- 
bpoc. frangi gemma polest, etiam 
81 id numquam futurum eat 82, 
cf. δυνατός 

λογικός. τὰ μὲν τῶν ζῴων ἐνεργεῖ 
μόνον τὰ δὲ πράττει τὰ λογικά 54. 
λογικῶς ἐνεργεῖν 139. ἐπ᾽ αὐτῷ 
τῷ ἀνθρώπῳ οὐκ Ecrı τὸ εἶναι 
δίποδι ἢ λογικῷ 129 1. 80. λογικὴ 
φύεις 9, cf. p. 694. 72. ὁ κόςμος 
ζῷον λογικόν 9. 10 

λογιςμός, contr. ἐπιθυμία 118 

λόγος. ἀργὸς X, ignava ratio 115 


INDICES, 


—123. ordo et ratio et necessitas 
fati 8. vie divina in ratione po- 
sita 10. τοῦ Διὸς A. == εἱμαρμένη 
88. ὁ κοινὸς τῆς qpüceuc λ. — 
εἱμαρμένη, πρόνοια, Ζεύς 37. 6 
τοῦ παντὸς À. == Ζεύς 40. εἷμαρ- 
μένη == A. καθ᾽ ὃν ὁ κόςμος διεξά- 
γεται, ὁ τοῦ κόςμου A. 49, == φύεις, 
λόγος, θεὸς 79 1. 82, νόμος, λ. 
ὀρθὸς προςτακτικὸς καὶ ἀπαγορευ- 
τικός δδ. p. 694. add. ἐνεχθήςεται 
ὁ A. διὰ πάντων dic πῦρ ἄνω dic 
λίθος κάτω ὡς κύλινδρος κατὰ 
πρανοῦς Μ. Anton. X 83 

μακαρίζειν. τοὺς ἐκ φύςεως ὕγιει- 
γνοὺς οὐκέτι ἐπαινοῦμεν, μακαρί- 
ζομεν δὲ dic χωρὶς καμάτων τοῦτο 
ἔχοντας 129 1. 838, cf. 140. p. 700 

naxapıcröc. τὰ τῶν θεῶν ἀγαθὰ 
τίμια καὶ u. 189. add. nullus lau- 
datur ob adeptionem secundorum, 
quae in hominis potestate non 
sunt, nisi forte putatur beatus 
Chalc. 164, cf. εὐδαιμονία 

μανθάνειν. οὐδὲ τὸ μαθεῖν ἐφ᾽ 
ἡμῖν 111. μόνα ταῦτα ἡμῖν μ. 
δυνατόν, ὧν τοῦ p. ἡμᾶς ἕκαςτον 
ἦν καὶ πρὸ τῆς ἡμετέρας vevéceuc 
κατηναγκαςμένον 138 (cf. p. 700, 
ubi confidentius de priore infan- 
tium triennio dixi, cum Posido- 
nium mentium nondum natorum 
rationem habuisse non tradatur.) 
fatum est, ut iste peritus eit, sed 
81 literas didicerit, eodem fato 
continetur ut literas discat 120 

17 

μαντεῖαι παρὰ τῶν θεῶν γίνονται 
ευμβουλαῖς ἐοικυῖαι 94. u. χρῆςθαι 
124 

μαντικὴ (τέχνη). Ecrı 69. 86. ὑμνεῖν 
(καὶ εᾧζειν) τὴν p. 94. 128. τέχνη 
καθ᾽ ἣν οἷοί τ᾽ ἐςμὲν πάντα προ- 
γιγνώςκειν καὶ προμηνύειν 87. τῶν 
μελλόντων ἁπάντων θεωρητικὴ καὶ 
προαγορευτικὴ 128. τῶν ἀδήλων 
δοκούντων εἶναι γνωςτικὴ 69. add. 
divinatio clare demonstrat pro- 
ventus iam dudum esse decretos 
Chalc. 161 

μάντις. μάντεων TTpoppriceic ἀλη- 
θεῖς 86. aruspex 120 

μάτην. μηδὲν p. ποιεῖ ἡ φύεις τῶν 
προηγουμένων, οὐ μ. οἱ ἄνθρωποι 
βουλευτικοί 125. οὐκ ἄχρηςτοι οὐδὲ 
p. οἱ ἔπαινοι κτλ. 199 1. 70. add. 
omnia (animantium membra) ita 


INDICES. 


nata atque ita locata sunt, ut 
nihil eorum supervacaneum eit, 
nihil ad vitam detinendam non 
necessarium Cic. d. d. n. II 47, 
192, cf. περιττός 

μάχεςθαι 117 

μάχη vel ἀγών 116. sine adver- 
sario nulla luctatio est 117. οὐ 
περιττὴ ἡ μ. τοῦ Aoyıcuod καὶ τῆς 
ἐπιθυμίας 118 

μεθυεθείς 94 ad ]. 22 

neipw 40 

μέλλειν. θεοῦ χρήςαντος μέλλει τὰ 
κατὰ τὴν περιπέτειαν γίνεςθαι 94 
l. 14. μέλλων, plerumque τὰ 
μέλλοντα (γενηςόμενα). μ. χρόνος 
81. tria tempora secundum fatum 
explentur eqs. 48.49. add. (fatum) 
ratio quaedam est, qua omni& 
fiunt quae ad praesens aguntur 
quaeque futura erunt provenient 
Chalc. 175. οὐχ ὅμοιον τὸ ἀληθὲς 
ἐπὶ τῶν μ. καὶ ἐπὶ τῶν ὄντων καὶ 
γεγονότων 129 l 21. τὸ u. τί- 
νεςθαι ἐνδέχεται καὶ μὴ εἶναι ]. 23. 
quae non sint futura, posse fieri 
82. πᾶν τὸ ἐπιδεκτικὸν τοῦ vevé- 
εθαι κἂν μὴ μέλλῃ γενήςεςθαι δυ- 
γατόν ἐςτι 80. futura vera causas 
cur futura sint habeant necesse 
est 78. παρόντα μελλόντων αἴτια 
141. omnia fato fiunt et ex cau- 
sis aeternis rerum futurarum 77. 
necessitas rerum futurarum = fa- 
tum 10. ἤτοι ψευδῆ A ἀληθῆ εἶναι 
τὰ u. 81. aut futurum est aut 
non 120 l. 9. τὰ p. αὐτά τε καὶ 
τὰ μόρια αὐτῶν (ἐςτι ἀντικείμενα) 
81. ἡ ἐπὶ τῷ μ. ἀνάγκη παρέχει 
τὴν τοῦ γενηςομένου TpoaícOnav 
126. ἡ μαντικὴ ἐςτι τῶν u. ἁπάν- 
τῶν θεωρητικὴ καὶ προαγορευτικὴ 
(τέχνη) 123. ἡ περὶ τῶν p. πρό- 
Yvucic 87. οἱ θεοὶ προγιγνώςκουςι 
τὰ u. 97. τοὺς θεοὺς τὰ ἐςόμενα 
προειδέναι91. add. τοὺς δὲ θεοὺς... 
παρακολουθήςαντας μιᾷ περιόδῳ 
ψινιίςκειν ἐκ ταύτης πάντα τὰ p. 
Ececdaı ἐν ταῖς ἑξῆς περιόδοις Nem. 
c. 38 p. 148, cf. a adn. ad 
fr. 15. τὸ πῦρ τοῦ μέλλοντος ἀπο- 
reXeicdaı κόςμου crépua 16 

μὲν... δέ cf. οὐ 

μένειν. μηκέτι ὁ κόεςμος εἷς p., εἰ 
ἀναίτιος εἰεάγεται xivnac 72 1. 16. 
τὸ ἀξίωμα οὐκέτι ἀληθὲς μ., ἐπει- 
δὰν μὴ .. γένηται 81. ἡ καθ᾽ 


118 


ὁρμὴν κίνηεις τοῖς Zborc u. πάν- 
τῶν γινομένων καθ᾽ εἱμαρμένην 
108. manente fato aliquid est in 
hominis arbitrio 120 1. 24, salva 
vi ac potestate fatorum 1. 6 

μερίζειν. [xaxa?]uepepícoo 46 

μεριςεμός 46 

μέρος. τοῖς pu. παρεκτείνεται καὶ 
ςυςτέλλεται ὁ κόςμος 6. ἐπιπλοκὴ 
τῶν μ. (?) ευνηρτημένη 46 

μετὰ cum gen. cf. cuvelnapraı. cum 
&cc. cf. δεύτερος 

μεταβάλλειν, μεταβολὴ eic πῦρ 16 

μὴ τι vel μηδὲ μὲν... μὴ δέ 101 
cf. οὐ 

μηδὲν γίγνεται ἀναιτίως, μηδὲν γί- 
γνεται ἐκ τοῦ μὴ ὄντος vel ἐκ μη- 
bevóc, cf. ἀδύνατον. ἡ εύγχυεις (εἰς 
τὸ μηδέν) 16 

μηκέτι cf. οὐκέτι 

μοῖρα 86 (85). παρὰ τὸ μείρειν 40. 
ἀπὸ τοῦ [καταἹμεμερίεθαι 46. ἀπὸ 
τοῦ διαμεριςμοῦ 49. ὁ ἀριθμὸς τῶν 
u. 46. add. [Arist.] de mundo 
c. 5, Augustin. c. Faust. XX 9 
(VIII Ρ 837 e B.), Cornut. c. 13 
p. 18 L., Apul. de orthogr. 8 p. 4. 
[παρὰ μοῖραν 108] 

μόρια, τὰ ἄλλα (δλα) τοῦ κόςμου 
εἰς ἄλληλα καταλλάττεται 6. τὰ 
μέλλοντα αὐτά τε καὶ τὰ μόρια 
αὐτῶν écr ἀντικείμενα 81 

μύρμηξ 141 

μῦς 141 

ναυμαχία 81 

ναύςεταθμος 121 

νέμεεις δδ 

νίκη οὐκ ἔςτι φευγόντων 121 

νοερός. θεὸς ζῷον ἀθάνατον λογι- 
κὸν τέλειον ἢ v. 132 adn. ζῷον 
ὁ κόςμος καὶ λογικὸν καὶ ἔμψυχον 
καὶ v., ὁ κόςμος v. 9. ὁ xócpoc 
διοικεῖται ὑπὸ qUceuc v. 72%, cf. 
p. 694 

νόμος = εἱμαρμένη 103. = Ζεύς 10. 
== γέμεεις, λόγος ὀρθός κτλ. 55. 
εἱμαρμένη écrl v. τῶν ἐν τῷ κόςμῳ 
προνοίᾳ διοικουμένων 49. add. 
Lyeurgi leges Chalc. 161. οἱ κεί- 
μενοι v. ἡμάρτηνται 137. v. écrl 
(λόγος dpBödc) προςτακτικὸς μὲν 
ὧν ποιητέον ἀπαγορευτικὸς δὲ ὧν 
οὐ ποιητέον p. 694. 55 cum adn. 
add. Stob. ecl. eth. II 7, 11 p. 96, 
10 W., cf. p. 102, 4. quid est lex 
nisi iussum sciscens honesta pro- 
hibens contraria? Chalc. 157. Zeno 


50* 


114 


censet legem vim obtinere recta 
imperantem prohibentemque con- 
iraria Cic. N. D. I 14, 36. lex 
quae est recti praeceptio pravi- 
que depulsio IP 31, 79: lex est 
recta . . ratio imperans honesta 
prohibens contraria Philip. XI 98. 
lex iubet ea quae facienda sunt 
prohibetque contraria leg. I 6,18, 
cf. 19; 12, 38 

vocetv. αὐτομάτως 70. 
ὑγιαίνοντες 129 1. 35 sq. 

vócoc. homines morbis obnoxii, 
aegritudines partae sunt dum 
salus paritur, v. κατὰ φύειν 38. 
ἄδηλος ἡ αἰτία τοῦ v. 70 

νότιον 141 

νοῦς. ὁ κόςμος διοικεῖται κατὰ νοῦν 
καὶ πρόνοιαν εἰς ἅπαν αὐτοῦ μέρος 
διήκοντος τοῦ νοῦ 17, cf. 7. (ἡ 
ψυχὴ ἢ) δι᾽ ὧν μὲν ὡς ἕξις κεχιύ- 
ρηκε δι᾽ ὧν δὲ ὡς νοῦς 17 [νοῦς 
τῶν ἀςτέρων p. 699] 

ὁδούς. τὸ ὀδόντας, γένεια φύειν ém- 
γίνεται ἡμῖν κατὰ φύειν 129 1. 85. 
add. dentes et pubertatem natura 

. existere Cic. N. D. II 88, 86 

οἰκεῖος. voluntas cuiusque pro- 
pria 31. ἕκαςτον ἐκ τοῦ o. cmép- 
ματος φύεται 141. oí διὰ τῆς o. 
ἐπιμελείας ὑγιαίνοντες 129 1. 33. 
τελειότης ἡ ἀκρότης τῆς o. φύ- 
cewc ἑκάςτου 1.43. γίνεται τὰ ὑφ᾽ 
ἑκάςτου γινόμενα κατὰ τὴν o. φύειν 
112 1. 8. οὐδὲν τῶν κατὰ τὴν ο. 
φύειν ὑφ᾽ ἑκάςτου γινομένων δύ- 
varar ἄλλως ἔχειν 1. 11. cylindrus 
suapte natura volvitur et versa- 
tor, adsensio suapte vi et natura 
movetur 147. ἡ εἱμαρμένη χρῆται 
ἁπάντων τῶν ὄντων Tf) o. püceı 72 

οἰκονομεῖν. ὁ Ζεὺς ο. ἕκαςτα 48 

οἰκονομία, ἡ τοῦ παντός 7% 1. 35. 
μία τάξις καὶ o. 1. 17 

οὐχ οἷόν τε, μὴ εἶναι A μὴ γεγο- 
γέναι τὸ ὃν καὶ γεγονός 129 ]. 22. 
τὸν καθ᾽ ὁρμὴν ἐνεργοῦντα μὴ 
ἀκολουθεῖν τοῖς ἔξωθεν αἰτίοις 108 

ὄμβρος 141 

ὀνόματα mapícrarat εὐχρήςτως 49. 
[τέθεινται οἱ ἄνθρωποι 45. θέεις 
ὀνομάτων 467 ὁ. τῶν μοιρῶν 47 

ὀνομαςία 49 

ὁρᾶν, ἔχοντες τὴν ὁρατικὴν ἕξιν 
129 1. 79 

ὁρατικὴν ἕξιν οὐ κτιίύμεθα πολλάκις 
ἰδόντες 129 1. 78 


contr. οἱ 


INDICES. 


óplZec0a1 rà μέλλοντα 81. ἐξ ἀνάγ- 
κης ὥριςται τὸν μὲν πρᾶξαι τὸν 
δὲ μὴ 118. προκαταβεβλημέναι καὶ 
ὡριςμέναι καὶ προυπάρχουςαι al- 
τίαι 106 

ὁρμᾶν. κατὰ τὴν εἱμαρμένην τὰ ζῷα 
αἰεθάνεται καὶ ὁ. 54. πᾶν τὸ καθ᾽ 
ὁρμὴν γινόμενον ἐπὶ τοῖς ὁρμῶαν 
101. τῷ Zuw τὸ ευγκατατίθεςθαι 
καὶ ὁ. καθ᾽ εἱμαρμένην δέδοται 110 

ὁρμὴ 67. τῶν ἐνεργημάτων τὰ μὲν 
καθ᾽ ὁ. τὰ δὲ οὐ 101. εἶναι τὰ 
ὑπό τινῶν γενέςθαι καὶ μὴ δυνατὰ 
ἐν τοῖς καθ᾽ ὁ. γινομένοις 101. ὁ 
καθ᾽ ὁ. ἐνεργῶν, ἡ καθ᾽ ὁ. xtvncc 
103. ἡ τῶν ζῴων ὁ. 109. αἱ καθ᾽ 
ὁ. κινήςεις διὰ τῶν ζῴων ὑπὸ τῆς 
εἱμαρμένης γίνονται 112 ]. 34, 38. 
add. dedit.. eadem natura beluis 
et sensum et appetitum Cic. N.D. 
II 47, 122; bestiis .. sensum et 
motum dedit et cum quodam ad- 
petitu accessum ... . recessum 12, 
84. ἡ καθ᾽ ὁ. τῶν ζῴων ἐνέργεια 
= ΝἪ τὸ ἐφ᾽ ἡμῖν 101. καθ᾽ ó. ἁμαρ- 
τάνειν καὶ βλάπτεςθαι καὶ κατὰ 
τὴν αὑτῶν δίανοιαν καὶ διάθεειν 
82. voluntarius impetus 80. im- 
petus actionesque consiliorum 31. 
compulsationibus lubricis volvun- 
tur ıncursus 102. τὴν ὁ. ἐφ᾽ ἡμῖν 
τάττουειν, ὅτι φύςει αὐτὴν ἔχομεν 
101 

ὀςτέα ἐν τῷ Zuw 17. 18, cf. 7. 
tenuissimis minutisque ossiculis 
caput hominum natura com- 
pingit 28 

οὐ μὲν... (οὐ) δέ p. 432. 101. 103. 
add. Stob. ecl. eth. II p. 107, 6 
et 10 W. 

οὐκέτι, μηκέτι. μηκέτ᾽ εἰςὶν οἱ φρό- 
νιμοι τῶν ἀντικειμένων κακιῶν ταῖς 
ἀρεταῖς δεκτικοί 129 1. 5, οὐδὲ ἐπὶ 
τοῖς κακοῖς τὸ μηκέτ᾽ εἶναι κακοῖς 
l. 7. τὴν ἕξιν μηκέτ᾽ ἔχειν οὐκ 
ἐπὶ τῷ ἔχοντι 181. οὐ γὰρ ἔτι (?) 
γῦν ἐπὶ τῷ φρονίμῳ τὸ εἶναι τοι- 
oUtu 182. ἐπὶ τῶν θεῶν οὐκέτ᾽ 
ἂν (ἦν) τὸ εἶναι τοιοῦτοι 132. εἰ 
ἦν ἐκ γενετῆς ὁ φρόνιμος τοιοῦ- 
τος, οὐδ᾽ (leg. οὔτ᾽) Av Av ἐπ᾿ 
αὐτῷ τὸ εἶναι τοιούτῳ οὐδ᾽ (leg. 
οὔτ᾽ ἂν ἐπῃνεῖτο ἔτι 199 1. 30 

οὐρανός 17. 18 

οὐεία. τὴν ὅλην ο. εἰς πῦρ μετα- 
βάλλειν οἷον εἰς crrépua 16. o. τῆς 
εἱμαρμένης τὸ εὐυνηρτῆςθαι τοῖς . 


INDICES. 


πρώτοις τὰ δεύτερα 57. τὸ αἴτιον 
ἐν τῇ ο. τῶν πριύτων γενομένων 
60. ο. ex αἰτία corruptum 129 
63 

ὀφείλειν φύςει αἴτια γίνεςθαι τὰ 
πρῶτα τενόμενα 60. ingenia men- 
tium nostrarum sunt fato ob- 
noxia 30. homines morbis ob- 
noxii 38 

ὄφελος τῆς τῶν κακῶν προαγορεύ- 
cewc 95, cf. χρεία 

παιδεύειν 128, cf. διδάςκειν et 
μανθάνειν 

παιδοποιεῖςθαι 94 ad 1. 22 

παρά. non est hoc contra fatum 
120 1. 8 [π. τὴν εἱμαρμένην (καὶ 
T. μοῖραν) 108. 194 falso] π. ἡμᾶς 
99. τὰ βλάβη ἑκάςτοις T. αὐτοὺς 
γίνεται 82. τὸ Tr. ἡμᾶς ἔςτι, περι- 
είληπται μέντοι ὑπὸ τῆς εἱμαρμέ- 
vnc 104. καὶ τὸ π. ἡμᾶς ἐν 
αἰτιῶν εὐμπλοκῇ (= εἱμαρμένῃ 
cuveluapraı 115. π. (Ὁ) φύειν 129 
l. 76 


παρακολουθεῖν, παρακολούθη- 
εις 28 
παρειμάρθαι. in illo fati ordine 


hoc quoque protinus adfatum est 
190 1. 19, cf. ευνειμάρθαι. de Ari- 
stot. cf. p. 698 

παρεῖναι 76. τὰ περὶ τῶν παρόν- 
τῶν καὶ παρεληλυθότων 81. τὰ 
προκαταρκτικά elcı παρόντα μελ- 
λόντων αἴτια 141. τοῖς ἐξ ἀνάγκης 
τὰ ἔξωθεν αἴτια πάρειςι 112 1. 22, 
87. ἀρεταὶ ἐκ φύςεώς τινι παροῦ- 
cav 129 1. 40 

παρελήλυθός. τὰ περὶ τῶν παρόν- 
τῶν καὶ π. (εἶναι) ἀντικείμενα 81. 
πᾶν π. ἀληθὲς ἀναγκαῖόν Ecrıv, om- 
nia vera in praeteritis necessaria 
sunt, in faleum e vero praeterita 
non possunt convertere 79. add. 
quae semel acciderunt infecta esse 
non possunt Chalc. 168. cf. τὸ 
ὃν καὶ γεγονὸς οὐχ οἷόν TE μὴ 
εἶναι ἢ μὴ γεγονέναι 129 1. 22 

παρουςία τῶν ἀρετῶν καὶ κακιῶν 
129 1. 63 

πείθεεθαι θεῷ xphcavrı 94 

πεπρωμένη 88. 40. 46. 47. 565 

περαίνειν, πέρας 38. 40. 46, cf. 
πεπρωμένη. 47, cf. ἀδράςτεια. 20 

περιέχειν. πάντα τὰ ὄντα ἐν αὑτῷ 
Tt. ὁ κόςμος 72. ἡ εἱμαρμένη πάντα 
T. p. 695. πάντα ὑπὸ τῆς duap- 
μένης περιέχονται 86. eodem fato 


775 


continetur, hoc quoque fato est 
comprehensum 120 1. 15, 17. cf. 
περιείληπται τὸ παρ᾽ ἡμᾶς ὑπὸ τῆς 
εἱμαρμένης 104. ἐν τῷ θεςμῷ π. 
καὶ ὁ Λάϊος καὶ τὸ φῦςαι αὐτὸν 
παῖδα, καθείμαρται δὲ τὸ ἑπόμενον 
122, cf. ευγκαθείμαρται 

TEPLIECTNKÖTA, περιεςτῶτα (αἴτια). 
τῶν αὐτῶν π. ἀνάγκη ταὐτὰ γί- 
νεςθαι (78) 74.75.83. τῶνδε τινῶν 
π. 189. τῶν αὐτῶν ἁπάντων π. 
περὶ τὸ αἴτιον καὶ ᾧ ἐςτιν αἴτιον 
72 1. 99. πάντων τῶν ἐκτὸς m. 
ὁμοίων 78. τὰ π. αὐτοῖς 128. τὰ 
ἐξ ἀνάγκης τὰ γινόμενα π. αἴτια 
108. ὄντων τῶν Tt. τοιούτων dic 
ἀδύνατον τῷ πεφυκότι μὴ περι- 
εςτάναι 112 1. 14. τὰ ἐξ ἀνάγκης 
ἡμᾶς ἀεὶ περιίςταται 189 

περικάρπιον 62 

περιοδευτικσὶ χρόνοι 16 

περίοδοι χρόνου 14. χρόνων 15.17. 
μέγιςται 16 

περιπατεῖν, τὸ, ἐπιγίγνεται ἡμῖν 
κατὰ φύειν 129 1. 35. ἐφ᾽ ἡμῖν 
εἶναι 110 

περιπέτεια Phoenissarum Euripi- 
deae 94 

περιττός, (οὐ) π. ἡ μάχη τοῦ. λο- 
γιςμοῦ 118. περιττοτέρα φυλακή 
secundum adversarios 116, cf. 
μάτην 

πλάνητες 15. astra erratica 11 

πλάεςματα καὶ κεναὶ ὑποθέεεις 149 

πλάττονται ἐπελεύςεις 67 

πλεονέκτημα. ὁ ἄνθρωπος πολλῶν 
ζῴων ἀπολείπεται ἐν τοῖς ςωμα- 
τικοῖς π. 129 1. 51 

πλεονεξία, ἡ φυεικὴ τῶν ἀνθρύώ- 
Tuv πρὸς τὰ ἄλλα Zia 129 1. 68 

πλευρά 64 

πλούειος 120 1. 18 

πλοῦτος 137 

πνεῦμα 7 ad 1. δ. ἡ ψυχή écri τὸ 
ευμφυὲς ἡμῖν T. 4 

πολεμεῖν 122 

πόλεμος = Ζεύς (Heracl.) 10 

πρακτέος, πρακτός. βουλεύεςθαι 
περὶ τῶν π. 124. ἡ τῶν π. alpe- 
ac ἐφ᾽ ἡμῖν 127. de m. et contr. 
cf. νόμος 

T pavéc. κυλίεται κατὰ τοῦ π. ὁ κύ- 
Atvbpoc 106, ἡ cpaipa 108. lapis 
eylindeus per spatia terrae prona 

ue derupta iacitur 31. [. add. tve- 

x cerav ὁ λόγος διὰ πάντων ... 


116 


dc κύλινδρος κατὰ πρανοῦς M. 
Anton. X 88 

προαγορεύεςεθαι ὑπὸ τῶν θεῶν 
138, saepe 

προαγόρευεις τῶν κακῶν 95. τῇ 
τῶν θεῶν προγνιύεει xal T. τὸ 
ἀναγκαῖον ἕπεται 91 

προαγορευτικὴ (τέχνη) ἡ μαν- 
Tw) 123 

προαίρεεις. ἐφ᾽ ἡμῖν ἐςτι, ἐκ φύ- 
cewc καὶ ἐθῶν ἡ π. ποιὰ γίνεται 
111. 34 

προαίςθηςεις τοῦ γενηςομένου 126 

προγεγονότα contr. ἐπιγενόμενα, 
ἐπακολουθοῦντα 72 

προγιγνιύεκουει οἱ θεοὶ τὰ μέλ- 
λοντα 91 

πρόγνῳωεις τῶν μελλόντων 87. τῶν 
θεῶν 91 

προειδέναι τοὺς θεοὺς τὰ ἐςόμενα 
91 cf. μὴ δύναςθαι τὸν θεὸν εἰδέναι 
πάντα p. 699 

προηγούμενον (αἴτιον). πᾶν τὸ m. 
τινος αἴτιον ὑπάρχει ἐκείνῳ ὅ9. 
πάντα π. τιςὶν αἰτίοις ἐξ ἀνάγκης 
ἔςτι 105. causarum aliae sunt 
perfectae et principales (αὐτοτε- 
Aeic καὶ 7.?), omnia fato fiunt 
causis .. non perfectis et prin- 
cipalibus 144. μηδὲν μάτην ἡ 
φύεις ποιεῖ τῶν προηγουμένων 
125. principale naturae consi- 
lium 28 

προηγουμένως. TA π. γινόμενα 
126. τὸ βουλευτικὸν ζῷον εἶναι 
τὸν ἄνθρωπον π. ὑπὸ τῆς φύςεεως 
γίνεται 125 

προθυμία καὶ croub?) ἐκτενεςτάτη 
eicpéperai 116 ; 

προκαταβάλλειν. προκαταβέβλη- 
ται πάντων τῶν γιγνομένων τὰ 
αἴτια 76. omnibus quaecumque 
fiunt causas antecedere 147. προ- 
καταβεβλημένη αἰτία 90. ἀμετα- 
θέτους εἶναι τὰς ἐξ αἰῶνος π. a. 45. 
omnia (,quae fiunt, fato) fiunt 
causis antegressis, antecedentibus 
(et necessariis) 77. 144. 146. nihil 
sine praepositis causis evenit 144. 
τῶν Ecouevwv ὑφ᾽ ἡμῶν προκατα- 
βέβληνται αἱ αἰτίαι 188. adsen- 
siones fiunt causis antepositis 144. 
147 

προκαταρκτικὰ αἴτια 72. τὰ T. 
εἰεὶ παρόντα μελλόντων αἴτια 141. 
ἡ εἱμαρμένη οὐκ αὐτοτελὴς αἰτία 
ἀλλὰ T. 145. alia genera causa&- 


INDICES. 


rum praecursionem quandam ad- 
hibent ad effidiendum: ex hoc 
fatum nectitur 148. omnia fato 
fiunt causis antecedentibus non 
perfectis et principalibus (αὐτο- 
τελέςι καὶ προηγουμένοιο) sed ad- 
iuvantibus (ςυναιτίοις vel cuvep- 
γοῖς) et proximis (m. an cuvekm- 
κοῖς) 144. &adsensionis proxima 
et continens causa est in viso 
posita 146 
προλέγειν 112. 


τὸ προρρηθὲν 
κακόν 9ὅ Pen 


. πρόληψις τῶν θεῶν ευγχεῖται áv- 


αιρουμένης τῆς προνοίας 2. ἡ κοινὴ 
f. περὶ τοῦ ἐφ᾽ ἡμῖν 100. cf. p. 698 

προμανθάνειν. ἐνὸν τοῖς ἀνθρύ- 
ποις, εἰ προὔμαθον, φυλάξαςθαί 
τι 124 

προμηνύειν καὶ Tpoyiyvulckev 
πάντα 87 

προνοεῖν. oí θεοὶ m. 8. π. πρὸς τὸ 
χρήειμον Ζεὺς ἕκαςτα 48 

πρόνοια = οἰκεία ἐπιμέλεια (ἀν- 
θριυπων) 129 1. 84. m. θεοῦ διὰ 
πάντων διήκει 8. providentia fa- 
tumque una est, pr. series cau- 
sarum est fatum cognominatum 
50. Ζεύς, εἱμαρμένη, ἀδράετεια = 
τ. 48. ἡ κοινὴ φύεις εἱμαρμένη 
καὶ π. καὶ Ζεύς ἐςτιν 87. τὸ ἡγε- 
μονικὸν καὶ ἡ ὅλου ψυχὴ καὶ π. 
ὀνομάζεται Ζεὺς καὶ ἡ κοινὴ πάν- 
τῶν qUcic καὶ εἱμαρμένη καὶ 
ἀνάγκη 10. T. = εὐρύοπα Ζεύς 40. 
dei voluntas 50. ἔοικε τῇ ψυχῇ 
18. Ζεὺς ἀναχωρεῖ ἐπὶ τὴν π. 13. 
movet astra 11. res humanae pr. 
gubernantur 26. compagem hanc 
mundi et genus hominum fecit 28. 
mundum propter homines fecit 
26. ἐὰν τὰ ὅμοια ἐπιγένηται προ- 
νοίᾳ.. 25 

προρρήεεις τῶν μάντεων 86 

προςονομάζξεςθαι 48 

πρότερον. καὶ τοῦ μὴ γενέςθαι τοι- 
o0Toc ὁ φρόνιμος εἶχε πρότερον 
τὴν ἐξουςίαν 181. cf. πρὸ τοῦ 
'τοιοῦτος γενέςθαι εἶχε καὶ τοῦ μὴ 
γενέεθαι τοιοῦτος τὴν ἐξουςίαν 189 

προτρέπειν πειρᾶςθαι, οἱ προτρε- 
πόμενοι διὰ τῶν λόγων aipeichai 
τινα δύνανται 128 

προτροπὴ contr. ἀποτροτπὴ 129 1.3. 
προτροπαὶ καὶ dywyn 1. 71 

προὐπάρχειν δεῖ τῶν ὑφ᾽ ἡμῶν 
γινομένων τὸ αἴτιον 76. προ- 


INDICES. 


καταβεβλημέναι καὶ προὐπάρχουςαι 
αἰτίαι 105 

πρόφαεις καὶ αἰτία (ἢ) θειοτέρα 
129 1. 68 

πρῶτος. ἐν τοῖς αἰτίοις τὸ π. οὐκ 
ἔςτι, μηδὲν εἶναι π. αἴτιον 59, cf. 
ἄπειρος. τοῖς T. cuvnprficdaı τὰ 
δεύτερα 57. τὰ π. τοῖς μετὰ ταῦτα 
γινομένοις αἴτια γίνεται 72. TOT. 
γεγονὸς αἰτιᾶςθαι τοῦ μετὰ τοῦτο 
δ8. τοῖς π. γενομένοις ἕπεςθαι τὸ 
αἰτίοις γίνεςθαι 60. πρῶτος θεός, 
cf. θεός. τὰς ἕξεις πρώτας κτᾶεςθαι, 
contr. ἐκ τῶν ἐνεργειῶν 129 1. 79 

πτῶεις 67 

πῦρ,, ἀγάλυεις εἰς, ἀναςτοιχειοῖ τὴν 
διακόςμηςιν eic αὑτό, ἡ ὅλη οὐεία 
εἰς πῦρ μεταβάλλει olov εἰς ςπέρμα, 
«πέρμα ἐςτὶ τοῦ μέλλοντος ἀπο- 
τελεῖεθαι κόςμου 16. γίνονται ὑπὸ 
τῆς εἱμαρμένης κινήςεις καὶ ἐνέρ- 
γειαί τινες διὰ πυρός 112 1. 82. 
[π. ἄφθαρτος 8, correxi] exem- 
plum: ignis accendit 148, πάντα 
ἀφωριςμένως πράττομεν παραπλη- 
εἰως τῷ θερμαίνοντι π. 106. τῷ 
T. τὸ ἀνωφερὲς καθ᾽ εἱμαρμένην 
δέδοται 110. add. ἐνεχθήςεται ὁ 
λόγος διὰ πάντων dic πῦρ ἄνω 
M. Anton. X 88 

πυρετός 141. febris 85 

πυρώδης ὁ κόςμος 12- 

ῥοπὴ 67 

ςημαίνεεθαι ὑπὸ ἀξιιίύματος 81. 
ἀποςεημαίνειν 2% 

cnueiov τῶν κατὰ φύειν γινομέ- 
vuv 129 l. 66 

copía. sapientia efficit sapientes 
sola per se 148 

copöc. εἷς A δύο μόνοι copol γε- 
Yóvaa 187. μαίνονται ὁμοίως πάν- 
τες ὅςοι μὴ ςοφοί 196. add. futuri 
sapientes Chalc. 167. πολλάκις οἱ 
ςοφοὶ ψεύδει χρῶνται πρὸς τοὺς 
φαύλους 150. ὁ coqóc ψευδοὺς 
ἐμποιεῖ pavracíac 149. 150 

ς«πέρμα. Exacrov (ζῷον) ἐκ τοῦ ol- 
κείου c φύεται 141. πῦρ τοῦ 
κόςμου ς. 16 

crpayydın 141 

ευγγενὲς ἡμῖν τὸ περιπατεῖν, τὸ 
ὀδόντας, γένεια φύειν, contr. φρό- 
νήςις et ἀρετή 129 1. 58 

cuyyiyvecdaı γυναικί 121 

εύγγραμμα 94 1. 12. 198 

ευγγράφειν καὶ μὴ ἐπ᾽ αὐτοῖς 128 
[187] 


717 


ευγκαθειμάρθαι καὶ τὰ ἐξ ἡμῶν 
τῇ τῶν ὅλων διοικήςει 116. μὴ 
μόνον πρᾶξαι ἀλλὰ καὶ τοιῶςδε 


πρᾶξαι 118. καθείμαρται πάντα 
ταῦτα, c. δὲ ἑκάςτῳ τὸ .. cuv- 
τελεῖςεθαι 121. copulata res est 


et confatalis 117. ipeum quoque 
in fato est 190 bis. fato com- 
prehensum est, eodem continetur, 
in illo fati ordine hoc quoque 
protinus adfatum est 120, cf. 
παρειμάρθαι, περιέχειν. add. si 
cui quid accidere decretum est, 
una etiam illud decretum est, 
cujus ope vel beneficio debeat 
provenire Chalc. 160. cf. p. 698 
et 695 

ευγκατάθεεις cf. p. 698 et 694. 
adsensiones fiunt causis antepo- 
sitis, ads. non potest fieri nisi 
commota viso 147. adsensionis 

roxima et continens causa est 

in viso posita 146. p. 704. qav- 
ταςία (πιθανὴ) οὐκ αὐτοτελὴς 
αἰτία τῆς ευγκαταθέςεεως 150. ad- 
seneio nostra estin potestate 147. 

ευγκατατίθεςθαι τῷ φαινομένῳ, 
τῇ (ψευδεῖ) φανταείᾳ 148. 149 
[εἴκειν καὶ c. 149] τῷ Zuw τὸ c. 
καὶ ὁρμᾶν καθ᾽ εἱμαρμένην δέδοται 
110. visum causa est ad adsen- 
tiendum necessarie 146 

[ευγκληροῦν 136] 

ευγκλώθειν 46 

ευγκοιμᾶεθαι 119 Schwartz. conf. 
fatum est concubiturum cum uxore 
Laium 117. amori congressio cau- 
sam (adiuvantem) adfert 143 

có vXuctc (εἰς τὸ μηδέν) reicitur 16 

ευμβουλή. αἱ παρὰ τῶν θεῶν nav- 
τεῖαι γίγνονται εὐυμβουλαῖς ἐοι- 
κυῖαι 94. εὐμβουλοι 124 

ςευμπλοκὴ αἰτιῶν τεταγμένη 115 

cöuntwua καὶ ἐπακολούθημα τοῖς 
προηγουμένοις γινομένοις 195 

ςυμφυής. ἡ ψυχή ἐςτι τὸ c. ἡμῖν 
πνεῦμα 4 

[οὡὐμφυτος 186] cf. ευγγενής 


:cuvalrıa 72. alterum genus cau- 


sarum sine quo effici aliquid non 
potest 148. 142. definitio 141 
cuvám tetv. πάντως ευνῆφθαι αἰτίῳ 
ἕτερόν τι 72. τὴν ἐξ αὑτοῦ αἰτίαν 
τοῖς ἔξω αἰτίοις c. 103. copulata 
et confatalis res 117. τὸν θεὸν 
τὰ cuvamtóueva μὴ ποιεῖν p. 699 
cuvapräv. τοῖς πρώτοις ευνήρτηται 


€ 


118 


τὰ δεύτερα 57. πᾶν τὸ γινόμενόν 
τινι πρὸ αὐτοῦ ὧς αἰτίῳ c. 72. 
quaedam sunt in rebus simplicia 
quaedam copulata, copulata et 
confatalis res 117 

cuvdetchar ἀλλήλοις ἅπαντα, τὸ 
ἐπιγινόμενον τοῖς προγεγονόειν 
ὥςπερ c. 72 

ς«υνειμάρθαι. τὰ μὲν εἷμάρθαι τὰ 
δὲ ς. 115. Ecrı ταῦτα πάντα ἐκεί- 
voic ευνειμαρμένα cf. p. 695. co- 
pulata res et confatalis 117 

cuvelpechar τὰ πάντα 46 

ευνεκτικὰ αἴτια 72. definitio 141. 
adsensionis proxima et continens 
causa est in viso posita 146 

ευνεργεῖν. ὁ φρόνιμος πρὸ τοῦ 
φρόνιμος γενέςθαι πρὸς τὸ φρ. 
γεν. cuvhpyncev αὑτῷ 182, cf. 
ευντελεῖν. add. (Aristidi fuit) edu- 
catio parentum adiumento Chalc. 
160 

ευνερτγὸν αἴτιον definitur 141 

ευνέχεια τῶν αἰτίων 58 

cuüvraEıc τῶν ὅλων 88 

ευντελεῖν 121. τὸ ἑπόμενον τῇ 
πράξει 122. τὰ ἔξωθεν αἴτια πρὸς 
τὴν κατὰ φύειν κίνηςιν τῷ λίθῳ 
1121.20. διὰ τὸν ἄνθρωπον πάντα 
τἄλλα ἐγένετο d)c cuvreMécovra 
πρὸς τὴν τούτου curmmpíav 136. 
ευντετελεςμένη διοίκηςεις 46 

εὐετημα ὁ kócuoc 17. 18 

cpaipa. in sphaera maximi orbis 
medii inter se dividuntur 85. ἡ 
c. xarà τοῦ πρανοῦς κυλίεται 
ἀφεθεῖςα κατ᾽ αὐτοῦ 103. turbo 
moveri incipere nisi pulsus non 
potest, cum accidit suapte natura 
versatur 147 

cugpocobvn. continentia ex intem- 
perantiae (appositione intellegi- 
tur) 26 

CU pu v. ἐνεργοῦντες τὰ cuqpovikà 
γινόμεθα εὐφρονες 129 1. 83 

τάξις ἀπαράλλακτος 42. fati certus 
est ordo, ille fati ordo 120. 
εἱμαρμένη νόμου τάξιν ἐπέχει 112. 
εἱρμὸς καὶ τ. 72. add. οἱ (τωικοὶ 
(fatum definiunt) εἱρμὸν αἰτιῶν 
τουτέςτι τ. καὶ Emcbvdecv ἀπαρά- 
βατον Aet. 1 28, 4. τ. καὶ ἀκου- 
λουθία 54. 56. μία τ. καὶ οἰκονο- 
μία 72 

τέκτων τις γίγνεται πολλάκις ἐνερ- 
γήςας τὰς τοῦ τέκτονος ἐνεργείας 
129 1. 80 


INDICES. 


τελειότη εἡ ἀρετὴ καὶ ἡ ἀκρότης τῆς 
οἰκείας φύςεως ἑκάςτου 139 1. 43 

τελειούμενοι καὶ προϊόντες 129]. 62 

τέχνη. τῶν τεχνιτῶν ἕκαςτος πρὸ 
τοῦ τὴν τέχνην ἔχειν εἶχε καὶ τοῦ 
μὴ γενέςθαι τὴν ἐξουςίαν 129 1. 18. 
(ingenia rudia) nullis artium bo- 
narum adminiculis fulta 30. add. 
non dat natura virtutem: ars est 
bonum fieri Sen. ep. 90, 44 

τιμαί, τιμᾶν 51. 58—55. 199. 140 

τίμιος καὶ μακαριςτός 132 

τρίγωνον 64 

τόπος, locus 148, τοῦ κόςμου 25 

τύπω εις. visum obiectum imprimit 
et quasi signat in &nimo suam 
speciem 147. add. gavracia δέ 
&crı τ. ἐν ψυχῇ... . ἐναπομεμαγ- 
μένη καὶ ἐναποτετυτιυμένη καὶ 
ἐναπεςφραγιςμένη Laert. D. VII 60 

τυραννίς 187 

τύχη οὐκ Ecrı 69. ἀναιρεῖται 71. 
τύχην οὐδ᾽ ὅλως οἶδεν “Ὅμηρος 40. 
definitio 70. 124 

ὑγιαίνοντες, ὑγιεινοί. τοὺς ἐκ φύ- 
cewc ὕ. μακαρίζομεν 129 Ll 35. 
τῶν ὑ. τοὺς ἀςθενεῖς τὴν φύειν 
ὄντας διὰ τῆς οἰκείας ἐπιμελείας 
ὁ. ἐπαινοῦμεν 1. 82 

ὑγίεια cf. 199 1. 38. sanitas fato 
debetur et medico 120 1. 30 

ὑπὸ pro διὰ τῶν Ζζῴων.. τὰ ὑφ᾽ 
ἡμῶν γινόμενα 76, ἐςόμενα 138. 
cf. ἐφ᾽ ἡμῖν 

ὑπόθεεις. πλάεματα καὶ κεναὶ ὑ. 149 

ὑποθῆκαι τοῦ διδάςκοντος 199 ]. 81, 
cf. Bernaysi opusc. I p. 265 sqq. 

ὑπόληψις. gavrada (πιθανὴ) xai 
τῆς ψευδοῦς ὑπολήψεως αἰτία Ecraı 
150 

[ömordcceıv. πάντα τῇ εἱμαρμένῃ 
108. quasdam causas necessitati 
subdere 113] 

and ὕψους ὁ ἀφεθεὶς λίθος 103. 
112. οὐδ᾽ Km) τῷ αὑτὸν à. ὕ. 
ἀφέντι τὸ ςτῆναι 181 

φαινόμενον. ὁρμᾶν ἐπὶ τὸ φ. 149. 
τεκμηριοῦςθαι τοῖς φ. 66 

φανταεία 94. οἰκεία 149. ψευδεῖς 
149. 150. add. Cic. Ac. pr. Il 
15, 47. cuyrararldecdaı τῇ q. 
148. 149. ἕπεςθαι τῇ p. 148. ad- 
sensio viso commovetur 147. ad- 
sensionis proxima et continens 
causa est in viso posita 146. visum 
obiectum imprimit et quasi signat 
in animo suam speciem 147 


INDICES, 119 


φαῦλοι ἡμεῖς 149. 150 

φθαρτοὶ oí θεοὶ πλὴν Διός, ὁ θεὸς 
οὐ θνητὸς ἀλλὰ φθαρτός8. φθαρτὴ 
ἡ ἡμῶν ψυχή, ἡ τῶν ὅλων ἄφθαρ- 
τος 4 

[φθονεῖν 121] 

φθορά 15. 16 

[φιλανθρωπία 128 Stoicorum] 

φιλάνθρωποι οἱ θεοί 1. 2 

φιλονεικία 118 

φλοιός 68 

φρονεῖν. ἐπὶ τῷ φρονίμῳ ἐςτὶ τὸ 
φ. καίτοι μὴ δυναμένῳ τὸ οὐ(κέτι) 
φρονεῖν 182. ὁ κόςμος Zipov λογι- 
κὸν καὶ φρονοῦν 10 

φρόνηεις ἐςτὶ ἐπιςτήμη ἀγαθῶν καὶ 
κακῶν 27, ποιητέων τε καὶ οὐ 
ποιητέων 51, cf. νόμος. prudentia 
non esset nisi foret contraria im: 
prudentia 26 [ἄνθρωπος ἐπιδέχεται 
τἀναντία, φρόνηεςειν xal ἐπιςτήμην 
p. 700 
φρόνιμος ὁ κόςμος 9. ὁ κόςμος εἷς 
τῶν φ. 10. ἐπ᾿ αὐτῷ τῷ φ. ἐςτὶ 
τὸ εἶναι τοιούτῳ, τὴν ἕξιν μηκέτ᾽ 
ἔχειν οὐκ ἐπ᾽ αὐτῷ 131. (Ecri) φ. 
εἶναι (ἐπὶ τοῖς φ.δ 129 ]. 4. ὁ φ. 
πρὸς τὸ γενέεθαι τοιοῦτος cuvr)p- 
γήηςεν αὑτῷ, πρὸ τοῦ γενέεθαι 
τοιοῦτος εἶχεν τοῦ γεν. τοι. καὶ τοῦ 
μὴ γεν. τὴν ἐξουςίαν 132 

φυλακὴ ἔςτι μὴ καθευδόντων 121 
περιττοτέρα τἀνθρώπου φ. reici- 
tur 116 

φυλάττειν, φυλάττεςθαι. τὰς ναῦς 
121. θοϊμάτιον 116. 119. τὸ προρ- 
ρηθὲν αὑτοῖς κακόν 95. τὰ λεγό- 
μενα 94 ad 1. 32. τῶν εἱμαρμένων 
τι 124. ποιῆςαί τι 94 [τὸ ἐλεύθε- 
ρον καὶ αὐτεξούειον 128] 

φύειν παῖδα 122. ὁ φὺς = παῖς 
122 (126). ἡμεῖς ὀδόντας, γένεια 
φύομεν 129 1. 54. οὐχ οἷός τε ὁ 
ἄνθρωπος τὴν ἀρετὴν φῦναι 1. 46. 
ἕκαςτον (ζῷον) ἐκ τοῦ οἰκείου ςπέρ- 
ματος φύεται 141. ὁ λίθος ἐξ ἀνάγ- 
κης dic πέφυκεν φέρεται 112 1. 21. 
οὐ δύναται τὸ δὴ πεφυκὸς οὕτως 
κινηθῆναι ἄλλως πως ]. 14 

φυεικός. ἡ τῶν ἀνθρώπων πρὸς 
τὰ ἄλλα ζῷα φ. πλεονεξία 199 1. 68. 
naturalis 1118. et necessaria rerum 
consequentia fatum vocatur 80. 
naturales causae saepe. non super- 
gtitiose sed physice 48 

φύεις τῶν ὅλων 87. τοῦ παντός 41. 
ἡ κοινὴ φ. καὶ ὁ κοινὸς τῆς φ. 


λόγος 87. κατὰ φ. — καθ᾽ εἷμαρ- 
μένην 52. τὸ φύεει τὸ καθ᾽ 
εἱμαρμένην δά. ἡ εἱμαρμένη καὶ ἡ 
φ. καὶ ὁ λόγος θεός 721.32. natura 
rerum vel providentia 28. (npoat- 
pecic?) φύςεεως 24. φύςει ὀφείλειν 
αἴτια γίνεςθαι 60. causarum n. effi- 
ciendi 143. οὐδὲν ἀδύνατον δεῖ 
παρὰ τῆς φ. ἀπαιτεῖν 129 1. 42. 
(τοὺς πάντας A τοὺς πλείετους τι 
ἔχειν) τῶν κατὰ φ. γινομένων εἡ- 
μεῖόν ἐςτιν ]. 6δ. τὸ παρὰ φύειν 
23 [136]. φ. καὶ ποιότητες 54. 
ψυχαὶ (?) καὶ φ. 25. (οὐκ) ἐνδέ- 
χέται ἀλλὴην φ. εἶναι καὶ ἄλλους 
κόςμους 28. ὁ κόςμος κατέςτη φύ- 
cet ἀνελλιπῦς 28. hominum cor- 
pora natura finxit 28. (ingenia) 
sunt per naturam primitus saln- 
briter utiliterque ficta 30. (δῶρον) 
παρὰ τῆς (Belac) φ. ἔχειν, λαμβά- 
νεῖν 129 1. 81, ὑπὸ τῆς φ. δέδοται 
1. 28. ἄλλοι ἄλλαις φ. οἰκειοῦνται 
66. natura a natura distat ex 
differentibus causis 65. αἱ κατ᾽ 
εἶδος τῶν ὄντων διαφοραὶ τὰς τῶν 
φ. αὐτῶν διαφορὰς δεικνύουειν 
112 1.8. ἡ κατὰ φ. xivnac, ἡ τῆς 
κινήςεως φ. l. 19. οὐχ αἱ αὐταὶ 
φ. τῶν ἐμψύχων καὶ τῶν ἀψύχων 
ἀλλ᾽ οὐδὲ τῶν ἐμψύχων ἁπάντων 
l. δ. in naturis hominum dissi- 
militudines sunt 65. ἡ p. οὐχ ὁμοία 
πάντων ἀλλ᾽ ἔχει διαφοράν 111. 
αἱ φ. ἕτεραι καὶ διάφοροι 112 1. 4. 
γίνεται τὰ ὑφ᾽ ἑκάςτου γινόμενα 
κατὰ τὴν οἰκείαν φ. 112 1.9, 11. 
οἰκεία φ. λίθου, πυρός, ζῴου 1. 9. 
suapte (vi et) natura cylindrus 
volvitur, turbo versatur, adsensio 
extrinsecus pulsa movetur 147. ἡ 
εἱμαρμένη χρῆται τῇ οἰκείᾳ πάν- 
τῶν φ. 72 1. 86. ἀςθενεῖς τὴν φ. 
contr. ἐκ φ. ὑγιεινοί 129 1. 32. 
τελειότης ἡ ἀρετὴ καὶ ἡ ἀκρότης 
τῆς οἰκείας q. ἑκάςτου l. 44. τὸ 
περιπατεῖν, τὸ ὀδόντας, γένεια 
φύειν ἐπιγίγνεται ἡμῖν κατὰ φύειν 
l. 54. τὰς ἀρετὰς ἐκ φύςεως οὐκ 
ἔχομεν, al ἀρεταὶ οὐχ ἡμῖν ὑπάρ- 
χουςι, πάρειει φύςει 1. 40, 61, 84. 
ἡ φ. ἐν ἀνθρώποις αἴτιον τοῖς 
ἁμαρτανομένοις 184. ἁμαρτήματα 
καὶ κατορθώματα κατὰ φ. 54. οὐκ 
ἀςούμβολος ἡ φ. τῷ ἀνθρώπῳ πρὸς 
τὴν τῆς ἀρετῆς κτῆςιν 129 1. 46. 


ἔχει παρὰ φύςεως δύναμιν δεκτικὴν 


180 


ἀρετῆς 6 ἄνθρωπος 1. 48, 51, 60. 
ἡ ἡμῶν φ. ἐπιδεκτικὴ καὶ τοῦ 
χείρονος 182. ἐπὶ τῶν φύςει πρώ- 
τας, ἐπὶ τῶν οὐ φ. ἐκ τῶν ἐνερ- 
γειῶν τὰς ἕξεις κτώμεθα 129 1. 16. 
[πολλάκις τὴν ἔνδειαν τῆς φ. ἰῶν- 
ταί τινες τῇ παρ᾽ αὑτῶν ἐξουείᾳ 
180] (ὁ copöc) δι᾽ αὑτοῦ προςτί- 
θηςι τὸ ἀναγκαῖον ἐνδέον ἡμῶν 
τῇ φ. 199 l 68. μεγίετην ἰεχὺν 
ἡ φ. ἔχει πρὸς τὸ τοιοὺς A τοιοὺς 
γίνεςθαι τοὺς ἀνθρώπους, μετὰ δὲ 
τὴν φύειν τὰ ἔθη 111. add. non 
dat natura virtutem: ars est 
bonum fieri Sen. ep. 90, 44. τῶν 
φύςει τιεὶν ὑπαρχόντων οὐδὲν οἷόν 
τε ὑπό τινος ἔθους ἀλλοῖον γίνεςθαι 
129 1. 79. τὸ βάρος ἔχον οὐκ 
ἐθιεθῆναι κατὰ (scr. παρὰ) τὴν 
αὑτοῦ φ. ἄνω φέρεςθαι 1.75. [ὑπὸ 
τῆς ἐν αὐτοῖς φ. οὐδὲν οἷόν τ᾽ ἐςτὶν 
λαχόντας ποιῆςαι 184] τὴν ἀρχὴν 
ἡ τῶν θεῶν φ. τῶν κακῶν ἀνεπί- 
δεκτος, ἔςτιν ἐν τῇ τῶν θεῶν φ. 
τὸ φρονεῖν 132 

φυτά 66. 110 

χαλκός aea 148 

χάριν 62 cf. ἕνεκα 

χρε(ίατῆς cráceuc καὶ φιλονεικίας 118 

χρειώδης, χρήειμος. τὸ τῆς μαν- 
τικῆς x. 128. expiationes prodesse 
&d submovenda pericula, vota 
proficere, aruspex mihi prodest 


χρεών 46 
χρῆν ᾿Απόλλωνα εἰδότα, xpricavroc 


INDICES. 


αὐτοῦ τὰ κατὰ τὴν περιπέτειαν 
ἐγένετο 94 

χρῆσθαι ἐννοίαις 46. μαντείαις 124. 
ἡ εἱμαρμένη χ. τῇ οἰκείᾳ πάντων 

τῶν ὄντων φύςει 72 extr. 109 

xoneuóác 94 

χρόνος, tempus 148. ἐν τοῖς Tpıd 
y. κυκλεῖται τὰ πάντα 46, cf. 43 
et 49, ὁ μέλλων x. 81. ἀίδιοι x. 49 

οὐ χωρίζεται ἡ ToO kócuou ψυχή, 
ὁ θάνατός ἐςετι ψυχῆς xupicuóc 
ἀπὸ τοῦ cóparoc 5 

ψευδὴς ὑπόληψις 160. Ψ. φαντα- 
claı 149. 150 

ψευδόμενος λόγος. omnes captio- 
nes eodem modo refelluntur 117, 
cf. ἀργὸς λ. 

ψόγοι 51.53. 54. 122. 129. 140 saepe 

ψύχειν τῷ ὕδατι καθ᾽ εἱμαρμένην 
δέδοται 110 

ψυχὴ τῶν ὅλων ἄφθαρτος 4, = Ζεύς 
10. τοῦ κόεμου αὔξεται cuveyüx, 
εἰς αὑτὴν ἐξαναλίςκει τὴν ὕλην ὅ. 

^w. τῶν διοικουμένιυν ὁ θεὸς πρῶ- 
TOC 8. ουνοικειύςεις τῇ w. τοῦ 
παντός 10. ὁ κόςμος μεταβάλλει 
εἰς τὸ ὑγρὸν καὶ τὴν ἐναπολειφθεῖ- 
cav wy. 12. ψυχαὶ (?) καὶ φύεεις 
25. ἡ ἡμετέρα w. ἐκεῖθεν (ἐκ τῆς 
τοῦ κόςμου) ἀπόςπαςμα 9. τῆς 
τῶν ὅλων wy. μέρη εἶναι τὰς ἐν 
τοῖς ζῴοις y. 4. εἰς ἅπαν μέρος 
διήκει ἐφ᾽ ἡμῶν ἡ ψυχή, ἀλλ᾽ ἤδη 
δι᾿ ὧν μὲν μᾶλλον δι᾽ ὧν δὲ ἧττον 
11. ἔοικε τῇ ψ. ἡ πρόνοια 18 [ἐπὶ 
Tf) y. τὸ πρᾶξαι, ἡ w. αἱρεῖται 
τὸν βίον, dbécmorov ἡ wy. 122] 


INSVNT 


—_ Pag. 
PRAEFATIO. . . .. 22 2 2 202. ΝΞ ΞΕ 691 
I. DE FONTIBVS | 
1. quinque περὶ προνοίας librorum . . . . . 2 2 2 2 20. 692 
2. duorum περὶ εἱμαρμένης librorum . . . . 2 2 2 22.0. 698 
II. DE DOCTRINA CHRYSIPPI CETERORVM 
1. Chrysippi de providentia et fato doctrina . . . . . .. 696 
2. Chrysippi de libero arbitrio doctrina . . . . . . . .. 698 
8. Antiochi et Alexandri de fato et libero arbitrio doctrina. 700 
4. De Diogeniani doctrina. . . . . . . 2 .. .. . νων 701 
EXCVRSVS | | 
de loco quodam Tuliano . . . . . 2 2 2 2 22 ren. 708 
FRAGMENTA 
Chrysippi περὶ προνοίας... . . . ....... e... 705 
Chrysippi περὶ εἱμαρμένης. .. > 2 2 22er. 715 
Diogeniani Epicurei. . ................. 748 
INDICES 
1. Sedes fragmentorum Chrysippi . ........... 156 
2. Index nominum . . . .. ........... s 758 


8. Index verborum . . . . 2. 2 2 2 2 2 2 2 2 rn nen 158