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Full text of "Jahrbücher für Philologie und Paedagogik"

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^l:  .vT/Zi. 


JAHRBUCHER 

FÜR 

PHILOLOGIE  UND  PÄDAGOGIK. 


Eine  kritische  Zeitschrift 

in  Verbindung  mit  einem  Verein  von  Gelehrten 

herausgegeben 
von 

M.   Joh,  Christ,  Jahn, 


Zweiter  Jahrgang. 


Dritter    Band.     Erstes    lieft. 


Leipzig, 

Druck   nntl  Verlag  von  H.  C.  Tenbner. 
18     2     7. 


i3  d.  Bib',o'^'-k  des 
-Gy     "rviums. 


J^- 


.^' 


3 


Geschichte. 


1.  GriiJidzüge  einer  Bildiuigsgeschichte  dei  Ger- 

in a7ie7i  nach  den  Urdenlüiialeu  der  Sprache  und  der  Geschichte 
von  J.  G.  lladlüf,  Dr.  und  Profe^isor,  korrcspondircndem  und 
wirklidiein  Mitglitde  der  Königl.  haierischcn  Akademie  der  Wis- 
senscJiaften  zu  Münclien ,  der  teutschen  Geseilschaft  zu  Berlin, 
aucli  dei-  kanieralistischen  Sozietät  zu  Erlangen.  Berlin.  Gedruckt 
und  verlegt  bey  G.  Reimer.   1825.  505  S.  8. 

2.  Ift'e  Geschichte  der  Deutschen  für  die   reifere  Jugend 

und  zum  Selbstunterricht  fasslich  beschrieben  von  JVoIfgang  Men- 
zel. Erster  Band.   Zeit   des   heidnis  chen   Alter thums 
bis  auf  K ar l  den  Grossen.    Zürich.  Gessnersche  Buch- 
handlung.  1825.  332  S.  gr.  8.   [Auch  der  zweite  Band  ist  1825,  der 
dritte  und  letzte  1827  erschienen.]       • 
[Eine  Bcurtheilung  diesem  Buchs  in  d.  Btiitt.  für  liter.  Unterhalt.   1827 
jVr.  114 f.  tadelt  Menzel's  hochtrabenden  Stil  und  das  Einflech- 
ten vieler  uncrwiesenen  Hypothesen.     Das  Letztere  wird  auch  in 
der  Leipz.  Lit.  Zeit.  1^25  Ar.  134  und  1827   Nr.  132  gerügt,  aber 
der  Stil  fliessend  und  begeistert,  und  das  Werk  selbst  vorzüglich 
genannt.] 

"ie  auf  alle  Zweige  der  deutschen  Gescliichte  ^ericlitete  For- 
schung unserer  Tage  gehört  zu  den  erfreulichsten  Erscheinungen 
der  Zeit.  JNacl^dem  der  Scliarfsinn  der  deutschen  Gelehrten  das 
ganze  unendliche  Feld  der  Wissenschaft  durchwandert  und  oft  in 
der  Erforschung  des  Fremdartigsten  seinen  Ruhm  gesucht  liat, 
ist  durch  die  neuesten  Zeitereignisse  die  Forschung  auf  das  Va- 
terland zuriickgefülut  worden,  und  von  den  verschiedensten  Stand- 
punkten aus  strahlt  das  gewonneneLicht  auf  den  Mittelpunkt  aller 
geistigen  Bestrebungen,  die  Sellisterkennlniss  des  Volks,  zuriick. 
Die  Menge  geschichtlicher  Werke,  welche  theils  die  Ueberliefe- 
rung  der  Zeitereiguisse,  theils  die  Darstellung  der  niiltkrn  Zeit, 
tlieils  endlich  die  Aufliellung  der  ältesten  (ileschichte  zum  Gegen- 
stand Jiaben,  sind  ein  redender  Beweis  dieses  Strebens.  Doch 
diese  dreifach  getheilte  Kichtung  zu  \erfolgen  liegt  ausser  dem 
Bereich  meiner 'l'hätigkeil,  und  ich  beschränke  mich  zunächst  nur 
auf  die  Anzeige  einiger  Werke,  welche  vorzugsweise  die  ältesten 
Zeiten   des  deutsciien    Volks    aufzuhellen  bemüht  sind.     Diese 


4  Geschichte. 

Forscliunn^eii  darf  auch  der  Lehrer  der  Altertliumswisseiischaft 
iiiclit  unbeachtet  lasseu ,  theils  wegen  ihrer  Bedeutung  an  und 
für  sich,  tlieils  weil  sie  auis  engste  mit  dem  Kreise  seiner  Studien 
verknVipft  sind,  in  solern  doch  für  alle  diese  Untersuchungen  die 
Scliriftstcilcrdes  Alterthums  immer  dieGrundhige  bleiben  werden. 
Zwar  der  Verfasser  von  JNr.  1  blickt  mit  Geringschätzung  auf  diese 
Grundlage,  und  meint  in  den  yrdenkmahlen  der  Sprache  selbst 
den  Schlüssel  gefunden  zu  haben,  um  ein  neues  und  voUkomm- 
neresVerständniss  der  ältesten  deutschen  Geschichte  zu  begründen. 
Daher  denn  die  frühern  Forsclier,  als  befangen,  von  dem  Ver- 
fasser sehr  streng  beurtheilt  werden,  und  Adelung,  Anton, 
Gibbon,  Johannes  31  n  11  er,  Rühs,  Sclilözer  müssen 
den  Vorwurf  hören,  dass  sie  durch  die  Bericlite  der  Römer  seyen 
getäuscht ,  und  durch  falsche  Vergleichung  mit  Völkern ,  die  auf 
einer  niedern  Stufe  der  Cultur  standen,  irregeführt  worden.  Gerade 
in  Widerspruch  mit  dieser  Behauptung  wird  weiter  unten  an  den 
meisten  jener  Männer  getadelt,  „dass  sie  das  Lesen  und  Wieder- 
lesen der  alten  Scliriftsteller,  voran  der  Griechen,  verschmäht 
oder  nur  blickweise  getrieben  hätten.'*"  Wie  es  nun  der  Prof. 
Radlof  getrieben,  das  beweisen  zum  Theil  schon  seine  frühern 
Schriften:  Neue  Untersuchungen  des  Keltenthums^ 
und  Zertrümmerung  der  grossen  Planeten  He- 
sperus  UTid  Phaet  on^  und  Werke,  welche  bereits  ange- 
kündigt worden,  wie  die  Urgeschichte  der  Germanen  und  sein 
Sprachen- All^  zeugen  wenigstens  lur  die  unermüdliche  Thätigkeit 
des  fleissigen  Forschers.  Vorliegendes  Buch  hat  zunächst  die  Cul- 
turgeschicJite  zum  Gegenstand,  indessen  wird  im  Eingange  aucli 
über  den  Ursprung  des  Volks  manches  berichtet.  Dabey  wird 
merkwürdiger  Weise  dem  Tacitus  Schuld  gegeben,  dass  er  durch 
das  Urtheil:  die  Germanen  seyen  ursprüngliche  Bewohner  des 
Landes^  „manche  unserer  Latein -gelehrten,  die,  ohne  eigenes 
Denken  und  Forschen,  von  unserer  ältesten  Zeit  nichts  Anderes 
kennen,  als  was  unsere  Todfeinde,  die  Römer, darüber  berichten, 
zu  dem  Irrwahne  verführt,  jener  Schriftner  habein  seinen  Werken 
die  armen  aber  tugendhaften  Germanen  nicht  etwa  getreu  nach  der 
Natur  gezeichnet,  sondern  habe  vielmehr  nur  nackte  und  rohe 
Wilde,  die,  neben  und  imter  den  Thieren  des  Waldes  geboren, 
tagtäglich, wider  diese  um  die  rohe  JNahrung  gekämpft,  zu  Iloch- 
bildern  veredeln  wollen,  um  dadurch  seine  versinkenden  Römer 
vor  dem  gänzlichen  Untergange  zu  retten.'^''  Wir  geben  diese 
Stelle  wörtlich,  zugleich  als  eine  Probe  der  Darstellung,  so  wie 
der  logischen  Combination  des  Verfassers.  Schwerlich  wird  es 
zu  beweisen  seyn ,  wie  Tacitus  durch  diesen  Ausspruch  einen  sol- 
chen Irrthum  erzeugen  konnte;  doch  das  müssen  wir  dem  Ver- 
fasser überlassen  zu  beweisen.  —  Gründlich  wird  weiterhin  aus- 
gefülirt,  wie  die  Sprache  allerdings  dazu  dienen  könne,  die  Bil- 
dungsgeschichte  eines  Volks  aufzuhellen,  wobey  nur  zu  wünschen 


Radlofs  Grundzüge  c.  Bildungsgcschiclite  der  Germanen.  5 

gewesen,  dass  der  Verfasser  genauer  angegeben  hätte,  in  vvie- 
i'eni  viele  Begriire  schon  zur  Karakteristik  der  ältesten  Zeit  dienen 
können.  Denn  nur  der  streng  geführte  Beweis ,  dass  nicht  nur 
das  Wort,  sondern  auch  der  später  daran  geknüpfte  Begriff  in 
der  Vorzeit  herrschend  gewesen,  kann  für  die  Bildung  der  dama- 
ligen Zeit  beweisen.  Der  Verfasser  glaubt  diese  Schwierigkeit 
zu  umgehen,  indem  er  vorzugsweise  Stammwörter  betrachtet,  die, 
wie  er  anzunehmen  scheint,  doch  wohl  schon  in  den  ältesten  Zei- 
ten ^orhanden  seyn  mussten ,  zumahl  sie  in  ähnlicher  Bedeutung 
in  der  iiidisclien,  persisclien,  armenischen,  ja  in  mancher  semi- 
tisclien  und  kaukasischen  Spraclie  noch  vorkommen.  Deswegen 
meint  er,  müsse  man  auch  nothwendig  einräumen,  dass  die  Ger- 
manen'schon  Bildung  und  Künste  aus  der  ostländischen  Heimath 
mitgebracht,  und  dass  die  ihnen  angeschuldigte  Rolieit  und  Wild- 
heit nur  in  den  beschränkten  Vorstellungen  einiger  Latein-gelelir- 
ten  gehaust  habe.  Allein  dieser  Beweis  ist  durchaus  mangelhaft. 
Denn  erstens  muss  man  darüber  einverstanden  seyn,  welche  Sprach- 
ähnlichkeit beweist  für  gleiche  Abstammung  der  Völker.  Zwei- 
tens können  nicht  alle  Stammwörter  als  im  Uranfang  in  der  Sprache 
vorhanden  angenommen  werden.  Diess  streitet  gegen  das  Gesetz 
der  geschichtlichen  Eivtwickelung.  Drittens,  gesetzt  aucli,  die 
Verwandtschaft  mit  den  Völkern  des  31orgenlandes  Hesse  sich 
nicht  bezweifeln,  so  wäre  damit  noch  durchaus  nicht  bewiesen, 
dass  deswegen  eine  gewisse  (^ultur  eines  raorgenländischen  Vol- 
kes vom  Uranfang  an  durch  die  Kinwandi'er  in  die  germanisclien 
Wälder  gebraclit  worden.  Und  wenn  auch  diess  geschichtlich 
könnte  nachgewiesen  werden ,  so  müsste  man  ei'st  darthun  kön- 
nen,  dass  diese  mitgebrachte  Cultur  sich  organisch  in  dem  neuen 
Vaterlande  weiter  entwickelt  habe ,  imd  dann  erst  würde  die  An- 
nahme von  der  Verwandtschaft  des  deutschen  Volkes  mit  dem 
IMorgenlande  fruchtbar  für  dessen  Geschichte  seyn.  Aber  wie  viel 
fehlt  noch  ,  um  alle  diese  Sätze  zu  begründen !  Es  fehlen  ge- 
schichtliche Zeugnisse  für  die  älteste  Einwanderung.  Die  spätere 
Geschichte  lässt  wenig  ahnen  von  dem  ältesten  Ciilturzustaud, 
und  die  Verwandtschaft  der  Sprachen  ist  sehr  allgemein.  D{;un 
wer  zu  viel  beweist,  beweist  nichts.  Weim  nämlich  die  deutsclie 
Sprache  wirklich  mit  all  den  obengenannten  Aehnlichkeit  hat,  so 
könnte  diess  allerdings  auf  eine  gemeinsame  Quelle  dieser  ver- 
scliiedenen  Idiome  iiinweisen;  aber  weiter  bewiese  es  auch  gar 
nichts.  Dann  kämen  wir  also  durcli  die  Wissenschaft  wieder  zu 
der  mosaischen  Urkunde  zurück,  dass  eben  alle  Völker  unter- 
einander verwandt  sind,  womit  aber  für  die  Bilduugsgeschiclite 
der  einzelnen  \  ölkcr  sehr  wenig  gewonnen  wird.  Denn  welches 
Lichtes  sich  die  Theilnehmer  an  dem  Thunnbau  in  Babel  erfreut 
haben,  wird  wohl  schwerlich  ausgemittelt  werden.  Doch  ohne 
die  allgemeinen  Gründe  des  Verfassers  näher  zu  beleuchten,  wol- 
len wir  einige  seiner  Specialunlersuchuiigen\ erfolgen,  um  daraus 


6  Geschichte. 

ZU  ersehen,  in  wie  fern  seine  Ansicht  durch  diese  Bestätigung  er- 
hält. Wir  wollen  zu  diesem  Ende  nicht  die  verschiedenen  Natur- 
oder Kunsterzeugnisse,  noch  ancl»  die  mannigfachen  Zweige 
kiinstlerischer  und  gewerbsamer  Thätigkeit  selber  betracliten,  als 
vvobey  die  Untersuchung  immer  sehr  schwierig  seyn  wird.  Wir 
leugnen  keinesweges,  dass  hier  in  geschichtlicher  Beziehung  sehr 
viel  Brauchbares  enthalten  ist;  nur  scheint  uns  das  wenig- 
ste passend,  um  den  ältesten  Culturstand  der  Germanen  daraus 
zu  ersehen.  Denn  dafiir  geniigt  durchaus  nicht,  dass  die  Wurzel 
irgend  eines  deutschen  Kunstworts  sich  auch  in  der  Sanscrit- 
Sprache  wiederfindet;  zumahl  wenn,  wie  diess  so  oft  der  Fall 
ist,  dieselbe  Wurzel  zugleich  im  Lateinischen  und  Griechischen 
vorkommt.  Denn  da  muss,  w  enn  wir  blos  bey  den  etymologischen 
Beweisen  stehen  bleiben ,  und  nicht  anderweitige  Data  hinzukom- 
men, doch  nothwendig  immer  unerwiesen  bleiben,  ob  in  den  äl- 
testen Zeiten  dieses  Wort  gleichzeitig  in  die  drey  Sprachen  über- 
gegangen, oder  ob  es  durch  das  Medium  der  einen  erst  zu  der 
andern  gekommen  ist.  So  wird  jede  Untersuchung,  welche  nur 
auf  Etymologie  gebaut  ist,  immer  imsicher  bleiben,  aber  sie  wird 
es  um  so  mehr,  wenn  auch  gewagte  und  unerwiesene  Behauptun- 
gen hinzukommen.  So  heisst  es  pag.  33  vom  Pferde :  „Da  die 
Germanen  mit  Persien,  dem  Vaterlande  der  Pferde,  bis  gegen 
die  christlichen  Zeiten  herauf,  fast  ununterbrochen  in  Verbin- 
dung standen,"  u.  s.  w.  Wo  findet  sich  fiir  diese  Behauptung  der 
Beweis?  Dergleichen  Sätze  kommen  aber  unzählige  vor.  Doch 
wir  AvoUen,  wie  gesagt,  von  diesen  Gegenstäiulen  absehen  und, 
was  über  Regienmgsform  tuid  Stände  gesagt  ist,  näher  betrach- 
ten, liier  vermisst  man  nun  vorerst  eine  genaue  Unterscheidung 
der  Zeiten;  denn  das  wird  doch  der  Verfasser  nicht  meinen,  dass 
\on  den  Urzeiten  an  bis  auf  Tacitus  herab  die  politischen  Verhält- 
nisse der  Germanen  die  gleichen  geblieben  wären.  Indessen  er 
scheint  diess  wirklich  zu  behaupten ,  denn  er  beginnt  diesen  Ab- 
schnitt also :  „Nicht  etwa  in  wilden  Horden  unter  einzelnen Kriegs- 
liäuptei'u,  sondern  bereits  in  Stände  getheilt,  unter  Königen,  Her- 
zogen, Priestern  luid  Obrigkeiten,  waren  die  Germanen,  laut  ihrer 
Sprache,  dem  alten  Ostlande  entwandert.'-'  Den  ersten  Beweis 
findet  er  nun  darins,  weil  die  Römer  nicht  nur  den  Brennus  son- 
dern auch  den  Ariovist  und  Marbod  König  genannt  haben.  Wie 
schwach  dieser  Beweis  ist ,  siebet  jeglicher  von  selbst.  Die  Be- 
nennung Kcx  ist  an  sich  höchst  unbestimmt,  und  wird  es  noch 
mehr  im  Munde  der  Uömer,  wenn  sie  dem  Häuptling  eines  bar- 
barischen Volks  beigelegt  wird.  Dazukommt,  dass  die  Verhält- 
nisse eines  an  der  Spitze  eines  Heers  stehenden  Fiirsten  sehr  ver- 
schieden sind  von  der  Verfassung  im  Frieden.  Die  Benennungen 
magistralus  ^  priiiclpes  ^  Senator  sind  eben  so  unbestimmt,  und 
können  eben  so  wenig  für  das  Bestehen  von  Ständen  oder  gar 
für  unbescliränktes  Königthum  beweisen ,  als  man  aus  der  alten 


Riidlofä  Grundziigc  e.  Bildnngsgcschichte  der  Germanen.  7 

ücbcrsetzung  des  Consulats  durch  Bür germeist erthmi  auf  die 
Identität  dieser  beiden  Wiirden  zuriickschliesseu  darf.  Der 
Verfasser  scheint  diess  selbst  zu  fiililen,  indem  er  in  IJeziehung 
auf  diese  obrigkeitlirbcu  Benennunjien  hinzufügt:  „Dergleichen 
Obrigkeiten  werden  aber  fast  allein  in  denjenigen  Zeiträumen  ge- 
nannt., MO  die  Römer  unter  Drnsus,  Tiberius  und  Germanikus  al- 
les Land  bis  zur  Elbe  verheerend  durchzogen  hatten  ,  und  wo  al- 
so die  königliche  Würde  den  germanischen  Anführern  nur  als  ei- 
ne gefahrvolle  Bürde  erscheinen  musste."  Aber  bekanntlich  sind 
gerade  kriegerische  Zeiten  am  meisten  geeignet,  die  MachtAoU- 
kommenheit  königlicher  Würde  zu  steigern,  und  es  würde  daher 
wenig  Mtigheit  von  Seiten  der  Fürsten  verrathen,  in  solchen  Zei- 
ten den  Besitz  der  königlichen  W  ürde  aufzugeben ,  zumahl  offen- 
bar aus  denselben  Griuiden  das  Volk  sehr  geneigt  war,  dem  Ge- 
bote eines  Einzigen  zu  gehorchen.  Wie  denn  bekanntermaassen 
eben  diese  beständigen  kriegerischen  Unruhen  das  Ansehen  Ar- 
mins und  Marbods  so  hoch  steigerten,  dass  sie  die  Hand  nach  dqr 
Königskrone  ausstrecken  durften.  Einen  zweiten  Grund  für  das 
Königthum  eutlelint  der  Verf.  von  der  Etymologie.  Die  Endsilbe 
bod  in  den  Namen  Tc7itobod^  Morbod^  Fridibod^  Saxobod^  Me- 
rvbaudes  und  Hariobaudes  scheint  ihm  verwandt  mit  potens 
und  TioTVia^  dann  mit  dem  Gothisclien  Balja^  den  Fürstennameu 
Bato^  Baton^  dem  Libyschen  Bottos^  und  nebst  vielen  andern 
mit  den  AVorten  der  Sanscrit-Sprache  Badi^  Padi\  Botti^  welches 
Hen-,  Befehlshaber,  Oberster  bedeutet.  —  Diess  alles  zugegeben, 
was  folgt  daraus?  Wenn  nun  auch  wirklich  Teutobod  einen  An- 
fiihrer  des  Teutoneiivolks  bedeutet,  ist  er  deswegen  König?  und 
gesetzt  sein  Amt  köimte  in  mancher  Beziehung  mit  der  königli- 
chen Würde  verglichen  werden,  ist  dadurch  nur  das  geringste 
über  die  Machtvollkommenheit  des  Königs  bestimmt?  Die  ganze 
etymologische  Zusammenstellung  beweist  weiter  nichts,  als  dass 
die  Silbe  bat  m  vielen  Sprachen,  die  doch  sonst  nichts  mit  dem 
Sauscrit  zu  schaffen  haben,  Herrscher  bedeutet.  Dieselbe  Be- 
wandniss  liat  es  mit  der  andern  rich^  die  er  ebenfalls  anführt. 
Von  dem  JVamen  König  giebt  der  Verf.  selbst  die  spätere  Entste- 
hung zu.  Die  Silben  b(d  und  mar  als  Benenmuigcn  der  Herr- 
scher möchten  in  dieser  Bedeutung  noch  nicht  hinlänglich  gerecht- 
fertigt seyn,  werden  aber  auch  im  günstigsten  Fall  nicht  mehr  als 
die  frühern  beweisen. 

Vom  Adel  sagt  der  Verf.:  „Audi  Adel  und  Edele  gab  es  bei 
den  Germanen,  aber  wohl  nur  in  Beziehung  auf  Geburt  und  Be- 
silzthum,  nicht  aber  als  einen  besondern  Stand."  Diese  Bestim- 
mung scheint  etwas  mangelhaft,  weil  darimie  ein  wesentliches 
Merkmahl  des  Adels  fehlt.  Denn  wo  das  Ständische  mangelt,  ist 
eigentlich  noch  kein  wirkliclier  Adel,  wie  er  denn  gewiss  bey 
den  alten  Germanen  vor  der  Lehnsverfassung  nicht  bestand.  Dass 
vorzugsweise  aus  gewissen  Geschlechtern  die  Häuptlinge  gewählt 


8  Geschichte. 

wurden,  lässt  sich  bey  den  bestimmten  Angaben  desTacitus  nicht 
wohl  bczweifehi;  aber  diese  Gewohnheit  führt  noch  nicht  zu  der 
Annahme  eines  eigentliclien  Adels.  Auch  wird  dieser  Satz  durch 
die  Etymologie  wenig  gestiitzt.  —  Ueber  die  Priester  spricht 
sich  der  Verf.  nicht  bestimmt  aus,  aber  nach  den  sonst  ausge- 
sprochenen Ansichten  vom  Uildungsstande  der  Germanen  lässt 
sich  durchaus  nicht  bezweifeln,  dass  er  auch  diese  als  urspriing- 
lich  bey  den  Germanen  vorhanden  angenommen.  Ohnedem  steht 
diess  in  der  engsten  Verbindung  mit  dem  Adel.  Doch  einen  ur- 
sprünglich allgemeinen  Namen  für  Priester  scheint  er  nicht  gefun- 
den zu  haben.  Auch  für  die  dienenden  Klassen  fand  der  Verfas- 
ser wenige  im  Orientalischen  begründete  Ausdrücke ,  woraus 
denn,  nach  des  Verfassers  Art  zu  schliessen,  folgen  würde,  dass 
auch  diess  Verhältniss  nicht  in  die  ältesten  Zeiten  zu  setzen  sey, 
wiewohl  er  selbst  diesen  Schluss  nicht  macht,  sondern  im  Gegen- 
theil  trotz  dass  sich  keine  orientalische  Verwandtschaft  nachwei- 
sen lässt,  behauptet,  ^^Dieiier  und  Knecht  sind  unserer  Sprache 
m-haft.^''  Alle  diese  Ergebnisse,  welche  nun  billigervveise  den 
Verfasser  hätten  gegen  die  üntrüglichkeit  seiner  etymologischen 
Deutungen  sollen  misstrauisch  machen ,  stören  ihn  in  seiner  Be- 
trachtungsweise durchaus  nicht.  Er  fährt  fort  von  diesem  ganz 
einseitigen  Standpunkt  aus  über  Verfassung  und  Sitten  zu  reden. 
So,  indem  er  nach  seiner  Grundansicht  beständig  Germanen  mit 
Kelten  verwechselt,  während  doch  in  den  eigentlich  geschichtli- 
chen Zeiten  der  entschiedenste  Gegensatz  zwischen  beiden  Völ- 
kern statt  findet,  spricht  er  auch  von  den  Gesetzen  der  Germa- 
nen, und  scheint  auch  hier  einen  Uebergang  des  Orientalischen 
in  das  Germanische  zu  statuiren.  Natürlich  ist  hier  blos  von  llechts- 
gebräuchen  und  niclit  von  einem  bestimmten  Systeme  des  Rechts 
die  Hede.  Indessen  wenn  auch  einzelne  Ausdrücke  eine  überra- 
schende Aehnlichkeit  mit  morgenländischen  Stämmen  haben,  so 
folgt  auch  hieraus  durchaus  nicht,  dass  ein  Uebergehen  der  Sitte 
des  einen  Volkes  in  die  Lebensweise  des  andern  muss  angenom- 
men werden,  sondern  nur  das  bestätigt  sich  aufs  neue,  dass  die 
germanischen  Mundarten  eine  gewisse  Verwandtschaft  in  Bildung 
und  Abbeugung  mit  der  Sanscrit- Sprache  Iiaben,  so  wie  einzel- 
ne ähnliche  Wort- Stämme  selbst  in  andern  morgenländisclien 
Mundarten  vorkommen.  —  Daher  muss  denn  lleferent  diese  Art 
der  Geschichtsforschung  als  durcliaus  ungründlich  und  unwissen- 
schaftlich verwerfen,  und  namentlich  die  Jüngern  vor  dieser  Art 
die  Sachen  zu  betrachten  warnen,  weil  diess  zu  den  abentheuer- 
lichsten  Vermuthungen  führen  muss ,  und  es  uns  gar  nicht  wun- 
dern würde,  wenn  nach  dergleichen  Vorarbeiten  der  Verfasser 
nächstens  eine  Geschichte  des  deutschen  Volksstamms  im  Sinne 
des  Grafen  von  Wackerbart  schreiben  sollte. 

Herr  Menzel,  geleitet  durch  die  üeberzeugung,  dass  die 
mangelhaften  Nacluicliten  der  Alten  über  das  älteste  Germanien 


W.  Menael'ä  Goscliiclite  der  Deutschen.  0 

in  der  Geschichte  der  skandinavischen  Völker  ihre  Erg^'anzung 
finden^  und  somit  auch  urspruni;licli  germanische  Glaubens- 
lehre in  den  Büchern  der  Edda  erkennend,  weiss  uns  so  viel 
über  die  höchst  dunkelen  Zeilen  der  ersten  Römerkriege  zu  sa- 
gen, dass  man  in  der  Tiiat  erstaunen  muss  über  den  lieichtlinni 
der  Nncliriohten ,  wo  andere  nur  über  Arniuth  xmd  Dunkelheit 
klagen.  Indessen  wo  Görres  asiatische Mi/thef/geschichle^  Rit- 
ters Vor  halle  der  Kuropaischen  l  ölker  ^  und  Mone's  Ge- 
schichte des  lleidetithums  als  Quellen  angeführt  werden,  da  darf 
man  sich  schon  im  Voraus  auf  eine  Masse  von  Hypothesen  ge- 
fasst  machen ,  die  denn  nun  auch  mit  Freygebigkeit  gespendet 
werden.  Zuerst  also  wird  der  Deutsclien  Urs])riuig  aus  dem  Mor- 
genlande hergeleitet;  eine  gewisse  Aehnlichkelt  indischer,  grie- 
chischer und  skandinavischer  3Iythen  muss  als  Beweis  gel- 
ten. Auch  die  Körperbildung,  so  wie  die  Sprache  sollen  für 
diese  Behauptung  sprechen;  so  wie  denn  überhaupt  alle  Völker 
des  Westens  aus  dem  Morgen  lande  sollen  gekommen  seyn.  Ei- 
nen alten  allgemeinen  Namen  des  Volkes,  dessen  Existenz  Rühs 
läuguete,  »*clicint  der  Verfasser  ebenfalls  nicht  anzunehmen,  inso- 
fern er  nur  die  Benennung  der  Griechen,  Hypcrboräer ^  und  die 
der  Römer,  Germanen,  anfülirt,  welche  letztere  richtig  durch 
freyer  Mann  gedeutet  wird.  Einen  Unterschied  zwischen  den 
deutschen  Ilauptvölkern  nimmt  der  Verf.  erst  im  fünften  Jahr- 
hundert nach  Cliristo  an,  die  älteren  Eintheilungen,  welche  die  Rö- 
mer angeben,  nicht  beachtend.  Wenn  aucli  wir  dieselben  nicht 
besonders  fruchtbar  finden  können,  so  hätten  doch  die  Namen 
nicht  übergangen  werden  sollen.  Die  älteste  Landesschilderung 
muss  man  im  Allgemeinen  gelungen  nennen,  nur  wünschten  wir 
nicht  Stellen  wie  folgende  zu  lesen:  „Wein,  Kartoffeln,  südliche 
Blumen  und  Obst  kannte  man  so  wenig  als  Kaffe,  Thee,  Zucker 
und  Gewürze.'-''  Das  klingt  ein  wenig  gar  zu  kindlich.  Eben  so 
weiter  unten:  „Die  Hirsche  wurden  gezäjjmt  und  wie  Pferde  vor 
den  Wagen  gespannt.  Auch  die  zahmen  Falken  waren  nebst  den 
Jaijdhimden  sehr  beliebt  und  im  allgemeinen  Gebrauch. '■'•  So  ül)er 
die  Köri)er!)il(lung:  „Die  alten  Deutschen  sollen  insgemein  sieben 
bis  acht  Fuss  hoch  gewesen  seyn  etc."-  Für  alle  dergleiclicn  be- 
stimmte Angaben  wird  man  sich  vergebens  nacli  Beweisen  umse- 
hen, sie  sind  aus  der  Analogie  entnommen,  und  erinnern  an  die 
neue  Art  dichterischer  Darsh^lhnig  der  Historie,  die  hier  und  da 
anfängt  Sitte  zu  werden.  Trivial  ist  folgende  Bemerkung:  „Aus 
der  UeberlVille  von  Kräften  entstand  Jiey  <len  Germanen  sogar  ei- 
ne Art  von  Krankheit,  die  man  im  Morden  die  Berserker- Wuth 
nannte.'*  Wn\  eleu  nächstfolgenden  Abschnitten,  über  die  Geistes- 
bilduitfi^  die  Glanhenslehrr^  üher  den  Gottesdienst^  gilt  im  All- 
gemeinen der  Vorwurf,  dass  «l<r  Verf.  un^^ahr  redet  weil  er  zu 
bestimmt  rejien  will.  Mcht  befriedigt  durch  die  sehr  einfachen 
nnd  mivoUständigen  Angaben ,  welche  wir  über  diese  Gegenstäa- 

1* 


10  Geschichte. 

de  haben,  will  er  überall  das  Fehlende  durch  die  Nachrichten 
über  den  skandinavischen  Norden  ergänzen ,  und  >vo  dieser  nicht 
ausreicht,  da  dichtet  er  aus  der  eignen  Phantasie  das  Fehlende 
hinzu.  In  der  Glaubenslehre  wird  die  ganze  Aseniehi"C  als  ur- 
sprünglich den  gesanimten  Germanen  eigenthümlich  dargestellt, 
ohne  auch  nur  leise  einen  Zweifel  anzudeuten.  Keine  Spur  einer 
Vermuthung,  dass  der  Norden,  wenn  auch  ursprünglich  zu  den 
Germanen  gehörig,  durch  die  geographische  und  politische  Tren- 
nung sicli  eigenthümlich  ausbilden  konnte,  wie  so  manches  anzu- 
deuten scheint;  sondern  überall  wird  mit  der  grössten  Evidenz 
von  ganz  problematischen  Dingen  gesprochen.  Ueber  die  Bildung 
der  Staaten  und  Stände  Averdcn  wiederum  blosse  Verrauthungen 
mit  der  grössten  Sicherheit  vorgetragen,  immer  so,  als  wenn  gar 
keine  andre  Weise  der  Entstehung  denkbar  wäre;  nirgends  wird 
eine  Gränze  zwischen  eigentlich  geschichtlicliem  Wissen  und  der 
blosen  Folgerung  oder  Vermuthung  gezogen. 

Dasselbe  gilt  von  allen  übrigen  Abschnitten,  Avelclie  die  ur- 
älteste Verfassung  betreffen.  Es  ist  hier  mit  einer  Bestimmtheit 
gesprochen,  die  dem  Karakter  der  ältesten  Zeiten  durchaus  zu- 
wider ist,  ebensowohl  als  unserm  Wissen  von  diesen  Dingen.  Al- 
les was  von  der  Alode^  deti  Familien^  den  Leuten^  den  Sclaveri 
gesagt  wird,  trägt  diesen  Karakter.  Namentlich  wird  über  die 
Verhältnisse  der  Letztern  auf  eine  Weise  geredet,  wie  sie  durch- 
aus nur  in  einem  gebildeten  Zustand  der  Gesellschaft  möglich 
ist.  Im  Abschnitt  16,  über  die  Weiber^  wird  wiederum  sehr  vie- 
les angeführt,  was  entweder  sehr  problematisch  ist,  oder  gerade 
zu  einer  spätem  Zeit  angehört.  Vieles  auch,  was  vielleicht  ein- 
mahl oder  einigemahl  geschehen ,  viird  als  allgemeine  Volkssitte 
dargestellt.  So  erfahren  vnir  z.B.,  „dass  viele  Jungfrauen  so  keusch 
waren,  dass  sie  den  Anblick  der  Männer  vermieden,  die  Augen 
nicht  gegen  sie  aufschlugen,  und  wenn  sie  heirathen  sollten,  davon 
flohen  und  als  Amazonen  lebten."  Ferner:  „dass  die  Treue  der  Wei- 
ber so  w  eit  gieng,  dass  sie  ge  w  öhnlich  ihre  Männer  nicht  überlebten, 
sondern  sich  bey  ihrer  Leiche  selbst  tödteten ;  und  dass  diess  bey 
einigen  deutschen  Völkern  sogar  Gesetz  war,  bey  den  übrigen  es 
die  Witwen  nur  aus  freyer  Wahl  thaten."  Dabey  ist  in  der  ganzen 
Darstellung  sowohl  dieses  Abschnittes  als  überhaupt  eine  so  wi- 
drige Kälte  und  Verständigkeit,  wodurch  alle  einzelnen  Angaben, 
aus  dem  Zusammenhange,  der  in  dem  gemüthlichen  Lebender 
Menschen  besteht ,  gerissen ,  das  Ansehen  eines  recht  modernen 
Bäsonnements  erhalten,  als  bleiche  Gespenster  der  Reflexion  uns 
anstarren.  Von  der  schönen  Geschlossenheit  des  deutschen  Sin- 
nes, der  alle  Strebungen  auf  wenige  grosse  und  einfache  Gedan- 
ken bezog,  ist  in  der  ganzen  Darstellung  des  Verfassers  auch 
nicht  eine  Spur.  Mit  leichtfertiger  Gewandtheit  combinirt  er  zer- 
streute Angaben  über  ein  vieltheiliges,  unendlich  mannigfaches 
Volksleben,  und  schreitet  von  Gemeinplatz  fort  zu  Gemeinplatz 


W.  Menzel's  Geschichte  der  Deutschen.  11 

redend  und  dichtend  mit  walivliaft  bewundernswVirdififer  Unbefan- 
genheit. Ihm  ist  in  uralter  Zeit  schon  alles  gemacht  und  fertig. 
So  wie  ungefälir  ein  guter  poiitiscljer  Kannegiesser  Constitutionen 
auf  dem  Papier  entwirft  und  sie  an  die  verschiedenen  Völker 
austheilt,  so  ordnet  der  Verf.  das  ursprVnigliche  Lehen  der  alten 
Germanen.  AVas  Jahrhunderte  weit  aoii  einander  lieft,  das  leimt 
er  zusammen,  die  Liicken  füllt  er  aus  mit  Iteflexionen,  und  so  er- 
halten wir  ein  fertiges  Gebäude,  welches  in  allen  einzelnen  Thei- 
len  sehr  sorgsam  ausgeführt  ist,  dem,  um  Geschichte  zuseyn,  nichts 
fehlt,  als  dass  es  ohne  geschichtliche  Grundlage  ist  und,  auf  dem 
dürren  Sand  doctrinären  Räsonnements  eines  Tagespolitikers  ge- 
baut, nur  ein  luftiges  Daseyn  hat.  Uiermit  ist  eigentlich  im  All- 
gemeinen das  Wesen  der  Darstellung  bezeichnet,  und  man  müsste 
nur  immer  dasselbe  wiederholen  bey  den  einzelnen  Abschnitten; 
wir  wollen  statt  dessen  aus  den  einzelnen  Abschnitten  immer  die 
bemerkenswerthesten  Angaben  hervorheben.  So  im  17  Abschn., 
von  der  Lebensweise:  „Kam  aber  auch  einmahl  ein  verkrüpeltes 
oder  schwächliches  Kind  zur  Welt,  so  ward  es  augenblicklich  ge- 
tödtet;  denn  die  Germanen  achteten  ein  Leben  ohne  den  vollsten 
Genuss  desselben  weniger  als  den  Tod.  Bey  der  Geburt  wurden 
die  Kinder  ins  Wasser  gestaucht.'"'  —  Weiterhin :  „Nicht  minder 
wurden  die  Knaben  und  Mädchen  unterrichtet  in  der  Kunst  des 
Gesanges  und  der  Dichtkunst.'^  —  „Den  alten  Deutschen  galt  das 
Leben  nur  so  lange  es  schön  war,  so  lange  sie  es  frisch  und  kräf- 
tig geniessen  konnten;  darum  tödteten  sie  nicht  nur  ungesunde 
Kinder,  sondern  auch  alte  Leute  oder  Kranke,  die  keine  HoflF- 
nung  zur  Gesundheit  mehr  liatten ,  gaben  sich  selbst  den  Tod.''- 

Kap.  18,  die  Künste^  wird  mit  dem  grossen  Gedanken  eröff- 
net: „Alles,  was  die  Germanen  thaten,  thaten  sie  nur  für  sich 
und  die  Gegenwart,  aucli  ihre  Künste  hatten  denselben  Zweck.*-' 
Ob  wohl  das  Andenken  an  die  Nachwelt  bey  andern  Völkern  die 
Kunst  erzeugt  hat?  Oder  lässt  sich  die  Dichtkunst  und  der  Ge- 
sang auch  aus  jenem  Gemeinsatze  erklären'?  „Die  höcliste  Kunst 
der  Weiber  war  die  Zauberkunst."  „Die  alten  Deutschen  hatten 
eine  Schrift  mit  eignen  Buchstaben,  die  man  Runen  nannte. 
]Man  sieht  aus  der  Form  dieser  Buchstaben,  dass  sie  aus  den  ver- 
schiedenen Stellun):en,  welche  zusammengeworfene  kleine  IIolz- 
stü«-,kchen  von  abgebrochenen  Zweigen  bildeten,  entstanden  sind.'^ 
„Eine  llani)tlust  der  Männer  war  das  Waldhorn,  wozu  sie  an- 
fänglich Iri-NÜch  niir  dieselben  Stierhörner  gebrauchten,  aus  wel- 
chen sie  tranken.  Jeder  Gerinane  hatte  neben  seinen  Wallen  auch 
ein  solches  Ilorn  hängen."         l 

Der  Verfasser  hat  ein  eigenes  Kapitel  über  die  irilden 
Freijcn.  Was  nämlich  bey  der  Landesbeschatfenheit  und  l>ey 
dem  Sinne  des  Volkes  nolhwcndig  war,  dass  viele  ausser  aller 
Verbindung  mit  irgend  einem  der  grössern  oder  kleinern  Staaten 
lebten,  das  wird  nun  von  ihm  nach  spätem  Nachrichten  sogleich  in 


13  Geschichte. 

eine  Verfassungsform  gezwängt,  und  also  darüber  geredet :  „Wenn 
diese  31  enschen  niclit  ein  eignes  Gut  hatten,  oder  es  verliessen,  so 
nannte  man  sie  Wiidiange.  In  späterer  Zeit,  wo  man  sie  für 
vogelfrey  oder  wilde  Wolle  erklärte,  und  es  jedem  überliess,  sie 
auszurotten,  d.  li.  wenn  man  sie  in  Acht  und  Bann  that,  liiesseii 
sie  Banditen.  Sie  lebten  in  wilder  Freyheit,  zogen  bald  einzeln 
bald  in  Gesellsclial'ten  umher  und  raubten,  brannten,  mordeten, 
entführten  Jungfrauen  und  suchten  überall  Kampf  und  Abentheuer. 
Es  waren  grösstentheils  Berserker,  und  im  INorden  wurden  sie  auch 
nur  so  genannt."  —  Jenen  grossen  Schein  der  Sicherheit  sucht 
sich  der  Verfasser  dadurch  zu  geben,  dass  er  gern  mit  Definitio- 
nen beginnt;  natürlich  in  welche  Zeit  diese  Definition  passt,  das 
kümmert  ihn  nicht:  für  den  Verstand  giebt  es  überhaupt  kei- 
ne Zeit,  sie  gilt  nur  als  Form  der  Anschauung.  So  heisst  es  Kap.  22 : 
„Alle  Verbindungen  zwischen  freyen  Männern,  die  nicht  auf  den 
Grundbesitz  Bezug  hatten,  hiessen  Gilden^  Gesellschaften,  In- 
nungen, Zünfte.  Ilirer  waren  vielerley.'-'-  Da  erfahren  wir  denn  von 
Opfer- und  Trinkgilden,  und  wie  Weiber  eigne  Gesellschaften 
untereinander  hatten.  ISur  bey  den  Naturkundigen,  Wahrsagern, 
Zauberern ,  Prophetinnen  und  Zauberinnen  wird  dies«  blos  als 
wahrscheinlich  angegeben,  der  Verfasser  fügt  hier,  wie  ihm 
höchst  selten  begegnet ,  das  Verbum  scheinen  hinzu.  Von  den 
Waffengilden  erfahren  wir,  dass  sie  entweder  republicanisch,  eine 
freye  Gemeinde,  oder  monarchisch,  ein  Gefolge,  gewesen  sind. 
Von  den  erstem  weiss  freylich  die  ältere  Geschichte  nichts.  Das 
Iiindert  den  Verf.  nicht,  ganz  genau  ihre  Verfassung  zu  schildern. 
Von  den  Gefolgen  wird  gesagt :  „es  gab  unter  ihnen  verschiedene 
Grade,  Meister,  Gesellen  und  Lehrlinge.''*  „Audi  Jungfrauen 
verbanden  sich  zu  Ileldengilden  und  Gefolgen,  theils  aus  Lust  zu 
den  Waffen ,  theils  aus  Keuschheit,  weil  sie  hierin  allein  ein  Mit- 
tel fanden ,  den  Männern  zu  entgehen."  In  dem  Abschnitt  von 
dem  Heldentkiim  ist  offenbar  sehr  viel  Wahres  gesagt,  aber  auch 
diese  Schilderung  ist  weit  mehr  im  Sinne  des  Mittelalters,  als 
der  ältesten  Zeiten  entworfen.  Schiefe  Ansichten  verräth  auch 
liier  das  Streben ,  überall  mit  der  grössten  Allgemeinheit  zu  re- 
den, während  doch  die  allerwenigsten  Nachrichten  in  dieser  all- 
gemeinen Beziehung  gesagt  sind ,  ja  das  Allermeiste  nur  durch 
Combination  aus  zerstreuten  Nachrichten  gefolgert  ist.  Von  den 
Volksversammlungen  heisst  es :  „Man  versammelte  sich  in  ruhigen 
Zeiten  alle  M  Nächte,  in  gefährlichen  alle  7  Nächte.  Die  Ver- 
sammlung begann  in  der  Nacht  zwischen  Montag  und  Dienstag; 
die  Älondgöttin  Mana  war  die  Beschützerin  des  Thinges;  von 
ihr  Iiiess  auch  jedes  Mitglied  der  Volksversammlung  ein  Mmm;^'-  wo- 
bey  aber  so  'kiel  willkührliche  Behauptungen  als  Sätze  sind.  Am 
Schlüsse  heisst  es:  „daher  war  Beredtsamkeit  bey  den  alten  Deut- 
schen in  hoher  Blüthe,  und  das  vorzüglichste  Mittel,  sich  An- 
sehen zu  verschaffen ,"  w  ährend  doch  früher  das  Ileldenthum  als 


W.  Menzel's  Gescbichte  der  Deutschen.  13 

das  Ziel  alles  menschlichen  Strcbcns  und  die  erste  Nationaltngend 
bezeichnet  Mar.  Als  Geschälte  der  Volksversammlung  werden 
bezeichnet:  die  Eihaltuni^  des  Friedensbundes  im  Innern  durch 
Gesetz  und  Gericht,  die  Landesvertheidigung  und  der  Gottes- 
dienst, und  hiiizugelVigt.  dass  man  für  jedes  dieser  Geschäfte  be- 
sondere Vorsteher  cewählt  hätte.  Auch  dieser  Gedanke,  in  sol- 
cher Allgemeinheit  ausgesproclien ,  ist  unwahr,  weil  offenbar 
schon  in  sehr  alter  Zeit  bey  den  Germanen  Verbindung  beider, 
oft  auch  aller  drey  Würden  vorkommt,  je  nachdem  die  Umstände 
geboten.  In  einem  sich  entwickelnden  Volksleben  herrscht  über- 
haupt die  allergrösstc  Unbestimmtheit,  zumahl  wenn  grosse  Er- 
eignisse aus  der  gewöhnlichen  Hahn  des  Lebens  herausreissen ; 
da  redet  derjenige  am  unwahrsten,  welcher  nach  den  genau  und 
scharf  bestimmten  Lebensformen  der  spätem  Zeit  die  alte  Zeit 
richtet.  Ja  ich  mögte  behaupten,  jenes  ursprüngliche  Volksleben 
könne  nur  in  der  Poesie  dargestellt  werden,  weil  es  seiner  Natur 
nach  aller  modernen  Reflexion  widerstreitet,  und  durchaus  nur  in 
Ansichten  des  Gleichgesinnten  seine  Deutung  findet.  Ueber  das 
Gerichtswesen  weiss  der  Verf.  wiederum  eine  Menge  von  Bestim- 
mungen zu  geben,  worüber  die  ältesten  Urkunden  schweigen; 
aber  er  hat  Alles  nach  moderner  Anschauung  so  probabel  gemacht, 
dass  es  uns  gar  nicht  wundert,  wenn  der  Verf.  endlich  selbst  an 
die  Wahrheit  seiner  Composition  glaubt;  denn  ein  sogenannter 
philosophischer  Historiker  kann  natürlich  nichts  für  wahr  halten, 
was  nicht  mit  seiner  Art,  sich  die  Dinge  vorzustellen,  sich  ver- 
trägt, und  umgekehrt  liat  ihm  Alles  vollkommene  Gewissheit, 
was  sich  bey  der  lleflexion  als  gleichartig  zusammengefügt  hat, 
so  dass  zuletzt  eigentlich  geschichtliche  und  urkundliche  Zeug- 
nisse als  untergeordnet  erscheinen  müssen.  Der  Verf.,  der  nun 
leider  sehr  wenig  Innigkeit  des  Gefühls,  dagegen  aber  desto  mehr 
Gewandtheit  im  oberflächlichen  Räsonnementhat,  berührt  oft  trotz 
seines  W  ortreichthums  gar  nicht  das  Wesen  der  Sache,  und  ent- 
wickelt nichts  aus  der  einen  Grundanlage,  sondern  combinirt 
Thatsachen  mit  Thatsachen,  und  hält  diess  für  verknüpft,  weil 
es  eben  nebeneinander  steht.  Da  wo  der  Verf.  von  den  Gesetzen 
redet,  verkennt  er  wieder  ganz  das  Verhältniss  der  Selbstgenug- 
thuuiig  zu  dem  öifentliclien  Rechte.  ]\ämlich  auf  jenem  Stand- 
punkte der  Bildung,  worauf  sich  die  Germanen  in  den  Jahrhun- 
derten vor  und  nach  Christo  befanden,  sind  nothwendig  der  all- 
gemeinen gesetzlichen  Bestimmungen  sehr  wenige.  Der  auf  seine 
Freyheit  eifersüchtige  Naturmensch  sieht  jede  gesetzliche  Be- 
stimmung als  eh>e  Beschränkung  an,  und  hegehrt  den  öirentlichea 
Schutz  nur  dann,  Mcnn  die  lndi\idualkraft  nicht  ausreicht.  Aber 
er  ist  jeden  Augenblick  l»ereit  das  dem  Staat  eingeräumte  Recht 
wieder  selbst  zu  handhal)en,  sobald  sich  ihm  Gelegenheit  dar- 
bietet. Daher  hier  das  Lose  und  Schwankende  in  der  äussern 
Form,  nur  deri'reye,  stolze  Simi  ist  allein  fest  und  unbeugsam 


14  Geschichte. 

in  den  wandelbaren  und  ewig  wechselnden  Gestaltnniren  des  rejf- 
gamen  Volkslebens.  —  In  Beziehnna;  auf  das  1f  ehr^eld  stellt 
der  Verf.  den  Satz  auf,  den  auch  N  i  e  b  u  li  r  in  der  altern  rö- 
mischen Verfassung  annahm,  es  hätte  sich  dasselbe  nur  auf  die 
bewegliche  Habe  bezogen ,  so  dass  z.  B.  einer  sich  eher  in 
Knechtschaft  begeben,  als  dass  er  sein  Alode  veräussert;  welches 
offenbar  allen  Grundsätzen  eines  INaturvolkes  widerspricht,  ge- 
setzt auch,  dass  man  es  als  röm.  Verfassung  periodisch  wollte 
gelten  lassen.  Ein  Gesetzgeber,  der  von  dem  Begriif  des  Staa- 
tes ausgeht ,  kann  wohl  eine  solche  Verfügung  treffen ,  aber  bey 
den  Germanen,  wo  Alles  auf  der  individiielleii  Freyheit  beruht, 
muss  es  bey  der  niedrigen  Stufe  des  Ackerbaues,  wo  dieser  gar 
nicht  Hauptnahrungszweig  war,  widersinnig  erscheinen,  ein  Stiick 
Land  höher  zu  achten  als  die  persönliche  Freyheit.  Beweise  feh- 
len natürlich  auch  hier,  und  da  innere  Consequenz  durchaus  jiicht 
zu  der  Annahme  nöthigt,  so  müssen  wir  die  Rechtfertigung  dieser 
"Willkühr  erst  abwarten.  Sonst  ist  die  verschiedene  Abstufung  des 
Wehrgeldes,  so  richtig  sie  in  späterer  Zeit  seyn  mag,  ebenfalls 
zu  bestimmt.  Bey  der  Schilderung  des  Kriegswesens,  die  man 
im  Allgemeinen  gelungen  nennen  mag ,  m  eil  hier  der  Verf.  den 
Alten  getreu  blieb,  ist  befremdend  der  Satz :  „Wenn  die  Deutschen 
auch  am  liebsten  dem  Feinde  im  offenen  Felde  die  Stirn  boten, 
so  gebrauchten  sie  doch  gegen  allzumächtige  Feinde  die  List." 
Diess  erinnert  an  Hrn.  Prof.  Ludens  neuerliclie  Schilderungen 
von  den  Germanen,  der  es  mit  seinem  Gefühle  unverträglich  fin- 
det ,  dass  die  Germanen  die  Römer  im  Teutoburger  Walde  mit 
List  überwunden.  —  Lm  die  Erweiterung  der  Gaue  zu  erläutern, 
erzählt  der  Verf.:  „Anfänglich  schonte  ein  Gau  den  andern  im 
Kriege  nicht.  Das  überwundene  Volk  wurde  völlig  ausgerottet 
oder  zu  Sclaven  gemacht,  und  sein  Gau  als  erobertes  Land  unter 
die  Sieger  vertheilt."  Wo  Miederum  die  Allgemeinheit  das  Un- 
wahre enthält.  Eben  so  unrichtig  ist  es,  wenn  er  die  Eintheilung 
in  Hundreda  nur  aus  der  Erweiterung  der  Gauverfassung  glaubt 
erklären  zu  können ;  gleich  als  wenn  nicht  m  eit  natürlicher  von 
diesem  kleinem  Ganzen  das  Grössere  entstanden  seyn  könnte, 
als  umgekehrt. 

Im  zweyten  Buclie,  welches  von  den  ältesten  Römerl-riegen 
handelt,  ist  nun  nothwendig  des  leichtfertigen ,  absprechenden, 
philosophischen  Räsonnements  weniger,  weil  hier  eben  die  Ge- 
schichte beginnt,  und  man  diese  wohl  auch  mannigfach  miss- 
deuten, aber  ohne  die  grösste  Unverschämtheit  nicht  umändern 
kann.  Hier  also  finden  wir  den  Verf.  eben  sowohl  auf  dem  Felde 
der  geschichtlichen  Forschung  als  Darstellung;  wir  wollen  sehen, 
wie  er  hier  uns  erscheint. 

Was  nun  der  Verf.  da  im  Eingange  von  den  Relif^ionsl; liegen 
sagt,  die  ein  halbes  Jahrtausend,  von  500  bis  Christus,  aus- 
gefüllt haben  sollen  ,    so  gehört  das  noch  ins  Reich  der  Sage, 


W.  Menzel's  Geschichte  der  Deutschen.  15 

und  bleibt  es  dem  Verf.  überlassen,  sich  darüber  zu  rechtfertigen. 
Dasselbe  gilt  von  den  iViederlassungen  im  Gebirge  Kaukasus,  wo- 
von er  sagt:  „Dort  haben  indische,  persische,  kaukasische  und 
arabische  Völker  in  ewiger  Todfeindschaft  um  der  Religion  wil- 
len sich  gestritten.'"  Eben  so  unbegründet  ist  die  Behauptung: 
„Schon  in  sehr  alter  Zeit  gewahren  wir  einen  Einfluss  der  Hyper- 
boräer  auf  das  griechische  und  italienische  Wesen."  Das  sind 
lauter  Hypothesen,  welche  für  die  Entwickelung  der  deutschen 
Geschichte  durchaus  gleichgültig  sind,  und  wegen  ihrer  Unhalt- 
barkeit  nun  das  historisch  Begründete  ebenfalls  in  das  Gebiet  des 
Zweifels  hineinziehen.  Das  34ste  Kap. ,  wo  der  Verf.  die  Geg- 
ner der  Deutschen  einführt,  giebt  uns  einen  Begriff,  in  wie  fern 
er  die  Geschicklichkeit  besitzt,  ans  der  Masse  der  Be- 
gebenheiten das  Wesentliche  hervorzuheben;  zugleich  in  wie  fern 
die  Sprache  der  Würde  des  Gegenstandes  entspricht.  Man  höre 
Folgendes:  „Im  achten  Jahrhundert  vor  Christo  entstand  die  Stadt 
Rom  in  Italien  durch  einen  Zusammenlauf  flüchtiger  Menschen 
aus  verschiedenen  Gegenden.  Die  Stadt  war  von  geringem  Um- 
fauge  und  es  gehörte  ihr  nichts,  als  einige  Felder  in  der  Nähe. 
Die  Bürgelschaft  war  anfänglich  von  Königen  beherrscht,  die 
nicht  viel  mehr  als  Räuberfürsten  waren.  In  der  Nachbarschaft 
zu  rauben ,  zu  morden ,  zu  erobern  war  das  tägliche  Geschäft 
des  kleinen  Völkchens.  Dadurch  wurden  sie  zu  Helden  gebildet, 
und  bald  ertrugen  sie  die  Herrschaft  eines  Einzigen  nicht  mehr.'-' 
Diese  Art  ein  grosses  Volk  zu  schildern  ist  wohl  ohne  Beyspiel, 
man  raüsste  denn  des  sei.  Hofrath  Lüder  gemeine  Art,  über  die 
Alten  zu  sprechen ,  damit  vergleichen  wollen.  So  geht  es  denn 
weiter.  Dabey  bevölkert  der  Verf.  ganz  Oberitalien  mit  deut- 
schen Völkern  ,  den  Unterschied  zwischen  keltischen  und  germa- 
nischen Völkern  vollkommen  verwirrend.  Diess  giebt  also  zu- 
gleich einen  Begriff  von  der  geschichtlichen  Forschung  des  Verfs. 
in  diesen  schon  nicht  mehr  mythischen  Zeiten.  Kap.  36,  welches 
von  der  Einnahme  Roms  durch  die  Gallier  handelt,  werden  nur 
noch  bestimmter  Senonenlund  Bojer  geradezu  germanische  Völker 
genannt,  und  bey  der  ganzen  Erzählung  gerade  das  Wesentlichste 
üljcrgaugen,  dagegen  die  Ermordung  der  römischen  Senatoren 
mit  unverhältnissmässigcr  Weitschweifigkeit  geschildert;  so  dass 
man  deutlich  erkennt,  dass  der  Verf.,  weder  genug  sich  ins  Ein- 
zelne \ertiefeud,  noch  im  Allgemeinen  das  Bedeutende  er- 
fassend, mit  seiner  Darstellung  in  dem  elenden  Compendienstü 
schwankt,  der  durchaus  nichts  darstellt,  sondern  farblose  Bilder 
gibt.  Neu  ist  auch  die  Bemerkung,  dass  die  Römer  erst  in  den 
Kämpfen  mit  den  Galliern  den  Krieg  gelernt,  während  bisher  rö- 
mische Geschichtsforscher  die  Kriege  mit  den  Samniten  als  die 
eigentliche  Kriegsschule  der  Römer  betrachtet  haben.  Die  Züge 
der  Kelten  nach  Griechenland  werden  Kap.  31  ebenfalls  alsUnter- 
nehmungeu  deutscher  Völker  dargestellt.   Das  Kap.  38  giebt  wie- 


IG^  Geschichte. 

dereinen  Beweis,  wie  wenig  der  Verf.  im  Stande  ist,  einzelne 
abgerissene  Begebenheiten  zu  einem  grossen  Ganzen  zu  ordnen; 
so  wie  hier  diese  Dinge  erzählt  werden ,  sind  sie  durchaus  nutz- 
los. Neu  ist  die  Veriuuthung,  dass  der  Bloxberg  das  Ileiligthura 
der  Senofieu  gewesen ,  wodurch  denn  dieses  Volk  plötzlich  aus 
den  Gegenden  über  der  Elbe  in  das  Land  der  Cherusker  versetzt 
wird.  Bcy  der  Schilderung  der  Fahrten  der  Kimbern  und  Teu- 
tonen vermisst  man  durchaus  kritische  Sichtung  des  von  Müller 
so  sorgfältig  zusammengetragenen  Stoffes.  Da  wird  denn  von 
300000  bewaffneten  Männern  und  15000  Reutern  im  Stahlhar- 
nisch gesprochen ;  eben  so  lieisst  es  :  das  ganze  Volk  war  von 
de?'  Höhe  der  Riesen.  —  Merkwürdig  ist  auch  weiter  unten  die 
Angabe:  „Die  Kimbern  stellten  in  einem  grossen  Viereck  sich 
auf,  davon  jede  Seite  ^25000  Schritte  maas.'-'-  So  hätte  also  jede 
Seite  dieses  Vierecks  eine  Länge  von  mehr  als  drey  deutschen 
Meilen  gehabt.  Iteclinen  wir  nun  auf  jeden  Schritt  einen  Mann, 
wie  es  sich  bey  den  dicht  gedrängten  Gliedern  erwarten  lässt,  so 
würde  das  ganze  Viereck,  nur  einen  Mann  hoch  gestellt,  schon 
300000  Mann  enthalten  haben ;  wenn  nun  aber  doch  wenigstens 
die  Glieder  zwey  Mann  hoch  standen,  so  würde  man  eine  Summe 
von  000000  Mann  erhalten.  Dergleichen  Mährclien  sollten  doch 
billig  in  Geschichtsbüchern  nicht  mehr  erscheinen.  Bemerkens- 
werth  sind  noch  die  Schlussworte :  „Ausserdem  aber  pflanzten  diese 
Kimbernkriege  den  Keim  des  Verderbens  in  das  Innere  des  rö- 
mischen Staats,  indem  sie  den  ersten  Anlass  gaben,  dass  Pöbel, 
Fremdlinge  und  Soldaten  zur  höchsten  Gewalt  gelangten.  So  ha- 
ben die  Kimbern  und  Teutonen  in  ihrem  Untergänge  noch  gesiegt, 
und  sind,  obwohl  ohne  die  Theilnahme  ihres  Volks  und  auf  frem- 
dem Boden,  doch  auch  für  ihr  Vaterland  nicht  umsonst  gefallen."" 
Schade ,  dass  diese  Bemerkung  noch  nicht  in  die  römische  Ge- 
schichte ist  aufgenommen  worden ! 

Auch  der  Sciavenkrieg  wird  den  Deutschen  zugeschrieben, 
weil  sie  meistens  Deutsche  gewesen  seyen  ;  wenn  es  schon  wegen 
der  Zeit  schwer  wird  zu  begreifen,  dass  dieses  die  gefangenen  Kim- 
bern und  Teutonen  gewesen  wären.  Als  eine  Folge  des  Kimbern- 
zugs wird  die  Entstehung  des  Suevenbundes  in  Deutschland  an- 
gesehen und  dessen  Auflösung  in  die  Zeit  von  Christi  Geburt  ge- 
setzt, durchaus  willkührlich  und  ohne  Beweis.  —  DcrZug  Ariovists 
ist  durchaus  nicht  nach  seiner  Bedeutsamkeit  hervorgehoben,  und 
viel  zu  kurz  und  abgerissen  behandelt.  In  dem  gleichen  Ton  werden 
auch  die  übrigen  Kämpfe  Cäsars  gegen  die  deutschen  Völker  in  Gal- 
lien erzählt,  so  dass  man  nirgends  das  Karakteristische  hervor- 
gehoben oder  eine  in  das  Einzelne  eingehende  Erzählung  findet. 
Nachdem  der  Verf.  kurz  die  Unterjochung  der  Donauvölker  er- 
zälilt,  geht  er  zur  Darstellung  der  Züge  des  Drusiis  über.  Aber  auch 
hier  vermisst  man  fast  Alles ,  was  zu  einer  gründlichen  geschicht- 
lichen Darstellung  erforderlich  ist.  Wieder  ist  die  Natur  der  Gegend, 


W.  MenzeVd  Geschichte  der  Deutschen.  %t 

nocli  die  Art  des  Kriegs ,  der  auf  solchem  Boden  und  mit  solch 
einem  Feinde  eine  g^anz  eigene  Gestalt  nehmen  musste,  gehörig 
ins  Licht  gestellt.  Eben  so  wenig  wird  man  die  Richtung  der 
Züge  des  Römers  aus  der  Erzählung  des  Verfassers  begreifen. 
Mährend  doch  ein  sehr  durchdachter  Plan  in  all  diesen  Unterneh- 
mungen sichtbar  ist.  Willkülirlich  ist,  wenn  Kap.  50  in  diese 
Zeit  die  Auflösung  des  Suevischcn  Hundes  gesetzt  wird.  DieSchil- 
deruug  der  Schlacht  iai  Teutoburger  Walde,  so  wie  sie  sich  ge- 
nau an  die  Angaben  der  Alten  auschliesst,  gehört  zu  den  gelun- 
genem, und  nur  die  folgende  Aeusserung  schien  uns  störend: 
„Wo  es  die  Freiheit  eines  edlen  Volkes  gilt,  thut  Gott  zuweilen 
ein  Wunder.  So  dürfen  wir  die  Verbleudung  des  Varus  für  ein 
Wunder  halten*^"  u.  s.  w.  Bey  den  Zügen  des  Germanikus ,  de- 
ren genauere  Darstellung  Tacitus  gegeben,  hat  der  Verf.  mit 
Recht  Alles ,  m  as  Römerhass  und  Partheylichkeit  Schiefes  in  die 
Darstellung  gebracht,  aus  derselben  entfernt,  und  mehr  aus  dem 
deutschen  Gesichtspunkt  den  Verlauf  der  Begebenheiten  darge- 
stellt. In  der  Erzäiilung  der  Innern  Kriege  Kap.  50  ist  ein  sinn- 
störender Druckfehler,  indem  S.  108  Z.  4  von  unten  statt  Kalten^ 
Chmtken  gelesen  werden  muss.  Natürlich  ist  es  scliwer,  in  diese 
abgerissenen  Erzählungen,  welche  die  römischen  Schriftsteller 
gelegentlich  auführen,  eine  innere  Einheit  zu  bringen,  da  wir 
über  die  weitere  innere  Entwickelung  völlig  im  Unklaren  sind.  Da- 
Iier  dürfen  wir  auch  vom  Verf.  nicht  eine  zusammenhängende 
Darstellung  fordern.  Der  Aufstand  des  Civilis  scheint  uns  übri- 
gens nicht  seiner  ganzen  Wichtigkeit  gemäss  hervorgehoben,  und 
nicht  genug  darauf  «ufmerksam  gemacht,  wie  in  diesem  Kampfe 
sich  ein  Vorspiel  jener  Völkerstürme  zeigte,  welche  endlich  den 
Untergang  des  römischen  Reichs  herbeiführten.  —  Nachdem  der 
Verf.  die  Vermuthung  ausgesprochen,  dass  sich  die  Kraft  des 
deutschen  Volks  ^c^ew  Ende  des  ersten  Jahrhunderts  nach  Christo 
und  auch  die  erste  Hälfte  des  zweyten  hindurch  vorzüglich  gegen 
Nordosten  gewendet,  indem  er  die  erste  Unternehmung  der  Go- 
then  in  diese  Zeit  zu  setzen  scheint;  so  geht  er  zur  Darstellung 
der  grossen  Vöikerzüge  über,  welche  in  den  grossen  Bündnissen 
der  deutschen  Völker  und  in  der  zunehmenden  Schwäche  des  rö- 
misclien  Reichs  ihre  Erklärung  rinden.  Indessen  ist  die  Erzäh- 
lung dieser  ganzen  Periode  lur  eine  Volksgeschichte  immer  selir 
Kchuieriir,  weil  einniahl  die  Quellen  selir  dürftig  fliessen,  dabey 
eine  ungelieiire  Cebertreibung  in  den  Berichten  der  Römer  un- 
verkennbar, und  daini  ein  innerer  Zusammenhang  der  Begeben- 
heiten so  schwer  nachzuweisen  ist.  Daher  mir  immer  die  Dar- 
stellung dieser  Periode  der  deutschen  Geschichte  als  eine  der 
schwierigsten  erschienen  ist.  Im  Ganzen  wird  man  der  klaren 
und  lichhollen  Darsleilung  des  \  erfs.  seinen  Beifall  nicht  ver- 
sagen können;  nur  XTinisst  man  auch  hier,  wie  im  ganzen  Bu- 
che,   eine  gehörige  Abstufung  von  Licht  und  Schatten.     So,  um 

Jahrb.  J.  l'Uil.  u.  l'adag.  Jalir^.  li.  Jh/l  0.  2 


18  Geschichte. 

nur  eins  anzuführen,  hätte  die  grosse  Alemannenschlacht  hey 
Strassburg  und  die  Geschichte  des  Iliinnenkönigs  Attila  einen  Ruhe- 
punkt dargeboten,  wo  in  dem  fortlaufenden  Aul'zälilen  von  Streif- 
zögen  und  Gefechten  wieder  ein  Uild  des  Lebens  jener  Zeit  sicli 
dargestellt  hätte.  Auch  würde  das  Ganze  gewounen  haben,  wenn 
hier  und  da  genauer  die  Sage  von  der  eigentlichen  Geschichte 
scharf  wäre  getrennt  worden.  Dadurch  würden  manche  Uebcr- 
lieferungen,  wie  die  über  die  Gothen  und  Langobarden,  mehr 
in  ihrem  eigenthümlichcn  Lichte  erscheinen.  Wollte  der  Verf. 
hier  nicht  der  alten  Sage  folgen ,  so  würde  er  eine  genaue  kriti- 
sche Sichtung  der  einzelnen  Angaben  liaben  vornehmen  müssen, 
die  nun  freylich  mit  dem  ganzen  Zwecke  seines  Buches,  der  mehr 
darstellend  als  forschend  ist,  im  Widerspruch  stehen  würde. 
Indem  nun  der  Verf.  nur  die  Resultate  seiner  Forschungen ,  nie 
diese  selbst  giebt,  so  erhalten  auch  hier  zuweilen  seine  Behaup- 
tungen das  Gepräge  der  Willkühr ,  z.  B.  S.  121 ,  wo  es  von  den 
Alemannen  heisst:  „Dieser  Name  bedeutet  nichts  anders  als  Ger- 
manen, Arimannen."  Auch  wir  halten  die  andere  Erklärung  für 
falsch ,  aber  berücksichtigt  musste  sie  dennoch  werden ,  je  un- 
gezwungener sie  sich  darbietet,  und  bedeutende  Vertheidiger  ge- 
funden hat.  Auch  hätte  man  diess  um  so  eher  erwartet,  da  er 
bey  Fi'anken  und  Sachsen  die  ganz  abentheuerlichen  Sagen  vom 
Ursprung  des  Volks  erwähnt.  Bey  den  Gothen  macht  er  sich 
einer  gleichen  Willkühr  schuldig,  welche  er  geradezu  mit  den  Ge- 
ten  gleich  setzt.  Ein  anderer  Irrlhura ,  zu  welchem  der  Verf. 
durch  die  übertriebenen  Berichte  der  Römer  sich  hat  verleiten 
lassen,  sind  die  beständig  wiederkehrenden  Angaben  von  über- 
grosser Menschenmenge,  Uebervölkerung  u.  dgl.  Dass  eine  sol- 
che Uebervölkerung  von  Deutschland  mit  dem  damaligen  Zustand 
des  Landes  ganz  unvereinbar  ist,  geht  aus  genauer  Betrachtung 
von  selbst  hervor ,  und  sollte  in  deutschen  Volksgeschichten  den 
Römern  nicht  nachgesprochen  werden.  So  weiss  ich  auch  nicht, 
ob  der  Verf.  wohlgethan,  die  Züge  der  einzelnen  Völkerbünd- 
nisse  gesondert  aufzuzählen.  Die  allerwenigsten  sind  doch  von 
der  Art,  dass  sie  uns  über  das  eigcnthümliche  Leben  der 
Stämme  Aufschluss  geben,  und  die  beständige  Wiederkehr  der 
gleichen  Begebenheiten  ermüdet  nur.  Allein  die  verschiedene 
Oertlichkeit  und  die  Richtung  der  Züge,  durch  die  Wohnsitze 
der  einzelnen  Völker  bestimmt,  kömitc  hier  einen  Unterschied 
bilden.  Und  überhaupt  sind  wir  der  Meinung,  entweder  hätte 
der  Verf.  die  einzelnen  Züge  noch  genauer  darstellen  sollen,  oder 
es  konnte  ein  ganz  allgemeines  Gemälilde  genügen,  wo  denn  doch 
wenigstens  Spielraum  blieb  für  die  Pliantasie.  So  aber  erscheint 
in  dieser  rhapsodischen  Manier  weder  das  Einzelne  bestimmt  ge- 
nug, noch  das  Allgemeine  so  modificirt,  dass  eine  richtige  An- 
sicht des  beweglichen  Völkerlebens  der  germanischen  Stämme 
daraus  hervorgienge.  —  AVenn  der  Verf.  zuweilen  inüntersuchungen 


W.  Menzer^  Geschichte  der  Dcutächcn.  19 

eingeht,  ßo  stehen  seine  Beliaiiptniigen  immer  sehr  willkiihr- 
lich  da,  z.  B.  S.  148:  „In  <Icr  Fol^e  Itam  für  die  Alpenlaiule  der 
INamederScliweiz  auf;  trist  mit  dem  JNamenISueveiiundScInvabeii 
eins  und  dasselbe,  wie  aucli  das  Voili  dasselbe  ist''  u.  s.  w/]Noch 
weit  baroker  ist  folgender  Gedanke  S.  198:  „Wie  alles  Nene  vom 
Süden,  alles  Alte  \om  Norden  ausgeg:angen,  so  sind  aucli  die 
Gesetzbücher  der  südlichen  Stämme,  der  Ostgothea  und  West- 
^othen,  am  meisten  mit  römischen  Gesetzen  erfüllt''*' u.  s.  w.  Wi- 
drig und  durchaus  die  klare  Uebersicht  störend  ist  die  Zerstücke- 
lung, die  sich  in  den  Kapp,  T2  —  75  zeigt,  wo  recht  deutlich 
liervorgeht,  wie  der  Verf.  den  geschichtlichen  StoJß"  nicht  gehörig 
zu  ordnen  und  zu  vertheilen  versteht.  Von  Kap.  W ,  welches 
Attila  behandelt,  wurde  schon  oben  bemerkt,  dass  diese  welt- 
geschichtliche Erscheinung  keineswegs  in  das  gehörige  Licht  ge- 
stellt worden,  >>ie  sie  es  verdient.  Später,  Kap.  TT  —  83,  folgt 
wieder  ein  buntes  Ailerley,  wo  rhapsodisch  von  einem  aufs  an- 
dere übergesprungen,  nichts  mit  dem  andern  gehörig  verbunden 
oder  entwickelt  wird.  Das  ganze  vierte  Buch  S.  172  —  240  ent- 
liält  nichts  als  Uäsonnement  über  Verfassung,  Religion  und  Sitte 
der  Zeit.  Der  Verf.  geht  hier  nicht  gerade  sehr  ins  Einzelne, 
wird  aber  doch  sehr  breit.  Man  liat  nun  sonst  gemeint,  der- 
gleichen Schilderungen  müssten  in  die  Geschichte  selber  verwebt 
seyn,  und  darin  zeige  sich  gerade  das  Talent  des  Historikers, 
dass  aus  sehier  Darstellung  eine  bestimmte  Ansicht  der  Zeit  ge- 
wonnen werde.  Hier  indessen  erhalten  wir  eine  ganz  von  der 
Geschichte  getrennte  Darstellung,  wo  denn  natürlich -sehr  viel 
Wiilkühr  liervortreten  niuss.  Diess  zeigt  sich  nun  gleich  bey  der 
Schilderung  der  Eigenthümlichkeit  der  verschiedenen  \ölker- 
stämme,  der  Sachsen,  der  Thüringer,  von  denen  wahrhaft  pos- 
sirlich  gesagt  wird:  „Müder  in  jeder  Weise  haben  sich  die  Thü- 
ringer gezeigt,  als  ein  älteres,  unterdrücktes  Volk  im  Gesänge  für 
das  verlorne  Leben  sicli  entschädigend.'-''  Und  weiter  hin:  „die 
Ostfranken  am  Rhein  und  Main  sind  olme  Zweifel  die  edelsten 
der  deutschen  Völker.  Jedes  Höchste  ist  von  hier  ausgegangen. 
Sie  sind  das  \  olk  des  Sieges  und  der  Grösse.  Sie  strebten  immer 
am  weitesten  und  waren  die  Führer  und  Gebieter  der  übrigen 
Stumme'''  u.  s.  w.  Vergebens  fragt  man  hier  nach  geschichtlichen 
Beweisen:  das  ist  für  die  philosophischen  Historiker  überhauj)l  eine 
Kehr  lästige  Sache  tmd  stört  sie  in  ihren  geist> ollen  (.'ombinatio- 
nen.  ISoch  höher  steigt  der  SchMung  des  Hr.  \  erf.  in  Folgen- 
dem: „Darauf  pien?  von  iluien  (denOstlVanken)  die  grosse  Idee 
des  neuen  Kaisers  aus,  als  eines  gemeinsamen  Hirten  der  Völ- 
ker, der  von  Gott  eiuijesetzt,  von  göttlicher  Weihe  geheiligt, 
an  Gottes  Statt  ein  mildes  und  seeliges  Regiment  führen  tiulite, 
und  a»i8  ihrer  Mitte  stand  der  erste  und  grössle  dieser  Kaiser  auf."'' 
Hier  ist  die  gan/e  Darstellung  so  durchaus  unwahr,  dass  man 
eich  mit  Widerwiileu  von  boicheu  hrbilderu  der  geschichtlichen 


20  Geschichte. 

Erzählung  hiiiwegwendet.  Solcher  scholastischer  Unsinn  wird 
auch  S.  186  u.  187  über  das  Koni gtlium  in  Meng:e  gehäuft,  wäh- 
rend im  Folgenden  sehr  richtig  die  Entstehung  des  Königthums 
auf  ganz  natürlichem  Wege  nachgewiesen  wird.  Bedeutende  Un- 
kenntniss  der  frühern  Geschichte  der  römischen  Colonien  in  Hel- 
vetien  verräth  der  Verf.,  wenn  er  AugustaRauracorum  durcli  Basel 
übersetzt.  lieber  die  lleligi(j>n  ist  der  Verf.  über  Gebühr 
weitläuftig.  Anstatt  sich  mit  Andeutungen  zu  begnügen,  wie  es 
die  Anlage  seines  Buches  nothwendig  erheischte,  wird  hier  Alles 
in  extenso  wie  in  einer  Geschichte  des  ganzen  Mittelalters  abge- 
handelt, alles  ohne  bestimmte  Zeichnung,  aber  mit  rhetorischem 
Wortschwall,  der  ohne  Mühe  aus  der  Feder  herausfliesst.  Es 
könnte  die  2(>  Seiten  lange  Darstellung  einen  Platz  in  einer  rai- 
sonnirenden  Kirchengeschichte  einnehmen.  Welche  widersinni- 
ge Behauptungen  hier  vorkommen,  mag  man  aus  Folgendem  er- 
sehen: „Demnach  siegte  Inder  römischen  Kirche  der  Bilderdienst, 
weil  das  Bedürfniss  der  Deutschen  die  sinnliche  Erscheinung  des 
Göttlichen  dringend  verlangte.'*''  Am  Ende  weiss  der  Verf.  auch 
go  höchst  gottseelig  vom  Papst  und  Sankt  Peters  Stuhle  zu  re- 
den ,  dass  er  ordentlich  zu  bedauern  scheint,  dass  dieser  schöne 
Zustand  vorüber  ist.  Auch  die  Schilderung  des  Lebens  jener  Zeit 
kann  in  ihrer  poetisch  prosaischen  Form  nur  widrig  erschei- 
nen. Im  fünften  Buch,  241  —  272,  kehrt  der  Verf.  zur  eigentli- 
chen Geschichte  zurück,  und  man  muss  gestehen,  je  weiter  er 
sich  von  den  ältesten  Zeiten  entfernt,  desto  weniger  findet  man 
Irrthüraer  und  Entstellung.  Es  wird  kürzlich  erzählt  der  Unter- 
gang des  thüringischen ,  burgundischen ,  vandalischen  und  ostgo- 
thischen,  des  suevischen  und  westgothischen  Reichs,  —  die  Grün- 
dung des  Reichs  der  Langobarden,  die  Kämpfe  mit  den  Arabern, 
das  Uebergewicht  der  Ilausmeier  und  Austrasier ,  wobey  man 
nur  an  der  Zerstückelung  des  Stoffs  Anstoss  nehmen  wird.  So 
darf  man  auch  den  Abschnitt  über  Karl  den  Grossen ,  sechstes 
Buch  S.  273  —  307,  zu  den  gelungenem  zählen,  wo  freylich  bey 
den  wichtigen  Vorarbeiten  die  Behandlung  leichter  war.  Auch 
findet  man  hier  weit  bessere  Anordnung  des  Stoffs.  Das  sie- 
bente Buch,  S.308  —  332,  ist  der  nordischen  Geschichte  gewid- 
met ,  welche  nach  des  Verfassers  Ansicht  einen  Theil  der  deut- 
sclien  Geschichte  bildet,  worin  man  ihm  Recht  geben  wird. 
Hier  wird  die  Sage  von  Odin  historisch  gedeutet,  und  sofort  in 
allgemeinen  Umrissen  die  älteste  Geschichte  der  drey  nordischen 
Reiche  erzählt.  Wobey  sich  wieder  die  Bemerkung  aufdringt, 
dass  entweder  umfassender  oder  gedrängter  die  Erzählung 
abgefasst  seyn  sollte ;  weil  diese  Art  der  Darstellung,  in  der  Mitte 
zwischen  Compendienstil  und  umfassender  Darstellung  sich  haltend, 
weder  dem  noch  ganz  Unkundigen  noch  dem  Gelehrten  genügen 
kann.  Und  damit  dürfen  wir  unser  Urtheil  über  den  ersten 
Theil  des  Buches  überhaupt  schliessen,  dass  wir  keinesweges  eine 


Schulz :  Zur  Urgeschichte  d.  Deutsch.  V'olksstammes.  21 

grosse  Leichtifjkeit  und  eine  gewisse  Gewandtheit  des  Ausdrucks 
verkennen,  dass  es  aher  dem  Verfasser  sowolil  au  Ernst  als  an 
Tiefe  zur  eigentlichen  geschichtlichen  Darstellung  zu  fehlen 
scheint,  und  dass  durch  Schriften  solcher  Art  die  Kenntniss  der 
vaterländisclien  Gescliichte  schwerlich  erweitert,  noch  die  Liebe 
dafür  belebt  werden  wird. 

Zur    Ur ge schichte    des    deutschen    Volk stcnnms^ 

von  Heinrich   Schulz.   Hamm,  Schulzische  Buchhandlung;.   182C.  IV 

und  410  S.  gv.  8.  2Thlr. 

[Eine  gute  Inhaltsanzeige  in  der   Leipz.  Lit.  Zeit.  1827   Nr.  212  f.  S. 

1089  —  98  eiupfielUt  angelegentlich  das  Werk  gelelirten  Forschern 

zur  Prüfung.] 

In  diesem  Buch,  welches  sich  als  blosc  Forschung  ankün- 
digt, ist  eine  Reihe  Abhandlungen  vereinigt,  welche  zum  Theil 
mit  viel  Geist  und  Scharfsinn  herkömmliche  Irrthiimer  bekämpfen 
und  berichtigen.  Zum  Theil  mögte  man  die  eigne  Ueberzeugung 
allzu  spitzfiiudig  entwickelt  und  zu  vieles  auf  blose  Hypothesen 
gesliitzt  finden.  Doch  die  genauere  Angabe  des  Inhalts  wird 
ein  umfassenderes  Urthcil  zu  lallen  gestatten.  Die  erste  Abhand- 
lung enthält  eüieCritik  der  voraArchivrathClo  sterm  ey  er  auf- 
gestellten Meinung  über  den  Ort  der  Varinischen  Niederlage. 
Dass  es  hierbei  vorzüglich  darauf  ankommt,  die  Lage  von  Aliso 
zu  bestimmen,  wo  sich  die  Trümmer  des  gesprengten  Heeres  zii- 
rückzogen,  versteht  sich  von  selbst.  Dafür  wird  gewöhnlich  das 
Dorf  Elsen  im  Paderbornischen  angenommen,  weil  Dio  Cassius 
sagt,  Aliso  habe  am  Einfluss  der  ^liso  in  die  Lippe  gelegen.  Für 
die  y4liso  nimmt  man  die  heutige  Alme.  Aber  in  die  Lippe  flie- 
ssen  auch  noch  die  Liese  bey  Liesborn,  und  die  Ahse  bey  Hamm, 
die  in  frühem  Zeiten  Aelst  hiess.  Daher  entscheidet  sich  der 
Verfasser  für  Hanim^  weil  es  durch  Natur  der  am  meisten  befe- 
stigte Ort  am  ganzen  Lippestrome  ist,  und  die  Ahse  selbst  der 
bedeutendste  der  sich  in  die  Lippe  ergiessenden  Flüsse  uiul  durch 
seine  sumpfigten  Ufer  der  schwierigste.  Die  weitern  Beweise, 
welche  der  Verfasser  aus  den  Operationsplänen  der  Armee  bey 
iliren  Kriegen  in  Niederdeutschland  anführt,  rauss  man  bey  ihm 
selbst  nachlesen,  um  sich  von  der  Richtiirkeit  dieser  Annahme  zu 
überzeugen.  —  Die  zweite  Abhandlung  dient,  die  Behauptungen 
der  crsteren  zu  stützen,  und  nimmt  namentlich  Rücksicht  auf  die 
Lage  von  Hamm  im  Verhältniss  zu  Xanten  und  Bonn,  von  wo 
aus  sich  römische  Heerzüge  vorwärts  bewegten.  Auch  die  dritte 
Abhandlung  hat  denselben  Zweck,  indem  sie  die  Untersuchung 
von  einem  andern  Punkte  aus  anknüplt,  und  auf  den  2ten 
Feldzug  desDrusus  zunickgellt,  wo  .///.so  auirelegt  wurde.  Durch 
diess  sowohl  als  durch  das  Vorhergeheuiie  wird  es  mir  zur  Evi- 
denz,    dass    das    römische   Aliso   >iel   nordwestlicher  gesucht 


22  Geschichte. 

werden  ranss ,  als  man  annimmt ,  und  die  Lage  von  Hamm  eig- 
net sich  vollicommen  dalur. 

Weniger  wird  man  dem  Verfasser  das  Resultat  der  4ten  Ah- 
handlungi  zuzugeben  geneigt  seyn,  dass  der  Schauplatz  der  Vari- 
nischen  Niederlage  nicli^t  im  Fiirstentlmm  Lippe  sondern  in  den 
Gegenden  zwischen  der  Ruhr  und  Lippe  gesucht  werden  müsse; 
eine  Behauptung  weiche  mir  mit  des  Verfassers  eignen  Voraus- 
setzungen zu  streiten  scheint,  weil  dann  doch  Drusus  einen  gro- 
ssen Fehler  begangen,  wenn  er  sich  so  weit  von  dem  Mittelpunkt 
seiner  Operationen ,  dem  Ausfluss  der  Ems ,  entfernt  hätte. 

Die  folgenden  Untersuchungen  betreifen  die  Urgeschichte  des 
deutschen  Volks,  und  voraus  wird  sehr  gründlich  und  einsiclits- 
voll  iiber  Forschungen  dieser  Art  im  Allgemeinen  gesprochen. 
Wenn  man  nun  auch  die  hier  ausgesprochenen  Grundsätze  über 
die  verschiedene  IN'atur  des  Quellenstudiums  und  der  auf  eine  Ge- 
sammtanschauung  des  gesammten  Volkslebens  gegründeten  Dar- 
stellung gern  zugeben  mag,  so  mögten  wir  doch  den  Verfas- 
ser daran  erinnern,  dass  auch  jene  Gesammtanschauung,  insofern 
sie  historisch  richtig  ist,  auf  dem  richtigen  Verständniss  der  ein- 
zelnen Angaben  beruht,  also  wieder  auf  das  Quellenstudium  zu- 
rückführt, und  dass  jene  sogenannte  philosophisclie  Anschauung  der 
Geschichte,  die  sich  heutzutage  geltend  machen  will,  nur  zu 
leicht  Luftgebilde  Ixervorruft,  die  von  der  Geschichte  eben  so 
fern  sind,  als  Träume  von  Wahrheit.  Auch  in  Beurlheilung  der 
heutigen  Geschichtsforschung  überJiaupt  ist  er  imgerecht ,  w  enii 
er  meint,  es  hätten  sich  alle  verwandten  Wissenschaften  von  ihr 
losgesagt;  gerade  in  gegenwärtiger  Zeit  wird  geschichtliclie  For- 
schung verständiger  als  jemals  betrieben.  Nur  der  Verfasser 
selbst  hat  in  dem  ersten  Abschnitt  seiner  geschichtlichen  Unter- 
suchung eben  keinen  Beweis  davon  gegeben.  Denn  da  kommen 
aus  seinen  seltsamen  Kombinationen  wunderliche  Resultate  hervor, 
'wie  z.  B.  dass  das  in  den  Alpen  vorfindliche  oder  historisch 
nachweissliche  Bevölkerungsverhältniss,  als  der  erste  ?md  Uaiipt- 
schlüsselzu  der  m  einer  dunkeln  Urzeit  verborgenenBevölkernngS' 
geschickte  Europas  selber  zu  betrachten  sey.  Wer  nim  weiss, 
welche  gewaltsamen  Umänderungen  gerade  in  dieser  Gegend  die 
Bevölkerung  erlitten  hat ,  der  wird  gleich  von  vorn  lierein  dem 
Verfasser  hier  nicht  beystimmen.  Aus  jenem  Satz  will  er  eine 
ganz  neue  Richtung  der  urgeschichtlichen  Züge  und  Wanderungen 
der  europäischen  Völker  herleiten,  die  von  Süden  und  Westen  nach 
Norden  und  Osten  geht.  Die  Ursachen  davon  sollen  ungeheure 
Natur- Revolutionen  seyn,  wodurch  selbst  die  Be\ölkerung  von 
Nordasien  mit  der  des  südlichen  Europas  in  Verbindung  gebracht 
worden.  Ja  die  griecliische  und  römische  Sprache  selbst  sollen 
unverwerfliche  Zeugen  seyn,  dass  wo  niclit  unmittelliar  Deut- 
sche, doch  den  Deutschen  höchst  nah  verwandte  Völker  einst 
Griechenland  und  Italien,  also  das  ganze  südöstliche  Europa  be- 


Schulz :  Zur  Urgcscliiclilc  d.  Deutsch.  Volksstammes.  23 

wohnt  haben.  Da  nnn  der  Verfasser  selber  später  diese  ganze 
Wanderuni?  von  Süden  licr  ^eniissbilh'gt  hat.  so  sehen  wir  Mahr- 
haitig  niclit  ein,  warum  er  sie  dem  Publikum  zum  Besten  s^^e- 
ben  hat.  AVir  liaben  absurde  Ilypolliesen  über  die  älteste  Völker- 
geschichte genug.  Wunderbarer  Weise  l'iihrt  der  Verfasser  auch 
nocli  die  spätem  Züge  der  (iothen  für  seine  Behauptung  an,  da 
ja  doch  die  ganze  Völkerwanderung  des  germanischen  Stammes 
olfenbar  lur  <lie  Uichtung  von  Norden  nach  Süden  beweist.  Um 
ferner  die  Einwanderung  von  Osten  nach  Westen  zu  widerlegen, 
werden  die  germanischen  Völker  östlich  von  der  Elbe  als  kriege- 
rische >\  andervölker  dargestellt,  und  unter  diese  nicht  blos  Vaa- 
dalen  und  Markomannen,  sondern  merkwürdiger  Weise  auch  die 
F/finkeii  gezählt.  Wenn  auch  zugegeben  wird ,  dass  in  jenen 
Gegenden  schon  frühzeitig  Slaven,  von  den  Germanen  belierrscht, 
gewohnt  haben,  dass  also  die  letztern  nur  als  Eroberer  in  diesem 
Lande  haussten,  und  somit  allerdings  das  sogenannte  Feudal- 
system sich  dort  früher  entwickelt  haben  mag,  so  sind  doch  die 
Franken  liier  durchaus  nicht  mit  jenen  Völkern  zu  vergleichen. 
—  Den  obigen  Satz  von  der  Eroberung  des  Landes  jenseits  der 
Elbe  durch  deutsche  Wandervölker  sucht  er  auch  noch  dadurch 
zu  beweisen,  dass  er  sowohl  die  Benennung  des  leibeignen  Knechts 
als  übei'haupt  des  hörigen,  unfreyen  Standes  von  dem  slavischen 
\olksstamme  herleitet,  indem  nicht  nur  der  Ausdruck  Sclav 
sondern  auch  das  W  ort  Leute  als  ursprünglich  Benennungen  des 
unterdrückten  fremden  Volks  sind.  In  der  Durchführung  dieses 
Satzes  geht  nun  der  Verfasser  von  Hypothese  zu  Hypothese,  und 
bringt  zunächst  die  Thracier  mit  den  Slaven  in  Verbindung,  so 
dass  erzwischen  beiden  nur  einen  INamensunterschied  annimmt. 
Dann  will  er  in  den  JNamen  aller  slavischen  Völker  die^s/er  wie- 
derfinden; daher  denn  der  eigentliche  Stammname  des  slavischen 
\  olks  kein  anderer  ist,  als  der  JNamc  der  Asier  selbst.  Und  so 
sind  denn  auch  die  Pelasger  nothwendig  Slaven;  welches  wenn  es 
auch  sonst  richtig  wäre,  doch  unmöglich  durch  solche  etymolo- 
gische Spielereien  liergeleitet  werden  kann.  Dann  wird  als  ei- 
gentlicher Wohnsitz  des  usischen  oder  I kr aln' sehen  Völkerstamms 
das  Donauthal  bezeichnet.  Man  kann  in  dem  Endresultat  ganz 
mit  dem  Verfasser  übereinstimmen,  „dass  nämlich  die  Slaven 
schon  während  der  Urzeit  die  südliche  Ostseeküste  bis  an  und 
über  die  Insel  llügen  bewohnten  und  durch  Amx  gothisch -  vanda- 
liwhen  \ölkerziig  unterworfen  in  den  Zustand  der  Hörigkeit  ver- 
setzt Murden,'"  ohne  die  Menge  abentheuerlicher  und  für  die 
Hauptuntersuchung  ganz  unnöthiger  Hypothesen  anzunehmen. 
Sehr  zwecktnässig  wird  im  Folgenden  die  Sitte  der  Gefolge  als 
eine  Grundeinrichtung  des  geriiianiselien  Volkstlumis  bezeichnet, 
und  ihre  hohe  Bedeutuus  für  die  frühere  Geschichte  nachgewie- 
sen. Denn  von  ihnen  gingen  jene  Eroberungen  des  Kömerreiclia 
aus,  sie  waren  es,   die  gcrmanisclies  Volksthum  im  Osten  und 


24  Geschichte. 

Westen  gepflanzt  hatten.  Die  folgenden  Abschnitte,  wie  z.  B.  der 
über  das  östliche  Fölkerlebe7i  und  die  germa?mcken  Marhen- 
völjfer^  haben  alle  den  gleichen  Zweck,  die  bekannte  Annahme  der 
Einwanderung  der  deutschen  Völker  von  Osten  her  zu  widerle- 
gen. Indem  der  Verf.  von  verschiedenen  Standpunkten  ausgeht, 
kehrt  er  immer  wieder  zu  diesem  Satz  als  dem  eigentlichen  Mit- 
telpunkt seiner  Untersuchungen  zurück.  Auch  hier  wird  man 
noch  immer  eine  Menge  eigenthümhcher  Gedanken  und  Ansichten 
finden,  denen  man  zum  Theil  seinen  ßeyfall  nicht  versagen  kann. 
Aber  je  weiter  der  Verf.  vorschreitet,  desto  mehr  tritt  er  aus  dem 
Gebiet  der  eigentlichen  geschichtlichen  Forschung  heraus,  im- 
mer mehr  in  Vermuthungen  und  etymologischen  Spielereien 
sich  verlierend.  So  enthalten  die  Abschnitte:  die  Stäm- 
me der  Leute  und  Jlhatzen  und  der  JJrstam7n  der  Asen^  so 
wie  der  folgende :  Vrhistorisches  Verhältniss  des  Stammes  der 
Deutschen  zu  dem  der  Asen^  eine  Menge  Lächerlichkeiten  und 
Ungereimtheiten,  wo  man  bedauern  muss,  sie  gedruckt  zu  lesen. 
Man  wird  dabey  nicht  selten  an  Ritters  Vorhalle  der  europäi- 
sche?i  Völkergeschichte  erinnert,  wo  dieser  so  gelehrte  und  geist- 
volle Mann  auch  oft  einem  miissigen  Spiel  mit  Hypothesen  sich 
hingiebt.  Der  zweite  Haupttheil  des  Buchs,  S.  205 — 410,  führt 
die  Ueberschrift :  lieber  de?t  Ursprung  der  Deutschen  nach  Taci- 
tus^  Natur  und  Geschichte.  Hier  wird  nun  eigentlich  nichts  Neues 
gesagt,  sondern  die  erste  Untersuchung  wieder  aufgenommen, 
die  bisherige  Annahme  einer  Einwanderung  der  Germanen  von 
Osten  her  vielfach  bestritten,  und  ein  in  der  Nordsee  unterge- 
gangenes Land  als  Ursitz  des  germanischen  Volksstammes  ange- 
geben. Dass  eine  solche  grosse  Revolution  in  jenen  Gegenden 
Statt  gefunden,  wird  theils  mit  sogenannten  geognostischen  That- 
sachen  theils  mit  ethnographischen  Beweisen  dargethan,  ohne 
dass  doch  die  Untersuchung  dadurch  viel  weiter  vorrückt.  Dabey 
ist  merkwürdig,  wie  der  Verfasser  die  Namen  Ingävoneii^  Her- 
mionen und  Istävonen  mit  dieser  Hypothese  in  Verbindung  bringt. 
Eben  so  gesucht  ist  die  Weise,  wie  der  Verf.  den  indifferenten 
Karakter  der  alten  Germanen  mit  der  Indifferenz  des  Climas  in 
Verbindung  bringt,  so  dass  er  glücklich  alle  mannigfachen  Er- 
scheinungen des  Völkerlebens  aus  der  einen  Hypothese  herzulei- 
ten weiss ,  wie  z.  B.  die  Vorherrschaft  der  Verjiunft  über  die 
Gewalt  des  Naturtriebes  und  der  Leidenschaft^  welche  er  dem 
Nordländer  im  Allgemeinen  beilegt.  Es  soll  nun  keinesweges  ge- 
leugnet werden,  dass  nicht  auch  in  diesem  Abschnitt  wieder 
scharfsinnige  Kombinationen  und  treffende  Widerlegungen  herr- 
schender Irrthümer  enthalten  sind,  nur  wünschten  wir  diese  sehr 
dankenswerthen  Bereicherungen  der  alten  deutschen  Volksge- 
schichte nicht  in  Verbindung  mit  abentheueilichen  Hypothesen 
gebracht.  So  wird  z.  B.  sehr  richtig  bemerkt,  wie  in  der  Ent- 
wickelung  des  ältesten  deutscheu  Volkslebens  im  Gegensatz  des 


Schulz :  Zur  Urgescli.  A.  Deutsch.  Volksstammes.  25 

griechisch  -  römischen  Alterthums  ein  wesentlicher  Unterschied 
dadurch  begriindet  wird,  dass  dort  alles  ausgeht  von  einem  städti- 
PchenGemeindeleben,  während  dem  deutschen  Karakterund  seinem 
Begriffe  von  Freiheit  der  städtische  Zwang  geradezu  widerstrebte, 
so  dass  die  Entstehung  der  Städte  im  Mittelalter,  wenn  auch  ein 
Schirm  für  die  Unterdriickten,  doch  erst  mit  dem  Untergang  der 
eigentliclien  germanischen  Frcyheit,  welche  auf  freye  ff  ehr- 
ma/mschaß  gegriindet  ist,  hervorgehen  konnte.  Daher  eben  die 
eigentlichen  Freyherren  ^  die  freylich  nirgends  mehr  zu  finden 
sind ,  das  urspriingliche  Verhältniss  am  reinsten  bewahrt  haben. 
Auch  über  die  deutsche  Landwirthschaft  wird  sehr  zweckmässig 
geredet,  und  dieselbe  als  eine  urspriuiglich  in  Germanien  heimi- 
sche Einrichtung  den  alten  Germanen  vindicirt.  Eben  so  wird 
treffend  derlrrthum  derer  gerügt,  welche  überall  nur  kriegerische 
Einrichtungen  bey  den  Germanen  als  ursprünglich  annehmen,  und 
dariiber  die  friedlichen  Einrichtungen  des  Hauswesens  vernach- 
lässigen, welche  fürwahr  nicht  weniger  Michtig  sind.  Man  er- 
kennt in  ihnen  schon  das  vollkommen  ausgebildete  häusslichc  Le- 
ben mit  all  seinen  Tugenden,  die  von  jeher  den  Deutschen  schmück- 
ten. Auch  das  sehr  merkwürdige  Verhältniss  der  Dienerschaft 
zu  den  grössern  Güterbesitzern  ist  nicht  unbeachtet  gelassen,  und 
richtig  auf  den  Unterschied  zwischen  Deutschen  und  den  Alteh 
hingewiesen.  In  nichts  endlich  tritt  die  Eigenthiimlicbkeit  des 
germanischen  Volksthums  stärker  hervor,  als  in  den  Begriffen 
von  der  Ehe;  mit  Recht  wird  daher  diese  von  dem  Verf.  geltend 
gemacht,  um  den  Unterschied  zwischen  germanischem  und  ori- 
entalischem Wesen  hervorzuheben,  um  auch  dadurch  eine  ursprüng- 
liche Verwandtschaft  zu  leugnen.  Die  Abschnitte  über  die  Reli- 
gion sind  weniger  reichhaltig,  aber  ebenfalls  nicht  ohne  eigen- 
thümliche  Ansichten.  Ihrem  Wesen  nach  wird  die  ursprüngliche 
Religion  der  Germanen  als  eine  anthropomorphische  aufgefasst 
und  dem  INaturdienst  und  Sabäismus  des  Morgenlandes  entgegen- 
gestellt, und  aus  der  Idee  der  Freyheit  und  Selbstständigkeit 
sehr  scharfsinnig  entwickelt.  Zweckmässig  wird  auch  die  poli- 
tische Bedeutung  der  ältesten  Religion  entwickelt,  und  nament- 
lich im  Dienste  des  Hermes  dargetlian.  Eben  so  ist  die  eigent- 
liche Bedeutung  derTheocratie  bey  den  alten  Germanen  in  ihrem 
eigentlichen  Verhältniss  nachgewiesen ,  und  endlicli  der  Hert/ta- 
(lienst  als  die  eigentliche  ideale  Grundlage  des  ganzen  deutschen 
Volksglaubens  und  Volkslebens  dargestellt.  Dabey  wird  richtig 
bemerkt,  wie  sehr  diejenigen  im  Irrthum  sind,  welche  die  nor- 
disch-isländischen Sagen  als  ungetriibte  Urkunden  der  ältesten 
deutschen  Religion  zum  Grunde  legen,  während  unverkennbar 
christliche  und  keltische  Bestaiidtheile  darinn  enthalten  sind. 

Die  letzte  Abhandlung:  Spuren  einer  vorsündßuthigen  Exi- 
stenz und  historischen  Bedeutung  des  deutschen  l  olksslamms  in 
Europa  und  Deutschland^  nimmt  einen  ganz  allgemeinen  Stand- 

2.* 


26  G  c  e  c  h  i  c  h  t  e. 

piinkt  und  sucht  die  älteste  geologische  Gestalt  des  Nordens  Und 
seiner  Bewohner  auszumitteln ,  wo  wir  wiederum  gewünscht  hät- 
ten, mehr  die  eigentlichen  Tiiatsachen  von  blosen  Vermuthungen 
zu  trennen,  und  namentlich  vorerst  die  geognostischen  Tiiatsachen 
in  aller  möglichen  Vollständigkeit  aufzuführen.  Der  Verf.,  hier  mehr 
auf  anderer  als  eigne  Forschungen  sich  stützend,  ist  bey  weitem 
nicht  ausführlich  genug  und  geht  meines  Bedünkens  nicht  stata- 
risch  genug  zu  Werke.  Dass  ein  ehemals  wärmeres  Land  im  Nor- 
den durch  gewaltige  Revoluzionen  mit  Schnee  und  Eis  bedeckt 
■worden,  geht  aus  geognostischen  Tiiatsachen  aufs  bestimmteste 
hervor,  wie  schon  der  an  der  Ostseeküste  gefundene  Bernstein 
beweist.  Auf  ähnliche  Sagen  weist  die  alte  Sage  von  der  Aus- 
wanderung der  Kimbern  Jiin.  Die  Einwanderung  nordischer  Stämme 
in  Asien  ist  ebenfalls  unzweifelhaft,  theils  durch  die  Analogie  der 
spätem  Zeit ,  theils  durch  bestimmte  Ueberlieferungen ,  w  ie  von 
den  Skythen,  Dardanern,  Phrygiern  diess  ausser  allen  Zweifel 
gesetzt  ist.  Diess  schliesst  nun  freylich  nicht  aus,  dass  auch  Re- 
actionen  aus  dem  Osten  erfolgt  seyn  können,  und  allerdings  scliei- 
uen  auch  dafür  ähnliche  Erscheinungen  der  spätem  Zeit  zu  spre- 
chen. Aber  immer  verdient  Aufmerksamkeit  des  Verfs.  Bestreben, 
sich  einer  herrschenden  Vorstellungsweise  entgegenzustellen  und 
mit  viel  Geist  und  Scharfsinn  einen  neuen  Erklärungsversuch  des 
ältesten  Völkerlebens  durchzuführen,  so  dass  dieses  Buch,  wenn 
auch  keinesweges  alle  Hypothesen  Billigung  verdienen,  das  grosse 
Verdienst  hat,  die  Forschung  über  das  älteste  germanische  Volks- 
thum  aufs  neue  anzuregen  und  über  viele  Erscheinungen  dessel- 
ben ein  ganz  neues  Licht  zu  verbreiten. 

Weit  weniger  lässt  sich  diess  von  einem  andern  Buche  sagen, 
welches  ebenfalls  sich  auf  die  alte  Geschichte  Deutschlands  be- 
zieht : 

lieber    die    Völlcer    und     Völker-Bündnisse     des 
alte7i   Teutschlands;    nochmals    versuchte ,  grösstentlieils 
auf  jifanz  neue  Ansichten  gegründete  Erläuterungen  von  yiugust  von 
JFersebe,     Königl.    Gross^brittanisch  -  Hannoverschen     Landrosten, 
Assessor    des  Bremer-  und  Verdenschen   Ilofgerichts,     Erb-    und 
Gerichtsherrn  zu  Meyenbiirg.   Hannover,  im  Verlag  der  Ilahnschen 
Buchhandlung.  1826.  371 S.  in  4.  2ThIr.  16  Gr. 
[Nicht  ganz  ungünstig  ist  über  das  Werk  geurthcilt  in  d.  Leipz.  L.  Z. 
1826   Nr.  323 f.,  d.  Schnlzt.  1826  Ahth.  2  L.  Bl.  56,  d.  Götting. 
Anz.  1826  St.  184  u.  d.  Blatt,  f.  lit.  Unterh.  Nr.  41  f. ,  doch  so, 
dass  überall  mehrere  und  gegründete  Gegenbemerkungen  beige- 
fügt sind ,  und  vieles  gerügt  und  getadelt  ist.] 

Der  Verf.  kündigt  sich  in  der  Vorrede  als  einen  sclion  be- 
kannten Schriftsteller  an,  indem  er  über  die  Nieder  ländischen 
Colo7iien  im  nördlichen  Teutschland  eine  Abhandlung  geschrie- 
ben, auch  eine  Preissciirift:  über  die  Gaueii  zwischen  der  Elbe 


A.  V.  Werscbe:  Die  Völker  u.  VoIbcrLüntln.  d.  alt.  Deutschland».     21^ 

1171(1  Weser  verfasst  habe.  Diese  Schriften  sind  dem  Kec.  un- 
bekannt, daher  er  ihr  Verhältniss  zu  der  vorliegenden  nicht  zu 
bestimmen  vermag.  Aber  das  muss  er  gestehen,  dass  er  noch 
wenige  Büclier  zur  Hand  genommen,  die  so  formlos  und  durchaus 
ungeordnet  gewesen ,  als  das  angegebene.  Das  Ganze  ist  ein  un- 
geordneter Citatenschwall  mit  einigen  Bemerkungen  darüber,  und 
jeder  hat  tausendmahl  über  das  alte  Germanien  \\\  alten  und  neuen 
Büchern  gelesen,  das  was  er  hier  mit  unerträglicher  Weitschwei- 
figkeit wiederhohlt  findet,  so  dass  man  dem  Hrn.  Verf.  ganz  den 
Beruf  der  historischen  Schriftstellerey  absprechen  müsste,  wenn 
er  sich  nicht  im  Voraus  durch  die  Anführung  seiner  früliern  Schrif- 
ten gegen  einen  solchen  Vorwurf  sicher  gestellt  hätte.  Mit  Sprach- 
forschung hat  er  sich  nacli  eigner  Aussage  nicht  beschäftigt,  auch 
des  Griechischen  ist  er  unkundig:  und  dennoch  vermag  er  371 
Seiten  in  Quart  über  das  alte  Germanien  zu  schreiben.  Es  ist 
unmöglich  ein  so  iüderlicli  geschriebenes  Buch  olme  grossen  Un- 
willen aus  den  Händen  zu  legen,  wenn  auch  der  Sammlerfleiss, 
der  aber  durchaus  nicht  im  eignen  Quellen -Studium  sich  kund 
thut,  nnd  einzelne  treffende  Bemerkungen  keihesweges  hinweg- 
geleugnet werden  sollen.  Er  beginnt  mit  der  ^^EintheUiing  (?) 
vnd  geschichtlicheyi  Entwickelung  der  Verhältnisse  zwisckett  defi 
Römern  nnd  Teutsche7i  seit  dem  Eindringen  der  erstem  in 
Teutschland.^''  Ich  wünschte  wolil,  dass  der  Verfasser  hier  an- 
geben raögte,  welches  die  reinen  Ansichten  wären,  welche  in 
den  4+  Quartseiten  enthalten  sind.  Da  ist  nichts  als  ein  Wieder- 
käuen längst  bekannter  Sachen,  bloss  mit  der  allerdings  neuen 
Bemerkung  unterbrochen,  dass  auch  die  Chatten  in  jenen  frühern 
Zeiten  schon  ein  Völkerbündniss  gebildet  und  an  dessen  Spitze 
gestanden  ;  ferner  dass,  w  enn  von  einer  Rheinbrücke  schlechthin 
die  Rede  ist,  immer  die  von  Mainz  zu  verstehen  sey,  so  dass  also 
selbst  Cäcina,  welcher  auf  Gerraanicus  Befehl  von  Amisia  aus 
durch  die  Niederungen  von  Deutschland  sein  Heer  zurückführte, 
ülier  die  Brücke  bey  Mainz  gegangen  seyn  soll!!  Vgl.  Ann.  I, 
CS,  09.  Von  ähnlicher  Art  ist  die  Vermuthung,  dass  die  Mar- 
sen in  der  Nähe  des  lieutigen  Marburg  gewohnt,  da  docli  Strabo 
aufs  bestimmteste  sagt,  dass  sie  in  das  Innere  des  Landes  zurück-' 
gegangen.  Freylicl»  hat  eich  der  Verf.  darüber  in  den  Belegen 
erklärt,  dass  er  auf  Strabo's  Urtheil  gar  nichts  gicbf.  Lebrigena 
ist  mit  dergh-ichen  Urtheilen  gar  wenig  gedient:  denn  wenn  Stra- 
bo's geographiscJie  Angaben  allerdings  im  Allgemeinen  höchst  un- 
bestimmt sind ,  so  gilt  diess  nicht  airf  gleiche  Weise  *on  den  hi- 
storischen, und  es  ist  in  derThat  komls(;h,  wenn  der  Verf.  meint, 
weil  Strabo  ans  Cappadocien  stamme,  könne  er  eben  sehr  wenig 
von  diesen  Ländern  wissen.  Er  scheint  nämlich  sich  nicht  einmahl 
zu  erinnern,  dass  dieser  berühmte  Geograi>li  sehr  grosse  Reisen 
gemacht  und  alle  vorhandenen  Quellen  sehr  sorgfältig  benutzt 
habe.     Mehr  mag  mau  demFreyherru  beystiiumeu»  wem»  er  sich 


28  Geschichte. 

gegen  das  übergrosse  Gewiclit  erklärt,  welches  einige  dem  Pto- 
lemäus  beygelegt  haben;  wie  denn  namentlich  Hr.  Prof.  Kruse 
hier  alles  Maass  überschritten  und  viele  Ungereimtheiten  behaup- 
tet hat.  Doch  wir  halten  es  in  der  That  für  unnöthig^  noch  raiii, 
mehrerem  auf  die  Unvollkommenheiten  dieses  Buches  aufmerksam 
zu  machen,  je  weniger  zu  besorgen  ist,  dass  jemand  sich  durch 
das  bedeutende  Volumen  desselben  wird  angezogen  fühlen,  es 
zu  lesen  oder  sich  anzuschaffen. 

Der  Verf.  scheint  durchaus  keinen  Begriff  zu  haben,  welche 
Anforderungen  heutzutage  nach  so  vielfältigen  Untersuchungen 
an  den  deutschen  Alterthumsforscher  gemacht  werden,  dass  blo^ 
ser  Samralerfleiss  jetzt  gar  kein  Verdienst  mehr  hat,  weil  sich 
alle  möglichen  Stellen  aus  bekannten  Büchern  abschreiben  lassen, 
wozu  man  nur  eines  geschickten  Schreibers  bedarf.  Nur  tiefes 
umfassendes  Studium  aller  altern  Quellen,  sorgfältige  Verglei- 
chung  mit  den  besten  Chronisten  des  Mittelalters ,  ein  unbefan- 
gener kritischer  Sinn ,  ein  philosophischer  und  mit  Kenntnissen 
mannigfacher  Art  bereicherter  Geist  kann  zu  neuen  wesentlichen 
Resultaten  führen.  Es  ist  schon  sehr  gefährlich,  sogleich  einen 
so  umfassenden  Gegenstand  zu  behandeln;  ein  einzelner  Punkt 
muss  gewählt,  hier  nach  allen  Richtungen  hin  die  Untersuchung 
verfolgt,  und  so  Schritt  vor  Schritt  das  Dunkel  gelichtet  werden, 
welches  Unverstand  und  unhistorisches  Streben  gerade  in  der  al- 
lerneuesten  Zeit  wieder  über  das  alte  Germanien  ausgegossen  hat. 

Wir  schliessen  diese  Reihe  von  Schriften,  welche  Erläuterung 
des  germanischen  Alterthums  zum  Zweck  haben,  mit  der  Anzeige 
eines  kleinen  aber  verständigen  Buches  von  Dr.  Augus  t  Bene- 
dict Wilhelm: 

Die  Feldzüge  des  Nero  Claudius  Drusus  in   dem 

nördlichen   Deutschland.    Nebst  1  Charte,    SKupfer- 

und  2  Steintf.  Halle ,  Verlag  von  Friedrich  RufF.  1826.  XXIV  u.  96 

S.  gr.  8.     IThlr.  8  Gr. 

[Vgl.  Beck's  Rep.  1826  Bd.  II  S.  130  — 32  u.  Kruse's  Deutsch.  Alterth. 

n  S.  95  ff.] 

Es  ist  das  Büchlein  der  pariser  geographisclien  Gesellschaft 
gewidmet ,  welche  den  Verf.  zu  ihrem  Mitgliede  ernannt  hatte. 
Die  Vorrede  enthält  eine  gerechte  Rüge  der  Art  und  Weise,  wie 
neuerlich  Luden  die  ältere  deutsche  Geschichte  geschrieben, 
wo  der  sogenannte  Patriotismus  als  hinreichender  Grund  gelten 
soll ,  die  alten  Zeugnisse  der  Geschichte  zu  corrumpiren.  Das 
mag  in  Poesien  erlaubt  seyn,  geschichtlicher  Forschung  und  Dar- 
stellung ist  diese  Befangenheit  des  Urlhells  durchaus  widerspre- 
chend. Das  Buch  selbst  beginnt  mit  einer  kurzen  Uebersicht  der 
frühern  Unternehmungen  der  Römer  in  Germanien,  und  stellt 
dann  in  geschichtlicher  Reihenfolge  die  vier  Feldzüge  des  Drusus 
dar.    Hierbey  h^t  der  Verf.  vorzügliclie  Sorgfalt  dem  Feldzug  des 


Wilheliu  :  Die  Feldzüge  des  Drusus  im  nördl.  Deutschland.      29 

Jahres  9  vor  Christo  gewidmet,  wie  er  es  aucli  verdient,  weil  es 
in  jeder  Bezielumg  eine  ausserordentliche  Unternehmung  des  küh- 
nen Mannes  war,  in  einem  ganz  unbekannten  Lande  so  weit  vor- 
zudruigen.  Es  hat  sidi  dabey  Ilr.  Wilhelm  vorzüglich  bemüht, 
die  Uiclitung  des  Marsches  genauer  zu  bestimmen,  und  zuweilen 
durch  überrascliende  Kombinationen,  wie  mir  scheint,  das  rich- 
tige getroffen.  Nur  darin  scheint  er  mir  zu  irren  ,  wenn  er  den 
Marsch  des  Drusus  allzusehr  durch  die  aus  Ptolemäus  bekaimt 
gewordenen  Ortschaften  bestimmen  will,  wodurch  denn  wunder- 
liche Kreuz  -  und  Queerzüge  entstehen ,  die  ganz  mit  den  Bewe- 
gungen eines  zahlreichen  und  mit  vielem  Gepäck  versehenen  Hee- 
res in  Widerspruch  stehen,  und  kaum  von  einzelnen  Abtheilungeii 
des  Heeres  hätten  gemacht  werden  können.  Offenbar  gibt  auch 
der  Verf.  zu  viel  auf  die  Autorität  des  Dio  Cassius ,  der  doch  of- 
fenbar in  den  Ortsangaben  höchst  unbestimmt  ist.  Also  z.  B.  ist 
erstens  die  Vermuthnng  sehr  gewagt,  als  sey  Germanicus  bis 
Mattium  vorgedrungen,  w  elches  eine  ausserordentliche  Abschwei- 
fung von  der  Richtung  gewesen  wäre,  welche  Drusus  verfolgte. 
Der  Verf.  will  seine  Behauptung  durch  den  ganz  mihaltbaren Satz 
stützen:  „Wenn  ein  römischer  Feldherr  ein  Volk  unterjochen 
wollte,  so  waren  seine  kriegerischen  Operationen  nacli  der  Haupt- 
stadt dieses  Volkes  gerichtet ,  mit  deren  Eroberung  der  Feldzug 
gewöhnlich  geendet  war."  Das  heisst  eine  nur  auf  die  neueste 
Zeit  anwendbare  Behauptung  auf  den  deutschen  Volkskrieg  über- 
tragen ,  von  dessen  Natur  der  Verf.  überhaupt  keine  recht  deut- 
liche Vorstellung  zu  haben  scheint.  Noch  viel  ärger  ist  es  in- 
dessen, den  Drusus  bis  hinunter  zur  fränkischen  Saale  ziehen  zu 
lassen ,  w eil  dort  die  Gränzen  der  Katten  und  3Iarkmannen  wa- 
ren. Von  den  Hermunduren  ist  diess  wohl  bekannt,  aber  dass 
diese  ganz  in  den  gleichen  Gränzen  w  ie  die  Markmannen  gewohnt, 
wodurch  wird  diess  bewiesen?  Aber  gesetzt  auch  dem  wäre  also, 
so  konnten  sie  ja  dem  römischen  Feldherrn  entgegen  und  den 
Katten  zu  Hülfe  gezogen  seyn,  wie  diess  der  Verf.  selbst  an- 
nimmt. Also  keinesweges  war  nothw endig  den  Ungeheuern 3Iarsch 
von  der  Eder  bey  Fritzlar  bis  Grabfeld  zu  machen,  um  den 
Älarkmannen  zu  begegnen.  Ja  selbst  bis  an  die  Ufer  des  Main 
soll  Drusus  damals  vorgedrungen  seyn,  wahrliaftig  eine  ungeheuere 
Thorheit,  da  derselbe  Zweck  viel  sicherer  hätte  erreicht  werden 
können  durch  eine  kombinirte  Bewegung  von  der  obern  Donau  aus. 
Vom  Main  aus  lässt  nun  Hr.  Wilhelm  den  Drusus  wieder  an  die 
Weser  ziehen,  worunter  er  aber  dieWerra  \ ersteht;  nämlich  weil 
Dio  den  ganz  unbestimmten  Ausdruck  XsQOVöxia  gebraucht,  so 
versteht  der  Verf.  darunter  das  Land ,  welches  westlich  an  die 
Katten,  südlich  an  die  Sue\en  oder  Markmannen  gränzt,  weil 
die  Cherusker  damals  eine  Menge  abhängiger  Völkerschaften  be- 
herrscht hätten.  Er  weiss  nun  ganz  genau  den  Marsch  anzugeben 
über  Erfurd,  Artern,   Halle:    die  Orte  Römurähofen,  Kömhild 


30  Geschichte. 

und  Römersbach  im  Meiiiingisclicn  und  Ilildbur^liausischen  wer- 
den ebenfalls  als  Beweise  des  Zu^s  von  Drnsiis  anijeselien.  Bey 
Trostadt  (von  Drusenstadt  hergeleitet)  soll  er  die  Werra  beriihi-t 
haben.  Das  Dorf  Drusen,  sonst  auch  Drusenrode  irenannt,  be- 
zeichnet ihm  die  fernere  Richtung  des  Marsches  Viber  die  siul- 
östliche  Spitze  des  Thiiringerwaldes  nach  dem  Lauchatlial  liinab, 
wo  er  denn  sein  Sommerlager  soll  aufgeschlagen  liaben.  Das  go- 
thaische Dorf  Rörastadt,  sowie  eine  Menge  dort  aufgefundener 
Münzen,  andere  an  die  Römer  erinnernde  Namen,  bezeichnen 
ihm  die  fernere  Riclitung.  Wenn  wir  axtch  liierin  gern  einige 
Wahrscheinlichkeit  anerkennen,  so  ist  es  doch  wieder  gar  zu 
abentheuerlich ,  wenn  der  Verf.  den  Drusus  wieder  bis  zum  Kief- 
häuser  vordringen  und  ihn  dann  erst  die  Richtung  nach  Halle  hin 
nehmen  lässt,  und  diess  mit  der  Bemerkung  rechtfertigt:  „Dru- 
sus führte  einen  ünterjochungskrieg,  und  so  mussten  sich  schon 
die  Heere  nach  allen  Seiten  hin  ausbreiten.'*'  Dagegen  rauss  er- 
stens bemerkt  werden,  dass  einzelne  römische  Münzen  an  sich 
sehr  wenig  beweisen,  weil  sie  eben  so  gut  als  Beute,  von  den 
Deutschen  gemacht,  dorthin  gebracht  seyn  könnten.  Zweytens, 
dass  ein  solches  Herumziehen  in  die  Kreuz  und  die  Queer  höchst 
unverständig  gewesen  wäre,  weil  diess  der  Deutschen  Art,  den 
Krieg  zu  führen ,  geradezu  förderlich  gewesen  wäre ,  w  eiche  die 
einzelnen  Heeresabtheilungen  sehr  leicht  hätten  überfallen  und 
besiegen  können.  Endlich,  und  dieses  ist  der  Hauptvorwurf,  den 
wir  diesem  Büchlein  machen ,  wenn  Hr.  Lude  n  partheyisch  für 
die  Germanen  schrieb ,  so  schreibt  Hr.  Wilhelm  partheyisch 
für  die  Römer.  Den  Zug  des  Drusus  mag  man  kühn  nennen,  aber 
wohl  bereclmet  war  er  niclit.  Auf  diesem  Wege  konnte  Germa- 
nien nicht  besiegt  werden.  Daher,  trotz  des  nachmaligen  Zugs  des 
Domitius  nach  der  Elbe  hin  vom  südwestlichen  Deutschland  lier, 
Germanicus,  ohne  Zweifel  der  tüchtigste  aller  römischen  Feldherrn,  ^ 
die  gegen  die  Germanen  gefochten  haben,  diesen  Weg  ganz  wie- 
der aufgab,  und  wieder  vom  Norden  und  von  der  See  her  die  Ger- 
manen befehdete.  Dort  war  der  Kern  deutscher  Volkskraft,  und 
dort  h^en  die  Römer  wohl  Schlachten  gewonnen  und  hier  und  da 
Verbündete  gefunden,  aber  die  Früchte  der  Siege  niemals  be- 
haupten können. 

Hr.  Willielm  scheint  aber  wirklich  zu  glauben,  die  Unter- 
jochung des  alten  Germaniens  wäre  ihrer  Vollendung  schon  da- 
mals nahe  gewesen.  Aber  ein  solches  Volk  kann  leicht  geschreckt, 
getäuscht  und  betrogen,  aber  sehr  schwer  vollkommen  besiegt 
werden.  Rhetorische  Wendungen  des  »inzuverlässigen  Florus, 
pomphafte  Ausdrücke  römischer  Kriegsbericlite  können  hier  nur 
irre  führen.  Denn  das  sollte  doch  billig  jedem  Alterthumsforscher 
liinlänglich  bekaiuit  seyn ,  dass  weiland  die  Römer,  wie  heutzu- 
tage die  Franzosen ,  in  SclilaclitbescJireibungen  fast  immer  über- 
treiben.   Der  einzige  Saiustius  macht  liier  eine  Ausnahme.     Ta- 


Wilhelm:  DieFcUzügc  d.  Drusus  im  nördi.  Deutschl.  31 

citus  aber  ist  keineswcges  frey  von  diesem  Fehler ;  desLiviiisUn- 
zuvcrlässigkcit  ist  hiulängiicli  bekannt,  und  Dio  Cassiiis,  den  man 
neuerlich  über  Gebiilir  erhoben ,  thut  eben  nichts ,  als  jene  rö- 
mischen Bericlite  seiner  schlechten  Darstellungsart  zu  as>«imilireii. 
Doch  Mir  wollen  dem  Verf.  noch  einige  Beweise  seiner  Parlhey- 
liclikeit  aufrühren.  S.  3:  „Cäsar  hatte  die  Möglichkeit  einer  Un- 
terjochung des  wilden  Germaniens  kennen  gelernt.''  Wirklich? 
Bey  seinen  völlig  missgUickten  Unternehmungen'?  Das  wäre  eine 
eigne  Art  von  Erkenntniss.  S.  9:  „Die  Gegenwart  dieses  er- 
fahrnen Feldherrn  (des  Agrippa)  war  allein  schon  hinreichend 
die  Ruhe  wieder  herzustellen.'''  Das  ist  Bulletins-Sprache.  Von 
demselben  heisst  es  S.  15:  „Er  war  ohne  Widerspruch  der  recht- 
schaffenste Mann  seines  Zeitalters  von  der  ganzen  civilisirten 
Welt.''  Das  ist  ungeschichtlicl».  Von  Drusus  heisst  es  S.  16, 
„in  ihm  wären  so  viele  und  so  grosse  Tugenden  angetroffen  wor- 
den^ als  mir  die  Natur  eines  Sterblichen  aufzunehmen  oder  der 
rastlose  Fleiss  auszubilden  vermag."  Dieser  Phrase  des  Schmeich- 
lers ^ellejus  wären  wir  gern  überhoben  gewesen.  S.  18:  „Cäsar 
wiirde  Germanien  gewiss  schon  zur  Provinz  gemacht  haben,  wenn 
ihn  nicht  der  Tod  vom  Schauplatz  seines  thatenreichen  Lebens 
hinweggerissen  hätte."  Ich  würde  mir  nicht  so  viel  historische 
Seherkunst  zutrauen,  um  diess  so  kühn  zu  behaupten.  Aehnlich 
ist  die  Aeusserung  S.  33.  Eben  so  S.  34:  „So  stand  nun  der 
kühne  Feldherr  ungeschwächt  an  den  Ufern  der  Weser"  u.  s.  w. 
INämlich  weil  die  Deutschen  noch  keinen  Angriff  gemacht  hatten. 
S.  57 :  „Das  nördliche  Deutschland  bis  zur  Elbe  war  als  ein  be- 
zwungenes zu  betrachten."  Das  ist,  in  der  That  eine  ungeheuere 
Uebertreibung.  Also  ein  bioser  Durchzug,  wo  immer  der  llück- 
zug  tausendmal  schwieriger  war  als  der  Vorderzug,  das  bewirkt 
die  Bezwingung  eines  Landes,  wie  damals  Germanien  war'?  Um 
so  etwas  zu  behaupten,  muss  man  ganz  vergessen ,  von  welcher 
Natur  Land  und  \olk  Maren,  INicht  einmahl  an  Tacitus,  des  Rö- 
mers, Urtheil  muss  der  Verf.  in  diesem  Augenblick  gedacht  ha- 
ben. Vgl.  Germ.  37.  Es  ist  in  demselben  Sinne  gesagt,  wenn 
der  Verf.  dem  Florus  4,  12  glaubt,  dass  Drusus  Castelle  an  der 
Elbe  und  Weser  angelegt.  S.  (»7 :  „Die  Ufer  der  Euer  u.  s.  vv. 
waren  Augenzeugen  von  der  Unterjochung  des  kattlschen  Volks." 
Unterjochen  deutet  doch  wohl  hin  auf  eine  bleibende  Unter- 
werfung; aber  wo  hat  diese  jemals  Statt  gefunden'?  Doch  der- 
gleiclien  kann  auch  auf  Rechnung  der  Unbestimmtheit  derSpraclie 
überhaupt  ge>;chrieben  werden,  der  es  allerdings  an  gehöriger 
Haltung  fehlt.  Alles  Gesagte  soll  dem  Verf.  nur  beweisen ,  wie 
aufmerksam  wir  sein  verdienstliches  Buch  durchgelesen,  welches 
allerdings  viel  dazu  beytragen  kann,  um  eine  bestimnitere  An- 
sicht von  dem  Verhältniss  der  Kömer  zu  den  Germanen  zu  ge- 
winnen. 


1^2  Geschichte. 

Die  kriege  der  Romer  in  Hispanien^  von  Dr.  U.  J.  H. 
Becker.  Erstes  Heft.  Viriath  und  die  Lusitanier. 
Altonabcy  J.  F.  Ilammerich.    182ß.  181  S.  8.  14  Gr. 

[Lobende  Inhaltsanz.  in  den  Heidelb.  Jabrbb.  1826  Hft.  8  S.  810  —  13 
(von  Schlosser),  in  d.  Krit.  Bibl.  1826  Hft.  10  S.  1032  —  36 
u.  in  d.  Hall.  L.  Z.  1826  Nr.  275  S.  540—43,  von  denen  beson- 
ders die  erste  nachgelesen  zu  Averden  verdient.] 

Diese  3Ionographie  eines  schon  durch  seine  Vorarbeiten  zu 
einer  Geschichte  der  Punischen  Kriege  bekannten  Verfassers 
verdient  im  Allgemeinen  denselben  Beylall,  der  seinem  frühern 
Buche  zu  Th eil  geworden  ist.  Plan  und  Ausführung  ist  auf  gleiche 
Weise  lobenswerth.  Er  erzählt  auf  52  Seiten  klar  und  lichtvoll 
die  Geschichte  jenes  denkwürdigen  Kampfes ,  der  eben  so  gross 
war  durch  die  bewiesene  H^ldenkraft  des  Lusitanischen  Heer- 
führers, als  erfolgreich  hätte  seyn  können.,  wenn  nicht  die  Römer 
durch  Verrath  sich  ihres  gefährlichen  Feindes  entledigt  hätten. 
Der  Verf.  beginnt  mit  einer  gedrängten  geographischen  und  eth- 
nographischen Uebersicht  des  Landes  Hispanien,  geht  dann  zu 
'einer  speciellern  Schilderung  der  Lusitanier  über,  stellt  ihr  frii- 
lieres  Verliältniss  zu  den  Römern  dar,  und  erzählt  dann  nach  den 
Jahren  die  Begebenheiten  mit  mehr  oder  weniger  Ausführlichkeit 
nach  Maassgabe  der  Quellen.  Die  Sprache  ist  fliessend  und  nimmt 
■zuweilen  einen  gewissen  Schwung,  so  dass  sich  ein  lobenswerthes 
Streben  nach  eigentlicher  geschichtlicher  Darstellung  off"enbart. 
Zuweilen  kommen  Wendungen  vor,  die  gesucht  und  geziert  sind, 
wie  wenn  S.  7  ein  ganzer  Satz  aus  Tacitus  Germania  übersetzt  ist. 
Hier  und  da  mögte  etwas  mehr  Energie  des  Ausdrucks  zu  wünschen 
seyn.  Auch  das  mögte  man  tadeln ,  dass  nicht  mehr  das  Ganze 
aus  einem  3Iittelpunkte  heraus  entwickelt  Morden  ist;  die  blos 
chronologische  Aufzälilung  wird  zuweilen  ermüdend.  Auch  mög- 
ten  die  Zahlen  der  erschlagenen  Feinde  etwas  zu  ermässigen  oder 
wenigstens  mit  einem  kritischen  Urtheile  näher  zu  würdigen  seyn. 
In  den  sehr  weitläuftigen  Anmerkungen  von  S.  55  — 131  findet 
man  sehr  passende  Ausführungen  des  im  Texte  nur  kurz  ange- 
deuteten, besonders  in  geographischer  Beziehung.  Auch  als  Kri- 
tiker zeigt  sich  der  Hr.  Verf.  bey  der  Betrachtung  über  die  Aus- 
dehnung der  karthagischen  Besitzungen  in  Hispanien.  Missfallen 
hat  mir  folgende  Aeusserung  S.  61:  „Die  Lehre  der  Abstammung 
aller  Menschen  von  einem  Paare,  in  welchem  die  Gottähnlichkeit 
und  die  Sünde  des  gesammten  Menschengeschlechts  >vurzelt, 
kann  der  Theolog  nicht  fahren  lassen ,  w  eil  dieses  der  Eckstein 
ist ,  der  sein  ganzes  System  zusammenhält.  Auch  der  Fromme 
kann  diesen  Grund  seines  Glaubens,  seiner  Liebe,  seiner  HoflF- 
itung  sich  nicht  entreissen  lassen ;  die  Geschichte  aber  darf  auf 
diesem  Fundamente  ihr  Gebäude  nicht  aufrichten  wollen."  Aus 
diesen  hödist  einseitigen  Aeusserungen  würde  folgen,   dass  der 


Becker:  Kriege  der  Rumer  In  Hispanien.  33 

Historiker  weder  fromm  noch  theologisch,  und  umgekehrt  weder 
der  Theologe  iiocli  der  Fromme  ein  Historiker  seyn  könnte,  was 
doch  wohl  der  Verf.  nicht  wird  einräumen  wollen.  Noch  ein  Uebel- 
stand  sind  in  den  Anmerkungen  die  fast  ein  Drittheil  des  Raumes 
einnehmenden  Stellen  aus  alten  Schriftstellern ,  Strabo ,  üio  Cas- 
sius,  Livius,  Appian.  Der  Verf.  muss  einen  schlechten  Begriff 
von  Schulmännern  und  Geschichtslelirern  haben,  für  welche  er 
doch  wohl  zunächst  geschrieben,  wenn  er  nicht  einmahl  dieKennt- 
niss  dieser  Schriftsteller  bey  ihnen  voraussetzt.  Daher  diese  Ci- 
täte  nur  das  ^'oluraen,  aber  nicht  den  inneren  Werth  des  Buchs  ver- 
mehren. Sonst  verdient  die  Arbeit,  wie  schon  gesagt,  Anerkennung 
und  Lob. 

F.  Dor.   Gerlach. 


Geographie. 


Lehr  buch  der  Erdbeschreibung  (,)  zur  Erläuterung 
des  neuen  metliodUchcMi  Schulathisses.  Von  Adam  Christian  Gas- 
pari.  Erster  Cur^us.  Fünfzehnte,  nach  den, neuesten  Veränderun- 
gen his  zu  dem  Isten  Mai  1824,  in  Bezug  auf  Amerika  und  Austra- 
lien bis  zum  Isten  Januar  182G  berichtigte  Ausgabe.  Weimar,  im 
^  erläge  des  geogr.  Instituts.   182().   XVI  und  33(>  S.    gr.  8. 

Lehrbuch  der  Er dbeschreibung  (,)  zur  Erläuterung  so- 
wohl des  neuen  methodischen  Schul- Atlasses,  als  auch  des  ver- 
kleinerten und  grössern  Hand- Atlasses.  Von  Adam  Christian  Cas- 
par i ,  Hofrath  und  Professor  der  Geographie  und  Statistik  zu  Kö- 
nigsberg. Zweyter  Cursus.  Eilfte,  bis  zum  Isten  April  1820  in 
den  Haupttheilen  fortgeführte  und  berichtigte  Auflage.  Ebenda- 
selbst. 1820.  Erste  Abtheilung  620  S.  Zweyte  Abtheilung  502  S. 
gr.  8.    Preis  bcyder  Werke    IThlr.    8  Gr.  netto. 

"as  geograplüsche  Institut  zu  Weimar  fährt,  auch  nach  dem 
'i'ode  des  so  hoch  verdienten  Verf.,  mit  ri'ihmlichem  Eifer 
fort,  das  Gaspari'sche  Lehrbuch  in  seinen  2  Hauptabtheilun- 
gen durch  ^on  Zeit  zu  Zeit  ans  Licht  tretende  neue  Auüagen, 
worin  alle  unterdessen  stattgeiundenen  Veränderungen,  so  wie 
alle  neuen  Bereicherungen  sorgfältig  eingeschaltet  werden,  mit 
dem  Stande  dieser  immer  mehr  Verehrer  lindenden  Hülfswissen- 
schaft  stets  gleichen  Schritt  halten  zu  lassen.  Man  darf  sich  da- 
her nicht  wundern,  dass  dieses  Lehrbuch,  obschon  dessen  erste 
Auflagen  bereits  im  letzten  .lahrzeJiend  des  vorigen  .lahrhunderts 
lierausgekommen  sind,  noch  immer  sich  auf  der  hohen  Rangstufe 
behauptet,  welche  ihm  gleich  bey  seinem  ersten  Erscheinen  an- 
gewiesen wurde,  und  dass  es  seitdem  von  der  grossen  Menge  der 

Jahrb.  f.  Pliil.  u.  Fädag.  Jahrg.  11.  Ihft  9.  3 


84  Geographie. 

mit  jedem  Jahre  neuerscliicnenen  geograpliisclien  Lehr-  u.  Hand- 
bücher, Aiileituiiijeii,  Leitfaden  und  wie  dergleichen  Titel  mehr 
lauten,  auch  nicht  hat  verdrängt  werden  können. 

Mit  grossem  Vergnügen  liatRez.  die  vorliegenden  neuen  Auf- 
lagen dieses  Lehrbuclis  durcljgelesen,  und  spricht  mit  voller  Zu- 
versicht die  Leberzeugung  aus,  dass  aucli  diese,  da  in  denselben 
alle  neue  Veränderungen  gehörig  eingetragen  inid  auch  alle  neue 
Entdeckungen  fleissig  benutzt  worden  sind,  vom  Publikum  dank- 
bar aufgenommen  werden,  und  alle  ähnliche  Werke  der  Art  wenig- 
stens sehr  entbehrlich  machen  werden.  Insbesondere  darf  auch  die 
geachtete  Verlagshandlung  wegen  des  ungemein  billigen  Preises 
beyder,  zusammen  02  Bogen  starken,  AVerke,  auf  den  Dank 
aller  Geographieliebhaber  vollen  Anspruch  machen. 

Da  diese  Lehrbücher  in  diesen  Jahrbüchern  bis  jetzt  noch  nicht 
angezeigt  worden  sind,  und  überdiess  die  vorliegenden  Auflagen 
verschiedene  Veränderungen  erlitten  haben  und  insbesondere  die 
des  2ten  Cursus  durch  mancherley  Zusätze  und  Verbesserungen 
stark  bereichert  worden  ist,  so  hält  Rez.  es  nicht  für  überflüssig, 
beyde  Abtheilungen  einer  etwas  sorgfältigem  Prüfung  zu  unter- 
werfen. Gleichwohl  darferdabey,  ohne  sich  zu  täuschen,  vor- 
aussetzen, dass  der  Plan,  der  beyden  Werken  zu  Grunde  liegt, 
und  deren  innere  Einrichtung  den  allermeisten  Liebhabein  der 
Geographie  bereits  sattsam  bekannt  seyn  werde.  Eben  so  wenig 
glaubt  er  über  die  Art  des  Vortragsund  die  Beliandlung  des  Stoffs, 
in  so  fern  solche  mit  den  frühern  Auflagen  übereinstimmen,  sich 
lobpreissend  äussern  zu  müssen,  da  sie  schon  längst  des  Beifalls 
der  meisten  Lehrer  der  Geographie  sich  zu  erfreuen  gehabt  ha- 
ben. Es  bleibt  ihm  also  nichts  übrig,  als  bey  Angabe  des  Inhalts 
hin  und  wieder  off'en  seine  Meinung  zu  sagen ,  kleine  Irrungen 
und  Verstösse  zu  verbessern,  und  neue,  weniger  bekannte  Anga- 
ben herauszuheben. 

In  Nr.  1  ist  im  Ganzen  der  ursprüngliche  Plan  unverändert 
beybehalten,  und  insonderheit  die  bereits  in  der  ersten  Ausgabe 
eingeführte  analytische  Methode,  so  Mcit  es  thunlich  war,  befolgt 
worden.  Dafür  hat  aber  die  Topographie  eine  nicht  unbedeutende 
Bereicherung  aufzuweisen ,  obgleich  Bez.  bey  den  meisten  Län- 
dern hierin  eine  strengere  Consequenz  gewünscht  hätte.  Auch 
sind  jedem  Lande  oder  Staate  die  allgemeinsten  statistischen  An- 
gaben beygefügt,  und  endlich  ist  auch  bey  den  meisten  Orten  die 
Volkszalil  in  runden  Summen,  wie  es  hier  auch  am  rathsamsteii 
war,  angegeben  worden.  Dagegen  Avird  man  die  Häuserzahl 
durchgängig  vermissen.  Zwar  verkennt  Rez.  den  Grund  dieses 
Mangels,  —  die  Furcht,  das  Gedächtniss  der  Lernenden  zu  sehr 
anzustrengen,  —  kcinesweges;  dennoch  hätte  die  Häuserzahl, 
wenigstens  bey  den  Hauptstädten,  weil  diese  für  die  Grösse  und 
denLrafang  der  Orte  einen  um  vieles  zuverlässigem  Maassstab  in 
die  Hand  giebt,  als  die  Seelenzahl,  bcygesetzt  werden  können.  — 


Gaäpari's  Lehrbuch  ilcr  Erdbeschreibung.  35 

Bey  der  hohen  IJraticlibavkeit  dieses  Cursiis  ist  es  um  so  mehr  zu 
beklag:cii,  dass  liiii  und  wieder,  zumahl  hey  de»  Abschnitten,  die 
einer  Abäntlernnij  unterlciren  haben,  eine  gewisse  Fiüclitigkeit 
vorherrscht,  welclie  den  Mangel  der  letzten  Feile  an  den  Tag 
legt.    Doch  zur  Saclic! 

In  der  unverändert  gebliebenen  Einleitung  (S.  1 — 44)  wer- 
den in  22  §§  in  einem  (liessenden,  leicht  l'asslichen  Styl  und  in 
einer  bliihenden  Sprache  folgende  Gegenstände  aus  dem  Gebiet 
der  mathematischen  und  physikalisclien  Geographie  abgehandelt: 
Begriff  der  Geogr.;  (wo  doch  wohl  die  Aornehmsten  Unterab- 
theilungen dieser  Wissenschaft  liätten  kurz  angedeutet  werden 
sollen.)  Begriff  der  Land-charten  ;  (wo  der  relative  Unterschied 
zwischen  General-  und  Spezialcharten  gar  nicht  berücksichtigt 
worden  ist.)  Gestalt  wid  Grösse  der  Erde;  (hier  werden  die 
Gründe  für  die  Kugelform  des  Erdballs  bloss  auf  die  jMondlin- 
¥ternisse  und  die  Reisen  um  die  Welt  beschränkt.)  Globus  und  Plani- 
globien;  Umdrehung  der  Erde^  Tag  und  IS  acht ;  Axe  und  Pule  ; 
Horizont^  ]f  eltgegenden;  Meridiane  ;  Parallelkreise  ;  Aeqvator  ; 
geographische  Breite  und  hänge;  (hier  hätte  doch  wohl  be- 
merkt werden  sollen,  dass  zwar  die  Deutsclien  vom  Meridian  von 
Ferro,  die  Franzosen  aber  von  dem  von  Paris,  und  die  Britten 
von  dem  von  Greenwich  zu  zählen  anfangen.)  Wendekreise; 
Jahreszeiten;  Polarkreise;  Zonen;  Bestand theile  der  Erde; 
Land;  (woabervon  den  Hochebenen  (Plateau's)  kein  Wort  gesagt 
wird.)  ff  asser;  ffitteJiing;  Produkte  der  Erde;  Bewohner 
der  Erde;  (die  a)  in  Ansehung  der  körperlichen  Beschaffenheit 
in  5  llauptrassen,  und  b)  in  Ansehung  ihrer  Lebensart  in  Wilde, 
Hirtenvölker  und  gesittete  Völker  unterschieden  werden;  bey 
den  Hirtenvölkern  liätte  docli  der  fast  über  alle  verbreitete  Hang 
zum  Kauben  angedeutet  werden  können.)  Staaten;  Einlheilung 
der  Erde. 

i\un  folgt  Europa  (S.  45  —  214).  Als  die  natürlichste,  aber 
nicht  als  die  gewöhnlichste  Gränze  gegen  Asien  wird  das  Asowsche 
Meer,  der  Kaukasus,  das  Kaspische  3Ieer  (wolil  richtiger  der 
Kaspische  See),  der  Fluss  und  das  Gebirge  Ural  angenommen. 
Gleichwohl  wird  die  ältere  Gränzlinie  zu  Grunde  gelegt,  und 
zwar  desshalb,  weil  die  natürlichen  Gränzen  nicht  mit  tier  politi- 
schen Eintheilung  des  südlichen  Russlands  übereinstimmen.  Die- 
ser Einwand  trillt  aber  doch  wohl  nur  die  ans  2  besondern  Pro- 
vinzen bestehenden  Gouv.  Orenburg  und  Perm,  von  welchen  aller- 
dings nur  die  östlichen  Prov.  Orenburg  und  Katharinenbiirg  bey 
Asien  verbleiben  würden,  und  wäre  also  leiclit  zu  beseitigen  ge- 
wesen. Areal  =  154,137  g.  D'^*'-  (Doch  wohl  nach  der  altern  Be- 
gränzungl) —  Unter  den  Vnlkanyn  «ird  zwar  der  Vulcano  (in 
der  Gruppe  der  l^iparen),  aber  nicht  der  interessantere  Stromboli 
nahmhalt  gemacht.  —  Bey  Angabe  der  einzehuii  'l'heile  des  Vlil- 
telländisclien  Meeres   hallen  doch  auch  wohl  das  Ionische  und 


36  Geographie. 

das  Ligustische  Meer  genannt  werden  sollen.  —  Der  Bothnische 
Meerbusen  dringt  jetzt  nicht  mehr  ins  Innere  Schwedens  ein, 
sondern  scheidet  solches  von  Finnland,  und  der  (jetzt  ganz  zu 
Russland  gehörige)  Finnische  Äleerbusen  trennt  Finnland  von  In- 
gerraannland  und  Esthland.  —  Die  Elbe  wird  —  (wahrscheinlich 
noch  von  den  Zeiten  des  Rheinischen  Bundes  her)  ein  Oesterrei- 
chisch  -  Deutscher  Fluss  genannt.  Unter  den  Hauptfliissen  Euro- 
pa's  hätten  wohl  auch  die  Rhone  und  der  Tajo,  so  wie  unter  den 
vorzüglichsten  Landseen  der  Genfer- und  Boden -See  eine  Auf- 
nahme verdient.  —  Beym  Klima  wird  mancher  Leser  die  Angabe 
der  Längen  -  und  Breitengrade,  zwischen  welchen  Europa  sich 
ausdehnt,  vermissen.  Allein  diese  sind  in  diesem  Cursus  nirgends 
erwähnt  worden.  —  Mit  dem  absprechendeti  Urtheile,  womit  der 
Kaffee  und  der  Thee  abgefertigt  werden,  möchten  wohl  nicht  al- 
le Leser  zufrieden  seyn,  und  die  Behauptung,  dass  man  die  Stelle 
des  Kaffee's  durch  Cichorien  und  andere  Europäische  Gewächse 
mit  gutem  Erfolge  zu  vertreten  gesucht  habe,  wird  wohl  nicht 
von  allen  Aerzten  unterschrieben  werden.  Die  ganze  Stelle  scheint 
noch  ein  Ueberbleibsel  aus  den  Zeiten  der  Kontinental -Sperre  zu 
seyn.  —  Zuckerrohr  soll  in  Spanien  und  Italien  um  desswillen 
nicht  benutzt  werden,  weil  die  Bearbeitung  daselbst  weit  höher 
zu  stehen  kommen  würde,  als  in  Amerika  und  Ost-Indien.  Allein, 
nach  den  neuesten  Berichten  mehrerer  Reisenden  macht  die  Kul- 
tur des  Zuckerrohrs  in  Granada  und  Sevilla,  trotz  der  unglückli- 
chen Lage  Spaniens,  mit  jedem  Jahre  bedeutendere  Fortschritte. 
—  Das  beste  Hornvieh  soll  nur  in  der  Schweiz,  den  Niederlan- 
den, Dänemark,  Fohlen,  Ungarn  und  Deutschland  zu  finden  seyn. 
Nicht  auch  in  England?  —  Das  besste  Eisen  sollen  nur  Deutsch- 
land, Schweden  und  Russland  besitzen.  Sollte  das  Eisen  der 
Baskischen  Prov.  Spaniens  nicht  auch  von  gleicher  Güte  seyn?  — 
Salz  und  Quecksilber  sind  bey  Aufzählung  der  Ilauptprodukte 
ganz  vergessen  worden.  —  Zahl  der  Einw.  mehr  als  206  31ill. 
Die  Zahl  der  Amanten  (Albaneser)  wird,  offenbar  viel  zu  niedrig, 
nur  zu  468,000  Seelen  angenommen.  —  Ob  die  Spanier  wirklich 
zu  den  Völkern  Römischen  Ursprungs  gerechnet  werden  dürfen, 
mag  Rez.  nicht  geradezu  behaupten.  Borg  de  S.  Vincent  und  an- 
dere halten  sie  für  ein  Gemisch  von  Iberern  und  Kelten,  und  wohl 
nicht  mit  Unrecht.  —  Die  Aufzählung  der  14  Königreiche  würde 
nach  dem  Alphabet  geordnet  seyn,  wenn  nicht  das  Brittische 
Reich  zwischen  Frankreich  und  Hanover,  und  beyde  Sizilien  zwi- 
schen Manöver  und  den  Niederlanden  eingeschoben  worden  wä- 
ren. Wahrscheinlich  haben  in  den  frühern  Auflagen  die  Nahmen 
Gross-Britanien,  Neapel  und  Sizilien  gestanden.  Aber  mit  Umän- 
derung der  Nahmen  hätten  auch  die  Plätze  gewechselt  werden 
sollen.  —  So  gut  die  bloss  zum  Deutschen  Bunde  gehörigen  Kö- 
nigreiche Baiern ,  Sachsen,  Würtemberg  und  Hanover  hier  auf- 
genommen worden  sind,   eben  so  gut  hätten  auch  die  übrigen 


Gaspari's  Lehrbuch  der  Erdbeschreibung.  37 

Dentsclien  Staaten,  ziimalil  da  die  Länder  Italiens  verzeichnet  wer- 
den, hier  aufgezählt  werden  sollen.  —  Der  Flächenraum  Portu- 
gals wird  nur  zu  1,722  Q  iMeilen  und  dessen  Bevölkerung  bloss 
zu  3,145:000  K.  (also  um  |  Mill.  weniger,  als  Ancillon  berechnet) 
angeschlagen.  Diess  Ucich  wird  gewöhnlich  als  ein  meist  ivasser- 
annes  Land  geschildert.  Hier  aber  heisst  es:  „Portugal hat  einen 
ziemlich  fruchtbaren  Boden,  der  aber  sehr  schlecht  bewirthschaf- 
tet  und  der  Rekhthum  an  ff  asser  zur  Bewässerung  des  Landes 
gar  nicht  benutzt  wird.'*-  Von  dieser  Schilderung  macht  doch  wohl 
das  so  musterliaft  angebaute  Entre  Minho  e  Douro  eine  rühmli- 
che Ausnahme'? —  Spanten.  Fiächenraum  =  8,450  DM.,  Einw. 
=  11,400,000.  —  Von  den  Gebirgen  des  Innern  werden  bloss  die 
Sierra  Morena  und  S.  Nevada  als  ausgezeichnet  bemerkt.  Erstere 
ist  aber  bekanntlich  die  niedrigste  unter  allen  GebirgszVigen  Spa- 
niens, an  deren  Stelle  das  Kantabrische  und  Iberische  Gebirge 
weit  eher  eine  Aufzeichnung  verdient  hätten.  —  Der  Kanal ,  der 
den  Ebro  bis  zu  seiner  Mimdung  schiffbar  machen  soll,  wird  nicht 
als  ein  besonderer  Kanal.,  sondern  nur  als  eine  Fortsetzung 
des  jetzt  noch  unvollendeten  Kaiser -Kanals  gelten.  Von  Städten 
fehlen  hier  noch  Murcia,  Jaen,  Cordova,  Valladolid,  Toledo,  Sa- 
lamanca,  Badajoz  etc.  —  Franheich.  Flächengehalt  =:  10,088 
□  iMeilen,  Volkszahl  30,800,000  K.  Die  Gebirge  von  Vivarais 
und  Gevaudon  mit  den  Sevennen  und  dem  Gebirge  von  Auvergne 
werden  für  Ausläufer  der  Alpen  erklärt.  —  Ausser  den  Haupt- 
flüssen hätte  doch  wenigstens  noch  der  Adour  genannt  werden 
sollen.  —  Auf  den  grossen  Unterschied  des  Bodens  ist  hier,  wie 
leider  fast  überall,  zu  wenig  Rücksicht  genommen,  und  der  gro- 
ssen Heidestrecke Aquitaniens  {Landes)  nirgends  mit  einer  Sylbe 
gedacht  Avorden.  —  JNiclit  bloss  die  nördlichsten  Provinzen,  son- 
dern auch  der  ganze  NW.  Frankreichs  bis  zur  Loire  herab  hat 
leinen  Weinbau.  —  Die  Topographie  ist  viel  vollständiger  als  bei 
Spanien,  doch  hat  Rez.  noch  Poitiers,  Arles,  S.  Omer,  Hyeres  etc. 
vermisst.  —  Schweiz.  Areal  :i:r  an  700  DM-»  Volksmenge: 
1,860,000  Seelen.  —  Genf  ist  nicht  die  grössle,  —  denn  diess 
bleibt  Basel,  —  wohl  aber  die  volkreichste  Stadt  der  Schweiz.  — 
Italien.  Flächeninhalt  =  5,400  DM.,  Bevölkerung:  20,300,000 
S.  —  Der  JM.  Rosa  soll  um  1000  F.  Iiöher,  als  der  Montblanc 
seyn.  Neuere  Messungen  aber  haben  diese  Behauptung  nicht  be- 
stätigt.—  Der  Po  soll,  ungeachtet  seiner  zahlreichen  Zuflüsse, 
doch  nicht  recht  schiffbar  seyn  ('?)  —  Der  sogen.  Parmesan -Käse 
wird  nicht  bloss  zu  Lodi  und  deren  Umgegend,  sondern  vornehm- 
lich in  den  2  Prov.  Pa\ia  und  Lodi-Crema  bereitet.  —  Die  meist 
dürftig  ausgefallene  'I'opographie  beschränkt  sich  bepn  Kirchen- 
staat z.  B.  nur  auf  Rom,  Bologna,  Perugia,  Ancona,  Ci\ita  vec- 
chia,  imd  Loreto,  und  beym  KR.  Neapel  bloss  auf  Neapel,  Gaeta, 
Foggia,  Bari,  Lecce,  Taranto  und  Reggio.  —  Dejitschlund.  Flä- 
chenraum =  11,500  Q  M.,  Volksmenge  =:  321  31111.  Unter  den 


38  Geographie, 

Gebirgen  sind  die  Alb,  der  Odenwald,  der  Spessart,  der  Taunus, 
die  Rhön,  der  Westerwald,  das  llothhaargebirge  etc.  nicht  auf- 
genommen worden.  —  In  der  Topographie  liaierns  fehlen  IJam- 
berg,  Ansbach,  liaireuth,  Schvvabach,  Aschaflenburg,  Hof,  Spe>er 
etc.;  in  der  von  Wiirtemberg:  Gemünd,  Hall  etc.;  in  der  des 
KR.  Sachsen:  Chemnitz,  Meissen,  Plauen  etc. ;  in  der  von  Hano- 
ver:  Hildesheira,  Zelle,  Goslar,  Stade  etc.;  in  der  von  Baden: 
Pforzheim  u.  s.  w.  —  Hessen -Kassel  trat  im  J.  1814  nicht  bloss 
einige  Aemter  an  Hanover  imd  SWeimar ,  sondern  auch  die 
Grafsch.  Nieder -Katzenelnbogen  an  Nassau  ab.  Hier  vermisst 
man  Fulda,  Schmalkalden,  Hersfeld  etc.  —  Bey  Mecklenburg 
fehlen  die  Städte  Wismar,  Güstrow  und  Neu -Brandenburg.  —  Die 
Fürsten  Reuss  jüngerer  Linie  bestehen,  seit  Aussterben  des  Lo- 
bensteinsclien  Astes  im  J.  1824,  nur  noch  aus  2  Linien:  Sclilciz 
und  Ebersdorf.  —  Der  Ausdruck  S.  134:  „Im  Umfange  dcsFür- 
stenth.  Waldeck  liegt  das  berühmte  Bad  Pyrmont,'-''  möchte  leicht 
zu  Missverständnissen  Anlass  geben,  da  die  Grafschaft  d.  N.  ziem- 
lich weit  vom  Hauptlande  entfernt  liegt.  —  Zum  Scldusse  dieses 
Absclmitts  bemerkt  Rez.,  dass  diejenigen  Länder,  welche  Oe- 
sterreich,  Preussen,  Dänemark  und  den  Niederlanden  gehören, 
nicht  hier,  sondern  bey  den  betreffenden  Staaten  aufzusuchen 
sind. —  Oesterreich.  Flächengehalt:  12,266  QM.,  Yolkszahl: 
31,700,000  S.  —  In  der  Topographie  wird  man  nach  Troppau, 
Eger,  Bozzen,  Roveredo,  Trident,  Görz,  Mantua,  Udine,  Tre- 
viso,  Bassano,  Chiozza,  Crema,  Como  etc.  vergeblich  forschen. 
In  Ungarn  sind  allerdings  alle  Flüsse  Nebengewässer  der  Donau; 
doch  macht  hiervon  der  Popräd ,  der  nach  Galizien  imd  in  die 
Weichsel  fliesst,  eine  Ausnahme. —  PreusseJi.  Areal=:ö,014  G  M., 
Zahl  der  Einw. :  11,600,000 K.  Auch  hier  wird  man  mehrere  be- 
trächtliche Städte,  z.  B.  Brandenburg,  Landsberg  a.  d.  W'arthe, 
Prenzlau,  Stargard,  Anklam,  Greifswald,  Schweidnitz,  Grün- 
berg, Rawitsch,  Lissa,  Fraustadt,  Burg,  Merseburg,  Nordhau- 
sen, Mühlhausen,  Schömbeck,  Aschersleben,  Soest,  Koesfeld, 
Wesel,  Saarbrück,  Kreuznach  etc.  vergebens  suchen.  Bey  meh- 
rern der  beschriebenen  Städte  ist  vergessen  worden ,  solche  als 
Festungen  zu  bezeichnen,  z.  B.  Gross  -  Glogau ,  Neisse,  Koblenz 
eic—  Niederlande.  Areal:  j, 197  DM.,  Bevölkerung:  5,600,000 
E. —  Von  den  ausgedelinten  Moorstrichen  in  Limburg,  Brabant, 
Ober-Yssel,  Drenthe  etc.  wird  kein  Wort  gesagt.  —  Auch  liier 
sind  mehrere  sehr  bedeutende  Städte  anzuführen  vergesseii  wor- 
den, als  Utrecht,  Dortrecht,  Delft,  Gouda,  Groningen,  Leuwar- 
den,  ZwoU,  Nimwegen,  Zytphen,  Alkmaar,  Zaardam,  Ypern, 
Alost  etc.  —  Gross -Britannien.  Areal  von  England  (wahr- 
scheinlich mit  Wales  und  den  Inseln)  2,770,  von  Ireland  1,460  QM., 
aber  der  Flächenraum  \o\\  Schottland  ist  vergessen  worden.  Auch 
hier  sind  Sheffield,  Hallifax,  Sliields,  Preston,  Sunderland,  Har- 
wich,  larmouth, Coventry,  Deptford,  Chester,  Leicestei-,  Woher- 


Gaspari's  Lehrbiicli  der  Erdbeschreibung.  39 

hanipton,  Slirewsbiiry,  Wevforcl,  Kilkcnny  etc.  der  Aiifnahme  nicht 
uerlli  irt'lialteii  worden.  Das  Fiirsteiith.  AVales,  die  Inseln  um 
England  und  Srliottland  lierum  werden  nur  in  Anmerkungen  er- 
wähnt. —  I)(inemail,—2A1Q  D^^'m  1,920,000  Einw.  Hier  shid 
auch  die  Inseln  Fiiroer  und  Island  bloss  in  Anmerkungen  abge- 
fertigt. —  Schweden  und  \o/we(ien  =  i2>,TiQ  D>I-,  3,598,000 
Einw.  —  Russland.  Das  Eiiropäisclie  11.  enthält  72,861,  das  gan- 
ze Reich  aber  375.000  QM.  und  60  Mill.  Einw.,  letztere  Summe 
ist  aber  wohl  noch  um  8 — 10  iMill.  zu  lioch  angeschlagen.  — 
Die  'ropograjjhie  ist  gerade  ausreichend.  —  Osmanisches  Reich 
=::43.Ü55  D^'-,  ^vo\on  auf  den  Eiiropäisclien  Tlieil  9,610  G^I- 
mit  9|  Mill.  Einw.  konjmen.  Besonders  gut  kommen  die  Osraa- 
nen  bey  der  Charakterschilderung  weg.  So  heisst  es  S.  209  unter 
andern:  „Sie  sind  nicht  so  schlimm,  als  man  gewöhnlich  glaubt, 
sondern  ehrliclie,  aufrichtige,  massige  und  artige ('?)  Leute,  je- 
docli  sehr  zum  Zorn  und  zur  Rache  geneigt."  Von  ihrem  Stolz, 
ihrem  Fanatismus,  ihrem  Hang  zur  Wollust,  ihrer  Trägheit  etc. 
wird  kein  Wort  gesagt.  Dagegen  wird  von  den  unterjochten  Na- 
tionen erzählt,  dass  sie  ihre  Güther  ('?),  Gebräuche,  Sitten  und 
Religion  behalten  haben,  und  aucli  dabey  beständig  gelassen  wer- 
den. Aber  dass  sie  von  den  Türken  gewöhnlich  nur  Hunde  ge- 
nannt, häufig  auch  als  solche  behandelt  werden;  dass  sie  in  Hin- 
sicht der  Abgahen,  der  Justizverwaltung  etc.  unter  dem  grössten 
Druck  schmachten,  davon  erfahrt  der  Leser  keine  Sylbe.  Nur 
erst  bey  der  Cliarakteristik  der  Griechen  wird  eingeräumt,  dass 
sie,  des  langen  Drucks  und  der  ewigen  Plackereyen  der  Osinanen 
endlich  müde,  jetzt  die  Fahne  des  Aufstands  gegen  ihre  Unter- 
drücker erhoben  haben. 

Asien  (S.  215—255)  =  818,013  DM.,  586,300,000  Einw. 
—  Die3Iandschuren  werden  hier  noch  den  Nomadenvölkern  bey- 
gezählt.  Diess  sind  sie  gegenwärtig  wohl  nur  noch  kleinern  Tlieils, 
und  selbst  Timbowsky  berichtet  in  seiner  Reise  nach  China,  dass 
sie  jetzt  feste  Wohnplätze  hätten.  Allerdings  sind  aber  die  in  Si- 
birien lebenden  Tungusen  noch  wirkliche  Nomaden.  Die  Parseii 
oder  Guebern  hat  Rez.  vergeblich  gesuclit.  Aucl»  der  Zigeuner, 
obgleich  das  südliche  Asien  wahrscheinlich  ihr  Stammland  ist, 
wird  hier  nicht  gedaclit,  —  Osnianisch.  Asien  =21,085  D^^I-i 
1 1,060,000  Einw.  —  Hey  Natolien  lieisst  es :  „Die  Sommer  sind  nn- 
mässi^  Äc'/AiÄ,'die  Winter  kurz  und  strenge.'-'-  Diess  passt  docli 
wohl  nicht  auf  alle  Theile  dieser  grossen  Halbinsel'?  —  S.  230 
Z.  22  muss  es  >\ohl  statt:  das  at/e  S/j/ien^  lieissen:  das  alte  As- 
syrien. —  Selir  abweichend  sind  die  Revölkerungsangaben  meli- 
rerer  Städte  ^on  den  bisherigen  Schätzungen.  So  haben  hier 
Adana  30,000,  Koniiih  30,000,  Akscheher  50,000,  Aintab  20,000, 
Erzerum  80,000,  dagegen  Rnrsa  nur  46,000,  Gusnhissar  nur 
30,000,  Trapesun  nur  15,000,  Angora  nur  20,000,  Ragdad  nur 
95,000,  Diarbekii'  nur  38,000  Einw.    Die  Topograplue  ist  auch 


40  Geographie. 

hier  sehr  mangelliaft;  denn  selbst  Sinope,  Siwas,  Araassiah,  An- 
talia,  Isnikmid  etc.  wird  man  vergebens  suclien.  —  S.  233  heisst 
es  in  einer  Anmerkung:  „Von  den  vielen  Inseln  im  Ärchipelag,  die 
zum  Osmanischen  Asien  gehören,  zeichnen  sich  3  ('?)  durch  eine 
merkliche  Grösse  aus."  (Diess  sind  nun  Mytilene,  Skio  und  Samos.) 
Dann  heisst  es  weiter:  „^^'^  vorderste  Insel  des  Archipelags  auf 
der  Asiatischen  Seite  ist  das  beriihmte  Rhodus,  wo  der  ungeheue- 
re Colossus  von  Rhodus  stand,  und  das  berühmte  Rosenholz 
wächst."  Hier  hätte  doch  zwischen  vorderste  und  hisel  stehen 
sollen:  noch  grössere.  —  Arabien :=: 46,778  QMeilen.  —  Iran 
=  22,104  DM.,  11,387,000  Einw.  (Wer  hat  hier  eine  so  genaue 
Volkszählung  veranstaltet'?)  —  Dass  dieses  Reich,  ausser  dem 
Kur,  nur  blosse  Steppenfliisse  habe,  ist  doch  wohl  zu  viel  behaup- 
tet. Denn  sowohl  in  den  Persischen  Meerbusen  als  in  das  Kaspi- 
sche  iMeer  münden  sich  mehrere  Küstenflüsse.  —  Afghanistan 
=  16,340  DM.,  12,620,000  Einw,  Diese  Angabe  setzt  auch  schon 
einen  genauen  Census  voraus!  —  Beludschistan  =  9,554  QM., 
3,900,000  Einw.  —  Turkestan,  (so  wird  sehr  passend  das  Land 
genannt,  welches  ältere  Geographen  bisher  unter  dem  Nahmen: 
freye  Tatarey  kannten.)  =  32,618  GM.,  3,300,000  Einw.  — 
Vorder-  hidien  =  53,383  DM.,  1224  Mill.  Einw.  Hier  wird  zwar 
das  Portugies.  Gouv.  Goa  in  einem  besondern  Abschnitt  abgehan- 
delt, aber  die  Französischen  und  Dänischen  Besitzungen,  obgleich 
sie  nicht  unter  Brittischer  Hoheit  stehen,  sind  bey  den  Vasallen- 
ländern der  Brittischen  Präsidentsch.  Madras  beschrieben.  Giebt 
diess  nicht  zu  Missverständnissen  Anlass*?  —  Hinter  -  Indien^ 
ohne  Angabe  des  Flächenraums  und  der  Volksschätzung ;  auch 
sehr  kurz  behandelt.  —  Inseln  des  Indischen  Archipels ,  auch 
ohne  statistische  Angaben.  —  Die  Stadt  Batavia  soll  wegen  der 
bösen  Luft  in  neuern  Zeiten  fast  ganz  verlassen  seyn.  —  Schina 
=  262,500  DM.,  über  293 Mill. Einw.  —  Japan  =  12,600  DM., 
40,600,000  Einw.  — Hier  ist  nicht  einmahl  Meako,  die  Residenz 
desDairi,  aufgenommen  worden.  —  Das  Asiatische  Russland  mit 
Einschluss  von  Kasan,  Astrakhan  etc.  =  276,000  DM.,  12  Mill. 
Einw.  Die  Reihen  von  Gebirgen,  welche  Sibirien  vom  Chinesi- 
schen Reiche  trennen,  steigen  nicht  bloss  aus  Turkestan,  sondern 
auch  aus  der  Mongholey,  also  richtiger  von  Hoch -Asien  auf. 

Afrika  (S.  256  —  270)  =  518  —  525,000  DM.,  110—120 
Mill.  Einw.  —  Hier  w  erden  nur  3Iarokko ,  die  3  Raubstaaten, 
Aegypten,  Sahara,  Senegambien,  Sudan,  Nubien  und  Habesch, 
Guinea,  Mokaranga  (wo  der  ältere,  noch  immer  übliche  Nähme 
Monomotapa  hätte  beygesetzt  werden  sollen),  Sanguebar,  und  das 
Kapland  beschrieben,  und  der  Küsten  Adel  und  Ajan,  von  Sierra 
Leone  etc.  gar  nicht  gedacht. 

Amerika  (S.  271— 300)  =  812,000  DM.,  40  Mill.  Einw. 
—  Als  die  Quellenflüsse  des  Maranuon  oder  Amazonenstroms 
werden  hier  sehr  zweckmässig  der  Apurimak  und  der  Bene  ange- 


Gaspari's  Lehrbuch  der  Erdbeschreibung.  41 

nommen.  —  Statt  des  Magdalena ,  der  doch  nur  erst  in  die  2te 
Klasse  gehört,  hätte  der  viel  wichtigere  S.  Francisco -Strom  in 
Brasilien  aufgenommen  werden  sollen,  da  solcher  unter  die  Ströme 
des  ersten  Ranges  gezäldt  werden  niuss.  —  Äord  -  amerikani- 
sche Freystaaten  z=  113,802  D^^I-i  10,650,000  Einw.  —  Das 
Gebiet  3Iischigan,  obschon  solches  im  J.  1 820  erst  8,896  Kopie 
zählte,  ist  liier  schon  den  Freystaaten  be} gezählt  worden,  was 
oll'enbareine  Uebereilungist.  —  Mexico  =  72,700  D^^I-W,  100,000 
Kinw.  —  Zentral-  Amerika  =  15,500  D^.,  1,400,000  Einw.  — 
Columbia  =  63,600  QM.,  3^  Mill.  Einw.  —  Peru  =  24,500 
DM.,  l^Mill.E.  —  Chili=  8,050 DM., 800,000 E.—  laPlata=: 
31 ,400  DM.,  723,000E.  —  Paraguay  =  6,913  G  ^U  600.000  E.  — 
Ober-Peru  (der  neuere  JNahme:  Boli>ia,  iehlthier  uocij)=  28,000 
□  M.,  623,000  Einw.  Auch  ist  die  Hauptstadt  Charcas  noch  nicht 
genannt.  —  Brasilien  =  134,900  D^^I-i  5,320,000  Einw.—  Das 
rsiederländische,  Brittische  und  Französische  Guiana. —  West- 
Indien.  —  Patagonien  und  die  zu  Siid- Amerika  gehörigen  Inseln 
sind  nur  in  etlichen  Anraerkimgen  beschrieben. 

Australien  (S.  301  —  310)  =  150,000  H^l.-,  etwa  2  Mill. 
Einw. —  Australland,  so  wird  hier,  nach  Hassel,  sehr  zweck- 
mässig das  Koulinent  Australiens,  das  bisherige  ]Neu- Holland, 
genannt.  ■ —  Inseln  der  innern  Reihe  und  Inseln  der  äussern  Reihe. 

Den  Beschluss  macht  ein  26  S.  langes  Register.  Aber  ein 
Inhaltsverzeichniss  hat  Rez.  nicht  gefunden. 

Papier  und  Druck  sind  gleich  gut.  Letzterer  könnte  jedocli, 
da  bey  einem  Schulbuche  der  Raum  möglichst  zusammen  genom- 
men werden  muss,  etwas  compendiöser  gewählt  seyn.  V.'c  Zahl 
der  Druckfehler  ist  nicht  sehr  bedeutend.  —  Den  Bearbeiter  die- 
ser Auilage  hat  das  geographische  Institut  nicht  genannt.  —  Rez. 
schliesst  diese  Anzeige  mit  dem  Wunsche,  dass  dieser  Cnrsus 
bald  wieder  eine  neue  Auflage  erleben,  und  dass  darin  die  Ver- 
lagshandlung die  gerVigten  kleinen  Mängel  und  Gebrechen  besei- 
tigen lassen  möchte. 

Nr.  2-  Die  Verlagshandlung  beriditet  in  der  Vorrede  zu  die- 
ser Auflage,  dass  sie,  weil  Deutschland  gegenwärtig  auf  einer  hö- 
hern Stufe  der  geographischen  Kultur  stehe  als  da,  wo  die  erste 
Anlage  zu  diesem  Werke  gemacht  wurde,  in  einer  etwas  verän- 
derten Form  erscheine;  dass  die  Umarbeitung  derselben  vom 
Hn.  Dr.  Hassel  besorgt  worden,  die  matliemiitische  Erdkunde, 
worin  so  Manches  veraltet  war,  durch  den  Hn.  Professor  Krieg 
berichtigt,  die  physische  und  politische  Erdkuude  dem  neuesten 
Zustande  der  verschiedeneu  Länder  und  Staaten  gemäss  einge- 
richtet und  vorziiglich  die  Topographie  dergestalt  erweitert  wor- 
den sey,  dass  gewiss  .Niemand  einen,  durch  irgend  eine  erhebli- 
che iMerkwürdigkeit  ausgczcithneten.  Ort  darin  \erinissen  werde; 
und  dass  das  Ganze,  obgleich  der  Gaspari'sclie  Plan  und  Zn- 
schuitt  heybehalten  worden,  doch  so   wesentliche   Zusätze  und 

3* 


42  G  c   o   g  r  ii  1»   li   i   c. 

Veränderungen  erfahren  habe,  dass  dadurch  in  der  Tliat  ein  fäl- 
lig nettes  Werk  entstanden  sey^  welches  dem  gegenwärtigen  Zu- 
stande der  Erdkunde  mehr  entspreche,  und  hoffentlicli  allen  For- 
derungen ,  die  der  Lehrer  von  einem  Lehrbuche  zu  macljen  be- 
rechtigt ist,  genügen  werde.  —  Schon  die  liier  genannten  Namen 
der  Bearbeiter  bürgen  dafür,  dass  diess  vorliegende  Werk  in  jeder 
Hinsicht  bedeutend  gewonnen  haben  müsse.  Rez.  kann  auch  wirk- 
lich mit  gutem  Gewissen  versichern ,  dass  kein  Leser  sich  in  sei- 
nen durch  obige  Zusagen  erregten  Erwartungen  getäuscht  linden 
werde.  Sattsame  Belege  für  diese  Versicherung  wird  nachste- 
hende Beurtheilung  liefern. 

Die  allgemeine  Einleittmg  (S.  1 — 78)  giebt  in  21  §§  eine 
vollständige  üebersicht  alles  VV^issenswürdigen  aus  dem  Gebiete 
der  mathematischen  und  physischen  Geographie,  und  zwar  in  fol- 
gender Ordnung:  X.Eintheilung  der  Geographie.  —  Aufgefallen 
ist  es  llez.,  dass  hier  die  Worte  II3  drographie,  Ethnographie  und 
Statistik  gar  nicht  vorkommen.  —  2-  Gestalt  der  Erde,  —  3. 
Grösse  der  Erde.  —  4.  Bewegung  der  Erde.  -—  5-  Koperni- 
hanisches  Sonnensystem.  —  6.  Horizont.,  Weltgegenden.  • —  7- 
Länge  und  Breite.  Hierzu  gehört  eine  sehr  scliätzbare  4|  S.  lange 
Tabelle  über  den  Unterschied  der  Parallelkreise.  —  8-  Neben- 
wohner.,  Gegemrohner .,  Gegenfüssler.  —  Q.Zonen. —  IQ.  KU- 
mate.  Hierzu  gehört  eine  Tabelle  über  die  24  Klimate  der  gemä- 
ssigten und  die  6  Klimate  der  kalten  Zone.  —  11.  Dreyerley 
Sphären.  —  12.  Planiglobien.  —  13.  Gebrauch  des  Globus.  — 
14.  Oberfläche  der  Erde.  —  15-  Land.  (Sehr  wahr  heisst  es 
S.  48:  „Es  ist  eine  unrichtige  Vorstellung,  die  man  sich  häufig 
von  den  Gebirgen  macht,  als  wären  sie  gleichsam  das  Gerippe 
oder  die  Knochen  des  Erdkörpers,  und  dienten  dem  flachen  Lande 
zur  Befestigung  und  zum  Zusammenhange.")  Auch  hier  wird  über 
die  Hochebenen  kein  Wort  gesagt.  Den  Bfcschluss  macht  eine  Ta- 
belle über  die  Höhe  von  37  Bergen  der  alten,  und  von  21  Bergen 
der  neuen  Welt.  In  dieser  hat  der  Mout  Rosa  nur  eine  Höhe  von 
13,428,  der  Montblanc  hingegen  von  14,676  Fuss.  —  16.  Meer. 

—  17.  Atmosphäre^  Klima.  S.  62  heisst  es:  „Noch  ist  der  Um- 
stand merkwürdig,  dass  die  südliche  Hemisphäre  beträclitlich  käl- 
ter ist,  als  die  nördliche. '•'■  Hinzugefügt  hätte  aber  auch  werden 
sollen,  dass  überhaupt  ganz  Amerika  ein  kälteres  Klima  habe,  als 
die  alte  Welt,  so  wie  dass  wiederum  hier  der  Osten  kälter  sey,  als 
der  Westen.  —  18.  Produkte.  —  19.  Menschen.  S.  68  erfah- 
ren gewiss  die  meisten  Leser  \o\\  ihrem  Vaterlande  etwas  Neues. 
Denn  hier  wird  gesagt:  „In  Europa  giebt  es  jetzt  nur  noch  zwey 
Staaten,  von  welchen  keine  Zählungslisten  vorhanden  sind,  näm- 
lich den  Staat  der  Osmanen  und  das  kleine Fürstenthum  Lübeck. 

—  20.  Staat e?i.  —  21.  Eintheilung  der  Erde.  Der  Nordpolar- 
und  der  Südpölar- Ozean  werden  hier  nur  als  Unterabtheilungeu 
eines  der  vier  Hauptthcile  des  Ozeans  betrachtet.     Da  sie  aber  an 


Gnspari'ä  Lehrbuch  der  Erdbcschrcibun!^.  43 

den  zwcy  entgegengesetzten  Enden  des  Erdballs  liegen  und  durch 
die  andern  drey  Ilaiipttliolle  des  Ozeans  ^on  einander  getrennt 
werden,  so  hätten  sie  billig  als  zipey  für  sich  bestehende  llaupt- 
theile  dargestellt  werden  sollen. 

Iste  Abtheilung.  Europa.  (S.  79  —  620.)  Lage  des 
festen  Landes  zwischen  7  und  SS*^  L.  und  zwischen  34  und  71° 
n.  Br.  —  Auch  hier  werden  die  (westliclien)  Grunzen  der  (vor- 
maligen) Königr.  Kasan  und  Astrachan  als  die  sicherste  Scheidungs- 
linie zwischen  Europa  und  Asien  angenommen,  weil  in  genannten 
Ländern  noch  Alles,  Einwohner,  Sitten,  Bauart,  selbst  Verfas- 
sung Asiatisch  ist.  Wäre  diess  aber  ein  entscJieidender  Grund, 
so  mVisste  ja  auch  die  Europäische  Türkey  von  Europa  getrennt 
und  Asien  zugetheilt  werden.  —  Auch  hier  sind  bey  den  3Ieeren 
das  Ionische  und  Ligustische  IMeer  vergessen.  —  Der  Flächen- 
raum wird  hier  zu  154,450  O^^L  und  die  Bevölkerung  nur  zu 
204  3Iill.  augeschlagen.  Die  Zahl  der  Amanten  wird  hier  gar 
nur  auf  300,000  K.  geschätzt.  —  In  Preussen  werden  andere 
christliclie  Keligionenals  die  protestantische  nicht  bloss  geduldet, 
soiulern  liaben  mit  derselben  gleiche  Jiechte.  —  Bey  der  Grie- 
chischen Beligion  in  Jtiissland  hätte  noch  l)emerkt  werden  sollen, 
dass  sie  auch  die  freye  l  ebmig  aller  andern  Religionen  neben  sich 
verstattet.  —  JJeiitscfitdnd  {S.  90  —  281).  Dieses,  so  wie  jedes 
andere  Keich,  wird  in  folgenden  Abschnitten  beschrieben:  Per- 
fussujig  (wo  zugleich  der  vorige  Zustand  und  die  durch  die  neue- 
sten Zeitereignisse  Ijerbeygei'ührten  Veränderungen  geschildert 
und  auch  zugleich  die  nöthigen  Aufschlüsse  über  die  Kriegsmacht, 
Einkünfte,  Staatsausgaben  und  Staatsschulden  ertheilt  werden); 
La^e  und  Grösse^  Areal  =11,495  D ^L  ;  Bvschajje7ihett ;  auch 
liier  sind  das  Lausitzer  Gebirge,  der  Odenwald,  Spessart,  Vo- 
gelsberg, die  Kilon,  der  VVesterwald,  das  Rothhaar-Gebirge, 
und  jenseits  des  Rheins  das  Eillel-Gebirge  der  Aufnahme  nicht 
würdig  erachtet,  sondern  im  letztern  Abschnitte  nur  die  hohe 
leen  erwähnt  worden.  —  Unter  den  grössern  Nebenflüssen  der 
J)onau  fehlt  die  xMarch.  Auch  hätten  die  liier,  der  Regen,  die 
TrMuu  und  Ens  eben  so  gut  als  die  i\ab  genannt  werden  können. 
Als  scliill'bare  JSehennüsse  des  Rheins  sind  die  Ruhr  und  Lippe 
au/iifiihren  vergessen  worden.  j\ach  den  fjandseen  hätte  auch 
der  grossen  Moorstriche  im  nördlichen  Deutschland,  z.  B.  des 
Teufelsinoors  u.  s.  w.  gedacht  werden  kinmen.  P/  odttkfe ;  (be- 
werbe; unter  den  \ornehrnsten  Il;in(lels|)liilzen  des  Innern  hätte 
auch  wohl  noch  Kraiikl'urth  an  der  ()<ler  ilie  Aufnahme  verdient. 
Einwohner  (32,070.200  K.,  also  2,790  auf  1  Q  M.)  ;  Kintlu-ilinif^  ; 
(wohey  auch  «las  /  o/niahlti  nicht  ausser  Acht  gelassen  ist.)  Unter 
den  Bundescliedern  ist  noch  der  Herzog  >on  Sachsen-Golha  aii- 
gelVilirt.  (Ganz  Deiitsehlmul  soll  2,386  Städte,  2,388  Marktll., 
103,737  Dörfer  und  Weiler  und  5,019,119  Häuser  in  sich  fassen.) 
—  I.  JJic  Deutschen  Stauten  des  Jsl^zhauses  Oesteneuh^  eben- 


44  Geographie. 

falls  nach  den  eben  firenanntcn  Abtheilnn^en  dargestellt,  rr:3,48 
n^l.,  9,765.500  Einw.  in  544  St.,  1,005  Mfl. ,  41,196  D.  ii.  W 
1.545,528  IIs.  —  \)  Land  unter  der  Ens  =  364  D^-i  1-1 19.90t 
Einw.  (1,114,776  Kathol.,  3,300  Lnth.,  990  Reform,,  338  Grie 
eben,  212  Armenier,  1,496  Juden.)  Unter  den  Einw.  auch 6,34' 
Slaven.  Wien  zählte  7.150  Hs.  und  273,242  Einw.  mit  Einschlug 
des  Militärs  und  der  Fremden,  2,965  Fabriken  u.  3,168  Kommerzial 
fi:ewerbe,  die  597  >>  asserwerke,  127  Drucktisclie,  10,798  Stiihl 
und  mehr  als  60,000  Arbeiter  beschäftig:en ,  195  Grosshändlei 
200  Griecb.,  40  Jiid.  Handelshäuser  und  372  Detailhändlei 
Wienerisch-iNeustadt  mit  6.526  Einw.  Unter  den  aufgenommene 
Orten  hat  Rez.  doch  Korn  JNeubur^r,  Hörn  imd  Traiskirchen  ver 
raisst.  —  B)  Land  ob  der  Ens  =  3444  [JM.,  789,000  Einw 
Movon  23 — 24.000  Luther.  —  Linz  m.  19,688,  Salzburi?  m.  13,066 
Steyer  mit  9.869  Einw.  —  C)  Steyermark  =  398  QM.,  787,80- 
Einw.,  worunter  288,000  Wenden  und  2-356  Luther.  (Steyermar 
gehört  unter  die  wenigen  Länder  Europas ,  wo  die  Bevölkerung 
statt  zuzunehmen,  sich  mit  jedem  Jahre  vermindert;  im  J.  179 
wurden  noch  830,000  und  im  J.  1800  812,000  E.  gezählt.)  Grat 
mit  34,100  E.  —  D)  I/lyrien=z  555^  QM. .  1,028.900  Einw 
wor.  713.620  Slaven,  218.000  Deutsche,  50,000  Italiäner,  44.00 
Gottscheweren,  2,300  Juden,  740  Griechen  u.  40  Armenier;  auc 
16,700  Luther.  Laibach  mit  9.885,  Klagenfurth  mit  9,148,  Trie.- 
mit  36.000,  Görz  mit  9-085,  Rovigno  mit  9.538  und  Pirano  mi 
6,151  E.  —  E)  Tyrol  =  520  D^L,  743,100  E.,  wor.  583,02' 
Deutsche.  160,000  Italiäner  und  80  Juden.  —  Innsbruck  mi 
1,100('?)  Hs..  10,300  E.,  Roveredo  m.  9,800,  Trient  m.  9.600,Bozzei 
mit  8.100,  Schwaz  mit  7,450  und  Pergen  mit  7  —  8000  Einw.  — 
F)  5oAwe«  =  95U  D^L,  3-390,000 ^E.  (2.179.000  Tschechen 
1,150,000  Deutsche,  52.000  Juden),  wor.  37,000  Ref.  u.  12,00' 
Luth.  Prag  mit  90,880,  Reichenberg  mit  9.063,  Eger  mit  8,111 
Pilsen  mit  7,384  nnd  Kuttenberg  mit  6.217  Einw,  —  G)  Mähre 
=  504  0>J-,  1.810.000  E.  (1,399.000 Slaven,  425.000  Deutsche 
30.000  Juden,  90  Zigeuner),  wor.  54,000  Luth.  u.  14.000  Rel 
—  Briinn  mit  2.200  Hs.  n.  33,320  E.,  Ollmütz  mit  12,890,  Igla 
mit  10.936.  Sternberg  mit  820  Hs.  u.  8.100  E.,  Prostnitz  mit  7,80' 
u.  iNikelsburg  mit  7,022  E.  —  Troppau  mit  9,744  E.  —  (Die  Herr 
Schäften  Zator  und  Auschwitz,  ungeachtet  sie  alsBestandtheile  de 
Deutschen  Staatenbundes  dcklarirt  worden,  sind  hier  mit  keinen 
Worte  erwähnt.)  —  II,  Die  lönigl.  Preussischen  Staaten  i. 
Deutschland.  Dass  hier  vorläufig  in  allen  HaupttheilenProvinzial 
stände  errichtet  worden  sind,  wird  hier  noch  nicht  erwähnt.  Si 
enthalten  3.307|  □  M., 8.640,900  E.  (8,008,400  Deutsche,  533,00' 
Wenden.  Kassuben  und  Pohlen,  39,500  Franzosen  und  Wallonen 
60,000  Juden.)  Von  der  neuen  Universität  zu  Bofin  wird  S.  13« 
in  der  Einleitung  noch  nichts  gesagt ;  doch  ist  ihrer  in  der  Orts 
beschreibung  allerdings  gedacht  worden.     A)  Provinz  Branden 


Gaspari'ä  Lehrbnch  der  Erdbeächreibang.  Id 

burg  =  7A9\  DM.,  1.363.858  E.  (142  Städte.  20Mfl-,  3.018 
Dörler  und  166.359  Hs.)  Berlin  (mit  192,917).  Potsdam  (24.970). 
Brandenburg  (12-762).  Pren2lau  (9.481),  Spandau  (6,971).  Neu- 
Uuppin  (6.092).  Franifurtha.  d.O.  (16.055).  Landsber^a.  d.  War- 
the  (8-751},  Guben  (7.527 Ju.Küstrin  (5.997  E.).  —  B)  Pr.  Pom- 
mern =  5664  D>J-  768-203 E.  iu  72  St-,  13  Mfl,.  3-0^8  D.  n. 
91,091  Hs.  Stettin (28-827),  Stralsund  (15-869).  SUrffard  (8-408), 
Greifswald  (7.730),  Kolberg  (7.511).  -\nklam  (6,238)  u.  Köslia 
(4,869 E.).  —  C)  Pr.  Schlesien  =z  720tt  D-^-  2-138-034  E.  in 
138  St..  38  Mfl..  6-776  D.  u.  332-117  Hs.  Der  ganze  au^iwärtige 
Debil  der  Schlesischen  Leinwand  soll  »ich  nur  noch  auf  li — 2 
3Iiil.  Gulden  belaufen.  —  Breslau  mit  78-135.  >ei>?e  mit  11-397, 
Gross-Glorau  mit  11-163.  Briegmii  10-547-  Schweidnitz  mit  9-917, 
Görlitz  mit  9-901.  Lieguitz  mit  9:017.  Griinberg  mit  8-813.  Glatz 
mit  8-231.  Hirschbers  mit  6.237  u.Oppeln  mit  4-896  E-  Das«  aber 
Gr.  Glogau  nur  443  Hs.  zählen  soll ,  i>t  wohl  bloss  ein  Druck- 
fehler, da  sie  schon  im  J.  1791  deren  883  hatte.  —  Dj  Pr. Sach- 
sen =^^58  DM--  1-275.342  E.  in  l43  St..  26  Mfl-.  2-965  D.  u. 
196-287  Hs.  —  Magdeburs  mit  36-647.  Halle  mit  23-873.  Er- 
furth  mit  21.331,  Halberstadt  mit  14.718.  Quedlinburg  mit  12-02.5, 
>ordhau^en  mit  10.398.  Muhlhau^en  mit  9.948.  Burg  mit  9.991, 
iSauraburff  mit  9,015.  Merseburg  mit  8.823.  Aschersleben  mit  8.521, 
Zeitz  mit  7.151.  Torgau  mit  7-145,  Wittenberg  mit  6.725,  Eis- 
leben mit  6.428  u.Lan£ensalze  mit  5.975  E.  —  Aber  Kalbe  ist  hier 
wahrscheinlich  mit  515  Hs.  und  4-093  E.  zu  kurz  wesgekommen; 
denn  es  zählte  ja  schon  nach  Stein  im  J.  1816:  888  Hs.u.  5-588  E. 

—  E)  Pr.  Jfestphalen  =  367  G-M..  1.118.927  E.  in  130  St., 
40  Mfl..  2-219  Bauersch.  u.  164.494  Hs.  —  Die  Jaden  sollen  hier 
äusserst  sahireich  sevn.  und  doch  wurden,  wie  es»  bleich  darauf 
heissLimJ.  1817  deren  in  allem  9.271  gezählt  Für  eine  Deutsche 
Provinz  ist  diese  Zahl  zwar  gerade  gross  genug;  dennoch  möchte 
der  Ausdruck :    äusserst   zahlreich  .   zu  sehr  an  Pohlen  erinnern. 

—  Münster  mit  2-144  Hs.n.  17.972  E.,  Minden  mit  8.959-  Soest 
mit  6.955-  Paderborn  mit  6-699.  Bielefeld  mit  6-627-  Herford 
mit  6,438.  RecUirieshau'ien  mit  796  Hs.  u.  5.584.  Koesfeld  mit  827 
Hs.  u.  5.532.  Iserlohn  mit  5-308  n.  Amsber»  mit  2-970  E.  —  Die 
Städte  Keckling-liau-^en  undKoesfeld  scheinen  hierzu  reichlieh  be- 
dacht worden  zu  geyn;  denn  erstere  hat  nach  Stei^  nur  383 H». 
u-  2.300  E.  u.  letztere  bloss  4^80  Hs.  2,061  E.  —  Lnsem  hat  hier 
Rez.  den  «rossen  Marktflecken  Greven  Acrmisst.  —  ¥ )  Pr.Jälich- 
A'lere-Bers  z=  158^  DM..  962-729 E.  in  67  St..  34  Mfl..  1.003 
D.  u.  145-639  Uf.  —  Köln  mit  7,067  lls.  u-  56-420  E..  Dnssel- 
dorf  mit  2-107  Hs.  u.  26-655  K..  Barmen  (das  auch  bereits  als 
eine  Stadt  einranjriri  ist)  mit  1.6*0  Hs.  u.  19.472  E.,  Elberfeld 
mit  1-309  H*.  u.  15.970  E.,  Krefeld  mit  1.543  Hs.  u.  15-943  E., 
Wesel  mit  1..336  Hs.  u.  1 2- 1 07  E..  Bonn  mit  1.109  Hs.  n.  1  «3.565  E., 
Kleve  mit  6,923  n.  NeuKä  mit  6-:4o8  E.  —  Die  Stadt  >caJta4U  bat 


46  Geographie. 

hier  niclit  weniger  als  572  Hs.  u.  2,790  E.,  nach  Stein  hiiia:efi;en 
nur  98  Hs.  n.  498  K.  —  Unter  den  erheblicliern  Orten  hat  Itez. 
Dillken  ver^eblicl»  gesucht. —  G)  Pr.Nieder-lihein  =.  288  C]^i-i 
1,013,638  E.  in  65  St.,  63  31fl.,  2,782  D.  n.  151,008  IIs.  — 
Aachen  mit  2,732  Hs.u.  33,626  E.,  Triermit  1,156  Hs.u.  15,318  E., 
Koblenz  in.  1,032  IIs.  u.  14,888  E.,  Eupcn  m.  1,154  IIs.  u.  10,145  E., 
Saarlonis  mit  6,972,  Kreuznach  mit  6,881  u.  Saarbrück  ra.  6,407  E. 
—  Die  Stadt  Jülich,  welcher  Stein  nur  400  Hs.  und  2,400  E. 
giebt,  hat  liier  757  IIs.  und  3,943  E.;  dagegen  Burtscheid  bey 
4,657  E.  nur  291  Hs.  statt  700.  (Den  oben  bemerkten  Orten  Kalbe, 
Kecklingshausen,  Koesfeld,  INcustadt  und  Jülich  hat  nun  zwarllr. 
Dr.  Stein  in  der  16ten  Auflage  sehier  kleinen  Geograpliie  1827 
dieselbe  Einwohnerzahl  bey  gesetzt,  doch  bleibt  immer  noch  die 
Frage,  ob  nicht  etwa  Iiierbey  in  dem  Werke,  woraus  beyde 
schöpften,  Druckfehler  obwalteten*?)  —  III.  Das  Königreich 
Baier?i  =z  1500  dM.,  3,630,800  E.  (2,499,800  Kath.,  1,007,300 
Luth.,  67,150  Ref.,  800  Mennoniten,  150  Ilerrnhuther,  53,400 
Juden)  in  229  St.,  392  3Ifl.,  2,912  Pfarrdörfern,  13,670  ordinären 
Dörfern  u.  Weilern  u.  650,065  Hs.  —  München  mit  60,024,  Augs- 
burg mit  33,560,  Nürnberg  mit  31,665,  Regensburg  mit  26,142, 
Bamberg  mit  20,568,  Würzburg  mit  19,960,  Fürth  mit  16,734, 
Ansbach  mit  16,375,  Baireuth  mit  13,986,  Erlangen  mit  11,580, 
Passau  mit  10,300,  Schwabach  mit  9,515,  Landshut  mit  8,230, 
Eichstädt  mit  8,075,  Ingolstadt  mit  8,050,  Memmingen  mit  7,970, 
Hof  mit  7,850 ,  Nördlingen  mit  7,560,  Schweinfurth  mit  7,275, 
Araberg  mit  7,080,  Dinkelsbühl  mit  7,060,  Neuburg  mit  6,900, 
Speyer  mit  6,375,  Straubing  mit  6,170,  Zweybrücken  mit  5,830, 
Kempten  mit  5,780,  Landau  mit  5,700,  Rothenburg  mit  5,660  E. 
u.  s.  w.  —  Die  Marktflecken  Selb,  Rosenheim,  Eiveistadt  und 
Deideslieim  werden  unter  die  Städte  gerechnet.  —  IV.  König- 
reich Sachsen  nr  278^  QM.  (also,  nach  der  nun  beendigten  Lan- 
desvermessung, um  einige  QM.  zu  hoch),  1,386,500  E.  (wor. 
46,000  Kath.,  300  Ref.,  1,600  Herrnliuthcr  und  1,250  Juden)  in 
145  St.,  57  Mfl.,  3,197  ganzen  u.  14  Antheilsdörfern  u.  231,240 
Hs.  —  Dresden  mit  52,000,  Leipzig  mit  38,000,  Chemnitz  mit 
16,0C0,  Freyberg  mit  12,000,  Bautzen  mit  11.500,  Zittau  mit 
8,000,  Plauen  mit  7,000  u.  Zwickau  mit  6,000  E.  Mehrere  dieser 
Angaben  scheinen  etwas  zu  hoch  zu  seyn ;  doch  fehlen  netiere 
Zälilungslisten,  und  daher  müssen  vor  der  Hand  diese  Schätzun- 
gen stehen  bleiben.  —  V.  Königreich  Hannover.  Die  statisti- 
schen Angaben  bieten  nichts  Neues  dar.  Der  Staat  umschliesst 
aber  niclit  bloss  11,  sondern  117  Marktfl.  —  Die  Hauptstadt  glei- 
ches Nahmens  hat  liier  nur  an  sich  1,660 Hs.u. 22,702 E.,  und  mit 
Einschluss  der  Gartengemeine  2,302  Hs.  u.  25,900  E. —  Die  Pro- 
vinz Höllenstein  ist  nicht  bloss  ein  königliches  Amt,  sondern  sie 
besteht  aus  dem  königl.  Stiftsamte  Ucfeld  und  2  gräü.  Stollberg- 
scheu Aemteru  Neustadt  und  Sophienhof.  —  Beym  Flächengehalt 


Gaspari'ä  Lehrbuch  der  Erdbeschreibung,  47 

der  Provinz  Uremen  fehlt  neben  den  ^  die  Zahl  94,  so  dass  es 
licissen  niuss  z=:  94|:  G'^^-  —  ^I«  Aönigreich  Würtembcrg. 
\olkszahl  im  J.  1823  1,459,983,  im  J.  1826  1,468,000  K.,  (wor. 
450.127  Katli.,  453  Meiiiioniteü  u.  Ilerrnlnitlier  u.  9,068  Juden) 
in  152  St.,  177  Mtl.,  1,575  D.,  1,878  Weilern,  2,333  einzelne« 
Holen  u.  s.  w.  215,005  Ilanpt-  u.  93,803  Aebeiigebäuden.  Stutt- 
gart mit  27,500,  Ulm  mit  11,027,  Keutliugen  mit  8,831,  Ileil- 
bronn  mit  6,885,  Tübingen  mit  b,540  u.  Halle  mit  6,250 E.  —  Och- 
senbausen  ist  jetzt  keine  Standesberrscbart  mehr,  sondern  schon 
vor  einigen  Jahren  vom  Fiirst  Metternich  an  den  König  verkauft 
worden." —  Ml.  Gr.  Herzogllmm  Baden  =  279i%%  QM.  Die 
Zahl  der  Einwohner  ist  hier  nicht  angegeben ,  sondern  es  wird 
bloss  gesagt,  dass  sie  aus  705,850  Kath.,  248,900  Luth.,  69,150 
Kef.,  15,400  Juden,  1,300  IMennoniten  n.  150  Ilerrnhuthern  (also 
in  Summa  aus  1,040,700  K.)  bestehen  ,  und  in  108  St. ,  36  Mfl., 
2,427  D.  u.  W.  u.  154,710  lls.  wohnen.  In  den  Nachträgen  und 
Berichtigungen  wird  aber  die  Zählung  vom  ,T.  1820  (1,090,9108.) 
mitgetheilt.  Alle  Populationsangaben  in  diesem  Abschnitte  sind 
schon  durch  neuere  verdrängt,  und  desshalb  hat  es  Rez.  unter- 
lassen ,    Jiier  die  Volkszahl  der  vornehmsten  Städte  herzusetzen. 

—  Uey  Donau-Eschiiigen  wird  gesagt,  dass  die  Hauptquelle  der 
Donausich  im  Hofe  des  fürstlichen  ScJilosses  sammle;  diess  ist 
sie  zwar  im  Glauben  des  Volks;  aber  als  die  eigentlichen  Quellen- 
fliisse  dieses  Stroms  miissen  wohl  die  Brigach  und  Berge  angesehen 
werden.  —  VIII.  Kur-Hessen.  Die  statistischen  Angaben  darf 
Bez.  als  bereits  allgemein  bekamit  voraussetzen.  —  Kassel  mit 
23.296,  Hanau  mit  9,634,  Fulda  mit  8,332,  Marburg  mit  6,588  E. 

—  IX.  Gr.  llerzogthiini  Hessen.,  mit  bekannten  statistischen 
Ansätzen  und  den  Städten  3Iainz  mit  2,173  Hs.  u.  26,800  E., 
Darmstadt  m.  1,034  Hs.  u.  15,450  E.,  OHenbach  mit  530  Hs.  u. 
6,584  E.,  Worms  mit  930  Us.  n.  6,236  E.  u.Giessen  mit  720  Hs. 
u.  5,500  E.  —  X.  Das  (Dänische)  Herzogthum  Holstein  und 
Laueuburg=z  1721  QM.,  416,600  E.  in  17  St.,  23  Mü.,  611 
D.  u.  W.  u.  52.500  Hs.  —  XI.  Das  Gr.  Herzogthum  Luxemburg 
=  108r4-^- DM.,  274.600 E.  in  16 St.,  6Mfl.,  809  D.,  48,710Hs. 

—  Die  Hauptstadt  glciclieujNamens  mit  9,432  E.  —  WX.Gr.Her- 
zoglhuin  Smhsen-\yeiinar'Kisenuch-=zQi^\  D-^I--.  211.000  E. 
in  30-^  St.,  12^  Mfl.,  586  D.  u.  W.,  166  Holen  u.  39,106  Hs.— 
Weimar  mit  9,661 ,  Eisenach  mit  7,634  u.  Jena  mit  4,840  E.  — 
XIII.  Herzogt linni  SGolka-  Alienburg  seit  dem  J.  1826  nnter 
SMeiningen,  Alteiihurg  und  Kohurg  \erlheilt.  —  Xl\ .  Herzog- 
thf/ni  SMeiningen  z=z  4:2r-U  D>I.,  130,400  E.  in  19^  St.,  16 
Mfl.,  425D.  u.  W.  u.  21.5U0lIs.niit  6— 700,000  Gulden  Einkünfte. 
1)  Das  Fürsteuthuin  Mciiiingcii  (aus  dem  l'nterlaiide,  dem  Ober- 
laude  und  den  Aemtern  Koiuhild,  Tliemar  und  Krauuichfeld  be- 
stehend) =  25t<-7'  D^l-,  73,838  E.  2)  Das  Fürstenthum Hild- 
burghausen (mit  Saalleid  und  Kamburg)  =:  17  DM.,  47,109  E. 


48  Geographie. 

-^  Kamburg  liegt  nicht  an  der  lim,  sondern  zu  beyden  Seiten 
der  Saale.  —  XV.  Herzo^thim  S Altenburg  =  43t4^  DM., 
104,400  E.  in  8  St.,  2  Mfl.,  458  D.  u.  W.  u.  18,700  Us.  mit 
600,000  Gulden  Einkünften.  In  derOstliälfte  sind  dieFliisseRoda 
und  Orla  nicht  zu  suchen,  sondern  in  der  WestliäU'te.  Die  mäch- 
tigen Braunkolilen-  und  Torflager  des  östlichen  Theils,  so  wie 
der  lebhafte  Verkehr  mit  Bauholz,  Brettern,  gezimmerten  Häu- 
sern und  allerhand  hölzernen  Waaren,  der  vielen  Dörfern  die 
Hauptnahrung  giebt,  hätten  wohl  billig  Erwähnung  verdient.  Die 
Angaben  der  Volks-  und  noch  mehr  der  Iläuserzahl  der  Städte 
sind  ziemlich  veraltet.  So  zählte  schon  im  J.  1815  Altenburg 
1,340 ,  Schmölln  (wo  auch  die  zahlreichen  Gerbereyen  und  ''der 
TßMÄewmarkt  hätten  angeführt  werden  können)  504 ,  Ronneburg 
630,  Lucka  196,  Kahla  267,  Orlamünde  175  Us.  Auch  hätten 
nocli  das  Jagdschloss  Huraelshain  und  das  Dorf  IloschVitz  mit  sei- 
ner Porzellan-Fabrik  aufgenommen  werden  können.  —  XVI. ^e/*- 
zogthum  SKoburg-Gotha  =:  48t#§  D^.,  140,800  E.  in  11  St., 
lOi  Mfl.,  430  D.  u.  W.  u.  26,813  lls.  —  Das  jenseits  deslMieins 
erworbene  Fürstenthum  Lichtenberg  wird  hier  fälschlich  Birken- 
feld genannt,  a)  Das  Fiirstenthum  Koburg  =  9-^4^  D^.,  33,835  E. 
b)  Das  Fürstenthum  Gotha  =z  27|  D^.,  75,222  (im  J.  1826  in 
seinem  heutigen  Umfange  85,675)  E.  Die  Hauptst.  Gotha  zählte 
zu  Ende  des  J.  1826  11,994  E.  c)  Das  Fürstenthum  Lichtenberg 
=  11t##  dm.,  26,315  E.  —  Baumholder  wird  im  Hofkalender 
als  Stadt  angeführt.  —  WIL  Herzogth. B/minsc.hiveigz=:70^^% 
DM.,  230,400  E.  —  X^III.  Gr.  Herzogth.  MecMenburg-Schive- 
rin=:  223--$%  DM.,  417,871  E.  im  J.  1825,  in  41  St.,  10  Mfl., 
621  D.,  1,104  W.  u.  Höfen  u.  57,075  Hs.  —  Rostock  mit  15,308, 
Schwerin  mit  10,237,  Wismar  mit  8,352,  Güstrow  mit  7,680, 
Parchim  mit  4,536  u.Ludwigslust  mit  3,372  E.  —  XIX.  Gr.  Her- 
zogthum  Meckle/ibi/rg-Strelilz  =  36t^§  DM.,  75,500  E.  in 
9|  St.,  2  Mfl.,  219  D.,  245  Domänen,  71  Rittergütern  u.  10,805 
IIs.  Neu-Strelitz  mit  5,280  E.  —  XX.  Herzogthum  Holstein- 
Oldenburg  z=  123Tg§  DM.,  240,700  E.  in  9  St.,  10  Mfl.,  815 
Bauersch.  u.  38,871  Hs.  —  In  der  Einleitung  versichert  der  Hr. 
Herausgeber,  dass  im  Fürstenthum  Lübeck  keine  Folkszählungen 
statt  fänden ;  gleichwohl  giebt  er  S.  263  der  Hauptstadt  Eutin 
2,321  E.  Woher  liat  er  diese  genaue  Summe,  die  doch  wohl 
eine  sorgfältige  Zählung  voraussetzt'?  —  Wi.  Herzogth.  Nassau. 
=  90t^§  dm.,  320,000  E.  in  30  St.,  27  Mfl.,  807  D.,  1,186 
Höfen  u.  Mühlen  u.  53,560  Hs.  Die  Hauptstadt  Wiesbaden  mit 
650  Hs.  u.  6,120  E.  —  XXII  — XXIV.  Die  Länder  der  drey 
Herzoge  von  Anhalt  ==  47t^^  DM.,  128,100  E.  —  XXV  und 
XXVI.  Die  Länder  der  Fürsten  von  Schwarzburg  =  36  DM., 
101,850  E.  —  Die  Häuser-  und  Seelenzahl  der  Stadt  Sonders- 
hausen ist  (mit  553  Hs.  u.  3,400  E.)  wohl  zu  lioch  angeschlagen. 
—  WW\.  Fürstenthum  HohenzoUern-Hechingeti  ■=;:  Öt^§  DM., 


Gaspari's  Lehrbiirh  der  Erdbeschreibung.  49 

14,900  E.  —  WYIU.  Fürste?ithum  HohensoUern^  Sigmaringen 
=^  18^  DM.,  38,000  E.  Die  Hauptstadt  gleiches  Nahmens  mit 
149  Hs.  u.  777  E.  ist  wohl  die  kleinste  Residenz  der  Erde.  — 
\XL\.  Fiuslenthum  JAechtenstein  =  2|  DM.,  5,800  E.  — 
XXX — XXXI.  Die  Länder  der  Fürsten  Jienss  älterer  und  jün- 
gerer Linie  =z  27y|*  DM.,  78,800  E.  Auch  hier  wird  die  im 
J.  1824  erloschene  Linie  Lobenstein  noch  fortgeführt.  Die  Volks- 
zahl der  Stadt  Gera  (6,687)  ist  für  das  J.  1826  wohl  zu  niedrig. 

—  XXXI I.  Fürstenthum  Lippe- Detmold.  —  XXXIiL  Fürsten- 
ilium  Schaitmbnrg-Lippe.  —  XXXIV.  Fürstenthum  IFaldeck 
z=  21f  DM.,  51,877  E.  —  XXXV.  Landgrafschaft  Hessen- 
JIombnrsz=7-%^  DM.,  19,053 E. in 3 St.,  57  D. u.  W. u. 3,250 Hs. 

—  XXXVI.  Die  freije  Stadt  Fr ankfurth  amMayn  z=z  4t^|  DM., 
52.200  E.  —  XXXVII.  Die  freye  Stadt  Lübeck  z=  51  DM., 
40,700  E.  —  XXXVIII.  Die  freye  Stadt  Bremen  =  3-^^  QM., 
48.500  E.  —  XXXIX.  Die  freye  Stadt  Hamhiirg  =  7 ri%\J^U 
128.078  E.,  wovon  106,920  auf  die  Stadt  selbst  kommen.  —  Das 
Kaiserthiim  Oesterreich{S.  282 — 310).  Lage:  zwisch.  26°  13' 30'' 
und  44°  10'  15"  L.,  und  zwischen  42°  15  und  51°  2'  59"  n.  B. 
Areal  =:  12.266  DM.  Unter  den  Hauptfliissen  fehlt  die  Elbe. 
Bc^ölkcnlng  =  29,700,000  K.  —  Galizien  =z  1,526t^§  DM-, 
3,893.445  E.  im  J.  1820.  —  Dass  Galizien  die  Quellen  des  Pruth 
und  des  Sereth  umschliesst,  isf  nicht  erwähnt;  doch  werden  diese 
Flüsse  weiter  unten  bey  der  Bukowina  genannt.  Lemberg  hat 
41,993,  Brody  aber  nur  16,511  und  Jaros^law  nur  6,975  E.  Nächst 
Brody  ist  Drohobicz  mit  7,200  E.  die  volkreichste  Stadt.  —  Die  zu 
Deutschland  geschlagenen  Heri-schaften  Auschwitz  und  Zator  ent- 
halten 87-5-^4  DM.,  335,187  E.  —  Czernowitz  hat  nicht  520, 
sondern  820  Hs.  —  Die  Ungarischen  Erbstaaten  =:  6,265t-|§ 
DM.  —  Audi  die  Drave  hätte  das  Prädikat  schiffbar  verdient. — 
Eiiiwohnerzahll  1,860,000.  —  a)  /7/2(?a/«  an  sich  =  4,229t4o 
DM. ,  8.853,000  E.  —  Unter  den  grössern  Städten  zeichnen 
sich  nur  folgende  durch  neue  Angaben  aus:  Theresienstadt  mit 
3.671  Hs.  u.  28,310  E.,  Schemnitz  mit  1,692  Hs.  u.  20,241  E., 
Somhor  mit  18,110  E.,  Neusatz  mit  2,367  Hs.  u.  16-663  E.,  Gran 
mit  10,720  E.,  Baal)  mit  1,547  Hs.  u.  13,720  E.,  Oedenburg  mit 
11,827,  Komorn  mit  11,500  u.  Agram  mit  17,266  E.;  und  unter 
den  Marktflecken:  Keczkemet  mit  34,939,  Bekes  mit  14,733, 
Gytila  mit  11,080,  Szarwas  mit  13,600,  Vasarhely  mit  15,141, 
Versetz  mit  16,200  u.  Mako  mit  9,170  E.  Das  grösste  Dorf  der 
Monarchie  (.'saba  hat  jetzt  17,850  E.  —  b)  Siebenbürgen  =r  865t4^ 
DM.,  1.625.900  E.  —  Unter  den  Flüssen  fehlt  der  Koros  und 
derS/.amos.  —  c)  Dalmatien=z  274vöb  DM.,  319,500  E.  — 
Zara  hat  nur  4,856,  Spalatro  nur  6,739,  Uagusa  aber  12.000  E. 
d)  Militär grätize  =:  863t-o-§  DM.,  966,000  E.  —  Pauczowa 
hat  8-962,  Semlin  aber  nur  8,3 1 3  E.  —  Die  Italienische// J'Jrb- 
staaten  -  853t§^D"^Im  4,175,800  E.   Unter  tien  Küstenllüssen 

Jiihrt,.).  Pl,il.  u.  l'atlas.  Jahrg.  II.  lieft  9.  ^ 


so  Geographie. 

fehlen  der  Baccliiglione  und  die  Livenza.  Die  Etscli  möclite  aber 
llez.  nicht  gerade  einen  grossen  Strom  nennen.  Mailand  mit 
4,757  Hs.  (soll  wohlheissen  14,757*?)  u.  1 29,037  E.,  Brescia  mit 
3,438  ILs.  u.  31,051  E.,  Cremona  mit  25,823  E.,  3Iant»a  mit 
2,651  Hs.  u.  24,778  E.,  Bergamo  mit  2,500  Hs.u.  23,704  E.,  Pa- 
via  mit  1,760  Hs.  u.  21,299  E.,  Lodi  mit  1,400  Hs.  n.  17,812  E., 
Como  mit  7,399  E.  (doch  wohl  ohne  die  Vorstädte,  die  allein 
7,660  E.  zählen'?),  Crema  mit  8,026  u.  Sondrio  mit  3,282  E.  — 
Bey  Venedig  mit  109,779  E.  hätte  bemerkt  werden  sollen,  dass 
bey  dieser  Zahl  Militär,  Geistlichkeit  und  Fremde  nicht  inbegrif- 
fen sind.  Verona  mit  8,980  Hs.  n.  60,357  E.,  Padua  mit  6,000 
Hs.  u.  46,609  E.,  Vicenza  mit  4,000  Hs.  u.  30,023  E.,  Chioggia 
mit  20,621,  Udine  mit  17,082,  Treviso  mit  14,191,  Adria  mit 
9,628,  Bassano  mit  9,549,  Belluno  mit  7,655  u.Rovigo  mit  6,954  E. 

—  Die  Preussische  Monarchie  (von  S.  310— 3»  8)  =  5,028  rgi 
DM.,  11,370,000  E.,  wor.  4,030,000  Kath.  u.  128,000  Juden, 
a)  Ost^Preussen  =z  702t|-§  DM.,  1,069,393  E.  Königsberg 
mit  63,869,  Tilsit  mit  11,668,  iMemel  mit  8,364,  Brannsberg  mit 
6,191  u.  Gurabinnen  mit  5,635  E.  —  b)  }Vest-Preiissenz=i^ßOx%i 
CJM.,  675,257  E.  —  Danzig  mit  53,818,  Elbing  mit  19,469, 
Thorn  m.  10,460,  Graudenz  mit  8,379  u.  Marienwerder m.  4,929  E. 

—  c)  Posen  ==  538tI#  DM.,  932,587  E.  —  Posen  mit  1,152 
Hs.u.  24,598  E.,  Rawitsch  mit  7,725,  Bromberg  mit  7,554,  Lissa 
mit  7,690  u. Fraustadt  mit  5,790  E.  —  Schweiz  (von  S.  3 18— 335) 
=r  696t||  dm.,  1,855,300  E.  —  Hier  erhält  der  M.  Rosa  eine 
Höhe  von  1 4,580  Fuss.  —  Die  Aar  soll  tmx  Linken  ausser  der 
Senn  noch  die  ans  dem  mit  dem  Neuenburger-  durch  die  Zißl 
vereinigten  Bieler-See  kommende  grössere  J£m7nat  miinehmen  ('?). 
Aber,  wie  Rez.  nicht  anders  weiss,  stiirzt  zwar  allerdings  die 
Ziel,  nach  ihi'em  Austritt  aus  dem  Bieler-See,  und  zwar  ober- 
halb Büren,  sich  in  die  Aar,  aber  die  grössere  so  wie  die  klei- 
nere Emmat  fallen  der  Aar  von  der  Rechten  her  zu.  Die  grö- 
ssere bewässert  ja  das  beriihmte  Thal  dieses  JN'ahmens  im  Kanton 
Bern,  und  die  kleinere  iliesst  im  Kanton  Luzern.  Wohnplätze: 
92St.,  102Mfl.,  1,730 Gemeinden,  7,400  D.  u.  W.u. 366,500 Hs. 

—  Genf  mit  24,600,  Basel  mit  16,215,  B£rn  mit  17,552,  Ziirich 
mit  10,313,  Lausanne  mit  10,200,  St.  Gallen  mit  9,090,  Freyburg 
mit  6,461,  Schafliausen  mit  7,000  u.  Luzern  mit  6,055  E. —  Der 
Marktllecken  Einsiedeln  im  Kanton  Scliwyz  soll  5,150  E.  zählen, 
ist  aber  wohl  ein  Druckfehler;  dagegen  hat  Altdorf,  der  Hauptort 
vonüri,  nur  1,623  E.  —  Sursee  im  Kanton  Luzern  soll  von  3,612, 
und  Thun  im  Kanton  Bern  von  3,685 Menschen  bewolint  werden; 
aber  wahrscheinlich  walten  hier  auch  Druckfehler  ob.  —  Italien 
(von  S.  335 — 373).  Flächenranm  mit  den  Inseln,  aber  ohne  Malta 
=:  5,797 tVj5  DM-  Von  den  Nebenüi'issen  des  Po  wird  lücr,  son- 
derbarer Weise,  weiter  keiner  als  der  Ticino,  ja  nicht  einmal  der 
'l'anaro  angeführt.  —    Einwohner:    20,253,400.     L   Sardinien. 


Gaspar'fd  Lehrbuch  der  Erdbeschreibung.  51 

Areal=l,339T44DM.,  4476,200  E.  Die  Insel  Sardinien  enthält 
nur  391t*§  D^^-  «•  546,000  E.  —  Die  Provinz  Aosta  wird  hier, 
Kcz.  weiss  nicht  aus  weicher  Ursache,  zum  IlerzosftJiHm  Savoyeu 
i^ezogen.  —  Das  Fiirstenthum  Picniont  mit  Montferrat  und  iVIai- 
land  ist  noch  auf  die  alte  Art  in  21  kleine  Provinzen  abj^etlieilt. 
Die  hey  den  Städten  desselben  zu  Grunde  liegenden Bevölkeruncrs- 
anjraben  sind  vom  J.  181 6.  —  Das  Hcrzogthum  Genua  zählt 
617,700  E.  in  19  St.,  25  3Ifl.,  700  D.,  200  W.,  und  wird  hier  in 
6  Intendanzen  (Genua,  Chiavari,  Surzana,  Novi,  Savona  und 
Finale)  abgetheilt.  —  II.  Das  Herzogt hum  Parma.  —  III.  J)as 
I/erzogthi/m  Modena  mit  Massa-Carrara.  Vorzüglichste  Städte: 
JModena  mit  19,583,  Reggio  mit  14,069,  Massa  mit  9,826,  Car- 
rara  mit  8,443,  Mirandoia  mit  8,180  u.  Correggio  mit  7,989  E.— 
IV.  Das  Herzogthuju  Lucca.  —  V.  Das  Grossherzogthum  To- 
scana.  Hier  sind  ebenfalls  keine  neuern  Angaben  auszulieben.  Der 
Schutzstaat  Piombino  enthält  6t^#  D^.  u.  13,900  E.  Die  Haupt- 
stadt gleiches  Nahmens  zählt  nur  1,151  E.  —  W.  Republik  S.  Ma- 
rino. —  VII.  Der  Kirchenstaat.  Auch  hier  wird  der  Leser  meist 
auf  lauter  bekannte  statistische  Angaben  stossen;  doch  ist  hier 
dcrFfdchenraum  der  einzelnen  Delegazionen  angegeben,  wasRez. 
nocli  nirgends  gefunden  liat.  —  Viterbo  hat  12,588,  Rieti  9,271, 
Frosinone  6,014,  aber  Velletri  nur  9,744,  Tivoli  nur  5,384,  Fra- 
scati  nur  4,203  u.Terracina  nur  4,073  E.  —  Perugia  zählt  mit  sei- 
nen nächsten  Umgebungen  68,511,  Foligno  1 5,022  ".  Orvieto  7,882, 
aber  Citta  vecchia  nur  7,1 1 1  E.  Andere  Städte,  wo  abweichende, 
meist  weit  höhere,  Populationsangaben  beygesetzt  worden,  sind 
folgende:  Bologna  mit  63,420,  Ancona  mit  29,792,  Ravenna  mit 
23,938,  Fermo  mit  19,678,  Rimini  mit  1 7,468,  Faenza  mit  18,332, 
Forli  mit  15,520,  Macerata  mit  15,087,  Fano  mit  14,673,  Cesina 
mit  14,672,  Pesaro  mit  13,586,  Osimo  mit  11,728,  Urbino  mit 
11,582,  Loreto  mit  7,698,  Fabriano  mit  7,224  u.  Caraerino  mit 
7,549  E,  —  Die  volkreichen  Orte  Lugo  mit  14,054,  u.  Bagnaca- 
vallo  mit  10,669  E.  sind  hier  nur  als  Marktflecken  verzeichnet.  — 
Ponte  Corvo  ist  hier  zur  Delegazion  Frosinone  geschlagen.  — 
\lll.  Königreich  bei/der  Sizilien.  Audi  hier  fehlen  die  neuesten 
Angaben.  Von  derim.1. 1820  ausgebroclienen  und  von  Oestcrreich 
unterdrückten  Revoluzion  wird  kein  Wort  gesagt.  —  Nur  bey  de« 
Hau|)tstädtcn  der  Provinzen  und  Distrikte  und  einigen  andern  Or- 
ten bemerkt  man  neuere  Volkszählungen.  So  hat  liier  ('apua  8,019, 
Salerno  10.650,  Avellino  13,467,  Ariano  11,780,  Campobasso 
7,661,  Af|uila  7,525  {'i  im  J.  1792  hatte  ^ie  ja  1;5,615),  Teramo 
9,238,  Chieti  12.GG0,  Lanciano  12,576,  Fogiria  20,687,  S.Severo 
16,640,  Bari  18,937,  Altamnra  10,784  (früher  15-893),  Lecce 
14,086,  Taranto  14,11  f,  Potenza  8,800,  Matera  11,158,  Cosenza 
7,989  (aber  mit  366  Casellis  45.265),  Catanzaro  11,464  u.  Reg- 
gio  7,205  E.  Civita  ducale  hat  hier  nur  1,732  E.  Diess  lässt  auch 
eiiieu  Druckfehler  vcrinulhen ,  weil  der  Ort  im  J.  1792  8,747  E, 


SA  Geographie. 

zählte.  —  Die  Insel  Sizilien  kommt  hier  in  Ansehung  ihres  Flä- 
chenraumes, wie  in  Hassel 's  genealog.  staust.  Taschenbuche, 
um  fast  100  QM.  zu  kurz.  Denn  statt  der  gewöhnliclien  Angabe 
von  587  hat  sie  nur  495t§§  D^.  erhalten.  Uebrigens  wird  sie 
nach  ihren  7  Intendanzen  beschrieben,  bey  welchen  aucli  Flächen- 
gehalt und  Volksmenge  angegeben  ist.  Die  grössern  Städte  er- 
Ireuen  sich  in  Ansehung  ihrer  Seelenzahl  neuerer  Angaben ,  als : 
Palermo  160,051,  Catania,  45,081,  Messina  44,653 ,  Trapani 
24,330,  Marsala  20,559 ,  Modica  19,702,  Caltagirone  19,609, 
Itagusa  16,616,  Canacotti  16,455,  Calatanisetta  15,627,  Accreale 
14,994,  Girgenti  14,882,  Castel-Vetrano  14,782,  Termini  14,156, 
llandozzo  14,000,  Siragossa  13,851,  Masculi  13,705,  Alcamo 
13,000,  Montreale  12,726,  Corleone  12,537,  Lipari  12,483,  Sa- 
lemi  12,258  u.  Nicosia  12,064  E.  u.  s.  w.  —  Das  lionigreich 
Frankreich^  (  S.  373  —  419  ).  Auch  hier  wird  von  den  ausgedehn- 
ten Landes  zwischen  der  Gironde  und  dem  Adour,  so  wie  von  den 
andern  Heidestrecken  der  Bretagne ,  von  den  Moorstrichen  der 
Vendee,  vom  Kreideboden  der  Champagne  kein  Woi't  erwähnt. 
Von  den  Handelsplätzen  des  Innern  fehlen  noch  Orleans  und  Tou- 
louse. —  Die  Zählung,  welche  Paris  717,222 E.  giebt,  ist  nicht 
vom  J.  1807,  sondern  vom  J.  1820.  —  Auch  hier  sind  bey  der 
Einwolmerzahl  ältere  (und  zwar  häufig  noch  von  den  Jahren  1802 
und  1806)  und  neuei-e  Zählungen  bunt  unter  einander  gemischt. 
Dabey  haben  die  neuern  Angaben  das  Eigene,  dassnach  ihnen,  ob- 
schon  die  Bevölkei'ung  in  Frankreich,  wie  allerwärts,  in  slätem  Stei- 
gen begriffen  ist,  doch  ^iele  Orte  geringere  Summen  aufzuweisen 
liaben,  als  im  .1.  1802.  So  liat  nun  Brest  24,180,  Dieppc  18,248, 
Castres  12,327,  Chalons  s.  Saöne  8,798,  Ma9on  10,438,  Moissac 
6,946,  Tülle  6,051,  S.  Brieux  6,251  E.  Unter  den  Städten,  bey 
welchen  dagegen  die  Bevölkerung  bedeutend  angewachsen  ist, 
hebt  Rez.  folgende  aus :  Toulon  mit  29,763,  Diinkirchen  mit  26,254, 
Boulognp  mit  16,607,  Aix  mit  26,900,  Issoudun  mit  13,840,  Lu- 
neville  mit  12,691,  S.  Malo  mit  11,600,  Narbonne  mit  10,302, 
Morlaix  mit  10,390,  Sens  mit  10,957,  Beaune  mit  10,224,  Vitre 
mit  10,050,  Miihlhausen  mit  9,358,  Brignoles  mit  9,063,  Calais 
mit  8,531  u.  Cettemit  8,1 84  E.  —  Uebrigens  möchten  die  statisti- 
schen Angaben  über  Frankreich  schon  zu  allgemein  bekannt  seyn, 
als  dass  Kez.  etwas  davon  mittheilen  dürfte.  Die  Volkslisten  über 
die  einzelnen  Departements  sind,  wie  gewöhnlich,  von  verschie- 
denen Jahren.  Die  Bevölkerung  hat  sich  in  einigen  Departements, 
z.  B.  in  dem  der  Aube,  der  Marne,  der  Nißvre  u.  s.  w.  bedeutend 
vermindert. —  Das  Königreick  Spanien  (  S.  419  —  447).  Hier 
ist  der  Flächenraum  nur  zn  8,44üf  QM.  angenommen.  Dass  die 
Gebirge  des  Innern,  mit  Ausnahme  des  Kantabrischen,  uachBory 
de  S.  Vincent,  nicht  mit  den  Pyrenäen  unmittelbar  zusammenhän- 
ffen,  sondern  durch  weite  Hochebenen  von  denselben  geschieden 
werden,  koimte  hier  noch  nicht  berücksichtigt  werden.     Bevöl- 


Gaspari's  Lehrbuch  der  Erdbeschreibung;.  53 

kcrun^im  J.  1820:  11,411,924 K.,  iii  144Cmdadcn,  4,351  Villas 
u.  12,594  Dörieni.  Die  dcrBesclireibuiifl:  zu  Grunde  lieijendeKiu- 
tlieihui^  ist  natürlich  die  ältere.  Die  Topographie  ist  von  den 
Griinzproviuzeu  viel  vollsländiirer  als  von  denen  des  Innern.  Bey 
den  meisten  Orten  ist  auch  die  Zahl  der  Einwohner  ani^egchen, 
jedoch  meist  nach  blossen  Schätziiniren  und  häufig  nach  Fischer. 
Hin  und  wieder  scheint  diese  zu  hocli  angeschlagen  worden  zu 
Rcyn ,  z.  B,  bey  Kens  mit  30,000 ,  bey  Xeres  de  la  Frontera  mit 
20,000,  hey  Ocanna  und  Logrono  jedes  zu  12,000,  bey  Alraadeu 
mit  10,000  E.  u.  s.  w.  Auf  der  ahdern  Seite  scheinen  aber  aucli 
diese  Angaben  lün  und  wieder  zu  niedrig  zu  seyn,  wie  z.  B.  bey 
Almeria  wit  7,200,  Vitoria  mit  6,500,  Zafra  mit  6,000,  Tcruel 
niito,500,  Chinchille  mit4,624,  Meridamit  4,300,  Avilamit4,200, 
Soria  mit  4,000,  S.  Lucar  JMayor  mit  3,000,  S.  Lucar  deGuadiana 
mit  2,800,  Aranjuez  mit  2,593  E.  u.  s.  w.  —  Bas  Königreich 
Portugal  (S.  447  —  456).  Hier  iieisst  es  richtiger,  als  im  er- 
sten Cursus :  „Portugal  hat  einen  irovheiieii^  bergigen ,  steinigen 
Boden,  der  jedoch,  avo  Wasser  sich  findet,  ungemein  fruchtbar 
ist;*-"-  noch  hätte  liinzu  gesetzt  werden  sollen:  und  wo  kiinstliche 
Bewässerung  angewendet  wird.  —  Dass  die  Serras  de  Caldeirao 
und  IVJonchique,  nach  Bory  de  S.  Vincent,  nicht  als  die  Fort- 
setzung der  Sierra  Morena,  sondern  als  ein  für  sich  bestehendes 
Gebirgssystem  anzusehen  sind,  davon  konnte  natürlicli  hier  noch 
kein  Gebrauch  gemaclit  werden.  —  Neu  wird  es  gewiss  manchem 
Leser  seyn ,  dass  die  Zugvögel  Portugal  nicht  berühren.  —  Die 
Zahl  der  Einwohner  soll  (auf  einem  Flächenraum  von  1,722t§§ 
□  M.)  nach  der  Zählung  vom  J.  1820  nur  3,144,178  K.  betragen 
liaben,  wovon  auf  Estremadura  631,311,  auf  Alem-Tejo  266,009, 
auf  Beira  922,438,  auf  Minho  743,662,  auf  Trazos  Montes 
280.208  und  auf  Algarve  120,322  kommen.  Doch  will  es  Kez.be- 
dJMiken,  als  wenn  hierbey,  wenigstens  bey  Alem-Tejo  und  Minlio, 
einige  Irrungen  oder  Druckfehler  obwalten  möchten.  Denn  nach 
dieser  Angabe  würde  Alem-Tejo  mit  483T§g  (491|)  D^^^-i  ^^  wo- 
nach kaum  550  Seelen  auf  1  nM.  kommen,  wenig  meiir  als  eine 
>\  üste  seyn.  —  Wie  sehr  die  hier  aufgenommenen  Angaben  der 
Einwohnerzalil  der  vornelimsten  Städte  von  den  bisher  im  Gange 
gewesenen  abweichen,  werden  folgende  Beyspiele  beweisen:  Lis- 
sabon mit  239.872,  Porto  mit  70.000,  C'oimbra  mit  15,220,  Se- 
tuval  mit  14-826,  Braga  mit  14,428,  Ovar  mit  10,370,  Elvas 
mit  9,949,  Vizeu  mit  9,260,  Evora  mit  9,052,  Lamego  mit  8,877, 
Ta\ira  mit  8,603,  Faro  mit  8.440,  Loule  mit  8.210,  Viamui  mit 
8,010,  Santarem  mit  7,835,  ilhavo  mit  7,335 ,  Lugos  mit  6,793, 
('oxilhao  mit  6,350,  Portalegre  mit  6,138,  Figueira  da  Foz  mit 
6,407,  Guimeraens  mit  6,088  u.  Brairanza  mit  3,672  ^).  —  Ganz 
Portugal  zählte  ülnigens  im  .1.  1820  nur  873  Elemenlarscliulen, 
die  von  .31.280  Schülern  besucht  wurden.  —  Das  liriltische  Iteirh 
(S.  456 — 515).  Es  umfasstia  allen  5  Erdthcilen  lö2,525Tb§GM., 


^  Geographie. 

136,540,000  E.,  wov.  auf  die  Europäischen  Länder  5,554tVö  ^M. 
u.  21,396,000  Menschen  kommen.  Das  baare  Geld  in  den  3  Kö- 
nigreichen wird  nur  auf  etwa  60,  die  umlaufende  Zettehnasse 
dagegen  auf  540  Mill.  Guhlen  geschätzt.  England  =  2,768-r5^ 
DM.,  1 2:387,788  E.  (im  J.  1821).  —  Die  Ausdehnung  Londons 
wird  hier  noch  immer  so,  wie  zu  Ende  des  vorigen  Jahrh.,  nähm- 
lich  die  Länge  zu  I5  und  die  Breite  zu  4  geogr.  3Ieile  angegeben. 
Fiiglich  hätte  auch  der  Flächenraum  dieser  Ungeheuern  Stadt 
(l|  gegr.  n^^I-  oder  7,000  Acres)  bemerkt  werden  können.  Eben 
so  aucli  die  Zahl  der  Plätze,  Strassen,  Kirchen  luid  Kapellen, 
der  Hospitäler,  der  Tavernen ,  Aubergen,  Kaffeehäuser,  öffent- 
lichen Schenken,  die  Zahl  der  Kaufleute  und  Krämer,  derMode- 
händlcr  u.  s.  w.  London  zählte  im  J.  1821  1,225,694  E.  Hier 
aber  wird  die  Volksmenge  ohne  Bezeichnung  des  Jahres  zu 
1,274,600  angenommen.  Auch  wird  nicht  gesagt,  ob  die  grossen, 
zum  Theil  mit  der  Metropole  zusammenhängenden,  hier  aber  be- 
sonders beschriebenen  Dörfer  Chelsea  (18,262  E.),  Hackney 
(16,771  E.),  Hampstead  (5,482  E.),  Hamptoncöurt  (2,754  E.), 
Jölington  (15,065  E.),  Kensington  (10,880  E.),  Pancras  (46,838 
E.)  u.  Stepney  (35,199  E.)  in  Hinsicht  ihrer  Bevölkerung  unter  je- 
ner Ungeheuern  Summe  mit  begriffen  sind  oder  nicht.  —  Ilar- 
wich  hat  hier  nur  3,732  E.,  was  anf  jeden  Fall  ein  Drnckfeliler 
seyn  muss,  da  der  Ort  schon  im  J.  1811  17,980  E.  in  sich  fasste. 
—  Lancas-Shire  ist  die  bevölkertste  ProAinz  Englands.  Denn  sie 
zählte  im  J.  1821  auf  86t5^  DM.  nicht  weniger  sls  1,010,600 
Köpfe.  Die  darin  liegende  Stadt  Ashton  an  der  Line  wird  hier  nur 
ein  grosses  Kirchspiel  genannt.  —  In  York-Shire  befasst  North- 
riding  auf  99t#4  ÜM.  nur  183,694  E.,  Eustriding  dagegen  auf 
59tI§  dm.  190,709  E.,  und  Westriding  gar  auf  124~§  DM., 
800,848  E.,  weil  der  letztere  Distrikt  unter  die  eigentlichen  Fa- 
brikgegenden gehör|;.  —  Auch  hier  liegt  bey  der  Angabe  der  Ein- 
wohnerzahl der  aufgenommenen  Orte  nicht  immer  die  neueste 
Zählung  vom  J.  1821  zu  Grunde;  ja  selbst  bey  mehrern  grossen 
Städten,  wie  z.  B.  bey  Bristol,  31anchester,  Liverpool,  Plymouth, 
Portsmouth,  Norwich,  Sheffield ,  Nottingham  u.  s.  w.,  ist  die  von 
1811  beybehalten  worden.  Unter  den  Städten,  in  welchen  die 
Bevölkerung  seit  1811  besonders  stark  zugenommen  hat,  liebt 
llez.  zur  Vergleichnng  einige  der  vornehmsten  aus;  Hüll- (39,480 
E.),  Batli  (38,439  E.),  Newcastle  (35,711  E.),  York  (35,541  E., 
wenn  diess  nicht  etwa  ein  Druckfehler  ist,  da  York  im  .1.  1811 
erst  16,145  Seelen  zählte),  Sunderland  (25,180  E.),  Stockport 
(22,771  E.),  Preston  (21,958  E.),  Dudley  (18,925  E.),  Wool- 
wich  (17,000  E.),  Whitebavcu  (16,522  E.),  Muiclesfield  (12,299 
E.),Briffhton(l2,012E.),>Vallsall(l  1,1 89E.),  Halifax  (11,090  E.), 
Wakefield  (10,764  E.),  Whilty  (10,275  E.),  Bilston  (9,648  E.), 
Taunton  (8,539 E.),  Wellington  in  Sbropsh.  (8,390  E.),  Cheeten- 
liam  (8,325  E.),  Boston  (8,113E.),  Winchester  (6,705 E.),  Durt- 


Gafpiirrfl  Lolirbiu-h  der  E-nlbcschreibung.  55 

moulh  (3,595  E.)  U.S.W.  —  IJey  einigen  Orten  soll  sich  die  Seelen- 
zahl  ^crnlill(lel•t  Jiabcii,  z.  B.  bcy  Benvick,  Gosport  u.  s.  w.  Dass 
aber  hier  Birniiiiiiham  statt  106,722,  nur  85,758,  nnd  Leeds  statt 
83,796,  mir  35,950  E.  erhalten  haben,  kann  wohl  nichts  weiter 
als  Druckfehler  seyn,  da  crstere  Stadt  im  J.  1811  bereits  87,753 
lind  letztere  62^354  E.  zählte.  —  In  der  Topographie  wird  der 
Leser  viele  Aolkreiche  Fabrikörter  finden,  die  er  in  den  Wörter- 
büchern von  Hassel,  Stein  u.  s.  w.  vergeblich  suchen  möchte, 
z.  B.  Sedgeley  mit  13,937,  Westbroniwik  mit  7,485,  Belper  mit 
5,778,  Chorley  mit  5,282,  Madeley  mit  5,076  E.  u.  s.  w.  —  Im 
Fiirstcnthnm  Wales,  das  im  J.  1821  717,108  E.  zählte,  sind  Caer- 
marthen  mit  7,275,  Sisansea  mit  8,196  «.  Ilolyvvell  mit  6,394  E. 
die  bedeutendsten  Orte.—  Die  Scilly-Inseln  enthalten  13tI§  DM., 
2,614  E. ;  die  INormannischen  Inseln  (von  welchen  nur  der  Flächen- 
raum der  2  grössern  angegeben  ist)  48,427  E.  und  Jie  Insel  Man 
10T4§nM.,  40,084  K.  —  Schottland  (hier  Scotland  genannt) 
=  1,461  T^S  a  M.  (J,  1 82 1 )  2,092,0 1 4  E.  in  6  Cities,  59  Boroughs, 
78  MIL,  893  Klrchsp.  u.  574,762  Hs.  —  Die  Schottischen  Meer- 
busen werden  hier  statt  FIrth,  durchgängig  Frith  gcnaimt.  — 
Da  hier  bey  Aberdcen  die  2  nahen,  aber  doch  ~  Meile  von  einan- 
der entfernt  liegenden  Orte  Alt-  und  Neu-Aberdeen  zusammen 
beschrieben  werden,  so  hätte  doch  wenigstens  bemerkt  werden 
sollen,  dass  nur  das  letztere  an  der31ündung  derDee,  daserstere 
aber  an  der  Mündung  des  Don  liege.  Beyde  Orte  haben  hier 
21,639  E.  —  Bey  der  Grafschaft  Sutherland  hätte  als  eine  in  ih- 
rer Art  einzige  Merkwürdigkeit  erwähnt  werden  sollen ,  dass  die 
Besitzerin  vor  einigen  Jahren  das  Innere  in  eine  ungelieuere  Schaf- 
trift verwandelt  und  die  Einwohner  längs  der  Küste  angesiedelt 
habe.  Die  Angaben  der  Einwohnerzahl  sind  bey  den  Grafschaften 
durchgängig  vom  J.  1811,  und  bey  den  Ortschaften  häufig  selbst 
noch  vom  J.  1801,  also  zu  sehr  veraltet,  als  dass  sie  noch  gro- 
ssen Werth  haben  könnten.  Denn  Glasgow,  das  im  J.  1821 
147,043  Bewohner  zählte,  hat  hier  noch  100,740.  —  Ireland 
=  1,315t4§  uM.  (J.  1821)  6.846,949  E.  (vor.  500,000  Eng- 
länder und  480  Deutsche)  in  23  Cities,  17  neuen  Boroughs,  86  Mfl., 
2.389  Kirchsp.  u.  821,425  Hs.  Die  Katholiken  haben  hier  zwar 
26  Erz-  und  Bisthümer,  58  Klöster,  896 Kirchen  und  1,501  Prie- 
ster, aber  nur  550  Schulen.  —  Bey  den  Grafschaften  ist  zwar 
der  Flächengebalt,  al)er  nur  selten  die  Volkszahl  angegeben. 
Diese  Angaben  sind  au<:h  in  der  Kegel  schon  ziemlich  veraltet. 
Denn  Dublin,  das  hn  J.  1821  von  227,335  Menschen  bewohnt 
wurde,  hat  liier  erst  196,783  E. ,  und  Cork  hat  statt  106,335 
nur  erst  64.394  E.  —  Ueberliaupt  ist  nur  55  Orten  ihre  Volks- 
menge, und  auch  häutig  nur  in  riniden  Zahlen  beygesefzt  worden. 
—  Helgoland  hat  2,200,  Gibraltar  12,000,  Malta  96,300  und  die 
Ionischen  Inseln  227,050  E.  —  MederUimle  (S.  516—533). 
Die  statistischen  Angaben  bieten  niclits  IVeucs  dar.  Waldige  Berge 


56  Geographie. 

^iebt  es  nicht  allein  in  der  Provinz  Luxemburg,  sondern  ancli  in 
IS'amiir  und  Lütticli,  und  zum  Tlieil  auch  in  Ilennegau.  Die  Rei- 
henfolge, in  welcher  die  Provinzen  beschrieben  werden,  willRez. 
nicht  ganz  geiallen.  Zweckmässiger  möchte  es  gewesen  seyn, 
wenn  das  Reich  zuvörderst  in  den  nördlichen  und  in  den  südli- 
chen Theil  unterschieden  und  beyde  nach  ihren  Provinzen  be- 
schrieben worden  wären.  —  Bey  der  Provinz  Seeland  hätte  auch 
den  einzelnen  Inseln  Flächenraum  und  Seelenzahl  beygegeben 
werden  können.  —  Die  Städte  Oldensaal  mit  4,964  u.  Ootniarsum 
mit  4,397  E.  in  Over-Yssel  scheinen  zu  reichlich  begabt  worden 
zu  seyn,  da  frühere  Zählungen  diesen  Angaben  zu  sehr  wider- 
sprechen. —  Dänemark  (S.  533—545)  =  2,470|  D  M.,  1 ,907,800 
Einw.  —  Bey  der  Insel  Laaland  fehlt  sowohl  Areal  als  Volkszahl. 
• —  Bey  Nyckiöbing  in  Jiitland  hätte  die  Lage  auf  der  Insel  iMors 
bemerkt  werden  sollen,  zumahl  da  diese  Insel  gleich  nach  dieser 
Stadt,  jedoch  ohne  Verbindung  mit  ihr,  abgehandelt  wird.  — 
Die  Bevölkerung  der  Stadt  Wiborg  zu  4,100  Seelen  ist  wohl  zu 
hoch  angenommen.  —  Tönningen  in  Schleswig  soll  jezt  4,500  E. 
enthalten.  —  Schivedisches  Reich  (S.  546  —  568).  Schweden. 
Areal  nach  den  neuesten  Vermessungen  nur7,935T4o  □'^'•i  Volks- 
zahl 2-634,600  Seelen.  —  Neuere  statistische  Angaben  hat  Rez. 
hier  nicht  gefunden,  ausser  bey  Stockholm  mit  65,474  u.  Gölha- 
Ao/-^mit21,058E.  —  Norwegen  =  5,798-g§OM-,  957,400  E. 
Das  Land  wird  nach  seiner  Eintheilung  in  3  grosse  Landschaften, 
Söndenfields  (2,098-5§  D  M.,  513,1 17  E.),  Nordenfields  (l,63lT^g 
DM.,  299,999  E.)  und  Nordlande  (2,068T^-g  G M.,  68,354 E.), 
in  5  Stiftsämter,  16  Aemter  und  2  Grafschalten  beschrieben. 
Den  Aemtern  ist  auch  Flächenraum  und  Volkszahl  beygesetzt.  — • 
Frey  Staat  Krakau  (S.  568)  =  23jnM.,  1 07,934  ^E.  in  4  St. 
und  77  Dörfern.  —  Russkmd  (S.  569—598)  =367,494  DM., 
59,263,700  E.,  wovon  51,678,000  dem  Slavischen,  421,500  dem 
Germanischen,  2,901,700  dem  Finnischen,  926,500  dem  Kauka- 
sischen, 2,168,620  dem  Tatarischen,  206,500  dem  3Iongolischen, 
50,000  dem  Mandschurischen,  57,000  dem  Samojedischen,  80,700 
dem  Eskimo'schen,  9,500  dem  Kamtschadalischen  ,  20,000  dem 
Amerikanischen  Volksstamme,  742,800  Individuen  den  eingewan- 
derten Nationen  angehören.  Hierunter  sind  also  auch  die  Juden 
begriffen,  deren  Anzahl  aber  (453,500)  hier  nicht  angegeben  ist. 
Von  den  Gebirgen  wird  bloss  der  Ural  nahmhaft  gemacht.  Gleich- 
wohl hätte  das  Alaunische  Gebirge  wenn  auch  nicht  wegen  seiner 
Höhe,  doch  als  Wasserscheide  erwähnt  werden  sollen.  —  Das 
Europäische  Russland  enthielt  72,861}  DM.,  44,118,600  E.  im 
J.  1823,  in  1,607  St.,  823  Sloboden  und  Festungen,  und  etwa 
167,000  Dörfern  und  Weilern.  —  Das  eigentliche  Russlajid  ist 
in  5  Hauptabschnitte  (Ostsee -Provinz,  Gross- Russland,  Klein- 
Kussland,  Süd-Russland  und  West-Russland)  zerlegt,  doch  wer- 
den dabey  die  Gouvernements  mit  fortlaufenden  Nummern  be- 


Gaspari'ä  Lclirbiich  der  Erdbeschreibung^.  57 

schrieben.  Das  Land  der  Kosaken  vom  Schwarzen  Meer  ist  hier 
als  ein  Bestandlheil  des  Gouv.  Taurien  behandelt.  —  DerFlächen- 
gchalt  der  einzehien  Provinzen  weicht  hin  und  wieder  von  den  ge- 
woluiliclien  Angaben  ab.  So  hat  hier  Esthiand  statt  487,  nur 
329-j.^l  nM.  —  Die  Kinwohnerzalil  der  einzelnen  Provinzen 
fichcint  liäufis:  zu  Iioch  aii!reschla>ren  worden  zu  seyn.  So  Iiat  hier 
das  Gouv.  Finnland,  welches  nach  öffentlichen  Blättern  im  J.  1822 
erst  1,177,000  Menschen  zählte,  schon  deren  1,378,500  erhalten. 
—  Die  Einwohnerzahl  der  Städte  ist  theils  in  runden  Summen 
nach  oberflächlichen  Sclfätzungen,  theils  nacli  altern  Zählungen 
in  ausgeschriebenen  Zahlen  beygesetzt.  Mehrere  dieser  Angaben 
scheinen  zu  lioch  zu  seyn,  z.  ß.  bey  Kronstadt  mit  30,000,  bey 
lleval  und  Torsdiok  jedes  mit  15,0(^0,  bey  Toropez  und  Wiäsma 
jedes  mit  12,000;  bey  Berdyczow  mit  10,000,  bey  Ilelsingtbrs 
(ohne  Sweaborg)  mit  8,000  E.  u.  s.  w.  Ob  Kiew  wirklich  40,000 
Bewohnerin  sich  lasse,  ist  noch  niclit  ausgemacht.  Neuere,  ilim 
noch  unbekannte  Ansätze  hat  Ilez.  nur  bey  Archangel  mit  J,90'3Hs. 
n.  15,098  E.,  bey  Nachitschewan  mit  12,108  E.,  bey  Taganrok 
mit  1,500  Hs.  u.  9,000  E.  u.  bey  Dorpat  mit  762  IIs.  u.  8,437  E. 
gefunden.  Siiuleropol  ist,  jedoch  nur  durch  einen  Druckfehler, 
mit  20.000  E. begabt  worden.  — /'oWew  :=:2,293| DM.,  3,541,900 
E.  in  482  St. ,  22,694  D.  u.  824,730  Hs.  Der  Adel  macht  mehr 
als  60,000  Familien  aus.  Die  Bevölkerung  der  Woywodschaften 
ist  nur  in  runden  Summen  angegeben.  Die  Häuser-  und  Einwoh- 
nerzahl mehrerer  Städte  ist  von  den  bisherigen  Angaben  sehr  ab- 
weichend. So  hat  hier  Lublin  (statt  876  Hs.  u.  7,100  E.)  1,829  Hs. 
«.  10.300  E.,  Zamosk  (st.  6,600)  3,500  E.,  Sandomir  (st.  6,000) 
2,7ÜüE.,  Kielce  (st. 2,400)  5,000 E.,  Plock  (st. 445 H.u.  3,000 E.) 
800  Hs.  u.  6,000  E.  u.Suwalky  (st.  1,200)  3,000  E.  —  Da,  wo  man 
nicht  bloss  runde  Zahlen  findet,  beruhen  die  Angaben  auf  altern 
Zählungen.  —  Das  Osmaiiische  Reich  (S.  598—620)  =  43,654 
U'^U  24,540,000 E.  —  Das  Os man. Europa  =  9,609^^^  D^., 
9,476.,0U0E.,  wor.  2.350,000  Osmanen.  Dieser  Thcil  wird  in  die 
unmittelbaren  P^o^inzen  und  in  die  Schutzstaaten  unterschicdeii  j 
erstere  werden  nun  wieder  in  die  beyden  Hauptstädte  und5Ejale  g 
(Bcglerbes:liks)  uud  diese  wieder  in  39  Sandschaks  abgelheilt. 
Bey  allen  diesen  Ablheiluuf^en  ibt  der  FiächeugehaU,  und  zwar 
nicht  bloss  m  runden  Zahlen,  sondern  selbst  mit /////s/zse/sj^/«^ 
der  Brüche  beygegeben  worden.  Lässt  diess  nicht  eine  genaue 
jLandes\ermes8ung  voraussetzen 'i  W  er  darf  aber  in  einem  so  zer- 
rütteten Staate  eine  solche  Maassregel  fiir  möglich  halten'?  Diese 
Berechnung  kann  also  nur  vermittelst  der  Landcharteu  gemaclut 
worden  seyn.  Ist  aber  das  Innere  des  Reichs  bereits  so  genau  er- 
forscht, dass  man  auf  deren  itichtigkeit  bauen  könne'?  —  üeber- 
haupt  setzt  Bez.,  oüVn  gestanden,  grosses  Misstrauen  in  die  schon 
vor  langer  Zeit  von  dein  Osmanen  Hadischi  Chalfa  angenommene, 
und  zuerst  vom  Hrn.  v.  Hauimer  bekannt  gemachte  und  empfoU- 

4* 


S^  Geopjrnplilr. 

leiie  Killilleilllng^inrt  der  Eiiropäisclien  Türkey  in  Sandschaks,  und 
um  80  mehr,  da  die  firäiizen  der  ciiizeliu'ii  l)is(rikle  ■vom  ireiiaim- 
teii  Challa  keinesweges  genau  bezeiclinet  wordc»  sind ,  auch  zu- 
gegebea  werden  muss ,  dass  bey  mehrorn  dieser  Sandsefiaks  die 
Orte  bunt  unter  einander  gemisdit  sind,  ja  dass  das  lialkan-Ge- 
birge  nicht  einniahl  überall  die  Gränzsclieide  zwisclien  den  einzel- 
neu Distrikten  mache.  Und  >ver  steht  dafür,  dass  diese  veraltete 
Kintheiiung  noch  jetzt  überall,  ohne  bedeutende  Abänderungen, 
in  Kraft  geblieben  sey  *?  Man  erinnere  sicii  lu'erbey  nur  an  das 
ausgedehnte  Gouvernement  des  berüchtigten  Pascha's  AU  von  Ja- 
nina. Darum  hält  es  llez.  für  zweckmässiger,  wenn  in  Lehr- 
bücliern  die  ältere  Eintlieilungsform  beybelialten ,  und  das  Land 
nach  seinen  vormahligen  Provinzen,  Thrakien,  Makedonien,  Grie- 
chenland, Albanien,  Bosnien,  Servien  und  Bulgarien  abgehandelt 
>vird.  Wenigstens  sollten  bey  der  neuern  Eintheilungsart  bey  je- 
dem Sandschak  dessen  Bestandtheile  nach  den  alten  Landschaften 
eingeschaltet  werden.  —  Konstantinopel  hat  hier  597,600,  Adria- 
nopel aber  nur  100,000  E.  —  Die  5  Ejalets  sind:  1)  lluinili 
=  4,7767%%  DM.,  4,863,000  E.  in  22  San<lschaks,  deren  jedem 
ein  Pascha  von  zwey  llossschweilen  vorstehen  soll.  2)  Bosna 
=  1,062t%^  dm.,  560,000  E.  in  6  Sandschaks.  3)  Morah 
=  402/0%  DM-,  790,000  E.  in  2  Sandschaks.  4)  Dschesair 
oder  die  Inseln  (Gouvernement  des Kapudan  Pascha)  :z=  J,475T5t) 
PM.,  1,620,700  E.  in  6  Sandschaks,  und  5)  Kirid  (Kandia) 
=  188/ö%  QM. ,  270-000  E.  in  3  Sandschaks.  —  Die  2  Schutz- 
staaten VVallachey  und  Moldau  enthalten  zusammen  2,1007%%  CUM., 
1,400,000  E.  —  Die  den  Städten  hin  und  wieder  beygeiugte  Ein- 
wohnerzahl weicht  oft  von  den  gewöhnlichen  Angaben  ab.  Da 
aber  diese  sowohl  als  jene  nur  auf  oberflächüclien  Schätzungen 
berulien,  so  ist  leicht  möglich,  dass  diese  der  Waljrheit  näher 
kommen ,  als  jene. 

2fe  ^'Ibtheilujig^  welche  die  übrigen  Erdtheile  urafasst.  — 
Asien  (S.  2 — 149).  Der  Flächengehalt  wird  liier  nur  zu  755,113 
OM.  angenommen.  —  Der  breite  und  hohe  Landrücken  im  Innern 
erstreckt  sich  nicht  bloss  bis  zum  Baikal-See,  sondern  durch  die 
ganze  Mongoley  bis  tief  in  dicManschurey  liinein.  —  Als  die  vor- 
nehmsten inländischen  Ilandelsörter  werden  nur  Ilaleb,  Bucliara, 
Irkirzk  und  Orenburg  bezeichnet.  Eben  so  gut  hätten  aber  auch 
nocliPekin,  Benarcs,  Dellii,  Tauris,  Bagdad,  Damask,  Bursa 
11.  s.  w.  genannt  zu  werden  verdient.  —  Zahl  der  Einw. :  5 — 600 
Mill. ;  wohl  elier  zu  gering,  als  zu  Iioch  angeschlagen.  —  Die 
vielfachen  Dialekte  Asiens  sollen  sich  auf  5 — 7  Ilaujitsprachcn  re- 
duziren  lassen  können.  —  A)  Aord-Asieu  oder  das  Asinlische 
Itusslajtd  (S.  8—28)  =268,340  DM.,  11,683.000  E.,  worun- 
ter 7.314.000  Uussen.  —  Von  den  reichen  Goldniiuen  des  Urals 
konnte  noch  nicht  ges|)rochen  werden.  —  Das  Land  wird  in  fol- 
gender Ordnung  besclirieben :     a)  Königreich  AstraUiau  mit  3 


Gaspftr''«:  L(*]irbn(:h  der  Erdbcüclirethung.  50 

Gouvernements;  b)  Kaukasus-Provinzen  mit  6  Provinzen;  c)  Kö- 
iiiä^reich  Kasan  mit  5  Gouvernements;  d)  Königreich  Sibirien  mit 
4  Gouvernements,    2  Pro\inzen  und  2  See-\ erwaltungsbezirken. 

—  Ob  die  Stadt  Kasan  aber  Mirklicli  von  50,000,  und  die  Stadt 
Pensa  von  1 1,000  Menschen  bewohnt  w  erde ,  mag  dahin  gestellt 
sevn.  Dagegen  ist  Jekaterinburg  mit  8,000  E.  zu  gering  bedacht 
worden.  —  U)  U  est- Asien  (S.  28 — 68).  1)  Osinnnisrh  Asien 
=  24,262  DM.,  iiber  lljMili.  E.,  wor.  etwa  3,940.000  Osmanen. 

—  Dass  der  Aasi  oder  Jordan  sicli  in  das  Miliellündische  Meer 
münde,  ist  niclits  als  eine  Ueliereihing.  —  Der  gi'ossen  Wüste 
Mesopotamiens  liiitte  allerdings  mit  einigen  Worten  gedacht  wer- 
den sollen.  EintJieihmg:  in  2J  Paschaliks  (Ejalets)  als :  Anatoly, 
Karainan,  Siwas,  Trabesun,  Merascl»,  Itscliil,  Kibris,  Tschal- 
dir,  Kars,  Ersenim ,  Wan ,  Schehrsor,  Diarbekr,  Ilaleb,  Ta- 
rablüs,  Akka ,  Damas,  Kakka,  Mossul,  Bagdad  und  liasra,  wo- 
zu noch  der  Paschalik  des  Kapudan  Pasclia  in  Asien  kommt.  De» 
einzelnen  Gou\ernenu'nts  ist,  nur  mit  Ausnalime  von  Anatoly,  so- 
MoJil  Flächenraum  als  Volkszahl  beigefügt.  Be^m  Paschalik  Ana- 
toly heisst  es:  „Aber  nur  die  Seeküste  geliorclit  denUefelileu  des 
Pascha  zu  Kutajo;  im  Innern  hat  sich  ein  kühner  Abentheurer 
Kara-Osman,  gewöhnlich  Fürst  der  Thäler  genannt,  festgesetzt, 
und  lierrscht  unabhängig  von  der  Pfoi'te  zwischen  dem  Mendres 
und  Ajala,  so  wie  das  Land  zwischen  dem  Ajala  und  Jekil-.Jrmak, 
unter  dem  Tschaplan  Oglu,  sich  von  der  Pforte  gleiclunässig  los- 
gerissen hat.'*-  Allein  die  Kara-Osmaniden  liatten,  wie  Uez.  nicht 
anders  weiss,  ihren  Sitz  zu  Pergamo,  also  an  der  Westküste,  und 
ilire  Herrschaft  ist  schon  im  vorigen  Jahrzehend  wieder  zertrüm- 
mert w  orden.  Auch  \  on  der  Herrschaft  des  Tschaplan  Oglu  scliwei- 
gen  seit  einigen  JaJuen  die  öffentlicJien  Blätter  gänzlicl».  —  Das 
Paschalik  des  Kapudan  Pascha  begreift  nicht  nur  sämmtliclie  In- 
seln des  AegäiscJien  Meers  auf  der  Asiatischen  Seite  nebst  Kho- 
dus,  das  hier  21-f%%  DM.  enthält,  sondern  aucl»  viele  Küstenorte, 
als  Ismid,  Eskiudar,  Isniic,  Isniir,  Kuduhasi,  Tschesme  u.s.  w., 
uiul  hat  daher  einen  Flächenraum  von  396to*^  DM.  und  eine  Be- 
völkerung \on  714.600  Seelen,  u.  ist  unter  5Sandschaks  vertheilt. 

—  Das  Paschal.  Kibris  Jiat  343^  DM.,  aber  nur  120,000  K.  — 
Paschal.  Itschil  =i  794  DM.,  360,000  E.  —  Paschal.  Karaman 
=  J.747  DM.,  1  Mill.  E.  —  Paschal.  xMerasch  =  407  DM., 
148,000  E.,  wQ^zu  auch  Ahitab  gezogen  ist.  —  Paschal.  Siwas 
=  1,297  DM.,  800,000  E.  Die  Hauptstadt  gleiches  Aahniens  soll 
nur  400  (wahrscheinlich  4000 V)  Hs.  enthalten.  Lskut  mit  16,000 
E.  ist  die  Residenz  des  Tschaplan  Oglu.  —  Paschal.  'J'rabesun 
=  453  DM.,  1 40,000  E.  —  Paschal.  Tschaldir  (oder  Akalzike) 
=  238  DM.,  200,000  E.  —  Paschal.  Kars  =  US  DM.,  100.000 
E.  —  Paschal.  Erserum  r=  J,.i74DM.,  420.000  E.  Die  Haupt- 
stadt gleiches  jNahujcns  zählt  79,350  E.  Woher  diese  genaue  Zäh- 
lung *J  —  Paschal.  V»an  =:  761  DM-,   148,000  E.  —  Pasclial. 


m  Geographie. 

Sclielirsor  =  634  DM.,  i  Mill.  E.  --  Pasclial.  Bagdad  =  3,198 
DM.,  650,000  E.  —  Paschal.  Basra  =  236  DM.,  150,000  E. 
—  Paschal.  Mossul  ==  264  DM. ,  144,000  E.  —  Paschal.  Diar- 
bekr  =  684  DM.,  384,000  E.  —  Paschal.  Rakka  (Orfn)  =  1,725 
DM.,  320,000  E.  —  Pasclial.  Haleb  :=  461  DM.,  450,000  E.  — 
Antakia  soll  noch  von  18,150  Mensclien  bewohnt  werden. — Pasclial. 
Tarabliis  =  261  DM.,  315,000  E.  —  Paschal.  Akka  =  251  DM., 
420,000  E.  —  Paschal.  Damask=  1,259  D  M.,  1,250,000  E.  mit 
Palästina.  —  H)  ^/y/äis/aw  =  46,778  DM-,  12— 14  Mill.  Einw. 
L'ngeachtet  hier  des  neugestiüeten  lleichs  der  Wahabiten  aus- 
drücklich gedaclit  wird,  so  ist  doch  die  Katastrophe,  durch  die 
es  vor  wenig  Jahren  durcli  den  Pasclia  von  Aegvpten ,  wo  nicht 
zcrtriinimert,  docli  wenigstens  selir  gedemiithigt  worden  ist, 
ganz  mit  Stillschweigen  übergangen.  Audi  von  der  Zerstörung 
der  Hauptstadt  Dreyeh  wird  kein  Wort  gesagt.  —  Arabien  ist  hier 
bloss  in  5  grosse  Landschaften  (Madsched,  Iledschas,  Jemen, 
Oman  und  Hesse)  unterschieden.  —  Die  Bevölkerung  der  bekann- 
tern Städte  ist  meist  sehr  niedrig  angeschlagen,  nähmlich  Mekka 
zu  18,000,  Dschidda  zu  5,000,  Szanna  zu  20,000,  3Iokha  zu  6,000, 
Beit  el  Fakih  zu  4,000,  Maskate  zu  12,000  E.  u.  s.  w.  —  Der 
Haveiiort  Aden,  obgleich  mit  dem  besten  Ilaven  der  ganzen  Küste, 
ist  hier  nicht  zu  finden.  —  111)  Iran  oder  Pei-sien  =r  21,960  D31., 
etwa  12  Mill.  Einw.  Auch  hier  ist  den  Provinzen  ihr  Elächen- 
raura  beygesetzt,  obschon  uns  Europäern  deren  Gränzen  noch 
nicht  so  vollständig  bekannt  seyn  dürften,  dass  eine  Mahrschein- 
liche  Berechnung  des  Areals  vorgenommen  werden  könnte.  Diese 
Provinzen  heis^scn :  Irak,  Tubaristan,  Masenderan,  Ghilan,  Aran, 
Aserbcidschan ,  Kiurdistan,  Khusistan,  Fars,  Kerman,  Kuliistau 
und  Khm'assan.  —  Diiss  die  westlichsten  Striche,  des  Reichs  noch 
zum  Stromgebiet  d<;s  Scliat  el  Arab  gehören,  wirä  hier  unberührt 
gelassen.  —  Scliiras  liat  liier  7,780  Hs.  u.  52,150  E.;  Angaben, 
die  auch  eine  genaue  Zählung  voraussetzen  müssen.  —  IV)  u4f- 
ghaidstan  •=.  16,340  DM.,  etwa  10  Mill.  Einw.  Das  Reich  wird, 
in  6  grosse  Provinzen,  Afghanistan,  Sistan,  Khorassan,  Balkh, 
Kaschmir  und  Muttan,  und  ersteres  wieder  in  11  Provinzen  ab- 
getheilt.  Bey  den  erstem  ist  ebenfalls  das  Areal  berechnet.  — 
V)  j&(?/?/rfsc/Ms«ffw  =  9,554  DM. ,  etwa  3  Mill.  Einw.  —  Da  im 
Artikel:  Verfassung^  selbst  berichtet  wird,  dass  die  Beherrscher 
von  Sind  (die  ümirs)  sich  gegenwärtig  ganz  unabhängig  behaup- 
ten, und  selbst  von  dem  Tribute,  den  sie  dem  Schach  von  Afgha- 
nistan entrichten  mussten,  befreyet  haben,  auch  von  den  Britteii 
als  eine  unabhängige  Macht  anerkannt  worden  sind,  so  hätte  die- 
ses Land  auch  als  ein  besonderer  Staat  einrangirt  werden  können. 
• —  VI)  Turkestan  oder  die  fr  eye  Tatar  ey.  Es  ist  wohl  ein  ei- 
gener Zufall,  dass  dieser,  allerdings  passendere,  Nähme  zu  glei- 
cher Zeit  auch  von  dem  Russen  Timbowski  in  seiner  Reise  nach 
China,  wo  er  darthut,  dass  der  jSaliiuc  Tatar  eigeatlich  nur  einem 


Gasparrd  Lehrbuch  der  Erdbeächreihun^.  61 

Stamm  der  Mongolen  gegolten  habe,  vorgeschlagen  wird.  —  Flä- 
chcnraum  =  32.615  □>!.,  Volkszahl  44  MWl  Diese  Schätzung, 
obschon  sie  die  ältere  um  das  Doppelte  übersteigt,  raöcJite  immer 
noch  um  einige  Millionen  zu  niedrig  seyn,  da  dieses  ausgedehnte 
Land  viele  ziemlich  gut  kultivirte  Striche  enthalten  soll.  Es  wird 
iibrigens  in  die  4  Ilaupttheile:  Usbeckistan,  Taschkent,  Gebiet 
der  grossen  kirgisen- Horde  und  Kharesm  zerlegt.  —  C)  Ost- 
Asien  (5.68—149).  1)  Ost-Indien.  A)  rorffer-Indien=: 59,535 
DM.,  132  >lill.  Einw.,  wor.  114,175,000  Hindus,  15  Mill.  Mon- 
golen, 1  Mill.  Afghanen,  150,000  Parsen,  150,000  Araber  (die 
hier  aus  Versehen  zweyMahl  aufgezählt  werden),  100,000  Juden, 
800,000  öritten  und  deren  Abkömmlinge,  500,000  Portugiesen 
und  Topassis,  5,000  andere  Europäer,  und  20,000  Habescher  und 
andere  Afrikaner.  —  Von  den  IXebenflüssen  des  Ganges  werden 
liier  nur  Jumna,  Kosa  und  Tistah  nahmhaft  gemacht,  und  also 
Guirity,  Gogra,  Soane,  Gunduk,  Dewa,  Saradschuwa  u.  s.  w. 
ganz  mit  Stillschweigen  übergangen.  Eben  so  geschieht  derFliisse 
Pudder  und  Kuggur  nirgends  Erwähnung.  a)  JJas  lieich  der 
Brüten  ==  52,884  DM.,  mit  123  Mill.  Einw.  (mit  Einschluss  der 
seit  dem  J.  18J8  der  Brittischen  Oherlierrlichkeit  unterworfenen 
Mahratten-Staaten) ,  wovon  25,726  DM.  mit  83  31111.  Einw.  der 
Regierung  unmittelbar  unterworfen  sind.  Die  Präsidentschaften 
werden  aber,  wahrscheinlich  der  Kürze  halben,  nicht  nach  ihren 
Gerichtsbezirken  dargestellt,  sondern  man  liat  nur  bey  jeder  die 
dazu  gesclilagenen  Provinzen,  so  gut  es  sich  thun  Hess,  in  dem 
Umfange  der  ihnen  zur  Zeit  der  Mongolischen  Herrschaft  an- 
gewiesen war,  aufgezählt,  und  die  Hauptorte  der  Distrikte  in  der 
Topographie  besonders  ausgezeichnet.  Zugleich  werden  bey  je- 
der Provinz  die  innerhalb  ihrer  Gränzen  liegenden  mittelbaren 
Gebiete  aufgezählt,  und  zwar  nicht  bloss  die  kleinern  Rajah- 
schaften,  sondern  selbst  die  grössern  Schutzstaaten,  wieAude, 
Hyderabad  (Golkonda),  Nagpur,  Mysore  und  die  der  gedemüthig- 
ten  Mahratten-Fürsten.  Da  nun  aber  verschiedene  derselben  sich 
nicht  bloss  auf  eine  Provinz  beschränken ,  sondern  auch  Parzelen 
anderer  Provinzen  umschliessen,  wie  z.  15.  Hyderabad,  welches 
aus  den  3  Provinzen  Hyderabad,  Buder  undBerar  (aber  einTheil 
von  dieser  geliört  doch  wohl  zum  Mahratten-StaateMagpur?)  und 
TheilenvonAurungabad  undBejapur  zusammengesetzt  ist,  so  kann 
llez.  diese  veraltete  Eintlieilungsweise  nicht  ganz  billigen.  Hierzu 
kommt,  dass  die  Pro^inzen  der  Südspitze  der  Halbinsel,  wohin 
die  Herrschaft  der  Mongolen  sich  nicht  erstreckte,  einen  weit 
kleinem  l'mfang  haben,  und  daher  zu  den  aiisgedelinten  Land- 
schaften Hindostans  und  des  nördlichen  Thells  aou  Dekan  gar 
nicht  passen  wollen.  —  DieBestandtlieilc  der  Präsidentschaft  Kal- 
kutta (3=  25,756  D>L,  76,376,000  E.,  wovon  das  unmittelbare 
Gebiet  =  14,396  D^L,  65,532,000  E.)  sind  nun:  Bengalen,  Ba- 
har,  Ailahabad  mit  Bcnarcö,  Aude,  Agra,  Delhi  (wozu  auch  das 


62  G  c  (>  ^  r  u  [t  li  l  e. 

Im  Uinfaiiire  der  Provinz  licc:eii«le,  seit  dem  J.  18 J  4  trihutare,  Ge- 
biet der  Sikhs  geschlagen  ist),  Gurwal  (eine  seit  dem  J.  1815 
gemachte  Erwerbung  am  Fuss  des  Ilimalaya,  mit  den  Quellen  des 
Ganges),  Orissa,  Gundwana  und  die  3,  nur  provisorisch  dazu 
geschlagenen  Provinzen  Khandescli ,  Aurungahad  und  üejapur, 
zu  welchen,  da  auch  der  Staat  llyderabad  dieser  Präsidentscliaft 
beygezählt  wird ,  iiberdiess  noch  die  Provinzen  Hyderabad  ,  Bu- 
den und  Bcrar  gerecluiet  Merden.  \ ou  den  Provinzen  Tiprah, 
jBimdelkund,  llohilkum  und  andern  erführt  aber  der  Leser  kein 
Wort.  —  Bey  der  Präsidentschaft  Madras  (8,791  GAI. ,  19  Mill. 
Einw.  ohne  die  mittelbaren  Besitzungen)  werden  folgende  Pro- 
vhizen  genannt:  Karnatik ,  Coimbatur,  Salem,  Mysore,  Tra- 
vankore,  31alabar,  Kanara,  Balughaut  und  Provinz  der  nördlichen 
Cirkars.  —  Die  Präsidentschaft  Bombay  (deren  unmittelbares  Ge- 
biet noch  immer  nur  5ll>  DM.  mit  2\  Mill.  Einw.  umfasst)  be- 
greift ausser  den  Inseln  Bombay  (m  l^V^  OM. ,  177,162  E.), 
Salsetta,  Elephanta  u.  s.  w. ,  die  der  Lage  nach  zu  Aurungahad, 
und  dem  Gebiete  von  Fort  Victoria,  das  zur  Provinz  Bejapur  ge- 
hört, nur  die  4  Provinzen  :  Guzurate,  Malwah,  Aschmir  u.  Kutsch 
mit  10,3082  HM.  u.  14|  Mill.  Einw.,  wor.  aber  nur  493|  DM. 
mit  2,255,000  E.  den  Britten  unmittelbar  zugehören.  Dieser  Ab- 
schnitt ist  Vibrigens  ungemein  i*eicli  an  allerhand  topographischen 
Notizen  und  andern  interessanten  Zusätzen  und  Berichtigungen. 
Es  ist  daher  um  so  mehr  zu  beklagen,  dass  die  Eintheilung  nach 
Gerichtsbezirken ,  zumahl  da  von  vielen  sclmn  Flächengehalt  und 
Volksmenge  bekannt  sind ,  nicht  berücksichtigt  worden  ist.  Dass 
die  Topographie  aber  selir  vollständig  sey,  kann  Rez.  nicht  behaup- 
ten. So  fehlt  z.  B.  die  Stadt  Betur  in  der  Provinz  Allaliabad,seit 
1819  die  Residenz  des  abgesetzten  .Jaischwa  derMahratten  u. s.w. 
Bey  vielen  Städten,  doch  im  Ganzen  bey  wenigem,  als  Rez.  ge- 
wiinscht  hätte,  ist  die  Ehiwohnerzalü,  wiewohl  meist  in  runder 
Summe,  beygesetzt  worden.  INur  bey  nachstehenden  Orten  ist 
hiervon  eine  Ausnahme  gemaclit  w  orden :  Bombay  (20,786  Hs.  u. 
161,550  E.),  Furrukabad  (14,999  Hs.  u.  66,740  E.),  Burdwau 
(9,805  lls.  u.  53,927  E.),  Chandernagur  (8,484  Hs.  u.  41,377  E.), 
Broacli (32,718 E.),  Madura (20,069 E.),  (;handerkona(18,145E.), 
Mahim  (15,618  E.),  Ramnad  (13,481  E.),  Kunanor  (10,586  E.), 
Kirpas  (10,525  E.),  Tellitscherry  (5,730 E.)  u.  Dindigul(3,J95E.). 
—  üebrigens  sind  auch  liier  sowohl  die  Besitzungen  der  Fran- 
zosen, als  die  der  Dänen,  gleichsam  als  Brittische  Vasallen- 
lande, bey  der  Präsidentschaft  Madra!^  besclnieben  worden.  — 
b)  Die  Hbyifi;en  wimiltelbaren  Staate n  von  Hindostan:  1)  Der 
Staat  des  Maka  Itaja  Scindia,  AVarum  nicht  lieber  der  Slaat 
lidschin'^  Bey  dieser  Gelegenheit  muss  Rezensent  sein  Missfallea 
iiber  eine  leider  in  allen  Handbüchern  aufgenommene  Gewohn- 
heit äussern,  welche  den  Anlangern  in  der  Geographie  häufig 
nicht  iu  den  Kopf  will  und  viel  zu  schaU'eu  macht,  nähmlich  über 


Gaä|iuri'»  IieIjrl)H«li  »Icr  KnllH-scIircilmiif^.  6S 

«lic,  dass  mehrere  derOst-IiulisclicnSlaateii  w/VA/  nach  ilemNah- 
uu'ii  des  Landes,  oder  weniirstcns  der  Hauptstadt,  sondern  nach 
dem  erl)liehen  Titel  des  Herrschers,  als:  Staat  ties  Mizani,  Staat 
des  Unnslu,  oder  aucli,  «ie  bey  den  meisten  Mahratten  Fürsten, 
nach  dem  J\  ahmen  der  Fiirsten-Familie,  wie  z.  B.  Staat  des  Scin- 
dia,  des  llolkar  u.  s.  w.  benennt  werden,  llez.  liält  es  daher  IVir 
seine  Pllicrlit,  Jeden  Lehrer  der  Ceoirrapliic  aufzufordern,  in  Zu- 
kunft diese  Maliratten-Staaten  nach  ihren  Hauptstädten,  also  den 
des  Scindia  LUlscliin,  den  des  Guikowar  liaroda,  den  des  llolkar 
Judiir  und  den  des  Bnnsla  Nac^pur  oder  Berar,  so  Mie  den  Staat 
des  iSizarn  entweder  Hyderabad  oder  Golkonda  zu  benennen.  — 
Dieser  Mahratten-Staat,  der  einzii^c,  der  bis  jetzt  seine  ünah- 
liänjris:keit  behauptet  hat,  entliält  noch  1,8604  DiVL  mit  4  Mill.  E. 

—  2)  ihr  Slaul  der  Siklis  oder  Seikhs  =:  3,256  GM. ,  4 — 5 
Mill.  Kinw.  —  3)  Nepcd  =z  mit  Sikkini  2,530  QM.,  2^  Mill.  E. 

—  4)  J)as  Port// friesische  ludien  =  90  DM.,  250,000  E.  -^ 
5)  J>er  J)istril{t  Khalschkaiin  in  der  Pro^inz  Multan  von  190  D3L 
und  von  etwa  12,000  Familien  Dschaten  undUasbuten  bewohnt. — - 
c)  Die  }' Order- l/idischeu  Inseln:  \)  Seilan^  die  i^egrenwärtig 
nur  noch  einen  Fläclieuraum  \m\  966  UM.  und  eine  Bevölkerung 
von  800,000  Seelen  zui,'ctheilt  bekommt.  —  2)  J>ie  Lake-Dicen 
=  8  D>r.,  10,000  E.  —  3)  J^ie  Mole-lHven  mit  etwa  200,000  E. 

—  B)  Hinter-Indien  =  40,620  DM. ,  36  Mill.  Einw.  —  Bey 
Assam  wird  berichtet ,  dass  dessen  kriegerisclie  Einwohner  im  J. 
1825  von  den  Birmanen  zurTributleistung  gezwungen  worden  wä- 
ren. —  Birma  wird  nur  eine  Volkszahl  von  10  Mill.  zugetheilt. 
Leberliaupt  ist  dieser  Artikel  ziemlich  flüchtig  behandelt,  und 
über  die  ausgezeichneten  Sonderbarkeiten  des  Herrschers  und  sei- 
ner Titel  wird  kein  Wort  verloliren.  —  Die  Halbinsel  Malakka 
l>at  hier  einen  Flächeninhalt  von  nur  2,7414  DM.  und  eine  Volks- 
menge von  höchstens  i  Mill.  Seelen  bekommen.  Das  (iebiet  von 
Malakka,  im  .1.  1821  von  den  iSiederländer»  au  die  Britten  ab- 
getreten, enthält  4  DM.  und  nur  15,000  E.,  wovon  12,000  auf 
die  Hauptstadt  gleiches  iVahmens  kommen.  Zum  Gouvernement 
gehört  jetzt  noch  die  aufblühende  Insel  Singapore,  die  im  .1. 1824 
schon  11,851  K.  zählte,  und  deren  Haudelsausfuhr  und  Einfuhr 
bereits  auf  13 — 14  Mill.  Gulden  gestiegen  war.  —  Bey  Slam 
lieisstes:  „Der  e/V/=/^'e  Haven  ist  Bankajag."  Aber  bey  ünter- 
Siam  wird,  nächst  diesem,  auch  noch  ein  Ort  Ligor  beschrieben, 
und  dabey  gesagt,  dass  derselbe  eincMi  Haven  lialie  und  Zinn  aus- 
führe. —  Bey  Anam  =  16,699  DM.,  23  Mill.  Einw.,  wird  be- 
richtet: „Es  gränzt  im  iNorden  an  S<;hina ,  wo  es  in  neuern  Zei- 
ten seine  Gränzen  sehr  erweitert  hat."  {'i)  Jst  diess  nicht  etwa 
ein  Irrthum  ■?  Das,  wenigstens  nach  Asiatischen  Begrillen,  über- 
mächtige China  sollte  si<:h  Aon  einem,  im  VerhäUniss  so  kleineu 
Staate,  wo  überdiess  die  Anarchie  so  lange  Zeit  einheimisch  war, 
seine    Gränzeu    schmälern   lassen 'f     lu  der  Topographie  INord- 


ß4  G  P  o  g-  r  n  p  h  1  e. 

Anams  öder  Tiinlclü's  \\lu\  dagegen  allerdings  die  Stadt  Knanane 
genannt,  welche  vormalils  zn  China  gehört  haben  soll.  —  Die 
Jlinter-Indischen  Inseln :  a)  Andamanen  nr  145  DM.;  h)  Ni- 
kobaren  =40(IlM. ;  c)  Mergui-Archipel ;  d)  Prinz  Wales-Insel 
r=  7|  DM.,  18,000  E.  —  Tl.  Schina  z=z  247,900  DM.,  ^Q^en 
276 — 280  (sollte  richtiger  heissen  313)  Mill.  Einw.  —  A)  Ei- 
gentliches  Schina  z=z  60,371  DM.,  280  Mill.  (nach  Thoms  hin- 
gegen aus  146,280,143)  Einw.  —  S.  108  heisst  es :  „Doch  sind 
die  vom  Meere  und  den  grossen  Strömen  entfernten  Gegenden 
%um  Theil  toüsteJ-^  Woher  weiss  diess  derllr.  Verf.  1  Ist  das  In- 
nere den  Europäern  nicht  fortdauernd  streng  verschlossen  *?  Und 
\erdienen  die  Berichte  der  Jesuiten  überall  Glauben?  Der  gro- 
ssen Mauer  wird  nur  beiläufig  in  der  Topographie,  am  ausfiihr- 
lichsten  bey  der  Provinz  Sehens! ,  gedacht.  Ihre  Länge  wird  aber 
hier  nur  zu  150  Meilen  bestimmt.  —  Die  statistischen  Angaben 
bey  den  einzelnen  Provinzen  sind  von  P.  Allers  (ein  entlehnt. 

—  Die  Angaben  der  Einwohnerzahl  der  den  Europäern  bekann- 
ten Städte,  z.  B.  Pekin  zu  1^  Mill.  und  Kanton  zu  800,000  schei- 
nen der  W^ahrlieit  ziemlich  nahe  zukommen.  —  Der  S.  114  bc- 
iindliche  Ausdruck :  „Die  Halbinsel  Makao'-''  ist  offenbar  ein  Ueber- 
eilungsfehler,  der  dadurch  herbeigeführt  worden  seyn  mag,  weil 
nur  der  kleinere  südliche  Theil  der  Insel,  der  eine  Halbinsel  bil- 
det ,  den  Portugiesen  gehört.  —  Die  in  neuerer  Zeit  so  bekannt 
gewordenen  Chinesischen  Ladronen  im  und  am  Eingänge  des  Meer- 
busens von  Kantschu  hätten  nicht  völlig  unbemerkt  gela!<sen  werden 
sollen.  —  B)  Unterwürfige  Provinze?/:  a)  Mandschurei/  r= 
36,540  DM.,  etwa  2  Mill.  Einw.  Hier  wird  ausdrücklich  ein- 
gestanden, dass  dieses  Land  einen  Tlieil  des  Ost-  (richtiger  wäre 
wohl  3f»Yfe/-)  Asiatischen  Hochplateau's  ausmache.  —  h)  Mofi- 
goley  z=z  91,360  DM.  mit  3 — 4  31ill.Einw  Dieser  Artikel  möchte 
wohl  nach  der,  Timbowski's  Reise  nach  China  bey  gegebenen, 
Schilderung  der  Mongoley  manche  Berichtigungen  verdienen.  — 
c)  Turf  an  oder  die  kleine  Bucharcy  =  27,200  DM. ,    1  Mill.  E. 

—  C)  Schinesishe  Schutzstaaten:  s)  7Y6ei  =  27,375  DM.,  12 
Mill.  Einw.  —  b)  Butan  =z  3,018  DM.,  1  31ill.  Einw.  —  Der 
Beherrscher  ist  der  Dharma-Lama ,  welcher  ebenfalls  von  einem 
mäclitigen  Geiste  belebt  und  wiedergcbohren  wird,  aber  sein 
Stellvertreter  in  weltlichen  Dingen  ist  der  Dach  llaja.  —  c)  Ko- 
rea r=:  7,442  DM.,  etwa  12  Mill.  Einw.,  welche  wahrscheinlich 
von  Mandschurischer  Abstammung  sind,  aber  sich  der  Kultur  der 
Schinesen  angeschlossen  haben  und  mit  denselben  auf  gleicher 
Stufe  der  Kultur  stehen.  —  d)  Der  Likeio  -  Archipel  ^  aus  der 
Likcio  -  und  der  Madschikosimah  -  Gruppe  bestehend.  Die  Be- 
wohner ähneln  melir  den  Japanesen  als  den  Schinesen.  Statisti- 
sche Angaben  fehlen  aber  bey  diesem  Archipel  ganz.  —  III.  Ja- 
pan=z  12,569  DM.  mit  Einschlnss  der  neueiitdecklen  Inselgruppe 
Boiiiii ,  30 — ^33  Mill.  Einw.  —  Die  hiesigen  Lehnsfürsten  werden 


Gaspari's  Lclirbiirli  der  Erdbcsclircibun^.  05 

liier  niclit  Damjos,  sondern  Dainjasos  genannt.  Auch  hier  wird 
geradezu,  ohne  Ausnahmen  zu  gestatten,  gesagt:  „Der  IJodcn  ist 
trenig  fruchtbar^'-''  obgleicli  dieser  Behauptung  schon  die  vulkani- 
sclie  Bescliallenlieit  desselben  widerspriclit.  Weintrauben  sollen 
hier,  trotz  der  grossen  Sommerliitzc,  vichl  reif  werden  (V).  In  ei- 
nen) Lande,  wo  Zuckerrohr,  Indigo,  Daumwolle,  Siidfriichte  ge-'' 
deihen,  soll  derAVein  nicht  zur  Keile  gelangen 'f  Ist  vielleicht  die 
Insel  Jesso  gemeint'?  A)  Das  Uaitptland  =  7,288  \2M.  mit 
mehr  als  3ü  Millionen  Einw.  —  Insel  JSipon  =  5,129  DM., 
nur  nach  ihrer  Abtheiiung  in  5  grosse  Landschaften  (Ochis,  Quanto, 
Jetsegen,  Jetsen  und  Jamaisoic)  beschrieben.  Kio  oder  3Ieako 
soll  137 Paläste,  2,127  Shito-  und  3.893  Dhuddha-Tempel,  1,858 
Strassen,  138,979  Hs.  u.  529,726  E.  zählen.  Welche  sorgfältige 
Zählung!!  —  Bey  den  2  andern  grossen  Inseln,  Kiusiu  und  Si- 
koko ,  fehlt  Areal  und  Bevölkerung.  Unter  den  kleinen  Eylanden 
hat  Rez.  Fatsisio  vennisst.  —  B)  Nebenländer,  als:  a)  Jesso 
(oder  Matsumai)  =  2,951  D-^I-i  etwa  800,000  E.,  wohin  auch 
die  Kurilen  gerechnet  werden,  b)  Karafta  oder  Sachalin  (ein 
dritter  iNahnie,  Tschoka,  wird  gar  nicht  erwähnt)  z=z  2,244  OM. 
Es  wird,  trotz  Krusenstern's  und  Broughton's  Untersuchungen, 
noch  immer  für  eine  Insel  gelialten,  weil  die  Japanischen  und 
Chinesischen  Charten  das  Land  als  solche  darstellen,  c)  Bonin 
(aus  89  Eylanden  bestehend,  worunter  10  von  Japanesen  bewohnte 
grössere),  z^isclien  Japan  und  den  Marianen.  Sie  wird  nicht  mi- 
litärisch im  Besitz  gehalten.  —  IV)  Der  Indische  oder  östliche 
Archipel.  Fast  alle  grössere  Inseln  dieses  Archipels  sind  mit  ei- 
nem kleinern  Flächengehalte  ausgestattet  W'Orden,  als  friiher;  so 
hat  Sumatra  nur  6-0461 ,  Borneo  nur  9,893,  Celebes  nur  2,538  O  ^^' 
erhalten.  Bey  Svmiatra  wird  zwar  bemerkt,  dass  tlie  iNieder- 
länder  im  J.  1821  (nicht  1825)  die  Brittische  Kolonie  ^e^^itn  ihre 
Besitzungen  von  Kochin  und  Malakka  eingetauscht  haben  ;  gleich- 
wohl soll  der  Goinerneur  von  Benkaien  unter  Ben f^alcn  (soll  wohl 
heissen:  Bata\ia*?)  stehen.  Ja>a  enthält  2,326  QM.  und  (mit 
Madura)  4.615,691  E. ,  wovon  auf  das  Miederländischc  Gebiet 
1.520t\;'*ö  D>I-  u-  2,738,677  Menschen  kommen  (wor.  94,441 
Chinesen  und  gegen  30-000  INiederländer),  unter  17  Provinzen 
vertheilt.  Die  Hauptstadt  Bata\ia  zählte  im  J.  1815  statt  150,000, 
imr  noch  47,217  E. ,  weil  der  grössere  Tlieil  derselben,  »ler  ver- 
j)esteten  Luft  halben,  jetzt  fast  leer  steht  und  nur  von  Sklaven 
bewohnt  wird,  und  Europäer  und  Chinesen  sich  hier  bloss  am 
Tage,  des  Handels  wegen,  anllialten.  Um  den  Landsitz  des  Ge- 
neral-Gouverneurs, Uyswyk,  bildet  sich  neuerdings  eine  bliihende 
Stadt.  —  Surabaya  zählte  im  J.  1815  80,574,  Samarany  30,000 
und  Scheribün  10,000  E.  —  Das  Gebiet  des  Susiman  (Kaisers) 
zählte  972,727  und  das  des  Sultans  685,207  E.  Die  2  Uesidenz- 
städte  sindSiirakarta  mit  105,000  und  Dschukschukarla  mit  90-000 
Einw.  —  Auch  die  grosse  Insel  Magindanao  hat  hier  nur  einen 

Jahrb.  f.  tliil.  u.  Fadag.  Jahrg.  11.   Heß  9.  \ 


6(>  (•   p  o  p;  r  a  p  h  i  o. 

Flächeiiraum  von  1,174tV5  QM.  —  Die  PInlippinen  halien  liier, 
mit  Ausschluss  der  kieinerii  Ky lande,  ein  Areal  Mm  4,720  QM. 
und  eine  Bevöllterung  von  etwa  5JVliliionen,  wovon  2,515,406 
den  Spaniern  gehorchen.  Die  Ilauptinsel  Mauila  entliält  2,491 
DM.,  2,463,000 E.,  wor.  1,822,224  Spaniens llerrsdiait  anerken- 
nen. —  Den  letzten  Abschnitt  machen  die  im  Indischen  Archipel 
(wohl  richtiger  Ozeane)  im  Siiden  belegenen  Inseln,  als :  Christmess, 
Cocos,  Diego  Kodriguez  und  mehrere  andere  aus.  Selbst  das 
unter  49°  20'  s.B.  gelegene  Kerguelensland  wird  hierher  gerechnet. 
Afrika  (S.  150 — 195).  Das  Areal  wird  hier,  wahrscheinlich 
etwas  zu  hoch,  zu  530,000  QM.  angeschlagen.  Auch  hier  wird 
iur  höchst  wahrscheinlich  gehalten,  dass  der  ]Niger  (Joliba)  durch 
einen  Binnensee  in  den  INil  abfliesse.  —  In  Ansehung  der  Volks- 
menge schwankt  man  zwischen  100. — 160  Mill.  —  Nord-.4frihU 
(S.  154—167),  zu  welchem  Aegypten  =z  8,795  D>I-.  3 -4  Mill. 
Einw. ,  die  3  Raubstaaten  der  Berberey  (im  Staat  Tunis  soll  die 
Stadt  Kair>\an  50,000  und  Kabes  25,000  E.  enthalten)  und  Ma- 
rokos,  dann  Fezzan  mit  70—75,000  E.,  die  Saliara  =  60,000 
□  M. ,  die  Inseln  Madeiras  und  die  Kanarischen  Inseln  (r=  151| 
QM. ,  215,106  E.)  gerechnet  werden. —  MitteUJfrikn  (S.  167 
— 183),  welches  wieder  zerfällt:  1)  in  die  Ostkiistenländer: 
Nubien  (wo  von  den  neuern  Osmanischen  Eroberungen  von  Aegy- 
pten  aus  last  gar  nicht  gesprochen  wird) ;  Ilabescli  (in  die  3  gro- 
ssen Staaten  Tigre,  Amhara  und  Efat-Schoa  und  in  die  Kiiste  von 
Ilabesch  abgetheilt)  ;  in  die  Küsten  Adel  und  Ajan.  2)  in  Sudan, 
wo  nun  vomMiger  berichtet  wird,  dass  er  entweder  sich  mit  dem 
Nil  vereinige ,  oder  in  einem  grossen  Binnensee  endige,  —  oder, 
nach  der  jetzt  angenommenen  Meinung,  sich  mit  einer  seltsamen 
Beugung  nach  SO.  (soll  wohl  heissen  SW. '?)  wende  und  in  den 
Busen  von  Benin  miinde.  Unter  den  Staaten  dieses  weiten  Land- 
strichs werden  erwähnt  die  Länder  der  Galla's ,  Bornn ,  Darl'ur 
niit  Kordofan,  Borgo,  Kaschna,  Tombukto,  Sego  und  Ilaussa. 
Bey  Kordoian  wird  auch  nichts  von  der  Eroberung  des  Landes 
durch  die  Osmanen  gesagt.  3)  in  die  H'estkiistenlünder :  Sene- 
gambien  (beym  Staate  Kaschaaga  hätte  der  ältere  Nähme  Galani 
und  bey  den  Brittischen  Niederlassungen  die  bUihend^,  an  die 
Stelle  des  im  J.  1816  aufgegebenen  Forts  James  getret(?ne,  Stadt 
Bathurst  am  Gambia  nicht  vergessen  werden  sollen);  Guinea  (avo 
auf  der  Pl'elTerkiiste  nur  <|as  Beich  Quoja,  auf  derElfenbeinküste 
nur  das  U,  Adoni,  auf  der  Goldküste  nur  das  K.  Aschanti,  auf  der 
Skla\  enküste  nur  das  B.  Dahomy  u.  das  Land  der  Blahi's,  und  auf  der 
Küste  Benin  nur  das  gleichnahmige  Beich  ualiiuhal't  gemacht  wer- 
den); die  Guinea-  und  die  Kapverdischen  Inseln.  —  Siid-Afrika 
(S.  183—195),  welches  in  die  Westküste  (iNicder-Guinea  und 
die  sogenaiHite  wiisle  Küste);  in  diu  Ostküste  (unterschieden  in 
Zanguebar,  Mozambik,  Mokaranga ,  wo  der  ältere,  noch  immer 
ijn  Gebrauch  stehende,   Nähme  Monomotapa  hätte  eingeschaltet 


Gaspari's  Lehrbuch  der  Knlbesthrcibiin"^.  07 

werden  sollen ,  Sofala ,  Sabia,  Iiihambane,  Uiri ,  Manika^  «lie 
KaÜcniküste  und  INatal) ;  in  das  innere  Land  i'on  Süd-Afrika^ 
>vo  natürlich  nur  der  Volksstänime  der  Galla'ss,  der  Schagga's  und 
der  Kailern,  und  bloss  oberflächlich  gedacht  werden  kann ;  und 
in  das  Aapland  zerlegt  >vird,  wozu  noch  die  Inseln  ,  als:  3Iada- 
gaskar,  die  Komorren,  Amiranlen,  Sechellen,  Maskarenen  (die 
liiscl  Bourbon  hat  80,346  E.),  Tristan  d'Acunha,  S.  Helena 
(hier  65  DjM-  gross)  und  S.  Ascension  kommen.  Den  Beschluss 
machen  die  Azoren  =  6i  QM.  u.  201,300  E.  —  Der  neuent- 
standenen, aber  bald  wieder  verschwundenen,  Insel  Sabrina  wird 
nicht  gedacht. 

Amerika  (S.  196  —  296).  Flächenraum:  gegen  753,000, 
nach  andern  ]  ,008,000  DM.  —  A)  Nordpolarländer  {S.i98— 200), 
vielleicht  40,000  QM.  und  40,000  Eskimo's  enthaltend,  wo\ou 
Spitzbergen,  Grönland,  die  westlichen  Polarländer  (als  Nord- 
Devon,  Georgs-Inseln,  Banksland  und  iVord-Somerset)  und  Baf- 
linslaiid  bescluieben  werden.  —  B)A'ord- Amerika {S.20i — 247) 
r=  304,776  D^^*-  mit  etwa  20  Mill.  Einw.  1)  Briilisckes  Nord- 
Amerika  =z  121,700  D^I-1  800,000  E.,  wovon  auf  Quebecrait 
ISeusüd-  und  Neunord- Wales  77,650  QM.  und  540,000  E.,  auf 
"iork  4,700  [JM.  und  (J.  1821)  134,259  E.  kommen.  Die  Brit- 
tische JNordwestküste  erstreckt  sich  vom  48°  10'  bis  zum  56°  n. 
Br.,  mag  8,000  QM.  bedecken  und  von  60—80,000  Indianern 
bewohnt  werden,  ist  aber  nicht  militärisch  besetzt.  —  II)  Das  Rus- 
sische Nord- Amerika,  zwischen  56°  30'  u.  71°  n.  B.  =  etwa 
24,000  D->1-  '"it  kaum  50,000  E.  Die  neue  Stadt  Neu- Archan- 
gelsk auf  der  Insel  Sitka  hat  schon  1000  E.  —  III)  Die  l'Vanzö- 
sisclien  Fischer-liiselH  =z  6|  QM.  mit  2,000  E.  —  IV)  Die  ver- 
eiiti^ten  Stauten  von  Nord-Amerika,  Der  Fläcliengehalt  wird 
hier  nur  zu  112,146  D^.  angesetzt.  Alle  übrigen  statistischen 
Angaben  reichen  nur  bis  zum  J.  1820,  und  können  als  bereits  hin- 
länglich bekannt  vorausgesetzt  werden.  Die  Staaten  werden  in 
die  östlichen,  viiltlern,  südöstlichen  und  in  die  westlichen  unter- 
schieden.—  Bey  der  Beschreibung  der  einzelnen  Staaten  hat  Rez. 
nichts  zu  erinnern ,  als  dass  nicht  bey  allen  angegeben  worden 
ist,  aus  welchen  Nationen  die  Hauptmasse  der  Bevölkerung  zu- 
sammengesetzt sey  ,  und  welche  Ueligion  darin  die  meisten  Be- 
keniier  zähle.  —  y\usser  den  7  grössten  Städten  (Neu-York,  Phi- 
ladel|)liia,  Baltimore,  Boston,  Neu-Orleans,  Charlestoii  und  Wa- 
shliiirton)  ,  deren  Einwohnerzahl  vom  .1.  1820  wohl  schon  allge- 
mein bekannt  ist,  umschliessen  die  Staaten  his  jetzt  nur  noch  4 
Städte  mit  mehr  als  10,000  E. ,  nähnilich  Salem  mit  12,731,  Al- 
bany  mit  12,630,  Kichmond  mit  12,067  n.  Proxidence  mit  11,767 
Einw.  Die  bexölkertsle  Stadt  nach  diesen  ist  Cincinnati  mit  9,642 
Eiiiw.  —  Beym  (iebiet  Orcgiiu  hätte  auch  der  zweyte,  eben  so 
gebräuchliche,  iNahinc  ('olumbia  bcygesezt  werden  sollen.  —  V) 
Mesiko.  Der  Fläclienraum  wird  nur  auf  63,084  QM.  geschätzt,  so 


68  Geographie. 

wie  die  Bevölkerung  nur  auf  6,650,000  S. ,  jedoch  ohne  150,000 
wilde  Indianer.  Im  J.  1819  betrug  die  ganze  Kinl'ulir  64,584,413 
und  die  Ausfuhr  142,910,608  Gulden,  worunter  lur  34  Millionen 
Gold  und  Silber,  ohne  den  bedeutenden  Schmuggelhandel,  Aber 
im  .1.  1822  belief  sich  crstere  nur  auf  7,446,238  und  letztere  nur 
auf  20,614,278  Gulden.  —  Die  Halbinsel  Kalifornien  wird,  im 
Widcrsprucli  mit  den  neuesten  Reisebericliten,  immer  noch  ao 
rauli  und  unwirthbar  geschildert,  als  sie  von  den  argwiWiuischen 
Spaniern  beschrieben  wurde.  —  Der  Staat  urafasst  schon  18 
Städte  von  mehr  als  10,000  E.  —  \I)  J^ie  vereinigten  Staaten 
von  Millel- Amerika  =z  13,674tIc  D^i-  m- 1,300,000  E.  im  J.  1825, 
mit  Einschluss  der  unabhängigen  Indianer.  Sie  bestehen  nur  aus 
den  5  Staaten  Chiapa ,  Guatemala,  Comayagna,  Nicaragua  und 
(/osta  llicca,  mozu  noch  die  2  Indianer-Gebiete  Tuguzgulpa  und 
Tolagulpa  kommen.  Die  hier  neuerdings  von  einem  Schottischen 
Abentheurer  Mac  Gregor  errichtete  Kolonie  hat  sich  nicht  erlial- 
ten  können.  —  C)  West-Indien  =■  4,653  DM.  mit  2,812,800 
Einw.  (wor.  520,000  Weisse  und  1,512,800  JNeger.)  —  Die  In- 
seln werden  nicht  nach  ihrer  Lage,  wie  sie  auf  einander  folgen, 
sondern  nach  ihren  Besitzern  beschrieben.  1)  Spanisches  ff .  I. 
=  2,498t-^ö  ÜM.,  844,000  E.,  wor.  im  J.  1824  630,980  Ind. 
auf  Cuba  gezählt  wurden.  Havanna  hatte  73,555  und  \illa  do 
Principe  19,830  E.  —  II)  Brittisfhes  W.  I.  =r  685t%%  D^., 
730,000  E.,  wor.  359,91 2  K.  auf  Jamaica  kommen.  —  lU)  Fran- 
zösisches /r.  /.  =  59t%°ö  dm.,  208,000  E.  Martinique  zählte 
im  J.  1820  98,279 ,  Guadeloupe  mit  Desirade,  Marie  galante  und 
les  Saintes  109,404  E.  —  IV)  Niederländisches  fV.  L  ==  14tVö 
DM.  j  26,062  E.  —  Das  goldreiche  Eyland  Aruba  wird  gar  nicht 
genannt.  —  V)  Dänisches  W.  I.  ='8t*ö"ö  DM.,  46,300  E.  — 
\I)  Schtredisches  W.  L=z  2|  DM.,  18,000  E.  —  YII)  Unab- 
hängiges JV.  1.  oder  Ilayti  z=  1,385  DM.  u.  935,335  E.  im  .1. 
1824,  wor.  etwa  15,000  Weisse.  —  D)  Süd- Amerika.  I)  Ko- 
lumbia  =  63,559  DM.  mit  2,649,000  E.  im  J.  1822,  wor.  aber 
die  frejen  Indianer,  vielleicht  200,000  K.  stark,  nicht  begriflen 
sind.  —  Die  Topographie  hat  in  allem  nur  31  Orte  aufgenommen, 
und  ist  daher  ziemlich  diirftig  ausgefallen.  Selbst  Städte  wie 
Biobamba,  Tucuya,  Barquisimeto,  Guanare,  Valencia  ii.  s.  w. 
sucht  man  daher  hier  vergeblich.  —  S.  263  werden  Angostura 
und  S.  Thomas  als  zivey  verschiedene  Orte  beschrieben ,  von  de- 
nen der  erstere  8,000,  der  letztere  10,000  E.  enthalten  soll. 
Beydes  sind  ja  aber  nur  Nahmen  einer  und  derselben  Stadt.  — 
II)  Peru  =:  24,461  DM.  mit  1,300,000—1,400,000  E.  —  Der 
aus  dem  See  Lauricocha  abströmende  Fluss,'  welchen  man  bis- 
her allgemein  für  den  Quellenlluss  des  Maraunon  ansah,  heisst 
Tuncuragua,  und  erst  nach  dessen  Vereinigung  mit  dem  ücayalc 
empfängt  der  Strom  diesen  JNahmen.  Hier  ist  der  Staat  nur  in  7 
Provinzen  und  in  die  Pampas  abgetheilt.     Die  8tc  Provinz  Guaii- 


Gaspari's  Lehrbuch  der  Ertlbcschreibung'.  CS) 

lajaya,  welche  auch  in  Hassel' s  j^euealo^.  statist.  Almaiiacli 
aulijeiioninien  ist,  fehlt  deniiiach.  —  HF)  Chile  =z8,0ö2  Q^i-  '"'^ 
8{)Ü.00ü  K.  ohne  die  Araiikancii  ,  die  vielleicht  auf  400,000  K. 
iüteiiren.  Das  eijreiitlielie  ('hile  zerfiillt  mir  in  die  3  Staaten  Co- 
qiiiinbo,  S.  Jairo  und  (^oiieeplion,  wozu  dann  noch  das  Land  der 
Anmkanen  und  der  Cliiloe-Archipcl  kommen.  Letzterer  soll  noch 
in  den  Händen  der  Spanier  seyn.  —  IV)  Bolivor  (wird  anchlJo- 
livia  genannt),  Flächenranni  etwa  28,000  DiVl. ,  Yolkszahl  etwa 
7 — 800,000  Indianer,  mit  Einschhiss  der  nnabhänp;i^en  Indianer^ 
Eintheilung;  in  die  5  Staaten:  Charcas,  PotosilaPoz,  Cocha- 
bamha  luid  Moxos,  wozu  wahrscheinlich  Chiquitos  kommen  möchte- 

—  V)  Para^umj  =  6,913  D^I-  mit  600,000  E.  in  die  6  Depar- 
tements Assnmpcion,  Curuguaty,  Concepcion,  Villa  Rica,  S.  Jaj^o 
und  Candelaria  abgetheilt ,  mit  der  Hauptstadt  Assumpcion,  die 
schon  an  j  6,000  E.  unischliesst.  —  W)  LaPlata  =  SiA00[3^- 
mit  etwa  800,000  E.  ohne  die  freyen  Indianer.  Erwähnt  hätte 
■werden  sollen,  dass  die  2  westlichen  Provinzen  Mendoza  und  S. 
Juan  auch  starken  Jyeiiibau  treiben.  —  Unter  den  Provinzen  ist 
S.  Fe  mit  Stillscliweijjen  i'ibersran^en  worden.  —  VII)  Brasilien 
=  mit  der  Uanda  oriental  134,834  D^^^-i  „wovon  aber  bis  jetzt 
kaum  1,500  für  die  Kultur  gewonnen  sind,"  hätte  hinzugerügt 
werden  können.  Die  Schäfer'sche  yVngabe  der  Bevölkerung 
von  5,306,488  S.  muss  wohl  so  lange  für  unzuverlässig  gelialten 
Merden,  als  bis  andere Zälilungen  deren  Richtigkeit  darthun,  weil 
sie  mit  den  frühern  Angaben  in  zu  grossem  Widerspruch  steht. 
Dagegen  verdient  Balbi's  Berechnung  von 3,617,900  K.  weit  mehr 
Glauben.  Eben  so  übertrieben  scheinen  die  Schaf  er' s  che  n  Be- 
AÖlkernngsangabeu  der  vorzüglichsten  Städte  zu  seyn.  So  soll  Rio 
Janeiro  210,000,  Bahia  182-000,  Pernambuco  62,325 ,  S.  Paulo 
45.000,  Monte- Video  36,000,  Sergape  36,000,  Belem  28,216, 
S.  Luis  de  Maranham  26,586,  Aracati  26,000,  Villa  Bella  25,000, 
INatal  18,700  u.  Parahiba  15,672  E.  enthalten.  Uebrigens  ist  die 
'J'opographie  noch  so  dürftig,  dass  der  Leser  darin  nur  43  auf- 
genommene Orte  zählen  wird.  Selbst  der  neue,  immer  gewöiin- 
licher  werdende,  iNahme  von  Pernambuco  Recife  wird  nur  einem 
Stadtlheile  beygelegt,  und  von  der  alten  Hauptstadt  Olinda  wird 
kein  Wort  gesagt.  —  Der  Distrikt  Porto  Seguro,  der  gewöhnlich 
zu  Bahia  gerecliilct  wird ,    ist  hier  zu  Minas  Geraes  gezogen.  — 

-VlII)  Das  Französische  Süd-Amerika  =  430  D'^I-^  15,907  E. 

—  1\)  Das  Meilerländische  S.  A.  z=  490  D>'-,  57,039  E.  im 
J.  1811.  —  X)  Das  Brittische  S.  A.  =  A\^  D^-,  132,990 E. 

—  \1)  Fat af^onien  =z  22,'350  Q'^^  Das  Land  wird  (mitRechl) 
nicht  so  abschreckend  dargestellt,  als  es  häufig  ges»:hieht.  Auch 
ist  schon  der  neu  angelegten  Biittischen  Kolonie  Hopparo  Er- 
wähnung g(;(han.  —  \ll)  Die  Inseln  auf  der  Ost kiislc  von  Süd- 
Amerika  oder  die  Falklands  Inseln.  —  XIII)  Inseln  auf  der  IVest- 
KÜate  von  Süd- Amerika^    als  die  Gallopagos,  Ue\illagiyedo  und 


70  Geographie. 

Juan  Fernantlez.  —  E)  Die  Sndpolarländer  (S.  294 — 296).  Hier- 
her werden  gerechnet:  Das  Feuerland,  wo  \ielleicht  lesenswerth 
gewesen  seyn  möchte,  dass  das  Kap  Hörn  von  neuern  Seelahrerii 
nicht  mit  so  traurigen  Farben  geschildert  wird,  als  sonst;  Siid- 
Georgien,  Sandwichslaud,  Neu-Süd-Shetland  und  die  Austral- 
Orkaden. 

Australien  (S.  297  —  316).  Areal:  gegen  160,000  n^^., 
Einwohnerzahl:  2— 2|  Mill.  liey  der  Schilderung  des  sittlichen 
Zustandes  der  Bewohner,  ihrer  Religion,  iiirer  Unterrichts- 
anstalten u.  s.  w.  hat  der  Verl',  gar  niclit  an  die  Sozietäts-Inscln 
gedacht,  die  doch  in  der  Zivilisiation  so  reissende  Fortschritte 
machen.  —  Australland^  wie  das  Kontinent  Neu-HoUand  '^ai-ii 
sehr  passend  genannt  wird,  (S.  299 — 304)  =  139,905  D^'-  — 
üeber  die  von  neueren  Reisenden  aufgestellte  Vermuthung,  dass 
das  Innere  einen  grossen  Binnensee  einschliesse ,  in  welchen  sich 
der  Macqtiarie,  Lochlan  und  andere  auf  der  Westseite  der  blauen 
Berge  entstehende  Flüsse  verlieren,  wii-d  keiuAVort  gesagt.  Auch 
sind  die  plötzlichen,  furchtbaren  Ueberschwemraungen  der  Fliisse 
auf  der  Ostküste  unbeachtet  geblieben.  Dagegen  ist  der  neuer- 
dings in  N.  von  Sidney  aufgefundene  grosse,  schiffbare,  Fluss 
Brisbane,  jedoch  nicht  derPaterson,  aufgenommen  worden.  — 
Bey  Diernens-/wse/  —  dieser  Nähme  ist,  statt  des  bislierigeii 
Dieraens-ZfßWfZ,  recht  passend  gewählt,  weil  es  auf  dem  Austral- 
land  einen  weiten  Küstenstrich  giebt ,  der  auch  Van  Diemensland 
genannt  wird —  hätte  erzählt  werden  können,  dass  die  Insel  von 
einer  3,500  Fuss  hohen  Bergkette  durchschnitten  wird ,  dass  der 
höchste  Berg  der  Insel  der  3,964  Fuss  hohe  Tafelberg  sey  u.  s.  w. 
Die  statistischen  Angaben  sind  schon  ziemlich  alt.  Denn  im  J. 
1824  fand  man  hier  bereits  12,000  Menschen,  und  Hobartstown 
enthielt  schon  421  Hs.  u.  2,750  E.  —  Die  Austral-Inseln{^.  305 
— 318)  werden  sehr  schicklich  in  die  innere  und  äussere  Heike 
unterschieden.  In  der  erstem  werden  hier  beschrieben:  l)i\eu- 
Guinea  =;  10,794  DM.,  etwa  \  Mill.  Einw.  (ist  wohl  gar  zu  ge- 
ring angeschlagen);  2)  Archipel  Meu-Britanien  mit  den  Admira- 
liläts- Inseln,  Anachoreten,    Ilermiten  u.  s.  w. ;     3)  Louisiade; 

4)  Salomons-Inseln;  5)  Archipel  von  S.  Cruz;  6)  Heiliger-Geist- 
Archipel;  7)  Neu-Kaledonien;  8)  Neu-Seeland,  deren  Flächen- 
gehalt zusammen  nur  2,928  DM.  betragen  soll;  9)  mehrere 
kleine  Gruppen  unter  und  neben  Neu  Seeland,  als  Kermandec, 
Bounty,  Islands  u.  s.  w.  —  Zur  äussern  Reihe  werden  gerechnet: 
1)  Die  3Iarianen ,  wo  zwar  die  Volkszahl  (J.  1815  5,389  K.), 
aber  nicht  der  Flächengehalt  (57^  DM.)  bemerkt  ist;  2)  die 
Karolinen  (der  dazu  gehörigen  Insel  Lamarzec  werden  5,459 
Bewohner  gegeben);  3)  Lord-Mulgrav e- Archipel ,  wozu  die  von 
Kotzebne  entdeckte  Radak-Kctte  gehört;  4)  die  Schiller-Inseln; 

5)  der  Fidschi-Archipel;  6)  der  Tonga-  (freundschaftliche)  Ar- 
chipel;  7)  der  Cook-Archipel ;   8)  die  Sozictäts-lnseln  (wo  zwar 


Gatipai-rs  riolirl)u«h  der  Erdbeschreibung.  71 

allcriliriirs  von  den  s^likklicluMi  Krfoljren  dcrUcmüIum^en  tler3Ils- 
sionarien  ijcsproclioii ,  abrr  iiocli  nii^lits  Näheres  von  den  glänzen- 
den Resultaten  derselben  beriehtet  wird);  9)  Arcliipel  der  Me- 
driiren  Inseln;  10)  Ostcr-Insel  und  eini<;e  andere;  11)  Mendanas 
(iMarquesas)- Archipel, —  Eine  dritte  Abtheilun^  machen  die  au- 
sser den  beulen  Keifien  I)elejrenen  Archipele  aus,  wohin  jedoch 
nur  der  Sandwichs-Arcliipel  und  einiire  sporadisclic  Eylande  auf 
der  nördlichen  Hemisphäre  gehören,  die  entweder  noch  ungewiss, 
oder  doch  nicht  näher  untersucht  sind. 

Lhiter  den  in  ziemlicherZahi  umgearbeiteten  Bogen  und  Blät- 
tern fiiulen  sicli  nun  aucli  zwey,  mit  305 — 308  paginirte,  Blätter, 
auf  welchen ,  nachdem  auf  den  ersten  acht  Zeilen  das  Ende  des 
Artikels:  Fischer-Inseln  — jedoch  ohne  allen  Znsammenhang 
mit  der  im  Werke  selbst  hefindliclien  Beschreibung —  abgedruckt 
worden  ist,  mehrere  .-///.s7/Y///,s'(7/t' Inselgruppen,  die  mit  — eben- 
falls nicht  hierlier  passenden —  Lateinischen  Buchstaben  bezeich- 
net sind,  nähmlich  d)  die  Sozietäts-lnseln,  mit  dem  Labyrinthe 
und  den  Miedrigen  Inseln  ;  e)die  iMarquesas-  oderMendozas-Insehi 
mit  den  Washington-Inseln;  f)  die  Strongs-Insehi;  g)  die  Montc- 
verdo's-Inseln  ;  und  h)  die  Iluriks-Kette  entweder  ganz  umgear- 
beitet dargelegt,  oder  neu  beschrieben  sind.  Da  imn  weder  die 
Seitenzahl  noch  die  Zeichen  der  Unterabtheilungen  —  (die  ein- 
zelnen (jJruppen  werden  im  Werke  selbst  nicht  durcli  Buclistabcn, 
sondern  durch  Zahlen  ^on  einander  getrennt) —  zusammen  pas- 
sen wollen;  der  Anfang  «lieser  zwey  Blätter  auch  nicht  sich  an 
das  Ende  der  Seite  ,  wo  die  Fischer-Inseln  geschildert  sind,  an- 
stossen  lassen  will,  so  wird  der  Buchbinder  sich  dadurch  in  grosse 
Verlegenheit  gesetzt  sehen,  und  nicht  wissen,  wo  er  diese  zwey 
Blätter  unterbringen  soll.  Auf  jeden  Fall  trägt  die  Scliuld  von 
diesem  Versehen  allein  die  grosse  Eile,  mit  welcher  die  um- 
gearbeiteten Bogen  — die,  beiläufig  gesagt,  vornehmlich  die 
aussereuropäischen  Erdtheile  betreffen —  abgedruckt  worden  sind. 

Den  Beschluss  des  Werks  machen  1)  noch  einige  kleine  Zn- 
sätze und  Berichiigimgen,  und  dann.  2)  ein  vollständiges  Begister, 
welches,  mit  dem  \ier  Seiten  starken  Nachtrage,  zwöf  volle  Bogen 
mit  gespalteten  Seiten  I'iillt,  und  den  sichersten  Beweis  von  der 
grossen  Beiclilialligkeit  dieser  Auüage  in  die  Hand  giebt. 

Diese  Uei(  hhaltigkeit  konnte  nur  dadurch  gewonnen  werden, 
dass  bloss  die  allgenieincn  Schilderungen  der  Staaten  und  Keiche 
mit  grössern,  der  bey  weitem  grössere  topographische  Theil  liin- 
gegen  mit  weit  kleinem  Lettern  gedruckt  wurde.  Zu  dieser  Ein- 
richtung sah  sich  die  ehrenwerthe  Verlagshandlung,  wie  sie  aucli 
in  der  Vorrede  augiebt,  ans  dem  (»runde  bewogen,  um  den  Preis 
des  Werks  nicht  eihöhen  zu  müssen.  Da  dieser  Preis  nun  ,  wie 
schon  oben  bemerkt,  ungewöhnlich  billig  gestt-llt  ist,  so  «larf  ge- 
nannte Verlagshandlung  w«'gen  dieses  so  honetten  Verlahrens  auf 
den  do])pelten  Dank  des  Publikums  gerechte  Ansprüche  machen. 


72  Geographie. 

Dass  endllcli  Druck  und  Papier  auch  bey  clioscmCursus  j;leich 
{jiit  gewählt  norden  sey,  darf  Uez.  mit  Fug  und  Uecht  versichern. 
Den  so  mehr  musste  er  aber  beklagen,  dass  demselben  kein  Druck- 
feliler-Verzcichniss  bey  gegeben  worden  ist.  Denn  der  schnelle 
Abdruck  liat,  allem  Vermuthen  nach,  nur  eine  flüchtige  Cor- 
rektur  verstattet,  und  so  Iiaben  sich  hin  und  wieder  Druck- 
fehler einschleichen  miissen.  Zum  Glück  betreffen  solche  nur 
selten  die  Ortsnamen  und  sind  noch  seltener  sinnentstellend.  Die 
erheblichsten  darunter  rückt  Rez.  beyfolgend  ein.  Iste  Abtheilung : 
S.  52:  Crizaba,  statt  Orizaba;  S.  59:  Meteorent,  st.  Meteoren; 
S.  111:  Lumbach,  st.  Lambach;  S.  111,  Z.  11  v.  u.  fehlt  der 
Nalirae  des  Hauptorts  im  Salzkammerguthe,  Ilallstadt;  S.  112: 
Winden,  st.  Wenden;  S.  148:  Abbendorf,  st.  Albendorf ;  S.  309: 
Älarostca,  st.  Marostica ;  S.  417  beym  Departement  Nieder-yVlpen: 
184_?_n_,  st  134A%  GM.;  S.  439:^  Castello,  st.  Castellon  de  la 
Plana.  2te  Abtheilung:  S.  5,  Z.  4:  Polarozean,  st.  Grosser 
Ozean;  S.  263 ,  Z.  13  v.  u. :  Guayna,  st.  Guyana. 

Um  den  Lesern  nur  noch  einen  kleinen  Begriff  zu  geben ,  wie 
sehr  diese  Auflage  in  den  Händen  ihres  Bearbeiters  gegen  die  vo- 
rigen gewonnen  habe,  hebt  Rez.  nur  einen  Satz  aus  diesem  reich- 
haltigen Werke  aus,  nähmlich  die  Verfassung  des  Osmanischen 
Reiclis.  Hier  heisst  es  S.  599  der  Isten  Abtheilung  :  „Einex\sia- 
tische  Despotie,  die  den  Nahmen  der  erhabenen  Pforte  führt. 
Der  Padiscliah  ,  der  mit  seiner  weltlichen  Hoheit  die  Würde  eines 
Khalifen  oder  des  Hohenpriesters  der  Muselmänner  verbindet, 
wird  aus  dem  Harem  der  Familie  Osman's  auf  den  Thron  geho- 
ben und  mit  dem  Schwert  Osman's  umgürtet:  in  seinem  IVahmen 
verwaltet  der  Grosswessir  die  weltlichen ,  der  Mufti  die  geistli- 
chen Geschäfte.  Es  gibt,  bey  der  heiTschenden  Nation  keinen 
Unterschied  der  Stände,  nur  Herrscher  und  Sklaven;  doch  binden 
jenen  das  geheiligte  Herkommen,  die  Gesetze  der  Vorfahren  und 
die  öfl'entliche  Meinung,  die  er  selten  ungestraft  verhöhnt;  auf 
die  Verwaltung  selbst  haben  die  Intriguen  der  Grossen  und  des 
Harems  und  die  Prätorianer  der  Hauptstadt,  die  Jenjitscheri  (die 
Janitscharen)  einen  merklichen  Einfluss.  Die  andersglaubenden 
Unterthanen  des  Padischali  hcissen  Rajahs  und  leben  unter  gro- 
ssem Drucke;  daher  der  jetzige  Aufstand  der  Hellenen,  der  zahl- 
reichsten darunter.''  —  Dass  hier  noch  der  Janitscharen  Erwäh- 
nung geschieht,  wird  den  Leser  nicht  wundern,  da  von  der  neuer- 
lichen gänzlichen  Reform  des  Militärwesens  in  der  Türkey  hier 
noch  kein  Gebrauch  gemacht  werden  konnte. 

Zum  Schluss  wünscht  Rez.  ebenfalls  von  Herzen ,  dass  auch 
dieser  Cursus  recht  bald  wieder  vergriffen  seyn  möchte ,  danist 
in  kurzem  wieder  eine  neue  Auflage  veranstaltet  werden  könne. 
Er  wünscht  aber  auch  zugleicl» ,  dass  die  Verlagshandlung  dann 
nicht  nur  die  hier  geraachten  kleinen  Ausstellungen  beseitigen, 
sondern  auch  — insonderheit  den  Artikehi:  Naturbeschajfenheit 


Gasparr^  liehrlmrh  der  EnlboschrciLiinj^.  13 

und  Ethnogrophie ,  m  ciclic  häufig  mit  gar  zu  wenig  Worten  ab- 
gciV'rligt  worden  sind  —  einige  Bogen  mehr  widmen  lassen  möchte, 
damit  dieses  so  gemeinnVitzige  \Verk  einer  immer  liöhern  VoU- 
Ivoninienlieit  sidi  erlVeue,  und  alle  mit  ilim  rivalisirenden  geogra- 
pliischen  Lehrbiicher  weit  hinter  sich  lassen  könne. 

Dr.   August   Weise. 


Römische   Litteratur. 


Lateinische  Grammatik  von  Ludwig  Ramshom,  erstem Pro- 

fcüt^or  am  Gyiiiiiii^^iuiii  zu  Altenliiirp:,   der  lat,  Ge»ells:chart  zu  Jena 

Lhrciiiiiitglifd.   Lcipzijjf,  bei  Friedricli  Christian  Willi.  Vogel.   1824. 

VllI  u.  812  S.   8.  2  lUhlr. 

[Anzti-e  in  Beck's  Repcrt.  1824  Bd.  I  S.  128 ;    nnbillifr  tadelnde  Be- 

urthciluii-  in  Seebode's  krit.  Biblioth.  1826  Hft.  3  S.  2(i0  — (»«.] 

Erster    Artikel. 

"er  Hr.  Verfasser  dieser  Grammatik  hat  sich  sowohl  in  der  Vor- 
rede zu  derselben,  als  späterhin  auch  in  diesen  Jalirbüchern  (Ister 
Jahrg.  Bd.  I  Ilft.  2  S.  JJßO  if.)  iiber  die  Anforderungen  ausge- 
sprochen, welche  man  bei  dem  dermaligen  Standpuncte  der  Wis- 
senschaft an  einen  Grammatiker  der  lat.  Sprache  und  seine  Lei- 
stungen zu  machen  habe.  In  der  iibrigens  sehr  kurzen  \orrede 
erklärt  er  in  dieser  Hinsicht,  „dass  man  bei  der  grossen  Anzahl 
lateinischer  Sprachlehren  bisher  doch  immer  noch  das  Bcdiirfniss 
einer  solchen  gefühlt  habe,  die  bei  möglichster  Vollstiiudigkeit 
in  den  Angaben  der  Wortformen  und  Verbindungsweisen  nicht 
nur  durch  strengere  Anordnung  die  üebersicht  des  Ganzen  und 
durch  \  ereinlacliung  der  Kegeln  die  Gedächluissarbeit  des  Ler- 
nenden erleichterte,  sondern  auch  tiefer  in  die  JNatur  und  den 
Bau  der  lat.  Sprache  eindringend,  die  Bedeutung  der  >\  ortl'ormeu 
etymologisch  begründete,  und  die  sNutaciischen  Beireln  nach  ei- 
nem mehr  rationalen  \  erfahren  behandelte,  wodurch  es  allein 
inöglicJi  werde,  diese  in  umfassender  Allgemeinheit  aufztistellt  n 
und  di'U  Lernenden  in  den  Stand  zu  setzen ,  sie  mit  Sicherheit 
anzuwenden."  J)ie  am  zweiten  Orte  ^emauhteu  Forderungen  lu- 
gen noch  manches  hinzu,  stimmen  aber  der  Hauptsache  nacll 
damit  überein  ,  inid  geben  bei  ihrer  grossem  Ansführlichlveit  imd 
BeslimmllieiL  gleichsam  einen  Commentar  zu  dem,  was  in  den 
ebenangeluhrten  Worten  der  Vorrede  mehr  andeutungsweise  aus- 
gesprochen ist.  Besonders  und  als  unerlässli(!b  hervorgeholien 
werden  dabei  folgende  in  der  Vorrede  zum  Tlieil  nicht  so  sehr 
her\urlrelende,  zum  Theil  auch  ganz  unberührte  l'uncte:   1)  die 

5* 


7-1  R  r»  III  i  B  c  1i  e  Ij  i  1 1  c  r  a  t  u  r. 

genaue  Auffassung  und  Beaclitnng  des  reinrömischen  Characters, 
der  mit  steter  ausscheidender  Berricksichtigiiiig  jedes  fremden 
Einflusses ,  namentlich  des  so  liüufig  in  der  Sprache  lat.  Schrift- 
ßteller  sich  findenden  griechischen  Gepräges,  mögliclist  rein  dar- 
gestellt werden  müsse  ;  2)  genaue  Unterscheidung  ziemlicJi  gleich- 
bedeutender Constructionen  und  xlusdrucksweisen;  3)  strenge 
Sonderung  des  Icxicalisclien  und  grammatischen  Stoffes ;  4)  Stu- 
dium der  Spraclie  nacli  ilu'en  verschiedenen  Zeitaltern,  um  aus 
den  gesammten  Werken  derjenigen  Zeit,  in  welcher  die  Sprache 
ihren  Culininationspunct  erreicht  liatte,  den  Genius  derselben  auf- 
fassen und  in  der  Grammatik  darstellen  zu  können;  5)  endlich 
streng  s;)stematische,  durch  innigen  Zusammenhang  der  Hegeln 
bedingte  Anordnung  des  ganzen  Lehrgebäudes,  verbunden  mit 
bündiger  Kürze  und  Präcision  in  der  Abfassung  der  Regeln,  aber 
ohne  deshalb  dunkel  und  undeutlich  zu  werden. 

Ol)  sich  nun  gleich  hierbei  manches  vielleicht  anders  bestim- 
men und  wohl  aucli  noch  hinzusetzen  Hesse,  so  erklären  wir  docJi 
im  Allgemeinen  unsere  Uebereinstimmung  mit  diesen  Ansichten  und 
Grundsätzen  ,  und  glauben  daher  eben  so  sehr  den  eignen  Wün- 
schen des  Verfs.,  als  den  Forderungen  der  Unpartheilichkeit  und 
Gerechtigkeit  Gnüge  zu  leisten ,  wenn  wir  die  von  ihm  selbst  ge- 
machten Anforderungen  jetzt  bei  der  Beurtheilung  seines  eignen 
Werkes  zum  Maassstab  nehmen. 

Fragen  wir  nun  im  Allgemeinen,  ob  und  in  wie  weit  der  Hr. 
yerf.  seineu  Zweck,  eine  lat.  Grammatik  der  yVrt  zu  liefern,  er- 
reicht liabe,  so  freuen  wir  uns,  nacli  langer  und  sorgfältiger  Prü- 
fung des  Werkes  vei'sichern  zu  können,  dass  es  ihm  gelungen  sey, 
jenen  gewiss  nicht  leicht  zu  befriedigenden  Anforderungen  in  meh- 
rerer Hinsicht  wenigstens  in  einem  ziemlich  hohen  Grade  Gnüge 
zu  leisten.  Er  versichert,  dass  er  eine  lange  Reihe  von  Jahren  fiir 
seine  Arbeit  gesammelt  und  gearbeitet  habe,  und  das  ganze  Werk 
bezeugt,  dass  es,  wie  sonst  nicht  so  gar  selten  ist,  bei  ihm  nicht 
leere  Worte  sind.  Ueberall  zeigt  sich  eindrhigendes,  vertraute 
Bekanntschaft  mit  der  Sache  beurkundendes  Studium,  gründli- 
cher nach  möglichster  Fülle  und  Vollständigkeit  strebender  Samm- 
lerfleiss,  dabei  aber  immer  freies  unabhängiges  Selbstdenken  und 
Sorgfalt  und  Umsicht  in  der  Behandlung  des  Stoffes,  kurz  überall 
Gediegenheit.  In  Bezug  auf  Benutzung  der  so  zahlreichen  und 
vielfachen  Vorarbeitcu  könnte  man  vielleicht  Verweisungen  auf 
die  Werke  älterer  r^nd  neuerer  Grammatiker  und  Interpreten  ver- 
missen, aber  man  würde  aus  ihrem  Mangel  ganz  mit  Unrecht 
auf  die  Unbekanntschaft  des  Hrn.  Verfs.  mit  denselben  schliessen. 
Im  Gegentheil  zeigt  sich  durch  das  ganze  Buch  hindurch  eine 
eben  so  umfassende  und  genaue,  als  verständige  Beachtung  des 
schon  Geleisteten,  grosse  Bclesenheit  in  gelehrten,  namentlich 
altern  Gommentaren,  gute  Kemitniss  der  vorzüglichsten  grathma- 
tisclien  Werke  früherer  und  ueuci^r  Zeit,  und  endlich ,  was  man 


Latcinieielie  Graniiiiatik  von  Ruiiiüliorn.  75 

nicht  vielen  andern  lat.  Grammatiken  nacliriihmcn  kann,  eine  vor- 
zügliche Bekanntschaft  mit  den  alten  römischen  Grammatiker». 
Als  besonderer  Vorzug  verdient  nocli  geriilunt  zu  werden  die  Si- 
cherlieit  und  umfassende  Bestimmtheit  in  der  Auffassung  des  lat. 
Sprachgenius  im  Allgemeinen.  IMit  wenigen  und  fast  nothwendi- 
gen  Ausnahmen  nämlich  begründet  der  Ffr.  Verf.  seine  Regeln 
stets  aus  den  sämmtlicJicn  Schriftstellern  des  classischen  Zeit- 
alters. Er  tritt  dabei  der  hohen  Auctorität  Cicero's,  als  des  unbe- 
Sitreitbar  ersten  aller  römischen  Scliriftsteller,  niclit  im  geringsten 
zu  nahe ,  aber  er  ist  zugleich  doch  auch  gleichweit  entfernt  von 
jener  engherzigen  Einseitigkeit,  welche  mit  Ilintansetzimg  aller 
andern  die  lat.  Grammatik  zu  einer  blosen  Darstellung  des  cicero- 
iiiauisclien  Sprachgebrauchs  machen  möchte.  Er  vernaclilässigt 
ferner  keineswegs  die  Angabe  der  vorzügliclisten  Eigenthümlich- 
keiten  des  römischen  Sprachgebrauchs  und  der  beliebt  oder  gleich- 
sam volksthümlich  gewordenen  Ausdrucksweisen,  aber  er  ver- 
meidet auch  ebeti  so  selir  den  entgegengesetzten  Felder,  sich  in 
breite  Erörterung  und  Anempfehlung  einzelner  oft  nur  durch  die 
'l'radition  der  Grammatiker  dazu  gestempelter  Eleganzen  zu  ver- 
lieren, oder  mit  der  Aeugstlichkeit  eines  früher  nicht  seltnen  gram- 
matischen Aberglaubens  vor  Nachahmung  jeder  wirklichen  oder 
ticheiiibaren  Abweichung  von  der  allgemeinen  Uegel  zu  warnen. 
^Veuigstens  entsimien  wir  uns  niclit,  die  sonst  so  beliebte  Formel 
„diess  ist  aber  nicht  nachzuahmen'''"  bei  ihm  gelesen,  wohl  alter 
häufig  Erklärungen  scheinbarer  Unregelmässigkeiten  oderdieAn- 
gabe  gefimden  zu  haben,  dass  etwas  Eigenheit  dieses  oder  jenes 
Schriftstellers  oder  Gebrauch  späterer  Zeit  sey. 

Weniger  hingegen  befriedigt  hat  uns  der  llr.  Verf.  in  folgen- 
den Puncten : 

Erstens  in  der  Anordnung  und  zwar  sowohl  in  materieller  als 
in  formeller  Hinsicht.  Wir  \ erkennen  zwar  keineswegs  das  Streben, 
die  zu  behandelnden  Gegenstände  und  Regeln  darüber  nach  ihrem 
innern  Zusammeidiang  zusammenzustellen  und  logisch  zu  ordnen; 
ja  zuweilen  dürfte  eher  zu  viel  und  zu  subtil  geschieden  seyn ; 
allein  demohnireachtet  glauben  wir  gerade  hierin  die  schwächste 
Seite  des  Werkes  zu  erkennen.  Namentlich  verinissen  wir  hätifig 
logische  Hiclitigkcit  in  der  Eintheilung  und  zwar  gerade  oft  in 
den  wichtigsten  Dingen.  Wir  werden,  um  unshier  nicht  zu  sehr  ins 
Einzelne  zu  \erlieren,  später  über  einige;  solche  Fülle  sprechen, 
und  bemerken  hier  nur,  dass  wir  nicht  nur  bei  der  Lehre- Aon 
den  Temporibns  und  dem  ('onjuncliv,  sondern  selbst  bei  der  Ein- 
theilung der  Syntax  im  Allgemeinen  einen  richtigen  logischen 
'i'heilungsgnind  \erniissen.  Ein  andrer  ebenfalls  nicht  seltner 
Fehler  der  Anordiiun-i  ist,  «lass  Zusammengehöriges  uicht  bei 
einander,  sondern  oft  durch  das  ganze  Buch  zerstreut  sich  findet, 
sowie  dagegen  an  andern  OrU-n  die  \erschiedenartigs(en  Dinge 
unter  eine  Rubrik  zusammengefasst  werden.      Ein  Beispiel  für 


76  Römische  Litteratur. 

den  letztern  Fall  giebt  die  ganze  zweite  Abthcihing  des  ersten 
Theilcs  der  Syntax,  wo  unter  der  Aufschrift  „Gebrauch  des  jNo- 
mcns  insbesondere'-''  niclit  nur  der  Gebrauch  derSubstantiva,  Ad- 
jectiva ,  Numcralia  und  Pronoraiisa,  sondern  auch  der  Prä[>ositio- 
nen  abgeliandelt  wird.  Als  Beispiel  für  den  erstgenaiuiten  Fall 
erwähnen  wir  die  Lehre  von  der  Sijiitaxis  coTivemenliae ^  die 
ausser  den  ihr  eigens  bestimmten  Paragraphen  92 — 91)  noch 
§  ]0r>,  löl,  159,  1(58,  20«  theiis  ausführlicher  behandelt,  tiieiis 
nach  einzelnen  Beslimmungen  berührt  wird,  ohne  dass  am  ersten 
Orte  auch  mir  auf  die  folgenden  verwiesen  wäre. 

In  formeller  Hinsicht  ist  ein  Ilauptübelstand  der  Anordniuig, 
dass  das  ganze  812  Seiten  umfassende  Werk  in  nicht  mehr  als 
222Paragraplicn  zerfällt,  von  denen  manche,  wie  §  21,  198,  we- 
nige Zeilen,  andere,  wie  §  171 ,  203,  29<),  20 — 24  Seiten  und 
drüber  einnehmen.  Da  nun  der  Hr.  Verf.  im  Index,  wie  in  der 
Grammatik  selbst ,  nicht  nach  den  Seiten ,  sondern  nach  den  Pa- 
ragraphen citirt,  und  die  grosse  Masse  des  Stoffes  in  den  letztem 
durch  grosse  römische  Zahlen  in  Haupttheile,  diese  durch  grosse 
römische  Buchstaben  in  Unterabtheilungen,  diese  w  ieder  durch  ara- 
bische Zahlen  in  Nebenabtheilungen  und  diese  durch  kleine  rö- 
mische Buchstaben  wieder  in  andre  Theile  theilt,  dabei  in  der 
Anwendung  dieser  Zeichen  sich  nicht  gleichbleibt  (s.  z.  B.  im 
Index  die  Artikel:  Peuthemimcies  und  Elegiumbus  versus^  ,  au- 
sserdem häufig  noch  Noten  und  Anmerkungen,  die  auch  oft  wieder 
nicht  nur  numerirt,  sondern  auch  eingetheilt  sind,  hinzufügt:  so 
entsteht  hieraus  eine  Schwierigkeit  des  Aui'fiudens  ,  die  allen 
Glauben  übersteigt,  indem  man  die  häufig  5  Bestimmungen  ent- 
haltenden Citate  [s.  Index  '/..B.Figiira  a%o  xotvov  200,  C,  3,  b,  J] 
kaum  im  GedäclUniss  behalten  kaun  ,  sondern  oft  melirnials  wie- 
der nachsehen  muss  ,  und  von  der  Hollnung,  die  Sache  bald  zu 
finden ,  vielleicht  erst  zu  flüchtigem  Durchblättern  veranlasst, 
nach  langer  vergeblicher  3Iühe  am  Ende  noch  zu  der  lästigen  Ar- 
beit sich  entschliessen  muss  ,  den  ganzen  langen  Paragraphen 
durchzulesen ,  um  das  Gesuchte  zu  finden.  Wie  w  eit  zweckmä- 
ssiger wäre  die  Eintheilung  in  kleinere  Paragraphen  oder  wenig- 
stens die  ISachweisuug  nach  Seiten  gewesen.  Lind  doch  ist  diess 
niir  der  eine  Uebelstand  dieser  Anordnung;  häufig  haben  jene 
langen  Paragraphen  auch  noch  einen  zweiten,  nämlich  Unver- 
ständlichkeit  veranlasst.  Der  Hr.  Verf.  führt  näuilich  den  Text 
mehrerer  in  einem  Pai-agraphen  gegebnen  llauptregcln  nicht  sel- 
ten in  zusammenliäugender  ununterbrochener  (^onstruction  fort. 
Da  mm  aber  der  Zusammenhang  nicht  nur  durch  die  laugen  Bei- 
hen  der  lat.  Beispiele,  sondern  auch  oft  durch  nähere  Krörterun- 
geii  zu  den  einzelnen  Ilauptregeln,  oder  auch  durch  JNoten  unter- 
brochen wird,  so  entsteht  daraus  der  den  Leser  höchst  störende 
Uebelstand,  dass  jnan,  wenn  man  nach  langer  Unterbrechung  von 
der  einen  Hauptregel  zur  andern  gekommen  ist,    die  letzte  nicht 


Lateinische  Graiuinatik  von  Ramshorn.  ^1 

eliiT  versteht ,  als  bis  man  zuri'icIcschlHgt  imd  sich  auf  den  ver- 
schiedciiea  Seiten  den  Zusammenhang  der  zerstiickelten  Constru- 
ction  niiihsam  aufsucht. 

Diese  lieraerkun^;  iiher  eine  solclie  mehr  zufällige  Unverstand- 
lichkeit  fuhrt  uns  zu  einem  andern  der  Puncte,  in  welchen  wir 
uns  nicht  befriedigt  gesehen  liaben.  Kr  betrifft  die  Form ,  in 
welcher  die  Uegehi  abgcfasst  sind.  Der  Hr.  Verf.  liat  sicli  dabei 
und  mit  Ke.-Iit  möglichster  Kiirze  befleissigt.  Aliein  er  ist  dariiber 
nicht  selten  in  Unbestijunitheit  und  Unklarheit  des  Ausdrucks  ^er- 
failcn,  vorzüglich  durch  den  zu  häufigen  Gebrauch  zu  allgemeiner 
oder  schwerer  abstracter  Beirriffe.  \N  ir  wollen,  in  Betracht,  dass 
das  ^^crk  iVir  Jiuiglinge  reifern  Alters  bestimmt  ist,  nicht  gerade 
tadeln  ,  dass  die  Regeln  nicht  zum  Auswendiglernen  eingerichtet 
sind,  allein  wir  glauben  mit  Hecht  eine  gewisse  Popularität  in  der 
Form  fordern  zu  dürfen,  welche  gleich  beim  ersten  Blick  un- 
zweideutig zur  richtigen  Auffassung  leitet.  Allein  eine  Populari- 
tät der  Art  findet  sich  fast  nirgends,  wohl  aber  häufig  ein  ziem- 
lich dunkler,  verschiedene  Auffassung  zulassender  philosophi- 
scher Ausdrn(;k,  der  zuweilen  gewiss  selbst  fi'ir  den  geübten  Den- 
ker schwer  zu  enträths'eln  sevn  wird,  Scliülern  also  völlig  un- 
verständlich seyn  muss.  Was  soll  sich  ein  Schüler  bei  Regeln, 
wie  sie  z.  B.  §  155  iNot.  3,  b  und  c  sich  finden,  denken,  wo  es 
lieisst:  „Fin  negati>er  Comparativus  mit  einem  positiven  Prädicat 
gibt  ein  relativ  positives  Gleichheitsverhältniss,"  oder:  „ein  nega- 
ti\er  (,'omparati\us  mit  einem  negativ  genommenen  Prädicat  gibt 
ein  relativ  negatives  Gleichheils\erhältniss.''  Und  doch  ist  eine 
solche  Dunkelheit  gar  nicht  so  sehr  selten;  vergl.  §  laS,  2  die 
Jlestiinmung,  wie  ide/n  und  ipse  verschieden  seyen  ,  oder  §  168, 
A,  Nr.  ],  wo  der  Fall  erläutert  wird,  unter  welchen  Umständen 
der  Infinitiv  statt  des  Genit.  Gernnd.  stehe;  oder  §  183,  2,  wo 
über  den  Unterschied  von  ut  und  quod  gehandelt  wird;  alles 
Dinge,  die  sich  selir  leicht  deutlich  hätten  bestimmen  und  erläutern 
lassen.  In  mehrern  Fällen,  bemerken  wir  nebenbei,  scheinen  uns 
beide  Fehler,  die  minder  zweckmässige  Anordnung,  wie  die  Un- 
deutlichkeit  herbeigeiuhrt  worden  zu  seyn  dm-c!i  ein  zu  grosses 
Streben  nach  Figenthümlichkeit ,  welches  den  Ilrn.  Verf.  zuwei- 
len verführte,  \öllig  ins  Klare  gebrachten  und  schon  von  andern 
richtiir  Ix'^liinniten  Dingen  noch  eine  neue  Seite  abztigewimien 
und  sie  lieber  nach  dieser  aufzufassen  und  darzustellen. 

Kin  andrer  mit  der  ebenberührten  Un^erständlichkeit  ver- 
wandter Felihr  ist  eine  gewisse  Kargheit  in  näberer  Frörternng, 
Aor/üglieli  aullallend  und  sichtbar  in  den  allgemeinen  Minleitiin- 
gen  zu  einem  neuen  (teirensiand  ,  ai)«'r  aucli  Iriiufig  in  aiuleruFr- 
klärungen  sellist  der  \\ielili:rsten  Dinge.  Beispiele,  dafür  bietet 
ilas  ■ranze  I5ucli  sogleicli  aoii  den  \  (trcrinnerungen  an,  welclie 
tlie  Begrille  la(.  («ranmialik  und  S|)iiu;he  erörtern  und  eine  ge- 
drängte Geschichte  der  lat.  Sprache  geben,    beides  nicht  hin- 


78  B  ü  m !  ä  c  h  e  L  i  1 1  e  r  a  t  u  r. 

län;;;licli  für  den  Zweck  des  Werkes.  Besonders  auffällig  aber 
Mird  diese  Kargheit  in  den  kurzen  Definitionen  inid  Erläuterun- 
gen, welche  der  Hr.  Verf.  über  die  einzelnen  Redetheile  und  die 
verschiednen  Formen,  in  denen  sie  in  der  Sprache  erscheinen, 
oder  kurz  in  alle  dem,  was  der  Ilr.  Verf.  aus  der  allgemeinen 
philosophischen  Grammatik  gegeben  hat.  Alles  was  in  dieser  Hin- 
sicht in  der  Formenlehre  sowohl,  m  ie  in  der  Syntax,  gesagt  wird, 
ist  in  der  That  nur  geeignet,  dem  Kenner  zu  zeigen,  dass  der 
Hr.  Verf.  damit  nicht  unbekannt  war,  aber  nicht  dem  noch  un- 
kundigen Schüler  eine  tiefere  Einsicht  in  das  Wesen  und  die  Na- 
tur der  Sprache  zu  verschaffen.  Und  doch  ist  einerseits  ohne  diese 
nähere  Kenntniss  keine  gründliche  Sprachkenntni.'^s  überhaupt  mög- 
lich, und  anderseits  herrscht  auch  nirgends  eine  so  grosse  Un- 
kunde,  als  gerade  in  dieseuDingen,  indem  gewiss  die  bedeutende 
Mehrzahl  derjenigen,  welche  eine  Sprache  erlernt  zu  haben  mei- 
nen, auf  Fragen,  Mas  denn  eigentlich  z.  B.  Genus,  Numerus, 
Casus,  Modus,  Conjugation  u.  dgl.  seyen,  gemeiniglich  nicht 
viel  andres  zu  antworten  wissen ,  als  es  seyen  Dinge ,  welche  in 
der  Grammatik  vorkommen.  Nach  unserer  Ansicht  hätte  in  einer 
Grammatik  für  Jünglinge  reiferen  Alters  durchaus  eine  kurze,  ver- 
ständliche Exposition  ül)er  das  Wesen  der  Sprache,  der  Rede- 
theile und  ihrer  möglicljen  Modificationen,  am  besten  nach  Her- 
mann de  emend.  rat.  Gr.  Gr.,  und  dabei  eine  Zusammenstellung 
der  einzelnen  Definitionen  gegeben  werden  sollen,  welche  iu 
zweckmässiger  Vergleichuiig  den  Innern  Zusammenhang  und  Aehn- 
lichkeit  und  Verschiedenheit  aller  jener  Dinge  nachgewiesen  hätte, 
ohngefähr  in  der  Art,  Avie  sie  Voss.  Analog.  I,  3  p.  383  seq.  in 
Bezug  auf  die  Redetheile  versucht  hat. 

Allein  nicht  blos  in  Hinsicht  auf  die  allgemeine  Grammatik 
zeigt  sich  diese  Kargheit,  sondern  häufig  auch  anderwärts  in 
schwierigen  Fällen,  ja  selbst  in  solchen,  wo  der  Hr.  Verf.  zuerst 
die  richtigen  Ansichten  aiifgestellt  hat.  So  >vird  z.  B.  der  übri- 
gens trefflich  angegebne  Unterschied  zwischen  dem  Ge7iilirf/s  und 
ylblntivus  qualitatis  (§  140,  I,  1,  N.)  verhältnissmässig  sehr  kurz 
behandelt;  ebenso  wird  der  ziemlich  vielbestrittne  Fall,  dass  zu- 
weilen die  Form  des  Prädicats  nicht  nach  dem  Subject  sondern 
nach  dessen  Apposition  sich  richte,  §  2()f{,  C,  3,  c,  2  zwar  richtig 
bestimmt,  aber  mehr  angedeutet,  als  erklärt,  und  zwar  in  einer  Note 
des  untern  Randes,  mo  sonst  gewöhnlich  eine  oft  überffüssige 
Nachhülfe  gegeben  wird,  wie  die  gerade  behandelten  lateini- 
schen (/onstructionen  deutsch  zu  übersetzen  seyeu.  Gewiss  ein 
seltsamer  Contrast,  der  uns  zugleich  auf  einen  andern  zum  Theil 
sclion  aus  dem  Ebenangeführten  ersichtlichen  Fehler  des  Buches 
führt:  wir  meinen  den  Fehler  einer  zuweilen  nngleichmässigen, 
den  Zweck  des  Werkes  nicht  immer  im  Auge  behaltenden  Be- 
handlung der  Gegenstände.  Während  nämlich,  wie  wir  eben  ge- 
zeigt haben ,    wichtige  Dinge  nur  ganz  kurz  und  fast  undeutlich 


Latoiiiisclic  Graiiiniiitik  von  Raiuähorn.  T9 

I)ehaiu1cU  worden  sind ,  werden  wieder  anderwärts  weit  leichtere 
Dinire  mit  zicniliclier  Ausfiihrliclikeit  erläutert,  und  lU'iielu  darü- 
ber ^eijeben,  wie  sie  nur  die  Bcabsichtij^iini?  grösster  Popularität 
und  des  Anscljliessens  an  das  besclnäiikle  Fassungsvermögen  er- 
ster Anfänger  geben  lässt.  >Vir  zählen  hieher  Fälle  wie  §  11)1,  1, 
wo  es  heisst:  „Ileisst  iacere  lassen  und  elficere  beweisen^  so 
steht  dabei  der  Aceusativ  c.  Infinitiv.'-'-  Als  huige  diese  Constru- 
ction  von  der  Bedeutung  der  vorausgehenden  Verba,  und  nicht 
vielmelir  von  dem  Yerhältniss  ab,  in  welcliem  der  davon  abliän- 
gige  Gedanke  steht.  Ebenso  findet  sich  in  der  Lehre  vom  Parti- 
cipium  §  171  eine  lange  Reihe  von  Regeln,  die  genau  genommen 
weiter  nichts  angeben,  als  wie  in  verschiedenen  Fällen  das  lat. 
Participium  im  Deutschen  aufzulösen  und  zu  iibersetzen  sey.  Sol- 
che Dinge  mussten  Jiinglinge  von  reiferem  Alter,  unter  denen 
man  doch  gewiss  wenigstens  Schiller  höherer  Classen  zu  denken 
liat,  doch  wohl  schon  wissen  und  fällig  seyn,  den  Verf.  auch  bei 
einer  tiefern  Darstellungsweise  richtig  zu  verstehen. 

Schliesslich  bemerken  wir  noch,  dass  uns  der  Einfluss  der 
griecli.  Sprache  auf  die  Jateinisclie,  und  der  altern  Latinität  auf 
die  Spraclie  des  goldnen  Zeitalters  zu  wenig  in  das  gehörige  Licht 
gestellt  worden  zu  seyn  scheint.  Der  Hr.  Verf.  deutet  zwar  oft 
darauf  hin,  aber  mehr  nur  in  einer  Angabe,  dass  diess  und  jenes 
griechische  ('onstruction  und  ArcJiaismus  sey,  als  in  Beriicksich- 
tiguiig  des  Einflusses,  den  beide  im  Laufe  der  Zeit  liatten.  Der 
Einfluss  des  Griechischen  auf  die  älteste  lat.  Sprache  ist  bekannt- 
lich ein  ganz  audrer,  als  der,  welcher  vorzüglich  seit  Cicero 
und  Catull  siciithar  wird.  Eben  so  wäre  in  Bezug  auf  die  älteste 
lat.  Sprache  eine  genauere  Angabe  ihrer  Beschaffenheit,  und  eine 
liistorische  JVachweisung  ihres  Bildungsganges  hU  auf  die  Zeiten 
Cicero's  sehr  nützlich  und  zweckmässig,  und  selbst  für  die  Er- 
klärung maiulur  schwierigen  Gegenstände,  wie  z.  B.  des  Oi'tsge- 
nitivs  der  Städtenalimeu,  des  Gerundiums  und  Supinums,  u.  s.  w. 
gewiss  auch  sehr  Aortlieilbaft  gewesen.  Die  einzelnen,  freilich 
nicht  ohne  grosse  IJmsicht  zu  brauchenden  Andeutungen,  die  sich 
darüber  hei  Gellius  und  den  alten  Grammatikern  und  Scholiasten 
liiidLii,   waren  gewiss  dem  Ih'n.  Verf.  nicht  unbekannt. 

rSach  diesen  allgt-meinen  Bemerkungen  kommen  wir  nun  zur 
nähern  Beurtheilung  ties  Kiiizelnen,  aus  welcher,  wie  wir  hülfen, 
die  Uichtigkeil  unseres  ausgesprochiieu  l  rtheils  sich  noch  mehr 
und  bestimmter  ergehen  soll.  Wir  wollen  dabei,  da  uns  der 
Zweck  dieser  .fahrbüchcr  bei  einem  W  eike  von  solcher  Wichtig- 
keit grössere  AusIVihrlichkeit  gestattet,  dem  Verf.  durch  das  gan- 
ze Buch  hindurch  loL'eii  und  wenigstens  eine  genauere  W  ürdi- 
gung  aller  Jfauj)(abschni(t<'  des  Ut-rkes  gehen  mit  Angabe  dessen 
sowohl,  was  Ulis  vorziiglich  gut  dargestellt  zu  seyn  scJieint,  als 
iler  hau]>tsächlichsten  Puncte,  ht  welchen  wir  \üu  duu  Ansiclir 


60  Römisch  cLittcratur. 

teil  und  Bestimmungen  des  Hrn.  Verfassers  abweichen  zu  müssen 
glauben. 

Die  Eintlieiiunj  der  ganzen  Grammatik  ist  die  gewölinliche 
in  Formlehre  (S.  2  —  149,  §  3—89)  imd  in  Syntax  (S.  150—715, 
§  90  —  200).  An  letztere  schliesst  sich  dann  noch  (S.  715 — 717, 
§207)  ein  kurzer  Abschnitt  über  den  römischen  Kalender  und 
ein  längerer  über  Prosodik  und  Metrik  (S.  717 — 784,  §  208  — 
222),  welcher  das  ganze  Werk  bescliliesst. 

Die  Formlehre  ist  eingetheilt  1)  hi  Orthoepie  (S.  2  — 13, 
§  3  — 11  ),  2)  in  Orthographie  {^.  13  —  22,  §  12  —  17),  3)  in 
Fornienlehre  (S.  22  — 133,  §  18  — 79),  4)  ia  Etymologie  (S. 
133-149,  §8I>— 89). 

Orthoepie  und  Orthographie^  die  wir  hier  zusammenfassen, 
sind  beide  etwas  kurz  behandelt,  aber  im  Ganzen  sehr  zweckmä- 
ssig. Besonders  daran  zu  loben  ist  die  selbstständige  Benutzung 
des  in  neuster  Zeit  namentlich  tou  Conrad  Schneider  darü- 
ber Verliandelteu  und  die  verständige  Umsicht  und  Auswahl,  wel- 
che fast  immer  das  Richtige,  d.  h.  was  geschichtlich  und  philo- 
sophisch betraclitet  als  das  Haltbarste  und  Bewährteste  erscbeint, 
giebt,  und  somit  ganz  eigentlich  mehr  auf  das  wahre  Bedürfnis« 
des  Lernenden,  als  auf  jene  unnütze  Curiosität  Rücksicht  nimmt, 
welche  alle  geringfügige  Abweichungen  und  Seltsamkeiten  aufge- 
zählt und  als  wichtige  Dinge  dargestellt  wissen  miII.  Das  Einzige, 
was  wir  dabei  zu  erinnern  haben,  ist,  dass  der  Hr,  Verf.  in  Fäl- 
len, wo  seine  Angaben  von  den  Resultaten  der  Schneid  er- 
sehen Forschung  abweichen,  etwas  weitläufti^er  seyn  und  die 
Gründe  seiner  verschiedenen  Ansicht  hätte  angeben  sollen.  Fälle 
der  Art  finden  sich  §  5,  iVota,  wo  der  Hr.  Verf.  dem  ci  und  //  vor 
Vocalcn  ohne  alle  Einscliränkung  und  Rück:*icht  den  Laut  des  z 
abspricht,  vergl.  Schneid  er  I  p.  247  ff.  und  356,  ferner  §  15, 
5,  wo  er  von  der  Verdopplung  der  Consonanten  und  der  dabei 
Stattfindenden  Inconsequenz  spriclit,  und  für  die  Schreibung  re- 
pulit^  r'ettilit^  quatuor  ^  /•<?//];,' /o  sich  entscheidet.  Wir  finden  da- 
bei wenigstens  religio  mit  Aaw  übrigen  unpassend  zusammenge- 
stellt, die  völlig  analogen  Beispiele  reperit  und  reludit  aber  mit 
Unrcclit  ausgelassen,  und  vermissen  die  Gründe  gegen  Schnei- 
ders Bemerkungen  (1,  5^1 — 589  und  592)  und  Buttmanns 
scharfsinnige  yVuseinandersetzung  (ibid.  5!i8  ff.),  dass  man  aiich 
in  Prosa  reppuUt^  reppcrit^  rettitlit  und  ebenso  aucli  reccidit^ 
rettudit  geschrieben  liabe;  und  zwar  um  so  mehr,  da  der  Hr. 
Verf.  in  der  Prosodie  §  211,  B,  4  die  Länge  des  rc  sehr  richtig 
nur  für  das  Präteritum  anerkennt.  Ein  dritter  Punct,  dem  wir 
grössere  Ausführlichkeit  und  Bestimmtheit  gewünscht  hätten,  be- 
trifft die  Assimilation  des  Schlussconsonanten  der  Wörter,  beson- 
ders der  Präpositionen,  in  Zusammensetzungen,  §15,  6.  Der 
Hr.  Verf.  spricht  zwar  schon  §  8  und  zwar  in  ziemlicher  Ueber- 
cinstimmung  mit  Schneider  darüber;    aiieiu  zu  gcschweigen. 


Lateinische  Grnininatik  von  Rnmshorn.  81 

dass  der  Gcsfenstaiul,  so  \>ie  ühorliaiipt  fast  alles,  was  über  Vor- 
äiuleruu^  der  Griiiullaute  in  der  Ortlioepie  gesagt  worden  ist,  we- 
niger in  diese,  als  in  die  Orthographie  gehörte;  so  ist  doch  das 
Ganze,  selbst  wenn  wir  es  zusammeiniehmen,  zn  kurz  und  un- 
vollständig, als  dass  es  für  die  Uehandinng  eines  Gegenstandes 
gniigen  könnte,  über  welchen  seit  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  den 
heutigen  Tag  so  verschiedne  Ansichten  herrschen.  Mach  unsrcr 
Meinung  wäre  es  weit  zweckmässiger  gewesen.  Statt,  wie  pag.  9 
und  10  geschieht,  die  Präpositionen  nach  ihren  Endbuclistaben 
zu  classificiren,  vielmehr,  wie  Schneider  und  Grotefend, 
in  einem  \  erzeiclmiss  der  Präpositionen  die  jeder  einzelnen  eigen- 
tliüniliche  Assimilationsweise  zu  bemerken  und  die  Aualogieen  an- 
znge!)cn,  welche  zwisclien  mehrern,  wie  zwischen  cow  und /w, 
(lis  und  es^  ob  und  sub  u.  s.  w.  Statt  finden.  Auf  keine  Weise 
weiiiirstcns  können  wir  uns  damit  befreunden,  wenn  es  am  zwei- 
tenOrte  p.  10  lieisst:  „.t/r/,  circuin  und  trans  können  vor  allen 
Lauten  bleiben;  cou  vor  /,  j)^  r ;  in  vor  /,  /«,  p^  r ;'•''  weil  die 
vage  ßestinmiung  können  bleiben  der  grenzenlosen  bis  jetzt  Statt 
findenden  Willkür  der  Einzelnen  fast  das  Wort  zu  reden  scheint, 
und  für  die  Anwendung  auf  einzelne  Fälle,  so  gut,  wie  keine  ist; 
oi)  wir  gleich  wissen,  dass  die  dafür  angeführten  Beispiele  sich 
theils  durch  Inschiiften,  theils  durch  die  Zeugnisse  der  alten 
Grammatiker  rechtfertigen  lassen.  Die  Sache  bedarf  und  ver- 
dient gewiss  auch,  selbst  nach  den  trefflichen  Bemerkungen,  die 
Schneider  (1,  p.  499—  600)  darüber  gegeben  Iiat,^  noch  im- 
mer einer  gründlichen,  besonnenen  und  scharfen  Untersuchung. 
Die  neuste  Verhandlung  darüber,  die  aber  dem  Hrn.  Verf.  noch 
nicht  bekannt  gewesen  zu  seyn  scheint,  findet  sich  in  Lin  d  e- 
m  a  n  n  s  Vorrede  zu  seinen  Selectis  e  poetis  Latinis  carmiiiibus, 
Lips.  1S23,  p.  4  — 10,  wo  in  einem  ziemlich  scharfen  Tone  die 
Incoiisequenz  der  Neuem  wie  der  Alten  gerügt,  und,  wir  zwei- 
feln aber;  ob  mit  der  nöthigen  Unbefangenheit  und  Umsicht, 
eine  möglichst  durcligieifende  Assimilation  anempfohlen  wird. 

Dieselben  Vorzüge  der  Behandlung,  die  wir  an  der  Orthoe- 
pie; und  Orthographie  gelobt  Jiaben,  zeigen  sich  auch  in  der  For- 
menlehre ^  wflche  ausserdem  auch  nocli  mit  verhältnissmässig 
grösserer  Ausführlichkeit  behandelt  ist.  Die  Eintheilung  sämmt- 
iicher  Wörter  ist  die  gewöhnliche  in  Noraina,  Verba  und  Parti- 
keln nach  folgendem  Schema. 

A)  jSomiiia.  I)  eigentliche  Nomina  a)  Noinina  sJibslanlira 
h)  Nomina  udjeclica.  1)  eigentliche  Adjectiva  2)  NumeialiOy 
3)  parlicipia. 

II)  pronomina.  a)  pron.  subslanlica  8.  personalia  h)  proa. 
adjecfira. 

U)   Ferba.  ])  v.  indefinit n  s.  ansohlt a  2)  v.  definita. 
C)  Purlicalae  1 )  Interjavliones  2)  Adcerbia  3)  Praepositio- 
ties  4)  Conjuuctiones. 

JuUrb.f.  l'hil.  u.  I'äilae-  Jahrf^.  II.  Htjt  9.  (J 


82  Rumisohcliltteratur. 

Dass  an  dieser  Eintlieilung  raaaches  zu  taileln  ist,  ergicht 
»Ich  leicht  von  selbst.  Wir  wollen  die  luconscjuicnz  niclit  liielier 
reclinen,  dass  das  hier  den  Nominibus  cr/;"e(-7«V/i-  beigügebne  Par- 
ticipiuni  weiter  unten  als  Modus  zum  Verbuin  i^ereclinet  wird ; 
a.ber  völlig  unwesentlich  erscheint  uns  die  Eintlieilung  der  prono- 
mina  \\\  siibstaiiliva  wwii  adjectiva^  schon  deswegen ,  weil  \ielc 
derselben,  wie  Äic,  is,  üle  u.  s.  w.,  rait  gleichem  Hechte  zu  bei- 
den Classen  gerechnet  werden  können ,  und  mit  den  eigentlichen 
pronom.  personaiibus ^  denen  sie  der  Hr.  Verfasser  beizählt,  gar 
nichts  Wesentliches  gemein  haben.  Die  Eintlieilung  der  Ycrba 
in  indefinit a  und  defutila  ist  wenigstens  höchst  unpractisch,  weil 
sie  die  Tlieile  ganz  unverliältnissniässig  macht,  und  selbst  nicht 
lialtbar,  da  das  einzige  indefinitum  suni  in  vielen  Fällen  auch 
eben  so  gut  definitum  ist,  als  die  übrigen.  Am  bedenklichsten 
indessen  finden  wir  es,  wie  weiter  unten  noch  näher  wird  bespro- 
chen werden,  die  IVumei*alia  zu  einer  Classe  der  Adjectiva  zu 
machen. 

Dass  über  das  AVescn  der  Redelheile  und  ihrer  Modificatio- 
nen  zu  wenig  aus  der  allgemeinen  Grammatik  gegeben  worden 
ist,  ist  schon  oben  erinnert  worden.  Am  meisten  gilt  diess  von 
den  Nominibus ,  deren  Behandlung  aber  in  andrer  llinsicHt  wie- 
der sehr  zu  loben  ist.  Die  Bestimmungen  über  das  Genus  sind 
wenigstens  für  den  Zweck  des  Buches  vollständig  und  empl'ehlen 
sich  selbst  vor  den  ausiuhrlicliern  Angaben  Schneiders  durch  eine 
zweckmässige,  ziemlich  leichte  Uebersicht  gewährende  Anord- 
nung. Nur  den  Mobilibus  hätten  wir  in  Betracht  der  liäufigern  und 
bedeutsamem  Anwendung,  den  AiaMolio  nominis  in  der  Sprache 
überhaupt  findet^  eine  ausführlichere  und  umfassendere  Behand- 
lung gewünscht,  und  zwar  um  so  mehr,  da  sie  auch  im  Abschnitte 
von  der  Etymologie  übergangen' worden  sind.  Dasselbe  Lob  ver- 
dient, was  der  Ilr.  Verf.  über  die  ])eclinaiionen\n\  Allgemeinen, 
wie  im  Besondern  gesagt  hat.  Er  hat  dabei  den  lleichthum  der 
Schneiderschen  Angaben  mit  den  scharfsinnigen  Bestimmungen 
Struve's  sehr  gut  zu  vereinigen  gewusst,  aber  niclit  blos  wieder- 
Iiolt,  sondern  durch  selbstständigc  Behandlung  zu  einem  neuen 
Ganzen  zweckmässig  zusammengestellt  und  nicht  selten  noch 
durch  treffende,  ihm  eigenthiimliclie  Bemerkungen  ergänzt  und 
erweitert.  Solche  Bereicherungen  finden  sich  vorzüglich  in  den 
Bemerkungen  iiber  die  so  schwierige  dritte  Dcclinalion,  die, 
selbst  abgesehen  Von  dem  grössern  Stotfe,  den  ihr  weiterer  Um- 
fang darbot,  auch  an  sich  am  umfassendsten  und  grüiullichsteu 
behandelt  worden  ist.  Wir  rechnen  hieher  besonders  die  bei  al- 
ler ihrer  Kürze  gründliclien  Bestimmungen  über  den  doppelten 
Ablativns  siugul.  auf  e  und  i.  Ausgelassen  ui'.d  übergangen  haben 
wir  wenigstens  nichts  Wesentliches  und  Erliebliches  gefunden; 
denn  die  aou  Voss  ins  (Anal.  2,  15  p.  600)  Struve  (p.  7)  und 
Schneider  (2,  p.  22)  aachgewiesenea  Genitive  der  1  Decliuu- 


Lalciniäclie  Graiuiuatik  von  Bauisliorn.  8>i 

tlon  auf  e5,  wie  proriricies  u.  dcrfrl.,  scheint  derllr.  Verf.  ahsiclit- 
lich  ausi;:elasseii  zu  haben,  und  eben  so  wohl  aucli  die  alten  For- 
men des  Dat.  singul.  2  Declination  auf  oi.  Elicr  hätten  bei  den 
iSoniinativendungeii  der  o  Declination  die  alten  Formen  lentis^ 
iitcnlis  fiir  lens  und  mens  an'refiilirt  werden  köinien,  um  so  niel»r, 
da  sie  g:anz  andrer  Art  sind,  als  die  er« ahnten  Formen  ^r?iis^ 
st/is^  bovis.  Ein  auHallenderes  Versehen  hudet  sich  p.  45  Anmerk. 
5,  wo  es  als  Ue^el  heisst:  „Im  Ablativ  haben  i  die  Appellativ  a 
neutra  auf  e,  o/,  ar  mit  langer  Penulti/na  als  män\  t/ibu?ifät\ 
calcari ;^''  da  doch  die  Bestimmung  mit  langer  Penultima  nur  bei 
den  letzten  beiden  ihre  Anwenduni^  findet.  Ganz  besonders  treff- 
lich und  von  tiefer  Kenntniss  zeugend  sind  die  zu  §  25  gegebnen 
Anmerkungen  über  sämmtliche  Declinationen  und  ihre  Verwandt- 
schaft im  Allgemeinen.  Der  Hr.  Verf.  macht  darin  einige  recht 
gute  Bemerkungen  über  den  jeder  Declination  eigenthümliclie» 
Character.  Die  dritte  ist  ihm  die  älteste;  die  übrigen  seven  aus 
derselben  hervorgegangen;  und  zwar  scheinen  ihm  die  I  und  2 
griechischen,  die  4  «uid  5  etruscischen  Ursprungs  zu  seyn,  eine 
Behauptung,  die  wohl  etwas  mehr  zu  begründen  und  näher  zu 
erweisen  gewesen  wäre.  Eben  so  hätten  wir  bei  dem  Schema  der 
L'rdeclination,  das  der  Hr.  Verf.  nach  Struve's  Vorgang  auf- 
stellt, die  Gründe  hören  mögen,  weshalb  er  in  einigen  Puncten 
\on  Struve  abweicht. 

Das  Schema  des  Hrn.  Verfassers,  wobei  wir  die  Verschie- 
denheiten des  Struvischen  gleich  in  Parenthese  bemerken,  ist 
folgendes : 

Plural. 
N.    es  (Str.  es  oder  i) 
G.    um 

D.    bus  (  Str.  ibus  oder  is  ) 
A.    es 

V.    es  ( Str.  es  oder  « ) 
\]i\.bus  (Str.  ibus  oder  is) 

AVir  können  diese  Abweichungen  sämmtlich  nicht  billigen.  Das 
für  das  Struvische  ibus  substituirte  bus  passt  deshalb  nicht,  weil 
die  lanpe  Penultima  mehrerer  Declinationen  eine  Conlractions- 
liiii^'c  lodert;  imd  die  Ausst^ilic-ssung  des  /  im  INominat.  und  Vo- 
cat.  und  di-s  is  im  Dativ  inul  Ablativ  schliesst  zuirleich  auch  die 
jMöglichkeit  aus,  die  1  und  2  Declin.  aiis  der  l'rdeclination  her- 
zuleiten, und  ist  übrigens  auch  inconseqtient.  Der  Hr.  Verf.  er- 
wähnt nichts  darüber,  als  dass  im  Dativ  und  Ablat.  plur.  der  ]  De- 
clination die  urspriingliche  Endung  abns  später  durch  die  griech. 
Form  is  verdrängt  worden  sey,  und  dass  das  ähnliche  oÄ?/.s  der 
2  Declination  sieh  nur  in  den  Proiiomitiibws  <luo  und  (imbo  erhal- 
ten habe.  AI)er  da  er  ini(ieni(iv  hin^rul.  die  doppelte  Form  is  oder 
«anerkennt,  wovon  die  zweite  doch  gewiss  wegen  derGeniti>c 


G. 

Singul, 

is  oder  i 

D. 

i  und  e 

A. 

em 

V. 

w  ie  der  Nom. 

Abi 

.e  und  /. 

8:1  Römische  Litteratur. 

der  1,  2  und  5  Declinatioii,  und  nicht  für  Formen  wie  Neocliy 
Uly.vi  (cf.  Voss.  Anal.  2,9)  oder  IVir  die  nach  der  gewöhnlichen 
Aussprache  geschriebnen  Genitive  Jovi^  Nepoti  (Schneider  2, 
142,  Struve  p.  21)  angenommen  ist,  so  sieht  man  nicht  ein,  wa- 
rum in  dem  ganz  analogen  Falle  beim  Nominativ  und  Vocativ  plu- 
ral.  die  Endung  /  verworlen  wird;  zumal  da  in  Wörtern,  welche 
oline  Zweii'el  einer  alten  Declinationsweise  folgen ,  wie  die  mei- 
sten Pronomina,  jene  Endung  i  sich  findet,  z.  B.  qui^  aliqui  u. 
d.  gl.  Und  selbst  bei  der  Endung  is  des  Dat.  und  Ablat.  plur. 
möchte  doch  der  Umstand,  dass  Formen  wie  quis  und  aliquis 
gerade  die  veralteten  sind,  wenigstens  in  etwas  beweisen,  dass 
jene  Endung  nicht  sehr  späten  Ursprungs  seyn  könne.  Sonach 
glauben  wir,  dass  das  Struvische  Schema  einer  ürdeclination,  wo- 
l'ern  man  überhaupt  eine  solche  annehmen  will,  immer  den  Vor- 
zug verdiene,  und  wenn  etwas  daran  mit  Grund  geändert  werden 
sollte,  die  Aulluhrung  des  Ablativs  gestrichen  werden  müsste, 
weil  derselbe  in  jener  Zeit,  welcher  diese  Ürdeclination  angehö- 
ren müsste,  gewiss  auch  im  Lateinischen  noch  nicht  als  besonde- 
rer Casus  existirte. 

Der  Absclmitt  über  die  AdjecUva  §  30 — 43  ist  bei  aller 
Kürze  und  Gedrängtheit  ziemlich  erschöpfend;  namentlich  ist  das, 
was^  §  41  f.  über  die  Comparation  gesagt  wird,  sehr  klar  und  an- 
schaulich dargestellt,  wenn  auch  nicht  ganz  vollständig.  Am  mei- 
sten vermissen  wir,  dass  die  Comparation  der  Participia  weder 
liier,  noch  weiter  unten  (§75,  3,  c)  ausfühi-liclier  behandelt  ist. 
Da  hierin  nicht  blos  von  Schülern,  sondern  selbst  von  Gelehrten 
nicht  selten  gegen  Acw  Gebrauch  gefehlt  wird,  so  wäre  wohl  ein 
Verzeichniss  derselben,  wie  es  auch  schon  in  mehrern  Gramma- 
tiken sich  findet,  gewiss  sehr  wünschenswerth  gewesen.  Auch 
in  den  einzelnen  Anfülirungcn  haben  wir  einige  Fehler  bemerkt. 
So  sind  von  den  Wörtern,  welche  der  Hr.  Verf.  natürliche  In- 
comparabilia  nennt,  gewiss  mehrere  es  nur  zufällig,  andre  gar 
nicht,  wie  z.B.  cicilis ;  eben  so  sind  unter  den  Substantiven,  de- 
ren Composita  incomparabilia  seyn  sollen,  bellimi  (imbeüior),  cor 
(concordior,  concordissinms,  vecordior,  vecordissimus), /a;/ia  (in- 
famissimus),  forma  (deformior,  deformissimus )  und  /«oc/?/«  als 
Stammwort  von  commodus,  und  unter  den  darauf  wegen  ihres 
ISichtgebrauchs  als  Incomparabilia  bezeichneten  Wörtern  je/?/ «?/s 
zu  streichen.  Dagegen  koiuiten  am  erstem  Orte  das  Substauti- 
vum  OS  (ossis),  am  zweiten  wenigstehs  die  sehr  häufig  vorkom- 
menden Adjectiva  infidus^  invidiis  u.  vagtis  hinzugesetzt  werden. 
,  In  den  folgenden  Paragraphen  43  —  48  werden  die  Zahlwör- 
ter und  Pronomina  abgehandelt.  Was  über  Gebrauch  u.  s.  w. 
sonst  gewöhnlicli  in  den  Grammatiken  gleich  hier  erwähnt  wird, 
ist  vom  Hrn.  Verf.  sehr  riclitig  in  die  Syntax  verwiesen  und  dort 
ausführlicher  behandelt  worden.  Im  Einzelnen  Iiaben  wir  nur  an 
wenigem  Anstoss  genommen.  Bei  den  Ordiualieu  wird  der  21  und 


Lateinische  Gmmmatik  von  Ramshorn.  85 

22  blos  mit  unus  et  vicesimus  und  alter  et  vices.  s.  duo  et  vicesi- 
rnus  Statt  des  sonst  ^ewöhuliclien  vices.  prirnus  und  vices.  secun- 
ihis  angegeben,  und  eben  so  will  der  Ilr.  Verf.  auch  31  und  32 
u.  s,  1".  durch  uims  und  alter  gejjeben  wissen.  Hier  hätte  nun  vor 
allem  duo  et  vicesimus  nicht  so  als  allgemein  gvjltig,  sondern  als 
veraltet  angeführt  werden  sollen,  cf.  Aul.  Gell.  5,  4;  denn  selbst 
das  bei  Tacit.  bist.  1 ,  07  sich  findende  unae  et  vicesimae  legio- 
7ns  ist  ihm  nicht  völlig  gleich.  In  Bezug  auf  die  andre  Zählungs- 
weise  aber  hätten  dieZnsanimensetzungen  mit primus  und  secuii- 
dus  wenigstens  nicJit  ausgeschlossen  werden  sollen;  denn  der 
§157  Anmerk.2  angegebne  Unterschied,  Aas^ prinmsm\A  secun- 
dus  in  einzelnen,  wie  in  zusammengesetzten  Zahlen  Ordnung 
und  Rang^  unus  und  alter  melir  die  eigentliche  Zahl  bezeicline, 
enthält,  selbst  wenn  man  ihn  bei  zusammengesetzten  Zahlen 
ebenfalls  gelten  lassen  will,  doch  noch  keinen  ausreichenden 
Grund,  Zusammensetzungen  wie  vicesimus  primus  und  secundus 
ganz  von  den  Ordinalien  auszuscliliessen.  Bei  den  Pronominibus 
können  wir  nicht  billigen,  dass  ego  und  tu  und  iä  unter  die  De- 
inoiistrativa  gestellt  sind.  Die  erstem  bilden  eine  eigne  Classe; 
is  hingegen  könnte  höchstens  ein  logisches  Demonstrativum  ge- 
nannt werden,  wird  aber  richtiger  relatiimm  genannt,  mit  eben 
dem  Rechte,  wie  ^?/J,  das  offenbar  der  auf  einen  andern  Begriff 
gehenden  Beziehung  halber  relativiim  ist,  aber  nicht  seiner  Sätze 
verbindenden  Kraft  wegen ,  wie  der  gewöhnlich  in  der  Gramma- 
tik geltende  Sprachgebrauch  fälschlich  bestimmt  hat.  Ueberhaupt 
hätten  wir  gern  säramtliche  Pronomina  bei  den  Eintheilungen  an- 
geführt gesehen  ,  denn  es  fragt  sich  bei  manchen,  wie  z.  B.  bei 
yuisquis  gar  sehr ,  in  welche  Classe  man  sie  stellen  solle ;  und 
dann  würde  der  Hr.  Verf.  auch  gesehen  haben,  dass  Zusammen- 
setzungen, \\\c  siquis .,  nequis .,  mu/j^w/s  in  dieser  Gestalt  nicht 
unter  die  Pronomina  gehören  ,  sondern  zwei  im  Sprechen  wohl 
zu  verbindende,  in  grammatischer  Hinsicht  aber  doch  zu  tren- 
nende Wörter  seyen.  Eben  so  ist  in  den  Anmerkungen  zu  der 
Declination  der  Pronomina  manches  iibergangen ,  z.  B.  bei  is  die 
veralteten  Formen  eae  und  eii  für  e/,  im  oder  em  fi'ir  ew/zi,  iiöus^ 
ibus .,  eabus  für  iis  ;  ferner  dass  y?/?s(y?/<7/«,  welches  nach  der 
Angabe  des  Hrn.  Verfs.  völlig  wie  quispiam  gehen  soll,  nach  ei- 
ner richtigen  Bemerkung  der  alten  Grammatiker  keine  Femininal- 
form  quficquam^  keine  Form  quodqtiam  und  keinen  Plural  liat; 
und  älinliclie  Bemerkungen  über  «len  !>Iangel  oder  das  JSichtvor- 
kommen  manclier  Casus  liätten  wohl  noch  bei  mehrern  andern  zu- 
sammengesetzten Pronominibiis  gemacht  werden  können.  Krhe!»- 
licher  scheinen  uns  noch  eini{;c  allgemeine  Bemerkmigcn  über  die 
Definition  des  Pronomens  und  sein  Verhältuiss  zu  den  Zahlwör- 
tern und  deren  Stellung  in  der  Reihe  «ler  Kedetheile.  Der  Hr. 
Verf.  rechnet  die  jSnmerHlia  zu  den  A«ljectiven ,  weil  die  Zahl 
eine  Jbligeusdiaß  der  in  der  Mehrheit  genommeneu  Üubslunlive 


80  Bumisclie  Litloratui*. 

sey^  und  hat  deswegen  die  Adverhia  numeralia  ans  der  Classen- 
reihe  ausgesondert.  Allein  so  sehr  anch  die  Yerbiiuhingsweise 
der  Zahlwörter  mit  Substantivis  Aehnlichkeit  mit  der  Verbindung 
eines  Adjectivs  und  Substantivs  liat,  so  wird  das  Zaldwort  doch 
dadurch  duichaus  noch  nicht  Eigenschaftswort,  und  die  Aehn- 
lichkeit jener  Verbindungsweise  kann  bei  der  EintheiUmg  nicht 
zum  Grunde  gelegt  werden,  weil  man  vermöge  desselben  Grun- 
des auch  eine  grosse  Zahl  Pronomina,  wie  A/c,  ille^  iste^  is  u.  s.  w., 
zu  den  Nominibus  adjectivis  rechnen  miisste,  da  dieselben  ganz 
die  nämliche  Verbindungsweise  mit  Substantivis  haben  und  ge- 
wiss weit  eher  eine  Art  Eigenschaft  ausdrücken,  als  die  Zahl- 
wörter. In  den  meisten  Grammatiken  werden  die  Zahlwörter  bei 
Angabe  der  liedetheile  ganz  weggelassen  und  dann  später  unier- 
niuthet  in  einem  eignen  Abschnitt  behandelt,  ein  sichres  Zei- 
chen ,  dass  man  nicht  wussle ,  in  welche  Hauptclasse  man  sie  se- 
tzen sollte.  Und  diess  diirfte  in  der  That  auch  scliM'ierig  seyn. 
Der  sonst  so  logische  Bernhard!  nennt  p.  167  die  Zahl  ein 
Nebenmerkmal  an  Substantiven ,  das  deshalb  auch  nicht  unmittel- 
bar an  denselben,  sondern  durch  bestimmtere  Formen^  durcli 
Zahlwörter  ausgedrückt  Averde,  schweigt  aber  sonst  völlig  über 
ihre  Classilicirung.  Zwei  der  scharfsinnigsten  und  ausgezeiclmet- 
sten  Grammatiker  Voss i  US  (Analog.  4,  9,  p.  214)  und  Her- 
mann (de  emend.  rat.  Gr.  Gr.  p.  130)  zählen  sie  zu  den  Pro- 
iiorainibus ,  deren  Begriff  dann  freilich  bedeutend  weiter  gefasst 
werden  müsste ,  als  jetzt  geschieht ,  so  wenig  sich  übrigens  eine 
gewisse  Verwandtschaft  mit  denselben  verkennen  lässt.  Uns  scheint 
es  am  gerathensten  zu  seyn,  sie  eben  so  wie  die  Pronomina  und 
zwar  vor  denselben  als  eine  besondere  Classe  der  Noraina  aufzu- 
führen,  übrigens  aber  selber  in  Numeralia  definita  und  indefinita 
zu  theilen ,  wie  schon  in  mehrern  Grammatiken  andrer  Sprachen 
geschehen  ist.  Zu  den  letztern  Avürden  wir  alle  Wörter  mit  un- 
bestimmten Quantitätsbegri  ff  rechnen,  wie  om/iis^  siiiguli^  uni- 
versus^  totiis^  ?mUus^  niliü^  ?ionnuUi  n.  s.  w.  ^  eine  ganze  Classe 
Wörter,  die  sonst  gemeiniglich  in  der  Formlelire  ganz  unberück- 
sichtigt bleibt,  mit  den  Pronominibus  aber  in  Bedentf/ng  und  Ge- 
brauch (vgl.  iinus^  nonmdli — aliquis^  quidam^  qvispiam;  nll/is 

—  qiiisquam  ;  7iullus^  nihil  —  iiequisquam  und  nequidquam;  omnis^ 
totus^ufm'ersus^  singuli —  qtiisque^  qnilibel.,  qnicis^  quiciinqne)^ 
so  wie  rücksichtlich  ihxGY  Flexiousti^eise  wnA  einer  in  der  Sprache 
selbst  sich  findenden  Verschmelzung  (vgl.  vnius^  nullius  n.^.w. 

—  illius^  islius ;  aliquis  mit  seinen  Ableitungen,  unusqfiisque 
M.  s.w.)  in  einer  so  nahen  Verwandtschaft  stehen,  dass  durch 
dieselben  der  zAveckniässigstc  Uebergang  von  'den  eigentlichen 
Zahlwörtern  zu  den  Pronoininibus  gemacht  werden  kann.  Allein 
anch  ohne  diese  Rücksicht  können  wir  die  Definition,  welche  der 
Hr.  Verf.  nach  Priscian  vom  Pronomen  giebt,  trotz  dem,  dass 
er  sich  erst  ueulichst  wieder  daiur  ausgesprochen  liat ,  als  oüeii 


Lateiiüiüclic  Graininatik  von  Rniushorn.  87 

bar  zu  beschränkt  nicht  billigen.  Denn  wenn  nach  derselben  nur 
die  AVörter  Pronomina  seyn  sollen,  die  einen  (Gegenstand  blos 
scint^r  Kxistenz  iiuck\\Q.\\\\v.\\^  so  passt  die  Definition  fast  ledig- 
lich nur  anl'  die  Fersonalpronomina  nnd  es  würden  ihr  zufolge 
nicht  blos  die  mit  Priscian  ausgeschlossenen,  sondern  ausserdem 
gar  noch  viele  uulicslritten  als  Pronomina  anerkannte  Wörter,  wie 
jiamentlicli  sKmmtliche  Possessiva,  aus  der  Reihe  der  Pronomina 
gestrichen  werden  müssen.  Die  Sache  hätte  daher  offenbar  einer 
gründlichem  Untersiiclmng  bedurft ,  und  wir  wundern  uns,  dass 
der  Ilr.  Verf.,  dem  gewiss,  was  Voss  Anal.  ],  2  p.  3'<9  f.  über 
den  Gegenstand  erinnert,  nicht  unbekannt  war,  lieber  dem  Pri- 
scian  folgte,  dem  liierin  nicht  einmal  die  andern  alten  Gramma- 
tiker beistimmen,  und  dessen  Auctorität  in  allen  die  allgemeine 
(Grammatik  betrelfenden  Dingen  geN>iss  nicht  sehr  bedeutend  ist. 
A\  eit  richtiger  ist  daher  nach  unserer  Meinung  die  Definition 
Buttmanns  (Ausiührl.  Gramm,  p.  309  Note),  welcher  alle  die- 
jenigen ?Somiua  Pronomina  genannt  wissen  will,  welche  einen  rei- 
nen Verhältnissbegrilf  darbieten,  d.  h.  welche  anstatt  einen  Ge- 
genstand zu  Hannen  oder  zu  beschreiben^  ihn  durch  irgend  ein 
\  erhältniss  zu  erkennen  geben,  und  somit  sehr  richtig  auch  die 
sogenannten  Correlativa  zu  den  Pronominibus  rechnet,  welche 
bisiier  in  der  lat.  Cirammatik  meist  nur  gelegentlich  und  fast  nur 
in  der  Syntax  berührt  wurden.  Wir  wissen,  dass  diese  Behaup- 
tung gegen  die  LU'berzeugung  des  Hrn.  Verfs.  ist,  aber  wir  ge- 
stehen keinen  haltbaren  Grund  auffinden  zu  können,  nach  wel- 
chem die  Grammatik,  wenn  sie  is  und  9?«' als  Pronomina  aner- 
kennt, den  ihnen  wesentlich  ähidichen  Wörtern  tantus^  quantus; 
talis^  q /Ullis ;  tid^  quot ;  toliis^  qaolus^  und  lliren  Ableitungen 
dasselbe  Recht  verweigern  könne. 

Der  grösste  Theil  der  Fornienlelirc  von  §  48 — 7(>  ist  natür- 
licli  der  Behandlung  des  Verbunis  gewidmet,  das  der  Hr.  Verf. 
Meldewort  nennt,  und  als  flexionsfähigen  Redetheil,  durcli  wel- 
chen etwas  behauptet  wird,  definirt.  Die  Eintheilung  der  l  erba 
adjectiva  ist  die  gewöhnliclic  in  Irnnsitiva^  intransitiva  nnd  neu- 
tra;  aber  Genera  Verbi  werden  nach  unserer  Ansicht  richtig  nur 
zwei  angenommen,  uclivmn  winX  pussician^  weil  die  Form  das 
Genus  bestimme,  deponens  und  wilruni  also  unter  jenen  Be- 
grillL-n  enlhalten  seyen.  Zu  Cian  Modis  wird  auch  das  Particip 
gereclinet,  N\as  hei  der  früiiern  allgemeinen  Eintheilung  den  Ad- 
jecti\is  beigesellt  wurde.  Allein  wenn  sclion  der  Infinitiv,  in 
wiefern  er  eben  keine  Art  und  Weise  eines  Zustandes,  sondern 
den  Zustand  selbst  angiebt,  genau  genommen  kein  Modus  ist, 
nuil  ihnen  nur,  wie  der  Nominativ  «Uii  (;asii)us,  d(;s  Gegensatzes 
wegen,  in  dem  «.r  zu  den  eigenlliehen  modis  steht,  beigeziihU 
wird;  so  kann  das  Partici])ium,  dem  als  Nomen  das  Aussagen 
selbst  durchan«  fremd  iit,  noch  >iel  weniger  dazu  geliören,  wenn 


88  Römische  Littcratnr. 

es  i^lcich  seiner  sonstigen  Verhältnisse  zum  Verbo  halber  bei  dem- 
selben mit  angeführt  werden  muss. 

Ueber  die  tempora  und  ihre  Eintheilung  ist  der  Hr.  Verf.  zu 
kurz;  er  hat  wenig  mehr  darViber  gegeben,  als  was  er  in  der  von 
iJim  umgearbeiteten  Brödersclien  Grammatik  gesagt  hat.  Er  o^d- 
»ict  sie  mit  Bernhardi  und  andern  nach  folgendem  Schema,  das 
auch  der  Hauptsache  nach  bei  der  Aufzählung  derselben  im  Pa- 
tadigraazu  Grunde  gelegt  worden  ist: 

I)  unvollendeter  Zustand  (res  imperfecta) 

1)  in  der  gegenwärtigen  Zeit,  Praesens:  lego^  doceor. 

2)  in  der  vergangnen  Zeit,  Imperfectum:  legebmn^  doceba?'. 

3)  in  der  künftigen  Zeit,  Futurum  simplex  :  legam^  docebor. 

II)  iwllendeter  Zustand  (res  perfecta) 

1)  in  der  gegenwärtigen  Zeit,  Perfectum:  Icgü  doctussum. 

2)  in  der  vergangnen  Zeit,    Plusquamperfcctum :    leger am^ 

doctus  er  am. 

3)  in  der  kiinftigen  Zeit,  Futurum  exactum:  leger o.,  doctus 

fuero. 

III)  bevorstehender  oder  beginnender  Zustand  (res  inchoanda) 

1)  in  der  gegenwärtigen  Zeit :  lecturus  stim^  docendus  sum. 

2)  in  der  vergangneu  Zeit:  lecturus  er  am-,  docendus  eraui. 

3)  in  der  künftigen  Zeit :   lecturus  ero ,,  docendus  ero. 

So  logisch  diese  Eintheilung  scheinen  und  in  gewisser  Hin- 
gicht auch  seyn  mag,  so  halten  wir  doch  das  Priiicip  der  Anord- 
nung nicht  für  das  richtige ,  weil  sie  eigentlich,  wie  schon  der 
Ausdruck  unvollendeter  Zustand  zeigen  kann,  nur  auf  das  Wesen 
einer  besondern  Gattung  der  Zeit,  nämlich  der  relativen  gegrün- 
det ist.  Dass  sich  die  absoluten  Zeiten,  lego.,  legz\  lecturus  sunt., 
(nicht /e^«m,  wie  der  Hr.  Verf.  mit  K  rüg  er  fälschlich  behauptet,) 
mit  hineinbringen  Hessen,  ist  eigentlich  mehr  zufällig,  weil  auch 
diese  Zeiten  unter  gewissen  Bedingungen  relativ  gebraucht  wer- 
den können.  Daher  rührt  nun  auch  der  Uebelstaud  dieser  Ein- 
theilung,  dass  die  einzelnen  Glieder  der  drei  verschiednen  Clas- 
sen  wesentlich  verscliieden  sind,  indem,  wie  auch  der  Verf.  an- 
erkennt, der  erste  Theiljei  ^r  Classen  immer  eine  eigentlich  ab- 
solute Zeit  giebt,  während  die  beiden  andein  relative  sind.  Und 
doch  ist  es  das  sicherste  Kennzeichen  einer  völlig  richtigen  Ein- 
theilung,  wenn  die  einzelnen  Theile  ihrem  Wesen  nach  gleich 
sind.  Wir  sind  daher  überzeugt,  dass  bei  der  Eintheilung  der 
Tempora  das  Wesen  der  Zeit  im  ^allgemeinen  als  Princip  zu 
Grunde  gelegt  werden  müsse,  >vofern  sie  umfassend  und  haltbar 
eeyn  soll.  Da  nun  die  Zeit  ihrer  Natur  nach  in  absolute.,  relative 
und  unbestitnmte  (aoristische)  zerfällt,  so  muss  auch  in  der  Gram- 
matik schon  bei  der  Angabe  der  Tempora  die  Anordnung  darnach 


L»teini:$chc  Grammatik  von  Ranishorn.  89 

^remacht  werden.  Dass  für  manches  Tempus,  wie  für  die  s'ammt- 
litlu'ii  Aoristen  keine  ei^ne  Form  sich  findet.,  indem  im  Präsens 
«md  Perfect  die  Form  der  absohiten  Zeit,  im  Futiiro  die  der  re- 
lali\en  die  Bedeulunj;  des  Aorists  mit  einschliesst,  kann  die  Sache 
i.icht  Jiiidern;  wir  meinen  iibrigens  auch  nicht,  dassim  Paradin:ma 
sell)st  die  a!)soluten,  relativen  und  aoristisclien  Zeiten  einzehi 
durelitonjiiffirt  werden  sollen;  aber  in  der  vorangehenden  Erklä- 
runir  der  Tempora  muss  das  Notlüge  darüber  gesagt  seyn,  wenn 
der  Lernende  überhaupt  einen  klaren  Begriff  von  der  Sache  und 
einen  sichern  Ilaltungspunct  für  die  richtige  Anwendung  der  ein- 
zelnen Zeiten  erlialten  soll.  Man  kann  dabei  vielleicht  einwenden, 
uass  die  uranfiingliche  Sjjrachbildnng  selbst  nicht  von  jenem  Ein- 
(heilungsprincip  ausgegangen  sey,  wie  diess  offenbar  durch  den 
Mangel  mandier  Formen  bewiesen  wird;  ferner  dass  jene  feine 
Scluidung  der  Bedeutung  gleiclilautender  Formen  beim  Lernen 
verwirre  und  für  junge  im  Denken  nocli  nicht  selir  geübte  Leute 
schwer  zu  fassen  sey.  Allein  aucll  damit  ist  nicht  viel  gesagt, 
denn  einerseits  rauss  die  Anordnung  der  Grammatik  ja  überhaupt 
auf  die  Gesetze  der  allgemeinen  Sprachlehre  gegründet  seyn  und 
darf  nicht  nach  dem  vielleicht  einseitigen  Bildungsgang  einzelner 
Sprachen  gemacht  werden ,  und  anderseits  lässt  sich  die  Sache 
sehr  fasslicli  und  deutlich  darstellen  und  muss  übrigens  docli  spä- 
terliin  in  der  Syntax  gelelirt  imd  gelernt  werden.  Zum  Beweis, 
wie  klar  sicli  liierüber  sprechen  lasse,  verweisen  wir  nur  auf  Her- 
mann de  em.  rat.  Gr.  Gr.  p.  180  —  204  und  auf  Krügers  Un- 
tersuchungen Ilft.  2  p.  35  ff.,  295  ff.,  306  ff.,  wo  in  deutlicher 
Darstellnnj  viel  Lesenswerlhes  über  diesen  Gegenstand  gesagt 
worden  ist.  Für  durchaus  falsch  müssen  wir  übrigens  erklären, 
dass  der  Hr.  Verf.  die  drei  Futurforraen  des  Passivs  durch  das 
sogenannte  Participium  Futuri  Passivi  Ausgedrückt  liat.  Er  weiss 
gewiss  recht  wohl,  dass  es  in  der  guten  Latinität  nie  ein  Werden, 
sondern  immer  nur  das  Sollen  und  Müssen  bezeichnet,  und  wird 
sich  deshalb  niciit  auf  Schriftsteller  wie  Sulpicius  Severus  und 
Eutr<>piiis  berufen  wollen,  die  freilicli  selbst  den  Infinitivus  Fu- 
turi Passi\i  damit  bilden  (vgl.  Sulp.  Sev.  1,6,  Eutrop.  l ,  14). 
Es  niusste  also  vielmehr  gesagt  werden,  dass  man  im  Passiv  gar 
keine  Formen  für  jene 'l'empora  habe,  .sondern  nur  durch  Ver- 
änderung der  Bede  ihren  Sinn  an^drütken  könne.  Die  älteste 
Sprache  scheint  sie  übrigens  gehabt  und  gleich  dem  Infinitiv  durch 
eor  ^  ibar  ^  ihor  mit  dem  Supinum  ]»ezeichnet  zu  haben,  wenn 
man  nach  tier  Analogie  einer  Stelle  des  A.  Gell.  10,  14  {cuiiLu- 
melüi^  quae  inilii  factum  ilur)  schliessen  darf. 

Eben  so  liesse  sich  mit  dem  Hr.  Verf.  über  die  Aufstellung 
einer  besondern  coiijuaatio  pei  ipliKiaticu  (§  .jS)  recliten,  da  ei- 
geulücli,  y>i(i  schon  andre  (f ramnialiker  behauptet  und  G.  W. 
M  ü  Her  (Allgem.  Hall.  Encyclopädie  IJd.  4  p.  \Vi',i  ff.  s.  v.  .^o//- 
slu^)  gezeigt  hat,    bei  einer  umfaKhend\ollslämligen  Eintheiiung 


dw  R «)  ni  i  fl  R  Ii  0  L  i  1 1  e  r  a  t  II  r. 

der  Zeiten  sHmmtlichc  zusammengesetzte  M-AIiche  Zeitformen 
sich  einordnen  lassen,  mithin  die  sogenannte  conjug.  periphrast. 
eigenth'ch  doch  weiter  nichts  ist,  als  eine  Zusammenstellung  von 
Zeiten,  die  man  deswegen  in  ein  neues  Ganze  verband,  weil  man 
sie  in  Folge  derUnhekanntschaft  mit  einer  vollständigen  Einthei- 
lung  nicht  anders  unterzubringen  wusste.  Allein  hieriiber  wollen 
wir  deswegen  keine  Ausstelinng  machen,  weil  auch  nach  unsrer 
Ansicht  eine  alle  zusammengesetzte  Zeitformen  einschliessende 
Eintheilung  der  Tempora  wegen  des  ümfangs  und  der  schwieri- 
gen Auffassung  für  den  Zweck  einer  für  Schüler  bestimmten  Gram- 
matik nicht  geeignet  ist ;  und  sich  doch  auch  wenigstens  schein^ 
bare  Zeitformen  finden,  wie  z.  B.  amans  sum^  erani^  fui  u.s.  w., 
die  selbst  bei  einer  alles  umfassenden  Aufzählung  der  Tempora 
niclit  mit  vorkommen  würden ;  so  dass  also  die  Aufstellung  einer 
conjug.  periphrastica  ,  richtig  behandelt,  dem  Anlanger  in  der 
That  das  Verständniss  der  schwierigen  Sache  erleichtern  kann. 
Hingegen  müssen  wir  tadeln ,  dass  die  schon  bei  der  einfachen 
Eintheilung  der  Zeiten  als  nöthig  anerkannten  Formen  lecturns 
sum^  lect.  erani  und  leet.  ero  im  Paradigma  nicht  mit  aufgeführt 
worden  sind;  und  noch  weit  mehr,  dass  zwischen  den  Formen 
der  eigentlichen  Conjugation  und  denen  der  Conjug.  periphrastica 
ein  wesentlicher  Unterschied  der  Bedeutung  angenommen  wird. 
Die  Tempora  finita  des  eigentlichen  Verbi  nämlich  sollen,  wie 
hier  und  §  16-t,  Anmerk.,  und  neuerdings  noch  auch  in  diesen 
Jahrbüchern  vom  Hrn.  Verf.  behauptet  wird ,  die  momentanen 
Aeusserungen  eines  Znstandes ,  die  der  conjug.  periphrast.  da- 
gegen, ohne  solche  Aeusserungen  gerade  auszuschiit'ssen ,  den 
Zustand  als  Eigenschaft  und  Jolglich  als  forldauernd  angeben. 
Sonach  also  wäre  levtirrus  cram  dauernd  ,  legebam  aber  momen- 
tan. Diess  M'äre  höchst  seltsam  und  widerstreitet  nicht  nur  der 
Natur  der  Sache,  sondern  auch  den  eigenen  richtigen  Bestimmun- 
gen des  Hrn.  Verfs. ,  welche  er  p.  11)  mid  38i)  ft'.  über  das  Im- 
perfect  gegeben  hat.  Das  Wahre,  was  jene  Behauptung  in  ge- 
wissen Fällen  haben  kann,  ist  in  etwas  ganz  anderem  begründet; 
und  wir  glauben  der  Hr.  Verf.  hätte  keinen  solchen  Fehlgriff  thnn 
können,  wenn  er  die  Lehren  der  allgemeinen  Grammatik  vom 
Wesen  der  Zeit,  und  namentlich  die  aöristische  Bedeutung  und 
Geltung  gewisser  Zeiten  und  ihrVerhältniss  zu  den  absoluten  und 
relativen  genauer  beachtet  hätte.  Ein  solcher  Unterschied  in  der 
Bedeutung  findet  durchaus  nicht  Statt,  wohl  aber  ein  andrer,  der 
kehieswegs  in  der  Unterscheidung  eines  dauernden  Zustandes  von 
einem  momentanen,  sondern  vielmehr  darin  gesucht  werden  muss, 
dass  man  das  Participium  mit  sum  Statt  anderer  Verbalformen 
dann  setzt,  wenn  man  copula  und  Prädicat,  die  in  den  gewöhn- 
lichen Verhalformen  innig  verschmolzen  sind,  rhetorischer  Zwecke 
halber  absichtlich  trennen  will.  Darauf  läuft  überall  die  Sache 
hinaus,  wie  wir  an  einem  vom  Hrn.  Verf.  selbst  angeführten  Bei- 


Lateinische  Graiiiinntik  von  Kniiiüluirn.  Ol 

spiel  kurz  zeigen  wollen.  So  sagt  A.  Gell.  5,  J):  Qitispt'am  athlcta 
cum  antea  noii  loqiieus  fu  is  set  ^  dicitur  loqui  coepisse.  Lo- 
t/ue/is  f/tisset  und  nicht  in  gewöhnlicher  Weise  locutus  esset  sagt 
Gellius  deshalb,  weil  er  wegen  der  nur  auf  das  Prädicat  gehen- 
den iVegalion  den  BegrilF  loquens  besonders  stellen,  d.  1>.  alsAd- 
jecliv  setzen  wollte  nnd  niusste.  Loquens  ist  nun  freilicli  von  ei- 
nem dauernden  Zustand  gesagt,  aber  das  liegt  nicht  in  der  con- 
jugat.  periphr. ,  sondern  im  Zusammenhang,  denn  er  hätte  ebeu 
so  gut  sagen  können,  quuni  antea  mutus  fuisset^  wo  dann  doch 
die  Daner  des  Zustandes  gewiss  nicht  mehr  von  der  conjug.  pe- 
riphrast.  bezeichnet  seyn  könnte.  , 

Die  iibrigen  Paragraphen  über  das  Verbum  von  51 — 7ß  han- 
deln vom  i\«//ieAMs,  Cojijiigation^  von  der  Bild fwg  der  Tempora 
im  Allgemeinen,  wie  im  JBesondern,  geben  A\^ Parudigmata  und 
zuletzt  ein  Verzeicliniss  der  Ferba  atiomala^  defectiia  und  abun- 
dantia.  IJesonders  gut  unter  denselben  shid  gearbeitet  §  52,  53, 
59,  fiO,  61,  62.  Sie  enthalten  theils  sehr  scharfsinnige  eigne 
üeraerkungen,  wie  §  52  über  den  eigenthümlichen  Cliaracter  der 
veischieduen  Conjugationen,  die  nur  zu  kurz  sind,  um  nicht  bis- 
weilen spilzfündig  und  dimkel  zu  scheinen,  theils  die  Resultate 
der  Forschungen  älterer  und  neuerer  Geleh/icn  in  zweckmässiger 
Auswahl  und  guter  ürdnijng.  Am  meisten  ist  der  Ilr.  Verf.  na- 
türlich Struven  gefolgt,  mit  dem  er  in  der  Annahme  unserer 
dritten  als  Urconjugation,  so  wie  in  der  Ableitung  der  einzelnen 
Tempora,  namentlich  über  die  Dildung  des  Praeteriti  und  Supini 
übereinstimmt.  Ausserdem  hat  er  auch  noch  des  trefflichen 
Grimm  deutsche  Grammatik,  aber  wohl  nur  nach  der  ersten 
Ausgabe,  benutzt  und  die  von  jenem  Gelehrten  in  sämmtlichen 
Sprachen  germanischen  Stammes  durchgeführte  Unterscheidung 
einer  starken  und  schwachen  Conjugation  nach  dessen  in  der  all- 
gemeinen Vergleichung  der  Conjugationen  gegebnen  AVinken  auch 
auf  die  lat.  Sprache  zu  übertragen  versucht.  Die  dritte  ist  ihm 
demnach  die  starke,  die  übrigen  abgeleiteten  die  schwachen  Con- 
jugationen. So  richtig  und  wahr  nun  aber  auch  die  Sache  seyn 
mag,  so  ist  sie  doch  zu  kurz  behandelt,  um  gnügen  zu  Kömien; 
denn  es  ist  eigentlich  nur  eine  fluchtige  Andeutung,  die  blos  de- 
nen \ersländlich  scnu  kann,  welche  Grimms  Buch  und  System 
selbst  genauer  kennen.  An  dereinen  Angabe  übrigens,  dass  die 
lat.  ('onjugalionen  den  althoclideutsclu-n  sich  re<ht  sehr  näherlen, 
>«ie  C:^  .'):i  behauptet  wird,  möchten  wir  übt-Tliaupt  zweifeln.  Die 
Annäherung  gilt  doch  nur  \om  Praesens  Acli\i,  während  das  Prä- 
teritum dem  Allhochdeut^chen  ebeu  nicht  näher  steht  als  den 
griecli.  Präteritis  (Aor.  2),  wii-,  die  von  Grimm  pag.  1054  fl".  ge- 
gebne Vergleichung  diMitlich  U'hrt,  un«l  für  die  übrigen  Tempora, 
w»  wie  für  das  ganze  l'assiMun  kann  sie  natürlich  gar  nicht  gelten, 
da  bukauulUcU  beide  bis  aul'dic  Mctiigeu  Lcbenetitc  eines  Pastti- 


()2  BömischcLitteratur. 

viims  im  Golhisdien  nicht  nur  der  althochtleutschen ,    sondern 
überhaupt  allen  Sprachen  germanischen  Stammes  manijeln. 

Im  Einzehien  liabcn  wir  zwar  noch  manches  zu  bemerken 
gefunden,  müssten  aber  in  dessen  Herzählung  weitläuftiger  dar- 
über werden,  als  der  Hr.  Verf.  selbst  gewesen  ist.  Nur  folgende 
Puncte  bemerken  wir  noch:  erstens,  dass  die  Verba /r«//»,  reho^ 
vivo^  ßuo^  slruo  nicht  so  ohne  Weiteres  den  auf  einen  Gainnlaut 
ausgehenden  Stämmen  angereiht,  sondern  die  beachtiingswer- 
then  Winke,  die  Struve  p. 317  unter  r«to  dariiber  gibt,  berVick- 
siclitigt  hätten  werden  sollen;  ferner  häUen  die  Verba  lino^  scro^ 
sino^  pono^  cerno^  sperno^  stenio^  tero^  welche  an  die  Verba, 
die  dem  Stamm  iii  anhängen,  gereiht  werden,  Aielmelir  wegen 
der  auffallenden  Analogie  mit  den  Verbis  auf  sco  m  eine  Klasse 
gesetzt,  und  ausserdem  die  so  oft  verletzte  alphabetische  Ord- 
nung besser  berVicksichtigt  werden  sollen. 

Die  noch  übrigen  Paragraphen  der  Formenlehre,  §  76 — 80, 
behandeln  die  Interjectiones^  Adverbia^  Praepositiones  und  Con- 
junctiones.  Die  Adverbia  sind  nach  unsrer  Meinung  am  besten 
behandelt;  mu*  hätte  das,  was  p.  127  f.  über  die  Bedeutung  ihrer 
Endung  gesagt  wird,  in  die  Etymologie  gestellt,  und  mcnche  zu 
den  Conjunctionen  gerechnet  werden  sollen.  Ueberhaupt  scheint 
uns  das  Gebiet  der  letztei'u  vom  Hrn.  Verf.  zu  sehr  beschränkt 
zu  werden,  wenn  er  die  Ideen  von  Raum,  Zeit  und  Qualität  gänz- 
lich ausgeschlossen  und  z.  D.  antequam^  iibi^  aii^  tam^  quam^ 
quidem^  nempe^  qziippe^  nimirtim  und  andre  nicht  zu  den  Con- 
junctionen, sondern  zu  denyVdverbien  gerechnet  wissen  will.  Der 
Streit  ist  schon  alt  und  im  Ganzen  nicht  erheblich,  nur  muss  man 
Consequenz  in  den  Bestimmungen  verlangen,  die  wir  bei  dem 
Hrn.  Verf.,  wenn  wir  ihn  andeVs  richtig  verstanden  liaben,  doch 
hin  und  wieder  vermissen. 

Bei  den  Präpositionen  rechnet  der  Hr.  Verf.  mit  mehrera 
andern  Grammatikern  auch  te,  ne  und  das  negative  in  unter  die 
praepos.  inseparabiles.  yillein  wir  gestehen  nichts  in  ihrer  Be- 
deutung auffinden  zu  können ,  was  dem  Begriff  einer  Präposition 
entspräche,  und  rechnen  sie  mit  Hermann  p.  153  f.  zu  den  Ad- 
verbiis inseparabilibus. 

Der  4teTlicil  der  Forinlehre  §  80  —  89  umfasst  die  Etymo- 
logie^ oder  wie  sie  der  Hr.  Verf.  definirt,  die  Lehre  vom  Ur- 
sprung der  Wörter  und  ihrer  darnach  zu  bestimmenden  Bedeu- 
tung. Da  diese  Lehre  in  den  bislieHgen  lat.  Granmiatiken  mit 
M'enigen  Ausnahmen  sehr  vernachlässigt  und  nur  hin  und  wieder 
mehr  gelegentlich  beri'ilirt,  als  umfassend  behandelt  ward,  so  hat 
sich  der  Hr.  Verf.,  der  jene  Lehre  zu  eitiem  eignen  Theile  der 
Formlehre  erhoben  Iiat,  durch  die  ausführlichere  und  genauere 
Behandlung  derselben  an  sich  schon  ein  grosses  Verdienst  um  die 
lat.  Grammatik  erworben.  \}m.  so  grösser  aber  wird  dieses  \er- 
dienst  durcli  die  Art  und  Weise,    in  welcher  der  gewiss  schwic- 


•  Lateinische  Grammatik  von  Rnmsliorn.  93 

rige  Gegenstaiul  behandelt  ist.  Wir  zählen  ihn  in  dieser  Hinsicht 
zu  den  treflliehsten  Absclinitten  des  ganzen  Werkes,  und  jeder, 
der  diess  noch  so  wenis:  bebaute  Feld  genauer  kennt,  wird  aus 
den  zahlreichen  scharlsinniiTen  und  jirinidlichen  lienierkun2:en 
\orziiirlicIi  hier  in  dem  \  eri'.  den  Mann  erkennen,  der  mit  der 
Sprache  in  iluem  ganzen  Umlanire  sowolil,  wie  in  ihren  einzeln- 
sten üesonderheiten  genau  und  innig  vertraut  ist,  selbst  wenn  er 
manches  näher,  deutlicher  oder  auch  anders  zu  bestimmen  wissen 
und  manches  auch  gairz  vermissen  sollte.  Ins  Kinzelne  einzugehn 
erlaubt  die  JSatur  der  Sache  nicht;  wir  geben  daher  blos  dieKin- 
theilimg  an,  und  nocli  einige  allgemeine  liemerkungen.  Der  lir. 
Aerl".  thcilt  die  Derivata  in  Denominativa,  Ver!)alia  »md  Adverbia- 
lia  und  handelt  so  A)  von  den  Endrormen  derSubstantiva,  B)  der 
Adjecti\a  und  C)  der  Verba,  da  iiber  die  Adverbia  das  in  dieser 
Ueziehung  INötliige  sclion  zu  §  77  erinnert  worden  war;  dann 
noch  von  der  Composition  der  Wörter,  wo  zugleich  die  Anhänge- 
partikeln abgehandelt  werden,  und  schliesst  mit  den  sogenaimteri 
Figuris  etymologicis.  Was  wir  im  Allgemeinen  iiber  den  Abschnitt 
zu  erinnern  haben,  besteht  in  folgenden  :j  Pimcten.  Erstlich  hät- 
ten wir  das  Ganze  mehr  aus  dem  Gesiclitspnncte  der  Wortbildung 
behandelt  zu  sehen  gewünscht.  Der  Ilr.  Verf.  beschränkt  sich 
fast  blos  auf  die  Bedeutungsangabe  der  Endungen,  ohne  den  Bil- 
dungsprozess  selbst  nälier  zu  beleuchten,  was  gewiss  sehr  zweck- 
mässig gewesen  wäre.  Besonders  hätte  etwas  über  den  Binde>o- 
cal  gesagt  werden  sollen,  und  zwar  umso  mehr,  da  der  Hr.  Verf. 
ihn  bei  der  Angabe  der  Endung  liäufig  Aveglässt,  andre  Endungen 
dagegen  in  so  a ollständiger  Form  angieJ)t,  wie  sie  unmittelbar  an 
den  Wortstamm  angehängt  werden.  Vergl.  z.  B.  die  Endungen 
fö,  wö,  lia^  liujH  mit  f/o,  ?//*«  n.  andern.  Zweitens  vermissen 
wir  eine  grössere  Vollständigkeit.  Olienbar  musstc  man  liier,  des 
schon  oben  desidirirtcn  Abschnitts  über  die  ]Vlotio  nominis  nicht 
zu  gedenken,  eine  vollständige  Aufzählung  aller  Endungen  über- 
liaupt  erwarten,  wie  sie  Voss  Anal.  2,  cap.  2S  —  31  giebt.  Bei 
dem  Hrn.  Verf.  felilen  aber  eine  JMenge  Eiulungen  der  Substan- 
ti\a,  wie  der  Adje(;tiva,  »nid  zwar  manche  gar  nicht  nngewöhnli- 
cne,  wie/«,  «/,  «/e,  ig/tns  ^  tenius  und  mehrere;  andre  wie 
arii/s  ^  arium^  orinm^  ium^  inuin^  Ina  ^  ih;^  orc  ^  ar  ^  erna^ 
aiiciis  und  andr»;  siud  nur  flüchtig  und  gelegentlich  bcrülirt.  Der 
dritte  PiMict  endlich  lietrillt  die  Bestimmung  der  Betlentnng,  die 
wir  oft  genauer  und  schärfer,  häufig  auch  deutlicher  gewünscht 
liätten.  Wir  wissen  wohl,  dass  diess  besonders  bei  sinnverwand- 
ten Formen,  namentlich,  wenn  die  Bedeutungen,  wie  oft  der 
Fall  ist,  in  einander  überdehn  und  a erschmelzen,  eine  höchst 
schwer  zu  belriedigende  Forderung  ist;  allein  die  so  häufig  vor- 
kommenden Bestinnnuu^en  .Jx-zcirlinct  einen  Zustand^  eine  He- 
srliojj'enlicit  ^  Ail^  lldmlhinfi  n.  d.^l.^  \ergl.  die  Endungen  /«.s", 
//<s,  u/u^  iia^   Ccus^  accus.,  iceun.,  tuus  und  anürti^  »iiid  doch 


04  Römische  liitt erat ur. 

offenbar  zu  alljferaein  und  ungenau ,  als  dass  jemand  daraus  die 
wahre  Bedeutung  der  so  gebildeten  Wörter,  oder  gar  den  Unter- 
schied, der  sie  von  andern  mit  ähnlicher  Bedeutung  trennt,  ken- 
nen lernen  konnte.  Hier  war  gerade  möglichst  scharfe  Angalie, 
selbst  wenn  sie  nur  bei  grösserer  Ausführlichkeit  liätte  erreicht 
werden  können,  durchaus  nöthig,  weil  nur  dadurch  liinlängiiche 
Klarheit  und  Verständlichkeit  gewonnen  werden  kann,  ohne  wel- 
che das  Studium  jener  Lehren  nutzlos  und  unfruchtbar  bleiben 
inuss.  Viel  in  dieser  Hinsicht  würde  der  Hr.  Verf.  gewonnen  ha- 
ben ,  wenn  er  das  Griechische  und  Deutsche  noch  öfter  vergli- 
chen, und  namentlich  bei  den  am  häufigsten  vorkommenden  For- 
men verwandter  Bedeutung,  wie  tas^  tus^  io.,  tudo^  do,  go^  or^ 
us^  ia^  üia^  und  ebenso  bei  dergleichen  Adjcctivendungen  durch 
vergleichende  Zusammenstellung  gewählter  Beispiele  den  Unter- 
schied möglichst  streng  durchgeführt  hätte.  Dass  der  Sprachge- 
brauch lüer  oft  freier  geschaltet  und  in  einzelnen  Fällen  vielleicht 
gerade  die  weniger  passende  Form  zur  geltenden  gemacht  hat, 
kann  bei  der  allgemeinen  Angabe  nicht  in  Betracht  kommen,  und 
wird  aucli  den  Lernenden  eben  nicht  irre  leiten,  weil  er  bei  der 
angegebnen  Behandlung  für  die  Betrachtung  und  Beurtlieilung  des 
Einzelnen  einen  sichern  Maassstab  erhalten  hat,  den  er  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  selbst  als  richtig  und  anwendbar  erkennen 
luuss. 

Grimma.  M.   Ho  ff  mann. 


Elementarbüclier  zui-  Bildung  des  Lateinischen 

StUs. 


1.  Pralc tische  Anleitung  zum  lateinischen  Stil. 
Erste  Abthciliin«^,  für  Schüler  der  dritten  Classe  aiisigfcarlteitet  von 
M.  Heinrich  Kunliardt ,  Professor  am  Gyniiiasiiiiu  zu  Lübeck.  Dritte 
vermehrte  und  verbesserte  Ausgabe.  Lüheck,  bey  Friedrich  Aschen- 
fehlt.   1824.     VIII  u.  248  S.     8.     Ifi  Gr. 

[Vgl.  Leipz.  L.  Z.  1817  Kr.  83  u.  Krit.  Biblioth.  1824  llft.  10.] 

2.  Desselben  Buchs  Zweyter  Cttrsus  für  Schüler  der  zweyten  Classc. 
ZM'eyte  stark  vermehrte  und  in  der  Anordnung  abgeänderte  Ansüjahe. 
Lübeck  ,  bei  Friedrich  Aschenfeldt.   1826.      XII  u.  422  S.   8.   1  Tlilr. 

3.  S t/Jitactische  A7ialogien  der  lat eini sehen  und 
deutsche  n  Spr  ache.  Ein  Leitfaden  fürs  Uebersctzen  aus 
der  einen  Sprache  in  die  andere.  Breslau,  Commissionsverlag;  Von 
Gra«s,  Barth  und  Comp.  1820.     334  S.    8.     20  Gr. 

T  on  dem  neuerwachten  Eifer  für  die  Alterthumsstudien  ist  kei- 
ner der  schwäclisten  Beweise  die  Bearbeitung  einer  Menge  Hülfs- 


EIeinentitrI)ü<-h(>r  zur  liildiing  dea  hat.  StiU.  05 

niul  l'cbnnjrsbücher,  »eltlie  tllc  Verbreitung  und  Erleiclitcrung 
diest-r  Studien  zum  Zweck  Iiabeu.  Ob  indessen  mit  dem  erwach- 
ten t^ifer  aucli  immer  Keuntniss  iind  (Jescliick  verbunden  scy,  ist 
eine  andere  Frage,  und  fast  niögte  man  glauben,  die  mit  jeder 
Messe  sieb  mehrende  Masse  von  Schriften  dieser  Art  zeige  mehr 
ein  dunkles  Streben  als  eine  schon  mit  Bewustseyn  erkannte  festo 
Richtung  an,  ')icss  scheint  mir  namentlich  von  solchen  Ueber- 
isetzuugsbüchern  zu  gelten.  Es  ist  allerdings  schon  seit  gerainner 
Zeit  Sitte,  und  es  herrscht  der  Glaube  ziemlich  allgemein,  durch 
dergleichen  Schriftciien  werde  das  tiefere  Eindringen  in  dieSpra- 
clien  des  Alterthums  wesentlich  gefördert;  icli  habe  mich  indes- 
sen davon  noch  nicht  überzeugen  können.  Mir  sind  sie  immer  als 
Stützen  des  Mechanismus  erschienen.  Wie  man  in  so  mancher 
Beziehung  auf  die  von  den  alten  Scliulmännern  betretenen  Balineti 
zurückgekommen  ist,  und  namentlich  in  Beziehung  auf  den  gram- 
matischen Unterricht  noch  mehr  zu  wünschen  wäre,  so  sollte  diess 
aucli  in  Beziehung  auf  das  Lateinschreiben  geschehen.  Mei- 
nes Bedünkens  nacli  sollten  dieüebungen  in  Lateinischer  Darstel- 
lung viel  mehr,  als  gewöhnlich  geschieht,  mit  der  Erklärung  der 
Schriftsteller  und  dem  grammatikalischen  Unterricht  in  Verbindung 
gesetzt,  und  anfangs  durchaus  mnudlich  vorgenommen  werden. 
Schon  mit  der  Erlernung  der  sogenannten  copia  verborum ,  die 
nur  durch  Beziehung  auf  Etymologie  instructiver  gemacht  werden 
muss,  sollte  sogleich  die  Latein.  Satzbildung  verbunden  werden. 
Hierdurch  würden  alle  jene  Elementarbücher  unnütz  gemacht, 
welche  Einübung  der  Formen  zum  Gegenstand  haben  und  nach 
meiner  Ueberzeuguug  nur  Widerwillen  geg:en  den  Sprachunter- 
richt erwecken.  Wenn  hingegen  unter  Anleitung  verständiger 
Lehrer  die  Knaben  geübt  werden,  selbst  dergleichen  Sätze  zu  bil- 
den, wo  die  verscliiedenen  Wortarten  und  Formen  vorkommen, 
dann  erhalten  diese  kleinen  Uebuugen  für  sie  Bedeutung  als  Pro- 
dukte eignen  Nachdenkens  und  Fleisses.  Auch  kann  man  wohl 
sie  anhalten ,  schriftlich  dergleichen  zu  Hause  zu  arbeiten ,  wo 
sie  der  Lehrer  durch  die  Knaben  selber  verbessern  lässt,  und  die 
Matheiferung  fördert  und  vielfältig  übt.  Diese  Uebunge»  müssen 
fortgehen  bey  der  Syntax,  wo  sie  sction  eine  grössere  Bedeu- 
tung erhalten.  Sobald  aber  ein  Schriftsteller  dem  Knaben  in  die 
Hände  gegeben  wird,  und  das  sollte  meines  Bedünkens  sobald  als 
möglich  geschehen,  denn  auch  hier  können  Elementarbücher  nur 
lähmen,  so  werden  sich  die  Uebuugen  im  Lateinschreiben  und  Be- 
den vorzüglich  auf  Imitation  des  Schriftstellers  beziehen.  Leiclit 
mag  sich  auch  ein  wenig  Geübter  über  ein  gelesenes  Stück  mit 
dem  Lehrer  Lateinisch  unterhallen  oder  es  den  Hauptpunkten  nach 
Miedererzähleii.  Genaue  und  vergleichende  AVorterklärung  mit 
KynoiiymischeuEvcurseii  \erbuuden,  ein  sorgfältig  ausgearbeitetes 
Wörterbuch,  endlich  häufiges  Auswendiglernen  sind  hierbey  sehr 
förderlich.     Wem»  die   Uebungen  im  Lateinredeu  und  Schreiben 


1)0  Elementarbüchcr  zur  Rildmig  des  Lat.  Stils. 

auf  diese  Weise  in  einer  systematischen  ReiIieiirolg:e  fortgesetzt 
weiden,  wenn  der  Lelirer  stets  aus  dem  Scljatz  seines  eigenen 
Wissens  solclie  Abschnitte  den  Scliülern  mittheiit,  welche  dem 
Standpunkt  ilirer  Kenntnisse  angemessen  sind ,  so  wird  das  Be- 
diirfniss  eines  Uebungsbuches  gar  nicht  empiunden  werden.  In- 
dessen wenn  wir  diess  als  wirklich  vorhanden  annehmen,  so  ent- 
steht nun  die  Frage,  Avelche  Anforderungen  mit  Recht  an  ein  sol- 
ches Buch  gemacht  werden  'i  Bekantitlich  wird  liierbey  vorzüg- 
lich begehrt,  dass  der  Stoff  der  Fassungskraft  der  SchVder  an- 
gemessen, dass  ein  Uebei-gang  vom  Leichtern  zum  Schwerern 
sichtbar  sey,  dass  endlich  die  erläuternden  Anmcrkimgen  das 
Nachdenken  nicht  sowohl  nnnöthig  machen,  sondern  vielmehr  er- 
regen und  wecken,  Dass  in  jeder  dieser  ßezieliungen  der  münd- 
Jiche  Unterricht  weniger  Gefahr  laufe  zu  feJilen  als  ein  gedruck- 
tes Buch,  leuchtet  jedem  Verständigen  von  selbst  ein,  als  welches 
immer  sehr  schwer  wird  gcniigen  können ,  wenn  es  für  Schiller 
von  ganz  verschiedener  Vorbildung  bestimmt  ist.  Was  nun  de» 
Stoff  anbetrifft,  so  ist  mir  immer  der  aus  dem  Gebiete  der  so- 
genanten  Alterthiimer  gewählte  als  der  passendste  erschienen, 
weil  hier  einmahl  alterthümliche  Vorstellungen  behandelt  werden, 
lurs  zwcytc  die  Art  der  Darstellung  selbst  mit  denEigenthinnlicli- 
keiten  des  historischen  Stils  zugleich  die  Sprache  der  Abhandlung 
vereujigt.  Das  Buch  Nr.  1  sucht  hingegen  durch  Mannigfaltigkeit 
zu  gefallen.  Es  beginnt  mit  leichtern  Fornbimgen  \i\\A  Erzäh- 
lungen. Dann  folgen  schwerere  Erzählungen^  sinnreiche  Aus- 
sprüche und  Beschreibungen.  3)  Gespräche^  wo  es  walirsclieia- 
lich  selir  schwer  werden  wird,  nur  einigermaassen  die  Eleganz 
des  Römischen  Ausdrucks  wiederzugeben.  Es  folgen  4)  längere 
Gespräche  abwechselnden  Inhalts.,  die  mir  zum  Theil  sehr  diirf- 
tig  ihrem  Inhalt  nach  erscheinen.  Eben  so  scheint  mir  auch  im 
5ten  Absclinitt:  Mythologische  Unterredungen.,  die  Gesprächs- 
form wenig  passend.  Die  Briefe  des  ßten  Abschnitts  sind  schon 
passender,  weil  sie  sich  ganz  in  dem  Reiche  alterthiuulicher  Vor- 
stellungen bewegen.  Auch  der  Abschnitt  T:  Heber  das  Leben 
und  die  Schriften  einiger  Bümischer  Autoren ^,ifii  sehr  zwcckr- 
mässig  gewählt,  nur  würden  wir  die  geschichtliche  Anordnung 
lind  mehr  Kritik  in  der  Darstellung  selber  gewünsclit  haben.  Im 
8ten  Absclinitt  sind  wiederum  Briefe,  aber  gewählteren  Inhalts, 
imd  die  Sprache  gefeilter.  Im  J)ten  Abschnitt  folgenvvieder  Er- 
zählungen, ausführlicher  und  die  Sprache  gewählter.  Der  lOte 
Abschnitt  enthält  Lebensregeln  für  einen  unsträflichen  und  vor- 
sichtigen Lebenswandel.,  gesprochen  von  einem  f  ater  an  seinen 
Sohn.  Der  Ute  wieder  Schilderungen  und  Erzählungen .,  wo- 
mit das  Ganze  schliesst.  Was  also  die  Mannigfaltigkeit  betrifft, 
so  Mird  man  niclit  leiclit  etwas  vermissen;  ^ob  der  Verfasser  da- 
bey  seinen  Zweck,  nichts  abzudrucken,  dessen  lateinische  Be- 
urtheilung  dem  Knaben  leicht  zugänglich  wäre,  erreicht  hat,  lasse 


Kunhardt's  praktische  Anleitung  zum  Lat.  Stil.  01 

ich  dahin  gesfellt  scyii.  Dicss  wird  nur  ein  wesentliclier  Ucbel- 
staud  seyn  bey  Abschnitten,  wovon  Lateinische  Originale  sich  fin- 
den. Eben  so  wenig  wird  der  Verlegenlieit  entgangen  werden, 
dass  corrigirte  üebersetznngen  allinählig  auf  Schulen  sich  fort- 
erben, so  dass  also  von  mehreru  Seiten  aus  die  INothwendigkeit 
frey  von  dem  Lehrer  >orgetragener  Dictate  oder  bey  Geiibtereu 
die  Wahl  eigner  Themata  immer  als  das  Vorzüglichste  erscheint, 
um  die  Selbstthätigkeit  zu  erzwingen  und  niöglicliem  Missbrauch 
zu  wehren.  Was  nun  die  Ausstattung  dieser  hier  vorliegenden 
Arbeiten  in  den  Anmerkungen  betrifft,  so  muss  man  erstaunen, 
wie  doch  Schillern,  welchen  solche,  zum  Theil  sehr  schwierige, 
Aufgaben  zu  übersetzen  zugemuthet  wird,  liier  Vocabeln  an- 
gegeben werden ,  welche  doch  wohl  jeder  aus  seinem  eigenen 
Wortvorrath  unschwer  hätte  finden  können,  z.  B.  S.  181  Notk- 
diirft  neccssitas,  Verwalter  procitrator,  zeitliche  Güter  fortu- 
nae ,  Vermögen  opes,  Verschwendung  profusio,  zt/sammen- 
scharren  corradere,  nie  gehrmichen  wird  (soll  heissen:  wilt) 
non  nsurits  est  u.  s.  w. ,  >voraus  offenbar  hervorgeht,  dass  der 
Ilr.  Verf.  nur  liat  etwas  hinzufügen  wollen,  um  doch  von  dem 
Seinigen  hinzuzuthun.  Weit  zweckmässiger  .aber  wird  dergleichen 
vom  Lehrer  hinzugelugt,  nachdem  er  vorher  fragweise  durch  die 
Schüler  selbst  den  passenden  Ausdruck  hat  suchen  lassen,  wo  er 
oft  liören  wird,   was  ihn  selber  überrascht. 

In  Nr.  2  tritt  uns  nun  zuerst  die  grosse  Mannigfaltigkeit  und 
Reichhaltigkeit  des  Inhalts  entgegen,  und  in  dieser  Beziehung 
wird  man  dem  Hrn.  Verf.  das  Lob  eines  fleissigen  Sammeins  und 
einer  schicklichen  Anordnung  nicht  versagen  können.  Erzählun- 
gen, Abhandlungen  und  Betrachtungen  verschiedenen  Inhalts  \n\A 
dem  Jünglingsalter  sämmtlich  angemessen  stehen  hier  in  Iieitrer 
Mannigfaltigkeit  beysammen,  und  können,  wenn  einmahi  Bücher 
der  Art  vorhanden  seyn  sollen,  sehr  passende  Liebungsstücke  ab- 
geben. "Was  die  von  einigen  Neuern  oft  angerühnite  Methode  be- 
triH't.  die  Lateinische  Wortfolge  schon  durch  die  Deutsche  Wort- 
stelliMig  anzudeuten,  so  erscheint  mir  diess  eben  so  abgeschmackt 
als  Aer<lerblich  für  die  Jugend.  Jede  Sprache  muss  ihrem  eignen 
Cleiiius  folgen,  und  der  Kenner  beyder  Sprachen  wird  eben  darin 
seine  Geschirkllchkeit  bewähren,  dass  er  die  Verschiedenheit  auf- 
fasst.  Üiess  aber  schon  durch  die  Umbildung  Deiitscher  Perioden 
auszudrücken,  ist  eine  Erleichterung,  die  nur  den  Lehrling  an 
Mechanismus  gewöhnt,  und  ihm  das  Nachdenken  erspart.  Daher 
zu  Iiofr  II  ist,  dass  diese  Methode  bald  wieder  nird  aufgegeben 
werden,  um  so  mehr,  wenn  man  si<  h  bemühen  wird  beyder  Er- 
klärung die  Aufmerksamkeit  des  Schülers  recht  darauf  zu  richten. 
Geschieht  diess  mit  einer  gcwisscu  neh;iri!i(rhkeit,  dami  wird  in 
Kurzem  der  Jüngling  liier  eine  Sicherheit  erhalten,  die  ihn  besser 
leitet  als  aller  Mechanismus. 

Jahrb.  f.  tun.  u.  Pa,la^.  Jaliig.  U.  Ihft  0.  -^ 


08  Elcmentarbüclier  zur  Bildung  des  Lat.  Stib. 

Nr.  3.  Dieses  Buch.,  nach  des  Verfs.  eigner  Aussagte  dnrcli 
Ergänzungen  der  Brödersclien  Grammatik  entstanden.,  und  einem 
ähnlichen  Büchlein  von  Krebs  nicht  unähnlich,  mögte  schwcriicit 
sich  dari'iber  rechtfertigen  können,  für  wen  es  cigentlicli  bestimmt 
sey.  Für  den  Schüler  doch  wohl  nicht,  der  eine  solche  jMasse 
gelegentlich  zusammengetragener  Bemerkungen  schwerlich  durch- 
studiren  wird ,  um  sich  grammatisch  zu  befestigen ,  zumahl  er 
in  den  grammatischen  Lehrstundcn  Aehnliches  oder  Besseres  hö- 
ren wird.  Für  den  Lehrer  aber  noch  viel  weniger,  der  offenbar 
sehr  lief  stehen  miisste ,  wenn  er  noch  des  Verfs.  Erläuterungen 
nöthig  hätte ;  zumahl  in  neuerer  Zeit  grammatische  Lehrbücher 
erschienen  sind,  welche  dergleichen  Schriften  ganz  unnöthig  ma- 
chen, üie  Sprachvergleichung  kann  offenbar  sehr  fruchtbar  fiir 
die  geistige  Entwickelung  des  Knaben  werden,  wenn  sie  mit  Ver- 
stand betrieben  wird ,  und  wenn  man  nicht  bey  oberilächlichen, 
trivialen  Bemerkungen  stehenbleibt,  die  sich  eigentlich  von  jedent 
Knaben  selbst  abstrahircn  lassen.  Aber  die  wahre  Sprachverglei- 
chung setzt  offenbar  weit  mehr  voraus  als  liier  sichtbar  wird. 
Das  sind  alles  Bemerkungen,  die  hoffentlich  jeder  Unterlehrer 
vor  seinen  Schülern  in  tertia  und  secunda  macht,  wenn  sich  Ge- 
legenheit darbietet,  wo  sie  dann  auch  ihre  Bedeutung  haben; 
aber  diess  alles  abdrucken  zu  lassen  zeigt  zugleich  eine  Anmaa- 
ssung  und  eine  Geringschätzung  des  Publikums,  die  durch  nichts 
entschuldigt  werden  kann,  als  durch  eine  Menge  ähnlicher  Mach- 
werke, die,  nach  eigner  Aussage  auf  neue  Gnmdsätze  der  Metho- 
dik gebaut,  nur  dazu  dienen,  die  bessere  Lehrart  in  Schulen  zu- 
rückzulialten  und  zu  iäiiraeu. 

F.  Dor.   Gerlach. 

Praktische  Anleitung  zum  lateinischen  Stil. 
Zweiter  Cursus  für  die  Schüler  der  zweiten  Classe ,  -von  M. 
Heinrich  Kunhardt ,  Professor  am  Gymnasium  zu  Lübeck.  Zweite 
stark  vermehrte  und  in  der  Anordnung  al»geänderte  Ausgabe.  Lü- 
beck, bei  Aschenfeidt.      XII  u.  422  S.    8.     1  Tiilr. 

Unter  den  vielen  Anleitungen,  Anweisungen,  Hiilfsbüchern, 
Materialien  u.  s.  w.  zum  Uebersetzen  aus  dem  Deutschen  in  das 
Lateinische,  womit  man  licut  zu  Tage  bemüht  ist,  einen  mit 
Recht  Kchmerzlich  empfundenen  Rückschritt  unsers  Zeitalters 
wieder  zu  verbessern  und  unsre  Jugend  zu  einer  reinen  und  fei- 
nen Latinität  anzuleiten,  zeichnet  sich  die  vorliegende  durch  den 
Beysatz  einer  practischcn  aus.  Da  nun  aber  das  Wort  pr^ictiiich 
wenigstens  für  eine  Zeitlang  durch  gewisse  Bücher  in  Verruf  ge- 
kommen war,  indem  man  dadurch  die  Gründlichkeit  gefährdet 
glaubte,  so  muss  zuvörderst  gesagt  werden,  ob  bey  der  vorlie- 
genden Schrift  p/ actisch  nur  ein  Aushängeschild  sey,  oder  ob 
die  Tendenz  desselben  wirklich  eine  acht  practische  sey.     Reo. 


Kunhardt's  praliti^clie  Anleitung  zum  Lat.  Stil.  99 

freut  sich,  das  Letztere  aus  voller  Ueberzeugung  versichern  zu 
können.  Schon  die  erste  im  Jahre  ISK»  erscliienene  Ausgabe  des 
zweheu  Cursus  *)  zeichnete  sicli  durch  einen  liolien  Grad  von 
Urauchbarkeit  aus.  wie  wir  glauben  mit  einigem  Rechte  versi- 
chern zu  können,  da  wir  dieselbe  im  Unterrichte  vielfach  ge- 
hraucht, und  ihren  iNutzeu  an  unsern  Schülern  erprobt  Itaben, 
wie  wir  bereits  bey  einer  andern  Veranlassung  in  der  Allgem.  Li- 
terat. Zeit.  1825  Nr.  205  zu  äussern  nicht  unterliessen.  Wir  — 
und  vielleicht  manche  mit  uns  —  sahen  mit  Sehnsucht  einer  zwei- 
ten Auflage  entgegen,  und  wir  freuen  uns  in  der  jetzt  vorliegen- 
den dieselben  Vorzüge  einer  guten  Methode,  geschickten  An- 
ordnung des  Stoffs  und  passend  gewählter  lateinischer  Ausdrücke 
zu  finden. 

llec.  gellt  nun  gleich  zu  den  einzelnen  Bestandtheilen  dieser 
Anleitung  über,  wobey  sich  seine  eignen  Bemerkungen  über 
AVahi  uijd  Anordnung  der  Ucbungsstücke  am  bequemsten  an- 
schliessen  werden.  Die  Ausstellungen  gegen  einzelne  der  unter- 
gesetzten lateinischen  Ausdrücke  verspart  er  bis  an  das  Ende  sei- 
ner Anzeige. 

l.  Geist  des  Mittelalters  (S.  13 — 53).  Diese  Schilderung 
ist  aus  Kohlrauscli'ens  deutscher  Geschichte  entlehnt.  An- 
fangs befremdete  diess  den  Rec.  nicht  wenig,  da  i\er  neu  deut- 
sche Styl  dieses  Gescliichtsbuclies  ganz  und  gar  nicht  für  eine 
o/</ö//«s(;Äe Darstellung  zu  passen  scheint.  Indessen  ist  Hr.  Kun- 
har  d  t  hier  mit  vieler  Kunst  und  Geschicklichkeit  verfahren.  Der 
Text  ist  ganz  frey  behandelt,  und  durch  lateinische  Wendungen 
und  Wortstellungen  dem  lateinischen  Ausdrucke  angepasst,  ein 
Verfahren,  welches  nach  unserm  Dafürhalten  nicht  genug  gelobt 
werden  kann.  Wie  viele  liaben  früher  nach  Licht 's  jetzt  ver- 
gessenen syntaktischeii  Uebu7ifieii  in  der  beschriebenen  Art  gut 
Latein  schreiben  gelernt ;  hoffentlich  werden  unsre  Secundaner 
in  Hrn.  Kunliardt's  Sclirift  eine  ähnliche  Hülfe  finden  und 
unsre  Primaner  in  noch  höherem  Grade  in  Web  er 's  treiflicher 
Lebungsschule  für  den  lateinischen  Styl.  Man  vergl.  des  letztem 
Gelehrten  Vorrede  S.  XII.  Im  vorliegenden  Stücke  ergänzt  sich 
niMi  auch  der  liistorische  Styl  mit  dem  raisonnirenden  und  refle- 
ctirenden  auf  eine  sehr  angemessene  Art,  ein  Vorzug,  den  wir  hl 
dein  genannten  Weber'schen  Werke  ebenfalls  nicht  gering  anschla- 
gen, üiess  ist  unstreitig  die  beste  Vorübung  zu  lateinischen  freye» 
Aufsätzen,  deren  Anfertigung  von  manchen  Lelwern  ^ielzu  sclir 
übereilt  \\ird,  so  dass  man  darin  recht  eigentlich  einen  Haupt- 
grund der  geringen  Fertigkeit  suchen  muss,  welche  manche  junge 


')  Der  erste  Cursus  erschien  in  der  dritten  Auspihe  bereits  im  Jahr 
1824.  Her.,  liiit  den^tllien  nicht  peseh<'n,  wolil  alter  die  zweite  Aufluge, 
die  bich  cbcnfuUd  durcli  Zwcckmüoöigkcit  uuezuiuhnct. 


100  Elcmentarbücher  zur  Bildung  des  Lat.  Stils. 

Leute  von  Gymnasien  mitbringen.  Man  vergl.  Matthiä's  Worte 
in  seiner  Theorie  des  latein.  Styls  S.  83. 

II.  Bruchstück  aus  der  israelitischen  Geschichte  ^  aus 
Schröckh  und  Pölitz  (S.  53 — 61).  Wenn  auch  hier  die  Form 
sich  weit  besser  an  den  lateinischen  Ausdruck  anschliesst ,  so  ge- 
fällt ims  hier  der  Stoff  weniger.  Unsre  Schftler  hören  olinehin 
schon  genug  von  der  jiidischen  Geschichte :  warum  soll  mau  sie 
also  auch  hier  noch  damit  quälen'? 

III.  Von  dem  Leben  und  Charakter  Karls  des  Grossen^  nach 
Kohlrausch  (S.  62  —  67).  Eben  so  passend  als 

IV.  Beschreibung  des  alten  Deutschlands  (S.  67  —  76). 

V.  Bede  des  Arminius  an  die  Cherusker  (S.  77  —  81).  Das 
einzige  rednerische  Stück  in  der  Sammlung. 

VI.  Achilles  und  VII.  Julius  Cäsar  (S.  81  — 101).  Auch  in 
allen  diesen  Stücken  zeigt  sich  die  Sorgfalt  des  Verfassers ,  der 
erst  selbst  alle  Stücke  in  das  Lateinische  übersetzt,  und  daraus 
diese  latinisirende  Prosta  gebildet  hat.  Noch  ist  zu  bemerken,  dass 
alle  diese  bisher  aufgeführten  Stücke  in  der  neuen  Auftage  neu 
hinzugekommen  sind,  wodurch  dieselbe  also  nicht  nur  in  Betreff 
der  Seitenzahl ,  sondern  auch  in  der  Beschaffenheit  des  Inhalts 
einen  wesentlichen  Vorzug  vor  der  ersten  Ausgabe  hat. 

Darauf  folgen  (S.  101  — 124)  Briefe  in  neuerer  Zeit  ge^ 
schrieben.  Diese  sind  auf  die  Studien  und  andern  wissenschaft- 
lichen Bedürfnisse  von  Jünglingen  reifern  Alters  bereclinet  und 
also  auch  in  dieser  Hinsicht  empfehlungswerth.  Auffallend  war 
uns  hier  S.  105,  wie  auch  sclion  in  der  ersten  Auflage,  unter  den 
Lehrern  der  Berliner  Universität  noch  F.  A.  Wolf  aufgeführt  zu 
finden.  Desgleichen  sind  auch  hier  noch  S.  117,  eben  so  wie" in 
der  ersten  Aullage,  vorzugsweise  die  Schneider'schen  Aus-' 
gaben  Xenophontischer  Schriften  empfohlen  worden.  Ohne  den 
Manen  des  Saumaise  unsrer  Zeit  zu  nahe  zu  treten,  glaubt  Uec. 
aber  doch,  dass  der  Verdienste  eines  Bornemann  und  Krü- 
ger dabey  ebenfalls  hätte  gedacht  werden  müssen.  Nicht  min- 
der passend  hat  Ilr.  Kunhardt  einige  Briefe  J.  31.  Gesner's 
an  J.  A.  Fabricius  n.  Tib.  Hemsterhuys  aus  Seebode's  und 
Friedemanns  Miscell.  Crit.  Vol.  I P.  I p.  58 — 67  entlehnt.  Ue- 
bersetzungen  aus  solchen  neuern  Stylisten  sind  für  Schüler,  wie 
Secundaner,  die  Cicero's  Briefe  lesen,  ausnehmend  fruchtbar 
und  nützlich.  Schon  der  Stoff  zieht  sie  nach  Wyttenb ach' s 
richtiger  Bemerkung  {Biblioth.  Crit.  I£I^  2  p.  115)  hi  hohem 
Grade  an  und  die  Lust,  das  Gelesene  anzuwenden,  macht  grade 
diese  Art  der  Stylübungen  für  sie  sehr  heilsam.  Um  so  mehr 
hätten  wir  gewünscht,  dass  Ilr.  Kunhardt  aus  dem  reichen 
Schatze  der  Briefe  eines  Manutius,  Muretus*),  Wyttenbach  und 


*)  Der  sei.  Vose  dachte  ganz  anders^  „Man  wühnc  nicht,"'  öclirieb 


Kunliardt's  praktische  Anleitung  zum  Lat.  Stil.  101 

andrer  mehrere  Briefe  niitjretlicilt  liätte.  Dafür  finden  wir  aber 
(S,  141  — 171)  nielirere  lirieie  aus  der  Sammlung  ^en.  jungem 
Pliniiis.  llec.  gesteht,  dass  diese  Auswahl  fast  das  Ehizige  ist, 
was  er  an  dem  vorliegeiulen  Buche  auszusetzen  liat.  Denn  wie 
er  Vibcrhaupt  der  iMeiiuing  ist,  dass  der  Kreis  der  auf  der  Schule 
zu  lesenden  Schriftsteller  mehr  zu  bescliränken  als  zu  erweitern 
sey,  so  gilt  diess  ganz  besonders  ^on  dem  vorliegenden  Falle  und 
von  der  Lcctüre  einer  zwevten  Classe  auf  Gymnasien.  Eine  sol- 
che darf  als  Muster  des  Styls  nur  Cicero  anerkennen.  Denn  ein- 
mahl ist  und  bleibt  er  das  vorzi'iglichste  Muster,  nach  Avelchem 
jeder  seinen  Styl  bilden  muss,  und  zweytens  kann  man  doch  wohl 
Secundanern  noch  nicht  die  Fähigkeit  zutrauen ,  zu  unterschei- 
den, icfcLiel  sie  sich  grade  aus  den  Briefen  des  Plinlus  oaer  an- 
dern Schriftstellern  einer  spätem  Zeit  anzueignen  haben.  Man 
wird  sagen,  dass  diess  die  Schüler  einseitig  mache  *).  Immer- 
hin: ja  wir  könnten  es  sogar  wünschen,  dass  unsre  Primaner  und 
Secundaner  zu  Ciceronianern  im  Sinne  des  fünfzehnten  Jahrhun- 
derts **)  würden.  Sie  wären  dann  nur  Nachahmer  des  Mannes, 
welcher  der  Lehrer  seiner  Landsleute  in  allem,  was  man  für  das 
höhere  Leben  für  wissenswürdig  hielt.  Mar,  und  in  den  meisten 
Dingen  selbst  ein  Meister  in  der  Ausführung.  Schon  Quintilia- 
nus  sagt :  ^.puen's ,  quae  nuwime  iiigeniutn  alant  atque  animum 
augeant^  praelegenda  sunt:  ceteris^  quae  ad  eruditionem  modo 
yertinent^  longa  aetas  spatium  dabü'-'-  (I,  8,  8,  vgl.  mit  Mat- 
thiae  a.  a.  O.  S.  76  f.).  Und  so  wird  auch  das  reifere  Alter  leh- 
ren ,  was  man  an  Constructionen  und  Wendungen  aus  spätem 
Schriftstellern  zu  nehmen  habe,  ohne  dass  der  Ausdruck  die  Farbe 
ächter,  ciceronianischer  Latinität  verliere.  Das  zeigen  vor  allen 
die  Schriften  Eichstädt's,  des  Mannes ,  dem  jetzt  die  Palme 
im  Lateinschreiben  gebührt  ***). 

Um  nun  aber  auf  die  Briefe  des  Jüngern  Plinius  und  Hrn. 
Kunhardt's  Auswahl  aus  denselben  zurückzukommen,  so  ist 
die  letztere  allerdings  nicht  ganz  zu  verwerfen,  ja  man  könnte 


er  In  der  Antisymbolik  II,  70  in  seinem  Ingrinime ,  „dass  selbst  der  Mu- 
rcte  neumodisclic  Uenkweiscn,  in  aitsittigc  Siirachfornjen  gepusst,  ücht- 
röiuisclies  Latein  geben."  Und  dann:  „Ach,  Cicero  lehrt  kein  moder- 
nes Pluudcrlatcin ,  dan  lehrt  Miiretus !" 

')  Andrer  Meinung  al«  der  Rec.  sind  Baumgartcn-Crusius  in 
Beinen  gciiallvollcn  liricfai  über  liihhni^  in  üdchrlcnschulen  S.  86  und 
Weber  in  der  angef,  \orrede  S.  XVI. 

")  Man  vgl.  Angel.  Politian.  Fpp.  V,  1-5,  Murct.  Oratt. 
T.  I  p.  293  und  W  Ol  f 's  Praefat.  Orut.  p.  Marccll.  p.  XXWI. 

*")  Man  Icj-e  seine  eignen  Worte  in  der  Dcprccatio  Latinilatia  Aca- 
dcmicav  (Jena  lÜTi)   p.  ii. 


102  ElementarLücher  zur  Bildung  des  Lat.  Stils. 

grade  diese  Auswahl  in  Ermangelung  besserer  Hülfe  gnt  lieissen. 
Denn  es  sind  solche  Briefe  herausgenommen,  wo  der  Abweichun- 
gen von  der  ächten  lateinischen  Sclireibart  weniger  sind ,  als  in 
den  übrigen.  Aber  es  kommen  solche  Stellen  doch  vor  mul  wir 
halten  dafür,  dass  Ilr.  Knnhardt  diese  mit  einer  kurzen  An- 
merkung und  Verweisung  auf  den  ciceronianischen  Sprachge- 
brauch wohl  hätte  begleiten  können.  Wir  wollen  jetzt  einige  Bey- 
spiele  zu  unsrer  Behaujitung  geben.  S.  142  (Epp.  1,  10,  T»  und 
20,  11))  ist  latitudo  und  lata  oratio  von  der  „Fülle  des  Ausdrucks" 
gebraucht.  Cicero  wiirde  so  nicht  geschrieben  haben.  Weshalb 
aber  Plinius  wahrscheinlich  diesen  Ausdruck  brauchte,  bemerk- 
ten scbon  Gesner  und  Ca  tan  aus  zu  der  erstem  Stelle.  Aber 
ist  er  darum  nachahmungswürdig'?  —  S.  150  (Epp.  IV,  13,  3) 
ist  studes  absolut  gebraucht  für  „wissenschaftliche  Beschäfti- 
gung."'- Aber  grade  bey  diesem  so  häufig  vorkommenden  ßegrilFe 
wäre  die  Anmerkung  gewiss  recht  nützlich  gewesen,  dass,  wie 
schon  Gesner  zu  Plin.  Epp.  7//,  5,  5  bemerkte,  diess  W^ort 
nur  dem  silbernen  Zeitalter  angehöre  (vergl.  noch  Spalding 
zu  Quintü.  II.,  2,  7  und  Frotscher  zuÄ,  7,  27),  eben  so 
wie  studia  von  „Plätzen,  wo  wissenschaftliche  Uebungen  be- 
trieben werden,*^'-  sogar  erst  die  Autorität  des  Julius ^apitolinus 
(vit.  Antonin.  Philos.  26)  für  siel»  hat;  vergl.  Cod.  Theodos.  Lib- 
XIV  Tit.  8  Leg.  3.  —  S.  153  (Epp.  I,  14,  1).  Filiae  maritmn 
•prospicere.,  vder  Tochter  einen  Gemahl  verschaffen.'''"  Das  cice- 
ronianische  conditiones  quaerere  {Philipp.  11^  38  u.  a.  0.)  hätte 
wohl  beygefügt  seyn  können.  Gleich  darauf  wird  rusticitas  an- 
tiqua  (Hr.  Kunh.  übersetzt  „alterthümlidie,  ländliche  Schlicht- 
heit'-'')  erwähnt,  wobey  scliou  Gesner  und  Ernesti  auf  den 
seltnen  Gebrauch  aufmerksam  niaclien,  indem  diess  Wort  hier 
ein  Lob  ausdrücke.  Aber  im  ciceronianischen  Spracbgebrauche 
dürfte  das  Wort  oline  weitern  Beysatz  nicht  so  gebraucht  wer- 
den, wie  man  aus  Stellen,  wie  de  Orut.  II.,  C,  25,  Orat.1^^ 
81,  de  Senectut.  20,  75,  pro  Arch.  poet.  \{) .,  24  ersehen  kann, 
wenn  gleich  der  lobende  Nebeubegriff  auch  nicht  ganz  fehlt,  wie 
pro  Rose.  Amer.  27,  75.  Für  die  Redeweise  des  golduen  Zeit- 
alters würde  atitiquus  passender  gewesen  seyn.  Cic.p.Sext.'i.,  C: 
viri  gravissiniae  antiquitatis.  \er^\.  p.  Quint.  22-,  72,  Epp.  ad 
Attic.  IX,  15  und  Ru buken  zu  Vellej.  Pater c.  II,  49.  Ueber 
den  terentianischen  Gebrauch  dieses  Worts  sehe  man  Lambi- 
nus  zu  Horal.  Sat.  II,  7,  23.  Ja  Plinius  selbst  hat  in  dieser 
Bedeutung  antiqmis,  II,  9,4.  —  Ebend.  S.  15«  wird  „einbil- 
den"- durch  iniaginari  übersetzt.  Diess  leidige  Wort  geben  frey- 
lich auch  noch  viele  Wörterbücher,  obgleich  Cicero  diesen  Be- 
griff auf  so  verschiedene  WeL-^e  ausdrückt,  niemals  jedoch  durch 
imaginari.  Man  vergl.  dazu  Quiutilian's  Auseinandersetzung  VI, 
2,  29.  —  S.  Uil.  „Wendungen  aus  dem  Stegreife"  übersetzt  Pli- 
nius (I,  20,  10)  allerduigs  üurcli  ßgurae  estemporaLes :  aber 


Kiinliardfä  praktische  Anleitung  zam  Lat.  Stil.  103 

niiscrn  ScliiilcTii  ist  docli  wenigstens  der  Gebrauch  des  ersten 
>Vor(fs  iiiclit  z\i  ffcstatten.  i>Iaii  vfifrl.  mir  Cic.  de  Orat.  /,  32, 
15(( — JoS.  F/^t//a^\(m  der  Herodtsamkeit  gebrauclit,  ist  hey  Ci- 
cero entweder  ^///6-Ä//r/////^  dci  Stimme  ^  wie  ad  Herenn.  1 1 1  ^  11, 
1!),  de  Orat.  lU  2:5,  !)8,  ///,  52,  li)J),  wo  dann  aucli  aoii  der- 
selben ^//^c/e  und  tcrminare  gesagt  \vird  {de  Nat.Deor.  11^  5!), 
14!)),  oder  das  Ideal  der  Beredt samkx'it  ^  wie  Orat.  1,  2.  End- 
lich sind  wir  auch  an  dem  Gebrauclie  mehrerer  Adjective  auf  Ol- 
lis., ah  i/icvmprcfiensibilis .,  ins/tperaöitis  u.  a. ,  angestossen,  vor 
denen  wir  die  Schider,  die  sich  zu  diesen  Formen  ohneliin  hin 
zu  neigen  pflegen,  zu  warnen  bemiibt  sind,  da  so  viele  dersel- 
ben in  der  ciceronianischen  Zeit  fast  ganz  unbekannt  oder  wenig- 
stens ungewöbnlich  waren.  Mau  vergl.  Günther 's  Abhandlung 
über  den  taciteischeti  Stijl  im  Atheiiäiim  11^  2  S.  203. 

Kec.  kelirt  nun  wieder  zu  dem  Meitern  Inlialte  der  vorliegen- 
den AnleHuii^  ziiriick.  Von  S.  V\\  —  217  folgt  ein  Gespräch  nud 
kürzere  Erzählungen,  die  reciit  gut  ausgewählt  sind.  Recht  niitz- 
lich  sind  auch  die  Kruchstiieke  aus  der  alten  Geschichte,  die  aus 
Galletti's  Lehibuche  entlehnt  und  in  lateinische  Wortfolge  um- 
gesetzt sind  (S.  217  —  235).  Daran  schliessen  sich  längere  histo- 
rische oder  beschreibende  Aufgaben  (S.  235 — 291),  über  Athen, 
über  Plato,  Xenophon,  Euripides  u.  a.  Dann  folgt  ein  Versuch 
im  Styl  der  Al)haiullnugcn  und  Reden  (S.  291  —  333).  Zu  den 
beyden  frühern  Abschnitten  über  „epische  und  dramatische  Kunst- 
werke'■'■  und  über  A^tn  „aus  der  griechischen  und  lateinischen  Li- 
teratur zu  schöpfenden  jNutzen'''  siiul  neu  hinzugekommen  ein 
liruchstück  atis  einem  Programme  von  Heinrich  über  das  wis- 
senschaftliche Studium  der  lieutigen  Zeit  auf  imsern  Universitä- 
ten und  ein  Programm  von  J.  L.  Um m ins,  weilaml  Rectors  der 
Domsclmle  in  Bremen.  Beyde  Stücke  sind  gut  ausgewählt  und 
werden,  da  beyde  aus  guten  Latinisten  entlehnt  sind,  von  denen 
namentlich  der  erstere  schon  seit  längerer  Zeit  rühmliclist  als  sol- 
cher bekannt  ist,  nicht  wenig  zum  erspriesslichen Gebrauche  des 
Buches  beytragen.  Den  Beschluss  (S.  333  —  388)  machen  Bruch- 
stücke aus  E  r  n  e  s  t  i '  s  Narratio  de  J.  M.  Gesnero^  einem  Stücke, 
das  sowohl  in  Absiclit  seines  Inhalts  als  seiner  trefflichen  stylisti- 
schen Form  sich  zu  lateinischen  Slylübungen  ganz  besonders  eig- 
net, und  welches  Ilr.  Kuuhardt  ebenfalls  wieder  so  viel  als 
möglich  der  lateinischen  Wortfolge  angepasst  hat.  Als  Anhang 
(S.  389 — 421)  hat  derselbe  noch  Stücke  aus  Schröckh's  Lehr- 
buclie  der  alten  Geschichte  in  lateinischer  Wortfolge  für  die  Ge- 
übteren und  daher  auch  ohne  untergesetzte  Redensarten  gegeben. 

Wir  Menden  uns  nun  zu  diesen  untergesetzten  Redensarten 
und  Ausdrücken,  einen:  nicht  minder  l)e<leut(n(len  Tlieile  des 
vorliegenden  Buc!ies.  Rcc.  würde  Hrn.  K  unhardt  in  der  That 
grosses  Unrecht  thun  ,  wenn  er  ihm  nicht  das  Zeugniss  geben 
wollte ,   hicrbcy  mit  der  erforderlichen  Sparsamkeit  und  mit  wel- 


104  Elcmcntarbüchcr  zur  Bildung  ■Aei>  Lat.  Stil«. 

ser  Auswahl  verfahren  zu  seyn.  Es  ist  hier  nicht  der  Ort ,  8ic!i 
Vibcr  diejenige  Art  der  Anmerkungen  zu  verbreiten,  welche  dem 
Schüler  stets  in  die  Hände  arbeiten  und  jede  mögliche  Nachwei- 
Bung  zu  geben  streben ,  um  ihm  die  Sache  nur  reclit  zu  erleich- 
tern, während  der  gute  Zweck  grade  dadurch  verfehlt  und  die 
eigne  Thätigkcit  des  jungen  Menschen  gehemmt  wird.  Die  Scliul- 
inannserfahrung  des  Hrn.  Kunhardt  hat  ihn  hier  vor  Ab%\egeii 
bewahrt.  INur  an  wenigen  Stellen  finden  wir,  dass  der  Hr.  Verf. 
seinen  Schillern  zu  wenig  zugerauthet  habe,  wie  S.  HO,  wo  die 
Formation  der  Zeiten  von  edo  angegeben  ist.  Auch  hätte  manche 
prosodische  üeberzeichnung  wohl  in  einer  fiir  Secundaner  be- 
stimmten Schrift  wegfallen  können.  Was  nun  die  Auswalil  der 
Ausdrücke  luid  Redensarten  selbst  betrifft;,  so  sind  sie  zum  grö- 
ssten  Theile  classisch  und  von  jenein  buntscheckigen  Latein  ent- 
fernt, welches  Zeitalter  und  Schriftsteller  unter  einander  wirft. 
Um  aber  doch  Hrn.  Kunhardt  einen  Beweis  der  Aufmerksara- 
keit  zu  geben,  mit  welcher  wir  sein  nützliches  Buch  durcligegan- 
gen  Ilaben,  wollen  wir  jetzt  einige  der  Stellen  besprechen,  wo 
wir  mit  ihm  nicht  einverstanden  sind. 

S.  22.  „Weichbild"  Vlbersetzt  Hr.  Kunhardt  durch  ^wes, 
Weber  a.  a.  O.  I,  248  durch  territorium  nach  Cic.  Philipp.  //, 
40,  102,  was  Rec.  ebenfalls  vorgezogen  haben  würde,  insofern 
auch  „Weichbild",  mag  man  es  nun  nach  Eichhorn  oder  nach 
G  a  u  p  p  erklären,  in  der  gewöhnlichen  Rede  doch  nicht  überall  ge- 
hraucht zu  werden  pflegt.  —  S.  33.  „Uebersetzen"  ist  durcli  Conver- 
ter e  wiedergegeben.  Aber  dass  troiz  Quintilian's  Stelle  (X,  5,  4) 
so  nicht  gesagt  werden  kann,  erörterte  bereits  J.  M.  Heusinger 
in  den  Observat.  Antibarh.  p.  434  sq.  Auch  Hr.  K  u  n  h  a  r  d  t  hat 
S.  112  das  richtigere  traiisferre  gewählt.  —  S.  37.  Ob  princeps 
iuventiUis  Austiiacae  könne  lieissen  „ein  östreicliischer  Prinz", 
bezweifeln  wir  fast.  Der  ächte  lateinische  Sprachgebrauch  {Civ. 
in  Vatin.V^^  24,  ad  divers.  III.,  1],  8)  hat  darauf  geleitet,  diess 
Beywort  den  Krön-  oder  Erbprinzen  beyzulegen,  und  erst  bey 
spätem  Schriftstellern  ward  es  ein  allgemeiner  Ehrenname  und 
Titel.  Warum  hier  nicht  princeps  Austriaciis  oder  princeps  e 
gente  Austriaca'^  —  S.  38  wird  die  „Faust"  AuvcXipiiguns  ge- 
geben. Wäre  aber  hier,  wo  von  körperlicher  Grösse  die  Rede 
ist,  manus  nwÜL  vires  nicht  passender'?  —  S.  42.  Prolixitas  ver- 
boruni  für  „weitläuftige  Worte"  ist  allerdings  ein  sehr  gewöhn- 
licher Ausdruck  vieler  Lateinschreiber,  vor  dem  schon  Jani  im 
philol.  crit.  Schullesic.  S.  1282,  zweyte  Aufl..,  warnte.  Warum 
denn  nicht  copiaet  überlas  ser  monis?  —  S.  59  hat  der  Hr.  Verf. 
idololcUria  und  S.  60  protoplastae  gebraucht,  über  welche  und 
ähnliche  Ausdrücke  er  seihst  Vorrede  S.  XI  bemerkt,  dass  er  sie 
wegen  des  Inhalts  seiner  Erzählung  nicht  hätte  entbehren  können. 
Allerdings  hat  er  darin  Recht,  dass  zu  gesuchte  Umschreibungen 


KiinliiinU's  i)rakti»<Jic  Anleitung  zum  Lat.  Stil.  105 

solclior  nicht  antiker  Ansdiiukc  den  lat.  8t}  1  nur  imdeiitlieli  und 
unlateiiiisch  niachcii.  aher  in  den  hevcleii  er\\iilintcnSt('l'(;ii  konn- 
ten «loch  vielleicht  lateiniseliere  Llmschreibungen  {^■percpincruiii 
ntiminumcultns  nnd  aiitiqiihsimi  homhies  oi\iiv terrae  incolae)  gc- 
Nviililt  ucrdcn,  wie  der  Hr.  Verf.  selbst  8.  fl4  iinagiiiKm  nrl/t/s  l'iir 
idololatria  cesctzt  l'.at.  —  S.  !»8  wird  bemerkt,  dass  ,. eroberte 
Länder  beherrsehen""  nieht  dincli  refiuaie  mit  den;  .\ccu;;ativ  aus- 
gedrückt werden  könne,  sondern  durch  hiipcriiim  exercere  in  ali- 
quem.  ^^aruln  \n{i\\\,  ref:ere?  —  S.  ](f4.  f'eber  den  falsclicn  Ge- 
brauch des  solid tis  IVir  acmrutus^  .s?/ä////.s"  liaben  wirunsbereiis  in 
diesen  Blättern  [Bd.  1VS.S2(>]  geäussert,  wobey  wir  es  frejiich 
müssen  darauf  ankommen  lassen  für  sennilocli  und  (inadruntarii 
nai^h  Hrn.  Mahn  e's  Ausdruck  in  der  Kpicris.  C'ensnr.Bibl.  Crit. 
XI  JII  pAfi.Bnf.  (hinterVVy  1 1  e  n  b  a  c  h's  Leben  p.  'iA^i  Fried  ein.) 
\ erschrien  zu  werden.  Dasselbe  eilt  \u\\  den  zwey  Ausdrücken, 
die  ans  Gesncr's  Briefen  entlehnt  sind,  s?ipcrßutis  (S.  j;53) 
und  iwnorarii/in  (S.  i4U).  \N  ir  glauben  auch  hier  nicht  den  Vor- 
wurf der  linpietät  zu  verdienen,  wenn  Avir  aus  einer  Anleitung 
für  Schüler  den  ersten  Ausdruck  als  wenig  ciceronianiscli  ent- 
fernt wünschen  und  bey  honorariiim  bemerken,  dass  Cicero  stets 
honor  »cizQ,  wie  ad  divers.  Wl\  i),  wo  man  Manutius  sehe 
und  Drakenborch  zu  Liv.  JI^  12.  Wie  jedocli  honorarins  von 
demselben  gebraucht  wird,  kann  man  aus  Km  es  ti 's  Cialis  Ci- 
ceron.  n.  d.  H .  ersehen.  —  S.  1()}>.  Maainiopcrc  ist  el)en  so  we- 
nig als  s?/////«f^yj<;v6' gut  lateinisch ,  weil  lür  das  ei'Steie  nur  die 
eine  Stelle  in  Cic.  Epn.  ad  div.  III,  2,  3  spricht,  wo  Corte  xmd 
Matthiae  so  gesciiricben  liaben  ,  andre  Ausgaben  jedoch  hj«- 
sinio  opere.  —  S.  172.  ,,IIandelsleute''''  schlechthin  dur<:h  nc- 
goiiatores  zu  übersetzen ,  würde  Jtec.  auch  Bedenken  getragen 
halten.  —  S.  110  ist  ..Fernglas'"''  durch  perspicillum  i;bcrsetzt, 
wie  die  neuere  KrfindiUfir  auch  ein  neues  Wort  notlnvendig  machte. 
P.  Jo\ius  in  seiner  Pila  Leoitis  A  hat  daiVir  crijslalluni  conca- 
«7//W  ge!)raucht.  —  S.  177  und  S.  2fH)  hat  I!r.  Kunhardfc  für 
„Bild"  und  ..leishafte  Versinidichuuir'''-  die  IJebersetzuiig  durch 
repracscntare  gebraucht.  Hätte  i\vr  \  crf.  für  Kenner  der  iatei- 
niüichen  Sprache  gesehrieben,  so  möchte  sein  Ausdruck  weniger 
zu  tadeln  se}n,  obgleich  sicii  in  heyden  Fällen  entsprechen- 
dere Wörter  brauchen  lassen.  Soll  man  aher  angehenden  Latei- 
nern diesen  Ausdruck  enipfehlen'?  Fs  wird  üuien  eben  so  schwer 
wie  bey  occnpare  v^erden  den  richtigen  («.-brauch  :<u  treHen,  d<i 
in  repraescnlaro  docii  stets  d<'r  — wenn  auch  oft  nur  seh  wach 
angedeutete —  Begrilf  des  Zuvorkommeiis  liegt  in  Beziehung  auf 
die  erste  Bedeutung  des  \N Orts  bey  Oehlangelegenheiteii  U)!d  Biiar-' 
Zahlungen,  wie  CVr.  ad  ylttic,  XII.,  25.  Vgl.  fj!roiio\ius  de 
seaterl.  p.  ;iO  und  Krnesti  in  der  t'lm'is  Cic.  v.  d,  ff.  Auch 
für  diese  zweyto  Bedeultnia:  gie!)t  Frncsti  hiidüfigliche  Belege. 
Ja  sie  Lst  auch  seliist  da  nicht  ganz  erloschen,    wo  der  blosse  Bc- 


106  Elcmentai-bfirhcr  zur  Riidtinp;  iIcs  I^at.  SlKä. 

griff  des  Darstellcns  oder  Versinnliclicns  allein  liervorzntreten 
scheint,  wie  Liv.  11^  36:  Fesstfs  igitur  malis  praeter ilh  instan- 
tibusque ,  consilio  propinquorujn  adliibilo  quam  visu  atque  au- 
dita  et  ohversatum  tolies  somno  Jovetn^  minas  irasqne  coclestes^ 
repraeseidatas  casibus  suis  ^  exposiiisset.  FIIl^  0:  Nam  et 
Vera  esse  et  aple  ad  repr aesentandam  iram.  ])eo?um  ßcta  pos- 
simt.  —  S.  171).  „Unliöiliclikeit  des  Menschen", /wciV«7«Yfl>s.  Auch 
hier  ist  Hr,  Kunhardt  dem  spätem  Gebrauche  des  Tacitns,  Pli- 
«ius  u.  A.  gefolgt  (ra.  s.  Annal.  II,  34  und  IV,  21,  Piin.  Panegjr. 
2,  7  und  87,  1) ,  in  der  classischen  Latinität  ist  civilitas  das  grie- 
chische Wort  ;roAtTtxj;.  Vgl.  Cic.de  InventA^  5,  6  mit  Quin- 
til.  Inst.  ürat.  II.,  15,  25  und  33,  cap.  17,  34  und  Spalding's 
Anmerk, ,  sowie  Pareus  Lexic.  Grit.  p.  203  und  p.  226,  N öl- 
ten. Lexic.  Antibarb.  p.  464.^  —  S.  181.  „Täuschung'-''  durch 
impostura  zu  übersetzen,  dürfte  wohl  schwerlich  durch  eine  nur 
einigermaasscn  classische  Autorität  gereclitfertigt  werden  können, 
so  wie  S.  305  vilipendo  für  ,, gering  achten.'-''  Eben  daselbst  ist 
„Zauberkraft"-  dunJi  magica  quaedam  vis  übersetzt,  was  wir 
nicht  gänzlich  missbilligen.  Aber  sollten  nicht  Ausdrücke  wie  di- 
vinus .,  divinitus  ^  mirißcus.,  res  humanis  longe  maior  und  ähn- 
liche dem  Begriffe  „Zauberey"  entsprechen  und  in  der  berührten 
Stelle  vis  divina  quaedam  rebtisqne  humanis  lo7ige  praestantior 
die  Stelle  der  vis  magica  vertreten  können  ?  Divinus  namentlich 
steht  ja  in  so  manchen  ähnlichen  Verbindungen,  als  divinus  et 
singularis.^  divinus  et  incredibilis  u.  a.  m.  Auch  defigere  ist  ganz 
unser  „festzaubern"-,  wie  Cic.  Orat.  2,1),  vgl.  mit  Uentley  z. 
Horat.  Epod.  17,  5.  —  S.  327.  Musicum  melos  wird  nach  IJm- 
raius  für  das  die  Gesaijgsweise  begleitende  Lied  gesetzt.  Aber 
wozu  das  griechische  Wort'?  Braucht  nicht  Cicero  cantus  mmie- 
rique  in  dieser  Bedeutung  (^Quaest.  Tuscul.  F,  36),  ähnlicher 
Ausdrücke  und  Lnischreibungen  nicht  zu  gedenken,  wie  cdntum 
vocum  sonis  rescribcre  luu'h  1<J  i  c  h  s  t  ä  d  t  in  der  Memoria  August. 
duc.  Gotha?/.,  p,  VIIL  Gleich  daraufist  „Harmonie'-''  durch  coJi- 
centus  ymisicus  gegeben.  Beeilt  gut :  jedoch  braucht  Cicero  de 
finib.  bon.  et  mal.  IK .,  27,  75  conventus  allein. 

Kec.  hat  hiermit  angegeben,  was  ihm  in  der  untergesetzten 
Phraseologie  nicht  ganz  richtig  oder  classisch  zu  seyn  schien. 
Dass  Einzelne  an  einzelnen  Work-n  anstossen  würden,  Ijig  ja  in 
deriN'atur  derSaclic,  und  wir  fürchten  daher  nicht,  dass  Ilr.  Kun- 
hardt unsre  Gegenbemerkungen  als  den  Erguss  bösen  \Mllens 
oder  missgünstiger  Tadelsucht  aufnehmen  werde,  da  dieselben 
bloss  aus  Liebe  zur  Sache  und  dem  Wunsche,  Einiges  zur  Ver- 
vollkommnung eines  so  nützh'chen  Buches  beyzutragen,  Iiervor- 
gegangen  sind.  Denn  wir  wiederftolen  unser  obiges  Urtheil,  dass 
die  vorliegende  Anleitung  zum  Ijuteinschreiben  zn  den  besten  ge- 
höre, die  wir  haben,  und  dass  sowolil  die  Wahl  und  Anordnung 
fler  Ausdrücke  als  auch  der  Inhalt  der  zum  üebersetzcn  gegebenen 


Kunharilt'd  praktische  Anleitung  zum  Lat.  Stil.  101 

Stiicke  tlieseibc  des  Lobes  und  der  Enipi'eliliiiig  sehr  würdii?  ma- 
clieii.  Hat  übrigens  M.  IJcn  jaruiii  II  edericfi  in  der  Vorrede 
zu  seinem  PromptKciriiim  Latiniiin  darin  Hecht,  „dass  die  La- 
leinisclic  Sprache  die  grösste  iVoth  und  IMage  nnsrer  Juffend  auf 
Schulen  bleibe,  als  mit  der  sie  sicli  von  dein  yViilange  ihrer  da- 
sigen  Wallfahrt  an  bis  an  dero  Ende  in  einem  lortplacken  muss 
und  sich  «loch  liernach  oftmals  noch  kaum  mit  dem,  was  sie  da 
von  erlernt,  recht  an  den  Tag  geben  darf;"  dann  hofft  llec, 
dass  diese  Anleitung  der  „sich  plackenden"  Jugend  euie  recht 
gute  lliilfe  und  nützliclie  Unterstiitzung  seyn  werde. 

Der  Druck  des  vorliegenden  liuches  ist  selir  l'ehlerfrey.  Mur 
folgende  Druckfehler  haben  wir  uns  bemerkt.  S.  27  Nr.  27  ex- 
ejacdt'/ico  statt  exaedifico^  8.  ÜW  ^r.  AI  hnmanibiis  st.  hvmnni- 
las ^  8.  2.SI  INr.  25  inlinain  st.  iNlimam^  S.  320  Mr.  2(>  piopa^n- 
iur  st.  propufialor.  Sonst  fällt  der  Druck  angenehm  in  die  Augen, 
d.as  Papier  ist  weiss  und  gut,  und  der  Preis  auch  nicht  grade  zu 
lioch. 

Cöhi.  Georg   Jacob, 


Kürzere    Anzeigen. 

C.  Cornelii  Tocili  de  vita  et  moribiis  C.  Juiii  Agri- 
colue  li  bell  US.  In  u^^um  äcliolarum  «nlidit  Fr/rf.  Godofr.  Gull. 
Ilcrld,  Viiiiiiriensi»,  l'Iiiloü.  Dr.  AA.  LL.  M. ,  Lycei  Zvviccaviensiis 
Iteclor  et  Hibliotlieciirius.  Appenilicis  loco  adjecta  est  disserta- 
tiuncnla  de  ve s  illari is.  Lipssiao  ,  sumptibuä  Hartmanni. 
MÜCCCXWII.   \IV  u.  lOß  S.    gr.  8.      10  Gr. 

[Ganz  kurze  Anz.  in  Beck's  Repert.  1827  Bd.  II  S.  101.] 

Xlr.  Rektor  Hertel  zu  Zwickau,  der  sogleich  hi  dem  ersten 
Jalire  seines  neuen  Amtes  den  Zöglingen  der  ersten  Klasse  des 
dasigen  Ljceums  den  Agricola  des  Tacitus  erklärte,  fand,  dass 
die  bis  dahin  erscliienenen  Ausgaben  jener  Schrift  entweder  zu 
\icl  oder  zu  weni*;  und  oft  nur  den  blossen 'J'ext  entliielten.  Allein 
beruck>ichtigeiHl,  wie  schwierig  das  Lesen  des  Tacitus  lur  Jiing- 
linge  se\ ,  die,  wenn  sie  auch  sonst  den  Cicero  wohl  verstehen 
können,  zum  ersten  iMale  an  diese  Lektiire  gehen,  entschlos« 
sich  der  Verf.,  diesem  Uebelstande  ilurch  eine  zweckmässige 
Ausgabe  des  Agricola  abzuhelfen.  >N  ährend  er  mit  dieser  Ar!)eit 
beschäftigt  war,  sah  er  bald,  dass  zv^ei  verschiedene,  Ausgaben, 
eine  kritischt^  und  t-ine  mehr  auf  Krklärinig  schwieriger  Sachen 
und  auf  die  gramiuati^chen  IJcdiirfuisse  tler  .Jiinglinge  berechnete, 
niUhiii  seyen.  Zu  dem  JMitle  suchte  er  sich  so  viel  als  möglich 
die  alten  Ausgaben  {\ii>'  Tacitus  zu  \ers<;hallen ,  unter  welchen 
Ihm  diu  Zwickaucr  Sdiuibibliolhek  uuch  die  von  Dronkc  nicht 


108  Kürzer 0  Anzeigen. 

lienutzte  Ausgabe  des  Slepliaiius  im  Anhange  von  Plutarchs  vergl. 
I-ebensbeschrcibuiigen  vom  Jahre  1572  darbot.  Nun  l'eliUe  es  ihm 
aber  an  einer  neuen  sorglältigen  Vergleicluing  der  Vatikanischen  ' 
llai«lschriften,  als  ihm  die  vonDronke  besorgte  Ausjiabe  uie 
ein  Dens  ex  machina  zu  Gesichte  kam.  Bald  darauf  erliihr  er 
aber  von  dem  Hrn.  Prof.  Hermann  zu  Leipzig,  dass  Hr.  Prof. 
Waicli  zu  Berlin  seinen  schon  lange  erwarteten Komnit'itar  zum 
Agricola  vollendet  habe  und  näclistens  erscheinen  lassen  werde. 
Hrn.  Hertel's  Absicht  ging  nun  dahin,  nicht  eine  kriiische, 
fiondern  eine  Schulausgabe  zu  liefern,  deren  Zweck  der  Verf. 
S,  IX  der  Vorrede  so  angibt:  „Ego  quidem  id  operam  dedi,  ut 
lingnae  leges  niaximeque  Taciteum  loquendi  genus  explicareni; 
dcinde,  ut  diffieilliiua  quaeque  attingerem,  ncque  tarnen  nimis 
rem  tironibus  facilem  redderem  omneque  investigandi  et  cogitan- 
di  negotium  tollerem;  denique,  ut  locos,  quos  laudarem,  inte- 
gros  ubique  paucissiinis  exceptis  exscriberem,  iit  legentium  ocu- 
lis  snbjecta  quum  essent,  nimia  evoUendürum  librorum  molestia 
evitaretur; "  [eine  Ansicht,  der  Reo.  vollkommen  beistimmt  und 
die  er  erst  unlängst  in  einer,  in  der  Neuen  Kritisciien  Bibliothek 
von  Seebode,  1825  Hft.  9  S.  1»21— 1025  entlialtencn,  Epistola 
811  Hrn.  Prof.  Kiessling  zu  Zeitz  ausgesprochen  hat.]  „intei-- 
dum  etiam,  quid  laudatissimi  veterum  scriptorura  intorpretes  in 
ipsorum  conimentariis  annotarint,  ipsissimis  ('?)  eorum  ^erbis  de- 
scriberem  atque  in  coiumentariolum  transferrem.''^  Dabei  konnte 
er  jedoch,  und  zwar  gerade  bei  Tacitus,  nicht  aller  kriüsciica 
Anmerkungen  überhoben  seyn,  und  er  zog  es  auch  aus  hinlängli- 
chen Gründen  vor,  den  Kommentar  lateinisch  abzufassen.  Als 
sein  Agricola  bereits  zum  Drucke  fertig  war,  erlüelt  er  Becker's 
Ausgabe,  die  indessen  einen  nicht  unbedeutenden  Eiuiluss  auf 
seine  Bearbeitung  im  Ganzen  geliabt  hat.  In  Feststellung  des 
.  Textes  hält  er  sicli  grösstentheils  an  benannten  Herausgeber, 
ausgenommen  an  21  Stellen  mit  Einscliluss  ^on  2  solchen  Stellen, 
wo  Hr.  Hertcl  bei  der  einen  das  Parenthesen -Zeichen  getilgt 
und  bei  der  andern  eine  andere  Interpunktion  befolgt  Jiat. 

Soli  nun  Rec.  im  Voraus  sein  Urtheil  über  vorliegende  Be- 
arbeitung abgeben,  so  findet  er  dieselbe  dem  angegebenen  Zwe- 
cke angemessen.  Sie  enthält  für  junge  Studirende,  welche  die 
erste  Klasse  einer  Gelehrtenscliule  besuchen,  gerade  das,  was 
denselben  zum  bessern  Verstehen  sclnvieriger  Stellen  dargeboten 
werden  muss.  Und  wir  wünscJien,  dass  Hrn.  Hertel's  Ausgabe 
auf  Sdiulen  recht  viel  gebraucht  werden  möge!  Denn  durch  die 
sonst  äusserst  scliätzbare  Dronke'sclie  Ausgabe,  wozu  die  Be- 
cker'sche  eigentlich  nur  ein  Supplement  ist,  ist  eine  solche, 
wie  sie  Hr.  Hertel  beabsichtigte,  ganz  und  gar  nicht  überflüssig 
gemacht  worden.  Da  von  vorliegender  Bearbeitung  gewiss  bald 
eine  zweite  Anllage  nothig  se;)n  wird,  so  will  Reo.  einige  Bemer- 
kungea  hiuzulVigen ,   \on  denen  der  wackere  Herausgeber  belle- 


Taciti  Agricola.    Edid.  Hertel.  lOD 

bififcn  Gcbraiicli  maclien  inöire,    wenn  er  sie  sonst  der  Berück- 
sichtiiTung'  werth  lialtca  sollte. 

Kec.  stimmt  an  vielen  Stellen  mit  den  Erklänuiiien  des  Verf. 
überein.  Schätzbare  Anmerkuniren  linden  sich  z.  B.  C.  IV  zu  ve^ 
hemc'uiliis  quam  caule  ^  C.  IX  zu  teiitpora  dicisa^  C.  XV  zu  ae- 
tjue  —  uc  und  acque  —  aeqiie^  C.  XX  zu  ex  aequo  egerant^  C. 
XX \I  zu  cminiicndis  silrin^  ehend.  zu  in  praeseniiam.  An  eini- 
gen andern  Stellen  ist  Bei;,  jedotli  anderer  iMeinuufif.  Was  wir  in 
diesen  Jahrbiicliern  1S2«  Bd.  II  S.  14.i  zu  Canp.  111  und  XV  ?e- 
gen  Becker,  mit  welchem  Ilr.  Ilertel  daselbst  übereinstimmt, 
eriiniert  haben,  sey  auch  hier  erinnert.  C  III.  Ueber  qiiamqnani 
mit  dem  Konjunktiv  ist  kVnii'tig  beizuiugeii  Frotscher  ad  Quin- 
til.  Institt.  Orat.  X,  2,  21.  C.  IV.  Zu  Annal.  IV,  «1  darhi  ma- 
juiibiis  quam  retustis  supplirt  der  Verl',  mit  Zumpt  Lat.  Gram. 
§  84,  8  [und  llarashorn  Lat.  Gram.  §  155  S.  315]  ?nagis^  wo 
indessen  eben  so  g;ut  potius  ausjrelassen  seyn  kann.  Vergl.  S el- 
lin g  Observatt.  in  C.  Com.  Taciti  Agricolam  p.  9.  C.  XI.  Ueber 
die  Druiden  verdient  jetzt  eine  ilauptstelle:  Ueber  die  Drui- 
den der  Kelten  von  Barth.  Erlangen,  1826.  Ebend.  Zu  der 
Lesart  des  Cod.  Vatic.  viciiumi  insu/am  war  anzumerken,  dass 
Dronke  dieselbe  statt  der  bisherigen  vicinum  solum  zuerst  aui- 
genommen  hat.  Ebend.  Zu  plus  ferociae  war  der  synonymische 
Unterschied  zwischen /e/oc/«  und  virtus  genauer  zu  bestimmen, 
\ergl.  Lateinische  Synonyme  IF.  von  Dödcrlein  S. 44.  Eben  so 
konnte  in  Bezug  -Au^feroria  auf  C.  XXXVI  verwiesen  werden,  wo 
es  von  Plerden  gebraucht  wird.  C.  XV.  INiclit  Briiggemana 
hat  zuerst  das  Komma  zwischen  ignoscere  und  vitiis  blaiidienli- 
biis  gestrichen.  Diese  Verbindung  findet  sich  schon  in  folgender 
Ausgabe:  ('.  Cornel.  Tacilns  Lebensbeschreibung  des 
Julius  ^^Ipricola  von  lleaaer  und  Fincke.  Zweite  And. 
\on  .\.  Sclilegel.  Göltingen,  181fJ.  C.  XVIII.  Die  Anmerkung 
zu  Annai.  il,  5  nhcr  possessio  rührt  nicht  von  Ob  erlin  scnidcrn 
\on  \N  olf  her.  C.  XXV.  Itec.  möchte  Oberlin's  Erkliirung 
^on  aucLus  nicht,  wie  Hr.  iL,  so  ganz  von  der  lland  weisen; 
Selling's  neuliche  Behandlung  dieser  Stelle  verdient  gewiss 
volle  Berücksicliiigung.  C.  XX\  IL  Zu  fremere^  was  eigentlich 
von  den  Pferden  gebraucht  wird,  komite  ausser  Germ.  IX  auch 
auf  llorat.  IV  ,  14,  24  und  Epod.  IX,  17  verwiesen  werden  ,  was 
bei  KlasNikern,  die  mit  jungen  Leuten  auf  Schulen  ^orzüg!ich  ge- 
lesen werden,  sehr  zweckmassig  ist,  um  dadinch  innner  mehr 
und  mehr  Bekanntschaft  mit  denselben  hervorzubringen.  Dage- 
fjen  ist  es  gewiss  höchst  zweckwidrig,  in  Schulausgaben  eine 
Menge  von  Uerken  anziiiVihren,  die  niclit  nur  nicht  dem  Schü- 
ler, ja  oft  nicht  einmal  dem  Lehrer  zugänglich  sind.  C  XXIX. 
Zu  rursus  in  der  IJedeutuug  wie  das  grie<;hische  av  [und  auch 
Tcükiv]  war  anzufühlen  Aimal.  I,  Si);  llistor.  I,  1.  Vergl.  See- 
bodc  Ob£ier\all.  in  Tucituni  p.  Xi.    C.  XL.  Zu  conätutus  im  pus- 


110  Kürzere   Anzeigen. 

siven Sinne  war  neben  Ramsliorn  vorzüirlicli  auf  0 1 1 o  Schulz, 
der  in  seiner  ausfülirliclieu  lat.  Gram.  S.  329  eine  a;rössere  Anzahl 
dergl.  Participia  anführt,  als  diess  Uamsliorn  getlian  hat,  hinzu- 
weisen. Ausserdem  wollen  wir  noch  auf  einiges  Andere  aufmerk- 
sam machen.  ('.  III.  Der  Anmerkung:  E^o  non  concoqiio  etc., 
wünschten  wir  eine  andere  Wendung.  C.  XV.  Im  Texte  steht: 
Alterius  centiiriones^  alterius  servos  etc.  Dazu  die  Anmerkung: 
„Ego  habeo  servos  pro  glosseniate  ad  manus. ''■  Wie  stimmt  da 
Text  und  Anmerkung  überein'?  PJbenso  C.  XXXVI,  wo  die  An- 
merkung zu  minimeqiie  —  impcllerentur  nicht  mit  dem  Texte 
übereinstimmt.  Der  Verf.  sagt:  „quod  rccepi,  Oberlinus  deilit.'"*' 
Es  steht  aber  der  üecker'sciie  Text  da.  Vermutiilich  ist  der 
Text  aus  der  Becker'schen  Ausgabe  abgedruckt  und  dabei  das 
Versehen  begangen  worden. 

Der  lat.  Ausdruck  ist  für  den  beabsichtigten  Schulgebrauch 
vorliegender  Bearbeitung  gut  gewählt.  Einige  Unrichtigkeiten 
sind  uns  indessen  aufgestossen.  C.  XXX  heisst  es  zu  dem  Worte 
infestiores :  „Ego  sie  intelligo:  ab  altera  parte  mare  et  saxa  no- 
bis  imminent,  fngam  impedientes  (?) ;  ab  altera'-'' etc.  Zubilligen 
ist  nicht  das  mehrmals  gebrauchte  Adjcctiv  vernaculus  statt  pa- 
trius.  Vergl.  Jani's  Schul -Lexikon  S.  1721-  Auch  gebraucht  der 
Vei'f.  das  Adverbiura  vernacule ,  was  gar  nicht  vorkommt.  Ferner 
wäre  zu  vermeiden  gewesen  verbnlum,  seorsiin  statt  seorsum. 
Ueber  die  Schreibart  ist  zu  vei-gleichen  Cellarii  Orthographia  La- 
iina p.  140,  über  den  Gebrauch  Krebs  Anleitung  zum  Lateiaisch- 
schreiben  S.  5i)2.  S.  14  ist  falsch  abgetheilt  profec-tus  statt  pro- 
fe-ctus  und  S.  32  quoni-am  statt  quon-jara.  Druckfehler  sind  uns 
nur  sehr  wenige  vorgekommen,  z.  B.  S. 32  XllI,  54  statt  34  und 
S.  37  und  41  landet  statt  laudat. 

Der  beigefügte  „  Excursus  de  vexillariis  '•^  ist  eine  schätzbare 
Zugabe,  auf  welche  wir  Alterthumsforscher  aufmerksam  ma- 
chen. Das  Aeussere  des  Buches  ist  anständig,  so  dass  dasselbe 
auch  von  dieser  Seite  vollkommeu  empfohlen  zu  werden  verdient. 

J.   A.   G.  Steuber. 

Pausanias  B eschreibung  von  Hellas^  aus  dem  Grie- 
cliiscben  übersetzt  und  mit  Anmerkungen  erläntert  von  Krnat  kf'ie- 
(lasch ,  Oberlehrer  des  königl.  Gymnas.  zu  Wetzlar.  ZweyterTheil. 
Mit  einem  Plane  von  Olympia  und  Sparta.  Müncljcn,  1827.  Druck 
und  Verlag  von  E.  A.  Fleischmann.  233  S.  kl.  8.  1  Rthlr.  8  Gr. 
[Vgl.  die  Beurtheilung  des  ersten  Bandes  in  den  Jalirbb.  1820  Bd.  II 
S.  170  ir.] 

»V  ir  eilen  von  dem  Fortgange  dieser  Uebersetzung  dem  Publi- 
kum schuldige  Nachricht  zugeben,  und  zugleich  den  hochge- 
achteten Verfasser  derselben  zur  ruhigen  Ausdauer  bey  seinem 
riihmlicheu  Fleiss ,  der,   weil  er  fwn  turpem  pal  cd  metuitque  li- 


Pausanias  ,    übersetzt  und  crlüiitert  von  Wieilascli.  111 

tiirom^  Härten  und  IJnricIili^kt'iteu  immer  mclir  vermindern  und 
fiitrcnicn  «ird,   (heiliieiimciul  zu  ermuntern,  ohne  zu  wünschen, 
dass  er  ein  nay.i'i^öxixvog  (wenn  man  uns  die  Beibehaltung  des 
Wortes  noeJj  erlauben  will)  werden  möi^e.     Wie  wir  aber  von  der 
ersten  oder  doch  einer  der  ersten  Leistungen  der  Fleischmanni- 
sclien  Unternehmung  in  iMVinchen,    eine  Sammlung  der  griech. 
Ciassikcr  in  einer  neuen  teuf  sehen  Vcbersetzmig  mit  kurzen  An- 
merkungen ron  einem  teut scheu  Gelehrlenvereine  herauszugeben, 
nämlich  von  dieser  Liebersetzung  des  Pansanias,    m eiche  einen 
'riieil  dieser  Sammlung  ausmacht,  sobald  es  sicli  thun  Hess,  dem 
Publikum  Bericht  abgestattet  haben,    so  sollte  docli  wohl  auch 
Met  zier  8  Unternelimen  in  Stuttgart  die  griechischen  Prosaiker 
in  neuen  Uebersetzungen  dem  gebildeten  Publikum  vorzulegen^ 
in  unsern  kritischen  Blättern  zur  Sprache  kommen,  zinnal  da  diese 
Buchhandlung  schon  von  mehrern  griechisciien  Prosaikern  Leber- 
setzungsprobcn  geliefert  hat ,  und  die  Redaktoren  dieser  Ueber- 
setzungen ehrenw  erthe  Männer  sind,  von  welchen  man  niclit  glau- 
l)eu  kann,  dass  sie  unter  ihrem  INamcn  gemeine  Fabrikarbeit  ver- 
kaufen lassen.     Freylich  haben  wir  irgendwo  gelesen,  dass  diess 
eine  Lebersetzungst'abrik  sey,  und  das  Kind  heisse  wirklicli    so. 
Da  es  nun  an  ?saclibetern  nicht  fehlen  wird,  so  niuss  dem  PnbJi- 
lium,    für  welches  diese  Uebersetzungen  bestimmt  sind,   um  so 
mehr  daran  gelegen  sej  n  zu  erfahren ,  was   es  von  ihnen  zu  ur- 
theilen  habe,   und  in  wiefern  es  sich  auf  ihre  Treue  und  typogra- 
pbische  ('orreklheit  \<'rlassen  könne.    Und  sollte  man  dem  so  bil- 
ligen Wunsche  des  Publikums  nicht  gewähren*?     Doch  wir  sagen 
dieses  nur,  um  es  gesagt  zu  haben.     Wir  kehren  zu  dem  Hrn. 
Wiedasch  zurück,    der  diesem  zweyten  Bande,   welcher  das 
3te,  4te  uiul  r»(e  Buch  des  Pansanias  enthält,  erstlich  eine  Stamm- 
tafel zu  Buch  3  Kap.  2,  welche  die  Reihenfolge  der  beiden  Kö- 
nigshäuser zu  Spart a^  so  ireil  sie  Pausa?iias  verfolgt^    darstellt 
(wobey  zu  bemerken,    dass  iu  dieser  Tafel  der  Fehler,    welcher 
dieselbeTafel  iu  meiner  Ausgabe  entstellt,  richtig  verbessert  wor- 
den isi),  zirci/fens  zu  Pansanias  V,  7  und  VI,  ]J)  einen  Plan  von 
Oltjnipia  nacli   Barbie  du   Bocage  zu  der  Iteise  des  Jüngern 
Aua«liarsi-i  und   einen  7^/«/^  von  Sparta  nach  K.  O.  iMüller  zu 
Pansanias  lil,   Ji  angehängt  hat.     Drittens  aber  liat  er  auch  die- 
sem Bande  a)  eine  Lebersicht  der  vorzüglichsten  Bildner  unter 
den  Jictleue/i  von  dem  .Infange  der  bildenden  Kunst  an  bis  zum 
Knde  ihrer  schönsten  liliithe^  d.  i.  bis  auf  Lijsippus  und  seine 
Zeil  Ol.  Vl{\  zur  KrUiuterung  des  Pausan.^  b)  eine  kurze  üeber- 
sicht  der  vorzüfilichsten  Mahler  von  Phidias  Zeit  bis  Apelles  und 
seine  nächsten  Zeil  genossen  ohngefähr  von  ÜLH^y — 120  oder  von 
4?^(J — 'MH)  vor  Christo  mitgegebeu.      Wir  wunderten   uns,    dass 
diese  beiden  let/(en  Zugaben  nicht  für  den  letzten  Band  dieser 
Uebersetzung  anlgespiihrt  worden  sind,  wo  man  sie  eher  suchen 
>^ürde  als  gerade  in  der  AJitte.     Ihn.  Silligs   Calalogus  arlijl- 


112  Kürx cre  Anzeigen. 

cum  gracc.  et  roman.^  der  erst  182'«  erschienen  ist,  und  von  dem 
wir  elienl'alls  um  seiner  selbst  und  um  des  hocligeaclitcten  Ver- 
fassers willen  sehr  wünschea,  dass  er  bald  einen  unpartheyischeii 
Ueurtheiler  finden  möge*),  konnte  natiulicli  Hr.  Wiedasch 
nocli  niclit  dabey  benutzen.  Diese  seine  anspruchlosen  Ueber- 
sichtcn  haben  die  Gestalt  von  chronologischen  und  synclironisti- 
schen  Tabellen.  Sie  sind  in  vier  Spalten  getheilt,  die  erste  und 
breiteste  erzählt  kurz  das  Historische  von  jedem  Künstler;  von  den 
drey  andern  Spalten  wiederholt  die  erste  dicMamen  der  Kiinstler, 
die  z-.veyte  die  Olympiaden,  die  dritte  giebt  die  Jahre  vor  Christi 
Geburt  nebst  bezeichnenden  Begebenheiten  an.  Die  Anmerkun- 
gen zu  diesen  8  Biichern  i'iillen  1S8  Seiten,  die  beyden  Ueber- 
«ichten  gehen  von  S.  139 — 232.  DieUebersetzung  nimmt  31)8  S. 
ein.  Sie  verdient  in  ihrem  Fortgange  dasselbe  Loh  und  Urtheil, 
das  Mir  ilirem  Anlange  schuldig  zu  seyn  glaubten  (s.  den  Isteii 
Jahrg.  dieser  Jahrbb,).  Da  aber  Hr.  Wiedasch,  was  sein'  zu 
lohen,  mit  seinen  Arbeiten,  w^nii  sie  fertig  sind,  selbst  wenig 
zufrieden  ist,  so  wird  er  wahrscheinlich  die  Uebersctzungen  TU, 
SS,  fl  laXyiivg  Erzarbeiter ^  4,  2  aU.a  rijg  %cÖQag  das  übrige 
Laiul  ^  5,  5  a^Qoit^wv  övvapav  Verstürhuns;  zusanuiiengezogen 
hatte  ^  ebend.  ru  ivavria  Izccööovto  stellten  sich  ihm  entgegen 
selbst  sclion  gemissbilliget  liaben.  Auch  in  diesem  Bande  hat  Hr. 
Wiedasch  den  Anmerkungen  vielen  Fleiss  und  nicht  olineGliick 
gewidmet.  Da  nun  auch  ausser  einem  jungen  Gelehrten  in  Leip- 
zig Hr.  Professor  Kreuser  am  Jesuiten-Gymnasium  in  Cöln  eine 
neue  Uebersetzung  des  Pausanias  herausgeben  will ,  so  wird  hof- 
fentlich diese  Concurrenz  neuer  üeberselzungen  des  Pausanias  das 
Verstehen  desselben  unter  uns  mehr  belonlern  als  in  Enghind  der 
neue  Abdruck  der  alten  Uebersetzung  von  Taylor.  Den  deut- 
schen Uebersetzern  des  Pausanias  aber  möchte  ich  noch  den  llatli 
ertheilen ,  hey  dem  Abdrucke  ihrer  Uebersctzungen  darauf  zu 
dringen  und  darüber  zu  wachen,  dass,  wo  es  ihnen  nöthig  sciieint, 
die  richtige  Aussprache  der  griechischen  Eigennamen  durch  Qnan- 


*)  Die  Redaction  stimmt  vollkommen  mit  diesem  und  dem  ol)cii- 
geilusserten  Wunsche  des  ilerni  llccenscnten  ühereu!,  und  winistht  recht 
sehr,  sowohl  von  diesem  Catiih)g;is  als  von  den  in  Stuttgart  hei  Jlotz- 
1er  erscheinenden  Uebersetzungen  (Jriechischer  Prosaiker  recht  bald  Bc- 
lU'theilungen  in  diesen  Jahrhücheru  uiitthcllen  /u  können.  Da  sie  inde.-s 
für  beide  Werke  bis  jetzt  nocli  keinen  Beiirtheller  finden  konnte,  so 
will  sie  hiermit  nicht  nur  die  ordentlichenMitiubeiter  dieser  Zeitschrift, 
sondern  anch  andere  Gelehrte,  die  zu  einer  solclien  llecension  Ivraft, 
Zelt  und  Willen  haben,  öflVntHch  dazu  aufgefordert  liabcn.  Wer  sich 
Lereitwillig  findet,  wird  nur  um  eine  vorläufige  Anzeige  darü))er  er- 
sucht, damit  das  betheiligte  Werk  nicht  weiter  »ersprochen  werde. 

Anm.  d.  Red. 


Pausaniaü,   übersetzt  und  erluiitort  von  Wiodascb.  113 

litiitszciclieii  über  der  lang  oder  kurz  zu  spreclicmk'ii  S^lbc  an- 
gedeutet «erde,  wenn  sie  nämlicli  ihre  Uebersetzungen  für  das 
grössere  Publiltum  bestimmen.  Wollen  >vir  das  grosse  gebildete 
Puhlikiini  zum  Lesen  der  grieeliisclien  und  römischen  Prosaiker 
einladen,  so  müssen  wir  ihm  auch  das  richtige  y\ussprechen  der 
Kigeunamen  zu  erleichtern  suchen.  Wir  werden  vielleicht  hier- 
durch auch  noch  das  Gute  stiften,  dass  die  Verlasser  von  Ge- 
schichtsbüchern zum  Gebrauch  für  Bürgerschulen  und  ihre  Leh- 
rer, auf  diesen  nicht  unwichtigen  Gegenstand  aufmerksam  gemacht, 
nun  diese  (^uantitätsbezeichnungcn  in  ihre  Hülfsbücher  mitanf- 
nehnien ,  wodurch  Manche  vor  unrichtiger  Aussprache  solcher 
INamen,  z.  B.  Thrasybulus^  Kleobtdus  ^  Poli/phenius ^  Areopä- 
giis,  Helena^  Fenelöpe  ii.  ds,\.  gesichert  werden  würden.  Wen» 
wir  mit  Hecht  in  der  Geographie  auf  eine  so  viel  als  möglich  rich- 
tige Aussprache  der  INamen  halten,  so  sind  wir,  denk'  ich,  die- 
selbe Achtung  den  INamen  in  der  Geschichte  schuldig.  Eineii 
Versuch,  die  Dehnung  und  Kürzung  gewisser  Sylben  in  Eigenna- 
men durch  die  gewöhnlichen  Zeichen  (-  ->)  anzugeben,  habe  ich 
selbst,  wo  es  nöthig  und  möglich  schien,  im  ersten  Bande  meiner 
LU'bcrsetzung  des  Pausanias  gemacht,  und  in  der  Vorrede  ein  paar 
Worte  darüber  gesagt,  allein  er  ist  in  der  Druckerey  nur  zum 
Theil  ausgeführt  worden,  indem  man  lediglich  die  Längen  durch 
einen  Acutus  und  auch  nicht  überall  bezeichnet  hat. 
Budissin,  d.  7  Sept.  1827. 

E.  G.  Siebeiis. 


Scilul-  undUniversitätsnadmchteii,  Beförde- 
rungen und  Ehienbezeigungen. 


1jhkmk\.  Diu  hiesige  Hauptschule  besteht  n^ch  der  im  J.  1817  getrof- 
fenen Kinriclitiing  aus  3  Hauptabtheilungen:  1)  einer  Voräehule  von  4 
Ciar»en  ,  von  denen  die  drei  er«len  Mieder  in  3,  die  vierte  in  •  Ab- 
tbeilungen zerfällt.  Uie  Schüler  der&elben  erhalten  Unterricht  in  der 
Griecbiücben,  Lateinischen ,  Deutschen ,  Franzöe>is(;hen  und  Kugliäclieti 
Spniclie ,  inlleiigion,  (je&rbicbte,  Erdkunde,  Natiirge»cbi«bte ,  Ma- 
thematik, Zeichnen  and  Schreiben.  2)  einer  Handelsbchule  von  2  Cla»- 
sen,  deren  UnterricIUeigegenitände  LatciniM  he,  Deutsche,  Franzöi^ischo 
und  Englische  Sprache,  Deutsche  Literatur,  Geschichte,  Statistik, 
Erdbeschreibung  und  Productenkunde,  Anthropologie,  I'iiysik,  iVhttbe- 
uiatik ,  Natiirbesrbreibnng,  Handelswissenscbutt ,  Handel»gesclii(;hte, 
Waar(;nkunde,  Scbilnscltreibcn,  kaufiniinni>cheB  Kcchnen  und  ihiclilial- 
ten  t«ind.  3)  einer  gelehrten  Scbule  \<mi  drei  Classcn,  in  weh:l»«'r  (<rie- 
cbische ,  Lalciniscbe .  I)*iiti><'be  und  Franzupisclie  Sprache,  philologi- 
Jahrb.  /.  l'hil.  u.  l'adag.  Jahrg.  II.  iJrJl  U.  ^ 


114  Schul-  lind  Un  iversi  tiltsnach  r  ich  ten, 

Bchc  HülfsAVi^scnschuftcn ,  Rclip^ionsgeschichte  (nur  In  Prima),  Ge- 
sithichtc ,  Ge»»gra[)hic  und  Mathematik,  und  in  ausserordentlichen  Lchr- 
etunden  llehrätsche  und  Englische  Sprache  gelehrt  ^Verden.  Jcdellaupt- 
nbtheilung  hat  ihren  be:>ondern  Vorsteher.  Das  Lelirerpersonale  ist :  1) 
an  der  gelehrten  Schule:  der  Professor  Dr.  Jt'ilh.  Conr.  Sanders  (Vor- 
steher, geb.  zu  Bremen  d.  9  Oct.  ITfiß,  durch  einige  Schulprograuime 
von  ISOö  — 1811  bekannt);  der  Prof.  flcinr.  liump  (geb.  zu  lioru  bei 
Bremen  d.  37  Dec   lTb'8,  s<rhrieb  Foiiesungen  pädagog,  Inhalts,  Bremen 

1824,  8.);  der  Dr.  Joh.  Christoph  Knüpfet  (geb.  zu  Nordhausen  den  19 
Oct.  1780);  der  Dr.  Friedr.  Aug.  Menke  (geb.  zu  Bremen  den  13  Sept. 
1791,  schrieb  Obss.  in  Statu  Achilleida  et  alios  passifn  scriptt.  Götting.  1814, 
12.);  der  Dr.  tnih.  Tappcnbeck  (geb.  zu  Oldenburg  den  23  Juli  1794, 
gab  zu  Bremen  1827  ein  Lot.  LesefeucA  heraus,  und  lehrt  auch  an  der  Vor- 
schule); der  Uülfslehrer  Friedr.  Heise  (aus  dem  Braunschweigischen, 
Lelirer  der  Mathematik.  Giebt  auch  in  der  Vorschule  Unterricht.).  2) 
un  der  Handelsschule  :  der  Prof.  Dr,  Franz  Carl  Mertcns  (Vorsteher, 
geb.  zu  Bielefeld  den  3  Apr.  17Ö4,   hat  eine  Flora  Germanica ,   Frankf. 

1825 ,  herausgegeben  und  Campers  Robinson  ins  Englische  übersetzt. 
Zweite  Ausg.  Frankf.  1807,  8.);  der  Prof.  Dr.  irUh.  Theodor  Hundeikcr 
(geb.  zu  Grossen  -  LalTer  im  llildesheimischcn  den  16  März  178(>,  hat 
ein  New  English  Rcading  iiook.  Vol.  I,  Bremen  1827,  8,  und  in  Ver- 
bindung mit  Platc  ein  Französ.  Lesebuch  in  2  Theilcn,  Bremen  1825,  20, 
8,  herausgegeben)  5  die  Uülfslehrer  Dr.  Jf^ilh.  Emil  Georg  Kellner  (geb. 
zu  Göttingen  den  2  Jiil.  1774),  Georg  Ahlers,  Joh.  Goosmann  und  Joh. 
Herrn.  Meyer,  welche  auch  alle  vier  «n  der  Vorschule  Unterricht  geben. 
8)  an  der  Vorschule:  der  Prof.  Dr.  Christian  Friedr.  Lebrecht  Strack  (Vor- 
steher, geb.  zu  Kloster  Uoäsleben  den  9  Mai  [nicht  den  24  Jan. ,  w  ic  in 
Rotermund's  Lex.  steht]  1781.  Er  hat  mehreres  geschrieben  und  arbei- 
tet jetzt  an  einer  Uebersetzung  von  Aelian''s  naturgeschichtlichen  Erzäh- 
lungen.) ;  der  Dr.  Med.  Conrad  Heinr.  Thulesius  (geb.  zu  Delmenhorst  d. 
15  Oct.  1771) ;  Jacob  Blendermann  (aus  Bremen) ;  Friedr.  Uhrbach  (ans 
Naumburg  a.  d.  Saale)  ;  Dr.  Georg  Ernst  Pliitc  (aus.  dem  Hannoverschen, 
geb.  d.  28  Mai  1784.  s.  Hundeikcr.) ;  Daniel  IflUjen  (aus  Bremen);  Dr. 
Joh.  Christian  Ludw.  7f«t'fe"(aus  Scharmbeck)  ;  die  Hauslehrer  Joh.  Andr. 
trendt  (aus  Bremen,  Predigeradjunct  am  Dome),  ff 7lh.  Jac.  Meyer  (iiuä 
Bremen),  Joh.  Heinr.  T'olkmann  (geb.  zu  Bremen  d.  9  Oct.  1804),  Cau- 
didat  Migault  (aus  Bremen),  G.  ff\  Stecket  (Lehrer  der  Engl.  Sprache), 
Friedrich  Adolph  Dreycr  (Zeichnenlchrer)  und  Heinr.  Gerh.  Neuhaus 
(Schreiblehrer). 

LrcERN.  Am  Lyccnin  hat  der  tägliche  Rath  des  Cantons  unter 
dem  20  Octob.  dem  Prof.  der  Philosophie /iat(/»)a>i/(  die  diir<h  Gügler''s 
Tod  erledigte  Professur  der  Theologie  übertragen  und  den  aufgeklär- 
ten Pater  Girard,  der  erst  vor  kurzem  na<;h  Fiikiul'ug  gegangen  war, 
zum  Professor  der  Philosophie  ernannt. 

Lyck  in  Ostpreussen.  Das  dortige  königliche  G3  mnasium ,  von 
welchem  im  ersten  Bande  dieser  Jahrliüchor  S.  241  243  etwas  aus- 
führliche Nachricht  gegeben  wurde   [vgl.  Bd.  IV  S.  352],   hat  seitdem 


I 


Beförderungen  und  Ehrenbezeigungen.  115 

vu'dcr  2  rrof^raniiiie  ausgegeben.  I)u8  von  182(>  Ut  1.0  Bogen  stark, 
üic  <)  ersten  Bogen  nimmt  der  von  dem  eristen  Oherl. ,  Hrn.  Dr.  Clu- 
dius,  herrührende  Auft-iitz  de  atUlieiiiia  scciindac-  oratiouis  Catiliuariae 
ein,  in  velchem -Hahrseheinlieh  geniaeht  wird,  dass  Cicero  nicht  Vcr- 
liiüser  dieser  Kede  sey.  Die  4  letzU-n  Bogen  enthalten  Schulnachrichteii. 
Zur  LebLTsicht  über  die  Lehrvertassung  wird  niitgetheilt  der  Lchrgc- 
ircnstaudsplun,  die  /  ertheiluns;  der  Lchriicgenstündc  unter  die  Lelirer,  die 
im  Gebranche  stehenden  Jjvhrhüchcr,  die  von  Michaeli»  1825  bis  dahin 
lö2()  abgcliandiitai  Lehrabschnitte,  Mobei  der  Herr  Verf.  S.  55  das  Lau- 
iircn  in  den  Elementarschulen  in  Schutz  nimmt.  Man  sieht  es  gern, 
dass  hier  Manche»  beachtet  wird,  worauf  viele  Gymnasien  MenigWerth 
legen,  vrie  der  Gesang,  das  Zeichnen,  Schönschreiben,  declamatorischc 
Lesen,  wobei  die  Kede  ist  vom  Sprachgcsange,  und  allgemeine  Bildung. 
In  Folge  höherer  Anordnung  sind  auch  die  philoe^ophischen  Vorberei- 
tungfStudieu  Lehrgegenstand  geworden.  In  Beziehung  auf  die  Disciplin 
sind  Jiöhern  Ort?  genehmigte  Schulgesetze  eingeführt  worden.  Einige 
Klagen  weiden  geführt  über  die  Benutzung  der  vierteljährigen  Zeug- 
nisse vom  Hause.  Der  neue  dritte  Oberlelirer,  Herr  Fabian  aus  Tilsit, 
»pruch  bei  seiner  Einfülirnng  um  Jlten  Jan.  über  die  erziehende  Kraft  der 
Geschichte,  üie  Schülcizuhl  bclief  sieh  am  Uten  Septbr.  auf  124.  6  Zög- 
linge waren  im  Herbste  1825  zur  Universität  entlassen  worden,  4  mit 
>!-.  II,  2  mit  Nr.  III.  Aach  S.  71  sind  5  Primaner,  darunter  sogar  3 
ein\ierteljährige  abgegangen,  um  sich,  um  früher  Studenten  zu  wer- 
den, Ton  der  gemischten  Prüfungscommission  prüfen  zu  lassen.  Der  Hr. 
Verf.  nennt  die»s  das  Abgangsficbcr ,  eine  Krankheit,  gegen  welche  die 
Staaten  eine  Art  von  Chinin  anwenden  sollten.  Dia  Lehrmittel  sollen  ver- 
mehrt werden,  üie  Bibliothek  und  unmittelbaren  Unterrichtsmittel  haben 
Kehr  gewonnen.  Das  Programm  von  1827  beträgt  7  Bogen,  wovon  die 
ersten  2^  den  von  dem  zweiten  Oberl.  Hrn.  Chrzescinski  herrührenden 
Entwurf  der  körperlichen  Trigonometrie  nach  heuristischer  Methode  ent- 
hiilten.  Die  Svhulnachrichlen  entlialtt^n  dieselben  .Vbschnitte,  wie  die  des 
vorigen  Programms.  S.  22  wird  gewünscht,  dass  der  Iteligionsunterricht 
auch  auf  der  Lniversität  fortgesetzt  werde.  Von  S.  84  —  40  spricht  der 
Herr  \  erf.  »ich  über  die  Privatlectüre  und  über  die  philosophischen  J  or- 
bcreitungssludicn  aus.  S.  42  ist  die  Hede  von  einer  neu  ers<;hienenen  In- 
struction für  die  DiActorcn  und  Bectoren  der  gelehrten  Schulen  der  Provinz 
Oslpreussen  und  Lillhuucn ,  w  eiche  ausführlieh  seyn  muss,  da  sie  aus  30 
g§  besteht.  Die  Schülerzahl  belief  sich  anfangs  Septembers  auf  159, 
wovon  13  auf  1,  1(>  auf  II,  3tt  auf  111,  34  auf  IV,  23  auf  V  und  37  auf 
VI  Sassen.  Die  Frequenz  ist  also  sehr  im  Steigen.  Zur  Lniver»ität  wur- 
de 1  Zögling  mit  Nr.  II  entlassen.  Einer,  welcher  unreif  abgehen  woll- 
te, gab  den  Vorstellungen  der  Lehrer  Gehör  und  blieb  zurück.  Der 
Primus  von  I  bleibt  freiwillig  über  2  Jahre.  Da»  scheint  dort  ein  sel- 
tener Fall  zu  seyn.  Auf  vielou  Deutachen  Gynmusieu  ist  das  gar  nichts 
Seltenes.  Doch  äussert  der  llr.  \'erf.  die  lioiTiiuri^,  da.-s  übereiltes,  un- 
reifes Abgehen  in  der  Fol;:;e  nicht  mehr  vorkommen  werde.  Die  Lehr~ 
und  l  nlerriditsniiild  haben  auch  in  diesem  Julire  gewonnen ,   besunders 

8* 


116  Schul-  und  Universitälsnachrichten, 

durch  eine  Elcktrislmiaächtnc,  eine  Luftpumpe,  einen  Ileherharomelcr 
und  Anderes.  Einen  Kummcr'scheu  Rcliefglübus  von  2(i  Zoll  im  Dureli- 
nicsser  hat  das  ktinigl.  Ministerium  der  Anstalt  als  Geschenk  gegeben. 
Auf  die  Bibliothek  Murden  ausser  den  etatsmässigcn  00  Thlrn.  noch  200 
Tlilr.  als  ausserordentliche  Bewilligung  verwandt.  Ueherhaupt  scheint 
das  dortige  Gymnasium  besonders  auch  hierin  bedeutende  Fortschritte 
7.U  machen.  Zur  Anlegung  und  Unterhaltung  einer  Sdiülci-bibUuthck  ist 
ein  Versetzungsgeld  eingeführt  worden.  Zur  Unterstützung  armer  Schü- 
ler mit  Büchern  hat  sich  ein  jährlicher  Fonds  von  16  Thlrn.  10  Sgr. 
ermittelt.  Zuletzt  werden  in  Beziehung  auf  die  Programme  derPreuss. 
Gymnasien  beherzigensMcrthe  Vorschläge  gemacht.  Das  Lehrerpersonale 
ist  folgendes :  1)  Dr.  J.  S.  Rosenhejn  aus  Sachsen ,  Director ;  2)  Dr.  //. 
G.  J.  Cludius  aus  tlildesheim,  Ir  Oberl.  Ilim  hat  das  kön.  Ministerium  ei- 
ne Gratification  von  200  Thlrn.  gegeben;  3)  M.Chrzcsct'nski  aus  Pr.,  2r 
Oberl.;  4)  M.  Fabian  aus  Pr. ,  3r  Oberl.;  5)  fF.  F.  Opjicrmann  ans  Ilal- 
ber»tadt,  4r  Lehrer;  (i)  A.  F.  liaphacl  aus  Pr. ,  5r  Lehrer;  7)  K.  F. 
Marcus  aus  Pr.,  6r  Lehrer;  8)  JF.  Mencei  aus  dem  ehemaligen  Neuostpr., 
elementarisch  gebildeter  Hülfslehrer;  9)  Actuar.  J.  ff.  J.  Hullnus,  Zeich- 
ncnlehrer.  Die  in  dieser  Anstalt  sichtbare  Thätigkeit  wird  gewiss  sehr 
wohlthätig  für  jene  entfernte  Gegend  wirken. 

Mkpfe^.  Die  durch  des  Lehrers  JEiTist  Tod  erledigte  unterste  Lehr- 
Btellc  am  Gymnasium  hat  der  Candidat  J.  H.  Deicrs  erhalten. 

MiNSTEB.  Bei  dem  Gymnasio,  welches  bisher  6  gesonderte  Cias- 
een und  eine  Vorbereitungsciasse  (subinßma)  hatte ,  ist  die  letztere 
Classe  zur  Sexta  des  Gymnasii  erhoben,  und  die  hisherigc  Secunda  in 
Ober-  und  Unter- Secunda  geschieden  worden.  In  Folge  dieser  Maass- 
regel, welche  bewirkt,  dass  die  Scliüler  nunmehr  um  ein  Jahr  sputer 
als  bisher  in  die  Prima  gelangen,  ist  der  bisherige  Lehrer  Ilummell  an 
der  Subinfima  bei  dem  Gymnasio  förmlich  angestellt  und  ihm  der  mit 
den  Untcrlehrerstellen  an  dem  Gymnasio  in  Münster  verbundene  Ge- 
halt bewilligt  worden. 

NAUMBirRG.  Am  Domg3'ranasium  sind  nach  Schuberts  Abgange  [s. 
III,  4  S.  111]  der  dritte  und  vierte  Lehrer  In  die  zweite  und  dritte  Lehr- 
stelle aufgerückt,  und  zum  vierten  Lehrer  ist  der  bisherige  ordentliche 
Lehrer  am  Pädagogium  in  Halle  Dr.  Friedr.  fVilh.  Graser  berufen  wor- 
den. 

NEnMJKG.  Zum  Director  des  Seminars  und  Rector  der  Studienan- 
etalt  ist  der  bisherige  Professor  am  neuen  Gymnas.  in  München  Anton 
Mengein  ernannt  worden. 

Niederlande.  Durch  ein  kön.  Decret  vom  8  Septbr.  ist  festgesetzt, 
dass  auf  allen  Universitäten  des  Reichs  ausser  den  grossen  Ferh^u  von 
2  Monaten  im  Juli  und  September  nur  noch  eine  Woche  zu  Weihnach- 
ten ,  14  Tage  zu  Ostern  und  4  Tage  zwischen  den  beiden  Semestern 
als  Ferien  bestehen  sollen.  Der  Professeur  d'ecriture  sainte  Janssens 
um  Seminar  in  Lüttich  ist  zum  Prof.  der  Philosophie  am  philosoph. 
Colleglum  in  Löwen  an  des  verstorbenen  Prof.  Sebcr  Stelle  ernannt 
worden. 


Dcforderungen  und  Ehrenbezeigungen.  117 

NoRDHAr8K\.  Zum  Director  deti  Gymnasiums  [s.  llft.  3  S.  349]  ist 
der  bisherige  dritte  College  an  der  Latein,  llauptsichule  des  Wuisenhau- 
feco  in  Halle  Dr.  Carl  /tu«;iist  Schirliiz  ernannt  worden. 

Pktkksbi  KG.  Zur  Secularfeicr  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften [s.  II  S.  224  u.  111,  1  S.  118]  den  29  üec.  182«  alten  Stils  hat 
der  StaatsnUh  und  Prof.  Gräfe  unter  dem  Titel:  Ti]  KaiauQHcc  ntQi 
inißTTi(t03v  Axaöqfiicc  rt)  iv  TIstqov  noXei  tt]v  iuarovtoVTiv  lavrjjs  navr]- 
yvQiv  To  nQooTov  ayovor)  tt]  xö"  toü  dexsußgiov  rov  A^KF  irovg,  ein 
Griechisches  elegisches  Glückw  ünscliungsgedicht  auf  20  S.  gr.  Fol.  her- 
ausgegeben und  davon  auch  eine  Deutsche  Vebersetzung  in  gleichem 
Versniaass  geliefert  unter  dem  Titel:  Der  kaiscrl.  vikademic  der  ll'is- 
scnschaßcn  zu  St.  Petersburg  bei  ihrer  ersten  Säcularfeier  d-  ,VA7.V  Pecem- 
ber  MDCCCXXf  I.  Für  IVenigre  aus  dem  Griechischen  übersetzt  vom  Ver- 
fasser. 22  S.  4.  Auf  dem  Titel  ist  die  Denkmünze  abgebildet,  velche 
auf  der  einen  Seite  das  Bru?tbild  jVicolaus  des  I,  auf  der  andern  eine 
auf  einem  Thron  sitzende  Pallas  zeigt,  die  den  vereinigten  Brustbildern 
Peters  und  Alexanders  einen  Lorberkranz  aufsetzt,  in  dem  Lections- 
vcrzeichnibse  der  Petersburger  Universität  für  das  Jahr  1827  haben  au- 
sser einem  Theologen  Vorlesungen  angekündigt:  in  der  philosophisch- 
juri>tischen  Facultät  5  ordentliche  Professoren  und  2Candidaten;  in  der 
physisch -mathematischen  7  ordentl.  und  1  ausserordentl.  Profl".,  2  Gy- 
mnasialoberlehrer und  3  Candidaten;  in  der  historisch -philologischen 
6  ordentl.  und  2  ausserordentl.  Proff.,  1  Professor  adjunctus,  1  Lyceal- 
prof.,  2  Lectoren  und  5  Candidaten.  Angehängt  ist  dem  Lectionsverzeich- 
niss  die  Abhandlung:  Lingua  Graeca  et  Latina  cumSlavicia 
dialectis  in  re  grammatica  comparatur.  Auetore  Frederico 
Craefio.   Spec.  I.   Petropoli  typis  Academicis.  MDCCCXXVIl.  45  S.  4. 

PniLADKLPUiA.  Die  dasige  Universität,  welche  1791  gegründet  und 
mit  dem  alten  Collcgium,  der  Akademie  und  den  Armenschnlen ,  die 
bereits  1779  gestiftet  *iind  ,  verbunden  ist,  zählt  über  bOO  Studenten, 
und  steht  unter  der  Aufsicht  eines  Curatorencoltegiums  (Board  of  Tru- 
etees)  von  24  Mitgliedern,  dessen  Präsident  der  jedesmalige  Gouver- 
neur von  Pennsylvanieu  is>\  Die  Bibliothek  und  der  physikalische  Ap- 
parat sind  in  den  letzten  Jahren  bedeutend  vermehrt  worden ,  und  be- 
finden sich  in  einem,  1802  auf  kosten  des  Staates  erbauten,  grossen 
Hause,  das  zugleich  für  die  Coilegien  dient,  indem  das  alte  Universi- 
tätsgebäude nur  noch  zu  Privatv<)rlesungen  und  Akademieen  benutzt 
wird.  Wichtiger  als  dieUniversitätsbililiolbek  ist  die  Philadelphiabiblio- 
thck,  bes(»nders  von  lieujamin  Franklin  begründet  und  befordert,  w  eiche 
gegenwärtig  fa»t  28000  Bände  zählt  und  alle  Tage,  Soimtags  ausge- 
nommen, von  2  l  lir  bis  Sonnenuntergang  geöffnet  ist.  Wer  ein  Buch 
mit  nach  IlaiibC  nehmen  will,  legt  soviel  Geld,  als  das  Buch  wertli  ist, 
als  Einlage  ein  und  entrichtet  ein  geringes  Lesegeld.  Auf  der  Biblio- 
thek selbst  werden  die  Bücher  nnentgeltiicb  zum  Lesen  gegeben.  In 
einem  Nelienzinimer  IxTindet  sich  die  aus  werthvollen  und  selt<;nen  Bü- 
chern bestehend«;  Bibliothek  von  James  Logau ,  welche  durch  ein  Ge- 
setz auf  Lumer  \un  der  audern  ölleatlichen  Uibiiulhek  gescliieden  ist. 


118  Schul-  und  Univcr sitäUnachrichten, 

Aufseher  dieser  beiden  Bibliothelien  sind  die  6choii  1742  bestiitlpi'te  Bi- 
bliotliekgcseUschaftvon  Philadelphia,  M-elche  durch  •^eleffentlielie  Schen- 
liung-en  und  jährliche  Heiträge  die  Philadelphiahibliothek  immer  ver- 
mehrt, und  die  Erben  Logan's.  Mit  der  erstem  ist  ein  ansehn  liebes  natur- 
liistorisches  Museum  und  ein  Averthv(>llcr''physikalischer  Apparat  ver- 
bunden. Der  Bibliothek  gegen  über  ist  die  Halle  der  Americanischen 
philosophischen  Gesellschaft,  die  im  Januar  17(»!)  durch  Vereinigung 
zweier  literarischen  Gesellschaften  gegründet  und  den  15  März  1780 
licstätigt  ward. 

Potsdam,  Pen  15  October  ward  im  G\-mnasium  durch  den  Ober- 
consistorialrath  Noltc  der  bisherige  Rector  Büttner  feierlich  entlassen 
und  der  neue  Director ,  Prof.  Dr.  Blume  aus  Stralsund,  eingeführt. 
Dem  Reetor  Büttner  •ward  am  Morgen  dieses  Tages  von  der  Bürger- 
ecliaft  noch  ein  kostbares  Ehrengeschenk  überreicht. 

Prevssetv.  Um  den  Besuch  der  ausländischen  Jesuiten -Institute 
von  Seiten  der  Söhne  Preussischer  Unterthanen  zu  verhüten,  ist  mitteU 
allerhöchster  Cabinetsordre  vom  Isten  October  d.  J.  angeordnet,  dass 
nur  den  auf  inländischen  Unterrichtsanstalten  gebildeten  Jünglingen  die 
Begünstigung  des  1  jährigen  Militairdienstes,  so  wie  den  sich  dem  gcist- 
liclien  und  SchuUohrer- Stande  widmenden  jungen  Leuten  die  Zuriick- 
etellung  vom  Militairdienste  bis  zum  2(>sten  Jahre  gewäbrt ,  auch  bei 
der  Anstellung  im  Staatsdienste  den  auf  einheimischen  Unterrichtsan- 
fitalten  gebildeten  Bewerbern  bei  sonst  gleicher  Qualißcatinn  der  Vor- 
zug gegeben  werden  soll.  Die  Landräthe  sind  angewiesen,  jährliche  Li- 
sten einzusenden,  aus  denen  sich  die  Namen  der  jungen  Leute,  die  sich 
auf  auswärtigen  Unterrichtsanstalten,  insonderheit  der  Jesuiten  -  Schulen, 
befinden,  so  wie  ihrer  Eltern  und  Vormünder  ersehen  lassen.  Das  Mi- 
nisterium der  Unterrichts -Angeleg.  hat  unter  d.  14  Mai  d.  J.  verfügt, 
dass  bei  dem  Tentamen  pro  licentia  concionandi  derjenigen  Candidaten 
der  evangel.  Theologie,  welche  früher  die  Universität  mit  dem  Zeug- 
niss  Nr.  III  bezogen  haben,  auf  ihre  Scliulbildung  eine  vorzügliche 
Rücksicht  zu  nehmen  ist,  um  sich  zu  vergewissern,  ob  und  in  wie  Meit 
die  betreffenden  Individuen  den  früher  an  i'.inen  bemerkten  Mangel  an 
tüchtiger  Schulbildung  durch  Privatfleiss  zu  ersetzen  gesucht  haben. 
Zu  Mitgliedern  der  wissenschaftlichen  Prüfungscommissiuncn  für  das 
Jahr  1828  wurden  ernannt ,  in  Eeri.ix  :  der  Prof.  Köpke  der  iillcre  (Di- 
rector), der  Schulrath  Schulz  nnA  die  Proff.  Lachviann  und  Ritter  der 
jüngere ;  in  Bonn  :  die  Proff.  Diesterweg  (Director) ,  Heinrich ,  Augusti, 
l Findischmann  und  Brandts;  in  Breslau:  der  Consistorialrath  Menzel 
\  (Director),  die  Professoren  Jungnits,  Middcldorpf  und  Braniss  und  der 
Oberlehrer  JFdZaHcr,"  in  Halle:  die  Proff".  Jacofts  (Director),  J'oigtel, 
Hcisig,  Scherk  und  Tholuck;  in  Königsberg:  die  Proff.  Lobeck  (Dire- 
ctor), Bessel,  Drumann  und  Olshauscn  und  der  Director  Dieckmann;  in 
MiInster:  die  Consistorialräthc  Kohlrausch  (Director)  und  Möller,  der 
Director  JSadermann  und  der  Professor  Lückenhoff.  Vgl.  I  S.  505.  Im 
Regierungsbezirk  Aachen  ist  eine  Unterstützungsanstalt  für  dieWittwen 
und  Waisen  der  evangelischen  und  kathulüvhcn  Schullchrcr  errichtet 


Beförderungen   und   Ehrenbezeigungen.  ]  19 

und  dersclltpn  von  dem  Iviinij^i-  ein  Gesclionk  von  1200  Tlilrn.  heviilllgt 
worden.  Das  e!u'nu:«rhe  Labonitoiiuni  der  Universität  in  Bo\iw  erhielt 
zum  Ankauf  elicmi^eher  Aiiparate  einen  aueserordentliclien  Zuäohuää  von 
150'riilrn.  Zur  Einrielitun^  des  (»vninasialgebäudes  in  Lyck  hat  Sc.  iVI. 
der  Wihüg  2197  Thlr.  11  Sgr.  (» Pf,  ausserordentlidi  bewilligt.  Der  Wit- 
we des  Conreetortf  Schindler  am  (»ymna^iuni  in  Likgnitz  ward  eine  Pen- 
t.ion  von  <iO  Thlr.  jährlich  ertlieilt.  Dem  Lelirer  Kerstcii  am  (»ymn.  in 
Mi">sTKK  i^t  IJfluii':;  sL'iner  wt-ilern  witiseusehaftl.  Ausbildung  gestattet, 
noch  auf  ein  Jahr  die  luiTersität  in  Honn  /u  besuchen,  und  ihm  dazu 
ein  Stipendium  von  oOO  Tiilrn.  ertlieilt.  (»elialtszulagen  bekamen  der 
Schreiblehrer  Jalirmark  am  Friedrich- Wilhelms  -  Gymnas.  in  Bkulin 
(34  Thlr.)  und  der  Prof.  Kaumann  an  der  liitterakademie  in  Liegmtsb 
(50  Thlr.).  Dem  Prof,  Dr.  Gesvniiis  in  Halle  ward  wegen  Ablehnung 
eines  KulVs  nach  Göttingen  an  Eieithorn's  Stelle  das  Prädicat  eines  Con- 
«•istorialrathes  beigelegt  und  eine  Gehaltszulage  von  400  Thlrn,  bewil- 
ligt. Ausserordentli<:hf  Gratificationen  erhielten  der  Gesanglehrer  Kip- 
per muGynm.  in  CoKLENz,  der  Diiector  jV/ili/cr  am  Gymn.  in  Cöslin  (100 
Thlr.)  und  der  Musikdircctor  Löwe  am  Gymn,  in  Stetti.v  (50  Thlr.); 
ausserordentliche  Kemuncrationen  der  Lehrer  Menge  am  Gymn.  in  Aa- 
chen (50  Thlr.),  der  Oberlehrer  Dr.  Passoiv  am  Friedrichs-  Werthcrschen 
G^mn.  in  Hkrlin  (70  Thlr.),  die  VroiT.'Goldfuss  and  lUschoff  d.  j.  iinihic 
Univers.  in  l{o.>\  (jeder  250  Thlr.),  der  Überlehrer  Dr.  Huntschke  am 
Gymn.  in  ELiiEnFELU  (50  Thlr.),  der  Prof.  Ellendt  an  der  Univers,  in 
KöMG.-BK.KG  für  die  Leitung  des  |)Iiilologisehen  Seminars  während  der 
Krankheit  des  Prof.  Lobeck,  der  Überlehrer  Stienier  am  dasigen  Stadt- 
gymnasium (70  Thlr.),  derDirector  Jllume  am  Gymn.  in  Potsdam  (200 
Thlr.).  Die  Uemuneration  für  den  Ilülfslehrer  PJarrius  am  Gymnas.  in 
SAAiiifiifcKKN  ist  von  100  auf  400  Thlr.  erhöht  worden. 

Schleisingen.  DerCandidat  theol.  Diez  aus  dem  Meiningischen  ist 
als  InsjJector  und  Quartus  am  Gymnasium  angestellt.  Das  Lehrerperso- 
nale  ist  demnach  som  eit  wieder  vollständig ,  dass  nur  die  durch  den 
Tod  des  Cantors  Lrban  (am  31  October  1826)  erledigte  Stelle  noch  un- 
besetzt ist. 

Spkieii.  Die  kön.  Studienanstalt  zählte  im  Schuljahr  18|^  27  Ly- 
cciäten,  122  Gymnasiasten  und  48  Scnüler  der  Vorbcreitungsclasscn. 
Mehrere  I'rofl".  und  Lehrer  derselben  erhielten  durch  ein  kön.  Uescript 
vom  23  Nov.  1H2(»  Gehaltszulagen.   Vgl,  Jahrbb.  II  S.  22C. 

Staue.  Der  Gramniaticus  am  Gymnas.  J.  D.  SchlicIUhorst  ist  Pfar- 
rer zu  Padingbüttel  iui  Lande  Wursten  geworden. 

Stakgaiiii.  Das  Progr,  zu  der  Gymnasialprüfung  am  3  Oct.  1827 
(Stargard  ,  gedr.  bei  Ilendess,  in  4)  enthält  S.  1  —  20  vom  Prorector  Dr. 
Ilclmke:  De  Conttantini  Magni  vita,  moribus  et  legibus 
penitus  ex  fontibua  repetita  dixputatio.  Pars  L  S.  21 — 23 
vom  Dircctor  (kön.  Sdiulrath  und  Prof.  d,  Gyuni.)  G.  .S'.  Falbe:  An- 
fanfr  einer  Uehcrsclzunfr  der  beneide  (1,  1  —  80)  und  S.  24 
—  34  Schiilnarhrichten.  Den  Unterricht  in  ii  Classcn,  die  im  letzten 
Semester  240  Schüler  enthielten,  erthcilcn  die  CliKiiicnordinurien/Uir. 


120         Schul- und  Uni  v  er  »i  t  <it«iiacliiiciitcn  etc. 

Füllte,  Prorcctor  Ilclmkc,  Oberlehrer  Dr.  Tcakc,  Prediger  Krause,  Leh- 
r<^r  Thiele  und  lieichlielm  ;  der  Professor  Pridipp,  der  Matliematicua 
l)r.  fFilde,  der  Zeichneiilehrer  Drahn,  der  Gesunglehrer  C.  JJach  und 
der  SchreiMehrer  %.  Das  Schulgehl  ist  öuf  6,  8,  12  und  16  Thir.  in 
den  vier  untersten  Classen  erhöht  worden. 

Stkxdal.  Als  sechster  Lehrer  beim  Gymnasium  ist  der  Schulamts- 
candidat  Johann  Blumenthal  angestellt  worden. 

Stettin.  Das  Gymnasium  entliess  zu  Ostern  d.  J.  12,  zu  Michae- 
lis 16  Schüler  zur  Universität ,  und  zählte  am  Schluss  des  Schuljahrs 
(15  Octob.)  in  6  Classen  [von  denen  IV — VI  in  je  2  Abtheilungen  zer- 
fallen] 404  Schüler,  45  in  I,  50  in  II,  73  in  III,  46  u.  42  in  IV,  40u.38 
in  V,  36u.34inVX  Lehrerwaren,  ausser  dem  Consist.  Ruth  Dr.  ÄcAm«/f, 
welcher  in  den  vereinten  beiden  obern  CLissen  in  2  wöchentl.  Lehrstun- 
den den  Unterricht  in  der  Religion  ertheilt:  der  Schulrath,  Director 
und  Prof.  Dr.  Friedr.  Koch,  auch  Director  des  mit  dem  Gyran.  rerbun- 
denen  Seminariums  für  gelehrte  Schulen  ;  die  Proff.  Johann  Heinrich 
Jantsen  (Ordin.  in  II) ,  Dr.  Carl  Friedr.  JVilh.  Jlasselbach  (Ordin.  in  I), 
Juslvs  Günther  Grassmann  (Lehrer  der  Mathera.  u.  Physik  in  den  3  obern 
und  des  Zeichnens  in  den  3  untern  Classen) ,  Dr.  Ileinr.  Ludw.  fViUi. 
Böhmer  (Ordin.  in  III)  und  Heinr.  Theod.  Ludw.  Giesebrecht  (für  Ge- 
schichte, Geographie  u.  Deutsche  Sprache);  die  Oberlehrer  C'art //etnr. 
Eduard  IVellmann  (hauptsächlich  für  Mathem.  in  den  3  untern  Classen) 
und  Carl  Wilh.  Meumann  (Ordin.  in  IV) ;  der  Schulc(»llege  Carl  Friedr. 
Küsell  (Ordin.  in  VI,  giebt  nur  in  VI  Unterricht  im  Rechnen,  Schrei- 
ben, Welt-  und  Naturgeschichte);  der  Musikdirector  C'arZ  Gotfr.Löwe; 
der  Lehrer  der  Kalligraphie  und  Lectrr  der  Franz.  Spraclu;  Isaac  Mil^ 
leviUe ;  der  Oberlehrer  und  Schulcollege  Herrn.  Conr.  fFilh.  Heringe  (in 
IV  u.  \);  die  Hülfslehrer  und  Mitglieder  des  Seininuriums  Aug.  ffWi. 
Granzin,  Carl  Friedr.  Spörel,  Carl  Gtfr.  Scheibcrt,  Friedr.  fVilh.  Mehring^ 
Christian  Hess  und  Frans  Alb.  Ferd.  irellmann  (alle  in  V  u.  VI);  der  Dr. 
Friedländer  (in  VI);  der  Englische  Sprachlehrer  Anderson;  der  Maler 
Tschirschky  und  der  Tanzlehvcr  Scholz.  Im  Prograuuu  (Stettin,  gedr. 
bei  Struck,  1827,  60  S.  gr.  4)  lieferte  der  Professor  Grassmann  S.  1 — 40 
die  Abhandlung:  Ueber  d  cn  Begriff  und  Umfang  der  reinen 
Zahlenlehre.  Seit  der  Zeit  hat  der  Schulrath  Koch  das  Directorat 
des  Gymnasiums  niedergelegt,  um  sich  ausschliesslich  den  Geschäften 
in  dem  kön.  Provinzial-Schulcollegium  und  insbesondere  der  Aufsicht 
über  die  Gymnasien  und  höhern  Stadtschulen  der  Provinz  Pommern 
widmen  zu  können.  Zur  Entschädigung  für  den  Directoratsgehalt  ist 
«eine  jährliche  Besoldung  auf  1550  Thlr.  erhöht  worden;  auch  ist  ihm 
düs  Prädicat  eines  Consistorialrathes  beigelegt.  Zum  Director  des  öy- 
hmasiuuis  ist  der  Professor  Hasselbach  ernannt  worden. 

ToKGAü.  Dem  Oberlehrer  Dr.  Grunert  ist  das  Prädicat  Professor 
beigelegt. 
i--      •;  hi-.M   t' 

(.'••-.«J'if  lui    .  '^~~~~~~~^~~ 


Inhalt 

von  des  dritten  Bandes  erstem  Hefte. 

Radlof :  Grundzüge  cioer  BilduDg8ge8chicllte^ 

I      Vom  Professor   Gerlack 
der  Germauen.  .  .  .  > 

\         in  Basel.      .  S.       3  —     21 

Menzel:  Die  Geschichte  der  Deutschen.  / 

Schuh :  Zur  Urgeschichte  des  Deutschen  Volksstammes.  —  Von  demselben.        21  —     2G 
A,  von  ff^ersebe :  Ueber  die  Völker  und  Vülkerbündnisse  des  alten  Deutsch- 
lands. —  Von  demselben.     ...  ....       26  —     28 

U'llhelm :    Die    Feldzüge    des  Xero    Claudius  Drueus   in    dem  nördlichen 

Deutschland.  —  Von  demselben.  .  .  .  .  .  .28  —     31 

Becker:  Die  Kriege  der  Römer  in  Hispanien.  Hft.  1.  —  Von  demselben.  32  —     33 

Gaspari:  Lehrbuch  der  Erdbeschreibung.     Erster  und  zweiter  Cursus.   — 

Vom  Dr.  Med.   IVeise  in  Orlamünde.     .  .  .  .  .  .33  —     73 

Ramshom :  Lateinische  Grammatik.     Erster  Artikel.    —    Vom  Adjunct  M. 

Hoffmann  in  Grimma. 73  —     94 

Kunhardt :  Praktische  .\nleitung  zum  Latein.  Stil.\ 

Erster  u.  zweiter  Cursus.         .  .  f       Vom     Prof.      Gerlach 

Syntactische  Analogieen  der  Latein,  u.  Deutschen  i  in  Basel.  .         .       94  —     98 

Sprache.        .....' 

Kunhardt :  Praktische  Anleitung  zum  Latein.  Stil.  Zweiter  Cursus.  —  Vom 

Oberlehrer  Dr.  Jacob  in  Cöln 98  —  107 

Taciti  Agricola.  In  us.  schol.  ed.  Hertel.    —     Vom  Prorector  Dr.  Steuber 

in  Dortmund 107  —  110 

Paosanias  Beschreibung  von  Hellas ,  übers,  n.  erläutert  von    JViedasch.    — 

Vom  Rector  M.  SiebcUs  in  Bautzen.      ......     110  —  113 

Schul  -  und  Univereitiitsbachrichten ,    Beförderungen  und  Ehrenbezeigungen.     113  —  120 


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JAHRBUCHER 

FÜR 

PHILOLOGIE  UND  PÄDAGOGIK. 


Eine  kritische  Zeitschrift 

m  Verbindung  mit  einem  Verein  von  Gelehrten 

herausgegeben 

von 

M.  Joh,  Christ.  Jahn. 


Zweiter  Jahrgang. 


Dritter    Band.     Zweites  Heft. 


Leipzig, 

Druck  und  Verlag  von  B.  G.  Teubner. 
1      H     Ji     t. 


Römische  tiitteratur. 


M.  T.  Ciceronis  Oratio  pro  P.  Sextio.  In  usum  echo- 
lariiiii  cum  rommentarüä  cdita  ab  Ottonc  Maur.  Mtiellero ,  Gyranas. 
Co«t.lin.  Dir.  —  Addita  est  M.  T.  Ciceronis  oratio  pro 
Milone  ex  rcceiiätune  Orellü  cum  Ascunü  Pcdiani  cominentatio- 
nibuä.  CoesÜDi,  sumptibus  Hendei$»ii.  AIDCCCXXVIL  X  und  2G0 
S.  8.    20  Gr. 

Äclioii  der  Titel  dieser  Ausgabe  giebt  den  Zweck  an,  welchen 
Hr.  Müller  bei  der  üearbeituag  der  Ciceronianischeii  Rede 
pro  Sextio  vor  Augen  gehabt  liat.  Er  hat  die  vortreffliche 
Kede  durch  einen  das  Verständniss  erleichternden  Commentar 
atich  Schülern  zugänglich  machen  wollen ,  für  deren  Gebrauch 
bis  jetzt  noch  keine  einzige  zweckmässige  Ausgabe  erschienen 
war,  während  andere  Reden,  die  dieser  in  jeder  Beziehung 
weit  nachstehen,  zu  wiederholten  Malen  für  Schulen  bearbei- 
tet worden  sind.  Wir  loben  diese  Absicht  um  so  mehr,  je 
Wünschenswerther  es  ist,  dass  diese  überaus  schöne  und  kraft- 
volle Rede  ein  Gegenstand  der  Leetüre  auf  Schulen  werde. 

Ks  fragt  sich  zunächst,  ob  Hrn.  Müller  die  Ausführung 
seines  Planes  so  gelungen  ist,  dass  die  neue  Bearbeitung  durch- 
aus den  Forderungen  genüge,  die  man  an  sie  zu  machen  be- 
rechtigt ist.  Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dass  gewöhnlich 
diejenigen,  welche  Werke  des  Alterthums,  mit  einem  Commen- 
tar, der  Schülern  das  Verständniss  derselben  theils  möglich 
mache  theils  erleichtere,  versehen,  herausgeben,  nur  wenig 
oder  gar  nicht  mit  der  Kritik  sich  einlassen.  Dagegen  kann  es 
wohl  nicht  geläugnet  werden,  dass  solche  Schriften,  welche 
wegen  ihrer  Verdorbenheit  den  Schülern  fremd  geblieben  sind, 
nicht  eher  mit  einem  für  jene  bestimmten  ('«»inmentar  heraus- 
gegeben werden  dürfen,  als  bis  die  Kritik  so  viel  als  möglich 
den  Tevt  der  ursprünglichen  Gestalt  nahe  gebracht  hat.  Ge- 
schieht diess  nicht,  so  ist  es  wenigstens  die  unausbleibliche 
Folge,  dass  eine  solche  voreilige  Schulausgabe  oft  nach  Ver- 
lauf einiger  Monate  wieder  andt'ru  weichen  rnuss,,  wenn  diese 
e  neu  um  vieles  verbesserteren  Ti'vt  liefern.  Was  nun  die  llede 
pro  Sextio  anlangt,  so  wird  liolfcntlich  JSiemand  in  Abn'de 
seyn,  dass  sie  vorzüglich  aus  dem  Grunde  bis  jetzt  auf  Schulen 


124  Römische  Litteratur. 

wenig  oder  gar  nicht  gelesen  worden  ist ,  weil  der  Text  noch 
durch  zu  viele  Verderbungen  verunstaltet  war.  Es  Mar  daher 
zu  erwarten,  dass  Hr.  Müller  vor  allen  Dingen  grosse  Sorg- 
falt auf  die  Verbesserung  des  Textes  verwandt  haben  würde, 
wenn  ihm  daran  gelegen  war,  dass  seine  Ausgabe  auf  längere 
Zeit  von  Schülern  gebraucht  würde.  Und  in  der  That  erklärt 
er  auch  in  der  Vorrede  S.  VIII,  dass  diess  sein  erstes  Bestre- 
ben gewesen  sey,  mit  folgenden  Worten:  ^^Primuin  genuinae 
scripturae  integritatem ,  quanttirn  sine  fiovis  et  melioribus  libris 
viss.fieri  posset^  restituere  tentain.'-'- 

Es  wirft  sich  hier  eine  doppelte  Frage  uns  auf:  erstlich, 
sind  die  vorhandenen  Hülfsraittel  hinreichend,  um  die  Rede 
in  so  weit  herzustellen,  dass  sie  von  Schülern  gelesen  >verden 
könne;  und  zweitens,  hat  sie  Hr.  Müller  gewissenhaft  be- 
nutzt und  den  Text  in  dem  Maasse  nach  ihnen  verbessert,  als 
es  möglich  war? 

Die  erste  Frage  beantworten  wir  bejahend,  so  sehr  wir 
auch  überzeugt  sind,  dass  die  Lesarten  vieler  Stellen  mehr  be- 
gründet und  zum  Theil  auch  verbessert  werden  könnten,  wenn 
wir  nur  von  den  Handschriften,  welche  bereits  benutzt  worden 
sind,  eine  neue  und  genaue  Vergleichung  hätten.  Dasselbe 
Schicksal,  das  die  meisten  Schriften  Cicero's  betroffen  hat, 
hat  auch  die  Rede  pro  Sextio  gehabt.  Es  besteht  darin ,  dass 
die  ersten  Ausgaben  von  Handschriften  abgedruckt  worden  sind, 
welche  zur  schlechtesten  Classe  gehören.  Es  ist  bekannt,  dass 
die  meisten  Italiänischen  Handschriften ,  die  zum  ersten  Ab- 
druck der  Ciceronianischen  Werke  benutzt  wurden ,  bei  wei- 
tem denen  nachstehen,  welche  man  erst  zu  Ende  des  XVI  und 
Anfang  des  XVII  Jahrhunderts  zur  Verbesserung  einzelner 
Stellen  gebraucbt  hat.  Hätte  man  nach  diesen  eine  völlig  neue 
Recension  gemacht,  so  würden  wir  mehrere  Schriften  des  Ci- 
cero gewiss  schon  längst  in  einer  bessern  Gestalt  gehabt  haben. 
Leider  aber  hielt  man  die  ältesten  Ausgaben  für  ein  unverletz- 
liches Heiligthum ,  und  erlaubte  sich  nur  äusserst  selten  eine 
geringfügige  Aenderung.  Wie  allgemein  diese  Ansicht  war, 
sehen  wir  aus  denUrtheilen,  die  über  Lambin  gefällt  wurden, 
nachdem  er  es  gewagt  hatte,  eine  neue  Bahn  zu  brechen,  wenn 
schon  diess,  was  wir  nicht  billigen,  mit  einer  gewissen  Kühn- 
heit geschehen  war.  Ebenso  beweisen  es  Gruter  und 
Graeve,  welche  im  Besitz  der  trefflichsten  Handschriften  den- 
noch grösstentheils  den  herkömiiilichen  Text  beibehalten  ha- 
ben. Da  nun  der  Gruter  sc  he  Textim  Ganzen  genommen 
mit  wenigen  Verbesserungen  von  Ernesti  wiedergegeben  wor- 
den ist,  und  Schütz,  wenn  wir  seine  gewaltsamen  und  vorei- 
ligen Acnderungen  ausnehmen,  wieder  Ernesti  gefolgt  ij<t:  so 
sieht  man  leicht  ein ,  wie  wir  in  diesen  Ausgaben  eigentlich 
grösstentheils  ei'ien  Text  haben  müssen,  der  aus  den  schlech- 


Cicer.  oratio  pro  Scxtio  ,   cdita  a  MüUcro.  125 

testen  Ilaiulschriftcn  geflossen  ist.  Aus  diesem  ergiebt  sich, 
dass  derjenige,  welcher  jetzt  eine  Schrift  des  Cicero  kritiscli 
bearbeiten  will,  auf  die  Ausgaben,  welche  mehr  oder  weni- 
ger ein  Abdruck  der  aller  ersten  sind,  um  so  weniger  Riick- 
sicht  zu  nehmen  liabe,  je  mehr  ihm  die  Varianten  aus  guten, 
als  den  Deutschen,  Handschriften,  oder  Ausgaben,  die  nach 
ihnen  besorgt  worden  sind,  z\i  Gebote  stehen.  Es  versteht 
sich  von  selbst,  dass  also  auch  die  ersten  Ausgaben,  von  de- 
nen es  sich  erweisen  lässt,  dass  sie  eine  schlechte  Quelle  ge- 
liabt  haben,  äusserst  wenig  Berücksichtigung  verdienen.  Dess- 
lialb  wundert  es  uns,  wie  der  übrigens  so  scharfsinnige  und 
um  die  Kritik  des  Cicero  sich  so  verdient  machende  O  re  11  i 
so  viel  Zeit  und  Mühe  auf  die  Vergleichung  der  alten  Ausgaben 
verwenden  kann.  Noch  bemerken  wir,  dass  natürlich  auch  die 
Orthographie  in  den  gcM  öhnlicJien  Ausgaben  ebenfalls  sich  auf 
das  Ansehen  dersclilechtesten  Ilandscliriften  stützt. 

Wenden  wir  uns  zurück  auf  die  Uede  pro  Sextio^  so  ist 
CS  bekannt,  dass  aucJi  diese  in  den  ersten  Ausgaben  im  Iiöch- 
sten  Grade  lückenhaft  und  verdorben  erschienen  ist,  bis  zuerst 
II  er  wag  im  J.  1534  mit  Hülfe  einer  guten  Handschrift  diese 
Rede  von  den  vielen  Lücken  und  Verderbungen  grossentheils 
befreite.  Er  erwähnt  diess  selbst  mit  folgenden  Worten,  die 
der  Uede  überschrieben  sind:  ^^Oralio yti o  P.  Sesiio  XXXHI. 
Kx  autiquo  codice^  cuius  7iobis  exefnplum  dedit  amplissi/nus  vir 
Senat orh'qne  ordinis  Gabr.  Florentius  Talentiis  Mediolanensis : 
qui  ut  plnrimum  de  studiis  sludiosisque  omnibus  est  meritus^ 
ita  bibens  in  publicam  uiilitaleni  haec  nobis  cointmmicavil :  unde 
M.  Cicer onis  oratio  mutiia  prius  et  corrupla^  restitui  in  anti- 
quuni  nitorem  passet. '•'' 

Auf  älinliche  Weise  hatte  Grntcr  mehrere  Handschrif- 
ten, oder  zum  Tlieil  wenigstens  Excerpte  aus  Handsch.,  wel- 
che sowohl  überhaupt  weniger  verdorben,  als  auch  lückenfreier 
waren.  Dahingehören  namentlich  die  J)te  Pfälzer,  die  Erfur- 
ter, die  Gemblac.  und  andere.  Graeve's  Handschriften  schei- 
nen in  dieser  Rede  \on  keinem  Werthe  gewesen  zu  seyn.  Doch 
ist  in  Detrelf  beider  sehr  zu  beklagen,  dass  sie  weder  alle  Ab- 
weichwiigen  aus  ihren  Handschriften  angeführt,  noch  auch  die 
olfenbar  echten  aufgenommen  haben.  I^Js  wäre  daher  eine  ge- 
naue (JoUatioji  der  von  Grnter  gebraw(;hten  Handschriften 
noch  sehr  zu  wünschen.  Die  Erfurter  enthält  leider  gerade 
diese  Rede  nicht  mehr,  dagegen  könnte  die  IHe  Pfälzer  aufs 
neue  verglichen  werden,  die  in  der  That,  wie  uns  vor  kurzem 
der  Geheime  Staatsrath  I\  i  e  b  ii  h  r  versicherte,  von  ausge- 
zeichnetem Werthe  seyn  mag.  Inzwischen  Hess  sich  doch  die 
hfsprochencr  Rede  aus  den  von  (inilcr  und  («raeve  angeführten 
Ahuilcliiingeii  mit  Zn/irlisiiig  der  HiMW.igischen  Ausgabe,  der 
Oxforder  ilundschriften  ,  obschon  diese  den  geringsten  VVerth 


12G  '  Rümischc    Littoratur. 

haben,  und  der  Garatonischen  Bemerkungen  noch  um  ein  Be- 
träolitliches  verbessern,  und  soweit  der  ursprünglichen  Form 
näher  bringen,  dass  den  Schillern  die  Rede  durchaus  verständ- 
lich wäre,  und  kein  neuer  Herausgeber,  wofern  er  nicht  au- 
sserordentliche Ilülfsraittel,  die  nicht  zu  erwarten  sind,  erlangt 
hätte,  den  Text  wirklich  verbesserter  liefern  könnte. 

Auf  die  zweite  Frage,  ob  llr.  Müller  die  vorhandenen 
«nd  so  eben  aufgezählten  Hüifsmittol  gewissenhaft  benutzt 
habe,  können  wir  nicht  durchaus  bejahend  antworten.  Die 
Wahrheit  inisers  Urtheils  wird  sich  von  selbst  daraus  ergeben, 
dass  Ilr.  Müller  weder  die  Herwagische  Ausgabe  einer  Durch- 
sicht gewürdigt,  aus  welcher,  wie  wir  nachher  zeigen  werden, 
manche  Stelle  verbessert  werden  konnte,  noch  die  von  Gruter 
lind  Graeve  angeführten  Lesarten  alle  geprüft,  und  den  Wertli 
der  besten  Handschriften  anerkannt ,  noch  endlich  die  Garato- 
nischen Bemerkungen  gelesen  hat.  Letzteres  ist  kaum  zu  ver- 
zeihen ,  da  man  doch  von  jedem  Gelehrten,  der  eine  Schrift, 
über  welche  Avir  von  Garatoni  Bemerkungen  haben,  herausgiebt, 
mit  Recht  verlangen  kann,-  dass  es  den  Apparat  jenes  umsichti- 
gen Gelehrten  vor  allem  andern  benutze.  Dass  die  Orellische 
Ausgabe  nicht  benutzt  worden  ist ,  können  wir  dem  Hrn.  Mül- 
ler nicht  zum  Vorwurf  machen,  da  sie  noch  nicht  erschienen 
war,  als  Hrn.  MüUer's  Ausgabe  gedruckt  wurde. 

Da  nun  aber  mancher  glauben  könnte,  dass  vielleicht  Hr. 
Müller  ohne  Benutzung  jener  Hülfsmittel  dasselbe  geleistet 
liabe,  Avas  ein  Anderer  mit  Berathung  derselben  ausgerichtet 
haben  würde,  so  werden  wir  an  einer  beträchtlichen  Menge  von 
Stellen  zeigen,  wie  viel  Verderbungen  der  Hr.Herausgel)er  hat 
stehen  lassen,  die  bei  Hinzuziehung  des  vorhandenen  kritischen 
Apparats  hätten  verbessert  werden  können  und  sollen.  Dabei 
läugnen  wir  keineswegs ,  dass  der  Text  der  MüUerschen  Aus- 
gabe dem  Ernestischen  und  Schützischen  vorzuziehen  ist ,  und 
dass  einige  Stellen  theils  durch  eine  neue  und  einzig  richtige  Er- 
klärung vor  unnöthigen  Aenderungen  gesichert,  theils  aus  Hand- 
echriften  oder  aus  Coniectur  glVicklich  verbessert  worden  sind. 

Was  nun  den  Commentar  anlangt ,  über  den  wir  im  Allge- 
meinen einiges  zu  erinnern  haben,  bevor  wir  zu  den  einzelnen 
Stellen  übergehen,  so  müssen  wir  der  Wahrheit  gemäss  beken- 
nen, dass  dieser  im  Ganzen  für  Schüler  ziemlich  zweckmässig 
ist.  Zwar  hat  Hr.  Müller  sehr  viele  Erklärungen  von  31a- 
nutius,  einige  von  Abram,  so  wie  auch  von  Ernesti  imd 
Schütz  in  seinen  Commentar  aufgenommen,  allein  diess  kann 
den  Werth  desselben  um  so  weniger  herabsetzen,  je  gewisser 
es  ist,  dass  Manutius  immer  noch  als  der  beste  Erklärer  des 
Cicero  angesehen  werden  muss.  In  einem  Commentar,  der  für 
Schüler  bestimmt  ist,  versteht  es  sich  von  selbst,  dass  es  bloss 
darauf  ankommt,  das»  die  besten  Erklärungen  zusammengestellt 


Ciccr.  oratio  pro  Sextio ,  cdita  a  Müllcro.  121 

gftul,  wenn  auch  der  Herausgeber  selbst  wenig  dabei  thut. 
Indessen  finden  sicli  aiicli,  wie  bereits  bemerkt  worden, 
inelirere  sehr  riclitige  Krkiärunpen  und  Benierknngen ,  die 
Mir  Hrn.  ]>Iiiller  verdanken.  Wir  werden  einijje  dersel- 
ben hervorheben,  wenn  wir  bei  der  Bebandlung  der  einzel- 
nen Stellen,  zu  der  wir  jetzt  Vibergehen,  um  unser  oben  ausj^e- 
sprocbcnes  Urtlieil  zu  bekräfti'ren,  auf  sie  stossen.  Doch  wer- 
den wir  auch  zugleich  bei  t-'cr  kritischen  Behandlung  unsere 
Zweifel  gegen  die  Äichtigkeit  einiger  Erklärungen  Hrn.  Miiller's 
vortrage»,  damit  wi*  nicht  beides  von  einander  trennend  das 
Buch  zu  wiederholten  Malen  zu  durchblättern  genöthigt  werden. 

In  der  Einleitung  vermissen  wir  eine  Erwähnung  der  dop- 
pelten Form,  welche  dem  Schuldigen,  fiir  den  Cicero  spricbt, 
in  den  Handscliriften  gegeben  wird.  Bekanntlich  schreiben 
viele  nicht  Sestiifs  sondern  Sestius.  Fragen  wir,  welche  Form 
in  den  besten  Handschriften  sich  findet,  so  müssen  wir  unver- 
züglich der  letzteren  den  Vorzug  geben,  da  die  ältesten  und 
besten  Handschriften  einstimmig  Äes/rws  haben,  während  die 
andere  nur  in  den  neuesten  und  sclilechtesten  vorkommt.  Auf 
gleiche  Weise  geben  die  unverdorbensten  Handschriften  zn  den 
Briefen  ad  Viversos  und  ad  Atliciim  stets  Sestius.  Schon  G ru- 
ter war  geneigt,  diese  Form  aufzunehmen,  wenn  ihn  nicht  die 
Bemerkung  Putean's,  dass  S'e^7ms  der  Name  einer  Plebei- 
schen.1  Sestius  Aber  Act  einer  Pal ricischen  Familie  gewesen  wäre, 
abgehalten  hätte.  Eben  dieser  Grund  bewog  aucli  Garatoni, 
die  Form  Sextius  nicht  zu  verwerfen,  zumal  da  er  beide  Ji'or- 
men  anf  alten  Denkmälern  fand ,  und  zwar  die  Form  Scvtiifs 
als  die  eines  Plebeiers.  Dennoch  entscheiden  wir  uns  lediglich 
für  die  Form  Sestius  theils  aus  den  bereits  angeführten  Grün- 
den, theils  und  ganz  vorzüglich  weil  die  alten  Granunatiker, 
welche  diese  Rede  anführen,  säramtlich  Äes^iws  schreiben. 

Wir  gehen  zur  Rede  selbst  über.  C.  I  §  2  schreibt  Hr. 
Müller:  JiJgo  autem.,  itidices.,  quin  qua  tfoce  mihi  in  ageiidis 
gratiis  commemorandoqtie  eorum ,  qui  de  nie  oplime  sunt  nie- 
riti.,  beneficia  esse  utendnm  putabam.,  ea  nunc  uti  cogqr  in 
eorum  pericuUs  depellendis:  iis  potissimum  vox  liaec  serviat.^ 
qnorum  opera  et  mihi  et  vobis  et  populo  li.  rcslituta  est.  Er 
liat  also  bcneficia  für  die  Lesart  der  meisten  Handschriften  be- 
fiejicio  aufgenommen,  und  tritt  völlig  Ernesti  bei,  der  zu  die- 
ser Stelle  bemerkt:  ^.Mox  cum  Graevio  e  Ms.  Fr.  dedi  bcne- 
ficia,  nam  singtäaris  alienus  est.  Cicero  dixit  commemo- 
rando  beneficia.,  ut  orationem  rariaret.'-''  Auch  Orelli 
hält  die  Ernestische  Schreibart  für  gleich  gut,  obschon  er  be- 
nejicio  aufgenommen  hat,  und  K  a  m  s  li  o  r  n  liat  diese  Stelle  ia 
seiner  Gramm.  S.44S  mit  zu  den  üeispielen  gesetzt,  in  welchen 
auf  den  Ablativ  des  Gernnilium  ein  davon  abhängiger  Accusativ 
folge.  Dass  Ramshorn  bcneßcia  billiffen  konnte,  wundert  un;] 
am  meisten.     Ohne   darauf  ein  Gewicht  zu  legen,  dass  diese 


1 28  li  o  111  { «  c  }i  e   L  { 1 1  c  r  a  t  u  r. 

Lesart  nur  in  zwei  pchlechten  Handschriften  ,  der  Franzischen 
und  der  von  Garatoui  verglichenen  Barberinisclien,  sich  findet, 
sondern  seihst  angenommen,  sie  stände  in  einer  der  besten 
Handschriften,  so  heliaupten  wir  docli,  dass  weder  Cicero 
noch  irgend  ein  Römer  in  diesem  Zusaramenliange  liabe  bene- 
ßcia  sagen  können.  Unsere  Behauptung  t^tützt  sich  auf  drei, 
wie  wir  Viherzeugt  sind,  unwiderlegliclie  Gründe.  Erstlich 
nämlich  erfordern  der  Neben-  uad  Gegensatz  in  agendis  gra- 
tiis  und  in  eorum  pericnlis  depellendis  nothwendig  heneficio. 
Wir  läugnen  nämlich  geradezu,  dass  irgend  ein  Römer  jemals 
das  Participium  Fut.  Pass.  mit  euiem  Substantiv  in  gleichem 
Casu  und  das  Gerundium  mit  einem  davon  abhängigen  Accu- 
sativ  verbunden  habe,  und  zwar  so,  dass  beides  von  einer 
Praeposition  abhängig  wäre.  Nach  unserer  üeberzeugung  ist 
also  schon  der  blosse  Ausdruck  in  agendis  gratiis  et  commeino- 
rando  beneficia  völlig  unlateinisch,  und  wird  es  bleiben,  bis 
ein  ähnliches  Beispiel  angeführt,  seyn  wird.  Eine  solche  vari- 
etas  dicendi ^  die  hier  Ernesti  und  seinen  Nachfolgern  ge- 
fallen hat,  würde  zu  den  störendsteu  Härten  des  Ausdrucks  ge- 
liören,  die  sich  die  Römer  nie  erlaybt  haben.  Wenn  aber  auch 
agendis  gratiis  nicht  vorlier ginge  ,  noch  in  eormn  periculis  de- 
pellendis nachfolgte ,  so  wäre  zweitens  selbst  der  Ausdruck  in 
coimnemorando  eorum  ^  qui  —  sunt  meriti^  beneficia  als  den 
Römern  unerhört  anzusehen.  Denn  so  oft  sie  auf  das  Gerun- 
dium einen  von  demselben  abhängigen  Casus  folgen  lassen,  so 
gescbieht  diess  jedesmal  so,  dass  der  Casus  entweder  unmit- 
telbar vor  oder  nach  dem  Gerundio  steht;  eine  Gewohnheit, 
die  von  einem  richtigen  Gefühl  ausgegangen  ist.  Drittens  end- 
lich ist  beneficia  als  Pluralis  falsch ,  so  dass  unter  keiner  Bedin- 
gung commemorandisque  —  beneficiis  hätte  gesagt  werden  kön- 
nen. Es  ist  nämlich  nur  von  einer  einzigen  Wohlthat  hier  die 
Rede,  welche  darin  bestand,  dass  diejenigen,  von  denen  Cicero 
spricht ,  für  seine  Zurückberufung  gesorgt  hatten.  Diese  Be- 
mühung bezeichnet  Cicero  stets,  so  oft  er  sie  erwähnt,  nur  mit 
dem  Singularis  beneficium  oder  meritum.  So  pro  Plancio  C.  I 
§  2 :  Nunc  autem  vester ,  iudices ,  cofispectus  et  consessus  iste 
reficit  et  recreat  menteni  jueani^  cum  intueor  et  contemplor 
unumquemque  vestruni.  Video  etiim  hoc  in  numero  neminem^ 
cui  mea  salus  non  cara  fuerit ,  cuius  non  estet  in  me  stim- 
7« u  711  ?neritu in ,  cui  non  sim  obstrictus  memoria  ben efi c  i i 
sempilerna.  —  C.  II  §  3  bemerkt  Hr.  Müller  zu  den  Worten 
aggrediar  ad  dicendum :  „J^e  usu ,  quo  post  verba  composila 
praepositio  repeli  soleat^  conf.  Creutzer  etc.""  Diese  Bem.  ge^ 
hört  aber  durchaus  nicht  hieher ,  da  bekanntlich  aggrediar  di- 
cendum ein  Solöcismus  seyn  würde.  —  C.  II  §  5:  iiV  quoniam 
in  gravissimis  temporibus  civitatis^  atque  in  ruinis  eversae  at- 
que  afflictae  rei  publicue  P.  Sextii  iribunatus  est  a\fortuna  ipsa 
collocatus.     Zu  dieser  Stelle  sind  zuerst  folgende  Worte  Ma- 


Cicer.  oratio  pro  Scxtio ,  ndita  a  MQlIcro.  129 

nuzz  i 's  hingeschrieben  worden:  „Plus  est  afflictae^  quam 
eversae.  Nam  eversa  noii  stant^  erigi tarnen videiitur  passe; 
affiicta  vero  neque  staut,  neque  fr  actis  iam  ac  debUitatis  vi- 
ribus erigi  amplius  possutit.'-''  Dazu  bemerkt  Hr.  Müller:  „Er- 
ravit  3Iaiiutius.  Aam  qnod  erersum  est^  non  minus  in  per- 
pctnum  iacct,  quam  quod  afflic  tum  est.  Utrumque  potius 
vcrbum  grariss/mv  ii/dirat^  rem  esse  perditatn.'"''  Damit  ist  aber 
so  viel  als  nichts  ^esajrt,  uiul  die  Verscliicdeiilieit  der  liedeii- 
tiing  beider  Wörter  mehr  verdunkelt  als  hervorgehoben  worden. 
So  Menig  wir  in  Abrede  sind,  dass  an  manclien  Stellen  eiiertere 
steht,  wo  auch  affligere  gesagt  werden  könnte,  so  gewiss  ist 
doch  auch,  dass  ursprVinglich  eine  ziemliche  Verschiedenheit 
zwischen  beiden  Wörtern  stattgefunden  hat,  die  um  so  wenige» 
i'jberselien  werden  darf,  da  man  schon  einige  Stellen  aus  ün- 
kundc  dieser  Verschiedeniieit  hat  ändern  wollen.  Diese  Ver- 
schiedenheit nun  hat  Manutius  viel  richtiger  angedeutet  als 
Ilr.  Muller,  obschon  niclit  deutlich  genug  auseinander  ge- 
setzt. Das  Wort  evcrtere  bezeichnet  ursprimglich  weiter  nichts 
als  aus  dem  Grunde  heraus  ireudcn,  heben,  und  ist  eigentliüm- 
licli  ^on  Bäumen  gesagt  worden,  die  nicht  abgehauen,  sondern 
mit  den  W  urzeln  aus  der  Erde  herausgehoben  werden.  Weil 
aber  mit  diesem  Herauslieben  das  Eingehen  des  Herausgeho- 
benen verbunden  ist,  so  war  es  natürlich,  dass  evertere  nicht 
bloss  in  jener  ersten  Bedeutung  gebraucht  wurde,  sondern 
auch  die  Folge  davon,  das  ist  das  Vertilgeri,  Vernichten  einer 
Sache  bezeichnete.  Mithin  wäre  an  unserer  Stelle  allerdings 
das  blosse  Wort  evers/ie  zur  Bezeichnung  des  zerrütteten  Staa- 
tes lunreicliend  gewesen.  Allein  Cicero  hat  ganz  besonders 
die  Gewohnheit,  dass  er  unzählig  oft  zwei  Adiectiva  verbindet, 
die  zwar  häufig  synonym  gebraucht  werden,  aber  ursprünglich 
doch  in  so  fern  verschieden  sind ,  als  das  eine  die  Folge  des 
andern  bezeichnet.  So  hier.  Denn  äff  liger  e  ist,  was  Manutius 
gajiz  richtig  gefühlt  hat ,  in  gewisser  Hinsicht  noch  mehr  als 
evertere,  indem  es  eine  Sache  an  irgend  etwas  anstossen  in 
der  Absicht  sie  zu  zerstören,  etwas  niederwerfen  bezeichnet. 
Stehen  nun  beide  W  orte  beisammen,  ecertere  und  nfjligere,  so 
deutet  das  erstere  das  Herausheben  z.  B.  eines  Baumes,  das 
zweite  das  Vernichten  oder  Zerstückeln  der  Herausgehobenen 
an.  Wird  eine  Ilepublik,  wie  hier,  eversa  \ind  äff tict a  ge- 
nannt, so  hat  man  bei  dem  ersten  Worte  an  die  Erschütterung 
der  Grundfesten,  auf  welchen  die  Republik  ruhet ,  das  sind, 
die  zur  Erhaltung  derselben  nötbigen  (ifesetze  und  Einrichtun- 
gen, dagegen  bt;im  zwiMten  an  die  absichtliche  Zerstörung  der 
Kep.,  das  ist  an  die  Einführung  neuer  \erderblicJier  Gesetze 
und  Einrichtungen,  welche  die  Republik  zu  einem  monarciii- 
scben  Staat  umwandeln  ,  zu  denken.  Beides  wirft  ('icero  liän- 
fig  in  seinen  Reden  einzeln  und  als  von  einander  verschieden 

9* 


130  Römisch  eL  itteratur. 

dem  Clodins,  oder  den  Consuln  Piso  und  Gabinins  vor,  dass 
sie  nicht  bloss  die  zur  Aufrechthaltung  der  Republik  nöthigeii 
Gesetze  aufgehoben ,  sondern  auch  die  verderblichsten  einge- 
fiihrt  hätten,  wodurcli  die  Republik  ein  vom  Clodius  allein  ab- 
liängiger  Staat  geworden  sey.  So  sagt  er  zum  Piso  C  XXIV: 
Cum  vero  non  viodo  non  postulanf.e  atque  cogefite^  sed  invito 
atque  oppresso  senatu^  ?ion  modo  nullo  popnli  R.  studio^  sed 
nullo  sj/ffragium  ferente  libero^  provincia  tibi  ista  mayiupretiiun 
fuerit  non  eversae  per  te ^  sed  per ditae  civitatis  u.  s.  w. 
Fast  alle  neueren  Flerausgeber  haben  hier  eine  Aenderung  in 
den  Worten  non  eversae  per  te  ^  sed  perditae^  für  nötliig 
befunden,  weil  sich  eversa  von  perdita  nicht  unterscheide. 
Wir  hoiFen,  dass  nach  dem,  was  wir  erinnert  haben,  Niemand 
mehr  an  der  Richtigkeit  der  handschriftlichen  Lesart  zwei- 
feln w  erde.  Wie  nun  dort  die  Wörter  eversa  und  perdita  offen- 
bar als  von  einander  verschieden  angesehen  werden  müssen,  so 
unterscheiden  sich  auch  hier  die  Ausdrücke  eversa  und  afßicta^ 
nur  dass  perdita  noch  etwas  stärker  als  hier  afflicta  ist.  — 
Noch  lässt  Hr.  Müller  in  der  oben  angeführten  Stelle  zu  dem 
Worte  reipublicae  Manutius  folgendes  bemerken:  „Aow  est 
super vacaneuni^  quia  dixerit  civitatis:  sed  est  amplijica- 
tio  quaedam^  quia  plus  est  in  republica^  quam  in  civi- 
tate.  Similiter  ut  cum  dixit^  ruinis.,  cum  dixisset  iam  gra- 
vissimis  te mp oribus ; plus  enim  aliquanto  significajtt  r u i- 
nae^  quam  gravis sima  tempora.  Kt  est  hoc  Ciceroni  ob 
eximiam  ingenii  ubertatem  usitatum^  maximeque  frequens  in 
orationibus  ornamentumJ'''  Viel  kürzer  und  richtiger  konnte 
Hr.  Älüller  den  Unterschied  zwischen  gravissimis  tempori- 
bus  civitatis  und  ruinis  rei publicae  hier  angeben,  wenn  er  be- 
merkt hätte,  dass  ersteres  sich  auf  die  traurige  Lage  der  Bür- 
ger ,  letzteres  auf  die  Zerrüttung  der  öffentlichen  Gesetze  tnid 
Jflinrichtungen  heziehe.  —  C.  Hl  §  6  ist  die  Stelle:  Sic  hunc 
diligit^  ut  sehr  richtig  gegen  Ernesti's  Verdacht  geschützt 
worden.  Dagegen  war  es  uns  äusserst  befremdend ,  wie  Hr. 
Müller  zu  Anfang  des  7ten  §  die  sinnstörende  und  sprachwi- 
drige Aenderung  Ernesti's  optimi  at  calamitosissimi  für  optimi 
et  calamitosissimi ^  wie  alle  llandschriften  haben,  aufnehmen 
konnte.  Wie  richtig  die  überlieferte  Lesart  ist,  wird  Jeder 
einsehen,  welcher  sich  überzeugt  hat,  dass  der  Sinn  der  gan- 
zen Stelle  dieser  ist:  „Auch  bei  seiner  zweiten  Verheurathung 
bewies  P.  Sestius  seine  Anhänglichkeit  an  das  Gute  und  sein 
Mitleiden  gegen  das  üngliick  dadurch,  dass  er  die  Tochter 
eines  braven  und  ganz  unglücklichen  Mannes  heurathete,  des- 
sen traurige  Lage  er  auf  eine  edele  Weise  zu  lindern  suchte."  — 
C.  IV  §  10  schreibt  Hr.  Müller:  Recita^  quaeso,  F.  Sexti^  quid 
decreverint  Capuae  decuriones ;  utjatn  virilis  tua  vox  pos- 
sit  aliquid  signißcare  inimicis  nostris  ^  quidnam^  quum  se  cor- 


Cicer.  oratio  pro  Sextio,  edita  a  Müllern.  131 

roboraverit ,  effectnra  esse  rideatur.  Y^r  hat  nämlich  virilis 
statt  der  Lesart  anderer  Ilaiidschrifteii  puerilis  aufgenommen, 
und  zurVertheidigiing  desselben  folgendes  vorgebraclit:  „Äe//- 
tentia  vulgatae  lectionis  est  aptissiina:  ut  vox  tua,  quae  iam 
nunc  virilis  est,  (non  pueri^  sed  viri  esse  videtur)  inimicis  no- 
stris  sipiißcet^  quid^  si  adnlta  aetate  se  corroboraverit ,  ubi  ea 
iniis  accusandis  7tsiis fueiis^  effectnra  sit.'-'-  Mit  dieser  breiten 
Erklärung  ist  aber  nichts  mehr  gesagt,  als  was  jeder  Schiller 
vou  selbst  versteht.  Wir  tadeln  hier  zunäclist,  dass  Hr.  Miiller 
bei  der  doppelten  Lesart  gar  nicht  untersucht  hat,  welche  sich 
auf  das  Ansehen  der  besten  Handschriften  stiitze,  jNun  steht 
ab(ir  puerilis  in  den  besten,  und  ririlis  in  den  schlechtesten  und 
interpolirten.  Zweitens  enthält  der  Zwischensatz  quam  se  cor- 
roborarit  eine  lästige  Abundanz,  wenn  wir  iam  virilis  lesen,  da 
die  vox  virilis  eines  Knaben  keine  andere  seyn  kann  als  eine  co/- 
roborata^  so  wenig  auch  die  Stimme  eines  xMannes  eine  corro^ 
borata  seyn  muss.  Drittens  glauben  Avir  auch,  dass  Cicero, 
>\enn  virilis  dem  Zusammenhang  angemessen  gewesen  wäre, 
vielmehr  tit  vox  tua  iam  virilis  gesagt  haben  würde.  Dagegen 
ist  nun  puerilis  in  jeder  Hinsicht  treffend  gesagt,  indem  die 
Feinde  darauf  aufmerksam  gemacJit  werden,  wie  schon  die 
Knabenstimme  des  Sestius  von  der  Art  sey,  dass  sie  fVir  die 
Folge  etwas  Ausgezeichnetes  verspreche.  —  In  denselben  Worten 
aber  ist  sehr  richtig  vou  Hrn.  Müller  das  Pronomen  aliquid 
gegen  Ernesti's  Verdacht,  als  sey  es  eine  Glosse,  durcli 
Aniühruug  mehrerer  ganz  gleicher  Stellen  in  Schutz  genommen 
worden.  Es  konnte  dabei  auch  der  ganz  gleiche  und  häufige 
Gebrauch  des  griechischen  rt  erwähnt  werden.  —  Dagegen 
müssen  wir  wieder  Hrn.  Müller  ganz  und  gar  unsere  Beistim- 
mung versagen,  wenn  er  C.  VI  §  14  schreibt:  J)e  quo  quidem 
tribmiatu  ita  dictum  a  Q.  Hortensio^  ut  eius  oratio  non  defen- 
sionem  modo  criminum  videretur  continere  ^  sed  etiam  rei  pu- 
blicae  capessendae  auctoritatem  disciplinamque  praescribere  — , 
während  in  den  Handschriften  der  Satz  sed  etiam  —  praescri- 
bere also  lautet :  sed  etiam  ?nemoria  di^na  uti  et  rei  publicae 
capessendae  auctoritatem  disciplinamque  praescribere^  nur  «lass 
in  den  Worten  itti  et  eine  kleine  Verschiedenheit  stattfindet, 
indem  der  Erfurter  und  Die  l'fälzer  dafür  esset  ntiuAch  G  ru- 
ter haben,  was  wohl  auch  die  Lesart  aaiderer  Handscluilien 
seyn  mag,  und  einige  für  praescribere  den  ('oniunctiv  prae- 
scriberet  ^ehvn.  Dcsshalb  schrieb  G  ruter,  dem  die  neueren 
Herausgeber  alle  bis  auf  Schütz  gefolgt  sin<l:  sed  etiam  me- 
moria di^na  esset ,  uli  rei  publicae  cap.  aiirtor.  disciplintiinquo 
praescriberet.  Zwar  steht  in  seiner  Ausga!>e  noch  et  nach  ////, 
allein  diess  ist  ollenhar  wider  seinen  Willen  stehen  geblieben, 
da  er  ausdrücklich  in  der  Note  sagt,  dass  er  nach  der  Kr  f.  und 
ITälzer  H.  di(^na  essel  uli  rei  u.  h.  w.  hergestellt  liabe.     Die 


132  Bü mische    Littcratur. 

Nachlässigkeit  der  n^clifolgenden  Herausgeber  hat  jenes  et 
stehen  lassen ,  bis  es  der  sorgfältigere  0 r eil i  verdrängt  hat. 
Dennoch  haben  diejenigen  vollkommen  Recht,  welche  behaup- 
ten, dass  Cicero  nimmermehr  so  geschrieben  liaben  könne, 
wie  Gruter  geglaubt  hat.  Denn  es  ist  völlig  abgeschmackt  zu 
sagen,  oratio  memoria  digna  est^  ut  —  praescribat.  Ebenso 
gewiss  ist  es  aber  auch ,  dass  die  Worte  memoria  digna  uti  et 
oder  esset  uti  nicht  von  Abschreibern  herrühren  können.  Sie 
deswegen  aus  dem  Text  zu  werfen ,  weil  sie  keinen  passenden 
Sinn  geben,  ist  eine  Tollkühnheit,  dje  man  nur  unglücklichen 
Sclhitzen  verzeilien  kann.  Was  Abschreiber  hinzugefügt  ha- 
ben, rauss  wenigstens  an  und  für  sich  betrachtet  einen  Sinn 
geben,  den  wir  in  diesen  Worten  vermissen.  Wir  übergehen 
die  misslungenen  Versuche  der  Herausgeber,  die  dunkele  Stelle 
zu  verbessern ,  da  alle  darin  gefehlt  habeir,  dass  sie  die  Ver- 
derbung in  Worten  suchten,  welche  ohne  die  geringste  Abwei- 
chung in  allen  Handschriften  stehen.  Das  Versehen  der  Ab- 
schreiber ist  offenbar  in  den  Worten  uti  et  zu  suchen ,  wofür, 
wie  wir  gesehen  haben,  zwei  H.  esset  uti  haben.  Leider  sind 
uns  gerade  hier  die  Abweichungen  aller  Handschr.  von  den  Her- 
ausgebern nicht  angegeben  worden.  Dennoch  glauben  wir,  dass 
sich  die  Stelle  mit  der  grössten  Gewissheit  herstellen  lasse. 
Die  erwähnte  Verschiedenheit  uti  et  und  esset  uti  lässt  uns 
nicht  zweifeln,  dass  die  Abschreiber  hier  in  der  Stellung  der 
Worte  geirrt,  und  dabei  einen  kleinen  Fehler  begangen  haben, 
unstreitig  ist  uti  et  ein  Versehen  für  uti  esset  ^  und  esset  uti 
eine  Versetzung  der  Abschreiber.  Sclireiben  wir  nun  uti  esset^ 
80  weichen  wir  erstlich  nicht  nur  gar  nicht  von  den  in  guten  H. 
stehenden  Buchstaben  ab,  sondern  nähern  uns  auch  der  Lesart 
der  verdorbenen  Handschriften,  und  stellen  zweitens  einen  Sinn 
Iier,  welcher  dem  Zusammenhange  durchaus  angemessen  ist. 
Die  Worte  lauten  nun  also :  De  quo  qnidem  tribunatu  ita  di- 
ctum ab  Hortensio^  ut  eius  oratio  non  defensionem  modo  crimi- 
num videretur  continere^  sed  etiam^  memoria  digna  uti 
esset^  rei  publicae  capessendae  auctoritatem  disciplinainque 
praescribere.  Wer  sieht  nicht,  wie  passend  der  Zwischensatz 
memoria  digna  uti  esset  ist ,  da  die  Rede  des  Ilortensius  Vor- 
schriften über  die  auctoritas  und  disciplina  rei  p.  capessendae 
enthielt?  Dass  übrigens  der  Ausdruck  oratio  memoria  digna 
ganz  Ciceronianisch  sey,  mögen  zum  Ucberiluss  noch  die  bei- 
den Stellen  zeigen  de  Or.  I,  21,  96:  si —  7ios  aliquid  ex  ser- 
mone  vestro  memoria  digJium  excipere  possemus,  und  de  Inv. 
H,  2,  4 :  ex  his  (scriptoribus)  enim  qui  nomine  et  memoria  digni 
sunt  u.  s.  w. 

So  schwierig  aucli  das  ürtheil  über  die  Worte  des  lOten 
§  ist,  so  glauben  wir  doch  so  viel  erweisen  zu  können,  dass 
weder  Hr.  Müller,  noch  überhaupt  irgendeiner  der  Heraus^ 


Clcer.  oratio  pro  Scxtio ,  edita  a  MüUcro.  133 

gebcr,  den  Weg.  eingeschlagen  hat,  auf  welchem  allein  die 
ursprüngliche  Hand  Cicero's  muthinasslich  hergestellt  werden 
kann.  Wir  schreiben  die  Worte  ab,  wie  sie  in  der  Müller- 
schen  und  in  den  übrigen  Ausgaben  fast  allen  mit  Ausnahme 
der  Lara  hinsehen  stellen:  Aani  quid  ego  de  supercüio  di- 
vain?  qiiod  tiun  ho/nim'bus  nun  supeicUiimi^  sed  pignus  rei pu- 
blicae  r idebat ur.  Tanla  erat  gravitas  in  oculo^  tanta  conlra- 
ctio  frontis  ^  ut  illo  s up er  cilio  res  publica  tamquam 
Atlante  coelum  niti  vider etur.  Hr.  Müller  ist  von  sei- 
neii  Vorgängern  nur  in  so  fern  abgewiclien,  dass  er  die  Worte 
ut  illo  sup.  —  viderelur  für  uneclit  hält  und  mit  Klammern  ein- 
geschlossen hat.  Wir  würden  ihm  >ielleicht  beistimmen,  wenn 
dieser  Satz,  so  wie  er  in  den  Ausgaben  lautet,  nur  in  irgend 
einer  Handschrift  stände.  Allein  in  der  ganzen  Stelle  haben 
die  Ausgaben  bloss  die  Worte  ut  illo  super  cilio  niti  tideretur 
und  die  Partikel  tamquam^  jedoch  anders  gestellt,  mit  den 
Handschriften  gemein,  in  welchen  von  den  iibrigen  res  publica 
Atlante  coelum,  keine  ähnliche  Sylbe  sich  findet.  Lambins 
Handschriften  haben  dafür  an  mantuus  ille^  die  Gruterschen 
mit  Ausnahme  der  9ten  Pfälzer  und  der  S.  Victorischen  an- 
muntius  nie  ^  die  9te  Pf.  vel  amnantius  anancius  ille^  die  S. 
Vict.  mantuus  ille.  Einige  alte  Ausgaben,  welche  oflenbar  ohne 
Veränderung  der  Herausgeber  ausllandschr.  geflossen  sind,  wie 
die  Venezianische,  haben  ebenfalls  aumantius  ille.  Ferner 
stellen  alle  Handschriften  und  die  eben  genannten  alten  Aus- 
gaben die  Partikel  tamquam  unmittelbar  vor  videretur^  nur  dass 
Lambin  nach  seinen Handschr.  diese  Partiltel  vor  wzV«  setzt.  Aus 
diesem  geht  hervor,  dass  die  Handschriften  in  dieser  Stelle 
eigentlich  nur  in  einem  einzigen  Worte  von  einander  abweichen, 
das  ist  in  dem  sinnlosen  aumantius.  Ausserdem  haben  sie  ein- 
stimmig: ut  illo  super  cilio ille  niti  tamquam  videretur. 

Wir  fragen  nun  ,  ob  es  wohl  im  Geringsten  wahrscheinlich  ist, 
dass  aus  den  Worten,  die  in  den  jetzigen  Ausgaben  noch  stehen, 
irgend  ein  Abschreiber  habe  das  verdorbene  Wort  aumantius 
und  das  Pronomen  ille  machen  können*?  Ist  diess  völlig  unwahr- 
scheinlicb,  was  uns  Jeder  zugeben  muss,  so  folgt  nothwendig, 
dass  die  in  den  Ausgaben  stehenden  Worte  einen  Herausgeber 
oder  Gelehrten  des  XV  oder  XVIten  Jahrhunderts  zum  Ver- 
fasser haben  müssen.  Und  diess  leuclitet  noch  mehr  ein,  wenn 
wir  sehen,  wie  sie  ganz  denselben  Gedanken  enthalten,  der  in 
dem  kurz  vorhergeliendem  Satze  quod  tum  hum.  nou  superci- 
lium.,  sed  pignus  rei  p.  videbular  liegt.  Desswegen  würden 
wir  die  besprochenen  Worte  mit  Hrn.  Müller  ohne  liedenken 
für  unecht  lialten  ,  wenn  sie  so  in  i.\vi\  Handschriften  ständen, 
wie  sie  die  Ausgaben  liefern.  Allein  erstlich  giebt,  wie  wir 
sogleich  zeigen  werden,  die  Lesart  der  Handschriften  mit 
Ausnahme  des  aumantius  einen  ganz  passenden  und  von  dem 


134  R  ö  m  i  s  c  Ii  c  L  i  1 1  c  r  a  t  u  r. 

oLigeii  Gedanken  verscliiedenen  Sinn,  und  zweitens  zeigt  eben 
das  verdorbene  aumaiitius^  dass  diess  nimmermelir  ein  Zusatz 
der  Abschreiber  seyn  könne.  Lassen  wir  nun  das  verdorbene 
Wort  einstweilen  weg,  so  ist  der  Sinn  dieser :  „Piso  zog  seine 
Stirn  so  zusammen,  dass  er  sich,  wie  andere  auf  äussere  Stärke 
oder  innern  Werth ,  so  auf  diesen  finstern  Blick  stützte  und 
damit  alles  ausrichten  zu  können  glaubte/'  In  demselben  Sinne 
wie  hier  super cüio  jntinagt  Cicero  bald  darauf  vuLtu  medias 
fidius  coUegue  sui  libidinem  levüatemque  f ränget^  wo  also  eben- 
falls die  Miene  des  Piso  als  ein  Stab,  auf  den  er  sich  als  Con- 
sui  gestützt  liabe,  dargestellt  wird.  Aehnliche  Stellen  finden 
sich  in  grosser  Menge  in  der  Rede  gegen  den  Piso  selbst.  Man 
sehe  z.  B.  §  20:  neque  Jiercule  ego  superciliuvi  tuum^  ne- 
que  collegae  tut  cimbalaßfgi;  neque  iam  Jui  timidus^  ut  — 
fr o Iltis  tuae  nubeculam  mit  collegae  tui  contammatuni 
spiritiim  pertimescerem.  Der  eben  angegebene  Sinn  ist  ferner 
in  so  M  eit  von  dem  vorhergehenden  Satze,  quod  tum  —  videbc- 
tur ^  verscJiieden,  als  in  jenem  davon  die  Hede  ist,  was  sich 
der  Staat  von  seiner  finstern  3Iiene  versprochen  habe,  wälirend 
liier,  was  Piso  damit  beabsichtigt  habe,  gesagt  wii'd.  Be- 
trachten wir  nun  das  verdorbene  Wort,  oder  vielmehr  die  in 
den  Handschr.  verdorbenen  Wörter  an  mantuus  ^  aumantius^ 
amnantius  ^  anancius  und  mautuus  ^  so  glauben  wir  auf  dem 
riclitigsten  Wege  zu  seyn  ,  wenn  wir  in  diesen  ein  Nomen  pro- 
prium suchen ,  dergleichen  unzählig  oft  von  den  Absclireibern 
jämmerlich  verstümmelt  worden  sind.  Beispiele  wird  unser 
kritischer  Apparat  zur  Rede  pro  Plancio  in  Fülle  geben.  Für 
ein  solches  iNomen  proprium  spricht  auch  das  darauf  folgende 
Pronomen  ille.  Der  Sinn  der  Stelle  verlangt  übrigens,  dass 
dieses  versteckt  liegende  Nomen  einen  Mann  von  finsterer  Miene 
und  gewaltiger  Strenge  bezeichnen  müsse ,  auf  den  die' obigen 
Ausdrücke  passen :  quam  teter  incedebat !  quam  truculentus ! 
quam  terribüis  adspectu!  unum  aliquem  te  ex  barbatis  illis^ 
esemplum  imperii  veteris^  imaginem  antiquilatis^  columen  rei 
jniblicae ,  diceres  iiitueri^  und  §  26:  nam  alter  ille  harridus  et 
severus  consulto  se  domi  continebat.  Es  sollte  uns  wundern, 
wenn  nicht  manche  Leser  nach  diesen  Vorerinnerungen  mit 
uns  die  3Iuthmassung  machten,  dass  in  der  Corruptel  unstrei- 
tig Rhaduniautus  stecke.  Es  bedarf  weiter  keiner  Auseinan- 
dersetzung, wie  passend  hier  Piso  mit  jenem  Richter  verglichen 
Averde,  von  dem  Virgil  Aen.  YI ,  56(5  sagt:  Gnosius  huPC  Rha- 
damanlhus  habet  durissima  regna^  Castigatqne  auditqiie  Jolos^ 
subigilque  f uteri ^  Quae  quis  apud  superos  fiirlo  laetatus  inaui 
Distulit  in  seram  commissa  jnncula  mortem.  Auch  dass  er  ge- 
radezu Rhadamaittus  ille  genannt  wird ,  ist  ganz  der  Gewolin- 
heit  des  Cicero  angemessen,  welcher  denselben  Piso  in  der 
gegen  ihn  geJialtenen  Rede   wegen  seiner  WoliUust  inehrere 


Cicer.  oratio  pro  Scxtio,  cdita  a  MüUcro.  135 

Male  Epicur  nennt.  So  C.  IX  §  20:  Q,uod  mihiigitur  certamen 
esset  hiiiiismodi?  cum  C.  Mario  scilicet  mit  cum  oUquo  pari^  an 
cum  altera  barbato  Epicu r o^  cum  altera  Calüinae  lanterna- 
rio?  und  C.  XVI:  Confer  nuuc^  Epicur  e  noster^xi.  s.w..  Auf 
dieselbe  Coniectur  ist  iibriijens  aucli  schon  ein  Gelehrter,  man 
weiss  nicht  wer,  vor  Lambin  ijel'alien,  der  in  der  Note  zu  die- 
ser Stelle  sagt:  „Ao/z  dissimulabo  tarnen,  quemdam  in  suis  no- 
tis  hunc  locum  sie  praferre,  quasi  certum  sit  ita  in  libris  Omni- 
bus legi:  nt  illo  s  upe  r  cilio  t  amquam  Rhadamantus 
nie  niti  videret  ur.^''  Es  ist  nodiübrig,  einige  Worte  über  die 
Partikel  tamquam  zu  sprechen.  VV  ir  haben  gesehen,  dass  sie  in 
den  meisten  llandschriiten  vor  viderelur  steht.  Da  sie  aber 
nimmermehr  zu  videretur  bezogen  werden  kann,  so  wird  auch 
JSiemand  läugnen,  dass  ihre  Stellung  falsch  sey.  Denn  so  viel 
uns  bekannt  ist,  steht  tamquam  dem  Worte  nie  nach,  zu  wel- 
chem es  gehört.  Die  Versetzung  vor  w///,  was  die  Lambinschen 
II.  rathen  könnten,  nutzt  uns  nichts,  da  es  höchst  unwahr- 
scheinlich ist,  dass  Cicero  den  Ausdruck  w/7/ gemildert  habe, 
was  schon  durch  das  Wort  viderelur  geschehen  war.  Auch  die 
Stellung  vor  Jikadamantus  wVirde  sowohl  die  Kraft  der  Rede 
als  auch  überhaupt  den  Sinn  der  Stelle  ungemein  stören.  Da 
nun  die  Partikel  schon  durch  die  verschiedene  und  falsche  Stel- 
lung, die  sie  in  den  HandscJirilten  einnimmt,  im  höchsten  Gra- 
de verdächtig  wird,  so  zweilein  >vir  keinen  Augenblick ,  dass 
sie  von  einem  Abschreiber  herrührt,  welcher  sie  über  Ithada- 
mantus  ille  gesetzt  hatte.  Nicht  selten  ist  diese  Partikel  durch 
Interpolatoren  in  den  Cicero  gekommen.  So  schreibt  man  noch 
jetzt  in  de  Amic.  C.  XXIII  §  88:  «SVc  natura  solitarium  nihil 
amat ;  semper  ad  aliquod  ta7nqua  m  adnmiiculum  adfiitittir^ 
quod  in  amicissimo  quoque dulcissimum  est.,  da  doch  die  besten 
Handschriften  uns  tamquam  zu  streichen  nöthigen.  Mit  nicht 
minderer  Zuverlässigkeit  konnten  oder  mnssten  vielmehr  die 
Herausgeber  dieser  Rede  C.Vll  §  15:  Fueral  ille  an?ius  in  reip. 
?nagno  motu  et  ?nultortim  timore  tamquam  intenlus  arcus  in  me 
vnum,  die  Partikel  tamquam  streichen,  da  sie  erstens  in  eini- 
gen llandschriiten  ganz  fehlt,  wie  sie  auch  >on  Herwag  ausge- 
lassen worden  ist,  und  zweitens  in  den  Handschr. ,  die  sie  ha- 
ben, eine  ganz  andere  sinnstörende  Stellung  hat.  Ihren  jetzigen 
Platz  hat  sie  erst  von  den  ller,iusgebern  erhalten.  —  Zu  unse- 
rer Stelle  zurückkehrend  erlauben  >\ir  uns  nur  noch  die  Worte 
so  hinzuschreiben,  wie  sie  nach  unserer  festen  Ueberzeugung 
von  Cicero  geschrieben  worden  sind:  Tanta  erat  gravitas  in  ocu- 
lo.,  tanta  contraclio  frontis^  ut  illo  supercilio  Uhudamantus  ille 
niti  videretur. 

Wir  gehen  zu  einer  Stelle  über,  wo  es  uns  nnbegreiflicl«  ist, 
Mie  die  neuern  Herausgeber  seit  Ernesti  bis  mit  Hrn.  Mül- 
ler an  eine  Verderbung  denken  konnten.  Cicero  sagt  C  X  §23 


136  Römische  Litterat iir. 

Tom  Piso :  Laudahat  homo  doctus  phüosophos^  nescio  quos  ;  ne- 
que  eorum  tarnen  nomina  poterat  dicere  ;  scd  tarnen  eos  lauda- 
bat  maxime^  qui  dicuntur  praeter  ceteros  esse  auctores  et  lau- 
datores  voliiptatis ;  cuitis^  et  quo  tempore^  et  quo  modo^  non 
quaerebat;  verbum  ipsum  Omnibus  modis  aniini  et 
corporis  devorabat.  Zu  den  letzten  Worten  bemerkt  Hr. 
Müller:  ^,Equidem puto  Ciceronem  scripsisse :  verum  ipsam 
Omnibus  modis  animi  et  corporis  devorabat.  Usum 
dicendi  illustre  Jit  haec  loca:  II  in  Verr.III^  7(J,  2()2:  de  vor  a- 
re  ornnem  pecuniam  publicam  non  dubitavit.  De 
Fin.  I,,  ]2:  Constituamus  aliquem  niagnis.,  tnultis., 
perpetuis  fruente7n  et  a7iifno  et  corpore  volupta- 
tibus.  Co?if.  in  Pison.  §  48:  pr  ojundae  libidines  devo- 
rassetit.'-'-  Dass  Cicero  nicht  so  habe  schreiben  können,  wie 
Hr.  3Iüller  muthmaasst,  nniss  Jeder  eing:estehen,  der  keine  Bei- 
spiele anführen  kann,  durchweiche  der  Ausdruck  ro///^/fl^em 
devorare  als  richtig  anerkannt  werde.  Es  können  sich  aber  sol- 
che Bef»piele  um  so  weniger  finden,  je  offenbarer  es  ist,  dass 
voluptatem  devorare  einen  ganz  unrichtigen  Gedanken  enthält. 
Denn  die  voluptas  als  eine  animi  hilaris  affectio^  wie  Seneca  sie 
definirt,  oder  nach  Cicero  iucundus  sensmim  motns^  ist  doch 
wahrlich  kein  Gegenstand,  der  wie  eine  Speise  verschlungen 
werden  kann,  sondern  ein  in  uns  entstehendes  AVohlbehagen, 
das  wir  uns  durch  Genüsse  verschiedener  Art  bereiten.  Hof- 
fentlich wird  uns  Hr.  Müller  die  Stelle  in  Pis.  §  48  nicht  entge- 
gensetzen, wo  es  heisst:  cum  parteni  eins  praedae  profundae 
libidifies  devorasseJit.  Denn  hier  steht  ja  nicht  libidinem  deco- 
rare., sondern  projundae  libidines  für  homo  libidinosissimus  de- 
voravit partem  praedae.  Wir  sehen  daher  nicht  ein,  wozu  Hr. 
Müller  diese  Stelle  angeführt  iiat.  So  unrichtig  also  Cicero  ge- 
sprochen haben  würde,  wenn  er  Hrn.  Müller  gefolgt  wäre,  so 
richtig  ist,  was  die  Handschriften  darbieten.  Denn  devorare 
verbum.,  orationem.,  dicta  ist  eine  sehr  richtige  Redensart.  So 
Plautus  Asin.  HI,  3,  59 :  Auscidtate  atque  operam  dale  et  mea 
dicta  decorate.  Ganz  ähnlich  ist,  was  derselbe  sagt  Aulul,  III, 
0,  1 :  Niminm  libe7iter  edi  sermonem  tuum.  In  welchem  Sinne 
Cicero  vom  Piso  gesagt  habe  devorabat  verbum  voluptatis.,  giebt 
er  uns  selbst  genauer  an  in  der  Rede  gegen  ihn  C.  XXVIII  §6}f: 
Itaque  admissarius  iste  sinmlutque  audivit^  voluptatem  a  philoso- 
pho  tantopere  laudari .,  nihil  expiscatus  est:  sie  suos  sensfis  vo- 
luptarios  onmes  incitavit.,  sie  ad  il litis  hanc  oratio nem 
adhiiniivit.,  ut  non  magistrum  virlutis^  sed  auctorem  libidi- 
nis  a  se  illum  inventuiti  arbiiraretur.  Piso  also  hörte,  wie  Ci- 
cero sagt,  die  Reden  über  Empfehlung  der  VVohllust  mit  einer 
solchen  Gier  an,  dass  er  dabei  an  weiter  gar  nichts  dachte,  son- 
dern, wie  nach  dem  Sprichwort  der  Hinkende  den  Ball ,  das 
Lob  über  die  Wohllust  festliielt,  iste.,  claudus  quomodo  aiunt 


Ciccr.  oratio  pro  Sexdo,  cclka  a  Müllcro.  137 

püam^  relinebat  qnoä  acceperat  (in  Pis.  ebendas. ).  Diess  ist 
devorobat  t'erbum  sc.  voliiptatis.  Aus  derselben  Stelle  gellt 
aucli  dentlicJi  Jiervor,  was  Cicero  mit  den  Worten  omnibiis  rno- 
dis  animi  et  corporis ,  an  denen  die  Herausgeber  ohne  Grund 
den  meisten  Anstoss  genommen  liaben,  habe  bezeiclmen  wollen. 
Kr  iiörte  nämlich  nicht  bloss  die  Worte  von  der  Wohllust  mit 
der  grössten  Aulinerksamkeit  an,  sondern  gerietli  dabei  zjh 
gleich  in  so  wohllüstige  Gedanken  und  Geiühle,  dass  er  sie 
durch  Mienen  und  Geberden  Aerrieth,  und  \\\(^  ein  Hengst  in 
der  iNiihe  der  Stute  (^odmi  soriiis  iste)  bei  der  blossen  Rede 
wieherte  («f/  oralionem  adhinniril).  Wie  ist  aber  ein  Anstoss 
an  den  Worten  zu  nehmen:  verbum  ipsniu  onmibus  ?nodis  ani- 
mi et  corporis  devorabat ^  er  verschlang  mit  allen  mogliclien 
Mienen  und  Geberden  die  blosse  Rede  ^on  der  Wohihist'f  End- 
lich dient  auch  als  Zeugniss ,  dass  Cicero  verbum  ipsum  ge- 
schrieben liabe,  das  was  in  der  Rede  post  red.  in  sen.  §  14  ge- 
sagt ist:  ciun  vero  eliani  litteris  stndere  incipit.,  et  helluo  inima- 
t/is  cum  GraccuUs  philosophar/.,  tum  est  Epictireus^  non  penitus 
Uli  discipUnae^  quaecumque  est^dedilus.,  sed  captus  uno  verbo 
V 0 In pt litis. —  Fiir  völlig  unlateinisch  halten  wir  auch  die 
Acnderung,  die  sich  Hr.  31  ii  II  er  in  den  Worten  des  2!)sten  § 
erlaubt  hat.  Cicero  spricht  daselbst  vom  Gabiriius,  und  sagt: 
^«/,  non  dico  equitem  Romanum  —  sed  civem  li.  sine  2illo  iu~ 
dicio  auf  edicto  ex  patria  consul  eiecerit.  So  wie  wir  die 
Stelle  hergeschrieben  iiaben,  steht  sie  in  allen  Handschriften 
mit  Ausnahme  von  vier  Oxl'order,  die  aber  nicht  den  mindesten 
Werth  haben,  in  welchen  iTir  mit  edicto  geschrieben  ist  atque 
edicto.  Dass  beide  Schreibarten  widersinnig  sind,  Jiat  Gara- 
toni  zur  GnVige  gezeigt,  und  rauss  Jedem  beiin  ersten  Anblick 
einleuchten.  Hr.  jAlüller  glaubt  die  Stelle  vollkommen  herge- 
stellt zu  haben  dadurch,  dass  er  at  edicto  schreibt,  und  auf  die 
Worte  pro  Sulla  C.  31  §  89  verweist:  Hie  tos  orat.,  iudices\ 
parvus .,  ut  se  uliquaudo  sinon  i nte (>r a  for tiina.,  at  af~ 
flicta  pdtri  suo  gruiulari  sinatis.  Weder  jene  Stelle,  noch 
irgend  eine  andere  kann  das  al  edicto  hier  rechtfertigen.  Der 
junge  Sulla  bat  nach  Cicero's  Aeusserung  die  Richter,  sie  soll- 
ten ihn  dem  V  ater  wenn  auch  nicht  in  einem  uua  erletzten  Gli'ick- 
zustande,  den  er  schon  friiher  verloren  hatte,  doch  wenigstens  v 
in  der  schon  genu::  getrübten  Lage,  in  Avelcher  er  sich  vordem 
Gericht  befand,  Glück  wünschen  lassen.  Es  heisst  also  dort  si  non 
—  a/,  wie  überall,  irenn  nicht  —  doch  wenigstens.  Wenden  wir 
diese  öedeiitnnj:  auf  unsere  Stelle  an,  was  wir  nach  Hrn.  Mül- 
ler's  Verweisung  auf  jene  Stelle  thiin  müssen,  und  lösen  sine 
utlo  iudicio  in  si  non  iudicio  auf,  so  entsteht  der  Sinn:  wenn 
nicht  durch  ein  öjj'entliches  Vrthcil.,  doch  wenigstens  durch  ei- 
nen eif^enmächti^cn  Befehl.  Wir  hoH'en,  dass  diess  hinreichen 
werde,  um  Hrn.  Müller  von  der  Lurichtiirkeit  seiner  Aende- 

Jahrb.f.  i'lal.  u.  l'adag.  Julirg.  11.  IJtJl  10.  J^ 


138  Römische  Litterat ur. 

riing  zu  Viherzeuiren,  unil  verweisen  ilui  bloss  noch  auf  Rams- 
Iiorn's  Granirnat.  S.  r>l(>,  a>o  er  sehr  ^iitc  Bemerkuns;ea  über 
die  UedeiitiniJX  der  Partikel  at  finden  Avird.  Beiialliffer  kann 
Einigen  die  Muthniassung  Garatoni's  sclieinen,  m elcher  fle<^ 
zu  tilgen  vorschlägt.  Doch  können  wir  ihr  durclians  unsscrn 
Beifall  nicht  schenken,  da  es  ganz  unwahrscheinlich  ist,  dass 
ein  Abschreiber  diese  Partikel  eingeschaltet  liabe.  Vielmehr 
müssen  wir  uns  Avundern,  wie  Lambin's  einzig  richtige  Ansicht, 
dass  aul  edicto  eine  Interpolation  sey,  von  i[e\\  spätem  Heraus- 
gebern nicht  gebilligt  Avorden  ist,  AVir  fügen  zur  Bestätigung 
derselben  erstlitli  üüch  diess,  dass  Cicero  stets,  so  oft  er  von 
dieser  Gewalttliätii^keit  des  (labinins  spricht,  nie  beide  Aus- 
drücke sine  iudkio  und  edicto  zusannnenstellt,  sondern  bloss 
einen  von  beiden  gebraucht.  So  in  dieser  Ilede  §  30:  extermi- 
Itabit  cives  It.  edicto  consul  a  suis  diis  penatibus'^  §  53:  Erat 
autem  expuhtis  sine  iudicio.  §  13:  noji  posse  queimianm  de  ci- 
vitate  tolli  sine  iudicio.  Es  ist  diess  auch  ganz  natürlich  ,  da 
der  Ausdruck  eiicere  e  patria  cdiquem  sine  iudicio.,  vom  Consul 
gesagt,  uothwendig  die  Bedeutung  in  sich  enthält,  dass  diess 
vermittelst  eines  Kdicls  geschieht,  so  Avie  edicto  eiicere  z\\- 
gleich  bezeichnet,  dass  es  ohne  ein  Gericht  gehalten  zu  liaben 
geschieht.  Zweitens  gehört  noch  Jiieher,  dass  die  Interpola- 
toren  sehr  liäulig  vor  den  Worten,  die  sie  der  Erklärung  vACgen 
an  den  Rand  oder  über  «lie  Textesworte  schrieben,  die  Parti- 
kel aut  gesetzt  haben.  Beispiele  haben  Avir  in  unserer  Vorrede 
zu  den  Varr.  Lectt.  e  cod.  Erf.  enot.  S.  LI  bis  LIII  gegeben. — 
Eine  sinnstörende  Abtheilung  der  Worte  und  der  Interpunction 
müssen  wir  S.5(»  der  MüUerschen  Ausgabe  rügen,  obschon 
beide  Felller  sich  auch  in  der  Ernestischen  und  Or elli- 
schen Ausgabe  finden.  Ilr.  Müller  lässt  nämlich  mit  dem 
Satze :  Quae  qiiiim  essent  diusmodi  — :  tarnen  his  tantis  malis., 
tanto  bonorum  studio.,  iudices.,  restitissemus.  das  XVte  Capitel 
schliessen,  und  das  folgende  mit  den  Worten  anfangen:  Sed 
me  alii  metus.,  atque  aliae  curae  suspicionesque  moveriint.  Ex- 
ponam  enini  etc.  Diese  Abtheilung  findet  sich  zuerst,  Avahr- 
scheinlich  aus  Versehen,  bei  Ernesti,  Avährend  in  den  altern 
Ausgaben,  Avie  bei  Graeve,  mit  dem  Worte  moveriint  das 
XVte  Capitel  geschlossen  Avird.  Diess  thäte  nun  aber  nicht  viel 
zur  Sache ,  Avenn  nicht  durch  diese  Abtheilung  Worte  getrennt 
würden,  die  ohne  Punct  in  genauer  Verbindung  stehen  müs- 
sen. NotliAvendig  ist  nämlich  nach  restitissemus  ein  blosses  Co- 
lon zu  setzen,  so  dass  die  Worte  sed  ine  alii  metus  —  movcrunt 
den  Nachsatz  \oi\  i  estitissenius  bilden,  und  so  aufzufassen  sind, 
als  obeshiesse:  itisi  ?ne  alii  metus  —  morissent. —  Nicht  rich- 
tig ist  die  Erklänmg,  Avelche  Hr.  3Iüller  C.  XIX  §  42:  eos 
qui plurimum  possent.,  opponi  omnibus  concionibus  falsa.,  sed 
formidolose  tarnen  auctores  ad  pertiicie/n  ineam.,  von  dem  Worte 


Ciccr.  oratio  pro  Scxtio,  etjita  a  Miillero.  139 

opponi  ^iebt,  irideui  er  sa-rt,  dass  es  fiir  proponi,  poni  ante  ocu- 
los  iresetzt  sey.  Weiiri  J!r.  Müiler  zu  dieser  Stelle  eine  IJe- 
iHerktiii,2:  iiiaclien  wollte,  so  konnte  er  lieber  den  Uuterscliied 
zwischen  opponcrc  und  propoucre  anheben,  der  ihn  jrelelirt  lia- 
beu  Aviirde,  dass  Cicero  liier  fiir  opponi  durchaus  nicht  p/opo- 
iii  habe  sajjeu  können.  Heide  Präpositionen  ob  und  pro  haben 
in  der  ältesten  Zeit  eine  Bedeutung?  gehabt,  die  wir,  sobald  sie 
nicht  umschrieben  werden  soll,  aüerdinirs  nur  durch  vor  wie- 
der;jebeu  können.  Dennoch  war  und  blieb  zwiscluii  beiden  ein 
iiewalti^er  Unterschied.  Wie  alle  Präpositionen  urspriin^lich 
eine  örtlicJie  Hedeutiuig',  aus  welcher  die  i'ibri^sfen  hervorge^au- 
Jiea  sind,  cfehabt  haben,  so  war  es  auch  bei  diesen  der  Fall. 
Die  verschiedenen  Casus,  welche  die:«e  Präpositionen  regieren, 
Tuüssen  uns  unwillkührlich  zu  der  Vermuthung  fuhren,  dass  ein 
Unterschied  beider  darin  bestand,  dass  die  eine  die  Bewegung, 
die  andere  die  Ruhe  bezeichnete.  Und  diese  Verniuthung  wird 
durch  den  Gebrauch  vollkommen  bestätigt.  Doch  gingen  aus 
diesem  Unterschiede  Avieder  neue  Verschiedenheiten  Jiervor, 
so  dass  späterhin  zwischen  beiden  Präpositionen  gar  keine  Aehn- 
liclikeit  zu  seyn  schien.  Die  Präposition  pro  bezeichnet  also, 
wie  die  Griecliische  tcqo,  urspriinglich  Ale  liuhe  vor  einem.  Ge- 
genstände^ und  zwar  so,  dass  der  Ruliende  dem  Gegenstande, 
\or  welchem  er  steht,  den  Kiicken  zukehrt.  Daher  sagt  man 
praesidia  oder  copiae  pro  castris  posilae  sunt^  wenn  zurBeschü- 
Izung  des  Lagers  gegen  den  Feind  vor  uem  Lager  Truppen  ste- 
hen, die  also  dem  Lager  den.  Rücken  zukehren.  Und  aus  die- 
ser Art  zu  reden,  vor  Jemandem  stehen^  und  vorzüglich  aus 
der,  vor  jemandem  streiten^  hat  pro  wieder  zwei  andere  Bedeu- 
tungen erhalten,  für  und  anstatt^  indem  das  Streiten  t'o/' je- 
mandem, wie  im  Zweikampf,  wenn  zwei  l^länner  fiir  zwei  gan- 
ze Heere  kämpfen,  stets  zum  Nutzen  dessen,  vor  dem  einer 
streitet,  und  anstatt  desselben  geschielit.  Daher  liaben  die  mit 
pro  zusammengesetzten  Verba,  als  proponere^proiicere  und  ande- 
re, stets  die  Bedeutung  des  Vorlegens,  Vorwerfens  zum  A atzen 
oder  zttr  Benutzung  'jt;main\e>i.  Ks  kann  also  nicht  proücere  &e 
hosti  \o\\  dem  gesagt  werden,  der  gegen  den  Feind  losstürzt, 
sondern  nur  von  dem,  der  sich  als  besiegter  dem  Feind  in  die 
Hände  wirft.  Die  Präposition  ob  bezeichnet  dagegen  ursprüng- 
lich die  Bewegung  vor  etwas  liin^  so  dass  der  V  orriickende  dem, 
gegen  welchen  die  Bewegung  gerichtet  ist,  natürlicii  das  Ange- 
sicht zuwendet.  ZN>ar  linden  sich  nur  nocli  einige  Belege  für 
diese  Bedeutung,  «loch  kann  sie  um  so  \\ eiliger  in  Zweifel  ge- 
zogen werden,  je  mehr  wir  sie  in  dcw  \erbis,  «lie  mit  dieser 
Präpos.  zusammengesetzt  sind,  wiederrmdcn.  Fin  Beispiel  füiirL 
Festus  aus  Avmx  J'jiinius  an:  ob  liomuui  nocta  legiones  ducere^ 
ein  anderes,  wahrscheinlich  ebenfalls  aus  dem  Fmiius ,  findet 
sich  bei  Cicero  ad  Div.  IX,  10:  (/uem  uäspeclabaul?  cuius  ob 


140  Römische   Litteratur. 

OS  Granora  obvertehaiit  sua?  Ganz  ähnlicher  Art  ist  das  nicht 
ungewöhü liehe  ob  oculos  versari.  Beweise  für  jene  Bedeutung 
sind  ferner  die  Composita  occiirrcre^  obücere^  obsidere^  obviam 
ire^  und  unzälili*:;  andere.  Aus  diesen  und  einigen  anderen  er- 
giebt  sich  aber  ferner,  dass  die  Präposition  ob  nicht  bloss  die 
Bewegung  vor  etwas  hin,  sondern  ziigieich  die  -Absicht  des  Hin- 
derns,  dass  der  Ge2:enstand ,  gegen  welclien  die  Bewegung  ge- 
schielit,  nicht  vordringen  könne,  bezeichnet  liabe.  Diese  Be- 
deutung liegt  offenbar  in  den  angeführten  Wörtern  obiicere,  oc~ 
currere ,  obsidere  und  obesse.  —  Keliren  Avir  zu  dem  zurück, 
wovon  wir  ausgegangen  sind,  so  ist  leicht  einzusehen,  dass 
proponere  alicui  uliquid  jeinandein  etwas  vorlegen  zu  seiner  Be- 
nutzung, aber  opponere  alicui  aliqtdd  iiimandem  etwas  vorlegen, 
um  ihn  von  etwas  abzuhalten,  bedeuten  müsse.  Da  nun  in  der 
angezogenen  Stelle  davon  die  Rede  ist,  dass  die  Feinde  Cice- 
ro's,  \im  das  Volk  von  der  Beschützung  desselben  zurückzuhal- 
ten, in  allen  Volksversammlungen  die  einflussreichen  Männer 
des  Staats,  als  den  Pompeius  und  Caesar,  als  solche  entgegen- 
gestellt hätten,  welche  Cicero's  Untergang  beabsiclitigten ,  so 
niusste  opponi,  niclit  aber  propofii  gebraucht  werden. —  In  der 
letzten  Periode  des  XIXten  Capitels  haben  wir  dreierlei  zu  ta- 
deln. Der  erste  Tadel  besteht  darin,  dass  Ilr.  Müller  zu 
Ende  derselben  kein  Fragezeichen  gesetzt  hat,  was  unumgäng- 
lich nothwendig  war.  Denn  weiin  Cicero  sagt:  Quid^si — con- 
cidissem:  senatum  consules,  credo^  vocassent  etc.,  so  kann  der 
Sinn  durchaus  kein  anderer  seyn,  als  dieser:  Wie^  würden  die 
Consuln,  ivenn  ich  gefallen  wäre,  den  Senat  zusammenberufen 
haben?  Die  Antwort  hat  Cicero  nicht  hinzugefügt,  da  sie  sich 
den  Zuhörern  von  selbst  aus  den  eingeschalteten  Zwischensä- 
tzen ergab.  —  Zweitens  müssen  wir  es  durchaus  missbilligen, 
dass  er  der  gewöhnlichen  Lesart  quem  totum  de  civitate  dele- 
rant  gefolgt  ist,  und  nicht  deiecerant  geschrieben  liat,  was  nicht 
bloss  in  zwei  Handschriften  stellt,  sondern  auch  durch  Herwag 
und  andere  alte  Ausgaben  bestätigt  wird.  Die  gewöhnliche  Les- 
art delerant  kann  hier  durchaus  nicht  geduldet  werden ,  da  ein 
Senat,  der  von  den  Consuln  zusammenberufen  wird,  nimmer- 
mehr delelus  genannt  werden  kann.  So  viel  uns  bekannt  ist, 
bezeichnet  delere  hotninem  jeder  Zeit  das  Vernichten  eines 
Mannes,  nicht  aber,  was  hier  gesagt  se^n  muss,  das  Entfer- 
nen eines  Mannes  von  einem  Amte.  Zweitens  wäre  aucli  von 
denen,  die  delerant  billigen,  zu  beweisen,  dass  man  jemals  de- 
lere de  loco  gesagt  habe,  woran  wir  stark  zweifeln.  Dagegen  ist 
die  andere  Lesart  deiecerant  ganz  und  gar  dem  Sinne  angemes- 
sen, und  wird  durch  die  Stellen,  wo  Cicero  derselben  Sache 
gedenkt,  bestätigt.  So  in  dieser  Rede  §42:  senatum  omnino 
de  civitate  sublatum.  §  46:  ereptis  senatui  guberuaculis.  pro 
domo  C.  10:  cum  senatum  a  gubernaculis  deiecisses.  üebrigens 


Ciccr.  oratio  pro  Sextio,  cdita  a  IMüllero.  141 

wird  die  Verderbun^  des  deiecerant  in  deleraiit  denjenigen  nicht 
unbegreiflich  scheinen,  welche  sich  erinnern,  dass  das  lange  i 
liäulig  \oi\  den  Ahscbreibern  mit  /  verwechselt  worden  ist.  So 
steht  nocli  jetzt  sein-  häutig  der  ^ame  St(deniis  im  Cicero,  wo- 
für durcliwegiSVo/cv«/«  lierzustellen  ist.  War  also  deiecerant  mit 

der  gewölinlichen  Abbreviatur  deiecant  geschrieben,  so  konnte 
es  sehr  leicht  in  dvlcratit  übergehen.  —  Drittens  tadeln  wir, 
dass  Hr.  31  ii  Her  defeiidi  rem  pnblicam  sicissent  geschrieben 
hat,  während  die  meisten  und  besten  Ilandscliriften  fiir  s«V'«s- 
seiit  die  zusammengez(»gene  Form  sissent  liaben.  Dass  diese 
Form  aucli  in  andern  Mandschr. ,  als  denen,  aus  welchen  sie 
angefülirt  ist,  gestanden  habe,  seilen  wir  aus  der  Lesart  der 
Graevischen  Handschriften,  der  Barberinischen,  und  mehrerer 
Ausgaben,  welche  das  Wort  ganz  weglassen,  dafiir  aber  defen- 
dissent  haben,  was  oifenbar  aus  defendi  sissent  entstanden  ist. 
Dass  es  aber  der  Gewohnheit  der  Abschreiber  ganz  z\i\vider  ge- 
wesen ist,  gewöhnlich  gebildete  Formen  in  ungewöJinlichere 
und  kürzere  zusammen  zu  ziehen,  muss  Jeder  wissen,  der  nur 
einige  Handschriften  verglichen  hat.  Ja  man  wird  keine  Stelle 
finden,  wo  nicht  wenigstens  einige  II.  für  die  bewährte  kurze 
Forjn  die  längere  hätten.  Dass  aber  Cicero  sehr  häufig  sich  der 
kürzeren  Formen  bedient  habe,  könnten  wir  durch  viele  Beispiele 
belegen,  wenn  es  nöthig  wäre.  Wir  erinnern  nur  an  conmossem^ 
consuessejii^  decressem^  quiessem^  und  ähnliche.  Was  nun  aber 
die  Conjugation  des  Verbi  sino  und  desino  anlangt,  so  behaup- 
ten wir  nicht  bloss,  dass  an  dieser  Stelle  sissefit  auf  das  Anse- 
ilen der  Handschriften  herzustellen  ist,  sondern  läugnen  sogar, 
dass  jemals  die  andere  Form  sivissein^  oder  süssem  in  Gebrauch 
gewesen  ist.  Eben  so  ist  die  zweite  Person  Perf.  Ind.  gewiss  nie 
sivisti,  oder  siisti^  sondern  stets  s«s//und  sistis  gesprochen  wor- 
den. Ferner  glauben  wir,  dass  für  den  Conj.Perf.  nur  die  Form 
sirim^  siris^  sirit  u.  s.  w.  in  Gebrauch  gewesen  ist.  Alles  diess 
gilt  auch  von  dem  Compositum  desino.  Für  den  Conj.  Plusq. 
führen  wir  an  Corn.  XII,  3,  1:  magistratiis  gerere  desisset.,  und 
A.  Gell.  XV,  10:  artem  athleticam  desisset.  Hierzufügen  wir  den 
Infin.  bei  Cic.  ad  Att.  1, 14 :  te  ad  coenas  ilare  desisse.,  moleste  fero. 
Die  zweite  Pers.  Perf.  Ind.  auf  sisti  hat  Cicero  gebraucht  pro 
domo  C.  XXXIV  §  02 :  tu,  sororem  tuam  virginem  esse  non  si- 
sti., MienacJi  den  besten  Handschr.  zu  schreiben  ist.  Dieselbe 
Form  in  der  zweiten  Person  Plnr.  finden  wir  in  dem  von  Cicero 
in  der  Rede;;/o  Sestio  C.  LVII  §  122  angeführten  Verse  eines 
alten  Dichters: 

Kxsiilare  sinitis,  sisfis  pelli^  pulsnm  patimini. 
wo  Hrn.  3Iüller  docli  das  Metrum  hätte  sagen  sollen,  dass  die 
von  ihm  aufgenommene  Form  sicislis  <lie  richtige  nicht  seyii 
könne.  Ueber  denC'onj.  siri/n  u.  s.  w.  a erweisen  wir  auf  Gronov 
zum  Liv.  I,  32  und  Bardili  zum  Corn.  Fragm.  Xll,  2  8.375.  Oh- 


142  Römische  Littcratur. 

iie  Zweifel  hat  jach  Cicero  auch  dieser  Form  in  der  JleAc  pro 
Plancio  C.  XXXV  §  HT  bedient,  wo  zMar  die  besten  liandscJir. 
sierint  \\y^iQ^\  ^  aber  die  sonderbaren  Fehler  der  übrigen  Hand- 
schr.  unstreitig  auf  sirinl  hiniubren. 

C.  XX  §  45  der  Hede  pro  Seslio^  zu  der  wir  zuriiokkehren, 
wundern  wir  uns,  wie  es  Hrn.  Müller  entgehen  konnte,  dass 
die  Worte: 

Mesiili'sses^  repiignasses ,  mortem  jntgnans  oppetisses. 
aus  irgend  einem  alten  Dicliter  entlehnt  se^n  müssen,  da  sie 
einen  reinen  trochäischen  Tetrameter  bilden  und  auch  übrigens 
unverkennbare  Spuren  der  Dichtersprache  an  sich  tragen.  Zwar 
könnte  Einige  die  sonst  kurze  Anfangssyibe  in  repugfiasses^  wel- 
che hier  lang  seyn  muss,  von  unserer  Ansicht  zurückschrecken, 
allein  wenn  wir  bedenken,  dass  nicht  bloss  in  reperire  die  An- 
fangssyibe häufig  lang  gebraucht  worden  ist,  sondern  auch  re- 
ducere  mit  langer  x\nfangssylbe  beim  Lucret.  IV,  990,  et  crebras 
reducwit  naribzis  auras  sich  findet ,  so  wird  der  Anstoss  wohl 
verschwinden.  Doch  wVirden  wir  allerdings  hier  die  Verdoppe- 
lung des  p  anrathen.  Denn  Garatoni's  Einfall,  dass  vielleicht 
depugiiasses  zu  schreiben  sey,  kann  des  unpassenden  Sinnes  we- 
gen, den  jenes  Wort  geben  würde,  keinen  Beifall  finden.  — 
C.  XXI  §47  hätten  wir  in  den  beiden  Sätzen:  ?ion  ad  servos 
videtis  r  e  m  venturam  fuisse  ?  und  non  haec  denique  a  tne  ttim^ 
tamquani  fata^  in  ipsa  re  gerendacanebantiir?  eine  Bemerkung 
über /e?«  und  ye  erwartet.  Wir  bekennen  nämlich  offen,  dass 
uns  an  beiden  Stellen  noch  der  Buchstabe  7^.  hinzuzufügen  zu 
seyn  scheint,  da  in  beiden  offenbar  von  dem  Staate  die  itede 
ist,  und  dieser  nie  durch  das  blosse  Wort  res  bezeiclmet  ^ird. 
An  der  ersten  Stelle  könnte  zwar  jemand  das  blosse  rem  durch 
folgende  Worte  aus  der  Rede  de  Arusp.  Resp.  C.  XXV:  ne  in 
unius  imperimn  res  recidat,  für  gerechtfertigt  halten,  indessen 
scheint  uns  auch  jene  Stelle  nicht  unverdorben.  Vielleicht  ist  1 
flort  res  r. ,  das  ist  res  Romana  zu  schreiben.  An  der  zweiten 
Stelle  müsste  in  ipsa  re  auf  die  Entdeckung  und  Unterdrückung 
der  Catilinarischen  Verschwörung ,  als  einer  einzelnen  That, 
bezogen  werden,  wenn  re  sollte  richtig  ge^sagt  seyn.  Allein  kurz 
vorher  bezeichnet  Cicero  eben  jene  Unterdrückung  der  Catil. 
Verschwörung  mit  den  Worten  ego  illas  res  iantas  cum  gcre- 
bam^  so  dass  es  völlig  unwahrscheinlich  ist,  dass  er  dasselbe 
hier  mit  dem  Singularis  habe  andeuten  können.  Bevor  wir  also 
nicht  durch  mehrere  Stellen  darüber  belehrt  sind,  dass  das 
blosse  Wort  res  in  dem  hier  angemessenen  Sinne  gebranclit 
werde,  halten  wir  unsere  Aenderungen  für  durchaus  nothwen- 
dig.  Für  erstere  spricht  auch  noch  Mas  (Jicero  in  die>;er  Rede 
§8  sagt:  cutn  rem  public  am  afacinorosissiinis  sicariis  et  u 
servis  oppressam  atqiie  occitpatum  videretis.  —  (^  XXI  §  48 
hat  Ilr.  Müller  mit  Schütz  geschrieben:  in  qua  civiiaie  me- 


Ciccr.  oratio  pro  Sextio,  cdlta  aMüllcro.  143 

minissein ,  jmtrcm  hiiiiis  M.  Crassi^  foritsstmum  virum^  ne  vi- 
deret  victorem  im'mianii ,  cndeni  sUn  manu  vitarn  exhmisisse^ 
fjnmnortem  saepe  Jiostibns  obtiilisitet.  und  also  zwei  Worte,  erst- 
lich ipse  nach  civitale,  das  in  allen  Ilandschr.  und  Ausg.  steht, 
un<l  dann  virus,  Mas  bloss  in  den  liickenhai'ten  Ilandschr.  fehlt, 
nach  riclorvm  Ave^gelassen.  Was  ipso  aniauiit,  so  ist  diess  aus 
dem  Grunde  liöchst  passerul  von  Cicero  hinzuffelugt,  weil  er  im 
\orher^elienden  die  Thaten  irrosser  Uomer,  die  ^or  ihm  gelebt 
haben,  erwähnt,  und  in  dem  letzten  Salze  noch  eines  Mannes 
gedenkt,  an  dessen  rulimvolle  Thaten  er  sich  selbst  noch  erin- 
nern konnte.  Aehnliche  Unl)cknnfitschaft  mit  dem  Gebrauche 
des  Pronomen  ipse  hat  Schlitz  in  der  lle«le  in  Pis.  C.  XXIV 
§  58  verrathcn,  indem  er  in  den  Worten:  C.  ipsi  Pomiilino^  ne- 
cessa/io  mco^  iam  noiicst  iulc^riim;  religionibas  euiin  s?iscepfis 
impedilnr.  auf  Ernesti's  Anrathen //as/ strich.  Cicero  bedauert 
dort,  dass  die  grossen  f leiden  iloins,  welche  glänzend  triura- 
jihirt  liatlen,  nicht  Piso's  Uelehrung  von  der  rsichtigkeit  des 
Triuniphirens  hatten  geniessen  können.  Gewiss,  meint  er,  wiir- 
den  sie  dann  nicht  triumphirt  haben.  Hierauf  erwähnt  er  den 
Poniptinus,  welcher  zwar  noch  nicht  triumphirt  hatte,  und  also 
vom  Piso  eines  bessern  belehrt  Merden  konnte,  allein  durch  re- 
li^iones^  wie  es  Jieisst,  siisreptae  zu  triumphiren  gebunden 
war.  Ganz  an  seiner  Stelle  ist  also  dort  ipsi  in  dem  Sinne: 
Selbst  C.  Poniptinus  Icanu  deine 'Lehre  iiicht  befolgen^  obschon 
er  noch  nicht  triumphirt  hat ;  denn  u.  s.  w. .  Dodli  diess  beiläu- 
fig. ^^  as  das  zweite  Wort  vivus  anlangt,  so  ist  diess  um  so  we- 
niger als  Zusatz  eines  Interpolators  anzusehen,  je  entbehrlicher 
es  jedem  Erklärer  erscheinen  musste.  Doch  giebt  es  der  Rede 
eine  besondere  Kraft,  wie  weiter  unten  §59:  vivus  est  et  videns 
cum  victu  ac  vestitu  suo  public ati.s.  Aehnliche  Beispiele  finden 
sich  auch  bei  den  Griechischen  Dichtern. 

C.  X\I1I  §  51:  Quare  moneo  vos^  adolescentes^  ne  si  qua 
vos  aliquundo  necessitas  ad  rem  p.  contra  improbos  defenden- 
dum  vucabit^  segniores  silis  et  recordatione  mei  casus  acoii- 
siliis  fortibus  refugiatis.  Zu  dieser  Stelle  bemerkt  Ilr.  Möller: 
,,Ernestius  pututjatim'usesse  vocarit.^\  olinesein  Urtheil  über 
diese  Ansicht  Krnesti's  liinziiziifiigen.  Warum  Ernesti  vocarit 
habe  schreiben  \\ollen,  ist  leicht  wahrzunehmen.  Es  ist  näm- 
lich eine  ziemlich  allgemeine  Meinung,  dass,  wepn  in  Bedin- 
gungssälzen  der  jNaehsatz  den  Imperativ  oder,  was  auf  eins  hin- 
auskommt, i\vi\  hefehlenden  Coniunttiv  habe,  die  Bedingung 
seihst  durch  das  F'uturuni  evactnm  ausgedrikkt  werden  müsse. 
Soll  diese  Meinung  ihre  'lollkommene  Bichtigkeit  haben,  so  ist 
natürlich  anzunehmen,  dass  auch  da  in  der  Bedingung  das  Fut. 
ex.  stehen  muss,  wenn  der  JNaehsatz  ein  Futurum  hat.  Denn 
da  sich  der  Imperativ  und  Coniuncl.  in  dergleichen  Sätzen  alle- 
mal auf  die  Zukunft  bezieht,  so  unterscheiden  sie  sich  nicht  im 


144  Römische  Litteratur. 

Mindesten  von  dem  Futurum.  Nun  finden  sich  al)er  erstlich  un- 
zählige Beispiele,  wo  der  bedingende  Satz  ebenso  wie  der  Nach- 
satz das  blosse  Futurum  hat.  Zweitens  liegt  es  in  der  Natur  der 
Sache,  dass  häufig  in  beiden  Sätzen  das  einfache  Futurum  ste- 
hen müsse,  wenn  die  Handlung  des  einen  Satzes  nicht  als  die 
Folge  der  andern ,  sondern  als  mit  ihr  in  einen  und  denselben 
Moment  zusammenfallend,  also  als  gleichzeitig  mit  der  andern 
dargestellt  werden  soll.  Von  dieser  Art  sind  folgende  Stellen: 
Cic.  ad  Div.  I,  6:  Haec  si  et  agcs  et  senties^  tum  eris  ma- 
gnns  consiil  et  consnlan's ;  sin  aliter^  ttim  in  istis  amplissiinis 
nominibus  honormn  non  modo  dignitas  nulla  erit^  sed  erit  sum- 
ma deformüas.  Ibi  1.1,7:  Q^uod  si  rarius  fiet^  quam  tu  exspe- 
ctahis^  id  erit  causae^  quod.  Id.  ad  Att.  IV,  13:  Velim  st  quid 
forte  novi  habes^  conscribas  ad  me ;  si  nihil  habe  bis ^  tarnen 
scribes  aliquid.  Id.  Tusc.  Disp.  II,  24,  5t:  Si  gemitus  in  dolore 
ad  confirmandum  aninium  vale  bit^  utemur.  Id.  de  Fin.  I,  li>, 
63:  Tum  vero.,  si  stabilem  scientiam  rerum  tenebimus.,  ser- 
vata  illa  regiila^  ad  quam  omnia  iudicia  rerum  dirigentur.,  num- 
quam  ullius  oratione  victi  sententin  disistemus.  Nisi  auteia  re- 
rum natura  perspecta  erit^  nullo  modo  poterimtis  sensuum  iu- 
dicia defendere.  quicquid  porro  animo  cerjiinms^  id  omne  ori- 
tur  a  sensibus.  qui  si  omnes  veri  erunt^  tum  denique  poterit 
aliquid  cognosci  et  percipi.  Wie  in  allen  diesen  Beispielen  ein 
doppeltes  Futurum  steht,  weil  die  Handlungen  beider  Sätze  als 
gleichzeitig  uild  mit  einander  fortdaueriid  erscheinen  sollen,  so 
hat  auch  Cicero  in  der  angezogenen  Stelle  pro  Sestio  unstreitig 
vocabit  gesetzt,  weil  er  sagen  will,  dass  mit  dem  Aufruf  des 
Staates  zugleich  die  Ilitlfe  der  Jiinglinge  eintreten,  also  beides 
in  einen  Moment  zusammen  fallen  müsse.  Gleicher  Art  shid  Cic. 
ad  Att.  XI,  1):  Sed  si  me  non  äffendes.,  satis  tarnen  habeto 
C07nme?idatam.,  patrnumque  in  e«,  quaiiium  poteris .,  mitigato. 
Id.  adDiv.  XVI,  6:  Uaec  si  vobis  non  pr  ob  abunt  ur.,  vestram 
iniquitatem  accusatote ;  ineam  facilitatem  laudatote^  cum  vobis 
non  gravate  respondero.  Terent.  Andr.  V,  2,  22:  Si  quic- 
quam  mentitum  invenies .,  occidito. 

Ganz  verunstaltet  hat  Hr.  Müller  den  Anfang  des  XXVten 
Capitels ,  tler  in  seiner  Ausgabe  also  geschrieben  und  interpun- 
girt  ist :  Sed.,  ut  a  mea  causa  iani  recedam ,  reliquas  illius  anni 
pestes  recordamini;  sie  enim  fucillime  perspicietis  ^  quantam 
viin  omnium  remediorum  a  magistratibus  proximis  res  p.  desi- 
derarit.  Legum  multitud o  quum,  earum.,  quae  latae  sufit., 
tum  vero.,  quae  promvlgatae  fuerunt.,  die  am?  ]\am  latae 
quide?n  sunt  consulibus  Ulis  tacentibus ,  immo  vero  approbanti- 
bus  etiam:  ut  censoria  notio  —  tolleretur  etc.  Wir  erinnern  zu- 
förderst, dass  in  dieser  ganzen  Stelle  keine  Abweichung  der 
Handschriften  unter  einander  ist,  nur  dass  einige  der  ganz 
wertlilosen  für  desiderarit  thcils  declaravit.,  theils  declararat. 


Ciccr.  oratio  pro  Scxtio,  cdSta  a  MüUcro.  145 

theils  declarat  haben ,  und  sodann  gleich  zu  den  Worten  des 
XWsteii  ('apitels  (/?tae  rero  promidgata  ii.  s.  \\.  iil)erspring:en. 
llr.  jMiilk'r  nun  liat  zuerst  irepcn  alle  Handschr.  und  Ausgaben 
iniillititdo  fiir  mnltilndinein  iieschriebcn,  und  z^^eitens  «las  Wort 
di'ram,  das  in  allen  bekannten  ilandschr.  hinter /«cew/ZA?^*.- steht, 
mit  einigen  alten  Ausgaben  nach  fiierunt  gesetzt.  Wir  wollen 
annehmen,  dass  der  JSoininativ  muUitudo  ein  blosses  Versehen 
und  aus  der  Schiitzischen  Ausgabe  Avider  Willen  Ilrn.  ^liil- 
ler's  in  die  seiuige  übergegangen  sey,  da  Hr.  Müller  in  derJVo- 
te  sagt,  dass  er  diese  Stelle  so  verbessert  habe,  Avie  er  sie  in 
der  31anuzzischen  Ausg.,  wo  natürlich  muUüiidinem  geschrie- 
ben steht,  gestaltet  gefunden  habe,  und  da  der  JNoinin.  m?//^?V?<</ö 
völlig  sprachwidrig  ist.  Angenommen  also,  es  »it'he  7nultdndi- 
/le/u  da,  so  fragen  wir  Hrn.  Müller  zunächst,  was  in  aller  Welt 
lefiitm  mtdtitudiuem  dicainy  heissen  solle.  Will  es  Hr.  Müller 
in  diesem  Sinne  nelimen:  soll  ich  die  Menge  von  Gesetzen  er- 
ivähitcn^  oder  soll  ich  von  der  Menge  d.  G.  sprechen'^:  so  ver- 
langen wir  von  ihm  ein  Beispiel,  das  uns  zeige,  Avie  man  Latei- 
nisch für  :  de  midlitudine  legu/n  dicani'f  auch  multiLudineui  le- 
gmn  dicum'i  sagen  könne.  Da  uns  diess  von  Hrn.  M.  nicht  gege- 
ben ist,  und  jene  Worte  hi  keinem  andern  Sinne  geno/iimen 
Averden  können,  so  Avird  es  gestattet  seyn,  seine  Gestaltung 
der  Worte  als  falsch  zu  erklären.  ZAveitens  verlangen  Avir 
eine  Erklärung,  Avie  sich  hier  eine  Frage  mit  dem  Folgen- 
den vereinigen  lasse.  Drittens  begehren  Avir  zu  Avissen,  Avie 
imino  vero  approbajitibus  eliani  auf  tacentibus  sprachrichtig 
f()lg(;n  könne,  ohne  dass  diess  Participium  durch  das  fragen- 
de dicam^  Avas,  Avie  gesagt,  in  allen  Handschr.  nach  tue.  stellt, 
iierAorgehoben  Averde  und  dadurch  die  iSachfolge  einer  Avider- 
legenden  Antwort,  die  in  inimo  —  eticini  liegt,  möglich  maclie. 
Bevor  uns  Hr.  M.  alle  diese  Fragen  nicht  beantAvortet  hat,  Aver- 
deiiAvir  nicht  nur  die  Lesart  der  guten  Handschr. ,  der  Orellimit 
vollem  Rechte  gefolgt  ist,  als  vorzüglicherhalten;  sondern  auch 
seine  Aenderungen  als  völlig  spracliAvidrig  ansehen.  —  EtAvas 
empfehlendes  kaitn  die  Aenderung  zu  haben  scheinen,  welche 
Hr.  Müller  (,'.  WVl  §  50  in  iWn  Worten:  reducti  exsules  By- 
zaniium  condeninati  luni^  ipaun  indenlnuli  cices  e  civitale  eii- 
ciebuiilur.  vorgenommen  hat,  indem  er  das  Wort  condeiiuKdi 
als  unecht  gestrichen  hat,  das  sich  auch  in  der  llede  p/^o  domo 
C.  20,  Avo  von  derselben  Sache  gesprochen  wird,  ut  cxsules 
Byzuntium  reducereutur^  und  de  exstdibns  Byzontinis  displice- 
ret,  nicht  hinzugefügt  findet.  Deiinocii  glauben  wir ,  dass  kein 
Wort  im  Cicero  echter  ist,  als  das  von  Hrn.  Müller  herausge- 
worfene. Er.^lich  kann  Hr.  Müller  nicht  läugnen,  dass  zwi- 
schen beiden  Wörlern  ein  AÖlliger  Unterschied  ist.  Denn  durch 
das  Wort  condeniiiuttiH  wird  bloss  im  Allgemeinen  einer  be- 
zeiGhnet,  der  in  einem  öilentiithen  oder  PriAat- Gericht  zu  ir- 

10* 


140  11  *i  in  i  B «.  li  c  L  i  1 1  e  r  a  1 11  r. 

jj:cnil  einer  Strafe  venirthcilt  worden  ist.  Das  Wort  essnl  wird, 
wie  bekaiiiU.,  hauptsäclilic]!  in  doppelter  li(;deutniig  ^ebrauclit, 
und  bezeicluR't  sowohl  den,  welcher  freiwillig  aus  dem  Vater- 
lande geht,  ohne  \erurtheilt  zu  seyn ,  als  tieu,  der  znlolge  ei- 
nes öffentlichen  Gerichts  verbannt  ist.  Man  sehe  Gesner  im 
Thes.  bei  diesem  Worte,  und  Cic.  pro  Caec.  C.  34  §  iOO  und 
pro  domo  C.  28.  Daher  sind  essf/les  condemnali  solche,  die 
durch  ein  öli'entiiches  Gericht  des  Vaterlandes  verwiesen  wor- 
den sind.  Dass  diess  bei  jenen  Byzantinern  der  Fall  war,  sagt 
Cicero  in  unserer  Rede  C.  39  §  84:  tit  reriuii  capilaUum  con- 
deinnatos  in  liberas  civitates  per  legalos  nostros  reduceret,  prin- 
eipem  civitatis  ferro  obsessum  teneret.  Doch  geben  wir  Hrn. 
Mi'iUer  gern  zu,  dass  sich  trotz  dieses  Unterschiedes  denjioch 
äusserst  selten  beide  Worte  zusammengestellt  finden  werden,  da 
meistentheiis  der  Zusammenhang  deutlich  zeigt ,  in  welchem  Sinn 
eins  dieser  Worte  zu  nehmen  sey.  Anderer  Art  ist  die  Stelle, 
von  der  wir  sprechen.  Hier  nämlicli  ist  offenbar  des  Gegensa- 
tzes halber  zu  indemnati  das  Wort  condemnali  im  Vordersatze 
hinzugelugt  worden,  so  wie  das  Snbstantivum  cives  ohne  Zwei- 
fel bloss  desswegen  noch  zu  indemnati  gesetzt  worden  ist, 
damit  es  einen  Gegensatz  des  vorhergehenden  exsules  bilde. 
Ganz  treffend  ist  also  nach  der  herkömmlichen  Lesart  in  den 
beiden  Sätzen  ein  Wort  dem  andern  entgegengesetzt,  dem  re- 
ducti  das  W.  eiiiiebontiir  ^  dem  W.  cxsules  das  W.  cives  ^  dem 
W.  By%unliiiin  das  W.  e  civitale^  dem  W.  condemfiati  «las  W. 
indemnati ^  und  endlich  der  Partikel  tum  die  P.  cum.  —  C 
XXVn  §  58  befremdet  es  uns ,  warum  Hr.  Müller  nicht  zwi- 
schen videri.  und  Qui et  die  in  dem  Memmischen  Codex  stehen- 
den Worte  Tigranes  igitur  ^  die  aucli  nach  der  Versicherung 
Lambin's  zwei  seiner  Freunde  in  andern  Handschr.  gefunden 
hatten,  statt  der  unsinnigen  Worte  tulil  gessit ,  die  dafiir  in 
den  andern  Handsclir.  stehen,  aufgenommen  hat.  Wir  halten 
sie  um  so  zuversichtlicher  fiir  die  ursprüngliche  Hand  des  Ci- 
cero, da  ohne  dieselben  weder  eine  Verbindung  des  Vorherge- 
Iienden  mit  dem  Folgenden  ,  die  nur  durch  igitur  liergestellt 
werden  kann,  stattfindet,  noch  den  entgegengesetzten  Worten 
iUe  Cyprius  miser.^  qui  \u  s.  w.  irgend  etwas  entspricht;  was  bei 
dem  Streben  Clcero's,  Sätze  Sätzen  entgegenzustellen,  im 
höchsten  Grade  anstössig  seyn  muss.  Wir  halten  die  Worte 
tulit  gessit  für  eine  Aenderung  eines  naseweisen  Abschreibers, 
der,  nachdem  Tigranes  igitur^  wie  bei  Eigennan)en  unzählig 
oft  geschehen  ist,  ganz  verstümiiielt  war,  tulil  gessil  daraus  ge- 
macht hat.  —  C.  \X\  §  ü4  hat  Hr.  Müller  in  den  Worten: 
Ecquae  vox  umquam  est  audila  consulum?  quamquam  quis  audi- 
ret.,  si  maxiine  queri  vellentlf  De  Cyprio  rege  qiiererenlur .^  qui 
nie  civeni  —  non  modo  slantem  nun  defe nd er unt.,  sed  ne  ia- 
eeulem  quidem  pr olexer unt.    mit  Ernetiti  defeuderunt   und 


Cicer.  oratio  pro  Scxtio,  edlta  a  MüIIero.  147 

protexerant  gesclirieben ,  weil  die  Lesart  der  Handschriften 
ireprcu  die  Latinitiit  sey.  Wir  bitten  Hrn.  JMiiller,  der  Ernesti's 
Lrtlu'ii  unterscliriehen  hat,  uns  die  Hegel  der  Lateinisclieu 
Spraclie ,  nach  welciier  liier  das  Phis((narnperl'ectum  j^itelieii 
iiiiisse,frenauer  auseii»ander  zu  setzen,  und  versicJiern,  dass  wenn 
tiicli  «lic.se  wirklich  bestätiiren  sollte,  wir  uns  als  einen  mit  den 
Kegeln  dieser  Sprache  ganz  unbekannten  wollen  erklären  las- 
sen. Unterdessen  behaupten  wir,  dass  die  gewöhnliche  Lesart 
einzig  richtig  ist,  und  sich  von  der  Ernestischen  Schreibart  da- 
durcli  unterscheidet,  dass  der  Satz  fpii  me  nie.  bloss  eine  Er- 
klärung und  Beschreibung  der  Consuln  enthält,  wenn  das  Per- 
iertuMi  steht,  hingegen  dcJi  Gn?ud  angiebt,  warum  die  Consnhi 
ulclit  klagen  ^^i■lrden,  wenn  das  Plusq.  gesetzt  wird.  Da  in  letzte- 
rem Sinne  aber  regelmä.;;*ig  der  Coniunctiv  gebraucht  zu  werden 
j)flegt,  wie  oben  §  44,  coiisidcs  ad  anna  vocarent^  qui  ne  vestitii 
qvhlem  dcfendi  rem  pf/blicam  sissentlf:  so  sind  wir  um  so  mehr 
iilierzeugt,  dass  die  Krnestische  Aenderung  hier  ganz  unpas- 
send ist.  —  C.  \XX  J>  iid  sind  wir  der  Meinung,  dass  Hr.  Mid- 
ier eine  blosse  Interpolation  in  den  Text  aufgenommen  hat,  In- 
dem er  in  den  Worten:  qt/is  aniem  rer,  qui  etc.  nach  res  aus 
schlechten  Handschriiten  erat  eingeschaltet  hat. 

Als  eine  durcliaus  verdorbene  Stelle  hat  man  seit  L  am- 
bin bis  auf  Müller  und  Orelli  folgende  Worte  des  C 
XXXll  §  fJ!)  angesehen:  Qiiae  cuhi  res  iani  manibus  teneretur^ 
et  cum  cunsulcs  provinciurtwi  partione  libertateni  omneni  per- 
didisse/ä^  qui  cum  in  senatti^  prißati  nt  de  me  senteii- 
lias  dicerent^  flagitabantur ^  legem  Uli  se  Clodiam  timere 
direbaut.  Wir  schicken  die  Bemerkung  voraus,  dass  sich  in 
den  llandscluiiten  nicht  die  mindeste  Abweichung  in  diesen 
Worten  ftiidet,  nur  dass  in  einigen  für  privali  geschrieben  ist 
pr/raiim^  was  den  sämmtlichen  neuern  Herausg.  aufzunehmen 
beliebt  hat.  Auch  Lambin's  Handschriften,  die  in  dieser  Rede 
zu  den  besten  gehören,  haben  alle  pricati.  Keins  von  beiden 
sind  die  Herausg.  im  Stande  gewesen  zu  erklären,  lieber  den 
Sinn  der  JiCsart  pricuti  findet  man  nirgends  eine  Anmerkung; 
nicht  besser  als  keine  ist  Ernesti's  Bemerkung  über  privatim^ 
das  er  in  curia  et  domi  erklärt  und  au{  ßagitabantur  bezieht. 
Dem  zufolge  sollen  also  die  Worte  in  senatu  zu  de  me  sent.  di- 
ce/^e«^  gezogen  werden,  wodurch  eine  Verworrenheit  der  zu- 
sammengehörigen Worte  entsteht,  die  dem  Cicero  fremd  ist. 
Noch  mehr  haben  sich  die  meisten  Herausg.  über  die  Worte 
de  me  senleiitias  dicerenl  geärgert ,  >  on  der  an  sich  richtigen 
Behauptung  ausgehend,  dass  senleniias  dicere  nicht  Sache  der 
Consuln,  sondern  der  Senatoren  sey.  Um  nun  das  garstige 
privali  uAvr  prirat im  und  das  austössige  f//r<v/"p/<^ ,  wie  es  den 
Herausg(-!)cr)i  schien,  wegzuschaifen ,  hat  man  alle  mögliclie 
Aeadcrungeti  gemacht ,  oder  zu  verdreheten  Erklärungen  seine 


148  Bu mische  Litteratur. 

Zuflucht  genommen.  Zu  letztern  gehört  Ernesti's  Ansicht,  der 
sententias  dicereni  für  gleichbedeutend  mit  ad  senatum  refer- 
rent  li^it.  Dass  diess  widersinnig  ist,  hat  schon  seinen  Nach- 
folgern eingeleuchtet.  Die  einzelnen  \/eränderuugen ,  welche 
man  gemacht  hat,  wiirdigen  Avir  weder  einer  Erwähnung  noch 
einer  Widerlegung.  Alle  liaben  den  Zweck  geliabt ,  privaii  auf 
dieSeite  zu  schaifen,  und  in  den  Satz  ut  —  dicereJit  den  Sinn  zu 
tragen:  ut  de  nie  sententias  dici  liceret^  oder:  ut  consules  de  7ne 
referrent.  Letzteres  ging  nur  mit  den  gewaltsamsten  Aende- 
rungen,  daher  die  meisten  Herausgeber  ersteres,  ut  —  dici 
liceret^  hineinzubringen  gesucht  haben.  Wir  wundern  uns, 
wie  keiner  zu  der  Einsicht  gelangt  ist,  dass  eben  dieser  Sinn, 
den  man  in  diese  Stelle  hineintragen  zu  mVissen  geglaubt  hat, 
tlieils  dem  Zusam?nenhang  theils  der  Wahrheit  völlig  zuwider 
ist.  Dem  Zusammenhang  zuwider  ist  der  Gedanke  ut  ad  sena- 
tum referrent ,  weil  unmittelbar  vor  der  streitigen  Stelle  die 
W  orte  vorliergehen :  omnia  senatus  reiiciehat ,  nisi  de  me  pri- 
mii'in  consules  retulissent ,  durch  welche  es  also  schon  gesagt 
ist,  dass  der  Senat  die  Consuln  unaufhörlich  angetrieben  liabe, 
in  Betreff  Cicero's  einen  Vortrag  zu  thun.  Dasselbe  winde  also 
Cicero  hier  wieder  sagen,  was  um  so  unwahrscJieinlicber  ist, 
da  die  Worte  cum  consules  libertatein  omnein  perdidissent^ 
welche  Cicero  durch  den  Satz  gui  —  dicehant  offenbar 
erläutern  will,  uns  erwarten  lassen,  dass  hier  von  einem 
Verfahren  der  Consuln  die  Rede  seyn  müsse,  das  ihre 
Abhängigkeit  vom  Clodius  noch  mehr  zeige.  Der  andere 
Gedanke,  ut  sententias  de  nie  dici  liceret^  ist  der  Wahrheit 
zuwider,  insofern  es  sich  die  Senatoren  schon  selbst  erlaubt 
Iiatten,  ihre  3Ieiimng,  ohne  von  den  Consuln  gefragt  zu  seyn, 
über  die  Zurückberufung  Cicero's  offen  zu  ei'klären.  Es  war 
diess  namentlich  vom  Pompeius  geschehen ,  wie  Cicero  ^chon 
(J.  XXXI  §  GT  erzählt  hat,  womit  juan  pro  domo  C.  XX\  I  §  ßü: 
Neque  hoc  Cti.  Pompeius ,  qui  oniatissimam  de  me  sententiavi 
rfmV,  vergleiche,  und  desshalb  sclion  an  den  Kalendenjdes  Juni 
ein  decretum  senatus  über  die  Rückkehr  Cicero's  zu  Stande  ge- 
kommen. Man  sehe  §  ({8  dieser  Rede.  Es  muss  den  Heraus- 
gebern ganz  unbekannt  gewesen  seyn,  dass  zwischen  senten- 
iiam  dicere  und  ad  senatum  referre  ein  gewaltiger  Unterscliied 
ist,  und  dass  ersteres  durchaus  iiicht  eine  rclalio  consulum  vor- 
aussetzt. Man  sehe  noch  Cic.  ad  Att.  HI,  15  S.  (506  Ern.:  quo- 
7nodo  autem  üs  ^  q?/os  tzi  scribis^  et  de  re  dicentibtis  ^  et  ut  re- 
ferrelur  jiosiuluntibus  Clodius  tacuil  ?  und  pro  domo  C.  XXV I 
§  (SS :  Quodsi  illa  lex  esset ,  nee  referre  ad  Senatum  consules^ 
nee  sentenliam  dicer^i  sibi  Heere,  und  ebend.  §  69 :  JS'am  le- 
gem quideni  istam  nidlam  esse^  quotiescumque  de  ?ne  senatus 
sententiam  dixit.,  toties  iudicavit.  Man  sieht  hieraus,  dass 
Cicero  das,  was  die  Herausg.  Itaben  liineincorrigiren  wollen, 
gar  nicht  habe  sagen  können,  da  das  blosse  sententiam  dicere 


CIccr.  oratio  pro  Sextio ,  edtta  a  Müllcro.  149 

eine  Sache  war,  die  sich  die  Senatoren  sclion  vorher  selbst 
erlaubt  liatten.  Nur  lialf  iliess  ihnen  freilicli  nicht  viel,  da  hei 
alier  ihrer  Erklärung:,  wenn  die  Consuln  die  Sache  nicht  ia 
A  ortrag  brachten,  kein  Senat uscoukuU am  zu  Stande  kommen 
konnte.  So  wie  min  alle  Aenderuiii^en,  die  man  in  dieser  Stelle 
g;einaclit  liat ,  tlieiis  wessen  iJirer  iinerliörten  Kiilmheit,  tlieiis 
vegen  des  unpassenden  Sinnes,  den  sie  bei  iJirer  Kiilinheit  noch 
enthalten,  durchaus  verwerflich  sind;  ii^  eben  diesem  Maasse 
ist  die  gewölmliclie  Lesart,  avcmui  sie  riciitifj  erklärt  wird,  dem 
Zusammenhange  einzig  angemessen.  Allerdings  haben  die  Er- 
klärer Recht,  wenn  sie  beliaupten,  dass  senteidias  dicere  nicht 
Sache  der  Consiiln^  sondern  der  Senatoren  sey.  Und  dess- 
lialb  könnte  die  Stelle  nicht  richtig  seyn,  wenn  nicht  noch  et- 
was liinzugelugt  sich  fände,  wodurch  es  möglich  wird,  dass 
sentcnlias  dicerent  vom  Piso  und  Gabinius  verstanden  werden 
kann.  Diess  ist  eben  das  Wort  p/irati,  welches  genau  mit  den 
Worten  sententias  dkcrcnt  zusammenhängt.  Es  liegt  in  der 
Natur  der  Sache,  dass  oft  Männer,  welche  am  Ruder  des  Staats 
stehen,  als  Vertreter  der  Gesetze  anders  Iiandeln  mVissen,  als 
hie  als  Menschen  oder  iiberhaupt  als  Privatleute  handeln  wür- 
den. So  mussten  Piso  und  Gabinius  als  Consuln  fiir  die  Auf- 
rechthaltung des  Clodischen  Gesetzes,  das  in  Retreff  Ciccro's 
unter  ihrem  ('onsulatc  durchgesetzt  worden  war,  nothwendig 
sorgen,  und  konnten,  ohne  diesem  zuwider  zu  handeln,  kei- 
nen Vortrag  zu  Gunsten  Cicero's  im  Senat  halten.  Privatleute, 
also  Senatoren,  die  kein  öffentliches  Amt  bekleideten,  konnten 
eher  dagegen  sprechen,  und  sagen,  dass  sie  es  gar  nicht  für 
ein  giiltiges  Gesetz  anerkennten.  l)iess  war  auch  geschehen. 
Man  lese  VAc.  in  Pis,  C  Xill  §  IJO:  ([uae  lex  priratts  homini- 
bus  esse  lex  non  cidcbattir ,  haue  qui  se  metuere  diceretii ,  eos 
cunsules  non  dicam  aninii  hominum^  sed  fasti  ulli  ferre  pos- 
aunt? und  pro  domo  C,  XXVIl  §  70:  hanc  tu^  P.  henlide  ^  ne~ 
tfue  privat  IIS  ne(jife  co/is/d  legem  esse  u/nqicam  putasti.  Nun 
konnten  aber  Piso  und  Gabinius,  trotz  dem  dass  sie  das  Ge- 
setz aufrecht  erhielten,  was  sie  als  Consuln  zu  thun  schuldig 
waren,  dennoch  im  Innern  \ielleicht  unzufrieden  damit  seyii 
und  die  y\ufi)ebung  desselben  wünschen,  durften  aber  natür- 
lich diese  Gesinnung  als  Consuln  niclit  laut  werden  lassen,  am 
allerwenigsten  im  Senat  geradezu  erklären.  Diess  war  es  aber, 
was  die  Senatoren  nach  vielen  ^ergeblicheu  Ritten,  dass  sie  zu 
Gunsten  (.'icero's  Vortrag  liallen  möchten,  gern  wissen  wollten, 
was  nämlich  Piso  und  Gabinius,  wenn  sie  Privatleute  wären, 
von  dem  Clodischen  Gesetz  urtheilen  würden,  und  ül)crhaupt 
was  ihre  innere  Gesinnring  wäre.  Eine  solche  von  den  Senato- 
ren an  die  beiden  (Jousuln  gerichtete  liitte  nun  konnte  gar  nicht 
mit  andern  Worten  ausgedrückt  werden,  als  hier  geschehen  ist: 
vt  senatu^  privali  ul  da  me  sciüeuLias  dicerent  ^  ßagitubuntur. 


150  R  ü  m  i  s  c  h  0  L  i  1 1  e  1-  ii  t  u  r.  ' 

Niclit  als  Consiiln ,  sondern  so,  als  waren  sie  blosse  Senatoren, 
sollten  sie  ihre  Meinung  Vi  her  Cicero  äussern.  Da  sie  auch  (Hess 
nicht  zu  thun  wagten,  soiuicrn,  wie  Cicero  sagt,  erklärten,  dass 
sie  durch  das  Clodisclie  Gesetz,  das  heisst,  durch  den  Punkt 
des  Clodischen  Gesetzes,  ne  referri  neve  dici  //re;e^ ,  selbst 
zurückgehalten  Avürden,  ihre  Meinung  wie  Privatleute  zu  äu- 
ssern, so  sieht  mau,  wariiiu  Cicero  im  VorJiergehenden  von  ih- 
nen gesagt  habe,  cum  Ubartalem  o  in  nein  perdidissenl.  Schon 
desswegen  hielt  Cicero  die  beiden  Consulii  iür  homhies  nou  libe- 
ros  (man  sehe  in  Pis.  XHl,  3«),  dass  sie  niclit  über  ihn  Vor- 
trag iiaiten  wollten,  und  das  Clodische  Gesetz  im  Allgemeinen 
als  Gesetz  anerkannten.  Koch  viel  weniger  frei  und  völlig  ab- 
hängig vom  Clodius  zeigten  sie  sich  aber  nach  Cicero  darin, 
dass  sie  nicht  einmal  wagten,  ihre  innere  Gesinnung  laut  wer- 
den zu  lassen,  was  allerdings  aus  Furcht  vor  dem  Clodius  ge- 
schehen mochte.  Dass  es  übrigens  dem  Senat  niciit  gleichgil- 
tig  seyn  konnte,  zu  wissen,  was  Piso  und  Gabinius  von  der 
Sache  dachten ,  ist  ieiciit  einzuselien.  Waren  sie  im  Innern 
nicht  {i^i^tiii  die  Rückkelir  Cicero's,  so  war  wenigstens  von  ihrer 
Seite  kein  grosser  Widerstand  zu  erwarten. 

C.  XXXVl  §  77:  IMIdi  neque  ante  hoc  iempus^  iieque  hoc 
ipso  turbnleTitissimo  die  tyriminationis  esse  in  Sextitim.  So 
hat  Ilr.  Müller  geschrieben,  imd  allerdings  nicht  gegen  das  An- 
sehen der  bekannten  Hai2;!sclirirten.  Doch  dass  die  Stelle  so 
nicht  könne  von  Cicero  geschrieben  seyn,  lehrt  das  Verbuni 
essc-^  dem  kein  anderes  vorhergeht,  von  welchem  der  Infinitiv 
abhängeji  könnte.  Hr.  Müller  glaubt  daher,  dass  vor  Nihil 
die  Worte:  fidetis,  iudicer.,  durch  Naclilässigkeit  der  Abschrei- 
ber ausgefallen  seyen.  Wie  zuverlässig  hätte  diese  Steile  von 
Hrn.  Müller  hergestellt  werden  könneu,  wenn  er  nur  einen  Blick 
in  die Ilerwagsche  Ausgabe  gethan  hätte,  wo,  wie  in  einigen 
andern  altern  Ausgaben,  das  Wort  esse  ganz  fehlt.  Stossen 
wir  also  die  Interpolation  heraus,  welche  von  denen  oIFenbar 
herrührt,  welche  diesen  Satz  von  dem  o\ngc\\  me minist is  ■^\c\\ 
als  abhängig  dachten,  so  ist  der  Stelle  ohne  irgend  eine  Aen- 
derung  geholfen.  Es  ist  bloss  das  häutig  fehlende  est  zu  su[)- 
pliren.  Gleicher  Meinung  mit  uns  ist  Orelli,  der  aber  esse 
nicht  einklammern,  sondern  aus  dem  Text  hätte  Jierauswerfeii 
sollen.  —  In  demselben  §  wundern  wir  uns ,  wie  Hr.  Müller  in 
dem  Satze :  oriliir  (seditio)  sensim  ex  clamore  primum^  deinde 
alif/ua  discessione  concionis;  ri.r^  sero  et  raro  ad  manus 
pervenitiir.  keinen  Anstoss  an  dem  Worte  discessione  genommen 
hat.  Denn  wie  ist  es  möglich,  dass  Cicero  sagen  kann,  es  ent- 
stehe gewöhnlich  ein  Aufruhr  (^seditio)  aus  dem  Auseinander- 
gehen oder  Fortgehen  der  Volksmenge,  da  ja,  wenn  dem  so 
wäre,  bei  jeder  Ueendigung  einer  Volksversaminhing  ein  Volks- 
aufstand zu  erwarten  gewesen  wäre'?    So  offenbar  nun  disccs- 


('i«or.  oratio  pro  Soxtio  ,   «'(lila  n  Mnllcro.  151 

sione  ein  Feliler  der  Abscli reiber  ist,  eben  so  ^ewis.«?  ist,  class 
Orc'lli  die  iirspriui^zliclic  Ilaiid  des  ('icero  anr^reluiuleii  Jiat, 
indem  er  iu  den  Vdd.  zu  dieser  l{ede  S.  iü\H  disscNsio/w  zu 
sehreiben  vorschlägt.  Man  vergl.  Cie.  in  ilull,  II,  3T,  102:  e/p- 
■niin  Ulis  honorcs^  potestatcs^  diviliue^  ex  liiinidlii  dt  qua  c.v  dis- 
s  c  1!  s  i uiiibii  H  civiuin  coniparaii  soicnt.  und  ebend.  111  ,  2,4: 
iie  ridcrer  (dujiiid  norae  di  s  s  e  u  si  fniis  coniiiiorere.  Debri- 
gens  ist  die  Verweehseiiiiig  beider  Worte  in  {[iiw  llandsclirifteu 
sehr  g^ewöiinlicli.  iMan  sehe  pro  dojiio  C.  2(>  §08.  —  JNielit 
iiberffehen  können  \vir  §  "JH  die  sciion  so  fielen  (Jelelirten  an- 
stössig  gewesene  Art  zu  reden,  ohne  dass  sie  jedoch  weder 
durch  eine  jiassende  Aendernng,  nocli  durch  eine  richtige  Er- 
klärung gehoben  worden  wäre.  Cjicero  sagt  daselbst:  An  feri- 
simile  est  ^  nl  civis  Homanus  mit  homo  Über  quis(iiuim  cum  ^la- 
dio  iiifonini  descendeiit  ante  lucem^  ?ie  de  ine  ferri  paleretur^ 
practereos^  qni  —  sogi/iatdurY  Lajnbin  naliia  an  den  Wor- 
ten sin  vcrisiinile  est ^  ut  ^  so  viel  uns  bekannt  ist,  zuerst  An- 
stoss,  und  tilgte  die  Worte  an  raisiiinie  est  ohne  Jiedenken. 
Mit  Recht  liess  sie  Krnesti  stehen,  obsclion  voji  keinem  an- 
dern Grund  bewogen,  als  weil  er  dieselbe  Art  zu  reden  aucli  aa 
andern  Stellen  fand.  \)\ti\\\  aus  seinen  üemerkungen  ersielit  Juan, 
dass  er  selbst  keinen  Gefallen  an  ilieser  lledensart  fand.  llr. 
Müller  sagt  ebenfalls  weiter  nichts  darüber,  nur  dass  er 
Matthiae  zur  Kede  pro  llosc.  Am.  §  121,  Heu  sing,  zu 
Oflic.  11,22  8.544,  lieier  zu  ders.  Stelle,  Geruh  ard  zum 
Laelius  T.  1«  §5«,  Stallbauni  zu  Uudd.  II  S.  234 fg.  und 
üremi  zu  Corn.  Mann.  C.  I  anführt.  Da  er  das,  was  die  bei- 
den letzten  ge-agt  liaben,  vorzüglich  zu  berücksichtigen  anra- 
thet,  so  sie'it  man  daraus  offen i)ar,  dass  er  iJirer  x\nsiclit  am 
meisten  zugetiian  ist.  Um  anderit  day  Zeit  raubende  Au;,  ciila- 
gen  unnützer  Citate  zu  ersparen,  bemerken  Mir  zuerst,  dass 
bei  Brenii  dtircliaus  weiter  nichts  zu  linden  ist,  als  die  Er- 
kläiung,  dass  «iiese y\rt  zu  reden  nicht  uaciizuahnien  sey.  lleu- 
singer  füiirt  bloss  zwei  Stellen  aus  dem  Laelius  an,  ('.  I<» 
%Mi  Vera  a>l^  y//,  und  '^  i')i)  Jinis  de,' erriuius^  tit ^  wo  ut  statt 
des  '\ccusati\.s  mit  dem  Inf.  stehe,  und  verweist  auf  Gesner 
zum  t^iiincl.  \ll,  J,  a.j.  Auch  das  Matthiäsche  C.'itat 
brauelil  >on  INiemand  nachgeschlagen  zu  werden,  da  er  bloss 
die  \onErnesti  iu  der  (hivis  angeriilirlen  Stellen,  wo  im  Cicero 
auf  verisiniite  die  l'artikel  ut  folgt,  wieder  hinschreibt.  JJe  ier 
verweist  auf  Scheller  Obss.  in  rrisc.  Scr.  S.  205  fg.,  Mat- 
tliiae  zu  Cic.  de  imp.  (Jn.  l*onip.  ('.  21  §  (»1  ,  und  fuhrt  ausser 
den  i{eisj)ielen ,  die  aucl»  Scheller  lial  ,  bloss  noch  ('orn.  Ilan- 
nibal  1,  j  verum  e.s7,  ///  an,  ohne  jecloch  über  die  Sache  selbst 
ein  Wort  hinzuzufügen.  iSnr  drei  -.oii  den  angeführten  Gelehr- 
ten, Scheller,  Stallbauni  und  Ger  nh  ard,  haben  es 
zu  erklären  ge.suclit ,  wie  nach  fe/w/;*  e«/,    certiim  est  ^   verisi- 


152  Römisrho  Litteratur. 

mile  est  niid  ähnlichen  ?//  folgen  könne.     Seh  eller' s  Worte 
S.  205%.  theilen  wir  nicht  ohne  Grund   den  Lesern  ganz  mit. 
Er  sagt  zn  der  Stelle  in  Cic.  Tusc.  V,  21 :  ei  ne  integrum  qui- 
dem  erat^  ut  ad  iustiiiam  remigraret^  folgendes:  „To  ut  jiost 
integrum    erat   notandum:     tisitatius  foret   remigrare. 
At  hoc  neminem  offendere  debet.     Na7n  cum  u  t  etiam  post  alia 
verbd^  post  quae  e  regulis  grammaticis  accusutivus  cum  injini- 
tivo  poni  debebat ,  positum  reperiatur ,  v.  c.  post  in usitat  u  m 
est  Cic.  Mur.  21  rued..,  post  c  er  tum  est  Cic.  ylltic.  X,  4 
vied.  p.  824  ed.  Em..,  post  verum  est    Cic.  Jlosc,  Am.  41, 
f'err.  If".,  6,    Sest.  36;    qtiidni  etiam  possit  post  integr um 
est  poni'*    Possit  vero  etiam.,  si  labet.,   ro  ut  explicari  h.  l. 
per    qiiomodo.,    ut  post   verisimile  est    explicari  licet. '•'• 
Stallbaum  setzt,  ohne  auf  diese  Aeussernng  Scheller's Rück- 
sicht zn  nehmen,  S.  234 fg.  di6  doppelte   Bedeutung,    die  ut., 
mit  dem  Coniunctiv  verbunden,  habe,  das  ist  die  der   Folge 
und  der  Absicht  auseinander,  und  meint,  dass  in  solchen  Bei- 
spielen,   als  aequum   est.,    verum  est ^    verisimile  est  xmA  an- 
deren die  Partikel  ut  eine  Folge  bezeichne.    Er  erklärt  daher 
das  Cornelianische  si  verufn  est.,  ut populus  R.  omnes  gentes 
virtute  superarit^  auf  folgende  Weise:  Si  rerumgestarum  revera 
hicfuit  eventus.,  ut  p.  Ä.,  oder,  fügt  er  hinzu,  si  revera  testa- 
tum  est  atque  certum.,  ut  p.  R.  etc.     Nach  dieser  Erklärung 
müsste  also  allemal  bei  Beispielen  der  Art ,  verisimile  est ,  ut^ 
der  Begriff  accidisse  vor  ut  supplirt  werden,  eine  Annahme,  die 
jeden  Anfänger   der  Lat.  Sprache  veranlassen  kann,  auf  alle 
Verba,  die  einen  ähnlichen  Gedanken,  als  verisijiiile'  est  ent- 
halten, ut  folgen  zu  lassen,  mit  der  Erklärung,  dass  er  nacli 
ilinen  das  Wort  accidisse  supplire.     Doch  davon  abgesehen,  so 
fragen  wir  Hrn.  Stallbaum,  ob  er  wohl  ernstlich  glaube,  dass 
die  Römer  für  evejiit  oder  accidit  jemals  verisimile  est  haben 
setzen  können.      Wir  wollen  die  ünstatthaftigkeit  dieser  An- 
nahme nicht  ins  Lächerliche  führen ,  was  wir  leicht  könnten, 
sonderu  erinnern  bloss  noch   diess,    dass   sich  Ilr.  Stallbaiuu 
sehr  irrt,  wenn  er  glaubt,  dass  ?it  mit  dem  Coni.  verbunden 
stets  entweder  die  Absicht  oder  die  Folge  bezeichne.     Gern- 
hard  zum  Laelius  C.  IV  §  14  S.  3(>fg.  verwirft  Scheller's  An- 
sicht, dass  in  jenen  anstössigen  Beispielen  ut  für  quo  modo  zw 
nehmen  sey,  ohne  jedoch  einen  Grund,  warum  sie  zu  verwer- 
fen sey,  hinzuzufügen,  und  tritt  Hrn.  Stallbaum  in  der  Erläu- 
terung des  Conielianischen  verum  est.,  ut  bei.  üebrigens  suclit 
Hr.  Gernhard  ebendaselbst  von  mehreren  Beispielen,  an  denen 
die  Gelehrten  angestossen  haben,  das  A'istössige  dadurch  zu 
entfernen,  dass  er  annimmt  ut  bezeichne  daselbst  olfenbar  die 
Absicht.    Wie  aber  nach  seiner  dort  gegebenen  Erklärung  vom 
Gebrauch  der  Partikel  ut  die  Art  zu  reden ,  verisimile  est ,  ut 
al«  richtig  bestehen  könne,  begreifen  wir  durchaus  nicht.    Denn 


Ciccr.  oratio  pro  Sextia^  cdita  a  MüIIoro,  153 

er  sa^  ansdriickluli:  „ ///  par^  aequuin  est^  se  quitur 
sitnil.  duplex  notio  tuest ^  cventus  altera .,  sen  transacti  neu 
fxituri;  altera  itidicii^  quod  est  de  rei  iieccssitate  vel  convc- 
nientia.  Kvcntum  (die  Tliaisavhc)  qiii  special^  ut  sequi  iubel ; 
iudicii  vis  expriiuitur  nrcusatico  c.  inßn.  "Wir  tiehcii  hieraus, 
dass  Gernliard  i,n  Wesentlichen  mit  St  all  bäum  übereiu- 
stimnit.  Wie  viel  richtigeres  liätteu  htide  so  gelelirte  Männer 
Viher  diesen  Geirenstand  sagten  können,  uenu  sie  dein  von 
Scheller  jregebenen  Winke  gefolgt  und  auf  die  ursprVuigliche 
Uodeutung  von  ut  zuriickgegangen  wären.  Diess  hat  zum  Theil 
Uariishorn  in  seiner  Lateinischen  Grammatik,  die  wir  unbe- 
dingt für  die  beste  aller  bis  jetzt  erschienenen  ausgeben,  ge- 
tJian,  sich  aber  leider  wieder  vom  richtigen  Wege  entfernt,  was 
wir  unstreitig  dem  Umstände  zuzuschreiben  haben,  dass  Hr. 
Ka.'iishorn  die  Untersuchung  Viber  ut  ^  wie  diess  bei  so  vielen 
zusammenhängenden  gi-ammatischen  Uegeln  gescheiten  ist,  an 
verschiedenen  Orten  geführt  hat.  Hätte  er  verbunden,  was 
aui's  Genaueste  zusammenhängt ,  so  wiir<le  er  gewiss  schon  auf 
dieselbe  Ansicht  gekommen  seyn,  die  wir  jetzt  vortragen  wollen. 

Wie  man  so  häuüg  Partikeln  und  andern  Wörtern,  die  mit 
verschiedenen  Modis  verbunden  werden,  eben  desshalb  eine 
verschiedene  Bedeutung  zugeschrieben  liat,  ohne  daran  zu  den- 
^V^n^  dass  die  Modi  nicht  von  den  Partikeln,  sondern  von  der 
Bescliaüenhcit  des  Gedankens,  der  ausgesprochen  wird,  ab- 
hängig sind,  und  also  die  Bedeutung  der  Partikeln  stets  die- 
selbe bleibt:  so  hat  man  auch  bei  der  Untersuchung  von  dem 
Gebrauch  des  Partikel  ut  darin  gefehlt,  dass  man  die  Bedeu- 
tung, welche  in  den  Modis  liegt,  mit  denen  sie  verbunden 
wird ,  auf  die  Partikel  übergetragen  und  dabei  ihre  ursprüng- 
liche Bedeutung  fast  ganz  vergessen  hat.  Ja  in  den  meisten 
Lexicis  findet  man  diese  nur  erst  als  die  siebente  oder  achte, 
wie  im  Gesnerschen  Thesaurus,  angegeben.  Die  Partikel  ut 
nun  bat  ursprünglich  zur  f'ergleichung  gedient,  und  keine  an- 
dere Bedeutuii;:  als  die  Griechische  Partikel  oog  und  die  unsrige 
wve  gehabt.  Wenn  Avir  dennoch  nicht  in  jedem  Falle  ut  mit 
wie  übersetzen  können,  so  ist  der  Grund  davon  nicht  darin  zu 
guchen,  dass  die  Lateinische  Partikel  verschiedene  Bedeutuik- 
gen  habe,  sondern  dass  wir  gewisse  Gedanken  anders  als  die 
Römer  aufzufassen  pflegen.  Damit  es  aber  jedem  einleuchte, 
wie  der  Römersich  habe  einer  Partikel ,  welche  bloss  die  l'er- 
gleirhung  bezeichnet,  auch  da  bedienen  können,  wo  wir  die 
Partikeln  dass  und  damit  setzen,  so  wollen  wir  den  Gebrauch 
des  Lateinischen  ut  ausiuhrlicher  durchgehen,  wobei  es  sicJi 
zeigen  wird ,  dass  alle  jene  Stellen,  an  denen  man  jetzt  An- 
stoss  genommen  hat,  nicht  das  geringste  Unregeliuässige  haben. 

I)  So  wie  der  Indicativ  in  allen  Sätzen,  welche  etwas,  das 
lüir/flirh  ist,  gewesen  ist,  oder  seyn  wird,   enthalten,  bteheu 

Jahrb.  f.  Fliil.  u.  l'äUag.  Jahig.  II.  Ihfl  10.  Jl 


154  Uö  mit)  che  liittcratur. 

iniiss ,  so  ist  aucli  nl  notliweiulif?  mit  dem  Iiulicativ  zu  vcr1)iii- 
(leii,  wenn  in  dem  Satze,  iii  welcliem  es  stellt,  eine  Thulsuche 
aiis*:^e8procIieii  wird.  In  diesem  Falie  wird  bekaiintiicii  auch 
von  uns  die  der  Lat.  Partikel  ^anz  entsprecliende  Deiitsclie  wie 
frebrauclit.  Cic.  Cat.  M.  XVIII,  64:  Ut  quisque  aelate  aiUece- 
dil^  ita  sententiue  principatutn  tenet.  —  Ebenso  uird  iit  \mi 
dem  Ind.  bei  directen  Fragen  und  Ausrufungen  gesetzt ,  wenn 
von  dem,  was  wirklich  ist,  gesprochen  wird.  Plaut.  Merc.  II, 
S,  57 :  Ka  ut  videtur  mulier  ?  non  edepol  mala,  ut  morata  est  ? 
nulUun  vidi  melius.  Cic.  ad  Att.  II,  2 1 :  Ut  ille  tum  kumilis^  ut 
demissus  erat.,  ut  ipseeliam  sibi  displicebat !  —  Es  bedarf  nicht 
der  Auseinandersetzung,  wie  es  gekommen  ist,  dass  man  ut^ 
mit  dem  Ind.  verbunden,  auch  als  Zeitpartikel  gebraucht  hat. 
Ebenso  gebrauchen  auch  wir  unser  wie.  Cic.  ad  Att.  VII,  15: 
Ut  ab  urbe  discessi,  iiulUnn  udhuc  intermisi  diem.,  quin  aliquid 
ad  te  litterarum  darem.  Und  so  wie  wir  dem  wie  als  Zeitpar- 
tikel häufig  das  Wort  ^/e?cÄ  vorzusetzen  pflegen,  so  schicktauch 
der  Lateiner  das  mit  similis  nah  verwandte  simul  dem  2it  als 
Zeitpartikel  nicht  selten  voraus.  Cic.  de  Or.  11,5,  21:  Qui  si- 
mul ut  increpuit ,  in  media  oratione  philosophuni  omucs  relin- 
quuut.  So  viel  uns  jedoch  bekannt  ist,  wird  ut  bloss  bei  Tein- 
poribus  der  Vergangenheit  als  Zeitpartikel  gebraucht. 

II)  In  allen  Sätzen  aber,  in  denen  nach  den  bekannten 
Hegeln  der  Grammatik  Viberhaupt  der  Coniunctiv  zu  gebrauchen 
ist,  muss  auch  auf  ?/^  der  Conjunctiv  nothwendig  folgen,  ohne 
jedoch  von  dieser  Partikel  abhängig  zu  seyn.  Wir  tragen  um 
so  weniger  Bedenken,  diese  Fälle  einzeln  anzugeben,  je  mehr 
aus  denselben  hervorgeht,  wie  alle  die  Beispiele,  die  man  bis 
jetzt  entweder  für  ungewöhnlich  oder  gar  für  unrichtig  gehal- 
ten, der  eigenthiimlichen  Bedeutung  von  ut  ganz  angemessen 
sind. 

1)  muss  der  Coniunctiv  auf  ut  m  der  oratio  obliqua  folgen. 
Caes.  B.  G.  I,  44:  Arioristus  respondit ^  ut  sibi  concedi  non 
oporteret ,  si  in  nostros  fines  impetum  faceret ,  sie  item  nos 
esse  iuiquos ,  quod  in  suo  iure  se  interpellaremus.  Cic.  ad  Div. 
V,  2,  7 :  Illud  dico ,  me  n  t  prinium  in  voncione  provinciam  de- 
posuerim^  statim  quemadmodum  eam  tibi  traderem  ^  cogitare 
coepisse. 

2)  muss  der  Coniunctiv  auf  ttt  in  der  oratio  indirecta  fol- 
gen. Cic.  in  Pis.  II,  3:  Sed  omitto.,  ut  sit  f actus  uterqne  no- 
strum.  Id.  ad  Att.  1,13:  Accedit  eo,  quod  mihi  non  est  iiolum., 
ut  qnisque  in  Kpiruni  projiciscaiur.  Id.  ad  Att.  I,  Ki:  Credo 
teaudisse.,  quae  consurrectio  iudicum  facta  sit .,  ut  nie  circum- 
steterint ,  u  t  aperte  iufiula  sua  pro  meo  capile  P.  C'lodio  osten- 
tarint.  Id.  pro  Cluent.  X\V,  07:  Jam  hoc  non  ignoraiis .,  iudi- 
ces.,  ut  eliam  bestiae  fame  monilae plerumque  ad  eum  locutn^ 
ubi  pastae  aliquando  siul.,  rever  tanlur.     Idem  de  Fin.  V, 


Ciccr.  oratio  pro  Sextlu,  üdita  a  iMülU'ro.  155 

IS,  48:  Videmusne^  ut  piieri  ne  verlwribiis  quid  ein  — 
deterrfaiitur?  ut  pulsi  reqiiirant.,  et  aliqnid  scire  se 
gaudeant?  ut  ahis  na/rare  gestlaitt?  ut  po/iqia^  tudis^ 
atque  eiiismodi  spectavulis  teneantur  ^  ob  eainque  rem  vel 
fanievi  et  sili/n  perferant'f  TcrcMit.  Aiulr.  I,  1,  8:  Lt 
aempei  tibi  apud  me  iiista  et  clemeiis  fuerit  seruitus^  scis.  Id. 
Kiiii.  I,  2,  47:  Tute  scis ^  quam  iutimuni  habenin  te ^  et  mea 
cousilia  ut  tibi  ciedain  oniuia.  Wir  kniiiitea  iiocli  ineJir  Bci- 
hpioU'  aiifüliren  ,  docl»  werden  diese  hinreichen,  um  eine  Be- 
liiuiptun^zu  bestätigen,  die  fast  keines  Beispiels  bedarf.  liams- 
liorn,  der  einige  derselben  auch  §183,11  S.  545  angefiilirt 
liat,  scheint  uns  jedocli  nicht  eingesehen  zu  haben,  wie  in  den 
>on  uns  hergeschriebenen  derConinnctiv  bloss  desswegen  steht, 
weil  es  oratio  indirecta  ist.  Wir  niiis!>en  diess  daraus  schlie- 
psen,  dass  er  die  von  uns  hier  erwähnten  Beispiele  mit  solchen 
verbindet,  in  welclien  der  Coniunctiv  oifenbar  ans  einem  an- 
dern Grunde,  wie  wir  nachher  sehen  werden,  stellt,  und  dasa 
er  eben  diese  Beispiele,  welche  wir  liier  gegeben  haben,  niclit 
in  den  §  von  der  oratio  indirecta^  wohin  sie  nothwendig  gehö- 
ren ,  sondern  in  den  Abschnitt  über  die  Erklärungssätze  auf- 
genommen hat.  Uebrigens  können  wir  nicht  unbemerkt  lassen, 
vie  schon  in  einigen  der  angeführten  Beispiele,  namentlich  in 
dem  aus  derUede/;/o  Clueiitio^  non  ignoralis^  ut  bcsliae  re~ 
rertantur  ^  das  Lateinische  ut  dem  Deutschen  f/rw»- sich  nähert,  ob 
es  schon  hier  genau  genommen  durch  w/e  übersetzt  werden  muss. 
3)  Alle  übrigen  Fälle,  in  welchen  ut  mit  dem  Coni.  Aer- 
bunden  >orkommt,  theüen  wir  in  zwei  Hauptclassen.  Zur  er- 
sten rechnen  wir  die,  wo  ut  in  unabhängigen^  zur  zweiten  die, 
wo  ut  in  abhängigen  Sätzen  steht.  Man  könnte  an  dieser  Ein- 
theilung  den  Tadel  erlieben,  dass  die  beiden  vorhergehenden 
Fälle,  wo  ut  jnit  dem  Coni.  verbunden  erscheint,  von  der  ('lasse 
der  abhängigen  Sätze  nicht  auszuschliessen  seyen.  Dagegen 
erinnern  wir,  dass  sich  die  bereits  erwähnten  Fälle  von  de» 
noch  zu  er\vähnen«Ien  bedeutend  dadurch  unterscheiden,  dass 
jene  eineThatsavhe^AW  nur  der  oratio  indirecta  und  obliqua  we- 
gen «lurch  den  C>)niiinctiv  ausgesproclien  werden  musste,  die 
folgenden  aber  n>ir  etwas  Gedachtes  enthalten. 

A)  Die  unabhängigen  Sätze  sind  wieder  von  dreifaclier  Art: 
a)  enthalten  sie  einen  Wunsch.  Terent.  Ileaut.  IV,  2,  (>: 
Ut  te  quidem  omnes  dii dcaeque^  •^y^^i  perduint!  Id.  Adelpii. 
IV,  7,  I:  L't^  Sijre,  te  cum  tun  maust  rat  ione  magnus  perdut 
Jupiter!  Ebenso  wird  bekanntlich  das  aus  ut  und  //«/«  gebil- 
dete utiuaui  mit  dem  ('oni.  verbunden.  So  wenig  jenes  von  ei- 
nem andern  Worte  abhängig  ist,  so  irrig  ist  die  Ansiclit  derer, 
welche  ///  in  dieser  Hedeutnng  von  einenj  au>gi'lassenen  rolo 
o«ler  opto  sich  abhängig  denken.  Es  ist  bekannt,  dass  der  bio- 
H8e  Coai.  ohne  ut  auf  dieselbe  Weise  gebraucht  wird. 


150  Römische  Llttcratur. 

b)  enthalten  sie  eine  Frage.  Cic.  Catil.  I,  9,  22:  Qitam- 
qvam  quid  loquor?  Te  nt  ulla  res  fra/lgat?  tu  ?/t  utif/ttam  te 
cnrrigas?  tu  ut  iillam  fugam  mcditere?  tu  ut  nUum  c.vsiliumco- 
f^ites?  Beispiele  vom  blossen  Coni.  in  dieser  Bedeutung  siehe  bei 
Kamsliorn  S.  4ü7. 

c)  enthalten  sie  die  Bedeutung  des  Zugebens  oder  Einräu- 
mens,  dass  etv.as  seyn  möge.  Tic.  in  Kuli.  I,  8,  23:  Ktenini  ut 
cirvuinspicianius  omnia ,  quae  pnpulo  prata  sunt :  nihil  tarn  po- 
puläre quam  concordiam  reperiemns.  Id.  ad  Att.  II,  15:  Verum 
ut  hoc  noii  sit ,  tarnen  praerlarum  spectacuhim  mihi  propono^ 
modo  te  consessore  speclare  liceat.  Id.  ad  Att.  XII,  23:  Nam 
q  id  de  nie  dicam?  vui  vt  omnia  contiugant  quae  t'olo^  Icvari 
non  possum.  Id.  ad  Div.  I,  9:  In  quo  ut  iam  sit  in  iis  culpa,  qfii 
jne  71071  defe7iderunt^  non  7uinor  est  in  iVs,  qui  reliqueruut.  Man 
pieht  aus  diesen  Beispielen  zur  GnVige,  Avie  ut  der  ursprüngli- 
chen Bedeutung  gemäss  mit  dem  ('oni.  verbunden  auch  liier 
eigentlich  nicJits  anderes  lieisse,  als  trie  auch  mag^  möge  u.  s. 
w.  Es  nähert  sich  daher  sehr  der  Partikel  quamvis^  die  aber 
eigentlich  auch  niclits  als  tvie  du  auch  willst  bezeichnet.  Dass 
man  ferner  in  den  hier  angefiihrten  Beispielen  ,  wo  es  von  uns 
durch  gesetzt^  dass  zu  Vibertragen  ist,  nicht  an  ein  ausgelasse- 
nes posito,  wovon  ut  abhänge,  zu  denken  habe,  zeigen  die  Bei- 
spiele, w'o  der  blosse  Coiii.  in  derselben  Bedeutung  gebraucht 
erscheint.   Man  sehe  Ramsli.  S.  415  fg. 

B)  Die  abhängige?!  Sätze  sind  der  Hauptsache  nach  dop- 
pelter Art,  indem  sie  entweder  em  mäglich  seyn,  oder  ei/i  sol- 
le/t bezeichnen.  Wir  sprechen  znerst  von  den  Fällen,  avo  der 
Colli,  ein  /nöglich  seyn  bezeichnet.  Cic.  in  RuU.  II,  22,  58:  Hoc 
quia  vos  foedus  no7i  iusseritis^  rcretur  Hiempsal^  ut  satis  fir- 
mum  sit  et  ratum.  Id.  ad  Att.  VI,  1 :  Addo  illad^  quod  verepr 
tibi  ipsi  ut  probem.  Ter.  Ilec.  1 ,  2  ,  2ö:  Sed  Jirmae  hae  vercor 
ut  si/it  nnptiae.  Cic.  ad  Div.  XIV,  2:  Omnes  labores  te  excipere 
Video.  Timeo^  ut  susti7ieas.  Es  ist  uns  fast  unbegreiflich ,  wie 
man  aus  der  Art  zu  reden  vereor ^  ut^  timeo.,  ut  nicht  gesehen 
hat,  dass  ut  mit  dem  Coiii.  verbunden  nimmermehr  stets  die 
Absicht  oder  Folge,  sondern  eigentlich  nichts  als  die  Art  und 
Weise,  Avic  etwas  geschehen  könne,  bezeichne.  Denn  es  leuch- 
tet ein,  dass  in  ii/neo^  ut  weder  eine  Absicht  noch  eine  Folge 
liegt.  Vielmehr  heisst /?/«eo,  ttt  z.  li.  foedus  ratum  sit^  nichts  als: 
ick  bin  in  Angst  ^  wie  das  Biinduiss  bestehe7i  Ua7m.  Von  der- 
selben y\rt  sind  min  erstlich  folgende  so  anstössig  gewesene 
Beispiele.  Cic.  pro  Sestio  XXXVI,  78:  uin  verisiinile  est^  ut 
riris  Romanus.,  aut  homo  aber  quisquam  cu7n  gladio  in  forum 
desce7iderit  ante  hicem.,  ne  de  7ne  ferri  paleretur  ^  praeter  eos^ 
qui  —  saginantur?  Id.  pro  Uosc.  XLT,  121:  Non  est  ila  pro- 
feclo^  iadices  ;  non  est  cerisimile  ^  ut  Chrysogonus  hör  um  litte- 


Ciccr.  oratio  pro  Sextioj  cdita  ii  Jlüllcro.  15T 

ras  adamarit  aut  humanitatem ;  non ,  nt  rei  familiaris  negotio 
diligenliam  cognorit  eoruin  et  Ji dein.  la  beiden  ist  ut  wie  bei 
mctno^  vt  durch  wie  zu  übersetzen,  und  der  Coni.  bezeiclinet 
wie  in  den  Sätzen,  in  denen  metiio.,  ul  steht,  eine  Mö^rliclikeit. 
Die  cr.ste  Stelle  ist  also  zu  ül)ersetzen:  Oder  ist  es  denkbar.^ 
v'ic  ein  Jiömisciwr  Bürger  oder  irgend  ein  Freier  vor  Tagesan- 
bruch niil  dem  Schirerdt  auf  den  Markt  habe  gehen  können  \\. 
s.  w.  V  on  franz  ^leiclier  BeschalFenheit  ist  die  Stelle  pro  ilosc, 
nur  dass  dort,  was  aber  zur  Saclie  niclits  thut,  keine  Frage  ist. 
Liebriirens  bei'reindet  uns  in  dieser  im  i:ochsten  Grade  iMat- 
thiae's  UrtJieil,  dass  verisiniile  zu  streichen  sey,  weil  es  sicli 
von  den  vorhergehenden  Worten  non  est  ita  profecto  gar  nicht 
unterscheide.  Allein  jiiit  diesen  Worten  sagt  ja  Cicero  ofl'enbar 
^\eiter  nichts,  als  dass  die  Sache  nicht  so  sey,  wie  man  glaube, 
während  er  in  den  folgenden  non  est  verisiniile  noch  die  Bc- 
liauptung  hinzufügt,  'dass  es  nicht  einiiial  denkbar  sey,  wie  u. 
s.  w. .  ISicht  unpassend  wird  die  Vergleichung  folgender  Worte 
Ciccro's  in  Brut.  XVII,  69  seyn:  Aon  verisiniile  est.,  quam  sit 
in  vtroque  genere  et  creber  et  distinctus  Cato.  Auch  hier  ist 
der  Sinn  der  Worte  iionver.est.,  quam  dieser:  es  ist  kaumdenk- 
bar., wie  u.  s.  w. ,  In  demselben  Sinne  liat  Cicero  noch  in  zwei 
andern  Stellen  verisiniile  est.,  ut  gebraucht,  nur  dass  in  ihnen 
der  Coni.  Imp. ,  wie  Verständige  von  selbst  einsehen  werden, 
anders  aiifzulassen  ist,  als  in  den  obigen  der  Coni.  Perfecti.  Sie 
pind:  11  in  Verr.  IV  ,  ß,  11:  Quid.,  si  magniludine  pecuniae 
persuasum  est  ei'^  Ferisimile  non  est.,  ut  ille  hoino  tam  locu- 
ples.,  tam  honestus  religioni  suae  monunientisque  maiornm  pe- 
cuniam  anteponeret.  Pro  Sulla  XX,  öl :  J  erisimile  non  est.,  ut., 
quem  in  secundis  rebus ,  quem  in  otio  secum  semper  habuisset, 
hunc  in  adversis  et  in  eo  tumultu.,  quem  ipse  comparabat.,  ab  se 
dimitteret.  An  beiden  Stellen  bezieht  sich  der  Coniunctiv  Imp., 
Mas  der  Deutsche  Uebersetzer  Wolff  nicht  eingesehen  hat, 
auf  einen  ausgelassenen  Bedingungssatz,  der  häufig  nicht  ausge- 
drückt A\  ird.  In  der  ersten  Stelle  ist  der  Satz  sidaretur  ei  pecuttia., 
in  der  zweiten  der  Satz  si  dimitteret  hinzuzudenken,  und  also 
der  Sinn  der  ersten  Stelle:  es  ist  nicht  denkbar.,  wie  jener  so 
reiche  und  rechlschajfene  Mann^  wenn  ihm  Jemand  Geld  gäbe., 
dieses  der  Jieligiositüt  und  den  Denkmühlern  seiner  Ahnen  vor- 
ziehen würde.,  und  der  zweiten:  es  ist  nicht  denkbar.,  wie  Sulla 
den.,  welchen  er  im  Gluck  immer  bei  sich  gehabt  hatte.,  im  Un- 
glück von  sich  entfernen  würde,  wenn  er  ihn  fortschicken  wollte.  — 
>\ir  lassen  nun  noch  eine  Anzahl  solcher  Beispiele  hier  folgen, 
die  auf  dieselbe  \V  ei>e  aufzufassen  sind  ,  als  jene  beiden  Ci- 
ceronianisclien  aus  iWu  Reden  für  den  lloscius  und  für  den  Se- 
Ktius.  iNach  dem  bereits  Krinnerten  wiril  man  au  der  Ilichtig- 
keit  derselben  keinen  Augenblick  jnehr  zweifeln.  Lactant.  de 
Ira  Dci  X,  -14:  Acc  enim  verisiniile .,  ul  minor a  et  humilia  rc- 


158  R  5  lu  i  ä  c  1i  c  L  i  1 1  c  r  u  t  II  r. 

gimen  haheafit,  maiora  et  snmma  no?i  hnbeant,  Tic.  de  prov. 
coiis.  XVI ,  3Ü  :  Nam  tit  C.  Julius  omnibns  a  senatu  e.vtiniis  ac 
novis  rebus  ornatus  per  manus  haue  provinciam  tradal  ci^  eni 
miuinie  vos  velilis ;  ^;ey  quem  ordinem  ipse  amplissimam  sit 
gloriam  consecutus^  ei  ne  Libertateni  quidein  relinquat  ^  adduci 
ad  suspivanduin  nullo  modo  possuin.  Der  Sinn :  ich  Icauu  mir 
flicht  deuken^  wie  u.  s.  w.  Ganz  gleicher  Art  ist  folgendes  Bei- 
spiel, Avo  das  blosse  adduci  noii  possum  dieselbe  IJedeutunir  bat, 
als  in  dem  eben  angeführten  adduci  ad  suspicaudum  non  pos- 
sum. Cic.  de  Fin.  1,5,  14:  Nuui  illuc  quideni  adduci  rix  pos- 
sum^ ut  e«,  qtiae  senserit  ille^  tibi  non  vcra  videaniur.  Corn. 
JVcp.  Att.  YllI,  3:  Excogitatum  est  a  quibusdam^  tit  privatum 
aerarium  Caesaris  interfectoribus  ab  equilibus  Romanis  cousti- 
tueretur.  Jd  facile  effici  posse  arbitrali  sunt ,  si  et  principes 
iUius  ordinis  pecimias  contulissent.  Der  Sinn:  es  tvurde  von  ei- 
nigen ein  Plan  ausgedacht  ^  wie  man  —  könnte.  Cic.  II  in  Verr. 
V,  (i,  13:  Hoc  vero  novum  et  eiusmodi  est^  ut  magis  propter 
reum.,  quam  propter  rem  ipsam  credibile  videatur .,  ut  homines 
servos ,  ut  ipse ,  qui  iudicarat ,  ?d  statim  e  medio  supplicio  di- 
7uiserit ,  ut  eins  facinoris  damnatos  servos ,  quod  ad  oniuium 
liberorutn  caput  et  sanguinem  pertineret.  Der  Sinn  dieser  Stelle, 
Melclie  Matthiae  zur  Rede  de  imp.  Cn.  Pomp.  C.  XXI  §  (>2 
nicht  riclitig  verstanden  zu  haben  scheint,  ist  folgender:  JJiess 
ist  aber  neu  und  von  der  Art ,  dass  es  mehr  des  Beklagten  als 
der  Sache  wegen  glaublich  scheint^  tvie  er  selbst.,  der  geurtheilt 
hatte ,  Skiaren  habe  entlassen  können  u.  s.  w.  Die  Partikel  ut 
nach  videatur.,  so  wie  die  folgenden,  kann  niclit  zu  novu?n, 
Avie  Matthiae  meint,  bezogen  Averden,  sondern  muss  notlnven- 
dig  als  zu  r;-er/?'Ä«Ye  gehörig  betrachtet  Averden.  Denn  davon 
einer  Titatsache  liier  die  Rede  ist,  so  musste  auf  novum  durch- 
aus quod  dimisit  folgen,  Avenn  diese  beiden  Sätze  hätten  in  Ver- 
bindung gebracht  Averdeu  sollen.  Cic.  de  Fin.  II,  33,  108: 
Qui  probari  polest.,  ut  /s,  qui  propter  fne  aliquid .,  plus  quam 
ego  ipse  gaudeat?  Id.  Tusc.  III,  3,  5:  Qui  vero  probari  pol- 
est ,  ut  sibi  mederi  afiimus  non  possit ,  cutn  ipsam  ?nedicinam 
corporis  animus  invenerit'f  Id.  de  Nat.  D.  I,  23,  (»3:  IS  am 
Abderites  quidem  Protagoras  cum  inprincipio  libri  sie  posuisset., 
de  divis  neque  ut  sint.,  nequeut  von  sint.,  habeo  d i- 
cere.,  urbe  est  exterminatus.  Id.  de  Fin.  V,  26,  18:  Atqui., 
inquit^  si  Stoicis  concedis .,  ut  vir tus  sola.,  siadsit.,  vitam  effi- 
ciut  beatam.,  concedis  etiam  Peripatelicis.  Id.  de  Div.  II,  31,  ()(>: 
Sed  ut  in  cunis  fuerit  unguis  ,  no7i  tarn  est  mirum ,  in  Solonio 
praesertim.,  tibi  ad  focum  angues  nundinari  solent.  Id.  Acad. 
iV,  9,  28:  Sed  Antipatro  hoc  idetn  poslulanti.,  cum  diceret^ 
ei ,  qui  affirmaret.,  nihil  posse  per  dpi.,  consentaneum  esse  unuin 
tamen  illud  dicere  percipi  posse ,  ut  alia  non  possent ,  Cur  neu- 
des  acutius  resistebat.     la  allen  diesen  Beispielen  kann  ut  Ave- 


Ciccr.  oratio  i»r«»  Scxtio,   uditu  a  MäUrro.  ]5i> 

der  in  der  Bodeutun^  der  .IbsUht  iiocli  in  der  der-  Folfj^e  aiil- 
gefusst  ^^erd»'^.  Die  Worte  iioii  polest  proöan\  iil  (fiiis  plus  ca 
rc  gaudeul  sind  also  so  zu  erklären:  es  liunn  nicltl  bcuricscn^ 
odi.'v  glaub/Ich  gemacht  werden^  wie  sich  einer  mehr  darüber 
freuen  Lönne.  Aul*  diese  Weise  sind  auch  die  WOrte  nef///e  nt 
sint  dii^  neqite  ut  non  siut^  habeo  dicere  aufzulassen,  niimlich: 
ich  hann  weder  angeben^  wie  es  Götter  gäbe ^  noch  wie  es  Leine 
gäbe^  das  lieisst  mit  andern  W(»rten:  ich  kann  weder  etwas 
anfülireii,  wodurch  das  Vor!»andense_)ii  der  Götter  erwiesen 
werde,  uocli  n.  s,  w.  Hieraus  «ird  man  leicht  seilen,  dass  der 
Accusati^  mit  dem  Inliaitiv  an  dieser  Stelle  uiclit  passend  seyii 
\\  ürde. 

Ohirleich  aus  dem  his  jetzt  Gesagten  leiclit  einzusehen  ist, 
wie  die  Lateiner  nach  »ind  nach  auch  da  der  Partikel  nJ:  sich 
bedienen  konnten,  wo  ihre  ei.ireutilche  Bedeutung  ganz  in  den 
Hintergrund  tritt,  uijd  sie  unsern  eine  Absicht  und  Folge  be- 
zeichnenden Partikeln  dass  und  damit  entspricht:  so  zeigt  sich 
tioch  der  Uehergang  zur  Absichtspartikei  ganz  besonders  auf- 
fallend in  der  Verbindung  mit  Verbis,  welche  sich  bemühen^ 
nach  etwas  streben^  so/,i;x'/<  und  ähnliches  bedeuten,  als  cu- 
rare, laborare,  operani  dare  ^  id  agere ,  prospicere ,  conside- 
rure ^  cogilare,  videre  und  andern.  Denn  alle  diese  bezeich- 
nen mit  «larauf  folgendem  tit  und  dem  nachlolgendea  Coniun- 
ctiv  eigentlich  nichts,  ah  ein  Bestreben^  wie  etwas  möglich  zu 
machen  sei),  was  mit  de7n  Bestreben,  dass  etwas  geschehe,  oder 
mit  der  Beabsichtigung,  dass  etwas  geschehe,  in  eins  zusammen- 
läuft. Wenn  also  gesagt  wird:  ^-Jnle  senectutem  curaci,  ut 
bene  viverem;  in  senectute,  ut  bene  moriar,  so  heisst  diess  ei- 
gentlich: vor  dem  Greisenalter  habe  ich  dafür  gesorgt,  wie  ich 
gut  leben  könnte  u.  s.  w.  Der  Beispiele  bedarf  es  hierbei  wei- 
ter nicht.  iMcht  verschieden  von  dieser  Art  Sätzen  sind  die- 
jenigen, wo  wir  die  Partikel  ni  durch  damit  übersetzen,  wäh- 
rend sie  in  den  eben  angegebenen  lediglich  durch  dass  aus- 
zudrücken ist.  Wenn  man  also  sagt:  Ludos  fccit  apparatissi- 
mos.  ut  populi facorem  sibi  conciliaret,  so  wird  diess  allerdings 
üiiersetzt :  er  gab  äusserst  prachtvolle  Spiele,  damit  er  sich  die 
Gunst  des  l  olks  erwärbe ,  und  man  könnte  glauben  ,  wie  auch 
Kinige  geglaubt  halien,  dass  ut  hier  in  einem  andern  Sinn  ge- 
braucht se\  ,  als  wenn  man  sagt;  id  egit ,  xit  populi  favoreni 
aibi  conciliaret ,  allein  dem  ist  nicht  so.  In  beiden  Fällen  ist 
und  bleibt  das  Ziel  der  Handlung  die  Erlangung  der  Volks- 
gunst, und  der  erstere  Satz  ujiterscheidet  sich  ^om  letzteren 
bloss  dadurch,  dass  in  iiim  das  Mittel  noch  angegeben  ist,  wo- 
durch zu  dem  Ziele  gelangt  werden  kann,  wobei  aber  immer 
die  Bedeutung  der  Partikel  ut  dieselbe  bleibt.  Denn  man  sagt 
mit  ludos  app.  fecil  ^  wi  nichts  anderes  als:  ludis  apparutissimis 
editis  id  cgil  ^  ut  u.  a.  w.  Lcbrigeiis  gebrauchen  wir  Duutscheu 


100  U  ü  in  1 6  <-.  li  c    L  1 1 1  e  r  u  t  u  r. 

«ehr  passend  iii  dem  Falle,  wen»  der  Hauptsatz  zugleich  das 
Mittel  enthält ,  wodureli  irgend  ein  Ziel  erreiclit  werden  kann, 
die  l'artikel  damit^  indem  diese  ofl'enbar,  aus  mit  und  du  zii- 
sainmeng^esetzt,  urspiüiiiilich  mit  was^  wo^/w/cA  bedeutet.  Sowie 
aber  diese  Partikel  damit  nach  und  nach  aucli  in  scheinbar  un- 
abhängigen Sätzen  zur  liezeichnung  der  Absicht  gebraucht  wor- 
den ist,  so  dassNienianil  an  ihre  urspriinglicbe  Bedeutung  denkt, 
ebenso  haben  auch  die  Lateiner  ut  gebraucht,  und  sagen  daher 
z.B.  (Cic.  pr.  ttoscio  Ai2).  XXXI,  87):  Quam  sis  audus^  ut  alia 
obiiciscar.,  Iiinc  omnes  intelligere  potuenint. 

Beim  Scbluss  unserer  Bemerkungen  über  ut  als  Absichts- 
partikel machen  wir  den  Leser  nochmals  darauf  aufmerksam, 
wie  es  ganz  im  Wesen  des  Coniunctivs  liegt,  welcher  an  und 
für  sich  die  Möglichkeit  bezeiclinet,  dass  man  sich  seiner  zur 
Bezeichnung  der  Absic'it  als  etwas  bloss  Gedachten  bedient 
hat.  Auflallend  kann  und  muss  es  dagegen  erscheinen,  wie 
man  dieselbe  Partikel  mit  dem  Coniunctiv  verbanden  auch  iii 
Folgesätzen  habe  gebrauchen  können,  da  ein  Folgesatz,  der 
isicli  als  Thatsache  an  das  Vorhergehende  anscliliesst,  nicht 
den  Coniunctiv,  sondern  den  Indicativ  verlangt.  Diess  haben 
die  Griechen  sehr  richtig  geiühlt ,  und  daher  theils  andere 
Partikeln  theils  einen  andern  Modus  in  Folgesätzen  als  in  Ab- 
sichtssätzen gebraucht.  Am  auüallendsten  ist  dieser  Ge'brauch 
der  Partikel  lU  bei  Temporibus  der  Vergangenheit ,  wie  wenn 
es  lieisst :  Atque  ila  est  a  me  considatits  permtus ,  nt  nihil  sine 
co/isilio  senatus^  nihil  iion  opprobaute  popalo  It.egc'/im  ;  ut  sem- 
per  in  rostris  curiam^  in  senutu  popidum  defendcrim;  ut  midti- 
tudinem  cum  principibus .,  eqiiesLreni  ordinein  cum  senalu  con- 
iuuxerini.  Deutlich  treten  hier  die  Folgesätze  als  solche  her- 
vor, welche  eine  Thatsache  enthalten.  Wir  können  diese  Ei- 
genheit des  Lateinisclien  Sprachgebrauchs  nur  daher  erklären, 
dass  die  Lateiner  die  Folge  als  eine  erreichte  Absicht  aufgefasst 
Ilaben.  Uebrigens  be  uerken  wir  in  Bezug  auf  diese Fol;L:esätze, 
dass  man  ohne  allen  Grund  eine  Verschiedenheit  derselben  un- 
ter einander  annimn)t,  je  naclidem  sie  im  Deutscheu  bloss  durch 
dass  oder  durch  .so  dass  übersetzt  werden.  Denn  ein' Satz,  wie: 
Die  Sonne  beioirht^  dass  der  Körper  crivärnit  wird^  unter- 
scheidet sich  von  dein:  Gross  ist  heule  die  Glut  der  Sonne ^  so 
dass  Fiele  verschmachten  ^  bloss  dadurch,  dass  der  zweite  das- 
jenige mit  angiebt,  wodurch  die  Folge  bewirkt  wird.  Denn 
der  Satz  ist  nur  anders  gestellt,  für:  J)ie  Sonne  bewirkt  heute 
durch  ihre  Glat^  dass  u.  s.  w.  In  beiden  enthält  der  abhängige 
Satz  ei(ie  aus  dem  regierenden  Satz  unmittelbar  hervorgehende 
Folge.  Wir  liabeu  diess  erwähnt,  damit  man  in  Grammatiken 
nicht  oline  Noth  trenne,  was  nicht  zu  trennen  ist,  und  dadurch 
daä  Erlernen  der  Sprache  den  Anfängern  crscliwcre.  iMan  sehe 


Ciccr.  oratio  pro  Sextio ,  edita  a  Müllcro.  161 

Ranisliorii  S.  599  fs.  Endlich  erinnern  wir  noch  rücksichtlich 
derer,  welche  es  für  etwas  ungewöhnliches  oder  anstössiges 
halten,  wenn  auf  Sätze,  als  aequum  est^  aeqiiitatem  habet^ 
pur  est ,  convenit ,  consentanemn  est ,  mos  est ,  consuetudo  est^ 
integrinn  est^  accedit  ^  seqjiitui\  restat  ^  rclinquitur ,  reliquuni 
est  ^  extrenium  est^  mauditum  est^  imisitatum  est^  celebratum 
est ,  tritum  est ,  novum  est ,  singulare  est ,  und  ähnliche ,  die 
Partikel  ut  folgt,  dass  diese  Verbindung  niclit  das  geringste 
Anstössige  hat,  insofern  in  allen  diesen  Ausdrücken,  so  oft  ut 
darauf  folgt,  der  Begriff  ^^,  oder  factum  est  ^  oder  ßeri  debet^ 
odvr  Jieri poiest  offenbar  zu  Grunde  liegt.  Nur  an  einigen  Bei- 
spielen, die  den  Gelehrten  am  meisten  missfallen  haben,  wol- 
len wir  die  Richtigkeit  unserer  Behauptung  zeigen.  Cic.  de  Off. 
II,  22,  79:  Quam  autefii  habet  aequitatem^  ut  agrum  vmltis 
amtis  aut  etiam  saeculis  ante  possessum ,  qui  miUuni  habuit^  ha- 
beat^  qui  uutem  habuU  ^  amitiat?  Das  heisst:  num  fU  secun- 
dum  aequilatem.  Cic.  Phil.  VII,  2,  4:  Qui  em'm  convenit ^  ut^ 
qui  populäres  fuerunt  ^  iidem  —  improbos  se  quam  populäres 
esse  malint?  Das  heisst :  numfUconvenienter.  Ebenso  wird 
mos  est  ^  ut  für  es  inore  ßt^  ut  gesagt.  Cic.  Tusc.  V,  21,  62: 
Atque  ei  ne  integrum  quidem  erat^  ut  ad  iustitiam  remigraret 
et  civibus  libertatem  et  iura  redderet.  Das  heisst :  fieri  non 
poterat^  ut  is.  Cic.  ad  Div.  V,  12:  Accedit  etiam ^  ut  minor 
sitfides^  minor  auctoritas.  Das  heisst:  praeterea  fit  etiam. 
Cic.  de  imp.  Cn.  Pomp.  XXI,  62:  Quid  tarn  inusitatum^  quam 
ut ,  cum  dzio  consules  clarissimi  fortissimique  essent ,  eques  R. 
—  viitteretur  ?  Offenbar  hat  sich  hier  Cicero  unter  inusitatum 
gedacht  inusitate  factum.,  wie  in  dem  darauf  folgenden  Satze: 
Quid  tam  singulare.,  quamut  —  consul  ante fieret .,  zu  singu- 
lare das  Wort  factum  hinzuzudenken  ist.  Ja  so  ist  in  dem 
nächstfolgenden  Satze:  Quid  tam  incredibile^  quam  ut  ilerujn 
eques  IL  ex  senatusconsulto  triumpharet?  offenbar  ut  nach  in- 
credibile  bloss  desswegen  gesetzt,  weil  Cicero  hier  von  dem, 
was  geschehen  i>t,  spricht,  und  mithin  unter  incredibile  ein 
factum  incredibile  verstanden  wissen  will.  Dieselbe  Bewandniss 
hat  es  mit  den  von  Matthiae  in  der  Note  zu  dieser  Steile  an- 
geführten Worten  aus  der  Bede  in  lluU.  II,  10,  26.  Wir  fü- 
gen noch  hinzu  pro  Flacc.  XWII,  6.>:  Quid  porro  in  Graeco 
Sermone  tam  tritum  atque  celebratum  est.,  quam.,  si  quis  despi- 
catui  ducitur  ,  ut  Mysorum.  ultinnis  esse  dicalur  ? 

Dass  unsere  Auffassung  der  erwähnten  Ausdrücke  einfacher 
und  richtiger  sey,  als  die  von  Sta  1 1  b  au  m  zum  Rudd.  II,  234  fg. 
gesehene,  zeigt  noch  dieConstruction  des  Verbi»?/w  mli  ut;  al« 
Cic.  pro  Coelio  XX,  48:  quando  euimhoc  factumnon  est?  quando 
rcprcticuHum  ?  quando  /ton  perniissum  ?  quando  denique  fiiit^at., 
quod  licet.,  non  liceret'f  Id.  de  Or.  II,  36,  152:  A'i7,  inquii., 
ut  dicis^  ut  plerique  philosophi  nuUa  tradant  praccepta  diceudi^ 

11*       ' 


I(t2  '    Uiijuisiclic    L  i  t  lernt  ;i  r. 

et  hubeant  paratum  tarnen^  quid  de  quaque  re  dicant.  und  Or. 
LIX,  199:  Est  aiitem^  nl.idmusime  dcccal.  1*js  i'st  eiiilcucli- 
tcnd,  dass  jiiau  est  in  dieser  Coiistructioa  fast  gleichbedeutend 
müßt  genoinincii  hat.  Dieser  Gehrauch  des  Wortes  est  und 
/««7  lulirt  »ms ,  wie  wir  lioffeu,  zur  richtigsten  Auflassung  fol- 
gender Stelleu:  Cic,  de  üiv.  II,  Sl,  66:  De  ipso  Muscio  poiest 
illud  qiiidem  esse  falsum^  ut  circumllgatus  faerit  angui.  V^arro 
de  R.  R.  1 ,  2 :  Fimdaums  aspicit  ad  ScroJ'am^  et^  tarnen  verum 
dielt ^  iiiquit  ^  hic^  ut  hoc  scripserit  in  a^ricidlura?  Cic.  de 
AjuIc.  IV ,  14 :  Id  st  ita  est^  ut  optimi  cuiusque  animiis  in  morte 
facillime  evolet ^  tamquam  e  custodia  vincuiisque  corporis:  cui 
censeiHus  cursuin  ad  deos  faciliorem  fuisse  ^  quam  Scipioni? 
Sin  autem  illu  veriora^  ut  idem  interitus  sit  animorum 
et  corporum^  nee  ullus  sensus  maneat :  ut  nihil  boni  est  in  morte^ 
sie  certe  nihil  muH.  Id.  ibid.  XIV,  60:  Concedetur  profecto 
verum  esse,  tit  bonos  boni  diligant  adscisca/itque  sibi  quasi  pro- 
pinquitate  coniunctos  atque  natura.  Id.  ibid.  XVI,  5(5:  Nee 
enim  illa  prima  (sententia)  vera  est ,  ut ,  quemadmodum  in  se 
quisque.,  sie  in  amicum  sit  animatus.  Corn.  Nep.  Hann.  I,  1: 
Si  verum  est ,  quod  nemo  dubitat ,  ut  populus  liojnanus  omnes 
gentes  virtute  superarit.  In  allen  diesen  Stellen  steht  td  in  der 
Bedeutung  der  Folge,  auch  in  den  aus  den  Laelius  angefülirten. 
Offenbar  irrt  sich  Gernhard,  wenn  er  XVI,  56  in  den  Wor- 
ten vera  est  den  Begriff  ea;  qua  praecipiunt  finden  zu  müssen 
glaubt,  und  sich  davon  ut  abhängig  denkt.  Denn  deutlich  zeigt 
das  Folgende,  dass  Cicero  hier  von  dem,  was  der  Fall  ist, 
nicht  von  dem,  was  geschehen  müsse,  spricht.  Unbestritten 
haben  aber  IV,  14  die  Worte  veriora  sunt  und  XIV,  50  verum 
esse  bloss  die  Bedeutung,  es  ist  wirklich  der  Fall.,  so  wie  iu 
der  Steile  de  l)i\.falsum  esse  nichts  anderes  ist,  als  tion  verum 
esse,,  und  diese  in  eben  dieser  Bedeutung  gesagt  ist.  Cicero 
meint:  In  Betreff  des  Itoscius  ist  es  vielleicht  nicht  der  Fall., 
odar  nicht  gegründet .,  dass  er  u.  s.  w.  Ganz  gleiciier  Art  ist 
die  Stelle  aus  dem  Varro,  in  welcher  nur  für  verum  est.,  quod 
dicit.,  ut  kürzer  vertun  dicit.,  ut  gesagt  ist.  Vergleicliea  wir 
alle  diese  Stellen  mit  solchen,  als  die  aus  de  Or.  angeführte  ist, 
est.,  ut  dicis .,  ut  plerique  philosophi  trudant ,,  so  denken  wir, 
wird  Niemand  zweifeln,  da«s  die  Lateiner  verum  est  m  dem 
Sinne  es  ist  gegründet.,  es  ist  wirklich  der  FaU.,  mit  andern 
Worten  vere  fit  oder  factum  est.,  gebraucht  und  desshalb  ut 
darauf  liahen  folgen  lassen. 

Zweitens  bezeichnet  der  Coniunctiv  mit  vorhergehender  Par- 
tikel ut  ein  Sollen.  Atich  in  diesen  Sätzen  zeigt  es  sich,  wie  ul 
der  ursprünglichen  Bedeutung  gemäss  gebraucht  worden  ist.  Denn 
einen  Satz,  als  dieser  ist:  udinoniiU  ine  ,  ul  cjnani  prlniuui 
CapuaJii  Libcrarein,  fassten  die  J^ateiner  so  auf:  er  ernia/inle 
mic/it  ii'le  icli  vur  alieti  Dingen  Capna  befreien  sulUc.  Audi 


Ciccr.  oratio  i>ro  Sextio,  ciVita  a  Müllcro.  163 

liier  irren  diejenigen ,  welche  in  ul  den  Grnnd  suchen ,  dass  der 
Coniiindiv  i'o\s:t.  Mau  saiit  aucl»  ohne  nt  z.  B.  Syro  is^noscas 
'i'olu ,  >vo  an  lieine  Kllipse  zu  denken  ist.  Da  man  weiss,  dass 
die  liah'iner  nacli  allen  Verbis,  die  einen  Befehl  oder  Willen, 
dass  etwas  freschehen  solle,  enthalten,  ul  mit  dem  Coninnctiv 
setzen,  so  befremdet  es  uns,  wie  man  hat  an  Cie,  ad  Att.  \,  4 
Anstoss  nehmen  können.  Ks  heisst  dort:  Juiprimis  nihil  esse 
certt'ust  c/t/am  vt  ownes,  qui  lege  Pompeia  condeinnaU  es- 
fie/it,  restiliurentiir.  Es  fallt  in  die  Augen,  dass  hier /;///// esse 
Verl  ins  gesagt  \s\i\ir  iii/iil  esse  jnagls  decrelinn,  imd  also  der 
Sinn  ist:  es  stv  nichts  fesler  beschlossen ,  als  dass  alle  — 
tvieder  hergeslelll  iverden  sullltn.  Auch  ist  bekannt,  dass  rer- 
nerc  in  tler  Bedentimg  von  dccernere^  wie  bei  Cic.  de  liegg.  III, 
S,  8:  /niiv poteslale  pari  (juulciinniue  senalns  creh^crit  popji- 
Insi'e  iusseril y  lol  siinlo.  und  besonders  certimi  est  für  decre- 
ium  est  Ijüufig  gesagt  worden  ist.  Wie  decernere ,  ul  nolhwen- 
dig  zu  sagen  ist,  wenn  von  dem,  was  geschehen  soll,  die  Rede 
ist,  so  findet  sich  auch  senlentiaTn  direre,  ///,  wie  bei  Cic.  ad 
9-  fr.  II,  1,  2:  Sententiarn  dixit ,  vt  ipse  indices  per  prae- 
lorem  vrbanum  sortiretiir. — •  Mur  zu  erwälmen  ist  nocli  der  el- 
liptische Geliraucli  von  ///  vor  6i,  z.  B.  eins  negotium  sie  velini 
suscipias,  ut  si  esset  res  7nea ,  das  heisst,  ut  susciperes ,  si 
res  rnea  esset,  \ot  plurimurn^  maximCy  qniy  quid  und  an- 
dern Wörtern. 

Wir  keliren  zur  Rede  pro  Sesfio  zuriick.  C.  XXXVI  §  "«S 
hat  Ilr.  Müller  die  gewöhnliche  Lesart:  Nam  si  obnunliassel 
Fabricio  is  praetor  ^  qui  se  servasse  de  coelo  dixerat,  nacli 
Ernesti's  Vorschlag  geändert,  und  für  .se  6er?.Y/6'6"e  geschrie- 
ben se  servaturuni  esse.  Wir  bekennen ,  dass  wir  selbst  die 
Vulgata  für  unrichtig,  und  die  Herstellung  des  Infinitivs  Fut.  für 
nothwendig  erachten.  Da  jedoch  das  Pronomen  reciprocum  se 
sowohl  in  den  bekannten  Handschriften  als  auch  in  d.en  al(en  Aus- 
gaben fehlt,  und  es  zweitens  als  enclitisches  Pronomen  hier  nicht 
passend  vor  dem  Verbo,  zu  welchem  es  gehört,  steht:  so  sind 
wir  der  Meinung ,  dass  man  sich  mehr  an  die  Lesart  der  Hand- 
schriften hält,  wenn  man  qui  servaturum  se  de  coelo  dixerat 
schreibt.  —  C  XXXVIII  §  82:  jitque  hoc  scitis  onmes,  uscpie 
adeo  homineni  in  perirulu  fuisse,  quoad  scitum  sit  Seslhnn 
vivere.  Mr.  Müller  bemerkt  zu  dieser  Stelle,  dass  ihm  die 
Lesart  aus  fünf  <)\f.  Handschriften,  welche  >^ci,tnin  ^.sV  schreiben, 
richtiger  als  die  Vulgate  scheine.  Wir  begreifen  nicht,  was  Hr. 
Müller,  als  er  diess  schrieb,  gedaclit  haben  muss.  Den  Con- 
innctiv verlangt  offenbar  die  oratio  obliqna,  zu  welcher  der  Satz 
<y//o«(/ etc.  gehört.  Die  oratio  recta  müsste  seyn:  usque  adeo 
hoino  in  perirulo  fuit ,  (pioad  seil  um  (auditum)  est  Sestium 
vivere.  iSiir  dami  könnte  der  Indicativ  stehen,  wenn  die  Worte 
quoad  —  vivere  nicht  als  Theil  dessen,  was  die  Richter  wissen 


164  Romische    Litteratur. 

sondern  als  ein  vom  Cicero  hinzugefügter  Erklärungssatz  anzu- 
sehen wären,  Diess  geht  aber  wegen  der  Worte  vsqiie  adeo  nicht 
an,  welche  mit  dem  folgenden  qnoad  so  genau  zusammenliängen, 
dass  beide  Sätze  noth wendig  die  Rede  oder  den  Gedanken  eines 
Einzigen  bilden  müssen.  Derlndicativ  est  ist  also  unter  keiner 
Bedingung  zu  dulden.  — •  C.  XLl  §  89  urtheilt  Hr.  Müller  über 
den  Dativ  tibi  nach  Ecce  also:  „Dativns  prunomitiis  reduridat 
qnidern,  sed  addit  tarnen  denionstrajidi  et  repraesentandi 
virn.  ßxempla  huius  elegantiae  in  Qraecis  et  Latinis  idn— 
vis  obviaJ''-  Wir  billigen  weder  die  Erklärung  von  jenem  ethi- 
schen Dativ,  noch  können  wir  den  Gebrauch  desselben  sclilecht- 
hiu  als  eine  Eleganz  empfehlen,  wodurcli  namentlich  Schüler, 
für  welche  diese  Ausgabe  bestimmt  ist,  leicht  veranlasst  werden, 
eine  unpassende  Anwendung  davon  zu  machen.  Wenn  sich  llr. 
Müller  nur  an  den  Deutschen  Gebrauch  desselben  Dativs  er- 
iimert  hätte,  so  würde  er  imstreitig  gesehen  haben,  dass  er  sich 
erstlich  nur  im  vertrauten  Gespräch  findet,  und  zweitens  zur  Be- 
zeichnung der  Theilnahme  dient,  welche  die  Person,  welche  ira 
Dativ  steht,  an  der  Handlung  nimmt.  Denn  wenn  wir  sagen: 
^riine  mir  das  ja  nickt,  so  geben  wir  offenbar  zu  erkennen, 
dass  wir  an  der  Handlung  Antheil  nehmen,  und  sie  desswegen  ab- 
rathen ,  weil  sie  uns  nicht  angenehm  ist.  Derselbe  Fall  ist  es, 
wenn  wir  anrathend  sprechen  und  sagen:  Sey  mir  ja  jleissig, 
womit  wir  zu  verstehen  geben,  dass  uns  der  Fleiss  dessen,  den 
wir  bitten  fleissig  zu  seyn,  angenehm  oder  erwünscht  ist.  Ganz 
gleich  ist  der  Gebrauch  dieses  Dativs  bei  den  Griechen  und  Hö- 
rnern, wie  wir  durch  viele  Beispiele,  dergleichen  sich  schon 
beim  Homer  finden,  wenn  es  nöthig  wäre,  beweisen  könnten. — 
Recht  leicht  und  sicher  hätte  Hr.  Müller  den  Anfang  des 
XLIIten  Capitels  herstellen  können,  der  jetzt  ganz  sinnlos  ist, 
wenn  er  nur  einen  Blick  in  die  Lallemandsche  oder  Garatonische 
Ausgabe  gethan  hätte.  Es  ist  nämüch  offenbar,  dass  für  vitae^ 
was  vor  praesidiiun  steht,  aus  guten  Handschriften  iure  ge- 
schrieben, und  das  unmittelbar  vorhergehende  Pronomen  relati- 
vum  qui  gestrichen  werden  muss.  Lallemand  hat  diess  zuerst 
gesehen,  dem  ohne  Bedenken  G  aratoni  und  Orelli  mit  vol- 
lem Rechte  gefolgt  sind.  Die  Worte  An  —  in  curia  beziehen 
sich  nun,  was  der  Zusammenhang  verlangt,  aufdenMilo,  die 
folgenden  auf  den  Sestius. —  Cap.  XLII  §  92  sagt  Cicero:  Haec 
vident  om,nes;  Miio  et  vidit,  et  fecit,  iit  ins  experiretur, 
vim  depelleret.  Hr.  Müller  macht  zu  den  Worten  ut  iiisexp. 
folgende  Bemerkung:  „Si  quidvideo,  haecnon  recteco/iaerent. 
Putoexcidisse  quum,  ante  ut.  Tum  demum  praeclaram  vi- 
des  sententiam :  Milonem  depnlisse  vim,  ut  ius  experiretur,^^ 
Kaum  hätten  wir  geglaubt ,  dass  Hr.  31  ü II er  eine  so  widersin- 
nige Aenderung ,  wie  diese  ist,  in  Vorschlag  bringen  könnte. 
Erstlich  bürdet  Hr.  Müller  dem  Redner  auf  diese  Weise  einen 


Ciccr.  oratio  pro  Scxtio ,  edita  a  Müllcro.  165 

Cedanlven  auf,  der  mit  dem,  was  Cicero  im  Vorliergeliciulen  niul 
Folgenden  erzählt  und  was  wirklioli  vorpeiallen  war,  geradezu  im 
Widerspruch  steht.  Denn  Milo  hatte  ja  nicht  Gewalt  gebrauclit,  um 
den  Weg  des  Rechtes  zu  versuchen,  was  ('icero  nach  der  Mülier- 
schen  Aenderung  sagen  würde ,  sondern  zuerst  den  ('iodius  oline 
alleGewaltthätigkeit  vor  Gericlit  gefordert,  und  erst  nachher,  als 
seine  klage  nicht  angenommen  worden  war,  Gewalt  mit  Gewalt  zu 
verilrängen  gesucht.  Dieses  Verfahren  JMilo's  loht  eben  Cicero  im 
Vorhergehenden  so  ausserordentlich,  und  sagt  desshalb  §  8(>: 
qiii  (Milo)  nühi  ujius  ex  oinnibus  clvlbus  videtur  re  do- 
cuiase,  iLon  verbis,  quid  o parieret  a  praeslaniissimis  vtris 
in  re  publica  ßeri,  et  quid  necesse  efinet:  oportere  lionutium 
uudacimn,  tversuruin  rei  publicae^  sceLeri  Legibus  et 
ludiciia  res  is  ter  e;  si  leges  ilo/i  v  alerent,  iudicia 
nun  essent,  si  res  p.  pi  cunse/isuque  audacium  arniis  op- 
pressa  teuer eLur ,  p raesidio  et  c op i i s  d ej e n d i  v i- 
tani  et  Lib  er  t  atein  nee  esse  esse.  Der  zweite  Grund, 
warum  Cicero  nimmermehr  so  schreiben  konnte,  wie  Hr.  MViUer 
will,  liegt  in  dem  Worte /ec/zf.  Was  denkt  sich  denn  Hr.  Müller 
bei  diesem  Worte'?  Auf  das  Vorhergehende  kann  es  nicht  bezo- 
gen werden,  da  Cicero  bloss  sagt,  dass  da,  wo  Gewalt  die  Ober- 
hand liabe,  das  Recht  oder  die  Gerichte  nicht  bestehen  könnten, 
und  umgekehrt  das  Recht  bestehen  müsse,  wenn  wir  der  Gewalt 
die  Oberhand  nicht  lassen  wollten.  Fälirt  er  nun  nach  dieser 
Auseinandersetzung  so,  wie  es  der  Fall  ist,  fort:  haec  vident 
omnes ;  Milo  et  vidit  et  Jecit,  so  sieht  jeder  ein,  da&s  Jeoit 
ohne  Angabe  dessen,  was  Milo  gethan  habe,  durchaus  keinen 
Sinn  giebt.  Es  mussten  also  nothwendig  gleich  die  Worte  ut 
ius  exp.,  vini  depelleret,  als  von  Jecit  abhängig  und  dieses 
erklärend  folgen.  Allerdings  konnte  er  auch  kürzer  sagen:  Milo 
et  vidit,  et  ius  expertus  est,  vini  depulit.,  allein  es  liätte  bei 
diesem  Ausdruck,  wie  jedem  einleuchten  muss,  der  Numerus  be- 
deutend verloren.  Darum  bediente  er  sich  dafür  der  gar  nicht 
ungewöhnlichen  Umschreibung /ccf^,  ut  experiretur.  Gleicher 
Art  ist,  was  er  an  einem  ..niern  Orte  sagt,  feci,  ut  eiicerem. 

Cap.  XLIII  §94  liat  Hr.  Müll  er  erstlicli  darin  gefelilt,  dass 
er  den  Satz:  Ilos  sie  Hindere,  quibus  u/nne  supplicium  atque 
oninis  iure  oplinio  poena  dehetur;  reus  esse  kos  diios,  quos 
videtis?  unabhängig  vom  Vorhergehenden  gemacht  liat,  da 
doch  der  Infinitiv  offenbar  vom  obigeji  cum  sciat  abhängig  ist. 
Zweitens  tadeln  wir  es,  dass  er  sicli  begnügt  hat,  Garatoni's 
Muthmaassung  (ad  or.  MU.  c.  12),  dass  für  illudere  vielleicht 
e/z/f/e/'e  zu  schreiben  se}  ,  zu  erwähnen,  olnie  die  Richtigkeit 
der  \  iilgat(r  mit  einem  Worte  darziithun.  \>  ir  läugnen  gerade- 
zu ,  dass  (/icero  Iiabe  illudere  liier  schreiben  können,  und  hal- 
ten etudere  für  die  einzig  richtige  Lesart,  mag  sie  auch  in 
keiner  einzigen  Handschrift  sich  finden,  was  uns  iu  dieser  Rede 


i(i(i>  Rüiuiäclic    Litterutur. 

iiiclit  auffallend  scyu  darf,  da  sämmtiiclie  Haiidsclirifteii  tlseils 
sehr  verdorben ,  theils  aus  einer  einzigen  und  zwar  inter- 
poliiten  llaudsclirift  geflossen  sind.  Unsere  lleliaiiptiin^  stützt 
siel»  auf  drei  Gründe.  Der  erste  ist,  dass  Hindert  nie  oline 
Angabe  der  SacJie  oder  der  Person,  aufweiche  sich  das  illu- 
Je/e  beziehe  ,  vorkonmit.  Dagegen  könnte  man  erinnern,  dass 
es  dennoch  vielleicht  so  gebraucht  worden  sey,  sich  aber  nur 
zufälliger  Weise  in  dieser  einzigen  Stelle  finde.  Diesem  Kin- 
spruch  müssten  wir  weicljen,  wenn  wir  nicht  zweitens  zeigen 
könnten,  dass  es  die  Bedeutung  des  Wortes  illudtre  mit  sich 
bringt,  dass  eine  Person  oder  Saciie  stets  aagegebeii  werden 
mwss,  auf  welche  sich  Hindere  beziehe.  Es  kann  r.änilich  die- 
ses Wort,  aus  in  und  Ludere  zusammengesetzt,  durchaus  nichts 
anderes  bedeuten,  als  einen  Spoll  niaciien-  auf  Jemand ,  Je- 
manden verspotten^  und  desshaib  eben  so  wenig,  als  das 
Deutsclie  vertipulteny  absolut  gesetzt  werden.  Drittens  end- 
lich ist  auch  die  Bedeutung ,  welche  illuderehat^  selbst  wenn 
die  Person  liinzugefügt  würde  und  Jemand  //o.v  nos  sie  Hin- 
dere schreiben  wollte,  dem  Sinn  völlig  zuwider.  Denn  wie 
kann  das  grausame  und  gesetzwidrige  Betragen  des  Piso  und 
Gabinius  in  ihren  Provinzen,  wovon  hier  Cicero  spricht,  eine 
blosse  illnsio  genannt  werden 'f  Wie  passt  diess  ferner  zu  dem 
relativen  Satz,  quious  omne  —  dehelnr ^  und  zum  Gegensatz, 
reos  esse  /tos  duos ,  cjuos  videlisl  D'A^a^en  giebt  ein  der  e  ei- 
nen Sinn,  der  in  jeder  Hinsicht  dem  Zusammenhang  einzig  an- 
gemessen ist.  Doch  Jiat  diesen  weder  Garatoni,  der  hier  eln- 
dere  zu  schreiben  aurathet ,  noch  irgend  ein  Lexicograph,  so 
viel  uns  bekannt  ist,  angegeben.  Zu  Terent.  Enn.  I,  1,  ]0: 
Peristi.  elvdet,  nbi  ie  viciu.ni  senserit.  bemerkt  Donat:  „e lu- 
dere proprie  gladiatornm  est,  cum  vicerint.  Cicero :  <[  u  a  in 
diu  etiani  furor  iste  tnns  elndet?  Mindere  est, 
Jineni  ludo  imponere.'"''  Aus  dieser  Bedeutung  des  Wortes 
e///f/ere  ist  eine  andere  ganz  ähnliche  entstanden,  indem  man 
eludere  von  denen  gesagt  hat,  welche  einer  öffentlichen  An- 
klage und  der  Verurtheilung,  die  nothwendig  der  Anklage  fol- 
gen müsste,  also  dem  Verderben  wie  die  Gladiatoren  durch 
List  oder  Betrug  entgehen.  Beispiele  findet  m.an  bei  Garatoni 
zur  Rede  pro  Mil.  S.  IDi  fg.  der  Or.  Ausg.  Wir  fügen  nocli  in 
Pis.  C.  XXXIII  §  82  hinzu:  elndehas,  cum  a  me  Irementihns 
oninino  lahris  ,  sed  tarnen  cur  tibi  nornen  non  dejerrew, 
requirebas. ,  wo  man  die  sonderbarsten  Erklärungen  von  dem 
eludebas  gegeben  hat.  Freilich  bedürfen  dort  die  zunäclist 
vorhergehenden  Worte  noch  einer  Verbesserung,  die  wir  ander- 
wärts vortragen  werden.  —  Kehren  wir  zur  Stelle  pro  Sestio 
zurück ,  so  bedarf  es  kaum  der  Erinnerung,  wie  einzig  passend 
eludere  in  diesem  Sinne  ist,  theils  wegen  des  relativen  Satzes, 
quibus  omne  supplicium  atquc  omnis  iure  oplitno  poena  de- 


Cicer.  oratio  pi'o  Si-xlio ,  »"ditii  a  MüIIcro.  1G7 

hetiir ,  theils  wegen  tlcs  olfeubareii  Gegensatzes,  reos  esse  /los 
dnoa ,  (jno.s  viiUtis'^  Cicero  sagt:  Ti'^er  nuril  in  Znkiinjt 
noch  rtc/iLsc/i(ill'cii,  /uiiidtln,  wenn  er  aie/d,  wie  Pi au  und 
iiiihiniuti  ab^sc/ieulic/i  /landebi,  und  nic/it  vor  OericJil  ^i>e~ 
zo^en  iverdcn  ,  div  doch  jeder  Slrafe  wärdii^-  wären .  da- 
gegen j\Jilo  und  SestiuH  ungehLiiil  ii^'orden  sind ,  welche  die 
edelsten  Tluilen  ausgujührt  /iahen? 

'Zt\\.  C.  XLV  §  IJO:  J)uo  gener a  semper  in  liac  civitate 
fnerunt  eorinn^  qui  versari  in  re  publiea  atque  in  ea  se  ex~ 
cellentius  gerere  nLudnerunt.  bemerkt  Ernesti,  dass  Cicero 
richtiger  alnderent  würde  gesclirieben  haben.  Hr.  Müller 
Miedcrlioit  diese  Bemerkung,  und  spriciit  darauf  von  einem 
dfjppelte/i  gar  nicht  hieher  gehörigen  Gebrauch  des  Indicativs 
nacli  sunt ,  qui,  oline  mit  einem  Worte  des  Fehlers  zu  geden- 
ken, den  wir  in  den  Cicero  hineincorrigiren  würden,  wenn  wir 
nluderent  sclireiben  wollten.  Der  Coniunctiv  ist  nämlich  dess- 
wegen  hier  sprachwidrig,  weil  Cicero  nicht  sagt,  dass  es  Leute 
gegeben  liabe,  welclie  sich  im  Staate  emporzulieben  bemüht 
hätten,  sondern  dass  diejenigen  im  Staate,  welclie  sich  empor- 
zuheben bemüht  hätten,  in  zwei  Classen  zerfielen.  Mithin 
enthält  qui  —  .s7//(///e;//«^  nicht  die  Folge  des  vorhergehenden 
Satzes,  sondern  eine  blosse  Erklärung  des  im' vorhergehenden 
Satze  stehenden  eoruiUy  in  welchem  Falle  bekanntlich  der  [n- 
dicativ  durchaus  nothwendig  ist.  —  In  demselben  Capitel  §  S)? 
hat  Hr.  Müller,  ohne  ein  Wort  anzumerken,  die  von  den  unkundi- 
gen Abschreibern  herrülirende  Lesart  negotia  gerentes  getrost 
beibelialten,  trotz  dem  dass  er  wissen  konnte  und  musste,  dass 
nicht  nur  die  besten  Handschriften  den  Genitiv  negotii  haben, 
sondern  dass  auch  Arusianus  Messius  in  den  jEluc.  KxenipL 
S.  380  der  Maischen  Ausg.  ausdrücklich  negotii  gerentes  aus 
dieser  Rede  anführt.  Dieselbe  Construction  des  l'art.  gerens 
findet  sich  auch  in  Vat.  C.  V. :  liominesque  negotii  gerentes, 
und  pro  Quint.  C.  XLV:  sui  negotii  bene  gerens.  Beispiele 
gleicher  Art  sind  pro  Plancio  V,  13:  sitienteni  ine  i'irlntis 
tuae^  ebend.  XWHI,  80:  religionuni  colenles^  Ep,  ad  Div. 
\IV,  4:  Ini  observanteni,  pro  domo  C.  XXVI,  '^0:  leguni 
ludicioruniijue  rneluentes ,  und  andere.  —  C.  XL\'I  §  llü 
wird  fast  allgemein  geschrieben:  auL  qui  propter  insilum 
quendum  untnii  fiirurem  discordiis  civiuni  ae  sedilione 
pascautur.  .Nur  L  am  bin  setzte  für  den  Genitiv  aninii  den 
Dativ  Plur.  aniinis.  Hr.  Müller  sagt  dazu:  ,,^onadse/Ltior.'''' 
üb  Lambin  nach  Handschriften  aniniis  geschrieben  iiabe,  ist 
unbekannt.  Gesetzt  aber  auch,  es  stände  in  allen  Handschrif- 
ten aninii,  so  glauben  wir  doch,  dass  Lambin's  Aenderung 
nothucndig  ist,  da  aiiiini  furor  nach  unserer  lleberzeugung 
bloss  daiui  gesagt  werden  kiinnte,  wenn  es  nUmn  Juror  corj)o- 
ris  gäbe.    Die^eJl  kann  es  über  nicht  geben,  da y///cr  |Uach  der 


Iß8  Römische  L  i  1 1  c  r  a  t  u  r. 

Definition  Ciccro's  sclljst  eine  inenlis  ad  omnia  cuecitas  Ist 
und  bloss  aus  dem  animiis  licrvorgclit.  Nocli  weniger  konnte 
in  dieser  Stelle  aninil  Juror  gesagt  Averden ,  weil  an  einen  Ge- 
gensatz, der  allenfalls  eine  solche  Zusammenstellung  entschul- 
digen könnte,  nicht  zu  denken  ist.  Desshalb  halten  wir  die 
geringe  Aenderung  für  ganz  nothwendig,  und  fassen  aniiins  so 
auf,  wie  es  unzählig  oft  gebraucht  steht,  nämlich  i\\T  sibi. 

So  viel  auch  noch  Stellen  übrig  sind,  in  denen  es  sich  mit 
imAviderleglichen  GrVinden  darthun  lässt  ,  dass  die  Müller- 
sche  Gestaltung  des  Tevtes  unrichtig  ist,  so  brechen  Avir  doch 
hier  ab,  da  wir  befürchten,  dieGränzen  der  Recension  zu  über- 
schreiten, wenn  wir  alle  FehlgrilFe  Hrn.  Mü  1 1  e  r'  s  rügen  woll- 
ten. Auch  werden  die  Leser  mehrere  von  selbst  nach  dem  weit 
berichtigteren  Texte  Orelli's  verbessern  können.  Bevor  wir 
aber  über  Hrn.  Müller  zn  sprechen  aufhören,  müssen  wir 
noch  unverholen  unsere  Missbilligung  darüber  äussern,  dass  er 
an  so  vielen  Stellen  über  Hrn.  Prof.  Bei  er  herzieht,  weil  die- 
ser in  seinen  Schriften  Hrn.  Görenz  bisweilen  etwas  liart  be- 
handelt hat.  Ob  diess  Hr.  Beier  mit  Hecht  gethan,  lassen  wir 
dahingestellt  seyn,  sind  aber  der  Meinung,  dass  es  Hrn.  Mül- 
ler nicht  gebührte,  den  Censor  zn  machen,  am  allerwenigsten 
in  einem  Commentar,  der  fiir  Sciüiler  bestimmt  ist. 

Hier  könnten  wir  schliessen.  Doch  überzeugt,  dass  Hrn. 
Müller  sowohl  als  auch  überhaupt  den  Freunden  Cicero's  alles, 
was  zur  Verbesserung  der  Schriften  dieses  unsterblichen  Rö- 
mers dient,  ein  nicht  unangenehmer  Anhang  seyn  werde,  fügen 
wir  noch  eine  Untersuchung  über  mehrere  Stellen  dieser  Rede 
hinzu,  an  Avelchen  bis  jetzt  noch  von  keinem  Herausgeber  oder 
Gelehrten  Anstoss  genommen  worden  ist.  Wir  sehen  diese  als 
unabhängig  von  der  eigentlichen  Recension  an,  weil  wir  dabei 
mit  Hrn.  Müller  nicht  in  Berührung  kommen.  Auch  würde  die 
Ansicht,  die  wir  vortragen  wollen,fnicht  da  üeberzeugende  iiaben 
gewinnen  können,  wenn  Avir  im  Fortlauf  der  Rec.  jene  Stellen 
getrennt  von  einander  behandelt  Iiätten,  als  es  möglich  ist, 
wenn  sie  neben  einander  gestellt  werden.  Wir  f;lauben  nämlich, 
dass  der  Rede  pro  Sestio  dasselbe  Schicksal  Aviderfahren  ist, 
was  alle  Schriften  Cicero's  mehr  oder  Aveiiiger  gehabt  haben, 
dass  sie  nämlich  in  ziemlich  alter  Zeit  mit  Erklärungen  verse- 
hen Avordenist,  welche  in  alle  Handschriften,  die  uns  zuge- 
kommen, übergegangen  sind.  In  einigen  wenigen  Stellen  haben 
die  Herausgeber  bereits  einzelne  Worte  als  offenbare  Interpo- 
lationen ^e^^w  das  Ansehen  aller  Handschriften  mit  Recht  her- 
ausgcAvorfen.  Unsere  Ansicht  an  und  für  sich  betrachtet  kann 
also  nichts  Auffallendes  haben,  Avenn  Avir  behaupten,  dass  alle 
vorhandenen  Handschriften  aus  einer  einzigen  interpolirten  ge- 
flossen sind.  Auch  zeigt  sich  die  genicinschaftüche  Abstammung 
aller  Haudschriftcu  aus  einer  bereits  verdorbenen  an  inelireren 


Ciccr.  oratio  pro  Srxtio,  edita  a  Müllero.  ICD 

olTonbaren  Cornipteleii,  Wir  erinnern  nur  an  ilas  beriiclitigtc 
iiiimanliits.  INnr  daiüber  können  verschietlene  Meinungen  ob- 
walten, ob  gerade  die  Worte,  welclie  wir  für  Einschiebsel  liai- 
teii,  wirklicJi  iineelit  sind.  Wir  bemerken  im  Allgemeinen  zu- 
vörderst, dass  uns  alles,  was  uns  Interpolation  zu  seyn  scheint, 
nicht  desswegen  verdächtig  ist,  weil  wir  den  Sinn  desselben  niclit 
auffassen  könnten,  aus  welchem  Grunde  leider  so  viele  Gelelirte 
oft  W  orte  herauswerfen,  deren  Echtheit  auf  das  Zuverlässigste 
sicli  darthun  liisst,  sondern  weil  es  eine  Erklärung  enthält,  die 
an  und  i'iir  sich  betrachtet  zwar  passend  ist,  aber  in  Verbin- 
dung gebracht  mit  den  übrigen  Worten  tlieils  die  Kraft  der 
Kode  ungemein  schwächt,  theiis  den  Zusammenhang  gewaltig 
stört. 

Wir  gehen  ziir  Saclie  selbst.  Es  ist  bereits  Ton  uns  in  der 
Vorrede  zii  den  Varianten  des  Erfurter  Codex  S.  XLIll  fg.  ge- 
zeigt worden,  dass  Cicero  in  der  Rede  gegen  den  Piso,  so  oft 
er  auch  den  P.  CLudiua  zu  erwähnen  genöthigt  war,  dennoch 
fast  nie  seinen  iNamen  ausgesprochen  und  niedergeschrieben, 
sondern  ihn  allemal  durch  Aiisdrücke,  s\^  fatale  porteatuni 
prodigiuiiiqiie  rtl  pubLicae  und  ähnliche,  bezeichnet  habe. 
Der  Grund  dieses  V  erfahrens  liegt  am  Tage.  So  wie  wir  den 
INamen  einer  Person,  die  uns  im  höchsten  Grade  verabscheuungs- 
würdig  sclieint,  nicht  gern  in  den  Mund  nehmen  oder  nieder- 
schreiben, so  sprach  Cicero  seine  gränzenlose  Erbitterung  ge- 
^en  den  Clodius  und  die  tiefste  Verachtung  schon  dadurch  tref- 
fend aus,  dass  er  den  JNamen  des  Menschen,  gleich  als  eine 
ilm  verunreinigende  Sache,  nicht  in  den  Mund  nahm.  Nun 
w ollte  aber  Cicero,  wenn  er  genöthigt  war,  seiner  zu  gedenken, 
nicht  bloss  einfach  auf  ihn  hindeuten,  sondern  ihn  zugleich  als 
den  verworfensten  Menschen  schildern.  Desshalb  bedient  er 
sich  dergleichen  Ausdrücke,  als  portentuin  rel publicae.  In 
dieser  blossen  Bezeichnung  ohne  llinzufügung  des  Namens  liegt 
wieder  viel  mehr,  als  wenn  der  Name  hinzugefügt  wird,  in  so 
fern  der  natürlicl!  als  der  allerverworfenste  erscheinen  muss, 
der  bei  dein  blossen  Namen:  das  Sc/ieusal  des  Staates  j  Je- 
dem verständlich  wird.  J)enn  nun  wird  dieses  Schimpfwort 
gleichsam  zum  Eigenna/nen  ,  während  es,  wenn  der  Name  hin- 
zugefügt w  ird  ,  bloss  als  Apposition  erscheint.  Wie  also  in  der 
Kede  gegen  den  Piso  P.  Clodius  mit  Ausnahme  zweier  Stellen, 
Viher  die  wir  in  der  genannten  Vorrede  gesprochen  haben ,  nie 
naiuentlich  er>\ähnt  wird,  so  iindet  sich  auch  in  der  Rede  pro 
Sestio  nirgends  der  Name  jenes  Mannes ,  so  oft  auch  Cicero 
seiner  gedenkt.  Er  spricht  von  ihm  in  folgenden  Stellen  und 
auf  folgende  Weise:  §  15:  jiiribniidi  /lonüriis  üc  perditi. 
§10:  tribuiLus  pLtbis.  ebend.:  hominis  jraternis  jla^lliisj 
sororiis  slupris^  oniiii  iaaitdita  libidiiie  infaniis.  §  il:  ille 
catni.s  aliii/e  umens  trib.  pltbis.     §  20:  trdmniiin  pLebis  Jii- 

Jahib.  f.  I'hU.  u.  J'uäus-  Julir^.  H.  JUJl  Hi.  12 


lYO  Rüniischc  Litterntiir. 

riosum  et  inulaceni.  §  2-1:  tribmio  plebis.  §  25:  eodeni  tri- 
bniio.  cbeiul,:  fiiriosujn  iUiini  tribiinuni.  §27:  Ute  tribuniis 
orniilnrn  rtruin  diviriarurn  Jiujnanaruinque  praedo ,  wo  viel- 
leiclit  tribiiruiH  zu  streichen  seyn  dürfte.  §  33:  ab  iilti  fiiria 
ac  peste  patriae,  §36:  tribuni  plebis ,  despicatlssimi  lioinl- 
nis.  §39:  fiovurifi  adtdtero,  stiiprorurn  sacerdote^  venejico^ 
teslaineritario,  sicario^  latroiie.  §39:  ilLa  fnria.  ebend. 
eadern  iUa  pesfe.  §40:  inimici.  cbeiid.:  tribiirumi  popnla^ 
rem,  §  41 :  tribnni  plebis  inimici  inei,  §  42 :  novo  duce. 
§43:  tribnniim  plebis.  ebend.:  is,  (jui.  ebend.:  ameniis- 
simo  tribuno  plebis.  §  53 :  Jurori  hominis.  §  55 :  Jino  gla- 
diature.  §  (>2 :  ilhim  uninn.  §  63 :  eidem  fnrori.  §  65 :  tri- 
buni  plebis,  §66:  tribunns  plebis.  §73:  illitm  umentissi- 
jnum  et  projiigatissimuni  hostem pudoris  et  pudicitiae,  §78: 
illo  pestijero  ac perdito  cive.  §88:  ille  gladiator,  ebend.: 
illiim  tut  iani  j'uneribns  rei p,  exsidtantem  ac  tripiidiantem. 
§  89 :  hominis,  ebend. :  projligatissimo  homini.  ebend. :  in 
ilinm.  §95:  aedile,  ebend.:  ille.,  qui  jnonumenta  n.  s.  w. 
§  10():  gladiator e  sceleratissirno.  §  108:  eiusdem  illius  ini- 
mici mei.  §112:  ipse  lator,  §116:  ipseille,  qui  onmia 
sororis  embolia  novit  ^  qui  in  coetum  Tniiliernm pro  psaltria 
adducitiir.  §  117:  ille  fnribundus.  §  118:  in  eo  komine, 
cui.  ebend.:  impnri  hominis.  §  129:  unns  hostis.  §  133: 
inindco  meo,  —  Auch  die  Anhängerund  Verbündeten  des  P. 
Ciodius  werden  bloss  durcli  Ausdrücke,  als  latrones ,  latroci- 
niiim,  operae  und  ähnliche,  bezeichnet.  Man  sehe  §1,2, 
4,  14,  18,  31,  38,  47,  60,  75,  76,  81,  82,  84,  104,  109, 
125,  144.  Schon  die  angegebenen  Gründe  überzeugten  uns, 
dass  das  Adiectivum  Clodianvs ,  was  sich  in  aclit  Steilen  die- 
ser Rede  findet ,  unstreitig  von  der  Hand  eines  Erklärers  her- 
rühre. Eine  genauere  Prüfung  der  Stellen  zeigte  uns  sodann, 
dass  in  einigen  wenigstens  die  Kraft  der  Rede  dermaassen  durch 
das  Adiectivum  geschwächt  und  verdorben  Mcrde,  dass  man 
dem  Geschmack  Cicero's  Unrecht  thun  würde,  wenn  man  glau- 
ben wollte ,  es  sey  aus  seiner  Hand  geflossen.  Da  es  in  den 
übrigen  offenbar  iiberflüssig,  und  aus  den  bereits  erwähnten 
Gründen  auch  unpassend  ist,  so  sind  wir  zu  der  festen  Ueber- 
zeugung  gelangt,  dass  es  auch  in  ihnen  zu  streichen  sey,  was 
man  um  so  weniger  für  eine  Kühnheit  halten  kann ,  sobald  er- 
wiesen ist,  dass  es  in  einer  Stelle  notliwcndig  als  eine  Glosse 
anzusehen  ist.  Hier  sind  die  Stellen:  C.  XXXI  §68:  Quisqrds 
erat,  q\d  aliqaam partem  in  meo  lucfii  sceleris  Clodiani 
attigisset,  qjiocumque  venerat,  quod  iiidicinm  cumqne  sub- 
ierat,  damnabatur.  C.  XXXH  §  69:  Qui  cum  in  senatity 
privati  ut  de  nie  sententias  dicerent,  Jlagitabantur ,  legem 
Uli  se  Clodiam  timere  dicebant.  C.  XXXV1I§79:  Cum 
subito  nianus  illa  Clodiana  in  caede  civium  saepe  iani 


Ciccr.  oratio  pro  Sextio,  cditn  a  MüIIcro.  ITl 

viclrix  exclamat,  incltatitr,  invadit.  C.  XXXVIII  §  81:  Iflc 
quüero,  iiidicesj' si  lllo  die gens  ista  Clodiujia,  (jiiodja- 
cere  voLnit^  el]ci:lsstt.  Ebeiid.  §  82:  Sensit  rusticidus  Twn 
incaulil^  .siiurn  sangiiine?7i  quaeri  ad  reslingiitiidurn  iiivi- 
diani  Jacinuris  CLodiani.  C.  XXXIX  §  85:  Tribunnm 
plebis  plus  viginli  viihierihns  acceptis  iucenteni  niorlbnri- 
duniqne  vidistis;  alleritis  tribuni plebis,  divinl  /loinliiis,  in- 
signi  quaduni,  inandita^  nova  inagnlludlne  aniini,  gravi- 
iutty  Jide  praediti  y  doTiins  est  oppugnata  ferro y  facibiiSy 
exercittL  Ctudiano.  C.  XLIII  §  94:  Ondttu  iani  ISurne- 
riuni,  Serrarunn,  Aelumiy  qnlsqnllias  sedllionls  Clo  d  l  a  n  a  e. 
C  LXll  §  130 :  Cm?!  ille  omnes  prope  ab  iriferls  evocasset 
MeleUus,  et  ad  Haas  gener is ,  qnud  sibl  ci/7fi  eo  cornmune 
esset ,  dlgnitatejn prupitupiL  sui,  inenlem  a  Clo  dl  an  is  la- 
irociniis  rejlexisset.  Die  Stelle,  ■welche  nacli  unserer  Ucber- 
zeiigiing  durch  das  Adiectivum  (y6»c//V/«//.s  völlig  verdorben  wird, 
ist  die  aus  §  85  angel'iihrte.  Cicero  spricht  in  den  diesen  vor- 
angehenden Worten  von  den  empörenden  Thaten,  die  während 
seiner  Abwesenheit  in  llom  verübt  wurden,  lediglicli  in  der 
Absicht,  um  den  Zustand  des  Staates  zu  zeigen,  und  zu  be- 
weisen, wie  es  ein6in  Manne  unmöglich  gewesen  sey ,  bei  der 
allgemeinen  Ziigellosigkeit  der  Unordnung  Einhalt  zu  tliun.  Er 
erwähnt  daher  mit  keiner  Sjlbe  i/n  Vorhergehenden  die  Per- 
sonen ,  durcli  welche  allen  Gesetzen  Hohn  gesprochen  wurde, 
sondern  bloss  die  verrucliten  Thaten,  welche  ausgeübt  wurden. 
So  sagt  er  nun  auch  in  dem  ersten  Theil  unserer  Stelle :  tribu- 
num  plebis  plus  viginli  vidneribus  acceptis  iacentem  morihmdum- 
que  vidistis.  und  erwähnt  also  ebenialls  weder  den  Namen  des 
Tribuns,  des  Sestius,  von  dem  das  Gesagte  gilt,  nocli  den  Na- 
men derer,  von  denen  Sestius  so  misshandelt  worden  war. 
AVeiui  er  nun  auch  in  den  folgenden  Worten  alter  ins  tribuni  ple- 
bis ^wi'i  Neue  wieder  den  Namen  des  Tribuns,  des  illilo,  un- 
erwähnt lässt,  so  rauss  uns  Jeder  zugeben,  dass  der  Zusatz 
t'lodiano  zu  exercitu  schon  desswegen  ganz  fremdartig  ist,  weil 
die  Erwähnung  der  Person  niclit  nur  nichts  zur  Sache  thut, 
sondern  sogar  zweckwidrig  ist.  Allein  jener  Zusatz  ist  auch 
wegen  der  Stellung,  die  er  einnimmt,  völlig  abgeschmackt.  Es 
ist  ciuleuchteud,  dass  in  diesem  letzten  Satze,  alteriiis  tri- 
buni  u.  s.  w. ,  der  Ilauptnachdruck  auf  den  Worten  ruhe  oppu- 
gnala  ferro^  facibas^  exercitu.  Denn  das  ist  es,  was 
(.'icero  als  schrecklich  schildert,  dass  das  Haus  eines  edeln 
Tribunen  mit  Schwerdtern,  Fackeln  und  einem  Heere  besetzt 
worden  war.  Lassen  wir  nun  auf  exercitu  noch  Clodiano  als 
Schlusswort  des  Satzes  folgen,  so  ist  es  durchaus  notliwendig, 
dass  dieser  Zusatz  auch  betont  werde.  Diese  IJetonung  ist  aber 
abgeschmackt,  weil  hier  gar  nichts  darauf  ankommt,  wer  das 
liaua  uincä  Tribunen  besetzt  hat,  Bondera  bloss  darauf,  dass 


1T2  Rüiuisclic  Llttcratur. 

es  mit  einem  Heere  besetzt  worden  ist.  Will  man  es  dagejjen 
unbetont  lassen,  so  müsste  man  de.n  Cicero  die  ^rösste  üii- 
bekannt^chaft  mit  den  Gesetzen  der  Rhetorik  vorwerfen,  denen 
es  völlig  zuwider  ist ,  auf  das  betonte  Wort  esercilu  %m  un- 
betontes dazu  gehöriges  Adiectiv  als  Schlusswort  folgen  zu 
lassen.  —  Ist  nun  erwiesen,  was  wir  für  völlig  erwiesen  an- 
sehen, dass  hier  Clodiano  von  einem  Erklärer  hiiiziigefiigt  wor- 
den ist,  so  bedarf  es  an  den  übrigen  Stellen  nur  der  Darlegung, 
dass  jenes  Adjectiv  überflüssig  ist,  um  die  Unechtlieit  zu  zei- 
gen, da  wir  oben  bereits  auseinander  gesetzt  haben,  dass  Ci- 
cero nicht  einmal  da,  wo  es  noth wendig  war  den  Clodius  zu 
erwähnen,  seinen  Namen  in  den  Mund  genommen  liat.'  Viel 
weniger  ist  anzunehmen,  dass  er  oline  alle  Nothwendigkeit  die- 
sen Namen  würde  ausgesprochen  haben. 

Wir  begnügen  uns  also,  in  den  sieben  übrigen  Stellen  bloss 
nocli  zu  zeigen,  dass  der  Zusatz  überflüssig  ist.     In  der  ersten 
Stelle  aus  §  68  können  wir  den  Sinn  der  Worte,  qui  iiliqiiam 
partem  in  meo  luctu  sceleris  attigisset ,    am  deutlichsten   an- 
geben, wenn  wir,    was  Cicero  in  der  Rede  pro  domo  C.  XIX 
von  derselben  Sache  redend  sagt,   hersetzen:    De  kac  i^itur 
lege  dicimus^   quue  iure  rogata  videatiir ;    cuius  quam  quisque 
partem  tetigit  digito^  voce^  praeda^  suffragio^  quocutnque  ve~ 
nit^  repudiatus  convictusque  discessit.     Cicero  bezeichnet  also 
mit  den  Worten  in  meo  luctu  scelus  das  Viber  seine  Verbannung 
gegebene  Gesetz.     Wie  unnöthig  es  gewesen  sey,  denjenigen, 
welcher  jenes  Gesetz  in  Vorschlag  brachte  und  durchsetzte, 
hierbei  zu  erwähnen,  muss  Jedem  in  die  Augen  springen.     In 
der  zweiten  Steile  §  G9  legem  Uli se  Clodiam  tiinere  dicebant 
ist  von  dem  Punkte  des  Clodisclien  Gesetzes  die  Rede,  nach 
welchem  verboten  war,    ne  referretur ^   neve  senientiae  dice- 
rentur.     Man  selie  Cic.  ad  Att.  III,  5,  6.     Dass  aucli  hier  das 
blosse  Wort  legem  liinreichend  war,  beweisen  Cicero's  Worte 
in  der  Rede  gegen  den  Piso  C.  XIII  §  21) ,  wo  er  dieselbe  Sache 
erzählt  und  sich  so  ausdrückt:     An  tum  eratis  coiisules^   cum 
quacunque  de  re  verbum  facere  coeperatis ,  cunctus  ordo  recla- 
mabat  ostendebatque  ,  nihil  esse  vos  acturos ,    7iisi  prius  de  me 
retulissetis  ?  cum  vos^  quumquam  foedere  obsiricti  tenebannni^ 
tarnen  cupere  vos  diceretis^  sed  lege  impediri?   In  der  dritten 
Stelle  §  79  waren  schon  die  blossen  Worte  manus  illa  hinrei- 
chend für  den  Zuhörer ,  um   an  die  Ciodianische  Truppe  erin- 
nert zu  werden,   so  wie  diess  Cicero  auch  §  84  gethan  hat,  wo 
er  sagt :  pulsi  nos  eramus ,  non  omnino  isla  manu  sola ,  sed  ta- 
rnen non  sine  ista.     Zum  Ueberfluss  bezeichnet  wird  sie  durch 
den  Zusatz   in  caede  civium  saepe  iam  victrix.     Doch  könnte 
Jemand  hier  der  Meinung  seyn,  dass  Clodiana  nicht  von  einem 
Erklärer  herrühre,    sondern  aus   cotidiana  verdorben  sey,  da 
der  gute  Codex,  den  C.  Etienne  benutzt  hat,  für  Clodiana  das 


Ciccr.  oratio  pro  Sextio,  odlta  a  MüIIcro.  1TS 

Wort  quofidianahai.    Auch  sprechen  dafür  zwei  Stellen  dieser 
lledf,  §88:  ad  ferrum^  od faces^  ad  cotidianam  cnadem^ 
inrendia^  rapinas  se  cum  c.rervitn  suo  conhilit^  und  §  144:    vi- 
deo  Milunein  repressorem  c  a  c  d  is  c  o  t  id  i  a  n  a  e  sordidaliiin  et 
reinn.     Von  der  >iertca  Stelle  §81   gilt  dasselbe,    was  \\'\r  so 
eben  >on  der  dritten  bemerkt  haben.     Doch  ist  in  dieser  Stelle, 
was  wir  gelesentlicb  bemerken,  noch  ein  anderer  Fehler  dnrcli 
dieAlJschreibe^  beganjren  worden.  Kr  lieirt  in  dem  Worte  geiis^ 
Momit  unter  keiner  üedinjrnnj?  die  Clodische  Bande  bezeiclinet 
werden  konnte.     Orelli  hat  diess  schon  gemerkt,  und  desshalb 
maiiiis  zu  schreiben  vorgeschlagen.  Allein  eine  solche  Aendernng 
dürfen  wir  uns   doch  wahrlich   nicht  erlauben.     Wir  sind  der 
Meinung,  dass  Cicero  grexisle  geschrieben  hat.  Wie  leicht  grex 
mit  gens  verwechselt  werden  konnte,    werden  uns  diejenigen 
zngeben  ,  welche  Ilandscltril'ten  gelesen  haben.    In  der  füni'teii 
Stelle  §82  bezieht  sich  facinoris  auf  die  Misshandlungen,  welche 
Sestius  von  den  Clodianern  in  dem  Tempel  des  Castor  in  dem 
Grade  hatte  leiden  miissen,    dass  er  fiir  todt  gehalten  >\urde. 
Da  in  dem  unmittelbar   vorhergehenden  Satz  diese  That   mit 
demselben  Worte  bezeichnet  ist ,  indem  es  heisst :    At  vero  Uli 
ipsi  parricidae  adeo   vi/n  facinoris  stii  perhorri/erant ^  ut 
u.  s.  w. ,  so  bedurfte  hier /«r«Vio/7s  keines  erklärenden  Zusatzes. 
Man  lese  auch  die  gleich  nachfolgenden  Worte  :  Ji07i  Uli  qtiidem 
morle  merceiiarii  .sjii  transferre   potnissent  invidiam  in  qtios 
putabant  ^  sed  acerbissimi  sceleris  infamiam  grato  quodam  sc^ 
lere  minuisseiit.     Auch  in  der  sechsten  Stelle  §  94  war  es  völlig 
iiberllüssig,  den  Numerius,  5;jerranus  und  Aelius  durch  mehr 
Worte  als  quisquilias  sedilionis  zu  bezeichnen,  nachdem  Cicero 
schon  so  oft  von  jenen  Männern  als  Anhängern  der  Clodischen 
IJande  im  Vorhergehenden  gesproclien  hatte.     Dass  endlich  in 
der  siebenten  Stelle  §  VA{)  die  blossen  Worte  a  latrocinüs   dar- 
auf hindeuten,  was  Cicero  verstanden  wissen  will,    zeigen  §  1: 
latrocinio  dornest ico  Uberarint^   §  144:  extinctorem  domcslici 
tatrocinii^  und  viele  andere  Stellen  ,  in  welchen  Clodius  nebst 
t<eineu  Anhängern  durch  den  blossen  Ausdruck  operae  bezeich- 
net wird,  wie  §  18:"re;/r/;V«irt/  (Gabinius)  se  operis. 

\on  den  übrigen  Stellen  ,  die  nach  unserer  Meinung  Inter- 
polationen enthalten  ,  führen  wir  jetzt  nur  noch  zwei  an,  da 
<lie  andern  eine  Untersuchung  verlangen,  die  wegen  ihres  Um- 
fangs  diesem  Orte  nicht  angemessen  seyn  dVirfte.  In  lieiden 
lässt  sich  allerdhigs  weiter  kein  Grund  für  unsere  Meinung  an- 
führen, als  der,  dass  die  Rede  durch  den  überflüssigen  Znsatz, 
den  wir  für  ein  Einschiebsel  hatten,  bedeutend  an  Kraft  zu  ver- 
lieren scheint.  Die  erste  Stelle  findet  sich  C.  XXXV  I  §  78  und 
lautet  jetzt  also:  Si  iiilercessisset  collega  Fabricio^  laesissel 
rem  piiblicain^  sed  rem  publicam  iure  Uiesisset.  liier  sehen 
wir  nicht  ein  ,    wozu  Cicero  das  Wort  rem  pnblicom  nach  scv/ 


174  Römische  Litteratnr. 

sollte  wiederholt  haben ,  da  es  nicht  den  mindesten  Nachdruck 
hat,  und  die  Worte,  welche  genau  zusainmcnhän^en  ,  sed  \inA 
iurc^  unnöthi^er  Weise  txennt.  Die  andere  Stelle  ist  im  92sten 
§  enthalten,  wo  es  heisst:  Alque  inter  haue  vilam  perpolilam 
humauitale ,  et  illam  immanem  nihil  tarn  interest ,  quam  ius  at- 
que  vis.  Horum  titro  uti  nolimus  ^  altero  est  utendmn.  Vim 
voltwius  exstingiii?  ius  valeat  necesse  est ^  id  est  iudicia^ 
quibus  omne  ius  continettir.  Iiidicia  displicerit .,  aut 
nulla  sunt?  vis  dorninetur  necesse  est.  Es  kann  unmöglich  ir- 
gend einem  entgehen,  dass  sowohl  eine  grössere  Gleichheit  der 
Gegensätze  als  auch  ein  von  Cicero  Viberall  gesuchter  Numerus 
der  Rede  stattfinde,  sobald  der  zur  Sache  nichts  thuende  und 
matte  Erklärungssatz  id  est  iudicia.,  quibus  omne  ius  continetur, 
ausgestrichen  wird. 

Endlich  können  wir  uns  nicht  enthalten,  die  Gelehrten  noch 
auf  einen  Uebelstand  aufmerksam  zu  machen,  der  nicht  bloss 
diese  Rede ,  sondern  überhaupt  fast  alle  Schriften  der  Latei- 
nischen Prosaiker  betrifft.  Man  findet  nämlich  an  unzähligen 
Stellen  jener  Schriftsteller  jetzt  in  den  Ausgaben  das  Pronomen 
demonstrativum  hie,  wo  nothwendig  das  Pronomen  is  herge- 
stellt werden  muss.  Es  wundert  uns,  dass  noch  Niemand  auf 
diesen  Umstand  sein  Augenmerk  gerichtet  hat.  Denn  was  Ei- 
nige gelegentlich  darüber  bemerkt  haben,  verdient  kaum  der 
Erwähnung.  Die  Sache  muss  gründlicher,  als  bis  jetzt  gesche- 
iten, untersucht  werden,  wenn  wir  zu  einem  sichern  Resultat 
golangeu  wollen.  Jetzt  nur  so  viel.  Es  ist  allgemein  bekannt, 
dass  oft  die  besten  Handschriften  his  schreiben,  während  in 
andern  «s  gelesen  wird.  An  einigen  Stellen,/ wo  es  der  Sinn 
offenbar  zeigt,  dass  his  nicht  zulässig  ist,  haben  die  Heraus- 
geber iis  geschrieben,  an  unzähligen  andern  Stellen  aber,  wo 
das  Fehlerhafte,  das  im  Pronomen  demonstrativum  liegt,  nicht 
so  in  die  Augen  springt ,  getrost  his  stehen  lassen.  Dass  die 
meisten  Handscliriften  selbst  die  besten  in  diesem  Punkte  gar 
kein  Ansehen  haben,  beweist  unter  andern  die  Erfurter,  in 
welcher,  wie  von  uns  in  der  Vorrede  bemerkt  worden,  sich  nie 
die  Form  iis.,  sondern  durchweg  Äis  findet.  Ebenso  schreibt 
dieselbe  nie  iisdem.,  sondern  stets  entweder  isdem  oder  hisdem. 
Eine  gleiche  Verwechselung  haben  die  Formen  ii  und  hi  erfah- 
ren ,  so  dass  noch  häufig  jetzt  ä/ steht,  wo  ii  herzustellen  ist. 
Seltener  ist  hae  und  eae,  hos  und  eos,  noch  seltener  huius  und 
eins  verwechselt  worden.  Da  nun  das  Ansehen  der  Handschrr. 
liierin  ganz  geringfügig  ist ,  so  liegt  am  Tage ,  dass  nur  der- 
jenige iX^n  richtigen  Weg  in  dieser  Sache  einschlagen  wird,  der 
den  verschiedenen  Gebrauch  beider  Pronomina  aus  solchen  Stel- 
len ausfindig  zu  machen  sucht,  wo  keine  Verwechselung  statt 
findet,  das  ist  in  solchen,  wo  der  Dativ,  Accusativ  und  Ablativ 
Sing,  stehen.    Denn  wenn  schon  ira  Allgemeinen  ein  grosser  Un- 


Cicer.  oratio  pro  Scxtio ,  cflita  a  Müllcro.  175 

tcrsclüctl  zwischen  beiden  Proaom.  ist ,  indem  das  eine  ein  de- 
monslratives^  das  andere  ein /•e/fli/yeÄ,  das  eine  stets  orthotonirt^ 
das  andere  bald  enklitisch^  bald  nicht  enklitisch  ist,  so  giebt  ea 
doch  Fälle,  in  denen  nur  der  Gebrauch  entsclieiden  kann,  wel- 
ches von  beiden  Pron.  herzustellen  sey ,  wenn  dem  Sinn  weder 
das  demonstrative  nocli  das  relative  zuwider  ist.  Auirallend  ist 
es,  wievontlen  Herausgebern  in  folgenden  Stellen  des  XLlIIsteii 
Capitels  der  Rede  pro  Sestio  allgemein  das  l'ron.  dem.  hie  liat 
geduldet  werden  können ,  da  die  Unrichtigkeit  des  Ausdrucks 
oüenbar  ist.  Cicero  spricht  vom  Piso  und  sagt  §  94:  alter  am 
Thracibus  ac  Dardanis  pritimin  pacem  7naj:iina  -pecunia  vendi- 
disse;  deinde  ut  Uli  peciiniani  conficere  possent^  vesandam 
his  Mucedonimn  et  spoliandani  tradidisse.  Hier  bezieht  sich 
Uli  und  his  auf  die  Thracier  und  Dardaner,  also  beide  Pron. 
auf  ein  und  dieselbe  Person.  Diess  ist  aber  völlig  unlateinisch, 
da  nie  einen  negativen  Gegensatz  des  Pron.  hie  bildet,  und  also 
nothweudig  einen  andern  bezeichnen  muss  als  i\(ti\^  welclien  ich 
hie  nenne.  W  enn  aber  aiich  illi  nicht  vorausghige,  was  die  Um- 
änderung von  his  in  iis  durchaus  nothwcndig  macht,  so  wiirde 
dennoch  his  hier  unpassend  seyn,  da  wir  bloss  ein  relatives 
Pronomen,  das  auf  die  Dardaner  und  Thracier  liindeute,  nicht 
aber  das  hervorhebende  Pron.  hie  verlangen.  In  demselben  § 
lieisst  es  jetzt  weiter  unten:  Oniitto  iam  Numerium^  Serranuni^ 
Aelium^  quisqnilias  seditionis  ;  sed  tarnen  h  i  quoqiie  etiam  nunc 
rolitant  ^  ut  videlis  ^  nec^  dum  vos  de  vobis  aliquid  iimebitis^ 
illi  unquam  de  se  pcrtimesecnt.  Offenbar  muss  auch  liier 
das  Pron.  hi  in  ii  wegen  des  folgenden  illi  umgeändert  werden. 
Andere  Stellen  wird  man  hoffentlich  nun  ohne  unsere  besondere 
Anführung  verbessern.  Doch  giebt  es  allerdings  mehrere,  die 
es  nöthig  machen,  dass  man  den  Gebrauch  beider  Pron.  nament- 
lich in  V  erbindung  mit  dem  Pron.  qui  genauer  untersuche. 

Eduard  Wunder, 


1)  Cornelius  JSepos  ex  optimarnm  editionum  recensione et cuiu 
eelectiä  vurtorum  iiitcqtretum  notis ;  curante  P.  F.  de  Calonne,  pro- 
ft'Böore  in  Kt{:^i<»  Ilenriti  qiuirli  cullegio.  Parisilis  apud  Car.  Goeiöo- 
liii,  nee  nnii  apud  Manie  et  Delaunay- Vaiiee.  Ib'id.  XX  und  376 
S.  kl.  8.      1  Tlih.  10  Gr. 

2)  Cornelius  Nepos  de  vita  Es cellentium  Impe- 
rator U7n.  Ex  recensione  Staverii,  Breuiii  alioruinque.  Noriniber- 
gae  «uiutibus  iibrarlae  Biegeiianae  et  Wiessnerianae.  MfiCCCXXVlI. 
1«8  S.  12.    4  Gr. 

"ie  Ausgabe  des  Hrn.  de  Calonne  gehört  zu  der  Sammlung 
latein.  Clojitsikcr,    welche  bchoa  von  einem  andern  IJeurtheiler  iu 


1 76  R  « in  i  B  c  h  c  L  i  1 1  e  r  a  t  u  r. 

den  Jalirbüclierii  Bd.  IV  Ilft.  1  p.  84  ahii\  angefulirf  worden.  Sit' 
enthält  nach  einer  kurzen  Yonede  des  Herausgebers  S.  IX  das 
Leben  deslNepos  nach  G.  J.  Voss,  mit  einigen  Anmerkungen  des 
llerausgeb.  über  das  Vaterland  des  INepos  nach  llezzonico; 
über  des  Veronensers  Pastregico  Zeugniss,  dass  Nepos  auch 
das  Leben  des  Jul.  Caesar  gesclirieben  habe ;  ferner  über  R  i  n  c  k '  s 
Meynung,  dass  Aerail.  Pi-obus  der  Verfasser  der  Lebensbeschrei- 
bungen sey,  und  endlich  über;  die  Vermuthung,  dass  JSepos  auch 
einiges  Geographische  und  über  Antiquitäten  geschrieben  habe: 
^ö  liac  Tltzii  senltntia ^  fügt  der  llerausgeb.  hinzu,  st  jiua 
ulie/uuji  profitetnr  recens  tditor  (le  Clerc'?);  qui  conficit  ex 
Piinio  Ep.  V,  3  Poeticen  quuque  uttigisse  CurntUnm;  S.  XVI 
TtuLiiiwnia  und  Judicia.  Von  S.  l  beginnt  der  Text  der  Le- 
bensbeschreibungen in  der  gewölinlichen  Folge  mit  untergesetz- 
ten Anmerkungen ,  welche  die  Spraclie  und  besonders  die  Sachen 
betreflen,  auch  sind  verschiedene  Lesarten  angegeben.  Jeder 
Lebensbeschreibung  ist  kurz  der  Inhalt  vorausgeschickt.  S.  282 
folgen  die  Fragmente,  ebenfalls  mit  Anmerkungen;  S.SWJ)  C/iru- 
jLuLugla  renan  memorahülum  nach  der  2ten  Tzschucke- 
%chen  Ausgabe;  S.  317  Clironologia  liialorlae  T.  Pompoii. 
AUicl  nacli  Ernst;  zuletzt  S. 318  ein  historischer  und  geograph. 
Index  ^  welchen  S.  341  bis  316  ein  Index  grannnaiicus  be- 
Bchliesst. 

In  der  Vorrede  tadelt  der  llerausgeb.  diejenigen,  welche, 
noch  nicht  empfänglich  für  die  Schönheiten  des  (^'ornel.  Stils,  in 
ihrer  Jugend  den  JNepos  gelesen  haben  und  denselben  durch  Vor- 
urtheil  verblendet  in  spätem  Jahren  wegen  der  zu  grossen  Sim- 
plicität  nicht  wieder  zu  lesen  würdigen:  da  doch  dieser  Sclirift- 
steller  nicht  so  leicht  zu  verstehen  sey,  noch  viel  aufklärendes 
Liciit  bedürfe  und  niclit  nur  eine  tiefe  Kenntniss  der  Spraclie, 
sondern  besonders  auch  der  alten  Geschichte  verlange.  Dann 
rühmt  er  die  fruchtbare  Kürze  des  Ausdrucks  und  der  Darstel- 
lung, welche  man  nur  durch  Kenntniss  der  alten  Geschichte  und 
der  Quellen,  ausweichen  JSepos  schöpfte,  verstehen  könne. 

Dem  Titel  zu  Folge  will  der  llerausgeb.  einen  Tfxt  nach 
der  llecension  der  besten  Ausgaben  geben,  und  nach  der  Vorretlc 
S.  VII  giebt  er  seinen  befolgten  Plan  in  folgenden  Worten  an, 
welche  zugleich  den  latein.  Stil,  in  welchem  der  llerausgeb. 
schreibt,  beurkunden:  At  cum  lorigius  jldsstt ,  necproposilo 
nostro  conveniens  oninia  quaeque  ^criploriini  loca  ad  res  a 
Nepote  narr  Utas  spectanlia  rejerre,  e  graecis  latinisqiie 
scripturibus  nun  integra  exceipsünus  quae  ant  ad  illustrun- 
dum  auctoreni  noatruni  pertinerent ,  sed  ea  lantnui  indica- 
z'imits,  rali  niniiriun  Lectorem  multo  plura  jililiuraqite  ejon- 
tibiis  /'ptii.s  /lansurinn.  Dein  ex  interprellhus  variis  pliiniriia 
otiosa  rejeciniiis  et  necessaria  ad  justam  brevitalem  confra- 
xininn.   ne  mens  nlmia  cummentarwrum  diversitate  iiirba- 


Curneling  Ncpos ,  cur,  de  Calonne.  177 

retnr,  aut  gravi  eriidiliunis  taedio  Jailsceret.  GeograpJii- 
cas,  (/i/ae  sacpissime  desunt,  notas  aditcinws^  rarcHjitc 
(id/nodnni  novas  interpj'elaliones;  navi  quid.  posl.  hainhi- 
niini,  /]<Asiiijn,  Slai'eriinti,  JJtu.singcnini  aliofnpie  duclLssi- 
inus  ]Sepotis  comnunidlores ,  dicendiim  snperetit?  T^urias 
inltr  Itviioiits  eus  Lanlnni  adinitüiniis,  cjiias  aut  codicis  au- 
cturiUifi  curuTJUJLdabatj  aut  puslulabat  obscuritas  fienterUiae. 
—  3e<;  fuj\sari  inutile  erit  inonere  leclures  jios  Indiceni  /u- 
stuj'icuni  inuLtis  auxisse  cpiae  deerant. 

Was  den  Text  betrifft ,  so  hat  der  Ilcrausgeb.  weder  gelei- 
stet, was  der  Titel  verspriclit:  ex  opliinarum  edilionuni  recen- 
siune,  noch  was  die  Vorrede  erwarten  lässt:  varias  inter  lectio- 
.  lies  eas  taiituin  etc.  Zum  Belej^  iiiisers  Ürtlieils  wollen  wir  nnr 
Einiges  ans  der  Vorrede  des  Nepos  und  aus  den  ersten  Feldher- 
ren anführen.  Pracf.  §  6  ist  noch  die  Wortstellung^  ndiis  nialer- 
Jauiilius  nun;  und  vorher  §  5  ist  nach  4  guten  llandschrr.  und 
der  LUrechter  Ausgabe  zu  sclireiben  lata  jere  Graecia;  schon 
Ileusinger  und  nach  ihm  mehrere  neuere  Herausgeb.  iialimen 
die  Partikel  Jere  auf;  §  8  haben  die  besten  Handschrr.  Sed  hie 
plnra  petsequi,  und  dies  liaben  bereits  Sehe  ff  er  und  IIeu- 
s  i  n  g  c  r  gebilligt  und  II  a  r  1  e  s ,  T z s  c  h  u  c  k  e ,  E  a r  d  i I  i  und  An- 
dere aufirenomnien ;  aber  der  Ilerausireb.  behielt  die  alte  Lesart 
bey,  wo  die,  demJNepos  rcwöhnliche,  Ortspartikel ///c  fehlt,  JVIilt. 
1,  1  findet  sich  noch  die  Wortstellung:  ut  nun  ja  in;  Cap,  4,  S 
steht  noch  die  unbezweifelt  \erdorheuG  Lanart  P/d/ippidenicj//e ; 
Cap.  5,  1  ist  y:)/7/e^er /'/«/^aee/iAW/'«  nicht  ungewöhnlich ,  aber 
an  unserer  Stelle  gegen  alle  Handschrr. ,  welche  auch,  so  wie  der 
Sprachgebrauch,  am  Ende  dcsi  Cap. projligari/it  mwA  pefier int 
TcrTangen,  wodurcli  der  Moment  der  Handlung  ausgedrückt  wird, 
vorbereitet  durch  tanio,  adeo(pie;  Cap, 8,  4  hat  schon  Tzschu- 
cke  das  richtigere  cuinnuinitan  gegeben.  Them.  1,  1  giebt  der 
Text  jSeuclifi,  so  wie  Ale.  2,  1  Periclis,  Ages.  1,  2  PrurUny 
und  doch  verlangen  die  Handschrr.  die  dem  ISiepos  und  andern 
guten  Classikern  ge\\öhnliche  alte  Form  jStucLij  Prodi,  wie 
schon  Heusinger  schrieb  und  weh^he  Form  die  neuem  Heraus- 
gf;b..  gestützt  auf  das  Inselun  derllandschiT. ,  in  den  angeführ- 
ten und  andern  ahnliclit^n  Stellen  aufgenommen  haben.  Cap.  4,  2 
war  vor  aiebut  auizunehmen  punse,  in  welchem  WWte  das  Mög- 
liche liegt,  worauf  iNepos  den  iibenviegenden  Grund  der  llede 
legt;  Cap.  f»,  1  sollte  niclit  mehr  Plialereu  gelesen  werden:  die 
Gründe  für  PhaLerhu  waren  schon  bey  Heusinger  und 
Tzschucke,  den  der Ilerausgeb.  ol't  theiis  ganz  wörtlich,  theils 
halb  und  sogar  verstünunelt  ausschreibt,  zu  lesen,  auch  haben  es 
die  neuern  Ausgaben  anerkannt.  (Jap.  8,  (i  liaben  die  besten  Aus- 
gaben die  Worte  Jl,(c  rt  audita  getilgt  auf  Autorität  der  Hand- 
schrr., und  doch  bleiben  sie  im  Calonuischen  Text.  Paus.  3  am 
Kude  verlangen  die  besten  Haudsthrr.  tt  exspecLanduin ,    wie 

12* 


178  li  ("i  in  i  s  c  li  c   L  1 1 1  c  r  a  t  ti  r, 

schon  Hcusinger's  Text  hat,  wo  es  mit  ßcyspieleii  belegt  ist 
Cim.  1 ,  2  findet  sicli  patriu  nicht  in  den  guten  llandschrr.  und 
mit  Hecht  Iiaben  es  Ileus inger,  Tzschncke,  Halles  und 
die  neusten  Herausgebb.  getilgt.  Gestiilzt  aul"  die  Handschriften 
haben  ältere  Herausgebb.  und  die  neuern  AIcib.  3,  1  Petopon- 
riesio  geschrieben,  Mofiir  noch  FeLoponnesiaco  ist  geschrieben 
worden.  Cap. 4,  1  ist  das  von  Lambin  gegebene  iit  nach  posLii- 
Labat  nicht  zu  dulden ,  da  die  Haudschrr.  und  besten  Ausgaben 
dagegen  sind.  Thras.  2,  1  wird  gelesen  ^//icor////j  ^i^iiy4ctaeu- 
runi;  und  Eiümvero  statt  Milü  verw,  Dion.  2,  5  cjim  eu  nach 
Lambin,  und  Cap. 8,  5  ab  incepto,  wo  die Handschrr.  und  die 
vorziiglichern  Ausgaben  zu  einer  bessci'n  Constituirung  des  Tex- 
tes führen.  Noch  bemerken  wir,  dass  Dat.  1,  2  gegen  die  Hand- 
schrr. die  Conjectur  des  Teveninus  tantinn  noji  und  Att.  3,  2 
PiUae  autgenoraraen  worden  ist,  an  welcher  letzten  Stelle  der 
Herausgeb.  hinzulVigt:  ,,Absiirda  coniectura,  qua  proponunti^A/- 
tUae.  Pilia  est  uxor  Attici,  quam  Cicero  passim,  Epist.  ad  Atti- 
cum  salutat.""  Möchte  er  doch  seinen  Tzschucke  genau  nach- 
gesehen und  gewürdigt  haben ;  aber  solche  Flüchtigkeiten  lässt 
sich  der  Herausgeb.  oft  zu  Schulden  kommen.  Cap.  8,  3  zählen 
wir  voLidsset  den  Druckfehlern  bey.  Diese  angeführten  Beyspiele 
werden  hinreichend  seyn,  um  zu  beweisen,  wie  der  Herausgeb. 
sein  Versprechen  erfüllt  hat.  Dass  er  aber  in  der  llecognition  des 
Textes  so  wenig  geleistet  hat,  davon  trägt  die  Sclnild  die  sehr 
zu  tadelnde  Nachlässigkeit,  mit  welcher  er  seine  kritischen  Hilfs- 
mittel nachgesehen  und  benutzt  hat,  so  wie  es  gleichen  Tadel 
verdient,  dass  er  die  trefflichen  Leistungen  des  um  den  Nepos 
so  verdienten  Uardili  nicht  benutzt  und  gewürdigt  hat.  Auch 
kann  man  wohl  von  einem  Pariser  Gelehrten  und  Herausgeber 
eines  alten  Classikers  erwarten,  dass  ihm  die  Ausgaben  seiner 
Schweizer  Nachbarn  Ith  und  Bremi,  des  feinen  und  gründli- 
chen Erklärers  des  Nepos,  nicht  unbekannt  seyn  sollten;  so  wie 
ihm  auch  die  Ausgaben  vonHarles,  Fischer,  VVetzel  und 
Andern  nicht  fehlen  durften,  welche  ihm  nach  S.  2rt6  und  280 
von  Tzschucke  entlehnten  Anmerkungen,  bekannt  seyn  mus- 
sten.  Denn  dass  einige  dieser  Ausgaben  deutsche  Anmerkungen 
enthalten,  können  wir  nicht  als  Entschuldigung  der  Nichtbenu- 
tzung gelten  lassen.  Hätte  aber  der  Herausgeb.  nur  die  Hilfsmit- 
tel, die  er  zur  Hand  hatte,  überall  mitFleiss  geprüft  und  gewür- 
digt, so  würde  er  sein  Versprechen  mehr  erfüllt  und  der  Text 
an  Richtigkeit  gewonnen  haben,  wie  zum  Dion  5,  0  richtig /J/c- 
njsins  nach  der  Verbesserung  Lambin's  für  das  sinnwidrige 
Dion  in  den  Text  aufgenommen  worden  ist.  Eben  so  billigen 
wir,  dass  Attic.  21 ,  "^  iniuni  inltsll/iuni,  wo  zur  Erklärung  O/i 
nonien  re(-/////i  hinzugesetzt  ist,  geschrieben  und  dass  in  dem- 
selben Cap.  §  (J  nach  der  edit.  princ.  a.  1470  j)ulioiiiNijue  ge- 
tilgt ist:  ein  Mönch,  glauben  wir,  schrieb  es  hinzu,  der  ungern 


Corncl.  Ncpos,  riir.  ili-  Calonnc.  "  179 

hv\  der  Spiise  den  Trank  vcrmlsste.  Ancli  die  Ortlio^raphie  eiit- 
^<|)ri(-.llt  nicijt  dor  der  bessern  Ausgaben:  Ale.  7,  4  ßlsanl/ierL^ 
'Jliras.  4,  2  Mityltnaei ;  CJiabr.  3,  4  Sigaeo;  de  Reg.  3,  2  It- 
l/io  und  A. 

Mehr  ist  in  den  gescliiclitlichen  und  antiquarisclien  Anmer- 
kungen gesclielien,  uo  der  llerausgeb.,  treu  dem  Titel:  cmn  se- 
Itclis  i:  I.  //.,  die  Krklärungen  und  Erläuterungen  zusammenge- 
stellt hat,  «ie  Lam  b  in ,  Itosius,  Krnst,  Savaro,  van  Sta- 
veren,  Loccen,,  Magius,  Boecl. ,  Le  Clerc,  Courtin, 
Tzschucke  und  Andere  sie  ihm  darboten,  aber  ohne  Sichtung 
und  selten  mit  eigenen  Zusätzen,  die  noch  den  Zweifel  lassen, 
ob  sieEigenthum  des  Herausgebers  sind,  da  er  oft  seine  Gewährs- 
niäniier  nicht  nennt,  wie  Pclop.  5,  5,  wo  die  Anmerkung  zu  de» 
\\  onen  Onines  Thessaliae  cirihilcs  dem  L  o  n  g  o  I  i  u  s  angehört, 
besonders  geschiehet  dies  bey  den  von  Tzschucke  entnonune- 
neii  Anmerkungen ;  oft  sind  sie  auch  unvollständig  oder  in  kurzen 
Auszügen  gegeben,  z.  IJ.  Cato  1 ,  1  zu  versa  Ins  est  in  Sabfuis, 
wo  er  Maries  \> orten  folgend  sagt:  J^lde  plura  in  prbni.s 
apnd  Sc/meideri  conini.  de  M.  Porcii  Calonis  vlta^  sludüs 
et  Script is,  aber  Harles  setzt  noch  hinzu:  in  parte  II  tonii  I 
cd.  Scriptor.  li.  li.  vclejvnti  lalinonim.  Bey  den  geographi- 
schen iSahmen  sind  grösstentlieils  die  Benennungen  unserer  Zeit 
angegeben,  jedoch  ^erniisstman  die  neuern  Untersuchungen  und 
richtigem  Bestimmungen.  So  lag  llannib.  5,  1  Capua  nicht  wo 
heut  zu  Tage  St.  iMaria  ist,  sondern  in  der  JNähe  dieses  Fleckens; 
auch  y.)is(iJi/7/i  Cat.  1,  1  ist  nicht  das  heutige  l'Yascati,  es  lag 
daneben.  S.  Fea  zu  Horat.  Epod.  1 ,  29.  Dergleichen  Unbestirarat- 
lieit  findet  sich  in  mehrern  geograph.  Erörterungen.  Oft  sind  die 
Amnerkungen  in  Mammern  eingeschlossen,  ohne  dass  der  ller- 
ausgeb. irgendwo  sich  dariiber  erklärt  hat.  Wir  vermuthen,  das8 
**ie  aus  der  Ausgabe  des  Nepos ,  welche  zur  Bibl.  class.  Lat.  von 
Lemaire  gehört,  entlehnt  shid,  welche  wir  nicht  haben  verglei- 
chen köimeii. 

Die  grösste  Planlosigkeit  und  Ungleichheit  herrscht  in  den 
kritischen  Amnerkiuigen.  In  den  ersten  Feldherren  sind  sie  sehr 
sparsam,  in  den  folirenden  etwas  reichhaltiger,  aber  ohne  Hück- 
sicht  auf  das  Wichtige  und  Unwichtige;  sehr  selten  mit  einem 
Cnmde  belegt.  Zu  stenaui  in  der  J^raefalio  giebt  der  Ilerays- 
geb.  Tzschiicke's  Anmerkung  und  fiigt  hinzu:  ^nnc  tarnen 
duc.li.  vir/  explirare  praetideriuU ,  (juae  non  eat  ad  liidos 
spectandos,  inervedt  conducla ,  id  est,  Lessera  ad  sedeni 
sulvendatn  acceplu.  yllkenia  eniin  et  Jorsan  Lacedaenwni, 
iit  pauperi  diviti(jne  über  spectaculoritni  adilus  pateret,  vi- 
r/s pari/er  ac  jniilieribiis  singaiis  diio  a  civitate  oboli  da- 
banlur.  De  /lac.  niercede,  i.  e.  pentnia  ad  visenduni  spe~ 
vtaciiliiin  oninibiis  distrihiila ,  nteiilio  est  apiid  PLiit.  vyiii- 
vä  naouyykk^uTu  c  4  tt  vi.t.  Pcricl.  c.  1(»;  scd  Athenicn- 


180  ^  ßü Uli 8  die  Littcratur. 

ses  tantuni  nomiaat  non  L,acedaeniojiios :  de  ea  quoqiie  lo- 
qidtiir  Deniost/ien.  ei  vucat  tä  ^eagi^u  j(^Q7)iiaT cc.  Milt. 5, 
'<&  slratae.  Plurimi  leguiit  ra/'ae.  Lys.  1,  \  Jaulet.  Sic  Codices. 
Quidam  interpretes  y;i/^e^ ,  \el  no/i  lalei ;  male.  Sul)aud(i)  Iio- 
mines,  quod  saepe  fit  hoc  verbum  (7).  Daselbst  §  5  in  juinienim. 
Sic  Mss.  Vulgo  in.  lunnero.  Tzsc hucke  sagt  gründlicher  und 
riditiger:  Aliqai  Codices  et  edd.  \ett.  niimero  ex  inconstanti 
ejus  praeposidonis  in  nmltis  locis  regimine.  Ale.  4,  1  In  corivione. 
Alii  legunt  in  conlentioiiein.  Cap.  fi,  2  Siciliae  ainissjini.  Est 
qui  legit  admissnin.  Daselbst  resacrare.  AI.  resecrare.  \ide 
Festuiü  et  Plaut.  Pers.  1,  1,  lü;  Aulul.  4,  7,  4.  Cap.  t,  2  iSo- 
luisse.  Forte  ait  Tzschuck.  legendum  est  vuliiitise.  Dies  sind  die 
verschiedenen  Lesarten,  welche  in  den  ersten  Feldherren  bis  zum 
Dion  angeführt  sind  und  in  den  folgenden  bleibt  sich  der  lieraus- 
geb.  gleich.  Wie  weiiig  aber  das  Wichtige  von  dem  minder  Wich- 
tigen gescliieden  worden  ist,  ersieht  man  aus  den  von  uns  oben 
gemachten  Bemerkungen  über  die  Textesverbesserung,  wo  in  den 
Anmerkungen  aucli  nicht  eine  einzige  Verschiedenheit  der  Lesart 
angegeben  ist. 

Die  in  einem  sehr  gewöhnlichen  Notenlatein  gescliriebenen 
Sprachbemerkungen  erinnern,  wo  der  Ilerausgeb.  nicht  seine 
Führer,  besonders  Tzscliucke  hat,  an  die  weiland  Mine I li- 
sch en  und  J unk  ersehen  Noten.  In  der  Praefat.  wird  cu?n- 
mode  erklärt  durch  Eleganter,  apteque  ad  modos  ac  numeros. 
Gr.  EvaQ^öörag ,  nach  dem  Index  von  Bosius;  Tibiiti  carv- 
lasse.  Inüasse  tibias;  Fere.  Ut  plurimum;  JSos.  Seil.  Romanos; 
lUos,  Seil.  Graecos;  Priminn  loaan  teilet  aediiuii.  Atrium, 
iv  nQO&vQo^  nach  Bosius;  Celebritate.  Ilominum  frequentia; 
AdhibetJir.  Vocatur.  Ita  apud  Justinum  legas.  7,  3;  ]\JagniLu- 
do.  Modus.  —  M\\i.  \  Futurujn.  Subaudi  c/AviV,-  vide  Sali.  Iiig. 
14;  Siia  spoiite.  Ne  qua  vi  opus  esset.  Cap.  2  Cursian.  Navi- 
gationem;  Disieciis.  Dissipatis;  T^irhite.  Fortitudine;  Devi- 
c/s6'e/!.  Penitus  prostravisset;  Ceciderai.  Evenerat,  Cap.  3  ris/^/^i. 
Minorem  scilicet;  Qrueciae.  Asiaticae  scilicet;  Transpurtave- 
rat.  Nempe  ultra  Istri  pontcm.  Der  Cornel.  Sprachgebrauch  und 
das  Eigenthiimliche  der  latein.  Sprache,  so  wie  die  Abweichun- 
gen von  demselben  sind  last  gar  nicht  berücksichtigt  und  wir 
mgcliten  zweifeln,  ob  der  Herausgeb.  geliörig  in  demselben  ein- 
geweihet  ist.  Keine  Anmerkung  ist  gegeben  zu  Milt.  1,  2  deli- 
berahun  missi  sunt  y  qui  coiisulereiit ^  Timotli.  3,  '1  Iluic  in 
consdium  daniur  —  quoruin  consiLio  uterelur;  Dat.  8,  5  ad 
paceni^  amiciliarnque  hortaiiis  est,  ut  cum  rege  in  graiiain 
redij'et;  Ages.  4,  2  dicto  audiens  fuil  jussis  inagislratuuin; 
Thras.  2,  4  tum  Ulis  tempurihns;  Dat.  (>,  1  prospere  proce- 
dere:  Con.  5,  2potius  mallem.  Unerklärt  ist  die  Synesis  Milt. 
3,  1  ponlem  fecit  —  qua  copias  traduceret.,  und  Them.  5,  2 
qua  sex  mensibus  iter  jecerat,  cade/n,  ist  blos  in  der  Aiimcr- 


Cornel.  Ncpos,    cur.  de  Calonnc.  181 

kling  lunzngefi'iirt:  snpplc  via.  Epam.  1,  1  ist  niclits  bemerkt 
ülicrtlic  Form  Polynini ;  nichts  über  Manttliuna  IVlilt. 4,2;  7'/- 
//?o/e;f>«/(/ TiinoLö,  3  u.a.St, ,  da  tloeli  andere  alte  Formen  niclit 
iiher^aiiiren  sind,  wie  Kinn.  1,  ({  dl  lerne.  Tiniol.  3,  2  Totaei 
Pans.  2,  \  j'iwe^  wo  aber  Tzscimcke's  Annierknngeu  zu  verglei- 
chen nind.  Ferner  nichts  zu  Timol.  1 ,  V  jiescio  an  iiUi ;  Paus. 
5,  3  iliviliij'  eu  tempore  malreni  Pausajüae  vixifise',  Ilannib. 
1,  1  «S7  verum  e.s/,  Jit;  Ages.  3,  4  tempus  extrahere;  Lysand. 
3,  1  iiilit  cunHÜia  tollere;  Dat.  1,  4  TiiilUare  innrnis ßtngens ; 
Euro.  3,  3  qui  snnunain  iniperd  potirelnr.  Auch  sind  die  Stel- 
len, wo  Mepos  die  Pronomina  dcmonstr.  und  das  llefle>^i\um  .s;//, 
sihi ,  ,se  mit  andern  Historikern  von  dem  Gewöhnlichen  abwei- 
chend ffebraucht,  nicht  beachtet;  nur  Cini.  3,  1  wird  zu  dem 
Prononjen  possess.  sujis  bemerkt:  Pro  ejus  ut  saepejit,  cum 
II u IIa  l/icle  exis/ii  ainbiguilas.  Vergebens  sucht  man  auch  Ue- 
lehrung  iiber  die  Modi  und  Tempora,  welche  vom  Nepos  oft  auf- 
lallend gebraucht  werden. 

Der  liistor.  und  geograph.  Index  ist  sehr  reichhaltig,  jedoch 
nicht  ganz  vollständig:  wir  vermissen  unter  den  ersten  Uuchsta-^ 
ben  bis  ü  folgende  PS  ahmen:  yj.yllbinus  fr.;  Baetorum  re.vfr.  ;* 
Curviania  iw,  ChUlarcliuti  Con.  2,  2;  C'ircus  Flaminius  ix.\ 
Culuriae  Paus.  3,  3  u.  A.;  auch  gehören  Ceiisorius ,  Adieroii 
und  Avxo\Jiaxla^  nicht  in  den  Index  grammat. ,  wohin  sie  ge- 
setzt worden  sind.  Statt  Actaei  sollte  Attici  geschrieben  seyn, 
welclie  Lesart  zu  Thras.  2,  1  ist  aufgenommen  woiuien.  Der 
grammat.  Index  ist  minder  reichhaltig  und  sclieint  ein  Auszug  aus 
dem  Dosischen  zu  seyn.  Bisweilen  finden  sich  Zusätze,  wie 
zu  acroama,  wo  Ernesti's  Excurs.  VIII  zu  Sueton.  Aug.  ange- 
führt wird. 

Das  Papier  ist  schön  und  stark,  der  Druck  freundlich,  deut- 
licli  und  für  das  Auge  nicht  angreifend.  Druckfehler  haben  wir 
folgende  gefunden:  Praef.  p.  VI  wze/te/ =  mente;  Thras.  4,  2 
p.  8"?  1.  17  ivumera  =  niunera;  Con.  3,  1  p.  91  l.  16  ArLaxercl 
=  Artaxerxi;  Dat.  2,  1  p.  130  1.  'i  praes.se  =  praeei^se;  Pelop. 
3,  1  p.  !()()  l.  11)  (juerere  =  quaerere;  Eum.  10  p.  11)2  1.  extr. 
v/L  ~  =  unquam;  Ilannib.  4  p.  23()  not.  col.  2  1.  8  tantum  = 
leviicr  tantum;  Ages.  8  p.  175  col.  2  I.  4  Ifn7ic  =  Ilunc;  Milt. 
1  p.  5  col.  1  I.  2  Uu  =  filio;  c.  5  p.  13  col.  2  1.  6  slrategemate 
=  stratagemate,  welcher  Fehler  öfter  sich  findet.  Attic.  13  p.  2(}J) 
not.  col.  2  I.  1(5  ubilenipluni  =  ul)i  templum;  auf  der  letzten 
Seite  ist  570  statt  370  paginirt.  Incorrecter  sind  die  Accente  in 
dem  Griechischen. 

Da  jetzt  inelircre  Ausgaben  latein.  Classiker  von  Paris  aus  er- 
scheinen, so  liielten  wir  uns  verpfiichtet,  etwas  weitläufiger  über 
die  Aoni  Ilrn.  de  Calonne  besorgte  Ausgabe  des  Nepos  zu  spre- 
clien  und  durch  wörtlich  angezogene  Dcv spiele  von  den  Anmer- 
kungen den  (jchalt  der  Ausgabe  und  die  Brauchbarkeit  derselben 


182  Römische  Littcratur. 

für  Deutschland  zu  characterisiren.  Gern  Iiättcn  wir  ijocli  au 
einigen  Proben  gezeigt,  wie  der  Ilerausgeb.  die  Arbeiten  anderer 
Gelehrten,  namentlich  Tz  sehn  cke's,  benutzt  hat,  aber  schon 
die  von  uns  gemachten  llenierLungen  werden  holTentlich  dies  ge- 
iiiigend  darthun.  Unser  Urtheil  aber,  um  es  in  einer  kurzen  Ue- 
bersicht  zu  geben,  ist  folgendes:  Die  geschichtlichen  und  geo- 
graph.  Anmerkungen  können  den  von  grössern  Ausgaben  und 
bessern  Hilfsmitteln  entblössten  Lehrern  von  Nutzen  seyn,  auch 
finden  sich  einzelne  brauclibare  Sprachbetnerkungen ;  der  Text 
hingegen  ist  nicht  nach  den  besten  Ausgaben  constituirt;  die  kri- 
tischen Hilfsmittel,  welche  der  Herausgeb.  besass,  nicht  gehörig 
geprüft  und  gewürdigt;  die  wichtigem  Varianten  grösstentheils 
nicht  angegeben,  oft  aber  unbedeutende  erwähnt;  die  allermeist 
von  Andern  entnommenen  antiquarischen  Atmierkungen  erman- 
geln der  genauem  Siclitung ;  in  den  sprachliclien  und  giammat. 
Erörterungen  sind  weder  die  EigentJiümlichkeiten  des  (-ornel. 
Stils  berücksichtigt,  noch  beurkunden  sie  Kenntniss  des  Geistes, 
womit  neuere  Herausgebb.  latein.  Classiker  und  neuere  Gramma- 
tiker durch  gründliclie  Forschungen  die  latein.  Sprache  beliandelt 
und  eine  richtigere  Kemitniss  derselben  gefördert  haben.  Wir 
können  dalier  am  Sclilusse  unserer  Uecension  den  Wunsch  niclit 
unterdrücken,  dass  bey  der  Bearbeitung  alter  latein.  Classiker, 
welche  zu  Paris  erscheinen,  die  Ausgaben  und  Leistungen  deut- 
scher Gelehrten,  so  wie  überhaupt  die  zu  Gebote  stehenden  Hilfs- 
mittel genauer  gewürdigt ,  sorgfältiger  geprüft  und  besonders  in 
den  philosophischen  Geist  der  Sprache  und  Grammatik  eingedrun- 
gen würde:  dann  würde  die  studirende  Jugend  zu  einem  voll- 
kommnern  Verständniss  der  Schriftsteller  geleitet  und  nicht  zu 
einer  Latinität  gebildet  werden,  wie  siellr.  de  Ca  Ion  ne  schreibt. 
Deutschlands  Lehrer  aber  an  Gymnasien  und  hohen  Scliulen  wür- 
den solche  mit  gründlicher  Sorgfalt  bearbeitete  Ausgaben  dank- 
bar anerkennen  und  sie  würden  gern  bey  ihren,  nicht  immer  zu 
grössern  literarischen  Ausgaben  geeigneten,  Einkünften  den  oft 
liohen  Preis  zahlen,  'mit  welchem  manche  Pariser  Ausgaben  ver- 
kauft werden. 

Nr.  2)  Die  Nürnberger  Ausgabe  giebt  eine  neue  Textrecen- 
sion  nach  Staveren,  Bremi  und  Andern.  Wir  haben  sie  mit 
der  frühern  Ausgabe  vom  .Jahre  1821  {Corn,  JS'epofis  vi  lue  — 
Jix  recerisione  Aiignstini  van  Staveren  et  T.  C/u\  llarlesil 
Alior.)  verglichen  und  gefunden,  dass  der  Text  in  Vielen  ge- 
wonnen hat;  doch  glauben  wir  sollte  nach  dem,  was  neuerlich  für 
die  Kritik  des  Nepos  gethan  worden  ist,  noch  mehr  geschehen 
seyn.  Wir  führen  nur  folgende  Stellen  an,  wo  nach  liandschrift- 
lichen  Zeugnissen  die  Bardili'sclien  Ausgaben  und  Andere 
das  Richtigere  gegeben  liaben:  Praefal.  §6  hat  schon  Titze  die 
bessere  Wortstellung  cuius  non  niaterfainilias  dem  Nepos  wie- 


Cornel.  Ncpos  ex  rrcciis.  Stavcrii,  Bremü  .lüorumqnc.        183 

tloriicireben.  Verpl.  IJartlili  zur  Stavcrn.  Atisffahe.  Thcm.  4,  2 
iit  doinos  suas  (/i//',s(ji/c  disccderciit:  diese  von  Hardili  und  Ti- 
tze  bereits  autf;:eiioinmeiie  Lesart  ist  in  der  Leipz.  Ausg.  bey 
Teubner  mit  Griiiidea  belegt.  Cap.  5,  1  stehet  noch  Interim^ 
wie  auelillr.  de  Caionne  hat,  »Vau  I  lern  in,  woriiber  Mos  che 
nachzulesen  ist,  den  IJardil.  zur  Sta\ern.  Ausgabe  aniuhrt;  Cap. 
(j,  2  emplohlen  die  besten  IlandseJirr.,  die  siltesten  und  neusten 
Ausgaben  iiabtri,  Cap.  S,  (i  ziehen  wir  mit  Bremi  und  Andern 
(idsveiidit  vor,  da  es  zwey  gute  llandschrr.  und  der  Sprachge- 
brauch unterstützen.  3Jilt.  1,  1  ist  noch  die  Wortstellung  nt  noii 
]ain  solnni,  wo  Uremi  schon  die  richtigere  gab  und  begründe- 
te; Cap.  4,  3  ist  unbezweifelt  nach  dem  Longol.  Codex  FJiidip- 
pldeimine  mit  Bardili,  Maries  und  Günther  zu  sclireiben; 
vergl.  die  Anmerkung  in  der  bey  Teubner  erschienenen  Ausgabe; 
Cap.  8,  3  schützen  mehrere  llandschrr.  r6///ie/»a/,  worüber  Mo- 
s  c  li  e  bey  U  a  r  d  i  1  i  nachzulesen  ist ;  Cap.  7  stehet  noch  a  piigaci 
als  unverdächtig,  da  es  schon  Staveren  in  seiner  kleinen  Ausg. 
des  Cornel.  und  nach  ihm  Uremi  und  Andere  auf  das  Ansehen 
der  llandschrr.  tilgten;  auch  ist  in  demselben  Cap.  in  eo  selir 
verdächtig.  In  dem  4  Cap.  liat  die  ältere  yiusgabe  Sardeis  so  wie 
auchAges. 3,  5,  die  neuere  liat  Surdcs  verändert,  was  wir  nicht 
billigen,  da  an  beyden  Stellen  die  llandschrr.  die  alte  Form  be- 
günstigen und  i\epos  auch  in  andern  Wörtern  das  Alterthümliche 
\orzieht.     Daher  ist  Ale.  2,  1  wohl  auch  PericU  und  de  Reg.  1, 

1  Jfvslüfipl  zu  schreiben,  wozu  die  Gründe  in  der  Anmerkung 
der  'J'eubner.  Ausg.  angegeben  sind.  Zu  Thera.  9  extr.  ist  mit 
Uardili  und  Titze  zu  schreiben  traiisacto  ad  te,  denn  das 
Pronom.  nie  erkennen  die  besten  llandschrr.  und  die  Utrechter 
Ausg.  nicht  an  und  nur  zu  oft  schlichen  sich  auch  bey  dem  i\epos 
von  fremder  Iland  solche  expletive  Einschiebsel  in  den  Text,  wie 
Ale.  9  üisidluH  ei  (ecernnl,  wo  ei  einige  llandschrr.  nicht  haben 
und  gleich  darauf  e^  vor  aperuisset  und  ah  eo,  welches  Letztere 
ge\\iss  zu  tilgen  ist.  Vergl.  daselbst  Staveren.  —  Paus.  2,  4  ist 
die  Interpunction  poletiLaleni,  se  adjuvante,  te  redacluruni 
iiach  T  z  8  c  1». ,  F  r  i  e  d  r  i  c  h  und  li  a  r  d  i  1  i  vorzuziehen.  Cap.  5  zu 
Ende  war  wenigstens  Dti,  was  sich  in  keiner  Ilandschr.  findet, 
als  \ erdächtig  zu  bezeichnen.  JXoch  erwähnen  wir  folgende  Les- 
arten: Ale.  6,  3  Hie  nt  iiavi  egressna  est',  Cap.  11,  1  (jni  fnit 
pufit  aliqnu/ilo;    Dion.  6,  3  ipii  (luideni  principatnni ;   Dat.  1, 

2  tantuin  non;   Epam.  4,  3  7//,  (jni  nie  ineognitnni ;    Cap.  9, 
1  magna  eacde  Jaeta,    mullisqne  uccisis ;    Pelop.  3,  2  sicnt 

Ktrut,  signatani;  Ages.  4,  1  jn.s.sn;  Tirnol.  5,  3  nt  taleni  Lir- 
hertat ein  restitnerent;  llannib.  13  extr.  Sed  nnnc  tenipns  est. 
An  allen  diesen  Stellen,  und  wir  könnten  deren  noch  andere  an- 
füliren,  waren  die  Ilaiidschrilten  zu  berücksichtigen,  welclien 
neuere  Jlerausgcbb.  in  ihren  Ausgaben  gefolgt  sind.  Die  Stelleu, 
welche  als  >  erdächtig  bezeichnet  sind,  haben  gleiche  Zeichen  mit 


184  M  u  t  h  ()  in  a  t  I  k. 

denen,  welche  durch  Parenthesen  eiugcsclilossen  sind,  was  den 
Schüler  irren  kann.  Der  Druck  ist  gut,  auch  dils  Papier  nicht 
übel.  Zwey  Seiten  zeigen  die  Druckfehler  an,  wo  aber  auf  der 
letzten  Seite  157  statt  15G  zu  verbessern  ist.  Wir  fügen  noch 
hhjzu  S.  99  Z.  13  prmins  =  prius ;  S.  149  Z.  10  JSecjuo  =  nequc. 
Diese  von  uns  angeführten  Lesarten  werden  bev/eisen,  dass 
in  der  Verbesserung  des  Textes  noch  mehr  hätte  geschehen  kön- 
nen, besonders  wenn  die  Ausgaben  von  Bar  diu  wären  benutzt 
worden ,  was  wir  fast  bezweifeln  müssen.  Wir  können  daher  die 
Ausgabe  nicht  den  vorzüglichen  Schulausgaben  beizählen,  glau- 
ben aber,  dass  dieselbe  vor  manchen  Andern ,  welche  gewöhn- 
lich in  den  lläuden  der  Schüler  shid,  zu  empfehlen  ist. 

Dähne. 


Mathematik. 


Rechnende  Geometrie^  oder  praktische  Anleitu?ig 
zn{f)  /lufl'ösu7ig  allgejueiner  Formeln^  die  sich 
auf  JRauingr  ö  sseu  beziehest.  Zum  Gebraucli  für  ange- 
hende Künstler,  Uiui<^ewerken,  Oekonomen,  Forstiuiinner  etc.  etc. 
sowie  als  Handbuch  zum  miithematisclien  Unterrichte  in  Bürg-er- 
und  Industrieschulen,  entworfen  vou  G.  A.  Fischer,  Prof.  d.  Math, 
am  Königl.  Sachs.  Kadettenhansc  und  an  der  mit  der  Kunstakademie 
verbundenen  Bauschule.  Dresden  und  Leipzig,  Arnold'sche  Buchlu 
182G.  XII  u.  221  S.  gr.  8.  mit  4  Kupfertaf.  1  llthlr.  12  Gr. 

JLFer  Ilr.  Verf.  gibt  liier  eine  Sammlung  allgemeiner  Formeln 
zur  Berechnung  geometrischer  Gegenstände,  deren  jede  auf 
ein  Beispiel  in  bestiininten  Zahlen  angewendet  wird.  Ueber  die 
Ableitung  der  Formein  oder  den  Grund  ihrer  Richtigkeit  wird 
nichts  gesagt^  nur  dass  hie  und  da  auf  die  von  demselben  Verf. 
herausgegebene  koiistrnireiide  Qeomelrie  (Leipz.  b. Voss  182.")) 
verwieyen  ist.  Es  ist  demnach  dieses  Buch,  was  schon  der  Titel, 
noch  bestimmter  aber  die  Vorrede  ausspricht,  zunächst  nur 
ein  Hülfsiiiittel  für  die,  welche  solche  lleclinungen  auszufüh- 
ren haben,  und  doch  nicht  die  theoretischen  Kenntnisse  be- 
sitzen, welche  die  Hegeln  zu  dieser  Art  lleclinungen  von  selbst 
an  die  Hand  geben.  Wenn  sich  nun  schon  an  sich  Büchern  sol- 
cher Art  ein  möglicher  praktischer  Nutzen  nicht  absprechen 
lässt ,  so  gehört  doch  ihre  Beurtheilung  weniger  in  diese  Blät- 
ter; da  indessen  zur  Erreichung  eines  gewissen  Zweckes  auch 
an  Gymnasien  das  vorliegende  Buch  mit  Nutzen  gebraucht  wer- 
den kann,  so  halten  wir  eine  genauere  Anzeige  davon  auch  hier 
nicht  für  unpassend. 


Fiisrhei'i;  rotljnoii(l<i   Geometrie.  18»5 

In  (lor  Einleitung  S.  j — 29  schickt  der  Verf.  eine  kurze 
DarstelliiniT  der  Hc^icln  i'nr  das  Itcchneii  mit  Dccinialbrüclieii 
so  Avie  l'i'ir  das  Ausziehen  der  Quadrat-  und  Kuhlk  -  W  urzehi 
aus  ^Tanzen  und  ^el)rochenen  Zaliieii  voraus,  g^il>t  aucli  einig'e 
Krläuteriiniren  über  das  Lesen  der  Formeln  in  allgemeinen  Zal»- 
len  und  ihre  Anwendunff  auf  Beispiele  in  bestimmten  Zahlen, 
(was  der  Acrf.  ^'///.s///;7///o-  de?-  J'\jri)ict  nennt.)  IJec.  findet  es 
der  nächsten  Ik'.vtimniung  des  Buches  sehr  angejnessen,  dass 
die  llechnung  mit  Decimalbrnchen  liier  erläutert  worden  ist, 
da  das  Foljjeiide  die  Kenntniss  derselben  durchaus  verlangt, 
welche  doch  selbst  bei  übrigens  sebr  geübten  nur  nicht  gerade 
wissenschaftlich  gebildeten  Rechnern  in  der  Jtegel  umsonst  ge- 
sucbt  wird.  Aehnliches  gilt  aou  *\i^n  AVnrzelrechnungen,  Die 
Aufgaben  der  rechnenden  Geometrie  selbst  sind  in  zwei  gro- 
ssere Abschnitte  und  einen  Anhang  vertheilt.  Im  ersten  Ab- 
schnitte wird  zuerst  dasj\othige  \o\\  den  Längen-  und  Flächen- 
jMaassen  so  wie  \oii  der  lleduktion  derselben  beigebracht  S. 
30  —  ;iJ);  sodann  folgen  die  Aufgaben  für  IJerechnung  des  Wk- 
cheninbaltes  oder  ge\sisser  Bestimmungsstücke  der  Quadrate, 
Kektangel,  Parallelogramme,  Dreiecke,  Trapeze,  Trapezoide, 
der  unregelmässigen  gerad-  oder  krummlinigen  Figuren  S.  41 
— 58.  Ferner  die  Derechni-ng  der  Seite  eines  regulären  Poly- 
gons von  3  his  J()  und  Mm  12  Seiten  aus  dem  Radius  des  um- 
schriebenen Kreises,  des  Flächeninhaltes  derselben  aus  der 
Seite,  und  der  Seite  aus  dem  P'lächeninhalte  S.  59^ — 71.  13e- 
rechnungen,  die  sich  auf  ähnliche  Figuren  heziehen,  S.  71  — 7-1. 
Berechnungen,  die  dert  Kreis  hetrelfen ,  nämlich  Bestimmung 
der  dem  hreisc  zugehörigen  lanien  und  Bogen ,  und  Berech- 
nung der  Krei-^Uächcn,  der  Ausschnitte,  Abschnitte,  und  Ringe 
S.  74  —  86.  Endlich  V  erwandlung  der  Flächen  in  andere  gleich 
grosse  durch  Reell nung,  S.  8C>  —  iK>.  (IHer  vermisst  Rec.  man- 
che Aufgaben  in  Beziehung  auf  die  Theilung  der  Figuren,  die 
im  Praktischen  nicht  selten  vorkommen  können,  z.  B.  die  Thei- 
lung des  Trapezes  in  zwei  oder  mehr  gleiche  oder  ungleiche 
Theile  von  gegebenem  Verhältnisse  «lurcli  gerade  Linien,  wel- 
che mit  einer  gcirebeiien  parallel  sind.)  Die  im  2ten  Abschnitte 
enthiiltenen  Aufgaben  betreifen  iiu  Allgemeinen  die  Berechnung 
der  Körper  und  ihrer  Oberilächen.  Zuerst  findet  man  das  JNö- 
Ihigste  über  die  F^intheiluiig  der  Körper,  die  Körpermaasse  und 
die  Reduktion  derselben  S.  !)3  —  !)9.  jNachlier  werden  die  Auf- 
gaben aufgelösst,  welche  sich  beziehen  auf  die  Berechnung  des 
körperlichen  Inhaltes,  der  Aussenlliichen ,  und  einzeler  Be- 
»liiiimungsstüeke  des  Würfels,  der  Parallelepipeda  (nicht  Par- 
alleloj>ipeda,  wie  der  Verf.  schreibt.)  der  Prismen ,  Cvlinder, 
Pyramiden,  Kegel  S.  !M)  — 147;  ferner  der  abgekürzten  ]\ra- 
miden  untl  Krgcl  S.  147  — 171  i  der  Kugel,  kugelausschnitte, 
Kugelabschnitte,   Kiigelzonne  li.  dgl.  m.  S.  171  — 184.    Zuletzt 

JuUiö.f.  i'liil.  u.  J'udag.  Jaltt^.  II.  lUft  10.       ,  \'^ 


186  31  a  t  ]i  e  in  u  t  i  k. 

Verwandhmjf  ilcr  Körper  in  andere  ihnen  an  Inhalt  gleiche  S. 
185 — 103.  Der  Anlianj?  betraclitet,  nach  Vorausschickung  dea 
Begriffes  vom  specifisclien  Gewichte  materieller  Körper  und  ei- 
ner Tafel  zur  Yergleichung  des  specif.  Gewichtes  verschiedener 
Materien  (nach  Ey  telwein)  S.  193  —  107,  mehrere  Aufgaben 
über  die  gegenseitige  Bestimmung  des  absoluten  Gewichtes, 
des  Rauminhaltes  oder  Grösse,  und  des  specif.  Gewichtes  der 
Körper  durch  einander  S.  197  —  212,  so  wie  Aufgaben,  worinne 
das  Gleichgewicht  des  Wassers  gegen  eingetauchte  feste  Kör- 
per mit  in  Rechnung  gebracht  ist,  S.  213 — 221.  —  Diese  An- 
deutungen in  Beziehung  auf  Inhalt  und  Anordnung  werden  schon 
einiger  Maassen  das  Urtheil  bestätigen,  dass  die  meisten  der 
allgemeinen  Fälle  fiir  Berechnung  eines  geometrischen  Gegen- 
standes, die  im  Kreise  der  auf  dem  Titel  angegebenen  Beschäf- 
tigungen vorkommen  können,  hier  behandelt  worden  sind,  und 
zwar  grösstentheils  in  einer  zweckmässigen  und  folgerechten 
Ordnung.  Auch  wird  das  Aufsuchen  irgend  einer  Aufgabe,  de- 
ren Auflösung  etwa  jemand  aus  dem  Buche  nehmen  will ,  er- 
leichtert durch  das  vorausgeschickte  Inhaltsverzeichniss ,  wel- 
ches jedoch  zu  diesem  Zwecke  noch  etwas  ausführlicher  sein 
könnte.  Wass  nun  die  Behandlungsart  jeder  eiuzelen  Aufgabe 
selbst  betrifft ,  so  ist  auch  diese  für  die  beabsichtigte  Bestim- 
mung des  Buches  zweckmässig:  zuerst  wird  allezeit  die  Aufgabe 
bestimmt  ausgesprochen,  wobei  die  vorkommenden  Grössen 
sowohl  allgemein  durch  Buchstaben  bezeiciinet,  als  auch  für 
einen  besondern  Fall  in  gemeinen  Zahlen  bestimmt  werden  ; 
hierauf  wird  die  Formel  gegeben ,  welche  den  Werth  der  ge- 
suchten Grösse  auf  allgeiueine  Art  durch  die  gegebenen  ausdrückt, 
und  dann  folgt  die  Anwendung  dieser  Formel  auf  die  früiier  an- 
gegebenen bestimmten  Zalilen,  d.  i.  die  Ausrechnung  der  ge- 
suchten Zahl  fVir  den  angenommenen  besondereji  Fall.  Um  ein 
Beispiel  zu  geben,  führen  wir  buchstäblich  an  die  221  ste  Auf- 
gabe: „die  Aussenfläche  eines  gleichseitigen  Kegels  ist  zzr  A 
=  20°';  wie  gross  ist  dessen  Durchmesser  :zr  d'?  Auflösung. 
A  =  20°'.__Formel:  d  =z  0,  05146  /Ä. (Anwendung:)  d  = 

«,  65146  /2()  =  «,  65146  x  4,  47213  =  2,  0134==  2'  9" 
1 ,'"  34."  Auf  ähnliche  Art  sind  alle  Aufgaben  behandelt.  Es 
wird  also  einmal  Jeder  irgend  einen  besonderen  Fall  einer  hier 
vorkommenden  Aufgabe  leicht  berechnen  können,  ob  er  gleich 
die  Lehren  nicht  kennt,  auf  welche  sicli  die  Regeln  der  Be- 
rechnunggründen, wenn  er  nur  die  gegebene  Formel  zu  deu- 
ten und  anzuwenden  verstehet,  wozu  aber  das  Buch  selbst  An- 
leitung gibt;  und  hierdurch  entspricht  es  seiner  nächsten  auf 
dem  Titel  angegebenen  Bestimmung.  Sodann  aber  wird  es 
auch  für  die,  welche  einen  gründlichen  Unterricht  in  der  Geo- 
metrie erhalten  haben,  also  unter  andern  fiir  die  mittleren  und 


Flöcher's  rcrhncndo  Gtoiiietrle.  IHl 

oheru  Klassen  eines  jeden  ijuten  Gymnasiums  eine  überaus  nütz- 
liclie  Uebun^  sein,  die  hier  mitgetlioilten  Formeln  aus  de» 
Leliren  der  Geometrie  abzuleiten,  und  so  ihre  Iticbtiiikeit  zu 
prüfen;  und  das  ist  es,  \varum  Uec.  dieses  Buch  auch  Gymna- 
sien empfiehlt,  natürlicli  nicht  als  Leitladen  zum  fortlaufenden 
Unterricht  in  der  Geometrie,  wolil  aber  als  zweckmässige  An- 
Icitunir  zur 'Wiederholung  und  Anwendung  dessen,  was  in  de» 
öUenllichen  Lehrstunden  vorgetragen  worden  ist.  l{ec.  liat  alle 
Formeln  durcligegangen,  und,  so  weil  etwas  nachzurechneu 
war,  nachgerechnet,  (z.B.  bei  allen  Formeln,  worinne  die  Lu- 
dolphsche  Zahl  vorkommt,  wie  in  der  oben  angeführten  Auf- 
gabe;) er  liat  dabei  gefunden,  dass  fast  alle  riclitig  und  auch 
bequem  ausgedrückt  sind:  nur  wenige  veranlassen  ihn  zu  eini- 
gen Berichtigungen,  welche  nebst  einigen  andern  das  Buch  be- 
trelfenden  Bemerkungen  er  hier  noch  inittheilen  will. 

üeber  die  Behandlung  der  Decimalhrsiche  in  der  Fiinleitung 
ist  zu  beinerken,  dass  wohl  etwas  über  das  Aussprechen  der- 
selben (z.  B.  3,  14  =  314  Hunderttheile)  hätte  gesagt  werden 
sollen;  eben  so  über  die  Veränderung,  welche  der  Bruch  er- 
leidet, wenn  man  das  Einerzeichen  um  eine  oder  melir  Stellen 
nach  der  rechten  oder  linken  Seite  liiu  versetzt;  erst  dann 
Avürde  wie  anderes,  so  auch  das  vollkommen  deutlich  sein,  was 
S.  7  §  2  IN 0.  2  gesagt  ist:  „weil  Divisor  und  Di^idendus  gleich 
>ielmal  vermeljrt  keine  Aenderung  im  Quotienten  hervorbringt.'' 
Ferner  hätte  die  abgekürzte  Multiplikation  und  Division  unend- 
licher Decimalbrüche  um  so  weniger  übergangen  werden  sollen, 
da  sie  bei  sehr  vielen  der  folgenden  Aufgaben  nothwendig  wird, 
wenn  man  die  Resultate  mit  einer  dem  Buche  selbst  entspre- 
chenden Genauigkeit  und  Bestimmtheit  finden  will.  Bei  Aus- 
einandersetzung der  Vorschriften  für  das  Bereclineij  der  Qua- 
drat- und  Kubik- Wurzeln  vermisst  man  die  Regel,  nach  wel- 
cher bestimnit  wird,  ob  der  gebliebene  Rest  nicht  etwa  zu 
gross,  also  die  letzte  Ziffer  der  berechneten  Wurzel  zu  klein 
sei.  Auch  ist  es  aulfallend  als  ein  Fehler  gegen  systematische 
Ordnung,  dass  in  §  20  die  Quadratwurzel  aus  einem  ordinären 
Bruche  zu  berechnen  dadurch  gelehrt  und  an  einem  Beispiele 
gezeigt  wird,  dass  man  ihn  in  einen  Decimalbruch  verwandelt, 
in  §21  aber  erst  die  Aufgabe  vorkommt,  aus  einem  Decimal- 
brüche die  Quadratwurzel  zu  berechnen.  —  Uebrigens  hätte 
durch  eine  sehr  unbedeutende  Erweiterung  des  Buches  wohl 
noch  etwas  über  die  Bechnung  mit  Logarithmen  gesagt  wer- 
den können,  durch  deren  Vnwendting  die  Berechnung  von  sehr 
\ielcn  der  folgenden  Aufgaben  gar  selir  vereinfacht  und  erleid» 
tert  würde;  doch  A\ill  Rec.  hierüber  mit  dem  Verf.  nicht  wei- 
ter rechten,  da  es  jedem  Schriftsteller  überlassen  bleiben  muss, 
die  Gränzcn  seines  Buches  zu  bestimmen,  —  Zu  der  2!>  Aufg. 
S.  3(i  ist  zu  bemerken,  dass,  wenn  eine  Ruthe  =r  t vs  KH^i»  if'^i 


188  Mathematik. 

3,  56  Ruthen  nicht ,  wie  daselbst  stehet ,  z=:   ~— '- — 


40,  28,  sondern  —       '^^^ =  26,  996  Ellen  sind.     Die 

99ste  Aufgabe,  welche  aus  dem  Halbmesser  eines  Kreises  den 
Umfang  berechnen  lelirt,  konnte  als  fast  identisch  mit  der 
97sten,  wo  derselbe  aus  dem  Durchniesser  gefunden  wird,  weg- 
gelassen werden.  —  Da  in  der  41sten  Aufgabe  S.  46  der  Werth 
von  X  zuerst  bestimmt  wird,  so  konnte  nachher  der  von  y  ein- 
facher aus  der  Gleichung  y  :z= —  x  berechnet  werden.  An  Statt 

m 

der  in  der  llSten  Aufgabe  S.  82  gegebenen  Formel  B  rrr:  0, 
7854  [1,128 /A  —  2  m]='  hätte  lieber  die  einfachere  D  z= 
[y/ A — 1,  77245  m]^  initgetheilt  werden  sollen,  welche  sich 
leicht  aus  Formel  in  Aufgabe  113  ableiten  lässt.  —  Zu  der 
120sten  Aufgabe  vcrmisst  man  die  Bemei-kung,  dass  durcJi  die 
Sehne  p  und  den  Pfeil  m  auch  der  Bogen  n  vollkommen  be- 
stimmt ist,  also  nicht  etwa  noch  willkVihrlich  angenommen  wer- 
den kann,  denn  es  ist  n  =z:  2  arc  (cos.  =  — J.      S.    94 

p|+m^^ 

Nr.  c)  wird  gesagt,  die  Seitenfläche  des  Cyiinders  sei  ein  um 
die  beiden  Kreise  ,  die  als  Grundflächen  dienen,  gekrümmtes 
llektange! ,  was  nur  insofern  richtig  ist,  als  der  Cylinder  ein 
gerader  lü',  nun  stellt  zwar  die  zugehörige  Zeichuimg  aller- 
dings einen  solchen  dar,  allein  im  Texte  ist  von  Aiin  Cylindei-n 
überhaupt  (als  einer  Art  der  prismatischen  Körj)er)  die  Bede, 
und  des  Unterschiedes  zwischen  geraden  und  schiefen  w  ird  gar 
nicht  gedacht.  Ein  ähnlicher  Mangel  an  gehöriger  Bestimmt- 
heit, oder  die  Aussage  einer  Eigenschaft  der  ^/r/  als  PJigen- 
schaft  der  gi/;ize/i  Gattung  kojnmt  öfter  vor;  so  gilt  das,  was 
S.  95  von  der  Seitenfläche  eines  Kegels  gesagt  wird,  nur  von 
dem  geraden  Kegel;  überh;nij>t  handelt  der  Verf.  eigentlich 
nur  von  geraden  Kegeln  und  Pyramiden,  und  mehrere  der  mit- 
getheilten  Formeln  sind  daher  auch  auf  schiefe  gar  nicht  an- 
wendbar, wie  die  in  den  Aufgaben  201,  202,  203  u.  s.  av.  Al- 
lerdings lautet  auch  die  Ueberschrift  des  Abschnittes  von  S. 
127  —  139:  „Berechnung  —  gtradstehender  Pyramiden  — ", 
und  zu  Anfange  a  on  §  64  S.  139  heisst  es :  „ein  geradste/ien- 
der  Kegel  wird  berechnet  u.  s.  w.'';  unter  welcher  Bedingnng 
aber  eine  Pyramide  oder  ein  Kegel  geradste/iend  sei,  Avird 
nirgends  gesagt,  dagegen  a\ erden  alle  Aufgaben  so  ausgespro- 
chen, als  ob  sie  von  Pyramiden  oder  Kegeln  im  Allgemeinen  zu 
A erstehen  Avären.  Will  mui  z.  B.  Jemand  die  Ausseniläche  einer 
schielen  dreikantigen  Pyramide  liercchnen,  und  bedient  sich 
der  in  der  203ten  Aul'g.  gegebenen  Formel,  so  erhält  er  ein 
falsches  ilesultat,  Aveil  die  Formel   nur  für  geradstehende  Py- 


Fiöcher'o  rechnende  Geometrie.  189 

ramiJcn  passt,  was  aber  weder  in  der  dem  §03  vorausgeschick- 
ten LIebcrschrirt  noch  in  dics^er  Auf;;abe  selbst  angedeutet  ist. 
— ■  In  der  l.Visten  Aufgabe  ^^ird  verlaiij^t,  aus  der  Länfre  a. 
Breite  b  und  Höhe  c  eines  Parailelepipedum  dessen  Diagonale  d 

zu  berechnen,  und  dafi'ir  die  Formel  d  =  \/^a*  +  b^"f*c^  gege- 
ben, welche  nur  auf  ein  gerades  rechtwlnkliches  Parallelepi- 
pedum  an\veiidl)ar  ist.  Ebenso  gilt  die  in  der  IßCJsten  Aulg. 
ITir  die  Aussenlläche  A  eines  Prisma,  dessen  Grundfläche  ein 
gleichseitiges  Dreieck  ist,  gegebene  Formel  V=  3  ah  +•  «,80(5 a* 
nur  für  ein  gerades  Prisma.  —  In  der  Formel  zu  Aufg.  2«7: 

A  =  3,03:51)  a^  +  3,3  a  /h^ +~T7'!>'?S4  a*  sollte  nach  des  Rec. 
Kechnung  der  Koefficient  von  a^  unter  dem  Wurzelzeichen 
liO'i'iiJH  oder  ziemlich  genau,  docii  schon  zu  gross,  1,0780  hei- 
ssen.  Ueberhaupt  hat  Uec. ,  welcher  beim  NacJirechnen  der 
Formeln  die  Aorkommenden  Decimalbrjiche  allezeit  auf  mehr 
Decimaistellen  berechnet  hat,  als  der  \  erf.  angibt,  die  letzte 
von  Hrn. F.  angegebene  Decimale  öfters  abweichend  von  seinem 
llesultate  gefunden;  aucli  befolgt  der  Verf.  wenigstens  nicht 
immer  die  t^onst  übliv-iie  Hegel,  die  letzte  angeführte  Decimale 
(unendlicher  Decimalbrüche)  um  eine  Einheit  dami  zu  ver- 
mehren, wenn  die  erste  weggelassene  ebenso  gross  oder  grö- 
sser als  5  ist.  Die  322ste  Aufg.  verlangt  die  Kraft  n  zu  berecli- 
nen,  mit  welcher  ein  im  AVasser  liegender  Sandstein  von  a' 
Länge,  1)'  Breite  und  C  Höhe  frei  erhalten  werden  kann,  wenn 
das  specifische  Gewicht  des  "Wassers  =  1,  des  Sandsteines 
=  g  ist,  und  ein  Kubikfnss  Wasser  p  Pfnnd  wiegt;  es  folgt  so- 
dann die  Formel  n  =  ^-^^ .  p.  a  b  c.     Offenbar  ist  n  gleich  dem 

Ueberschusse  des  absoluten  Gewichtes  von  ab  c  Kubikfuss  Sand- 
stein über  das  absolute  Gewicht  von  abc  Kubikfuss  Wasser; 
das  letztere  ist  =  p.  abc,  und  das  erste  =  g.  p.  abc,  also 
n  =  (g  —  1)  p.  abc.  Schon  das  für  die  bestimmten  Zahlen  ge- 
fundene llesultat  hätte  ^\q.\\  Verf.  auf  die  Unrichtigkeit  seiner 
Formel  aufmerksam  machen  sollen;  denn  da  das  specif.  Ge- 
wiclit  des  Sandsteines  =  2,0J)!),  d.  i.  grösser  als  das  Doppelte 
von  dem  des  Wassers  ist,  so  muss  ein  Sandstein  weniger  als  die 
Hälfte  seines  absoluten  Gewichtes  im  Wasser  verlieren ,  folg- 
lich melir  als  die  Hälfte  behalten.  iSun  haben  31  Kubikfuss 
Sandstein  2,0!)1)  X  34  ==  4190,53  Pfund  absolutes  GewiclTt,  da- 
von die  Hälfte  =  2248,20  ist;  der  Verf.  findet  aber  als  das  blei- 
bende Gewicht,  d.  i.  den  Werth  von  n  nur  =  1048,7  Pfund. — 

Auch  die  in  der  325sten  Aufg.  angew  endete  Formel  n  =  —   ist 

in 

falsch;  (n  bedeutet  die  Kraft,  mit  welcher  a  Pfund Tannenliolz 
im  Wasser  auf\\ärts  getrieben  werden,  und  m  das  specif.  Ge- 
wicht des  TaiMMiiliolzes. )  Denn  gesetzt,  a  Pfund  Tannenliolz 
nehmen  k  Kubikfuss  Itauju  ein,  vertreiben  uIöü  eben  so  >ielWus- 


190  M  u  t  1)   c  m  a  t  i  k. 

ser:  so  ist  das  absolute  Gewicht  des  Tanneuliolzes  a  =  ni.  p.  k, 

das  des  vertriebenen  Wassers  =  p.  k  =  — ,    also   der  ünter- 

m 

schied,  d.  i.  die  Kraft  des  Auftriebes,  n  = a  =  .  a. 

m  in 

Ganz    dieselbe  Formel   lässt  sich  auch  leicht  aus  der  obigen 

(Aufg.  323)  n  =  (g  —  1)  p.  abc  ableiten,   wenn  man  erwägt, 

dass  daselbst  p.  abc  das  absolute  Gewicht  des   vertriebenen 

Wassers  ausdriickt,  also  eben  das,  was  hier  durch  —  bezeich- 

m 

iiet  wird.  Uebrigens  muss  n  =  0  werden  für  den  Fall,  wo  der 
eingetauchte  Körper  gleiches  specif.  Gewiclit  mit  dem  Wasser 
hat,  wo  also  m  =  1  ist,  was  auch  aus  unsrer  Formel  hervor- 
gehet; die  Formel  des  Verf.  aber  gibt  für  diesen  Fall  ji  =  a. — 
Die  328ste  Aufg.  sollte  etwas  bestimmter  ausgesprochen  sein; 
D  ist  nicht  die  Grösse  sondern  der  Durchmesser  des  Korkcy- 
linders;  fernersoll,  wie  man  aus  der  Formel  siebet,  der  Ku- 
pfercylinder  mit  dem  Korkcylinder  zusammen  genau  so  viel  wie- 
gen als  die  Älenge  Wasser,  welche  gerade  ebenso  viel  Raum 
einnimmt,  welches  der  Ausdruck  sckwunmeri  nicht  bestimmt 
anzeigt.  —  Endlich  ist  in  der  letzten  Aufgabe  wahrscheinlich 
eine  Verwechselung  des  Halbmessers  mit  dem  üurcJiraesser  ge- 


geliehen;  denn  Rec.  findet  den  Durchmesser  =  f  A.  (  ^'"     ^^  ^ 


\   n 


=  0,9847    I  (m— 1)  Q     dagegen  ist  der  Zahlenkoefficient  des 

>J  (1-q)  mp  3 

Verf.  =  0,4923,  d.  i.  genau  die  Hälfte  von    1  JL,  so  dass  dea 

Verf.  Formel  den  richtigen  Werth  des  Halbmessers  angibt.  — 
Druck,  Papier  und  Figuren  sind  gut,  jedoch  haben  wir  folgende 
vom  Verf.  nicht  angezeigte  Druckfehler  bemerkt:  S.IO  Z.8  v.  u. 
auSt.3ö\l.  3^\;  S.  26  Z.  7  v.  u.  an  St.  3.4.5.4  1.  3.4.5.5; 

S.  105  Z.  14  an  St.  x  =  V^'""  ^  I.  x  = "  {^^lA  i    S.  123  Z.  4 

l»n  \     pn 

V.  u.  In  St.  h[«^+^'"^)-«(«--  +  2ni)Cc-2ni)] 

16  in 
,   h[I(c-^  +  ^m-)-c(c+2in)(o-2n03     g^g^  letzte  Z.  an  St. 
16  ni 
d^  a^ 

4  (^  ^^>i  1  4  /^S  ^—^ '  ^' ^^^  ^' ^*  *"  ^** Kubikzoll  1. Ku- 
^^^^"^^'  Qustav  Wunder. 


Ilcrrasdorrällandb.  zum  Untcrr.  in  d.  gem.  Arltlira.  191 

Handbuch^  zur  Beförderung  eines  gründlichen 
Unter  rieht  es  in  der  gemeinen  Arithmetik.  Eiit- 
hiiltciid  eine  reichhaltige  und  systeinaf,isc!i  {geordnete  8a  mm  Lung 
r  on  LIebungsa  ufg  aben  nebst  der  volUt.-indig  iiu.s<^(;rührteii 
Bcrcchnunfi^  und  Auflösung  derselben.  Für  den  öflentlichen  und 
Privat- Unterricht  und  für  das  Selbststudium  bearbeitet  von  J.IIcrms- 
dorf,  Lehrer  d.  Mathem.  an  der  Krenzschulc  zu  Dresden.  2ter  Uand, 
enthaltend  die  Re  ch?iung  sar  t  e  n  der  Zahlenverglei- 
chung.  —  Auch  unter  dem  besonderen  Titel:  Sammltmg 
von  U e b7i?igsanff^a be n  über  die  ge meinen  Rech- 
71  ungs arten  der  Zahlenver ^leichjing.  Zum  beque- 
men Gebrauche  in  Schulen  und  beim  Privatunterrichte ,  sowie  für 
das  Selbststudium  bearbeitet  von  J.  Hcrmsdorf  u.  s.  >v.  Meissen  bei 
Gödsche,  1827.  48  u.  243  S.  in  4.    1  Thlr.  12  Gr. 

Gründlich  kann  der  Unterriclit  in  der  Mathematik  nnr  dann 
genannt  werden,  wenn  er  den  Schüler  zur  deutlichen  Einsicht 
der  (Triinde  fülirt,  aus  welchen  die  Kichli5:keit  jeder  zur  Berech- 
nung irgend  einer  Ai!lgal)e  vorgeschriebenen, Kegel  vermöge  der 
JNatnr  der  Grössen  und  ihrer  Beziehungen  und  Verbindungen  her- 
vorgehet. Er  muss  dalier  ohne  Sprung  in  der  gehörigen  Ordntnig 
von  dem  Einfachsten  zu  dem  Zusammengesetzteren  fortschreiten, 
muss  den  Schüler  fortwährend  aufmerksam  machen  auf  den  Zn- 
sammeiiliang  des  Si>ätercn  mit  dem  Frülieren,  und  darf  ihm  nicht 
zumuthen,  eine  Regel  ijn  Allgemeinen  als  richtig  deswegen  an- 
zuerkennen ,  weil  sich  die  Richtigkeit  eines  nach  ihr  berechneten 
Resultates  durch  eine  sogenannte  Probe  bestätiget.  Ein  Iland- 
huch,  welches  zu  einem  gründlichen  Unterrichte  anleiten  soll, 
darf  daher  niclit  eine  blosse  Aufzählung  der  einzelen  Regeln  ent- 
halten, welche  in  den  Theil  der  Arithmetik  gehören,  den  die 
Gränzen  des  Buches  umfassen,  sondern  muss  nebst  der  Anwei- 
sung über  die  Anwendung  jener  Regeln  auch  wenigstens  eine  An- 
deutung der  Gründe  geben,  welche  ihre  allgemeine  Richtigkeit 
streng  darlhun;  jedoch  müssen  diese  Andeutungen  notliwendig 
in  ausiu!iili(  here  Auseinandersetzungen  übergehen,  sobald  das 
Buch  ni(ht  bloss  zum  Gebrauche  beim  mündlichen  Unterrichte 
sondern  aucii  zur  Leitung  des  Selbststudiums  bestimmt  ist  Der 
letztere  Fall  lindet  nach  Aussage  des  Titels  bei  dem  vorliegenden 
Buche  Statt,  welches  zwar  zunächst  als  eine  Sammlung  von  Ue- 
bungsaufgaben  betrachtet  werden,  zugleich  aber  auch  die  Dienste 
eines  Lehrbuches  für  {!iQn  '['heil  der  gemeinen  Aritbmetik  leisten 
soll,  in  welclien  die  hier  behandelten  iuliraben  gehören.  In  erster 
Hinsicht,  als  Sanimhiiig  von  Aiifgabcn,  durch  deren  Ausrechnung 
der  Schüler  die  schon  gelernten  Regeln  wiederholen  und  anwen- 
den soll,  verdient  das  Büch  natii  des  Rec.  Urthcil  allen  Beifall, 
lind  kann  mit  Recht  in  Rücksicht  auf  Verschiedenartigkeit  der 
Aufgaben  reichhaUig,   auch  g«it  geordn<;t  genannt  werden.     Was 


192  M  u  t  h  c  m  a  t  i  K. 

aber  das  Zweite  betriHl,  dass  das  Uiich  zudcidi  eine  Anleitung 
zum  grütidlic/ieji  Uiitcrriolitc  iti  der  gemeinen  Aritlimetik  sein 
soll,  so  glauben  wir  dem  Verf.  nicht  Unrecht  zu  tluin,  wenn  wir 
in  Beziehui:g  auf  die  oben  vorausgeschickte  licmerkung  iiber 
gründlichen  Unterricht  urtheilen,  dass  dem  Buche  manches 
fehle,  uui  diesem  Zwecke,  zumal  wenn  es  beim  Selbststudium 
gebraucht  werden  soll,  vollkommen  zu  entsprechen;  denn  es  wer- 
den hier  viele  Vorschriften  gegeben,  die  entweder  nicht  griiud- 
lich  oder  deutlich  genug,  oder  gar  nicht  bewiesen  sind,  ja  zum 
Theil  auch  hier  gar  nicht  bewiesen  w  erden  konnten,  weil  sie  Leh- 
ren voraussetzen,  die  liier  noch  nicJit  als  bekannt  vorausgesetzt 
werden  durften.  Wir  wollen  dieses  ürtheil  durch  genauere  An- 
gaben zu  bestätigen  suchen. 

Das  ganze  Euch  zerfällt  in  zwei  Theile ,  welche  parallel  ne- 
ben einander  foitlaufen,  (der  zweite  hat  auch  seinen  besonderen 
Titel.)  Der  erste  kleinere  nämlich  enthält  in  verschiedenen  Ab- 
schnitten mancherlei  Aufgalien;  jedem  Abschnitte,  welcher  eine 
gewisse  Klasse  von  Aufgaben  in  sich  begreift,  sind  Fragen  über 
die  Theorie  der  betreffenden  Rechnungen  vorausgeschickt.  Im 
zweiten  Theile  findet  man  in  derselben  Ordnung  die  Beantwor- 
tung dieser  Fragen  und  die  vollständig  ausgeführte  Berechnung 
inid  Auflösung  der  Aufgaben.  Durcli  diese  Ehirichtuiig  wird  das 
Buch  allerdings  passend  sowohl  zur  Anwendung  in  öIFentlichen 
Scliulen,  wo  dann  aber  die  Schüler  nur  den  ersten  Tiieil  in  Hän- 
den haben  dürfen,  als  zum  Gebrauche  beim  SelbststudiuiO,  wo- 
bei der,  welcher  es  benutzt,  bei  eintretenden  Schwierigkeiten 
oder  zur  Prüfung  der  gefundenen  Besultate  Ci^w  zweiten  Theil  zu 
Rathe  ziehen  kann.  —  Was  den  Umfang  des  Buches  als  einer 
Sammlung  von  Uebungsaufgaben  betrifft,  (als  welche  wir  es  zu- 
erst betrachten,  und  daher  von  den  jedem  Abschnitte  vorausge- 
schickten Fragen  und  den  entsprechenden  Antworten  für  jetzt  ab- 
sehen wollen,)  so  wird  derselbe  erhellen  aus  folgender  kurzer 
üebersicht  des  Inhaltes;  (durch  I  bezeichnen  wir  den  ersten, 
durch  II  den  zweiten  Theil.)  Das  Ganze  zerfällt  in  fünf  Abthei- 
lungen: die  Iste  handelt  von  der 'ariihmetischen  Froportions- 
reclinung,  die  2te  voji  <S.>^\\  geometrischen  eisiiachen Proportionen 
in  reinen,  die  3te  von  denselben  in  benannten  Zahlen,  die  4te 
von  den  geometrischen  zusammengesetzten  Proportionen,  und  die 
5tc  von  der  Gesellschaftsrechnung,  Vermischungsregel,  und  Re- 
gula Falsi.  Jede  Abtheilung  enthält  mehrere  einzele  Abschnitte, 
wie  folgt:  Iste  Ab  theil.  A)  Aufgaben,  um  zu  drei  gegebenen 
Gliedern  einer  arithmetischen  unterbrochenen  Proportion  das  4te 
zu  finden  I,  S.  2;  II,  S.  10 — J;>.  —  B)  Aufgaben  zu  zwei  ge- 
geb.  Gliedern  einer  stetigen  Proportion  das  Ste  zu  linden  I,  S.  S; 
il,  S.  13  — 15.  —  C)  iVufgaben  zu  zwei  gegeb. Gliedern  und  der 
Differenz  einer  unterbrochenen  arithmet.  Proportion  die  beiden 
übrigen  Glieder  zu  linden  I,  S.  S  und  4;  ü,  S.  15—20.  —  D) 


lIcrmsdoiTs  Ilandb.  zum  Untcrr.  in  li.  ^eni.  Arithni.  103 

Aiifs:al)eii  zu  eiiicMii  Giicde  imtl  der  DilTorcnz  einer  stetigen  aritli- 
iiiet.  l*ro|)orti<)n  die  iil)ii£:(ii  zu  fiiideti  1 ,  4  uud  5;   II,  21  —  2ö. 
—  E)  Vermischte  Auliiiiben  aus  allen  vorhergclienden  Abschnit- 
ten mit  ncsativen  Gliedern  1,  5  und  (i;  II,  20 — 2JK  —  F)  Ver- 
mischte Ani'irahen,  in  welchen  arilhniet.  Proportionen  Anwendung 
linden  (  Reduktion  der  Jahreszahlen  u.  s.  w.  nach  verschiedenen 
Zeitrechniuiiren)  1,  (>— 8;  II ,  2J)— "S.  —  iLe  JbllitiL  A)  Auf- 
gaben zu  drei  Gliedern  einer  unterbrochenen  geometr.  Proportion 
das  4te  zu  linden  I,  J);  II,  44  —  48.    ü)  Aul'^^aben  zu  zwei  Glie- 
dern einer  sletii^en  geometr.  Proportion  das  Ste  zu  linden  I,  10; 
II,  49  —  54.    C)  Aufgaben  zu  zwei  gegeb.  Gliedern  und  den  Ex- 
ponenten einer  unterbrochenen  Proportion  die  iibrigen  zn  linden 
I,  10  und  11;  II,  54 — 5!).     D)  Aufgaben  zu  einem  gegeb.  Gliede 
und  dem  Exponenten  einer  stetigen  Proj)ortion  die  iibrigen  zu  lin- 
den I,    11  und  12;   II,  59  —  (>4.     E)  Vermischte  Aufgaben  für 
Proportionen  mit  negativen  Gliedern  I,  12;  II,  (J4  —  (iH.  —  3/e 
Ahl/ieil.  A)  (S  Aufgaben  aus  der  einfachen  Ileduktionsrechnung, 
oder  Verwandlung  der  Miinzen,    iMaasse  und  Gewichte  des  einen 
Landes  in  die  eines  andern  I,  14 — 10;  II,  74 — 80.    li)  22  Aufga- 
ben aus  der  einfachen  Zinsreclmung  1,17  und  18;  II,  80  —  96. 
C)  10  Aufgaben  zur  ßercclinimg  der  Arbeiter,    der  Arbeitszeit 
und  dco  Arbeitslohnes  im  Verhältnisse  zur  Arbeit  I,  18  —  29;  II, 
96  — 102.     1>)  5  Aufgaben  zur  Berechnung  der  Länge  der  Zeuge 
von  \erschiedener  Breite  I,  20;  H,  lOo — 105.     E)  6  Aufgaben 
zur  Berechnung  der  zu  konsumirenden  Dinge,  der  Portionen  ,  der 
Konsumtionszeit  u.  s.  w,  I,  20;  II,  105 — 108.  Ilieranf  noch  Ita- 
lienische oder  wälschc  Praktik,  24  Beispiele  zur  Anwendnng  Aon 
fimf  besonderen  Regeln,  I,  23  —  25;    II,   12T — 138;   ferner  6 
Aufgaben  aus  der  eiiifaclieu  Regcldetri,  bei  denen  die  Rechnung 
mit  Decimalbri'ichen  in  Anwendnng  gebracht  werden  kann,  I,  25; 
II,  i:J8  — 142,   und  12  verraisclite  Aufgaben  aus  der  Regeldetri 
zum  Theil  in  V^erbindung  mit  andern  Rechnungsarten  I,  20  und 
27;  II,  142  —  150.  —  Ue  AbthelL  A)  14  Aufgaben  aus  der  Re- 
gula Quinqne  1,  29;  II,  164  — 175.     B)  4  Aufgaben  aus  der  Re- 
gula Sei)tera  I,  30;  II,  175 — 177.     C)  4  Aufgaben  aus  der  Re- 
gula iNo\em  I,  31;  II,  n'S — 181.     D)  3  Aufgaben  aus  der  Re- 
gula Lndecim  I,  31  und  32;  II,  181  — 184.    Ferner  8  Aufgaben 
zur  Aullosung  nach  der  Reesischen  Regel  I,  32  nnd33;  H,  184 — 
192,  und  14  Aufgaben  zur  Aullösnng  durch  den  Kettensatz  I,  33 
— 35;  II,  192 — 202.  —  UtAbtUcil.  15  Aufgaben  iiber  die  ein- 
fache Gesellschaftsrechnung  I,  »7— 39;  H,  200—214.    12  Auf- 
gaben aus  der  zusammengesetzten  Gesellschaftsrechnung  I,  39 — 
41;   II,  214 — 224.     21  Aufgaben  aus  der  Vermischimgs-  und 
Alligations -Rechnung  I,  41—44;  H,  220 — 235.     12  Aufgaben 
aus  der  Regula  Falsi  I,  45  und  40;  II,  237  —  243. 

Ilii'.rnäclist  bemerken  wir,   dass  die  (iegenstände,  deren  Be- 
rechnung in  den  Aufgaben  verlangt  wird,    theils  ans  dem  wissen- 

13* 


194  M  R  t  h  o  m  n  t  i  k. 

Kcliaftliclien ,  thcils  und  liauptsächlich  aus  dem  gemeinen  Leben, 
»berliaupt  aber  zweckinässiir  gewühlt  sind.  Die  Aufgaben  selbst 
sind  im  ersten  Theile  last  durchgiiiigig  deutlicli  und  bestimmt 
ausgesprochen,  und  im  zweiten  findet  man  von  jeder  die  ausführ- 
h'che  Ausrechnung,  die  natiirlich  immer  nach  der  allgemeinen 
Regel  geschieht,  welche  zu  Anlange  jedes  Abschnittes  angege- 
ben ist,  und  zu  deren  Uebung  eben  die  Berechnimg  der  Aufgaben 
dienen  soll.  Nur  selten  sind  wir  auf  Aufgaben  gestossen,  welche, 
insofern  sie  auf  anderem  Wege  kürzer  oder  bequemer  berechnet 
werden  können,  nicht  ganz  zweckmässig  gewählt  sind  ;  dahin  ge- 
hört eine  Aufgabe  aus  der  Zeitrechinmg,  zu  Ende  der  Isten  Ab- 
theil. ,  von  welcher  unten  mehr  die  Rede  sein  w  ird ;  ferner  die 
lote  Aufgabe  aus  der  Gesellschaftsrechnung,  welche  zwar  als  ein 
dahin  gehöriges  Exempel  behandelt  werden  kann,  aber  eine  kVir- 
zere  Berechnung  zulässt;  denn  ohne  Anwendung  der  Gesellschafts- 
rechnung findet  man ,  dass ,  wenn  ein  Gläubiger  60  Procent  er- 
halten soll,    seine  Forderung  durch  —--  =:  —  multiplicirt  werden 

rouss,  wenn  man  wissen  will,  wie  viel  er  wirklich  empfängt.  Die 
4te  Aufgabe  zur  Regula  Falsi,  welche  der  Verf.  II,  S.  238  nach 
der  Regula  Falsi  duplicis  positionis  behandelt,  konnte  viel  einfa- 
cher durch  Annahme  nur  einer  falschen  Zahl  berechnet  werden; 
eben  das  gilt  von  der  gleich  dar;^uf  folgenden  5ten  Aufgabe,  und 
auch  dielte  koimte  auf  weit  kiirzerem  Wege  gelost  werden;  denn 
wenn  die  Hälfte  ehier  Menge  Bi'icher  deutsch,  der  4te  Theil  der- 
selben lateinisch,   und  120  Stück,   als  die  übrigen,  französisch 

sind,  so  muss  das,  was  übrig  bleibt,  wenn  -^  und  —  vom  Gan- 
zen genommen  wird,  d.  i.  —  des  Ganzen  =  120,  also  das  Ganze 

selbst  =  480  sein.  Auch  hätte  die  Rechnung  mit  Decimalbriichen 
auf  einige  andere  Fälle  passender  angewendet  werden  können, 
als  gerade  da,  wo  es  wirklich  geschehen  ist,  nämlich  in  den 
Exempein  für  die  Rcgeldetri  zu  Ende  der  4ten  Abtheil.  II,  138 
— 142,  wo  Groschen  und  Pfennige  als  Theile  des  Thalers,  oder 
Lothe  als  Theile  des  Pfundes  u.  s.  w.  in  Decimalbrüchen  ausge- 
drückt werden,  ob  sie  gleich  an  sich  sehr  einfache  gemeine  Brü- 
che sind,  so  dass  die  Rechnung  durch  ihre  Verwandlung  in  De- 
cimalbrüche  gewiss  nicht  kürzer  wird;  ausserdem  sind  hier  gerade 
die  gemeinen  Brüche  dem  Gebrauche  im  gemeinen  Leben  viel  an- 
gemessener als  die  Decimalbrüche :  dagegen  wäre  die  An<vendung 
der  letzteren  z.  B.  zweckmässig  gewesen  bei  der  Reduktion  der 
Pariser  Kuss  auf  Dresdner  II,  154.  Uebrigens  hätten  in  einigen 
Evempcin  derProportionsreclmung,  z.B.  II,  185  No.  2,  bei  dem 
gegenseitigen  Aufheben  auch  die  Nenner  der  Decimalbrüche  weg- 
geschafft werden  sollen;  —  das  Exempel  II,  211  No.  11  wäre 
abgekürzt  worden ,  wenn  2  :  5  an  Statt  des  Verhältnisses  98 : 245 


lIcriiisilorFd  Iluiulb.  zum  Untorr.  In  d.  grm.  Aritliiii.  105 

i^cnonimca  worden  wäre.  Eigentliche  Keclinuiigsrehter  sind  dem 
Kec.  mir  sehr  wenige  anfgestossen:  in  H,  141  No,r>  ist  fHlschlich 
das  Kesultat  22,40  angegeben,  an  Statt  21,005«.     In  11,  i48  am 

Ende  des  2ten  Exempels  ist  durch  ein  Versehen  .■  " ..  -  an  Statt 

1811 

75   gesclirieben,    wodurch  nun  auch  das  Endresultat  S.  151 


fälschlich  625  -^p^;^  an  Statt  625  ^7^  angegeben  ist.  Schon  deswe- 


:1±.  an  Statt  625  — 

50(»8  5UÜ8 

gen  wäre  es  gut  gewesen,  wenn  der  Verf.  zur  Probe  dieselbe 
Aufgabe  auch  noch  auf  dem  möglichen  kiirzeren  Wege  berechnet 
liätte,  (in  6  Sekunden  fällt  der  Körper  durcli  36 X  15^  Kheinl. 
F.  u.  s.  M. )  —  Dieses  ist  alles,  was  Avir  gegen  das  Itiich  zu  be- 
merken liaben,  insofern  wir  es  nur  als  eine  Sammlung  von  Auf- 
gaben betrachten,  welche  dem  Schiller  zur  Wiederholung  und 
Anwendung  des  in  den  Lehrstuuden  Gelernten  dienen  sollen;  da 
lier  wir  es  denn  auch  in  dieser  Hinsicht  mit  gutem  Gewissen  em- 
plehlen  zu  können  glauben.  Allein  mehr  finden  wir  auszustellen 
an  der  Einrichtung  des  IJuclies,  insofern  es  als  Anleitung  zum 
ersten  und  gründlichen  Unterrichte  gebraucht  werden  soll,  zu 
uelchein  Zwecke  die  schon  erwähnten  Fragen  und  deren  Beant- 
wortung den  Aufgaben  vorausgeschickt  sind,  die  wir  jetzt  ge- 
nauer betrachten  wollen.  —  Die  Form  der  Fragen  überhaupt 
bxlieint  der  Verf.  desiialb  gewählt  zu  haben,  weil  vermuthlich 
Beine  Absicht  war,  dem  Schüler  solle  bei  dem  öffentlichen  Unter- 
richte nur  der  erste  Theil  des  Buches  gegeben  werden,  während 
der  zweite  für  den  Lehrer  oder  auch  für  den  Selbstlernenden  be- 
stimmt ist.  Die  Fragen  sind  sämmtlich  kurz  und  so  bescliaffen, 
dass  der,  welcher  sie  beantworten  soll,  mit  den  sie  betreffenden 
Gegenständen  schon  bekannt  sein  muss;  sie  können  also  nur  die- 
nen theils  dem  Lehrer  zur  Andeutung  dessen,  was  er  erklären 
soll,  theils  dem  Schüler  zur  Anleitung  der  Wiederholung.  Dage- 
gen lässt  sich  nur  erimiern ,  dass  der  Lehrer  selbst  wissen  müsse, 
was  er  zu  fragen  und  zu  erklären  liabe,  und  dass  der  fleissige 
Schüler  auch  ohne  eine  solche  Veranlassung  das  in  den  Lehrstuu- 
den Gehörte  wiederholen,  der  träge  dagegen  auch  diese  Fragen 
unbeachtet  lassen  werde.  Die  im  2ten  Theile  gegebenen  Antwor- 
ten aber,  mögen  sie  nun  für  den  Lehrer  oder  für  einen  Lernen- 
den ,  der  sich  ohne  Anleitung  eines  Lehrers  daraus  unterrichten 
will,  bestimmt  sein,  miissten  hi Beziehung  auf  einen  gründlichen 
Unterricht  so  eingerichtet  sein,  dass  durch  sie  die  allgemeine» 
Lehren  und  Vorschriften,  welche  sie  enthalten,  nicJit  allein 
leicht  aufgefasst  und  angewendet,  sondern  auch  mit  vollkomme- 
ner Ueberzengiing  als  richtig  anerkannt  werilen  mussten.  Nun 
linden  sich  aber  erstens  manche  unter  ihnen,  welche  im  Verhält- 
niss  zum  behandelten  Gegenstande  zu  kurz  oder  doch  zu  wenig 
deutlich  sind,  als  dasä  sie  von  dem,  welcher  mit  der  Sache  selbst 


um  M  ii  t  h  e  lu  II  t  i  k. 

nocli  unbekannt  ist,  ohne  andcrweitifre  Erläntenin^  dcuüirh  ein- 
gesehen werden  können;  sodann  werden  >iele  Vorscliril'ten  ohne 
]\ac!> Weisung  des  Grundes  gegeben,  und  zwar  theils  solche,  de- 
ren IMclitigkeit  ans  dem ,  was  vorausgesetzt  werden  durfte,  leicht 
Jiewiesen  werden  konnte,  tlieils  soiclie,  deren  Beweis  freilich 
Lehren  voraussetzt,  welche  liier  als  bekainit  nicht  angenoinnieu 
werden  durften.  Um  in  möglichster  Kürze  die  Belege  zu  dieser 
Aussage  zu  geben,  und  überliaupt  das  niitzutheilen,  was  uns  be- 
souders  erwähnungswerth  scheint,  wollen  wir  unsre  Bemerkun- 
gen iiber  einzelne  Stellen  des  Buches  in  der  Ordimng  geben,  als 
die  letzteren  im  Buche  seihst  auf  einander  folgen,  um  nicht  etwa 
genöthiget  zu  sein,  die  eine  oder' andere  Stelle  mehrmals  zu  er- 
M'ähnen.  ' 

In  II,  S.  1  No.  4  wird  nacli  Erklärung  des  Verhältnisses  das 
\ Orderglied  von  dem  Hintergliede  nur  so  unterschieden,  dass 
jenes  das  voranstehende,  dieses  das  nachfolgende  sei;  allein 
tbeils  überhaupt  um  grösserer  Bestimiutlieit  willen,  tlieils  beson- 
ders zur  leichteren  und  sicheren  Begriuidung  der  später  S.  3  iVo. 
12  erwähnten  Eigenschaften  einer  arithmetischen ,  und  S.  33 — 30 
einer  geometrischen  Proportion  ist  es  zweckmässiger,  das  Vor- 
derglied als  dasjenige  zu  erklären,  aus  welcliem  das  Ilinterglied 
entstellet,  bei  dem  arithmetischen  Verhältnisse  durch  Addition, 
bei  dem  geometrischen  durch  Multiplikation.  Hierdurch  wird  zu- 
gleicli  fi"ir  das  arithmetische  die  DilFcrenz,  fiir  das  geometrische 
der  Name  (nicht  Exponent,  wie  der  Verf.  sagt,)  schärfer  be- 
stimmt; lässt  man  es  aber  unbestimmt,  zu  welchem  der  beiden 
Glieder  eines  arithmetischen  Verhältnisses  die  Dili'erenz  addirt 
werden  miisse,  so  entsteht  daraus  fiir  die  Folge  viel  Schwan- 
kendes, und  ganz  Aehnliches  gilt  in  Hinsicht  des  geometrischen 
Verhältnisses.  Die  Schwierigkeit,  die  ein  erster  Anfänger  bei 
dieser  Erklärung  finden  kann,  wenn  das  Vorderglied  eines  arith- 
metischen Verhältnisses  grösser  als  das  Ilinterglied  ist,  lässt  sich 
dadurch  heben,  dass  man  die  Ditferenz  fVir  diesen  Fall  subtrakliv 
nennt,  weil  sie  entstehet  durch  Subtraktion  einer  grösseren  Zahl 
von  einer  kleineren,  des  Vordergliedes  vom  Hintergliede,  so  dass 
die  übrigbleibende  Zahl  eine  solche  ist,  die  eigentlich  noch  ab- 
gezogen werden  sollte;  zugleich"" wird  hierdurch  der  Anfänger 
auf  die  einfachste  Art  zum  Begriffe  negativer  Zahlen  geleitet.  In 
No. 7  S.2  heisst  es:  „die  Grösse  zweier  oder  nie/ircrer  Verhält- 
nisse wird  durch  die  Verhältnisszeiger  — bestimmt;"    aber 

man  kann  ja  auch  die  Grösse  eines  einzigen  Verhältnisses  betrach- 
ten. In  No.  12  sind  die  wichtigsten  Eigenschaften  der  arithmeti- 
schen Proportion  aufgezählt  und  an  Beispielen  erläutert,  aber 
ofuie  Nachweisung  des  Grundes,  z.  B.  gleich  zuerst  der  Salz,  dass 
dieinuern  und  äussern  Glieder  gleiche  Summen  geben.  Hätte  der 
Verf.  vorher  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  und  wie  man  jede 
der  drei  Grössen:    Vorderglied,  Ilinterglied  und  Dillerenz,  aus 


IIcrnisdoiTä  Handb.  zuinUnterr.  in  d.  gem.  Aritluu.  1J)1 

den  beiden  andern  bestimmen  könne,  so  wiirden  sowohl  dieSä(zc 
in  j\o.  12  als  die  Aulgabeii  in  iNo.  13  (S.  4)  an  Deiilliclikeit  imd 
(jlnindliclikeit  viel  gewonnen  lial)en,  und  die  Anl'irabe  in  INo.  IT»: 
„zn  zwei  Cliedern  inid  der  Dillerenz  der  \  erhäitnisse  einer  initer- 
brochenen  arithmetischen  Proportion  die  beiden  iibrigen  zn  lin- 
den," welche  so  ausgedriickt  noch  dazu  unbestimmt  ist,  wäre 
als  überfliissis;  ganz  weggefallen.  Denn  was  der  Verf.  bei  dieser 
(Jelegenheit  in  einigen  Anmerkungen  (S.  5 — 7)  iiber  die  Rech- 
nung mit  entgegengesetzten  (irössen  miltheilt,  verschalft  dem 
Anfänger  doch  keine  gründliciie  Kenntiiiss,  vvenn  nicht  eine  ge- 
nauere Unterweisung  hinzukonuut,  konnte  aber  auch  der  übrigen 
Einrichtung  des  Buches  gemäss  insofern  Avegfallen,  als  von  der 
Jteclinimg  mit  entgegengesetzten  Grössen  weiter  keine  Anwen- 
dung gemacht  wird,  ausser  in  einigen  Exempeln  an  Proportionen, 
welche  negative  Glieder  enthalten,  (die  doch  im  gemeinen  Leben 
niclit  leicht  vorkommen,)  und  noch  in  ehier  Vorschrift  für  die 
Regula  Falsi  (U,  2o(»),  wo  sie  aber  selir  gut  umgangen  werden 
kann,  wie  wir  unten  zeigen  werden.  Eine  Proportion,  für  wel- 
che die  Ilinterglieder  gegeben  sein  sollen,  schreibt  der  Verf.  S.6 
so:  8  —  X  =  13  —  y,  und  bei  gegebenen  Vordergliedern  S.  15: 
X  —  a  =  y  —  b,  ganz  gegen  die  von  ihm  aufgestellte  Erklärung. 
Am  Ende  der  ersten  Abtheilung  finden  sich  als  Anwendung  der 
Lehren  von  der  arithmetischen  Proportion  einige  Aufgaben  zur 
Reduktion  der  Jahre  und  Monatstage  nach  verschiedenen  Zeit- 
rechnungen; im  Allgemeinen  ist  hierbei  zu  bemerken,  dass  sie 
ii'sofern  nicht  ganz  passende  Beispiele  sind,  als  zwar  eine  Sub- 
traktion dabei  zu  verrichten,  aber  gewöhnlich  auch  noch  andere 
Rechnungen  anzustellen  sind,  besonders  was  die  Reduktion  auf 
die  Türkische  Zeitrechnung  betrifft,  fürwelclie  der  Verf.  S.6  und 
1  des  ersten  Theiles  einige  Vorschriften  gibt,  gegen  die  mehre- 
res  zu  erinnern  ist.  Es  heisst  nämlich  S.  6:  „Es  verhält  sicli  da- 
Jier  das  Türkische  ziun  Juüauischen  sehr  genau  wie  0,?>70203  zu 
l-lKiO"?!,  d.  h.  ein  Juliauisches.lahr  ist  gleich  1,(K>07I  Türkischen 
.lahren,  und  ein  Türkisches  .Jahr  gleich  (),0702»3  .lulianischen.'-'' 
Allein,  wie  der  V^erf.  selbst  bemerkt,  das  astronomische  Monden- 
jahr, wonach  die  Türken  rechnen,  beträi:t^r>4  Taire  H  St.  48  M. 
a()  S.  =  30017310  S. ;  das  .lulianisdie  aber  305  T.  5  St.  48  M. 
48  S.  =  315ö0ü:i8  S.;  demuach  verhält  sich  das  Türkische  Jahr 
zmn  Julianischen  wie  30017310  zu  315501>28  oder  wie  1  zu 
1,03«088!)1  oder  Nsie  0.!n02248(j  zu  1  ,  d.  i.  ein  Julianisches  J.= 
1,«r3008891  Türkischen  Jahren,  und  ein  Türkisches  =:0,;n<)2248f> 
Julianischen,  l^m  nun  ein  nach  der  Juliaulsclien  Zeitreclinung 
angegebenes  Datum  auf  dit;  Türkische  zu  reduciren ,  v\ird  vorge- 
iichrieben,  man  solle  die  Anzahl  \ou  Tagen,  welche  das  Datum 
über  die  Anzahl  \ollerJalire  noch  euthält,  hi  einen  Decimalbrucli 
des  Jahres  verwandeln,  von  dem  Kesullate  abzieluMi  den  Bruch 
02 1,53G03  (durch  einen  Druckfehler  heisst  es  einmal  021,53772), 


198  Mathematik. 

welcher  den  Zeitraum  zwisclieii  den  Epochen  der  JuHanischen 
und  Türkischen  Zeitrecluiung  in  Julianischen  Jaliren  ausdriickt, 
und  zuletzt  den  Rest  in  Tiirkische  Jahre  verwandeln.  J)iese  Uecli- 
nung  (in  derThat  nicht  sehr  passend  als  Exempel  l'iir  Anwendung 
der  arithmetischen  Proportionen)  wird  offenhar  dadurch  ziemlich 
ziisamnieiigesetzt  und  weitläufig,  dass  eine  Anzahl  Tage  erst  als 
ein  Uecimalbruch  des  Julianischen  Jahres  ausgedrückt,  dann  mit 
einem  andern  vielziffrigen  Decimalbruche  multiplicirt,  und  das 
Resultat,  welches  imn  ein  Decinialbruch  des  Türkischen  Jahres 
ist,  wieder  in  Tage  verwandelt  werden  muss;  und  dabei  ist  doch 
noch  nicht  Rücksicht  genommen  auf  die  von  den  Türken  in  Be- 
ziehung auf  das  Zurechnen  eines  Schalttages  befolgte  Regel,  dass 
jedesmal  darui  das  Jahr  zu  355  Tagen  gerechnet  wird,  wenn  der 
üeberschnss  des  astro/iojniso/itn  Mondjahres  über  das  hiirger- 
liclie ,  nämlich  8  St.  48  M.  30  S.  von  Jahr  zu  Jahr  angehäuft  nach 
Alxzug  der  ganzen  Tage  mehr  als  12  Stunden  beträgt.  Vorzügli- 
cher ist  daher  die  Regel  zu  der  hier  verlangten  Reduktion,  wel- 
che Ideler  gibt  in  seinem  llandb.  d.  Chronologie  Th.  2  S.  487 
folg.  —  In  II ,  33 — 36  sind  die  w  esentlichen  Eigenschaften  einer 
geometrischen  Proportion  aufgezählt  und  an  Beispielen  erläutert, 
doch  findet  man  wieder  nichts  von  dem  Grunde  erwähnt.  Die 
J^erwecJiselnng-  und  Umhelirung  ist  nicht  streng  genug  geschie- 
den; es  lieisst  S.  35,  1:  „in  jeder  geometrischen  Proportion  las- 
sen sich  die  vier  Glieder  derselben  und  zwar  sowohl  durch  Ver- 
wechselung der  äussern  und  Innern  Glieder  als  auch  durch  Um- 
kehrung der  Verhältnisse  überhaupt  acht  mal  versetzen."  Bei  je- 
der ümkehrung  werden  ja  die  innern  und  äussern  Glieder  noth- 
wendig  mit  einander  verwechselt ;  soll  also  f^erweckseiuiig  ge- 
nau verschieden  sein  von  Uryihe/irujig ,  so  kann  man  unter  jener 
nur  die  gegenseitige  Umstellung  der  iimern  Glieder,  unter  dieser 
aber  die  Umkehrung  jedes  Verhältnisses  verstehen.  Als  dritte 
Veränderung  kann  noch  die  Umtauschung  der  Verhältnisse  ge- 
nannt werden,  nach  welcher  das  Verhältniss  vorangestellt  wird, 
welches  anfangs  nachstand;  dieses  gewährt  den  Vortheil,  dass 
man  leicht  die  acht  möglichen  Anordnungen  übersiehet:  man  wen- 
det nämlich  sowohl  auf  die  ursprüngliche  als  auf  die  verwechselte 
Proportion  die  Umkehrung  an,  und  hat  so  in  Allem  ^ier  Anord- 
nungen; stellt  man  nun  noch  in  jeder  die  Verhältnisse  um,  so  er- 
hält man  im  Ganzen  acht  Versetzungen.  Aus  der  Proportion  5:20 
=  15  :  6«  kann  man  auf  diese :  00 :  15  =  20 : 5  nicht  ohne  Um- 
kehrung kommen,  und  docli  ist  sie  vom  Verf.  aufgeführt  als  durch 
Verwechselung  entstanden.  —  In  Hinsicht  der  Aufgabe  II,  34 
No.  4:  „zu  zwei  Gliedern  und  den  Exponenten  der  Verhältnisse 
die  beiden  aiulern  Glieder  zu  finden,"  gilt  wieder,  was  über  die 
ähnliche  für  die  arithmet.  Proportion  bemerkt  ist;  sie  wäre  ganz 
überflüssig,  sobald  gelehrt  worden  wäre,  wie  von  den  drei  Stü- 
cken: Vorderglied,  Hinterglied,   und  Name  eines  Verhältnisses, 


Ifcrmsdorfs  Handl).  zum  Untorr.  in  d.  gem.  Arithm.  19J) 

jedes  ans  den  beiden  andern  bestimmt  wird,  Melches  wieder  den 
JJcweis  mancliei-  eiwäbiUen  KigeiischaCten  der  ireoiiietr.rroporlioii 
sehr  leii'ht  gemacht  hätte.  Was  S.  41,  c)  von  den  Glliedern  einer 
Proportion,  insofern  es  ä'-lün  üriirhe  sind,  gesagt  ist,  gilt  aucli, 
wenn  es  vnäcJitc  Briiche  sind.  Zn  Anlange  der  3teii  Abtheil. 
S.  61) — 74  befinden  sicli  die  Antworten  anl"  die  im  ersten  Theilc 
vorgelegten  Fragen  Viber  praktisclie  Anwendung  der  geometr.Ver- 
Iiäilnisse  und  Proportionen  auf  mancherlei  Rechnungen ,  nament- 
lich über  die  Gegenstände,  auf  welche  Viberliaupt  die  geometr. 
Proportionen  anwendbar  sind,  iiber  die  Art  der  Anwendung,  die 
einfache  und  zusammengesetzte  Regeldetri,  den  Ansatz,  die  Re- 
duktion und  Auflösung  eines  B]\empels  lur  die  Regeldetri.  Man- 
clies  wird  liier  einem  Anfänger,  der  nicht  noch  mVmdliche  Erldn 
terung  erhält,  dunkel  bleiben,  da  die  Regeln  niclit  sogleich  durch 
Anwendung  auf  ein  Beispiel  erläutert  werden:  unter  andern  was 
über  die  Aufgaben  aus  der  zusammengesetzten  Regeldetri  gesagt 
ist,  welchem  der  ßegriff  von  zusammengesetzten  Verliältnissei» 
hätte  vorausgeschickt  werden  sollen.  Üngewölinlicll  ist  es,  dass 
der  \erf.  durch  Rtduhliun  zugleicli  mit  die  Ausrechnung  des 
4teu  Gliedes,  durcli  Sulullon  nur  die  besondere  Angabe  des 
schon  bereclinelen  Gliedes  nebst  der  Probe  bezeichnet.  —  Wa- 
rum es  erlaubt  ist,  die  beiden  ersten  Glieder  durcli  ein  gemein- 
schaftliches 3Iaass  zu  dividiren,  u.  dergl.  m.,  dariiber  ist  gar 
nichts  gesagt.  —  Fiir  die  wälsclie  Praktik  werden  S.  I2ß  u.  127 
fünf  besondere  Regeln  angegeben;  in  Betreff  der  zweiten  ist  zu 
bemerken,  dass  die  Zahl,  welche  man  zerstreuen  will,  nicht  ge- 
rade eine  Primzalil  sein  muss,  wie  denn  der  Verf.  selbst  diese 
Regel  im  Folgenden  auch  auf  andere  Zahlen  anwendet,  üebri- 
gens  ist  die  Schreibart:  Addent  für:  Addend,  und  der  Ausdruck: 
gemischter  Bruch  für:  gemischte  Zahl  auffallend.  —  Der  4ten 
Abtheil,  sind  S.  157 — lf>4  genauere  Auseinandersetzungen  iiber 
zusammengesetzte  Verhältnisse  und  Proportionen,  ihre  Anwen- 
dung auf  Rechnungsfälle  der  Regula  multiplex,  die  Reesische 
Regel,  und  die  Kettenregel  vorausgeschickt.  Hätte  nur  der  Verf. 
die  ersten  Sätze  der  reinen  Proportionenlehre  bewiesen,  worauf 
picli  die  hier  gegebenen  Regeln  griniden,  als:  ein  Verhältniss 
bleibt  ungeändert,  wenn  man  dessen  Glieder  durch  einerlei  Zald 
niulliplicirt  oder  di\idirt,  die  Produkte,  welclie  man  erhält,  wenn 
man  die  gleichliegenden  Glieder  zweier  oder  mehrer  Proportio- 
nen mit  einander  multipllcirt,  bilden  wieder  eine  Proportion,  lu 
8.  w.,  so  würde  dem  hier  Mitgetheilten  strenge  Gründlichkeit 
nicht  abgesprochen  werden  können;  deutlicli  und  verständlich  ist 
alles;  nur  Jiätte  bei  der  Kettenregel  bestimmter  gezeigt  werden 
sollen,  dass  und  wie  sich  ein  dafür  passendes Fxempel  auch  nach 
der  gewöhnlichen  zusamtnengesetzten  Proportionsreclumng  aus- 
rechnen lasse,  oder  dass  die  Gleichungen  des  Kettensatzes  in  der 
That  eben  so  \iel  Proportionen  von  der  Beschaffenheit  geben. 


200  M  u  t  h  c  ra  n  t  i  k. 

als  S.  104  IVo.  16  bezeichnet  sind.  —  Die  S.  203—200  angege- 
benen Regein  über  die  rJesellscliaftsrechnung  sind  ebenfalls  deut- 
lich nndanch^  einen  Fall  ausgenommen,  ansfiihrlich  genug;  zur 
vollkommenen  Gründliclikeit  fehlt  nur  noch  der  Beweis  des  Salzes, 
dass  bei  mehreren  gleichen  Verhältnissen  die  Summe  aller  Vor- 
derglieder zur  Summe  aller  Ilintcrglieder  sich  verhält  wie  irgend 
ein  Vorderglied  zu  seinem  Mintergliede.  Der  oben  ausgenommcne 
Fall  aber  ist  der  in  No.  12  S.Ü05  erwähnte,  wo  die  gegenseitigen 
Verhältnisse  der  Theile  durch  mthr  von  einander  verschiedene 
Zahlen  bestimmt  sind ,  als  Theile  gemacht  werden  sollen.  Der 
Verf.  nimmt  an,  dass  das  Verhältniss  eines  Theiles  zu  jedem  der 
übrigen  gegeben  ist:  es  kann  aber  auch  das  Verhältniss  jedes 
Theiles  zum  nächst  folgenden  unmittelbar  bestimmt  sein,  in  wel- 
chem Falle  die  Regel  etwas  anders  lauten  rauss,  wenn  man  nicht 
erst  eine  uunöthige  Umwandlung  vornehmen  will;  auch  halte  der 
Verf.  nicht  unterlassen  sollen,  unter  den  Aufgaben  wenigstens 
eine  zu  geben,  bei  welcher  seine  Regel  Anwendung  fand.  S. 22-1: 
und  225  findet  man  Regeln  zur  Vermisch ungs-  und  Alligations- 
rechnung,  auch  für  unbestimmte  Aufgabei»,  welche  sehr  viele 
verschiedene  Auflösungen  zulassen.  Rec.  zweifelt,  ob  ein  Anian- 
ger  die  unter  No.  5  gegebenen  Vorschriften:  „um  aus  den  gege- 
benen Werthen  der  Ingredienzen  imd  dem  mittleren  Werthe  der 
Mischung  die  Verhältnisse  der  Ingredienzen  zu  linden"  —  ohne 
anderweitige  Erläuterung  durch  Anwendung  auf  ein  Reispiel  ver- 
ständlich sehi  werden;  schon  der  Ausdruck:  „Werth,"  wodurch 
der  Verf.  Preis  oder  Gewicht  bezeichnet,  ist  dunkel.  —  Auf  je- 
den Fall  aber  bleibt  hier  der  Schüler  ganz  unbekannt  mit  dem 
Grunde  der  Regel,  nach  welcher  er  rechnet;  eine  Erläuterung 
desselben  fehlt  ganz,  konnte  auch  freilich  hier  nicht  gut  gegeben 
werden,  weil  das  Verfahren  eigentlich  auf  algebraische  Aullösung 
der  Aufgabe  sich  gründet.  —  Endlich  S.  235  und  226  findet  mau 
die  zur  Regula  Falsi  gehörigen  Erklärungen  und  Vorschriften ;  der 
Verf.  unterscheidet  einlache  und  zusammengesetzte  Regula  Falsi, 
indem  er  unter  der  letzten  das  verstehet,  was  sonst  Regula  Falsi 
duplicis  positionis  genannt  wird,  und  gibt  für  diesen  Fall  zwei 
Hegeln,  deren  Grund  aber  wieder  dem  Anfänger  unverständlich 
bleibt.  Nach  der  ersten  Regel  wird  die  Zahl  berechnet,  welche 
man  zur  fälschlich  angenommenen  addiren  oder  davon  subtrahi- 
ren  muss,  um  die  richtige  zu  erhalten;  die  zweite  Regel  gibt  die 
richtige  Zahl  selbst,  und  ist  so  wie  jene  ein  wörtlicher  Ausdruck 
der  Formel,  welche  man  durch  die  Algebra  findet;  allehi  dadurch, 
dass  sie  eine  besondere  Rücksiclit  auf  die  Rechnung  mit  positiven 
und  negativen  Zahlen  verlangt,  wird  sie  für  den  Anfanger  dunkler 
und  schwieriger  in  der  Anwendung,  als  die  crste^  ob  sie  gleich 
an  sich  einfacher  ist.  Dieses  kann  vermieden  werden,  wenn  man 
sie  etwa  so  ausspricht:  Man  setze  für  dieLInbekannte  zwei  belie- 
bige Zahlen,  und  nehme  mit  jeder  die  in  der  Aufgabe  vorgescbrie- 


Grassniann'g  Schulbuch  der  Raumlehre.  201 

hencn  Rcclimingen  vor;  hierauf  suche  man  die  J'V/iler ,  d.i.  dea 
Unterscliied  zwiscluMi  jedem  (falsclicii)  Wesultate  und  dem  eigent- 
lich verlangten,  und  unterscheide  die  heiden  Fälle,  1)  oh  beide 
Uesultate  zu  klein  oder  beide  zji  gross  sind ,  oder  2)  ob  das  eine 
2u  gross,  das  andere  zu  klein  ist;  in  jedem  Falle  multiplicire  man 
jeden  Fehler  mit  der  fälschlich  angenommenen  Zahl,  welche  den 
andern  Fehler  gegeben  hat,  und  di\idire  dann  im  ersten  Falle 
den  L'niersclued  der  Produkte  durch  den  Unterscliied  der  Fehler, 
im  zweiten  die  Summe  der  Produkte  durch  die  Summe  der  Feh- 
ler; der  Quotient  ist  die  gesuchte  Zalil.  —  Der  Verl",  selbst  wen- 
det die  gegebenen  Kegeln  aber  nur  auf  einige  der  folgenden  Auf- 
gaben an,  und  rechnet  die  Aufgaben  8 — 12  durch  Hülfe  der  Al- 
gebra aus.  —  An  Druckfehlern  hatUec.  folgende  bemerkt:  S.  131 
Z.  1(5  an  Statt  |  lies  |;  S.  133  Z.  5  a.  St.  53  1.  .'>2;  S.  183  Z.  11 
V.  u.  a.  St.  5|  I.  5^;  S.  189  Z.  20  a.  St.  24  1.  25;  S.  241  Z.  1  a. 
St.  =  70  1.  =  100. 

Gustav  Wunder» 


Schulbuch  der  Jl  au  7n  lehre.  Zum  Gebrauche  der  Schüler  in 
den  untern  Clussen  der  Gymnasien  und  in  Volksschulen.  Von  J.  G. 
Ciaüsmunn,  Prof.  aiu  Gyninas.  zu  Stettin.  Mit  zwei  Steindrucktut'cln 
und  einer  Reihe  geometrischer  Aufgaben  zur  lichiing-  in  der  geome- 
trischen Construction.  Kerlin,  Reimer.  1820.  VI  u.  120  S.  in  kl.  8.  8  Gr. 
[Gch.bt  in  der  Schulzeit.  1826  Abth.  1  L.  Bl.  42  S.  331  —  34.] 

Dieses  Buch  ist  im  Verliältniss  zu  seiner  äussern  Ausdehnung 
selir  reichhaltig;  es  gibt  in  gediängter  KVirze  eine  Uebersicht  al- 
ler wichtigeren  Lehren  der  elementaren  Planimetrie,  enthält  so- 
gar manche  Sätze  und  Aufgaben,  die  in  vielen  ausführlicheren 
Lehrbüchern  der  Geometrie  nicht  vorkommen,  und  bietet  besoiH 
ders  >iel  Stolf  dar  zur  zweckmässigen  Uebung  des  Anschauungs- 
vermögens und  des  INachdenkens,  so  dass  es  in  dieser  Hinsicht 
als  ein  reclit  brauchbarer  Leitladen  des  geometrischen  Unterrich- 
tes innerhalb  der  auf  dem  Titel  bezeichneten  Sphäre  empfohlen 
werden  kann.  Der  inhait  ist  kürzlich  folgender:  Als  Einleitung 
allgemeine  Vorübungen  zur  Raumlehre  S.  1 — 5:  1)  Rückgang 
vom  Körper  zum  Punkte;  II)  Orientirung  im  Räume,  Richtung, 
(Ilauptrichtungen,  Zwischenrichtungen,  Flbene,  gerade  Linie.) 
Erster 'l'heil :  ebene  räumliche  VerbindungsleJire;  I)  Verbindung 
gerader  Linien  in  Beziehung  auf  die  dadurch  entstehenden  Durch- 
schnittspunkte, Strahlen  und  Winkel  S.  6 — 17;  II)  Verbindung 
gerader  Linien  in  Beziehtmg  auf  die  dadurch  entstehenden  Seiten 
und  ANinkel  S.  17  —  25;  111)  Verbindung  der  Kreise  mit  geraden 
Linien  und  unter  sich  S.  23  —  27.  (Dieser  ganze  erste  'Jheil,  im 
Wesentlichen  übereinstimmend  mit  der  ge(»me(rischen  Kombina- 
tionslehre von  Di(;sterweg  (Elberfeld  1H20)  nur  kürzer,  ent- 

Jahil,.  f.  Füil.  u.  l'ädaii.  Jahrg.  II.  Heft  lU.  J^ 


202  Mathematik. 

hält  nächst  den  nötliigen  Erklärungen  reichen  Stoff  zu  einer  gö- 
ssen Menge  von  Betrachtungen  und  Untersuchungen ,  welche  das 
Anschauungsvertnügcn  so  wie  die  Konibinationsgabc  und  das  Ur- 
thcil  des  Schülers  auf  eine  mannichialtige  und  sehr  nützliche 
Weise  üben  werden.)  Zweiter 'J'heil :  ebene  räumliche  Grössen- 
lehre;  Vorübungen:  Anwendung  der  Verknüpfungen  der  allge- 
meinen Grössenlehre  auf  räumliche  Gegensiände  S.  29 — 38;  (Be- 
griff des  Addirens,  Subtrahirens,  Multiplicirens  und  Dividirens 
an  sich,  und  angewendet  auf  Linien.)  I)  Grössenlehre  der  Win- 
kel an  e/"//e77J  Punkte  S.  31) — 44;  (stetige,  rechte,  spitze,  stum- 
pfe W.,  Nebenwinkel,  Scheitelwinkel;)  Winkel  an  i(pt/ Punkten, 
(wenn  zwei  gerade  Linien  von  einer  dritten  geschnitten  werden,) 
S.  45  und  4ß;  Winkel  an  rf/e«  Punkten  oder  am  Dreiecke  (Eigen- 
schaften des  Dreieckes  in  Hinsicht  der  Winkel)  S.  46  —  48;  Win- 
kel an  vier  Punkten  oder  am  Vierecke  S.  48 — 50;  Winkel  an 
Vielecken  S.  TjO  und  51.  II)  Grössenlehre  der  Seiten  S.  52  (  nur 
zwei  Sätze:  die  gerade  Linie  ist  die  kürzeste  zwischen  zwei  Punk- 
ten, und  :  in  jeder  geradlinigen  Figur  ist  jede  einzele  Seite  kür- 
zer als  die  Summe  der  übrigen.)  III)  Grössenlehre  der  Seiten  und 
Winkel  in  ihrer  gegenseitigen  Abhängigkeit :  A)  gegenseitige  Be- 
stimmungen zwischen  Seiten  und  Winkeln  in  einer  und  derselben 
Figur  A)  an  Dreiecken,  a)  vollkommene  Bestimmungen  oder  Kon- 
gruenz der  Dreiecke  S.  53  und  54;  (hier  vermisst  man  die  Be- 
stimmung eines  Dreieckes  aus  einer  Seite,  dem  gegenüberstehen- 
den, und  dem  einen  anliegenden  Winkel;)  b)  vergleichende  Be- 
stinmiungen  an  Dreiecken  (gewisse  zwischen  Seiten  und  Winkeln 
Statt  findende  Beziehungen  am  gleichschenklichen ,  gleicliseiti- 
gen,  gleichsclicnklichenrechtwinklichen,  ungleichseitigen  Drei- 
ecke u.  s.  w.)  S.  54 — 59.  B)  Gegenseitige  Beziehungen  zwischen 
Seiten  und  Winkeln  an  Vierecken  (besonders  an  Parallelogram- 
men)  S.  59  —  61.  C)  Gegenseitige  Bestimmungen  zwischen  Sei- 
ten und  Winkeln  in  mehrseitigen,  namentlich  regelmässigen  Figu- 
ren S.  61  und  62.  —  B)  Gegenseitige  Bestimmungen  zwischen 
Seiten  und  Winkeln  in  mehren  Figuren,  oder  von  der  Aehnlich- 
keit  S.  62 — 68.  —  IV)  Grössenlehre  der  Flächen,  (Vergleichung 
zweier  Rechtecke,  Quadrate,  Parallelogramme,  Dreiecke,  Viel- 
ecke; Pythagoräi>(cher  LL'hrsatz;)  S.  68 — 77.  —  V)  Vom  Kreise 
(Sehnen  und  Berührungslinien,  Winkel  in  und  an  dem  Kreise, 
Flächeninhalt  des  Kreises)  S.  77—88.  —  Hierauf  folgen  noch 
(S.  89—129)  278  geometrische  Aufgaben  zur  eignen  Auflöpung 
mittelst  der  geraden  Linie  und  des  Kreises;  es  sind  alle  die  Auf- 
gaben ,  welche  in  dem  früher  behandelten  TJieile  der  Geometrie 
gewöhnlich  vorzukommen  pflegen ,  und  ausserdem  noch  viele  an- 
dere damit  in  Verbindung  stellende;  sie  folgen  in  einer  solchen 
Ordnung  auf  einander,  dass  im  Allgemeinen  die  späteren  durch 
die  früheren  vorbereitet  werden ,  und  können  daher  zweckmässig 
zur  zusammenhangenden  Wiederholung  und  Uebung  des  Vorge- 


Gras^mnnn'd  Schulbudi  der  Hauiulchrc.  20S 

tragcnen,  aucli  bei  sehr  zahlreichen  Klassen  von  selbst  ziemlich 
ungleichartigen  Schülern  zur  gleichzeitigen  Beschäftigung  Vieler 
durch  verschiedene  schriftliche  Arbeiten  während  der  Lehrstun- 
de gebraucht  werden.  Ks  versteht  sich  von  selbst,  dass  bei  die- 
her  in  Vergleich  mit  der  Bogenzahl  grossen  Manuichfaltigkcit  des 
Gegenstandes  die  Beweise  der  einzelen  Sätze  und  die  Auflösun- 
gen der  Aufgaben  nicht  ausführlich  gegeben  sein  können;  auch 
ist  dieses  dem  vorgesetzten  Zwecke  ganz  angemessen,  da  der 
Verf.  nur  ein  kurzes  Kompendium,  eine  blosse  Anleitung  zum 
mündliclien.L!nterrichte  geben  wollte.  Daher  sind  sehr  viele  Sätze 
ohne  allen  Beweis,  viele  Aufgaben,  namentlich  die  letzten  von 
S.  Hi) — 120,  ohne  Auflösung  hingestellt,  und  bei  den  übrigen 
linden  sich  nur  ganz  kurze  Andeutungen,  so  dass  auch  bei  diesen 
auf  die  Beihülfe  des  Lehrers  gerechnet  ist.  Ilec.  findet  dieses 
ganz  zweckmässig.  AVas  übrigens  die  Methode  des  Verf.  und  die 
Ordnung  betrifft,  in  welcher  er  die  verschiedenen  Lehren  auf  ein- 
ander folgen  lässt,  so  lehrt  schon  die  obige  Inliaitsanzeige,  dass 
der  Verf.  in  mancher  Hinsicht  von  dem  sonst  Gewöhnlichen  ab- 
gehet; besonders  betrifft  dieses  die  Theorie  der  Winkel  und  Pa- 
rallelen, und  was  damit  zunächst  in  Verbindung  stehet.  Er  scheint 
hauptsächlich  nach  grosser  Kürze  und  zugleich  nach  einer  gewis- 
sen systematischen  Ordnung  (besonders  Zusammenstellung  des 
Gleichartigen)  gestrebt  zu  haben,  und  ist  wohl  vorzüglich  eben 
deshalb  in  den  Erklärungen  und  Grundbestimmungen  von  dem 
Hergebrachten,  namentlich  von  dem  Euklidischen,  in  manchen 
Stücken  abgegangen,  hat  auch  das  Ganze  offenbar  mit  ehier  ge- 
wissen Konsequenz  durchgeführt;  doch  können  wir  ihm  hier 
nicht  in  Allem  beipflichten,  indem  wir  glauben,  dass  durch  die 
Darstellung  des  Verf.  nicht  immer  die  möglich  grösste  Evidenz 
erreicht  wird.  —  Nachdem  S.  10  die  Erklärung  vorausgeschickt 
ist:  „insofern  man  eine  gerade  Linie  bloss  auf  einer  Seite  eines 
in  derselben  befindlichen  Punktes  betrachtet,  nennt  man  sie  einen 
67rtf/i/,"  wird  S.  11  der  Winkel  erklärt  als  der  Unterschied  in 
der  Richtung  zweier  Strahlen,  die  von  einem  Punkte  ausgehen; 
ferner  heisst  es  S.  SO  §  5:  „die  Grösse  eines  Winkels  bestehet  in 
der  Abweichung  der  Schenkel  ihrer  Richtung  nach.  Zwei  Win- 
kel ^ind  gleich,  wenn  sich  der  erzeugende  Strahl  in  beiden  gleich 
viel  geschwenkt  hat;"-  und  S.  51  §  23:  „wenn  sich  ein  Strahl  um 
einen  oder  um  mehre  Punkte  so  weit  schwenkt,  bis  er  wieder 
in  seiner  vorigen  Lage  ist,  so  ist  «las  Erzeugniss  dieser  Schwen- 
kung (die  Winkel)  immer  gleich  gross.  Wenn  sicli  ein  Strahl 
nach  derselben  Seite  hin  eben  so  weit  schwenkt,  als  ein  anderer, 
KO  bleibt  der  Unterschied  ihrer  aufängli(;hen  Richtung  ungeän- 
dert.*"  Durch  diese  Sätze  beweist  nun  der  Verf.  allerdings  sehr 
kurz  viele  andere,  wie:  dass  alle  rechte  Winkel  einander  gleich, 
iNebenwinkel  so  \'\v.\  als  y.wv'i  Rechte,  Scln;it(l\\iiikel  sieh  gleich 
bind  u.  s.  w. ;  auch  ist  jene  Erklärung  des  Winkelä  wohl  geschickt 


204  Mathematik. 

zur  Vorbereitung  mancher  Sätze  der  Trigonometrie :   allein  Rec. 
nimmt  dennoch  Anstoss  daran.     In  der  Geometrie  gil)t  es ,   wie 
gleich  zu  Anfange  gelehrt  wird,  nur  dreillauptarten  von  Grössen: 
Kik-per,   Flächen  und  Linien;    zu  welcher  von  ihnen  gehört  nun 
der  Winkel'?  nach  obiger  Erklärung  zu  keiner  derselben;  —  also 
macht  er  wohl  eine  vierte  Art  von  stetigen  Grössen  aus"?  ofleubar 
gibt  dieses  einen  Widerspruch.     Ferner  wie  soll  untersucht  wer- 
den ,  ob  zw  ei  erzeugende  Strahlen  sich  um  gleichviel  geschwenkt 
haben,    oder  ob  zwei  vorgelegte  Winkel  gleich  gross  sind t    Der 
Verl",  sagt  dariiber  nichts,  als  das  oben  Angeführte,  wodurch  aber 
diese  Frage  nicht  genVigend  beantwortet  wird.    Deshalb  hält  llec. 
es  für  zweckmässiger,  bei  dem  ersten  Unterrichte  in  der  Geome- 
trie den  Winkel  zu  erklären  als  eine  PJbene,    welche  von  einer 
Seite  durch  zwei  aus  einem  Punkte  auslaufende  gerade  Linien  be- 
gränzt,    von  der  andern  aber  ebenso  wie  jene  Linien  selbst  unbe- 
gränzt  ist,    d.  h.  durchaus  nicht  etwa  imeiidlic/i,   sondern  nur 
ohne  bestimmte  Gränzen;  die  Gleichheit  oder  Ungleichheit  zweier 
Winkel  wird  nun  sehr  leicht  durch Uebereinanderlegen  beiirtheilt. 
—  Parallel  nennt  der  Verf.  gerade  Linien ,   welche  gleiche  Rich- 
tung haben.     Unter  den  die  Parallelentheorie  betreffenden  Sätzen 
stehet  an  der  Spitze  S.  45  §  13  dieser :    „  Gleichliegende  Winkel 
an  gleichlaufenden  Linien  sind  einander  gleich,"^  oder  mit  andern 
Worten :  wenn  zwei  parallele  gerade  Linien  von  einer  dritten  ge- 
schnitten werden,    so  sind  die  gleichliegenden  Winkel,    also  die 
Wechselswinkel,  die  Gegenwinkel,  einander  gleich.   Die  Richtig- 
keit dieses  Satzes  will  der  Verf.  nach  der  hinzugefügten  Andeu- 
tmig  des  Beweises  daraus  hergeleitet  wissen,  dass  bei  zwei  gleich- 
gerichteten Linien  ihre  Abweichungen  von  der  dritten  sie  durcli- 
echneidenden  selbst  gleich  sein  müssen ,   welches  aber  offenbar 
der  zu  beweisende  Satz  selbst,    nur  mit  andern  Worten  ausge- 
drückt,  ist.     Hierauf  folgt  zunächst  §  14  der  Satz:  „Wenn  die 
gleichliegenden  Winkel  gleichgross  sind ,  so  sind  die  durclischnit- 
tenen  Linien  gleichlaufend;"  und  dieser  soll  nach  der  gegebenen 
Andeutung  daraus   bewiesen   werden,    dass   zwei  Winkel  gleich 
sind ,   wenn  sich  der  erzeugende  Strahl  in  beiden  gleich  weit  ge- 
schwenkt  hat.   Allein  hieraus  ist  wenigstens  ein  direkter  Beweis 
nicht  möglich,  sondern  nur  allenfalls  aus  dem  Umgekehrten,  dass 
bei  der  Entstehung  gleicher  Winkel  der  erzeugende  Strahl  in  bei- 
den sich  gleich  viel  geschwenkt  haben  muss,  dass  also,  wenn  die 
einen  Sclienkel  in  einer  geraden  Linie,    die  Winkel  selbst  aber 
gleich  liegen,  die  andern  Schenkel  gleich  gerichtet,  d.  i.  parallel 
sein  müssen;   aber  auch  dieses  ist  höchstens  nur  eine  Erläute- 
rung,  kein  eigentlicher  Beweis  des  Satzes.     Aus  diesen  beiden 
Sätzen  werden  nun  die  übrigen,  welche  die  Parallelen  betreffen, 
natürlich  leicht  abgeleitet.     Dass  die  innern  Winkel  eines  Drei- 
eckes zusammen  so  viel  als  zwei  Rechte  betragen,  soll  nach  S.  47 
§  1(5,  1  durch  Schwenkung  euies  Strahles  bewiesen  werden,  eine 


Grasäiiiann':^  Scluilbucli  der  Rüuiulcbrc.  205 

Beweisart,  welche  allerdiiijrs  dem  Vibrifrcns  hier  befoI;^(oii  Gange 
entspricht,  auch  sclion  aou  Thüjaut  (Crunilr.  «1.  reinen  ;Matliem. 
(jöttin£:en  18IS)  gehrancljt  worden  ist.  —  Den  Satz,  dass  in 
einem  Dreiecke,  welches  zwei  gleiche  Winkel  liat ,  auch  die  ge- 
irenül)erstehend{!n  Seiten  ^Uich  sind,  und  den  Umgekehrten  suclit 
der  \  erf.  S.  ^'y  §  33  durch  folgende  lletrachtung  zu  erweisen  :  die 
Winkel,  welche  zwei  Seiten  eines  Dreieckes  mit  den  beiden  Senk- 
Tcchten  bilden,  welche  auf  der  dritten  Seite  (der  Grundlinie, 
vom  Verf.  A\e.TJ^agertc/ile  genannt,)  in  den  Endpunkten  erricfi- 
tet  sind,  nennt  der  Verf.  die  AlHVcichnngswlnkth,  die  beiden 
Dreieckswinkel  an  der  Wagerechten  nimmt  er  als  spitz  an ,  und 
sagt  nun:  „sind  die  beiden  spitzen  Winkel  des  Dreieckes  an  der 
W  agerechtea  gleich,  so  werden  auch  die  Abweichuugswinkel 
gleich  sein,  mid  die  schrägen  Seiten  des  Dreieckes  sich  gleich- 
massig  von  den  Senkrechten  entfernen,  sich  also  in  der  Mitte 
zwischen  beiden  begegnen,  und  ihr  Vereinigungspunkt  wird  von 
den  beiden  Endpunkten  der  Wagerecliten  gleich  weit  entfernt  lie- 
gen miissen.  Atich  umgekehrt ,  wenn  dieser  Vereinigungspunkt 
\o\\  beiden  tludpunkten  der  Wagerechten  gleich  weit  entfernt 
liegt,  werden  die  Al)weiclnmgswinkel,  also  auch  die  Winkel  an 
der  Wagerechten  gleich  sein  müssen."  Diese  Art  zu  beweisen 
ist  oifenbar  oberflächlich,  und  verträgt  sich  nicht  mit  der  Strenge 
und  Evidenz,  welcher  die  geometrischen  Lehren  fähig  sind;  inan 
siebet  daher  nicht  ein,  warum  der  Verf.  hier  den  gewöhnlichen 
Weg  verlassen  hat,  welcher  doch  zu  einer  griind lieberen  Einsicht 
führt.  Dieselbe  Bemerkung  gilt  ^on  dem,  was  in  der  Grössen- 
lehre  der  Flache  S.  71  §  57  gesagt  wird:  „Wenn  sich  eine  gerade 
Linie,  indem  sie  immer  wagerecht  bleibt,  nach  irgend  einer  an- 
dern Richtung  (als  senkrecht  aufwärts  oder  abwärts,  oder  in  ih- 
rer eigenen  Kiclitung)  fortbewegt,  so  erzeugt  sie  nur  so  viel  Flä- 
che, als  weim  sie  sich  zu  demselben  senkrechten  Abstände  gera- 
de aufwärts  oder  abwärts  bewegt  hätte. '••'  Soll  erstens  der  Satz 
nur  wahr  sein,  so  darf  die  erzeugende  Linie  bei  ihrer  Bewegung 
nicht  herausgehen  aus  der  Vertikalebene,  welche  durch  ilire  ur- 
sj)rüngliche  Lajre  bestimmt  wird,  deim  ausserdem  wird  die  Flä- 
clic  immer  grösser  werden;  diese  Einschränkung  ist  aber  hier 
durch  nichts  angedec.et,  nicht  einmal  dadurch,  dass  die  Uichtmig 
der  Bewegung  eine  geradlinige  sein  soll.  Aber  auch  hiervon  ab- 
gesehen, so  köimen  wir  doch  unmöirlich  mit  dem  Verf.  dieses  als 
einen  hinreichenden  Beweis  für  den  Satz  ansehen,  dass  Paralle- 
logramme von  gleicher  Höhe  und  Grundlinie  gleich  sind,  auch 
nicht,  wenn  wir  die  noch  hinzugefügte  Bemerkung  dazu  nehmen: 
„(Jesetzt  die  Linie  bewege  sich  re(;hts  aufwärts.  Wie  weit  sie 
»ich  dabei  rechts  fortschiebt,  ist  \öilig  gleichgültig,  weil  dadurch 
keine  Fläche  erzengt  wird.  Die  (Grösse  dieser  Fläche  hängt  da- 
her nächst  der  Länge  der  begrän/.ten  Linie  allein  von  ihrer  senk- 
rechten Fortbewegung  ab.'-''     Mit  ^ülliger  Evidenz  erkennen  wir 


20G  Mathematik, 

die  Gleichheit  zweier  Flächen  daran ^  dass  wir  sie  genau  auf  ein- 
ander legen  können.     Ist  nun  dieses  bei  zwei  Flächen  nicht  mög- 
lich,  weil  sie  verschiedene  Gestalt  haben,   so  ist  der  sicherste 
Weg,   von  ihrer  Gleichheit  zn  Vlberzeugen,  der,  dass  man  dar- 
thut,    jede   derselben   lasse   sich  in  gleichviel  und  zwar  solche 
Theile  zerlegen,   davon  jeder  Theil  der  einen  kongruent  ist  mit 
einem  der  andern ;  —  dieses  so  einfache  und  gewöhnliche  Verfahren, 
den  hier  in  Rede  stehenden  Satz  zu  beweisen,    gibt  eine  eben  so 
vollkommene  Ueberzeugung  von  der  Gleichheit  der  Figuren,   als 
wenn  sie  selbst  kongruent  wären:   dagegen  wird  die  Darstellung 
des  Verf.,  zumal  dem  Anfänger,  immer  dunkel  bleiben.  —  Micht 
billigen  können  wir  es,  dass  dem  Schiller  manche  Konstruktionen 
nur  nach  dem  Augenmaasse  auszuführen  aufgegeben,    dass  bei 
manchen  Beweisen  Zeichnungen  verlangt  werden,    deren  genaue 
Ausführung  erst  später  gelehrt  wird.   Allerdings  muss  aucl»  das 
Auge  und  die  Hand  des  Schülers  fleissig  geübt  werden,   damit 
beides  eine  gewisse  Fertigkeit  erlange:   aber  dieses  kann  ja  mit 
einer  übrigens  strengen  Methode  vereiniget  werden.   In  §  9  S.  39 
wird  eine  förmliche  Erklärung  des  Augenmaasses  gegeben,  und 
nachher  kommen  mehre  Aufgaben  vor,   welche  nach  ausdrück- 
licher Anweisung  des  Textes  nach  dem  Augenmaasse  gelöst  wer- 
den sollen,  z.  B.  S.  43  §  11  einen  Winkel  zu  zeichnen,  welcher 
die  Summe,  oder  der  Unterschied  zweier  Winkel,  oder  ein  Viel- 
faches eines  gegebenen  sei,  u.  s.  w.     S.  03  §  46  wird  verlangt, 
eine  gerade  Linie  in  eine  vorgeschriebene  Anzahl  gleicher  Theile, 
oder  einer  andern  gegebenen  proportionirt  zu  theilen,   auch  zu 
drei  gegebenen  die  4teVcrhältnisslinie  zu  linden;  diese  Aufgaben 
sollen  freilich  „nach  Anleitung  des  Lehrers,''   also  nicht  durch 
Versuchen  gelöst  werden:   allein  die  Sätze  vom  Dreiecke  mit  der 
Parallele  und  den  ähnlichen  Dreiecken,  worauf  die  genaue  Kon- 
struktion des  hier  Verlangten  sich  gründet,   kommen  erst  später 
vor.     Aehnliches  gilt  von  der  Konstruktion  einer  Parallele,   eines 
Perpendikels,   vom  Ansetzen  eines  Winkels,  u.  a.,   welches  frü- 
Iier  nothwendig  wird,   als  es  genau  gelehrt  ist.     Mit  einer  stren- 
gen Methode  verträgt  es  sich  auch  nicht,  dass  S.  61  ohne  Weite- 
res gesagt  wird:  „der  Punkt,  welcher  von  allen  Winkelpunkteu 
und  von  allen  Seiten  (einer  regelmässigen  Fjgur)  gleich  >veit  ent- 
fernt liegt,  heisst  der  Miltelpiuikl;''''  es  muss  ja  erst  bewiesen 
werden,  dass  es  einen  solchen  Punkt  gibt.  —  Wir  könnten  noch 
manche  Bemerkungen  und  Ausstellungen  über  einzele  Stellen  hin- 
zufügen, da  sie  aber  grösstentheils  nur  minder  Wichtiges  betref- 
fen, so  unterdrücken  wir  sie  um  so  lieber,  damit  der  Verf.  nicht 
etwa  glauben  möge,   wir  suchten  durch  Aufzählung  kleiner  Män- 
gel den  Werth  seines  Buches  herabzusetzen,    welches  wir  viel- 
mehr,  abgesehen  von  dem,   worinne  wir  nach  dem  oben  Mitge- 
theilten  mit  dem  Verf.  nicht  übereinstimmen,   als  recht  brauch- 
bar bei  dem  ersten  Unterrichte,  besonders  in  grösseren  Elemen- 


Grassniann's  Scliun)iicli  dor  Raiimiclire.  207 

tarsclmlcn,  empfehlen.  Nur  das  Eine  bemerken  m  ir  noch ,  dasa 
lins  das  Bemühen  des  Verf.,  ITir  manclic  seit  langer  Zeit  gebräucli- 
h'clie  freilich  niclit  urspriinglich  deutsche  Ansdriicke  neue  deut- 
sche AVorte  einzuführen,  weniirstens  unnüthig  scJieint;  so  findet 
man  spat/iigcs  Viereck  für  Parallelojrramm,  /ialhf;pal/iii>es  für 
Paralleltrapez,  (•</•(>//(//  f.  mnltipliciren,  Ger)/!?  f. Produkt,  OeJ'l- 
stqlf'i.  IMultiplikandus,  Tliäljund  f.  Quotient,  Gehre  oder  Geli- 
ruiig  f.  l)ian:onale,  u.  s.  u.,  und  doch  liest  mau  S.  37  §  17  cur- 
resjjoiidirtnd  f.  ähnlichliegend. 

Gustav  Wunder. 


Kürzere    Anzeige. 


Kleine  Schulge  ographie  (^)  oder  erster  Unterricht  in  der 
Erdbeschreibung  für  die  untern  und  mittlem  Schulklnssen  (,)  von 
J.  G,  Fr.  Cannabich,  Pfarrer  zu  j\io«lcr-Bö»e  bey  Grcussen  etc.  Ach- 
te berichtigte  Auflage.  Ilmenau,  bey  Bernhard  Friedrich  Voigt, 
1828.  VI  u.  255  S.  gr.  8.      10  Gr. 

"ass  das  Geograpliie  liebende  Publikum  Cannabich's  kleiner 
Schulgeographie  schon  längst  unter  der  fast  unzählbaren  Menge 
der  dem  Schulunterricht  gewidmeten  Uücher  der  Art  einen  aus- 
gezeichneten Rang  angewiesen  habe,  ist  eine  ausgemachte  Sache. 
Es  stand  daher  mit  aller  Wahrscheinlichkeit  zu  erwarten,  dass 
dieselbe  auch,  trotz  der  grossen  iVnzahl  der  mit  ihr  rivalisiren- 
den  Werke,  bey  dem  grossen  Eifer,  mit  Melchem  gegenwärtig 
in  Deutschland  das  Studium  der  Geographie  betrieben  Mird, 
sich  mehrerer  Auflagen  zu  erfreuen  haben  werde.  Wirklich 
liegt  auch  schon  davon  die  8te  Ausgabe  —  (die  erste  erschien  ira 
Jahr  1818)  —  zur  Beurtheilung  vor. 

In  der  derselben  beygegebenen  kurzen  Vorrede  berichtet 
der  Hr.  Verf. ,  dass  diese  Ausgabe  zahlreiche  Berichtigungen 
und  Zusätze  erhalten  habe;  dass  besonders  die  neuen  in  Ame- 
rika entstandenen  Staaten  ausführlicher  als  in  den  frühern  Auf- 
lagen, und  die  Sächsischen  Herzogthümer  mit  Beriicksichtigung 
der  neuen  Vertlieilung  der  Gothaischen  Lande  beschrieben ;  dass 
fernerauch  die  neuen  Entdeckungen  in  Afrika,  am  Südpol  u.  s.  w., 
60  wie  endlich  die  durch  Timkowski's  treffliche  Reisebeschrei- 
bung bekannt  gewordenen  neuen  Nachrichten  über  China  benutzt 
Morden  seyen,  und  dass  durch  dieses  Alles  diess  Lehrbuch  als 
ein  Leitfaden  zur  Kenntniss  der  neusten  Geographie  sich  Tor*!> 
züglich  empfehle. 

Da  nun  Rez.  wohl  füglich  voraussetzen  darf,  dass  der  den 
frühern  Auflagen  dieses  Werks  untergelegte  Plan  bereits  ziem- 


208  Kürzere  Anzeige. 

Hell  allgemein  bekannt  scy,  so  bemerkt  er  nur,  tlass  derselbe 
aucb  in  vorlle;2^ender  Auflaf^e  beybehalten  worden  sey,  dass 
der  Verf.  mitbin  ganz  der  altern  Metbode  folge,  und  auf  die 
von  mebrcrn  Seiten  so  dringend  anempfoblene  Trennung  des 
Allgemeinen  vom  Besondern  gar  keine  liiicksicbt  genommen,  ja 
dass  er  aucli  bier  die  ganze  Einleitung  auf  11  Seiten  zusammen- 
gedrängt babe. 

So  wenig  nun  llez.  jener  neuen  Metbode  einen  unbedingten 
Vorzug  vor  der  alten  einräumen  mag ,  w  eil  durcb  die  letztere 
docb  aucb  so  viele  griindlicbeGeograpben  gebildet  worden  sind, 
so  wenig  kann  er  aber  auob  gegentbeils  in  Abrede  stellen,  dass 
der  Verf.  in  dieser  Einleitung  sieb  gar  zu  kurz  gefasst  und  meh- 
rere durcliaus  für  den  ersten  Unterriebt  gebörige  Lebrsätze 
darin  entweder  völlig  Aveggelassen ,  oder  nur  üücbtig  beriibrt 
liabe.  Wenn  daher  Rez.  seine  Ansiebt  — die  wabrscbeinlicb 
mit  ihm  aucb  mancher  Leser  tbeilen  wird —  ollen  dargelegt 
bat,  dass  er  die  gar  zu  kurz  und  oberfläcblicli  beliandelte  Einlei- 
tung für  das  Hauptgebrecbeu  dieses  ausserdem  nach  einem  wohl 
durchdachten  und  fast  überall  unausgesetzt  vor  Augen  behalte- 
nen Plan  bearbeiteten  Bücbelcbens  ansehen  müsse,  so  bleibt  ihm 
nichts  übrig,  als  noch  einzelne  Bemerkungen  über  den  Inhalt 
niederzusclireiben. 

Die  oft  erwähnte  Einleitung  trägt  in  den  ersten  20  §§  die 
vorzüglichsten  Lelirsätze  aus  der  matJiematischen,  in  den  fol- 
genden 11  §§  die  der  physischen,  und  in  den  letzten  3  §§  einen 
liüchtigen  IJjnriss  der  politisclien  Geographie  vor,  worauf  so- 
gleich die  Beschreibung  der  5  Erdtbeile  in  der  gewöhnlichen 
Ordnung  folgt.  Die  Zalil  der  Nebenplaneten  steigt  nach  dem 
Verf.  erst  auf  19. 

Der  Flächenraum  Europa^ s  ist  mit  155,000  D^^^t^ilen,  also, 
da  die  alten  Königreiche  Kasan  und  Astr;;kban  zu  Asien  gerech- 
net werden ,  wahrscheinlich  um  einige  1000  Qj^Iel'«  zu  hoch 
angesetzt  worden.  Dagegen  ist  die  Bevölkerung  nul*  zu  105 
Millionen,  mitbin  um  5  —  (>  Millionen  zu  niedrig  angenommen. 
—  Bey  dem  Gebirgssystem  der  Fyreuäisv.heu  Halbinsel  hat  der 
übrigens  so  belesene  Verf.  Bory  de  S.  Vincent's  Gemälde  der 
Iberischen  Halbinsel  nicht  benutzt.  Denn  noch  sieht  er  alle 
Gebirgszüge  derselben  für  Nebenzweige  der  Pyrenäen  an.  Die 
ausgedehnten  Ebenen  des  Innern  hätte  er  lieber  Hochebenen 
nennen  sollen.  —  Bey  Franhrekh^  das  nach  seinen  86  Depart. 
beschrieben  ist,  wäre  es  hinreichend  gewesen,  wenn  es  — wie 
Spanien —  nur  nach  seinen  20  alten  Provinzen  abgehandelt 
worden  wäre.  —  Dasselbe  gilt  auch  von  J£iiglaftd  ,  zumalil 
da  ausserdem  Wales  nur  in  Nord-  und  Süd-,  Scliottland  in  Süd-, 
Mittel- und  Nord-,  und  Irland  nur  in  seine  4  alten  Provinzen  zer- 
legt worden  ist.  —  In  den  Thäiern  der  Schweiz  herrscht  im 
Sommer  nicht  bloss  eine  3ie;/i/icÄ  warme ^   sondern  liäulig  ehie 


Kleine  SclniIgcogra|iIiie  von  Cannubicli.  200 

drüvkeiid  hetsse  Liift.  —  A eopel  i>it  nach  seinen  13  Provinzen, 
^Sizilien  dagegen  nicJit  nacli  seinen  7  Intendanzen  ,  sondern  nur 
nach  »«einen  ä  Valien  darjjestellt,  —  Preiissen.  Dass  Barmen 
Keit  einigen  Jaliren  zum  Kanire  einer  Stadt  erljoben  worden,  Jiat 
der  \  erl'.  liier  niclit  beachtet.  Auch  zäiilt  sie  jetzt  sclion  iiber 
19,000  Einwohner.  Auch  ist  Gleiwitz  in  Schlesien  aus  Ver- 
sehen zu  einem  Marktflecken  dei;radirt  worden.  —  Die  Tili Icey 
wird  hier,  sehr  zweckmässig,  nicht  nacii  der  in  den  neuenlland- 
biicherii  beliebten  Eintheilung  in  Kjalets  und  Sandschaks,  son- 
dern nach  ihren  alten  Provinzen  beschrieben.  Docli  ist  Make- 
donien und  Albanien  unter  dem  iNamcn  Arnaut- Vilajeti  in  ein 
Ganzes  zusammengefasst  worden,  und  imr  Thessalien,  Livadie« 
und  Morea  werden  besonders  beschrieben ,  auch  ist  die  Slatt- 
lialterschaltdesKapudan-Pascha  unter  einer  besondern  iNummer 
a!)^ehandelt.  Auf^el'alien  ist  es  Uez.,  dass  den  Landschaften 
Scrvien  undUosnien  ihr  alter  Titel:  König relcli,  vorgesetzt  wor- 
den ist.  —  l]ey  den  Gebirgen  Asiens  heisst  es  S.  148:  „Der 
Mittelpunkt  dieser  Gebirge  ist  das  mittlere  Asien,  von  da  sich 
Asien  vorzüglich  ^a^nxi  JV.  und  S.  lierabsenkt.  Der  Jiöchste  Gi- 
pfel des  nälimlichen  Gebirgszugs  ist  in  der  Tatarey  und  Mon- 
goley  und  Jieisst  Kogdo  u.  s.  w,,  mit  welchen  westlicli  der  kleine 
y\ltai  und  das  Ural-Gebirge,  östlich  der  grosse  Altai,  das  Saja-. 
nische  Gebirge  und  der  zuletzt  in  Korea  und  Japan  auslaufende 
Kangai  in  Verbindung  stehen.'-'  Ist  diess  aber  auch  schon  so 
zuverlässig  er«  lesen ,  dass  man  es  als  eine  apodiktisclie  Wahr- 
heit in  ein  für  den  Schulunterricht  bestimmtes  Buch  aufnehmen 
darf?  ^^  aJirscheinlich  mag  das  Gesagte  allerdings  seyn,  aber 
dennoch  bleibt  es  so  lange,  als  zuverlässige  Erforscliungen  feh- 
len, nichts  als  Hypothese.  Ob  endlich  das  Ural -Gebirge  mit 
dem  kleinen  Altai  inMvirklichem  Zusammenliange  stelle*?  ist 
eine  Frage,  die  Rez.  verneinen  möchte,  weil  die  Charten  zwi- 
schen beyden  Gebirgeji  die  wmMc  Kirgisensteppe  verzeichnet 
enthalten.  —  Obgleich  der  Verf.  alle  neuen  Veränderungen  sorg- 
fältig eingeschaltet  hat,  so  vermisste  dochllez.  bey  der  Tatarey 
deren  neuen  nun  viel  passenderen  jNahmen  Turkestan. —  Eben 
so  wunderte  sich  llez. ,  als  er  bey  den  Kaukasischen  Ländern 
zwar  die  grosse  und  kleine  Kabardah,  aber  weder  deren  Kollek- 
tivnahmea  Tscherkessien,  noch  den  iSahmen  ihrer  llewohner, 
der  Tscherkessen,  fand.  Denn  der  JNahme  des  schönsten \olks- 
stammes  der  Erde  hätte  doch  wohl  Erwähnung  verdient.  — 
Die  Zahl  der  Einwohner  des  eigentlichen  Persiens  (Irans)  soll 
am  wahrscheiiiliclisten  ('?j  auf  'J  JVIill.  angegeben  werden.  Diess 
ist  doch  wohl  gar  zu  wenig!  —  Auch  die  üevölkeriing  Japans 
wird  liier,  allen  neuern  iNachrichten  über  dieses  Reich  entge- 
gen, nur  zu  10 — 15  Mill.  angenommen.  In  diesem  Falle  kämen, 
auch  wenn  man  die  alUrdings  weit  weniger  bewohnte  Insel  Jedso 
wegrechnet,  kaum  2000  Köpfe  auf  1  QM.   —    Amerika,    üey 


210  Kürzere    Anzeige. 

Aiifzäliliiiig  der  Gebirge  dieses  Erdtheils  komint  der  Leser  in 
Versuchung,  die  Apaiacliiscliea,  Blauen  und  Alleglianischea 
Gebirge  fVir  3  besondere  Gebirgszüge  zu  halten.  Indessen  er- 
giebt  sicli  bey  der  Schilderung  der  Vereinigten  Staaten,  dass 
diess  nur  verschiedene  Nahmen  eines  und  desselben  Gebirgs 
sind:  aber  der  \eri'.  sielit  dasselbe  fiir  einen  Ast  der  Anden 
an,  womit  indess  Rez.  nicht  übereinstimmen  kann,  weil  dir 
Alleghany's  durch  die  weiten  Thäler  des  Missisippi  und  Ohio 
von  den  Rocky -Mountains  geschieden  werden.  Auch  hat  hier 
Rez.  die  Nahmen  Savannen  und  Llanos  vergeblich  gesucht.  Nur 
der  Pampas  geschieht  bey  Paraguay  Erwähnung.  —  Rey  Ka- 
nada hätte  noch  bemerkt  werden  können ,  dass  nur  Unter-Ka- 
nada fast  ausschliesslich  von  katholischen  Franzosen,  Ober-Ka- 
nada hingegen  von  Brittischen  Kolonisten  aller  Art  bewohnt  sey. 
—  Australien.  Die  Sandwichs -Inseln  sollen  gegenwärtig  nur 
noch  ]  30,000  Bewohner  zählen. 

Die  Topographie  ist  um  Vieles  reichhaltiger ,  als  es  bey 
den  meisten  Büchern  von  ähnlichem  Umlang  gewöhnlich  der  Fall 
ist.  Auch  ist  die  Auswahl  der  Orte  meist  mit  Consequenz  ge- 
troffen worden.  Unter  allen  Deutschen  Ländern  ist  aber  Al- 
tenburg am  schlechtesten  weggekommen.  Denn  ausser  der 
Hauptstadt  findet  mau  nur  noch  Ronneburg  und  Leuchtenburg. 
Gleichwohl  hätten  wenigstens  noch  die  Städte  Eisenberg, 
Schmölln  und  Kahla  wegen  ihrer  lebhaften  Industrie  eine  Auf- 
nahme verdient.  Auch  hat  Rez.  im  Kirchenstaat  Perugia  nur 
ungern  vertnisst.  Bey  den  meisten  Orten  ist  auch  ihre  Lage, 
so  wie  die  Beschaffenheit  der  Gegend  angegeben.  Nur  den 
Hauptstädten  und  andern  vorzüglichen  Orten  ist  die  Einwohner- 
zahl beygefügt  woi'den,  was  Rez.  gerade  nicht  tadeln  Avill. 
Doch  sind  noch  hin  und  wieder  ältere  Zählungen  beybehalten 
worden.  So  hat  hier  Barcelona  noch  140,000,  Paris  nur'215,000, 
Portsmouth  nur  11J),000,  Bath  nur  31,600,  Cork  nur  100,0(10, 
Brüssel  nur  75,000,  Debreczin  nur  3l>,000,  Irkuzk  nur  11,000 
Einw.  u.  s.  w.  Dagegen  scheint  einigen  Orten  eine  zu  hohe  Zahl 
gegeben  worden  zu  seyn,  z.  B.  Lissabon  308,000,  Moskati 
240,000  Einw.  u.  s.  w.  Am  allerdürftigsten  ist  Kanton  in  China 
abgespeiset  worden,  denn  es  hat  nur  2(50,000  Einw.  erhalten. 

Zum  Schlüsse  muss  Rez.  noch  eine  Bemerkung  machen, 
und  diese  betrifft  das  ewige  Wiederholen  der  Landesprodukte, 
welches  ,  weil  diese  Artikel  bey  so  vielen  Ländern  fast  ganz 
gleichlautend  sind,  bey  einem  Werke  von  so  beschränktem 
Räume  auf  die  Länge  sowohl  den  Lehrer  als  den  Lernenden  sehr 
ermüden  und  bey  dem  letztem  die  Aufmerksamkeit  schwäclien 
muss.  Daher  verdient  die  von  Hrn.  Selten  getroffene  Einrich- 
tung, die  Produktein  der  Einleitung  nach  den  Zonen  geordnet 
auizuzälilen,  und  bey  den  einzelnen  Ländern  nur  solche  anzu- 
führen, welche  ihnen  eigenthümlicli  sind,  volle  Beherzigungi 


Kleine  Schnlgeographie  von  Cannabidi.  211 

und  ilor  Verf.  würde  gewiss  dem  Publikum  einen  Gefallen  cr- 
M eisen,  wenn  er  bey  einer  neuen  Auflaj!;e  diesen  gutgemeinten 
Vorschlag?  beachten  wollte,  üeberdiess  wird  ja  durch  eine  sol- 
che Kinriclitung  viel  Uaiim  erspart! 

Uebriijens  ist  der  Druck  oline  Tadel,  frehörig  enge,  ohne 
die  Augen  anzugreifen,  auch  sehr  rein  aoii  Druckfehlern  gehal- 
ten, dagegen  das  Papier  weder  durch  Feinheit  noch  Weisse 
ausgezeichnet.  Eine  dankeuswerthc  Zugabe  ist  das  vollstän- 
dige Register. 

Dr.   Weise. 


M  i  s   c   e  1   1   e  n. 


Aiii  3  Ort.  hielt  die  Obe^lau^itzc^  Gcscllseliaft  iler  Wisscnsdiaften  z» 
Görlitz  ihre  jiihrl.  JIiUiptvcr»aiumliing-.  Als  Heantwortuni^  der  vorjäliri- 
^:«;n  l*i«l>aut'<;iil)e  [s.  Jb.  I  S.  471j  Mar  nur  eine  Schrift  eingegangen, 
M  eiche  nicht  für  genügend  befunden  vard.  Desshalb  Iiiit  die  Gesell- 
hthiilt,  der  retri'schen  Stiftung  gemäss,  die  Frage  für  das  Jahr  1827  aufs 
neue  aufgegeben  und  den  verdoppeltem  Preis  von  100  Tlilrn.  in  Golde 
gestellt.  Der  Eiusendungstermin  ist  der  letzte  April  1828. 


Die  historische  Classe  der  kön.  Dänisc-hen  Gesellschaft  der  Wis- 
senschaften in  Kopenhagen  hat  für  das  Jahr  1828  die  Preisaufgabe  ge  • 
t^tellt:  (^nitm  ex  pluribus  docloruvi  virorum  scrijitis  constct,  quanii  sit,  ut 
doctrina  antiquitatis  disquisitionibus  bene  institulis  de  conditione ,  rebtis 
pestis ,  forluna  sin^ularum  gentium  ,  tcrrariim  ,  urbiiim ,  cmcndetur  perfl- 
ciaturque,  societas  nostra,  accuratam  Arcadiac  dcscriptioncm  gratam  litc- 
rarum  cuUoribus  iitcumque  futurum  esse  existimans,  peritos  antiquitatis  in- 
vitat  ad  quaestionem,  quae  sequitur,  solvendam:  Desidcratur  descriptiq, 
quantum  fieri  polest  plena  et  accurata,  Arcadiae  antiquac  cjusquc  incola- 
rum.  llofranlur  ^  qui  quaestionem  hanc  solccre  vclint,  ut  naturam  regio- 
iiis  et  codi  atcvrate  cxponant,  doccantquc ,  qui  fuerint  in  antiquitalc  Ar- 
cadiae incolae,  qualesque  horum  mores,  ingenium,  conditio.  Dcniquc,  quam 
jirri  polest  uccuralissime ,  explicftur  d4:orum  apud  Arcadcs  cuUus ,  71/««; 
disquisitio  ita  iustiluenda  est,  ut  oslendatur,  quomodo  hie  deorum  cultus  et 
orlua  ait  et  eicuUus ,  qua  in  re  eipUcanda  comparatio  sacrorum  Arcadio- 
rum  cum  sacris  ceterorum  Graicorum ,  quatenus  ratio  qnaestionis  postulal, 
ttiscipienda  est.  Die  Antworten  in  Lateinischer,  Französischer,  Engli- 
scher, DeutschiT,  Schwedischer  oder  Dänisclier  Sprache  sind  bi.t  Fiid«- 
Dec.  1828  an  d«!n  Sr(  retair  der  Gesellsihaft,  l'rof.  Oerstedt,  Uitter 
vom  Danebrog  und  DancbrogKiuann,  zu  Kopenhagen  einzusenden.  Der 
Preis  ist  «ine  Goldmedaille,  00  Diin.  Ducaten  an  Werth. 

Die  bcit  1825  zu  Mailand  in  der  Druckerei  der  Cluesici  Ituliuui  er- 


212  M  i  d  c  c  1  1   e   n. 

flclieincnde  Sammlung  der  ircrke  Vinoenzo  Monti's,  von  der  8 
Bünde  fertig  sind,  enthält  im  Istcn  und  2ten  Bunde  seine  Uebersetzung 
der  Iliade,  im  5ten  die  Uebcrsetzung  der  Satiren  des  Persius.  —  Aon 
der  zu  Venedig  ereidieinenden  Biografia  universale,  antica  e  moderner, 
sind  31  Bände  fertig,  die  biä  zum  Buchstaben  L  gehen. 


Von  3Iai's  Scripiorum  vetcrum  vova  collectio  e  t'aticanis  codd. 
edlta  [s.  Jb.  I  S.  474]  ist  zu  Rom  1827  in  4  der  2te  Band  erschienen, 
velilier  Excerptc  und  Friigmente  aus  verlornen  Büchern  Griechischer 
Schriftsteller  enthält,  nämlich  1)  Exccrpte  aus  Uiodor^  Sic.  Beb.  VII  — 
X  und  XX  —  XL  (auf  134  S);  2)  aus  Dio  Cassius  bis  zur  Sohlacht  bei 
Cannä  (130  S.) ;  3)  aus  Polybius  Beb.  VI  — XXXIX  (92  S.);  4)  aus 
Dionysius  Halic.  Beb.  XU  — XX  (fil  S.];  5)  aus  Eunapius  (48  S.) ;  0) 
aus  Dexippus  (12  S.);  7)  aus  Menander  (13  S.);  8)  mehrere  kleinere 
Fragmente  aus  Appianus  und  spätem  Schriftstellern. 


In  London  ist  auf  Veranlassung  des  Sir  Walter  Scott  ein  kleines 
Bändchen,  the  iyou  betitelt ,  Uebersetzungcn  aus  dem  Cicero  erschie- 
nen ,  welche  der  König  Georg  IV  und,  der  Herzog  von  York  als  Jüng- 
linge gemacht  haben. 

Der  Druck  des  in  dem  Leipziger  Messkatalog  1827  bereits  ange- 
kündigten IJandbuclis  der  Römischen  Literahtrgeschichte  vom  Professor 
Bahr  in  Heidelberg  (Carlsruhe  in  der3Iüller'schen  Hofbuchhandlung) 
ist  jetzt  über  die  Hälfte  vorgeschritten,  so  dass  das  Ganze,  aus  höch- 
stens 30  Bogen  in  gross  Octav  bestehend ,  mit  Anfang  des  Jahres  1828 
wird  ausgegeben  werden  können.  Das  erste  Buch,  Melchcs  den  allge- 
meinen Theil,  und  das  zweite,  welches  die  Uebersicht  der  Römischen 
Poesie  enthält,  haben  bereits  die  Presse  verlassen.  Das  dritte  und  letzte 
Buch  enthält  die  Uebersicht  der  Römischen  Prosa  und  befindet  sich 
eben  unter  der  Presse.  Die  verspätete  Erscheinung  des  Ganzen  ist 
blos  durch  die  Entfernung  des  Verfassers  vom  Druckort  und  die  da- 
durch nöthige  Zusendung  der  Corrccturbogen,  um  das  Werk  so  correct 
als  möglich  zu  liefern,  veranhisst  worden. 


Die  Cagnazzi'sche  Berechnung  des  Römischen  Fusses  auf  131, 
35  Pariser  Linien  [s.  Jb.  IV  S.  106,  wo  falsch  131,  325  steht]  ist  ausführ- 
licher dargelegt  in  der  Schrift :  Su  i  valori  ddle  misure  c  dei  pesi  degli 
antichi  Romani  desunti  dagli  originali  esistenti  nel  real  museo  Borbonico 
di  Ncapoli.  Memoria  di  Luca  de  Samuele  Cagnazzi  (Neapel,  1825.  8.) 
und  in  der  Bibliotheca  ItnÜana  (Luglio,  1827).  An  5  Römisclien ,  zu 
Herculanum  und  Pompeji  gefundenen,  bronzenen  Fussmaasscn  fand  er  fol- 
gende Längen:  0,29145  Metres  def.,  0,29432  M. ,  0,29435  M.,  0,29439 
M.  und  0,29630  M.;  ein  halbes  Fussmaass,  aus  Knochen  gearbeitet,  gab 
0,14810  M. :  so  dass  sich  die  geringste  Länge  zu  129,19,  die  grösste  zu 
131,35,  die  Mittellänge  zu  130,27  Pariser  Linien  crgiebt.  Bcigel  hat 
nach  dem  in  Dresden  befindlichen  Farncsiächcn  Cungius  die  Länge  des 


M  i  s  c  c  1  1  0  n.  213 

Römischen  Ftisscs  anf  133,03  Pariser  Linien  gesetzt;    Ideler  nulini 
130,Ü7  Par.  Lin.  an. 


Die  Kricgsgcschiclite  und  Kriep:sverfassiin<^  der  Alton  hat  in  dem 
Würtemhcrgiüohen  llauptinanne  Fricdr.  von  Kauslcr  einen  Be- 
arbeiter gefunden.  Kr  liefert  (Uhu,  in  der  Stottin'schen  Buchhandl.)  ein 
dreifiiehes  Werk  dnrnl)er:  1)  einen  J  ersuch  einer  Kriegsgeschichte  aller 
l  vlker ,  nach  den  Quellen  bearbeitet,  und  mit  10  Charten  zur  Uebersicht 
der  Kriege  der  Allen  versehen,  (Hd.  I,  1825.  l'om  Ursprung  der  Völker 
bis  zur  f  erschu'örung  des  Catilina.  \  u.  827  S.  8.  Bd.  IF,  1826.  J'on  der 
l  erschwürung  des  Catilina  bis  zum  Untergänge  des  IVeströmischcn  Iteichs.) 
vorin  er  die  fortlaufende  Geschichte  der  Kriege  nebst  Beschreibung 
der  Kriegs-  und  Milit<^reinrichtungcn  giebt.  2)  ein  IVörterbuch  der 
Schlachten,  Belagerungen  und  Treffen  aller  f'ölker,  (bis  jetzt  2  Bände  in  8 
nach  gleicher  Zeitabtheilung,)  das  die  ausführlichere  Beschreibung  der 
genannten  Kriegscrcignisse  nach  den  Quellen  giebt.  3)  eine  synchroni- 
stische Uebersicht  der  Kriegsgeschichte ,  der  Fortschritte  der  Kriegskunst 
und  der  gleichzeitigen  Quellen.  Ister  u.  2ter  Zeitraum  in  Fol. ,  bis  zum 
Lintergange  des  Weströmischen  Reichs.  Alle  3  Werke,  die  bis  jetzt  13 
Thlr.  8  Gr.  kosten,  sind  vorzüglich  für  das  Militair  bestimmt,  liefern 
aber  namentlich  in  Bezug  auf  die  speciellc  Einrichtung  des  Kriegswe- 
sens auch  für  Geschichts-  und  Alterthnmsforj.cher  viel  Brauchbares, 
Ausführlichere  Nachrichten  darüber  geben  die  Hall,  L.  Z.  1826  j\r.  178 
f.  und  1827  Erg.  El.  104  f.  u.  die  Jen.  L.  Z.  1827  Nr.  191  f. 


Der  durch  seine  Forschungen  im  Gebiete  der  Geschichte  Mittelasiens  be- 
kannte Dr.  Schmidt  giebt  jetzt  die  Geschichte  der  Ostmongolen  und 
ihres  Fürstenhauses  nach  Sanang  Sätsan,  Chuntaidschi  der  Ortus,  in  der 
Urschrift  mit  einer  Lebersetzung  heraus.  Der  Kaiser  hat  zum  Drucke 
dieses  Werkes  10000  Rubel  angewiesen. 


Von  der  langerwarteten  Geschichte  Preussens  von  der  ältesten  Zeit 
bis  zum  Untergange  der  Herrschaft  des  Deutschen  Ordens,  von  Johan- 
nes Voigt,  ist  der  erste  Band,  die  Zeit  des  Ilcidenthums,  Königsberg 
bei  Bornträger  1827  in  gr.  8  (3  Thlr.  12  Gr.)  erschienen  und  gehört 
KU  den  ausgezeichnetsten  historischen  Schriften  der  neusten  Zeit.  Die 
geistreiche  und  pragmatische  Behandlung  verbunden  mit  einer  Darstel- 
lung, die  der  L  u  d  i-  n  '  s  c  h  e  n  gleiclit  u  nd  sie  in  mancher  Hinsicht  nocli 
übertrifft,  macht  das  Werk  auch  stili^ti'^ch  einjifehlenswcrth.  Alter- 
thnmsforschern  Mcrden  die  Untersuchungen  ülu-r  da»  älteste  Bernstein- 
iand  lind  den  Bernslcinlifindel,  über  die  BernKteininseln  Raunonia,  Aba- 
lus,  Basilia  und  O^crictu,  und  über  die  Fahrt  des  I'ytheas  nach  den 
Zinninseln  und  Bern^teinlande  sehr  willkommen  ecya  und  manclien 
neuen  Aufschluae  liefern. 


Fleury  de    l'Ecluse  hat  ein  Handwörterbuch  der  Baskischen 
Sprache  herausgegeben,  worin  er  ihre  \'<;rwundtiichaft  mit  der  Karthagi- 


214-  Jtfurnaln  0  tizen. 

niensischen  zu  beweisen  sucht,  und  ihr  ein  Alter  von  2700  Jahren  zu- 
schreibt.   

Die  Englischen  Capitiine  Hodgson  und  Hehart  haben  durch 
trigonometrisdie  Messungen  gefunden,  dass  die  höchste  Spitze  des  Ui- 
Thafam  -  Gebirges  25,589,  die  niedrigste  lfi,043  Fuss  über  der  Meeres- 
fläclie  erhaben  ist.  Ueher  20  Pics  dieses  Gebirges  sind  höher  als  der 
Chiniborasso.  

Der  Schwedisch- Norwegische  C<»nsul  Anastasy  in  Alexandrien 
hat  eine  interessante  Sammlung  Jcf^yptischcr  Altcrthümer  nadi  Livnrno 
gesandt.  Sie  enthält  gegen  1000  Scarabäen,  viele  goldene  und  silber- 
ne Hais!»ändcr ,  Ringe ,  Amuletc  etc.  und  12(>  Fapyrnshandächriften, 
worunter  eine  Griechische  chemischen  Inhalts  ist. 


Journalnotizen. 


jlcr  Monolog  des  Aias  in  Soph.  Aj.  802  ff.  ed.  Herrn,  ist,  als  Probe 
einer  metrischen  Verdeutschung  des  Ganzen  von  Fr.  R  —  1,  mitgetheilt 
in  d.  Krit.  Bibl.  1827,  3  S.  351  f.  —  Dass  die  alten  Römer  die  Höhnen 
vorzüglich  gellebt  hätten,  war  im  AUgem.  Anz.  d.  Deutsch.  1827  ]\r.  2 
hehi'uptet  worden.  Das  Gegentheil  hat  Hr.  Gräve  ebendas.  Nr.  267 
S.  3005  —  9  zu  erweisen  gesuclit.  —  Die  Schriften  von  Kaulfusa 
(/f7e  muss  alle  Literatur  gelehrt  ivcrdcn ,  wenn  sie  einen  Platz  unter  den 
Gymnasiallehr  gegenständen  verdienen  soll?)  und  Roth  (Bemerkungen 
über  die  fortdauernde  Abhängigkeit  unserer  Bildung  von  der  classischcn 
Gelehrsamkeit)  liaben  einen  Aufsatz,  über  die  fortdauernde  Ab- 
hängigkeit unser  er  Bildung  von  der  classis  cken  Gelehr- 
samkeit,  in  den  Blätt.  f.  lit.  Unterhalt.  Nr.  245  S.  978  — 80  veranlasst, 
der  aus  beiden  Schriften  einige  Pnncte  aushebt  und  sich  über  dieselben 
beistimmend  verbreitet,  aber  indem  er  eine  Kritik  dieser  Schriften  und 
eine  Abhandlung  über  den  erwähnten  Gegenstand  vereinigen  will ,  in 
beiderlei  Rücksicht  nicht  genügt.  —  Eine  kurze  lobende  Anzeige  von 
Rumpfs  und  Pe  tri' s  Jfc/jertor/um  rfer  Ä^r/t/fc  [Jb.  IV  S.  444],  welche 
von  dem  Wesen  des  Buchs  nicht  vollständige  Kunde  gieht,  steht  in 
Beck's  Repert.  1827,  US.  379  f.  —  Von  Meyer 's  Ausg.  des  Cic. 
Orator  [Jb.  III,  4,  84]  steht  eine  sehr  rühmende  krit.  Anz.  in  der  llci- 
delb.  Jahrbb.  1827,  8  S.  801  — 808,  die  über  die  benutzten  krit.  Ilülfs- 
inittel  und  ihren  Gehrauch  Einiges  im  Allgemeinen  berichtet,  mehr 
Sprachbemerkungen  undSacheriänterungen  wünscht,  und  dann  zu  einer 
Menge  Stellen  eigene  Bemerkungen  giebt,  die  der  Melirzahl  nach  nicht 
besonders  wichtig  aber  doch  nicht  ganz  zu  übersehen  sind.  —  Eine 
lobende  Notiz  von  Bccker's  Ausgabe  des  Agricola  vonTacitus  [Jb. 
II,  135]  in  d.  Blätt.  f.  lit.  Unterh.  1827  Nr.  240  S.  960  macht  auf  die 
Wichtigkeit  dieser  Tacit.  Schrift  für  die  Brittische  Gescliichte  aufmerk- 
sam. —  Der  zweite  Theil  der  Jb.  IV  S.  337  erwähnten  Reccnsion  von 
O.  M ü li e r ' ä  Doricm  und  Prolegomencn  zu  einer  wisscnschaftl.  Mytho- 


Jonrnalnotizcn.  215 

logte  fiteht  in  i.  Hall.  L.  Z.  1827  Erj,'.  HL  105  —  10    und  licliandclt  zu- 
erst S.  8o7  — 843    «hn  l!«ruKlibiiivtlu)s  und   S.  8J3  H".  doii  Mythos  des 
A|M)ll<in   lind  der  Artemis.     Uec. ')  sutlit  dar/uthiiii,   das«  Herakles  iir- 
sprün^lit-h  ein  altpeloiioinie^ie'cher  Heros  war  und  der  Mythos  deeiiselhen 
erüt  nach    der  Einwauderung-   der  Dorier   in    den   Peloponnes    diesem 
^olksstaninic  einverh-iht  und  ang^epasst  wurde,      üann  soll  Oretites  von 
dem  l'ythischen  Apollo  nicht  verschieden,   der  l'ythische  Gott  aufs  eng- 
ste mit  dem    Diell^£e  der  Diana  lphln:enia  (Orthia,  Tauropolos)  wenij^- 
stens  nrsprünp^lich  verhunden ,   das  Dorische  g^öttliche  Geschwisterpaar 
mit   dem  vordorischen  altlakedämonischen  Apollo-   und  Artemiscultus 
genau  verwandt   gewesen  seyn.      Der  Cultus  der  Dorischen  Götter  war 
urbpriinglich  naturalistisch    und  der   Dorische   Volksstamm  erhielt  ihn 
erst  durch  äussere  Uebertragung.      Die  vollständige  Bcm  eisführung  ist 
zu  beiden  Abhandlungen  aus  Mangel  an  Raum  (?)  nicht  gegeben;  doch 
enthält  die  Recens.  viel  Eigenthümliches  und  verdient  nachgelesen  und 
beim  Gebrauch  der  MüUer'sclien  AVerke  benutzt  zu  werden.   —      Von 
Galletti's    Anschaulicher   Erdbfschrcibung   Rd.   1  —  3   [Jb.  II  S.  249] 
steht  eine  lobende  Anz    in  der  Krit.  Bibl.  1827,  6  S.  589  —  91,  die  Plan 
und  Verfahren    des  Verf.  kurz  angiebt,   das  Register  nicht   vollständig 
findet,    und  sonst  nichts  Wesentliches  enthält.   —   Von  Valett's  Augs- 
burg. Glaubcnsbekcimlnisse  [Jb.  HI,  1,  105],   Beck's  Deutscher  Synopsii 
[Jb.  III,  3,  96]  und   Brougham's  Inavguralrede^  übers,  von  Snell, 
[Jb.  III,  1,  109]  stehen  kurze  Anzz.  ebendas.  S.  599  f. ,   die  weder  üb»  r 
Inhalt  und  Anlage  dieser  Scluil'ten   etwas  berichten,   noch  sonst  etwas 
nützen.   —  Von  Müll  er 's  Leitfaden  beim  Gesungunterricht  [Jb.  IV,  455] 
behauptet  Bischoff  in  der  Krit.  Bibl.  a.  a.  O.  S.  616,  dass  er  nichts 
enthalte,   was  nicht  in  andern  Werken  m  eit  vollkommener  stehe.      Da- 
gegen wird    K  a  b  a  t  h  '  s    Programm  über   den   Gesangunterricht  auf  ge- 
lehrten Schulen  (Glatz  1820,   22  S.  4),  als  mit  vieler  Wärme  und  Sach- 
kenntniss  geschrieben ,    von  demselben  Rec.  ebend.  sehr  empfohlen,   — 
Eine    lobende  Anzeige    von  Leonhardi's    Vorlesungen  über   die  An- 
fangsgründe der  Mathematik,   Bd.  I  u.  II,   1  — 4  Abth.  [Jb.  III,  1  S.  51  u- 
4  S.  40]    gitlit   den  Inhalt   kurz  an,   verlangt  grössere   Ausführlichkeit 
über   den   Gebriiu<:h    und    das  Vorkommen   algebraischer  Ausdrücke    in 
Parenthesen,   mehr  Vollständigkeit  in  Eintheilung  der  Gleichungen  und 
ein  paar   andere  Kleinigkeiten;   enthält  sonst   nichts  Wesentliches  un^ 
Eigenthümliche«.  .,^ 


Todesfälle. 


JLPen  6  Juni  starb  zu  Frankfurt  a.  M.  der  pensionirte  Professor  A.  Frank, 
iiu  58  J. ,  Verf.  einiger  Erliauungsschriften.  Er  hat  der  dasigcn  katliul. 
Schule  ein  Legat  von  1000  Fl.  vermaclit. 


*)  PälNchlich   iHt  diene  Ren.  dL-in    Prof.    Mcicr   zugeschrieben   worden,    da 
Völcker   der    \  tri.   deratlbeu   int. 


210  Todesfälle. 

Den  18  Juni  etarl»  7.n  Padii.i  der  Professor  Joseph  Avanzini,  na- 
mentlich durch  seine  Entdcckungcu  in  der  Hydrostatik  bekannt.  Gebo- 
ren zu  Gaino  bei  Brescia  erliielt  er  in  Brescia  seine  erste  Bildung  und 
1777  die  Priesterweihe.  Im  J.  1797  ward  ihm  zu  Padua,  wo  er  schon 
früher  eini{i[e  Zeit  in  den  Collcgien  Mathematik  und  Physik  vorgetragen 
hatte,  an  der  Universität  die  Professur  der  Geometrie  und  Algebra, 
ISOfidie  der  angewandten  Mathematik  und  allgemeinen  Physik,  und  1815 
endlich,  nachdem  er  in  die  Iteihe  der  Vierzig  der  Societä  Italiana  auf- 
genommen worden,  die  der  höhern  Rechnungsarten   übertragen. 

Den  26  Juni  zu  Thorn  der  Dr.  med.  Johann  Gotllieb  Schulz,  gebo- 
ren ebendas.  am  30  Nov.  17(»().  Er  hat  dem  Gymnasium  zur  Beförde- 
rung des  Studiums  der  Botanik  seinen  botanischen  Garten  vermaciit, 
über  den  der  jedesmalige  Professor  der  Mathematik  und  Physik  die 
Aufsicht  füliren  soll. 

Den  25  Juli  zu  Dresden  der  in  den  Ruhestand  versetzte  Baupredi- 
ger M.  Joh.  Christian  Hasche,  vorzüglich  bekannt  durch  seine  Schriften 
über  Sächsische  Geschichte.  Er  war  geboren  zu  Mühlberg  am  1  Jan. 
1744,  studirte  in  Dresden  auf  der  Kreuzschule  und  von  17()6  in  Leipzig,  wo 
er  1770  anonym  zärtliche  Klagen  eines  Jünglings,  geweint  bei  dem  frühen 
Grabe  des  Prof.  GellerCs,  heraus  gab.  1789  wurde  er  Festungsbaupredi- 
ger in  Dresden,  wo  er  schon  früher  Privatunterricht  gegeben  hatte,  und 
1823  ward  er  mit  seinem  vollen  Gelialte  in  den  Ruhestand  versetzt. 

Den  25  Juli  zu  Wien  der  Custos  des  Münz-  und  Antikcncabinets 
und  der  Ambraser  Sammlung  Jloys  Primisser ,  32  J.  alt 

Den  3  August  zu  Wien  der  pensionirte  Prof.  der  Aesthetik  an  der 
Theresianischen  Ritterakademvc  und  Custos  der  Universitätsbibliothek 
Lorenz  Leopold  Haschka ,  81  J.  alt. 

Im  September  oder  Oct.  zu  Stockholm  der  kun.  Bibliothekar  von 
Hatnmerskjöld,  durch  mehrere  literarische  Arbeiten  bekannt. 

Den  4  Octob.  zu  Eisenberg  der  Rector  des  Lyceums  M,  Georg  Chri- 
»tian  Brendel  im  72  J. 

In  Corfu  ist  der  Kanzler  der  Universität,  und  Stifter  derselben, 
Graf  von  Guilford  gestorben. 

Ein  Nekrolog  des  den  21  [nicht  25]  August  verstorb.  Dr.  Bremser 
[Jb.  IV  S.  342] ,  geb.  zu  Wcrtheim  d.  19  Aug.  1707,  steht  in  der  Oestr. 
kaiserl.  priv.  Wiener  Zeit.  Nr.  256  S.  1150.  —  Biograpli,.  Nachrichten 
von  ir.  Müller  [Jb.  IV  S.  342] ,  geb.  d.7  Octob.  1794 ,  im  Dresdn.  Mer- 
kur 1827  Nr.  122  S.  488  u.  Berlin.  Convers.  Bl.  Nr.  221  S.  882  f.  —  Der 
Ritter  Carlo  de  Rosmini  [s.  Jb.  IV,  S.  341]  war  geboren  zu  Roveredo,  und 
begann  seine  literarische  Laufbahn  mit  Gedichten,  welche  Vanetti  her- 
ausgab. Bald  jedoch  M'andte  er  sich  zur  Geschichte  und  schrieb  seine 
Biographieen  des  Ovid,  des  Gunrino  von  Verona,  des  Vittorino  von  Fel- 
tre  [Avelche  Casp.  Orelli,  Zürich  1812,  ins  Deutsche  übersetzt  hat] ,  des 
Französischen  Philelphus  und  des  Trivulzio ,  durch  welclie  er  sich  ei- 
nen sehr  hohen  Rang  unter  den  Italienischen  Literatorcn  erworben  hat. 
Zuletzt  begann  er  seine  Geschichte  von  Mailand  in  4  Quartbänden,  ein 
Werk ,  dad  man  wegen  seiner  Gedehntheit  und  Breite  weniger  schätzt, 


Schul-   und  UnJvcrsItätsnncli richten  ctr.  217 

das  uhor  eine  reiche  Quelle  nocli  «nhekannter  Uilniiuloii  imd  Notizen 
iilier  tlic  Gesrhiclile  der  Lnrabardci  enthält,  vcKlie  er  nieistciig  ;iii9 
den  Hihliotheken  zu  Miiilitnd,  avo  er  seit  18()3  lebte,  liervortiiirlite.  Du» 
Werk  frelit  nur  bis  zum  J.  1535;  doch  soll  es  bis  1740  im  Manuscript 
fertig-  seyn.    Er  starb  den  !)  Juni  d.  J.,   betrauert  von  allen  Gebildeten. 


Schul-  und Universitätsiiaclirichteii ,  Beförde- 
rungen und  Ehrenbezeigungen. 

C'OKSFELD.  An  das  ncuerrichtete  Gymnasium  [s.  IV  S.  346]  ist  der  Leh- 
rer Ihiddc  vom  Gymn.  in  Mi  nstku  als  Oberlehrer  versetzt  Avorden. 

DoKPAT.  Um  die  nachtheilig'sten  Lücken  der  Universitätsbibliothek 
srhiicilcr  auszufüllen,  als  die  jährl.  L'tutsuinnie  derselben  erlaubt,  hat 
der  Kaiser  befohlen,  zum  Ankauf  Michti<::er  und  seltener  Werke  aus  den 
Ersi.arnissen  der  Universität  25000  llubel  B.  Ass.  und  4000  Rubel  S.M. 
zu  vi'rArenden.  Kurz  vorher  hatte  die  Hibliothek  den  handschriftlichen 
iNaehlass  des  verstorb.  Prof.  Ilaubold  in  Leipzis^  [bestehend  aus  93  ei- 
gentlichen Manuscripten  und  11^5  Büchern  voll  eigenhändiger  Randno- 
ten und  Zusätze]  für  1000  Rubel  und  3  für  die  Provinzialgeschichte 
■wichtige  Mannscripte  angekauft.  Uebrigens  zählte  sie  bereits  am  Schlüs- 
se des  J.  Ib'iii  41021  Bände  ohne  die  Manuscripte,  Dissertationen  und 
kleinem  Flugschriften. 

DnsBrnc.  Das  Gymnasinra  zählte  zu  Michaelis  vor.  J.  96,  im  Ja- 
nuar dieses  J.  94,  zu  Ostern  97,  im  Juli  95  Schüler  undentliess  zu  Ostern 
()  (1  mit  Xr.  I,  4  mit  II  und  1  mit  III),  zu  Michaelis  4  (2  mit  I,  2  mit 
11)  zur  Universität.  Die  Gymnasialbibliothek  hat  sich  auf  (>48  Bände  ver- 
mehrt ;  dagegen  ist  das  physikalische  Cabinet  in  einem  selir  mangelhaf- 
ten Znstande.  Der  provisorische  Hülfslehrer  Jcntsch,  welcher  auf  Ver- 
anlassung eines  Rufs  nach  Mors  unter  dem  29  März  d.  J.  definitiv  ange- 
stellt ward  Js.  111,  2  S.  119],  wurde  am  10  Sept.  vor  Eröfi'nung  der  öf- 
fentl.  Prüfim^en  in  sein  Amt  feierlich  eingewiesen. 

FiiEiBEhc.  Am  Gymnasium  ist  der  Tertius  M.  Gläser  in  den  Ruhe- 
stand versetzt  und  der  CoUaborator  Zimmer  zum  dritten  Lehrer  erwählt 
worden. 

IlAMTunc.  Die  durch  GurlitCs  Tod  erledigte  Professur  der  Orient. 
Sprachen  am  akadem.  Gymnasium  ist  dem  Hauptpastor  Dr.  Buckel  über- 
tragen worden. 

KopE^HACKV.  Der  Professor  Fenn  Magnussen  ist  zum  ronespondi- 
renden  Mitgliede  der  kön.  Schwed.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  und 
der  Akademie  der  Alterthünier  in  Stockholm,  der  Dr.  ForrA/mmmor  zum 
Mitglied«-  der  geologischen    Gesellschaft  in   London  gcMählt  Mordi-n. 

Mi;pi'K\.  Das  durch  die  nachgesuchte  l)icn>lcnllii>>ung  des  Uircct. 
linjifvhl  erledigte  Drrectorat  des  Gyiiiiiasiiiinn  hat  tier  bislier.  Lehrer  der 
2ten  C'hihse  7.  Körte,  die  durch  d,ii^  Aufrücken  der  übrigen  Lehrer  er- 
Jahrb  /.  Fhil.  u.  tüda&.  Jahrg.  II.  JJtJl  10.  2{> 


218  Schot-   lind  U  nl  rersltft  tsnachri  «;hten  , 

ledigte  Lelirstello  der  fiten  Classc  der  blt>her.  Vicar  zu  Haaren  A,  Fdt- 
ren  erhalten. 

Mkxiko.  Das  nra  1  April  I82(i  eröffnete  Institut  der  WissenschaC- 
ten  und  Kün»ite  zahlt  unter  andern  f<>ljj;ende  bcrühintc  Mitglieder:  JJo- 
livar,  Canning  (bereits  'wieder  getitorben),  Gregohc,  Humboldt,  Lafay- 
vltv  und  de  Pradt. 

Minden.  Nachtrag  zu  IV  S.  353.  Der  in  den  Ruhestand  ver- 
setzte Prof-  Heutcr,  dessen  Penäiunirung  zwar  genehmigt  aber  noch 
nicht  wirklich  eingetreten  ist,  behält  nicht  nur  Sitz  und  Stimme  im 
Lehrercnllegiuoi,  sundern  auch  dieHebräiaichen  Lehrstunden  iiuGyuina- 
«:nm  bei. 

MÜKCHKX.  Durch  eine  königl.  Eutschlicssung,  wonach  die  Wahl 
des  Rectors  der  hiesigen  Universität  vorgenommen  M'erden  soll,  sind 
alle  bisher  gewöhnliche  Beschränkungen  ganz  aufgehoben,  und  die  Uni- 
versität ist  ermächtigt,  bei  dieser  Wahl  ganz  nach  dem  Paragraphen 
der  Staatsverfassung  zu  verfahren,  welcher  über  die  Wahlen  der  Ab- 
geordneten der  Universitäten  zur  Ständeversammlung  verfügt.  Nach 
dieser  \  erfügung  werden  auch  die  ausserordentlichen  Professoren  ,  de- 
nen das  («rundgesetz  des  Reichs  active  Wahlfähigkeit  beilegt,  zur  Wahl 
gezogen.  Die  Wahlstimilicn  werden  nach  dem  Edict  über  die  Stände- 
Versammlung  nicht  mit  dem  Namen  der  Wähler,  sondern  allein  mit 
Wahlsprüchen  bezeichnet.  Bei  der  diessjährigen  Wahl  ward  dadur<;h 
die  Zahl  der  AVähler  auf  42  gesteigert;  die  absolute  Stimmenmehrheit 
fiel  auf  den  llofrath  DöUiuger,  dessen  Wnlil  sofort  Sr.  Maj.  zur  Bestä- 
tigung eingesandt  Miud.  Der  Prof.  Hermann  aus  Nürnberg  hat  unter 
dem  31  Octob.  die  Professur  der  Technologie,  politischen  Rechenkunst 
und  Staatswirthschaft,  der  Prof.  Dr.  Görrcs  die  Professur  der  allgeHiei- 
nen  Literärgeschi<:hte  erhalten. 

Ni"k>bkiic.  Die  durch  Hermann's  [Jli.  II  S.  223]  Versetzung  nach 
München  erledigte  Pri)fessur  der  Mathematik  am  Gymnasium  ist  dem 
bisher.  Prof.  der  Mathematik  zu  Würzburg  Dr.  von  Staudt  übertragen 
worden. 

Oksterreich.  Nach  einer  kaiserl.  Verordnung  vom  8  Octob.  d.  J. 
soll  für  die  Zukunft  kein  Studirender  zu  dem  Rechtsstudium  zugelas- 
sen M'erden,  der  nicht  ans  allen  Lehrgegenständen  der  Philosophie  das 
Zeugniss  des  Fortgangs  mit  erster  Classc  erworben  hat.  Auch  soll  von 
den  Recht^beilissenen  selbst  künftig  keiner  von  einem  Jahrescurse  diesea 
Studiums  in  einen  höhern  vorrücken  können,  der  nicht  bei  seiner  Auf- 
nahme in  den  letzteren  sich  über  die  aus  allen  Lehrgegenständeu  der 
zurückgelegten  Curse  crMorbene  erste  Classe  auszuweisen  vermag. 
Demjenigen,  der  in  einem  oder  niehrern  dieser  Gegenstände  die  zweite 
Fortgangsciasse  erhalten  hat,  ist  gestattet,  den  ganzen  Jahrescursus  zu 
wiederholen ;  erhält  er  aber  dann  abermals  eine  zweite  Fortgangsclas- 
se,   so  ist  er  ohne  Weiteres  von  den  Studien  auszuschliessen. 

OLpu\BrRG.  Zum  Dircctor  des  Gymnnsiuiua  [s.  IJI,  2  S.  110]  iat  dei 
Rcctor  Orcveius  aus  Leaigo  ernannt. 


Beförderungen  ond  Ehrcnliezclgungen.  21!) 

RnKiM<AiKR<v.  Das  Programm,  ■wekhtjs  der  Lyceahlirüctor  und  Prof. 
der  Philologie  und  Gesrliichtc  Georf;  Jü'^cr  an  dt^  köii.  StiulieiiaiK^talt 
zn  Spkikk  zur  di«>e!sjtilirigen  öfTentlirlieii  Preiscvertheihing  (ilciifiSept.) 
In  dieser  Anstalt  geschrieben  hat  (Speier,  gedr.  b.  Kranzbühlcr  sen.  40 
S.  gr.  4),  enthält  S.  3  —  26  eine  aehr  zweckmässige  und  mit  patrioti- 
echer  Wärme  geschriebene  Abhandlung  über  das  Schul-  und  Er- 
ziehung sw  es  en  im  königl.  Hai  er,  Kh  einkreise  vom  Jahre 
1817  6 IS  zum  J.  1827,  welche  die  grossen  Verdienste  der  Regie- 
rung um  den  öffentlichen  Unterricht  und  die  Schulen  in  ein  gehöriges 
Licht  stellt.  Ref.  übergeht  hier,  was  S.  4  — 15  über  das  Volksschul- 
wescn  gesagt  ist,  und  zieht  bloss  in  Bezug  auf  das  höhere  Schulwesen 
Folgendes  aus :  IVachdem  Baiern  den  30  Apr.  1816  von  dem  Rheinkrei- 
ee  Besitz  genonunen  hatte  und  der  frühere  Rector  der  Akademie  in 
Mainz ,  Fricdr.  liutcnschön,  als  Regierungs  -  und  Consistorialrath  und 
Referent  im  Schulwesen  angestellt  worden  war,  cmpflugen  durch  eine 
kön.  Verfügung  vom  2!)  Oct.  1817  die  Studieninstitute  zu  Spkikh  und 
ZwKiBRi'CKKV  und  die  Progymnasien  zu  Kaiskuslautehn  ,  FBA>KK\TnAL 
und  IiAiNUAr,  später  das  Progynmas.  zn  Giu;.\stadt  und  die  Lateinischen 
Vorbereitnngsj'chulcn  pi  DTukukim  und  Akitstadt  ihre  Einrichtung  und 
im  Laufe  der  folgenden  Jahre  ihre  dermalige  Vollständigkeit.  Die  Stu- 
dienanstalt zu  SvKiKR  erhielt  für  7  Classcn  (1  philosophische  oder  Ly- 
ceal-,  3  Gymnasial-,  2  Progymnasial-  und  1  Latein.  Vorbcreitungs- 
classe)  9  Lehrer,  die  Studienanstalt  zu  Zmkibrückbx  für  6  Classen  (3 
Clymnas. -,  2  Progymnas.  -  und  1  Lat.  Vorbereitungsciasse)  6  Lehrer. 
Später  wurden  beide  Anstalten  gleich  gestellt  und  jede  erhielt  11  or- 
dentliche und  3  Kebcnlehrer  für  8  Classcn  (1  Lyceal-,  5  Gymnasial- 
und  2  Latein.  Vorbereitungsclassen).  Jedes  Progymnasium  erhielt  eine 
Vorbereltungs-  und  2  untere  Gymnasialclassen  und  3  Lehrer,  ausser  den 
Musik-,  Schreib-  und  Zeichnenraeistern.  Jede  Vorbereitungsschule  hat 
2  Classen  und  2  Lehrer.  Die  Vorbercitungsschnlen  sollen  den  Progymna- 
eien  oder  den  beiden  untersten  Gymnasialclassen  vorarbeiten.  Der  Schü- 
ler erhält  Unterricht  in  der  Religionskenntniss ,  der  Latein,  und  Deut- 
schen vSprache,  der  Erdbeschreibung  und  den  Anfangsgründen  der  Arith- 
metik, und  muss  durch  2  oder  mehrjährige  Uebung  in  der  Grammatik 
6o  Meit  gebracht  seyn,  dass  er  aus  beiden  Sprachen  ohne  gröbere  Gram- 
matikalfeliler  übersetzen  kann.  Die  Progymnasien  sollen  diegrauunatische 
Ferti;i;k«It  in  beiden  Sprachen  weiter  ausbilden,  den  Unterricht  im  Grie- 
«■hipclicn  beginnen  und  bis  zur  Vollendung  der  Foruienlelirc  fortsetzen, 
in  Religion,  Erdlx'sdireibung  und  Arithmetik  volUtäiidigi-r  unterrich- 
ten und  die  merkwürdigsten  Begebenh«iten  der  ^  ati  rland>gef<liiihte 
(besonders  mit  Einprägnng  von  ]Vanien  und  Ziihlen)  lehren.  Die  obern 
Gymnasialclassen  sollen  das  ganze  hunianistische  Studium  umfassen  und 
zur  Lycealcla»se  ^orbcreUen.  In  den  alten  Sprachen  s(»llen  die  Gynma- 
fliastcn  in  der  Kunst  der  Literpretation  streng  geübt  und  an  ein  genauem 
Auffassen  und  scharfes  l'nter»cheiden  der  Stellung  der  AVorte  im  Vcr- 
liältniss  zn  dem  ausgedrückten  Gedanken  gewöhnt,  ausser  d«'n  U«;ber- 
•«tzungcn   uuä   dem  Griech.   und   Latein,   ind   Deutsche  vorzüglich  im 

15* 


220  Schul-  und  Universltätsnachi'ichtcn, 

V 

rechten  Lat.  und  Giiech.  Ausilriiclie  und  in  eigenen  Latein,  und  Deut- 
schen Ausarbeitungen  gcüht  und  zum  Lateiniächdenkcn  und  Latelnisdi- 
eprechen  angelülii't  werden.  In  der  Geschichte  sollen  hier  auch  die  Be- 
gebenheiten der  spätem  Zeit  nach  ihrer  Reihenfolge  umfa»»t  und  den 
Schülern  ein  Uebcrblick  über  alle  Ilauptzeiträume  gegeben,  die  Va- 
terlandsgceichiclite  danin  angeknüpft  und  besonders  auf  die  (»e»cliichtQ 
des  Regentenhanses  Rücksicht  genoiunien  werden.  Alle  übrigen  L'nter- 
richtszweige  sind  soweit  fortzuführen,  dass  für  die  freiere  Behandlung 
derselben  in  der  philosopli.  Classe  kein  Hinderniss  mehr  statt  findet. 
Die  Lycealclasse  bereitet  auf  den  höhern  Cursus  der  allgemeinen  Wis- 
«enschaften  vor,  und  erstreckt  sich  über  Philosophie,  Fhilologle  und  Li- 
teratur^ Geschichte  und  ihre  Hülfswissenschaften,  Mathematik  und  l'hy- 
t»ik.  Die  Zöglinge  sind  zum  systematischen  Zusammenfassen  der  gesam- 
melten Kenntnisse,  und  zum  zusammenhängenden,  systematisclien  Den- 
ken anzuleiten;  wesshalb  auch  keiner  Lyceist  werden  kann,  der  nicht 
der  Ilauptprüfung  zum  Erhalten  des  Gymnasialabsolutoriums  sielt  un- 
terzogen und  seine  Reife  und  Befähigung  für  das  höhere  Studium  der 
Wissenschaft  erprobt  hat.  Die  Hauptprüfung,  welcher  sich  alle,  die  in 
eine  Lycealclasse  oder  auf  die  Universität  übergehen  •wollen,  unter- 
werfen und  in  welcher  sie  das  Prädicat  vorzüglicher ,  guter  oder  doch 
hinlänglicher  Befähigung  sich  erwerben  müssen,  wird  von  einem  kön. 
Regicrungsabgeordneten  geleitet,  der  nicht  nur  die  Themata  dictirt, 
welche  die  Examinanden  in  Latein.,  Griech.  und  Deutscher  Spracljo 
Echriftlicli  7.u  fertigen  haben,  sondern  auch  aus  den  während  des  Schul- 
jahrs in  der  Obergymnasialclasse  behandelten  Lehrgegenständen  die 
Stücke  auswählt,  über  welche  examinirt  werden  soll.  Sänimtlichcn 
Gymnasialprofess(»rcn,  welche  mit  dem  kön.  Regierungsabgeordiieten, 
dem  Rector  der  Anstalt  und  zwei  geistlichen  und  weltlichen  Mitglie- 
dern der  Ortsbehörden  die  Prüfungscommission  bilden ,  liegt  das  Ge- 
schäft der  Prüfung,  die  Censur  der  Arbeiten,  die  Würdigung  der  aus 
dem  ganzen  Schnljahre  von  dem  Prof.  der  ObergymnasIalclas?e  vorzu- 
legenden Atisarbeilnngen  und  Censurcn  der  Schüler,  endlich  die  darauf 
gegründete  Bestimmung  der  Qu.ilification  ob,  von  welcher  die  Eiit- 
echeidung  der  Gcm  iihrung  oder  Versagung  des  Gymnasialabsolutoriums 
abhängt.  Der  Unterriclit  im  Französischen  wird  von  der  Vorbereitungs- 
schule bis  zum  Lyceum  hinauf  durdi  alle  Clussen  in  vöchentlich  3  —  4 
Stunden,  auf  den  Studienanstalten  durch  besondere  Lelirer,  an  den 
Progymnasien  und  Lateinischen  Vorliereitungsschulen  durch  die  Classcn- 
lehrer  ertlieilt.  Im  Religionsunterrichte  sind  je  2  Classcn  vereinigt, 
und  er  wird  für  jede  Confcssion  entweder  von  Professoren ,  die  dem 
geistlichen  Stande  angehören,  oder  von  besonders  angestellten  Geistli- 
chen ertheilt.  Dieselben  geistlichen  Professoren  lehren  in  Speier  und 
Zweibrücken  das  Hebräische  die  Schüler,  die  sich  der  Theologie  wid- 
men wollen.  Für  Schreib-,  Zeichneu-  und  Musikunterricht  sind  eig- 
ne Lehrer  angestellt:  an  dem  ersten  müssen  alle  Schüler  derVorberei- 
tungs-  und  beiden  untersten  Gyjunasialclassen  Antheil  nehmen;  v»im 
Zcrchuen  und  der  Musik  küunen  nur  die  Schiller  dispen&irt  werden,  du- 


Beförderungen  und  Ehrenbezeugungen.  221 

nen  es  nach  dem  Urtht-il  der  cli-i^chliiji^Ig^cn  Lehrer  an  allor  Filliigkcit 
dazu  fehlt.  Der  Unterricht  Mini  diircli  eine  zm eckiuässij:;o  Discipliii  un- 
ters^tützt  und  heh-ht,  Avelche  Zuclit  und  Oriliiiing  unter  dcu  Zöglingen 
hiuidhaht,  und  Gehoraam ,  edles  IJctragcn  «ind  reine  Sittliciikeil  in  ih- 
nen begründet,  pllegt  und  beMnhrt.  Besonders  sucht  man  das  religiöse 
Gefühl  und  die  echt  religiöse  Gesinnung  in  den  Schülern  zu  wecken, 
ohne  sie  darum  zu  Kopfhängern,  Frömmlern  und  mystischen  Schwär- 
uierii  zu  bilden,  oder  durch  angehäufte  religiöse  Unterrichtsstunden 
zum  Ueberdrnss  und  also  zur  GleicIigüUigkeit  zu  führen.  Ueber- 
haupt  streben  alle  hölieren  Schulanstalten  Ulieinbaierns  dahin,  die  An- 
zahl der  M  ackern ,  in  m  issenschaftlicher  und  sittlicher  Hezichung  den 
llrwartungcn  entsprtrchenden  Zöglinge  gegen  jeden  ungünstigen  oder 
gar  verderblichen  Finlluss  von  aussen  sicherzustellen,  die  Irrenden  mit 
Krnst  auf  den  rechten  Weg  zurückzuführen,  die  unverbesserlichen  Ro- 
hen und  Unsittlichen  rücksichtslos  MegKUM ei?en,  und  alle  Faulen  ,  Ta- 
lent- und  AVillenlosen  zu  entfernen  und  für  bürgerliclie  Gewerbe  und 
andere  Berufsarten  zu  gewinnen.  Dennoch  sind  seit  1817  in  Zweihkük- 
KK>i  137 ,  in  Splier  1)7  Schüler  zur  Universität  entlassen  worden.  ](ui 
Schuljahr  IS-jy  ^.ählten  alle  8  Lehranstalten  785  Schüler  in  32  Classen, 
die  ^on  3(»  llauptlehrern  ,  7  besondern  Keligionslehrern,  2  besondern 
Sprachlehrern  und  15  Kunstlehrern  unterrichtet  wurden.  Für  die 
äussere  Verbesserung  dieser  Anstalten  ist  von  Seiten  der  Regierung  al- 
les gethan  worden.  Die  Studicnanstalten  zu  Speier  und  Zmeibuickeiv 
hüben  die  schönsten  und  geräumigsten  Schulgebäude.  Die  Progymna- 
eialgebände  zu  Kaisersi,auteu\,  Fkamiemhai,,  Landau  und  Grü^nstadt 
sind  theils  neu  angekauft,  thcils  zweckmässig  und  dem  Bedürfnisse  ge- 
mäss hergestellt.  Die  Vorbereitungsschnle  zu  Dürkueim  erhielt  ihr  Lo- 
cal  in  dem  1822 — 23  neugebauten  Schul-  und  Gemeindehause  und  die 
zu  ^ErsTADT  in  dem  vom  Pfalzgraf  Joseph  Casimir  1578  gestifteten  Ca- 
siuiirianum.  Die  erforderlidien  Lehrapparate  sind  vollständig  angeschafft 
und  zur  Erhaltung  derselben  die  nöthigen  Summen  ausgesetzt.  Beson- 
ders zeichnet  sich  das  mathematisch -physikalische  Cabiiiet  zu  Speier 
ans,  MO  die  Studiiuianstalt  auch  eine  Bildioth.  von  08.50  Bdn. hat.  Noch 
bedeutender  ist  die  iiiblioth.  zu  Zveibrücken.  Die  Einkünfte  der  gelehrten 
Schulen  betragen  jährlich -!o74(>  Fl.,  und  825)88 Fl.  30  Kr.  m  erden  jährl.  auf 
das  niedere  Schulwesen  und  auf  Stipendien  (SbOO  Fl.)  verwendet.  — 
Seit  1617  verloren  diese  Anstalten  folgende  Lehrer:  1)  die  Studienan- 
b<alt  zu  Speikr  am  14  Aug.  1819  den  Prof.  der  Philosophie  in  der  Ly- 
cealclasse  Pctcr  Franz  IJoost,  gebor,  zu  Ascbaflenburg  den  3  Febr.  1773; 
am  26  iSt>v.  J825  den  Gymnas. -Professor  der  Seciimla  Johann  Friedrich 
Carl  Lclincr  im  27  .1. ;  am  IJ)  fsov.  1825  den  pensionirlen  Franz.  Spracli- 
lehrer  Thcobuld  Hiirl,  geb.  zu  Colniar  d.  23  Apr.  1753;  am  !)  Mai  1824 
den  seit  1818  peiisionirtiMi  Zeichnenlelirer  lulon  Link,  geb.  zu  vSpeier  d. 
14  Nov.  1743,  und  am  30  Üec.  182(>  den  nur  4  Monate  lang  functioni- 
renden  Lehrer  der  ^'orbereitungselassc  Adam  J  dtcn  au^  Forst  im  Lan- 
descommissariat  :\eustadt,  24  J.  all.  2j  Die  Sludienanstalt  zu  Zweibrik- 
iifc.v  am  7  üct.  1824  den  Prüf,  der  Mathematik  uud  Fruuz.  Sprache  Au- 


222  Schul«  und  Univcrsltritsnachricliten, 

gtist  Tfifard,  gebor,  zu  Chalons-sur- Marne  den  28  Aiig.  1T74.  3)  Das 
Progyinnas.  zu  GKrursTADT  am  10  März  1820  den  SuLrector  Joh.  IVilh. 
Baltz,  gebor,  ebenda«,  d.  30  Jan.  1792.  4)  Die  Vorbcrcitungssohulc  zu 
DüiiKHEiM  im  J.  1823  den  68jährigen  Lehrer  Georg  Wilhelm  Glock.  Vgl. 
Jahrbb. 11  S.  225. 

Soest.  Die  Lehrer  Seidenstüclccr  und  ScMiepstein  haben  das  Prädl- 
cat  alä  Conrcctorcn  erhalten. 

Trikk.  Das  berühmte  Römerthor  (Porta  nigra ,  Porta  Martis)  ist 
zu  einem  Centralmuseum  der  im  dortigen  Regierungsbezirke  gefunde- 
nen Alterthümer,  welche  bisher  in  zwei  Sammlungen  aufbewahrt  wur- 
den, bestimmt  und  zur  Einrichtung  von  der  Regierung  die  Summe  von 
8000  Thlni.  angewiesen  worden. 

Ulm.  Das  hiesige  Landesgymnaeiura  ist  sehr  alt  und  führt  seinen 
Ursprung  weit  über  die  Reformation  hinauf.  Bereits  im  14tcn  Jahrhun- 
dert bestand  zu  Ulm  eine  Lateinische  Schule  [die  nicht  etwa  Kloster- 
••chule  war],  deren  älteste-,  bi;*  jetzt  bekannte  Rectoren  Hieronymu» 
JlielmüUer  von  Ociingen  und  Johann  Mänsinger  waren.  Den  Umfang  der 
Lehrobjecte  jener  Lat.  Schule  scheint  das  Trivittm  (Grammatik,  Rheto- 
rik und  Dialektik)  ausgemacht  zu  haben.  Zu  Anfange  des  löten  Jahrb. 
nahm  man  noch  das  Quadrivium  (Arithmetik,  Geometrie,  Musik  und 
Astronomie)  und  Physik  in  die  Lehrgegenstände  auf.  Die  geschichtlichen 
Notizen  über  den  damaligen  Znstand  der  Schule  findet  man  gesammelt 
vom  Rector  und  Professor  Georg-  Vecsenmeyer  in  dem  Programm :  De 
schola  Latina  Ulmana  ante  et  sub  rcformationis  sacro- 
rum  tempus  brevis  nar ratio.  Ulm.  1817.  24  S.  4.  Als  im  Jahr 
]1531  die  Reformation  in  Ulm  Eingang  fand,  ward  anch  die  Lateinische 
Schule  verbessert  und  ihr  das  Franciscanerkloster  als  Schulgebäude 
eingeräumt.  Die  Schüler  wurden  in  5  Classen  getheilt ,  zu  denen  1562 
noch  eine  fite  kam,  und  erhielten  im  Lateinischen,  Griechischen  imd 
Hebräischen  und  in  der  Logik  und  Rhetorik  Unterricht.  Im  J.  Ifi22 
wurde  sie  zu  einem  Gymnasium  von  7  Classen  erhoben  und  in  ein 
Ober  -  oder  akademisches  und  Untergymnasium  getheilt.  Am  ersteren,  von 

3  Classen,  Murden  5  Professoren  (für  Ethik  und  Mathematik,  für  Lo- 
gik und  Oratorie,  für  Theologie,  Physik  und  Metaphysik,  für  Geschich- 
te und  für  Griech.  und  Hehr.  Sprache),,  am   letzteren,   von  4  Classen, 

4  Präccptoren  angestellt.  Eine  genauere  Bcschreihung  dieser  Anstalt, 
die  in  dieser  Einrichtung  im  Wesentlichen  bis  zum  Jahr  180(i  bestand, 
hat  der  Rector  und  Professor  Grntcr  geliefert  in  dem  Programm:  Die 
sweite  Säcularfeier  des  königl.  ffürtemb.  Landesgymna- 
siums zu  Ulm  am  24  Jun.  1822.  Ulm.  24  S.  4.  Als  Ulm  an  Bai- 
ern fiel,  ward  dieses  Gymnasium  zu  einer  Studienanstalt  gemacht  und 
in  eine  Ober-,  Mittel-  und  Untergymnasialclasse ,  ein  Progyninasinm 
und  eine  Real-,  Oberprimär-  und  Unterprimärschule  eingetheilt.  \gl. 
des  Rectors  und  Prof.  Gocss  Schrift:  Organisation  des  Vlmi- 
schen  Gymnasiums.  Ulm,  1810.  28  S.  8.  Im  Jahr  1810  vard  Ulm 
nn  Würtcmberg  abgetreten  und  1811  M'urde  eine  neue  Organisation  der 
Schule  vorgenommen,  und  dieselbe  in  ein  Ober-  und  Untergyranasium 


Befßrdcriingcn  und  E  lircnbezel  gungoiK  223 

umgesttiUet.  Das  Obergyiiinasium  «oll  durcli  den  Vortrag  der  gcsarani- 
tcii  Haiuaiiioni  zur  Universität  vorbereiten,  und  uuifasst  die  5  \orberei- 
tungswissenscbaften :  Philosopbie,  31atheuiatlk  und  Tb^gik,  Pbilolügio 
und  Historiob)gie,  für  vvelcbc  5  Professoren  angestellt  sind.  Die  Scliü- 
Icr  des  ganzen  Gymnasiums  »ind  in  8  Ciussen  gctbeilt,  von  denen  2  (die 
Ober-  und  Unterrealclasse)  für  den  Kculunterricbt,  und  6,  jede  ZMci- 
jäbrig,  für  die  pliilologiscbe  und  humanistiscbe  Bildung  bestimmt  sind« 
Die  drei  obersten  Classen  (VI,  V  und  IV)  bilden  das  über-,  die  drei 
übrigen  (Ml,  II  und  I)  das  Untergjmnasium.  Jedocli  macbt  die  vierte 
Classe  neben  dem,  dass  sie  den  humanistiselien  Cursus  mit  Latelniscber 
Poesie  und  Metrik,  Kbetorik,  Gescbiclite  und  Matbematik  beginnt,  im- 
merliin  nocli  einen  integrirenden  TJieil  des  Untergymnasiums  aus ,  in- 
dem sie  die  Latein.,  Griecb.  und  liebr.  Grammatik  vollendet.  DasLcIv- 
rerpersonale  bestellt  aus  5  Professoren  (inelus.  des  Rectors),  einem 
Oberpräceptor,  5  Präeeptoren  und  7  ausserordentlieben  Lebrern.  1822 
feierte  das  Gymnasium  sein  2C0jähriges  Jubiläum,  und  hat  seit  dieser 
Zeit  folgende  Programme  geliefert:  J)  Aliquot  codd.  mss.,  qiios 
jiossidet,  indiccm  exhibet  M.  6'e.  retsenmeycr.  Ulm,  1822.  16 
S.  4.  '1)  Anacreontis  lyrici  h.  c.  in  strophas  distinct  i  Spcc. 
■po ster ius.  Cum  prolusionc  tcrlia  in  cditioncm  ejusdcm  aesthcÜco - criti- 
cam.  Ser.  Frid.  Dav.  Gractcr.  1823.  24  S.  4.  Das  erste  Specimen  mit 
der  2ten  Prolnsio  erschien  ebendas.  1813,  12  S.  4 ,  die  erste  Proluslu 
zu  Schwäbisch  Halle  1804.  S)  f  on  den  Qualitäten  und  Ur- 
tkcilen,  ein  Beitrag  zur  Berichtigung  und  Erweiterung 
der  Logik.  Zweite  Abtheilung.  Gesclir.  von  Christian  Lcbr.  RösUng. 
1824.   Ifi  S.  4.     Die   erste  Abtheilung  erschien   ebendas.  1817.  24  S.  4. 

4)  Symbolae  criticae  ad  aliquot  Ciceronis  de  Fin.  hon.  et 
mal.   et   Tusc.   disputt.   loca.   Scr.  Ge.  Ilenr.  Moser.  1825.  20  S.  4. 

5)  Scriptio  suasoria,  qua  monita  quaedam  scholastica 
proponit  CJistn.  Guil.  Schwarz.  1826.  24  S.  4.  6}  Commentationts 
criticae  de  psalmis  Maccabaicis,  quoa  ferunty  part.  priuf. 
Scr.  Conr.  Dieter.  Hassler.    1827.      20  S.  4. 

VKMiDiG.  Der  Comte  Jacob  Filiasi  ist  durch  ein  Cabinetsschrelben 
vom  23  Sept.  von  dem  Generaldirectorate  im  Venctianischcn  enthoben, 
aber  seiner  ^  crdicnste  wegen  mit  dem  Ordea  der  eisernen  Krone  dritter 
Classe  belielien  worden. 

AVi:u.\ibi;RouA.  Der  verstorbene  Stadtprediger  Kessler  hat  ausser 
mehrern  andern  frommen  und  wohlthätigcn  Stiftungen  noch  ausgesetzt: 

1)  ein  Legat  von  1000  Tblrn.,  dessen  Zinsen  derjenige  Lehrer  am  Gy- 
mnasium  in  ScHLKi>i.\cKv   erhalten  soll,   der  ihrer  am  meisten  bedarf. 

2)  ein  Capital  von  500  Thirn.,  dessen  Zinsen  ein  Lehrer  am  Lyceum  in 
AVünMCKHouA  beziehen  soll.  3)  ein  Capital  von  1000  Thlrn.,  wovon  die 
jäbrliciicn  Zinten,  in  zwei  Hälften  getheilt ,  zweien  auf  die  Universität 
abgehenden  Studirenden  der  Theologie,  die  aus  Schleusingen  oder 
AVcrnigeruda  äcyn  müssen ,  ald  viuticum  mit  dem  Zurufe  eingehändigt 
werden  sollen :  Honor  nominis  dei,  $ed  »on  tui,  hominum  salus,  non  auri 
famcs,  luborum  sit  scopu$  tuorum.  4)  ein  Capital  von  500  Thlrn.,  wovon 


22-4         Sc  hul-undü  hiver  ölt  ritsnach  richten  ctc-, 

die  Zinsen  zum  Anliaufnötliij^er  S<liull>ü«;hcr  für  arme  Scliüler  in  Schicu- 
singcn  und  Werni<;;eroda  verwendet  werden  trollen.  5)  ein  Capital  voij 
500  Tlilrn.,  dessen  jährliche  Zinsen  den Lelireru  in  S<hlcu»ingen  zufallen 
sollen,  die  von  den  Kindern  armer  Eltern  Iceiii  Schulg-eld  erhalten. 

Westphale\.  In  der  Bd.  IV  IKt.  2  iiutg-ctheilten  Uchersicht  der 
hohem  Lehranstalten  Preussens  ist  S.  246  zu  herlelitij^en,  dass  das  ka- 
thol.  Priesterseminarlum  in  P.aderbokv  eine  theolo'i^ische  und  philoso- 
phische Lehranstalt  ist  und  eigentlich  zu  den  Hochschulen  gehört.  Die 
Kormalschule  in  Münster  hat  aufgehört,  seit  das  Itatholische  Schulleh- 
rersc'minariuni  in  Büren  eingerichtet  ist.  Im  Regierungshezirk  Mün- 
ster gieht  es  noch  Progyninasien  zu  Coesfeld,  KECKLI^«HAlSEIv  und 
Vkeden  [s.  111,  3  S.  121],  von  denen  jedoch  das  er^te  hcrcits  zum  Gy- 
mnasium erhohen  ist  [s.  IV  S.  346J  und  das  zweite  auch  ein  vollständi- 
ges Gymnasium  Averden  soll.  Im  Regierungsltezirk  Akxsrerc  sind  die 
kathol.  Progymuasien  zu  Biulov  und  Attendorn  und  die  höhern  Stadt- 
schulen zu  LippSTABT  und  Siegen  ausgelassen.  Der  Lehrer  JJlinubng 
vomProgymnas.  in  Warendorv  [s.  IV  S.  241]  und  der  Gymnasiallehrer 
Siemers  vom  Gymn.  in  Müjmster  sind  mit  Stipendien  zu  ilirer  weiteren 
Aushildung  nach  Bonn  gegangen. 

Wittenherg.  Der  Conrector  GörUtz  ist  zum  Prorector,  der  Suh- 
rcctar  Ilerm.  Schmidt  zum  Conrector,  der  Lehrer  /llwiii  Schmidt  zum 
feuhrcctor  und  der  Lehrer  Ifcnsch  zum  Subconrector  ernannt  worden. 
s.  III,  2  S.  123,  4  S.  111  u.  IV  S.  359. 


Inhalt 

von  des  dritten  Bandes  zweitem  Hefte. 

Tliceronis  Oratio  pro  Sextio.   Edita  a  MüUero.  —  Vom  Professor  M,   JFun- 

der  in  Grimma.  .  .  .  .         .  S.     123  —  175 

Cornelius  Nepos,  curante  P.  F.  de  Calonne.  \ 

f  Vom    Prorector  M.    Dohne 
Com.  Nepos,  ex  rec.  Staverii,    Bremii   alio-^ 

)  in  Zeitz.    .  .     175   —  184 

rumque.   .....' 

Fischer:  Rechnende  Geometrie.  —  Vom  Professor  JFunder  in  Meissen.  184  —  190 
Ilermsdorf:  Sammlung  von  UebuugsaufgaLen  über  die  gemeinen  Rechnungs- 
arten der  Zahlenvergleichung.  —  Von  demselben.             ,                   .  191  —  201 
Grassmann:  Schulbuch  der  Raumlehre.  —  Von  demselben.        .          .         .  201  —  201 
Cannabich :  Bileine  Schulgeographie.    —     Vom  Dr.  Med.    Weise  in  Orla- 

münde 20T  —  211 

Miscellen.                211—214 

Journalnotizen.                  ..........  214  —  215 

Todesfälle 215  —  217 

Schul  -  und  Universitätsnachrichten  ,   Beförderungen  und  Ehrenbezeigungen.  217  —  221 


mm 


^ 


JAHRBUCHER 

FÜR 

PHILOLOGIE  UND  PÄDAGOGIK. 


Eine  kritische  Zeitschrift 

in  Verbindung  mit  einem  Verein  von  Gelehrten 

herausgegeben 

von 

M.  Joh.  Christ,  Jahn, 


Zweiter  Jahrgang. 


Dritter    Band.     Drittes   Heft. 


Leipzig, 

Druck  und  Verlag  von  B.  G.  Teubner. 
1     H     2     7. 


■ 


Griechische    Litteratur. 


Uebersicht  der  neuesten  Anakreontischen  Litteratur. 

i"ic  sogenannten  Anakreontischen  Lieder,  welche  eich  in  der 
Anthologie  des  Konstant hi  Kcphalas  und  zum  kleinste»  Theilc 
hei  verscliiednen  Schriftstellern  zerstreut  finden,  Jiaben  das  un- 
verdiente Schicksal  gehabt,  seit  ihrer  ersten  Herausgabe  durch 
II.  Stephanus  1554  bis  auf  die  neuesten  Zeiten  von  keinem 
der  griindliclieren  Sprachkenner  einer  umfassenden  kritische» 
IJearbeitung  gewiirdigt  zu  werden.  Stephanus  selbst  leistete, 
liauptsächlich  nur  fiir  Sammlung  des  Zerstreuten  und  für  Er- 
klärung, gleich  melir,  als  man  von  dem  2Gjährigen  Jüngling  als 
erstem  Herausgeber  erwarten  konnte.  Auch  sclieint  er  aus  dem 
Heidelberger  Codex  der  Anthologie  eine  Abschrift  dieser  Ge- 
dichte gehabt  zu  Iiaben,  was  sowohl  von  Andern  —  tji^'he  Fi- 
schers praefat.  ed.  Ildae  not.  33  — ,  als  auch  neuerlich  von  Hrn. 
Peerlkamp  bemerkt  worden  ist.  Allein  aus  raehrern  seiner 
ISoten  muss  man  scliliessen,  dass  diese  Abschrift  entweder  nicht 
genau  gewesen,  oder  dass  er  sie  nicht  sorgfältig  benutzt  hat. 
L'ebcrdiess  erklärte  er  sich  über  seine  Quellen  nur  kurz  und 
unbestimmt,  und  diese  selbst  waren  den  nachfolgenden  Heraus- 
gebern meist  unzugänglich ,  die  eine  sogar  ganz  verschwu»- 
den — jezt  ist  es,  wie  es  scheint,  auch  die  andere,  und  meh- 
re sind  ihrer  nicht — ,  so  dass  eine  sehr  unsichere  Critik  des 
Textes  fast  nothwendige  Folge  wurde.  Dazu  kam  noch,  dass  die 
Gedichte  selbst,  der  äussern  Form  nach  oline  alles  Beispiel, 
fast  von  keinem  älteren  Schriftsteller  oder  Granmiatiker  be- 
rücksicJitigt,  unter  sich  selbst  so  ungleichen  \Vertljes,und  dem 
angeblichen  Urheber  oft  so  wenig  entsprecJiend,  zu  wenig  kri- 
tische Ilaltungspunkte  darboten  um  zu  einem  befriedigenden 
Resultate  zu  gelangen.  Daher  findet  jnan  denn  auch  in  d«n 
Commentaren  derjenigen  Mäimer,  welche  noch  den  meiste» 
Einrtuss  auf  die  Critik  der  Gedichte  gehabt  hal)en.  Faber, 
Baxter,  Barnes,  Paw,  ScJineider  etc. ,  meist  nur  subje- 
ctive  unbegründete  Ansichten,  oft  mit  den  niedrigsten  Schim- 
pfereien A erfochten  (Baxter  und  Barnes,  Paw  und  d'Or- 
ville).  Von  Saumais e,  Schott,  Scaliger,  Dawes,  Len- 
n  (' p ,  Valckenaer  und  Andern  wurde  zwar  gelegentlich  i» 
andern  Scliriften  hier  und  da  mancheä  Einzelne  gut  bemerkt, 


228  Griechische    Litteratur. 

und  auch  wohl  richtig  gehcssert,  aber  dieses  braclite  die  Saclie 
im  Ganzen  doch  niclit  viel  weiter,  und  vorziiglicli  weil  man  das 
Metrum  nicht  kannte,  waren  diese  Versuche  selbst  von  den  be- 
deutendsten Männern  häufig  sehr  unglVicklich.  Audi  Brtinck 
selbst,  welcher  zuerst  die  Copie  von  Spalletti  benutzte,  bes- 
serte zwar  vieles ,  aber  auch  wieder  zu  vieles,  liess  sich  auf  ei- 
ne allgemeine  Untersuchung  iiber  die  Verscliiedenlieit  des  Dia- 
lekts,  des  Ausdrucks,  des  Metrums  etc.  in  diesen  Gedichten 
gar  nicht  ein,  sondern  bemerkte  nur  hier  und  da  die  prosodi- 
schen  Unrichtigkeiten,  metrischen  Verstösse,  unpassenden  oder 
ungriechischen  Ausdriicke,  und  liess  4  Oden  als  „legi  prorsus 
indigna"  ganz  Mcg,  odd.  jt',  Xd"' ,  vt,\  vQ-'  (bei  Fischer  Oß, 
Fragm.  I,  II,  III),  ohne  doch  einige  andere  wegzulassen,  die 
eben  so  sclilecht  oder  noch  schlechter  in  derProsodie  sind,  als 
die  angegebenen. —  IN  och  weniger  konnten  natVirlich  die  seich- 
ten unkritischen  Bemerkungen  der  unzäliligen  andern  Heraus- 
geber, Erklärer,  Dollmetscher  und  Nachahmer  die  Sache  for- 
dern, welche  durch  ihr  Geschwätz  gewöhnlich  nur  ihre  Unbe- 
kanntschaft mit  der  Sprache  an  den  Tag  legten,  imd  jeder 
streng  wissenscliaftl.  Methode  die  Alten  zu  bearbeiten  Hohn 
spraclien. 

Nicht  zu  diesen  gehörte  Fischer,  welcher  den  ganzen 
zu  seiner  Zeit  vorhandenen  Wust  von  Meinungen,  Vermuthun- 
gen  und  Vorschlägen  am  vollständigsten  in  seiner  dritten  Aus- 
gabe 1793  mit  den  Lesarten  des  Heidelberger  Codex  nach  Spal- 
letti's  Copie  zu  einer  Varietas  lectionis  aufstutzte,  unter  den 
unveränderten  Text  von  Baxter  sezte,  und  so  den  kiinftigen 
Herausgebern  wenigstens  die  verdriessliche  Mühe  ersparte,  die- 
selben aus  den  vielerlei  Ausgaben  selbst  zusammenzusuchen. 
Was  seine  luid  seiner  Nachfolger  Leistungen  sonst  noch  fVir 
Werth  haben,  hat  Unterzeichneter  in  der  Vorrede  zu  seiner 
Ausgabe  schon  angedeutet,  und  sich  zum  Theil  auch  schon  Viber 
Peerlkamps  und  Wolpers  Arbeiten  ausgesprochen.  Auf- 
gefordert jedoch  von  der  verehrl.  Hedaction  dieser  Jahrbiicher 
iiber  das,  was  in  den  neuesten  Zeiten  über  diese  Gedichte  er- 
schienen, eine  Beurtheilung  zu  liefern,  muss  er  der  Vollständig- 
keit wegen  auch  die  Leztern  noch  einmal  mit  aufnehmen ,  und 
zugleich  auch  was  er  selbst  darüber  herausgegeben  wenigstens 
mit  aufführen.  Vorher  aber  gestellt  er  aufrichtig,  dass  er  sich 
nur  mit  einer  gewissen  Selbstüberwindung  zu  diesem  Geschäft 
verstanden  hat,  theils  weil  die  zu  beurtheilenden  Schriften  des- 
sen, was  die  Sache  weiter  führen  könnte,  so  äusserst  wenig, 
des  zu  tadelnden  aber  so  viel,  am  meisten  aber  solches  darbie- 
ten, wozu  man  am  liebsten  gar  nichts  sagt;  theils  weil  die  Ver- 
fasser meist  selbst  zu  sehr  auf  die  höhern  Ansprüclie  der  Critik 
resigniren,  als  dass  man  sich  bei  ihren  Bemerkungen  zu  einer 
gründlichen  Discussion  veranlasst  fühlen  sollte.     Indessen  wer- 


Uebcrälcht  der  neuesten  Anakrcont.  Littcratur.  220 

den  diese  Ausstellungen  durch  den  hesondem  Zweck ,  den  je- 
der der  Verfasser  bei  seiner  Schrift  hatte,  allerdings  selir  mo- 
dificirt,  und  Rec.  wird,  wie  billiir,  dieses  wohl  berücksichtigen, 
hofft  aber  auch  von  den  Verfassern,  deren  anderweitijre  Ver- 
dienste er  zum  Theil  wolil  kennt  und  liochachtet,  soviel  sittli- 
cJie  Kraft,  dass  sienicht  et  waAnmaassunjj  oder  gar  Neid  als  Grund 
seines  Tadels  ansehen  werden,  zu  welchen  beiden  er  auch  nicht 
die  geringste  Veranlassung  Iiaben  kann;  er  tadelt,  weil  es  die 
Wahrheit  verlangt. 

Um  den  Standpunkt,  den  die  vorliegenden  Schriften  Inder 
Litteratur  des  Anakreon  einnehmen,  bestimmter  zu  bezeichnen, 
wollen  wir  aufstellen,  was  zunächst  für  die  Anacrconlea  nach 
den  frühern  Arbeiten  zu  thun  war: 

1)  Musste  nachgewiesen  werden,  auf  welchem  diplomati- 
schen Grunde  diese  Gedichte  beruhen,  ob  alle,  oder  nur  einige, 
und  welclie  dem  Anakreon  zugeschrieben  oder  abgesprochen 
werden;  ob  und  welche  Zeugnisse  und  Andeutungen  anderer  al- 
ten Schriftsteller  für  oder  wider  beigebracht  werden  können; 

2)  Alles  was  zur  Enniltlung  des  7irsprü?iglichen  Textes 
dienen  kann  sorgfältig  zusammengesucht  und  dargestellt; 

3)  Ob  und  warum  entweder  alle  oder  einige  dieser  Ge- 
dichte dem  Zeitalter  des  Anakreon  entsprechen  oder  nicht  ent- 
sprechen, nach  injiern  Gründen^  d.  i.  Dialekt,  Ausdruck,  Pro- 
sodie,  metrischer  Form,  Inhalt,  poetischem  Gehalt  etc.  erforscht ; 

4)  Der  überlieferte  Test  nach  den  vorhandenen  Hülfsmit- 
teln,  wozu  natürlich  auch  die  Arbeiten  der  Neuern  gehören, 
genau  revidirt,  und,  soviel  als  äussere  und  innere  Gründe  ge- 
bieten, der  ursprünglichen  Form  nähergebracht; 

5)  \o\\  Krklärnng  soviel,  als  für  den  besondern  Zweck  ei- 
nes jeden  Herausgebers  erforderlich  schien ,  hinzugethan  wer- 
den. 

Man  sieht  leicht,  dass,  wenn  einer  niclit  alle  diese  Punkte 
als  Gegenstand  seiner  Untersuchung  aufnehmen  wollte,  was 
\\\x  sehr  gern  zugestehen,  die  2  ersten  und  der  lezte  Punkt  al- 
lenfalls einzeln  konnten  aufgehellt  werden,  dass  aber  der  drit- 
te schon  durch  den  zweiten,  und  der  vierte  durch  alle  3  vor- 
hergehende so  bedingt  ist,  dass  er,  unabhängig  von  ihnen  auf- 
gefasst,  bei  der  anerkannten  Ungleichheit  der  Gedichte  notli- 
wendig  zu  falschen  Resultaten  führen  niuss. 

Die  hierher  geliörigen  Schriften  sind  nun: 
l)   Specinien  Anac  re  ontis  Lyrici  redivivi  cum  pro- 
lubiunc  altcni   in  «tditioiicin  viitiä  Tcii  iicüthclico  -  criticitiii ,    qua  ml 

invitat  M.  Frid.  David  Grader  cU:    Ulinae  1818.    12   S.  4.  — 

Spccimcn  posterius  etc.  cum  prolusiune   tcrtia  etc.  id.  ibid.  1823. 
24  S.  4. 

[An/,,  in  Bcck'd  Repert.  1824  Bd.  IV  S.  350  fl*.] 


230  Griechische    Litteratur. 

2)  Petri  Hof  man  Peerlkamp  observationes  Afiacreon- 
ticae  (?).  Stehen  in:  Nova  Acta  literariuSocietatisRhcno-Tra- 
iectinae,  P.  I,  1821 ,  von  p.  121  bis  183. 

8)  JNAKPESIN.  Anacreontis  reliquiae  (,)  Basi- 
lii^  Juliani  (,)  Pauli  Silentiarii  A7iacreonticu{^) 
cuianto  Jo.  Fr.  Boissonade.  Parisiis  apud  le  Fcvre.  1823.  XII  und 
KJO  S.  Iß.  (Ist  der  erste  Tlicii  der  Po  et  ar um  Graecorum 
Sylloge.)   IThlr.  8  Gr. 

[Götting.  Anz.  1824  St.  159.] 

4)  Anacreontis  carmina.  Graece  cnm  selectis  obscrvationi- 
Lus  ed.  Gustav  Guil.  Gtimaelius.  Upsaliae.  Pahnblad  et  C.  (Lips.  ap. 
Blockhaus.)  1824.  108  S.  8.    10  Gr. 

5)  Cunimentiitiones  tres :  de  antiquitate  carm,inum  Ana- 
cre outeoru7n^  de  forma  hodieriia  or ationis  I)e- 
inosthenis  pro  Corona  et  de  Medea  £urij)idls  (^.,) 
qnas  soripsit  Dr.  Jug.  Frid.  Wolter.  Lips.  ap.  Hartmann.  1825.  ti8 
S.  gr.  8.     9  Gr. 

[Anz.  in  Beck's  Repert.  1825  Bd.  IH  S.  86.  —    Gegen  ein  vom  Hcrra 
Dr.  Melilhorn   in   der   Vorrede   zu  seinen  Anacreonteis   pag.  X 
über  dieses  Buch  ausgesprochenes  Urtheil  liat  sich  Wolper  in  d. 
Krit.  Biblioth.  1827  Hft.  4  S.  459  —  64  mit  unzureichenden  Grün- 
den vertheidigt.] 
0)  Anacreontea  quae  dicuntur  secundum Levesquü  colla- 
tioneni  codicis  Palatini  recensuit,  strophis  suis  restituit,   Stephani  no- 
ti»  intcgris,  aliorum  selectis  suisque  illustravit  Dr.  Frid.   Mehlhom. 
Glogaviae  in  libr.  nov,  Guenteriana.  1825.  XII  u.  262  S.  gr.  8.  1  Thir. 
18  Gr. 

[Anz.  in  Beck's  Repert.  1825  Bd.  III  S.  78.] 

7)  Afiac  reontis.^  quae  feruntur.,  carmina^  Sapphus 
et  Krinnae  fragmenta.  Textura  passLu  rcfluxit  breviquc 
adnotatione  illustravit  Em.  Anton,  Mocbius.  Gothac  et  Erfordkie. 
Sumtt.  Hennings.  1826.  XXX  und  126  S.  gr.  8.  (Ist  Vol.  XIX  poe- 
tarum  von  der  Bibliotheca  Graeca  cur.  Jacobs  et  Rost.') 
12  Gr. 

8)  Anthologia  lyrica  Anacreontea  et  Anacreontis 
uliorumque  lyricorum  graecorumselectafrag- 
menta  et  Scolia  continens.  Edidit  cum  notis  criticis  et  me- 
trorum  cxpositione  Frid-  Melilhorn.  Lips. surapt.  et  tjp. B.  G.  Teubneri. 
1827.  148  S.  12.     10  Gr.  eh.  angl.  16  Gr. 

Da  kei»ier  der  Verfasser  als  der  Rec.  die  Ordnung  der  Ge- 
diclitenacli  dem  cod.  Pal.  aufgenommen,  so  wird  Rec.  auch  nach 
der  gewöhnlichen  Ordnung  in  Fischers  Ausgabe  citiren,  aber 
immer  die  Ordnung  des  cod.  Pal.  und  hei  den  übrigen ,  wie  er 
sie  in  seiner  erstem  Ausgabe  gestellt  hat ,  in  (  )  beisezen.  Der 
Kürze  wegen  wird  er  die  Anakreoutischen  Gedichte  im  AUge- 
meineii  durch  An.  bezeichnen. 


Gractcr:  Spcc.  Anacreontis  redivivi.  231 

Der  Verf.  von  Nr.  1,  Herr  Grat  er,  hatte  schon  im  Jahr 
1804  In  Anacreontis  edit.  acsth.  crit,  proli/sio  I  als  Programm 
herausiregebcn ,  in  welcher  er  den  Gedanken  znerst  anssprach, 
dass  die  An.  in  Strophen  fretlieilt  werden  mVissten,  und  als  Pro- 
be gleicJi  10 Gedichte  strophisch  eiiigetheilt.  Der  Gedanke  war 
g^ut,  und  die  Atisfiihrnng  bei  eiiiiiien  Gedichten  richtig,  bei  an- 
dern abci',  wo  Verse  ausgeworfen  wurden,  zu  kühn  und  der  Be- 
weise ermangelnd.  Aber  wer  sollte  wohl  von  einem  Manne  wie 
llr.  Grat  er,  der  sich  schon  durch  anderweitige  Verdienste  um 
die  alte  Litteratur  so  ausgezeichnet  hat,  denken,  dass  er  im 
J.  1818  und  1H23  denselben  Gedanken  fast  bei  allen  diesen  Ge- 
dichten ausführen  Avill,  oline  auch  nur  im  Geringsten  sich  darum 
bekümmert  zu  haben,  was  seitdem  für  die  Critik  und  Metrik 
der  griechischen  Dicliter  von  H  e  r  m  a  n  n  und  Andern  gethan  wor- 
den, da  dieses  doch  mit  der  Eintluilung  in  Strophen  auf  daa 
innigste  zusammenhängt!  Beide  Programme  haben  völlig  das 
Ansehn,  als  ob  sie  vor  30  —  40  Jahren  geschrieben  wären.  Daa 
Griechische  ist  ohne  Accente,  die  Metra  ohne  Ictus,  und  Fi- 
scher, wer  sollte  es  für  möglich  lialten*?  nach  der  ersten  Aus- 
gabe citirt.  Doch  wird  einigemal  Brunck  imd  ein.ual  sogar 
Bot  he  erwähnt.  Hr.  Grat  er  theilt  die  An.  in  4  Sectionen  : 
I)  „tarn  odaria  quam  fragmenta,  testimoniis  veterum  Auacreonti 
vindicata.  II)  Anacreontis  certc  ingenio  non  indigna.  lll)lmita- 
tores  Anacreontis  veteres ,  non  quidem  raelioris ,  nee  vero  pes- 
simae  notae.  IV)  Cetera,  a)  pessimae  notae,  b)  quae  pictoi'ia 
potiiis  quam  lyrica  dixeris."  Diese  Eintheilung  selbst  Ut  zwar 
nicht  ganz  übel,  und  dass  die  pictoria  so  zulezt  kommen,  rührt 
daher,  weil  Hr.  Gräter  von  den  guten  Gedichten  unbedingt 
verlangt,  dass  sie  Strophen  haben  müssen,  und  das  dritte  (A«) 
hat  er,  wie  es  scheint  deshalb,  ganz  ausgelassen,  weil  sich  die- 
ses gar  nicht  in  Strophen  fügt,  und  doch  kein  pictorium  ist.  — 
Untersucht  man  nun  aber,  welche  Gedichte  der  Verf.  immer 
zu  jeder  Section  reclinet,  so  sieht  man,  die  erste  Section  ab- 
gerechnet, dass  ihm  nur  seine  subjective  Ansicht  von  derSchön- 
Iieit  jedes  Gediclits  als  Maassstab  diente.  Was  Sprache,  Dia- 
lekt, Prosodie  etc.  bezeugen,  wird  gar  nicht  beachtet;  wes- 
halb ihm  denn  auch  die  Verse  des  Theodor  Prodromus  so  ge- 
fallen haben,  dass  er  diese  unbedingt  zur  2ten  Section  recli- 
net. Nach  diesen  Sectionen  werden  nun  wieder  die  Gedichte 
eingetheilt  in  monocola  und  dicola,  und  jede  dieser  Gattungen 
wieder  in  disticha,  tristicha  etc.  (in  dem  erstem  Progr.  lieisst 
es  distropha,  tristropha  etc.),  wo  es  denn  natürlich  von  dem 
»achtheiligsten  Einlluss  ist,  dass  der  Verf.  die  einzelnen  Verse 
gar  nicht  heiirtheilen  kann.  So  rechnet  er  denn  od.  37  {fiä'), 
3H  (^e),  42  (u),  54  (va),  T»«  (|'),  57  i^a)  ohne  weiteres  un- 
ter die  monocola,  und  theilt  z.  B.  das  5()ste  in  3  Strophen  mit 
«ler  Kiibrik  luonocolon   te(ra^trophon,    da  doch   der  je  fünfte 


232  Griechiüchc  Littnrntur. 

Vers  ein  reiner  ionicus  a  minore,  und  das  ganze  Gedicht  also 
ein  dicoion  liexasticlion  vielmehr  ist.  Aber  hat  er  vielleicht 
die  Ansicht ,  dass  der  ion.  a  min.  eigentlicli  derselbe  Vers  mit 
dem  Anakreontischen  sei?  O  nein!  denn  gleich  im  folgenden 
od.  57  (^a)  und  im  spec.  poster.  od.  39  (firj)  wird  er  durch 
solche  ionici  einigemal  beunruhigt  im  v.  14,  18,  28;  bessert 
auch  wohl ,  lässt  aber  in  demselben  Gedicht  v.  6  und  10  ruhig 
daliin  ziehen. 

Als  Beispiel  von  der  Critik  des  Verf.  diene  das  Fragment 
aus  Dio  Chrys.  bei  Fisch.  29  (bV).  Dieses  wird  als  dicoion  tri- 
strophon  behandelt,  und  in  4  gleiche  Strophen  gethcilt,  von 
denen  die  beiden  ersten  so  lauten : 

'Sl  'va^  navdafiarcoQ  'Eqcss 
'Sil,  Nvficpat  üvavantdss 

Xqvöco  dt]  SLxaö^evt], 
2Jvfi7iait,ov6LV  BJii6tQBq)Bai 
'Tiprjkav  X0QV(pcc6ÖB. 

Hier  ist  erstens  jtccvda^aTCSQ  bloss  auf  des  Barnes  Auctorität 
statt  CD  da[iK^r]g  gesezt,  sodann  der  ganze  4te  Vers,  welchen 
Barnes  selbst  fabrizirt,  siehe  des  Rec.  ed.  mai.  p.  231;  ferner 
ist  im  (iten  oqbcjv  ganz  Aveggelassen  und  statt  }C0Qvq)ccg  ist  xo- 
Qvq>as8B  geschrieben,  mit  folgender  Rechtfertigung :  \o\  oqbcov 
f|uae  ubique  (?)  additur  niera  est  glossa  ad  viprilav.  Dicitur 
eniin  pari  modo  acp'  vip7jXc5v  aazLSvai. 

Nach  dieser  Methode  und  mit  solchen,  oder  noch  kiirzem 
Rechtfertigungen  („omisso  oder  reiecto  versu,  ut  superfluo, 
prorsus  otioso,  pulcri  sensui  refragantibus'^  etc.)  werden  nun 
aus  sehr  vielen  Gedichtenein  oder  zwei  Verse  gestrichen,  Lük- 
len  bezeichnet,  auch  wohl  Verse  eingesezt,  und  so  48  Gedich- 
te in  Strophen,  d.  h.  in  Abtheilungen  zu  2,  3,  4,  5  od.  6  Ver- 
sen, gesezt,  wobei  natürlich  auch  bisweilen  das  Richtige  ge- 
troffen ist.  Insofern  also  Rec.  erst  später  diesen  Gedanken  nacli 
Hermanns  Vorgang  ausgeführt ,  ohne  jedoch ,  wie  er  es  sich 
bezeugen  lassen  kann,  etwas  von  Hrn.  Gräters  Versuchen  zu 
wissen,  so  bleibt  diesem  allerdings  das  Verdienst,  denselben 
zuerst  öffentlich  bekannt  gemacht  zu  haben.  Dieses  und  die 
Vergleichung  einer  CöUner  Ausgabe  des  Gellius  vom  J.  1557 
wegen  Od.  17  (y'j,  durch  welche  einige  richtige  Lesarten  be- 
stätigt werden,  machen  das  Gute  in  diesen  Programmen  aus. 
Im  übrigen  aber  sieht  man  leicht,  dass  Hr.  Grat  er  auf  ein 
ihm  ganz  fremdes  Feld,  und  vorzüglich  dadurch  in  die  grössteii 
Irrthümer  gerathen  ist,  dass  er  die  Eintheilung  in  Stroplien 
nicht  als  ein  Mittel  um  etwaige  Interpolation  zu  entdecken,  son- 
«lern  als  die  Hauptsache  angesehen  hat,  um  welcher  willen  er 
alle  Gesetze  der  Critik  aufopfern  zu  müssen  glaubte. 


Pcerlkainp  :   Ohscrvatt.  Anacrconticac.  233 

Der  Verf.  von  Nr.  2,  Herr  Prof.  Pcerlkamp,  bekam  vo:i 
tler  Loidiier  Hihliothck  das  Mspt.  des  Steplianus  zu  dessen 
nacliinali^er  Ausgabe  in  seine  Hände.  Es  entJiielt  die  Gedichte 
in  der  Ordnung  des  Cod.  Pal.  nebst  den  ISoten  des  Stephanus 
und  ist  höchst  walirsclieinlicli  das  Leidner  Mspt.,  von  welchem 
scliou  Fisclier  in  der  Vorrede  zur  2ten  Ausgabe  not.  US  ge- 
sprochen, und  welclies  im  Fabriciiis  als  codex  Leidensis  ange- 
iiihrt  wird.  Ueher  die  gegenwärtigen  Observationes  von  Hrn. 
Peerlkamp  liat  sicli  llec.  schon  in  seiner  erstem  Ausgabe 
praef.  p.  1\  sq.  im  Aligenieinen  ausgesprochen  und  zu  den  ein- 
zelnen Gedichten,  vornelimlich  in  denAddendis,  das  Hauptsäch- 
lichste beigel)raclit,  daher  er  sich  begnügt,  dorthin  zu  a  erwei- 
sen. Dazu  aber,  was  Hr.  Peerlkamp  sagt:  „de  Anacreonte, 
de  odis  supposititiis,  de  \ariis  post  Fischeriaiiam  editionibus 
amplior  aliquando  erit  disputandi  materia.  Interea  quidem  liaec 
taiiquam  speciinen  aliquod  no^ae  editiouis  habeantur.  Hinc  fa- 
ctum est,  ut  interdn.n  ad  ea  fuerim  dilapsus,  quae  ab  Anacre- 
onte videantur  aliena'',  bemerken  wir,  dass  wir  von  einem  so 
belesenen  Manne,  wie  Hr.  Peerlkamp  ist,  gern  etwas  gedie- 
genes erwarten  wollen,  und  uns  darauf  freuen.  Nur  mVissen  wir 
wiinschen,  dass  er,  was  Dialekt  und  JMctrik  betrifft,  sorgfälti- 
ger studiren  ,  die  Forschungen  deutscher  Gelehrten  (nicht  ein- 
mal Hermann  ist  benutzt)  hierViber  fleissiger  benutzen,  und 
sich  überhaiipt  mehr  auf  den  heutigen  Standpunkt  derCritikder 
Altenerheben  möge.  Dann  wird  ihm  gewiss  nicht  mehr  einfallen 
dorischen  Dialekt  sogar  durch  Conjectur  in  die  An.  einschwär- 
zen zu  wollen  —  Od.  1  (xy')  12,  äxa  statt  aösi,  wiewohl  juit 
dem  bescheidenen  Zusatz;  „si  codex  aliquis  addiceret"  — , 
oder  Fischern  zu  belehren,  wie  ^dvarog  als  Jambus  stehen 
könne,  und  bei  der  Belehrung  die  Uegrifte  Fuss  und  Sjlbe  zu 
verwechseln,  Od.  2o  ßd')  4;  oder  zu  glauben  dass  im  Viigil 
Aen.  1\,  470  könne  gelesen  werden:  sceleris  agüatus ;  oder 
in  od.  24  (Ar/)  2  noch  von  einer  Verlängerung  durch  den  Spiri- 
tus asptT  zu  reden.  Auch  w  ird  er  dann  sehen,  dass  die  Zeit  vor- 
bei ist,  wo  man  eine  Conjectur  schon  dadurch  gerechtfertigt 
glaubte,  w  eil  das  vtrmuthete  Wort  irgendwo  in  ähnlichem  Zu- 
sammenhange vorkäme,  und  wo  mau  jeden  ähnlichen  Ausdruck 
eines  spätem  Schriftstellers  gleich  aus  dem  vorliegenden  für 
nachgeahmt  hielt.  Dass  der  Verf.  aber  das  Fremdartige  ver- 
meiden will,  dürfen  wir  nun  nach  seinen  Worten  nicht  imr  hof- 
fen, sondern  müssen  es  auch  sehr  wünschen.  Denn  die  vorlie- 
genden observationes  enthalten,  in  critischer  Hinsicht  wenig- 
stens, mehr  für  andere  Schriftsteller  als  für  die  An.,  und,  wir 
wollen  es  gern  a.ierkennen,  bisweilen  auch  gelungenes  und  be- 
achtungswerthes.  So  \\ird  bei  ApolloJi.  I,  120  clnt^TjXccro  gut 
gegen  Schäfer  vertheidigt,  und  in  (Jallimach.  epigr.  45,  \nth. 
Pal.  \H,  JÜ4,  1,  ist  der  Vorschlag  ov  ^üvv^  zu  «chreibeu  sehr 

IG* 


234  G  r  i  c  c  li  i  s  (^  h  c  L  i  1 1  c  r  a  t  II  r. 

aiiiichmlich.  Anderes  wird  sclnverlicli  Beifall  finden,  wieTheo- 
plirast.  Char.  ß'  jtal  iTtaivköaL  ö\  udovrog  statt  aaovrog  oder 
aaovovTog,  wodurch  der  Sclimeicliler  den  Gesang  ja  unterbro- 
chen Iiätte;  Theoplirast  lässt  viel  riclitiger  ilin  his  zu  Ende 
warten,  und  dann  oQ^^oögl  eTCiörjpDjvaöd^aL.  Ausserdem  bezielit 
sich  die  Critik  des  Hrn.  PeerlJcanip  meist  auf  lateinische 
Schriftsteller,  auf  Iloraz,  Ciaudian,  Propcrz  und  die  latein.  An- 
thologie. Wir  scliliessen  diese  Anzeige  mit  dem  Anerkenntniss, 
dass  auch  zur  Erläuterung  des  Sprachgebrauchs,  sowolil  in  den 
An.  als  in  andern  Schriftstellern,  von  Hrn.  Peerlkamp  man- 
ches Gute  beigebracht  worden  ist.  — 

Nr.  3.  Was  von  der  ganzen  Sylloge  zu  erwarten  spriclit 
der  beriihmte  Herausgeber  deutlich  aus.  Es  sollen  kleine  Ta- 
schenausgaben sein,  „libelli  belluli,  qui  otio  magis  et  deambii- 
lationi  hominum  literatorum  conveniunt  quam  studiis  reconditio- 
ribus."  Schon  vorhandene  Recensionen  werden  benuzt,  und 
uur,  wo  es  gerade  gelegen,  ein  Nötchen  dazu  gctiian.  Was  nun 
insbesondere  den  Anakreon  anlangt:  „legem  mihi  Iianc  sanxi, 
ut  a  ]3runckii  reccnsione  passim  recederem,  vaticana  codicis 
scriptum,  qnantum  fieri  potuit,  restituta,  et  interdum  advocato 
criticorum  hominum,  ingenioli  etiam  proprii  au.viiio."'  Angehängt 
sind  die  meisten  Fragmente,  die  Epigramme  und  des  Pauli.  8i- 
lent.  elendes  Gediclit  auf  die  Pythischen  Bäder  in  Bithynien, 
mit  den  gricch.  Schollen  aus  einem  Pariser  Codex,  der  sie  et- 
was vollständiger  hatte,   als  Lessing  sie  gegeben. 

Das  Lob  ganz  vorzüglicher  Correctheit,  was  bei  einer  sol- 
chen Ausgabe  die  Hauptsache  ist ,  und  französischer  Eleganz 
können  wir  der  Ausgabe  nicht  versagen,  und  bezeugen  auch 
gern,  dass  der  Herausgeber  mehrmals  den  Text  aus  Levesque 
(den  Codex  selbst  hat  er  auch  nicht  gehabt)  berichtiget,  z.  B. 
od.  39  {^t])  V.  ult.  ^8Ta  Tcdvtcov,  15  (g)  2  und  4  UagÖiav  und 
ovÖa  cp&ovEcOi  16,  (jfg)  ult.  jus  ßälkcov,  54  (va)  1  68  vioig  o^l- 
XbIv  etc.,  auch  bisweilen  Verbesserungen  von  Hermann  in  den 
El,  doctr.  metr.  (was  er  aber  immer  „de  metris"  citirt,  was  ein 
ganz  anderes  Buch  ist)  aufgenommen,  z.  B.  53  {vy')  2  und  3  /i£- 
Ao/tat-o^i)  fiekjceiv;  iuüssen  aber  freilich  aucli  gestehen,  dass 
er  theiis  offenbare  Fehler  dieses  Codex  wieder  aufgenommen, 
theils  ohne  Noth  ihn  -wieder  verlassen  und  frühere  Conjectu- 
ren  stehen  gelassen  Jiat.  Zu  Missgrilfen  ersterer  Art  rechnen 
wir  ii  (ixu)  11  d'&vi)BL  TiQoxiHv  ^  32  (i/)  6  srow,  und  45  (xg') 
4  E;r6£6,-  s.  des  llec.  prol.  p.  31.  Ferner  41  (Ag')  1  liaQOV  ^  43 
(Aß)  K)  KpiXvTiviy  was  ijn  Index  sonderbarer  Weise  activ  er- 
klärt >\ird:  „quae  somnos  susurro  suadet."  etc.  Zur  zweiten 
Art  gehören  Od.  1  (x/)  3  ij  ßc'cQßixog^  5  (fiß')  i)  q6Öu  Tolg  6 
%alg  Kv'^/jQfjg,  lO(i')  10  ov  rt  Aa5  övvoiKtjv  ^  39  {^rf )  9  Av- 
QOTtaly^üiv.  Fast  noch  mehr  wäre  zu  rügen,  wo  ofien bare  Feh- 


Anacreontiä  reliquiac ,  cur.  Boisbonade.  2>i5 

1er  stellen  geblieben  sind,  wie  42  {^')  15  vso^rjXeö^  k^i«,  43 
(Aß)  7  vAat,  was  seit  Brunck  immer  gläubig  nachfrescliriebeii 
worden,  44  (xrj)  9  diohö^arsiv:  wohin  wir  aber  orthographi- 
sche Fehler  nicht  rechnen  wollen,  wie  fisujjvorfg  mit  dem  Jo- 
ta, ;r?J>taT6v  statt  p]ycaT6v  und  ;f6  statt  jjoj.  Dergleichen  sind 
im  Ganzen  doch  sehr  selten,  und  die  last  ailzugrosse  Anspruchs- 
losigkeit des  Herausgebers  in  der  Vorrede,  z.  ß.  p.  VIll:  „in- 
curata  potero  non  tangere  uicera,  nee  castigatorem  rel'ormida- 
bo ,  qui  me  prae  malo  piidore  iila  celasse,  vel  mihi  vitium  non 
suboluisse  dictitet,^'  und  anderwärts,  entwaffnet  eigentlich  al- 
le Critik,  und  da  sich  Rec,  was  die  eigentlichen  Anacreontea 
anlangt,  in  der  vor  kurzem  erschienenen  Anthologia  lyriia  über 
des  \  erf.  Meinungen  mehrfach  ausgesprochen,  und  auch  bei 
der  Beurtheilung  des  Werkes  \o\\  Hrn.  Möbius,  welcher  sich 
Hrn.  Ilüi.ssonade  vorzüglich  zum  Führer  in  der  Critik  er- 
v\ählt,  mehrmals  auf  das  hier  geleistete  zurückkommen  wird, 
so  will  er  nur  noch  einiges  beleuchten,  was  der  Verf.  in  den 
Fragmenten  geleistet.  Da  hier  wieder  eine  verschiedene  Zäh- 
lung statt  findet,  so  werden  wir  der  griechischen  Zahl  von 
Boissonade  allemal  die  Barnesische  bei  F i s cli e r  in  ( )  bei- 
setzen. — 

Dass  zuvörderst  nicht  alle  von  deutschen  Gelehrten  hier 
und  da  zerstreuten  Bemerkungen  zur  Hand  waren,  wollen  wir 
niclit  hoch  anrechnen,  z.  B.  zu  ^/3'  (17)  iVIeineke  cur.  crUt.in 
AÜi.  p.  73,  oder  zu  ^y  (4)  Sei  dl  er  de  doch/n.  rerss.  p.  2()ä, 
oder  zupud'(l31)  Welcker  zu//?/J»;;o/iac^fr,3üetc.  Aber  selbst 
l*  0  r  s  o  n,  der  doch  bei  Ttß'  (23)  benutzt  ist,  wird  nicht  berück- 
>ichtlget  zu  de' (12),  obgleich  seine  Verbesserung  adverss.  p. 
I4.'>  ganz  evident  und  auch  schon  von  Andern  anerkannt  ist;  s. 
Gaisf.  ad  Hephuest.  p.  327.  Mehr  noch  hat  es  uns  befremdet, 
dass  dem  Verf.  selbst  \o\\  den  Schriftstellern,  aus  weichen  die 
Fragmente  genommen  sind  ,  nicht  immer  die  besten  Ausgaben 
zur  Hand  waren,  wie  Buttmann  bei  fr.  A?2'(47)  aus  den  Scho- 
llen zur  Odyssee,  und  Bekker  bei  fr.  qX  (1)2)  aus  Apollon. 
Dyscol.  de  syntaxi.  Doch  ist  dieses  sehr  selten,  und  im  Ganzen 
sind  die  Fragmente  weit  reiner  als  bei  Fischer  zu  lesen,  indem 
die  \  erschlimmerungen  von  Barnes  und  Paw  meistens  aus- 
gemerzt sind.  Freilich  wäre  es  uns  auch  sehr  erwünsjht  gewe- 
sen, wenn  der  V  erfasser ,  dem  in  Paris  ein  so  reicher  Sehatz 
Aon  Handschriften  zu  Gebote  steht,  besonders  für  die  Frag 
mente,  welche  aus  lateinischen  Grammatikern  genommen  sind, 
etwas  Hülfe  zu  erlangen  gesu<;ht  hätte.  Da  aber  der  Zweck 
dieser  Ausgabe  nicht  nothwendig  dieses  forderte,  so  wollen  wir 
deshalb  weiter  nicht  rechten,  und  auch  diess  noch  entschuldi- 
gen, dass  bisweilen  die  Quellen  nicht  vollständig  nachgewiesen 
>ind,  wie  bei  v%'  (21),  wo  AcUuit^  P^Hstalhiiis  und  der  Srholiasl 
des  Piiular  fehlen;  ^xj3'  (7H),  y\o  1/ isluphaties  m'd  seiuejiScho- 


23ß  Griccliiäche  Litteratur. 

Iia<!ten,  Athenaeus^  Synesius^  ^esv/cÄ/ws  und  die  Parömiogra- 
plieii  mit  einem  etc.  abgefertigt  werden,  und  nacli  Philoslratus 
geschrieben  ist:  työaf  jror'  ■yjGav  aXvunoi  MiXtjatoi,  da  doch 
Aristopha7iesPlut.  1002  und  1075  in  Uebereinstimniuiii;  mit  den 
meisten  übriiren  schreibt:  nakca  sror'  tJöäv  d.  M.  Uebcrliaupt 
aber  war  Aristophanes  wenigstens  zu  citiren,  schon  wegen  der 
Sclioliasten  und  der  reiclih  altigen  Note  von  Ilem  st  er  Ii  uis. 
Dergleichen  übergehend  wollen  Mir  vielmehr  das  betrachten, 
was  der  Verf.  ]\'eUes  entweder  in  den  Noten  versuclit,  oder  in 
den  Text  nach  Verrautliung  aufgenommen  hat.  Hier  treffen  wir 
nun  zuerst  in  ^^'  (5)  anf  zwei  selir  unnöthigc  Conjecturen:  x)y- 
y (o  ö'  oiJr'  äv'A^aX^BLY^g  (wofiir  'Jiiak&irjg  stehen  sollte) statt 
eya  d'  ovz'ccv'A.^  und  im  lezten  Verse:  ßaöiksvg  s^ev  (sollte 
heissen  efisv)  statt  ßnöiksvöai.  Kann  denn  die  Basis  im  Gly- 
coneus  nicht  aucl»  ein  Jambus  sein*?  und  ist  sie  dieses  uiclit, 
wiewohl  selten,  auch  bei  Anakreon:  lxov  vvv  Inl  ArjQuiov'} 
Und  warum  soll  der  lezte  Vers  kein  Plierecrateus  sein^  Fer- 
ner in  o  (8)  aus  Athen.  X  p.433  schreibt  er: 

q)ilr]  yccQ  slg  ^slvoig  eaöov  ös  [is 
öiTpavru  TCiEiV. 
mit  der  Note:  „sequutus  sum  codicem.  Vulgo  £t  ^svotg.''''   Näm- 
lich Ms.  A.  Iiat  dg  ^sivBig,  und  zeigt  eben  dadurch  dass  es  nicht 
untrüglich  ist.  Es  ist  keine  Frage  dass  es  heissen  muss : 
11,1  ,  ,       _  ^, 

*i?.  u>J^-*-^  (pilrj  yag  si,  ^svoig 

eccöov  8s  ^s  dii^ävra  tclsIv. 
wie  unser  D  i  n  d  o  r  f  aucli  vor  kurzem  gegeben  Iiat.    In  oa  (9) 
aus  Athen.  XI  p.  498  hat  der  Verf.  so  äbgetheilt : 

*Ey(6  d'  ^ixcov  6xv3t(poVy 

'Eg^iCsvL  t(5  X£vxok6q)a 

MeöTov  ih,inivov. 
wodurch  der  Numerus  zerstört  wird.     Da  der  Zusammenhang 
sehr  klar  und  durchaus  kein  Grund  vorhanden  ist,  eine  Lücke 
anzunelimen,  so  muss  es  wolil,  wenn  anders  Anakreon  in  Ver- 
sen gesclirieben  haben  soll,  so  heissen: 

*Ey(a  ö'  Bxcov  öxvntpiov  'Eq^l(ovl  tw  AEvxoAoqpra 

^EÖtOV    8^£7ttVOV, 

sowie  überliaupt  der  Choriamb.  tetram.  acat.  und  catal.  mit  und 
ohne  Basis  häufig  vom  Anakreon  scheint  gebraucht  zu  sein,  und 
er  oJine  Basis  ebenfalls  mit  einem  Epodos  in  dem  langen  Frag- 
ment bei  Athen.  XII  p.  534  zu  Strophen  verbunden  ist.  Vergl. 
noch  fragm.  og'  (13),  ä/3'(23),  ji;/(24),  tiö' (2(i),  Q£  (58),  y^uß' 
(121),  p/x/(l22),  und  das  vom  Ilrn.  Boiss.  aus  Schol.  Aesch. 
Prom.  128  neu  hinzugefügte  Qui,'.  Auch  qji7]'  (89)  aus  Athen. 
IV  p.  177  gehört  hierher,  ein  Fragment,  welches  die  gröbsten 
Misshandluiigen  von  den  Critikern  erfahren  hat.     Auch  Herrn 


Anacreontlä  rcliquiae,  cur.  Boieisonadc.  237 

Boissoiiade's  Versuch  köiiiieu  vir  nicht  anders  als  höchst 
unfrliicklich  nennen,  weil  alle  critische  und  metrisclie  Gesetze 
\  erletzt  werden.  Er  sclireibt: 

Tt's  £Qog  ^lOi  reQ4'Cig  &V}x6v  tötßr], 
xeQti'cov  TJuLOTtav  v:i^  avkav  vgxsiö&ai; 
jnit  der  Keciitfcrti^rnnc:  „ad  coniectiiras  l'uit  confugiendnm". 
>Vie  weit  besser  and  den  bessern  Handschriften  fast  jranz  fol- 
gend sclireibt  jezt  unser  Dindorf:  rlg  Igaöiiiijv  TQt^as 
^vuov  iöEßtjVTBQevcov  riiiiÖTiaiV  v%  avk^v  oQ^iixai;  Man  sieht 
leicht  dass  nur  noch  das  einzige  eöißrjv  seiner  Erlösung?  harret, 
tlic  wir  ihm  denn  nicht  länger  vorenthalten  wollen,  also  schrei- 
bend : 

i      I     1  I       ,    ,  ,  I 

..    .  .    V.V. xig  eQccGprU]V  «  —   I  "- 

rgäii^ccg  &v}i6v  es  yßijv  ztQbvcsv  ij^lÖjicüv  vn.'  avXäv 

vQyüxai ; 
Ueberhaupt  scheint  die  Metrik,  ohne  Avelche  man  in  diesen 
Dingen  keinen  Schritt  sicher  macht,  fiir  Hrn.  Boissoaade 
doch  ein  gar  zu  fremdes  Feld  zu  sein;  sonst  würde  er  gewiss 
nicht  in  p^c'  (134)  einen  solchen  Vers  haben  passieren  lassen: 
KXivßovkov  61  ÖlCöüv  In  1710% a  ^  besonders  da  die  Pariser  Co- 
dices so  bedeutend  abwichen,  Mie  schon  damals  zu  ersehn  war 
aus  Bckk.  Anecd.  p.  1450.  Jezt  ist  alles  berichtigt  bei  Din- 
dorf p.  57.  —  lu  dem  längern  Fragm.  pjug'(29),  wo  alle  Verse 
Glykoneen  oder  Pherekrateen  sind ,  werden  die  beiden  Idzten 
so  verunstaltet: 

2^v^ßovXog  tov  e^ov  d'  egcora 

Od'  ov  vvv  !diXii  dt^eö^ai,. 
Was  aber  in  den  beiden  ersten  Versen  aus  dem  Cod.  Par.  2958 
aufgenommen : 

Sl  Vk|  q  du^dkr^g  "Egcog 

xal  Nv^tpat  avuvcoTtidsg 

TCOQ(pvobr]  t'  'ArpQoöirri 

l^v^naii^ovöLV  etc. 
hat  schon  Ileiske,  und  ist  ganz  unstatthaft,  wie  schon  Ca- 
saubonu8  eingesehen.  Denn  was  ist  denn  das  nun  fiir  ein 
Fürst,  mit  dem  Eros,  die  iSymphen  und  Aphrodite  spielen? 
INicht  nur  die  Zusammenstellung  mit  den  JVymphen  und  der 
Aphrodite,  sondern  auch  das  ganze  übrige  Gedicht  zeigen  ja 
deutlicli,  dass  er  den  Eros  selbst  anruft,  \i\n\  dass  also  zuschrei- 
ben: 03  öaa.  'Eq.  ä  Nv^qiut.  —  Auffallend  war  es  Uec,  dass  zu 
3r9^'(3(»)  schlechthin  die  Note  gesezt  ist:  „?;  Ös  versu  quarto  de 
Sapphone  capiendum",  fnigan  das  ausdrückliche  Zeugniss  des 
Athenäns  und  gegen  alle  Chronologie,  nach  welcher  Sappho  das 
graiie  Haar  des  Anakreon  unmöglich  bespotten  konnte,  k.  Blom- 
f  i  e  i  d  ad  Sapph,  fragm.  IX  in  den  add. 


238  Grieuhlsoho  Litte ratur. 

Dicss  wären  denn  die  hauptsächliclisteu  Ausstellunaren,  die 
wir  an  der  FrajErmeatensammluni?  maclien  mussteii,  damit  nicht 
Manche,  die  sicli  nur  gar  zu  leicht  bei  der  Aiiktorität  eines  be- 
rülimten  Mainics  beruhigen,  liier  einen  ganz  zuverlässigen  Fiili- 
rer  zu  finden  glauben  möchten,  was  die  höchst  achtungswerthe 
Bescheidenheit  des  verdienstvollen  Herausgebers  selbst  gewiss 
nicht  erwarten  wird.  Für  den  besondern  Zweck  dieser  Ausgabe 
ist  mehr  als  hinreichend  gesorgt.  — 

Neu  aufgefundene  Fragmente  sind  ausser  dem  oben  er- 
wähnten aus  dem  Scholiasten  des  Aeschyliis  nicht  hinzuffekom- 
men,  und  nach  Barnes  und  Fischer  fällt  auch  dielNachlese, 
die  Rec.  nach  seinen  Kräften  schon  gothan  hat,  nichtsehr  ergie- 
big aus.  Sollte  jecloch  Jemand,  ausser  dem  was  sich  in  Bek- 
ker's  Anecdütis^  in  den  Scholien  %iir  Jliade  und  Odys^ee^  in 
den  Werken  des  Apolloii.  Dyscoius  und  einiger  andern  bekann- 
ten Grammatiker  vorfindet,  irgend  etwas  der  Art  gefunden  ha- 
ben, so  bittet  Rec. ,  der  eine  berichtigte  Ausgabe  derselben 
vorbereitet,  ihm  solches  öflFentlich  oder  privatim  mitzutheilen, 
und  des  verbindlichsten  Dankes  versichert  zu  sein.  — 

Die  zwanzig  Epigramme  sind,  wie  sie  in  der  Anthol.  Pal. 
und  dem  Athenaeus  stehen,  mitgetheilt ,  und  nur  in  dem  ^  ier- 
zehnten  ,  Auth.  Pal.  VII,  1()0,  ist,  wir  wissen  nicht,  ob  absicht- 
lich, oder  aus  Versehen,  aya^ov  statt  aya^äv  geschrieben; 
wenigstens  ist  diese  Veränderung  ganz  unnöthig,  da  der  Ge- 
danke allgemein  gefasst  werden  kann. 

Dass  übrigens  3  dieser  Epigramme,  das  auf  Sophokles  und 
die  beiden  auf  die  Kuh  des  Myron,  nicht  vom  Anakreon  herrüh- 
ren können,  liegt,  wie  auch  ßoissonade  richtig  bemerkt,  am 
Tage,  und  somit  wird  denn  auch  die  Auktorität  der  Anthologie 
in  Hinsicht  der  andern,  besonders  wo  sich  dorischer  Dialekt 
zeigt,  sehr  verdächtig.  Wir  können  deshalb  das  Urtheil  von 
Jakobs  in  der  Encyclop.  v.  Ersch  und  Gruber  unter  Anakreoa 
nicht  so  unbedingt  unterschreiben.  — 

Nr.  4.  Herr  Gumaelius  würdiget  seine  Ausgabe  selbst 
am  besten  in  dem  kurzen  Vorwort:  „Nova  haec  Anacrcontico- 
rnm  editio  textum  exhibet,  quanta  fieri  potuit  cura,  editionis 
Bninckianae  secundae  paucissimis  tantuminodo  locis  leviter  mu- 
tatum.  Equidem  non  omnes  eins  emendationes  probandas  cen- 
seo;  sed"ne  refingerera  prohibuit  defectus  critici  apparatus,  et 
arcti  temporis  voluminisque  limites.  Eademfuit  caussa,  curpau- 
cissima  tantum  in  annotationibus  tetigerim ,  sive  crisin  sive  ex- 
ege^;in  spectarent."  In  den  kurzen  Noten  sind  theils  einzelne 
Stellen  kurz  erklärt  oder  übersezt,  theils  Meinungen  von  an- 
dern wiederholt  oder  bestritten;  lezteres  aber  meist  nur  ent- 
weder mit  solchen  Gründen,   wie  „videtur  opthuum,  maxime 


Alliier,  cd.  Gtiinaclius,  ii.  Wolper:  De  antiqnit.  carinin.  Anacr.      230 

placel ,  nialim,"  oder  mit  schon  von  Aiulcrn  vor^^ebraclitcn. 
Was  dem  Verfasser  eiireiithüii)lich  ist  und  IJeacIidm^s^  verdiente, 
hat  Kec.  in  seinen  /ausgaben  schon  berührt.  Druck  und  Papier 
sind  vortrefflich. 

Nr.  5.  Von  den  drei  auf  dem  Titel  aniresebenen  Abliand- 
Inn;!reii  gehört  hierher  nur  die  erste,  in  welcher  llr.  VV  o  i  p  e  r 
die  MeinuMjr  zu  erweisen  sucht,  dass  von  den  sogenannten  Ana- 
creonteis  zwar  Aiele  aber  docli  nicht  alle  dem  Anakreon  abzu- 
sprechen seien.  Die  Ansicht  selbst  ist  zwar  ganz  richtig;  nur 
hätte  sie,  wie  der  Verl",  liolFeutlich  jezt  selbst  einselien  wird, 
weit  sorgfältiger  und  gründliclier  ausgeführt  werden  sollen. 

Zuerst  wird  der  ohnediess  ganz  unerhebliche  Einwand, 
dass  die  christlichen  Priester  unter  andern  unziiclitigen  Liedern 
auch  die  des  Anakreon  vernichtet  liätten,  wortreich  zurückge- 
wiesen mit  einer  Antwort,  deren  kurzer  Sinn  endlich  dieser  ist, 
dass  doch  hie  ufid  da  einige  sich  hätten  können  unbemerkt  er- 
halten. Sodann  wird  wegen  des  Dialekts  erinnert,  dass  noch 
genug  ionische  Formen  in  diesen  Gedichten  sich  fänden,  mit 
Aufzäiilung  derselben  aus  dem  einzigen  3ten  (Aß)  Gedicht;  do- 
risclie  und  attische  Formen  aber  hätte  sich  Anakreon  auf  seinen 
Keisen  aneignen  können.  Hierauf  werden  die  andern  gewöhnli- 
chen Einwürfe:  dass  diese  Gedichte  nicht  von  anderii  Sclirift- 
stellern  angeführt,  niclit  vom  IJoraz  nacligeahmt  seien,  dass 
Polykrates,  Smerdis  und  CJeobuhis  nicht  in  ihnen  gefeiert  wer- 
den ;  dass  die  meisten  des  Anakreon  unwürdig  seien,  sehr  ober- 
flächlich und  ohngefähr  so  beantwortet,  wie  von  Unvorbereite- 
ten dergleichen  mündlich  beajitwortet  zu  werden  pflegen.  Hin- 
sichtlich des  lezten  Einwandes  jedoch  werden  4  Regeln  ( der 
Verf.  nennt  sie  selbst  so)  aufgestellt,  nach  welchen  man  die 
Gedichte  beurtheilen  müsse,  um  die  ächten  von  den  unächten 
zu  unterscheiden: 

,,I)  Poetam  unam  eanderaque  materiam  ad  verbura  paene 
usque  variare  dedecet.  II)  In  noimullis  odariis  verba  suspicio- 
nem  in  Anacrcontem  ('?)  evcitant.  111)  Multas  odas  metri  pravi- 
tas  pessutndat.  IV)  JVonnulla  odaria  argunleuti  tractationc  Ana- 
creonte  indigna  sunt," 

JNach  der  ersten  Rege!  werden  n.  16  (jcg),  18(0),  2J)  (tg), 
31  (//),  4U(y.d')  ganz,_  und  r>(a/i'),  «(/u«),  2.j  (/;/),  2« (/ig),  21 
(ju^),  liU(fi)j)  thcilwcise  lür  iSachahmungen  erklärt,  wo  wir  bei 
1()  und  31  niclit  beistimmen,  bei  den  meisten  übrigen  aber  die 
Nachahmuiijr  für  den  gerijjgsteu  Fehler  halten.  —  INach  der 
zweiten  Regel  sollte  man  glauben,  es  wären  gewisse  Wortfor- 
inen  dem  \  erf.  aiistössig.  Mit  nichten.  Er  liält  in  od.  15  (^) 
die  Anführung  des  Gvges,  in  2H{u)  den. \iist\vuck' Po Öst]  tix^rj 
für  Alahlerei,  in  3fi  (v)  die  ytjtöijav  dvccynca^  in  51  (vg)  den 
veruechsiltcn  Gebraiicli  von  xoQtvuv und  xaQÜQOuv ^  in rj.')(xg') 


240  Griechische  Littcratur. 

die  Anführung  der  Parther  dem  Auakreon  fiir  nicht  angemes- 
sen. Diess  geschiel» t  mit  Hecht  bei  nr.  15,  3ß  und  55,  aber  we- 
gen 'Podsi]  Tt%vri  > erweisen  wir  aul'  die  Addeuda  unserer  gro- 
ssem Ausgabe  p.  24H,  wo  es  statt  dlci potetat  heisscn  muss  di- 
ci  non  i>oierut^  und  statt  Mileti  ist  Magttesiae  zu  sclireiben.  In 
51  aber  möclite  dieses  wieder  der  geringste  Feliler  sein,  wenn 
es  überhaupt  einer  ist.  — 

Nacli  iler  3ten  Regel  wird  zunäclist  die  Mciimng  derer  mit 
llecJit  zurückgewiesen,  welclie  nach  Ilorat.  epod.  XIV,  12  das 
Anakreontische  Metrum  aller  Gesetze  entbinden  wollen.  Dass 
aber  llr.  Wolper  Jiua  meint,  Horaz  liabe  das  jjletrum  viel- 
leicht nicht  verstanden ,  und  es  durchweg  für  iambisch  genom- 
men, ist  ebenfalls  unüberlegt  und  ungerecht. 

Uuter  dem  „wo//  cluboratus  pes'-'-  darf  man  sicli  gewiss  nicht 
eigentliche  Schnitzer  denken,  die  dann  Auakreon  iiacli  Ilorazens 
Meiiumg  gemacht  haben  würde,  wenn  er  diese  Gedichte  durch- 
weg nach  Jamben  gemessen  hätte,  sondern  nur  eine  geringere 
Strenge  innerhalb  der  Freiheiten,  welclie  der  llhytliinus  an 
und  für  sich  noch  zulässt,  wie  sie  Horaz,  der  bekanntlich  hierin 
sehr  streng  war,  gewiss  auch  z.B.  in  den  Glyconeen  und  Penta- 
metern des  CatuU  bemerkt  hat.  Wenn  anders  Iloraz  die  soge- 
nannten Anakreontiscben  Verse  gemeint  hat,  so  ist  es  wohl 
möglich ,  dass  ihm  z.  B.  die  iMischung  der  reinen  lonici  a  min. 
unter  die,  welche  die  Anaclasis  erfahren  Iiaben,  ja  die  Anacla- 
sis  selbst  schon  nicht  gefiel.  Doch  lässt  sich  darüber  nichts  ent- 
scheiden. Soviel  ist  gewiss,  dass  Auakreon  in  den  längern  Frag- 
menten, die  noch  von  ihm  übrig  sind,  durchaus  nicht  naclilässig 
den  llhythmus  behandelt;  wenn  man  nicht  etwa  den  häuiigen 
Gebrauch  der  iambi^chen  Dipodie  statt  eines  Choriamben,  oder 
die  Auflösung  der  ersten  Arsis  in  Choriamben  dahin  rechnen 
will, Freiheiten,  welche  doch  die  Tragiker  nach  ihm  auch  nicht 
verschmäht  haben.  —  Was  der  Verf.  ferner  von  dem  Anakr. 
Metrum  sagt  ist  weniger  falscli  als  unvollständig  und  die  Sache 
nicht  fördernd  und  er  hätte  sich,  wenn  er  weiter  nichts  vorzubrin- 
gen hatte,  mit  einem  Citat  auf  Hermann  begnügen  sollen. 
Dami  würde  er  wenigstens  dem  schon  von  uns  praef.  ed.  mai.  p.  X 
gerügten  Verstösse  entgangen  sein,  und  nicht  den  unrichtigen 
Ausdruck  ^^  forma  Jrochalca^''  statt  versus  a/iaclo/nemis  guhraucht 
haben.  — 

Nach  der  vierten  Regel  endlich  werden  die  Gedichte  n.  20  (x/3'), 
2ti(kö'),  32  (ly),  35(i//5'),  37 (^d'),  41(/lg),  42  {(i'),  4ß(xO,  47 
(Ap,  48  (ß'),  50  (vs),  52  (iV),  54  {va)  für  des  Anakreon  un- 
würdig erklärt,  meistens  freilich  nur  mit  den  sch\yächsten  Grün- 
den, d.  li.  mit  ästhetischen  Machtsprüchen,  wie:  „ab  elegante 
simplicitateTeii  senis  nimium  recedere  videtnr:  artificiosius  com- 
positum: ieiuna  et  frigida  dcscriptio:  languor  inest:  poetam  no» 
tipirat^'-ctc.  Durgleichen  haben  unserer  IJeberzeuguug  nach  nicht 


Anacrvontcii  et  Antliologia  Ijrioa.    Ed.  Mclilliorn. 

mehrGewicIit,  als  wenn  Jemand  mitSchimpfrcdcii  statt  milGrun- 
tlcu  den  Andern  zu  widerles:en  suclit.  Am  allerwenigsten  aber 
kann  es  liinreiclien,  Gediclite  alsunächt  zu  bezeichnen,  wenn  mau, 
wie  der  Verf.  thut,  weiter  nichts  sagt  als:  Od.  47  et  48  IVag- 
nienta  esse  videntur.  — 

Es  wird  nun  wolil  nicht  nöthi^  seni,  noch  ausführlich  zu  zei- 
fren,  dass  der  \  erl".  die  wichtigsten  Momente  in  dieser  Sache 
theils  par  nicht,  iheils  nicht  scharf  freniig;  anTj^elasst,  wnd  über- 
Iiaiipt  keinen  einzigen  Punkt  gri'mdlich  erörtert  hat.  Der  ganze 
^  ortrag  ist  iiberdem  oft  noch  so  unbeholfen,  schi'ilerliaft  und  bis- 
weilen auch  durch  unlateinischen  Ausdruck  entstellt,  dass  mau 
die  jugendliche  Arbeit  —  sie  riihrt  iiehmlich  aus  der  Zeit  her, 
wo  der  Verf.  noch  im  philolog. Seminar  zuGottingeii  war  —  nicht 
verkennen  kann.  Dass  er  Besseres  liefern  könne,  zeigt  schon  die 
dritte  Abhandlung  über  die  Medea.  Doch  machen  wir  ihn  hin- 
sichtlich dieser  darauf  aufmerksam,  dass  ihm  die  Al)handlung 
\on  Osann  in  Analecta  Ciilica  ^  Berol.  IMU»  pag. 71)  sq((. ,  wel- 
che denselben  Gegenstand  berülirt,  entgangen  ist,  nach  deren 
Lesung  M  ahrscheinlich  auch  diese  Abhandlung  gründlicher  ausge- 
fallen sein  dürfte. 

No.  n  und  8.  Nicht  um  sich  selbst  z«  beurtheilen,  sondern 
um  in  der  Aufzählung  dessen,  was  über  die  An.  erschienen,  keine 
Lücke  zu  lassen,  liat  Kec.  seine  Ausgaben  mit  anfgeluhrt,  und 
erklärt  hierbei  offen,  dass  er  in  dem  erstem  Buche  sich  zwar  be- 
strebt, allen  oben  aufgestellten  Forderungen  Genüge  zu  leisten, 
aber  doch  nocli  nicht  durchgängig  ein  befriedigendes  Resultat  ge- 
wonnen, und  im  Einzelnen  manclierlei  Mängel  übersehen  hat, 
die  ihm  selbst  vielleicht  raissfalliger  sind  als  manchem  seiner  Le- 
ser. Besonders  liat  ihn  mehrerernal  die  verschiedne  Ordnung  der 
Gedichte  bei  demCitiren  derselben  verwirrt,  und  die  langen  dop- 
pelten Addendii  helfen  dergleichen  Debelständen  noch  nicht  voll- 
släiuliir  ab;  eine  Folge  von  den  häufigen  Unterbrechungen,  die 
er  bei  der  Arbeit  erfaliren.  Doch  hofft  er  das  Anerkenntniss,  dass 
er  wenigstens  der  Sache  auf  die  Beine  geholfen,  und  in  dieser 
Ilinsiiht  seine  Vorgänger  üljcrtroffen  hat,  wobei  er  sich  gern  be- 
scheidet, dass  dieses  gar  nicht  eben  schwierig  war,  und  bei  dem 
heutigen  Standpunkt  philologischer  Bildung  wenig  nieJir  als  ge- 
sunden Menschenverstand  erforderte.  In  dem  andern  Werkclie» 
liat  er  vornehmlich  den  4ten  Punkt  weiter  zu  bringen  gesucht. 
Da  ihn  aber  Mangel  an  Zeit  verhindert  hat  in  der  Vorrede  seinem 
anrdnglichen  Vorsatze  gemäss  die  Resultate  seiner  Untersuchun- 
gen kurz  aber  etwas  berichtigt  mitzutheilen,  so  ergreift  er  die 
Gelegenheit,  dieses  hier  nachzuholen. 

Das  ]5te  Buch  der  Anthologia  Palatina  bietet  un«  unter  dem 
Titel  'yivcc/.fjtovTog  TrjTov  övunoöutxcc  rjuiaitßicc  Tini  dvccxgsov- 
ricc  'jO  Ivrlsche  Gedichte  dar.     Es  fragt  sich,    wollte  AcphuUis 

Jährt),  f.  I'Uil.  u.  /'uilag.  Jultr^.  M.  IJ,fl  11.  Jl 


242  Grlccliiäche  Litturatur. 

wurklicli  alle  diese  für  Gedichte  des  Aiial'.reon  nusjfebenl  Der 
Titel  scheint  es  zu  besagen,  allein  beselien  wir  die  Uebcrschril- 
ten  der  einzelnen  Lieder,  so  finden  wir  gleich  iibcr  das  2te  den 
Namen  Basitius,  iiber  das  5te  Julian  und  iibcr  die  nachrolgen- 
den  meisten»  (gewölinüch  aber  nur  bei  S  p  a  1 1  e  1 1  i  )  xov  avtov  ge- 
sezt,  so  dass  ganz  die  Manier  einer  Antliologie  aus  verschiedenen 
Verlassem  hcr\ ortritt.  Ja  betrachten  wir  den  Ifaupttitel  genauer, 
so  inuss  aucli  nicht  gerade  das  avayiQiövTLa  zu  'AvaaQbovxoc,  ge- 
hören, sondern  es  kann  weiter  nichts  bedeuten  als:  Trinklieder 
von  Anakreon  und  Amdcreontische  ^  d.  Ii.  in  dem  sogenaiuiten 
Anakreontischen  [x6  xnlov^Bvov  'AvaxQSOTtEiOV,  Ilcphaest.)  Me- 
trum geschriebene,  Lieder.  Man  weiss  iibrigens,  dass  in  der  An- 
tliologie öiiers  zov  avtov  i'iber  Gedichte  gesezt  ist,  die  dem  unmit- 
telbar vorher  genannten  Dichter  durchaus  nicht  beigelegt  werden 
können,  wovon  selbst  unter  den  Epigrammen  des  Anakreon,  wie 
wir  schon  oben  erinnert,  sich  sehr  auftallende  Beispiele  finden. 

Anderwärts  lier  sind  nur  zwei  Gedichte  aus  dieser  Sammlung  als 
Werke  des  Anakreon  beglaubigt,  das  3te  bei  dem  Gellius  u.  das45ste 
bei  dem  Hephästion  ^  Schol.  des  Aristoph.  etc.  Eine  muthmaass- 
llche  Degiaubigung  liat  auch  noch  das  9te  bei  dem  Proklus  zwHe- 
siod.  Doch  zeichnen  sich  weder  diese  noch  zwei  andere,  die  gar 
niclit  in  der  Anthologie,  sondern  bei  dem  Stoöd/ts  und  Alhenäiis 
stehen,  vor  t\v.\\  bessern  dieser  Sammlung  so  aus,  dass  ein  ver- 
schiedner  Urhel»er  daraus  geschlossen  werden  könnte.  Ausser- 
dem findet  sich  von  <lem  äästcn  eine  merkwürdige  JN'achahmuiig 
unter  7%eoÄ/7V6' Gedichten,  und  von  andern  Nachahmungen  in  der 
Anthologie  und  bei  Nicetas  Eugenianus.  — 

Je  weniger  nun  von  dieser  Seite  ein  sicheres  ürllieil  iiber  die 
Aeclitheit  der  übrigen  gewonnen  werden  kann,  desto  sorgfaltiger 
niussman  das  Innere  derselben  durcliibrschen,  um  von  da  aus  kriti- 
sche llaltungspunkte  zu  fassen,  nacli  welchen  wenigstens  die  un^ 
ächten  mit  Sicherlieit  bestimmt  Averden  können.  Diese  sind  vor- 
nehm] icli  Dialekt^  Prosodie  und  Metrum.,  Inhalt. 

Da  das  Altertlium  einstimmig  bezeugt,  dass  Anakreon  ionisch 
geschrieben;  da  dieser  Dialekt  sich  auch  in  allen  den  Fragmen- 
ten findet,  welche  dem  Anakreon  mit  Siclierheit  zugeschrieben 
werden;  da  eine  willkührliche  Vermiscliung  der  Dialekte  erst  bei 
spätem  Diclitern  gewöhnlich  ward;  da  endlicli  eben  diese  sich 
voizüglich  hl  denjenigen  dieser  Gedichte  findet,  die  schon  andere 
sichere  Kennzeichen  spätem  Ursprungs  hjben:  so  kann,  nachdem 
die  Grenze  der  Freiheit,  die  ein  lyrischer  Dichter  im  Gebraucli 
seines  Dialektes  hat,  wohl  erwogen  worden,  der  Satz'festgestellt 
werden,  dass  rein  dorische  Formen  in  einem  Gedicht,  was  vom 
Anakreon  herrühren  soll ,  nicht  vorkommen  können.  Eben  so 
zeugen  natürlich  auch  spätere  Wortforraen  für  spätem  Ursprung. 
In  diqscr  Hinsicht  geben  die  Gedichte  lö',  tg',  Ay',  Ag,  ^a',  fig', 
ftd-',  v ,  VK,  vb',  vq,  v^  mehrlachcii  Aiistoss.  — 


Anacreontca  et  AnUiologla  l^rka.  Ed.  Mdilhorn.  213 

Genaiicro  Dlircliforscilung  aiulcrcr  späterer  Cediclile  (die 
aber  t-rst  im  Werilcii  ist)  hat  gelehrt,  was  auch  sclioii  tlie  i\atur 
ilerSaelie  mit  sidi  briiiji;!,  dass  die  so  Teste  und  bestimmte  Quan- 
tität der  Sylben  in  der  aUeii  griechisclien  Sprache  (denn  Einzel- 
heiten, wie  l'öog,  xccXog  etc.  können  hier  gar  nicht  in  Betracht 
kommen)  nielit  auf  einmal  so  gänzlich  >ernachlässigt  oder  ver- 
nichtet worden,  wie  in  den  politischen  Verse»  und  in  der  neu- 
griech.  Sprache  es  geschieht ,  sonder»  dass  dieses  nach  und  nach 
erlolgt,  und  dass  sich  die  Anfänge  schon  in  den  Zeiten  finden, 
aus  >>  eichen  noch  manche  Gedichte  in  der  Anthologie  sich  befin- 
den. In  den  An.  findet  sich  nun  in  dieser  Hinsicht:  ])  die  Endung 
(Ci  kurz  gebrauclil  vor  Consonanten  in  den  odd.Ag  und  ^7;'.  2)  Die 
lezte  kurze  Svlbe  eines  Wortes  in  derArsis  lang  gebraucht  in  de» 
odd.Ag',  vre',  i'/i',  vi,  was  im  Homer  zwar  schon  vorkommt,  aber 
dort  aus  ganz  andern  l^rsachen  zu  erkliiren  ist.  3)  Die  Verkiir- 
zung  der  Bindevokale  des  Conjuncti\s  in  kg  und  vielleicht  auch 
in  j-g'',  30.  wenn  anders  dort  'i'va  11t  bedeutet,  was  wir  indessen  lieber 
örtlich  nehmen,  und  deshalb  vriyitca  als  Indicativ  fassen.  4)  Die 
^on  Struve  besonders  nachgewiesene  Freiheit,  die  Vokale  «,  t, 
t,'  heliebig  ktirz  und  laug  zu  brauche»,  was  in  dem  5C)ste»  Ge- 
didit  häufig,  sonst  aber  nur  noch  i»  den  lezte»  Verse»  des  3-4sten 
vorkommt.  Denn  ob  in  e',  (>  iTtCoi^,  in  kt,  5  tKzavvHV ,  in 
ji///,  10  XvöiTcaiyncöV  und  invy,  2  ^fpü^ov  dahin  zu  recline» 
sei,  kann  zweifelhaft  scheinen.  Endlich  ganz  der  altern  Prosodie 
entbehren  die  odd.  d',  Xrj'  und  X&\  — 

Mit  der  Prosodie  hängt  das  Metrum  insofern  zusammen,  als 
keins  ohne  das  andere  ermittelt  werden  kann.  Hierbei  hat  sich 
denn  folgendes  ergeben:  1)  Das  eigentliche  sogenannte Anakreon- 
tische  Metrum  besteht  aus  einem  lamb.  diinet.  cat.  nach  Hephaest. 
j).  Ifi.  li)  Die  zweite  Art  Anakreontischer  Verse  besteht  aus  lonicis 
dimetris,  die  aber  oft  die  Anaclasis  erleiden,  wie  in  dem  Frag- 
ment von  Auakreon  bei  Hephiist.  p.  40: 

TCKQCC  ör]VTS  IIu&öuavÖQOV 
TcartÖvv  Eocaza  (ptvyav. 
3)  Ausserdem  finden  sich  in  dieser  Sammlung  auch  lamb.  dim. 
acat. ;(/,  v^ ;  Logaoed.  x',  ue',  ^%' y  v^' \  Glyco».  ^d',  u»d  poli- 
tische  Verse  b' ,  ?.r],  AO''. 

A»  und  für  sich  giebt  aber  das  Metrum  keinen  Maassstaab 
ab,  nach  welchem  man  unächte  Gedichte  bezeichnen  könnte,  da 
die  l'\hler,  die  man  gcM ähnlich  in  dieser  Hinsicht  bemerkte, 
richtiger  als  ])rosodische  Abweichungen  betrachtet  werden  miis- 
tic»,  man  miisste  denn  etMa  diess  hierher  rechnen,  dass  in  od. 
vt,'  die  drittlezte  S>lbe  oft  lang  un«l  in  u/i',  13  die  Anceps  aufge- 
löst ist.  Aber  sonst  sind  metrische  Verstösse,  in  de»  spätem 
wie  in  den  altern  Gedichten,  nur  verderbte  Lesarten.  Eben  die- 
sct)  gilt  auch,    wenigstens  wie  wir  jezt  diu  Gedichte  haben,  von 


2-14  G  r  i  c  c  li  i  ä  c  h  c  L  i  1 1  e  r  a  t  u  r. 

dcrEintheiiung  in  Strophen,  iiber  welche  ich  mich  in  der  erstem 
Aiisj^abe  weiter  verbreitet,  und  die  dadurcti  vorzüfi^lich  siclitbar 
werdende  Interpolation  nachfjewiesen ;  manches  einzelne  aber  in 
der  kleinern  Ausgabe  berichtiget  habe. 

Das  dritte  endlich,  was  bei  der  Aussclieidnng  spätem  Mach- 
werks einen  Fingerzeig  giebt,  ist  der  Inhalt  selbst,  inwiercm 
er  Spuren  von  rSachalimung  oder  gewisse  lüstorische  Andeutun- 
gen, oder  überhaupt  solche  Gedanken  darbietet,  welche  noth- 
wendig  von  einem  Andern  als  Anakreon  herrühren  müssen.  Allein 
wenn  irgendwo ,  so  ist  hier  vorzüglich  Vorsicht  und  Strenge  nö- 
tliig,  dass  man  nicht  das  Würkliche  für  unmöglich  Iialte.  Daher 
ist  denn  auch  dieser  Keweis  nur  da  angewendet  worden,  wo  er 
entweder  ganz  ajigenfällig,  oder  durch  andere  verstärkt  ist.  Hier- 
lier  gehören  die  Odd.  a ,  ji',  jtg'f,  d',  i6\  tg',  Jtö'f,  /ttg,  vQ^.  — 

Man  sieht  leicht  ein ,  dass  bei  den  meisten  Gedichten 
mehre  Gründe  zusammenkommen,  um  sie  als  uniicht  zu  bezeicli- 
nen,  wodurch  natürlich  die  Sache  um  so  einleuchtender  wird. 
Auch  tritt  bei  fast  allen  der  geringe  dichterische  Werth  hinzu, 
der  aber  allein  selten  einen  widerspruchslosen  Beweis  abgeben 
wird ,  ^0  sehr  auch  besonders  die  Uebersezer  es  sicli  haben  an- 
gelegen sein  lassen,  diesen  besonders  hervorzuheben.  Daher 
lässt  sich  auch  über  die  übrigen ,  welche  durch  das  Obige  noch 
nicht  als  acht  oder  unächt  bezeiclinet  sind,  noch  kein  objectiv 
begründetes  Urtheil  lallen,  obwohl  der  Kundige  niclit  verkennen 
wird,  dass  die  Gedichte  (y,  xa,  x/3',  xf',  v.<s\  x^'f,  A|3',  A^',  ft/', 
fjg  theils  in  ihrer  ganzen  Anlage  spätem  Charakter  an  sich  tra- 
fen ,  theils  nur  durch  ihre  Kürze  dem  verrathenden  Flecken  ent- 
gangen sein  mögen.  Wir  liaben  diese  in  der  kleinem  Ausgabe 
tnit  b  bezeiclmet. 

Aus  dem  Gesagten  erhellt  nun,  dass  von  den  59  Gedichten 
des  Cod.  Pal.  drei  dem  Anakreon  mit  ziemlicher  Gewissheit  bei- 
gelegt, und  30  mit  noch  grösserer  Gewissheit  abgesprochen  wer- 
den können;  über  die  übrigen  26  aber  objective  Entscheidungs- 
gründe noch  erwartet  werden.  Wir  Laben  in  der  spätem  Ausgabe 
die  ersten  durch  A,  die  lezten  durch  D  oder  b,  die  30  unächten 
aber  durch  C,  und  wo  prosodische  Fchlerliaftigkeit  liinzukam 
durcli  D,  die  politischen  \erse  aber  durch  E  bezeichnet,  wol'ür 
wir,  um  der  Logik  zu  willfahren,  eigentlich  c  und  cc  hätten 
nehmen  sollen.  — 

No.  X  Herr  Mob  ins  verspricht  in  der  kurzen  Vorrede  drei 
Punkte  bei  dieser  Ausgabe  nach  Kräften  gefördert  zu  liaben,  die 
wir  mit  seinen  eigenen  Worten  anführen ,  und  jedem  einzelen  un- 
ser llrtheil  nebst  den  Gründen  beifügen  wollen.     Er  sagt: 

„Primum  temerariis  plerumque  recentiorum  coniecturis  cie- 
«lis,  iextmu  horum  carmiaum  dedi,  quantum  c\  pracsidiis,  (juae 


Anacrcontis  Carniina.    Hd.  Mocbius.  245 

mihi  obtiireraiit,  et  propler  exiguam  ingcnii  facultatcm  ficri  Hcuit, 
accuratissime  constitutum.'''' 

Oluie  mit  dem  beseheideueii  Veriasser  rqcliten  zu  wollen, 
^ou  wem  die  „temerariae  —  coiiiectuiae"  vornelmiiicli  getilgt 
sind,  so  urtlieiien  ^^il•  im  Allgemeinen,  das's  er  die  l'raesidia,  die 
ilini  zu{Jel)o(e  standen,  d.h.  die  neuesten  Ausgaben  u)n  Brunek 
an,  (k'issig  benuzt,  aber  nicht  immer,  wo  eine  >Vahi  war,  das 
Ki'clite  getrollen  und  insbesondere  der  leichtgeschürzten  Ausgabe 
\ün  Hoissonade  viel  zu  sorglos  getraut  liat. 

Gleich  im  3ten  Gedicht  (Aa)  v.  li>  schreibt  der  Verf.  mit 
Boissonade 

Tiu'kcqiaig  t£  yjtQdg  avzov 
dvi&a?.7Cov,   sx  ös  'iaixi]g 

dxid^?Aß0V    VyQOV    VÖCOQ. 

sich  auf  Mattli.  Gr.  §  (»07  berufend.  Allein  dass  die  dort  ange- 
führten Stellen  ganz  anderer  Art  sind,  hätte  sich  der  \  erf.  leicht 
überzeugen  können,  wenn  er  sie  nachgeschlagen,  und  besonders 
aus  Hermanns  Note  zu  dem  angeriihrten  Oed.  Col.  3(J7,  womit 
derselbe  zu  ^ergl.  zu  Phil.  12:17  niul  Ai.  823,  die  Bedingungen 
ersehen  liätte,  unter  welchen  Öi  auf  t£  ifi  gebundenen  Salzen 
folgt.  Anders  Mird  die  Sache,  wenn  nach  unserm  Vorschlag  jcaO"- 
('£«  (der  \  erf.  schreibt,  indem  er  unsere  3Ieuiung  er>\ähnt,  xa&- 
ita,  Aielleicht  freundschaftlich  bessernd.  Wir  danken,  und 
geben  ihm  gleich  oben  v.  14  das  7iicht  augmentirte  kkerjöa  zu  be- 
denken ,  ujid  bitten  ihn  p.  245  unserer  Ausgabe  naclizuseJien)  ge- 
*!chrieben  wird.  Allein  da  die  Lesart  des  Cod.  nakdixag  xal  yß,- 
gag  einmal  verdorben,  so  ist  es  viel  wahrsclieinlicher,  wenn  man 
die  ganze  .^Fanier  des  Absclireihers  erwägt,  dass  das  abgekürzte 
ncd  aus  dem  folgenden  ^  entstanden,  mit  dem  es  so  oft  verwech- 
selt worden,  wie  xö',  5,  A/3',  7,  und  in  unserm  Gedicht  v.  9,  und 
tias  darüber  geschriebene  xs  nur  Vorschlag  des  so  häufig  bessern- 
den Abschreibers  sei.  —  V.  25  hat  der  Verf.  wieder  tg  rt  mit 
Uoiss.  aufgenommen,  wogegen  sicfi  auch  Jakobs  erklärt.  Es 
sind  nehmiich  hin  und  wieder  von  Host  und  vorzüglicli  von  Ja- 
kobs kleine  IVötchen  eingeschaltet,  meist  des  Verf.  Ansichten 
berichtigend,  bisweilen  bestätigend. 

Od.  V  (u/3'),  0  ist  wieder  die  Conjectur  von  Lennep  mit 
Boissonade  im  Texte  gelassen:  qÖÖu  roTg  6  Ttaig  KvxfiqQrig, 
ohne  einmal  die  ur>;priingliche  Lesart:  q6Öov  6  TCaig  6  K.  zu  er- 
wähnen, woraus  Stephanus  Qoda  nalg  6  rijg  K.  gemacht  hatte. 
Der  Verf.  sieht  ein,  was  Kec.  erinnert  Iiatte,  dass  tolg  für  olg 
fremdartig  für  diese  (iedichtc  sei,  und  conjicirt  deshalb  in  den 
Moten  sehr  unglücklich:  Qoda  oig  etc.  Wir  möchten  doch  wis- 
sen was  er  gegen  Hermanns  Verbesserung,  ()6öov  co  naig  6  K., 
ein/u  wenden  hätte,  die  n»ir  einen  einzigen  Buchstaben  ändert, 
während  die  Lennepsche  gewaltsam  uud  fehlerhaft  obeudrelu  ist. 


2-16  Grlccliiisclic  Littcratur. 

Demi  der  loi».  dim.  konnte  ihm  doch  nicht  etwa  aufTallen.,    der  in 
demselben  Gedicht  wenigstens  noch  Smal  steht ,  2,  J4,  15.  — 

Od.  YII  (x^'),  2  sclireibt  der  Verf.  wieder  iaXi^äg"EQ(oc; 
ßKÖt^m'  1-/.Ubv£  övvTQox^^siVy  mit  folgender  Erklärung:  „si 
innxeris  j^^aleno'tg  ßccölt,c3i',  Amor  cogitari  debet  lento  incessu, 
ne  poeta  eif/s  consiiium  praesen/j>e^,  accedere;  qnum  aiitem  sa- 
tis  appropinquasset,  ecce  piier  senem  repente  currendo  iuipellit 
hnrulo,  eiimque  per  montes  vallesque  praecipitem  agit.  Sic  et 
vi\idior  cvadit  narratio,  nee  überall  ioco  carct ,  qiium  hjacin- 
thini  sceptri  verbera  vix  magno  dolore  afficere  possent  senem.''' 

Wir  bewnndern  die  lebliaftc  Einbildungskraft  des  Ilrn.  Mo- 
fa ins,  bedauern  aber  mit  unserm  kalten  Verstände  niclit  begrei- 
fen zu  können,  >vie  %cc?i£7icos  ßadi^Eiv  nicht  mir  langsam^  son- 
dern aiidi  7nü  Vorsatz  limgsam^  um  den  Andern  zu  bertickeu 
oder  zu  beschleichen,  bedeuten  könne,  da  wir  nur  ein  Gehen 
mit  Anstrengung  oder  höchstens  mit  Unwillen ,  also  ein  sehr  nn- 
vorsätzliclies  langsam  darin  entdecken  können.  Sodann  finden 
wir  auch  gar  nicht  im^Griecliischen  das  „repente  impellit,''''  denn 
hz-hkiVB  driickt  ja  nach  Hrn.  Möbius  selbst  das  nochmalige  fort- 
wälirende Schlagen  ans:  „imperf.  antcm  i^tXivB  actionem  saepius 
repcdtam  significat  (per  totam  viam  qutmi  semcl  iussisset,  feriens 
eum  currerc  iubebat).'-'"  Endlich  gebietet  uns  aucli  unsere  Gram- 
matik ßc(Öit,C3v  insXsve  als  gleichzeilig  zu  denken ,  was  naoli  Hrn. 
Möbius  Erklärung  nach  einander  zu  verstehen  wäre,  der  es  über- 
haupt gerade  so  erklärt  als  ob  iiCiX^äv  da  stände.  Wir  wundern 
inis  um  so  mehr,  dass  Hr.  JMöbius  auf  diese  fast  abentheuerliche 
Erklärung  gekommen,  da  aucli  Boissonade  so  wie  llcc.  das  einzig 
richtige  Qanit^av  von  Brunck  aufgenommen  liat.  — 

Od.  IX  (id'),  2.  Hier  ist  mit  Buttmann  jc&taööaL  geschrie- 
hen,  woriiber  wir  schon  in  der  Anthol.  lyr.  gesprochen  haben. 
Wer  hier  Tlieocr.  «',  78  zum  Beweise  brauclien  will,  der  muss 
sich  vor  allen  Dingen  auch  iiber  desselben  Dichters  ß',  141)  erklä- 
ren. Formen,  welche  sich  bei  Theophrast,  Lucian  und  Diodor 
finden,  sind  gewiss  für  dieses  Gedicht  nicht'zu  schlecht,  welches 
in  Ausdruck  und  Inhalt  so  vielfach  den  spätem  Geschmack  vcr- 
räth,  der  sich  in  solchen,  durcli  allerlei  Uebertreibungen  ^erxier- 
ten  Tändeleien  gefällt.  —  V.  15  stellt  wieder  oiag,  wogegen  sich 
Jakobs  treffend  erklärt. —  V. Sl  ist  wieder  dieC'onjectur  I^iolöl 
in  den  Text  gesezt.  Wenn  in  einem  so  langen  Gedicht,  «ie  die- 
ses, 4  Strophen  zu  6  Versen  sicli  ganz  ungezwungen  abtheilen 
lassen,  und  nun  noch  13  V^erse  übrig  sind,  von  denen  der  mit- 
telste ein  ganz  überflüssiges  Wort  nebst  einem  allgemein  aner- 
kannten Glossem  enthält,  so  liegt  doch,  meinen  wir,  die  Indu- 
ction  sehr  nahe,  dass  diese  lezten  Verse  auch  aus  2  Strophen  be- 
standen haben  mögen. 


Anii(-r('oiiti.s  C.iriniiia.    ICd.  M(h;LIiii$.  247 

Od.  X  (0,  8  ist  di*;  Lesart  dos  Cod.  Pal.: 

[i  Ttäv 

OTCCog  av  lxiiüd']ig  viv 
Ilr.  Möbius  sclirciht:  ojicog  (5'  dv  tHfid^ijs  VLV  und  nennt  die- 
ses die  Lesart  des  (^od.  l'ai. ,  welche  aiicli  Hoissonade  aiit'irenoin- 
inen  liabe,  und  IVigt  l»iiizu :  ^^a\1.  v^tag  uv  lüfid&ng  Tiäv ,^^  wo- 
diireli  er  also,  wie  es  scheint,  den  Schreiher  des  Cod.  Pal.  be- 
zeichnet, denn  Steplianns  Jia(  o',Hwg  Ö'  av  tK(id9i]s  vtv.  Bois- 
sonade  liatte  aber  das  öf  niclit  ein^esclioben,  und  den  vorJier- 
iieheuden  Vers  mit  einem  Pniikt  ^esililossen,  so  dass  mau  sieht, 
dass  er  nur  liat  die  iiherlieterte  Lesart  geben  wollen,  wie  sie  ist. 
Kin  achliingswerther  Gelehrter  halte  bei  der  Anzeige  der  erstem 
Ausgabe  des  Kec.  in  den  schlesjscheu  Provinzialblättern  1S25, 
Octob.,  dieses  auch  iibersehen ,  indem  ei*  sagt,  dass  er  übereia- 
Ktiuimend  mit  Uoissonade  schreiben  wolle : 

A«|3'  avTüv  oTtniööov  Xfjg, 

OTtcjg  dv  lx{idd^)jg  vlv 
und  dieses  Vibersezt:  ^^Niinm  ihn  um  so  viel  als  du  willst^  damit 
du  ih?i  recht  ke/tuen  lernst ^'•'-  worin  der  Gedanke  liegen  soll: 
^^we>m  du  ihn  kenntest ,  so  würdest  du  ihn  so  loie  ich  gar  nicht 
viögen.'-^  Allein,  entgegnen  wir,  das  Anerbieten  etwas  lun  jeden 
beliebigen ,  d.  h.  noch  so  geringen  Preis  verkaulen  zu  Avollen, 
kann  ja  doch  dem  Käiii'er  nicht  ein  Grnnd  werden,  das  Gekaufte 
«lann  recht  gut  keimen  zu  lernen,  wozu  ihn  eher  ein  recht  hoher 
Preis  veranlassen  könnte.  Vielmehr  wird  die  Wohlleilheit  durch 
den  9ten  Vers  begründet  ov/C  eliil  TcaQOTexvas ^  inwieteru  dieses 
andeutet,  dass  er  kein  gewöhnlicher  Verkäufer  sei,  der  etwas 
bei  dem  Handel  gewinnen  wollte.  Wenn  liiernach  nun  Iblgeuder 
Gedankenzusammenhang  sich  deutlich  ergiebt:  Gieb  mir  so  we- 
nig als  du  irilLst ,  denn  ich  verkaufe  nicht  des  Gewinnes  wegen^ 
sondern  ich  will  ihn  ?iur  los  sein^  so  sielit  man  leicht,  wie  Viber- 
llüssig  und  nnpasseud  dieser  ganze  8te  Vers  eingeflickt  ist.  We- 
nigstens würde,  wenn  man  ihn  behalten  wollte,  entweder  mit 
Gumaelius  viv  als  iNeutrum  zu  neliinen,  oder  ;räv  zu  schreiben 
sein,  wie  der  neuste  Uebersezer  Iliinelstiern  gethan  hat,  ob- 
gleich übersezend:  doch^  dass  dus  wissest^  selber  hob  ich  ihn 
nicht  gemodelt.  —  Dass  aber  im  lOten  Vers  Ilr.  Möbius  mit 
1$  o  i  s  s  0  n.  Ol»  XL  Xi3  övvoLxijV  gegen  alle  Lleberlielerung  geschrie- 
ben ,  ist  gewiss  nicht  zu  billigen,  da  doch  &il(a  auch  bei  Theo- 
krit  gar  nicht  selten  ist,  z.B.  Id.  j/,  Y;  es,  41;  x«,  Sü;  xy',  22; 
HS,  öS  etc. 

Od.  XVn  (/),!.  Hier  hat  der  Verf.  vermuthlich  im  Texte 
sezen  wollen  roQhvöug,  weil  sonst  seine  krit.  Note  gar  nicht  pas- 
sen würde.  Dass  in  deiu  Gedicht  übrigens  JJ  Verse  zu  viel  stehen 
gelassen  sind,  darül)er  wollen  wir,  weil  der  Verf.  einmal  die  Kin- 
theilung  in  Strophen  nicht  ainiimnit,  niclU  rechten.     Aber  gleich 


248  Grieclilscho   Littcrntiir. 

im  folgenden  Gedicht,  Od.  XVIII  (Ö'),  hätte  er  sich  in  der  Thnt 
niolit  besinnen  sollen,  die  rein  politischen  Verse  anznerkennen, 
die  llec.  nun  so  augenlällig  dargelegt  hat.  Er  schickt  zwar  dieüe- 
inerkung  voraus:  „Hoc  Carmen  est  partus  iaiitatoris  incptissimi, 
(etwa  deswegen  ineptus,  weil  er,  wie  andere  seiner  Zeitgenos- 
sen, die  alte  Prosodie  verliess*?)  qui  quantitatis  syllabaruni  ratio- 
nem  liahuit  nullam,'^'  und  doch  macht  er  verlezter  Prosodie  we- 
gen Aenderungen  v.  3,  5,  8,  19.  Wer  ' T^evaloig  iiQotovöa  ah 
Anakr.  Vers  passiren  iässt,  der  rauss  auch  ä^a  Qoißog  d^vQOi 
stehen  lassen  und  nicht  ein  übrigens  ganz  unsinniges  di^  mit  M  e- 
denbach  einschwärzen.  Audi  wissen  Mir  nicht,  was  im  Text 
XQoriööa  mit  folgender  Note  bedeuten  soll:  „xportoöa  i.  q.  tcqo- 
rovöK,  quae  qiddem  forma  melioribus  poetis  frequentatur.'"''  Denn 
dass  in  des  Rec.  Ausgabe  XQoröjöa  im  Text  nur  ein  Druckfehler 
war,  zeigt  ja  die  unten  stehende  Abweichung  des  C.  P.  und  es 
war  auch  hinten  in  den  Addendis  eruinert. 

Ohne  nun  weiter  die  Gedichte  der  Reihe  nacl»  dnrclizuge- 
hen,  wollen  wir  nur  noch  im  Allgemeinen  das  Schwanken  des 
Verf.  bemerken  in  der  Schätzung  des  ('od.  Pal.  So  ist  z.  B.  in 
Od.  41  (Ag),  10  TKg  ds  (fgovrldag  aus  grosser  Scheu  nicht  geän- 
dert, aber  doch  Od.  2Ö  (ig),  4,  5  die  Aenderung  aus  tag  (ilv 
—  rag  ÖS  in  rd  ^Iv  —  t«  ös  aufgenommen ,  ohne  einmal  die  ur- 
sprinigliche  Lesart  zu  erwähnen.  So  ist  Od.  40  (Ay),  13  unter 
vielen  andern  stehen  gebliebenen  dorischen  Formen  atif  einmal  d 
in  rj  geändert  und  Od.  47  (Ag)  ySQcov  Ö'  otav  mit  Stephanus 
gesezt,  statt  mit  dem  Cod.  Pal.  dv  d'  6  ysQcov  etc.  zu  schreiben. 
Hinwiederum  ist  Od.  38  (fte),  7  sogar  nagiöva  nal  fta;ijfcöi>ci) 
aus  grosser  Scheu  stehen  gelassen.  Also  gegen  Ilephästion  mit 
allen  seinen  Handschriften  und  seiner  ausdrücklichen  Erwäh- 
nung des  Verses  als  lamb.  dim.  catal.,  gegen  den  Scholiasten  des 
Aristophanes  und  Plotin  de  metris  soll  der  einzige  Cod.  Pal.  ste- 
hen'? und  wamun?  imi  einen  Vers  zu  haben,  der  so  falsch  als 
möglich  ist.  Freilich  war  in  allem  diesen  Boissoiiade  voran- 
gegangen. 

Im  Widerlegen  Anderer  zeigt  der  Verf.  oft  nicht  die  gehörige 
Schärfe ,  und  hätte  sich  lieber  gar  nicht  darauf  einlassen  sollen, 
z.B.  Od.  21  (tO'  ^"i  ^^**  o'i'ovg  durch  eine  insolentior  atti-actio 
vertheidigt  wird.  So  Od.  42  (^'),  10,  wo  der  Verf.  des  Rec.  Ex- 
curs  über  die  Adiect.  verb.  gar  nicht  verstanden  zu  haben  sclieint, 
indem  er  vom  Rec.  vorgebiachte  Beispiele  anwendet,  um  das  Ge- 
gentheil  von  dem  zu  erweisen,  was  sie  beweisen.  Dennoch  sezt 
er  den  offenbar  unächten  Vers  wieder  in  den  Text:  (p&ovov  ovx 
oiÖa  daliczov,  glaubt  aber  doch  am  Ende,  dass  er  falsch  sei,  und 
vermuthet:  olÖ'  dddCiCTOVy  übersezend:  „invincibilcm  i.  e.  quae 
superari,  frangi  non  potest.*-*"  — 

Ebenso  hat  Hr.  Möbius  nicht  begriffen,  warum  Od. 57  (^e'), 
5  Rec.  9Q80ii(XQdLG)v  und  nicht  &QaövxciQdiGiv  geschrieben;  weil 


Anacrcontlä  Carniina.    Ed.  Moebliis.  24!) 

in  den  Handschriften  so  steht,  die  docl»  mehr  Gewiclit  Iiaben 
müssen  als  Turnebus;  der  Gedanke  allein  kann  nicht  entschei- 
den in  einem  so  kurzen  Fragment. 

So  wird  Od.  in  Adonid.  44  xag  vXav  ovn  eßaive'  nach  An- 
fuhrunfi:  der  Meiiuin'r  Anderer  ^esaift:  „mihi  quidern  lectio  rece- 
pta  niiiii  dii'ficnUatis  liabere  videtur,  \id.  3Jatlh.  gr.Gr.  §54  p.l21 
ed.  U*',  ^\o  (aber  p.  J25)  von  der  Crasis  xdg  die  Rede  ist.  Also 
diess  war  Hrn.  Möbius  die  hauptsächlicliste Schwierigkeit'?  dass 
aber  der  Vers  falsch  ist,  Iiat  niclits  zu  bedeuten 'f 

Docli  hier  kommen  wir  eben  auf  den  zweiten  Punkt,  der  auf 
die  Critik  des  Verf.  in  diesen  Gedichten  von  nachtheiligem  Ein- 
flüsse gewesen,  dass  er  nehmlich  das,  was  er  iiber  31etrik  iiber- 
hat!i)t,  und  insbesondere  Viber  die  Metra  und  Strophen  in  diesen 
Gedichten  vorgearbeitet  fand,  niclit  so  benuzt  hat,  wie  es  hätte 
gesciiehen  sollen.  Wir  gehören  nicht  zu  denen,  welche  die  Bil- 
dung eines  Philologen  im  Allgemeinen  nach  dem  Maass  seiner 
metrischen  Kenntnisse  abmessen,  allein  das  verlangen  wir,  dass, 
wer  einen  alten  Dichter  herausgeben  will,  sich  auch  die  dazu  nö- 
tliigen  Kenntnisse,  von  welchen  die  Metrik  ein  wesentlicher  Theil 
ist,  ^orher  erwerben  miisse.  Wie  des  Verf.  Kenntnisse  hierin 
beschaffen  sind,  wird  man  aus  folgenden  Urtheilen  geniigend  er- 
kennen: Od.  ;j  (Aa):  „Metrum  constat  ditrochaeo  cum  anacrusi 
dis}llaba  brevi.'-'-  Od.  i){ncc):  „Metrum  liuius  cantiuncnlae  non 
discrepat  a  metro  odarii  superioris,  nisi  quod  v.  1  lonicus  a  ma- 
iore,  V.  3  lonicus  a  minore,  t.  5  Anapaestus  cum  trochaeo  prac- 
cedente  anacrusi  disyllaba  brevi,  v.  8  iterum  lonicus  a  maiore, 
V.  0  epitritus  quartus  et  v.  10  anacrusis  monosjUaba  contracta  oc~ 
currit.  Od.  23  (A6'),  15:  „si  quid  mutandum,  scripserim  av  ana- 
'kalöiv  öe  xotzaig,  ut  versus  sit  anapaestus  cum  trochaeo,  qui 
recurrit  Od.XXWII,  10.'"  —  Od.  25  (^/),  9:  „Versus  est  epi- 
tritus secundus  cum  anacr.  monosyllaba  longa.''''  Od.  41  (Ag),  J^: 
„Versus  ])otest  esse  vcl  epitritus  tertius,  vel  lonicus  a  maiore." 
Od.:i7  (uö)  heisst  es  gar  nach  Baxters  Art:  „Poeta,  imis  sen- 
sibus  co.-nmotus  metri  leges  non  servat,  sed  veris  varietates  muta- 
tionesque  etiam  versnum  varietate  ac  mutatione  exprimit.''''  Hier 
sah  sich  Jacobs  dodi  genöthigt  dieJNote  einzuscbalten:  „Viden- 
dum  an  non  hac  opinione  omnis  poeseos  ars  tollatur. '''•  Das  son- 
derljarste  ist,  dass  er  gewöhnlich  aucl»  bei  solchen  Ausspriichen 
Hermanns  Element,  doctr,  metr.  citirt,  was  er  freilich  bei  dem 
zulezt  angeführten  nicht  konnte. 

Bei  der  Stroj)h(;nabtbcihmg  hat  der  Verf.  nun  gar  niclit  ge- 
wusst,  wie  er  sich  eigentlich  entscheiden  solle.  Einige  Gedichte 
theilt  er  wiirkli(;h  in  Strophen  ab ,  bei  andern  bemerkt  er,  dass 
sie  ihm  gefalle,  wagt  es  aber  doch  nicht  sie  zn  geben,  obgleich 
CS  oft  oliiie  alle  Veränderung  geschehen  konnte. 

Wir  k.'.'mnien  zum  2t(;n  l^inlvt,  tlen  der  Verf.  in  dt:r  Vorrede 
geleistet  zuhaben  \cr^pricJit:  „tum  peipetiio  reipectu  piobabilio- 

li  * 


250  GricchiäcIicLitterntiir. 

rum  a  viris  doctis  propositarum  coniecturariim  habito,  annotatio- 
nein  criticam  ineiiiorabillorem ,  qtiac  vel  ad  textiim  constituendiim 
vel  ad  sensiiin  explicandinn  aliquid  liaberet  moinenti.,  adieci.^' 
Der  Verf.  hat  würklich  eine  adnolatio  critica  unter  den  Text  ge- 
sezt,  aber  ineniorabilior  wollte  er  wohl  nur  die  darin  aufgenom- 
mene varia  lectio  nennen.  Uebrigens  ist  hier  mei^t  alles  gethan, 
was  mau  verlangen  kann  —  einzeles  fehlende  ist  schon  oben  be- 
merkt —  und  eher  könnte  die  zu  weite  Ausdehnung  der  krit.  No- 
ten, die  auch  oft  in  kürzere  Worte  gefasst  werden  konnten,  in 
einem  Scliulbuche  missfallen. 

Dasselbe  gilt  auch  von  dem  lezten  Punkt,  den  der  Verf.  in 
der  Vorrede  verspricht:  „denique  textns  rccensiti  intcrprelatio- 
nem,  quae  praesertim  veternm  scriptorum  editoribus  curae  cor- 
dique  esse  debct,  paullo  diligcntiorem  accuratioreniqiie  exhibui." 
Es  ist  eher  zu  viel  als  zu  wenig,  und  häulig  solches  gegeben,  was 
der  Schüler  aus  seinem  Lexicon  viel  vollständiger  und  besser 
lernt.  Es  wäre  wohl  endlich  Zeit,  dergleichen  lexicalische  Be- 
merkungen, wenn  sie  nichts  Neues  enthalten,  aus  den  Commen- 
tareu  wegzulassen;  was  zu  Fischers  Zeit  noch  brauchbar  war,  ist 
jezt  oft  eine  höchst  überflüssige  Bemerkung.  Wir  wollen  hier 
jedoch  nur  einigos  von  dem  anfl'ühreu,  was  entweder  nicht  recht 
oder  gar  nicht  erklärt  ist.  ' 

Gleich  Od.  I  (xj^'),  l^Qckco  Xiyuv  ^Argüdag^  heisst  es:  „0"iAc3, 
vividiore  stilo  pro  )j&t?.07'.  Matth.  gr.  Gr.  §  5(54."  Dort  ist  vom 
Praesens  hisioricuin  die  llcde;  soll  dieses  etwa  hier  anch  sein*? 
Zeigt  nicht  d<is  folgende  Z^'jueit/;«  vbvqk  Ttgtöj-jV  deutlich  genug, 
dass  der  Dichter  den  bis  jezt  immer  eintretenden  Zwiespalt  zwi- 
schen sich  und  der  Lyra  beschreibt,  den  er  erst  für  künftig  (to 
lOLTiöi')  aufheben  will*?  —  Od.  4  (A),  IS  ist  die  Bemerkung: 
„a»g  pro  sag  more  poetico'S  so  einfach  hingestellt,  ganz  ungenü- 
gend ,  da  es  doch  nicht  erlaubt  ist  in  jedem  Falle  äg  statt  f  wg  zu 
sezen ,  wie  der  Verf.  aus  unserer  Note  sehen  konnte.  —  Od.  9 
(tÖ),  35  wird  der  denkende  Schüler  etwas  über  KjreA'&g  vermis- 
sen, s.  Anthol.  lyr.  p.  83.  —  Od.  19  (jt«'),  1,  rj  yij  ^sXcavcc  ttl- 
V£i,  hat  der  Verf.  wieder  gar  nicht  gesehen,  Morin  eigentlich  das 
Ungewöhnliche  liegt,  wenn  er  sagt:  „Opponuntur  impriniis  terra 
etsol;  quam  ob  rem  hisce  vocabulis  etiani  articulus  videtur  esse 
appositus.''*"  Abgesehen  davon,  dass  die  Erde  und  die  Soinie  gar 
niclit  vorzüglich  einander  hier  entgegengesezt  werden ,  und  dass 
ein  solcher  Gegensaz  auch  gar  nicht  durch  den  Artikel  ausge- 
drückt werden  würde,  so  ist  ja  nicht  dieses,  dass  der  Artikel 
überhaupt  steht,  sondern  dass  er  vor  dem  Substantiv  mit  nach- 
folgendeju  Epitheton  ohne  Artikel  steht,  das  AuiFallende.  Oder 
hält  etwa  Ilr.  iVIöbius  solche  Stellungen:  ort  yvvaiKig  xcrAra', 
rag  ;ußtTag  änakäg^  für  gewöhnlich*?  Od.  20(xi3'),  14  ist  nicht 
abzusehen,  warum  sich  der  Dicliter  unter  ^dgyaQov  niclit  eine 
Perle,  sondern  ein  ganzes  Halsband  gedacht  haben  sollte.  —  Dass 


Aiincrcontiä  Carmina.    Ed.  MueLIu^.  251 

Od.  28  (ie),  15, ig  unter anclernSopliocI.Ai. 831  Ilcrm.angcliihrt 
wirtl  iiiit  der  Note:  ^^nam  iioliiii  (mihi  llerni.  avxdw  post  ycuEöO'f 
siipplere'-'-,  ist  erstens  nicht  ])assend,  und  zeigt,  dass  der  Verf. 
Hermanns  Beweisluliruns;  wohl  niclit  i;ehörig  mag  erwogen  lia- 
heu.  —  Od.  37  (itiÖ),  10  l»at  der  Veif.  die  so  selir  gewöhniiclie 
üvpallage  verkannt,  naeh  welcher  der  Dichter  sagt:  ■aagnols  yalci 
jTQuxvJirsL  statt  xuqtcoi  ycciaq  tiqokvtctovöi.  —  Od.  40  (A/),  4, 
5  wird  immer  ^vjcder  die  Lesart  xaq  x^iQ  6  g  iVir  die  des  Cod.  Pai. 
ausgegehen,  obgleicl»  S a  1  m a s i u s  und  Spailetti  rag  j^ffpag  ge- 
lesen haben,  wogegen  das  blosse  Sliilschweigen  von  Levesque, 
der  ilicses  vielleicht  übersehen  liat,  nicht  Bedeutung  genug  hat, 
zumal  da  die  innern  Gründe  stark  dafür  zeugen.  Dieser  Genitiv 
wird  nun  so  erklärt:  „percussus  in  manu;  nam  per  gcnitivum  mo- 
tus  aculei  ad  nianum,  quae  p\iiicta  erat,  indiratur.  cf.  Tliierscli. 
gr.  Gr.  mai.  §  255.  Comparat  Jacobs  Ilom.  11.  IV,  100  ßAA'  ay' 
oiöTBvöov  Mtviläov,  et  XXllI,  854  tig  uq^  aväyu  ro^fuftv." 
In  allen  diesen  Beispielen,  deren  Matthiä  noch  weit  mehr  hat, 
Gramm,  p.  ({(51  ed.  noviss. ,  entspricht  diese  Construction  dem 
Deutschen  7iach  etwas  schiessen,  werfen,  gehen,  zielen  u.  s.w., 
und  kann,  da  eigentlich  nur  die  Richtung  bezeichnet  wird  (die 
der  Grieclie  aber  oft  von  dem  entgegcngesezten  Standpunkte  aus 
aullasst,  wie  ^QogßoQiov  avä^ov,  Tigog  -ißtov  öfö^fov  Ilerod., 
und  daher  den  Genitiv  sczt,  den  Casus  welcher  anzeigt  t'ö/«  wo; 
wir  empfehlen  hierbei  die  neuprlich  herausgekommene  geistrei- 
che Schrift  von  W  ü  1 1  n  e  r :  Die  Bedei/luNg  der  sprachlichen  Ca 
sus  nnd  Modi^  Münster  1827,  in  welcher  bei  einzelen  Wirrun- 
gen ein  treulicher  Geist  herrscht),  nur  da  gebraucht  werden,  wo 
der  Gegenstand  in  einiger  Entfernung  gedacht  werden  muss.  Da 
nun  aber  die  Biene  ihren  Stachel  bekanntlich  nicht  in  die  Ferne 
schiesst,  so  erhellt,  dass  diese  Erklärungsart  vrenigstens  nicht 
anwendbar  ist.  Vielmehr  würden,  wenn  ;^£tpo'g  richtig  wäre,  die 
Beispiele  bei  Matth.  Gramm,  p.  f54ß,  xartaya  rr/g  ics(pc(kfjg  etc. 
etc.,  zu  vergleichen  sein.  Doch  genug;  wir  verweisen  auf  unsere 
Note  in  der  Anthol.  lyr.  p.  Dl. 

\>as  die  beigefügten  2  Oden  der  Soppho  und  die  der  iMcli/ino 
(der  Verf.  hat  sie  noch  der  Eriiina  beigelegt)  anlangt,  so  ist  dis 
Äleiste  richtig  nach  den  Vorarbeiten  im  Texte  und  den  Erklärun- 
gen gegeben,  al)er  das  ist  uns  vorzüglich  aufgefallen,  dass  in  der 
Isteu  Ode  der  Sappho  steht  v.  IJ): 

xlv  öayt'jvtööav  (piXötaxw  xlg  ö',  c3 
ZluTccpol,  ttdiX'/iij; 
Hier  hat  erstens  xlv  gar  keine  Auctorität  durch  die  Handschrif- 
ten, und  das  unerhörte  dÖLXxrj  ist  gesezt  mit  Jacobs,  weil  in 
einem  Decret  der  Spartaner  !)ei  Maittairc  p. 384  ÖlÖcocxt]  steht. 
^^ir  fragen:  Glau!)t  Hr.  Möbius,  dass  jenes  Decret  würklidi  so 
ganz  un\('rdor!)en  bei  .Maiitaire  siehe'?  Heden  die  Spartaner 
äulisch'!    kunu  man  \üu  öcöäxnii  anÜ  döiantj  schliessen?    von  öc- 


252  Griechiäc. hc   Lltteratur. 

öccßiCG)  auf  adrxEO?  Ist  die  Notiz  des  Etyraol.  M.  und  Gud.  nicht 
deutlich  genug*?  s.  Authol.  lyr.  p.  103.  — 

Wenn  wir  nun  hierdurch  fast  nur  tadehid  über  diese  Ausgabe 
uns  ausgesproclien  Jiaben ,  so  wollen  w  ir  doch  auch  nicht  ver- 
schweigen, dass  wir  gerade  aucli  nur  solches  heraus2:ehoben, 
was  uns  raissfällig  schien,  was  freilich  im  <janzen  sehr  vieles  ge- 
wesen ;  doch  können  wir  auch  bezeugen,  dass,  besonders  für  Er- 
klärung, Hr.  Möbius  vieles  beigebracht  liat,  was  dem  Zweck 
dieser  Ausgabe  angemessen  und  dem  Jüngern  Leser  sehr  nützlich 
sein  wird.  — 

Wir  lugen  hier  noch  die  Anzeige  einiger  anderer  auf  die 
Anacreontea  bezüglichen  Werke  bei,  deren  ausführliche  Beur- 
theilung  wir  aber  andern  Blättern  überlassen. 

1)  Anakre  ons  Lieder  in  gereimte  Verse  übersetzt  und  mit  er- 
klärenden Anmerkungen  versehen;  nebst  einer  Zugabe  eigener  Ge- 
dichte von  Fricdr.  Gottfr.  Itcltig:  Zum  Besten  der  Abgebrannten  in 
Elze.   Hildeshelm,  bei  Gerstenberg  1825.    VIII  u.  KiS  S.  8.   1  Thlr. 

[Anz.  in  Beck's  Repert.  1825  Bd.  IV  S.  80.] 
(Der  Zweck  würde  selbst  eine  geringere  Gabe  bcvorworton.  Allein 
die  Arbeit  gehört  zu  den  bessern  dieser  Art  Gedichte,  die,  weil  sie 
nicht  eigentlich  Uebersezungen ,  sondern  mehr  freie  Bearbeitungen 
sind  ,  natürllcli  den  Maassstaab  der  Treue  nicht  aushalten  ,  und  ge- 
wöhnlich, um  für  schön  zu  gelten,  mit  dem  Original  nicht  dürfen 
verglichen  werden.) 

2)  Anacr eon  rerueil  de  comj)Ositiofis  dessinees  par  Gt- 
Todet  et  gravees  par  M.  Chatillon,  son  eleve,    avec  la  traductinn  eu 

>  prose  des  ödes  de  ce  pocte,  faite  egalement  par  Girodct;  public  par 
son  Heritier  et  par  Ics  soins  de  M.  M.  Becquerel  et  Coupin.  Paris, 
1825.  (siehe  Tübinger  Kunstbl.  1826  nr.  3!)  u.  Revue  encyclopedi- 
qne  1826  Mai,  p.  386,  wo  die  Blätter  sehr  gelobt  werden.  Selbst 
haben  wir  sie  nicht  gesehen.) 

3)  Lieder  des  Anakreon  und  der  Sappho  übersetzt 
von  Rcinhold  v.  Ilimmelstiern.  Mit  dem  Originaltext.  Riga  1826, 
bei  Hacker.  Leipzig  bei  Hartmann.  1  Thlr.  8  Gr.  (Der  Text  nach 
Brunck,  die  Uebersezung  meist  recht  treu  imd  fliessend  und  an 
Kraft  des  Ausdrucks  die  von  Degen  weit  übertreffend.) 

Mehlhorn. 


Rüuiiöchc  Littcrutur.  25«S 


Römische   Litte  ratur. 


Sexti  Aurelii  Pr ope r tii  Carmina  [.]  cum  potiore  scri- 
jjtui-ae  riis(rfi»autiii,  pniestantissiniis  \\ .  «hl.  coiiiecturis  siiisujuc  olt- 
serviitioiiilms  crilic.is  tilidit  llcrmannus  Pahlamus,  Pli.  Dr.  AA.  1/L.  AI. 
Hiiliic  Sax.  apiid  llcinincrde  et  SchMctsclike  1827.  8ifo.  {Prooe- 
nüuin  L.  Carmina  1  —  238.  Obss.  crit.  240  —  320.] 

"er  Herr  Verfasser  hatte  nicht  die  Absicht  [S.  pajj.  XXVII] 
(Icii  Dichter  selbst,  sondern  mir  observatioiies  crilicas  ad  Pro- 
j)ertium  spcctaiites  licrausziigeben;  als  Vorlihii'er  walirscheiii- 
lich  einer  grösseren  Ausgrabe,  Avie  das  in  Briefform  (an  seinen 
l^ehrer  Hrn.  Prof.  Reisig)  vorangeschickte  Prooemium pag.  iV 
[meas  in  Propertio  positas  ponendasqiie  curas]  und  nianclic  an- 
dere Andeutnng  schliessen  lässt.  üer  Te\t  selbst  ist  auf  \\  niiscli 
des  Herrn  Verlegers  beigegeben.  Er  ist  ira  Ganzen  der  IJur- 
inannsche;  doch  lun  und  wieder  sind  Laclinianns  Les- 
arten aus  Codicibus  aufgenotnmen.  Die  Zaiilen  sind  nacJi  Vul- 
pius.  Unter  ihm  befindet  sich  eine  Auswahl  von  Lesarten  und 
Conjecturen,  wie  ich  sie  freilicii  nach  meiner  .\nsiciit  vom 
Werthe  der  Codices  des  Propert.  niclit  würde  getroffen  haben. 
Doch  darüber  enthalte  ich  mich  jetzt  eines  Urtheils,  Dass  der 
Text  auch  so  fleissigen  und  nachdenkenden  Jünglingen  (fiir  die 
der  Hr.  Verf.  die  Ausgabe  bestimmt  hat)  viele  Gelegenheit  zum 
Selbstforscheu  gebe,  mag  ich  nicht  leugnen;  wohl  aber  be- 
haupt'  ich,  dass  für  sie  viel  zu  viel  gegeben  sei,  auch  wenn  die 
studiosa  iuventas  nicht  Schüler  sind ,  wie  ich  annehmen  muss, 
sondern  Erwachsnere.  Namentlich  versteh'  ich  diess  von  den 
reichlich  zugefügten  Conjecturen,  die  wohl  mehr  irren  als  den 
Geist  schärfen,  wen  nicht  sclion  viele  Studien  behutsam  gemacht 
haben.  Eben  diese  Jüngern  Philologen  werden  sich  aber  oft  ver- 
gebens Itath  in  den  Anmerkungen  suchen, da  diese  theils  imr  ein- 
zelne Stellen  kritisch  behandeln,  über  die  der  Hr.  Verf.  mit  sich 
auf  das  Reine  gekonnnen  zu  sein  glaubte,  und  also  viel  sdiwierige 
Punkte  nicht  berühren  (ohne  dass  ein  berichtigter  Text  aus- 
liilft),  tlieils  aber  diese  beliandelten  Stellen  bald  in  dem  Pro- 
oemium,  bald  in  den  in  längere  (IV)  Kapitel  getheilten  Obss., 
bald  in  der  discrepantia  scripturae  zn  suchen  sind.  Aus  dieser 
Eintheilung  und  Uehandluiigsweise  geht  wohl  deutlich  hervor, 
dass  der  vom  Hrn.  V  erf.  angegebene  Zweck  ihm  bei  seiner  Arbeit 
nicht  vorgeschwebt,  und  dass  nur  das  Verlangen  des  Hrn.  Ver- 
legers nach  einem  Texte  ihm  diese  .Auslegung  aufgedrungen 
hat;  der  wabre  Zweck  war  ein  specimen  lectionis  et  ingenii  zu 
geben.  Abgesehn  hiervon  enthält  sowohl  das  Prooemimn  als  die 
Obss.  \icie  treuliche  Jieiuerkuagea  über  Prop.  und  andere  grie- 


254  Rüiuidolic    Litterat ur. 

chische  und  lateinische  Scliriftslcller,  viele  Beweise  geistrei- 
ches Fleisses,  rüstiger  Forschung  und  Belesenlieit,  und,  was 
besonders  erfreulich  ist,  eines  lebendigen  Sinnes  ihr  das  Rech- 
te und  Schöne.  Ich  nenne  nur  die  vvohlgerathene  Ciiaracteristik 
des  Propert.  pag.  XII  tF.  Auch  ist  der  Ton,  wann  gegen  andre 
gestritten  wird,  im  Ganzen  human  und  gcfasst,  und  nur  hin 
und  wieder  verletzen  AusdrVicke  wie  inepte,  satis  mirari  neu 
possum  iiber  ausgezeichnete  Männer.  Doch  mögen  diess  viel- 
leicht mehr  AusbrViche  rascher,  jugendlicher  Wärme,  als  eigen- 
süclitiger  Ueberhebnng  sein.  Dass  aber  so  häufig  von  Propert. 
abgeschweift,  ja  auf  den  letzten  Seiten  der  Dichter  ganz  bei 
Seite  gesetzt  wird,  um  griechische  Dichter  zu  behandeln,  wol- 
len wir,  wie  der  Hr.  Verf.  selbst  wVinscht,  der  ersten  Anlage 
oder  der  eigentlichen  Absicht  des  Werks  zusclireibcn.  31eiu 
obiges  Urtheil  will  ich  nicht  sowohl  mit  Auszögen  belegen,  als 
vielmehr  einzelne  Punkte,  wo  ich  dem  Hr.  Verf.  uicht  beistim- 
me, ausfiihrlicher  betrachten. 

Pag.  VIII  (II ,  32,  6)  [die  Citate  sind  nach  Vulp.]  liest  H. 
P.:  Appia  cur  toties  te  via  ducit  anum'?  Als  Beweis  für  die  Be- 
Jjauptung:  Juvenis  autem  Cynthiam  dilexit  iam  anum.  Unmög- 
lich !  Hätte  sich  über  eine  so  auffallend  placirte  Liebe  nicht  ir- 
gend eine  Nachricht  erhalten  miissen  1  An  eine  alte  Frau  wä' 
reu  diese  feurigen  Lieder  gerichtet"?  Diese  enthusiastischen 
Lobreden  auf  ihre  Schönheit,  die  noch  in  jugendlicher  Frische 
sich  ganz  dem  prüfenden  Blicke  des  Liebhabers  überlassen 
kann,  der  sogar  die  vollkräftigen  Gestalten  der  Heroinen  nach- 
stehn ,  geschweige  dass  gegen  sie  die  unansehnlichen  Figuren 
der  gegenwärtigen  Zeit  einen  Vergleich  aushalten  sollten*?  — 
(Denn  lei'es ßg?irae  (l,  4)  sind  allerdings,  wie  Bur mann  nur 
etwas  unbestimmt  sagt,  riilfi^ares  fi^urae ;  so  genannt  in  Ver- 
gleich gegen  jene  grossartigen  Gestalten  des  Heroenzeitalters, 
dem  diese  eigenthümlich  gehören ;  der  Gegensatz  dafür  ist 
levis^  zugleich  natürlich  mit  dem  J\ ebenbegriff  minderer  Schön- 
lieit  überhaupt.  Hr.  P.  erklärt  diess  Wort  durch  luscivae  puel- 
lae ;  allein  diese  können  uicht  durch  iiedum  den  Heroinen  ent- 
gegengestellt werden,  die  sich  nicht  eben  durch  Keuschheit 
auszeichnen,  oder  hier  nicht  von  dieser  Seite  gepriesen  wer- 
den; und  wenn  gleich /eres  ;i;?/e/fee  allerdings  den  dnris  cntspre 
eben,  so  beweist  doch  das  subst.  fignris  hinlänglich,  dass  von  ihrer 
Gestalt,  nicht  von  ihren  Sitten  die  lledc  sein  kann.)  Dacbte  Hr.  P. 
nicht  an  ihre  zarte  Haut,  die  sie  doch  ja  nicht  durch  unmässigen 
Weingenuss  verderben  soll;  (vino  corrumpitur  aetas.)  an  ihr 
schönes  in  reicher  Fülle  herabhängendes  Haar,  jnit  dem  er  so 
gern  tändelt ,  das  sie  lieblich  a  erhüllt ,  w  ährend  sie  das  Haupt 
iiber  den  vollen  Becher  neigt;  an  den  zierlichen  Gang;  an  die 
Schönheit,  die  ohne  allen  Schmuck  am  reizendsten  ist,  die  bei 
ciuer  Uüberraschung  am  frühen  Morgen  ihn  bezaubern  konnte? 


Propcrtü  Ciirininn.    Ed.  Paldaiiint*. 


Z33NV 


Sehr  g:ntmiitlilfr  cntscliiililifft  tk'ii  Ausdruck  anus  Bahrdt,  der 
elu'ii  so  lic  t;  es  sei  das  j<^ar  nirht  so  iibcl  gemeint,  quuin  prae- 
€i|)ue  apud  Latiiios  ainis  iarn  vocari  possit,  quae  propter  anuo- 
riirii  eopiiuii  nou  amplius  parit.  Das  wären  unj?elaljr,  glaub'  icli, 
nur  r>0  Jahr.   iNuii,  Avertande  darin  nocli  Anstoss?  So  alt  ist  die 
in  lloffartlis  A\  iiiterniorgen  stattlich  wandehide  Jungfrau  sicher 
nocIi  nicht.  JSärriscIi  genug  wird  (,'ynthia  auch  für  unfruchtbar 
ausgegeben;  sie  bat  noch  nichtgeboren;  ihre  Schönheit  ist  noch 
unverletzt:   Viderit  Itaec,  si,qua(n  iani  peperisse  pudet.     Doch 
der  schlagendste  Beweis  steht  bei  Propert.  selbst  lll,  24.   Audi 
hier,  wo  er  sicJi  von  ihr  losreisst,  nach  fünfjähriger  Liebe,  ist 
sie  nocli  überninthig  auf  ihre  Schönheit,  die  zwar  nun  auf  Pro- 
pert. ki'inen  Zauber  mehr  ausübt,   die  er  aber  auch  jetzt  noch 
zugestellt,  nur  früher  geblendet  zu  sehr  bewundert  hatte;  auch 
hier  noch  und  in  der  folgenden  Klegie  droht  er  ihr  nur  in  lei- 
denschaftlicher Verwünscliuug  mit  nahendem  Alter  und  entstel- 
lender llunzel.    Noch  also  ist    die  Zeit  nicht  eingetreten,  die 
fälschlicli  als  IJew  eis  gegenw  artiges  Alters  gemissbraucht  w  ird  : 
ij)sa  aniis  haud  longa  curva  futura  die.     Diess  band  longa  wird 
hier  der  unsterblichen  Jugend  der  Aurora  entgegengesetzt.  Alle 
diese  Ueweise  .-sind  trilltig  genug.   Aber  nocli  mehr;  selbst  zu- 
gegeben, dass  Cynthia  eine  JNinos  gewesen  sei,  konnte  sie  doch 
hier  unmöglich  anus  angeredet  werden.  In  dieser  Verbindung: 
Appia  cur  toties  te  via  ducit  anum'?  kann  es  nur  heissea:  quum 
sis  anus.    Warum  brüstest  du  dich,  einherroUend  auf  der  Ap- 
pischen  Strasse,  dem  Tummelplätze  geckischer  Jugend  (vergl. 
IV,  8;  wie  widrig  wäre  auch  dort  der  bacchische  Aufzug  für 
eine  alte  Person!)  da  du  schon  eine  ältliche  Frau  bist.  Offenbar 
ist  diess  eine  ansehnliche  Grobheit.  Und  diese  beleidigende  Er- 
innerung an  höhere  Jahre  hätte  Propert.  in  einem  Liede  statt- 
haft gefunden,    in  dem  er  mit  ziemlicher  Gewissheit  Untreue 
argwöhnend  seine  leichtsinnige  Freundin  durch  verliebte  Nach- 
giebigkeit zu  sich  zurückführen  will'f    Um  über  v.  25  einig  zu 
werden,  wird  es  gut  sein,  den  Gang  der  Elegie  genauer  anzu- 
geben: Warum  seh« ärmst  du  ausserhalb  Rom  auf  den  Plätzen 
der  Ueppigkeit  umher,  unter  allerlei  nichtigem  Vorwand'f  Die 
freundlichen  Sjiaziergänge  der  Stadt  wären  dir  ein  Ueberdruss? 
Irre  dich   nicht!     du   kannst  micli  nicht  länger  täuschen;    du 
8uchst  heimlich  vor  mir  fremdes  Liebeswerk.     Allein  möcht'  es 
doch  meinetwegen  sein;  nur  dein  Ruf  ängstigt  mich.  Erst  «eu- 
iich  sprach  man  überall  gar  übel  von  dir. 

Sed  tu  non  debes  inimicac  credere  linguae. 

Diese  Lesart  aller  Handschriften  schützt  Ilr.  P.  pag.  300:  Tu 
non  debes  credere  i.  e.  aiires  praebere  rumori.  Ille  enim  res  au- 
g<'t.  Nontam  eüVenata,  ut  fortasse  nonnulli  tradunt,  tu  es;  noii 
igitur,  le\iter,  sed  uou  improbe  ageus,  rujnori  credere,  tenequi- 


256  Römische    L  i  1 1  e  r  a  t  u  r. 


tns  obnitam  e«;se  clamaiiti,  pracsertim  cum  piilchra  quaeqnc  ob 
iiividiam  diircratur.  Sollte  nicht  Cyiitliia,  deren  Sitten  der  Hr. 
Verf.  veriTcbens  zu  schVitzen  sucht,  gelacJit  liaben,  wenn  ihr 
Freund,  der  sich  so  eben  mit  seijier  genauen  Kenntniss  von  ihr 
so  zuTersic})tlich  gebriistet  hatte,  sie  so  gutmiithi!?  über  Dinge 
trösten  wollte,  wofür  sie  in  der  That  gar  keinen  Trost  verlang- 
te? Sie  Ijätte  ihm  sicher  noch  ganz  andere  Abentheuer  mit- 
iiieilen  können,  als  die  er  auf  diese  Weise  dem  iibertreihenden 
Uufe  beimessen  will.  Allein  der  Ruf  übertrieb  keinesweges  ;  er 
beschuldigte  sie  nicht  grösserer  Verbrechen,  (non  tua  deprenso 
damnata  est  fama  veneno)  sondern  nur  der  nequitia,  die  Pro- 
pert.  zwar  weiss,  also  gar  nicht  übeVtriebcn  nennt,  aber  gern 
übersehen  will: 

Sin  autem  longo  nox  iina  aut  altera  luxu 
Consumpta  est,  non  n\e  crimina  parva  movent. 
Lässt  sich  nun  wohl  diese  einschmeichelnde  Nachgiebigkeit  bei 
klarem  liewusstsein  ihrer  Schuld  mit  jenem  Tröste  verbinden: 
Der  Ruf  sagt  wohl,  du  seist  ungetreu,  aber  wir  wollen  das  nicht 
glauben,  liebe  Cynthia?  Doch  vielleicht  giebt  er  nur  zu,  dass 
sie  immerhin  sündigen  möge,  nur  solle  sie  ihres  Rufes  schonen. 
Nicht  einmal  das.  Helena,  Venus,  Griechinnen,  Römerinnen, 
alle  haben  gesündigt,  offen  gesündigt,  Lesbia  hat  den  Reigen 
geführt,  man  weiss  es,  und  tadelt  sie  nicht.  Wozu  werden  die- 
se Beispiele  aufgestellt,  als  um  Gleichgültigkeit  gegen  woliibe- 
gründeten  schlimmen  Ruf  hervorzubringen?  Hätte  er  den  Ruf 
als  übertreibend  lierabsetzeii  m  ollen,  so  musste  er  Beispiele  von 
Frauen  aufstellen,  die  besser  Maren,  als  ihr  Ruf  5  eine  Claudia 
z.  B.  Nun  aber  kann  er  nicht  anders  rathen,  als:  Sed  tu  non 
debes  inhnicae  cedere  Ungiiae.  Wenn  Hr.  P.  behauptet,  dass 
er  sie  dadurch  quasi  ad  pugnam  cum  fama  iueundam  aufforde- 
re, so  ist  das  allerdings  wahr,  aber  eben  das  thut  er  ja  v.  27 
sq.;  eben  das  am  Ende  der  Elegie,  und  zwar  in  einer  sehr  clia- 
racteristischen  Folge.  Erst  zürnt  er;  dann  ist  er,  sich  selber 
vergessend,  nur  ihretwegen  einschmeichelnd  besorgt;  dann 
hat  er  gegen  garnichts  mehr  etwas  einzuwenden.  Kann  sich  ei- 
ne ganz  ergebene ,  demüthigste  Liebe  trelfender  zeichnen  las- 
sen? Eben  so  II,  33,  wo  er  der  reizenden  Trinkeriu  erst  zürnt, 
dann  warnt,  dann  alles  vergisst  und  alles  erlaubt. 

Pag.  X,  III,  25,  6,  (Semper  ab  insidiis,  Cynthia,  flere  so- 
les)  wird  ab  zVmvV///*' erklärt:  Statim  postquara  insidiae  detectae 
sunt,  (gegen  Huschke,  der  es  für  ex  insidiis  nimmt;)  und  wei- 
ter unten:  Igitur  Cynthia  propter  insidias  ,  posteaquam  eae  de- 
tectae fncrunt,  flevit.  Gewiss  aber  hat  Iluschke  reclit.  Freilich 
folgen  dieThränenCynthiasUeberfuhrung;  allein  vas  Propert. 
liier  schilt,  ist,  dass  diese  Thränen  niemals  wahrhafte  Thrä- 
«eu  der  Reue  sind,  sondern  Heuchelei;  denn  es  geht  vorher: 


Propertü  Cariiiina.    Eil.  Puldiuuii!:.  25T 

ista  sum  captiis  ab  arte.  Früher  hat  mich  cHciscr  Kunstgriff  ge- 
rührt, jetzt  nicht  Inelir;  ich  weiss  nun,  immer  > ergössest  du 
Krokodilesthräncn.  Dagegen  v*t  die  Auslegung:  Wenn  icl»  dich 
aiilvlage,  Jiast  du  nie  etwas  anders  als  Thränen,  (Poiltae  abscnti 
irriserat.  Quo  cognito  poeta  eam  increpat;  iila  contra,  »^uo  se 
defendat,  jjUni  Jiabet  nisi  uberes  lavrimas  muiiebri  more  sem- 
per  in  statiune  sna  paratas)  unstatthaft.  Erstlicli  hatte  sie 
oft  ganz  andere  Iliiifsmittel  angewandt,  falsche  Schwüre,  Ver- 
stockung,  Gleichgültigkeit,  Hohn,  offenbare  Untreue.  Und 
zweitens  würde  ein  Vorwurf,  wie  dieser,  eine  Härte  enthalten, 
die  mit  dem  Folgenden  in  Widerspruch  steht:  Flebo  ego  disce- 
dens,  sed  fletura  iniuria  vincet.  Er  li'^-bt  sie  also  nocli ;  seine 
Thränen  si'jd  aufrichtig,  die  ihren  vix  vi  expressae.  Soll  jnan 
aber  das:  propter  insidias ,  posteaquam  eae  detectae  fuerunt, 
\erstehn,  du  weinst  über  die  entdeckte  Falschheit,  d.  h.  aus 
Ingrimm,  so  passt  diess  hieher  gar  nicht. 

L  a  c  h  m  a  n  u  s  Eintheilung  in  5  Bücher,  der  auch  ich  fol- 
ge, durch  Treiuiung  des  zweiten  in  das  zweite  und  dritte,  bil- 
ligt der  Hr.  Verf.  nicht  (S.  Pag.  XXH  ff.).  Nachdem  er  der 
früheren  Gelehrten  Erklärung  der  Hauptsteiie  H,  13,  25,  Sat 
mea  sat  magna  est,  si  tres  siiit  pompa  libelli,  aufgeführt,  und 
als  nicht  genügend  bezeichnet  hat,  worin  ich  ihm  beistitnnie, 
stellt  er  selbst  folgende  auf.  Besonders  wichtig  sei,  dass  Pro- 
pert.  in  dieser  Elegie  überhaupt  nur  von  zukünftigem  Tode  re- 
de, niclit  von  nahebevorstehendera.  Üaiier  hoffe  er,  noch  so 
lange  zu  leben,  bis  er  dem  jetzt  halbvollendeten  zweiten  ein 
drittes  habe  zufügen  können.  Drei  habe  er  gewählt  u.  s.  w. 
Die  Elegie  hebt  neinlich  an : 

Quandocunque  igitur  nostros  mors  claudet  ocellos. 

Allerdings  ist  dieser  Ausdruck  unbestimmt,  und  wird  z.  B.  H, 
1,  11  (Quandocunque  igitur  vitam  mea  fata  reposccnt)  in  ganz 
anderem  Sinne,  obgleich  die  Worte  ganz  ähnlich  lauten,  zuver- 
stehi:  sein;  denn  dort  verspricht  er  sich  langes  Leben  und 
Dichten.  Nur  fragt  sich ,  ob  er  sich  dennoch  nicht  etwas  be- 
stimmtes hiebei  gedacht  hat,  und  weswegen  er  gleichwohl 
den  unbestimmten  Ausdruck  vorzog.  Im  Allgemeinen  ist  wohl 
schon  natürlich,  dass  eine  solche  Anordnung  des  Begräbnisses 
nicht  für  ferne  Zeit,  sondern  für  eine  gefürchtete  nahe  gege- 
ben werde,  zumal  von  dem  kränklichen  Properz.  Ferner  ist  die- 
se Elegie  nicht  ein  blosses  Spiel  der  Phantasie,  sondern  der 
Inhalt  ist  zu  einem  bestimmten  Zwecke  wohl  überlegt  ausge- 
wählt. Es  ist  die  zarteste  Bitte  an  C^ntliia  um  baldige  Erliö- 
rung.  Ohne  überall  um  Liebe  zu  üehn,  der  sie  schon  lange  wi- 
derstanden, bittet  er  resignirt,  Heim  er  etwa  stürbe^  blos  die 
Bücher  seiner  Liebe  ihm  milziisenden.  Dann  wirst  du  zuweilen 
um  den  Todten  u einen;  allein  dann  2U  spät: 

Jahrb.).  fttU.  u.  i'arfug.  Jahr^.  U.  tUH  H.  |g 


258  B  «")  in  i  ä  c  Ii  (!    li  i  1 1  c  r  €i  t  ii  r. 

Aber  umsonst  dann,  Cyiitliia,  rufst  du  die  scliweigeudcii 

Manen; 
Und  kein  liebendes  Wort  redet  mein  bröckelnder  Staub. 

Giebt  es  einen  rVilirenderen  Weg  zum  Herzen,  als  diese  demi'i- 
thige,  stumme  Bitte,  die  nichts  will,  als  der  Geliebten  künfti- 
ge Rene  ersparen,  selbst  hoffnungslos*?  und  hier  ist  nun  zn- 
gieich  ersiclitlich,  warum  er  den  unbestimmten  Ausdruck  (^iian- 
docunque  gebrauche;  wie  wir:  Wenn  ich  etwa  sterbe.  Der 
Dichter,  der  wirklich  an  den  Schmerz  glaubt,  den  dieser  Ge 
danke  in  der  Geliebten  erwecken  wird ,  kaim  gar  nicht  mit  ge- 
nauerer Zeitbestimmung  seinen  Todestag  nennen,  sondern  wird 
ihn  vielmehr  möglichst  in  die  Ferne  hinansrücken.  Nun  frag' 
ich:  Wollen  wir  in  einem  solchen  Liede  des  Schmerzes,  der 
geduldigsten  Klage  annehmen,  der  Sänger  lebe  der  vergnügten 
Hoffnung,  aniioch  liliuch  zu  fertigen,  womit  denn  diess  oder 
jenes  vorgenommen  werden  könne'?  Oder  kann  er  mit  einer 
solchen  Bitte,  deren  Zartheit  Cynthia  wohl  fühlte,  denn  sie  er- 
hört ihn  im  nächsten  Liede,  kann  er,  sie  an  Cynthia  selbst  rich- 
tend ,  der  diese  drei  Bücher  geweiht  sind,  die  er  mit  in  das 
frühe  Grab  nelinien  will,  irgend  etwas  andres  meinen,  als  die 
einfache  Wahrheit:  Drei  Bücher  enthalten  meine  Liebe,  mei- 
nen Schinerz,  mein  Leben,  meinen  Besitz  im  Tode'?  Und  heisst 
wohl  eine  solche  Annahme  den  Knoten  nicht  lösen,  sondern 
zerhauen,  Avie  Hr.  P.  Lachmann  schuld  giebt'?  Wird  nicht  viel- 
mehr der  Uli  befangene,  wenn  er  sich  dieser  Ansicht  bewusst 
wird,  diesen  Weg  für  den  einfachsten,  wahrsten  halten'?  Zu- 
mal da  ja  bekannt  ist,  dass  die  Eintheilung  in  Bücher  und  Lie- 
der in  den  Handschriften  meist  undeutlich  und  willkührlich 
sei,  und  dass  oft  Abschreiber  zur  Ergänzung  etwaniger  Lücken 
des  Buches  das  naive  Mittel  anwandten,  aus  zwei  Stücken  ein 
Ganzes  zu  machen,  dass  sie  sie  eben  hintereinanderweg  schrie- 
ben. Es  kann  deswegen  unsere  eingestandene  Unwissenheit  des 
Zeitpunktes  solcher  Zusammenleimung  beiPropert,  keinesweges 
die  Sache  aufheben ,  wenn  sonst  die  Beweise  dafür  gut  sind. 
Daran  fehlt  es  aber  nicht.  Denn  da  wir  nacli  unserer  Auseinan- 
dersetzung das  dritte  Buch  hier  namentlich  erwähnt  finden,  so 
fragt  sich  nun:  wie  weit  reicht  es  zurück.  Bei  dieser  Untersu- 
chung zeigt  sich  in  der  einleitenden  Elegie  des  zweiten  Buchs, 
die  damals  gewöhnliclie  wunderliche  Amnuthung,  doch  grösse- 
re, wo  möglich  epische  Gedichte  zu  schreiben,  sei  auch  an  den 
nun  berühmten  Properz  ergangen.  Er  fühlt  sich  jedoch  nur 
heimisch  in  der  Elegie,  und  will  nur  ihr  sein  Leben  weilien. 
Das  Buch  selbst  beginnt  aber  mit  einer  erneuten  Liebe  zu  Cyn- 
tliia.  Er  hatte  geglaubt,  diese  Periode  seines  Lebens  sei  ge- 
schlossen: Liber  eram  etc.  Die  dritte  schwankt  schon  wieder 
zwischen  Liebe  und  Erkaltung.  Er  überlegt.   Und  je  weiter  die 


Pioptrtii  Carinlnu.    E«l.  l*aldiimu#.  259 

Lieder  rorri'icken,  je  licrber  wird  des  Dichters  strafender,  zür- 
nender Ton  ^effen  seine  Geliebte,  so  dass  wir  eine  gänzliche 
TrennnnjjAoraussehn.  Aber  gerade  hier  finden  sicli  jene  schiecht 
znsauiniengeHickten  Hisse,  die  ein  scharfes  Auge  nicht  täuschen. 
^ur  so  viel  sehn  wir  noch,  der  Dichter  fühle  sich  bei  diesem 
verzehrenden  Schmerze  am  Ende  seiner  Jugend :  Sic  igitur  prima 
moriere  aetate,  Propcrti.  —  AVenu  nun  nach  einem  solchen  Aus- 
tönen der  Liebe  und  des  Liedes  ein  neues  Uruchstiick  so  an- 
hebt: Sed  tempus lustrare aliis  llelicona  choreis,  und  bald  dar- 
auf: Aetas  prima  canat  Veneres,  extrema  tumultus:  Bella  ca- 
nani,  quando  scripta  puella  mea  est;  sagt  sich  da  nicht  jeder, 
diess  sei  eine  unwiderlegliche  Bezeichnung  der  neuen  Epoche, 
die  schon  als  nahe  früher  verkündet  war;  also  der  Anfang  ei- 
nes neuen  Buches?  Ks  ist  unmöglich,  sich  bestimmter  zu  erklä- 
ren, als:  (juaiido  scripta  puella  rnea  est.  Wir  wollen  diese» 
Anfang  weiter  verfolgen.  Das  erste  Braust  n :  Bella  canam,  be- 
nänltigt  sich;  nicht  diesen  höheren  Gesängen,  dem  didaktischen 
Liede,  der  Elegie  näher  verwandt,  w  ill  er  nun  sein  Leben  w  eihen. 
In  diese  Zeit  mögen  die  Fragmente  der  Fasten  im  fünften  Bu- 
che fallen.  Die  nun  folgenden  Lieder  sinken  freilich  wieder  in 
das  gewohnte  Gleis  zurück,  zu  dem  Liede  der  Liebe  und  ihrer 
Pein;  allein  gerade  diess,  wie  wir  sehn  werden,  war  der  Cha- 
racter  des  dritten  Buches.  Auch  beginnt  hier,  wie  im  zweite» 
Buche,  eine  neue  Bewerbung  um  Cynthia,  doch  öfter  als  früher 
mit  Klagen  der  verblühten  Jugend  ,,  des  nahenden  Todes  ver- 
flochten. Gleich  nach  deiiiFragmente:  Scribant  de  te  alii,  hebt 
die  Einleitung  an:  O  des  wankenden  Sinnes  der  Liebenden! 
((^uicunque  illc  fuit.)  Meine  Kraft  ist  geschwunden,  dennoch 
iässt  Amor  nicht  ab  von  mir  (Quid  tibi  iocundum,  siccis  liabi- 
lare  mcduUis'?  Si  pudor  est  etc.  Ilr.  P.  will  nicht  einmal  so  >iel 
Scham  dem  Amor  zugcstehn,  als  dieses  Scheltwort  voraussetzt, 
un»l  schlägt  vor :  Si  pudor  est  alii,  etc.).  Doch  schmeichelt  er 
Cjnthia's  Schönheit.  In  der  näclisten  Elegie  liaben  seine  Lie- 
der nie  so  schön  getönt,  als  wenn  er  sie,  in  ihrem  Schoose  lie 
gend,  der  Cyntliia  vorlas.  Quae  si  forte  bonas  ad  pacem  vcrte- 
rit  aures!  JNoch  hat  er  sie  nicht  erweicht,  doch  ist  sie  milder 
geworden,  zärtlich  noch  nicht.  Da  erinnerter  sie  an  seinen 
nahen  Tod;  die  drei  Bücher  sollen  ihn,  und  Cynthia  begleiten. 
Diese,  gerührt,  e.hört  ihn,  sie  liaben  sich  wieder  gesprochen; 
doch  ergeben  hat  sie  sich  ihm  auch  jetzt  noch  nicht,  (was  wohl 
zu  merken  ist,  damit  die  letzten  Verse  der  Elegie  vor  Aende- 
rungen  siclier  sind,  zu  denen  auch  Ilr.  P.  greift  pag.  285;)  viel- 
mehr erwartet  er  noch  gänzliche  Hingebung,  doch  bedenklich 
durch  Erfahrung  fügt  er  hinzu:  an  inediis  sistat  onusta  vadis*? 
(na>is  mea),  mit  Androhung  des  Todes.  In  der  näcliste»  end- 
lich ist  (las  Schilf  in  di'u  Hafen  eingelaufen,  um  bahl  wieder 
vun  neuem  durch  de»  ankommenden  Praetor  geängstel  zu  wer- 


260  Uümtdchc  Litterutur. 

den.  Ist  nun,  frag'  ich  wieder,  eine  durch  solclie  Einleitung 
(^Sed  tempus  etc.^  die  nicht  weil  sie  an  Augustus  gerichtet  sein 
soll,  sondern  ihres  Inhaltes  wegen  allerdings  nur  an  der  Spitze 
eines  Buches  stehn  kann)  eingeführte  vollständige  Lcbensepo- 
clie,  die  als  drittes  Buch  in  unserer  Elegie  ausdrücklich  be- 
zeichnet >vird ,  deren  durcli  vielfache  Lücken  herbeigeführte 
Zusammenschmelzung  mit  dem  vorhergehenden  höchst  natür- 
lich erklärt  wird,  nicht  liiniänglich  als  ein  Ganzes  bezeichnet, 
und  wieder  abzusondern?  Ferner:  alle  Bücher  des  Properz 
werden  durch  Einleitungen  mit  einander  verknüpft.  Wie  sich 
das  zweite  Buch  auf  das  erste  bezieht  (Nur  Liebe  sing'  ich),  daa 
jetzt  abgetrennte  Dritte  eine  neue  Lebensepoche,  subductum 
vultum  et  gravitatem,  verspricht ,  eben  so  wird  im  Anfange  des 
Vierten  (bisher  Dritten)  die  von  uns  schon  angegebene  Eigen- 
thiinilichkeit  unseres  Dritten  bezeichnet.  Ich  meinte  einst,  sagt 
er  (IV,  2),  hohe  Thaten  zu  singen,  allein  die  Muse  rief  mich 
bald  in  das  gewohnte  Gleis  zurück.  Da  nun  also,  ohne  Aufstel- 
lung des  nun  abgesonderten  dritten  Buches,  sich  diese  Aussage 
auf  das  zweite  beziehen  würde,  in  dem  das  Gedicht  Sed  tem- 
pus Helicona  novis  lustrare  clioreis  zu  einer  gelegentlichen  Aeu- 
sserung  herabsänke,  auf  die  eine  so  feierliche  Berufung  nicht 
wohl  begreiflich  wäre  (da  er  die  Fasten  noch  nicht  herausge- 
geben hatte),  so  darf  man  wiederum  schliessen,  dass  jenes  Lied 
an  der  Spitze  des  dritten  Buchs  eine  besondere  Epoche  des 
Dichters  characterisire. 

Pag.  XXX  liest  der  Hr.  Verf.  I,  15,  25  mit  Muret:  Muta 
prius  vasto  labentur  fiumina  ponto.  Heisst  diess :  Ehe  werden 
die  Ströme  scliwcigend  in  den  Pontus  gleiten,  wie  ire  castris 
bei  Statins ,  so  liegt  in  diesem  Ereigniss  keine  Unmöglichkeit, 
denn  wirklich  münden  sieh  viele  Ströme  so  aus.  Heisst  es  aber: 
Der  strömende  Ocean  (wie  ich  flumina  ponto  verstehe)  wird 
eher  ohne  Tosen  dahingleiten ,  so  ist  auch  diess  ein  Ereigniss, 
das  bei  Windstillen  oft  mondenlang  eintritt.  Soll  es ,  was  es 
nicht  heissen  kann,  bedeuten:  Eher  werden  die  Ströme  aus 
dem  Ocean  rückwärts  gleiten,  so  ist  muta  ein  ganz  nichtssagen- 
des Beiwort.  Daher  scheint  mir  die  Lesart  des  Cod.  Passerat: 
NuUa  prius,  die  auch  Herm.  Boscha  annimmt,  die  allein  wahre : 
Ehe  wird  der  strömende  Ocean  in  träger  Ruhe  erstarren ,  eJie 
der  Lauf  der  Sterne  rückwärts  kehren,  als  u.  s.  w. 

Pag.  XXXII.  Die  Bedenklichkeiten  I,  5,  5  nicht  aliqno  le- 
sen zu  dürfen,  sind  unerheblich.  Die  ausgelassene  Nebenbezie- 
hung denkt  jeder  leicht  hinzu,  und  die  folgenden  Verse  bewei- 
sen sogar,  dass  alio  nicht  ausreicht  für  Properz  Meinung:  Ir- 
gendwo wird  doch  Treue  zu  finden  sein,  die  ich  bei  dir  verge- 
bens suche.  Pag.  XXXIII,  11,10,  12,  liest  Hr.  P.  mit  dem  Gron: 
inagni  nunc  erat  oris  opus.    An  Interpolation  sei  hier  nicht  zu 


Tropcrtü  Carmina.  Ed.  Faldainus.  2ßl 

(lenken.  Das  nicht,  wohl  aher  an  einen  Schreibfehler,  deren 
der  Codex  ^ar  \iele  hat.  Und  die  vorherijeheude  Rede,  beson- 
ders die  Imperative:  Siir^e  auiina;  Pierides,  snmite  vires,  ma- 
cben  das  opus  cril  his  viribus  zu  nati'irlich,  als  dass  uns  der 
iibell)e^laubigte  Codex  gen:en  die  bessere  Auctorität  der  iibri- 
jETen  eine  Aenderung  aiil'driagen  sollte;  aus  demselben  Grunde, 
wie  Tibull  111,  1,18  llusclike  erit  beibehielt,  üeberhaujjt  kann 
das  Imperi'ectum  nur  an  die  Stelle  des  Praesens  rücken,  wie 
das  Plusquamperrectum  an  die  des  Perfects,  wo  eine  Zeit  aus 
irgend  einem  Grunde,  gewöhnlich  lebhafter  Aufregung,  auch 
der  Ironie,  über  das  wahre  Verhältniss  sichtbar  hinansgerückt 
werden  soll.  So  bei  Ilorat.  Carm.  I,  37,  4:  Nunc  teiiipus  erat 
oriiare  pulviiiar.  ]\un  wollen  wir  trinken;  ja  das  Fest  sollte 
schon  jetzt  begonnen  sein.  So  lässt  bei  Sophocles  die  iJegierde, 
den  blinden  Greis  näher  zu  kennen,  den  Chor  fragen:  xl£  ag 
ii]V',  und  ähnlich  in  allen  Stellen,  auch  im  Plusquaiiiperf. ,  wo- 
für Propert.  selbst  mehrere,  gewöhnlich  in  das  Perlect  mit  Un- 
recht veränderte,  Stellen  bietet,  liier  ist  aber,  Avie  eine  auf- 
merksame V  ergleichung  lehrt,  eine  solche  Verwechselung  nicht 
stattiiaft;  denn  er  fordert  die  Musen  auf,  ihm  grössere  Kräfte 
zu  verleihen,  und  da  diese  Aufforderung  im  Imperat.  steht,  d. 
h.  auf  die  Zukunftsich  bezieht,  wo  er  epische  Gesänge  dichten 
will,  so  kann  auch  die  Folge:  opus  erit  viribus^  nur  in  dem- 
selben Tempus  erwartet  werden. 

Pag.  WXIV,  II,  21,  14,  wird  der  Lesart  der  Codd.,  Qnod 
quaeris  qnare  non  habet  ullus  amor,  Huschke's  Conjectur:  cu- 
rae  non  habet  ullus  amor,  vorgezogen:  Patrocinium  vulgatae 
scripturae  frustra  recepit  Lachraannus.  Der  Grund  lässt  sich 
nicht  abseliH,  da  der  Sinn  (Ein  Wanim^  nach  dem  du  fragst, 
kennt  die  Liebe  nicht)  trefflich ,  der  Ausdruck  lateinisch  und 
pikant  ist,  und  ohne  alle  Merkmale  der  Verdorbenheit.  In  sol- 
chen Fällen,  wenn  wir  nicht  uns  auf  dem  unendlichen  Felde  der 
\ermuthung  gänzlich  verliehreji  wollen,  darf  gar  nichts  der 
Auctorität  der  Handschriften  im  Wege  stehn.  Conjectiiren  sind 
ein  nothwendiges  üebel,  zu  dem  man  sich  also  so  selten  als 
möglich  bequemt.  Sicher  nimmt  auch  Hr.  Huschke  seine  Conje- 
ctur selbst  zurück.  Pag.  XL  wird  II,  5,  15  Nee  tu  non  aliquid, 
sed  prima  nocte,  dolebis ,  wie  die  Codd.  haben,  ohne  Grund 
angegriffen.  Ist  doch  der  Sinn  wie  die  Sprache  einfach:  Frei- 
lich wirst  du  dich  nicht  ohne  Sclimerzen  losreissen ;  doch  der 
Schmerz  ist  kurz ,  eine  Nacht.  Jedes  Uebel  in  der  Liebe  ist 
leicht  zu  tragen  für  t\M\\  Geduldigen.  Eben  so  behauptet  Hr.  P. 
Ernst  Schulze's  Conjectur,  I,  15,  33:  Nam  mihi  ne  viles  isti 
videantur  ocelli,  kaum  zu  verstehn.  Der  Sinn  ist:  Wie  leicht- 
sinnig du  mich  auch  verlässt,  werd'  ich  dir  doch  immer  hold 
sein.  Denn  wie  sollten  die  Augen  mir  je  gleichgültig  werden, 
bei  denen  du  80  oft  dich  verschwurst,  und  deucu  ich  glaubte. 


262  .    Bümläche  Littcratur. 

Dennoch  ist  vielleicht  die  Lesart  der  Codd.  richtig,  und  die 
freiere  Construction  blos  Eigenlicit  des  Propert.  Dairegen  ist  Hrn. 
P.'s  Vorsclila;;^:  Quam  niilii  nae!  viies  isti  videaiitur  orelli,  ge- 
gen den  Znsanimenliang,  da  es  Iieissea  muss :  Walirlicli,  wie 
gleicligültig  möchten  mir  wolil  die  Augen  scheinen,  etc. 

Pag.  XLIII  f.  wird  der  Pentameter  11,  26,  8:  iMnitum  in 
amore  fides,  muitiira  constantia  prodest:  Qui  dare  multapotest, 
muita  et  amare  potest,  gegen  Verwerfung  und  Aenderungen  mit 
lleclit  in  Scliutz  genommen.  Allein  in  der  Erklärung  weiche  ich 
gänzlich  von  Hrn.  P.  ab.  Er  sagt,  multa  amare  sei  ardenter 
amare.  Multa  autcm  dedit  pacta,  quam  fidelem  se  et  constan- 
tem  praeberet.  Das  würde  mit  andern  Worten  Iieissen,  qui  fi- 
delem  se  praebere  potest,  etiam  ardenter  ainare  potest.  Das» 
diess  nicht  recht  sei,  dass  die  Erklärung  überdem  ausseror- 
dentlich gezwungen  sei,  leuchtet  ein.  Vielmel'.r  war  Cynthia 
im  Begriff,  wahrscheinlich  mit  jenem  entsetzlichen  Praetor, 
dessen  Keichthum  sie  demProperz  schon  so  lange  entzogen  hat- 
te, übers  Meer  zu  fahren.  Die  vorhergeliende  Elegie:  Vidi  te 
in  somnis  fracta,  mea  vita,  carina,  hatte  sie  erweicht,  vielleicht 
auch  des  Praetors  oder  eines  andern  Liebhabers  Untreue.  (S. 
II,  21:  All,  quantum  de  me  Panthi  tibi  pagina  finxit;  Cynthia 
scheint  damals  häufig  gewechselt,  aber  immer  reiche  Liebhaber 
gewählt  zu  haben.)  Darüber  nun  triumphirt  der  Dichter,  indem 
er  sich  mit  jenem  reichen,  aber  eben  deswegen  veränderlichen 
Nebenbuhler  vergleicht.  Selbst  Krösus  Reiclithümer  entführen 
sie  ihm  nicht  mehr;  seine  Lieder  sind  ihr  mehr  als  Schätze; 
seine  Treue  hat  ihr  ihn  so  werth  gemacht;  jener  der  reiche 
Geber  kann  auch  viel,  überall  umher  lieben  u.  s.  w.  Also  ist 
multa  amare  in  eben  dem  Sinne  zu  nehmen,  wie  II,  25,  39  of- 
ficia  in  multos  revocare  amores,  und  ebendas.  v.  48  üna  femina 
est  multa  mala. 

Pag.  XL VIII,  IV,  1,135.  Fallax  opus  erklärt  Ilr.  P.  carmina, 
quae  dolorem  fallant.  Ich  bin  anderer  Meinung;  denn  diess 
wollen  weder  die  Elegischen  Dichter ,  noch  thun  sie  es.  Viel- 
mehr ist  diese  Dichtung  trügerisch,  weil  ihr  Dichter  sich  durch 
einschmeichelnde  Lieder  die  Liebe  der  Mädchen  zu  gewinnen 
liofft;  gleichwohl  wird  er  fast  immer  getäuscht  und  der  Rei- 
che ihm  vorgezogen.  Theils  ist  jene  Zurücksetzung  die  bestän- 
dige Klage  dieser  Dichter,  theils  führen  die  nächst  folgenden 
Verse  den  Gedanken  verschmähter  Liebe  weiter  aus. 

Pag.  XL VIII,  II,  11,  10  hatte  ich  zu  Lucilius  Aetna  pag.  21 Ü 
vorgeschlagen  zu  lesen :  Et  pharetra  ex  humero  Gnosia  utroque 
iacit^  statt  iacet.  Hr.  P.  verwirft  diese  Vermuthung,  und  da  ich 
sie  in  meiner  Ausgabe  des  Propertius  noch  für  wahr  gehalten, 
statt  des  Beweises  aber  auf  Lucilius  verwiesen  habe,  so  bin  ich 
wohl  eine  ausführlichere  Darlegung  meiner  Gründe  schuldig. 
Ilr.  P.  wendet  ein:  Die  Dichter  gebrauchten  nicht  selten  den 


I'ropcrtii  Carmiiiii.    Ed.  Paldanius.  2(>3 

Plural  für  dni  Singular,  also  iitroquc  laimero  =  Immens zrrhu- 
mero.  Die  l'räposiliou  ex  wäre  olt  dem  in  nahe  verwandt,  also 
ev  humero  statt  in  liwmero;  iaccre  lieisse  otiosuni  esse.  So  wä- 
re der  Sinn:  Der  Boiren  ruht  unthäti^  auf  der  Schulter,  und 
triflt  deswegen,  ehe  wir  es  uns  einbilden.  Daj^e^en  wäre  iacit 
tautoloitiseh  ,  denn  vom  Schiessen  wäre  erst  im  Folgenden  die 
Kede.  \>  as  nun  jene  iNachweisuniren  über  den  dichterischen 
Pluralis,  ül)er  die  üedeiitunjr  von  ev  und  jacere  betrilFt ,  so  be- 
kenne ich,  dass  es  nii(;h  befremdet  hat,  sie  auf  mich  ev  utroque 
Jiuraero  abladen  zu  selin.  ich  setzte  diese  Kenntnisse  bei  den 
Lesern  stillschwei;2:end  voraus,  weil  von  ihnen  in  gegenwärtiger 
Untersuchung  nicht  mehr  die  Frage  sein  könne,  da  eben  auf 
iliuen  meine  Behauptung  beruht,  man  köiine  nicht  sagen  iacet 
ev  humero,  noch  weniger  ex  utroque  humero.  Freilicli  geht  es 
alimälig  in  ///  über ,  und  allerdings  ist  pendere  ex  humero  ähn- 
lich dem  pendere  in  humero.  Aber  da  e.r  immer  den  Anfang  und 
Ausgang  von  wo  nebst  der  Verknüpfung  und  dem  Uebergange 
worauf  in  sich  vereinigt,  iacere  aber  eine  Ruhe  worauf,  oder 
worin  bedeutet,  so  könnte  man  sagen  iacet  ex  hoste ,  erliegt 
von  feindlicher  Hand  getrolleu,  oder  iacet  ex  naufragio,  aber 
niemals  kann  man  sagen  pharetra  iacet  ex  humero,  statt  ncgli- 
genter  pendet.  Sodann  ist  der  Begriff  des  nachlässig  ruhenden 
Bogens  mit  dem  Gedanken  des  Bildes  im  Widerspruch.  Ja  ich 
entsinne  mich  nicht  einmal  eines  antiken  Bildes  von  Amor,  auf 
dem  er  den  Bogen  auf  dem  Rücken  trüge ;  doch  irr'  ich  mich  viel- 
leicht hierin.  Aber  ungebraucht  liegen  darf  hier  der  Bogen 
nicht;  und  wie  Hr.  F.  oder  Amor  es  möglich  raaciien  wolle,  den 
Bogen,  Aj^hrend  er  auf  der  Schulter  hängt,  abzuscliiessen, 
möchte  schwer  zu  sagen  sein.  Und  noch  viel  weniger,  behaupt' 
ich,  wäre  es  im  Lateinischen  erhört  zu  sagen:  utroque  humero 
=  liumeris  "=■  humero,  so  wenig  als  man  wird  nachweisen  kön- 
nen etwafortis  utraque  manu,  statt  manu  fortis  (nicht  eigentlich 
statt  K^ifpiÖiltog)  und  Aehnliches,  zumal  da  man  nicht  einmal,  wo 
wirkliche  Plurale  gemeint  sind,  z.  B.  erubuere  genae,  oder  vc- 
iox,  claudus  |)edibus  das  utrumque  zu  setzen  pUegt ,  wo  nicht 
dieser  Begritt"  ausdrücklich  verlangt  wird.  Auf  diese  noch  ganz 
un widerlegten  Gründe  also  gestützt  folgerte  ich  so:  Die  Be- 
schreibung des  Amorbildes  in  dieser  Elegie  ist  so  angelegt, 
dass  jedesmal  ein  Distichon  die  Mahlerei,  das  nächste  deren 
Erklärung  enthält.  rSemlich:  Dist.  1.  Amor  als  Knabe.  Dist.  2. 
Kindische;  Liibcdachtsamkeit  der  Liebenden.  Dist.  3.  Amor  ge- 
ilügelt.  Dist.  4.  Lube^tand  der  Liebenden.  Hierauf  folgen  un- 
sere Verse: 

Et  merito  liaraalas  manus  e^t  armata  sagittis, 
Et  pharetra  ev   hum(*ro  Gnosia  utroque  iacet; 

Ante  ferit  quoniam  tnti  quam  cernimus  iiosteu:, 
i\ec  quisquam  ev  illo  vulnere  8anu8  ablt. 


2G4  .  Römische    Littcratur. 

Es  leuclitet  sogleicli  ein,  dass  i»  der  begonnenen  Weise  fortf^e- 
falire»  wird;  das  zweite  J)ist.  erklärt  auch  liier  das  erste,  nur 
mit  dem  uuwesentliclien  Unterschiede,  dass  der  Pentameter  die 
Erklärung  des  Hex. ;  der  Hex.  die  des  Pent.  enthält.  Ilamatas 
sagittas  trägt  Amor,  weil  der  Liebe  Wunden  scJiwer  heilbar 
sind  und,  wenn  der  Pfeil  herausgezogeu  wird,  das  Herz  zer- 
reissen.  Der  erklärende  Hexameter  nun  sagt  aus:  Denn  sein 
Bogen  trifft,  ehe  wir  sorglos  einen  Feind  bemerken.  Da  nun  das 
blosse  Bogeufüliren  noch  nicht  einen  Schicssenden  andeuten, 
noch  der  Dogen  von  der  Schulter  lierabhängend  uns  Verletzung 
drohen  kann,  so  schliess'  ich,  mich  dünkt  mit  Hecht,  dass  in  der 
Deschreibung  des  Bildes  selbst  ein  SchiessenJer ,  und  zwar  in 
der  Art  dargestellt  wird ,  dass  die  Erklärung,  wir  würden  von 
der  Liebe  unvernmthet  getroffen,  mühelos  daraus  gewonnen 
werden  mag.  JNuu  giebt  es  kaum  ejne  andere,  als  dass  jemand 
anderswohin  trifft,  als  sehie  übrige  Stellung  erwarten  lässt,  wie 
der  flüclitige  Parther  thut.  Und  diese  angedeutete  Stellung 
Amors,  die  als  nothwendig  sogar'granimatisch  unverdäclitichte 
Worte  des  Verderbnisses  zeihen  würde,  bring'  ich  in  einer 
sonst  vielfach  verkehrten  und  unlateinischen  Wortfügung  durch 
Veränderung  eines  e  in  i  hervor: 

Et  pharetra  ex  humero  Gnosia  utroque  iacit. 

Weil  seine  Pfeile  utroque,  nach  entgegengesetzten  Seiten,  rechts 
und  links,  oder  besser,  vorwärts  und  rückwärts  lliegen,  ahnen 
wir  unsere  Gefahr  nicht.  Wir  hätten  also  ein  Bild  Amors,  der 
ohne  Jiinter  sich  zu  sehn  daliin  einen  Pfeil  absendet;  so  gebil- 
det für  die  leichte  Deutung :  Ante  ferit  quoniam  tuti  quam  cer- 
nimus  hostem.  Hiermit  leg'  ich  diese  Conjectur  dem  gelehrten 
Publicum  nochmals  vor,  gern  zu  weichen  bereit,  wemi  ich  wirk- 
lich widerlegt  werde. 

In  den  Obss.  (von  pag.  228)  handelt  das  erste  Kapitel  de 
versibus  spuriis  lacimisque ,  quae  apud  Propertium  inveniuntur. 
Zuerst  wird  111,  21  das  vierte  Distichon  angegriffen:  Weil  in 
den  vorhergehenden  die  Rede  nur  von  der  Liebe^  nun  aber  die 
Erwähnung' der  Geliebten  ganz  unpassend  wäre;  f«//iew  stünde 
ohne  Beziehung  auf  die  früheren  Sätze,  und  Heinsius  Conjectur 
tandem  bessere  andere  üebelstände  nicht;  denn  auch  venu  wä- 
re falsch;  Cynthia  sei  nie  zu  Properz  gekommen;  amica  sei 
ganz  unpassend,  überhaupt  die  V.  L.  sehr  gross  [gute  Codd. 
stimmen  durchaus  überein];  der  Gedanke  aber  matt,  weiner- 
lich, kindisch,  Properz's  Gesinnung  zuwider.  Ich  denke,  die 
Verse  werden  sich  wohl  vertheidigen  lassen.  Mir  wenigstens 
scheint  nichts  wahrer  und  natürlicher,  als  diese  Ideenverbin- 
dung: Fort  von  hier,  der  Liebe  zu  enttiiehen;  denn  der  stete 
Anblick  der  Geliebten  facht  sie  nur  mehr  und  heftiger  an.  Al- 
les habe  ich  versucht;  umsonst,  der  Gott  drängt  ohne  Maas. 


PropertSI  Carminn.  Ed.  Pahhinius.  2ß5 

Und  (loch  ist  »ie  hart  pe^en  mich;  selten  darf  ich  ihr  nahen 
und  selbst  dann  ist  sie  ki'ilil.  O  Cyntliia,  Fliiclit  ist  mein  ein- 
ziges Heil.  Mir,  sag'  ich,  scheint  nichts  einfacher  und  wahrer, 
als  dass  der  Liebende,  wenn  er  im  Allgemeinen  von  der  Liebe 
spricht,  lialb  unbewusst  doch  nur  an  die  Geliebte  denkt,  und 
unvermerkt  ihre  Person  der  allgemeinen  Rede  einflicht.  Ist  es 
nicht  ein  vielgebrauchtes  Merkmal  Verliebter,  dass  sie  nur  von 
ihr  reden,  «/epreissen,  ohne  Namen,  als  verstünde  der  sich 
schon?  Und  sehr  wolil  überlegt  ist  der  Uebergang  von  diesem 
zum  nächsten  Distichon ;  da  sie  dem  Dichter  nun  deutlich  ins 
Bowusstsein  getreten  ist,  redet  erCynthia  selbst  an,  weswegen 
auch  der  Vers  richtig  interpungirt  ist:  Unum  erit  auxilium  mu- 
tatis,  Cynthia,  terris.  7'a/«ew  hab'  ich  schon  erklärt.  Es  ist  je- 
nes tomen,  das  so  oft  missverstanden  wird,  weil  es  die  Mittel- 
gedankcn  übergehend,  und  nicht  zu  seinem  Satze  gestellt  seine 
eigentliche  Bedeutung  scheinbar  verliehrt;  hier:  Ichliebezwar 
unglücklich,  dennoch  bemeistre  ich  meine  Liebe  nicht.  Es  be- 
darf also  keiner  Korrectur.  Dass  Cynthia  niemals  zu  Proper« 
gekommen  sei,  widerlegt  sich,  sobald  man  sich  an  IV,  8  erin- 
nert, und  da  sie  sich  IV,  1  zu  ihrem  Freunde  aus  dem  F'enster 
lierablässt,  warum  soll  sie  nicht  auch  in  sein  Haus  gekonuuen 
sein ,  da  sogar  als  Zeugin  ihrer  Vertraulichkeiten  die  Strasse 
genannt  wird;  das  Haus  verschweigt  sie,  weil  sie  diess  gar  nicht 
erwälinenswerth  findet.  Allein  ich  behaupte,  dass  hier  renit 
hlos  heisst:  oder  wenn  sie  mir  nachgiebt.  Gerade  wie  hier 
sacpe  negavit,  seu  venit,  eben  so  wird  auch  11,22  (Aut  si  es  du- 
ra, nega;  sin  es  non  dura,  venito!)  venire  und  negare  entgegen- 
gesetzt, ohne  ein  näher  bezeichnendes  Beiwort  für  venire,  was 
der  Gegensatz  überflüssig  macht.  Dass  endlich  der  Gedanke 
nicht  matt  u.  ä.  w.  sei,  mag  ich  niclit  beweisen. 

Auch  gegen  die  Kritik  der  Verse  25,  26  liessen  sich  gar 
viele  Einwendungen  machen,  doch  übergeh'  ich  sie,  da  ich  die 
Verse  selbst  nicht  vertheidigen  mag.  Allein  mit  sehr  geringem 
Erfolge  werden  die  nun  folgenden  Verse  derselben  Elegie  ge- 
neckt. V.  2!)  ist  certe  missverstanden.  Der  Sinn  ist:  Wenn  mein 
krankes  Gemütli  weniger  empfänglich  sein  sollte  für  jene  ern- 
sten Gegenstände,  so  werden  wenigstens  Gemähide  und  Statuen 
mein  Auge  fesseln,  und  meine  Gedanken  von  der  Liebe  abwenden. 
maßis  steht  für  potins,  wie  öfters  (oder  lieber).  Prop.  irrt  hier 
in  Wahl  der  Gegenstände  umher,  wie  (Jharinus  im  Mercator  in 
der  Wahl  des  Orts,  mit  dem  diesem  Iteiseproject,  das  ihm  wohl 
nie  Ernst  gewesen  ist,  verglichen  werden  kann.  Die  letzten 
Verse  sind  der  Ausdruck  gänzlicher  Hoirnungslosigkeit,  die  vor- 
aussehend, dass  uichts  helfen  wird,  charncleristisch  sich  in 
einen  Gemeinplatz  verliehrt.  Zeit  und  Uaum  wird  lielfen.  Le- 
nibiint  ist  doch  kein  Grund,  den  Vers  JVir  untergeschoben  zu 
haU(;n  (s.  auch  des  Verf.  Meinung  über  restaverit  pa^.  ^44),  da 

18* 


2ßO  R  r>  ni  {  »  c  1i  c  L  i  1 1  c  r  a  t  ii  r. 

Iiiterpolatorcn  ricIi  solclicr  Formen  am  wenig^stcti  ]>e<licnen; 
aucl»  siolunMi,  wie  es  mir  scheint,  Irapcrfeeta  auf  ibam  (Leiii- 
baiit)  beiden  besten  Dichtern  aucli  diese  Futnra  liiiireichend, 
(Beispiele  liat  Sediert  lat.  Gram.  Curs.  4  pag.  171  li".)  nament- 
lich hei  Properz,  der  episclie  Grandiosität  am  wenigsten  ver- 
schmäht. Uei  tnrpis  amor  bedenke  man,  dass  liier  Jemand 
spricht,  der  sich  (Me  Liebe  verleiten  will,  und  sie  deswegen 
schilt.     In  fato  fractns  ist  das  Zeugma  verkannt. 

Das  zweite  Kap.  handelt:  deqiiibusdam  Propertii  idiotisniis, 
welches  kiinftig  gewiss  viel  reichlicher  ausfallen  Mird.  Pag.  244 
wird  I,  14,13,  Tum  jnilii  cessuros  spondent  mea  gaudia  reges,  so 
erklärt:  Tum  reges  se  mihi  cedere  quod  attinet  ad  gaudia, jure 
jnrando  affirniant.  J)ie  Construction  ist  ganz  einfach,  wenn 
(-ynthia  mich  beglückt,  mea  gaudia  spondent  mihi  reges  cessu- 
ros. Pag.  245  wird  1,3,  20  igtwtis  coriiibns  Inachi.los  als 
Enallage  vertheidigt.  Allein  ich  glaube  Jiiclit,  dass  diese  Je- 
mand A erkannt  hat,  sondern  anstössig  Mar  das  Beiwort  wohl, 
weil  es  der  Yergleichung  gar  nicht  zu  entsprechen  scheint.  Ich 
erkläre  es:  die  verwandelte  lo,  so  dass  also  in  dem  Worte  kein 
Grund  fiir  des  Argus  Aufmerksamkeit  liegt,  sondern  blos  das 
Factum  erzählt  wird.  Pag.  247  wird  II,  32,  53  so  emendirt: 
Sed  post  anliquas  Deucalionis  aquas ,  Die  mihi,  quis  potuit  le- 
ctum  ser\are  pudicum'?  Allein  die  Conjectur  ist  unrichtig  und 
unnöthig,  da  allerdings  die  Götter  schon  vor  der  Deucalioni- 
schen  Fluth  in  der  Liebe  siindigten.  Der  Grund,  warum  so 
viele  anstiessen,  liegt  in  dem  missverstandenen:  ///c  mos  Satur- 
no  regna  tenente  fuit.  Man  hielt  es  für:  casti  mores,  da  es 
docli  heisst,  mos  peccandi,  liberior  amor.  Khe  wirst  du  die  ganze 
Natur  umkehren ,  quam  facere ,  ut  nostrae  noiint  peccare  piiel- 
lae.  Diese  Lust  zur  Sünde  herrschte  unter  Saturn,  und  als  das 
verderbte  Geschlecht  vertilgt  wurde,  und  nachher  wieder.  AI 
so  hat  allerdings  Lachmann  richtig  interpungirt,  der  nicht  hätte 
sollen  mit  einem  si  diis  placet  beschmutzt  werden.  Pag.  249 
wird  sine  decreto  viva  reducta  domum  angegriffen.  Die  Sprache 
ist  sclierzliaft,  und  erinnert  an  das  gerichtliche  Verfahren,  wo 
vita  und  salus  auf  dein  Spiele  stehn;  eben  darauf  bezieht  sicli  si- 
ne decreto ;  die  ßovh}  ySQOVTCov  hat  sie  am  Leben  gelassen. 

Cap.  HI.  Propertii  aliorumque  scriptorum  loca  quaedam  et 
explicantur  et  emendantur ;  von  denen  ich  vorausselie,  dass  die  Mei- 
sten gar  vielen  Widerspruch  erfahren  werden.  Es  mag  genug  sein 
hier  einige  blos  milzutlieilen.  1, 1, 12.  Ibat  et  hirsutas  soUicitare  fe- 
ras.  I,  (J,  :{4.  Ibis  et  Airgusti  pars  eris  imperii.  1, 1 1, 18.  Sed  quod  in 
hac  omnis  parte  timetur  amor  wird  erklärt:  Amor  (amans)  timet 
sibi  (timetur)  in  Jiac  rcgione.  I,  10,  17.  Janua  vel  domina  tinii- 
r//.s' crudelior  ipsa.  I,  20,  52.  Foimosum  Njmphis  credere  s/?//- 
tus  llyhin.  11,1,  5.  Siw'  illam  <'ois  fulgentem  incedere  ciirae  (vel 
cMiue  es/)  oder:  inccdere  cernis.  If,  4,  20  mit  Markl.  rerfa  via 


Prapcrlli  Curinlna.   Ed.  l'aldaiiius.  2(>7 

est.  Allein  damit,  furcht'  ich,  fallen  wir  aus  Scylla  in  Charybdis. 
Ich  verstehe  die  Stelle  so:  Unde  tot  mala  veniaut,  >ia  caeca  est, 
ubi  causas  non  cernimus.  Undc  für  unde  unde:  Woher  auch  im- 
mer Jene  Uebel  kommen  mögen,  uns  ist  ihr  Weg  unbekannt,  da 
\>ir  keine  Wunde,  keine  sichtbare  Veranlassung  sehn.  1,  3,  Iß. 
Osiulaque  adniota  suniere  ab  urc  manu;  allein  die  Wallen  werden 
wir  Mohl  dem  Propert.  niclit  abnehmen  dürfen.  Die  ebria  vesti- 
gia,  der  nächtliche  Besuch,  durus  uterque  deus  leiden  es  nicht. 

Cap.  IV.  Continuatur  in  illustran<lo  Propcrtio.  Pag.  2S0  wird 
bei  Propert.  HI,  lö,  3  Santens  Emendalion  gebilligt,  pudor  cxsi- 
/malus  amictu.  Ich  kann  pudor  velatus  noch  nicht  verdammen. 
Wie  in  manchen  Ilücksichten  die  prac(e\tati  besonders  vor  Ver- 
führung und  Verletzung  der  ScliHam  gcliütet  wurden,  so  brachte 
die  puberlas  andere  Vorsichlsmaasregelu  mit  sich  und  Anstandsge- 
setze;  ein  Beispiel  giebt  uns  Cic.  Ol'fic.  1,  IJö.  So  etwas  hat,  mein' 
ich.  pudor  Aelatus  zu  bedeuten.  Pag.  2sr>  IV.  werden  unter  castae 
puellae  mit  liurmaiin  die  Musen  \ erstanden.  Allein  das  ganze  (Je- 
dicht  ist  Beweis  genug,  dass  odium  caslarum  puellarum  eigentlich 
zu  nehmen  sei,  und  darauf  hezieht  sich  am  Ende  der  reuige  liath, 
doch  ja  einer  Geliebten  treu  zu  sein.  Vieles  in  dieser  Verlheidi- 
gung  wie  in  früheren  Bemerkungen  zeugt  von  befangenem  Blicke, 
l  nd  das  würde  wohl  überhaupt  das  Resultat  ineincr  ßcmerkungeu 
sein,  dass  der  Ilr.  Verf.  noch  nicht  frei  genug  über  den  Sachen 
stehe,  dass  er  noch  oft  über  Einzelnbeiteu  das  Ganze  aus  dem 
Auge  verlielire  und  sich  sein  Urtheil  \erküi!iiiiere,  dass  aber, 
wx'iin  er  diese  Eigenschaft,  die  so  höchst  wesentlich  ist,  mit  dem 
oben  genannten  Besitze  verbinden  kann,  gewiss  Properz  an  ihm 
einen  tüchtigen  Erklärer  und  Bearbeiter  finden  werde. 

l'oseu.  Friedr.  Jacob. 


1)  ^.  C.  Celsi  de  medicina  libri  VTII.  Nova  editio. 
(Auch  unter  dem  Titel:  Bibliotheque  classique  inedi- 
cale^  par  MM.  Addon^  Jit'^liji  Cliuussier,  Cloquet  {Julcn),  Dalmus^ 
Dclatire^  Descurel,  Duplcssis ,  Edwards  (Henry),  Gerardin,  Juddot, 
Laurcucct,  Marc,  Mcyraux ,  \Jiqud,  De  Montnuihou,  Jtibcs,  I  uvaa- 
scur.  I'nniicrc  livniiaon.  y/.  C  Cclsus.)  l'aris,  librairie  nirdicalu 
de  Cdinpero  jeiinc,  de  rinipriuieric  d'Ad.  Mocs&urd.  1826.  \11  und 
r>o(»  S.   gr,  H.    l'icis  iu  hf.i[y/.\g  3  Tlilr. 

2)  -^.  Colli.  Celsi  medicinae  libii  oclo  ex  rer.eusionc 
Leiinurdi  Targae.  Quibus  acceduiit  tiluli  inar<<;iiialcä  perpetui,  ca- 
piluiu  libroruniquc;  nnnotatiunes  crilicae,  luedieav,  ph^vi>lcae:  tu- 
biilae  (liaractcriiin ,  ponderiiui,  nuMibururuin,  aliue;  iiidiocs  niate- 
riae  medicac  Cclsianae ,  reruuique,  oinuiuui  loeiipU-lift.-'inii :  piaefi- 
xu  de  ('elsi  vita  dissertaliime.  (Joiu  iniiin  it  Kdiuudtis  MiUi<;;an  ,  M. 
D.  S.  A.  S.  tS. ,  cullej^ü  rcgti  uicdiouium  EdLibuigcasit»  budalia,  tue- 


Buiuische  Lltteratur. 

dicinae  tlieoreticae  praelector ,  societ.  philos.  et  lUer.  Mancuniensis, 
et  6(iciet.  philos.  et  lltcr.  Lcudensis  socius.  Edinburgi,  vencuntapiid 
Madnc^Iilan  et  Stewart ;  Londin! ,  apud  Baldwin ,  Cradock,  et  Joy. 
(exoudebant  Balfour  et  socii.)  MDCCCXXVI.  LXVIII  und  48«  S. 
gr.  8.   Nebst  einer  Kupfertafel.  Preis  16  Schilling,  in  Leipz.  6  Thlr. 

8)  A.  Com.  Celsi  de  me dicina  libri  ocio,,  quos  potis- 
(jimiim  ad  Leon.  Targac  recensiouem  in  scholarum  usuiu  accoiii- 
niodatoä  odditiä  quibusdam  indicibuä  edidit  loan.  Henr,  JValdeck,  in 
echola  chirurgicamonabterü  Guestphalorum  ante  aliquot  annos  regio 
iuä^u  instituta  linguag  publice  doceiis.  Monasterii  Guestpbaloruui, 
inipcnsis  librariae  Thcissiiigianae  (ex  typographia  A^chendoriTiaua). 
MDCCCXXVII.  12  ungezählte  Blätter  u.  290  S.  gr.  12.  Preis  18 gr. 
(Eine  Anzeige  aller  drei  Auyg.  steht  in  der  Leipz.  L.  Z.  1827  Kr.  40 

und  in  Beck's  Kcp.  1827  Bd.  I  S.  200  — 204.  Vgl.  Ehrhart's  Medic- 

chirurg.  Zeit.  1827  Nr.  15.] 

Drei  in  so  kurzer  Zeit  hintereinander  in  Frankreich,  Eng- 
land und  Deutschland  erschienene  Ausgaben  des  Ceisus  könnten 
wohl  zu  der  erfreulichen  Hoffnung  berechtigen  ,  dass  man  sicli 
in  der  Medicin  von  der  schnöden  Verachtung  des  Alterthumes  zu 
einer  fruchtbaren  und  lebendigen  Benutzung  seiner  Schätze  er- 
heben wolle,  und  dass  namentlich  die  aclitBücher  des  Ceisus  sich 
einer  verdienten  Beachtung  zu  erfreuen  haben.  Möchte  man  doch 
zu  einer  riciitigen  Ansicht  von  dem  Werthe  alter  Aerzte  für  das 
gegenwärtige  Studium  der  Medicin  und  namentlich  zu  einer  rich- 
tigen Wiirdigung  des  klassischen  Werkes  gelangen,  das  uns  liier 
besciiäftigt!  Ceisus  ist  der  einzige  Schriftsteller  der  kiassisclien 
Römischen  Vorwelt,  den  die  Medicin  den  Ihrigen  nennen  kann; 
er  handelt  die  damals  bekannte  Medicin  vollständig,  gedrängt, 
mit  Sachkennttiiss  und  in  schöner  Sprache  ab,  und  verdient  da- 
lier  auch  gegenwärtig  von  den  Aerzten  gelesen  zu  werden ,  nicht 
eben  um  Latein  aus  ihm  zu  lernen ,  denn  das  muss  man  schon 
mitbringen,  nicht  um  irgend  eine  Cur,  eine  Operation,  ein  Mittel 
aus  ihm  zu  lernen ,  denn  dazu  besitzen  wir  andre  Quellen ,  son- 
dern um  sich  das  gesunde,  treffende  ürtheil  zu  eigen  zu  machen, 
das  Ceisus  bei  allen  raedicinischen  Gegenständen  zeigt  und  wel- 
ches ein,  in  neuern  Zeiten  nicht  in  dem  Umfange  wieder  erreich- 
tes ,  daher  ausschliessliches  Vorrecht  der  klassischen  Zeit  war, 
in  welcher  er  lebte.  Dass  neben  diesem  Hauptzwecke  auch  so 
viele  andre  untergeordnete,  z.  B.  auf  Latinität,  Kritik,  Alter- 
thi'imer  u.  s.  w.  gerichtete,  bei  der  Lesung  des  Ceisus  verfolgt  wer- 
den können,  und  dass  er  daher  ausser  dem  ärztlichen  Kreise  sich 
Freunde  genug  zu  erwerben  vermöge,  bedarf  an  diesem  Orte 
keiner  weitern  Ausführung. 

Selbst  mit  einer  Bearbeitung  des  Ceisus  beschäftigt,  hat 
Kef.  schon  vor  drei  Jahren  in  einer  literarischen  Vorarbeit  (Pro- 
droinus  novae  edlUonis  A.  C,  Celai  libroruni  oclo  da  nit- 


lieber  die  neuesten  Ausgaben  des  Cclsus.  269 

di.cinu.  Inest  apparatus  crlticl  Celsiajil  tenf.a- 
men  bibLiog  rap  /licujii.  Li(>s.  1824.  4.)  alles  ft'ir  Ccisus 
bisher  Gescheliene  vollständig^  und  nach  eigener  Ansicht  aufzu- 
zählen versucht,  und  benutzt  daher  die  gegenwärlige  Anzeige 
dazu ,  um  das  seit  jener  Zeit  ihm  noch  bekannt  Gewordene  hier 
für  die  Besitzer  jener  bibliographischen  Arbeit  nachzutragen. 

Die  erste  Abtlieilung  derselben,  die  Handschriften  des  Cei- 
Rus  belreflend,  niuss  bei  dieser  Ergänzung  leer  ausgehen,  da  seit 
jener  Zeit  neue  Handschriften  uiclit  aufgefunden  worden  sind, 
und  die  Bibliotheken,  die  lief,  zur  Benutzung  vergönnt  sind, 
überliaupt  keine  enthalten. 

Die  zw  eite  Abtheilung,  welche  die  Ausgaben  des  Celsus  ent- 
Iiält ,  hat  seit  jener  Zeit  nur  die  drei  eben  anzuzeigenden  Auf- 
gaben als  Zuwachs  erhalten,  und  da  die  frühern  49  Ausgaben  alle 
dem  lief,  bei  jener  Arbeit  zur  Hand  waren ,  so  hat  sicli  ihm  bis 
jetzt  noch  keine  wesentliclie  Berichtigung  dargeboten.  Man  kann 
die  sämratlichen  Ausgaben  des  Celsus  in  vier  Zeiträume  abtheilen, 
von  denen  der  erste  mit  der  Editiu  prlnceps,  der  zweite  mit 
der  Aldine ,  der  dritte  mit  der  Ed.  Lindeaiana.,  der  vierte  mit 
der  Ed.  Kransiana  beginnt.  In  dem  ersten  Zeiträume  wird 
der  blose  Text  mit  wenigen  Verschiedenheiten  seclismal  abge- 
druckt, nähmlich  als  Ed.  princeps,  FLurentlue  1478  fol.  min., 
cur  UV.  Bart/iolovieus  Fontiuti,  eine  sehr  seltene  hochgeschätzte 
Ausgabe ;  sodann  Mediuluni  1481  fol.  min. ,  T^enet.  1493  fol., 
V^tnet.  1497  fol.,  Ejigduni  1516,  4,  J^enet.  [apud  Lnc. 
Jint-  Junta m)  1524  fol.  Den  zweiten  Zeitraum  eröffnet  die 
Aldine  {Venet.  1528,  8,)  mit  einer  neuen  Recension  des  Tex- 
tes durch  Jo.  Bapt.  Egnatius,  und  in  demselben  Jahr  und 
Monat  ersclieint  auch  die  Ausgabe  des  J  0,  Caesarius  {Ifaga- 
jioae  1528,  8,)  mit  neuer  Recension  des  Textes ,  der  hier  zum 
erstenmal  mit  Noten  und  Varianten  versehen  wird.  Es  ist  scliwer 
anzugeben,  ob  diese  beiden  Ausgaben  wirklich  unabhängig  von 
einander  erschienen  und  welclie  von  ihnen  die  frVdiere  war;' beide 
haben  Mense  Murtlo  in  der  Schlussschrift.  Die  Ausgabe  des 
Caesarius  ward  unverändert  nacligedruckt:  SalingiucilbZ^.,  8, 
während  schon  früher  Jo.  Ruellius  in  Paris  eine  neue  und  ge- 
schätzte Ausgabe  (Par/.v  1529,  fol.)  besorgt  hatte ,  in  welcficr 
er  meistens  dem  Caesarius  folgte,  dessen  Noten  aber  >Veg- 
liess  und  einiges  wenige  (nach  Pariser  Ilandscliriften  ?  )  im  Texte 
änderte.  Mit  einer  bequemen  Handausgabe  eines  unbekannten 
Herausgebers  {Et/gdt/ni  1542,  8,  gewölinlicli  Gryphiana  von 
dem  Drucker  Sebast.  Gryphius  genannt) ,  welche  dem  Caesarius 
und  der  Aldina  folgt,  aber  aucli  manche  Textveränderungen  zu- 
erst hat,  beginnt  eine  Keihe  einander  in  der  PJinrichtung  ähn- 
licher, aber  im  Texte  oft  selir  verscliiedener  kleiner  Ausgaben 
{Series  (Jrryp/iio-Tornaeniana)^  nähndicli:  Eiigd.  1549,8 
min.,    Lugd.  1554,  8   miu.,   Liigd.  1587,  8   min,,   Lugd. 


270  Rümischü  Littcratur. 

1(508,  8  min.,  Colon.  Jllohrogjim  { Genau.)  1025,  8  min., 
alle  mit  einigen  Marginalien,  INoten  und  Varianten.  An  diese 
iteihe  schlies^^t  sich  die  saubere  Ausgabe  Paiavii  1503,  8, 
welche  blos  Text  ohne  alle  INoten  u.  s.  w.  enthält.  Als  grössere 
Ausgabe  mit  in  den  ersten  zwei  Biichern  reichlichem ,  in  den  an- 
dern sechs  aber  diirl'tigem  Conimentar  trat  die  des  Guil.  P  a  n- 
tinus  {ßasil.  1552,  lol.)  liervor,  die  kritisch  ziemlich  unwicli- 
tig  ist.  Auch  wurde  der  Text  des  Celsus  ohne  Noten  aufgenoni- 
nien  in  die  Medici  anticjni  vmnes ,  F  enet.  apnd  Aldi  fillofi, 
1517,  fol.,  und  in  des  Ilenr.  Stephanus  Medicae  artis prin- 
cipes,  Paris  15G7,  fol.,  besser  in  dieser  Etienne'schen  Samm- 
lung als  in  der  etwas  flüchtig  besorgten  Aldinischen.  Eine  neue, 
iM)ch  jetzt  nicht  unwichtige  llecension  des  Textes  mit  fielen  als 
Marginalien  gegebenen  Emendatioiien,  Varia^iten  und  kurzen 
Schollen  lieferte  R  o  b  e  r  t  u  s  C  o  n  s  t  a  n  t  i  n  u  s  {^Liigd..  1 5(W»,  8, 
gleich  nachgedruckt  f^enet.  ]5$t<>,  8,)  nach  altern  iVusgabcn  und 
unbekannten  Handschriften.  PMue  brauchbare  Handausgabe  mit 
durchgängigem  und  ausführlichem  Coramentar  gab  Baiduinus 
Konsse  US  heldae  1592,  4.  Den  dritten  Zeitraum  eröflnet 
Joh.  Antonides  van  der  Linden  mit  einer  kritischen, 
aber  sehr  kVihnen  und  willkiihrlichen  Kecognition  des  'l'extes 
fjeidae  (apud  Joh.  Elsevirium)  1657,  12,  wiederholt  />e/</. 
1()65,  12,  beide  Ausgaben  olme  Noten  und  Varianten.  Dieser 
Linden'sche  Text  hatte  sich  ein  so  grosses  Anseilen  erworben, 
dass  ihn  Theodor  J  a  u  s  s  o  n  von  A 1  m  e  1  o  v  e  e  n  -  in  seiner 
AtntiteLaedinni  1687,  12,  zuerst,  und  Anist.  1713,  8,  zum 
zweitenmal  erschienenen  Ausgabe,  die  manche  liereiclierungen 
hat,  nur  wenig  verliess,  und  (lerselbe  daher  durch  alle  Ausgaben 
dieses  Zeitraumes  hindurch  bis  zur  Krause'schen  fortdauert.  In 
diesen  dritten  Zeitraum  gehören  aber  noch  acht  sämmtlich  dem 
Almeloveen  folgende  Ausgaben:  Jenae  1713,  8,  mit  Vorrede 
von  G.  W.  Wedel;  Patai^il  1722,  8,  oder  die  erste  Vulpiana; 
Leidlie  1730,  8,  in  zwei  Bändchen ;  Leidae  1716,  8,  mit  ih- 
ren beiden  Nachdrücken  Bas'il.  1748,  8,  und  Rotterodanü 
1750,  8;  die  zweite  Vulpiana  Patavü  1750,  8,  mit  ihrem 
schlechten  Nachdrucke  Venet.  1763,  12.  M^w  vierten  Zeit- 
raum beginnt  der  um  Celsus  hochverdie:ite  Karl  ('hristiau 
Krause  mit  seiner  immer  in  eigenthümlichem  Werthe  bleiben- 
den Ausgabe  Lipsiae  1766,  8,  in  welcher  durch  Vergleichung 
der  ältesten  Ausgaben  die  Willkührlichkeiten  des  Linden'schen 
Textes  aufgedeckt  imd  zum  grossen  Theil  glücklich  verbessert 
wurden.  Was  Krause  durch  Vergleichung  alter  Ausgaben  (von 
denen  auch  die  Ed.  princeps  ihm  zur  Hand  war)  zu  leisten  ver- 
suchte, das  unternahm  Leonard  Targa  unabhängig  von  der 
ihm  unbekannten  Krause'schen  Arbeit  durch  Vergleiclmng  der 
Mediceischen  und  Vaticanischen  Handschriften  zu  Florenz  und 
Rom,  und  stellte  in  seiner  ersten  Ausgabe  Paiavii  1769,  4,  den 


lieber  tVic  ncucstfii  Aii^Jg-aLon  des  Cclsus.  211 

reineren ,  iiacli  ilim  so  oft  wieder  ^ednicklen  Text  her.  In  sei- 
nem ach(7,ii;s(en  Jahre  tinteriialim  Tar^a  eine  zweite  Revision  des 
Textes,  benutzte  dazu  die  äheste  bislier  ilini  nnbekannt  gebliebene 
Handschrift  (('od.  Vatican.  VIIF,  seu  Cod.  Biancoiiii)  und  gab  so 
seine  zweite  Ausgal)e  Veronav  ISIO,  4,  welcher  ein  Le\icon 
('elsianuin  angeliiingt  ist.  Die Krause'sclie  Ausgabe  und  diese  bei- 
den l'arga'sehen  sind  daher  die  Ilauptquelh'n  neuerer  Zeit  für 
die  (Jestaltung  eines  möglichst  riclitlgen  Textes.  Kiue  viel  zu 
willkiihrliclie  Ilecension  des  Textes  mit  neuer  Kapiteiabtheilung 
gab  J  o.  Valart  in  seiner  jetzt  selten  gewordenen  aber  wenig 
braucljbaren  Ausgabe  Paris  1172,  12,  und  fand  blos  in  dem 
unwiirdig  winzigen  i^achdrucke  von  S.  Paris  et  Paris  18()8,  32, 
eine  Ueaclilung,  die  ihm  indess  auch  noch  einigerniassen  in  der 
Ausgabe  von  V  o  u  q  u  i  c  r  und  K  a  t  i  e  r  Paris  1823,  1 2,  zu  Theil 
geworden  ist.  Als  NachdriicKe  der  ersten  Targa'sfchen  yVusgalje 
sind  zu  betrachten:  die  zwar  äusserlich  scliöne  und  durch  G. 
Mattiiiä's  Lexicon  Celsianum  wichtige,  aber  übrigens  (angeb- 
lich von  Da\id  lluhnken)  sehr  nachlässig  besorgte  Ausgabe 
y^e/c/tfe  1185,  4,  in  welcher  oft  ganze  Zeilen  im  '1  exte  fehlen 
und  die  wenig  brauchbar  ist,  ferner  der  kleine  Textabdruck 
i>e/(/c/e  1191 ,  12,  auf  dessen  Paragraphenabtheilung  sich  das 
in  der  vorigen  abgedruckte  Lexicon  Celsianum  bezieht,  die  Aus- 
gabe Argenlorali  18(K),  8,  in  zwei  Bänden,  die  Ausgaben 
Kduihvrgi  1814,  8,  hondini  1816,  8,  und  vielleicht  andre. 
Die  zu  den  Zwcibrücker  Klassikern  gehörige  Biponli  118{),  8, 
(Miederholt  P>ip.  1801,  8'?)  und  die  hi  der  llailer' scheu 
Sammlung  alter  Acrzte  befindliche  Ljausannae  11^f2,  8,  sind  we- 
nig geschätzt  und  gehören  mehr  dem  Krause'sclien  Texte  an, 
ohne  die  Vorziige  der  Krause'sclien  Ausgabe  zu  besitzen,  in  wel- 
chem \erhältnisse  die  eben  anzuzeigenden  drei  neuen  Ausgaben 
zu  den  bisherigen  stehen,  wird  sich  später  ergeben. 

Die  dritte  Abtheilung,  welche  die  Uebersetzningen  des  Cei- 
SU8  enthält,  hat  durch  die  PVanzösiche  Uebersetzung  von  Fou- 
ijuier  und  Ilatier,  welche  Paris  1824,  12,  erscliienen  ist, 
einen  Zuwachs  erlialten;  auch  ist  dem  Ref.  eine  zweite  Ausgabe 
der  alten  K  h  ü  f  f  n  er 'sc  Jien  Deutschen  Uebersetzung  (die  zu- 
erst Mainz  Avi'JiX^  fol.,  erschien)  bekanntgeworden:  fVurinbs, 
IritcklH  Sibastianiis  TV  agner,  1539,  fol.,  die  in  den  Seiten- 
zahlen u.  s.  w.  mit  der  ersten  Ausgabe  nicht  übereinstimmt,  son- 
dern wirklich  ein  neuer  Druck,  niclit  blos  neiier  Titel  ist.  Sic 
ist  gegenwärtig  im  Besitze  des  Hrn.  Professor  J\  eh  cl  in  (liessen, 
dem  auch  lief,  diese  Angabe  verdankt.  Von  Cliiappa's  ver- 
sprochener Italienischer  Uebersetzung  hat,  wein'gstens  in  Deutsch- 
land ,  bis  jetzt  noch  nichts  >erlautet. 

Die  vierte  Vbtiieihing,  welche  die  zum  Celsus  gehörigen 
Krläuteriingsvcliiiljcii  enfliält,  erlaubt  hier  einige  IS'achträge  frü- 
her iibersehener  kleiner S<liriftvn,  nähmlich:  1)  Christ.  Mich. 


272  Römische  Littcratur. 

Adolplii  (rcsp.  Petr.  Phil.  Keil)  dlss,  de  soluendo  hono  cor- 
poris huhitu  seciind.  Cels.  üb.  II  cap.  2.  Lips.  1741,  4,  52  S., 
wieder  abgedruckt  in  des  Verfassers  Dissertl.  p/iys.  med,  sehet. 
Lips.  1747 ,4.  2)  L  a  11  r.  n  e  i  s  t  e  r  (resp.  Cramer)  an  chirur- 
gus  adolesceiLs  sii  opiiuius  occasioneverboruniCehl  iiiprae- 
jat.  üb.  VII.  Helmstad.  1747,  4.  8)  Dan.  Liidov.  Rüdi- 
ger (praes.  Guil.  Godofr.  Ploucquet)  dlss.  de  pruestanlia  cy- 
stolumiae  Celsianae.  Tubing.  1808,  4,  28  S.  Einzelner  Auf- 
sätze in  Gesellschaftsschriften  u.  dergl.  hier  nicht  zu  gedenken. 
Wenden  Avir  uns  nun  zur  Bcuitheilung  der  drei  neuen  Aus- 
gaben, deren  Titel  diesem  Aufsatze  zur  üebcrschrift  dienen,  so 
ist  vor  allem  zu  erinnern,  dass  keine  derselben  auf  kritischen 
Werth  Anspruch  macht,  sondern  alle  drei  es  gleich  gestchen, 
dass  sie  schon  vorhandene  Texte  wiederholen.  Bei  der  Franzö- 
sischen ist  es  der  Text  der  Targana  secnnda,  Veronae  1810,  4; 
bei  der  Englischen  und  Deutschen  ist  es  der  der  Targana  pri- 
ma, Patav.  1769,  4.  So  sagt  der  Französische  Herausgeber: 
„Le  texte  de  Celse,  revu  par  L.  Targa,  est  geut'ralement  estim(5 
le  plus  pur  et  le  plus  correct :  c'est  ce  merae  texte  que  nous  r*"- 
produisons;'-'-  der  Englische  Herausgeber:  „Sed  verba  textus  im- 
mutare,  aut  uUo  modo  a  Targa  abalienare,  nobis  sacerrima  fuit 
religio,"  und  der  Deutsche:  „Leonardi  Targae  editionem  egre- 
giam  potissimum  secutus  in  signis  interpositis  paulum  liberior  fui, 
quo  sensus  captu  facilior  fieret.'"''  Daher  wird  auch  lief,  wenig 
Gelegenheit  zw  kritischen  Beraei'kungen  gegeben  seyn,  und  er 
wird  sich  ganz  innerhalb  den  Grenzen  einfacher  Relation  zu  Iial- 
ten  haben. 

Die  Französische  Ausgabe  (Nr.  1),  besorgt  von  C  De- 
lattre,  enthält  eine  kurze  in  Französischer  Sprache  geschrie- 
bene Biographic  des  Celsus  (in  welcher  sein  Tod  auf  38  oder  30 
nach  Christus  gesetzt  wird),  sodann  den  b  oseu  Abdruck  des  Tex- 
tes und  hinter  jedem  Buche  eine  ziemlich  willkührliche  Auswahl 
einiger  weniger  Noten  aus  der  genannten  Targa'schen  Ausgabe, 
zuletzt  ein  Capitelverzeichniss.  Nicht  einmal  ein  alphabetisches 
Wort  -  oder  Sachregister  ist  beigegeben  und  eben  so  wenig 
ist  eine  Spur  von  bibliographischer  Nachweisung  zu  finden;  der 
Herausgeber  nennt  keine  einzige  Ausgabe  des  Celsus,  auch  selbst 
die  nicht,  aus  welcher  er  Text  und  Noten  schöpfte,  und  die  man 
nur  errathen  muss.  Druck  und  Papier  sind  sehr  schön,  auch 
sind  uns  nur  wenig  Druckfehler  und  nur  sehr  unbedeutende  Ab- 
weichungen vom  Targa'schen  Texte  aufgestossen.  Die  von  Targa 
im  vierten  Buche  abgeänderte  Capitelabtheilung,  nach  welcher 
dieses  Buch  32  statt  25  Capitel  zählt,  ist  hier  beibehalten. 

Fiir  welche  Classe  von  Lesern  ist  denn  nun  wohl  diese  Aus- 
gabe bestimmt,  oder  wenigstens  brauchbar'?  Der  Medicin  Stu- 
dirende  und  der  practische  Arzt  können  sie  nicht  wohl  brauchen. 


Ccl»i  de  meilicina  II.  HU.   Ed.  Dclnttrc.  21(3 

denn  sie  bedürfen  einii^er  historischen  Erläiiterunir  medicinischcr 
Gegenstände  und  schwieriirer  Stellen;  auch  ist  diesen  ein  aus- 
führliches Sachregister  zum  Nachschlagen  unentbehrlich  und  Par- 
allelstellen wenigstens  sehr  erwünscht.  Eine  Ausgabe,  der  alles 
dieses  fehlt,  wird  ihnen  nicht  viel  lielfen,  und  eben  so  wenig  ist 
einzusehen,  was  sie  init  den  vier  Noten  zum  ersten  Buclie,  den 
vierzehn  desgleichen  zum  zweiten  u.  s.  w.  machen  sollen,  um  so 
mehr,  als  diese  Noten  Wortkritik  und  Lesarten  betrefien.  Der 
eigentliche  gclelirtc  Arzt,  der  Philolog,  Antiquar  und  Andere 
dieser  Art  kömien  die  Ausgabe  aucJi  nicht  brauchen  ,  denn  diese 
bedürfen  nicht  eine  kärgliche  Auswahl  der  Targa'schen ,  die  ge- 
wählte Lesart  unterstützenden  Noten,  sondern  sie  brauchen  die- 
selben alle  oder  gar  keine  davon.  Auch  möchten  grade  Philolo- 
gen und  Antiquare  ein  Sachregister  am  nöthigsten  bedürfen,  da 
sie  meistens  nicht  mit  dem  ganzen  Celsus,  sondern  nur  mit  einem 
Ov^er  dem  andern  tlegenstande  oder  mit  einer  einzelnen  Stelle 
desselben  zum  Uehuf  anderer  Arbeiten  sich  beschäftigen. 

Aber  vielleicht  erklärt  sich  die  Bestimmung  dieses  Ausgabe 
besser,  wenn  wir  sie  als  einen  Theil  des  grossen  Dnterneliraens 
der  liibliotheque  classique  m^dicale  betrachten, Welches  sie  durch 
ihre  Erscheinung  eröffnet.  Diese  medicinisch  -  klassische  Biblio- 
tliek  soll,  einem  ausluhrlichen  Prospectus  (welchem  eine  Probe 
aus  einer  Griecliiscli-Lateinischen  Ausgabe  des  Galenos  beigcliigt 
ist)  zu  Folge,  alle  alten  Aerzte  mit  Einschluss  der  Arabischen, 
vom  abendländischen  Mittelalter  an  aber  nur  die  vorzüglichsten 
aufnehmen,  und  selbst  bis  auf  die  neuere  Zeit  sich  in  so  fern  lier- 
aberstrecken ,  als  einige  klassisclie  Schriftsteller  aus  derselben 
ebenfalls  zur  Aufnahme  in  die  Sammlung  bestimmt  sind.  Wenn 
wir  nun,  nach  diesem  Celsus  zu  urtheilen,  von  den  Griechischen 
Aerzten  auch  nur  eine  Handausgabe  zu  erwarten  haben,  so 
sieht  man  nicht  ein,  warum  zu  dlnstrn  Zwecke  nicht  die  Kühn- 
Bche  genügen  solle,  von  welcher  Ilippokrates  vollendet,  Galenos 
bis  zum  ISten  Bande  ^orgerückt,  Aretaios  bereits  begonnen  ist. 
Eine  tloppelle  Unternehmung  derselben  Art  war  wohl  kaum  von- 
uölhen.  Was  nun  die  Arabischen  Aerzte  anlangt,  sovvird  In  dem 
Prospectus  nichts  davon  erwähnt,  ob  sie,  wie  die  Grieclnschen, 
in  Lrsprache  und  Uebersetzung  geliefert  werden  sollen,  oder  ob 
eine  V  erbesserung  oder  ehi  bioser  Abdruck  der  alten  Lateinischen 
Uebersetzungen  beabsichtigtwird.  Diese  alten  fehlerhaften  Uebei- 
setzungen  wieder  abdrucken  zu  lassen,  v^äre  wirklich  ein  sehr  un- 
besonnenes unternehmen,  da  diese  Uebersetzungen  ^v\\  Weni- 
gen, die  sie  brauchen,  zugänglich  genug  sind,  und  die  NachlVage 
nach  ihnen  den  Druck  gewiss  nicht  lohnen  würde.  Sollen  ver- 
besserte Uebersetzungen  nach  ik^w  Originaltexten  gegeben  wer- 
den, 80  ist  Paris  gewiss  der  Ort,  wo  etwas  der  Art  geschehen 
kann;  ungedruckte  Ilandschriflen  der  Arabischen  Tevte  bietet 
die  küniglichi;  Bibliothek,   und  Ueberselzer  wurden  sich  aus  des 

JnliU.  /.  l'lnL  u.  Vada^.  JuIth.  II.  thjt  11.  jtj 


274  Rumläclic  Litterat  II  r. 

trcffliclien  Sylvestre  de  Sacy  Schule  wohl  auch  finden,  kaum  aber 
möchte  unter  ihnen  ein  Arzt  zu  finden  seyn,  und  ohne  ärztliche 
Kenntnisse  sind  jene  Texte  doch  auch  nicht  verständlich.  Zudem 
wiirde  derjenige,  der  jene  Uebersetzungen  nach  den  Original 
texten  zu  verbessern  im  Stande  wäre,  es  gewiss  vorziehen,  die 
Originale,  besonders  wenn  sie  noch  ungedruckt  wären,  selbst 
herauszugeben ,  was  wohl  auch  das  rathsamste  seyn  möchte ,  da 
in  Paris  der  Arabische  Druck  keine  so  grossen  Schwierigkeiten  dar 
bietet.  Wollen  also  die  Herausgeber  dieser  Unternehmung  die 
Arabischen  Aerzte  wirklich  in  der  Ursprache  mit  beigefügter  Ueber 
Setzung  liefern,  so  fehlen  doch  auch  hier  wieder  die  einem  sol- 
chen Unternehmen  wirklich  gewachsenen  Aerzte  ,  und  alsdann 
wohl  auch  die  unterstiitzenden  Käufer.  Gedruckt  sind  bisher  aus 
der  Reihe  der  Arabischen  Aerzte  nur  drei  in  der  Ursprache :  nähm- 
lich  der  Kanon  des  Avicenna,  die  Schrift  des  R/iazes  über  Pok- 
ken  und  Masern,  und  die  Chirurgie  des  Albucasis ;  die  beiden  letz- 
tern in  den  so  schönen  und  zweckmässigen  Ausgaben  des  J  o.  Ch  a  n- 
ning,  ersterer  in  einem  wenigstens  brauchbaren,  wenn  gleich 
nicht  durchgängig  correcten  Drucke.  Diese  würden  daher  kaum 
zu  wiederholen  seyn,  sondern  es  müssten  die  Herausgeber  sich 
bemühen,  die  uns  noch  fehlenden  Arabischen  Texte  des  Mem/a, 
der  übrigen  Schriften  des  Rhazes ,  des  Ebn  Beit/iar  und  an- 
derer zu  erlangen  und  in  brauchbaren  Drucken  bekannt  zu  machen. 
Dazu  ist  aber  wenig  Hoffnung  da ;  das  ganze  Unternehmen  scheint 
mehr  auf  flüchtiges  Fertigmachen  und  auf  äussern  Glanz  berech- 
net zu  seyn ,  nnd  erscheint  dasselbe  nur  in  sauberm  Druck  und 
auf  weissem  Papiere ,  so  wird  die  jetzt  in  der  Bibliographie  ein- 
gerissene Gallomanie  nicht  ermangeln ,  uns  armen  Deutschen  das 
Ganze  als  ein  höchst  preiswürdiges,  beschämendes  Muster  zur  er- 
baulichen Nacheiferung  vorzulialten. 

Die  Englische  Ausgabe  (Nr.  2),  besorgt  von  E  d.  M  i  1 1  i  g  a  n, 
macht,  wie  schon  erwähnt,  eben  so  wenig  Ansprüche  auf  Kritik 
des  Textes,  doch  kommen  hier  mehrere  dem  Herausgeber  eigen- 
thümliche  kritische  Noten  vor,  die  wir  später  sämmtlich  anführen 
und  beleuchten  wollen.  Der  hier  sehr  schön  und  correct  ab- 
gedruckte Text  ist  der  der  Targana  prima  von  1169,  die  zweite 
Targa'sche  Ausgabe  kennt  Hr.  Alilligan  nicht,  wenn  sie  gleich 
schon  17  Jalire  alt  ist;  auch  ist  weder  irgend  eine  andere  Aus- 
gabe genannt,  als  der  Leidener  Nachdruck  von  YiHb  (nicht  1780, 
wie  S.  IX  der  Vorrede  steht) ,  noch  findet  sich  im  Buche  selbst 
eine  Spur  von  Benutzung  irgend  einer  neuern  Arbeit  über  Celsus. 
Vorzüglich  benutzt  ist  aber  die  alte  Englische  üebersetzung  von 
James  Greive  (Lond.  1756,  8.),  welche  zuerst  es  sich  an- 
gelegen seyn  liess,  über  Gewicht  und  Maass,  über  Nahrungs- 
mittel und  Arzneien  des  Celsus  einige  antiquarische  Belehrung 
zugeben,   und  die  daher  auch  lieute  noch  sehr  brauchbar  ist. 


Celäi  niedicinae  II.  VIII.   Ed.  iVIilligan.  275 

Ilr.  iM.  erwähnt  von  derBemitzuiig  dieser  Uebersetziiiig  nicht  eben 
»ifl,  er  tadelt  dieselbe  vielmehr,  dass  ihr  eine  schleclite  Aus- 
gabe zum  Grunde  liege,  während  doch  Greive  die  zu  seiner  Zeit 
beste  und  allgemein  gebrauchte  Ausgabe  zum  Behuf  seiner  Ueber- 
setzung,  nähmlich  eine  der  Almelovoeu'schen  benutzte.  Es  wäre 
zu  wiinschen  gewesen ,  Mr.  M.  liätte  sich  die  Methode  desGreive 
bei  Erklärung  der  genannten  Anticjuitäten  zum  Muster  genommen; 
sie  ist  offenbar  bescheidener  und  griindliclier,  als  die  von  ihm 
gewählte:  bei  einem  IN  ahrungs-  oder  Arzneimittel  blos  deuLinne'- 
ischen  ISamen  (|uasi  ex  tripode  hinzusetzen  und  sich  so  aller  wei- 
tern Untersuchung  zu  iiberheben.  Er  will  uns  zwar  glauben  ma- 
chen, es  liege  dieser  JNomenclatur  ein  tiefes  Studium  zum  Grunde: 
(S.  Vlll  der  Vorrede)  „Pudet  ecjuidem  nos  tantulum  lil)rujn  post 
tot  tamque  fnsas  lectiones  conllasse;  ne  quidem  commentatorum 
doctissiniorum  soninia  prolixa  expilasse.  Sed  vita  brevis  est  et 
post  spatium  belli  fere  Trojani  utilitati  leclonim  Celsi  impensum, 
quod  reli(|ui  erat  aiiriorum  ludicris  nugisque  disperdcre,  facemve 
soll,  quod  ajunt,  admo\ere  noluinius'-''  etc.,  welche  Stelle  zu- 
gleich ein  hiibsches  Pröbchen  \on  Hrn.  M'.s  Lateinischer  Schreib- 
art abgiebt;  allein  wer  nur  einigerraaassen  mit  Sibthorp's,  Schnei- 
ders ,  Sprengel's  und  Anderer  Versuchen  bekannt  ist,  die  Natur- 
geschichte der  Alten  zu  erläutern,  weiss  recht  wohl,  dass  man 
darin  noch  keineswegs  so  im  Klaren  ist,  um  die  Saclie  durch  eine 
diu  re  Synonymik  abtiiun  zu  können.  Es  ist  dalier  in  dieser  Aus- 
stattung, die  des  Herausgebers  Hauptzweck  gewesen  zu  seyn 
scheint,  weder  viel  Neues,  noch  auch  \iel  Erspriessliches  ge- 
leistet. 

Dagegen  enthalten  die  Prolegomena  (S.  XI — LXVFII) 
allerdings  manches  Dankenswerthe  und  namentlich  für  jiingere 
Leser  des  Celsus  höchst  Niitzliche.  Den  Anfang  macht  eine  Dis- 
strtatio  dt  Celsi  vUa  et  sr.riplis  cum  festinionii.s ,  die  sehr 
fleissig  gearbeitet  ist,  wenn  gleich  die  Benutzung  der  braven 
S  c  h  i  1 1  i  n  g '  s  c  h  e  n  Arbeit  cU  Ctld  aetale  (Lips.  1824,  8)  dem 
Verf.  vieles  anders  gezeigt  haben  würde.  Hr.  M.  setzt  das  Ge- 
burtsjahr des  Celsus  ungefähr  in  das  Jahr  liM)  nach  Rom's  Er- 
bauung, seinen  Tod  in  das  .lahr  7()0,  das  Werk  de  ined/rina 
soll  er  um  das  Jahr  735  herausgegeben,  aber  sclion  früher  ge- 
schrieben haben.  Da  nun  aber  die  Bücher  von  der  Medicin  auf 
die  vom  Landbau  folgten,  wie  schon  der  Anfang:  „[Jl  alimenta 
saiUs  curporihns  agrlcuLlura  ,  .sie  sunilafeni  (legris  medicina 
proiniLUV''  andeutet,  so  ist  doch  wohl  das  angegebene  Datum 
ein  etwas  zu  frühes. 

Hierauf  folgt  in  den  Prolegomenen  der  wörtliche  Abdruck 
der  Vorrede  des  Targa  nebst  dem  Haudschriftenverzeichnissfe 
desselben,  beides  aus  der  Ausgabe  von  17(J!);  sodann  dasCapitel- 
verzeichniss  des  (^elsus.  Nach  diesem  giebt  Hr.  M.  (S.  XL  — 
XLIX)  wieder  eine  eigene  Arbeit:  „(/e  mtrmuris  pondtribus- 


'Z'iG  Römiächc  Litteratur. 

?rt/e  ajiilquoruni  et  quomodo  ad  nostra  relata  sint*^^  mit  vie- 
eii  Tabellen,  wobei  die  Arbeit  seines  Landsmanns  J.  Greaves 
on  tlie  denarius  zu  Grunde  gelegt  ist ,  welchef  den  üenarius 
62y  Gran  Troy  Gewiclit  gleich  schätzt.  Auch  G  r  e  i  v  e  in  der 
schon  erwähnten  Englisclien  Uebersetzung  des  Celsus  hatte  ähn- 
liche Tabellen  berechnet  und  Hrn.  M.  wacker  vorgearbeitet. 

Weiter  enthalten  die  Prolegomena  (S.  L — LXI)  eine  Syno- 
psis reruni  iastrinnentorxiinqut  jere  ad  materiani  tnedlcain 
CeLsianani  attirieiUiurn,  quas  aiuiotatiunibns  titnlisqjie  inar- 
ginaUbns  üluslratas  reperiet  lector;  nähnilich  eine  alphabeti- 
hclie  Aufzählung  der  von  Celsus  gebrauchten  Namen  mit  Zuriick- 
weisung  auf  diejenige  Stelle  im  Texte ,  wo  der  Name  erklärt  ist. 
In  der  nächsten  Spalte  gegenüber  stehen  die  von  Hrn.  M.  diesen 
alten  Namen  glcichgeachteten  Synonyme  der  neuern  Natur- 
geschichte ,  und  in  einer  dritten  Spalte  stehen  die  von  J.  H. 
Dierbach  {Die  Arzneimitiel  des  Ilippokrates ^  Heidelberg, 
1824,  8.)  dafür  angegebenen  Namen,  wenn  sie  von  denen  des 
Hrn.  M.  abweichen.  Es  kennt  aber  Hr.  M.  dieses  Deutsche  Buch 
nicht  aus  eigener  Ansicht,  sondern  blos  aus  einer  Anzeige  dessel- 
ben in  einem  Edinburger  raedicinischen  Journale.  Hierauf  folgen 
Quaedani  ex  M.  f^ai.  Marlialis  xeniis  et  apophoretis  CeLsmn 
ÜLiisti'antia,  nähmlich  70  Distichen  aus  Martial,  welche  Nah- 
rungs-  und  Arzneimittel  betreffen,  die  bei  Celsus  vorkommen; 
eine  Erklärung  der  Distichen  wird  nicht  gegeben.  Sodann  folgt t 
„t^igaraniTn  iiistrnineiiti  Celsiani  expositio ^'■'^  nähmlich  eine 
Erklärung  des  sauber  gestochenen  Titelkupfers.  Die  Gegen- 
stände, welche  auf  dieser  eine  Octavseite  grossen  Kupfertafei 
belindlich  sind,  sind  folgende:  1)  Ordo  aedißeii  balneunnn 
aus  Gul.  du  Choul  baln.  Graec.  et  Roman,  antiquis  nu- 
rnisjnatib-  et  lapidib.  demonstr.  p.  94.  2)  Laconician  Cara- 
callae  Romae  extans  aus  Philander  zum  Vitruv.  üb.  V 
cap.  10  pag.  207.  3)  Solium  s.  J^abrmn  aus  Amman 's  Aus- 
gabe des  Caelius  Aurelianus  p.  fi50.  4)  eine  Ciicurbiiula  der 
Alten,  die  zuerst  Almeloveen  in  seiner  Ausgabe  des  Celsus 
1687  pag.  562  nach  Sraetii  antiquitat.  JSeoniagens.  p.  80  ab- 
bilden Hess ,  und  die  sich  in  den  meisten  Almeloveen'schen  Aus- 
gaben, in  derKrause'schen  p.  599,  in  dem  Luchtman'schen  Nach- 
drucke p.  583  wiederholt  findet.  5)  Strigeln  aus  Mercuria- 
lis  de  arte  gyninast.  p.  32  und  aus  du  Choul' s  schon  ge- 
nanntem Werke  p.  10(K  6)  T^olselLen ,  ebenfalls  zuerst  in  der 
genannten  Almeloveen'schen  Ausgabe  S.  572  abgebildet  und  in 
andern  Ausgaben  j^bei  Krause  p.  713)  aus  ihr  wiederholt.  6)  der 
(.^ongius  des  Vespasian  nach  Greave's  on  tlie  denarius  p.  277 
verkleinert,  die  Inschrift  is-t  S.  LXV  besonders  angegeben.  7) 
Röniisc/ie  jLängen-  und  Fläche lutiaas s e .,  nach  Philander 
zum  Vitruv.  üb.  HI  cap.  3  p.  117  und  Andern.  8)  Ein  Gnlliis 
oder  Salbgefäss.     Dazu  kommt  noch  der  Abdruck  eines  Stückes 


Cclsi  medicinae  U.  VUI.  Ed.  Mllligan.  277 

Text  aus  Vitniv.  lib.  V  cap.  10  über  ßäderconstniction:  ^,Pri- 
ininn  eUgendns  locus  est  (jiiani  calidissimns  etc.  —  iit  ae- 
(jiuiliter  a  nicdlo,  jlainmae  vaporisi[iie  vis  per  ciirvaUirae 
rohuidationes pervugetiir.,'"  oline  Erläuterung. 

Auf  diese  Uiolegoniena  folgt  niui  unmittelbar,  der  Text 
(S.  1 — 44(»)  mit  seinen  INoten  und  Marginalien,  wobei  es  zuin 
Nachschlagen  unbequem  ist,  dass  der  Columnentitel  blos  das  Buch 
und  nicht  aucli  das  Capitel  angiebt.  Welcher  Text  es  sey,  ha- 
ben Mir  schon  oben  gesehen,  liier  nur  noch  die  eigenen  Worte 
des  Herausgebers  (Norrede  S.  IX)  iiber  die  Behandlung  seines 
Textes:  „Ipsam  vero  libri  scripturara  non  intactam  evasisse  me- 
hieuto.  Manns  enira  raedicas  ejus  i nlerpii actio nl ,  partitiotii, 
ort/iograp/iiae.,  quanira  priores  duae  pessimae  erant,  ultima 
mire  typothetarum,  ni  fallor,  iucuria  barbara,  sibimetque  dissona, 
admovere  nihil  dubitavimus,  Ipsorum  MSS.  meliorum  orthogra- 
phia  aevi  Augustani  antiquitatem  redolct ;  cetera  editorum  sunt, 
quibus  homhiibus  quasi  axioma  est,  aliiuii  alios,  praeeuntes  sequi 
oportere;  saepe  quidem  vetustissimum;  quasi  in  cujus  aetate  ser- 
monis  interstinguendi  aut  divideudi  ars  vixdum  nata,  nuUis  certis 
principiis  innili  potuit.  Sed  verba-  textus  immutare"  etc.  Die 
Capitelabtheilung  ist  übrigens  ,  was  sehr  zu  loben 'ist,  dieselbe 
geblieben ,  die  in  den  alten  Ausgaben  herrscht,  die  auch  Targa 
in  seiner  ersten  Ausgabe  beibehielt,  in  seiner  zweiten  aber  bei 
dem  \ierten  Buche  etwas  änderte. 

Die  Zugaben  zum  Texte  sind  Marginalien  und  untergesetzte 
Noten.  Die  erstem  laufen  durch  das  ganze  Bucli  hindurch  und 
sind  allerdings  eine  sehr  dankenswerthe  Einrichtung,  wenn  sich 
gleich  über  die  Auswahl  und  Vertheilüug  derselben  bisweilen 
streiten  Hesse.  Die  JNoten  sind  theils  Parallelstellen,  d!  li.  Ver- 
weisungen auf  Celsus  selbst  und  auf  andere  Schriftsteller,  theils 
erklärende ,  theils  kritische.  Der  verweisenden  Noten  könnte 
man  nach  dem  guten  Vorgange  der  Krause'schen  Ausgabe  mehr 
wünschen;  die  erklärenden  bestehen  theils  aus  Beziehungen  auf 
die  neuere  Medicin,  theils  sind  es  bei  Nahrungs-  und  Arznei- 
miuelu  die  sclion  erwähnten  Synonyme  der  neuern  Naturgeschichte, 
meistens  ohne  weitere  Erläuterung.  Die  kritischen  Noten  end- 
licli  sollen,  da  deren  nicht  zu  >iele  sind  ,  hier,  nebst  einigen  der 
blos  erklärenden,  sämmtlich  angeführt  und  beleuchtet  werden. 
Es  sind  folgende  : 

S.  21  (1,  3)  wird  bei  der  Stelle:  ^,Levalque  lassitiidineni 
eliain  Laboris  viutatio :  enmque  ifiieni  iiovuni  genns  ejusdeni 
laboris  pressit,  id,  (jiiod  in.  co/rsuelndi/ie  est,  reficit,  be- 
merkt, dass  das  Wort  eju.sdefu  keineswegs  überllüssig,  sondern 
eine  locnlio  probe  Ce.lsiiina  sey.  Wahr  ist  es,  dass  es  di(!  al- 
ten Ausgaben  und,  nach  Targa's  Zeugniss,  auch  die  Handschrif- 
ten liaben  ,  deshalb  behielt  es  'J'arga  in  der  ersten  Ausgabe  bei, 
ob  er  gleich  bemerkte,  das»  es  überllüsbig  und  kaum  zu  dulden 


278  Bümiäcke  Littuiatur. 

sey;  in  seiner  neuen  Ausgabe  liess  er  es  ganz  weg.  Constantinus 
und  Van  der  Linden  lasen  ciijusdani  und  fanden  melirere  JNacli- 
l'olgcr.  Hrn.  M'.s  Citat  11 ,  6  ist  wohl  auch  ein  Irrtlium,  denn 
dort  kommt  keine  Parallclstelle  vor.  —  S.  29  (1,  6)  v/ird  zu 
>^?>i7/7n  Av//,s7///i  citirt  Dioscorides  IV,  19;  al>«r  die  Stelle  thqI 
^akaxxiov  oXvcov  steht  V,  2T;  überhaupt  sind  Ilrn.  M'.s  Citate 
aus  Dioscorides  sämmtlich  falsch,  wenigstens  stimmen  sie  nicht 
mit  den  beiden  besten  Ausgaben  von  Goupylus  und  Sarace- 
nus.  —  S.  48  (II,  7)  wird  zu  der  Stelle:  Si  rmdltrl  ingneri  et 
jebj'icnla  urta  est ,  TLeqne  cauaa  upparet.,  iiLcns  iti  vuLva  est, 
die  Anmerkung  gemacht:  Siippleas  üitnnmU  {scUlngiien), 
woraus  hervorgeht,  dass  Hr.  iVl.  iiigneTi  in  seiner  anatomischen 
Bedeutung  nimmt,  welche  bei  Celsus  aller/iings  am  häufigsten 
vorkommt;  aber  abgesehen  davon,  dass  Celsus  doch  gewiss  in 
der  oben  genannten  Stelle  nicht  ein  so  bezeichnendes  Wort  wie 
iiitnnndt  weglassen  wiitde,  so  zeigt  auch  die  Hippokratische 
Stelle,  aus  welcher  Celsus  die  seinige  nahm,  offenbar,  dass  hier 
ingneri  eine  Geschwulst  in  der  Weiche,  i.  q.  bubo,  heisst,  wie 
Cels.  III,  5 :  igitur  si  (febris)  semel  lantnrn  accessit,  dei/ide 
clesiity  eacjue  vel  ex  inguine  vel  ex  lassi/iidine,  vel  ex  aestii, 
aliave  siniiU  re  fuity  sie,  ut  interior  niilla  causa  Tnetnm  je- 
cerit  etc.  Die  Stelle  des  Hippokrates ,  auf  welche  sich  Celsus 
(II,  1)  bezieht,  steht Prorrhetic.  II,  ed.  Kühn,  I,  220,  es  ist 
folgende:  'Hlöl  Ö'  «v  f'Axog  ytvrjrai  sv  t^öl  fiTJxQyöLV, 
BiZE  £X  röxov,  SITE  Bx  (fv^azog ,  elze  s^  akXt]g  ztvog  ngocpäöiog, 
nvQbxovg  zs  nal  ßov ßcovag  xavzijßiv  dvüyx)]  l%iyi- 
VEö'&aL  xal  odiivag  sv  zolöi  y^cagioLöL  zovzolölv;  diesen  Satz 
giebt  Celsus  zum  Theil  wieder,  indem  er  ihn  umkehrt,  und  mit 
Beziehung  auf  das  daraus  Weggelassene  sagt:  „wenn  ohne  offen- 
bare Ursache  bei  einer  Frau  Bubonen  und  Fieber  entstehen,  so 
ist  ein  Geschwür  im  Uterus."  —  S.  93  (111 ,  3)  bemerkt  Hr.  M. 
zti  der  Stelle:  Ex  his  (Jebribus)  luia  quotidiana^  altera  ter- 
liaiiu  y  altera  quartana  est :  inierdu/n  etia/ii  lungiore  cir- 
ciiilu  quaedam  redeunt',  sed  id  rarojit.  la  prioribus  et 
morbi  sunt  et  medlcina.  Ißt  quartanae  quidein  siinpüciores 
sunt ,  Celsus  stelle  sich  bei  aussetzenden  Fiebern  den  Paroxy- 
smiis  als  Krankheit,  die  Apyrexie  als  Heilmittel  derselben  (me- 
dicina)  vor  ,  und  nenne  deswegen  die  Quartanen  simpliciores, 
weil  sie  die  längsten  Apyrexieen  zeigen.  Aber  solcher  Unsinn 
kam  dem  besonnenen  Celsus  gewiss  nicht  in  den  Kopf.  Vergleicht 
man  Cels.  III,  4:  {ylsclepiades)  febre  ipsa  praecipue  se  ad 
remedinm  uti  prufessus  est ,  und  dazu  die  Stelle  aus  Hippo- 
krates (Epidera.  I,  3,  ed.  Kühn,  III,  408),  welche  Celsus  bei  der 
hier  in  Rede  stehenden  Stelle  vor  Augen  hatte:  d6q)cclB6razog 
öi  Ttkvxav  xal  QTj'igzog  ■aal  (laxQozazog  6  zEzagtcclog-  ov  yccQ  fio- 
vov  avTog  d(p  mvzov  zoLOvzög  bözlv,  dlld  xat  voöti^arav  ^s- 
ydkav  dKlav  ^vazuiy  so  ist  es  klar,  dass  Celsus  die  (^uotidiaiieu, 


Geld  incdioinac  II.  Vni.  Ed.  Milli<ran.  2VJ 

Tortianen  und  Quartanen  bisweilen  als  Heilmittel  angesehen  habe» 
will,  iiiul  die  Qiiartanen  nur  iiisoiern  siinpliciores  nennt,  als  sie  nicht, 
wie  dieQuotidianen  undTcrtianeuJn  mehrere  Unterarten  zertailen, 
denn  gleich  darauf  heisst  es:  'rertianaruni  vero  duo  genera 
sinit  etc.,  Quol'tilianae  vero  vuriae  sunt  et  iniillipUreH  etc.  — 
S.  J>7  (111, 4)  erhält  die  Stelle :  /(/  enini  ejus  (sc.  niedici)  ojßclnin 
est.  II t  (legrujimecjue  snpervacua  inateria  oaeret,  necfteimbe- 
ciUitateui  fanie  produt^  folgende  INote  :  ,,i.  e.  neque  medicus 
i/iihecillitaleJ7i  ejus  fame  prodat " ,  was  doch  unmöglich  eine 
Erläuterung  der  schwierigen  Stelle  heissen  kann.  Gewiss  ist  hier 
die  in  die  Targana  secunda  anfgenomraene  Lesart  die  richtige: 
necjue  fame  perdat,  indem  das  hier  ganz  überfli'issige  Wort 
imbeciUilateiii  aus  den  zunächst  obern  Zeilen  in  diese  Stelle  ge- 
ratben  ist.  Möge  man  aber  auch  dieses  Wort  beibehalten  wollen, 
so  ist  doch  gewiss  perdat  richtiger  als  prodat.  Die  Verwech- 
selung entstand  in  den  bei  Handschriften  gewöhnlichen  und  auch 
in  viele  alte  Drucke  übergegangenen  Abkürzungen  für  yer  und 
•pro.,  und  keineswegs  haben,  wie  Targa  meint,  alle  alten  Aus- 
gaben mit  A\isnahme  der  Mailänder  prodat;  es  hat  nähmlich 
die  Ed.  princeps  die  für  pro  gebräuchliche  Abbreviatur,  die 
Pinziana  (1491)  und  die  Juntina  haben  dagegen,  wie  die  Mai- 
länder, die  für  ^er  gebräuchliche  Abbreviatur,  die  Venediger 
von  1493,  die  Ljoner  von  1516  und  die  Ausgabe  des  Caesaiius 
haben  das  ^  ort  perdat  wirklich  ausgeschrieben,  die  Aldine  hat 
inibeciLLitateni  j ami  prodat.,  was  für  die  einfache  Schreibart  des 
Celsus  zu  gesucht  scheint.  —  S.  105  (111,  6)  fügt  Hr.  M.  zu  der 
Stelle:  Ob  quam  causam  medicus  neque  in  tenebris .,  neque 
a  capite  aegri  debet  residere;  sed  iUustri  loco  ad  versus 
eum,  ut  omnes  notas  ex  vultu  quoque  cubantis  perspiciat.,  iu 
der  Note  die  Lesart  des  Cod.  Medic.  I  bei:  .„percipiat.''''  Die- 
selbe Lesart  hat  auch  die  älteste  Handschrift  Cod.  Vatican.  VlII, 
weshalb  sie  Targa  in  den  Text  seiner  zweiten  Ausgabe  wirklicli 
aufnahm.  —  S.  136  (111,  22)  wird  zu  der  Stelle :  adjicie/uLa- 
que  quaedam  ex  inedica  tnateria,  praecipueque  vel  ex  prima 
cerebellum,  vel pisciculus  et  las  simdia^  m  der  Note  bemerkt: 
■,,L,ege ,  veL  ex  aprugna  cerebeLlum^'-  etc. ,  so  dass  es  scheint, 
als  gehöre  diese  Lesart  dem  Hrn.  M.;  allein  sie  ist  weit  älter, 
steht  zuerst  in  der  Gryphiana  (1542),  später  in  mehrern  andern 
Ausgaben.  Die  altern  Ausgaben  mit  Einschliiss  der  Salingiacen- 
Bis  (153H)  haben  ex  apruna;  die  neue  Targana  hat:  praecipue- 
que {vel  ex  prima)  cerebellum.,  und  betrachtet  die  eirigesclilos- 
senen  Worte  als  Clossem.  — r  S.  185  (IV,  19)  giebt  Hr.  M. 
allerdings  eine  eigene  Conjectur,  er  liest  nähmlich  die  olfenbar 
verderbte  Stelle:  aliquibus  adjeclis  majus  momentu in  habet' 
itaqite  etiam  in  piperalu/n  conjicitur ,  misceturque  cum  sale 
et  pipere,  est  cpiid  ex  Ins  cdend-um  est.  Pullicula  etc.,  wel- 
che die  Ausleger  schon  oft  beschäftigte,  also:  aliquibus  etc.  — 


280  Rdmieclic  Littcratur. 

misceturque  cimi  sale  et  pipere  et  cjuicl  ex  his  edendiun  est^ 
was  doch  aber  ganz  unlatciiiiscli,  und  der  Schreibart  des  Celsus 
gewiss  nicht  angemessen  ist.  Die  meisten  alten  Ausgaben  und 
mit  ihnen  die  Ed.  princ.  haben:  -7—  seile  et  pipei'e  est  quid  ex 
his  edenduni.,  est  pultlcula  etc.  ^  die  neueste  Targana  liat:  — 
sale  et  pipere  atqiie  ex  his  edendum  est.  Pitlilcida  etc.  Viel- 
leicht ist  die  durch  Van  der  Linden  eingeführte  Lesart:  —  sale 
et  pipere  esturque  ex  his.  Edenda  est  pnUlcula  etc.,  der  auch 
Krause  folgt,  immernoch  die  beste,  —  S.  201  (V,  14)  war  in 
der  Stelle:  Carnem  allt  et  ulcus  Implet  reslna  plnea,  ochra 
jlttlce,  velasteruce,  cera ,  biityrn/n,  das  Wort  </6/;er<^/ce  bis- 
her ein  schwer  zu  erklärendes  gewesen,  so  dass  Targa  dabei  aus- 
ruft: qiil  niojisirablt  quid  sit ,  erit  mihi  maß /ins  Apoüo. 
Hr.  M.  meint  dabei  tanto  praemio  noii  opus  erat ,  und  erklärt 
das  asterace  für  die  Terra  Sanila ,  quae  dözijg  vucatur 
(Celsus  VI,  6,  12,  Dioscorid.  V,  1T2),  so  dass  Celsus  geschrie- 
ben habe  ,yOchra  attlce  vel  {ochra)  asterlce.  Er  beruft  sich 
nähralich  auf  Plinius  (XXXV,  6) ,  um  zu  beweisen,  dass  es  auch 
einen  Ocher  aus  Samos  gegeben  habe,  und  dieser  sey  eben  die 
Terra  Samia  aörijp.  Wie  flüchtig  und  unkritisch  hierbei  zu 
Werke  gegangen  worden  ist,  leuchtet  bald  ein  ,  denn  1)  rechnet 
Plinius  a.  a.  0.  die  Terra  Samla  zu  den  weissen  Farben ,  den 
Ocher  zu  den  rothen :  Ex  ea  {ruhrlca)  fit  ochra ,  exusta  rn- 
hrlca  in  ollls  jiovis  Into  clrcnmlitis  etc.  —  und  bald  darauf: 
Mellnum  cajidldum  et  ipsiim.  est ,  optlnmm  In  Melo  insula. 
In  Santo  quoqiie  nascitur ,  sed  eo  non  iituntur  plctores  pro- 
pter  nimiani  pingultudinem.  Accubantes  eJ[fodiunt  ibi  biter 
saxa  venas  scrntantes.  In  mediclna  eundem  vsum  habet^ 
quem  Eretria  creta  etc. ;  Hr.  M.  hat  also  die  Stelle  des  Plinius 
höchst  flüchtig  angesehen ,  Avenn  er  glaubt ,  dass  bei  dem  Meli- 
num  noch  immer  vom  Ocher  die  Rede  sey;  2)  giebt Hr. M. S. 289 
(Cels.  VI,  6,  12)  wieder  die  Terra  Sa/nia  dötijg  für  Meer- 
schaum oder  weissen  Bolus  aus,  was  auch  richtiger  ist,  so  dass 
man  nicht  begreift,  wie  er  S.280  in  Bezug  auf  S.  201  sagen  kaiui: 
jlsteracen  quocpie  vocari  (terra ni  Samiam)  ostendlmus  su- 
pra.  Uebrigens  hielt  schon  Constantinus  (156(i)  Aie.  aste- 
race an  der  obigen  Stelle  für  Terra  Samla ,  nicht  aber  für 
eine  Ochergattung,  so  dass  Hrn.  M'.s  Conjcctur  in  ihrem  erträg- 
lichem Thcile  nicht  neu  ist,  und  nur  das  ganz  Unstatthafte  der- 
Relben  ihm  eigenthümlich  zugehört.  In  der  neuen  Ausgabe  liest 
Targa  mit  Van  der  Linden  ochra  attlce.,  mel,  asteriace  cera, 
schlägt  aber  in  der  Note  vor :  meZ,  erlthace,  cera,  nachVarro 
de  re  rust.  III,  16.  —  S.  2(»3  (V,  18,  1)  macht  dagegen  Hr.  M. 
zu  der  Stelle :  Habet  gailae  et  Immaturae  et  alterlus ,  co- 
rlandri  semlnis,  ciciitae,  lacrunae  arldae,  gumml  etc.,  eine, 
wie  uns  scheint,  nicht  unglückliche  Conjectur,  indem  er  liest  cl- 
cutae  lucr.  arid.,  mit  Beziehung  auf  Dioscor.  IV,  79.    Doch 


Celsi  medicinae  II.  ^HI.  Ed.  MilHgan.  281 

macht  das  Eigenthura  dieser  Lesart  schon  die  Grypliiana  (15-12) 
und  die  Constantiniana  (1566)  streitig;    Targa  sclilägt  vor  resi- 
iiae  aridae  oder  papaveris  lacriniae  aridae-    —   S.  224  (V, 
23,  1)  schlägt  Hr.  M.  vor  malahathri  für  das  in  den  Text  auf- 
genommene viulobat/iri,  und  stützt  sich  mit  gutem  Grunde  auf 
Dioscor.  I,  11  und  auf  die  äUeste  damals  bekannte  Ilandsclirift 
des   Celsus    (Cod.  Med.  I);  auch  die  seitdem  entdeckte  ältere 
(Cod.  Vatic.  Vlli)    spricht  für  diese  Lesart.   —   S.  251,  lin.  1 
ielUt  A/ zwischen  WC  und  quidem.    —    S.  254  (V,  27,  10)  bil- 
ligt Hr.  M.  die  Lindeifsche,  schon  frülier  von  Constantinus  an  den 
Rand  gcscliriebene,  Lesart  persona iu,  welche  Targa  in  seiner 
neuen  Ausgabe  in  den  Text  aufnahm,  statt  der  früher  aufgenom- 
menen/jez-io/iZ/itf.  —  S.  257  (V,  28,  2)  liest  Ilr.  31.:  deiiide 
nlcua  ex  eo  thyinimn.,  wie  schon  lange  vor  ihm  Cacsarius;  andre 
Editoren  setzen  entweder  ein  Komma  oder  et  zwischen  idcns  und 
e.V.  —   S.  264  (V,  28,  11)  bringt  Ilr.  M.  wieder  eine  eigene 
vielleicht  nicht  unglückliche  Vermuthung  vor  über  folgende  Steile : 
Idcfie  cjuu  ceitrius  jlat ,  imponenda  tat  farlria  /lordeaceay 
ex   ucjua  cucla  rede  rnisceliir.     In  dieser  Stelle  vermutheten 
schon  mehrere  Editoren  eine  Lücke  zwischen  den  Worten  cocla 
und  rede',  Hr.  31.  sucht  sie  durch  die  bei  Targa  angeführte  Les- 
art des  Cod.  3Iedic.  I  auszufüllen  und  liest:  quae  ex  aqua  coda 
rede  misceüir,    wo  ■mlscetnr  so  viel  als  praeparainr  heissen 
soll:   eineConstruction  von  inisceri  mit  ex  findet  sichCels.  VII,  3 
{t'ino  tx  aqua  plavuitili  77wa/o)  allerdings.  —  S.  372  (VH,  19) 
billigt    Hr.   31.    mit  Recht   das  von  Handschriften  dargebotene 
priure  für  propriore.   —    S.  382  und  383  betreffen  zwei  Con- 
jecturen  das  schwierige  Capitel  vom  Steinschnitt ,    die  hier  nicht 
wohl  in  der  Kürze  erörtert  werden  können.  —  S.  403  (VIII ,  1) 
versucht  sich  Hr.  31.  an  einer  sehr  verderbten  Stelle:     Quo  fit, 
jit  c.apuL  6ursu?n  deorauiii  versuni  tuberibus  exasperetur,   Se- 
enada siiperiori  pard  inferiore  etc.;    er  will  nähmlich  lesen 
Secunda  aiqjtriuri parte  inferiore,  womit  aber  weder  der  Sinn 
getroffen ,  noch  aucli  die  Ilauptschwierigkeit  „  die  in  dem  tnbe- 
ribits  exaspereüir  liegt,  gehoben  ist;   die  3Iarginalie  legt  auch 
den  tuberibus  einen   ganz  falschen  Sinn  unter,     31it  Hülfe  der 
bisherigen  Ilaudschriften  scheint  die  Stelle  nicht  ganz  hergestellt 
werden  zu  können,  wie  überhaupt  kein  Buch  des  Celsus  so  ver- 
derbt ist,  als  grade  das  achte,  das  von  den  Knochen  und  Knochen- 
kraidvhcilen  handelt.  —    S.  404  giebt  Hr.  31.  eine  ziemlich  kühne 
Umstellung  der  >ielleiclit  nicht  minder  schwierigen  Stelle  dessel- 
ben Capitels,  welche  den  Schlüsselknochen  beschreibt.  Sic  Iieisst 
bei  Targa:     ylL  a  summa  v.osta puuLo  inttrius,  quam  ubi  ea 
media  est,  os  excrescil,  ibi  quideni  ienue,  procedens  vero, 
quo  prupius  Lato  scapuLaruni  ossi  fit,   eo  plenius  laliusque^ 
et  pauLum  in  exteriora  curvaluni,  quod  altera  verticis  parte 
modice  intumescens,    sus/inet   iugulum.     Die    Schwierigkeit 

19* 


^2^  Romische   Litteratnr.     ^ 

liegt  in  den  Worten  quod  altera  —  iiigidnm ,  die  sich  der  obi- 
gen Lesart  nach  auf  den  Schlüsselknocliea  beziehen,  durch 
Hrn.  M'.s  Umstelhing  aber  einen  allerdings  sachgemässern  Be- 
zug auf  das  Schulterblatt  bekommen.  M.  liest  nähmlich:  j4t  a 
summa  —  tenue ,  proceclens  vero ,  panlnni  in  exleriora  cur- 
vatum,  et  eo  pleniiis  latbiscpie^  quo  projnus  lato  scapnla- 
rum  ossi  fit;  quod  altera  verticis parte  modice  intnmescens 
svstinet  jitguluryi,  wobei  denn  die  altera  vertlc'is  pars  des 
Schulterblattes  das  Akromion  seyn  soll.  Manches  muss  wolil  bei 
dieser,  so  wie  bei  andern  anatomischen  Stellen  des  Celsus,  nicht 
eben  aus  der  Natur,  sondern  aus  der  Anatomie  der  Alexandrini- 
schen  Schule  erklärt  werden,  welcher  Celsus  oft  ohne  eigene 
Ansicht  der  Sache  folgt.  So  wissen  wir ,  dass  das  Akromion  als 
ein  abgesonderter  Knochen  betrachtet  wurde,  und  es  kann  wohl 
seyn,  dass  eine  unrichtige  Beschreibung  dieses  Fortsatzes  der  ge- 
nannten Stelle  in  ibrer  alten  Lesart  zum  Grunde  liegt.  Das  ana- 
tomische Compendium  des  Rufus  Ephesius  ist  iVir  die  Anatomie 
des  Celsus  noch  nicht  gehörig  benutzt  worden,  selbst  nicht  von 
dem  fleissigen  und  kenntnissreichen  Morgagni.  —  S.  433 
(VIII,  10,  7)  wird  vorgeschlagen ,  die  Stelle  Cum  tarn  misera 
uiitea  conditio  vulneris  sit,  tamen  id  interduni  manus  diu- 
tiusque  facies  zu  lesen:  Cum  —  interdum  mujus  diutiusque 
facies,  was  aber  schon  die  Ed.  princeps  hat,  und  nach  ihr  die 
meisten  altern  Ausgaben ;  die  beiden  ältesten  Handschriften  ge- 
ben: interdum  manus  diutiusque  facitj  was  auch  Targa  in 
seine  neue  Ausgabe  aufgenommen  hat.  —  Die  kritische  Bemer- 
kung S.  435  geljört  Targa  an. 

Man  sieht  aus  diesen  Bemerkungen  überM.'s  kritische  No- 
ten, dass  es  ihm  an  kritischem  Scharfsinne  sowohl,  als  an  den 
nöthigen  Kenntnissen  zu  diesem  Geschäfte  fehlt,  dass  er  bei 
allem  nicht  zu  verkennenden  Fleisse  sich  dennoch  die  Sache 
viel  zu  leicht  gemacht  hat,  indem  er  über  die  wichtigsten 
Stellen  hinwegschlVipft,  und  die  behandelten  sehr  obenhin  und 
selbstgeniVgsam  abfertigt.  Auf  den  ersten  Anblick  scheint 
manches  ihm  anzugehören,  was  er,  wie  man  bei  weiterem  Nach- 
schlagen sieht,  von  Andern  entlehnt  hat,  ohne  sie  zu  nennen, 
und  eben  so  wird  er  durch  sein  bestimmt  absprechendes,  oft 
mit  einigen  Citaten  belegtes  Urtheil  manchen  unkundigen  oder 
flüchtigen  Beschauer  täuschen. 

Hinter  dem  Texte  folgen  S.  447  —  486  zwei  IndiceSy 
nähmlich  1)  ein  Index  reruniy  von  welchem  Hr.  M.  rühmt, 
dass  er  omnium  hactenus  copiosissimus,  Jarragine  saltem 
MaitJiiana  {tantum  Matthiaeana^  es  ist  Georg  M  a  1 1  h  i  a  e '  8 
Lexicon  gemeint,)  excepta  sey ;  er  ist  aber  in  den  Arzneimit- 
teln unvollständiger  als  der  Krause'sche,  M'iewohl  sehr  brauch- 
bar und  zweckmässig;  zu  Grunde  gelegt  ist  der  Index  rerum 
aus  der  Argentorateftsis  1806,  und  hin  und  wieder  einigermaa- 


Celsi  de  medlcina  II.  VUl.  Ed.  Waldeck.  283 

88en  vervollständigt ;  2)  ei»  Index  scriptorum  et  inedicornin 
a  Ceho  laudatunun^  der  ganz  aus  derselben  Ausgabe  entnora- 
ineii  ist. 

Das  Latein  des  Hrn.  M.  ist  im  Ganzen  ziemlich  sclileclit, 
oft  ganz  unverständlich,  immer  schwiilstig  und  uhrein;  am 
schiechtesten  ist  es  in  der  Vorrede  und  in  den  Noten ,  etwas 
J)€8serwird  es  in  den  Prolegomenen.  Noch  mVissen  wir  bemerken, 
dass  die  Ausgabe  dem  Arzte  John  Abercrombia  gewidmet 
ist,  und  dass  die  allerdings  hohe  Correctheit  des  Druckes  dem 
Corrector  Ninian  Little  gedankt  werden  muss. 

Fiir  Deutschland  ht  dem  Gesagten  nach  diese  Ausgabe 
ziemlich  entbehrlich ,  und  wird  sich  auch  ihres  hohen  Preises 
wegen  nicht  sehr  daselbst  verbreiten;  in  Grossbritannien  ,  wo 
man  sich  bis  jetzt  mit  dem  Dickinson'scheu  Abdrucke  der  Tar- 
gatia  prima  und  mit  der  Greive'schen  Uebersetzung  behalf,  wo 
*iü  gewissermassen  als  die  erste  cigenthiimliche  erscheint, 
und  wo  zugleich  der  Preis  weniger  aulfallend  ist,  mag  sie  durch 
<?rneuerte  Ilinweisung  auf  Sacherklärung  und  zur  Anregung 
neuer  Forschungen  auf  diesem  Felde  mancher  Anforderung  ge- 
nügen und  manchen  Nutzen  stiften  können. 

Die  Deutsche  Ausgabe (N. 3),  besorgt  von  J.  G.  W al  d  eck, 
ist  die  erste,  die  überhaupt  in  Münster  erscheint,  zeichnet 
sich  eben  so  wenig  als  die  beiden  vorigen  durch  kritische  Bear- 
beitung aus,  und  entbehrt  auch  des,  jenen  allerdings  zukom- 
menden, Vorzuges  einer  schönen  typographischen  Ausstattang. 
Sie  macht  aber  auf  beides  keinen  Anspruch,  sondern  nur  auf 
Brauchbarkeit  in  einem  beschränkten  Kreise  und  auf  die  zu 
diesem  Zwecke  unumgänglich  nöthige  Wohlfejlheit.  Herr  W. 
ist  Lehrer  der  Sprachen  an  der  unlängst  errichteten  chirurgi- 
schen Schule  zu  Münster,  daher  weder  Arzt,  noch  auch  eben 
lange  oder  vorzüglich  genau  mit  Celsus  bekannt.  Er  beabsich- 
tigte zum  Behuf  seines  Unterrichtes  die  Herausgabe  einer  (aller- 
dings noch  fehlenden  luid  unter  gewissen  Bedingungen  wohl 
wünschenswerthen)  medicinischen  Chrestomatliie,  hatte  dazu 
•\iel  aus  Celsus  bestimmt,  und  entschloss  sich  endlich  statt  der 
beabsichtigten  Chrestomathie  den  Celsus  allein  zu  obigem  Zwek- 
ke  ganz  abdrucken  zu  lassen.  Er  hat  dazu  den  Text  der  Tar^ 
gaiia  prima  gewählt,  und  denselben  theils  bisweilen  mit  bes- 
serer Interpunction,  theils  durchgängig  mit  Rubriken  versehen, 
welche  im  Ganzen  zweckmässiger  und  glelchförjniger  vertheilt 
sind ,  als  die  Marginalien  des  Englischen  Herausgebers.  Bei- 
gegeben ist  diesem  Abdrucke  noch  folgendes:  7j,V6Ye/i.s  eine  Ab- 
handlung de  CeUi  aetate,  i'iia  et  scj'lptis^  ganz  nach  Bian- 
coni,  ohne  auf  die  neuern  Bearbeitungen  dieses  Gcgenstaiules 
Rücksicht  zu  nehmen,  die  Hrn.  W.  wohl  schon  bekannt  seyu 
konnten.     Auch  hätte  Hr.  W.  tiich  dabei   nicht    blos   an  den 


S84  Römische  Liftevatur. 

vom  Jahre  1780  datirten,  querst  in  dem  Leidner  Nachdruck  des 
Celsus  von  1785  erschieneneu  «nd  an  die  Brüder  Luchtman 
gerichtetcMi  Brief  de  Cclsi  aetate  halten  sollen ;  im  Jahr  1779 
erschienen  zu  Rom  zwölf  Briefe  B  i  a  n  c  o  n  i '  s  an  den  hekann- 
ten  Girolamo  Tirahoschi  in  Italienischer  Spraclie,  von 
denen  jener  Lateinische  Brief  nur  ein  Auszug  ist.  In  Deutscher 
Uehersetzung  von  L***  (Ludwig  in  Leipzig?)  mit  einer  Zu- 
schrift von  Krause  erschienen  diese  Briefe  zu  Leipzig  1781,  8, 
und  wären  daher  leicht  zugänglich  gewesen.  Zn-eitena  eine 
Angabe  der  verschiedenen  Ausgaben  des  Celsus ,  die  aber  vie- 
les aufnimmt ,  was  nicht  Ausgabe  ist ,  und  dafür  in  der  neuern 
^eit  wieder  höchst  unvollständig  erscheint.  Drittens  fünf  ver- 
gchiedene  Indiqes:  1)  Index  librorum  et  capitnni,  ein  zur 
pUgemeinen  üebersicht  des  Celsus  sehr  brauchbares  systema- 
tisches Verzeichniss  der  Capitelüberschriften ;  2)  Index  re- 
riini  alphabeticus ,  unvollständiger  als  die  bisher  von  andern 
Editoren  gelieferten ;  3)  Index  alphaheticns  vocinn  Graeca- 
fiun  in  Celsi  medicina passim  occurrentinm  mit  Lateinischer 
Worterklärung,  bisher  war  ein  besonderer  Index  graecitatis 
für  Celsus  noch  nirgend  geliefert  worden,  und  der  hier  befind- 
liche scheint  sehr  vollständig  zu  seyn;  4)  Index  signoriim, 
qinbus  medicamentornm  pondera  expressa  sunt ,  sehr  kurz, 
doch  für  den  ersten  Bedarf  hinreichend ;  5)  Index  distributo- 
riusy  seriem  designans  selectorum  e  Celsi  medicina ,  qui- 
bus,  moderatione  adJiibita  nee  ceteris  omnino  r^llctisy  ad 
ßxponendum  et  trajisferanduni  in  nostra  scliola  chiriirgica 
-potissimum  utltnur^  uehmlich  eine  Vertheilung  des  Celsus  auf 
fünf  Semester  nach  der  Verwandtschaft  der  Materien.  Diese 
Vertheilung  ist  folgende;  J^rs^es  Semester:  Lib.  I  cap.  1  — 10, 
II,  18 — S3,  sämmtlich  Diaetetica,  VIII,  li  Descriptio  ossium, 
IV,  1;  Partium  corporis  interiorum  situs.  Zweites  Semester: 
II,  prooemium  et  cap.  1  —  8:  Aetiologica  et  semiologica,  III, 
1—3:  Morborumgenera,febrium  distinctio,V,  prooem. etl — 25: 
Medicamentorum  genera  et  compositiones.  Drittes  Semester: 
II,  9  — 17:  Auxiliorum  genera,  V,  26 — 28:  Noxarum  genera, 
vulnera,  ulcera,  VI,  1  — 17,  19:  Singulorura  corporis  partium 
vitia,  exceptis  obscoenarum  partium  vitiis.  /^«er/es  Semester : 
^  VII,  prooem.  et  1-^6,  8—13,  15—17,  31—33:  Chirurgica, 
exceptis  iis,  quae  ad  oculorum,  ad  umbilici,  ad  ani  vitia  et  ad 
partum  spectant,  VIII,  2-^-25?  Ossinra  vitia  curanda.  Fünftes 
Semester:  I,  prooem.:  Historica  et  isagogica,  VII,  7,  14:  Ocu- 
lorum et  umbilici  vitia  curanda,  VI,  18,  VII,  18 — 30;  Obscoe- 
liarum  partium  vitia,  partus.  Alan  sieht,  dass  Hr.  W.  seinen 
Celsns  ziemlich  sorgfältig  studirt  ,  und  nicht  oluie  Mühe  dem 
Zwecke  des  von  ihm  zu  gebenden  Unterrichtes  angepasst  hat. 

Was  den  von  Hrn.  W.  gegebenen  Text  anbetrifft ,  so  ist  es, 
wie  schon  gesagt,    der  der  Ausgabe  von  1769;    was  man  aber 


Celsi  de  medicina  U.  VIJI.  Ed.  WaldccV.  285 

nicht  erfährt,  gondern  nur  errathen  muss.  Hr.  W.  sagt  blos, 
dass  er  den  Targa'schen  Text  geben  wolle ,  in  dem  Ausgaben- 
verzeichnisse fehlen  aber  grade  die  beiden  von  Targa  selbst  be- 
sorgten Ausgaben,  nur  der  Leidner  Nachdruck  (1785,  nicht  1786) 
und  der  Strasburger  (18<M>)  nebst  der  Fouquier'schen  Ausgabe 
wird  genannt.  Es  ist  daher  offenbar,  dass  die  genannte  Stras- 
burger Ausgabe  zum  Grunde  liegt,  Noten,  Varianten  und  der- 
gleichen werden  nicbt  gegeben;  der  Columnentitel  gicbt,  was 
selir  zu  loben  ist,  immer  Bucli  und  Capitel  an.  Druck  und  Papier 
sind  unansehnlich  und  die  Augen  angreifend,  weil  die  Buchstaben 
weder  fett  noch  scharf,  noch  schwarz  genug  sind,  das  Papier 
aber  grau  ist. 

Demungeachtet  wird  der  nnpartheiischeBeurtheiler  dem  Her- 
ausgeber dasZeugniss  gern  geben,  dass  ersieh  eines  bestimmten 
Zweckes  bei  seiner  xlusgabe  bcwusst  war,  und  einen  selir  bestimm- 
ten Kreis  von  Lesern  sicli  ITir  dieselbe  dachte,  Modurch  auch  die 
Ausgabe  selbst  innerhalb  dieses  Kreises  eine  gewisse  Brauchbar- 
keit erreicht  Jiat,  die  andern  Ausgaben  fehlt,  welche  zu  viele 
Zwecke  sich  vorsetzten  und  deshalb  keinen  erreichten. 

Dresden,  Dr,  Ludwig  Choulant, 


o  g  r  a  m  m  e. 


De  finibus  et  praesidiis  artis  paedagogicae  se- 
cundiim  pr iucipia  doctriiiae  (Jhristiaiiae.  Disser- 
tatio  thtologico-pticdao^ogioa,  qua  ad  audiendam  oratioiieni  inau- 
guralem  professlonis  artis  catecheticac  et  paedagogicae  extraordi- 
narlae  in  Academia  Lip!;icll^i  adcundae  causa  illustris  ICtorum  ordt- 
nici  concessu  in  auditorio  juridico  d.  XXII  mensis  Jul.  182G  h.  IX 
reeitandüin  maxinia  cum  observantia  invitat  Frider.  Gull.  Lindner 
(auch  Mag.  u.  Dr.  d.  Theolog.,  ölTentl.  Lehrer  an  der  Bürgerseh.  zu 
Lcipeig,  ord.  Mitgl.  u.  Correspondent  der  philanthrop.  Gesellschaft 
%u  Petersburg  u.  Ehrenmitgl.  der  Schweizerischen  piidagog.  Gesell- 
schaft.) Leipzig  in  Conimiss.  hei  Reclain.  35  S.  8.     6  Gr. 

i^ach  dem  Hrn.  Verfasser  berücksichtigte  man  im  Laufe  der 
Zeiten  bei  der  Erziehung  nach  und  nach  folgende  Zwecke:  1) 
die  Bildung  der  KörperkraCte,  wie  bei  rohen  und  ungebildeten 
Völkern  und,  mittels  besonderer  Kunst,  bei  den  Spartanern; 
2)  die  Bildung  des  Empfindungsvermögens,  theils  durch  Dicht- 
kunst und  Tonkunst,  theils  durch  das  Band  der  Liebe,  welches 
die  Familienglieder  unter  patriarcbalischer  Herrschaft  zusam- 
menhielt;  S)  nachher,    bei  fortschreitender  Ci\ilisation ,    die 


286  Frogramine, 

Bildung  des  Verstandes,  nicht  sowohl  zum  Vortheil  der  Wissen- 
schaften, als  des  Staates,  wie  in  Athen  und  Rom;  4)  die  Bil> 
düng  des  religiösen  Sinnes ,  welcher  aber  bald  blose  Ergeben- 
heit gegen  die  Kirche  und  ihre  Vorsteher  folgte.  Den  Christen 
giengen  hier  die  Aegyptischen  und  Jüdischen  Priester ,  beson- 
ders die  Propheten  ,  Essäer  und  Pharisäer  mit  ihrem  Beispiele 
vor.  —  Man  sieht,  ohne  unser  Erinnern,  dass  dieEintheilungs- 
glieder  einander  nicht  gehörig  ausschliessen,  sondern  Nr.  2 
theils  mit  Nr.  1  und  Nr.  3  zusammenfällt  (wie  denn  bei  den  Grie^ 
chen  ästhetische  und  Verstandesbildung  mit  der  körperlichen 
immer  parallel  gieng) ,  theils  mit  Nr,  4  (wie  denn  die  Bildung 
des  religiösen  Sinnes  nur  modificirte  Bildung  des  Empfindungs- 
vermögens und  wenigstens  ohne  die  letztere  nicht  möglich  ist). 

Als  Perioden  in  der  Geschichte  der  Erziehungskunst  setzt 
der  Hr.  Verf.  S.  5  ff.,  sich  blos  auf  die  Christliche  Zeit  ein- 
schränkend, folgende  fest:  1)  Von  den  Kirchenvätern  an ,  2) 
vom  Cten  Jahrhundert  an,  3)  von  der  Kirchenverbesserung  an, 
4)  unser  Zeitalter,  in  vielchem  bald  die  Tendenz  des  Humanis- 
mus ,  welcher  neuerdings  an  Thiersch  einen  wackern  Ver- 
theidiger  gefunden  hat,  bald  die  der  Staatserziehung,  bald  das 
Jesuitische  Verfinsterungs-System ,  gegen  welches  Hr.  L.  sich 
ganz  vortrefflich  ausspricht,  bald  das  vom  Verf.  im  2ten  Ab- 
schnitt seiner  Abhandlung  als  einzig  richtig  anerkannte  vor- 
geherrscht hat.  Es  ist  zu  bedauern ,  dass  Hr.  L.  von  den  drei 
ersten  Perioden,  die  er  annimmt,  ausser  einer  Stelle  aus  Basi- 
lius,  gar  keine  Belege  gegeben,  wie  auch,  dass  er  unter  den 
Kirchenvätern  keinen  unterschied  gemacht  hat ;  da  doch  z.  E. 
»US  Augustin.  de  mendaclo  sich  ganz  Anderes  ergeben  möchte, 
als  aus  Clem.  Alexandrinus  u.  A.  Wie  sehr  auch  in  aqdernRück- 
sichten  die  Kirchenväter  von  einander  abweichen,  dariiber  fin- 
det sich  Mehreres  in  K.  F.  Stand  1  in' s  Geschichte  des  Ratio- 
nalismus und  Supernaturalismus  ^  Götting.  1826,  S.  19ff.  Eine 
übersichtliclie,  aber  kritische,  Zusaramensteilung  der  auf  Pä- 
dagogik bezViglichen  Aeusserungen  derKirchenväter  dürfte  wohl 
eine  interessante  Preisfrage  für  Theologie  Studirende  auf  Uni- 
versitäten seyn,  wann  sie  in  den  literarischen  Theil  der  Patri- 
stik  eingeweiht  sind.  S.  12  giebt  Hr.  L.  eine  kurze  Uebersicht 
von  der  Literär-Geschichte  der  Pädagogik,  berücksichtigt  aber 
fast  nur  die  Grundsätze  der  Kantischen,  Fichteschen, 
SoheUingischen  Schule  und  unter  den  Eklektikern  beson- 
ders den  Heidelberger  Schwarz.  So  weit  von  der  Pars  hi~ 
atorica  der  Sectio  prima.  Nun  folgt  S.  17 ;  Pars  doctri/ialis^ 
worin  die  Mängel  der  bisher  aufgestellten  Erziehungsweisen 
darin  gefunden  werden,  dass  sie  a)  entweder  kein  Princip  oder 
kein  gehöriges  haben  (dass  bei  der  Erziehung  weder  Alles  auf 
den  Körper,  noch  auf  die  Geistesbildung,  noch  auf  die  Zwecke 


Lindner :  De  finlbus  et  praesidüs  artis  pacdagogicnc.  287 

des  Staates  oder  der  Kirche  bezogen  werden  dürfe);  b)  das« 
auch  die  zur  Erreichuns:  des  einen  oder  des  andern  der  genann- 
ten Erziehungs -Zwecke  angewandten  Mittel,  namentlich  die 
Iluinanitäts-Wissensclialten  und  die  IMiilosopliie,  unzulänglich 
seyen.  Der  llr.  Verl",  l^ämpft  liier  olfenbar  mit  Schatten,  da, 
wie  auch  oben  schon  angedeutet  wurde,  nicht  leicht  ein  so  ein- 
seitiges Erziehungs-Systeui  aufgestellt  worden  oder  in  der  An- 
wendung Statt  gefunden  hat,  wo  iiber  der  einen  Riicksicht  die 
andern  ganz  wären  vernachlässigt  worden,  sondern  immer  nur 
eine  oder  die  andere  vorherrschte. 

Sectio  II  von  S.  20  an  enthält  des  Hrn.  Verfs.  Ansicht  von 
der  Pädagogik.  Das  Wesen  der  Erziehung  iindet  er  in  dem 
Ausspruche:  Du  sollst  Gott  lieben  von  ganzem  Herzen  u.  s.  w. 
Hier  Hnden  wir,  meint  er,  1)  die  Grenzen  der  Erzielmng  be- 
stimmt. Denn  dieser  Ausspruch  zeigt  t)  dass  der  vornehmste 
Zweck  aller  Erziehung  die  moralische  Veredlung  seiner  selbst 
aus  Liebe  gegen  Gott  seyn  mi'isse,  — wobei  auch  die  Stellea 
Matth.  IG,  2(»  und  1  Kor.  13,  1  und  2  benutzt  werden —  und 
dass  alle  andern  Zwecke  diesem  untergeordnet  werden  mVissen, 
2)  dass  aber  aucli  die  Körperbildung  nicht  zu  vernachlässigen 
sey :  denn  es  heisst :  ayaTcriöus  xvQtov  -^  -  s^  okrjs  rijg  t  ö  jj  v  o  g 
öov.  3)  dass  hierzu  aucJi  die  Bildung  des  Empfindungsvermö- 
gens, also  auch  Kunstbildung,  kommen  müsse  ,  wie  ja  deutlich 
aus  den  Worten  Iiervorgehe:  dyaTOJötig  -  -  £|  okr^q  Tt]g  iIj  v x'^ g 
öov.    4)  dass  auch  Verstandesbildung  nicht  fehlen  dürfe,  wie 

die  Worte  zeigen:    dya7t)]6. f^  üA>;g  rrjs  ö L avo Ca g  öov* 

5)  Endlich  auf  die  — ebenfalls  nöthige —  Erziehung  rücksicht- 
lich des  kirchlichen  Lebens  führen  die  Worte:  dyaTCijö. 6| 

oAj^S  T^g  xaQÖiag  öov.  II)  Derselbe  Ausspruch  belehrt  auch 
über  die  Hülfsmittel  der  Erziehung;  diese  sind:  1)  die  rechte 
Disciplin,  welche  immer  dem  göttlichen  Willen  gemäss  handeln 
wird;  2)  die  rechte  31etliode,  die  auf  den  göttlichen  Beistand 
vertrauet  und  dem  gefallenen  Menschen  durch  die  \on  Gott 
und  Christus  vorgeschriebenen  Mittel  zu  Hülfe  kommt.  Zuletzt 
wiederholt  der  Hr.  Verf.  kürzlich,  was  er  im  Jahr  180S  in  der 
JJtss.  de  methodo  historico- genetica  geschrieben  hat,  welcher 
Methode  er  in  seinem  Lehramte  an  der  Bürgerschule  immer  ge- 
folgt sey  und  durch  die  er  sich  grosse  Liebe  bei  seinen  Schülern 
erworben  habe. 

W  elcher  Zw  ang  von  Hrn.  L.  der  zum  Grunde  gelegten  Bi- 
belstelle angethan  sey  ,  darüber  mögen  dieExegeten  richten*). 
Wenigstens  ist  nicht  das  Mindeste  geschehen,  um  eine  so  son- 
derbare Erklärung  —  wenn  dies  nämlich  irgend  Erklärung  hei- 


*)  Dicsa  idt  bereite  in  Winer's  und  EngeUiardt'a  Journal  sehr  scharf 
geschehen. 


288  Programme. 

ssen  kann —  nur  einiger  Maassen  philologisch  zu  begründen. 
Dabei  wird  es  immer  vergebliche  Mühe  seya,  die  Worte  i^vi% 
TtaQÖia,  nvBVfia  im  N.  T.  und  die  ihnen  entsprechenden  Hebr. 
t£;33 ,  aS  und  andere  psychologisch  genau  scheiden  zu  wollen. 
Wie  oft  sie  lic  nagakkrj^ov  stehen ,  zeigen  ja  die  biblischen 
Wörterbücher  und  die  Concordanzen.  Hierzu  kommt,  dass  die 
fragliche  Stelle  zunächst  aus  dem  A.  T.  entlehnt  ist  (5  Mos. 
6,5),  wo  bekanntlich  in  gnoraischen  u.  a.  Abschnitten  der  Pa- 
rallelismus merabrorum  herrscht.  Auf  ähnliche  Art,  wie  in  die- 
ser Stelle,  wird  1  Timoth.  (J,  18  die  Wohlthätigkeit  durch  vier 
parallele  Wendungen  bezeichnet:  ayccd'OEQySLV ^  nXovtt.lv  iv 
iQyoLS  xakoig ,  sv^iTudotovg  tivai,,  xoLvcjviJtovg.  Eher  könnte 
mit  einigem  Scheine  von  Wahrheit  1  Thessal.  5,  25,  okoxktjQov 

—  TTjQrj&SLTj ,  auf  die  körperliche  und  geistige  Erziehung  an- 
gewandt werden.  Auch  ist  der  2te  Theil  der  Sect.  11  nichts 
weniger  als  aus  der  oftgedacliten  Bibelstelle  hergeleitet ,  nicht 
einmal  Alles  im  Isten  Theile;  vielmehr  sind  oft  andere  Stellen 
der  Bibel ,  so  wie  die  Handlungsweise  Jesu  gegen  seine  Jünger 

—  wie  auch  passender  war —  zu  Hülfe  genommen. 

üebrigens  liegt  offenbar  beim  letzten  Eintheilungsgliede 
des  Isten  Theils  ein  anderes  Eintheiiungs-Princip  zum  Grunde, 
als  bei  den  vier  ersten. 

Seine  Lehr-3Iethode  will  Hr.  L.  nicht  in  Gymnasien  an- 
gewandt wissen  (nach  §  -4) ,  und  doch  spriclit  er  §  7  von  der 
Anwendbarkeit  derselben  beim  Unterricht  in  der  Metaphysik 
und  Mathematik. 

Sehr  viel  ist  an  dem  Lateinischen  Ausdrucke  des  Verfassers 
auszusetzen.  Pag.  II  im  Prooemium  ist  wol  opella (kleine Mühe)  mit 
opusculum  verwechselt.  P. III  steht:  historicainpartem  tractare 
tiebere  arbüramur  de  modo^  statt  historicam  dissert.  parlem 
ita  iractandam  esse  (oder  besser :  ///  hinti  pai'te  ita  versandutn) 
arbitr.^  ut  dicamus  de  modo;  p.  -4  ceu  st.  timquain  oder  velut; 
publica  instüuta  st.  publice  inst. ;  civitatis  commodis  prospicere 
st.  inservire ;  p.  5  si  a  -  -  revelatione  inchoaverimus  st.  inilium 
fecisseinus  (da  visi  sumus  respondisse  vorhergeht)  und  osten- 
derimus  st.  exposuissemus ;  pur  et  st.  patet  oder  apparet;  p.  5 
es  institutis  ab  iis  fundatis  et  ordinatis  st.  ex  rebus  ab  iis  oder 
per  eos  institutis  ;  p.  6  de  genio ,  quo  educatio  primis  christia" 
nis  temporibus  regebatur  st.  de  vi  ac  natura  educationis ,  qualis 
fuit  prima  Christianorum  aetate;  etiam.  adhuc  st.  etiam  tum; 
p.  7  desidiei  (eine  blos  dichterische  Form)  st.  desidiae  ;  gy- 
vinasia.,  quae  ex  monasteriisprogressa  st,  quae  ex  iis  exstilerunt ; 
p.  8  reducere  st.  revocare^  wie  in  einer  ähnlichen  Stelle  p.  10 
richtig  steht;  contendimus  tarnen  simul  st.  iideiii;  p.  l)  hanc  in 
rem  vielleicht  st.  hac  ?nente  ;  ideam  in  vitam  convertendam  st. 
qualem  animo  informassent  ^  ad  vitam  et  usum  referendams 
jam  vero  (welches /erwer  bedeutet)  st.  atqui;  quatenus  specta- 


Lindiier:  De  fiolbua  et  pracsIdlU  artis  paedagogicae.  289 

mus  st.  spcctemus  (wegen  der  or.  obliqua),  so  wie  naclilier,  in 
gleichem  Zusammenhange,  richtig  steht  qualenus  curemus ; 
p.  10  motns  inqtiieli  st.  rcnim  novarum  Studium  ;  omiltant  quae^ 
rere  st.  desinant ;  coiiamina  (ein  poetisches  Wort)  -  -  confun- 
dantur  st.  conatus  rcpriniantur  f  p.  11  corporis  cultus  latissimus 
vielleicht  st.  latissime  patens ;  disscrere  compellcremur  fit.  dis- 
sereudum  nobis  esset;  p.  12  cum  iufra  o^etur  »t.  futurum  sil^ 
ut  agatur.,  oddT  in  einer  einfachem  Wendung;  illud  tarnen  in 
promtu  quoque  est  st,  tarnen  illud  quoqiie  in  pr.  est ;  educatoria 
ars  st.  ars  educandi;  p.  13  in  praxi  st.  in  agendo  oder  in  vita 
agenda;  \i.  H  perversa  appliratione  st.  perverso  usu  (denn  in 
gutem  Latein  hat  applicatio  eine  ganz  andere  Bedeutung) ;  jm- 
gatio  st.  conjunctio  i  in  rulgus  innotescere  st.  innotescere  allein, 
oder  in  vulgus  edi;  tria  7iisi  tempora,  7nomenta  cerle  st.  si  non 
tcmp.,  at  certe  morn. ;  objectum  und  subjectum  iiistitulioms  st. 
iW,  quod  instituenti  propositum  esse  debeut  \\\n\  is .,  qui  insti- 
tuatur ;  p.  16  ex  quibus  tantummodo  brevitaiis  causa  nomino 
(das  hiesse:  Ich  nenne  nur  der  Kürze  wegen)  st.  ei"  q.  nomi- 
nare  oder  comniemorare  sufficiat;  p.  18  miuinie  tarnen  id  eo  us- 
que  cxtendcndum  ni.  eo pertinere  ptttandum  ;  eodem  mndo^  quo 
inverso  tantum  st.  quemadmodum^  versa  vice;  cum  inlclligen- 
tiae  in  Universum.^  tum  reipublicae  in  specie  st.  vel 
i/t.ellectui  vel  reipubl.  (wie  sich  auch  der  Ilr.  Verf.  weiterhin, 
sowolii  logisch  als  philologisch  passender  auj^driiekt);  quibus 
adjuugimus  modo  st.  hoc  unum  ;  p.  19  etiamsi  non  aberraverit 
a  vero  suo  scopo ,  ut  factum  esse  historiu  ckimat ,  no7i  cettseri 
potest  etc.  st.  etiamsi .^  eum  saepe  a  vero  oder  ab  eo,  quod  pro- 
positum esset.,  aberrasse^  non  constaret  historia  teste.,  tumen 
non  posset  censeri  etc.  ;  de  praesidiis  ad  liunc  finem  obtinendum 
hie  ibique  adkibitis  si.de  rationibus.1  quas  passim  inierunt ;  quod 
nunc  illas  attinet  st.  atque  illas  quidem  quod  uttinet ;  non  abso- 
lulam  st.  Jion  perjeclam  et  omnibus  numeris  absolutam  ;  partim 
—  partim  st.  tum  -  -  tutn ;  si  negare  v  ei  i  m  u  s  st.  vellemua 
(weil  der  Nachsatz  heisst:  injusti  essemus);  congratulaturi fo- 
rent  et  -  -  discerent  st.  congratulantes  -  -  discerefit ;  p.  20  cu- 
jus idem  est  Jinis  st.  cui  ide/n  est  propositum  ;  p.  21  /lon  hae- 
sitamus  mit  dem  Inf.  st.  non  dubitamus ;  p.  22  inauguratio  in 
doctrinaefidei  christianae  elementis  st.  doctrina  (d.  i.  instilutio) 
clementorum  cet.;  quae  tamen  non  eo  spectont  st.  neque 
vero  haec  cet. ;  p.  23  ordo ,  secundum  quem  procedere  deljet 
cducatio  st.  ratio  ,  quam  sequi  debemus  in  liöeris  educandis ; 
quo  -  -  serviut  st.  ut ;  ut  -  -  Uterus  foveat  quascunque  st. 
quasque  o<lc.r  omnes ;  contaminureperhorrescant  st.  hor- 
reant  oder  (mehr  der  Prosa  angemessen)  dubitent  oder  (stär- 
ker) religioni  sibi  ducant  ;  quo  purius  traderctur  st.  tradebatur 
(da  derHr.\erf.  ja  nicht  sagen  will:  damit  sie  desto  reiner  ge- 
lelirt  würde)  ;    quo  projundius  —  disciplinas  penetrassent  st. 

Jahrb.  f.  Fliil.  u.  fadag.  Jahrg^W.  lieft  11.  20 


290  Programme, 

quo  accurattus  d.  cognovissent ;  p.  24  licet  st.  quamvis  (da  von 
Wirklichem,  nicht  von  blos  Gedenkbarem,  die  Rede  ist)  -  - 
essent  emensi;  denuo  -  -  recepta  est  st.  des  blosen  recepta  est; 
quo?nodo  scaturiant  inde  principia  (im  Sinne  des  Französ. 
principes)  st.  quomodo  decreta  quaedain  oder  certae  quaedam 
ratiojies  exsistant;  salutetn  generis  hum.  pr  omovere  st.  aii- 
gere;  qua  in  re  merita  st.  quam  in  rem  m.  oder  (iinabliängig 
von  merita)  quo  in  gener e  ;  p.  25  tnodo  n  o  n  (st.  we)  serviant ; 
tit  in  salutem  atque  stabililatem  civitatis  redundet  (näml.  vilaS 
st.  ut  inde  niasimae  ad  rempublicam  tum  conscrvandam tum au- 
gendam  redundent  utilitates;  p.  26  ca  {^verba)  -  -hoc  invol- 
vunt  (doch  nicht  einhüllen.,  einwickeln? y ^i.  hanc  vim  habent; 
ßdei  confessio  st.  credendorum  forrnula  ;  voluntas  plane  regene- 
rata  et  transformata  at.  penitus  immutata;  auoque  siniiil  st.  si- 
mul  allein;  p.27  antequam  de  his  agamus  ^i. quaeramus ;  suo- 
viet  st.  suopte;  hos  poscimus  -  -praeire  debere  esempto  st.  posci- 
'  mus.,  ut  exemplo  sint ;  corroborare  st.  covfirmare  unimum; 
p.  28  ut  ad  ejus  ^  quam  nos  probatnus ,  in  educando  servandam 
methodi  esj)ositione7n  ulteriorem  accedamus  st.  ut  eam^  qua 
nos  quidem  utendum  esse  putamus.,  educandi  rationem  niagis 
esplicemus;  p.  29  esplicitum  st.  explicatujn;  p.  30  adeo  st. 
eam  ob  causam;  docent  jam  (st.  vel)  parabolae ;  p.  30  regulas 
dis cipulis  infor7nes  st.  discipulorum  animis ;  retexere  opus 
operatum  st.  telam.,  quam  texuerunt ;  p.  31  intr oducan- 
tur  [st.  inducantur)  Uli  viri  loquentes ;  discendi  Studium  ultra 
modum  in  ea  (Juveniiite)  excandescit  st.  juvr^ntus  miro  quodam 
atque  insolito  studio  discendi flagrare  coepit;  p.  32  in  vitam  re- 
suscitata  st.  a  morte  revocata;  p.  ^*i  facultatis philosophicae 
niaxime  spectabilis  st.  ordinis  philosopho?'um  amplissimi  (denn 
das  Prädicat  .^.^spectabilis'-'-  erhält  nur  der  Decan  der  Facultät)  ; 
p.  34  stifficiant  modo  humeri  ei  (nämlich  honori)  f er  endo  st. 
oneri;  ^uod  igitur  munus  (zu  Anfange  einer  neuen  Pe- 
riode) st.  quod  quidetn  etc.;  si  non  -  -,  tamen  st.  at.  Ueber- 
dies  ist  öfters  jienipe ,  inter  (fiir  apud\  proprie.,  effatum.^  adeo- 
que.,  porro^  immo.,  falsch  gebraucht,  und  Kunstwörter,  wie 
specialis.,  nicht  vermieden.  Uebeltönend  is{  p.  19  die  Zusam- 
menstellung rero /ere,  so  wie  p.  31  et  etiamnum.  Schwer- 
fällig  ist  der  Ausdruck  besonders  in  der  Stelle  p.  23  :  .,.,Evan- 
gelium  enim  —  iantumabest^  ut  non  tain  i?isciiiae^  quam 
obscurandi  populos  tenebris  studio  non  adver setur ,  ut potius 
literas  alat  foveatque. 

Druckfehler  sind  p.  II  oportunitate  (für  opp.);  p.  11  Pä- 
dagogick  (für Pädagogik);  p.  21  ist  ?ne  vor  dedisse  in  derSten 
Zeile  weggeblieben;  p.  24  ist  getheilt  nihil-ominus  (für  ?iihilo~ 
minus)  und  p.  20  eben  so  fehlerhaft  perspex-eris  (für  perspe- 
seris).  Am  fehlerhaftesten  sind  die  Griechischen  Stellen  abge- 
druckt.    So  steht  p.  6  XQi]  si.  ^Q^^    naidccg  st.  naldaSi   tov 


Fülle  :  Soll  man  mit  Schülern  über  Methode  sprechen  ?       291 

(melirereraalc)  st.  rdv,  tv  xccidsla  xal  vov&etSia  st.  naidBicc  x. 
vov&Eölcc,  ngärijS  st.  TtQcorrjg,  p.  21  wieder  jigiört]  st.  jrpcJrjy, 
Gov  (mchreremale)  st.  öoi»,  ävtt]  st.  avri]  (wie  p.  22  avrov 
st.  raTov,  T«/g  st.  Tcäg ,  höä  st.  ilöcö,  ovdsv  st.  ovdäv).  Vor 
avTt]  ngcoT}]  tvroh]  solUe  kein  Komma,  sondern  ein  Punct,  vor 
clyant'jösig  Tov  Tchjölov  kein  Punct,  sondern  ein  Kolon,  nach 
dg  ötavvöv  kein  Fragzeichen,  sondern  ein  Punct  stehen;  p.  22 
gteht  in  den  Worten;  rt  yccQ  co<pskHrccL  ävdQcajiog  das  Komma 
nach  c6q)ikHTai,  da  es  doch  nacl»  av^g,  stehen  sollte,  uud  nach 
(lyccjDjv  ÖS  ft}}  txa  ein  Punct  statt  eines  Koloiu 


Einif^eGedanlccn  zur  Beantwortung;  der  Frage:  Soll  der  Lehrer 
in  de?i  oberii  Classen  eines  Gymnasiums  mit 
seinen  Schulern  über  seine  Met hode  sprechen? 
veranlagst  durch  die  am  10  u.  Uten  April  1826  anzustellende  Prü- 
fung der  5  Classen  des  Ilerzog-I.  BraunschMeig-Oelssischen  Gymna- 
siums, zu  weldier  —  einladet  Christian  lartraugott  Füiie,  Prorector 
an  demselben.   Oels.   10  Seiten  in  4. 

Dass  der  Lclircr  mit  seinen  Schillern  in  den  höhern  Gy- 
mnasialclassen  Viber  die  Art  und  Weise  seines  Vortrags  nicht  nur, 
.sondern  aucli  über  die  jjfesammte  Anordnung,  welche  er  inllin- 
siclit  einer  wissenschat'tliclien  oder  einer  sprachlicfien  Lection 
trifft,  und  über  die  Zwecke,  zu  deren  Erreichung  in  dieser 
Auordnunjr  dicMittel  gegeben  werden,  —denn  dieses  alles  ver- 
steht der  Ilr.  Verf.,  Avie  aus  mehrern  Stellen  der  Abhandlung 
zu  sehen  ist,  unter  Methode- —  sprechen  könne,  ohne  weder 
dem  Dünkel  der  Schüler  Vorschub  zu  thun,  noch  seinem  eige^ 
nen  Ansehen  oder  demjenigen  seiner  Mitlehrer  hei  den  Schü- 
lern zu  schaden,  wird  gehörig  bewiesen;  so  wie  auch,  dass 
dem  Wahne  der  Schüler,  als  habe  man  sich  in  der  Schule  blas 
auf  Brodwisseiiscliaften  einzuschränken,  und  der  Vorstellung,  als 
sey  der  Lehrer  gleichsam  ein  Gegner  des  Schülers,  nicht  bes- 
ser begegnet  werden  könne,  als  durcli  Darlegung  des  Ver- 
fahrens, dessen  sich  der  Lehrer  in  der  Schule  bedient;  und 
endlich ,  dass  der  Lehrer  selbst  sich  hierdurch  vor  Mechanis- 
mus und  Sclilendrian  bewahre.  Es  hätte  noch  hinzugefügt  wer- 
den können,  dass  gelegentliche  Winke  über  Lehrart  Viberhaupt 
und  in  einzelnen  Fächern  besonders  denjenigen  Schülern,  Mel- 
clie  sich  zu  Lehrern  in  Kirchen  und  Schulen  bestimmen  — und 
das  ist  doch  auf  den  meisten  Gymnasien  die  Mehrzahl —  für 
ihren  künftigen  Biruf  recht  nützlich  m erden  können;  und  dass 
ja  überhaupt  die  Schule  nicht  hlos  durch  das,  was  sie  lehrt, 
sondern  auch  durch  die  Gesaramtheit  uud  den  Geist  ihrer  Ein- 
richtungen (in  methodischer,  wie  in  dlscipliuarischer  Hinsicht) 


2ü2  l*  r  0  g  f  a  m  m  ^.. 

für  die  ganze  Lebenszeit  der  Zöglinge  biUlcnd  werden  soll. 
Aber  wie  oline  grossen  Zeitverlust  und  andere  INachtheile  sich 
der  Lehrer  gegen  die  Schiller  Vlber  seine  Methode  auszuspre- 
chen ]iabe,  das  ist  nicht  Inniänglich  entwickelt,  und  was  der 
Verf.  als  ein  Beispiel  znr  Erläuterung  seiner  Ueliauptungen  bei- 
fVigt,  nämlich  auf  welclie  Art  er  selbst  die  cursorische  Lesung 
einiger  Abschnitte  des  Livius  in  der  ersten  (.'lasse  migoordnet 
und  eingeleitet  h^be,  leidet  oflenbar  an  Uebcrfiillnng.  —  S.  3 
Iieisst  es:  Wird  nicht  dadurch  Aav  Hiiinvigung  zum  JJünkel  der 
Jugend  neue  Nahrung  gegeben*?  anstatt  Hinneigung  der  Jugend 
zum  Dünkel,  S.  C:  ff  enn  auch  die  Stimme  seines  Gewissens 
dem  BelJiörten  den  Leltrer  recfitfertigt  ist,  m  ie  manches  andere, 
unklar  und  S.  i);  „mit  ein  Paar  Worten''  ist  unrichtig. 


Anlcündig'ung  der  offentl.  Scluilprüfungen  und  Schulfeierlichkciten  der 
Herzoglich  Nassauischeii  Piidagogien  in  Hadiimar,  Djllenburg  und 
Wiesbaden  am  Schlüsse  des  Schuljahrs  im  März  1826.  Mit  einer 
Abhandlung  über  die  Kntarttmg  der  Jugejid  in  der 
neuern  Zeit^  von  Wdh.  frorßth,  Prof.  u.  Beet,  an  deiü  Päda- 
gog,  in  Hadamar.  Wiesbaden,  1826.  16  Seiten  in  4, 

Der  Hr.  Verfasser  sucht  zuerst  „mit  tiefen  Gründen" ,  wie 
Kästner  sagt,  und  zum  Theil  sich  selbst  (aus  frühem  Pro- 
gr^ranjen)  wiederholend,  zu  beweisen,  dass  zur  allseitigen  Bil- 
clung  des  Menschen  die  Bildung  des  Körpers ,  des  Verstandes 
und  des  Herzens  gehöre,  und  d^ss  die  letztere  die  höchste  sey. 
Jm  2ten  Abschnitte  stellt  er,  indem  er  hier,  so  wie  im  Folgen- 
den, Ideen  vqp  Fries  und  Stellen  aus  Schiller  benutzt,  die 
Annahme  des  ,, Tugendgesetzes",  der  Freiheit  und  Unsterblich- 
keif;  der  Seele,  so  wie  der  Gottheit  „als  des  heiligen  Urgrun- 
des aller  Dinge"  als  die  iioth wendigen  Bedingungen  ,.zu  einem 
tugendhaften  Leben"  dar,  Der  3te  Abschnitt  giebt  ein  ausser- 
ordentlich vortheilhaftes  GeniäUle  der  frühern  t]rziehung, 
r^-rman  w^iss  nicht,  aus  welcher  Zeit -^5  gegen  welches  im  4ten 
Abschnitt  das  Gemälde  der  neuern  Erziehung  sehr  absticht. 
Die  wesentlichen  Züge  in  demselben  sind  diese,  Die  mit  Liebe 
inid  Eifer  begonnene  „Kopfbildung  brachte  immer  grössere  !Va- 
turkenntniss"^  und  diese  (doch  wol  nur  die  oberflächlich  ge- 
schöpfte*?) führte  zum  Empirismus,  Materialismus,  Atheis- 
mus, Indilferentis.'iius;  die  eifrige  Betreibung  der  reinphysi- 
schen und  mathematischen  neben  den  Erfahrungswissenschaf- 
ten führte  z;um  „Intellectualismus" ;  durch  grössere  Natur- 
kenutniss  wurden  die  Mittel  zum  Genüsse  vervielfacht;  daraus 
entstand  Genusssucht,  wodurch  der  Sinn  fi'ir  das  Höhere  er- 
stickt ward;  mit  diesem  sj;hwand  auch  der  Glaube  an  göttliche 


Frorath:  Die  Entartung  der  Jugcad  in  «1er  neuem  Zeit,       21)3 

Offenbarung,  und Gleichg:ültij:kcit  gegen  Religion  und  Tugend, 
und  damit  gegen  Kirclie  und  Staat ,  verbreitete  sicU  bis  in  die 
niedrigsten  Hütten.  Wie  aber  die  Eltern  waren,  so  wurden  na  ■ 
tiirlifh  auch  die  Kinder,  und  was  nicht  zu  Hause  schon  ver- 
dorben war,  wurde  es  durch  „verirrte  Lehrer  der  Schule  und 
Kirche'^,  oder  doch  durch  ,,elir-  und  scliaiiilose  Scliriften  und 
durch  schäiidlirlic  Beispiele  schlechter  UmgCber.'"''  Hierzuxkain 
die  frühe  Weitbilduiig,  die  man  der  Jugend  gab,  und  die  Theii- 
nahmc  an  allen  gesellschaitliclien  Vergnügen  und  Genüssen, 
welche  man  jungen  Leuten  gestattete.  Endlich  wirkte  auch  der 
lange,  verheerende  Krieg  aiif  "»iellache  Weise  zur  Entartung 
der  Jugend.  —  In  der  ganzen  Schilderung  ist  leider!  das  Biciste 
Avahr.  Indessen  liat  man  aus  allen  Zeitaltern  der  Welt,  von  den 
ältesten  biblischen  Urkiuiden  an,  ähnliche  Scliilderungen  der 
Verdorbenheit  des  Menschengeschlechts ,  und  eine  Sammlung 
derselben  möchte  in  vielen  Rücksichten  liöclist  lehrreich  seyn. 
Im  5ten  Abschnitt  jeigt  der  Hr.  Verf.,  dass  eine  bessere  Er- 
ziehung nur  von  der  steten  Verbindung  der  Herzensbildung  mit 
der  „Kopfbildung"  zu  erwarten —was  eigentlich  schon  im  Istea 
Abschn'.tt  gezeigt  ist —  und  dass  zu  diesem  Zwecke  schon  vie* 
les  durch  bessere  Gestaltung  der  Schulen  und  der  kirchliclieu 
Verhältnisse  in  unsern  Tagen  geschehen  sey.  Viel  Heil  ver- 
spricht Hr.  F.  sich  endlich  auch  vom  Unterricht  in  der  „wahren" 
Pliilosophie  auf  Schulen,  d.  h.  von  einer  solchen,  welche  die 
lieiligen  übersinnlichen  AVahrheiten  lehrt,  und  die  positiveRe- 
Jigionals  nothwendiges  Mittel  zum  sittlicli-religiosen  Leben  ver- 
theidigt."  Man  sieht  leicht ,  dass  der  Verf.  einen  zweckmässi- 
gen lleligions-Unterricht  meint,  welcher  freilich  ohne  Pliiloso- 
phie niclit  gehörig  gegeben  werden  kanii. 

Die  Schreibart  in  diesem  Programm  ist  hin  und  wieder  feh- 
lerhaft, z.  E,  wegen  ihr  S,7  anstatt  ihrelwegeu  oder  ivegeii  der-' 
selben;  S.  15  wegen  Mangel  st.  Mangels ;  S.  4  des  höchst-mög- 
livhsten  Grades;  S.  12  anders  «'/est,  als;  S.  23  soll  dann  (st, 
denn)  -  -  werden'?  S.  28  Bemühet  euch^  dass  sie  Tugend  -  - 
Heben.  Zweideutig  ist  S.  27  Der  -  -  Unterricht  -  -  erfordert 
«inen  ununterbrochenen  Besuch  der  Schüler.  Mistönend  ist 
S.  8  und  12  üh<*rzeugend  gezeigt.  Gemein  ist  S.  27  den  Unter- 
richt vollständig  abmachen  st,  vollenden.  Zuweilen  ist  der  Aus- 
druck etwas  preciös,  z.  E,  wenn  S,  4  der  GeistFührer  und  Herr- 
scher des  Menschen  heisst  und  der  Körper  Diener  des  Geistes; 
sehr  oft  Kopf bildung;  S,  4  Schlussvermögen;  dv;  Kopfanlagen. 
S.  7  Es  giebt  ein  unwandelbure^  ewiges  Gesetz  für  Gesininnig 
und  That,  das  der  Allwoise  ins  Menschenherz  grub.  S. !)  Vor- 
"weis  und  JSachweis  (im  Verhältniss  zum  Beweis) ;  S.  10  die  Ver- 
ehrung der  Wahrheiten  (st.  die  Anerkennung  derselben);  S.  12 
die  starren  Gesetze  der  Natur  können  unsere  Seele  nicht  tref- 
fen; S.  15  diu  uiieigciumtzigen  St;hriftwerke  waren  Ergüssu  von 


294  Prog-ramme. 

reinen  -  -Männern;  eine  anständige  Jugend;  S,  10  und  23Ura- 
geber  der  Jugend ;  aus  Noth  und  Eiusiclit  der  Privaten  und  Re- 
gierungen ;  S.  11)  der  heisshungrigc  Trieb  zu  geuiessen;  S.  21 
der  fromme  Kinderglaube  erstummte;  gerade  Worte;  S.  28 
gerade  Rede ;  S.  22  Man  hatte  -  -  grosse  Begierden  im  Herzen 
der  Jugend  aufschiessen  lassen;  S.  27  verhütet  das  Aufschiessert 
grosser  Begierden;  S.  23  Auch  hat  die  vervollkommnete  Ver- 
ßtandesbildung  nicht  jene  Verderbniss  der  Sitten  gebraclit,  son- 
dern die  neben  ihr  nicht  vervollkommnete,  oder  vernachlässigte, 
oder  gar  aufgegebene  Bildung  des  Herzens  (welches  fast  mehr 
auf  Lateinische  Art  gesagt  ist). 

S.  30  folgt  der  Jahresbericht  vom  Pädagogium  zuHadamar 
vom  Schuljahr  1825  und  20,  desgleichen  S.  43  vom  Pädagogium 
zu  Dillenburg  und  S.  00  vom  Pädagogium  zu  Wiesbaden, 


Zur  offentl.  Prüfung  am  15 ,  16  u.  17  Aug:.  und  zur  feierlichen  Verse- 
tzung der  Schüler  und  Entlassung  der  Abiturienten  —  ladet  ein  — 
der  Kector  (des  kün.  ka(,hol.  Gyuinas.)  Köhler.  Breslau,  1826.  2!) 
Seiten  in  4. 

Vorausgeschickt  ist  auf  10  S.  eine  Abhandlung  des  Prof. 
Heibig:  lieber  den  Nutze7i^  der  aus  der  Mitthei-' 
lung  der  Schulprogramme*)  für  den  Gymnasial- 
nnterricht  im  Allge7neinen  und  insbesondere  für 
die  deutsche  Sprache  entsteht.  Der  erste  Vortheil, 
welcher,  nach  dem  Hrn.  Verf.,  aus  der  erwähnten  Einrichtung 
entspringt,  neralich  dass  die  Lehrer  die  Methoden  und  über- 
haupt die  Mittel  kennen  lernen  ,  deren  man  sich  auf  den  Gy- 
mnasien bedient,  um  den  Zweck  der  sittlichen  und  wissenschaft- 
lichen Bildung  zu  befördern,  wäre  gewiss  desto  grösser,  wenn 
die  Verfasser  der  Programme  öfter  von  ihrer  und  ihrer  Mit- 
lehrer eigenthümlichen  Methode  und  Disciplin  sprächen,  wie 
der  Director  undKirchenrath  Matthiä  in  Altenburg  und  der 
Director  und  Consistorialrath  Wiss  in  Rinteln  oft  in  ihren  Pro- 
grammen gethan  haben.  Hr.H.  erwartet  von  jenen  3Iittheilun- 
gen  auch  eine  grössere  Gleichförmigkeit  im  Unterrichte  der 
Sprachen,  Wissenschaften  und  Fertigkeiten  (denn  so  sagt  er, 
anstatt:  Gleichf.  des  Unterrichts  in  den  Spruchen  u.  s.  w.). 
Aber  er  gesteht  selbst,  dass,  Megen  der  hier  grössern,  dort 
kleinern,  Anzjthl  der  Lehrer,  Classen  und  Schüler,  eine  völlige 


*)  Die  Verordnungen,  durch  Mclche  in  der  Preusä. Monarchie  die- 
ser, auch  für  andere  Länder  wünschenswerthc  Programmen  -  Tausch  ins 
Leben  getreten  ist ,  habe  ich  im  Auszüge  mitgctheilt  im  N.  Archiv  für 
Phiiol.  u.  Pädagogik  Ir  Jahrg.  5  u.  G  Heft,  S.  55  ff.  Der  Rec 


Uclbig:  lieber  den  Nutzen  der  Mittheilung  der  Gyranasiulprogr.  295 

Gleicliformigkeit  in  dieser  Hinsicht  nicht  möglich  sey.  Er  be- 
nutzt übrigens  die  Gelcffcnhcit,  um  zu  zeigen,  dass  und  warum 
der  Französische  Sprachunterriclit  in  den  Lections-Verzeic-i- 
iiissen  aller  Gymnasien  eine  Stelle  verdiene.  Uesonders  aber 
glaubt  er,  dass,  wenn  die  Lehrer  der  verschiedenen  Gymnasien, 
denen  der  Unterricht  in  der  Deutschen  Sprache  anvertraut  ist, 
einander  ihre  Bemerkungen  Viber  streitige  Puncte  dieses  Unter- 
richts-Gegenstandes in  Prop'ammen  mittheilten  ,  und  dabei  die 
Werke  der  berühmtesten  Sprachforscher  zu  Rathe  zögen,  eine 
Schulgrammatik  bearbeitet  werden  köimte,  Avelche,  wenn  sie 
in  allen  Schulen  als  Leitfaden  eingeführt  würde,  Eiiilieit  in  die 
ganze  Sprache  bringen  (besonders  gleichförmige  Sclireibung 
herbeiführen)  und  den  Streitigkeiten  über  so  ^icJe  sclnvierige 
Puncte  derselben,  deren  der  Verf.  selbst  (am Schlüsse  des  Pro- 
gramms) viele,  mit  Benutzung  neuerer  Sprachlehren  ,  anführt, 
ein  Ende  machen  müsste. 

Eine  solche  Uebereinstimmung  ist  aber  weder  zu  hoffen, 
noch  zu  wünschen.  In  allen  menschlichen  Dingen  ist  nur  steter 
Fortschritt  zum  Bessern,  aber  niemals  Vollendung,  möglich, 
und  auf  dem  Gebiete  der  Literatur  gilt  durchaus  kein  Ansehen 
der  Person  und  kein  3Iachtgebot. 

Wahrscheinlich  Druckfehler  sind  S.  1  die  Mittel,  der  (an- 
statt deren)  sich  Jeder  bedient;  S.  2  sie  (die Programme)  zei- 
gen, dass  man  überall  -  -  Sorgfalt  auf  die  -  -  Muttersprache 
venceiide  (st.  verwendet)^  dass  der  Jüngling  -  -  vorbereitet 
werde  (st.  wird);  S.  3  ausheimische  Sprachen  (st.  ausländische 
oder  fremde) ;  S.  5  sie  suchen  sich  Ruth  (st.  sie  ziehen  zu  Ra- 
the) ;  S.  5  und  anderwärts  liheinbeck  (st.  üeinbeck).  Die  Schreib- 
art Kapital^  Kultus^  Klasse^  Zirkular^  Ofjicier  ist  doch  wol, 
wenn  man  auf  die  Abstammung  der  Wörter  Rücksicht  nimmt, 
zu  misbilligen.  Das  Semikolon  setzt  der  Verf.  liäulig  da,  wo 
ein  Komma  stehen  sollte.  —  S.  11  folgen  die  Schulnachrichten. 


Zu  der  d.  8, 10  u.  11  Aug.  zu  haltenden  öffentl. Prüfung  und  der  auf  den 
12  Aug.  festgesetzten  Schulfcierlichkeit  ladet  ein  Joseph  Kabath,  Di- 
rcct.  des  kön.  kathnl.  Gymnas.  zu  Gleiwitz.  Voran  steht  eine  Rede: 
/Fie  können  die  Schüler  eines  Gymnasiums  Be- 
weise einer  wahreji  und  echten  Vaterlandslie- 
be geben?  Vom  Oberlehrer  M.  Böbel.  Breslau,  1820.  34  S.  in 4. 

Der  Ilr.  Verf.  giebt  auf  diese  Frage,  wenn  man  Alles  ins 
Kurze  fasst,  die  Antwort:  Wenn  sie  nach  wahrer  und  harmo- 
nischer Bildung  des  Herzens,  Geistes  und  Körpers  mit  ernstem 
unablässigen  Eifer  streben.  Gelegi;n(lich  wird  in  kräftigen 
Worten  sehr  viel  Beherzigenswerthes  für  die  Schüler  und  übri- 


200  Kürzere  Anzeigen. 

gen  Einwoliner  gesagt.  An  Uebertreibnngcn  felilt'  es  freilich 
nicht.  Anch  leidet  die  Darstellung  oft  an  zu  üppiger  Fülle, 
an  Unrichtigkeit  und  Dunkelheit.  \on  der  ersten  Periode  mag 
es  wol  heissen :  3IoIe  sua  mit.  Zwanzig  Zeilen  muss  man  lesen, 
ehe  man  das  Prädicat  des  Hauptsatzes  findet.  S.  3  diese  der 
Belehrung  und  Bildung  (wessen?)  gewidmeten  Mauern.  S.  4 
vjisere  Gefühle  der  Ehrfurcht.,  anstatt  die  Gef.  unserer  E. 
Ebendas.  Sie  geben  unserer  Jugend  ein  belehrendes  Beispiel^ 
an  Allem  -  -  Antheil  %u  nehmen.  Welche  Constniction !  Ebend. 
euch  geliebten  Schillern.,  anstatt  euch.,  geliebte  Schüler^  oder 
euch.^  unsern  geliebten  Schülern.  Eben- so  S.  G  tr'f  Deutscheti; 
S.  3  und  14  ihr  geliebten  Schüler ;  S.  12  ihr  lieben  Schüler.,  an- 
statt ihr  ^  liebe  Seh. ;  S.  IQ  ihr  geliebten  jugendlichen  Freunde; 
S.  4  ich  halte  es  für  meine  Pflicht ,  d  a  s  s  i  c  h  mich  -  -  an  die 
Jugend  wende ;  S.  5  ein  Gegenstand.,  der  -  -  für  die  Würde 
des  Tages  -  -  schicklich  ist ;  S.  7  steht  mah?ie  anst.  machen  ver- 
druckt. S.  8  ein  ernstes  Streben  nach  Gesundheit  anst.  gehö- 
rige Sorge  für  die  Gesundheit.  S.  !)  das  Steigen  und  Fallen 
eurer  Sinnlichkeit  anst.  die  grössere  oder  geringere  Herrschaft 
über  dieselbe.  Undeutlich  ist  ebendas.  der  höhere  Sinn  des  Le- 
bens. S.  10  bei  den  vielfach  sich  durchkreuzenden  und  oft 
schwer  zu  losenden  Verhält7iisse?i  und  Aufgaben  des  Lebens 
anst.  bei  den  sich  durchkreuz.  Verh.  und  den  oft  schwer  zu  lö- 
senden Aufg.  S.  11  wünscht  der  Verf.  mit  Flammemvorten  in 
die  Seele  aller  Bewohner  reden  zu  können.  S.  13  seine  bessere 
An-  und  Einsicht  über  lieligion  anst.  Ansicht  von  der  Bei.  und 
Einsicht  in  dieselbe.  S.  15  der  Jüngling.,  der  Menschheit  Blume. 
S.  16  die  Ausschiveifungen.,  derer  (anst.  deren)  ich  ihrer  grin- 
senden Hässlichkeit  wegen  gar  nicht  er  wähnen  (anst.  ge- 
denken)  würde.  Ebendas.  eure  junge  Tugend.  Oft  ist  das 
Semikolon  und  das  Kolon  falsch  gebraucht.  —  S.  18  folgen  die 
Schulnachrichten. 

J.  D.  Schulze. 


Kürzere   Anzeigen. 

Anfangsgrunde  der  mathematischen  Geographie 
für  mittlere  und  obere  Klassen  der  Gymnasien,  sowie  für  Alle,  wel- 
che ohne  niatherantische  Vorkenntnisse  sich  einen  deutliclicn  Be- 
griff von  dem  AVeltsysteme  zu  verschaffen  wünschen  ;  von  J.  P.  Brc- 
wer,  Trofessor  der  Mathematik  und  Physik  in  Düsseldorf.  Mit  4 
Steintafeln.  Düsseldorf,  hey  Job.  Ehrhardt  Schauh.  1828.  VIU  u. 
154  S.  gr.  8.  Preis  IG  Gr. 

"er  Verf.  will  durch  dieses  Lehrbuch  —  ia  der  Voraus- 


Brewcr:  Anfangsgründe  der  matlicmnt.  Geographie.  207 

Setzung,  dass  auf  solchen  frclelirtcn  Scluilcii ,  wo  aiicli  für  den 
L'ntcrricht  in  der  Geosfrapliie  Zeit  ül)ri^  gelassen  bleibt,  der 
Liiterriclit  in  dem  mathematischen  'riieiie  dieser  Ilüirswissen- 
schalt  aber  aus  Furcht  vor  grossen  Schwierigkeiten,  und  wegen 
der  Vorstellung,  als  ob  dazu  grosse  und  tiefe  mathematische 
Kennlnisse  erfordert  wi'irden,  ^on  Seiten  des  Lehrers  vernacli- 
lässigt,  oder  wenigstens  mit  minderem  Eifer  besorgt  werde;  so 
wie,  das8  nicht  alle  Lehrer  auf  solchen  Schulen  Gelegenheit 
gehabt  haben,  sich  so  gründliche  Kenntnisse  der  Astronomie 
und  mathematischen  Geographie  zu  erwerben,  als  nöthig  sey, 
utn  selbst  die  ersten  Anfangsgriinde  ihren  Schillern  mit  gehöri- 
ger Deutlichkeit  vortragen  zn  können —  dieser  Klasse  der  Leh- 
rer einen  leicht  verständlichen  Leitfaden  in  die  Hände  geben, 
<liesen  Liiterricht  mit  Erfolg  ertheilen  zu  können,  und  um  so 
mehr,  da  er  bey  Ablassung  desselben  durchaus  keine  Vorkennt- 
nisse, auch  nicht  die  einfachsten  matliematischcn  Lehrsätze 
vorausgesetzt  habe,  so  das  jeder,  der  nur  eben  wisse,  was  ein 
Punkt,  eine  Linie,  eine  Ebene,  ein  Kreis  u.  s.  vv.  ist,  dasselbe 
ohne  Anstoss  durchgehen  könne,  und  versichert  zugleich,  dass 
er  nicht  allein  dabey  nach  Verständlichkeit  gestrebt,  sondern 
auch  die  Grl'indlichkeit  niciit  vernachlässigt  liabe. 

Die  Auseinandersetzung  des  Inhalts  wird  dem  Leser  be- 
richten, w  as  er  in  diesem  Werkchen  zu  erwarten  habe.  —  Die 
Einleitung  (S.  1 — l.j)  bescliäi'tigt  sich  zuvörderst  — alle  Er- 
läuterungen über  den  Uegriff'  der  Geograpliie  im  Allgemeinen 
und  über  deren  verschiedene  Eintheilungsarten  mit  Stillschwei- 
gen übergehend —  im  §1  mit  der  Definition  der  mathematischen 
Geographie,  (die  ganz  kurz  mit  den  Worten  abgefertigt  wird: 
„Die  mathematische  Geograpliie  betrachtet  die  Lage,  Gestalt, 
Grösse  und  Bewegung  unserer  Erde,  so  wie  die  zunächst  davon 
abhängenden  Erscheinungen.''  Wo  bleiben  aber  die  J  erhält- 
nisse  der  Erde  zu  andern  Jreltkörpern ,  besonders  zur  Sonne 
und  zum  Monde?)  und  verhandelt  nun  sofort  — indem  von 
der  Erfahrung  ausgegangen,  dass  man  noch  nirgend ^i  einen 
Ort  gefunden  habe,  wo  der  Himmel  oder  die  Sterne  auf  der 
Oberlläche  der  Erde  oder  der  3Ieere  aufliegen,  und  daraus  der 
Schluss  gefolgert  wird,  dass  das  Auf-  und  JNiedersteigen  der 
Sterne  nur  scheinbar  sey —  den  Horizont,  die  mathematischen 
Ebenen,  die  Vertikallinie,  den  \  ertikalkreis  u.  s.  w. ,  ertheilt 
dann  Unterricht,  wie  man  die  Höhe  eines  Sterns  über  dem  Ho- 
rizont messen  könne,  desgleichen  über  die  scheinbare  Jiewe- 
gung  der  Sterne,  gehtnunzur  Betrachtung  der  Mittagslinie  über 
undschliesst  mit  der  i'Jiutlieiiung  des  Horizonts  in  32  Weltgegen- 
den.—  Man  ersieht  mithin  aus  dieser  kurzen  Andeutung,  dass  der 
\  f.,  oline  sich  auf  Erörterung  der — wenigstens  nach  desllez.  An- 
sicht nöthigen —  V  orbegrilfe  diesen  Haupttheils  der  Geographie, 
über  Kaum,  körperliche  Ausdehnung  der  Himmelskörper  (nach 

20  * 


298  Kürzere  Anzeigen. 

Länge,  Breite  und  Dicke),  über  die  zur  Messung  erforderlichen 
Maasstäbe  und  über  die  darin  verschiedenen  Arten  einzulassen, 
den  Schüler  sogleich  in  das  Innere  der  Wissenschaft  einführt, 
ja  2um  Theil  schon  Gegenstände  erklärt,  die  in  andern  Lehr- 
büchern bis  zu  dem  letzten  Abschnitte  aufgespart  werden,  dass 
also  der  überraschte  Schüler,  um  mit  einem  gemeine«  Sprich- 
worte zu  reden,  schon  hier  derbeNüsse  aufzuknacken  bekommt. 

Alle  übrigen  Lehi-sätze ,  so  weit  der  Verf.  sein  Ziel  sich 
gesteckt  hat,  sind  unter  6  Abschnitte  vertheiit  worden,  die 
in  folgender  Ordnung  auf  einander  folgen: 

Ister  Abschnitt  (S.  16—36) :  Von  der  Gestalt  der  Erde. 
In  diesem  Abschnitt  sind  zugleich  die  Lehren  vom  Erdäquator 
und  Meridian,  von  der  geographischen  Länge  und  Breite  (wo 
zugleich  von  der  zu  verschiedenen  Zeiten  und  in  verschiedenen 
Erdgegenden  veranstalteten  Messung  verschiedener  Breiten- 
grade gesprochen  wird)  und  von  der  Verschiedenheit  der  Tages- 
zeiten untergebracht  worden. 

2te:'  Absciinitt  (S.  36 — 57):  Von  der  eigenthümlichen  Be- 
wegung der  Sonne ,  (ds  der  Ursache  der  Verschiedenheit  der 
Jahreszeiten.  Der  Verf.  hätte,  um  nicht  für  den  ersten  Augen- 
blick missgedeutet  zu  werden,  in  dieser  Ueberschrift  statt  des 
Beyworts  eigenthiiinlich  lieber  das  passendere  scheinbar 
wählen  sollen.  Der  Grund,  warum  er  in  diesem  Kapitel  die 
Ursache  der  Abwechselung  der  Jahreszeiten  der  Sonne  zu- 
schreibt, erhellt  aus  §  29,  wo  er  unter  anderm  sagt:  „Obschon, 
wie  wir  in  der  Folge  näher  hören  werden,  die  Bewegung  der 
Sonne  ^e^^n  die  Fixsterne  nur  scheinbar,  und  es  nicht  die  Sonne, 
sondern  die  Erde  ist,  welche  sich  bewegt ;  so  müssen  wir  doch 
hier,  so  wie  in  der  Naturlehre  überhaupt ,  die  Erscheinungen 
zuerst,  so  wie  die  unmittelbare  Beobachtung  sie  giebt,  kennen 
lernen,  ehe  wir  die  wahre  Ursache  und  den  Innern  Zusammen- 
hang derselben  ergründen  können.  Auch  sind  in  diesem  Falle 
die  Wirkungen  für  uns  ganz  dieselben ,  es  mag  die  Sonne  oder 
die  Erde  sejn,  welche  sich  bewegt."  In  diesem  Abschnitt  wird 
nun  zugleich  von  der  Ekliptik,  deren  Schiefe,  von  den  12  Stern- 
bildern, den  W^endekreisen,  der  geraden  Aufsteigung  u.  s.  w. 
gesprochen. 

3ter  Abschnitt  (S.  57 — 81):  Von  der  Bewegung  der  Erde 
tind  der  Planeten.,  als  der  wahren  Ursache  der  verschiedenen 
Tages-  und  Jahreszeiten.  Hier  kommt  nun,  nachdem  das  Nö- 
thige  über  relative  und  absolute  Bewegung  vorausgeschickt  wor- 
den, die  Rede  zuerst  auf  die  doppelte  Bewegung  der  Erde,  wo 
zugleich  die  Gründe,  welche  für  dieselbe  sprechen,  ausführlich 
auseinander  gesetzt  werden.  Dann  kommen  die  übrigen  Plane- 
len an  die  Reihe,  in  so  fern  sie  die  Lehre  von  der  Bewegung 
der  Erde  bestätigen.  Dem  Uranus  werden  aber  erst  6  Monde 
zugetheiit.   Auch  ist  den  Kometen  ein  eigner  §  gewidmet. 


Brcver :  Anfangfgründe  der  maihemat.  Geographie.  299 

4ter  Abschnitt  (S.  82—100) :  Von  den  Bahnen  der  Erde 
?ind  den  Ploneieri  überhaupt^  so  wie  von  einigen  jninder  merk- 
lichen Veränderungen  derselben  und  deren  Einfluss  auf  die 
Zeitrechnung.  Hier  werden  die  Ellipsen  mit  ihren  Brennpunkten, 
die  Apsidenlinie,  das  Vorriicken  der  Nachtpleiche,  die  Schiefe 
der  Ekliptik,  die  \  erschiodenheit  der  Sonnentage  und  die  Son- 
nenjahre abgehandelt,  aber  von  dea  übrigen  Planeten  ist  keine 
Rede  weiter. 

5ter  Abschnitt  (S,  100  — 130):  Von  den  verschiedenen 
Licht  gestalten  des  Mondes,  so  wie  von  den  Mond-  und  Sonnen- 
finsternissen. Dieser  Abschnitt  beschäftigt  sich  bloss  mit  den 
in  der  Ueberschrift  angegebenen  Gegenständen,  und  entwickelt 
nicht  allein  die  Ursachen  der  verschiedenen  ^  erfinsterungen, 
sondern  auch  der  verschiedenen  Gestalt  des  Mondes. 

6ter  Abschnitt  (131 — 154):  Von  den  verschiedenen  Mit- 
teln^ die  Oberflüche  der  Erde  oder  einzelne  Theile  derselben 
bildlich  darzustellen.  Hier  werden  nun  die  Hiranielskugel,  die 
llingkugel,  die  Planetarien,  der  Globus  und  die  Landcharten 
und  deren  verschiedene  Entwerfungsarten  ausfiüirlich  erklärt, 
ohne  dass  jedoch  der  Eintheihing  der  letztern  in  General-  und 
Spezial-Charten  Erwähnung  geschieht.  Diess  ist  um  so  mehr 
zu  verwundern,  da  der  Verf.  in  der  Vorrede  behauptet:  „dass 
es  nicht  allein  unter  den  Schülern,  sondern  selbst  unter  den 
Lehrern  der  Geographie  sehr  viele  gebe .,  die  davon,  was  eine 
Landcharte  ist,  und  was  sie  eigentlich  zu  leisten  im  Stande  ist, 
keine  deutlichen  Begriffe  haben  sollen.''  Ei!  ei!  der  \erf. 
muss  in  seinem  Stande  ^ieltraurigeErfahrungen  gemachthaben. 
Zum  Schluss  dieses  Abschnitts  spricht  er  noch  von  denStern- 
charten  und  von  den  Instrumenten,  womit  die  Höhe  der  Berge 
gemessen  wird,  und  fügt  die  Höhe  von  12  ausgezeichneten  Berg^ 
gipfeln  hinzu,  was  eigentlich  schoa  in  das  Gebiet  der  physischea 
Geographie  einschlägt. 

•ilez.  kann  nun  zuvörderst  versichern,  dass  alle  in  dieser 
Uebersicht  herausgehobenen  Lehrsätze  mit  der  grössten  Aus- 
führlichkeit, die  selbst  öfters  an  Weitschweifigkeit  gränzt,  be- 
liandelt  und  ausgeführt  worden  sind.  Dennoch  darf  er  nicht  be- 
haupten, dass  der  Verf.  den  ganzen  Inbegriff  der  mathemati- 
schen Geographie  erschöpft  habe.  Denn,  jene  bereits  gemach- 
ten Ausstelluiiiren  ungerechnet,  hat  der  Verf.  ferner  unter- 
lassen, über  die  Grösse  und  den  Linfang  der  übrigen  Planete.i, 
über  die  Länge,  deren  Entfernung  von  der  Sonne  und  von  der 
Erde,  zu  sprechen.  Leberdiess  sind  >erschiedene  interessante 
Punkte,  als  der  Flächenraum  und  der  Kubikgehalt  des  ganze« 
Erdballs;  die  Grösse  und  Ausdehnung  der  5  Zonen  und  ihre 
Verhältnisse  zueinander;  die  Aequinoktial-und  Solslitialpunkte; 
der  Lnterschied  der  kliiuate;  der  Unterschied  der  Erdbewoh- 
ner eowohl  ia  Hinsicht  de»  Schatten?,  den  sie  werfen,  »Is  eaeh 


800  Kürzere  Anzeigen. 

in  Aiiseliung  ihrer  Vertheilimg  nach  mathematischen  Längcn- 
und  Breiten-Verhältnissen  entweder  nur  iliichtig  berührt,  oder 
wohl  gar  ausser  Acht  gelassen  Avorden.  Nocli  mtiss  llez.  be- 
merklich machen,  dass  der  Verl",  in  der  Vorrede  den  Lehrern, 
welche  beym  Unterricht  sein  Lehrbuch  zu  Grunde  legen  wollen, 
anrätJi,  den  4ten  Abschnitt,  obschon  auch  hcy  Erklärung  des- 
selben durchaus  keine  mathematischen  Kenntnisse  vorausgesetzt 
M  orden,  doch  zum  ersten  Mahle  zu  Vibergcheii,  oder  wenigstens 
nur  Scliüleru  von  schon  reiferem  Verstände  vorzutragen,  weil 
dieser  Gegenstand  schon  eine  grössere  Kinsicht  und  Anstren- 
gung verlange,  Rez.  ist  indessen  der  Meinung,  dass  der  Leh- 
rer, wenn  seine  Zuhörer  die  Einleitung,  insbesondere  die31es- 
sung  der  Sterne  richtig  verstanden  haben,  unbedenklich  auch 
diesen  Abschnitt  vornehmen  könne.  Uebrigens  darf  man  aucli 
die  Versicherung  des  Verfs.,  dass  er  beym  Entwurf  dieses  Lehr- 
buchs nicht  einmahl  die  einfaclisten  mathematischen  Kenntnisse 
vorausgesetzt  habe,  nicht  zu  genau  nehmen.  Denn  wohin  ge- 
hören Beweise ,  wie  z.  B.  S.  142 ,  wo  von  den  loxodromischen 
Linien  die  Rede  ist;  „Istz.  B.  (Fig.  39)  nd  =  |§  ef,  so  muss 
no  =  |§  nm  =  4#  df  nehmen'"? 

Die  dem  Werke  beygegebenen  4  Steintafeln  zeichnen  sich 
durch  Feinheit  aus,  und  enthalten  zusammen  41  Figuren,  die 
S5ur  Ex-läuterung  und  Versinnlichung  der  geführten  Beweise  die- 
nen.    Jede  Tafel  ist  8  Zoll  hocli  und  1)^  Zoll  breit. 

Sowohl  Papier  als  Druck  unterliegen  keinem  Tadel,  und 
Druckfehler  sind  eine  wahre  Seltenheit. 

Dr,   Weise, 


JBpiotet's  Handbuch  der  stoischen  Moral.  Aus  dem 
Griechischen  übersetzt  und  mit  erläuternden  Anincrkungcn  Leglei- 
tet. Nebst  N aohr ichten  übe r  E picteV s  Lebeii  und 
Schriften  von  Friedrich  Junker,  Mannheim,  hei  Tobias  Löffler, 
1§26.  XXV  u.  54  S.  8.  12  Gr. 
[Kurze  lobenile  Anz.  von  Wolpcr,  mit  ein  paar  Ausstellungen, 
in  d.  Krit.  Bibl.  1827,  2  S,  185  f.] 

Kritik,  in  niederer  und  höherer  Geltung,  bedingt  ohne 
Widerrede  gebührliche  Strenge  und  nachsichtslose  Beurtheilung, 
zumal,  wenn  sie,  wie  die  unsrer  Jahrbücher,  für  absichtliche 
und  unbeschränkte  Oeffentlichkeit  berechnet  ist,  und  dadurch  zur 
frühem  oder  spätem  Bewirkung  alles  Bessern  und  Vollkommnern 
in  unserm  theuern,  humanistischen  Fache  dienen  soll.  Dar- 
um dürfen  wir  hier  nicht  Hehl  haben,  dass  uns,  gleich  bei  der 
ersten  Ansicht  dieses  Büchleins,  weder  dessen  Aufschrift^  noch 
die  Vorrede^  in  Beziehung  auf  diese  neue  editorische  Unter- 


Epictefs  Handbuch  der  etoischcn  Moral,  ül)cr9.  v.  Junker.     301 

nehmuiiir,  völlig:  zusagen  und  ifiiüfjeu  will.  Dort  durfte  der  Ur- 
nalinie  J^Jpiktetos  (aus  ilierapolis  in  Plirygieu)  am  Kudc  nicht 
verunstaltet  und  verkümmert  werden,  der,  srlion  von  uns  au 
einem  andern  Orte  er'.\ ahnten,  ersichtlichen  (Jereditiskeit  lial- 
ber,  welche  den  alten,  \()lk(hiimlichen  und  nicht  bedentmiirs- 
h)sen,  Benahmuniren  gehiihrt;  iileraul"  ffalt  es,  last  aus  dem- 
selben Gründe,  d.  h.  um  dem  schriltliciien  Alterthumc  immer 
gerechter  zu  werden,  gleich  die  Befjchränkung,  dass  diess  so- 
genannte y/V//«/Z»//r///f^///.  richtiger,  der -.///.s-://^'- aus  des  ,  meist 
mündlich  lehrenden  Piiilosoplien,  Epiktetos  Moral,  \on  dcr]Iand 
seines»  Schülers,  hlcuiauiis  Arriamis^  aus  iSicomedien,  schril't- 
licli  verl'asst  sey,  so  wie  drittens  der  Titel  des  Ihichleins,  nach 
reinclassischem  Geschm.acke  des  Lästigen  im  üeberlliissigea 
-  und  Schleppenden  dermal  wollig  entbehren  sollte  und  musste. 

In  der  /  orrcdv  beginnt  der  Herausgeber  mit:  „Ich."  Un- 
mittelbar darauf  spricht  er  in  der  dritteji  Person,  -  -  „war  die 
Absicht  des  \  erfassers,"  wo  es  uns  an  Folgerichtigkeit  zu  feh- 
len scheint ,  und  an  berechneter  Einheit  und  Zusammenstim- 
iriung.  Endlich,  dünkt  uns  das  wörtliche  Bekenntniss  des  Miss- 
trauens  und  der  Bescheidenheit  des  Verf.,  bezüglich  auf  seine 
,  sciiwachen  Kräfte  ,  entweder  dem  altväterliclien  Herkommen 
geschmacklos  entnommen  imd  um  50  Jahre  in  der  Gestaltung 
zurück,  oder  wolil  absicJitlich  gesucht,  überboten  und  nicht 
frei  \on  lästiger  Grimasse,  wenn  es  unter  andern  lautet;  „Und 
so  schliesse  ich  mit  dem  /'/-o/Hwe«  Wunsche ,  dass  mein  sckwa- 
vlics  ('?)  Bemühen  nicht  misskannt  werden  möge!  Sollte  ich 
durch  diese  geringe  Arbeit  nur  einigcnnaassen  auf  den  Beifall 
urtheilsfähiger  Keinier  Anspinich  maclien  können,  und  gewiss 
seyn  dürfen,  zur  Förderung  des  griechisch- classischen  Stu- 
diums, dem  der  Verf.  selbst  seine  geschäftsfreie  Zeit  mit  Liebe 
v>idmet,  citrus^  >\eiin  auch  nur  ein  kleines  Scherflein  beigetra- 
gen zu  haben  (grenzt  diess  nicht  an  das  Fade'?);  so  ist  mein 
AVunsch  erreiciit.  "•  Die  \orgesetzten,  sogenannten  Literur- 
iSutizeu  sind  für  diesen  Zweck  gut  und  vollständig  genug,  ob 
sie  schon  gedrängter,  und  mit  beschränkterm  Aufwände  an 
Druckraura  (mit  weniger  Lukulenz)  ertheilt  werden  konnten. 

Doch  nun  gilt  es  zunächst  die  Lleberselzuiig^  und  die  dar- 
unter gesetzten,  einzelnen  Erlänterungen.  Wohl  ist  (^s  hillig, 
den  Verf.  selbst  zuerst  über  Beides  zu  vernehmen,  lun  ihn  sei- 
ner Absicht  und  seinem  Plane  gemäss,  folglich  um  so  gerechter 
zu  richten.  Kr  spricht  von  einer  ,, möglichst  Nvorlget reuen  (war- 
um nicht  y'oy7//cÄe// ?*)  Lebersetzung,  ohne  dabei  ins  (Gezwun- 
gene und  Lmerständliche  zu  fallen;  ob  sie  aber  das  ()icj>rägc 
der  Neuheit^  der  Treue,  und  eines  richtigen  (richtigen'?  daran 
wird  doch  der  Uehersetzer  nicht  selbst  zweifeln'?)  und  ange- 
messenen Slyls  an  sich  trage'?  ob  ich  überall  den  besten  Aus- 
druck gewälilt  liabe,  und  die  ganze  Darstellung  ("?),  in  Wort 


802  Kürzere  Anzeigen. 

und  Sinn,  dem  Crundtexte  (der Urschrift)  entspreche ?  11. s. \v. 
Ich  habe  mich  bloss  bemüht,  das  Original  zu  zeichnen'-'-  \i.  s.  w. 
Drauf  spricht  Ilr.  J.  von  dem,  bis  jetzt  nur  dürftig  bearbeiteten 
Originale,  von  den  Schwierigkeiten  des  üebertragens  bei  der 
Simplicität  des  Styis  ,  der  ,  durch  zu  hohe  (?)  Wörtliclikeit 
übertragen,  häufig  zu  Unverst^ndlicJikeit,  Härte  und  Geschmack- 
losigkeit (Geschmacklosheit)  verleiten  unirde.  Dann  heisst  es 
abermals  in  leidiger,  lästiger  Wiederholung  des  meist  schon 
Gesagten;  „Hierzu  kömmt,  dass  diese  Schrift  noch  eine  Menge 
corrupter  Stellen  enthält,  und  der  Hand  eines  verständigen  (?) 
Criticus  noch  manche  Mühe  übrig  lässt."  Wir  dürfen,  in  Folge 
imsers  Berufs ,  nicht  bergen,  dass  es  diesen  Vorgeständnissen 
des  Uebersetzers  und  Erklärers  an  Klarheit  und  Bestimmt- 
heit, an  gebührlicher  Anordnung  und  an  behufiger  Bündig- 
keit gebricht,  und  mussten  es,  nach  unsrer  ernsten  Ansicht 
vom  Schriftstellen ,  hier  in  llüge  nehmen ,  um  bei  ähnlichen 
Versuchen  ähnlicher  Herausgeber,  solchen,  nicht  folgerichtigen 
und  fast  unlogisch  geordneten,  Geständnissen,  Märe  es  nur  mög- 
lich, vorzubeugen,  Indess,  nun  abgesehen  davon  und  zur  Haupt- 
sache zu  kommen ,  wählen  Avir  uns  einige  Stelien  zur  nähern, 
unbefangenen  Erprüfung  des  Uebersetzers,  und  der,  mehr  oder 
w  eniger  erfolgten,  Anwendung  seiner  vorgängigen  Geständnisse 
darüber,  und  beginnen,  ohne  nähere,  absichtliche  Wahl,  so- 
gleich mit  dem  Beginn  der  Schrift  selbst,  nicht  ohne  einige  Be- 
schränkung auf  Leser  und  Mitbeurtheiier ,  die  entweder  der 
Urschrift  genug  kundig  sind  ,  oder  sie  doch  leicht  zur  Hand 
nehmen  können,  auf  dass  wir  die  Kürze,  nach  Gebühr  und  im 
Verhältniss  zu  dieser  neuen  und  minder  bedeutenden  Druck- 
erscheinung selbst,  berathen. 

Täv  ovrcav  xa  juiv  'H.  t.  A.  „Einige  Dinge  stehen  in  unse- 
rer Gewalt,  andre  niclit."  Wir  hätten,  der  antiken  Stellung, 
Einfalt  und  der  verheissenen  Treue  gemäss  ,  zu  übersetzen  ge- 
Avagt:  Der  Dinge  (der  Wirklichkeiten,  Zustände  u.  s.  m.)  man- 
che u,  s.w.;  statt  „stehen"^  war  das  sind  weit  angemessener,  da 
ja  „in  unsrer  Gewalt"  schon  an  sich  den  einfachen,  unphrasi- 
schen  und  ganz  unbildlichen  Ausdruck  f<p'  riulv  (bei  uns)  über- 
bietet; am  geeignetsten  war  es  Avohl ,  und  worttreu,  Mie  ver- 
sprochen wurde,  zu  dolmetschen:  Manche  Dinge  stehen  bei 
uns  u.  s.  w.  „In  unserer  Gewalt,  heisst  es  weiter,  stehen  das 
Urtheil,  das  Bestreben,  die  Begierde,  die  Abneigung"  u.  s.  w, ; 
warum  sind  hier  die  sogenannten  deutschen  Artikel  eingeschal- 
tet, die  aus  bekannten,  oder  doch  einem  Ucbcrsetzer  bekannt 
seyn  sollenden ,  grammatologischen  Gründen ,  ■f^o  wie  im  Grie- 
chischen, also  auch  im  Deutschen,  entbehrt  werden  mussten*? 
'T'it6X'ri^l)ig  ist  auch  keinesweges  Urtheil^  vielmehr  (Annahme) 
Wahn,  Vermuthung,  Meinung,  OQ^^iri  nicht  geradehin  Bestre- 
ben^ sondern  Erregung,  Antrieb,  Reiz,  Begierde  {frppetitus); 


Epictet's  Handbuch  der  gtolschen  Moral,  übers,  v.  Junker.     303 

OQslig  konnte  fViglich  durcli  Li/st  (Gelüste)  übertragen  werden. 
„Mit  einem  Worte ,  was  unser  Werk  ist."  Wozu  diese  Phraseo- 
logie, statt  des  einfachen:  unser  Werk'f  Die  folgende  Stelle: 
ovx  ecp  7j!iLV  ÖE  To  öcö^a  x.  r.  L  mit  der  allbekannten  und 
hier  unentbehrlichen  Partikel  öfc,  die  einen  Gegensatz  bildet, 
niusste  des  aber  nicht  ermangehi;  und,  nun  lässt  der  Ueber- 
setzer,  seltsam  und  sorglos  genug,  den  deutschen  Artikel  bei 
Ccöfia.^  xrijöig  weg,  welche  freilich,  aber  auch  aus  Griinden, 
deren  Erforschung  dem  Uebersetzer  und  Erklärer  oblag,  sich 
bei  den  folgenden  Begriffen  finden.  Unmittelbar  drauf  linden 
wir  ein  unstatthaftes  „ferner"  ,  was  die  Urschrift  nicht  kennt, 
eingesclnvärzt ,  und  dabei  abermal  das  gewichtigte  fihf  und  de 
in  der  Uebersetzung  unbeaclitet ,  oder  vergessen;  dxcokvtcCf 
und  das  entgegengesetzte  xw/li^rß sind  durch ///wr/e/'w/Ai/os,  und, 
der  ferhi/ideruNg  ausgesetzt^  wiedergegeben,  wo  das  zweite, 
ohne  Phrase,  durch  nubelnndert  sehr  gut  entsprach.  Meavrjoo, 
„bedenke"  ,  entspricht  wiederum  nicht  dieser  Imperativform 
desAoristus,  statt  der  des  Präsens;  das  ist  ja  eben  der  Triumph 
des  Uebersetzeus,  solche  feine,  idiomatisclie  Formen,  ist's  nur 
möglich,  nicht  ganz  aufzuopfern;  eben  so  ist  bald  drauf  die 
ConjunctiAform,  eav  oujdijg,  verwischt,  und  statt , /r///s  (tav, 
sl  ch')  du  wähntest^  irük/ten  möchtest ^  übertragen:  „wenn  du 
für  frei  wähnest."  Audi  im  nächstfolgenden  findet  sich  häufig 
willkülirliclie  PJiraseoIogie  des  Uebersetzers,  statt  der  leicht 
möglichen  Wiedergabe  des  sclilichten  yVusdrucks ,  z.  B.  I^tio— 
dr'jO]],  dass  du  Hindernisse  erleiden^  statt,  dass  du  behindert 
werden  wirst  u.  s.  w.;  aucli  sind  manche  Bedeutungen  von  Zeit- 
wörtern, wie  xaQay%ii']6]],  „in  Unruhe  gerathen",  bei  weitem 
nicht  erschöpft  genug,  so,  dass  es,  Avenigstens  in  dieser  Stelle, 
scheint,  der  Uebersetzer  sey  hier  der  schönen  und  leicht  be- 
merklichen Steigerung  der  Begriffe  ganz  vergessen  gewesen. 
Anlass  zu  ähnlichen  und  gleichen  Ausstellungen  bürden  wir 
meist  durch  die  ganze  Uebersetzung  nachweisen  können,  und 
sie  durften  den  sonst  fleissigen  Verfasser  um  so  schmerzlicher 
berühren,  je  mehr  er,  nach  seinem  löblichen  und  treuherzige« 
\orsatze,  ihnen  auszuweichen  gedachte;  am  meisten  verletzte 
er  wohl  das  sich  gegebene  Gesetz  der  wörtlichen  Treue  und 
Simplicität,  und,  wie  er  oben  sagt  oder  sagen  wollte,  der  wah- 
ren Zeichnung  des  Originals.  Mögen  nun  unsre  Leser,  die 
wir  jetzt  durcli  so  manches  Einzelne  durchzuführen  suchten, 
aus  der  wörtlichen  Mittheilung  einer  längern  und  zusammen- 
liängenden  Stelle,  aus  der  Mitte  heraus,  selbst  beurtheileu, 
welches  \erhältnissinässigen  Belangs  und  VVcrths  sonst  diese 
neue  Uebersetznng  sey,  und  was  sie  etwa  zur  Förderung  des 
dadurch  Beabsichtcten  beiwirken  könne  und  werde.  ^■Jbsrhnitt22. 
Ki  (pü.oöorpLUS  iTiL&vntig  x.  x.  )..  „Wenn  du  INeigiing  hast  zum 
Studium  der  (nacli)  Piiilosophie  {acht  Wörter,  wo  in  der  Ur- 


304  Kürzere  Anzeigen. 

Rclirift  nur  rfre?  stehen;  warum  nicht:  „Begehrst  du  nach  Phi- 
losopliie"'?) ,  so  niaclic  dich  sogleicli  darauf  gefasst,  dass  mau 
tlich  verlaclien  wird ,  dass  viele  deiner  spotten  und  sagen  wer- 
den: „(Wie)  plötziicli  ist  er  aJs  PiiilosopJi  zurückgekommen 'i'* 
«ud  :  „W  oiier  iür  uns  diese  liohen  (mit  stolzer  Aumaassung  iiiu- 
aufgezogenen)  Augenbraunen'?"  Maclie  du  aber  diese  i>Jiene 
nicht;  sondern  lialte  an  dem,  was  dir  das  beste  zu  se^'u  scheint, 
dermaassenfest,  als  ob  du  von  Golt  auf  diesen  jPos^ey^  (der  Weis- 
heit, der  Philosophie)  gestellt  sey'st ;  bedenke  aber  zugleich, 
dass,  wenn  du  auf  demselben  fest  beJiarrest,  gerade  diejenigen, 
die  dich  früher  verlachten,  dich  später  bewundern  ^verden; 
dass  du  aber,  wenn  du  ihnen  unterliegest,  doppelt  verlacht 
Merden  wirst/''  Abschuüt  23.  „Wenn  es  sich  einmal  fügt,  dass 
du  dich  (von  dir,  d.  h.  deinem  Innern  weg)  nach  aussen  (das 
Original  hat  bloss  das  Einfache,  Kräftige  und  Stoische;  'it,co 
CTQCCfpriVKi,  und  Erklärung  gehört  nic3it  in  die  Uebersetzung) 
wendest,  und  Jemanden  zu  gefallen  wiinsche;st ;  so  wisse,  dass  du 
(schon)  deinen  rechten  Zustand  verloren  habest.  Darum  begnüge 
dich  immer  damit.,  ein  Philosoph  zu  ueyn;  willst  du  es  auch  ir- 
gend Jemand  scheinen,  so  scheine  es  dir  selbst :  und  es  wird  dir 
hinreicliend  seyu." 

In  einigen  Wendungen  dieser  Uebersetzuug  in  ihrer  Ganz- 
heit, will  uns  bediinken,  tritt  die  lieiiutzung  der,  in  der  IJeyne- 
s  chen  Ausgabe  iintllichen /«/e/z/ZscÄe// iiervor ;  doch  lücJit  so 
oft  und  aulfallend,  dass  man  Anstoss  daran  nehmen  und  das 
griechische  Idiom  dadurch  verletzt  meynen  dürfte. 

JNocii  sind  zuletzt  die,  unter  den  Tevt  gestellten,  erläu- 
ternden Anmerkungen  unsrer  Beurtlieilung  anheiiugestellt.  J\ ach 
des  Verfs. ,  vielleicht  zu  vielseitig  berechneter,  Absicht  sollen 
sie,  in  plaimiässiger  Kürze  und  Bestimmtheit,  nur  schwierigem 
Puncten  beigefügt  seyn,  sich  theils  auf  Erläuterung  einzelner 
Worte  (Wörter),  theils  auf  Darstellung  (nähere  Bezeicliimng) 
des  Siims  ganzer  Perioden  mit  philologischen  und  historischen 
Nachweisungen  beziehen;  jene  sind  im  Texte,  durch  eine  Par- 
enthese be;nerkt,  wie  wir  schon  früher  einige  Beispiele  davon 
gaben,  diese  unter  dem  Texte  gewäiirt;  endlich  sollten  die, 
mit  grösserer  Schrift  gedruckten ,  Worte  (Wörter)  und  Sätze, 
als  wesentliche  Momente  des  Stoizismus,  zur  leichtern  Ueber- 
sicht  desselben,  dienen.  Wir  linden  die,  welche  dem  nähern 
Sinn  der  stoischen  Schule  nachhelfen  sollen ,  förderlich  und 
dienstlich,  und  besser  und  reichhaltiger,  als  die  wenigen  an- 
dern, und  mögen  nicht  aus  üeberzeugung  gestehen,  dass  Phi- 
lologie, Geschichte  u.  s.  w.  neuen  Ge\\inn  davon  ziehen  könn- 
ten. Selten  tritt  Hr.  J.  neu  und  selbstständig,  d.  i.  von  andern 
Erkläreru,  z.  B,  von  Heyne,  unabhängig  auf,  wie  z.B.  S.  43, 
wo  es ,  Anmerkung  99 ,  heisst :  „Die  Vergleichungen,  liier  und 
früher,  sind  ziemlich  gemein,  wurden  aber  von  den  Stoikern 


Die  Klaglieder  des  Ovidlus,  übers,  von  PCtz.  805 

ijeliebt."  Die  meisten  Citate  wären  fiifflicher  gleich  vollständig 
zu  ertlieilen  gewesen.  Schliessllcli  bleibt  im  Ganzen  dem  Verf. 
immer  noch  einiges  Lob  des  Verdienstlichen  bei  dieser  nicht 
mi'ihlosen,  wenn  auch  nicht  völlig  gchingenen  Unternehmung,  so 
dass  wir  keinen  Anstand  nehmen,  sie,  so  und  nicht  anders  und 
besser  ausgefülirt,  zum  Gebrauche  zu  empfehlen,  eben  so  Schü- 
lern, die  dem  Studiren  der  Gräcität  obliegen,  als  andern  deut- 
schen Liebbabern  und  Schätzern  des  stoischen  Systems  und  die- 
ser nicht  unbedeutenden  Quelle  zur  PJrkundung  und  nähern  Er- 
scliöprung  desselben.  Wir,  die  wir  an  eine  Steigerung  in  der 
Literatur  fröhlich  glauben,  erwarten,  in  einer  folgenden  Aus* 
icabe,  ob  \on  Hrn.  J.  oder  von  einem  andern  —  Besseres  und 
^  ollkommncres.  Fasit  DeuB  ita^  ne  detrimenti  quid  capiat 
res  publica  literaria! 

Fr.  Liebeg.  Becher»    • 


Die  Ktaglieder  (?)  des  Publijie  Ovidius  Naso,     Üe- 

bersctzt  und  erläutert  von  Heinrich  Christian  Pßtz,  Pfarrer(n)  der 
Keustädter  und  Diacunus  bcy  der  Hof-  und  Stadtgemeinde  zu  Ilild- 
burghnu8cn.  München  182(>.  Druck  und  Verlag  voji  E.  A.  Fleisch- 
mann.  288  S.  8.  In  farbigen  Umschlag  geheftet  18  Gr.. 
[Eine  unwesentliche,  lobende  AnZi  von  Gi'äfenhan  ui.  in  der  Krit. 
Biblioth.  1827  Hft.  I  S.  93  —  95.] 

Zur  schon  bekannten ,  und  anderwärts  (so  einzeln ,  als  im 
Ganzen)  beurtheilten,  fortlaufenden  Sammlung  der  Römischen 
Classiker  in  einer  neuen ,  Deutschen  Uebersetzung  u.  S4  w.  von 
einem  Deutschen  (sie)  Gelehrtenverein  gehörig. 

Es  heisst  in  der  Vorrede :  „Die  (diese)  prosaische  Ueber- 
setzung, die  ich  hier  dem  Publikum  (dem  Publikum?  warum 
nicht  gemessener,  dem  Abdrucke?)  übergebe,  ist  vorzüglich 
für  Anfänger  im  Lateinischen,  oder  (^vorzügliche  orfer  —  welch 
eine  unlogische  Verbindung,  —  wodurch  sich  auch  wohl  sofort 
ein  unfester  Plan  und  Zweck  kund  thut!)  für  Solche  (?)  be- 
stimmt, die,  ohne  Kenntniss  der  Sprache  des  Originals,  Be- 
kanntschaft mit  demselben  wüiischen.''  Für  beide,  im  grellen 
und  unbcreclineten  Abstiche  stehende  Zwecke  müI  nun  der  Verf., 
..nach  seinem  vorzüglichsten  Bestreben  ^  mit  wörtlicher  (wenA 
a\ich  etwa  mit  unschöner  und  geschmackwidriger?  )  Treue^  die 
höchste  (wie  überboten!)  Deutlichkeit  verbunden,  und  sich 
schmeicheln ,  nicht  ganz  u7nsonst  gearbeitet  zu  haben.  Rec. 
kann  und  darf  nach  seinem  kritischen  Berufe  die  täuschenden 
Ansichten  des  ücbersetzers  nicht  für  bewährt  halten,  und  muss 
ihn  zu  enttäuschen  suchen;  denn  er  würde,  einmal  A\c  angehen- 
den Latiuisten  für  sehr  bedauerlich    erachteq ,   falls  sie  einei 

Jahrb.  f.  F!til.u.l'jdag.  Jahrg.  n.  iJt/t  li.  gj 


306  Küjrzero  AnKcigen. 

golchen,  schier  schädlichen  IlilfsmittelH  zur  Forderung  ihrer 
Vorschritte  bedVirlten  ;  dium  würden  manche  andere,  Deutsche, 
der  Urschrift  unkundige,  aber  Leser  von  Einsicht  und  Ge- 
schmack ,  wenn  sie  nach  dieser  prosaischen  Deutscliung  ver- 
langten und  griffen,  wohl  sich  wundern  und  fragen,  wie  es  ge- 
schehen könne,  dass  Kenner  und  Scliätzer  der  lat.  poetischen 
(eiegeischen)  Sprache  aus  dem  reinclassischen  Augusteischen 
Zeitalter  den  Werth  eines  Ovidius  (  Ocid's  —  heisst  es  auch 
hier;  sollen  denn  aber  länger,  fragt  Rec.  beiläuiig,  unter  uns 
die  Namen  unsrer  altclassischen  Schriftsteller  in  ihrer  kräfti- 
gen, ihnen  unbedingt  gebührenden ,  nationalen  Endigung  ent- 
stellt und  verkümmert  werden*?)  so  hoch  anschlage.  Gleich- 
wohl wünscht  sich  der  Herr  Pfarrer  aufmerksame  Leser  seines 
^^Biichleins'-'- ^  welches  er,  wer  glaubt  es'?  eine  Zeile  früher  ein 
Werk  nannte,  und  dabei  billige  Beurtheiler.  Je  nun,  luisre 
Aufmerksamkeit,  hoffen  wir,  theils  schon  bekundet  zu  haben, 
theils  noch  näher  zu  bewähren;  auch  soll  sich,  hoffentlich, 
ungesucht  und  wie  von  selbst  ergeben,  wie  weit  etwa,  vor  dem 
kritischen  lllchtstuhlc,  dem  neue  Schriftweike  zur  pilichtigen 
Privfung  und  Entscheidung  über  sie  entboten  werden,  die  nach- 
gesuchte Billigkeit  stattfinden  könne. 

Ob,  mid  in  welchem  Maasse  Hr.  Pfitz  seine,  von  ihm 
selbst,  so  weit  er  sie  kaimte,  redlich  genannten,  nächsten  Vor- 
gänger,—  er  nennt  sie  indess  nur  neuere  —  einen  Se  11  (TVaMer- 
gedivhte^  1780),  einen  Schlüter  {Trauer bücher^  1798),  ei- 
nen Eichhoff  {Klag ge sänge  (?),  1803),  endlich  einen 
Sonnenleithner  {Trauer bücher^  1819),  hier  benutzt,  oder, 
was  erwünschlich  wäre,  Vxbertroffen  habe,  weiss  Rec.  nicht, 
so  gern  er  es  auch  eben  jetzt  wissen  möchte;  allein,  dass  ihn 
diese,  ihm  wahrscheinlicli  näher  bekannten,  und  zum  Theil 
nicht  misslungenen  Vorversuche  von  seinem  neuen  prosaischen 
Versuche  nicht  abwendeten,  das  findet  Rec.  gleichwohl  be- 
fremdlich, und  um  so  mehr  zur  ernsten  Rüge  geeignet,  je  mehr 
nns  die  ztrar  wohl  erkannte ,  aber  leider  immer  noch  schutz- 
und  schirmbednrftige,  Würde  des  Schriftstellens  überhaupt, 
und  die  wahre  Uedeutsamkeit  des. Deutschen  üebertragens  alt- 
classischer  Schriftwerke  insbesondere  anliegt.  Auch  sind  im  letz- 
tem Falle ,  und  nach  so  manchem  gelungenen  Versuche ,  der- 
mal die  Anfoderungen  weit  höher  gestellt,  als  sonst.  Dabei 
mag  sich  Rec.  auch  ein  Geständniss  nicht  versagen,  in  Hoff- 
nung ,  dass  es  auch  Andre  seiner  derartigen  Berufsgenossen  für 
bewährt  erachten  mögen.  Eines  lat.  Dichters  Schriftwerke, 
zumal  eines  ,  durch  leichte  und  wohlklingende  rhythmische 
Kunst  so  sehr  ausgezeichneten ,  Ovidius  Gedichte  (denn  Ge- 
sänge, oder  Lieder^  wie  sie  Hr.  Pf.  nennt,  hat  er  unsers  Be- 
dnnkens  nicht  rückgelassen)  in  Prosa  zu  übertragen,  trägt  schon 
iji  sich  selbst  einen  wahren  Widerspruch,  so  wenig  er  auch  an 


Die  Klaglicder  des  Ovldlus,  übers,  von  Pfit«.  807 

sicli  selbst,  lind  auf  noch  sehr  vielen  nalimliaftcn  Stiidienan- 
stalten  j^cfiililt  und  ^ewusst  werden  nia^,  zumal,  da  unsre  füg- 
same und  bilduuffsfäJiiire  Si>raclie  jetzt  mehr,  als  je,  fast  zu 
jeder  rhythmischen  Deutschung:  alt-  und  neuciassischer  Schrift- 
werke gestaltet  ist.  Will  sich  jetzt  nun  gar  eine  prosaische 
üebertraguug,  wie  die  vorliegende,  zugleich  auch,  der  wört- 
liclien  Treue  hingeben ;  nun  da  kann  es  wahrlich  nicbt  an  ei- 
niger Unlust  und  Kkel  gebildeter  Leser  gebrechen.  Indess  ab- 
gesehen davon  im  Allgemeinen,  gilt  es  aber  auch  noch  die 
Frage,  wie  es  hier  um  die  verlieisseiie,  wörtliche  Treue  und. 
höchste  Deutlichkeit  des  Sinnes  stehe*?  Stehe  darum  hier  st)- 
gU'icIi,  der  unbefangenen  Erpriifung  wegen,  der  Anfav^:;  Avx 
ersten  Elegie  im  I  B. ,  auf  rfew,  wie  bekannt,  in  Folge  des  fri- 
schen Feuers  der  Uebersetzer,  die  meiste,  wohl  auch  die  glück- 
lichste Milbe  verwendet  zu  M'erden  pflegt: 

^^Biichlein!  — dolmetscht  Hr,  Pfitz^—  du  willst  als q  {ich 
beneide  dich  nicht)  obne  mich  in  die  Hauptstadt  gehen,  wohin 
ich,  dein/Ze/T,  leider  nicht  darf,"  Wo  ist  aber  liier  das  wörl- 
lieh  Treue  in  den  übertragenen  Wörtern  und  Ausdrücken;  parre 
liber^  ibis  ^  ?iec^  ttrbem^  heu  mihi!  noti  licet  ire?  -—  „Gehe 
denrty  aber  schmucklos,  wie  es  dem  Buche  eines  Verbannten 
geziemt!  Als  Unglückbuch  nimm  des  jetzigen  Schicksals  Tracbt." 
i  ade^  gehe,  statt  wandle,  gualeuiy  wie  es  deni  Buche  u.  s,  w., 
höbe  habitum^  nimm  die  Traqht,  itifelix^  als  Unglückbucli,  sind 
ebenfalls  uinvörtlich  genug  wiedergegeben.  Wie  die  drauf  fol- 
genden vaccihia  purpureo  fuco  durch  ^^f^iolen  mit  falschem  Pur- 
pur'-''  übersetzt  werden  konnten,  begreift  sich  schwer  (und  diu 
Anmerkung  darüber  am  Ende  gnügt  nicht  niebr);  fucus  steht 
ja  hier,  wie  sonst  wohl,  für  Farbenstoff",  Farbenbrühe,  und 
die  Erwähnung  des /ff/s^Äe?^  Purpurs  (der  Schminke,  Avofür  oft 
diess  W^ort  gilt)  ist  hier  sehr  unwesentlich  und  falsch ;  lucti- 
bus^  in  der  3Iehrzahl,  wird  nicht  durch  das  Einfache  „aur 
Trauer"  erschöpft;  und,  welcher  deutsche  Leser  mag  ohne 
Urschrift  die  drauf  folgende  Stelle  verstehn'?  „Auch  trage 
keine  weiss  schimmernden  Buckeln  (?)  auf  schwarzem  Schnitte." 
—  „Solche  Verzierungen  mögen  glückliche  Bücher  schmücken." 
Verzierungen  mögen  schmücken?  Jnstrjimenta  sind  hier  kunst- 
volle Vorricbtuugen,  Veranstaltungen,  Zu riistu n gen.  Dem  näch- 
sten Pentameter /e  rfeceiu.  s.  w.  ist  utjtreu  genug  ein  ^^hingepen'''' 
angeflickt  worden.  Zugleich  spricht  sich  darin  die  wörtliche 
Untreue  de*  Verfs.  aus,  dass  er  meist  den  Gedaidcen  nicht  in 
der  absicbtlicben  und  darum  kräftigern  Wörterstellung  des 
Ovidius  wicdergiebt,  sondern  wie  ein  angebender  Latinist,  dem 
man  das  construe  verbüß  der  Verständlichkeit  wegen,  zuruft. 
Folglich  musste  auch  das:  felices  ornnnl  haec  histruinenta  li- 
bellos  mit  der  Wörterstellung  „glücklielu^  Büchlein  ,  Aufsittre 
u.  8.  w.  mögen  diese  Vorrichtungen  schmücken"  wiedergegebeu 


808  Kürzere  Anzeigen, 

werden.  „Auch  nicht  mit  zerbröckiiqhem  (bredillchem)  IJlms- 
stein  lass  die  beiden  Schnitte  dir  glätten,'-^  Ilüis.st  diese  M'ili- 
^iihriiche  Wendung  des  Uebersetzers  nicht  eine  untreue  Ver- 
letzung des  urheitlichen  poUantur?  Auch  dem  gewählten  Pro- 
saismus  spiuer  Uebersetzung  ist  er  oft  untreu.   7t,  B.  eben  hier; 

—  —  ou-^y  —  —  -  --       — 

„Auch  nicht  mit  ?erbröcklichem  Bimsstein  Uss  die  beiden 
Schnitte  dir  glätten  —  damit  du  struppig  mit  fliegenden  Haa- 

\j        o  -      -  u--'--  -u 

ren  erscheinest"  -r—  hald  drauf;  „dass  sie  von  meinen  Thräuea 

gemacht  sind.  Und  so  hexametrirt  der  Verf,  an  sehr  vielen  an- 
dern Stellen  ungebührlich  und  seinem  Plane  untreu,   z.  B.  bald 

drauf,  Vers  15,  wiederum  sehr  auffallend:    „Gehe  mein  Buch 

und  grüsse  in  meinem  Nahmen  die  theueren  Orte;  ich  will  sie 

wenigstens  n?it  dem  erlaubten  Fusse  betreten."  Konnte  denn 
wirklich  dem  Verf.  derlei  rhythmischer  Tact  beim  Niederschrei- 
ten entgehen*?  Gewahrte  er  ihn  aber,  wie  es  sich  fast  ver- 
steht, so  musste  er  ihn  entweder  ganz  vermeiden,  oder  sich 
völlig  zur  gebiihrlichen  Messung  nach  der  Urschrift  bestimmen. 
Was  Itec.  dem  Verf.,  theils  ans  diesen,  theils  aus  mchrern  an- 
dern beigegebenen,  gut  distichisch  oder  elegeisch  gestalteten, 
Proben  gern  angerathen  haben  würde.  So  lautet  z-  ß,  jene  be- 
kannte/wscÄri/lf  (Buch  I,  El,  7,  am  Ende),  welche  0,  an  die 
Stirne  seines  Buchs  gesetzt  wissen  will : 

„Wer  du  auch  bist,  de|>.  die  Bände,   die  Vater  entbehrenden,  an- 
rührt, 

Ihnen  zum  wenigsten  gieb  Wohnung   in  Euerer  Stadt; 
Wiss',  um  geneigter  zu  geyn,  er  liess  sie   nicht  seiher   erscheinen, 

Sondern   der  Leiche  des  Herrn  wurden   sie    gieiohsara    entrafft! 
Was  in  ihnen  daher  an  Fehlern  das  rohe   Gedicht  hat, 

Hätt'   er    verbessert  gewiss,  &q   e»  gestattet  ihm  war." 

Diess  ist  auch  der  Fall  B.  II,  von  V-  247—250,  auch  B.  III,  3, 
von  71-^74  mit  der  allbekannten  Grabsekriß:  ^^Hic  ßga^  qui 
faceo'-''  etc, 

„Der  hier  liegt ,    ist  Naso ,    der  Sänger  der  zärtlichen   Liebe, 
Und  sein    Dichtertalent  brachte   dem  Di<:bter  den   Tod, 

Wanderer,   gehst  du  vorbei,  nicht   sey   dir,   so   du  geUeht  hast, 
Lästig  ?!a  sagen:   Geh^^in  Naso's,  q  schlummere  sanft!'* 

Hier  spricht  sich  wirklich  metrischer  Deutschungsberuf  aus, 
und  Reo.  war  aus  reinem,  kritischen  Beruf  dem  Verf.  diese  An- 
erkennung schuldig. 


Die  Klaglieder  dea  Ovidiits,  übors.  von  Ffltz.  30!) 

Docli  ffemig  f/«voii ,  und  von  einzulnen  llii^cn  über  Treue 
und  Verständlichkeit,  um  daraus  oJine  ungebührliche  Beein- 
trächtigung des  Yerfs.  meist  aufs  danzo  zu  seliiiessen. 

Es  fehlt  indess  auch  nicht  an  manchen  andern  Felilgriffen, 
welche  den  Gehalt  dieser  prosaischen  IJebersetzung  verkümmern. 
So  ist  B.  I,  El.  3,  V.  7ö — 70,  ein  Distichon  gerade  hin,  und 
ohne  alle,  dem  Uebcrsetzer  obliegende,  kritische  Yerantwor-- 
tung,  weggelassen.  Zwar  wurde  es  früher  angefochten,  auch 
in  der  M  i  t  s  c  h  e  r  1  i  c  h  s  c  h  e  n  (meist  noch  sehr  fehlerhaft  in- 
terpungirten)  Ausgabe  eingeklammert;  aber,  uns  dünkt,  es  ist 
nicht  ohne  Fug  und  Recht  in  neuen,  zum  Theil  kritischen,  Aus- 
gaben wiederum  vindicirt,  und  zugleicli,  dem  IS  amen  und  Sinne 
nach,  glücklich  emendirt  worden,  z.B.  in  den  Ausgaben  vou 
Platz  und  von  Klein.  Ob  ähnliches  unkritisches  Yerfaliren 
hier  noch  sonst  stattfinde,  hat  Rec. ,  aus  Unlust  darüber,  dass 
derUebersetzer  die  Ausgabe,  nach  welclier  er  übersetzte,  nicht, 
wie  es)  recht  war,  bestimmt  angezeigt  hat,  und  aus  Raum- 
sparung,  nicht  weiter  untersuchen  inögen.  Manches  ist  auch  da 
«nd  dort  unbeholfen ,  fast  unverständlich  und  seltsam,  Avenn 
•wir  nicht  sagen  sollen ,  sündhaft  übersetzt.  So  lautet  das  Di- 
stichon 1,3,  ÜO— 91: 

Uta,  dolore  amens,  ienebris  narratur  obortis 

Semianimis  madt'a  procubuisse  domo^ 
wie  folgt:  „Es  kam  ihr  erzälüt,  aus  Kummer  über  mich,  Dun- 
kelheit vor  den  Au^en,  und  sie  sank  halbtodt  mitten  im  Zim- 
mer danieder/^  Wo  in  der  drauf  folgenden  4ten  El.  V.  4,  seä 
midaces  coginmr  esse  metu^  es  heist;  „Aber  die  Noth  zwingt 
uus,  scherzhaft  zu  seyn",  wollen  wir  gern  einen  Druckfehler  ^r 
herzhaft  zugeben,  ob  es  schon  auch  fehlerhaft  ist,  die  passive 
Form  cogimur  in  die  active  cogit  nos  übertragen  zu  sehen.  Beide 
Formen,  wesentlich  in  der  lat,  Sprache  verschieden,  dürfen 
nicht  vorwechselt  w  erden,  Eben  so  ist  in  derselben  Elegie,  zu 
Anfange,  das  tingiliir  Oceano,  „es  tauchet  sich  in  die  See'"'' 
statt  in  den  Qcean^  in  das  Weltmeer,  ein  Sprach- und  Begriffs- 
fehler; turbare  durfte  nicht  durch  empören,  ueqitora  niclit 
durch  See  übersetzt  werden,  Ebendaselbst  sagt  der  lat.  Dich- 
ter, nach  dem  Rechte  seiner  Sprache,  jetzt;  Nos  ^«/«cwu.s.w., 
bald  drauf;  Me  miserum  u,  s,  w.  Aber  im  Deutscheu  klingt  es 
seltsam,  die  persönliche  Pluralform  mit  der  Singiilarfonn  schnell 
aufeinander,  wie  hier,  gewechselt  zu  sehen.  Drauf  sind  die 
Ausdrücke;  recnrviis  durch  gehrümmt,  picli  J)ci  durch  c/«- 
g'e//jaÄ//e  (angemalte)  Götter,  pinea  testa  durcii  Jichtene  Bret- 
ter, sonant  durch  krachen,  gelidus  jiallor  durch  Todteiiblässe, 
mutatae  aurae  durch  andere  Winde,  loquor  durch  ich  rede,  cu- 
pio  durch  ich  wünsche,  pariter  durch  zugleich,  infestum  esse 
tiurcli  zürnen,  endlich  anima  fessa  durch  matte  Seele,  mehr 
oder  weniger  unrichtig  übersetzt ,  \\as  bei  gediegenen  Kennern 


SlO  Kürzere   Anzeigen. 

beider  Sprachen  des  nähern  Erweises  nicht  bedarf.  Wer  nun 
hier  sonst  betlieilipt  seyn  müI  oder  kann,  der  ermesse  aus  die- 
sen einzehien,  nicht  eben  absichtlicJi  entnommenen,  Anjjaben 
den  mehrern  oder  mindern  Beruf  des  Ilrn.  Pf.  zum  prosaischen 
üebersetzer  eines  Ovidius^  der  aucli  schon  darum  viel  verliert, 
weil,  er  gerade  durch  die  Gabe  der  leichtesten  und  wohlklin- 
g^endsten  Versification  am  meisten  zu  gefallen  pflegt. 

Pie  von  S.  252 — '276  beigegebenen  JKr^äw^erMwg^ew  sollen, 
sagt  der  Verf. ,  ebenfalls  (ebenfalls?  hat  er  denn  seiner,  vor- 
züglich beriicksichtigten,  ersten  Anfänger  im  Lateinischen,  laut 
der  Vorrede,  schon  völlig  vergessen*?)  mir  dazu  dienen,  de« 
Ungelehrten  das  Verständniss  des  Werkes  zu  erleichtern. 
Gleichwohl  heisst  es  da  und  dort  in  ihrer  Mitte ,  z.  B.  S.  249 
B.  III,  El.  1,  V.  27:  ,,D^s  Forum  Augusti,  siehe  Ämc/.  Aug.  29," 
und  S.  245,  B.  II,  V.  425;  „s.  Lticretiiis  de  Rerum  Naticra^"" 
und  solcher  ^e^eA/^ew  Nachweisungen  für  Ungelehrte  fi\\A^[\  sich 
in  Vollzahl,  So  gebricht  es  also  wirklich  fort  und  fort  an  Be- 
stimmtheit und  Einheit  des  Plans,  Manchen  andern  Erläuterun- 
gen, meist  mythisches  und  historisches,  selten  sprachliches 
Inhalts ,  will  Rec.  gern ,  theils  aus  eigener  Ueberzeugung, 
theils  auch  aus  absichtlich  vom  Verf  erbetener  Billigkeit,  frei- 
lich nur,  so  weit  sie  von  der  Unbestechlichkeit  der  Kritik  ge- 
stattet ist,  ihren  Gehalt  und  Werth,  oder  doch  ihre  berech- 
nete Brauchbarkeit  nicht  absprechen.  Doch  ist  dadurch  für  die 
Erklärung  mancher  noch  dunklen  und  unsicheren  Stelle  im  Qvidius 
selbst  nichts  gewonnen.  Von  einigen  einzelnen  Widersprüchen, 
die  sich  darin  vorfinden,  sey  hier  nur  einer  gerügt:  S,  229  nennt 
d%r  Verf.  des  Ovidius  Tochter,  Perilla^  an  welche  die  Tte  El,  des 
III  B.  gerichtet  sey;  S.  254  heisst  es  aber:  „Nur  müsste  man 
dann  freylich  annehmen,  dass  Perilla  des  Ov.  Tochter  gewesen 
(sey),  was  aber  immer  blosse  Vermuthung  bleibt." 

Fr.  Liebeg,  Becher, 


Cebetis  tabula  (,)  graece.  Textu  recognito  Jn  usnm  scholajum 
edito,  Hildesiae  in  libraria  GQrstenbergiana.  182().  30  S.  in  8.  geh. 
3  Gr. 

Ein  guter,  lesbarer  und  wohl  auch  sehr  wohlfeiler,  Wie- 
derabdruck für  mittlere,  griechische  Lchrclassen,  der  sich  auch 
durch  Correctheit  und  Schärfe  des  Drucks  empfiehlt,  unter 
dem  Texte  stehen,  zum  Behufe  der  Anfänger,  einzelne,  schwe- 
rere Wörterformen  in  ihren  Primitiven.  Wie  weit,  und  ob  bis 
zur  kritischen  Selbstthätigkeit  die,  auf  dem  Titel  bemerkte, 
llecognition  des  Urtextes  sich  erstrecke,  mag  Recens. ,  oline 
Hilfe  irgend  eines  Vorworts ,  eben  jetzt  uicht  bestimmt  sagen, 


Cebetia   Tabula.  311 

da  ihm  die  letzten,  kritischen  Ausgaben  nicht  zur  Hand  sind. 
Des  Bedürfnisses  einer  abermaligen  neuen  Ausgabe  für  Scliuien 
erfreut  er  sicli  aber,  maassen  er  mit  den  Sciiuiausgaben  von 
Messerschmid,  1713,  von  Jacobi,  178-1, ^ von  Uüchling, 
1796,  von  Grosse,  1813,  von  Thiemc,  Heindorf  und 
sonst  mit  einzelnen  namenlosen  Editoren  nicbt  unbekannt  ist, 
und  weiss,  dass  sich  des  Cebes  Werkclien  auch  bei  \ielen  Aus- 
gaben des  Epiclelos  befindet  und  mit  letzterm  seine  Leser  ge- 
funden hat  und  nocli  liadet.  Sehr  störend  unterbreclien  auch 
hier  noch  die  im  Text  hndiichen,  auf  die  beigebrachten  Stamm- 
wörter lierunter  weisenden  Zahlen  das  Lesen  des  Anfängers. 
Hier  gilts  geflissentliche  Beseitigung  jeglicher  Störung  und  Un- 
terbrechung ,  zumal  wenn  sie  durch  bessere  Anordnung  leicht 
tliunlich  ist. 

Fr.  Licheg.  Becher. 


Kleiner  griechischer  Plutarch^  ein  Fördcrungsmittel  des 
PrivatfleUscs  beim  Viiterricht  in  der  griechischen  Sprache  für  Schu- 
le und  Haus,  von  Dr.  Ferdinand  Philippi,  Grossherzogl,  Sachs.  Hof- 
rath.   Leipzig,   bei  Carl  Cnobloch.   1826.  V  und  143  S.  gr.  8.  9  Gr. 

"Wieder  eine  Eselsbriicke!  Der  schreibselige  Hr.  Verf.  hat 
nemlich  aus  dem  2  Th.  von  F.  J  a  c  o  b  s  Elcraentarbuche  der  grie- 
cliischcn  Sprache  die  aus  Pbitarchs  Lebeschreibungen  aufge- 
nommenen Absclinitte  wieder  abdrucken  lassen  mit  einigen  deut- 
gehen Anmerkungen  unter  dem  Texte,  einem  Wortregister  und 
—  einer  deutschen  üebersetzung.  Eine  herrliche  Speculation! 
von  der  aber  der  feine  Urheber  kein  Wort  in  der  Vorrede  oder 
Bonst  wo  hat  fallen  lassen. 

Die  Stellen  im  Flut,  genau  nachzuweisen ,  woraus  die  Ab- 
gchnitte  genommen  sind,  liat  Hr.  PJi.  nicht  für  nötiiig  gehalten. 
Durcli  diese  Nachlässigkeit  wird  bei  den  Anfängern  die  3Iei- 
nung  erregt,  als  folge  alles  liier  Abgedruckte  unmittelbar  so  auf 
einander  im  Plut.  Die  Ueberschrijten  der  Abschnitte^  welche 
sich  bei  Jac.  finden,  hat  Hr.  Ph.  nur  Menig  verändert.  Nr.  I 
ist  bei  Jacobs  Viberschrieben:  Solon  verschafft  den  Athenä- 
ern den  Besitz  vmt  Salainis ;  bei  Philippi:  Solon  verhilft  den 
Atheniensern  zum  Besitz  der  Insel  S(d.  Nr.  111  bei  J.:  The- 
inistokles;  bei  Pb. :  Themistokles  lleldensinn  findet  die  Mittel^ 
den  Angriffen  der  Barbaren  Trotz  zu  bieten.  i>r.  IV  bei  J.: 
Einige  Ereignisse  des  2tcn  Pcrs.  Krieges  ;  bei  PJi.:  Skizzen  aus 
dein  Iten  Pers.  Kriege.  Nr.  II  und  V  Jiaben  bei  J.  und  PJi.  ganz 
dieselbe  Uebersclirilt.  Der  VI  Abselinitt  bei  .1.  ist  hei  Ph.  der 
IX.  Der  VII  bei  J.  ist  bei  PJi.  übergangen.  Dür  VI  hei  Pli.  ist 
überschrieben:  Perildes  beim  Beginne  des  Peluponnes.  Krieges^ 
bei  J.  der  diesem  entsprechende  VIII:  Perildes;  Anfang  des 


312  Kürzere  Anzeigen. 

Pelop.  Krieges.  Der  VII  bei  Ph.  entspriclit  dem  IX  bei  J.  Der 
\  111  bei  PJi. :  LysaUder  ;  Ende  des  Peloponnes.  Tirieges  ;  Athens 
Fall;  der  ihm  entsprechende  X  bei  J.  t  Ende  des  Pelop,  Kriegs  ; 
Kinnahme  Athens.  Der  XI  bei  J.  ist  bei  PIi.  der  X  und  über- 
schrieben: Aus  Phocions  Leben.  Der  XII  bei  J.  ist  bei  Ph.  der 
XI  mit  gleicher  Ueberschrilt  bei  beiden.  Der  XIII  bei  J.  ist  bei 
PJi.  der  XII  mit  dem  Titel:  Aus  Denwslhenes  Leben.,  Von  dem 
Abschn.  bei  Jac.  aus  Piut.  Vit.  Demosth.  c.  28  hat  Hr.  Ph.  — 
sinnreich  — -  die  Worte  'Ajce&avB  (Ta  6  A)]uo6d^svr]g  xovÖB  rov 
tgönov  wegj^elassen  und  daraus  die  üeberschrift  eines  neuen 
Abschn.,  nemlich  des  XIII,  g:emacht:  Tod  des  Demosthenes. 
Und  dennoch  behauptet  Hr.  Ph.  unverschämt  genua:,  die  Wahl 
der  ausgehobenen  Stücke  mit  grösserer  Sorgfalt  und  IJedacht- 
samkeit  gemacht  zu  haben ,  als  dies  einem  flüchtigen  Beurthei- 
1er  .auf  den  ersten  Anblick  scheinen  möchte. 

Auf  den  Abdruck  des  Testes  ist,  wie  man  leicht  denken 
kann,  nicht  der  erforderliche  Fleiss  verwendet.  So  ist  S.  19 
(Vit.  Cim.  c.  10)  ggjdöt«  rfjg  Ctganäg^  anstatt  des  richtigem 
öTQaTrjyiag,  beibehalten  und  iü  -  -  tdo^zv  ojgjcAftö&at  anstatt 
des  bessern  ccxpelfjO^ac.  Ebeudas.  felilt  das  so  nöthige  Comma 
nach  dgxovv  Ös  no^lolg.  Ebendas.  muss  es  heissen:  £^'  o  tc5v 
nsvijTCJV  statt  ecp'  cp.  Das  Stück:  ag  ö'  'AQiötot£?.)]s  cprjölv  -  - 
ßov\on8V(p  TO  dBiTCVov  ist,  —  inan  sieht  nicht,  warum'?  —  weg- 
gelassen, aber  bei  der  ganzen  Stelle  passend  Nep.  Vit.  Cim. 
verglichen.  Getheilt  ist  ebend.  ov-viöttiXB;  ebenso  S.  30  Ttgo- 
öLovta.  S.  21  (Vit.  Cim.  c.  13)  ist  das  ('omma  zwischen  den 
Adv.  dvgmöxag  xal  yLSXiäQCog  störend.  Ebendas.  wäre  wol  nach 
ILBxicÖQOig  Bxövxav  ein  Colon  besser,  als  ein  Punct.  Ein  unnö- 
thiges  Comma,  wie  bei  Jacobs ,  ist  S.  23  (Vit.  Periol.  c.  38)  vor 
iCttl  xav  XQonatav  x6  nXijQog.  Dagegen  wäre  eins  uöthig  ebend. 
vor  ag  ovxbxl  GvvLBvxog.  So  unrichtig,  wie  bei  Jac. ,  ist  ebend. 
ein  Colon  vor  x6  ÖB  näkliötov  -  -  ov  Xiyovöi,  anstatt  eines 
Comma.  Sinnlos  ist  S.  27  (Vit.  Alcib.  c.  2)  das  Punct  vor  oux 
ByayB,  bIiibv^  statt  eines  Corajua.  S.  34  (Vit.  Phoc.  c.  18  flu.)  ist 
roGavta  nach  xov  8i86vxog  weggeblieben.  'Eben  so  sind  S.  39 
(Vit.  Demosth.  c.  T)  nach  nXaxxBLV  die  Worte  tjJv  vtcokqlöiv 
i(al  öiciTtovBiv  xrjv  (nemlich  qjuv^v,  wofür  hier  (pov:^v  verdruckt 
ist,)  durch  Sorglosigkeit  des  üesorgers  ausgefallen. 

Je  reichhaltiger  bei  Jac.  die  Bemerkungen  unter  dem  Tes- 
te sind,  desto  unbedeutender  sind  die  bei  Hrn.  Ph.,  und  gerade 
über  die  schwierigsten  StelleJi  ist  nichts,  weder  Sachliches, 
nocli  Spracliliches,  gesagt;  so  dass  die  Plan-  und  Zwecklosig- 
keit  dieser  Erläuterungen  am  Tage  liegt.  Was  sollen  doch  An- 
fänger mit  Anmerkungen,  wie  diese  ist  S.  25:  „^^'  olg  .  .  .  (bjiI 
Qtj^ttöLy,  anfangen*?  S.  17  (über  Vit.  Cim.  c.  5  d^yjx^vov  o0ov 
'  -  VTiBQßakBö^^aL,  nemlich  ö^oXoyBLXccL)  steht  wahrer  Unsinn: 
„Es  ist  anerkannt ,  sie  in  politischen  Tilgenden  übertroffen  zu 


Fhilippi's  kleiner  Cfriech.  Plutarch.  313 

halbeii."  S.  21  heisst  der  bekannte  Verf.  der  Krieg^slistcn  Po- 
lyäus.  S,  22  wird  yVcharnä  „ein  Flecken  oder  Gaue",  welches 
M  alirsclieinlich  Ueltersetzuns:  von  Demos  seyn  soll ,  genannt. 
Die  erste  Anmerkung  zu  Abschn,  VIII  ist  ganz  mit  der  bei  Jac. 
im  Xten  Absclinitte  übereinstimmend;  nur  dass  Egos  -  Potamos 
anstatt  .^egospotamui  und  gänzlich  vernichtete  anstatt  zu  Grun- 
de gerichtet  hatte  gesetzt  ist.  jNocIi  ein  Paar  Pröbchen ,  wie 
Ilr.  Ph.  abändert,  was  er  vorfindet!  Zu  Vit.  Plioc.  c.  4  hat 
Jac.  die  Anmerkung:  „Es  gehörte  zur  Sittsamkeit,  die  Armeiu 
den  Mantel  eingewickelt  zu  tragen."  Dafür  sagt  Hr.  Ph.  S.  31: 
„Der  Wolstand  machte  es  Acn  jungen  Spartanern  zur  Pfliclit, 
auf  der  Strasse  die  Hände  unter  dem  Mantel  zu  tragen."  Bei 
Jac.  heisst  Chares  ein  Feldherr  von  übelberiichtiglem  Namen, 
bei  Hrn.  Ph.  ein  elender  atheniensischer  Feldherr.  S. 34 macht 
Ph.  die  wichtige  Bemerkung,  dass  Rerameikos  nach  der  Lat. 
Aussprache  „Ceramikus"  heisse.  Er  hätte  wenigstens  Ceramicus 
schreiben  sollen.  V»  as  das  für  eineEnallage  sei,  welclie  er  in 
\it.  Theniist.  c.  8  od))  xal  Uivöagog  -  -  eotus  öwlÖcov  -  -  d- 
7CHV  und  \it.  Phoc.  c.  4  y.ca  tcqoq  tuvtaeoLxev  aTtiöcov  6Z!q)7Jt- 
ZLog  Tlokvsvxrog  siTtsiv  findet,  ist  schwer  zu  sagen. 

S.  lOö  folgt  die  deutsche  Uebersetzung  aller  XIII  Abschnit- 
te (mit  Wiederholung  der  oben  erwähnten  Ueberschriften,  wel- 
che zum  Ueberiluss  auch  noch  als  Inhaltsverzeichniss  vorn  hin- 
ter dem  Titel  stehen).  Sie  ist  zuweilen  sehr  frei,  d.h.  ungenau,  . 
wie  einige  Stellen  zeigen  werden.  S.  110  (Vit.  Themist.  c.  3  ist 
gleich  Anfangs /If'ysrat  übergangen,  vtio  cpikotij.iLag  so  umschrie- 
ben: „um  diese  (nemlich  die  Ruhmbegierde)  zu  befriedigen", 
Tovg  ßcigßaQOvg  verdeutlicht  durch  „Perser",  die  Worte  nccl 
ry\g  Mikridöov  örgar^yLag  diCcßorßeLörjg  in  den  Flintergrund  ge- 
stellt und  ihr. Xaclid  ruck  gar  sehr  geschwächt  durch  die  Ueber- 
setzung: „wobei  MiU.  als  Feldherr  sich  den  ausgebreitetsten 
lluhm  erworben  hatte";  in  övvvovg  ÖQciö^aL  ist  oQäö&aL  auf- 
geopfert, clyQVJivHv  umschriebcii  durch  „nicht  schlafen  kön- 
nen'", TtoTovg  durch  „Schmausereieii"  nicht  genau  wiedergege- 
ben, bei  Tovg  iQCorävtag  „seinen  Freunden"  hinzugefügt.  S. 
122  (^  it.  Pericl.  c.  33)  OJg  rcov  'A'^rjvulojv  ovx  dv^^o^svcov^  a'k'K 
vn  OQyijg  xcd  rpQOVrj^axog  diccuaxovjxsvav  Ttgög  avvovg  ist 
zu  weilläufig  so  übersetzt:  „in  der  Meinung,  dass  die  Athener 
dabei  nicht  gleichgültig  bleiben,  sondern  sich  durch  Hitze  und 
Elirliebe  zu  einem  Trelfen  verleiten  lassen  sollten"  (uelinehr: 
würden).  Auch  das  folgende  „zu  streiten  und  die  Stadt  selbst 
aufs  Spiel  zu  setzen"  (vtcsq  avvijg  rijg  nölrxog  ficcp]V  övvccxpac) 
ist  melir  Paraphrase,  .als  Uebersetzung.  Bei  ßLuö'^ijvai,  ist  zur 
Erklärung  beigefügt:  zu  der  Schlucht  gezwungen  werilen.  Doch 
vielleicht,  oder  ^ielmelir,  höchst  wahrscheinlicli  beurtheiltllec. 
hier  —  das,  was  längst  beurtheilt  ist.  Denn,  aufrichtig  gesagt, 
die  Uebersetzung  ist  doch  im  Ganzen  für  Hrn.  Ph.  zu  gut.    Sic 

21* 


314  Kürzere  Anzeigen. 

ist  es  aber  auch  fiir  die  Anfänger,  denen  der  menschenfreund- 
liche Mann  damit  unter  die  Arme  greifen  oder  vielmelir,  den 
Lehrer  und  —  sicli  selbst  zu  betrVigen,  Anleitung  geben  wollte. 
Wenigstens  steht  diese  Uebersetzung  mit  dem,  ihr  (von  S.  46 
an)  vorangehenden  Wörterbuch  in  einem  auifallenden  Missver- 
hältnisse. Denn  dieses  Wörterbuch  setzt  so  schwaclie  Anfänger 
voraus,  dass  ihnen  noch  o,  7J,  t6,  oc,  ov^  ovx^  oöog ,  oi3rog, 
OLXog,  olog  und  dergl.  Vieles  erklärt  und  die  Ableitxuig  des  ^g 
von  Elfil  gesagt  werden  muss.  Die  Bedeutungen  der  Wörter  sind 
aber  Aveder  nach  historischen  noch  Jiach  psychologischen  Rück- 
sichten geordnet.  Man  vergleiche  Im  (nobeiauch  steht:  c.  Dat. 
7;M/^,  st.  ?////),  87CL£LXSLg,  vovg,  ttsqI  u.  a.  I3ei  olaTteg  ist  auf  ot- 
.ögTiEQ  verwiesen,  welches  aber  nicht  zu  finden  ist.  Auch  sind 
Praesentia,  die  niclit  vorhanden  siiul,  Avenn^gleicli  nur  in  Klam- 
mern ,  mit  aufgefiilirt ,  wie  Tiiöa,  jcQogiX^cö,  TiQogEviyKOj,,  la- 
ßc3,  iTCiöi^a,  InavblQco,  BTtLKatäßrj^L.  Als  Bedeutung  von  «Aat- 
q)(0  ist  angegeben  „verbreiten'^  Bei  duvvcj  steht  eingeklam- 
mert „ßv /[iLivo",  ohne  Weiteres,  "^ya  soll,  unter  anderu,  auch 
heissen  „begehen"  und  ijzc)  „kommen,  angelangen,  angehen", 
„^'öo"  (sie!)  sich  freuen! 

J.  D.  Schulz^e. 


Sylloge  ver suum  memorialium  cum  ex  veterura,  tum  ex 

recentiorum  quorundaiu  s«'riptis  excerptoruin  et  ortline  alpliabctico 

digestoruni.     Merseburg!    iiupensis  J.  T.  J.  Soantag-ü.   1827.    IV  u. 

220  S.  12.  16  Gr. 

[Eine  kurze,  scharf  tadelnde  Anz.  in  d.  Lcipz.  Lit.  Zeit.  1821'  Nr.  272 

S.  2175  f.] 

Das  Büchlein  soll,  nach  der  Absicht  des  unbekannten  Ver- 
fertigers, die  Stelle  des  alten  (und  veralteten)  prosodischen 
Handbuchs  von  Smetius,  das  schon  selten  geworden  sei,  er- 
setzen (und  also  zum  Versmachen  gute  Dienste  leisten) ,  aber 
vor  demselben  den  doppelten  Vorzug  haben,  dass  es  immer 
ganze  Verse ,  und  zwar  blos  Hexameter,  zum  Theii  auch  Pen- 
tameter, enthalte,  die  leicht  zu  raemoriren  seien ,  und  dass  je- 
der Vers  einen  vollständigen  Sinn  gebe;  daher  es  auch  „fabu- 
larum  historiarumque  scriptoribus "  brauchbar  Averden  könne, 
um  daraus  Motto's  für  einzelne  Behauptungen  oder  zu  üeber- 
schriften  ganzer  Capitel  und  Abschnitte  zu  entlehnen. 

Bunt  und  kraus  geht  hier  Alles  unter  einander,  wie  es  die  al- 
phabetische Ordnung  oder  vielmelir  Unordnung  mit  sich  bringt; 
\erse,  Avelche  geAvöhnliche  Erfahrungen  oder  Lebensregeln  ent- 
halten, und  solche,  Avcichesich  auf  vorübergehende  Ereignisse  be- 
ziehen, Avechseinrait  solchen  ab,  welche  Wort -Erklärungen  oder 


Sylloge  vcrsiium  memorialiuiii.  815 

Wort -Ableitungen  oder  den  IJuterscliied  in  der  Declin.itioii 
oder  in  tier  Pro.sodie  i^Ieielilautender  Worter  oder  Deliiiitioneii 
srtiinniati.sclier  FiÄnren  darstellen.  V*le  ■weit  nützlicJier  wäre 
eine  Ordnung  gewesen,  derjenigen  äliulicli,  in  Avelclier  G ro- 
te Ten  d  in  seiner  lat.  Gramm,  im  2ten  Bande  §2(57  IF.  einige Denk- 
^ersehat  abdrucken  lassen!  IJei  unserni  Sammler  geht  aber  die 
Unordirnng  so  weit,  dass  sogar  ein  Jlexajneter  oft  unter  den 
vorigen  eingerückt  steht,  so  <lass  er  wie  ein  Pentameter  aus- 
sieht. Unter  den  Versen  ist  gar  keine  Auswahl  getroöen,  son- 
dern alle,  die  sich  gerade  darboten,  sind  aiilgenonnuen,  darun- 
ter juehrere  ganz  unschickiiehe,  wie:  AbbreAia  nasnm,  nasutu- 
le:  longior  aequo  est,  anstössige,  wie:  P'orsitan  et  gravidam 
Dido,  scelerate,  reUnquis,  prosodiscli  falsche,  wie:  Lex  mode- 
ratort  populi  salüs  esto  suprema,  oder:  Temporibns  peccata  la- 
tent, sed  tempore  patent,  aller  Cäsur  ermangelnde,  wie:  JNe 
pete  grandia  lautaque  prandia  lite  repleta ,  oder:  Gras,  cras, 
semper  cras,  et  sie  dilabitur  aetas,  schlecht  stjlisirte,  wie: 
Dum  satiir  est  venter,  studeat  cajnit  usquc  libenter'?  oder:  Nil 
ibi,  quod  nobis  esnriatur,  erit,  oder:  Non  faciamus  idem,  ne 
niereamur  idem.  Offenbar  unrichtig  ist  auch  p.  109  tempore 
hl  omni.  Sehr  viele  geben,  so  abgerissen,  wie  sie  dastehen, 
gar  keinen  oder  doch  keinen  vollständigen  Sinn.  So  fehlt  in 
folgenden  beiden:  Ac,  ne  forte  putes,  me,  quae  facere  ipse  re- 
cusem.  Cum  recte  tractent  aiii,  landare  maligne,  dasjenige,  was 
mit  ac  zusammenhängt.  Der  Vers:  Carniine  qui  tragico  vilem 
cerla\it  ob  hircum,  steht  ohne  denjenigen,  der  im  Originale 
(llor.  A.  P.  221)  darauf  folgt,  abgedruckt,  zu  welchem  er  sich 
doch  wie  das  Subject  zum  Prädieate  verhält.  Wie  kann,  um 
«och  einige  Beispiele  dieser  Art  anzuführen,  Caulibus  et  pomis 
et  parto  ^iveret  horto  einen  vollständigen  Sinn  haben?  Bei  JNo- 
cturna  versatemanu,  versate  diurna  sind  die  exemplaria  Grae- 
ca,  also  das  Object  des  Sätzen,  weggeblieben,  vermuthlich  weil 
der  Sammler,  beliebter  CöiLseqilü]i2. wegen,  keine  halben  Verse 
mit  aufnehmen  wollte.  In  dem  Verse:  ]\on  auditoris,  judicis 
esse  puto,  fehlt  das  im  blosen  Accus,  oder  im  Acc.  c.  Inf.  zu  se- 
tzende Subject.  Und  was  soll  man  mit  folgendem:  Ab  Jove  do- 
iiari  possit,  puto,  ohne  Subject  anfangen"?  Oft  fehlt  der  Nach- 
satz, wie  in  dem:  Qiiisquis  ab  eventu .facta  notanda  putat,  und 
in  dem:  Si  tarnen  interea,  quid--  quaeris,  agani*?  (sie!)  Ganz 
sinnlos  ist  der:  Abs  re  qui  vadit,  rCs  sihi  nulla  cadit.  jAlanche 
Verse  sind,  um  sie  zu  einem  fiu'  sich  bestehenden  Ganzen  zu 
machen,  willkülirlich  ergänzt  oder  abgeändert,  z.  V).  Absentern 
iui^ua  lioslili  qui  rodit  amicuinj  (^ui  non  defendit  aüo  culpante 
holutos  (so,  oline  Interpunction  vor  solutos,  tmd  mit  Weglas- 
su]»g  des  ini  Oiiginal  folgenden  qui  captat  —  dicacis);  It'ingerti 
qui  non  Aisa  polest,  hnijc  tu,  Gennime^  caveto.  Den  Worten: 
Fungar  vice  cotis,  acutum  etc.,  ist,  wahrscheiulicli,  um  sie  unter 


316  Kürzere    Anzeigen. 

S  anbringen  zu  können,  vorangesetzt :  Sit  critici  dictum.  Man- 
che sind  veri'älsclit,  ohne  dass  man  sich  einen  Grund  der  Ver- 
fälschung, ausser  Unbekanutschaft  mit  dem  Spracligebrauch 
oder  mit  der  Prosodie,  denken  kann.  So  ist  anstatt  Sic  volo,  sie 
jubeo  etc.  gedruckt:  Ilacc  volo  etc.  In  dem  Verse:  Fortiaque 
adversis  opponite  etc.,  ist  fortiaque  mit  fortiter  vertauscht ,  so 
wie  in  dem:  3Iagna  tamen  spes  est  in  bonitate  Dei,  anstatt  spes 
prosodisch  unrichtig  saliis  steht.  Ganz  unpassend  ist  in  dem 
Verse:  INil  ego  contulerim  languenti  sanus  amico,  gesetzt  lan- 
guenti,  da  im  Originale  bekanntlich  jucundo  stelit.  Bei  vielen 
andern  Versen  hat  sich  der  Sammler  liinvviederum  nicht  daran 
gekehrt,  dass  sie  das  Zeiclien  der  Abgerissenlieit  an  sich  tra- 
gen. So  fängt  eine  ganze  Menge  mit  et  an,  viele  )nit  estque,  er- 
go, quodsi,  quodve  und  dergleichen.  Zuweilen  sind  aber  auch 
zusammenliängende  Reihen  von  Versen  aufgenommen,  w:o  es 
an  einem  Verse  genug  war.  Mehrere  sind  wegen  mangelnder 
oder  auch  unrichtiger  Interpunction  ganz  unverständlich.  So  ist 
z.  B.  gedruckt:  Ab  love  principium,  Musae,  lovis  omnia  plena 
(anstatt  principium,  Musae:);  Oderunt  peccare  boni,  formidine 
poenae;   Innumerum  numerum,  quis  numerare  potest'J 

Von  Druckfehlern,  deren  nur  2  am  Ende  bemerkt  sind, 
strotzt  das  Machwei'k.  So  steht,  um  nur  einige  von  den  schlimm- 
sten anzumerken,  aura  pulsa  fides  st.  auro;  crateras  magnas 
statuunt  st.  magnos;  est  quoddarn  prodire  tenus  st.  quadam; 
meme?ito^  cita  mors  venit  st.  raoraento;  p.  112 -PÄße/ow  st.  PJiae- 
thon.  ünzähligemal  steht  ein  Comma,  sowol  wo  ein  Colon,  als, 
wo  gar  keine  Interpunction  stehen  sollte. 

Es  ist  Schade  um  das  schöne  Papier,  auf  das  dieses  elende 
Buch  gedruckt  ist. 

J.  D.  Schulze. 


Todesfälle. 


"en  24  Juni  starb  zu  Hamburg  der  Lector  der  Franz.  Sprache  am  Jo- 
lianneum  Jean  Frangois  Dequen. 

Den  4  Sept.  zu  Dresden  der  Professer  der  Philosophie  und  Vorhe- 
reitungswissenschaften  au  der  chiriirg.  luedic.  Akademie ,  M.  Friedrich 
Gottlieb  Haan,  geboren  zu  Lampcrtswalde  hei  Oschatz  am  13  Sept.  1171, 
besonders  durch  seine  Erdkugehi ,  Sonnensysteme  und  Tclhirien  be- 
kannt.  Vgl.  Hall.  L.  Z.  Nr.  251  S    835. 

Den  16  Nov.  zu  Paris  das  Mitglied  der  Akademie  der  Inschriften 
und  schönen  Wissenschaften  Charles  Vandcrbour^;  als  Herausgeber  des 
Horaz  bekannt. 


Todesfälle.  317 

Den  16  Nov.  zu  Hirsclibcrf^  in  Schlesien  der  Dircctor  dos  Gymna- 
siums   Goilfrial  Jf'ilhclm  Körbcr. 

Den  17  Nov.  zu  Loiulon  Jf'm.  Bclsham,  Verf.  einer  Gescliiclitc  von 
Englaiid  in  14  Bünden,   im  75  J. 

Den  2(i  Nov.  zu  Schicswijr  der  seit  1825  emcrltirtc  Professor  des 
künigl.  Taubstunimeninstituts  Pfingsten,  Ritter  vom  Danebrog,  iin83  J. 

Den  28  Nov.  zu  Berlin  der  Obcriueditinalrath  Dr.  Job.  licnjawin 
Erhard,  <;eb.  zu  Nürnberg;  176().  In  der  {•elehrteu  Welt  ist  er  beson- 
ders als  philosDijIiiseber  Sdiriftsteller  bekannt,  und  seine  AnfsiUze  in 
Niethamnier's  pbilosph.  Journal,  im  Dentselien  iMerknr,  in  den  Hören, 
und  seine  Scliriften  über  das  Hecht  des  f  olks  zu  einer  Revolution,  über 
die  Einrichtiinf^  und  den  Zivcck  der  hohem  Lehranstalten  etc.  brauchen 
nicht  erst  ins  Gedäclitniss  zurückgferufen  zu  werden.  Ein  Nekrolog  des- 
selben steht  in  d.  Berlin.  Ilaude-Spenerschen  Zeit.  Nr.  280. 

In  der  letzten  Hälfte  des  Novembers  zu  Heidelberg  der  Director 
des  Gymnasiums,  Prof.  C.  Ph.  Kai/ser.  Er  Avird  als  ein  thätiger  und 
um  das  Gymnasium  hochverdienter  Schulmann  allgemein  betrauert. 

Den  16  Dec.  zu  Grimma  der  2te  Professor  an  der  kön.  Laudesschule 
M.  Johann  Gottlob  Grösse,  im  55)  J. 

Den  20  Dec.  zu  Leipzig  der  Dr.  d.  Theol.  und  Prof.  d.  Philosophie 
an  der  Univers.  Johann  Georg  Christian  Höpfner,  im  64  J.  ,  , 

Zu  London  ist  vor  kurzem  der  Oberbibliothekar  des  Brittischen 
Museums  ,  Planta,   gestorben. 

Die  Universität  Leyden  hat  gegen  das  Ende  d.  J.  den  Professor 
Ilagcman,  einen  ilirer  ältesten  und  würdigsten  Lehrer,  durch  den  Tod 
verloren. 

Ueher  Pestalozzi  und  sein  Verhältniss  zu  Niederer ,  Schmidt  u.  A. 
ist  ein  neuer  Aufsatz  in  d.  Blatt,  für  lit.  Unterh.  1827  Nr.  266  S.  1063 
gegeben,  der  die  heftigen  und  keinen  Theil  sehr  ehrenden  Streitigkei- 
ten aus  Pestalozzi's  Charakter  erklärt,  und  vielleicht  den  wahren  Stand- 
pnnct  der  Sache  am  richtigsten  angiebt. 


Schul  -  und  Universitiitsnaclu  icliten ,  Beförde- 
rungen und  Elucnbezeigungen. 


Amsterdam.  Das  kön.  Institut  der  Niederlande  hat  Blumcnbach  in  Göt- 
tingen, Cuvier  in  Paris,  iJecandoUe  in  Genf,  II.  Davy  in  liOndon,  y/.  von 
Humboldt  in  Berlin  und  tF.  Olbvrs  in  Bremen  zu  auswärtigen  Mitglie- 
dern ernannt. 

AiGSBiRG.  Durch  eine  kön.  Verordnung  vom  22  Octob.  ist  die  Wie- 
dererrichtung dcä  Alumucumb  für  Studircndc  cvangcliächer  Confcssiun 


318  Schul-  und  Uni v c r  si  t iit sna chric h t en, 

in  dem  früher  hereits  zu  diesem  Zwecke  verwendet  gewesenen  Collc- 
giunifigehäüde  hei  St.  Amui  <;cnehmi<>:t  und  die  Wiedereröffnung  dieses 
Instituts,  welches  laus  12  Alumnen  mit  ganz  freier  Verpllegung  und  18 
zalilenden  Zöglingen  bestehen  soll,  auf  den  Anfang  des  Studienjahres 
18||  festgesetzt  worden. 

Beulim.  Se.  3Iaj.  der  König  haben  unter  dem  18  Nov.  der  Gesell- 
schaft der  Deutschen  Naturforscher  und  Aerzte  gestattet,  sich  im  näch- 
sten Jalire  in  Berlin  zu  versammeln.  Der  Bildliauer  Carl  iVichmann, 
welcher  jetzt  die  Statue  der  regierenden  Kaiserin  von  Russland  in  Mar- 
mor vollendet  hat,  ist  zum  Professor  ernannt.  Bei  der  kön.  Bibliothek 
sind  der  Dr.  Stieglitz  und  der  Candidat  Sybvl  als  Gehülfen  gegen  eine 
monatliche  Remuneration  von  12  Thlrn.  angenommen.  An  der  Real- 
schule sind  der  Zeichneniehrer  Lust  und  der  Schulamtscandidat  Jacob 
Heusse  (letzterer  provisorisch)  angestellt  worden. 

BiBKKACH.  Die  Lehrstelle  der  obersten  Classe  an  der  rjateinischen 
Schule  hat  der  Diaconus  und  Präceptor  Bäumlein  in  Langenburg  mit 
dem  Titel  eines  Professors  erhalten. 

Bow.  Die  Universität  bat  von  dem  geh.  Legationsrath  Nosc  auf 
Endenich  [s.  Jh.  III,  4  S.  lOT]  eine  werthvolleBüchersaramlung  grosser 
naturhistorischer  Kupferwerke  zum  Geschenk  erhalten.  Vgl.  Prkusseiv. 
Dem  ausserordentl.  Professor  Dr.  Strahl  ist  eine  ordentliche  Professur 
der  historischen  Hülfswissenschaften  übertragen  worden. 

CARLSRiire.  An  die  Stelle  des  Prälaten  Hebel  ist  der  Ministerial- 
rath  Sonntag  zum  Referenten  für  die  Mittelschulen  (d.  h.  für  die  Ly- 
ceen  und  Gymnasien)  ernannt  worden. 

Chambery.  Das  dasige  Jesuitencollegium  war  schon  seit  geraumer 
Zeit  zu  klein  für  die  aus  allen  Gegenden  des  Landes  herbeiströmenden 
Zöglinge  und  für  die  nöthig  gewordenen  grössern  Hörsäle.  Darum  ist 
in  der  Nachbarschaft  neuer  Grund  und  Boden  von  der  Regierung  ajige- 
kauft  und  in  den  letzten  Tagen  des  Octobers  der  Grundstein  zu  neuen 
Gebäuden  des  Collegiums  gelegt  worden. 

Cottbus.  Am  Gymnasium  ist  der  bisher.  Mathematicus  des  Gyma. 
in  NoRDHAUsEM  Hr.  Carl  Friedrich  Schulz  als  Conrector  angestellt  worden. 
Vgl.  Jb.  IV  S.  358. 

Düsseldorf.  Die  sechs  Gymnasien  dieses  Regierungsbezirks  zähl- 
ten im  verflossenen  Schuljahr  964  Schüler.  Von  181  Abgegangenen 
sind  42 ,  und  zwar  9  mit  dem  Zeugniss  1 ,  29  mit  II  und  4  mit  III,  zur 
Universität  entlassen  worden. 

Elberfelo.  Das  Gymnasium  zählte  während  des  vergangenen 
Schuljahrs  in  4  Gymnasial-  und  1  A  orbci-eitungsclasse  169,  am  Ende 
desselben  (den  13  u.  14  Sept.)  15G  Schüler,  welche  von  dem  Direct(»r 
Joh.  Ludw.  Seclbach  (Ordin.  in  I),  dem  Rector  Bchaghcl  (Ovdin.  in  II), 
dem  Oberlehrer  Dr.  Joh.  Carl  Lcbcfccht  Hxtntschke ,  dem  Collaboralor 
Langcnsicpcn  (Ord.  in  III),  dem  ColLibor.  Fursternann  (Ord.  in  IV,  vgl. 
Jb,  1,494],  dem^Uaupiluhror  der  Vorbereitungscl.  Drinhmann,  deuiEngl. 
Sprachlehrer  Neef,  dem  Zeichneulehror  Korjfi  dem  Gesangi,.^Wton>^tein 


Befördcrung-cn   und  Ehrenbezeigungen.  319 

und  dem  Schrciblelirer  1io]]enbcr^  luitcrriclitct  wurden.  Ausserdem  cr- 
thciltc  seit  dem  i5  Mai  d.  J.  der  Ciuidid.  der  Tlieol.  Müller  aus  Eiber- 
feld  provisorisch  Unterrieht  in  der  Religion.  Da  ülirigens  naeh  Be- 
schluss  der  Sehulbehörden  in  der  Anstalt  dem  Unterrichte  in  den  ISa- 
tiiTMissenschaften ,  besonders  in  der  Physik  und  Chemie,  eine  grössere 
Ausdehnung  gegeben  werden  soll,  ohne  d.iss  der  gelehrten  Tendenz 
des  Gymnas.  geschadet  werde  [s.  Jb.  III,  4  S.  111];  so  ist  bestimmt 
wnrd«'n,  dass  zvar  die  Lectioncn  in  der  iVaturknnde  für  die  Gymnasia- 
sten wie  bisher  bleiben,  aber  für  die  Schüler  der  drei  obern  Classen, 
welche  'ein  jikademisches  Fach  nicht  beabsichtigen  und  daher  vom  Grie- 
chischen di?f  ensirt  werden  können  ,  nodi  besondere  Lectionen  in  der 
Physik  imd  Chemie  angeordnet  werden  sollen.  An  diesem  Unterrichte 
aber  dürfen  auch  solclie,  die  weder  S<-hülcr  des  Gymnasiums  noch  der 
GeMerbschuIc  sind,  gegen  ein  Honorar  von  8  Thlrn.  jährl.  Thcil  neh- 
men. Weil  nun  der  Lehrer  der  Physik  und  Chemie,  Förstcmann  ,  we- 
gen dieser  vermehrten  Lehrstnnden  künftig  weniger  in  den  übrigen 
Lehrgegenständen  des  Gymnasiums  unterrichten  kann,  so  hat  der  Schul- 
Torstand  für  das  neue  Schuljahr  2  Schulamtscandidatcn  eingeladen,  um 
die  entstehende  Lücke  auszufüllen.  Auch  soll  eine  neue  Gymnasial- 
classe  errichtet,  die  ganze  Anstalt  aber  so  eingerichtet  werden,  dass  sie 
GjTunasium  und  höhere  Bürgerschule  zugleich  ist. 

EnFiRT.  Der  Professor  Hauser  ist  zum  Rector  des  kathol.  Gymna- 
siums ernannt  Morden.    S.  Jb.  11  S.  213  u.  IV  S.  112. 

o 

Finnland.  Die  Universität  zu  Abo  ist  nach  dfer  neuen  Hauptstadt 
der  Provinz,  Helsixgfors,  verlegt  und  wird  nach  einem  kaiserl.  Manifest 
vom  21  Octob.  den  INamen  Alexanders-  L'niversitüt  in  Finnland  führen, 

Fhankfi-bt  a.  d.  0.  Der  Consistorialassessor  und  Prediger  Zfle  ist 
fcum  Consistorial  -  und  Regierungsrathc  bei  der  dasigen  Regierung  er- 
nannt M  ordeu. 

Grkifswalb.  Zum  Prorector  des  Gymnasiums  ist  der  bisher.  Pro- 
rector  in  Friedland  Dr.  Ernst  Glasewald  ernajint  wordefii 

Halle.  Bei  der  Universität  sind  vom  30  Sept.  bis  3  Nov.  179  Stu- 
dircnde  (120  Inländer)  immatriculirt  worden:  85  Theol. ,  20  Juristen, 
6  3Icdiciner  und  3  Philologen. 

IIambi'rg.  Das  Programm,  womit  das  Johanneum  die' Maturitäts- 
prüfung am  20  Sept.  und  die  Abschiedsreden  der  abgehenden  Primaner, 
60  wie  da^  Examen  der  ersten  Classe  am  27  Sept.  ankündigte  (Hamburg 
gedr.  b.  Meissner,  4)  enthält  S.  l  —  3<):  [Spittler's]  Geschichte  der 
KreuzzüfTc.  Zweiter  Anhano^  zur  Geschichte  des  Papstlhums ,  aus  dem 
literarischen  yachlassc  des  Dr.  Gurlitt  hcrausgcfr.  und  mit  einifren  /fnmerhk. 
legleitet  von  Cornelius  Müller,  Dr.  d.  Phil.  u.  Prof.  am  Job.  Wie 
wichtig  diese  Schrift  ecy,  braucht  nicht  erst  bemerkt  zu  M'crden,  da  je- 
der wcis<,  was  für  ein  geistreicher  Historiker  Spitllcr  war.  Wohl  aber 
sind  noch  MüIIor's  reiclihultige  und  trefTlichc  Xotcn  ?)Csonders  wegen 
ihres  Reiclithnms  an  Literarnotizen  zu  brachten  und  bilden  zu  den 
Spittler'schen  Vorlesungen  eine  sehr  schätzbare  Zugabe.    Derselbe  Ge- 


320  Schul-  und  Univcrsltätsnachriclitcn, 

lehrte,  der  den  ganzen  hanilsdiriftlichen  Nachlass  Gurlitt's  gcerht  hat, 
will  auch  noch  Spitth;r's  Geschichte  der  Hierarchie  herausgehen ,  wel- 
che als  dritter  Anhang  die  Geschichte  des  Papstthunis  Leschlicssen  soll. 

—  Demselben  l'rograiuiii  hat  der  l'rof.  C.  F.  Hipp,  dem  nach  Gurlitt's 
Tßde  unter  dem  27  Juni  die  interimistische  Verwaltung  des  Directorats 
übertragen  >vard  ,  S.  37  —  43  Schulnachrichten  beigefügt.  An  Gurlitt's 
Stelle  ward  der  Direct.  Kraft  ieingeführt.  S.  Jb.  IV  S.  34J).  Als  Lector  der 
Französ.  Sprache  [s.  S.  316]  ertheilt  Ropsy  seit  dem  4  Aug.  Unterricht 
in  den  beiden  ersten  Classen  der  gelehrten  und  in  der  zAveiten  Classe 
der  Bürgerschule.  Den  3  Sept.  verliess  der  Collaborator  Aug.  Calmberg 
die  Anstalt  und  ging  als  Diaconus  nach  3!ciningen.  Ein  guter  Thcil  sei- 
ner Lehrstunden  ward  dem  Dr.  Christian  Ileinr.  Gebaitcr  übertragen,  der 
bereits  seit  4  Jahren  Lehrer  der  Mathematik  in  Obertertia  ist.  Auf  Ver- 
ordnung des  Scholarchats  soll  ein  vollständiges  und  genaues  Verzeicb- 
niss  aller  Lehrstunden  und  Lehrgegenstände,  welche  seit  Gurlitt's  Tode 
etattfmden,  ausgefertigt  und  darin  allerdings  der  bisherige  Schulplan, 
das  sogenannte  Parallelsysteqi,  zum  Grunde  gelegt  bleiben;  doch  sol- 
len die  allzuzahlreichen  Classen  wo  möglich  getrennt ,  die  Menge  der 
Combinationcn  aus  den  verschiedenartigsten  Subjecten  vermindert  und 
die  Lectionen  der  einzelnen  Lehrer,  soviel  als  möglich,  in  eine  Suite 
gebracht  Mcrden,  damit  nicht  durch  das  Kommen  und  Gehen  derselben 
zu  viel  Zeit  verloren  gehe.  In  der  untersten  Classeder  gelehrten  Schule 
sind  Geograplüe  und  Mathematik  unter  die  Lehrgegenstände  wieder 
aufgenommen  worden. 

Helmstedt.  Das  Helmstedt -Schöningische  Gymnasium  zählte  im 
verflossenen  Sommerhalbjahr  3()5  Schüler  (72  Auswärtige)  in  7  Classen, 
die  von  10  Lehrern  in  223  MÖchentl.  Lehrstunden  (34  in lu.  II,  32  in  III, 
IV  u.  VI,  33  in  V  u.  2()  in  VII)  unterrichtet  wurden.  Die  Unterrichtsgegen- 
stände der  G  obersten  Classen  (die  7te  ist  reine  Elemcntarclasse)  sind: 
in  I  —  VI:  Religion  (in  VI  nur  Bibellehre,  in  I  zugleich  Erklärung  des 
N.  T.),  Deutsche  Sprache,  Geschichte;  in  I  —  V:  Lateinische  Sprache 
und  Mathematik ;  in  I  —  IV :  Griechische  und  Französ.  Sprache ;  in  I  u. 
H:  Hebräische  und  Englische  Sprache;  in  I:  Alterthumskunde ;    in  II 

—  VI:  neuere  Geographie  (in  II  auch  1  St.  alte);  in  IV  —  VI:  Natur- 
geschichte, Rechnen  und  Schönschreiben;  in  V  und  VI  Choralgcsang; 
für  einzelne  Schüler  aller  Classen :  Zeichnen.  Der  Sprachunterricht 
wird  grösstentheils  von  den  Classenlehrern ,  der  wissenschaftliche  Un- 
terricht in  den  5  obern  Cl.  meist  faclnveise  ertheilt.  Lateinisch  wird  in 
I  inO,  Griechisch  in  6  wöchentl.  St.  gelehrt,  während  sonst  für  jede 
dieser  beiden  Sprachen  7  Stunden  angesetzt  waren.  Cicero  wird  in  den 
3  obern  Classen  (in  III  Friedemann's  Chrestomathie)  gelesen,  und  in  II 
ist  1  St.  für  metrisch -praktische  Uebungen  in  Latein.  Hexametern  und 
Pentametern  festgesetzt.  In  I  werden  die  metrischen  Uebungen  mit  der 
Leetüre  des  Horaz  verbunden.  Uebersetzungsübungen  aus  dem  Deut- 
schen ins  Griech.  finden  jetzt  nur  in  I  und  II  statt.  Das  Hebräische  ist 
von  4  auf  2  wöchentl.  St.  beschränkt  worden.  Für  die  Deutsche  Spr. 
sind  in  I  jetzt  2  statt  1  St.  bestimmt,  damit  neben  den  praktischen  Ue- 


Befurd  erun  gen  und  Ehrenbezeigungen.  S21 

I)unj?cn  die  eine  zu  abwechselnden  Vorträgen  über  Deutsche  Metrik, 
Deutsche  Litcriiturgcschichte  und  Theorie  der  pros.  und  poet.  Sclireib- 
art  verwendet  werden  könne;  in  11  werden  2,  in  III  und  IV  3,  in  V  7 
Stunden  darauf  verwendet.  Der  Unterricht  in  der  alten  Geographie  ist 
erst  neu  eingerichtet,  da  er  früher  mit  der  Geschichte  verbunden  war. 
Die  Altertluiniskunde  unifasst  Literaturgeschichte,  Alterthüiuer  und  My- 
thoh)gie  der  Griechen  und  Römer  nach  Scliaafl's  Encyclopädie.  Ge- 
sangunterricht  soll  künftig  aueli  in  den  4  ül)ern  (blassen  ertheilt  werden. 
Vom  Herz.  Consistorium  sind  50  Thlr.  zum  Ankauf  eines  Himmels- und 
eines  Erdglobns  von  Kiedig  bewilligt  worden.  Noch  ist  die  Anlegung 
einer  Scluilbibliotbck  und  die  Ausbesserung  und  Ergänzung  des  vom 
Prof.  Remer  in  Breslau  geschenkten  physikalischen  Apparats  sehr  zu 
wünschen.  Im  Lehrerpersonale  ist  an  Fraitckcs  Stelle  fs.  Jb.  IV  S.  113] 
der  bish.  Collab.  der  grossen  Schule  zu  Wolfeabüttel  i/«7/c  den  Kiüct. 
als  2ter  Leiner  eingeführt  Morden;  dagegen  geht  der  Gte  Lehrer A^ay- 
ser  als  Fastor  nach  ^Vieda  im  Braunschweigischen.  [Auszug  aus  dem 
Ilcrbstprogromm  des  Director  ttml  Prof  Dr.  Hess,  Helmstedt  1827,  15 
S.  4,  welches  keine  wissenschaftl.  Abhandlung,  sondern  nur  den  Le- 
ctionsplan  und  Schulnachrichten  enthält.] 

Königsberg.  An  der  Universität  ist  der  vormalige  Regierungsratli 
und  ausserordentl.  Trofcsjor  Dr.  Graff  zum  ordentl.  Prof.  für  Deutsche 
Sprache  und  Litt-ratur  in  der  philosoph.  Fac.  ernannt.  Director  des  Wai- 
senhauses ist  der  bisherige  Director  Kawcrau  an  der  Seniinaranstalt  in 
Jenkau  bei  Danzig  geworden.  Das  Stadtgymnasium  zählte  in  6  Classen 
zu  Michaelis  182«  322,  zu  Ostern  d.  J.  352,  zu  Michaelis  367  Schüler, 
die  in  wöchentlichen  232  Lehrstunden  von  15  Lehrern  unterrichtet  wur- 
den, und  entliess  zu  Michaelis  vor.  J.  8,  zu  Ostern  d.  J.  3,  zu  Michae- 
lis 4  Schüler  zur  Universität.  Das  Lehrerpersonale  [s.  Jbb.  I  S.  240] 
hat  folgende  Veränderungen  erlitten:  Im  Februar  d.  J.  verliess  der 
Flülfslehrer  lialtrusch  die  Schule  und  seine  Stelle  erhielt  provisorisch 
der  Hülfflehrer  Funk.  Zu  derselben  Zeit  gab  der  provisorische  Lehrer 
C'astcll  (Adjunct  für  den  kranken  Lehrer  Krieger}  die  Religionsstunden 
in  der  5  u.  6ten  Classe  an  den  Hülfslehrer  Lcj/de  ab.  Zu  Ostern  verHess 
der  Candidat  Caslcll  die  Anstalt  ganz  und  der  Lehrer  Dr.  Hamann  ging 
als  Oberlehrer  nach  Gumbinnen.  Der  provisorische  })te  Lahvcr  Mütlrlch 
rückte  in  die  8te  Lehrstelle  und  der  Hülfslehrer  Niitka  ward  proviso- 
risch als  ordentlicher  Lehrer  angestellt.  Als  Adjunct  des  kranken  Krie- 
ger ward  Gryczcwski  provisorisch  als  ordentlicher  Lehrer  angenommen 
und  der  Candidat  Kühler  trat  als  neuer  Hüllslehrer  ein. 

Kopenhagen-.  Die  Gesellschaft  zur  Ausbreitung  naturwissenschaft- 
licher Kenntnisse  lässt  auch  während  dieses  Winters  öffentliche  unent- 
geltliche Vorlesungen  durch  die  Professoren  Oerstcd  und  Zctsc  und  den 
Dr.  Forchhammer  halten.  Der  Verein  zur  Beförderung  der  Dänischen 
Literatur  hat  für  die  besste  Beantwortung  der  Preisfrage:  Auf  welche 
jreise  hat  sich  aus  der  gemeinschaftlichen  Stavimsprache,  dem  hlündischen, 
die  Schriftsi)rache  in  den  drei  JSordischcii  lieichcn  und  insbesondere  in  Dü- 
Johrb.f.  Phil,  u  Pädat;.  Jahrg.  11.  //t/t  11.  22 


322  Schul-   und  11  n  i  v  c  r  s  i  t  ä  t  s  n  a  c  h  r  i  c  h  t  c  n  , 

nemark  enhoickelt?  eine  Prämie  von  50  und  ein  Acccssit  von  25  Specics 
ausgeboten. 

]\eü- Stettin.  Der  Collaborator  Beyer  am  Gymnas.  hat  das  Prä- 
dicat  eines  Conrectors  und  der  Conrector  Dr.  Klütz  das  Prädicat  eines 
Prorectors  erhalten. 

KiEDEniAivDE.  Das  Königreich  Iiat  6  Universitäten  zu  Löwe\,  Lev- 
BEx,  LiiTTirn,  Gent,  Utrecht  und  Gröivingeiv.  Von  ihnen  unterschei- 
den sich  die  Athenäen  zu  Amsterdam,  Fraseker  und  Deve\tkr  nur 
dadurch,  dass  sie  keine  Doctoren  creiren  können.  Von  gex-ingerem  Um- 
fange sind  die  Athenäen  der  südlichen  Provinzen,  Avelche  mit  Aufnahme 
des  zu  Brüssei,  ,  das  seit  kurzem  eine  grössere  Ausdehnung  erhalten 
hat ,  den  Gymnasien  und  Lateinisciten  Schulen  Hollands  gleichstehen. 
Gelehrte  Gesellschaften  sind  1)  das  vom  König  Louis  Bonaparte  errich- 
tete kün.  Institut  der  Niederlande  zu  Amsterdam,  welches  nach  dem  Mu- 
ster des  Französ.  Instituts  eingerichtet  ist  und  mit  demselben  gleiche 
Gesetze ,  gleiche  Sectionen  imd  Classen  und  gleiche  Ordnung  und  Ver- 
theilung  der  Arbeiten  hat.  Von  den  4  Sectionen,  deren  jede  30  —  40 
Mitglieder  hat,  welche  durfch  Stimmenmehrheit  gewählt  und  vom  Kö- 
nige bestätigt  sind,  und  wieder  in  Classen  zerfällt,  beschäftigt  sich  die 
erste  mit  den  strengen  Wissenschaften,  die  2te  mit  der  vaterländischen 
Sprache,  Geschichte  und  Literatur,  die  3te  mit  den  alten  classischen 
Sprachen,  den  Alterthümern  und  der  allgemeinen  Geschichte,  die  4te 
mit  der  Kunst.  Alle  2  Jahre  hält  jede  Section  eine  öffentliclie  Sitzung, 
in  welcher  sie  Rechenschaft  über  ihre  Arbeiten  ablegt  und  Preise  aus- 
setzt und  vertheilt.  2)  Die  kün.  Akademie  der  fFissenschaften  und  Künste 
zu  Brüssel,  gestiftet  vom  Grafen  Cobentzl  1767  und  von  3Liria  There- 
sia bestätigt,  Avelche  sich  mit  den  mathematischen  Wissenschaften,  den 
schönen  Künsten  und  der  vaterländischen  Geschichte  beschäftigt,  Preis- 
fragen krönt  und  mit  goldenen  oder  silhernen  Medaillen  belohnt  und, 
wie  fast  alle  gelehrten  Gesellschaften  des  Königreichs,  Denkschriften 
bekannt  macht.  1794  unterbrachen  die  Zeitumstände  ilire  Arbeiten; 
doch  wurde  sie  1816  vom  jetzigen  Könige  wieder  hergestellt.  3)  die 
Societät  der  Wissenschaften  zu  Haarlem,  die  älteste  Stiftung  der  nörd- 
lichen Provinzen,  welche  der  Stiftung  nach  mit  allen  Zweigen  des  Wis- 
sens sich  beschäftigen  soll,  aber  jetzt  auf  die  strengen  Wissenschaften, 
besonders  Physik,  Chemie  und  politische  Oekonomie ,  sich  beschränkt. 
Durch  Schenkungen  der  Mitglieder  besitzt  sie  eine  ansehnliche  Natura- 
liensammlung. 4)  die  Societät  für  Niederländische  Literatur  zu  Leydeiv, 
gestiftet  1766  und  1775  von  den  Staaten  bestätigt,  welche  sich  mit  der 
vaterländischen  Sprache,  Beredtsanikeit,  -  Geschichte  und  Dichtkunst 
beschäftigt  und  von  Zeit  zu  Zeit  öffentliche  Sitzungen  hält  und  Preise 
aussetzt.  5)  die  Seeländische  Societät  der  Wissenschaften  zu  Middel- 
BURC,  welche  alle  Wissenschaften  und  Kenntnisse  umfasst ,  Denkschrif- 
ten herausgiebt  und  Preise  ertheilt.  Sie  besitzt  eine  Münzensammlung, 
ein  Natnraliencabinet  und  eine  Bibliothek.  6)  die  Provinzialsocietät  der 
Wissenschaften  und  Kütiste  zu  Utrecht  ,  die  ganz  die  Einrichtung  der 
vorigen  hat,  nur  dass  sie  ihre  Preisaufgaben  alle  in  Lateinischer  Spra- 


Beförderungen   und  Ehrenbezeigungen.  323 

che  beantwortet  verlauset.  Uebcr  diese,  sowie  über  die  3  vorigen  Ge- 
seUjichiilten,  führt  der  König  das  l'rotectorat.  7)  die  Jlatavisclic  Socic- 
tüt  für  Sprache  und  Dichtkunst,  jetzt  die  JloUündische  Socletät  der  schö- 
nen hiinste  und  Jflsscnschaftcn  genannt.  Sic  beschäftigt  sich  nur  mit 
der  Niederländischen  Literatur,  und  hat  4  Sectionen  zu  Amsteuuam, 
Lkydkn,  UoTTiiRDAM  Und  IIaag,  von  denen  jede»  Jahr  eine  andere  Se- 
etion  den  Vorsitz  führt  und  in  der  Stadt  die  allgemeine  Versammlung 
hält,  in  Mcldicr  sie  ihren  Sitz  hat.  8)  die  1181  zu  Amsterdam  gestif- 
tete Socictüt  für  den  allgemeinen  iSiitzcn,  m eiche  170  Sectionen  in  den 
INiederlandeu  und  in  Westindien  zählt  und  Verbreitung  gesunder 
religiöser  und  moralischer  Begriffe  und  Vervielfältigung  nützlicher 
Kenntnisse  bei  den  ärmern  Classen  zum  ZMeck  hat.  Sie  giebt  klei- 
ne Schriftcben  für  den  ersten  Unterricht  lieraus  und  verkauft  sie  zu 
den  niedrigsten  Preisen,  sorgt  für  A  crbesserung  des  öffentlichen  Unter- 
richts, bat  Sparkassen  errichtet  und  will  jetzt  eine  Industrieschule  vor- 
züglich für  den  Unterricht  in  der  auf  Künste  und  Handwerke  ange- 
wandten Mathematik  gründen.  !>)  die  i\iederländische  Socictüt  für  öko- 
nomische und  industrielle  Jflssenschaflen  zu  Haarlem,  m  eiche  Ackerbau, 
Fischerei,   Künste    und  Handwerke  durch  Preisvertheilungen   fördert. 

10)  die  Teylersche  Stiftung  zu  Haarlem.  Sic  vertheilt  jährlich  2  Preise 
für  die  besste  Lösung  einer  bürgerlichen  und  einer  gelehrten  Aufgabe. 

11)  die  Societät  von  Felix  Meritis  in  Amsterdam,  deren  Mitglieder  in 
langen  Winterabenden  zusammenkommen,  um  sich  über  Mathematik, 
Literatur,  Dichtkunst,  Malerei  und  3Iusik  zu  unterhalten.  Sie  besitzt 
eine  Sammlung  von  Abgüssen  der  hessten  Antiken,  eine  Bibliothek,  ei- 
ne SternMarte,  eine  Zeichenschule  u.  s.  w.  12)  die  Societät  für  den 
öffentlichen  f'ortrag  in  Amsterdam,  welche  Zöglinge  für  das  National- 
theater bildet.  13)  die  Israelitische  Societät  für  Nutzen  und  Civilisalion. 
[Auszug  aus  einem  Aufsatz  von  van  GravcnweH  in  der  Revue  encyclopc- 
dique ,  Juli  1827,  der  in  der  Dresdner  Morgenzeitung  1827  Nr.  157  ff. 
übersetzt  ist.] 

Pari».  Am  13  Nov.  ward  der  an  Laplace's  Stelle  gewählte  Aka- 
demiker Royer  Collard   in  die  Franz.  Akademie  feierlich  aufgenommen. 

Pavia.  Das  Lehramt  der  Religionswissenschaften  und  der  Ei-zie- 
hnngskunde  an  der  Universität  ist  unter  dem  28  Octob.  dem  Professor 
derselben  Fächer  an  der  philosoph.  Lehranstalt  zu  Trient,  Dominik 
Bcnvenuti,   übertragen  worden. 

Pkrpicsa\.  Vor  kurzem  haben  die  Jesuiten  das  CoIIegium  in  B(!- 
sitz  genommen.  Das  erste,  was  der  neue  Director,  Abbe  Galluy,  tbat, 
war,  das8  er  in  der  Zeichenscbule  die  Giiismodelle  des  Antinous,  Ado- 
nis,  Apollo  vom  Belvedere,  Hercules,  Mercur,  Narcissus,  der  Gladia- 
toren etc.  zerstören  lies». 

Plöv.   Zum  Siibrector  an  der  gelehrten  Schule    ist  der  Collabora 
tor  Sürenscn  von  der  gel.  Schnle  zu    Rendsliurg,    an  die  Stelle  d«;s  am 
26  Octob.  1820  verstorbenen  Subrectors  l'eter  Iverscu,   ernannt  worden 

PosE.\.   Aui  G>mna»iuiu  i>t  der  Lehier  Muczkowski  auf  sein  Gesuch 


324  Schul-  und  Uni ver sitätsnachr ichten, 

entlassen  und  an  dessen  Stelle  der  bisher.  Hauslehrer  Gottlieb  Cichowics 
als  fünfter  Unterlelirer  angestellt  worden. 

Pkeissen.  Se.  Maj.  der  König  hat  dem  Hofrath  StoUz  in  Tephtz, 
vielcher  dem  mineralogischen  Museum  in  Berlin  eine  geognostische 
Sammlung  üb<^rlal^scn  hat,  die  grosse  goldene  akademische  Medaille 
verliehen.  In  der  Stadt  Kiriv,  im  Heg.  Bez.  Arnsberg,  ist  die  Mährend 
der  Französ.  Herrschaft  eingegangene  Rector-  und  2te  evangel.  Predi- 
gerstelle wieder  hergestellt  und  zur  Dotirung  derselben  eine  jiihrl.  Be- 
soldung von  131  Thlrn.  7  Sgr.  6  Pf.  aus  Staatsfonds  bewilligt  worden; 
die  Stadt  hat  dazu  aus  Gemeindemittehi  noch  jiihrl.  250  Thir.,  3  Klaf- 
tern Holz  und  freie  Wohnung  gefügt.  Der  Universität  in  Bo^x  sind  zur 
weitern  Einrichtung  13333  Thlr.  2ß  Sgr.,  der  Universität  in  Berlin 
200  Thlr.  zu  Freitischen  für  arme  Studirende,  dem  Gynin.  in  Wetzlab 
100  Thlr.  zur  Vermehrung  der  Bibliothek  ausserordentlich  bewilligt 
worden.  Eine  jährliche  Pension  von  100  Thlrn.  erhielten  die  Wittwe 
und  Tochter  des  verstorb.  Ob.  L.  Hoffmann  an  der  Realschule  in  Beu- 
Mw;  eine  jährl.  Gehaltszulage  von  50  Thlrn.  der  blinde  Flötenlehrer 
Engel  am  Blindeninstitute  in  Berlin  ,  von  200  Thlrn.  der  Director  CVu- 
ger  am  Schullehrerseminar  in  Nbiizelle,  von  50  Thlrn.  der  Lelirer  Stein 
ebendaselbst,  von  100  Thlrn.  zugleich  mit  dem  Prädicat  eines  Profes- 
sors der  Lehrer  von  Szumski  am  Gymnas.  in  Posen  ,  von  48  Thlrn.  der 
Prof.  Egen  am  Gyran.  in  Soest;  eine  ausserordentliche  Unterstützung 
von  50  Thlrn.  der  CoUab.  Saiippe  am  Gymn.  in  Eislebe'V  ,  und  von  50 
Thlrn.  der  Vicerector  Dr.  Harless  am  Gymn.  in  Herford;  ein  Stipen- 
dium von  250  Thlrn.  zu  weiterer  Ausbildung  auf  der  Univers,  in  Berlis 
der  Lehrer  Schlüter  am  Gymn.  in  Arnsberg;  eine  ausserordentliche  Re- 
muneration von  100  Thlrn.  der  Privatdocent  Dr.  Fricdländer  in  Königs- 
berg und  eine  gleiche  von  100  Thlrn.  der  Pfarrer  Lambrechts  in  Wesel 
für  den  am  Gymnas.  ertheilten  Unterricht  in  der  Religion.  Dem  geh. 
Obcrregierungsrathe  u.  Prof.  Dr.  Koreff,  welcher  seit  längerer  Zeit  in 
Paris  lebt ,  ist  eine  jährliche  Remuneration  von  4000  Franken  für  Be- 
sorgung der  Aufträge  bewilligt,  welche  ihm  das  kön.  Ministerium  der 
Unterrichtsangel,  in  wissenschaftlichen  uud  artistischen  Beziehungen  er- 
theilen  wird. 

Rom.  Am  5  Nov.  hat  man  mit  der  Aufgrabung  des  ganzen  Forums 
(Campo  vaccino)  den  Anfang  gemacht.  Die  Arbeit  hat  beim  Colosseum 
mit  den  Tempeln  der  Venus  und  der  Roma  begonnen  und  wird  von  da 
nach  dem  Capitol  hin  weiter  geführt  werden. 

RuDOLSTADT.  Das  Programm  zu  der  zu  Michaelis  d.  J.  Im  Gymna- 
sium anzustellenden  Disputirübung  [s.  Jbb.  1\  S.  358]  enthält  11  The- 
sen, von  denen  die  wichtigeren  folgende  sind :  „Historiae  Studium  ora- 
tori  non  negligendum  est.  Cicero  sanctioris  doctrinae  cultoribus  mul- 
tura  legendus  est.  Antiquitatum  Romanarum  scicntia  sine  literis  Grae- 
cis  esse  non  potest.  Cicero  Ingenium  suum  rare  et  modeste,  sed  la- 
bores  et  res  snas  saepe  et  interdum  non  satis  modeste  commcndat.  Re- 
cte  Scneca  Rhetor  (Controv.  XII) :  In  Catone ,  inquit ,  moderatio ,  in 
Cicerone  constantia  desideratur.     Testis  et  arbitcr  difTerunt.     In  loco 


Beförderungen  nnd  Ehrenbczcigunn^cn.  325 

Cic,  de  Log;g.  I,  2,  (i  viil<rata  Icclio  nihil  potcst  esse  jucuniUus  retinenda 
Vit.  In  llorat.  Od.  HI,  11,  14  coiijectuni  ardcutquc  oinnibus  reliquid 
praestat;  Od.  1,  37,  1  —  4  Nunc  est  bibendum  ....  Tempus  erat  dapibus 
iiiliil  est  miitaiidiun.  Ein  anderes  Piügramni  unter  dem  Titel:  Zum 
ii'isicn,  am  4  Dtc.  zu  begehenden,  Sommer  scheu  Jtedeactus  ladet  unterthä- 
itig  und  gehu)  sunist  ein  Johann  Andreas  Her  che  r,  Prof.  am  Gymn. 
(Hndobtadt,  gedr.  mit  Fröbelschen  Schril'ten.  1827.  3  S.  4)  ist  wohl 
nur  für  locaie  Bedürfnisse  berechnet,  und  behandelt  in  humoristischem 
Tone  ziemiieh  oberllüclilich  den  Satz,  dass  der  ^Nachruhm  allein  ge- 
recht über  Menschenwerth  richte.  jViclit  wichtiger  ist  das  Programm, 
weiches  Herchcr  zur  vorjälirigen  (Olsten)  Feier  des  genannten  Uede- 
actus  unter  gleichem  Titel  und  von  gleichem  Umfang  geliefert  hat.  Es 
verbreitet  sich  über  die  ZMeckmässigkeit  der  Gedäciitnissübungen  und 
deutet  an ,  das»  ein  gutes  und  treues  Gedächtnis»  etM  as  sehr  Wichtiges 
gey,  und  da»s  man  daher  in  zwetkraässigen  Gedächtnissübungen  keines- 
wegs ein  Hinderniss  der  geistigen  Bildung,  sondern  vielmehr  die  wah- 
re Grundlage  eines  richtigen  Schulplans  finden  müsse. 

Stbalsl.%d.  Das  dasige  Gymnasium ,  das  bereits  I5ß0  in  einem 
ehemaligen  Dominicanerkloster  gegründet  ward  und  von  eingezogenen 
Kiostergütern  die  Fonds  zu  seiner  Erhaltung  erhielt,  ist  eine  rein  städ- 
tische Anstalt  und  zunächst  für  Bildung  der  städtischen  Jugend  bestimmt, 
obschon  es  auch  von  fielen  Auswärtigen  besucht  wird.  Es  hat,  wie  die 
meisten  Preuss.  Gymnasien,  6  Classen,  von  denen  je  zwei  in  ihrem 
Lehrplane  enger  verbunden  sind,  und  so  eine  untere,  mittlere  und  hö- 
Lere  Bildungsstufe  bilden.  Da  es  in  der  Stadt  keine  Realanstalt  giebt, 
so  umfusst  das  Gjounasium  zugleich  die  höhere  bürgerliche  Bildung. 
Sexta  und  Quinta  bereiten  also  zugleich  für  den  niedern  Gewerbstand 
vor,  Quarta  und  Tertia  für  die  höhern  Berufsarten  des  Kaufmanns, 
LandM  irths  ,  Künstlers  u.  s.  w.  Um  diess  besser  zu  erreichen,  besteht 
neben  111  u.  I\  eine  llealclasse  für  ■Sichtstudirende  insoweit,  dass  die- 
selben zwar  als  Schüler  von  111  u.  IV  an  den  meisten  Classenlectionen, 
auch  an  dem  Lateinischen,  Theil  nelmien,  aber  während  des  Griechi- 
schen Unterrichts  in  beiden  Classen  und  während  des  mathematischen 
in  III,  und  ausserdem  noch  in  einigen  besondern  Stunden,  im  Französi- 
schen,  Englischen,  dem  höhern  bürgerlichen  Rechnen,  dem  Schön- 
schreiben und  dem  mathematischen  und  bürgerlichen  Zeichnen  unter- 
richtet M  erden.  Die  beiden  obersten  Classen  sind  nur  für  gelehrte  Bil- 
dung bestimmt.  Cumbination  mehrerer  Classen  im  Unterricht  findet  nur 
im  Singen  und  Zeichnen  statt.  In  die  fite  oder  Elementarclasse  treten 
die  Schüler  gewöhnlich  im  8  oder  Uten  J.  ein,  und  müssen  dazu  bereits 
hinlängliche  \  erstandes  -  und  Sprachübung,  um  Begriß'e  gehörig  unter- 
scheiden, auffassen  und  ausdrücken  zu  können,  Fertigkeit  im  richtigen 
Lesen  des  Deutschen  und  Latein.,  einen  guten  Anfang  im  Schönschrei- 
ben und  der  Fähigkeit,  et>vas  Dictirtes  leserlich  und  leidlich  orthogra- 
phisch niederzuschreiben ,  einige  Vorkenntnisse  im  Cliristenthnm  und 
biblischer  Geschichte  und  die  Anfänge  des  Rechnens  mitbringen.  Die 
Dauer  der  Schulzeil  ist  10  —  Vi  Jalire,  von  denen  5  auf  Prima  und  Sc- 


326  Schul-  und  Univcrbitiitsnach richten, 

cunda  kommen.  Für  die  Aufnahme  fremder  Schüler  soll  ein  Alumneum 
cniclitet  werden.  Die  Lehrcursen  sind  in  VI  und  V  halbjälnio^.  in  IV  u. 
III  jährig-,  inllzweijährig^,  in  I  drcijäJnig.  DieVersetzungrn  finden  jähr- 
lich zu  Michaelis  (in  V  u.  Vlinhesondern  Fällen  auch  halbjährlich)  nicht 
nach  Fächern  und  Lectionen,  sondern  von  Classe  zu  Classe  f;tatt.  INur 
im  Engl,  und  Franz.,  Zeichnen  und  Sinj^en  {jilt  nicht  die  streng^e  Clas- 
senahtheilung.  Jede  Classe  hat  wöchentlich  32  Lchrstunden,  ungerech- 
net die  ausserordentlichen  Lectionen    im  Singen  und  Zeichnen   und  (in 

I  und  II)  im  Hebräischen,  Französischen  und  Englischen.  Das  Schul- 
geld ,  welches  Tom  Scholarchat  erhoben  und  dem  Director  dann  zur 
Vertheilung  zugestellt  wird,  beträgt  alljährlich  in  VI  u.  V  11  Tlilr.  6 
Sgr.,  in  IV  u.  III  13  Thlr.  18  Sgr.,  in  II  15  Thlr.,  in  I  16  Thlr.  ausser 
Vi  Sgr.  für  den  Schuldiener  und  24  Sgr.  Holzgeld.  Sonst  hat  der  Schü- 
ler nur  noch  den  ausserordentlichen  Unterricht  zu  bezahlen,  das  He- 
bräische mit  4  Thlrn.  16  Sgr. ,  das  Französische  und  Englische  init  3 
Thlr.  6  Sgr. ,  das  Zeichnen  mit  1  Tlilr.  18  Sgr.  Das  Lehrercollegiuni 
bLsteht  aus  dem  Director  [Dr.  Carl  Kirchner,  am  Gymn.  seit  1815  als 
Rector,  seit  dem  17  Rlai  1825  mit  dem  Prädicat  Director  angestellt], 
sieben  ordentlichen  Lehrern  [dem  Conrector  und  Ordin.  in  I  Dr.  Ernst 
IShze,  seit  dem  30  März  1820  Professor,  am  Gymn.  seit  1821;  dem  Sub- 
rector  imd  Ordin.  in  II,  dessen  Stelle  jetzt  unbesetzt  ist;  dem  Ordin.  in 
III  Dr.  Ferd.  Hascnbalg,  am  Gymn.  seit  1817;  dem  ordentl.  Lehrer  in 

II  u.  III  Dr.  August  Schröder ,  am  Gymn.  seit  1824 ;  dem  Ordin.  in  IV 
Cusf.  Thcod.  Stange,  am  Gymn.  seit  1822;  dem  Ord.  in  V  Dr.  Ernst  Ileinr. 
Zober,  am  Gymn.  seit  1824 ;  dem  Ord.  in  VI  Friedr.  Aug.  Uietz,  am  Gymn. 
seit  1821]  und  vier  ausserordentlichen  Lehrern  [dem  emeritirten  Snbre- 
ctor  Ernst  Dietr.  Gsellius,  welcher  seit  1824  den  Unterricht  im  Hebräi- 
schen besorgt;  dem  Lehrer  der  Mathem. ,  Schreib-  und  Zeichenkunst 
Joh.  fFilh.  Brüggemann,  am  Gymn.  seit  1823;  dem  Lector  der  Franz.  u. 
Engl.  Sprache  Heinrich  Plessner,  am  Gymn.  seit  Michaelis  1826 ;  dem  Älu- 
sikdirector  Carl  Suck,  am  Gymn.  seit  1818].  Regelmässig  alle  14  Tage 
wird  eine  Lehrerconferenz  gehalten ;  die  Classendiarien ,  in  w  eiche  alle 
Tage  die  Fortschritte  des  Unterrichts ,  die  Leistungen  der  Schüler  und 
die  Disciplinarereignisse  eingetragen  werden  müssen,  werden  wöchent- 
lich revidirt.  Der  Director  stellt  von  Zeit  zu  Zeit  Privatprüfungen  der 
einzelnen  Classen  an ;  das  öffentliche  schriftliche  und  mündliche  Exa- 
men findet  alljährlich  zu  Michaelis  statt.  Das  äussere  Betragen  der  Scliü- 
ler  wird  durch  die  aus  13  Artikeln  bestehenden  Schulgesetze  bestimmt, 
von  denen  jeder  Schüler  bei  seiner  Aufnahme  ein  Exemplar  erhält. 
Halbjährlich  werden  Schulzeugnisse  ausgestellt.  Als  Hülfsmittel  des  Un- 
terrichts besitzt  das  Gymnasium  eine  ansehnliche  Bibliothek,  eine  Land- 
chartensammlung,  einen  mangelhaften  pliyslkalischen  Apparat,  ein  Na- 
turaliencahinet,  die  grosse  Lippert'sclie  und  kleine  Clansingisclie  Dacty- 
liotliek  und  eine  ausgezeichnete  Sammlung  Altgriechischer  und  Römi- 
sdicr  Münzen.  Die  Lehrgegenstände  sind  mit  den  ührigcn  l'reus>;ischen 
Gymnasien  gleich.     Die  Schülerzahl  betrug  1825  am  Ende  des  Schul- 


Bef  Order  11 11  geil   nnil  Ehicnb  cz  e  igiiiig  cn.  327 

jiihrs  226,   182fi  257  iiiul  1827  1!)7;   zur  UnIversUät  Minden  in  den   «ge- 
nannten drei  Jahren  4,  't  nnd  8  Siliüler  eatlassen. 

TiBi\GEis.  Znm  lleetor  des  Ljeeums  ist  der  lielirer  der  öten  Clas- 
sc,  Prof.  Palil,  ziiin  Lehrer  der  4ten  Chu<se  der  liislierige  Reetnr  Mög- 
Ung  zn  Otluingen,  mit  dem  Titel  lines  Professors  und  unter  Vorbe- 
halt seines  bisherigen  Ranges,  ernannt  Morden. 


Zur     Nachricht. 

Das  noch  riickständige  ]2te  Heft  dieses  Jahrganges  tler 
JahrbVicher  wird,  um  die  Joiiinahiotizen  bis  zum  Schhisse  des 
Jahres  1S27  fortiiiliren  zu  können  und  nicht  spätere  Nachträ- 
ge liefern  zu  müssen,  erst  im  neuen  Jahre  ausgegeben  wer- 
den und  zugleich  das  Vcrzeichniss  der  1827  neuerschienenen 
philologischen  und  pädagogischen  Schril'ten  und  die  Register 
zu  den  ersten  5  Bänden  der  Jahrbiicher  enthalten.  Zugleich 
mit  diesem  letzten  Hefte  erscheint  das  erste  des  neuen  Jahr- 
ganges, der  ebenfalls  aus  3  Bänden  (12  Heften)  bestehen  wird. 
—  Noch  ist  zu  bemerken,  dass  alle  antikritischen  und  polemi- 
schen Aufsätze,  die  zur  eigenen  Rechtfertigung  des  Schreiben- 
den dienen  und  dessen  Interesse  betreuen,  wofern  es  nicht  et- 
>va  Antworten  auf  Antikritiken  der  in  den  JahVbüchern  selbst 
gelieferten  Recensionen  sind,  in  unserer  Zeitschrift  nur  gegen 
Entrichtung  von  Insertionsgebühren  aufgenommen  werden,  vor- 
ausgesetzt, dass  die  Redaction  nicht  aus  andern  Griinden  die 
Aufnahme  verweigert.  Für  jede  enggedruckte  Zeile  wird  Ein 
Groschen  bezahlt.  Bevor  aber  über  diese  auflaufenden  Gebüh- 
ren und  ihre  Erhebung  die  nöthigen  Bestimmungen  der  Reda- 
ction oder  Verlagshandlung  nicht  mitgetheilt  worden  sind,  w  ird 
kein  Aufsatz  dieser  Art  zumUriick  befördert.  Weil  nun  die  er- 
stere  duixh  andere  Geschäfte  häufig  gehindert  ist,  sich  dess- 
halb  mit  den  Einsendern  solcher  Aufsätze  in  vorläufige  Corre- 
spondenz  zu  setzen,  so  werden  dieselben  ersucht,  gleich  bei 
der  Zusendung  die  nöthige  Erklärung  über  jene  Gebühren  ab- 
zugeben, A\ofern  sie  nicht  erwarten  wollen,  dass  iiire  Antikri- 
tiken und  Rechtfertigungen  unbeachtet  liegen  bleiben  sollen. 
NatürlicJi  wird  die  Zusendung  derselben  auch  kostenfrei  ver- 
langt. 

B.   G.   Tcubner. 


828 


Zur    Warnung. 

Die  Unterzeiclineten  haben  in  Erfahrung  gebracht, 
dass  (hucli  merkantiUsche  und  litterarische  Umtriebe,  in 
und  ausserhalb  Deutschlands,  das  Gerücht  verbreitet  wird, 
die  vom  Prof.  Schneider  in  Breslau  im  Tcuhner' - 
sehen  Verlage  angekündigte  Ausgabe  sämmtlicher  Werke 
des  Piaion  werde  im  Wesentlichen  nichts  als  ein  Nach- 
druck derbey  Reimer  erschienenen  Bekker'schen  sejn.  Die 
Unterzeichneten,  durch  vieljährige  collegialische  Verbin- 
dung ebenso  vertraut  mit  dem  hoch  über  jedem  Verdacht 
irgend  einer  Unreclitlichkeit  stehenden  Charakter  des  Prof. 
Schneider,  wie  durch  langes  gemeinschaftliches  Stu- 
dium des  Piaton  von  der  völligen  Selbständigkeit  seiner 
Platonischen  Kritik  unterrichtet,  glauben  es  nicht  sowohl 
der  Ehre  ihres  Freundes,  die  durch  solche  Unwürdigkeit 
nicht  berührt  wird,  als  der  gelehrten  Welt ,  der  unter  täu- 
schenden Vorhänden  ein  treffliches  Werk  vorenthalten  wer- 
den soll,  schuldig  zu  seyn,  diess  Gerücht  der  Wahrheit  ge- 
mäss für  eine  schaamlose  und  verleumderische  Lüge  zu 
erklären. 

Breslau,  am  Uten  Dec.  1827. 

Dan.  i\  Coelln,     Dr.  Franz  Passoiv,     Dav.  Schulz, 

Dr.  u.  Prof.  d.  Theol.  Prof.  der  alten  Litt.  Dr.  u  Prof.  d.  Theol. 

Dr.  Ludw.  Wachler, 

Prof.  der  Geschichte  u.  Obeibibliothekar. 


Inhalt 

von  des  dritten  Bandes  drittem  Hefte. 


UcLcrsichi  der  neusten  Anakrcontischnu  Litteratur.  [Gl acter :  Spec.  I  et  II 
Anacreoniis  Ijrici  rcJivivi ;  Hofman-Pccrlkamp:  Observatt.  Ana- 
creonticae;  Aiiacrcontis  reliquiae  etc.  cur.  Bolssonade ;  Anacr.  carmi- 
na,  cd.  Gumaelius;  If'olpcr:  De  antiquitate  carminum  Anacr.; 
Auacreontea  quae  dicuntur.,  receiis.  etc.  Mehlhorn ;  Anacr.  carmina 
etc. ,  illiistr.  Moebius ;  Amliologia  lyrica  etc.,  ei.  Mehlhorn.]  — 
Vom  Oberlehrer  I)r.   Melilhom  iu  Glogau.     .....     227  —  252 

Propertii  Carmina.  Edid.  Falda7nus.  —  \om  Professor  Jacob  in  Posen.  253  —  267 

-CcIm  de  niedicliia  !!.  Vill.  Ed.  Delatlre.      \ 

I   Vom  Professor  Dr.  Choulant 
Cclsi  Eediciuae  11.  VIlI.    Ed.  MiUi2:an.         > 

„  °,     .        \  in  Dresden.  267  —  285 

Celsi  de  mcdicina  11.  Till.  Ed.  IFaldcck.     } 

Lindner :  De  fiuibas  et  praesidils  artis  paedagngicae  secnndam  principia  doctri- 

nae  Christiaiiac.  —  Vom  Director  Dr.  Schulze  in  Duisburg. 
Fülle:  Soll  der  Lehrer  in  den  oberu  Classen  eines  Gyinnas.  mit  seinen  Schü- 
lern über  seine  Methode  sprechen'?  —  Von  demselben. 
Frorath:    Ueber  die  Entartung  der  Jugend  in   der  neuern   Zeit.  —     Von 
demselben.  .  .  ......  .  . 

Hclbig:  Ueber  den  Nutzen,    der  aus"  der  Mittheilung   der  Schnlprogramme 
für   den  Gymnasialunterricht  im  Allgem.   und    insbesondere   für  die 
deutsche  Sprache  entsteht.  —  Von  demselben.        ....     294  —  295 

Böbcl:    Wie  können    die   Schüler   eines    Gymn.    Beweise  einet  wahren  und 

echten  Vaterlandsliebe  geben?  —  Von  demselben.  .  .     295  —  296 

BreiL'Cr :  Aufangfgründc  der  mathematischen  Geographie.  —  Vom  Dr.  JVeisc 

in  Orlaraünde 296  —  300 

Epictet's  Handbuch  der  stoischen  Moral ,  übers,  v.  Junker.  —  Vom  Rector 

M.  Becher  in  Chemnitz. 300  —  305 

Die  Klagelieder  des  Ovidius ,  übers,  u.   erläut.  v.  Pßtz.  —  Von  demselben.     305  —  ^0 
Cebctis  tabula  Graece.      Hildesh.  b.  Gcrstenberg.  —  Von  demselben.  .     310  —  311 

Kleiner  griechischer  Plutarcli  von  Philippi.  —  Vom   Director  Dr.    Schulze 

in  Duisburg 311  —  314 

Sylloge  vcrsuum  memorialium.     Merseburg  b.  Sonnlag.  —  Von  demselben.       314  —  316 

Todesfälle 316  —  317 

Schul  -  und  Univeraitätsnachrichten  ,    Befiirdcruiigen   und  Ehrenbezeigungen,       317  —  327 


285  - 

-  291 

291  - 

-  292 

292  - 

-  294 

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JAHRBUCHER 

FÜR 

PHILOLOGIE  moPJEDAGOGIK. 


Eine   kritische  Zeitschrift 

in  Verbindung  mit  einem  Verein  von  Gelehrlen 

herausgegeben 

von 

M.  Joh,  Christ.  Jahn, 


Zweiter   Jahr  gang. 


Dritter    Band.     Viertes   Heft 


Leipzig, 

Druck  und  Verlag  von  B.  G.  Teubner. 
1     8     2     T. 


IM  a  t  h   c  111  a  t  i   k. 


Lehrbuch  de?'  Buc/tstabenrechenkunst  für  höhere  Lehr- 
anstalten und  zum  Selbstunterrichte.  \on  Jo/iann  Paul  Jirewer,  l'ro- 
fessor  der  Mathematik  und  Pliysik  in  Düsseldorf.  Ir  Th.  Düssel- 
dorf 11.  Elberfeld  b.  J.  E.  Schaub,  1825.  XU  u.  267  S.  2r  Th.  eben- 
das.  182«.  378  S.  gr.  8.  1  Thlr.  16  Gr. 
[Eine  sdir  lobende  kritische  Inhaltsanzeig^e  des  ersten  Bandes  steht  in 
der  Krit.  Biblioth.  1827  Hft.  2  S.  200—205] 


D. 


'er  (hirch  sein  Lehrbuch  der  Geometrie  schon  vortheilhaft  be- 
kannte Hr.  Verf.  liefert  hier  einen  neuen  Beweis  von  seinem  thä- 
tigcn  Streben  »ind  zugleich  von  seiner  Tüchtigkeit,  eine  immer 
grössere  Verbreitung  gründlicher  Kenntniss  der  Mathematik  zu 
befördern,  und  darf  demnach  geM  iss  nicht  fürchten ,  die  Aus- 
arbeitung dieses  Lehrbuches  werde  als  eine  überflüssige  Ver- 
mehrung der  allerdings  schon  grossen  Zahl  von  mathematischen 
Lehrbüchern  betrachtet  werden.  Der  Zweck  des  Verfs.  war 
laut  der  Vorrede,  dem  Anfänger  ein  Buch  in  die  Hand  zu  ge- 
ben, worinne  er  die  ersten  Lehrsätze  der  Wissenschaft  so  klar 
als  möglich  dargestellt  und  völlig  scharf  bewiesen  fände,  und 
das  ihn  doch  über  die  Anfangsgründe  Hinaus  etwas  tiefer  in  das 
Innere  der  Wissenschaft  führte,  als  es  die  meisten  ähnlichen 
Bücher  zu  thun  pflegen.  Das  Buch  setzt  daher  nur  die  Fertig- 
keit in  den  vier  einfac?)en  Rechnungsarten  mit  ganzen  (bestimm- 
ten) Zahlen  Aoraus,  theilt  aber  auch  von  diesen  noch  die  Defi- 
nitionen init,  und  führt  nun  von  hieraus  den  Anfänger  mit  siche- 
rer Hand  durcli  die  Lehren  von  den  vier  llechnungsarten  mit 
allgemeinen  (iiikomplexen  und  komplexen)  ganzen  Zahlen,  von 
den  gemeinen  und  allgemeinen  Brüchen,  (bei  welcher  Gelegen- 
heit auch  die  einfachen  und  zusammengesetzten  Zalilen  mit  be- 
sonderer Sorgfalt  betrachtet  werden;)  von  der  Ausziehung  der 
Quadrat-  und  Kubik -Wurzel,  von  der  Rechnung  mit  allgemei- 
nen Potenzen  und  Wurzeln  (inkomplexer  Grössen),  von  den  Ver- 
hältnissen und  Proportionen  ,  den  arithmetischen  und  geome- 
trischen Progressiouen,  den  Logaritlimen,  den  bestimmten  Glei- 

23* 


ää2  Mathematik. 

chungen  des  Isten  ii.  2teii  und  den nnbestimmteh  des  Isten  Grades. 
Soweit  der  erste  Theil,  welcher  demnach  vornehmlich  alles  das 
entliält,  was  denen,  die  das  Studium  der  Mathematik  bloss  zur 
formellen  Verstandesbildung  treiben ,  oder  aucli  nur  die  näch- 
sten Anwendungen  davon  machen  wollen ,  aus  der  Buchstaben- 
rechnung zu  wissen  uöthig  ist.  Im  2ten  Theile  folgen  nun  die 
zum  Theil  schwierigeren  Lehren,  welche  den  Anfänger  in  das  Ge- 
biet der  Analysis  einführen,  und  zur  künftigen  Erlernung  der 
höheren  Mathematik  gründlich  vorbereiten.  Dieser  Theil  be- 
handelt nämlich  in  der  ersten  Abtheilung  die  Kombinationslehre, 
den  binomischen  Lehrsatz ,  die  Produkte  und  Quotienten  ver- 
schiedener Binome ,  die  arithraetisclien  Reihen  höherer  Ord- 
nung, die  Kettenbrüche,  die  Produkte  und  Quotienten  polyno- 
mischer Ausdrücke  uebst  dem  polynomischen  Lehrsatze.  Hier- 
auf folgt  in  der  zweiten  Abtheilung  die  Lehre  von  den  Funktio- 
nen und  höheren  Gleichungen,  nämlich  die  Eintheilung  der 
Funktionen ,  die  ganzen  und  gebi'ochenen  rationalen  Funktionen, 
die  allgemeinen  Eigenschaften  der  Gleichungen  aller  Grade, 
(die  Gleichung  als  Funktion  einer  Veränderlichen  betrachtet,) 
die  Auflösung  der  kubischen  und  biquadratischen,  die  Auflö- 
sung der  numerischen  Gleichungen,  die  logarithmischen  und  trigo- 
nometrischen Funktionen;  endlich  ist  in  einem  Anhange  die 
Lehre  vom  falschen  Satze  erklärt.  Dieser  kurze  Lieberblick  des 
Inhaltes  zeigt  im  Allgemeinen ,  dass  der  Verf.  von  der  einen 
Seite  allerdings  mehr  gibt,  als  in  manchem  für  höhere  Schulen 
bestimmten  Lehrbuche  enthalten  ist,  von  der  andern  Seite  aber 
auch  wenigstens  die  Gränzen  nicht  überschreitet,  welche  die 
Sphäre  derjenigen  Gymnasien,  deren  Einrichtung  die  Verwen- 
dung eines  verhältnissmässig  grösseren  Zeittheiles  auf  den  Vor- 
trag und  das  Studium  der  Mathematik  verstattet ,  von  den  Ge- 
genständen, welche  den  akademischen  Vorträgen  vorzubehal- 
ten sind  ,  wenigstens  nach  des  Rec.  Ansichten  trennen  müssen. 
Durch  die  Art,  wie  die  behandelten  Lehren  in  die  beiden  Theile 
des  Buches  vertheilt  sind,  ist  noch  der  Vortheii  gewonnen,  dass 
sich  der  erste  Tiieil  besonders  eignet  zum  Gebrauche  bei  dem 
Llntenichte  in  der  untern,  der  zweite  aber  in  der  obern  Bil- 
dungsstufe einer  höheren  Lehranstalt,  in  welcher  hinreichende 
Zeit  anf  den  Unterricht  in  der  Mathematik  verwendet  werden 
kann.  Für  andere,  d<;nen  zur  CJebung  dieser  Wissenschaft  nur 
wenig  Zeit  vergönnt  ist,  wird  der  erste  Theil  ziemlich  genügen; 
so  dass  also  dieses  Buch  schon  in  Beziehung  auf  den  Inhalt  al- 
lerdings als  ein  selir  brauchbares  Lehrbuch  für  liöhere  Schu- 
len zu  empfehlen  ist.  Wenn  aber  in  dieser  Hinsicht  doch  wohl 
noch  manches  andere  genannt  werden  kann,  das  denselben  Um- 
fang hat,  auch  wohl  oline  (Jie  nöthigen  Gränzen  zu  überschrei- 
ten noch  das  und  jenes  mittheilt,  was  hier  übergangen  ist; 
60  kennt  dagegen  Rec.  kein  anderes  Lehrbuch  von  ähnlichem 


BrcMer:  Lehr1)iicli  der  üiichstabenrcchenkunst.  333 

ünifaiijre  und  älinlicher  Bestiinmiiiifi;,  in  welchem  namentlich 
die  ersten  und  einfacheren  Ijeiiren,  welche  den  übrigen  zum 
(Jrunde  ^eleirt  weiden,  mit  so  frrosser  Deutlichkeit,  Griindlich- 
keit  und  Strenge  bewiesen  wären ,  als  in  dem  vorliesfenden. 
Die  Anordnung:  der  einzelen  Leliren  ist  durchijän^jig  so,  dass 
das  i\achfolgende  durcb  das  Vorausgehende  sicher  begriindet 
wird,  und  wenn  auch  an  wenii^en  Slellen  eine  andere  Ordnung 
in  sofern  vortheilhaft  irewesen  wäre,  als  dadurch  leiclit  einiges 
noch  hätte  erwähnt  werden  können,  was  hier  unberiihrt  geblie- 
ben ist,  so  wird  docli  gewiss  durch  die  hier  gewählte  Anord- 
nung und  durch  die  gleich  vom  Anfange  an  streng  durchgeführte 
Gründlichkeit  nicht  leicht  etwas  von  dem  Vorgetragenen  dem 
nur  erst  lernenden  Leser  dunkel  bleiben.  Diese  Eigenschaft  ist 
es,  wodurch  sich  das  Buch  vor  andern  sehr  auszeichnet,  und 
um  deren  willen  bei  der  damit  verbundenen  grossen  Ausführlich- 
keit es  nicht  allein  den  ersten  Anfängern  zum  Gebrauche  beim 
Selbststudium,  sondern  in's  Besondere  auch  den  angehenden 
Lehrern  der  iMathematik  sehr  z»i  empfehlen  ist.  Um  als  Leitfa- 
den beim  ölFentlichen  Unterrichte  zu  dienen,  brauchte  es  freilich 
nicht  immer  so  ausführlich  zu  sein,  ja  es  wäre  in  dieser  Hin- 
sicht oft  eine  etwas  gedrängtere  Kürze  zu  wünschen;  allein  eben 
dieses  muss  nothwendig  von  allen  Büchern  gelten,  die  zugleich 
dem  sich  selbst  Unterrichtenden  genügen  sollen,  und  immer 
wird  dieses  Buch  in  der  Hand  des  lleissigen  Schülers  ein  vor- 
tretiliches  Mittel  zur  gründlichen  Wiederliolung  der  Lehren  dar- 
bieten, welche  beim  mündlichen  Unterrichte  der  Lehrer  in  dem- 
selben Geiste  und  eben  der  Ordnung,  als  sie  hier  behandelt 
sind,  vorgetragen  hat.  —  Bei  den  vielen  lobenswerthen  Eigen- 
schaften des  Buches  kommt  übrigens  doch  auch  einiges  vor, 
was  wohl  nicht  allgemeine  Billiginig  linden  wird.  Wie  indessen 
hierdurch  der  allgemeine  grosse  Werth  des  Buches  nicht  erheb- 
lich vermindert  wird  ,  so  mag  es  der  Verf.  nur  als  einen  Beweis 
der  grossen  Aufmerksamkeit  und  des  besonderen  Interesse  neh- 
men, womit  Rec.  das  Werk  gelesen  hat,  wenn  derselbe  im  Fol- 
genden ,  wo  er  auf  das  Vorzügliche  des  Buches  im  Einzelen 
aufmerksam  machen  will,  auch  das  erwähnt,  worinn  er  der  An- 
sicljt  oder  iMethode  des  Verls,  nicht  ganz  beistimmt. 

In  der  Einleitung  Th.l  S.  1  — 14  erklärt  der  Verf.  den  Be- 
griff der  Buchstabenrechnuni,  die  alicemeine  Bezeichnung  der 
Grössen,  die  entgegengesetzten  Grossen;  ferner  die  Begrilfe: 
Koefficient,  Potenz,  Exponent,  \N  urzel.  Das  Wort  liuchstdben- 
rechnurif^  braucht  der  Verf.  in  dem  weiteren  Sinne  zur  Bezeich- 
nung der  \\  issensi  halt ,  weU;he  die  wichtigsten  Eigenschaften 
der  Zahlen  und  anderer  Grossen ,  die  sich  durch  Zahlen  aus- 
drücken lassen,  dadurch  finden  lehrt,  dass  man  di<;selben  durch 
alliremeine  Zei«;heu  ausdrückt,  und  mit  diesen  Zeichen  die  näm- 
lichen Kecliuungeu  wie  mit  den  Zahlen  vorniniint;  —  also  das, 


334  M  a  t   li  c  ui  a  t  i  k. 

was  man  auch  allgemeine  Arithmetik  nennt,  welche  Benennung 
dem  llec.  passender  sclieint.  Dieser  Erklärung  ist  eine  Anmer- 
kung hinzugefi'igt,  in  welcher  die  Worte:  allgemeine  Arithme- 
tik, Zeichenrechenkunst,  Algebra,  mathematische  Analysis, 
mit  den  damit  verbundenen  zum  Theil  schwankenden  BegritFen 
erwähnt  werden.  Es  wäre  wohl  gut,  wenn  sich  die  Mathemati- 
ker vereinten ,  mit  demselben  Worte  alle  denselben  BegriflF  zu 
verbinden.  Der  Begriff  der  entgegengesetzten  Grössen  ist  deut- 
lich entwickelt;  die  Bemerkung,  dass  die  Zeichen -j- und  — 
eine  doppelte  Bedeutung  haben,  indem  sie  bald  eine  Rechnungs- 
art,  bald  eine  der  Grösse,  vor  welcher  sie  stehen,  zugehörige 
Eigenschaft  andeuten,  hat  allerdings  etwas  wahres,  und  eben 
diese  Unterscheidung  dient  nach  des  Rec.  Ansichten  in  manchen 
Fällen  zur  Verdeutlichung  der  vorzutragenden  Lehren ;  freilich 
vermehrt  sie  oft  die  Menge  der  nöthigen  Zeichen,  und  kann 
auch  wenigstens  im  Anfange  umgangen  werden ,  welches  daher 
manche  Mathematiker  wirklich  gethan  wissen  wollen.  Im  er- 
sten Abschn.  S.  14  —  31  stellt  der  Verf.  zunächst  die  Erklärun- 
gen des  Addireas,  Subtrahirens  und  Multiplicirens  auf,  und 
gibt  dann  die  Vorschriften  zur  Ausübung  dieser  Rechnungsar- 
ten mit  unbestimmten  inkomplexen  und  komplexen  Zahlausdrük- 
ken.  In  §  14  wird  der  Satz ,  dass  die  veränderte  Ordimng  der 
Faktoren  die  Grösse  des  Produktes  nicht  ändere,  zuerst  für 
zwei  Faktoren  vollkommen  deutlich  und  genügend  bewiesen; 
weniger  klar  und  streng  aber  ist  der  Beweis  für  mehr  als  zwei 
Faktoren.  Der  Verf.  sagt :  „aus  dem  Begriffe  der  Multiplikation 
überhaupt  folgt,  dass,  wenn  man  zu  einem  Produkte  von  zwei 
oder  mehr  Faktoren  noch  einen  neuen  hinzufügt,  das  Produkt 
dadurch  sovielmal  vergrössert  wird,  als  der  neu  hinzukommende 
Faktor  Einheiten  hat,  an  welcher  Stelle  man  auch  immer  den  Fa- 
ktor zusetzen  mag.^'-  Auf  diese  Bemerkimg  wird  nun  der  fernere 
Beweis  für  die  Unveränderlichkeit  des  Produktes  bei  jeder  Um- 
stellung der  Faktoren  gegründet.  Allein  hier  wird  offenbar  bloss 
als  eine  nothwendige  Folge  aus  dem  Begriffe  der  Multiplika- 
tion der  erst  zu  beweisende  Satz  wenigstens  zum  Theil  (in  Be- 
ziehung auf  die  Stelle  eines  Faktors)  schon  als  wahr  angenom- 
men. Verständlicher  und  strenger  scheint  uns  der  Beweis,  wenn 
man  die  Anzahl  der  Faktoren  nach  und  nach  immer  um  1  wach- 
sen lässt;  schon  bewiesen  ist,  dass  ab  =  ba,  daher  nothwendig 
auch  abc  =  bac;  ferner  ac  =  ca,  also  bac  =  bca;  weiter  ist 
bc  =  cb,  alsobca  =  cba,  u.  s.  w. ;  auf  diese  Art  kann  man  den 
Satz  sehr  leicht  für  ein  Produkt  von  n  Faktoren  beweisen,  wenn 
dessen  Richtigkeit  für  ein  Produkt  von  n  —  1  und  weniger  Fa- 
ktoren dargethan  ist.  Alles  Uebrige  in  diesem  Abschnitte  ist 
sehr  deutlich  und  gründlicli,  z.B.  die  Erläuterung  der  Regel  fVir 
die  Subtraktion  negativer  Zahlen,  die  Bestimmung  des  Vorzei- 
chens des  Produktes  aus  denen  der  Faktoren,  u.  s.  w.  —   In  dem 


Brewer:  Lehrbucli  dur  Biiohätabenrechcnkunst.  335 

2(eii  Abschn.  sind  die  Ijehreii  ^  on  den  Brüclieri  und  der  Keclinung: 
mit  ihnen  erklärt,  bei  welrlier  Gele;;enheit  auch  die  Dednition 
der  Division  mitgetheiit  wird.  Bei  der  lleduction  ungleichna- 
mijrer  Brüche  auf  einen  iNenner  §31  \>ird  nur  gelehrt,  den  Ge- 
neralnenner durch  Multiplikation  aller  Nenner  zu  finden.  Die 
Aufsuchung  des  kleinsten  Generalnenners  konnte  freilich  noch 
uicht  erklärt  werden,  da  die  hierzu  nöthigen  Sätze  erst  später 
(im  4tenAbschn.)  behandelt  werden.  Indessen  liätte  doch  schon 
hier  wenigstens  in  einer  Anmerkung  erwähnt  werden  sollen,  dass 
in  vielen  Fällen  ein  kleinerer  Generalnenner  möglich  ist,  sowie, 
dass  man  den  Multiplikator  jedes  alten  Zählers  auch  dadurch 
findet ,  dass  der  Generalnenner  durch  den  alten  Nenner  dividirt 
wird;  auf  jeden  Fall  musste  später  die  Bestimmung  des  klein- 
sten Generalnenners  nachgetragen  werden,  w  as  aber  nicht  ge- 
schehen ist.  Nachdem  noch  die  Doppelbriiche  besonders  be- 
trachtet worden  sind,  folgen  die  Regeln  für  die  Division  inkom- 
plexer und  komplexer  Buchstabenausdrücke  deutlich  vorgetra- 
gen, nur  vermisst  man  die  Regel,  nach  welclier  das  Vorzeichen 
des  Qnotienten  bestimmt  wird.  —  Bei  der  übrigens  sehr  sorg- 
fältigen und  vollständigen  Behandlung  der  Decimalbrüche  im 
Sten  Absch.  liätte  dieaJ)gekürzte  Multiplikation  und  Division  un- 
endlicher Decimalbrüche  nicht  unerwähnt  bleiben  sollen,  da  sie 
oft  mit  Nutzen  angewendet  werden  kann.  Im  4tenAbschn.  han- 
delt der  Verf.  mit  viel  grösserer  Gründlichkeit,  als  sonst  in  den 
Lehrbüchern  zu  geschehen  pflegt,  >on  den  einfachen  und  zu- 
sammengesetzten Zahlen.  Rec.  kann  sich  nicht  enthalten,  in 
möglichster  Kürze  einiges  davon  mitzutheilen,  um  zugleich  hieran, 
als  an  einem  Beispiele,  den  Leser  des  Verfs.  gründliches  Verfah- 
ren im  Allgemeinen  erkennen  zu  lassen.  §62:  Für  zwei  glei- 
che Brüche -  =  3  ist  1)  a/3  =  ab,  und  2)  -  =  ^'  ^^^  Beweis 
b        p  /      r  7  -'  a        p 

ist  leicht.     S64:   Wennr  =  :;i  ""^^  r   auf  die    kleinste  Form 
"^  b       ^  b 

gebracht  ist ,  so  ist  a  von  a  und  b  von  ^  ein  Maass.     Betr.    Sei 
a=  aq  -f-  r,  |3  =  bq'  -)-  r' ;  weil  überliaupt  -  =  -  (§  62),     so 

T                    r                                            ^  r         r  \ 
wäre  nur  q -)--  =  q' -f  j-,  oder  q  —  q'  —  y- J  =  o^  also 

r  r 

erstens  q  =  q',  weil  -und  -ächte  Brüche  sind ;  daher  aucJi  2) 

-  =     • ,   und  -  =  r'i    weil  aber  r  •<  a  und  r'  •<  b,    so  wäre 
a  b  r  1) ' 

j-  noch   nicht  auf  die  kleinste  Form  gebraclit.  —     §  (>5:  Der 

Bruch   p   ist   auf  die  kleinste  Form  gebracht,   wenn  a  und  b 
entweder  beide  absolute,  oder  auch  nur  relative  Primzahlen  sind. 


Sä6  M  a  t  h  e  III  a  t  i  k. 

Bew.    Wenn  nicht ,  so  sei  -^  auf  die  kleinste  Form  gebraclit,  u. 

^  =  g ;   dalier  wäre  auch  -  =  "3  =  m  =  einer  ganzen  Zalil 

(§  64),  folglich,  da  nun  a=am  und  b  =  (3ra,  a  und  b  weder  absolute 
noch  relative  Primzahlen.  Zusatz  :  Zwei  Briiche  können  nicht 
gleich  sein,  wenn  in  jedem  derselben  Zähler  und  JNenncr  ent- 
weder absolute  oder  relative  Primzahlen  siiid;  denn  es  kann 
nicht  zwei  verschiedene  kleinste  Formen  eines  Bruches  geben; 
(noch  einleuchtenderfolgt  es  aus  §65  verbunden  mit  64;  wenn 

-  auf  die  kleinste  Form  gebracht  ist,  und  -  =  -  sein  soll,  so 

P  p  Ü 

können  a  und  b  nicht  relative  Primzahlen  sein.)  —  §  66:  Das 
Produkt  von  zwei  oder  mehr  Primzahlen  hat  keine  andere  unter 
jenen  niclit  sclion  enthaltene  Primzahl  zum  Maasse.     Bew.  I) 

Ware  —  =  ]>  ,  wo  a,  b,  a  absolute  Primzahlen,  N  eine  gan- 
ze Zahl  ist ,   so  raüsste  aiich  -  =  -  sein ;    weil  aber   a   kein 

Maass  von  a ,  so  ist  auch  b  keins  von  N ;  auch  kann  b  als  abso- 
lute Prinizahl  kein  gemeinsames  Maass  mit  N  haben;  demnach 

a  N 

kann  gar  nicht  -— ^  sein.  (§  65  Zus.)    II)  Wenn  iiberhaupt 

=  N  mcht  sein  kann  (i\  wieder  eine  ganze  Zalil),  so  kann 

auch  nicht =  Msein;  denn  es  würden — ■'—  und  -   zwei 

a  '-  «  g 

gleiche  Bx'üche  sein,  davon  jeder  auf  die  kleinste  Form  gebracht 
wäre,  welches  unmöglich.  —  §  67:  Ein  Produkt  von  mehre- 
ren Primzahlen  hat  kein  Produkt  von  andern  Priaizahlen  zum 
Maasse,  welche  nicht  alle  unter  jenen  schon  enthalten  sind.  — 
§  68:  Das  Produkt  mehrerer  Primzahlen  kann  dem  Produkte 
anderer  Primzahlen  nicht  gleich  sein.  (Auch  diesen  beiden  letz- 
ten Sätzen  sind  befriedigende  Beweise  beigegeben,  die  wir  imr 
der  Kürze  wegen  übergehen.) — Die  hier  aufgeführten  streng  be- 
wiesenen Sätze  fehlen  entweder  ganz  in  den  meisten  Lehrbü- 
chern, oder  werden  doch  schlechthin  ohne  Beweis  als  wahr  an- 
genommen, üebrigens  haben  wir  liier  nur  ganz  kurz  den  Gang 
des  Verfs.  angedeutet,  mit  Uebergehung  mancher  zur  Erläute- 
rung hinzugefügten  Worte. —  Es  folgt  hierauf  noch  dieDestim- 
mung  des  grössten  gemeinsamen  Maasses  zu  zwei  Zahlen.  Hier 
hätte  nun  auch  gelehrt  werden  sollen,  wie  man  zu  zwei  oder 
mehr  gegebenen  Zahlen  den  kleinsten  gemeinsamen  Dividuus 
finden,  und  dadurch  wieder  ungleichnamige  Brüche  auf  den 
kleinsten  Generalnenner  bringen  kann;  auch  liätten  die  Merk- 
male erwähnt  werden  können,  woran  man  erkennt,  ob  eine  der 
Zahlen  3, 4, 5,  6,  8,  9,  11  ein  3Iaass  von  einer  gegebenen  Decimal- 


Brewer:    Lchi-buch  der  Buchstabenrcchonkunsit.  3S1 

zahl  ist.  Der  öteAbschii.  entwickelt  die  Regeln  für  Ausziehung 
der  Quadratwurzel  aus  bestimmten  Zahlen.  Hier  wird  zuletzt 
auch  der  Satz  bewiesen,  dass  von  zwei  Zahlen  von  n  ZiliVrii, 
welche  nur  in  der  letzten  (niedrigsten) Stelle  verschiedene Zii- 
ferii  haben,  die  Quadratwurzeln  (durch  Annälierung  als  Deci- 
raalbriiche  berechnet)  in  den  n  —  2  höchsten  Stellen  überein- 
stimmen müssen,  und  höclistens  erst  in  der  (n — l)ten  Stelle 
verschieden  sein  können.  Im  6ten  Abschn.  ist  mit  gleicher 
Gründlichkeit  die  Ausziehung  der  Kubikwurzel  aus  bestimmten 
Zahlen  gelehrt.  Aus  dem  7ten  Absch.,  welcher  die  Rechnung  mit 
Potenzen  und  Wurzeln  inkomplexer,  und  die  Berechnung  der 
Quadrat-  und  Kubik- Wurzel  komplexer  ßuchstabenausdrücke 
behandelt,  verdient  besonders  die  Genauigkeit  erwähnt  zu  wer- 
den, mit  welcher  der  Verf.  Rücksicht  nimmt  auf  den  absoluten 
Werth  und  das  Vorzeichen  gewisser  Grössen.    So  bemerkt  er 

m  /'m     \ " 

z.B.  S.  104  mit  Recht,  dass  ^-_(    r-)    nur  in  Beziehung 

auf  den  absoluten  Werth,  nicht  aber  in  Hinsicht  des  Vorzei- 
chens allgemein  richtig  sei.     Um  die  Schwierigkeit  zu  heben, 

welche  darin  erscheint,   dass  (  —  a)^  als  unmögliche,  und  da- 
gegen  der   scheinbar  gleichgeltende  Ausdruck  (  —  a)  s  oder 
/  /        \6  als  mögliche  Grösse  sich  darstellt,  schlägt  der  Verf. 

S.  132  vor,  —  a  liier  immer  als  Produkt  (-4-  a) .  ( —  1)  zu  schrei- 

n  lü   n  "1  (w         \m 

ben,  also  ^T^^xm  als  a".    /rZ^ym  oder  als  a°   \^—^)    zu 

nehmen,  je  nachdem  es  die  Umstände  verlangen,  wo  dann  in 
jedem  Falle  Nenner  und  Zähler  des  Bruches  —  mit  jeder  be- 
liebigen Zahl  multiplicirt  werden  dürften.  Allerdings  ist  das 
Letzte  richtig,  allein  die  Schwierigkeit  wird  dadurch  nicht 
aufgehoben,  sondern  nur  auf  die  Grösse  —  1  fortgewälzt.  Viel- 
leicht ist  es  am  zweckmässigsten  hierbei  auszugehen  von  der 

Vergleichung  der  beiden  durch  ^~  /•—  und      -      angedeutc- 

\l      \  ?L  V  a 

iftw  Operationen,  welche  an  sich  offenbar  verschieden  sind. 
Siebet  man  nur  auf  die  absolute  Grösse ,  so  muss  das  Resultat 
in  beiden  Fällen  immer  dasselbe  sein;  nimmt  man  aber  auch 
Rücksicht  auf  die  Vorzeichen,  so  erscheinen  zwar  dann  noth- 
w endig  wieder  gleiche  Resultate,  wenn  wenigstens  eine  der 
Zahlen  m  und  n  uu^crade  ist,  sind  al)er  beide  gerade ,  so  kön- 
nen die  Resultate  in  Hinsicht  der  Vorzeichen  verschieden  seht; 

denn  die  Wurzel     ,-kann  freilich,  wenn  m  gerade  ist,  an  sich 
V   a 


S38  Mathematik. 

positiv  oder  negativ  genommen  werden,  und  oft  ist  es  willkülir- 
licli,  wie  man  sie  in  dieser  llinsiclit  bestimmen  will,  in  vielen 
Fällen  aber  ist  diese  Bestimmung  durchaus  nicht  der  Willkühr 

überlassen.   Soll  nun  aus    , —  selbst  wieder  die  nte  Wurzel  auch 
V  a 

nur  gedacht  werden  können,  so  muss  für  ein  gerades  n  jene 
nothwendig  positiv  sein ,  und  wenn  man  daher  für  einen  beson- 
dern Fall  aus  andern  Gründen    ^—   durchaus  nicht  positiv  neh- 

V  a 
j..  o,  ..      n     m 

men  durlte,   so  wäre     .    ^_  offenbar  unmöglich :  in  welchem 

Falle  also  die  durch     >.      ,—  angezeigte  Operation  mit  der  an 
V      V   a 

sich  verschiedenen  durch     , —    bezeichneten  nicht  vertauscht 

V    a 
werden  darf,  da  hier  jede  ein  anderes  Resultat  geben  muss.  Es  sei 
nun  r  ungerade,  also  ( —  a) '  allezeit  negativ ;  diese  Potenz  muss 
nothwendig  ungeändert  bleiben,  wenn  man  sie  nach  einem  andern 
Exponenten  erst  potenzirt,  dann  depotenzirt :  also,  auch  wenn  m 

ra  *•■  m 

gerade  ist,  wird  doch  imnjer    ^ =:C— a)  m  =( — aV 

eine  negative  Zahl  sein.    (Man  beginge  offenbar  einen  grossen 

r.  m 

Fehler,  wenn  man  ( — a)~Iir  positiv  nehmen  wollte,  da  man 
weiss,  dass  die  positive  Zahl  [ —  a]""-  *"  erst  durch  Potenzirung  der 
negativen  [ — a]''  nach  demselben  geraden  Exponenten  entstan- 
den ist.)  Demnach  ist  nun  für  eine  gerade  Zahl  n  die  Wurzel 
n     ra  n  ,  ^ 

yf    /(_a)'-™  =    /7Tr7)"ir    ebensogut    unmöglich    als 

n 

/",       ~\'';    wollte    man    aber    an    Statt    ihrer    die    andere 

}- f  m  nehmen,  welche  freilich  möglich  ist,   so  verwech- 

V  (— a)- 

Seite  man,    wie  oben  nachgewiesen  ist,  mit  Unrecht  zwei  von 

einander  verschiedene  Operationen.      Wenn  man  also  Nenner 

und  Zähler  eines  gebrochenen  Exponenten  -  durch  irgend  eine 

f 
Zahl  q  multiplicirt ,  so  bleibt  die  ursprüngliche  Potenz  bb 
nur  in  sofern  allezeit  ganz  ungeändert,  als  man  dadurch  nur  an- 
deuten will,  dass  dieselbe  nach  dem  Exponenten  q  potenzirt 
lind  wieder  depotenzirt,  nicht  aber,  dass  die  Grundzahl  b  nach 
fq  potenzirt  und  nach  hq  depotenzirt  werden  soll,  welches  letz- 
tere ein  von  dem  ersten  verschiedenes  Resultat  geben  kann.  — 
Beim  Ausziehen  der  Quadratwurzel  bemerkt  der  Verf.  S.  136 


Brewer:  Lehrbach  der  Buchstabenrechenkunst.  339 

No.  5,  dass  man  für  den  FaU,  wo  das  gegebene  Polynom  keine 
vollständige  Potenz  ist,  sich  dem  Werthe  der  Wurzel  auch  nicht 
etwa  aui'  die  Art,  wie  bei  bestimmten  Zahlen,  nähern  könne; 
indessen  werde  später  ein  Verfahren  gelehrt  werden,  um  (nach 
dem  binom.  Lehrsatze)  die  Wurzel  als  eine  unendliche  Reihe 
darzustellen.  Allein  eben  dieses  letztere  kann  ja  auch,  wenn 
schon  etwas  miihsani ,  doch  durch  die  fortgesetzte  Anwendung 
der  Regeln  fiir  die  Wurzelauszieliung  geschehen.  Der  8te  Ab- 
schnitt handelt  von  den  Verhältnissen  und  Proportionen ;  nach 
der  Theorie  derselben  folgt  auch  eine  kurze  Andeutung  über 
die  Anwendung  der  Proportionenlehre  auf  verschiedene  Rech- 
nungsfälle. Den  Ausdruck  Exponent  an  Statt  Name  des  geo- 
raetr.  Verhältnisses  kann  Rec.  der  Doppelsinnigkeit  wegen  Jiicht 
billigen.  Im  Dten  Abschn.  werden  die  Grundlehren  der  arithra. 
und  geometr.  Progression,  im  loten  die  von  denLogarithmenund 
ihrer  Anwendung  zur  Abkürzung  mancher  Reclinungen  vorge- 
tragen. Der  V  erf.  gehet  bei  der  Erklärung  der  Logarithmen 
von  einer  mit  einer  arithmetischen  verbundenen  geometrischen 
Progression  aus,  nimmt  aber  sogleicii  an,  dass  die  arithmetische 
mit  JN'ull ,  die  geometrische  mit  1  anfange,  und  sagt  noch  in  ei- 
ner Anmerkung  ausdrücklich,  dass  das  erste  Glied  der  letzteren 
1  sein  müsse;  was  aber  doch  an  sich  nicht  nothwendig  ist, 
wenn  gleich  diese  Annahme  die  bequemsten  logarithmischen 
Systeme  gibt.  Um  schon  liier  die  3Iöglichkeit  zu  zeigen,  dass 
man  den  gemeinen  Logarithmen  für  jede  Zahl  finden  könne, 
theilt  der  Verf.  eine  Tafel  mit ,  weiche  erstens  die  Werthe  der 

—  in 

Potenz  10         für  alle  ganze  Werthe  von  m  von  1  bis  12 ,  zwei- 

—  m 

tens  die  Wertlie  der  Potenz  10*^  enthält  für  alle  ganze  Wer- 

the der  Zahl  r  von  1  bis  9,  und  m  von  1  bis  6,  und  zeigt  die 
Benutzung  dieser  Tafel;  auch  wird  Avenigstens  angedeutet,  wie 
die  Werthe  jener  Potenzen  gefunden  werden.  —  Die  drei  letz- 
ten Abschnitte  des  ersten  Theiles  enthalten  die  Anfangsgründe 
der  Algebra  im  engern  Sinne,  nämlich  der  Ute  Abschn.  behan- 
delt die  bestimmten  Gleichungen  des  ersten,  der  12te  die  des 
2ten  Grades  gründlicli  u.  mit  hinreichender  Ausführlichkeit.  (Die 
Iste  Aufgabe  S.255  lässt  eine  noch  etwas  kürzere  Auflösung  zu, 
was  wohl  hätte  bemerkt  werden  können.)  lml3tenAbsclin.  wird 
an  einigen  Beispielen  die  Auflösung  unbestimmter  Aufgaben  ge- 
zeigt, ohne  ein  tieferes  Eingehen  in  die  INatur  des  an  sich  in- 
teressanten Gegenstandes,  was  freilich  hier  noch  nicht  gut  Statt 
finden  konnte,  wohl  aber  später  im  ütenTJieile,  wo  es  Rec.  un- 
gern vermisst. 

Sclion  zn  Anfange  haben  wir  eine  allgemeine  Uebersicht 
von  dem  reichen  Inhalte  des  2ten  Theiles  gegeben ;  der  Raum 
verstattet  uns  uiclit,  so  gern  wir  es  auch  thäten,  einen  vollstän- 


MO  Mathematik. 

fügen  Bericht  über  das  Eiiizele  abzulegen,  sondern  wir  müssen 
in  dieser  Hiiisiclit  d^n  Leser  auf  das  Buch  selbst  verweisen,  mit 
der  Versiclieriing,  dass  es  vieles  Treffliche  enthalte,  und  wenn 
auch  nicht  durch  Neulieit  des  Inhaltes  doch  durch  Strenge  und 
Deutlichkeit  der  Form  sich  in  vielen  Stücken  auszeichne.  Nur 
einiges  erwähnen  wir  besonders.  3Iit  vieler  Klarheit  trägt  der 
Verf.  zuerst  die  Hauptlehren  der  Kombinationslehre  vor ,  und 
fügt  jeder  Vorschrift  einen  bündigen  Beweis  hinzu ,  Avas  um  so 
mehr  Erwähnung  verdient,  da  wenigstens  in  vielen  Büchern  die 
meisten  dieser  Regeln  oline  Beweis  gegeben  werden.  Der  Verf. 
behandelt  nach  der  Reihe  erst  die  Permutationen,  dann  die 
Variationen,  und  zuletzt  die  Kombinationen,  (die  beiden  letz- 
teren sowohl  an  sich,  als  zu  bestimmten  Summen.)  Wahrschein- 
lich hat  er  diese  Ordnung  gewählt,  weil  er  so  die  zu  bestim- 
menden Formeln  allerdings  leicht  auffinden  konnte,  3Iit  einer 
neueren  Ansicht  überVariationen  (vgl.  S  p  eh  r  vollständiger  Lehr- 
begriff der  reinen  Kombinationslehre  u.  s.  w.  Braunschw.  1824.) 
verträgt  sich  dieselbe  freilich  nicht,  doch  kann  man  dem  hier 
gewählten  Gange  weder  Deutlichkeit  noch  Gründlichkeit  ab- 
sprechen. In  Hinsicht  der  Bezeichnung  hätte  aber  Rec.  doch 
gewünscht,  dass  der  Verf.  von  der  älteren  Hindenburgischeu 
Methode  (welcJie  er  überhaupt  im  Wesentlichen  befolgt , )  ab- 
gegangen wäre,  da  die  andere  theils  kürzer,  theils  in  den 
meisten  besonders  in  den  allgemeineren  Fällen  treffender  ist. 
(So  zieht  Rec.  grösstentheils  vor ,  die  Elemente  durch  Zahlen, 
nicht  durch  Buchstaben  zu  bezeichnen.)  Auf  S.  51  Z.  15  ist 
ein  nicht  angezeigter  Druckfehler:  an  Statt  nS  -j-  (S —  n)  d 
sollte  stehen:  na  -f-  (S — n)  d.  üebrigens  verdient  besondere 
Erwähnung  die  Sorgfalt,  mit  welcher  der  Verf.  auch  die  Anzahl 
derKomplexionen  bei  Variationen  und  Kombinationen  zu  bestimm- 
ten Summen  finden  lehrt.  Von  der  Kombinationslehre  wird  die 
nächste  Anwendung  gemacht,  um  den  binomischen  Lehrsatz  zu 
beweisen.  Ohne  »luvor  ein  Produkt  von  Binomialfaktoren  von 
der  Form  (x-j-  a),  (x-f-  b),  u.  s.  w.  betrachtet  zu  haben,  welches  erst 
später  vorlfomnit ,  wird  §45  bemerkt,  dass  bei  der  Bildung 
der  Potenzen  eines  Binoms  a  +  b  dasselbe  Verfahren  befolgt 
werden  kann,  durch  welches  man  die  Variationen  aus  den  Ele- 
menten a  und  b  findet,  und  so  wird  nun  leicht  durch  Hülfe 
früher  gefundener  Permutationsformeln  die  Richtigkeit  des  bi- 
nomischen Lehrsatzes  für  ganze  positive  Exponenten  bewiesen. 
Allein  der  imn  folgende  allgemeine  Beweis  für  jeden  Exponen- 
ten scheint  uns  der  gehörigen  Strenge  zu  ermangeln.    Der  Gang 

des  Verfs.  ist  folgender:    I)  (§  48)    Wenn  A  =  1  -j-  ^  L  + 

m(m— 1)  m(m — l)(m — 2)  ,  ,    ,  i  u         .     i 

— ^^ <-  L*  4-  — ^^ — L'  4-  u.  s.  w. ,   und  B  =  1  -f 

1.2  ^  1.    2.         3  ^ 


Brewer:    Lehrbucli  der  Buchstabcnrcchcnkiinsf.  341 

-  L-f-i L^  -f  — L'  4-  u.  s.  w. ,  so  ist,  für 

1      ^1.2  '   ].  2.       S  T-  ' 

ganze  positive  Wertlie  von  m  und  n,  A.  B  =  1  -j-  — - —  L  + 

(m+uXm+n-l)  ^,  ^  ^^  ^  ^^ ^  ^^^^^^^  ^^^  ^^  _^j^^„.   ^^_^^y, 

=  (1  -f-  L)"'+"-    II)  Zusatz:   Wenn  auch  p  eine  ganze  positive 

Zahl,  und  C=  1  -f  *-L  -j-  '-^^iIIl*  +  u.  s.  w.  ist,  so  ist  A.B. 
'  '  1      ^  1.   2 

^      ,    m+ii+p  (in+n+p)(m+n+p — 1)        ^     i 

C  =  l  H L  -f-  ^^ ^-^ L  ^  -f-  u.  s.  w. 

^1  '  1.2  ' 

Derselbe  Satz  gilt  ancli  für  ein  Produkt  von  mehr  als  drei  ähn- 
lichen Faktoren.  (Hierauf  folgen  drei  Zwischensätze,  worinne 
bewiesen  wird,  dass  die  h  ersten  Glieder  des  Produktes  zweier 
in's  Unendliche  fortlaufender  Keihen,  von  der  Form  wie  die 
obigen,  nur  von  den  h  ersten  Gliedern  dieser  lleihen,  nicht 
aber  von  den  folgenden  abhangen,  und  dass  einer  veränderli- 
chen Grösse,  welche  Basis  eines  Polynoms  ist,  immer  ein  sol- 
cher Werth  beigelegt  werden  kann,  dass  das  erste  oder  das 
letzte  Glied  die  Summe  aller  übrigen  übertrifft.)      III)  (§  52) 

DieGleichung  ^l  -f  '^  L  +  !?^^L^-f  .  .  •].  [l+|  L  + 

K^i)L«-f...iri-fPL-fPfc:llL-i-...l =1 

1.  2  ^        JLiI.2  J 

m+n+p+...        ,    (m+n+p+..)(m+n+p+..'.  —  l)y2    i 

l  Y^  I  +  •  •  •  • 

gilt  für  positive  ganze  Zahlen  m,  n,  p,  .  .  .  .  niclit  allein  in  Hin- 
sicht der  Grösse ,  (wie  schon  bewiesen  ist,)  sondern  auch  bei 
Ent\\ickelung  aller  komplexen  Koefficienten  in  Hinsicht  der 
Form.  Der  etwas  sehr  umständliche  Beweis  (er  verbreitet  sich 
über  sieben  ganze  Seiten)  gründet  sich  im  Allgemeinen  theils 
darauf,  dass  in  den  entwickelten  Koefficienten  einer  gewissen 
Potenz  von  L  den  Grössen  m,  n,  p,  u.  s.  w.  nach  und  nach  solche 
Wertlie  beigelegt  werden  können,  dass  der  Werth  des  ganzen 
Koefficienten  von  ejV/e;«GIiede  desselben  abhängt,  theils  darauf, 
dass  jene  beiden  Ausdrücke  dem  ff  erlhe  iiavli  gleich  sind. 
Wäre  das  letztere  nicht,  so  fiele  der  ganze  Beweis.  Da  nun  diese 
Gleichheit  nur  für  positive  ganze  Zahlen  ra,  n,  p  .  .  .  bewiesen 
ist,  so  gilt  der  gegenwärtige  Beweis  auch  nur  unter  dieser  Ein- 
schränkung. —  IV)  (§  53)  „Das  in  §  4H  (hier  II)  über  die 
Form  des  Produktes  mehrerer  Keihen  von  der  dort  angeführten 
Art  Gesagte  gilt  nicht  allein ,  wenn  die  Buchstaben  m,  n,  p  .  .  , 
positive  ganze  Zahlen  sind,  sondern  für  jeden  beliebigen  gan- 
zen und  gebrochenen  positiven  und  negati\en  Werth  dieser  Bucli- 


342  Mathematik. 

Stäben.  Die  Form  des  Produktes  dieser  Reihen ,  welches  man 
durch  unmittelbare  Multiplikation  derselben  erhält,  hängt  näm- 
lich nur  von  den  Buchstaben  m,  n,  u.  s.  w.  und  von  deren  Expo- 
nenten und  Koefficienten ,  und  gar  nicht  von  dem  AVerthe  ab, 
den  man  in  einem  einzelen  Falle  diesen  Buchstaben  beilegt. 
Da  man  nun  in  dem  durcli  wirkliche  Multiplikation  erhaltenen 
Resultate  den  Buchstaben  m,  n,  u.  s.w.  offenbar  jeden  Wertli 
beilegen  kann ,  und  da  die  nacli  §  48  fi'ir  das  Pi-otlukt  der  Rei- 
hen angegebene  Form  der  durch  Multiplikation  erhaltenen 
durchaus  gleich  ist  (§52) ,  so  kann  man  in  der  einen  wie  in  der 
andern  die  Werthe  der  Buchstaben  m ,  n,  u.  s.  w.  nach  Will- 
kühr  bestimmen."  Dieses  sind  buchstäblich  die  Worte  des  Verfs. 
In  §  54  folgt  nun  der  Beweis  des  binomischen  Lehrsatzes  für 
negative  und  gebrochene  Exponenten ,  welcher  einfach  und  in 
der  Voraussetzung  richtig  ist,  dass  für  alle  Werthe  der  Grössen 
m,  n,  p,  ...  die  Gleichung  in  II  gilt.  —  Rec.  weiss  nun  wohl, 
dass  auch  Euler  auf  ähnliclie  Art,  als  hier  in  §  53  geschehen 
ist,  auf  die  allgemeine  Gültigkeit  jener  Gleichung  geschlossen 
hat;  zweifelt  aber  doch  sehr,  ob  dieser  Beweis  für  einen  An- 
fänger klar  imd  vollkommen  überzeugend  sein  wird.  Mit  je  grö- 
sserer Aufmerksamkeit  dieser  durch  den  Beweis  zu  III  (§53)  sich 
hindurch  gearbeitet  hat ,  desto  deutlicher  siebet  er  ein ,  dass 
die  Gleichheit  der  Form  der  dort  betrachteten  Ausdrücke  ganz 
auf  die  Gleichheit  ihres  Werthes  gegründet  ist,  welche  letztere 
nur  für  ganze  positive  m,  n,  p, . . . .  bewiesen  worden  ist,  so  dass  ihm 
immer  der  Zweifel  bleiben  muss,  ob  nicht  bei  anderenWerthen  der 
Zahlen  m,  n,  p,  . .  .  die  Gleichheit  der  Werthe  jener  Ausdrücke, 
mithin  auch  die  Gleichheit  der  Form  wegfalle.  Desshalb  wür- 
de Rec.  auf  jeden  Fall  vorziehen,  die  allgemeine  Gültigkeit  der 
Gleichung  in  II  für  alle  Werthe  der  Grössen  m,  n,  p  .  .  .  auf 
die  Art,  Avie  es  in  W  ein  gärt  n  er 's  kombinatorischer  Analysis 
Th.II  S.  103  fg.  oder  in  Klügel's  mathemat. Wörterbuche  ge- 
schiehet,  aus  der  Natur  der  Binomialkoefficienten  zu  beweisen, 

r  1    r— l  2     r— a  3    r— 3 

nach  «reicher  ^B  +  pB."B  +  i'B.»B  +  Pß.^B  + + 

r— 1      1  r  r 

tTB."B  +  Pß  =  ('>+P)Bist,  wie  sich  leicht  darthunlässt.  Im 5ten  Ab- 
schnitt, von  den  Produkten  und  Quotienten  verschiedener  Bino- 
mien ,  meistens  vorbereitende  Sätze  zur  Lehre  von  den  Glei- 
chungen, wird  auch  die  Formel  für  die  Summe  der  Potenzen 
irgend  einer  Menge  einzeler  Zahlen  auf  eine  deutliche  Art  streng 
bewiesen.  In  §62  hätte  noch  erwähnt  werden  sollen,  dass 
X™  —  a"*  durch  x  -f-  a  theilbar  ist,  wenn  m  eine  gerade  Zahl  ist. 
Im  6ten  Abschn.  werden  die  arithmetischen  Reihen  ganz  allge- 
mein, jedoch  immer  mit  hinreichender  Deutlichkeit  betrachtet; 
man  vermisst  aber  eine  Erwähnung  der  Polygonal-  und  Pyrami- 
dal-Zahlen,  sowie  der  ligurirten  Zahlen  überhaupt.  Bei  den 
Kettenbrüchen,    welche  übrigens  ausführlich  behandelt  sind, 


Brewer:  Lchrbacli  dur  Buchstabenrechcnkunst.  S43 

ist  es  uns  aufijefaHon,  dass  dleKettenbrücIicmit  negativen  Glie- 
dern übergangen  sind.  Auch  ist  zwar  kurz  erwälint,  dass  die 
Wurzel  jeder  quadratischen  Gleichung  durch  einen  periodischen 
Kettenbruch  sich  darstellen  lasse;  doch  >\ird  nichts  gesagt  Viber 
die  Methode,  die  Quadratwurzel  irgend  einer  Zahl  durch  einen 
Kettenbruch  uäherungsweise  auszudrücken.  Bei  der  Verwand- 
lung eines  unendlichen  Decimalbriiclies  in  einen  Kettenbruch 
Iiätte  etwas  über  die  Gränze  der  Richtigkeit  erwähnt  werden 
sollen.  Den  allgemeinen  Beweis  des  polynomischen  Lehrsatzes 
führt  der  Vf.  auf  ähuliche  Art,  als  für  den  binomischen.  Nach- 
dem nämlich  der  Satz  für  ganze  positive  Exponenten  bewiesen 
ist,  schliesstllr.B.  (§94) kürzlich  so:  sei  P einPolynom;  (durch 
Vn  wollen  wir  der  Kürze  wegen  rf/e  Funktion  von  n  anzeigen,  wel- 
che für  ein   ganzes  positives  n  der  Potenz  P"  gleich  ist ;)  so  ist 

P=:  Vn,  P=Vm  für  ganze  positive  n  und   m;  aber  P".P— 

P  =  V(n+m),  >veil  n  +  m  eine  ganze  positive  Zahl  ist;  daher 
erhält  man  das  Produkt  P"  .  P"',  wenn  man  ra-f-n  an  Statt 
n  in  Vn  schreibt.  Da  nun  der  letzte  Ausdruck  dem  durch  die 
Multiplikation  von  P"  mit  P"'  erhaltenen  der  Form  nach  gleich 
sein  muss,  so  wird  er  auch  die  Form  des  Produktes  darstellen, 
wenn  m  und  n  gebrochene  oder  negative  Zahlen  sind.  Daraus 
wird  weiter  geschlossen,  dass  P".  P'".  ?«{  =  V(»-l-"+q),  [P™]e 
=  V m g  sei.     Nun  sei  V/n\  =  S  ,  also  S '^  =  V/j» _    n  =Vn= 

n 

P";     daher    Pq=S  =  V/iy     Ferner  sei  V (_„,)=  R,  und 

T  =  P^Va.,  alsoR.T  =  V(_m+n,)  =  Vo=l;  daher  R  = 
—  =  P""™.  Das  Letzte  ist  alles  ganz  klar,  nur  lassen  sich  ge- 
gen den  Anfang  dieses  Beweises  die  oben  schon  erwähnten  Be- 
denklichkeiten wiederholen.  Uebrigensvermisst  man  die  rekur- 
rirende  Formel   zur  Bestimmung  des  allgemeinen  Gliedes.     In 

§-v^..j.   ,7            ,,        j     T,      ,       a-}-bz-}-cz*4-dz' -f-... 
97  ist  die  Verwandlung  des  Bruches  — ■ ■ ■ ■ 

l—pz—yz^  —  öz^—.... 

in  eine  nach  Potenzen  von  z  fortlaufende  Reihe  zwar  ganz  kurz 
erklärt,  allein  nicht  einmal  der  Name  der  wiederkehrenden  Reihe 
erwähnt,  welche  unstreitig  eine  genauere  Betrachtung  verdient 
hätte.  Der  Iste  Abschu.  der  2ten  Abtheilung,  von  den  Funktio- 
nen^ liefert  wieder  einen  grossen  Beweis  von  dem  rühmlichen 
Strebendes  Vfs.,  die  Lehren,  welche  er  vorträgt,  sicher  zu  be- 
gründen. Nachdem  er  zuerst  die  verschiedenen  Eintheituugen 
der  Funktionen  angegeben  hat,  (ungefähr  so  wie  Eni  er  in  der 
Litroduct.  in  Analys  ,  dessen  Methode  er  überhaupt  hier  in  meh- 
reren Stücken  befolgt,)  führt  er  eijie  Menge  von  Sätzen  auf, 
die  sich  theils  auf  die  Gleichheit  der  Form  gewisser  Füiiktio- 


344  Mathematik. 

nen,  theils  und  besonders  auf  die  Theilbarkeit  ganzer  rationa- 
ler Funktionen  und  auf  gewisse  Eigenschaften  gebrochener  be- 
ziehen, und  beweist  die  Gültigkeit  vieler  Sätze  in  Beziehung 
auf  die  Funktionen,  welche  friiher  (l  Th.  4  Abschn.)  von  be- 
stimmten Zahlen  bewiesen  worden  sind,  und  wenigstens  oft 
ohne  weiteren  Beweis  auf  die  Funktionen  ausgedehnt  werden. 
Z.B.  §128:  „Wenn  P,  Q,  R,  S  ganze  rationale  Funktionen  vonx, 

P       R 
und  für  jedes  x,  ^  =  -^  ist,  so  müssen,  wenn  inbeidenFunktio- 

nen  der  Zähler  durch  den  Nenner,  oder  umgekehrt ,  dann  der 
erste  Divisor  durcJi  den  Rest  u.  s.  f.  dividirt  wird,  die  Quotien- 
ten, in  sofern  sie  ganze  Funktionen  sind ,  auch  der  Form  nach 
für  beide  Brüche  gleich  sein.     §  129:    Wenn   wieder    für  \e- 

P      R  .        . 

des  X,  —==—  ist,   und  in  keiner  der  beiden  Funktionen  der 
Q       b 

Zähler  mit  dem  Nenner  ein  gemeinsames  Maass  hat,    so  muss 

R  von  P  und  S  von  Q  ein  Vielfaches  sein."  (  Fielfaches  nennt  der 

Vf.  eine  Funktion  A  von  einer  andern  B,  weim  jene  aus  dieser 

durch  Multiplikation  mit  einem  beständigen  Faktor  entstehet.) 

P      R 

§130:  „Wenn  für  jedes  X, —  =  —  ,  und  Zähler  und  Nenner  des 

einen  Bruches  kein  Vielfaches  von  dem  des  andern  ist,  so  muss 
wenigstens  in  einem  der  beiden  Brüche  der  Zähler  mit  seinem 
Nenner  ein  gemeinsames  Maass  haben"  u.  s.  w.  Durch  diese  und 
andere  Sätze  legt  der  Vf.  einen  sehr  festen  Grund  für  viele  der 
später  vorgetragenen  Lehren.  In  §  142  wird  mit  vieler  Klarheit 
folgender  Satz  bewiesen:  Wenn  man  aus  ra  ungleichen  binomi- 
schen Faktoren  von  der  Foi'm  x  +  a,  x  +  b,  etc.  m  verschiedene 
Produkte  aus  je  m  —  1  Faktoren  so  bildet,  dass  man  nach  und 
nach  jeden  Faktor  einmal  w  eglässt :  so  kann  der  Koefficient  ir- 
gend einer  Potenz  von  x  in  einem  Produkte  dem  Koefficienten 
derselben  Potenz  in  einem  andern  Produkte  nicht  gleich  sein. 
In  §  144  — 148  ist  die  Zerf ällung  eines  rationalen  Bruches  in 
Partialbrüche  gelehrt,  deren  Nenner  die  Faktoren  des  ersten 
Nenners  sind.  Auch  hier  ist  übrigens  alles  sehr  plan  und  gründ- 
lich, nur  streitet  es  in  gewisser  Hinsicht  gegen  strenge  3Ietho- 
de,  dass  diese  Aufgabe  früher  vorgelegt  wird  ,  als  dem  Anfän- 
ger gelehrt  worden  ist,  wie  er  die  einfachen  Faktoren  einer 
ganzen  rationalen  Funktion  finden  könne,  indem  die  Lehre  von 
den  Gleichungen  erst  später  vorgetragen  wird.  Ebendaher  konnte 
der  Vf.  auch  nicht  wohl  etwas  erwähnen  von  der  Zerfällung  in 
solche  Brüche,  deren  Neimer  trinomische  Faktoren  des  ursprüng- 
lichen Nenners  sind,  welche  zur  Vermeidung  unmöglicher  Nen- 
ner vortheilhaft  ist.  Gegen  das  Ende  dieses  Abschnittes  wird 
noch  die  Darstellung  jeder  symmetrischen  algebraischen  ratio- 
nalen ganzen  Funktion  nach  so  vieler  Veränderlichen  als  eine 


Brewer :  Lehrbuch  der  Biichstabenrechenbunst.  345 

algebraische  rationale  a:anze  Funlitioit  von  den  Ag^gregaten  der 
verschiedenen  Kombiiialionsklassen  eben  dieser  Veränderlichen 
gelelirt,  woAon  später  Anwendung  gemacht  wird  znr  Auründnng 
der  Gleichung  für  die  Quadrate  der  Unterschiede  zwischen  den 
Wurzeln  einer  andern  Gleichung.  Mit  vieler  Sorgfalt  werden 
die  allgemeinen  Eigenschaften  der  Gleichungen  auseinanderge- 
setzt; nur  der  Beweis  für  den  Satz ,  dass  jede  Gleichung  des 
mten  Grades  als  ein  Produkt  von  m  einfachen  Faktoren,  (wor- 
unter auch  unmögliche  sein  können,)  angesehen  werden  kann, 
will  uns  nicht  ganz  genügen.  Vollkommen  bindend  ist  er  bis  zu 
den  Gleichungen  des  aten  Grades  einschliesslich;  für  die  höhe- 
ren aber  sagt  der  Vf.  nur  S.  265:  „Da  nun  unter  diesen  (den 
Gleichungen  oder  Funktionen  des  Isten  bis  5ten  Grades)  sowohl 
Funktionen  von  einer  geraden  als  ungeraden  Ordnung  vorkom- 
men, so  folgt  es  der  7\nalogie  nach  für  alle  Funktionen."  Sollte 
dieses  vollkommen  bindend  sein,  so  müsste  erst  noch  bewiesen 
werden,  dass  auch  jede  Gleichung  von  gerader  Ordnung  w  enig- 
stens  einen  solchen  Faktor  habe.  Der  Beweis  des  Harriotischen 
Lehrsatzes  §  173  hätte  Avohl  etwas  kürzer  gefasst  werden  kön- 
nen, wodurch  er  an  Licht  gewonnen  haben  würde.  Uebrigens 
stehet  S.  271  mehrmals  fälschlich  p  an  Statt  n ;  auch  stehet 
Z.  ()  zu  Anfange  einmal  +  an  Statt — .  Um  zu  untersuchen, 
ob  eine  Gleichung  V=  o  (Funktion  von  x)  einige  gleiche  Wur- 
zeln habe,  bedient  sich  der  Vf.  der  abgeleiteten  Gleichungen 
oder  Funktionen  V,  V",  V"  u.  s.  w.,  d.i.  derjenigen  Funktio- 
nen von  v,  welche  als  Koefficienten  des  2ten,  3ten,  u.  s.w\  Glie- 
des des  Resultates  erscheinen,  das  man  erhält,  wenn  man  x+d 
an  Statt  x  in  V  =  o  substituirt,  und  das  so  Erlialtene  nach  den 
steigenden  Potenzen  von  d   ordnet,  also,  wie  auch  der  Vf.  be- 

dV      d*V         d'  V 

merkt,  soviel  als  — ,  , -,  u. s. w.    Eswirdnäm- 

'  dx    2dx^    2.3.dx3' 

lieh  (§  101)  sehr  fasslich  gezeigt,  dass,  werin  V  =  o  eine  Wur- 
zel a  etwa  m  mal,  also  den  Faktor  (x  —  a)  "'  enthält,  die  Fun- 
ktionen V  und  V  die  Grösse  (x  —  a)  "'— '  zum  geraeinsamen 
Maasse  haben  müssen  u.  s.  w .  Zu  §  177  Zusatz  ist  zu  bemerken, 

dass,  wenn  zum  Wegschaffen  der  Brüclie  einer  Gleichung  x  =  - 

K 

gesetzt  wird,  a  nicht  gerade  das  Produkt  aller  Nenner,  sondern 
nur  der  kleinste  gemeinsame  Dividuus  derselben  zu  sein  braucht. 
Bei  Betrachtung  der  reciproken  Gleichungen  (§  183  — 187)  be- 
weist der  Vf.  auch,  dass  jede  solche  Gleichung  von  geradem 
Grade  in  eine  andere  von  nur  halb  so  hohem  Grade  verwandelt 
werden  kann.     Da  nämlich  jede   Gleichung  dieser  Art  auf  die 

Form(x"+L)-^a(xn-i-hl-^)-f +f(x4^)  +  g=o 

Jahrb./.  l'hU.  u.  Fädag.  Jahrg.  II.  mjt  Vi-  2-i 


346  Mathematik. 

1 

sich  bringen  lässt,  so  wird  gezeigt,  dass,  wenn  man  x4--  =  z 

X 

setzt,  x^'h  — j^  als  Funktion  von  z  ohne  x  ausgedrückt  werden 

kann;  dieFiinktion  selbst  aber  wird  nicht  entwickelt,  was  doch 
wohl  manchem  wissbegierigen  Anfänger  erwünscht  gewesen  sein 

würde.  Es  ist  x»"  -f  —  =  z"'—  m  z«»-'-*  +  ^^lÜTlll.  z"»" 

'    X"'     .  '1.2 

_  m(m-5)(m-4)  ^^_g  . 

l^     2.     3  

in(m-2r  +  l)(m-2r  +  2) (m-r-1)         ,^ 

^       ^       1  .        2  .  3 r 

-f-..  U.S.W.  Zu  §186  S.  288  ist  in  Hinsicht  der  Vorzeichen 
zu  bemerken,  dass  der  dort  angegebene  Koefficient  von   x™"" 

nicht  genau   =   1  —  A-j-B  — ..+M+N,   sondern  = 

(—  1)  ".  [  1  —  A  -f-  B  — +  M  +  N  ]  ist.  Die  Art ,  wie  der  Vf. 

die  Auflösung  der  numerischen  Gleichungen  (§  198  —  217)  vor- 
getragen hat,  finden  Avir  dem  Zwecke  des  Buches  besonders 
angemessen,  indein  er  nicht  zuviel,  doch  aber  alles  deutlich 
und  gründlich  gibt;  hauptsächlich  folgt  er  Lagrange.  Nacli- 
dem  er  dieGränzen  der  Wurzeln  bestimmen,  und  die  positiven 
oder  negativen  ganzen  Wurzehi  finden  gelehrt  hat,  erklärt  er 
zur  annäherenden  Berechnung  irrationaler  möglicher  Wurzeln 
zwei  Methoden ,  die  eine  durch  Hülfe  der  Kettenbrüche ,  die 
andere  durch  Substitution  von  a-f-z  an  Statt  x  (wo  a  ein  schon 
ungefähr  bestimmter  Werth  von  x  ist,)  und  Vernachlässigung 
derjenigen  Glieder  des  Resultates,  welche  höhere  Potenzen  von 
z  als  die  erste  enthalten.  Mit  liecht  gibt  er  aber  der  ersten 
Methode  als  der  sicherern  den  Vorzug.  TJebrigens  theilt  er 
noch  vor  Auseinandersetzung  dieser  3Iethoden  einige  Regeln 
zur  zweckmässigen  Vorbereitung  der  Gleichung  mit,  besonders 
um  Wurzeln ,  die  um  weniger  als  1  von  einander  verschieden 
sind,  zu  vermeiden.  Zuletzt  wird  die  Auffindung  der  unmögli- 
chen Wurzeln  hauptsächlich  durch  die  Gleichung  der  Quadrate 
der  Wurzelunterschiede  gelehrt.  Bei  der  Regel  für  die  Ent- 
wickelung  dieser  Gleichung  hätte  der  Vf.  nach  Lagrange  be- 
merken können,  dass  die  Unterschiede  der  Wurzeln  dieselben 
bleiben,  wenn  man  jede  Wurzel  um  eineilei  Grösse  vermehrt 
oder  vermindert,  dass  man  also  ,  wenn  die  gegebene  Gleichung 
das  zweite  Glied  hat,  dieses  zuvor  wegschaff'en  kann,  wodurch 
die  Bestimmung  der  Koefficienten  für  die  Gleichung  der  Qua- 
drate der  Wurzehinterschiede  etwas  erleichtert  wird  —  Am 
Ende  dieses  Abschnittes  betraclitet  der  Vf.  noch  die  Wurzeln 
der  Gleichung  y  "»  +  1  =  o,  und  beweist  bei  dieser  Gelegenheit, 
dass  für  ein  ganzes  positives  m,  [cos  a + sin  a  \/'-i]  ™  =  cos  ni  a  + 


Brewer:    Lehrbuch  der  Buchstabenrechenkunst.  Zit 

sin  ma  ^~^  ist,  welches  später  benutzt  wird.  Bei  der  Betrach- 
tunir  der  loirarithmischen  Funktionen  scliliesstsicli  der  Vf.Iiaupt- 
säclilichan  Euler  an;  er  beginnt  mit  der  Bestimmung  der  Zahl 

"  _  1 

a,  für  welche,    bei  einem  unendlich  grossen  n,  y/a.  =  1  + -; 

oder  log  (1  -|-  -)=  -  sein  soll ,   d.  i.  der  Basis  der  natVirlichen 
n        u 


m 
n 

m*  ,   m' 


Logarithmen.     Er  setzt  1  -|-  -  =  b,  entwickelt  b  "  =  (1  +  -)  ", 


und  erhält,  für  ein  unendlich  grosses  n,  b"  =  1  +  m  +  —  + + 

2  2.3 
etc.  dadurch,  dass  er  n  =  n  —  1  =  n  —  2  =  u.sw.  annimmt. 
Allerdings  hat  er  hierinne  ausser  E  u  1  e  r  n  noch  andere  namhafte 
Vorgänger;  allein  Uec.  glaubt,  dass  bei  dieser  Methode  dem 
denkenden  Anfänger  gar  leicht  der  Zweifel  bleibt,  ob  mit  Recht 
die  für  jedes  endliche  r  richtige  Gleichung  n^  n — r  hier  durch- 
gängig angenommen  werden  dürfe,  da  doch  die  Reihe  in's  Un- 
endliche fortläuft,  und  also  r  am  Ende  selbst  unendlich  gross 
wird.  Rec.  ziehet  daher  wenigstens  für  den  ersten  Unterricht 
die  vom  Vf.  selbst  am  Schlüsse  erklärte  Methode  Lagr  ange's, 
cder  andere  ähnliche  (vonLa  er  o  ix,  Grüne  rt,  u.a.)  der  hier 
befolgten  vor.  Hiervon  abgesehen  sind  die  in  diesem  Abschnitte 
von  den  logarithmischen,  und  im  folgenden  letzten  von  den  trigo- 
nometrischen Funktionen  gegebenen  Entwickelungen  lichtvoll 
und  wohlbegründet.  Ueberdiess  stellt  der  Vf.  auch  eine  genaue 
und  interessante  Vergleichung  zwischen  den  natürlichen  und 
den  eigentlich  ISeperschen  Logarithmen  an.  Der  Anfang  ent- 
hält eine  kurze  Auseinandersetzung  der  Regel  vom  falschen 
Satze.  An  Statt  der  kurzen  Schlussbemerkung,  dass  diese  Re- 
gel auch  bei  Auflösung  höherer  Gleichungen  gebraucht  werden 
könne,  hätte  wohl  eine  etwas  ausführlichere  Betrachtung  Platz 
finden  sollen.  Uebrigens  ist  zu  der  vom  Vf.  citirten  Schrift  von 
Kramp  übers,  v.  Rech  u  m  noch  hinzuzufügen  ein  diesen  Ge- 
genstand betreffendes  Programm  v.  W  e  i  n  g  ä  r  t  n  e  r :  die  Regula 
Falsi  als  allgemeine  indirekte  Auflösungsmethude  algebraisclier 
Aufgaben.  Erfurt  1825. —  Schliesslich  bemerken  wir,  dass  das 
Aeussere  des  Buches  ganz  dessen  Inhalte  würdig  ist,  und  be- 
sonders durch  sehr  weisses  Papier  sich  auszeichnet. 

Gustav  Wunder. 


Kürzere    Anzeige. 


1)   Bibliographie   in  den  A):zcigcbliittern  zu  der  Zeitung  für  die 
elegante  fi  elt.      Leipzig,    bei    Vübs.    4. 

24* 


348  K  ür  z  c  r  e   Anzeige. 

2)  Bibliographischer  Anzeiger ^  angehängt  nn  die  einzel- 
nen Hefte  von  Beck' s  Aägomeine/n  llepertorium  der  neusten  in- 
und  ausländ.  Jjiteratur.      Leipzig,   bei  Cnobioch.    8. 

3)  Bibliographie  von  Deut  s  chlaud^  oder  wöchentliches 
vollständiges  Verzeichniss  aller  in  Deutschliind  hernnskouinienden 
nenen  Bücher,  Musikalien  und  Kunstsachen.  Leipzig,  im  Indu- 
strie-Coniptüir.  8.  Wöchentlich  erscheint  eine  Nummer,  welche  ge- 
wöhnlicli  aus  einem  halben  Bügen  besteht.  Der  Jahrgang ,  wel- 
cher I82(i  384  Seiten  füllte,   kostet  1  Thlr.   l«Gr. 

4)  182f».  Nr.  I.  [IVr.U.  —  Nr. lll.l  Ferzeichniss  derjenigen 
Bücher  aus  allen  H  is se nschaft en  trelche  in 
den  Monat  en  Januar  bis  May  \Juny  bisAugtist 
—  September  bis  JJecember]  ganz  neu,  oder  in 
neuen  Auflagen  er  schienen  sind.  Wissenschaftlich 
geordnet,  mit  Angabe  der  Ladenpreise  und  Verleger,  und,  bei 
Fortsetzungen  mit  Nachweisung  über  das  früher  schon  Erschienene 
versehen.  Herausgegeben  von  Jok.  Friedr.  Leich,  Buchhändiev 
in  Leipzig.  Grimmaische  Gasse  Nr.  758.  Zw'eites  Quinquenniuui. 
Erster  Jalirgang.  llft.  1  u.  2  182(),  Hft.  3  1827.  8.  Alle  drei 
Hefte  zalilen  314  S.  ausser  den  II  S.  des  Inhalts  der-  Materien  (der 
Inhaltsübersichten) ,  das  dritte  auch  noch  48  S.  eines  guten  und 
vollständigen  Registers ,   und  kosten  geh.  16  Gr. 

[Kurze  lobende  Anzeige  in  ßeck's  Rep.  1827  Bd.  II  S.  380.] 

5)  Verzeichniss  derjenigen  Bücher  aus  allen  Wis- 
senschaften., welche  im  ersten  Drittel  des  J. 
1827  und  bis  zur  Ost  er  messe  ganz  neu  oder  in 
neuen  Auflagen  erschienen  und  jederzeit  zuhaben 
sind  bei  Juh.  Ainhr.  Jhirt/i,  ßnchhändlcr  in  Leipzig.  Wissenscliaft- 
lich  geordnet,  mit  Angabe  der  Ladenpreise  undAerleger,  und  l»ci 
Fortsetzungen  mit  Nachweisungen  über  das  früher  schon  erschie- 
nene versehen.  Januar  bis  April.  Leipzig,  Barth.  IV  und  102 
S.  in  8. 

[Kurze  lobende  Anz.  a.   a.  O.   S,  381.) 

6)  Verzeichniss  der  Bücher^  Landkarten  etc., 
welche  vom  Januar  bis  Juny  [July  bis  Decem- 
ber]  1827  we?/  erschienen  oder  neu  aufgelegt 
sind.,  mit  Bemerkung  der  Bogenzahl,  der  Verleger  und  Preise 
in  Sachs,  und  Preuss  Cour.,  nebst  andern  literarischen  Notizen  und 
einem  wissenschaftlichen  Repertoriura;  zu  finden  in  der  J.  C.  Hin- 
richs'schcn  Buchhandlung  in  Leipzig.  Neuer  Keumarkt  Nr.  3.  An- 
fertigt von  Je;//.  P.  Thun.  Heftl,  58  Fortsetzung,  XVI  und  223^8. 
in  8.   8  Gr.   Hft.  2 ,  59  Fortsetz. ,  XII  u.  184  S.  in  8.    6  Gr.         " 

[Kurze   lobende  Anz.   a.   a.   O.   S.   381.] 

7)  Allgemeines  V er zeichniss  der  Bücher.,  welche 
in  d e r  Fr a n kfu rter  und  Leipziger  Ostermesse 
[Michaelismesse]  des  1827  Jahres  ga?tz  neu  ge- 
druckt,, oder  neu  aufgelegt  worden  sind.,  auch 
derer.^  die  künftig  herauskommen  sollen.  Cumgratia 


Deutsche  Bibliographie.  349 

et  pi-ivllegio  special!  potent,  et  Clement,  regia  Saxoiiiae.   L«'ipzig  in 
in  der  Weidmannisdien  Buchhandlung.   2  Hefte.  606  S.    gr.  8. 

xjLIIc  die^^e  Schriften  soIUmi  dazu  dienen ,  die  in  Deulscliland 
alljälirii?  in  den  versciwedenen  Ijileratiirzweigeu  neuersrlieinen- 
den  Werke  zur  allijenieiiieu  Kunde  zu  bringen;  alle  aher  sind 
mehr  iiir  den  üuchhändlerÄebrauch  als  fiir  den  Gelehrten  ein- 
gerichtet,  und  entsprechen  den  Forderungen,  die  man  an  ein 
allgemeines  bibliographisches  Uepertorium  der  neuen  literari- 
schen Erscheinungen  in  Deutschland  machen  muss ,  nicht  voll- 
ständig. Da  indess  ein  solches  Uepertorium  nicht  vorhanden 
ist,  so  verdienen  sie  immer  die  Beachtung  der  Gelehrten,  denen 
es  um  vollständigere  Kenutiiiss  der  Literatur  Deutschlands  zu 
thun  ist,  und  melirere  davon  sind  auch  in  der  That  recht  brauch- 
bar und  nützlicii  zu  nennen.  Darum  schien  eine  kurze  Beleuch- 
tung derselben  liier  nicht  unzweckjuässig  zu  seyn. 

Was  zuerst  den  Zweck  dieser  Schriften  anlangt,  so  ist- 
dcrseibe,  die  Titel,  Verfasser,  Verleger,  Verlagsortc  und 
das  Format  der  in  Deutschland  neuerschienenen  Werke  aufzu- 
tüliren.  Alle  ausser  Nr.  H  fiigen  auch  noch  den  Preis  dersel- 
ben nach  Sächsischem  Gelde  hinzu,  und  ISr. 3  und  6  geben  die- 
sen Preis  ausserdem  nach  Preussischcm  Courant,  Nr.  3  in  dem 
iieuesteu  Jahi^gange  auch  nach  Rheinischen  Gulden  und  Kreu- 
zern an.  Nr.  1,  2,  3  und  C  fiihren  ausserdem  den  Umfang  der 
neuen  Werke  an,  und  zwar  Nr.  1  durch  Angabe  der  Seitenzahl 
uacJi  Vorrede  und  Text,  die  übrigen  durch  Angabe  der  Uogen- 
zahl.  Alle,  ausser  Nr.  7,  zählen  nur  solche  Werke  auf,  wel- 
che die  Presse  wirklich  verlassen  haben  und  im  Buchhandel  er- 
schienen sind.  Nr.  7  aber  fuhrt  auch  unter  besonderer  Ru- 
brik diejenigen  W  erke  an,  deren  kimftige  Herausgabe  Gelehrte 
dem  oder  jenem  Buchhändler  versprochen  haben;  als  fertig  aber 
bezeichnet  sie  grösstentheils  aucli  die  Schriften,  deren  baldi- 
ges Ersciieinen  zu  helfen  steht;  wodurch  allerdings  der  Nach- 
theil hervorgebracht  wird,  dass  man  von  den  als  fertig  genann- 
ten jedesmal  fast  die  Hälfte  für  noch  nicht  erschienene  anse- 
hen muss.  \  on  den  als  künftig  herauskommende  genannten  er- 
scheinen nicht  selten  manche  gar  nicht.  Dasselbe  Buch  macht 
auch  nicht  gerade  auf  genaue  und  vollständige  Angabe  der  Ti- 
tel Anspruch,  sondern  bezeichnet  sie  häutig  nur  im  Allgemei- 
nen;  was  namentlich  bei  künftig  erscheinenden  Werken  auch 
nicht  gut  anders  möglich  ist.  Da  sich  der  Verfasser  desselben 
dazu  von  den  BuchhandUingen  nur  die  Titel  zusenden  lässl,  so 
ist  er  natürlich  auch  manchem  Betrüge  ausgesetzt,  und  es  wer- 
den Z.B.Bücher  als  neue  Viiflagen  aufgeführt,  von  welchen  bloss 
ein  ne\ier  Titel  gedruckt  worden  ist.  Die  übrigen  nehmen  nur 
Bücher  auf,  von  denen  ein  vollständiges  Evemplar  den  Ver- 
fassern wirklich  vorliegt,  und  geben  dann  gewöhnlich  den  voll- 


350  Kürzere  Anzeige. 

ständigen  Titel,  am  aller  genausten  Nr.  6,  am  wenigsten  genau 
Nr.  1.  Bei  Werken  vermischten  Inhalts  giebt  Nr.  6  bisweilen 
auch  den  speciellen  Inlialt  an ,  obschon  diess  noch  weit  häufi- 
ger geschehen  sollte ,  als  es  wirklich  geschieht.  In  Bezug  auf 
den  Preis  unterscheiden  alle,  welche  denselben  erwähnen,  zwi- 
schen ordinärem  und  Netto-,  Subscriptions-,  Pränumeration» - 
und  Ladenpreis;  Nr,  3  und  6  erwähuen  gewöhnlich  auch  den 
letzten  Termin  der  Subscription  und  Pränumeration  oder  die 
verschiedenen  Abänderungen  derselben.  Werke,  welclie  nach 
ihrem  Erscheinen  an  andere  Verleger  übergehen  oder  im  Preise 
herabgesetzt  werden,  trägt  in  der  Regel  nur  Nr.  6  in  einem  be- 
sondern Anhange,  aber  auch  nicht  immer  vollständig,  nach. 
Seltener  geschieht  diess  in  Nr.  3",  in  Hinsicht  des  Wechsels  der 
Verleger  bisweilen  auch  in  Nr.  7.  Bei  Schriften,  die  aus  meh- 
rern Bänden  bestehen,  deren  einzelne  bereits  früher  erschie- 
nen sind  ,  geben  Nr.  3  bis  (>  die  Erscheinungszeit  und  den  Preis 
der  frühern  kurz  an  ;  am  sorgfältigsten  Nr.  (}.  Bei  neuen  Aufla- 
gen bemerkt  keineJahr,  Preis  undümfang  der  frühern  Ausgaben. 

Hinsichtlich  des  Zeitabschnitts,  den  jede  dieser 
Schriften  umfasst ,  machen  Nr.  1  und  3  wöchentlich ,  Nr.  2 
monatlich,  Nr.  4  und  5  alier  drei  oder  vier  Monate,  Nr.  6  und  7 
halbjährlich  die  neuerschienenen  literarischen  Producte  bekannt, 
doch  so,  dass  Nr.  2,  4  und  5  nicht  immer  zum  gehörigen  Ter- 
mine erscheinen. 

Alle  ordnen  die  Bücher  im  alphabetischer  Rei- 
henfolge zusammen,  doch  mit  dem  durchgehenden  Uebel- 
stande,  dass  bei  der  Mehrzahl  der  Schriften  der  Name  des 
Verfassers,  bei  andern  der  INamedes  Herausgebers,  bei  noch 
andern  das  erste  Hauptwort  des  Titels  die  Reihenfolge  bestimmt. 
Nr.  1 ,  2  und  3  mischen  hierin  alle  Schriften  der  verschieden- 
sten Literaturzweige  unter  einander ,  Nr.  7  sondert  von  der 
Hauptmasse  Romane,  Schauspiele  und  Schriften  in  ausländi- 
schen Sprachen  ab.  Nr.  6  hat  ebenfalls  für  Romane,  Schrif- 
ten in  ausländischen  lebenden  Sprachen,  Landcharten  und 
Pläne,  Vorschriften,  Zeichenbücher,  Spiele,  Kupferwerke 
und  Steindrücke  besondere  Rubriken.  Bei  den  übrigen  in  eine 
Rubrik  zusammengeworfenen  Werken  sucht  dieselbe  die  Ueber- 
sicht  dadurch  zu  erleichtern,  dass  jedem  Hefte  ein  alphabeti- 
sches Register  {^Repertorium  genannt)  vorausgeht ,  in  welchem 
jene  Werke  unter  folgende  17  Ilauptrubriken  zusammengeord- 
net sind:  „Theologie  ,  Andachtsbüclier;  Rechtswissenschaft; 
Staats-  und  Caraeralwissenschaften;  Medicin,  Chirurgie,  Ve- 
terinairkunde;  Chemie,  Pharmacie;  Philosophie;  Pädagogik, 
Kinderschriften;  Philologie;  Geschichte,  Biographie ;  Mytholo- 
gie, Alterthümer;  Erd- und  Reisebeschreibung,  Statistik,  Na- 
turwissenschaft ;  mathematische  Wissenschaften ,  Kriegswis- 
seuscliaft;  Handlungswissenschaft,    Technologie;   Land-  und 


Deutscilc  Uibliographlc.  351 

Hauswirthscliaft,  ForstMissenscliaft;  schöne  Wissenschaften 
und  bildende  Künste;  SchrUten  vermischten  Inlialts."  Doch 
haben  diese  Register,  ausser  dem  üebelstande,  dass  manche 
Werke  unter  falschen  llnbriken  stehen,  das  Anstössigc ,  dass 
man  aus  ihnen  fast  nie  den  Inlialt  des  Buchs  erkennt.  Zum 
lieweise  setzt  Kef.  zwei  Ueispiele  her.  Der  Anfang  des  Re- 
gisters der  Philologie  heisst  in  Ilft.  1:  ,,Al6%vXov  2.  Aeschyll 
2.  Alfonsi  3.  Anakreon  3.  AnalectaS.  4.  Anavagorae  4.  AnoXKo- 
ÖG)QOVi[sic'\a.  Apparatus (;.  Apollonius  7.  Apuleji7.  Aristophanis 
8.  AgiötOTBkovi^  8.  Arndt  J).''  J)er  Anfang  der  Mythologie  und 
Alterthiimer:  „Appel  6.  Duchoaia  25.  Cordes  32.  Dorow  37. 
Kckhelii  39.  Gaupp  51.  Grundriss  59.  Iland  Cl.  Handwörter- 
buch (;2."'  Daraus  >>ird  man  freilich  selten  errathen ,  was  für 
ein  Werk  gemeint  sey.  Die  zweckmäsjsigste  Anordnung  Iiaben 
JNr.  4  und  5,  welche  das  gesammte  3Iaterial  unter  folgende  16 
Rubriken  vertheilen :  „Pjalologie,  Philosophie,  Pädagogik, 
Theologie,  Jurisprudenz,  Staats -und  Cameralwissenschaften, 
JMedicin  ,  Nalurwissenschaften  ,  Mathematik  ,  Militärwissen- 
schaft, Geschichte  und  ihre  Hülfswissenschaften,  Erdbeschrei- 
bung, Gewerbskunde,  schöne  Wissenschaften  und  bildende 
Künste,  vermischte  Schriften,  Bücher  in  neuern  ausländischen 
Sprachen."  Jede  einzelne  Rubrik  zerfällt  wieder  in  Unterab- 
theilungen, z.  B,  die  Philologie  in  „Klassiker  der  Griechen  und 
Römer  und  Schriften  zu  dereuErklärung,"  und  in  „Sprachstudium, 
«)  überliaupt,  und  alte  Sprachen  insbesondere ;  6)  neuere  ausländi- 
sche und  Orientalische  Sprachen ;  c)  Deutsche  SpracJie."  Die  Ein- 
theilung könnte  darin  freilich  noch  etwas  logischer  seyn,  istaber 
im  Ganzen  ziemlich  bequem  und  zweckmässig.  Nur  muss  man 
die  jSachlässigkeit  tadeln,  dass  besonders  in  Nr.  4  häufig  Werke 
unter  falschen  Rubriken  stehen,  und  dass  sie,  wenn  sie  unter 
zwei  oder  mehr  Abschnilte  gehören,  nur  in  dem  einen  aufge- 
führt, in  dem  andern  aber  gar  nicht  erwähnt  sind.  So  ist  Jo- 
aephus  zu  den  Kirchenvätern  gerechnet  und  steht  also  unter  der 
Tlieologie;  die  Schriften  (Jratiniis  et  Enpolis  von  Lucas ^  Schön- 
born de  uuüwntia  declainulionmn  Gorglcie^  Stieglitz  de  Pacuvii 
Vutoreste  stehen  unter  den  Werken  über  classische  Sprach- 
forschung, ScJdegefs  Indische  Bibliothek  unter  den  Werke» 
über  Orientalische  Grammatik ,  Slöckhardt  de  coeli  in  generis 
huniani  culluni  vi  ac  polestute  unter  der  wissenschaftl.  Theo- 
logie u.  s.  w.  Am  meisten  Versehen  dieser  Art  finden  sich  in 
den  strengen  AVissenschaften. 

W^as  ferner  die  Vollständigkeit  dieser  hibliograplii- 
Echen  Schriften  anlangt,  so  genügt  hierin  keine  derselben.  Alle 
haben  sich  zunächst  die  Beschränkung  aufgelegt,  nur  die  Titel 
der  Schriften  anzuführen,  welche  wirklicli  in  den  Buchliandel 
gekommen  sind.  Daher  fehlen  nun  durchweg  alle  Gelegeuheits- 


352  Kürzere  Anzeige. 

Schriften ,  Dissertationen ,  Programme  «.  s.  w. ,  wenn  sie  nicht 
etwa  einer  Buchhandhiiia;  in  Commission  gegeben  sind.  Gerade 
dieser  Theii  von  Sclirilten  aber  ist  für  den  Gelehrten  beson- 
ders wiclitig,  da  sie  meist  von  Gelehrten  für  Gelehrte  geschrie- 
ben sind.  Sodann  sind  auch  alle  Diebesproducte  der  Oesterreichi- 
schen  und  Würtembergischen  Nachdrucker  ausgelassen  :  was 
nur  zu  billigen  ist ;  denn  von  solchem  Unkraut  muss  nicht  ein- 
mal der  Titel  genannt  werden ,  damit  niemand  in  die  Versu- 
chung gerathe,  es  sich  anzuschaffen  und  so  Theilnehmer  dieser 
Diebereien  zu  werden.  Allein  auch  von  den  übrigen  im  Buch- 
handel erschienenen  Schriften  sind  nicht  immer  alle  aufgeführt. 
Besonders  fehlen  mehrere  in  Süddeutschland  und  Oesterreich 
erschienene  Werke;  ja  selbst  von  den  in  Leipzig  und  Halle  her- 
ausgekommenen vermisst  man  bisweilen  einige.  Die  meisten  Lü- 
cken sind  gewöhnlich  in  Nr.l,  2  und  7;  am  vollständigsten  da- 
gegen ist  Nr.  6,  welches  letztere  Werk  auch  noch  besonders 
desshalb  zu  rühmen  ist,  dass  es  die  früher  ausgelassenen  Schrif- 
ten gewohnlich  in  den  spätem  Jahrgängen  nachträgt,  und  also 
Vollständigkeit  wenigstens  soweit  als  möglich  zu  erreichen 
sucht.  Eine  eigene  Inconsequenz  zeigt  sich  nocK  bei  Werken, 
welche  im  Auslände  erschienen  sind.  Es  werden  nämlich  von 
solchen,  namentlich  von  Holländischen,  Dänischen,  Schwedi- 
sclien  und  Französischen  diejenigen  aufgenommen ,  welche 
ein  Deutscher  Buchhändler  auf  dem  Lager  oder  in  Commission 
hat,  wiewohl  auch  diese  unvollständig.  Besonders  vermisst 
man  viele  Französische  Werke.  Die  Dänischen  Buchhändler 
werden,  wie  es  scheint,  in  gewisser  Hinsicht  zu  den  Deutschen 
gezählt;  denn  einige  ihrer  neuen  Verlagsartikel  (besonders  La- 
teinisch oder  Deutscli  geschriebene)  findet  man  erwähnt,  an- 
dere (besonders  die  Dänisch  geschriebeneu)  sind  übergangen. 

Ucber  die  Brauchbarkeit  dieser  bibliographischen 
Verzeichnisse  braucht  nur  weniges  erinnert  zu  werden ,  da  sie 
sich  grösstentheils  aus  dem  Obigen  ergiebt.  Am  wenigsten  nü- 
tzen natürlich  Nr.l  und  2,  schon  desshalb,  weil  sie  nicht  selbst- 
ständig für  sich  bestehen ,  sondern  nur  ein  Anhang  zu  andern 
Werken  sind:  obschon  umgekehrt  Nr.  2,  insofern  es  eben  bloss 
bibliographischer  Anhang  zum  kritischen  Repertoriura  ist,  wie- 
der sehien  besondern  Wertli  hat,  und  die  bibliographischen 
Notizen  desselben  ergänzt.  Von  den  übrigen  ist  Nr.  7  fast  werth- 
los  ,  und  dient  höchstens  dazu,  eine  oberllächliche  Ansicht  und 
Kunde  des  literarischen  Treibens  in  Deutschland  zu  erhalten. 
Es  trägt  in  seiner  jetzigen  Gestalt  überall  die  aulFallendslen 
Spuren  der  Altersch\\ äche  an  sich,  und  verdient  eine  totale 
Reform ,  nicht  bloss  einzelne  Abänderungen  und  Verbesserun- 
gen ,  die  der  Verleger  (und  zugleich  Verfasser)  in  den  neusten 
Jahrgängen  überdies»  mehr  versprochen  als  geliefert  hat. 
Vor  allen  Dingen  ist  für  grössere  Zuverlässigkeit  und  Vollstän- 


Deutsche    Bibliographie.  353 

di^keit  zu  sorgen.  Nr.  3 — 0  haben,  jedes  fiir  sich,  ihren  spe- 
cielleii  Werth.  Wem  es  näinlicli  um  möglichst  schnelle  Kunde 
neuer  Bücher  zu  Ihun  ist,  der  muss  !Vr.  3  brauchen.  Wer  sy- 
stematische Ordnung:  und  bequeme  Ucbersicht  der  einzelnen 
Fäclier  der  Literatur  liebt,  dem  ist  Nr.  4  und  5  zu  empfclilen. 
[Beide  AVerke  stehen  übrigens  in  ihrer  innern  Einrichtung  sich 
völlig  parallel,  so  dass,  wenn  man  das  eine  besitzt,  das  an- 
dere entbehrlich  ist.  In  diesem  Jahre  ist  von  dem  Leich'schen 
noch  nichts  erschienen,  und  so  kann  das  Barth'sche  ergänzend 
eintreten.]  Wer  endlich  Vollständigkeit  und  Aust'iihrlichkeit  der 
Notizen  verlangt,  dem  wird  ]Nr.  6  am  besten  gefallen.  Ueber- 
haupt  Hesse  sich  diese  Schrift  am  ersten  zu  einem  bibliogi'op/ii- 
schen  Repcrtoriutn^  welches  billigen  Forderungen  entspräche, 
umbilden  und  die  Verlagshandlung,  welche  schon  jetzt  fast 
10000  Exemplare  derselben  absetzt ,  würde  dadurch  gewiss  die 
Verbreitung  des  Buchs  noch  mehr  erhöhen ,  und  sich  den  Dank 
aller  Literaturfreunde  erwerben.  Das  Werk  kann  auch ,  da  es 
einmal  vorzüglich  fVir  Buchhändlergebraucb  bestimmt  zu  seyn 
scheint,  nach  des  Referenten  Dafürhalten  im  Allgemeinen  seine 
Einrichtung  beibehalten;  nur  muss  es  im  Einzelnen,  nament- 
lich in  dem  Repertorium  oder  Register  abgeändert  m  erden.  In 
dem  letztern  ist  nämlich  nöthig,  dass  die  einzelnen  Rubriken 
noch  etwas  bestimmter  geschieden,  die  Werke,  welche  un- 
ter verschiedene  Rubriken  gehören,  nicht  bloss  unter  einer  son- 
dern unter  allen  angeführt,  die  Titel  der  Büclier  nicht  allein  mit 
dem  Namen  oder  Anfangsworte,  sondern  soweit,  dass  man  den 
Inhalt  des  Buchs  daraus  ersieht,  vollständig  angegeben  und 
nicht  alphabetisch  sondern  streng  systematisch  zusammenge- 
stellt werden.  Die  alphabetische  Anordnung  ist  hier  ohnehin 
entbehrlich,  da  der  Text  selbst  alphabetisch  geordnet  ist.  So- 
dann ist  noch  zu  wünschen,  dass  bei  Werken  verschiedenai'- 
tigen  Inhalts  überall  der  specielle  Inhalt  (die  einzelnen  Haupt- 
rubriken) angegeben  werde,  wie  es  bisher  in  einzelnen  Fällen 
geschehen  ist.  Grössere  \ oUständigkeit  wollen  wir  nicht  be- 
sonders anrathen,  da  der  Hr.  Herausgeber  darauf  ohnehin 
^chon  allen  Fleiss  verwendet.  Nur  das  ist  zu  wünschen,  dass 
künftig  auch  die  Schriften,  welche  nicht  in  den  Buchhandel 
kommen ,  einen  Platz  in  diesem  Verzeicliniss  finden  mögen. 

Jahn. 


354      Recensionen  aus  kritisclien  Zeitschriften  des  Jahres  1827. 

Ueb ersieht  der  in  kritischen  Zeitschriften  des  Jahres  1827 
gelieferten  Recensionen  und  Anzeigen  deijenigen  Schriften, 
welche  in  dem  am  zweiten  Bande  der  Jahrbücher  ange- 
hängten bibliographisclien  Verzeichnisse 
aufgefülirt  sind. 

Ueber  den  Zweck  dieser  Zusammenstellung  der  in  andern  kritischen 
Zeitschriften  gelieferten  Beurtheilungen  der  philologisch-pädagogischen 
Schriften  de»  Jahres  182(>  bedarf  es  wohl  keiner  vorausgehenden  län- 
gern Erklärung  und  Rechtfertigung,  da  demLeserhoffeutUch  von  selbst 
klar  seyn  wird  ,  dass  sie  tiieils  einen  allgemeinen  Ueberblick  auch  über 
die  Schriften,  welche  bis  jetzt  in  den  Jahrbüchern  noch  nicht  beurtheilt 
sind ,  geben  und  wenigstens  ein  relatives  Urthcil  über  sie  feststellen, 
theils  auch  als  bibliographisches  Repertorium  dienen  soll ,  welches 
nachweist ,  wo  über  die  einzelnen  Werke  der  hierhergehörigen  Lite- 
ratur kritische  Urtheile  zu  finden  und  wie  dieselben  ihrer  Hauptsache 
nach  ausgefallen  sind.  Mehr  möchte  das  dabei  befolgte  Verfahren  ei- 
ner nähern  Auseinandersetzung  bedürfen,  damit  nicht  jemand  mehr  von 
dieser  Uebersicht  verlange,  als  sie  geben  kann  und  will  Bei  den 
Scliwierigkeiten  nämlich ,  die  einer  solchen  von  einem  Einzelnen  un- 
ternommenen Zusammenstellung  entgegentreten,  kann  sie  nur  einige 
Hauptforderungen  zu  erfüllen  suchen,  keineswegs  aber  auf  eine  solche 
Höhe  sich  stellen  wollen,  dass  sie  alle  Anforderungen  befriedigen  möch- 
te. Darum  sey  hier  im  voraus  erinnert,  dass  die  gegenwärtige  Ue- 
bersicht auf  dem  in  der  Ueberschrift  erwähnten  bibliographischen  Ver- 
zeichnisse fortgebaut  hat,  und  die  Benrtlieilungen  nachträgt,  welche 
entweder  in  jenem  Verzeichniss  oder  in  den  zu  einzelnen  Heften  der 
Jahrbücher  aufgeführten  Journalnotizen  noch  nicht  erwähnt  sind:  nur 
mit  dem  Unterschiede,  dass  sie  nicht  bloss  den  Ort  derselben  nacliweist, 
sondern  auch  ihr  Hauptresultat  angiebt  und  zugleich  den  Werth  der- 
selben zu  bestimmen  und  die  Art  und  Weise  nachzuweisen  sucht,  wie  jene 
ihr  Urtheil  begründet  haben.  Unter  der  Werthbestimmung  darf  aber 
keineswegs  verstanden  werden,  dass  von  jeder  Recension  angegeben 
wäre,  ob  sie  das  betheiligte  Werk  richtig  oder  falsch  beurtheilt  habe. 
Diess  ist  nur  dann  geschehen,  wenn  entweder  aus  dem  Wesen  der  Be- 
urtheilung  sich  leicht  ergab ,  von  welcher  Art  sie  sey ,  oder  wenn  sich 
Ref.  über  das  eine  oder  das  andere  Werk  durch  eigene  Einsiclit  des- 
selben bereits  ein  Urtheil  gebildet  hatte,  das  er  nun  als  ein  wenigstens 
subjectiv  wahres  annehmen  zu  dürfen  glaubte.  Aber  eine  durcligelien- 
de  Kritik  der  Recensionen  nach  dieser  Weise  zu  liefern ,  dazu  fehlte 
es  ihm  an  Kraft ,  Zeit  und  Gelegenheit.  Machte  also  nicht  ein  auf- 
fallender Widerstreit  die  eine  oder  andere  Beurtheiiuiig  verdächtig,  so 
ist  ihr  Resultat  als  ein  vorläufig  als  wahr  angenommenes  hingestellt ;  wor- 
aus indess  durchaus  nicht  folgen  soll,  dass  es  immer  für  Mahr  gelten 
müsste ,  und  dass  nicht  entweder  die  Jahrbücher  selbst  oder  eine   an- 


Behandlung  derselben.  355 

dere  kritische  Zeitschrift  späterhin  ein  ihm  entg^egcngesetztes  oder  doch 
nur  theiUveisie  ühcrcinstimniendcs  tirlheil  abgeben  könnten.  Die  von 
uns  vorgenommene  Wertlibcstimmung  ging  nur  von  der  Prüfung  aus, 
ob  man  aus  der  Ueurtheilung  den  Inhalt  und  Werth  des  Uurhs  voll- 
ständig kennen  leine  oder  nicht,  und  ob  dieselbe  auch  dann  noch,  >vena 
man  das  Buch  schon  kennt,  ihres  elgenthünilichcn  Inhalts  vegen  zur 
weitern  Benutzung  zu  empfehlen  sey  oder  füglich  unbeachtet  bleiben 
könne.  Daher  sind  diese  Beurtheilungen  in  Notizen,  Anzeigen^  In.'. 
haltsanzeiLien  und  llecen.iionen  eingetheilt  worden,  nach  den  Grund- 
sätzen ,  welche  weiter  unten  in  der  Anmerkung  zu  dem  angehängten 
bibliographischen  VerzeichnisS  S.  1  angegeben  sind.  Ist  nun  auf  diese  Weise 
der  allgemeine  Werth  derselben  für  den  Leser  festgestellt,  so  ist  oft  auch 
noch  der  specielle  durch  besondere  I'rädicate  nachgewiesen.  Heisst  dem- 
nach z.  B.  eine  Anzeige  seicht  oder  gediegen,  wichtig  oder  unwichtig,  so 
soll  damit  bestimmt  seyn ,  in  welchem  Grade  sie  die  Forderungen  er- 
füllt, die  man,  abgesehen  von  ihrer  kritischen  Richtigkeit,  an  sie  ma- 
chen kann.  Bot  eine  Anzeige  oder  Recension  nicht  besondere  Haupt- 
rubriken ihres  Inhalts  dar,  so  ist,  wofern  sie  nicht  eine  ganz  indiffe- 
rente war,  wenigstens  bemerkt,  ob  sie  das  Buch  lobt  oder  tadelt;  liess 
sich  ihr  Inhalt  nicht  auf  diesen  einzigen  Punct  zurückführen ,  so  sind 
auch  die  verschiedenen  Richtungen  und  Zweige  ihres  Urtheils  bemerkt 
worden.  Bei  allen  diesen  Angaben  hat  sich  übrigens  Ref.  der  gröss- 
ten  Gewissenhaftigkeit  und  Genauigkeit  befleissigt ,  und  auch  da,  wo 
es  darauf  ankam  sein  eigenes  Urtheil  zu  geben ,  kein  Bedenken  getra- 
gen, dasselbe  offen  und  unverhohlen  darzulegen.  Dabei  bescheidet 
er  sich  gern,  überall  das  Wahre  getroffen  zuhaben:  denn  hei  der  Prü- 
fung von  kritischen  Aufsätzen  so  höchst  verschiedenartigen  Inhalts,  und 
bei  den  zu  verschiedener  Zeit  und  in  verschiedenen  Gemüthsstimmun- 
gen  gema<^hten  Auszügen  ist  es  wohl  möglich ,  dass  ihm  hin  und  wie- 
der etwas  Menschliches  begegnet  ist ,  und  dass  er  manchmal  trotz  aller 
Sorgfalt  falsch  gesehen,  andersAvo  über  Benrtheilungen  bald  moroser 
bald  nachsichtiger  geurtheilt  hat.  Doch  hofft  er  in  beiden  Fällen  auf 
die  billige  Nachsicht  der  besonnenen  und  einsichtsvollen  Gelehrten 
rechnen  zu  dürfen,  vorausgesetzt,  dass  er  ihnen  nur  seinen  guten  Wil- 
len hinlänglich  bewährt  hat.  Das  Letztere  dürfte  übrigens  auch  der  Ueber- 
eicht  wenig  Eintrag  thun,  da  es  bei  ihr  ja  nicht  sowohl  auf  des  Refer, 
«ubjectives  Urtheil  als  auf  vollständige  Zusammenstellung  der  geliefer- 
ten Becensionen  ankam.  Von  diesen  aber  hofft  er  aus  den  angeführ- 
ten Zeitschriften  wenige  oder  keine  übergangen  zuhaben;  ja  erbat  sich 
dabei  nicht  allein  auf  die  Jahrgänge  1827  beschränkt,  sondern  auch  noch 
Manches  aus  den  frühern  Jahren  nachgetragen.  Vermissen  wird  man 
höchstens  noch  einige  Recensionen,  die  gegen  das  Ende  des  Jahrgan- 
ges 1827  einiger  Zeitschriften  sich  finden,  weil  dieser  Schluss  derselben 
zur  Zeit  noch  nicht  dur«:hgesehen  werden  konnte.  Diese  werden  jedoch 
mit  den  aus  dem  Jahr  1828  zu  machenden  Nachträgen  später  aufgeführt 
werden. 

Mach  dieeen  Vorerinnerungen  könnte  Ref.  gleich  zur  Uebersicht 


356  BIbllotheca  critica  nova,  von  Bake  etc. 

selbst  fortgehen,  wenn  er  nicht  vorher  noch  Eüiig^es  über  die  benutzten  Zeit- 
gchriften  zu  sa»!;-en  gediichte.  Zwar  gedenkt  er  weder  eine  Recensiou 
derselben  zu  liefern,  noch  auch  überhaupt  sie  alle  zu  berüluen:  denn 
dem  erstem  Unternehmen  fühlt  er  sich  nicht  g-ewachseii  genug,  diis 
ZM'eite  aber  hält  er  nicht  für  nöthig,  da  das  Wesen  und  die  Einrich- 
tung der  ineisten  dieser  Zeitschriften  längst  bekannt  ist  und  der  speciel- 
le  Werth  des  jüngsten  Jahrganges  derselben  für  die  höhern  Sdiuhvis- 
senscliaften  aus  den  unten  angeführten  Notizen  sich  hinlänglich  erge- 
ben Avird.  Eine  besondere  Erörterung  wird  daher  bloss  von  zwei  Zeit- 
schriften nöthig  seyn,  welche  in  den  Jahren  1825  —  27  erst  neu  begon- 
nen worden  sind.  Die  erste  ist  die  B  ihlio  tli  e  c  a  critica  nova, 
Edentibus  J.Bake,  J.  Geel,  H.  A.  Haraaker,  P.  Hofman-Peerl- 
kamp,  (Lugduni  Batavoruiu,  apud  S.  et  J.  Luchtinans.)  von  welcher 
bis  jetzt  drei  Bände  erschienen  sind.  Wem  das  Wesen  dieser  in  Latei- 
nischer Sprache  geschriebenen  und  nach  Art  der  früher  von  Wytten- 
bach  herausgegebenen  Bibliotheca  critica  eingerichteten  Zeitschrift  aus 
den  Inhaltsberichtcn  der  Hall.  Lit.  Zeit.  182«  Nr,  78  und  1827  Erg.  Bl. 
36  nocli  nicht  bekannt  ist,  für  den  sey  bemerkt,  dass  die  Herausgeber 
derselben  im  Allgemeinen  folgende  Einrichtung  gegeben  haben,  wel- 
che wir  mit  ihren  eigenen  Worten  hersetzen  wollen:  ,,TotuüiinstItutura 
ita  circumscripsimus,  ut  literas  cum  Graecas  et  Latinas  ,  tum  Orienta- 
les, easque  disciplinas  complecteremur,  quae  proxime  cum  illisconjun- 
ctae  sunt ,  poeseos  ,  philosophiae  ,  liistoriarum  ,  antiquitatis  ,  cetera- 
que  huius  generis.  —  —  Priora  cujusque  Voluminis  destinamus  Ccn- 
suris ,  in  quibus  accurate ,  qiiantura  fieri  et  potest  et  oportet,  übri  ex- 
plorabuntur,  plenissimeque  referetur,  si  quid  in  iis  vel  laudandura,  vel 
secus  erit.  Reliqua  tribuentur  Rclationibus  Brevioribns,  quae  gene- 
ralem  vel  commendationem  vel  animadvcrsioneni  continebunt,  exposito 
quam  brevissime  cuiusque  operis  argnmento."  Es  ist  also  eine  ganz  ei- 
gentlich für  Philologen  bestimmte  Zeitschrift,  und  wir  können  von  ihr 
auch  aus  Ueberzeugung  versichern,  dass  sie  den  an  eine  solche  zu  ma- 
chenden Forderungen  zwar  nicht  vollkommen ,  —  denn  wo  gäbe  es 
überhaupt  eine  vollkommene?  —  aber  doch  so  weit  entspricht,  dass 
sie  unbedingt  zu  den  vorzüglichsten  der  jetzt  vorhandenen  gehört.  ZMar 
w  erden  die  kurzen  Anzeigen  den  Lesern  m  enig  nützen ,  v  eil  sie  mei- 
stentheils  über  die  angezeigten  Schriften  nicht  viel  mehr  berichten, 
als  dass  sie  erschienen  sind,  und  selten  etwas  ausführlicher  über  die- 
selben sich  verbreiten.  Auch  scheinen  die  gelehrten  Herausgeber  diess 
bereits  selbst  bemerkt  zu  haben;  wenigstens  haben  sie  in  den  Anzeigen 
des  dritten  Bandes  im  Allgemeinen  einer  grössern  Ausführlichkeit  und 
sorgfältigem  Inhaltsdarlegnng  sich  befleissigt.  Aber  wichtig  und  be- 
lehrend sind  die  ausführlichen,  meist  sehr  sorgfältig  und  umsichtig 
prüfenden,  mit  Humanität  abgefassten  und  mit  der  bekannten  Hollän- 
dischen Belesenheit  und  Gelehrsamkeit  ausgestatteten  Uecensionon,  wel- 
che in  der  Regel  etwa  drei  Viertel  dos  einzelnen  Bandes  ausuuic.hen  und 
nicht  selten  noch  dadurch  einen  eigenen  Reiz  erhallen,  dass  in  ihnen 
zugleich   Notae  ineditae  früherer  Gelehrten  oder  Variae  Icctioucs  aus 


Bibliotheca  critica  iiuva,  von  Büke  etc.  S57 

Leidener  Handschriften  miffjctheilt  m  erden.  Bei  den  erstem  dürfte  nur 
hin  und  vit-der  eine  sorfrliiltifrere  Ansvaltl  zu  wünschen  se^n,  damit 
wir  niclit  diirchsio  inanchiual  nurDiiig-c  erl'üliren,  die  wie  srlion  län^j^st 
wissen,  oder  wohl  iiuch  sclion  liinp:*!  hessi-r  wissen,  wie  iliess  z.  H.  der  Fall 
ist  mit  dem  \  ol.  II  p.  'i'i  mitf^elheilteii  Ineditnni  des  lliij;o  Grotins. 
INicht  aber  bloss  durch  innern  Wc^tli  eniiitVhlen  sidi  diese  Uecensionen, 
sondern  sie  ffefallen  auch  durch  iliren  Stil  und  durch  die  leichte  und 
fliessendc  Latinität,  die  man  durch«:än<;i<^  findet ,  und  die  auch  durch 
Reinheit  und  f^lepanz  sich  sehr  rühmiich  auszeichnet.  Diese  lliessendc 
Rede  macht,  dass  man  es  nicijt  j»^erade  mit  Unwillen  bemerkt,  dass 
die  DarsteUuni;-  bin  und  wieder  etwas  breit  ist.  Die  Eiiiri<;htun«!;  der 
Rccensionen  läuft  in  der  Ke^el  darauf  liinaus,  dass  ein  all{^emeines  Ur- 
tbeil  über  das  recensirte  Buch  vorau»ge!it  und  dann  eine  Reihe  einzel- 
ner Stellen  bebandelt  Merdcn.  l-nd  gerade  diese  Benierkung-en  über 
Einzelnes  sind  es  gewöhnlich,  welche  diese  Jlolländischen  Kritiker  mit 
vieler  Gelehrsamkeit  ausstatten.  Dass  übiiigens  auch  hier  die  eine  Re- 
cension  gediegener  als  die  andere  ist,  bedarf  kaum  erinnert  zu  wer- 
den; doch  hat  Ref.  noch  keine  gelesen,  die  er  dur<:hgängig  für  seicht 
und  oberflächlich  erklären  müsste.  Eins  nur  scheint  uns  hin  und  wie- 
der ihren  ^Ve^tb  zu  schmälern,  nämlich  die  bisweilen  sich  aufdringende  Be- 
merkung, das»  die  Holländischen  Philologen  niclit  durchaus  mit  den 
Fortscluitfeii,  welche  das  plälologische  Studium  bei  uns  gemacht  hat, 
gleichen  Schritt  gehalten-  haben.  Es  finden  sich  nämlich  einige  Stel- 
len, wo  man  grammatische  und  metrische  Gesetze  als  richtig  anerkannt 
sieht,  deren  INicbtigkeit  von  unsern  Gelehrten  erwiesen  ist ,  oder  avo 
Stellen  der  Alten  nach  kritischen  Principien  behandelt  sind,  die  wir  nicht 
für  richtig  anerkennen.  Das  Erstere  haben  wir  weniger  in  der  Lateinischen 
als  in  der  Griechischen  Sprache  bemerkt,  und  verweisen  Beispiels  we- 
gen nur  auf  die  erste  Recension  des  ersten  Bandes  über  Ilermann's  Aus- 
gabe des  Sophokleisehen  Oedipns  Coloneus.  Als  Beleg  des  Letztern 
sey  nur  das  öfters  sich  ofl'enbarende  Streben  erwähnt,  geistreiche  und 
besonders  verschönernde  Conjecturen  der  liandschriftlichen  Lesart  auch 
da  vorzuziehen ,  wo  sich  gegen  diese  nichts  weiter  einwenden  lässt, 
als  dass  sie  nicht  so  elegant  ist  als  die  Conjectur.  Indess  darf  man  da- 
bei nicht  verhehlen,  dass  die  Verft".  namentlich  in  der  Conjecturalkritik  viel 
Gewandheit  zeigen  und  fast  immer  guten  Geschmack  bewähren.  Le- 
berhaiipt  aber  Mcrden  die  gerügten  Fehler  durch  viele  und  grosse 
Vorzug«!  Meit  überwogen.  Darum  mögen  wir  gern  diese  Zeitschrift  freu- 
dig willkommen  hcissen  und  den  Deutschen  Philologen  empfehlen.  Sie 
wird  uns  aber  noch  willkommener  seyn ,  wenn  die  gelehrten  Bataver 
sich  künftig,  mehr  vor  einer  gewissen  Vornehmthuerei  mit  ihrer  Lite- 
ratur und  vor  der  immer  wiederkehrenden  Klage  hüten  wollen,  dass 
wir  Deutsche  die  Producte  ihres  gelehrten  Fleisses  gehörig  zu  beach- 
ten verschmähen.  Könnten  sie  doch  fast  mit  mehr  Recht  uu»  den  Vor- 
wurf machen,  dass  wir  das  AusländlMlu;  weit  eher  zu  hoch  als  zu  ge- 
ring schätzen.  Auch  ist  es  sehr  zu  ratben ,  dass  sie  bei  persönlichen 
Ausfällen ,  die   sie  gegen  einzelne  Ucutsche  Gelehrte  zu  machen   sich 


t 
358  Bibllotheca  crltica  nova,  von  Bake  etc. 

bewogen  fühlen,  selbst  wenn  diese  auf  einem  festern  Grunde  ruhen, 
als  es  bei  dem  gegen  Lindemann  gemachten  und  in  diesen  Jahrbüchern 
gerügten  der  Fall  zu  seyn  scheint,  vor  der  allgemeinen  Einkleidung 
derselben  sicli  liüten ,  welche  sich  den  Anschein  giebt ,  als  wolle  sie 
den  Tadel  des  Einzelnen  auf  die  Gesammtheit  ausdehnen.  Bemerkun- 
gen über  Einzelnes  Avürden  uns  hier  zu  weit  füluen  ,  und  darum  sollen 
nur  noch  die  Recensionen  aufgezählt  werden ,  welche  weiter  unten  in 
der  Uebersicht  nicht  erwähnt  Avorden  sind.  Bake  hat  recensirt  Vol.  I 
S.  1-39  He  rmann' s  Ausgabe  von  Sopk.  Oedipus  Coloneus,  S.134  — 
158  Cicer.  de  re  publica  lilib.  ex  emeiidatione  Heinrichii,,  Vol.  II 
S.  7Ö  —  104  Plutarchi  Alcibiades  von  Bahr,  S.  225  —  264  die  drei 
ersten  Bände  des  Thucydides  von  P  op  p  o,  S.  195  —  230  die  Ausgaben 
der  Fragmente  der  Cicer.  Reden  pro  Scauro,  pro  Tullio,  in  Clodium  etc. 
von  Peyron  und  Bei  er.  Davon  haben  uns  die  Beurtheilungen  über 
Cicero  am  meisten  gefallen.  Geel  beurtheilte  Yol.I  S.  40  —  ()3  Mei- 
neke  s  Sehr,  de  Euphoriojiis  C/ialcidensis  vita  et  scriptis,  S.  64  —  85 
desselben  reliquiae  Menandri  et  Philemonis,  Vol.  II  S.  42  —  76  K  a  r- 
eten's  tria  Pindari  carmina  und  Tafel' s  Dilucidutt.Findar.  T'.ol.  I 
P.  I,  S.  111  — 134  Luciani  Toxaris  von  Jacob,  S.  265  —  74  Piaton. 
Simposium  von  Reynders,  Vol.  III  S.  80 —  126  Aeschyli  Persaa  von 
Lange  u.  Pinzger.  Hamaker  schrieb  Vol.  I  S.  158 — 226  über 
lilaproth's  Asia  polyglotta,  Vol.  II  S.  134  —  155  über  Fr  ahn' 9 
Ausg.  und  Uebers.  von  Ibn  Foszlan's  und  anderer  Araber  Berichten 
iiber  die  Bussen  älterer  Zeit.  S.  155  —  181  über  Rasmussen's  an- 
nales  Islamismi ,  S.  182  —  210  über  V  i  n  c.  von  R  o  s  e  n  z  w  e  i  g '  s 
Uebers.  des  Persischen  Gediclits  des  Mewlana  Abdurrahman  Dsa/imi^ 
Joseph  u.  Suleicha,  Vol.  III  S.  288  —  312  über  den  ersten  Band  v.  F  r  e  y- 
t  a g '  S  Hamasa,  S.  312  —  332  über  H i  r  z  e  1 '  s  Comraent.  de  Pentateuchi 
versionis  Syriacae  indole,  S.  332  —  344  über  Ilartmann's  thesauri  Itn- 
guaeHehr.eMischna  augendi Ya.Yit.\\\.  H  o  f  man -P  e  e r  Ik  am p,  be- 
sonders als  Kritiker  der  Lateinischen  Dichter  ausgezeichnet,  hatfolgende 
Recensionen  geliefert:  Vol.  I  S.  85 — 96  über  den  2n  und  SnBand  von 
Bosscha's  Appulejus,  S.  97  — 134  über  B  o  t  h  e  '  s  Ausgabe  des  Ho- 
ratius  von  Fea,  Vol.  II  S.  1  —  42  über  den  Terentianus  Maurus  von 
Santen  undLennep,  S.  105  — 111  ühar  Acn  Merobaudes  \oi\  Nie- 
buhr,  S.  211-  24  über  Passow's  corpus  scriptt.  eroticor.  Graec. 
Voll.  Thorbecke  hat  Vol.  III  S.  30  —  57  Ra  ep  s  ae  t' s  a/ja/jK^e 
histor,  et  crit.  de  Vorigine  et  des  progres  des  droits  cii'ils  etc.  und  S. 
255  —  266  den  Versuch  einer  Darstellung  der  Geschichte  des  Angel- 
sächs.  Rechts  von  Phillips  beurthcilt.  Von  Berg  man  endlich 
finden  wir  Vol.  III  S.  158  — 194  eine  Reccnsion  von  Osann's  aucta- 
riutn  lexicorum  Graecorum. 

Als  zweite  neue  Zeitschrift  nennen  wir  die  Jahrbücher  fitr 
w  is  sensc  haft  li  sc  h  e  Kritik,  herausgegeben  von  der  Societät 
für  wissenschaftliche  Kritik  zu  Berlin,  welche,  mit  dem  Jahre  1827 
begonnen,  alle  Wissenschaften  umfassen  und  also  den  allgemeinen  Li- 
teraturzeitungen sich  beigesellen.      Doch  darf  man   dieses   Beigesellen 


Jahrbücher  für  wissenschaftliche  Kritik.  359 

nur  von  dem  Kreise ,  welchen  sie  sich  ffesteckt  hahen,  verstehen;  denn 
in  allem  Uebrig^en  und  namentlich  in  ihrer  Innern  Kraft  nnd  kritischen 
\Vithti<j:keit  Mcichcn  sie  m eit  von  diesen  Liteniturzeilnngen  ab  und  ste- 
hen hoch  über  sie  empor.  Licss  sich  von  den  Männern,  Meichc  sich 
an  die  Spitze  des  Untcrnelimens  stellten,  und  aus  dem  Staate ,  welcher 
überhaupt  und  namentlicli  in  seiner  Hauptstadt  in  der  neusten  Zeit 
ein  so  ref!:es  literarisches  Leben  entfallet  hat,  sclion  an  und  für  sich 
etwas  sehr  Tüchtiges  erwarten ;  so  wurden  diese  Erwartung-en  noch 
gestein:ert  durch  die  Bedingung^en,  welche  die  Societät  bei  der  Herans- 
gabe dieser  Jahrbücher  sich  stellte.  IVnr  solche  neuerschienene  Werke 
sollen  beurtbeilt  Mcrden,  welche  durch  neue  Resultate  in  der  Wissen- 
schaft als  wiclitig  hervortreten  und  in  dem  Zweige,  den  sie  behandeln, 
Epoche  machen.  Die  Beurtheilungen  selbst  sollen  ausführlich  seyii 
und  mehr  das  Gepräge  von  Abhandlungen  an  sich  tragen,  Avelche  den 
durch  das  zu  behandelnde  Buch  gegebenen  Stoff  weiter  ausführen  und 
auf  den  in  jenem  niedergelegten  Uesultaten  fortbanen.  Anonyme  und 
Pseudonyme  Kritik  wurde  gänzlich  aus  ihnen  vei-bannt,  und  nicht  ge- 
nug, dass  gleich  Anfangs  mehrere  der  ersten  Gelehrten  Deutschland!! 
als  Mitarbeiter  genannt  wurden  und  dass  sich  diesen  fortwäh- 
rend andere  gleich  bedeutende  anschlössen ,  die  Societät  versprach 
auch  noch ,  dass  sie  jede  von  den  3Iitarbeitern  eingesendete  Beur- 
theilung  vor  dem  Abdruck  einer  strengen  Prüfung  unterwerfen  werde, 
und  dass  diese  Prüfung  nicht  von  dem  Einzelnen,  sondern  von  der  Ge- 
sammtheit  vorgenommen  werden  solle.  Sehr  hoch  wurden  dadurch 
die  Erwartungen  gespannt,  fast  höher,  als  man  ihre  Erfüllung  für  mög- 
lich halten  mochte ;  und  daher  mögen  es  sich  die  gelehrten  Herausge- 
her selbst  zuschreiben,  wenn  der  Lcser  ihrer  Recensionen,  überall  voll- 
endete Meisterwerke  erwartend,  dieselben  mit  sehr  scharf  prüfendem 
Blicke  ansah  und,  selbst  durch  das  Gediegene  nicht  befriedigt,  das  Ver- 
fehlte um  so  schärfer  tadelte,  und  wenn  daher  recht  bald  selbst  öffent- 
lich Rügen  des  Einzelnen  sich  vernehmen  Hessen.  Der  bedäc;htigere 
Gelehrte  wird  hierbei  freilich  eingedenk  bleiben,  dass  eine  kritische 
Zeitschrift  bei  ihrem  ersten  Auftreten  nicht  gleich  allen  Bedingungen 
entspreclien  kann,  und  Menn  er  daher  in  den  genannten  Jahrbüchern 
noch  nicht  alle  gegebenen  Versprechungen  erfüllt  sehen ,  wenn  er  na- 
mentlich noch  die  gehörige  Ccmsequenz  in  der  Ausführung  des  ersten 
der  oben  angeführten  Punkte  hin  und  viedcr  vermissen  sollte,  so  Mird 
er  dies»  mit  den  Schwierigkeiten  des  ersten  Beginnens  entschuldigen 
und  die  höhere  Vollendung  erst  von  den  künftigen  Jahrgängen  erwar- 
ten. Und  dass  diese  Erwartung  nicht  unerfüllt  bleiben  werde,  dafür 
bürgt  hinlänglich  der  gute  Klang,  den  die  Namen  der  Uedactoren  und 
Mitarbeiter  in  der  gelehrten  Welt  liaben.  Darum  legt  Ref.  wenig  Ge- 
wicht darauf,  dass  ihn  aus  den  Beurtheilungen  von  Werken  der 
Schulwissenschaften — denn  von  diesen  kann  hier  allein  die  Rede  seyn  — 
einzelne  nicht  durchaus  befriedigten,  ja  dass  ihm  die  eine  oder  andere 
fast  durchgängig  verfehlt  zu  seyn  schien.  Vielmehr  bekennt  er  gern 
and  aus  Ueberzeugung,   dass  er  mehrere  für  ausgezeichnet,  die  meisten 


360         Blätter  für  literar.  Unterhaltung.  Kritische  Bibliothek. 

für  sehr  vorzüglich,  keine  für  durchaus  verwei-flich  hält,  indem  er  auch 
in  den  verfehlten  immer  noch  die  gelehrte  Behandlung  und  kritische 
Prüfung  anerkennen  nitiss,  nur  dass  die  letztere  hier  nach  seiner  Mei- 
nung von  falschen  Principieu  ausgegangen  ist.  Das  Einzige,  was  er 
bedauert,  ist,  dass  der  Preis  dieser  Jahrbücher  von  12  Thlrn.  ihre 
Verbreitung  in  gelehrten  Schulen  sehr  erschweren  wird,  indem  der 
kritisclien  Beiträge  für  die  Schulwissenschaften  doch  zu  >venige  sind, 
als  dass  man  sie  um  8o  vieles  Geld  sich  erwerben  möchte. 

Noch  können  wir  als  gewissermaasscn  neue  Zeitschrift  eine  dritte 
nennen,  die  in  der  Mitte  des  Jahres  1S2G  begonnenen  Blatter  für 
literarische  Unterhaltung.  Doch  gehören  diese,  mehr  für 
das  grössere  gebildete  Publicum  bestimmten,  Blätter  weniger  in  unsern 
Bereich,  und  überdiess  scheinen  sie  auch  nur  einen  neuen  Namen  er- 
halten zu  haben,  übrigens  aber  ganz  in  der  Einriclitung  und  Tendenz 
des  frühern  literarischen  Conversationsblattes  fortzngelien.  Doch  lässt 
sich  behaupten,  dass  sie  für  den  genommenen  Standpunct  eine  sehr  ge- 
lehrte Conversation  führen  und  bisweilen  selbst  Besseres  und  Geistrei- 
cheres bringen,  als  manche  gelehrte  Literaturzeitung.  Noch  haben 
sie  einen  besondern  Wertli  dadurch,  dass  sie  öfters  Notizen  aus  auslän- 
dischen, besonders  aus  Englischen  Journalen  mittheilen. 

Was  von  der  Wiedergeburt  der  S  e  e  b  o  d  e  '  s  c  h  e  n  kritischen 
Bibliothek  fü  r  das  Schul-  und  Unterrichtswesen, 
welche  von  1828  an  in  neuer  Gestaltung  und  neuer  Verlagshandlung  er- 
scheint, zu  erwarten  sey,  rauss  die  Folgezeit  lehren :  die  ersten  Nummern 
bieten  allerdings  Gutes,  wenigstens  bei  weitem  Besseres,  als  meistentheils 
die  letzten  Jahrgänge  der  alten  lleihe.  Nur  muss  man  sehr  bedauern,  dass 
der  verdiente  und  hochgeachtete  Herausgeber  das  Vertrauen,  welches 
man  zu  dieser  neuen  Folge  fassen  möchte,'  unbegreiflicher  Weise  selbst 
untergraben  hat  durch  die  unwürdige  und  nicht  genug  zu  tadelnde  Aus- 
stattung der  letzten  Hefte  des  Jahrganges  1827.  Besonders  sind  die 
'Hefte  8 — 10,  welche  für  den  Ref.  bis  jetzt  die  neusten  sind,  so  durch- 
aus untauglich  und  enthalten  soviel  Seichtes  und  Oberflächliches,  dass 
sich  aus  den  20  Bogen,  welche  sie  füllen ,  schwerlich  mehr  als  Einer 
zusammensetzen  lassen  wird,  der  Erträgliches  und  Lesenswerthes  ent- 
halte. Fast  scheint  es,  als  habe  der  Herausgeber  in  diese  drei  Hefte 
meist  solche  Benrtheilungen  aufgenommen ,  die  er  früher  wegen 
ihrer  Schlechtigkeit  bei  Seite  legte :  denn  die  Mehrzahl  der  hier  ange- 
zeigten Werke  sind  aus  den  Jahren  1818  —  1823 ,  manche  noch  früher. 
Eins  sogar  von  1790.  Ob  ein  solches  Aufräumen  des  alten  Voi-raths  zu 
hilligen  sey,  lassen  wir  dahin  gestellt  scyn,  und  wünschen  nur  des  neuen 
Jahrgangs  Megen,  dass  die  Leser  dieser  Bibliothek  an  dem  Schlüsse  des 
alten  weniger  Anstoss  genommen  haben  mögen,  als  wir.  Beiläufig  er- 
wähnen wir  nur  noch  unser  Wohlgefallen  daran,  dass  derselbe  Heraus- 
geber in  dem  neuen  Archiv  für  thilologie  und  Pädagogik  sich  beflei- 
ssigt,  öfters  Anzeigen  von  Schulprogrammen  mitzutheilen.  Nur  niög- 
tcn  Mir  fragen,  ob  er  nicht  selbst  viele,  ja  wohl  die  Mehrzahl  dreser 
Anzeigen  für  zu  kurz  und  für  unausreicliend  hält.      Gelegeuheitsschrif- 


Seebode's  Arohiv.  Recc.  der  Schriften  vermischt.  Inhalts.       361 

tcn  nämlich,  die  wie  die  Mehrzahl  dieser  Prog^ramme  nur  in  Weniger 
Hunde  kommen,  müssen,  wenigstens  nach  unserer  Ueherzeugung,  ih- 
rem vollständigen  Inhalte  nacli  ausgezogen  Merden,  Mcnn  die  Anzeige 
derselben  gehörigen  Werth  haben  soll.  Damit  wollen  wir  übrigens 
nicht  behaupten,  dass  in  solchen  Anzeigen  von  Programmen  jede  ein- 
zelne Meinung  und  Behauptung  derselhen  wiederholt  werden  müsse, 
obschon  auch  diess  in  gewissen  Fällen  räthlich  seyn  mochte;  aber  keine 
derselben,  Melche  auf  den  allgemeinen  Inhalt  von  Einlluss  oder  für  die 
Wissenschaft  von  Wichtigkeit  ist,  darf  in  <ler  Anzeige  übergangen  seyn. 
Darum  halten  Avir  auch  die  Anzeigen  für  die  gelungensten,  Melche  Er- 
schöpfung des  Inhalts  der  Programme  mit  möglichster  Kürze  zu  verei- 
nen V  issen.  Am  leichtesten  dürfte  sich  beides  vereinigen  lassen,  wenn 
man  bei  der  Beurtheilung  eines  Programms  von  einer  leicht  zugängli- 
chen Schrift  gleichen  Inhalts  ausgeht,  und  das  mit  ihr  Uebereinstimmcude 
kurz  nachweist,   das  Abweichende  und  jSeue  aber  speclelier  darlegt. 

Was  Mir  an  einigen  andern  Zeitschriften  zu  tadeln  hätten,  mag, 
da  es  den  Lesern  der  .lahrbüclier  gewiss  auch  aufgestossen  ist,  hier  unbe- 
merkt bleiben  ,  damit  es  nicht  scheine,  als  Mollteu  wir  aus  einer  ge- 
wissen, unwürdigen ,  Rivalität  nur  die  Schwächen  derselben  hervorsu- 
chen. Wir  gehen  also  ohne  Weiteres  zu  der  versprochenen  Uebersicht 
selbst  fort. 

Dass  von  den  Schriften  des  Verzeichnisses  S.  1  f.  keine  eigentliche 
Recension  erschienen  ist,  erklärt  sich  schon  aus  dem  Wesen  derselben: 
denn  theils  wird  sich  bei  dem  vermischten  Inhalte  der  meisten  nicht 
leicht  ein  Gelehrter  finden,  der  alle  Abschnitte  zugleich  gründlich  be- 
urtheilen  könnte,  theüs  dürfte  auch  bei  Werken  der  Art  mit  genauen 
Inhaltsangaben  weit  mehr  gedient  seyn.  Am  öftersten  ist  Seebode's 
Archiv  behandelt  worden,  über  dessen  Inhalt  (aller  8  Hefte)  die  Hei- 
delberger Jahrbb.  2  S.  195  —  198  und  8  S.  750  —  52  und  Bcck's  Rcp. 
II  S.  127 — 31  und  III  S.  12  —  16  ausführlich  berichtet  haben;  nicht 
minder  gut  über  die  ersten  drei  Hefte  die  Schulzeit.  2  L.  Bl.  1(>  S.  137 
—  41  u.  40  S.  345  —  50.  Dagegen  führt  die  Hall.  Lit.Zeit.  Erg.  B1.97 
S.  758  —  ()0  ausser  einem  allgemeinen  Ralsonneraent  nur  die  Titel  der 
Abhandlungen  des  In  u.  2n  Hfts.  an.  Recht  gut  ist  auch  die  Inhalts- 
anzeige von  dem  Rhein.  Museum  Ilft.  1 — S  in  Beck's  Rcp.  I  S.  114  — 
118  u.  II  S.  125  —  27;  weniger  die  von  den  Jett.  Monucc.  Bd.  3  Hft.  4 
ebend.  I  S.  112  —  14,  und  von  den  Ahliandlun^en  der  hist,  -  jihll.  Cl. 
der  Berl.  Akad.  ebend.  182«,  111  S.  85-92  und  in  der  Lpz.  L.  Z.  1827 
Nr.  124  S.  9b9 — 92.  Der  erste  Bd.  von  E)»e  rt's  UeherUefurun^^en  wird 
in  der  Hall.  L.  Z.  1S2Ü  Nr.  45  und  im  liter.  Convers.  Bl.  1826  Xr.  65  f. 
zwar  mit  Recht  gelobt  und  empfohlen,  aber  über  den  Inhalt  wenig 
Auskunft  gegeben.  Noch  weniger  genügt  von  des  2u  Bds.  1  Stück, 
Melches  über  das  Griechische  und  Römische  Alterthnni  iii(  lils  darbietet, 
die  lobende  Aotiz  in  den  BläUern  für  lit.  l'nterh.  1827  Nr.  246  S.  984, 
ziemlich  aber  die  Inh.Anz.  in  Beck's  Rep.  II S.  210 —  12.  Die  kritische  Anz. 
von  dem  3u  Ilft.  des  'Nürnberger  Sammlers  f.  Kunst  u.  JU.  in  d.  Blatt. 
iahrli.  f.  Flui.  u.  Fädag.  Jahrg.  11.  He/t  12.  25 


362  Bibliographie,  Zell'ä  Ferienschriften,  Corpus  inscriptt,  Graec, 

f.  lit.  Unterh.  Nr.  97  f.  ist  zwar  im  leichten  Conreräationstone  gehal- 
ten, beweist  aber  doch,  dass  das  Werk  höchstens  für  die  Deutsche  Alter- 
thumskunde einigen  Werth  hat.  DieAnz.  von  Enslin's  ßibliotli.pliilol. 
in  Beck's  Rep.  182(i,  III  S.  2(51  empfiehlt  das  Buch  nur  unter  gewissen 
Beschränkungen,  und  gleiches  geschieht  mit  K  a  i  s  e  r '  s  Bücherkunde 
ebend.  1827,  I  S.  451  f.;  doch  scheint  es,  als  ob  das  letztere  Werk  noch 
immer  viel  zu  sehr  gelobt  sey,  da  es  durch  seine  oft  auffallend  castricr- 
ten  Büchertitel  sehr  ungenaue  Auskunft  giebt  und  auch  nicht  wenig 
Werke  weggelassen  hat.  Ob  die  lobende  Notiz  von  Leich's  Verzeich- 
niss  ebend.  II  S.  380  zur  Beurtheilung  des  Buchs  ausreiche,  steht  zu 
bezweifeln.  Noch  ist  zu  bemerken ,  dass  in  dem  Verzeichniss  unserer 
Jahrbüclier  Z  e  1 1 '  s  FerienscJinJten  mit  Unrecht  übergangen  und  erst  im 
diessjährigen  A  crz.  nachgetragen  worden  sind  :  die  Inh.  Anzz.  in  d.  Jen.  L. 
Z. Nr.  80  S.  150 —60,  in  d.  Schulzt.  2L.  Bl.  22  S.  185  —  89  u.  in  d.  Bliitt.  f. 
lit.  Unterh.  Nr.  175  S.  697  —  700  erzählen  viel  Gutes  von  denselben, 
wenn  auch  die  letztere  Zeitschrift  ein  paar  Ausstellungen  macht  und 
die  Schulzeit,  einige  nicht  ganz  zu  übersehende  Berichtigungen  liefert. 
Grössere  Aufmerksamkeit  und  genauere  Behandlung  ist  den  Ausga- 
ben und  Erläuterungsschriften  Griechischer  Schriftsteller 
(S.  3  — 12)  zu  Theil  geworden,  obschon  auch  hier  noch  sehr  viel  unbeur- 
theilt  geblieben  ist.  Namentlich  hal)en  die  Tragiker,  Plato  und  ein  guter 
Theil  der  spätem  Griechischen  Schriftsteller  wenig  Beachtung  gefunden. 
Von  B  ö  e  k  h '  s  Corpus  inscriptt.  Gr.  »ind  die  meisten  Beurtheilungen  schon 
im  Verzeichniss  nachgewiesen.  Nachzutragen  sind  noch  vier.  Die  er- 
ste von  Ottfr.  Müller  in  d.  Götting.  Anzz.  1826  St.  98  S.  978  ff. 
u.  1827  St.  40  S.  385  —  400  ist  minder  ^richtig ,  indem  sie  nach  dem 
Plane  dieser  Anzeigen  mehr,  und  fast  ausschliessend,  über  den  Inhalt  im 
Allgemeinen  referirt  und  einzelne  Puncte  aus  dem  Werke  aushebt,  als 
eigene  Bemerkungen  mittheilt.  Dass  sie  das  Buch  ausserordentlich 
lobt ,  ist  an  und  für  sich  nicht  zu  tadeln,  kann  aber  darum  leicht  miss- 
gedeutet werden,  weil  der  Rec.  in  mehrern  Stellen  mit  seinem  Lobe 
sich  In  Opposition  gegen  G.  H  erm  a  n  n '  s  Reeension  zu  setzen  scheint. 
Viel  wichtiger  ist  die  Rec.  von  Lennep  in  d.  Biblioth,  crit.  nova  III 
S.  1  —  30.  Sie  bemerkt  nicht  mit  Unrecht,  dass  eine  vollständige 
und  genügende  Sammlung  Griech.  Inschrr.  sich  jetzt  noch  nicht  geben 
lasse ,  sondern  man  erst  abwarten  müsse ,  bis  Griechenland  genauer 
durchfoi-scht ,  die  noch  unbekannten  Inschriften  aufgefunden  und  die 
bekannten  genauer  copirt  seyn  werden.  Auch  sey  es  nöthig ,  dass  die 
Monumente,  Avelche  die  Inschriften  enthalten,  jederzeit  genau  mit  ab- 
gebildet werden,  selbst  wenn  sie  jetzt  in  einem  schlechtem  Zustande 
seyn  sollten ,  als  sie  bei  frühern  Abzeichnungen  waren.  Die  Erklärung 
der  Inschriften  selbst  würde  besser  verschoben  Morden  seyn,  bis  eine 
grössere  Reihe  derselben  genauere  Vergleichung  möglich  gemacht  und 
sicherere  Aufschlüsse  herbeigeführt  hätte ;  jetzt  müsse  man  die  grosse 
Gelehrsamkeit  des  Herausg.  in  dem  Commentar  oft  für  versclnvendet  an- 
sehen. Dann  werden  zum  Belege  die  ersten  43  Inschrr.  des  1  Hfts.  zum 
Theil  kritisch  durchgegangen,  vieles  von  Böckh's  Ansichten  verworfen 
und  eigene  Vermuthungen  und  Aufschlüsse  mitgctheilt.    Die  Unächtheit 


Corpus  inscriptt.  Graccar. ,  UebersetzungsLibliotheken.        363 

der  Fourmont'schen  Inschriften  wird  als  erwiesen  angesehen,  nicht  aher 
zugegeben  ,  dass  die  Geschichte  der  Messenischen  Kriege  bei  Pausa- 
nias  reine  Erdichtung  sey.  Vom  Folgenden  ist  bloss  der  Inhalt  kurz 
angegeben.  Die  Beurtheilung  verdient  vorzügliche  Beachtung;  nur 
scheint  es ,  als  habe  der  Rec.  vieles  aus  Hermann's  Recens.  entlehnt. 
Unnütz  ist  die  kurze  Anz.  des  ^Verks,  welche  Geel  in  ders.  Bibl.  I 
S.  234  gegeben  hat.  Die  erste  Hälfte  einer  guten  Rec.  aber  [von  K.  F.  H  e  r- 
mann]  steht  ind.  Ileidelb.  Jahrbb.8  S.  7H5  -97,  welche  sich  über  die  An- 
ordnung der  Inschriften  verbreitet,  und  darin  vieles  mit  Gründen  ausstellt, 
zugleich  auch  S.  797  —  800  von  den  Prolcgomenen  der  Rose'schen  In- 
scriptt. Graec.  vi'tust.  eine  ausführliche  luhaltsanzeige  mit  ein  paar  Gegen- 
bemerkungen liefert.  UuMichtiger  ist  die  Anz.  des  Böckh'schen  Werks  in 
den  Ileidelb.  Jahrbb.  1820  Hft.7.  obschon  wegen  ein  paar  Ausstellungen, 
vorzüglich  in  Bezug  auf  genaue  Beschreibung  der  3Ionumcnte ,  nicht 
ganz  zu  übersehen.  Hermann's  Sehr,  gegen  B»i  c  k  h  '  s  Werk  hat 
Bake  in  d.  Bibl.  crit.  nova  111  S.  402  —  9  angezeigt  und  nach  des  er- 
sterenA  orrede  und  des  letzteren  Aufsatz  im  Rhein.  Museum  Einiges  über 
daA-ichtige  Studium  der  Philologie  bemerkt.  —  Was  von  der  in  Prenzlaa 
erscheinenden  und  mehr  für  literarische  Dilettanten  als  für  Philologen 
bestimmten  Uehersetzungshibliothek  zu  halten  sey,  darüber  fehlen  noch 
genügende  kritische Urtheile.  Thospanti's  Uebersetzung  von  Cicerd's 
Briefen  Bd.  1  u.  2  haben  die  Gütting.  Anzz.  St.  142  S.  1409—13  und 
die  Jen.  L.  Z.  Nr.  169  S.  389  —  92  lobend  angezeigt,  und  beide  Treue 
der  Uebersetzung ,  die  ersteren  auch  Zweckmässigkeit  der  Koten  für 
Kirhfphilologen  gerühmt.  Nur  Gewandheit  und  Correctheitdes  Stils  woll- 
te die  letztere  Zeitschrift  in  vielen  Stellen  vermissen.  Ganz  anders  lau- 
tet das  Urtheil  über  Nur  n  b  erg  er  '  s  Horaz  i^DesHorat.  Episteln.  In 
Deutsc/i.  Jamben. },  in  welchem  eine  scharf  tadelnde  Kritik  der  Schulzt. 
2  L.  Bl.  34  S.  297  —  301  durch  treffende  Belege  nachweist,  dass  der 
Uebersetzer  weder  den  Horaz  verstanden,  noch  im  Deutschon  Ausdruck 
vor  Sprachfehlern  sich  gehütet  hat.  Einer  recht  günstigen  Aufnahme 
haben  sich  die  von  Tafel,  Oslander  und  Schwab  herausgege- 
benen Ueherset:ungen  Griecli.  und  Rom.  Prosaiker  zu  erfreuen  gehabt 
und  Ref.  kann  aus  eigener  Uebferzeugung  beistimmen ,  dass  dieses  Un- 
ternehmen im  Ganzen  recht  wcthl  gerathen  ist,  wenn  sich  anch  hin 
und  wieder  der  Spruch  bewährt:  siuit  mala  mixta  honis.  Den  allge- 
meinen Werth  dieser  Sammlung  bestimmen  zwei  Anzeigen  im  Tübing. 
Lit.  Bl.  Nr.  62  S.  246  f.  und  in  der  Schulzeit.  2  Nr.  85  S.  673  —  78. 
Sie  ist  nicht  für  Schulen  imd  Philologen  vom  Fach  ,  sondern  für  das 
grössere  Publicum  bestimmt,  und  empfiehlt  sich  demselben  zunächst 
durch  eine  nicht  splendide,  aber  geschmackvolle  äussere  Ausstattung  und 
durch  Wohlfeilheit.  Die  wissenschaftlich  genaue,  wenn  auch  nicht  ängst- 
lich strenge  Uebersetzung  beMahrt  sorgfältig  den  antiken  Geist  der  Wer- 
ke, behält  aber  die  antike  Satzbildnng  nur  soweit  bei,  als  dadurch  der 
Genins  der  Deutschen  Sprache  nicJit  verletzt  Mird:  sonst  ist  die  Form 
der  Sätze  dem  Deutschen  gemäss  umgebildet  worden.  Diesd  Urlheil 
geben    beide    Anzeigen ,     die  auch    darin    übcrcinstinmicn ,    dass  dio 

25* 


364  Uebersetzz.  Griecli.  u.  Rüra.  Prosaiker ,  Homcrus. 

Uebersetzuiig  des  Livius  von  Klaiber  und  des  in  Wieland's  Art  über- 
tragenen Lucian  von  Pauly  besonders  gelungen  genannt  werden  kann. 
Auch  Plutarch ,  Pausanias  ,  Diuiijaius  vun  Halicamass  nnA.  Xenophon 
Verden  in  der  zweiten  gerühmt.  Bei  Thucjdides  bemerkt  dieselbe,  das8 
die  hiervon  O  s  ia  nder  gelieferte  Uebersetzung  viel  besser  sey,  als  die 
Heilmanu- Bredow'sche;  aber  die  erstere  findet  nicht  mit  Unrecht  die- 
selbe weniger  gelungen  und  die  Verdeutschung  bisAveileu  etwas  gezwun- 
gen. Eben  so  verschweigt  sie  nicht ,  dass  auch  in  den  übrigen  Wer- 
ken nicht  Alles  dem  Deutschen  Ausdrucke  gehörig  entspricht.  Da  in- 
dess  von  einzelnen  Bändchen  bereits  mehrere  Auflagen  erschienen  sind, 
so  lässt  sich  Verbesserung  solcher  Stellen  wohl  hoffen,  zumal  wenn 
kritische  Blätter  bald  genaue  Benrtheilungcn  der  einzelnen  AVerke  lie- 
fern. Als  solche  kann  man  freilich  nicht  rühmen  die  Anzeige,  Melclie 
H  ü  1  s  e  m  a  n  n  in  der  krit.  Biblioth.  2  S.  186  —  88  von  K  e  r  n  '  s  Uebers. 
der  Tusculanen  des  Cicero  geliefert  hat:  denn  sie  ist  so  seicht  und  un- 
kritisch ,  dass  durch  das  reichlich  gespendete  Lob  das  Buch  weit  eher 
verdächtigt  als  empfohlen  m  ird.  —  Was  für  die  Homerische  Literatur 
geschehen  ist,  davon  haben  die  Jalirbücher  bereits  früher  Nachricht 
gegeben ,  und  es  ist  hier  nur  noch  nachträglich  Einiges  zu  erwähnen. 
Von  Dindorf's  Homer  [Jbb.  IV  S.  4]  steht  eine  Notiz  in  d.  Hall.  L.  Z, 
E.  Bl.  144  S.  1147,  und  von  Bauragarten  -  Crusius  Ausg.  [Jbb. 
IV'  S.  16]  eine  lobende,  aber  seichte  Anz.  ebend.  S.  1147  —  59,  welche 
die  Art  und  Weise  der  Scholienniittheilung  durch  einige  Beispiele  dar- 
zulegen sucht ,  den  zu  hohen  Preis  tadelt ,  eine  Erklärung  der  grara- 
niatischen  Ausdrücke  in  den  Scholien  vermisst,  des  Herausgeb.  Noten 
für  dieses  Buch  nicht  passend  und  zu  gelehrt  findet  und  Einiges  über 
verfehlte  Interpunction  bemerkt.  Aus  Nitzsch'ens  Anmerkungan 
zur  Odjssee  hat  Hloritz  Axt  in  d.  Scliulzeit.  2  Nr.  83  S.  664  eine  ein- 
zelne Stelle  behandelt  und  bemerkt,  dass  Od.  I,  356  —  59  des  Tele- 
machos  heftiger  Ausfall  psychologisch  sich  recht  gut  vertheidigen  lasse, 
indem  derselbe,  besorgt,  die  lüsternen  Freier  möchten  sich  Unanstän- 
diges gegen  die  3Iutter  erlauben ,  die  Entfernung  derselben  wünschte, 
aber,  diese  Besorgniss  verschweigend,  in  der  Verlegenheit  des  Au- 
genblicks den  ersten  bessten  und  zwar  geringfügigen  Anlass  zur  Ver- 
weisung ergriff,  und  in  seinem  Unmuth  über  die  Lage  der  Dinge  die 
Unzulänglichkeit  des  angegebenen  Grundes  durch  Heftigkeit  und  Härte 
unterstützte.  An  Helm's  Uebersetzung  der  Batrachotnjomachiefxa.- 
det  eine  kritische  Anzeige  in  der  Schulzeit.  2  L.  Bl.  44  S.-377 — SOmehr 
zu  tadeln  als  zu  loben  und  vermisst  namentlich  in  mehrern  Stellen  Treue 
des  Ausdruckes  und  metrische  Richtigkeit  der  Verse.  Eine  seichte  Beur- 
theiJung  von  Ko  ch'  s  sechs  Büchern  des  Oäjssee  in  der  krit.  Biblioth. 
9  S.  884  —  88  erklärt  sich  überhaupt  gegen  Homerische  Chresto- 
roathicen,  verwirft  die  christlich- ästhetische  Kritik,  vermisst  in  der 
Einleitung  gehörige  Bekanntschaft  mit  dem  vorhandenen  literarischen 
Material ,  nennt  die  Noten  triviell  und  das  Wörterverzeichniss  überflüs- 
sig; scheint  aber  das  Buch  von  einem  ganz  falschen  Gcsichtspuncte 
aus  zu  würdigen  und  verräth  einen  Verfasser,  der  gegen  die  bestehen- 


IlomcrU"! ,   Auacreon.  365 

den  Meinunfjen  über  Homer  mit  IIcftij>:keit  ankämpft  und  daher  p:«'??'^" 
Alles,  Avas  diesen  folgt,  ein  ungünstiges  Vorurtlieil  hat.  Die  Anzeige 
von  ^lüller's  Ifomerisclier  f  crsi/nile  in  der  Leipz.  L.  Z.  Nr.  294 
S.  23-18  f.  ist  eine  völlig  unnütze,  indem  sie  hloss  von  den  Untersuchun- 
gen über  Homer  einiges  Bekannte  oberflächlich  erwiihnt  und  über  das 
Buch  selbst  fast  gar  keinen  Aufschluss  giebt.  Eben  so  wenig  taugt 
die  ^otiz,  welche  S  cha  u  m  an  n  in  Seebode's  neuem  Archiv  1820,  5 
S.  87  von  V^ö  l  ck  er 's  Programm  über  die  Bedeut.  von  ijjv^'r]  u.  st- 
öcflior gegeben  hat.  Ein  besseres  Loos  hat  Schwenck's  Uebersetzung 
der  Homer.  Hymnen  (Frankf.  1825.  8.)  gehabt,  welche  von  einem  be- 
sonnenen und  einsichtsvollen  Kritiker  in  der  Schulzt.  2  L.  Bl.  50  f. 
S.  4ü3  —  48  gebührend  gcMÜrdigt  worden  ist.  Er  lobt  es,  dass  die 
anspruchslose  Einfachheit  und  ZManglose  Naivität  des  antiken  Ausdrucks 
in  dieser  Uebersetzung  wiederhallt,  dass  sie  der  .^luttersprache  in  gr.im- 
mati?cher  und  prosodischer  Rücksicht  keinen  Zwang  anthut  und  doch 
auch  fast  überall  den  antiken  Rhythmus  sorgfältig  Aviedergiebt ,  alle 
Trochäen  aus  dem  Hexameter  verbannt  und  die  Mittelzeitigkeit  der  Syl- 
ben  auf  strenge  Gesetze  zurückführt.  Auch  weist  er  kui*z  nach ,  Avel- 
che  \  orzüge  das  Buch  vor  A  oss'ens  Uebersetzung  hat.  Dabei  Merden 
die  Fehler  desselben  nicht  vers(;hwiegen  ,  sondern  eine  nicht  unbedeu- 
tende Reihe  von  Stellen  aufgeführt,  in  welchen  harte  Elisionen,  mit 
Unrecht  verkürzte  Krasen,  Hiaten  und  andere  metrische  Ungenauigkei- 
len,  schwerfällige  oder  unrichtige  Deutsche  Auscjrücke  und  falsche  Auf- 
fassung des  Sinnes  sich  finden.  In  das  Lob  dieser  Uebersetzung  stimmt 
auch  V  ö  1  c  k  e  r  in  einer  minder  umsichtigen  Recension  in  d.  Hall.  L. 
Z.  Nr.  139  ein,  nimmt  aber  Anstoss  an  den  für  Laien  geschriebenen  und 
vom  ersten  Rec.  mit  Absicht  übergangenen  mythologischen  Noten, 
welche  nicht  vollständig  genug  seyn  und  viele  unerwiesene  mythologi- 
81'^ie  Behauptungen  aufstellen  sollen.  Dazu  werden  einzelne  Belege 
gegeben,  und  wer  der  symboli?irenden  mythologischen  Schule  zuge- 
than  ist ,  der  wird  die  mitgetheilten  Berichtigungen  und  eigenen  Bemer- 
kungen nicht  unbeachtet  lassen  dürfen.  Beiträge  zur  ästhetischen  Wür- 
digung des  Htimer  und  Bemerkungen  über  die  Schönheiten  seiner  Ge- 
diciite  und  der  in  denselben  enthaltenen  Religionsphilosopheme  hat 
P.  van  Limburg  BrouMcr  geliefert  in  der  Proeve  oier  de  zede- 
lijke  schounheid  der  pof-zy  van  Hvmerus ,  ert  den  invlaed  der  denkheel. 
den,  aan^uande  Coden  Good.i  hestuur  (Leyden  ,  bij  L.  llcrdingh  en 
Zoon.  1825.  8.),  welche  Geel  in  d.  Bibl.  crit.  nova  I  S.  243  rühmt, 
ohne  über  das  Ituch  weiter  etwas  zu  bemerken,  weil  es  ihm  genügt  aus- 
xurufen :  „Verum  quid  ego  exteris  illa  commendo '*  Belgica  sunt,  non 
leguntur. "  --  Den  Anucrefm  von  Moebius  empfiehlt  eine  kurze  und 
unnütze  Anz  von  H  o  f  m  a  n  -  Peer  Ik  am  p  ebend.  HI  S.  393  f.,  und 
von  M  e  h  I  h  o  r  n  '  s  Anicreonteis  [s.  Jhb.  V  S.  230]  hat  derselbe  Gelehr- 
te ebend.  S.  230  —  41  eine  Rec.  geliefert,  die  nicht  mit  l"nreclit  einige 
harte  Aussprüche  des  Herausgebers  ül)er  frühere  Gelehrte  rügt,  aber 
der  man  es  auch  überall  an>ieht,  da»s  sie,  in  einer  gereizten  Stimnmng 
und  uhue  gehörige  Kunde  uder  Beachtung  der  Metrik  ge«chriebeii,  des- 


366  Griecb.  Elegiker,  Tragiker  u.  Komiker. 

een  Verdienste  aufTallend  verkleinert.  Die  beigegebenen  kritiscben  Be- 
merkungen über  11  einzelne  Stellen  tragen  mehrere  abweichende  Mei- 
nungen und  Verbesserungen  vor ,  denen  man  aber  schwerlich  immer 
beistimmen  wird.  —  Bach's  Mimnermus  fand  eine  lobende  Inhalts- 
anz.  in  Beck's  llep.  II  S.  94  f.   und  in  der  Schulzeit.  2  L.  EL  11  S.  94 

—  96,  an  dem  letztern  Orte  mit  ein  paar  unbedeutenden  Ausstellungen; 
Welcker's  Theognis  eine  gute  und  ausführl.  Rec.  in  den  Heidelb. 
Jalirbb.  5  S.  453  —  80,  welche  eine  Inhaltsanzeige  des  Ganzen  giebt, 
das  Buch  im  Allgemeinen  als  ausgezeichnet  rühmt  und  über  vieles  Ein- 
zelne andere ,  wohl  zu  beachtende,  Meinungen  aufstellt.  Die  Grün- 
de, welche  Graefenhan  in  seinem  Theognis  Theognldeus  gegen  Wel- 
ckcr  aufgestellt  hat,  sind  in  einer  Rec.  in  d.  Schulzt.  2  L.  Bl.  30  S,  25t) 

—  64  einzeln  durchgegangen  und  mit  kurzen  Gegengründen  abgewiesen 
worden.  Durch  eine  gute  Rec.  von  Weber's  eleg.  Dichtern  d.  Hell, 
hat  si<;h  W.  Müller  in  d.  Jahrbb.  f.  wissensch.  Kritik  Nr.  81  f. 
S.  646  —  53  ein  nicht  unrühmliches  Denkmal  gesetzt.  Sie  behandelt 
weniger  das  rein  Philologische  des  Buchs ,  als  die  Deutsche  Ueberse- 
tzung ,  und  weist  nach,  Avie  in  derselben  neben  einigen  metrischen  Un- 
richtigkeiten mehrmals  der  Ton  dieser  Gedichte  durch  übertriebene 
Steigerung  und  Verschönerung  des  Ausdi'ucks  verfehlt,  und  wie  es  auch 
besser  gewesen  sey,  kleine  und  unvollständige  Fragmente  in  diese  Samm- 
lung nicht  aufzunehmen.  — Die  Bearbeitungen  der  Griech.  Tx-agikerund 
Komiker  haben  im  Ganzen  nur  wenig  Beurtheiler  gefunden.  Bothe'a 
■poiitt.  scenic.  Vol.  I  u.  II  lobt  eine  oberllächl.  Anz.  in  d.  Schulzt.  2L. 
Bl.  40  S.  350 — 52,  und  Haupt 's  Vorschule  eine  seichte  kritische  Anz. 
ebend.  L.  Bl.  43  S.  374  —  76,  die  auch  einige  geringfügige  Nachträge 
giebt.  Aeschjli  Tragoediae  von  Vi  il  h.  D  i  n  d  o  r  f  sind  in  Beck's 
Rep.  III  S.  130  f.  kurz  angezeigt.  Eine  lobende  Anz.  des  7  Bds.  der 
Tragödd.  des  Srphokles  v.  Schneider  steht  ebend.  1  S.  210,  de8 
Oedip.  Colon,  von  Ho  che  der  ebend.  1826,  III  S.  227  f.,  der  Scho- 
lia  ant.  in  Soph.  tragoedd.  und  ad  Soph.  Oedip.  tyr.  ebend.  1827,  I 
S.  208  f.,  der  Alceste  des  Eurip.  von  Seyhold,  2e  Ausg.,  in  d. 
Lpz.  L.  Z.  1826  Nr.  156,  der  Ecclesiazus.  des  Aristoph.  v.  Dindorf 
in  d.  Schulzt.  1827,  2  L.  Bl.  42  S.  368.  Von  Hermann's  diss.  de 
Jeschyli  Philocteta  hat  Geel  in  d.  Bibl.  crit.  nova  III  S.  377  — 
81  eine  kurze  lobende  Inhaltsanz.  geliefert,  von  M  ü  1 1  e  r '  s  Euripides  deo- 
rurii  populär,  contemtor ateht eine  noch  kürzerein  d.  Schulzt.  2  L.  Bl.  47 
S.  372  f.,  von  Süvern's  Sehr,  über  Aristoph.  fFolken  gab  eine  sehr 
ausführliche,  mit  einzelnen  Berichtigungen  und  Ausstellungen,  Meier 
in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  118  —  21.  Ueber  Eurip.  Hecuha  von  Lafon- 
taine giebt  Beck's  Rep.  1826,  III  S.  225  —  27  eine  ungenügende  An- 
zeige; noch  unnützer  ist  die  Anz.  in  d.  Schulzt.  1827,  2  L.  Bl.  44 
S.  383  f.,  obschon  sie  von  Lafontainc's  metrischen  Träumereien  Eini- 
ges erzählt.  Aristoph.  Taubes  von  Schütz  lobt  eine  Anz.  in  Beck'a 
Rep.  l  S.  464;  eine  andere  in  d.  Schulzt.  2  L.  Bl.  41  S.  356  —  58  fin- 
det mehr  zu  tadeln  als  zu  loben,  und  verbreitet  sich  auch  über  ein  paar 
Lesarten.      Den  Aeschj  los  von  H  e  i  n  r.  Voss  lobt  eine  Notiz  im  Tu- 


Griech.  Tragiker  ii.    Koiuikcr ,  Anaxagoras.  SG7 

bing.  Lit.  Bl.  Nr.  52  S.  208,  uiul  eine  recht  zweckinassige ,  mehr  lo- 
bende aU  tadelnde  llec.  in  d.  Schuizl.  2  L.  Bl.  ^2  S.  273 — 8h  gicbt 
ZMar  keine  eigenen  Verbessernngea  und  Nachträge,  aber  eine  trefUi- 
tlie  Würdigung  der  EigenlhünilicliKeilen  dieses  Buchs  und  der  \  ossi- 
scben  UeT>er!;etzungsMeise  überlumpt,  erkennt  das  (ielungcne  an,  luacht 
aber  aucli  auf  Vieles  aurnierksaui,  was  in  sprachlicher,  nietrisihcr  und 
kritischer  Hinsicht  verfehlt  ist.  II  e  r  m  a  n  a  '  s  Uec.  von  W  e  1  c  k  e  r '  s 
ISac/itrtii^  zu  d.  Sehr.  üb.  die  AacJijl.  Trilogie  ist  schon  im  A'erzeich- 
niss  nachgeM'iesen :  mit  ihr  ist  noch  die  sehr  ausführliche  Antikritik 
Welcker's  in  der  Hall.  L,  Z.  Nr.  98  f.  S.  185  —  810  zu  vergleichen. 
Ueber  den  Inhalt  der  Schrift  berichtet  ausführlich  Beck's  Rep.  182G, 
III  S.  234 — 42.  Eine  Anz.  von  O.  Müller  in  d.  Götting.  Ana!'/.  1827 
St.  (i8  S.  665 — 74  baut  auf  Welckers  durchaus  gebilligten  Ideen  wei- 
ter, verbreitet  sich  mit  ein  paar  kleinen  Ausstellungen  über  das  Satyr- 
spiel und  darüber,  dass  des  Acsch.  Phineus,  l'erser  und  Glaukos  eine 
Trilogie  ausmachten,  und  sucht  nachzuweisen,  dass  auch  die  Perrhä- 
ber  und  der  Ixion  zu  Einer  Trilogie  gehörten.  —  Dass  der  Cratinus  et 
Eupolis  von  Lucas,  von  welchem  eine  Inh.  Anz.  in  Beck's  Rep.  I 
S.  121  f.  steht,  eine  ziemlich  unreife  Frucht  sey ,  hat  Meier  in  d. 
Hall.  L.  Z.  Nr.  123  S.  143  f.  in  einigen  scharfen  Zügen  kurz  nachge- 
wiesen, aber  desto  ausführlicher  den  Inhalt  von  Alelncke's 
Quae.stivn.  scenic.  ausgezogen  und  diesen  Auszug  mit  vielen ,  nicht 
zu  übersehenden,  Berichtigungen  und  Gegenbemerkungen  durchwebt. 
IVeniger  genügen  die  Inh.  Anz.  des  I  Spec.  in  Beck's  Rep.  I  S.  11!)  —  21 
und  beider  Specc.  in  d.  Götting.  Anzz.  St.  116  S;  1154  —  58.  Eben 
80  tritt  die  Inh.  Anz.  von  Körncr's  Ausg.  Aev  Androniache  des  Earip, 
in  Beck's  Rep.  1826,  III  S.  228  f.  zurück  vor  der  ßeurtheilung  in  der 
Schulzeit.  1827,  2  L.  Bl.  23  S.  193 — 97,  welche  nicht  bloss  in  dieser, 
im  Allgemeinen  nach  Matthias  Text  gegebenen  Ausgabe  mehrere  gute 
Textet-änderungen  nachweist  und  die  besonders  in  grammatischer  und 
gpraclilicher  Hinsicht  gründlichen  und  umfassenden  Anmerkungen  rühmt, 
sundern  auch  eigene  Bemerkungen  und  Nachträge  mittheilt.  —  Anaxa- 
gorae  Fraginenta  \on  Schaubach  haben  in  d.  Jahrbb.  für  wissensch. 
Krit.  Nr.  80  f.  S.  636  —  46  einen  tüchtigen  Recens.  gefunden,  welcher 
in  dem  Buche  die  vollständige  Sammlung  des  StoH'es  und  die  Benutzung- 
aller  Materialien  und  l^ülf^mittel  anerkennt,  aber  au  der  Verarbeitung 
mancherlei  aussetzt  und  einzelne  Puncte  auf  eig«^neni  Wege  treffend 
erörtert.  Er  zeigt,  dass  in  der  Abhandl.  üb(;r  das  Leben  des  Anax. 
das  Wichtige  vom  Lnwichtigen  ni»;ht gehörig  geschieden,  der  bürgerli- 
che und  wissenschaftliche  Standpunetdes  Philosophen  nicht  genau  genug 
gewürdigt  und  dessen  Entgegentreten  gegen  den  he:^tehenden  Glauben 
des  Aolks  und  der  Zeit  nicht  hinlänglich  hervorgehoben  ist;  dass  die 
Fragmente  systematischer  nach  den  beiden  Grundpiincipien,  der  Mate- 
»ie  und  dem  vovg ,  /usuniiiu;nzuort(nen  waren;  und  dass  in  der  Ab- 
handl. über  die  Philo^opliie  viel  genauer  hätte  entwickelt  M erden  sollen, 
wie  bei  Anax.  die  Begriffe  von  der  ?ilatcrie  und  dem  vovg  nicht  klar 
genug  waren  und  ilm  daher  eu  grvllea  Widersprüchen  führten.     Eine 


368  Gorgias,  Herodotus,  Thucydides ,  Xenophon. 

gute  Anz.  in  den  GöttJng.  Anzz.  St.  96  S.  945 — 56  tadelt  im  Buche  nur 
ein  piiar  Textesänderungen,  sucht  aher  die  Ideen  über  des  Anaxag.  £in- 
fluss  auf  Periklcs  und  Thukydides  und  über  eeine  Philosophie,  beson- 
der» über  die  Trennung  des  Geistes  und  der  Materie  luid  die  allegori- 
sche Erklärung  der  Götter,  weiter  auszuführen.  —  Von  Schönborn'a 
Sehr,  de  authentia  declamatt.  Gorgiae  theilt  die  Schulzt.  2  Nr.  47 
S.  369 — 71  einen  gedrängten  Inhaltsauszug  mit.  —  Vom  2n  Bande 
des  Herodotus  von  Matthiä  und  Apetz  steht  eine  Notiz  in  Beck's 
Rep.III  S.  131,  und  Gaisford's  zu  Oxford  1824  in  4  Bändenin  8  er- 
schienene Ausgabe  hat  Bake  in  der  Bibl.  crit.  nova  II  S.  281  —  83 
kurz  empfohlen,  welche  Empfehlung  sich  gewissermaassen  auch  auf  den 
Leipziger  Abdruck  anwenden  lässt.  Den  Inhalt  von  H  e  y  s  e '  s  Quae- 
stion.  Herodot.  Part.  I  hat  Bahr  in  d.  Heidelb.  Jahrbb.  9  S.  934  — 
36  kurz  angegeben,  und  nicht  bloss  den  Gründen,  dass  Herodotus  zu 
Olympia  einen  Theil  seiner  Geschichte  vorlas ,  beigestimmt ,  sondern 
auch  das  ganze  Buch  sehr  gelobt.  —  Zu  Göller's  Thucydides  ist 
nicht  bloss  die  lobende  Anz.  des  2n  Bds.  in  Beck's  Rep.  II  S.  420  f. 
nachzutragen,  sondern  vorzüglich  die  inhaltsreiche  Rec.  [von  Pop- 
pe?] in  der  Hall.  L.  Z.  Nr.  242  —45  u.  Erg.  El.  127  —  29  zu  erwäh- 
nen, welche  das  Buch  zwar  für  die  besste  Handausgabe  des  Thuc.  aner- 
kennt ,  aber  auch  nicht  verschweigt ,  dass  es  in  kritischer  pnd  gram- 
matischer Hinsicht  noch  viel  zu  wünschen  übrig  lässt.  Denn  in  kriti- 
scher Hinsicht  hat  der  Herausg.  zu  viel  auf  die  Citate  der  alten  Gram- 
matiker gegeben  ,  zu  sehr  an  Bekker's  Text  sich  angeschlossen ,  man- 
che Lesarten  falsch  angeführt,  andere  wichtige  übergangen,  die  Rich- 
tigkeit anderer  nicht  er« lesen,  mehrere  unnöthige  Conjecturen  vor- 
gezogen. Noch  verunstalten  bisweilen  falsche  Interpunctionen  den 
Text,  schwierige  Stellen  sind  nicht  immer  erläutert,  mehrere  falsch 
erklärt  worden.  Dass  diess  Alles  durch  Beispiele  erwiesen  wird,  giebt 
der  Beurtheilung  das  Gepräge  der  Gründlichkeit;  dass  der  Rec.  über 
eine  Menge  Stellen,  besonders  aus  dem  4  u.  5  Buch,  seine  Meinung 
mittheilt  und  auch  von  GöUer  ihm  mitgetheilte  Nachträge  liefert,  macht 
sie  vorzüglich  wichtig.  Von  Popp  o 's  Thucydides  ist  eine  kurze  lo- 
bende Inli.  Anz.  des  Part.  II  Vol.  I  u.  II  in  der  Leipz.  L.  Z.  Nr.  334 
S.  2589 — 93  (mit  Beziehung  auf  die  ausführlichere  Anz.  ebend.  1825 
Nr.  133)  und  eine  noch  kürzere  des  P.  II  Vol.  II  in  Beck's  Rep.  II 
S.  86  f.  erschienen.  Beide  enthalten  nichts  Beachteuswerthes  ,  und 
die  erstere  konnte  nach  den  Recc.  in  der  Jen.  und  Hall.  L.  Z. ,  in  See- 
bode's  krit.  Biblioth.  und  in  der  Biblioth.crit.  nova  wohl  gediegener  ausfal- 
len. Nicht  darf  man  aber  übersehen,  dass  die  scharfen  Beurtheilungen,  wel- 
che Krüger  in  der  Hall.  L.  Z.  und  der  krit.  Biblioth.  geliefert  hat,  von 
Poppe  durch  eine  kurze  Erklärung  in  d.  Jen.  L.  Z.  Int.  Bl.  48  S.  384  der 
Parteilichkeit  angeklagt  worden  sind,  wogegen  sich  Krüger  in  d.  Hall. 
L.  Z.  Nr.  293  S.  686  f.  kurz  erklärt.  Bei  solcher  Reibung  wird  man 
»ich  nicht  wundern ,  warum  Krüger  in  der  Hall.  L.  Z.  Nr.  195  f. 
von  Poppo's,  und  Po  pp  n  in  der  Jen.L.  Z.  Nr.  167  —  69  von  Kr  ü- 
ser's  Ausgabe  der  Anabasis  des  Xenonhon  eine  scharfe  Rec.  lieferte. 


Xenoph. ,  Medici  Gr. ,  Plato ,  Isocrates ,  Dcmosthenes.       369 

Wird  dadurch  das  Urthcil  beider  iMünncr  etwas  bcdenlilich  ,  so  lässt 
sich  doch  beiden  Bcurtheiliinpcn  ihre  Wichtigkeit  desslialb  nicht  ab- 
sprechen ,  weil  sie  mit  Gründen  und  Beweisen  streiten  ,  und  der  par- 
teilü^e  Leser  vird  sownlii  viele  kritische  und  exegetische  Ausstelhingca 
der  Krüger'sclien  Uecension  billigen,  als  auch  umgekehrt  Poppo's  Anga- 
ben zugestehen  müssen,  dass  in  Kriigers  Ausga])e  die  kritische  Beliandlung 
nicht  immer  von  richtigen  Grundsätzen  ausgeht,  dass  die  vortrefilichen  er- 
klärenden Anmerkungen  l)isweilen  zu  weit  ausgedehnt  sind,  und  dass  eine 
Masse  von  Druckl'elilern  namentlich  den  Index  entstellen  :  Gegenstände, 
welche  die  lobenden  Inli.  Anzz.  der  letztern  Ausgabe  in  Beck's  Rep.  1826, 
111  S.  230  —  32  und  in  der  Bibl.  crit.  nova  III  S.  391  — 93  nicht  ganz 
hätten  verschweigen  sollen*).  Was  Krüger  ül)er  L.  Dindorf'a 
dreifache  Bearbeitung  der  Anabasis  in  d.  Hall.  L.  Z.  1826  Nr.  125  —  28 
gcurlheilt  hat  r-  l't'gt  über  den  Bereich  unseres  Zeitraums  hinaus.  Das- 
selbe gilt  von  desselben  Gelehrten  scharf  tadelnder  Beurtheilung  der 
2n ,  von  Bornemann  besorgten  Ausgabe  der  Schneidcr'sehen  Be- 
arbeitung der  Anabasis  in  der  krit.  Biblioth.  1  S.  46  —  56,  welche  ei- 
nen sehr  anzüglichen  Streit  ZMischcn  Bornemann  und  Krüger  ebend. 
Hft.  3  im  lit.  Anz.  und  llft.  7  S.  p4  — 68  erregt  hat.  —  Ueber  Kühn's 
Medicorum  Graec.  opera  ist  in  Beck's  Rep.  1825,  II  S.  455,  1826,  I 
S.  44,  1827  I  S.  204  und  in  Pierer's  allgem.  medic.  Annalenl821  S.  295, 
1825  S.  891,  1826  S.  22  u.  1503  u.  1827  S.  445  f.  berichtet  worden. 
Von  Trendelen  burg's  doctrina  Piatonis  de  ideis  et  Jiujjieris  steht 
eine  Inh.  Anz.  in  Beck's  Rep.  II  S.  244.  —  Des  Isocrat.  orat,  de  pace, 
cdid.  Leloup,  hat  zwei  mehr  lobende  als  tadelnde  Recensenten  in  d 
Jen.  L.  Z.  Nr.  153  und  in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  213  f.  S.  19  —  28  gefun- 
den. Der  erstere  giebt  den  Inhalt  vollständiger  an,  und  macht  zu  meh- 
rern Stellen  des  Textes  kritische  Gegenbemerkungen.  Der  letztere 
giebt  gute  AVinke  über  die  Anlage  solcher  Schulausgaben,  nennt  die 
Comment.  de  Isocrat.  vita  und  die  Disputat.  de  aditu  ad  Isoer.  orat.  für 
eine  solche  mit  Recht  zu  weitschichtig,  und  giebt  zu  beiden,  so  wie  zu 
mehrern  Stellen  der  Animadvv.  beachtenswerthe  Berichtigungen.  S  c  h  ä  - 
f  er'  9  Ausg.  des  Reiske'' sehen  Demosthenes  nebst  den  zwei  ersten  Bän- 
den dea  Apparatus  hat  Bake  in  d„  Bibl.  crit.  nova  II  S.  277  —  79  in 
einer  kurzen  Anz.  empfohlen,    und  eine  kurze  Inh.  Anz.  von  Baum- 


Die  Vorzüge  der  Krügcr'schcn  Anabasia  bestimmt  ein  Bcurthciler  in  d. 
Hcidelb.  Jahrbb.  1820,  11  S.  1120  —  25  dahin,  dass  das  Huch  diirrh  seine  für 
Studierende  eingericbtctua,  kriii.'«ch-^rammati>chen  und  realistitichcn  \iiten  alle 
andern  übertrelTc,  und  durch  eine  zwtM-kmiisMige  tabula  iiineraria  und  tempo- 
rum  descriptio  ,  ho  wie  durch  flcissige  Behandlung  der  Partikeln  im  Index 
sich  empfehle;  dass  viele  Sic'leu  crut  hier  in  rechte.«  Licht  gesetzt  sind ;  dass 
man  in  den  Nuten  Gedrängtheit  und  fast  lakonische  Kurze,  vertraute  Uekaant- 
Fchal't  mit  der  Sprache  des  Xenophua  und  richtiges  und  klares  (.'rtheil  über- 
all linde;  dass  die  Sprach-  und  .Sacherliiuterungen  griisslcntheils  das  Rechte 
geben,  und  nie  auf  Fremdartiges  abschweifen.  Diess  wird  durch  Aushebung 
einer  Reihe  Stellen  uachgeuiesca ;  Huust  enthält  die  lieurtheilung  uichta 
BesoadercH. 


370  Aristoteles,    Euclldes. 

stark 's  Brolegom.  in  orat.  Bern.  adv.  P/iorm.  [s.  Jbb.  III,  4  S.  104] 
findet  man  in  d.  Schulzt.  2  L.  Bl.  45  S.  31)2.  —  Von  N  e  u  ni  a  n  n '  8 
lieliquiis  rerum  pubL  Jrisiotelis  g\ehtBeck''ii  Rep.  I  S.  207  f.  den  Haupt- 
inlialt  an,  aber  eine  Rec.  in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  92  S.  739  —  43  würdij^t 
sie  genauer.  Sie  nennt  das  Unternelmien  verdienstlich  und  lobt  es  der 
Hauptsache  nach ,  tadelt  aber^  dass  nicht  Alles  hinreichend  benutzt  ist 
nnd  selbst  in  den  Fragmenten  trotz  des  Fabiicius  guter  Vorarbeit  meh- 
rere, wie  z.  B.  bei  Varro  L.  L.  VI,  94,  Gellius  II,  12,  Schol.  Vat.  ad 
Eurip.  Rhes.  311,  fehlen ;  dass  durch  das  Uebersehen  mancher  von  An- 
dern gemachten  Bemerkungen  einige  l'alsche  Erklärungen  und  Folge- 
rungen entstanden,  in  den  in  schlechtem  Latein  geschriebenen  Prole- 
gomenen  die  politischen  Schriftsteller  der  Griechen  keinesMegs  voll- 
ständig aufgezählt,  und  sclilimme  Druckfehler  durch  das  ganze  Werk 
verbreitet  sind.  Mehrere  eigene  Bemerkungen  machen  die  Rec.  le- 
senswerth.  Von  allen  jenen  Ausstellungen  weiss  nichts  eine  sehr  lobende 
Rec.  in  der  Schulzt.  2  L.Bl.  49  S.  425  — 29,  welche  über  den  Hauptinhalt 
etwas  berichtet,  zwei  Fragmente  aus  Plutarch.  Pericl.  9  u.  10  nach- 
trägt, einigen  andern  Fragmenten  eine  andere  Stelle  anweisen  will 
und  sonst  nur  zu  mehrern  Stellen  übergangene  Citate  nachweist. 
Titze's  Sehr,  de  Aristot.  operiim  asrie  ist  nach  ihrem  Haupt- 
inhalt angezeigt  in  Beck's  Rep.  I  S.  123  f.,  und  Wiegmann'a 
Observatt.  zoulogicae  lobt  eine  Anzeige  ebend.  I  S.  124  —  26  und  eine 
andere  in  den  Göttuig.  Anzz.  St.  181  S.  1801  —  4.  Die  letztere  ist  kri- 
tischer und   theilt  ein  paar  eigene  Bemerkungen  und  Conjecturen  mit. 

—  Der  erste  Band  der  Blementa  des  E uclides  \oa.  August  istrecen- 
sirt  in  d.  Schulzeit.  2  L.  Bl.  1.,'  S.  1Ö3 — 66,  wo  nicht  bloss  der  Plan 
und  die  Hülfsraittel  des  Heransge])ers  genannt,  sondern  auch  der  cor- 
recte  Text  und  mehrere  gute  und  besonnene  Textesänderungen  gerühmt, 
das  allgemeine  Urtheil  aber  fär  die  Beiirtheilung  des  zweiten  Bandes 
aufgeschoben  wird.  Gemissbilligt  ist,  dass  in  den  Stellen,  wo  Eukliden 
uach  der  Sitte  der  Griechischen  Mathematiker  am  Ende  eines  Theorems 
die  zu  Anfange  gegebenen  Worte  der  Aufgabe  wiederhohlt,  diese  Wor- 
te ausgelassen  und  durch  ein  blosses  «kI  va.  f^ijs  ersetzt  sind.  Unter 
manchen  eigenen  Bemerkungen  des  Recens.  sind  besonders  die  ^'or- 
Bchriften  über  das  v  scpslK.  und  über  die  Construction  des  Xeutr.  plural. 
mit  dem  Verbum  im  plural.  u.  singul.  —  in  beiden  Stücken  findet  sich 
bei  August  keine  Consequenz  —  zu  beachten ,  da  sie  sich  über  meh- 
rere Stellen  des  Enklides  verbreiten.      Derselbe  Rec.  hat  ebend.  S.  161 

—  163  Neide's  im  J.  1825  erschienene  Ausg\  von  Euclid.  Elä/nentur. 
libb.  VI  prior,  cum  iindecimo  et  duodehijuo  beurtheilt,  und  fast  zu  aus- 
führlich nachgewiesen,  dass  darin  Peyrard's  Text  mit  allen  Druckfeh- 
lern wiedergegeben  ist,  und  dass  das  Wiirterbnch  der  mathcmat.  Aus- 
drücke der  Vollständigkeit  ermangelt.  Auch  hier  sind  die  Bemerkun- 
gen über  das  Lesen  des  Eukl.  auf  Schulen  und  über  die  tynlioiq  in  den 
Formeln  o  AB  iexi  etc.  nicht  zu  übersehen.  [Die  Enclitica  soll  ih- 
ren Acccnt  entweder  auf  den  vorhergehenden  Artikel  Averfen,  oder 
richtiger  sich  nach  dem  Accent  des  letzten  Buchstaben  richten,  so  dass 
man  schreiben  müsse:    o  AB  iari,  z6  ^d  toxi   etc.]      Das  Ic  Hft.   von 


Theodos.,  Theoer.  u.  spätere.  Biblioth.  Rom.  class.,  Flaut.     371 

Pfleiderer's  akadem.  Schriften  lobtcinekurzcunwesentlü'he An/.. in 
cl.  lleidelb.  Jahrbb.  6  S.  559  f.  Nicht  Miditigcr  ist  die  lobende  Anz. 
der  N  izze's  ch  e  n  L ebersetzun«»;  des  Theodusius  von  Tripolis  {drei 
Bücher  Kugelsch/iitte)  in  d.  lleidelb.  Jalii'bb.  Nr,  7  und  in  d.  Götting. 
Anzz.  St.  101  S.  1007  f.  —  Wer  zu  der  von  Greverus  gelieferten 
zweiten  Fortsetzung  der  kleinen  Beitrage-  zur  Erkl.  u.  Kritik  Theokr. 
ein  paar  Citate  naebtragen  Mill,  findet  isie  in  einer  sonst  ganz  unnützen 
Anz.  in  Seebod.  neuem  Arcbiv  Jahrg.  II  Ill't.  1  S.  132.  Zum  Aratus 
von  Buttmann  ist  die  lobende  Anz.  der  Jen.L.  Z.  1826  Erg.  Bl.  93 
nachzutragen.  Eine  lobende  Inh.  Anz.  von  Sanchoniathonis  fragmm.ed, 
O  r  e  1 1  i  u  8  steht  in  d.  Jen.  L.  Z.  1827  Xr.  170  S.  392  —  97,  von  Damascii 
quaestion.  ed.  Kopp  ebend.1827,  I  S.  205  f.;  eine  rühmende  Anz. von 
Luciani  Alexander  etc.  ed.  Fritz  sehe  in  der  Bibl.  crit.  nova  III 
S.  412 — 16  (mit  ein  paar  leichten  Gegenbemerkungen  von  Geel), 
und  von  der  Sehr,  von  Witte:  Basilicurum  titulus  etc.,  in  d.  Götting. 
Anzz.  St.  59  S.  579  —  81,  d.  «all.  L.  Z.  Nr.  203  S.  780  —  82  und  in 
Schunck's  Jahrbb.  d.  jur.  Lit.  1826,  IV'  S.  35  —  41. —  Eine  sehr  seichte 
Rec.  von  Flutarchi  Fhilopoemen  etc.  ed.  Bahr  in  d.  krit.  Bibl.  10 
S.  992  —  98  rühmt  das  Buch  über  die  3Iaassen,  findet  nur  die  Noten 
bisweilen  mit  Citaten  überfüllt,  und  tadelt  einige  Lateinische  Au.sdrücke. 
Noch  behandelt  sie  mehrere  Stellen  aus  dem  Fhilopoemen  sehr  elend.  — 
Die  sehr  rühmende  Inh.  Anz.  des  Fausanias  ed.  Bekker  in  d.  Schulzt. 
1827,  2  L.  Bl.  35  S.  305  — 12  legt  die  Verbesserungen  dieser  Ausg.  in 
vielen  Beispielen  dar  und  trägt  über  ein  paar  Stellen  abweichende  krit. 
Meinungen  vor.  —  Zu  der  Inhaltsrelation  von  Frommel's  Ausg. 
der  Schal  in  Jel.  Aristidis  oratt.  in  d.  Schulzt.  2  L.  Bl.  17  S.  151  f. 
kann  Ref.  nachtragen,  dass  der  Text  derselben  unvollständig  ist  und 
dass  eine  mit  vielen  Schollen  vermehrte  Ausgabe  zu  erwarten  steht.  — 
S  t  r  u  V  e '  s  ausgezeichnete  Rec.  des  Kiessling' sehen  Tzetzes  ist 
schon  Jbb.  IV  S.  232  u.  468  erwäbnt.  Aber  auch  neben  ihr  ist  nicht 
ganz  zu  übersehen  die  Rec.  in  d.  Schulz.  2  L.  Bl.  42  f.,  welche  das 
Buch  im  Ganzen  lobt,  aber  die  ungenaue  Vergleichung  der  Ausg.  des 
Lectius  und  der  Lat.  Lebersetzung  des  Lacisius  und  die  Unvollständig- 
keit  des   3n  Registers  rügt  und  viele  Stellen  kritisch  behandelt. 

Von  den  Beurtheilungen  der  Römischen  Sehr  ift  steller  sind 
nur  wenige  ausgezeichnet  und  die  meisten  haben  sich  in  den  Grenzen  der 
Anzeigen  gehalten.  \  un  L  ün  eman  n  '  s  nova  bibliuth.  Rom.  classica 
T.  III —  M  steht  eine  lobende  Anz.  mit  ein  paar  Berichtigungen  zu 
T.  III  u.  IV  in  d.  lleidelb.  Jahrbb.  2  S.  191  —  95,  von  T.  V  u.  VI  eine 
gleiche  in  d.  Götting.  Anzz.  St.  86  S.  855,  welche  ein  paar  Texlesver- 
ändcrungen  rüJimt  und  in  dem  Epigramm  bei  Quintiünn.  VIII,  3,  28  die 
Lesart  elisit  und  Iluschke's  Erklärung  desselben  billigt.  [Beiläufig  sey 
bemerkt,  dass  ixoqcfOQoq  in  d.  krit.  Bibliotb.  10  S.  998  — 1000  die  drei 
letzten  Bände  (Fliaedrus,  Valerius  FI.  u.  Siliusltal.)  der  Lünemann'- 
sehen  alten  Ihblioth.  Rom.  dass.  in  einer  unnützen  Anz.  preist.] —  Von 
Rost' 8  Plautinor.  cupedd.  ferc.  XT  hat  Beier  in  d.  Scbulzt.  2  Nr.  30 
S.  235  f.  eine  kurze  Narhricbt  und  in  d.  krit.  Biblioth.  6  S.  570  —  74 
eine  Inh.  Anz.  gegeben.  —    Der  InliuU  von  Sticglitz'cns  Abhundl. 


3'72  Pacuvius,  Terentius,  Fomponius,  Cicero. 

dePacuvii  Douloreste  ist  lobend  naclif^cwiesen  in  d.  Hcidelb.  Jahrbh.  5 
S.  525  —  28.  Eben  so,  nur  lucbr  kritisdi,  von  Osann  in  d.  Hall. 
L.  Z.  Nr.  300  S.  80!)  — 12,  welcher  ausserdem  dem  Pacuvius  die  Tra- 
gödie Pentbeus  und  dem  Ennius  seinen  Dulorestes  vindicirt,  sich  gegen 
Stiegl.  Meinung  von  Trilogieen  in  Höm.  Dichtern  erklärt,  zu  den  Frag- 
menten des  Pacuv.  Dulorestes  die  Lesarten  einer  Wolfenbiittler  II<iiid- 
schrift  und  einige  Citate  nachträgt ,  auch  bei  Serv.  ad  Virg.  Aen.  IV, 
469  statt  Urbanum  entweder  Uranuim  oder  vielmehr  Turranium  lesen 
•will.  Eine  Jobende  Anz.  in  d.  Berlin.  Convers.  Bl.  Nr.  201  u.  203 
legt  den  artistischen  Plan  dar,  nach  Avelchem  die  Fragmente  in  ein  Gan- 
zes verbunden  sind.  Auch  in  den  Blatt,  f.  lit.  Unterh.  Nr.  94  S.  376 
wird  das  Buch  kurz  empfohlen.  Dasselbe  geschieht  ebend.  1826  Nr. 
124  mit  des  Terentius  Madchen  von  Andros .,  übers,  v.  F....,  lieraas- 
geg.  V.  Heyse.  —  Billerbeck's  Ausg.  des  Terentius  lobt  eine 
Anz.  in  d.  Ileidelb.  Jahrbb.  2  S.  201,  und  eine  andere  in  d.  Leipz.  L.  Z. 
Nr.  82  S.  654  stellt  mit  satirischer  Laune  die  pomphaften  Anpreisungen 
der  Vorrede  zusammen  und  macht  einige  Glossen  dazu,  ohne  die  Eigen- 
thümlichkeiten  des  Buchs  näher  anzugeben.  — •  Eine  lobende  Inh.  Anz. 
von  Munk's  Sehr,  de  L.  Pomponio  Bonon.  steht  in  Beck's  llep,  I  S. 
127  —  30,  V.  Orelli's  Ausg.  des  Cicero  Vol.  II  ebend.  I  S.  211  und 
II  S.  97.  —  Cicer.  Oratt.  VJI  ed.  Matthiae  rühmt  die  Rcc.  von 
B  e  ier  in  d.  Schnlzt.  2  L.  Bl.  24  S.  201  —  10  als  ein  sehr  vorzügliches 
Bach,  das  auch  in  der  neuen  Ausgabe  vielfach  vermehrt  und  berichtigt 
sey,  vermisst  aber  die  Benutzung  der  Rec.  von  Möbius  in  d.  krit.  Bibl. 
1820  und  der  V'arianten  aus  dem  Turiner  Cod.  bei  Peyron,  und  glebt 
■viele  Nachträge  und  Berichtigungen.  An  Cic.  zwölf  auserlesenen  Re- 
den von  Möbius  findet  eine  unwesentliche  Anz.  von  Böhme  in  d. 
krit.  Bibl.  1  S.  95  —  99  mehr  zu  loben  als  zu  tadeln.  Cic.  oratt.  Ver- 
rinarum  Über  quartus  cur.  Eichhoff  [s.  Jbb.  I  S.  430]  wird  durch 
eine  kurze  Notiz  in  d.  Schnlzt.  2  L.  Bl.  51  S.  448  als  ein  unbrauchbares 
Schulbuch  bezeichnet.  Cic.  or.  pro  Plancio,  cum  comment.  Garat.  ed. 
Orellius,  vird  gelobt  in  einer  seichten  Rec.  in  d.  Jen.  L.  Z.  Nr.  218 
S.  297  —  302,  welche  den  Inhalt  kurz  angiebt  und  ein  paar  Stellen 
kritisch  behandelt.  Eine  sehr  gute  Rec.  dieser  Ausgabe  aber  hat  Bake 
in  d.  Biblioth.  crit.  nova  111  S.  57  —  88  geliefert ,  welche  den  Wertli 
derselben  gebührend  anerkennt  und  eine  lange  Reihe  von  Stellen  kri- 
tisch behandelt  und  dazu  noch  einige  Lesarten  aus  z>vei  Leidner  Hand- 
schriften inittheilt.  Auszüge  lassen  sich  aus  solchen  Recensionen,  die 
sich  über  Einzelnes  verbreiten,  niclit  machen,  sondern  es  kann  nur  er- 
wähnt werden,  dass  die  gegeuM'ärtige  wegen  ihrer  Gründlichkeit  das 
Nachlesen  vorzüglich  verdient.  Derselbe  Gelehrte  hat  ebend.  S.  357  — 
63  Mos  er' s  Ausg.  von  Cic.  de  re  publ.  libb.  mehr  lobend  als  tadelnd 
angezeigt  und  ein  paar  falsche  Erklärungen  nachgewiesen.  In  Cicer. 
Laeltus  ed.  Gernhard  [Jbb.  I  S.  291  IT.]  rühmt  eine  Ifeachten^werthe 
Rec.  von  Bei  er  in  d.  Leipz.  L.  Z.  Nr.  90  S.713  — 19  den  mit  kritischer 
Geschicklichkeit  und  genauer  Sprachkunde  sorgfältig  beriditigten  Text, 
und  weist  nur  wenig  Stellen  nach,  in  welchen  falsche  Satzabtheilnngen 
»sich  finden  oder  l'ulsche  Lesarten  uud  Glosseme  in  dem  Texte  geblie- 


Cicero,  Varro,  Nepos,  Caesar,  Sallust.,   Vlrgilius.  373 

lien  sind.  Die  kurze  lobende  Anz.  von  Billerbeck's  Ausg.  des  Lae- 
liits  und  Cato  major  in  d.  Leipz.  L.  Z.  Nr.  202  S.  1615  f.  zeichnet  sich 
durch  vorzügliche  Oherilächliclikcit  aus.  Cic.  Paradoxa  von  Bor- 
gers enipfielilt  eine  Anz.  von  Hof  man  -Peerlkanip  in  d.  Bihl. 
crit.  novii  III  S.  -10!)  —  11 ,  welche  auch  2  Steilen  aus  Farad.  I  u.  IV 
kurz  beliandclt.  Madwig's  Kmendatt.  in  Cicer.  libros  philusoph. 
rülinit  .^loser  in  d.  Hcidclb.  Jahrbb.  9  S.  936  —  42,  und  erklärt  sie 
für  eine  sehr  beachtungswerthe  Schrift,  •\vetche  viele  Stellen  gegen 
'ungehörige  Aenderungen  vertheidige,  andere  heile  oder  richtiger  als 
bisher  erkläre,  und  fleis>ig  gearbeitet  und  ih  gutem  Latein  geschrieben 
sey.  ^lit  Recht  aber  Avird  das  absprechende  L'rtheil  des  Verf.  getadelt, 
und  durch  mehrere  St«'llen  na«;ligeM  iesen  ,  dass  er  die  Ansichten  ande- 
rer öfters  verdrehte ,  verunglückte  Conjecturen  machte  und  bisM  eilen 
die  Noten  seiner  Vorgänger  oder  den  Text  selbst  nicht  verstand.  Mo- 
sers's  eigene  Bemerkungen  in  dieser  Rec.  sind  meist  unM'ichtig  und  ge- 
ben selten  etwas  Neues.  Von  N  O  b  b  e  '  s  Lectt.  Ciceroii.  specc.  II  steht 
eine  lobende  Anz.  in  d.  Jen.  L.  Z.  Nr.  118  S.  459  f. ,  die  nur  mit  der 
Vermuthung  und  Aufsuchung  von  Dichterfragmenten  nicht  ganz  über- 
einstimmt; von  desselben  Progr.  de  frai;me/itis  Uhh.  Cic.  incert.  eine 
gleiche  ebend.  Nr.  119  S.  465  f.  und  in  Beck's  Rep.  I  S.  388  f.  Konnte 
sich  Friede  mann  nicht  enthalten,  über  den  sehr  gemässigten  Ta- 
del seiner  Chre^tomathia  Cicer.  in  d.  Jahrbb.  HI,  3  S.  94  fF.  sein  Miss- 
fallen öfl'entlich  auszusprechen ;  so  werden  ihm  Mohl  die  beidcp  An- 
zeigen von  Grosse  und  P  erlet  in  d.  krit.  Biblioth.  10  S.  1036  —  41 
besser  gefallen.  Weiss  doch  die  zweite  zu  loben,  dass  in  einem  Lese- 
buehe  für  Anfänger  keine  grammatischen  Bemerkungen  gegeben  sind, 
und  die  erste  die  ausgezeichnete  Correctheit  zu  rühmen  und  nebenbei 
auch  Uruckfehler  nachzuweisen.  Doch  billigen  beide  die  getroffene 
Auswahl  nicht  ganz,  und  die  erste  weist  nach,  dass  die  kurzen  Aus- 
spruc/ie  und  kurzen  Erzä/ilungen  zum  grossen  Theil  schon  in  Bröder's 
Grammatik  und  in  Döring's  Latein.  IJlementarbuch  stehen,  und  dass 
S.  36  Z.  9  die  Lesart  cunctaque  Graecia  besser  ist  als  cunctaeque  Grae- 
ciae.  —  Spengel's  Ausg.  des  Varro  de  L.  L.  hat  Zumpt  in  d. 
Jahrbb.  f.  wissensch.  Krit.  Nr.  190  f.  S.  1513  —  27  mehr  tadelnd  als  lo- 
bend beurtheilt,  und  wenn  diese  Rec.  auch  nur  wenig  Stellen  kritisch 
und  exegetisch  behandelt  und  nichtsehr  ins  Einzelne  geht,  so  ist  sie 
doch  in  sofern  ein  Muster  einer  guten  Recension,  als  sie  in  allgemei- 
nen Zügen  das  Buch  trelTend  würdigt.  —  Von  Held 's  Fro/egom.  ad 
vitam  Aitici  steht  eine  Notiz  in  Becks  Rep.  I  S.  127  u.  eine  Inh.  Anz., 
welche  die  Beweisführung  nicht  für  überzeugend  hält,  in  d.  Schulzt. 
2  L.  Bl.  47  f.  S.  373—75  u.  377  f.;  von  Söltl's  Sehr.  C.Jul.  Cäsar, 
aus  den  Quellen,  eine  lobende  Anz.  von  Heeren  in  d.  Götting.  Anzz. 
St.  134  S.  1336  und  eine  mehr  tadelnde  in  d.  Lcipz.  L.  Z.  1826  Nr.  176; 
von  F  r  o  tseher 's  Sallustius ,  Vol.  I,  eine  Anz.  von  G  e  el  in  d.  Bibl. 
crit.  nov.  U  S.  279  f. ,  nach  welcher  erst  die;  Fortsetzung  abzuwarten 
ist,  bevor  sich  ein  Lrtheil  über  das  Buch  fällen  lä.-st.  —  Von  Jäck's 
Aueg.  des  Firgilius  herichtet  eine  Anz.  Hof  man  -Peerlkanip 's 
ebend.  III  S.  368  f.,  dass  die  Noten  denMinellt'schen  und  Juncker'schen 


374  Servius,  Horat.,  OviA.,Phaedr.,  LucU  ,  Liv.,  Pers.,Curt.,  Qulntil. 

gleichen  und  dass  die  mitgetheilten  Varianten  wenig  Ausbeute  geben. 
VonLion's  Ausg.  des  Servius  weiss  ^cogtpoQos  in  der  krit.  Bibl.  8 
S.  815  f.  nur  zu  berichten,  dass  der  Text  des  ersten  Bandes  noch  sehr 
unkritisch  sey  und  dass  die  Ausgabe  des  Egnatius  (Basel  1544)  hätte 
benutzt  werden  sollen.  Durchaus  tadelt  den  In  Band  die  Anz.  in  d. 
Schulzt.  2  L.  Bl.  28  S.  241  —  43  und  belegt  diesen  Tadel  durch  kurze 
Beispiele.  Gediegen  ist  die  Rec.  des  In  Bds.  von  Wagner  in  der 
Hall.  L.  Z.  1826  Nr.  ISJJ,  Melche  die  leichtfertige  Arbeit  scharf  rügt, 
und  zu  welcher  eine  Anz.  ebend.  1827  Nr.  37  S.  289  —  93  ausser  einigen 
Berichtigungen  den  Nachtrag  liefert,  dass  der  zweite  Band  nicht  besser 
sey.  Eine  Notiz  voiu  In  Bd.  steht  in  d.  Götting.  Anzz.  1826  Nr.  154.  — 
Dass  Lange  in  seiner  Comment.  de  difjlcili  Horatii  loco  in  ^,  t.  /,  4, 
87  diese  Stelle  ganz  missverstanden  hat,  ist  von  Eggert  in  Seebod. 
neuem  Archiv  Jhg.  I  Hft.  5S.  101  —  6  kurz  nachgewiesen  und  die  Stelle 
zugleich  ziemlich  richtig  erklärt  worden;  auch  sind  aus  Diek's  Ora- 
tiuncula  und  aus  den  Schulnachrichten  ein  paar  Auszüge  mitgetheilt. — 
Ovidii  Fastor.  lihh.  von  Krebs  sind  gelobt  in  den  Heidelb.  Jahrbb. 
1826  Nr.  78  und  von  der  2n  Aufl.  der  MetamorphoseTi  von  Meineke 
giebt  eine  Notiz  in  d.  Lcipz.  L.  Z.1827  Nr.  82  S.  654  kürz  an,  dass  sie  ein 
reiner  Abdruck  der  ersten  Ausg.  und  durch  kurze  sprachliche  u.  sachliche 
Erklärungen  für  mittlere  Classeu  brauchbar  sey,  dass  man  aber  die  ver- 
altete und  fehlerliaftc  Interpunction,  das  unnütze  Wörterbuch,  das  fast 
graue  Papier  und  den  zu  hohen  Preis  tadeln  müsse.  —  Von  Weise's 
Phaedrus  ist  eine  kurze  Anz.  in  Beck's  Rep.  II  S.  454  f.  zu  erwähnen.  — 
Liucdii  Aetna  von  Jacob  wird  in  einer  sehr  beachtungswerthen  Rec. 
von  Hofman-Peerlkamp   in    der  Biblioth.  crit.   nova  III   S.  241 

—  54  als  eine  ausgezeichnete  Arbeit  gcrühujt  imd  zugleich  sind  zu  einer 
Reihe  von  Stellen  eigene,  mit  Holländischer  Gelehrsamkeit  ausgestat- 
tete, kritische  Bemerkungen  nachgetragen.      Derselbe  hat  ebend.  S.388 

—  91  den  ersten  Band  des  iy/z'/z<5  von  Baumgar  ten-Crusius  lo- 
bend angezeigt,  findet  aber  die  Annotatio  zu  kurz  und  sucht  in  6  Stel- 
len die  Lesart  zu  berichtigen.  Vom  3n  Bande  desselben  Buchs  steht 
eine  Notiz  in  Beck's  Rep.  III  S.  133.  —  Am  Persius  von  Weber 
findet  eine  Anz.  von  Gräfenhan  in  d.  krit.  Biblioth.  mehr  zu  lo- 
ben als  zu  tadeln  und  macht  einige  unwichtige  Gegenbemerkungen 
und  Zusätze.  —  Hof  man  -Peerlkamp's  Anz.  des  Curtius  von 
Z  u  m  p  t  in  d.  Bibl.  crit.  no%  a  III  S.  347  —  51  giebt'  über  das  Buch 
wenig  oder  keine  Auiskunft,  sondern  verbreitet  sich  in  allgemeinen 
Andeutungen  über  das  Zeitalter  des  Curtius  und  schliesst  aus  dem 
Stil,  dass  er  nach  Trajan's  Zeit  nicht  gelebt  habe.  —  Quintiliani 
Instt.  orat.  lih.  X  ex  rec.  et  cum  commentariis  Frotscheri  ist  in 
drei  Recc.  gewürdigt  worden.  Die  erste  ist  von  G  e  e  I  in  d.  Bibl. 
crit.  nova  HI  S.  266  —  87,  Mclche  das  Buch  im  Allgemeinen  rühmt 
und  dessen  Werth  dadurch  zu  bestimmen  sucht,  dass  eine  lange  Reihe 
von  Stellen  ausgehoben  und  über  deren  kritische  Behandlung  beri<51i- 
tet  Mird.  Zu  den  meisten  hat  Geel  eigene,  dem  Heransgeber  wi- 
derstreitende Bemerkimgen  und  Lesarten  aus  zwei  Leidner  Handsclirr. 


Quintil.,  Tacit.,  Nonius,  neuere  Latinistcii.  STÖ 

hinzugefügt,  auch  über  «lie  Züricher  und  Florentiner  Ilandschr.  und 
über  Gronov's  Colhitioncn  Kinigcs  bemerkt.  Eine  zweite,  recht  gute 
Rec.  in  d.  Jen.  L.  Z.  Kr.  154  f.  S.  2(>5  —  76  giebt  von  den  Buche, 
an  dem  sie  mehr  ku  tudehi  als  zu  loben  findet,  eine  gedrängte  Inh. 
Anz.,  und  nennt  es  einen  recht  srhät/biiren,  wenn  auch  nicht  ghin- 
zenden  Beitrag  zur  Kritik  des  (^uintilian.  Ausser  dass  sie  in  vielen 
einzelnen  Stellen  die  Meinung  des  lleiausg.  bestreitet,  rügt  sie  im 
Allgemeinen,  dass  oft  Bemerkungen  früJiercr  Ilerausgg.  in  extenso 
ohne  den  Kamen  dersellicn  mitgetheilt  sind  ,  und  dass  die  Ausvt^ahl 
der  Lesarten  nicht  nach  strengeren  und  einer  kritischen  Ausg.  ent- 
spreclu'nderen  (Jrnnd^ätzen  gemacht  ist.  Wenifjer  m  iclitig  ist  die  lo- 
bende Rec.  in  d.  Schnlzt.  2  L.  Bl.  27  S.  233-39,  welche  in  der  In- 
terpunction  und  AVortschreibung  mehr  Gleichmässigkcit  und  Conse- 
quenz  verlangt  und  zum  ersten  Capitel  mehrere  kritisclie  und  exege- 
tische Citate  nachträgt.  Derselbe  Recens.  hat  ebend.  eine  Anz.  der 
kiemern  Aua^.  und  eine  jVotiz  von  den  in  die  grössere  Ausgabe  mit 
aufgenommenen  Ohservatt.  critiris  geliefert.  —  Zu  Taciti  Agricola 
von  Becker  ist  II  of  m  an- P  eer  Ik  am  p  '  s  nicht  unwichtige  Rec. 
in  d.  Bibl.  crit.  nova  111  S.  12(»—  38  zu  beachten,  Avelche  erst  über 
das  Wesen  desselben  sich  lobend  verbreitet,  dann  in  einigen  Stellen 
Becker's  Ansicht  bestreitet  und  endlich  eines  Breiteren  den  Anstoss 
auseinandersetzt,  den  er  an  der  Lesart  von  vier  vom  Herausg.  nicht 
bcrülu-ten  Stellen  genommen  hat.  —  Eine  unnütze  Anz.  des  JSo- 
niu.i  Marcelius  von  Mercerus  hat  Hülse  mann  in  d.  krit.  Bibl. 
6  S.  568  f.  gegeben ;  eine  bessere  steht  in  d.  Götting.  Anzz.  1826 
St.  89  und  ein  guter  Inhaltsbericht  in  den  Heidelb.  Jahrbb.  1827,  2 
S.  205 — 7.  —  Ueber  Köstlin's  von  Blume  herausgegebene  Ue- 
bersetzung  der  E/egieen  des  Lotichius  hat  Becher  in  d.  Leipz.  L.  Z. 
Nr.  295  S.  2355  —  60  das  nämliche  Urtheil  wiederholt,  das  er  in  den 
Jbb.  IV  S.  98  gegeben  hatte;  nur  andere  Beispiele  sind  ausgehoben 
"worden.  Aida's  Lehrgedicht  über  das  Schachspiel  übersetzt  von 
Ho  ff  mann  hat  Hell  im  Dresdner  Wegweiser  im  Geb.  d.W.  u.  K. 
Nr.  44  S.  173  f.  natürlich  lobend  angezeigt.  M  ü  n  c  h  '  s  Ausg.  der 
Epistolae  obscurorum  virorum  wird  gerühmt  in  einer  Notiz  von  Jäck 
in  d.  Isis  Bd.  20  Ilft.  6  u.  7  Literat.  S.24  und  in  einer  andern  im  Mit- 
ternachtbl.  Nr.  136  S.  541,  ebenso  in  einer  Anz.  in  d.  Heidelb.  Jahrbb. 
Nr.  27.  Eine  oberflächliche  Inh.  Anz.  steht  in  d.  Blatt,  für  lit.  Unterh. 
Nr.  261  f.  S.  1041  f.  u.  1045  f.,  eine  bessere  in  Becks  Rep.  I  S.  441  - 
45,  wo  zugleich  S.  445  f.  über  die  in  Hannover  bei  llelwings  erschie- 
nene Ausg.  desselben  Buchs  und  S.  446  über  den  neuen  Abdruck  von 
Erasmi  Botcrod.  iyncöfioiv  [xo^giag  berichtet  ist.  Das  letzte  Buch  ist 
auch  in  der  krit.  Bibliotli.  2  S.  214  f.  angezeigt.  Mureti  selectae  epi- 
stolae von  Kraft  werden  gelobt  in  einer  Inh.  Anz.  in  der  Schulzt.  2 
L.  BI.  29  S.  254  —  56,  welche  sonst  nichts  Eigenes  liefert.  Von  Frie- 
de m  a  n  n  '  s  Vitis  hominnm  cjuocumq.  liter,  genere  eruditiss.  Vol.  I 
steht  eine  lobende  Anz.  in  d.  Leipz.  L.  Z.  Nr.  292  S.  2329  —  32,  von 
Vol.  II  P.I  eine  kurze  lobende  Inh.  Anz.  in  d.  Heidelb.  Jahrbb.  8  S.831  f., 


876  Allgemeine  Spriiclilolire.  Griech.  Grammatik. 

von  Frotscher's   eloquentium  virorum  narrationihus  eine  gleichein 
Becks  ReiJ.  1  S.  130  —  32. 

Von  den  Werken  über  allgemeine  Sprachlehre  hat 
S  c  hmit  t'hcn  n  er' s  Ursprachlehre  einen  guten  Recensenten  in  d. 
Jen.  L.  Z.  Nr.  110  f.  S.  3113  —  408  gefunden,  welcher  diis  Werk  im  All- 
gemeinen rühmt,  aher  auch  im  Einzelnen  vieles  ausstellt  und  nament- 
lich die  zu  gr«>sse  Beschränkung  der  Urspraclilehre  und  das  Einmischen 
manches  Fremdartigen  rügt.  Von  B  a  1  b  i '  s  Atlas  ist  der  Inhalt  gut 
und  vollständig  angegeben  in  den  geograph.  Ephemerid.  Bd.23  St.  10  ff. 
Eine  tüclitige  Bec.  (lobend)  lieferte  Jos.  von  Hammer  ia  den  Wie- 
ner Jahrbb.  Bd.  38  S.  1  —  19,  und  thcilte  ausser  einer  Inhaltsangabe 
besondere  Regeln  und  Bemerkungen  über  die  Aussprache  des  Orienta- 
lischen, über  Sprachanalogieen  und  über  die  Verwandtschaft  der  Orien- 
talischen Sprachen  mit.  Nicht  unwichtig  sind  auch  die  Bemerkungen, 
dass  man  Firdewsi  nicht  Ferdusi^  Musuhnan  nicht  Muselmann,  Mo- 
hammed nicht  Mahomed  etc. ,  JlidscJiret  nicXxt  Hegira  oder  Iledscliira, 
Kuhlai  nicht  Khuhilai,  Kalmük,  Tübet  u.  s.  w.  schreiben  soll.  Orien- 
talische Sprachkenner  aber  mögen  über  die  Behauptungen  entscJieiden, 
dass  die  Sendsprache  die  Mutter  aller  Persischen  Idiome-sey;  dass  aus 
ihr  zuerst  das  Parsi,  welches  in  seiner  reinsten  Aussprache  Deri  (Hof- 
sprache) heisse,  und  dann  durch  Einmischung  Semitischer  Wörter  das 
Pehlewi  sich  gebildet;  dass  Send  und  Sanskrit  sich  nur  euphoniscli  un- 
terscheiden und  jenes  die  ältere  und  härtere,  dieses  die  jüngere,  wei- 
chere und  ausgebildetere  Spraclie  sey;  dass  man  die  Uranfänge  der 
Germanischen  Sprachen  nicht  im  Sanskrit,  sondern  im  Send  suchen 
müsse.  —  Ueber  Schmidt's  Sehr,  über  den  Infinitiv  ist  die  kritische 
Inli.  Anz.  (lobend)  in  Seebod.  neuem  Archiv  1826,  5  S.  112  —  115  zu 
kurz,  und  giebt  keine  genügende  Auskunft,  obschon  sie  einige  Irrthü- 
mer  des  Verfassers  mit  Umsicht  rügt. 

Von  den  Schriften  über  Griechische  Sprache  ist  zuerst  die 
Griech.  Grammatik  v(m  F  e  l  d  b  a  u  s  c  h  zu  erwähnen,  von  welcher  eine 
sehr  sorgfältige  und,  ausführliche  Inh.  Anz.  in  d.  Jen.  L.  Z.  E.  Bl.  91  — 
93  sich  findet,  welche  mit  Bezug  auf  die  Rec.  der  ersten  Aufl.  ebend. 
1824  Nr.  72  —  74  das  Bucli  mit  wenig  Ausstellungen  für  vorzüglich  er- 
klärt, die  Verbesserungen  der  neuen  Auflage  genau  auff"ührt  und  einige 
gute  grammatische  Beniei'kungen  einwebt.  Zugleich  wird  desselben 
Gelehrten  Schrift  über  die  unregelmässigen  Griech.  Verha  berührt  und 
als  ein  Separat -Abdruck  aus  der  Grammatik  bezeichnet.  —  Zu  Net- 
to'  s  Formenlehre  des  Griech,  Zeitworts  ist  noch  die  lobende  Anz.  in 
Beck's  Rep.  1826,  I  S.  449  nachzutragen.  —  Bloch  hat  seine  Revi- 
sion der  Aussprache  des  AUgriiichischen  gegen  die  Einwendungen  sei- 
ner Recensenten  in  der  krit.  Bibl.  und  in  der  Jen.  L.  Z.  vertheidigt  in 
Seebod.  neuem  Archiv  1827 ,  1  S.  49  —  70.  Bei  der  Prüfung  dieses 
Streites  über  Aussprache  sind  ausser  den  bekannten  Schriften ,  welche 
die  neuere  Zeit  über  diesen  Gegenstand  hervorgebracht  hat ,  nicht  zu 
übersehen  eine  Beurtheilung  von  Seyffarth's  Schrift  de  sonis  etc. 
in  d.  Göttin"-.  Anzz.  1826  St.  118  — 120  und  zwei  Receusionen  in  d.Jen. 


Griechische  Metrik,  Uebcrsetzungs  -  u.  Lesebücher.  377 

h.  Z.  1824  Nr.  224  und  1827  E.  Bl.  23;  wogcjj^en  dicinh.  Anz.  von  dem 
Werk  des  Liskovius  in  Becks  Uep.  1824,  II  S.  19«)  und  in  d.Leipz. 
li.  Z.  1827  Nr.  122,  ja  »selbst  die  einen  kritischen  Anstrich  nehmende  in 
d.  krit.  Biblioth.  1827,  5  S.  477  —  83  mit  andern  füglich  unbeachtet  blei- 
ben können.  —  Passow's  hehre  vorn  Zeitniuasse  der  Gricch.  Spr. 
hat  eine  lobende  Anz.  in  Beck's  Rep.  I  S.  294  f.  gefunden;  dagegen 
wird  B  i  1  1  e  r  li  e  c  k '  s  prosodtsch  -  metrischer  IJegweiser  in  der  Qriech. 
Spr.  (Helmstiidt  1825.  8.)  in  einer  Anz.  ebend.  S.  295  f.  getadelt  und 
als  seblecht  und  nnhrauchbar  nachgewiesen.  Auch  i"\Iundt's  Grund- 
ziige  der  Metrik  der  Griech.  Tragiker  tadelt  scharf  eine  kurze  Anz.  in 
d.  Lpz.  L.  Z.  Nr.  272  S.  2174  f.;  geringer  sind  die  Ausstellungen  in  d. 
Scbulzt.  2  L.  Bl.  5^  indem  diese  Anz.  an  dem  Buelic  mehr  zu  loben  als 
zu  tadeln  findet. —  Seicht  und  unwesentlich  ist  die  kurze  lobende  Anz. 
von  B  1  u  ni  e  '  s  Uebungen  im  Uehers.  a.  d.  Deutsch,  ins  Griech.  in  A. 
Götting.  Anzz.  St.  137  S.  1S'J7  f.,  und  nicht  besser  die  Anz.  von  Frie- 
demann's  Griech.  poet.  Anthologie  (Braunschweig  1825.  8.)  in  den 
Heidelb.  Jahrbb.  1826,  12  S.  1247  f.,  und  in  Beck's  Rep.  1825,  III  S.  74. 
Auch  die  Anzeigen  von  M  ü  n  n  ich'  s  Neugriech.  Sprachlehre  und  Lu- 
dern ann's  Lehrbuch  der  Neugriech.  Spr.  in  Beck's  Rep.  1827,  I  S. 
286  —  88  tragen  zur  Würdigung  dieser  Bücher  nicht  viel  bei.  —  Dass 
das  von  Elster,  Francke  und  Günther  herausgegebene  Griech. 
Elementarbuch  (Helrastädt  1825.  8.)  eine  ziemlich  imbrauchbai'e  Schrift 
eey,  und  dass  die  sehr  unzweckmässige  Auswahl  des  Gegebenen  durch 
bedeutende  Irrthümer  und  zahlreiche  Druck-  tind  Autorfehler  entstellt 
werde,  ist  in  der  Leipz.  L.  Z.  Nr.  88  S.  C99  —  702  zu  Genüge  nachge- 
wiesen. Vgl.  Beck's  Rep.  1825,  II  S.  130.  Ob  bei  Weckherlin's 
Griech.  Chrestomathie  (Stuttgart  1825.  8.)  das  von  Sc  hau  mann  in 
d.  krit.  Biblioth.  1826,  10  S.  1072  —  74  (vgl.  Beck's  Rep.  1825,  II  S.136) 
ihr  ertheilte  Lob  ganz  zu  unterschreiben  sey,  steht  zu  bezweifeln.  Dass 
dessen  Uebungsbuch  in  der  Griech.  Formenlehre  (Stntt^axt  1825.  2  Abth. 
8.)  nicht  unbedingten  Beifall  verdiene  und  das  von  Jacobs  gelieferte 
Eleraentarbuch  tlieils  mit  Unrecht  tadele,  theils  keineswegs  ersetze,  ist 
nach  den  nichts  entscheidenden  Anzz.  in  Beck's  Rep.  1825,  II  S.  137 
und  d.  Hall.  L.  Z.  1826  E.Bl.  76  S.  604  f.  durch  die  Beurtheilungen  in 
der  Leipz.  L.  Z.  1827  Nr.  88  f.  S.  703  —  9  und  Nr.  295  S.  2355  und  in 
der  Schnlzt.  2  L.  Bl.  18  S.  153  —  59  dai-gelegt  worden.  Denn  wenn 
auch  Weckh. ,  einige  Vorkenntnisse  des  Schülers  voraussetzend,  durch 
Mannigfaltigkeit  kurzer  geschicbtiicher  Sätze  und  kleiner  Erzählungeo 
abwechselnde  Unterhaltunp;  gewährt  und  ohne  Sprung  und  Lücke  vom 
Leichtern  zum  Schwerern  fortgeht,  auch  einer  gcM  issen  Vollständigkeit 
in  den  gewöhnlichen  Attischen  Formen  sich  befleissigt;  so  beachtet 
doch  Jacobs  weit  sorirfältiger  und  vollständiger  das  Sprachliclie  und 
das  stufenweise  .4ufsteigcn  und  führt  den  Schüler  zweckmässiger  in  die 
classische  Welt  selbst  ein,  indem  er  ihn  von  Athen  aus  stufenweise  den 
Volksglauben,  die  lleimuth  und  die  Nachbarländer  und  dann  die  Ge- 
schichte kennen  lehrt  und  namentlich  in  den  Atticis  zum  grimdlicheren 
Verstehen  der  alten  SchrÜtsteller  und  zum  fruchtbaren  Selbststudium 
Jahib.  f.  riiil.  u.  radas.  JaUrg.  II.  IJifl  li.  20 


878     Gi'iech.  Uebersetzungsbücher.  Latein.  Grammatik  u.  Metrik. 

vorbereitet.  Auch  finden  sich  in  Ws.  Sätzen  ansser  einer  Menge  von 
Druckfolilern  niclit  wenig  Solöcismen  und  Sprachfeliler,  namentlich  ein 
liiiufiger  falscher  Gebrauch  des  Artikels.  Auch  ist  es  falsch,  dass  schon 
von  vorn  herein  bei  dem  Schüler  Kenntniss  schwierigerer  Wörter  und 
Sprachformen  [z.  B.  der  Präpos.  civa  in  der  Bedeutung  aufwärts ,  der 
Conjunclionen  o'jrcog  und  tag  ohne  schon  erlangte  Kenntniss  der  ver- 
schiedenen Arten  von  Sätzen  ,  d«'s  Unterschiedes  von  ov  und  (irj ,  der 
Partikel  xai  öf,  des  Verburas  tl^u  in  allen  Formen  etc.]  vorausgesetzt 
wird,  und  dass  in  Beispielen  für  den  Attischen  Sprachgebrauch 
aufgelöste  Verbalformen  [wie  xQÜovrai ,  o^äsiv^  desswegen  gebraucht 
sind,  um  nicht  auch  die  Kenntniss  der  Verba  contracta  vox'aussetzen  zu 
müssen.  Zu  loben  sind  die  nicht  alphabetischen  Wörterverzeichnisse 
zum  Auswendiglernen,  deren  jedes  auf  mehrere  Paragraphen  sich  be- 
zieht und  diesen  vorausgeht,  und  denen  anfangs  die  Verba  eingereiht, 
später  aber  in  besondere  etymologische  Vt-^-zeichnisse  zusammengestellt 
sind;  aber  auch  hier  schadet  das  Zuviel  und  das  Durchführen  durchs 
ganze  Buch,  weil  der  Schüler  so  zeitig  als  möglich  an  das  Lexicon  ge- 
WMthnt  werden  niuss.  Die  grammatischen  Regeln  endlich  sqllten  zahl- 
reicher seyn  und  nicht  soviel  Falsches  enthalten.  Zu  Rost  und  W  ü- 
stemann's  Anleitung  zum  Uebersetzen  vgl.  die  Rec.  in  d.  Hall.  L.  Z. 
1824  Nr  217. 

Lateinische  Sp  räche.  Dölekß's  Lateinische  Gramma- 
tik hat  Egger t  in  d.  krit.  Biblioth.  1  S.  31  —  36  gut  gewürdigt  und 
die  Mängel  und  Vorzüge  des  Buchs  in  allgemeinen  Andeutungen  dar- 
gelegt, auch  einige  Andeutungen  über  Einrichtung  einer  Schulgramma- 
tik beigegeben.  Dass  sich  das  Buch  für  Schüler  nicht  eigne,  wird  an- 
gegeben, übrigens  aber  nichts  weiter  bemerkt.  Viel  lobpreisender  ist 
die  Recens.  in  d.  Heidelb.  Jahrbb.  1826,  11  S.  1104  — 12,  nach  welcher 
das  Buch  einem  wahren  Bedürfniss  abhilft  und,  das  Lateinische  vom 
Standpuncte  der  Deutschen  Sprache  aus  betrachtend,  vieles  erschöpfend 
behandelt,  was  in  andern  Grammatiken  fehlt.  Selbst  der  weitschwei- 
fige und  breite  Vortrag  Avird  gebilligt,  obgleich  auch  zugestanden  ist, 
dass  die  Länge  der  Paragraphen  und  die  vielen  Parenthesen  dem  Buche 
ein  chaotisches  Ansehen  geben,  und  dass  die  Lehre  vom  Römischen  Ka- 
lender und  vom  Versbau  zu  ungenügend,  auch  in  der  Etymologie  man- 
ches zu  kurz  und  oberflächlich  ist.  Eine  Reihe  einzelner  Gegenbemer- 
kungen (S.  1108  —  12)  geben  manches  Gute  und  darum  ist  die  Rec. 
nicht  ganz  zu  übersehen.  —  Zu  Wincklcr's  Lat.  Schulgrammatik 
ist  eine  unnütze  lobende  Anz.  von  Seh  au  mann  in  d.  krit.  Biblioth. 
1827,  8  S.  833  f.  nachzutragen.  Von  II  a  m  a  n  n '  s  Grundzügen  der 
Lat.  Formenlehre  steht  eine  kurze  lobende  Anz.  in  Beck's  Rep.  II  S. 
415,  von  F  i c k  e n  s  c h  e  r  's  Comment.  de  conjunct.  quod  eine  sehr  lo- 
bende in  d.  Schulzt.  2  L,  Bl.  23  S.  199  f.,  von  Krebs  praktischer  Me- 
trik nebst  Anhang  eine  rühmende  in  den  Heidelb.  Jahrbb.  1826 ,  12 
S.  1244  —  46  und  in  Beck's  Rep.  1827,  I  S.  298  f.  Eine  Anz.  des  letz- 
ten Buchs  in  d.  HälL  L.  Z.  1828  E.Bl.  1  S.  6  — 8  legt  die  Einrichtung 
des  Buchs  kurz  dar,  billigt  die  Zweckmässigkeit  und  wünscht  mehr  Ue- 


Latein.  Partikeln,  Metrik,  Lesebücher.  379 

bungsbelspiele ,  namentlich  lyrische  und  einig-e  ans  den  Komikern.  — 
Ueher  non  modo  (non)  —  sed  und  ähnliche  Verbindunj^sweisen  hat  die 
neuste  Zeit  drei  ausführliche  Untersucliungen  hervorgebracht  Die  er- 
ste und  vorzüglichste  gab  K  a  ra  s  h  o  r  n  in  d.  Jen.  L.  Z.  1825  Nr.  108  f., 
die  zweite  Hosenheyn  in  einem  Programm  (^  De  pari,  non  modo 
pro  non  modo  non  posita ,  1825),  Mclches  in  Seebod.  neuem  Ar- 
chiv 1827,  2  S.  84  —  95 -wieder  abgedruckt  ist,  die  dritte  Schup- 
p  i  U  S  in  d.  Untersuchung  über  die  nindejormel  non  modo  {n  o  7i~)  — 
sed  ne  quidem  und  über  deren  Sjnonjma  ,  IlanHU  1825  und  1826. 
Wie  unzureichend  und  unbefriedigend  das  erste  Progr.  von  Schuppius 
sey,  zeigt  eine  Reo.  in  Seebod.  n.  Archiv  1826,  5  S.  91  —  94  und  noch 
mehr  eine  noch  sdiärfer  tadelnde  in  d.  Schulzt.  1827,  2  L.  Bl.  14  S. 
121  —  24.  Gegen  die  letztere  hat  sich  Sihnppius  eliend.  L.  Bl.  41  S. 
358  —  CO  unzureichend  vertheidigt,  und  dadurch  niciits  welter  erreicht, 
als  dass  der  Reccnsent  in  einer  noch  scliärfern  »md  wohl  zu  heftigen 
Rec.  des  zweiten  Progr.  ebend.  L.Bl.  30  S.  320  nicht  ganz  ohne  Grand 
behauptete,  Schuppins  habe  in  demselben  anch  die  Formel  adeo  non  — 
ut  [ut  non)  falsch  aufgefasst.  Auch  Mich.  Weber  in  Halle  hat  in 
einem  akadem.  Programm,  quo  invitat  ad  orationem  Lut. ,  quae  bene- 
ficii  Sigismundiani  lege  a  C.  A.  M.  Axt  d.  XXVI  Jul.  1824  in  aud.  acad. 
recitabitnr,  über  die  Formeln  720«  niagis  —  cjiicun,  non  minus  —  qunm^  ae- 
que — ac,  non  modo — sed  sich  verbreitet,  aber  nach  einer  Anz.  in  Seebod. 
n.  Arch.  1826,  5  S.  89  —  91  nicht  gerade  etwas  Neues  darüber  gesagt. — 
Dass  P  h  i  1  i  p  p  i  durch  seine  Darstellung  der  Lat.  Prosodik  etc.  der 
Wissenschaft  nichts  genützt,  wohl  aber  durch  auffallende  Irrthümer 
seine  llnkunde  in  der  Metrik  offenbart  habe ,  ist  aus  einer  tadelnden 
Inh.  Anz.  in  d.  Leipz.  L.  Z.  1827  Nr.  272  S.  2169  —  74  hinlänglich  zu 
ersehen.  Auch  in  dessen  kleinem  Dat.  Kinderfreund  rügt  eine  Notiz 
in  d.  Schulzt.  2  Nr.  40  S.  319  f.  mehrere  auffallende  Schnitzer,  und 
man  möchte  sich  fast  wnndern,  wie  eine  Anz.  in  d.  Leipz  L.  Z.  Nr.  251 
S.  2002  f.  an  dessen  Vitis  excellentium  Momanorum  doch  noch  Einiges 
EU  loben  finden  konnte  ,  obschon  sie  das  Mel>te  tadelt ,  und  überhaupt 
sehr  uirwesentlich  ist,  so  dass  man  schwerlich  aus  ihr  etwas  lernt,  au- 
sser dass  man  im  Lateinischen  vor  einem  mit  que  angeknüpften  Satze 
gar  nicht  interpungiren  soll.  *)  —  Friedemann's  praktische  Anleit. 


')  7,\ir  weitem  Wiirdigiing  deü=cn,  was  Philippi  für  die  liöhcm  Schulwis- 
FCnscliaften  Ici-tet,  tlicilen  wir  liier  iiorii  ein  Fragment  aus  einem  an  uns)  einge- 
gangenen Uri<-fe  mit:  ,,  Nacli  einer  Uererlinting  in  der  üarmstiiUtcr  allg«in.  Schul- 
zeilung  M-Jll  Abth.  2  Nr.  58  S.  4Ü0  hat  der  Jloliatli  Dr.  Ferd.  Pbilippi  im  J  1821;  11 
Werke  aus  7  ver?chiedenen  \N  iHsenschaften  drucken  la.^sen ,  welche  zusammen  202 
Bogen  füllen.  Kein  Mcns-ch  «iirde  8ich  erklären  können,  «ie  Ein  Gelehrter  in 
Einem  Jahre  soviel  srlireiben  kann,  wenn  nirlit  dort  zugleich  bis  zur  Evidenz  nach- 
gcwieHcn  «ärc,  dasx  Pb.  bei  der  Uearbeitnng  de«  erbarinlirhen  und  in  Ibreii  Jahr- 
buchern nach  ('Cbuiir  gewürdigten  Atrii  llebraici  an  dem  M.  Wirthgcn  einen 
Gchulfen  gehabt  hat  und  dasH  von  diesem  die  grauimati'^cht'n  Erklärungen  angefer- 
tigt worden  sind.  Daraus  las^t  sich  wolil  weiter  srhiicsseii,  dass  auch  vieles  An- 
dere mit  Hiilfe  literari>;chcr  Tagelöhner  gearbeitet  tvordcu  ist,   und  ch  wäre  inter- 

20* 


SSO  Latein.  Metrik  n.  Lexicographle. 

zur  Kenntniss  und  Verfertigung  Lat.  Verse  wird  in  einer  Inh.  Anz.  in  d. 
Hall.  L,Z.  E.Bl.  36  S.  286  —  88  im  Ganzen  verdienstlich  genannt  und 
nur  daran  Anstoss  genommen ,  dass  die  Proben  aus  vielgelesencn  Lat. 
Dichtern  (Virgil,  Ovid  etc.)  gewählt  sind.  Anders  urtheilte  freilich 
ein  Recens.  in  d.  Leipz.  L.  Z.  1825  Nr.  262;  aber  die  abweichende  Mei- 
nung liesse  sicli  wohl  daraus  erklären,  dass  Fricdemann's  Schrift  nur 
auf  den  Schulen  zu  brauchen  ist,  wo  die  Schüler  vom  Lateinischen  Vers- 
bau nur  sehr  wenig  erfahren,  nicht  aber  auf  solchen ,  wo  fleissige  Ue- 
bungen  darin  statt  finden.  • —  Zu  Dö  derl  e  i  n' s  Latein.  Synonymen 
und  Etymolog,  ist  bloss  die  lobende  Anz.  in  Beck's  Rep.  I  S.  296  —  98 
nachzutragen,  und  von  L  ün  em  ann' s  Lat.-T)sutschem  und  Deutsch- 
Lat.  Handwörterbuch  eine  unwfcsentliche ,  lobende  Anz.  in  d.  Heidelb. 
Jahrbb.  6  S.  618 — 21  zu  erwähnen.  —  Kärcher's  Abh.  de  optima 
Lat.  lexici  condendi  ratione  tadelt  eine  Anz.  in  d,  Götting.  Anzz.  St.  134 
S.  1334  f. ,  rügt  die  darin  ausgesprochenen  Grundsätze  und  vermisst  ge- 
hörige Kenntniss  der  Deutschen  Sprache.  Auch  H  o  f  m  a  n  -  Fe  erl- 
kamp  mag  in  einer  Rec.  in  d.  Biblioth.  crit.  nova  III  S.  139 — 45  die 
Schrift  nicht  durchaus  billigen,  so  sehr  er  sie  im  Ganzen  lobt  und  in 
vielen  Stücken  als  geistreich  anerkennt.  Namentlich  M'iderspricht  er 
der  Ansicht,  dass  für  Lat.  Lexicographie  viel  zu  gewinnen  sey,  wenn 
man  zu  etymologischen  Ableitungen  die  Deutsche,  Chinesische ,  Slavi- 
schc.  Französische  u.  a.  Sprachen  benutze  und  giebt  einige  gute  Andeu- 
tungen dessen,  was  vielmehr  bei  Verbesserung  der  Lat.  W^örterbücher 
zu  beachten  ist.  Zu  Kärcher's  Schulwörterbuch  in  etymolog.  Ord- 
nung ist  die  Beurtheilung  in  d.  krit.  Bibl.  1824,  7  S.  759  ff.  nachzu- 
tragen und  zu  dessen  Lat.  -  Deutschem  SchuhrÖrterhuch  (Hannover, 
Hahn)  die  lobende  Anz»  in  d.  Schulzt.  1827, 2  L.  Bl.  20  zu  bemerken. — 


essant  genug,  zu  Missen  wer  diese  sind.  Ich  wundere  mich ,  vrarnm  Sie  in  Ihren 
Jahrbüchern  nicht  längst  durch  eine  Collectivrecension  der  gesammten  Philippi'schen 
Werke  diesen  literarischen  Unfug  beleuchtet  haben.  Auch  sehe  ich  nicht  recht 
ein,  weshalb  der  Recensent  des  Atrii  Wirtbgen's  Namen  nicht  gleich  genannt  hat." 
Dazu  ist  zu  bemerken  ,  dass  der  Hr.  Hofrath  Philippi  im  Jahr  162T  in  diesem  re- 
gen Eifer  fortgefahren  ist  und  ziemlich  eben  soviel  Bogen  des  verschiedenartigsten 
Inhalts  hat  drucken  lassen.  Freilich  folgt  nicht ,  dass  er  sie  alle  in  diesen  zwei 
Jahren  gearbeitet  habe,  ja  beim  Atrium  ist  es  nach  den  Angaben  in  der  Schulzcitung 
gewiss,  dass  es  früher  geschrieben  worden.  Auch  ist  das  Wunder  nicht  so  gross, 
da  wir  Gelehrte  kennen,  die  eben  soviel  und  noch  mehr  Bogen  in  einem  Jahre  druk- 
ken  liesseu,  und  keinen  Gehülfen  dabei  halten.  Dass  aber  Ph.  durch  solche  au- 
«ser  dem  Atrium  auch  bei  andern  philolog.  Werken  unterstützt  ward,  ist  sehr  wahr- 
scheinlich; wenigstens  versichert  man,  dass  der  wahre  Verfasser  des  von  ihm  her- 
ausgegebenen kleinen  Latein.  Convermtionslexicon''s  (Dresden,  bei  Hilscher  1825. 8.) 
Conrector  an  einem  Sächsischen  Gymnasium  sey.  Freilich  lässt  sich  so  etwas  nicht 
bestimmt  behaupten,  und  darum  schwiegen  die  Jahrbücher  über  die  IVamen ,  mit 
deren  Bekanntmachung  der  Welt  ohnehin  nichts  genützt  wird.  Alle  philolog. 
Schriften  Philippi's  aber  in  den  Jahrbüchern  zu  reccnsiren ,  und  wäre  es  auch  in 
einer  Collectivrecension ,  diess  müssen  wir  so  lange  für  nnnöthig  halten,  als  noch 
durch  Charakteristik  der  eiazelneu  sich  nachweisen  lässt ,  wie  dieser  Gelehrte  ar- 
beitet, r  A  J     D      1  1 

[Anm.  d,  Rcd.J 


Latein.  Wörter  - ,  L'cbersetzungs  -  u.  Lesebücher.  381 

Von  Sclieller's  kleiitüin  Iiat.  if^orterbuch,  neu  hcraiis'^'Cg'.  von  B  li- 
ier b  eck,  steht  eine  unnütze  An/,  von  15  Zeilen  in  d.  Leipz.  L.  Z.  ]Vr. 
240  S.  1920,  eine  uiclitüble,  mehr  tadelnde  als  lobende  Kec.  aber  in 
der  Schützt.  2  L.  lil.  25,  Molche  nachweist,  dae^s  Billcrb.  dem  Buche 
wenijj:  nützte  und  namentlich  die  von  Kar  eher  in  der  Vorrede  zu  sei- 
nem AVörterbuche  {;:crü':^ten  Mänj^el  meist  unvcrbessert  liess,  und  dass 
Kärchcr's  etyinol.  \A  (irlerbuch  bei  weitem  vorzüglicher  sey.  Auch  geht 
sie  einige  Artikel  ans  dem  Buchstaben  A  kritiscli  durch  und  giebt  ein 
paar  ISachträgc  und  Berichtigungen.  —  Lindemacn's  Abhandl.  de 
fonnulis  u  s  u  venire  et  u  s  u  e  ven  i  r  e  ist  in  Secbod.  neuem  Areh. 
1826,  5  S.  135 — 40  abgedruckt  Morden;  vonGröbel's  neuer  prakt. 
AideituTjg  zum  Uehersctzeii  stellt  eine  kurze  lobende  Anz.  in  d.  Scluilzt. 
2  L.  Bl.  25  S.  22-}.  • —  An  W  i  s  s  Pnixis  der  hat.  Syntax  rühmt  eine 
kritische  Anz.  in  d.  Heidelb.  Jahrbb.  2  S.  201  —  5  und  6  S.  «15  —  18 
Zm  eckmässigkeit  des  Ganzen  und  besondere  Brauchbarkeit  zu  den  vor- 
gesetzten Zm ecken,  m  ünscht  aber  etwas  mehr  Phraseologie  und  mei- 
stert einige  Ueutsclie  Ausdrücke  und  Lateinische  Formeln.  Auch  Cam- 
mann in  d.  krit.  Biblioth.  1826,  6  S.  «3(>  — 39  u.  1827,  2  8.167  —  70, 
dessen  krit.  Anz.  nichts  Eigenes  enthält,  findet  am  Buche  weit  melir  zu 
loben,  als  zu  tadeln.  Wichtiger  ist  eine  Rec.  in  der  Schulzt.  2  L.  Bl. 
17  S.  145  —  51,  die  am  ersten  Cursus  mehrere  beachtenswerthe  metho- 
dische und  sprachliche  Ausstellungen  macht.  —  Augusts  praktische 
Vorübungen  zur  Kenntniss  des  Lat.  sind  scharf  getadelt  in  einer  kriti- 
schen Anz.  in  d.  Schulzt.  2  L.  Bl.  49  S.  429  —32.  Der  Rec.  behauptet 
nicht  ohne  Grund  ,  dass  die  Linrichtung  dos  Buchs  ganz  unkundige 
Gymnasiallehrer  voraussetze ,  dass  die  eingestreuten  Fragen  oft  ganz 
unpraktisch,  die  Beispiele  oft  zu  leicht  und  undeutsch  sind,  dass  auf 
den  Lateinischen  Idiotismus  zu  Mcnig  Rücksicht  genommen  ist ,  dass 
einzelne  Ausdrücke  und  Regeln  falsch  sind  etc.  Er  giebt  demnach  eine 
M  eitere  und  schärfere  Ausführung  und  Bereicherung  des  Tadels  ,  der 
in  den  Jahrbb.  IV  S.  50  ff.  nur  leise  angedeutet  ist.  —  Zu  Jacobö 
Blumeniese  ist  die  treffliche  Rec.  von  Wagner  in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr. 
57  —  59  schon  im  \  erzeiehniss  erMÜhnt;  mit  ihr  kann  man  noch  die 
von  Jacobs  ebend.  \r.  104  S.  853  —  56  gegebene  Rechtfertigung  ei- 
niger methodischen  Grundsätze  vergleichen,  welche  Wagner  nicht  so- 
wohl mit  Inrecht,  als  zu  scharf  und  schrolT  getadelt  hatte.  Eine  aus- 
führlichere Rechtfertigung  derselben  gegen  Wagner's  Tadel  hat  Fren- 
ze l  in  der  Schulzt.  2  Nr.  86  S.  683  —  88  geliefert,  nur  steht  zu  he- 
ZMeifeln,  dass  durch  dessen  (iründe  die  Sache  vollständig  erörtert  sey. 
Eine  andere  Rec.  derselben  Bliimenlcse  (von  Jacob)  in  d.  Jen.  L.  Z. 
Nr.  79  f  rühmt  die  vortrelflich  getroffene  AusMahl,  nnd  giebt  einige 
Berichtigungen;  eine  andere  in  der  Schulzt.  2  L.  Bl.  46  S.  393  —  408 
enthält  viel  Ungehöriges  über  Brauchbarkeit  der  Chrcstoniathieen  Rom. 
Dichter  und  über  Erklärung  derselben ,  und  liefert  zu  den  Nuten  eine 
lange  Reihe  grosscntheils  uum  ichtiger  Ausstellungen  und  Nachträge.  — 
In  Bagge'ö  Vur schule  zu  dein.  Lat.  S^rachunterr.  rühmt  eine  knrzo 
Inh.  Anz.  in  d.  Jen.  L.  Z.  E.  Bl.  26  S.  204  —  8  zwockmäsbigc  Anlage, 


382  Latein.  Lesebücher.  HebräUclicGrainmat.  Deutsche Grammat. 

conSequent  durchgeführten  Plan  und  den  meist  classischen  Ausdruck  in 
den  selbstgemachten  Beispielen;  -vrünscht  aber  noch  die  Quantität  der 
Wörter  angogel)en,  berichtigt  einige  grammatische  Regeln  und  Unge- 
nauigkeiten  und  macht  auf  einige  unrichtige  Lat.  Redensarten  und  Druck- 
fehler aufmerksam.  —  tJeber  die  Crustula  in  usum  scholae  Portensis 
giebt  eine  Anz.  in  d.  krit.  Biblioth.  3  S.  324  f.  wenig  Auskunft,  und 
verwirft  überhaupt  alle  Chrestomathieen.  LobensAverth  aber  ist  die 
Bcurtheilung  von  Schwarz'ens  Lat.  poetischer  Chrestomathie  ebend. 
7  S.  616  —  86 ,  welche ,  obwohl  sie  wenig  Eigenes  enthält ,  doch  das 
Wesen  und  den  Standpunct  des  Buchs  gut  darlegt,  auch  einige  allge- 
meine Gegenbemerkungen  giebt  uud  namentlich  die  zu  vielen  und  zu 
langen  Noten  tadelt. 

Von  den  Schriften  über  die  Hebräische  Sprache  ist  nur 
Ewald's  Selbstanzeige  seiner  vortrefflichen  ^/-/«/scAeK  Grammatik  in 
d.  Götting.  Anzz.  St.  39  S,  381  —  84  und  die  unbrauchbare  lobende  No- 
tiz von  Schüelei  n's  JVort-  und  Sachregister  zu  Gesenius  Gr.  in  d. 
krit.  Biblioth.  9  S.  902  so  wie  die  lobende  Anz.  desselben  Buchs  in  d. 
Heidelb.  Jahrbb.  Nr.  7  zu  erwähnen. 

Deutsche  Sprache.  Stöber's  Geschichte  und  Charakte~ 
ristik  der  schönen  Literatur  der  Deutschen  ist  als  eine  der  schlechte- 
sten Compilationen  scharf  getadelt  in  einer  Anzeige  in  der  Hall.  L.  Z. 
Nr.  134  S.  231  f.,  gegen  welche  Hell  sein  im  Dresdner  Weg>v eiser 
gespendetes  Lob  vertheidigen  mag.  Auch  die  Heidelb.  Jahrbb.  und  die 
Blätter  f.  lit.  Uutcrh.  fanden  an  dem  Buche  mehr  zu  loben  als  zu  ta- 
deln. —  Michaelis  Lehrbuch  der  Deutschen  Spr.  ist  in  Beck's  Rep, 
1825,  II  S.  113  u.  1827,  I  S.  194  lobend  angezeigt.  Eine  kritische  Anz. 
von  Bauer  in  d.  krit.  Bibl.  7  S.  657  —  69  nennt  das  Buch  ein  mit  Be- 
sonnenheit und  Einsicht  geschriebenes,  hebt  eine  lange  Reihe  einzelner 
Stellen  aus  und  giebt  dazu  eigene,  meist  bekannte  Bemerkungen.  Auch 
die  kritischen  Anzeigen  in  d.  Schulzt,  1826,  1  L.  El.  4  u.  1827,  1 L.  Bl. 
15  S.  119  f.  rühmen  an  demselben  die  fleissige  Zusammenstellung,  den 
klaren  Vortrag  und  die  Vollständigkeit  gutgewählter  Beispiele,  vermis- 
sen aber  wissenschaftliche  Begründung  der  Regeln  und  systematische 
Behandlung,  deren  Mangel  sich  besonders  im  zweiten  Bande  durch 
viele  Wiederholungen  aus  dem  ersten  ofTenbare ,  und  finden  die  ganze 
Anlage  verfehlt.  Den  besonnenen,  klaren  und  wohlgeordneten  Vortrag 
lobt  ferner  die  Anz.  des  InBds.  in  d.  Hall.  L.Z.  E.  Bl.  50  S.  397—99, 
kann  aber  nicht  billigen ,  dass  das  Ganze  ohne  Berücksichtigung  des 
Neuen  auf  Adelung's  Ansichten  gebaut  ist,  w esshalb  sich  auch  viel  Fal- 
sches findet,  und  dass  im  In  Bde  schon  vieles  aus  der  Syntax  behan- 
delt wird.  —  Heber  den  Inhalt  von  Jos.  Müller's  Lehre  der  Deut- 
schen Sprache  berichtet  Einiges  eine  etwas  verworrene  Recens.  in  d. 
Schulzt.  1  L.Bl.  28  S.  217  —  23,  welche  zugleich  einzelne  Gegenbe- 
merkungen giebt,  den  Mangel  an  richtiger  Anordnung  in  den  Wurzeln 
der  Deutschen  Sprache  zu  erweisen  sucht  und  Klarheit  im  Denken  und 
Ausdruck  vermisst ;  aber  sonst  weder  vom  Buche  eine  klare  Würdigung 
liefert,  noch  durch-  wichtige  Bemerkungen  sich  auszeichnet.    —     Zu 


DeutscBe  Grammatik,  Stil,  Frosoilik,  llücherkandc.  383 

Griinm'ä  Deutscher  Grammat:k  [s.  Jbb.  IV'  S.  340]  ist  die  Anzeige 
des  Uli  Bds.  in  d.  Göttinj^.  Anzz.  182Ö  St.  1)3  nachzutragCM.  Eine  an- 
dere Anz.  in  d.  Sdiuizt.  1827,  1  L.  Bi.  7  S.  53  —  55  luarlit  bloss  auf  die 
'Wichtigkeit  des  Buchs  aufmerksam  und  deutet  Einiges  vom  Inhalte 
an.  —  Schenk' s  Deutsche  Sprachlehre  tadelt  eine  Anz.  in  d.  Hall. 
L.  Z.  E.  Bl.  50  S.  399  f.,  behaiiptot,  dass  das  ganze  Buch,  welches 
Rechtschreibung,  Foriilenh-hi-e  und  Wortfügung  behandelt,  reine  Com- 
pilation  sey,  und  findet  es  mit  Recht  verkehrt,  ein  Werk  zu  schreil»cn, 
das  für  Jugcndlehrer,  die  der  l)eut^cllen  Sprache  noch  ganz  unkundig 
sind,  bestimmt  seyn  soll.  —  An  der  hehre  vorn  Geschlecht  und  von  der 
Beui^ung  hochd.  Substantive  findet  Lorberg  in  d.  krit.  Bibl, .  5 
S.  529  —  33  mehr  zu  tadeln  als  zu  lohen  und  giebt  einige  beachtungs- 
verthe  Bemerkungen.  Dass  das  Buch  die  Sache  nicht  fördere ,  veil 
es  bei  dem  Einzelnen  stehen  bleibe  und  es  nicht  unter  ein  Ganzes  brin- 
ge, bemerkt  auch  eine  Anz.  in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  81  S.  045  —  48,  wel- 
che zugleich  über  die  Deutsche  Declination  einige  Ideen  mittheilt.  — 
Ilerling's  Syntax  der  Deutsch.  Spr.  lobt  sehreine  Anz.  in  d.  Jen. 
L.  Z.  \r.  215  S.  277 — 80,  und  trägt  zujjleich  überSatzeintheilung  eine 
abweichende  Meinung  vor.  Vgl.  die  Rec.  des  In  Bds.  ebend.  1823 
Kr.  196.  Ebeu  so  wird  Mejer's  prakt.  Handbuch  des  Stils  in  einer 
Anz.  in  d.  Götting.  Anzz.  St.  87  S.  861  —  64  sehr  gerühmt. —  Die  Anz. 
von  Bürger 's  Lehrbuch  des  Deutschen  Stils  in  d.  Blatt,  f.  lit.  Unterh. 
Kr.  136  S.  537  ist  zwar  sehr  oberllächlich,  deutet  aber  doch  richtig  an, 
dass  ein  Werk,  welches  zu  einer  Zeit  geschrieben  ist,  wo  die  Forschung 
über  Deutsche  Sprache  erst  begann ,  für  uns  nur  einen  sehr  relativen 
Werth  habe.  Am  meisten  W'erth  habe  es  noch  durch  sein  Streben 
nach  Sprachreinheit  und  durch  das  A  erbannen  vieler  Wörter  aus  der 
Schriftsprache,  Ganz  anders  urtheilt  Bauer  in  d.  krit.  Bibl.  6  S.  604 
— 15,  Melcher,  mit  Recht  den  deutlichen  und  lebendigen  Vortrag  rüh- 
mend, das  Buch  ein  wahres  Meisterwerk  nennt  und  es  fast  allen  neuern 
Schriften  über  Deutsche  Sprache  und  Slil  vorgezogen  wissen  will.  Nur 
die  letzten  Abschnitte  desselben  werden  scharf  getadelt,  weil  sie  nur  in 
einem  unvollständigen  und  unausgeführten  EntAvurfe  geliefert  worden 
sind.  Sonst  ist  von  Bauer  eine  Anzeige  des  Hauptinhalts  geliefert 
und  dieselbe  mit  einigen,  meist  unbedeutenden,  Sprachbemerkungen  be- 
gleitet Morden.  —  Gegen  die  tadelnde  Beurlheilung  von  Döring's 
Lehre  von  der  Deutsch.  Prosodie  in  der  Schulzt.  1826,  2  L.Bl.  52  ist 
eine  Antikritik  ebend.  1827,  2  L.  Bl.  18  S.  159  f.  erschienen.  —  Ka- 
stor's  Sapphü  ist  in  Becks  Uep.  1826,  III  S.  26  f.  eben  so,  wie  in 
der  Hall.  L.  Z..  nicht  ohne  einigen  Tadel  angezeigt;  dagegen  lobt  das 
Schriltchen  durrhaus  Nürnberger  in  einer  oherflächlichen  Anz.  im 
Dresdner  Weg',»  ei>er  1827  Sv.  45  S.  177  f.,  und  eine  Au/,  in  d.  Blatt,  f. 
lit.  Unterh.  Nr.  97  S.  387  f.  meint,  dass  es  Frauenzimmern  zum  Ge- 
brauch zu  empfehlen  ßcj.  —  Radlofd  Deutschkundliche  Forschun- 
gen sind  sehr  scharf  getadelt  in  den  Blatt-  f.  lit.  Unterh.  Beilage  Nr- 8. 
—  Scheller's  Biicherkunde  der  Sassich  -  Norddeutschen  Spr.  lobt 
eine  Anz.  von  Strombeck  in  der  krit.  Bibl.   1  S.  76  —  78  [welche 


384  Französische  u.  Englische  Sprache.  Archäologie. 

zugleich  S.78  —  81  einen  antikritischen,  nicht  das  Buch  angehenden 
Zusatz  hat],  und  tadelt  eine  anderein  d,  Götting.  Anzz.  1820  St.  llS. 
Eine  gute  Beurtheilung  derselben  lieferte  Spangenberg  in  d.  Hall. 
L.  Z.  1827  Nr.  91  f  ,  in  welcher  er  des  Verf.  Fleiss  gebührend  rühmt, 
aber  auch  sehr  viele  literarische  Nachtr.äge  giebt. 

Von  den  Werken  über  Französische  Sprache  ist  eine  ein- 
zige, noch  dazu  sehr  unwesentliche  Recension  über  die  Vorlegeblätter 
von  F.  A.  P.  in  der  Jen.  L.  Z.  Nr.  166  S.  366  f.  erschienen.  Sie  rügt 
Einiges  in  der  Anlage  des  Buchs  und  vermisst  gehörige  Reinheit  des 
Deutschen  Ausdrucks,  findet  aber  sonst  in  demselben  mehr  zu  loben  als 
zu  tadeln.  Eine  kurze  Inh.  Anz.  von  Hänle's  Handb.  d.  Franz.  Spr. 
stellt  ebend.  Nr.  198  S.  139.  Sonst  erschienen  nur  Anzeigen ,  nämlich 
von  Demmelmair's  Sprachlehre-  Th.  2  in  d.  Leipz.  L.  Z.  1826  Nr. 
156  (blosse  Notiz)  und  in  Beck'sRep.  1826,  III  S.256f.;  von  Schlick' 8 
^Anfangsgründen  ebend.  III  S.  120  (lobend);  von  Boqnette's  l/e- 
bungsstücken  und  Franz.  Lesebuche  ebend.  S.  121  f.  (lobend);  von 
Salomc's  Jus  wähl  moral.  Erzählungen  in  d.  Jen.  L.  Z.  1827  Nr.  174 
S.  431,  Avelche  das  Buch  zu  den  vorzüglichsten  Französischen  Lesebü- 
chern zählt;  von  Kiss  li  ng's  Ausg.  des  Numa  Pompilius  in  der  krit. 
Bibl.  6  S.  580,  welche  das  Buch  sowohl  dem  Inhalte  als  der  Bearbei- 
tung nach  für  Schulen  unbrauchbar  nennt ;  von  Siemsen's  Ausg.  der 
Ue7:riade  ebend.  S.  578  f. ,  Avelche  ebenfalls  das  Buch  nicht  eben  em- 
pfiehlt. Als  Literarnotiz  sey  noch  bemerkt,  dass  von  Ideler's  und 
N  o  1 1  e  'a  Handbuch  der  Franz.  Spr.  und  Literatur  (dessen  neuste  Auf- 
lage den  Titel  führt :  Manuel  de  langue  et  litterature  Franc,  etc.)  in 
London  1820  ein  verstümmelter  Nachdruck  unter  dem  Titel  erschien: 
Chefs  d'oeuvre  of  french  literature,  consisting  of  interesting  extracts 
from  the  classic  french  writers  in  prose  and  verse^  -with  hiographical 
and  critical  remarks  on  the  authors  and  their  wor^s.  Von  diesem  Nach- 
druck wurde  in  Leipzig  1822  eine  Deutsche  Uebersetzung  unter  dem 
Titel :   Meisterstücke  der  Franz,  Literatur ,    herausgegeben. 

Von  den  Schriften  über  Englische  Sprache  ist  nur  Ruhens 
Leitfaden  in  d.  Schulzt.  2  L.  Bl.  45  S  385  — 91  mehr  tadelnd  als  lobend 
heurtheilt  worden :  namentlich  wird  durch  Beispiele  erwiesen,  dass  die 
Regeln  über  Aussprache  nicht  genügen. 

In  der  Archäologie  ist  die  Inh.  Anz.  von  Dorow's  Rom. 
Alterthümern  in  und  um  Neuwied  iniTübing.  L.  Bl.  Nr.  24  S.  93  —  95 
unbedeutend,  und  die  Anz.  von  Bolzenthal's  Verzeichniss  der  ge- 
schnittenen Steine  etc.  im  Tübing.  Kunstbl.  Nr.  73  nur  eine  beiläufige. 
Vgl.  Jbb.  IV  S.  466.  Genauere  Würdigung  ist  nur  den  Specimens  of 
ancient  Coins  etc.  von  N  ö  h  den  zu  Theil  geworden,  zuerst  durch  die 
lohende  Inh.  Anz.  in  d.  Jen.  L.  Z.  1825  Nr.  112  u.  1827  Nr.  172  S.  411  — 16 
und  dann  mehr  noch  durch  die  vorzügl.  krit.  Anz.  v.  O.  Müller  in  d. 
Götting.  Anzz.  St.  193  S.  1921  —  28.  Auch  die  letztere  rühmt  das  Werk 
und  versichert,  dass  die  Zeichnung  der  Münzen  im  Ganzen  treu  genannt 
werden  könne,  dass  aber  das  Kühne  und  Kräftige  der  Originale  bisMei- 
len  zu  sehr  ins  Weiche  und  Charakterlose  abgeschliffen  sey.     Aber  sie 


Archäologie.  Antiquitäten.    Alte  Geographie.  385 

deutet  auch  mit  Gründen  mehrere  Münzen  anders  und  rügt,  dass  Nöh- 
deu  namentlich  viele  Münzen  Ihrer  Scliönlieit  wegen  in  ein  zu  frühes 
Zeitalter  (um  ülymi».  75)  gesetzt  habe :  denn  es  lasse  sicli  erweisen, 
dass  das  Zeitalter  der  schönsten  Griech.  Münzen  erst  mit  der  Zeit  Phi- 
lipp"d  von  Macedonien  heginne  und  etwa  bis  ein  halbes  Jalu-hundert 
nach  Alexander  dauere.  Daher  habe  Payne-Rnight  (in  seinen  Obser- 
vation» on  tlie  large  silver  coins  ofSyracuse,  Archae«»logia  Vol.  XIX) 
die  grossen  Tetradrachmen  von  Syrakus  gewiss  richtig  in  die  Zeit  der 
beiden  Dionyse  gesetzt.  Falsch  sey  auch  die  Annahme,  dass  unter  die- 
sen 31ünzen  Medagiien  sich  befänden,  welche  bloss  zur  Erinnerung  an 
irgend  ein  Ereigniss  geschlagen  wären  (Denkmünzen);  weil  diese  Sitte 
den  Griechen  ganz  fremd  sey. 

Antiquitäten,  Kühn's  Spec.  VI  de  viedic.  militaris  condi- 
tione  ist  angezeigt  in  Beck's  Rep.  182G,  III  S.  2(>7;  Boeckh's  Ab- 
handl.  de  ^lireupago  abgedruckt  in  Seebod.  neuem  Archiv  182(>,  5  S.  115  — 
123.  Von  W^en'  s' disquisitiunis  de  tribubus  Atticis  spec.  steht  eine 
lobende  Anz.  in  d.  Leipz.  L.  Z.  Nr.  5  und  eine  zweite  von  Bake  in  d. 
Bibl,  crit.  nova  111  S.  312  — 77.  Letzterer  meint  jedoch,  dass  Ilgen 
die  Zeugnisse  der  alten  Schriftsteller  nicht  inuner  gehörig  gewürdigt 
habe,  und  erweist  diess  durch  abweichende  Behandlung  zweier  Stellen 
des  riato  ( Tira.  p.  24  und  Crltias  p.  110).  Derselbe  Bake  hat  auch 
Rovers  disput,  de  censorum  ap.  liom.  auctoritate  etc.  [s.  Jbb.  II  S.  168J 
lobend  angezeigt.  In  Schunck's  Jahrbb.  d.  jur.  Lit.  findet  man  Bd.  IV 
S.56  —  CO  eine  tadelnde  Beurtheilung  von  Böcking's  comment.  de 
mancipii  causis,  Bd.  111  S.  109  —  72  eine  mehr  lobende  als  tadelnde 
von  S  t  e  m  a  n  n  '  s  diss.  de  vett.  dotis  actionum  etc.  diß'erentiis,  Bd.  IV 
S.  174  —  78  eine  lobende  von  Freiesleben's  Beiträgen  zur  Rom. 
Hechtsgeschichte ,  Bd.  111  S.  275  —  308  eine  theilw  eise  tadelnde  von 
Zimmern's  Gesch.  des  Rom.  Vrivatrechts.  Von  dem  letzten  Werke 
ist  noch  Hugo 's  wenig  eingehende  Anz.  in  den  Götting.  Anzz.  St.  62  f. 
S.  609-20  zu  erwähnen,  welche  Belcsenheit  und  Gelehrsamkeit  des 
Verf.  rühmt,  aber  es  tadelt,  dass  die  Rechtsgcschichte  nicht  in  Zeit- 
räume getheilt  und  in  der  Anordnung  von  Ilugo's  Lehrbuch  abgewi- 
chen w  Orden  ist ;   zugleich  auch  viele  ungehörige  Repliken  einwebt. 

Reicher,  als  die  beiden  vorhergehenden  Abschnitte,  sind  die  Geo- 
graphie uaA.  G  esc  hl  c  li  t  e  ausgestattet,  und  es  sind  hier  mehrere 
recht  gute  Bcurtheilungcn  zu  erwähnen.  Billerbeck's  Handbuch 
der  alt.  Geographie  lobt  eine  Anzeige  von  Heeren  in  d.  Götting. 
Anzz.  St.  189  S.  1881  —  84,  welche  über  den  Hauptinhalt  etwas  berich- 
tet, ganz  ausserordentlich  und  empfiehlt  es  den  Schulen  aus  Ueberzeu- 
gung,  zumal  da  von  den  Orts- ,  Länder  -  und  Völkernamen  auch  überall 
die  Accentuation  angegeben  worden  sey.  Nur  die  Wcltkunde  der  Al- 
ten in  Asien  sey  zu  weit  uuAgedehnt  worden,  indem  dieselbe  kaum  bis 
zu  den  Philippinen  gereicht  liabc.  Die  Stadt  Thinae  wird  in  Tenessc- 
rim  wiedergefunden.  Nicht  so  ganz  stimmt  in  dieses  Lob  ein  eine  be- 
achtenswerthe  Rec.  in  d.  Schützt.  L.  Bl.  31  S.  265  —  72,  welche  jedoch 
über  das  Buch  nicht  vullkomuieuca  Aulschluss  giebt.     Zwar  giebt  sie 


386  Alte  Geographie. 

ihm,  thells  wegen  derVolIstruidigkeit  der  geographischen  Artikel,  tlieiU 
•wegen  der  geschickten  Behandlung  schwieriger  Partieen  in  der  Geo- 
graphie Asiens  und  Südafricas,  den  Vorzug  vor  nhnii(-hen  Werken, 
weist  aber  zugleich  eine  Menge  Inconsequenzen  und  Nachläsäsigkeiten 
nach,  besonders  in^Hinsicht  der  Orthographie  und  der  Anlührung  an- 
derer Werke.  Eigene  Bemerkungen  des  Rec.  sind,  dass  ii'lmTai  von 
dem  passiv  gebraucliten  faiwg  stamme;  dass-Magetobria  niclit  Mainz 
oder  Elirenbreitstein ,  sondern  la  Moigte  de  Broie  an  der  Saone  sey; 
dass  man  unter  dem  mons  Rhetico  des  Meladas  vonderLanquartdurch- 
flossenc  hohe  Alpthal  Brettigau  oder  Prätigau  verstehen  müsse,  dessen 
höchste  Spitze  noch  jetzt  Rhätico  heisse;  dass  sich  Mattiura  oder  Ma- 
tium  im  Dorfe  Maden  an  der  Eder  wiederfinde,  während  Marburg  an 
der  Stelle  des  alten  Mattiacum  oder  Mactiadum  liege;  dass  die  Schlacht 
der  Chatten  und  Hermunduren  um  die  Salzquellen  von  Ilgen  richtig  an 
die  Sächsische  Saale  nach  Halle  verlegt  worden  sey.  —  Sickler's 
Schulatlas  lobt  eine  unbedeutende  Anz.  in  d.  Schulzt.  2  L.  Bl.  41  S.  355  f., 
und  von  dessen  Leitfaden  z,  Unterr.  in  der  alt.  Geographie  steht  eine 
lobende  Notiz,  mit  ein  paar  Berichtigungen,  ebend.  L.  Bl.  20  S.  176. 
Recht  gut  ist  die  lobende  Rec.  in  d.  Jen.  L.  Z.  E.Bl.  66  —  68  S.  l-f5  — 
55,  welche  sowohl  von  Sickler's  als  von  Schirlitz'ens  Leitfa- 
den eine  sehr  ausführliche  Inh.  Anz.  giebt ,  bei  dem  ersteren  die  aus- 
führlichere und  vollständigere  Länderschilderung,  bei  dem  letzteren 
die  bessere  Eintheilung  und  Reihenfolge  rühmt,  und  ein  paar  eigene 
Bemerkungen  mittheilt.  Noch  ist  auch  die  schon  imVerzeichniss  auf- 
geführte Anzeige  von  Schirlitz'ens  Leitfaden  in  der  Schulzt.  2 
L.  Bl.  11  S.  89 — 93  zu  erwähnen,  weil  sie,  wenn  wir  auch  die  Wür- 
digung des  Buchs  selbst  nur  oberflächlich  nennen  können ,  doch  nicht 
ganz  zu  übersehen  ist  wegen  der  Vorschriften ,  wie  ein  geographischer 
Leitfaden  einzurichten  sey.  Es  wird  nämlich  verlangt,  dass  in  einem 
solchen  nur  historisch  wichtige  Namen  aufgeführt  und  darum  auch  nur 
historisch  wichtige  Länder  ausführlicher  behandelt  werden  sollen.  Zu- 
erst sey  ein  Umriss  der  Wohnsitze  der  alten  historischen  Völker,  und 
dann  ein  specieller  der  einzelnen  Länder  zu  geben.  Ueberall  müsse  die 
Darstellung  mit  Asien  beginnen  und  zuerst  über  die  Phönizischen  und 
Aegyptischen  Seefahrten  und  Homer's  Geographie  sich  verbreiten,  dann 
Griechenland  und  Italien  ausführlich,  die  übrigen  Länder  kurz,  Deutsch- 
land wiederum  ausführlich  behandeln.  Die  Namen  sollen  Deutsch  mit  Ac- 
cent  der  Tonsylbe  geschrieben  und  die  Griech.  und  Rom.  Formen  quan- 
titirt  eingeschlossen  werden.  Nach  dieser  Voraussetzung  genügt  nun 
Schirlitz'ens  Buch  eben  so  wenig,  als  andere.  Sonst  ist  über  das- 
selbe bloss  bemerkt,  dass  es  ein  Auszug  aus  dem  grössern  Handbuch  ist, 
in  welchem  das  Historische,  Antiquarische  und  Mj'thologische  wegge- 
lassen, die  Verzeichnisse  der  Städte,  Berge  und  Flüsse  etwas  vervoll- 
ständigt, die  Länge  und  Kürze  der  Sylben  angegeben ,  und  der  Artikel 
G(;rmanicn  etwas  erweitert  worden  sey.  Zur  Darstellung  von  Deutsch- 
land sind  einige  Ausstellungen  und  Berichtigungen  mitgetheilt.  —  Be- 
nikon'ti  orbis  terraruni  antiquus   ist    in  den  neuen  geogr.  Ephemer. 


Alto  und  neue  Geographie.  387 

Bd.  21  S.  57  f.  angezeigt.  Bei  Kruse' s  Hellas  ist  die  ausfiihrlielie 
Beurtlu'ihiiig  in  den  Wiener  Jaluhb.  Bd.  33  S.  48 — 13()  und  Bd.  31  S. 
41 — 111  nicht  zu  über»elien.  üer  Inhult  des  In  Bd».  der  lieisan  in  Ita- 
lien seit  1822  von  Thicrsch  etc.,  -welcher  die  Reisen  von  Thiersch 
und  Schorn  enthält,  ist  ilu^l■iih^•lil■h  und  mit  kurzen  Auszügen  dargelegt 
in  d.  neuen  geogr.  Kpheni.  Bd.  21  St.  3  S.  78  —  Dl  und  das  Werk  eben- 
so, als  in  der  Anz.  in  d.  Hall.  L.  Z.  182(i  JVr.  309,  gelobt  worden.  Kicht 
etininit  in  dieses  Lob  ein  die  etwas  animose  Notiz  im  Mitternachtbl. 
Kr.  58  S.  230,  welche  das  Werk  zu  hreit  geschrieben  nennt  und  es  mc- 
der  gelehrt  noch  durch  tiefe  archäologische  Entdeckungen  wichtig  fin- 
den kann.  Zm  ar  sey  die  Reise  von  Thiersch  durch  freimiithige  Ansich- 
ten der  politischen  Welt  interessant,  aber  die  von  Schorn  zeige  mehr 
antiquarische  Kenntnisse  als  Geschmack  und  sey  langweilig.  —  Von 
Ruckstuhl's  quaestion.  Atlant,  steht  eine  Anz.  in  d.  lieidelb.  Jahrbb. 
3  S.  318 — 20.  Ein  Vorläufer  dieser  Abhandlung,  iiher  die  wunderba- 
ren Inseln  der  Vorzeit,  steht  in  den  zu  Bern  182(>  erschienenen  Alpen- 
rosen. —  Hier  sehe's  Hegu-einer  durch  d.  Geb.  d.  allg,  Geogr.  y,'ivA 
iii  der  Schulzt.  1826,  1  L.  Bl.  32  und  in  der  Leipz.  L.  Z.1826  Nr.  213 
empfohlen.  An  Reuse  her 's  allgemeinen  Umrissen  rühmt  eine  Anz. 
in  d.  Jen.  L.  Z.  1827  E.  Bl.  68  S-  155  —  58  die  musterhafte  Kürze  in  der 
AusMahl,  Melche  nur  selten  zuviel  gieht,  und  die  lebendige  und  treue 
Schilderung  der  Erdoberfläche,  der  physischen  Beschaffenheit  und  des 
Cullurzustandes  der  Länder;  findet  aber  die  Einleitung  und  die  Be- 
schreibung Australiens  zu  kurz,  den  Zusammenhang  der  Gebirge  nicht 
genügend  nachgewiesen,  und  einzelne  Fragen  am  Ende  des  Buchs  zu 
schwer.  Zu  C  a  n  n  a  b  i  ch's  kleiner  Schulgeographie  kann  man  die 
Rec.  in  der  Leipz.  L.Z.  1820  JNr.  C  (vgl.  ebend.  1825  Nr.  27  u.32(»),  zu 
Hülderich's  Anleitung  dieselbe  L.  Z.  1820  Nr.  266  u.  1825  Nr.  326 
nachsehen.  —  Eine  unnütze,  sehr  lobende  Anz.  von  Galletti's  an- 
scliaul.  Erdbeschreibung  in  d.  krit.  Bibl.  6  8.589  —  91  giebt  das  Verfah- 
ren des  Herausg.  kurz  an  und  MÜnscht  vollständigere  Register.  In  des- 
selben Gelehrten  Katechismus  der  Deutsche?!  V aterlandskunde  *)  rügt 
Tetzner  in  einer  Anz.  in  der  krit.  Bibl.  5  S.  473  —  75  ein  paar  Irr- 
thümer,  lobt  aber  im  Allgemeinen  das  Buch ,  was  mit  dem  Tadel  der 
Schulzt.  1  L.  Bl.  2  nicht  recht  übcreinstiuunen  will.  —  Ueber  den  In 
Th.  von  Ilornschuh's  Lehrbuch  der  Geographie  steht  eina  gute  Rec. 
cbend.  1  L.  Bl.  34  S.  265  —  71,  welche  von  der  Frage  ausgeht,  wie 
Geographie  auf  Schulen  zu  lehren  sey,  und  darüber  (meist  nach  Dit- 
tenherger's  Vorgange,  in  der  \  orrede  zu  seiner  Geogr.  f.  Gymnas.  etc.) 
feststellt,  dass  der  Unterri<lit  nach  naturgemässer  Stufenfolge  gegeben, 
die  Anschauung  des  Lernenden  genug  unterstützt,  die  Selhstthätigkeit 
gehörig  in  Anspruch  genommen,  der  Verstand  eben  so  Mie  dasGedächt- 
niss  beschäftigt,  und  die  Geographie  mehr  für  das  Leben  als  für  die 
Schule  gelehrt  werden  müsse;     dann  aber  diese  Forderungen  auf  das 


*)  Das  Uuch  ist  in  uaeerm  Verzcichnies  fälechlich  unter  die  Gesckicbte  gestellt. 


388     Neue  Geographie.    Chronologie  u.  allgemeine  Geschichte. 

Buch  anwendet,  und  durch  gedrängte  Inhaltsangabe  erweist,  wie  es 
diesclhen  nieistentheils  erfülle  und  obern  Classcn  und  Geübteren  durch- 
aus zu  empfehlen  sey.  —  Zu  der  Sammlung  geogr.  Gemälde  von  B  o  ry 
de  St.  Vincent  vgl.  die  im  Einzelnen  tadelnde  Anz.  in  den  neuen 
geogr.  Epheui.  1826  Bd.  20  St.  13.  —  An  Ilermsd  or  f  s  Leitfaden 
in  der  mat/iem.  Geogr.  findet  eine  seichte  Rec.  in  d.  Hall.  L.  Z.  1821 
Nr.  160  S.  436  —  40  mehr  zu  tadeln  als  zu  loben  und  giebt  mehrere 
Berichtigungen ;  dagegen  wird  das  Buch  gerühmt  in  der  kurzen  Inh. 
Anz.  in  der  Schulzt.  1  L.  Bl.  23  S.  182  f.,  welche  bloss  die  beigegebenen 
Fragen  unzweckmässig  findet.  —  Rühle  vouLilienätern's  all- 
gemeinen Schulatlas  lobt  eine  uiiwcseiitliche  Inh.  Anz.  ebend.  1  L.  Bl. 
26  S.  203-5. 

Ueber  deu  In  Th.  von  Wagner 's  Versuch  e.  Lehrh.  der  Chro- 
7iologie  berichten  Einiges  die  Blätter  für  lit.  Unterh.  Nr.  137  und  finden 
in  demselben  mehreres  zu  tadeln.  Von  dem  Inhalt  von  Ideler's» 
Handbuch  der  mathem.  und  techn.  Chronologie  geben  INachricht  das 
Convers.  Bl.  1825  Nr.  154  u.  1826  Nr.  2,  die  Blatt,  f.  lit.  Unterh.  1827 
Nr.  94  S.  373  —  75,  die  Götting.  Anzz.  St.  53  S.  521  — 28  und  die  Hall. 
L.  Z.  1826  Nr.  73  u.  1827  E.  Bl.  71)  S.  625  —  31,  und  empfehlen  alle  das 
Werk  als  ein  ganz  vorzügliclies.  In  der  Hall.  L.  Z.  sind  ausserdem  ei- 
nige eigene  Bemerkungen  über  das  Römische  Jahr  und  über  die  Ety- 
mologie der  Monats-  und  Jahresbenennungen  gegeben.  Friedle- 
hen's  'Lehrbuch  der  Chronologie  ist  in  einer  Anz.  d.  Halt  L.Z.Nr:  180 
S.  598 — 600  scharf  getadelt.  —  An  Hassel 's  Handwörterbuch  der 
Gesch.  u.  Mjthol.  Abth.  1  tadelt  eine  Anz.  der  Blatt,  f.  lit.  Unterh.  Nr. 
164  S.  655  f.  die  Dürftigkeit  der  gegebenen  Nachrichten  und  den  Man- 
gel der  Präcision  des  Vortrags  und  der  kritischen  Sichtung  der  Quel- 
len, mit  Anführung  einer  Stelle,  welche  diesen  Tadel  auITallend  bestä- 
tigt. —  Junker 's  Hauptbegebenheiten  der  Gesch.  empfiehlt  Beck's 
Rep.  1  S.  309  und  die  sonst  unnütze  und  leere  Anz.  in  d.  Leipz.  L.  Z. 
Nr.  266  S.  2127  f.  Eine  kurze  Anz.  in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  150  S.  359  f. 
stimmt  bei  und  rühmt  namentlich  die  sehr  zweckmässige  Auswahl  und 
Kürze,  findet  aber  die  vielen  Abbreviaturen  störend.  —  Von  Bossuet's 
Universalgeschichte  steht  eine  krit.  Anz.  in  der  krit.  Bibl.  5S.  523  —  26, 
welche  den  Werth  des  Buchs  anerkennt,  aber  dessen  grosse  Brauchbar- 
keit für  uns  mit  Recht  verneint.  —  Die  kurze  lobende  Notiz  von  Rot- 
teck's  allgem,  Gesch.*')  im  Hesperus  Nr.  155  S.  620  ist  unbedeutend, 
und  auch  die  Anz.  in  der  Leipz.  L.  Z.  1815  Nr.  229  steht  m  eit  zurück 
hinter  der  gediegenen  Rec.  in  d.  Jen.  L.  Z.  1827  Nr.  233-35  S.  417-35. 
Diese  tadelt  es,  dass  Rotteck  seine  Geschichte  schrieb,  ohne  die  Quellen 
studiert  zu  haben,  und  dass  er  seine  Materialieu  nur  aus  neuern  Werken 


*)  Bd.  I,  6e  Aufl.  XX,  XIV  u.  536  S.  Bd.  II,  Ce  Aufl.  XVI,  XI  n.  574  S. 
Bd.  111,  Ge  Aufl.  VI,  Vll  u.  258  S.  Bd.  IV,  Ce  Aufl.  IV,  IX  u.  4'J8  S.  Bd.  V, 
6e  Aufl.  XIV  u.  574  S.  Bd.  VI,  6e  Aufl.  XII  u.  426  S.  Bd.  VII,  2e  Aufl.  Xu.557S. 
Bd.  VllI,  XIV  u.  644  S.  Bd.  IX,  IV,  XV  u.  869  S.  1826.  8.  Das  panze  Werk  ist 
noch  bis  zur  Ostermesse  1828  für  dcu  Subscr. -Fr.  vou  13  Thlru.  9  Gr.  zu  babeu. 


Allgemeine  Geschichte.  389 

(in  den  ersten  Biliulcn  aus  Heeren,  Gibbon,  Robertson  etc.)  genommen 
hat,  dass  er  oft  Thatsachen  auslädst  und  doch  ein  Käsoiincnient  über 
dieselben  glebt,  übt-rhaupt  solchen  allj^enieincn  Häsonnemcnts  zu  viel 
Raum  einräumt:  das»  er  eines  Itidensrhaftlosen  Stand-  und  Gesichts- 
punctes  oft  ganz  entbehrt;  dass  der  Stil  zMar  lebendige,  aber  nicht  im- 
mer ganz  corrcct  ist,  oft  sogar  in  den  Redncrstil  übergeht,  und  viel 
zu  viel  Schmuck  liat,  wclclier  n«»ch  dadnrch  erhöht  ist,  dass  oft  geist- 
reiche Stelh-n  Anderer  al)geschriebcn,  ja  sogar  Stellen  aus  Griech.  Rhe- 
toren  übersetzt  sind.  Noch  missbilligt  sie ,  dass  im  9n  Bde.  die  neuste 
politische  Geschichte  bei  weitem  nicht  ausreichend  und  nicht  in  glei- 
cher Ausführlichkeit  mit  den  frühern  Bänden  behandelt,  und  dass  in  den 
neuen  Auflagen  der  ersten  sieben  Bände  nichts  zur  VerJiessernng  dersel- 
ben gcthan  Avorden  ist.  Dass  diess  aber  nöthig  gcAvesen,  wird  durch 
eine  lauge  Reihe  unrichtiger  und  kritisch  unlialtbarer  historisclicr  Data, 
welche  sich  im  Buche  finden,  nachgewiesen,  deren  Vergleichung  um 
eo  mehr  anzurathen  ist ,  da  sie  sich  zum  Theil  auch  in  vielen  andern 
Geschichtsbüchern  finden,  und  in  der  Rec.  nicht  bloss  gerügt,  sondern 
häufig  auch  durch  Belege  verbessert  sind.  —  Die  sehr  lobende  Anz. 
Ton  Schlosser's  unh'ersalhistorischer  Uebersicht  ih  d.  Blatt,  f.  lit. 
Unterh.  Nr.  199  f.  sucht  nur  nachzuweisen,  dass  Schlosser  zu  den  sclbst- 
etändigsten,  kräftigsten  und  umfassendsten  Historikcx-n  gehöre  imd  kei- 
ner Schule  huldige.  Aehnlichcs  ist  in  Schulthess'ens  neuen  theol.  An- 
nalen  gerühmt  Avorden.  Das  hat  freilich  H  ein  r.  Leo  in  den  Jahrbb. 
f.  wissensch.  krit.  Nr.  44  —  48  nicht  beachtet,  sondern  das  Werk  durch- 
aus nach  den  Principien  der  philosophircnden  Historiker  heurtheilt  und 
darum  vieles  getadelt.  Jedoch  hat  diese  Rec.  immer  Wertli ,  beson- 
ders durch  die  Darlegung  der  Richtung,  welche  die  Geschichtschrei- 
bung seit  Gatterer  genommen  hat,  und  sie  rügt  auch  manche  Eigenthüm- 
lichkeiten  Schlosser's  nicht  mit  Unrecht.  —  Ueber  Rauschnick'a 
kurzen  Jbriss  der  alten  Gesch.  und  der  Gesch.  des  Mittelalters  urtheilt 
eine  kritische  Anz.  in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  145  S.  313  — 17,  dass  beide 
Schriften  zwar  nichts  Neues  geben,  aber  sich  durch  Behandlung  und 
Darstellung  auszeichnen  und  in  der  Hand  eines  kundigen  Lehrers  recht 
brauchbar  seyn  können.  In  beiden  werden  noch  einige  falsche  Anga- 
ben und  eine  in  einzelnen  Stellen  verfehlte  Darstellung  gerügt.  Bausch- 
n  ick 's  pragmatisch  -  chronologisches  Handbuch  der  Europäischen 
Staatengeschichte  (3  Abthh.  Schmalkalden ,  Varnhagen  1824  und  25. 
1374  S.  8.)  lobt  eine  unnütze  Notiz  in  d.  Leipz.  L.  Z.  1828  Nr.  17  S.  136 
(11  Zeilen) ;  dagegen  tadelt  es  sehr  eine  Rec.  in  der  Schul/.t.  1827,  1 
L.  Bl.  33  S.257  —  (>3,  und  behauptet,  dass  es  alle  die  Vorzüge,  welche 
Meusel's  und  Spittler's  Europ.  Staatengeschichten  auszeichnen,  nicht 
habe;  dass  sich  kein  Quellenstudium  oflcnbare  und  selir  nöthige  genea- 
logische Tabellen  vermisst  werden  ;  dass  bei  der  Eintheilung  der  Ge- 
echichtc  in  Perioden  keine  zweckmässigen  Zeitabschnitte  gcwäblt  wor- 
den; dass  die  Chronologie  mit  Unrecht  von  der  geschichtlichen  Dar- 
stellung getrennt  und  bebonders  behandelt  worden ,  auch  durch  viele 
falsche  Data  entstellt  sey,    was  durch  einige  Beispiele  aus  der  Spani- 


390     Geschichte  der  Deutschen,  ties  Mittelalters,  der  Griechen. 

sehen  Geschichte  erwiesen  wird.  Noch  bringe  diese  Trennung  den 
Nachtheil,  dass  mehrmals  auf  die  Chronologie  verwiesen  sey,  ohne  dass 
eich  dort  eine  Angahe  finde.  Gerühmt  wird  jedoch  das  fortwährende 
Bestrehen,  die  Entwicklungsstufen  des  Volks  lebhaft  den  Augen  des  Leh- 
rers vorzuführen,  und  die  würdige  und  angemessene ,  ja  oft  blühende 
Sprache.  Rauschnick's  Geschichte  der  Deutschen  *^  ist  angezeigt 
in  Beck's  Bep.  I  S.  88  f.  und  d.  Blatt,  f.  lit.  Unterh.Nr.  114  f.  S.  453  — 
455  u.  457  f.,  und  am  letztern  Orte  wird  ihr  gute  Auswahl  und  schlich- 
ter Stil  nachgerühmt.  Eine  Beurtheilung  in  der  Schulzt.  1  L.  Bl,  35 
^.  273  —  76  stellt  das  Buch  mit  Kohlrauscirens  Deutscher  Geschichte 
zusammen  und  meint,  dass  es  gleichmässiger  als  diese  gearbeitet  scy. 
Die  Darstellung  sey  im  Ganzen  gut,  nur  hin  und  wieder  durch  Schreib- 
und Druckfehler  entstellt,  und  die  Rede  schlicht,  so  dass  sie  wohl 
manchmal  etwas  rediiensclier  seyn  könne.  Uebrigens  finde  nan  nnr 
die  gewöhnlichen  Quellen  benutzt,  wesshalb  auch  viele  historische  Irr- 
thümer  im  Buche  vorbanden  seyen,  deren  eine  ziemliche  Reihe,  als  Fort- 
setzung der  in  der  Hall.  L.  Z.  Nr.  35  gerügten,  aufgeführt  werden. —  Den 
In  Bd.  von  Rehm's  Lelirhuch  der  Gesch.  des  Mittelalters  rühmen  die 
Anzz.  in  d.  Leipz.  L.  Z.  1826  Nr.  210  und  in  d.  Blatt,  f.  Ht.  Unterh. 
1827  Nr.  148  S.  589  —  91  wegen  seiner  Gründlichkeit,  Umsicht  und  ge- 
"diegenen  Forschung.  Die  letztere'  giebt  ein  paar  litei'arische  Nachträge, 
Auch  an  dessen  Handbuch  der  Gesch.  des  Mittelalters  (Marburg,  Krü- 
ger. Ir  Bd.  1821.  XIV  u.  701  S.  2r  Bd.  1824.  VI  u.  578  S.  8.  6  Thlr. 
4  Gr.)  rühmt  die  Schulzt.  1827,  2  L.  Bl.  12  S.  97 — 103  die  gründliche, 
umsichtige  und  aus  den  Quellen  geschöpfte  Behandlung,  den  reinen 
und  kräftigen  Stil  und  das  gesunde  Urtbeil ;  findet  aber  die  Literatnr- 
Tiotizen  nicht  vollständig  genug  und  in  der  Propädeutik  und  historischen 
Einleitung  manches  zu  kurz  behandelt,  und  stimmt  nicht  überein  mit 
der  Einrichtung,  dass  die  Geschichte  des  Mittelalters  in  Perioden  ge- 
theilt  ist,  in  denen  die  allgemeine  Geschichte  vorausgeht  und  dann  die 
epecielle  der  einzelnen  Völker  folgt,  indem  es  zweckmässiger  scy, 
ethnographisch  zu  gehen.  —  Das  Specimen  des  Schultzischen 
yipparatus  ad  annales  crit.  rerum  Graec.  rühmt  ausserordentlich  die  von 
Plass  in  der  krit.  Biblioth.  2  S.  151 — 54  gegebene  Inh.  Anz.,  welche 
•nur  an  zwei  Stellen  anstösst,  ohne  jedoch  eine  entscheidende  Berichti- 
gung derselben  zu  geben,  imd  Herod.  I,  126  die  WW.  yivifi  —  voxfqov 
streichen  und  Thucyd.  HI,  68  die  93  Jahre  von  der  Verbindung  Platea's 
'nrit  Athen  in  83  verwandeln  will.  —  MüUer's  Sehr,  über  dieWohn- 


*)  Die  Geschichte  der  Deutschen,  aum  Gehrauch  in  Gymnas.  u.  höh.  Bür- 
gersch.  erschien  zu  Schw-elm  bei  Scherz  und  ist  verschieden  von  dem  Lehrbuch 
der  Deutschen  Geschichte,  welches  in  Schmalkalden  bei  Varnhagen  herauskam  und 
«U8  dem  pragra.  -  chronolog.  Handbuch  abgedruckt  ist.  Im  Veraeichniss  ist  durch 
«ineu  Irrthum  die  Geschichte  der  Deutschen  als  ein  solcher  Abdruck  genannt  wor- 
den. Der  Abdruck  des  Lehrbuchs  der  Deutschen  GescÄ.  ist  übrigens  nach  Uausch- 
nick's  Erklärung  von  dem  Verleger  ohne  den  Willen  des  Verf.  veranstaltet  wor- 
den, und  auf  das  W'iderrcchtliche  dieses  Abdrucks  bezieht  sich  cia  Auf&atz  von 
Müllner  im  Mitternachtblatt  Nr.  17G  S.  703. 


Geschichte  der  Griechen,  der  Römer,  der  Deutschen.        391 

sitze  etc.  des  Makedov.  J'olks  Iol)t  sehr  die  kurze  Anz.  von  V  ö  1  c  k  c  r 
in  d.  Hall.  L.  Z.  E.Bl.  124  S.  918  f.  —  Den  Ilauptinhiilt  von  Plehn's 
Lesbidcorum  Über  hat  0.  Müller  in  d.  Göttin};^.  Anzz.  18*28  St.  4  S.  39 

—  37  aufgeführt  und  zu<^leicli  Klnig-cs  aus  Z  an  d  c  r'  s  1827  erschiene- 
nen 7ii?/V/-a^e«  ~ur  Kunde  der  I/i^e/ Leäios  vv\yü.lmt.  Er  findet  Plehn's 
Buch  sehr  z^v<M■k^läs^ii!J^,  nurEiuij::cs  zu  kurz  Iiehandclt,  und  theilt  meh- 
rere eigene  IJeinerkuiigen  mit.  Dahin  gehört,  dass  der  Makar  der  Les- 
bier (Hom.  hvmn.  1,  ü7)  ein  Symbol  der  Fülle  ländlichen  Segens  sey; 
das»  die  Existenz  einer  Stadt  Le&bos  aus  Honier's  ivHZifiivr]  ivi  Aie^at 
nicht  folge,  dass  man  Aesch.  Euui.  392  vom  Streite  31itylene's  mit  Athen 
um  die  Troischc  Küste  deuten  müsse ;  dass  Strabon's  Kleanaktiden,  mit 
denen  Alkäos  stritt,  Mohl  in  Archäanaktiden  (vgl.  Schol.  z.  Aicand.  Ther, 
613,  wo  ni-QL  ^piatoj'axr(ö&3r  vermuthet  Avird)  zu  verwandeln  seycn; 
dass  die  Tyrannen  in  Lcsbos  nicht  Aristokraten,  sondern  Häupter  de- 
mokratischer Parteien  Maren ;  dass  der  Apollo  Gonnapaeos  ein  Unding 
eey  und  in  den  Scholieu  des  Aristophanes  xov  Nanui'ov  gesehriehen 
"werden  müsse,  so  >vie  Lobeck  auch  den  Dionysos  Kephallen  riclitig  in 
i^aXlT]v  (vgl.  Euseb.  praep.  evang.  \,  36)  ver«  andelt  habe.  Die  Stelle 
hei  Thucyd.  III,  4,  wo  Malea  nördlich  von  Mitylene  gesetzt  wird,  habe 
Zander  richtig  dahin  gedeutet,  das»  Malea  bei  Thukydides  nicht  das 
Vorgebirge,  sondern  die  ganze  schmale  Halbinsel  bezeichne,  auf  wel- 
cher Mitylene  lag  und  zu  welcher  gewiss  auch  noch  der  nördlich  gele- 
gene Maloische  Hafen  gehörte.  Auch  sey  lalscli  die  Annahme,  dass 
nach  dem  Seesieg  bei  Knidos  die  Inseln  und  Küsten  Asiens  gleich  Mieder 
zum  Theil  Athenisch  gcMorden  seyen;  aus  Xenophon  und  Konons  Ver- 
hältniss  zu  den  Persern  gehe  hervor,  dass  sie  sich  an  Persien  anschlös- 
sen. Zuletzt  Mird  noch  die  von  Böckh  in  der  Staatshaushalt,  d.  Athe- 
ner aufgestellte  lyrische  Tragödie  und  Komödie  gegen  neuere  EiuMeu- 
dungen  vertheidigt.  -  Von  Voemel's  lineamentis  belli  Amphipol. 
ßteht  eine  beachtensMcrlhe  Rec.  in  Seebod.  neuem  Archiv  182fi,  5  S.  106 

-112,  M  eiche  die  Sclirift  im  Allgemeinen  rüluut,    aber  die  historisdie 
Darstellung  für  einseilig  hält  und  mehrere  abM  eichende  Resultate  zieht. 

—  Den  Inhalt  von  Brückner's  historia  reif.  Massiliensium  giebt 
eine  lobende  Anz.  in  d.  Leipz.  L.  Z.  1828  Nr.  IG  S.  126  f.  durch  Aufzäh- 
lung der  Uauptrubriken  des  Buchs  an.  Eine  allgemeine  Inh.  An2.  von 
Laura  za's  histoire  crit.  du  pasias^e  des  yilpes  p  ar  Uannibal  stiiht 
«bcnd.  1827  Xr.  283  S.  2263  f.  An  Wilhelm 's  Feidzugen  des  JDru^ 
sus  im  Tiördl.  Deutschi,  rühmt  eine  Anz.  im  Mittcrnachtbl.  die  in  diesier 
gegen  Luden's  Schilderung  des  Drusus  geriditeten  Schrift  rein  nach 
den  Quellen  der  Römer  und  Grieehen  gegebene  Darstellung,  die  histo- 
risch-gründliche Gedrängtheit,  die  kritische  Genauigkeit  und  schnrf- 
«innige  Conibination  und  den  reinen,  m  ürdevollen  und  anmuthigcnStil. 
Vgl.  Jbb.  V  S.  28.  Das  4e  Heft  von  Leichtlen's  Forschungen  Mird 
in  einer  Inh.  Anz.  in  den  geogr.  Ephem.  Bd.  22  St.  8  S.  76  -r-^  dai< 
gründlichste  und  fas^lichste  Buch  über  die  Geschichte  S«;hwabons  imter 
den  Römern  genannt.  —  Dass  die  Anz.  des  In  Bds.  von  L  ud  eu's  Ge- 
svhichte  des  Deutsch.  V ulks  in  dem  litcr.  Cunvcce.  BL  1826  Kr.  Ui6  i. 


392       Gescluclite  der  Deutschen.  Griech.  u.  Rom.  Mythologie. 

das  Werk  bloss  lobt,  mag  in  einem  Unterhaltungsblatte  hingehen.  Sonst 
bedürfen  Werke  so  ausgezeichneter  Gelehrten,  wie  Luden  ist,  keiner 
Empfehlung,  wohl  aber  um  der  Sache  willen  einer  strengen  kritischen 
Prüfung ,  weil  in  ihnen  vorkommende  Irrthümer  doppelt  leiclit  durch 
den  Namen  ihrer  Verfasser  täuschen.  Darum  ist  die  vielleicht  etwas 
nnimo^sc,  aber  sonst  recht  brave  Reo.  desselben  Bandes  in  d.  Jen.  L.  Z. 
1827  Nr.  221  f.  S.  321  —  32  sehr  zu  loben.  Sie  erkennt  die  sorgfältige 
Prüfung  aller  Quellen  und  Ausscheidung  alles  Fabelhaften  an,  und  bil- 
ligt, dass  Luden  eine  subjective  Darstellung  wählte,  weil  objective  oh- 
nehin nicht  durchaus  möglich  sey.  Nicht  minder  gesteht  sie  zu,  dass 
die  natürliche  Breite  des  Stils  ihren  Reiz  habe ;  doch  sey  dieser  Stil  an 
und  für  sich  nicht  zu  billigen  ,  zumal  da  er  noch  manchmal  durch  fal- 
gchen  Schmuck  entstellt  sey.  Dagegen  findet  sie  zu  grosse  Umständ- 
lichkeit der  Behandlung,  welche  über  den  Zeitraum  der  Deutschen  Ge- 
Bchichte  bis  Chlodwig  ohne  die  Anmerkungen  1000  S.  füllt ,  und  in 
welcher  viel  Ungehöriges  eingemischt  und  öfters  Nebensachen  zur  Haupt- 
sache gemacht  sind ,  wie  z.B.  die  Hörn.  Geschichte  sehr  ausfüliriich 
dargestellt  ist.  Ferner  wird  getadelt,  dass  der  Verf.  bei  jeder  Lücke 
der  Quellen  klagend  und  zürnend  verAveile,  und  dass  er  nicht,  wie  Nie- 
huhr,  Vergleichungen  mit  andern  Völkern  und  mit  der  spätem  Zeit  an- 
etelle;  vorzüglich  aber,  dass  er  in  seiner  Leidenschaftlichkeit  zu  sehr 
für  die  Deutschen  Partei  nehme ,  und  desshalb  die  Quellen  nicht  ge- 
hörig würdige,  manche  historische  Notiz  verdrehe  und  Thatsachen 
läugne.  Diess  wird  durch  eine  lange  Reihe  von  (meist  auch  zugleich  be- 
richtigten) Beispielen  ^erwiesen,  denen  auch  noch  viele  Berichtigungen 
missverstandener  Stellen  der  Alten  und  eine  Prüfung  der  Gründe  bei- 
gefügt ist,  nach  welchen  Luden  die  Völkerwanderung  wegderaonstriren 
und  hei  der  Hermannschlacht  keine  Verschwörung  der  Deutschen  statt- 
finden lassen  will.  Den  Hauptinhalt  der  zwei  ersten  Bände  kann  man 
inBeck'sRep.  1826,1  S.6— 10  und  182T,  I  S.  81  —  86  lesen,  wo  nur 
Luden's  zu  grosser  Skepticismus  getadelt  wird;  wer  aber  das  eigen- 
thümliche  Wesen  und  den  Standpunct  der  3  ersten  Bände  kennen  ler- 
nen will,  der  findet  ihn  gut  dargelegt  in  einer  ausführlichen  Rec.  von 
Wachsmuth  in  d.  Leipz.  L.  Z.  Nr.  308  —  10  S.  2457  —  74,  welche 
jedoch  sonst  nichts  Eigenthümlichea  enthält.  —  Zu  dem  2n  Th.  von 
Gagern's  Nationalgesch.  der  Deutsch,  ist  die  Anz.  in  Beck's  Rep. 
1826,  I  S.  1  —  5,  zu  Guts  -Muths  Deutschem  Layide  die  Leipz.  L. 
Z.  1825  Nr.  90  nachzutragen.  Radlof  s  Gruiidzüge  einer  nUdungs- 
gesch.  d.  Germ.  [s.  Jbb.  V  S.  3  ff.]  sind  ihrer  etymologischen  Spielereien 
wegen  scharf  getadelt  in  den  Blatt,  f.  lit.  Unterh.  1827  Nr.  87  S.  347  f. 

Aus  der  Mjtholo gie  ist  der  Müller  -  Lange  -  Völcker' 
sehe  Streit  schon  andei'swo  erwähnt  worden,  und  die  Gotter  und  He- 
roen d.  Griech.  und  Rom.  [Jbb.  I  S.422]  haben  ihre  vollkommene  Wür- 
digung in  d.  Schulzt.  2  L.  Bl.  27  S.  240  gefunden,  wo  angegeben  wird, 
dass  das  Buch  nur  ein  nachlässiger  und  castrirter  Nachdruck  aus  der 
von  T  ö  1  k  e  n  (Berlin,  bei  Nicolai.  1820.  10  Thlr.)  besorgten  Ueber- 
setzung  von  Millin's  mytholog.  Gallerie  ist.     Die  Antisjrmbolik  von 


Mythologie.  Geschichte  d.  Fhilosophlo  alter  Zeit.  393 

Vo88  rühmt  cineAnz.  m  den  Bhitt.  f.  Vit.  Unterh.  Nr.  165  f.  S.  659  f. 
u.  ö(»3  f.  unil  lobt  besonders  den  edclii  Stil.  Einen  guten  Inhaltsbc- 
richt  vom  2n  Bde.  giebt  Beck's  Rep,  III  S.  lOT — 10,  welcher  die  hef- 
tigen Invectiven  gegen  andere  Gelehrte  mit  Recht  missbilligt ,  und  gut 
zu»aaimenstcllt,  dass  der  grüsste  Theil  dieses  Bandes  nur  perso- 
nellen Streit  enthalt  und  der  Wissenschaft  nicht  viel  nützt,  zumal  da 
das  Meiste  schon  früher  gedruckt  ist.  Bloss  die  dritte  Abthciliiiig  von 
S.  401  —  CO  hat  reinen  literarischen  Werth.  Böttiger's  Ideen  zur 
Kunstmjthologie  empfehlen  die  sehr  kurze  Inh.  Anz.  im  Tübing.  Kunstbl. 
Nr.  25  S.  98  und  die  ausführliche  in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  237  f.  S.  217  — 
32,  welche  letztere  auch  ein  paar  nicht  tiefer  eingehende  Gegenbemer- 
kungen macht.  Einige  bessere  Ausstcllnngen  und  eine  sehr  ausführ- 
liche Prüfung  der  in  der  Vorrede  ausgesprochenen  Grundsätze  giebt 
Creuzer  ia  den  Heidclb.  Jahrbb.  0  S.  529 —  52.  Zu  H ü  1 1  m  a n n ' a 
Progr.  de  Cercopibus  atque  Cjcloi),  vgl.  L  o  b  e  c  k  dissert.  de  Cercopi- 
bus  atque  Cohalis  (Königsb.  1820.  Abgedruckt  in  Seeböd.  Miscell.  crlt. 
Vol.  II  P.  3.) ,  B  ö  1 1  i  g  e  r  über  die  Kerkopen  in  der  Amalthca  Bd.  3 
S.  318  ff. ,  Hase  im  Wegweiser  Nr.  1  u.  3  zur  Abendzt.  182G  und 
Riegler's    Sehr,  de  Hercule  et  Cercopibus, 

Fhilosophie  und  Rhetorik.  Wer  Krug'a  Geschichte 
der  Philos.  alter  Zeit  noch  nicht  kennt,  wird  sie  aus  der  lobenden  No- 
tiz von  Heeren  in  d.  Gütting.  Anzz.  St.  193  S.  1928,  welche  sich  auf 
die  Beurtheilung  der  In  Aufl.  ebend.  1815  St.  94  beruft ,  und  aus  der 
gleichen  in  Beck's  Rep.  II  S.  451  eben  so  wenig,  als  aus  der  kurzen, 
lobenden,  Anz.  in  d.  krit.  Bibl.  2  S.  217  f.  kennen  lernen ,  obschon  die 
letzte  vielleicht  wegen  ein  paar  unbedeutenden  Litcraturnachwcisungen 
nachgesehen  zu  werden  verlangt.  —  Die  Rec.  von  Ritter's  Gesc/i.  d. 
Pjthag.  Philosophie  in  den  Wiener  Jahrbb.  Bd.  38  S.  122  —  38  giebt 
eine  förmliche,  meist  aus  Ritter's  Resultaten  zusammengesetzte  Ab- 
handlung über  Fythagoras  und  seine  Lehren  und  stimmt  dem  gelobten 
Werke  meist  bei,  ausser  dass  sie  die  Behauptung  bestreitet,  dass  der 
Pjthagor.  Geheimdienst  nicht  aus  Aegypten  stamme.  Die  ausführl. 
Anz.  in  d.  Gotting.  Anzz.  St.  83  f.  S.  817  —  39  verbreitet  sich,  meist  re- 
ferirend,  über  den  am  meisten  gebilligten  2n  Abschnitt,  über  die  Prin- 
cipien  und  das  Wesen  der  Pythagor.  Zahlenlehrc,  macht  dazu  ein  paar 
eigene  Bemerkungen  und  sucht  die Pjthagor. Philosophie  nachO.  Mül- 
ler als  eine  Dorische  nachzuweisen.  Hat  man  diese  beiden  Beurthci- 
lungen  benutzt,  so  werden  die  rühmenden  Anzz.  in  Beck's  Rep. IS. 250 f., 
in  d.  Blatt,  f.  lit.  Unterh.  Nr.  293  S.  1171  f.  und  in  d.  Hall.  L.  Z.  E.BI. 
38  S.  302  —  4  durch  ihre  theilweisen  Inhaltsangaben  nichts  weiter 
nützen.  Mehr  wird  die  kritische  Anz.  in  d.  Hall.  L.  Z.  1828  Nr.  9  f. 
S.  6.J  —  80  das  Nachlesen  verdienen,  weil  sie,  obschon  sie  weder  durch 
besondere  Resultate  noch  durch  «ine  vollständige  Würdigung  desBuchs 
sich  auszeichnet,  doch  zugleich  einen  Inhaltsbericht  von  II  e  i  n  h  «t  1  d  '  8  u. 
W  e  n  d  t '  8  Schriften  desselben  Inhalts  liefert,  besonders  über  die  Grund- 
lehre der  Pytliagorischen  Phllosopliie  (die  Zahlenlehre)  sich  verbreitet, 
die  abweichenden  Ansichten  der  drei  Gelehrten  darüber  mittheilt  und 
Jahrb.  f.  Phil.  u.  l'dilas.  Ja/irg.  II.  /hfl  Vi-  27 


394  Philosophie,  Rhetorik,  Religion,  Naturgeschichte,  Mathematik. 

mit  kürzen  billigenden  oder  missLilligenden  Urthellen  hegleitet.  Auch 
deutet  sie  an,  auf  welche  Weise  man  die  Nachrichten  über  desPythag. 
Leben  und  Symbole,  über  die  politische  AViditigkeit  seine»  Bundes  und 
über  die  Geheimnisse  seiner  Schule  vielleicht  zu  bestimmtem  Resultaten 
benutzen  könne,  und  vermuthet  aus  der  Aehnlichkcit  zwischen  des  Pyth. 
Lehre  von  einem  ausserweltlichen  Unbegrenzten,  das  durch  Begrenzung 
in  den  Kosmos  eingehe,  und  dem  3t5p(£^ov  der  Ionischen  Philosophen, 
dass  der  erstere  der  letztern  Lehren  doch  Mohl  berücksichtigt  habe.  — 
Fisch  haber's  Naturrecht  lobt  eine  Inh.  Anz.  in  d.  Leipz.  L.  Z.  Nr. 
162  S.  1289  —  91  eben  so  als  die  Anz.  d.  Hall.  L.  Z.  1826  Nr.  262. 
Auch  Schunck's  Jahrbb.  d,  jur.  Lit.  1826  Bd.  III  S.  211  —  15  finden 
daran  mehr  zu  loben  als  zu  tadeln.  —  P  h  i  1  i  p  p  i '  s  Katechismus  d. 
Rhetorik  nennt  eine  allgem.  Inh.  Anz.  in  d.  Schulzt.  1827,  2  L.  BL  15 
S.  113  f.  sowohl  im  Allgemeinen  als  namentlich  durch  die  feinen  Be- 
merkungen des  Verf.  und  durch  die  trefflich  gewählten  Beispiele  eehr 
brauchbar,  und  rügt  nur  die  vielen  Druckfehler.  Füllebor n'a  Rhe- 
torik von  Menzel  [s.  Jbb,  II  S.  278  ff.]  hat  Steuber  ebend.  L.  BL 
28  S.  244  kurz  angezeigt. 

Religion.  Ueber  Klitscher's  Liederbuch  giebt  die  lohende 
Anz.  in  der  krit.  Bibl.  9  S.  951  nur  dürftige  Auskunft.  Vgl.  dieRec.  in  d. 
Leipz.  L.  Z.  1816  Nr.  201.  Seebode's  Schulgesangbuch  lobt  eine  Rec. 
Xßn  Lorberg  in  d.  krit.  Bibl.  3  S.  306  — 10  und  rügt  nur  Einiges  in 
der  Anordnung,  Auswahl  Und  Textesänderung.  An  S  ch  ir  li  t  z' e  ns 
Morgengebeten  finden  die  Anzz.  in  Beck's  Rep.  1826,  III  S.  135  u.  von 
Biallobiotzky  in  d.  krit.  Bibl.  1827,  7  S.  692  f.  mehr  zu  loben 
als  zu  tadeln.  Assmann's  Gesang-  und  Gebetbuch  ist  sehr  unge- 
recht beurtheilt  im  Katholiken  1826  Bd.  19  S.  255  f.;  aber  auch  die  Anz. 
in  Beck's  Rep.  1826,  III  S.  35  billigt  es  nicht  durchaus.  —  Dinter'a 
relig,  TVeihe  zum  akad.  Leben  [Jbb.  I  S.  434  u.  IV  S.  233]  rühmen  die 
Anzz.  in  Beck's  Rep.  1826,  i  S.  298  und  in  d.  Leipz.  L.  Z.  1826  Nr.  211. 
Von  Schubert's  vier  Reden  zur  yibendmahlsfeier  hat  Biallo- 
biotzky in  der  krit.  Bibl.  1827,  7  S.  688  —  92  eine  Inh.  Anz.,  von 
Schirlitz'ens  drei  Schulreden  Beck's  Rep.  1826,  I  S.  374  eine  lo- 
hende Anz.   gegeben. 

Von  F  ri  t  z  s  c  h'  S  Leitfaden  beim  Unterricht  in  d.  Naturgeschichte 
berichtet  eine  kurze  Anz.  in  d.  Schulzt.  1  L.  Bl.  36  S.  288,  dass  man 
darin  nichts,  als  eine  Nomenclatur  nach  Linne  finde. 

Bei  den  Schriften  über  Mathematik  sey  zuerst  bemerkt,  dass 
Ad.  Teil  kämpf  in  Seebod.  neuem  Archiv  1827,  2  S.  69  —  SO  einen 
kritijichcn  Bericht  von  den  zu  Michaelis  1825  und  zu  Ostern  1826  in 
Prensscn  erschienenen  mathematischen  Schulprogrammcn  geliefert  hat. 
Von  Wunder's  Katechismus  der  Mathematik  behauptet  die  scharf 
tadelnde  Inh.  Anz.  in  d.  Schulzt.  1  Nr.  29  S  225—28,  dass  die  Bear- 
beitung armselig  sey,  manclics  Nötliige  vermissen  lasse  und  viel  Unge- 
höriges einmische,  und  erklärt  sich  überhaupt  sehr  bestimmt  gegen 
solche  Katechismen.  Anders  urtheilte  Block  in  der  krit.  Bibüoth.  6 
S.  629  —  34,    indem   er  nicht  den  streng  m  issenschaftlidicn  Maassstah 


MiitlicniatUf  u.  Pädagogik.  395 

an  das  Buch  legte,  sondern  es  nach  seiner  Bestiininung  für  das  grössere 
PuliliciiiD  Aviirdigte.  In  dieser  Voraussetzung  entspreche  es  seinem 
Zwecke  sehr  gut,  liefere  aus  der  Arilhnnjtik,  Algebra,  Geometrie, 
Mechanik ,  Optik  und  Astronomie  das  Nöthigste  und  Bcgreillichste  in 
einer  anziehenden  und  gemeinfasslichen  Darstellung,  und  sey  daher 
zum  Unterrichte  in  Bürgerschulen  und  zum  Selbstunterrichte  für  Lieb^ 
haber  sehr  brauchbar.  Methodische  Strenge,  Anordnung  und  Entwik- 
kclung  im  Zusammenhange  finde  man  hier  freilich  nicht,  könne  sie 
aber  auch  billiger  Weise  in  einem  solchen  Buche  nicht  erwarten.  Ein- 
zelnes \om  Buche  behandelt  Block  gar  nicht,  sondern  liefert  S.  G30  — - 
34  eine  allgemeine  Rechtfertigung  des  mathematischen  Studiums  und 
der  Nützlichkeit  desselben.  —  Von  Ohm 's  Versuch  einer  kurzen  .  .  . 
Anweisung  Knaben  zum  Studium  der  Blathem.  fähig  zu  machen  steht 
eine  Notiz  in  Beck's  Rep.  II  S.  408.  Von  dessen  reiner  Elementar- 
Mathematik  [Ir  Bd.  XX  u.  464  S.  2r  Bd.  X  u.  368  S.  3r  Bd.  XII  u. 
331  S.]  findet  man  eine  gute  Inh.  Anz.  ebend.  II  S.  169  —  74  und  eine 
ündere,  lobende,  in  d.  Jen.  L-  Z.  Nr.  138  u.  E.  Bl.  58:  letztere  mit  ein 
paar  Ausstellungen.  Eine  beachtungswerthe  Reo.  in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr. 
264  —  66  giebt  nach  vorausgeschickten  Bemerkungen  über  die  Behand- 
lung der  Mathematik  auf  Schulen  ebenfalls  einen  ausführlichen  Inhalts- 
bericht  und  billigt  das  Werk  im  Ganzen,  findet  aber  die  Darstellung 
für  Gymnasien  zu  abstract  gehalten  und  auch  einige  Abschnitte,  z.  B. 
den  binomisclien  Lehrsatz,  die  höhern  Gleichungen  und  Mehrere»  in 
der  Stereometrie,  nicht  erschöpfend  und  angemessen  behandelt. —  Eine 
Anz.  des  In  Bds.  von  Hermsdorf'a  Handbuch  z,  Beförd.  eines  voll- 
stand.  11.  gründl.  Unterr.  in  d.  Arithm.  u.  Jlgebra  [  Uebun gsauf gaben 
über  die  vier  Fundamentalrechnungsarten  etc.  1824.  45  Bgn.  4.  3  Thlr. 
12  Gr.]  in  d.  krit.  Bibl.  8  S.  845 — 47  giebt  den  allgemeinen  Plan  und  die 
Hauptrnbriken  des  Buchs  an,  nennt  es  für  höhere  Schulen  sehr  brauchbar 
und  hofft,  es  werde  durch  seine  Vollständigkeit  alle  übrigen  Rechenbü- 
cher entbehrlich  machen.  Doch  wird  getadelt,  dass  dieNumeration  über- 
gangen ist;  dass  überall  unnütze  Fragen  den  einzelnen  Abschnitten  voraus- 
gehen, welche,  so  wie  der  Umstand,  dass  jedes  Excmpel  völlig  ausgerech- 
net ist,  das  Buch  unnöthig  vergrössern  und  vertheuei*n  ;  dass  die  vier  Fun- 
rfamentalrcchnungsarten  mit  ungleich  benannten  Zahlen  erst  nach  der 
Rechnung  mitDcciraal-  und  Sexagesinial- Brüchen  behandelt  sind. — 
Breit  haupt's  Sammlung  arithmetischer  Uebungsauf gaben  ist  in  den 
Hcidelb.  Jahrbb.  Nr.  33  lobend  angezeigt.  Zu  L  e  o  n  ha  r  d  i '  s  Vorlesun- 
gen iiber  die  Geometrie  vgl.  die  kurze  Anz.  in  Beck's  Rep.  1826,  III 
S.  255;  zu  Fischer' 8  rechnender  Geometrie  die  kurze  lobende  Inh. 
Anz.  in  d.  Jen.  L.  Z.  1827  E.  Bl.  79  S.  246  —  48.  —  Eine  krit.  Anz.  von 
Müller's  leichtf asslicher  Anleit.  zur  DiJJ'erential .  und  Integralrech- 
nung in  d.  Leipz.  L.  Z.  Nr.  29()  S.2361  —  63  lobt  das  Ganze,  tadoltaber 
Einzelnes  im  Vortrag  und  in  der  zu  einigen  Lehrsätzen  gegebenen  Be- 
weisführung. 

F ädag ogik.      Stillcr'a   Ganzes   der  Erziehung  und  des   Un- 
terrichtSy  das  eine  sehr  gedankenlose  Corapilation  aus  Nicnieyer's  Grund- 

27* 


396  Pädagogik  u,  Gymnasialgeschichte, 

«ätzen  zu  seyn  scheint,  lobt  die  Anz.  in  d.  Jen.L.  Z.  Nr,  187  S.  49  —  53 
eben  so,  wie  die  in  der  Leipz.L.  Z.  1826  Nr.  97;  noch  mehr  dicinli.  Anz. 
von  Gitte r mann  in  d.  krit.  Bibl.  1827,  2  S.  129  —  35.  Auch  die 
Schulzt.  1826,  1  L.  Bl.  19  fand  daran  mehr  zu  loben  als  zu  tadeln.  — 
Aus  Ohlert's  Schrift,  die  Schule,  hat  Beck  in  d.  Schulzt.  1827,  1 
Nr.  36  das  über  die  Bürgerschulen  Gesagte  im  Auszuge  mitgctheilt.  — 
Zum  In  Bde.  von  Thierse h 's  Sehr,  über  gel.  Schulen  ist  die  Beur- 
theilung  der  2n  — 4n  Abth.  in  d.  Lcipz.  L.  Z.  1826  Nr.  222  nachzutra- 
gen.—  Sendtner's,  die  Jesuitenschulen  empfehlende  Schrift,  über 
Lehre  und  Zucht  in  d.  Schulen  hat  W  o  1  p  e  r  in  d.  krit.  Bibl.  1827,  2 
S.  135  —  39  nicht  bloss  getadelt,  sondern  auch  durch  Inhaltsauszüge 
gut  charakterisirt  und  kurze  Gegenbemerkungen  dazu  geliefert.  Auch 
die  Anz.  in  d.  Blatt,  f.  lit.  Unterh.  Nr.  290  S.  1159,  die  ebenfalls  Eini- 
ges vom  Inhalt  aushebt,  weiss  wenig  daran  zu  loben.  Mehr  zu  rüh- 
men findet  der  Rec.  in  d.  Jen.  L.  Z.  E.Bl.  50,  der  den  Inhalt  kurz  dar- 
legt, aber  auch  an  Vielem  anstüsst  und  dazu  kurze  aber  gute  Gegenbemer- 
kungen liefert.  —  Zerrenn  er's  Grundsätze  der  Schuldisciplin  loht 
die  Inh.  Anz.  in  d.  Leipz.  L.  Z.  1826  Nr.  207  und  die  ausführlichere  i» 
d.  Jen.  L.  Z.  1827  E.  Bl.  204  S.  185  — 92.  —  Von  Behr's  Gedanken 
über  den  Zudrang  zum  Studiren  findet  man  eine  Notiz  in  d.  Leipz,  L.  Z. 
1826  Nr.  185;  von  Frank  e's  Progr.  über  die  Reife  zur  Universitär 
eine  Anz  in  Beck's  Rep.  1827,  I  S.  457 f.;  von  Föhlisch's  Progr. 
über  Zweck,  Form  und  Inhalt  der  öffentlichen  Prüfungen,  Abth.  3, 
einen  gedrängten  Inhaltsauszug  [von  W  o  1  p  e  r]  in  Seebod.  neuem  Archiv 
1827,  3  S,  109  — 111;  vonBaumgarten-Crusius  Sehr,  über  Wis- 
senschaft l.  Freiheit  eine  Anz.  in  Beck's  Rep,  1826 ,  II  S.  305.  D  n  u- 
m  e  r  '  s  Sehr,  über  den  Gang  u.  d.  Fortschritte  uns.  geist.  Entwick.  tadelt 
die  Anz.  ebend.  1827,  I  S.  440.  Ueber  den  Inhalt  von  Fülle's  Be- 
antwortung der  Frage :  Soll  der  Lehrer  mit  seinen  Schülern  über  Me- 
thode sprechen?  bemerkt  Einiges  Gräfenhan  in  Seeb«id.  neuem  Ar- 
chiv 1827,  4  S.  114  —  16,  und  rechtfertigt  zugleich  die  Schreibart 
Hülfe  statt  Hilfe.  —  Eichstädt's  Rede  de  causis  neglecti  studii 
■philologiae  ist  abgedruckt  in  Seebod.  Archiv  1826,  4  S.  32  —  47  und 
die  zweite  pro  orationibus  acadeniicis  im  Auszuge  mitgetheilt  in  der 
Schulzt.  1827, 2  Nr.  31. —  Ueber  Tittmann's  Frogv.  de  animis  ju- 
venum  ad  pietatem  ehr  ist.  formandis  vgl.  Beck's  Rep.  I  S.  310  f.  Fi- 
scher's  Sehr,  über  Collegien  und  Collegienhefte  ist  ebend.  S.  133  f. 
als  sehr  bi-auchbar  empfohlen, 

Geschichte  d.  Gymnasien  u.  Gelehrtengeschichte, 
Bellermann  :  Las  graue  Kloster  in  Berlin,  ist  angezeigt  in  Beck'» 
Rep.  1826,  II  S.  301— 4;  Klöden's  und  Sr.hmidt's  Gesch.  des 
Kölnischen  Gymn.  in  d.  Leipz.  L.  Z.  1820  Nr.  207;  Friedemann'a 
oratio  lobend  in  d.  Jen.  L.  Z.  1826  Nr.  129;  F  orbige  r's  Beiträge 
zur  Gesch.  der  JSicolaischule  in  Beck's  Rep.  1826,  III  S.  128  f.;  Wil- 
helm's  Gesch.  der  Klostersch.  Rossleben  ebend.  S.  129  —  31  und  mit 
ausführlicher  Darlegung  des  Inhalts  von  Jacob  in  d.  krit.  Bibl,  1827, 
2  S.  195 — 200.  i;ine  kurze  Inh. Anz. von  Fickenscher's  Beschrei- 


Gelchrtcngcschichtc.  397 

luTig  des  Cjmn.  in  Aiirn?>erg  und  der  SOO/d/ir.  Jubelfeier  desselben 
fetcht  in  der  Lciiiz.  L.  Z.  Xr.  292  S.  2334  —  30,  eine  Ixsscre  der  letz- 
tem Schrift  in  Bock's  He[).  I  S.  -^39  f.,  ein  Inhaltsanszug  der  erstem 
in  d.  Srhulzt.  2  Nr.  fw  S.  434  —  40.  —  Fahri'a  3L^moria  J.  Em. 
Fahri  ist  abgedruckt  in  d.  Scliulzt.  2  Nr.  57  — 51).  Mit  G  locker 'ß 
und  Passow'tj  Schriften  über  iJ/an.so  ist  Kluge's  Aufsatz:  J.  K. 
Fr.  Man  so  als  Sc/iiilnuinn  und  Cclelirter  in  den  Schlesischen  l'rovinzial- 
blättern  1826  Sept.  S.  213  —  Gl  und  die  aus  ihnen  geschöpfte  Biogra- 
phie in  d.  Scliulzt.  1827,  2  Ar.  45  f.  zu  vergleichen.  Bei  den  von  Pau- 
lus herausgegebenen  Lebens-  und  Todeskunden  über  J.  II.  Voss,  de- 
ren Inhalt  Schau  mann  in  d.  krit.  Biblioth.  2  S.  215  f.  kurz  ange- 
geben hat,  ist  zu  bemerken,  dass  die  in  dieselben  aus  den  Zeitgenos- 
sen und  dem  Conversationslexicon  aufgenommene  und  erweiterte  Selbst- 
biographie Voss'ens  auch  in  dessen  Antisjmbolik  Bd.  2  S.  176  —  213 
niit  einem  besondern  Nachtrag  abgedruckt  ist.  Zu  Ilasseibach's 
Lehensgescliichte  des  Hojr.  und  Prof.  JVolke  ist  Mcniger  die  kurze  Inli. 
Anz.  in  d.  krit.  Bibliotli.  2  S.  iy3f.  als  die  mehr  tadelnde  als  lobende 
Anz.  in  d.  Bliitt.  f.  lit.  Unterh.  Nr.  188  S.  751  zu  vergleichen ,  welche 
es  rüg^,  dass  Wolke  als  Erzieher  zu  übertrieben  gelobt  und  Basedow's 
Verdienste  neben  ihm  zu  sehr  in  den  Schatten  gestellt,  überhaupt  das 
zwischen  beiden  bestehende  VerhäUniss  zu  parteiisch  für  Wolke  be- 
handelt iat.  Jahn. 


Journalnotizen. 


■Ijin  Aufsatz,  die  alten  Classiier  auf  Deutschem,  Tioden,  in  den  neuen 
allgem.  polit.  Annalen  Bd.  25  Ilft.  3  S.  220—241  will  die  Griechischen 
und  Römischen  Prosaiker  in  neuen  Uebersetzungen,  herausgegeben  von 
Tafel,  Oslander  und  Schwab,  empfehlen,  und  tluit  diess  so,  dass  sie 
in  einigen  paradoxen  Sätzen  die  schon  oft  gehfirten  Ausfälle  gegen  die 
Philologie  aufwärmt.  [Die  Griechen  und  Römer  sind  uns  bisher  fremd 
geblieben ,  weil  unsere  Philologen  die  Art  und  Weise  übersahen ,  wie 
die  antike  und  moderne  Welt,  ohne  Vernichtung  der  Eigenthümlich- 
keit  einer  jeden  ,  mit  einander  zu  verknüpfen  sind.  Macchiiivelli  in 
seinem  AVcrk  über  die  erste  Decade  des  Livius  hat  gezeigt,  wie  man 
das  Alterthnm  behandeln  müsse.  Aber  selbst  für  die  Heroen  der  Phi- 
lologie w  ar  eine  neue  Lesart  wichtiger ,  als  ein  Gedanke ,  eine  That 
im  Sinne  der  Alten.  Andere  suchten  eines  missverstandenen  Christia- 
nismns  wegen  die  Aneignung  der  Ideen  des  Alterthums  bei  ihren  Schü- 
lern sogar  zu  verhindern.  Die  bessten  Philologen  meinten,  Sacherklä- 
rung sey  unter  ihrer  Wünle,  und  trugen  daher  zu  einer  vertrauten  Be- 
kanntschaft mit  dem  Geiste  des  cla»sisclien  Alterthums  nicht  sonderlich 
bei,  und  verstanden  nicht,  dem  Schüler  eine  leJiendige  Anschauung 
davon  zu  geben  und  die  alte  und  neue  Zeit  zu  einem  organischen  Gau- 


398  Journalnntizen. 

xen  zn  verbinden.  Die  groste  Mehrzahl  unserer  Schüler  erhält  kaum 
eine  Ahnung  vom  Geiste  des  Alterthuras,  kann  darum  die  Philologie 
mit  ihren  fernem  Studien  nicht  in  Einklang  bringen  und  vergisst  daa 
Erlernte  wieder.  Unsere  Lehrer,  statt  ihre  Schüler  tiefer  in  das  grosse 
Leben  der  Alten  einzuführen  und  dadurch  den  Geist  und  Charakter  der- 
eelben  zu  stärken ,  haben  sie  mehr  zu  Variantensammlcru  gemacht, 
und  durch  Zusammenhäufung  eines  meist  unnützen  Apparats  und  durch 
Fortbauen  auf  der  Bahn  der  alten  Scholiasten,  Commcntatoren  und 
Exegeten  das  Verstehen  der  Alten  mehr  erscliwert.  Sie  haben  nur  den 
Buchstabendienst  geübt,  aber  nicht  gelehrt  die  alle  liiteressen  umfas- 
sende Beweglichkeit  des  Geistes,  die  mit  Kraft  gepaarte  Zartheit  des 
Gefühls,  den  klaren  und  tiefen  Blick  des  Verstandes,  der  überall  das 
Wahre  und  Natürliche  auf  die  einfachste  und  sicherste  Weise  erkannte, 
das  Bewusstseyn  im  Leben  wie  in  der  Wissenschaft  —  welches  alles  die 
moderne  Welt  von  der  alten  lernen  konnte.  Käme  jetzt  ein  Piaton, 
Demosthenes,  Cicero  etc.,  man  MÜrde  für  ihren  Geist  keine  Empfäng- 
lichkeit haben;  denn  man  findet  Geschmack  an  gcmüthllchen  Mode- 
Schriftstellern  ,  romantischen  Dichtern  u.  s.  w.  Erhebt  man  aber  die 
Klage,  dass  unser  Volk  für  höhere  geistige  Entwickelung  keine  Em- 
pfänglichkeit h<ibe ;  so  liegt  die  Schuld  an  den  Lehrern,  die  nur  Lehrer 
für  die  Schule ,  nicht  Lehrer  des  Volks  sind  und  nicht  M'ie  die  Alten 
wirken.  Diese  strebten  zum  Allgemeinen,  zu  der  absoluten  Form  des 
Wabren  und  Schönen :  darum  ging  das  Individuelle,  Gesuchte,  Künst- 
liche und  Abenteuerliche  unter,  und  nur  das  blieb,  was  nach  dem 
allgemeinen  Maasse  der  Vernunft  ausgebildet  war.  Unsere  Zeit  chara- 
cterisirt  sich  dadurch,  dass  sie  vom  Besondern  ausgeht  und  zu  grossen 
Werth  auf  Ausprägung  der  Individualität  legt.  Eine  erfolgreiche  Ver- 
besserung, wenn  auch  keine  völlige  Heilung  dieses  Uebels  ist  zu  er- 
warten, wenn  die  alten  Classiker  in  Uebersetzungen  im  ganzen  Volke 
Eingang  fmden.  Von  der  genannten  Sammlung  von  Ueberoetzungen  ist 
daher  der  zwiefache  Nutzen  zu  hoffen :  1)  dass  das  Volk  durch  die  An- 
schauung der  altclassischen  Muster  zur  Einsicht  von  der  Geschmack- 
losigkeit und  Formlosigkeit  so  vieler  seiner  bisherigen  Lieblingsschrift- 
steller geleitet  werde ;  2)  dass  wir  so  vielleicht  mit  der  Zeit  zu  einem 
Deutschen  Cicero,  Livius,  Demosthenes,  Flutarch  u.  s.  w.  kommen, 
Vodurch  eine  Lücke  in  unserer  Literatur  ausgefüllt  werden  wird,  die 
in  Frankreich  und  England  zum  Theil  schon  längst  ausgefüllt  istj 
Auch  Hen  nicke  hat  in  dem  von  ihm  herausgegebenen  allgem.  An- 
zeiger der  Deutschen  1828  Nr.  15  einen  Aufsatz  über  die  Uebersetzungs- 
hibliothek  der  Griech,  und  Rom.  Classiker  geliefert.  Er  spricht  kurz 
von  den  Vorzügen  der  alten  Sciuriftsteller  und  von  dem  Nutzen ,  den 
das  verbreitete  Studium  derselben  hat,  folgert  daraus,  dass  die  Ueber- 
ßetzungsverejno  in  München,  Stuttgart  und  Prenzlau  zu  dieser  allgemei- 
nen Verbreitung  viel  beitragen  und  die  Kenntniss  des  Alterthums  in 
alle  Stände  einführen  werden,  und  hofft,  dass  die  allgemeinere  Ver- 
breitung dieser  Uebersetzungen  in  der  gebildeten  Lesewelt  zur  Verdrän- 
pfung  der  Romane,  zur  Veredlung  des  Gesohmacka,  ?;ur  Sittcnvcrfei- 


Joiir  nalno  tizen.  399 

nening  und  Humanität  woliUliiitif?  -wirken  werde.  Endlich  empfiehlt 
er  die  Rayoczy'srhc  Stinnnhinf^  ,  in  der  Voraussetzung',  diiss  sich  die 
Uebersetzer  Yor  fabrikniܣ5i<>:er  Bearbeitung  und  Uebercilnng;  hiiten 
und  ihren  Uebersetzungen  clasii^ischea  Werlh  geben,  —  Eine  metri- 
sche Uebersetzung  der  ersten  52  Verse  der  Jliade,  als  Probe  einer  neuen 
Verdeutschung  des  Homer,  deren  erster  Band  zu  Ostern  1828  erticlici- 
nen  soll,  hat  Dr.  Sc  hau  mann  zugleiol»  mit  rechtfertigenden  An- 
merkungen in  d.  Schulzeit.  1827,  2  Nr,  79  S.  1)25  — 30  bekannt  gemacht. 
Die  Arbeit  verspriclit  viel,  lässt  aber  die  Homerische  Einfachheit  der 
Sprache  hin  und  wieder  vermissen,  und  der  Hr.  Herausg,  wird  wohl 
thun,  W.  MüIIer's  Bemerkungen  in  den  Jahrbb.  f.  wissenscli.  Krit.  1827 
Kr.  81  f.  etwas  mehr  zu  beachten.  —  Des  Gorgias  Lohrede  auf  die 
Helena  ist  übersetzt  und  mit  Anmerkungen  begleitet  in  der  Schulzeit. 
1827,  2  Kr.  22  S.  1«9  — 73.  Eben  so  (von  Dilthei)  die  Rede  des 
Alkidamas  ither  die  Sophisten  ,  welche  ihre  Vorträge  schriftlich  abfas- 
sen ebend.  Kr.  24  S.  185  —  !)1.  —  Ein  Jiruchstiick  aus  der  Streitschrift 
des  Se.xtus  llmpiricus  gegen  die  ßlathematiker  und  Philosophen  (Bch. 
1  Cap.  5),  übersetzt  (mit  Anmerkungen)  von  Dr.  W.  Gthelf.  Schir- 
litz  in  Halle,  steht  in  d.  Schulzt.  1827,  2  Nr.  80  S.  «33  —  40.  — 
Virgii's  vierte  Ecloge  über>etzt  in  abwechselnden  Alexandrinern  und  5 
füssigen  lamben  vom  Dr.  Nürnberger  in  der  Abendzt.  1827  Nr.  212  S. 
845  f.  Vgl.  Jbb.  HI,  1  S.  99.  —  Die  Worte  des  Livius  XLIV,  15:  guid 
Rhodii  visuri  sint,  ipsos  scire,  werden  von  Müllner  im  Mitternacht- 
blatt 1827,  Kr,  166  S,  664  übersetzt  und  erklärt:  IVas  die  Rhodier  se- 
hen uürden,  das  u-iissten  sie  selbst  -r-  nämlich  Romische  Soldaten  auf 
Rhodus.  Heusinger  habe  falsch  übersetzt:  worauf  die  Rhodier  zu  den- 
ken hätten ;  denn  der  Senat  habe  die  Worte  visuros  esse  in  Bezug  auf 
die  Worte  der  Gesandten,  quid  sihi  faciendam  sit,  consideraturos  esse^ 
gesagt  und  dieselben  damit  an  seine  Macht  erinnern  wollen.  —  Eine 
Vergleichung  der  Bamberger  Handschrift  dcsEutropius  (aus  d.9  Jahrh.) 
nach  der  Mailänder  Ausg.  von  Muratori  hat  Jäck  in  der  Isis  1827  Bd. 
20  Hft.  1  S.  3 — 39,  einige  Lesarten  aus  einem  Handschr. -^  Fragment 
zu  Augiistin.  de  civ.  dei  V,  9  f.  und  15  —  18  Friedrichsen  in 
der  krit.  Biblioth.  Hft.  1  S.  127  mitgetheilt.  —  Der  Schulmei- 
ster Felix  weist  in  seinen  .sprachlichen  Bemerkungen  in  d.  Schulzt. 
1827  Abth.  1  Kr.  49  nach ,  dass  der  Buchstabe  g  zu  Anfang^e  des  Wor- 
tes stets  wie  ein  gelindes  k ,  hinter  den  V  ocalen  a ,  o ,  u ,  au  wie  ein 
Mittellaut  zwischen  y  und  dem  gelinden  k,  nach  den  übrigen  Vocalen 
und  nach  /  und  r  wie  j,  nach  n  als  Nasenlaut  laute,  verdoppelt  zur 
Schärfung  diene;  ebend.  Nr.  59,  dass  die  Zeitwörter  studieren,  halbie- 
ren^ hausieren  etc.  richtiger  ieren  als  iren  geschrieben  werden;  ebend. 
Kr.  70,  dass  man  nicht  Rechnenkunst ,  '/jeichnenunterricht,  sondern 
Rechenkunst ,  7,cichenuntarricht  etc.,  wie  Kcchenschaft ,  schreiben 
muss.  Vorzüglich  wichtig  aber  für  die  Bestimmung  der  Deutschen  Or- 
thographie ist  der  Aufsatz  Kr.  47,  über  die  Tonzeichen  der  Deutschen 
Sprache,  weh.her  über  diu  Dehnungs-  und  Schärfungszeichen  gedehn- 
ter und  geschärfter  Sylben  gute  Regeln  aufotelU.      —     Auf  S  i  1 1  i  g '  s 


400  Joiirnalnotlzen. 

in  d.  Jblj.  IV  S.  339  erwähnte  Verfcheidigung  der  Griechischen  Malerei 
hat  W.  von  L  ü  d  e  m  a  n  n  in  der  Dresdn.  Morgcnzt.  Nr.  175  f.  S,  1379 
—  400  und  140G — 8  durch  einen  inhaltvollen  und  mit  äcliter  Humani- 
tät geschriebenen  Aufsatz,  über  den  Geist  der  Malerei  hei  den  Alten y 
geantwortet,  welcher  mit  dem  erstem  zu  vergleichen  ist  und  mehrere 
sehr  gute  Andeutungen  über  die  Bcurtheilung  und  Würdigung  der  alten 
Malerei  enthält.  —  Die  Zeichnungen,  welche  der  Haren  von  Sta- 
ckelbcrg  von  den  in  drei  bei  Corneto  eröffneten  Grabmälern  gefunde- 
nen Gemälden  [s.  Jbb.  IV  S.  108  u.  335]  hat  machen  lassen  und  her- 
ausgeben will,  sind  bereits  lithographirt  und  Fr.  Thiersch  hat  über 
sie  aralDec.  in  einer  Sitzung  der  philos.  -  philolog.  Classe  der  Münch- 
ner Akademie  einen  Vortrag  gehalten,  welcher  in  dem  Tübing.  Kunstbl. 
1827  Nr.  104  f.  S.  413  f.  u.  417  f.  unter  der  Ueberschrift:  über  die  neu- 
entdeckten Gemälde  in  den  Gräbern  von  Tarquinii,  abgedruckt  ist.  Er 
berichtet  kurz  Etwas  von  dem  Geschichtlichen  der  Entdeckung,  und  be- 
merkt, dase)  man,  nachdem  man  schon  früher  dort  Gräber  gefunden  hatte, 
in  vorigem  Sommer  wieder  2  neue  entdeckt,  welche  Gemälde  in  Etrus- 
kischem  oder  Altitalischcm  Stil  und  Etruskische  Inschriften  enthalten. 
Die  Gemälde  sind  kurz  beschrieben ,  mit  ein  paar  Bemerkungen  über 
den  fascinus ,  und  sollen  durch  Treue  und  Charakter  der  Auffassung 
und  durch  Bedeutsamkeit  und  Mannigfaltigkeit  der  Gruppen  weit  über 
alle  Etrusk.  Gemälde,  welche  bis  jetzt  bekannt  worden  sind,  empor 
stehen.  Dass  aus  den  Inschriften  für  die  Etrusk.  Sprache  Licht  zu  er- 
warten sey,  wird  bezweifelt.  Am  wichtigsten  ist  das  dritte,  von 
Stackeiberg  und  seinen  Begleitern  bald  nachher  aufgefundene  Grabmal, 
welches  Gemälde  in  Altgricchischem  Stil,  nach  seiner  ganzen  Eigen- 
thümlichkeit  und  charaktervollen  Stärke,  enthält,  die  um  so  wichti- 
ger sind ,  als  wir  zeither  Altgriechische  iiovoxQföiiaru  nur  auf  kleinen 
irdenen  Geschirren  kannten ,  dieselben  hier  also  zuerst  in  grösserer 
und  umfassenderer  Ausführung  hervortreten  und  uns  die  Gattung  von 
Malerei  zeigen  ,  die  noch  Polygnotos  nicht  verliess  und  die  auch  nach 
Erfindung  der  Farbenmischung  Zeuxis  in  einigen  Werken  beibehielt,  so 
wie  sie  auf  irdenen  Gefässen  für  alle  Zeiten  blieb.  Sie  sind  demnach 
für  die  Archäologie  eben  so  wichtig,  als  die  Bildsäulen  von  Aegina, 
und  auch,  wie  ihr  Stil  zeigt,  mit  diesen  aus  gleicher  Zeit.  Eine  kurze 
Beschreibung  derselben  ist  ebenfalls  geliefert.  W^arum  man  rein  Grie- 
chische Gemälde  und  acht  Griechische  Gefässc  in  Etrurien  findet,  wird 
erklärt.  Nicht  eingeführt  wurden  sie,  und  auch  war  Tarquinü  nicht, 
wie  Pisa  und  Cumä,  eine  von  den  Griechen  gegründete  Stndt,  ob- 
echon  diess  Justin  XX,  1  sagt.  Allein  Griechische  Einwanderung  fand 
dorthin  Statt,  und  nach  Tarquinü  kam  aus  Korinth  nach  dem  Sturze 
der  Bakchiaden  (058  v.  Chr.)  Demaratus  mit  starkem  Gefolge  und  brachte 
nach  Flinius  XXXV,  12  die  Bildner  Euchir  und  Eugrammon  mit.  Die 
Namen  mögen  allegorisch  seyn ,  aber  es  folgt  aus  ihnen ,  dass  Grie- 
chische Kunst  mit  nach  Etrurien  hinüber  ging;  die  aufgefundenen  Ge- 
mälde al)er  zeigen ,  dass  die  angestanunic  Art  und  Kunst  auch  im  Aus- 
loode  eine  Zeitlang  aufrecht  erhalten  wurde.     —     Eine  Besclureibung 


J  0  u  r  n  a  1  n  0  t  i  z  c  11.  401 

und  Erklärung^  des  im  Aluseum  zu  Braunschweig  hfßndJichen  und  mit 
BUd^rerken  Cerealisclirn  Dienstes  verzierten  Onyxf;efn.<;.irs ,  das  in 
Gronov's  Tliesaur.  Antiqq.  VII,  20  und  l»ei  Montfauoon  II,  78  etc.  unp-cnau 
abgebildet  ist,  steht  im  Tübing.  Kunstbi.  182T  Nr.  94  f.  —  lebcr 
die  wissenschaftlichen  Museen  in  Kopenhagen  steht  ein  guter  Aufsatz, 
dereine  kurze  Beschreibung  derselben  liefert,  indem  Hainbni-g.  po- 
litisch. Journal  1827  Bd.  2  St.  9  S.  823  -836  und  St.  10  S.  928  —  30. 
Die  Antiken  zu  Arolsan  sind  kurz  beschrieben  von  11.  R.  G.  im  Tübing. 
Kunstbl.  1827  Nr.  87  —  90.  Ucber  die  Ausgrubungen  in  Pompeji  von 
1824  bis  Anf.  1826  steht  ein  guter  und  antiquarisch  M'ichtiger  Corre- 
epondenzbericht  in  d.  Wiener  Zeit,  f.  Kunst,  Lit. ,  Theat.  und  Mode 
Kr.  108  f.  S.  888  —  90  und  896 f.,  der  mehrere  neu  ausgegrabene  Ge- 
bäude kurz  beschreibt  und  über  die  gewöhnlichen  Begrüssiingen  neii- 
erwühlter  Magistratpersonen  und  die  Weihe  neuer  Gebäude  und  Monu- 
mente Einiges  beibringt.  Vgl.  Ponipejana  by  Sir  William  Gell  und 
Wiener  Jahrbb.  der  Lit.  1822 ,  IV  Art.  1.  Kurze  Notizen  über  die 
vorzüglichsten  Europaischen  Bibliotheken  und  ihre  ungefähre  Jiändezahl 
stehen  in  den  Hamburg,  litcr.  Blatt,  d.  Börsenhalle  Nr.  244  S.  784.  — 
Ein  Aufsatz  im  Morgenbl.  1827  Nr.  263  —  67,  die  Griechen  im  alten 
Marseille ,  liefert  eine  gutgeschriebene  histor,  Skizze  dieser  Stadt  von 
ihrer  Gründung  bis  zn  ihrer  Eroberung  durch  Jul.  Cäsar,  in  welcher 
nur  manche  IJehanplang  und  Folgerung  in  den  histor.  Daten  nicht  ge- 
nug begründet  soyn  dürfte.  Doch  verdient  der  Aufsatz  Beachtung.  — 
lieber  die  werthlosen  Alterthiimer ,  die  Fusconi  im  See  von  Nenii  ge- 
funden hat  [s.  Jbb.  IV  S.  465] ,  ist  ausführlichere  Nachricht  gegebea 
im  Morgcnblatt  1828  Nr.  9  S.  38.  —  Ein  sehr  seichter  Aufsatz ,  über 
einige  Artigktiilen  bei  den  Römern^  in  d.  Leipz.  Modezeit.  1827  Nr.  94 
S.  745  —  48  erwähnt  Einiges  über  die  gegenseitigen  Höflichkeitsbezei- 
gungen der  dienten  und  Patrone.  —  Uelier  die  von  Beechey  auf- 
gefundenen llespsridengärten  [s,  Jbb.  IV  S.  231]  steht  ein  Aufsatz  in 
d.  Blatt,  f.  lit.  Unterh.  Nr.  291  S.  1163  f.,  der  keine  neuen  Aufschlüsse 
giebt  —  Ein,  für  Alterthumskundige  nicht  gerade  Avichtiger,  Auf- 
satz von  Böttiger  im  Dresdn.  WegAveiser  jm  Geb.  d.  K.  u.  Wis- 
sensch.  1827  Nr,  96  S.  385  —  87,  Navarino  überschrieben,  macht  auf 
die  Identität  dieses  Hafenortes  mit  dem  Hafen  des  alten  Pylos  aufmerk- 
eam,  giebt  einige  Andeutungen  ans  der  alten  Geschichte  und  Geogra- 
phie und  besonders  eine  Beschreibung  der  425  v.  Chr.  in  diesem  Hafen 
gelieferten  Schlacht  der  Athener  und  Spartaner.  —  Mitteldeutsdhland 
inuss  die  Uranfänge  seiner  lluchdruckerkunst  in  Mainz,  Süddeutsch- 
land in  Strassburg  und  Norddcutschland  in  Belgien  und  in  Cöln  suchen. 
Die  Holländisch-Niederländisch- Cölnische  Druckürscluile  unterschei- 
det sich  yon  der  Deutschen  Schule  ganz  und  gar,  und  darum  hatten 
die  Holländer  nicht  Unrecht,  wenn  sie  1823  zu  Ilaarlcm  das  vierte  Ju- 
biläum ilirer  Buclidruckerknnst  feierten  und  auf  den  Erfinder,  Lo- 
renz Coster,  eine  Medaille  prägen  Hessen.  Vgl.  Hermes  1823  Bd. 
IV  S.  63  ff,  und  Ebert's  Ueberlieferungen  Bd.  I  St.  2  S.  120  ff.  Aber 
auch  die  älteste  Deutsche  Druckerschulc  zerfällt   in  eine  Mainzer  und 


402  Ab  handlang. 

in  eine  Strassburg'er  Branche.  [Diess  behauptet  Ebert  in  d. Bresdn. 
Morgenzt.  182T  Nr.  158  S.  1260  f.]  —  Ueber  Zweck ,  Einrichtunf; 
und  Ausfü/iruTif!;  krit.  Zeitschriften  hat  M.  Fr.  Aug.  Klose  in  der 
Isis  1827  Bd.  20  Hft,  10  Anh.  S.  33  —  53  einen  Aufsatz  geliefert,  wel- 
cher in  etwas  verworrener  Darstelhing  viel  Beachtcnswerthes  darüber 
sagt,  aber  auch  mehrere  sonderbare  Vorschläge  macht,  die  überhaupt 
schwer  zu  realisiren  sind  und  rcalisirt  wenig  nützen  würden.  —  fi'as 
thut  diji  Gjinnasien  in  Beziehung  auf  Schulzucht  Noth  ?  diess  sucht 
eine  Abhandlung  in  der  Schulzt.  1827  Abth.  3  Nr.  25  S.  193  — 99  nach- 
zuweisen. Ebendaselbst  Nr.  23  S.  177  —  81  hat  Aug.  Matthiä  einen 
Aufsatz  über  die  Bildung  zur  Moralität  auf  öffentlichen  Schulen  gelie- 
fert. —  Die  heuristische  Methode  beim  Unterricht  in  der  Mathema- 
tik wird  als  unbrauchbar  bestritten  in  der  Schalzeit.  1827  Abth,  2  Nr. 
35S.  276  — 79. 


Abhandlung. 


lieber  die  Bedeutung   des   Wortes  lippitudo  und 
über  die  Ursache  dieser  Krankheit. 

J^  iemand  scheint  einen  Zweifel  über  die  Bedeutung  des  Wortes  lippus 
zu  haben ;  denn  die  lateinischen  Umschreibungen  lauten  überall  auf 
oculi  lacrimantes ,  auch  wohl  mit  dem  Zusatie  ex  crassa  pituita  oßusij 
während  die  Deutschen  immer  das  Wort  triefäugig  zur  Uebersetzung 
anwenden.  Allein  diese  Bezeichnung  passt  eben  so  wenig,  als  jene 
für  alle  lippi;  denn  es  hat  eine  arida  oder  sicca  lippitudo  gegeben, 
welche  Benennung  man  als  ganz  widersinnig  ansehen  müsste ,  wenn 
an  den  Hauptbegriff  lippus  das  Thräncn  oder  Triefen  der  Augen  unbe- 
dingt geknüpft  wäre ;  denn  wie  sollte  dieses  je  mit  Trockenheit  ver- 
bunden seyn  können?  Die  Stellen  für  jene  Art  der  lippitudo  sind  be- 
liannt;  die  bedeutendste  ist  in  Celsus  libr.  VI  c.  6  Abth.  26:  £st  etiam 
genus  aridae  lippitudinis:  ^ij^oqpö-cfA/tii'ai;  Graeci  appcllant.  Neque  tu- 
ment,  neque  iluunt  oculi,  sed  rubent  tantum  et  cum  dolore  quodam 
graves  sunt ,  et  noctu  prae  gravi  pituita  inhaerescunt.  Minder  bedeu- 
tend ist  die  Stelle  in  Plinius  h,  n.  lib.  XXVIII  c.  47  (nicht ,  Avie  For- 
cellini  unter  lippus  und  lumbulus  fälschlich  anführt:  c.  11):  Sicca  lip- 
pitudo lumbulis  suum  exustis  toUitur.  Bei  dieser  Krankheit  ist  also  von 
dem,  was  man  gewöhnlich  unter  lippus  zu  verstehen  pflegt,  nichts 
vorhanden,  als  das  Zusammenkleben  der  Augen  in  der  Nacht,  übri- 
gens sind  die  Augen  vollkommen  trocken,  und  weder  oculi  lacriman- 
tes noch   Triefäugigkeit  vorhanden. 

Vergebens  sehen  Mir  uns   bei  den  lateinischen  ärztlichen  Schrift- 
etellern  nach  einer  genauen  Angabe  des  Woru  lippus  um ;  Celsus,  weloher 


Lichtenstildt :  Ucbcr  die  Lippitudo  der  Alten.  403 

die  Augenkrankheiten  eo  Mcitlüufig  behandelt ,  gieht  dennoch  keine 
bestimmte  Auskunft.  Die  Stelle  1.  II  c,  7:  si  frons  prurit,  liiipUudiiiis 
metus  est,  beweist  nicht»;  eben  so  1.  VI  c.6  Abth.  1:  I'rotiiuis  iirta 
lippitudine,  quaedam  nutae  sunt,  ex  quibus,  quid  cvcutui-um  sit ,  rol- 
ligere possumus.  Nara  si  simul  et  lacrima  et  tumor  et  erassa  pituitu 
coeperint,  si  ea  pituita  lacrimae  mixta  est,  neque  lacrima  calida  est, 
pituita  vero  alba  et  mollis,  tunior  non  durus,  longae  valetudinis  metuä 
non  est.  Hier  ist  allerdings  von  Thränen  und  Schleim  die  Uede;  al- 
lein CS  galt  euch  hier  keine  Beschreibnng  der  lippiludo  überhaupt  zu 
geben ,  vielmehr  v  ird  dieser  Zustand  bald  nachher  als  genus  lippitu- 
dinis  bezeichnet.  Celsus  scheint  vielmehr  es  für  unnöthig  gehalten  zu 
haben»  anzugeben,  was  lippus  überhaupt  sei,  indem  jedermann  es 
wisse.  Auch  aus  dem ,  was  sehr  sparsam  über  die  Wirkung  diäteti- 
scher Einflüsse  auf  die  Erzeugung  der  lippitudo  angeführt  wird  ,  und 
eben  so  Menig  aus  den  dagegen  angegebnen  Heilmitteln  lässt  sich  ein 
bestimmter  Schluss  auf  die  eigentliche  IN'atur  der  lippitudo  machen. 

Ich  glaube  daher,  dass  es  ganz  vergeblich  ist,  eine  bestimmte  De- 
finition für  jenes  Wort  aufzusuchen;  die  Römer  brauchten  es  Avahr- 
scheinlich  in  einem  eben  so  breiten  Sinne ,  wie  wir  den  Ausdruck 
schlimme  Aus;en.  So  wie  dieser  für  viele  Zustände  gebraucht  Avird, 
M  eiche  nur  der  Augenarzt  genau  unterscheidet ,  so  bezeichnete  der 
Römer  fast  alle  Augenleiden,  deren  nähere  Natur  er  nicht  kannte,  mit 
lippus  y  wie  er  denn  kein  anderes  einzelnes  Wort  für  einen  Augenkran- 
ken hatte.  Insbesondere  mochten  allerdings  krankhaft  abgesonderte 
Stoffe ,  die  sich  an  den  Augenliedern  zeigten,  und  das  bei  vielen  Au- 
genkrankheiten vorkommende  Thränen  Veranlassung  zu  dieser  Bezeich- 
nung geben;  aber  unbedingt  nothwendig  waren  sie  zur  lippitudo 
durchaus  nicht,  wie  uns  die  arida  lippitudo  beweist.  Die  lippitudo  war 
in  der  Regel  ein  langwieriger  Zustand,  wahrscheinlich  ein  Erfolg  chro- 
nischer Ophthalmien.  In  Beziehung  auf  die  Zusammenstellung  von 
lippi  und  tonsores  bei  Horaz  meinen  längst  schon  die  Ausleger,  dass 
60  w  ie  die  tonsores  in  ihren  Barbierstuben ,  wo  sie  beständig  blieben, 
die  Klatschereien  der  ganzen  Stadt  zu  hören  Gelegenheit  hatten,  eben  so 
auch  die  lippi,  weil  sie  lange  zu  Hause  bleiben  müssten ,  und  nichts 
Eehen,  daher  auch  nichts  thun  könnten,  keine  bessere  Beschäftigung 
wüssten,  als  das  Anhören  und  Verbreiten  vom  Stadtgesprächen.  Auf 
die  lange  Dauer  dieser  Uebel  deutet  auch  Cicero:  Citius  repentinus 
oculnrum  tumor  sanatur ,  quam  iUuturna  lippitudo  depellitnr.  Celsus 
an  der  zuletzt  angeführten  Stelle  spricht  zwar  von  einer  lippitudo,  dio 
nicht  lange  dauert ,  im  Allgemeinen  betrachtet  er  6ic  aber  als  einen 
langwierigen  Zustand.  Dass  das  Uebcl  häufig  im  Rom  vorgekommen 
Bei,  zeigen  sowohl  die  zahlreichen  Stellen  der  Lexikographen,  als  die 
von  lippus  abgeleiteten  und  häufig  vorkommenden  Wortbildungen  lip- 
pitudo und  lippire,   bei   den  Spätem  sogar  lippulus. 

Ist  unsere  Bewei?füliriiiig  ricbtig ,  so  dürfte  in  der  Folge  die  Ue- 
bersetzung  triejäugig  für  lippus  wegfallen  müssen;  passender  dürfte  ca 
Bein ,  augenkrank  zu  sagen ,  indem  w  ir  mit  dieser  Bezeichnung  gcwidd 


4M  A  b  h  n  n  d  1  u  n  g-. 

nicht  irren ,  välircnd  das  Wort  triefriuglg'  einen  NeLensInn  herbeiführt, 
an  den  der  liömcr  entMcder  gar  nicht,  oder  wenigstens  nicht  immer, 
venn  er  dieses  Wort  brauchte,    gedacht  hat. 

Wir  l^omraen  jetzt  noch  an  einen  andern  Umstand,  das  Wort  lip- 
pus  betreffend,  welcher  eigentlich  die  Veranlassung  zur  jNiederschrei- 
bnng  dieser  Zeilen  gegeben  hat.  In  der  Einleitung,  M'elche  Celsuä 
seinem  Wcilic  voranstellt,  und  die  einerseits  der  trefflichste  Theil  des 
Ganzen,  anderenthcils  aber  auch  an  und  für  sich  selbst  in  jeder  Bezie- 
hung ein  Meisterstück  ist,  findet  sich  folgende  Stelle:  Saepe  ctiam  cau- 
eas  apparere,  ut  puta  lippitudinis,  vulneris,  neque  ex  his  patere  medi- 
cinam.  Diese  Worte  sind  den  Empirikern  in  den  Mund  gelegt,  welche 
auf  alle  Weise  darzulegen  suchen,  dass  es  vergeblich  sei,  die  nrsachli- 
chen  Verhältnisse  der  Krankheiten  zu  erforschen ,  indem  das  Wesen 
derselben,  der  innere  nächste  Grund  (causae  abditae,  obscurae)  uner- 
forschbar sei  und  mit  der  ärztlichen  Praxis  in  gar  keine  Beziehung 
kommen  könne,  die  äussern  Veranlassungen  aber ,  die  sogen.  Gelegen- 
heitsursachen (causae  evidentes)  ebenfalls  oft  unerkannt  blieben,  und 
wenn  sie  erkannt  würden,  dennoch  oft  unzureichend  seien ,  um  darauf 
einen  Heilplan  zu  begründen.  Diese  Behauptung  ist  der  eigentliche 
Gegenstand  obiger  Worte.  Lippitudo  und  vulnus  werden  als  Fälle 
aufgeführt,  in  denen  man  über  die  offenbare  Ursache  nicht  zweifelhaft 
Bein  könne ,  ohne  dass  man  jedoch  aus  dieser  schon  einen  Heilweg  zu 
entdecken  vermöge.  Dieser  müsse  vielmehr  auf  ganz  empirischem  Wege 
gefunden  werden,  wodurch  also  die  Untersuchung  des  ursächlichen  Ver- 
hältnisses sich  als  unnütz  erweise.  Es  wird  hierbei  vorausgesetzt,  dass  kein 
Mensch  über  die  veranlassenden  Ursachen  jener  Uebel  zweifelhaft  sein 
könne.  In  Beziehung  auf  vulnus  haben  wir  in  der  That  keinen  Zweifel; 
jeder  sucht  hier  die  Veranlassung  in  äusserer  Gewaltthätigkeit  von  me- 
chanischer Katur.  Zweifelhaft  bleibt  uns  hingegen  die  Ursache  der 
lippitudo,  welche  Celsus  für  eben  so  bekannt  hält,  als  die  des  vulnus. 
Denn  unter  den  zahllosen  Ursachen  der  Augenübel  erscheint  uns  keine 
•von  der  Art,  dass  wir  ihr  ausschliessend  die  Veranlassung  der  sq  vielge- 
staltigen lippitudo  zuschreiben  dürften.  Die  alten  Schriftsteller  erzäh- 
len uns  meines  Wissens  nichts  von  einer  solchen  ausschliesslichen  Ur- 
sache der  lippitudo,  und  dennoch  scheint  darüber  unter  den  Alten,  oder 
■wenigstens  in  Rom,  die  grösste  Evidenz  geherrscht  zu  haben.  Es  sind 
hier  nämlich  zAvei  Fälle  denkbar;  entweder  Celsus  hatte  bei  jenen  Wor- 
ten die  ganze  griechisch-römische  Welt  im  Sinne,  und  setzte  bei  die- 
ser die  Kenntniss  der  ursachlichen  Verhältnisse  der  lippitudo  voraus, 
oder  er  dachte  nur  an  Rom  und  hielt  die  Ursachen  daselbst  für  bekannt. 
Für  die  erstere  Ansicht  spricht  der  Zusammenhang,  der  von  den  Em- 
pirikern handelt,  die  keinesweges  bloss  in  Rom,  sondern  vorzugsweise 
in  Griechenland  lebten.  Für  die  andere  Ansicht  spricht  der  Umstand, 
dass  Celsus,  wie  alle  Römer,  Rom  gern  als  die  ganze  Welt  ansah 
und  daher  ein  örtliches  Verhältniss  leicht  als  allgemein  geltend  be- 
trachten konnte.  Hiefür  spricht  noch  der  Umstand,  dass  in  Rom  mehr 
Augenkrankheiten  gewesen  zu  sein  scheinen ,    wie  in  der  übrigen  alten 


Mificollen.  405 

Welt  f  da  <lle  griecliisclien  Schriftsteller  vcrhältnissmässig  weniger,  ala 
Ccisiis,  von  ihnen  handeln,  und  es  selbst  kein  griechisclics  Wort  giebt, 
welches  dem  römischen  lippitiulo  entspricht. 

Wie  CS  nun  aber  auch  sein  möge,  so  ist  uns  doch  schlechthin  unbe- 
kannt, welche  Veranlassung  Celeus  als  die  ofl'enbare  und  unbezweifelteUr- 
saclie  der  lippitudo  angesehen  hat.  Die  Bestinimtheit  obiger  Worte  zeigt 
auf  eine  einzelne  anerkannte  Veranlassung  hin,  nicht  aber  auf  eine  Viel- 
heit von  Ursachen,  unter  denen  man  ZAveifcIhaft  sein  könnte,  z.B.  Staub, 
Rauch,  Lichtstrahlen,  übermässiger  Weingenuss,  Völlerei,  Wollust  u.  s.  f. 
Indem  jene  Stelle  bei  meinen  häufigen  Interpretationen  des  Celsus  mir 
schon  oft  ein  Stein  des  Anstosses  gcMCsen  ist,  und  ich  trotz  mannich- 
faltigen  Nacliforschungen  nicht  im  Stande  gewesen  bin,  der  Sache  auf 
den  Grund  zu  kommen,  so  würde  ich  mich  sehr  verpflichtet  fühlen, 
wenn  jemand,  sei  es  aus  einer  mir  unbekannt  gebliebenen  gedruckten 
Quelle,  oder  aus  anderMcitigen  Forschungen,  über  die  im  Altcrthume 
allgemein  anerkannte  Veranlassung  der  lippitudocine  zuverlässige  Kunde 
zu  geben  vermöchte,  Mas  am  besten  vermittelst  der  Blätter  geschehen 
dürfte,  Melche  auch  meinen  Worten  ein  Plätzchen  vergönnt  haben. 

Breslau,  im  Dccember  1827. 

Licht  enstädt. 


M  i  s   c  e  1  1  e  n. 


Au  den  Herrn  Herausgeh  er. 

Ihrer  frühern  geehrten  Einladung,  durch  Beurtheilungen  oder  ander-^ 
■weitige  Beiträge  an  Ihren  Jahrbüchern  theilzunehmen ,  zufolge,  eile 
ich  nach  meiner  Rückkehr  aus  Paris  Ihnen  einen  Brief  mitzutheilen, 
welchen  der  hocliverdiente  Bibliothekar  und  Prof.  Hase  daselbst  wäh- 
rend meines  dortigen  Aufenthalts  an  mich  richtete,  um  mir  über  die 
Zahl  und  den  AV'erth  der  in  der  künigl.  Bibliothek  befindlichen  Iland- 
echriften  des  Ju/ius  Caesar  genaue  Auskunft  zu  ertlieilen.  Zu  der  vor- 
ausgegangenen Anfrage  deshalb  hatte  mich  Hr.  Prof.  Passow  veranlasst, 
nud  für  ilm  war  daher  auch  zunächst  diese  AntM'ort  bestimmt ;  jedoch 
wird  hoft'entlich  das  allgemeine  Interesse  einer  solchen  Mittheilung  die 
Bekanntmachung  für  ein  grösseres  Publicum  entschuldigen.  Zugleich 
hin  ich  durch  Hrn.  Prof.  Hasc'a  Güto  in  den  Stand  gesetzt,  auch  aud 
dem  sogen.  Supplementum  Codd.  JMss.,  w«)von  nocli  kein  gedrucktes 
^erzeichniss  existirt,  einen  kleinen  Auszug,  weist  laeditd  enthaltend, 
zur  Notiz  für  künftige  llei&ende,  zu  geben. 

Brief    von    Hase. 

Die  königl.  Bibliothek  besitzt  so  Aiel  Handschriften  des  Cäsar,  und 
unter  diesen  so  ^iel  neue,  da^s  alle  zu  veigleiclien  sehr  weitaussehend, 
und  wo  nicht  ganz  unnütz,  doch  gewi»d  unnöthig  seju  m ürde.    Da  der 


^6  M  i  s  c  e  1  !  e  n. 

gedruckte!  Katalog  der  Handschriften  (Catalogus  Cndd.  uianuscriptorum 
Bihliothecae  Regiae,  vier  Foliobände,  von  denen  die  zwei  letzten,  Pa- 
risiis, e  typ(»graphia  Regia  1744  erschienen,  die  lateinisclien  enthalten 
■ —  ausserdem  giebt  es  handschriftliche  Nachträge  über  die  seitdem  in 
die  Bibliothek  gekommenen)  nicht  in  Breslati  zu  seyn  scheint,  so  erLiu- 
l)en  Sie  mir,  verehrtestcr  Herr  und  Freund,  Ilmenaus  demselben  wenn 
auch  nur  eine  nothdürftige  Notiz  für  die  Herrn  Passow  und  Schneider 
auszuziehen.  Cäsar's  verschiedene  Werke  befinden  sich  in  folgenden 
unserer  Manuscripte: 

Nr.  505(>.  C«)dex  membranaceus,  olim  Colbertinus.  Ibl  cnntinen- 
tur  1.° .  .  .  .  2."  C.  Julii  Caesaris  d.e  hello  Gallico  libri  Septem,  cum 
Ilirtü  Pansae  libro  octavo  ,  ex  recensione  Julii  Celsi  Constantini.  In 
hoc  autem  Codice,  sicut  in  quibusdam  aliis,  coninientarii  Caesaris  in- 
scribuntur:  Liber  Suctonü  Tranquilli  victoriarum  C.  Julii  Caesaris  mul- 
timodarum  belli  Gallici.  S."  .  .  .  .  Is  Codex  duodecimo  saeculo  exara- 
tus  videtur.  —  Nr.  5Tfi3.  Codex  membranaceus,  olim  Colbert.  Ibi  con- 
tinentur  1.°  C.  Julii  Caesaris  Conimcntariorum  de  hello  Gallico  libri  Se- 
ptem :  accedit  llirtii  liber  octavus.  2."  .  ,  ,  .  Is  Codex  partim  nono,  par- 
tim duodecimo  saec.  exaratus  videtur.  —  Nr.  5764.  Codex  membrana- 
ceus, primum  Jacobi  Augusti  Thuani,  postea  Colbertinus.  Ibi  conti- 
nentur  1,°  C.  Julii  Caesaris  Commentariorum  de  hello  Gallico  libri  Se- 
ptem:  accedit  A.  Hirtii  liber  octavus.  2.°  Ejusdem  Caesaris  de  hello 
civili  libri  tres.  3.**  Ejusdem,  sive  potins  A.  Hirtii  liber  de  hello  Alex- 
andrino.  4.''  Liber  de  hello  Africano,  in  quibusdam  Codd.  Julio  Celso 
ascriptus.  5.°  Liber  de  hello  Hispaniensi.  Cod.  saec.  nndecimi.  —  Nr. 
57(i5.  Codex  membranaceus,  quo  continentur  1.°  C.  Julii  Caesaris  de 
hello  Gallico  Commentarii,  cum  A.  Hirtii  supplemento.  2°  . . .  Saec.  XIII. 
—  Nr.  57(>(>.'  Cod.  membr.  primum  Jac.  Aug.  Thuani,  postea  Colbert. 
Ihi  continentur:  1°  C.  Julii  Caesaris  Commentariorum  de  hello  Gallico 
libri  Septem,  cum  A.  Hirtii  supplemento.  2."  . . .  Saec.  XIII.  —  Nr.  5767. 
Codex  membranaceus,  olim  Henr.  Stephani.  Ibi  continentur  C.  Julii 
Caesaris  Commentariorum  de  hello  Gallico  libri  septem  :  accedit  A.  Hirtii 
liber  octavus.  Saec.  XIII.  —  Nr,  5768.  Cod.  membran.  olim  Colbert. 
Ibl  continentur  1."  C.  Jul.  Caesaris  de  hello  Gallico  libri  \\t:  accedit 
A.  Hirtii  liber  octavus.  2."  Ejusdem  Caesaris  de  hello  civili  libri  III, 
3."  Liber  de  hello  Alexandrino.  4.°  Liber  de  hello  Africano.  5.°  Liber  de 
hello  Hispaniensi.  Saec.  XIV^  —  Nr.  5769.  Cod.  memb.  quo  continen- 
tur C.  Jul.  Caes.  de  hello  Gallico  libri  VII:  accedit  A.  Hirtii  liber  octa- 
vus. lä  Cod.  a.  1461  exaratus  est.  —  Nr.  5770.  Cod.  membr.  olim 
Cardinalis  Borbonii.  Ibi  continentur  1.**  C.  Jul.  Caes.  Commentfir.  de 
hello  Gallico  libri  VII:  accedit  A.  Hirtii  liber  octavus.  2.°  Ejusdem  Cae- 
saris de  hello  civili  libri  tres.  3,°  Liber  de  hello  Alexandrino.  4."  Lib. 
de  hello  Africano.  5.°  Lib.  de  hello-Hispanico.  Saec.  XV.  —  Nr.  5771. 
Cod.  membr.  olim  Colbert.  Ibi  cont.  1."  C.  Jul.  Caes.  de  hello  Gallico 
libri  VII:  accedit  A.  Hirtii  liber  octavus.  2.°  Ejusdem  Caes.  de  hello 
civili  libri  tres.  3.°  Liber  de  hello  Alexandrino.  4.°  Lib.  de  hello  Africano. 
5.'*Liher  de  hello  Ilispanico.  Saec.  XV.  —     Nr.  5772.  (In  omnibus  eo- 


M  i  8  c  e  I  1  e  n.  407 

dem  argumcnto  qno  proxinie  superior,  eadeiiiqne  aetate :  post  bellum 
Hiüpanicum  seqiiitur  6."  Fiancisci  Pttrarchac  de  gestis  Julii  Caesaris 
Coiiniicntat-iii.'«.)  • —  Nr.  5173.  Cod.  mciiilir.  (eadem  aetate  eodenique 
nrgnmeiito  qu»  sriperior:  ad  caiccm  liliri  de  hello  Ilispanico  subjicititr 
index  geograpliimis  ordine  alpliabetico  di:>positus.)  —  Kr.  5774.  Codex 
meiiibr.  «lim  Puteaiius  (iit  snpra).  —  Ni'.  5775.  Cod.  menibr.  olim 
Mazarinaeiis  (ut  supra).  —  Nr.  5776.  Cod.  nienibr.  (in  omnilms  ut  su- 
pra).  —  Nr.  5777.  Cod.  eliartac.  olim  DD.  de  Hethiino  («t  supra).  — 
Nr.  5778.  Cod.  chartaceus  olim  !\lazariiiaeus.  Ibi  continentur  C.  Julii 
Caesaris  Commentariorum  de  benoGrallico  libri  VH.  Saec.  XV.  —  Nr. 
5779.  Cod.  ineiiibr.,  quo  continentur  1."  C.  Julii  Caesaris  de  bello  G*l- 
lico  commentarii,  cum  A  llirtii  supplemento.  2.°  Ejusdera  Caesaris  de 
licllo  civili  libri  tres.  3."  Liber  de  bello  Alexandrino.  4."  Liber  de  bello 
Afrlcano.  5."  Liber  de  bello  Ilispanico.  Saec.  XV.  —  Nr.  5780.  Codex 
luembranaceus  (ut  superior).  —  Nr.  5781.  Cod.  membr.  olim  Colbert. 
(iit  supra).  —  Nr.  5782.  Cod.  membr.  olim  Colbert.  (ut  supra).  —  Nr. 
5783.  Cod.  meuibr.  olim  Puteanus.  Ibi  continentur  1.*^  C.  Julii  Caesaria 
de  bello  civili  libri  tres.  2.°  Liber  de  bello  Alexandrino.  3."  Liber  de 
bello  Afficano.  4."  Liber  de  bello  llispanic.  5."  C.  Jul.  Caesaris  Com- 
mentariorum de  bello  Gallico  libri  septem  :  accedit  A.  liirtii  liber  octa- 
%'us.  Saec.  XV.  —  Nr.  610Ö.  Cod.  membr.  olim  Colbert.  Ibi  continen- 
tur 1."  C.  Jul  Caes.  Commentarii  de  bello  Gallico,  cum  supplemento 
A.  Hirtii  Pansae  ;  praemittuntur  Caesaris,  Ciceronls  et  aliorum  nonnuUae 
litterae.  2."  Ljusdcm  Caesaris  bellum  civile.  3."  Bellum  Alexandrinum. 
4."  Bellum  Africanum.  5.°  Bellum  Ilispantcum.  6.°....  Is  Codex  a. 
1435  exaratus  est.  —  Nr.  6108.  Cod.  chartaceus,  olimColbcrtinus.  Ibi 
continentur  1°  C.  Julii  Caesaris  bellum  Gallicum ,  cum  supplemento  A. 
Hirtii.  2.°  Bellum  civile.  3.°  Bellum  Alexandrinum.  4.°  Bellum  Africa- 
num. 5."  Bellum  Hispanicum.  Saec.  XV.  —  Nr.  6842.  B.  Codex  membr. 
olim  Colbertinuä.  Ibi  continentur  1."  Palladii  Rutilii  Tauri  Aemiliani 
de  re  ru»tica  libri  tredecim :  initium  desidcratur.  2."  Anonymi  Jiber  de 
diaeta.  3.*^  Fragmentum  primi  libri  Commentariorum  Julii  Caesaris  de 
beilo  Gallico.     Is  Codex  decimo  saeculo  videtur  exaratus. 

Ausser  diesen  25  («enn  ich  richtig  zähle)  Handschriften  des  alten 
Fonds  giebt  es  in  den  neu  hinzugekommenen  Supplemens  mehrere,  von 
denen  aber  nur  Eine,  Fonds  deNotre -Dame  Nr.  131,  aus  dem  XIII  Jahr- 
liwidcrt,  beachtungswerth  6cheint.  Unter  allen  verdiente  wohl  der  Cod. 
5764  (zuerst  dem  Geschirhts^chreiljcr  und  Parlamentspriisidenten  de  Thou 
gehörig,  dann  als  Cod.  Colbertinus  81)7,  und  darauf,  uach  der  alten 
Numcrotirnng  der  königl.  Handsichriften,  Uegius  4!)38.  5.)  die  meiste 
Aufmerksamkeit,  ho  wie  das  Bruchsfrck  in  Cod.  6842.  B.  Mündlich 
mehr  über  die  liedingungcn,  unter  denen  es  müglich  ist  liier  einen  dem 
Geschäft  gcMachseiien  und  gewissenhaften  ]>Iann  aufzutreiben;  nur 
fürchte  ich ,  dass  man  hei  der  Verschiedenheit  der  Preise  in  allen  Din- 
gen diese  Bedingungen  ausser  Paris  zu  hoch  finden  wird.  Sollte  man 
nicht  darauf  eingehen  können ,  so  werde  ich  mir  eine  Freude  daraus 
machen,    einzelne  Stellen  allenfalls  audi    in   mehreren  Handschriften 


408  U  i  8  c  o  1  I  e  n. 

selbst  nachzusehen.  Sic  wissen,  wie  sehr  Ich  Herrn  Prof.  Passow, 
dem  ich  mich  freundschaftlichst  zu  empfehlen  bitte,  mit  Neigung  und 
Verehrung  zugetban  bin;  und  wäi-e  icli  nicht,  wie  Sie  jetzt  selbst  se- 
hen, mit  Geschäften  und  Verpflichtungen  aller  Art  überhäuft,  so  würde 
ich  mich  glücklich  schätzen ,  für  die  Unternehmung  seines  gelehrten 
Freundes  noch  mehr  thun  zu  können. 

Mit  der  innigsten  Hochachtung  und  unwandelbarer  Anhänglich* 

keit  treu  der  Ihre  „^   __    „ 

K.  B.  Hase. 

Supplementum  Codd.  Mss.  Bihl.  Reg. 

Cod.  XXXVI.  chartac.  (4.)  Continct  Dionysii  Alexandr.  orhis  de- 
ecriptionem,  adjuncto  Demetrii  Lampsaceni  in  eundera  Commen- 
tario  inedito*^,  ex  cujus  initio  desumtuni  est  fragmentum  anonymum 
Cod.  gr.  Kr,  2'iTi  Bibl.  Reg.,  quod  in  Catalogo  impresso  luce  publica 
tarn  dignuni  judicatur.  De  hoc  Demetrio  Lampsaceno  nihil  habet  Har- 
lesius.      Praefixa  est  Dionysii  vita. 

Cod.  XXXVII.  chartac.  (fol.)  Constantini  Lascaris  orationes  VIII 
ineditae.  Sequitur  fol.  60  fragmentum  Theodosii  Grammatici  «fpl 
Xqövmv.  (Vid.  Theodos.  Alexandr.  Grammatica  ed.  Göttling.  p.  143  seq.) 

Cod.  LVIII.  chartac.  (4.)  Nuper  e  Graecia  allatus.  Continet:  1) 
Aristophanis  Plutum,  manu  valde  recenti  scriptum.  Versus  sub  finent 
multi  desiderantur ;  ad  marginem  hie  illic  notulac  adjectae  sunt.  2} 
Ejusdem  Nubes,  quarum  initium  cum  parte  majori  fabulae  deest.  Con- 
spiciuntur  glossae  interlineares  miniatae,  et  scholia  quaedam  inmargine. 
3)  Grammatica  quaedam,  de  partibus  orationis  et  partitionibus  dictio- 
num.  4}  Narrationem  de  XII  Herculis  laboribus,  soluta  oratione,  sed 
quac  ex  poeta  aliquo  desumta  videtur,  ordine  solum  verborum  turbato. 
Post  tres  quatuorve  lineas  semper  inserta  est  vocabulorum  omnium, 
quae  in  his  lineis  occurrebant,  analysis  grammatica,  seu,  ut  Graeci 
Tocant,  T£;^i'oiloy/a.  Konnunquam  etiam  in  hac  narratione  conspiciun- 
tur  glossae  interlineares  miniatae.  5)  Summi  philosophorum  (  to« 
vkÜtov  twv  qpiAoöoqpüjj')  sententiae  ad  instituendam,  ut  videtur,  juven- 
tuteni.  Incipit:  'irjtQOig  (i\v  (itkov  x6  Siayvcövai  vocov  ccvSqos,  zo  Q-s- 
QcmiViiv  Ttäorj  onovdij ,  Koi  avuHaXHC&at  ngog  xijv  vyifiav.  Deslnit: 
Kai  yivoiTO  fifzu  (ioqov  t^s  tov  &iov  ßaCiXftag  zv%i-lv  rjfiag.    'Afir^v, 

6)  Michaelis  Pselli  Gramraaticam,  ineditam,    versibus  politicis  scri(:tam. 

7)  Ejusdem  fidei  fundamenta,  sive  synopsin  dogmatum,  versib.  polit.  ad 
Imperatorem  Älich.  Ducam.  Desunt  in  fine  versus  tredecira.  8)  Ano- 
nymi tractatum  de  viginti  septcm  tropis  et  passionibus  orationis,  qua- 
rum primas  nominat  Allegoriam,  Hyperbaton,  Ononiatopoeiam.  Hie 
tractatus,  ineditus  ut  videtur,  iisdem  verbis  occurrit  in  Cod.  gr.  2558 
Bibl.  Reg.     Incipit:  "ÄkXyiyo^ia.  iazl  Xs^tg  sre^o»  rt  Xiyovaa  ncci  ste^ov 


*)  Es  ist  Hoffnung  vorhanden,  dasa  L  e  tr  o  nn  e  dieseSchrift  Lerausgebenwird. 
Mehrcrcs  andere  aus  den  folgenden  Handschriften  wird  Hr.  Prof.  H  achmann  be- 
kannt machen,   von  desseu  Auecdutia  Graeeia  der  erste  Band  bereits  gedruckt  wird. 

[A.  d.  n.] 


M  i  s  c   e  1  1  e  n.  409 

tvvoittv  (sie)  nuQKSTcoat/,  cog  tö  lyySfjfvov  iv  ti]  &fia  ygacp^.  9)  Ano- 
nymi tractattini  tle  inetris.  Incipit:  To  laftßfuov  fiirgov  tarl  (ilv  f|a- 
(tSTQOv.  Ibi  niiilta  invc-iiies  ad  vorlmm  ex  Sclioliusta  Uephacstionis  de- 
eiiintn  ;  alia  ea  i$iint,  qiiac  circuiut'oruntur  sub  nomine  Tryphonis  Grani- 
mattci.  10)  Collationein  voouni,  qnae  pro  diversa  Big-nlficationc  acccn- 
tum  diversum  ai-cipiunt.  DillVrt  tarnen  ab  ea,  quae  excusa  est  in  Sca- 
pulae  Lex.  col.  93.  Additam.  edit.  Liig^d.  1G52.  11)  Qnacdam  de 
constructione  verboinm ,  aiictore  anonynio.  Iiicipit:  Tä  ««t  ^nty.oä- 
reiav  nal  Üqxijv  Xfyöiiiva,  ytvi-nfi  ovvTccaaovtai.  VI)  Anonymi  tracta- 
tnm  de  Grammatira.  Inscriptus  es?! :  /utpop  ypor/UjUttT/H;}?.  Incipit :  TIö- 
&tv  ovo^cc;     naQcc  t6  vifico ,  z6   fiSQi'^co  ^  yivezai.  v6/.ux ,    xat  TtXsovccafiä 

TOV  ö  ,    OVOflCC. 

Cod.  LIX.  chartac.  (fol.)  Olim  Bibliothecae  Ilnetianac,  qno  con- 
tinentur :  1)  Manuelis  Bryennii,  Musici,  Hannonicorunt  libri  IIJ.  2) 
Kicomachi  Gerascni  Mannalc  llarmoniccs,  lib.  I.  alter  dusideratur.  3) 
Porpbyrii  pbilosophi  rommrntariiis  in  HarmonicaPtoIcmaci.  4)  Ciau- 
dii  Ptoleniaei  Elt-mentor.  Harmonie,  lib.  III.  Sab  finem  conspieiuntnr 
in  margine  scholia,  ab  alia  mann  addita.  Ilic  Codex,  fij^uris  ^cohie- 
tricis  et  mathcmaticis,  iieque  satis  diiigenter  delineatiä,  instructud,  sae- 
culi  XAI  esse  vidctnr. 

Cod.  LXA"I.  chartac  (4.)  Contlnet  inter  alia  multa,  Herodianum 
ntQi.  xäv  ^i^TOVfiivcov  xotk  yzdarjg  itXf<ssms  ovofidtoov.  Hoc  optiscnlum 
idem  est  cum  eotractatu,  quem  odidit  Ilermannus  ad  calcem  libri  de 
emendanda  rat.  gr.  gram.  pag'.  301  siib  titulo,  AlXiov  'HgcoSiavov  nfgl 
i^fiapTTjusvcov  Xs^scov,  e  Codice  mendis  scatente,  ita  ut  textus  mnitis 
in  locis  ex  hoc  Codicc  Parisino  corrigi  possit.  2)  'Hgcodiavog  TtfQi  X(?ö- 
vav.  In  hoc  tractatu  multa  oecurrunt,  quae  edita  sunt  ab  Hermanne 
in  Reguli»  de  Prosodia  lib.  laudat.  pag.  422  seqq.,  quae  Icguntnr  etiam 
ad  verbum  in  Dracone  Stratoniccnsi,  cujus  tractatus  de  metris  asserva- 
tur  in  Cod.  gr.  2b'75  Bibl.  Reg.  3)  Ejusdem  Herodiani  tractatus  nf^t 
vliastog  QTjfiÜTCov ,  editus  ab  Ilcrmanno  lib.  laud.  p.  311  seq.  Incipit: 
Eti.  ccfiaQTavovaiv  ol  Xsyovrsg  ^f'2^»jxa  xat  niipv^a,  itov  öia  KceQ-agov 
rov  i,  löya  XüiovTcp  etc.  Desinit:  'AniSgcev  iycö^  t6  ngtotov  ngögm- 
nor,  ov^l  änsSgcov  xort  anidgapsv  TJfisTg,  ro  nXrj^vvTiKÖV  (og  Kul  2o- 
tpoxX^gy   all'  OTS  yag  di]  ro  aov  ofifi   antdQav.  ' 

Cod.  LXX.  bombyclnus.  (4.)  Maximi  PlaaudacDialogus  de  rebus 
gi'ammatici:»,  inscriptus  \eophron  et  Palactimus,  oj>us  ineduum.  Inci- 
|;>it :  Ugog  tmv  Xöyoiv,  ui  üalaiTtfif,  Tivng  not't  yvcoaofiiO^a  t(ig  ngog 
dlXi^Xovg  dtacpoQug  zcöv  tb  nuQthiXv&otcov  xotl  rc5v  (iullovTcav ;  Desi- 
nit: ov  fir,v  TittQu  Tovzo  Kui  vnoßtßijKi  zd  a(ifiv(o  zcöv  Maxtovcov,  (jimX- 
Xov  fiiv  ovv  xai  iningoc^tv  ayizai.  Sequitur  eju>dera  tractatus  inedi- 
tus  7i£Qi  cvvzü^fcog.  Inripit:  TJegi  awrü^tcog  Tjfiiv  ßovXofifvoig  dif^is- 
vai,  zovzo  TiQoJTOv  änüvtoav  fiöivai  xorj  etc.  Desinit:  nlri&vvziHÜg  Sf, 
olovy  inißhXovvzKt  zov  o/xf/ov  yzr^finzog.  Continet  Codex  practerea 
Gregorii  Corinthii  opusculum  de  Dialectis,  Phrynichi  Eclogam,  et  Ex- 
ccrpta  ex  scripti^  Herodiani,   editiä  anipliora. 

Jahrb.  f.  Flui.  u.  Padas'.  JaJirg.  11.  IJcft  Vi.  28 


410  Hiscellen. 

Cod.  CV.  lioniliyc.  (4.)  Anonymi  Gramniatlca.  Incipit:  Etg  noaov 
SiatQOVvzat  ra  siKoai  rtacagu  ygä/ißctTa;  Codex  sacculi  XVI  est. 

Cod.  CVII.  chartac.  (8.)  Olim  Bibl.  Sedanensis.  Continet  gram- 
maticam  graecam,  ita  insciiptam :  'Ennofir]  tcöv  öarca  rov  Xöyov  fiiQcov, 
[lir' SQwtriaKiogTSKCilSiatQfasayg,  evvT£9fioa  nagd  2^vvseiov  tov  EXlavi- 
KOV,  Tüöv  dgxotLKCöv  (tironura)  jjap«;.  Incipit:  Ti  iari  ygämia;  Nomen 
Synesii  Ileilanici  Catalogo  Synesiorura  in  Fabric.  Bibl.  graec.  Tom.  VIII 
p.  232  addendum. 

Cod.  CX.,  chartac.  (4.)  Continet  praeter  AeschyliPrometh.,  Sept.  c. 
Theb.  etPers.  Anonymi  opiisculnm  de  verborum  forraandorum  rationc. 

Cod.  CXXII.  chartac.  (4.)  Intiunt:  1)  Anonymi  tractatus  de  metris. 
In  hocmulta  inveniuntur ,  quae  iisdem  verbis  legiintur  in  Scholiasta, 
qui  cum  Hephaestione  edi  solet;  sunt  tarnen  alia  quaedam,  et  praeser- 
tim  caput  ultimum,  mgl  otiyixmv,  quae  non  habeat  Hepliacstionis  Scho- 
liacita.  2)  Anonymi  Observationes  gi-ammaticae  ntgt  TTJg  cvofjuxoiag 
Xüiv  grjfiÜTCov  Jtai  ysvixrig  owrä^tcog  nctid  tovg  naXaiovg.  Idcm  tracta- 
tus occur^it  in  Cod.  Reg.  2600.  (Catal.  Tom.  II  p.  526.)  3)  Isaaci 
Monaclii  tractatus  ineditus  de  metris. 

Cod.  CXXXIV.  membranac.  (8.)  Continet:  1)  Excerpta  ex  Hero- 
doti  Histor.  libr.  IX,  sed  brevissiraa.  2)  Excerpta  ex  Plutarchi  Vitis 
Parallelis,  Phocionis  nimirum,  Catonis,  Dionis,  Bruti,  Pauli  Aemilii, 
Timoleontis,  Sertorii,  Eumenis,  Philopoemenis,  Titi,  Pelopidae ,  Mar- 
celli,  Alexandri,  Jul.  Caesaris,  Thesei,  Romiili,  Solonis,  Publicolae, 
Themistoclis,  Camilli,  Aristidis,  Catonis  sen.,  Cimonis,  Luculli,  Peri- 
clis,  Fabii  Max.,  Demetrii,  Antonii,  Niciae  et  Crassi.  In  fine  anncxa 
Bunt  Excerpta  ex  Apophthegmatibus  Regum,  Ducum  et  Imperatorum. 
3)  Excerpta  ex  Pbilostrati  Vitis  Pliilosopborum.  Codex  optime  serva- 
tus  est,   et  saec.  XII  exaratus  videtur. 

Cod.  CLX.  chartac.  (4.)  Continet  Aristoxeni  Elementor.  Harmo- 
nicoi:.  libros  III.      Est  saeculi  XVI. 

Cod.  CLXIV.  chartac.  (4.)  Insunt:  1)  Fragmentum  de  Prosodia, 
quod  congruit  cum  iis,  quae  leguntur  in  Hephaestionis  Scholiasta,  et 
in  Draconis  Straton.  praefationc  in  librura  mgl  xqÖvoüv.  2)  Nicetae 
Diaconi,  Metropolitae  Heracleensis,  opusculum  de  genere  versuum.  In- 
cipit:   Tlovg  fßTi  fiSTQiKov  avctrjfia  avXlaßcSv. 

Cod.  CLXX.  membranac.  (8.)  Continet  ManuelisChrysolori?eEro- 
temata,   sive  Quaestiones  gramm.  Auctoris  noraen  in  Codice  abest. 

Cod.  CLXXII.  membranac.  (fol.)  Lexicon  graecum  amplissimuiti, 
ineditum.  Ibi  admodum  multi  scriptores  laudantur,  ita  ut  operae  pre- 
tium  esset  hoc  ingens  volumen  conferre  cum  Suida,  Etymol.  Magn.  et 
Phavorino.  *)    Codex  est  saeculi  XIV. 


')  Prof.  Bachmann,  der  dieses  Werk  theihvcisc  mit  Phavorinns  verglich,  fand 
es  viel  reichhaltiger,  als  diesen.  Noch  ist  zu  bemerken,  dass  auf  der  otrentlichen 
Bibliothek  zu  Laon  ein  Lexicon  Graecum  sich  findet ,  welches  zum  Theil  mit  Un- 
cialbuchstaben  geschrieben  und  sehr  alt  ist,  und  ausserdem  viel  ausführlicher  und 
reichhaltiger ,  als  die  bekannt  gemachten ,  zu  seyn  scheint. 


M  i  s  c  e  1  I  e  n.  411 

Cod.  CXCn.  «;liartac,  (fol.)  1)  Rcgulao  grammat.  et  prosodicae, 
partim  ex  Herodiani  scriptiü,  iit  videtiir,  desnmtae.  2)  Glossariaiu  la- 
tino-graecum.    Incipit:    A,   ab,  naget  cum  gcnitivo  et  accusativo. 

Cod.  CXCVI.  clmrtar.  (4.)  Tlieod.  Gazae  Iiistltiitiones  gramm. 
libr.  IV. 

Cod.  CXCMII.  mpml>ran.  (4.)  Maniieliä  Moechopnli  Sclicdop^ra- 
pliia,  sive  de  partibus  orationi;!.  Auctoris  nonien  nou  comparet.  Codex 
rescriptiis  vidctur,  nain  Fol.  13.  et  l.')2  npparent  vestigia  prioris  scriptu- 
rae.  ^otaiidiini  practerea  alios  qiioque  Codd.  Scliedographiae  Moscho- 
pulianae,  ut  Codd.  Heg.  2572,  2573,  2574,  2575,  ut  muitos  etiam  Codd. 
Itallcos  ejusdein  libri,   esse  re«rriptos. 

Cod.  CCII.  bombyc.  (4.)  Quo  continentur:  1)  Greg.  ChoeroboscJ, 
Graramatici  Bjy-zantiiii,  Epimensiiii,  sive  regulae  de  Ortliograpbia,  qua- 
rura  Excerpta,  ut  videtur,  habentur  in  Cod.  Bibl.  Reg.  2554.  2)  Ke- 
gulae  de  Spirifil)us  ex  Tryphone,  Choerobosco,  Theodoreto  aliisqae 
collectae.  3)Uegulae  de  Accentibns  collectae  ex  scriptis  On,  Choero- 
bosci,  Aetherii  (sie)  alioinimque  Graniniaticorum.  4)  De  Syntaxi  Ex- 
cerpta varia.      5)   Carmina   iambica  varia. 

Cod.  CCWI.  membran.  (4.)  Manuelis  Moschopuli  Grammatica. 
Liber  in  fine  mutilus  est. 

Cod.  CCXLIII.  cbartac.  (fol.)  Anthologia  Epigramraatum  graec. 
magna  ex  parte  ea  coniplectens,  qnae  in  Maximi  Planiidae  collectione 
praetermissa  sunt.  Hujus  Codicis  partem  priorem  Huctius ,  Abrincen- 
eium  Episcopus,  exaravlt,  variis  lectionibus  et  annotationibus  in  mar- 
ginem  conjectiä. 

Ludwig  Bachmann. 


Für   Hellenisten    und    Schulmänner. 

In  den  Jahrbb.  für  Pbilol.  Bd.  IV  S.  4.59  hat  sich  unter  obiger  Auf- 
echrirt  ein  Herr  K.  sehr  nachdrücklich  für  die  Wiedereinführung  der 
Rcuchlinischen  Aussprache  crlih'irt;  er  nennt  die  Erasmisclie  ein  Un- 
ding, weh;heb  aller  Geschichte,  Philosophie  und  Philologie  widerspreche. 
Allen  Hellenisten  und  Schulmännern,  die  nicht  dasjenige  festKuhalten 
pflegen,  Moran  sie  einmal  gewöhnt  sind,  hätte  jener  Gelehrte  gewiss 
einen  Dienst  erwiesen,  wenn  er  auseinander  gesetzt  hätte,  in  welchen 
Punkten  denn  die  Erasroische  Aussprache  aller  Geschichte ,  Philos<»phie 
und  Philologie  widerspreche ;  denn  weder  in  Bloch 's  Reri^son  der 
Lehre  von  der  Aussprache  des  Altf!^riecliisr.hen  noch  in  desselben  A  erf. 
Nachträgen,  im  neuen  Archiv  d.  Piiilol.  2r  Jahrg.  Is  Hft.  S.  49  fi".,  habe 
ich  M'enigstens  etwas  von  der  Art  gefunden,  dagegen  manche  seltsame 
Behauptung,  z.  B.  daraus,  dass  die  lionicr  das  Griech.  i]  dur<;li  ein 
langes  e  ausdrücken,  und  die  Griechen  das  lange  Römische  e  durch  r,, 
wie  xapj7ps ,  pjjyfff,  folge  nicht,  dass  beide  Vocale  auf  gleiche  Weise 
ausgesprochen  sejen,  weil  man  doch  nicht  wisse,  wie  die  Römer  ihr  e 
ausgesprochen  hätten!      Sprachen  sie  es  denn  etwa  i  aus,  wie  dieEng- 

28* 


412  Misccllen. 

länder  «'met  statt  i<eni'i  Denn  bloss  bei  dieser  Voranssctzung  könnte 
glaubhaft  gemacht  werden,  dass  7j  mit  den  Neugriecben  wie  i  auszii- 
eprechen  sey;  sonst  beweist  die  Römische  Schreibart  gegen  die  Reuch- 
linische  und  für  die  Erasraische  Aussprache  *).  Am  sonderbarsten 
fst  der  Grund  des  H.  K. ,  dass  man  zu  der  Reuchlinischen  Aussprache 
zurückkehren  müsse,  weil  die  Nachkommen  eines  Volkes  es  immer  hes- 
ser wissen  müssten,  wie  ihi'e  Vorfahren  gesprochen  haben,  als  die  Aus- 
länder. IVissen  wir  denn  etwa,  wie  unsere  Vorfahren  vor  1800  Jah- 
ren gesprochen  haben?  oder  giebt  es  überhaupt  ein  Volk,  das,  nach- 
dem es  mit  andern  Völkern  in  mannigfache  Berührung  gekommen  ist, 
und  vielfältige  Schicksale  durchlebt  hat,  seine  alte  Aussprache  bis  auf 
die  neusten  Zeiten  unverändert  erhalten  hätte?  Dass  die  Griechischo 
Sprache  besonders  seit  Alexander  d.  Gr.  nicht  nur  in  einzelnen  Wör- 
tern, sondern  in  ihrem  ganzen  Bau  und  Wesen  durch  die  Einwirkung 
der  Macedonier,  Morgenländer,  Römer,  Italiener,  Türken  unendliche 
Veränderungen  erlitten  hat,  ist  bekannt,  auch  dem,  der  nur  eine  neu- 
griechische Grammatik  einmal  durchblättert  hat;  und  die  Aussprache, 
der  Avandelbarste  Bestandtheil  einer  Sprache,  der  sich  nicht  durch  die 
Schrift  fixirenlässt,  und  der  am  meisten  den  Einflüssen  des  grossen  Hau- 
fens ausgesetzt  ist,  sollte  unverändert  geblieben  seyn?  Was  sich  in 
der  Aussprache  durch  äussere  Zeichen  festsetzen  Hess,  haben  die  Alexan- 
drinischen  Grammatiker,  zuerst  Aristophanes  aus  Byzanz ,  durch  Ein- 
führung der  Accente,  Spiritus  etc.  geleistet;  BeMeises  genug,  dass 
schon  damals, .  zwei  Jahrhunderte  vor  Chr. ,  die  ächte  Aussprache  sehr 
auszuarten  anfing.  Dass  schon  im  Zeitalter  des  Sophokles,  Flato,  De- 
mosthenes  in  einzelnen  Landschaften  einzelne  Vocale  so  ausgesprochen 
wurden,  wie  die  Neugriechen  sie  aussprechen ,  ist  theils  gewiss ,  wie 
dass  die  Böotier  statt  ai  ai,  ä  sprachen,  theils  wahrscheinlich,  und 
Böckh  sagt  irgendwo,  die  neugriechische  Aussprache  scheine  die  Aus- 
sprache der  Landleute  im  alten  Griechenland  zu  seyn.  Aber  wir  stellen 
Untersuchungen  an  über  die  richtige  Aussprache,  d.h.  über  die  der  ge- 
bildeten Stände,  sowie  ein  Ausländer,  der  unsere  Sprache  lernt,  nicht 
zu  wissen  begehrt,  auf  wie  verschiedene  Arten  man  das  Deutschein  den 
verschiedenen  Landschaften  ausspricht,  sondern  wie  die  Gebildeten 
grösstentheils  sprechen,  und  wir  beim  Französischen  nicht  darnach  fra- 
gen, wie  man  in  Languedoc,  in  Gascogne,  der  Normandie  oder  Bre- 
tagne, sondern  wie  der  Franzose  von  Erziehung  spricht.  Diese  Aus- 
sprache der  Gebildeten  suchten  auch  die  Grammatiker  festzuhalten, 
und  es  wäre  höchst  sonderbar ,  wenn  ai  überall  wie  ä,  £t ,  oi  wie  /, 
«u,  tv  wie  o/",  ef  gelautet,  und  die  Grammatiker  doch  at,  st,  o/,  av,  sv 
Diphthongen  genannt  hätten,  wie  noch  Choeroboscus  in  Bekker.  anecd. 
p.  1214    (  ?7  at  Sitp&oyyos  »J  SKtpcavovaa  to'  i  xal  ^J  oi  Sicpd:   oder  inl 


')  Daraus  aber,  dass  bei  Zusaimnensetzungen  und  Umwandlungen  das  langte  e 
zuweilen  in  i  überging,  wie  tela,eubtilis,  wird  mandocli  wohl  nicht  mit  mehr  Recht 
8chHet*scn  können,  e  habe  wie  i  gelautet,  als  man  aus  der  Abwandlung  ich  nehme, 
du  nimmst  dieses  schliessen  wird. 


M  i  8  c  e  1  I  e  n.  413 

f^S  «V  "ßi  i"^?  *^  cvyviQvcSaiv  tccvra  tu  8v«  cpcovrjsvra  xorl  ocnorsXovai 
fiiav  (pcov7]v  ciQfio^ovGav  roig  Svo  (pcovrjsoivy.  Demnach  scheint  es,  dass 
die  Rouchlinisthe  Aussprache  aUer  Geschichte,  Philosophie  (gesun- 
den Logik)  und  Philologie  mehr  Midcrspreche,  als  die  Erasiuische. 

^.  Matthiä. 

Berichtignng. 
In  den  Jahrhh.Bd.  IV  S.  311  Mird  der  Unterzeichnete  als  Verfasser 
eines  in  Opi)elu  erscliienenen  Ahrisses  d.  Deutsch.  Litteraturgeschichte 
genannt.  Diese  Notiz  ist  jedoch  dahin  zu  herichtigen ,  dass  nur  die 
erste  Hälfte  mir  angehört,  die  zweite  aher,  von  Opitz  his  auf  die  neue- 
sten Zeiten,  meinem  CoUegen  Hrn.  Dr.  O  c  h  r,  und  zwar  aus  dem  Grunde, 
\»  eil  derselbe  in  Secunda  und  ich  in  Prima  über  diesen  Unterrichtszw'eig 
A'orträge  zu  halten  habe.  Ich  muss  noch  hinzufügen,  dass  mich  nur 
dringendes  Bedürfniss  und  Mittellosigkeit  der  meisten  unserer  Schüler 
zu  dieser  Arbeit  bestimmt  hat ,  wesshalb  ich  sie  als  ein  allzu  flüchtiges 
Erzengniss  für  unreif  und  imvollkommen  erklären  muss,  und  ihre  wei- 
tere Verbreitung  nie  gewünscht  habe.  Es  w  äre  mir  daher  lieb  gewe- 
sen, Hr.  Prof.  Dr.  Jacob  hätte  wenigstens  über  meinen  Theil  des  Ab- 
risses ein  minder  schonendes  Urtheil  gefallt,  weil  er  dieses  dem  Publi- 
cum, vor  dem  er  einmal  über  die  Sache  sprechen  wollte,  schuldig  war. 
Ganz  besonders  für  den  Schulgebrauch  zu  empfehlen  ist  indess  Ko- 
berstein's  Grundriss  der  Deutschen ISational-LiUeratur,  Leipzig, 
hei  Vogel  1827.  8. 

Dr.    Bach. 


Die  historisch- philologische  Classe  der  konigl.  Societät  der  Wis- 
senschaften in  Göttingen  hat  bei  Gelegenheit  der  Jahresfeier  (amlOXov.) 
folgende  Preisaufgabe  für  den  November  1829  (mit  dem  gewöhnlichen 
Preise  von  50  Ducaten)  aufgestellt :  Exponatur  historia  sjstematum  chro- 
nologicorum,  quae  Graeci  inde  a  teinporthus  JjOgographorum  usque  ad 
Eusebiuni,  maxime  vir i  iuerati  Alexandrini  ^  compoauerunt ;  in  qua  po- 
tissimuin  ad  fontes,  ex  quibus  ii  teniporum  indicationes  hauserunt ,  at- 
que  ad  rationes  et  calculos  ^  quos  computationibus  suis  fundamento  po- 
suerunt ,   attendenduni  sit. 


Die  hohe  k.  k.  Studien -Hofcomraission  in  Wien  hat  zur  Verferti- 
gung einer  zur  Bildung  guter  Seelsorger  geeigneten  Moral -Theologie 
in  Latcinisclier  Sprache  einen  Concura  ausgeschrieben.  Dem  Verfasser 
eines  solchen,  allen  Anforderungen  entsprechenden  Vorlesebuchs  wird 
eine  Remuneration  von  100  Species- Ducaten  verabreicht  und  ausserdem 
das  Eigenthumsreclit  über  sein  Werk  belassen.  Das  Werk  muss  übri- 
gens längstens  bis  zum  letzten  Deccmber  1828  der  hohen  Studien -Ilof- 
commission  entweder  unmittelbar  oder  im  Wege  der  LandesstcUe  unter 
den  gewöhnlichen  Vorsichten  zur  Würdigung  eingesandt  werden,  und 


4L4  Miscellcn. 

erhält  iin  Falle  der  Brauchbarkeit  den  ausgesetzten  Preis,  oder  wird  im 
entgegengesetzten  Falle  dem  Verfasser  zurückgeschickt. 


Im  Jahr  1827  sind  im  Königreich  der  Niederlande  !)!)  theologische, 
140  juristische ,  raodicinische  und  naturhistorische,  96  geschichtliche, 
114  philologische  und  poetische  Werke,  286  Romane  und  Schriften 
verschiedenen  Inhalts,  zusammen  741  Schriften  erschienen.  In  Frank- 
reich sind  1823  58!I5  neue  Schriften,  1824  6974  und  1825  7605  gedruckt 
vrorden. 


Der  Preis  der  zweiten  Auflage  des  Curnelius  Nepos  von  Panf  ler 
(Leipz.,  Rein.  1817.  XXXII  u.  532  S.  gr.  8)  ist  vom  Januar  1828  au 
von  2  Thlr.  12  Gr.  auf  1  Thlr.  12  Gr.  herabgesetzt.  Die  Walther'sche 
Buclüiandlung  in  Dresden  verkauft  jetzt  die  Ausgabe  von  Winkel- 
mann's  Werken  (8  Bde.  mit  64  Kupfern)  des  in  Donaueschingeu  er- 
schienenen Nachdrucks  -wegen  für  16  Thlr. ,  statt  dass  dieselben  sonst 
23  Thlr.  8  Gr.  kosteten.  Der  4  —  6te  Band  werden  jeder  einzeln  für 
die  Hälfte  des  bisherigen  Ladenpreises  abgelassen. 


In  Pompeji  hat  man  zu  Anfang  des  Novembers  Avieder  mehrere 
Altcrthümer,  besonders  Ringe  und  Münzen  gefunden.  Vgl.  Tübing, 
Kunstbl.  1827  Nr.  103  S.  412  u.  Berlin.  Convers.  Bl.  1828  Nr.  22  S.  86. 
Der  merlcM'ürdigste  Fund  ist  ein  Gemälde,  das,  an  der  äussern  Strassen- 
seite  eines  Hauses  beßndlich ,  ein  Aushängeschild  gewesen  zu  seyn 
scheint.  Es  stellt  drei  Träger  vor,  die  auf  ihren  Schultern  einen  Tod- 
ten  auf  einem  Brete  unter  einer  Art  von  Baldachin  tragen.  DemTodten 
ist  ein  langer  Nagel  queer  durch  den  Kopf  geschlagen ,  und  derselbe 
nach  der  Seite  gerichtet,  wohin  die  Träger  gehen.  Im  Hintergrunde 
des  Bildes  misst  ein  junger  Mann  ein  Bret  aus  und  zwei  andere  sägen 
ein  Bret  durch.  Ein  anderes  Bild  an  einem  andern  Hause  zeigt  einen 
Merkur,  der  mit  einem  Geldbeutel  in  der  Hand  flieht  und  von  der  For- 
tuna beschützt  wird. 

In  York  fand  man  vor  kurzem  eine  der  grössten  Bronzemünzen 
Vespasians.  Sie  zeigt  auf  der  Vorderseite  den  Kopf  des  Kaisers ,  auf 
der  Rückseite  einen  Palmbaum,  an  dessen  Fuss  ein  Mann  mit  auf  den 
Rücken  gebundenen  Armen  steht ,  mit  der  Umschrift:  ludaea  capto, 
und  im  Abschnitt :  S.  C. 


Eine  gedrängte  Literatur  der  Slavischen  Mundarten  in  älterer  und 
neuerer  Zeit  und  eine  gediegene  Darstellung  ihrer  Entwickelungspcrio- 
den  und  alles  dessen,  was  über  dieselben  geschrieben  ist,  findet  man  in 
der  Geschichte  der  Slavinchen  Sprache  und  Literatur  nach  allen  Mund-, 
arten  von  Paul  Joseph  Schaf farik.  Ofen  1826.  542  S,  8.  Vgl. 
HaU.  L.  Z.  1821  Nr.  247  f. 


Misccllen.  415 

Die  kleinen  Schriften  ^  fiistorischen ,  politiscJien  Inhalts y  von  L. 
von  Drosch  (l'Ini,  Stettin.  1827,  gr.  8.)  enthalten  9  Aufsätze,  von 
denen  für  Schuhniinner  heachtenswcrth  sind:  Drei  Vorlesungen  über 
Joh.  V.  Jliilicr"s  24  Hiieher  allgemeiner  Geschichte;  die  sieben  Perioden 
der  Deutschen  Gcscliichte ;  über  den  methodischen  Unterricht  in  der 
KÜgcmeinen  Geschichte ;  und  die  Rede  hei  der  EröfTnung  der  Münch- 
ner Universität. 


Ueber  den  Unterschied  zwischen  Kelten  und  Ger- 
manen, mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Bayerische  Urgeschichte, 
hatderDr.G.  Th.  Riidhart  zu  Erlangen  1826  (VI  u.  112  S.  8.  10  Gr.) 
eine  Abhandlung  herausgegeben,  in  welcher  er  folgende  drei  Haupt- 
sätze zu  erweisen  sucht:  1)  Vor  Julius  Cäsar  ist  kein  Unterschied  zwi- 
schen Kelten  und  Germanen  erweislich.  [  Hier  ist  nur  nicht  genügend 
nachgewiesen,  dass  dieser  Unterschied  bloss  dcsshalb  nicht  da  Mar,  weil 
frühere  Forschungen  und  Beobachtungen  über  diese  Aölker  fehlten. 
Wenn  übrigens  die  Kelten,  Gallier  und  Galater  als  identisch  genommen 
nnd  den  Deutschen  die  Druiden  abgesprochen  werden,  so  sind  die  Stel- 
len der  Alten  und  die  Beweise,  Melche  von  Barth  in  seiner  Schrift 
über  die  JJruiden  der  Kelten  (Erlangen,  182(J)  gegen  beide  Behauptun- 
gen aufstellt,  wohl  zu  beachten.]  2)  Julius  Cäsar  kennt  die  Bojer  nicht 
als  Keltisches  Volk ,  [dagegen  scheint  doch  Caesar  de  b.  G.  I,  5,  12  za 
sprechen,]  und  Tacitus  hat  nach  Cäsar's  Berichten  nur  seine  Meinung, 
Äe/«c  Conjectur,  gegeben.  3)  Die  Bojer,  gleichviel  ob  sie  Germanischer 
oder  Keltischer  Abkunft  sind ,  können  nicht  die  Stammväter  der  Baju- 
varier,  und  somit  auch  nicht  der  heutigen  Bayern  seyn.  Die  Bojer 
sollen  nämlich  nach  ihrer  Besiegung  durch  Marbod  nicht  ausgewandert, 
sondern  als  Unterthanen  ruhig  aber  namenlos  in  Böhmen  zurückgeblie- 
ben seyn. 


Damit  man  hinter  dem  Titel  des  Werks :  Philosophie  der  Ge- 
schichte oder  über  die  Tradition  (verfasst  von  Molitor,  Frankf.  a. M., 
Hermann.  1827.  VI  u.  455  S.  8.  2  Thlr.  12  Gr.),  nicht  etwa  eine  für 
Geschichtsforschung  wichtige  Schrift  suche,  so  sey  bemerkt,  dass  darin 
«rwicsen  werden  soll,  alle  menschliche  Cultur  hebe  von  einer  dem  er- 
sten Menschen  zu  Thell  gewordenen  unmittelbaren  göttlichen  Oflenba- 
rung  an,  und  diese  heilige  Urtradition  sey  in  einer  durch  Einwirkung 
des  Unstern  lleichs  vielfach  entstellten  und  zersplitterten  Reihe  von  Ue- 
berlieferungen  von  Geschlecht  zu  Geschlecht  fortgepflanzt  worden.  Ue- 
ber die  Jüdische  Urtraditiun  ,  d.  h.  das  alte  Testament  und  die  Kabba- 
lah,  M  ii'd  nach  der  gcwöiinlichen  Modephilosophiü  dann  allerlei  mysti- 
scher und  verschrobener  Lnsina  vorgebracht. 


Für  Geographen  ist  vorzüglich  wichtig  das  Taschenbuch  zur  Ver- 
breitung geugraphischer  Kenntnisse  yan  i.  Gtfr.  Sommer,  dessen 
6t  Jahrg.  für  1828  (Prag,  bei  Calve.  437  S.  gr.  12.  mit  7  Kfr.  u.  Sttf. 


416  Miscellen. 

1  Thlr.  12  Gr.)  die  neusten  gcofj^raphisclien  Forschungen  und  Entdek- 
kungen  in  Chili,  la  Piata,  Sardinien,  ülter  den  Vulkan  Pele  oder  Ki- 
rauea  auf  Owhciki,  im  Birmunisclien  Ueich,  in  Neuholland,  über  Bag- 
dad und  den  Bosporus  enthält.  Vorzüglich  interessant  ist  die  allgemeine 
Uehersicht  der  neusten  Reisen- und  geographischen  Entdeckungen,  welche 
über  Clapperton's,  Dickson's,  Laing's,  Dcnham's  Reisen  in  Mittelafrica, 
Owen's  und  Catfield's  Aufnahme  der  Africanlschen  Ostküste,  Hay's  Be- 
obachtungen über  die  Ostafricanischen  Inseln  (den  Aethiopisclien  Ar- 
chipel), Lyall's  Sendung  nach  Madagaskar,  Hemprich's,  Ehrenberg's 
und  Brocchi's  Reisen  in  Aegypten,  Nubien,  Habesch,  Arabien  und  Sy- 
rien ,  die  Forschungen  am  Nordpol  und  in  Nordamerica  von  Franklin, 
Becchy,  Douglas  n.  Parry,  die  neustf  n  Werke  über  Nordamerica,  Ham- 
incrfest's  Niederlassung  auf  Spitzbergen ,  die  Brittische  Niederlassung 
zu  Port  -  Western ,  d'Urville's  Reise  nach  Australien,  Bougainville's 
Reise  um  die  Welt  n.  s.  w.  vieles  berichtet.  [Die  Einmündung  des  Ni- 
ger's  in  den  Golf  von  Benin  scheint  nicht  mehr  zweifelhaft  zu  scyn,  und 
wahrscheinlich  weiss  die  Englische  Regierung  darüber  und  über  das 
Innere  Africa's  weit  mehr,  hält  es  aber  verborgen.  Die  Verlegung  der 
Niederlassung  Sierra -Leone  nach  der- Insel  Fernando -Po  scheint  in 
Bezug  auf  den  nenentdeckten  Nigerausfluss  gemacht  zu  seyn.  Im  ro- 
then  flleer  hat  Ehrenberg  ausser  einigen  kleinern  Inseln  auch  die  grö- 
ssere Farsan,  welche  3  Dörfer  und  mehrere  Hafen  und  3  Tagreisen  im 
Umfang  hat,  neu  entdeckt.  Im  Baffins  -  Meere  fand  Guedon  die  Insel 
Dieppc  unter  72°  42'  n.  Br.  und  301°  25'  ö.  L.  von  F.,  im  grossen 
Weltmeer  Eeg  die  Niederländische  Insel  unter  7°  10'  s.  Br.  und  177° 
35'  16"  ö.  L.  von  Gr.;  das  Nordamericanische  Schiff  Lopez  fand  die 
Starbuckinseln  unter  der  Linie  und  173°  30 '  ö.  L.  und  die  Insel  Tracy 
unter  7°  30'  s.  Br.   und  178°  45'  ö.  L.] 


VonKttmmer'g  Beliefglohen  [vgL  Jbb.  IV  S.  340]  behauptet 
Netto  in  seinem  Lehrbuch  der  Geostereoplastik  (Berlin,  1826.  8.)  S.  22, 
dass  sie  höchstens  in  sofern  Werth  haben ,  als  sie  ein  sinnlich  -  grobes 
Bild  für  Blinde  geben,  bei  Sehenden  aber  die  Kleinheit  des  Maasssta- 
bes auf  Ungereimtheiten  führe  und  zu  falschen  Begriffen  Veranlassung 
gebe.  Freilich  da  der  G^-ad  von  15  Meilen  auf  einem  solchen  Relief- 
globus nur  etwa  2  Linien  niisst,  so  erhält  man  nun ,  wenn  man  nach 
diesem  Maassstabe  fortmessen  will ,  Berghöhen  von  20 ,  Flussbreiten 
von  6  — 12,  Meerestiefen  von  4  —  5,  Ufererhebungen  von  6  Meilen. 
Mit  Recht  behauptet  daher  Netto,  dass  ein  Globus,  der  die  Erhöhun- 
gen des  Erdballes  darstellen  soll,  wenigstens  400'  im  Durchmesser  ha- 
ben muss.  Noch  sey  hier  bemerkt,  dass  Netto  1820  eine  Reliefcharte 
von  Deutschland  gefertigt  hat,  die  auf  einer  4  Quadratfuss  grossen  Flä- 
che entworfen  ist,  und  von  welcher  ein  Abguss  4  Thlr.  kostet. 

Ueber  das  Herzogthura  Sachsen  hat  der  Schullehrerseminar -Di- 
rector  Dr.  W.  Harnisch  im  J,  1827  in  Weissenf  eis  (in  Commission 
zu   Halle  bei  Anton)    herausgegeben:    Das   Preussische    Sachsenland^ 


M  i  s   c  e  1  I  c  n.  417 

dejtix Lehrer  zum  Lehren,  dem  Schüler  zum  Einüben,  dem  Bewohner 
zum  Ueberblickoji ,  und  :  Lebensbilder  aus  dem  Preuss.  Sachsenlande, 
ein  Hülfsbuch  fiir  Lehrer,  ein  Lesebuch  für  Schüler  und  eine  Unterhal- 
tun^sschrij't  für  alle  Stünde.  Beide  Workc,  Mclclic  ziisaninicn  033  S. 
in  8  füllen,  2  Chiirten  cntimlten  und  2  Thir.  8  Gr.  kosten,  bilden  auch 
den  In  Bd.  der  //  elifcunde.  Ein  Leitfaden  bei  dem  Unterricht  in  der 
Erd-,  Aliiieral-,  StcJ/'- ,  PJlanzen- ,  Thier-,  Menschen- ,  Volker-, 
Staaten-  und  Geschichtslcuiide.  Das  zm eite  bildet  in  gCM'isser Hinsicht 
den  Coniinentar  zum  erstem.  Gegen  beide  ist  in  Leipzig  bei  Hartmann 
1827  die  Schritt  [von  Fr,  Ludw.  Jahn?]  erschienen:  IVegu-eiser  in 
das  Pi  eussi sehe  Sacl.senland  undJiahmen  zu  den  T^ebensbildern  aus  dem 
Preuss.  Sachsenlande  (62  S.  gr.  8.  ii  Gr.),  "welche  eine  i'ortlaufende 
Recens^ion  derselben  liefert,  eine  Menge  geographische  und  geschicht- 
liche Irrthüiner  aufgedeckt  und  dieselben  mit  vieler  Gelehrsamkeit  er- 
läutert; aber  sie  ist  in  einem  so  derben  und  inhumanen  Tone  geschrie- 
ben, dass  man  bedauern  muss,  soviel-gründliche  Erörterungen  in  kei- 
nem bessern  Gewände  zu  erblicken.  Proben  der  einzelnen  Ausfälle 
gegen  Harnisch  giebt  das  Mitternachtblatt  1827  Kr.  163  f. 


Nach  einem  Schreiben  aus  Tripolis  vom  2  Nov.  hatte  sich  dort  das 
nicht  geglaubte  Gerücht  verbreitet,  dass  der  Reisende  Clap per  ton 
[s.  Jbb.  II  S.  398  u.  III,  2  S.  114]  in  Sackatu  gestorben  sey,  und  dass 
seine  Gefährten,  nachdem  sie  mit  ihm  von  Benin  über  Dahoraey  nach 
Sackatu  [13*^  n.  B.]  gelangt  sind,  mit  Clapperton's  Noten  und  Papieren  über 
Bornu  und  Fezzan  nach  Tripolis  kommen  wollen.  Jedenfalls  sind  demnach 
wichtige  geographische  Nachrichten  bald  zu  erwarten.  A'orläufig  ist 
mitgetheilt,  dass  Eingcborne  von  Bornu,  Waday  und  Begharmi  versi- 
chern, dass  die  Gewässer  des  Yeou  und  Gambaru  nebst  andern  grossen 
Flüssen  den  Nil  bilden,  der  dann  nach  Nubien  lliesst;  dass  der  See 
Tschad  durch  das  Zusammenfliessen  dieser  und  anderer  grossen  Wasser, 
mit  Einschlnss  des  Schari,  gebildet  viird  und  einen  östlichen  Ausflugs 
hat.  Daher  behaupteten  die  Araber  vielleicht  mit  Recht  gegen  Denham, 
der  Yeou  sey  der  Nil.  Maroccaner  behaupten,  der  lloarra  oder  Joliba 
verbinde  die  obigen  Ströme ,  und  andere  Araber  bestätigen  es ,  sagen 
aber,   ein  Arm  dieses  Flusses  fliesse  hinter  Dahomey  in  den  Occan.  Das 


Gelehr ten  -  F ehden.  Den  Deutschen  Sprachforschern  hat 
Friedrich  Ludwig  Jahn  den  Krieg  erklärt  in  seinen  neuen  liu- 
nenblättern  (Naumburg,  Wild.  1828.  XII  u.  134  S.  8.),  \»  eiche  über- 
haupt in  einer  zwar  geschraubten  und  übertrieben  purisirenden,  aber 
doch  kräftigen  Sprache  allerlei  wirkliche  und  vermeintliche  Gebrechen 
und  Mängel  des  Deutschen  Vaterlandes  stark  und  nachdrücklich  rügen. 
Unter  den  Deutschen  vSpracJil'orschern  kdiiiint  seihst  Grimm  nicht 
ohne  Tadel  Aveg,  weil  er  unnöthig  und  über  die  Gebühr  lateinenzct. 
^iel  schlimmergeht  es  aber  dem  grossen  Kaufender  Sprachlehrenfer- 
tiger, Sprachmeiötcrer  und  Sprachrecken,  die  durch  Kleinigkeitskrämc- 


418  Miscellen. 

rei  und  Spraclifreveldie  Sprache  verhunzen  und  welchen  kleinen  Sprach- 
hühneu  und  Schulzuunkönigen  darum  nicht  grimmig-  und  Grimmiäch 
genug  zu  Feder  und  Leder  gegangen  werden  kann.  Ihnen  wird  aller- 
lei vorgeworfen:  vieles  mit  Recht,  obsclion  meist  ohne  Gründe.  Ge- 
legentlich ist  auch  die  Berliner  Societät  für  wissenschaftliche  Kritik 
miitgenommen ,  und  die  Deutschen  Hociischulen  sind  hart  angelassen, 
weil  man  auf  vielen  noch  keinen  Lehrstuhl  für  die  Muttersprache  findet. 
Kur  die  Preussische  Regierung  hat  das  Wahre  erkannt;  denn  eine  grosse 
Veranstaltung  ist  ihre  Verordnung,  dass  auf  allen  Gymnasien  in  der  zAvei- 
ten  Clause  das  Altdeutsche  getrieben  werden  soll.  Den  Schulen  aber 
leuchtet  Pforta  als  Muster  vor,  weil  es  jährlich  ein  Fünftel  seines  Ein- 
kommens für  die  Bibliothek  auf  den  Ankauf  Deutscher  Werke  verwen- 
det. —  Den  verstorbenen  J.  H.  Voss  hat  Görres  verunglimpft  in 
einer  Schrift :  J.  H.  Voss  und  seine  Tadesfcier  in  Heidelberg^  (^Jus  dem 
Katholiken,  abgedruckt.  Strassburg.  1826.  8.)  gereizt  dazu  allerdings 
durch  Vo  s  s  '  e  n  s  Ausfälle  in  der  Antisymbolik,  aber  dadurch  nicht  be- 
rechtigt, den  Todten  so  unwürdig  zu  behandeln.  Den  letztern  hat 
Paulus  vertheidigt  im  Soplironizon,  Bd.  IX  Heft  3,  und  dort,  auf 
Voss'ens  Anklagen  fortbauend,  zu  erweisen  gesucht,  warum  J,  Gorres 
gegen  Voss  eifert.  Görres  wird  besonders  als  Jesuitendiener  angegrif- 
fen. —  In  dem  Pestalozzi- Streit  hat  Friedrich  Wolter  in  der 
Schulzt.  1827  Abth.  1  Nr.  55  S.  439  seine  Stimme  erhoben  und  gegen 
Fellenberg'e  Anklage  [s.  Jbb.  II  S.  201j  sich  vertheidigt.  Lr  er- 
klärt nicht  bloss ,  dass  er  an  der  Bekanntmachung  der  durch  Joseph 
Schmidt  feilgebotenen  Privatcorrespondenz  Pestalozzi'«  keinen  An- 
theil  habe,  sondern  behauptet  auch ,  dass  er  in  seiner  Selbstbiographie 
durch  Documente  bekräftigen  will,  dass  Pestalozzi's  Autobiographic 
von  Schmidt  nicht  bloss  durchgesehen,  sondern  in  vielen  Stellen  ver- 
ändert und  interpolirt  worden  ist.  —  Der  von  Völcker  neu  aufge- 
regte Müller-  Lange'sche  Streit  [s.  Jbb.  IV  S.  337  u.  V  S.  214]  ist  fort- 
gesetzt in  der  Jen.  L.  Z.  1827  Int.  Bl.  67  f.  S.  533  -  44,  avo  Lange  in  ei- 
ner Antikritik  des  ersten  Theilcs  der  Völcker'schen  Recension  ausfülir- 
lich  zu  erweisen  sucht,  dass  dieser  Gelelu"te  mehreres  falsch  behauptet 
und  erdichtet,  in  andern  Stellen  nur  IMüller's  bestrittene  Argumentation 
wiederholt  oder  Dinge  erörtert,  um  die  es  sich  gar  nicht  streitet,  meh- 
rere unerwiesene  Hypothesen  als  wahr  hingestellt  oder  aus  Stellen  der 
Alten  bewiesen  hat,  in  welchen  ganz  etwas  anderes  steht,  oder  welche 
falsch  erklärt  sind.  Die  Antikritik  ist  übrigens  In  einem  ziemlich  ru- 
higen Tone  gehalten  und  nicht  ohne  wissenschaftlichen  W<;rth.  Schär- 
fer ist  der  Ton  in  dem  Nachtrage,  den  Lange  in  derselben  Lit.  Zeit. 
1828  Int.  Bl.  5  S.  33  —  35  gegeben  hat,  und  welcher  literai-isch  höch- 
stens darum  zu  beachten  ist,  weil  er  ein  paar  anffallende  Fehler  A  öl- 
cker's  aufdeckt.  —  Edel  und  rein  wissenschaftlich  ist  der  Streit,  wel- 
cher sich  zwischen  Osann  und  dem  Recensenten  seiner  Ausgabe 
der  beiden  Grammatiker  Apulejus  in  der  Schulzt.  1827  Abth.  2  L.  Bl.  37 
erhoben  hat.  Der  Recensent  sucht  nämlich  zu  erweisen,  dass  jene  bei- 
den Schriftca  einen  und  den  nämlichen  Apulejus  zum  Verfasser  haben 


Todesfälle.  419 

und  vor  1327  nach  Cliristiis  nicht  g-cschriehen  sind.  Dem  widerstreitet 
Osiinn  cbend.  Abth.  2  Nr.  81  f.  S.  <)41  —  51  mit  sehr  humanen  Gegen- 
gründen, iu  weh  licn  er  die  ^  crschiedenheit  der  beiden  Verfasser  gelehrt 
und  umsichtig  Mciter  zu  begründen  sucht.  Es  dürfte  sich  aber  ergeben, 
dass  beide  allerdings  von  einander  verschieden  sind :  nur  wird  der  Ver- 
fasser des  Buchs  de  orthu^ruphia  wohl  etMas  jünger  seyn ,  als  ihn  Mai 
und  Osann  gemacht  haben,  und  der  Verf.  der  Sehr,  de  notis  aspiratio- 
nis  et  de  dip/ithorigis  einer  etwas  frühern  Zeit  angehören,  ab  wohin 
der  Kecensent  ihn  6telit. 


Todesfälle. 


"en  4  September  starb  zu  Buitenzorg,  auf  einer  wissenschaftliehea 
Reise  nach  dem  Indischen  Archipelagus,  der  Dr.  //.  Doie ,  Conserva- 
tor  des  Reichsmuseums  zu  Leiden,  o2  J.  alt. 

Den  7  Sept.  zu  Wismar  der  Lehrer  der  Franz.  u.  Engl.  Sprache 
am  Lyceum,   M.    Georg    Friedrich   llerrmann,   im  74  J. 

Den  10  Oct.  zu  Danzig  der  pen^ionirte  Professor  der  Mathematik 
and  Dr.  med.   Philipp   Adolph   Lampe,   im  74  J. 

Den  12  Oct.  (30  Sept.)  zu  Petersburg  der  Etatsrath  und  Ritter 
Joh.  Carl  von  Leberecht,  im  78  J. ,  als  Medailleur  bekannt.  Biogra- 
phische Nachrichten  von  ihm  stehen  in  d.  Hall.  L.  Z.  1828  Nr.  17  S.  129  f. 

Den  28  Oct.  zu  Giessen  der  Professor  der  Philosophie  und  Ge- 
schichte Dr.  Friedrich  Jt-'ilhelm  Daniel  Snell,  geboren  zu  Dachshau- 
sen  am  26  Oct.  1761.  Ein  Nekrolog  desselben  steht  in  der  Schubt. 
1828  Abth.  2  Nr.  8   S.  57  —  61. 

Den  30  Oct.  auf  einem  Dorfe  zwischen  Cairo  und  Alexandriea  der 
berülimte  Reisende  Salt,   Brittischer  Generalconsul  in  Aegypten. 

Im  November  zu  Rom  der  als  Gelehrter  und  Satiriker  ausgezeich- 
nete Abbate  Mariottini,  in  der  grössten  Armuth.  Unter  seinen 
Papieren  soll  sich  eine  Schrift  befinden  :  l^imposture  degli  antiquar) 
rumani,  welche  die  zahllosen  Irrthümer  und  die  Anmaassungen  der 
Römischen  Antiquare  mit  eben  soviel  Kenutniss  und  Scharfsinn  als  mit 
bitterer  und  scharfer  Satirc  aufdeckt  und  welche  der  Cardinal  Facca 
zum  Druck  befördern  will. 

Im  December  zu  Paris  der  Abbe  von  Ilauteroche  ^  ein  au$g&- 
zeichneter  Numismatikcr ,  der  eine  ganz  vorzügliche  Sammlung  alter 
Griechischer  Münzen  hiiitcrrlasscn  hat. 

Den  7  Dec.  zu  Pfaffenweiler  bei  Freil)urg  der  Pfarrer  Georg 
Keller  ,  nach  einer  Nachricht  in  der  Ncekarzeitung  der  w  irkliche  Ver- 
fasser der  Stunden  der  Jnducht.  Vgl.  Nationalzeit.  d.  D.  1828  Nr.  6 
S.  50.  Nach  einer  Nachricht  in  der  Kirchenzeitung  1828  Nr.  20  S.  168 
hatte  Keller, ,  wenn  er  auch  nicht  alhsiniger  Verfasser  der  Stunden  der 
Andacht  war,  doch  vorzüglichen  Anthell  daran. 


420  Schul-und  Univ  ersitätsnachTichten, 

Den  24  Dec.  zu  Rom  der  berühmte  Astronom  und  clicmali^e  Di- 
rector  der  dasigen  Sternwarte,  Abhe  Giuseppe  Calandrelli  im  79  J. 

Den  25  Dec.  zu  Minden  der  Gymnasialprofesaor  Reuter,  an  völ- 
liger Entkräftung. 

Ein  Nekrolog  von  Dereser  steht  in  d.  Krit.  Biblioth.  1828  Nr.  1 
S.  8j  von  Erhard  in  d.  Nation.  Zt.  1827  Kr.  100  S.  804  und  in  d.  Hall. 
L.  Z.  1828  Nr.  17  S.  130 — 32;  von  dem  am  15  Oct.  verstorbenen  Lo- 
renz© Hamnierskjöld  (geb.  am7  Apr.  1785)  im  Berlin.  Convers.  Bl.  1827 
Nr.  234  S.  935;  von  J.  G.  C.  HSpfner  in  d.  Kirchenzeit.  1828  Nr.  16 
S.  135;  von  Mazois  in  d.  Revue  encycl.  Tom.  33  p.  266,  übersetzt  im 
Tübing.  Kunstbl.  1827  Nr.  92  S.  367  f.;  von  Sonntag  in  d.  Hall. 
L.  Z.  1827  Nr.  280  S.  575  f.  und  in  der  Darmstädt.  Kirchenzeit.  1828 
Nr.  5  S.  46  f. ;  von  Mich.  Vierthaler  in  d.  Oester.  kaiserl.  priv.  Wiener 
Zeitung  1828  Nr.  12  S.  49. 


Schul-  und  Univeröitätsnachiichten ,  Beförderungen  und 
Ehrenbezeigungen. 


-Berhiv.  In  der  kön.  Akademie  der  Wissenschaften  fanden  in  einer  im 
Decemb.  gehaltenen  Sitzung  lebhafte  Debatten  statt,  indem  die  meisten 
Akademiker  aller  Classcn  die  Aufhebung  der  philosophischen  Classe 
verlangten ,  und  zwar  aus  folgenden  Gründen :  Es  habe  sich  erwiesen, 
dass  die  bedeutenden  philosophischen  Systeme,  welche  die  Zeit  erzeugt 
habe,  nicht  in  dem  Schoosse  der  Akademieen  gross  geworden  seyen  ;  es 
vertrage  sich  das  Gebiet  der  Speculation  nicht  mit  dem  Charakter  der 
akademischen  Thätigkcit ,  welche  mehr  auf  Veranstaltung  von  Samm- 
langen aller  Art,  auf  M'eiterer  Ausführung  bekannter  Resultate  ins 
Kleine  beruhe ,  nicht  aber  die  Energie  umschaffender  und  meistens  in 
einem  Individuum  wurzelnder  Gedanken  sich  zu  eigen  machen  könne; 
die  Philosophie  habe  eine  solche  Stellung  angenommen,  dass  in  jeder 
Classe  im  Grunde  eine  philosophische  Section  passender  sey;  endlich 
sey  es  auch  nicht  möglich  eine  Classe  von  Philosophen  in  der  heutigen 
Bedeutung  des  Worts  aufzutreiben.  Gegen  diese  Einwendungen  ward 
die  Philosophie  besonder^  von  Ancillon  vertheidigt ,  der  sich  der  Auf- 
hebung eifrig  widersetzte. 

Bbaunschweig.  Zur  Verbesserung  des  Schulwesens  in  dieser  Stadt 
ist  ein  Fond  von  mehr  als  20000  Thlrn.  angewiesen,  das  Realinstitut 
zu  einer  öffentlichen  Lehranstalt  erhoben ,  und  die  beiden  gelehrten 
Schulen  sind  unter  dem  Director  Friedemann  vereinigt  worden.  Am 
Carolinum  ist  der  Matheniaticus  Dr.  Spehr  zum  Professor  und  der  Dr. 
Lachmann  zum  Lehrer  der  Botanik,  am  Murtlneura  der  Candidat  d. 
Theol.  Hofmeister  zum  Collaborator  [an  des  zum  6n  Collegcn  ernann- 
teu  Assmann  Stelle  ,  s.  Jbb.  IV  S.  236]  ernannt  worden. 

Brüssel.  Die  Gesellschaft  der  Wissenschaften  bat  den  Kanzler 
Niemeyer  in  Halle  zum  Ehrenmitgliede  ernannt. 


Beförderungen  und  Ehrenbezeigungen.  421 

Ellwangen,  Die  erledigte  Professur  an  der  obcrn  Abtheilung'  des 
CjiMnatfiuras  hat  der  Kepctent  Donner  vom  evangelischen  Seminar  in 
Tübingen  erhalten, 

Fhaxkueich.  Veranlasst  durch  den  neusten  Lectionscatalog  der 
Universität  in  Lüatf.n,  ans  welchem  sich  ergiebt,  dass  dort  für  das  all- 
gemeine Staatsrecht  und  die  A  ergleichung  der  Verfassungen  der  Nie- 
derlande, Frankreichs,  Englands  und  Deutsclier  Staaten,  für  Natlonal- 
geschichte  und  Statistik  nnd  für  die  allgemeinen  Grundsätze  und  die 
Theorie  der  Statistik  eigne  Lehrstühle  bestehen  ,  erlieht  der  Courier 
Franc,  die  Klage,  dass  in  Frankreich  der  Unterricht  in  allen  diesen 
Dingen  nun  schon  seit  Jahren  unterdrückt  sey. 

Gköm>gen.  Den  am  11  Oct.  auf  der  Univ.  stattfindenden  Recto- 
ratswechsel  verherrlichten  die  Studierenden  durch  einen  prächtigen  Ma^^ 
skenaufzug,  der  die  Frocession  des  Grosssultans,  in  welcher  er  sich 
nach  der  Moschee  begiebt ,  darstellte.  Die  Musik  der  Garnison  eröff- 
nete den  Zug,  dann  folgten  der  Grossherr,  der  Grossvezier,  der  Mufti, 
der  Janitscharen  -  Aga,  sämmtlich  zu  Rosse,  von  den  Grossen  des 
Reichs  und  sehr  vielen  Molirensclaven  begleitet.  Ein  stattlicher 
Schmauss  beschloss  die  Feier. 

Hambirg.  Der  Prof.  Dr.  Cornelius  Muller  ist  von  der  Deutschen 
Gesellschaft  in  Leipzig  zum  correspondirendcn  Mitgliede  gewählt 
worden.  In  dem  2ten  Hefte  des  Iten  Bandes  der  Jahrbb.  ist  unter  dem 
Artikel  Hatnbur g  wahrscheinlich  durch  einen  Irrthum  die  Nachricht 
mitgetheilt  worden,  dass  der  Hauptpastor  Hr.  Dr.  Jiockel  an  des  verst. 
Dr.  Gurlitt^s  Stelle  als  Professor  der  Oriental.  Sprachen  bei  dem  hiesi- 
gen akadem.  Gymnasium  eingerückt  sei.  So  viel  aber  hier  davon  be- 
kannt ist,  hat  das  Scholarchat  über  die  Wiederbesetzung  dieser  Stelle 
noch  nichts  beschlossen.  Eben  so  muss  die  zweite  Nachricht  im  Sten 
Hefte  desselben  Bandes ,  das  Hamb.  Johanncum  betreffend,  berichtigt 
werden.  Wenn  darin  gesagt  wird  ,  das  hiesige  Scholarchat  habe  be- 
schlossen,  das  von  Gurlitt  eingeführte  Parallel-  oder  Fachsystem  auch 
/erner  beizubehalten:  so  ist  dies  keineswegs  gegründet,  sondern  man 
wünscht  vielmehr  aus  guten  Gründen  ein  modificirtes  Klassensystem, 
wie  es  auf  den  meisten  Schulen  Deutschlands  bereits  besteht,  auch  hier 
einzuführen. 

Hakxover.  Der  Bibliothekar  und  Genealogist  des  Guelphcnordens 
Dr.  Fertz  hat  den  Charakter  eines  Archivrathes  erhalten. 

Heidelberg.  An  Mone\i  Stelle  [s.  Jbb.  III,  3  S.  119]  ist  der  bisher. 
Lehrer  am  Pädagogium  zu  Duriach  Eise/ein  zum  Bibliothekar  mit  dem 
Charakter  als  Professor  und  einem  Gehalt  von  l'iOO  il.  ernannt  worden. 

Heilbkow.  Am  23  Octob.  ist  das  neue  erMciterte  Gymnasium  [s. 
Jbb.  IV   S.  350J   feierlich  eröffnet  worden. 

Kempten.  Am  Gymnasium  ist  durch  ein  Rescript  von  6  Nov.  1826 
die  Lycealclasse  aufgehoben  worden,  weil  sie  nur  noch  2  Schüler  zählte. 
In  diesem  Jahre  hat  ^ich   die  Zahl  der  Gymnasiasten  um  18  vermindert. 

Leipzig.  Zur  A  erinehrung  des  physikalischen  Apparats  der  Uni- 
versität haben  Sc.  Maj.  der  König  zu  den  früher  bestimmten  löOThlrn. 


422  Schul-  nnd  Universitätsnachrichten, 

noch  anderAFeite  150  Thlr.  jährlich  ausgesetzt,  so  dass  nun  alljährlich 
300  Thlr.  zu  diesem  Zwecke  verwendet  werden  können.  Der  hie- 
sige im  Dec.  verstorbene  Kaufmann  Joh.  Heijir.  Lacarriere  hat  der  Uni- 
versität seine  reiche  und  bedeutende  Mineralien- Sammlung  mit  allem 
Zubehör  unter  der  Bedingung  vermacht,  dass  sie  unter  dem  Namen  der 
Schletter-  Lacarrii're  selten  Sammlung  im  Locale  der  naturhistorischen 
Gesellschaft  aufgestellt  werden  und  diesem  Vereine  zum  Gebrauch  offen 
stehen  soll.  Dem  Senior  der  Universität,  Hofrath  und  Prof.  Beck  hat  die 
theol.  Fakultät  in  Erlangen  zur  bevorstehenden  Feier  seines  50  jähr, 
philosoph.  Doctorjubiläums  auf  eine  sehr  ehrenvolle  Art  das  Diplom 
eines  üoctors  der  Theologie  übersandt.  Der  Privatdocent  M.  ^Ferdi- 
nand Florens  Fleck  ist.  unter  dem  14  Dec.  zum  ausserord.  Professor 
der  Philosophie  ernannt  worden.  Die  hiesige  Deutsche  Gesell- 
schaft, welche  seit  dem  5  April  d.  J.  mit  dem  Sächsischen  Vereine  zur 
Erforschung  und  Bewahrung  vaterländischer  Alterthümer  sich  verbun- 
den hat,  feierte  am  23  Dec.  ihr  100  jähr.  Jubiläum  und  nahm  bei  die- 
ser Gelegenheit  mehrere  Deutsche  Gelehrte  als  Ehrenmitglieder  auf. 
Sie  ist  eigentlich  aus  einem  1697  zusammengetretenen  CoUegium  jun- 
ger Studierender  hervorgegangen,  welche  sich  anfangs  die  Görlitzer,  spä- 
ter die  Deutschübende  poetische  Gesellschaft  nannten,  und  ihrem  Vereine 
1727  eine  andere  Einrichtung  und  den  Namen  der  Deutschen  Gesellschaft 
gaben.  Weitere  Nachrichten  findet  man  in  der  vom  Geschichtschreiber 
des  Vereins  Dr.  Stieglitz  zur  Feier  des  Jubiläums  geschriebenen  Schrift: 
Erinnerung  an  die  St  ift  u  ng  der  Veutschen  Gesell- 
schaft  etc.  Leipzig,  1827.  8  S.  8.  Vgl.Leipz.  L.Z.1828  Nr.fiO  S.473f. 

Lokbon.  Dr.  Todd,  der  Herausgeber  des  Johnson'schen  Lcxicona 
der  Englischen  Sprache ,  hat  seinen  ganzen  philologischen  Apparat  der 
kön.  gelehrten  Gesellschaft  geschenkt.  Zum  Präsidenten  der  kön.  So- 
cietät  ist  Davies  Gilbert  gewählt  worden.  Statt  der  Secretaire  Chit~ 
dren  und  Herschel  sind  der  Capitän  Sabine  und  der  Dr.  Roget  als  Se- 
cretaire eingetreten.  Der  Oberbibliothekar  des  Brittischen  Museums, 
Joseph  Planta,  ist  am  3  Dec.  im  84  Jahre  verstorben.  Er  war  am  21 
Febr.  3744  geboren,  und  wurde  von  seinem  Vater,  der  ebenfalls  am 
Britt.  Museum  angestellt  war,  sehr  sorgfältig  erzogen,  lebte  dann  eine 
Zeitlang  im  Auslande,  kehrte  1772  nach  England  zurück  und  ward 
1773  nach  seines  Vaters  Tode  an  dessen  Stelle  Hülfsbibliothekar  bei 
dem  Museum.  1774  ward  er  Mitglied  der  royal  society  und  1776  Se- 
rretair  der  Gesellschaft.  1799  endlich  nach  Dr.  Morton's  Tode  erster 
Bibliothekar  am  Museum.  An  Planta's  Stelle  ist  Ellis  zum  Oberbiblio- 
thekar gewählt,  bekannt  durch  zwei  Sammlungen  von  Briefen  zur  Er- 
läuterung der  Englischen  Geschichte  und  durch  die  Herausgabe  von 
Brandts  populär  antiquities. 

Li'BWiGSBiTiG.  Die  Rectorats  -  und  Hauptlehrerstelle  der  fünften 
Classe  des  Lyceums  erhielt  der  bisherige  Rector  und  Lehrer  der  vier- 
ten Classe,  Breitschwerdt ,  die  vierte  Lehrstelle  der  Präccptor  KieSy 
mit  dem  Titel  eines  Oberpräceptors,  die  dritte  Lehrstelle  der  Repetent 
Christian  zu  Schönthal. 


B  efürder ungen  und  Ehrenbezeigungen.  423 

LtTTicn.  Die  IVicdcrlünd.  Rcgiernng  hat  den  bisherigen  Prof.  der 
histor.  Hülfswissenschaften  an  der  Univ.  in  Freil)ur<^  Dr.  IMinirh  zum 
Frol'es»^or  der  Kirchengeschichte  und  des  Kirchenrechts  an  der  hiesigen 
Lnivcrsitiit  berufen. 

München.  Unter  dem  2  Dec.  ist  der  llofrath  Dr.  Oken  zum  ord. 
Prof.  der  Physiologie  an  hiesij;:er  Universität  und  zum  ordentlithen 
Mitglied  der  Akademie  in  der  pliilosophisch- pliilologischen  Chisse  er- 
nannt worden.  Nach  den  neuen  Gesetzen  der  Universität ,  weh-he 
Sugleicli  auch  für  die  Universitäten  zu  L'kla\#k\  und  Würzeirc 
bestimmt  sind,  ist  die  Scheidung  des  Studiums  der  sogenannten  allge- 
meinen und  besondern  \Vissens<;liaften  aufgehoben;  auch  sind  der  Hör- 
zwang und  die  illusorische  Controlle  des  Fieisscs  der  Studierenden  durch 
Semestralprüfungen  ,  Frequentatiims-  und  Fortgangszeugnisse  ,  End- 
prüfungen und  Absolviren  abgeschafft.  Nur  für  die,  welche  sich  zum 
öffentlichen  Dienste  vorbereiten  ,  bleibt  die  Dauer  ilu'er  .xkadeniischen 
Studien  (5  Jahr),  wo  jedoch  die  auf  Lyceen  zugebrachten  Jahre  mitge- 
zählt werden  und  nach  dem  Austritt  aus  demselben  die  Staatsprüfung 
bestimmt.  Uebrigens  darf  jeder  Studierende  seine  Studien  nach  eigener 
Wahl  ordnen  und  nach  freier  Neigung  führen.  Auch  ist  der  Besuch 
der  andern  Deutschen  Universitäten  freigege))en  und  den  einheimischen 
nur  ein  Jahr  vorbelialten.  Die  Studentenvereine  (Landsmannschaften) 
sind  erlaubt,  sofern  solche  ihre  etwaigen  Statuten  dem  Rector  zur  Ge- 
nehmigung vorlegen  und  zugleich  ihre  Vorstände  und  Mitglieder  nen- 
nen. Die  sogenannte  allgemeine  Burschenschaft  bleibt  verboten;  ge- 
gen geheime  Gesellschaften  sind  die  bisherigen  Strafgesetze  nicht  nur 
bestätigt,  sondern  noch  gescliärft.  Den  Studierenden  ist  zur  Pflicht 
gemacht,  dem  Gottesdienste  in  der  Universitätskirche  oder,  wenn  sie 
einer  andern  Confcssion  angehören ,  in  der  Rirclie  der  letztern  regel- 
mässig beizuwohnen.  Die  Ilerbstferien  beginnen  am  1  Sept.  und 
schliessen  mit  den  18  Oct. ;  die  Osterferien  dauern  vom  Sonnabend  vor 
der  Charwoche  bis  zum  Montag  nach  der  OsterMoche ;  auch  in  der 
Pfingstwoche  Mcrden  die  Vorlesungen  ausgesetzt. 

NüimTiG.  Durch  kön.  Rescript  vom  8  Apr.  ward  der  Prof.  Ferd. 
Joh.  Flatzer  von  Dillingen  zum  Lehrer  der  4n  Gymnasialciasse  ernannt 
und  statt  dessen  der  Prof.  Franz  Seraph  Seelniajr  an  die  4e  Gymnasi- 
alcl.  in  Dillingen  versetzt.  Nach  einem  Rescript  vom  11  Apr.  rückte 
der  Prof.  der  2n  Classe  TFHihald  Bc.ustätter  in  die  3e  Gymnasialciasse 
auf  und  provisorisch  wurde  dem  Obervorbereitungslehrer  Anton  Mang 
die  Professur  der  2n  und  dem  Untervorbereitungslehrer  Jo/i.  Michael 
Beutelrock  die  Professur  der  In  Gyranasialclasse  übertragen. 

Oppeln.  Im  Laufe  des  Monats  October  m  ard  der  Schulamts  -  Can- 
didat  Dr.  ff^agner^  nachdem  er  einen  Tbcil  des  gcsetzmässig  vorge- 
schriebenen Probejahrs  zu  Frankfurt  a.  O.  unter  Poppo's  Leitung  ab- 
gehalten hatte,  an  dem  Gymnasium  als  theilMeiser  Stellvertreter  des 
an  einem  Halsübel  leidenden  Oberlehrers  Viehatzek  interimistisch  ange- 
stellt. Den  8  Deceraber  starb  der  Professor  Jw*c;;// X/e«//ng^,  der  2(»  Jahre 
lang  am   Gymnasium  gelehrt    imd    sich    durch   seinen  gcmüthlichcn. 


424     Schul  r-  u.  UiuTersItätsnachr. ,  Beförder.  u.  Ehrenbezeigungen. 

offenherzigen  Charakter  das  liehevolle  Zutrauen  seiner  Collegen  und 
Schüler  erworben.  Das  königl.  Provinzial- Schul  -  Collegiiim  für  Schle- 
sien hat  unterm  13ten  Dec.  dem  Oberlehrer  Dr.  Bach  zur  ferneren  Auf- 
munterung eine  Remuneration  von  40  Tlilrn.  bewilligt. 

Pktersbukg.  Die  kais.  Aliademie  der  Wissenschaften  hat  von  der 
Kaiserin  Mutter  Maria  Feodorowna  zwei  goldene  Denkmünzen  erhalten, 
■welche  die  Bildnisse  der  Kaiser  Paul  I  und  Alexander  I  enthalten  und 
zu  welchen  die  Kaiserin  selbst  die  Stempel  geschnitten  hat. 

Pommern.  Die  ß  Gymnasien  der  Provinz  entliessen  in  diesen  Jalire 
58  Schüler  zur  Universität  (11  mit  Nr.  1  und  46  mit  Nr.  II).  Von  ih- 
nen kamen  die  meisten  (28)  vom  Gjmn.  in  Alt  -  Stettin  ,  kein  einzi- 
ger aber  von  dem  G.  in  Cöslin, 

Triest.  Das  Lehramt  der  Physik  an  der  philosophischen  Lehi-an- 
stalt  hat  unter  dem  28  Dec.  der  Grasumaticallchrer  derselben  Anstalt 
und  Weltpriester  Franz  Lunelli   erhalten. 

Weilbirg.  Am  Gymnasium  ist  der  Professor  Pistor  in  den  Ru- 
hestand und  der  Prof.  Bresler  mit  Beibehaltung  seines  Dienstcharakters 
als  Rector  an  das  Pädagogium  in  Dillenbirg  versetzt;  dagegen  aber 
sind  der  Rector  Sandberger  von  Dillenburg  und  der  Prorector  Lex  von 
Wiesbaden  zu  Professoren  dieses  Gymnas.  ernannt  Avorden.  Der  Pro- 
rector Schmittlienner  in  Dillenburg  ist  In  gleicher  Eigenschaft  an  das 
Pädagogium  in  Wiesbadein  versetzt. 

Wien.  Damit  diejenigen,  welche  sich  dem  Staatsdienste  widmen 
wollen  oder  schon  angestellte  Beamte  sind ,  Gelegenheit  finden  ,  sich 
mit  der  Italienischen  Sprache  dergestalt  vertraut  zu  machen,  dass  sie 
correct ,  deutlich  und  im  Geiste  des  Idioms  sich  in  vorkommenden  Ge- 
schäftsaufsätzen auszudrücken  vermögen,  ist  laut  Decrets  der  Studien - 
Hofcommission  vom  14  Oct.  1826  durch  kaiserl.  Entschliessung  vom  2 
Oct.  1826  angeordnet  worden ,  dass  der  Unterricht  In  der  Italienischen 
Sprache  an  der  hiesigen  Universität  in  ZAvel  Jahrgänge  getheilt  werde, 
von  denen  der  erste  ein  grammatischer  Vorbereitungs  -  und  der  zweite 
ein  praktischer  Lehrcursus  sey.  In  dem  letztern  sollen  hauptsächlich 
zweckmässige  stilistische  Uebungen  in  Geschäftsaufsätze«  und  Ueber- 
setzungen  aus  beiden  Sprachen  vorgenommen  werden.  Dieser  Verord- 
nung gemäss  hat  auch  der  Unterricht  im  Italienischen  mit  dem  Schul- 
jahre 18§^  auf  die  angegebene  Weise  seinen  Anfang  genommen. 
Der  zweite  Custos  der  Hofbibliothek ,  Kopitar ,  ist  correspondirendes 
Mitglied  der  kön.  Preuss,  Gesellschaft  für  Pommersche  Geschichte  und 
Ehrenmitglied  der  Univers,  zu  Wilna  geworden.  Vgl.  Jbb.  III,  2  S. 
122.  Das  erledigte  Lehramt  der  höhern  Mathematik  am  poly- 
technischen Institute  ist  unter  dem  28  Dec.  dem  Professor  der  Elemen- 
tarmathematik am  Lyceum  zu  Salzburg,  Jdam  Burg,  übertragen 
worden. 

Wittenberg.  Durch  ein  Mlnlsterlalreäcript  vom  3  Nov.  ist  das  aa- 
sige Lyceum  zum  Gymnasium  erhoben  worden. 


Verzeichniss 

tler   in  das  Geb'n  t  der    Philologie   und    höliern    Schul- 

\vissen>cli:irten    gelioiigen    Schriften,      Avelclie    im    Jahr 

1827  ganz  neu  oder  in  neuen  Auflagen 

erschienen  sind  *). 


Schriften  literarischen,  kritischen  und  vermischten  Inhalts. 

Luilw.  Iladder:  Lehibuch  der  Literaturgeschichte.  Lpz.,  Barth.  X  u. 
567  S.  {rr.  8.  2Thh-.  15 Gr.  Az."  i»  d.  \^\y/..  h.  Z.  Nr.  221  S.  17ol  —  m. 
desgl. '  in  Beck's  Rep.  11 S.  375  f.,  iii  Schütze's  Joiirii.  für  Literat,  etc.  Sept.  116. 


')  In  dieses  Verzeichniss  sind  auch  die  Schriften  von  182C  aufgenommen,  welche 
in  dem  vorjährigen  übergangen  ,  so  wie  die  von  1«28  ,  welclie  in  diesem  Jahre  be- 
rcilH  ausgegeben  worden  sind.  In  beiden  Fallen  ist  die  Jahret^zahl  hinzugesetzt. 
Fehlt  dieselbe  ,  so  ist  jederzeit  das  Jahr  lb27  zu  verstehen.  Steht  der  Titel  ei- 
nes Uuchs  in  [  ]  ,  so  liat  dasselbe  für  den  Schulmann  nur  einen  bedingten  Wcrth 
und  gehört  mehr  für  das  grössere  Publikum.  Siiul  einzelne  Theile  des  Titels  in 
[]  gesetzt,  so  sind  die.-es  Ergänzungen,  welche  auf  dem  Titel  des  Uuchs  nicht  stehen. 
Steht  der  \ame  der  Buchhandlung  in  (  ),  so  istdas  Werk  nur  Commissiüusartikel.  Bei 
Programmen  bezeichnet  die  in  (  )  eingeschlossene  Seitenzahl  den  eigentlichen  luafang 
der  Abhandlung.  Soviel  als  möglich  ist  überall  der  Verleger,  das  Format,  der 
LImfang  und  Preis  der  Bücher  angegeben  worden,  nur  bei  manchen,  besonders  aus- 
ländischen Schriften  war  diess  nicht  möglich ,  weil  wir  keine  Auskunft  darüber  er- 
halten konnten.  Die  aus  Zeitschriften  angezogenen  Beurlheilungen  sind  so  weit  als 
möglich  durch  besondere  Namen  nach  ihrem  \>  erthe  und  Nutzen  rubricirt  worden. 
Autizen  [Nz.]  hcissen  die,  welche  nur  den  Titel  und  einige.- Wenige  vom  Buche  an- 
geben ;  Anzeig'in  [^^i-]  die,  welche  nur  im  Allgemeinen  und  unvollständig  über 
den  Inhalt  berichten;  kritische  Anzeigen  die,  welche  über  die  einzelnen  aosgehobc- 
nen  Stellen  ein  lobende?  oder  tadelndes  l^rtheil  abgeben,  auch  »ohi  einicre  kleine  (Jc- 
gcnbemerknngcn  und  Naohlräge  liefern;  JnliaUtaiizeigeii  \_lilz.\  die,  welche  den  In- 
halt spcciell  und  vollständig  darlegen.  Alle  Beurlheilungen  dieser  Art  braucht  nach  un- 
serem Ermessen  derjenige,  welcher  das  beurtheilte  Buch  selb>t  besitzt,  nicht  ge- 
rade nachzoIejNen.  Dagegen  sind  die  kritischen  Journalaiifsätze ,  wclrlie  eine  ge- 
nauere Prüfung  des  Werkes  liefern ,  eigene,  kürzere  oder  längere  Bemerkungen, 
Berichtigungen  ,  Ergänzungen  etc.  enthalten  und  das  Xarhlcscn  verdienen,  mit  dem 
Kamen  Hecen*ionm  f/iec.j  bezeichnet  worden.  Die  Bei«örier  seiilu  ,  aut,  vur- 
züglich  etc.  sollen  nicht  sowohl  die  Wahrheit  unil  Kiclitigkeit  der  Beurllieiluogen, 
als  ihren  Werth  für  den  Leser  bestimmvn  ,  und  angeben,  von  welcher  W  iciitigkeit 
die  Bemerkungen  für  denselben  seyn  werden.  Kiii  '  deutet  an,  das-  d  is  Buch  ge- 
lobt,  ein  X,  dass  e-  getadelt,  ein  'f,  dass  es  mehr  gelobt  als  f<etadell ,  ein  f  *, 
dasH  es  mehr  getadelt  al- gelobt,  ein  "  oder  -j-j-,  dann  es  rcclil  sehr  gelobt  oder 
getadelt  i.-t.  Ein  '  vor  dem  'litel  eines  Buchs  dient  zum  /eichen,  dass  dasselbe  iu 
den  Jahrbüchern  bereits  recensirt,  ein  f ,  dass  es  einem  Mitarbeiter  zur  Benrthei- 
luDg  bestimmt  iibertragcn   ist. 

Verzeichniss  ji/itlol.  Schrr,  j'.  1827.  a 


H.  A.  Erhard:  Geschichte  des  Wiederaufblühens  wissenschaftlicher  Bil- 
dung, voriiehmüch  in  Deutschland  bis  7.um  Ajiiange  der  Reformation.  Magde- 
burg, Creutz.  gr.  8.  IrBd.  Nebst  einer  Eiideitung,  die geschichtl.  Darstellung 
der  wissenschaftl.  Cultur  Deutschlands  vor  der  Wiederherstellung  der  VVis- 
sensch.  enthaltend.  XXXIV  u.  4157  S.  2  Tlilr. 

^.  li' .von  Schlegel:  Vorlesungen  über  Theorie  u.  Geschichte  <1,  bildend. 
Künste.  (Gehaltenin  Berlin  im  Sommer  18^7.  In  17  Blättern  des  Berlin.  Con- 
versationsblatts enthalten.)   Berlin,  Schlesinger.  81  Bgn.  gr. 4.  geh.  1  Thlr. 

L.  Sohaaf:  Encyclopädie  der  klassischen  Alterthumskunde.  2  Thle.  3te 
Verb.  Aufl.  Magdeburg,  Heinrichshofen.  XXXIV  u.  711  S.  gr.  8.  2  Thlr. 
8  Gr.    [Erschien  früher  1804  —  8  u.  18;.'0.] 

f  Herrn.  Harless :  Lineamenta  historiae  Graecorum  ac  Romauorum  litera- 
riae  scholar.  in  us.  exposita.    Lemgo;  Meyer.  VIJI  u  169  S.  gr.  8. 

jp.  C-  Petersen :  Haandbog  i  den  gräske  Litteraturhistorie.  Forste  Af- 
deling.  Kopenhagen,  Schulz.  1826.  VllI  u.  179  S.  8.  geh.  Kurze  lAz  in 
Becks  Rej>.  II  S.  463  f. 

History  of  Roman  Literatnre,  vol.  Jll  being  an  Account  of  it  during  thc 
Allgustau  Age.   \iy  John  Dunlop.  London,  Longiuan.  8. 

Fr.  Blume:  Iter Italicum.  2rBd. :  Archive,  Bibliotheken u.  Inschriften  in 
Ptirnia,  Modena,  Massa,  Lucca,  Toskana,  dem  Kirchenstaat  u.  S.  Marino. 
Halle,  Allton.  VI  u.  249  S.  8.  geh.  1  Thlr.  8  Gr.  [Ud.  1:  Archive,  Bil)l.  u. 
Lischrr.  in  d.  Sard.  u.  Oestr.  Provinzen.  Berlin,  Nicolai.  1824. 1  Thlr.  12 Gr.] 

Codices  Graeci  mss.  regiae  bihliothecae  Borbonicae,  descripti  atcpie  il- 
lustrati  a  Saluatore  Cyrillo ,  biblioth.  reg.  Tom.  I,  qui  coraplectitiu'  bibliü- 
thecam  sacram.  Neapoli.  4. 

Fr.  Ad.  Ebert:  Bibliothecae  Guelferbytanae  Codices  Graeci  et  Latini 
classici.  Lpz.,  Steinacker  u.  H.  IX  n.  179  S.  8.  20  Gr.  [Bildet  das  2teBdchn. 
zuEbert's  Handschriftenkunde.]  I.!z.  *  in  der  Jen.  L.  Z.  Nr.  218  S.  302—4, 
die  darauf  aufmerksam  macht,  ^dass  die  Beschreibung  einiger  Handschrr.  nicht 
ganz  mit  der  Beschreibung  in  der  Handschriftenkunde  S.54u.  79  übereinstimmt. 

j4dolph  Martini:  Beiträge  zur  Kenntiiiss  der  Bibliothek  des  Klosters  St. 
Michaelis  in  Lüneburg.  Lüneburg,  Herold  u.  VV.  XII  u.  137  S.  8.  9  Gr.  I/iz.  in 
d.  Götting.  Anzz.  St.  52  S.519  f.  u. Hall.  L.Z.  Nr.  214  S.  23—31.  Vgl. 
Jbb.  IV  S.  107. 

Ludw.  Hain :  Repertorium  bibliographicum ,  in  quo  libri  omnes  ab  arte 
typographica  inventa  usque  ad  a.  MD  typis  expressi  ordine  alpha  b.  vel  sim- 
pliciter  enumerantur,  vel  accuratius  recensentur.  Stuttgcurt ,  Cotta.  Vol.  1 
F.  U.  563  S.  gr.  8.  5  Thlr. 

*  Bibliographie  von  Deutschland ,  od.  w  öchentl.  vollständ.  Verzeichniss 
aller  in  Deutschi,  herauskommend,  neuen  Bücher,  Musikalien  u.  Kunstsachen. 
Lpz.,  Industrie -Compt.  33  Bgn.  8.  1  Thlr.  8  Gr.  Jbb.  V  Hft.  4. 

*  Verzeichniss  der  Bücher,  Landkarten  etc.,  welche  vom  Januar  bis 
December  1827  neu  erschienen  oder  neu  aufgelegt  sind ,  mit  Bemerkung  der 
Bogenzahl,  der  Verleger  und  Preise  in  Sachs,  u.  Preuss.  Cour.,  nebst  andern 
literarischen  Notizen  und  einem  wissenschaftl.  Repertorium;  zu  finden  in  der 
Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Lpz.  2  Abthll.XVI  u.  223S.  u.  XII  u.  184  S. 
8.  14  Gr.    Jbb.  V  Hft.  4.  Nz.  '  in  Beck's  Rep.  II  S.  381. 

*  Verzeichniss  derjenigen  Bücher  aus  allen  Wissenschaften,  welche  im  er- 
sten Drittel  des  J.  1827  und  bis  zur  Ostermesse  ganz  neu  oder  in  neuen  Auf- 
lagen erschienen  und  jederzeit  zu  haben  sind  bei  J.  Ambr.  Barth  ^  Buchh.  in 
Lpz.  Wissenschaftlich  geordnet,  mit  Angabe  der  Ladenpreise  und  Verlegerund 
bei  Fortsetzungen  mit  Nachweisungen  über  das  früher  schon  Erschienene  ver- 
sehen. Januar  bis  April.  Lpz.,  Barth.  IVu.  102  S.  8.  Jbb.  V  Hft.  4.  JVz. 
"  in  Beck's  Rep.  II  S.  381. 

\Chstn.  Dan.  Beck:]  Accessionum  ad  Fabricii  Bibliothecam  Graecam 
Spec.  I.  Univ.  Progr.  Lpz.  18  S.  4. 

Car.  Gtlo.  Kühn:  Additamftnta  ad  elenchum  mediconim  vett. ,  a  I.  A. 
Fabricio  in  biblioth.  Graec.  vol.  XIII  p.  17 — 456  exhibitum.   Progrr.  Lpz. 


Spcc.  IX.  12  (10)  S.  4.  Nz.  in  «prk's  Rrp.  I  S.  4fT8.  Sp.  X.  12  (10)  8. 
A:.  cIkI.  S.  470.  Sp.  \I.  JV';.  olul.  II  .S.  147.  Sp.  XU.  12  (.S)S.  Az.  fbd. 
S.  394.  Sp.  XIII.   12  (9)  S.  Sp.  XI \.  12  (9)  S. 

Allgemeine  I.iltnidir- Zeitung  vom  J.  1827.  Hcraiispec;.  v.  C.  C.  ScMifz 
a.  J.  S.  F.rsc/i.  Halle,  Hoiniiienle.  f,M-.  4.  8 'l'hlr.   Kr};än7.un(i.sblätter.  4  Tlilr. 

Jeiiaische  I,iter;itur-7.eiUin<;.  Jahrg.  1827.  Jena,  Expedition,  gr.  4.  öTlilr. 
Ergäiizungsblättcr.  4  Tlilr. 

Leipziger  liiteralur-Zeitnng,  retligirt  von  lilumncr,  Krusr ,  ILjinrntfi^ 
lloseniniillei  \mA  l'olitz.  Jiiln-g.  1827.  Lpv:.,  15reitkupl"  u.  Härtel.  gr.  4.  8 'l'lilr. 

[Fjiteraturzeitung  für  Deutschlands  Volksscliullehrer.  9r  Jahrg.  4  lifle. 
Ihiienau,  Voigt.  4.  2  Thir.] 

Hermes  oder  kritisches  Jahrlmcli  der  Literatur.  Redigirt  v.  A.  /'. 
Sc/mi/d.  Lpz.,  Urockhaus.  Bd.  2d  u.  29.  gr.  8.  Jeder  Ud.,  der  aus  2  llftou 
besteht,  2  Thlr.   12  Gr. 

Jahrbücher  für  wissenschaftl.  Kritik.  Herausgeg.  von  der  Societät  für  wls- 
seiischaftl.  Kritik  zu  Berlin.  Stuttgart,  Cotta.  240  Nr.  ( 120  Bgn.)  gr.  4. 12  Thir. 

Jahrbücher  der  Literatur.  37r  —  40r  Bd.  Wien.  Gerold,  gr.  8.  br.S'l'hh-. 

Heidelberger  Jahrbücher  der  Liter:'.tur.  2ür,  oder  neue  Folge  7r  Jahrg. 
12Hfte.  Heidelb-,  Osswald.    gr.  8.  7  Thlr.   12  Gr. 

Allgemeines  Repertorium  der  neuesten  in-  u.  ausländiscJien  Literatur 
für  1827.  Herausgeg.  v.  C.  D.  Beck.  4  Bde.  in  24  Stücken.  Lpz.,  Cnobioch. 
gr.  8.   6  Thlr.  16  Gr. 

Göttinger  gelehrte  Anzeigen,  unter  der  Aufsicht  der  kön.  Gesellschaft 
der  Wissenschaften.  Götting. ,  Vaiidenhöck  u.  Ruprecht.  8.  7  Thir.  8  Gr. 

[Blätter  für  literarische  Unterhaltung.  Lpz.,  Brockhaus.  300  Nrn.  m. 
Beilagen,  gr.  4.  10  Thlr.  ] 

Allgemeine  Schulzeitang ,  ein  Archiv  für  die  Wissenschaft  des  gesamm- 
tcn  Schul-,  Erziehungs-  u.  Unterrichtswesen  und  die  Geschichte  der  Uni- 
versitäten, Gymnasien  etc.  Herausg.  v.  K.  Vilthev  und  F.  Zi]mnerin<nin. 
4r  Jahrg.  in2ÄbthU.  Mit  einem  Literaturbhttte.  12  Hfte.  Darmstadt,  l^eske. 
gr.  4.  8  Thlr.  Ifi  Gr.  Ohne  I.,iteratnrbl.  6  Tlür.  Die  erste  Abth.  einzeln 
4  Thlr.  8  Gr.    Ohne  Literatur].!.  3  Thlr.  4  Gr. 

Neue  kritische  Bibliothek  für  das  Schul- u.  UnteiTichtsweson.  Herausgeg. 
von  G.  Seebude.  9r  Jahrg.  12  Hfte.  [Sind  erst  10  Hfte.  erschienen.]  Hildes- 
heim .  Gerstenberg.  gr.  8.  4  Thlr.  16  Gr. 

Bibüotheca  critica  nova.  Kdentibus  7.  Bake,  I.  Geel,  If.  A.  Tf'ininier., 
P.  Jfofman  -  Peerlkanip.  Lejdeai ,  Luchtmans.  Vol.  HL  416  S.  gr.  8- 
1  Thlr.  20  Gr. 

[Literarische  Blätter  der  Börscnhallc.  Herausg.  v.  C.  von  Hoistrup. 
Redigirt  V.  F.  jVt'eioa/- AI.  Ludwig.  Jalu-g;u>g  1827.  Hamburg.  (Herold.)  gr.4. 
8  Thlr.  12  gr.] 

WisseiLschaftl.  Zeitschrift,  herausgeg.  von  den  Lehrern  der  Basehr 
Hochschule.  5r  Jahrg.  Basel,  Schwcighäuser.  6  Hefte.  8.  2 Thlr.  12 Gr.  (Vgl. 
.Lpz.  L.  Z.  1824  Nr.  23.] 

Tübhiger  Kunstblatt,  herausgeg.  \on  Schorn.  104Nrn.  Stuttgart,  Cntta. 
gr.  4.  3 Thlr.  8  Gr.  Uteraturblalt.  104  Nr.  Kbend.  8.  3  Thlr.  8 Gr.  B<.'idc 
zusammen  5  Thlr.   16  (!r. 

Meyer' s  British  Oironicle,  a  univt^rsal  Review  of  british  Jjiterature. 
Vol.  I  et  H.  ä  26  Nr.  Gotha,  Bibl.  Inst.  1826  u.  27.  gr.  8.  8  Tlilr. 

*  Allgenieines  Ri-perUirinm  <ler  Kritik,  oder  vollständiges,  syst<-iiiati:>ch 
geordnetes  Verzeiciiniss  aller  Werke,  welche  seil  d.  Jainc  1826ersrir!eiicn 
\\.  in  Deutschlands  krit.  Blälteni  beuith«  ilt  \vord<'ii  sind.  Mit  Aiid<utung  <Ur 
Kritik  n.  Angabe  ii»r  Bogenzahl,  der  Verleger  u.  Preise,  n»  bst  literarisclu  ii 
Notizen  u.  Regislcni.  HerauHg<-g.  \.J.  I).  /'.  Uuiup/' n.  11.  l'li.  J'etri.  IrBd. 
in  2  H4-Iten.    VIII  u.  3hW5  S.  gr.  8.  1  Thlr.  20  iU.    Jbb.  IV  S.  444  11". 

*  Leipziger  allg<-iii(iii  kritische  nn isMcnschartliclKr  Jahresblätter  der  ge- 
i>ammteii  neuesten  Jounialüteratur  Deul.si;hlands,  ziigh-icJi  mit  mögliciister 
Rücksichtnaluue  der  vorzüiilichstcn  v^i«halsch.  Journale  des  Auslandes.   Her- 


4 

ausgeg.  von  C.  .4.  Blume.  Lpz.  (Taubert.)  Sin«l  bloss  12  Nrn.  gr.  8  er- 
schieiu'ii.  Jbb.  IV  S.  449  ff. 

Archives  phil()lo{;i(|uc^,  publiees  par  Frederic  baron  de  ReiJJ'enberg. 
Tome  Jl.  Louvaia.  1826. 

Neues  Archiv  für  Philologie  und  Pädagogik.  Im  Verein  mit  Friedemann, 
Hess,  Kapp,  Rüdiger  und  Schulze  herausg.  v.  Gtfr.  Seebode.  Ir  Jahrg.  5s 
—  8s  Hft.  160  u.  144  S.  2r  Jahrg.  Htt.  1  —  4.  144,  128,  128  u.  144  S.  8. 
Hannover ,  Hahn.  Der  ganze  Jahrg.  kostet  3  Thlr.  lAz.  des  In  u.  2n  Hfts. 
V.  1827  in  Beck's  Kep.  HKS.  16  —  20. 

Rheinisches  Museum  für  Jurisprud. ,  Philologie,  Geschichte  u.  Phil os., 
herausg.  v.  /.  C.  Hasse.  Jup;.  BÖckli ,  B.  G.  JSiebu/ir  u.  C.  A.  Brandts. 
Bonn,  Weber.  Jahrg. I  Hft.  3u  4.  Alle4Hfte.  von  VI,  336 u. 364 S.  kosten 
geh.  4  Thlr. 

[fi.  Sparigenberg:  Die  Lehre  von  dem  Urkundenbeweise  in  P.ezug  auf 
alte  Urkunden.  Zunächst  für  Jurist.  Geschäftsmänner.  In 2  Abthll.  Hei deiberg, 
Mohr.  54  Bgn.  gr.  8.  3  Thli-.  12  Gr.] 

[  rnr/r/i.  Fr.  Kopp .]  De  varia  ratione  inscriptiones  interpretandi  obscu- 
ras.   Frankf.,  Varrentrapp.  1  Bgn.  gr.  8.  lAz.  in  Beck's  Rep.  H  S.  445  f. 

H^iUi.  Ihiroii-' :  Museum  für  Geschichte,  Sprache,  Kunst  und  Geogra- 
phie. ]Mit4Stdrtf.  Berlin,  Pauli.  16^  Bgn.  gr.  8.  geh.  1  Thh-.  12  Gr.  j  Bil- 
det auch  den  2n  Bd.  zu  den  Denkmälern  alter  Sprache  U.Kunst,  Bd.  1  Hft.  1, 
Bonn,  Weher  1824,  1  Thlr.  8  Gr.;  Hft.  2  u.  3,  Berlin,  Oehmigke  1824, 
1  Thlr.  18  Gr.] 

J.  JV.  vonGnthe:  Ueber  Kunst  u.  Alterthum.  6rBd.  IsHft.  Stuttgart, 
Cütta.    14  Bgn.  gr.  8.  1  Thlr.  12  Gr.  Vgl.  Jbb.  IV  S.  330. 

Allgemeine  Deutsche  Taschenbibliothek  der  encyclopädischen  Grundwis- 
eenschaften ,  in  ihren  wechselseitigen  Beziehungen  u.  nach  den  Anforderun- 
gen der  Zeit.  Erste  Section.  Dritte  Abtheilung.  Dresden,  Hilscher.  1828. 
8.  Enthält:  Geschichte  der  Menschheit,  v.  Jul.Fz.  Schneller.  2Bdchn.  Ge- 
schichte der  geograph.  Entdeckungsreisen,  von  C.  Falkeiistein.  2  Bdchn. 
Geschichte  der  Malerei  u.  Zeichenkunst,  \.  JFilh.  v.  Lüdemann.  1  Bdchn. 
Gescliichte  der  Architectur,  von  demselben.  1  Bdchn.  Classische  Alterthunis- 
kunde,  \.  Heinr.  Hase.  Is  Bdchn.  Allgemeine  Literärgeschichte,  \.  C.  For- 
ster. U  Bdchn.  Kurze  Az.  ♦v.  Politz  in  d.  Lpz.L.Z.  Nr.  329  S.  2630  —  32. 

Allgemeine  Encyclopädie  der  Wissenschaften  u.  Künste,  in  aiphabet.  Fol- 
ge ,  von  genannten  Schriftstellern  bearbeitet  u.  herausgeg.  von  J.  S.  Ersah 
u.  J.  G.  Gruher.  Lpz.,  Gleditsch.gr.  4.  16r  Thl.  Cea-Chmg.  Mit  2  Kpfrn 
u.  2  Chrtn.  49  Bgn.  cart.  2te  Section ,  herausgeg.  v.  G.  Hassel  u.  /F.  Mul- 
ler. Ir  Thl.  H.  —  Hamhurgh.  49  Bgn.  1  lithogr.  Ch.,  2  St.  u.  1  Kftf.  cart. 
Pränum.  Pr.  jedes  Bds.  3  Thlr.  20  Gr.  Velpp.  5  Thk.  Ladpr.  5  Thlr.  8  Gr. 
u.  6  Thlr.  16  Gr.  Nz.  in  d.  Mitternachtbl.  Nr.  159. 

[Encyclopädisches  Wörterbuch  der  Wissenschaften,  Künste  u.  Gewerbe, 
bearb.  v.  mehr.  Gelehrten,  herausg.  in  d.  1  Bde  von  .^.  Binzer ,  in  d.  folgg. 
V.  H.  A.  Pierer.  Altenburg,  Lit. -Compt.  Bd.  7  u.  8.  bis  hältiges  Gestein. 
50^  u.  46  Bgn.  gr.  8.  Pr.  Pr.  jedes  Bds.  geh.  2  Thk.  Schrpp.  2  Thlr.  16  Gr. 
Seichte  lAz.  *  des  In  —  7n  Bds.  in  d.  Schulzt.  1  L.Bl.  30  f.  S.  233— 39  u. 
241  —  45.  Vgl.  Mitternachtbl.  Nr.  159.] 

[Allgemeines  Deutsches  Sachwörterbuch  aller  menschlichen  Kenntnisse  n. 
Fertigkeiten,  verbunden  mit  den  Erklärungen  der  aus  andern  Sprachen  entlehn- 
ten Ausdrücke  und  der  weniger  bekannten  Kunstwörter.  In  Verbindung  mit 
mehrern  Gelehrten  herausgegeben  von  Jos.  Freiherrn  v.  Liechtenstein.  Fortge- 
setzt von  ^/6.  Schiffner.  Meissen .  Gödsche.  [Bd.  1—5,  1824—26.]  Bd.  6 
(bis  Orzi  nuovi.)  1827.  50  Bgn.  8.  Pr.  Pr.  jedes  Bds.  1  Thlr.  8  Gr.  [Das- 
selbe Werk  erscheint  in  einer  zweiten  Ausgabe  in  einzelnen  Heften,  von  de- 
nen bis  jetzt  4  fertig  smd,  deren  jedes  6  Gr.  kostet.]  Seichte  lAz.  '  d.  In  — 
4n  Bds.  in  d.  Schulzt.  1  L.  Bl.  30  f.] 

Memoires  de  l'acadeniie  royale  des  sciencQS  de  l'institut  d6  France.  An- 
n<5e  1823  Tom.  VI.  Paris.  4.  8  Thk. 


Carl  Zell:  Ferlonsdirifteii.  Erste  Saniiuluiic.  Frciburn;,  Wajinor.  1826. 
206  S.  8.  18  (er.  [lolu-r  <lie  Wiitlishäuser  (l«-r  Allen;  (ilxr  die  Volkslieder 
d.  allen  Griechen ;  iil>er  die  S|)n^cll^^ö^te^  derselben;  ('atulls  Jjicl)e;  Maja, 
ein  Uiini.  Hadeort ;  Aristoteles  als  Lehrer  Alexanders;  über  das  ^Sittliche  iii 
<ler  Griecii.  Volksrelijiion.] 

C.dl'r.  Ilennatini  (>iniscnla.  11  Voll.  L})/.,  G.  Fleischer.  X  u.  722  S.  pr.S. 
4  Thlr.  Uz.  in  d.  Got tin-i-.  An/.z.  St.  16fi  S.  1655  f.  w.  in  Beck's  Rep.  11 !  S.  1       4 

Car-  Ctlu.  hiiiin:  Opuscnla  academica  niedica  et  philolofiica .  colNctii, 
auctaet  cniendat:!.  lj[)Z.,  Voss.  {:r.  8.  Vol.  I  cuinieoneauctorisettabb.aca.il. 
XU  u.  40-t  S.  2  Tliir.  12  Gr.  Uz.  in  Heck's  Uep.  1  S.43.S  — 36. 

/•'.  Ch.  G.  Perlei:  Zerstreute  Andeutungen  aus  altclassischea  Schrift- 
stellern,  l'rogr.   Eistnach.  19  S.  4. 

Iluscli/ii:  Analecta  literarla.  s.  Rom.  Schriftsteller,  CatulL 

\*  Ferd.  Kammirer:  Observationes  juris  civilis.  Rostock,  Adler.  VI  u. 
205  S.  8.  18  Gr.  Jbb.  IV  S.  462.] 

Griecliisclie  Schriftsteller  und  Erläuterungsscliriften 
derselben. 

\  Inscriptiones  anticjuae  a  comite  Carola  Vidua  in  Turcico  itiiiero  col- 
Icctae.  Paris.  (Lpz.,  PontSiieu.)  1826.  1\  u.  52 S.  u.51Kftf.  8.  3 Thlr.  8  Gr. 

Papyri  Graeci  re<;;li  Taurinensis  innsei  Ae^yptii,  editi  atque  lUustrati  ab 
ytrnad.  Peyron.  V.l.  Excerpta  ex  Vol.  XXXl  actonnn  reg.  acad. ,  (juibus 
titulus:  Memoire  della  Reale  Acadeniia  di  Torino.  Turin.  (Bonn,  Weber.) 
1S26.  180  S.  4.  m.  1  .Stdrtf.  2  Thb-.  22  Gr.  Gute  lAz.  v.  O.  Müller  m  d. 
Götting.  Aiizz.  St.  155  S.  15-t2  —  51.  Kurze  Nz.\.  Kosegarten  in  d.  liläi- 
teru  f.   lit.  Unterhalt.  Nr.  271  S.  1081. 

Papiri  greco-egizj  cd  altri  greci  monumenti  dell'  J.  R.  Museo  di  Corte. 
Tradotti  ed  illusirati  da  Gtoviinm  Petrettim  Corcirese.  con  3  tab.  litiiogr. 
Wien.  (Heubner.)  XU  u.  75  S.  gr.  4.  geh.  3  Thlr.  8  Gr.  Gute  TAz.  '  von 
Oe/r.  Dliilier  iad.  Göttiiig.  Anzz.  St.  105  S.  104l — 4G.  Kurze  Nz.  v.  Kose- 
frarten  in  d.  Ulätt.  f.  lit.  Ünterh.  Nr.  271  8.  1081. 

Bibliotlieca  Graeca  viroruni  doct.  opera  recogn.  et  commentarüs  in  us. 
echol.  instructa  curantibus  Fr.  Jacobs  et  f'aJ.  Chr.  Fr.  Rost.  Gotha,  Hen- 
nings, gr.  8.  B)  Scriplornm  j)e(le.str.  orat.  Vol.  XI:  Piatonis  dialogos  sele- 
clos  recensult  et  conunenlarils  in  us.  schob  instx'uxit  Gdfr.  Stallbaum.  Vol.  T 
Sect.  l  continens  ApologiamSocratisetCritonem.  LH  u.  146  S.  Sect.  II  cont. 
Phuedonem.  210  S.  Sect.  111  cont.  Symposium.  202  S.  2  Tlür.  Az.  *  in 
Beck's  Rep.  II  S.  276  f. 

Jioissonade:  S\lloge.  s.  Euripid.  u.  Aristoph. 

Corais:  Parerga.   s.  Kebes. 

Mai:  Scrij)tor.  vett.  nova  collectio.  s.  Diodor.  Sic. 

Uebersetzungsbibliothek  der  Griech.  u.  Rom.  Classlker.  Prenzlau ,  Ra- 
goczy.  16.  Jedes  Bdchn.  geh.  im  Subscr.  -Pr.  4  Gr.  Abth.  1 :  Grierh.  Dit^bter. 
Bd.  1:  des  He^iodos  von  Askra  Werke.  Uebers.  u.  mit  einer  Biographie  des 
Dichters,  Einleitung  n.  kurz.  Anmerkk.  versehen  von  ^.  IT.  R.  j\aumann. 
12^ügu.  Abtii.  2:  Griech.  Prosaiker.  Bd.  1:  Theophrast's  Charaktere.  Ue- 
bers. u.  m.  Anmerkk.  v.  Chstn.  Hammel.  2  verb.  Aufl.  6  liga.  Abth.  3:  Rö- 
mische Dichter.  Bd.  1 :  Die  Lustspiele  des  Terentius.  Uebers.  m.  Anmerkk. 
v.  j4up.  Fr.  ITolper.  Is  Bdchn.  12  Bgn.  Bd.  2:  Des  Horatius  Ejjisteln.  in 
Deutschen  lainben  v.  J.  Kurnberf^er.  9  IJgn.  \ Scharf  tadelnde  Kritik  in  d. 
Schulzt.  2  L.  Bl.  .34  S.  297  —  301.]  Abth.  4:  Rom.  Prosaiker.  Bd.  1,  2n.  7: 
Cicero'»  vollständige  Briefsairmdung,  iibers.  mit  Anmerkk.  v.  J.  ^ndr.  L. 
Tho.spann.  1,  2  n.  3s  Bdchn.  24  Bgn.  [Von  Bd.  1  u.  2  eiin-  Az.*  ind.  Göt- 
tinfT.  Anzz.  St.  142  S.  1409—13  u.  in  d.  Jen.  L.  '/..  Nr.  169  S.  389  —  92.] 
Bd.  3:  Cicer.  Biiclier  über  «lie  Natur  der  Götter,  ül>ers.  mit  Anmerkk.  v. 
E.  /y,  Eckermann.  15  Bgn.  Bd.  4  u.  8:  Jul.  Cäsar's  Werke,  übers,  mit  e. 
Einleit.  li.  m.  erläut.  Aimierkk.  v.  /i.  Schaumanii.  Isu.  2s  Bdchn.  Denkuür- 
digkk.  a.  d.  Gall.  Kr.  21}  Bg.i.   Bd.  5  u.  6:    Salluslius  gcschichtl.   Werke: 


Die  Catilinar.  Verschwörung.  —  Der  Jugurtliin.  Krieg  u.  Bruclistürkc  aus  den 
Gesell jclitsbücherii.    Uebers.  v.  /V.  Gerlach.   Is  u.  2s  Ctlcliii.  20^  Bgii. 

Index  lectiomim  iii  Aeadeniia  Alhertina  . . .  per  aestatem  a.  1827  ..  in- 
stiüiendarum.  Köm<;vsl)crp.  10  (1)  S.  4.  u.  Index  lectf.  in  Aead.  Mbertina  ... 
per  hiemem  a.  1827  inslituendaruni.  Kbond.  12  (2)  S.  4.  In  beiden  Schriften 
hat  d.  Prof.  I.obeck  einif^es  über  <lie  Orpliische  Theogonie  bemerkt. 

Jinlbi:  Crowica  di  Poeti  anteriori  e  contemporanei  adOuiero.  ]jn<rano.  8. 

The  Tliad  of  Homer,  chiefly  froni  the  text  of  Heyne;  with  copious  eng- 
lish  notes  illustrating  the  gi-animatical  constniction ,  the  nianners  and  cu- 
stoms,  the  mythology  and  anti(|uities  of  the  heroic  ages :  and  preüminary 
observations  on  points  of  classical  interest  cind  importance  connected  will» 
Homer  and  his  writings.  By  William  Trollope,  2  vols.  London ,  Rivington. 
8.  1  ff._4.Sh. 

L'Iliade  d'Homere.  Texte  grec  d'apres  l'editlon  de  Wolf.  Nouvelleedi- 
tion ,  avec  sonnuaiie ,  ai-guniens ,  notes  en  fran^ais  et  une  table  des  matie- 
res.  Paris.  12. 

*  Homeri  Odyssea,  Graece.  In  us.  schol.  edid.  et  annotat.  perpetna  il- 
Instravit  Kd,  Loewe.  Lpz.,  Kayscr.  Tom.  IT.  Rhaps.  III  —  VI.  208  S.  8.  l4Gr. 
Jbb.  IV  S.  271  iV. 

OnTjQQv  'Oövaasicz  fjniQce,  oder:  Sechs  Bücher  der  Odyssee,  enthal- 
tend die  voUständ.  Reisebeschrelbuiig  des  Ulysses ,  für  den  ersten  Scluilge- 
brauch  Unbemittelter.  Ucrauas:.  \.  Chstr?.  Koch.  Marburg,  Krieger.  1826. 
6  Bgn.  gr.  8.  8  Gr.  [Textabdrnck  aus  dem  1822  erschienenen  grösseren 
Werke  unter  gl.  Tit.  Vgl.  .Tbb.  III,  1  S.  8.1 

*  Homei-i  hytnnus  in  Cererem,  nunc  jirimum  editus  a  Hai'.  Buhnkenio» 
Accedunt  duaf  epistolae  criticae.  Lpz.,  Hartmann.  VIlIu.  326S.  gr.8.  1  Thlr. 
16  Gr.  Jbb.  IV  S.  251. 

*  Tßvog  flg  xrjv  zj^firirgav.  Hymne  an  Demeter.  Uebersetzt  u.  erläut. 
V.  J.  Heinr.  Voss.  Mit  dessen  Bildniss.  Heidelb.,  Winter.  Xu.  213  S.  gr.  8. 
Drpp.  2  Thlr.  16  Gr.    Feinpp.  3  Thlr.  8  Gr.  Jbb.  IV  S.  351  IT. 

'  Homer's  Werke.  I*rosaisch  übers,  v.  J.St.  Zauyier,  Prag,  Calvc.  Th. 
3u.  4:  Odyssee.    636  S.   16.  cart.  1  Thlr.  12  Gr.   Jbb.  IV  S.  389  ff. 

Ihlijip;:  Varia,  quae  de  Homero  eiiisque  carminibus  nuper  in  lucemsunt 
prolata.  Collect.  I  et  11.    Progrr.  Meiningen.   1825  u.  26. 

IPllberg:  Lectionum  Homericarum  JSpec.  I.  Progr.  Essen.  1826-  24  S. 
4.  Uz,  V.  Jacob  in  d.  Schulzt.  2  Nr.  68   S.  540. 

Lud.  Doderlein :  Lectionum  Homericarum  Spec.  I.  Progr.  Erlangen.  8  S.  4. 

*  Gt  Lange:  Versuch,  die  poetische  Einheit  der  Hiade  zu  bestimmen. 
Ein  Sendschreiben  an  Göthe.  Darmstadt.  (Hey er.)  1826.  108  S.  8.  geh.  14  Gr. 
Jbb.  IV  S.  263  ff. 

Irifrhirami :  Galleria  Omerica.  s.  Archäologie. 

Damm:  Lexic.  Homer,  s.  Griech.  Grammatik. 

J.  77.  C/i.  Lünemann:  Wörterbuch  zu  Homer's  Odyssee,  für  Anfang,  d. 
Homer.  Leetüre.  3  Aufl.  Kömgsb.,  Unzer.  17  Hgn.  8. 18  Gr.  Vgl.  Jbb.  IV  S.  l40. 

Eustallüi  connnentarii  ad  Homeri  Jliadem.  Ad  fidem  exempli  Romani 
editi.  Lpz. ,  Weigel.  T.  L  808  S.  gr.  4.  5  Thlr.  12  Gr.  Kurze  Az.  in 
Beck's  Rep.  H  S.  92. 

Scholiorum  in  Homeri  Tliadem  appendix.  Addidit  Imm.  Bckkcr.  ßerjhi, 
Reimer.  180  S.  gr.  4.     2  Thlr. 

Phillppi:   Analecta.    s.  Griech.  Grammatik. 

Hesiodi  ({uae  ex«tant  opera  et  fragmenta.  In  ns.  schol.  et  «cad.  diligen- 
tissime  expressa.  Halle,  Waisenhbchh.  HS  S.  8.   4  Gr. 

Aaumann:  Hesiodos.  s.  Uebcrsetzinigsbibliothek. 

f  Alcaei  IVHtylenaei  relicjuiae.  CollcgitetannotationeinstiHixit  Atip.  Mat- 
thiac.  Praemissa  est  eplstola  ad  C.  (J.  L.  Grossmannnm.  Lpz.,  Vogel.  X  u. 
78  S.  gr.  8.  12  Gr.  Kvrzc  I  4z.  in  IJeck':^  Hep.  H  S.274.  Kurzn  Her.  '  i 
in  d.  Jen.  \..  Z.  215  S.  273  —  75,  Avelche  ein  paar  l'ragmente  nachträgt,  imd 
einige  beaclitenswcrthe  kritische  Gegenbemerkungen  macht. 


■j-  SapphonisMytil.  fnipmonlii.  Spcciinen  opcrae  in  oiniiilxis  artisGraoco- 
rum  Ijricuc'  reliqiiiis  oxccplo  l'iii'laro  ((ilkxMindae  |»ropü.siiit  ('hsln.  Fr.  ISeue. 
ProüT.  der  Laml.-Sch.  Plorta.  IJcrlin.  (Nauck.)  106  (105)  S.  gr.  4.  Nz. 
in  ti.  Hliitt.  f.  lit.  Untrili.  Nr.  294  S.  1 176. 

*    Antholü^ia   l^rica,    Anacroontpa    et  Anacreonfis   aHoruniiinc  lyricor, 
Grat'C.  selecla  rra{:;iueiitu  et  scolia  conlineiis.   I<]<li(l.t;um  nott.  critt.  et  inetio 
lun»    ex|to.sitione  Fr.  Mehlhoni.    Lpz.,  'i'enbntT.   IV  u.  148  S.  gr.  12.  geh. 
10  Gr.  —  16  Gr.    Jl)h.  V  S.   24l  IV. 

Anakreon's  CJeditlito.  HorallsfIeJ,^,  übersetzt  und  erläutert  von  S.  Meis- 
ling.   Pro^rr.  Helsin<;i.r.  1826.    117  S.  8. 

Lieder  des  Aiiakreon  luid  der  Sappiio,  übersetzt  von  J?.  J.  Ti-  Samson 
1  an  Iltmmelstiern.  (iMit  »lein  Originaltext.)  Riga,  Hartiuanii.  1826.  176  S. 
8.  1  Tldr.  8  Gr.     Vgl.  Jbb.  V  S.  252. 

Anakreon's  Lieder,  metrisch  ins  Deutsche  übersetzt  von  Brockhausen. 
Lemgo,  !Me>er.  12.  geh.  6  Gr. 

Les  üdes  dWnacreon,  traduites  en  vers  fran9ais ,  avec  le  texte  en  re- 
gard,  par  /'eissier  J)esci>mbe.<!.  Paris. 

'Iheognidis  elegi.  Secundis  curis  recens.  Imm.  liekker.  Berlin,  Reimer. 
4  Bgn.  gr.  8.  8  Gr.    f.  Pj).   10  Gr. 

f  Guil.  Graefenhan:  Theognis  Theognideus  sive  Theognidis,  qnalis  ad- 
huc  editus  sit ,  in  recentissimos  ejus  inter[)retes  vindiciae.  Progr.  ftlühlliau- 
sen.  (Heinrichshofen.)  50  S.  4.  4  Gr.  liec.  in  d.  Sthulzt.  2  L.  Bl.  30  S. 
259  —  64.  _ 

Poetae  scenici  Graecorum.  Recens.  et  annott.  siglisque  metricis,  in  marg. 
scriptt.,  instruxit  Fr.  Henr.  Jiothe.  Lpz.,  Hahn.  gr.  8.  f  Vol.  IV:  Sopho- 
clis  fabb.  IV  posteriores.  536  ÄJ.  1  Thlr.  10  Gr.  Jedes  Stück  einzeln  8  Gr., 
der  Oedip.  Col.    10  Gr. 

Herrn.  Fr.  /Villi.  Ilinrichs :  Das  Wesen  der  antiken  Tragödie  in  ästhe- 
tisthen  \  orlesungeii ,  durchgeführt  an  den  beiden  Oedipus  des  Sophokles  im 
Aiigeiueiuen  und  an  der  Antigone  insbesondere.  Halle,  RuiT.  XLMIl  u. 
120  8.  kl.  8.  Az.  in  d.  Tübing.  Lit.  Bl.  Nr.  62  S.  245  11'.,  die  nur 
wenig  im  Allgem.  über  Inhalt  berichtet,  und  sonst  Ungehöriges  behandelt, 
u.  im  Berl.  Conveis.  Bl.  ]Nr.  223  S.  891  ff.,  die  den  zu  abstracten  luid  un- 
gelenken Ausdruck  rügt. 

Ellmidt:  De  tragicis  Graecis  iuprirais  Euripide  ex  ipsorum  aetate  et 
temporibus  judicandis  aequaliumque  judiciis  commentatio.  Progr.  Königsberg. 
38  (20)  S.   4.  _  _ 

f/.  Kabath'.  De  chori  tragoediae  Graecae  natura  et  munere  commentatio. 
Progr.  Gleiwitz.  20  S.     4. 

Aeschvii  tragoediae.  In  us.  schol.  denuo  recognovit  Chxtn.  Gdfr.  Schütz. 
Halle,  Gebauer.  XX  u.  316  S.  8.  12  Gr.  Az.  f  in  d.  Schulzt.  2  L.  Bl.  38 
S.  333  —  36,  die  mehrere  aulgenonuueue  Lesarten  aus  den  Persern  durch- 
geht und  kritisch  prüft. 

Aesch.  tragoediae  ad  fid.  optt.  libb.  diligenter  recognitae.  [e  rec.  Porsoni 
et  Sciuteleri.]  Acced.  varia  lectio  cod.  Kloreiit.  Lpz.,  VVeigel.  17^  Bgn.  8. 
geh.  15  Gr.  Veipp.  1  Thlr.  6  Gr.  {  Bildet  den  Isten  Bd.  der  Bildiotheca 
classica  poett.  Graec,  von  welcher  T.  11 —  XX  schon  früher  erscliienen  sind.] 

Aesch.  Sieben  gegen  Thebe.  Aus  d.  Griech.  üb»'rs.  u.  durch  Anmerkk. 
er\ÄMi.\.  Fr.  Staper.  Halle,  Grmiert.  137  S.  Gr.  8.  14  Gr.  Schpp.  16  Gr. 

f  Ad  memoriam  Car.  Gehleri  ....  iuvitat  J.  C.  G.  Vunertli.  Praeniit- 
tuntur  itermn  pauca  de  fato  Acschyleo.    Progr.  Görlitz.  1826.    1  Bgn.  fol. 

J.  V.  H'estrik'.  DLsputatio  literaria  de  Aesch.  Choephoris,  dequeElectra 
cum  Sophociis  tum  Kurijjidis.  Jjeyden.  (Lpz.,  llarlinaiui.)  1826.  236  S.  gr.  8. 
geh.  2  Thlr.  8  Gr.  Kur?^  lA?..  *  v.  GpcI  in  d.  Bibüoth.  crit.  nova  Hl 
S.  363  — 67,  welche  üljcr  Sophl.  Elect.  45  u.  663  und  die  Erwähnung  des 
Stroj)hiu8  und  Phanotoiis  eine  eigene  Meinung  aufstellt. 

f  /'.  C.  Petersen :  ObscrvalionuiB  in  .'\esch.  Eumenides  Part.  I.  Progr. 
HauRiae    20  (19)  S.  8. 


8 

Piiidari  carmina  quae  supersunt  Graece.  Halle,  Waisenhbchh.  151  Bgii. 
gr.  8.     12  Gr. 

Theoph.  Luc.  Fr.  Tafel'.  Dihicidationnm  Pindaric.  volumina  duo.  Vol.  l 
P.  1  et  2:  Oljmpiea  et  Pytliica.  Berlin,  Reimer.  1824«.  1827.  998  S.  gr.8. 
2'rhlr.  6  Gr.  P.  1.  ^z.  von  O.  Müller  iu  d.  Gott.  Anzz.  St.  10  S.  89  —  96. 
Beide  Partt.  JAz.  "  in  d.  Heidelb.  Jbb.  8  S.  820  — 30,  welche  erst  dieEiiv- 
richtung  (iiid  den  Werth  des  Ganzen  gilt  angiebt  und  dann  mehrere  einzeln« 
Stollen  mit  einigen,  nicht  bedeutenden,  Gegenbemerkk.  ausliebt.  Hec.*\  ^on 
P.  1  V.  6'e(?/ in  d.  Biblioth.  crit.  uova  11  S.  46  —  76,  welche  die  Erklärun- 
gen zu  Oljmp.  \\  u.  VI  einer  ausführl.  Prüfung  unterwirft.  [Vorläufer  die- 
ser Sehr,  war:  Dilucidatt.  Pindar.  Spec.  1  (Tübing.  1819.  37  S.  4.  9  Gr.), 
in  dem  Pyth.  V  u.  Vlll  behandelt  sind.] 

Ffretzschner :  Observationes  nonnullae  in  Pindar.  Olymp.  VII.  Progr. 
Plauen.  1826. 

Sophüclis  tragoediae  VII.  Ad  optt.  exempl.  fidem  ac  praecipue  cod.  ve- 
tustlss.  Klorentini  a  Petro  Elmsiejo  coliati  emend.  cum  annotat.  tantum  non 
integi'a  Brunckii  et  Schaeferi  et  alionuu  selecta.  Accedunt  depei'ditarum  tra- 
goedd.  fragmenta  et  indices.  Lpz.,  Hartmann.  gr.  8.  Vol.  I:  Ajax.  160  S.  12Cir. 
Vol.  II:  Antigona.  104  S.  9  Gr.  Vol.  HI:  Trachiniae.  92  S.  9  Gr.  Vol. 
IV:  Philoctetes.  119  S.  10  Gr.  Vol.  V:  Electra.  124  S.  10  Gr.  Vol.  VI: 
Oedipus  Tyrannus.  139  S.  12  Gr.  Vol.  Vlll :  Fragmenta,  Lexicon  Sopho- 
cleum,  Index.  214  S.  1  Thlr.  4  Gr.     [  Vol.  VII  ist  noch  nicht  erschienen.] 

Soph.  tragoediae  VII ;  ad  optt.  exemplarinm  fidem  ac  praecipue  cod.  vc- 
tust.  Elorent.  emendatae  cimi  annotatlone  tantum  non  iutegra  Brunckii  et 
Schaeferi,  et  aliorum  selecta.  Accedunt  deperditarura  tragoedd.  fragmenta. 
II  Tomi.  Oxford,  Parker.  1826.  XVI,  712  u.  216  S.  gr.  8.  Kurze  LAz.  \ 
in  Beck's  Rep.  II.  S.  461.   [Ist  die  Oiigiualausgabe  zu  der  vorhergehenden.] 

Soph.  Tragoedien.  Griech.,  mit  kurzen  Deutsch.  Anmerkk.  von  GtU. 
Carl  ff'ilh.  Schneider.  VVeLnar,  Holfmann.  kl.  8.  Bd.  8  :  Bruchstücke,  nebst 
dem  Lebendes  Sophokl.  und  einem  Wort-  u.  Sachregister  über  alle  8  Bdchn. 
Vm  u.  312  S.    1  Thlr.  6  Gr.  Az.  *  m  Beck's  Rep.    11  S.  275. 

Pentalogia  Graeca.  Sophoclis  Oedipus  Tyr.,  Oedipus  Col.  et  Antigene ; 
Euripidis  Phoenissae,  et  Aeschyli  Septem  c.  Theb.  Quinijue  scilicet  dra- 
mata  de  celeberrima  Thebaide  scripta.  Notis  Anglice  scriptis  illustr.  et 
lexicon  vocum  difticiliorum  adjecit  Gull.  Trollope.  London,  Rivingtun.  8. 
11  Sh. 

Soph.  Tragoedien,  übers,  v.  d  Thudichum.  Darmstadt,  Leske.  gr.  8. 
Th.  1 :  König  Oedipus,  Oedipus  in  Kolonos,  Antigone.  X  u.  373  S.  1  Thlr.  18  Gr. 

J.  Zehhcke:  De  aliquot  Antigonae  locis.  Progr.  Greifswald.  1826.  54 
(40)  S.  4. 

f  Cratini  veteris  comici  Graeci  fragmenta,  collegit  et  illustr.  M.  M. 
Runkel.  Lpz.,  Hartmann.  VT  u.  110  S.  gr.  8.  16  Gr,  Az.  *  in  Beck's  Rep. 
II  S.  438  If. 

f  Aas.  Meineke:  Quaestionum  scenicarum  Spec.  II.  Progr.  Berlin. 
75 'S.  4.  lAz.  V.  Sp.  I  in  Beck's  Rep.  I  S.  119  —  21,  v.  Sp.  I  u.  II  in  d. 
Götting.  Anzz.  St.  116  S.  1154—58.  Aasßhrl.  Beurtheilung  u.  lAz.  von 
Meier  in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  121  —  23   S.  127  —  43. 

Griechische  Prosaiker  in  neuen  üebersetzmigen.  Herausgeg.  von  G.  L. 
F.  Tafel,  C.  N.  Oslander  u.  G.  Schwab.  Stuttgart,  IMetzler.  Bd.  1  —  22. 
12.  Bd.  1  (1826)  u.Bd.  4,  6  u.  12  (1827):  f  Thncyd.  Gesch.  des  Pelo- 
ponnes.  Kriegs,  übers.  \.  Oslander.  (Buch  1—4.)  *85  S.  Bd.  2  u.  14(1827): 
Plutarchs  vergleich.  Lebensbeschreibungen,  übers,  von  J.  G.  Klaiher.  (The- 
seus,  Romulus,  Lykurg,  Numa,  Solon.)  272  S.  Bd.  3,  5,  7,  8,  10,  11  u.  22 
(1827):  Lucians  Werke,  übers,  von  Aus;.  Faulv.  905  S.  Bd.  9  u.  17:  Dio- 
nys.  V.  Halicarnass  Urgeschichte  der  Römer,  übers,  von  Gtfr.  Jac.  Schal- 
ler. (Bch.  1—3.)  282  S.  Bd.  13,  18  u.  19:  Xenoph.  Cyropädie,  übers,  von 
Chstn.  Walz.  400  S.  Bd.  21 :  Xenoj)h.  Erinnerungen  an  Sokrates,  übers,  v. 
Chstph.  Eberh.  Finckh.    S.  401  —  562>.    Bd.  15  u.  16:   Pausan.  Beschreib. 


Ton  Griechenland  (Bch.  1  u.  2) ,  übers,  von  Carl  Gtfr,  Sieheiis.  272  S. 
Bd.  20:  Diodor's  histor.  BibluaU.  (ücli.  1),  übers,  von  Jul.  Fr.  JVurm. 
152  S.  [Mit  (lieser  Saniiulung  stehen  in  Verbintlunij  die  Rom.  Prosaiker  in 
neu.  Ueberss.,  heratisfrejr.  von  denss.  IJeide  Sammlungen  sind  nicht  sowohl 
für  Schulen  inid  Gek-hrte ,  als  für  J)ilettanten  u.  das  gebildete  Publikuin.] 
^z.  *  der  ersten  Hde.  beider  Sannnll.  in  d.  Tübing.  L.  Bl.  62    S.  246  f. 

Dieselbe  Sannnliing  in  gr.  8.  Ebend.  Ir  Bd.  Bg.  1 — 25.  Rest  Bg.  26  — 
40.  Prän.  -  Pr.  1  Thlr."  12  Gr. 

Sammlung  von  Ucbersetzungen  sämmtlicher  Griech.  Geschichtschreiber 
und  Geographen.  Mit  einem  A  orwort  von  Schlosser  [über  die  histor.  Kunst 
der  Griechen  nach  Isokrates  ZeitJ.  Jena,  Schmid.  gr.  8.  Erster  Th. :  Cas- 
sius  Dio's  Geschichte  der  Römer,  aus  d.  Griech.  übers,  imd  mit  kurz,  histor. 
Anmerkk.  begleitet  von  Fr.  Lorentz.  1826.  LH  u.  382  8.  gr.  8.  Subscr.-Pr. 
f.  Bd.  1  —4  4  Thlr.  Az.  in  d.  Hall.  L.Z.  Nr.  lOO  f.  S.  817  —  27,  wel- 
che das  Unternehmen  rühmt,  aber  fast  ausschliessend  über  Schlosser's  \  or- 
wort  sich  verbreitet  und  zu  demselben  einige  eigene  Bemerkungen  giebt. 
ff'yttenhac/i:    Eclogae.  s.  Griech.  Grammatik. 

f  Herodoti  historiarum  libri  IX.  Rec.  et  adnotat.  in  us.  schol.  instrn- 
xit  Car.  Au^.  Steger.  Tom.  I.  Gie.ssen,  Hever.  \V  u.  338  S.  gr.  8.  1  Thlr. 
8  Gr.     Kurze  T4-.*  in    Beck's  Rep.  II  S'  286  f. 
Gail:    Atlas,    s.  Geographie. 

•}■  Quaestiones  Herodoteae.  Scrib.  Car.  Gull.  Lud.  Heyse.  Part.  I,  de 
vita  et  itineribus  Herodoti.  Berlin,  Düminler.  l4l  S.  gr.  8"  12  Gr.  lAz. 
m  Beck's  Rep.  II  S.  281  —  83. 

•J-  De  v6g(o  &riliia  apud   Herodotum,  prolusio.  Auetore  C.    G.    Stark. 

Jenae  ap.  Crooker.  7  Bgn.  gr.  4.  12  Gr.  As.  in  d.  Isis   Bd.  20  Hft.  9  S.  799. 

In  disceptationem  vocantur,  quae  de  ira  Xerxis,  disjecto  vi  teni{)estatis 

ponte,  quo  Hellespantuui   junxerat,  ab  Herodoto    L.  7    c.   35   sunt  prodita. 

Progr.  der  Ruthschilder  Cathedrälschule.  1826.  11  S.  4. 

Euripides.  Cui\  J.  Fr.  Buissonade.  Paris,  Lefevre.  Tome  Ve.  32. 
Gehört  zur  Sjlloge  poetarum  Graeconnn. 

Euripldis  tragoediae  priores  (juatuor.  Ed.  Bic.  Porson.  Deauo  recens. 
Jac.  Schüießeld.  London,  Treuttel  u.  W.  1826.  8.  12  Sh.  6  D. 

Eurip. Hecuba  ex  nc.  Gdfr.  Hermanni  cum  animadvv.,  scholiis  excer- 
ptis  et  indice  copioso  tironum  maxime  in  usum  edid.  Gnil.  Lam^e.  Ed.  2 
auctior  et  emeud.  Halle,  Kümmel.  1828.  XVI  u.  166  S.  gr.'S.  20  Gr, 
Sclirpp.  IThlr. -iGr.  Velpp.  1  Thh-.  12Gn  Az.  *  in  Beck's  Rep.  II  S.452. 
Eurip.  Medea.  Ex  rec.  P.'  Elmslej  in  us.  schol.  Edit.  2.  Lpz.,  Ilart- 
mann.  4  Hgn.  gr.  8.    6  Gr. 

Eurip.  Hippoljtus  coronifer.  Textu  recognlto,  cum  selectis  scholiis  in 
US.  schul,  edldit    Aufi^.  S.mder.   Hildesheini,  Gerstenberg.    100  S.    8.  10  Gr. 
Eurip.  Ion.  Rec.  GdJ'r.  Hermannu^.  Lpz.,  Gerh.  Eleischer.  L  u.  174  S. 
8.  Schrpp.   1  Thlr.     Theiiweise  1 1z.  in  Beck's  Rep.  11  S,  436  —  8. 

Eurii).  Hekuba,  ein  Trauerspiel.  Aus  d.Griedi.,  mit  beigefügten  erklär. 
Anmerkk.  von  G.  IS.  Mathestus.  Neue  Aufl.  Lpz.,  Weidmann.  4  Bgn.  gr. 
12.  geh.   8  Gr.  [Die  erste  Aufl.  erschien  1788.] 

Eurip.  Hekabe.  Aus  d.  Griech.  übers,  von  Fr.  Stdger.  Halle,  Waisen- 
hbchh.   1 1  Bgn.  8.  geh.  Schrpp.   16  (ir.  Velpp.   1  Thlr. 

Eurip.  Phönizierinnen.  Aus  d.  Griech.  übers,  mit  Anmerkk.  v.  Fr,  Std- 
ger. Halle,  Grnnert.  90  S.   gr.  8.   9  Gr. 

*  C.  J.  Maurit.  Jxt :  Commcntatio,  qua  ({uindecim  esse  in  Euripidis 
supplicibus  chori  personas  demonstratur.  Progr.  Cleve.  1826.  13  S.  u.  19 
S.  Schulnaciir.    4.    Jbb.-  IV  S.  4.«  iX. 

Thurvdidis  de  bcUo  l'ehipoiines.  U.  VIII.  Ad  fid.optt.  Ilbb.  dlligenter  re- 
cogniti.  ü'Tonji.  L|.z..  Weigel.  .38  Bgn.  8.  geh.  ri'hir.  12  Gr.  [Bildet  den 
14  u.  15  Bd.  zur  Bibliuth.  classica  prosaicorum  Graec,  von  welcher  nun 
40  Bde.   fertig  sind.) 

Oslander:    Tliucyd.  s.  Griech. Prosaiker. 

Verzeichniss  philul.  Sc/irr.  v.  Ib27.  b 


10 

f  Just.  Jlenr.  Dresler:  De  Tliuoydidis  extremoL.  I  capite  altero  dlspn- 
tatluacula  atcedonte  in  Ilirodoti  L.  JI  c.  49  coinmentariolo.  Progr.  Gjiua. 
VVcilbur».  Wiesbaden.  38  (23)  S.  4.  Kurz.  lAusz.  in  d.  ScImJzt.  2  Nr. 
48  S.  383  f. 

C.  Fl.  Jf'eber:  AMiaiidlunft- über  des  Perikles Standrede  im  Thuk) dides. 
Pro<>r.  Dannstadt.  34  S.  u.  26  S.  Scluiliiaclir.  4.  [A])gedruckt  in  der 
St-ludzt.  2  Nr.  74  —  77,  wo  Nr.  78  noch  ein  besonderer  Nachtrag  von  JFe- 
ber  gegeben  worden  ist.] 

Medicorum  Graec.  «pera  «luae  exstant.  Edit.  cui'.  C.  Gtlo.  Ki'iJin.  Ljiz., 
Cnoblüch.  gr.  8.  Vol.  XIV:  Cl.  Galeni  opera  onmia. 'Tom.  XIV.  50^  lign. 
gr.  8.  5  Thh-.  [Prän.-Pr.  3  Thlr.  8  Gr.| 

Hippocratis  de  morbo  sacro  über.  Rec,  novam  Interpret.  Latinum  ao- 
tas(iue  addidit  Fr.  Dietz.  Lpz.,  Voss.  XII  u.  184  S.  gr.  8.   1  Thlr. 

Poetariiin  Graecor.  s>llüge  curante  /.  Fr.  Jioissunade.  Paris.  T.  21  — 
24.  Aristophanes.  4  Voll.'in  32.   1826.  Lpz.,  Voss.  br.  8  Thlr. 

Aristoplianis  nubes.  Cum  scholiis  et  varietate  lectionis.  Rec.  Imm.  Heh- 
ler. Accedunt  VV.  Di).  RenlU'ji,  Rergleri,  Hrnnckii,  Dindorfii,  Dobrael, 
Ernesti,  Harlesii,  Hermaniii,  Kusteri,  Porsoni,  Reisigii,  Schützii,  Scagcri, 
Spanhemii,  Wakefieldi  alionimque  annotatt.  London,  Priestlej.  1826.  364S. 
gr.  8.  Kur^.e  Az.  in  Beck's  Rei).  II  S.  462. 

Aristoph.  aves.  Cum  scholiis  et  varietate  lectionis.  Rec.  Imm.  Bekker. 
Acced.  VV.  DD.  Bentleji,  Bergleri,  Brunckii,  Dawesii,  Dindorfii,  Dobraei, 
P^hnsleii,  Hermanni,  Hotibii,  Kusteri,  Palmeri,  Porsoni,  Reisigii,  Reiskii, 
Seageri,  Wilandii  aliorumnue  annotatt.  London,  Priestley.  1826.  256  i>.  gr.  8. 
Az.  in  Reck's  Rep.  II  S.  462.  [Ueber  diese  bei  Priestley  erschienenen  Nach- 
drücke, von  denen  d.  meist,  hier  ausgelassen  worden  sind,   s.  Jbb.  III,  IS.  107.] 

A.  Th.  llotscher :  Aristophanes  und  sein  Zeitalter.  Eine  philologisch- 
philosophische Abhandl.  zur  Alterthumsforschung.  Berlin,  Voss.  XV  u.  400  S. 
gT.  8.  1  Thlr.   18  Gr. 

J.  JV.  Siivern  :  Ueber  Aristophanes  Drama  ,  benannt  das  Alter.  Nebst 
Zusätzen  zu  der  Abhandlung  über  die  Wolken.  Berlin,  Dümmler.  IV  u.  47  S. 
gr.  4.  12  Gr.  Kurze  lAz.  von  Meier  in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  121    S.  125  —  27. 

Xivocpbjvzo^  KvQOv  naiöiiag  ßißlia  o'xrcü.  IMlterläut.  Anmerkk.,  einem 
Griechisch -Deutschen  Wortregister  und  einem  Aidiange  grammatisch -kriti- 
scher Bemerkk.  Herausgeg.  von  C.  C  F.  JFeckherlin.  2e  Aufl.  Stuttgart,  Holf- 
mann.  39 J  Bgn.  gr.^  8.    1  Thlr.  6  Gr.  [?] 

Ji.ivoq>(ovToc  clnofivrjßovivfiuTCi.  Recognovit  et  illustravit  G.  A.  Herbst. 
Halle,  Anton.  XII  u.  364  S.  8.  1  Thh".  Eine  kurze  lAz.  in  d.  Schulzt.  2 
L.  IJl.  25  S.  32S  f.  rülnnt  das  Buch  als  für  Sclnden  durch  grammat.  Anmerkk. 
vorzüglich  brauchbar.  Ehie  gute  Rec  in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  212  f.  S.9  — 19 
rühmt  es  als  eine  ganz  ausgezeichnete  Schulausgabe ,  giebt  ein  paar  Nach- 
träge zur  Erklärung  imd  mehrere  Ausstellungen  an  der  Erkläi'ung  einzehier 
Stellen  und  der  krit.  Gestaltung  des  Textes. 

Xenoph.  Cjropädie  v.  Walz  u.Memorab.v.  Finckh.  s.  Griech.  Prosaiker. 

\  Guxt.  Alb.  Sauppe:  Quaestionum  Xenophont.  Partie.  I.  Progr.  Tor- 
gau.. 14  S.  4. 

f  Auf^.  Foigtländer :  Brevls  de  locis  nonnullis  in  Xenoph.  oecononüco 
disputatio.    Schneeberg.    24  (2ü)  S.    8. 

Ctesiae  Cnidii  vita  cum  appendice  de  Hbris,  quos  Ctesias  composuisse 
fertur.  Scr.  II.  C/iscn.  ]\I.  Ret t ig.  (Aus  Seebode's  Archiv  besonders  abge- 
druckt.) Hannover,  Hahn.  32  S.  gr.  8.  3  Gr. 

Piatonis  «juae  exstant  opera ;  acced.  Plat.  quae  feruntur  scripta;  ad 
optt.  iibb.  iidem  recens.,  in  linguam  Lat.  convertit,  amiotat.  explaii. ,  indices 
rerum  et  verbb.  accuratiss.  adj.  Fr.  A.st.  Lpz.,  Weidmann.  Vol.  IX  Hippiani 
maj-,  Menex.,  Euth^d.,  IMenonem,  Hippiau\  min.,  lonem,  Clito[)h.,  Winoem, 
Axioch.  dejnsto,  de  virtute  scripta,  Demodoc,  Sisyphura,  Erjxyam,  epistt. 
Timaeum  Locr.  et  ddinitt.  confinens.  IV  u.  683  S.  gr.  8.  2  Thr.  \6  Gr.  w. 
Pp.  3  Thlr.  6  Gr.  Schrpp.  3  Thlr.  löGr.  Vclpp.  4  Thlr.  20  Gr.  [Mit  dies. 
Bde.  ist  der  Text  ^  ollständig  geliefert.] 


u 

Plat.   «üalogi  seledl   von  StalUmiim.    s.  Bihliotlioc.i  Graeca. 

PLit.  (lial()}ii  IV.  L\sis,  Clianuiilcs.  Mi|i|tlas  iiiaj.,  l'luK-drus.  Kmeiid.  et an- 
notationr  instriixit  T.nd.  f'i.  II :iii(Lirj.  VA.  2.  Ad  a|)i>aratiiin  1.  I5i'kkeri  (c- 
(tiiiiKMii  doimo  empiid:i\it   I'hil.  lUtttmanii.     Uoilin,  N.iiuk.    \VI  ii.  oUfi  S.  8. 

I  Thlr.   12  Gr.   iVm  Pp.  2 'l'lilr.  8  CJr.    \ .  I|>i).  3  Thlr. 

f  Plat.  INloiK).  l'ri>l('j;iimoii!s  et  comiii.'iitiriis  illtistravit  Gdjr.  Sttillbaum. 
Accediiiit  sclioliu Graeca.  Lpz.,  Hartinami.   I5l  S.  8.    18  Gr. 

Oeuvres  de  Platoii,  (ra»l.  par  rictor  Cousin.  Tonic  IV.  Paris, Uossaiis^e. 
30i  H^ii.  gr.  8.  Velpp.  l,r.    3  'J'hlr. 

lllar.  f/.Xuyai.  K\  I*latoiii'^  di;ilo<:is  majorihtis  cipita  solecta.  Scltola- 
nim  iisiii  |)r*ivatis(jiie  adolesceiitium  stiidiis  ae<'oiiiinodavit  //.  J.  Jiiickert. 
\j[)7..,  Hartmaiin.     X  u.  269  S.    ^i:   8.    1  TUlr.  C  Gr.    JJz.  *  in  Beck's  Rep. 

II  S.  277  —  79. 

C/i.vtri.  Gt/o.  Leb.  G-ossmann:  l'2|)istola  ad  Au<>-.  Mattliiaeuni  et  Lud. 
Ranishoniiuin.  [De  noiiiiuHis  Piaton.  politiae  et  dnohus  Horatii  locis.]  (Jra- 
tul.-Schr.  AltenburiT.  16  S.  8.  Uz.  in  d.  Jen.  L.Z.  Nr.  62.  V<;l.  Jbb.  lU, 
1  S.    114. 

'  Chstn.  IT'ilh.  Hildehrand:  Conimentat.  de  Platonis  dialo^o,  f|ui 
Pliaedon  inscribitur.  Progr.  Düsseldorf.  1S26.  34  (16)  S.  ^r-  4.  .Jbb.  IV 
S.  437  f. 

Index  lectt.  In  acad.  Monasteriensi  per  mens,  liib.  a.  IS^g.  [Coiument. 
de  lüco.  qui  in  Plat.  Philebo  legitur.]     .Münster.   18  (13)  S.  4. 

J.  Oi/imann:  Glianuides,  Piatonis  tjui  fertur  dialogus,  num  sit  genul- 
nus  (juaerltar.  Coainieiit.  aead.  Breslau.    46  S.   8. 

Jfenr.  llichter:  De  Ideis  Platonis  libiUus.  Lpz.,  Hartmann.  93  S.  gl'. 
8.  10 Gr.  [Die  zwei  ersten  Capitel  ersc-lilencn  auch  einzeln  als  UnIvers.  Progr. 
Vgl.  Jbb.  111,  1  S.  117.]    JA.,  in  Beck's  Rep.  II    S.  245  f. 

Initia  ])hIlosophiae  Platonicae.  Auetore  Phil.  Gull,  van  JTeusde.  Pars 
prior.  Utreclit,  Altlieer.  (Lpz.,  Fr.  Fleisclier.)  201  S.  gr.  8.  1  Thlr.  12 Gr. 
Allgem.  lAz.  **  iu  d.  Götting.  Auzz.  St.  178    S.  1769  —  79. 

Index  praelectt.  In  acad.  Boniss.  Rhenana  per  menss.  hlb.  a.  IS.f^  hab. 
\Naeke:  Additamenta  ad  collect.  Choerili  fragmentorum.]  Bomi.  24(5)  S. 
gr.  4.     ^ 

Lyslae  amatorius  Graece.  Lectionis  varietate  et  commeiitario  instrnvit 
Ed-  Hanisch.  Praemissa  est  conmientatlo  de  auctore  orationis,  utrum  Ljsiae 
sit  an  Platonis.  Lpz.,  Teubner.  Xu.  68  Si  gr.  12.  geh.  8  Gr.  —  14  Gr. 
lAz.  in  Beck's  Rep.  II    S.  439  f. 

*  Cebetis  tabula  Gracice.  Textu  recognito  in  usum  scliolarum  edita. 
Hlldesheira,  Gerstenberg.  1826.  32  S.  8.,g.U.  3  Gr.    Jl)b.  Y  S.  310  f. 

nöcgigya  'EXlrjvntrjg  ßißi.io&^yir]c;.  Fa\.  A.  Corai.s:  Vol.  VII:  'EniKrrj- 
Tov  i}'j;£t9i'dioi',  Kißr/Tos  Tciva^,  Kkfa:v9ovg  vfivog.  Paris.  1826.  oj3  u.  174 
S.  gl-.  8.  Vgl.  Jbb.  IV  S.  458.  lieber  die  lilbliotli<"ca  selbst  und  die  ersten 
5  Bde.  der  Parerga  s.   Beck's  Rep.  1825  Bd.  IV    S.  279  —  83. 

-|-  Crltiae  tyranni  carniinum  aHonnn([ue  iagenii  nionumentorum  ipiac  su- 
persunt.  Disposuit,  illustr..  emend.  A/c.  Jiac/i.  Praemissa  est  Critiae  ^ita 
e  Mavio  Philostrato  descripta.  Lpz.,  Vogel.  X^u.  142  S.  gr.  8.  21  Gr. 
Sclirpp.  1  Tiilr.  Velpp.  1  Thlr.   12  Gr. 

Isocratis  ad  Demonicuiu  Hipponlci  lU.  adhortatlo.  [Latlne  versa  a]  Fr. 
Schmieder.  Progr.  Brleg.  1826.  15  (14)  S.  4. 

yi.  J.  E.  Pjlu^k:  De  Tiieopompl  ('1111  vita  et  scrijjtis  disserult.  Ber- 
lin, Mylius.  64  S.  gr.  8.  8  Gr.  Kurze  A..  In  d.  Lpz.L.  Z.  Nr.  307   S.2456. 

Apparatus  criticuft  et  cxegetlcus  ad  Deniostlieneni,  VInc.  Obsoi)oei  clc, 
annott.  tenens.  C'ominod.  in  ord.  digestnni,  alior.  et  suis  aimott.  auctiun  ed. 
(l.  II.  Schäfer.  London,  Black,  Y.  et  Y.  'l'oin.  IV.  670  S.  gr.  8.  2  Thlr. 
12  Gr.  Tom.  V.  776.  S.  3  Thlr.  Karz.e  lAz.  In  Beck's  Rep.  11  S.  88  und 
441  f.   Vgl.  Ji,b.  1  S.  2.53  ir. 

f  /,«'/.  l'hit.  Iltipeden:  \nnotatIonam  ad  Dumusth.  de  coionaorat.  fpc- 
nmen.  Progr.  Celle,  Schulde.  23  (22)  S.  4-  8  Gr. 


12 

K.  L.  Micfielot:  Die  Ethik  des  Aristoteles  in  ihrem  Verhältnisse  zum 
Systeme  der  Moral.  Berlin,  Dunker  u.  H.  VII  u.  92  S.   gr.  8.    8  Gr. 

Theophrast's  Charaktere,    s.  Uebersetzungsbibliothek. 

'AnoXloScÖQOv  ßißXio9i]KT].  Mit  einem  -vollständigen  Wörterverzeich- 
nisse für  Schulen  herausgeg.  von  K.  Fr.  Jug.  ßrohm.  Thorn,  Letunann. 
15^  Bgn.   gr.  8.    1  Thlr. 

Jos.  Gutf^närlt-er:  Ueber  dieGriech.  Mathematiker  überhaupt,  und  über 
Euklid  in's  Besondere.  Progr.  d.  G.  in  Münnerstadt.   VVürzburg.  24(19)  S.  4, 

Farbiger :  Comment.  de  Lycoplironis  Alexandra  [vs.  31  — 37J.  Progr.  Lpz. 

Theocriti,  Bionis  et  Moschi  quae  supersunt  Graece.  In  us.  schol.  Halle, 
Waisenhbchh.    10  Bgn.  8.  7  Gr. 

G.Olshausen:  Lectionum  Theocritearum  partic.  Progr. Schleswig.  1826. 
23  S.  4. 

Die  Bücher  des  ApoUonius  von  Perga  de  sectione  spatii,  wiederherge- 
stellt von  Tf.  A.  Diesterweg.  Elberfeld,  Büschler.  VI  u.  154  S.  gr.  8.  m.  5 
Sttf.    1  Thlr.  12  Gr. 

Philosophiae  Clirysippeae  fundamenta  in  notionum  dispositione  posita  re- 
Btituit  Chsm.  Petersen.  Altona,  Busch.  XXII  u.  354  S.  8.  2  Thh-.  Uz.  * 
in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  188  S.  663  f.  liec.  *  v.  Jd.  Trendelenlmrg  in  d.  Jbb. 
für  wiss.  Krit.  Nr.  217  —  21  S.  1733—65,  welche  den  Inhalt  ausführl.  dar- 
legt und  zum  Einzelnen  eigene  Bemerkk.  u.  Widerlegg.  giebt. 

G.  F.  Ret t lg :  Polybii  castrorum  Romjuiorum  formae  interpretatio. 
Progr.  Büdingen.  50  S.  4. 

Chr.  Lucas :  Ueber  Polybius  Darstellung  des  Aetolischen  Bundes.  Kö- 
nigsberg. (Berlin,  Enslin.)  137  S.  gr.  4.  geh.  1  Thlr.  8  Gr.  Kurze  Jz. 
♦  *  in  d.  Götting.  Anzz.  St.  125  S.  1247  f. 

Dionysius  v.  Halicarn.,  übers,  von  Schaller.  s.  Griech.  Prosaiker. 

Examen  critique  des  plus  celebres  ecrivains  de  la  Grece ,  par  Denys 
d'Halicarnasse,  traduit  en  Fran9ais  pour  la  premiere  fois ,  avec  des  notes  et 
le  texte  en  regard,  collationn^  sur  le  manuscrits  de  la  bibliotheque  du  roi  et 
6ur  les  meilleures  editions,  par  E.  Gros.  3  Voll.  Paris.  (Lpz.,  Voss.)  1826. 
8.  br.  10  Thk.  12  Gr. 

Jng.  Mai :  Scriptorum  veterum  nova  coUectio  e  Vaticania  codd.  edita. 
Vol.  II.  Rom.  4.  Vgl.  Jbb.  V   S.  212.^ 

f  Diodori  Sic.  bibliotheca  histoiica.  Edid.  L.  Dindurf.  Lpz. ,  Weid- 
mann, gr.  12.  Vol.  III  u.  IV,  580  u.  549  S.  AUe  4  Bde.  4  Thlr.  20  Gr. 
lAz.  in  Becks  Rep.  II  S.  85  f. 

Diodorus,  übers,  von  JVurm.     s.  Griech.  Prosaiker. 

Novum  testamentum  Graece.  Textura  ad  fid.  codd.,  versionum  et  pa- 
trum  recens.  et  lect.  variet.  adj.  J.3.  Gnesbach.  Vol.  I,  IV  evangelia  comp!. 
Ed.  III  emend.  et  auctam  curavit  X>an.ScAu/z.  Berlin,  Laue.  53iBgn.  gr.  8. 
3  Thlr.  12  Gr. 

Novum  testamentum  Graece  et  Latine,  exhibens  textum  Graec.  ad  exem- 
plar  Complutense  expressum  cum  vulgata  Interpret,  edit.  Clementis  VIII. 
Edid.  et  loca  parallela  uberiora  selectamque  lect.  variet.  subministr.  P.  AI. 
Gratz.  Ed.  nova.  H  Tomi.  Mainz,  Kupferberg.  32  u.  36  Bgn,  gr  8. 2  Thlr.  16  Gr. 

Nov.  testam.  Graece  et  Latine,  expressum  ad  binas  editt.  a  Leone  X 
adprob.,  Complut.  scilicet  et  Erasrai  Roterod.  Additae  sunt  aliarum  noviss. 
recensionum  variantes  lectt.  Graecae  una  cuiu  vulgata  Latina  edit.  Clemeftti- 
nae  ad  exemplar  ex  typogr.  Apost.  Vatic.  Romae  1592 ,  correctis  corrig.  ex 
indicibus  correct.  ibidem  editis,  nee  non  cum  additis  lectt.  ex  Vatic.  editt.  La- 
tinis  de  annia  1590,  1592,  1593,  1598  variantibus  adpositisque  locis  parall. 
Studio  et  cura  L.  van  Ess.  Tübingen,  Fues,  (Lpz.,  Kummer.)  48  Bgn. 
gr.  8.  2  Thh-, 

Nov.  tcst.  Graece.  Secundum  editt.  probatiss.  expressum  ciun  Ariae 
Montani  Interpret.  Latina.  Cur,  C.  Chstn.  de  Leutsch.  Lpz.,  Serig.  1828. 
43  Bgn.  8.  1  Thh-.   fem  Pp.  1  Thlr.  12  Gr. 

Nov.  testam.  Graece  ad  optiniorum  librorum  fidem  edidit  et  in  usum 
scholarum  notia  instruxit  J.  Ern.  Rud.  KäuJ/'cr.   Faac.  I :  Evang.  Matthaei. 


13 

Accossit  in  plagiila  lapuli  iinpressa  doscriptio  Palaestinac.  Lpz. ,  Teubner. 
XXV  II.  122  S.  gr  1:2.   12  Cr.  — 18  Gr. 

Ki)ictetiis.     s.    Cebos. 

Plutarchi  vitae.  Cur.  Gdfr.  Hnnr.  Schäfer.  Lpz.,  Teubner.  Vol.  I, 
1S26.  IV  u.  450  S.  [litck's  Rep.  1826,  II  S.  3S2.  Heidrlb.  Jbb.  1826,  3  S. 
237.]  Vol.  II  u.  Ill,  1827.  510  u.  495  S.  gr.  12.  Jeder  ßd.  1  Thlr.  6 
Gr.  —  1  Thlr.  22  Gr. 

Plutarchi  vitae  parallclae  Demosthenis  et  C'iceronis.  Ex  recens.  Wyt- 
tenbachii  passim  emendata  in  usum  scholar.  separatio  cditae.  Lpz.,  Hart- 
maun.     VI  u.  73  S.  gr.  8.  7  Gr.     yiz.  in  Beck 's  Rep.  II  S.88. 

Plutarch's  Leben.sboschreihungen,  übers,  v.  KLiiher.  s.  Griech.  Prosaiker. 

Ouvres  de  Plutaniue,  traduites  du  G reo  par  Ji.  Jiicard.  Ire  partie: 
les  vies  des  hommes  illustres.    4e  —  7e  livraison.     Paris,  liriere.     8. 

Les  vies  des  honuues  illustres  traduites  duGrecpar  J.Aymot.  Nouvelle 
ddition  par  AI.  Coray-  Paris,  Dupont.  T.  X  et  XI.  1827.  8.  [Dazu  gehört 
als  Nebenwerk:  Portraits  dessiu^s  et  graves  par  A.  Tardieu,  wovon  Ire  u. 
2e  livTaison  ebend.  1827,  8,   erscliienen  sind.] 

Plutarch's  Lives.  Translated  ironi  the  Original  greek;  with  notes, 
critical  and  historiral,  and  a  ncw  life  of  Plutarch.  Ry  J.  Lanp,liornß  and 
/r.  Lanf^/iorne.  6  Voll.  London.  (Lpz.,  Kr.  Kleischer.)  1826.  8.  8  Thlr.  12  Gr. 

Theonis  Smyrnaei  Platonici  expositio  eorum,  tjuae  in  arithnietiiis  ad 
Piatonis  lectionem  utilia  sunt.  Uullialdi  interpretat.  Latinani,  lectt.  divers, 
suanique  aimotationem  addidit  J.  J.  de  Gelder.  Lcyden,  Luchtmans.  (Lpz.. 
VVeigel.)    17J  Bgn.  gr.  8.  2  Thlr.  6  Gr. 

f  Pausaniae  Graeciae  descriptio.  Edidit,  Graeca  emend.,  LalinamAma- 
saei  Interpretationen!  castig.  adjunxit  et  adnott.  atque  indices  subjecit  Cur. 
Gdfr.  Siebelis.  Lpz.,  Weidmann,  gr.  8.  [Vol.  I  —  III,  1822  —  1825.  "Vgl. 
Beck-s Rep.  1822, II  S.  193.  Schulzt.  1826,  2  L.  Bl.  40  S.425— 35.]  Vol.IV, 
cui  et  tab.  in  dextro  Leschae  Delphicae  pariete  a  Polygnoto  pictae  aduin- 
bratiü  et  excerpta  ex  praefatt.  prionun  editt.  Pausaniae  addita  sunt.  45  Bgn. 
gr.  8.  Alle  4  Bde  13  Thlr.  4  Gr.  Schrpp.  15Thlr.  8  Gr.  Velpp.  17  Thlr.  8  Gr. 

*  Pausanias  Beschreibung  von  Hellas   aus  dem  Griech.   übers,  und  mit 

Anmerkk.  erläut.  von  Ernst  ffledascfi.  Münclien,   Kleischmann.   Th.  2.    Mit 

einem  Plane  von  Olympia  u.  Sparta.  233  S.  gr.  12.  geh.   1  Thbr.  8  Gr.  Jbb. 

V  S.  110  ff.     Vgl.  III,  1  S.  24  ff. 

Pausanias,  übers,  v.  Siebelis.  \  ^  •     u    t>        m 

T      •        "1  n     I  J     s-  Gnech.  Prosaiker. 

Lucian,  ul)ers.  von  Paulj.       } 

Aelii  Aristidis  declamationes  Leptineae.  Emendatas  atque  annotationi- 
bus  cum  suis  tum  Ang.  iVIaji  et  Jac.  Morellii  illustr.  edid.  G.  H.  Grauert. 
Bonn,  Habicht.    XVI  u.  194  S.  gr.  8.    1  Thlr.   8  Gr. 

f  Athenaeus  ex  recens.  Guil.  Bindorfn.  III  Voll.  Lpz.,  Weidmann. 
Vol.  I  et  II.  79  Bgn.  gr.8.  9  Thlr.  Schrpp".  10  Thlr.  12  Gr.  Velpp.  12  Thlr. 

Dio  Cassius.     s.  Sammlung  von  Uebers.  Griech.  Geschichtschreiber. 

Eusebii  lilstoriae  eccles.  libb.  X.  Ex  nova  recognitione  cum  aliorum  ac 
suis  prolegomenis,  integro  H.  Valesii  commentario,  selectis  R.  Strothii,  alior. 
viror.  doctt.  observatt.  edid.,  suascjue  animadvv.  et  excursus,  indices  emend. 
ac  longe  locuplett.  adj.  Fr.  Ad.  Heinichen.  11  Tomi.  Lpz.,  Kayser.  Tom  I. 
32  Bgn.  gr.  8.  Beide  Bde.  6  Thk. 

Ch.  Petersen:  Comnientationum  de  Libanio,  sophista  saec.  IV,  Part.  I, 
in  qua  de  vita  Libanii  agitur.     Progr.  Kopenhagen. 

J.  Chrysostomi  selecta  Graece  etLatine.  De  edit.  norae  consilio  prae- 
fatus  est  et  annotat.  subjec.  J.  van  Voorst.  Leyden,  Luchtmans.  (Lpz.,  Wei- 
gel.)  XXXVI  u.  485  S.  gr.  8.  2  Thlr.  22  Gr.  lAz.  *  in  Beck's  Rep.  II 
S.  404  —  6. 

Lectiones  Stobenses  ad  noviasimam  florilegii  editioncm  congestae  a 
Fr.  Jacobs.  Praefixa  est  epLstola  ad  Aug.  Meinckium.  Jena ,  Krommaini. 
XXIV  u.  160  S.  gr.  8.  20  Gr.     J/iz.  *  in  Beck's  Rep.  II    S.  279  —  81. 

jT]ao(fiXov  ly.  tcöv  nv9ayoQfiwv  vfioiu  etc.  Nach  der  Rec.  des 
Luc.  Holstein  für  Sctiülcr  heruMsgi-g.    von   J.  Mich.  Flcischner.     Des  De- 


14 

mopliiliis  Pj^tliagoriscUe  Vergleiclningpii  der  Ijpbensarznpien,  nebst  dessen 
Pytiiagor.  Sltteiisprüclien ;  Avie  auch  <les  Philosophen  üemokrates  goldne 
Sprüche,  in  Dentsclier  Uebersetznng  von  ./.  ]M.  l'/eischner.  Nürnberg, 
Schräg.  81  S.  ki.  8.  geh.    9  Gr.     Kurz/-  Uz.  in  Becks  Rrp.  If   S.  391. 

Procopli  Caesaricnsis  anecdota  s.  historia  arcana,  Graece.  Recoguo- 
vit,  emend.,  lacunas  supplevit,  interin-etationem  liarinam  Nie.  Aleniannl, 
ejusdemque,  Claudii  IMaltreti,  Pauli  Reiiihardi,  J.  Toupii  et  alionun  anno- 
tationes  criticas  et  historicas  suasque  aniinadvv.  adjecit  ■/.  Conr.  Orelliits. 
Accedunt  descriptiones  pestis  et  famis  e\  ejusd.  Procopii  libris  de  bellis  e\- 
cerptae.  Lpz.,  Hartmann.  XXX  u.  449  S.  gr.  8.  m.  2  Kftf.  2  Thir.  16  Gr. 
Kurze  Az.  '  in  Beck's  Rep.  11  S.  283  f. 

Des  Procopius  von  Cäsarea  Geschichte  seiner  Zeit.  Ir  Bd.,  enthält Per- 
siscbe  Denkwürdigkeiten  in  2  Büchern.  Uebers.  und  mit  Erläutt.  versehen 
von  P.  Fr.  Kanngiesser.  Greifswald ,  Koch.  XXXIl  u.  324  S.  gr.  8.  1 
Thlr.    18  Gr. 

J.  Laurent.  Philadelpheni  Lydi  de  mensibus  quae  exstant  excerjyta. 
Textum  recognovit  atqne  emeiidavit,  e  Graeco  in  Lat.  convertit  et  perpetua 
cum  sua  et  Nie.  Schowii,  tum  C.  \i.  Hasii  et  Fr.  Creuzeri  aliorumipie  adno- 
tat.  instr.  InJicenniue  copiosiss.  adjec.  Guil.  Roethe^.  Accedit  Hermetis 
Trismegisti  ihqI  ßoravcov  ;i;wAci)t?sta?  libellus  et  \  ettii  Valentis  Antiocheni 
libri  prinil  dv&olnyicov  fragraentum.  Darmstadt,  Leske.  XX  u.  364  S.  gr.  8. 
lii.  1  Kftf.  2  Thlr.  12  Gr.  yfz.  *  in  Beck's  Rep.  11  S.  284— 86.  Kurze 
lAz.  *  von  Grntefevd  in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  276  S.  529  —  31. 

\Fr.J.GnU.er:  De  epigrammate  Änthologiae  Graecae  et  de  loco  Horat. 
Epist.  II,  2,  92  sqq.  commentatio.  Progr.  Cöbi.  1826.  34  (18)  S.  4.  Az. 
in  Beck's  Rep.  11  S.  68  f. 

Franc.  Fas.iovii  f|uaestlo  de  vestigüs  Coronarum  Meleagin  et  Philippi 
in  Anthologla  Constantini  Cephalae.  Ind.  lectt.  in  inüv.  Vratisl.  Breslau. 
21  (10)  S,  4.     Kurzer  lAusz.  in  d.  Schulzt.  2  Nr.  48  S.  380. 

Examina  solemnia  gymn.  Francof.  ....  indicit  J.  Theod.  FoemeJ.  Inest 
Nicolai  Methonensis  anecdoti  pars  posterior.  Frankf. ,  gedr.  b.  Brönner. 
1826.  36  S.  4.  [Pars  prior  erschien  1825  ebenfalls  in  einem  Progi'amm.] 
Kurze  Az.  in  d.  Schulzt.  2  L.  Bl.  40  S.  352. 

Römische  Schriftsteller   und   Erläuteriingsschriften 
derselben. 

Inscriptionum  Latinarum  selectarum  ampllssima  collectio  ad  illustrandam 
Romanae  antlqultatis  disciplinam  accommodata  ac  magnarum  collectionum 
supplementa  complura  emendationesque  exhibens.  Cum  ineditis  J.  Casp. 
Hagenbuchii  suisque  adnotationibus  edidit  /.  Casp.  Orellius.  Insunt  lapides 
Helvetiae  omnes.  Accedunt  praeter  Fogginii  Kalcndaria  anticjua,  Hagen- 
bucliii,  Maffeii,  Ernestii,  Relskii,  Segierii,  Steinbrüchclü  epistolae  aliquot 
epigrapliicae  nunc  primum  editae.  Vol.  I.  Zürich ,  Orell  et  Füssli.  1828. 
570  S.  gr.  8. 

Nova  bibliotheca  Rom.  classica,  probatissimos  utiinsque  orat.  scriptores 
Lat.  exhibens;  Ad  optt.  editt.  fid.  schob  in  us.  adornavit  G.  Jf.  J.iinemann. 
Hannover,  Hahn.  gi".  8.  Tom.  VII:  Q.  Curtii  Rufi  de  rebus  gestis  Alexandri 
Magni  libri  superstites.  Vlll  u.  248  S.  9  Gr.  Tom.  VIH:  Justini  historiae 
Philippicae.  VI  u.  126  S.  8  Gr.  Oherjlächliche  Az.  *  beider  Bände  in  d. 
Götting.  Anzz.  St.  159   S.  1583  f.  ^ 

Bibliotheca  classica  Latina  s.  collectio  auctorum  classicorum  Lat.  cum 
notis  et  indicibus.  Parisiis  coUigebat  Nie.  f/igrus  Lemaire.  Excudebat  Don- 
dey-Dupre.  gr.  8.  42me  livralson  cont.  Florus  et  Senecae  opera  iiliüoso- 
phica.  Tom.  I.  (Lpz.,  Ponthieii.)  11  Thlr.  43me  livrais.  cont.  ("iceronis 
epistolae,  Tom.  1,  et  Plinii  epistolae,  Tom.  I.  11  Thhlr.  14  Gr.  44ine 
livrais. .  12  Tiür.  45me  livrais.  cont.  Senecae  opera  pliilos.,  Tom.  IJ,  et  Cic. 
epistolae,  Tom.  II.  12  Thb-.     Vgl.  d.  Vcrzeichniss  v.  1826. 


15 

Plaut!  fabulac  ad  optt.  libb.  partim  non  antohac  collatos  emendatae. 
Accosscriuit  ol)servatt.  ciitit:ae  «'t  {iiaiiuiu»ti<ae  studio  Fr,  Lindemanni.  Lpz., 
TtiiliiUT.  1'.  J :  i'lauti  mili-s  ';Uiri()siis.  IV  u.  95  S.  gr.  12.  geh.  6  Gr.  — 
9  Gr.   Uz.  m  Ikuk's  Kcp.  If  S.  442  i". 

Fr.  Willi.  Elirerifr.  Uvst :  Der  Perser,  ein  Lustspiel  desPlautus,  in 
alteil  S^lbeumaasscn  verdeutscht.  Progr.  Ijpz.  42  S.  8. 

Catüuiaiia  s.  (M.  Porcii  C'atunis  (.'eusorii  (juae  supersunt  operum  fra- 
gmenta.  Nunc  priimmi  seorsiunauctiusedid.  //.  ,///>.  Liun.  Acceduut  INI.  Ca- 
tunis  Praetoris  et  Catouis  Nepotis  IVagiueiita.  Göttiiigen,  Vaiuleidioeck  u.  R. 
18i?C.  109  S.  8.  12  Gr.  .Jz.  |  in  d.  Heidelb.  Jahrbl).  G  S.  622  —  24,  nennt 
die  Saiiiuiitnig  vullstäiuHger  als  andere,  aber  ttüchlig  nnd  ungenau  und  neist 
in  ehiigen  Steilen  lalsdie  Lesart  n.  Fehhn  guter  Varianteii  nach. 

J.  Ilugu  ran  Boiliuis:  Diatrii>e  iiteraria  in  M.  P.  Catouis  Cens.  quae  su- 
persui\t  scripta  et  IVaginenta ,  iiuani  pro  gradu  doctoratus  . . .  exam.  subm. 
Utrecht,  van  Paddenburg.  1826.  NJII  u.  235  S.  8.  Kurze  1 4z.  *  v.  llvjj- 
man-  Fterlkaiiii)  in  d.  llibl.  crit.  iiuva  111  S.  397 — 400 ,  welche  eiiie  Stelle 
aus  Cat.  erat,  pro  Rliodieiit.  kritisch  beluuidelt. 

Terentii  coinoediae  adcodd.  niss.  et  optt.  editt.  recognovit,  variet.  lect., 
conunentario  perpetuo  et  indice  verbb.  instr.  Fr.  C/i.tt/t.  G.  Perlet.  kcc&i\\\\\t 
variae  lectt.  triinu  codd.  Guelferb.  nunc  ])rijnum  coUat.  excerptae.  Editiono- 
va  non  niutata ,  sed  aucta  appeiidice  animadverss. ,  «piibus  nova  plurimor. 
locc.  interpretatio  propoiiitur  et  couinientarius  priori  edit.  additus  et  supple- 
turetemendatur.  Lpz.,Hahn.  49Bgn.gr.  8.  3Thlr.  [Der  Appendix,  VIII  u.  202 
S.,  -wird  für  die  Besitzer  der  Ausg.  v.  1820  auch  einzeln  für  l4Gr.  verkauft.] 

Terentii  comoediae.  Ad  tid.  optt.  editt.  recognovit,  accentibus  rhyth- 
micis,  Bentleji  invento  et  notis  vel  ad  intelHgendiim  vel  ad  emendandum  in- 
struxit  Tl:,  Fr.  Gd/r.  Reinhardt.  Lpz. ,  Teubner.  XXII  u.  3l4  S.  gr.  12. 

Terentz,  übers,  v.  JFolper.  s.  Griech.  Schriftsteller,  Uebersetzungs- 
bibliothek.  ' 

'  T.ud.  Schopen:  Specinven  emendationis  in  Ael.  Donati  comnientarios  Te- 
rentianos  ad  novani  totius  operis  editioneiu  edicendain  proposituiu.  Progr. 
Bonn.   1826.  24  (10)  S.  4.  Jbb.  IV  S.  420  iV. 

Römische  Prosaiker  in  neuen  Uebersetzungen.  Herausg.  v.  Tafel,  Osiun- 
derw.  Schwid!.  Stuttgart,  Metzbr.  Bd.  1  —  15.  12.  s.  Griech.  Prosaiker. 
[Bd.l  — 5,1826,  Bd.6— 15, 1827.]  Bd. 1,2,  4,  lOu.  14:  Livius  Rom.  Gesch. 
(ßch.  1  —  7),  übers,  v.  A.  F.  Kl<uber.  709  S.  Bd.  3  —  5:  Cicer.  Tusculau. 
Unterred.,  übers,  v.  Fr.  lleinr.  IC-^rv.  346  S.  [Schlechte  Az.  *  von  Hülse- 
iiiann  in  d.  Krit.  Bibl.  2  S.  186  —  88.]  Bd. 7:  Cic.  Brutus,  übers,  von  C.  A. 
Meiuld.  S.  347  — 510.  Bd.  8:  Cic.  Cato  d.  Aelt. ,  übers,  v. //7M.  Matthäus 
Fahl.  S.  511—646.  4id.  11:  Cic.  Redner,  übers,  v.  Mebold.  S.  647  — 786. 
Bd.  9:  Plinius  d.  Jüngern  Werke,  übers,  v.  C.  F.  A.  Schott.  (Briefe 
Bch.  1—3.)  144  S.  Bd.  12  u.  13:  Cornel.  Nepos,  ül)ers.  v.  J.  Dehlin- 
ger.  260  S.  Bd.  15:  Anmiianus  Marcellinus  Rom.  Geschichte,  übers,  v. 
Ludii.  Tros.s:  Is  Bdchn.  119  S. 

Ciceronis  opera,  uno  volunilne  coniprehensa.  Exrecens.  J.  A.  Eriiestii  stu- 
diose  recognita  edid.  Car.  IV.  Au^.  Isubbe.  Edit.  stereotjpa.  Lpz.,  Taucli- 
nitz.  1218  S.  gr.  4.  cart.  7  Thlr.  12  Gr.  Au.sf'nlirl.  u.selir  lohpreisendu  Az. 
hl  d.  Jen.  L.  Z.  Nr.  118  f.  S.  457  —  67,  macht  über  ein  paar  Stellen  unbedeu- 
tende Ausstellungen ,  u.  hat  sonst  keinen  Wertli.  —  Derselbe  Text  ist  auch 
unter  dem  nänd.  Titel,  mit  Auslassung  der  Worte  uno  vulnin.  compr.,  in 
lOSedezbänden  rür6Thlr.  16  Gr.  erschienen:  diese  10  Bde.  sind  wieder  in  33 
einzelne  Abtlieilungen  getheilt,  die  alle  einzeln  verkauft  werden.  Die  Ausg. 
in  4  hat  einen  Conspectus  folior.  edit.  Aldinae  cum  Tauchiiit.  edit.  paginis 
collatorum  mein-.     Eine  Az.  '  beider  Ausgg.  in  Becks  Kep.  II  S.  287  —  90. 

Ciceronis  opera  quae  su[)ersunt  omnia  ac  depcrditorum  i'ragmenta.  Re- 
cogn.  etsinguüs  libris  adoptimatn  ijuami|iierecensioneiii  castigatis  cum  variet. 
Lainliin.  1566,  Cuaevio  Garat.,  Ernest.,  Beck.,  Stliütz.,  ac  praestantissi- 
niaruiu  cuiusque  libri  cdilionuiuintegra,  relicjuae  vero  accurato  delectu  bre- 


16 

vique  adnotat,  critica  ed.  J.  Casp.  Orellius.   Volum,  IV  P.  I.  Zürich ,  Orell 
u.  F.  1828.  576  S.  Lexiconform. 

Variae  lectiones  ex  Cicer.  editt.  Oxoniensi  et  Neapqlitana  descriptae. 
Editionis  Krnest.  minoris  sxipplementum.  [Curavit  Re^is^^  Halle,  Waisenhbchh. 
gr.  8.  [Pars  prior.  1825.  IV  u.  830  S.  2  Thlr.  12  Gr.  Als  ungenau  geta- 
delt V.  Beier  in  d.  Schulzt.  1820,  2  L.  Bl.  18;  gelobt  und  einpfoUen  in  d.  Jen, 
L.  Z.  1827  Nr.  80  S.  155.]  Partis  U  Vol.  1.  50|  Bgn.  2  Thlr. 

*  Vaiiae  lectiones  Cic.  Hbrorum  aliquot  ex  cod.  Erfurt,  enotalae  ab  Ed. 
JVundero.  Accessit  praefatio  diligentem  cod.  descriptionem  multasc|ue  Cic. 
scriptorum  iiitei-pretatt.  et  emendatt.  continens.  Lpz. ,  Hartmann.  CLXXVI 
u.  158  S.  gr.  8.  2  Thlr.  Jbb.  IV  S.  17.  Eine  sonst  uvwesentl.  Az.  *  in  d. 
Schulzt.  2  L.  B1.44  S.  381  — 83  sucht  denWerthderHandschr.  etwas  anders 
zu  bestimmen  u.  vermuthet  einen  verbessernden  u.  corrigirenden  Abschrei- 
ben derselben. 

Cic.  Brutus  s.  liber  de  claris  oratoribus ,  ad  M.  Brut,  orator ,  ad  Tre- 
bat.  topica,  de  partit.  orat.  dialogus,  ex  rec.  J.  A.  Ernesti.  Ed.  nova.  Halle, 
Waisenhbchh.  8.  6  Gr. 

*  Cic.  ad  M.  Brut,  orator,  ex  tribus  codd.  denuo  recensrit  Henr.  Meyer. 
Addita  est  integra  et  codd.  et  edd.  lectionis  varietas.  Accedit  epistola  cri- 
tica C.  Henr.  Frotscheri.  Lpz.,  Hartmann.  XXII  u.  161  S.  gr.  8.  18  Gr. 
Jbb.  UI,  4  S.  84  ff.  Jz,  *  in  Beck's  Rep.  II  S.  443  f. 

Cic.  oratt.  selectae,  cum  analysi  rhetorica,  commentario  et  adnotatt. 
W^ien,  Geistinger.  (Lpz.,  Vogel.)  Vol.  IV— VL  1825—27.  54  Bgn.  8. 
3  Thlr.   Vgl.  Jbb.  n  S.  385  ff. 

Cic.  Reden  für  den  S.  Roscius  von  Ameria,  für  dieManil.  Bill,  für  den 
Dichter  Ai'chias  u.  nach  der  Rückkelir  an  die  Quirlten.  Uebers.  von  £.  C. 
F.  Kraus.   Stuttgart,  Löfflund.  VI  u.  164  S.  8.  10  Gr. 

Ch.stn.  IVilli.  Haini :  Versuch  einer  Würdigung  der  Rede  Cic,  für  den 
Manll.  Gesetzvorscldag.  Progr.  Mersebui-g.  46  (38)  S.  4. 

Cic.  oratt.  IV  in  Catil.  cum  nott.  in  us,  schol.  edid.  Ern.  Antonius. 
Lpz.,  Hinrichs.  78  S.  8.  6  Gr.  Eine  schat-fe  krit.  Az.  'f  in  d.  Hei- 
delb.  Jbb.  8  S,  809  —  14  behandelt  viele  Stellen  und  giebt  kurze ,  aber  gute 
krit.  Bemerkungen,  die  mehr  die  Fehler  des  Verf.  aufdecken,  als  die  Sache 
selbst  tiefer  erörtern. 

Cic,  oratt.  IV  m  L.  Catilinam.  Mit  erläut.  u.  krit.  Anmerkk.  v.  C.  Be- 
necke. Lpz.,   Klein.   20^  Bgn.  gr.  8.  1  Thlr.  8  Gr.  Schrpp.  2  Thb-. 

Commentatio,  quam  de  authentia  secundae  oratlonis  Catilinariae  scripsit 
JJ.  G.  J.  C/udiu.s.  Pi'ogr.  des  Gymn.  in  Lyck.  Gumbinnen  gedr.  b.  Melzer. 

1826.  79  (48)  S.  4.Abgedruckt  mSeebod.  neuem  Archiv  1827,  4  S.  47—85. 

*  Cic.  oratio  pro  P.  Sextio.  In  us.  schol.  cum  commentarils  edita  ab  O. 
M.  Müller.  Cöslin,  Hendess.  Xu.  260 S.  gr.  8.  geh. 20 Gr.  Jbb.  V  S.  123 ff. 

f  Cic.  oratt.  Philippicae  in  M.  Antonium,  Accurate  emendatas  e  cod. 
Vat.  cum  integra  varietate  edd.  Mureti  etc.  rellquaque  selecta  edid.  J.  Casp. 
Orellius.  Accedunt  epistolae  post  Caesarls  interitum  scriptae  cumvariis  lectt. 
Zürich,  Orell.  X  u.  306  S.  gr.  8.  1  Thk.  8  Gr.  [Aus  der  Gesamratausg. 
des  Cic.  emzeln  abgedruckt.] 

Cic.  epistolae.  s.  BIblioth.  class.  Latina. 

Cic.  Briefsammlung  etc.  s.  Griech.  Schriftsteller,  Uebersetzungsbibliothek. 

Cic.  opera  philosophica.  Vol.  I:  Cato  major,  Laellus,  paradoxa  et 
somnium  Scipionis,  cum  nott.  philolog.,  bist.,  geogr.  atque  antiquitt.  spc- 
ctantibus  adnexaque  Germanico  -  Lat.  phraseol.  ex  his  operr.  coUecta,  in  us. 
schol.  edita  ab  Ign.  Seibt.  Prag,  Kronberger.  1825.  gr.  8.  1  Thb".  3  Gr. 
Tom.  II:   De  ofticiis  11.  III  ciun  nott.  phil.  etc.  edita  ab  Ign.  Seibt.   Ibid. 

1827.  VIII  u.  392  S.  1  Thlr.  2  Gr. 

Cic.  de  finibus  bonorum  et  malorum  libri  V,  Herausgeg^  u.  mit  Deutschen 
Wort-  u.  Sacherklärungen  versehen  von  //.  L.  J.  Bulerbeck.  Hannover, 
Hahn.  VI  u.  361  S.  gr.  8.  18  Gr. 

Cicero's  Tusculan  Disputations,  inEngllsh.  London,  Pikkering.  8.  8  Sh. 

Cic.  de  officiis  U.  UI.   Zum  Gebrauche  für  Schulen  u.  mit  den  nothwen- 


17 

digsten  Wort-  u.  Sachorklärungen ausgestattet  v,  L.J.  Billcrhecl-.  Hannov., 
Hahn.  271  S.   gr.  8.   14  Gr. 

Dasselbe  Work,  olme  Noten.    Ebend.  126  S.  gr.  8.  4  Gr. 

Frammenti  della  llepublica  <li  Cicerone  volgarizatti  de  Teresa  Carniani 
Malvezzi.  Bologna.   8- 

I  Frammenti  de  sei  libri  dcUa  Republica  di  Cicerone,  volgarizatti  dal 
Principe  1).  Fietm  OJescnlchi  dei  Ducln  de!  ^irmto.  Roma.  1826.  216  S.  8. 

Des  M.  T.  Cic.  Abhandlung  von  der  Freundschaft  und  vom  Alter,  Pa- 
radoxieen  der  .Stoiker  u.  Traum  des  Scipio,  übersetzt  von  Fr.  K.  Ton  Strom- 
heck. Braunschweig,  Vieweg.  XM  u.  229  S.  8-  y4z.  *  in  d.  Hall.  L.  Z. 
Nr.  292  S.  673  —  78,  welche  eine  Reihe  eiii.'.elner  Stellen  nachweist,  w  eiche 
unrichtig  übersetzt  sind. 

f  C.P/i.Kayser:  Bemerkungen  über  emige  Stellen  des  Cicero.  Progr. 
Heidelberg.  26  (6)  S.    8.  _ 

Döring:   Chrestomathia   Cic,  s.  Latein.  Granunatlk. 

Analecta  literaria.  iluxAwteJ.  G.  Ilwc/ikiu.  [Enthält:  Catulü  carmIna"ST[ 
priora  cum  conuuentariis  J.  Broukhusii,  Is.  \erl;urgii  et  editoris ;  Ciceronis 
orat.  pro  Tullio  quae  exstant  cum  commentariis  et  excursibus  Ph.  Ed.  Iluschkii ; 
cüinmentationes  <le  TibuUo  et  Propertio;  epistolac  \'\.  DD.  ineditae.]  Lpz., 
Hartmann.  1826.  VIH  u.  387  S.  kl.  8.  2  Thir.  I^^.  '  in  Beck  s  Rep.  HI  S.  5  —  8. 

■|-  Corn.  Nepos,  de  vita  excellentium  imperatorum.  ÄUt  Anmerkk.  von  J. 
H.Bremi.  4ebericht.  Ausg.,  für  Schulen.  Zürich,  Zie^ler.  XXVUl  U.428S. 
8.  1  Thlr.    [Die  früh.  Ausgg.  1796,  1812  u.  1820.] 

'  Corn.  Nepos  de  >'ita  excell.  imperatorum.  Ex  rec.  Staverenii ,  Bremii 
aKorumque.    Nürnberg,  Riegel  u.  W.    168  S.  12.   4  Gr.   Jbb,  V  S.  182  ff. 

Corn.  Nepos,  übers,  v.  üehlinger.  s.  Rom.  Prosaiker. 

f  F.  S.  Feldbausch :  Observationes  criticae  in  Corneliura  Nepotem.  Progr. 
Rastatt.  34  (15)  S.  4. 

■J-  J.  Chph.  Daahne'.  Dl<^putatio  de  vitis  excellentium  imperatorum  Cor- 
nelio  Nepoti,  non  Aemilio  Probo  attribuendis.  Progr.  Zeitz.  30  (18)  S.  4. 
Kritische  Az.  '  in  d.  Schulzt.  2  L.  Bl.  34  S.  301  —  4,  welche  mehrere  eige- 
ne,   von  Dähne  übersehene  Gründe  f.  d,  Aechtheitder  vitae  des  Nepos  angiebt, 

C.  J.  Caesar,  ad  optt.  editt.  recensitus,  cum  commentario  integro  J,  J. 
Oberiini  et  selectis  Oudendorpii,  Achaintrii  variornmque  notis  curante  Aug. 
Baron.  4  Voll.  Brüssel.  (Lpz.,  BV.  Fleischer.)  gr.  8.  16  Thir.   12  Gr. 

Caesarls  commentarii  de  b.  Gall.  Ad  optt.  libb.  iidem  edidit  et  variet. 
lect,  maxime  memorabilem  adj.  C.  Guil.  Elberimg.  Kopeuh.  (G^ldendal.) 
20i  Bgn.  u.  1  Kftf.  gr.  12.  1  Thlr.  4  Gr. 

\  C.E.Chstn.  Schneider:  Specimen novae  debelllsJul.  Caesarls  commen- 
tariorum  recensionis.  Progr.  Breslau.  29  S.  gr.  4.  Dazu  gehört  als  Excurs: 
Index  lectionum  in  univers,  lit.  Vratislav,  per  hiemem  a,  1827.  Breslau.  20 
(6)  S.  4.  [Schneider :  de  loco  Caes.    b.  Hispan.  c.  2.] 

Cäsar  s  Werke,  übers,  v.  Schaumann.  s.  Griech.  Schriftstt.  Ueber- 
setzungsbibliothek. 

Les  commentaires  deCesar,  trad.  par  le  viconite  de  Toulongeon.  Nouv. 
^d.,  reviie  et  corrig6e  \iar  jM.  Ainedee  Pommier.  Paris,  Verdiere.  Tom.  I. 
1826.  T.  Jl.  1827.    12. 

f  Franc.  I'eirarchae  histöria  Jul.  Caesarls.  Auetori  vindiravit,  secunduni 
cod.  Hamburg,  correxit,  cum  interprotationc  Ualica  contulit  C.  11.  Chstn. 
Schneider.  l>pz.,  G.Fleischer.     CXXIV  u.  335  S.  gr.  8.  2  Thlr.   12  Gr. 

J.  Görlitz:  Kinendationes  Julianae.    1'.  I.  Progr.  Wittenb.  31  (13)S.  gr.4. 

Fiedler:  Gallia.    Chrt.  s.  Geographi«'. 

Sallustii  de  conjiiratione  C^atiünae  über.  Erklärt  u.  übers,  y,  Chstn.  G. 
Herzog.   Lpz.,  Köhl.r.    1828.    30  Bgn.  gr.  8.   1  Tidr.   12  Gr. 

Sallustius ,  übers,  v.  Gerlach.  s.  Griech.  Schriftstt. ,  L'ebersetzungs- 
bibliothek. 

Vitruvü  Architjctura,  textu  ex  reconfl.  codd.  emondato,  cnm  exercitt. 
notisque  novlss.  J.  Poleni  et  commentariis  varioi-uiu  additis  nunc  primum  stu- 

Ferzeichniis  philol.  Schrr.  v.  1827.  <; 


18 

diis  Sim.  Stratico.  Utini.  (Wien,  Schalbacher.  Lpz.,  Waigel.)  Vol  II 
P.  1.  32  Bgn.  23  Kfr.  u.  I4r  Holzschnttf.  gr.  4.  br.  15Thlr. 

L'  Architecture  de  Yitiuve ,  traduite  en  fran9ais ,  avec  des  remarquea, 
par  M.  de  Bioul.  Bruxelles. 

Les  Oeuvres  de  Viiglle ,  traduction  nouvelle ,  avec  le  texte  en  regard, 
f^ax^l.  Rene- liinet.  4e  edit.,  revue  par  M.  Noel.  Bruxelles.  4  Voll.    12. 

The  Georgias  of  Virgil  by  IF.  Sotheby  ^vith  metrical  trauslations  in  the 
Italian,  Spanisii,  French,  Gerraan  and  Engiish  language.  London,  Nicol. 
Vgl.  Jbb.  UI,  4  S.  99. 

Virg.  Aeneis.  Mit  Wort-  u.  Sacherläuterungen  herausgeg.  von  Em.  Th. 
Hohler.  Abth.  3  u.  4.  Wien,  Volke.  8.   (Aen.  \ II  — XII.) 

Vh-g.  Aeneis,  Deutsch  u.  Lateinisch  in  3  Bdn.  Herausg.  v.  J.  Spitzen- 
herser.  3e  viel  verb.  Ausg.  Straubing,  Schurnei-.  Ir  Bd.  14J  Bgn.  u.  1  Vign. 
gl-.  8.   Alle  3  Bde.    1  Thlr.  10  Gr. 

Virg.  Aeneis ,  Deutsch  in  3  Bdchn. ,  herausgeg.  von  J.  Spitzenherger. 
3e  ganz  verb.  Ausg.  Straubing,  Schorner.  Is  Bdchn.  15  Bgn.  u.  1  Kfr.  qu.  16. 
Alle  3  Bdchn.  geh.  16  Gr.  _ 

Fünfzig  Bilder  zii^Virgil's  Aeneide.  Gegenden  aus  Italien,  Sicilien  etc. 
nach  Zeichnungen  von  Catel.  Herausgeg.  v.  Fr.  Fromme/.  Carlsruhe,  Klose, 
(Lpz.,  Gräfe.)  8  Hfte.  in  12.  4  Thlr.,  in  8.  5  Thh-.  Vgl.  Jbb. UI,  1  S.  109. 

f  JFencisl.  Alex.  Macieiowski :  Excursus  ad  Virg.  Aen.  X,  74  sqq.  In- 
est disquisitio  de  origine  stipulationis.  Warschau.  (Lpz. ,  Hinrichs.)  21  S. 
4.    12  Gr. 

J.  Jeep :  Commentatio  de  forma  comparationum  apud  Virgilium  granuna- 
tica.   Progr.  Holzminden. 

f  Horatii  opera  ad  mss.  codd.  Vatic. ,  Chis.,  Ang.,  Barb.,  Greg.  ,  Val- 
lic.  aiiosque  plurimis  in  locis  emend.  notisque  illustr.  praesertim  in  iis ,  quae 
Romanas  antiquitates  spectant ,  Car.Fea.  Denuo  recens. ,  adliibitisque  no- 
vissimis  subsidiis  cur.  F.  H.  Botlip.  II  tomi.  Fdit.  nova.  Heidelberg,  Oss- 
wald.  76  Bgn.  gr.  8.  4  Thlr.  8  Gr.  [Es  ist  die  Ausg.  von  1820,  bloss  mit 
einem  neuen  Titel  versehen,  wie  nachgewiesen  ist  inder  Schulzt.  2L.  B1.21.] 

The  Ödes  of  Horace ,  from  the  text  of  Älitscherlich ,  with  the  various 
readings  of  Bentley.  By  W.  J.  AislalrL  London,  Treuttel  u.  W.  1826. 
12.  6  Sh. 

Les  Ödes  d'Horace ,  traduites  en  prose  par  B.  TVorms  de  HomiUy. 
Paris  et  Leips. ,  Bossange.  1826.  28|  Bgn.  8.  br.  3  Thlr. 

•{-  Horatius  dritte  Satyre.  Lateinisch  u.  Deutsch,  mit  Rechtfertigungen  von 
C.  Fassow.   Berlin,  Riemann.  22  S.   4.  geh.  8  Gr. 

Horat.  Episteln ,  übers,  v.  J^ürnberger.  s.  Griech.  Schriftstt.  Ueber- 
setzungsbibllothek. 

*  Feter  Hnss :  Loci  aliquot  Horatii  illustrati.  Progr.  Cöln.  22  (10)  S. 
gr.  4.  Jbb.  IV  S.  302  ff. 

Jitfr-  TVeichert:  Comment.  de  C.  Valgio  Rufo  poeta.  Progr.  Grimma. 
30  (28)  S.  gr.  4.        _ 

*  Propertii  cai'mina.  Cum  potiore  scripturae  discrepantia,  praestantissi- 
mis  W.  DD.  coniecturis  suisque  observatt.  criticis  edid.  Herrn.  Paldamus. 
Halle,  Hemmerde  u.  Seh.   320  S.  8.   Jbb.  V  S.  253  ff. 

Propertii  carmina.  Ad  fid.  optt.  codd.  recensuit ,  integram  Groningani, 
Neap. ,  excerptt.  Puccii  varietatem  lectionis  brevemque  adnotat.  adj.  Fr. 
Jöc-o/a  Lpz.,  Teubner.  XVJII  u.  2.33  S.    gr.  12. 12  Gr.  — 18 Gr. 

Ovidii  opera  omnia  e  textu  Burmanni.  Cum  notis  Harlesii,  Gierigii, 
Burmanni ,  Lemairii,  nee  non  quibusdim  Bentleji  hactenus  ineditis,  atque 
aliorum  selectissimis.    London,  Pickering.    5  vols.  8.  3  S. 

Ovidii  quae  supersuut  opera  omnia.  Ad  codd.  mss.  et  editt.  fidem 
recognovit,  varias  lectt.  subj.  et  clavem  Ovid.  add.  J.  Chstn.  Jahn.  Lpz., 
Vogel,  gr.  8.  Vol.  I:  0\\i.  heroides,  amores,  ars  am.,  medic.  fac.  et  re- 
media  am.  Accedunt  Sabini  epistolae.  1828.  XVIII  u.  533  S.  gr.  8.  2  Thk. 
Schrpp.  2  Tlür.  1^2  Gr.  Velpp.  3  Thlr.  8  Gr. 


19 

Des  P.  Ovidius  Naso  Lieder  der  Liebe.  Neue  Ucbcrsetzung  in  gereim- 
tem lanibon.  Erstes  Bändchen.  Lpz. ,  Magazin  f.  Indust.  u.  Liter.  85  S. 
12.  geh.  6  Gr. 

Elegeia  Romana ,  sive  selectae  P.  O^  idii  Nas. ,  Alb.  Tibulli  et  S.  Aur. 
Propertü  elegiae.  In  us.  seh.  eilid.  atqiie  ilkistr.  G.  J.  Becker.  Accedunt 
selectae  ex  Ovidii  Fastis  partes.    Zerbst,  Kummer.  XX  u.  411  S.  8.  21  Gr. 

Livii  historiarum  libri  ab  U.  c. ,  qiii  supersunt,  omnes,  c.  notis  integris 
Laur.  Vallae,  Sabelllii,  Gronovii  etc.  cur.  A.  Drakenborch.  Acc.  Supple- 
nienta  deperditt.  Liv.  libror.  a  PVeinsh.  concinnata.  Edit.  novaauctaet  emend. 
Stuttgart.  (Lpz. ,  Hartmann.)  gr.  8.  Vol.  XIV.  1826.  51f  Bgn.  3  Thir. 
Sclirpp.  4  Thlr.  8  Gr. 

Livii  historiarum  libri  qui  supersunt  omnes  et  deperditt.  fragmenta  ex 
reo.  A.  Drakenborchii.  Accessit  varietas  lect.  Gronov.  et  Crevierianae. 
Glossarium  Liv.  cur.  A.  G.  Ernesti.  Edit.  IV,  recognita  et  in  libb.  XXXI 
—  XXX VIII  atque  XLI — XIjV  ad  codd.  Bamberg,  et  \iudob.  fidem  emend. 
a  y.  Theoph.  Krexss/gio.  Lpz.,  Weidmann,  gr.  8.  |T.  I  — IV,  1823  —  25.] 
T.  V:  Glossariuju  Livianuin  s.  index  Latin,  excjids.  Ex  schedis  A.  G.  Erne- 
sti locupl.  Gdfr.  Henr.  Scharfer,  auct.  et  emend.  edid.  J.  Tit.  Kreyssif^. 
45  Bgn.  3  Thb-.  Schrpp.  4  Tldi".  Yelpp.  6  Thlr.  Alle  5  Baude  10  Tlür., 
12  Thlr.  20  Gr.,  20  Thlr. 

Liv.  Rom.  Geschiclite,  übers,  u.  erläut.  v.  Euch.  Ferd.  Ch.  Derlei.  Mün- 
chen, Fleischmann.  Bd.  6  (Bch.  26—29).  22^  Bgn.  geh.  1  Thlr, 

Liv.  übers,  v.  Klaiber.  s.  Rom.  Prosaiker. 

Eclogae  Livianae  historiaiu  Romanam  ab  ui-be  condita  ad  belli  Macedo- 
nici  finem  continentes.  Ad  optiinas  Livii  editiones  coUatas  in  us.  schol.  tain 
Buis  quam  allorum  notis  adjectis  composuit  6'.  //  .  Schippers.     Groningen. 

Fr.  Carl  Wolf :  Observationes  etemeudationea  Livianae.  Part.  11.  Progr. 
Flensburg,  gedr.  b.  Jäger.  34  S.  4. 

Chstph.  St^ph.  Theoph.  Elsperger:  Observationes  ad  aliquot  Livii  lo- 
cos.   Ptogr.  Erlangen.  20  (16)  S.  gr.  4. 

Em.  Car.  Chstn.  Bach:  In  loca quaedam  T.  Livii  et  C.  Velleji  Pat.  ani- 
madversiones.   Progr.'  Schaffhausen.  10  (9)  S.  gr.  4. 

Pompoaii  Melae  de  situ  orbis  libi'i  III ,  ad  optt.  editt.  collati.  Wien, 
Geistillger.  (Lpz.,  Vogel.)  13'  Bgn.    gr.  8.    16  Gr. 

Des  Pomponius  Mela  drei  Bücher  von  der  Lage  der  Welt.  Lateinisch 
und  Deutsch.  Wien,  Geistinger.  (Lpz.,  Vogel.)  21  Bgn.  gr.  8.  1  Thlr. 
[Der  Lat.  Text  mit  dem  vor.  einerlei.] 

Aniij  Senecae  opera  philosophica.  s.  Biblioth.  class.  Latina. 

Ann.  Senecae  Medea  et  Troades.  Cum  annotatt.  3.  Fr.  Gronovii  e  mu- 
seo  fratrLs  Fr.  Chstn.  Matthiae  niuic  priinum  edid.  Aus:.  J\hit.thiae.  Lpz., 
Vogel.  1828.  IV  u.  310  S.  8.  1  Thlr.  12  Gr.  Schrpp.  2  Thlr.  Velpp.  2 
Thir.  16  Gr.  [Enthält  einen  sehr  seichten  und  mangelhaflen  Commentar 
Gronov's  aus  einem  Collegienhefte  desselben.]  Az.  f  '  in  d.  Jen.  L.  Z. 
Nr.  ^lö   S.  275  —  77.  ,  _ 

Fr.  Schniieder:  Senecae  praecepta.  s.  Pädagogik, 

Persii  Fl.  satirae.  Recens.  et  coiuiuentarium  criticuin  atque  exeget. 
addidit  Fr.  Flu«..  Kopenhagen,  Schubothe.    37  Bgn.  gr.  8.    4  Thb-.   16  Gr. 

Persiufi  Flaccus,  übers,  mit  hinzugelügtem  'l't-xte  u.  erklär.  Annieikk. 
von  T.  G.  Fihigery  Rector.  Progr.  Culdiiig.  1826.  82  S.  8.  Leipz.  L.  Z. 
Nr.  100  S.  794. 

Lucani  Pharsalia,  cum  notis  C.  Barthli,  J.  F.  Christü,  G.  Cortii,  J.  F. 
Gronovii,  Nie.  Heinsii.  J.  A.  Mart>ni-Lagunae,  D.W.  Trilleri  alioruiHque. 
Editionein  morte  Cortii  intcrruptain  absolv.  C.  F.  II' eher.  Lpz.,  Hai-tmunn. 
gr.  8.  Vol.  I.    XXXV  III  u.  696  S.  Beide  Voll.  6  Thlr. 

Franc.  Casst:  Italien.  Uebersctzung  von  Lucaii's  Pharsalia.  Is  Hft.  Pe- 
saro.  1826.   4. 

Curtius  von  LiJnemann.    s.  Nova  bibl.  Rom.  cUxssica. 

Quinlilian's  Anweisung  zur  Beredsamk<-it,  zehntes  Buch,  Lat.  u.  Deutsch ; 
nebst  Eiideit.  u.  einem  Apparat  von  den  vorzüglichsten  Lesearten  und  m\\- 


20 

gen  sprachlichen  Erklärungen  vorzugl.  f.  junge  Studirende.    Von  K.  Gut- 
mann.    Francf.  a.  M.,  Wilmans,    127  S.   gr.  8.    18  Gr. 

f  Pap.  Statu  libri  V  silvarum  ex  vetust.  exempl.  recens.  et  notas  atque 
eraendatt.  adjec.  Jr-r.  Marklandus.  Edit.  auctior  indicibusque  instructa. 
[Cur.  Jul.  Sillig.]  Dresden,  Wagner.  XXXI  u.  423  S.    gr.  4.   Druckvelpp. 

4  Thlr.  18  Gr.    Schrvelpp.  6  Thlr.   12  Gr.  _ 

Juvenalis  et  Persii  satirae.  Notis  novissimis  ac  pei^etua  interpretatione 
illustravit  Jos.  Juffncius.     Nova   editio.    Paris. 

JuAenalis  et  Persii  satirae.  Editio  ad  scholarum  usuin  accommodata 
atque  praecipuarum  lectt.  varietate  ornata,  curante  H.  L.  Jul.  Bill'^rbeck. 
Hannover, Hahn.  VH! u.  180 S.  8.  6.  Gr.  Selbstaz.  m d. bit.  Biblioth.  6 S.  570. 

Les  satii'es  de  Juvenal,  traduites  par  J.  Dusaulx.  Nouv.  edit.  revue  et 
corrigee  par  Jules  Pierrot.  Tome  IL  Paris,  Pancoucke.  8.  Vgl.  Verzeichii. 
von  1826.  S.  13. 

Les  satires  de  Juvenal ,  traduites  en  vers  fran^ais ,  par  L.  V.  Raoul. 
4e  ^dit.  Brnges. 

G.  Plazier :  De  versibus  spurüs  et  male  suspectis  in  Juvenalis  satiris 
dissertatio.     Breslau.  (Korn.)  22  S.  4.  geh.   8  Gr. 

Index  Scholar,  in  univ.  lit.  Gryphiswaldensi  per  sem.  hib.  a.  18^^  ha- 
bendarum.  [De  Juven.  Sat.  III,  116-118.]  Greifsvv.  12  (4)  S.  gr.  4. 

Casp.  Bartini  observationes  ad  D.  Jun.  Juvenalis  scholia  vetera  et 
ad  aliquot  CatuUi ,  Tibulli,  Ovidii,  Calpurnü,  Plauti,  Terentü  aliorumque 
locos,  ex  cjusdem  adversariis  commentariis  a  b.  Spohnio  repertis  nunc  pri- 
muin  edid.  Franc.  Fiedler  Wesel,  Klömie  u.  IMannberger.  XIX  u.  235  S.  8. 
1  Thlr.    4  Gr.  ^ 

Taciti  opera,  auspice  Gorhiere  comite.  Tom.  I  et  IL  Paris. 

Des  Tacitus  Werke,  verdeutscht,  nebst  einer  durchgängigen  Texteskri- 
tik u.  den  nöthig.  Sacherklärungen  v.  G.  C.  Herrmann,  Giessen,  Hever.  gr.  8. 
Bd  1 :  die  Jahresberichte  des  Tac.  Bch.  1  —  6.  XVI  u.  381  S.   1  Thlr.  8  Gr. 

•j-  Tac.  Agricola.  Cum  interpretatione  a  Gust.  Schede.  Ilmenau,  Voigt. 
IV  u.  56  S.  gr.  8.  6  Gr.     Kurze  unbed^-ut.  Az.  in  Beck's  Rep.  II  S.  291. 

*  Tac.  de  moribus  C.  J.  Agricolae  libellus.  In  us.  schol.  ed.  Fr.  Gdfr. 
Guil.  Hertel.  Appendicis  loco  adjecta  est  dissertatiuncula  de  vexillariis. 
Lpz.,  Hartmann.   XIV  u.  106  S.  gr.  8.   10  Gr.  Jbb.  V  S.  107  if. 

Tac.  de  vita  et  moribus  Cn.  Jul.  Agricolae  liber.  Edid.  et  annotatt. 
illustr.  P.  Hojfman- Peerlkamp.     Leyden,   Luchtmans.     (Lpz.,    Weigel.) 

5  Bgn.  gr.  8.   14  Gr, 

Leven  van  Julius  Agricola ,  uit  het  latijn  vertaald  en  met  aanmerkingen 
vermeerderd  door  J.  Koenders.     Luik. 

Le  Germanie,  traduite  de  Tacite  par  C.  L.  F.  Panckoucke,  avec  un  ex- 
trait  du  nouveau  commentaire  des  (5ditions.    Paris. 

Hess:  Variae  lectiones  et  observatt.  in  Taciti  Germaniam.  Progr. 
Hebnstädt.   7\  Bgn.  4.  _ 

Grererus :  Annotatiunculae  ad  Taciti  annales.  Inest  descriptio  mone- 
tae  in  principatu  Lippe -Detraoldiensi  nuper  effossae.     Progr.   Lemgo. 

Conz:  Philologico  -  crit.  annotationes  super  locis  quibusdam  Taciteis  et 
quidem  histor.  I.  II.   Progr.    Tübingen.  1826. 

Dauher :  Symbolae  ad  scenae  Romanae  historiam  ad  Tacit.  Aiui.  IV,  14. 
Progr.     Holzminden. 

f  Ihirm.  Just :  De  fide  Taciti  script.  I,  qua  disseritur,  quatenus  Taci- 
tus fidemipse  sibi  habendam  indicaverit.  Zittau.  (Schöps.)  35(34)8.8.  4  Gr. 

Plinius  d.  j.  Werke,  übers,  von  Schott,   s.  Rom.  Prosaiker. 

Plinii  epistolae.    s.  Bibliotli^  class.  Latina. 

•f  Dissertatio  juridica  inauguralis ,  qua  loca  e  Plinii  junioris  scriptis, 
quae  ad  jus  civile  pertinent,  recensentur  et  illustrantur,  quam  . . .  pro  gradu 

doctoratus publico  et  sol.  examini  submittit  Jul.  Aug.  Schneither.    Gro- 

ningae  ap.  W.  van  Boekeren.    (Lpz.,  Barth.)  203  S.  gr.  8.  br.  12  Gr. 

Flori  epitorae  rerum  Komanaruin.  Ad  optt.  libb.  fidem  emend.  recentiss. 


21 

diligenter  exj^»ressa.     Ed.  stereot.  Lpz.,  Tauchuitz.  116  S.  16.  geh.  4 Gr.— 
6  Gr.  [Nach  Seebode  s  Ausj;.]  iN'--  "»  Beck  s  llep.  11  S.454. 

Abie{;;6  de  l'liistoire  Romaiae  de  L.  Aiiiuieus  Fiorus,  tradult  par  Ragon, 
avec  uue  nulice  par  yill.ymiiin.     Paris. 

A.  II'.  Crameri  Ad  Gellium  exciirsuum  trlas.  Univ. -Progr.  Kiel.  38  S. 
4.     Kurzer  TJusz.  m  d.  Sfhulzt.  2  Nr.  53    S.  418  —  20. 

lusta  fuiiebrla  nuiiiibus .  .  .  Friderici  xVugusti .  .  .  üi  schola  regia  Mise- 
nensi  .  .  .  persohiiula  indicit  RI.  J.  Tlieoph.  Kreyssig.  Progr.  über  Gelliua 
VI,  1  u.  Lactant.  epit.  instit.  div.  29.  Meisseii.  (Lpz.,  Hai-tmaim.)  4.  Kurze 
Az.  in  d.  Lpz.  L.Z.  >'r.  180  S.  1438   und  in  Beck's  Kep.  II  S.  308  f. 

Justiiii  histuriae  Philippicae.  Ex  rcceus.  Abr.  Gronovii  et  cum  diver- 
sitate  lecit.  Graevianae  edid.,  doctoruni  hominuni  coiunientarios,  varias  lectio- 
nes  libb.  nonduiu  adhibitoruin  sua.s(]Ue  adnotatt.  attjue  indioes  adjec.  Car. 
lienr.  Frotsc.her.  Pracniiltitur  notitia  literaria  et  A.  H.  L.  Heereuii  com- 
nientatk)  de  Trogi  Pompeji  fonlibus  et  auctoritate.  Lpz.,  Külui.  Vol.  I.  CIV 
U.  302  S.   gr.  8.      Kurze  lAz.  \\\  I3eck'.s  Rep.  II    S.  290. 

Justin,  von  Liinemann .    s.  Nova  bibüoth.  Rom.  classica. 

J.  //.  St.  Itzesinski  De  Justino  Trogi  epitomatore.  Acced.  descriptio 
cod.  Craco^iensis  cum  integra  et  accur.  lect.  varlet.  inde  excerpta.  Krakau. 
(Lpz.,  Weigel.)  1826.  76  S.  8.  geh.  9  Gr.  TheUtveiserlAusz.  ind.Schulzt.  2 
Nr.  54  S.  425  —  27.  ^ 

L.  Caecilii  Apuleji  grammatici  de  orthographia  fragmenta  cum  notis  A. 
Maji  integris  suisque  ed.  Fr.  Osann.  Accedunt  ApuU^ji  minoris  de  notis  aspi- 
rationis  et  de  diphthongis  libri  duo  e  codd.  Guelph.  nunc  pi-imuiu  edit. 
Darmstadt,  Leske.  1826.  XXXIV  u.  157  S.  gr.  8.  1  Tlilr.  4  Gr.  Schrpp. 
1  Thlr.  12  Gr.  Eine  r^cht  guteRec.  in  d.  Schulzt.  2  L.  Bl.  37  S.  321—28, 
welche  über  Inhalt  u.  Zweck  des  Buclis  gut  berichtet,  es  mit  Mai's  Original- 
ausgabe vergleicht  und  eigene  Bemerkungen  anknüpft,  namentlich  über  den 
Verfasser  eine  Untersuchung  anstellt,  und  nachzuweisen  sucht,  dass  beide 
Werke  von  einem  Verfasser  herrülu-en  und  vor  1327  nicht  geschrieben  sind. 
'Lesenswerthe  Rec*  von  Grotefend  in  d.  Hall.  L.  Z.Nr.  275  f.  S.  521 — 29, 
welche  vom  Inhalte  des  Buchs  einiges  aushebt,  melirere  Stellen  verbessert 
und  besonders  über  die  von  Apul.  angeführten  Dichternamen  sich  verbreitet. 
lAz.  *  in  Beck's  Rep.  11  S.  291  —  93. 

Gajl  institutt.  couunentarius  IV,  sIab  de  actionibus.  Recens.,  restituere 
conatus  est,  adnotat.  perpet.  librumipie  observatt.  adj.  A.  GuiL  Ileßter. 
Berlin,  Reimer.   25^  Bgn.    gr.  4.  2  Thlr. 

Gaji  institutionum  coramentarius  IV  etc.  Ed.  ac  in  linguam  vulgarem  trans- 
ferre  tentavit  J.  B.  E.  Beulet.  \A\r.  2.  Paris.    8.  br.  Lpz.,  Voss.  1  Thb-.  4  Gr. 

C.  J.  utin  Assen:  Adnotatio  ad  institutionum  Gaji  commentarios.  Liber 
I.  Lejden.  (Lpz.,  Weidmann.)  1826.  8i  Bgn.   gr.  8.  1  Thfr. 

C.  Gtlo.  Kühn:  In  Caeliiun  Aurelianum  notae  niss.  Dan.  Gu.  Trilleri 
c.  VV.  DD.  conununicatae.  Spec.  XIV.  Progr.  Lpz.  12  (9)  S.  4.  Kurze  Nz. 
m  Beck's  Rep.  I  S.  152. 

Jul.  Matern.  Firmici  de  errore  profan,  religionum  ad  Constantium  et 
Constantem  Augustos  liber.  Edid.  Fr.  Munter.  Kopenhagen,  Reitzel.  1826. 
9J  Bgn.  tr-  8.   1  Thlr. 

Aurelii  Victoris  historia  Romana.  Ad  optt.  libb.  fid.  edita.  Edit.  stereot. 
Lpz.,  Tauchnitz.  164  S.  16.  geh.  6  Gr.  —  9  Gr.  [Nach  Gruiier's  Ausg.] 
yz.  in  Beck's  Rep.  HS.  454. 

Anmiianus  Mar«;.,  übers,  v.  Tro.is.     s.  Rom.  Prosaiker. 

Des  V  egetius  fünf  Bücher  über  Kriegs wisstuischaft  und  Kriegskunst  der 
Romer.  Aus  d.  Lat.  Urtexte  übers,  und  mit  erläut. ,  meistens  aus  den  Rom. 
Cla.ssikern  entnommenen  Anmerkk.  begleitet  u.  vers.  von  F.  J-  Lipuwsky. 
Sulzbach,  V.  Seidel.  21  Bgn.  gr.  8.    1  Tldr.  8  Gr. 

Bibliotheca  f^atina  i)oetarum  veterum  christianorum.  Pars  I:  C  Vet. 
Aquil.  Juvenci  historiae  e\ang(  licae  11.  IV.  Ad  velt.  editt.  fidem  edidit,  pro- 
legomena  et  animadvA.  crit.  adj.  Ad.  Rud.  Gebser.  Vol.  1:  Prolegomeaa  et 
üb.  I  histor.  cvaiig.  cüiitiaens.    Jena,  Sclmiid.  6  Bgn.  gr.  b.  geh.  15  Gr. 


22 

Ad.  Rud.  Gehser:  De  C.  V.  A.  Juvenci  vita  et  scriptis.  HabU.-Schr. 
Jena,  gedr.  b.  Schraid.  92  S.  8. 

Sammlung  auserlesener  Werke  aus  den  Scliriften  der  heil.  Väter,  In- 
golstadt, Attenkover.  (Landshut,  KrüU.)  gr.  8.  Ir  Jhrg.  IsHft:  Gregorü 
über  regulae  pastoralis.  1822.  18  Gr.  2s  u.  3sHft:  Gregorü  XL  homiliarum 
in  Evangeiia  libri  IL  1823.  1  Thlr.  12  Gr.  4s  Hft:  Vincentii  Lirinensis 
coramoiiitorium.  1823.  14  Gr.  2r  Jhrg.  Isu.  2sHft:  Aur.  Augustini  con- 
fessionum  libri  XilL  1824.  1  Thlr.  3s  Hft:  Augustini  libri  de  catechizandis 
rudibus,  de  agone  clmstiano ,  de  fide  et  symbolo,  de  fide  et  operibus.  43 
Hft:  Augustini  de  doctrina  christiana  libri  IV.  Beide  Hfte  1826.  30§  Bgn. 
1  Thlr.  12  Gr.  [Ein  ähnliches  Unternehmen  ist  die  seit  1825  in  Paris  er- 
scheinende u.  von  Guillun  besorgte  Bibliotheque  choisie  des  Peres  de  l'Eglise 
grecque  et  latine,  welche  aus  26  Bäiwien  bestehen  soll.  Die  ersten  16  Bde 
enthalten  Auszüge  aus  Justin,  Clemens,  Origenes,  Athanasius,  Eusebius, 
Synesius,  Basilius,  Gregor,  von  Naz.,   Clu-ysostomus   (Bd.  10  —  16)  etc.] 

S.  Augustini  opuscula  quacdam  selecta,  ad  haeresin  Pelagianam  perti- 
nentia.  Berlin,  Reimer.  26  Bgn.  8.  1  Thlr.  8  Gr.  [Auch  unter  dem  Titel  x 
Opuscula  patrura  selecta.   P.  II. ) 

Enchiridion  des  heil.  Augustin's.  Aus  d.  Latein,  übers,  von  Ph.  Lichter. 
Mainz,  Kupferberg.    144  S.  8.  geh.  6  Gr. 

Theodosiani  codicis  fragmenta  inedita,  e  cod.  palimps.  biblioth.  r.  Tau- 
rinensis  Athenaei  in  lucem  pi'otulit  atque  illustr.  Amad.  Feyron.  (Bonn,  We- 
ber.) 25|  Bgn.  u.  1  Kpftf.   gr.  4.  2  Thlr.   16  Gr. 

Boetliius  fünf  Bücher  vom  Tröste  der  Philosophie.  Prosaisch  u.  metrisch 
übers,  u.  mit  Amiierkk  eines  Christen  begleitet  von  /.  H.  JFeinsartner.  Linz, 
akad.  Buchhandl.   9i  Bgn.    8.  1  Tbk. 

Schriften  neuerer  Lateiner,  Griech.  und  Latein.  Gedichte, 
Schulredeu. 

Epistolae  [XVII]  vironim  doctorum  [Jos.  et  Li.  Casauloni"]  ineditae, 
quas  e  cod.  autographo  bibliothecae  academiae  [Lignitiensis]  transscripsit 
Fr.  Schultze.  Progr.  Liegnitz.  IV  u.  16  S.  gr.  4. 

Fr.  Sjlburgi  epistolae  quinque  ad  Paulum  Melissum.  Nunc  prunum 
edidit  Fr.  Creuz.er.  Frankf.,  Brönner.  32  S.  8.  Velpp.  geh.  6  Gr.  JV-.  in 
d.  Götting.  Anzz.  St.  160   S.  1600. 

Ph.  Melanchthonis  epistolae  XIII  ex  autographis  nunc  prunum  typis  de- 
scriptae  et  adnotatt.  illustr.  interprete  J.  A.  L.  IVegscheider.  Halle.  (Hem- 
merde u.  Seh.)  X  u.  22  S.  gr,  4.  5  Gr.  •  Kurze  lAz.  ia  d,  Schulzt.  2  Nr,  51 
S.  404  f. 

[Fr.  Graefe '.l  Tfj  KaicccQsia  tcsqI  iniCTrjfMüjv  ccKadrjßicc  rij  iv  IIstqov 
noXsirrjv  hKarovTovriv  savTr^?  nnvrjyvQLV  uyovor).  (Carmen elegiacum.) 
Petersburg.  1826.  20  S.  gr.  fol.  Eine  von  Gräfe  selbst  gemachte  Deutsche 
Uebersetzung  davon  erschien  ebendas.  1826.  22  S.  4.  Beide  Schriften  ent- 
halten auf  dem  Titel  die  Abbildung  der  Denkmünze  zu  dieser  Jubelfeier,  über 
welche  Böttiger  Ln  Dresdn.  artist.  Notizenbl,  1827  Nr.  22  S.  87  f.  weitere 
Nachricht  giebt.     Vgl.  Jbb.  V  S.  117, 

Kgaffd-iov  rov  TifiicoTctrov  Kalq)iXzuTOV  8iSao>iäi.ov  ysviQ-Xia-qyfiiva 
V3i6  'icoävv  ov  2xaS  sßs  gyov.    (Ode  Alcaica.)  Nordhaus,  2  S.  kl.  fol. 

Poetarum  alicjuot  Geiiuauicorum  carmina  nonnulla,  Latine  reddidit  H.  G. 
Fischer.  INlit  gegenüberg'edrucktem  Deutschen  Texte.  Stuttgart,  Metzler, 
1826.  231  S,  8.  1  Thlr, 

Sijn.  Speyert  van  der  Byk :  Poemata  de  deo  et  In  laudem  geometriae. 
Harlem.  1826.  l42  S.  8.  Nz.  *  v.  Ho/man  -  Peerlkamp  in  d,  Bibl,  crit, 
nova  III  S.  370  f. 

J.  K.  Tobisck :  Carmina,  Edita  in  emolumelitum  Graecorum.  Breslau, 
Grüson.  1826.  20  S.  12.   geh.  5  Gr. 

*  C.  Chstn.  Theoph.  Wissx  Septem  carmina  christiana.  Progr,  Rinteln, 
1826.  8  S.  4.   Jbb,  IV  S.  443.   Vgl.  Jbb.  UJ,  1  S.  120. 


23 

Schola  Tcspertina,  cm  Lohrpcdicht  über  die  Erhaltung  des  Ansehns  bei 
der  Scliuljujreiul,  Latciniscli  u.  Deutsch  von  Gtfr.  Günther  Roller.  Glogau 
U.Lissa,  Günter.  182S.  IVu.  87S.  8.  8  Gr. 

Carmen  paraeneticum  ad  praeceptores  auctoritatem  suam  aptid  adole- 
scentiam  conservaturos,  auctorc  G.  G.  Rollcro.  (Latein.  Elegie.)  Progr. 
Glogau.  1826.  17  S.  4.    [Ist  das  nämliche  Latein.  Gedicht  mit  dem  vorigen.] 

Aug.  Herm.  Niemeyero  .  .  .  L  abiiinc  annis  Phil.  D.  et  AA.  LL.  Mag. 
honoribus  rite  ornato  festum  hoc  gloriose  redintegratum  gratulatur  Academia 
Frid.  Halensis  cum  Yitcberg.  consociata.  (Latein.  alcaischeOde  yon  Reisig;.') 
Abgedruckt  in  d.  Schulzt.  2  Nr.  50  S.  394  —  98  u.  in  Seebod.  neuem  Ar- 
chiv 1827,  4  S.  30  —  36. 

^  iro  s.  V.  Dr.  A.  H.  Niemeyero  ,  .  .  diem  festum,  quo  ante  L  annos  Ph. 
Dr.  et  AA.  LL.  I\I.  renuutiatus  est,  agenti  pie  gratulantur  scholac  Lat.,  quae 
in  orphan.  est,  magisiri,  interprete  C.  A.  Schirlitz.  (Lat.  alcaische  Ode.) 
Abgedr.  in  d.  Schulz!,  a.  O.  S.  398  f. 

\  iro  summe  A.  H.  Niemeyero  die  XYIIT  April.  1827  tres  absentes  amici. 
Lpz.  4.  (KinLat.  Gedicht  inScazonten  von  f?e/-/7iann.)  Abgedruckt  ebend. 
Nr.  51  S.  401  —  3. 

Siegfr.  Joach.  Meyer  d.  XXVII  Oct.  a.  1827,  quo  die  ante  L  annos  in 
senatonun  ordinem  receptus  est,  ...  gratulatur  ...  lit.  univers.  Grypliiswal- 
densis.  (Ode  Sapphica.)  8  S.  4. 

Saecularia  tertia  . . .  Universität!  lit.  Marburgensi  gratulatur  univeraitas 
Berolinensis.  (Carmen  elegiacum.)    1  Bgn.  i'ol. 

Inclytae  academiae  Philippinae  . . .  tertium  quod  emensa  est  saeculum . . . 
recolenti  carmen  saeculare  canente  directore  D.  Jfiss  pie  obtulit  gymna?. 
Hasso  -  Schaumburgum.    (Ode  Sapphica.)    Rinteln.  8  S.  4. 

De  faustiss.  auspiciis ,  quibus  dux  cels.  Ernestus  solemni  pompa  urbem 
ingressus  est,  ovant  et  triumphant  gjTnn.  Gothani  doctores.  (Ode  Alcaica. 
Latein,  und  Deutsch.)  1826.  8  S.  fol. 

Antonio  regi  pio,  jtisto,  dement i,  rite  regnum  auspicanti  d.  XXIV  Oct. 
a.  1827  d.  academia  Lipsiensis.  [Interprete  Gdfr.  Hermajino.]  (Ode  Alcaica.) 
4  S.  fol.     Das  Gedicht  ist  auch  in  Deutscher  Uebersetzung  erschienen. 

[Siebeiis :]  In  solemnibus  d.  XX  Oct. ,  quo  in  Antonii  regis  Sax.  aug. 
verba  Lusatia  Saxonica  Budissae  jurat,  pia  pectoris  sensa  expromit  gyiun. 
Budiss.  (Ode  Alcaica.)  Bauzen.  8  S.  gr.  4.  Die  Deutsche  Uebersetzung  da- 
von von  Fritzsc/ie,   ebend.  8  S.  gr.  4. 

August,  ac  pot.  regi  ac  domino  Antonio  regiSaxoniae  etc.,  aug.  et  dem. 
reginae  ac  dom.  Theresiae,  parentibus  patriae,  regni  auspiciis  obed.  gratu- 
latur lyceum  Schneebergense  interprete  Aug.  Voigtlaendero.  (Ode  Alcaica.) 
Schneeberg.  4  S.   fol. 

Memoriam  anniversariam .  .  .  scholae  regiae  Afranae . . .  indicit  J.  TheopJi. 
Krerssig.  Progr.  4.  [Enthält  eine  Latein.  Elegie  von  Kreyssig  und  eine  Lat. 
Rede  von  Bornemann  auf  den  Tod  des  Königs.  Eine  Deutsche  Uebersetzung 
von  Chaljhäus  unter  dem  Titel :  Afrns  Trau-r  am  7  Juni  1827,  ist  ebend. 
bei  Gödsche  (2-^  Bgn.  gr.  8.  geh.  5  Gr.)  erschienen.]  A'z.  in  Beck's  Rcp.  II 
S.  223.  Az.  ehrmd.  II  S.  309.  Az.  *  in  d.  Lpz.  L  Z.  Nr.  180  S.  1433—40. 
Vgl.  Jbb.  IV  S.  353. 

Gdfr.  Hermann:  Oratio  in  exsequiis  regis Friderici  Augusti habita. Lpz. 
23  S.  4.  [Ist  auch  zugleich  mit  Beck's  Programm  (s,  Geschichte)  unter  dem 
Titel  erschienen :  Acta  academiae  Lipsiensis  in  celebr.  Frid.  Aug.  beatiss. 
regis  exsequiis.  Lpz.,  Cnobloch.  6  Bgn.  4  geh.  10  Gr.  Die  Deutsche  Ueber- 
setzung der  Rede,  2  Bgn.  in  4,  erschien  ebend.  geh.  4  Gr.]  Kurze  Az.  von 
Fölitz  in  d.  Lpz.  L.  Z.  Nr,  179  S.  1427  f. 

Orati(i,  nataliciis  quinquagesimis  septimis  Frid.  Guilelmi  ITI,  regis  Bor. 
concelebrandis,  die  III  Aug.  a.  1826  habita-  Berlin.  Auszüge  daraus  in 
d.  Schidzt,  2  Nr.  44,  345  —  50;  abgedruckt  in  Seebod.  neuem  Archiv  Jalu-g. 
lIHft.  3  S.  88— 96. 

Ign.  Jos.  Ritter:  Oratio  natali  Frid.  Guilehui  III  in  acad.Boruss.  Rhe- 
nana  habita.  Bonn.  13  S.  gr.  4. 


24 

Oratio,  die  natali  ...  Rcgis  Friderici  VI  habita  a  G.  S.  Franch'o^  re- 
ctore  tum  acad.  Univ. -Sehr.  Kiel.  18  S.  4.  Kurze  Nz.  in  d.  Schulzt.  2 
Nr.  53  S.  420. 

lUustris  gymnasü  Noribergensis  ante  hos  CCC  annos  hoc  ipso  die  XXIII 
ra.  Maji  constituti  atque  inaiigurati  sacra  saecularia  tertia  . . .  civitati  Nori- 

bergensi  ipsi<iue  gyiiuiasio  laeta  mente  gratulantui- gymnasü  Baruthini 

professores,  interprete  G.  J.  Gahlero.  Erlangen,  1826.  8  S.  4.  Abgedruckt 
in  d.  Schulzt.  1827,  2  Nr.  59  S.  467  —  70. 

Billerheck :  Paraenesis  de  senectute  fundamentis  adolescentiae  consti- 
tuenda.     Gratul.  -  Progr.  Holzmiiiden. 

Eichstaedc:    De  Eichliornio.     s.  Gelehrtengeschichte. 

Fr.  y^st :  De  studiis  humanitatis.  München.  (Lentner.)  1826.  2  Bgn. 
gr.  4.  geh.  4  Gr. 

Fr.  Gull.  Ehrenfr.  Rost :  Di\Tnae  pro^ädentiae  certam  opinionem  non 
extrinsecus  pendere ,  sed  e  sua  cvijusque  hominis  honestate  unice  esse  repe- 
tendam.  Oratio.     Progr.    Lpz.    30  (2«)  S.  8. 

J.  C.  Leber.  Hantschke :  Staat,  Schule  und  Haus  müssen  in  ihren  Stre- 
bungen eins  sej  n,  wenn  das  Werk  der  Jugendbildung  gedeihen  soll.  Schul- 
rede. Progr.  E:iberfeld.  16  (8)  S.  gr.  4. 

Zimmermann:  Ueber  den  Einfluss  der  Preussischen  Regenten  und  der 
Regierung  auf  die  Gründung  und  "Verbesserung  ötlentlicher  Lehranstalten, 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  das  Friedrichs  -  Werthersche  Gymnasium. 
Progr.   Berlin. 

*  Böbel:  Wie  können  die  Schüler  eines  GjTun.  Beweise  einer  wahren 
und  echten  Vaterlandsliebe  geben?  Schulrede.  Gleiwitz.  (Gedr.  in  Breslau.) 
1826.  34  S.  4.  Jbb.  V  S.  295  f. 

T/ieod.  Tetzner  ■  Zeitgeist  und  Stock.  Zwei  Schulreden.  Nordhausen, 
Landgraf.  34  S.  8.  geh.   2  Gr. 

Gideon  Gerlach :  Gymnasien  sind  Vorschulen  der  Weisheit.  Schulrede. 
Braunsberg.  25  S.  8. 

Emil  (Vilde :  Rede  über  die  Stelle,  welche  der  Bildung  des  Schonheits- 
ßinnes  in  d.  Gymnasial-Unterrichte  anzuweisen  ist.  Progr.  Berlin.  23(10)S.  8. 

E.  C.  Chstn.  Bach :  Rede  bei  Eröffnung  der  neuen  Schulanstalten  zu 
Schaffhausen  am  30  Heuraonat  1827.  Schaffhausen.  16  S.  8. 

Hülfsbücher  fiir  das  Spraclistudium :    Grammatiken ,  Wörter-, 
üebersetzmigs  - ,  Lesebücher  u.  s.  w. 

l)     Allgemeine  Sprachlehre. 

\  Henr.  Chstn.  Fr.  Prahm:  Diss.  de  graimnaticae  universalis  funda- 
mento  ac  ratione.  Kiel.  (Hamburg,  Nestler.)  1826.  44  S.  8.  geh.  4 Gr.  [Ue- 
ber die  Copula  als  Bestandtheil  des  Redesatzes.]  lAz.  *  -j-  in  d.  Hall.L.  Z. 
Erg.Bl.  108  S.  860  —  64,  mit  einigen,  nicht  gerade  bedeutenden,  Gegenbe- 
merkungen und  Erläuterungen.  Kurzer  lAusz.  in  d.  Schulzt.  2  Nr.  53  S. 
420  —  22. 

Junius  Faber :  Synglosse  oder  Grundsätze  der  Sprachforschung.  Carls- 
ruhe, Braun.  1826.  213  S.  8.  1  Thlr.  Az.  f  in  d.  Götting.  Anzz.  St.  134 
S.  1329  —  34,    die  besonders  die  befolgten  Grundsätze  rügt: 

G.  Reinheck :  Handbuch  der  Sprachwissenschaft,  mit  besonderer  Hin- 
sicht auf  die  Deutsche  Sprache.  2r  Jid.  2e  Abthl. :  Die  Poetik  in  ihrem  Zu- 
sammenhange mit  der  Aesthetik.  Zum  Gebr.  f.  d.  ob.  Classen  der  Gymn.  u. 
Lyceen.   2te  verb.  Aufl.    Essen,  Bädeker.  XIV  und  254  S.  gr.  8.   20  Gr. 

f  Lettre  ä  M.  Abel  Remusat,  sur  la  nature  des  formcs  grammaticales 
en  g^neral  et  sur  la  genie  de  la  langue  Chinoise  en  particulier.  Par  M.  G. 
de  Humboldt.  Paris,  Dondey  -  Dupre.  VIII  und  122  S.  8.  1  Thlr.  14  Gr. 
Kurze  theilweisp  JAz.  in  d.  Blatt,  f.  lit.  ünterh.  Nr.  216  S.  864.  Gedräng- 
te lAz.  ind.  Hall.  L.  Z.  240   S.  241  —  48. 


25 

Fr.  JFiillner'.  Die  Bedeutung  der  sprachlichen  Casus  und  Modi.  Mün- 
ster, Coppeurath.   X  u.  154  S.  gr.  8.    gi-li.  16  Gr. 

A.  J'r.  Pott :  De  rclatioiiilius,  (piae  pracpositionibus  in  Unguis  denotan- 
lur.     Celle,   Schulze.    1828.    75  S.  8.  - 

\  A.  Grottijejid:  Grumlziige  einer  neuen  Satztheorie  in  Beziehung  auf 
die  Theorie  des  Hm.  Prof.  Htrllng.  Hannover,  Hahn.   89 S.  8.  geh.  8  Cr. 

C.  31.  Jiiipp:  Versuch  einer  natiir\>issenschartlichen  Beliticlitung  des 
Verhältnisses  zwischen  antiker  Prosodie  und  dein  modernen  Spracliaccent. 
'J'iil)iiigeii,  Cütta.  24  S.  gr.  8.  geh.  3  Gr.  rnwesmut.  A~.  *  im  Tübiiig. 
Lil.  151.  Nr.  ßS  S.  271. 

Fraiui'^ti  1  inip.  etc.  festum  natalitiuni  in  Institute  theologico  August. 
nee  non  Helv.  confess.  addictoruui  Vinduhoneiisi  a.  18; 7  |)ie  celehr.  indicuint 
etc.  Inest  connnentatio  de  affiultate  priscae  Indunnii  linguae,  (piani  Sanscri- 
tam  dicunt,  cum  Persarum,  Graecorum,  Romanonim  atipie  Genuanoruni  ser- 
nione.  Piu-s  J.  Wien.  (Heubner.)  4üS.  gr.  4.  12  Gr.  Kur-e  lA^.  *  In  d.  Jen. 
L.  Z.  Nr.  199  S.  151  f. 

Beruh.  Vorn:  lieber  die  Ver^vandtschaft  des l'ersischen.  Germanischen 
und  Griechlsdi-liateiiiischen  Sprachstanunes.  Hamburg,  Meissner.  (L))z., 
Gleditscli.)  XIV  u.  187  S.  gr.  8.  2  Thlr.  lA...  *  in  d.  Lpz.  L.  Z.  Nr.  235 
S.  1873  —  75. 

Comment. ,  (pia  lingua  Graeca  et  Latina  cum  Slavicis  dialectis  in  re 
grannnatica  comparatur  auct.  Fr.  Graejio.  Spec.  I.  Prolog  zum  Lections- 
catalog  der  Universität  Petersburg.    45  S.   4. 

D.  L.  Lmdner :  Vergleichende  Grammatik  der  Latein.,  Ital. ,  Span., 
Portug.,  Franz.  u.  Engl.  Sprache,  in  Bezug  auf  den  Mechaiüsnms  u.  die  KI- 
genthündichkeifen  dieser  Sprachen  unter  einander.  Nach  der  2n  Ausg.  dei- 
\on  Blüiidin  heransg.  Grammaire  polyglotte  bearbeitet.  Orliioepie,  Ortlio- 
graphle  u.  Etymologie.  Lpz.,  Baunigärtner.  21  Bgn,  gr.  8.    1  Tlilr.  18  Gr. 


2)     Griecliisclie  Sprache. 

A.  Mattliiä:  Au.sfrdirl.  Griech.  Grammatik.  2te  verbess.  u.  verln.  Aufl. 
Lpz.,  Vogel.  Anhang,  die  Register  enthaltend.  S.  1319—1598.  gr.  8.  Das 
ganze  Werk  kostet  4  Thlr.     yJz.  der  Grammat.In  Becks  Rep.  ]  S.289  —  91. 

C.  F.  Rtchter :  Vollständiges  W^ort-  u.  Sachregistiu'  zur  dritten  Aufl. 
von  Er.  Thiersch's  Griech.  Granmiatik,  vorziigi.  des  Homer.  DIah  kt,s.  J^pz., 
Gerh.  Kleischer.   1828.  XU  u.  180  S.  gr.  8.  16  Gr.  Vgl.  .Jbb.  I   S.  .381.   ' 

f  IVl.  Jiutimann:  Ausführl.  Griech.  Sprachlehre.  2r  l'd.  2e  Al.th.  Ber- 
lin, AMius.  228  S.  gr.  S.  16  Gr.  [Der  le  Bd.  erschien  1819,  1  Thlr.  4  Gr., 
des  2n"Bds.  le  Abth.  1825,  16  Gr.  s.  Beck's  Rep.  1819,  1  S.  101  und  1827, 
I   S.  292.] 

Ph.  liitttmiinn:  Griech.  Grammatik.  12e  verm.  n.  verb.  Ausg.  'Berlin, 
M)lius.  1826.  IX  u.  484  S.  gr.  8.   1  Thlr.     Az.  in  üeck's  Rep.   I   S.  292  f. 

/V/.  r.uitiiiann:  Griech.  Schulgrammatik.  8e  verb. Aufl.  Berlin,  .^hliiis. 
VIu.  389  S.  8.    16  Gr. 

C.  C.  F.  //'eck/ier/in:  Grammatik  -ler  Griech.  Sprache.  4e  verm.  u. 
verb.  Aufl.  Stuttgart,  Löfflund.  XIV  u.  528  S.  gr.  8.  1  Thlr.  (Ers«;lileii  frü- 
her 1802,  1813  u.  1818.J    C^imvtze  Nz.  '  in  d.  Jen.  L.  Z.  Nr.  2.36  S.  447.' ' 

Kisf^rriuJier's  Griech.  Schulgranunatik.  Durchaus  umgearbeitet  v.  ii. 
/Fiens.   Münster,  Thelssing.   21^  Bgn.  gr.  8.  18  Gr. 

Jiosuorth'a  Rudiments  of  tlie  Greek  Granunar.  as  used  in  the  College 
at  Eton,  London.  i"2ß.  12.  5  Sh. 

HUnulde  Mynui>:  Theorie  de  la  Grammaire  et  de  la  huigue  grecque. 
Pariö.  8.  ' 

/.  C.  Lßher.  Jlantschke:  De  vocalium  Graecar.  pronuntiatione. '  Pro- 
jgramma  schoL  separätnn  cditum.  Pars  Iprior.  Elb^rfeld,  Schoenian.  30  S. 
gr.  4.  geh.  8  Gr.       ' ' 

f^erzeichniss  philol.  Sr/irr.  v.  1827.  d 


26 

L.  Bischoff:  De  Spiritus  aspcvi  in  meclils  verbis  Graccis  pronunciaiuli 
ratione.  Progr.  des  Gynm.  z.  Wesel.  Essen.  1826.  US.  4.  lAz.  v.  Jacob  in 
d.  Schulzt.  2  Nr.  68  S.  547. 

C.  E.  Prüfer:  De  Graeca  atqiie  Latina  declinatiöne  quacstiones  criti- 
cae.  F'asc.  I.  Lpz. ,  Köhler.    14§  Bgn.  gr  8.  18  Gr. 

Forniatio  teraporuin  verboruni  regularium  et  paradigma  conjugationis 
Graecae.   2 'l'abell.  gr.  Fol.  Wien,  Geistinger.  (Lpz.,  Vogel.)  4  Gr. 

^.  Mengein :  Tabelle  der  unregelmässigen  Griech.  Verba.  2e  verm.  u. 
verb.  Aufl.   München ,  Lindauer.    1  Bgn.  roy.  Fol.  3  Gr. 

Ernst  Fr.  Poppe :  De  Graecorum  verbis  mediis,  passivis,  deponentibus 
recte  discernendis  ac  de  deponentium  usu.  Progr.  Frankf.  a.  d.  O.  26  S.  u. 
XVI  S.  Schulnachr.  4. 

IVilh.  Ferd.  Heidler :  Einige  Worte  über  d.  Artikel,  besonders  im  Grie- 
chischfin.   Progr.  Frankf.  a.  d.  O.   1826.  12  S.    4. 

♦  Ewers:  Ui'cvis dissertatio  dearticulo  Graeco.  Progr.  Paderborn.  1826- 
32  S.  4.  Jbb.  IV  S.  320. 

Herine's  Philologist,  or  an  Inquiiy  into  the  causesof  Differencebetween 
the  Greek  and  Latin  Syntax.  By  F.  Adams.  London,  Treuttel  u.  W.  1826. 
8.   3  Sh.  6  D. 

J.  A.  Merz:  Comnientatio  de  vero  ac  genuino  particc.  ^»J  et  /ü?J  qv 
usu.   Progr.  Elbing.  40  S.  gr.  4. 

K.  W.  Köhler:  Ueber  das  Wesen  des  Griech.  Conditionalsatzes.  Progr. 
Münnerstadt. 

Franc.  Richter :  De  praecipuis  Graecae  linguae  anacoluthis.  Spec.  L 
Mühlhausen ,  Heimichshofen.    IV  u.  36  S.  4.  6  Gr. 

Index  lectionuni ,  quae  in  univ.  lit.  Berol,  per  sein,  aestiv.  a.  1827  insti- 
tuentur.  Berlin  ....  [Handelt  von  der  seltenen  Verbindungsweise  rhythmi- 
scher Reihen  auf  die  Art,  dass  auf  die  Thesis  der  frühern  Reihe  unmittel- 
bar die  Anakrusis  der  zweiten  folgt.]    Nz.  in  d.  Schulzt.  2  Nr.  44  S.  350. 

IVallenstein  :  Praeparatio  theoretico  -  practica  ad  celerem  Graeci  intel- 
lectum.  Frankf.,  Andrea.  1826.  3  Bgn.  gr.  8.  geh.  6  Gr. 

//.  h.  Nndermann :  Sammlung  Griech.  W^urzelwörter  zum  Schulgebr. 
2e  Ausg.  München,  Theissing.  11^  Bgn.   gr.  8.  8  Gr. 

B.  Hederici  novum  lexicon  manuale  Graeco- Lat.  et  Latino - Graec. 
Edit.  V.  Denuo  castig.,  emend.,  oaxit  Gust.  Pinzger,  xcc&gn.  Franc.  Passow. 
Lpz.,  Gleditsch.  [Vol.IP.  1,  1826]  Vol.  IP.  2  u.  Vol.  IL  Beide  Voll.,  137ÄBgn. 
gr.  8,  kosten  8  Thk.  6  Gr.  Schrpp.  9  Thlr.  8  Gr. 

J.  A.  F.  Schmidt:  Griech.  -  Deutsch.  Handwörterbuch.  Mit  Perlschrift 
stereotypirt.  Lpz.,  Tauchnitz.  IV  u.  810  S.  12.  geh.  1  Thk.  uiz.  *  in  d. 
Lpz.  L.  Z.  Nr.  281  S.  2246  f.  u.  in  Beck's  Rep.  II  S.  453. 

Novum  lexicon  Graecum,  etymologicum  et  reale;  cui  pro  basi  substra- 
tae  sunt  concordantiae  et  elucidationes  Homericae  et  Pindaricae.  Auetore 
C.  7J.  Damm.  Editio  de  novo  instructa ;  voces  nempe  omnes  praestans,  primo 
ordine  literarum  explicitas,  deinde  familiis  etymologicis  dispositas ,  cura  J. 
M.  Duncan.  London,  Treuttel  u.  W.  1  Vol.  4.  3  fe' .  3  Sh. 

Eongchamp:  Vocabulau'e  Grec-Fran^ais  par  famille,  suivi  d'un  tableau 
alphabetique  des  mots  fran9ms  dont  le  correspondant  Grec  ä  un  regime  parti- 
culier.  Geneve.  8. 

Alexandre  Planche  &\.  Defauconpret:  DictionnaireFran^ais  -  Grec  com- 
pose  sur  le  plan  de  meilleurs  dictionnaires  fran9ais  -  latin.    Paris.  8. 

Val.  Chstn.  Fr.  Rost  u.  E.  Fr.  iriistemann :  Anleitung  zum  Ueberse- 
tzen  aus  d.  Deutschen  in  das  Griech.  2r  Th.  3r  u.  4r  Curs.  2e  bericht.  und 
bereich.  Aufl.  Göttingen,  Vandenhöck  u.  R.  24  Bgn.  8.  20  Gr. 

Fr.  Mehlhorn :  Griechisches  Lesebuch  für  die  dritte  Classe  eines  Gy-- 
mnasiums.  Auf  4  halbjährige  Cursus  eingerichtet  u.  mit  einem  Würter\erzeich- 
niss  versehen.  Glogau,  neue  Güntersche  Buchh.   VI  u.  201  S.    8.  12  Gr. 

Ferd.  Philippi :  Analecta  Graeca majora,  od.  systematische  Griech.  Schul- 
bibliothek der  Dichter  u.  Prosaisten  der  alten  Hellas,  mit  graimuat.  u.  sach- 


27 

erklär.  Anmcrkk..  u.  vollständ.  Gricoli.  -  Deutsch.  Worterbuclic,  fi'ir  dio  mi((l. 
Classea  aii  gelehrt.  Seh.  bearbeitet,  le  Abth.  Audi  unter  d.  Titel:  Aualecta 
Graeca  luajora,  cuthaltend  die  epischeu,  dldactischcu,  ljris<-heu,  draniat., 
bukol.  u.  epigriunmat.  Gedichte  der  alten  Hellas.  Lpz.,  Gleditsch.  23^  15gn. 
gr.  8.  1  Thlr.  8  Gr.  ^ 

lian.  fiytterihachü  itiXoyal  laroQtyal.  Selecta  priuciiuini  historlcorum. 
Horodoti,  Thucylidis,  Xcuophoutis,  PulNbii  illustres  loci.  Plutarchi  \Itae 
Deinostheuls  et  Cicerouls.  Delectu,  praefatioue,  auiu)tatioi\c  discipuloruu»  iu- 
stitutiüul  acconuuodavit.  Kditio  passiiu  aucta  et  eniendata.  Accesseruut  tiar- 
tonis  conuncntarii  in  Plutarchi  vilaiu  Deniusthcnis  et  Ciceronis.  Lpz.,  Hart- 
luauu.  XWU  u.  435  S.  gr.  8.  1  Thlr.  20  Gr.  [Das  Werk  erschien  Irüher 
iu  Holland  1793,  1807  u.  1820.]  Jz.  *  in  Beck's  Uej).  HS.  440  f. 

Jul.  David:  Kurze  Verglelchuug  der  Alt-  u.  Neugriech.  Sprache.  Aus 
dem  Neugriech.  übers,  von  K.  L.  Scruue.  Königsberg.  (Berlin,  Eusliii.)  XV 
u.  164  S.  gr.  8.   1  Tlür. 

J.  A.  J\  Schmidt'.  Neugriechisch -Deutsches  und  Deutsch -Neugriech. 
Wörterbuch.  Zum  Gebr.  d.  Deutsch,  u.  Griech.  2r  Th.  Deutsch -Neugriech. 
Nebst  einer  kurzen  Ncugr.  Graiuniatik  für  Deutsche,  und  Deutschen  Gram- 
matik für  Griechen.  Lpz.,  Schwickert.  46§  Bgu.  gr.  16-  geh.  2  Thlr.  8Gi-. 

3)  Lateinisclie  Sprache. 

Edwards:  The  Eton  Latin  Grammai-,  with  the  addition  of  mauy  useful 
notes  and  obscrvations ,  and  also  of  the  accents  et  quantity.  London.  1826. 
12.  2  Sh.  Qu. 

S.  Fr.  Jndr.  Reuschcr :  Lat.  Schulgrammatik  zum  Gebr.  f.  die  ob. 
ClassenvonGjmnas.   Erster  ThI.  Sorau,  Julien.  XIV  u.  337  S.  gr.  8.  18 Gr. 

F.  jy.  liurcliard :  Latein.  Schulgranunatik  für  die  untersten  Gymna- 
slaklassen.  Nebst  Uebungsbeispielen  u.  einem  Lesebuche.  Berlin,  Plahn.  VUI 
u.  500  S.  8.  18  Gr. 

C.  G.  Broder:  Kleine  Lat.  Grammat.  mit  leichten  Lectionen  für  Anfän- 
ger. Aufs  neue  durchgesehen  u.  verb.  v.  Ldw.  Ramshorn.  21e  verb.  u.  verm. 
Ürig. -Ausg.  Lpz.,  Vogel.    18  Bgn.  gr.  8.  8  Gr. 

J.  C.Keim:  Formenlehre  der  Lat.  Spr.,  für  Anfänger  u.  Geübtere.  2emit 
einem  Anhange  verm.  Aufl.  Stuttgart,  LöfHund.  Xu.  358S.  gr.  8.  20Gr.  [Er- 
scliien  zuerst  1820.  Vgl.  Lpz.  \7.  Z.  1823  Nr.  73.J 

A.  Trdub :  B'ormenlehre  der  Latein.  Sprache,  mit  Uebungen.  Stuttgart, 
Löfflund.   VIH  u.  222  S.  8.  14  Gr. 

J.  E.  Gailer:  Katechetische  Abhandlung  der  Latehi.  Redetheile,  mit 
stufeiunässlg  fortschreitenden  Beispielen  zur  Composition,  nebst  einer  Folge 
von  zusanunenhängenden  leichten  Exercitien.  Tübingen,  Fues.  (Lpz.,  Kmu- 
mer.)  13  Bgn.   gr.  8.  10  Gr.  _  ^ 

f  Fr.  Lindemann :  De  adverbio  Latino ,  spec.  IV.  Progr.  Zittau.  30 
(21)  S.  4. 

J.  !r.  Wagner  i  Dissertatio  de  particulis  ut  ne.  Progr.  Nordhausen, 
gcdr.b.  Müller.  28  (13)  S.  4. 

It'dh.  Mohr'.  Versuch  einer  wissenschaftlichen  Begründung  der  Lehre 
vom  Coniunctiv  im  Lateinischen.    Götthigen,  Dieterich.    38  S.   gr.  8.  6  Gr. 

Ileinr.  Chstn.  Fr.  Pralun:  Versuch  über  da.s  Wesen  des  histor.  Jntini- 
Uv.9  in  der  Lat.  Spr.    Altona,  Busch.   32  S.  gr.  8.  geh.  4  Gr. 

J.  (Uhilj.  Cernhard:  Conunentatt.t  gramuiatic.  |)art.  VI:  Deusupir- 
ticipiiin  sermone  Latino.  Jena.  1826.  15  (14)  S.  4.  [Abgedruckt  in  S.-ebod. 
neuem  Archiv  Jahrg.  I  Hft.  4  S.  47  —  60.1  P'^'t.  VII:  f  De  constructione 
eimnciationum  in  sernumc  Latino.    Progr.  Jena.  1827.   11)  (18)  S.  4. 

P.  Friedriclisen:  lieber  die  oratio  obliquain  d.  Latein.  S^n-ache.  Progr. 
Husum.  47  S.    4. 

J'r.  Ellendt:  De  furmisenuntiatorumconditionaHumlmguac  Latinaeconi- 
entatlo.    Königsberg,   IJumlräger.  72  S.  gr.  8.  8  Gr. 

Le  Manuel  des  etudians,  ou  Code  des  ele^ances  latiues,  renfcnuanl  un  <  h(ii\ 
de  preccptcs  utiles  poui"  ecrirc  t'legauuwcnt  cn  laiin  ;  suivi  d'ini  abrege  desauli- 


28 

qiiites  romaines,  propre  ä  faciliter  l'intelligence  des  auteurs  anciens ;  par/.  E. 
J.  F.  Boinvilliers.  4e  editioii.    Paris. 

f  Ludic.  Doderleiv :  Latein.  Synonyme  und  Etymologien.  Lpz.,  Voeel. 
2r  Till.  240  S.  gr.  8.   18  Gr. 

Index  lectt.  in  acad.  JeatMis.  per  sem.  hibern.  a.  18^^  habend.  [Entliält  Be- 
merkungen V.  Eicfistädt  über  die  Bedeutung  der  Ausdrücke  auditores,  discl])uli, 
sectatores  ete.    bei   den  Alten  in  Beziehung  auf  das  damal.  Studienuesen.] 

8.  Mutzet:  De  noniiiunn  Latinorum  radicibus.  Conuneutatio  granunatica. 
München,  Finsterlin.   3  Bgn.  gr.  8.  geh.  6  Gr. 

J.  Michael  Fleischner:  Onomatologie  oder  Versuch  eines  Latein.  Wör- 
terbuchs unserer  Taufnanien,  grossentheils  mit  Rücksicht  auf  ihre  Bedeutung 
u.  auf  ältere  und  neuere  Sprachen.  Nebst  einigen  Regeln  zur  Latein.  Bil- 
dung unserer  Familiennamen  und  einer  Angabe  der  in  den  vorigen  Jahrhun- 
derten gebräuchl.  Onomatomorphose.  Für  Schulen  bearbeitet.  Erlanoen, 
Palm  u.  E.  1826.  325  S.  8.  1  Thlr.  6  Gr.  iV'z.ind.  Scbulzt.  2  Nr.  40  S.  320. 

l'onr.  Schwenc'c  Etymolog.  Wörterbuch  der  Latein.  Spr.,  mit  Verglci- 
ckuiig  der  Griech.  u.  Deutschen.  B'rankf. ,  Bröimer.  41  Bgn.,  aber  noch  un- 
vollendet, gr.  8.    Ganz  2  Thlr.  12  Gr. 

^Je^idii  Forcellini  totius  Latinitatis  lexicon,  consilio  et  cura  Jac.Fac- 
ciolati.  Edidit,  Auglicam  Interpretation em  in  locum  Itaücae  substituit,  ap- 
pendiccm  Patavinam  lexico  passim  intertexuit,  pauca  de  sue,  distinctione  pt  r 
obelos  facta,  huc  atque  illuc  sparsit,  auctarium  denique  adjecit  Jac.  Bailey. 
2  Voll.  London.  (Lpz. ,  Fr.  Fleischer.)  gr.  F"ol.  77  Thlr. 

J.  Mvr.  Ileinr.  Rothert:  Plan  und  Pi'obe  eines  methodischen  Lateini- 
schen Elemcntarbuches  für  die  untern  Classen.  Progr.  Herford.  47  (37)  S.  4. 

G.  1/.  Klippel:  Praktische  Aufgaben  zur  gründlichen  Erlernung  der  La- 
teinischen Grammatik  und  zum  Uebersetzen  aus  d.  Deutschen  ins  Lateinische. 
Ein  Hülfsbuch  für  die  untern  Ciassengelehrter  Schulen  u.  fürd.  Privatunterr., 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  kl emen  Grammatiken  von  Bröder,  Gro- 
tefend  u.  Zumpt,  so  wie  der  Krebs'schen  Schulgrammatik.  Nordhausen, 
Landgraf.    Vlll  u.  200  S.  gr.  8.  16  Gr. 

J.  G,  L.  Beutler:  Anleitung  zum  Uebersetzen  aus  d.  Deutsch,  ind.  Lat., 
für  die  untern  Classen.  Götting. ,  Vandenhöck  u.  R.  gr.  8.  Ir  Tbl.  9  Bgn. 
6  Gr.  2r  Th.   le  Abth.    22  Bgn.    16  Gr.  2e  Abth.   19|  Bgn.  16  Gr. 

E.  Vronke :  Aufgaben  zum  Uebersetzen  aus  dem  Deutschen  ins  Latei- 
nische, nach  der  Grammat.  v.  Zumpt.  8e  verb.  u.  venu.  Aufl.  Coblenz,  Köl- 
scher. 19  Bgn.  gr.  8.  14  Gr.  [le  Ausg.  1823,  174  S.  2e  Aufl.  1825,  111  u. 
231  S.  Vgl.  Krit.  Bibl.  1824,  10  S.  1144 u.  1825,  11  S.  1184.  HaU.L.Z.  1825 
E.Bl.  135;  Jen.  L,  Z.  1826,  Nr.  80.] 

yins.  Andr.  Cammerer :  Prakt.  Anleit.  z.  Uebers.  aus  d.  Deutschen  in 
d.  Lat.,  mit  steter  Hmweisung  auf  Bröder  u.  Grotefend.  5e  verb.  u.  verm. 
Aufl.    Kempten,  Dannheimer.   21  Bgn.  XVI  u.  318  S.  8.  14  Gr. 

Chstph.  Fr.  lioMs  Latein.  Stilübungen  zu  öifentl.  u.  Privatgebrauche. 
Zweiter  Theil,  welcher  die  Lat.  Uebersetz.  der  Materialien ,  nebst  den  Lat. 
Elegieen  des  Verf.  enthält.  2e  verb.  u.  verm.  Aufl.  [besorgt  v.  Carl  Ludw. 
Roth.]  Stuttgart,  Steinkopf.  XX  u.  392  S.  gr.  8.  1  Tldr.  16  Gr.  [Der 
le  Th.  ,  welcher  die  Materialien  zum  Uebers.  in  d.  Lat.  nebst  einem  poet. 
Anhange  enthält ,  erschien  in  der  2u  Aufl.  ebend.  1822.  XXXIV  u.  619  S. 
1  Thlr.  8  Gr.] 

Fr.  Jacobs  n.Fr.TFUh.  Döring:  Lateinisches  Elementarbuch  zum  öffent- 
lichen u.  Privatgebrauch.  Jena,  BVommann.  4s  Bdchn. :  Chrestomathia  Ci- 
ceroniana  sive  loca  ex  Cic.  epistolis  et  oratt.  excerpta  et  coimuentario  in  us. 
tironum  instr.  a  Fr.  Guil.  Döring.  15  Bgn.  8.  10  Gr. 

Rnd.  Hanhart:  Lateinisches  Lesebuch.  2r  Thl.  2r  Cursns.  Basel, 
Schweighäuscr.  XIV  u.  202  S.  8.  12  Gr.  [Des  In  Thl.  Ir  Curs.  1819, 
Vniu.  96S.  (12  Gr.);  2r  Curs.  1823,  Xll  u.lOOS.  (12 Gr.  vgl.  Beck's 
Rep.  1824,  I  S.  129;  Jeu.  L.  Z.  1824  Nr.  137;  Lpz.  L.  Z.  1826  Nr.  185.); 
des  2n  Thl.  Ir  Curs.   1825,  181  S.  (vgl.  Schulzt.  1826,  2  L.  Bl.  26.)] 

/.  ii^.  J'appenbeck :    Latein.  Lesebuch.     ELic  Auswahl  sorgfältig  gc- 


29 

wäUlter  Uebunjrs-  u.  Lesestücke  für  die  unt.  Cl.  der  {rol.  Soh.  Mit  eiiioni 
vollständifioii  WörtcrhiRlie.    Hn-nion  .  Vle>se.  Vlll  ii.  427  !S.   £^r.  8.    20  <'r. 

Fr.  Gedik-c:  Latein.  Lcsi'hurli  l'ür  tlic  orstou  Antänfior.  INou  l)earl)i-i- 
t(-t  und  mit  bestäiidijioii  Hinweisimfion  nnf  Ziimpt's  Gnuninatik  bofiloitet  von 
Fr.  A<l.  Heck:  ?Oo  roclitiiiiiss.  AuH.'  IJerlin,   iMjlius.   VI  ii.  234  8.  8.  6  Gr. 

C'irstn.  G.  IJrodcr :  Klomoiitarisclios  Lesi-hiioli der liat.  Spraclie ü\r  dio  im- 
teni  Classeii,  die  anfäasl.  Krlonuin^  dieser  Sprache  so  leicht  als  mögücli  zu 
machen.  Ein  Pendant  zur  kleinen  l>at.  Graiiiniatik.  Neu  hesorfrt  v.  Dr.  Ja/.  /}</- 
lerbeck.  Sevenn.  u.  verb.  .\uH.  Hannover,   Hahn.  Xlhi.  177  S.  gr.  8.  6  Gr. 

J.  A.  IJmtniig:  Lat.  Kleiuontarbuch.  Zweiter  Cursus.  Erlangen,  Palm 
u.  E.  VI  u.  254  S.   8.  12  Gr. 

Edwards' s  Latin  Delectus,  o*-  Fir.st  Lessons  in  constniinp;,  adapted 
tlirouoliout  to  the  llulcsof  Syntax  of  the  Eton  Latin  Grammar.  London.  1826. 
8.  2  Sh.  6  ]). 

(ZVj;.  Fir/cer:)  Chrestomathia  Latina  in  us.  auditor.  philosophiac  anni 
nrimi  et  secundi.  Wien,  Geistinger.  (Lpz.,  Vogel.)  31  Bgu.  8.  1  Thlr.  16  Gr. 

,'1      ,iM'i 

4)  Hebräische  Sprache.  .  fr^f  - 

Fr.  Ulilemmin:  Hebräische  Sprachlehre.  Berlin,  Riemann.  VIII  u. 
1.52  S.   gr.  8.  18  Gr.     _ 

G.  J.  Hekker:  Rudimenta  linguae  Hebraicae  ad  iis.  alnmn.  collegü  phi- 
losoph.    I^öwen.  (I^pz.,  Weigel.)  1826.  11  IJgn.  8.  cart.  1  Thlr.  6  Gr. 

TF.  Gesenius:  Hebräisches  Elementarbuch.  2rThl.  Severb.  Aufl.  Halle, 
Renger.  X  u.  164  S.  8.  15  Gr. 

5)   Deutsche  Sprache.  -i  ii    l 

*  JFerther :  Versuch  eines  Leitfadens  zum  Unterrichte  in  der  Geschich- 
te der  Deutschen  Literatur.  Erste  bis  dritte  Periode.  Progr.  Herford.  1826. 
32  (23)  S.  4.  Jbb.  IV  S.  311. 

^■i.  Koherstein :  Grundriss  zur  Geschichte  der  Deutschen  Nationallitc- 
ratur.  Zum  Gebr.  auf  gelehrt.  Schulen.  Lpz.,  Vogel.  19f  Bgn.' gr.  8.  22  Gr. 

JVoIfg.  Menzel:  Die  Deutsche  Literatur.  Stuttgart,  Frankh.  1828. 
2  Tide.  582  S.  gr.  12.  geh.  3  Thlr.  12  Gr. 

J.  G.  Adelung:  Deutsche  Sprachlehre,  nebst  einer  kurzen  Geschrchte 
der  Deutschen  Sprache.  Neue  verm.  u.  verb.  Aufl.  Wien,  Bauer.  1828.  gr.  8. 
1  Fl.  36  Kr.  CM. 

K.  F.  Becker:  Deutsche  Spracldehre.  Ir  Bd.:  Organism  der  Sprache  als 
Einleitung  der  Deutschen  Sprache.  Frankf. ,  Reinherz.  XVI  u.  367  S. 
gr.  8.  2  Thlr. 

Theod.  Ileinsius :  Teut  oder  theor.  -  prakt.  Lehrb.  der  gesamnrten  D. 
Sprachwissenschaft.  4e  verb.  Anfl.  Berlin,  Dunker  u.  H.  Ir  Th.  1826. 
X\XlVu.481S.  8.  IThlr.  2r  Th.  1827.  XVI u.  496S.  1  Thlr.  12  Gr.  JS'z.* 
von  ITulper  in  d.  krit.  Bibl.  6  S.  615. 

J.  Clirstn.  Au^.  Hey  sex  l'heoretisch  -  praktische  Deutsche  Grammatik, 
oder  Lehrbuch  zum  reinen  und  richtigen  Sprechen ,  Lesen  u.  Schreiben  der 
Deutsch.  Spr.  nebst  e.  kurzen  Geschichte  u.  Verslehre  derselben.  Zunächst 
z.  Gebr.  f.  Lehrer  u.  z.  Sell)stuiiterr.  4e  sehr  venn.  u.  verb.  AuH.  Hannover, 
Hahn.  X\  u.  859  S.  gr.  8.  2  Thlr.  8  Gr.  Her.  in  d.  Götting.Anzz.  St.  74  u. 
75  S.  729  —  41,  lobt  das  Ganze  und  macht  mehrere  Ausstellungen  in  der 
Wortschrcibung  und  Wortbildung.    Vgl.  Hall.  L.  Z.    1816  K.   151.  11. 

J.  Chrstn.  Auf;.  II''Yse  r  Theoretisch-praktische  Deutsche  Sduilgrammat., 
od.  kurzgefasstes  Lehrbuch  d.  Deutsch.  Sprache.  7e  verb.  Auil.  Hannover, 
Hahn.  VIII  u.  392  S.  gr.  8.  16  Gr.  M.  v.  d.  6n  Aufl.  in  d.  Götting.  Anzz. 
St.  74  S.  729  f. 

J.  Chrstn.  Au^.  Ilyse:    Leitfaden   zmu  grundlichen    Unterricht  in    d. 
Deutsch.  Sprachi^für  liölure  u.  niedejc  Schulen,  nach  <len  grössern  fjehrbüchern 
d.  Deutsch.  Sj.r.    4e  sehr  verb.  AuH.   Hannover,  Hahn.   1826.  VI  u.  121  S. 
gr.  8.    6  Gr.    Iter.  in  d.  Schui/.t.    1    L.   ßl.   19  S.   145  -.50,  rügt  die  Un 
bcstiumitheit  und  UnvolL-stäiidigkeit  der  Regeln  und  da»  Einmischen  von  Nicht 


30 

hierhergehörigem ,  rülunt  aber  die  zahlreichen  u.  bedeutenden  Verbesserun- 
gen. Az.  in  d.  Götting.  Anzz.  St.  74  S.  730  —  32,  verbreitet  sich  bloss  über 
den  Gebrauch  des  fl"  statt  fz. 

Anton  Link:  Neue  Deutsche  Sprachlelire.  Nach  Adelung,  Heynatz, 
Campe,  Gedike ,  Eberhard  u.  Funke  bearbeitet  f.  Lelirer  u.  Schüler.  2  Bde. 
2  verra.  Aufl.  Graz.  40  Kr. 

W.  IViumer :  Deutsche  Sprachlelu-e  In  Verbindung  mit  der  Anleitung  zu 
schriftl.  Aufsätzen.  Methodisch  bearbeitet.  Heidelb. ,  Winter.  14^  ßgn- 
gr.  8.  16  Gr. 

F.  C.  Bestenbostel:  Methodologisches  Handbuch  für  den  Unterricht  in 
der  Deutsch.  Sprache.     2  Abtldlgn.  Hannover,  Hahn.  161  S.  gr.  8.  8  Gr. 

J.  G.  Itadlof'.  Ausführl.  Schreibungslelire  der  teutschen  Sprache,  für 
Denkende,  vornehml.  für  Schriftsteller,  Lehrer  u.  Beamte,  durchaus  neu 
bearb.  Nebst  2  Schrifttaf.  Wolilfeile  Ausg.  Frankf.,  Brönner.  39|  Bgn. 
gr.  8.  1  Thlr. 

C.  Ileinr.  Ludw.  Politz:  Lehrbuch  der  Deutschen  dichterischen  Schreib- 
art, für  höhere  Bildungsanstalten  u.  häusl.  Unterr.  Halle,  Heuuncrde  u. 
Schw.  X  u.  222  S.  8.  18  Gr.  Seihstanz,  von  P6litz  ind.  Lpz.L.Z.  Nr.  137 
S.  1095  f.  Uz.  *  in  ßeck's  Rep.  11  S.  191  f.  u.  in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  231 
S.  173  —  76.  [Bildet  die  Fortsetzung  zum  Lehrb.  der  pros.u.redn.  Schreibart. 
Von  diesem  hat  Beier  in  d.  krit.  Bibl.  3  S.  317  —  24  eine  lAz.  **  geliefert.] 

[X.  Garve:'\  Der  Deutsche  Versbau,  oder  Wortmessung,  Wortbewe- 
gung und  Wortklang  der  Verse.    BerUn,  Reimer.    17|  Bgn.  8.  iThk-.  4  Gr. 

J.  A.  Eberhard  u.  J.  G.  E.  Maass :  Vei'such  einer  allgem.  Synonymik 
in  e.  kritisch  -  philosophischen  Wörterbuche  der  sinnverwandten  Wörter  der 
Hochdeutsch.  Mundart.  8e  Ausg. ,  fortges.  u.  herausg.  v.  J.  G.  Gruber.  In 
6  Bden.  Halle,  Ruff.  gr.  8.  Jeder  Bd.  Pr.^Pr.  1  Thlr.  20  Gr.  Bd.  1  u.  2, 
1826.  L,  542  u.  521 S.  Bd.  3, 1827.  553  S.  ^z.  *  dieser  3  Bde.  von  Po7/>s  in  d. 
Lpz.  L.  Z.  Nr.  175  S.  1397  — 1400.  Az.  d.  In  u.  2n  Bds.  in  Beck's  Rep.  I S.  288  f. 

Feter  Beer:  Handwörterbuch  der  Deutschen  Sprache  mit  besondeier 
Beziehung  auf  ihre  gleichnamigen ,  sinnverwandten  u.  uneigentl.  Ausdrücke. 
Nach  den  Wörterfamilien  geordnet,  zunächst  für  angehende  Schullehrer  u. 
reifere  Schüler.  Mit  einem  Hauptregister.  Wien ,  Sollinger.  1828.  33  Bgn. 
Lex. -Form.   1  Thlr.  20  Gr. 

H.  A.  Erhard:  Handbuch  d.  Deutschen  Spr.  in  ausgewählten  Stücken 
Deutscher  Prosaiker  u.  Dichter  aus  allen  Jalurhh.  Erfurt,  Maring.  8.  IrCur- 
sus :  Deutsches  Lesebuch  f.  die  Jug. ,  zur  ersten  Bildung  der  Sprache  u.  des 
Gesclunacks.    2e  verb.  Aufl.  26  Bgn.  12  Gr. 

L.  M.  Eisenschmid:  Polyhymnia,  od.  theoret.  -  praktische  Sammlung 
über  das  Gesammtgebiet  Deutscher  Prosa  u.  Dichtkunst ,  Li  systemat.  Ord- 
nimg, le  Abth. :  Das  Gebiet  der  Prosa.  Ir  Bd.  in  3  Hftn.  Bamberg,  Dresch. 
18  Bgn.  gr.  12.  12  Gr. 

C.  Schüelein:  Muster-  u.  Uebungsblätter  zur  Bildung  des  Ausdi-ucks  u. 
Geschmacks.  Mit  einer  Methodik  als  Anhang.  Speier  u.  Heidelb. ,  Osswald.  X 
U.343S.  8.  1  Thlr.  Kurzekrit.  IJz.^f  in  d.  Heidelb.  Jahibb.  9S.942—  44. 

Deutsches  Lesebuch  für  höh.  Gymnasialcl.  Herausgeg.  v.  den  Lehrern 
des  Gymn.  in  Trier.   Trier,  Lintz.   32  Bgn.  gr.  8.  br.  1  Thlr.  8  Gr. 

G.  Reinbeck:  Vorhalle  zum  Deutschen  Schriftenthum.  Euie  Samm- 
lung Aufsätze  u.  Gedichte.  Zur  Uebung  im  richtigen  u.  darstellenden  Lesen, 
u.  zu  Mustern  für  Aufsätze,  nebst  liter.  Erläutt.  u.  Notizen.  Zum  Gebr.  f. 
Zöglinge  von  14 — 16  J.  in  Gymn.  u.  Lyceen.  Stuttgart,  Metzler.  XX  u. 
358  S.   8.  21  Gr. 

Fr.  Erdm.  Petri:  Dreihundert  Geschichtsaufgaben  [zu  Aufsätzen  und 
Abhandlungen]  mit  Andeutung  ihrer  Ausführung  nach  der  Zeitfolge  der  Per- 
sonen u.  Thatsachen  zusammengestellt  u.  dargeboten.  Lpz.,  Hartmann.  XIV 
u.  130  S.  8.  20  Gr.  Krit.  Az.\*  in  d.  kiit.  Bibl.  7  S.  693  —  96,  giebt  Be- 
weise von  verfehlter  Anlage ,  und  stellt  allg.  Grundsätze  über  die  Einrich- 
tung eines  solchen  Werks  auf. 

J.  G.  Radio/:   Die  Sprachen  der  Germanen  in  iluen  säinmti.  Mundarten 


31 

dargestellt  u.  erläutert  durch  die  Gleichuissredcn  vom  Saemannc  u.  dem  ver- 
loriii'ii  Sühne  ,  sanuiit  einer  kurzen  Geschichte  des  Namens  der  Teutschen. 
AVühlfc'ile  Aus^.  l'Vaiikf.  .   l5röinKT.    28  Bgn.  gr.  8.  18  Gr. 

j4.  J.  jrallraf:  Mtdeutsehes  Instor.  -  diplomatisches  Wörterbuch,  worin 
die  richtigen  Verdeiitschimjien  der  veralteten,  bisher  in  Druck  nocli  nicht  er- 
scliienenen  Wörter,  aus  dem  12  bis  ins  16  Jahrh.  enthalten  sind,  als  sehr 
wichtige  Beiträge  zum  Deutschen  Glossarium.  Coln ,  Schmitz.  6  Bgn. 
gr.  8.  1  Thlr. 

^.  IL  Iloß'mann :  Althochdeutsches  aus  Wolfenbüttler  Handschriften 
herausgegeben.     Breslau,  Grass.  B.  u.  C.  XXVTII  S.  gr.  8.  geh.  6  Gr. 

U.  F.  ßlassmarni :  Denkmäler  Deutscher  Spr.  u.  Literatur,  aus  Hand- 
schrr.  des  8  bis  16  Jahrb.;  zum  ersten  !Male  herausgeg.  !\Iün<hen,  Michae- 
lis.    Is  Hft.  6  Bgn.  gr.  8.    Das  Enih;  fehlt  noch;    das  Ganze  1  Thlr.  4  Gr. 

E.  G.  GrajJ :  Diutiska.  Denkmäler  Deutseh.  8pr.  u.  Literatur,  aus  alt. 
Handsehrr.  zum  ersten  INIahl  theils  herausg.,  tlieils  nachgewies.  u.  beschrie- 
ben :  d.  Fremiden  d.  Vorzeit  gewidm.  Stuttgart,  Cotta.  gr.  8.  Ir  Bd.  2s  u. 
3s  Hft.  1826  u.  27.  23  Bgn.  2  Thlr.  8  Gr.  Az.  *  des  In  Hfts.  in  d.  Göt- 
ting.  Auzz.  1826  St.  160.  lAz.  des  In  u.  2n  Hfts.  in  Beck's  Rep.  1827,  I 
S.  187  —  90;  sehr  griindl.  u. reichli.  llec.y.  MassmaTmin([.lie\^Q\\).  Jahrbb. 
1826,  12  S.  1163  —  1217. 

Der  Psibelunge  not,  mit  der  Klage:  in  der  ältesten  gestalt,  mit  den  ab- 
weichungen  der  gemeinen  lesart,  herausgegeben  von  Karl  Lachmann.  Ber- 
lin, |Reimer.  1826.  VHlu.  312  S.  4.  Jz.  in  d.  Götting.  Anzz.  St.  79  S.  777 
—  82,   rülmit  krit.  Textbehandlmig,  wünscht  Erläuterungen  dazu. 

Jw  ein ,  der  ritter  mit  'dem  lewen ,  getihtet  von  dem  hern  Hartman, 
dienstman  ze  Ouwe ,  heraus  gegeben  von  G.  /''.  Benecke  u.  K.  Lachmann. 
Berlin,  Reimer.  IV  u.  420  S.  8.  1  Tbk.  16  Gr.  Az.  *  in  d.  Gott.  Anzz. 
St.  91  S.  899  — 902. 

Die  Gedichte  Walthers  von  der  Vogelweide,  herausg.  v.  K.  Lachmann. 
Berlin,  Reimer.  XJI  u.  227  S.  gr.  8.  1  Thlr.  Rec.  ' '  von  TF.  Grimm  in  d. 
Götting.  Anzz.  St.  204  S.  2025  —  38,  welche  sichüberden  Werthdes  Dichters 
verbreitet,  kritische  Sorgfalt  rühmt  und  einige  Verbesserungen  und  Erklä- 
rungen nachträgt. 

6)   Französische  Sprache. 

K.  A.  Menzel'.  Handbuch  der  neuem  Französ.  Sprache  u.  Literatur  für 
höhere  Schulanstalten.    Breslau ,  Gosohorsky.    IV  u.  307  S.  gr.  8.  1  Thlr. 

A.  Rartliel:  Handbuch  der  Franz.  Sprache  nach  einerneuen  systemat. 
Darstellung  derselben.  Eine  fassl.  Erörterung  aller  Regeln  dieser  Sprache,  so- 
wohl für  Lehrer  zur  Erleichterung  des  Vortrags,  als  für  diejenigen,  welche 
sich  in  dieser  Sprache  noch  völlig  ausbilden  wollen.  Ir  Tbl.  3e  verb.  u. 
verm.  Aufl.   Freiberg.  (Lpz. ,  Hinrichs.)  23  Bgn.  8.  1  Thlr. 

M.  J.  Frings:  Ausführl.  Grammat.  d.  Franz.  Spr.  für  Deutsche.  Ber- 
lin, Maurer.  XVI  u.  679  S.  gr.  8.  1  Thlr. 

A.  /Fa.isprhur(r:  Franz.  Grammatik,  aufgestellt  nach  einem  neuen  Lehr- 
system in  3  Thln.  Vermehrt  luit  dem  dazu  gehörigen  Lehrplane,  wornach 
diese  Spr.  in  100  Lehrstunden  gelehrt  u.  erlernt  werden  kann.  4  Thle. 
3e  Aufl.  Mainz,  Stenz.  1826.  26  Bgn.  8.   I  Thlr.  12  Gr. 

J.  F.  Scliäjfer:  Französ.  Sprachlehre,  für  Schulen  und  Privatunterr.  Er- 
ster Cursus,  welcher  die  Anfangsgründe  enthält.  7e  verm.  Aufl.  Hannover, 
Halm.     XIV  u.  440  S.  gr.  8.   14  Gr.     [Vgl.  Jen.  L.  Z.  1821  Nr.  92.] 

7>foi«>7;  Nouvelle  Grammaire  Allemand- Fran^aise.  3me  edit.  entiere- 
ment  refondue  et  augmentee  de  bcaucoup  d'exemples  et  d'exercices.  Stutt- 
gart ,  Colta.   33  Bgn.  gr.  8.  1  Thlr. 

Mozin:  Vollständiger  Auszug  der  Franz.  Sprachlehre,  oder  neuen, 
leichtere  Art,  Französ.  zu  lernen,  durch  Darstellung  der  wesentlichsten  Re- 
geln in  beiden  Sprachen  ,  nebst  vielen  Franz.  u.  Deutschen  Uebungen  über 
dieselben.  4e  umgearb.  u.  verm.  Aufl.  Stuttgart,  Cotta.  24  Bgn.  gr.  8.  16  Gr. 


32 

J.T".  Meidin^er:  Praktische  Franz.  Grammatik.  33e  verb.  Orig.  -  Ausg. 
Frankf,  (Lpz.,  ¥x.  Fleis«aior.)  1826.  43 J  Mgn.   gv.  8.  18  Cir. 

J,ambert  Lambert:  INeiier  praktischer  Leitfaden  zum  ersten  Unterricht« 
in  der  Kranz.  Sprache.  2e  venu.  Anll.    Hei<leR)erg,  Winter.  192  8.  8.  9  Gr. 

Casi).  llirzel:  Neue  praktische  Fraaztisisclie  Grammatik,  oder  voil- 
.ständiffor  lJuterrii;ht  in  der  l^'ranzös.  Sprai  he.  3e  verb.  u.  verm.  Ausj:.  von 
Conrad  7u  Orell.  Aarau ,  Sauerländer.  VIII  u.  463  S.  f>r.  8.  14  Gr.  [Die 
dritte  Aufl.  1824  gelobt  in  einer  Az.  in  d.  ki'it.  ßibl.  1826,  10  S.  1055  —  57. 
Vgl.  Lpz.  L.  Z.  1825  Nr.  48.] 

C.  G.  Holder:  Praktische  Franzos.  Sprachlehre  für  den  Unten-iclit  u. 
das  Privatstudium.  Stuttgart.  (Tübingen,  Laupp.)  626  S.  gr.  8.  1  Thlr. 
8  Gr.  [Ein  Aufsatz  in  einem  Beiblatt  zum  Hesperus  Nr.  1.55  |von  Mozin] 
tadelt  Hölder's  u.  Hirzel's  Grammatt,  sehr  scharf,  fülirt  eine  lange  Reihe 
von  Fehlern  auf  und  weist  imch,  dass  die  letztere  aus  Mozin's  Grammat. 
compilirt  ist.  Holder  vertheidigt  sich  gegen  diese  Ausstellungen ,  in  man- 
chen Stellen  treffend  ,  in  andern  nicht  gnügend ,  im  Hesper.  Nr.  204  • —  6.] 

Französ.  Uebersetzung  der  Deutschen  üebungssücke  in  Hölder's 
prakt.  Franz.  Sprachlelu'e  ;  für  den  UnteiT.  u.  das  Privatstud.  Stuttgart, 
Löfflund.   5  Bgn.  gr.  8.  7  Gr. 

J.  F.  Cesar:  Elementai'buch  der  Franz.  Spr.  für  Schul-  u.  Privatunter- 
richt. Erster  Thl.  od.  Grammatik.  Bremen,  Kaiser.  XYIII  u.  417  S. 
gr.  8.   1  Thlr.  8  Gr. 

F.  Fliesshach :  Trois  tables  des  verbes  Fran9ais.  Leips. ,  Hartmanu. 
2  Bgn.  fül.  12  Gr. 

G.  Kissling'.  Tabelle,  welche  des  Erlernen  der  Conjugationend.  Franz. 
Zeitwörter  möglichst  erleichtern  soll.     Heilbronn,  Drechsler,    fol.    3  Gr. 

M.  J.  jyamich:  Gründliehe  Darstellung  der  Conjugation  der  Franz. 
Zeitwörter.  Mit  Tabellen  u.  Uebungsstücken. /  Aachen,  Mayer.  6  Bgn. 
gr.  8.  geh.  12  Gr. 

J.  //.  P.  Seidenstüclcers  Elementarbuch  zur  Erlernung  der  Franz.  Spr. 
Erste  Abthl.  6e  durchges.  Aufl.  Hamm,  Schulz.   76  S.  8.  6  Gr. 

K.  Thiemann :  Vorübungen  zur  Erlernung  der  Französ.  Sprache  für 
Anfänger.     Breslau,  Grass,  B.  u.  C.  96  S.  gr.  8.  6  Gr. 

J.  Lendroy :  Elementarbuch  zur  leichten,  schnellen  und  gründlichen  Er- 
lernung der  Französ.  Sprache.  Frankf. ,  Sauerländer.  XIV  u.  265  S.  8. 
10  Gr.     ^z.  "  in  d.  Schulzt.  2  L.  Bl.  33  S.  294—96. 

D-  Gies:  Vorbereitende  Uebungen  zur  Franz.  Sprachlehre,  vcrbmidon 
mit  zweckjuäss.  Lesestücken,  für  die  Anfänger  in  dieser  Spr.  Hanau, 
lädier.  (Lpz.,  Hiiuichs.)  XXVIH  u.  340  S.  8.  12  Gr. 

Neues  Elementarbuch  zum  Uebersetzen  aus  dem  Deutschen  in's  Französ. 
für  d.  erst.  Unterricht.    Frankf.  a.  M. ,  Jäger.   Vill  u.  220  S.  gr.  8.  12  Gr. 

G.  H.  Stehr :  Anleitung  ziun  Uebersetzen  aus  d.  Deutschen  ins  Fr;ui- 
zösische,  nach  einer  stufenweisen  Fortschreitung  vom  Leichten  zum  Schwe- 
ren ,  verseifen  mit  einer  Phraseologie  u.  einer  Sammlimg  von  Germanismen 
u.  Gallicismen.     Hamburg,  Hottmann.    Vlll  u.  315  S.  8.  20  Gr. 

C.  Saigej :  Erklärende  Französ.  Lehrstunden,  oder  interessante  Stücke 
zum  Uebersetzen  aus  d.  Deutsch,  ins  B'ranz. ;  mit  Autlösung  einer  Älengu  be- 
deutender Schwierigkeiten  der  Franz.  Spr.,  welche  man  sonst  nirgends  gründ- 
lich gelösst  findet.  Meissen,  Gödschc.  Vlll  u.  469  S.  8.  1  Thb:.  8  Gr. 
Sehr  empfohlen  im  Elbeblatte  Nr.  125. 

Theoret.  u.  prakt.  Cursus  zur  Erlern,  der  Franz.  Spr.,  nebst  der  Kunst 
des  Briefwechsels  u.  einem  histor.  GenKilde  der  3  Jaluhunderte  der  Franz. 
Literatur,  zum  Gebr.  f.  Deutsche  bei  dem  öffentl.  u.  Privatiuiterr. ,  sowohl 
für  Anfänger ,  als  auch  für  solche,  welche  schan  Fortschritte  in  der  Fr.  Spr. 
gemacht  haben,  bearb.  von  J^'erd-  T.eop.  Rammstein.  Neue  umgearb.  u.  be- 
U-ächtl.  verm.  Aufl.  Ir  Bd.  Wien,  Gerold.  33  Bgn.  gr.  8-  geh.  1  Thlr.  16  Gr. 

Mad.  de  Genlis:  Die  Kinderinscl.  Eine  Uebungsschr.  zum  Uebersetzen 
aus  dem  Deutsch,  ia's  Franz.  Aus  d.  Franz.  in's  Deutsche  übers,  u.  mit  ujUer- 


33 

gelegter  Fraseologie.  Herausg,  v.  /.  Ekkenstein.  Görlitz,  Zobel.  7J  Bgn. 
8.  6  Gr. 

Neues  Franz.  Lesebuch  für  den  ersten  Unterricht.  5e  verb.  Aufl.  Frank- 
furt a.  M.,  Jäger.  168  S.  gr.  12.  12  Gr. 

C.  yid.  Menzel:  Handbucli  der  neuem  Franz. Sprache  u.  Literatur,  zum 
Gebr.  für  höhere  ScIuiUinstalten;  enth.  längere  Proben  aus  den  Werken  von 
Ancillon,  Rldo.  de  Stael,  Chateaubriand,  Lacretelle,  Jommi,  Napoleon  Buo- 
naparte,  Las  Cases,  de  Pradt,  Segur  d.  j.  u.  d.  alt.  und  J.  de  Maistre.  Mit 
kurz,  biofrraph.  Notizen.  Breslau,  Gosoliorsky.  306  S.  gr,  8.  1  Thlr.  Az.  * 
in  d.  Schlesisch.  Provinzialbl.  >>ept.   Liter.  Beil.  St.  9. 

Fr.  Ahn  M.  P.J.Le/oup:  Franz.  Lesebuch,  inSCurs.,  mlt.\nmerkk.  u.e. 
Wortregist   Aachen,  LaRuelle  u.  Destez.   VIII  u.  262  S.  8.  geh.  16  Gr. 

Sechs  Tragoedien  von  P.  Corneille ,  J.  Racine  u.  Voltaire ,  für  höhere 
Class.  d.  Gymn.  bearbeitet  von  C.  H.  Hdn/p.  Giessen,  Heyer.  232  S.  gr.  "8. 
16  Gr.  ^z.  *  in  d.  Jen.L.Z.  Nr.  174  S.  429  f.,  rühmt  besonders,  dass  diese 
Stücke  durch  einzehie  Aenderungen  u.  Auslassungen  für  Schulen  sehr  zweck- 
mässig eingerichtet  sind.  |  Derselbe  Verf.  hat  1S25  chvndas.  I'ier  Sc/iauspiele 
von  Möllere  auf  gleiche  Weise  bearbeitet  herausgegeben.  Vgl.  Lpz.  L.  Z. 
1827  Nr.  263  S.  2098  f.] 

^y.  Ife :  Der  kleine  Franzos,  oder  Sammlung  der  zum  Sprechen  nöthi- 
gen  Wörter  und  Redensarten,  nebst  leichten  Gesprächen  für  das  gesellschaft- 
liche Leben.  Französ.  u.  Deutsch.  Ein  Hülfsbuch  für  diejen.,  welche  sich  der 
Ki'lern.  d.  Franz.  Spr.  widmen,  u.  besonders  zur  Uebung  des  Gedächtnisses. 
3e  verb.  u.  venu.  Aufl.  Berlin,  Amelang.  IV  u.  166  S.  12.  6  Gr.  Kurze  Az. 
in  d.  Jen.  L.  Z.Nr.  166  S.  367  f.  Desgl.  *  f  in  d.  krit.  Biblioth.  6  S.  581. 

C.  Ph.  Bona  fönt:  Le  petit  maitre  de  langue,  ou  Vocabulaire  nouveau 
fran9ais  -  allemand.  Halle,  Kümmel.  1828.  196  S.  gr.  12.  br.  9  Gr.  weiss 
Pp.  12  Gr.    Schrpp.    16  Gr. 

P.  A.  Lanneau :  Dictionnaire  de  poche  de  la  langue  fran^aise ,  r^digö 
d' apres  l'Acadenüe.  Paris  et  Leips.,  Bossange.  29Bgn.  16.  br.  IThlr.  3  Gr. 

7)  Englische  Sprache. 

C.  J.  F.  Mahn:  Neue  theor.  -  prakt.  Anweisung  zur  richtigen  Ausspra- 
che des  Engl.,  als  Leitfaden  bei  dem  ersten  Unterr.  in  dieser  Spr.  Braun- 
schweig,  Pluchart.  1826.  2J  Bgn.  gr.  8.  geh.  6  Gr.  / 

[F.  jy.  Knarr:  Praktische  .\nleitung  zum  Uebersetzen  aus  dem  Deut- 
schen ins  Englische.  Zum  Schul  -  u.  Privatgebrauch.  Curs.  2.  (Sammlung 
von  Original -Handlungsbriefen.)  Lpz.,  Lauffer.  1828.  VIll  u.  304  S.  gr.8. 
1  Thlr.  8  Gr.) 

Fr.  Gedihe:  Englisches  Lesebuch  f.  d.  Anfänger.  SeAufl.  Gänzlich um- 
gearb.  u.  verb.  von  .S'.  //.  Spiker.  Berlin,   Mylius.  V  u.  282  S.   8.   16  Gr. 

O.  L.  li.  JVolf:  Lesebuch  für  Anfänger  in  der  Englischen  Sprache. 
Weimar,  HofTmann.     18  Gr. 

New  EnglishReadingBook,  consisting  of  a  choice  variety  of  Selections 
in  Prose  and  Poetry.  By  IT.  Th.  JJuvdeiker.  Vol.  I :  Prose.  For  tlie  use  of 
younger  classes.  Auch  u.  d.  Titel :  Neues  Engl.  Lesebuch  etc.  Mit  einem 
vollständ.  Wörterbuche.  Herausgeg.  von  etc.  Bremen,  Kaiser.  676  S.  gr.  8. 

1  Thlr.    16  Gr.     Kurze  Uz.  *  von  Men/ce  in  d.  krit.  Bibl.  3  S.  327  f. 

The  Vicar  of  Wakefield.  A  tale  by  .Olivicr  Goldsmith.  With  a  prefatory 
memoir  by  Sir  Walter  Scott.  Accentuirt  u.  mit  krit.,  grammat.  u.  erläutern- 
den Anmerkk.  herausgeg.  von  C.  Frz.  C/istn.  If  aguer.  Marburg,  Krieger. 
1828.  XXV IJI  u.  300  S.  gr.  8. 

//.  E.  JAoyd  and  G.  11.  Noehden :  A  new  Dictionary  of  the  English  and 
German    languages.    II  Parts.    Hamburg,   Campe.    42^  Bgn.   gr.  12.  geb. 

2  Thlr.  16  Gr. 

iSam.  Johnson:  Dictionary  of  the  English  language,  in  wliich  the  words 
are  deduced  from  their  Originals,  explaincd  in  their  diircrent  meanuigs,  and 
Verzeichniss  plulul.  Sthrr.  v.  1827.  e 


S4 

authorized  by  the  names  of  tue  writers  in  whose  works  tliey  are  found.  Prin- 
ted  from  Todd's  enlarf;ed  4to  edition  with  the  additions  lately  introd.  by 
Chaliners  and  others ;  newly  revised  and  corr.  To  which  is  preiixed  John- 
son's  Gramniar  of  the  Engl,  language ,'  and  annexed  a  Glossary  of  Scottish 
\vords  and  phrases,  which  occur  in  tlie  Works  of  W.  Scott.  II  Voll.  Heidel- 
berg, Engelniann.  Vol.  1, 1828.  XXXI  u.  624  S.  gr.  8.  Beide  Bde.  cart.  10  Thlr. 
C.  ff'i/l:  A  Dictionary  of  the  English  andGerman  languages.  In2parts. 
Caref.  corrected  and  augmented ,  the  irregulär  parts  of  the  English  verbs 
inserted  in  tlieir  proper  places  ,  together  with  a  concise  account  of  the  hea- 
then  deities  etc.  And  a  Supplement,  contain.  the  variations  of  the  German 
irregulär  verbs,  simple  and  compond.  F'rankf.,  Brönner.  62  ßgn.  Stereo- 
typdr.  gr.  16.  br.  2  Thlr.  Jeder  Theil  einzeln  1  Thlr.  4  Gr. 

8)    Italienische  SpracTie. 

Fo  Valentini :  Der  Italienische  Lehrer,  od.  theoret.  -  prakt.  Lehrgang 
des  Ital.  Sprachunterrichts.  Zum  Gebr.  b.  Schul-  u.  Privatunterr.  Ir  Bd. 
enth.  die  Lehren  der  Grammatik,  nebst  prakt.  Uebungen  zum  Uebers.  ins 
Ital.  Berlin,  Cosmar  u.  Kr.  25  Bgn.  gr.  8.     1  Thlr.  8  Gr. 

A.  Spirk:  Uebersetzungsübungen  aus  dem  Deutschen  in  das  Italienische, 
mit  untergelegten  Bedeutungen  und  Redensarten,  nebst  einem  Anhange  alpha- 
betisch geordneter  Erläuterungen.  Prag  (Calvc).    20|  Bgn.  8.  16  Gr. 

K.  Thiemann :  Italienische  Chrestomathie ,  mit  grammatikalischen  Ta- 
bellen u.  einem  Register  der  schwersten  Wörter  u,  Redensarten.  Breslau, 
Grass,  B.  u.  C.  126  S.  gr.  8.  8  Gr. 

f  P.  A.  Fedor  Possart :  Italienische  Chrestomathie  oder  Auswahl  ge- 
haltvoller Stücke  aus  der  Ital.  Literatur  von  Yillani  bis  auf  unsere  Zeiten, 
nebst  einem  Anhang,  enth.  ein  vollständiges  Verzeichniss  sämmtl.  unregel- 
mässigen Zeitwörter,  mit  Inbegriff  derer,  w  eiche  im  Präseiis  auf  isco  ausge- 
hen.    Lpz.,  Hartmann.  1828.  VIU  u.  414  S.  gr.  8.  1  Thlr.  16  Gr. 

C.  Goldoni:  L'a\-v"enturiere  onorato.  Commedia  di  tre  Atti.  Für  An- 
fänger der  Ital.  Spr.  mit  Deutsch.  Amnerkk.  versehen  yon  C.  Roberto.  Wien, 
Schrämbl.  (Lpz.,  Liebeskind.)  1828.    71  Bgn.  8.  10  Gr. 

C.  Goldoni :  II  padre  di  famiglia ,  commedia.  Mit  grammat.  Erläute- 
rungen u.  einem  Deutsch  -  Ital.  Wörterbuche.  Zum  Gebr.  für  die  Deutsche 
Jugend,  welche  sich  in  der  Ital.  Spr.  zu  vervollkommnen  wünscht,  voa  /. 
Ekkenstein .  Lpz.,  Lauffer.  1828.   10  Bgn.  8.   12  Gr. 

Archäologie  und  Numismatik. 

CJiampoUion  -  F/geac :  Resum^  complet  d'arch^ologie.  Vol.  2  et  dernier, 
contenant  les  traites  sur  les  pierres  grav^es,  les  inscriptions ,  les  medailles, 
les  utensiles  sacres  et  profanes,  meubles,  armes  etc.  suivie  de  la  Biographie 
des  plus  celebres  antiquaires,  de  la  Bibliographie  archeologique  et  d'un  voca- 
bulaire,     Paris.    1826  32.  br.  (Lpz.,  Voss.)  1  Thlr.   12  Gr. 

Lüdemann:  Geschichte  der  Malerei,  und  Geschichte  der  Architectur.  s, 
Schriften  liter.  Inhalts,  Allgem.  Deutsche  Taschenbibliothek. 

Kixcontj:  Opere  varie  Italiane  e  Francesi,  raccolte  e  pubblicate  per 
cura  del  D.  Labus.     Vol.  I.  Faisc.  I-UI,  con  tav.  Milano. 

Opusculi  diversi  di  F.  31.  Avellino.  Ir  Th.  Napoli  1826.  254  S.  8. 
[Enth.  eine  Scunmlung  schon  früher  bekannt  gemachter  archäolog.  Aufsätze, 
in  verbesserter  und  erweiterter  Gestalt :  über  eine  Kroldmünze  der  Kaiserin 
Ariadne,  über  den  Stier  mit  Menschengesicht ,  über  vermeintliche  Münzen 
des  Theron  u.  wirkliche  der  Stadt  Therina,  über  die  Parasiten  der  alten  Ko- 
mödie.]    Kurze  lAz.  im  Tübing.  Kstbl.  91  S.  364. 

A.  Hirt :  Die  Geschichte  der  Baidcunst  bei  den  Alten.  3r  Bd. :  Die 
Lehre  der  Gebäude  bei  den  Griechen  u.  Römern.  Berlin,  Reimer.  61  Bgn. 
gr.  4.  u.  18  Taff.  in  Roy.  -Fol.  12  Thlr.  Schrpp.  15  Tlilr.  [Bd.  1  u.  2  nüt 
ISKftf.,  1821  u.  22,  18  Thlr.] 


35 

Stieglitz:  Geschichte  der  Tiaiskuiist  vom  frühesten  Altorthunie  bis  iiuüe 
neiiereii  Zeiten,  in  3  Abthh.  Nürnberi;,  (■iimpe.  30 ß«;».  mit  eiiif>e(lruckten 
Holzschaittfifif;.  ^r.  S.  1  13il.  carloii.  3  Thlr.  Nz.  im  Hesperus  Nr.  182 
S.  728.  lAz.  von  Stieglitz  in  <1.  Lj./..  L.  Z.  1828  Nr.  1  f.  S.  1  —  12. 
Vgl.  Jbb.  IV  S.  228. 

*  Deni<mäler  der  Baukunst  in  Verblndun^r  mit  d.  Werken  d.  Bildhauerk. 
u.  Malerei  des  Orients,  der  Aeg>i>t.,  Criech.,  Rom.  ii.  des  Mittelalters,  her- 
ausgeg.  von  //.  //'.  Eberhard.  Darmstadt,  Leske.  Rov.-Kol.  Hit.  17  —  28: 
Stuart  u.  Retef t:  Alt erthünier  von  Athen.  Vollendet.  Hft.  31  —  33:  Alter- 
thümer  von  Attika,  die  arcliitekton.  ITeberreste  von  Klensis,  Rhamnus,  Su- 
iiiuni,  Thoricus  enthalt.  Lief.  3 — 5.  Hft.  36  —  38:  Alterthümer  von lonien, 
herausg.  von  d.  Gesellschaft  der  Dilettant!  zu  London.  Lief.  1  —  3.  Jede 
Lief.  enth.  12  Kpftfln.  u.  kostet  ini.Subsirpr.  auf  ord.  Pap.  1  Thlr.  6  Gr., 
auf  V  elpp.   1  Thlr.  16  Gr.  Die  letzte  Lief,  wird  sogleich  mitbezahlt.     Jbb. 

IV  s.  223  ir. 

The  Antiquities  of  Athens,  by  Stuart  and  Revstt.  A  new  edition,  with 
jinportant  additions.  Edited  by  IViUiam  Kinnard.  Li  4  vols.  folio ;  contai- 
ning  near  200  accuratelv  Encraved  Plates,  and  tlie  Text  as  pubüshed  ^iy 
Stuart  and  Revett ;  with  additioual  subject  matter  to  the  new  Plates.  Lon- 
don, Priestley  u.  Weale.    15  \i. 

The  Krecthelon  at  Athens;  fragments  of  Athenian  Architectnre,  and  a 
few  reniains  in  Attica,  INIegara  and  Epirus,  illustrated  with  outline  plates, 
and  a  descriptive,  historica!  vievv  ;  cond)iriing  also,  mider  the  divisions,  Cad- 
meiae,  Honieros,  and  Herodotos,  the  origin  of  temples  and  of  grecian  art  of 
the  periods  preceding.  By  Ilenr.  ff^ill.  Inwood.  London,  Priestley  u.  Weale. 
4  ß,  4Sh. 

Braun :  Wanderungen  durch  das  alte  Athen,   s.  Geographie. 

J.  Ilittorp  et  L.  Zant/i:  Arcliitecture  anti(iue  de  la  Sicile,  ou  rectieil 
des  plus  interessans  nionumens  d'architecture  des  villes  et  des  lieux  le  plus 
remarquables  de  la  Sicile  ancienne.  Livrais.  1 — 4.  Paris.  (Lpz.,  Ponthien.) 
fül.  16  Thlr.  Das  Ganze  soll  aus  30  Lieferungen  bestehen.  Vgl.  Jbb.  111, 
4  S.  99.     _ 

Les  ruines  de  Pompei,-  dessin^es  et  mesuröes  par  Fr.  Manois*  Livrais. 
1  —  21.  Paris,  Didot.  1825  u.  26.  gr.  fol.  Berlin,  Schenk  u.  Gerstäcker. 
129  Tlür.  12  Gr.     Vgl.  Jbb.  III,  3  S.  113. 

Cooke^s  Ponipeii,  complete  in  two  Volumes,  imperial  folio,  with  90 
plates  containing  picturesque  views  Li  Ponipeii,  theatres  ,  ampliitheatre, 
fonnn ,  temples,  domestic  edifices ,  shops,  painted  sites  of  Rooms,  vases, 
paintings,  helmets,  niosaic  pavemeuts,  implenients,  Utensils,  vlllas  and  tonibs, 
with  accurate  and  elaborate  plans,  including  the  receiit  excavations  of  the 
pantlipon,  batlis  and  teiiiple  of  Fortune,  up  to  the  present  period  of  1827, 
with  descri|>tive  Letter -press  of  all  the  plates,  by  1\  L.  Donaldson.  Lon- 
don, Treuttcl  u.  W.    12   k.  12  Sh. 

Vues  des  ruines  de  PompeT,  d'apres  l'ouvrage  public  a  liondres  en  1819 
par  Sir  irUltam  Gell  et  J.  P.  Gandr,  sous  le  titrc  L'ompoVana.  Paris,  Di- 
dot. 8.  [Diese  von  Jioux  herausgegebenen  Ansichten  sollen  aus  24  Lieferun- 
gen, jede  mit  5  lithographirten  Blättern,  bestehen,  von  denen  2  fertig  siiid. 
Jede  Lieferung  kostet  6  u.  10  Kranken.] 

Sülle  recenti  escavazioni  Bre^^ciane  Cenni  in  due  düscorsi  del Nobile  Signoi  e 
Cirolamo  flionti,  Presidente  del  Patrlo  Ateueo.  Bre^cia.  8.  Das  Wesentlich- 
ste dieser  Schrift  ist  ausgezogen  von  K,  II.  Uormes  in  dem  Aufsatz:  Alter- 
thiimer  in  Brescia,  im  Tül/nig.  Kun.sljjl.  92  f. 

If'estreenen  i'un  Tielland:  Reclierch<s  «iir  l'ancien  Eoruui  Hadriani  et 
ses  vestiges.     Antslerdam  u.  Haag.     Vgl  Jbb.  iV  S.  ;S36. 

P.  l  i.<i(on/i:  Aper<;-n  sur  lorit^inc  et  lis  anlit|uiles  de  Kume  ponr  servii 
d'expücation  au  Panorama  de  la  tour  du  Capitole.  Rom.  1826.  21  S.  8.  mit 
1  Charte. 


86 

*  Museum  Worsleyanum.  Eine  Samml.  v.  antiken  Basreliefs ,  Büsten, 
Statuen  und  Gemmen,  nebst  Ansichten  aus  der  Levante.  Herausg.  von  H. 
JV.  Eberhard  M.  H.  Schäfer,  Darmst.,  Leske.  Lief.  3  —  6.  gr.  4.  Jede  m. 
9  Kftf.  Prän.-Pr,  1  Thlr.  8  Gr.     Jbb.  IV  S.  223  ff. 

Nachtrag  zu  meinem  Werke,  betitelt:  Reise  zum  Tömpel  des  Jupiter 
Aramon  in  der  Libyschen  Wüste  und  nach  Oberägypten  in  d.  J.  1820  u.  21, 
von  Heinr.  Freiherrn  v.  Minutoli,  Mit  3  Kftf.  u.  4  Sttf.  Berlin,  Maurer. 
XVI  u.  377  S.  gr.  8.  4  Thlr.  lAz.  *  iu  d.  Götting.  Aiizz,  St.  137  S.  1361 
—  67  u.  in  Beck's  Rep.  II  S.  365  —  72. 

Kohler:  Memoires.  s.  Geographie. 

Guida  al  Museo  lapidario  Veronese.  Tom.  I,  con  tav.  in  rame.  Verona.  4. 

De  Clarac:  Mus^e  de  sculpture  antique  et  moderne,  ou  description  de 
tout  ce  que  le  louvre,  le  musee  royal  des  antiques  et  le  jardin  des  tuilleries 
renferment  en  statues,  bustes,  bas - reliefs,  inscriptt.  etc.  prospectus.  le  et 
SeLivrais.  109  Kfr.  u.  448  S.  Text.  Paris,  Ponthieu.  fol.  Prän.-Pr.  für  jede 
Lief,  bis  zum  Erscheinen  d.  3  Lief.  20  Fr.,  Ladenpr.  30  Fr.  lAz.  d.  In  Lief, 
in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  116  S.  81  —  82.  Gute  lAz.  beider  Lief,  iju  Tübing. 
K.'.istbl.  Nr.  79  f. 

F.  Q.  Weicker :  Das  akademische  Kunstmuseum  zu  Bonn.  Bonn.  (We- 
ber.) 104  S.  gr.  8.  geh.  10  Gr.  Az.  *  in  d.  Schützt.  2  L.  Bl.  29  S.  249  — 
54,  berichtet  einiges  Wenige  über  den  Inhalt  und  mischt  viel  Ungehöriges  u. 
Unwesentliches  ein.  AusJ'uhrl.  Uz.  mit  einigen  Gegenberaerkk.  im  Tübhig. 
Kunstbl.  Nr.  67  S.  265  —  71. 

II  Museo  Bartoldiano,  descritto  dal  Dottore  Teodora  Panofka.  Berlino, 
della  stamperia  academica.  X  u.  180  S.  gr.  8.  [Eigentlich  ein  Auctionscata- 
log,  aber  mit  wichtigen  Nachweisungen.]  Az^  von  Jiöttiger  im  Dresdner  ar- 
tist.  Notiz. -Bl.  Nr.  16  S.  63  f. 

J.  Homer:  Bilder  des  Griech,  Alterthums,  oder  Darstellung  der  berühm- 
testen Gegenden  u.  der  wichtigsten  Kunstwerke  des  alten  Gi-iechenlandes. 
Aus  den  zuverlässigsten  Quellen  geschöpft  u.  herausgegeben.  4te  Lieferung. 
10s— 12s  Hft.  Zürich,  Orell,  F.  u.  C.  38  S.  gr.  4.  u.  18  Steintf.  3  Thhr. 
12  Gr.  Krit.  Az.  von  Bö'^r/g-e/-  im  Dresdner  artist.  Notiz. -Bl.  20  S. 77 f., 
die  über  richtige  Erklärung  einiger  Bildwerke  kurze  Notizen  giebt.  [Die  er- 
sten 3  Lieferungen  erschienen  1823  —  25;  alle  vier  enthalten  178  S.  Text  u. 
72  lithograph.  Blätter,  und  kosten  14  Thb-.  Vgl.  Beck's  Rep.  1824,  IIS. 384 
u.IV  S.  254  u.  1826,  I  S.215.  Unnütze  Nz.  v.  7n— 9n  Hft.  in  d.  Lpz.  L.Z. 
1827  Nr.  333  S.  2664.] 

Ed.  Gerhard:  Antike  Bildwerke,  zum  ersten  Male  bekannt  gemacht. 
Stuttgart,  Cotta.  Is  u.  2s  Hft.  40  Tfln.  gr.  fol.  Jedes  Hft.  4  Fl.  Az.  *  v- 
Bottiger  im  Dresdner  artist.  Notiz. -Bl.  Nr.  21  S.  81  f. 

Ancient  unedited  monuments.  Painted  greek  vases,  from  collection  in 
various  countries,  principally  in  Great  -  BritaLi,  illustrated  and  explained  by 
Jame.s  Miliingen.  Paris. 

DIsquisitions  upon  the  painted  greek  vases ,  by  James  Christie.  Lon- 
don. (Treuttel  u.  W.)  4.  2  ^?.  2  Sh. 

F.  In^hirami:  Galleria  Omerica,  o  Raccolta  di  monumenti  antichi,  per 
servire  allo  studio  dell'  Iliade  e  dell'  Odissea.  Fase.  1  —  5.  Fiesolana.  8. 
Eine  zweite  Ausg.  erscheint  in  4.     Vgl.  Jbb.  IV  S.  460. 

Em.  A.  Hagen :  De  I  Herculis  laboribus :  qua  ratione  in  antiquis  mo- 
numentis  sint  expressi.  Dissertatio  archaeologica.  Regiomonti.  75  S.  8. 
Az.  -J-  ♦  im  Tübing.  Kunstbl.  mit  einigen  leicht  angedeuteten  Ausstellungen. 

Venere  Proserpina  illustrata  da  Odoardo  Gerhard.  Poligrafia  B'ieso- 
lana.  1826.  82  S.  8.  ra,  16  lithograph.  Bildertf.  u.  7  Vignett.  Tübing.  Kstbl. 
Nr.  42  u.  43  S.  167  f.  u.  170  —  72.  [Aufzählg.  der  dargestellten  Bildwerke 
nebst  Nachweisung  von  ein  paar  neuen,  von  Gerhard  selbst.]  Az.  \  in  d. 
Heidelb.  Jahrbb.  5  S.  513 — 17,  nach  welcher  die  Schrift  viel  auffallende 
und  neue,  aber  grösstentheils  ujier>viesene  Resultate  liefert. 


87 

Cataloßus  artificum  slve  architecti,  statuarii,  sculptores,  piclores,  cae- 
latores  et  scalptorcs  Graecurum  et  Romanorimi  Uterarum  ordiue  dispositi  a 
Jul.  Sillig.  Acceduut  tres  tabulae  syiichrüuisticae.  Dresden  u.  Lpz.,  Ar- 
nold. XVI  u.  488  S.  {rr.  8.  3  Tlilr.  JSz.  *  von  Boitiger  im  Dresdner 
artist.  Notiz. -Bl.  Nr.  13  S.  51.  /!-.  *  von  Hase  in»  Dresd.  Wejrweiser  zur 
Abendzt.  Nr.  55  S.  217  f.,  vermisst  den  StenipcIscImeiderNciantos  und  trägt 
zu  Plin.  34,  19,  10  [S.  381]  über  des  Praxiteles  Eideclisentödtor  eine  Con- 
jectur  von  Mongez  als  beaclitenswerth  nacb.  Atlgem.  lA-:..  *  in  üeck's 
Ilep.  11  S.  363  —  65.  Eine  redit  gute  Ret:  von  IVetcker  in  d.  Tübing. 
Kunstbl.  Nr.  81  —  84  lobt  das  VVerk  im  Ganzen  selu",  gicbt  aber  zu  Eiuzel- 
nein  mehrere  Ausstellungen  und  ßtnichtigungen,  besonders  zu  den  Artikeln 
Ageladas,  Antliermos,  Attalus,  Callimachus,  Skopafi,  iSimon,  Parrhasios, 
Apelles  u.  Pauson,  und  trägt  endlich  aus  laschril'ten  und  andern  Quellen  37 
Bildhauer,  9  Steinschneider,  4  Maler  u.  6  liaumeLster  nach. 

C.  Odofr.  Muller:  De  Phidiae  vita  et  operibus.  Conimentationes  tres 
recitatae  in  concessibus  R.  Soc.  sc.  Gotting.  Cum  tab.  aere  expressa,  qua 
Signa  admubr. ,  quae  fuerunt  in  postico  hecatompedi  fastigio.  GüttLigen, 
Dieterich.  94  S.  gr.  4.  18  Gr. 

Jl  Uli.  Durow  :  Denkmäler  alter  Sprache  und  Kunst.  Ud.  2:  Museum 
für  Geschichte,  Sprache,  Kunst  u.  Geographie.  Älit  4  Steindi'tf.  Berlin, 
Pauli.  16^  Bgn.  gr.  8.  br.  1  Thlr.  12  Gr. 

Addenda  ad  Eckhclii  doctrinam  numorum  ex  ejusdem  autographo  postu- 
mo.  Cum  tabula  aenea  [Eckhel's  Brustbild].  Wien,  Volke.  1826.  XVI  und 
58  S.  4.  1  Thlr.  16  Gr.  lAz.  in  Beck's  Rep.  1  S.  197  f.  {Das  Hauptwerk 
erschien  1792—98  m  8  Bdn.  50  Thlr.] 

Dom.  Sesttnt:  Sopra  i  moderni  falslficatori  di  medagli  Grechc  antichä 
neitremetalli  eDescrizione  di  tutte  quelle  prodotte  dei  medesimi  nello  spazio 
di  pochi  anni.  Firenze,  presso  Attilio  Tofani.  1826.  40  S.  u.  4  Ki'tf.  gr.4. 
Kur^  lAz.  m  Beck's  Rep.  U  S.  465  f.    Vgl.  Jbb.  H  S.  396. 

Anti  quitäten. 

Antiquiteiten.  Een  oudheidkundig  Tijdschrift,  bezorgd  door  NicoL  We- 
stendorp  and  /.  J.  C.  Reuveiis.  Derde  Deel  eerste  Stuck.  Groningen,  Oom- 
keus.  1826.  175  S.  gr.  8.      Kurze  lAz.  *  in  Beck's  Rep.  U  S.  464  f. 

L.  Schaaff:  Encyclopädie  der  classisch.  Alterthumskunde,  ein  Lehrbuch 
für  die  ob.  Cl.  gelehrt.  Schulen.  2  Thle.  3te  verb.  Aufl.  Magdebuig,  Hein- 
richshofen.  1826.  47  Bgn.  gr.  8.  2  Tlür.SGr. 

Hase :  Class.  Altcrthmnskunde.     s.  Deutsche  Taschenbibliothek  S.  4. 

C.  Gclo.  Kulm:  De  medicinae  militaris  apud  vett.  Graecos  Roiuanosque 
conditione.  Progrr.  Lpz.  (Sp.  I  — IX  1825  u.  26.)  Sp.  X.  15  (  )  S.  Sp. 
XI.  12  (8)  S.  4.     Nz.  in  Beck's  Rep.  II  S.  75  f.  u.  S.  148. 

J.  liuysen:  De  veterum  legationibus  theoricis.  Progr.  Schleswig,  gedr. 
im  Taubst. -Institut.  32  S.  4. 

Heusinger:  Observationes  de  purpura  antiquorum.  Progr.  V\rürzburg. 
26  S.  4.  ^ 

Index  lectionum  ...  in  univers.  lit.  Berol.  per  semestre  ■  hib.  .I8I5. 
[Bö'ck/i:  De  archontibus  Atticis,  qul  vulgo  pseudeponymi  vocantur.]  Berlin. 
20  (5)  S.  gr.  4. 

C.  Ed.  Ottn:  De  Atheniensiiun  actionibus  forensibus.  Spec.  III.  Progr. 
Lpz.  27  (26)  S.  4.  [Spec.  I  u.  H  erschien  1820.] 

Fz.  Mar.  AIpx.  Orhs'.  De  malo  typhode  Graecis  diversimode  descripto. 
Dissert.  inaug.  Lpz.  VIII  u.  96  8.  8. 

L.  K.  Iselin :  Das  alte  Rom,  oder  Schildenuig  der  bürgerl.,  religiös,  u. 
militärischen  Verfassung,  des  liäuslichen  Lebens,  <ler  Sitten,  Gebräuche  und 
Meinungen  der  alten  Römer.  Mit  einer  kurzen  (rts«:hi<hte  des  Rom.  Staates. 
SteAufl.  mit  14  Kfrn.  Nürnl)erg,  Bauer  u.  R.  XIV  u.  338  S.gr.  8.  cart.l  Thlr. 
12  Gr.   Vgl.  d.  Rec.  in  d.  Jbb.  I  S.  193. 

Uav.  Ruhnkenii  in  antitjuitates  Roman,  lectioncs  acad.   cd.  //.  C,  A. 


Eichstadt.    Progrr.  Jena  (Bran).  Spec.  XV  u.  XVI,  cum  annotat.  editoris. 

14  u.  16  S.  4. 

Chstn.  Kußner'.  Artemidor  im  Reiche  der  Römer.  Bninn ,  Trassier. 
Bd.  1  Abth.  1.  1822.  Abth.  2.  1823.  XIJI  u.  351  S.  u.  XXXVIJI  S.  Amtnii. 
Bd.  2  Abth.  1.  1823.  Abth.  2.  1824.  381  u.  XII  S.  Bd.  3  Abth.  1  u.  2. 1825- 
373  S.  Bd.  4  Abth.  1.  1827.  gr.  8.  Rühmende  lAz.  in  d.Schulzt.  2  L.  Bl. 
24S.  210  — 16. 

^.  W.  Engelen :  Specimen  juridicum  inaugurale,  selecta  sistens  de  de- 
cemviris  eorumque  legibus.  Groningen,  van  Bökeren.  (Lpz.,  Barth.)  1626. 
12  Bgn.  u.  1  Tab.  gr.  8.  br.  22  Gr.      ^ 

/.  Ho^'a:  De  senatu  Romano,  qualis  fuerit  reipublicae  liberae  tempori- 
bus.  Comment.  inaug.  P.  I :  De  ordine  senatorio.  Marburg.  (Garthe.)  3  Bgn. 
gr.  8.  geh.  9  Gr. 

H.  Besserer:  Commentatio  de  indole  juris  criminalis  Romanorum  usque 
ad  imperatorum  tempora.  Fase.  I  u.  11.  Heidelb.,  Mohr.  6  Bgn.  gr.  8.  geh. 
12  Gr.  [Fase.  II,  de  mitigatione  poenarum  jur.  crim.  Rom.  inter  reipubl. 
tempora,  wird  auch  einzeln  fvir  6  Gr.  verkauft.] 

E.  ß.  Schmiedicke :  De  historia  processus  criminalis  Romanorum.  Com- 
mentatio I :  De  judicibus  criminalibus  inde  ab  urbis  origine  usque  ad  yuae- 
stionum  perpet.  aetatem  exercitis.  Breslau,  Max.  VIII  u.  179  S.  gr.  8.  16  Gr. 

J.  F.  H.  Abegg'.  De  jurispnidentia  apud  Romanos  sub  primis  imperato- 
ribus.  Dissert.  Breslau,  Max.  XIII  u.  60  S.  gr.  8.  8  Gr.  Kurze  lAz.  *  in 
d.  Schlesisch.  Provinzialbl.  Oct.  Lit.  Beil.  St.  10. 

Schneither :  Loca  Plinii,  quae  ad  jus  civile  pertinent.  s.  Plinius  S.  20. 

Fr.  J.  Stahl:  Ueber  das  ältere  Römische  Klagenrecht.  München,  We- 
ber. 31  Bgn.  gr.  8.  geh.  11  Gr. 

Fr.  C.  G.  Stieber:  De  bonorum  emtione  ap.  veteres  Romanos.  Pars  l. 
Lpz.  (Serig.)  VIII  u.  66  S.    gr.  8.   9  Gr. 

C.  IVilh.  Ernst  Heimbach :  De  sacroriun  privatorum  mortui  continuan- 
dorum  apud  Romanos  necessitate.  Univ.  -  Progr.  Lpz.  39  S.  8. 

C.  Gull.  Winkler:  De  juridico  Alexandriae  commentatio.  Gratul. - 
Progr.  Lpz.  30  S.  gr.  8.  Az..  in  Beck'sRep.II  S.  78.  Vgl.  Jbb.IIl,  2S.  112. 

Em.  Th.  Gaupp :  De  professoribus  et  medicis  eorumque  privilegiis 
in  jure  Romano.  Dissert.  Breslau,  Max.  88  S.  gr.  8.  6  Gr.  lAz.  in  Beck's 
Rep.  II  S.  105  f. 

Hage:  De  agentibus  in  rebus  apud  Romanos.  Univ.-Disp.  Kopenha- 
gen. 1826.  16  S.  4. 

fVilh.  Theod.  Kraut:  De  argentariis  et  nummulariis  commentatio.  Göt- 
tingen, Dieterich.  1826.  VIII  u.  136  S.  8.  Selbstaz.  in  d.  Götting.  Anzz, 
St.  179  S.  1779  —  82. 

C.Lahand:  De  Laconico.  Univ. -Sehr.  Breslau,  1826.  31  S.  8.  lAz. 
m  d.  Schulzt.  2  Nr.  48  S.  378  f. 

*  G.  Fischer :  Einige  Blicke  auf  das  Erziehungsvvesen  im  alten  Rom.  Progr. 
Marienwerder.  1826.  29  (16)  S.  4.    Jbb.  IV  S.'^198. 

H.  Dohrn:  Quidnam  vel  damni  vel  utilitatis  ex  notitia  cum  peregrinis 
contracta  commerciisque  cum  iisdem  habilis  ad  Romanos  redundaverit?  Pro- 
Jusio  Idstorica.  Progr.  d.  Lat.  Seh.  zu  Meldorf.  Itzehoe,  gedr.  b.  Sdiön- 
feld.  1826.  24  S.  4.  [Bildet  gewissermaassen  die  Fortsetzung  des  Progr. : 
H.  Dohrn:  Disseritur  de  eruditis  Ronianorum  peregrinationibus.  Ebend.  1825. 

15  S.  4.     Eine  kurze  Nz.  in  d.  Schubst.  1827,  2  Nr.  44  S.  351  nennt  beide 
Schrr.  sehr  seicht.     Vgl.  üb.  d.  zweite  d.  krit.  Bibl.  1825,  11   S.  1194.] 

Geographie. 

Falkenstein:  Geschichte  der  geogr.  Entdeckungsreisen,  s.  Deutsche  Ta- 
schenbibl.  S.  4. 

Neue  allgemeine  geograph.  u.  statistische  Epheraeridcn,  redigirt  von 
G.  Hasse/.  Weimar,  liid.-Compt.  Bd.  21—23.  gr.  8.  Jeder  Band  besteht 
aus  15  Stück  u.  kostet  3  Thlr. 


89 

Geographisch- historisch-  mjtliologisches  Hand\v5rterbuch  zum  Behuf« 
des  Studiums  alter  Classiker,  liir  die  niittl.  Cl.  der  ^e\.  Sduil.  bearbeitet, 
la  2  Al>thh.   Kempten.  Mannheimer.   1826.  VI  u.  343  S.  8.  16  Gr. 

Dictionnaire  geoorapliique  portatif,  cout.  hx  desciiption  generale  et  par- 
ticul.  des  ciiKj  parties  du  moude  lonnn.  Revue  avec  soin,  et  pr(^cede  d'uii 
vocabulaire  de  niots  generiijues  servaut  a  expliquer  le  sens  des  uoms  geo- 
graphitjues  les  plusimportans  dans  lesjtrincipah's  langlies,  par  Malte-  lirun; 
augmeute  de  plus  de  20,000  artitles  <|ui  ne  .se  trouvcut  dans  aucune  editioii 
des  Dictionnaires  dits  tlu  Vosgien,  par  le  Dr.  J'rn'uiUe  et  F.  JiuUement.  Ou- 
vrage  entierement  neuf.  II  Parties.  Paris  et  Leips.,  Pouthieu.  61  Bgn.  u.  9  Clu-. 
16.  br.  3  Tldr. 

C.  G.  lietchard •.Orhiä  teiTar.  antiipius.  Nürnberg,  Campe.  Imp.-Fol. 
Tab.  \I\  :  Kegioues  iiiter  Enphrateiu,  'i'igrini  et  Indum,  India  intra  Gan- 
gem bor.,  Scjtliia  extra  Imaum  Serica.  1  'Ihlr.  8  Gr.  Tab.  XV  :  Jndia  in- 
ter  Gangem  meridion. ,    India  extra  Gangem,  8iiiarum  situs.    1  Thlr.  8  Gr. 

Atlas  der  alten  Welt.  Bestehend  aus  14  Chart,  mit  erklär.  Bemerkk. 
u.  Geschichtstabellen.  5e  Auii.  mit  ganz  neu  gezeichn.  u.  gestoch.  Charten 
u.  bericht.  Tabellen.  Weimar,  geogr.  Instit.  1826.  4  Bgn.  gr.  queer  4. 
illuui.  br.  1  Thlr.   12  Gr. 

Schulatlas  der  alten  Welt.  NachMannert,  Ukert,  Reichard,  Kruse,  Wil- 
helm u.A.  bearbeitet.  12  illum.  Ch.  inReal4.4e  Aufl.  Gotha, Perthes.  iThlr. 

Orbis  terrarum  antiqui  et  medii  aevi,  forma  maxima  delineatus.  Auetore 
C.  Kärcher.  24  üthogr.  Blätter  in  gr.  fol.  Carlsruhe,  Braun.  9  Thh*.  20  Gr. 
Bloss  Bl.  1  —  12  sind  bis  jetzt  erschienen. 

Guil.  Jiohnenb erger  :  Orbis  terrarum  antiquus.  Edid.  J.  F.  Steinkopf. 
Stuttgart,  Steinkopf.    1  lithogr.  u.  illum.  Bl.  Fol.  6  Gr. 

BondL's  concise  \  iew  of  Ancient  Geography.  London.  1826.  8.  4  Sh.  6 Den. 

Letronne :  Cours  elementaii-e  de  geographie  anciemie  et  moderne.  lOme 
^dit.    Paris.  (Lpz. ,  Pouthieu.)    12.  1  Thlr.  12  Gr. 

Atlas  contenant  par  ordre  chronologique  les  cartes  relatives  a  la  geo- 
graphie d  Herodote,  de  Thucydide  et  de  Xenophou  etc.,  par  M.  Gail.  Pa- 
ris.   107  Chrtn.    62  Fr.    Vgl.   Jl.b.  IV  S.  228. 

A.  IV.  Möller:  Politisch  -  histor.  Wandcharte  v.  Alt-Giiechenland,  zu- 
nächst für  den  Gynmas.  -  Unterr.  Nach  den  neust.  Hülfsmitteln  entworfen. 
2everb.  Aufl.  Olifantp.  Münster.  (Regensberg.)  Illum.  12  Gr.  Kurze  Az.* 
Li  d.  Schulzt.  2  L.  ^i.  47  S.  416,  erwähnt  kurz  die  Vorzüge  der  2n  Aufl.  vor 
der  ersten. 

V.  C.  H.  Kruse:  Hellas,  od.  geogr. - antiquar,  Darstellung  des  alten 
Griechenlands  u.  seiner  Colonien  m.  steter  Rucks,  auf  d.  neuem  Entdeck. 
Nebst  geogr. - antiipiar.  Atlas.  Lpz. ,  Voss.  2r  Th.  2e  Abth.  X  u.  467  S. 
gr.  8.  2  Thlr.  12  Gr. 

Fragen  über  mehrere  für  das  höhere  Alterthum  wichtige,  V  erhältnisse 
im  heutigen  Griechenland,  beantwortet  von  einem  Philhellenen  [Gtjr.  JSIiil- 
ler] ;  nebst  der  Beschreibung  seiner  Reise  durch  I\Ior;;a  nach  Athen.  Aus 
den  Alten  commentirt  u.  herausgegeben  von  Fr.  Kruse.  Mit  2  Hauptplan  -  Char- 
ten von  der  Ebene  um  Napoli  di  Romania  und  der  Gegend  von  Hydra  u. 
Castro.  Berlin,  Dunker  u.  H.  Xil  u.  122  S.  gr.  8.  geh.  1  Thlr.  Nz.  in 
der  Berlhi.  \  oss.  Zeit.  St.  135.  ytz.  in  Beck's  Rep.  1  S.  198  f.  Unwichtige 
Az.  in  d.  Hall.  L.  Z.  Erg.  Bl.  93  S.  7*3  f. 

G.  Chstn.  liraun:  Wanderung  durch  das  alte  Athen  u.  seine  Umge- 
bungen, mit  Berücksichtigung  seines  jetzigen  Zustandes,  seiner  Mjthen, 
Alterthümer  u.  Kunstgeschichte.  Erläut.  durch  eine  Charte  von  Attica, 
3  Pläne,  so  wie  durch  Inschriften  u.  Abbildungen  merkwürd.  Alterthümer. 
2e  verm.  u.  verb.  Aufl.  Mainz,  Müller.  (Lpz.,  Hiuricbs.)  18|  Bgn.  8. 
cart.  1  Thlr.  4  Gr. 

Zander:  Beiträge  zur  Kmide  der  Insel  Lesl)os.  Progr.  Ratzeburg.  Tlieil- 
weise  Az.  in  d.  Götting.  Anzz.  1828  St.  4  S.  30  f. 

J.  Tfieod.  Komel:  De  Olynthi  situ,  civitate,  potentia  et  eversione. 
Progr.  Frankf.  a.  M.  24  (19)  S.  gr.  4. 


40 

Werm.  Reinganitm :  Selinus  u.  sein  Gebiet.  Eine  Abhandl.  <ler  Erd- 
und  Völkerkunde  Siciliens.  Mit  1  Charte  u.  andern  Abbildungen.  Lpz., 
Teubner.     VIII  u.  213  S.  pr.  8.  1  Thir.  8  Gr. 

Chstn.  Las.tenii  comnientatio  geograph.  atque  histor.  de  Pcntopotamia 
Indica.  Bonn,  Weber.  91  S.  gr.  4.  geh.  1  Thlr.  12  Gr.  Vgl.  Jbb.  IV  S.  235. 

Köhler:  Memolres  sur  les  iles  et  la  course  consacrees  a  Achille  dans 
le  Pont-Euxin  avec  des  eclairoissemens  sur  les  antiquit^s  sur  le  littoral 
dela  Sarmatie.  a  St.  Petersbourg  de  rimprimerie  de  l'acad.  imperiale.  2918-. 
gr.  4.  mit  2  Charten.  [Diese  Schrift  über  die  Insel  Leuke  und  die  Vereh- 
rung des  Achilles  ist  mehr  antiquarisch  als  geographisch.] 

Fz  Fiedler:  Gallia  antiqua  adC.  Jul.  Caesaris  coramentarios de  b.  Gall. 
Charte.  Wesel.  (Bagel.)  Fol.  6  Gr. 

L.  V.  Ledebur:  Das  Land  u.  Volk  der  Bructerer,  als  Ver-such  einer  ver- 
gleich. Geographie  der  altern  u.  mittlem  Zeit.  Mit  2  illumin.  Charten. 
Berlin,  Dümmler.  21f  Bgn.  gr.  8.   1  Thlr.  12  Gr. 

*  Explorationem  publicam  ....  gymnas.  reg.  catholicorum  Confluentini 

indicit  Franc.  Nie.  Klein.  Iiisunt:   1)  Quaestiones  Atlanticae  auct.  Car. 

Huckstuhlio.  2)  De  Confluentibus  quaestio  II  [Quaest.  I  ersch.  1825-1,  auct. 
J.  ^.  Kleinio.  3)  Annales  gynmasii.  Coblenz.  1826.  52  S.  gr.  4.  Jbb.  IV 
S.  424  ff.  ...  ' 

Fr.  Nie.  Klein :  Disputatio  de  Rigodulo  ad  Rhenum  prope  Confluentes 
oppido  e  J.  Ph.  Reiffenbergii  antiquitt.  Saynensibus  excerpta  et  nunc  pri- 
mum  edita.  Progr.  Coblenz.  8  (7)  S.  gr.  4. 

^.  L.  Bücher :  Von  den  Hindernissen  eines  bessern  Ganges  beim  Vor- 
trage der  Erdkunde,  s.  Pädagogik. 

Der  methodische  Unterricht  in  der  Geographie  und  die  dazu  dienlichen 
Hülfsquellen ,  dargestellt  von  J.  Lohse.  Hamburg.  1826.  36  S.  8.  Kurze 
Az.  f*  in  d.  geograph.  Ephem.  Bd.  22  St.  5  S.  152. 

T>.  J.  JV.  Olshausen:  Leitfaden  zum  ersten  Unterrichte  in  der  Geogra- 
phie in  gelehrt.  Schulen.  Mit  einem  Anhange,  welcher  eine  kurze  Beschreib, 
des  Dänisch.  Staates  enthält.  4e  verb.  Aufl.  Altona ,  Hammerich.  7  Bgn. 
8.  4  Gr. 

JV.  Fr.  Volger :  Leitfaden  beim  ersten  Unterricht  in  der  Länder  -  u. 
Völkerkunde  für  Gymnas.  u.  Bürgersch,  2e  verb.  Aufl.  Hannover ,  Hahn. 
7  Bgn.  8.  4  Gr.  _ 

H.  E.  Zipperlein :  Leitfaden  zum  Unterrichte  in  der  Geographie.  Frankf. 
(Jäger.)  1826.  94  S.  kl.  8.  4  Gr.  [Ist  nach  den  geograph.  Ephemerid. 
Bd.  22.  St.  15  S.  473  f.  ein  sehr  mageres  Compendium ,  das  Vieles  auslässt 
und  nicht  immer  die  neuesten  Angaben  beachtet  hat.] 

*  /.  G.  Fr.  Cannabich:  Kleine  Schulgeographie  od.  erster  Unterr..für 
die  unt.  u.  mittl.  Schuld.  8e  bericht.  Aufl.  Ilmenau,  Voigt.  1828.  VI  u. 
255  S.  gr.  8.  10  Gr.    Jbb.  V  S.  207  ff. 

Chstn.  Gtfr.  Dan.  Stein:  Kleine  Geographie,  oder  Abriss  der  mathe- 
mat.,  phys.  u.  besonders  polit.  Erdkunde,  nach  den  neuesten  Bestimmungen, 
fürGymn.  u.  Schul.  Mit  einer  Weltcharte  in  Mercators  Projection.  16everb. 
u.  verm.  Aufl.  Lpz.,  Hinrichs.  VHl  u.  336  S.  u.  64  S.  Register,  gr.  8- 
16  Gr.    Kurze  Nz.  *  in  d.  Lpz.  L.  Z.  Nr.  221  S.  1767  f._ 

f  Thead.  Fr.  Bittenberger :  Geographie  für  Gymnasien ,  Mittelschulen 
u.  Privatunterr.  nach  natürl.  Grenzen  u.  historisch- statistisch  bearbeitet.  2e 
ganz  umgearb.  Ausgabe  m.  lat.  u.  deutsch.  Register  nebst  6  Versinnlichungs- 
tabellen.  Heidelberg,  Winter.  XXI  u.  434  S.  gr.  8.  1  Thlr.  4  Gr.  Eine 
sehr  gute  Ren.  *  in  d.  Jen.  L.  Z.  Nr.  223  f.  S.  337  —  51,  die  erst  über  die 
Behandlung  der  Geographie  auf  Gymnasien  und  die  Ausscheidung  des  Po- 
litischen aus  derselben  allgemeine  Bemerkungen  vorausschickt,  dann  eine  ge- 
drängte Inhaltsangabe  u.  besonders  eine  genaue  Würdigung  des  Verhältnis- 
ses der  2n  Aufl.  zur  ersten  liefert ,  und  endlich  einige  Stellen  des  Buchs  aus- 
führlicher prüft,  berichtigt  und  ergänzt.  Kurze y4z.*  von  Rau  ind. Heidelb. 
Jahrbb.9  S.  920 — 22,  Avelche  über  das  Buch  wenig  bemerkt  und  meistens  über 
den  Nutzen  der  Geographie  nach  Naturgrenzen  spricht. 


41 

IFiIh.  Meinekc:  Lehrbuch  der  Geofp-apliie.  2e  unigearb.  u.  verm.  Auft. 
Erfurt,  Keyser.    Will  u.  S02  S.  gr.  S.   1  Thlr.  20  Gr. 

f  ./.  ^4.  Eisenmanri :  lichrbiioh  der  all{^fiii.  Geographie  nach  den  neue- 
sten ])olit.  Bestininiungen.  3e  bericht.  Aufl.  INIünchen ,  Fleischiuanii.  IV  u, 
394  S.  gr.  8.  22  Gr.  A;.  in  d.  geopr.  Epheiii.  Bd.  22  St.  6  S.  18G. 

Joseph  Jiraun  :  Lehrbuch  der  Erdkunde  von  Kuropa,  für  den  Unterricht 
in  gelehrten  Schulen  u.  andere  Freunde  dies.  AVissenschaft.  Erster  Band: 
Erdkunde  von  Europa.  Erster  Theil:  Vorbereitende  Blicke  auf  unsern  Erd- 
theil,  Portugal,  Spiuiien,  Frankreich,  Italien  u.  Helvetien.  Cöln,  Bachern.  443 
S.S.  1  Thlr.  16Gr.  [Die  erste  Abtheil.,  welche  die  Einführung  in  die  allg.  Erd- 
kunde enthält,  erschien  1824  und  ward  als  sehr  zweckmässig  gerülinit  in  d. 
geogr.  Ephemer.  Bd.  14  S.324.]  G.  IL  in  d.  geogr.  Ephcm.  Bd.  23  S.46  — 50 
rühmt  verständige  Anlage  u.  fasslichen  u.  deutlichen  \  ortrag,  der  nur  l)isw  eilen 
zu  sehr  geschmückt  sey,  weist  aber  auch  mehrere  Irrtliünier  und  Unrich- 
tigkeiten nach. 

C.  P/'jß :  Handbuch  der  Weltkunde,  z.  Gebr.  der  Jugendlehrer  u. 
z.  Belehr,  f.  Gebild.  jed.  Stand.  Tübingen  (Osiander).  5r  Th.  35  Bgn.  8. 
1  Thlr.  10  Gr.  \gl.  die  Ilec.  in  d.  Jbb.  III,  3  S.  63  IL 

Fr.  Kries:  Lehrbuch  der  niathemat.  Geographie.  2e  Sorgfalt,  durchges. 
u.  verb.  Aufl.     !Mit  7  Kftl".  in  Fol.  Lpz. ,  Göschen.  17|  Bgn.  8.  16  Gr. 

'  J.  F.  Brewer:  Anfangsgründe  der  mathematischen  Geographie  für 
mittl.  u.  ob.  Class.  d.  Gvnui.  etc.  Düsseldorf,  Schaub.  1828.  Mll  u.  160  S. 
8.  u.  4  Steintf.  16  Gr.   'jbb.  V  S.  296  IT. 

*  C.  l^f'ejf'erkorn :  Die  Religionen  der  Erde  in  geographisch -statisti- 
scher Hinsicht.  Progr.  d.  G.  zu  Königsberg  u\  d.  Neum.  Schwedt.  36 
(23)  S.  4.  Jbb.  IV  S.  441  ff. 

f  Ch.ttn.  Gtli.  Scholz:  Handbuch  zur  Kunde  von  Deutschland  und  Preus- 
sen.  Ein  Hüifsmittelzur  zweckmäss.  Behandlung  dieser  Jjänder ;  für  Schulen. 
Haus  ;  in  besond.  Bezieh,  auf  K.  Hälsig's  Wandcharte  von  Deutschland.  Is  Hft. 
Breslau,  Grüson.  XIV  u.  170  S.  gr.  8.  8  Gr. 

Neuer  Atlas  der  ganz,  Welt  nach  den  neuesten  Bestimmungen,  für  Zei- 
tungsleser, Kauf-  u.  Geschäftsleute  jeder  Art,  Gymnasien  etc.,  mit  beson- 
derer Rücksicht  auf  Steins  Geographie.  8e  verm.  u.  verb.  Aufl.  in  19  zum 
Th.  ganz  neuen  Ch.  u.  7  Tbl.  Lpz.,  Hinrichs.  gr.  Fol.  geh.  3  Tldi-.  16  Gr. 
Jede  Charte  einzeln  6  Gr. ,  jede  Tabelle  4  Gr. 

Neuer  Handatlas  über  alle  Theile  der  Erde,  für  Freunde  der  Erdk.  u. 
besond.  z.  Gebr.  in  Schulen.  Herausg.  von  A.  J.  V.  Ueimiscli.  Erste  Abth. 
26  illum.  Charten  in  gr.  queer  4.    Cai-lsruhc,  Marx.  geh.  2  Thlr.  4  Gr. 

C.  G.  Reichard:  Neuer  Handatlas  über  alle  Theile  der  Erde,  lle  um- 
gearb.  u.  m.  neuen  Ch.  verm.  Aufl.  ISürnberg,  Campe.  1826.  qu.  Fol.  br.  3  Thlr. 

Stieler :  Handatlas  über  alle  Theile  der  Erde  nach  dem  neuesten  Zu- 
stande und  über  das  Weltgebäude.  Neueste  Aufl.  65  Charten  mit  ehiem  Hefte 
Erläuterungen.  Gotha,  Perthes.  16  Thk.  carton.  16  Thlr.  12  Gr.  Einzelne 
Charten  6  u.  8  Gr. 

Schulatlas  über  alle  Theile  der  Erde  nachdem  neuesten  Zustande.  Nach 
Stielers  Handatlas  verklcineit.  20  illum.  Charten,  u.  \  Bgn.  Text  in  Real  4. 
7e  verb.  Aufl.  Gotha,  Perthes,  geh.  1  Thlr.  12 Gr.  [Ohne  Namen  u.  schwarz 
1  Thlr.  6  Gr.]   Supplenientheft  dazu,  6  ilhnn.  Ch.,  geii.   12  Gr. 

Neuer  allgcm.  Hand-  u.  Schulatlas  in  25  lithogr.  Blättern.  Zum  geogr. 
Unterr.  u.  Gebr.  f.  alle  Stände.  Mit  besond.  Rücksicht  auf  die  Lage  der 
Hauptgebirgsketten  u.  genauer  Auszeichnung  der  Flüsse,  Seen,  pollt.  Län- 
derbegrenz.  etc. ;  nach  den  Bestinnnungen  der  neuesten  Zeii\  trfassuiig  be- 
richtigt, u.  den  Angaben  der  vorzügl.  geogr.  Werke  entvxufcn  u.  bearb. 
Freiburg,  Keruer.  ()U.  Fol.  geh.  1  Thlr.   12  Gr.  color.  1  Thlr.  22  Gr. 

Nauester  Sciiulatlas,  nacli  den  bewährtesten  Hülfsmitteln,  astron.  Orts- 
bestimmungen u.  den  neuest.  Zehereign.  entworfen.  Nt  bsi.  einem  voUstäiid. 
Texte,  verfasse  von  einigen  jHgendfreimden  zur  ersten  Bildung  in  der  Geo- 
graphie. 37  Clurtn.  Aug^b.,  Walch.  (Lpz.,  Hinrichs.)  tpi.  4.   1  Thlr.  16  Gr. 

Vcrzeichniss  j<1hIoI.  Schrr.  r.  1827.  l 


42 

Schulatlas    der  {janzi  n   Krtl<"  zum  Gehiauche  beim  ersten    und  zweitou 
KUiiunlaiiiiiteriicht  in  der  Geoj^raphie,  von  Krümmer.   Breslau,  Grüson.   19 
Wandcliärteii,  jede  in  4  Blättern,   u.  19  Handcharton.  Jede  Wamloharte  ko 
stet  12 —  14  Gr.,   jede  Handcharte  3  —  4  Gr.    ^iz.  *  in  d.  geogr.  Ephem. 
Bd.  21  St.  6  S.  187  —  90. 

Neuer  Schulatlas  der  Erdbeschreibung.  Nach  den  neuesten  u.  bessten 
Charten  verkleinert.    17  lil.  in  qu.  4.    Halberst. ,  Brüggemauin.  1  Thb-. 

G  e  schichte. 

J.  Sant.  Ersch :  Literatur  der  Geschichte  und  deren  Hülfswissenschaf- 
ten  Seit  der  Mitte  deslSteu  Jahrh.  bis  auf  die  neueste  Zeit;  systematisch  bear- 
beitet u.  mit  den  nöthigen  Registern  versehen.  Neue,  fortgesetzte  Ausg. 
Aus  der  neuen  Ausgabe  des  Handbuchs  der  Deutsch.  Liter,  besonders  ab- 
gedruckt. Lpz. ,  Brockhaus.  1388  gespaltene  Column.  gr.  8.  3  Thlr.  8  Gr. 
jiz.  "  in  d.  Lpz.  L.  Z.  Nr.  291  S.  2324  — 27  [die  melu-ere  Nachträge  liefert] 
u.  in  Becks  Rep.  Bd.  I  S.  447  f. 

Forum  der  Critik  im  Gebieteder  Geschichte  und  ihrer  Hülfswissenschaf- 
ten.  Nebst  Anthologie  characteristischer  Züge  u.  Gemälde,  vorzügl.  aus  dem 
Mittelalter.  Herausgeg.  von  Fr.  ITachter.  Altenburg,  Lit^ratm-Comptoir. 
Is  Hft.  1828. 

J.  F.  Fries'.  Ideen  zur  Clu'onographie  oder  zur  Kunst  des  Entwerfen» 
sinnlicher  Hülfsmittel  historischer  Zeitrechnung.  Rostock.  (Stiller.)  58  S. 
8.  nebst  2  TabeUen.    lAz.  *  in  Beck's  Rep.  II  S.  446  f. 

Hopfensack :  Grundsätze  des  histor.  Unterrichts,  s.  Pädagogik.' 

*  Fr.  Munter '.  Der  Stern  der  Weisen;  Untersuchungen  über  das  Ge- 
burtsjahr Christi.  Kopenhagen.  117  S.  8.  m.  IrKftf.  Gute  lAz,  von  Heeren 
in  d.  Götting.  Anzz.    St.  157  S.   1566  f.   Jbb.  IV  S.  463. 

G.  Hasse/:  Allgemeines  Handwörterbuch  d.  Gesch.  u.  Mythologie,  in 
e.  alphab.  Reihenfolge  der  denkwürdigsten,  mythischen,  histor.  u.  literar. 
Personen  vom  Anbegiim  der  Gesch.  bis  z.  J.  1825.  Weimar,  Ind.-Corapt. 
Bd.  I  Abth.  2.  Ap.  —  liad.  Mit  8  genealog.  Tabellen.  340  S.  gr.  8.  br. 
2  Thlr.  Bd.  2  Abth.  1.  Bä  —  Bei.  406  S.  u.  1  lithogr.  Bildiilss.  br.  2  Thlr. 

F.  C.  Fetri:  Vorblätter  zu,  manchen  Hand-  und  Lelu-büchern  alter 
Geschichte ,  besonders  von  Schlosser  und  Galetti.  Lpz. ,  Hartmami.  30  S. 
gl-.  8.   geh.  4  Gr.  Kurze  Az.  '  in  Beck's  Rep.  III  S.  118. 

jllh,  Leop.  Jul.  Ohlerf.  Leitfaden  zum  Unterricht  in  d.  Geschichte. 
Königsberg.  (Unzer.)  Ir  Cursus,  1825.  2r  u.  3r  Cm-s.  1826.  (Bis  zur  Ent- 
deckung von  Amerika.)  48,  48  u.  64  S.  8.  Kurze lAz.*  in  d.  Schulzt.  1  L. 
BI.  32  S.  256. 

C,  jnih.  TFiecke:  Tabellarische  Uebersicht  der  allgemeinen  Geschich- 
te, als  Hülfsmittel  bei  dem  histor  Unterrichte  in  den  obern  Gymnasialclassen. 
le  Lief.:  Tabellen  zur  alten  Geschichte.  GJlogau  u,  Lissa,  Günter.  8  Tab. 
gr.  fol.  12  Gr. 

C.  H.  Hornschuh:  Abriss  der  allgem.  Weltgeschichte  für  höhere  Bil- 
dungsanstalten.    Erlangen,  Palm.    11|  Bgn.  gr.  8.   12  Gr. 

Fr.  ,4(1.  Beck:  Grundrissder  Weltgeschichte  für  mittlere  Gymnas. -Cl. 
u.  höh.  Bü.-^ersch.  Mit  bestand.  Hinweis,  auf  Pölitz's  Weltgesch.  begleitet. 
Coblenz ,  neue  Gelehrt.  -  Buchh.  12  Bgn.  8.  15  Gr. 

Fr.  Nösselt :  Kleine  Weltgeschichte  f.  Bürgersch.  u.  d.  mittl.  Cl.  d. 
Gymn.  Lpz. ,  G.  Fleischer.    XX  u.  340  S.  gr.  8.  20  Gr. 

Fr,  Nosselt:  Lehrbuch  der  Weltgeschichte  f.  Bürgersch.  u.  die  mittl. 
Class.  d.  Gymn.  Mit  besonderer  Berücksichtigung  d.  Deutschen  Geschichte. 
Lpz.,  G.  Fleischer.  XXXI V  u.  1166  S.  gr.  8.  3  Thlr.  Unwesent- 
liche Jz."  von  HTmann  im  Dresdn.  Wegweiser  Nr.  77  S.  305,  wünscht  man- 
ches wärmer  u.  edler  dargestellt. 

Fr.  EUendt :  Lehrbuch  der  Geschichte  für  d.  ober.  Cl.  d.  Gymnas.  Kö- 
nigsberg, Bornträger.    XIV  u.  615  S.  gr.  8.  1  Thlr.  12  Gr. 

.    Th.  B.  IVelter :  Lehrbuch  der  Weltgeschichte  für  Gymn.  u.  höhere  Bür- 


43 

gersch.   Münster,    Coppenratli.    IrTIi. :  Die  alte  Geschichte.  1826.    VI  u. 
326  .S.  8.   12  Gr. 

Rauxchnik :  Lelirlmdi  der  \VeItpcs«;liichte  zum  Cel)riui(;h  in  Gyinaas. 
u.  höh.  Bürjierseh.  ("uhlciiz,  Hölscher.  \\  ii.  .534  S.  8.  1 'J'hh-.  4  Gr.  har- 
ze A-.  '  in  d.  Lpz.  L.  Z.  Nr.  296  S.  2368.  (Das  Werk  ^Y^rd  auch  i»3Abthli. 
alsahe,  mittle  ii.  ueiio  (lesch.  verkauft.  10  Gr.  10  Gr.  u.  14  Gr.  Vgl.  das 
Verzeichaiss  von  1826  S.  38.] 

Namen- u.Saclirc^rister  zur  allgemeinen  Gescliichtein9Bdn.  Von  C.  i'on 
Rotteck.  Kreiburg,  Herder.  ISS  S.  8.  1  Thlr. 

P.  ui,  Liehler:  Kurzer  Abriss  der  wichtigsten  Völkcrgeseliichten  de.s  Al- 
terthum.s,  mit  Geographie  u.  iMytiiologie  verbunden.  Kür  Öeluil.  u.  d.  Seib.st- 
uuterr.    Manheim,  Schwiii.    9  Hgn.  gr.  8.  8  Gr. 

C.  JFilh-  f Hecke:  Abriss  der  alten  Geschichte  für  die  obern  Gynma- 
.sialclassen.     Glogau  u.  Lissa.   XVI  u.  269  8.  gr.  8.   16  Gr. 

Fr.  Chstn.  Schlos.it'r:  Lfuiversalhistor.  IJebcrsiclit  der  Ge.sch.  d.  alten 
Welt  u.  ihrer  Cuhur.  Die  G('s;:hichte  der  Zeiten  von  der  Hildung  des  Erd- 
balls bis  auf  den  Untergana  des  Köm.  Reichs.  Krankf.  a.  INI.,  Varrentrapp. 
Th.  1  Abth.  3.  444  S.  gr.  8.  2  Thlr.  weiss  Pp.  2  Thlr.  16  Gr. 

Zusätze  u.  Umarbeitungen  aus  der  vierten  Ausgabe  der  Idee»  über  die 
Politik  u.  den  Handel  der  \ ornelunsteii  Völker  des  Alterthums  von  ,/.  //.  A. 
Heeren;  in  zwei  Theilen,  für  die  IJesit/er  der  frühern  Ausgaben  besonders 
abgedruckt.  Göttinireii ,  \  aiidenhöck.  Th.  1:  Asiatische  Völker.  400  S. 
Th.2:  Afrikanische  Völker,  616  S.  gr.  8.  m.  2  Ch.  u.  3  Grundrissen.  2 Thlr. 
Kurze  Az.  in  d.  Götting.  Anzz.  St.  16.5  S.  1641  f. 

7i[///;/e]  i'.  L[ilifinst'-rn?, :  Geographische  Darstellungen  zur  ältesten  Ge- 
schichte u.  Geograjihie  von  Aethiopien  u.  Aegvpten.  Mit  einem  universal- 
historischen Atlas  d.  i.  einer  anschaulichen  Darstellung  der  gesammten  Welt- 
geschichte nach  wissenschaftl.  Kntwickelung,  von  den  frühesten  .Sagen  bis 
auf  die  gegenwärt.  Zeit,  ia  Charten,  Tabellen  u.  and.  geogr.  Constructio- 
nen.  lierlin.  Dunker u.H.  IsHft.  Text:  XXXIu.302  S.  u.  1  Tabelle,  gr.  8. 
4  illum.  u.  2  schwarzeSteintf.u.  3Tabb.gr.  Fol.  4  Thlr. —  Mit  dem  Atlas  auf 
Velpp.4Thlr.  12Gr.  Gute  ///r.  *  in  d.  Götting.  Anzz. 8t.  J31S.  1297—  1304. 

C ohUmI th' s  Geschichte  der  Griechen,  von  den  frühesten  Zeiten  bis  auf 
den  Tod  Alexanders  des  IMaced.  Nach  dem  Engl.'  frei  bearbeitet ,  mit  ein- 
geschalteten Berichtigungefi,  einer  Ueber.sicht  der  Lage  des  Landes  u.  der 
Gesch.  derWisseuschaften  in  Hellas  vermehrt.  3e  verb.  AuH.  2  Bde.  Würz- 
burg, Stahel.    Vin  u.  536  S.  gr.  8.   1  Thlr.  8  Gr. 

Henry  Fjnes  Clinton  :  Easti  Hellenici,  the  civil  and  literary  Chronolo- 
gie of  Greece  from  the  LVth  to  the  CXXIVth  Olympiad.  Second  edit.,  with 
additions.  Oxford  ,  Clarendon  Press.  LX  u.  467  S.  gr.  4.  ^z.  ♦  in  Beck'.s 
Rep-  11  S  460.     [Erste  Aldi.  1824.  s.  Heck's  Kep.  1824,  II  S.  2.58  If.] 

Griechenlands  ursj)rüng!.  Geschichte  begründet  auf  Sternkurule  u.  Göt- 
terlehre. In  Briefen  des  H.  Ral>aiid  de  St.  Etienne  an  H.  Bailly.  Nach  dem 
Kranzös.  v.  M.  A.  Diesinp.  ^lit  einer  Vorrede  von  J.  J.  hitirow.  Wien, 
Ludwig.  262  .S.  gr.  8.  1  Thlr. 

jl.   Schroeder:    Cummentat.  de  rebus  Milesiorum  part.  I.   I'rogr.    »Slral 
sund.  74  (26)  S.  4. 

J.  T/ieod.  Fdmel:  De  pace  Liter  Athenienses  et  Phiii|»pimi  Annntae  t". 
per  legatüs  celeberrimos  composita.    Progr.  Erankf.  24  f21 )  S.  gr.  4. 

Fr.  Stiller:  Versuch  einer  (Teschiclitc  (Jriechenlands  ,  von  der  l'Ji'obe- 
ning  dessell)en  durch  di<;  Kömer  bis  aul  das  J.  1820.  Altona.  (Lpz. ,  Kein.) 
10  Bgn.  8-  gHi.  12  Gr. 

Geschichte  de«  Kaiserthiuns  von  Trapezunt,  verfasst  von  J.  l'/i.  Fall 
merayvr.  [Eine  von  (h-r  Gesellsch.  «Icr  \\  issenscli.  z.  Kopenhagen  1824  mit 
Auszeichnung  gekrönte  Preisschrift.]  München,  Weber.  XX  u.  354  S.  gr.  4. 
6'i'hlr.  Velpp.  7  Thlr. 

IFilli.  Itnttißer:  (»esithidite  der  Carlhager  na«li  den  Quellen  iK-ariiei 
tet.     .Mit  1  Charte.     B.rlhi,    Kücker.    XII  u.  486  S.  gr.  b.  .2  Thlr.     Eine 


44 

gutf!  Tter.  in  d.  Heldelb.  Jahrbb.  6  S.  591  —  601  berichtet  über  den  Inhalt,  rühmt 
vollständige  Ueiuitziiiifj;  <ler  Quellen  ii.  d.  einfaclicn  u.  angemessenen  Stil,  ta- 
delt aber,  mit  vielen  belegen  u.  Nachweisuiigen  des  Bessern,  die  historische 
Darstellung  (Pragmatismus)  u.  vermisst  gehörige  Würdigung  u.  Auffassung 
der  histor  Data  Eine  ^ute  Rsr.  von  Urumonn  in  d.  Jahrbb.  f.  wissensch. 
Krit.  Nr.  150  —  52  S.  1 193  —  1210  rühmt  sorgfältiges  Quellenstudium,  schickt 
eine  allgemeine  Einleitung  über  Karthago's  historische  Bedeutsamkeit  voraus, 
und  geht  dann  viele  einzelne  Stellen  durch  mit  vielen  und  guten  Gegenbe- 
merkungen. 

Fninc.  Fiedler:  De  erroribus  Aeneae  ad  Phoenicum  colonias  pertinentj- 
bus.   Progr.  Wesel.   26  (20)  S.  4. 

B.  G.  Niehu/ir:  Römische  Geschichte.  Erster  Th.  2e,  völlig  umgearb. 
Aufl.  Berlin,  Reimer.  XVI  u.  657  S  gr.  8.  3  Thlr.  8  Gr.  Az.  in  Beck's 
Rep.  I  S.  358  —  363.  ^z."  imTübing.  Lit.  Bl.  Nr.  64  u,  65  S.  253—56 
u.  259  f.,  die  nur  hin  u.  wieder  Klarheit  des  Ausdrucks  vermisst,  sonst  nichts 
Wesentliches  über  das  Buch  berichtet. 

G.  Graf/':  Abriss  der  Rom.  Geschichte,  tabellarisch  geordnet,  mit  dem 
Nöthigsten  aus  der  Cultur-,  vorzüglich  Literaturgescldchte,  u.  der  Geogra- 
phie, nebst  1  Charte  von  Italien,  ein  Leitfaden  zu  geschichtl.  Vorträgen, 
zunächst  für  die  mittlem  u.  ob.  Class.  d.  Gymnas.  Giessen,  Heyer.  9^  l^gn. 
Fol.  12  Gr.  I  Auf  gleiche  Weise  ist  ein  Abriss  der  Deutsch.  Gesch.  1824, 
Fol.,  erschienen.  1  Thlr.] 

Zeittafeln  der  Römischen  Geschichte,  nebst  einigen  dazu  gehörigen  Ur- 
kunden und  Stammtafeln,  für  den  Gebrauch  beim  Unterrichte  in  gelehrten 
Schulen  entworfen  von  Frz.  Fiedler.  Wesel ,  Bagel.  94  S.  gr.  4.  18  Gr. 
JAz. "  in  d.  Lpz.  L.  Z.  Nr.  216  S.  1726  f._ 

Edw.  Gibbon  :  The  history  of  the  decline  and  fall  of  the  Roman  empire. 
New  and  elegant  edition  with  plates.  Complete  in  11  Volumes.  London. 
(Lpz.,  Fr.  Fleischer.)  8.  16  Thlr.  [Eine  Ausgabe  desselben  Werks  in  12  Voll, 
erschien  London  1825  gr.  8.  21  'rhk.] 

Gibbon  s  history  of  the  decline  and  fall  of  the  Roman  empire ;  adapted 
to  the  use  of  families  and  young  persons :  in  which  tlie  civil ,  political ,  and 
military  transactions  of  the  empire  are  given  in  the  powerful  language  of  the 
author  |  but  the  indecent  expressions ,  and  all  allusions  of  an  improper  ten- 
dency .  have  been  erased.  By  Thomas  liowdler.  In  5  vols.  London,  Long- 
man.  8.  3   ft'.   3  Sh.  _ 

Montesquieu:  Considerations  surles  causesde  la  grandeur  des  Romains 
et  de  leur  decadehce.  Paris.  1826.  32.  18  Gr. 

J.  /?.  Schels:  Gesch.  des  süd-östl.  Europa  unt.  d.  Herrsch,  d.  Römer 
u.  Türken  v.  d.  ältesten  Zeit  bis  auf  uns.  Tage.  2  Bde.  Wien ,  Heubner. 
2r  Bd.  gr.  8.  Beide  Bände  (68  Bgn.)  4  Thlr.  16  Gr.  Oherfldchl.  Az.  bei- 
der Bde.  von  C.  ßdttiger  im  Dresdner  Wegweis,  im  Geb.  d.  K.  u.  Wis- 
sensch.  Nr.  92  S.  365. 

Helmke :  De  Constantini  Magni  vita,  moribus  et  legibus  penitus  ex  fon- 
tibus  repetita  disputatio.  P.  I.  Progr.  Stargard.  34  (20)  S.  4.  Ange- 
hängt ist  S.  21  —  23:  Anfang  einer  Uebersetzung  der  Aeneide,  von  G. 
S.  Falbe. 

J.  Hugo  JVvttenbach :  Historisch  -  antiquarische  Forschung  über  das 
Alter  der  Moselbrücke  zu  Trier.  Progr.  Trier.  1826.  38  (20)  S.  4.  Beck's 
Rep.  II  S.  63. 

^uffustin  Thilsch:  Veteris  cum  recentiore  Germaniae  status  comparatio. 
Progr.  d.  G.  in  Glatz.  Breslau.  1826.  24  (13)  S,  4. 

Fr.  von  Kurowski  -  Eichen :  Die  Sonnentempel  des  alten  Europäischen 
Nordens  u.  deren  Colonien.  Eine  Erforschung  des  mythischen  Bodens  der 
Geschichte  u.  des  Ursprungs  der  Völkerwanderungen.  Is  Hft.  Berlin,  Hold. 
9  Bgn.  8.  1  Thlr.  Ein  Werk  voll  von  den  sonderbarsten  Ideen ,  wovon 
Gräfenhnn  in  Seebod.  neuem  Archiv  Jahrg.  II  Hft.  4  S.  124—28  Einiges 
mitgetheilt  hat. 


45 

'  ÜprvJi.  Jof.  i'fr/me/i/«?/-;  Leitfaden  beim  Vortrage  der  Deutschen  Gesell., 
für  Sriiiiler  der  mittl.  CiMiiiiasialclassen.  Cölii ,  Jiacliem.  82  iS.  kl.  8.  5  Gr. 
Cüiupilatiuu  aus  Böici^er  ii.  Kohliausoli.  Az.  ♦  v.  Jacob  in  d.  krit.  liibl.  2 
S.  205  —  7,  AM'ist  nieliiere  Druckfcliler  nach. 

J.  Milbiller''s  kurz  fiefasste  Geschiclite  d.  Deutschen  zum  Gebrauch  beim 
Unterr.  in  GMimas.  ISoue  ni.  e.iiicin  Anh.  vormehrte  Aufl.  München,  Lin- 
dauer. XXXli  u.  S-iS  S.  8.  16  Gr. 

Ludw.  Jiociu:  Lehrbuch  der  Deutschen  Geschichte  ffir  Schulen;  nach 
dem  Phme  seines  {grossem  Werks.  Hannover,  Hahn.  XM  u.  223  S.  gr.  8.  12  Gr. 

Th.  Men^e:  Haiulbucli  der  Geschichte  der  Deutschen,  mit  vorzüglicher 
Derücksiclitijxung  der  Gesrli.  der  l'reuss.  iNlonarchie.  Cöhi,  du  iMont  -  Schau- 
berg. Ir  Dd.  15  Bgn.   u.  2  geiieal.  Tab.    gr.  8.  geli.   1  Thir. 

JT'.  Menzel:  Die  Geschichte  der  Deutschen  iur  d.  reif.  Jugend  u.  zum 
Selbstunterr.  In  3  Bänden.  Zürich,  Gesner.  gr.  8.  [  *  Dd.  1  u.  2,  1825. 
Jbb.  V  S.  8  ir.]  Bd.  3 :  Die  neuere  Zeit.  XVlI  u.  465  S.  1  Thlr.  6  Gr. 
weiss  Pp.   1  Thh-.  12  Gr. 

Hemr.  Luden:  Geschichte  d.  Deutsch.  Volks.  -Gotha,  Perthes.  3r  Bd. 
810  S.  gr.  8.  Subscrp.-Pr.  2  Thlr.  12  Gr.  Velpp.  3  Thlr.  12  Gr. 

J,  r.  F.  Guts  Mutlis  u.  J.  A.  Jacohi:  Deutsches  Land  und  Deutsches 
Volk.  Lpz.,  Leich.  8.  2r  Bd.  3r  Th. :  Jacobi  Vorgeschichte  des  Deutschen 
Volks  u.  Reichs.  3r  Th.  m.  1  Kfr.    18  Bgn.    1  Thk.  12  Gr. 

[Fr.  Ad.  Beck:  Grundriss  derPreuss.  Gesch.,  von  den  ältesten  bis  auf 
die  neuesten  Zeiten.  Für  mittl.  Gjmn.-Cl.  etc.  Coblcnz,  neue  Gelehrt.-Bchh» 
8^  Bgn.  8.  14  Gr.l 

\J.  Jier/in:  Abriss  der  Brandenburg.  Gesch.  in  chronolog^.  Ordnung. 
Ein  Leitfaden  für  d.  Unterr.  Nebst  e.  Anhang  der  Preuss.u.Schlesisch.  Gesch. 
Mit  Vorwort  v.  C.  C.  G.  Zerrdnner.  2e  verm.  Aufl.  Hehustedt,  Fleckeisen. 
7  Bgn.  8.   6  Gr.] 

Chstn.  Dan.  Heck :  Comment.  de  ratione  et  .sorte  varia  diuturnorum  im- 
perioruin.  Progr.  Lpz.  4.  Kurze  Az.  v.  Pöluz  in  d.Lpz.  L.  Z.  Nr,  179  S.  1426  f. 

M  y  t  Ii  o  1  o  g  i  e. 

Geograph.  -  bist.  -  mytholog.  Handwörterbuch,     s.  Geographie. 

Hassel:  Handwörterbuch  der  Gesch.  u.  Mythologie,    s.  Geschichte. 

J.  Ileinr.  Voss:    Mythologische  Briefe.   3  Bde.   2e  verm.  Ausg.    Stutt- 
gart, Metzler.    XX  u.  3Ö7,  XXll  u.  3S6,  IV  u.  351  S.  8.   5  Thlr.  16  Gr. 
^       Kurzgefasste  Darstellung  der  Mythologie  für  Freunde  dieser  V\  issenschaft. 
INIit  30  lithogr.  Abbildungen.   Prag.'  1828.  8.  48  Kr. 

Convcrsations  on  nnthology.  In  1vol.  12.  London,  Longman.  5  Sh. 

Abbildungen  aus  der  Muhologie  der  Völker  der  alten  Welt,  als  nöthiger 
Behelf  zu  jedem  mythol.  Lehrijuche,  in  68  lithogr.  Blättern  mit  einem  Sach- 
-register.  Roy.  4.  u.  1  Bgn.  Te.xt.   Freiburg,  Herder.   4  Thlr.  12  Gr. 

Herrn.  Clistn.  If'etsse:  Darstellung  der  Griech.  Mythologie.  Ir  Th., 
einleitende  Abhandll.  enthaltend.  Lpz.,  Barth.  XXXIX  u.  3.50  S.  gr.8.  2  Thlr. 
[Auch  unter  d.  Tit.:  Ueber  den  Begriff,  die  Behandlung  und  die  Quellen  der 
Mythologie.] 

Fr.  Miinter:  Religion  der  Babvlonier.  3e  Beilage  zur  Rel.  der  Kartha- 
ger. INIit  3  Kftf.  Kopenhagen,  Schubothe.  l40  S.  4.  1  Thlr,  20  Gr.  [Die 
Kel.  der  Karthager  erschien  1816.  2e  Aufl.  1821.  171  S.  4.  2  Thlr.  4  Gr. 
Vgl.  Hall.  L.  Z.  1816  Nr.  178  u.  1822  E.  Ul.  101.  Die  le  Beil.,  über  einige 
Sardische  Idole,  1822.  28  S.  12  Gr.  Vgl.  Lpz.  L.  Z.  1827  Nr.  95.  Die  2e 
Beil.,  der  Tempel  der  liimnd.  Göttin  zu  Paphos.  1824.  40  S.  I  Thlr.  Vgl. 
Lpz.  L.Z.  1826  Nr.  153  u.  d.  Götihig.  Anzz.  1827  St.  27  S.  263  f.] 

M.  ff.  J/rJ/rer:  Die  Götterdienste  auf  Rhodi.s  im  Altenliume.  Hft.  1: 
Der  Heraklesdienst  zu  Lindus.  Zerbst,  Kummer.  X\  l  u.  31  S.  gr.  8.   6  Gr. 

Fr.  Cordes:  Disputalio  de  oraculoDodonaeo.  Groningen,  van  Bückeren. 
1826.  93  S.  8.  geh.  Lpz.  bei  Weigel  1  Thlr.,  bei  Barth   12  Gr. 

If'iesto:  Dcreligione  et  oraculo ApoUinia  Delphici.  Üniv.-Disp.  Kopen- 
hagen. 125  S. 


46 

TZ.  J.  F.  Uenrichsen :  De  Phoenicis  fabula  apud  Graecos,  Romanos  et 
popiilos  Orientales  Conunent.  IlPartt.  Kopeiili.  (Reitzel.)  1825  u.  27.  5  Ben 
8.  geh.  12  Gr. 

Fr.  Ant.  Rigler:  Commentatio  de  Hercule  et  Cercopibus.  Progr.  des 
Gynin.  zu  Aachen.  Cöln.  1826.  31  (16)  S.  gr.  4.  Az.  in  Beck's  Rep.  U 
S.  64  f. 

Nardi :  Dei  Coinpiti,  feste  e  giuochi  conipitali  degli  antichi,  e  deil'  au- 
tico  conipito  8a\'ignanense  in  Romagua.     Pesaro.  8. 

^Id.  Fr. Funk:  Dissert.  de Nechuschthane  ctAesculapii  serpente.  Univ.- 
Sclir.  Berlin.  1826.  28  S.  8.     Az.  in  Pierer's  medic.  Annal.  Hft.  2  S.  281. 

AI.  Bach  :  lieber  die  Eeschalfenheit  und  den  verschiedenartigen  Zweck 
der,  von  den  ältesten  Völkern  bis  in  die  Zeiten  des  Christenthunis  bestande- 
nen, Asjle.    Progr.  d.  Gyinn.  in  Glatz.  Breslau.  31  (19)  S.  4. 

Fr.  Ji'.  Altenhurs::  Einige  Gedanken  über  Deutsche  Mythologie,  sowie 
über  Cäsar's  und  Tacitus  Ansichten  von  der  Religion  der  alten  Deutschen. 
Ein  Beitrag  zu  ilu-er  Vereinigung.  Progr.  Schleusiugen.  40  (32)  S.  4. 

Philosophie    und    Rhetoi'ik. 

lOüg :  De  pliilosophia  ex  sententia  Aristotelis  plane  absoluta,  nee  tarnen 
unquam  absolvenda.     Progr.  Lpz.   18  (15)  S.  4. 

f  A-  Matthid'.  Lehrbuch  für  den  ersten  Unterricht  in  derPliilosophie. 
2e  verb.  Aufl.  Lpz.,  Brockhaus.  XVI  u.  200  S.   gr.  8.   20  Gr. 

\  Ämad.  Iferdt'.  De  rerum  principiis  secundiuu  Pythagoreos.  Progr. 
Lpz.  (Tauchaitz.)  26  S.  8.  geh.  4  Gr.     .Yz.  in  Beck's  Rep.  TI  S.  225. 

Ernst  Reinhold:  Beitrag  zur  Erläuterung  der  Pythagorischen Metaphy- 
sik, nebst  einer  Beurtheilung  der  Hauptpunkte  iii  Hrn.  Prof.  Heinr.  Ritter's 
Geschichte  der  Pythagoi'ischen  Philosophie.  Jena  (Cröker).  IV  u.  108  S. 
8.  12  Gr.     lAz.  in  Beck's  Rep.  II  S.  242  —  44. 

Pliilosophia  Chrysippea.  s.  Gj-iech.  Schriftsteller.  —  Platonica  et 
Aristot.   s.  ebend.  Plato  u.  Aristoteles. 

Ferd.  Deycks :  De  Megaricorum  doctrina  ejusque  apud  Platonem  et  Ari- 
stotelem  vestigiis.  Bonn,^  Weber.  102  (95)  S.   8.  12  Gr. 

C.  eil.  G.  Zerrenner:  Denkübungen,  ein  Schulbuch  für  Schullehrer  -  Se 
nünarien,  Bürgerschulen  u.  diejenigen  Classen  gelehrter  Schiüen,  in  welchen 
der  eigeutl.  philosoph.  Unterricht  vorbereitet  wird.     2e  verb.  u.  verni.  Aufl. 
Lpz.,  Barth.   1828.  190  S.  8.   12  Gr. 

Sclu-iften  von  Massmann  und  Hobertag.     s.  Pädagogik. 

J,  FiiUenberg^ :  Rhetorik  für  Gymnasien  u.  angehende  Redner,  mit  be- 
sonderer Rücksicht  auf  praktische  Beispiele.  Lemgo,  Meyer.  VI  u.  160  S. 
gr.  8.    12  Gr. 

Religion. 

C.  dtli.  Bretschneider:  Lehrbuch  der  Religion  und  der  Geschichte  der 
cluristl.  Kirche,  für  die  ob.  Cl.  der  Gynm.  u.  für  d.  gebild.  Stände  überhaupt. 
2e  verb.  u.  verm.  Aufl.     Gotha,   Perthes.  XIV  u.  3ü5  S.    gr.  8.   20  Gr. 

C.  H.  Schreyer :  Die  ächte  reine  Schriftreligion,  oder  die  vorzüglichsten 
Schriftstellen,  welche  die  Wahrheiten  des  Glaubens  und  Thebens  enthalten. 
Mit  einer  Vorrede  von  0.  Tr.  Otto      Lpz.,  Fr.  Fleischer.   lOjBgn.  8.  10  Gr. 

Fr.  JV.  Tilgenkamp :  Einleitung  in  die  biblischen  Sc'r.riften.  2e  sehr 
bericht.  u.  verm.  Aufl.  —  Auch  unter  d.  Tit. :  Biblische  Propädeutik ,  ein 
Beitrag  zur  Beförderung  riciitiger  Bibelkenntniss  in  geschichtl.  u.  moralisch- 
religiöser Hinsicht.  Zum  Gebr.  in  höh.  u.  nied.  Erziehungsanst.  u.  z.  Selbst  - 
unterr.  Hamm,  Wundermann.  1823.  24  Bgn.  gr.  8.  18  i^r. 

*  Fr.  Ad.  Beck :  Deutsche  Synopsis  der  drei  ersten  Evangeliston.  Nach 
der  Griech.  Synopsis  de  Wette's  u.  Lücke's  bearbeitet.  Ein  Handbu<;h  für 
Lehrer  m  Schul! elu-ersemin.  u.  niedern  Cl.  gelehrt.  Schul.,  so  wie  für  jeden 
denkenden  Christen.  Berlin,  Amelang.  1826.  266  S.  gr.  8.  18  Gr.  Jbb. 
II,  3S.,96. 


47 

F.  TFisseler :  Rlorpengebete  filr  die  Schule.  Wesel,  Bagel.  VITl  und 
92  S.  8.  l>r.  8  Gr.  ^ 

Proces  sacrae  in  us.  stud.  jiiventiitis.  CoUegit  et  cdid.  J.  M.  ITauber. 
MQnclien.  (Laiulsluit,  krüll.)  12^  ßj;»-  "•  1  Kfr.   8.  7  (ir. 

C"liristli<lu>s<j!esaii{;l)udi  ffir  höhere  u.  mittlere  Schiiien.  Herausgeg.  von 
C.  ^.  Rüdiger.     Kroihcrg.  Cruz  u.  Gcrl.    \  IIJ  u.  136  S.  6  Gr. 

Saiiiniluiig  geistliclier  Jjedcr  y.uin  Gebraucl»  für  Schulen.  Ein  Anhang 
zum  Dresdner  Gesanghtich.  Lpz.,  Vdgel.  15  Bgn.   8.   10  Gr. 

Schul  -  u.  Gesiuigbuch  für  die  Öinganstalt  zu  bVeiburg  in  Breisgau. 
[Von  C.  C.  Buttniger  u.  J.  lAitig.  \  2  Bde.  Freiburg,  Herder.  28J  Bgn.  in 
Steindr.  4.  geh.  1  Thh-.   lö  Gr. 

Scluriften  von  Quistgaard,  Brauns,  Schauh  u.  Stöphasius.  s.  Pädagogik. 


Gesanglehrc. 

■f-  /.  G.  Hientzsch :  Ueber  den  Musikunterricht,  besonders  im  Gesänge, 
auf  GjTiin.  u.  Univers.  etc.  Breslau,  Max  \\.  C.   94  S.  gr.  8.  geh.   10  Gr. 

A.  IT.  Wenzel:  Ueber  den  Unterricht  in  der  Musik  auf  Gymnasien. 
Progr.  Salzwedel.  lAz.  von  Gräjenhan  in  Seebod.  neuem  Archiv  Jahrg.  11 
Hft.  4S.  121  — 23. 

K.  Glaser:  Musikalisches  Schulgesangbuch,  methodisch  geordnet  nach 
Natrops  Anleitung  zur  Unterweisung  iju  Singen.  2s  Bdchii.  Essen,  Bädeker. 
135  S.   gr.  8.  geh.    18  Gr.     [Das  erste  Bdclin.  1821.  18  Gr.] 

A'.  Glaser:  Dreistimmige  Choräle  zum  Gebr.  für  Bürgerschulen,  Insti- 
tute, Gymn.  u.  kirchl.  Gemeinden,  die  ohne  Begleitung  der  Orgel  singen, 
mit  untergelegten  Worten.  Barmen.  (Essen,  Bädeker.)  Is  Hft.  3|  Bgn. 
gr.  8.  8  Gr. 

Cantica  sacra  in  us.  studiosae  juventutis.  CoUegit  et  edid.  J.  M.  Hau- 
her. Cantui  chorali  accoimnoda\'it  vocem  organi  C.  Ett.  München.  (Lands- 
hut, Krüll.)  lOi  Bgn.  8.   11  Gr. 

Cantus  firmus  der  Choral  -  Melodien  von  allen  im  Niemeyerscheii  Schul- 
Gesangb.  enthaltenen  IVIorgengesängen.  Glogau,  neue  Güntersche  Buchh. 
1|  Bgn.  8.  geh.  2  Gr.        ^  ^       ^        • 

Sammlung  zwei-,  drei-  u.  vierstimmiger  Gesänge,  Lieder,  Motetten  u. 
Choräle  für  INIännerstimmen  vo^  verschiedenen  Componisten,  zunächst  für 
Gvmnas.  u.  Seminarieu  etc.  Herausgeg.  von  J.  G.  Hientzsch.  Breslau  (Go- 
sohorski).  3s  Hft.  1826.  VI  ii.  62  8.  4.  18  Gr.  (Beck  s  Rep.  1826,  III  S. 
190.  Als  zweckmässig  gerühmt  in  einer  ^-tz.  in  d.  Schulzt.  1827,  1  L.  Bl.  15 
S.  120.]  Neue  Sammlung.  Is  Hft.  1827.  Breslau ,  Grass,  B.  u.  C.  48  S. 
ijuecr  4.  geb.  4  Gr. 


Naturgeschichte. 

Uebersicht  der  Naturgeschichte  für  den  mündlichen  Vortrag.  Düsseldorf, 
Schauh.  5  Bgn.  8.   geh.   8  Gr. 

Fr.  Ad.  Heck:  Grundriss  der  Naturgeschichte.  Für  Gymnasien ,  höhere 
Bürger-  u.  Realschulen.  Bonn,  Marcus.   XVI  u.  48  S.  8.  geh.   6  Gr. 

J.  G.  Jjumnitzer:  Lehrbuch  für  den  ersten,  systematischen  Unterricht 
in  der  Naturgeschichte.  Mit  12  illum.  Kftf.  Wien,  Müller.  16  Bgn.  gr.  8. 
geb.  2  Thir.  12  Gr.  [Steht  in  Bezug  auf  die  1825  von  demselben  \  erf.  er- 
schienenen naturhistor.  Tafdn.] 

G.  H.  Schubert:  l^ehrbuch  d»r Naturgeschichte  fürSchuleri  u.  Z.Selbst- 
unterricht. 3e  verm.  u.  verb.  .4ufl.  Erlangen,  Heyder.  19  Bgn.  8.  8  Gr. 
mit  schwarz.  Kfrn.  1  ThIr.  8  Gr.    mit  gemalt.  Kfrn.    2  ThIr. 


48 


Mathematik. 


J.  Fr.  Lorenz:  Grundriss  der  reinen  u.  iingewamlten  Mathematik,  o<l. 
Erster  Cursus  der  pesanimten  Mathematik.  GeAufl.  Ir  Th.  leAbth. :  Grmid- 
riss  der  reinen  Mathematik.  Herausgeg.  von  C.  L.  Gerling.  2e  AuH.  Hehn- 
städt,  Fleckeisen.  XXXMll  u.  148  8.  gr.  8.  mit  11  Kftf.  22  Gr. 

J.  C.  F.  Jiaumgarten:  Handbuch  für  Lehrer,  welche  zu  gleicher  Zeit 
zwei  oder  drei  Schülerabtheilungen  nach  verschiedenen  Abstufmigen  im  Kopf- 
rechnen üben  wollen.  In  2  Theilen.  Quedliid)urg,  Kasse.  Th.  1 :  Aufgaben 
für  2  Schülerabtheilungen.  120  S.   queer  4.  20  Gr. 

.//.  Fetzold :  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  demonstrativen  Arith- 
metik.    Neisse,  Einert.  204  S.  8.    14  Gr. 

Fr.  Kries:  Gründl.  Anweisung  zur  Rechenkunst  für  Geübtere.  Nebst 
einer  kurzen  Einleitung  in  die  Geometrie.  3e  sorgfält.  verb.  A\ifl.  Mit  2  Kftf. 
u.  1  Tabelle  über  einige  Münzsorten.  Gotha,  Becker.  21  Bgn.  8.   18  Gr. 

^  G.  C.  Otto :  Lehrbuch  der  allgem.  Arithmetik  für  den  praktischen  Un- 
terricht in  der  Buchstabenrechnung  und  der  Algebra  oder  Gleichbeitslelire, 
den  Functionen  u.  ihren  Veränderungen  oder  Dlfferenzial-  U.Integralrechnung 
u.  den  höhern  Gleichungen.  Dresden,  Wagner.  1826.  ISf  Bgn.  gr.  8.  1  Tlilr. 

J.  C.  H.  Ludewig:  Lehrbuch  der  Arithmetik  und  der  Anfangsgründe 
der  Algebra.  Hannover,  hai.n.  XVI  u.  412  S.  gr.  8.  1  Thlr.  18  Gr. 

Jac.  Struve :  Ueber  die  sogenannten  Numeri  abundantes  oder  die  Ue- 
berfluss  mit  sich  führenden  Zahlen,  besonders  im  ersten  Tausend  unserer 
Zahlen.     Progr.  Altena,  gedr.  bei  Hammerich.  27  S.   8. 

Just.  Günih.  Grassmann :  Ueber  den  Begriff  u.  Umfang  der  reinen  Zah- 
lenlehre.    Progr.  Stettin.  60  (40)  S.   gr.  4. 

C.  L.  G.  IVinckler:  Die  Logarithmen  der  Zahlen  der  Sinus  u.  Tangen- 
ten mit  5  Dezunalen.  Mit  einer  Anweisung  zum  Gebrauche  für  Schulen. 
Halle,  Ruff.  10^  Bgn.  8.  15  Gr. 

J.  MÖhling:  Handbuch  für  Schüler,  welche  die  niedern  mathematischen 
Wissenschaften  an  der  Seite  eines  Lehrers  studircn.  Wien.  (Lpz.,  Liebes- 
kind.) 1826.  36  Bgn.  gr.  8.  u.  36  Sttf.  gr.  4.   4  Thlr. 

J.  C.  LückenliüJ :  Anfangsgründe  der  Buchstabenrechnung  und  Algebra. 
Münster,  Theissing.  11  Bgn.  8.  -10  Gr. 

F.  J.  Göbel:  Grundsätze  der  allgemeinen  Grössenlehre.  Frankfui't,  An- 
drea. 13  Bgn.  gr.  8.  20  Gr. 

D.  P/i.  Molitor:  Systemat.  Entwickelung  der  allgemeinen  reinen  Grö- 
ssenlehre, zum  Gebr.  d.  hohen  Seh.  u.  höhern  Class.  d.  Mittelschulen,  so  wie 
zum  Selbstunterr.  Heidelberg,  Osswald.  Ir  Th.  Enthält  die  unbedingte  Er- 
zeugung des  Bestimmten  aus  dem  Bestimmten  u.  aus  dem  Unbestimmten. 
17  Bgn.  gr.  8.  1  Tbk.  8  Gr. 

J.  Andr.  Matthias :  Leitfaden  für  einen  heuristischen  Unterr.  über  d.  all- 
gemeine Grössenlehre  u.  die  gemeine  Algebra,  die  Elementargeometi'ie,  ebene 
Trigonometrie  u.  die  Apollonischen  Kegelschnitte.  4e  neu  bearb.  u.  verm. 
Aufl.  Mit  7  lithograph.  Tfn.  Magdebm-g,  Heinrichshofen.  X  u.  298  S.  gr.  8. 
1  Thlr.  Eine  Az.  *  in  d.  Hall.  L.  Z.  Erg.  Bl.  117  S.  935  f.  weist  die  Ver- 
besserungen dieser  Aufl.  kurz  nach.  Vgl.  dieselbe  L.  Z.  1816  Nr.  94  und 
1821    Erg.  Bl.  43. 

J.  Jos.  Ign.  Hoff  mann :  Der  mathematische  Jugendfreund,  oder  po- 
puläre Darstellung  der  Grundlehren  der  reinen  u.  angewandten  Mathematik 
für  Anfänger.  Mainz,  Kupferberg.  8.  3r  Th.:  Der  geometrischen Abthciking 
IrBd. :  Die  Elemente  der  Geometrie  und  Trigonometrie.  363  S.  u.  11  Sttf. 
geb.  1  Thlr.  8  Gr.  4r  Th.:  Der  geom.  Abth.  2rBd. :  Die  Elemente  der  Ste- 
reometrie, nebst  Anwendung  der  Algebra  auf  die  Raumlehre.  318  S.  und  7 
Sttf.  geb.  1  Thk.  8  Gr.  Az.  *  in  d.  Hall.  L.  Z.  Erg.  Bl.  119  S.  952,  die 
etwas  mehr  Ordnung  u.  Consequenz  verlangt.  [Der  le  u.  2e  Tii.,  der  alge- 
braische Jugendfreund,  erschienen  1824  u.  25.  2  Thlr.  16  Gr.  Vgl.  Hall. 
L.  Z.  1827  Erg.  Bl.  81.] 


49 

J.  J.  Littrow:  Elemente  der  Alijebra  und  Geometrie.  Wien,  Heubner. 
XII  u.  456  S.  ^r.  8.  lu.  2  kftf.  2  Tlilr. 

//'.  Mensin^:  (geometrische Vorübungen  nach  sjnibolisirender Methode 
Progr.  Erfurt.  47  (24)  S.   4. 

i'V.  V.  Kausler:  Die  Elemente  der  Geometrie.  Zum  Behuf  des  Unterr. 
an  INlilitairschul.  u.  höli.  J.,ehranstalten.  Ausj^earb.  nach  Legendre.  IMit2Kftf. 
Ludvvigsburg,  Nass.    100  S.  8.   16  Gr. 

Fr.  Octemmin:  IMateriaru'ii  für  den  lieuristlschen  Unterricht  in  der  Geo- 
metrie. Zur  Beförderung  eines  gründlichen  Stuiliuins  dieser  Wissenschaft 
überhaupt  und  zur  z\ve(  luuässigen  l'rlvatbescliäftigung  dejr  Schüler  in  d.  unt. 
u.  mittl.  Cl.  d.  gel.  JSch.  insbesondere.  Halle,  Gebauer.  VII  u.  136  S.  8.  m. 
7  kftf.  15  Gr.     yt///i,-;//.  u.  oherßnrhf.  Az.  f  u»  d.  L|>z.  L.  Z.  Nr.  298  S.  2384. 

Grashot :  Ueber  die  ersten  BegriJVe  der  Geometrie,  zunächst  mit  Be- 
zug auf  Parallelen  -  Theorien.  Progr.  Cöln.  1826.  HS.  u.  17  S.  Schulnachr. 
4.     Kurze  Az.  von  Rschweiler  in  <l.  Schulzt.  2  Nr.  68  8.  543. 

//'.  A.  Forstemann:  Lehrbuch  der  Geometrie,  besonders  aisHülfsmittel 
zum  Unterricht  an  hölnrn  Bildungsanstalten.  Ir  Th. :  Ebene  Elementargeo- 
metrie. i\lit7kftf.  Danzig,  Anliuth.   17  Bgn.  gr.  8.   1  'J'hlr.  12  Gr. 

A.  MiiUi'r--.  Geonit  tris(;he  Constructionslehre,  oder  zeichnende  Geome- 
trie, nach  einem  neuen  Plane  bearbeitet.  iMit29  Steiaabdr.  Heidelb.,  W  inter. 
9^  Bgn.  gr.  4.   1  Thlr.   12  Gr. 

Behas,l'el:  Anweisung,  in  ein  gegebenes  Dreieck  ein  Viereck  von  gege- 
bener Gestalt  einzuschreiben.  Progr.  Elberfeld.  1826.  4.  lAz.  von  Escli- 
weiler  in  d.  Schulzt.  2  Nr.  67  S.  537  ft". 

L.  E.  SitJ/'rian :  Problematis  dato  triangulo  rectilineo  quadratum  inscri- 
bendi  solutio.  Progr.  Aschersleben.  50  (32)  S.  4. 

Katzf^y  :  ^  ersuch,  die  Lelire  von  den  kegelsclinitten  oder  sogenannten 
Curven  der  2n  Ordnung  aus  einer  neuen,  bisher  nicht  beachteten,  geneti- 
schen Erklärung  oder  L'onstruction  derselben  abzuleiten.  Progr.  Münstereif- 
fel.  1826.     Az.  T.  Escbweiler  in  d.  Schulzt.  2  Nr.  68  S.  545  f. 

Ptfhatzek:  Elemente  der  ebenen  Trigonometrie  für  die  Schüler  des  hles. 
Gymnasiums.  Progr.  Oppeln.    48  (32)  S.  4. 

M.  Chrzescinski :  Entwurf  der  körperlichen  Trigonometrie  nach  heuristi- 
scher ^letiiode.  Progi".  d.  Gymn.  in  Lyk.  Gumbumen.  54  (20)  S.  4.  Vgl. 
Jbb.  V  S.  115. 

ZAmrrfrmann  :  Caiculus  analytico  -  trigonometricus  in  brevl  conspectn 
positus.     Progr.  Beriin.   1826.   16*  S.  4. 

Fr.  heuztri^er :  Darstellung  einiger  Avichtigen  Lehrsätze  aus  dem  Ge- 
biete der  gesaimnten  Anal)sis.     Progr.  Coblenz.  39  (15)  S.  gr.  4. 

Pädagogik,    Scliriftcii   ii her  Methodik  und  über  gelelirtc 
Schule«  überliaupt. 

Encyclopädisch- kritisches  Kepertorium  der  neuen  pädagog.  Literatur. 
Bearbeitet  von  J.  Jf'.  Worluin.  Nürnberg,  Riegel  u.  \\ .  gr  8.  Bd.  1  u.  II. 
IV,  126  u.  182  S.  gr.  8.  1  'J'hlr.  4  Gr. 

J.  Chsip/i.  V.  Stiip/ia-tius :  Beiträge  zur  praktischen  Pädagogik  u.  Ho- 
miletik, hl  Al)handlungen,  Schul  -  u.  kanzel- Vorträgen  etc.  Nebst  literä- 
rij«t:hen  Andeutungen.  Als  besond.  Beilage.  Is  Hft.  Glogau,  neue  Günter- 
scheBuchh.   VJu.  94  S.8.  10  Gr.  Az.  7  '  in  d.  Schulzt.  1  L.BI.  31  S.2-t7  f. 

C.  G.  /{el'M  Das  Jjcben  u.  <iie  Schulein  ihrer  Weriiselwirkung  betrach- 
tet. Neb.st  einem  Anliaiu:e.  l.ipz. ,  Hinrichs.  XII  u.  172  S.  8.  16  Gr. 
Au-ifu/irl.  JAy..  •  in  d.  Schulzt.  1  L.  Bl.  23  S.  177  —  80.  Desgl.  mit  ein 
paar  Gegenbcmcrkk.  von  Sieuber  ebenda«.  1  L.  131.  27.  Kurze  lAz.  in  Meck'.i 
Kep.  11  S.  413  —  15. 

C.  Ch.  G.  Zerrenner  :    Grundsätze  der  Schulerziehung,   der   Sc  hulkunde 
und  Unterrichtswirtsenscirift   U\r  Sclnilaufsclier,  Lehrer  und  Lehrerbildungs- 
anstalten.    Magdeburg.   Heiinichshofen.   .3,}.^  Bgn.   gr.  8.  2  Thlr. 
Ferzeiclini^s  jiliilul.  Schrr.  v.  1827.  g 


50 

Fr.  Thiersch:  Uebcr  gelehrte  Schulen.  2rBd.:  Die  hohen  Schulen  mit 
besonderer  Rücksicht  auf  die  Universität  in  München.  Stuttgart,  Cotta. 
gr.  8.  Abth.  1:  Akademische  Gesetzgebung  und  ilu-e  Gewähr  in  Ingolstadt, 
Landshut  und  München.  112  S.  geh.  12  Gr.  Abth.  2:  Vergleichinig  u.  Be- 
urtheilung  der  Systeme  freier  u.  gezwungener  Studien.  112  S.  geh.  12  Gr. 
[inericht  von  beiden  Abthh.  in  d.Schulzt.2  Nr.  4l  u.  42  S.  321  —  27  u.  329 
—  35,  in  Auszügen.]  Abth.  3:  Von  den  Gewährschaften  freier  Studien  und 
dem  akad.  Lehrstande.  184  S.  geh.  20  Gr.  Abth.  4 :  Ueber  Verfassung  und 
Verwaltung  der  Univers,  und  über  ihi-e  Verbindung  mit  andern  Instituten. 
164  S.  geh.  18  Gr.  jiHg^em.  Az.  *  des  2n  Bds.,  die  wenig  vom  Buche  be- 
rüiirt,  aber  sein  Verhältniss  zu  Baiern  nicht  übel  d£urstellt,  in  d.  Blatt,  f.  lit. 
Unterh.  Nr.  192  S.  765  —  67. 

Max.  Furtmair :  Bemerkungen  über  den  Werth  und  die  Bedeutung  der 
Baierischen  Lyceen,  mit  besond.  Rücksicht  auf  die  Schrift  des  Hrn.  Hfr. 
Thiersch :  über  gel.  Schulen.  Landshut,  Krüli.  44  S.    gr.  8.  geh.  4  Gr. 

Aphorismen  zu  der  Schrift  von  Fr.  Thiersch :  Ueber  gelehrte  Schulen, 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  Baiern.  Frankf.,  Reinhei'z.  94:  S.  8. 

Paränesen  für  studirende  Jünglinge  auf  Deutschi.  Gymnas.  u.  Univers. 
Gesammelt  u.  mit  Anmei'kk.  begleitet  von  Fr.  Traug.  Friedemann.  Braun- 
schweig, Meyer.  Vinu.248  S.  8.  geh.  1  Thlr.  4  Gr.  [Enthält  aus  Thiersch's 
Sehr.  Ueher  gelehrte  Schulen  die  Abschnitte:  Uehpr  klassische  Bildung 
und  über  Methode  der  klass.  Studien,  und  Gellerts  Abb.:  Von  denF'ehlem 
der  Studirenden  bei  der  Erlernung  der  JVissenschafteni\  Az.  **  in  d.Hall. 
L.  Z.  Nr.  156  S.  401  —6.  Unwesentliche  Jz.  *  in  d.  Götting.  Anzz.  St.  161 
S.  1608.  Gute  lAz.  *  in  d.  Jen.  L.  Z.  N.  232  S.  409  —  16,  die  noch  ehiige 
literarische  Nachträge  giebt. 

Schuppius:  Dexi  et  utilitate,  quam  in  rem  publicam  habent  ludi  litera- 
rii,  inprimis  academiae.    Gratul.  -  Sehr.  20  S.  4. 

Dr.  A. :  Ueber  das  Verlegen  der  Universitäten  in  die  Residenzen,  und 
das  der  Univers.  Tübingen  nach  Stuttgart  insbesondere.  Tübing.,  Laupp. 
1826.  56  S.  8.  geh.  3  Gr.    . 

Dav.  Schulz :  De  doctorum  academicorum  officiis.  Gratul.  -  Sehr.  Bres- 
lau. 28  S.  4.  Vgl.  Jbb.  III,  2S.  117.  Grösstentheils  abgedr  in  d.  Schulzt.  2 
Nr.  51  f.  S.  405  —  13. 

J.  C.  Lebr.  Hantschke:  Wesen  und  Zweck  des  Gymnasialunterrichts. 
Eine  Zuschrift  an  das  g^'össere  Publicum.  Elberfeld,  Schönian.  26  S.  gr.  8. 
geh.  4  Gr. 

Zur  öffentlichen  Prüfung  der  Schüler  der  Petri  -  Schule  ....  ladet  ein 
der  Dir.  u.  kön.  Prof.  Dr.  Fr.  Hiipfner.  [Ueber  Wesen  und  Bedeutmig  hö- 
herer Bürgerschulen.]     Danzig.  1826.  26  (15)  S.  gr.  4. 

Heinr.  Theod.  Ferd.  Otto :  Ueber  Bildung  überhaupt  und  Bildung  durch 
die  Schule  insbesondere.  Nebst  fortgesetztem  (5ten)  Bericht  über  den  Zu- 
stand der  höhern  Stadtschule  in  Sobernheim.  Progr.  Coblenz.  1826.  40(25)S. 
8.  Uz.  in  Beck's  Rep.  II  S.  67,  u.  in  d.  Schulzt.  1  L.Bl.  15  S.  117  —  119. 

Midier:  Ueber  einige  Förderungsmittel  der  Jugendbildung.  Progr. 
Bromberg.  33  (17)  S.  4. 

Reniig  Geist :  Ueber  Jugendbildung  in  gelehrt.  Schulen.  Progr.  Kempten. 

J.  B.  Friese :  Welche  Beihülfe  hat  der  Schüler  für  die  Schule  nöthig  ? 
Progr.    Kiel.  1826.  21  S.  4.     Kurze  Az.  in  d.  Lpz.  L.  Z.  Nr.  231  S._1847. 

IViss :  Ueber  die  einem  Gymnasium  nöthigen  Apparate.  Progr.  Rinteln. 
1826.  32  S.  4.  Vgl.  Jbb.  III,  1  S.  120. 

Leonh.  Usteri:  Ueber  den  uiunittelbaren  Nutzen  des  Sprachstudiums. 
Schulrede.   Bern. 

C.  Theod.  Pabst :  De  calumniis  quibusdam ,  quibus  hodie  classicorum, 
qui  dicuntur ,  Graecor.  et  Latinorum  Studium  in  suspicionera  adducere  co- 
nantur,  commentatio.  Progr.  Dresden.  32  (28)  S.  8. 

A.  I.  Vogel:  Wider  alte  und  neue  Vorurtheife  gegen  Griech.  Sprache 
und  Wissenscliaft.  Progr.  Neisse.  (Einert.)  1826,  48  S.  4.   geh.  8  Gr. 


51 

Herold :  Ueber  die  grammatische  Seite  des  Unterrichts  in  den  alten 
Sprachen,  Progr.   Cleve.  32  (^13)  S.  4. 

J'r.  Tegner:  Z\>ei  Reden.  Die  Hedcutung  des  Studiums  der  Griech. 
Literatur  für  unsere  Zeit.  Eine  akad.  Hede.  Nebst  eifier  8chulrede.  Aus 
dem  Schwed.  V.  C  7,. /•'/-.  iJ/o//«//v.   Stralsund,  Trinius.  4ßan.  8.  geh.  i)  Cr. 

f  G.  S.  Falbe:  De  grammatieae  et  criticae  studio  in  scholisrectedirigundo. 
Progr.  Stiu-gai-d.  1826.  34  (21)  S.  4. 

i/.  Dohrn:  Einige  Worte  über  den  Nutzen  des  Laieinschreibens.  Progr. 
d.  Seh.  zu  Meldorf.  Itzehoe  gedr.  b.  Schöiiieldt.  16  S.  4.  iV:;.f  ind.  Schul/.t. 
2  Nr.  44  S.  ib2. 

*  Fromme:  Quomodo  adLatine  scribendum  juvaripossuntscholarunialu- 
mni,  nonnuUis  observatt.,  quae  deuniversa  re  scholastica  desunitae  sunt,  haud 
intenipestive  subte.Mis.  Opusc.  I.  Progr.  Soest.  1826.  38  (22)  S.  4.  Jbb. 
IV  S.  321  IV. 

Scharbe:  Zufallige  Bemerkungen  über  unser  Lateinisch -grammatisches 
Zeitalter.     Progr.    Sorau.  28  (21)  S.  4. 

C.  Fr.  Sarturius :  De  animo  magno  et  excelso  ex  Graecae  et  Romanae 
antiquitatis  studiis  percipiendo.  Conunent.  Basel,  Schweighäuser.  16  S. 
gr.  8.  geh.  3  Gr. 

Ender:  Ein  Wort  der  Aufmunterung  für  die  Jugend  zum  Studiren  orien- 
talischer Sprachen.  Progr.  Glogau.  ^z.  f  f  von  Gräfenhan  in  Secbode's 
neuem  Archiv  1827,  4  S.  120  f. 

H.  C.  //.  Eiclistädt :  Dehortatnr  prologus  a  contorta  et  difficili  inter- 
pretandi  ratione.  Progr.  Jena.  (I3ran.)  13  S.  4.     \g\.  Jbb.  IV  S.  350. 

G.  Loschin :  Dass  dem  Unterrichte  in  der  Muttersprache  die  Stelle,  die 
er  in  unsern  Schulen  einfiimmt,  nicht  vorengt ,  sondern  vielmehr  soviel  als 
möglicli  erweitert  w erden  müsse.  Zur  Widerlegung  gewisser  Behauptungen 
d.  Hrn.  Prof.  Fr.  Thiersch  in  München.  Danzig,  Müller.  32  S.  8.  Kurze  ^z.  * 
in  d.  Hall.  L.  Z.  Nr.  295  S.  712. 

*  Martenx:  f^inige  W^orte  über  den  sogenannten  Deutschen  Unterricht 
auf  GAinnasien  u.  ähnlichen  Lehranstalten.  Progr.  Bielefeld.  1826.  32(12)  S. 

4.  Jbb.  IV  S.  309  ff. 

*  Heibig :  Ueber  den  Nutzen,  der  aus  der  Mittheilung  der  Schulpro- 
gramme für  den  Gvmnas.- Unterricht  im  AUgcm.  und  insbesondere  für  die 
Deutsche  Sprache  entsteht.     Prugr.    Breslau.   1826.   29  (10)  S.  4.     Jbb.  V 

5.  294  f.  Kurze  lAz.  \.Gräf^n/ian  in  Seebod.  neuem  Archiv  1827,  4S.  123  f. 

yf.  L.  Bucher:  Von  den  Hindernissen,  welche  der  Einführung  eines  bes- 
Bern  Ganges  beim  Vortrage  der  Erdkunde  auf  Schulen  im  Wege  stehen. 
Cöslin,  Hendess.  VUl  u.  255  S.   gr.  8.   20  Gr. 

/.  Ch.stn.  Wilh.  A.  Hopfensack:  Grundsätze  des  historischen  Unter- 
richts auf  Gjmnasien.  Progr.  d.  Gjmn.  in  Duisburg.  Düsseldorf  gedr.  bei 
Schreiner.  39  S.  u.  27  S.  Schulnachr.  4.  Ganz  kurze  JVz.  von  Pölitz  in  d. 
Lpz.  L.  Z.  Nr.  312  S.  2494. 

C.  F.  Brauns:  Erweckung  und  Belebung  des  wahren  Glaubens  sey  das 
höchsteZiel  der  Erziehung.  Progr.  Cassel.  4.  Jz.  •  ind.krit.  Bibl.  5  S.500. 

Fr.  Scliaub  :  Ueber  die  Wichtigkeit  des  Religionsunterrichts  auf  Gjmna- 
eien.  Schulrede.  Danzig,  Gerhard.  1826.   24  S.  8.  geh.  3  Gr. 

J.  C.  (Juistgaard:  De  basi  et  fnndamento  dognialuiu  christianorum  in 
ßcholis  ad  maturiorem  juventutis  Institutionen»  procurandaiu  condilis  justa  ra- 
tione tradendoruni.  Progr.  Slagelsa.  1826.  39  S.  8. 

f  J.  G.  Mu.s.sinaun:  Darf  auf  G^iiinasien  piiilosophischer  Unterricht  cr- 
theilt  werden  oder  nicht "^  Eine  pädagog.  Abhandlung.  Berlin,  Mylius.  40  S. 
gr.  8.  geh.  4  Gr. 

f  Heinh.  EberJi.  Ludic.  /iuhertag :  Ueber  den  Unterricht  in  der  Philo- 
sophie auf  Gymnasien.  Progr.   Brieg.  38  (28)  S.   4. 

/////;.  Ilahrdt:  Was  von  der  M.aliematik  ist  in  einem  Gynniasium  zu 
lehren?  Progr.  Saarbrütken.  1826.  28(17)  S.  4.  Az.  in  Bcck's  Rep.  II 
S.  62  f.  „:■  ■  .  .   ■^'■-  :..'- 


52 

Döring:  Ueber Metliode  und  Zweck  des  Declamationsunten-ichts.  Progr. 
Freiberg.  , 

JVi  s:  Ueber  die  Metiiodik  bei  den  schriftlichen  Arbeiten  der  Schüler. 
Progr.  Rinteln.  1826.  32  S.  4.     Vgl.  Jbb.  111,  1  S.  120. 

Chstn.  Jf'iih.  Schwarz.:  Scrlptio  suasoria ,  qua  inonita  quaedam  scho- 
lastica  proponit.  Progr.  Ulm.  1826.  24  (23)  S.  4. 

Fr.  Scluitieder '.  Senecae  praecepta  artis  legendi  juvenibus  commendan- 
tur.  Progr.  Bricg.  1826.  27  (12)  S.  4. 

C.  ff.  Kriilis:  Ueber  ästhetische  Bildung  der  Jugend.  Progr.  Schweid- 
nitz.  1826.  20  (9)  S.  4.  lAz.  von  Gräfenhan  in  öeebod.  neuem  Archiv 
Jhrg.  II  Hft.  4  S.  116  f. 

Schraifiin:  Abhandlung  über  Charakter -Bildung  auf  Gymnasien.  Progr. 
Leobschütz.  1826.  45  (28)  S.  4.  lAz.  'f  von  Gräfenhan  in  Seebod.  neuem 
Archiv  Jhrg.  II  Hft.  4  S.  117—  19. 

Haiiser :  Von  der  Wahl  eines  Berufes,  zunächst  in  Beziehung  auf  solche, 
die  sich  dem  Studiren  widmen  wollen.    Progr.  Erfurt. 

*  Index  schülarum  in  univ.  litt.  Gryphiswald.  per  sem.  aestiv.  1827  ha- 
bendarum.  [Abhandl.  über  d.  herrschende  Studiersucht.]  2  S.  4.  Jbb.  III,  4  S.  107. 

Fr.  Rusch :  Mittheilungen  an  Jünglinge,  die  sich  der  Wissenschaft,  Irts- 
besondere  der  Theologie  ^Yidmen.  Erste  Sammlung.  Riga,  Hartmann.  136  S. 
8.  geh.  1  Thlr. 

J.  y1.  Sulzer:  VoUständigeBeruhigungstudirender  Jünglinge  inDeutscb- 
land  u.  in  der  Schweiz,  welche  am  Scheidewege  zu  ihren  Brodstudien  in  An- 
sehung der  Wahl  des  geistlichen  Standes  noch  einiges  Bedenken  auf  dem  Her- 
zen haben.   Sulzbach,   v.  Seidel.  6  Bgn.  8.  8  Gr. 


Gesell iclite    der   Gymnasien. 

A.  Matthiae :  Nachricht  von  d.  Gynuias.  in  Altenburg  während  des  25 
jährigen  Zeitraums  von  1802  bis  1827.  Progr.  Altenb.  16  S.  4. 

'  Georg  Jasper:  Ueber  das  Schul-  u.  Erziehungswesen  im  kön.  Baier. 
Ilheinkreise  v.  j".  1817  —  27.  Progr.  40  (26)  S.  gr.  4.  [Abgedr.  in  Seebod. 
neuem  Archiv  Jalu-g.  2  Hft.  4  S.  90 — 114.]  Jbb.  V  S.  219  ff. 

*  C.  Gfr.  Sieheiis:  Nachricht  über  einige  Verbessennigen,  welche  im  ver- 
flossenen Schuljahre  das  Bauzner  Gymn.  erhalten  hat.  Piogr.  Bauzen.  11 S. 
u.  12  S.  Schulnachr.  u.  Lectionspl.  4.   Jbb.  III,    3  S.  117. 

*  C.  Willi.  Siebdrat :  Beschreibung  der  grossen  und  w  ichtigen  Verän- 
derungen u.  des  ganzen  jetzigen  Zustandes  des  kön.  Gymn.  in  Eisleben.  Progr. 
Halle.  22  S.  4.    Jbb.  IV  S.  111. 

Fischer :  Ueber  die  Englischen  Lehranstalten  in  Vergleich  mit  den  uns- 
rigen.     Progr.  Berlin. 

Neunte  Nachricht  von  dem  Zustande  der  Hochfürstl.  Landesschule  zu 
Gera,  wodurch  zur  Anhörung  einiger  Reden  .  .  .  einladet  A.  Gthilf.  Rein. 
Gera.  1826.  12  S.  4.     Kurze  Nz.  in  d.  Lpz.  L.  Z.  Nr.  332  S.  2656. 

C.  Gtli.  Anton:  Materialien  zu  einer  Geschichte  des  Görlitzer  Gymnas. 
im  19  Jahrh.  Beitr..26.  Progr.  Görlitz.  1826.  24  S.  4. 

Die  Vatersche  Stiftung  zur  Unterstützung  hülfsbedürftiger  Studirender 
auf  der  Univ.  Halle,  nebst  der  Gedächtnisspredigt  auf  den  verew.  Dr.  Vater. 
Zum  Besten  dieser  Stiftung  herausgeg.  von  Benj.  Jld.  Marks.  Halle,  Wai- 
senh.-Bchh.  XVI  u.  30  S.  gr.  8. 

Index  lectt.  in  univ.  lit.  Jenensi  per  aestat.  1827  habend.  [Ueber  die 
neue  hoffnungsvoll  begonnene  Periode  der  Universität  Jena.] 

\lSiemntin:']  Chronik  der  Universität  zu  Kiel  1826.  Kiel,  gedr.  bei 
Mohr.  1826.  33  S.  4. 

/*•'.  Schwarz:  Die  milden  Stiftungen  für  das  Lyceum  zu  Lauban.  (Fort- 
setzung.) Progr.  Lauban.  1826.  5  S.  4. 


53 

K.  TV.  Justi:  Grmulzrijie  einer  Geschichte  der  Universität  zu  Marburg. 
Marb.,  Kriefrei-  u.  (\   IV  u.  132  S.  8.  peli.  12  Gr. 

('.  Franc.  C/istn.  f/'flf^ner:  Kastonim  prorectoruniMarlxirpensium,  alNli- 
chaelt'  C'oiuailo  Cmtio  inclioatonini  et  ad  aiinum  saeciili  |)ro\iiue  su|»oriori3 
IjXXVII  dediictürum,  additis  iioanullis  exAcademiae  annalibus,  Continuatio. 
Pro«;r.  Marburg.  24  8.  gr.  Fol.  Kurze  Nz.  in  d.  Göttiiig.  Aiizz.  St.  160 
S.  1599  f. 

VaTJ.  a  Colin  i  INlemoria  professorum  theoloijiac  IMarburgensiumPhilippo 
Magnaniino  regiiantp.    Gratiil. -Sehr.  Breslau.  42  S.    };r.  4. 

K.  JV.  Justi:  Die  dritte  Säcularfeier  der  Uuiversität  Marburg.  Nobst 
den  an  beiden  festlich.  Tagen  gehaltenen  Reden,  und  einigen  sich  auf  diese 
Feier  beziehenden  Gesängen.  Marburg,  Gartlie.  \  []l  u.  80  S.  gr.  8.  geh. 
10  Gr.  Alli^em.  lAz.  vou  Politz  in  d.  Lpz.  L.  Z.  Nr.  312  S.  2491  —  93. 
Kurze  JAz.  von  Heeren  in  d.  Göttiiig.  Anzz.  St.  189  S.  1887  f.,  welche  zu- 
gleich über  die  bei  dieser  Gelegenheit  geprägte  Denkmünze  Einiges  bemerkt. 

*  Ji.  Sokfland :  Gescinchte  des  Tilünsterschen  G>mnasiums,  vou  dem 
Uebergance  desselben  an  die  Jesuiten  im  J.  1588  bis  1630.  Älünster,  Cop- 
penrath.  114  S.  8.  8  Gr.  Jbb.  IV  S.  315  If. 

jyimmer:  Kurze  Geschichte  der  Lat.  Stadtschule  in  Plauen  im  ersten 
Viertel  des  19  Jaiwhunderts. 

M.  Stör:  Allgemeiue  Erziehungs-  tuid  Unterrichtsgrimdsätze  für  das 
köu.  Gjmnasium  in  Posen.  Progr.   Posen.  43  S.  4. 

Tfiss:  Neunzehnte  Nachricht  über  den  Fortgang  des  Gymnasiums  zu 
Kintehi.  [Systematische  Uebersicht  des  ganzen  Gymnasialiuiterrichtes.] 
Propr.  Rinteln.  32  S.  4. —  Zwanzigste  Nachricht.  [NeueDiscipHnargesetze.] 
Ebendas.  32  S.  4. 

P.  N.  Tliorup :  Vermischte  Nachrichten,  betreffend  die  Ripener  Cathe- 
dralschule.  Progr.  Ripon.  1826.  96  S.  8. 

C.  Kirchner :  Die  Verfassung  und  Lehreinrichtung  des  Stralsundischen 
Gyninasii.     Stralsund,  Löftler.  43  S.  4.  9  Gr. 

Gelehrt  eil  geschickte. 

P.A.  Budik:  Leben  und  Wirken  der  vorzüglichsten  Lat.  Dichter  des 
XV  —  XVIII  Jahrhunderts,  sammt  metrischer  Uebersetzung  ihrer  bessten  Ge- 
dichte, beigefügtem  Ori<;ina!te\le  u.  den  nöthigen  Erläuterungen.  3  Bde. 
Wien,  Waliishausser.  Bd.  1  u.  2.  49Bgn.  gr.8.  Alle  3  Bde.  5i  Thlr.  Veh.n. 
7i  Thlr. 

Das  gelehrte  Deutschland  im  19nJahrh.,  nebst  Supplementen  zur  5u  Ausg. 
desscli)en  im  18n.  Von/.  Georg  Meusel.  Neunter  Bö.  Bearbeitet  v.J. // 7///. 
Sigixrn.  Lindner  und  heraiisgeg.  v.  J.  Snm.  Er.scli.  Lemgo,  Meyer.  834 S.  8. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  3r  Jhrg.  1825.  [Herausgeg.  von  B.  Fr. 
Voigt.']  2  Hfte.  Mit  dem  Hilde  des  Königs  Maxim.  Joseph  von  Baiern.  Il- 
menau, Voigt.  X  u.  1643  S.  kl.  8.  cart.  5  Tlilr.  lAz.  *  in  Beck's  Rep.  II 
S.  432  —  36. 

Querard:  La  France  litt ^ralre,  ou  Dictionaire  bibliographiijue  des  sa- 
vants,  hi'^toriens  et  gens  de  lettres  delaFrance.  Tomel.  Irellvrais.  A- Der. 
Paris.  (Lpz.,  Ponthieu.)   8.  2  Thlr.  22  Gr. 

Hesse:  Verzeichniss  geboriier  Schwarzburger,  welche  sich  als  Gelehrte 
oder  als  Künstler  durch  St  hriften  bekannt  machten.  18s  St.  Progr.  Rudol- 
stadt.  19  S.  4.  Ngl.  Jbb.  111,  2  S.  122. 

P.  Friedrichsen:  Erneuertes  Andenken  an  die  bisherigen  Lehrer  der  ge- 
lehrten Schule  zu  Husum.     Progr.    1826.  40  S.    4. 

Eichstädt:  De  Jo.  God.  Eicldioriiio,  Illustri  exemplo  felicitatis  academi- 
'cae.  Univ. -Rede.  Jona,  Bran.  7  Bgn.  4.  Az.  *  von  i/ee/-f/i  in  d.Götting. 
Anzz.  St  207   S.  2057  f. 

August  Hermann  Kranke.  EIhr  Denkschrift  zur  Säcularfeier  seines  To- 
des. Von  //.  E.  Fcrd.  Guerike.  Halle,  Walsenliaus-Bucldi.  X  u.  474  S.  8. 
1  Thlr.  12  Gr. 


04 

•  J.  Chstn.  Guil.  Ludw.  Doderlein :  Memoria  Dr.  Lud.  Helleri.  Oratio 
Erlangen,  Palm  u.  E.  16  S.  gr.  4^  geh.  4  Gr.     Jbb.  IV  S.  212. 

*  J.  Gtlo.  A.  Voigtländer:  Einige  Worte  zum  Andenken  anM.  Jo.Andr. 
Jage.  Prog.  Schneeberg.  1826.    15  S.  8.  Jbb.  IV  S.  208. 

Fr.  Scheibler:  Memoriara  Reinhardi  Magni  juventuti  liter.  stud.  inpri- 
misque  theologis  futuris  et  oratoribus  sacris  commendat.  Sulzbach,  v.  Seidel. 
1826.  3  Bgn.  gr.  8.  geh.  6  Gr. 

Dem  Andenken  des  verewigt.  Hrn.  M.  Aug.  Fr.  Rudolph,  gymn.  Zittay. 
cllrect.  emer.,  von  den  Lehrern  d.  G>mn.  Progr.  Zittau.  1826.  6  S.  Fol. 

Grave :  Zum  Andenken  Carl  Gottlob  Sonntag's.  Riga.  (Hartmann.)  43 


Programme,  in  welchen  nicht   unmittelbar  Gegenstände 
der  Schulwissenschaften  behandelt  sind. 

*  Geschichte  der  Kreuzzüge.  Zweiter  Anhang  zur  Geschichte  desPabst- 
thums,  aus  dem  liter.  Nachlasse  des  Dr.  Gurlitt  herausgeg.  u.  mit  einigen 
Ainnerkk.  begleitet  von  Com.  Müller.  Hamburg,  gedr.  b.  Meissner.  43  (36)  S. 

4.  Jbb.  V  S.  319  f. 

C.  Gtlo. Kühn:  Censura  lexicorum  medicorum  recentium.  Sp.  VI — VIII. 
Lpz.  12  (8),  12  (8)  u.  12  (9)  S.  Sp.  IX.  1828.  11(8)  S.  4. 

C.  Gtlo.  Kühn :  Lexici  medici  propediem  piodituri  specimina  quaedam 
exhibentur.  Spec.  VI.    Lpz.    1828.  12  (8)  S.   4. 

J.  A.  H.  Tittmann :  Lexici  synonymorum  in  Novo  Testamento  Sp.  VI 
u.  Vn.  Lpz.  16  u.  14  S.  4.    Az.  d.  6n  Sp.  in  ßeck's  Rep.  II  S.  146. 

C.  H.  A.  Lipsius :  De  modorum  usu  in  N.  T.,  quaest.  grammat.  P.  I 
indicativi  usum  explicans.     Habil.  -  Sehr.  Lpz.  (Hartknoch.)  94  S.  8. 

Duv.  Schulz :  Disputatio  de  cod.  D  Cantabrigiensi.  Breslau.  36  (33)  S. 
gr.  4.    Vgl.  Jbb.  IV  S.  474. 

Mich.  fFeher :  Eclogae  exegetico  -  criticae  ad  nonnullos  N.  T.  locos. 
Halle.  16  S.  gr.  4. 

Mich.  JVeber:  Eclogae  exegetico  -  criticae  ad  nonnullos  librorum  N.  T. 
historieorum  locos.  I.  Halle.  16  S.    gr.  4. 

C.Jeep  :  Explanatio  loci  Paulini  2  Corinth.  Vin,2  — 11.  Gratul.-  Sehr. 
Holzrainden. 

C.  Gtli.  Anton :  Pauca  de  duplici  Lutheri  versione  loci  Ephes.  III,  19 
verbis  quidem,  non  autem  sensu  diversa,  sed  Lnprobabili,  Görlitz.  1826. 
14  S.   4. 

Wilh.  Jul.  Vetter :  Observatt.  in  nonnullos  V.T.  locos  specimen.  Progr. 
d.  Seh.  zu  Luckau.  Lpz.  28  (16)  S.  4. 

Conr.  Dietr.  Hassler :  Commentat.  criticae  de  psalmis  Maccabaicis, 
quos  ferunt,  part.  I.  Ulm.  20  S.  4. 

C.Fr.  fVilh.  Haaselbach:  De  schola,  quae  Alexandriae  in  Aegypto  flo- 
ruit,  catechetica,  qualis  fuerit.  Part.  L  Stettin.  1826.56  (36)  S.  gr.4. 

Henr.  Theoph.  Tzschirner :  De  religionis  christianae  per  philosophiam 
Graecara  propagatione.   CoWient.  I.  Lpz.  16  S.  4. 

Aschenbrenner :  lieber  Vernunft  und  über  den  nothwendigen  Vernunft- 
gebrauch in  den  Gegenständen  der  Religion.     Aschaffenburg. 

Lachmann :  De  virtute  docenda.  Zittau.  1826.  8  S.  4.  Idem :  De 
virtute  docenda  et  discenda,  secundum  Pktonis  Menonem.    Zittau.  1826.  4 

5.  4. 


«5 


N  a  c  h  t  r  a 


Morcelli:  Rletodo  tli  stiidiare  et  uidicazione  de  libri  della  B'ibliotUeca 
Morcelliana.  Cliiari.  8. 

Atti  e  Dissortazionl  dell'  Academia  Romana  d' Archeologia.  Roma.  1827. 
Vol.  111.  cou  12  tav.  4. 

iSopliodis  tiaf^oediae  MI.  ad  optt.  exempl.  fidem  ac  praocipue  cod.  vet. 
Kloreiitinl  a  P.  Elin.slejo  collati  eiiieiuUifac  etc.  Lpz. ,  Ilartmaiin.  Vol.  Vll: 
Oedipus  Coloncus.  158  S.  {jr.  8.  16  Cir.  s.  S.  8. 

öjophücle :  Ocdipe  ä  Coloime,  tragedie,  texte  grec,  avec  analyse  et 
uotes  en  fran^ais,  par  T"^.  JT.  Paris. 

F.  E.  Jt'ulJJ'i  Des  Sophokles  Ajax.  Probe  einer  neuen  metrischen  Ueber- 
setzung  der  Tragödien  des  Sophokles.  Progr.  Flensburg,  1826.  35  S.  4. 

Thucvdidis  de  bello  Peloponnesiato  libb.  VllJ.  Edid.  E.  F.  Poppo. 
Part.  11  Vol.  111.  Lpz.,  G.  Fleischer.  XVIH  u.  445  S.  gr.  8.  2  Thlr.  16 Gr. 
s.  Verzeichn.  v.  1826   S.  6. 

Chstn.  Herrn.  Jf'eisse:  De  Piatonis  et  Aristotelis  in  constituendis  summis 
philosophiae  principlis  dilVerentia.  Progr.  Lpz.  1828.  38  S.  8. 

La  Rhetoriijue  d'Aristote.     Traduite  par  M.  ßfinokle  Minas.  Paris.  8. 

F.  C.  Petersen :  Conimentationuni  de  Libanio  Part.  2,  in  qua  de  aliquot 
Libanii  descriptionibus  operum  artis  agitur.  Progr.  Kopenhagen.  29  (28)  S. 
4.  s.  S.  13. 

C,  Gtlo.  Kühn:  De  additamentis  quibusdam,  quae  in  cod.  ms.  Pauli  Ae- 
ginetae  a  Scaligero  reperta  fuerunt,  num  ad  hujus  medici  secundam  editio- 
nem,  ab  auctore  ipso  factam ,  concludi  possit  quaeritur.  Progr.  Lpz.  1828. 
16  (13)  S.  4. 

\ies  des  grands  capitalnes  de  l'antiquite  de  Cornelius  Nepos.  Tra- 
duction  nouvelle,  avec  des  notes,  par  Tabbe  Paul.  Nouvelle  edition,  revue 
et  corrigee.  Paris. 

Metamorphoses  d'  Ovide.  Traduction  nouvelle,  avec  le  latin  ä  cöt^, 
par  M.  Barret.  Avignon.  2  voll.  12. 

Pomponius  INIela.  Traduit  en  franc,  .sur  l'edition  d'Abrah.  Gronovius, 
le  texte  en  regard,  avec  dos  notes  critiques,  geograph.  et  histor.,  par  C.  P, 
Fradio.  2e  edit.  Paris.  Wl  voll.  8. 

David:  Methode  pour  studier  la  lange  grecque  moderne.  2e  idit. 
Paris.  8. 

Vaucher'.  Trait6  de  la  Syiitaxe  latine.     Geneve.  8. 

Gardin  Dumesnil:  Synonymes  Latins  et  leur  differentes  significations, 
avec  des  exeraples  tir^s  des  nieiüeurs  auteurs.  Paris.  8.    2  Thlr.  16  Gr. 

J.  Phil.  Krebs :  Anleitung  zum  Lateinischschreiben  in  Regeln  und  Bei- 
spielen zur  Uebung.  Zum  Gebrauch  der  Jugend.  5e  verb.  und  verm.  Aufl. 
Frankf.  a.  INI..  Brönner.  1828.  VIII  u.  464  S.  8. 

J.  G.  Masselin:  Dictionaire  uuiversel  des  geographies  physique,  liistor. 
et  polit.,  du  monde  ancien,  du  moyen  ago  et  des  tems  modernes  compar(^es. 
Orn6  de  cartes.  Paris.  8.  7  Thlr.' 12  Gr. 

Dictionaire  geographi(|ue  universel  etc.  par  une  Soci^tö  de  g^ographes. 
Tome  111.  2e  partie.  Paris.  8. 


66 


B  e  r  i  c  h  t  i  ff  u  n  ff  e  n. 


In  dem  VoriähTigen  V'erzeichniss  sind  folgende  Irrthiimer  zn  berichtigen : 
S.  2.  Kof/ser's  Bücherkuntie  kostete  im  Prän. -Hr.  5  Tlilr.  Iß  Gr. ,  Laden -Pr. 
8  Thlr.  LeicWs  /'erzeichnins  kostet  18  Gr.  Von  Sei^bnde'fi  Archiv  und  dem  Rhein. 
Museum  koflet  der  ganze  Jahrgang  (H  und  4  Hefte)  3  Thlr.  und  4  Thlr.  Der  erste 
Band  von  EbirV»  Ueberlieferunfron  zählt  VIII  u.  20H  u.  IV  n.  212  .S.  —  S.  5.  Der 
Sojyhoch'S  e  schedis  Elmsteji  und  von  Thudivhuni  sind  richtig  augegeben  im  V  er- 
zeicliu.  V.  1Ö27.  —  S.  6.  Busches  Obervatt.  sind  iu  Rostock  erschienen.  —  S.  7.  Thu- 
eydides  von  Sch'ömann  ist  zu  streichen.  —  S.  8.  Xenopli.  Anub.  vnn  Poppo  kostet 
2  Thlr.  20  Gr.  —  S.  9.  Jf-  iegniajin's  übscrvalt.  sind  in  Berlin  gedruckt  und  kosten 
12  Gr.  Z.  2  V.  u.  lies:  Scholien  zum  2n  Burh  der  Elemente  Eiiclids.  —  S.  11. 
trittes  Basilicor.  titulus  zählt  XXVI  u.  4G  S. —  S.  12.  Tibull  von  Oolbery  kostet  in 
Leipzig  bei  Ponthieu  Thlr.  Gr.,  bei  L.  Voss  u.  Zirges  7  Thlr.  —  S.  14.  Cic. 
oratt.  ni  von  Matthiä  kosten  21  Gr.  —  S.  15.  Der  t  itruvius  von  Stratico  kostet 
auch  bei  VVeigel  nur  18  Thlr.  14  Gr.  —  S.  16.  Von  Lioiis  Servius  erschien  Vol.  I 
1825.  —  S.  17.  Der  Livim  von  Drakcnborcb,  Vol.  1  —  XHI,  kostet  39  Thlr.  12  Gr., 
Schrpp.  57  Thlr  14  Gr.  Vol.  Xll  u.  XIll  zählen  131  Bgn.  —  S.  18  Celms  von  nal- 
deck  kostet  lö  Gr.  —  S.  20.  Mottermundi  epistolar.  obsrur.  viror.  '!'.  1  zählt  X\X 
u.  334  S.  Von  Friedemnnn's  l  itis  hominuni  etc.  erschien  Vol.  II  P.  1  ib25.  —  S.  21. 
ßalbVs  Atlas  ersch.  Paris  chez  Rey  et  Gravier.  VII,  C.XLIII  u.  415  S.  8,  nebst  XLI 
Tabellen  u.  einem  aiphabet.  Ri'g.  in  gr.  Fol.  —  S.  22.  Feldbausch's  Griech.  Gram- 
matik kost,  ohne  Anhang  16  Gr.,  mit  Anhang  1  Thlr.  —  S.  23.  Blume'»  Uebungen 
im  Uebersetztn  kosten  12  Gr.,  Partie-Pr.  von  2.»  Exeinpl.  ä  9  Gr.  —  S.  27.  Die 
Grundzüge  der  Deutschen  Lileraltir  kosten  in  Breslau  bei  Korn  4  Gr.  —  S.  29. 
Von  Erhard's  Handbuch  kosten  alle  4  Abthh.  des  2n  ("ursus  2  Thlr.  18  Gr.  —  S.  30. 
Roquette's  Vebungsstücke  3154  S.  Desselb.  Fron;:..  Lesebuch  11  u.  312  S.  Salome's 
Auswahl  332  S.  —  S.  33.  Staekelberg's  Apnllotenipet  z.  Bassä  kostet  53  Thlr.  8  Gr. 
Panofkd's  J  asi  di  premio  Lnz.  bei  Voss  6  Thlr.  JJoruw's  Moni.  Altertliiimer  12 Thlr. 
—  8  Thlr.  war  der  Prän.-  Pr.  —  Hirfs  Brautuchau  erschien  1825.  —  S.  36.  Der 
le  Bd.  von  Bröndsted's  Reisen  kost,  im  Subscr.-Pr.  10  Thlr.  16  Gr.  Velpp.  16  Thlr. 
8  Gr.  —  S.  37.  Hornschulix  Geographie  kostet  2  Thlr.  8  Gr.  Jdeler's  Handbuch 
Bd.  2  zählt  IV  u.  676  S.  —  S.  3«.  Usann  de  Philistide  erschien  1825.  —  S.  39.  Lau- 
r.za's  histoire,  Putis  b.  Dondey-Dupre  XII  u.  219  S.  Das  4e  Heft  von  ieicAt/pn'« 
Forschungen  ersch.  1825.  —  S.  44.  Sendtner's  Schrift  über  Lehre  und  Zucht  ersch. 
1825.    Zerrertnefs  Grundsätze  IV  u.  358  S. 

In  den  Jahrbiichern  Bd.  I  S.  301  Z.  22  ist  zu  lesen :  VI  Divv.  ep.  C,  2  statt  T'l 
Divv.  ep.  2;  S.  302  Z.  15  das  statt  duss;  Z.  23  das  Rollende  statt  das  T'oll(7ide. 
Bd.  II  S.  242  Z.  13  v.  u.  bonarietä  statt  bonazietä:  Z.  6  v.  a.  enthobene  statt  enthobe- 
nen; Z.  1  v.u.  a  Cesare  satt  a  Caesare,  Bd.  III  Hft.  1  S.  112  Z.  1  die  Goldberge  statt 
Gdie  oldberge;  S.  117  Z.  5  v.  u.  Vir  statt  IF ;  Hft.  4  S.  106  Z.  7  Universität  «t. 
Univertität.  Bd.  IV  S.  245  Nr.  52)  Evangel.  statt  Kath.;  S.  298  Z.  2  v.  u.  Cor- 
ruptel  statt  Corruptle;  S.  475  Z.  4  341  statt  343;  S.  479  Z.  1  Dr.  Friedrich  etc.  st. 
Friedrich  etc.  Ebend.  S.  318  Z.  11  v.  u.  muss  die  Inschrift  der  Denkmünze:  inclyto 
Themidis  ministro,  nicht  sarerf/ott  heissen.  Das  Letztere  Hesse  sich  vielleicht  aus  Horat. 
Od.  III,  1,  3  als  Lateinisch  rechtfertijrcn.  Bd.  V  S.  36  Z.  8  lies:  der  Rhone,  Z.  12 
V.  u.  Bory,  S.  37  Z.  4  AntiHon,  Z.  23  Gevaudan  ,  S.  38  Z.  15  v.  u.  Schönebeck, 
S.39  Z.  4  v.u.  Konieh,  S.  44  Z.  11  u.  10  v.  n.  Die  Herzogthümer,  S.  47  Z.  24  Brega 
Btatt  JSer^e,  S.  48  Z.  2  23^?p°ö  DiVI.,  S.  50  Z,  27  Saane,  S.  51  Z.  9  Sarzana, 
Z.  29  Cesenä,  S.  52  Z.  10  Aci  reale,  Z.  12  Mascali,  S.  54  Z.  19  Mington,  Z.  28 
Eastriding,  Z.  43  Maiclesfield,  Z.  45  Jf  hitby,  Z.  46  Cheltenham  ,  .S.  56  Z.  3  v.  u. 
Ostsee  -  Provinzen ,  S.  59  Z.  21)  Äwtojp,  S.  60  Z.  21  v.  u.  Taharistan  ,  Z.  13  v.  u. 
Multan,  S.  61  Z.  12  v.  u.  und  S.  62  Z.  7  u.  Ö  Reeder  statt  Ruder  u.  Riiden  ,  S.  62 
Z.  9  Rohilkund,  Z.  11  v.  u.  Kananor ,  Z.  10  v.  u.  Kirpai,  S.  63  Z.  4  Bunsla, 
Z.  10  Indur,  S.  65  Z.  16  v.  a.  Benkulen,  Z.  5  v.  u.  Samarang,  S.  69  Z.  10  Potosi, 
la  Paz  statt  Potosi  la  Poz,  Z.  18  v.  u.  Sergipr,  S.  70  Z.  8  v.  u.  Bounty- Island» 
statt    Bountij,   Islands. 


Inhalt 

von  des  dritten  Bandes  viertem  Hefte. 

Brcwcr :  Lehrbuch  der  Buchetabenrechenkunst.  —   Vom  Professor  Wunder 

in  Meissen S.     331  —  347 

BibHographie  in  d.  Zeitung  für  die  cleg.  Welt. 

Bibliographischer  Anzeiger  in  Heckes  Repert. 

Bibliographie  ron  Deutschland. 

Leich :  Verzeichniss  neuer  Bücher  d.  J.  182G.     )    Vom  M.  Jahn  in  Leipzig.      347  —  353 

Barth:  Verzeichniss  neuer  Bücher  von  1827. 

Thun :  Verzeichnies  neuer  Bücher  von  1827. 

Leipziger  Messcatalog    von  1827.  » 

Lebersicht  der  in  kritischen  Zeitschriften  des  J.  1827  gelieferten  Recensionen 
und  Anzeigen  der  philologischen  und  pädagogischen  Schriften  von 
1820.   —     Vom  M.  Jahn  in  Leipzig 354  —  397 

Juurnalnotizen.       ...........     397  —  402 

Ueber   die  Bedeutung  des   Wortes   lippitudo  und    über  die  Ursache    dieser 

Krankheit.  —     Vom  Prof.  Dr.  Lichtenstädt  in  Breslau.         ,         .     403  —  405 

Miscellen 405  —  419 

Todesfälle 419  —  420 

Schul  -  und  Universitätsnachrichten ,   Beförderungen  und  Ehrenbezeigungen.     420  —  424 

Verzeichniss  der  philologischen  und  pädagogischen  Schriften,  welche  im  J. 

1827  neu  erschienen  sind-     Anhang.        .  .  .  1  —     55 

Register. 


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PA       JahrbUcher  für  Philologie  und 
3  Paedagogik 

Bd.5 


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