^l: .vT/Zi.
JAHRBUCHER
FÜR
PHILOLOGIE UND PÄDAGOGIK.
Eine kritische Zeitschrift
in Verbindung mit einem Verein von Gelehrten
herausgegeben
von
M. Joh, Christ, Jahn,
Zweiter Jahrgang.
Dritter Band. Erstes lieft.
Leipzig,
Druck nntl Verlag von H. C. Tenbner.
18 2 7.
i3 d. Bib',o'^'-k des
-Gy "rviums.
J^-
.^'
3
Geschichte.
1. GriiJidzüge einer Bildiuigsgeschichte dei Ger-
in a7ie7i nach den Urdenlüiialeu der Sprache und der Geschichte
von J. G. lladlüf, Dr. und Profe^isor, korrcspondircndem und
wirklidiein Mitglitde der Königl. haierischcn Akademie der Wis-
senscJiaften zu Münclien , der teutschen Geseilschaft zu Berlin,
aucli dei- kanieralistischen Sozietät zu Erlangen. Berlin. Gedruckt
und verlegt bey G. Reimer. 1825. 505 S. 8.
2. Ift'e Geschichte der Deutschen für die reifere Jugend
und zum Selbstunterricht fasslich beschrieben von JVoIfgang Men-
zel. Erster Band. Zeit des heidnis chen Alter thums
bis auf K ar l den Grossen. Zürich. Gessnersche Buch-
handlung. 1825. 332 S. gr. 8. [Auch der zweite Band ist 1825, der
dritte und letzte 1827 erschienen.] •
[Eine Bcurtheilung diesem Buchs in d. Btiitt. für liter. Unterhalt. 1827
jVr. 114 f. tadelt Menzel's hochtrabenden Stil und das Einflech-
ten vieler uncrwiesenen Hypothesen. Das Letztere wird auch in
der Leipz. Lit. Zeit. 1^25 Ar. 134 und 1827 Nr. 132 gerügt, aber
der Stil fliessend und begeistert, und das Werk selbst vorzüglich
genannt.]
"ie auf alle Zweige der deutschen Gescliichte ^ericlitete For-
schung unserer Tage gehört zu den erfreulichsten Erscheinungen
der Zeit. JNacl^dem der Scliarfsinn der deutschen Gelehrten das
ganze unendliche Feld der Wissenschaft durchwandert und oft in
der Erforschung des Fremdartigsten seinen Ruhm gesucht liat,
ist durch die neuesten Zeitereignisse die Forschung auf das Va-
terland zuriickgefülut worden, und von den verschiedensten Stand-
punkten aus strahlt das gewonneneLicht auf den Mittelpunkt aller
geistigen Bestrebungen, die Sellisterkennlniss des Volks, zuriick.
Die Menge geschichtlicher Werke, welche theils die Ueberliefe-
rung der Zeitereiguisse, theils die Darstellung der niiltkrn Zeit,
tlieils endlich die Aufliellung der ältesten (ileschichte zum Gegen-
stand Jiaben, sind ein redender Beweis dieses Strebens. Doch
diese dreifach getheilte Kichtung zu \erfolgen liegt ausser dem
Bereich meiner 'l'hätigkeil, und ich beschränke mich zunächst nur
auf die Anzeige einiger Werke, welche vorzugsweise die ältesten
Zeiten des deutsciien Volks aufzuhellen bemüht sind. Diese
4 Geschichte.
Forscliunn^eii darf auch der Lehrer der Altertliumswisseiischaft
iiiclit unbeachtet lasseu , theils wegen ihrer Bedeutung an und
für sich, tlieils weil sie auis engste mit dem Kreise seiner Studien
verknVipft sind, in solern doch für alle diese Untersuchungen die
Scliriftstcilcrdes Alterthums immer dieGrundhige bleiben werden.
Zwar der Verfasser von JNr. 1 blickt mit Geringschätzung auf diese
Grundlage, und meint in den yrdenkmahlen der Sprache selbst
den Schlüssel gefunden zu haben, um ein neues und voUkomm-
neresVerständniss der ältesten deutschen Geschichte zu begründen.
Daher denn die frühern Forsclier, als befangen, von dem Ver-
fasser sehr streng beurtheilt werden, und Adelung, Anton,
Gibbon, Johannes 31 n 11 er, Rühs, Sclilözer müssen
den Vorwurf hören, dass sie durch die Bericlite der Römer seyen
getäuscht , und durch falsche Vergleichung mit Völkern , die auf
einer niedern Stufe der Cultur standen, irregeführt worden. Gerade
in Widerspruch mit dieser Behauptung wird weiter unten an den
meisten jener Männer getadelt, „dass sie das Lesen und Wieder-
lesen der alten Scliriftsteller, voran der Griechen, verschmäht
oder nur blickweise getrieben hätten.'*" Wie es nun der Prof.
Radlof getrieben, das beweisen zum Theil schon seine frühern
Schriften: Neue Untersuchungen des Keltenthums^
und Zertrümmerung der grossen Planeten He-
sperus UTid Phaet on^ und Werke, welche bereits ange-
kündigt worden, wie die Urgeschichte der Germanen und sein
Sprachen- All^ zeugen wenigstens lur die unermüdliche Thätigkeit
des fleissigen Forschers. Vorliegendes Buch hat zunächst die Cul-
turgeschicJite zum Gegenstand, indessen wird im Eingange aucli
über den Ursprung des Volks manches berichtet. Dabey wird
merkwürdiger Weise dem Tacitus Schuld gegeben, dass er durch
das Urtheil: die Germanen seyen ursprüngliche Bewohner des
Landes^ „manche unserer Latein -gelehrten, die, ohne eigenes
Denken und Forschen, von unserer ältesten Zeit nichts Anderes
kennen, als was unsere Todfeinde, die Römer, darüber berichten,
zu dem Irrwahne verführt, jener Schriftner habein seinen Werken
die armen aber tugendhaften Germanen nicht etwa getreu nach der
Natur gezeichnet, sondern habe vielmehr nur nackte und rohe
Wilde, die, neben und imter den Thieren des Waldes geboren,
tagtäglich, wider diese um die rohe JNahrung gekämpft, zu Iloch-
bildern veredeln wollen, um dadurch seine versinkenden Römer
vor dem gänzlichen Untergange zu retten.'^'' Wir geben diese
Stelle wörtlich, zugleich als eine Probe der Darstellung, so wie
der logischen Combination des Verfassers. Schwerlich wird es
zu beweisen seyn , wie Tacitus durch diesen Ausspruch einen sol-
chen Irrthum erzeugen konnte; doch das müssen wir dem Ver-
fasser überlassen zu beweisen. — Gründlich wird weiterhin aus-
gefülirt, wie die Sprache allerdings dazu dienen könne, die Bil-
dungsgeschichte eines Volks aufzuhellen, wobey nur zu wünschen
Radlofs Grundzüge c. Bildungsgcschiclite der Germanen. 5
gewesen, dass der Verfasser genauer angegeben hätte, in vvie-
i'eni viele Begriire schon zur Karakteristik der ältesten Zeit dienen
können. Denn nur der streng geführte Beweis , dass nicht nur
das Wort, sondern auch der später daran geknüpfte Begriff in
der Vorzeit herrschend gewesen, kann für die Bildung der dama-
ligen Zeit beweisen. Der Verfasser glaubt diese Schwierigkeit
zu umgehen, indem er vorzugsweise Stammwörter betrachtet, die,
wie er anzunehmen scheint, doch wohl schon in den ältesten Zei-
ten ^orhanden seyn mussten , zumahl sie in ähnlicher Bedeutung
in der iiidisclien, persisclien, armenischen, ja in mancher semi-
tisclien und kaukasischen Spraclie noch vorkommen. Deswegen
meint er, müsse man auch nothwendig einräumen, dass die Ger-
manen'schon Bildung und Künste aus der ostländischen Heimath
mitgebracht, und dass die ihnen angeschuldigte Rolieit und Wild-
heit nur in den beschränkten Vorstellungen einiger Latein-gelelir-
ten gehaust habe. Allein dieser Beweis ist durchaus mangelhaft.
Denn erstens muss man darüber einverstanden seyn, welche Sprach-
ähnlichkeit beweist für gleiche Abstammung der Völker. Zwei-
tens können nicht alle Stammwörter als im Uranfang in der Sprache
vorhanden angenommen werden. Diess streitet gegen das Gesetz
der geschichtlichen Eivtwickelung. Drittens, gesetzt aucli, die
Verwandtschaft mit den Völkern des 31orgenlandes Hesse sich
nicht bezweifeln, so wäre damit noch durchaus nicht bewiesen,
dass deswegen eine gewisse (^ultur eines raorgenländischen Vol-
kes vom Uranfang an durch die Kinwandi'er in die germanisclien
Wälder gebraclit worden. Und wenn auch diess geschichtlich
könnte nachgewiesen werden , so müsste man ei'st darthun kön-
nen, dass diese mitgebrachte Cultur sich organisch in dem neuen
Vaterlande weiter entwickelt habe , imd dann erst würde die An-
nahme von der Verwandtschaft des deutschen Volkes mit dem
IMorgenlande fruchtbar für dessen Geschichte seyn. Aber wie viel
fehlt noch , um alle diese Sätze zu begründen ! Es fehlen ge-
schichtliche Zeugnisse für die älteste Einwanderung. Die spätere
Geschichte lässt wenig ahnen von dem ältesten Ciilturzustaud,
und die Verwandtschaft der Sprachen ist sehr allgemein. D{;un
wer zu viel beweist, beweist nichts. Weim nämlich die deutsclie
Sprache wirklich mit all den obengenannten Aehnlichkeit hat, so
könnte diess allerdings auf eine gemeinsame Quelle dieser ver-
scliiedenen Idiome iiinweisen; aber weiter bewiese es auch gar
nichts. Dann kämen wir also durcli die Wissenschaft wieder zu
der mosaischen Urkunde zurück, dass eben alle Völker unter-
einander verwandt sind, womit aber für die Bilduugsgeschiclite
der einzelnen \ ölkcr sehr wenig gewonnen wird. Denn welches
Lichtes sich die Theilnehmer an dem Thunnbau in Babel erfreut
haben, wird wohl schwerlich ausgemittelt werden. Doch ohne
die allgemeinen Gründe des Verfassers näher zu beleuchten, wol-
len wir einige seiner Specialunlersuchuiigen\ erfolgen, um daraus
6 Geschichte.
ZU ersehen, in wie fern seine Ansicht durch diese Bestätigung er-
hält. Wir wollen zu diesem Ende nicht die verschiedenen Natur-
oder Kunsterzeugnisse, noch ancl» die mannigfachen Zweige
kiinstlerischer und gewerbsamer Thätigkeit selber betracliten, als
vvobey die Untersuchung immer sehr schwierig seyn wird. Wir
leugnen keinesweges, dass hier in geschichtlicher Beziehung sehr
viel Brauchbares enthalten ist; nur scheint uns das wenig-
ste passend, um den ältesten Culturstand der Germanen daraus
zu ersehen. Denn dafiir geniigt durchaus nicht, dass die Wurzel
irgend eines deutschen Kunstworts sich auch in der Sanscrit-
Sprache wiederfindet; zumahl wenn, wie diess so oft der Fall
ist, dieselbe Wurzel zugleich im Lateinischen und Griechischen
vorkommt. Denn da muss, w enn wir blos bey den etymologischen
Beweisen stehen bleiben , und nicht anderweitige Data hinzukom-
men, doch nothwendig immer unerwiesen bleiben, ob in den äl-
testen Zeiten dieses Wort gleichzeitig in die drey Sprachen über-
gegangen, oder ob es durch das Medium der einen erst zu der
andern gekommen ist. So wird jede Untersuchung, welche nur
auf Etymologie gebaut ist, immer imsicher bleiben, aber sie wird
es um so mehr, wenn auch gewagte und unerwiesene Behauptun-
gen hinzukommen. So heisst es pag. 33 vom Pferde : „Da die
Germanen mit Persien, dem Vaterlande der Pferde, bis gegen
die christlichen Zeiten herauf, fast ununterbrochen in Verbin-
dung standen," u. s. w. Wo findet sich fiir diese Behauptung der
Beweis? Dergleichen Sätze kommen aber unzählige vor. Doch
wir AvoUen, wie gesagt, von diesen Gegenstäiulen absehen und,
was über Regienmgsform tuid Stände gesagt ist, näher betrach-
ten, liier vermisst man nun vorerst eine genaue Unterscheidung
der Zeiten; denn das wird doch der Verfasser nicht meinen, dass
\on den Urzeiten an bis auf Tacitus herab die politischen Verhält-
nisse der Germanen die gleichen geblieben wären. Indessen er
scheint diess wirklich zu behaupten , denn er beginnt diesen Ab-
schnitt also : „Nicht etwa in wilden Horden unter einzelnen Kriegs-
liäuptei'u, sondern bereits in Stände getheilt, unter Königen, Her-
zogen, Priestern luid Obrigkeiten, waren die Germanen, laut ihrer
Sprache, dem alten Ostlande entwandert.'-' Den ersten Beweis
findet er nun darins, weil die Römer nicht nur den Brennus son-
dern auch den Ariovist und Marbod König genannt haben. Wie
schwach dieser Beweis ist , siebet jeglicher von selbst. Die Be-
nennung Kcx ist an sich höchst unbestimmt, und wird es noch
mehr im Munde der Uömer, wenn sie dem Häuptling eines bar-
barischen Volks beigelegt wird. Dazukommt, dass die Verhält-
nisse eines an der Spitze eines Heers stehenden Fiirsten sehr ver-
schieden sind von der Verfassung im Frieden. Die Benennungen
magistralus ^ priiiclpes ^ Senator sind eben so unbestimmt, und
können eben so wenig für das Bestehen von Ständen oder gar
für unbescliränktes Königthum beweisen , als man aus der alten
Riidlofä Grundziigc e. Bildnngsgcschichte der Germanen. 7
ücbcrsetzung des Consulats durch Bür germeist erthmi auf die
Identität dieser beiden Wiirden zuriickschliesseu darf. Der
Verfasser scheint diess selbst zu fiililen, indem er in IJeziehung
auf diese obrigkeitlirbcu Benennunjien hinzufügt: „Dergleichen
Obrigkeiten werden aber fast allein in denjenigen Zeiträumen ge-
nannt., MO die Römer unter Drnsus, Tiberius und Germanikus al-
les Land bis zur Elbe verheerend durchzogen hatten , und wo al-
so die königliche Würde den germanischen Anführern nur als ei-
ne gefahrvolle Bürde erscheinen musste." Aber bekanntlich sind
gerade kriegerische Zeiten am meisten geeignet, die MachtAoU-
kommenheit königlicher Würde zu steigern, und es würde daher
wenig Mtigheit von Seiten der Fürsten verrathen, in solchen Zei-
ten den Besitz der königlichen W ürde aufzugeben , zumahl offen-
bar aus denselben Griuiden das Volk sehr geneigt war, dem Ge-
bote eines Einzigen zu gehorchen. Wie denn bekanntermaassen
eben diese beständigen kriegerischen Unruhen das Ansehen Ar-
mins und Marbods so hoch steigerten, dass sie die Hand nach dqr
Königskrone ausstrecken durften. Einen zweiten Grund für das
Königthum eutlelint der Verf. von der Etymologie. Die Endsilbe
bod in den Namen Tc7itobod^ Morbod^ Fridibod^ Saxobod^ Me-
rvbaudes und Hariobaudes scheint ihm verwandt mit potens
und TioTVia^ dann mit dem Gothisclien Balja^ den Fürstennameu
Bato^ Baton^ dem Libyschen Bottos^ und nebst vielen andern
mit den AVorten der Sanscrit-Sprache Badi^ Padi\ Botti^ welches
Hen-, Befehlshaber, Oberster bedeutet. — Diess alles zugegeben,
was folgt daraus? Wenn nun auch wirklich Teutobod einen An-
fiihrer des Teutoneiivolks bedeutet, ist er deswegen König? und
gesetzt sein Amt köimte in mancher Beziehung mit der königli-
chen Würde verglichen werden, ist dadurch nur das geringste
über die Machtvollkommenheit des Königs bestimmt? Die ganze
etymologische Zusammenstellung beweist weiter nichts, als dass
die Silbe bat m vielen Sprachen, die doch sonst nichts mit dem
Sauscrit zu schaffen haben, Herrscher bedeutet. Dieselbe Be-
wandniss liat es mit der andern rich^ die er ebenfalls anführt.
Von dem JVamen König giebt der Verf. selbst die spätere Entste-
hung zu. Die Silben b(d und mar als Benenmuigcn der Herr-
scher möchten in dieser Bedeutung noch nicht hinlänglich gerecht-
fertigt seyn, werden aber auch im günstigsten Fall nicht mehr als
die frühern beweisen.
Vom Adel sagt der Verf.: „Audi Adel und Edele gab es bei
den Germanen, aber wohl nur in Beziehung auf Geburt und Be-
silzthum, nicht aber als einen besondern Stand." Diese Bestim-
mung scheint etwas mangelhaft, weil darimie ein wesentliches
Merkmahl des Adels fehlt. Denn wo das Ständische mangelt, ist
eigentlich noch kein wirkliclier Adel, wie er denn gewiss bey
den alten Germanen vor der Lehnsverfassung nicht bestand. Dass
vorzugsweise aus gewissen Geschlechtern die Häuptlinge gewählt
8 Geschichte.
wurden, lässt sich bey den bestimmten Angaben desTacitus nicht
wohl bczweifehi; aber diese Gewohnheit führt noch nicht zu der
Annahme eines eigentliclien Adels. Auch wird dieser Satz durch
die Etymologie wenig gestiitzt. — Ueber die Priester spricht
sich der Verf. nicht bestimmt aus, aber nach den sonst ausge-
sprochenen Ansichten vom Uildungsstande der Germanen lässt
sich durchaus nicht bezweifeln, dass er auch diese als urspriing-
lich bey den Germanen vorhanden angenommen. Ohnedem steht
diess in der engsten Verbindung mit dem Adel. Doch einen ur-
sprünglich allgemeinen Namen für Priester scheint er nicht gefun-
den zu haben. Auch für die dienenden Klassen fand der Verfas-
ser wenige im Orientalischen begründete Ausdrücke , woraus
denn, nach des Verfassers Art zu schliessen, folgen würde, dass
auch diess Verhältniss nicht in die ältesten Zeiten zu setzen sey,
wiewohl er selbst diesen Schluss nicht macht, sondern im Gegen-
theil trotz dass sich keine orientalische Verwandtschaft nachwei-
sen lässt, behauptet, ^^Dieiier und Knecht sind unserer Sprache
m-haft.^'' Alle diese Ergebnisse, welche nun billigervveise den
Verfasser hätten gegen die üntrüglichkeit seiner etymologischen
Deutungen sollen misstrauisch machen , stören ihn in seiner Be-
trachtungsweise durchaus nicht. Er fährt fort von diesem ganz
einseitigen Standpunkt aus über Verfassung und Sitten zu reden.
So, indem er nach seiner Grundansicht beständig Germanen mit
Kelten verwechselt, während doch in den eigentlich geschichtli-
chen Zeiten der entschiedenste Gegensatz zwischen beiden Völ-
kern statt findet, spricht er auch von den Gesetzen der Germa-
nen, und scheint auch hier einen Uebergang des Orientalischen
in das Germanische zu statuiren. Natürlich ist hier blos von llechts-
gebräuchen und niclit von einem bestimmten Systeme des Rechts
die Hede. Indessen wenn auch einzelne Ausdrücke eine überra-
schende Aehnlichkeit mit morgenländischen Stämmen haben, so
folgt auch hieraus durchaus nicht, dass ein Uebergehen der Sitte
des einen Volkes in die Lebensweise des andern muss angenom-
men werden, sondern nur das bestätigt sich aufs neue, dass die
germanischen Mundarten eine gewisse Verwandtschaft in Bildung
und Abbeugung mit der Sanscrit- Sprache Iiaben, so wie einzel-
ne ähnliche Wort- Stämme selbst in andern morgenländisclien
Mundarten vorkommen. — Daher muss denn lleferent diese Art
der Geschichtsforschung als durcliaus ungründlich und unwissen-
schaftlich verwerfen, und namentlich die Jüngern vor dieser Art
die Sachen zu betrachten warnen, weil diess zu den abentheuer-
lichsten Vermuthungen führen muss , und es uns gar nicht wun-
dern würde, wenn nach dergleichen Vorarbeiten der Verfasser
nächstens eine Geschichte des deutschen Volksstamms im Sinne
des Grafen von Wackerbart schreiben sollte.
Herr Menzel, geleitet durch die üeberzeugung, dass die
mangelhaften Nacluicliten der Alten über das älteste Germanien
W. Menael'ä Goscliiclite der Deutschen. 0
in der Geschichte der skandinavischen Völker ihre Erg^'anzung
finden^ und somit auch urspruni;licli germanische Glaubens-
lehre in den Büchern der Edda erkennend, weiss uns so viel
über die höchst dunkelen Zeilen der ersten Römerkriege zu sa-
gen, dass man in der Tiiat erstaunen muss über den lieichtlinni
der Nncliriohten , wo andere nur über Arniuth xmd Dunkelheit
klagen. Indessen wo Görres asiatische Mi/thef/geschichle^ Rit-
ters Vor halle der Kuropaischen l ölker ^ und Mone's Ge-
schichte des lleidetithums als Quellen angeführt werden, da darf
man sich schon im Voraus auf eine Masse von Hypothesen ge-
fasst machen , die denn nun auch mit Freygebigkeit gespendet
werden. Zuerst also wird der Deutsclien Urs])riuig aus dem Mor-
genlande hergeleitet; eine gewisse Aehnlichkelt indischer, grie-
chischer und skandinavischer 3Iythen muss als Beweis gel-
ten. Auch die Körperbildung, so wie die Sprache sollen für
diese Behauptung sprechen; so wie denn überhaupt alle Völker
des Westens aus dem Morgen lande sollen gekommen seyn. Ei-
nen alten allgemeinen Namen des Volkes, dessen Existenz Rühs
läuguete, »*clicint der Verfasser ebenfalls nicht anzunehmen, inso-
fern er nur die Benennung der Griechen, Hypcrboräer ^ und die
der Römer, Germanen, anfülirt, welche letztere richtig durch
freyer Mann gedeutet wird. Einen Unterschied zwischen den
deutschen Ilauptvölkern nimmt der Verf. erst im fünften Jahr-
hundert nach Cliristo an, die älteren Eintheilungen, welche die Rö-
mer angeben, nicht beachtend. Wenn aucli wir dieselben nicht
besonders fruchtbar finden können, so hätten doch die Namen
nicht übergangen werden sollen. Die älteste Landesschilderung
muss man im Allgemeinen gelungen nennen, nur wünschten wir
nicht Stellen wie folgende zu lesen: „Wein, Kartoffeln, südliche
Blumen und Obst kannte man so wenig als Kaffe, Thee, Zucker
und Gewürze.'-'' Das klingt ein wenig gar zu kindlich. Eben so
weiter unten: „Die Hirsche wurden gezäjjmt und wie Pferde vor
den Wagen gespannt. Auch die zahmen Falken waren nebst den
Jaijdhimden sehr beliebt und im allgemeinen Gebrauch. '■'• So ül)er
die Köri)er!)il(lung: „Die alten Deutschen sollen insgemein sieben
bis acht Fuss hoch gewesen seyn etc."- Für alle dergleiclicn be-
stimmte Angaben wird man sich vergebens nacli Beweisen umse-
hen, sie sind aus der Analogie entnommen, und erinnern an die
neue Art dichterischer Darsh^lhnig der Historie, die hier und da
anfängt Sitte zu werden. Trivial ist folgende Bemerkung: „Aus
der UeberlVille von Kräften entstand Jiey <len Germanen sogar ei-
ne Art von Krankheit, die man im Morden die Berserker- Wuth
nannte.'* Wn\ eleu nächstfolgenden Abschnitten, über die Geistes-
bilduitfi^ die Glanhenslehrr^ üher den Gottesdienst^ gilt im All-
gemeinen der Vorwurf, dass «l<r Verf. un^^ahr redet weil er zu
bestimmt rejien will. Mcht befriedigt durch die sehr einfachen
nnd mivoUständigen Angaben , welche wir über diese Gegenstäa-
1*
10 Geschichte.
de haben, will er überall das Fehlende durch die Nachrichten
über den skandinavischen Norden ergänzen , und >vo dieser nicht
ausreicht, da dichtet er aus der eignen Phantasie das Fehlende
hinzu. In der Glaubenslehre wird die ganze Aseniehi"C als ur-
sprünglich den gesanimten Germanen eigenthümlich dargestellt,
ohne auch nur leise einen Zweifel anzudeuten. Keine Spur einer
Vermuthung, dass der Norden, wenn auch ursprünglich zu den
Germanen gehörig, durch die geographische und politische Tren-
nung sicli eigenthümlich ausbilden konnte, wie so manches anzu-
deuten scheint; sondern überall wird mit der grössten Evidenz
von ganz problematischen Dingen gesprochen. Ueber die Bildung
der Staaten und Stände Averdcn wiederum blosse Verrauthungen
mit der grössten Sicherheit vorgetragen, immer so, als wenn gar
keine andre Weise der Entstehung denkbar wäre; nirgends wird
eine Gränze zwischen eigentlich geschichtlicliem Wissen und der
blosen Folgerung oder Vermuthung gezogen.
Dasselbe gilt von allen übrigen Abschnitten, Avelclie die ur-
älteste Verfassung betreffen. Es ist hier mit einer Bestimmtheit
gesprochen, die dem Karakter der ältesten Zeiten durchaus zu-
wider ist, ebensowohl als unserm Wissen von diesen Dingen. Al-
les was von der Alode^ deti Familien^ den Leuten^ den Sclaveri
gesagt wird, trägt diesen Karakter. Namentlich wird über die
Verhältnisse der Letztern auf eine Weise geredet, wie sie durch-
aus nur in einem gebildeten Zustand der Gesellschaft möglich
ist. Im Abschnitt 16, über die Weiber^ wird wiederum sehr vie-
les angeführt, was entweder sehr problematisch ist, oder gerade
zu einer spätem Zeit angehört. Vieles auch, was vielleicht ein-
mahl oder einigemahl geschehen , viird als allgemeine Volkssitte
dargestellt. So erfahren vnir z.B., „dass viele Jungfrauen so keusch
waren, dass sie den Anblick der Männer vermieden, die Augen
nicht gegen sie aufschlugen, und wenn sie heirathen sollten, davon
flohen und als Amazonen lebten." Ferner: „dass die Treue der Wei-
ber so w eit gieng, dass sie ge w öhnlich ihre Männer nicht überlebten,
sondern sich bey ihrer Leiche selbst tödteten ; und dass diess bey
einigen deutschen Völkern sogar Gesetz war, bey den übrigen es
die Witwen nur aus freyer Wahl thaten." Dabey ist in der ganzen
Darstellung sowohl dieses Abschnittes als überhaupt eine so wi-
drige Kälte und Verständigkeit, wodurch alle einzelnen Angaben,
aus dem Zusammenhange, der in dem gemüthlichen Lebender
Menschen besteht , gerissen , das Ansehen eines recht modernen
Bäsonnements erhalten, als bleiche Gespenster der Reflexion uns
anstarren. Von der schönen Geschlossenheit des deutschen Sin-
nes, der alle Strebungen auf wenige grosse und einfache Gedan-
ken bezog, ist in der ganzen Darstellung des Verfassers auch
nicht eine Spur. Mit leichtfertiger Gewandtheit combinirt er zer-
streute Angaben über ein vieltheiliges, unendlich mannigfaches
Volksleben, und schreitet von Gemeinplatz fort zu Gemeinplatz
W. Menzel's Geschichte der Deutschen. 11
redend und dichtend mit walivliaft bewundernswVirdififer Unbefan-
genheit. Ihm ist in uralter Zeit schon alles gemacht und fertig.
So wie ungefälir ein guter poiitiscljer Kannegiesser Constitutionen
auf dem Papier entwirft und sie an die verschiedenen Völker
austheilt, so ordnet der Verf. das ursprVnigliche Lehen der alten
Germanen. AVas Jahrhunderte weit aoii einander lieft, das leimt
er zusammen, die Liicken füllt er aus mit Iteflexionen, und so er-
halten wir ein fertiges Gebäude, welches in allen einzelnen Thei-
len sehr sorgsam ausgeführt ist, dem, um Geschichte zuseyn, nichts
fehlt, als dass es ohne geschichtliche Grundlage ist und, auf dem
dürren Sand doctrinären Räsonnements eines Tagespolitikers ge-
baut, nur ein luftiges Daseyn hat. Uiermit ist eigentlich im All-
gemeinen das Wesen der Darstellung bezeichnet, und man müsste
nur immer dasselbe wiederholen bey den einzelnen Abschnitten;
wir wollen statt dessen aus den einzelnen Abschnitten immer die
bemerkenswerthesten Angaben hervorheben. So im 17 Abschn.,
von der Lebensweise: „Kam aber auch einmahl ein verkrüpeltes
oder schwächliches Kind zur Welt, so ward es augenblicklich ge-
tödtet; denn die Germanen achteten ein Leben ohne den vollsten
Genuss desselben weniger als den Tod. Bey der Geburt wurden
die Kinder ins Wasser gestaucht.'"' — Weiterhin : „Nicht minder
wurden die Knaben und Mädchen unterrichtet in der Kunst des
Gesanges und der Dichtkunst.'^ — „Den alten Deutschen galt das
Leben nur so lange es schön war, so lange sie es frisch und kräf-
tig geniessen konnten; darum tödteten sie nicht nur ungesunde
Kinder, sondern auch alte Leute oder Kranke, die keine HoflF-
nung zur Gesundheit mehr liatten , gaben sich selbst den Tod.''-
Kap. 18, die Künste^ wird mit dem grossen Gedanken eröff-
net: „Alles, was die Germanen thaten, thaten sie nur für sich
und die Gegenwart, aucli ihre Künste hatten denselben Zweck.*-'
Ob wohl das Andenken an die Nachwelt bey andern Völkern die
Kunst erzeugt hat? Oder lässt sich die Dichtkunst und der Ge-
sang auch aus jenem Gemeinsatze erklären'? „Die höcliste Kunst
der Weiber war die Zauberkunst." „Die alten Deutschen hatten
eine Schrift mit eignen Buchstaben, die man Runen nannte.
]Man sieht aus der Form dieser Buchstaben, dass sie aus den ver-
schiedenen Stellun):en, welche zusammengeworfene kleine IIolz-
stü«-,kchen von abgebrochenen Zweigen bildeten, entstanden sind.'^
„Eine llani)tlust der Männer war das Waldhorn, wozu sie an-
fänglich Iri-NÜch niir dieselben Stierhörner gebrauchten, aus wel-
chen sie tranken. Jeder Gerinane hatte neben seinen Wallen auch
ein solches Ilorn hängen." l
Der Verfasser hat ein eigenes Kapitel über die irilden
Freijcn. Was nämlich bey der Landesbeschatfenheit und l>ey
dem Sinne des Volkes nolhwcndig war, dass viele ausser aller
Verbindung mit irgend einem der grössern oder kleinern Staaten
lebten, das wird nun von ihm nach spätem Nachrichten sogleich in
13 Geschichte.
eine Verfassungsform gezwängt, und also darüber geredet : „Wenn
diese 31 enschen niclit ein eignes Gut hatten, oder es verliessen, so
nannte man sie Wiidiange. In späterer Zeit, wo man sie für
vogelfrey oder wilde Wolle erklärte, und es jedem überliess, sie
auszurotten, d. li. wenn man sie in Acht und Bann that, liiesseii
sie Banditen. Sie lebten in wilder Freyheit, zogen bald einzeln
bald in Gesellsclial'ten umher und raubten, brannten, mordeten,
entführten Jungfrauen und suchten überall Kampf und Abentheuer.
Es waren grösstentheils Berserker, und im INorden wurden sie auch
nur so genannt." — Jenen grossen Schein der Sicherheit sucht
sich der Verfasser dadurch zu geben, dass er gern mit Definitio-
nen beginnt; natürlich in welche Zeit diese Definition passt, das
kümmert ihn nicht: für den Verstand giebt es überhaupt kei-
ne Zeit, sie gilt nur als Form der Anschauung. So heisst es Kap. 22 :
„Alle Verbindungen zwischen freyen Männern, die nicht auf den
Grundbesitz Bezug hatten, hiessen Gilden^ Gesellschaften, In-
nungen, Zünfte. Ilirer waren vielerley.'-'- Da erfahren wir denn von
Opfer- und Trinkgilden, und wie Weiber eigne Gesellschaften
untereinander hatten. ISur bey den Naturkundigen, Wahrsagern,
Zauberern , Prophetinnen und Zauberinnen wird dies« blos als
wahrscheinlich angegeben, der Verfasser fügt hier, wie ihm
höchst selten begegnet , das Verbum scheinen hinzu. Von den
Waffengilden erfahren wir, dass sie entweder republicanisch, eine
freye Gemeinde, oder monarchisch, ein Gefolge, gewesen sind.
Von den erstem weiss freylich die ältere Geschichte nichts. Das
Iiindert den Verf. nicht, ganz genau ihre Verfassung zu schildern.
Von den Gefolgen wird gesagt : „es gab unter ihnen verschiedene
Grade, Meister, Gesellen und Lehrlinge.''* „Audi Jungfrauen
verbanden sich zu Ileldengilden und Gefolgen, theils aus Lust zu
den Waffen , theils aus Keuschheit, weil sie hierin allein ein Mit-
tel fanden , den Männern zu entgehen." In dem Abschnitt von
dem Heldentkiim ist offenbar sehr viel Wahres gesagt, aber auch
diese Schilderung ist weit mehr im Sinne des Mittelalters, als
der ältesten Zeiten entworfen. Schiefe Ansichten verräth auch
liier das Streben , überall mit der grössten Allgemeinheit zu re-
den, während doch die allerwenigsten Nachrichten in dieser all-
gemeinen Beziehung gesagt sind , ja das Allermeiste nur durch
Combination aus zerstreuten Nachrichten gefolgert ist. Von den
Volksversammlungen heisst es : „Man versammelte sich in ruhigen
Zeiten alle M Nächte, in gefährlichen alle 7 Nächte. Die Ver-
sammlung begann in der Nacht zwischen Montag und Dienstag;
die Älondgöttin Mana war die Beschützerin des Thinges; von
ihr Iiiess auch jedes Mitglied der Volksversammlung ein Mmm;^'- wo-
bey aber so 'kiel willkührliche Behauptungen als Sätze sind. Am
Schlüsse heisst es: „daher war Beredtsamkeit bey den alten Deut-
schen in hoher Blüthe, und das vorzüglichste Mittel, sich An-
sehen zu verschaffen ," w ährend doch früher das Ileldenthum als
W. Menzel's Gescbichte der Deutschen. 13
das Ziel alles menschlichen Strcbcns und die erste Nationaltngend
bezeichnet Mar. Als Geschälte der Volksversammlung werden
bezeichnet: die Eihaltuni^ des Friedensbundes im Innern durch
Gesetz und Gericht, die Landesvertheidigung und der Gottes-
dienst, und hiiizugelVigt. dass man für jedes dieser Geschäfte be-
sondere Vorsteher cewählt hätte. Auch dieser Gedanke, in sol-
cher Allgemeinheit ausgesproclien , ist unwahr, weil offenbar
schon in sehr alter Zeit bey den Germanen Verbindung beider,
oft auch aller drey Würden vorkommt, je nachdem die Umstände
geboten. In einem sich entwickelnden Volksleben herrscht über-
haupt die allergrösstc Unbestimmtheit, zumahl wenn grosse Er-
eignisse aus der gewöhnlichen Hahn des Lebens herausreissen ;
da redet derjenige am unwahrsten, welcher nach den genau und
scharf bestimmten Lebensformen der spätem Zeit die alte Zeit
richtet. Ja ich mögte behaupten, jenes ursprüngliche Volksleben
könne nur in der Poesie dargestellt werden, weil es seiner Natur
nach aller modernen Reflexion widerstreitet, und durchaus nur in
Ansichten des Gleichgesinnten seine Deutung findet. Ueber das
Gerichtswesen weiss der Verf. wiederum eine Menge von Bestim-
mungen zu geben, worüber die ältesten Urkunden schweigen;
aber er hat Alles nach moderner Anschauung so probabel gemacht,
dass es uns gar nicht wundert, wenn der Verf. endlich selbst an
die Wahrheit seiner Composition glaubt; denn ein sogenannter
philosophischer Historiker kann natürlich nichts für wahr halten,
was nicht mit seiner Art, sich die Dinge vorzustellen, sich ver-
trägt, und umgekehrt liat ihm Alles vollkommene Gewissheit,
was sich bey der lleflexion als gleichartig zusammengefügt hat,
so dass zuletzt eigentlich geschichtliche und urkundliche Zeug-
nisse als untergeordnet erscheinen müssen. Der Verf., der nun
leider sehr wenig Innigkeit des Gefühls, dagegen aber desto mehr
Gewandtheit im oberflächlichen Räsonnementhat, berührt oft trotz
seines W ortreichthums gar nicht das Wesen der Sache, und ent-
wickelt nichts aus der einen Grundanlage, sondern combinirt
Thatsachen mit Thatsachen, und hält diess für verknüpft, weil
es eben nebeneinander steht. Da wo der Verf. von den Gesetzen
redet, verkennt er wieder ganz das Verhältniss der Selbstgenug-
thuuiig zu dem öifentliclien Rechte. ]\ämlich auf jenem Stand-
punkte der Bildung, worauf sich die Germanen in den Jahrhun-
derten vor und nach Christo befanden, sind nothwendig der all-
gemeinen gesetzlichen Bestimmungen sehr wenige. Der auf seine
Freyheit eifersüchtige Naturmensch sieht jede gesetzliche Be-
stimmung als eh>e Beschränkung an, und hegehrt den öirentlichea
Schutz nur dann, Mcnn die lndi\idualkraft nicht ausreicht. Aber
er ist jeden Augenblick l»ereit das dem Staat eingeräumte Recht
wieder selbst zu handhal)en, sobald sich ihm Gelegenheit dar-
bietet. Daher hier das Lose und Schwankende in der äussern
Form, nur deri'reye, stolze Simi ist allein fest und unbeugsam
14 Geschichte.
in den wandelbaren und ewig wechselnden Gestaltnniren des rejf-
gamen Volkslebens. — In Beziehnna; auf das 1f ehr^eld stellt
der Verf. den Satz auf, den auch N i e b u li r in der altern rö-
mischen Verfassung annahm, es hätte sich dasselbe nur auf die
bewegliche Habe bezogen , so dass z. B. einer sich eher in
Knechtschaft begeben, als dass er sein Alode veräussert; welches
offenbar allen Grundsätzen eines INaturvolkes widerspricht, ge-
setzt auch, dass man es als röm. Verfassung periodisch wollte
gelten lassen. Ein Gesetzgeber, der von dem Begriif des Staa-
tes ausgeht , kann wohl eine solche Verfügung treffen , aber bey
den Germanen, wo Alles auf der individiielleii Freyheit beruht,
muss es bey der niedrigen Stufe des Ackerbaues, wo dieser gar
nicht Hauptnahrungszweig war, widersinnig erscheinen, ein Stiick
Land höher zu achten als die persönliche Freyheit. Beweise feh-
len natürlich auch hier, und da innere Consequenz durchaus jiicht
zu der Annahme nöthigt, so müssen wir die Rechtfertigung dieser
"Willkühr erst abwarten. Sonst ist die verschiedene Abstufung des
Wehrgeldes, so richtig sie in späterer Zeit seyn mag, ebenfalls
zu bestimmt. Bey der Schilderung des Kriegswesens, die man
im Allgemeinen gelungen nennen mag , m eil hier der Verf. den
Alten getreu blieb, ist befremdend der Satz : „Wenn die Deutschen
auch am liebsten dem Feinde im offenen Felde die Stirn boten,
so gebrauchten sie doch gegen allzumächtige Feinde die List."
Diess erinnert an Hrn. Prof. Ludens neuerliclie Schilderungen
von den Germanen, der es mit seinem Gefühle unverträglich fin-
det , dass die Germanen die Römer im Teutoburger Walde mit
List überwunden. — Lm die Erweiterung der Gaue zu erläutern,
erzählt der Verf.: „Anfänglich schonte ein Gau den andern im
Kriege nicht. Das überwundene Volk wurde völlig ausgerottet
oder zu Sclaven gemacht, und sein Gau als erobertes Land unter
die Sieger vertheilt." Wo Miederum die Allgemeinheit das Un-
wahre enthält. Eben so unrichtig ist es, wenn er die Eintheilung
in Hundreda nur aus der Erweiterung der Gauverfassung glaubt
erklären zu können ; gleich als wenn nicht m eit natürlicher von
diesem kleinem Ganzen das Grössere entstanden seyn könnte,
als umgekehrt.
Im zweyten Buclie, welches von den ältesten Römerl-riegen
handelt, ist nun nothwendig des leichtfertigen , absprechenden,
philosophischen Räsonnements weniger, weil hier eben die Ge-
schichte beginnt, und man diese wohl auch mannigfach miss-
deuten, aber ohne die grösste Unverschämtheit nicht umändern
kann. Hier also finden wir den Verf. eben sowohl auf dem Felde
der geschichtlichen Forschung als Darstellung; wir wollen sehen,
wie er hier uns erscheint.
Was nun der Verf. da im Eingange von den Relif^ionsl; liegen
sagt, die ein halbes Jahrtausend, von 500 bis Christus, aus-
gefüllt haben sollen , so gehört das noch ins Reich der Sage,
W. Menzel's Geschichte der Deutschen. 15
und bleibt es dem Verf. überlassen, sich darüber zu rechtfertigen.
Dasselbe gilt von den iViederlassungen im Gebirge Kaukasus, wo-
von er sagt: „Dort haben indische, persische, kaukasische und
arabische Völker in ewiger Todfeindschaft um der Religion wil-
len sich gestritten.'" Eben so unbegründet ist die Behauptung:
„Schon in sehr alter Zeit gewahren wir einen Einfluss der Hyper-
boräer auf das griechische und italienische Wesen." Das sind
lauter Hypothesen, welche für die Entwickelung der deutschen
Geschichte durchaus gleichgültig sind, und wegen ihrer Unhalt-
barkeit nun das historisch Begründete ebenfalls in das Gebiet des
Zweifels hineinziehen. Das 34ste Kap. , wo der Verf. die Geg-
ner der Deutschen einführt, giebt uns einen Begriff, in wie fern
er die Geschicklichkeit besitzt, ans der Masse der Be-
gebenheiten das Wesentliche hervorzuheben; zugleich in wie fern
die Sprache der Würde des Gegenstandes entspricht. Man höre
Folgendes: „Im achten Jahrhundert vor Christo entstand die Stadt
Rom in Italien durch einen Zusammenlauf flüchtiger Menschen
aus verschiedenen Gegenden. Die Stadt war von geringem Um-
fauge und es gehörte ihr nichts, als einige Felder in der Nähe.
Die Bürgelschaft war anfänglich von Königen beherrscht, die
nicht viel mehr als Räuberfürsten waren. In der Nachbarschaft
zu rauben , zu morden , zu erobern war das tägliche Geschäft
des kleinen Völkchens. Dadurch wurden sie zu Helden gebildet,
und bald ertrugen sie die Herrschaft eines Einzigen nicht mehr.'-'
Diese Art ein grosses Volk zu schildern ist wohl ohne Beyspiel,
man raüsste denn des sei. Hofrath Lüder gemeine Art, über die
Alten zu sprechen , damit vergleichen wollen. So geht es denn
weiter. Dabey bevölkert der Verf. ganz Oberitalien mit deut-
schen Völkern , den Unterschied zwischen keltischen und germa-
nischen Völkern vollkommen verwirrend. Diess giebt also zu-
gleich einen Begriff von der geschichtlichen Forschung des Verfs.
in diesen schon nicht mehr mythischen Zeiten. Kap. 36, welches
von der Einnahme Roms durch die Gallier handelt, werden nur
noch bestimmter Senonenlund Bojer geradezu germanische Völker
genannt, und bey der ganzen Erzählung gerade das Wesentlichste
üljcrgaugen, dagegen die Ermordung der römischen Senatoren
mit unverhältnissmässigcr Weitschweifigkeit geschildert; so dass
man deutlich erkennt, dass der Verf., weder genug sich ins Ein-
zelne \ertiefeud, noch im Allgemeinen das Bedeutende er-
fassend, mit seiner Darstellung in dem elenden Compendienstü
schwankt, der durchaus nichts darstellt, sondern farblose Bilder
gibt. Neu ist auch die Bemerkung, dass die Römer erst in den
Kämpfen mit den Galliern den Krieg gelernt, während bisher rö-
mische Geschichtsforscher die Kriege mit den Samniten als die
eigentliche Kriegsschule der Römer betrachtet haben. Die Züge
der Kelten nach Griechenland werden Kap. 31 ebenfalls alsUnter-
nehmungeu deutscher Völker dargestellt. Das Kap. 38 giebt wie-
IG^ Geschichte.
dereinen Beweis, wie wenig der Verf. im Stande ist, einzelne
abgerissene Begebenheiten zu einem grossen Ganzen zu ordnen;
so wie hier diese Dinge erzählt werden , sind sie durchaus nutz-
los. Neu ist die Veriuuthung, dass der Bloxberg das Ileiligthura
der Senofieu gewesen , wodurch denn dieses Volk plötzlich aus
den Gegenden über der Elbe in das Land der Cherusker versetzt
wird. Bcy der Schilderung der Fahrten der Kimbern und Teu-
tonen vermisst man durchaus kritische Sichtung des von Müller
so sorgfältig zusammengetragenen Stoffes. Da wird denn von
300000 bewaffneten Männern und 15000 Reutern im Stahlhar-
nisch gesprochen ; eben so lieisst es : das ganze Volk war von
de?' Höhe der Riesen. — Merkwürdig ist auch weiter unten die
Angabe: „Die Kimbern stellten in einem grossen Viereck sich
auf, davon jede Seite ^25000 Schritte maas.'-'- So hätte also jede
Seite dieses Vierecks eine Länge von mehr als drey deutschen
Meilen gehabt. Iteclinen wir nun auf jeden Schritt einen Mann,
wie es sich bey den dicht gedrängten Gliedern erwarten lässt, so
würde das ganze Viereck, nur einen Mann hoch gestellt, schon
300000 Mann enthalten haben ; wenn nun aber doch wenigstens
die Glieder zwey Mann hoch standen, so würde man eine Summe
von 000000 Mann erhalten. Dergleichen Mährclien sollten doch
billig in Geschichtsbüchern nicht mehr erscheinen. Bemerkens-
werth sind noch die Schlussworte : „Ausserdem aber pflanzten diese
Kimbernkriege den Keim des Verderbens in das Innere des rö-
mischen Staats, indem sie den ersten Anlass gaben, dass Pöbel,
Fremdlinge und Soldaten zur höchsten Gewalt gelangten. So ha-
ben die Kimbern und Teutonen in ihrem Untergänge noch gesiegt,
und sind, obwohl ohne die Theilnahme ihres Volks und auf frem-
dem Boden, doch auch für ihr Vaterland nicht umsonst gefallen.""
Schade , dass diese Bemerkung noch nicht in die römische Ge-
schichte ist aufgenommen worden !
Auch der Sciavenkrieg wird den Deutschen zugeschrieben,
weil sie meistens Deutsche gewesen seyen ; wenn es schon wegen
der Zeit schwer wird zu begreifen, dass dieses die gefangenen Kim-
bern und Teutonen gewesen wären. Als eine Folge des Kimbern-
zugs wird die Entstehung des Suevenbundes in Deutschland an-
gesehen und dessen Auflösung in die Zeit von Christi Geburt ge-
setzt, durchaus willkührlich und ohne Beweis. — DcrZug Ariovists
ist durchaus nicht nach seiner Bedeutsamkeit hervorgehoben, und
viel zu kurz und abgerissen behandelt. In dem gleichen Ton werden
auch die übrigen Kämpfe Cäsars gegen die deutschen Völker in Gal-
lien erzählt, so dass man nirgends das Karakteristische hervor-
gehoben oder eine in das Einzelne eingehende Erzählung findet.
Nachdem der Verf. kurz die Unterjochung der Donauvölker er-
zälilt, geht er zur Darstellung der Züge des Drusiis über. Aber auch
hier vermisst man fast Alles , was zu einer gründlichen geschicht-
lichen Darstellung erforderlich ist. Wieder ist die Natur der Gegend,
W. MenzeVd Geschichte der Deutschen. %t
nocli die Art des Kriegs , der auf solchem Boden und mit solch
einem Feinde eine g^anz eigene Gestalt nehmen musste, gehörig
ins Licht gestellt. Eben so wenig wird man die Richtung der
Züge des Römers aus der Erzählung des Verfassers begreifen.
Mährend doch ein sehr durchdachter Plan in all diesen Unterneh-
mungen sichtbar ist. Willkülirlich ist, wenn Kap. 50 in diese
Zeit die Auflösung des Suevischcn Hundes gesetzt wird. DieSchil-
deruug der Schlacht iai Teutoburger Walde, so wie sie sich ge-
nau an die Angaben der Alten auschliesst, gehört zu den gelun-
genem, und nur die folgende Aeusserung schien uns störend:
„Wo es die Freiheit eines edlen Volkes gilt, thut Gott zuweilen
ein Wunder. So dürfen wir die Verbleudung des Varus für ein
Wunder halten*^" u. s. w. Bey den Zügen des Germanikus , de-
ren genauere Darstellung Tacitus gegeben, hat der Verf. mit
Recht Alles , m as Römerhass und Partheylichkeit Schiefes in die
Darstellung gebracht, aus derselben entfernt, und mehr aus dem
deutschen Gesichtspunkt den Verlauf der Begebenheiten darge-
stellt. In der Erzäiilung der Innern Kriege Kap. 50 ist ein sinn-
störender Druckfehler, indem S. 108 Z. 4 von unten statt Kalten^
Chmtken gelesen werden muss. Natürlich ist es scliwer, in diese
abgerissenen Erzählungen, welche die römischen Schriftsteller
gelegentlich auführen, eine innere Einheit zu bringen, da wir
über die weitere innere Entwickelung völlig im Unklaren sind. Da-
Iier dürfen wir auch vom Verf. nicht eine zusammenhängende
Darstellung fordern. Der Aufstand des Civilis scheint uns übri-
gens nicht seiner ganzen Wichtigkeit gemäss hervorgehoben, und
nicht genug darauf «ufmerksam gemacht, wie in diesem Kampfe
sich ein Vorspiel jener Völkerstürme zeigte, welche endlich den
Untergang des römischen Reichs herbeiführten. — Nachdem der
Verf. die Vermuthung ausgesprochen, dass sich die Kraft des
deutschen Volks ^c^ew Ende des ersten Jahrhunderts nach Christo
und auch die erste Hälfte des zweyten hindurch vorzüglich gegen
Nordosten gewendet, indem er die erste Unternehmung der Go-
then in diese Zeit zu setzen scheint; so geht er zur Darstellung
der grossen Vöikerzüge über, welche in den grossen Bündnissen
der deutschen Völker und in der zunehmenden Schwäche des rö-
misclien Reichs ihre Erklärung rinden. Indessen ist die Erzäh-
lung dieser ganzen Periode lur eine Volksgeschichte immer selir
Kchuieriir, weil einniahl die Quellen selir dürftig fliessen, dabey
eine ungelieiire Cebertreibung in den Berichten der Römer un-
verkennbar, und daini ein innerer Zusammenhang der Begeben-
heiten so schwer nachzuweisen ist. Daher mir immer die Dar-
stellung dieser Periode der deutschen Geschichte als eine der
schwierigsten erschienen ist. Im Ganzen wird man der klaren
und lichhollen Darsleilung des \ erfs. seinen Beifall nicht ver-
sagen können; nur XTinisst man auch hier, wie im ganzen Bu-
che, eine gehörige Abstufung von Licht und Schatten. So, um
Jahrb. J. l'Uil. u. l'adag. Jalir^. li. Jh/l 0. 2
18 Geschichte.
nur eins anzuführen, hätte die grosse Alemannenschlacht hey
Strassburg und die Geschichte des Iliinnenkönigs Attila einen Ruhe-
punkt dargeboten, wo in dem fortlaufenden Aul'zälilen von Streif-
zögen und Gefechten wieder ein Uild des Lebens jener Zeit sicli
dargestellt hätte. Auch würde das Ganze gewounen haben, wenn
hier und da genauer die Sage von der eigentlichen Geschichte
scharf wäre getrennt worden. Dadurch würden manche Uebcr-
lieferungen, wie die über die Gothen und Langobarden, mehr
in ihrem eigenthümlichcn Lichte erscheinen. Wollte der Verf.
hier nicht der alten Sage folgen , so würde er eine genaue kriti-
sche Sichtung der einzelnen Angaben liaben vornehmen müssen,
die nun freylich mit dem ganzen Zwecke seines Buches, der mehr
darstellend als forschend ist, im Widerspruch stehen würde.
Indem nun der Verf. nur die Resultate seiner Forschungen , nie
diese selbst giebt, so erhalten auch hier zuweilen seine Behaup-
tungen das Gepräge der Willkühr , z. B. S. 121 , wo es von den
Alemannen heisst: „Dieser Name bedeutet nichts anders als Ger-
manen, Arimannen." Auch wir halten die andere Erklärung für
falsch , aber berücksichtigt musste sie dennoch werden , je un-
gezwungener sie sich darbietet, und bedeutende Vertheidiger ge-
funden hat. Auch hätte man diess um so eher erwartet, da er
bey Fi'anken und Sachsen die ganz abentheuerlichen Sagen vom
Ursprung des Volks erwähnt. Bey den Gothen macht er sich
einer gleichen Willkühr schuldig, welche er geradezu mit den Ge-
ten gleich setzt. Ein anderer Irrlhura , zu welchem der Verf.
durch die übertriebenen Berichte der Römer sich hat verleiten
lassen, sind die beständig wiederkehrenden Angaben von über-
grosser Menschenmenge, Uebervölkerung u. dgl. Dass eine sol-
che Uebervölkerung von Deutschland mit dem damaligen Zustand
des Landes ganz unvereinbar ist, geht aus genauer Betrachtung
von selbst hervor , und sollte in deutschen Volksgeschichten den
Römern nicht nachgesprochen werden. So weiss ich auch nicht,
ob der Verf. wohlgethan, die Züge der einzelnen Völkerbünd-
nisse gesondert aufzuzählen. Die allerwenigsten sind doch von
der Art, dass sie uns über das eigcnthümliche Leben der
Stämme Aufschluss geben, und die beständige Wiederkehr der
gleichen Begebenheiten ermüdet nur. Allein die verschiedene
Oertlichkeit und die Richtung der Züge, durch die Wohnsitze
der einzelnen Völker bestimmt, kömitc hier einen Unterschied
bilden. Und überhaupt sind wir der Meinung, entweder hätte
der Verf. die einzelnen Züge noch genauer darstellen sollen, oder
es konnte ein ganz allgemeines Gemälilde genügen, wo denn doch
wenigstens Spielraum blieb für die Pliantasie. So aber erscheint
in dieser rhapsodischen Manier weder das Einzelne bestimmt ge-
nug, noch das Allgemeine so modificirt, dass eine richtige An-
sicht des beweglichen Völkerlebens der germanischen Stämme
daraus hervorgienge. — AVenn der Verf. zuweilen inüntersuchungen
W. Menzer^ Geschichte der Dcutächcn. 19
eingeht, ßo stehen seine Beliaiiptniigen immer sehr willkiihr-
lich da, z. B. S. 148: „In <Icr Fol^e Itam für die Alpenlaiule der
INamederScliweiz auf; trist mit dem JNamenISueveiiundScInvabeii
eins und dasselbe, wie aucli das Voili dasselbe ist'' u. s. w/]Noch
weit baroker ist folgender Gedanke S. 198: „Wie alles Nene vom
Süden, alles Alte \om Norden ausgeg:angen, so sind aucli die
Gesetzbücher der südlichen Stämme, der Ostgothea und West-
^othen, am meisten mit römischen Gesetzen erfüllt''*' u. s. w. Wi-
drig und durchaus die klare Uebersicht störend ist die Zerstücke-
lung, die sich in den Kapp, T2 — 75 zeigt, wo recht deutlich
liervorgeht, wie der Verf. den geschichtlichen StoJß" nicht gehörig
zu ordnen und zu vertheilen versteht. Von Kap. W , welches
Attila behandelt, wurde schon oben bemerkt, dass diese welt-
geschichtliche Erscheinung keineswegs in das gehörige Licht ge-
stellt worden, >>ie sie es verdient. Später, Kap. TT — 83, folgt
wieder ein buntes Ailerley, wo rhapsodisch von einem aufs an-
dere übergesprungen, nichts mit dem andern gehörig verbunden
oder entwickelt wird. Das ganze vierte Buch S. 172 — 240 ent-
liält nichts als Uäsonnement über Verfassung, Religion und Sitte
der Zeit. Der Verf. geht hier nicht gerade sehr ins Einzelne,
wird aber doch sehr breit. Man liat nun sonst gemeint, der-
gleichen Schilderungen müssten in die Geschichte selber verwebt
seyn, und darin zeige sich gerade das Talent des Historikers,
dass aus sehier Darstellung eine bestimmte Ansicht der Zeit ge-
wonnen werde. Hier indessen erhalten wir eine ganz von der
Geschichte getrennte Darstellung, wo denn natürlich -sehr viel
Wiilkühr liervortreten niuss. Diess zeigt sich nun gleich bey der
Schilderung der Eigenthümlichkeit der verschiedenen \ölker-
stämme, der Sachsen, der Thüringer, von denen wahrhaft pos-
sirlich gesagt wird: „Müder in jeder Weise haben sich die Thü-
ringer gezeigt, als ein älteres, unterdrücktes Volk im Gesänge für
das verlorne Leben sicli entschädigend.'-'' Und weiter hin: „die
Ostfranken am Rhein und Main sind olme Zweifel die edelsten
der deutschen Völker. Jedes Höchste ist von hier ausgegangen.
Sie sind das \ olk des Sieges und der Grösse. Sie strebten immer
am weitesten und waren die Führer und Gebieter der übrigen
Stumme''' u. s. w. Vergebens fragt man hier nach geschichtlichen
Beweisen: das ist für die philosophischen Historiker überhauj)l eine
Kehr lästige Sache tmd stört sie in ihren geist> ollen (.'ombinatio-
nen. ISoch höher steigt der SchMung des Hr. \ erf. in Folgen-
dem: „Darauf pien? von iluien (denOstlVanken) die grosse Idee
des neuen Kaisers aus, als eines gemeinsamen Hirten der Völ-
ker, der von Gott eiuijesetzt, von göttlicher Weihe geheiligt,
an Gottes Statt ein mildes und seeliges Regiment führen tiulite,
und a»i8 ihrer Mitte stand der erste und grössle dieser Kaiser auf."''
Hier ist die gan/e Darstellung so durchaus unwahr, dass man
eich mit Widerwiileu von boicheu hrbilderu der geschichtlichen
20 Geschichte.
Erzählung hiiiwegwendet. Solcher scholastischer Unsinn wird
auch S. 186 u. 187 über das Koni gtlium in Meng:e gehäuft, wäh-
rend im Folgenden sehr richtig die Entstehung des Königthums
auf ganz natürlichem Wege nachgewiesen wird. Bedeutende Un-
kenntniss der frühern Geschichte der römischen Colonien in Hel-
vetien verräth der Verf., wenn er AugustaRauracorum durcli Basel
übersetzt. lieber die lleligi(j>n ist der Verf. über Gebühr
weitläuftig. Anstatt sich mit Andeutungen zu begnügen, wie es
die Anlage seines Buches nothwendig erheischte, wird hier Alles
in extenso wie in einer Geschichte des ganzen Mittelalters abge-
handelt, alles ohne bestimmte Zeichnung, aber mit rhetorischem
Wortschwall, der ohne Mühe aus der Feder herausfliesst. Es
könnte die 2(> Seiten lange Darstellung einen Platz in einer rai-
sonnirenden Kirchengeschichte einnehmen. Welche widersinni-
ge Behauptungen hier vorkommen, mag man aus Folgendem er-
sehen: „Demnach siegte Inder römischen Kirche der Bilderdienst,
weil das Bedürfniss der Deutschen die sinnliche Erscheinung des
Göttlichen dringend verlangte.'*'' Am Ende weiss der Verf. auch
go höchst gottseelig vom Papst und Sankt Peters Stuhle zu re-
den , dass er ordentlich zu bedauern scheint, dass dieser schöne
Zustand vorüber ist. Auch die Schilderung des Lebens jener Zeit
kann in ihrer poetisch prosaischen Form nur widrig erschei-
nen. Im fünften Buch, 241 — 272, kehrt der Verf. zur eigentli-
chen Geschichte zurück, und man muss gestehen, je weiter er
sich von den ältesten Zeiten entfernt, desto weniger findet man
Irrthüraer und Entstellung. Es wird kürzlich erzählt der Unter-
gang des thüringischen , burgundischen , vandalischen und ostgo-
thischen, des suevischen und westgothischen Reichs, — die Grün-
dung des Reichs der Langobarden, die Kämpfe mit den Arabern,
das Uebergewicht der Ilausmeier und Austrasier , wobey man
nur an der Zerstückelung des Stoffs Anstoss nehmen wird. So
darf man auch den Abschnitt über Karl den Grossen , sechstes
Buch S. 273 — 307, zu den gelungenem zählen, wo freylich bey
den wichtigen Vorarbeiten die Behandlung leichter war. Auch
findet man hier weit bessere Anordnung des Stoffs. Das sie-
bente Buch, S.308 — 332, ist der nordischen Geschichte gewid-
met , welche nach des Verfassers Ansicht einen Theil der deut-
sclien Geschichte bildet, worin man ihm Recht geben wird.
Hier wird die Sage von Odin historisch gedeutet, und sofort in
allgemeinen Umrissen die älteste Geschichte der drey nordischen
Reiche erzählt. Wobey sich wieder die Bemerkung aufdringt,
dass entweder umfassender oder gedrängter die Erzählung
abgefasst seyn sollte ; weil diese Art der Darstellung, in der Mitte
zwischen Compendienstil und umfassender Darstellung sich haltend,
weder dem noch ganz Unkundigen noch dem Gelehrten genügen
kann. Und damit dürfen wir unser Urtheil über den ersten
Theil des Buches überhaupt schliessen, dass wir keinesweges eine
Schulz : Zur Urgeschichte d. Deutsch. V'olksstammes. 21
grosse Leichtifjkeit und eine gewisse Gewandtheit des Ausdrucks
verkennen, dass es aher dem Verfasser sowolil au Ernst als an
Tiefe zur eigentlichen geschichtlichen Darstellung zu fehlen
scheint, und dass durch Schriften solcher Art die Kenntniss der
vaterländisclien Gescliichte schwerlich erweitert, noch die Liebe
dafür belebt werden wird.
Zur Ur ge schichte des deutschen Volk stcnnms^
von Heinrich Schulz. Hamm, Schulzische Buchhandlung;. 182C. IV
und 410 S. gv. 8. 2Thlr.
[Eine gute Inhaltsanzeige in der Leipz. Lit. Zeit. 1827 Nr. 212 f. S.
1089 — 98 eiupfielUt angelegentlich das Werk gelelirten Forschern
zur Prüfung.]
In diesem Buch, welches sich als blosc Forschung ankün-
digt, ist eine Reihe Abhandlungen vereinigt, welche zum Theil
mit viel Geist und Scharfsinn herkömmliche Irrthiimer bekämpfen
und berichtigen. Zum Theil mögte man die eigne Ueberzeugung
allzu spitzfiiudig entwickelt und zu vieles auf blose Hypothesen
gesliitzt finden. Doch die genauere Angabe des Inhalts wird
ein umfassenderes Urthcil zu lallen gestatten. Die erste Abhand-
lung enthält eüieCritik der voraArchivrathClo sterm ey er auf-
gestellten Meinung über den Ort der Varinischen Niederlage.
Dass es hierbei vorzüglich darauf ankommt, die Lage von Aliso
zu bestimmen, wo sich die Trümmer des gesprengten Heeres zii-
rückzogen, versteht sich von selbst. Dafür wird gewöhnlich das
Dorf Elsen im Paderbornischen angenommen, weil Dio Cassius
sagt, Aliso habe am Einfluss der ^liso in die Lippe gelegen. Für
die y4liso nimmt man die heutige Alme. Aber in die Lippe flie-
ssen auch noch die Liese bey Liesborn, und die Ahse bey Hamm,
die in frühem Zeiten Aelst hiess. Daher entscheidet sich der
Verfasser für Hanim^ weil es durch Natur der am meisten befe-
stigte Ort am ganzen Lippestrome ist, und die Ahse selbst der
bedeutendste der sich in die Lippe ergiessenden Flüsse uiul durch
seine sumpfigten Ufer der schwierigste. Die weitern Beweise,
welche der Verfasser aus den Operationsplänen der Armee bey
iliren Kriegen in Niederdeutschland anführt, rauss man bey ihm
selbst nachlesen, um sich von der Richtiirkeit dieser Annahme zu
überzeugen. — Die zweite Abhandlung dient, die Behauptungen
der crsteren zu stützen, und nimmt namentlich Rücksicht auf die
Lage von Hamm im Verhältniss zu Xanten und Bonn, von wo
aus sich römische Heerzüge vorwärts bewegten. Auch die dritte
Abhandlung hat denselben Zweck, indem sie die Untersuchung
von einem andern Punkte aus anknüplt, und auf den 2ten
Feldzug desDrusus zunickgellt, wo .///.so auirelegt wurde. Durch
diess sowohl als durch das Vorhergeheuiie wird es mir zur Evi-
denz, dass das römische Aliso >iel nordwestlicher gesucht
22 Geschichte.
werden ranss , als man annimmt , und die Lage von Hamm eig-
net sich vollicommen dalur.
Weniger wird man dem Verfasser das Resultat der 4ten Ah-
handlungi zuzugeben geneigt seyn, dass der Schauplatz der Vari-
nischen Niederlage nicli^t im Fiirstentlmm Lippe sondern in den
Gegenden zwischen der Ruhr und Lippe gesucht werden müsse;
eine Behauptung weiche mir mit des Verfassers eignen Voraus-
setzungen zu streiten scheint, weil dann doch Drusus einen gro-
ssen Fehler begangen, wenn er sich so weit von dem Mittelpunkt
seiner Operationen , dem Ausfluss der Ems , entfernt hätte.
Die folgenden Untersuchungen betreifen die Urgeschichte des
deutschen Volks, und voraus wird sehr gründlich und einsiclits-
voll iiber Forschungen dieser Art im Allgemeinen gesprochen.
Wenn man nun auch die hier ausgesprochenen Grundsätze über
die verschiedene IN'atur des Quellenstudiums und der auf eine Ge-
sammtanschauung des gesammten Volkslebens gegründeten Dar-
stellung gern zugeben mag, so mögten wir doch den Verfas-
ser daran erinnern, dass auch jene Gesammtanschauung, insofern
sie historisch richtig ist, auf dem richtigen Verständniss der ein-
zelnen Angaben beruht, also wieder auf das Quellenstudium zu-
rückführt, und dass jene sogenannte philosophisclie Anschauung der
Geschichte, die sich heutzutage geltend machen will, nur zu
leicht Luftgebilde Ixervorruft, die von der Geschichte eben so
fern sind, als Träume von Wahrheit. Auch in Beurlheilung der
heutigen Geschichtsforschung überJiaupt ist er imgerecht , w enii
er meint, es hätten sich alle verwandten Wissenschaften von ihr
losgesagt; gerade in gegenwärtiger Zeit wird geschichtliclie For-
schung verständiger als jemals betrieben. Nur der Verfasser
selbst hat in dem ersten Abschnitt seiner geschichtlichen Unter-
suchung eben keinen Beweis davon gegeben. Denn da kommen
aus seinen seltsamen Kombinationen wunderliche Resultate hervor,
'wie z. B. dass das in den Alpen vorfindliche oder historisch
nachweissliche Bevölkerungsverhältniss, als der erste ?md Uaiipt-
schlüsselzu der m einer dunkeln Urzeit verborgenenBevölkernngS'
geschickte Europas selber zu betrachten sey. Wer nim weiss,
welche gewaltsamen Umänderungen gerade in dieser Gegend die
Bevölkerung erlitten hat , der wird gleich von vorn lierein dem
Verfasser hier nicht beystimmen. Aus jenem Satz will er eine
ganz neue Richtung der urgeschichtlichen Züge und Wanderungen
der europäischen Völker herleiten, die von Süden und Westen nach
Norden und Osten geht. Die Ursachen davon sollen ungeheure
Natur- Revolutionen seyn, wodurch selbst die Be\ölkerung von
Nordasien mit der des südlichen Europas in Verbindung gebracht
worden. Ja die griecliische und römische Sprache selbst sollen
unverwerfliche Zeugen seyn, dass wo niclit unmittelliar Deut-
sche, doch den Deutschen höchst nah verwandte Völker einst
Griechenland und Italien, also das ganze südöstliche Europa be-
Schulz : Zur Urgcscliiclilc d. Deutsch. Volksstammes. 23
wohnt haben. Da nnn der Verfasser selber später diese ganze
Wanderuni? von Süden licr ^eniissbilh'gt hat. so sehen wir Mahr-
haitig niclit ein, warum er sie dem Publikum zum Besten s^^e-
ben hat. AVir liaben absurde Ilypolliesen über die älteste Völker-
geschichte genug. Wunderbarer Weise l'iihrt der Verfasser auch
nocli die spätem Züge der (iothen für seine Behauptung an, da
ja doch die ganze Völkerwanderung des germanischen Stammes
olfenbar lur <lie Uichtung von Norden nach Süden beweist. Um
ferner die Einwanderung von Osten nach Westen zu widerlegen,
werden die germanischen Völker östlich von der Elbe als kriege-
rische >\ andervölker dargestellt, und unter diese nicht blos Vaa-
dalen und Markomannen, sondern merkwürdiger Weise auch die
F/finkeii gezählt. Wenn auch zugegeben wird , dass in jenen
Gegenden schon frühzeitig Slaven, von den Germanen belierrscht,
gewohnt haben, dass also die letztern nur als Eroberer in diesem
Lande haussten, und somit allerdings das sogenannte Feudal-
system sich dort früher entwickelt haben mag, so sind doch die
Franken liier durchaus nicht mit jenen Völkern zu vergleichen.
— Den obigen Satz von der Eroberung des Landes jenseits der
Elbe durch deutsche Wandervölker sucht er auch noch dadurch
zu beweisen, dass er sowohl die Benennung des leibeignen Knechts
als übei'haupt des hörigen, unfreyen Standes von dem slavischen
\olksstamme herleitet, indem nicht nur der Ausdruck Sclav
sondern auch das W ort Leute als ursprünglich Benennungen des
unterdrückten fremden Volks sind. In der Durchführung dieses
Satzes geht nun der Verfasser von Hypothese zu Hypothese, und
bringt zunächst die Thracier mit den Slaven in Verbindung, so
dass erzwischen beiden nur einen INamensunterschied annimmt.
Dann will er in den JNamen aller slavischen Völker die^s/er wie-
derfinden; daher denn der eigentliche Stammname des slavischen
\ olks kein anderer ist, als der JNamc der Asier selbst. Und so
sind denn auch die Pelasger nothwendig Slaven; welches wenn es
auch sonst richtig wäre, doch unmöglich durch solche etymolo-
gische Spielereien liergeleitet werden kann. Dann wird als ei-
gentlicher Wohnsitz des usischen oder I kr aln' sehen Völkerstamms
das Donauthal bezeichnet. Man kann in dem Endresultat ganz
mit dem Verfasser übereinstimmen, „dass nämlich die Slaven
schon während der Urzeit die südliche Ostseeküste bis an und
über die Insel llügen bewohnten und durch Amx gothisch - vanda-
liwhen \ölkerziig unterworfen in den Zustand der Hörigkeit ver-
setzt Murden,'" ohne die Menge abentheuerlicher und für die
Hauptuntersuchung ganz unnöthiger Hypothesen anzunehmen.
Sehr zwecktnässig wird im Folgenden die Sitte der Gefolge als
eine Grundeinrichtung des geriiianiselien Volkstlumis bezeichnet,
und ihre hohe Bedeutuus für die frühere Geschichte nachgewie-
sen. Denn von ihnen gingen jene Eroberungen des Kömerreiclia
aus, sie waren es, die gcrmanisclies Volksthum im Osten und
24 Geschichte.
Westen gepflanzt hatten. Die folgenden Abschnitte, wie z. B. der
über das östliche Fölkerlebe7i und die germa?mcken Marhen-
völjfer^ haben alle den gleichen Zweck, die bekannte Annahme der
Einwanderung der deutschen Völker von Osten her zu widerle-
gen. Indem der Verf. von verschiedenen Standpunkten ausgeht,
kehrt er immer wieder zu diesem Satz als dem eigentlichen Mit-
telpunkt seiner Untersuchungen zurück. Auch hier wird man
noch immer eine Menge eigenthümhcher Gedanken und Ansichten
finden, denen man zum Theil seinen ßeyfall nicht versagen kann.
Aber je weiter der Verf. vorschreitet, desto mehr tritt er aus dem
Gebiet der eigentlichen geschichtlichen Forschung heraus, im-
mer mehr in Vermuthungen und etymologischen Spielereien
sich verlierend. So enthalten die Abschnitte: die Stäm-
me der Leute und Jlhatzen und der JJrstam7n der Asen^ so
wie der folgende : Vrhistorisches Verhältniss des Stammes der
Deutschen zu dem der Asen^ eine Menge Lächerlichkeiten und
Ungereimtheiten, wo man bedauern muss, sie gedruckt zu lesen.
Man wird dabey nicht selten an Ritters Vorhalle der europäi-
sche?i Völkergeschichte erinnert, wo dieser so gelehrte und geist-
volle Mann auch oft einem miissigen Spiel mit Hypothesen sich
hingiebt. Der zweite Haupttheil des Buchs, S. 205 — 410, führt
die Ueberschrift : lieber de?t Ursprung der Deutschen nach Taci-
tus^ Natur und Geschichte. Hier wird nun eigentlich nichts Neues
gesagt, sondern die erste Untersuchung wieder aufgenommen,
die bisherige Annahme einer Einwanderung der Germanen von
Osten her vielfach bestritten, und ein in der Nordsee unterge-
gangenes Land als Ursitz des germanischen Volksstammes ange-
geben. Dass eine solche grosse Revolution in jenen Gegenden
Statt gefunden, wird theils mit sogenannten geognostischen That-
sachen theils mit ethnographischen Beweisen dargethan, ohne
dass doch die Untersuchung dadurch viel weiter vorrückt. Dabey
ist merkwürdig, wie der Verfasser die Namen Ingävoneii^ Her-
mionen und Istävonen mit dieser Hypothese in Verbindung bringt.
Eben so gesucht ist die Weise, wie der Verf. den indifferenten
Karakter der alten Germanen mit der Indifferenz des Climas in
Verbindung bringt, so dass er glücklich alle mannigfachen Er-
scheinungen des Völkerlebens aus der einen Hypothese herzulei-
ten weiss , wie z. B. die Vorherrschaft der Verjiunft über die
Gewalt des Naturtriebes und der Leidenschaft^ welche er dem
Nordländer im Allgemeinen beilegt. Es soll nun keinesweges ge-
leugnet werden, dass nicht auch in diesem Abschnitt wieder
scharfsinnige Kombinationen und treffende Widerlegungen herr-
schender Irrthümer enthalten sind, nur wünschten wir diese sehr
dankenswerthen Bereicherungen der alten deutschen Volksge-
schichte nicht in Verbindung mit abentheueilichen Hypothesen
gebracht. So wird z. B. sehr richtig bemerkt, wie in der Ent-
wickelung des ältesten deutscheu Volkslebens im Gegensatz des
Schulz : Zur Urgescli. A. Deutsch. Volksstammes. 25
griechisch - römischen Alterthums ein wesentlicher Unterschied
dadurch begriindet wird, dass dort alles ausgeht von einem städti-
PchenGemeindeleben, während dem deutschen Karakterund seinem
Begriffe von Freiheit der städtische Zwang geradezu widerstrebte,
so dass die Entstehung der Städte im Mittelalter, wenn auch ein
Schirm für die Unterdriickten, doch erst mit dem Untergang der
eigentliclien germanischen Frcyheit, welche auf freye ff ehr-
ma/mschaß gegriindet ist, hervorgehen konnte. Daher eben die
eigentlichen Freyherren ^ die freylich nirgends mehr zu finden
sind , das urspriingliche Verhältniss am reinsten bewahrt haben.
Auch über die deutsche Landwirthschaft wird sehr zweckmässig
geredet, und dieselbe als eine urspriuiglich in Germanien heimi-
sche Einrichtung den alten Germanen vindicirt. Eben so wird
treffend derlrrthum derer gerügt, welche überall nur kriegerische
Einrichtungen bey den Germanen als ursprünglich annehmen, und
dariiber die friedlichen Einrichtungen des Hauswesens vernach-
lässigen, welche fürwahr nicht weniger Michtig sind. Man er-
kennt in ihnen schon das vollkommen ausgebildete häusslichc Le-
ben mit all seinen Tugenden, die von jeher den Deutschen schmück-
ten. Auch das sehr merkwürdige Verhältniss der Dienerschaft
zu den grössern Güterbesitzern ist nicht unbeachtet gelassen, und
richtig auf den Unterschied zwischen Deutschen und den Alteh
hingewiesen. In nichts endlich tritt die Eigenthiimlicbkeit des
germanischen Volksthums stärker hervor, als in den Begriffen
von der Ehe; mit Recht wird daher diese von dem Verf. geltend
gemacht, um den Unterschied zwischen germanischem und ori-
entalischem Wesen hervorzuheben, um auch dadurch eine ursprüng-
liche Verwandtschaft zu leugnen. Die Abschnitte über die Reli-
gion sind weniger reichhaltig, aber ebenfalls nicht ohne eigen-
thümliche Ansichten. Ihrem Wesen nach wird die ursprüngliche
Religion der Germanen als eine anthropomorphische aufgefasst
und dem INaturdienst und Sabäismus des Morgenlandes entgegen-
gestellt, und aus der Idee der Freyheit und Selbstständigkeit
sehr scharfsinnig entwickelt. Zweckmässig wird auch die poli-
tische Bedeutung der ältesten Religion entwickelt, und nament-
lich im Dienste des Hermes dargetlian. Eben so ist die eigent-
liche Bedeutung derTheocratie bey den alten Germanen in ihrem
eigentlichen Verhältniss nachgewiesen , und endlicli der Hert/ta-
(lienst als die eigentliche ideale Grundlage des ganzen deutschen
Volksglaubens und Volkslebens dargestellt. Dabey wird richtig
bemerkt, wie sehr diejenigen im Irrthum sind, welche die nor-
disch-isländischen Sagen als ungetriibte Urkunden der ältesten
deutschen Religion zum Grunde legen, während unverkennbar
christliche und keltische Bestaiidtheile darinn enthalten sind.
Die letzte Abhandlung: Spuren einer vorsündßuthigen Exi-
stenz und historischen Bedeutung des deutschen l olksslamms in
Europa und Deutschland^ nimmt einen ganz allgemeinen Stand-
2.*
26 G c e c h i c h t e.
piinkt und sucht die älteste geologische Gestalt des Nordens Und
seiner Bewohner auszumitteln , wo wir wiederum gewünscht hät-
ten, mehr die eigentlichen Tiiatsachen von blosen Vermuthungen
zu trennen, und namentlich vorerst die geognostischen Tiiatsachen
in aller möglichen Vollständigkeit aufzuführen. Der Verf., hier mehr
auf anderer als eigne Forschungen sich stützend, ist bey weitem
nicht ausführlich genug und geht meines Bedünkens nicht stata-
risch genug zu Werke. Dass ein ehemals wärmeres Land im Nor-
den durch gewaltige Revoluzionen mit Schnee und Eis bedeckt
■worden, geht aus geognostischen Tiiatsachen aufs bestimmteste
hervor, wie schon der an der Ostseeküste gefundene Bernstein
beweist. Auf ähnliche Sagen weist die alte Sage von der Aus-
wanderung der Kimbern Jiin. Die Einwanderung nordischer Stämme
in Asien ist ebenfalls unzweifelhaft, theils durch die Analogie der
spätem Zeit , theils durch bestimmte Ueberlieferungen , w ie von
den Skythen, Dardanern, Phrygiern diess ausser allen Zweifel
gesetzt ist. Diess schliesst nun freylich nicht aus, dass auch Re-
actionen aus dem Osten erfolgt seyn können, und allerdings scliei-
uen auch dafür ähnliche Erscheinungen der spätem Zeit zu spre-
chen. Aber immer verdient Aufmerksamkeit des Verfs. Bestreben,
sich einer herrschenden Vorstellungsweise entgegenzustellen und
mit viel Geist und Scharfsinn einen neuen Erklärungsversuch des
ältesten Völkerlebens durchzuführen, so dass dieses Buch, wenn
auch keinesweges alle Hypothesen Billigung verdienen, das grosse
Verdienst hat, die Forschung über das älteste germanische Volks-
thum aufs neue anzuregen und über viele Erscheinungen dessel-
ben ein ganz neues Licht zu verbreiten.
Weit weniger lässt sich diess von einem andern Buche sagen,
welches ebenfalls sich auf die alte Geschichte Deutschlands be-
zieht :
lieber die Völlcer und Völker-Bündnisse des
alte7i Teutschlands; nochmals versuchte , grösstentlieils
auf jifanz neue Ansichten gegründete Erläuterungen von yiugust von
JFersebe, Königl. Gross^brittanisch - Hannoverschen Landrosten,
Assessor des Bremer- und Verdenschen Ilofgerichts, Erb- und
Gerichtsherrn zu Meyenbiirg. Hannover, im Verlag der Ilahnschen
Buchhandlung. 1826. 371 S. in 4. 2ThIr. 16 Gr.
[Nicht ganz ungünstig ist über das Werk geurthcilt in d. Leipz. L. Z.
1826 Nr. 323 f., d. Schnlzt. 1826 Ahth. 2 L. Bl. 56, d. Götting.
Anz. 1826 St. 184 u. d. Blatt, f. lit. Unterh. Nr. 41 f. , doch so,
dass überall mehrere und gegründete Gegenbemerkungen beige-
fügt sind , und vieles gerügt und getadelt ist.]
Der Verf. kündigt sich in der Vorrede als einen sclion be-
kannten Schriftsteller an, indem er über die Nieder ländischen
Colo7iien im nördlichen Teutschland eine Abhandlung geschrie-
ben, auch eine Preissciirift: über die Gaueii zwischen der Elbe
A. V. Werscbe: Die Völker u. VoIbcrLüntln. d. alt. Deutschland». 21^
1171(1 Weser verfasst habe. Diese Schriften sind dem Kec. un-
bekannt, daher er ihr Verhältniss zu der vorliegenden nicht zu
bestimmen vermag. Aber das muss er gestehen, dass er noch
wenige Büclier zur Hand genommen, die so formlos und durchaus
ungeordnet gewesen , als das angegebene. Das Ganze ist ein un-
geordneter Citatenschwall mit einigen Bemerkungen darüber, und
jeder hat tausendmahl über das alte Germanien \\\ alten und neuen
Büchern gelesen, das was er hier mit unerträglicher Weitschwei-
figkeit wiederhohlt findet, so dass man dem Hrn. Verf. ganz den
Beruf der historischen Schriftstellerey absprechen müsste, wenn
er sich nicht im Voraus durch die Anführung seiner früliern Schrif-
ten gegen einen solchen Vorwurf sicher gestellt hätte. Mit Sprach-
forschung hat er sich nacli eigner Aussage nicht beschäftigt, auch
des Griechischen ist er unkundig: und dennoch vermag er 371
Seiten in Quart über das alte Germanien zu schreiben. Es ist
unmöglich ein so iüderlicli geschriebenes Buch olme grossen Un-
willen aus den Händen zu legen, wenn auch der Sammlerfleiss,
der aber durchaus nicht im eignen Quellen -Studium sich kund
thut, nnd einzelne treffende Bemerkungen keihesweges hinweg-
geleugnet werden sollen. Er beginnt mit der ^^EintheUiing (?)
vnd geschichtlicheyi Entwickelung der Verhältnisse zwisckett defi
Römern nnd Teutsche7i seit dem Eindringen der erstem in
Teutschland.^'' Ich wünschte wolil, dass der Verfasser hier an-
geben raögte, welches die reinen Ansichten wären, welche in
den 4+ Quartseiten enthalten sind. Da ist nichts als ein Wieder-
käuen längst bekannter Sachen, bloss mit der allerdings neuen
Bemerkung unterbrochen, dass auch die Chatten in jenen frühern
Zeiten schon ein Völkerbündniss gebildet und an dessen Spitze
gestanden ; ferner dass, w enn von einer Rheinbrücke schlechthin
die Rede ist, immer die von Mainz zu verstehen sey, so dass also
selbst Cäcina, welcher auf Gerraanicus Befehl von Amisia aus
durch die Niederungen von Deutschland sein Heer zurückführte,
ülier die Brücke bey Mainz gegangen seyn soll!! Vgl. Ann. I,
CS, 09. Von ähnlicher Art ist die Vermuthung, dass die Mar-
sen in der Nähe des lieutigen Marburg gewohnt, da docli Strabo
aufs bestimmteste sagt, dass sie in das Innere des Landes zurück-'
gegangen. Freylicl» hat eich der Verf. darüber in den Belegen
erklärt, dass er auf Strabo's Urtheil gar nichts gicbf. Lebrigena
ist mit dergh-ichen Urtheilen gar wenig gedient: denn wenn Stra-
bo's geographiscJie Angaben allerdings im Allgemeinen höchst un-
bestimmt sind , so gilt diess nicht airf gleiche Weise *on den hi-
storischen, und es ist in derThat komls(;h, wenn der Verf. meint,
weil Strabo ans Cappadocien stamme, könne er eben sehr wenig
von diesen Ländern wissen. Er scheint nämlich sich nicht einmahl
zu erinnern, dass dieser berühmte Geograi>li sehr grosse Reisen
gemacht und alle vorhandenen Quellen sehr sorgfältig benutzt
habe. Mehr mag mau demFreyherru beystiiumeu» wem» er sich
28 Geschichte.
gegen das übergrosse Gewiclit erklärt, welches einige dem Pto-
lemäus beygelegt haben; wie denn namentlich Hr. Prof. Kruse
hier alles Maass überschritten und viele Ungereimtheiten behaup-
tet hat. Doch wir halten es in der That für unnöthig^ noch raiii,
mehrerem auf die Unvollkommenheiten dieses Buches aufmerksam
zu machen, je weniger zu besorgen ist, dass jemand sich durch
das bedeutende Volumen desselben wird angezogen fühlen, es
zu lesen oder sich anzuschaffen.
Der Verf. scheint durchaus keinen Begriff zu haben, welche
Anforderungen heutzutage nach so vielfältigen Untersuchungen
an den deutschen Alterthumsforscher gemacht werden, dass blo^
ser Samralerfleiss jetzt gar kein Verdienst mehr hat, weil sich
alle möglichen Stellen aus bekannten Büchern abschreiben lassen,
wozu man nur eines geschickten Schreibers bedarf. Nur tiefes
umfassendes Studium aller altern Quellen, sorgfältige Verglei-
chung mit den besten Chronisten des Mittelalters , ein unbefan-
gener kritischer Sinn , ein philosophischer und mit Kenntnissen
mannigfacher Art bereicherter Geist kann zu neuen wesentlichen
Resultaten führen. Es ist schon sehr gefährlich, sogleich einen
so umfassenden Gegenstand zu behandeln; ein einzelner Punkt
muss gewählt, hier nach allen Richtungen hin die Untersuchung
verfolgt, und so Schritt vor Schritt das Dunkel gelichtet werden,
welches Unverstand und unhistorisches Streben gerade in der al-
lerneuesten Zeit wieder über das alte Germanien ausgegossen hat.
Wir schliessen diese Reihe von Schriften, welche Erläuterung
des germanischen Alterthums zum Zweck haben, mit der Anzeige
eines kleinen aber verständigen Buches von Dr. Augus t Bene-
dict Wilhelm:
Die Feldzüge des Nero Claudius Drusus in dem
nördlichen Deutschland. Nebst 1 Charte, SKupfer-
und 2 Steintf. Halle , Verlag von Friedrich RufF. 1826. XXIV u. 96
S. gr. 8. IThlr. 8 Gr.
[Vgl. Beck's Rep. 1826 Bd. II S. 130 — 32 u. Kruse's Deutsch. Alterth.
n S. 95 ff.]
Es ist das Büchlein der pariser geographisclien Gesellschaft
gewidmet , welche den Verf. zu ihrem Mitgliede ernannt hatte.
Die Vorrede enthält eine gerechte Rüge der Art und Weise, wie
neuerlich Luden die ältere deutsche Geschichte geschrieben,
wo der sogenannte Patriotismus als hinreichender Grund gelten
soll , die alten Zeugnisse der Geschichte zu corrumpiren. Das
mag in Poesien erlaubt seyn, geschichtlicher Forschung und Dar-
stellung ist diese Befangenheit des Urlhells durchaus widerspre-
chend. Das Buch selbst beginnt mit einer kurzen Uebersicht der
frühern Unternehmungen der Römer in Germanien, und stellt
dann in geschichtlicher Reihenfolge die vier Feldzüge des Drusus
dar. Hierbey h^t der Verf. vorzügliclie Sorgfalt dem Feldzug des
Wilheliu : Die Feldzüge des Drusus im nördl. Deutschland. 29
Jahres 9 vor Christo gewidmet, wie er es aucli verdient, weil es
in jeder Bezielumg eine ausserordentliche Unternehmung des küh-
nen Mannes war, in einem ganz unbekannten Lande so weit vor-
zudruigen. Es hat sidi dabey Ilr. Wilhelm vorzüglich bemüht,
die Uiclitung des Marsches genauer zu bestimmen, und zuweilen
durch überrascliende Kombinationen, wie mir scheint, das rich-
tige getroffen. Nur darin scheint er mir zu irren , wenn er den
Marsch des Drusus allzusehr durch die aus Ptolemäus bekaimt
gewordenen Ortschaften bestimmen will, wodurch denn wunder-
liche Kreuz - und Queerzüge entstehen , die ganz mit den Bewe-
gungen eines zahlreichen und mit vielem Gepäck versehenen Hee-
res in Widerspruch stehen, und kaum von einzelnen Abtheilungeii
des Heeres hätten gemacht werden können. Offenbar gibt auch
der Verf. zu viel auf die Autorität des Dio Cassius , der doch of-
fenbar in den Ortsangaben höchst unbestimmt ist. Also z. B. ist
erstens die Vermuthnng sehr gewagt, als sey Germanicus bis
Mattium vorgedrungen, w elches eine ausserordentliche Abschwei-
fung von der Richtung gewesen wäre, welche Drusus verfolgte.
Der Verf. will seine Behauptung durch den ganz mihaltbaren Satz
stützen: „Wenn ein römischer Feldherr ein Volk unterjochen
wollte, so waren seine kriegerischen Operationen nacli der Haupt-
stadt dieses Volkes gerichtet , mit deren Eroberung der Feldzug
gewöhnlich geendet war." Das heisst eine nur auf die neueste
Zeit anwendbare Behauptung auf den deutschen Volkskrieg über-
tragen , von dessen Natur der Verf. überhaupt keine recht deut-
liche Vorstellung zu haben scheint. Noch viel ärger ist es in-
dessen, den Drusus bis hinunter zur fränkischen Saale ziehen zu
lassen , w eil dort die Gränzen der Katten und 3Iarkmannen wa-
ren. Von den Hermunduren ist diess wohl bekannt, aber dass
diese ganz in den gleichen Gränzen w ie die Markmannen gewohnt,
wodurch wird diess bewiesen? Aber gesetzt auch dem wäre also,
so konnten sie ja dem römischen Feldherrn entgegen und den
Katten zu Hülfe gezogen seyn, wie diess der Verf. selbst an-
nimmt. Also keinesweges war nothw endig den Ungeheuern 3Iarsch
von der Eder bey Fritzlar bis Grabfeld zu machen, um den
Älarkmannen zu begegnen. Ja selbst bis an die Ufer des Main
soll Drusus damals vorgedrungen seyn, wahrliaftig eine ungeheuere
Thorheit, da derselbe Zweck viel sicherer hätte erreicht werden
können durch eine kombinirte Bewegung von der obern Donau aus.
Vom Main aus lässt nun Hr. Wilhelm den Drusus wieder an die
Weser ziehen, worunter er aber dieWerra \ ersteht; nämlich weil
Dio den ganz unbestimmten Ausdruck XsQOVöxia gebraucht, so
versteht der Verf. darunter das Land , welches westlich an die
Katten, südlich an die Sue\en oder Markmannen gränzt, weil
die Cherusker damals eine Menge abhängiger Völkerschaften be-
herrscht hätten. Er weiss nun ganz genau den Marsch anzugeben
über Erfurd, Artern, Halle: die Orte Römurähofen, Kömhild
30 Geschichte.
und Römersbach im Meiiiingisclicn und Ilildbur^liausischen wer-
den ebenfalls als Beweise des Zu^s von Drnsiis anijeselien. Bey
Trostadt (von Drusenstadt hergeleitet) soll er die Werra beriihi-t
haben. Das Dorf Drusen, sonst auch Drusenrode irenannt, be-
zeichnet ihm die fernere Richtung des Marsches Viber die siul-
östliche Spitze des Thiiringerwaldes nach dem Lauchatlial liinab,
wo er denn sein Sommerlager soll aufgeschlagen liaben. Das go-
thaische Dorf Rörastadt, sowie eine Menge dort aufgefundener
Münzen, andere an die Römer erinnernde Namen, bezeichnen
ihm die fernere Riclitung. Wenn wir axtch liierin gern einige
Wahrscheinlichkeit anerkennen, so ist es doch wieder gar zu
abentheuerlich , wenn der Verf. den Drusus wieder bis zum Kief-
häuser vordringen und ihn dann erst die Richtung nach Halle hin
nehmen lässt, und diess mit der Bemerkung rechtfertigt: „Dru-
sus führte einen ünterjochungskrieg, und so mussten sich schon
die Heere nach allen Seiten hin ausbreiten.'*' Dagegen rauss er-
stens bemerkt werden, dass einzelne römische Münzen an sich
sehr wenig beweisen, weil sie eben so gut als Beute, von den
Deutschen gemacht, dorthin gebracht seyn könnten. Zweytens,
dass ein solches Herumziehen in die Kreuz und die Queer höchst
unverständig gewesen wäre, weil diess der Deutschen Art, den
Krieg zu führen , geradezu förderlich gewesen wäre , w eiche die
einzelnen Heeresabtheilungen sehr leicht hätten überfallen und
besiegen können. Endlich, und dieses ist der Hauptvorwurf, den
wir diesem Büchlein machen , wenn Hr. Lude n partheyisch für
die Germanen schrieb , so schreibt Hr. Wilhelm partheyisch
für die Römer. Den Zug des Drusus mag man kühn nennen, aber
wohl bereclmet war er niclit. Auf diesem Wege konnte Germa-
nien nicht besiegt werden. Daher, trotz des nachmaligen Zugs des
Domitius nach der Elbe hin vom südwestlichen Deutschland lier,
Germanicus, ohne Zweifel der tüchtigste aller römischen Feldherrn, ^
die gegen die Germanen gefochten haben, diesen Weg ganz wie-
der aufgab, und wieder vom Norden und von der See her die Ger-
manen befehdete. Dort war der Kern deutscher Volkskraft, und
dort h^en die Römer wohl Schlachten gewonnen und hier und da
Verbündete gefunden, aber die Früchte der Siege niemals be-
haupten können.
Hr. Willielm scheint aber wirklich zu glauben, die Unter-
jochung des alten Germaniens wäre ihrer Vollendung schon da-
mals nahe gewesen. Aber ein solches Volk kann leicht geschreckt,
getäuscht und betrogen, aber sehr schwer vollkommen besiegt
werden. Rhetorische Wendungen des »inzuverlässigen Florus,
pomphafte Ausdrücke römischer Kriegsbericlite können hier nur
irre führen. Denn das sollte doch billig jedem Alterthumsforscher
liinlänglich bekaiuit seyn , dass weiland die Römer, wie heutzu-
tage die Franzosen , in SclilaclitbescJireibungen fast immer über-
treiben. Der einzige Saiustius macht liier eine Ausnahme. Ta-
Wilhelm: DieFcUzügc d. Drusus im nördi. Deutschl. 31
citus aber ist keineswcges frey von diesem Fehler ; desLiviiisUn-
zuvcrlässigkcit ist hiulängiicli bekannt, und Dio Cassiiis, den man
neuerlich über Gebiilir erhoben , thut eben nichts , als jene rö-
mischen Bericlite seiner schlechten Darstellungsart zu as>«imilireii.
Doch Mir wollen dem Verf. noch einige Beweise seiner Parlhey-
liclikeit aufrühren. S. 3: „Cäsar hatte die Möglichkeit einer Un-
terjochung des wilden Germaniens kennen gelernt.'' Wirklich?
Bey seinen völlig missgUickten Unternehmungen'? Das wäre eine
eigne Art von Erkenntniss. S. 9: „Die Gegenwart dieses er-
fahrnen Feldherrn (des Agrippa) war allein schon hinreichend
die Ruhe wieder herzustellen.''' Das ist Bulletins-Sprache. Von
demselben heisst es S. 15: „Er war ohne Widerspruch der recht-
schaffenste Mann seines Zeitalters von der ganzen civilisirten
Welt.'' Das ist ungeschichtlicl». Von Drusus heisst es S. 16,
„in ihm wären so viele und so grosse Tugenden angetroffen wor-
den^ als mir die Natur eines Sterblichen aufzunehmen oder der
rastlose Fleiss auszubilden vermag." Dieser Phrase des Schmeich-
lers ^ellejus wären wir gern überhoben gewesen. S. 18: „Cäsar
wiirde Germanien gewiss schon zur Provinz gemacht haben, wenn
ihn nicht der Tod vom Schauplatz seines thatenreichen Lebens
hinweggerissen hätte." Ich würde mir nicht so viel historische
Seherkunst zutrauen, um diess so kühn zu behaupten. Aehnlich
ist die Aeusserung S. 33. Eben so S. 34: „So stand nun der
kühne Feldherr ungeschwächt an den Ufern der Weser" u. s. w.
INämlich weil die Deutschen noch keinen Angriff gemacht hatten.
S. 57 : „Das nördliche Deutschland bis zur Elbe war als ein be-
zwungenes zu betrachten." Das ist, in der That eine ungeheuere
Uebertreibung. Also ein bioser Durchzug, wo immer der llück-
zug tausendmal schwieriger war als der Vorderzug, das bewirkt
die Bezwingung eines Landes, wie damals Germanien war'? Um
so etwas zu behaupten, muss man ganz vergessen , von welcher
Natur Land und \olk Maren, INicht einmahl an Tacitus, des Rö-
mers, Urtheil muss der Verf. in diesem Augenblick gedacht ha-
ben. Vgl. Germ. 37. Es ist in demselben Sinne gesagt, wenn
der Verf. dem Florus 4, 12 glaubt, dass Drusus Castelle an der
Elbe und Weser angelegt. S. (»7 : „Die Ufer der Euer u. s. vv.
waren Augenzeugen von der Unterjochung des kattlschen Volks."
Unterjochen deutet doch wohl hin auf eine bleibende Unter-
werfung; aber wo hat diese jemals Statt gefunden'? Doch der-
gleiclien kann auch auf Rechnung der Unbestimmtheit derSpraclie
überhaupt ge>;chrieben werden, der es allerdings an gehöriger
Haltung fehlt. Alles Gesagte soll dem Verf. nur beweisen , wie
aufmerksam wir sein verdienstliches Buch durchgelesen, welches
allerdings viel dazu beytragen kann, um eine bestimnitere An-
sicht von dem Verhältniss der Kömer zu den Germanen zu ge-
winnen.
1^2 Geschichte.
Die kriege der Romer in Hispanien^ von Dr. U. J. H.
Becker. Erstes Heft. Viriath und die Lusitanier.
Altonabcy J. F. Ilammerich. 182ß. 181 S. 8. 14 Gr.
[Lobende Inhaltsanz. in den Heidelb. Jabrbb. 1826 Hft. 8 S. 810 — 13
(von Schlosser), in d. Krit. Bibl. 1826 Hft. 10 S. 1032 — 36
u. in d. Hall. L. Z. 1826 Nr. 275 S. 540—43, von denen beson-
ders die erste nachgelesen zu Averden verdient.]
Diese 3Ionographie eines schon durch seine Vorarbeiten zu
einer Geschichte der Punischen Kriege bekannten Verfassers
verdient im Allgemeinen denselben Beylall, der seinem frühern
Buche zu Th eil geworden ist. Plan und Ausführung ist auf gleiche
Weise lobenswerth. Er erzählt auf 52 Seiten klar und lichtvoll
die Geschichte jenes denkwürdigen Kampfes , der eben so gross
war durch die bewiesene H^ldenkraft des Lusitanischen Heer-
führers, als erfolgreich hätte seyn können., wenn nicht die Römer
durch Verrath sich ihres gefährlichen Feindes entledigt hätten.
Der Verf. beginnt mit einer gedrängten geographischen und eth-
nographischen Uebersicht des Landes Hispanien, geht dann zu
'einer speciellern Schilderung der Lusitanier über, stellt ihr frii-
lieres Verliältniss zu den Römern dar, und erzählt dann nach den
Jahren die Begebenheiten mit mehr oder weniger Ausführlichkeit
nach Maassgabe der Quellen. Die Sprache ist fliessend und nimmt
■zuweilen einen gewissen Schwung, so dass sich ein lobenswerthes
Streben nach eigentlicher geschichtlicher Darstellung off"enbart.
Zuweilen kommen Wendungen vor, die gesucht und geziert sind,
wie wenn S. 7 ein ganzer Satz aus Tacitus Germania übersetzt ist.
Hier und da mögte etwas mehr Energie des Ausdrucks zu wünschen
seyn. Auch das mögte man tadeln , dass nicht mehr das Ganze
aus einem 3Iittelpunkte heraus entwickelt Morden ist; die blos
chronologische Aufzälilung wird zuweilen ermüdend. Auch mög-
ten die Zahlen der erschlagenen Feinde etwas zu ermässigen oder
wenigstens mit einem kritischen Urtheile näher zu würdigen seyn.
In den sehr weitläuftigen Anmerkungen von S. 55 — 131 findet
man sehr passende Ausführungen des im Texte nur kurz ange-
deuteten, besonders in geographischer Beziehung. Auch als Kri-
tiker zeigt sich der Hr. Verf. bey der Betrachtung über die Aus-
dehnung der karthagischen Besitzungen in Hispanien. Missfallen
hat mir folgende Aeusserung S. 61: „Die Lehre der Abstammung
aller Menschen von einem Paare, in welchem die Gottähnlichkeit
und die Sünde des gesammten Menschengeschlechts >vurzelt,
kann der Theolog nicht fahren lassen , w eil dieses der Eckstein
ist , der sein ganzes System zusammenhält. Auch der Fromme
kann diesen Grund seines Glaubens, seiner Liebe, seiner HoflF-
itung sich nicht entreissen lassen ; die Geschichte aber darf auf
diesem Fundamente ihr Gebäude nicht aufrichten wollen." Aus
diesen hödist einseitigen Aeusserungen würde folgen, dass der
Becker: Kriege der Rumer In Hispanien. 33
Historiker weder fromm noch theologisch, und umgekehrt weder
der Theologe iiocli der Fromme ein Historiker seyn könnte, was
doch wohl der Verf. nicht wird einräumen wollen. Noch ein Uebel-
stand sind in den Anmerkungen die fast ein Drittheil des Raumes
einnehmenden Stellen aus alten Schriftstellern , Strabo , üio Cas-
sius, Livius, Appian. Der Verf. muss einen schlechten Begriff
von Schulmännern und Geschichtslelirern haben, für welche er
doch wohl zunächst geschrieben, wenn er nicht einmahl dieKennt-
niss dieser Schriftsteller bey ihnen voraussetzt. Daher diese Ci-
täte nur das ^'oluraen, aber nicht den inneren Werth des Buchs ver-
mehren. Sonst verdient die Arbeit, wie schon gesagt, Anerkennung
und Lob.
F. Dor. Gerlach.
Geographie.
Lehr buch der Erdbeschreibung (,) zur Erläuterung
des neuen metliodUchcMi Schulathisses. Von Adam Christian Gas-
pari. Erster Cur^us. Fünfzehnte, nach den, neuesten Veränderun-
gen his zu dem Isten Mai 1824, in Bezug auf Amerika und Austra-
lien bis zum Isten Januar 182G berichtigte Ausgabe. Weimar, im
^ erläge des geogr. Instituts. 182(). XVI und 33(> S. gr. 8.
Lehrbuch der Er dbeschreibung (,) zur Erläuterung so-
wohl des neuen methodischen Schul- Atlasses, als auch des ver-
kleinerten und grössern Hand- Atlasses. Von Adam Christian Cas-
par i , Hofrath und Professor der Geographie und Statistik zu Kö-
nigsberg. Zweyter Cursus. Eilfte, bis zum Isten April 1820 in
den Haupttheilen fortgeführte und berichtigte Auflage. Ebenda-
selbst. 1820. Erste Abtheilung 620 S. Zweyte Abtheilung 502 S.
gr. 8. Preis bcyder Werke IThlr. 8 Gr. netto.
"as geograplüsche Institut zu Weimar fährt, auch nach dem
'i'ode des so hoch verdienten Verf., mit ri'ihmlichem Eifer
fort, das Gaspari'sche Lehrbuch in seinen 2 Hauptabtheilun-
gen durch ^on Zeit zu Zeit ans Licht tretende neue Auüagen,
worin alle unterdessen stattgeiundenen Veränderungen, so wie
alle neuen Bereicherungen sorgfältig eingeschaltet werden, mit
dem Stande dieser immer mehr Verehrer lindenden Hülfswissen-
schaft stets gleichen Schritt halten zu lassen. Man darf sich da-
her nicht wundern, dass dieses Lehrbuch, obschon dessen erste
Auflagen bereits im letzten .lahrzeJiend des vorigen .lahrhunderts
lierausgekommen sind, noch immer sich auf der hohen Rangstufe
behauptet, welche ihm gleich bey seinem ersten Erscheinen an-
gewiesen wurde, und dass es seitdem von der grossen Menge der
Jahrb. f. Pliil. u. Fädag. Jahrg. 11. Ihft 9. 3
84 Geographie.
mit jedem Jahre neuerscliicnenen geograpliisclien Lehr- u. Hand-
bücher, Aiileituiiijeii, Leitfaden und wie dergleichen Titel mehr
lauten, auch nicht hat verdrängt werden können.
Mit grossem Vergnügen liatRez. die vorliegenden neuen Auf-
lagen dieses Lehrbuclis durcljgelesen, und spricht mit voller Zu-
versicht die Leberzeugung aus, dass aucli diese, da in denselben
alle neue Veränderungen gehörig eingetragen inid auch alle neue
Entdeckungen fleissig benutzt worden sind, vom Publikum dank-
bar aufgenommen werden, und alle ähnliche Werke der Art wenig-
stens sehr entbehrlich machen werden. Insbesondere darf auch die
geachtete Verlagshandlung wegen des ungemein billigen Preises
beyder, zusammen 02 Bogen starken, AVerke, auf den Dank
aller Geographieliebhaber vollen Anspruch machen.
Da diese Lehrbücher in diesen Jahrbüchern bis jetzt noch nicht
angezeigt worden sind, und überdiess die vorliegenden Auflagen
verschiedene Veränderungen erlitten haben und insbesondere die
des 2ten Cursus durch mancherley Zusätze und Verbesserungen
stark bereichert worden ist, so hält Rez. es nicht für überflüssig,
beyde Abtheilungen einer etwas sorgfältigem Prüfung zu unter-
werfen. Gleichwohl darferdabey, ohne sich zu täuschen, vor-
aussetzen, dass der Plan, der beyden Werken zu Grunde liegt,
und deren innere Einrichtung den allermeisten Liebhabein der
Geographie bereits sattsam bekannt seyn werde. Eben so wenig
glaubt er über die Art des Vortragsund die Beliandlung des Stoffs,
in so fern solche mit den frühern Auflagen übereinstimmen, sich
lobpreissend äussern zu müssen, da sie schon längst des Beifalls
der meisten Lehrer der Geographie sich zu erfreuen gehabt ha-
ben. Es bleibt ihm also nichts übrig, als bey Angabe des Inhalts
hin und wieder off'en seine Meinung zu sagen , kleine Irrungen
und Verstösse zu verbessern, und neue, weniger bekannte Anga-
ben herauszuheben.
In Nr. 1 ist im Ganzen der ursprüngliche Plan unverändert
beybehalten, und insonderheit die bereits in der ersten Ausgabe
eingeführte analytische Methode, so Mcit es thunlich war, befolgt
worden. Dafür hat aber die Topographie eine nicht unbedeutende
Bereicherung aufzuweisen , obgleich Bez. bey den meisten Län-
dern hierin eine strengere Consequenz gewünscht hätte. Auch
sind jedem Lande oder Staate die allgemeinsten statistischen An-
gaben beygefügt, und endlich ist auch bey den meisten Orten die
Volkszalil in runden Summen, wie es hier auch am rathsamsteii
war, angegeben worden. Dagegen Avird man die Häuserzahl
durchgängig vermissen. Zwar verkennt Rez. den Grund dieses
Mangels, — die Furcht, das Gedächtniss der Lernenden zu sehr
anzustrengen, — kcinesweges; dennoch hätte die Häuserzahl,
wenigstens bey den Hauptstädten, weil diese für die Grösse und
denLrafang der Orte einen um vieles zuverlässigem Maassstab in
die Hand giebt, als die Seelenzahl, bcygesetzt werden können. —
Gaäpari's Lehrbuch ilcr Erdbeschreibung. 35
Bey der hohen IJraticlibavkeit dieses Cursiis ist es um so mehr zu
beklag:cii, dass liiii und wieder, zumahl hey de» Abschnitten, die
einer Abäntlernnij unterlciren haben, eine gewisse Fiüclitigkeit
vorherrscht, welclie den Mangel der letzten Feile an den Tag
legt. Doch zur Saclic!
In der unverändert gebliebenen Einleitung (S. 1 — 44) wer-
den in 22 §§ in einem (liessenden, leicht l'asslichen Styl und in
einer bliihenden Sprache folgende Gegenstände aus dem Gebiet
der mathematischen und physikalisclien Geographie abgehandelt:
Begriff der Geogr.; (wo doch wohl die Aornehmsten Unterab-
theilungen dieser Wissenschaft liätten kurz angedeutet werden
sollen.) Begriff der Land-charten ; (wo der relative Unterschied
zwischen General- und Spezialcharten gar nicht berücksichtigt
worden ist.) Gestalt wid Grösse der Erde; (hier werden die
Gründe für die Kugelform des Erdballs bloss auf die jMondlin-
¥ternisse und die Reisen um die Welt beschränkt.) Globus und Plani-
globien; Umdrehung der Erde^ Tag und IS acht ; Axe und Pule ;
Horizont^ ]f eltgegenden; Meridiane ; Parallelkreise ; Aeqvator ;
geographische Breite und hänge; (hier hätte doch wohl be-
merkt werden sollen, dass zwar die Deutsclien vom Meridian von
Ferro, die Franzosen aber von dem von Paris, und die Britten
von dem von Greenwich zu zählen anfangen.) Wendekreise;
Jahreszeiten; Polarkreise; Zonen; Bestand theile der Erde;
Land; (woabervon den Hochebenen (Plateau's) kein Wort gesagt
wird.) ff asser; ffitteJiing; Produkte der Erde; Bewohner
der Erde; (die a) in Ansehung der körperlichen Beschaffenheit
in 5 llauptrassen, und b) in Ansehung ihrer Lebensart in Wilde,
Hirtenvölker und gesittete Völker unterschieden werden; bey
den Hirtenvölkern liätte docli der fast über alle verbreitete Hang
zum Kauben angedeutet werden können.) Staaten; Einlheilung
der Erde.
i\un folgt Europa (S. 45 — 214). Als die natürlichste, aber
nicht als die gewöhnlichste Gränze gegen Asien wird das Asowsche
Meer, der Kaukasus, das Kaspische 3Ieer (wolil richtiger der
Kaspische See), der Fluss und das Gebirge Ural angenommen.
Gleichwohl wird die ältere Gränzlinie zu Grunde gelegt, und
zwar desshalb, weil die natürlichen Gränzen nicht mit tier politi-
schen Eintheilung des südlichen Russlands übereinstimmen. Die-
ser Einwand trillt aber doch wohl nur die ans 2 besondern Pro-
vinzen bestehenden Gouv. Orenburg und Perm, von welchen aller-
dings nur die östlichen Prov. Orenburg und Katharinenbiirg bey
Asien verbleiben würden, und wäre also leiclit zu beseitigen ge-
wesen. Areal = 154,137 g. D'^*'- (Doch wohl nach der altern Be-
gränzungl) — Unter den Vnlkanyn «ird zwar der Vulcano (in
der Gruppe der l^iparen), aber nicht der interessantere Stromboli
nahmhalt gemacht. — Bey Angabe der einzehuii 'l'heile des Vlil-
telländisclien Meeres hallen doch auch wohl das Ionische und
36 Geographie.
das Ligustische Meer genannt werden sollen. — Der Bothnische
Meerbusen dringt jetzt nicht mehr ins Innere Schwedens ein,
sondern scheidet solches von Finnland, und der (jetzt ganz zu
Russland gehörige) Finnische Äleerbusen trennt Finnland von In-
gerraannland und Esthland. — Die Elbe wird — (wahrscheinlich
noch von den Zeiten des Rheinischen Bundes her) ein Oesterrei-
chisch - Deutscher Fluss genannt. Unter den Hauptfliissen Euro-
pa's hätten wohl auch die Rhone und der Tajo, so wie unter den
vorzüglichsten Landseen der Genfer- und Boden -See eine Auf-
nahme verdient. — Beym Klima wird mancher Leser die Angabe
der Längen - und Breitengrade, zwischen welchen Europa sich
ausdehnt, vermissen. Allein diese sind in diesem Cursus nirgends
erwähnt worden. — Mit dem absprechendeti Urtheile, womit der
Kaffee und der Thee abgefertigt werden, möchten wohl nicht al-
le Leser zufrieden seyn, und die Behauptung, dass man die Stelle
des Kaffee's durch Cichorien und andere Europäische Gewächse
mit gutem Erfolge zu vertreten gesucht habe, wird wohl nicht
von allen Aerzten unterschrieben werden. Die ganze Stelle scheint
noch ein Ueberbleibsel aus den Zeiten der Kontinental -Sperre zu
seyn. — Zuckerrohr soll in Spanien und Italien um desswillen
nicht benutzt werden, weil die Bearbeitung daselbst weit höher
zu stehen kommen würde, als in Amerika und Ost-Indien. Allein,
nach den neuesten Berichten mehrerer Reisenden macht die Kul-
tur des Zuckerrohrs in Granada und Sevilla, trotz der unglückli-
chen Lage Spaniens, mit jedem Jahre bedeutendere Fortschritte.
— Das beste Hornvieh soll nur in der Schweiz, den Niederlan-
den, Dänemark, Fohlen, Ungarn und Deutschland zu finden seyn.
Nicht auch in England? — Das besste Eisen sollen nur Deutsch-
land, Schweden und Russland besitzen. Sollte das Eisen der
Baskischen Prov. Spaniens nicht auch von gleicher Güte seyn? —
Salz und Quecksilber sind bey Aufzählung der Ilauptprodukte
ganz vergessen worden. — Zahl der Einw. mehr als 206 31ill.
Die Zahl der Amanten (Albaneser) wird, offenbar viel zu niedrig,
nur zu 468,000 Seelen angenommen. — Ob die Spanier wirklich
zu den Völkern Römischen Ursprungs gerechnet werden dürfen,
mag Rez. nicht geradezu behaupten. Borg de S. Vincent und an-
dere halten sie für ein Gemisch von Iberern und Kelten, und wohl
nicht mit Unrecht. — Die Aufzählung der 14 Königreiche würde
nach dem Alphabet geordnet seyn, wenn nicht das Brittische
Reich zwischen Frankreich und Hanover, und beyde Sizilien zwi-
schen Manöver und den Niederlanden eingeschoben worden wä-
ren. Wahrscheinlich haben in den frühern Auflagen die Nahmen
Gross-Britanien, Neapel und Sizilien gestanden. Aber mit Umän-
derung der Nahmen hätten auch die Plätze gewechselt werden
sollen. — So gut die bloss zum Deutschen Bunde gehörigen Kö-
nigreiche Baiern , Sachsen, Würtemberg und Hanover hier auf-
genommen worden sind, eben so gut hätten auch die übrigen
Gaspari's Lehrbuch der Erdbeschreibung. 37
Dentsclien Staaten, ziimalil da die Länder Italiens verzeichnet wer-
den, hier aufgezählt werden sollen. — Der Flächenraum Portu-
gals wird nur zu 1,722 Q iMeilen und dessen Bevölkerung bloss
zu 3,145:000 K. (also um | Mill. weniger, als Ancillon berechnet)
angeschlagen. Diess Ucich wird gewöhnlich als ein meist ivasser-
annes Land geschildert. Hier aber heisst es: „Portugal hat einen
ziemlich fruchtbaren Boden, der aber sehr schlecht bewirthschaf-
tet und der Rekhthum an ff asser zur Bewässerung des Landes
gar nicht benutzt wird.'*- Von dieser Schilderung macht doch wohl
das so musterliaft angebaute Entre Minho e Douro eine rühmli-
che Ausnahme'? — Spanten. Fiächenraum = 8,450 DM., Einw.
= 11,400,000. — Von den Gebirgen des Innern werden bloss die
Sierra Morena und S. Nevada als ausgezeichnet bemerkt. Erstere
ist aber bekanntlich die niedrigste unter allen GebirgszVigen Spa-
niens, an deren Stelle das Kantabrische und Iberische Gebirge
weit eher eine Aufzeichnung verdient hätten. — Der Kanal , der
den Ebro bis zu seiner Mimdung schiffbar machen soll, wird nicht
als ein besonderer Kanal., sondern nur als eine Fortsetzung
des jetzt noch unvollendeten Kaiser -Kanals gelten. Von Städten
fehlen hier noch Murcia, Jaen, Cordova, Valladolid, Toledo, Sa-
lamanca, Badajoz etc. — Franheich. Flächengehalt =: 10,088
□ iMeilen, Volkszahl 30,800,000 K. Die Gebirge von Vivarais
und Gevaudon mit den Sevennen und dem Gebirge von Auvergne
werden für Ausläufer der Alpen erklärt. — Ausser den Haupt-
flüssen hätte doch wenigstens noch der Adour genannt werden
sollen. — Auf den grossen Unterschied des Bodens ist hier, wie
leider fast überall, zu wenig Rücksicht genommen, und der gro-
ssen Heidestrecke Aquitaniens {Landes) nirgends mit einer Sylbe
gedacht Avorden. — JNiclit bloss die nördlichsten Provinzen, son-
dern auch der ganze NW. Frankreichs bis zur Loire herab hat
leinen Weinbau. — Die Topographie ist viel vollständiger als bei
Spanien, doch hat Rez. noch Poitiers, Arles, S. Omer, Hyeres etc.
vermisst. — Schweiz. Areal :i:r an 700 DM-» Volksmenge:
1,860,000 Seelen. — Genf ist nicht die grössle, — denn diess
bleibt Basel, — wohl aber die volkreichste Stadt der Schweiz. —
Italien. Flächeninhalt = 5,400 DM., Bevölkerung: 20,300,000
S. — Der JM. Rosa soll um 1000 F. Iiöher, als der Montblanc
seyn. Neuere Messungen aber haben diese Behauptung nicht be-
stätigt.— Der Po soll, ungeachtet seiner zahlreichen Zuflüsse,
doch nicht recht schiffbar seyn ('?) — Der sogen. Parmesan -Käse
wird nicht bloss zu Lodi und deren Umgegend, sondern vornehm-
lich in den 2 Prov. Pa\ia und Lodi-Crema bereitet. — Die meist
dürftig ausgefallene 'I'opographie beschränkt sich bepn Kirchen-
staat z. B. nur auf Rom, Bologna, Perugia, Ancona, Ci\ita vec-
chia, imd Loreto, und beym KR. Neapel bloss auf Neapel, Gaeta,
Foggia, Bari, Lecce, Taranto und Reggio. — Dejitschlund. Flä-
chenraum = 11,500 Q M., Volksmenge =: 321 31111. Unter den
38 Geographie,
Gebirgen sind die Alb, der Odenwald, der Spessart, der Taunus,
die Rhön, der Westerwald, das llothhaargebirge etc. nicht auf-
genommen worden. — In der Topographie liaierns fehlen IJam-
berg, Ansbach, liaireuth, Schvvabach, Aschaflenburg, Hof, Spe>er
etc.; in der von Wiirtemberg: Gemünd, Hall etc.; in der des
KR. Sachsen: Chemnitz, Meissen, Plauen etc. ; in der von Hano-
ver: Hildesheira, Zelle, Goslar, Stade etc.; in der von Baden:
Pforzheim u. s. w. — Hessen -Kassel trat im J. 1814 nicht bloss
einige Aemter an Hanover imd SWeimar , sondern auch die
Grafsch. Nieder -Katzenelnbogen an Nassau ab. Hier vermisst
man Fulda, Schmalkalden, Hersfeld etc. — Bey Mecklenburg
fehlen die Städte Wismar, Güstrow und Neu -Brandenburg. — Die
Fürsten Reuss jüngerer Linie bestehen, seit Aussterben des Lo-
bensteinsclien Astes im J. 1824, nur noch aus 2 Linien: Sclilciz
und Ebersdorf. — Der Ausdruck S. 134: „Im Umfange dcsFür-
stenth. Waldeck liegt das berühmte Bad Pyrmont,'-'' möchte leicht
zu Missverständnissen Anlass geben, da die Grafschaft d. N. ziem-
lich weit vom Hauptlande entfernt liegt. — Zum Scldusse dieses
Absclmitts bemerkt Rez., dass diejenigen Länder, welche Oe-
sterreich, Preussen, Dänemark und den Niederlanden gehören,
nicht hier, sondern bey den betreffenden Staaten aufzusuchen
sind. — Oesterreich. Flächengehalt: 12,266 QM., Yolkszahl:
31,700,000 S. — In der Topographie wird man nach Troppau,
Eger, Bozzen, Roveredo, Trident, Görz, Mantua, Udine, Tre-
viso, Bassano, Chiozza, Crema, Como etc. vergeblich forschen.
In Ungarn sind allerdings alle Flüsse Nebengewässer der Donau;
doch macht hiervon der Popräd , der nach Galizien imd in die
Weichsel fliesst, eine Ausnahme. — PreusseJi. Areal=:ö,014 G M.,
Zahl der Einw. : 11,600,000 K. Auch hier wird man mehrere be-
trächtliche Städte, z. B. Brandenburg, Landsberg a. d. W'arthe,
Prenzlau, Stargard, Anklam, Greifswald, Schweidnitz, Grün-
berg, Rawitsch, Lissa, Fraustadt, Burg, Merseburg, Nordhau-
sen, Mühlhausen, Schömbeck, Aschersleben, Soest, Koesfeld,
Wesel, Saarbrück, Kreuznach etc. vergebens suchen. Bey meh-
rern der beschriebenen Städte ist vergessen worden , solche als
Festungen zu bezeichnen, z. B. Gross - Glogau , Neisse, Koblenz
eic— Niederlande. Areal: j, 197 DM., Bevölkerung: 5,600,000
E. — Von den ausgedelinten Moorstrichen in Limburg, Brabant,
Ober-Yssel, Drenthe etc. wird kein Wort gesagt. — Auch liier
sind mehrere sehr bedeutende Städte anzuführen vergesseii wor-
den, als Utrecht, Dortrecht, Delft, Gouda, Groningen, Leuwar-
den, ZwoU, Nimwegen, Zytphen, Alkmaar, Zaardam, Ypern,
Alost etc. — Gross -Britannien. Areal von England (wahr-
scheinlich mit Wales und den Inseln) 2,770, von Ireland 1,460 QM.,
aber der Flächenraum \o\\ Schottland ist vergessen worden. Auch
hier sind Sheffield, Hallifax, Sliields, Preston, Sunderland, Har-
wich, larmouth, Coventry, Deptford, Chester, Leicestei-, Woher-
Gaspari's Lehrbiicli der Erdbeschreibung. 39
hanipton, Slirewsbiiry, Wevforcl, Kilkcnny etc. der Aiifnahme nicht
uerlli irt'lialteii worden. Das Fiirsteiith. AVales, die Inseln um
England und Srliottland lierum werden nur in Anmerkungen er-
wähnt. — I)(inemail,—2A1Q D^^'m 1,920,000 Einw. Hier shid
auch die Inseln Fiiroer und Island bloss in Anmerkungen abge-
fertigt. — Schweden und \o/we(ien = i2>,TiQ D>I-, 3,598,000
Einw. — Russland. Das Eiiropäisclie 11. enthält 72,861, das gan-
ze Reich aber 375.000 QM. und 60 Mill. Einw., letztere Summe
ist aber wohl noch um 8 — 10 iMill. zu lioch angeschlagen. —
Die 'ropograjjhie ist gerade ausreichend. — Osmanisches Reich
=::43.Ü55 D^'-, ^vo\on auf den Eiiropäisclien Tlieil 9,610 G^I-
mit 9| Mill. Einw. konjmen. Besonders gut kommen die Osraa-
nen bey der Charakterschilderung weg. So heisst es S. 209 unter
andern: „Sie sind nicht so schlimm, als man gewöhnlich glaubt,
sondern ehrliclie, aufrichtige, massige und artige ('?) Leute, je-
docli sehr zum Zorn und zur Rache geneigt." Von ihrem Stolz,
ihrem Fanatismus, ihrem Hang zur Wollust, ihrer Trägheit etc.
wird kein Wort gesagt. Dagegen wird von den unterjochten Na-
tionen erzählt, dass sie ihre Güther ('?), Gebräuche, Sitten und
Religion behalten haben, und aucli dabey beständig gelassen wer-
den. Aber dass sie von den Türken gewöhnlich nur Hunde ge-
nannt, häufig auch als solche behandelt werden; dass sie in Hin-
sicht der Abgahen, der Justizverwaltung etc. unter dem grössten
Druck schmachten, davon erfahrt der Leser keine Sylbe. Nur
erst bey der Cliarakteristik der Griechen wird eingeräumt, dass
sie, des langen Drucks und der ewigen Plackereyen der Osinanen
endlich müde, jetzt die Fahne des Aufstands gegen ihre Unter-
drücker erhoben haben.
Asien (S. 215—255) = 818,013 DM., 586,300,000 Einw.
— Die3Iandschuren werden hier noch den Nomadenvölkern bey-
gezählt. Diess sind sie gegenwärtig wohl nur noch kleinern Tlieils,
und selbst Timbowsky berichtet in seiner Reise nach China, dass
sie jetzt feste Wohnplätze hätten. Allerdings sind aber die in Si-
birien lebenden Tungusen noch wirkliche Nomaden. Die Parseii
oder Guebern hat Rez. vergeblich gesuclit. Aucl» der Zigeuner,
obgleich das südliche Asien wahrscheinlich ihr Stammland ist,
wird hier nicht gedaclit, — Osnianisch. Asien =21,085 D^^I-i
1 1,060,000 Einw. — Hey Natolien lieisst es : „Die Sommer sind nn-
mässi^ Äc'/AiÄ,'die Winter kurz und strenge.'-'- Diess passt docli
wohl nicht auf alle Theile dieser grossen Halbinsel'? — S. 230
Z. 22 muss es >\ohl statt: das at/e S/j/ien^ lieissen: das alte As-
syrien. — Selir abweichend sind die Revölkerungsangaben meli-
rerer Städte ^on den bisherigen Schätzungen. So haben hier
Adana 30,000, Koniiih 30,000, Akscheher 50,000, Aintab 20,000,
Erzerum 80,000, dagegen Rnrsa nur 46,000, Gusnhissar nur
30,000, Trapesun nur 15,000, Angora nur 20,000, Ragdad nur
95,000, Diarbekii' nur 38,000 Einw. Die Topograplue ist auch
40 Geographie.
hier sehr mangelliaft; denn selbst Sinope, Siwas, Araassiah, An-
talia, Isnikmid etc. wird man vergebens suclien. — S. 233 heisst
es in einer Anmerkung: „Von den vielen Inseln im Ärchipelag, die
zum Osmanischen Asien gehören, zeichnen sich 3 ('?) durch eine
merkliche Grösse aus." (Diess sind nun Mytilene, Skio und Samos.)
Dann heisst es weiter: „^^'^ vorderste Insel des Archipelags auf
der Asiatischen Seite ist das beriihmte Rhodus, wo der ungeheue-
re Colossus von Rhodus stand, und das berühmte Rosenholz
wächst." Hier hätte doch zwischen vorderste und hisel stehen
sollen: noch grössere. — Arabien :=: 46,778 QMeilen. — Iran
= 22,104 DM., 11,387,000 Einw. (Wer hat hier eine so genaue
Volkszählung veranstaltet'?) — Dass dieses Reich, ausser dem
Kur, nur blosse Steppenfliisse habe, ist doch wohl zu viel behaup-
tet. Denn sowohl in den Persischen Meerbusen als in das Kaspi-
sche iMeer münden sich mehrere Küstenflüsse. — Afghanistan
= 16,340 DM., 12,620,000 Einw, Diese Angabe setzt auch schon
einen genauen Census voraus! — Beludschistan = 9,554 QM.,
3,900,000 Einw. — Turkestan, (so wird sehr passend das Land
genannt, welches ältere Geographen bisher unter dem Nahmen:
freye Tatarey kannten.) = 32,618 GM., 3,300,000 Einw. —
Vorder- hidien = 53,383 DM., 1224 Mill. Einw. Hier wird zwar
das Portugies. Gouv. Goa in einem besondern Abschnitt abgehan-
delt, aber die Französischen und Dänischen Besitzungen, obgleich
sie nicht unter Brittischer Hoheit stehen, sind bey den Vasallen-
ländern der Brittischen Präsidentsch. Madras beschrieben. Giebt
diess nicht zu Missverständnissen Anlass*? — Hinter - Indien^
ohne Angabe des Flächenraums und der Volksschätzung ; auch
sehr kurz behandelt. — Inseln des Indischen Archipels , auch
ohne statistische Angaben. — Die Stadt Batavia soll wegen der
bösen Luft in neuern Zeiten fast ganz verlassen seyn. — Schina
= 262,500 DM., über 293 Mill. Einw. — Japan = 12,600 DM.,
40,600,000 Einw. — Hier ist nicht einmahl Meako, die Residenz
desDairi, aufgenommen worden. — Das Asiatische Russland mit
Einschluss von Kasan, Astrakhan etc. = 276,000 DM., 12 Mill.
Einw. Die Reihen von Gebirgen, welche Sibirien vom Chinesi-
schen Reiche trennen, steigen nicht bloss aus Turkestan, sondern
auch aus der Mongholey, also richtiger von Hoch -Asien auf.
Afrika (S. 256 — 270) = 518 — 525,000 DM., 110—120
Mill. Einw. — Hier w erden nur 3Iarokko , die 3 Raubstaaten,
Aegypten, Sahara, Senegambien, Sudan, Nubien und Habesch,
Guinea, Mokaranga (wo der ältere, noch immer übliche Nähme
Monomotapa hätte beygesetzt werden sollen), Sanguebar, und das
Kapland beschrieben, und der Küsten Adel und Ajan, von Sierra
Leone etc. gar nicht gedacht.
Amerika (S. 271— 300) = 812,000 DM., 40 Mill. Einw.
— Als die Quellenflüsse des Maranuon oder Amazonenstroms
werden hier sehr zweckmässig der Apurimak und der Bene ange-
Gaspari's Lehrbuch der Erdbeschreibung. 41
nommen. — Statt des Magdalena , der doch nur erst in die 2te
Klasse gehört, hätte der viel wichtigere S. Francisco -Strom in
Brasilien aufgenommen werden sollen, da solcher unter die Ströme
des ersten Ranges gezäldt werden niuss. — Äord - amerikani-
sche Freystaaten z= 113,802 D^^I-i 10,650,000 Einw. — Das
Gebiet 3Iischigan, obschon solches im J. 1 820 erst 8,896 Kopie
zählte, ist liier schon den Freystaaten be} gezählt worden, was
oll'enbareine Uebereilungist. — Mexico = 72,700 D^^I-W, 100,000
Kinw. — Zentral- Amerika = 15,500 D^., 1,400,000 Einw. —
Columbia = 63,600 QM., 3^ Mill. Einw. — Peru = 24,500
DM., l^Mill.E. — Chili= 8,050 DM., 800,000 E.— laPlata=:
31 ,400 DM., 723,000E. — Paraguay = 6,913 G ^U 600.000 E. —
Ober-Peru (der neuere JNahme: Boli>ia, iehlthier uocij)= 28,000
□ M., 623,000 Einw. Auch ist die Hauptstadt Charcas noch nicht
genannt. — Brasilien = 134,900 D^^I-i 5,320,000 Einw.— Das
rsiederländische, Brittische und Französische Guiana. — West-
Indien. — Patagonien und die zu Siid- Amerika gehörigen Inseln
sind nur in etlichen Anraerkimgen beschrieben.
Australien (S. 301 — 310) = 150,000 H^l.-, etwa 2 Mill.
Einw. — Australland, so wird hier, nach Hassel, sehr zweck-
mässig das Koulinent Australiens, das bisherige ]Neu- Holland,
genannt. ■ — Inseln der innern Reihe und Inseln der äussern Reihe.
Den Beschluss macht ein 26 S. langes Register. Aber ein
Inhaltsverzeichniss hat Rez. nicht gefunden.
Papier und Druck sind gleich gut. Letzterer könnte jedocli,
da bey einem Schulbuche der Raum möglichst zusammen genom-
men werden muss, etwas compendiöser gewählt seyn. V.'c Zahl
der Druckfehler ist nicht sehr bedeutend. — Den Bearbeiter die-
ser Auilage hat das geographische Institut nicht genannt. — Rez.
schliesst diese Anzeige mit dem Wunsche, dass dieser Cnrsus
bald wieder eine neue Auflage erleben, und dass darin die Ver-
lagshandlung die gerVigten kleinen Mängel und Gebrechen besei-
tigen lassen möchte.
Nr. 2- Die Verlagshandlung beriditet in der Vorrede zu die-
ser Auflage, dass sie, weil Deutschland gegenwärtig auf einer hö-
hern Stufe der geographischen Kultur stehe als da, wo die erste
Anlage zu diesem Werke gemacht wurde, in einer etwas verän-
derten Form erscheine; dass die Umarbeitung derselben vom
Hn. Dr. Hassel besorgt worden, die matliemiitische Erdkunde,
worin so Manches veraltet war, durch den Hn. Professor Krieg
berichtigt, die physische und politische Erdkuude dem neuesten
Zustande der verschiedeneu Länder und Staaten gemäss einge-
richtet und vorziiglich die Topographie dergestalt erweitert wor-
den sey, dass gewiss .Niemand einen, durch irgend eine erhebli-
che iMerkwürdigkeit ausgczcithneten. Ort darin \erinissen werde;
und dass das Ganze, obgleich der Gaspari'sclie Plan und Zn-
schuitt heybehalten worden, doch so wesentliche Zusätze und
3*
42 G c o g r ii 1» li i c.
Veränderungen erfahren habe, dass dadurch in der Tliat ein fäl-
lig nettes Werk entstanden sey^ welches dem gegenwärtigen Zu-
stande der Erdkunde mehr entspreche, und hoffentlicli allen For-
derungen , die der Lehrer von einem Lehrbuche zu macljen be-
rechtigt ist, genügen werde. — Schon die liier genannten Namen
der Bearbeiter bürgen dafür, dass diess vorliegende Werk in jeder
Hinsicht bedeutend gewonnen haben müsse. Rez. kann auch wirk-
lich mit gutem Gewissen versichern , dass kein Leser sich in sei-
nen durch obige Zusagen erregten Erwartungen getäuscht linden
werde. Sattsame Belege für diese Versicherung wird nachste-
hende Beurtheilung liefern.
Die allgemeine Einleittmg (S. 1 — 78) giebt in 21 §§ eine
vollständige üebersicht alles VV^issenswürdigen aus dem Gebiete
der mathematischen und physischen Geographie, und zwar in fol-
gender Ordnung: X.Eintheilung der Geographie. — Aufgefallen
ist es llez., dass hier die Worte II3 drographie, Ethnographie und
Statistik gar nicht vorkommen. — 2- Gestalt der Erde, — 3.
Grösse der Erde. — 4. Bewegung der Erde. -— 5- Koperni-
hanisches Sonnensystem. — 6. Horizont., Weltgegenden. • — 7-
Länge und Breite. Hierzu gehört eine sehr scliätzbare 4| S. lange
Tabelle über den Unterschied der Parallelkreise. — 8- Neben-
wohner., Gegemrohner ., Gegenfüssler. — Q.Zonen. — IQ. KU-
mate. Hierzu gehört eine Tabelle über die 24 Klimate der gemä-
ssigten und die 6 Klimate der kalten Zone. — 11. Dreyerley
Sphären. — 12. Planiglobien. — 13. Gebrauch des Globus. —
14. Oberfläche der Erde. — 15- Land. (Sehr wahr heisst es
S. 48: „Es ist eine unrichtige Vorstellung, die man sich häufig
von den Gebirgen macht, als wären sie gleichsam das Gerippe
oder die Knochen des Erdkörpers, und dienten dem flachen Lande
zur Befestigung und zum Zusammenhange.") Auch hier wird über
die Hochebenen kein Wort gesagt. Den Bfcschluss macht eine Ta-
belle über die Höhe von 37 Bergen der alten, und von 21 Bergen
der neuen Welt. In dieser hat der Mout Rosa nur eine Höhe von
13,428, der Montblanc hingegen von 14,676 Fuss. — 16. Meer.
— 17. Atmosphäre^ Klima. S. 62 heisst es: „Noch ist der Um-
stand merkwürdig, dass die südliche Hemisphäre beträclitlich käl-
ter ist, als die nördliche. '•'■ Hinzugefügt hätte aber auch werden
sollen, dass überhaupt ganz Amerika ein kälteres Klima habe, als
die alte Welt, so wie dass wiederum hier der Osten kälter sey, als
der Westen. — 18. Produkte. — 19. Menschen. S. 68 erfah-
ren gewiss die meisten Leser \o\\ ihrem Vaterlande etwas Neues.
Denn hier wird gesagt: „In Europa giebt es jetzt nur noch zwey
Staaten, von welchen keine Zählungslisten vorhanden sind, näm-
lich den Staat der Osmanen und das kleine Fürstenthum Lübeck.
— 20. Staat e?i. — 21. Eintheilung der Erde. Der Nordpolar-
und der Südpölar- Ozean werden hier nur als Unterabtheilungeu
eines der vier Hauptthcile des Ozeans betrachtet. Da sie aber an
Gnspari'ä Lehrbuch der Erdbcschrcibun!^. 43
den zwcy entgegengesetzten Enden des Erdballs liegen und durch
die andern drey Ilaiipttliolle des Ozeans ^on einander getrennt
werden, so hätten sie billig als zipey für sich bestehende llaupt-
theile dargestellt werden sollen.
Iste Abtheilung. Europa. (S. 79 — 620.) Lage des
festen Landes zwischen 7 und SS*^ L. und zwischen 34 und 71°
n. Br. — Auch hier werden die (westliclien) Grunzen der (vor-
maligen) Königr. Kasan und Astrachan als die sicherste Scheidungs-
linie zwischen Europa und Asien angenommen, weil in genannten
Ländern noch Alles, Einwohner, Sitten, Bauart, selbst Verfas-
sung Asiatisch ist. Wäre diess aber ein entscJieidender Grund,
so mVisste ja auch die Europäische Türkey von Europa getrennt
und Asien zugetheilt werden. — Auch hier sind bey den 3Ieeren
das Ionische und Ligustische IMeer vergessen. — Der Flächen-
raum wird hier zu 154,450 O^^L und die Bevölkerung nur zu
204 3Iill. augeschlagen. Die Zahl der Amanten wird hier gar
nur auf 300,000 K. geschätzt. — In Preussen werden andere
christliclie Keligionenals die protestantische nicht bloss geduldet,
soiulern liaben mit derselben gleiche Jiechte. — Bey der Grie-
chischen Beligion in Jtiissland hätte noch l)emerkt werden sollen,
dass sie auch die freye l ebmig aller andern Religionen neben sich
verstattet. — JJeiitscfitdnd {S. 90 — 281). Dieses, so wie jedes
andere Keich, wird in folgenden Abschnitten beschrieben: Per-
fussujig (wo zugleich der vorige Zustand und die durch die neue-
sten Zeitereignisse Ijerbeygei'ührten Veränderungen geschildert
und auch zugleich die nöthigen Aufschlüsse über die Kriegsmacht,
Einkünfte, Staatsausgaben und Staatsschulden ertheilt werden);
La^e und Grösse^ Areal =11,495 D ^L ; Bvschajje7ihett ; auch
liier sind das Lausitzer Gebirge, der Odenwald, Spessart, Vo-
gelsberg, die Kilon, der VVesterwald, das Rothhaar-Gebirge,
und jenseits des Rheins das Eillel-Gebirge der Aufnahme nicht
würdig erachtet, sondern im letztern Abschnitte nur die hohe
leen erwähnt worden. — Unter den grössern Nebenflüssen der
J)onau fehlt die xMarch. Auch hätten die liier, der Regen, die
TrMuu und Ens eben so gut als die i\ab genannt werden können.
Als scliill'bare JSehennüsse des Rheins sind die Ruhr und Lippe
au/iifiihren vergessen worden. j\ach den fjandseen hätte auch
der grossen Moorstriche im nördlichen Deutschland, z. B. des
Teufelsinoors u. s. w. gedacht werden kinmen. P/ odttkfe ; (be-
werbe; unter den \ornehrnsten Il;in(lels|)liilzen des Innern hätte
auch wohl noch Kraiikl'urth an der ()<ler ilie Aufnahme verdient.
Einwohner (32,070.200 K., also 2,790 auf 1 Q M.) ; Kintlu-ilinif^ ;
(wohey auch «las / o/niahlti nicht ausser Acht gelassen ist.) Unter
den Bundescliedern ist noch der Herzog >on Sachsen-Golha aii-
gelVilirt. (Ganz Deiitsehlmul soll 2,386 Städte, 2,388 Marktll.,
103,737 Dörfer und Weiler und 5,019,119 Häuser in sich fassen.)
— I. JJic Deutschen Stauten des Jsl^zhauses Oesteneuh^ eben-
44 Geographie.
falls nach den eben firenanntcn Abtheilnn^en dargestellt, rr:3,48
n^l., 9,765.500 Einw. in 544 St., 1,005 Mfl. , 41,196 D. ii. W
1.545,528 IIs. — \) Land unter der Ens = 364 D^-i 1-1 19.90t
Einw. (1,114,776 Kathol., 3,300 Lnth., 990 Reform,, 338 Grie
eben, 212 Armenier, 1,496 Juden.) Unter den Einw. auch 6,34'
Slaven. Wien zählte 7.150 Hs. und 273,242 Einw. mit Einschlug
des Militärs und der Fremden, 2,965 Fabriken u. 3,168 Kommerzial
fi:ewerbe, die 597 >> asserwerke, 127 Drucktisclie, 10,798 Stiihl
und mehr als 60,000 Arbeiter beschäftig:en , 195 Grosshändlei
200 Griecb., 40 Jiid. Handelshäuser und 372 Detailhändlei
Wienerisch-iNeustadt mit 6.526 Einw. Unter den aufgenommene
Orten hat Rez. doch Korn JNeubur^r, Hörn imd Traiskirchen ver
raisst. — B) Land ob der Ens = 3444 [JM., 789,000 Einw
Movon 23 — 24.000 Luther. — Linz m. 19,688, Salzburi? m. 13,066
Steyer mit 9.869 Einw. — C) Steyermark = 398 QM., 787,80-
Einw., worunter 288,000 Wenden und 2-356 Luther. (Steyermar
gehört unter die wenigen Länder Europas , wo die Bevölkerung
statt zuzunehmen, sich mit jedem Jahre vermindert; im J. 179
wurden noch 830,000 und im J. 1800 812,000 E. gezählt.) Grat
mit 34,100 E. — D) I/lyrien=z 555^ QM. . 1,028.900 Einw
wor. 713.620 Slaven, 218.000 Deutsche, 50,000 Italiäner, 44.00
Gottscheweren, 2,300 Juden, 740 Griechen u. 40 Armenier; auc
16,700 Luther. Laibach mit 9.885, Klagenfurth mit 9,148, Trie.-
mit 36.000, Görz mit 9-085, Rovigno mit 9.538 und Pirano mi
6,151 E. — E) Tyrol = 520 D^L, 743,100 E., wor. 583,02'
Deutsche. 160,000 Italiäner und 80 Juden. — Innsbruck mi
1,100('?) Hs.. 10,300 E., Roveredo m. 9,800, Trient m. 9.600,Bozzei
mit 8.100, Schwaz mit 7,450 und Pergen mit 7 — 8000 Einw. —
F) 5oAwe« = 95U D^L, 3-390,000 ^E. (2.179.000 Tschechen
1,150,000 Deutsche, 52.000 Juden), wor. 37,000 Ref. u. 12,00'
Luth. Prag mit 90,880, Reichenberg mit 9.063, Eger mit 8,111
Pilsen mit 7,384 nnd Kuttenberg mit 6.217 Einw, — G) Mähre
= 504 0>J-, 1.810.000 E. (1,399.000 Slaven, 425.000 Deutsche
30.000 Juden, 90 Zigeuner), wor. 54,000 Luth. u. 14.000 Rel
— Briinn mit 2.200 Hs. n. 33,320 E., Ollmütz mit 12,890, Igla
mit 10.936. Sternberg mit 820 Hs. u. 8.100 E., Prostnitz mit 7,80'
u. iNikelsburg mit 7,022 E. — Troppau mit 9,744 E. — (Die Herr
Schäften Zator und Auschwitz, ungeachtet sie alsBestandtheile de
Deutschen Staatenbundes dcklarirt worden, sind hier mit keinen
Worte erwähnt.) — II, Die lönigl. Preussischen Staaten i.
Deutschland. Dass hier vorläufig in allen HaupttheilenProvinzial
stände errichtet worden sind, wird hier noch nicht erwähnt. Si
enthalten 3.307| □ M., 8.640,900 E. (8,008,400 Deutsche, 533,00'
Wenden. Kassuben und Pohlen, 39,500 Franzosen und Wallonen
60,000 Juden.) Von der neuen Universität zu Bofin wird S. 13«
in der Einleitung noch nichts gesagt ; doch ist ihrer in der Orts
beschreibung allerdings gedacht worden. A) Provinz Branden
Gaspari'ä Lehrbnch der Erdbeächreibang. Id
burg = 7A9\ DM., 1.363.858 E. (142 Städte. 20Mfl-, 3.018
Dörler und 166.359 Hs.) Berlin (mit 192,917). Potsdam (24.970).
Brandenburg (12-762). Pren2lau (9.481), Spandau (6,971). Neu-
Uuppin (6.092). Franifurtha. d.O. (16.055). Landsber^a. d. War-
the (8-751}, Guben (7.527 Ju.Küstrin (5.997 E.). — B) Pr. Pom-
mern = 5664 D>J- 768-203 E. iu 72 St-, 13 Mfl,. 3-0^8 D. n.
91,091 Hs. Stettin (28-827), Stralsund (15-869). SUrffard (8-408),
Greifswald (7.730), Kolberg (7.511). -\nklam (6,238) u. Köslia
(4,869 E.). — C) Pr. Schlesien =z 720tt D-^- 2-138-034 E. in
138 St.. 38 Mfl.. 6-776 D. u. 332-117 Hs. Der ganze au^iwärtige
Debil der Schlesischen Leinwand soll »ich nur noch auf li — 2
3Iiil. Gulden belaufen. — Breslau mit 78-135. >ei>?e mit 11-397,
Gross-Glorau mit 11-163. Briegmii 10-547- Schweidnitz mit 9-917,
Görlitz mit 9-901. Lieguitz mit 9:017. Griinberg mit 8-813. Glatz
mit 8-231. Hirschbers mit 6.237 u.Oppeln mit 4-896 E- Das« aber
Gr. Glogau nur 443 Hs. zählen soll , i>t wohl bloss ein Druck-
fehler, da sie schon im J. 1791 deren 883 hatte. — Dj Pr. Sach-
sen =^^58 DM-- 1-275.342 E. in l43 St.. 26 Mfl-. 2-965 D. u.
196-287 Hs. — Magdeburs mit 36-647. Halle mit 23-873. Er-
furth mit 21.331, Halberstadt mit 14.718. Quedlinburg mit 12-02.5,
>ordhau^en mit 10.398. Muhlhau^en mit 9.948. Burg mit 9.991,
iSauraburff mit 9,015. Merseburg mit 8.823. Aschersleben mit 8.521,
Zeitz mit 7.151. Torgau mit 7-145, Wittenberg mit 6.725, Eis-
leben mit 6.428 u.Lan£ensalze mit 5.975 E. — Aber Kalbe ist hier
wahrscheinlich mit 515 Hs. und 4-093 E. zu kurz wesgekommen;
denn es zählte ja schon nach Stein im J. 1816: 888 Hs.u. 5-588 E.
— E) Pr. Jfestphalen = 367 G-M.. 1.118.927 E. in 130 St.,
40 Mfl.. 2-219 Bauersch. u. 164.494 Hs. — Die Jaden sollen hier
äusserst sahireich sevn. und doch wurden, wie es» bleich darauf
heissLimJ. 1817 deren in allem 9.271 gezählt Für eine Deutsche
Provinz ist diese Zahl zwar gerade gross genug; dennoch möchte
der Ausdruck : äusserst zahlreich . zu sehr an Pohlen erinnern.
— Münster mit 2-144 Hs.n. 17.972 E., Minden mit 8.959- Soest
mit 6.955- Paderborn mit 6-699. Bielefeld mit 6-627- Herford
mit 6,438. RecUirieshau'ien mit 796 Hs. u. 5.584. Koesfeld mit 827
Hs. u. 5.532. Iserlohn mit 5-308 n. Amsber» mit 2-970 E. — Die
Städte Keckling-liau-^en undKoesfeld scheinen hierzu reichlieh be-
dacht worden zu geyn; denn erstere hat nach Stei^ nur 383 H».
u- 2.300 E. u. letztere bloss 4^80 Hs. 2,061 E. — Lnsem hat hier
Rez. den «rossen Marktflecken Greven Acrmisst. — ¥ ) Pr.Jälich-
A'lere-Bers z= 158^ DM.. 962-729 E. in 67 St.. 34 Mfl.. 1.003
D. u. 145-639 Uf. — Köln mit 7,067 lls. u- 56-420 E.. Dnssel-
dorf mit 2-107 Hs. u. 26-655 K.. Barmen (das auch bereits als
eine Stadt einranjriri ist) mit 1.6*0 Hs. u. 19.472 E., Elberfeld
mit 1-309 H*. u. 15.970 E., Krefeld mit 1.543 Hs. u. 15-943 E.,
Wesel mit 1..336 Hs. u. 1 2- 1 07 E.. Bonn mit 1.109 Hs. n. 1 «3.565 E.,
Kleve mit 6,923 n. NeuKä mit 6-:4o8 E. — Die Stadt >caJta4U bat
46 Geographie.
hier niclit weniger als 572 Hs. u. 2,790 E., nach Stein hiiia:efi;en
nur 98 Hs. n. 498 K. — Unter den erheblicliern Orten hat Itez.
Dillken ver^eblicl» gesucht. — G) Pr.Nieder-lihein =. 288 C]^i-i
1,013,638 E. in 65 St., 63 31fl., 2,782 D. n. 151,008 IIs. —
Aachen mit 2,732 Hs.u. 33,626 E., Triermit 1,156 Hs.u. 15,318 E.,
Koblenz in. 1,032 IIs. u. 14,888 E., Eupcn m. 1,154 IIs. u. 10,145 E.,
Saarlonis mit 6,972, Kreuznach mit 6,881 u. Saarbrück ra. 6,407 E.
— Die Stadt Jülich, welcher Stein nur 400 Hs. und 2,400 E.
giebt, hat liier 757 IIs. und 3,943 E.; dagegen Burtscheid bey
4,657 E. nur 291 Hs. statt 700. (Den oben bemerkten Orten Kalbe,
Kecklingshausen, Koesfeld, INcustadt und Jülich hat nun zwarllr.
Dr. Stein in der 16ten Auflage sehier kleinen Geograpliie 1827
dieselbe Einwohnerzahl bey gesetzt, doch bleibt immer noch die
Frage, ob nicht etwa Iiierbey in dem Werke, woraus beyde
schöpften, Druckfehler obwalteten*?) — III. Das Königreich
Baier?i =z 1500 dM., 3,630,800 E. (2,499,800 Kath., 1,007,300
Luth., 67,150 Ref., 800 Mennoniten, 150 Ilerrnhuther, 53,400
Juden) in 229 St., 392 3Ifl., 2,912 Pfarrdörfern, 13,670 ordinären
Dörfern u. Weilern u. 650,065 Hs. — München mit 60,024, Augs-
burg mit 33,560, Nürnberg mit 31,665, Regensburg mit 26,142,
Bamberg mit 20,568, Würzburg mit 19,960, Fürth mit 16,734,
Ansbach mit 16,375, Baireuth mit 13,986, Erlangen mit 11,580,
Passau mit 10,300, Schwabach mit 9,515, Landshut mit 8,230,
Eichstädt mit 8,075, Ingolstadt mit 8,050, Memmingen mit 7,970,
Hof mit 7,850 , Nördlingen mit 7,560, Schweinfurth mit 7,275,
Araberg mit 7,080, Dinkelsbühl mit 7,060, Neuburg mit 6,900,
Speyer mit 6,375, Straubing mit 6,170, Zweybrücken mit 5,830,
Kempten mit 5,780, Landau mit 5,700, Rothenburg mit 5,660 E.
u. s. w. — Die Marktflecken Selb, Rosenheim, Eiveistadt und
Deideslieim werden unter die Städte gerechnet. — IV. König-
reich Sachsen nr 278^ QM. (also, nach der nun beendigten Lan-
desvermessung, um einige QM. zu hoch), 1,386,500 E. (wor.
46,000 Kath., 300 Ref., 1,600 Herrnliuthcr und 1,250 Juden) in
145 St., 57 Mfl., 3,197 ganzen u. 14 Antheilsdörfern u. 231,240
Hs. — Dresden mit 52,000, Leipzig mit 38,000, Chemnitz mit
16,0C0, Freyberg mit 12,000, Bautzen mit 11.500, Zittau mit
8,000, Plauen mit 7,000 u. Zwickau mit 6,000 E. Mehrere dieser
Angaben scheinen etwas zu hoch zu seyn ; doch fehlen netiere
Zälilungslisten, und daher müssen vor der Hand diese Schätzun-
gen stehen bleiben. — V. Königreich Hannover. Die statisti-
schen Angaben bieten nichts Neues dar. Der Staat umschliesst
aber niclit bloss 11, sondern 117 Marktfl. — Die Hauptstadt glei-
ches Nahmens hat liier nur an sich 1,660 Hs.u. 22,702 E., und mit
Einschluss der Gartengemeine 2,302 Hs. u. 25,900 E. — Die Pro-
vinz Höllenstein ist nicht bloss ein königliches Amt, sondern sie
besteht aus dem königl. Stiftsamte Ucfeld und 2 gräü. Stollberg-
scheu Aemteru Neustadt und Sophienhof. — Beym Flächengehalt
Gaspari'ä Lehrbuch der Erdbeschreibung, 47
der Provinz Uremen fehlt neben den ^ die Zahl 94, so dass es
licissen niuss z=: 94|: G'^^- — ^I« Aönigreich Würtembcrg.
\olkszahl im J. 1823 1,459,983, im J. 1826 1,468,000 K., (wor.
450.127 Katli., 453 Meiiiioniteü u. Ilerrnlnitlier u. 9,068 Juden)
in 152 St., 177 Mtl., 1,575 D., 1,878 Weilern, 2,333 einzelne«
Holen u. s. w. 215,005 Ilanpt- u. 93,803 Aebeiigebäuden. Stutt-
gart mit 27,500, Ulm mit 11,027, Keutliugen mit 8,831, Ileil-
bronn mit 6,885, Tübingen mit b,540 u. Halle mit 6,250 E. — Och-
senbausen ist jetzt keine Standesberrscbart mehr, sondern schon
vor einigen Jahren vom Fiirst Metternich an den König verkauft
worden." — Ml. Gr. Herzogllmm Baden = 279i%% QM. Die
Zahl der Einwohner ist hier nicht angegeben , sondern es wird
bloss gesagt, dass sie aus 705,850 Kath., 248,900 Luth., 69,150
Kef., 15,400 Juden, 1,300 IMennoniten n. 150 Ilerrnhuthern (also
in Summa aus 1,040,700 K.) bestehen , und in 108 St. , 36 Mfl.,
2,427 D. u. W. u. 154,710 lls. wohnen. In den Nachträgen und
Berichtigungen wird aber die Zählung vom ,T. 1820 (1,090,9108.)
mitgetheilt. Alle Populationsangaben in diesem Abschnitte sind
schon durch neuere verdrängt, und desshalb hat es Rez. unter-
lassen , Jiier die Volkszahl der vornehmsten Städte herzusetzen.
— Uey Donau-Eschiiigen wird gesagt, dass die Hauptquelle der
Donausich im Hofe des fürstlichen ScJilosses sammle; diess ist
sie zwar im Glauben des Volks; aber als die eigentlichen Quellen-
fliisse dieses Stroms miissen wohl die Brigach und Berge angesehen
werden. — VIII. Kur-Hessen. Die statistischen Angaben darf
Bez. als bereits allgemein bekamit voraussetzen. — Kassel mit
23.296, Hanau mit 9,634, Fulda mit 8,332, Marburg mit 6,588 E.
— IX. Gr. llerzogthiini Hessen., mit bekannten statistischen
Ansätzen und den Städten 3Iainz mit 2,173 Hs. u. 26,800 E.,
Darmstadt m. 1,034 Hs. u. 15,450 E., OHenbach mit 530 Hs. u.
6,584 E., Worms mit 930 Us. n. 6,236 E. u.Giessen mit 720 Hs.
u. 5,500 E. — X. Das (Dänische) Herzogthum Holstein und
Laueuburg=z 1721 QM., 416,600 E. in 17 St., 23 Mü., 611
D. u. W. u. 52.500 Hs. — XI. Das Gr. Herzogthum Luxemburg
= 108r4-^- DM., 274.600 E. in 16 St., 6Mfl., 809 D., 48,710Hs.
— Die Hauptstadt glciclieujNamens mit 9,432 E. — WX.Gr.Her-
zoglhuin Smhsen-\yeiinar'Kisenuch-=zQi^\ D-^I--. 211.000 E.
in 30-^ St., 12^ Mfl., 586 D. u. W., 166 Holen u. 39,106 Hs.—
Weimar mit 9,661 , Eisenach mit 7,634 u. Jena mit 4,840 E. —
XIII. Herzogt linni SGolka- Alienburg seit dem J. 1826 nnter
SMeiningen, Alteiihurg und Kohurg \erlheilt. — Xl\ . Herzog-
thf/ni SMeiningen z=z 4:2r-U D>I., 130,400 E. in 19^ St., 16
Mfl., 425D. u. W. u. 21.5U0lIs.niit 6— 700,000 Gulden Einkünfte.
1) Das Fürsteuthuin Mciiiingcii (aus dem l'nterlaiide, dem Ober-
laude und den Aemtern Koiuhild, Tliemar und Krauuichfeld be-
stehend) = 25t<-7' D^l-, 73,838 E. 2) Das Fürstenthum Hild-
burghausen (mit Saalleid und Kamburg) =: 17 DM., 47,109 E.
48 Geographie.
-^ Kamburg liegt nicht an der lim, sondern zu beyden Seiten
der Saale. — XV. Herzo^thim S Altenburg = 43t4^ DM.,
104,400 E. in 8 St., 2 Mfl., 458 D. u. W. u. 18,700 Us. mit
600,000 Gulden Einkünften. In derOstliälfte sind dieFliisseRoda
und Orla nicht zu suchen, sondern in der WestliäU'te. Die mäch-
tigen Braunkolilen- und Torflager des östlichen Theils, so wie
der lebhafte Verkehr mit Bauholz, Brettern, gezimmerten Häu-
sern und allerhand hölzernen Waaren, der vielen Dörfern die
Hauptnahrung giebt, hätten wohl billig Erwähnung verdient. Die
Angaben der Volks- und noch mehr der Iläuserzahl der Städte
sind ziemlich veraltet. So zählte schon im J. 1815 Altenburg
1,340 , Schmölln (wo auch die zahlreichen Gerbereyen und ''der
TßMÄewmarkt hätten angeführt werden können) 504 , Ronneburg
630, Lucka 196, Kahla 267, Orlamünde 175 Us. Auch hätten
nocli das Jagdschloss Huraelshain und das Dorf IloschVitz mit sei-
ner Porzellan-Fabrik aufgenommen werden können. — XVI. ^e/*-
zogthum SKoburg-Gotha =: 48t#§ D^., 140,800 E. in 11 St.,
lOi Mfl., 430 D. u. W. u. 26,813 lls. — Das jenseits deslMieins
erworbene Fürstenthum Lichtenberg wird hier fälschlich Birken-
feld genannt, a) Das Fiirstenthum Koburg = 9-^4^ D^., 33,835 E.
b) Das Fürstenthum Gotha =z 27| D^., 75,222 (im J. 1826 in
seinem heutigen Umfange 85,675) E. Die Hauptst. Gotha zählte
zu Ende des J. 1826 11,994 E. c) Das Fürstenthum Lichtenberg
= 11t## dm., 26,315 E. — Baumholder wird im Hofkalender
als Stadt angeführt. — WIL Herzogth. B/minsc.hiveigz=:70^^%
DM., 230,400 E. — X^III. Gr. Herzogth. MecMenburg-Schive-
rin=: 223--$% DM., 417,871 E. im J. 1825, in 41 St., 10 Mfl.,
621 D., 1,104 W. u. Höfen u. 57,075 Hs. — Rostock mit 15,308,
Schwerin mit 10,237, Wismar mit 8,352, Güstrow mit 7,680,
Parchim mit 4,536 u.Ludwigslust mit 3,372 E. — XIX. Gr. Her-
zogthum Meckle/ibi/rg-Strelilz = 36t^§ DM., 75,500 E. in
9| St., 2 Mfl., 219 D., 245 Domänen, 71 Rittergütern u. 10,805
IIs. Neu-Strelitz mit 5,280 E. — XX. Herzogthum Holstein-
Oldenburg z= 123Tg§ DM., 240,700 E. in 9 St., 10 Mfl., 815
Bauersch. u. 38,871 Hs. — In der Einleitung versichert der Hr.
Herausgeber, dass im Fürstenthum Lübeck keine Folkszählungen
statt fänden ; gleichwohl giebt er S. 263 der Hauptstadt Eutin
2,321 E. Woher liat er diese genaue Summe, die doch wohl
eine sorgfältige Zählung voraussetzt'? — Wi. Herzogth. Nassau.
= 90t^§ dm., 320,000 E. in 30 St., 27 Mfl., 807 D., 1,186
Höfen u. Mühlen u. 53,560 Hs. Die Hauptstadt Wiesbaden mit
650 Hs. u. 6,120 E. — XXII — XXIV. Die Länder der drey
Herzoge von Anhalt == 47t^^ DM., 128,100 E. — XXV und
XXVI. Die Länder der Fürsten von Schwarzburg = 36 DM.,
101,850 E. — Die Häuser- und Seelenzahl der Stadt Sonders-
hausen ist (mit 553 Hs. u. 3,400 E.) wohl zu lioch angeschlagen.
— WW\. Fürstenthum HohenzoUern-Hechingeti ■=;: Öt^§ DM.,
Gaspari's Lehrbiirh der Erdbeschreibung. 49
14,900 E. — WYIU. Fürste?ithum HohensoUern^ Sigmaringen
=^ 18^ DM., 38,000 E. Die Hauptstadt gleiches Nahmens mit
149 Hs. u. 777 E. ist wohl die kleinste Residenz der Erde. —
\XL\. Fiuslenthum JAechtenstein = 2| DM., 5,800 E. —
XXX — XXXI. Die Länder der Fürsten Jienss älterer und jün-
gerer Linie =z 27y|* DM., 78,800 E. Auch hier wird die im
J. 1824 erloschene Linie Lobenstein noch fortgeführt. Die Volks-
zahl der Stadt Gera (6,687) ist für das J. 1826 wohl zu niedrig.
— XXXI I. Fürstenthum Lippe- Detmold. — XXXIiL Fürsten-
ilium Schaitmbnrg-Lippe. — XXXIV. Fürstenthum IFaldeck
z= 21f DM., 51,877 E. — XXXV. Landgrafschaft Hessen-
JIombnrsz=7-%^ DM., 19,053 E. in 3 St., 57 D. u. W. u. 3,250 Hs.
— XXXVI. Die freije Stadt Fr ankfurth amMayn z=z 4t^| DM.,
52.200 E. — XXXVII. Die freye Stadt Lübeck z= 51 DM.,
40,700 E. — XXXVIII. Die freye Stadt Bremen = 3-^^ QM.,
48.500 E. — XXXIX. Die freye Stadt Hamhiirg = 7 ri%\J^U
128.078 E., wovon 106,920 auf die Stadt selbst kommen. — Das
Kaiserthiim Oesterreich{S. 282 — 310). Lage: zwisch. 26° 13' 30''
und 44° 10' 15" L., und zwischen 42° 15 und 51° 2' 59" n. B.
Areal =: 12.266 DM. Unter den Hauptfliissen fehlt die Elbe.
Bc^ölkcnlng = 29,700,000 K. — Galizien =z 1,526t^§ DM-,
3,893.445 E. im J. 1820. — Dass Galizien die Quellen des Pruth
und des Sereth umschliesst, isf nicht erwähnt; doch werden diese
Flüsse weiter unten bey der Bukowina genannt. Lemberg hat
41,993, Brody aber nur 16,511 und Jaros^law nur 6,975 E. Nächst
Brody ist Drohobicz mit 7,200 E. die volkreichste Stadt. — Die zu
Deutschland geschlagenen Heri-schaften Auschwitz und Zator ent-
halten 87-5-^4 DM., 335,187 E. — Czernowitz hat nicht 520,
sondern 820 Hs. — Die Ungarischen Erbstaaten =: 6,265t-|§
DM. — Audi die Drave hätte das Prädikat schiffbar verdient. —
Eiiiwohnerzahll 1,860,000. — a) /7/2(?a/« an sich = 4,229t4o
DM. , 8.853,000 E. — Unter den grössern Städten zeichnen
sich nur folgende durch neue Angaben aus: Theresienstadt mit
3.671 Hs. u. 28,310 E., Schemnitz mit 1,692 Hs. u. 20,241 E.,
Somhor mit 18,110 E., Neusatz mit 2,367 Hs. u. 16-663 E., Gran
mit 10,720 E., Baal) mit 1,547 Hs. u. 13,720 E., Oedenburg mit
11,827, Komorn mit 11,500 u. Agram mit 17,266 E.; und unter
den Marktflecken: Keczkemet mit 34,939, Bekes mit 14,733,
Gytila mit 11,080, Szarwas mit 13,600, Vasarhely mit 15,141,
Versetz mit 16,200 u. Mako mit 9,170 E. Das grösste Dorf der
Monarchie (.'saba hat jetzt 17,850 E. — b) Siebenbürgen =r 865t4^
DM., 1.625.900 E. — Unter den Flüssen fehlt der Koros und
derS/.amos. — c) Dalmatien=z 274vöb DM., 319,500 E. —
Zara hat nur 4,856, Spalatro nur 6,739, Uagusa aber 12.000 E.
d) Militär grätize =: 863t-o-§ DM., 966,000 E. — Pauczowa
hat 8-962, Semlin aber nur 8,3 1 3 E. — Die Italienische// J'Jrb-
staaten - 853t§^D"^Im 4,175,800 E. Unter tien Küstenllüssen
Jiihrt,.). Pl,il. u. l'atlas. Jahrg. II. lieft 9. ^
so Geographie.
fehlen der Baccliiglione und die Livenza. Die Etscli möclite aber
llez. nicht gerade einen grossen Strom nennen. Mailand mit
4,757 Hs. (soll wohlheissen 14,757*?) u. 1 29,037 E., Brescia mit
3,438 ILs. u. 31,051 E., Cremona mit 25,823 E., 3Iant»a mit
2,651 Hs. u. 24,778 E., Bergamo mit 2,500 Hs.u. 23,704 E., Pa-
via mit 1,760 Hs. u. 21,299 E., Lodi mit 1,400 Hs. n. 17,812 E.,
Como mit 7,399 E. (doch wohl ohne die Vorstädte, die allein
7,660 E. zählen'?), Crema mit 8,026 u. Sondrio mit 3,282 E. —
Bey Venedig mit 109,779 E. hätte bemerkt werden sollen, dass
bey dieser Zahl Militär, Geistlichkeit und Fremde nicht inbegrif-
fen sind. Verona mit 8,980 Hs. n. 60,357 E., Padua mit 6,000
Hs. u. 46,609 E., Vicenza mit 4,000 Hs. u. 30,023 E., Chioggia
mit 20,621, Udine mit 17,082, Treviso mit 14,191, Adria mit
9,628, Bassano mit 9,549, Belluno mit 7,655 u.Rovigo mit 6,954 E.
— Die Preussische Monarchie (von S. 310— 3» 8) = 5,028 rgi
DM., 11,370,000 E., wor. 4,030,000 Kath. u. 128,000 Juden,
a) Ost^Preussen =z 702t|-§ DM., 1,069,393 E. Königsberg
mit 63,869, Tilsit mit 11,668, iMemel mit 8,364, Brannsberg mit
6,191 u. Gurabinnen mit 5,635 E. — b) }Vest-Preiissenz=i^ßOx%i
CJM., 675,257 E. — Danzig mit 53,818, Elbing mit 19,469,
Thorn m. 10,460, Graudenz mit 8,379 u. Marienwerder m. 4,929 E.
— c) Posen == 538tI# DM., 932,587 E. — Posen mit 1,152
Hs.u. 24,598 E., Rawitsch mit 7,725, Bromberg mit 7,554, Lissa
mit 7,690 u. Fraustadt mit 5,790 E. — Schweiz (von S. 3 18— 335)
=r 696t|| dm., 1,855,300 E. — Hier erhält der M. Rosa eine
Höhe von 1 4,580 Fuss. — Die Aar soll tmx Linken ausser der
Senn noch die ans dem mit dem Neuenburger- durch die Zißl
vereinigten Bieler-See kommende grössere J£m7nat miinehmen ('?).
Aber, wie Rez. nicht anders weiss, stiirzt zwar allerdings die
Ziel, nach ihi'em Austritt aus dem Bieler-See, und zwar ober-
halb Büren, sich in die Aar, aber die grössere so wie die klei-
nere Emmat fallen der Aar von der Rechten her zu. Die grö-
ssere bewässert ja das beriihmte Thal dieses JN'ahmens im Kanton
Bern, und die kleinere iliesst im Kanton Luzern. Wohnplätze:
92St., 102Mfl., 1,730 Gemeinden, 7,400 D. u. W.u. 366,500 Hs.
— Genf mit 24,600, Basel mit 16,215, B£rn mit 17,552, Ziirich
mit 10,313, Lausanne mit 10,200, St. Gallen mit 9,090, Freyburg
mit 6,461, Schafliausen mit 7,000 u. Luzern mit 6,055 E. — Der
Marktllecken Einsiedeln im Kanton Scliwyz soll 5,150 E. zählen,
ist aber wohl ein Druckfehler; dagegen hat Altdorf, der Hauptort
vonüri, nur 1,623 E. — Sursee im Kanton Luzern soll von 3,612,
und Thun im Kanton Bern von 3,685 Menschen bewolint werden;
aber wahrscheinlich walten hier auch Druckfehler ob. — Italien
(von S. 335 — 373). Flächenranm mit den Inseln, aber ohne Malta
=: 5,797 tVj5 DM- Von den Nebenüi'issen des Po wird lücr, son-
derbarer Weise, weiter keiner als der Ticino, ja nicht einmal der
'l'anaro angeführt. — Einwohner: 20,253,400. L Sardinien.
Gaspar'fd Lehrbuch der Erdbeschreibung. 51
Areal=l,339T44DM., 4476,200 E. Die Insel Sardinien enthält
nur 391t*§ D^^- «• 546,000 E. — Die Provinz Aosta wird hier,
Kcz. weiss nicht aus weicher Ursache, zum IlerzosftJiHm Savoyeu
i^ezogen. — Das Fiirstenthum Picniont mit Montferrat und iVIai-
land ist noch auf die alte Art in 21 kleine Provinzen abj^etlieilt.
Die hey den Städten desselben zu Grunde liegenden Bevölkeruncrs-
anjraben sind vom J. 181 6. — Das Hcrzogthum Genua zählt
617,700 E. in 19 St., 25 3Ifl., 700 D., 200 W., und wird hier in
6 Intendanzen (Genua, Chiavari, Surzana, Novi, Savona und
Finale) abgetheilt. — II. Das Herzogt hum Parma. — III. J)as
I/erzogthi/m Modena mit Massa-Carrara. Vorzüglichste Städte:
JModena mit 19,583, Reggio mit 14,069, Massa mit 9,826, Car-
rara mit 8,443, Mirandoia mit 8,180 u. Correggio mit 7,989 E.—
IV. Das Herzogthuju Lucca. — V. Das Grossherzogthum To-
scana. Hier sind ebenfalls keine neuern Angaben auszulieben. Der
Schutzstaat Piombino enthält 6t^# D^. u. 13,900 E. Die Haupt-
stadt gleiches Nahmens zählt nur 1,151 E. — W. Republik S. Ma-
rino. — VII. Der Kirchenstaat. Auch hier wird der Leser meist
auf lauter bekannte statistische Angaben stossen; doch ist hier
dcrFfdchenraum der einzelnen Delegazionen angegeben, wasRez.
nocli nirgends gefunden liat. — Viterbo hat 12,588, Rieti 9,271,
Frosinone 6,014, aber Velletri nur 9,744, Tivoli nur 5,384, Fra-
scati nur 4,203 u.Terracina nur 4,073 E. — Perugia zählt mit sei-
nen nächsten Umgebungen 68,511, Foligno 1 5,022 ". Orvieto 7,882,
aber Citta vecchia nur 7,1 1 1 E. Andere Städte, wo abweichende,
meist weit höhere, Populationsangaben beygesetzt worden, sind
folgende: Bologna mit 63,420, Ancona mit 29,792, Ravenna mit
23,938, Fermo mit 19,678, Rimini mit 1 7,468, Faenza mit 18,332,
Forli mit 15,520, Macerata mit 15,087, Fano mit 14,673, Cesina
mit 14,672, Pesaro mit 13,586, Osimo mit 11,728, Urbino mit
11,582, Loreto mit 7,698, Fabriano mit 7,224 u. Caraerino mit
7,549 E, — Die volkreichen Orte Lugo mit 14,054, u. Bagnaca-
vallo mit 10,669 E. sind hier nur als Marktflecken verzeichnet. —
Ponte Corvo ist hier zur Delegazion Frosinone geschlagen. —
\lll. Königreich bei/der Sizilien. Audi hier fehlen die neuesten
Angaben. Von derim.1. 1820 ausgebroclienen und von Oestcrreich
unterdrückten Revoluzion wird kein Wort gesagt. — Nur bey de«
Hau|)tstädtcn der Provinzen und Distrikte und einigen andern Or-
ten bemerkt man neuere Volkszählungen. So hat liier ('apua 8,019,
Salerno 10.650, Avellino 13,467, Ariano 11,780, Campobasso
7,661, Af|uila 7,525 {'i im J. 1792 hatte ^ie ja 1;5,615), Teramo
9,238, Chieti 12.GG0, Lanciano 12,576, Fogiria 20,687, S.Severo
16,640, Bari 18,937, Altamnra 10,784 (früher 15-893), Lecce
14,086, Taranto 14,11 f, Potenza 8,800, Matera 11,158, Cosenza
7,989 (aber mit 366 Casellis 45.265), Catanzaro 11,464 u. Reg-
gio 7,205 E. Civita ducale hat hier nur 1,732 E. Diess lässt auch
eiiieu Druckfehler vcrinulhen , weil der Ort im J. 1792 8,747 E,
SA Geographie.
zählte. — Die Insel Sizilien kommt hier in Ansehung ihres Flä-
chenraumes, wie in Hassel 's genealog. staust. Taschenbuche,
um fast 100 QM. zu kurz. Denn statt der gewöhnliclien Angabe
von 587 hat sie nur 495t§§ D^. erhalten. Uebrigens wird sie
nach ihren 7 Intendanzen beschrieben, bey welchen aucli Flächen-
gehalt und Volksmenge angegeben ist. Die grössern Städte er-
Ireuen sich in Ansehung ihrer Seelenzahl neuerer Angaben , als :
Palermo 160,051, Catania, 45,081, Messina 44,653 , Trapani
24,330, Marsala 20,559 , Modica 19,702, Caltagirone 19,609,
Itagusa 16,616, Canacotti 16,455, Calatanisetta 15,627, Accreale
14,994, Girgenti 14,882, Castel-Vetrano 14,782, Termini 14,156,
llandozzo 14,000, Siragossa 13,851, Masculi 13,705, Alcamo
13,000, Montreale 12,726, Corleone 12,537, Lipari 12,483, Sa-
lemi 12,258 u. Nicosia 12,064 E. u. s. w. — Das lionigreich
Frankreich^ ( S. 373 — 419 ). Auch hier wird von den ausgedehn-
ten Landes zwischen der Gironde und dem Adour, so wie von den
andern Heidestrecken der Bretagne , von den Moorstrichen der
Vendee, vom Kreideboden der Champagne kein Woi't erwähnt.
Von den Handelsplätzen des Innern fehlen noch Orleans und Tou-
louse. — Die Zählung, welche Paris 717,222 E. giebt, ist nicht
vom J. 1807, sondern vom J. 1820. — Auch hier sind bey der
Einwolmerzahl ältere (und zwar häufig noch von den Jahren 1802
und 1806) und neuei-e Zählungen bunt unter einander gemischt.
Dabey haben die neuern Angaben das Eigene, dassnach ihnen, ob-
schon die Bevölkei'ung in Frankreich, wie allerwärts, in slätem Stei-
gen begriffen ist, doch ^iele Orte geringere Summen aufzuweisen
liaben, als im .1. 1802. So liat nun Brest 24,180, Dieppc 18,248,
Castres 12,327, Chalons s. Saöne 8,798, Ma9on 10,438, Moissac
6,946, Tülle 6,051, S. Brieux 6,251 E. Unter den Städten, bey
welchen dagegen die Bevölkerung bedeutend angewachsen ist,
hebt Rez. folgende aus : Toulon mit 29,763, Diinkirchen mit 26,254,
Boulognp mit 16,607, Aix mit 26,900, Issoudun mit 13,840, Lu-
neville mit 12,691, S. Malo mit 11,600, Narbonne mit 10,302,
Morlaix mit 10,390, Sens mit 10,957, Beaune mit 10,224, Vitre
mit 10,050, Miihlhausen mit 9,358, Brignoles mit 9,063, Calais
mit 8,531 u. Cettemit 8,1 84 E. — Uebrigens möchten die statisti-
schen Angaben über Frankreich schon zu allgemein bekannt seyn,
als dass Kez. etwas davon mittheilen dürfte. Die Volkslisten über
die einzelnen Departements sind, wie gewöhnlich, von verschie-
denen Jahren. Die Bevölkerung hat sich in einigen Departements,
z. B. in dem der Aube, der Marne, der Nißvre u. s. w. bedeutend
vermindert. — Das Königreick Spanien ( S. 419 — 447). Hier
ist der Flächenraum nur zn 8,44üf QM. angenommen. Dass die
Gebirge des Innern, mit Ausnahme des Kantabrischen, uachBory
de S. Vincent, nicht mit den Pyrenäen unmittelbar zusammenhän-
ffen, sondern durch weite Hochebenen von denselben geschieden
werden, koimte hier noch nicht berücksichtigt werden. Bevöl-
Gaspari's Lehrbuch der Erdbeschreibung;. 53
kcrun^im J. 1820: 11,411,924 K., iii 144Cmdadcn, 4,351 Villas
u. 12,594 Dörieni. Die dcrBesclireibuiifl: zu Grunde lieijendeKiu-
tlieihui^ ist natürlich die ältere. Die Topographie ist von den
Griinzproviuzeu viel vollsländiirer als von denen des Innern. Bey
den meisten Orten ist auch die Zahl der Einwohner ani^egchen,
jedoch meist nach blossen Schätziiniren und häufig nach Fischer.
Hin und wieder scheint diese zu hocli angeschlagen worden zu
Rcyn , z. B, bey Kens mit 30,000 , bey Xeres de la Frontera mit
20,000, hey Ocanna und Logrono jedes zu 12,000, bey Alraadeu
mit 10,000 E. u. s. w. Auf der ahdern Seite scheinen aber aucli
diese Angaben lün und wieder zu niedrig zu seyn, wie z. B. bey
Almeria wit 7,200, Vitoria mit 6,500, Zafra mit 6,000, Tcruel
niito,500, Chinchille mit4,624, Meridamit 4,300, Avilamit4,200,
Soria mit 4,000, S. Lucar JMayor mit 3,000, S. Lucar deGuadiana
mit 2,800, Aranjuez mit 2,593 E. u. s. w. — Bas Königreich
Portugal (S. 447 — 456). Hier iieisst es richtiger, als im er-
sten Cursus : „Portugal hat einen irovheiieii^ bergigen , steinigen
Boden, der jedoch, avo Wasser sich findet, ungemein fruchtbar
ist;*-"- noch hätte liinzu gesetzt werden sollen: und wo kiinstliche
Bewässerung angewendet wird. — Dass die Serras de Caldeirao
und IVJonchique, nach Bory de S. Vincent, nicht als die Fort-
setzung der Sierra Morena, sondern als ein für sich bestehendes
Gebirgssystem anzusehen sind, davon konnte natürlicli hier noch
kein Gebrauch gemaclit werden. — Neu wird es gewiss manchem
Leser seyn , dass die Zugvögel Portugal nicht berühren. — Die
Zahl der Einwohner soll (auf einem Flächenraum von 1,722t§§
□ M.) nach der Zählung vom J. 1820 nur 3,144,178 K. betragen
liaben, wovon auf Estremadura 631,311, auf Alem-Tejo 266,009,
auf Beira 922,438, auf Minho 743,662, auf Trazos Montes
280.208 und auf Algarve 120,322 kommen. Doch will es Kez.be-
dJMiken, als wenn hierbey, wenigstens bey Alem-Tejo und Minlio,
einige Irrungen oder Druckfehler obwalten möchten. Denn nach
dieser Angabe würde Alem-Tejo mit 483T§g (491|) D^^^-i ^^ wo-
nach kaum 550 Seelen auf 1 nM. kommen, wenig meiir als eine
>\ üste seyn. — Wie sehr die hier aufgenommenen Angaben der
Einwohnerzalil der vornelimsten Städte von den bisher im Gange
gewesenen abweichen, werden folgende Beyspiele beweisen: Lis-
sabon mit 239.872, Porto mit 70.000, C'oimbra mit 15,220, Se-
tuval mit 14-826, Braga mit 14,428, Ovar mit 10,370, Elvas
mit 9,949, Vizeu mit 9,260, Evora mit 9,052, Lamego mit 8,877,
Ta\ira mit 8,603, Faro mit 8.440, Loule mit 8.210, Viamui mit
8,010, Santarem mit 7,835, ilhavo mit 7,335 , Lugos mit 6,793,
('oxilhao mit 6,350, Portalegre mit 6,138, Figueira da Foz mit
6,407, Guimeraens mit 6,088 u. Brairanza mit 3,672 ^). — Ganz
Portugal zählte ülnigens im .1. 1820 nur 873 Elemenlarscliulen,
die von .31.280 Schülern besucht wurden. — Das liriltische Iteirh
(S. 456 — 515). Es umfasstia allen 5 Erdthcilen lö2,525Tb§GM.,
^ Geographie.
136,540,000 E., wov. auf die Europäischen Länder 5,554tVö ^M.
u. 21,396,000 Menschen kommen. Das baare Geld in den 3 Kö-
nigreichen wird nur auf etwa 60, die umlaufende Zettehnasse
dagegen auf 540 Mill. Guhlen geschätzt. England = 2,768-r5^
DM., 1 2:387,788 E. (im J. 1821). — Die Ausdehnung Londons
wird hier noch immer so, wie zu Ende des vorigen Jahrh., nähm-
lich die Länge zu I5 und die Breite zu 4 geogr. 3Ieile angegeben.
Fiiglich hätte auch der Flächenraum dieser Ungeheuern Stadt
(l| gegr. n^^I- oder 7,000 Acres) bemerkt werden können. Eben
so aucli die Zahl der Plätze, Strassen, Kirchen luid Kapellen,
der Hospitäler, der Tavernen , Aubergen, Kaffeehäuser, öffent-
lichen Schenken, die Zahl der Kaufleute und Krämer, derMode-
händlcr u. s. w. London zählte im J. 1821 1,225,694 E. Hier
aber wird die Volksmenge ohne Bezeichnung des Jahres zu
1,274,600 angenommen. Auch wird nicht gesagt, ob die grossen,
zum Theil mit der Metropole zusammenhängenden, hier aber be-
sonders beschriebenen Dörfer Chelsea (18,262 E.), Hackney
(16,771 E.), Hampstead (5,482 E.), Hamptoncöurt (2,754 E.),
Jölington (15,065 E.), Kensington (10,880 E.), Pancras (46,838
E.) u. Stepney (35,199 E.) in Hinsicht ihrer Bevölkerung unter je-
ner Ungeheuern Summe mit begriffen sind oder nicht. — Ilar-
wich hat hier nur 3,732 E., was anf jeden Fall ein Drnckfeliler
seyn muss, da der Ort schon im J. 1811 17,980 E. in sich fasste.
— Lancas-Shire ist die bevölkertste ProAinz Englands. Denn sie
zählte im J. 1821 auf 86t5^ DM. nicht weniger sls 1,010,600
Köpfe. Die darin liegende Stadt Ashton an der Line wird hier nur
ein grosses Kirchspiel genannt. — In York-Shire befasst North-
riding auf 99t#4 ÜM. nur 183,694 E., Eustriding dagegen auf
59tI§ dm. 190,709 E., und Westriding gar auf 124~§ DM.,
800,848 E., weil der letztere Distrikt unter die eigentlichen Fa-
brikgegenden gehör|;. — Auch hier liegt bey der Angabe der Ein-
wohnerzahl der aufgenommenen Orte nicht immer die neueste
Zählung vom J. 1821 zu Grunde; ja selbst bey mehrern grossen
Städten, wie z. B. bey Bristol, 31anchester, Liverpool, Plymouth,
Portsmouth, Norwich, Sheffield , Nottingham u. s. w., ist die von
1811 beybehalten worden. Unter den Städten, in welchen die
Bevölkerung seit 1811 besonders stark zugenommen hat, liebt
llez. zur Vergleichnng einige der vornehmsten aus; Hüll- (39,480
E.), Batli (38,439 E.), Newcastle (35,711 E.), York (35,541 E.,
wenn diess nicht etwa ein Druckfehler ist, da York im .1. 1811
erst 16,145 Seelen zählte), Sunderland (25,180 E.), Stockport
(22,771 E.), Preston (21,958 E.), Dudley (18,925 E.), Wool-
wich (17,000 E.), Whitebavcu (16,522 E.), Muiclesfield (12,299
E.),Briffhton(l2,012E.),>Vallsall(l 1,1 89E.), Halifax (11,090 E.),
Wakefield (10,764 E.), Whilty (10,275 E.), Bilston (9,648 E.),
Taunton (8,539 E.), Wellington in Sbropsh. (8,390 E.), Cheeten-
liam (8,325 E.), Boston (8,113E.), Winchester (6,705 E.), Durt-
Gafpiirrfl Lolirbiu-h der E-nlbcschreibung. 55
moulh (3,595 E.) U.S.W. — IJey einigen Orten soll sich die Seelen-
zahl ^crnlill(lel•t Jiabcii, z. B. bcy Benvick, Gosport u. s. w. Dass
aber hier Birniiiiiiham statt 106,722, nur 85,758, nnd Leeds statt
83,796, mir 35,950 E. erhalten haben, kann wohl nichts weiter
als Druckfehler seyn, da crstere Stadt im J. 1811 bereits 87,753
lind letztere 62^354 E. zählte. — In der Topographie wird der
Leser viele Aolkreiche Fabrikörter finden, die er in den Wörter-
büchern von Hassel, Stein u. s. w. vergeblich suchen möchte,
z. B. Sedgeley mit 13,937, Westbroniwik mit 7,485, Belper mit
5,778, Chorley mit 5,282, Madeley mit 5,076 E. u. s. w. — Im
Fiirstcnthnm Wales, das im J. 1821 717,108 E. zählte, sind Caer-
marthen mit 7,275, Sisansea mit 8,196 «. Ilolyvvell mit 6,394 E.
die bedeutendsten Orte.— Die Scilly-Inseln enthalten 13tI§ DM.,
2,614 E. ; die INormannischen Inseln (von welchen nur der Flächen-
raum der 2 grössern angegeben ist) 48,427 E. und Jie Insel Man
10T4§nM., 40,084 K. — Schottland (hier Scotland genannt)
= 1,461 T^S a M. (J, 1 82 1 ) 2,092,0 1 4 E. in 6 Cities, 59 Boroughs,
78 MIL, 893 Klrchsp. u. 574,762 Hs. — Die Schottischen Meer-
busen werden hier statt FIrth, durchgängig Frith gcnaimt. —
Da hier bey Aberdcen die 2 nahen, aber doch ~ Meile von einan-
der entfernt liegenden Orte Alt- und Neu-Aberdeen zusammen
beschrieben werden, so hätte doch wenigstens bemerkt werden
sollen, dass nur das letztere an der31ündung derDee, daserstere
aber an der Mündung des Don liege. Beyde Orte haben hier
21,639 E. — Bey der Grafschaft Sutherland hätte als eine in ih-
rer Art einzige Merkwürdigkeit erwähnt werden sollen , dass die
Besitzerin vor einigen Jahren das Innere in eine ungelieuere Schaf-
trift verwandelt und die Einwohner längs der Küste angesiedelt
habe. Die Angaben der Einwohnerzahl sind bey den Grafschaften
durchgängig vom J. 1811, und bey den Ortschaften häufig selbst
noch vom J. 1801, also zu sehr veraltet, als dass sie noch gro-
ssen Werth haben könnten. Denn Glasgow, das im J. 1821
147,043 Bewohner zählte, hat hier noch 100,740. — Ireland
= 1,315t4§ uM. (J. 1821) 6.846,949 E. (vor. 500,000 Eng-
länder und 480 Deutsche) in 23 Cities, 17 neuen Boroughs, 86 Mfl.,
2.389 Kirchsp. u. 821,425 Hs. Die Katholiken haben hier zwar
26 Erz- und Bisthümer, 58 Klöster, 896 Kirchen und 1,501 Prie-
ster, aber nur 550 Schulen. — Bey den Grafschaften ist zwar
der Flächengebalt, al)er nur selten die Volkszahl angegeben.
Diese Angaben sind au<:h in der Kegel schon ziemlich veraltet.
Denn Dublin, das hn J. 1821 von 227,335 Menschen bewohnt
wurde, hat liier erst 196,783 E. , und Cork hat statt 106,335
nur erst 64.394 E. — Ueberliaupt ist nur 55 Orten ihre Volks-
menge, und auch häutig nur in riniden Zahlen beygesefzt worden.
— Helgoland hat 2,200, Gibraltar 12,000, Malta 96,300 und die
Ionischen Inseln 227,050 E. — MederUimle (S. 516—533).
Die statistischen Angaben bieten niclits IVeucs dar. Waldige Berge
56 Geographie.
^iebt es nicht allein in der Provinz Luxemburg, sondern ancli in
IS'amiir und Lütticli, und zum Tlieil auch in Ilennegau. Die Rei-
henfolge, in welcher die Provinzen beschrieben werden, willRez.
nicht ganz geiallen. Zweckmässiger möchte es gewesen seyn,
wenn das Reich zuvörderst in den nördlichen und in den südli-
chen Theil unterschieden und beyde nach ihren Provinzen be-
schrieben worden wären. — Bey der Provinz Seeland hätte auch
den einzelnen Inseln Flächenraum und Seelenzahl beygegeben
werden können. — Die Städte Oldensaal mit 4,964 u. Ootniarsum
mit 4,397 E. in Over-Yssel scheinen zu reichlich begabt worden
zu seyn, da frühere Zählungen diesen Angaben zu sehr wider-
sprechen. — Dänemark (S. 533—545) = 2,470| D M., 1 ,907,800
Einw. — Bey der Insel Laaland fehlt sowohl Areal als Volkszahl.
• — Bey Nyckiöbing in Jiitland hätte die Lage auf der Insel iMors
bemerkt werden sollen, zumahl da diese Insel gleich nach dieser
Stadt, jedoch ohne Verbindung mit ihr, abgehandelt wird. —
Die Bevölkerung der Stadt Wiborg zu 4,100 Seelen ist wohl zu
hoch angenommen. — Tönningen in Schleswig soll jezt 4,500 E.
enthalten. — Schivedisches Reich (S. 546 — 568). Schweden.
Areal nach den neuesten Vermessungen nur7,935T4o □'^'•i Volks-
zahl 2-634,600 Seelen. — Neuere statistische Angaben hat Rez.
hier nicht gefunden, ausser bey Stockholm mit 65,474 u. Gölha-
Ao/-^mit21,058E. — Norwegen = 5,798-g§OM-, 957,400 E.
Das Land wird nach seiner Eintheilung in 3 grosse Landschaften,
Söndenfields (2,098-5§ D M., 513,1 17 E.), Nordenfields (l,63lT^g
DM., 299,999 E.) und Nordlande (2,068T^-g G M., 68,354 E.),
in 5 Stiftsämter, 16 Aemter und 2 Grafschalten beschrieben.
Den Aemtern ist auch Flächenraum und Volkszahl beygesetzt. — •
Frey Staat Krakau (S. 568) = 23jnM., 1 07,934 ^E. in 4 St.
und 77 Dörfern. — Russkmd (S. 569—598) =367,494 DM.,
59,263,700 E., wovon 51,678,000 dem Slavischen, 421,500 dem
Germanischen, 2,901,700 dem Finnischen, 926,500 dem Kauka-
sischen, 2,168,620 dem Tatarischen, 206,500 dem 3Iongolischen,
50,000 dem Mandschurischen, 57,000 dem Samojedischen, 80,700
dem Eskimo'schen, 9,500 dem Kamtschadalischen , 20,000 dem
Amerikanischen Volksstamme, 742,800 Individuen den eingewan-
derten Nationen angehören. Hierunter sind also auch die Juden
begriffen, deren Anzahl aber (453,500) hier nicht angegeben ist.
Von den Gebirgen wird bloss der Ural nahmhaft gemacht. Gleich-
wohl hätte das Alaunische Gebirge wenn auch nicht wegen seiner
Höhe, doch als Wasserscheide erwähnt werden sollen. — Das
Europäische Russland enthielt 72,861} DM., 44,118,600 E. im
J. 1823, in 1,607 St., 823 Sloboden und Festungen, und etwa
167,000 Dörfern und Weilern. — Das eigentliche Russlajid ist
in 5 Hauptabschnitte (Ostsee -Provinz, Gross- Russland, Klein-
Kussland, Süd-Russland und West-Russland) zerlegt, doch wer-
den dabey die Gouvernements mit fortlaufenden Nummern be-
Gaspari'ä Lclirbiich der Erdbeschreibung^. 57
schrieben. Das Land der Kosaken vom Schwarzen Meer ist hier
als ein Bestandlheil des Gouv. Taurien behandelt. — DerFlächen-
gchalt der einzehien Provinzen weicht hin und wieder von den ge-
woluiliclien Angaben ab. So hat hier Esthiand statt 487, nur
329-j.^l nM. — Die Kinwohnerzalil der einzelnen Provinzen
fichcint liäufis: zu Iioch aii!reschla>ren worden zu seyn. So Iiat hier
das Gouv. Finnland, welches nach öffentlichen Blättern im J. 1822
erst 1,177,000 Menschen zählte, schon deren 1,378,500 erhalten.
— Die Einwohnerzahl der Städte ist theils in runden Summen
nach oberflächlichen Sclfätzungen, theils nacli altern Zählungen
in ausgeschriebenen Zahlen beygesetzt. Mehrere dieser Angaben
scheinen zu lioch zu seyn, z. ß. bey Kronstadt mit 30,000, bey
lleval und Torsdiok jedes mit 15,0(^0, bey Toropez und Wiäsma
jedes mit 12,000; bey Berdyczow mit 10,000, bey Ilelsingtbrs
(ohne Sweaborg) mit 8,000 E. u. s. w. Ob Kiew wirklich 40,000
Bewohnerin sich lasse, ist noch niclit ausgemacht. Neuere, ilim
noch unbekannte Ansätze hat Ilez. nur bey Archangel mit J,90'3Hs.
n. 15,098 E., bey Nachitschewan mit 12,108 E., bey Taganrok
mit 1,500 Hs. u. 9,000 E. u. bey Dorpat mit 762 IIs. u. 8,437 E.
gefunden. Siiuleropol ist, jedoch nur durch einen Druckfehler,
mit 20.000 E. begabt worden. — /'oWew :=:2,293| DM., 3,541,900
E. in 482 St. , 22,694 D. u. 824,730 Hs. Der Adel macht mehr
als 60,000 Familien aus. Die Bevölkerung der Woywodschaften
ist nur in runden Summen angegeben. Die Häuser- und Einwoh-
nerzahl mehrerer Städte ist von den bisherigen Angaben sehr ab-
weichend. So hat hier Lublin (statt 876 Hs. u. 7,100 E.) 1,829 Hs.
«. 10.300 E., Zamosk (st. 6,600) 3,500 E., Sandomir (st. 6,000)
2,7ÜüE., Kielce (st. 2,400) 5,000 E., Plock (st. 445 H.u. 3,000 E.)
800 Hs. u. 6,000 E. u.Suwalky (st. 1,200) 3,000 E. — Da, wo man
nicht bloss runde Zahlen findet, beruhen die Angaben auf altern
Zählungen. — Das Osmaiiische Reich (S. 598—620) = 43,654
U'^U 24,540,000 E. — Das Os man. Europa = 9,609^^^ D^.,
9,476.,0U0E., wor. 2.350,000 Osmanen. Dieser Thcil wird in die
unmittelbaren P^o^inzen und in die Schutzstaaten unterschicdeii j
erstere werden nun wieder in die beyden Hauptstädte und5Ejale g
(Bcglerbes:liks) uud diese wieder in 39 Sandschaks abgelheilt.
Bey allen diesen Ablheiluuf^en ibt der FiächeugehaU, und zwar
nicht bloss m runden Zahlen, sondern selbst mit /////s/zse/sj^/«^
der Brüche beygegeben worden. Lässt diess nicht eine genaue
jLandes\ermes8ung voraussetzen 'i W er darf aber in einem so zer-
rütteten Staate eine solche Maassregel fiir möglich halten'? Diese
Berechnung kann also nur vermittelst der Landcharteu gemaclut
worden seyn. Ist aber das Innere des Reichs bereits so genau er-
forscht, dass man auf deren itichtigkeit bauen könne'? — üeber-
haupt setzt Bez., oüVn gestanden, grosses Misstrauen in die schon
vor langer Zeit von dein Osmanen Hadischi Chalfa angenommene,
und zuerst vom Hrn. v. Hauimer bekannt gemachte und empfoU-
4*
S^ Geopjrnplilr.
leiie Killilleilllng^inrt der Eiiropäisclien Türkey in Sandschaks, und
um 80 mehr, da die firäiizen der ciiizeliu'ii l)is(rikle ■vom ireiiaim-
teii Challa keinesweges genau bezeiclinet wordc» sind , auch zu-
gegebea werden muss , dass bey mehrorn dieser Sandsefiaks die
Orte bunt unter einander gemisdit sind, ja dass das lialkan-Ge-
birge nicht einniahl überall die Gränzsclieide zwisclien den einzel-
neu Distrikten mache. Und >ver steht dafür, dass diese veraltete
Kintheiiung noch jetzt überall, ohne bedeutende Abänderungen,
in Kraft geblieben sey *? Man erinnere sicii lu'erbey nur an das
ausgedehnte Gouvernement des berüchtigten Pascha's AU von Ja-
nina. Darum hält es llez. für zweckmässiger, wenn in Lehr-
bücliern die ältere Eintlieilungsform beybelialten , und das Land
nach seinen vormahligen Provinzen, Thrakien, Makedonien, Grie-
chenland, Albanien, Bosnien, Servien und Bulgarien abgehandelt
>vird. Wenigstens sollten bey der neuern Eintheilungsart bey je-
dem Sandschak dessen Bestandtheile nach den alten Landschaften
eingeschaltet werden. — Konstantinopel hat hier 597,600, Adria-
nopel aber nur 100,000 E. — Die 5 Ejalets sind: 1) lluinili
= 4,7767%% DM., 4,863,000 E. in 22 San<lschaks, deren jedem
ein Pascha von zwey llossschweilen vorstehen soll. 2) Bosna
= 1,062t%^ dm., 560,000 E. in 6 Sandschaks. 3) Morah
= 402/0% DM-, 790,000 E. in 2 Sandschaks. 4) Dschesair
oder die Inseln (Gouvernement des Kapudan Pascha) :z= J,475T5t)
PM., 1,620,700 E. in 6 Sandschaks, und 5) Kirid (Kandia)
= 188/ö% QM. , 270-000 E. in 3 Sandschaks. — Die 2 Schutz-
staaten VVallachey und Moldau enthalten zusammen 2,1007%% CUM.,
1,400,000 E. — Die den Städten hin und wieder beygeiugte Ein-
wohnerzahl weicht oft von den gewöhnlichen Angaben ab. Da
aber diese sowohl als jene nur auf oberflächüclien Schätzungen
berulien, so ist leicht möglich, dass diese der Waljrheit näher
kommen , als jene.
2fe ^'Ibtheilujig^ welche die übrigen Erdtheile urafasst. —
Asien (S. 2 — 149). Der Flächengehalt wird liier nur zu 755,113
OM. angenommen. — Der breite und hohe Landrücken im Innern
erstreckt sich nicht bloss bis zum Baikal-See, sondern durch die
ganze Mongoley bis tief in dicManschurey liinein. — Als die vor-
nehmsten inländischen Ilandelsörter werden nur Ilaleb, Bucliara,
Irkirzk und Orenburg bezeichnet. Eben so gut hätten aber auch
nocliPekin, Benarcs, Dellii, Tauris, Bagdad, Damask, Bursa
11. s. w. genannt zu werden verdient. — Zahl der Einw. : 5 — 600
Mill. ; wohl elier zu gering, als zu Iioch angeschlagen. — Die
vielfachen Dialekte Asiens sollen sich auf 5 — 7 Ilaujitsprachcn re-
duziren lassen können. — A) Aord-Asieu oder das Asinlische
Itusslajtd (S. 8—28) =268,340 DM., 11,683.000 E., worun-
ter 7.314.000 Uussen. — Von den reichen Goldniiuen des Urals
konnte noch nicht ges|)rochen werden. — Das Land wird in fol-
gender Ordnung besclirieben : a) Königreich AstraUiau mit 3
Gaspftr''«: L(*]irbn(:h der Erdbcüclirethung. 50
Gouvernements; b) Kaukasus-Provinzen mit 6 Provinzen; c) Kö-
iiiä^reich Kasan mit 5 Gouvernements; d) Königreich Sibirien mit
4 Gouvernements, 2 Pro\inzen und 2 See-\ erwaltungsbezirken.
— Ob die Stadt Kasan aber Mirklicli von 50,000, und die Stadt
Pensa von 1 1,000 Menschen bewohnt w erde , mag dahin gestellt
sevn. Dagegen ist Jekaterinburg mit 8,000 E. zu gering bedacht
worden. — U) U est- Asien (S. 28 — 68). 1) Osinnnisrh Asien
= 24,262 DM., iiber lljMili. E., wor. etwa 3,940.000 Osmanen.
— Dass der Aasi oder Jordan sicli in das Miliellündische Meer
münde, ist niclits als eine Ueliereihing. — Der gi'ossen Wüste
Mesopotamiens liiitte allerdings mit einigen Worten gedacht wer-
den sollen. EintJieihmg: in 2J Paschaliks (Ejalets) als : Anatoly,
Karainan, Siwas, Trabesun, Merascl», Itscliil, Kibris, Tschal-
dir, Kars, Ersenim , Wan , Schehrsor, Diarbekr, Ilaleb, Ta-
rablüs, Akka , Damas, Kakka, Mossul, Bagdad und liasra, wo-
zu noch der Paschalik des Kapudan Pasclia in Asien kommt. De»
einzelnen Gou\ernenu'nts ist, nur mit Ausnalime von Anatoly, so-
MoJil Flächenraum als Volkszahl beigefügt. Be^m Paschalik Ana-
toly heisst es: „Aber nur die Seeküste geliorclit denUefelileu des
Pascha zu Kutajo; im Innern hat sich ein kühner Abentheurer
Kara-Osman, gewöhnlich Fürst der Thäler genannt, festgesetzt,
und lierrscht unabhängig von der Pfoi'te zwischen dem Mendres
und Ajala, so wie das Land zwischen dem Ajala und Jekil-.Jrmak,
unter dem Tschaplan Oglu, sich von der Pforte gleiclunässig los-
gerissen hat.'*- Allein die Kara-Osmaniden liatten, wie Uez. nicht
anders weiss, ihren Sitz zu Pergamo, also an der Westküste, und
ilire Herrschaft ist schon im vorigen Jahrzehend wieder zertrüm-
mert w orden. Auch \ on der Herrschaft des Tschaplan Oglu scliwei-
gen seit einigen JaJuen die öffentlicJien Blätter gänzlicl». — Das
Paschalik des Kapudan Pascha begreift nicht nur sämmtliclie In-
seln des AegäiscJien Meers auf der Asiatischen Seite nebst Kho-
dus, das hier 21-f%% DM. enthält, sondern aucl» viele Küstenorte,
als Ismid, Eskiudar, Isniic, Isniir, Kuduhasi, Tschesme u.s. w.,
uiul hat daher einen Flächenraum von 396to*^ DM. und eine Be-
völkerung \on 714.600 Seelen, u. ist unter 5Sandschaks vertheilt.
— Das Paschal. Kibris Jiat 343^ DM., aber nur 120,000 K. —
Paschal. Itschil =i 794 DM., 360,000 E. — Paschal. Karaman
= J.747 DM., 1 Mill. E. — Paschal. xMerasch = 407 DM.,
148,000 E., wQ^zu auch Ahitab gezogen ist. — Paschal. Siwas
= 1,297 DM., 800,000 E. Die Hauptstadt gleiches Aahniens soll
nur 400 (wahrscheinlich 4000 V) Hs. enthalten. Lskut mit 16,000
E. ist die Residenz des Tschaplan Oglu. — Paschal. 'J'rabesun
= 453 DM., 1 40,000 E. — Paschal. Tschaldir (oder Akalzike)
= 238 DM., 200,000 E. — Paschal. Kars = US DM., 100.000
E. — Paschal. Erserum r= J,.i74DM., 420.000 E. Die Haupt-
stadt gleiches jNahujcns zählt 79,350 E. Woher diese genaue Zäh-
lung *J — Paschal. V»an =: 761 DM-, 148,000 E. — Pasclial.
m Geographie.
Sclielirsor = 634 DM., i Mill. E. -- Pasclial. Bagdad = 3,198
DM., 650,000 E. — Paschal. Basra = 236 DM., 150,000 E.
— Paschal. Mossul == 264 DM. , 144,000 E. — Paschal. Diar-
bekr = 684 DM., 384,000 E. — Paschal. Rakka (Orfn) = 1,725
DM., 320,000 E. — Pasclial. Haleb := 461 DM., 450,000 E. —
Antakia soll noch von 18,150 Mensclien bewohnt werden. — Pasclial.
Tarabliis = 261 DM., 315,000 E. — Paschal. Akka = 251 DM.,
420,000 E. — Paschal. Damask= 1,259 D M., 1,250,000 E. mit
Palästina. — H) ^/y/äis/aw = 46,778 DM-, 12— 14 Mill. Einw.
L'ngeachtet hier des neugestiüeten lleichs der Wahabiten aus-
drücklich gedaclit wird, so ist doch die Katastrophe, durch die
es vor wenig Jahren durcli den Pasclia von Aegvpten , wo nicht
zcrtriinimert, docli wenigstens selir gedemiithigt worden ist,
ganz mit Stillschweigen übergangen. Audi von der Zerstörung
der Hauptstadt Dreyeh wird kein Wort gesagt. — Arabien ist hier
bloss in 5 grosse Landschaften (Madsched, Iledschas, Jemen,
Oman und Hesse) unterschieden. — Die Bevölkerung der bekann-
tern Städte ist meist sehr niedrig angeschlagen, nähmlich Mekka
zu 18,000, Dschidda zu 5,000, Szanna zu 20,000, 3Iokha zu 6,000,
Beit el Fakih zu 4,000, Maskate zu 12,000 E. u. s. w. — Der
Haveiiort Aden, obgleich mit dem besten Ilaven der ganzen Küste,
ist hier nicht zu finden. — 111) Iran oder Pei-sien =r 21,960 D31.,
etwa 12 Mill. Einw. Auch hier ist den Provinzen ihr Elächen-
raura beygesetzt, obschon uns Europäern deren Gränzen noch
nicht so vollständig bekannt seyn dürften, dass eine Mahrschein-
liche Berechnung des Areals vorgenommen werden könnte. Diese
Provinzen heis^scn : Irak, Tubaristan, Masenderan, Ghilan, Aran,
Aserbcidschan , Kiurdistan, Khusistan, Fars, Kerman, Kuliistau
und Khm'assan. — Diiss die westlichsten Striche, des Reichs noch
zum Stromgebiet d<;s Scliat el Arab gehören, wirä hier unberührt
gelassen. — Scliiras liat liier 7,780 Hs. u. 52,150 E.; Angaben,
die auch eine genaue Zählung voraussetzen müssen. — IV) u4f-
ghaidstan •=. 16,340 DM., etwa 10 Mill. Einw. Das Reich wird,
in 6 grosse Provinzen, Afghanistan, Sistan, Khorassan, Balkh,
Kaschmir und Muttan, und ersteres wieder in 11 Provinzen ab-
getheilt. Bey den erstem ist ebenfalls das Areal berechnet. —
V) j&(?/?/rfsc/Ms«ffw = 9,554 DM. , etwa 3 Mill. Einw. — Da im
Artikel: Verfassung^ selbst berichtet wird, dass die Beherrscher
von Sind (die ümirs) sich gegenwärtig ganz unabhängig behaup-
ten, und selbst von dem Tribute, den sie dem Schach von Afgha-
nistan entrichten mussten, befreyet haben, auch von den Britteii
als eine unabhängige Macht anerkannt worden sind, so hätte die-
ses Land auch als ein besonderer Staat einrangirt werden können.
• — VI) Turkestan oder die fr eye Tatar ey. Es ist wohl ein ei-
gener Zufall, dass dieser, allerdings passendere, Nähme zu glei-
cher Zeit auch von dem Russen Timbowski in seiner Reise nach
China, wo er darthut, dass der jSaliiuc Tatar eigeatlich nur einem
Gasparrd Lehrbuch der Erdbeächreihun^. 61
Stamm der Mongolen gegolten habe, vorgeschlagen wird. — Flä-
chcnraum = 32.615 □>!., Volkszahl 44 MWl Diese Schätzung,
obschon sie die ältere um das Doppelte übersteigt, raöcJite immer
noch um einige Millionen zu niedrig seyn, da dieses ausgedehnte
Land viele ziemlich gut kultivirte Striche enthalten soll. Es wird
iibrigens in die 4 Ilaupttheile: Usbeckistan, Taschkent, Gebiet
der grossen kirgisen- Horde und Kharesm zerlegt. — C) Ost-
Asien (5.68—149). 1) Ost-Indien. A) rorffer-Indien=: 59,535
DM., 132 >lill. Einw., wor. 114,175,000 Hindus, 15 Mill. Mon-
golen, 1 Mill. Afghanen, 150,000 Parsen, 150,000 Araber (die
hier aus Versehen zweyMahl aufgezählt werden), 100,000 Juden,
800,000 öritten und deren Abkömmlinge, 500,000 Portugiesen
und Topassis, 5,000 andere Europäer, und 20,000 Habescher und
andere Afrikaner. — Von den IXebenflüssen des Ganges werden
liier nur Jumna, Kosa und Tistah nahmhaft gemacht, und also
Guirity, Gogra, Soane, Gunduk, Dewa, Saradschuwa u. s. w.
ganz mit Stillschweigen übergangen. Eben so geschieht derFliisse
Pudder und Kuggur nirgends Erwähnung. a) JJas lieich der
Brüten == 52,884 DM., mit 123 Mill. Einw. (mit Einschluss der
seit dem J. 18J8 der Brittischen Oherlierrlichkeit unterworfenen
Mahratten-Staaten) , wovon 25,726 DM. mit 83 31111. Einw. der
Regierung unmittelbar unterworfen sind. Die Präsidentschaften
werden aber, wahrscheinlich der Kürze halben, nicht nach ihren
Gerichtsbezirken dargestellt, sondern man liat nur bey jeder die
dazu gesclilagenen Provinzen, so gut es sich thun Hess, in dem
Umfange der ihnen zur Zeit der Mongolischen Herrschaft an-
gewiesen war, aufgezählt, und die Hauptorte der Distrikte in der
Topographie besonders ausgezeichnet. Zugleich werden bey je-
der Provinz die innerhalb ihrer Gränzen liegenden mittelbaren
Gebiete aufgezählt, und zwar nicht bloss die kleinern Rajah-
schaften, sondern selbst die grössern Schutzstaaten, wieAude,
Hyderabad (Golkonda), Nagpur, Mysore und die der gedemüthig-
ten Mahratten-Fürsten. Da nun aber verschiedene derselben sich
nicht bloss auf eine Provinz beschränken , sondern auch Parzelen
anderer Provinzen umschliessen, wie z. 15. Hyderabad, welches
aus den 3 Provinzen Hyderabad, Buder undBerar (aber einTheil
von dieser geliört doch wohl zum Mahratten-StaateMagpur?) und
TheilenvonAurungabad undBejapur zusammengesetzt ist, so kann
llez. diese veraltete Eintlieilungsweise nicht ganz billigen. Hierzu
kommt, dass die Pro^inzen der Südspitze der Halbinsel, wohin
die Herrschaft der Mongolen sich nicht erstreckte, einen weit
kleinem l'mfang haben, und daher zu den aiisgedelinten Land-
schaften Hindostans und des nördlichen Thells aou Dekan gar
nicht passen wollen. — DieBestandtlieilc der Präsidentschaft Kal-
kutta (3= 25,756 D>L, 76,376,000 E., wovon das unmittelbare
Gebiet = 14,396 D^L, 65,532,000 E.) sind nun: Bengalen, Ba-
har, Ailahabad mit Bcnarcö, Aude, Agra, Delhi (wozu auch das
62 G c (> ^ r u [t li l e.
Im Uinfaiiire der Provinz licc:eii«le, seit dem J. 18 J 4 trihutare, Ge-
biet der Sikhs geschlagen ist), Gurwal (eine seit dem J. 1815
gemachte Erwerbung am Fuss des Ilimalaya, mit den Quellen des
Ganges), Orissa, Gundwana und die 3, nur provisorisch dazu
geschlagenen Provinzen Khandescli , Aurungahad und üejapur,
zu welchen, da auch der Staat llyderabad dieser Präsidentscliaft
beygezählt wird , iiberdiess noch die Provinzen Hyderabad , Bu-
den und Bcrar gerecluiet Merden. \ ou den Provinzen Tiprah,
jBimdelkund, llohilkum und andern erführt aber der Leser kein
Wort. — Bey der Präsidentschaft Madras (8,791 GAI. , 19 Mill.
Einw. ohne die mittelbaren Besitzungen) werden folgende Pro-
vhizen genannt: Karnatik , Coimbatur, Salem, Mysore, Tra-
vankore, 31alabar, Kanara, Balughaut und Provinz der nördlichen
Cirkars. — Die Präsidentschaft Bombay (deren unmittelbares Ge-
biet noch immer nur 5ll> DM. mit 2\ Mill. Einw. umfasst) be-
greift ausser den Inseln Bombay (m l^V^ OM. , 177,162 E.),
Salsetta, Elephanta u. s. w. , die der Lage nach zu Aurungahad,
und dem Gebiete von Fort Victoria, das zur Provinz Bejapur ge-
hört, nur die 4 Provinzen : Guzurate, Malwah, Aschmir u. Kutsch
mit 10,3082 HM. u. 14| Mill. Einw., wor. aber nur 493| DM.
mit 2,255,000 E. den Britten unmittelbar zugehören. Dieser Ab-
schnitt ist Vibrigens ungemein i*eicli an allerhand topographischen
Notizen und andern interessanten Zusätzen und Berichtigungen.
Es ist daher um so mehr zu beklagen, dass die Eintheilung nach
Gerichtsbezirken , zumahl da von vielen sclmn Flächengehalt und
Volksmenge bekannt sind , nicht berücksichtigt worden ist. Dass
die Topographie aber selir vollständig sey, kann Rez. nicht behaup-
ten. So fehlt z. B. die Stadt Betur in der Provinz Allaliabad,seit
1819 die Residenz des abgesetzten .Jaischwa derMahratten u. s.w.
Bey vielen Städten, doch im Ganzen bey wenigem, als Rez. ge-
wiinscht hätte, ist die Ehiwohnerzalü, wiewohl meist in runder
Summe, beygesetzt worden. INur bey nachstehenden Orten ist
hiervon eine Ausnahme gemaclit w orden : Bombay (20,786 Hs. u.
161,550 E.), Furrukabad (14,999 Hs. u. 66,740 E.), Burdwau
(9,805 lls. u. 53,927 E.), Chandernagur (8,484 Hs. u. 41,377 E.),
Broacli (32,718 E.), Madura (20,069 E.), (;handerkona(18,145E.),
Mahim (15,618 E.), Ramnad (13,481 E.), Kunanor (10,586 E.),
Kirpas (10,525 E.), Tellitscherry (5,730 E.) u. Dindigul(3,J95E.).
— üebrigens sind auch liier sowohl die Besitzungen der Fran-
zosen, als die der Dänen, gleichsam als Brittische Vasallen-
lande, bey der Präsidentschaft Madra!^ besclnieben worden. —
b) Die Hbyifi;en wimiltelbaren Staate n von Hindostan: 1) Der
Staat des Maka Itaja Scindia, AVarum nicht lieber der Slaat
lidschin'^ Bey dieser Gelegenheit muss Rezensent sein Missfallea
iiber eine leider in allen Handbüchern aufgenommene Gewohn-
heit äussern, welche den Anlangern in der Geographie häufig
nicht iu den Kopf will und viel zu schaU'eu macht, nähmlich über
Gaä|iuri'» IieIjrl)H«li »Icr KnllH-scIircilmiif^. 6S
«lic, dass mehrere derOst-IiulisclicnSlaateii w/VA/ nach ilemNah-
uu'ii des Landes, oder weniirstcns der Hauptstadt, sondern nach
dem erl)liehen Titel des Herrschers, als: Staat ties Mizani, Staat
des Unnslu, oder aucli, «ie bey den meisten Mahratten Fürsten,
nach dem J\ ahmen der Fiirsten-Familie, wie z. B. Staat des Scin-
dia, des llolkar u. s. w. benennt werden, llez. liält es daher IVir
seine Pllicrlit, Jeden Lehrer der Ceoirrapliic aufzufordern, in Zu-
kunft diese Maliratten-Staaten nach ihren Hauptstädten, also den
des Scindia LUlscliin, den des Guikowar liaroda, den des llolkar
Judiir und den des Bnnsla Nac^pur oder Berar, so Mie den Staat
des iSizarn entweder Hyderabad oder Golkonda zu benennen. —
Dieser Mahratten-Staat, der einzii^c, der bis jetzt seine ünah-
liänjris:keit behauptet hat, entliält noch 1,8604 DiVL mit 4 Mill. E.
— 2) ihr Slaul der Siklis oder Seikhs =: 3,256 GM. , 4 — 5
Mill. Kinw. — 3) Nepcd =z mit Sikkini 2,530 QM., 2^ Mill. E.
— 4) J)as Port// friesische ludien = 90 DM., 250,000 E. -^
5) J>er J)istril{t Khalschkaiin in der Pro^inz Multan von 190 D3L
und von etwa 12,000 Familien Dschaten undUasbuten bewohnt. — -
c) Die }' Order- l/idischeu Inseln: \) Seilan^ die i^egrenwärtig
nur noch einen Fläclieuraum \m\ 966 UM. und eine Bevölkerung
von 800,000 Seelen zui,'ctheilt bekommt. — 2) J>ie Lake-Dicen
= 8 D>r., 10,000 E. — 3) J^ie Mole-lHven mit etwa 200,000 E.
— B) Hinter-Indien = 40,620 DM. , 36 Mill. Einw. — Bey
Assam wird berichtet , dass dessen kriegerisclie Einwohner im J.
1825 von den Birmanen zurTributleistung gezwungen worden wä-
ren. — Birma wird nur eine Volkszahl von 10 Mill. zugetheilt.
Leberliaupt ist dieser Artikel ziemlich flüchtig behandelt, und
über die ausgezeichneten Sonderbarkeiten des Herrschers und sei-
ner Titel wird kein Wort verloliren. — Die Halbinsel Malakka
l>at hier einen Flächeninhalt von nur 2,7414 DM. und eine Volks-
menge von höchstens i Mill. Seelen bekommen. Das (iebiet von
Malakka, im .1. 1821 von den iSiederländer» au die Britten ab-
getreten, enthält 4 DM. und nur 15,000 E., wovon 12,000 auf
die Hauptstadt gleiches iVahmens kommen. Zum Gouvernement
gehört jetzt noch die aufblühende Insel Singapore, die im .1. 1824
schon 11,851 K. zählte, und deren Haudelsausfuhr und Einfuhr
bereits auf 13 — 14 Mill. Gulden gestiegen war. — Bey Slam
lieisstes: „Der e/V/=/^'e Haven ist Bankajag." Aber bey ünter-
Siam wird, nächst diesem, auch noch ein Ort Ligor beschrieben,
und dabey gesagt, dass derselbe eincMi Haven lialie und Zinn aus-
führe. — Bey Anam = 16,699 DM., 23 Mill. Einw., wird be-
richtet: „Es gränzt im iNorden an S<;hina , wo es in neuern Zei-
ten seine Gränzen sehr erweitert hat." {'i) Jst diess nicht etwa
ein Irrthum ■? Das, wenigstens nach Asiatischen Begrillen, über-
mächtige China sollte si<:h Aon einem, im VerhäUniss so kleineu
Staate, wo überdiess die Anarchie so lange Zeit einheimisch war,
seine Gränzeu schmälern lassen 'f lu der Topographie INord-
ß4 G P o g- r n p h 1 e.
Anams öder Tiinlclü's \\lu\ dagegen allerdings die Stadt Knanane
genannt, welche vormalils zn China gehört haben soll. — Die
Jlinter-Indischen Inseln : a) Andamanen nr 145 DM.; h) Ni-
kobaren =40(IlM. ; c) Mergui-Archipel ; d) Prinz Wales-Insel
r= 7| DM., 18,000 E. — Tl. Schina z=z 247,900 DM., ^Q^en
276 — 280 (sollte richtiger heissen 313) Mill. Einw. — A) Ei-
gentliches Schina z=z 60,371 DM., 280 Mill. (nach Thoms hin-
gegen aus 146,280,143) Einw. — S. 108 heisst es : „Doch sind
die vom Meere und den grossen Strömen entfernten Gegenden
%um Theil toüsteJ-^ Woher weiss diess derllr. Verf. 1 Ist das In-
nere den Europäern nicht fortdauernd streng verschlossen *? Und
\erdienen die Berichte der Jesuiten überall Glauben? Der gro-
ssen Mauer wird nur beiläufig in der Topographie, am ausfiihr-
lichsten bey der Provinz Sehens! , gedacht. Ihre Länge wird aber
hier nur zu 150 Meilen bestimmt. — Die statistischen Angaben
bey den einzelnen Provinzen sind von P. Allers (ein entlehnt.
— Die Angaben der Einwohnerzahl der den Europäern bekann-
ten Städte, z. B. Pekin zu 1^ Mill. und Kanton zu 800,000 schei-
nen der W^ahrlieit ziemlich nahe zukommen. — Der S. 114 bc-
iindliche Ausdruck : „Die Halbinsel Makao'-'' ist offenbar ein Ueber-
eilungsfehler, der dadurch herbeigeführt worden seyn mag, weil
nur der kleinere südliche Theil der Insel, der eine Halbinsel bil-
det , den Portugiesen gehört. — Die in neuerer Zeit so bekannt
gewordenen Chinesischen Ladronen im und am Eingänge des Meer-
busens von Kantschu hätten nicht völlig unbemerkt gela!<sen werden
sollen. — B) Unterwürfige Provinze?/: a) Mandschurei/ r=
36,540 DM., etwa 2 Mill. Einw. Hier wird ausdrücklich ein-
gestanden, dass dieses Land einen Tlieil des Ost- (richtiger wäre
wohl 3f»Yfe/-) Asiatischen Hochplateau's ausmache. — h) Mofi-
goley z=z 91,360 DM. mit 3 — 4 31ill.Einw Dieser Artikel möchte
wohl nach der, Timbowski's Reise nach China bey gegebenen,
Schilderung der Mongoley manche Berichtigungen verdienen. —
c) Turf an oder die kleine Bucharcy = 27,200 DM. , 1 Mill. E.
— C) Schinesishe Schutzstaaten: s) 7Y6ei = 27,375 DM., 12
Mill. Einw. — b) Butan =z 3,018 DM., 1 31ill. Einw. — Der
Beherrscher ist der Dharma-Lama , welcher ebenfalls von einem
mäclitigen Geiste belebt und wiedergcbohren wird, aber sein
Stellvertreter in weltlichen Dingen ist der Dach llaja. — c) Ko-
rea r=: 7,442 DM., etwa 12 Mill. Einw., welche wahrscheinlich
von Mandschurischer Abstammung sind, aber sich der Kultur der
Schinesen angeschlossen haben und mit denselben auf gleicher
Stufe der Kultur stehen. — d) Der Likeio - Archipel ^ aus der
Likcio - und der Madschikosimah - Gruppe bestehend. Die Be-
wohner ähneln melir den Japanesen als den Schinesen. Statisti-
sche Angaben fehlen aber bey diesem Archipel ganz. — III. Ja-
pan=z 12,569 DM. mit Einschlnss der neueiitdecklen Inselgruppe
Boiiiii , 30 — ^33 Mill. Einw. — Die hiesigen Lehnsfürsten werden
Gaspari's Lclirbiirli der Erdbcsclircibun^. 05
liier niclit Damjos, sondern Dainjasos genannt. Auch hier wird
geradezu, ohne Ausnahmen zu gestatten, gesagt: „Der IJodcn ist
trenig fruchtbar^'-'' obgleicli dieser Behauptung schon die vulkani-
sclie Bescliallenlieit desselben widerspriclit. Weintrauben sollen
hier, trotz der grossen Sommerliitzc, vichl reif werden (V). In ei-
nen) Lande, wo Zuckerrohr, Indigo, Daumwolle, Siidfriichte ge-''
deihen, soll derAVein nicht zur Keile gelangen 'f Ist vielleicht die
Insel Jesso gemeint'? A) Das Uaitptland = 7,288 \2M. mit
mehr als 3ü Millionen Einw. — Insel JSipon = 5,129 DM.,
nur nach ihrer Abtheiiung in 5 grosse Landschaften (Ochis, Quanto,
Jetsegen, Jetsen und Jamaisoic) beschrieben. Kio oder 3Ieako
soll 137 Paläste, 2,127 Shito- und 3.893 Dhuddha-Tempel, 1,858
Strassen, 138,979 Hs. u. 529,726 E. zählen. Welche sorgfältige
Zählung!! — Bey den 2 andern grossen Inseln, Kiusiu und Si-
koko , fehlt Areal und Bevölkerung. Unter den kleinen Eylanden
hat Rez. Fatsisio vennisst. — B) Nebenländer, als: a) Jesso
(oder Matsumai) = 2,951 D-^I-i etwa 800,000 E., wohin auch
die Kurilen gerechnet werden, b) Karafta oder Sachalin (ein
dritter iNahnie, Tschoka, wird gar nicht erwähnt) z=z 2,244 OM.
Es wird, trotz Krusenstern's und Broughton's Untersuchungen,
noch immer für eine Insel gelialten, weil die Japanischen und
Chinesischen Charten das Land als solche darstellen, c) Bonin
(aus 89 Eylanden bestehend, worunter 10 von Japanesen bewohnte
grössere), z^isclien Japan und den Marianen. Sie wird nicht mi-
litärisch im Besitz gehalten. — IV) Der Indische oder östliche
Archipel. Fast alle grössere Inseln dieses Archipels sind mit ei-
nem kleinern Flächengehalte ausgestattet W'Orden, als friiher; so
hat Sumatra nur 6-0461 , Borneo nur 9,893, Celebes nur 2,538 O ^^'
erhalten. Bey Svmiatra wird zwar bemerkt, dass tlie iNieder-
länder im J. 1821 (nicht 1825) die Brittische Kolonie ^e^^itn ihre
Besitzungen von Kochin und Malakka eingetauscht haben ; gleich-
wohl soll der Goinerneur von Benkaien unter Ben f^alcn (soll wohl
heissen: Bata\ia*?) stehen. Ja>a enthält 2,326 QM. und (mit
Madura) 4.615,691 E. , wovon auf das Miederländischc Gebiet
1.520t\;'*ö D>I- u- 2,738,677 Menschen kommen (wor. 94,441
Chinesen und gegen 30-000 INiederländer), unter 17 Provinzen
vertheilt. Die Hauptstadt Bata\ia zählte im J. 1815 statt 150,000,
imr noch 47,217 E. , weil der grössere Tlieil derselben, »ler ver-
j)esteten Luft halben, jetzt fast leer steht und nur von Sklaven
bewohnt wird, und Europäer und Chinesen sich hier bloss am
Tage, des Handels wegen, anllialten. Um den Landsitz des Ge-
neral-Gouverneurs, Uyswyk, bildet sich neuerdings eine bliihende
Stadt. — Surabaya zählte im J. 1815 80,574, Samarany 30,000
und Scheribün 10,000 E. — Das Gebiet des Susiman (Kaisers)
zählte 972,727 und das des Sultans 685,207 E. Die 2 Uesidenz-
städte sindSiirakarta mit 105,000 und Dschukschukarla mit 90-000
Einw. — Auch die grosse Insel Magindanao hat hier nur einen
Jahrb. f. tliil. u. Fadag. Jahrg. 11. Heß 9. \
6(> (• p o p; r a p h i o.
Flächeiiraum von 1,174tV5 QM. — Die PInlippinen halien liier,
mit Ausschluss der kieinerii Ky lande, ein Areal Mm 4,720 QM.
und eine Bevöllterung von etwa 5JVliliionen, wovon 2,515,406
den Spaniern gehorchen. Die Ilauptinsel Mauila entliält 2,491
DM., 2,463,000 E., wor. 1,822,224 Spaniens llerrsdiait anerken-
nen. — Den letzten Abschnitt machen die im Indischen Archipel
(wohl richtiger Ozeane) im Siiden belegenen Inseln, als : Christmess,
Cocos, Diego Kodriguez und mehrere andere aus. Selbst das
unter 49° 20' s.B. gelegene Kerguelensland wird hierher gerechnet.
Afrika (S. 150 — 195). Das Areal wird hier, wahrscheinlich
etwas zu hoch, zu 530,000 QM. angeschlagen. Auch hier wird
iur höchst wahrscheinlich gehalten, dass der ]Niger (Joliba) durch
einen Binnensee in den INil abfliesse. — In Ansehung der Volks-
menge schwankt man zwischen 100. — 160 Mill. — Nord-.4frihU
(S. 154—167), zu welchem Aegypten =z 8,795 D>I-. 3 -4 Mill.
Einw. , die 3 Raubstaaten der Berberey (im Staat Tunis soll die
Stadt Kair>\an 50,000 und Kabes 25,000 E. enthalten) und Ma-
rokos, dann Fezzan mit 70—75,000 E., die Saliara = 60,000
□ M. , die Inseln Madeiras und die Kanarischen Inseln (r= 151|
QM. , 215,106 E.) gerechnet werden. — MitteUJfrikn (S. 167
— 183), welches wieder zerfällt: 1) in die Ostkiistenländer:
Nubien (wo von den neuern Osmanischen Eroberungen von Aegy-
pten aus last gar nicht gesprochen wird) ; Ilabescli (in die 3 gro-
ssen Staaten Tigre, Amhara und Efat-Schoa und in die Kiiste von
Ilabesch abgetheilt) ; in die Küsten Adel und Ajan. 2) in Sudan,
wo nun vomMiger berichtet wird, dass er entweder sich mit dem
Nil vereinige , oder in einem grossen Binnensee endige, — oder,
nach der jetzt angenommenen Meinung, sich mit einer seltsamen
Beugung nach SO. (soll wohl heissen SW. '?) wende und in den
Busen von Benin miinde. Unter den Staaten dieses weiten Land-
strichs werden erwähnt die Länder der Galla's , Bornn , Darl'ur
niit Kordofan, Borgo, Kaschna, Tombukto, Sego und Ilaussa.
Bey Kordoian wird auch nichts von der Eroberung des Landes
durch die Osmanen gesagt. 3) in die H'estkiistenlünder : Sene-
gambien (beym Staate Kaschaaga hätte der ältere Nähme Galani
und bey den Brittischen Niederlassungen die bUihend^, an die
Stelle des im J. 1816 aufgegebenen Forts James getret(?ne, Stadt
Bathurst am Gambia nicht vergessen werden sollen); Guinea (avo
auf der Pl'elTerkiiste nur <|as Beich Quoja, auf derElfenbeinküste
nur das U, Adoni, auf der Goldküste nur das K. Aschanti, auf der
Skla\ enküste nur das B. Dahomy u. das Land der Blahi's, und auf der
Küste Benin nur das gleichnahmige Beich ualiiuhal't gemacht wer-
den); die Guinea- und die Kapverdischen Inseln. — Siid-Afrika
(S. 183—195), welches in die Westküste (iNicder-Guinea und
die sogenaiHite wiisle Küste); in diu Ostküste (unterschieden in
Zanguebar, Mozambik, Mokaranga , wo der ältere, noch immer
ijn Gebrauch stehende, Nähme Monomotapa hätte eingeschaltet
Gaspari's Lehrbuch der Knlbesthrcibiin"^. 07
werden sollen , Sofala , Sabia, Iiihambane, Uiri , Manika^ «lie
KaÜcniküste und INatal) ; in das innere Land i'on Süd-Afrika^
>vo natürlich nur der Volksstänime der Galla'ss, der Schagga's und
der Kailern, und bloss oberflächlich gedacht werden kann ; und
in das Aapland zerlegt >vird, wozu noch die Inseln , als: 3Iada-
gaskar, die Komorren, Amiranlen, Sechellen, Maskarenen (die
liiscl Bourbon hat 80,346 E.), Tristan d'Acunha, S. Helena
(hier 65 DjM- gross) und S. Ascension kommen. Den Beschluss
machen die Azoren = 6i QM. u. 201,300 E. — Der neuent-
standenen, aber bald wieder verschwundenen, Insel Sabrina wird
nicht gedacht.
Amerika (S. 196 — 296). Flächenraum: gegen 753,000,
nach andern ] ,008,000 DM. — A) Nordpolarländer {S.i98— 200),
vielleicht 40,000 QM. und 40,000 Eskimo's enthaltend, wo\ou
Spitzbergen, Grönland, die westlichen Polarländer (als Nord-
Devon, Georgs-Inseln, Banksland und iVord-Somerset) und Baf-
linslaiid bescluieben werden. — B)A'ord- Amerika {S.20i — 247)
r= 304,776 D^^*- mit etwa 20 Mill. Einw. 1) Briilisckes Nord-
Amerika =z 121,700 D^I-1 800,000 E., wovon auf Quebecrait
ISeusüd- und Neunord- Wales 77,650 QM. und 540,000 E., auf
"iork 4,700 [JM. und (J. 1821) 134,259 E. kommen. Die Brit-
tische JNordwestküste erstreckt sich vom 48° 10' bis zum 56° n.
Br., mag 8,000 QM. bedecken und von 60—80,000 Indianern
bewohnt werden, ist aber nicht militärisch besetzt. — II) Das Rus-
sische Nord- Amerika, zwischen 56° 30' u. 71° n. B. = etwa
24,000 D->1- '"it kaum 50,000 E. Die neue Stadt Neu- Archan-
gelsk auf der Insel Sitka hat schon 1000 E. — III) Die l'Vanzö-
sisclien Fischer-liiselH =z 6| QM. mit 2,000 E. — IV) Die ver-
eiiti^ten Stauten von Nord-Amerika, Der Fläcliengehalt wird
hier nur zu 112,146 D^. angesetzt. Alle übrigen statistischen
Angaben reichen nur bis zum J. 1820, und können als bereits hin-
länglich bekannt vorausgesetzt werden. Die Staaten werden in
die östlichen, viiltlern, südöstlichen und in die westlichen unter-
schieden.— Bey der Beschreibung der einzelnen Staaten hat Rez.
nichts zu erinnern , als dass nicht bey allen angegeben worden
ist, aus welchen Nationen die Hauptmasse der Bevölkerung zu-
sammengesetzt sey , und welche Ueligion darin die meisten Be-
keniier zähle. — y\usser den 7 grössten Städten (Neu-York, Phi-
ladel|)liia, Baltimore, Boston, Neu-Orleans, Charlestoii und Wa-
shliiirton) , deren Einwohnerzahl vom .1. 1820 wohl schon allge-
mein bekannt ist, umschliessen die Staaten his jetzt nur noch 4
Städte mit mehr als 10,000 E. , nähnilich Salem mit 12,731, Al-
bany mit 12,630, Kichmond mit 12,067 n. Proxidence mit 11,767
Einw. Die bexölkertsle Stadt nach diesen ist Cincinnati mit 9,642
Eiiiw. — Beym (iebiet Orcgiiu hätte auch der zweyte, eben so
gebräuchliche, iNahinc ('olumbia bcygesezt werden sollen. — V)
Mesiko. Der Fläclienraum wird nur auf 63,084 QM. geschätzt, so
68 Geographie.
wie die Bevölkerung nur auf 6,650,000 S. , jedoch ohne 150,000
wilde Indianer. Im J. 1819 betrug die ganze Kinl'ulir 64,584,413
und die Ausfuhr 142,910,608 Gulden, worunter lur 34 Millionen
Gold und Silber, ohne den bedeutenden Schmuggelhandel, Aber
im .1. 1822 belief sich crstere nur auf 7,446,238 und letztere nur
auf 20,614,278 Gulden. — Die Halbinsel Kalifornien wird, im
Widcrsprucli mit den neuesten Reisebericliten, immer noch ao
rauli und unwirthbar geschildert, als sie von den argwiWiuischen
Spaniern beschrieben wurde. — Der Staat urafasst schon 18
Städte von mehr als 10,000 E. — \I) J^ie vereinigten Staaten
von Millel- Amerika =z 13,674tIc D^i- m- 1,300,000 E. im J. 1825,
mit Einschluss der unabhängigen Indianer. Sie bestehen nur aus
den 5 Staaten Chiapa , Guatemala, Comayagna, Nicaragua und
(/osta llicca, mozu noch die 2 Indianer-Gebiete Tuguzgulpa und
Tolagulpa kommen. Die hier neuerdings von einem Schottischen
Abentheurer Mac Gregor errichtete Kolonie hat sich nicht erlial-
ten können. — C) West-Indien =■ 4,653 DM. mit 2,812,800
Einw. (wor. 520,000 Weisse und 1,512,800 JNeger.) — Die In-
seln werden nicht nach ihrer Lage, wie sie auf einander folgen,
sondern nach ihren Besitzern beschrieben. 1) Spanisches ff . I.
= 2,498t-^ö ÜM., 844,000 E., wor. im J. 1824 630,980 Ind.
auf Cuba gezählt wurden. Havanna hatte 73,555 und \illa do
Principe 19,830 E. — II) Brittisfhes W. I. =r 685t%% D^.,
730,000 E., wor. 359,91 2 K. auf Jamaica kommen. — lU) Fran-
zösisches /r. /. = 59t%°ö dm., 208,000 E. Martinique zählte
im J. 1820 98,279 , Guadeloupe mit Desirade, Marie galante und
les Saintes 109,404 E. — IV) Niederländisches fV. L == 14tVö
DM. j 26,062 E. — Das goldreiche Eyland Aruba wird gar nicht
genannt. — V) Dänisches W. I. ='8t*ö"ö DM., 46,300 E. —
\I) Schtredisches W. L=z 2| DM., 18,000 E. — YII) Unab-
hängiges JV. 1. oder Ilayti z= 1,385 DM. u. 935,335 E. im .1.
1824, wor. etwa 15,000 Weisse. — D) Süd- Amerika. I) Ko-
lumbia = 63,559 DM. mit 2,649,000 E. im J. 1822, wor. aber
die frejen Indianer, vielleicht 200,000 K. stark, nicht begriflen
sind. — Die Topographie hat in allem nur 31 Orte aufgenommen,
und ist daher ziemlich diirftig ausgefallen. Selbst Städte wie
Biobamba, Tucuya, Barquisimeto, Guanare, Valencia ii. s. w.
sucht man daher hier vergeblich. — S. 263 werden Angostura
und S. Thomas als zivey verschiedene Orte beschrieben , von de-
nen der erstere 8,000, der letztere 10,000 E. enthalten soll.
Beydes sind ja aber nur Nahmen einer und derselben Stadt. —
II) Peru =: 24,461 DM. mit 1,300,000—1,400,000 E. — Der
aus dem See Lauricocha abströmende Fluss,' welchen man bis-
her allgemein für den Quellenlluss des Maraunon ansah, heisst
Tuncuragua, und erst nach dessen Vereinigung mit dem ücayalc
empfängt der Strom diesen JNahmen. Hier ist der Staat nur in 7
Provinzen und in die Pampas abgetheilt. Die 8tc Provinz Guaii-
Gaspari's Lehrbuch der Ertlbcschreibung'. CS)
lajaya, welche auch in Hassel' s j^euealo^. statist. Almaiiacli
aulijeiioninien ist, fehlt deniiiach. — HF) Chile =z8,0ö2 Q^i- '"'^
8{)Ü.00ü K. ohne die Araiikancii , die vielleicht auf 400,000 K.
iüteiiren. Das eijreiitlielie ('hile zerfiillt mir in die 3 Staaten Co-
qiiiinbo, S. Jairo und (^oiieeplion, wozu dann noch das Land der
Anmkanen und der Cliiloe-Archipcl kommen. Letzterer soll noch
in den Händen der Spanier seyn. — IV) Bolivor (wird anchlJo-
livia genannt), Flächenranni etwa 28,000 DiVl. , Yolkszahl etwa
7 — 800,000 Indianer, mit Einschhiss der nnabhänp;i^en Indianer^
Eintheilung; in die 5 Staaten: Charcas, PotosilaPoz, Cocha-
bamha luid Moxos, wozu wahrscheinlich Chiquitos kommen möchte-
— V) Para^umj = 6,913 D^I- mit 600,000 E. in die 6 Depar-
tements Assnmpcion, Curuguaty, Concepcion, Villa Rica, S. Jaj^o
und Candelaria abgetheilt , mit der Hauptstadt Assumpcion, die
schon an j 6,000 E. unischliesst. — W) LaPlata = SiA00[3^-
mit etwa 800,000 E. ohne die freyen Indianer. Erwähnt hätte
■werden sollen, dass die 2 westlichen Provinzen Mendoza und S.
Juan auch starken Jyeiiibau treiben. — Unter den Provinzen ist
S. Fe mit Stillscliweijjen i'ibersran^en worden. — VII) Brasilien
= mit der Uanda oriental 134,834 D^^^-i „wovon aber bis jetzt
kaum 1,500 für die Kultur gewonnen sind," hätte hinzugerügt
werden können. Die Schäfer'sche yVngabe der Bevölkerung
von 5,306,488 S. muss wohl so lange für unzuverlässig gelialten
Merden, als bis andere Zälilungen deren Richtigkeit darthun, weil
sie mit den frühern Angaben in zu grossem Widerspruch steht.
Dagegen verdient Balbi's Berechnung von 3,617,900 K. weit mehr
Glauben. Eben so übertrieben scheinen die Schaf er' s che n Be-
AÖlkernngsangabeu der vorzüglichsten Städte zu seyn. So soll Rio
Janeiro 210,000, Bahia 182-000, Pernambuco 62,325 , S. Paulo
45.000, Monte- Video 36,000, Sergape 36,000, Belem 28,216,
S. Luis de Maranham 26,586, Aracati 26,000, Villa Bella 25,000,
INatal 18,700 u. Parahiba 15,672 E. enthalten. Uebrigens ist die
'J'opographie noch so dürftig, dass der Leser darin nur 43 auf-
genommene Orte zählen wird. Selbst der neue, immer gewöiin-
licher werdende, iNahme von Pernambuco Recife wird nur einem
Stadtlheile beygelegt, und von der alten Hauptstadt Olinda wird
kein Wort gesagt. — Der Distrikt Porto Seguro, der gewöhnlich
zu Bahia gerecliilct wird , ist hier zu Minas Geraes gezogen. —
-VlII) Das Französische Süd-Amerika = 430 D'^I-^ 15,907 E.
— 1\) Das Meilerländische S. A. z= 490 D>'-, 57,039 E. im
J. 1811. — X) Das Brittische S. A. = A\^ D^-, 132,990 E.
— \1) Fat af^onien =z 22,'350 Q'^^ Das Land wird (mitRechl)
nicht so abschreckend dargestellt, als es häufig ges»:hieht. Auch
ist schon der neu angelegten Biittischen Kolonie Hopparo Er-
wähnung g(;(han. — \ll) Die Inseln auf der Ost kiislc von Süd-
Amerika oder die Falklands Inseln. — XIII) Inseln auf der IVest-
KÜate von Süd- Amerika^ als die Gallopagos, Ue\illagiyedo und
70 Geographie.
Juan Fernantlez. — E) Die Sndpolarländer (S. 294 — 296). Hier-
her werden gerechnet: Das Feuerland, wo \ielleicht lesenswerth
gewesen seyn möchte, dass das Kap Hörn von neuern Seelahrerii
nicht mit so traurigen Farben geschildert wird, als sonst; Siid-
Georgien, Sandwichslaud, Neu-Süd-Shetland und die Austral-
Orkaden.
Australien (S. 297 — 316). Areal: gegen 160,000 n^^.,
Einwohnerzahl: 2— 2| Mill. liey der Schilderung des sittlichen
Zustandes der Bewohner, ihrer Religion, iiirer Unterrichts-
anstalten u. s. w. hat der Verl', gar niclit an die Sozietäts-Inscln
gedacht, die doch in der Zivilisiation so reissende Fortschritte
machen. — Australland^ wie das Kontinent Neu-HoUand '^ai-ii
sehr passend genannt wird, (S. 299 — 304) = 139,905 D^'- —
üeber die von neueren Reisenden aufgestellte Vermuthung, dass
das Innere einen grossen Binnensee einschliesse , in welchen sich
der Macqtiarie, Lochlan und andere auf der Westseite der blauen
Berge entstehende Flüsse verlieren, wii-d keiuAVort gesagt. Auch
sind die plötzlichen, furchtbaren Ueberschwemraungen der Fliisse
auf der Ostküste unbeachtet geblieben. Dagegen ist der neuer-
dings in N. von Sidney aufgefundene grosse, schiffbare, Fluss
Brisbane, jedoch nicht derPaterson, aufgenommen worden. —
Bey Diernens-/wse/ — dieser Nähme ist, statt des bislierigeii
Dieraens-ZfßWfZ, recht passend gewählt, weil es auf dem Austral-
land einen weiten Küstenstrich giebt , der auch Van Diemensland
genannt wird — hätte erzählt werden können, dass die Insel von
einer 3,500 Fuss hohen Bergkette durchschnitten wird , dass der
höchste Berg der Insel der 3,964 Fuss hohe Tafelberg sey u. s. w.
Die statistischen Angaben sind schon ziemlich alt. Denn im J.
1824 fand man hier bereits 12,000 Menschen, und Hobartstown
enthielt schon 421 Hs. u. 2,750 E. — Die Austral-Inseln{^. 305
— 318) werden sehr schicklich in die innere und äussere Heike
unterschieden. In der erstem werden hier beschrieben: l)i\eu-
Guinea =; 10,794 DM., etwa \ Mill. Einw. (ist wohl gar zu ge-
ring angeschlagen); 2) Archipel Meu-Britanien mit den Admira-
liläts- Inseln, Anachoreten, Ilermiten u. s. w. ; 3) Louisiade;
4) Salomons-Inseln; 5) Archipel von S. Cruz; 6) Heiliger-Geist-
Archipel; 7) Neu-Kaledonien; 8) Neu-Seeland, deren Flächen-
gehalt zusammen nur 2,928 DM. betragen soll; 9) mehrere
kleine Gruppen unter und neben Neu Seeland, als Kermandec,
Bounty, Islands u. s. w. — Zur äussern Reihe werden gerechnet:
1) Die 3Iarianen , wo zwar die Volkszahl (J. 1815 5,389 K.),
aber nicht der Flächengehalt (57^ DM.) bemerkt ist; 2) die
Karolinen (der dazu gehörigen Insel Lamarzec werden 5,459
Bewohner gegeben); 3) Lord-Mulgrav e- Archipel , wozu die von
Kotzebne entdeckte Radak-Kctte gehört; 4) die Schiller-Inseln;
5) der Fidschi-Archipel; 6) der Tonga- (freundschaftliche) Ar-
chipel; 7) der Cook-Archipel ; 8) die Sozictäts-lnseln (wo zwar
Gatipai-rs riolirl)u«h der Erdbeschreibung. 71
allcriliriirs von den s^likklicluMi Krfoljren dcrUcmüIum^en tler3Ils-
sionarien ijcsproclioii , abrr iiocli nii^lits Näheres von den glänzen-
den Resultaten derselben beriehtet wird); 9) Arcliipel der Me-
driiren Inseln; 10) Ostcr-Insel und eini<;e andere; 11) Mendanas
(iMarquesas)- Archipel, — Eine dritte Abtheilun^ machen die au-
sser den beulen Keifien I)elejrenen Archipele aus, wohin jedoch
nur der Sandwichs-Arcliipel und einiire sporadisclic Eylande auf
der nördlichen Hemisphäre gehören, die entweder noch ungewiss,
oder doch nicht näher untersucht sind.
Lhiter den in ziemlicherZahi umgearbeiteten Bogen und Blät-
tern fiiulen sicli nun aucli zwey, mit 305 — 308 paginirte, Blätter,
auf welchen , nachdem auf den ersten acht Zeilen das Ende des
Artikels: Fischer-Inseln — jedoch ohne allen Znsammenhang
mit der im Werke selbst hefindliclien Beschreibung — abgedruckt
worden ist, mehrere .-///.s7/Y///,s'(7/t' Inselgruppen, die mit — eben-
falls nicht hierlier passenden — Lateinischen Buchstaben bezeich-
net sind, nähmlich d) die Sozietäts-lnseln, mit dem Labyrinthe
und den Miedrigen Inseln ; e)die iMarquesas- oderMendozas-Insehi
mit den Washington-Inseln; f) die Strongs-Insehi; g) die Montc-
verdo's-Inseln ; und h) die Iluriks-Kette entweder ganz umgear-
beitet dargelegt, oder neu beschrieben sind. Da imn weder die
Seitenzahl noch die Zeichen der Unterabtheilungen — (die ein-
zelnen (jJruppen werden im Werke selbst nicht durcli Buclistabcn,
sondern durch Zahlen ^on einander getrennt) — zusammen pas-
sen wollen; der Anfang «lieser zwey Blätter auch nicht sich an
das Ende der Seite , wo die Fischer-Inseln geschildert sind, an-
stossen lassen will, so wird der Buchbinder sich dadurch in grosse
Verlegenheit gesetzt sehen, und nicht wissen, wo er diese zwey
Blätter unterbringen soll. Auf jeden Fall trägt die Scliuld von
diesem Versehen allein die grosse Eile, mit welcher die um-
gearbeiteten Bogen — die, beiläufig gesagt, vornehmlich die
aussereuropäischen Erdtheile betreffen — abgedruckt worden sind.
Den Beschluss des Werks machen 1) noch einige kleine Zn-
sätze und Berichiigimgen, und dann. 2) ein vollständiges Begister,
welches, mit dem \ier Seiten starken Nachtrage, zwöf volle Bogen
mit gespalteten Seiten I'iillt, und den sichersten Beweis von der
grossen Beiclilialligkeit dieser Auüage in die Hand giebt.
Diese Uei( hhaltigkeit konnte nur dadurch gewonnen werden,
dass bloss die allgenieincn Schilderungen der Staaten und Keiche
mit grössern, der bey weitem grössere topographische Theil liin-
gegen mit weit kleinem Lettern gedruckt wurde. Zu dieser Ein-
richtung sah sich die ehrenwerthe Verlagshandlung, wie sie aucli
in der Vorrede augiebt, ans dem (»runde bewogen, um den Preis
des Werks nicht eihöhen zu müssen. Da dieser Preis nun , wie
schon oben bemerkt, ungewöhnlich billig gestt-llt ist, so «larf ge-
nannte Verlagshandlung w«'gen dieses so honetten Verlahrens auf
den do])pelten Dank des Publikums gerechte Ansprüche machen.
72 Geographie.
Dass endllcli Druck und Papier auch bey clioscmCursus j;leich
{jiit gewählt norden sey, darf Uez. mit Fug und Uecht versichern.
Den so mehr musste er aber beklagen, dass demselben kein Druck-
feliler-Verzcichniss bey gegeben worden ist. Denn der schnelle
Abdruck liat, allem Vermuthen nach, nur eine flüchtige Cor-
rektur verstattet, und so Iiaben sich hin und wieder Druck-
fehler einschleichen miissen. Zum Glück betreffen solche nur
selten die Ortsnamen und sind noch seltener sinnentstellend. Die
erheblichsten darunter rückt Rez. beyfolgend ein. Iste Abtheilung :
S. 52: Crizaba, statt Orizaba; S. 59: Meteorent, st. Meteoren;
S. 111: Lumbach, st. Lambach; S. 111, Z. 11 v. u. fehlt der
Nalirae des Hauptorts im Salzkammerguthe, Ilallstadt; S. 112:
Winden, st. Wenden; S. 148: Abbendorf, st. Albendorf ; S. 309:
Älarostca, st. Marostica ; S. 417 beym Departement Nieder-yVlpen:
184_?_n_, st 134A% GM.; S. 439:^ Castello, st. Castellon de la
Plana. 2te Abtheilung: S. 5, Z. 4: Polarozean, st. Grosser
Ozean; S. 263 , Z. 13 v. u. : Guayna, st. Guyana.
Um den Lesern nur noch einen kleinen Begriff zu geben , wie
sehr diese Auflage in den Händen ihres Bearbeiters gegen die vo-
rigen gewonnen habe, hebt Rez. nur einen Satz aus diesem reich-
haltigen Werke aus, nähmlich die Verfassung des Osmanischen
Reiclis. Hier heisst es S. 599 der Isten Abtheilung : „Einex\sia-
tische Despotie, die den Nahmen der erhabenen Pforte führt.
Der Padiscliah , der mit seiner weltlichen Hoheit die Würde eines
Khalifen oder des Hohenpriesters der Muselmänner verbindet,
wird aus dem Harem der Familie Osman's auf den Thron geho-
ben und mit dem Schwert Osman's umgürtet: in seinem IVahmen
verwaltet der Grosswessir die weltlichen , der Mufti die geistli-
chen Geschäfte. Es gibt, bey der heiTschenden Nation keinen
Unterschied der Stände, nur Herrscher und Sklaven; doch binden
jenen das geheiligte Herkommen, die Gesetze der Vorfahren und
die öfl'entliche Meinung, die er selten ungestraft verhöhnt; auf
die Verwaltung selbst haben die Intriguen der Grossen und des
Harems und die Prätorianer der Hauptstadt, die Jenjitscheri (die
Janitscharen) einen merklichen Einfluss. Die andersglaubenden
Unterthanen des Padischali hcissen Rajahs und leben unter gro-
ssem Drucke; daher der jetzige Aufstand der Hellenen, der zahl-
reichsten darunter.'' — Dass hier noch der Janitscharen Erwäh-
nung geschieht, wird den Leser nicht wundern, da von der neuer-
lichen gänzlichen Reform des Militärwesens in der Türkey hier
noch kein Gebrauch gemacht werden konnte.
Zum Schluss wünscht Rez. ebenfalls von Herzen , dass auch
dieser Cursus recht bald wieder vergriffen seyn möchte , danist
in kurzem wieder eine neue Auflage veranstaltet werden könne.
Er wünscht aber auch zugleicl» , dass die Verlagshandlung dann
nicht nur die hier geraachten kleinen Ausstellungen beseitigen,
sondern auch — insonderheit den Artikehi: Naturbeschajfenheit
Gasparr^ liehrlmrh der EnlboschrciLiinj^. 13
und Ethnogrophie , m ciclic häufig mit gar zu wenig Worten ab-
gciV'rligt worden sind — einige Bogen mehr widmen lassen möchte,
damit dieses so gemeinnVitzige \Verk einer immer liöhern VoU-
Ivoninienlieit sidi erlVeue, und alle mit ilim rivalisirenden geogra-
pliischen Lehrbiicher weit hinter sich lassen könne.
Dr. August Weise.
Römische Litteratur.
Lateinische Grammatik von Ludwig Ramshom, erstem Pro-
fcüt^or am Gyiiiiiii^^iuiii zu Altenliiirp:, der lat, Ge»ells:chart zu Jena
Lhrciiiiiitglifd. Lcipzijjf, bei Friedricli Christian Willi. Vogel. 1824.
VllI u. 812 S. 8. 2 lUhlr.
[Anzti-e in Beck's Repcrt. 1824 Bd. I S. 128 ; nnbillifr tadelnde Be-
urthciluii- in Seebode's krit. Biblioth. 1826 Hft. 3 S. 2(i0 — (»«.]
Erster Artikel.
"er Hr. Verfasser dieser Grammatik hat sich sowohl in der Vor-
rede zu derselben, als späterhin auch in diesen Jalirbüchern (Ister
Jahrg. Bd. I Ilft. 2 S. JJßO if.) iiber die Anforderungen ausge-
sprochen, welche man bei dem dermaligen Standpuncte der Wis-
senschaft an einen Grammatiker der lat. Sprache und seine Lei-
stungen zu machen habe. In der iibrigens sehr kurzen \orrede
erklärt er in dieser Hinsicht, „dass man bei der grossen Anzahl
lateinischer Sprachlehren bisher doch immer noch das Bcdiirfniss
einer solchen gefühlt habe, die bei möglichster Vollstiiudigkeit
in den Angaben der Wortformen und Verbindungsweisen nicht
nur durch strengere Anordnung die üebersicht des Ganzen und
durch \ ereinlacliung der Kegeln die Gedächluissarbeit des Ler-
nenden erleichterte, sondern auch tiefer in die JNatur und den
Bau der lat. Sprache eindringend, die Bedeutung der >\ ortl'ormeu
etymologisch begründete, und die sNutaciischen Beireln nach ei-
nem mehr rationalen \ erfahren behandelte, wodurch es allein
inöglicJi werde, diese in umfassender Allgemeinheit aufztistellt n
und di'U Lernenden in den Stand zu setzen , sie mit Sicherheit
anzuwenden." J)ie am zweiten Orte ^emauhteu Forderungen lu-
gen noch manches hinzu, stimmen aber der Hauptsache nacll
damit überein , inid geben bei ihrer grossem Ansführlichlveit imd
BeslimmllieiL gleichsam einen Commentar zu dem, was in den
ebenangeluhrten Worten der Vorrede mehr andeutungsweise aus-
gesprochen ist. Besonders und als unerlässli(!b hervorgeholien
werden dabei folgende in der Vorrede zum Tlieil nicht so sehr
her\urlrelende, zum Theil auch ganz unberührte l'uncte: 1) die
5*
7-1 R r» III i B c 1i e Ij i 1 1 c r a t u r.
genaue Auffassung und Beaclitnng des reinrömischen Characters,
der mit steter ausscheidender Berricksichtigiiiig jedes fremden
Einflusses , namentlich des so liüufig in der Sprache lat. Schrift-
ßteller sich findenden griechischen Gepräges, mögliclist rein dar-
gestellt werden müsse ; 2) genaue Unterscheidung ziemlicJi gleich-
bedeutender Constructionen und xlusdrucksweisen; 3) strenge
Sonderung des Icxicalisclien und grammatischen Stoffes ; 4) Stu-
dium der Spraclie nacli ilu'en verschiedenen Zeitaltern, um aus
den gesammten Werken derjenigen Zeit, in welcher die Sprache
ihren Culininationspunct erreicht liatte, den Genius derselben auf-
fassen und in der Grammatik darstellen zu können; 5) endlich
streng s;)stematische, durch innigen Zusammenhang der Hegeln
bedingte Anordnung des ganzen Lehrgebäudes, verbunden mit
bündiger Kürze und Präcision in der Abfassung der Regeln, aber
ohne deshalb dunkel und undeutlich zu werden.
Ol) sich nun gleich hierbei manches vielleicht anders bestim-
men und wohl aucli noch hinzusetzen Hesse, so erklären wir docJi
im Allgemeinen unsere Uebereinstimmung mit diesen Ansichten und
Grundsätzen , und glauben daher eben so sehr den eignen Wün-
schen des Verfs., als den Forderungen der Unpartheilichkeit und
Gerechtigkeit Gnüge zu leisten , wenn wir die von ihm selbst ge-
machten Anforderungen jetzt bei der Beurtheilung seines eignen
Werkes zum Maassstab nehmen.
Fragen wir nun im Allgemeinen, ob und in wie weit der Hr.
yerf. seineu Zweck, eine lat. Grammatik der yVrt zu liefern, er-
reicht liabe, so freuen wir uns, nacli langer und sorgfältiger Prü-
fung des Werkes vei'sichern zu können, dass es ihm gelungen sey,
jenen gewiss nicht leicht zu befriedigenden Anforderungen in meh-
rerer Hinsicht wenigstens in einem ziemlich hohen Grade Gnüge
zu leisten. Er versichert, dass er eine lange Reihe von Jahren fiir
seine Arbeit gesammelt und gearbeitet habe, und das ganze Werk
bezeugt, dass es, wie sonst nicht so gar selten ist, bei ihm nicht
leere Worte sind. Ueberall zeigt sich eindrhigendes, vertraute
Bekanntschaft mit der Sache beurkundendes Studium, gründli-
cher nach möglichster Fülle und Vollständigkeit strebender Samm-
lerfleiss, dabei aber immer freies unabhängiges Selbstdenken und
Sorgfalt und Umsicht in der Behandlung des Stoffes, kurz überall
Gediegenheit. In Bezug auf Benutzung der so zahlreichen und
vielfachen Vorarbeitcu könnte man vielleicht Verweisungen auf
die Werke älterer r^nd neuerer Grammatiker und Interpreten ver-
missen, aber man würde aus ihrem Mangel ganz mit Unrecht
auf die Unbekanntschaft des Hrn. Verfs. mit denselben schliessen.
Im Gegentheil zeigt sich durch das ganze Buch hindurch eine
eben so umfassende und genaue, als verständige Beachtung des
schon Geleisteten, grosse Bclesenheit in gelehrten, namentlich
altern Gommentaren, gute Kemitniss der vorzüglichsten grathma-
tisclien Werke früherer und ueuci^r Zeit, und endlich , was man
Latcinieielie Graniiiiatik von Ruiiiüliorn. 75
nicht vielen andern lat. Grammatiken nacliriihmcn kann, eine vor-
zügliche Bekanntschaft mit den alten römischen Grammatiker».
Als besonderer Vorzug verdient nocli geriilunt zu werden die Si-
cherlieit und umfassende Bestimmtheit in der Auffassung des lat.
Sprachgenius im Allgemeinen. IMit wenigen und fast nothwendi-
gen Ausnahmen nämlich begründet der Ffr. Verf. seine Regeln
stets aus den sämmtlicJicn Schriftstellern des classischen Zeit-
alters. Er tritt dabei der hohen Auctorität Cicero's, als des unbe-
Sitreitbar ersten aller römischen Scliriftsteller, niclit im geringsten
zu nahe , aber er ist zugleich doch auch gleichweit entfernt von
jener engherzigen Einseitigkeit, welche mit Ilintansetzimg aller
andern die lat. Grammatik zu einer blosen Darstellung des cicero-
iiiauisclien Sprachgebrauchs machen möchte. Er vernaclilässigt
ferner keineswegs die Angabe der vorzügliclisten Eigenthümlich-
keiten des römischen Sprachgebrauchs und der beliebt oder gleich-
sam volksthümlich gewordenen Ausdrucksweisen, aber er ver-
meidet auch ebeti so selir den entgegengesetzten Felder, sich in
breite Erörterung und Anempfehlung einzelner oft nur durch die
'l'radition der Grammatiker dazu gestempelter Eleganzen zu ver-
lieren, oder mit der Aeugstlichkeit eines früher nicht seltnen gram-
matischen Aberglaubens vor Nachahmung jeder wirklichen oder
ticheiiibaren Abweichung von der allgemeinen Uegel zu warnen.
^Veuigstens entsimien wir uns niclit, die sonst so beliebte Formel
„diess ist aber nicht nachzuahmen'''" bei ihm gelesen, wohl alter
häufig Erklärungen scheinbarer Unregelmässigkeiten oderdieAn-
gabe gefimden zu haben, dass etwas Eigenheit dieses oder jenes
Schriftstellers oder Gebrauch späterer Zeit sey.
Weniger hingegen befriedigt hat uns der llr. Verf. in folgen-
den Puncten :
Erstens in der Anordnung und zwar sowohl in materieller als
in formeller Hinsicht. Wir \ erkennen zwar keineswegs das Streben,
die zu behandelnden Gegenstände und Regeln darüber nach ihrem
innern Zusammeidiang zusammenzustellen und logisch zu ordnen;
ja zuweilen dürfte eher zu viel und zu subtil geschieden seyn ;
allein demohnireachtet glauben wir gerade hierin die schwächste
Seite des Werkes zu erkennen. Namentlich verinissen wir hätifig
logische Hiclitigkcit in der Eintheilung und zwar gerade oft in
den wichtigsten Dingen. Wir werden, um unshier nicht zu sehr ins
Einzelne zu \erlieren, später über einige; solche Fülle sprechen,
und bemerken hier nur, dass wir nicht nur bei der Lehre- Aon
den Temporibns und dem ('onjuncliv, sondern selbst bei der Ein-
theilung der Syntax im Allgemeinen einen richtigen logischen
'i'heilungsgnind \erniissen. Ein andrer ebenfalls nicht seltner
Fehler der Anordiiun-i ist, «lass Zusammengehöriges uicht bei
einander, sondern oft durch das ganze Buch zerstreut sich findet,
sowie dagegen an andern OrU-n die \erschiedenartigs(en Dinge
unter eine Rubrik zusammengefasst werden. Ein Beispiel für
76 Römische Litteratur.
den letztern Fall giebt die ganze zweite Abthcihing des ersten
Theilcs der Syntax, wo unter der Aufschrift „Gebrauch des jNo-
mcns insbesondere'-'' niclit nur der Gebrauch derSubstantiva, Ad-
jectiva , Numcralia und Pronoraiisa, sondern auch der Prä[>ositio-
nen abgeliandelt wird. Als Beispiel für den erstgenaiuiten Fall
erwähnen wir die Lehre von der Sijiitaxis coTivemenliae ^ die
ausser den ihr eigens bestimmten Paragraphen 92 — 91) noch
§ ]0r>, löl, 159, 1(58, 20« theiis ausführlicher behandelt, tiieiis
nach einzelnen Beslimmungen berührt wird, ohne dass am ersten
Orte auch mir auf die folgenden verwiesen wäre.
In formeller Hinsicht ist ein Ilauptübelstand der Anordniuig,
dass das ganze 812 Seiten umfassende Werk in nicht mehr als
222Paragraplicn zerfällt, von denen manche, wie § 21, 198, we-
nige Zeilen, andere, wie § 171 , 203, 29<), 20 — 24 Seiten und
drüber einnehmen. Da nun der Hr. Verf. im Index, wie in der
Grammatik selbst , nicht nach den Seiten , sondern nach den Pa-
ragraphen citirt, und die grosse Masse des Stoffes in den letztem
durch grosse römische Zahlen in Haupttheile, diese durch grosse
römische Buchstaben in Unterabtheilungen, diese w ieder durch ara-
bische Zahlen in Nebenabtheilungen und diese durch kleine rö-
mische Buchstaben wieder in andre Theile theilt, dabei in der
Anwendung dieser Zeichen sich nicht gleichbleibt (s. z. B. im
Index die Artikel: Peuthemimcies und Elegiumbus versus^ , au-
sserdem häufig noch Noten und Anmerkungen, die auch oft wieder
nicht nur numerirt, sondern auch eingetheilt sind, hinzufügt: so
entsteht hieraus eine Schwierigkeit des Aui'fiudens , die allen
Glauben übersteigt, indem man die häufig 5 Bestimmungen ent-
haltenden Citate [s. Index '/..B.Figiira a%o xotvov 200, C, 3, b, J]
kaum im GedäclUniss behalten kaun , sondern oft melirnials wie-
der nachsehen muss , und von der Hollnung, die Sache bald zu
finden , vielleicht erst zu flüchtigem Durchblättern veranlasst,
nach langer vergeblicher 3Iühe am Ende noch zu der lästigen Ar-
beit sich entschliessen muss , den ganzen langen Paragraphen
durchzulesen , um das Gesuchte zu finden. Wie w eit zweckmä-
ssiger wäre die Eintheilung in kleinere Paragraphen oder wenig-
stens die ISachweisuug nach Seiten gewesen. Lind doch ist diess
niir der eine Uebelstand dieser Anordnung; häufig haben jene
langen Paragraphen auch noch einen zweiten, nämlich Unver-
ständlichkeit veranlasst. Der Hr. Verf. führt näuilich den Text
mehrerer in einem Pai-agraphen gegebnen llauptregcln nicht sel-
ten in zusammenliäugender ununterbrochener (^onstruction fort.
Da mm aber der Zusammenhang nicht nur durch die laugen Bei-
hen der lat. Beispiele, sondern auch oft durch nähere Krörterun-
geii zu den einzelnen Ilauptregeln, oder auch durch JNoten unter-
brochen wird, so entsteht daraus der den Leser höchst störende
Uebelstand, dass jnan, wenn man nach langer Unterbrechung von
der einen Hauptregel zur andern gekommen ist, die letzte nicht
Lateinische Graiuinatik von Ramshorn. ^1
eliiT versteht , als bis man zuri'icIcschlHgt imd sich auf den ver-
schiedciiea Seiten den Zusammenhang der zerstiickelten Constru-
ction niiihsam aufsucht.
Diese lieraerkun^; iiher eine solclie mehr zufällige Unverstand-
lichkeit fuhrt uns zu einem andern der Puncte, in welchen wir
uns nicht befriedigt gesehen liaben. Kr betrifft die Form , in
welcher die Uegehi abgcfasst sind. Der Hr. Verf. liat sicli dabei
und mit Ke.-Iit möglichster Kiirze befleissigt. Aliein er ist dariiber
nicht selten in Unbestijunitheit und Unklarheit des Ausdrucks ^er-
failcn, vorzüglich durch den zu häufigen Gebrauch zu allgemeiner
oder schwerer abstracter Beirriffe. \N ir wollen, in Betracht, dass
das ^^crk iVir Jiuiglinge reifern Alters bestimmt ist, nicht gerade
tadeln , dass die Regeln nicht zum Auswendiglernen eingerichtet
sind, allein wir glauben mit Hecht eine gewisse Popularität in der
Form fordern zu dürfen, welche gleich beim ersten Blick un-
zweideutig zur richtigen Auffassung leitet. Allein eine Populari-
tät der Art findet sich fast nirgends, wohl aber häufig ein ziem-
lich dunkler, verschiedene Auffassung zulassender philosophi-
scher Ausdrn(;k, der zuweilen gewiss selbst fi'ir den geübten Den-
ker schwer zu enträths'eln sevn wird, Scliülern also völlig un-
verständlich seyn muss. Was soll sich ein Schüler bei Regeln,
wie sie z. B. § 155 iNot. 3, b und c sich finden, denken, wo es
lieisst: „Fin negati>er Comparativus mit einem positiven Prädicat
gibt ein relativ positives Gleichheitsverhältniss," oder: „ein nega-
ti\er (,'omparati\us mit einem negativ genommenen Prädicat gibt
ein relativ negatives Gleichheils\erhältniss.'' Und doch ist eine
solche Dunkelheit gar nicht so sehr selten; vergl. § laS, 2 die
Jlestiinmung, wie ide/n und ipse verschieden seyen , oder § 168,
A, Nr. ], wo der Fall erläutert wird, unter welchen Umständen
der Infinitiv statt des Genit. Gernnd. stehe; oder § 183, 2, wo
über den Unterschied von ut und quod gehandelt wird; alles
Dinge, die sich selir leicht deutlich hätten bestimmen und erläutern
lassen. In mehrern Fällen, bemerken wir nebenbei, scheinen uns
beide Fehler, die minder zweckmässige Anordnung, wie die Un-
deutlichkeit herbeigeiuhrt worden zu seyn dm-c!i ein zu grosses
Streben nach Figenthümlichkeit , welches den Ilrn. Verf. zuwei-
len verführte, \öllig ins Klare gebrachten und schon von andern
richtiir Ix'^liinniten Dingen noch eine neue Seite abztigewimien
und sie lieber nach dieser aufzufassen und darzustellen.
Kin andrer mit der ebenberührten Un^erständlichkeit ver-
wandter Felihr ist eine gewisse Kargheit in näberer Frörternng,
Aor/üglieli aullallend und sichtbar in den allgemeinen Minleitiin-
gen zu einem neuen (teirensiand , ai)«'r aucli Iriiufig in aiuleruFr-
klärungen sellist der \\ielili:rsten Dinge. Beispiele, dafür bietet
ilas ■ranze I5ucli sogleicli aoii den \ (trcrinnerungen an, welclie
tlie Begrille la(. («ranmialik und S|)iiu;he erörtern und eine ge-
drängte Geschichte der lat. Sprache geben, beides nicht hin-
78 B ü m ! ä c h e L i 1 1 e r a t u r.
län;;;licli für den Zweck des Werkes. Besonders auffällig aber
Mird diese Kargheit in den kurzen Definitionen inid Erläuterun-
gen, welche der Hr. Verf. über die einzelnen Redetheile und die
verschiednen Formen, in denen sie in der Sprache erscheinen,
oder kurz in alle dem, was der Ilr. Verf. aus der allgemeinen
philosophischen Grammatik gegeben hat. Alles was in dieser Hin-
sicht in der Formenlehre sowohl, m ie in der Syntax, gesagt wird,
ist in der That nur geeignet, dem Kenner zu zeigen, dass der
Hr. Verf. damit nicht unbekannt war, aber nicht dem noch un-
kundigen Schüler eine tiefere Einsicht in das Wesen und die Na-
tur der Sprache zu verschaffen. Und doch ist einerseits ohne diese
nähere Kenntniss keine gründliche Sprachkenntni.'^s überhaupt mög-
lich, und anderseits herrscht auch nirgends eine so grosse Un-
kunde, als gerade in dieseuDingen, indem gewiss die bedeutende
Mehrzahl derjenigen, welche eine Sprache erlernt zu haben mei-
nen, auf Fragen, Mas denn eigentlich z. B. Genus, Numerus,
Casus, Modus, Conjugation u. dgl. seyen, gemeiniglich nicht
viel andres zu antworten wissen , als es seyen Dinge , welche in
der Grammatik vorkommen. Nach unserer Ansicht hätte in einer
Grammatik für Jünglinge reiferen Alters durchaus eine kurze, ver-
ständliche Exposition ül)er das Wesen der Sprache, der Rede-
theile und ihrer möglicljen Modificationen, am besten nach Her-
mann de emend. rat. Gr. Gr., und dabei eine Zusammenstellung
der einzelnen Definitionen gegeben werden sollen, welche iu
zweckmässiger Vergleichuiig den Innern Zusammenhang und Aehn-
lichkeit und Verschiedenheit aller jener Dinge nachgewiesen hätte,
ohngefähr in der Art, Avie sie Voss. Analog. I, 3 p. 383 seq. in
Bezug auf die Redetheile versucht hat.
Allein nicht blos in Hinsicht auf die allgemeine Grammatik
zeigt sich diese Kargheit, sondern häufig auch anderwärts in
schwierigen Fällen, ja selbst in solchen, wo der Hr. Verf. zuerst
die richtigen Ansichten aiifgestellt hat. So >vird z. B. der übri-
gens trefflich angegebne Unterschied zwischen dem Ge7iilirf/s und
ylblntivus qualitatis (§ 140, I, 1, N.) verhältnissmässig sehr kurz
behandelt; ebenso wird der ziemlich vielbestrittne Fall, dass zu-
weilen die Form des Prädicats nicht nach dem Subject sondern
nach dessen Apposition sich richte, § 2()f{, C, 3, c, 2 zwar richtig
bestimmt, aber mehr angedeutet, als erklärt, und zwar in einer Note
des untern Randes, mo sonst gewöhnlich eine oft überffüssige
Nachhülfe gegeben wird, wie die gerade behandelten lateini-
schen (/onstructionen deutsch zu übersetzen seyeu. Gewiss ein
seltsamer Contrast, der uns zugleich auf einen andern zum Theil
sclion aus dem Ebenangeführten ersichtlichen Fehler des Buches
führt: wir meinen den Fehler einer zuweilen nngleichmässigen,
den Zweck des Werkes nicht immer im Auge behaltenden Be-
handlung der Gegenstände. Während nämlich, wie wir eben ge-
zeigt haben , wichtige Dinge nur ganz kurz und fast undeutlich
Latoiiiisclic Graiiiniiitik von Raiuähorn. T9
I)ehaiu1cU worden sind , werden wieder anderwärts weit leichtere
Dinire mit zicniliclier Ausfiihrliclikeit erläutert, und lU'iielu darü-
ber ^eijeben, wie sie nur die Bcabsichtij^iini? grösster Popularität
und des Anscljliessens an das besclnäiikle Fassungsvermögen er-
ster Anfänger geben lässt. >Vir zählen hieher Fälle wie § 11)1, 1,
wo es heisst: „Ileisst iacere lassen und elficere beweisen^ so
steht dabei der Aceusativ c. Infinitiv.'-'- Als huige diese Constru-
ction von der Bedeutung der vorausgehenden Verba, und nicht
vielmelir von dem Yerhältniss ab, in welcliem der davon abliän-
gige Gedanke steht. Ebenso findet sich in der Lehre vom Parti-
cipium § 171 eine lange Reihe von Regeln, die genau genommen
weiter nichts angeben, als wie in verschiedenen Fällen das lat.
Participium im Deutschen aufzulösen und zu iibersetzen sey. Sol-
che Dinge mussten Jiinglinge von reiferem Alter, unter denen
man doch gewiss wenigstens Schiller höherer Classen zu denken
liat, doch wohl schon wissen und fällig seyn, den Verf. auch bei
einer tiefern Darstellungsweise richtig zu verstehen.
Schliesslich bemerken wir noch, dass uns der Einfluss der
griecli. Sprache auf die Jateinisclie, und der altern Latinität auf
die Spraclie des goldnen Zeitalters zu wenig in das gehörige Licht
gestellt worden zu seyn scheint. Der Hr. Verf. deutet zwar oft
darauf hin, aber mehr nur in einer Angabe, dass diess und jenes
griechische ('onstruction und ArcJiaismus sey, als in Beriicksich-
tiguiig des Einflusses, den beide im Laufe der Zeit liatten. Der
Einfluss des Griechischen auf die älteste lat. Sprache ist bekannt-
lich ein ganz audrer, als der, welcher vorzüglich seit Cicero
und Catull siciithar wird. Eben so wäre in Bezug auf die älteste
lat. Sprache eine genauere Angabe ihrer Beschaffenheit, und eine
liistorische JVachweisung ihres Bildungsganges hU auf die Zeiten
Cicero's sehr nützlich und zweckmässig, und selbst für die Er-
klärung maiulur schwierigen Gegenstände, wie z. B. des Oi'tsge-
nitivs der Städtenalimeu, des Gerundiums und Supinums, u. s. w.
gewiss auch sehr Aortlieilbaft gewesen. Die einzelnen, freilich
nicht ohne grosse IJmsicht zu brauchenden Andeutungen, die sich
darüber hei Gellius und den alten Grammatikern und Scholiasten
liiidLii, waren gewiss dem Ih'n. Verf. nicht unbekannt.
rSach diesen allgt-meinen Bemerkungen kommen wir nun zur
nähern Beurtheilung ties Kiiizelnen, aus welcher, wie wir hülfen,
die Uichtigkeil unseres ausgesprochiieu l rtheils sich noch mehr
und bestimmter ergehen soll. Wir wollen dabei, da uns der
Zweck dieser .fahrbüchcr bei einem W eike von solcher Wichtig-
keit grössere AusIVihrlichkeit gestattet, dem Verf. durch das gan-
ze Buch hindurch loL'eii und wenigstens eine genauere W ürdi-
gung aller Jfauj)(abschni(t<' des Ut-rkes gehen mit Angabe dessen
sowohl, was Ulis vorziiglich gut dargestellt zu seyn scJieint, als
iler hau]>tsächlichsten Puncte, ht welchen wir \üu duu Ansiclir
60 Römisch cLittcratur.
teil und Bestimmungen des Hrn. Verfassers abweichen zu müssen
glauben.
Die Eintlieiiunj der ganzen Grammatik ist die gewölinliche
in Formlehre (S. 2 — 149, § 3—89) imd in Syntax (S. 150—715,
§ 90 — 200). An letztere schliesst sich dann noch (S. 715 — 717,
§207) ein kurzer Abschnitt über den römischen Kalender und
ein längerer über Prosodik und Metrik (S. 717 — 784, § 208 —
222), welcher das ganze Werk bescliliesst.
Die Formlehre ist eingetheilt 1) hi Orthoepie (S. 2 — 13,
§ 3 — 11 ), 2) in Orthographie {^. 13 — 22, § 12 — 17), 3) in
Fornienlehre (S. 22 — 133, § 18 — 79), 4) ia Etymologie (S.
133-149, §8I>— 89).
Orthoepie und Orthographie^ die wir hier zusammenfassen,
sind beide etwas kurz behandelt, aber im Ganzen sehr zweckmä-
ssig. Besonders daran zu loben ist die selbstständige Benutzung
des in neuster Zeit namentlich tou Conrad Schneider darü-
ber Verliandelteu und die verständige Umsicht und Auswahl, wel-
che fast immer das Richtige, d. h. was geschichtlich und philo-
sophisch betraclitet als das Haltbarste und Bewährteste erscbeint,
giebt, und somit ganz eigentlich mehr auf das wahre Bedürfnis«
des Lernenden, als auf jene unnütze Curiosität Rücksicht nimmt,
welche alle geringfügige Abweichungen und Seltsamkeiten aufge-
zählt und als wichtige Dinge dargestellt wissen miII. Das Einzige,
was wir dabei zu erinnern haben, ist, dass der Hr, Verf. in Fäl-
len, wo seine Angaben von den Resultaten der Schneid er-
sehen Forschung abweichen, etwas weitläufti^er seyn und die
Gründe seiner verschiedenen Ansicht hätte angeben sollen. Fälle
der Art finden sich § 5, iVota, wo der Hr. Verf. dem ci und // vor
Vocalcn ohne alle Einscliränkung und Rück:*icht den Laut des z
abspricht, vergl. Schneid er I p. 247 ff. und 356, ferner § 15,
5, wo er von der Verdopplung der Consonanten und der dabei
Stattfindenden Inconsequenz spriclit, und für die Schreibung re-
pulit^ r'ettilit^ quatuor ^ /•<?//];,' /o sich entscheidet. Wir finden da-
bei wenigstens religio mit Aaw übrigen unpassend zusammenge-
stellt, die völlig analogen Beispiele reperit und reludit aber mit
Unrcclit ausgelassen, und vermissen die Gründe gegen Schnei-
ders Bemerkungen (1, 5^1 — 589 und 592) und Buttmanns
scharfsinnige yVuseinandersetzung (ibid. 5!i8 ff.), dass man aiich
in Prosa reppuUt^ reppcrit^ rettitlit und ebenso aucli reccidit^
rettudit geschrieben liabe; und zwar um so mehr, da der Hr.
Verf. in der Prosodie § 211, B, 4 die Länge des rc sehr richtig
nur für das Präteritum anerkennt. Ein dritter Punct, dem wir
grössere Ausführlichkeit und Bestimmtheit gewünscht hätten, be-
trifft die Assimilation des Schlussconsonanten der Wörter, beson-
ders der Präpositionen, in Zusammensetzungen, §15, 6. Der
Hr. Verf. spricht zwar schon § 8 und zwar in ziemlicher Ueber-
cinstimmung mit Schneider darüber; aiieiu zu gcschweigen.
Lateinische Grnininatik von Rnmshorn. 81
dass der Gcsfenstaiul, so \>ie ühorliaiipt fast alles, was über Vor-
äiuleruu^ der Griiiullaute in der Ortlioepie gesagt worden ist, we-
niger in diese, als in die Orthographie gehörte; so ist doch das
Ganze, selbst wenn wir es zusammeiniehmen, zn kurz und un-
vollständig, als dass es für die Uehandinng eines Gegenstandes
gniigen könnte, über welchen seit den ältesten Zeiten bis auf den
heutigen Tag so verschiedne Ansichten herrschen. Mach unsrcr
Meinung wäre es weit zweckmässiger gewesen. Statt, wie pag. 9
und 10 geschieht, die Präpositionen nach ihren Endbuclistaben
zu classificiren, vielmehr, wie Schneider und Grotefend,
in einem \ erzeiclmiss der Präpositionen die jeder einzelnen eigen-
tliüniliche Assimilationsweise zu bemerken und die Aualogieen an-
znge!)cn, welche zwisclien mehrern, wie zwischen cow und /w,
(lis und es^ ob und sub u. s. w. Statt finden. Auf keine Weise
weiiiirstcns können wir uns damit befreunden, wenn es am zwei-
tenOrte p. 10 lieisst: „.t/r/, circuin und trans können vor allen
Lauten bleiben; cou vor /, j)^ r ; in vor /, /«, p^ r ;'•'' weil die
vage ßestinmiung können bleiben der grenzenlosen bis jetzt Statt
findenden Willkür der Einzelnen fast das Wort zu reden scheint,
und für die Anwendung auf einzelne Fälle, so gut, wie keine ist;
oi) wir gleich wissen, dass die dafür angeführten Beispiele sich
theils durch Inschiiften, theils durch die Zeugnisse der alten
Grammatiker rechtfertigen lassen. Die Sache bedarf und ver-
dient gewiss auch, selbst nach den trefflichen Bemerkungen, die
Schneider (1, p. 499— 600) darüber gegeben Iiat,^ noch im-
mer einer gründlichen, besonnenen und scharfen Untersuchung.
Die neuste Verhandlung darüber, die aber dem Hrn. Verf. noch
nicht bekannt gewesen zu seyn scheint, findet sich in Lin d e-
m a n n s Vorrede zu seinen Selectis e poetis Latinis carmiiiibus,
Lips. 1S23, p. 4 — 10, wo in einem ziemlich scharfen Tone die
Incoiisequenz der Neuem wie der Alten gerügt, und, wir zwei-
feln aber; ob mit der nöthigen Unbefangenheit und Umsicht,
eine möglichst durcligieifende Assimilation anempfohlen wird.
Dieselben Vorzüge der Behandlung, die wir an der Orthoe-
pie; und Orthographie gelobt Jiaben, zeigen sich auch in der For-
menlehre ^ wflche ausserdem auch nocli mit verhältnissmässig
grösserer Ausführlichkeit behandelt ist. Die Eintheilung sämmt-
iicher Wörter ist die gewöhnliche in Noraina, Verba und Parti-
keln nach folgendem Schema.
A) jSomiiia. I) eigentliche Nomina a) Noinina sJibslanlira
h) Nomina udjeclica. 1) eigentliche Adjectiva 2) NumeialiOy
3) parlicipia.
II) pronomina. a) pron. subslanlica 8. personalia h) proa.
adjecfira.
U) Ferba. ]) v. indefinit n s. ansohlt a 2) v. definita.
C) Purlicalae 1 ) Interjavliones 2) Adcerbia 3) Praepositio-
ties 4) Conjuuctiones.
JuUrb.f. l'hil. u. I'äilae- Jahrf^. II. Htjt 9. (J
82 Rumisohcliltteratur.
Dass an dieser Eintlieilung raaaches zu taileln ist, ergicht
»Ich leicht von selbst. Wir wollen die luconscjuicnz niclit liielier
reclinen, dass das hier den Nominibus cr/;"e(-7«V/i- beigügebne Par-
ticipiuni weiter unten als Modus zum Verbuin i^ereclinet wird ;
a.ber völlig unwesentlich erscheint uns die Eintlieilung der prono-
mina \\\ siibstaiiliva wwii adjectiva^ schon deswegen , weil \ielc
derselben, wie Äic, is, üle u. s. w., rait gleichem Hechte zu bei-
den Classen gerechnet werden können , und mit den eigentlichen
pronom. personaiibus ^ denen sie der Hr. Verfasser beizählt, gar
nichts Wesentliches gemein haben. Die Eintlieilung der Ycrba
in indefinit a und defutila ist wenigstens höchst unpractisch, weil
sie die Tlieile ganz unverliältnissniässig macht, und selbst nicht
lialtbar, da das einzige indefinitum suni in vielen Fällen auch
eben so gut definitum ist, als die übrigen. Am bedenklichsten
indessen finden wir es, wie weiter unten noch näher wird bespro-
chen werden, die IVumei*alia zu einer Classe der Adjectiva zu
machen.
Dass über das AVescn der Redelheile und ihrer Modificatio-
nen zu wenig aus der allgemeinen Grammatik gegeben worden
ist, ist schon oben erinnert worden. Am meisten gilt diess von
den Nominibus , deren Behandlung aber in andrer llinsicHt wie-
der sehr zu loben ist. Die Bestimmungen über das Genus sind
wenigstens für den Zweck des Buches vollständig und empl'ehlen
sich selbst vor den ausiuhrlicliern Angaben Schneiders durch eine
zweckmässige, ziemlich leichte Uebersicht gewährende Anord-
nung. Nur den Mobilibus hätten wir in Betracht der liäufigern und
bedeutsamem Anwendung, den AiaMolio nominis in der Sprache
überhaupt findet^ eine ausführlichere und umfassendere Behand-
lung gewünscht, und zwar um so mehr, da sie auch im Abschnitte
von der Etymologie übergangen' worden sind. Dasselbe Lob ver-
dient, was der Ilr. Verf. über die ])eclinaiionen\n\ Allgemeinen,
wie im Besondern gesagt hat. Er hat dabei den lleichthum der
Schneiderschen Angaben mit den scharfsinnigen Bestimmungen
Struve's sehr gut zu vereinigen gewusst, aber niclit blos wieder-
Iiolt, sondern durch selbstständigc Behandlung zu einem neuen
Ganzen zweckmässig zusammengestellt und nicht selten noch
durch treffende, ihm eigenthiimliclie Bemerkungen ergänzt und
erweitert. Solche Bereicherungen finden sich vorzüglich in den
Bemerkungen iiber die so schwierige dritte Dcclinalion, die,
selbst abgesehen Von dem grössern Stotfe, den ihr weiterer Um-
fang darbot, auch an sich am umfassendsten und grüiullichsteu
behandelt worden ist. Wir rechnen hieher besonders die bei al-
ler ihrer Kürze gründliclien Bestimmungen über den doppelten
Ablativns siugul. auf e und i. Ausgelassen ui'.d übergangen haben
wir wenigstens nichts Wesentliches und Erliebliches gefunden;
denn die aou Voss ins (Anal. 2, 15 p. 600) Struve (p. 7) und
Schneider (2, p. 22) aachgewiesenea Genitive der 1 Decliuu-
Lalciniäclie Graiuiuatik von Bauisliorn. 8>i
tlon auf e5, wie proriricies u. dcrfrl., scheint derllr. Verf. ahsiclit-
lich ausi;:elasseii zu haben, und eben so wohl aucli die alten For-
men des Dat. singul. 2 Declination auf oi. Elicr hätten bei den
iSoniinativendungeii der o Declination die alten Formen lentis^
iitcnlis fiir lens und mens an'refiilirt werden köinien, um so niel»r,
da sie g:anz andrer Art sind, als die er« ahnten Formen ^r?iis^
st/is^ bovis. Ein auHallenderes Versehen hudet sich p. 45 Anmerk.
5, wo es als Ue^el heisst: „Im Ablativ haben i die Appellativ a
neutra auf e, o/, ar mit langer Penulti/na als män\ t/ibu?ifät\
calcari ;^'' da doch die Bestimmung mit langer Penultima nur bei
den letzten beiden ihre Anwenduni^ findet. Ganz besonders treff-
lich und von tiefer Kenntniss zeugend sind die zu § 25 gegebnen
Anmerkungen über sämmtliche Declinationen und ihre Verwandt-
schaft im Allgemeinen. Der Hr. Verf. macht darin einige recht
gute Bemerkungen über den jeder Declination eigenthümliclie»
Character. Die dritte ist ihm die älteste; die übrigen seven aus
derselben hervorgegangen; und zwar scheinen ihm die I und 2
griechischen, die 4 «uid 5 etruscischen Ursprungs zu seyn, eine
Behauptung, die wohl etwas mehr zu begründen und näher zu
erweisen gewesen wäre. Eben so hätten wir bei dem Schema der
L'rdeclination, das der Hr. Verf. nach Struve's Vorgang auf-
stellt, die Gründe hören mögen, weshalb er in einigen Puncten
\on Struve abweicht.
Das Schema des Hrn. Verfassers, wobei wir die Verschie-
denheiten des Struvischen gleich in Parenthese bemerken, ist
folgendes :
Plural.
N. es (Str. es oder i)
G. um
D. bus ( Str. ibus oder is )
A. es
V. es ( Str. es oder « )
\]i\.bus (Str. ibus oder is)
AVir können diese Abweichungen sämmtlich nicht billigen. Das
für das Struvische ibus substituirte bus passt deshalb nicht, weil
die lanpe Penultima mehrerer Declinationen eine Conlractions-
liiii^'c lodert; imd die Ausst^ilic-ssung des / im INominat. und Vo-
cat. und di-s is im Dativ inul Ablativ schliesst zuirleich auch die
jMöglichkeit aus, die 1 und 2 Declin. aiis der l'rdeclination her-
zuleiten, und ist übrigens auch inconseqtient. Der Hr. Verf. er-
wähnt nichts darüber, als dass im Dativ und Ablat. plur. der ] De-
clination die urspriingliche Endung abns später durch die griech.
Form is verdrängt worden sey, und dass das ähnliche oÄ?/.s der
2 Declination sieh nur in den Proiiomitiibws <luo und (imbo erhal-
ten habe. AI)er da er ini(ieni(iv hin^rul. die doppelte Form is oder
«anerkennt, wovon die zweite doch gewiss wegen derGeniti>c
G.
Singul,
is oder i
D.
i und e
A.
em
V.
w ie der Nom.
Abi
.e und /.
8:1 Römische Litteratur.
der 1, 2 und 5 Declinatioii, und nicht für Formen wie Neocliy
Uly.vi (cf. Voss. Anal. 2,9) oder IVir die nach der gewöhnlichen
Aussprache geschriebnen Genitive Jovi^ Nepoti (Schneider 2,
142, Struve p. 21) angenommen ist, so sieht man nicht ein, wa-
rum in dem ganz analogen Falle beim Nominativ und Vocativ plu-
ral. die Endung / verworlen wird; zumal da in Wörtern, welche
oline Zweii'el einer alten Declinationsweise folgen , wie die mei-
sten Pronomina, jene Endung i sich findet, z. B. qui^ aliqui u.
d. gl. Und selbst bei der Endung is des Dat. und Ablat. plur.
möchte doch der Umstand, dass Formen wie quis und aliquis
gerade die veralteten sind, wenigstens in etwas beweisen, dass
jene Endung nicht sehr späten Ursprungs seyn könne. Sonach
glauben wir, dass das Struvische Schema einer ürdeclination, wo-
l'ern man überhaupt eine solche annehmen will, immer den Vor-
zug verdiene, und wenn etwas daran mit Grund geändert werden
sollte, die Aulluhrung des Ablativs gestrichen werden müsste,
weil derselbe in jener Zeit, welcher diese Ürdeclination angehö-
ren müsste, gewiss auch im Lateinischen noch nicht als besonde-
rer Casus existirte.
Der Absclmitt über die AdjecUva § 30 — 43 ist bei aller
Kürze und Gedrängtheit ziemlich erschöpfend; namentlich ist das,
was^ § 41 f. über die Comparation gesagt wird, sehr klar und an-
schaulich dargestellt, wenn auch nicht ganz vollständig. Am mei-
sten vermissen wir, dass die Comparation der Participia weder
liier, noch weiter unten (§75, 3, c) ausfühi-liclier behandelt ist.
Da hierin nicht blos von Schülern, sondern selbst von Gelehrten
nicht selten gegen Acw Gebrauch gefehlt wird, so wäre wohl ein
Verzeichniss derselben, wie es auch schon in mehrern Gramma-
tiken sich findet, gewiss sehr wünschenswerth gewesen. Auch
in den einzelnen Anfülirungcn haben wir einige Fehler bemerkt.
So sind von den Wörtern, welche der Hr. Verf. natürliche In-
comparabilia nennt, gewiss mehrere es nur zufällig, andre gar
nicht, wie z.B. cicilis ; eben so sind unter den Substantiven, de-
ren Composita incomparabilia seyn sollen, bellimi (imbeüior), cor
(concordior, concordissinms, vecordior, vecordissimus), /a;/ia (in-
famissimus), forma (deformior, deformissimus ) und /«oc/?/« als
Stammwort von commodus, und unter den darauf wegen ihres
ISichtgebrauchs als Incomparabilia bezeichneten Wörtern je/?/ «?/s
zu streichen. Dagegen koiuiten am erstem Orte das Substauti-
vum OS (ossis), am zweiten wenigstehs die sehr häufig vorkom-
menden Adjectiva infidus^ invidiis u. vagtis hinzugesetzt werden.
, In den folgenden Paragraphen 43 — 48 werden die Zahlwör-
ter und Pronomina abgehandelt. Was über Gebrauch u. s. w.
sonst gewöhnlicli in den Grammatiken gleich hier erwähnt wird,
ist vom Hrn. Verf. sehr riclitig in die Syntax verwiesen und dort
ausführlicher behandelt worden. Im Einzelnen Iiaben wir nur an
wenigem Anstoss genommen. Bei den Ordiualieu wird der 21 und
Lateinische Gmmmatik von Ramshorn. 85
22 blos mit unus et vicesimus und alter et vices. s. duo et vicesi-
rnus Statt des sonst ^ewöhuliclien vices. prirnus und vices. secun-
ihis angegeben, und eben so will der Ilr. Verf. auch 31 und 32
u. s, 1". durch uims und alter gejjeben wissen. Hier hätte nun vor
allem duo et vicesimus nicht so als allgemein gvjltig, sondern als
veraltet angeführt werden sollen, cf. Aul. Gell. 5, 4; denn selbst
das bei Tacit. bist. 1 , 07 sich findende unae et vicesimae legio-
7ns ist ihm nicht völlig gleich. In Bezug auf die andre Zählungs-
weise aber hätten dieZnsanimensetzungen mit primus und secuii-
dus wenigstens nicJit ausgeschlossen werden sollen; denn der
§157 Anmerk.2 angegebne Unterschied, Aas^ prinmsm\A secun-
dus in einzelnen, wie in zusammengesetzten Zahlen Ordnung
und Rang^ unus und alter melir die eigentliche Zahl bezeicline,
enthält, selbst wenn man ihn bei zusammengesetzten Zahlen
ebenfalls gelten lassen will, doch noch keinen ausreichenden
Grund, Zusammensetzungen wie vicesimus primus und secundus
ganz von den Ordinalien auszuscliliessen. Bei den Pronominibus
können wir nicht billigen, dass ego und tu und iä unter die De-
inoiistrativa gestellt sind. Die erstem bilden eine eigne Classe;
is hingegen könnte höchstens ein logisches Demonstrativum ge-
nannt werden, wird aber richtiger relatiimm genannt, mit eben
dem Rechte, wie ^?/J, das offenbar der auf einen andern Begriff
gehenden Beziehung halber relativiim ist, aber nicht seiner Sätze
verbindenden Kraft wegen , wie der gewöhnlich in der Gramma-
tik geltende Sprachgebrauch fälschlich bestimmt hat. Ueberhaupt
hätten wir gern säramtliche Pronomina bei den Eintheilungen an-
geführt gesehen , denn es fragt sich bei manchen, wie z. B. bei
yuisquis gar sehr , in welche Classe man sie stellen solle ; und
dann würde der Hr. Verf. auch gesehen haben, dass Zusammen-
setzungen, \\\c siquis ., nequis ., mu/j^w/s in dieser Gestalt nicht
unter die Pronomina gehören , sondern zwei im Sprechen wohl
zu verbindende, in grammatischer Hinsicht aber doch zu tren-
nende Wörter seyen. Eben so ist in den Anmerkungen zu der
Declination der Pronomina manches iibergangen , z. B. bei is die
veralteten Formen eae und eii für e/, im oder em fi'ir ew/zi, iiöus^
ibus ., eabus für iis ; ferner dass y?/?s(y?/<7/«, welches nach der
Angabe des Hrn. Verfs. völlig wie quispiam gehen soll, nach ei-
ner richtigen Bemerkung der alten Grammatiker keine Femininal-
form quficquam^ keine Form quodqtiam und keinen Plural liat;
und älinliclie Bemerkungen über «len !>Iangel oder das JSichtvor-
kommen manclier Casus liätten wohl noch bei mehrern andern zu-
sammengesetzten Pronominibiis gemacht werden können. Krhe!»-
licher scheinen uns noch eini{;c allgemeine Bemerkmigcn über die
Definition des Pronomens und sein Verhältuiss zu den Zahlwör-
tern und deren Stellung in der Reihe «ler Kedetheile. Der Hr.
Verf. rechnet die jSnmerHlia zu den A«ljectiven , weil die Zahl
eine Jbligeusdiaß der in der Mehrheit genommeneu Üubslunlive
80 Bumisclie Litloratui*.
sey^ und hat deswegen die Adverhia numeralia ans der Classen-
reihe ausgesondert. Allein so sehr anch die Yerbiiuhingsweise
der Zahlwörter mit Substantivis Aehnlichkeit mit der Verbindung
eines Adjectivs und Substantivs liat, so wird das Zaldwort doch
dadurch duichaus noch nicht Eigenschaftswort, und die Aehn-
lichkeit jener Verbindungsweise kann bei der EintheiUmg nicht
zum Grunde gelegt werden, weil man vermöge desselben Grun-
des auch eine grosse Zahl Pronomina, wie A/c, ille^ iste^ is u. s. w.,
zu den Nominibus adjectivis rechnen miisste, da dieselben ganz
die nämliche Verbindungsweise mit Substantivis haben und ge-
wiss weit eher eine Art Eigenschaft ausdrücken, als die Zahl-
wörter. In den meisten Grammatiken werden die Zahlwörter bei
Angabe der liedetheile ganz weggelassen und dann später unier-
niuthet in einem eignen Abschnitt behandelt, ein sichres Zei-
chen , dass man nicht wussle , in welche Hauptclasse man sie se-
tzen sollte. Und diess diirfte in der That auch scliM'ierig seyn.
Der sonst so logische Bernhard! nennt p. 167 die Zahl ein
Nebenmerkmal an Substantiven , das deshalb auch nicht unmittel-
bar an denselben, sondern durch bestimmtere Formen^ durcli
Zahlwörter ausgedrückt Averde, schweigt aber sonst völlig über
ihre Classilicirung. Zwei der scharfsinnigsten und ausgezeiclmet-
sten Grammatiker Voss i US (Analog. 4, 9, p. 214) und Her-
mann (de emend. rat. Gr. Gr. p. 130) zählen sie zu den Pro-
iiorainibus , deren Begriff dann freilich bedeutend weiter gefasst
werden müsste , als jetzt geschieht , so wenig sich übrigens eine
gewisse Verwandtschaft mit denselben verkennen lässt. Uns scheint
es am gerathensten zu seyn, sie eben so wie die Pronomina und
zwar vor denselben als eine besondere Classe der Noraina aufzu-
führen, übrigens aber selber in Numeralia definita und indefinita
zu theilen , wie schon in mehrern Grammatiken andrer Sprachen
geschehen ist. Zu den letztern Avürden wir alle Wörter mit un-
bestimmten Quantitätsbegri ff rechnen, wie om/iis^ siiiguli^ uni-
versus^ totiis^ ?mUus^ niliü^ ?ionnuUi n. s. w. ^ eine ganze Classe
Wörter, die sonst gemeiniglich in der Formlelire ganz unberück-
sichtigt bleibt, mit den Pronominibus aber in Bedentf/ng und Ge-
brauch (vgl. iinus^ nonmdli — aliquis^ quidam^ qvispiam; nll/is
— qiiisquam ; 7iullus^ nihil — iiequisquam und nequidquam; omnis^
totus^ufm'ersus^ singuli — qtiisque^ qnilibel., qnicis^ quiciinqne)^
so wie rücksichtlich ihxGY Flexiousti^eise wnA einer in der Sprache
selbst sich findenden Verschmelzung (vgl. vnius^ nullius n.^.w.
— illius^ islius ; aliquis mit seinen Ableitungen, unusqfiisque
M. s.w.) in einer so nahen Verwandtschaft stehen, dass durch
dieselben der zAveckniässigstc Uebergang von 'den eigentlichen
Zahlwörtern zu den Pronoininibus gemacht werden kann. Allein
anch ohne diese Rücksicht können wir die Definition, welche der
Hr. Verf. nach Priscian vom Pronomen giebt, trotz dem, dass
er sich erst ueulichst wieder daiur ausgesprochen liat , als oüeii
Lateiiüiüclic Graininatik von Rniushorn. 87
bar zu beschränkt nicht billigen. Denn wenn nach derselben nur
die AVörter Pronomina seyn sollen, die einen (Gegenstand blos
scint^r Kxistenz iiuck\\Q.\\\\v.\\^ so passt die Definition fast ledig-
lich nur anl' die Fersonalpronomina nnd es würden ihr zufolge
nicht blos die mit Priscian ausgeschlossenen, sondern ausserdem
gar noch viele uulicslritten als Pronomina anerkannte Wörter, wie
jiamentlicli sKmmtliche Possessiva, aus der Reihe der Pronomina
gestrichen werden müssen. Die Sache hätte daher offenbar einer
gründlichem Untersiiclmng bedurft , und wir wundern uns, dass
der Ilr. Verf., dem gewiss, was Voss Anal. ], 2 p. 3'<9 f. über
den Gegenstand erinnert, nicht unbekannt war, lieber dem Pri-
scian folgte, dem liierin nicht einmal die andern alten Gramma-
tiker beistimmen, und dessen Auctorität in allen die allgemeine
(Grammatik betrelfenden Dingen geN>iss nicht sehr bedeutend ist.
A\ eit richtiger ist daher nach unserer Meinung die Definition
Buttmanns (Ausiührl. Gramm, p. 309 Note), welcher alle die-
jenigen ?Somiua Pronomina genannt wissen will, welche einen rei-
nen Verhältnissbegrilf darbieten, d. h. welche anstatt einen Ge-
genstand zu Hannen oder zu beschreiben^ ihn durch irgend ein
\ erhältniss zu erkennen geben, und somit sehr richtig auch die
sogenannten Correlativa zu den Pronominibus rechnet, welche
bisiier in der lat. Cirammatik meist nur gelegentlich und fast nur
in der Syntax berührt wurden. Wir wissen, dass diese Behaup-
tung gegen die LU'berzeugung des Hrn. Verfs. ist, aber wir ge-
stehen keinen haltbaren Grund auffinden zu können, nach wel-
chem die Grammatik, wenn sie is und 9?«' als Pronomina aner-
kennt, den ihnen wesentlich ähidichen Wörtern tantus^ quantus;
talis^ q /Ullis ; tid^ quot ; toliis^ qaolus^ und lliren Ableitungen
dasselbe Recht verweigern könne.
Der grösste Theil der Fornienlelirc von § 48 — 7(> ist natür-
licli der Behandlung des Verbunis gewidmet, das der Hr. Verf.
Meldewort nennt, und als flexionsfähigen Redetheil, durcli wel-
chen etwas behauptet wird, definirt. Die Eintheilung der l erba
adjectiva ist die gewöhnliclic in Irnnsitiva^ intransitiva nnd neu-
tra; aber Genera Verbi werden nach unserer Ansicht richtig nur
zwei angenommen, uclivmn winX pussician^ weil die Form das
Genus bestimme, deponens und wilruni also unter jenen Be-
grillL-n enlhalten seyen. Zu Cian Modis wird auch das Particip
gereclinet, N\as hei der früiiern allgemeinen Eintheilung den Ad-
jecti\is beigesellt wurde. Allein wenn sclion der Infinitiv, in
wiefern er eben keine Art und Weise eines Zustandes, sondern
den Zustand selbst angiebt, genau genommen kein Modus ist,
nuil ihnen nur, wie der Nominativ «Uii (;asii)us, d(;s Gegensatzes
wegen, in dem «.r zu den eigenlliehen modis steht, beigeziihU
wird; so kann das Partici])ium, dem als Nomen das Aussagen
selbst durchan« fremd iit, noch >iel weniger dazu geliören, wenn
88 Römische Littcratnr.
es i^lcich seiner sonstigen Verhältnisse zum Verbo halber bei dem-
selben mit angeführt werden muss.
Ueber die tempora und ihre Eintheilung ist der Hr. Verf. zu
kurz; er hat wenig mehr darViber gegeben, als was er in der von
iJim umgearbeiteten Brödersclien Grammatik gesagt hat. Er o^d-
»ict sie mit Bernhardi und andern nach folgendem Schema, das
auch der Hauptsache nach bei der Aufzählung derselben im Pa-
tadigraazu Grunde gelegt worden ist:
I) unvollendeter Zustand (res imperfecta)
1) in der gegenwärtigen Zeit, Praesens: lego^ doceor.
2) in der vergangnen Zeit, Imperfectum: legebmn^ doceba?'.
3) in der künftigen Zeit, Futurum simplex : legam^ docebor.
II) iwllendeter Zustand (res perfecta)
1) in der gegenwärtigen Zeit, Perfectum: Icgü doctussum.
2) in der vergangnen Zeit, Plusquamperfcctum : leger am^
doctus er am.
3) in der kiinftigen Zeit, Futurum exactum: leger o., doctus
fuero.
III) bevorstehender oder beginnender Zustand (res inchoanda)
1) in der gegenwärtigen Zeit : lecturus stim^ docendus sum.
2) in der vergangneu Zeit: lecturus er am-, docendus eraui.
3) in der künftigen Zeit : lecturus ero ,, docendus ero.
So logisch diese Eintheilung scheinen und in gewisser Hin-
gicht auch seyn mag, so halten wir doch das Priiicip der Anord-
nung nicht für das richtige , weil sie eigentlich, wie schon der
Ausdruck unvollendeter Zustand zeigen kann, nur auf das Wesen
einer besondern Gattung der Zeit, nämlich der relativen gegrün-
det ist. Dass sich die absoluten Zeiten, lego., legz\ lecturus sunt.,
(nicht /e^«m, wie der Hr. Verf. mit K rüg er fälschlich behauptet,)
mit hineinbringen Hessen, ist eigentlich mehr zufällig, weil auch
diese Zeiten unter gewissen Bedingungen relativ gebraucht wer-
den können. Daher rührt nun auch der Uebelstaud dieser Ein-
theilung, dass die einzelnen Glieder der drei verschiednen Clas-
sen wesentlich verscliieden sind, indem, wie auch der Verf. an-
erkennt, der erste Theiljei ^r Classen immer eine eigentlich ab-
solute Zeit giebt, während die beiden andein relative sind. Und
doch ist es das sicherste Kennzeichen einer völlig richtigen Ein-
theilung, wenn die einzelnen Theile ihrem Wesen nach gleich
sind. Wir sind daher überzeugt, dass bei der Eintheilung der
Tempora das Wesen der Zeit im ^allgemeinen als Princip zu
Grunde gelegt werden müsse, >vofern sie umfassend und haltbar
eeyn soll. Da nun die Zeit ihrer Natur nach in absolute., relative
und unbestitnmte (aoristische) zerfällt, so muss auch in der Gram-
matik schon bei der Angabe der Tempora die Anordnung darnach
L»teini:$chc Grammatik von Ranishorn. 89
^remacht werden. Dass für manches Tempus, wie für die s'ammt-
litlu'ii Aoristen keine ei^ne Form sich findet., indem im Präsens
«md Perfect die Form der absohiten Zeit, im Futiiro die der re-
lali\en die Bedeulunj; des Aorists mit einschliesst, kann die Sache
i.icht Jiiidern; wir meinen iibrigens auch nicht, dassim Paradin:ma
sell)st die a!)soluten, relativen und aoristisclien Zeiten einzehi
durelitonjiiffirt werden sollen; aber in der vorangehenden Erklä-
runir der Tempora muss das Notlüge darüber gesagt seyn, wenn
der Lernende überhaupt einen klaren Begriff von der Sache und
einen sichern Ilaltungspunct für die richtige Anwendung der ein-
zelnen Zeiten erlialten soll. Man kann dabei vielleicht einwenden,
uass die uranfiingliche Sjjrachbildnng selbst nicht von jenem Ein-
(heilungsprincip ausgegangen sey, wie diess offenbar durch den
Mangel mandier Formen bewiesen wird; ferner dass jene feine
Scluidung der Bedeutung gleiclilautender Formen beim Lernen
verwirre und für junge im Denken nocli nicht selir geübte Leute
schwer zu fassen sey. Allein aucll damit ist nicht viel gesagt,
denn einerseits rauss die Anordnung der Grammatik ja überhaupt
auf die Gesetze der allgemeinen Sprachlehre gegründet seyn und
darf nicht nach dem vielleicht einseitigen Bildungsgang einzelner
Sprachen gemacht werden , und anderseits lässt sich die Sache
sehr fasslicli und deutlich darstellen und muss übrigens docli spä-
terliin in der Syntax gelelirt imd gelernt werden. Zum Beweis,
wie klar sicli liierüber sprechen lasse, verweisen wir nur auf Her-
mann de em. rat. Gr. Gr. p. 180 — 204 und auf Krügers Un-
tersuchungen Ilft. 2 p. 35 ff., 295 ff., 306 ff., wo in deutlicher
Darstellnnj viel Lesenswerlhes über diesen Gegenstand gesagt
worden ist. Für durchaus falsch müssen wir übrigens erklären,
dass der Hr. Verf. die drei Futurforraen des Passivs durch das
sogenannte Participium Futuri Passivi Ausgedrückt liat. Er weiss
gewiss recht wohl, dass es in der guten Latinität nie ein Werden,
sondern immer nur das Sollen und Müssen bezeichnet, und wird
sich deshalb niciit auf Schriftsteller wie Sulpicius Severus und
Eutr<>piiis berufen wollen, die freilicli selbst den Infinitivus Fu-
turi Passi\i damit bilden (vgl. Sulp. Sev. 1,6, Eutrop. l , 14).
Es niusste also vielmehr gesagt werden, dass man im Passiv gar
keine Formen für jene 'l'empora habe, .sondern nur durch Ver-
änderung der Bede ihren Sinn an^drütken könne. Die älteste
Sprache scheint sie übrigens gehabt und gleich dem Infinitiv durch
eor ^ ibar ^ ihor mit dem Supinum ]»ezeichnet zu haben, wenn
man nach tier Analogie einer Stelle des A. Gell. 10, 14 {cuiiLu-
melüi^ quae inilii factum ilur) schliessen darf.
Eben so liesse sich mit dem Hr. Verf. über die Aufstellung
einer besondern coiijuaatio pei ipliKiaticu (§ .jS) recliten, da ei-
geulücli, y>i(i schon andre (f ramnialiker behauptet und G. W.
M ü Her (Allgem. Hall. Encyclopädie IJd. 4 p. \Vi',i ff. s. v. .^o//-
slu^) gezeigt hat, bei einer umfaKhend\ollslämligen Eintheiiung
dw R «) ni i fl R Ii 0 L i 1 1 e r a t II r.
der Zeiten sHmmtlichc zusammengesetzte M-AIiche Zeitformen
sich einordnen lassen, mithin die sogenannte conjug. periphrast.
eigenth'ch doch weiter nichts ist, als eine Zusammenstellung von
Zeiten, die man deswegen in ein neues Ganze verband, weil man
sie in Folge derUnhekanntschaft mit einer vollständigen Einthei-
lung nicht anders unterzubringen wusste. Allein hieriiber wollen
wir deswegen keine Ausstelinng machen, weil auch nach unsrer
Ansicht eine alle zusammengesetzte Zeitformen einschliessende
Eintheilung der Tempora wegen des ümfangs und der schwieri-
gen Auffassung für den Zweck einer für Schüler bestimmten Gram-
matik nicht geeignet ist ; und sich doch auch wenigstens schein^
bare Zeitformen finden, wie z. B. amans sum^ erani^ fui u.s. w.,
die selbst bei einer alles umfassenden Aufzählung der Tempora
niclit mit vorkommen würden ; so dass also die Aufstellung einer
conjug. periphrastica , richtig behandelt, dem Anlanger in der
That das Verständniss der schwierigen Sache erleichtern kann.
Hingegen müssen wir tadeln , dass die schon bei der einfachen
Eintheilung der Zeiten als nöthig anerkannten Formen lecturns
sum^ lect. erani und leet. ero im Paradigma nicht mit aufgeführt
worden sind; und noch weit mehr, dass zwischen den Formen
der eigentlichen Conjugation und denen der Conjug. periphrastica
ein wesentlicher Unterschied der Bedeutung angenommen wird.
Die Tempora finita des eigentlichen Verbi nämlich sollen, wie
hier und § 16-t, Anmerk., und neuerdings noch auch in diesen
Jahrbüchern vom Hrn. Verf. behauptet wird , die momentanen
Aeusserungen eines Znstandes , die der conjug. periphrast. da-
gegen, ohne solche Aeusserungen gerade auszuschiit'ssen , den
Zustand als Eigenschaft und Jolglich als forldauernd angeben.
Sonach also wäre levtirrus cram dauernd , legebam aber momen-
tan. Diess M'äre höchst seltsam und widerstreitet nicht nur der
Natur der Sache, sondern auch den eigenen richtigen Bestimmun-
gen des Hrn. Verfs. , welche er p. 11) mid 38i) ft'. über das Im-
perfect gegeben hat. Das Wahre, was jene Behauptung in ge-
wissen Fällen haben kann, ist in etwas ganz anderem begründet;
und wir glauben der Hr. Verf. hätte keinen solchen Fehlgriff thnn
können, wenn er die Lehren der allgemeinen Grammatik vom
Wesen der Zeit, und namentlich die aöristische Bedeutung und
Geltung gewisser Zeiten und ihrVerhältniss zu den absoluten und
relativen genauer beachtet hätte. Ein solcher Unterschied in der
Bedeutung findet durchaus nicht Statt, wohl aber ein andrer, der
kehieswegs in der Unterscheidung eines dauernden Zustandes von
einem momentanen, sondern vielmehr darin gesucht werden muss,
dass man das Participium mit sum Statt anderer Verbalformen
dann setzt, wenn man copula und Prädicat, die in den gewöhn-
lichen Verhalformen innig verschmolzen sind, rhetorischer Zwecke
halber absichtlich trennen will. Darauf läuft überall die Sache
hinaus, wie wir an einem vom Hrn. Verf. selbst angeführten Bei-
Lateinische Graiiiinntik von Kniiiüluirn. Ol
spiel kurz zeigen wollen. So sagt A. Gell. 5, J): Qitispt'am athlcta
cum antea noii loqiieus fu is set ^ dicitur loqui coepisse. Lo-
t/ue/is f/tisset und nicht in gewöhnlicher Weise locutus esset sagt
Gellius deshalb, weil er wegen der nur auf das Prädicat gehen-
den iVegalion den BegrilF loquens besonders stellen, d. 1>. alsAd-
jecliv setzen wollte nnd niusste. Loquens ist nun freilicli von ei-
nem dauernden Zustand gesagt, aber das liegt nicht in der con-
jugat. periphr. , sondern im Zusammenhang, denn er hätte ebeu
so gut sagen können, quuni antea mutus fuisset^ wo dann doch
die Daner des Zustandes gewiss nicht mehr von der conjug. pe-
riphrast. bezeichnet seyn könnte. ,
Die iibrigen Paragraphen über das Verbum von 51 — 7ß han-
deln vom i\«//ieAMs, Cojijiigation^ von der Bild fwg der Tempora
im Allgemeinen, wie im JBesondern, geben A\^ Parudigmata und
zuletzt ein Verzeicliniss der Ferba atiomala^ defectiia und abun-
dantia. IJesonders gut unter denselben shid gearbeitet § 52, 53,
59, fiO, 61, 62. Sie enthalten theils sehr scharfsinnige eigne
üeraerkungen, wie § 52 über den eigenthümlichen Cliaracter der
veischieduen Conjugationen, die nur zu kurz sind, um nicht bis-
weilen spilzfündig und dimkel zu scheinen, theils die Resultate
der Forschungen älterer und neuerer Geleh/icn in zweckmässiger
Auswahl und guter ürdnijng. Am meisten ist der Ilr. Verf. na-
türlich Struven gefolgt, mit dem er in der Annahme unserer
dritten als Urconjugation, so wie in der Ableitung der einzelnen
Tempora, namentlich über die Dildung des Praeteriti und Supini
übereinstimmt. Ausserdem hat er auch noch des trefflichen
Grimm deutsche Grammatik, aber wohl nur nach der ersten
Ausgabe, benutzt und die von jenem Gelehrten in sämmtlichen
Sprachen germanischen Stammes durchgeführte Unterscheidung
einer starken und schwachen Conjugation nach dessen in der all-
gemeinen Vergleichung der Conjugationen gegebnen AVinken auch
auf die lat. Sprache zu übertragen versucht. Die dritte ist ihm
demnach die starke, die übrigen abgeleiteten die schwachen Con-
jugationen. So richtig und wahr nun aber auch die Sache seyn
mag, so ist sie doch zu kurz behandelt, um gnügen zu Kömien;
denn es ist eigentlich nur eine fluchtige Andeutung, die blos de-
nen \ersländlich scnu kann, welche Grimms Buch und System
selbst genauer kennen. An dereinen Angabe übrigens, dass die
lat. ('onjugalionen den althoclideutsclu-n sich re<ht sehr näherlen,
>«ie C:^ .'):i behauptet wird, möchten wir übt-Tliaupt zweifeln. Die
Annäherung gilt doch nur \om Praesens Acli\i, während das Prä-
teritum dem Allhochdeut^chen ebeu nicht näher steht als den
griecli. Präteritis (Aor. 2), wii-, die von Grimm pag. 1054 fl". ge-
gebne Vergleichung diMitlich U'hrt, un«l für die übrigen Tempora,
w» wie für das ganze l'assiMun kann sie natürlich gar nicht gelten,
da bukauulUcU beide bis aul'dic Mctiigeu Lcbenetitc eines Pastti-
()2 BömischcLitteratur.
viims im Golhisdien nicht nur der althochtleutschen , sondern
überhaupt allen Sprachen germanischen Stammes manijeln.
Im Einzehien liabcn wir zwar noch manches zu bemerken
gefunden, müssten aber in dessen Herzählung weitläuftiger dar-
über werden, als der Hr. Verf. selbst gewesen ist. Nur folgende
Puncte bemerken wir noch: erstens, dass die Verba /r«//», reho^
vivo^ ßuo^ slruo nicht so ohne Weiteres den auf einen Gainnlaut
ausgehenden Stämmen angereiht, sondern die beachtiingswer-
then Winke, die Struve p. 317 unter r«to dariiber gibt, berVick-
siclitigt hätten werden sollen; ferner häUen die Verba lino^ scro^
sino^ pono^ cerno^ sperno^ stenio^ tero^ welche an die Verba,
die dem Stamm iii anhängen, gereiht werden, Aielmelir wegen
der auffallenden Analogie mit den Verbis auf sco m eine Klasse
gesetzt, und ausserdem die so oft verletzte alphabetische Ord-
nung besser berVicksichtigt werden sollen.
Die noch übrigen Paragraphen der Formenlehre, § 76 — 80,
behandeln die Interjectiones^ Adverbia^ Praepositiones und Con-
junctiones. Die Adverbia sind nach unsrer Meinung am besten
behandelt; mu* hätte das, was p. 127 f. über die Bedeutung ihrer
Endung gesagt wird, in die Etymologie gestellt, und mcnche zu
den Conjunctionen gerechnet werden sollen. Ueberhaupt scheint
uns das Gebiet der letztei'u vom Hrn. Verf. zu sehr beschränkt
zu werden, wenn er die Ideen von Raum, Zeit und Qualität gänz-
lich ausgeschlossen und z. D. antequam^ iibi^ aii^ tam^ quam^
quidem^ nempe^ qziippe^ nimirtim und andre nicht zu den Con-
junctionen, sondern zu denyVdverbien gerechnet wissen will. Der
Streit ist schon alt und im Ganzen nicht erheblich, nur muss man
Consequenz in den Bestimmungen verlangen, die wir bei dem
Hrn. Verf., wenn wir ihn andeVs richtig verstanden liaben, doch
hin und wieder vermissen.
Bei den Präpositionen rechnet der Hr. Verf. mit mehrera
andern Grammatikern auch te, ne und das negative in unter die
praepos. inseparabiles. yillein wir gestehen nichts in ihrer Be-
deutung auffinden zu können , was dem Begriff einer Präposition
entspräche, und rechnen sie mit Hermann p. 153 f. zu den Ad-
verbiis inseparabilibus.
Der 4teTlicil der Forinlehre § 80 — 89 umfasst die Etymo-
logie^ oder wie sie der Hr. Verf. definirt, die Lehre vom Ur-
sprung der Wörter und ihrer darnach zu bestimmenden Bedeu-
tung. Da diese Lehre in den bislieHgen lat. Granmiatiken mit
M'enigen Ausnahmen sehr vernachlässigt und nur hin und wieder
mehr gelegentlich beri'ilirt, als umfassend behandelt ward, so hat
sich der Hr. Verf., der jene Lehre zu eitiem eignen Theile der
Formlehre erhoben Iiat, durch die ausführlichere und genauere
Behandlung derselben an sich schon ein grosses Verdienst um die
lat. Grammatik erworben. \}m. so grösser aber wird dieses \er-
dienst durcli die Art und Weise, in welcher der gewiss schwic-
• Lateinische Grammatik von Rnmsliorn. 93
rige Gegenstaiul behandelt ist. Wir zählen ihn in dieser Hinsicht
zu den treflliehsten Absclinitten des ganzen Werkes, und jeder,
der diess noch so wenis: bebaute Feld genauer kennt, wird aus
den zahlreichen scharlsinniiTen und jirinidlichen lienierkun2:en
\orziiirlicIi hier in dem \ eri'. den Mann erkennen, der mit der
Sprache in iluem ganzen Umlanire sowolil, wie in ihren einzeln-
sten üesonderheiten genau und innig vertraut ist, selbst wenn er
manches näher, deutlicher oder auch anders zu bestimmen wissen
und manches auch gairz vermissen sollte. Ins Kinzelne einzugehn
erlaubt die JSatur der Sache nicht; wir geben daher blos dieKin-
theilimg an, und nocli einige allgemeine liemerkungen. Der lir.
Aerl". thcilt die Derivata in Denominativa, Ver!)alia »md Adverbia-
lia und handelt so A) von den Endrormen derSubstantiva, B) der
Adjecti\a und C) der Verba, da iiber die Adverbia das in dieser
Ueziehung INötliige sclion zu § 77 erinnert worden war; dann
noch von der Composition der Wörter, wo zugleich die Anhänge-
partikeln abgehandelt werden, und schliesst mit den sogenaimteri
Figuris etymologicis. Was wir im Allgemeinen iiber den Abschnitt
zu erinnern haben, besteht in folgenden :j Pimcten. Erstlich hät-
ten wir das Ganze mehr aus dem Gesiclitspnncte der Wortbildung
behandelt zu sehen gewünscht. Der Ilr. Verf. beschränkt sich
fast blos auf die Bedeutungsangabe der Endungen, ohne den Bil-
dungsprozess selbst nälier zu beleuchten, was gewiss sehr zweck-
mässig gewesen wäre. Besonders hätte etwas über den Binde>o-
cal gesagt werden sollen, und zwar umso mehr, da der Hr. Verf.
ihn bei der Angabe der Endung liäufig Aveglässt, andre Endungen
dagegen in so a ollständiger Form angieJ)t, wie sie unmittelbar an
den Wortstamm angehängt werden. Vergl. z. B. die Endungen
fö, wö, lia^ liujH mit f/o, ?//*« n. andern. Zweitens vermissen
wir eine grössere Vollständigkeit. Olienbar musstc man liier, des
schon oben desidirirtcn Abschnitts über die ]Vlotio nominis nicht
zu gedenken, eine vollständige Aufzählung aller Endungen über-
liaupt erwarten, wie sie Voss Anal. 2, cap. 2S — 31 giebt. Bei
dem Hrn. Verf. felilen aber eine JMenge Eiulungen der Substan-
ti\a, wie der Adje(;tiva, »nid zwar manche gar nicht nngewöhnli-
cne, wie/«, «/, «/e, ig/tns ^ tenius und mehrere; andre wie
arii/s ^ arium^ orinm^ ium^ inuin^ Ina ^ ih;^ orc ^ ar ^ erna^
aiiciis und andr»; siud nur flüchtig und gelegentlich bcrülirt. Der
dritte PiMict endlich lietrillt die Bestimmung der Betlentnng, die
wir oft genauer und schärfer, häufig auch deutlicher gewünscht
liätten. Wir wissen wohl, dass diess besonders bei sinnverwand-
ten Formen, namentlich, wenn die Bedeutungen, wie oft der
Fall ist, in einander überdehn und a erschmelzen, eine höchst
schwer zu belriedigende Forderung ist; allein die so häufig vor-
kommenden Bestinnnuu^en .Jx-zcirlinct einen Zustand^ eine He-
srliojj'enlicit ^ Ail^ lldmlhinfi n. d.^l.^ \ergl. die Endungen /«.s",
//<s, u/u^ iia^ Ccus^ accus., iceun., tuus und anürti^ »iiid doch
04 Römische liitt erat ur.
offenbar zu alljferaein und ungenau , als dass jemand daraus die
wahre Bedeutung der so gebildeten Wörter, oder gar den Unter-
schied, der sie von andern mit ähnlicher Bedeutung trennt, ken-
nen lernen konnte. Hier war gerade möglichst scharfe Angalie,
selbst wenn sie nur bei grösserer Ausführlichkeit liätte erreicht
werden können, durchaus nöthig, weil nur dadurch liinlängiiche
Klarheit und Verständlichkeit gewonnen werden kann, ohne wel-
che das Studium jener Lehren nutzlos und unfruchtbar bleiben
inuss. Viel in dieser Hinsicht würde der Hr. Verf. gewonnen ha-
ben , wenn er das Griechische und Deutsche noch öfter vergli-
chen, und namentlich bei den am häufigsten vorkommenden For-
men verwandter Bedeutung, wie tas^ tus^ io., tudo^ do, go^ or^
us^ ia^ üia^ und ebenso bei dergleichen Adjcctivendungen durch
vergleichende Zusammenstellung gewählter Beispiele den Unter-
schied möglichst streng durchgeführt hätte. Dass der Sprachge-
brauch lüer oft freier geschaltet und in einzelnen Fällen vielleicht
gerade die weniger passende Form zur geltenden gemacht hat,
kann bei der allgemeinen Angabe nicht in Betracht kommen, und
wird aucli den Lernenden eben nicht irre leiten, weil er bei der
angegebnen Behandlung für die Betrachtung und Beurtlieilung des
Einzelnen einen sichern Maassstab erhalten hat, den er in der
Mehrzahl der Fälle selbst als richtig und anwendbar erkennen
luuss.
Grimma. M. Ho ff mann.
Elementarbüclier zui- Bildung des Lateinischen
StUs.
1. Pralc tische Anleitung zum lateinischen Stil.
Erste Abthciliin«^, für Schüler der dritten Classe aiisigfcarlteitet von
M. Heinrich Kunliardt , Professor am Gyniiiasiiiiu zu Lübeck. Dritte
vermehrte und verbesserte Ausgabe. Lüheck, bey Friedrich Aschen-
fehlt. 1824. VIII u. 248 S. 8. Ifi Gr.
[Vgl. Leipz. L. Z. 1817 Kr. 83 u. Krit. Biblioth. 1824 llft. 10.]
2. Desselben Buchs Zweyter Cttrsus für Schüler der zweyten Classc.
ZM'eyte stark vermehrte und in der Anordnung abgeänderte Ansüjahe.
Lübeck , bei Friedrich Aschenfeldt. 1826. XII u. 422 S. 8. 1 Tlilr.
3. S t/Jitactische A7ialogien der lat eini sehen und
deutsche n Spr ache. Ein Leitfaden fürs Uebersctzen aus
der einen Sprache in die andere. Breslau, Commissionsverlag; Von
Gra«s, Barth und Comp. 1820. 334 S. 8. 20 Gr.
T on dem neuerwachten Eifer für die Alterthumsstudien ist kei-
ner der schwäclisten Beweise die Bearbeitung einer Menge Hülfs-
EIeinentitrI)ü<-h(>r zur liildiing dea hat. StiU. 05
niul l'cbnnjrsbücher, »eltlie tllc Verbreitung und Erleiclitcrung
diest-r Studien zum Zweck Iiabeu. Ob indessen mit dem erwach-
ten t^ifer aucli immer Keuntniss iind (Jescliick verbunden scy, ist
eine andere Frage, und fast niögte man glauben, die mit jeder
Messe sieb mehrende Masse von Schriften dieser Art zeige mehr
ein dunkles Streben als eine schon mit Bewustseyn erkannte festo
Richtung an, ')icss scheint mir namentlich von solchen Ueber-
isetzuugsbüchern zu gelten. Es ist allerdings schon seit gerainner
Zeit Sitte, und es herrscht der Glaube ziemlich allgemein, durch
dergleichen Schriftciien werde das tiefere Eindringen in dieSpra-
clien des Alterthums wesentlich gefördert; icli habe mich indes-
sen davon noch nicht überzeugen können. Mir sind sie immer als
Stützen des Mechanismus erschienen. Wie man in so mancher
Beziehung auf die von den alten Scliulmännern betretenen Balineti
zurückgekommen ist, und namentlich in Beziehung auf den gram-
matischen Unterricht noch mehr zu wünschen wäre, so sollte diess
aucli in Beziehung auf das Lateinschreiben geschehen. Mei-
nes Bedünkens nacli sollten dieüebungen in Lateinischer Darstel-
lung viel mehr, als gewöhnlich geschieht, mit der Erklärung der
Schriftsteller und dem grammatikalischen Unterricht in Verbindung
gesetzt, und anfangs durchaus mnudlich vorgenommen werden.
Schon mit der Erlernung der sogenannten copia verborum , die
nur durch Beziehung auf Etymologie instructiver gemacht werden
muss, sollte sogleich die Latein. Satzbildung verbunden werden.
Hierdurch würden alle jene Elementarbücher unnütz gemacht,
welche Einübung der Formen zum Gegenstand haben und nach
meiner Ueberzeuguug nur Widerwillen geg:en den Sprachunter-
richt erwecken. Wenn hingegen unter Anleitung verständiger
Lehrer die Knaben geübt werden, selbst dergleichen Sätze zu bil-
den, wo die verscliiedenen Wortarten und Formen vorkommen,
dann erhalten diese kleinen Uebuugen für sie Bedeutung als Pro-
dukte eignen Nachdenkens und Fleisses. Auch kann man wohl
sie anhalten , schriftlich dergleichen zu Hause zu arbeiten , wo
sie der Lehrer durch die Knaben selber verbessern lässt, und die
Matheiferung fördert und vielfältig übt. Diese Uebunge» müssen
fortgehen bey der Syntax, wo sie sction eine grössere Bedeu-
tung erhalten. Sobald aber ein Schriftsteller dem Knaben in die
Hände gegeben wird, und das sollte meines Bedünkens sobald als
möglich geschehen, denn auch hier können Elementarbücher nur
lähmen, so werden sich die Uebuugen im Lateinschreiben und Be-
den vorzüglich auf Imitation des Schriftstellers beziehen. Leiclit
mag sich auch ein wenig Geübter über ein gelesenes Stück mit
dem Lehrer Lateinisch unterhallen oder es den Hauptpunkten nach
Miedererzähleii. Genaue und vergleichende AVorterklärung mit
KynoiiymischeuEvcurseii \erbuuden, ein sorgfältig ausgearbeitetes
Wörterbuch, endlich häufiges Auswendiglernen sind hierbey sehr
förderlich. Wem» die Uebungen im Lateinredeu und Schreiben
1)0 Elementarbüchcr zur Rildmig des Lat. Stils.
auf diese Weise in einer systematischen ReiIieiirolg:e fortgesetzt
weiden, wenn der Lelirer stets aus dem Scljatz seines eigenen
Wissens solclie Abschnitte den Scliülern mittheiit, welche dem
Standpunkt ilirer Kenntnisse angemessen sind , so wird das Be-
diirfniss eines Uebungsbuches gar nicht empiunden werden. In-
dessen wenn wir diess als wirklich vorhanden annehmen, so ent-
steht nun die Frage, Avelche Anforderungen mit Recht an ein sol-
ches Buch gemacht werden 'i Bekantitlich wird liierbey vorzüg-
lich begehrt, dass der Stoff der Fassungskraft der SchVder an-
gemessen, dass ein Uebei-gang vom Leichtern zum Schwerern
sichtbar sey, dass endlich die erläuternden Anmcrkimgen das
Nachdenken nicht sowohl nnnöthig machen, sondern vielmehr er-
regen und wecken, Dass in jeder dieser ßezieliungen der münd-
Jiche Unterricht weniger Gefahr laufe zu feJilen als ein gedruck-
tes Buch, leuchtet jedem Verständigen von selbst ein, als welches
immer sehr schwer wird gcniigen können , wenn es für Schiller
von ganz verschiedener Vorbildung bestimmt ist. Was nun de»
Stoff anbetrifft, so ist mir immer der aus dem Gebiete der so-
genanten Alterthiimer gewählte als der passendste erschienen,
weil hier einmahl alterthümliche Vorstellungen behandelt werden,
lurs zwcytc die Art der Darstellung selbst mit denEigenthinnlicli-
keiten des historischen Stils zugleich die Sprache der Abhandlung
vereujigt. Das Buch Nr. 1 sucht hingegen durch Mannigfaltigkeit
zu gefallen. Es beginnt mit leichtern Fornbimgen \i\\A Erzäh-
lungen. Dann folgen schwerere Erzählungen^ sinnreiche Aus-
sprüche und Beschreibungen. 3) Gespräche^ wo es walirsclieia-
lich selir schwer werden wird, nur einigermaassen die Eleganz
des Römischen Ausdrucks wiederzugeben. Es folgen 4) längere
Gespräche abwechselnden Inhalts., die mir zum Theil sehr diirf-
tig ihrem Inhalt nach erscheinen. Eben so scheint mir auch im
5ten Absclinitt: Mythologische Unterredungen., die Gesprächs-
form wenig passend. Die Briefe des ßten Abschnitts sind schon
passender, weil sie sich ganz in dem Reiche alterthiuulicher Vor-
stellungen bewegen. Auch der Abschnitt T: Heber das Leben
und die Schriften einiger Bümischer Autoren ^,ifii sehr zwcckr-
mässig gewählt, nur würden wir die geschichtliche Anordnung
lind mehr Kritik in der Darstellung selber gewünsclit haben. Im
8ten Absclinitt sind wiederum Briefe, aber gewählteren Inhalts,
imd die Sprache gefeilter. Im J)ten Abschnitt folgenvvieder Er-
zählungen, ausführlicher und die Sprache gewählter. Der lOte
Abschnitt enthält Lebensregeln für einen unsträflichen und vor-
sichtigen Lebenswandel., gesprochen von einem f ater an seinen
Sohn. Der Ute wieder Schilderungen und Erzählungen ., wo-
mit das Ganze schliesst. Was also die Mannigfaltigkeit betrifft,
so Mird man niclit leiclit etwas vermissen; ^ob der Verfasser da-
bey seinen Zweck, nichts abzudrucken, dessen lateinische Be-
urtheilung dem Knaben leicht zugänglich wäre, erreicht hat, lasse
Kunhardt's praktische Anleitung zum Lat. Stil. 01
ich dahin gesfellt scyii. Dicss wird nur ein wesentliclier Ucbel-
staud seyn bey Abschnitten, wovon Lateinische Originale sich fin-
den. Eben so wenig wird der Verlegenlieit entgangen werden,
dass corrigirte üebersetznngen allinählig auf Schulen sich fort-
erben, so dass also von mehreru Seiten aus die INothwendigkeit
frey von dem Lehrer >orgetragener Dictate oder bey Geiibtereu
die Wahl eigner Themata immer als das Vorzüglichste erscheint,
um die Selbstthätigkeit zu erzwingen und niöglicliem Missbrauch
zu wehren. Was nun die Ausstattung dieser hier vorliegenden
Arbeiten in den Anmerkungen betrifft, so muss man erstaunen,
wie doch Schillern, welchen solche, zum Theil sehr schwierige,
Aufgaben zu übersetzen zugemuthet wird, liier Vocabeln an-
gegeben werden , welche doch wohl jeder aus seinem eigenen
Wortvorrath unschwer hätte finden können, z. B. S. 181 Notk-
diirft neccssitas, Verwalter procitrator, zeitliche Güter fortu-
nae , Vermögen opes, Verschwendung profusio, zt/sammen-
scharren corradere, nie gehrmichen wird (soll heissen: wilt)
non nsurits est u. s. w. , >voraus offenbar hervorgeht, dass der
Ilr. Verf. nur liat etwas hinzufügen wollen, um doch von dem
Seinigen hinzuzuthun. Weit zweckmässiger .aber wird dergleichen
vom Lehrer hinzugelugt, nachdem er vorher fragweise durch die
Schüler selbst den passenden Ausdruck hat suchen lassen, wo er
oft liören wird, was ihn selber überrascht.
In Nr. 2 tritt uns nun zuerst die grosse Mannigfaltigkeit und
Reichhaltigkeit des Inhalts entgegen, und in dieser Beziehung
wird man dem Hrn. Verf. das Lob eines fleissigen Sammeins und
einer schicklichen Anordnung nicht versagen können. Erzählun-
gen, Abhandlungen und Betrachtungen verschiedenen Inhalts \n\A
dem Jünglingsalter sämmtlich angemessen stehen hier in Iieitrer
Mannigfaltigkeit beysammen, und können, wenn einmahi Bücher
der Art vorhanden seyn sollen, sehr passende Liebungsstücke ab-
geben. "Was die von einigen Neuern oft angerühnite Methode be-
triH't. die Lateinische Wortfolge schon durch die Deutsche Wort-
stelliMig anzudeuten, so erscheint mir diess eben so abgeschmackt
als Aer<lerblich für die Jugend. Jede Sprache muss ihrem eignen
Cleiiius folgen, und der Kenner beyder Sprachen wird eben darin
seine Geschirkllchkeit bewähren, dass er die Verschiedenheit auf-
fasst. Üiess aber schon durch die Umbildung Deiitscher Perioden
auszudrücken, ist eine Erleichterung, die nur den Lehrling an
Mechanismus gewöhnt, und ihm das Nachdenken erspart. Daher
zu Iiofr II ist, dass diese Methode bald wieder nird aufgegeben
werden, um so mehr, wenn man si< h bemühen wird beyder Er-
klärung die Aufmerksamkeit des Schülers recht darauf zu richten.
Geschieht diess mit einer gcwisscu neh;iri!i(rhkeit, dami wird in
Kurzem der Jüngling liier eine Sicherheit erhalten, die ihn besser
leitet als aller Mechanismus.
Jahrb. f. tun. u. Pa,la^. Jaliig. U. Ihft 0. -^
08 Elcmentarbüclier zur Bildung des Lat. Stib.
Nr. 3. Dieses Buch., nach des Verfs. eigner Aussagte dnrcli
Ergänzungen der Brödersclien Grammatik entstanden., und einem
ähnlichen Büchlein von Krebs nicht unähnlich, mögte schwcriicit
sich dari'iber rechtfertigen können, für wen es cigentlicli bestimmt
sey. Für den Schüler doch wohl nicht, der eine solche jMasse
gelegentlich zusammengetragener Bemerkungen schwerlich durch-
studiren wird , um sich grammatisch zu befestigen , zumahl er
in den grammatischen Lehrstundcn Aehnliches oder Besseres hö-
ren wird. Für den Lehrer aber noch viel weniger, der offenbar
sehr lief stehen miisste , wenn er noch des Verfs. Erläuterungen
nöthig hätte ; zumahl in neuerer Zeit grammatische Lehrbücher
erschienen sind, welche dergleichen Schriften ganz unnöthig ma-
chen, üie Sprachvergleichung kann offenbar sehr fruchtbar fiir
die geistige Entwickelung des Knaben werden, wenn sie mit Ver-
stand betrieben wird , und wenn man nicht bey oberilächlichen,
trivialen Bemerkungen stehenbleibt, die sich eigentlich von jedent
Knaben selbst abstrahircn lassen. Aber die wahre Sprachverglei-
chung setzt offenbar weit mehr voraus als liier sichtbar wird.
Das sind alles Bemerkungen, die hoffentlich jeder Unterlehrer
vor seinen Schülern in tertia und secunda macht, wenn sich Ge-
legenheit darbietet, wo sie dann auch ihre Bedeutung haben;
aber diess alles abdrucken zu lassen zeigt zugleich eine Anmaa-
ssung und eine Geringschätzung des Publikums, die durch nichts
entschuldigt werden kann, als durch eine Menge ähnlicher Mach-
werke, die, nach eigner Aussage auf neue Gnmdsätze der Metho-
dik gebaut, nur dazu dienen, die bessere Lehrart in Schulen zu-
rückzulialten und zu iäiiraeu.
F. Dor. Gerlach.
Praktische Anleitung zum lateinischen Stil.
Zweiter Cursus für die Schüler der zweiten Classe , -von M.
Heinrich Kunhardt , Professor am Gymnasium zu Lübeck. Zweite
stark vermehrte und in der Anordnung al»geänderte Ausgabe. Lü-
beck, bei Aschenfeidt. XII u. 422 S. 8. 1 Tiilr.
Unter den vielen Anleitungen, Anweisungen, Hiilfsbüchern,
Materialien u. s. w. zum Uebersetzen aus dem Deutschen in das
Lateinische, womit man licut zu Tage bemüht ist, einen mit
Recht Kchmerzlich empfundenen Rückschritt unsers Zeitalters
wieder zu verbessern und unsre Jugend zu einer reinen und fei-
nen Latinität anzuleiten, zeichnet sich die vorliegende durch den
Beysatz einer practischcn aus. Da nun aber das Wort pr^ictiiich
wenigstens für eine Zeitlang durch gewisse Bücher in Verruf ge-
kommen war, indem man dadurch die Gründlichkeit gefährdet
glaubte, so muss zuvörderst gesagt werden, ob bey der vorlie-
genden Schrift p/ actisch nur ein Aushängeschild sey, oder ob
die Tendenz desselben wirklich eine acht practische sey. Reo.
Kunhardt's praliti^clie Anleitung zum Lat. Stil. 99
freut sich, das Letztere aus voller Ueberzeugung versichern zu
können. Schon die erste im Jahre ISK» erscliienene Ausgabe des
zweheu Cursus *) zeichnete sicli durch einen liolien Grad von
Urauchbarkeit aus. wie wir glauben mit einigem Rechte versi-
chern zu können, da wir dieselbe im Unterrichte vielfach ge-
hraucht, und ihren iNutzeu an unsern Schülern erprobt Itaben,
wie wir bereits bey einer andern Veranlassung in der Allgem. Li-
terat. Zeit. 1825 Nr. 205 zu äussern nicht unterliessen. Wir —
und vielleicht manche mit uns — sahen mit Sehnsucht einer zwei-
ten Auflage entgegen, und wir freuen uns in der jetzt vorliegen-
den dieselben Vorzüge einer guten Methode, geschickten An-
ordnung des Stoffs und passend gewählter lateinischer Ausdrücke
zu finden.
llec. gellt nun gleich zu den einzelnen Bestandtheilen dieser
Anleitung über, wobey sich seine eignen Bemerkungen über
AVahi uijd Anordnung der Ucbungsstücke am bequemsten an-
schliessen werden. Die Ausstellungen gegen einzelne der unter-
gesetzten lateinischen Ausdrücke verspart er bis an das Ende sei-
ner Anzeige.
l. Geist des Mittelalters (S. 13 — 53). Diese Schilderung
ist aus Kohlrauscli'ens deutscher Geschichte entlehnt. An-
fangs befremdete diess den Rec. nicht wenig, da i\er neu deut-
sche Styl dieses Gescliichtsbuclies ganz und gar nicht für eine
o/</ö//«s(;Äe Darstellung zu passen scheint. Indessen ist Hr. Kun-
har d t hier mit vieler Kunst und Geschicklichkeit verfahren. Der
Text ist ganz frey behandelt, und durch lateinische Wendungen
und Wortstellungen dem lateinischen Ausdrucke angepasst, ein
Verfahren, welches nach unserm Dafürhalten nicht genug gelobt
werden kann. Wie viele liaben früher nach Licht 's jetzt ver-
gessenen syntaktischeii Uebu7ifieii in der beschriebenen Art gut
Latein schreiben gelernt ; hoffentlich werden unsre Secundaner
in Hrn. Kunliardt's Sclirift eine ähnliche Hülfe finden und
unsre Primaner in noch höherem Grade in Web er 's treiflicher
Lebungsschule für den lateinischen Styl. Man vergl. des letztem
Gelehrten Vorrede S. XII. Im vorliegenden Stücke ergänzt sich
niMi auch der liistorische Styl mit dem raisonnirenden und refle-
ctirenden auf eine sehr angemessene Art, ein Vorzug, den wir hl
dein genannten Weber'schen Werke ebenfalls nicht gering anschla-
gen, üiess ist unstreitig die beste Vorübung zu lateinischen freye»
Aufsätzen, deren Anfertigung von manchen Lelwern ^ielzu sclir
übereilt \\ird, so dass man darin recht eigentlich einen Haupt-
grund der geringen Fertigkeit suchen muss, welche manche junge
') Der erste Cursus erschien in der dritten Auspihe bereits im Jahr
1824. Her., liiit den^tllien nicht peseh<'n, wolil alter die zweite Aufluge,
die bich cbcnfuUd durcli Zwcckmüoöigkcit uuezuiuhnct.
100 Elcmentarbücher zur Bildung des Lat. Stils.
Leute von Gymnasien mitbringen. Man vergl. Matthiä's Worte
in seiner Theorie des latein. Styls S. 83.
II. Bruchstück aus der israelitischen Geschichte ^ aus
Schröckh und Pölitz (S. 53 — 61). Wenn auch hier die Form
sich weit besser an den lateinischen Ausdruck anschliesst , so ge-
fällt ims hier der Stoff weniger. Unsre Schftler hören olinehin
schon genug von der jiidischen Geschichte : warum soll mau sie
also auch hier noch damit quälen'?
III. Von dem Leben und Charakter Karls des Grossen^ nach
Kohlrausch (S. 62 — 67). Eben so passend als
IV. Beschreibung des alten Deutschlands (S. 67 — 76).
V. Bede des Arminius an die Cherusker (S. 77 — 81). Das
einzige rednerische Stück in der Sammlung.
VI. Achilles und VII. Julius Cäsar (S. 81 — 101). Auch in
allen diesen Stücken zeigt sich die Sorgfalt des Verfassers , der
erst selbst alle Stücke in das Lateinische übersetzt, und daraus
diese latinisirende Prosta gebildet hat. Noch ist zu bemerken, dass
alle diese bisher aufgeführten Stücke in der neuen Auftage neu
hinzugekommen sind, wodurch dieselbe also nicht nur in Betreff
der Seitenzahl , sondern auch in der Beschaffenheit des Inhalts
einen wesentlichen Vorzug vor der ersten Ausgabe hat.
Darauf folgen (S. 101 — 124) Briefe in neuerer Zeit ge^
schrieben. Diese sind auf die Studien und andern wissenschaft-
lichen Bedürfnisse von Jünglingen reifern Alters bereclinet und
also auch in dieser Hinsicht empfehlungswerth. Auffallend war
uns hier S. 105, wie auch sclion in der ersten Auflage, unter den
Lehrern der Berliner Universität noch F. A. Wolf aufgeführt zu
finden. Desgleichen sind auch hier noch S. 117, eben so wie" in
der ersten Aullage, vorzugsweise die Schneider'schen Aus-'
gaben Xenophontischer Schriften empfohlen worden. Ohne den
Manen des Saumaise unsrer Zeit zu nahe zu treten, glaubt Uec.
aber doch, dass der Verdienste eines Bornemann und Krü-
ger dabey ebenfalls hätte gedacht werden müssen. Nicht min-
der passend hat Ilr. Kunhardt einige Briefe J. 31. Gesner's
an J. A. Fabricius n. Tib. Hemsterhuys aus Seebode's und
Friedemanns Miscell. Crit. Vol. I P. I p. 58 — 67 entlehnt. Ue-
bersetzungen aus solchen neuern Stylisten sind für Schüler, wie
Secundaner, die Cicero's Briefe lesen, ausnehmend fruchtbar
und nützlich. Schon der Stoff zieht sie nach Wyttenb ach' s
richtiger Bemerkung {Biblioth. Crit. I£I^ 2 p. 115) hi hohem
Grade an und die Lust, das Gelesene anzuwenden, macht grade
diese Art der Stylübungen für sie sehr heilsam. Um so mehr
hätten wir gewünscht, dass Ilr. Kunhardt aus dem reichen
Schatze der Briefe eines Manutius, Muretus*), Wyttenbach und
*) Der sei. Vose dachte ganz anders^ „Man wühnc nicht,"' öclirieb
Kunliardt's praktische Anleitung zum Lat. Stil. 101
andrer mehrere Briefe niitjretlicilt liätte. Dafür finden wir aber
(S, 141 — 171) nielirere lirieie aus der Sammlung ^en. jungem
Pliniiis. llec. gesteht, dass diese Auswahl fast das Ehizige ist,
was er an dem vorliegeiulen Buche auszusetzen liat. Denn wie
er Vibcrhaupt der iMeiiuing ist, dass der Kreis der auf der Schule
zu lesenden Schriftsteller mehr zu bescliränken als zu erweitern
sey, so gilt diess ganz besonders ^on dem vorliegenden Falle und
von der Lcctüre einer zwevten Classe auf Gymnasien. Eine sol-
che darf als Muster des Styls nur Cicero anerkennen. Denn ein-
mahl ist und bleibt er das vorzi'iglichste Muster, nach Avelchem
jeder seinen Styl bilden muss, und zweytens kann man doch wohl
Secundanern noch nicht die Fähigkeit zutrauen , zu unterschei-
den, icfcLiel sie sich grade aus den Briefen des Plinlus oaer an-
dern Schriftstellern einer spätem Zeit anzueignen haben. Man
wird sagen, dass diess die Schüler einseitig mache *). Immer-
hin: ja wir könnten es sogar wünschen, dass unsre Primaner und
Secundaner zu Ciceronianern im Sinne des fünfzehnten Jahrhun-
derts **) würden. Sie wären dann nur Nachahmer des Mannes,
welcher der Lehrer seiner Landsleute in allem, was man für das
höhere Leben für wissenswürdig hielt. Mar, und in den meisten
Dingen selbst ein Meister in der Ausführung. Schon Quintilia-
nus sagt : ^.puen's , quae nuwime iiigeniutn alant atque animum
augeant^ praelegenda sunt: ceteris^ quae ad eruditionem modo
yertinent^ longa aetas spatium dabü'-'- (I, 8, 8, vgl. mit Mat-
thiae a. a. O. S. 76 f.). Und so wird auch das reifere Alter leh-
ren , was man an Constructionen und Wendungen aus spätem
Schriftstellern zu nehmen habe, ohne dass der Ausdruck die Farbe
ächter, ciceronianischer Latinität verliere. Das zeigen vor allen
die Schriften Eichstädt's, des Mannes , dem jetzt die Palme
im Lateinschreiben gebührt ***).
Um nun aber auf die Briefe des Jüngern Plinius und Hrn.
Kunhardt's Auswahl aus denselben zurückzukommen, so ist
die letztere allerdings nicht ganz zu verwerfen, ja man könnte
er In der Antisymbolik II, 70 in seinem Ingrinime , „dass selbst der Mu-
rcte neumodisclic Uenkweiscn, in aitsittigc Siirachfornjen gepusst, ücht-
röiuisclies Latein geben." Und dann: „Ach, Cicero lehrt kein moder-
nes Pluudcrlatcin , dan lehrt Miiretus !"
') Andrer Meinung al« der Rec. sind Baumgartcn-Crusius in
Beinen gciiallvollcn liricfai über liihhni^ in üdchrlcnschulen S. 86 und
Weber in der angef, \orrede S. XVI.
") Man vgl. Angel. Politian. Fpp. V, 1-5, Murct. Oratt.
T. I p. 293 und W Ol f 's Praefat. Orut. p. Marccll. p. XXWI.
*") Man Icj-e seine eignen Worte in der Dcprccatio Latinilatia Aca-
dcmicav (Jena lÜTi) p. ii.
102 ElementarLücher zur Bildung des Lat. Stils.
grade diese Auswahl in Ermangelung besserer Hülfe gnt lieissen.
Denn es sind solche Briefe herausgenommen, wo der Abweichun-
gen von der ächten lateinischen Sclireibart weniger sind , als in
den übrigen. Aber es kommen solche Stellen doch vor mul wir
halten dafür, dass Ilr. Knnhardt diese mit einer kurzen An-
merkung und Verweisung auf den ciceronianischen Sprachge-
brauch wohl hätte begleiten können. Wir wollen jetzt einige Bey-
spiele zu unsrer Behaujitung geben. S. 142 (Epp. 1, 10, T» und
20, 11)) ist latitudo und lata oratio von der „Fülle des Ausdrucks"
gebraucht. Cicero wiirde so nicht geschrieben haben. Weshalb
aber Plinius wahrscheinlich diesen Ausdruck brauchte, bemerk-
ten scbon Gesner und Ca tan aus zu der erstem Stelle. Aber
ist er darum nachahmungswürdig'? — S. 150 (Epp. IV, 13, 3)
ist studes absolut gebraucht für „wissenschaftliche Beschäfti-
gung."'- Aber grade bey diesem so häufig vorkommenden ßegrilFe
wäre die Anmerkung gewiss recht nützlich gewesen, dass, wie
schon Gesner zu Plin. Epp. 7//, 5, 5 bemerkte, diess W^ort
nur dem silbernen Zeitalter angehöre (vergl. noch Spalding
zu Quintü. II., 2, 7 und Frotscher zuÄ, 7, 27), eben so
wie studia von „Plätzen, wo wissenschaftliche Uebungen be-
trieben werden,*^'- sogar erst die Autorität des Julius ^apitolinus
(vit. Antonin. Philos. 26) für siel» hat; vergl. Cod. Theodos. Lib-
XIV Tit. 8 Leg. 3. — S. 153 (Epp. I, 14, 1). Filiae maritmn
•prospicere., vder Tochter einen Gemahl verschaffen.'''" Das cice-
ronianische conditiones quaerere {Philipp. 11^ 38 u. a. 0.) hätte
wohl beygefügt seyn können. Gleich darauf wird rusticitas an-
tiqua (Hr. Kunh. übersetzt „alterthümlidie, ländliche Schlicht-
heit'-'') erwähnt, wobey scliou Gesner und Ernesti auf den
seltnen Gebrauch aufmerksam niaclien, indem diess Wort hier
ein Lob ausdrücke. Aber im ciceronianischen Spracbgebrauche
dürfte das Wort oline weitern Beysatz nicht so gebraucht wer-
den, wie man aus Stellen, wie de Orut. II., C, 25, Orat.1^^
81, de Senectut. 20, 75, pro Arch. poet. \{) ., 24 ersehen kann,
wenn gleich der lobende Nebeubegriff auch nicht ganz fehlt, wie
pro Rose. Amer. 27, 75. Für die Redeweise des golduen Zeit-
alters würde atitiquus passender gewesen seyn. Cic.p.Sext.'i., C:
viri gravissiniae antiquitatis. \er^\. p. Quint. 22-, 72, Epp. ad
Attic. IX, 15 und Ru buken zu Vellej. Pater c. II, 49. Ueber
den terentianischen Gebrauch dieses Worts sehe man Lambi-
nus zu Horal. Sat. II, 7, 23. Ja Plinius selbst hat in dieser
Bedeutung antiqmis, II, 9,4. — Ebend. S. 15« wird „einbil-
den"- durch iniaginari übersetzt. Diess leidige Wort geben frey-
lich auch noch viele Wörterbücher, obgleich Cicero diesen Be-
griff auf so verschiedene WeL-^e ausdrückt, niemals jedoch durch
imaginari. Man vergl. dazu Quiutilian's Auseinandersetzung VI,
2, 29. — S. Uil. „Wendungen aus dem Stegreife" übersetzt Pli-
nius (I, 20, 10) allerduigs üurcli ßgurae estemporaLes : aber
Kiinliardfä praktische Anleitung zam Lat. Stil. 103
niiscrn ScliiilcTii ist docli wenigstens der Gebrauch des ersten
>Vor(fs iiiclit z\i ffcstatten. i>Iaii vfifrl. mir Cic. de Orat. /, 32,
15(( — JoS. F/^t//a^\(m der Herodtsamkeit gebrauclit, ist hey Ci-
cero entweder ^///6-Ä//r/////^ dci Stimme ^ wie ad Herenn. 1 1 1 ^ 11,
1!), de Orat. lU 2:5, !)8, ///, 52, li)J), wo dann aucli aoii der-
selben ^//^c/e und tcrminare gesagt \vird {de Nat.Deor. 11^ 5!),
14!)), oder das Ideal der Beredt samkx'it ^ wie Orat. 1, 2. End-
lich sind wir auch an dem Gebrauclie mehrerer Adjective auf Ol-
lis., ah i/icvmprcfiensibilis ., ins/tperaöitis u. a. , angestossen, vor
denen wir die Schider, die sich zu diesen Formen ohneliin hin
zu neigen pflegen, zu warnen bemiibt sind, da so viele dersel-
ben in der ciceronianischen Zeit fast ganz unbekannt oder wenig-
stens ungewöbnlich waren. Mau vergl. Günther 's Abhandlung
über den taciteischeti Stijl im Atheiiäiim 11^ 2 S. 203.
Kec. kelirt nun wieder zu dem Meitern Inlialte der vorliegen-
den AnleHuii^ ziiriick. Von S. V\\ — 217 folgt ein Gespräch nud
kürzere Erzählungen, die reciit gut ausgewählt sind. Recht niitz-
lich sind auch die Kruchstiieke aus der alten Geschichte, die aus
Galletti's Lehibuche entlehnt und in lateinische Wortfolge um-
gesetzt sind (S. 217 — 235). Daran schliessen sich längere histo-
rische oder beschreibende Aufgaben (S. 235 — 291), über Athen,
über Plato, Xenophon, Euripides u. a. Dann folgt ein Versuch
im Styl der Al)haiullnugcn und Reden (S. 291 — 333). Zu den
beyden frühern Abschnitten über „epische und dramatische Kunst-
werke'■'■ und über A^tn „aus der griechischen und lateinischen Li-
teratur zu schöpfenden jNutzen''' siiul neu hinzugekommen ein
liruchstück atis einem Programme von Heinrich über das wis-
senschaftliche Studium der lieutigen Zeit auf imsern Universitä-
ten und ein Programm von J. L. Um m ins, weilaml Rectors der
Domsclmle in Bremen. Beyde Stücke sind gut ausgewählt und
werden, da beyde aus guten Latinisten entlehnt sind, von denen
namentlich der erstere schon seit längerer Zeit rühmliclist als sol-
cher bekannt ist, nicht wenig zum erspriesslichen Gebrauche des
Buches beytragen. Den Beschluss (S. 333 — 388) machen Bruch-
stücke aus E r n e s t i ' s Narratio de J. M. Gesnero^ einem Stücke,
das sowohl in Absiclit seines Inhalts als seiner trefflichen stylisti-
schen Form sich zu lateinischen Slylübungen ganz besonders eig-
net, und welches Ilr. Kuuhardt ebenfalls wieder so viel als
möglich der lateinischen Wortfolge angepasst hat. Als Anhang
(S. 389 — 421) hat derselbe noch Stücke aus Schröckh's Lehr-
buclie der alten Geschichte in lateinischer Wortfolge für die Ge-
übteren und daher auch ohne untergesetzte Redensarten gegeben.
Wir Menden uns nun zu diesen untergesetzten Redensarten
und Ausdrücken, einen: nicht minder l)e<leut(n(len Tlieile des
vorliegenden Buc!ies. Rcc. würde Hrn. K unhardt in der That
grosses Unrecht thun , wenn er ihm nicht das Zeugniss geben
wollte , hicrbcy mit der erforderlichen Sparsamkeit und mit wel-
104 Elcmcntarbüchcr zur Bildung ■Aei> Lat. Stil«.
ser Auswahl verfahren zu seyn. Es ist hier nicht der Ort , 8ic!i
Vibcr diejenige Art der Anmerkungen zu verbreiten, welche dem
Schüler stets in die Hände arbeiten und jede mögliche Nachwei-
Bung zu geben streben , um ihm die Sache nur reclit zu erleich-
tern, während der gute Zweck grade dadurch verfehlt und die
eigne Thätigkcit des jungen Menschen gehemmt wird. Die Scliul-
inannserfahrung des Hrn. Kunhardt hat ihn hier vor Ab%\egeii
bewahrt. INur an wenigen Stellen finden wir, dass der Hr. Verf.
seinen Schillern zu wenig zugerauthet habe, wie S. HO, wo die
Formation der Zeiten von edo angegeben ist. Auch hätte manche
prosodische üeberzeichnung wohl in einer fiir Secundaner be-
stimmten Schrift wegfallen können. Was nun die Auswalil der
Ausdrücke luid Redensarten selbst betrifft;, so sind sie zum grö-
ssten Theile classisch und von jenein buntscheckigen Latein ent-
fernt, welches Zeitalter und Schriftsteller unter einander wirft.
Um aber doch Hrn. Kunhardt einen Beweis der Aufmerksara-
keit zu geben, mit welcher wir sein nützliches Buch durcligegan-
gen Ilaben, wollen wir jetzt einige der Stellen besprechen, wo
wir mit ihm nicht einverstanden sind.
S. 22. „Weichbild" Vlbersetzt Hr. Kunhardt durch ^wes,
Weber a. a. O. I, 248 durch territorium nach Cic. Philipp. //,
40, 102, was Rec. ebenfalls vorgezogen haben würde, insofern
auch „Weichbild", mag man es nun nach Eichhorn oder nach
G a u p p erklären, in der gewöhnlichen Rede doch nicht überall ge-
hraucht zu werden pflegt. — S. 33. „Uebersetzen" ist durcli Conver-
ter e wiedergegeben. Aber dass troiz Quintilian's Stelle (X, 5, 4)
so nicht gesagt werden kann, erörterte bereits J. M. Heusinger
in den Observat. Antibarh. p. 434 sq. Auch Hr. K u n h a r d t hat
S. 112 das richtigere traiisferre gewählt. — S. 37. Ob princeps
iuventiUis Austiiacae könne lieissen „ein östreicliischer Prinz",
bezweifeln wir fast. Der ächte lateinische Sprachgebrauch {Civ.
in Vatin.V^^ 24, ad divers. III., 1], 8) hat darauf geleitet, diess
Beywort den Krön- oder Erbprinzen beyzulegen, und erst bey
spätem Schriftstellern ward es ein allgemeiner Ehrenname und
Titel. Warum hier nicht princeps Austriaciis oder princeps e
gente Austriaca'^ — S. 38 wird die „Faust" AuvcXipiiguns ge-
geben. Wäre aber hier, wo von körperlicher Grösse die Rede
ist, manus nwÜL vires nicht passender'? — S. 42. Prolixitas ver-
boruni für „weitläuftige Worte" ist allerdings ein sehr gewöhn-
licher Ausdruck vieler Lateinschreiber, vor dem schon Jani im
philol. crit. Schullesic. S. 1282, zweyte Aufl.., warnte. Warum
denn nicht copiaet überlas ser monis? — S. 59 hat der Hr. Verf.
idololcUria und S. 60 protoplastae gebraucht, über welche und
ähnliche Ausdrücke er seihst Vorrede S. XI bemerkt, dass er sie
wegen des Inhalts seiner Erzählung nicht hätte entbehren können.
Allerdings hat er darin Recht, dass zu gesuchte Umschreibungen
KiinliiinU's i)rakti»<Jic Anleitung zum Lat. Stil. 105
solclior nicht antiker Ansdiiukc den lat. 8t} 1 nur imdeiitlieli und
unlateiiiisch niachcii. aher in den hevcleii er\\iilintcnSt('l'(;ii konn-
ten «loch vielleicht lateiniseliere Llmschreibungen {^■percpincruiii
ntiminumcultns nnd aiitiqiihsimi homhies oi\iiv terrae incolae) gc-
Nviililt ucrdcn, wie der Hr. Verf. selbst 8. fl4 iinagiiiKm nrl/t/s l'iir
idololatria cesctzt l'.at. — S. !»8 wird bemerkt, dass ,. eroberte
Länder beherrsehen"" nieht dincli refiuaie mit den; .\ccu;;ativ aus-
gedrückt werden könne, sondern durch hiipcriiim exercere in ali-
quem. ^^aruln \n{i\\\, ref:ere? — S. ](f4. f'eber den falsclicn Ge-
brauch des solid tis IVir acmrutus^ .s?/ä////.s" liaben wirunsbereiis in
diesen Blättern [Bd. 1VS.S2(>] geäussert, wobey wir es frejiich
müssen darauf ankommen lassen für sennilocli und (inadruntarii
nai^h Hrn. Mahn e's Ausdruck in der Kpicris. C'ensnr.Bibl. Crit.
XI JII pAfi.Bnf. (hinterVVy 1 1 e n b a c h's Leben p. 'iA^i Fried ein.)
\ erschrien zu werden. Dasselbe eilt \u\\ den zwey Ausdrücken,
die ans Gesncr's Briefen entlehnt sind, s?ipcrßutis (S. j;53)
und iwnorarii/in (S. i4U). \N ir glauben auch hier nicht den Vor-
wurf der linpietät zu verdienen, wenn Avir aus einer Anleitung
für Schüler den ersten Ausdruck als wenig ciceronianiscli ent-
fernt wünschen und bey honorariiim bemerken, dass Cicero stets
honor »cizQ, wie ad divers. Wl\ i), wo man Manutius sehe
und Drakenborch zu Liv. JI^ 12. Wie jedocli honorarins von
demselben gebraucht wird, kann man aus Km es ti 's Cialis Ci-
ceron. n. d. H . ersehen. — S. 1()}>. Maainiopcrc ist el)en so we-
nig als s?/////«f^yj<;v6' gut lateinisch , weil lür das ei'Steie nur die
eine Stelle in Cic. Epn. ad div. III, 2, 3 spricht, wo Corte xmd
Matthiae so gesciiricben liaben , andre Ausgaben jedoch hj«-
sinio opere. — S. 172. ,,IIandelsleute'''' schlechthin dur<:h nc-
goiiatores zu übersetzen , würde Jtec. auch Bedenken getragen
halten. — S. 110 ist ..Fernglas'"'' durch perspicillum i;bcrsetzt,
wie die neuere KrfindiUfir auch ein neues Wort notlnvendig machte.
P. Jo\ius in seiner Pila Leoitis A hat daiVir crijslalluni conca-
«7//W ge!)raucht. — S. 177 und S. 2fH) hat I!r. Kunhardfc für
„Bild" und ..leishafte Versinidichuuir'''- die IJebersetzuiig durch
repracscntare gebraucht. Hätte i\vr \ crf. für Kenner der iatei-
niüichen Sprache gesehrieben, so möchte sein Ausdruck weniger
zu tadeln se}n, obgleich sicii in heyden Fällen entsprechen-
dere Wörter brauchen lassen. Soll man aher angehenden Latei-
nern diesen Ausdruck enipfehlen'? Fs wird üuien eben so schwer
wie bey occnpare v^erden den richtigen («.-brauch :<u treHen, d<i
in repraescnlaro docii stets d<'r — wenn auch oft nur seh wach
angedeutete — Begrilf des Zuvorkommeiis liegt in Beziehung auf
die erste Bedeutung des \N Orts bey Oehlangelegenheiteii U)!d Biiar-'
Zahlungen, wie CVr. ad ylttic, XII., 25. Vgl. fj!roiio\ius de
seaterl. p. ;iO und Krnesti in der t'lm'is Cic. v. d, ff. Auch
für diese zweyto Bedeultnia: gie!)t Frncsti hiidüfigliche Belege.
Ja sie Lst auch seliist da nicht ganz erloschen, wo der blosse Bc-
106 Elcmentai-bfirhcr zur Riidtinp; iIcs I^at. SlKä.
griff des Darstellcns oder Versinnliclicns allein liervorzntreten
scheint, wie Liv. 11^ 36: Fesstfs igitur malis praeter ilh instan-
tibusque , consilio propinquorujn adliibilo quam visu atque au-
dita et ohversatum tolies somno Jovetn^ minas irasqne coclestes^
repraeseidatas casibus suis ^ exposiiisset. FIIl^ 0: Nam et
Vera esse et aple ad repr aesentandam iram. ])eo?um ßcta pos-
simt. — S. 171). „Unliöiliclikeit des Menschen", /wciV«7«Yfl>s. Auch
hier ist Hr, Kunhardt dem spätem Gebrauche des Tacitns, Pli-
«ius u. A. gefolgt (ra. s. Annal. II, 34 und IV, 21, Piin. Panegjr.
2, 7 und 87, 1) , in der classischen Latinität ist civilitas das grie-
chische Wort ;roAtTtxj;. Vgl. Cic.de InventA^ 5, 6 mit Quin-
til. Inst. ürat. II., 15, 25 und 33, cap. 17, 34 und Spalding's
Anmerk, , sowie Pareus Lexic. Grit. p. 203 und p. 226, N öl-
ten. Lexic. Antibarb. p. 464.^ — S. 181. „Täuschung'-'' durch
impostura zu übersetzen, dürfte wohl schwerlich durch eine nur
einigermaasscn classische Autorität gereclitfertigt werden können,
so wie S. 305 vilipendo für ,, gering achten.'-'' Eben daselbst ist
„Zauberkraft"- dunJi magica quaedam vis übersetzt, was wir
nicht gänzlich missbilligen. Aber sollten nicht Ausdrücke wie di-
vinus ., divinitus ^ mirißcus., res humanis longe maior und ähn-
liche dem Begriffe „Zauberey" entsprechen und in der berührten
Stelle vis divina quaedam rebtisqne humanis lo7ige praestantior
die Stelle der vis magica vertreten können ? Divinus namentlich
steht ja in so manchen ähnlichen Verbindungen, als divinus et
singularis.^ divinus et incredibilis u. a. m. Auch defigere ist ganz
unser „festzaubern"-, wie Cic. Orat. 2,1), vgl. mit Uentley z.
Horat. Epod. 17, 5. — S. 327. Musicum melos wird nach IJm-
raius für das die Gesaijgsweise begleitende Lied gesetzt. Aber
wozu das griechische Wort'? Braucht nicht Cicero cantus mmie-
rique in dieser Bedeutung (^Quaest. Tuscul. F, 36), ähnlicher
Ausdrücke und Lnischreibungen nicht zu gedenken, wie cdntum
vocum sonis rescribcre luu'h 1<J i c h s t ä d t in der Memoria August.
duc. Gotha?/., p, VIIL Gleich daraufist „Harmonie'-'' durch coJi-
centus ymisicus gegeben. Beeilt gut : jedoch braucht Cicero de
finib. bon. et mal. IK ., 27, 75 conventus allein.
Kec. hat hiermit angegeben, was ihm in der untergesetzten
Phraseologie nicht ganz richtig oder classisch zu seyn schien.
Dass Einzelne an einzelnen Work-n anstossen würden, Ijig ja in
deriN'atur derSaclic, und wir fürchten daher nicht, dass Ilr. Kun-
hardt unsre Gegenbemerkungen als den Erguss bösen \Mllens
oder missgünstiger Tadelsucht aufnehmen werde, da dieselben
bloss aus Liebe zur Sache und dem Wunsche, Einiges zur Ver-
vollkommnung eines so nützh'chen Buches beyzutragen, Iiervor-
gegangen sind. Denn wir wiederftolen unser obiges Urtheil, dass
die vorliegende Anleitung zum Ijuteinschreiben zn den besten ge-
höre, die wir haben, und dass sowolil die Wahl und Anordnung
fler Ausdrücke als auch der Inhalt der zum üebersetzcn gegebenen
Kunharilt'd praktische Anleitung zum Lat. Stil. 101
Stiicke tlieseibc des Lobes und der Enipi'eliliiiig sehr würdii? ma-
clieii. Hat übrigens M. IJcn jaruiii II edericfi in der Vorrede
zu seinem PromptKciriiim Latiniiin darin Hecht, „dass die La-
leinisclic Sprache die grösste iVoth und IMage nnsrer Juffend auf
Schulen bleibe, als mit der sie sicli von dein yViilange ihrer da-
sigen Wallfahrt an bis an dero Ende in einem lortplacken muss
und sich «loch liernach oftmals noch kaum mit dem, was sie da
von erlernt, recht an den Tag geben darf;" dann hofft llec,
dass diese Anleitung der „sich plackenden" Jugend euie recht
gute lliilfe und nützliclie Unterstiitzung seyn werde.
Der Druck des vorliegenden liuches ist selir l'ehlerfrey. Mur
folgende Druckfehler haben wir uns bemerkt. S. 27 Nr. 27 ex-
ejacdt'/ico statt exaedifico^ 8. ÜW ^r. AI hnmanibiis st. hvmnni-
las ^ 8. 2.SI INr. 25 inlinain st. iNlimam^ S. 320 Mr. 2(> piopa^n-
iur st. propufialor. Sonst fällt der Druck angenehm in die Augen,
d.as Papier ist weiss und gut, und der Preis auch nicht grade zu
lioch.
Cöhi. Georg Jacob,
Kürzere Anzeigen.
C. Cornelii Tocili de vita et moribiis C. Juiii Agri-
colue li bell US. In u^^um äcliolarum «nlidit Fr/rf. Godofr. Gull.
Ilcrld, Viiiiiiriensi», l'Iiiloü. Dr. AA. LL. M. , Lycei Zvviccaviensiis
Iteclor et Hibliotlieciirius. Appenilicis loco adjecta est disserta-
tiuncnla de ve s illari is. Lipssiao , sumptibuä Hartmanni.
MÜCCCXWII. \IV u. lOß S. gr. 8. 10 Gr.
[Ganz kurze Anz. in Beck's Repert. 1827 Bd. II S. 101.]
Xlr. Rektor Hertel zu Zwickau, der sogleich hi dem ersten
Jalire seines neuen Amtes den Zöglingen der ersten Klasse des
dasigen Ljceums den Agricola des Tacitus erklärte, fand, dass
die bis dahin erscliienenen Ausgaben jener Schrift entweder zu
\icl oder zu weni*; und oft nur den blossen 'J'ext entliielten. Allein
beruck>ichtigeiHl, wie schwierig das Lesen des Tacitus lur Jiing-
linge se\ , die, wenn sie auch sonst den Cicero wohl verstehen
können, zum ersten iMale an diese Lektiire gehen, entschlos«
sich der Verf., diesem Uebelstande ilurch eine zweckmässige
Ausgabe des Agricola abzuhelfen. >N ährend er mit dieser Ar!)eit
beschäftigt war, sah er bald, dass zv^ei verschiedene, Ausgaben,
eine kritischt^ und t-ine mehr auf Krklärinig schwieriger Sachen
und auf die gramiuati^chen IJcdiirfuisse tler .Jiinglinge berechnete,
niUhiii seyen. Zu dem JMitle suchte er sich so viel als möglich
die alten Ausgaben {\ii>' Tacitus zu \ers<;hallen , unter welchen
Ihm diu Zwickaucr Sdiuibibliolhek uuch die von Dronkc nicht
108 Kürzer 0 Anzeigen.
lienutzte Ausgabe des Slepliaiius im Anhange von Plutarchs vergl.
I-ebensbeschrcibuiigen vom Jahre 1572 darbot. Nun l'eliUe es ihm
aber an einer neuen sorglältigen Vergleicluing der Vatikanischen '
llai«lschriften, als ihm die vonDronke besorgte Ausjiabe uie
ein Dens ex machina zu Gesichte kam. Bald darauf erliihr er
aber von dem Hrn. Prof. Hermann zu Leipzig, dass Hr. Prof.
Waicli zu Berlin seinen schon lange erwarteten Komnit'itar zum
Agricola vollendet habe und näclistens erscheinen lassen werde.
Hrn. Hertel's Absicht ging nun dahin, nicht eine kriiische,
fiondern eine Schulausgabe zu liefern, deren Zweck der Verf.
S, IX der Vorrede so angibt: „Ego quidem id operam dedi, ut
lingnae leges niaximeque Taciteum loquendi genus explicareni;
dcinde, ut diffieilliiua quaeque attingerem, ncque tarnen nimis
rem tironibus facilem redderem omneque investigandi et cogitan-
di negotium tollerem; denique, ut locos, quos laudarem, inte-
gros ubique paucissiinis exceptis exscriberem, iit legentium ocu-
lis snbjecta quum essent, nimia evoUendürum librorum molestia
evitaretur; " [eine Ansicht, der Reo. vollkommen beistimmt und
die er erst unlängst in einer, in der Neuen Kritisciien Bibliothek
von Seebode, 1825 Hft. 9 S. 1»21— 1025 entlialtencn, Epistola
811 Hrn. Prof. Kiessling zu Zeitz ausgesprochen hat.] „intei--
dum etiam, quid laudatissimi veterum scriptorura intorpretes in
ipsorum conimentariis annotarint, ipsissimis ('?) eorum ^erbis de-
scriberem atque in coiumentariolum transferrem.''^ Dabei konnte
er jedoch, und zwar gerade bei Tacitus, nicht aller kriüsciica
Anmerkungen überhoben seyn, und er zog es auch aus hinlängli-
chen Gründen vor, den Kommentar lateinisch abzufassen. Als
sein Agricola bereits zum Drucke fertig war, erlüelt er Becker's
Ausgabe, die indessen einen nicht unbedeutenden Eiuiluss auf
seine Bearbeitung im Ganzen geliabt hat. In Feststellung des
. Textes hält er sicli grösstentheils an benannten Herausgeber,
ausgenommen an 21 Stellen mit Einscliluss ^on 2 solchen Stellen,
wo Hr. Hertcl bei der einen das Parenthesen -Zeichen getilgt
und bei der andern eine andere Interpunktion befolgt Jiat.
Soli nun Rec. im Voraus sein Urtheil über vorliegende Be-
arbeitung abgeben, so findet er dieselbe dem angegebenen Zwe-
cke angemessen. Sie enthält für junge Studirende, welche die
erste Klasse einer Gelehrtenscliule besuchen, gerade das, was
denselben zum bessern Verstehen sclnvieriger Stellen dargeboten
werden muss. Und wir wünscJien, dass Hrn. Hertel's Ausgabe
auf Sdiulen recht viel gebraucht werden möge! Denn durch die
sonst äusserst scliätzbare Dronke'sclie Ausgabe, wozu die Be-
cker'sche eigentlich nur ein Supplement ist, ist eine solche,
wie sie Hr. Hertel beabsichtigte, ganz und gar nicht überflüssig
gemacht worden. Da von vorliegender Bearbeitung gewiss bald
eine zweite Anllage nothig se;)n wird, so will Reo. einige Bemer-
kungea hiuzulVigen , \on denen der wackere Herausgeber belle-
Taciti Agricola. Edid. Hertel. lOD
bififcn Gcbraiicli maclien inöire, wenn er sie sonst der Berück-
sichtiiTung' werth lialtca sollte.
Kec. stimmt an vielen Stellen mit den Erklänuiiien des Verf.
überein. Schätzbare Anmerkuniren linden sich z. B. C. IV zu ve^
hemc'uiliis quam caule ^ C. IX zu teiitpora dicisa^ C. XV zu ae-
tjue — uc und acque — aeqiie^ C. XX zu ex aequo egerant^ C.
XX \I zu cminiicndis silrin^ ehend. zu in praeseniiam. An eini-
gen andern Stellen ist Bei;, jedotli anderer iMeinuufif. Was wir in
diesen Jahrbiicliern 1S2« Bd. II S. 14.i zu Canp. 111 und XV ?e-
gen Becker, mit welchem Ilr. Ilertel daselbst übereinstimmt,
eriiniert haben, sey auch hier erinnert. C III. Ueber qiiamqnani
mit dem Konjunktiv ist kVnii'tig beizuiugeii Frotscher ad Quin-
til. Institt. Orat. X, 2, 21. C. IV. Zu Annal. IV, «1 darhi ma-
juiibiis quam retustis supplirt der Verl', mit Zumpt Lat. Gram.
§ 84, 8 [und llarashorn Lat. Gram. § 155 S. 315] ?nagis^ wo
indessen eben so g;ut potius ausjrelassen seyn kann. Vergl. S el-
lin g Observatt. in C. Com. Taciti Agricolam p. 9. C. XI. Ueber
die Druiden verdient jetzt eine ilauptstelle: Ueber die Drui-
den der Kelten von Barth. Erlangen, 1826. Ebend. Zu der
Lesart des Cod. Vatic. viciiumi insu/am war anzumerken, dass
Dronke dieselbe statt der bisherigen vicinum solum zuerst aui-
genommen hat. Ebend. Zu plus ferociae war der synonymische
Unterschied zwischen /e/oc/« und virtus genauer zu bestimmen,
\ergl. Lateinische Synonyme IF. von Dödcrlein S. 44. Eben so
konnte in Bezug -Au^feroria auf C. XXXVI verwiesen werden, wo
es von Plerden gebraucht wird. C. XV. INiclit Briiggemana
hat zuerst das Komma zwischen ignoscere und vitiis blaiidienli-
biis gestrichen. Diese Verbindung findet sich schon in folgender
Ausgabe: ('. Cornel. Tacilns Lebensbeschreibung des
Julius ^^Ipricola von lleaaer und Fincke. Zweite And.
\on .\. Sclilegel. Göltingen, 181fJ. C. XVIII. Die Anmerkung
zu Annai. il, 5 nhcr possessio rührt nicht von Ob erlin scnidcrn
\on \N olf her. C. XXV. Itec. möchte Oberlin's Erkliirung
^on aucLus nicht, wie Hr. iL, so ganz von der lland weisen;
Selling's neuliche Behandlung dieser Stelle verdient gewiss
volle Berücksicliiigung. C. XX\ IL Zu fremere^ was eigentlich
von den Pferden gebraucht wird, komite ausser Germ. IX auch
auf llorat. IV , 14, 24 und Epod. IX, 17 verwiesen werden , was
bei KlasNikern, die mit jungen Leuten auf Schulen ^orzüg!ich ge-
lesen werden, sehr zweckmassig ist, um dadinch innner mehr
und mehr Bekanntschaft mit denselben hervorzubringen. Dage-
fjen ist es gewiss höchst zweckwidrig, in Schulausgaben eine
Menge von Uerken anziiiVihren, die niclit nur nicht dem Schü-
ler, ja oft nicht einmal dem Lehrer zugänglich sind. C XXIX.
Zu rursus in der IJedeutuug wie das grie<;hische av [und auch
Tcükiv] war anzufühlen Aimal. I, Si); llistor. I, 1. Vergl. See-
bodc Ob£ier\all. in Tucituni p. Xi. C. XL. Zu conätutus im pus-
110 Kürzere Anzeigen.
siven Sinne war neben Ramsliorn vorzüirlicli auf 0 1 1 o Schulz,
der in seiner ausfülirliclieu lat. Gram. S. 329 eine a;rössere Anzahl
dergl. Participia anführt, als diess Uamsliorn getlian hat, hinzu-
weisen. Ausserdem wollen wir noch auf einiges Andere aufmerk-
sam machen. ('. III. Der Anmerkung: E^o non concoqiio etc.,
wünschten wir eine andere Wendung. C. XV. Im Texte steht:
Alterius centiiriones^ alterius servos etc. Dazu die Anmerkung:
„Ego habeo servos pro glosseniate ad manus. ''■ Wie stimmt da
Text und Anmerkung überein'? PJbenso C. XXXVI, wo die An-
merkung zu minimeqiie — impcllerentur nicht mit dem Texte
übereinstimmt. Der Verf. sagt: „quod rccepi, Oberlinus deilit.'"*'
Es steht aber der üecker'sciie Text da. Vermutiilich ist der
Text aus der Becker'schen Ausgabe abgedruckt und dabei das
Versehen begangen worden.
Der lat. Ausdruck ist für den beabsichtigten Schulgebrauch
vorliegender Bearbeitung gut gewählt. Einige Unrichtigkeiten
sind uns indessen aufgestossen. C. XXX heisst es zu dem Worte
infestiores : „Ego sie intelligo: ab altera parte mare et saxa no-
bis imminent, fngam impedientes (?) ; ab altera'-'' etc. Zubilligen
ist nicht das mehrmals gebrauchte Adjcctiv vernaculus statt pa-
trius. Vergl. Jani's Schul -Lexikon S. 1721- Auch gebraucht der
Vei'f. das Adverbiura vernacule , was gar nicht vorkommt. Ferner
wäre zu vermeiden gewesen verbnlum, seorsiin statt seorsum.
Ueber die Schreibart ist zu vei-gleichen Cellarii Orthographia La-
iina p. 140, über den Gebrauch Krebs Anleitung zum Lateiaisch-
schreiben S. 5i)2. S. 14 ist falsch abgetheilt profec-tus statt pro-
fe-ctus und S. 32 quoni-am statt quon-jara. Druckfehler sind uns
nur sehr wenige vorgekommen, z. B. S. 32 XllI, 54 statt 34 und
S. 37 und 41 landet statt laudat.
Der beigefügte „ Excursus de vexillariis '•^ ist eine schätzbare
Zugabe, auf welche wir Alterthumsforscher aufmerksam ma-
chen. Das Aeussere des Buches ist anständig, so dass dasselbe
auch von dieser Seite vollkommeu empfohlen zu werden verdient.
J. A. G. Steuber.
Pausanias B eschreibung von Hellas^ aus dem Grie-
cliiscben übersetzt und mit Anmerkungen erläntert von Krnat kf'ie-
(lasch , Oberlehrer des königl. Gymnas. zu Wetzlar. ZweyterTheil.
Mit einem Plane von Olympia und Sparta. Müncljcn, 1827. Druck
und Verlag von E. A. Fleischmann. 233 S. kl. 8. 1 Rthlr. 8 Gr.
[Vgl. die Beurtheilung des ersten Bandes in den Jalirbb. 1820 Bd. II
S. 170 ir.]
»V ir eilen von dem Fortgange dieser Uebersetzung dem Publi-
kum schuldige Nachricht zugeben, und zugleich den hochge-
achteten Verfasser derselben zur ruhigen Ausdauer bey seinem
riihmlicheu Fleiss , der, weil er fwn turpem pal cd metuitque li-
Pausanias , übersetzt und crlüiitert von Wieilascli. 111
tiirom^ Härten und IJnricIili^kt'iteu immer mclir vermindern und
fiitrcnicn «ird, (heiliieiimciul zu ermuntern, ohne zu wünschen,
dass er ein nay.i'i^öxixvog (wenn man uns die Beibehaltung des
Wortes noeJj erlauben will) werden möi^e. Wie wir aber von der
ersten oder doch einer der ersten Leistungen der Fleischmanni-
sclien Unternehmung in iMVinchen, eine Sammlung der griech.
Ciassikcr in einer neuen teuf sehen Vcbersetzmig mit kurzen An-
merkungen ron einem teut scheu Gelehrlenvereine herauszugeben,
nämlich von dieser Liebersetzung des Pansanias, m eiche einen
'riieil dieser Sammlung ausmacht, sobald es sicli thun Hess, dem
Publikum Bericht abgestattet haben, so sollte docli wohl auch
Met zier 8 Unternelimen in Stuttgart die griechischen Prosaiker
in neuen Uebersetzungen dem gebildeten Publikum vorzulegen^
in unsern kritischen Blättern zur Sprache kommen, zinnal da diese
Buchhandlung schon von mehrern griechisciien Prosaikern Leber-
setzungsprobcn geliefert hat , und die Redaktoren dieser Ueber-
setzungen ehrenw erthe Männer sind, von welchen man niclit glau-
l)eu kann, dass sie unter ihrem INamcn gemeine Fabrikarbeit ver-
kaufen lassen. Freylich haben wir irgendwo gelesen, dass diess
eine Lebersetzungst'abrik sey, und das Kind heisse wirklicli so.
Da es nun an ?saclibetern nicht fehlen wird, so niuss dem PnbJi-
lium, für welches diese Uebersetzungen bestimmt sind, um so
mehr daran gelegen sej n zu erfahren , was es von ihnen zu ur-
theilen habe, und in wiefern es sich auf ihre Treue und typogra-
pbische ('orreklheit \<'rlassen könne. Und sollte man dem so bil-
ligen Wunsche des Publikums nicht gewähren*? Doch wir sagen
dieses nur, um es gesagt zu haben. Wir kehren zu dem Hrn.
Wiedasch zurück, der diesem zweyten Bande, welcher das
3te, 4te uiul r»(e Buch des Pansanias enthält, erstlich eine Stamm-
tafel zu Buch 3 Kap. 2, welche die Reihenfolge der beiden Kö-
nigshäuser zu Spart a^ so ireil sie Pausa?iias verfolgt^ darstellt
(wobey zu bemerken, dass iu dieser Tafel der Fehler, welcher
dieselbeTafel iu meiner Ausgabe entstellt, richtig verbessert wor-
den isi), zirci/fens zu Pansanias V, 7 und VI, ]J) einen Plan von
Oltjnipia nacli Barbie du Bocage zu der Iteise des Jüngern
Aua«liarsi-i und einen 7^/«/^ von Sparta nach K. O. iMüller zu
Pansanias lil, Ji angehängt hat. Drittens aber liat er auch die-
sem Bande a) eine Lebersicht der vorzüglichsten Bildner unter
den Jictleue/i von dem .Infange der bildenden Kunst an bis zum
Knde ihrer schönsten liliithe^ d. i. bis auf Lijsippus und seine
Zeil Ol. Vl{\ zur KrUiuterung des Pausan.^ b) eine kurze üeber-
sicht der vorzüfilichsten Mahler von Phidias Zeit bis Apelles und
seine nächsten Zeil genossen ohngefähr von ÜLH^y — 120 oder von
4?^(J — 'MH) vor Christo mitgegebeu. Wir wunderten uns, dass
diese beiden let/(en Zugaben nicht für den letzten Band dieser
Uebersetzung anlgespiihrt worden sind, wo man sie eher suchen
>^ürde als gerade in der AJitte. Ihn. Silligs Calalogus arlijl-
112 Kürx cre Anzeigen.
cum gracc. et roman.^ der erst 182'« erschienen ist, und von dem
wir elienl'alls um seiner selbst und um des hocligeaclitcten Ver-
fassers willen sehr wünschea, dass er bald einen unpartheyischeii
Ueurtheiler finden möge*), konnte natiulicli Hr. Wiedasch
nocli niclit dabey benutzen. Diese seine anspruchlosen Ueber-
sichtcn haben die Gestalt von chronologischen und synclironisti-
schen Tabellen. Sie sind in vier Spalten getheilt, die erste und
breiteste erzählt kurz das Historische von jedem Künstler; von den
drey andern Spalten wiederholt die erste dicMamen der Kiinstler,
die z-.veyte die Olympiaden, die dritte giebt die Jahre vor Christi
Geburt nebst bezeichnenden Begebenheiten an. Die Anmerkun-
gen zu diesen 8 Biichern i'iillen 1S8 Seiten, die beyden Ueber-
«ichten gehen von S. 139 — 232. DieUebersetzung nimmt 31)8 S.
ein. Sie verdient in ihrem Fortgange dasselbe Loh und Urtheil,
das Mir ilirem Anlange schuldig zu seyn glaubten (s. den Isteii
Jahrg. dieser Jahrbb,). Da aber Hr. Wiedasch, was sein' zu
lohen, mit seinen Arbeiten, w^nii sie fertig sind, selbst wenig
zufrieden ist, so wird er wahrscheinlich die Uebersctzungen TU,
SS, fl laXyiivg Erzarbeiter ^ 4, 2 aU.a rijg %cÖQag das übrige
Laiul ^ 5, 5 a^Qoit^wv övvapav Verstürhuns; zusanuiiengezogen
hatte ^ ebend. ru ivavria Izccööovto stellten sich ihm entgegen
selbst sclion gemissbilliget liaben. Auch in diesem Bande hat Hr.
Wiedasch den Anmerkungen vielen Fleiss und nicht olineGliick
gewidmet. Da nun auch ausser einem jungen Gelehrten in Leip-
zig Hr. Professor Kreuser am Jesuiten-Gymnasium in Cöln eine
neue Uebersetzung des Pausanias herausgeben will , so wird hof-
fentlich diese Concurrenz neuer üeberselzungen des Pausanias das
Verstehen desselben unter uns mehr belonlern als in Enghind der
neue Abdruck der alten Uebersetzung von Taylor. Den deut-
schen Uebersetzern des Pausanias aber möchte ich noch den llatli
ertheilen , hey dem Abdrucke ihrer Uebersctzungen darauf zu
dringen und darüber zu wachen, dass, wo es ihnen nöthig sciieint,
die richtige Aussprache der griechischen Eigennamen durch Qnan-
*) Die Redaction stimmt vollkommen mit diesem und dem ol)cii-
geilusserten Wunsche des ilerni llccenscnten ühereu!, und winistht recht
sehr, sowohl von diesem Catiih)g;is als von den in Stuttgart hei Jlotz-
1er erscheinenden Uebersetzungen (Jriechischer Prosaiker recht bald Bc-
lU'theilungen in diesen Jahrhücheru uiitthcllen /u können. Da sie inde.-s
für beide Werke bis jetzt nocli keinen Beiirtheller finden konnte, so
will sie hiermit nicht nur die ordentlichenMitiubeiter dieser Zeitschrift,
sondern anch andere Gelehrte, die zu einer solclien llecension Ivraft,
Zelt und Willen haben, öflVntHch dazu aufgefordert liabcn. Wer sich
Lereitwillig findet, wird nur um eine vorläufige Anzeige darü))er er-
sucht, damit das betheiligte Werk nicht weiter »ersprochen werde.
Anm. d. Red.
Pausaniaü, übersetzt und erluiitort von Wiodascb. 113
litiitszciclieii über der lang oder kurz zu spreclicmk'ii S^lbc an-
gedeutet «erde, wenn sie nämlicli ihre Uebersetzungen für das
grössere Publiltum bestimmen. Wollen >vir das grosse gebildete
Puhlikiini zum Lesen der grieeliisclien und römischen Prosaiker
einladen, so müssen wir ihm auch das richtige y\ussprechen der
Kigeunamen zu erleichtern suchen. Wir werden vielleicht hier-
durch auch noch das Gute stiften, dass die Verlasser von Ge-
schichtsbüchern zum Gebrauch für Bürgerschulen und ihre Leh-
rer, auf diesen nicht unwichtigen Gegenstand aufmerksam gemacht,
nun diese (^uantitätsbezeichnungcn in ihre Hülfsbücher mitanf-
nehnien , wodurch Manche vor unrichtiger Aussprache solcher
INamen, z. B. Thrasybulus^ Kleobtdus ^ Poli/phenius ^ Areopä-
giis, Helena^ Fenelöpe ii. ds,\. gesichert werden würden. Wen»
wir mit Hecht in der Geographie auf eine so viel als möglich rich-
tige Aussprache der INamen halten, so sind wir, denk' ich, die-
selbe Achtung den INamen in der Geschichte schuldig. Eineii
Versuch, die Dehnung und Kürzung gewisser Sylben in Eigenna-
men durch die gewöhnlichen Zeichen (- ->) anzugeben, habe ich
selbst, wo es nöthig und möglich schien, im ersten Bande meiner
LU'bcrsetzung des Pausanias gemacht, und in der Vorrede ein paar
Worte darüber gesagt, allein er ist in der Druckerey nur zum
Theil ausgeführt worden, indem man lediglich die Längen durch
einen Acutus und auch nicht überall bezeichnet hat.
Budissin, d. 7 Sept. 1827.
E. G. Siebeiis.
Scilul- undUniversitätsnadmchteii, Beförde-
rungen und Ehienbezeigungen.
1jhkmk\. Diu hiesige Hauptschule besteht n^ch der im J. 1817 getrof-
fenen Kinriclitiing aus 3 Hauptabtheilungen: 1) einer Voräehule von 4
Ciar»en , von denen die drei er«len Mieder in 3, die vierte in • Ab-
tbeilungen zerfällt. Uie Schüler der&elben erhalten Unterricht in der
Griecbiücben, Lateinischen , Deutschen , Franzöe>is(;hen und Kugliäclieti
Spniclie , inlleiigion, (je&rbicbte, Erdkunde, Natiirge»cbi«bte , Ma-
thematik, Zeichnen and Schreiben. 2) einer Handelsbchule von 2 Cla»-
sen, deren UnterricIUeigegenitände LatciniM he, Deutsche, Franzöi^ischo
und Englische Sprache, Deutsche Literatur, Geschichte, Statistik,
Erdbeschreibung und Productenkunde, Anthropologie, I'iiysik, iVhttbe-
uiatik , Natiirbesrbreibnng, Handelswissenscbutt , Handel»gesclii(;hte,
Waar(;nkunde, Scbilnscltreibcn, kaufiniinni>cheB Kcchnen und ihiclilial-
ten t«ind. 3) einer gelehrten Scbule \<mi drei Classcn, in weh:l»«'r (<rie-
cbische , Lalciniscbe . I)*iiti><'be und Franzupisclie Sprache, philologi-
Jahrb. /. l'hil. u. l'adag. Jahrg. II. iJrJl U. ^
114 Schul- lind Un iversi tiltsnach r ich ten,
Bchc HülfsAVi^scnschuftcn , Rclip^ionsgeschichte (nur In Prima), Ge-
sithichtc , Ge»»gra[)hic und Mathematik, und in ausserordentlichen Lchr-
etunden llehrätsche und Englische Sprache gelehrt ^Verden. Jcdellaupt-
nbtheilung hat ihren be:>ondern Vorsteher. Das Lelirerpersonale ist : 1)
an der gelehrten Schule: der Professor Dr. Jt'ilh. Conr. Sanders (Vor-
steher, geb. zu Bremen d. 9 Oct. ITfiß, durch einige Schulprograuime
von ISOö — 1811 bekannt); der Prof. flcinr. liump (geb. zu lioru bei
Bremen d. 37 Dec lTb'8, s<rhrieb Foiiesungen pädagog, Inhalts, Bremen
1824, 8.); der Dr. Joh. Christoph Knüpfet (geb. zu Nordhausen den 19
Oct. 1780); der Dr. Friedr. Aug. Menke (geb. zu Bremen den 13 Sept.
1791, schrieb Obss. in Statu Achilleida et alios passifn scriptt. Götting. 1814,
12.); der Dr. tnih. Tappcnbeck (geb. zu Oldenburg den 23 Juli 1794,
gab zu Bremen 1827 ein Lot. LesefeucA heraus, und lehrt auch an der Vor-
schule); der Uülfslehrer Friedr. Heise (aus dem Braunschweigischen,
Lelirer der Mathematik. Giebt auch in der Vorschule Unterricht.). 2)
un der Handelsschule : der Prof. Dr, Franz Carl Mertcns (Vorsteher,
geb. zu Bielefeld den 3 Apr. 17Ö4, hat eine Flora Germanica , Frankf.
1825 , herausgegeben und Campers Robinson ins Englische übersetzt.
Zweite Ausg. Frankf. 1807, 8.); der Prof. Dr. irUh. Theodor Hundeikcr
(geb. zu Grossen - LalTer im llildesheimischcn den 16 März 178(>, hat
ein New English Rcading iiook. Vol. I, Bremen 1827, 8, und in Ver-
bindung mit Platc ein Französ. Lesebuch in 2 Theilcn, Bremen 1825, 20,
8, herausgegeben) 5 die Uülfslehrer Dr. Jf^ilh. Emil Georg Kellner (geb.
zu Göttingen den 2 Jiil. 1774), Georg Ahlers, Joh. Goosmann und Joh.
Herrn. Meyer, welche auch alle vier «n der Vorschule Unterricht geben.
8) an der Vorschule: der Prof. Dr. Christian Friedr. Lebrecht Strack (Vor-
steher, geb. zu Kloster Uoäsleben den 9 Mai [nicht den 24 Jan. , w ic in
Rotermund's Lex. steht] 1781. Er hat mehreres geschrieben und arbei-
tet jetzt an einer Uebersetzung von Aelian''s naturgeschichtlichen Erzäh-
lungen.) ; der Dr. Med. Conrad Heinr. Thulesius (geb. zu Delmenhorst d.
15 Oct. 1771) ; Jacob Blendermann (aus Bremen) ; Friedr. Uhrbach (ans
Naumburg a. d. Saale) ; Dr. Georg Ernst Pliitc (aus. dem Hannoverschen,
geb. d. 28 Mai 1784. s. Hundeikcr.) ; Daniel IflUjen (aus Bremen); Dr.
Joh. Christian Ludw. 7f«t'fe"(aus Scharmbeck) ; die Hauslehrer Joh. Andr.
trendt (aus Bremen, Predigeradjunct am Dome), ff 7lh. Jac. Meyer (iiuä
Bremen), Joh. Heinr. T'olkmann (geb. zu Bremen d. 9 Oct. 1804), Cau-
didat Migault (aus Bremen), G. ff\ Stecket (Lehrer der Engl. Sprache),
Friedrich Adolph Dreycr (Zeichnenlchrer) und Heinr. Gerh. Neuhaus
(Schreiblehrer).
LrcERN. Am Lyccnin hat der tägliche Rath des Cantons unter
dem 20 Octob. dem Prof. der Philosophie /iat(/»)a>i/( die diir<h Gügler''s
Tod erledigte Professur der Theologie übertragen und den aufgeklär-
ten Pater Girard, der erst vor kurzem na<;h Fiikiul'ug gegangen war,
zum Professor der Philosophie ernannt.
Lyck in Ostpreussen. Das dortige königliche G3 mnasium , von
welchem im ersten Bande dieser Jahrliüchor S. 241 243 etwas aus-
führliche Nachricht gegeben wurde [vgl. Bd. IV S. 352], hat seitdem
I
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 115
vu'dcr 2 rrof^raniiiie ausgegeben. I)u8 von 182(> Ut 1.0 Bogen stark,
üic <) ersten Bogen nimmt der von dem eristen Oherl. , Hrn. Dr. Clu-
dius, herrührende Auft-iitz de atUlieiiiia scciindac- oratiouis Catiliuariae
ein, in velchem -Hahrseheinlieh geniaeht wird, dass Cicero nicht Vcr-
liiüser dieser Kede sey. Die 4 letzU-n Bogen enthalten Schulnachrichteii.
Zur LebLTsicht über die Lehrvertassung wird niitgetheilt der Lchrgc-
ircnstaudsplun, die / ertheiluns; der Lchriicgenstündc unter die Lelirer, die
im Gebranche stehenden Jjvhrhüchcr, die von Michaeli» 1825 bis dahin
lö2() abgcliandiitai Lehrabschnitte, Mobei der Herr Verf. S. 55 das Lau-
iircn in den Elementarschulen in Schutz nimmt. Man sieht es gern,
dass hier Manche» beachtet wird, worauf viele Gymnasien MenigWerth
legen, vrie der Gesang, das Zeichnen, Schönschreiben, declamatorischc
Lesen, wobei die Kede ist vom Sprachgcsange, und allgemeine Bildung.
In Folge höherer Anordnung sind auch die philoe^ophischen Vorberei-
tungfStudieu Lehrgegenstand geworden. In Beziehung auf die Disciplin
sind Jiöhern Ort? genehmigte Schulgesetze eingeführt worden. Einige
Klagen weiden geführt über die Benutzung der vierteljährigen Zeug-
nisse vom Hause. Der neue dritte Oberlelirer, Herr Fabian aus Tilsit,
»pruch bei seiner Einfülirnng um Jlten Jan. über die erziehende Kraft der
Geschichte, üie Schülcizuhl bclief sieh am Uten Septbr. auf 124. 6 Zög-
linge waren im Herbste 1825 zur Universität entlassen worden, 4 mit
>!-. II, 2 mit Nr. III. Aach S. 71 sind 5 Primaner, darunter sogar 3
ein\ierteljährige abgegangen, um sich, um früher Studenten zu wer-
den, Ton der gemischten Prüfungscommission prüfen zu lassen. Der Hr.
Verf. nennt die»s das Abgangsficbcr , eine Krankheit, gegen welche die
Staaten eine Art von Chinin anwenden sollten. Dia Lehrmittel sollen ver-
mehrt werden, üie Bibliothek und unmittelbaren Unterrichtsmittel haben
Kehr gewonnen. Das Programm von 1827 beträgt 7 Bogen, wovon die
ersten 2^ den von dem zweiten Oberl. Hrn. Chrzescinski herrührenden
Entwurf der körperlichen Trigonometrie nach heuristischer Methode ent-
hiilten. Die Svhulnachrichlen entlialtt^n dieselben .Vbschnitte, wie die des
vorigen Programms. S. 22 wird gewünscht, dass der Iteligionsunterricht
auch auf der Lniversität fortgesetzt werde. Von S. 84 — 40 spricht der
Herr \ erf. »ich über die Privatlectüre und über die philosophischen J or-
bcreitungssludicn aus. S. 42 ist die Hede von einer neu ers<;hienenen In-
struction für die DiActorcn und Bectoren der gelehrten Schulen der Provinz
Oslpreussen und Lillhuucn , w eiche ausführlieh seyn muss, da sie aus 30
g§ besteht. Die Schülerzahl belief sich anfangs Septembers auf 159,
wovon 13 auf 1, 1(> auf II, 3tt auf 111, 34 auf IV, 23 auf V und 37 auf
VI Sassen. Die Frequenz ist also sehr im Steigen. Zur Lniver»ität wur-
de 1 Zögling mit Nr. II entlassen. Einer, welcher unreif abgehen woll-
te, gab den Vorstellungen der Lehrer Gehör und blieb zurück. Der
Primus von I bleibt freiwillig über 2 Jahre. Da» scheint dort ein sel-
tener Fall zu seyn. Auf vielou Deutachen Gynmusieu ist das gar nichts
Seltenes. Doch äussert der llr. \'erf. die lioiTiiuri^, da.-s übereiltes, un-
reifes Abgehen in der Fol;:;e nicht mehr vorkommen werde. Die Lehr~
und l nlerriditsniiild haben auch in diesem Julire gewonnen , besunders
8*
116 Schul- und Universitälsnachrichten,
durch eine Elcktrislmiaächtnc, eine Luftpumpe, einen Ileherharomelcr
und Anderes. Einen Kummcr'scheu Rcliefglübus von 2(i Zoll im Dureli-
nicsser hat das ktinigl. Ministerium der Anstalt als Geschenk gegeben.
Auf die Bibliothek Murden ausser den etatsmässigcn 00 Thlrn. noch 200
Tlilr. als ausserordentliche Bewilligung verwandt. Ueherhaupt scheint
das dortige Gymnasium besonders auch hierin bedeutende Fortschritte
7.U machen. Zur Anlegung und Unterhaltung einer Sdiülci-bibUuthck ist
ein Versetzungsgeld eingeführt worden. Zur Unterstützung armer Schü-
ler mit Büchern hat sich ein jährlicher Fonds von 16 Thlrn. 10 Sgr.
ermittelt. Zuletzt werden in Beziehung auf die Programme derPreuss.
Gymnasien beherzigensMcrthe Vorschläge gemacht. Das Lehrerpersonale
ist folgendes : 1) Dr. J. S. Rosenhejn aus Sachsen , Director ; 2) Dr. //.
G. J. Cludius aus tlildesheim, Ir Oberl. Ilim hat das kön. Ministerium ei-
ne Gratification von 200 Thlrn. gegeben; 3) M.Chrzcsct'nski aus Pr., 2r
Oberl.; 4) M. Fabian aus Pr. , 3r Oberl.; 5) fF. F. Opjicrmann ans Ilal-
ber»tadt, 4r Lehrer; (i) A. F. liaphacl aus Pr. , 5r Lehrer; 7) K. F.
Marcus aus Pr., 6r Lehrer; 8) JF. Mencei aus dem ehemaligen Neuostpr.,
elementarisch gebildeter Hülfslehrer; 9) Actuar. J. ff. J. Hullnus, Zeich-
ncnlehrer. Die in dieser Anstalt sichtbare Thätigkeit wird gewiss sehr
wohlthätig für jene entfernte Gegend wirken.
Mkpfe^. Die durch des Lehrers JEiTist Tod erledigte unterste Lehr-
Btellc am Gymnasium hat der Candidat J. H. Deicrs erhalten.
MiNSTEB. Bei dem Gymnasio, welches bisher 6 gesonderte Cias-
een und eine Vorbereitungsciasse (subinßma) hatte , ist die letztere
Classe zur Sexta des Gymnasii erhoben, und die hisherigc Secunda in
Ober- und Unter- Secunda geschieden worden. In Folge dieser Maass-
regel, welche bewirkt, dass die Scliüler nunmehr um ein Jahr sputer
als bisher in die Prima gelangen, ist der bisherige Lehrer Ilummell an
der Subinfima bei dem Gymnasio förmlich angestellt und ihm der mit
den Untcrlehrerstellen an dem Gymnasio in Münster verbundene Ge-
halt bewilligt worden.
NAUMBirRG. Am Domg3'ranasium sind nach Schuberts Abgange [s.
III, 4 S. 111] der dritte und vierte Lehrer In die zweite und dritte Lehr-
stelle aufgerückt, und zum vierten Lehrer ist der bisherige ordentliche
Lehrer am Pädagogium in Halle Dr. Friedr. fVilh. Graser berufen wor-
den.
NEnMJKG. Zum Director des Seminars und Rector der Studienan-
etalt ist der bisherige Professor am neuen Gymnas. in München Anton
Mengein ernannt worden.
Niederlande. Durch ein kön. Decret vom 8 Septbr. ist festgesetzt,
dass auf allen Universitäten des Reichs ausser den grossen Ferh^u von
2 Monaten im Juli und September nur noch eine Woche zu Weihnach-
ten , 14 Tage zu Ostern und 4 Tage zwischen den beiden Semestern
als Ferien bestehen sollen. Der Professeur d'ecriture sainte Janssens
um Seminar in Lüttich ist zum Prof. der Philosophie am philosoph.
Colleglum in Löwen an des verstorbenen Prof. Sebcr Stelle ernannt
worden.
Dcforderungen und Ehrenbezeigungen. 117
NoRDHAr8K\. Zum Director deti Gymnasiums [s. llft. 3 S. 349] ist
der bisherige dritte College an der Latein, llauptsichule des Wuisenhau-
feco in Halle Dr. Carl /tu«;iist Schirliiz ernannt worden.
Pktkksbi KG. Zur Secularfeicr der kaiserl. Akademie der Wissen-
schaften [s. II S. 224 u. 111, 1 S. 118] den 29 üec. 182« alten Stils hat
der StaatsnUh und Prof. Gräfe unter dem Titel: Ti] KaiauQHcc ntQi
inißTTi(t03v Axaöqfiicc rt) iv TIstqov noXei tt]v iuarovtoVTiv lavrjjs navr]-
yvQiv To nQooTov ayovor) tt] xö" toü dexsußgiov rov A^KF irovg, ein
Griechisches elegisches Glückw ünscliungsgedicht auf 20 S. gr. Fol. her-
ausgegeben und davon auch eine Deutsche Vebersetzung in gleichem
Versniaass geliefert unter dem Titel: Der kaiscrl. vikademic der ll'is-
scnschaßcn zu St. Petersburg bei ihrer ersten Säcularfeier d- ,VA7.V Pecem-
ber MDCCCXXf I. Für IVenigre aus dem Griechischen übersetzt vom Ver-
fasser. 22 S. 4. Auf dem Titel ist die Denkmünze abgebildet, velche
auf der einen Seite das Bru?tbild jVicolaus des I, auf der andern eine
auf einem Thron sitzende Pallas zeigt, die den vereinigten Brustbildern
Peters und Alexanders einen Lorberkranz aufsetzt, in dem Lections-
vcrzeichnibse der Petersburger Universität für das Jahr 1827 haben au-
sser einem Theologen Vorlesungen angekündigt: in der philosophisch-
juri>tischen Facultät 5 ordentliche Professoren und 2Candidaten; in der
physisch -mathematischen 7 ordentl. und 1 ausserordentl. Profl"., 2 Gy-
mnasialoberlehrer und 3 Candidaten; in der historisch -philologischen
6 ordentl. und 2 ausserordentl. Proff., 1 Professor adjunctus, 1 Lyceal-
prof., 2 Lectoren und 5 Candidaten. Angehängt ist dem Lectionsverzeich-
niss die Abhandlung: Lingua Graeca et Latina cumSlavicia
dialectis in re grammatica comparatur. Auetore Frederico
Craefio. Spec. I. Petropoli typis Academicis. MDCCCXXVIl. 45 S. 4.
PniLADKLPUiA. Die dasige Universität, welche 1791 gegründet und
mit dem alten Collcgium, der Akademie und den Armenschnlen , die
bereits 1779 gestiftet *iind , verbunden ist, zählt über bOO Studenten,
und steht unter der Aufsicht eines Curatorencoltegiums (Board of Tru-
etees) von 24 Mitgliedern, dessen Präsident der jedesmalige Gouver-
neur von Pennsylvanieu is>\ Die Bibliothek und der physikalische Ap-
parat sind in den letzten Jahren bedeutend vermehrt worden , und be-
finden sich in einem, 1802 auf kosten des Staates erbauten, grossen
Hause, das zugleich für die Coilegien dient, indem das alte Universi-
tätsgebäude nur noch zu Privatv<)rlesungen und Akademieen benutzt
wird. Wichtiger als dieUniversitätsbililiolbek ist die Philadelphiabiblio-
thck, bes(»nders von lieujamin Franklin begründet und befordert, w eiche
gegenwärtig fa»t 28000 Bände zählt und alle Tage, Soimtags ausge-
nommen, von 2 l lir bis Sonnenuntergang geöffnet ist. Wer ein Buch
mit nach IlaiibC nehmen will, legt soviel Geld, als das Buch wertli ist,
als Einlage ein und entrichtet ein geringes Lesegeld. Auf der Biblio-
thek selbst werden die Bücher nnentgeltiicb zum Lesen gegeben. In
einem Nelienzinimer IxTindet sich die aus werthvollen und selt<;nen Bü-
chern bestehend«; Bibliothek von James Logau , welche durch ein Ge-
setz auf Lumer \un der audern ölleatlichen Uibiiulhek gescliieden ist.
118 Schul- und Univcr sitäUnachrichten,
Aufseher dieser beiden Bibliothelien sind die 6choii 1742 bestiitlpi'te Bi-
bliotliekgcseUschaftvon Philadelphia, M-elche durch •^eleffentlielie Schen-
liung-en und jährliche Heiträge die Philadelphiahibliothek immer ver-
mehrt, und die Erben Logan's. Mit der erstem ist ein ansehn liebes natur-
liistorisches Museum und ein Averthv(>llcr''physikalischer Apparat ver-
bunden. Der Bibliothek gegen über ist die Halle der Americanischen
philosophischen Gesellschaft, die im Januar 17(»!) durch Vereinigung
zweier literarischen Gesellschaften gegründet und den 15 März 1780
licstätigt ward.
Potsdam, Pen 15 October ward im G\-mnasium durch den Ober-
consistorialrath Noltc der bisherige Rector Büttner feierlich entlassen
und der neue Director , Prof. Dr. Blume aus Stralsund, eingeführt.
Dem Reetor Büttner •ward am Morgen dieses Tages von der Bürger-
ecliaft noch ein kostbares Ehrengeschenk überreicht.
Prevssetv. Um den Besuch der ausländischen Jesuiten -Institute
von Seiten der Söhne Preussischer Unterthanen zu verhüten, ist mitteU
allerhöchster Cabinetsordre vom Isten October d. J. angeordnet, dass
nur den auf inländischen Unterrichtsanstalten gebildeten Jünglingen die
Begünstigung des 1 jährigen Militairdienstes, so wie den sich dem gcist-
liclien und SchuUohrer- Stande widmenden jungen Leuten die Zuriick-
etellung vom Militairdienste bis zum 2(>sten Jahre gewäbrt , auch bei
der Anstellung im Staatsdienste den auf einheimischen Unterrichtsan-
fitalten gebildeten Bewerbern bei sonst gleicher Qualißcatinn der Vor-
zug gegeben werden soll. Die Landräthe sind angewiesen, jährliche Li-
sten einzusenden, aus denen sich die Namen der jungen Leute, die sich
auf auswärtigen Unterrichtsanstalten, insonderheit der Jesuiten - Schulen,
befinden, so wie ihrer Eltern und Vormünder ersehen lassen. Das Mi-
nisterium der Unterrichts -Angeleg. hat unter d. 14 Mai d. J. verfügt,
dass bei dem Tentamen pro licentia concionandi derjenigen Candidaten
der evangel. Theologie, welche früher die Universität mit dem Zeug-
niss Nr. III bezogen haben, auf ihre Scliulbildung eine vorzügliche
Rücksicht zu nehmen ist, um sich zu vergewissern, ob und in wie Meit
die betreffenden Individuen den früher an i'.inen bemerkten Mangel an
tüchtiger Schulbildung durch Privatfleiss zu ersetzen gesucht haben.
Zu Mitgliedern der wissenschaftlichen Prüfungscommissiuncn für das
Jahr 1828 wurden ernannt , in Eeri.ix : der Prof. Köpke der iillcre (Di-
rector), der Schulrath Schulz nnA die Proff. Lachviann und Ritter der
jüngere ; in Bonn : die Proff. Diesterweg (Director) , Heinrich , Augusti,
l Findischmann und Brandts; in Breslau: der Consistorialrath Menzel
\ (Director), die Professoren Jungnits, Middcldorpf und Braniss und der
Oberlehrer JFdZaHcr," in Halle: die Proff". Jacofts (Director), J'oigtel,
Hcisig, Scherk und Tholuck; in Königsberg: die Proff. Lobeck (Dire-
ctor), Bessel, Drumann und Olshauscn und der Director Dieckmann; in
MiInster: die Consistorialräthc Kohlrausch (Director) und Möller, der
Director JSadermann und der Professor Lückenhoff. Vgl. I S. 505. Im
Regierungsbezirk Aachen ist eine Unterstützungsanstalt für dieWittwen
und Waisen der evangelischen und kathulüvhcn Schullchrcr errichtet
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. ] 19
und dersclltpn von dem Iviinij^i- ein Gesclionk von 1200 Tlilrn. heviilllgt
worden. Das e!u'nu:«rhe Labonitoiiuni der Universität in Bo\iw erhielt
zum Ankauf elicmi^eher Aiiparate einen aueserordentliclien Zuäohuää von
150'riilrn. Zur Einrielitun^ des (»vninasialgebäudes in Lyck hat Sc. iVI.
der Wihüg 2197 Thlr. 11 Sgr. (» Pf, ausserordentlidi bewilligt. Der Wit-
we des Conreetortf Schindler am (»ymna^iuni in Likgnitz ward eine Pen-
t.ion von <iO Thlr. jährlich ertlieilt. Dem Lelirer Kerstcii am (»ymn. in
Mi">sTKK i^t IJfluii':; sL'iner wt-ilern witiseusehaftl. Ausbildung gestattet,
noch auf ein Jahr die luiTersität in Honn /u besuchen, und ihm dazu
ein Stipendium von oOO Tiilrn. ertlieilt. (»elialtszulagen bekamen der
Schreiblehrer Jalirmark am Friedrich- Wilhelms - Gymnas. in Bkulin
(34 Thlr.) und der Prof. Kaumann an der liitterakademie in Liegmtsb
(50 Thlr.). Dem Prof, Dr. Gesvniiis in Halle ward wegen Ablehnung
eines KulVs nach Göttingen an Eieithorn's Stelle das Prädicat eines Con-
«•istorialrathes beigelegt und eine Gehaltszulage von 400 Thlrn, bewil-
ligt. Ausserordentli<:hf Gratificationen erhielten der Gesanglehrer Kip-
per muGynm. in CoKLENz, der Diiector jV/ili/cr am Gymn. in Cöslin (100
Thlr.) und der Musikdircctor Löwe am Gymn, in Stetti.v (50 Thlr.);
ausserordentliche Kemuncrationen der Lehrer Menge am Gymn. in Aa-
chen (50 Thlr.), der Oberlehrer Dr. Passoiv am Friedrichs- Werthcrschen
G^mn. in Hkrlin (70 Thlr.), die VroiT.'Goldfuss and lUschoff d. j. iinihic
Univers. in l{o.>\ (jeder 250 Thlr.), der Überlehrer Dr. Huntschke am
Gymn. in ELiiEnFELU (50 Thlr.), der Prof. Ellendt an der Univers, in
KöMG.-BK.KG für die Leitung des |)Iiilologisehen Seminars während der
Krankheit des Prof. Lobeck, der Überlehrer Stienier am dasigen Stadt-
gymnasium (70 Thlr.), derDirector Jllume am Gymn. in Potsdam (200
Thlr.). Die Uemuneration für den Ilülfslehrer PJarrius am Gymnas. in
SAAiiifiifcKKN ist von 100 auf 400 Thlr. erhöht worden.
Schleisingen. DerCandidat theol. Diez aus dem Meiningischen ist
als InsjJector und Quartus am Gymnasium angestellt. Das Lehrerperso-
nale ist demnach som eit wieder vollständig , dass nur die durch den
Tod des Cantors Lrban (am 31 October 1826) erledigte Stelle noch un-
besetzt ist.
Spkieii. Die kön. Studienanstalt zählte im Schuljahr 18|^ 27 Ly-
cciäten, 122 Gymnasiasten und 48 Scnüler der Vorbcreitungsclasscn.
Mehrere I'rofl". und Lehrer derselben erhielten durch ein kön. Uescript
vom 23 Nov. 1H2(» Gehaltszulagen. Vgl, Jahrbb. II S. 22C.
Staue. Der Gramniaticus am Gymnas. J. D. SchlicIUhorst ist Pfar-
rer zu Padingbüttel iui Lande Wursten geworden.
Stakgaiiii. Das Progr, zu der Gymnasialprüfung am 3 Oct. 1827
(Stargard , gedr. bei Ilendess, in 4) enthält S. 1 — 20 vom Prorector Dr.
Ilclmke: De Conttantini Magni vita, moribus et legibus
penitus ex fontibua repetita dixputatio. Pars L S. 21 — 23
vom Dircctor (kön. Sdiulrath und Prof. d, Gyuni.) G. .S'. Falbe: An-
fanfr einer Uehcrsclzunfr der beneide (1, 1 — 80) und S. 24
— 34 Schiilnarhrichten. Den Unterricht in ii Classcn, die im letzten
Semester 240 Schüler enthielten, erthcilcn die CliKiiicnordinurien/Uir.
120 Schul- und Uni v er »i t <it«iiacliiiciitcn etc.
Füllte, Prorcctor Ilclmkc, Oberlehrer Dr. Tcakc, Prediger Krause, Leh-
r<^r Thiele und lieichlielm ; der Professor Pridipp, der Matliematicua
l)r. fFilde, der Zeichneiilehrer Drahn, der Gesunglehrer C. JJach und
der SchreiMehrer %. Das Schulgehl ist öuf 6, 8, 12 und 16 Thir. in
den vier untersten Classen erhöht worden.
Stkxdal. Als sechster Lehrer beim Gymnasium ist der Schulamts-
candidat Johann Blumenthal angestellt worden.
Stettin. Das Gymnasium entliess zu Ostern d. J. 12, zu Michae-
lis 16 Schüler zur Universität , und zählte am Schluss des Schuljahrs
(15 Octob.) in 6 Classen [von denen IV — VI in je 2 Abtheilungen zer-
fallen] 404 Schüler, 45 in I, 50 in II, 73 in III, 46 u. 42 in IV, 40u.38
in V, 36u.34inVX Lehrerwaren, ausser dem Consist. Ruth Dr. ÄcAm«/f,
welcher in den vereinten beiden obern CLissen in 2 wöchentl. Lehrstun-
den den Unterricht in der Religion ertheilt: der Schulrath, Director
und Prof. Dr. Friedr. Koch, auch Director des mit dem Gyran. rerbun-
denen Seminariums für gelehrte Schulen ; die Proff. Johann Heinrich
Jantsen (Ordin. in II) , Dr. Carl Friedr. JVilh. Jlasselbach (Ordin. in I),
Juslvs Günther Grassmann (Lehrer der Mathera. u. Physik in den 3 obern
und des Zeichnens in den 3 untern Classen) , Dr. Ileinr. Ludw. fViUi.
Böhmer (Ordin. in III) und Heinr. Theod. Ludw. Giesebrecht (für Ge-
schichte, Geographie u. Deutsche Sprache); die Oberlehrer C'art //etnr.
Eduard IVellmann (hauptsächlich für Mathem. in den 3 untern Classen)
und Carl Wilh. Meumann (Ordin. in IV) ; der Schulc(»llege Carl Friedr.
Küsell (Ordin. in VI, giebt nur in VI Unterricht im Rechnen, Schrei-
ben, Welt- und Naturgeschichte); der Musikdirector C'arZ Gotfr.Löwe;
der Lehrer der Kalligraphie und Lectrr der Franz. Spraclu; Isaac Mil^
leviUe ; der Oberlehrer und Schulcollege Herrn. Conr. fFilh. Heringe (in
IV u. \); die Hülfslehrer und Mitglieder des Seininuriums Aug. ffWi.
Granzin, Carl Friedr. Spörel, Carl Gtfr. Scheibcrt, Friedr. fVilh. Mehring^
Christian Hess und Frans Alb. Ferd. irellmann (alle in V u. VI); der Dr.
Friedländer (in VI); der Englische Sprachlehrer Anderson; der Maler
Tschirschky und der Tanzlehvcr Scholz. Im Prograuuu (Stettin, gedr.
bei Struck, 1827, 60 S. gr. 4) lieferte der Professor Grassmann S. 1 — 40
die Abhandlung: Ueber d cn Begriff und Umfang der reinen
Zahlenlehre. Seit der Zeit hat der Schulrath Koch das Directorat
des Gymnasiums niedergelegt, um sich ausschliesslich den Geschäften
in dem kön. Provinzial-Schulcollegium und insbesondere der Aufsicht
über die Gymnasien und höhern Stadtschulen der Provinz Pommern
widmen zu können. Zur Entschädigung für den Directoratsgehalt ist
«eine jährliche Besoldung auf 1550 Thlr. erhöht worden; auch ist ihm
düs Prädicat eines Consistorialrathes beigelegt. Zum Director des öy-
hmasiuuis ist der Professor Hasselbach ernannt worden.
ToKGAü. Dem Oberlehrer Dr. Grunert ist das Prädicat Professor
beigelegt.
i-- •; hi-.M t'
(.'••-.«J'if lui . '^~~~~~~~^~~
Inhalt
von des dritten Bandes erstem Hefte.
Radlof : Grundzüge cioer BilduDg8ge8chicllte^
I Vom Professor Gerlack
der Germauen. . . . >
\ in Basel. . S. 3 — 21
Menzel: Die Geschichte der Deutschen. /
Schuh : Zur Urgeschichte des Deutschen Volksstammes. — Von demselben. 21 — 2G
A, von ff^ersebe : Ueber die Völker und Vülkerbündnisse des alten Deutsch-
lands. — Von demselben. ... .... 26 — 28
U'llhelm : Die Feldzüge des Xero Claudius Drueus in dem nördlichen
Deutschland. — Von demselben. . . . . . .28 — 31
Becker: Die Kriege der Römer in Hispanien. Hft. 1. — Von demselben. 32 — 33
Gaspari: Lehrbuch der Erdbeschreibung. Erster und zweiter Cursus. —
Vom Dr. Med. IVeise in Orlamünde. . . . . . .33 — 73
Ramshom : Lateinische Grammatik. Erster Artikel. — Vom Adjunct M.
Hoffmann in Grimma. 73 — 94
Kunhardt : Praktische .\nleitung zum Latein. Stil.\
Erster u. zweiter Cursus. . . f Vom Prof. Gerlach
Syntactische Analogieen der Latein, u. Deutschen i in Basel. . . 94 — 98
Sprache. .....'
Kunhardt : Praktische Anleitung zum Latein. Stil. Zweiter Cursus. — Vom
Oberlehrer Dr. Jacob in Cöln 98 — 107
Taciti Agricola. In us. schol. ed. Hertel. — Vom Prorector Dr. Steuber
in Dortmund 107 — 110
Paosanias Beschreibung von Hellas , übers, n. erläutert von JViedasch. —
Vom Rector M. SiebcUs in Bautzen. ...... 110 — 113
Schul - und Univereitiitsbachrichten , Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 113 — 120
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JAHRBUCHER
FÜR
PHILOLOGIE UND PÄDAGOGIK.
Eine kritische Zeitschrift
m Verbindung mit einem Verein von Gelehrten
herausgegeben
von
M. Joh, Christ. Jahn.
Zweiter Jahrgang.
Dritter Band. Zweites Heft.
Leipzig,
Druck und Verlag von B. G. Teubner.
1 H Ji t.
Römische tiitteratur.
M. T. Ciceronis Oratio pro P. Sextio. In usum echo-
lariiiii cum rommentarüä cdita ab Ottonc Maur. Mtiellero , Gyranas.
Co«t.lin. Dir. — Addita est M. T. Ciceronis oratio pro
Milone ex rcceiiätune Orellü cum Ascunü Pcdiani cominentatio-
nibuä. CoesÜDi, sumptibus Hendei$»ii. AIDCCCXXVIL X und 2G0
S. 8. 20 Gr.
Äclioii der Titel dieser Ausgabe giebt den Zweck an, welchen
Hr. Müller bei der üearbeituag der Ciceronianischeii Rede
pro Sextio vor Augen gehabt liat. Er hat die vortreffliche
Kede durch einen das Verständniss erleichternden Commentar
atich Schülern zugänglich machen wollen , für deren Gebrauch
bis jetzt noch keine einzige zweckmässige Ausgabe erschienen
war, während andere Reden, die dieser in jeder Beziehung
weit nachstehen, zu wiederholten Malen für Schulen bearbei-
tet worden sind. Wir loben diese Absicht um so mehr, je
Wünschenswerther es ist, dass diese überaus schöne und kraft-
volle Rede ein Gegenstand der Leetüre auf Schulen werde.
Ks fragt sich zunächst, ob Hrn. Müller die Ausführung
seines Planes so gelungen ist, dass die neue Bearbeitung durch-
aus den Forderungen genüge, die man an sie zu machen be-
rechtigt ist. Es liegt in der Natur der Sache, dass gewöhnlich
diejenigen, welche Werke des Alterthums, mit einem Commen-
tar, der Schülern das Verständniss derselben theils möglich
mache theils erleichtere, versehen, herausgeben, nur wenig
oder gar nicht mit der Kritik sich einlassen. Dagegen kann es
wohl nicht geläugnet werden, dass solche Schriften, welche
wegen ihrer Verdorbenheit den Schülern fremd geblieben sind,
nicht eher mit einem für jene bestimmten ('«»inmentar heraus-
gegeben werden dürfen, als bis die Kritik so viel als möglich
den Tevt der ursprünglichen Gestalt nahe gebracht hat. Ge-
schieht diess nicht, so ist es wenigstens die unausbleibliche
Folge, dass eine solche voreilige Schulausgabe oft nach Ver-
lauf einiger Monate wieder andt'ru weichen rnuss,, wenn diese
e neu um vieles verbesserteren Ti'vt liefern. Was nun die llede
pro Sextio anlangt, so wird liolfcntlich JSiemand in Abn'de
seyn, dass sie vorzüglich aus dem Grunde bis jetzt auf Schulen
124 Römische Litteratur.
wenig oder gar nicht gelesen worden ist , weil der Text noch
durch zu viele Verderbungen verunstaltet war. Es Mar daher
zu erwarten, dass Hr. Müller vor allen Dingen grosse Sorg-
falt auf die Verbesserung des Textes verwandt haben würde,
wenn ihm daran gelegen war, dass seine Ausgabe auf längere
Zeit von Schülern gebraucht würde. Und in der That erklärt
er auch in der Vorrede S. VIII, dass diess sein erstes Bestre-
ben gewesen sey, mit folgenden Worten: ^^Primuin genuinae
scripturae integritatem , quanttirn sine fiovis et melioribus libris
viss.fieri posset^ restituere tentain.'-'-
Es wirft sich hier eine doppelte Frage uns auf: erstlich,
sind die vorhandenen Hülfsraittel hinreichend, um die Rede
in so weit herzustellen, dass sie von Schülern gelesen >verden
könne; und zweitens, hat sie Hr. Müller gewissenhaft be-
nutzt und den Text in dem Maasse nach ihnen verbessert, als
es möglich war?
Die erste Frage beantworten wir bejahend, so sehr wir
auch überzeugt sind, dass die Lesarten vieler Stellen mehr be-
gründet und zum Theil auch verbessert werden könnten, wenn
wir nur von den Handschriften, welche bereits benutzt worden
sind, eine neue und genaue Vergleichung hätten. Dasselbe
Schicksal, das die meisten Schriften Cicero's betroffen hat,
hat auch die Rede pro Sextio gehabt. Es besteht darin , dass
die ersten Ausgaben von Handschriften abgedruckt worden sind,
welche zur schlechtesten Classe gehören. Es ist bekannt, dass
die meisten Italiänischen Handschriften , die zum ersten Ab-
druck der Ciceronianischen Werke benutzt wurden , bei wei-
tem denen nachstehen, welche man erst zu Ende des XVI und
Anfang des XVII Jahrhunderts zur Verbesserung einzelner
Stellen gebraucbt hat. Hätte man nach diesen eine völlig neue
Recension gemacht, so würden wir mehrere Schriften des Ci-
cero gewiss schon längst in einer bessern Gestalt gehabt haben.
Leider aber hielt man die ältesten Ausgaben für ein unverletz-
liches Heiligthum , und erlaubte sich nur äusserst selten eine
geringfügige Aenderung. Wie allgemein diese Ansicht war,
sehen wir aus denUrtheilen, die über Lambin gefällt wurden,
nachdem er es gewagt hatte, eine neue Bahn zu brechen, wenn
schon diess, was wir nicht billigen, mit einer gewissen Kühn-
heit geschehen war. Ebenso beweisen es Gruter und
Graeve, welche im Besitz der trefflichsten Handschriften den-
noch grösstentheils den herkömiiilichen Text beibehalten ha-
ben. Da nun der Gruter sc he Textim Ganzen genommen
mit wenigen Verbesserungen von Ernesti wiedergegeben wor-
den ist, und Schütz, wenn wir seine gewaltsamen und vorei-
ligen Acnderungen ausnehmen, wieder Ernesti gefolgt ij<t: so
sieht man leicht ein , wie wir in diesen Ausgaben eigentlich
grösstentheils ei'ien Text haben müssen, der aus den schlech-
Cicer. oratio pro Scxtio , cdita a MüUcro. 125
testen Ilaiulschriftcn geflossen ist. Aus diesem ergiebt sich,
dass derjenige, welcher jetzt eine Schrift des Cicero kritiscli
bearbeiten will, auf die Ausgaben, welche mehr oder weni-
ger ein Abdruck der aller ersten sind, um so weniger Riick-
sicht zu nehmen liabe, je mehr ihm die Varianten aus guten,
als den Deutschen, Handschriften, oder Ausgaben, die nach
ihnen besorgt worden sind, z\i Gebote stehen. Es versteht
sich von selbst, dass also auch die ersten Ausgaben, von de-
nen es sich erweisen lässt, dass sie eine schlechte Quelle ge-
liabt haben, äusserst wenig Berücksichtigung verdienen. Dess-
lialb wundert es uns, wie der übrigens so scharfsinnige und
um die Kritik des Cicero sich so verdient machende O re 11 i
so viel Zeit und Mühe auf die Vergleichung der alten Ausgaben
verwenden kann. Noch bemerken wir, dass natürlich auch die
Orthographie in den gcM öhnlicJien Ausgaben ebenfalls sich auf
das Ansehen dersclilechtesten Ilandscliriften stützt.
Wenden wir uns zurück auf die Uede pro Sextio^ so ist
CS bekannt, dass aucJi diese in den ersten Ausgaben im Iiöch-
sten Grade lückenhaft und verdorben erschienen ist, bis zuerst
II er wag im J. 1534 mit Hülfe einer guten Handschrift diese
Rede von den vielen Lücken und Verderbungen grossentheils
befreite. Er erwähnt diess selbst mit folgenden Worten, die
der Uede überschrieben sind: ^^Oralio yti o P. Sesiio XXXHI.
Kx autiquo codice^ cuius 7iobis exefnplum dedit amplissi/nus vir
Senat orh'qne ordinis Gabr. Florentius Talentiis Mediolanensis :
qui ut plnrimum de studiis sludiosisque omnibus est meritus^
ita bibens in publicam uiilitaleni haec nobis cointmmicavil : unde
M. Cicer onis oratio mutiia prius et corrupla^ restitui in anti-
quuni nitorem passet. '•''
Auf älinliche Weise hatte Grntcr mehrere Handschrif-
ten, oder zum Tlieil wenigstens Excerpte aus Handsch., wel-
che sowohl überhaupt weniger verdorben, als auch lückenfreier
waren. Dahingehören namentlich die J)te Pfälzer, die Erfur-
ter, die Gemblac. und andere. Graeve's Handschriften schei-
nen in dieser Rede \on keinem Werthe gewesen zu seyn. Doch
ist in Detrelf beider sehr zu beklagen, dass sie weder alle Ab-
weichwiigen aus ihren Handschriften angeführt, noch auch die
olfenbar echten aufgenommen haben. I^Js wäre daher eine ge-
naue (JoUatioji der von Grnter gebraw(;hten Handschriften
noch sehr zu wünschen. Die Erfurter enthält leider gerade
diese Rede nicht mehr, dagegen könnte die IHe Pfälzer aufs
neue verglichen werden, die in der That, wie uns vor kurzem
der Geheime Staatsrath I\ i e b ii h r versicherte, von ausge-
zeichnetem Werthe seyn mag. Inzwischen Hess sich doch die
hfsprochencr Rede aus den von (inilcr und («raeve angeführten
Ahuilcliiingeii mit Zn/irlisiiig der HiMW.igischen Ausgabe, der
Oxforder ilundschriften , obschon diese den geringsten VVerth
12G ' Rümischc Littoratur.
haben, und der Garatonischen Bemerkungen noch um ein Be-
träolitliches verbessern, und soweit der ursprünglichen Form
näher bringen, dass den Schillern die Rede durchaus verständ-
lich wäre, und kein neuer Herausgeber, wofern er nicht au-
sserordentliche Ilülfsraittel, die nicht zu erwarten sind, erlangt
hätte, den Text wirklich verbesserter liefern könnte.
Auf die zweite Frage, ob llr. Müller die vorhandenen
«nd so eben aufgezählten Hüifsmittol gewissenhaft benutzt
habe, können wir nicht durchaus bejahend antworten. Die
Wahrheit inisers Urtheils wird sich von selbst daraus ergeben,
dass Ilr. Müller weder die Herwagische Ausgabe einer Durch-
sicht gewürdigt, aus welcher, wie wir nachher zeigen werden,
manche Stelle verbessert werden konnte, noch die von Gruter
lind Graeve angeführten Lesarten alle geprüft, und den Wertli
der besten Handschriften anerkannt , noch endlich die Garato-
nischen Bemerkungen gelesen hat. Letzteres ist kaum zu ver-
zeihen , da man doch von jedem Gelehrten, der eine Schrift,
über welche Avir von Garatoni Bemerkungen haben, herausgiebt,
mit Recht verlangen kann,- dass es den Apparat jenes umsichti-
gen Gelehrten vor allem andern benutze. Dass die Orellische
Ausgabe nicht benutzt worden ist , können wir dem Hrn. Mül-
ler nicht zum Vorwurf machen, da sie noch nicht erschienen
war, als Hrn. MüUer's Ausgabe gedruckt wurde.
Da nun aber mancher glauben könnte, dass vielleicht Hr.
Müller ohne Benutzung jener Hülfsmittel dasselbe geleistet
liabe, Avas ein Anderer mit Berathung derselben ausgerichtet
haben würde, so werden wir an einer beträchtlichen Menge von
Stellen zeigen, wie viel Verderbungen der Hr.Herausgel)er hat
stehen lassen, die bei Hinzuziehung des vorhandenen kritischen
Apparats hätten verbessert werden können und sollen. Dabei
läugnen wir keineswegs , dass der Text der MüUerschen Aus-
gabe dem Ernestischen und Schützischen vorzuziehen ist , und
dass einige Stellen theils durch eine neue und einzig richtige Er-
klärung vor unnöthigen Aenderungen gesichert, theils aus Hand-
echriften oder aus Coniectur glVicklich verbessert worden sind.
Was nun den Commentar anlangt , über den wir im Allge-
meinen einiges zu erinnern haben, bevor wir zu den einzelnen
Stellen übergehen, so müssen wir der Wahrheit gemäss beken-
nen, dass dieser im Ganzen für Schüler ziemlich zweckmässig
ist. Zwar hat Hr. Müller sehr viele Erklärungen von 31a-
nutius, einige von Abram, so wie auch von Ernesti imd
Schütz in seinen Commentar aufgenommen, allein diess kann
den Werth desselben um so weniger herabsetzen, je gewisser
es ist, dass Manutius immer noch als der beste Erklärer des
Cicero angesehen werden muss. In einem Commentar, der für
Schüler bestimmt ist, versteht es sich von selbst, dass es bloss
darauf ankommt, das» die besten Erklärungen zusammengestellt
Ciccr. oratio pro Sextio , cdita a Müllcro. 121
gftul, wenn auch der Herausgeber selbst wenig dabei thut.
Indessen finden sicli aiicli, wie bereits bemerkt worden,
inelirere sehr riclitige Krkiärunpen und Benierknngen , die
Mir Hrn. ]>Iiiller verdanken. Wir werden einijje dersel-
ben hervorheben, wenn wir bei der Bebandlung der einzel-
nen Stellen, zu der wir jetzt Vibergehen, um unser oben ausj^e-
sprocbcnes Urtlieil zu bekräfti'ren, auf sie stossen. Doch wer-
den wir auch zugleich bei t-'cr kritischen Behandlung unsere
Zweifel gegen die Äichtigkeit einiger Erklärungen Hrn. Miiller's
vortrage», damit wi* nicht beides von einander trennend das
Buch zu wiederholten Malen zu durchblättern genöthigt werden.
In der Einleitung vermissen wir eine Erwähnung der dop-
pelten Form, welche dem Schuldigen, fiir den Cicero spricbt,
in den Handscliriften gegeben wird. Bekanntlich schreiben
viele nicht Sestiifs sondern Sestius. Fragen wir, welche Form
in den besten Handschriften sich findet, so müssen wir unver-
züglich der letzteren den Vorzug geben, da die ältesten und
besten Handschriften einstimmig Äes/rws haben, während die
andere nur in den neuesten und sclilechtesten vorkommt. Auf
gleiche Weise geben die unverdorbensten Handschriften zn den
Briefen ad Viversos und ad Atliciim stets Sestius. Schon G ru-
ter war geneigt, diese Form aufzunehmen, wenn ihn nicht die
Bemerkung Putean's, dass S'e^7ms der Name einer Plebei-
schen.1 Sestius Aber Act einer Pal ricischen Familie gewesen wäre,
abgehalten hätte. Eben dieser Grund bewog aucli Garatoni,
die Form Sextius nicht zu verwerfen, zumal da er beide Ji'or-
men anf alten Denkmälern fand , und zwar die Form Scvtiifs
als die eines Plebeiers. Dennoch entscheiden wir uns lediglich
für die Form Sestius theils aus den bereits angeführten Grün-
den, theils und ganz vorzüglich weil die alten Granunatiker,
welche diese Rede anführen, säramtlich Äes^iws schreiben.
Wir gehen zur Rede selbst über. C. I § 2 schreibt Hr.
Müller: JiJgo autem., itidices., quin qua tfoce mihi in ageiidis
gratiis commemorandoqtie eorum , qui de nie oplime sunt nie-
riti., beneficia esse utendnm putabam., ea nunc uti cogqr in
eorum pericuUs depellendis: iis potissimum vox liaec serviat.^
qnorum opera et mihi et vobis et populo li. rcslituta est. Er
liat also bcneficia für die Lesart der meisten Handschriften be-
fiejicio aufgenommen, und tritt völlig Ernesti bei, der zu die-
ser Stelle bemerkt: ^.Mox cum Graevio e Ms. Fr. dedi bcne-
ficia, nam singtäaris alienus est. Cicero dixit commemo-
rando beneficia., ut orationem rariaret.'-'' Auch Orelli
hält die Ernestische Schreibart für gleich gut, obschon er be-
nejicio aufgenommen hat, und K a m s li o r n liat diese Stelle ia
seiner Gramm. S.44S mit zu den üeispielen gesetzt, in welchen
auf den Ablativ des Gernnilium ein davon abhängiger Accusativ
folge. Dass Ramshorn bcneßcia billiffen konnte, wundert un;]
am meisten. Ohne darauf ein Gewicht zu legen, dass diese
1 28 li o 111 { « c }i e L { 1 1 c r a t u r.
Lesart nur in zwei pchlechten Handschriften , der Franzischen
und der von Garatoui verglichenen Barberinisclien, sich findet,
sondern seihst angenommen, sie stände in einer der besten
Handschriften, so heliaupten wir docli, dass weder Cicero
noch irgend ein Römer in diesem Zusaramenliange liabe bene-
ßcia sagen können. Unsere Behauptung t^tützt sich auf drei,
wie wir Viherzeugt sind, unwiderlegliclie Gründe. Erstlich
nämlich erfordern der Neben- uad Gegensatz in agendis gra-
tiis und in eorum pericnlis depellendis nothwendig heneficio.
Wir läugnen nämlich geradezu, dass irgend ein Römer jemals
das Participium Fut. Pass. mit euiem Substantiv in gleichem
Casu und das Gerundium mit einem davon abhängigen Accu-
sativ verbunden habe, und zwar so, dass beides von einer
Praeposition abhängig wäre. Nach unserer üeberzeugung ist
also schon der blosse Ausdruck in agendis gratiis et commeino-
rando beneficia völlig unlateinisch, und wird es bleiben, bis
ein ähnliches Beispiel angeführt, seyn wird. Eine solche vari-
etas dicendi ^ die hier Ernesti und seinen Nachfolgern ge-
fallen hat, würde zu den störendsteu Härten des Ausdrucks ge-
liören, die sich die Römer nie erlaybt haben. Wenn aber auch
agendis gratiis nicht vorlier ginge , noch in eormn periculis de-
pellendis nachfolgte , so wäre zweitens selbst der Ausdruck in
coimnemorando eorum ^ qui — sunt meriti^ beneficia als den
Römern unerhört anzusehen. Denn so oft sie auf das Gerun-
dium einen von demselben abhängigen Casus folgen lassen, so
gescbieht diess jedesmal so, dass der Casus entweder unmit-
telbar vor oder nach dem Gerundio steht; eine Gewohnheit,
die von einem richtigen Gefühl ausgegangen ist. Drittens end-
lich ist beneficia als Pluralis falsch , so dass unter keiner Bedin-
gung commemorandisque — beneficiis hätte gesagt werden kön-
nen. Es ist nämlich nur von einer einzigen Wohlthat hier die
Rede, welche darin bestand, dass diejenigen, von denen Cicero
spricht , für seine Zurückberufung gesorgt hatten. Diese Be-
mühung bezeichnet Cicero stets, so oft er sie erwähnt, nur mit
dem Singularis beneficium oder meritum. So pro Plancio C. I
§ 2 : Nunc autem vester , iudices , cofispectus et consessus iste
reficit et recreat menteni jueani^ cum intueor et contemplor
unumquemque vestruni. Video etiim hoc in numero neminem^
cui mea salus non cara fuerit , cuius non estet in me stim-
7« u 711 ?neritu in , cui non sim obstrictus memoria ben efi c i i
sempilerna. — C. II § 3 bemerkt Hr. Müller zu den Worten
aggrediar ad dicendum : „J^e usu , quo post verba composila
praepositio repeli soleat^ conf. Creutzer etc."" Diese Bem. ge^
hört aber durchaus nicht hieher , da bekanntlich aggrediar di-
cendum ein Solöcismus seyn würde. — C. II § 5: iiV quoniam
in gravissimis temporibus civitatis^ atque in ruinis eversae at-
que afflictae rei publicue P. Sextii iribunatus est a\fortuna ipsa
collocatus. Zu dieser Stelle sind zuerst folgende Worte Ma-
Cicer. oratio pro Scxtio , ndita a MQlIcro. 129
nuzz i 's hingeschrieben worden: „Plus est afflictae^ quam
eversae. Nam eversa noii stant^ erigi tarnen videiitur passe;
affiicta vero neque staut, neque fr actis iam ac debUitatis vi-
ribus erigi amplius possutit.'-'' Dazu bemerkt Hr. Müller: „Er-
ravit 3Iaiiutius. Aam qnod erersum est^ non minus in per-
pctnum iacct, quam quod afflic tum est. Utrumque potius
vcrbum grariss/mv ii/dirat^ rem esse perditatn.'"'' Damit ist aber
so viel als nichts ^esajrt, uiul die Verscliicdeiilieit der liedeii-
tiing beider Wörter mehr verdunkelt als hervorgehoben worden.
So Menig wir in Abrede sind, dass an manclien Stellen eiiertere
steht, wo auch affligere gesagt werden könnte, so gewiss ist
doch auch, dass ursprVinglich eine ziemliche Verschiedenheit
zwischen beiden Wörtern stattgefunden hat, die um so wenige»
i'jberselien werden darf, da man schon einige Stellen aus ün-
kundc dieser Verschiedeniieit hat ändern wollen. Diese Ver-
schiedenheit nun hat Manutius viel richtiger angedeutet als
Ilr. Muller, obschon niclit deutlich genug auseinander ge-
setzt. Das Wort evcrtere bezeichnet ursprimglich weiter nichts
als aus dem Grunde heraus ireudcn, heben, und ist eigentliüm-
licli ^on Bäumen gesagt worden, die nicht abgehauen, sondern
mit den W urzeln aus der Erde herausgehoben werden. Weil
aber mit diesem Herauslieben das Eingehen des Herausgeho-
benen verbunden ist, so war es natürlich, dass evertere nicht
bloss in jener ersten Bedeutung gebraucht wurde, sondern
auch die Folge davon, das ist das Vertilgeri, Vernichten einer
Sache bezeichnete. Mithin wäre an unserer Stelle allerdings
das blosse Wort evers/ie zur Bezeichnung des zerrütteten Staa-
tes lunreicliend gewesen. Allein Cicero hat ganz besonders
die Gewohnheit, dass er unzählig oft zwei Adiectiva verbindet,
die zwar häufig synonym gebraucht werden, aber ursprünglich
doch in so fern verschieden sind , als das eine die Folge des
andern bezeichnet. So hier. Denn äff liger e ist, was Manutius
gajiz richtig gefühlt hat , in gewisser Hinsicht noch mehr als
evertere, indem es eine Sache an irgend etwas anstossen in
der Absicht sie zu zerstören, etwas niederwerfen bezeichnet.
Stehen nun beide W orte beisammen, ecertere und nfjligere, so
deutet das erstere das Herausheben z. B. eines Baumes, das
zweite das Vernichten oder Zerstückeln der Herausgehobenen
an. Wird eine Ilepublik, wie hier, eversa \ind äff tict a ge-
nannt, so hat man bei dem ersten Worte an die Erschütterung
der Grundfesten, auf welchen die Republik ruhet , das sind,
die zur Erhaltung derselben nötbigen (ifesetze und Einrichtun-
gen, dagegen bt;im zwiMten an die absichtliche Zerstörung der
Kep., das ist an die Einführung neuer \erderblicJier Gesetze
und Einrichtungen, welche die Republik zu einem monarciii-
scben Staat umwandeln , zu denken. Beides wirft ('icero liän-
fig in seinen Reden einzeln und als von einander verschieden
9*
130 Römisch eL itteratur.
dem Clodins, oder den Consuln Piso und Gabinins vor, dass
sie nicht bloss die zur Aufrechthaltung der Republik nöthigeii
Gesetze aufgehoben , sondern auch die verderblichsten einge-
fiihrt hätten, wodurcli die Republik ein vom Clodius allein ab-
liängiger Staat geworden sey. So sagt er zum Piso C XXIV:
Cum vero non viodo non postulanf.e atque cogefite^ sed invito
atque oppresso senatu^ ?ion modo nullo popnli R. studio^ sed
nullo sj/ffragium ferente libero^ provincia tibi ista mayiupretiiun
fuerit non eversae per te ^ sed per ditae civitatis u. s. w.
Fast alle neueren Flerausgeber haben hier eine Aenderung in
den Worten non eversae per te ^ sed perditae^ für nötliig
befunden, weil sich eversa von perdita nicht unterscheide.
Wir hoiFen, dass nach dem, was wir erinnert haben, Niemand
mehr an der Richtigkeit der handschriftlichen Lesart zwei-
feln w erde. Wie nun dort die Wörter eversa und perdita offen-
bar als von einander verschieden angesehen werden müssen, so
unterscheiden sich auch hier die Ausdrücke eversa und afßicta^
nur dass perdita noch etwas stärker als hier afflicta ist. —
Noch lässt Hr. Müller in der oben angeführten Stelle zu dem
Worte reipublicae Manutius folgendes bemerken: „Aow est
super vacaneuni^ quia dixerit civitatis: sed est amplijica-
tio quaedam^ quia plus est in republica^ quam in civi-
tate. Similiter ut cum dixit^ ruinis., cum dixisset iam gra-
vissimis te mp oribus ; plus enim aliquanto significajtt r u i-
nae^ quam gravis sima tempora. Kt est hoc Ciceroni ob
eximiam ingenii ubertatem usitatum^ maximeque frequens in
orationibus ornamentumJ''' Viel kürzer und richtiger konnte
Hr. Älüller den Unterschied zwischen gravissimis tempori-
bus civitatis und ruinis rei publicae hier angeben, wenn er be-
merkt hätte, dass ersteres sich auf die traurige Lage der Bür-
ger , letzteres auf die Zerrüttung der öffentlichen Gesetze tnid
Jflinrichtungen heziehe. — C. Hl § 6 ist die Stelle: Sic hunc
diligit^ ut sehr richtig gegen Ernesti's Verdacht geschützt
worden. Dagegen war es uns äusserst befremdend , wie Hr.
Müller zu Anfang des 7ten § die sinnstörende und sprachwi-
drige Aenderung Ernesti's optimi at calamitosissimi für optimi
et calamitosissimi ^ wie alle llandschriften haben, aufnehmen
konnte. Wie richtig die überlieferte Lesart ist, wird Jeder
einsehen, welcher sich überzeugt hat, dass der Sinn der gan-
zen Stelle dieser ist: „Auch bei seiner zweiten Verheurathung
bewies P. Sestius seine Anhänglichkeit an das Gute und sein
Mitleiden gegen das üngliick dadurch, dass er die Tochter
eines braven und ganz unglücklichen Mannes heurathete, des-
sen traurige Lage er auf eine edele Weise zu lindern suchte." —
C. IV § 10 schreibt Hr. Müller: Recita^ quaeso, F. Sexti^ quid
decreverint Capuae decuriones ; utjatn virilis tua vox pos-
sit aliquid signißcare inimicis nostris ^ quidnam^ quum se cor-
Cicer. oratio pro Sextio, edita a Müllern. 131
roboraverit , effectnra esse rideatur. Y^r hat nämlich virilis
statt der Lesart anderer Ilaiidschrifteii puerilis aufgenommen,
und zurVertheidigiing desselben folgendes vorgebraclit: „Äe//-
tentia vulgatae lectionis est aptissiina: ut vox tua, quae iam
nunc virilis est, (non pueri^ sed viri esse videtur) inimicis no-
stris sipiißcet^ quid^ si adnlta aetate se corroboraverit , ubi ea
iniis accusandis 7tsiis fueiis^ effectnra sit.'-'- Mit dieser breiten
Erklärung ist aber nichts mehr gesagt, als was jeder Schiller
vou selbst versteht. Wir tadeln hier zunäclist, dass Hr. Miiller
bei der doppelten Lesart gar nicht untersucht hat, welche sich
auf das Ansehen der besten Handschriften stiitze, jNun steht
ab(ir puerilis in den besten, und ririlis in den schlechtesten und
interpolirten. Zweitens enthält der Zwischensatz quam se cor-
roborarit eine lästige Abundanz, wenn wir iam virilis lesen, da
die vox virilis eines Knaben keine andere seyn kann als eine co/-
roborata^ so wenig auch die Stimme eines xMannes eine corro^
borata seyn muss. Drittens glauben Avir auch, dass Cicero,
>\enn virilis dem Zusammenhang angemessen gewesen wäre,
vielmehr tit vox tua iam virilis gesagt haben würde. Dagegen
ist nun puerilis in jeder Hinsicht treffend gesagt, indem die
Feinde darauf aufmerksam gemacJit werden, wie schon die
Knabenstimme des Sestius von der Art sey, dass sie fVir die
Folge etwas Ausgezeichnetes verspreche. — In denselben Worten
aber ist sehr richtig vou Hrn. Müller das Pronomen aliquid
gegen Ernesti's Verdacht, als sey es eine Glosse, durcli
Aniühruug mehrerer ganz gleicher Stellen in Schutz genommen
worden. Es konnte dabei auch der ganz gleiche und häufige
Gebrauch des griechischen rt erwähnt werden. — Dagegen
müssen wir wieder Hrn. Müller ganz und gar unsere Beistim-
mung versagen, wenn er C. VI § 14 schreibt: J)e quo quidem
tribmiatu ita dictum a Q. Hortensio^ ut eius oratio non defen-
sionem modo criminum videretur continere ^ sed etiam rei pu-
blicae capessendae auctoritatem disciplinamque praescribere — ,
während in den Handschriften der Satz sed etiam — praescri-
bere also lautet : sed etiam ?nemoria di^na uti et rei publicae
capessendae auctoritatem disciplinamque praescribere^ nur «lass
in den Worten itti et eine kleine Verschiedenheit stattfindet,
indem der Erfurter und Die l'fälzer dafür esset ntiuAch G ru-
ter haben, was wohl auch die Lesart aaiderer Handscluilien
seyn mag, und einige für praescribere den ('oniunctiv prae-
scriberet ^ehvn. Dcsshalb schrieb G ruter, dem die neueren
Herausgeber alle bis auf Schütz gefolgt sin<l: sed etiam me-
moria di^na esset , uli rei publicae cap. aiirtor. disciplintiinquo
praescriberet. Zwar steht in seiner Ausga!>e noch et nach ////,
allein diess ist ollenhar wider seinen Willen stehen geblieben,
da er ausdrücklich in der Note sagt, dass er nach der Kr f. und
ITälzer H. di(^na essel uli rei u. h. w. hergestellt liabe. Die
132 Bü mische Littcratur.
Nachlässigkeit der n^clifolgenden Herausgeber hat jenes et
stehen lassen , bis es der sorgfältigere 0 r eil i verdrängt hat.
Dennoch haben diejenigen vollkommen Recht, welche behaup-
ten, dass Cicero nimmermehr so geschrieben liaben könne,
wie Gruter geglaubt hat. Denn es ist völlig abgeschmackt zu
sagen, oratio memoria digna est^ ut — praescribat. Ebenso
gewiss ist es aber auch , dass die Worte memoria digna uti et
oder esset uti nicht von Abschreibern herrühren können. Sie
deswegen aus dem Text zu werfen , weil sie keinen passenden
Sinn geben, ist eine Tollkühnheit, dje man nur unglücklichen
Sclhitzen verzeilien kann. Was Abschreiber hinzugefügt ha-
ben, rauss wenigstens an und für sich betrachtet einen Sinn
geben, den wir in diesen Worten vermissen. Wir übergehen
die misslungenen Versuche der Herausgeber, die dunkele Stelle
zu verbessern , da alle darin gefehlt habeir, dass sie die Ver-
derbung in Worten suchten, welche ohne die geringste Abwei-
chung in allen Handschriften stehen. Das Versehen der Ab-
schreiber ist offenbar in den Worten uti et zu suchen , wofür,
wie wir gesehen haben, zwei H. esset uti haben. Leider sind
uns gerade hier die Abweichungen aller Handschr. von den Her-
ausgebern nicht angegeben worden. Dennoch glauben wir, dass
sich die Stelle mit der grössten Gewissheit herstellen lasse.
Die erwähnte Verschiedenheit uti et und esset uti lässt uns
nicht zweifeln, dass die Abschreiber hier in der Stellung der
Worte geirrt, und dabei einen kleinen Fehler begangen haben,
unstreitig ist uti et ein Versehen für uti esset ^ und esset uti
eine Versetzung der Abschreiber. Sclireiben wir nun uti esset^
80 weichen wir erstlich nicht nur gar nicht von den in guten H.
stehenden Buchstaben ab, sondern nähern uns auch der Lesart
der verdorbenen Handschriften, und stellen zweitens einen Sinn
Iier, welcher dem Zusammenhange durchaus angemessen ist.
Die Worte lauten nun also : De quo qnidem tribunatu ita di-
ctum ab Hortensio^ ut eius oratio non defensionem modo crimi-
num videretur continere^ sed etiam^ memoria digna uti
esset^ rei publicae capessendae auctoritatem disciplinainque
praescribere. Wer sieht nicht, wie passend der Zwischensatz
memoria digna uti esset ist , da die Rede des Ilortensius Vor-
schriften über die auctoritas und disciplina rei p. capessendae
enthielt? Dass übrigens der Ausdruck oratio memoria digna
ganz Ciceronianisch sey, mögen zum Ucberiluss noch die bei-
den Stellen zeigen de Or. I, 21, 96: si — 7ios aliquid ex ser-
mone vestro memoria digJium excipere possemus, und de Inv.
H, 2, 4 : ex his (scriptoribus) enim qui nomine et memoria digni
sunt u. s. w.
So schwierig aucli das ürtheil über die Worte des lOten
§ ist, so glauben wir doch so viel erweisen zu können, dass
weder Hr. Müller, noch überhaupt irgendeiner der Heraus^
Clcer. oratio pro Scxtio , edita a MüUcro. 133
gebcr, den Weg. eingeschlagen hat, auf welchem allein die
ursprüngliche Hand Cicero's muthinasslich hergestellt werden
kann. Wir schreiben die Worte ab, wie sie in der Müller-
schen und in den übrigen Ausgaben fast allen mit Ausnahme
der Lara hinsehen stellen: Aani quid ego de supercüio di-
vain? qiiod tiun ho/nim'bus nun supeicUiimi^ sed pignus rei pu-
blicae r idebat ur. Tanla erat gravitas in oculo^ tanta conlra-
ctio frontis ^ ut illo s up er cilio res publica tamquam
Atlante coelum niti vider etur. Hr. Müller ist von sei-
neii Vorgängern nur in so fern abgewiclien, dass er die Worte
ut illo sup. — viderelur für uneclit hält und mit Klammern ein-
geschlossen hat. Wir würden ihm >ielleicht beistimmen, wenn
dieser Satz, so wie er in den Ausgaben lautet, nur in irgend
einer Handschrift stände. Allein in der ganzen Stelle haben
die Ausgaben bloss die Worte ut illo super cilio niti tideretur
und die Partikel tamquam^ jedoch anders gestellt, mit den
Handschriften gemein, in welchen von den iibrigen res publica
Atlante coelum, keine ähnliche Sylbe sich findet. Lambins
Handschriften haben dafür an mantuus ille^ die Gruterschen
mit Ausnahme der 9ten Pfälzer und der S. Victorischen an-
muntius nie ^ die 9te Pf. vel amnantius anancius ille^ die S.
Vict. mantuus ille. Einige alte Ausgaben, welche oflenbar ohne
Veränderung der Herausgeber ausllandschr. geflossen sind, wie
die Venezianische, haben ebenfalls aumantius ille. Ferner
stellen alle Handschriften und die eben genannten alten Aus-
gaben die Partikel tamquam unmittelbar vor videretur^ nur dass
Lambin nach seinen Handschr. diese Partiltel vor wzV« setzt. Aus
diesem geht hervor, dass die Handschriften in dieser Stelle
eigentlich nur in einem einzigen Worte von einander abweichen,
das ist in dem sinnlosen aumantius. Ausserdem haben sie ein-
stimmig: ut illo super cilio ille niti tamquam videretur.
Wir fragen nun , ob es wohl im Geringsten wahrscheinlich ist,
dass aus den Worten, die in den jetzigen Ausgaben noch stehen,
irgend ein Abschreiber habe das verdorbene Wort aumantius
und das Pronomen ille machen können*? Ist diess völlig unwahr-
scheinlicb, was uns Jeder zugeben muss, so folgt nothwendig,
dass die in den Ausgaben stehenden Worte einen Herausgeber
oder Gelehrten des XV oder XVIten Jahrhunderts zum Ver-
fasser haben müssen. Und diess leuclitet noch mehr ein, wenn
wir sehen, wie sie ganz denselben Gedanken enthalten, der in
dem kurz vorhergeliendem Satze quod tum hum. nou superci-
lium., sed pignus rei p. videbular liegt. Desswegen würden
wir die besprochenen Worte mit Hrn. Müller ohne liedenken
für unecht lialten , wenn sie so in i.\vi\ Handschriften ständen,
wie sie die Ausgaben liefern. Allein erstlich giebt, wie wir
sogleich zeigen werden, die Lesart der Handschriften mit
Ausnahme des aumantius einen ganz passenden und von dem
134 R ö m i s c Ii c L i 1 1 c r a t u r.
oLigeii Gedanken verscliiedenen Sinn, und zweitens zeigt eben
das verdorbene aumaiitius^ dass diess nimmermelir ein Zusatz
der Abschreiber seyn könne. Lassen wir nun das verdorbene
Wort einstweilen weg, so ist der Sinn dieser : „Piso zog seine
Stirn so zusammen, dass er sich, wie andere auf äussere Stärke
oder innern Werth , so auf diesen finstern Blick stützte und
damit alles ausrichten zu können glaubte/' In demselben Sinne
wie hier super cüio jntinagt Cicero bald darauf vuLtu medias
fidius coUegue sui libidinem levüatemque f ränget^ wo also eben-
falls die Miene des Piso als ein Stab, auf den er sich als Con-
sui gestützt liabe, dargestellt wird. Aehnliche Stellen finden
sich in grosser Menge in der Rede gegen den Piso selbst. Man
sehe z. B. § 20: neque Jiercule ego superciliuvi tuum^ ne-
que collegae tut cimbalaßfgi; neque iam Jui timidus^ ut —
fr o Iltis tuae nubeculam mit collegae tui contammatuni
spiritiim pertimescerem. Der eben angegebene Sinn ist ferner
in so M eit von dem vorhergehenden Satze, quod tum — videbc-
tur ^ verscJiieden, als in jenem davon die Hede ist, was sich
der Staat von seiner finstern 3Iiene versprochen habe, wälirend
liier, was Piso damit beabsichtigt habe, gesagt wii'd. Be-
trachten wir nun das verdorbene Wort, oder vielmehr die in
den Handschr. verdorbenen Wörter an mantuus ^ aumantius^
amnantius ^ anancius und mautuus ^ so glauben wir auf dem
riclitigsten Wege zu seyn , wenn wir in diesen ein Nomen pro-
prium suchen , dergleichen unzählig oft von den Absclireibern
jämmerlich verstümmelt worden sind. Beispiele wird unser
kritischer Apparat zur Rede pro Plancio in Fülle geben. Für
ein solches iNomen proprium spricht auch das darauf folgende
Pronomen ille. Der Sinn der Stelle verlangt übrigens, dass
dieses versteckt liegende Nomen einen Mann von finsterer Miene
und gewaltiger Strenge bezeichnen müsse , auf den die' obigen
Ausdrücke passen : quam teter incedebat ! quam truculentus !
quam terribüis adspectu! unum aliquem te ex barbatis illis^
esemplum imperii veteris^ imaginem antiquilatis^ columen rei
jniblicae , diceres iiitueri^ und § 26: nam alter ille harridus et
severus consulto se domi continebat. Es sollte uns wundern,
wenn nicht manche Leser nach diesen Vorerinnerungen mit
uns die 3Iuthmassung machten, dass in der Corruptel unstrei-
tig Rhaduniautus stecke. Es bedarf weiter keiner Auseinan-
dersetzung, wie passend hier Piso mit jenem Richter verglichen
Averde, von dem Virgil Aen. YI , 56(5 sagt: Gnosius huPC Rha-
damanlhus habet durissima regna^ Castigatqne auditqiie Jolos^
subigilque f uteri ^ Quae quis apud superos fiirlo laetatus inaui
Distulit in seram commissa jnncula mortem. Auch dass er ge-
radezu Rhadamaittus ille genannt wird , ist ganz der Gewolin-
heit des Cicero angemessen, welcher denselben Piso in der
gegen ihn geJialtenen Rede wegen seiner WoliUust inehrere
Cicer. oratio pro Scxtio, cdita a MüUcro. 135
Male Epicur nennt. So C. IX § 20: Q,uod mihiigitur certamen
esset hiiiiismodi? cum C. Mario scilicet mit cum oUquo pari^ an
cum altera barbato Epicu r o^ cum altera Calüinae lanterna-
rio? und C. XVI: Confer nuuc^ Epicur e noster^xi. s.w.. Auf
dieselbe Coniectur ist iibriijens aucli schon ein Gelehrter, man
weiss nicht wer, vor Lambin ijel'alien, der in der Note zu die-
ser Stelle sagt: „Ao/z dissimulabo tarnen, quemdam in suis no-
tis hunc locum sie praferre, quasi certum sit ita in libris Omni-
bus legi: nt illo s upe r cilio t amquam Rhadamantus
nie niti videret ur.^'' Es ist nodiübrig, einige Worte über die
Partikel tamquam zu sprechen. VV ir haben gesehen, dass sie in
den meisten llandschriiten vor viderelur steht. Da sie aber
nimmermehr zu videretur bezogen werden kann, so wird auch
JSiemand läugnen, dass ihre Stellung falsch sey. Denn so viel
uns bekannt ist, steht tamquam dem Worte nie nach, zu wel-
chem es gehört. Die Versetzung vor w///, was die Lambinschen
II. rathen könnten, nutzt uns nichts, da es höchst unwahr-
scheinlich ist, dass Cicero den Ausdruck w/7/ gemildert habe,
was schon durch das Wort viderelur geschehen war. Auch die
Stellung vor Jikadamantus wVirde sowohl die Kraft der Rede
als auch überhaupt den Sinn der Stelle ungemein stören. Da
nun die Partikel schon durch die verschiedene und falsche Stel-
lung, die sie in den HandscJirilten einnimmt, im höchsten Gra-
de verdächtig wird, so zweilein >vir keinen Augenblick , dass
sie von einem Abschreiber herrührt, welcher sie über Ithada-
mantus ille gesetzt hatte. Nicht selten ist diese Partikel durch
Interpolatoren in den Cicero gekommen. So schreibt man noch
jetzt in de Amic. C. XXIII § 88: «SVc natura solitarium nihil
amat ; semper ad aliquod ta7nqua m adnmiiculum adfiitittir^
quod in amicissimo quoque dulcissimum est., da doch die besten
Handschriften uns tamquam zu streichen nöthigen. Mit nicht
minderer Zuverlässigkeit konnten oder mnssten vielmehr die
Herausgeber dieser Rede C.Vll § 15: Fueral ille an?ius in reip.
?nagno motu et ?nultortim timore tamquam intenlus arcus in me
vnum, die Partikel tamquam streichen, da sie erstens in eini-
gen llandschriiten ganz fehlt, wie sie auch >on Herwag ausge-
lassen worden ist, und zweitens in den Handschr. , die sie ha-
ben, eine ganz andere sinnstörende Stellung hat. Ihren jetzigen
Platz hat sie erst von den ller,iusgebern erhalten. — Zu unse-
rer Stelle zurückkehrend erlauben >\ir uns nur noch die Worte
so hinzuschreiben, wie sie nach unserer festen Ueberzeugung
von Cicero geschrieben worden sind: Tanta erat gravitas in ocu-
lo., tanta contraclio frontis^ ut illo supercilio Uhudamantus ille
niti videretur.
Wir gehen zu einer Stelle über, wo es uns nnbegreiflicl« ist,
Mie die neuern Herausgeber seit Ernesti bis mit Hrn. Mül-
ler an eine Verderbung denken konnten. Cicero sagt C X §23
136 Römische Litterat iir.
Tom Piso : Laudahat homo doctus phüosophos^ nescio quos ; ne-
que eorum tarnen nomina poterat dicere ; scd tarnen eos lauda-
bat maxime^ qui dicuntur praeter ceteros esse auctores et lau-
datores voliiptatis ; cuitis^ et quo tempore^ et quo modo^ non
quaerebat; verbum ipsum Omnibus modis aniini et
corporis devorabat. Zu den letzten Worten bemerkt Hr.
Müller: ^,Equidem puto Ciceronem scripsisse : verum ipsam
Omnibus modis animi et corporis devorabat. Usum
dicendi illustre Jit haec loca: II in Verr.III^ 7(J, 2()2: de vor a-
re ornnem pecuniam publicam non dubitavit. De
Fin. I,, ]2: Constituamus aliquem niagnis., tnultis.,
perpetuis fruente7n et a7iifno et corpore volupta-
tibus. Co?if. in Pison. § 48: pr ojundae libidines devo-
rassetit.'-'- Dass Cicero nicht so habe schreiben können, wie
Hr. 3Iüller muthmaasst, nniss Jeder eing:estehen, der keine Bei-
spiele anführen kann, durchweiche der Ausdruck ro///^/fl^em
devorare als richtig anerkannt werde. Es können sich aber sol-
che Bef»piele um so weniger finden, je offenbarer es ist, dass
voluptatem devorare einen ganz unrichtigen Gedanken enthält.
Denn die voluptas als eine animi hilaris affectio^ wie Seneca sie
definirt, oder nach Cicero iucundus sensmim motns^ ist doch
wahrlich kein Gegenstand, der wie eine Speise verschlungen
werden kann, sondern ein in uns entstehendes AVohlbehagen,
das wir uns durch Genüsse verschiedener Art bereiten. Hof-
fentlich wird uns Hr. Müller die Stelle in Pis. § 48 nicht entge-
gensetzen, wo es heisst: cum parteni eins praedae profundae
libidifies devorasseJit. Denn hier steht ja nicht libidinem deco-
rare., sondern projundae libidines für homo libidinosissimus de-
voravit partem praedae. Wir sehen daher nicht ein, wozu Hr.
Müller diese Stelle angeführt iiat. So unrichtig also Cicero ge-
sprochen haben würde, wenn er Hrn. Müller gefolgt wäre, so
richtig ist, was die Handschriften darbieten. Denn devorare
verbum., orationem., dicta ist eine sehr richtige Redensart. So
Plautus Asin. HI, 3, 59 : Auscidtate atque operam dale et mea
dicta decorate. Ganz ähnlich ist, was derselbe sagt Aulul, III,
0, 1 : Niminm libe7iter edi sermonem tuum. In welchem Sinne
Cicero vom Piso gesagt habe devorabat verbum voluptatis., giebt
er uns selbst genauer an in der Rede gegen ihn C. XXVIII §6}f:
Itaque admissarius iste sinmlutque audivit^ voluptatem a philoso-
pho tantopere laudari ., nihil expiscatus est: sie suos sensfis vo-
luptarios onmes incitavit., sie ad il litis hanc oratio nem
adhiiniivit., ut non magistrum virlutis^ sed auctorem libidi-
nis a se illum inventuiti arbiiraretur. Piso also hörte, wie Ci-
cero sagt, die Reden über Empfehlung der VVohllust mit einer
solchen Gier an, dass er dabei an weiter gar nichts dachte, son-
dern, wie nach dem Sprichwort der Hinkende den Ball , das
Lob über die Wohllust festliielt, iste., claudus quomodo aiunt
Ciccr. oratio pro Sexdo, cclka a Müllcro. 137
püam^ relinebat qnoä acceperat (in Pis. ebendas. ). Diess ist
devorobat t'erbum sc. voliiptatis. Aus derselben Stelle gellt
aucli dentlicJi Jiervor, was Cicero mit den Worten omnibiis rno-
dis animi et corporis , an denen die Herausgeber ohne Grund
den meisten Anstoss genommen liaben, habe bezeiclmen wollen.
Kr iiörte nämlich nicht bloss die Worte von der Wohllust mit
der grössten Aulinerksamkeit an, sondern gerietli dabei zjh
gleich in so wohllüstige Gedanken und Geiühle, dass er sie
durch Mienen und Geberden Aerrieth, und \\\(^ ein Hengst in
der iNiihe der Stute (^odmi soriiis iste) bei der blossen Rede
wieherte («f/ oralionem adhinniril). Wie ist aber ein Anstoss
an den Worten zu nehmen: verbum ipsniu onmibus ?nodis ani-
mi et corporis devorabat ^ er verschlang mit allen mogliclien
Mienen und Geberden die blosse Rede ^on der Wohihist'f End-
lich dient auch als Zeugniss , dass Cicero verbum ipsum ge-
schrieben liabe, das was in der Rede post red. in sen. § 14 ge-
sagt ist: ciun vero eliani litteris stndere incipit., et helluo inima-
t/is cum GraccuUs philosophar/., tum est Epictireus^ non penitus
Uli discipUnae^ quaecumque est^dedilus., sed captus uno verbo
V 0 In pt litis. — Fiir völlig unlateinisch halten wir auch die
Acnderung, die sich Hr. 31 ii II er in den Worten des 2!)sten §
erlaubt hat. Cicero spricht daselbst vom Gabiriius, und sagt:
^«/, non dico equitem Romanum — sed civem li. sine 2illo iu~
dicio auf edicto ex patria consul eiecerit. So wie wir die
Stelle hergeschrieben iiaben, steht sie in allen Handschriften
mit Ausnahme von vier Oxl'order, die aber nicht den mindesten
Werth haben, in welchen iTir mit edicto geschrieben ist atque
edicto. Dass beide Schreibarten widersinnig sind, Jiat Gara-
toni zur GnVige gezeigt, und rauss Jedem beiin ersten Anblick
einleuchten. Hr. jAlüller glaubt die Stelle vollkommen herge-
stellt zu haben dadurch, dass er at edicto schreibt, und auf die
Worte pro Sulla C. 31 § 89 verweist: Hie tos orat., iudices\
parvus ., ut se uliquaudo sinon i nte (>r a for tiina., at af~
flicta pdtri suo gruiulari sinatis. Weder jene Stelle, noch
irgend eine andere kann das al edicto hier rechtfertigen. Der
junge Sulla bat nach Cicero's Aeusserung die Richter, sie soll-
ten ihn dem V ater wenn auch nicht in einem uua erletzten Gli'ick-
zustande, den er schon friiher verloren hatte, doch wenigstens v
in der schon genu:: getrübten Lage, in Avelcher er sich vordem
Gericht befand, Glück wünschen lassen. Es heisst also dort si non
— a/, wie überall, irenn nicht — doch wenigstens. Wenden wir
diese öedeiitnnj: auf unsere Stelle an, was wir nach Hrn. Mül-
ler's Verweisung auf jene Stelle thiin müssen, und lösen sine
utlo iudicio in si non iudicio auf, so entsteht der Sinn: wenn
nicht durch ein öjj'entliches Vrthcil., doch wenigstens durch ei-
nen eif^enmächti^cn Befehl. Wir hoH'en, dass diess hinreichen
werde, um Hrn. Müller von der Lurichtiirkeit seiner Aende-
Jahrb.f. i'lal. u. l'adag. Julirg. 11. IJtJl 10. J^
138 Römische Litterat ur.
riing zu Viherzeuiren, unil verweisen ilui bloss noch auf Rams-
Iiorn's Granirnat. S. r>l(>, a>o er sehr ^iitc Bemerkuns;ea über
die UedeiitiniJX der Partikel at finden Avird. Beiialliffer kann
Einigen die Muthniassung Garatoni's sclieinen, m elcher fle<^
zu tilgen vorschlägt. Doch können wir ihr durclians unsscrn
Beifall nicht schenken, da es ganz unwahrscheinlich ist, dass
ein Abschreiber diese Partikel eingeschaltet liabe. Vielmehr
müssen wir uns Avundern, wie Lambin's einzig richtige Ansicht,
dass aul edicto eine Interpolation sey, von i[e\\ spätem Heraus-
gebern nicht gebilligt Avorden ist, AVir fügen zur Bestätigung
derselben erstlitli üüch diess, dass Cicero stets, so oft er von
dieser Gewalttliätii^keit des (labinins spricht, nie beide Aus-
drücke sine iudkio und edicto zusannnenstellt, sondern bloss
einen von beiden gebraucht. So in dieser Ilede § 30: extermi-
Itabit cives It. edicto consul a suis diis penatibus'^ § 53: Erat
autem expuhtis sine iudicio. § 13: noji posse queimianm de ci-
vitate tolli sine iudicio. Es ist diess auch ganz natürlich , da
der Ausdruck eiicere e patria cdiquem sine iudicio., vom Consul
gesagt, uothwendig die Bedeutung in sich enthält, dass diess
vermittelst eines Kdicls geschieht, so Avie edicto eiicere z\\-
gleich bezeichnet, dass es ohne ein Gericht gehalten zu liaben
geschieht. Zweitens gehört noch Jiieher, dass die Interpola-
toren sehr liäulig vor den Worten, die sie der Erklärung vACgen
an den Rand oder über «lie Textesworte schrieben, die Parti-
kel aut gesetzt haben. Beispiele haben Avir in unserer Vorrede
zu den Varr. Lectt. e cod. Erf. enot. S. LI bis LIII gegeben. —
Eine sinnstörende Abtheilung der Worte und der Interpunction
müssen wir S.5(» der MüUerschen Ausgabe rügen, obschon
beide Felller sich auch in der Ernestischen und Or elli-
schen Ausgabe finden. Ilr. Müller lässt nämlich mit dem
Satze : Quae qiiiim essent diusmodi — : tarnen his tantis malis.,
tanto bonorum studio., iudices., restitissemus. das XVte Capitel
schliessen, und das folgende mit den Worten anfangen: Sed
me alii metus., atque aliae curae suspicionesque moveriint. Ex-
ponam enini etc. Diese Abtheilung findet sich zuerst, Avahr-
scheinlich aus Versehen, bei Ernesti, Avährend in den altern
Ausgaben, Avie bei Graeve, mit dem Worte moveriint das
XVte Capitel geschlossen Avird. Diess thäte nun aber nicht viel
zur Sache , Avenn nicht durch diese Abtheilung Worte getrennt
würden, die ohne Punct in genauer Verbindung stehen müs-
sen. NotliAvendig ist nämlich nach restitissemus ein blosses Co-
lon zu setzen, so dass die Worte sed ine alii metus — movcrunt
den Nachsatz \oi\ i estitissenius bilden, und so aufzufassen sind,
als obeshiesse: itisi ?ne alii metus — morissent. — Nicht rich-
tig ist die Erklänmg, Avelche Hr. 3Iüller C. XIX § 42: eos
qui plurimum possent., opponi omnibus concionibus falsa., sed
formidolose tarnen auctores ad pertiicie/n ineam., von dem Worte
Ciccr. oratio pro Scxtio, etjita a Miillero. 139
opponi ^iebt, irideui er sa-rt, dass es fiir proponi, poni ante ocu-
los iresetzt sey. Weiiri J!r. Müiler zu dieser Stelle eine IJe-
iHerktiii,2: iiiaclien wollte, so konnte er lieber den Uuterscliied
zwischen opponcrc und propoucre anheben, der ihn jrelelirt lia-
beu Aviirde, dass Cicero liier fiir opponi durchaus nicht p/opo-
iii habe sajjeu können. Heide Präpositionen ob und pro haben
in der ältesten Zeit eine Bedeutung? gehabt, die wir, sobald sie
nicht umschrieben werden soll, aüerdinirs nur durch vor wie-
der;jebeu können. Dennoch war und blieb zwiscluii beiden ein
iiewalti^er Unterschied. Wie alle Präpositionen urspriin^lich
eine örtlicJie Hedeutiuig', aus welcher die i'ibri^sfen hervorge^au-
Jiea sind, cfehabt haben, so war es auch bei diesen der Fall.
Die verschiedenen Casus, welche die:«e Präpositionen regieren,
Tuüssen uns unwillkührlich zu der Vermuthung fuhren, dass ein
Unterschied beider darin bestand, dass die eine die Bewegung,
die andere die Ruhe bezeichnete. Und diese Verniuthung wird
durch den Gebrauch vollkommen bestätigt. Doch gingen aus
diesem Unterschiede Avieder neue Verschiedenheiten Jiervor,
so dass späterhin zwischen beiden Präpositionen gar keine Aehn-
liclikeit zu seyn schien. Die Präposition pro bezeichnet also,
wie die Griecliische tcqo, urspriinglich Ale liuhe vor einem. Ge-
genstände^ und zwar so, dass der Ruliende dem Gegenstande,
\or welchem er steht, den Kiicken zukehrt. Daher sagt man
praesidia oder copiae pro castris posilae sunt^ wenn zurBeschü-
Izung des Lagers gegen den Feind vor uem Lager Truppen ste-
hen, die also dem Lager den. Rücken zukehren. Und aus die-
ser Art zu reden, vor Jemandem stehen^ und vorzüglich aus
der, vor jemandem streiten^ hat pro wieder zwei andere Bedeu-
tungen erhalten, für und anstatt^ indem das Streiten t'o/' je-
mandem, wie im Zweikampf, wenn zwei l^länner fiir zwei gan-
ze Heere kämpfen, stets zum Nutzen dessen, vor dem einer
streitet, und anstatt desselben geschielit. Daher liaben die mit
pro zusammengesetzten Verba, als proponere^proiicere und ande-
re, stets die Bedeutung des Vorlegens, Vorwerfens zum A atzen
oder zttr Benutzung 'jt;main\e>i. Ks kann also nicht proücere &e
hosti \o\\ dem gesagt werden, der gegen den Feind losstürzt,
sondern nur von dem, der sich als besiegter dem Feind in die
Hände wirft. Die Präposition ob bezeichnet dagegen ursprüng-
lich die Bewegung vor etwas liin^ so dass der V orriickende dem,
gegen welchen die Bewegung gerichtet ist, natürlicii das Ange-
sicht zuwendet. ZN>ar linden sich nur nocli einige Belege für
diese Bedeutung, «loch kann sie um so \\ eiliger in Zweifel ge-
zogen werden, je mehr wir sie in dcw \erbis, «lie mit dieser
Präpos. zusammengesetzt sind, wiederrmdcn. Fin Beispiel füiirL
Festus aus Avmx J'jiinius an: ob liomuui nocta legiones ducere^
ein anderes, wahrscheinlich ebenfalls aus dem Fmiius , findet
sich bei Cicero ad Div. IX, 10: (/uem uäspeclabaul? cuius ob
140 Römische Litteratur.
OS Granora obvertehaiit sua? Ganz ähnlicher Art ist das nicht
ungewöhü liehe ob oculos versari. Beweise für jene Bedeutung
sind ferner die Composita occiirrcre^ obücere^ obsidere^ obviam
ire^ und unzälili*:; andere. Aus diesen und einigen anderen er-
giebt sich aber ferner, dass die Präposition ob nicht bloss die
Bewegung vor etwas hin, sondern ziigieich die -Absicht des Hin-
derns, dass der Ge2:enstand , gegen welclien die Bewegung ge-
schielit, nicht vordringen könne, bezeichnet liabe. Diese Be-
deutung liegt offenbar in den angeführten Wörtern obiicere, oc~
currere , obsidere und obesse. — Keliren Avir zu dem zurück,
wovon wir ausgegangen sind, so ist leicht einzusehen, dass
proponere alicui uliquid jeinandein etwas vorlegen zu seiner Be-
nutzung, aber opponere alicui aliqtdd iiimandem etwas vorlegen,
um ihn von etwas abzuhalten, bedeuten müsse. Da nun in der
angezogenen Stelle davon die Rede ist, dass die Feinde Cice-
ro's, \im das Volk von der Beschützung desselben zurückzuhal-
ten, in allen Volksversammlungen die einflussreichen Männer
des Staats, als den Pompeius und Caesar, als solche entgegen-
gestellt hätten, welche Cicero's Untergang beabsiclitigten , so
niusste opponi, niclit aber propofii gebraucht werden. — In der
letzten Periode des XIXten Capitels haben wir dreierlei zu ta-
deln. Der erste Tadel besteht darin, dass Ilr. Müller zu
Ende derselben kein Fragezeichen gesetzt hat, was unumgäng-
lich nothwendig war. Denn weiin Cicero sagt: Quid^si — con-
cidissem: senatum consules, credo^ vocassent etc., so kann der
Sinn durchaus kein anderer seyn, als dieser: Wie^ würden die
Consuln, ivenn ich gefallen wäre, den Senat zusammenberufen
haben? Die Antwort hat Cicero nicht hinzugefügt, da sie sich
den Zuhörern von selbst aus den eingeschalteten Zwischensä-
tzen ergab. — Zweitens müssen wir es durchaus missbilligen,
dass er der gewöhnlichen Lesart quem totum de civitate dele-
rant gefolgt ist, und nicht deiecerant geschrieben liat, was nicht
bloss in zwei Handschriften stellt, sondern auch durch Herwag
und andere alte Ausgaben bestätigt wird. Die gewöhnliche Les-
art delerant kann hier durchaus nicht geduldet werden , da ein
Senat, der von den Consuln zusammenberufen wird, nimmer-
mehr delelus genannt werden kann. So viel uns bekannt ist,
bezeichnet delere hotninem jeder Zeit das Vernichten eines
Mannes, nicht aber, was hier gesagt se^n muss, das Entfer-
nen eines Mannes von einem Amte. Zweitens wäre aucli von
denen, die delerant billigen, zu beweisen, dass man jemals de-
lere de loco gesagt habe, woran wir stark zweifeln. Dagegen ist
die andere Lesart deiecerant ganz und gar dem Sinne angemes-
sen, und wird durch die Stellen, wo Cicero derselben Sache
gedenkt, bestätigt. So in dieser Rede §42: senatum omnino
de civitate sublatum. § 46: ereptis senatui guberuaculis. pro
domo C. 10: cum senatum a gubernaculis deiecisses. üebrigens
Ciccr. oratio pro Sextio, cdita a IMüllero. 141
wird die Verderbun^ des deiecerant in deleraiit denjenigen nicht
unbegreiflich scheinen, welche sich erinnern, dass das lange i
liäulig \oi\ den Ahscbreibern mit / verwechselt worden ist. So
steht nocli jetzt sein- häutig der ^ame St(deniis im Cicero, wo-
für durcliwegiSVo/cv«/« lierzustellen ist. War also deiecerant mit
der gewölinlichen Abbreviatur deiecant geschrieben, so konnte
es sehr leicht in dvlcratit übergehen. — Drittens tadeln wir,
dass Hr. 31 ii Her defeiidi rem pnblicam sicissent geschrieben
hat, während die meisten und besten Ilandscliriften fiir s«V'«s-
seiit die zusammengez(»gene Form sissent liaben. Dass diese
Form aucli in andern Mandschr. , als denen, aus welchen sie
angefülirt ist, gestanden habe, seilen wir aus der Lesart der
Graevischen Handschriften, der Barberinischen, und mehrerer
Ausgaben, welche das Wort ganz weglassen, dafiir aber defen-
dissent haben, was oifenbar aus defendi sissent entstanden ist.
Dass es aber der Gewohnheit der Abschreiber ganz z\i\vider ge-
wesen ist, gewöhnlich gebildete Formen in ungewöJinlichere
und kürzere zusammen zu ziehen, muss Jeder wissen, der nur
einige Handschriften verglichen hat. Ja man wird keine Stelle
finden, wo nicht wenigstens einige II. für die bewährte kurze
Forjn die längere hätten. Dass aber Cicero sehr häufig sich der
kürzeren Formen bedient habe, könnten wir durch viele Beispiele
belegen, wenn es nöthig wäre. Wir erinnern nur an conmossem^
consuessejii^ decressem^ quiessem^ und ähnliche. Was nun aber
die Conjugation des Verbi sino und desino anlangt, so behaup-
ten wir nicht bloss, dass an dieser Stelle sissefit auf das Anse-
ilen der Handschriften herzustellen ist, sondern läugnen sogar,
dass jemals die andere Form sivissein^ oder süssem in Gebrauch
gewesen ist. Eben so ist die zweite Person Perf. Ind. gewiss nie
sivisti, oder siisti^ sondern stets s«s//und sistis gesprochen wor-
den. Ferner glauben wir, dass für den Conj.Perf. nur die Form
sirim^ siris^ sirit u. s. w. in Gebrauch gewesen ist. Alles diess
gilt auch von dem Compositum desino. Für den Conj. Plusq.
führen wir an Corn. XII, 3, 1: magistratiis gerere desisset., und
A. Gell. XV, 10: artem athleticam desisset. Hierzufügen wir den
Infin. bei Cic. ad Att. 1, 14 : te ad coenas ilare desisse., moleste fero.
Die zweite Pers. Perf. Ind. auf sisti hat Cicero gebraucht pro
domo C. XXXIV § 02 : tu, sororem tuam virginem esse non si-
sti., MienacJi den besten Handschr. zu schreiben ist. Dieselbe
Form in der zweiten Person Plnr. finden wir in dem von Cicero
in der Rede;;/o Sestio C. LVII § 122 angeführten Verse eines
alten Dichters:
Kxsiilare sinitis, sisfis pelli^ pulsnm patimini.
wo Hrn. 3Iüller docli das Metrum hätte sagen sollen, dass die
von ihm aufgenommene Form sicislis <lie richtige nicht seyii
könne. Ueber denC'onj. siri/n u. s. w. a erweisen wir auf Gronov
zum Liv. I, 32 und Bardili zum Corn. Fragm. Xll, 2 8.375. Oh-
142 Römische Littcratur.
iie Zweifel hat jach Cicero auch dieser Form in der JleAc pro
Plancio C. XXXV § HT bedient, wo zMar die besten liandscJir.
sierint \\y^iQ^\ ^ aber die sonderbaren Fehler der übrigen Hand-
schr. unstreitig auf sirinl hiniubren.
C. XX § 45 der Hede pro Seslio^ zu der wir zuriiokkehren,
wundern wir uns, wie es Hrn. Müller entgehen konnte, dass
die Worte:
Mesiili'sses^ repiignasses , mortem jntgnans oppetisses.
aus irgend einem alten Dicliter entlehnt se^n müssen, da sie
einen reinen trochäischen Tetrameter bilden und auch übrigens
unverkennbare Spuren der Dichtersprache an sich tragen. Zwar
könnte Einige die sonst kurze Anfangssyibe in repugfiasses^ wel-
che hier lang seyn muss, von unserer Ansicht zurückschrecken,
allein wenn wir bedenken, dass nicht bloss in reperire die An-
fangssyibe häufig lang gebraucht worden ist, sondern auch re-
ducere mit langer x\nfangssylbe beim Lucret. IV, 990, et crebras
reducwit naribzis auras sich findet , so wird der Anstoss wohl
verschwinden. Doch wVirden wir allerdings hier die Verdoppe-
lung des p anrathen. Denn Garatoni's Einfall, dass vielleicht
depugiiasses zu schreiben sey, kann des unpassenden Sinnes we-
gen, den jenes Wort geben würde, keinen Beifall finden. —
C. XXI §47 hätten wir in den beiden Sätzen: ?ion ad servos
videtis r e m venturam fuisse ? und non haec denique a tne ttim^
tamquani fata^ in ipsa re gerendacanebantiir? eine Bemerkung
über /e?« und ye erwartet. Wir bekennen nämlich offen, dass
uns an beiden Stellen noch der Buchstabe 7^. hinzuzufügen zu
seyn scheint, da in beiden offenbar von dem Staate die itede
ist, und dieser nie durch das blosse Wort res bezeiclmet ^ird.
An der ersten Stelle könnte zwar jemand das blosse rem durch
folgende Worte aus der Rede de Arusp. Resp. C. XXV: ne in
unius imperimn res recidat, für gerechtfertigt halten, indessen
scheint uns auch jene Stelle nicht unverdorben. Vielleicht ist 1
flort res r. , das ist res Romana zu schreiben. An der zweiten
Stelle müsste in ipsa re auf die Entdeckung und Unterdrückung
der Catilinarischen Verschwörung , als einer einzelnen That,
bezogen werden, wenn re sollte richtig ge^sagt seyn. Allein kurz
vorher bezeichnet Cicero eben jene Unterdrückung der Catil.
Verschwörung mit den Worten ego illas res iantas cum gcre-
bam^ so dass es völlig unwahrscheinlich ist, dass er dasselbe
hier mit dem Singularis habe andeuten können. Bevor wir also
nicht durch mehrere Stellen darüber belehrt sind, dass das
blosse Wort res in dem hier angemessenen Sinne gebranclit
werde, halten wir unsere Aenderungen für durchaus nothwen-
dig. Für erstere spricht auch noch Mas (Jicero in die>;er Rede
§8 sagt: cutn rem public am afacinorosissiinis sicariis et u
servis oppressam atqiie occitpatum videretis. — (^ XXI § 48
hat Ilr. Müller mit Schütz geschrieben: in qua civiiaie me-
Ciccr. oratio pro Sextio, cdlta aMüllcro. 143
minissein , jmtrcm hiiiiis M. Crassi^ foritsstmum virum^ ne vi-
deret victorem im'mianii , cndeni sUn manu vitarn exhmisisse^
fjnmnortem saepe Jiostibns obtiilisitet. und also zwei Worte, erst-
lich ipse nach civitale, das in allen Ilandschr. und Ausg. steht,
un<l dann virus, Mas bloss in den liickenhai'ten Ilandschr. fehlt,
nach riclorvm Ave^gelassen. Was ipso aniauiit, so ist diess aus
dem Grunde liöchst passerul von Cicero hinzuffelugt, weil er im
\orher^elienden die Thaten irrosser Uomer, die ^or ihm gelebt
haben, erwähnt, und in dem letzten Salze noch eines Mannes
gedenkt, an dessen rulimvolle Thaten er sich selbst noch erin-
nern konnte. Aehnliche Unl)cknnfitschaft mit dem Gebrauche
des Pronomen ipse hat Schlitz in der lle«le in Pis. C. XXIV
§ 58 verrathcn, indem er in den Worten: C. ipsi Pomiilino^ ne-
cessa/io mco^ iam noiicst iulc^riim; religionibas euiin s?iscepfis
impedilnr. auf Ernesti's Anrathen //as/ strich. Cicero bedauert
dort, dass die grossen f leiden iloins, welche glänzend triura-
jihirt liatlen, nicht Piso's Uelehrung von der rsichtigkeit des
Triuniphirens hatten geniessen können. Gewiss, meint er, wiir-
den sie dann nicht triumphirt haben. Hierauf erwähnt er den
Poniptinus, welcher zwar noch nicht triumphirt hatte, und also
vom Piso eines bessern belehrt Merden konnte, allein durch re-
li^iones^ wie es Jieisst, siisreptae zu triumphiren gebunden
war. Ganz an seiner Stelle ist also dort ipsi in dem Sinne:
Selbst C. Poniptinus Icanu deine 'Lehre iiicht befolgen^ obschon
er noch nicht triumphirt hat ; denn u. s. w. . Dodli diess beiläu-
fig. ^^ as das zweite Wort vivus anlangt, so ist diess um so we-
niger als Zusatz eines Interpolators anzusehen, je entbehrlicher
es jedem Erklärer erscheinen musste. Doch giebt es der Rede
eine besondere Kraft, wie weiter unten §59: vivus est et videns
cum victu ac vestitu suo public ati.s. Aehnliche Beispiele finden
sich auch bei den Griechischen Dichtern.
C. X\I1I § 51: Quare moneo vos^ adolescentes^ ne si qua
vos aliquundo necessitas ad rem p. contra improbos defenden-
dum vucabit^ segniores silis et recordatione mei casus acoii-
siliis fortibus refugiatis. Zu dieser Stelle bemerkt Ilr. Möller:
,,Ernestius pututjatim'usesse vocarit.^\ olinesein Urtheil über
diese Ansicht Krnesti's liinziiziifiigen. Warum Ernesti vocarit
habe schreiben \\ollen, ist leicht wahrzunehmen. Es ist näm-
lich eine ziemlich allgemeine Meinung, dass, wepn in Bedin-
gungssälzen der jNaehsatz den Imperativ oder, was auf eins hin-
auskommt, i\vi\ hefehlenden Coniunttiv habe, die Bedingung
seihst durch das F'uturuni evactnm ausgedrikkt werden müsse.
Soll diese Meinung ihre 'lollkommene Bichtigkeit haben, so ist
natürlich anzunehmen, dass auch da in der Bedingung das Fut.
ex. stehen muss, wenn der JNaehsatz ein Futurum hat. Denn
da sich der Imperativ und Coniuncl. in dergleichen Sätzen alle-
mal auf die Zukunft bezieht, so unterscheiden sie sich nicht im
144 Römische Litteratur.
Mindesten von dem Futurum. Nun finden sich al)er erstlich un-
zählige Beispiele, wo der bedingende Satz ebenso wie der Nach-
satz das blosse Futurum hat. Zweitens liegt es in der Natur der
Sache, dass häufig in beiden Sätzen das einfache Futurum ste-
hen müsse, wenn die Handlung des einen Satzes nicht als die
Folge der andern , sondern als mit ihr in einen und denselben
Moment zusammenfallend, also als gleichzeitig mit der andern
dargestellt werden soll. Von dieser Art sind folgende Stellen:
Cic. ad Div. I, 6: Haec si et agcs et senties^ tum eris ma-
gnns consiil et consnlan's ; sin aliter^ ttim in istis amplissiinis
nominibus honormn non modo dignitas nulla erit^ sed erit sum-
ma deformüas. Ibi 1.1,7: Q^uod si rarius fiet^ quam tu exspe-
ctahis^ id erit causae^ quod. Id. ad Att. IV, 13: Velim st quid
forte novi habes^ conscribas ad me ; si nihil habe bis ^ tarnen
scribes aliquid. Id. Tusc. Disp. II, 24, 5t: Si gemitus in dolore
ad confirmandum aninium vale bit^ utemur. Id. de Fin. I, li>,
63: Tum vero., si stabilem scientiam rerum tenebimus., ser-
vata illa regiila^ ad quam omnia iudicia rerum dirigentur., num-
quam ullius oratione victi sententin disistemus. Nisi auteia re-
rum natura perspecta erit^ nullo modo poterimtis sensuum iu-
dicia defendere. quicquid porro animo cerjiinms^ id omne ori-
tur a sensibus. qui si omnes veri erunt^ tum denique poterit
aliquid cognosci et percipi. Wie in allen diesen Beispielen ein
doppeltes Futurum steht, weil die Handlungen beider Sätze als
gleichzeitig uild mit einander fortdaueriid erscheinen sollen, so
hat auch Cicero in der angezogenen Stelle pro Sestio unstreitig
vocabit gesetzt, weil er sagen will, dass mit dem Aufruf des
Staates zugleich die Ilitlfe der Jiinglinge eintreten, also beides
in einen Moment zusammen fallen müsse. Gleicher Art shid Cic.
ad Att. XI, 1): Sed si me non äffendes., satis tarnen habeto
C07nme?idatam., patrnumque in e«, quaiiium poteris ., mitigato.
Id. adDiv. XVI, 6: Uaec si vobis non pr ob abunt ur., vestram
iniquitatem accusatote ; ineam facilitatem laudatote^ cum vobis
non gravate respondero. Terent. Andr. V, 2, 22: Si quic-
quam mentitum invenies ., occidito.
Ganz verunstaltet hat Hr. Müller den Anfang des XXVten
Capitels , tler in seiner Ausgabe also geschrieben und interpun-
girt ist : Sed., ut a mea causa iani recedam , reliquas illius anni
pestes recordamini; sie enim fucillime perspicietis ^ quantam
viin omnium remediorum a magistratibus proximis res p. desi-
derarit. Legum multitud o quum, earum., quae latae sufit.,
tum vero., quae promvlgatae fuerunt., die am? ]\am latae
quide?n sunt consulibus Ulis tacentibus , immo vero approbanti-
bus etiam: ut censoria notio — tolleretur etc. Wir erinnern zu-
förderst, dass in dieser ganzen Stelle keine Abweichung der
Handschriften unter einander ist, nur dass einige der ganz
wertlilosen für desiderarit thcils declaravit., theils declararat.
Ciccr. oratio pro Scxtio, cdSta a MüUcro. 145
theils declarat haben , und sodann gleich zu den Worten des
XWsteii ('apitels (/?tae rero promidgata ii. s. \\. iil)erspring:en.
llr. jMiilk'r nun liat zuerst irepcn alle Handschr. und Ausgaben
iniillititdo fiir mnltilndinein iieschriebcn, und z^^eitens «las Wort
di'ram, das in allen bekannten ilandschr. hinter /«cew/ZA?^*.- steht,
mit einigen alten Ausgaben nach fiierunt gesetzt. Wir wollen
annehmen, dass der JSoininativ muUitudo ein blosses Versehen
und aus der Schiitzischen Ausgabe Avider Willen Ilrn. ^liil-
ler's in die seiuige übergegangen sey, da Hr. Müller in derJVo-
te sagt, dass er diese Stelle so verbessert habe, Avie er sie in
der 31anuzzischen Ausg., wo natürlich muUüiidinem geschrie-
ben steht, gestaltet gefunden habe, und da der JNoinin. m?//^?V?<</ö
völlig sprachwidrig ist. Angenommen also, es »it'he 7nultdndi-
/le/u da, so fragen wir Hrn. Müller zunächst, was in aller Welt
lefiitm mtdtitudiuem dicainy heissen solle. Will es Hr. Müller
in diesem Sinne nelimen: soll ich die Menge von Gesetzen er-
ivähitcn^ oder soll ich von der Menge d. G. sprechen'^: so ver-
langen wir von ihm ein Beispiel, das uns zeige, Avie man Latei-
nisch für : de midlitudine legu/n dicani'f auch multiLudineui le-
gmn dicum'i sagen könne. Da uns diess von Hrn. M. nicht gege-
ben ist, und jene Worte hi keinem andern Sinne geno/iimen
Averden können, so Avird es gestattet seyn, seine Gestaltung
der Worte als falsch zu erklären. ZAveitens verlangen Avir
eine Erklärung, Avie sich hier eine Frage mit dem Folgen-
den vereinigen lasse. Drittens begehren Avir zu Avissen, Avie
imino vero approbajitibus eliani auf tacentibus sprachrichtig
f()lg(;n könne, ohne dass diess Participium durch das fragen-
de dicam^ Avas, Avie gesagt, in allen Handschr. nach tue. stellt,
iierAorgehoben Averde und dadurch die iSachfolge einer Avider-
legenden Antwort, die in inimo — eticini liegt, möglich maclie.
Bevor uns Hr. M. alle diese Fragen nicht beantAvortet hat, Aver-
deiiAvir nicht nur die Lesart der guten Handschr. , der Orellimit
vollem Rechte gefolgt ist, als vorzüglicherhalten; sondern auch
seine Aenderungen als völlig spracliAvidrig ansehen. — EtAvas
empfehlendes kaitn die Aenderung zu haben scheinen, welche
Hr. Müller (,'. WVl § 50 in iWn Worten: reducti exsules By-
zaniium condeninati luni^ ipaun indenlnuli cices e civitale eii-
ciebuiilur. vorgenommen hat, indem er das Wort condeiiuKdi
als unecht gestrichen hat, das sich auch in der llede p/^o domo
C. 20, Avo von derselben Sache gesprochen wird, ut cxsules
Byzuntium reducereutur^ und de exstdibns Byzontinis displice-
ret, nicht hinzugefügt findet. Deiinocii glauben wir , dass kein
Wort im Cicero echter ist, als das von Hrn. Müller herausge-
worfene. Er.^lich kann Hr. Müller nicht läugnen, dass zwi-
schen beiden Wörlern ein AÖlliger Unterschied ist. Denn durch
das Wort condeniiiuttiH wird bloss im Allgemeinen einer be-
zeiGhnet, der in einem öilentiithen oder PriAat- Gericht zu ir-
10*
140 11 *i in i B «. li c L i 1 1 e r a 1 11 r.
jj:cnil einer Strafe venirthcilt worden ist. Das Wort essnl wird,
wie bekaiiiU., hauptsäclilic]! in doppelter li(;deutniig ^ebrauclit,
und bezeicluR't sowohl den, welcher freiwillig aus dem Vater-
lande geht, ohne \erurtheilt zu seyn , als tieu, der znlolge ei-
nes öffentlichen Gerichts verbannt ist. Man sehe Gesner im
Thes. bei diesem Worte, und Cic. pro Caec. C. 34 § iOO und
pro domo C. 28. Daher sind essf/les condemnali solche, die
durch ein öli'entiiches Gericht des Vaterlandes verwiesen wor-
den sind. Dass diess bei jenen Byzantinern der Fall war, sagt
Cicero in unserer Rede C. 39 § 84: tit reriuii capilaUum con-
deinnatos in liberas civitates per legalos nostros reduceret, prin-
eipem civitatis ferro obsessum teneret. Doch geben wir Hrn.
Mi'iUer gern zu, dass sich trotz dieses Unterschiedes denjioch
äusserst selten beide Worte zusammengestellt finden werden, da
meistentheiis der Zusammenhang deutlich zeigt , in welchem Sinn
eins dieser Worte zu nehmen sey. Anderer Art ist die Stelle,
von der wir sprechen. Hier nämlicli ist offenbar des Gegensa-
tzes halber zu indemnati das Wort condemnali im Vordersatze
hinzugelugt worden, so wie das Snbstantivum cives ohne Zwei-
fel bloss desswegen noch zu indemnati gesetzt worden ist,
damit es einen Gegensatz des vorhergehenden exsules bilde.
Ganz treffend ist also nach der herkömmlichen Lesart in den
beiden Sätzen ein Wort dem andern entgegengesetzt, dem re-
ducti das W. eiiiiebontiir ^ dem W. cxsules das W. cives ^ dem
W. By%unliiiin das W. e civitale^ dem W. condemfiati «las W.
indemnati ^ und endlich der Partikel tum die P. cum. — C
XXVn § 58 befremdet es uns , warum Hr. Müller nicht zwi-
schen videri. und Qui et die in dem Memmischen Codex stehen-
den Worte Tigranes igitur ^ die aucli nach der Versicherung
Lambin's zwei seiner Freunde in andern Handschr. gefunden
hatten, statt der unsinnigen Worte tulil gessit , die dafiir in
den andern Handsclir. stehen, aufgenommen hat. Wir halten
sie um so zuversichtlicher fiir die ursprüngliche Hand des Ci-
cero, da ohne dieselben weder eine Verbindung des Vorherge-
Iienden mit dem Folgenden , die nur durch igitur liergestellt
werden kann, stattfindet, noch den entgegengesetzten Worten
iUe Cyprius miser.^ qui \u s. w. irgend etwas entspricht; was bei
dem Streben Clcero's, Sätze Sätzen entgegenzustellen, im
höchsten Grade anstössig seyn muss. Wir halten die Worte
tulit gessit für eine Aenderung eines naseweisen Abschreibers,
der, nachdem Tigranes igitur^ wie bei Eigennan)en unzählig
oft geschehen ist, ganz verstümiiielt war, tulil gessil daraus ge-
macht hat. — C. \X\ § ü4 hat Hr. Müller in den Worten:
Ecquae vox umquam est audila consulum? quamquam quis audi-
ret., si maxiine queri vellentlf De Cyprio rege qiiererenlur .^ qui
nie civeni — non modo slantem nun defe nd er unt., sed ne ia-
eeulem quidem pr olexer unt. mit Ernetiti defeuderunt und
Cicer. oratio pro Scxtio, edlta a MüIIero. 147
protexerant gesclirieben , weil die Lesart der Handschriften
ireprcu die Latinitiit sey. Wir bitten Hrn. JMiiller, der Ernesti's
Lrtlu'ii unterscliriehen hat, uns die Hegel der Lateinisclieu
Spraclie , nach welciier liier das Phis((narnperl'ectum j^itelieii
iiiiisse,frenauer auseii»ander zu setzen, und versicJiern, dass wenn
tiicli «lic.se wirklich bestätiiren sollte, wir uns als einen mit den
Kegeln dieser Sprache ganz unbekannten wollen erklären las-
sen. Unterdessen behaupten wir, dass die gewöhnliche Lesart
einzig richtig ist, und sich von der Ernestischen Schreibart da-
durcli unterscheidet, dass der Satz fpii me nie. bloss eine Er-
klärung und Beschreibung der Consuln enthält, wenn das Per-
iertuMi steht, hingegen dcJi Gn?ud angiebt, warum die Consnhi
ulclit klagen ^^i■lrden, wenn das Plusq. gesetzt wird. Da in letzte-
rem Sinne aber regelmä.;;*ig der Coniunctiv gebraucht zu werden
j)flegt, wie oben § 44, coiisidcs ad anna vocarent^ qui ne vestitii
qvhlem dcfendi rem pf/blicam sissentlf: so sind wir um so mehr
iilierzeugt, dass die Krnestische Aenderung hier ganz unpas-
send ist. — C. \XX J> iid sind wir der Meinung, dass Hr. Mid-
ier eine blosse Interpolation in den Text aufgenommen hat, In-
dem er in den Worten: qt/is aniem rer, qui etc. nach res aus
schlechten Handschriiten erat eingeschaltet hat.
Als eine durcliaus verdorbene Stelle hat man seit L am-
bin bis auf Müller und Orelli folgende Worte des C
XXXll § fJ!) angesehen: Qiiae cuhi res iani manibus teneretur^
et cum cunsulcs provinciurtwi partione libertateni omneni per-
didisse/ä^ qui cum in senatti^ prißati nt de me senteii-
lias dicerent^ flagitabantur ^ legem Uli se Clodiam timere
direbaut. Wir schicken die Bemerkung voraus, dass sich in
den llandscluiiten nicht die mindeste Abweichung in diesen
Worten ftiidet, nur dass in einigen für privali geschrieben ist
pr/raiim^ was den sämmtlichen neuern Herausg. aufzunehmen
beliebt hat. Auch Lambin's Handschriften, die in dieser Rede
zu den besten gehören, haben alle pricati. Keins von beiden
sind die Herausg. im Stande gewesen zu erklären, lieber den
Sinn der JiCsart pricuti findet man nirgends eine Anmerkung;
nicht besser als keine ist Ernesti's Bemerkung über privatim^
das er in curia et domi erklärt und au{ ßagitabantur bezieht.
Dem zufolge sollen also die Worte in senatu zu de me sent. di-
ce/^e«^ gezogen werden, wodurch eine Verworrenheit der zu-
sammengehörigen Worte entsteht, die dem Cicero fremd ist.
Noch mehr haben sich die meisten Herausg. über die Worte
de me senleiitias dicerenl geärgert , > on der an sich richtigen
Behauptung ausgehend, dass senleniias dicere nicht Sache der
Consuln, sondern der Senatoren sey. Um nun das garstige
privali uAvr prirat im und das austössige f//r<v/"p/<^ , wie es den
Herausg(-!)cr)i schien, wegzuschaifen , hat man alle mögliclie
Aeadcrungeti gemacht , oder zu verdreheten Erklärungen seine
148 Bu mische Litteratur.
Zuflucht genommen. Zu letztern gehört Ernesti's Ansicht, der
sententias dicereni für gleichbedeutend mit ad senatum refer-
rent li^it. Dass diess widersinnig ist, hat schon seinen Nach-
folgern eingeleuchtet. Die einzelnen \/eränderuugen , welche
man gemacht hat, wiirdigen Avir weder einer Erwähnung noch
einer Widerlegung. Alle liaben den Zweck geliabt , privaii auf
dieSeite zu schaifen, und in den Satz ut — dicereJit den Sinn zu
tragen: ut de nie sententias dici liceret^ oder: ut consules de 7ne
referrent. Letzteres ging nur mit den gewaltsamsten Aende-
rungen, daher die meisten Herausgeber ersteres, ut — dici
liceret^ hineinzubringen gesucht haben. Wir wundern uns,
wie keiner zu der Einsicht gelangt ist, dass eben dieser Sinn,
den man in diese Stelle hineintragen zu mVissen geglaubt hat,
tlieils dem Zusam?nenhang theils der Wahrheit völlig zuwider
ist. Dem Zusammenhang zuwider ist der Gedanke ut ad sena-
tum referrent , weil unmittelbar vor der streitigen Stelle die
W orte vorliergehen : omnia senatus reiiciehat , nisi de me pri-
mii'in consules retulissent , durch welche es also schon gesagt
ist, dass der Senat die Consuln unaufhörlich angetrieben liabe,
in Betreff Cicero's einen Vortrag zu thun. Dasselbe winde also
Cicero hier wieder sagen, was um so unwahrscJieinlicber ist,
da die Worte cum consules libertatein omnein perdidissent^
welche Cicero durch den Satz gui — dicehant offenbar
erläutern will, uns erwarten lassen, dass hier von einem
Verfahren der Consuln die Rede seyn müsse, das ihre
Abhängigkeit vom Clodius noch mehr zeige. Der andere
Gedanke, ut sententias de nie dici liceret^ ist der Wahrheit
zuwider, insofern es sich die Senatoren schon selbst erlaubt
Iiatten, ihre 3Ieiimng, ohne von den Consuln gefragt zu seyn,
über die Zurückberufung Cicero's offen zu ei'klären. Es war
diess namentlich vom Pompeius geschehen , wie Cicero ^chon
(J. XXXI § GT erzählt hat, womit juan pro domo C. XX\ I § ßü:
Neque hoc Cti. Pompeius , qui oniatissimam de me sententiavi
rfmV, vergleiche, und desshalb sclion an den Kalendenjdes Juni
ein decretum senatus über die Rückkehr Cicero's zu Stande ge-
kommen. Man sehe § ({8 dieser Rede. Es muss den Heraus-
gebern ganz unbekannt gewesen seyn, dass zwischen senten-
iiam dicere und ad senatum referre ein gewaltiger Unterscliied
ist, und dass ersteres durchaus iiicht eine rclalio consulum vor-
aussetzt. Man sehe noch Cic. ad Att. HI, 15 S. (506 Ern.: quo-
7nodo autem üs ^ q?/os tzi scribis^ et de re dicentibtis ^ et ut re-
ferrelur jiosiuluntibus Clodius tacuil ? und pro domo C. XXV I
§ (SS : Quodsi illa lex esset , nee referre ad Senatum consules^
nee sentenliam dicer^i sibi Heere, und ebend. § 69 : JS'am le-
gem quideni istam nidlam esse^ quotiescumque de ?ne senatus
sententiam dixit., toties iudicavit. Man sieht hieraus, dass
Cicero das, was die Herausg. Itaben liineincorrigiren wollen,
gar nicht habe sagen können, da das blosse sententiam dicere
CIccr. oratio pro Sextio , edtta a Müllcro. 149
eine Sache war, die sich die Senatoren sclion vorher selbst
erlaubt liatten. Nur lialf iliess ihnen freilicli nicht viel, da hei
alier ihrer Erklärung:, wenn die Consuln die Sache nicht ia
A ortrag brachten, kein Senat uscoukuU am zu Stande kommen
konnte. So wie min alle Aenderuiii^en, die man in dieser Stelle
g;einaclit liat , tlieiis wessen iJirer iinerliörten Kiilmheit, tlieiis
vegen des unpassenden Sinnes, den sie bei iJirer Kiilinheit noch
enthalten, durchaus verwerflich sind; ii^ eben diesem Maasse
ist die gewölmliclie Lesart, avcmui sie riciitifj erklärt wird, dem
Zusammenhange einzig angemessen. Allerdings haben die Er-
klärer Recht, wenn sie beliaupten, dass senteidias dicere nicht
Sache der Consiiln^ sondern der Senatoren sey. Und dess-
lialb könnte die Stelle nicht richtig seyn, wenn nicht noch et-
was liinzugelugt sich fände, wodurch es möglich wird, dass
sentcnlias dicerent vom Piso und Gabinius verstanden werden
kann. Diess ist eben das Wort p/irati, welches genau mit den
Worten sententias dkcrcnt zusammenhängt. Es liegt in der
Natur der Sache, dass oft Männer, welche am Ruder des Staats
stehen, als Vertreter der Gesetze anders Iiandeln mVissen, als
hie als Menschen oder iiberhaupt als Privatleute handeln wür-
den. So mussten Piso und Gabinius als Consuln fiir die Auf-
rechthaltung des Clodischen Gesetzes, das in Retreff Ciccro's
unter ihrem ('onsulatc durchgesetzt worden war, nothwendig
sorgen, und konnten, ohne diesem zuwider zu handeln, kei-
nen Vortrag zu Gunsten Cicero's im Senat halten. Privatleute,
also Senatoren, die kein öffentliches Amt bekleideten, konnten
eher dagegen sprechen, und sagen, dass sie es gar nicht für
ein giiltiges Gesetz anerkennten. l)iess war auch geschehen.
Man lese VAc. in Pis, C Xill § IJO: ([uae lex priratts homini-
bus esse lex non cidcbattir , haue qui se metuere diceretii , eos
cunsules non dicam aninii hominum^ sed fasti ulli ferre pos-
aunt? und pro domo C, XXVIl § 70: hanc tu^ P. henlide ^ ne~
tfue privat IIS ne(jife co/is/d legem esse u/nqicam putasti. Nun
konnten aber Piso und Gabinius, trotz dem dass sie das Ge-
setz aufrecht erhielten, was sie als Consuln zu thun schuldig
waren, dennoch im Innern \ielleicht unzufrieden damit seyii
und die y\ufi)ebung desselben wünschen, durften aber natür-
lich diese Gesinnung als Consuln niclit laut werden lassen, am
allerwenigsten im Senat geradezu erklären. Diess war es aber,
was die Senatoren nach vielen ^ergeblicheu Ritten, dass sie zu
Gunsten (.'icero's Vortrag liallen möchten, gern wissen wollten,
was nämlich Piso und Gabinius, wenn sie Privatleute wären,
von dem Clodischen Gesetz urtheilen würden, und ül)crhaupt
was ihre innere Gesinnring wäre. Eine solche von den Senato-
ren an die beiden (Jousuln gerichtete liitte nun konnte gar nicht
mit andern Worten ausgedrückt werden, als hier geschehen ist:
vt senatu^ privali ul da me sciüeuLias dicerent ^ ßagitubuntur.
150 R ü m i s c h 0 L i 1 1 e 1- ii t u r. '
Niclit als Consiiln , sondern so, als waren sie blosse Senatoren,
sollten sie ihre Meinung Vi her Cicero äussern. Da sie auch (Hess
nicht zu thun wagten, soiuicrn, wie Cicero sagt, erklärten, dass
sie durch das Clodisclie Gesetz, das heisst, durch den Punkt
des Clodischen Gesetzes, ne referri neve dici //re;e^ , selbst
zurückgehalten Avürden, ihre Meinung wie Privatleute zu äu-
ssern, so sieht mau, wariiiu Cicero im VorJiergehenden von ih-
nen gesagt habe, cum Ubartalem o in nein perdidissenl. Schon
desswegen hielt Cicero die beiden Consulii iür homhies nou libe-
ros (man sehe in Pis. XHl, 3«), dass sie niclit über ihn Vor-
trag iiaiten wollten, und das Clodische Gesetz im Allgemeinen
als Gesetz anerkannten. Koch viel weniger frei und völlig ab-
hängig vom Clodius zeigten sie sich aber nach Cicero darin,
dass sie nicht einmal wagten, ihre innere Gesinnung laut wer-
den zu lassen, was allerdings aus Furcht vor dem Clodius ge-
schehen mochte. Dass es übrigens dem Senat niciit gleichgil-
tig seyn konnte, zu wissen, was Piso und Gabinius von der
Sache dachten , ist ieiciit einzuselien. Waren sie im Innern
nicht {i^i^tiii die Rückkelir Cicero's, so war wenigstens von ihrer
Seite kein grosser Widerstand zu erwarten.
C. XXXVl § 77: IMIdi neque ante hoc iempus^ iieque hoc
ipso turbnleTitissimo die tyriminationis esse in Sextitim. So
hat Ilr. Müller geschrieben, imd allerdings nicht gegen das An-
sehen der bekannten Hai2;!sclirirten. Doch dass die Stelle so
nicht könne von Cicero geschrieben seyn, lehrt das Verbuni
essc-^ dem kein anderes vorhergeht, von welchem der Infinitiv
abhängeji könnte. Hr. Müller glaubt daher, dass vor Nihil
die Worte: fidetis, iudicer., durch Naclilässigkeit der Abschrei-
ber ausgefallen seyen. Wie zuverlässig hätte diese Steile von
Hrn. Müller hergestellt werden könneu, wenn er nur einen Blick
in die Ilerwagsche Ausgabe gethan hätte, wo, wie in einigen
andern altern Ausgaben, das Wort esse ganz fehlt. Stossen
wir also die Interpolation heraus, welche von denen oIFenbar
herrührt, welche diesen Satz von dem o\ngc\\ me minist is ■^\c\\
als abhängig dachten, so ist der Stelle ohne irgend eine Aen-
derung geholfen. Es ist bloss das häutig fehlende est zu su[)-
pliren. Gleicher Meinung mit uns ist Orelli, der aber esse
nicht einklammern, sondern aus dem Text hätte Jierauswerfeii
sollen. — In demselben § wundern wir uns , wie Hr. Müller in
dem Satze : oriliir (seditio) sensim ex clamore primum^ deinde
alif/ua discessione concionis; ri.r^ sero et raro ad manus
pervenitiir. keinen Anstoss an dem Worte discessione genommen
hat. Denn wie ist es möglich, dass Cicero sagen kann, es ent-
stehe gewöhnlich ein Aufruhr (^seditio) aus dem Auseinander-
gehen oder Fortgehen der Volksmenge, da ja, wenn dem so
wäre, bei jeder Ueendigung einer Volksversaminhing ein Volks-
aufstand zu erwarten gewesen wäre'? So offenbar nun disccs-
('i«or. oratio pro Soxtio , «'(lila n Mnllcro. 151
sione ein Feliler der Abscli reiber ist, eben so ^ewis.«? ist, class
Orc'lli die iirspriui^zliclic Ilaiid des ('icero anr^reluiuleii Jiat,
indem er iu den Vdd. zu dieser l{ede S. iü\H disscNsio/w zu
sehreiben vorschlägt. Man vergl. Cie. in ilull, II, 3T, 102: e/p-
■niin Ulis honorcs^ potestatcs^ diviliue^ ex liiinidlii dt qua c.v dis-
s c 1! s i uiiibii H civiuin coniparaii soicnt. und ebend. 111 , 2,4:
iie ridcrer (dujiiid norae di s s e u si fniis coniiiiorere. Debri-
gens ist die Verweehseiiiiig beider Worte in {[iiw llandsclirifteu
sehr g^ewöiinlicli. iMan sehe pro dojiio C. 2(> §08. — JNielit
iiberffehen können \vir § "JH die sciion so fielen (Jelelirten an-
stössig gewesene Art zu reden, ohne dass sie jedoch weder
durch eine jiassende Aendernng, nocli durch eine richtige Er-
klärung gehoben worden wäre. Cjicero sagt daselbst: An feri-
simile est ^ nl civis Homanus mit homo Über quis(iiuim cum ^la-
dio iiifonini descendeiit ante lucem^ ?ie de ine ferri paleretur^
practereos^ qni — sogi/iatdurY Lajnbin naliia an den Wor-
ten sin vcrisiinile est ^ ut ^ so viel uns bekannt ist, zuerst An-
stoss, und tilgte die Worte an raisiiinie est ohne Jiedenken.
Mit Recht liess sie Krnesti stehen, obsclion voji keinem an-
dern Grund bewogen, als weil er dieselbe Art zu reden aucli aa
andern Stellen fand. \)\ti\\\ aus seinen üemerkungen ersielit Juan,
dass er selbst keinen Gefallen an ilieser lledensart fand. llr.
Müller sagt ebenfalls weiter nichts darüber, nur dass er
Matthiae zur Kede pro llosc. Am. § 121, Heu sing, zu
Oflic. 11,22 8.544, lieier zu ders. Stelle, Geruh ard zum
Laelius T. 1« §5«, Stallbauni zu Uudd. II S. 234 fg. und
üremi zu Corn. Mann. C. I anführt. Da er das, was die bei-
den letzten ge-agt liaben, vorzüglich zu berücksichtigen anra-
thet, so sie'it man daraus offen i)ar, dass er iJirer x\nsiclit am
meisten zugetiian ist. Um anderit day Zeit raubende Au;, ciila-
gen unnützer Citate zu ersparen, bemerken Mir zuerst, dass
bei Brenii dtircliaus weiter nichts zu linden ist, als die Er-
kläiung, dass «iiese y\rt zu reden nicht uaciizuahnien sey. lleu-
singer füiirt bloss zwei Stellen aus dem Laelius an, ('. I<»
%Mi Vera a>l^ y//, und '^ i')i) Jinis de,' erriuius^ tit ^ wo ut statt
des '\ccusati\.s mit dem Inf. stehe, und verweist auf Gesner
zum t^iiincl. \ll, J, a.j. Auch das Matthiäsche C.'itat
brauelil >on INiemand nachgeschlagen zu werden, da er bloss
die \onErnesti iu der (hivis angeriilirlen Stellen, wo im Cicero
auf verisiniite die l'artikel ut folgt, wieder hinschreibt. JJe ier
verweist auf Scheller Obss. in rrisc. Scr. S. 205 fg., Mat-
tliiae zu Cic. de imp. (Jn. l*onip. ('. 21 § (»1 , und fuhrt ausser
den i{eisj)ielen , die aucl» Scheller lial , bloss noch ('orn. Ilan-
nibal 1, j verum e.s7, /// an, ohne jecloch über die Sache selbst
ein Wort hinzuzufügen. iSnr drei -.oii den angeführten Gelehr-
ten, Scheller, Stallbauni und Ger nh ard, haben es
zu erklären ge.suclit , wie nach fe/w/;* e«/, certiim est ^ verisi-
152 Römisrho Litteratur.
mile est niid ähnlichen ?// folgen könne. Seh eller' s Worte
S. 205%. theilen wir nicht ohne Grund den Lesern ganz mit.
Er sagt zn der Stelle in Cic. Tusc. V, 21 : ei ne integrum qui-
dem erat^ ut ad iustiiiam remigraret^ folgendes: „To ut jiost
integrum erat notandum: tisitatius foret remigrare.
At hoc neminem offendere debet. Na7n cum u t etiam post alia
verbd^ post quae e regulis grammaticis accusutivus cum injini-
tivo poni debebat , positum reperiatur , v. c. post in usitat u m
est Cic. Mur. 21 rued.., post c er tum est Cic. ylltic. X, 4
vied. p. 824 ed. Em.., post verum est Cic. Jlosc, Am. 41,
f'err. If"., 6, Sest. 36; qtiidni etiam possit post integr um
est poni'* Possit vero etiam., si labet., ro ut explicari h. l.
per qiiomodo., ut post verisimile est explicari licet. '•'•
Stallbaum setzt, ohne auf diese Aeussernng Scheller's Rück-
sicht zn nehmen, S. 234 fg. di6 doppelte Bedeutung, die ut.,
mit dem Coniunctiv verbunden, habe, das ist die der Folge
und der Absicht auseinander, und meint, dass in solchen Bei-
spielen, als aequum est., verum est ^ verisimile est xmA an-
deren die Partikel ut eine Folge bezeichne. Er erklärt daher
das Cornelianische si verufn est., ut populus R. omnes gentes
virtute superarit^ auf folgende Weise: Si rerumgestarum revera
hicfuit eventus., ut p. Ä., oder, fügt er hinzu, si revera testa-
tum est atque certum., ut p. R. etc. Nach dieser Erklärung
müsste also allemal bei Beispielen der Art , verisimile est , ut^
der Begriff accidisse vor ut supplirt werden, eine Annahme, die
jeden Anfänger der Lat. Sprache veranlassen kann, auf alle
Verba, die einen ähnlichen Gedanken, als verisijiiile' est ent-
halten, ut folgen zu lassen, mit der Erklärung, dass er nacli
ilinen das Wort accidisse supplire. Doch davon abgesehen, so
fragen wir Hrn. Stallbaum, ob er wohl ernstlich glaube, dass
die Römer für evejiit oder accidit jemals verisimile est haben
setzen können. Wir wollen die ünstatthaftigkeit dieser An-
nahme nicht ins Lächerliche führen , was wir leicht könnten,
sonderu erinnern bloss noch diess, dass sich Ilr. Stallbaiuu
sehr irrt, wenn er glaubt, dass ?it mit dem Coni. verbunden
stets entweder die Absicht oder die Folge bezeichne. Gern-
hard zum Laelius C. IV § 14 S. 3(>fg. verwirft Scheller's An-
sicht, dass in jenen anstössigen Beispielen ut für quo modo zw
nehmen sey, ohne jedoch einen Grund, warum sie zu verwer-
fen sey, hinzuzufügen, und tritt Hrn. Stallbaum in der Erläu-
terung des Conielianischen verum est., ut bei. üebrigens suclit
Hr. Gernhard ebendaselbst von mehreren Beispielen, an denen
die Gelehrten angestossen haben, das A'istössige dadurch zu
entfernen, dass er annimmt ut bezeichne daselbst olfenbar die
Absicht. Wie aber nach seiner dort gegebenen Erklärung vom
Gebrauch der Partikel ut die Art zu reden , verisimile est , ut
al« richtig bestehen könne, begreifen wir durchaus nicht. Denn
Ciccr. oratio pro Sextia^ cdita a MüIIoro, 153
er sa^ ansdriickluli: „ /// par^ aequuin est^ se quitur
sitnil. duplex notio tuest ^ cventus altera ., sen transacti neu
fxituri; altera itidicii^ quod est de rei iieccssitate vel convc-
nientia. Kvcntum (die Tliaisavhc) qiii special^ ut sequi iubel ;
iudicii vis expriiuitur nrcusatico c. inßn. "Wir tiehcii hieraus,
dass Gernliard i,n Wesentlichen mit St all bäum übereiu-
stimnit. Wie viel richtigeres liätteu htide so gelelirte Männer
Viher diesen Geirenstand sagten können, uenu sie dein von
Scheller jregebenen Winke gefolgt und auf die ursprVuigliche
Uodeutung von ut zuriickgegangen wären. Diess hat zum Theil
Uariishorn in seiner Lateinischen Grammatik, die wir unbe-
dingt für die beste aller bis jetzt erschienenen ausgeben, ge-
tJian, sich aber leider wieder vom richtigen Wege entfernt, was
wir unstreitig dem Umstände zuzuschreiben haben, dass Hr.
Ka.'iishorn die Untersuchung Viber ut ^ wie diess bei so vielen
zusammenhängenden gi-ammatischen Uegeln gescheiten ist, an
verschiedenen Orten geführt hat. Hätte er verbunden, was
aui's Genaueste zusammenhängt , so wiir<le er gewiss schon auf
dieselbe Ansicht gekommen seyn, die wir jetzt vortragen wollen.
Wie man so häuüg Partikeln und andern Wörtern, die mit
verschiedenen Modis verbunden werden, eben desshalb eine
verschiedene Bedeutung zugeschrieben liat, ohne daran zu den-
^V^n^ dass die Modi nicht von den Partikeln, sondern von der
Bescliaüenhcit des Gedankens, der ausgesprochen wird, ab-
hängig sind, und also die Bedeutung der Partikeln stets die-
selbe bleibt: so hat man auch bei der Untersuchung von dem
Gebrauch des Partikel ut darin gefehlt, dass man die Bedeu-
tung, welche in den Modis liegt, mit denen sie verbunden
wird , auf die Partikel übergetragen und dabei ihre ursprüng-
liche Bedeutung fast ganz vergessen hat. Ja in den meisten
Lexicis findet man diese nur erst als die siebente oder achte,
wie im Gesnerschen Thesaurus, angegeben. Die Partikel ut
nun bat ursprünglich zur f'ergleichung gedient, und keine an-
dere Bedeutuii;: als die Griechische Partikel oog und die unsrige
wve gehabt. Wenn Avir dennoch nicht in jedem Falle ut mit
wie übersetzen können, so ist der Grund davon nicht darin zu
guchen, dass die Lateinische Partikel verschiedene Bedeutuik-
gen habe, sondern dass wir gewisse Gedanken anders als die
Römer aufzufassen pflegen. Damit es aber jedem einleuchte,
wie der Römersich habe einer Partikel , welche bloss die l'er-
gleirhung bezeichnet, auch da bedienen können, wo wir die
Partikeln dass und damit setzen, so wollen wir den Gebrauch
des Lateinischen ut ausiuhrlicher durchgehen, wobei es sicJi
zeigen wird , dass alle jene Stellen, an denen man jetzt An-
stoss genommen hat, nicht das geringste Unregeliuässige haben.
I) So wie der Indicativ in allen Sätzen, welche etwas, das
lüir/flirh ist, gewesen ist, oder seyn wird, enthalten, bteheu
Jahrb. f. Fliil. u. l'äUag. Jahig. II. Ihfl 10. Jl
154 Uö mit) che liittcratur.
iniiss , so ist aucli nl notliweiulif? mit dem Iiulicativ zu vcr1)iii-
(leii, wenn in dem Satze, iii welcliem es stellt, eine Thulsuche
aiis*:^e8procIieii wird. In diesem Falie wird bekaiintiicii auch
von uns die der Lat. Partikel ^anz entsprecliende Deiitsclie wie
frebrauclit. Cic. Cat. M. XVIII, 64: Ut quisque aelate aiUece-
dil^ ita sententiue principatutn tenet. — Ebenso uird iit \mi
dem Ind. bei directen Fragen und Ausrufungen gesetzt , wenn
von dem, was wirklich ist, gesprochen wird. Plaut. Merc. II,
S, 57 : Ka ut videtur mulier ? non edepol mala, ut morata est ?
nulUun vidi melius. Cic. ad Att. II, 2 1 : Ut ille tum kumilis^ ut
demissus erat., ut ipseeliam sibi displicebat ! — Es bedarf nicht
der Auseinandersetzung, wie es gekommen ist, dass man ut^
mit dem Ind. verbunden, auch als Zeitpartikel gebraucht hat.
Ebenso gebrauchen auch wir unser wie. Cic. ad Att. VII, 15:
Ut ab urbe discessi, iiulUnn udhuc intermisi diem., quin aliquid
ad te litterarum darem. Und so wie wir dem wie als Zeitpar-
tikel häufig das Wort ^/e?cÄ vorzusetzen pflegen, so schicktauch
der Lateiner das mit similis nah verwandte simul dem 2it als
Zeitpartikel nicht selten voraus. Cic. de Or. 11,5, 21: Qui si-
mul ut increpuit , in media oratione philosophuni omucs relin-
quuut. So viel uns jedoch bekannt ist, wird ut bloss bei Tein-
poribus der Vergangenheit als Zeitpartikel gebraucht.
II) In allen Sätzen aber, in denen nach den bekannten
Hegeln der Grammatik Viberhaupt der Coniunctiv zu gebrauchen
ist, muss auch auf ?/^ der Conjunctiv nothwendig folgen, ohne
jedoch von dieser Partikel abhängig zu seyn. Wir tragen um
so weniger Bedenken, diese Fälle einzeln anzugeben, je mehr
aus denselben hervorgeht, wie alle die Beispiele, die man bis
jetzt entweder für ungewöhnlich oder gar für unrichtig gehal-
ten, der eigenthiimlichen Bedeutung von ut ganz angemessen
sind.
1) muss der Coniunctiv auf ut m der oratio obliqua folgen.
Caes. B. G. I, 44: Arioristus respondit ^ ut sibi concedi non
oporteret , si in nostros fines impetum faceret , sie item nos
esse iuiquos , quod in suo iure se interpellaremus. Cic. ad Div.
V, 2, 7 : Illud dico , me n t prinium in voncione provinciam de-
posuerim^ statim quemadmodum eam tibi traderem ^ cogitare
coepisse.
2) muss der Coniunctiv auf ttt in der oratio indirecta fol-
gen. Cic. in Pis. II, 3: Sed omitto., ut sit f actus uterqne no-
strum. Id. ad Att. 1,13: Accedit eo, quod mihi non est iiolum.,
ut qnisque in Kpiruni projiciscaiur. Id. ad Att. I, Ki: Credo
teaudisse., quae consurrectio iudicum facta sit ., ut nie circum-
steterint , u t aperte iufiula sua pro meo capile P. C'lodio osten-
tarint. Id. pro Cluent. X\V, 07: Jam hoc non ignoraiis ., iudi-
ces., ut eliam bestiae fame monilae plerumque ad eum locutn^
ubi pastae aliquando siul., rever tanlur. Idem de Fin. V,
Ciccr. oratio pro Sextlu, üdita a iMülU'ro. 155
IS, 48: Videmusne^ ut piieri ne verlwribiis quid ein —
deterrfaiitur? ut pulsi reqiiirant., et aliqnid scire se
gaudeant? ut ahis na/rare gestlaitt? ut po/iqia^ tudis^
atque eiiismodi spectavulis teneantur ^ ob eainque rem vel
fanievi et sili/n perferant'f TcrcMit. Aiulr. I, 1, 8: Lt
aempei tibi apud me iiista et clemeiis fuerit seruitus^ scis. Id.
Kiiii. I, 2, 47: Tute scis ^ quam iutimuni habenin te ^ et mea
cousilia ut tibi ciedain oniuia. Wir kniiiitea iiocli ineJir Bci-
hpioU' aiifüliren , docl» werden diese hinreichen, um eine Be-
liiuiptun^zu bestätigen, die fast keines Beispiels bedarf. liams-
liorn, der einige derselben auch §183,11 S. 545 angefiilirt
liat, scheint uns jedocli nicht eingesehen zu haben, wie in den
>on uns hergeschriebenen derConinnctiv bloss desswegen steht,
weil es oratio indirecta ist. Wir niiis!>en diess daraus schlie-
psen, dass er die von uns hier erwähnten Beispiele mit solchen
verbindet, in welclien der Coniunctiv oifenbar ans einem an-
dern Grunde, wie wir nachher sehen werden, stellt, und dasa
er eben diese Beispiele, welche wir liier gegeben haben, niclit
in den § von der oratio indirecta^ wohin sie nothwendig gehö-
ren , sondern in den Abschnitt über die Erklärungssätze auf-
genommen hat. Uebrigens können wir nicht unbemerkt lassen,
vie schon in einigen der angeführten Beispiele, namentlich in
dem aus derUede/;/o Clueiitio^ non ignoralis^ ut bcsliae re~
rertantur ^ das Lateinische ut dem Deutschen f/rw»- sich nähert, ob
es schon hier genau genommen durch w/e übersetzt werden muss.
3) Alle übrigen Fälle, in welchen ut mit dem Coni. Aer-
bunden >orkommt, theüen wir in zwei Hauptclassen. Zur er-
sten rechnen wir die, wo ut in unabhängigen^ zur zweiten die,
wo ut in abhängigen Sätzen steht. Man könnte an dieser Ein-
theilung den Tadel erlieben, dass die beiden vorhergehenden
Fälle, wo ut jnit dem Coni. verbunden erscheint, von der ('lasse
der abhängigen Sätze nicht auszuschliessen seyen. Dagegen
erinnern wir, dass sich die bereits erwähnten Fälle von de»
noch zu er\vähnen«Ien bedeutend dadurch unterscheiden, dass
jene eineThatsavhe^AW nur der oratio indirecta und obliqua we-
gen «lurch den C>)niiinctiv ausgesproclien werden musste, die
folgenden aber n>ir etwas Gedachtes enthalten.
A) Die unabhängigen Sätze sind wieder von dreifaclier Art:
a) enthalten sie einen Wunsch. Terent. Ileaut. IV, 2, (>:
Ut te quidem omnes dii dcaeque^ •^y^^i perduint! Id. Adelpii.
IV, 7, I: L't^ Sijre, te cum tun maust rat ione magnus perdut
Jupiter! Ebenso wird bekanntlich das aus ut und //«/« gebil-
dete utiuaui mit dem ('oni. verbunden. So wenig jenes von ei-
nem andern Worte abhängig ist, so irrig ist die Ansiclit derer,
welche /// in dieser Hedeutnng von einenj au>gi'lassenen rolo
o«ler opto sich abhängig denken. Es ist bekannt, dass der bio-
H8e Coai. ohne ut auf dieselbe Weise gebraucht wird.
150 Römische Llttcratur.
b) enthalten sie eine Frage. Cic. Catil. I, 9, 22: Qitam-
qvam quid loquor? Te nt ulla res fra/lgat? tu ?/t utif/ttam te
cnrrigas? tu ut iillam fugam mcditere? tu ut nUum c.vsiliumco-
f^ites? Beispiele vom blossen Coni. in dieser Bedeutung siehe bei
Kamsliorn S. 4ü7.
c) enthalten sie die Bedeutung des Zugebens oder Einräu-
mens, dass etv.as seyn möge. Tic. in Kuli. I, 8, 23: Ktenini ut
cirvuinspicianius omnia , quae pnpulo prata sunt : nihil tarn po-
puläre quam concordiam reperiemns. Id. ad Att. II, 15: Verum
ut hoc noii sit , tarnen praerlarum spectacuhim mihi propono^
modo te consessore speclare liceat. Id. ad Att. XII, 23: Nam
q id de nie dicam? vui vt omnia contiugant quae t'olo^ Icvari
non possum. Id. ad Div. I, 9: In quo ut iam sit in iis culpa, qfii
jne 71071 defe7iderunt^ non 7uinor est in iVs, qui reliqueruut. Man
pieht aus diesen Beispielen zur GnVige, Avie ut der ursprüngli-
chen Bedeutung gemäss mit dem ('oni. verbunden auch liier
eigentlich nicJits anderes lieisse, als trie auch mag^ möge u. s.
w. Es nähert sich daher sehr der Partikel quamvis^ die aber
eigentlich auch niclits als tvie du auch willst bezeichnet. Dass
man ferner in den hier angefiihrten Beispielen , wo es von uns
durch gesetzt^ dass zu Vibertragen ist, nicht an ein ausgelasse-
nes posito, wovon ut abhänge, zu denken habe, zeigen die Bei-
spiele, w'o der blosse Coiii. in derselben Bedeutung gebraucht
erscheint. Man sehe Ramsli. S. 415 fg.
B) Die abhängige?! Sätze sind der Hauptsache nach dop-
pelter Art, indem sie entweder em mäglich seyn, oder ei/i sol-
le/t bezeichnen. Wir sprechen znerst von den Fällen, avo der
Colli, ein /nöglich seyn bezeichnet. Cic. in RuU. II, 22, 58: Hoc
quia vos foedus no7i iusseritis^ rcretur Hiempsal^ ut satis fir-
mum sit et ratum. Id. ad Att. VI, 1 : Addo illad^ quod verepr
tibi ipsi ut probem. Ter. Ilec. 1 , 2 , 2ö: Sed Jirmae hae vercor
ut si/it nnptiae. Cic. ad Div. XIV, 2: Omnes labores te excipere
Video. Timeo^ ut susti7ieas. Es ist uns fast unbegreiflich , wie
man aus der Art zu reden vereor ^ ut^ timeo., ut nicht gesehen
hat, dass ut mit dem Coiii. verbunden nimmermehr stets die
Absicht oder Folge, sondern eigentlich nichts als die Art und
Weise, Avic etwas geschehen könne, bezeichne. Denn es leuch-
tet ein, dass in ii/neo^ ut weder eine Absicht noch eine Folge
liegt. Vielmehr heisst /?/«eo, ttt z. li. foedus ratum sit^ nichts als:
ick bin in Angst ^ wie das Biinduiss bestehe7i Ua7m. Von der-
selben y\rt sind min erstlich folgende so anstössig gewesene
Beispiele. Cic. pro Sestio XXXVI, 78: uin verisiinile est^ ut
riris Romanus., aut homo aber quisquam cu7n gladio in forum
desce7iderit ante hicem., ne de 7ne ferri paleretur ^ praeter eos^
qui — saginantur? Id. pro Uosc. XLT, 121: Non est ila pro-
feclo^ iadices ; non est cerisimile ^ ut Chrysogonus hör um litte-
Ciccr. oratio pro Sextioj cdita ii Jlüllcro. 15T
ras adamarit aut humanitatem ; non , nt rei familiaris negotio
diligenliam cognorit eoruin et Ji dein. la beiden ist ut wie bei
mctno^ vt durch wie zu übersetzen, und der Coni. bezeiclinet
wie in den Sätzen, in denen metiio., ul steht, eine Mö^rliclikeit.
Die cr.ste Stelle ist also zu ül)ersetzen: Oder ist es denkbar.^
v'ic ein Jiömisciwr Bürger oder irgend ein Freier vor Tagesan-
bruch niil dem Schirerdt auf den Markt habe gehen können \\.
s. w. V on franz ^leiclier BeschalFenheit ist die Stelle pro ilosc,
nur dass dort, was aber zur Saclie niclits thut, keine Frage ist.
Liebriirens bei'reindet uns in dieser im i:ochsten Grade iMat-
thiae's UrtJieil, dass verisiniile zu streichen sey, weil es sicli
von den vorhergehenden Worten non est ita profecto gar nicht
unterscheide. Allein jiiit diesen Worten sagt ja Cicero ofl'enbar
^\eiter nichts, als dass die Sache nicht so sey, wie man glaube,
während er in den folgenden non est verisiniile noch die Bc-
liauptung hinzufügt, 'dass es nicht einiiial denkbar sey, wie u.
s. w. . ISicht unpassend wird die Vergleichung folgender Worte
Ciccro's in Brut. XVII, 69 seyn: Aon verisiniile est., quam sit
in vtroque genere et creber et distinctus Cato. Auch hier ist
der Sinn der Worte iionver.est., quam dieser: es ist kaumdenk-
bar., wie u. s. w. , In demselben Sinne liat Cicero noch in zwei
andern Stellen verisiniile est., ut gebraucht, nur dass in ihnen
der Coni. Imp. , wie Verständige von selbst einsehen werden,
anders aiifzulassen ist, als in den obigen der Coni. Perfecti. Sie
pind: 11 in Verr. IV , ß, 11: Quid., si magniludine pecuniae
persuasum est ei'^ Ferisimile non est., ut ille hoino tam locu-
ples., tam honestus religioni suae monunientisque maiornm pe-
cuniam anteponeret. Pro Sulla XX, öl : J erisimile non est., ut.,
quem in secundis rebus , quem in otio secum semper habuisset,
hunc in adversis et in eo tumultu., quem ipse comparabat., ab se
dimitteret. An beiden Stellen bezieht sich der Coniunctiv Imp.,
Mas der Deutsche Uebersetzer Wolff nicht eingesehen hat,
auf einen ausgelassenen Bedingungssatz, der häufig nicht ausge-
drückt A\ ird. In der ersten Stelle ist der Satz sidaretur ei pecuttia.,
in der zweiten der Satz si dimitteret hinzuzudenken, und also
der Sinn der ersten Stelle: es ist nicht denkbar., wie jener so
reiche und rechlschajfene Mann^ wenn ihm Jemand Geld gäbe.,
dieses der Jieligiositüt und den Denkmühlern seiner Ahnen vor-
ziehen würde., und der zweiten: es ist nicht denkbar., wie Sulla
den., welchen er im Gluck immer bei sich gehabt hatte., im Un-
glück von sich entfernen würde, wenn er ihn fortschicken wollte. —
>\ir lassen nun noch eine Anzahl solcher Beispiele hier folgen,
die auf dieselbe \V ei>e aufzufassen sind , als jene beiden Ci-
ceronianisclien aus iWu Reden für den lloscius und für den Se-
Ktius. iNach dem bereits Krinnerten wiril man au der Ilichtig-
keit derselben keinen Augenblick jnehr zweifeln. Lactant. de
Ira Dci X, -14: Acc enim verisiniile ., ul minor a et humilia rc-
158 R 5 lu i ä c 1i c L i 1 1 c r u t II r.
gimen haheafit, maiora et snmma no?i hnbeant, Tic. de prov.
coiis. XVI , 3Ü : Nam tit C. Julius omnibns a senatu e.vtiniis ac
novis rebus ornatus per manus haue provinciam tradal ci^ eni
miuinie vos velilis ; ^;ey quem ordinem ipse amplissimam sit
gloriam consecutus^ ei ne Libertateni quidein relinquat ^ adduci
ad suspivanduin nullo modo possuin. Der Sinn : ich Icauu mir
flicht deuken^ wie u. s. w. Ganz gleicher Art ist folgendes Bei-
spiel, Avo das blosse adduci noii possum dieselbe IJedeutunir bat,
als in dem eben angeführten adduci ad suspicaudum non pos-
sum. Cic. de Fin. 1,5, 14: Nuui illuc quideni adduci rix pos-
sum^ ut e«, qtiae senserit ille^ tibi non vcra videaniur. Corn.
JVcp. Att. YllI, 3: Excogitatum est a quibusdam^ tit privatum
aerarium Caesaris interfectoribus ab equilibus Romanis cousti-
tueretur. Jd facile effici posse arbitrali sunt , si et principes
iUius ordinis pecimias contulissent. Der Sinn: es tvurde von ei-
nigen ein Plan ausgedacht ^ wie man — könnte. Cic. II in Verr.
V, (i, 13: Hoc vero novum et eiusmodi est^ ut magis propter
reum., quam propter rem ipsam credibile videatur ., ut homines
servos , ut ipse , qui iudicarat , ?d statim e medio supplicio di-
7uiserit , ut eins facinoris damnatos servos , quod ad oniuium
liberorutn caput et sanguinem pertineret. Der Sinn dieser Stelle,
Melclie Matthiae zur Rede de imp. Cn. Pomp. C. XXI § (>2
nicht riclitig verstanden zu haben scheint, ist folgender: JJiess
ist aber neu und von der Art , dass es mehr des Beklagten als
der Sache wegen glaublich scheint^ tvie er selbst., der geurtheilt
hatte , Skiaren habe entlassen können u. s. w. Die Partikel ut
nach videatur., so wie die folgenden, kann niclit zu novu?n,
Avie Matthiae meint, bezogen Averden, sondern muss notlnven-
dig als zu r;-er/?'Ä«Ye gehörig betrachtet Averden. Denn davon
einer Titatsache liier die Rede ist, so musste auf novum durch-
aus quod dimisit folgen, Avenn diese beiden Sätze hätten in Ver-
bindung gebracht Averdeu sollen. Cic. de Fin. II, 33, 108:
Qui probari polest., ut /s, qui propter fne aliquid ., plus quam
ego ipse gaudeat? Id. Tusc. III, 3, 5: Qui vero probari pol-
est , ut sibi mederi afiimus non possit , cutn ipsam ?nedicinam
corporis animus invenerit'f Id. de Nat. D. I, 23, (»3: IS am
Abderites quidem Protagoras cum inprincipio libri sie posuisset.,
de divis neque ut sint., nequeut von sint., habeo d i-
cere., urbe est exterminatus. Id. de Fin. V, 26, 18: Atqui.,
inquit^ si Stoicis concedis ., ut vir tus sola., siadsit., vitam effi-
ciut beatam., concedis etiam Peripatelicis. Id. de Div. II, 31, ()(>:
Sed ut in cunis fuerit unguis , no7i tarn est mirum , in Solonio
praesertim., tibi ad focum angues nundinari solent. Id. Acad.
iV, 9, 28: Sed Antipatro hoc idetn poslulanti., cum diceret^
ei , qui affirmaret., nihil posse per dpi., consentaneum esse unuin
tamen illud dicere percipi posse , ut alia non possent , Cur neu-
des acutius resistebat. la allen diesen Beispielen kann ut Ave-
Ciccr. oratio i»r«» Scxtio, uditu a MäUrro. ]5i>
der in der Bodeutun^ der .IbsUht iiocli in der der- Folfj^e aiil-
gefusst ^^erd»'^. Die Worte iioii polest proöan\ iil (fiiis plus ca
rc gaudeul sind also so zu erklären: es liunn nicltl bcuricscn^
odi.'v glaub/Ich gemacht werden^ wie sich einer mehr darüber
freuen Lönne. Aul* diese Weise sind auch die WOrte nef///e nt
sint dii^ neqite ut non siut^ habeo dicere aufzulassen, niimlich:
ich hann weder angeben^ wie es Götter gäbe ^ noch wie es Leine
gäbe^ das lieisst mit andern W(»rten: ich kann weder etwas
anfülireii, wodurch das Vor!»andense_)ii der Götter erwiesen
werde, uocli n. s, w. Hieraus «ird man leicht seilen, dass der
Accusati^ mit dem Inliaitiv an dieser Stelle uiclit passend seyii
\\ ürde.
Ohirleich aus dem his jetzt Gesagten leiclit einzusehen ist,
wie die Lateiner nach »ind nach auch da der Partikel nJ: sich
bedienen konnten, wo ihre ei.ireutilche Bedeutung ganz in den
Hintergrund tritt, uijd sie unsern eine Absicht und Folge be-
zeichnenden Partikeln dass und damit entspricht: so zeigt sich
tioch der Uehergang zur Absichtspartikei ganz besonders auf-
fallend in der Verbindung mit Verbis, welche sich bemühen^
nach etwas streben^ so/,i;x'/< und ähnliches bedeuten, als cu-
rare, laborare, operani dare ^ id agere , prospicere , conside-
rure ^ cogilare, videre und andern. Denn alle diese bezeich-
nen mit «larauf folgendem tit und dem nachlolgendea Coniun-
ctiv eigentlich nichts, ah ein Bestreben^ wie etwas möglich zu
machen sei), was mit de7n Bestreben, dass etwas geschehe, oder
mit der Beabsichtigung, dass etwas geschehe, in eins zusammen-
läuft. Wenn also gesagt wird: ^-Jnle senectutem curaci, ut
bene viverem; in senectute, ut bene moriar, so heisst diess ei-
gentlich: vor dem Greisenalter habe ich dafür gesorgt, wie ich
gut leben könnte u. s. w. Der Beispiele bedarf es hierbei wei-
ter nicht. iMcht verschieden von dieser Art Sätzen sind die-
jenigen, wo wir die Partikel ni durch damit übersetzen, wäh-
rend sie in den eben angegebenen lediglich durch dass aus-
zudrücken ist. Wenn man also sagt: Ludos fccit apparatissi-
mos. ut populi facorem sibi conciliaret, so wird diess allerdings
üiiersetzt : er gab äusserst prachtvolle Spiele, damit er sich die
Gunst des l olks erwärbe , und man könnte glauben , wie auch
Kinige geglaubt halien, dass ut hier in einem andern Sinn ge-
braucht se\ , als wenn man sagt; id egit , xit populi favoreni
aibi conciliaret , allein dem ist nicht so. In beiden Fällen ist
und bleibt das Ziel der Handlung die Erlangung der Volks-
gunst, und der erstere Satz ujiterscheidet sich ^om letzteren
bloss dadurch, dass in iiim das Mittel noch angegeben ist, wo-
durch zu dem Ziele gelangt werden kann, wobei aber immer
die Bedeutung der Partikel ut dieselbe bleibt. Denn man sagt
mit ludos app. fecil ^ wi nichts anderes als: ludis apparutissimis
editis id cgil ^ ut u. a. w. Lcbrigeiis gebrauchen wir Duutscheu
100 U ü in 1 6 <-. li c L 1 1 1 e r u t u r.
«ehr passend iii dem Falle, wen» der Hauptsatz zugleich das
Mittel enthält , wodureli irgend ein Ziel erreiclit werden kann,
die l'artikel damit^ indem diese ofl'enbar, aus mit und du zii-
sainmeng^esetzt, urspiüiiiilich mit was^ wo^/w/cA bedeutet. Sowie
aber diese Partikel damit nach und nach aucli in scheinbar un-
abhängigen Sätzen zur liezeichnung der Absicht gebraucht wor-
den ist, so dassNienianil an ihre urspriinglicbe Bedeutung denkt,
ebenso haben auch die Lateiner ut gebraucht, und sagen daher
z.B. (Cic. pr. ttoscio Ai2). XXXI, 87): Quam sis audus^ ut alia
obiiciscar., Iiinc omnes intelligere potuenint.
Beim Scbluss unserer Bemerkungen über ut als Absichts-
partikel machen wir den Leser nochmals darauf aufmerksam,
wie es ganz im Wesen des Coniunctivs liegt, welcher an und
für sich die Möglichkeit bezeiclinet, dass man sich seiner zur
Bezeichnung der Absic'it als etwas bloss Gedachten bedient
hat. Auflallend kann und muss es dagegen erscheinen, wie
man dieselbe Partikel mit dem Coniunctiv verbanden auch iii
Folgesätzen habe gebrauchen können, da ein Folgesatz, der
isicli als Thatsache an das Vorhergehende anscliliesst, nicht
den Coniunctiv, sondern den Indicativ verlangt. Diess haben
die Griechen sehr richtig geiühlt , und daher theils andere
Partikeln theils einen andern Modus in Folgesätzen als in Ab-
sichtssätzen gebraucht. Am auüallendsten ist dieser Ge'brauch
der Partikel lU bei Temporibus der Vergangenheit , wie wenn
es lieisst : Atque ila est a me considatits permtus , nt nihil sine
co/isilio senatus^ nihil iion opprobaute popalo It.egc'/im ; ut sem-
per in rostris curiam^ in senutu popidum defendcrim; ut midti-
tudinem cum principibus ., eqiiesLreni ordinein cum senalu con-
iuuxerini. Deutlich treten hier die Folgesätze als solche her-
vor, welche eine Thatsache enthalten. Wir können diese Ei-
genheit des Lateinisclien Sprachgebrauchs nur daher erklären,
dass die Lateiner die Folge als eine erreichte Absicht aufgefasst
Ilaben. Uebrigens be uerken wir in Bezug auf diese Fol;L:esätze,
dass man ohne allen Grund eine Verschiedenheit derselben un-
ter einander annimn)t, je naclidem sie im Deutscheu bloss durch
dass oder durch .so dass übersetzt werden. Denn ein' Satz, wie:
Die Sonne beioirht^ dass der Körper crivärnit wird^ unter-
scheidet sich von dein: Gross ist heule die Glut der Sonne ^ so
dass Fiele verschmachten ^ bloss dadurch, dass der zweite das-
jenige mit angiebt, wodurch die Folge bewirkt wird. Denn
der Satz ist nur anders gestellt, für: J)ie Sonne bewirkt heute
durch ihre Glat^ dass u. s. w. In beiden enthält der abhängige
Satz ei(ie aus dem regierenden Satz unmittelbar hervorgehende
Folge. Wir liabeu diess erwähnt, damit man in Grammatiken
nicht oline Noth trenne, was nicht zu trennen ist, und dadurch
daä Erlernen der Sprache den Anfängern crscliwcre. iMan sehe
Ciccr. oratio pro Sextio , edita a Müllcro. 161
Ranisliorii S. 599 fs. Endlich erinnern wir noch rücksichtlich
derer, welche es für etwas ungewöhnliches oder anstössiges
halten, wenn auf Sätze, als aequum est^ aeqiiitatem habet^
pur est , convenit , consentanemn est , mos est , consuetudo est^
integrinn est^ accedit ^ seqjiitui\ restat ^ rclinquitur , reliquuni
est ^ extrenium est^ mauditum est^ imisitatum est^ celebratum
est , tritum est , novum est , singulare est , und ähnliche , die
Partikel ut folgt, dass diese Verbindung niclit das geringste
Anstössige hat, insofern in allen diesen Ausdrücken, so oft ut
darauf folgt, der Begriff ^^, oder factum est ^ oder ßeri debet^
odvr Jieri poiest offenbar zu Grunde liegt. Nur an einigen Bei-
spielen, die den Gelehrten am meisten missfallen haben, wol-
len wir die Richtigkeit unserer Behauptung zeigen. Cic. de Off.
II, 22, 79: Quam autefii habet aequitatem^ ut agrum vmltis
amtis aut etiam saeculis ante possessum , qui miUuni habuit^ ha-
beat^ qui uutem habuU ^ amitiat? Das heisst: num fU secun-
dum aequilatem. Cic. Phil. VII, 2, 4: Qui em'm convenit ^ ut^
qui populäres fuerunt ^ iidem — improbos se quam populäres
esse malint? Das heisst : numfUconvenienter. Ebenso wird
mos est ^ ut für es inore ßt^ ut gesagt. Cic. Tusc. V, 21, 62:
Atque ei ne integrum quidem erat^ ut ad iustitiam remigraret
et civibus libertatem et iura redderet. Das heisst : fieri non
poterat^ ut is. Cic. ad Div. V, 12: Accedit etiam ^ ut minor
sitfides^ minor auctoritas. Das heisst: praeterea fit etiam.
Cic. de imp. Cn. Pomp. XXI, 62: Quid tarn inusitatum^ quam
ut , cum dzio consules clarissimi fortissimique essent , eques R.
— viitteretur ? Offenbar hat sich hier Cicero unter inusitatum
gedacht inusitate factum., wie in dem darauf folgenden Satze:
Quid tam singulare., quamut — consul ante fieret ., zu singu-
lare das Wort factum hinzuzudenken ist. Ja so ist in dem
nächstfolgenden Satze: Quid tam incredibile^ quam ut ilerujn
eques IL ex senatusconsulto triumpharet? offenbar ut nach in-
credibile bloss desswegen gesetzt, weil Cicero hier von dem,
was geschehen i>t, spricht, und mithin unter incredibile ein
factum incredibile verstanden wissen will. Dieselbe Bewandniss
hat es mit den von Matthiae in der Note zu dieser Steile an-
geführten Worten aus der Bede in lluU. II, 10, 26. Wir fü-
gen noch hinzu pro Flacc. XWII, 6.>: Quid porro in Graeco
Sermone tam tritum atque celebratum est., quam., si quis despi-
catui ducitur , ut Mysorum. ultinnis esse dicalur ?
Dass unsere Auffassung der erwähnten Ausdrücke einfacher
und richtiger sey, als die von Sta 1 1 b au m zum Rudd. II, 234 fg.
gesehene, zeigt noch dieConstruction des Verbi»?/w mli ut; al«
Cic. pro Coelio XX, 48: quando euimhoc factumnon est? quando
rcprcticuHum ? quando /ton perniissum ? quando denique fiiit^at.,
quod licet., non liceret'f Id. de Or. II, 36, 152: A'i7, inquii.,
ut dicis^ ut plerique philosophi nuUa tradant praccepta diceudi^
11* '
I(t2 ' Uiijuisiclic L i t lernt ;i r.
et hubeant paratum tarnen^ quid de quaque re dicant. und Or.
LIX, 199: Est aiitem^ nl.idmusime dcccal. 1*js i'st eiiilcucli-
tcnd, dass jiiau est in dieser Coiistructioa fast gleichbedeutend
müßt genoinincii hat. Dieser Gehrauch des Wortes est und
/««7 lulirt »ms , wie wir lioffeu, zur richtigsten Auflassung fol-
gender Stelleu: Cic, de üiv. II, Sl, 66: De ipso Muscio poiest
illud qiiidem esse falsum^ ut circumllgatus faerit angui. V^arro
de R. R. 1 , 2 : Fimdaums aspicit ad ScroJ'am^ et^ tarnen verum
dielt ^ iiiquit ^ hic^ ut hoc scripserit in a^ricidlura? Cic. de
AjuIc. IV , 14 : Id st ita est^ ut optimi cuiusque animiis in morte
facillime evolet ^ tamquam e custodia vincuiisque corporis: cui
censeiHus cursuin ad deos faciliorem fuisse ^ quam Scipioni?
Sin autem illu veriora^ ut idem interitus sit animorum
et corporum^ nee ullus sensus maneat : ut nihil boni est in morte^
sie certe nihil muH. Id. ibid. XIV, 60: Concedetur profecto
verum esse, tit bonos boni diligant adscisca/itque sibi quasi pro-
pinquitate coniunctos atque natura. Id. ibid. XVI, 5(5: Nee
enim illa prima (sententia) vera est , ut , quemadmodum in se
quisque., sie in amicum sit animatus. Corn. Nep. Hann. I, 1:
Si verum est , quod nemo dubitat , ut populus liojnanus omnes
gentes virtute superarit. In allen diesen Stellen steht td in der
Bedeutung der Folge, auch in den aus den Laelius angefülirten.
Offenbar irrt sich Gernhard, wenn er XVI, 56 in den Wor-
ten vera est den Begriff ea; qua praecipiunt finden zu müssen
glaubt, und sich davon ut abhängig denkt. Denn deutlich zeigt
das Folgende, dass Cicero hier von dem, was der Fall ist,
nicht von dem, was geschehen müsse, spricht. Unbestritten
haben aber IV, 14 die Worte veriora sunt und XIV, 50 verum
esse bloss die Bedeutung, es ist wirklich der Fall., so wie iu
der Steile de l)i\.falsum esse nichts anderes ist, als tion verum
esse,, und diese in eben dieser Bedeutung gesagt ist. Cicero
meint: In Betreff des Itoscius ist es vielleicht nicht der Fall.,
odar nicht gegründet ., dass er u. s. w. Ganz gleiciier Art ist
die Stelle aus dem Varro, in welcher nur für verum est., quod
dicit., ut kürzer vertun dicit., ut gesagt ist. Vergleicliea wir
alle diese Stellen mit solchen, als die aus de Or. angeführte ist,
est., ut dicis ., ut plerique philosophi trudant ,, so denken wir,
wird Niemand zweifeln, da«s die Lateiner verum est m dem
Sinne es ist gegründet., es ist wirklich der FaU., mit andern
Worten vere fit oder factum est., gebraucht und desshalb ut
darauf liahen folgen lassen.
Zweitens bezeichnet der Coniunctiv mit vorhergehender Par-
tikel ut ein Sollen. Atich in diesen Sätzen zeigt es sich, wie ul
der ursprünglichen Bedeutung gemäss gebraucht worden ist. Denn
einen Satz, als dieser ist: udinoniiU ine , ul cjnani prlniuui
CapuaJii Libcrarein, fassten die J^ateiner so auf: er ernia/inle
mic/it ii'le icli vur alieti Dingen Capna befreien sulUc. Audi
Ciccr. oratio i>ro Sextio, ciVita a Müllcro. 163
liier irren diejenigen , welche in ul den Grnnd suchen , dass der
Coniiindiv i'o\s:t. Mau saiit aucl» ohne nt z. B. Syro is^noscas
'i'olu , >vo an lieine Kllipse zu denken ist. Da man weiss, dass
die liah'iner nacli allen Verbis, die einen Befehl oder Willen,
dass etwas freschehen solle, enthalten, ul mit dem Coninnctiv
setzen, so befremdet es uns, wie man hat an Cie, ad Att. \, 4
Anstoss nehmen können. Ks heisst dort: Juiprimis nihil esse
certt'ust c/t/am vt ownes, qui lege Pompeia condeinnaU es-
fie/it, restiliurentiir. Es fallt in die Augen, dass hier /;///// esse
Verl ins gesagt \s\i\ir iii/iil esse jnagls decrelinn, imd also der
Sinn ist: es stv nichts fesler beschlossen , als dass alle —
tvieder hergeslelll iverden sullltn. Auch ist bekannt, dass rer-
nerc in tler Bedentimg von dccernere^ wie bei Cic. de liegg. III,
S, 8: /niiv poteslale pari (juulciinniue senalns creh^crit popji-
Insi'e iusseril y lol siinlo. und besonders certimi est für decre-
ium est Ijüufig gesagt worden ist. Wie decernere , ul nolhwen-
dig zu sagen ist, wenn von dem, was geschehen soll, die Rede
ist, so findet sich auch senlentiaTn direre, ///, wie bei Cic. ad
9- fr. II, 1, 2: Sententiarn dixit , vt ipse indices per prae-
lorem vrbanum sortiretiir. — • Mur zu erwälmen ist nocli der el-
liptische Geliraucli von /// vor 6i, z. B. eins negotium sie velini
suscipias, ut si esset res 7nea , das heisst, ut susciperes , si
res rnea esset, \ot plurimurn^ maximCy qniy quid und an-
dern Wörtern.
Wir keliren zur Rede pro Sesfio zuriick. C. XXXVI § "«S
hat Ilr. Müller die gewöhnliche Lesart: Nam si obnunliassel
Fabricio is praetor ^ qui se servasse de coelo dixerat, nacli
Ernesti's Vorschlag geändert, und für .se 6er?.Y/6'6"e geschrie-
ben se servaturuni esse. Wir bekennen , dass wir selbst die
Vulgata für unrichtig, und die Herstellung des Infinitivs Fut. für
nothwendig erachten. Da jedoch das Pronomen reciprocum se
sowohl in den bekannten Handschriften als auch in d.en al(en Aus-
gaben fehlt, und es zweitens als enclitisches Pronomen hier nicht
passend vor dem Verbo, zu welchem es gehört, steht: so sind
wir der Meinung , dass man sich mehr an die Lesart der Hand-
schriften hält, wenn man qui servaturum se de coelo dixerat
schreibt. — C XXXVIII § 82: jitque hoc scitis onmes, uscpie
adeo homineni in perirulu fuisse, quoad scitum sit Seslhnn
vivere. Mr. Müller bemerkt zu dieser Stelle, dass ihm die
Lesart aus fünf <)\f. Handschriften, welche >^ci,tnin ^.sV schreiben,
richtiger als die Vulgate scheine. Wir begreifen nicht, was Hr.
Müller, als er diess schrieb, gedaclit haben muss. Den Con-
innctiv verlangt offenbar die oratio obliqna, zu welcher der Satz
<y//o«(/ etc. gehört. Die oratio recta müsste seyn: usque adeo
hoino in perirulo fuit , (pioad seil um (auditum) est Sestium
vivere. iSiir dami könnte der Indicativ stehen, wenn die Worte
quoad — vivere nicht als Theil dessen, was die Richter wissen
164 Romische Litteratur.
sondern als ein vom Cicero hinzugefügter Erklärungssatz anzu-
sehen wären, Diess geht aber wegen der Worte vsqiie adeo nicht
an, welche mit dem folgenden qnoad so genau zusammenliängen,
dass beide Sätze noth wendig die Rede oder den Gedanken eines
Einzigen bilden müssen. Derlndicativ est ist also unter keiner
Bedingung zu dulden. — • C. XLl § 89 urtheilt Hr. Müller über
den Dativ tibi nach Ecce also: „Dativns prunomitiis reduridat
qnidern, sed addit tarnen denionstrajidi et repraesentandi
virn. ßxempla huius elegantiae in Qraecis et Latinis idn—
vis obviaJ''- Wir billigen weder die Erklärung von jenem ethi-
schen Dativ, noch können wir den Gebrauch desselben sclilecht-
hiu als eine Eleganz empfehlen, wodurcli namentlich Schüler,
für welche diese Ausgabe bestimmt ist, leicht veranlasst werden,
eine unpassende Anwendung davon zu machen. Wenn sich llr.
Müller nur an den Deutschen Gebrauch desselben Dativs er-
iimert hätte, so würde er imstreitig gesehen haben, dass er sich
erstlich nur im vertrauten Gespräch findet, und zweitens zur Be-
zeichnung der Theilnahme dient, welche die Person, welche ira
Dativ steht, an der Handlung nimmt. Denn wenn wir sagen:
^riine mir das ja nickt, so geben wir offenbar zu erkennen,
dass wir an der Handlung Antheil nehmen, und sie desswegen ab-
rathen , weil sie uns nicht angenehm ist. Derselbe Fall ist es,
wenn wir anrathend sprechen und sagen: Sey mir ja jleissig,
womit wir zu verstehen geben, dass uns der Fleiss dessen, den
wir bitten fleissig zu seyn, angenehm oder erwünscht ist. Ganz
gleich ist der Gebrauch dieses Dativs bei den Griechen und Hö-
rnern, wie wir durch viele Beispiele, dergleichen sich schon
beim Homer finden, wenn es nöthig wäre, beweisen könnten. —
Recht leicht und sicher hätte Hr. Müller den Anfang des
XLIIten Capitels herstellen können, der jetzt ganz sinnlos ist,
wenn er nur einen Blick in die Lallemandsche oder Garatonische
Ausgabe gethan hätte. Es ist nämüch offenbar, dass für vitae^
was vor praesidiiun steht, aus guten Handschriften iure ge-
schrieben, und das unmittelbar vorhergehende Pronomen relati-
vum qui gestrichen werden muss. Lallemand hat diess zuerst
gesehen, dem ohne Bedenken G aratoni und Orelli mit vol-
lem Rechte gefolgt sind. Die Worte An — in curia beziehen
sich nun, was der Zusammenhang verlangt, aufdenMilo, die
folgenden auf den Sestius. — Cap. XLII § 92 sagt Cicero: Haec
vident om,nes; Miio et vidit, et fecit, iit ins experiretur,
vim depelleret. Hr. Müller macht zu den Worten ut iiisexp.
folgende Bemerkung: „Si quidvideo, haecnon recteco/iaerent.
Putoexcidisse quum, ante ut. Tum demum praeclaram vi-
des sententiam : Milonem depnlisse vim, ut ius experiretur,^^
Kaum hätten wir geglaubt , dass Hr. 31 ü II er eine so widersin-
nige Aenderung , wie diese ist, in Vorschlag bringen könnte.
Erstlich bürdet Hr. Müller dem Redner auf diese Weise einen
Ciccr. oratio pro Scxtio , edita a Müllcro. 165
Cedanlven auf, der mit dem, was Cicero im Vorliergeliciulen niul
Folgenden erzählt und was wirklioli vorpeiallen war, geradezu im
Widerspruch steht. Denn Milo hatte ja nicht Gewalt gebrauclit, um
den Weg des Rechtes zu versuchen, was ('icero nach der Mülier-
schen Aenderung sagen würde , sondern zuerst den ('iodius oline
alleGewaltthätigkeit vor Gericlit gefordert, und erst nachher, als
seine klage nicht angenommen worden war, Gewalt mit Gewalt zu
verilrängen gesucht. Dieses Verfahren JMilo's loht eben Cicero im
Vorhergehenden so ausserordentlich, und sagt desshalb § 8(>:
qiii (Milo) nühi ujius ex oinnibus clvlbus videtur re do-
cuiase, iLon verbis, quid o parieret a praeslaniissimis vtris
in re publica ßeri, et quid necesse efinet: oportere lionutium
uudacimn, tversuruin rei publicae^ sceLeri Legibus et
ludiciia res is ter e; si leges ilo/i v alerent, iudicia
nun essent, si res p. pi cunse/isuque audacium arniis op-
pressa teuer eLur , p raesidio et c op i i s d ej e n d i v i-
tani et Lib er t atein nee esse esse. Der zweite Grund,
warum Cicero nimmermehr so schreiben konnte, wie Hr. MViUer
will, liegt in dem Worte /ec/zf. Was denkt sich denn Hr. Müller
bei diesem Worte'? Auf das Vorhergehende kann es nicht bezo-
gen werden, da Cicero bloss sagt, dass da, wo Gewalt die Ober-
hand liabe, das Recht oder die Gerichte nicht bestehen könnten,
und umgekehrt das Recht bestehen müsse, wenn wir der Gewalt
die Oberhand nicht lassen wollten. Fälirt er nun nach dieser
Auseinandersetzung so, wie es der Fall ist, fort: haec vident
omnes ; Milo et vidit et Jecit, so sieht jeder ein, da&s Jeoit
ohne Angabe dessen, was Milo gethan habe, durchaus keinen
Sinn giebt. Es mussten also nothwendig gleich die Worte ut
ius exp., vini depelleret, als von Jecit abhängig und dieses
erklärend folgen. Allerdings konnte er auch kürzer sagen: Milo
et vidit, et ius expertus est, vini depulit., allein es liätte bei
diesem Ausdruck, wie jedem einleuchten muss, der Numerus be-
deutend verloren. Darum bediente er sich dafür der gar nicht
ungewöhnlichen Umschreibung /ccf^, ut experiretur. Gleicher
Art ist, was er an einem ..niern Orte sagt, feci, ut eiicerem.
Cap. XLIII §94 liat Hr. Müll er erstlicli darin gefelilt, dass
er den Satz: Ilos sie Hindere, quibus u/nne supplicium atque
oninis iure oplinio poena dehetur; reus esse kos diios, quos
videtis? unabhängig vom Vorhergehenden gemacht liat, da
doch der Infinitiv offenbar vom obigeji cum sciat abhängig ist.
Zweitens tadeln wir es, dass er sicli begnügt hat, Garatoni's
Muthmaassung (ad or. MU. c. 12), dass für illudere vielleicht
e/z/f/e/'e zu schreiben se} , zu erwähnen, olnie die Richtigkeit
der \ iilgat(r mit einem Worte darziithun. \> ir läugnen gerade-
zu , dass (/icero Iiabe illudere liier schreiben können, und hal-
ten etudere für die einzig richtige Lesart, mag sie auch in
keiner einzigen Handschrift sich finden, was uns iu dieser Rede
i(i(i> Rüiuiäclic Litterutur.
iiiclit auffallend scyu darf, da sämmtiiclie Haiidsclirifteii tlseils
sehr verdorben , theils aus einer einzigen und zwar inter-
poliiten llaudsclirift geflossen sind. Unsere lleliaiiptiin^ stützt
siel» auf drei Gründe. Der erste ist, dass Hindert nie oline
Angabe der SacJie oder der Person, aufweiche sich das illu-
Je/e beziehe , vorkonmit. Dagegen könnte man erinnern, dass
es dennoch vielleicht so gebraucht worden sey, sich aber nur
zufälliger Weise in dieser einzigen Stelle finde. Diesem Kin-
spruch müssten wir weicljen, wenn wir nicht zweitens zeigen
könnten, dass es die Bedeutung des Wortes illudtre mit sich
bringt, dass eine Person oder Saciie stets aagegebeii werden
mwss, auf welche sich Hindere beziehe. Es kann r.änilich die-
ses Wort, aus in und Ludere zusammengesetzt, durchaus nichts
anderes bedeuten, als einen Spoll niaciien- auf Jemand , Je-
manden verspotten^ und desshaib eben so wenig, als das
Deutsclie vertipulteny absolut gesetzt werden. Drittens end-
lich ist auch die Bedeutung , welche illuderehat^ selbst wenn
die Person liinzugefügt würde und Jemand //o.v nos sie Hin-
dere schreiben wollte, dem Sinn völlig zuwider. Denn wie
kann das grausame und gesetzwidrige Betragen des Piso und
Gabinius in ihren Provinzen, wovon hier Cicero spricht, eine
blosse illnsio genannt werden 'f Wie passt diess ferner zu dem
relativen Satz, quious omne — dehelnr ^ und zum Gegensatz,
reos esse /tos duos , cjuos videlisl D'A^a^en giebt ein der e ei-
nen Sinn, der in jeder Hinsicht dem Zusammenhang einzig an-
gemessen ist. Doch Jiat diesen weder Garatoni, der hier eln-
dere zu schreiben aurathet , noch irgend ein Lexicograph, so
viel uns bekannt ist, angegeben. Zu Terent. Enn. I, 1, ]0:
Peristi. elvdet, nbi ie viciu.ni senserit. bemerkt Donat: „e lu-
dere proprie gladiatornm est, cum vicerint. Cicero : <[ u a in
diu etiani furor iste tnns elndet? Mindere est,
Jineni ludo imponere.'"'' Aus dieser Bedeutung des Wortes
e///f/ere ist eine andere ganz ähnliche entstanden, indem man
eludere von denen gesagt hat, welche einer öffentlichen An-
klage und der Verurtheilung, die nothwendig der Anklage fol-
gen müsste, also dem Verderben wie die Gladiatoren durch
List oder Betrug entgehen. Beispiele findet m.an bei Garatoni
zur Rede pro Mil. S. IDi fg. der Or. Ausg. Wir fügen nocli in
Pis. C. XXXIII § 82 hinzu: elndehas, cum a me Irementihns
oninino lahris , sed tarnen cur tibi nornen non dejerrew,
requirebas. , wo man die sonderbarsten Erklärungen von dem
eludebas gegeben hat. Freilich bedürfen dort die zunäclist
vorhergehenden Worte noch einer Verbesserung, die wir ander-
wärts vortragen werden. — Kehren wir zur Stelle pro Sestio
zurück , so bedarf es kaum der Erinnerung, wie einzig passend
eludere in diesem Sinne ist, theils wegen des relativen Satzes,
quibus omne supplicium atquc omnis iure oplitno poena de-
Cicer. oratio pi'o Si-xlio , »"ditii a MüIIcro. 1G7
hetiir , theils wegen tlcs olfeubareii Gegensatzes, reos esse /los
dnoa , (jno.s viiUtis'^ Cicero sagt: Ti'^er nuril in Znkiinjt
noch rtc/iLsc/i(ill'cii, /uiiidtln, wenn er aie/d, wie Pi au und
iiiihiniuti ab^sc/ieulic/i /landebi, und nic/it vor OericJil ^i>e~
zo^en iverdcn , div doch jeder Slrafe wärdii^- wären . da-
gegen j\Jilo und SestiuH ungehLiiil ii^'orden sind , welche die
edelsten Tluilen ausgujührt /iahen?
'Zt\\. C. XLV § IJO: J)uo gener a semper in liac civitate
fnerunt eorinn^ qui versari in re publiea atque in ea se ex~
cellentius gerere nLudnerunt. bemerkt Ernesti, dass Cicero
richtiger alnderent würde gesclirieben haben. Hr. Müller
Miedcrlioit diese Bemerkung, und spriciit darauf von einem
dfjppelte/i gar nicht hieher gehörigen Gebrauch des Indicativs
nacli sunt , qui, oline mit einem Worte des Fehlers zu geden-
ken, den wir in den Cicero hineincorrigiren würden, wenn wir
nluderent sclireiben wollten. Der Coniunctiv ist nämlich dess-
wegen hier sprachwidrig, weil Cicero nicht sagt, dass es Leute
gegeben liabe, welclie sich im Staate emporzulieben bemüht
hätten, sondern dass diejenigen im Staate, welclie sich empor-
zuheben bemüht hätten, in zwei Classen zerfielen. Mithin
enthält qui — .s7//(///e;//«^ nicht die Folge des vorhergehenden
Satzes, sondern eine blosse Erklärung des im' vorhergehenden
Satze stehenden eoruiUy in welchem Falle bekanntlich der [n-
dicativ durchaus nothwendig ist. — In demselben Capitel § S)?
hat Hr. Müller, ohne ein Wort anzumerken, die von den unkundi-
gen Abschreibern herrülirende Lesart negotia gerentes getrost
beibelialten, trotz dem dass er wissen konnte und musste, dass
nicht nur die besten Handschriften den Genitiv negotii haben,
sondern dass auch Arusianus Messius in den jEluc. KxenipL
S. 380 der Maischen Ausg. ausdrücklich negotii gerentes aus
dieser Rede anführt. Dieselbe Construction des l'art. gerens
findet sich auch in Vat. C. V. : liominesque negotii gerentes,
und pro Quint. C. XLV: sui negotii bene gerens. Beispiele
gleicher Art sind pro Plancio V, 13: sitienteni ine i'irlntis
tuae^ ebend. XWHI, 80: religionuni colenles^ Ep, ad Div.
\IV, 4: Ini observanteni, pro domo C. XXVI, '^0: leguni
ludicioruniijue rneluentes , und andere. — C. XL\'I § llü
wird fast allgemein geschrieben: auL qui propter insilum
quendum untnii fiirurem discordiis civiuni ae sedilione
pascautur. .Nur L am bin setzte für den Genitiv aninii den
Dativ Plur. aniinis. Hr. Müller sagt dazu: ,,^onadse/Ltior.''''
üb Lambin nach Handschriften aniniis geschrieben iiabe, ist
unbekannt. Gesetzt aber auch, es stände in allen Handschrif-
ten aninii, so glauben wir doch, dass Lambin's Aenderung
nothucndig ist, da aiiiini furor nach unserer lleberzeugung
bloss daiui gesagt werden kiinnte, wenn es nUmn Juror corj)o-
ris gäbe. Die^eJl kann es über nicht geben, da y///cr |Uach der
Iß8 Römische L i 1 1 c r a t u r.
Definition Ciccro's sclljst eine inenlis ad omnia cuecitas Ist
und bloss aus dem animiis licrvorgclit. Nocli weniger konnte
in dieser Stelle aninil Juror gesagt Averden , weil an einen Ge-
gensatz, der allenfalls eine solche Zusammenstellung entschul-
digen könnte, nicht zu denken ist. Desshalb halten wir die
geringe Aenderung für ganz nothwendig, und fassen aniiins so
auf, wie es unzählig oft gebraucht steht, nämlich i\\T sibi.
So viel auch noch Stellen übrig sind, in denen es sich mit
imAviderleglichen GrVinden darthun lässt , dass die Müller-
sche Gestaltung des Tevtes unrichtig ist, so brechen Avir doch
hier ab, da wir befürchten, dieGränzen der Recension zu über-
schreiten, wenn wir alle FehlgrilFe Hrn. Mü 1 1 e r' s rügen woll-
ten. Auch werden die Leser mehrere von selbst nach dem weit
berichtigteren Texte Orelli's verbessern können. Bevor wir
aber über Hrn. Müller zn sprechen aufhören, müssen wir
noch unverholen unsere Missbilligung darüber äussern, dass er
an so vielen Stellen über Hrn. Prof. Bei er herzieht, weil die-
ser in seinen Schriften Hrn. Görenz bisweilen etwas liart be-
handelt hat. Ob diess Hr. Beier mit Hecht gethan, lassen wir
dahingestellt seyn, sind aber der Meinung, dass es Hrn. Mül-
ler nicht gebührte, den Censor zn machen, am allerwenigsten
in einem Commentar, der fiir Sciüiler bestimmt ist.
Hier könnten wir schliessen. Doch überzeugt, dass Hrn.
Müller sowohl als auch überhaupt den Freunden Cicero's alles,
was zur Verbesserung der Schriften dieses unsterblichen Rö-
mers dient, ein nicht unangenehmer Anhang seyn werde, fügen
wir noch eine Untersuchung über mehrere Stellen dieser Rede
hinzu, an Avelchen bis jetzt noch von keinem Herausgeber oder
Gelehrten Anstoss genommen worden ist. Wir sehen diese als
unabhängig von der eigentlichen Recension an, weil wir dabei
mit Hrn. Müller nicht in Berührung kommen. Auch würde die
Ansicht, die wir vortragen wollen,fnicht da üeberzeugende iiaben
gewinnen können, wenn Avir im Fortlauf der Rec. jene Stellen
getrennt von einander behandelt Iiätten, als es möglich ist,
wenn sie neben einander gestellt werden. Wir f;lauben nämlich,
dass der Rede pro Sestio dasselbe Schicksal Aviderfahren ist,
was alle Schriften Cicero's mehr oder Aveiiiger gehabt haben,
dass sie nämlich in ziemlich alter Zeit mit Erklärungen verse-
hen Avordenist, welche in alle Handschriften, die uns zuge-
kommen, übergegangen sind. In einigen wenigen Stellen haben
die Herausgeber bereits einzelne Worte als offenbare Interpo-
lationen ^e^^w das Ansehen aller Handschriften mit Recht her-
ausgcAvorfen. Unsere Ansicht an und für sich betrachtet kann
also nichts Auffallendes haben, Avenn Avir behaupten, dass alle
vorhandenen Handschriften aus einer einzigen interpolirten ge-
flossen sind. Auch zeigt sich die genicinschaftüche Abstammung
aller Haudschriftcu aus einer bereits verdorbenen an inelireren
Ciccr. oratio pro Srxtio, edita a Müllero. ICD
olTonbaren Cornipteleii, Wir erinnern nur an ilas beriiclitigtc
iiiimanliits. INnr daiüber können verschietlene Meinungen ob-
walten, ob gerade die Worte, welclie wir für Einschiebsel liai-
teii, wirklicJi iineelit sind. Wir bemerken im Allgemeinen zu-
vörderst, dass uns alles, was uns Interpolation zu seyn scheint,
nicht desswegen verdächtig ist, weil wir den Sinn desselben niclit
auffassen könnten, aus welchem Grunde leider so viele Gelelirte
oft W orte herauswerfen, deren Echtheit auf das Zuverlässigste
sicli darthun liisst, sondern weil es eine Erklärung enthält, die
an und i'iir sich betrachtet zwar passend ist, aber in Verbin-
dung gebracht mit den übrigen Worten tlieils die Kraft der
Kode ungemein schwächt, theiis den Zusammenhang gewaltig
stört.
Wir gehen ziir Saclie selbst. Es ist bereits Ton uns in der
Vorrede zii den Varianten des Erfurter Codex S. XLIll fg. ge-
zeigt worden, dass Cicero in der Rede gegen den Piso, so oft
er auch den P. CLudiua zu erwähnen genöthigt war, dennoch
fast nie seinen iNamen ausgesprochen und niedergeschrieben,
sondern ihn allemal durch Aiisdrücke, s\^ fatale porteatuni
prodigiuiiiqiie rtl pubLicae und ähnliche, bezeichnet habe.
Der Grund dieses V erfahrens liegt am Tage. So wie wir den
INamen einer Person, die uns im höchsten Grade verabscheuungs-
würdig sclieint, nicht gern in den Mund nehmen oder nieder-
schreiben, so sprach Cicero seine gränzenlose Erbitterung ge-
^en den Clodius und die tiefste Verachtung schon dadurch tref-
fend aus, dass er den JNamen des Menschen, gleich als eine
ilm verunreinigende Sache, nicht in den Mund nahm. Nun
w ollte aber Cicero, wenn er genöthigt war, seiner zu gedenken,
nicht bloss einfach auf ihn hindeuten, sondern ihn zugleich als
den verworfensten Menschen schildern. Desshalb bedient er
sich dergleichen Ausdrücke, als portentuin rel publicae. In
dieser blossen Bezeichnung ohne llinzufügung des Namens liegt
wieder viel mehr, als wenn der Name hinzugefügt wird, in so
fern der natürlicl! als der allerverworfenste erscheinen muss,
der bei dein blossen Namen: das Sc/ieusal des Staates j Je-
dem verständlich wird. J)enn nun wird dieses Schimpfwort
gleichsam zum Eigenna/nen , während es, wenn der Name hin-
zugefügt w ird , bloss als Apposition erscheint. Wie also in der
Kede gegen den Piso P. Clodius mit Ausnahme zweier Stellen,
Viher die wir in der genannten Vorrede gesprochen haben , nie
naiuentlich er>\ähnt wird, so iindet sich auch in der Rede pro
Sestio nirgends der Name jenes Mannes , so oft auch Cicero
seiner gedenkt. Er spricht von ihm in folgenden Stellen und
auf folgende Weise: § 15: jiiribniidi /lonüriis üc perditi.
§10: tribuiLus pLtbis. ebend.: hominis jraternis jla^lliisj
sororiis slupris^ oniiii iaaitdita libidiiie infaniis. § il: ille
catni.s aliii/e umens trib. pltbis. § 20: trdmniiin pLebis Jii-
Jahib. f. I'hU. u. J'uäus- Julir^. H. JUJl Hi. 12
lYO Rüniischc Litterntiir.
riosum et inulaceni. § 2-1: tribmio plebis. § 25: eodeni tri-
bniio. cbeiul,: fiiriosujn iUiini tribiinuni. §27: Ute tribuniis
orniilnrn rtruin diviriarurn Jiujnanaruinque praedo , wo viel-
leiclit tribiiruiH zu streichen seyn dürfte. § 33: ab iilti fiiria
ac peste patriae, §36: tribuni plebis , despicatlssimi lioinl-
nis. §39: fiovurifi adtdtero, stiiprorurn sacerdote^ venejico^
teslaineritario, sicario^ latroiie. §39: ilLa fnria. ebend.
eadern iUa pesfe. §40: inimici. cbeiid.: tribiirumi popnla^
rem, § 41 : tribnni plebis inimici inei, § 42 : novo duce.
§43: tribnniim plebis. ebend.: is, (jui. ebend.: ameniis-
simo tribuno plebis. § 53 : Jurori hominis. § 55 : Jino gla-
diature. § (>2 : ilhim uninn. § 63 : eidem fnrori. § 65 : tri-
buni plebis, §66: tribunns plebis. §73: illitm umentissi-
jnum et projiigatissimuni hostem pudoris et pudicitiae, §78:
illo pestijero ac perdito cive. §88: ille gladiator, ebend.:
illiim tut iani j'uneribns rei p, exsidtantem ac tripiidiantem.
§ 89 : hominis, ebend. : projligatissimo homini. ebend. : in
ilinm. §95: aedile, ebend.: ille., qui jnonumenta n. s. w.
§ 10(): gladiator e sceleratissirno. § 108: eiusdem illius ini-
mici mei. §112: ipse lator, §116: ipseille, qui onmia
sororis embolia novit ^ qui in coetum Tniiliernm pro psaltria
adducitiir. § 117: ille fnribundus. § 118: in eo komine,
cui. ebend.: impnri hominis. § 129: unns hostis. § 133:
inindco meo, — Auch die Anhängerund Verbündeten des P.
Ciodius werden bloss durcli Ausdrücke, als latrones , latroci-
niiim, operae und ähnliche, bezeichnet. Man sehe §1,2,
4, 14, 18, 31, 38, 47, 60, 75, 76, 81, 82, 84, 104, 109,
125, 144. Schon die angegebenen Gründe überzeugten uns,
dass das Adiectivum Clodianvs , was sich in aclit Steilen die-
ser Rede findet , unstreitig von der Hand eines Erklärers her-
rühre. Eine genauere Prüfung der Stellen zeigte uns sodann,
dass in einigen wenigstens die Kraft der Rede dermaassen durch
das Adiectivum geschwächt und verdorben Mcrde, dass man
dem Geschmack Cicero's Unrecht thun würde, wenn man glau-
ben wollte , es sey aus seiner Hand geflossen. Da es in den
übrigen offenbar iiberflüssig, und aus den bereits erwähnten
Gründen auch unpassend ist, so sind wir zu der festen Ueber-
zeugung gelangt, dass es auch in ihnen zu streichen sey, was
man um so weniger für eine Kühnheit halten kann , sobald er-
wiesen ist, dass es in einer Stelle notliwcndig als eine Glosse
anzusehen ist. Hier sind die Stellen: C. XXXI §68: Quisqrds
erat, q\d aliqaam partem in meo lucfii sceleris Clodiani
attigisset, qjiocumque venerat, quod iiidicinm cumqne sub-
ierat, damnabatur. C. XXXH § 69: Qui cum in senatity
privati ut de nie sententias dicerent, Jlagitabantur , legem
Uli se Clodiam timere dicebant. C. XXXV1I§79: Cum
subito nianus illa Clodiana in caede civium saepe iani
Ciccr. oratio pro Sextio, cditn a MüIIcro. ITl
viclrix exclamat, incltatitr, invadit. C. XXXVIII § 81: Iflc
quüero, iiidicesj' si lllo die gens ista Clodiujia, (jiiodja-
cere voLnit^ el]ci:lsstt. Ebeiid. § 82: Sensit rusticidus Twn
incaulil^ .siiurn sangiiine?7i quaeri ad reslingiitiidurn iiivi-
diani Jacinuris CLodiani. C. XXXIX § 85: Tribunnm
plebis plus viginli viihierihns acceptis iucenteni niorlbnri-
duniqne vidistis; alleritis tribuni plebis, divinl /loinliiis, in-
signi quaduni, inandita^ nova inagnlludlne aniini, gravi-
iutty Jide praediti y doTiins est oppugnata ferro y facibiiSy
exercittL Ctudiano. C. XLIII § 94: Ondttu iani ISurne-
riuni, Serrarunn, Aelumiy qnlsqnllias sedllionls Clo d l a n a e.
C LXll § 130 : Cm?! ille omnes prope ab iriferls evocasset
MeleUus, et ad Haas gener is , qnud sibl ci/7fi eo cornmune
esset , dlgnitatejn prupitupiL sui, inenlem a Clo dl an is la-
irociniis rejlexisset. Die Stelle, ■welche nacli unserer Ucber-
zeiigiing durch das Adiectivum (y6»c//V/«//.s völlig verdorben wird,
ist die aus § 85 angel'iihrte. Cicero spricht in den diesen vor-
angehenden Worten von den empörenden Thaten, die während
seiner Abwesenheit in llom verübt wurden, lediglicli in der
Absicht, um den Zustand des Staates zu zeigen, und zu be-
weisen, wie es ein6in Manne unmöglich gewesen sey , bei der
allgemeinen Ziigellosigkeit der Unordnung Einhalt zu tliun. Er
erwähnt daher mit keiner Sjlbe i/n Vorhergehenden die Per-
sonen , durcli welche allen Gesetzen Hohn gesprochen wurde,
sondern bloss die verrucliten Thaten, welche ausgeübt wurden.
So sagt er nun auch in dem ersten Theil unserer Stelle : tribu-
num plebis plus viginli vidneribus acceptis iacentem morihmdum-
que vidistis. und erwähnt also ebenialls weder den Namen des
Tribuns, des Sestius, von dem das Gesagte gilt, nocli den Na-
men derer, von denen Sestius so misshandelt worden war.
AVeiui er nun auch in den folgenden Worten alter ins tribuni ple-
bis ^wi'i Neue wieder den Namen des Tribuns, des illilo, un-
erwähnt lässt, so rauss uns Jeder zugeben, dass der Zusatz
t'lodiano zu exercitu schon desswegen ganz fremdartig ist, weil
die Erwähnung der Person niclit nur nichts zur Sache thut,
sondern sogar zweckwidrig ist. Allein jener Zusatz ist auch
wegen der Stellung, die er einnimmt, völlig abgeschmackt. Es
ist ciuleuchteud, dass in diesem letzten Satze, alteriiis tri-
buni u. s. w. , der Ilauptnachdruck auf den Worten ruhe oppu-
gnala ferro^ facibas^ exercitu. Denn das ist es, was
(.'icero als schrecklich schildert, dass das Haus eines edeln
Tribunen mit Schwerdtern, Fackeln und einem Heere besetzt
worden war. Lassen wir nun auf exercitu noch Clodiano als
Schlusswort des Satzes folgen, so ist es durchaus notliwendig,
dass dieser Zusatz auch betont werde. Diese IJetonung ist aber
abgeschmackt, weil hier gar nichts darauf ankommt, wer das
liaua uincä Tribunen besetzt hat, Bondera bloss darauf, dass
1T2 Rüiuisclic Llttcratur.
es mit einem Heere besetzt worden ist. Will man es dagejjen
unbetont lassen, so müsste man de.n Cicero die ^rösste üii-
bekannt^chaft mit den Gesetzen der Rhetorik vorwerfen, denen
es völlig zuwider ist , auf das betonte Wort esercilu %m un-
betontes dazu gehöriges Adiectiv als Schlusswort folgen zu
lassen. — Ist nun erwiesen, was wir für völlig erwiesen an-
sehen, dass hier Clodiano von einem Erklärer hiiiziigefiigt wor-
den ist, so bedarf es an den übrigen Stellen nur der Darlegung,
dass jenes Adjectiv überflüssig ist, um die Unechtlieit zu zei-
gen, da wir oben bereits auseinander gesetzt haben, dass Ci-
cero nicht einmal da, wo es noth wendig war den Clodius zu
erwähnen, seinen Namen in den Mund genommen liat.' Viel
weniger ist anzunehmen, dass er oline alle Nothwendigkeit die-
sen Namen würde ausgesprochen haben.
Wir begnügen uns also, in den sieben übrigen Stellen bloss
nocli zu zeigen, dass der Zusatz überflüssig ist. In der ersten
Stelle aus § 68 können wir den Sinn der Worte, qui iiliqiiam
partem in meo luctu sceleris attigisset , am deutlichsten an-
geben, wenn wir, was Cicero in der Rede pro domo C. XIX
von derselben Sache redend sagt, hersetzen: De kac i^itur
lege dicimus^ quue iure rogata videatiir ; cuius quam quisque
partem tetigit digito^ voce^ praeda^ suffragio^ quocutnque ve~
nit^ repudiatus convictusque discessit. Cicero bezeichnet also
mit den Worten in meo luctu scelus das Viber seine Verbannung
gegebene Gesetz. Wie unnöthig es gewesen sey, denjenigen,
welcher jenes Gesetz in Vorschlag brachte und durchsetzte,
hierbei zu erwähnen, muss Jedem in die Augen springen. In
der zweiten Steile § G9 legem Uli se Clodiam tiinere dicebant
ist von dem Punkte des Clodisclien Gesetzes die Rede, nach
welchem verboten war, ne referretur ^ neve senientiae dice-
rentur. Man selie Cic. ad Att. III, 5, 6. Dass aucli hier das
blosse Wort legem liinreichend war, beweisen Cicero's Worte
in der Rede gegen den Piso C. XIII § 21) , wo er dieselbe Sache
erzählt und sich so ausdrückt: An tum eratis coiisules^ cum
quacunque de re verbum facere coeperatis , cunctus ordo recla-
mabat ostendebatque , nihil esse vos acturos , 7iisi prius de me
retulissetis ? cum vos^ quumquam foedere obsiricti tenebannni^
tarnen cupere vos diceretis^ sed lege impediri? In der dritten
Stelle § 79 waren schon die blossen Worte manus illa hinrei-
chend für den Zuhörer , um an die Ciodianische Truppe erin-
nert zu werden, so wie diess Cicero auch § 84 gethan hat, wo
er sagt : pulsi nos eramus , non omnino isla manu sola , sed ta-
rnen non sine ista. Zum Ueberfluss bezeichnet wird sie durch
den Zusatz in caede civium saepe iam victrix. Doch könnte
Jemand hier der Meinung seyn, dass Clodiana nicht von einem
Erklärer herrühre, sondern aus cotidiana verdorben sey, da
der gute Codex, den C. Etienne benutzt hat, für Clodiana das
Ciccr. oratio pro Sextio, odlta a MüIIcro. 1TS
Wort quofidianahai. Auch sprechen dafür zwei Stellen dieser
lledf, §88: ad ferrum^ od faces^ ad cotidianam cnadem^
inrendia^ rapinas se cum c.rervitn suo conhilit^ und § 144: vi-
deo Milunein repressorem c a c d is c o t id i a n a e sordidaliiin et
reinn. Von der >iertca Stelle §81 gilt dasselbe, was \\'\r so
eben >on der dritten bemerkt haben. Doch ist in dieser Stelle,
was wir gelesentlicb bemerken, noch ein anderer Fehler dnrcli
dieAlJschreibe^ beganjren worden. Kr lieirt in dem Worte geiis^
Momit unter keiner üedinjrnnj? die Clodische Bande bezeiclinet
werden konnte. Orelli hat diess schon gemerkt, und desshalb
maiiiis zu schreiben vorgeschlagen. Allein eine solche Aendernng
dürfen wir uns doch wahrlich nicht erlauben. Wir sind der
Meinung, dass Cicero grexisle geschrieben hat. Wie leicht grex
mit gens verwechselt werden konnte, werden uns diejenigen
zngeben , welche Ilandscltril'ten gelesen haben. In der füni'teii
Stelle §82 bezieht sich facinoris auf die Misshandlungen, welche
Sestius von den Clodianern in dem Tempel des Castor in dem
Grade hatte leiden miissen, dass er fiir todt gehalten >\urde.
Da in dem unmittelbar vorhergehenden Satz diese That mit
demselben Worte bezeichnet ist , indem es heisst : At vero Uli
ipsi parricidae adeo vi/n facinoris stii perhorri/erant ^ ut
u. s. w. , so bedurfte hier /«r«Vio/7s keines erklärenden Zusatzes.
Man lese auch die gleich nachfolgenden Worte : Ji07i Uli qtiidem
morle merceiiarii .sjii transferre potnissent invidiam in qtios
putabant ^ sed acerbissimi sceleris infamiam grato quodam sc^
lere minuisseiit. Auch in der sechsten Stelle § 94 war es völlig
iiberllüssig, den Numerius, 5;jerranus und Aelius durch mehr
Worte als quisquilias sedilionis zu bezeichnen, nachdem Cicero
schon so oft von jenen Männern als Anhängern der Clodischen
IJande im Vorhergehenden gesproclien hatte. Dass endlich in
der siebenten Stelle § VA{) die blossen Worte a latrocinüs dar-
auf hindeuten, was Cicero verstanden wissen will, zeigen § 1:
latrocinio dornest ico Uberarint^ § 144: extinctorem domcslici
tatrocinii^ und viele andere Stellen , in welchen Clodius nebst
t<eineu Anhängern durch den blossen Ausdruck operae bezeich-
net wird, wie § 18:"re;/r/;V«irt/ (Gabinius) se operis.
\on den übrigen Stellen , die nach unserer Meinung Inter-
polationen enthalten , führen wir jetzt nur noch zwei an, da
<lie andern eine Untersuchung verlangen, die wegen ihres Um-
fangs diesem Orte nicht angemessen seyn dVirfte. In lieiden
lässt sich allerdhigs weiter kein Grund für unsere Meinung an-
führen, als der, dass die Rede durch den überflüssigen Znsatz,
den wir für ein Einschiebsel hatten, bedeutend an Kraft zu ver-
lieren scheint. Die erste Stelle findet sich C. XXXV I § 78 und
lautet jetzt also: Si iiilercessisset collega Fabricio^ laesissel
rem piiblicain^ sed rem publicam iure Uiesisset. liier sehen
wir nicht ein , wozu Cicero das Wort rem pnblicom nach scv/
174 Römische Litteratnr.
sollte wiederholt haben , da es nicht den mindesten Nachdruck
hat, und die Worte, welche genau zusainmcnhän^en , sed \inA
iurc^ unnöthi^er Weise txennt. Die andere Stelle ist im 92sten
§ enthalten, wo es heisst: Alque inter haue vilam perpolilam
humauitale , et illam immanem nihil tarn interest , quam ius at-
que vis. Horum titro uti nolimus ^ altero est utendmn. Vim
voltwius exstingiii? ius valeat necesse est ^ id est iudicia^
quibus omne ius continettir. Iiidicia displicerit ., aut
nulla sunt? vis dorninetur necesse est. Es kann unmöglich ir-
gend einem entgehen, dass sowohl eine grössere Gleichheit der
Gegensätze als auch ein von Cicero Viberall gesuchter Numerus
der Rede stattfinde, sobald der zur Sache nichts thuende und
matte Erklärungssatz id est iudicia., quibus omne ius continetur,
ausgestrichen wird.
Endlich können wir uns nicht enthalten, die Gelehrten noch
auf einen Uebelstand aufmerksam zu machen, der nicht bloss
diese Rede , sondern überhaupt fast alle Schriften der Latei-
nischen Prosaiker betrifft. Man findet nämlich an unzähligen
Stellen jener Schriftsteller jetzt in den Ausgaben das Pronomen
demonstrativum hie, wo nothwendig das Pronomen is herge-
stellt werden muss. Es wundert uns, dass noch Niemand auf
diesen Umstand sein Augenmerk gerichtet hat. Denn was Ei-
nige gelegentlich darüber bemerkt haben, verdient kaum der
Erwähnung. Die Sache muss gründlicher, als bis jetzt gesche-
iten, untersucht werden, wenn wir zu einem sichern Resultat
golangeu wollen. Jetzt nur so viel. Es ist allgemein bekannt,
dass oft die besten Handschriften his schreiben, während in
andern «s gelesen wird. An einigen Stellen,/ wo es der Sinn
offenbar zeigt, dass his nicht zulässig ist, haben die Heraus-
geber iis geschrieben, an unzähligen andern Stellen aber, wo
das Fehlerhafte, das im Pronomen demonstrativum liegt, nicht
so in die Augen springt , getrost his stehen lassen. Dass die
meisten Handscliriften selbst die besten in diesem Punkte gar
kein Ansehen haben, beweist unter andern die Erfurter, in
welcher, wie von uns in der Vorrede bemerkt worden, sich nie
die Form iis., sondern durchweg Äis findet. Ebenso schreibt
dieselbe nie iisdem., sondern stets entweder isdem oder hisdem.
Eine gleiche Verwechselung haben die Formen ii und hi erfah-
ren , so dass noch häufig jetzt ä/ steht, wo ii herzustellen ist.
Seltener ist hae und eae, hos und eos, noch seltener huius und
eins verwechselt worden. Da nun das Ansehen der Handschrr.
liierin ganz geringfügig ist , so liegt am Tage , dass nur der-
jenige iX^n richtigen Weg in dieser Sache einschlagen wird, der
den verschiedenen Gebrauch beider Pronomina aus solchen Stel-
len ausfindig zu machen sucht, wo keine Verwechselung statt
findet, das ist in solchen, wo der Dativ, Accusativ und Ablativ
Sing, stehen. Denn wenn schon ira Allgemeinen ein grosser Un-
Cicer. oratio pro Scxtio , cflita a Müllcro. 175
tcrsclüctl zwischen beiden Proaom. ist , indem das eine ein de-
monslratives^ das andere ein /•e/fli/yeÄ, das eine stets orthotonirt^
das andere bald enklitisch^ bald nicht enklitisch ist, so giebt ea
doch Fälle, in denen nur der Gebrauch entsclieiden kann, wel-
ches von beiden Pron. herzustellen sey , wenn dem Sinn weder
das demonstrative nocli das relative zuwider ist. Auirallend ist
es, wievontlen Herausgebern in folgenden Stellen des XLlIIsteii
Capitels der Rede pro Sestio allgemein das l'ron. dem. hie liat
geduldet werden können , da die Unrichtigkeit des Ausdrucks
oüenbar ist. Cicero spricht vom Piso und sagt § 94: alter am
Thracibus ac Dardanis pritimin pacem 7naj:iina -pecunia vendi-
disse; deinde ut Uli peciiniani conficere possent^ vesandam
his Mucedonimn et spoliandani tradidisse. Hier bezieht sich
Uli und his auf die Thracier und Dardaner, also beide Pron.
auf ein und dieselbe Person. Diess ist aber völlig unlateinisch,
da nie einen negativen Gegensatz des Pron. hie bildet, und also
nothweudig einen andern bezeichnen muss als i\(ti\^ welclien ich
hie nenne. W enn aber aiich illi nicht vorausghige, was die Um-
änderung von his in iis durchaus nothwcndig macht, so wiirde
dennoch his hier unpassend seyn, da wir bloss ein relatives
Pronomen, das auf die Dardaner und Thracier liindeute, nicht
aber das hervorhebende Pron. hie verlangen. In demselben §
lieisst es jetzt weiter unten: Oniitto iam Numerium^ Serranuni^
Aelium^ quisqnilias seditionis ; sed tarnen h i quoqiie etiam nunc
rolitant ^ ut videlis ^ nec^ dum vos de vobis aliquid iimebitis^
illi unquam de se pcrtimesecnt. Offenbar muss auch liier
das Pron. hi in ii wegen des folgenden illi umgeändert werden.
Andere Stellen wird man hoffentlich nun ohne unsere besondere
Anführung verbessern. Doch giebt es allerdings mehrere, die
es nöthig machen, dass man den Gebrauch beider Pron. nament-
lich in V erbindung mit dem Pron. qui genauer untersuche.
Eduard Wunder,
1) Cornelius JSepos ex optimarnm editionum recensione et cuiu
eelectiä vurtorum iiitcqtretum notis ; curante P. F. de Calonne, pro-
ft'Böore in Kt{:^i<» Ilenriti qiuirli cullegio. Parisilis apud Car. Goeiöo-
liii, nee nnii apud Manie et Delaunay- Vaiiee. Ib'id. XX und 376
S. kl. 8. 1 Tlih. 10 Gr.
2) Cornelius Nepos de vita Es cellentium Impe-
rator U7n. Ex recensione Staverii, Breuiii alioruinque. Noriniber-
gae «uiutibus iibrarlae Biegeiianae et Wiessnerianae. MfiCCCXXVlI.
1«8 S. 12. 4 Gr.
"ie Ausgabe des Hrn. de Calonne gehört zu der Sammlung
latein. Clojitsikcr, welche bchoa von einem andern IJeurtheiler iu
1 76 R « in i B c h c L i 1 1 e r a t u r.
den Jalirbüclierii Bd. IV Ilft. 1 p. 84 ahii\ angefulirf worden. Sit'
enthält nach einer kurzen Yonede des Herausgebers S. IX das
Leben deslNepos nach G. J. Voss, mit einigen Anmerkungen des
llerausgeb. über das Vaterland des INepos nach llezzonico;
über des Veronensers Pastregico Zeugniss, dass Nepos auch
das Leben des Jul. Caesar gesclirieben habe ; ferner über R i n c k ' s
Meynung, dass Aerail. Pi-obus der Verfasser der Lebensbeschrei-
bungen sey, und endlich über; die Vermuthung, dass JSepos auch
einiges Geographische und über Antiquitäten geschrieben habe:
^ö liac Tltzii senltntia ^ fügt der llerausgeb. hinzu, st jiua
ulie/uuji profitetnr recens tditor (le Clerc'?); qui conficit ex
Piinio Ep. V, 3 Poeticen quuque uttigisse CurntUnm; S. XVI
TtuLiiiwnia und Judicia. Von S. l beginnt der Text der Le-
bensbeschreibungen in der gewölinlichen Folge mit untergesetz-
ten Anmerkungen , welche die Spraclie und besonders die Sachen
betreflen, auch sind verschiedene Lesarten angegeben. Jeder
Lebensbeschreibung ist kurz der Inhalt vorausgeschickt. S. 282
folgen die Fragmente, ebenfalls mit Anmerkungen; S.SWJ) C/iru-
jLuLugla renan memorahülum nach der 2ten Tzschucke-
%chen Ausgabe; S. 317 Clironologia liialorlae T. Pompoii.
AUicl nacli Ernst; zuletzt S. 318 ein historischer und geograph.
Index ^ welchen S. 341 bis 316 ein Index grannnaiicus be-
Bchliesst.
In der Vorrede tadelt der llerausgeb. diejenigen, welche,
noch nicht empfänglich für die Schönheiten des (^'ornel. Stils, in
ihrer Jugend den JNepos gelesen haben und denselben durch Vor-
urtheil verblendet in spätem Jahren wegen der zu grossen Sim-
plicität nicht wieder zu lesen würdigen: da doch dieser Sclirift-
steller nicht so leicht zu verstehen sey, noch viel aufklärendes
Liciit bedürfe und niclit nur eine tiefe Kenntniss der Spraclie,
sondern besonders auch der alten Geschichte verlange. Dann
rühmt er die fruchtbare Kürze des Ausdrucks und der Darstel-
lung, welche man nur durch Kenntniss der alten Geschichte und
der Quellen, ausweichen JSepos schöpfte, verstehen könne.
Dem Titel zu Folge will der llerausgeb. einen Tfxt nach
der llecension der besten Ausgaben geben, und nach der Vorretlc
S. VII giebt er seinen befolgten Plan in folgenden Worten an,
welche zugleich den latein. Stil, in welchem der llerausgeb.
schreibt, beurkunden: At cum lorigius jldsstt , necproposilo
nostro conveniens oninia quaeque ^criploriini loca ad res a
Nepote narr Utas spectanlia rejerre, e graecis latinisqiie
scripturibus nun integra exceipsünus quae ant ad illustrun-
dum auctoreni noatruni pertinerent , sed ea lantnui indica-
z'imits, rali niniiriun Lectorem multo plura jililiuraqite ejon-
tibiis /'ptii.s /lansurinn. Dein ex interprellhus variis pliiniriia
otiosa rejeciniiis et necessaria ad justam brevitalem confra-
xininn. ne mens nlmia cummentarwrum diversitate iiirba-
Curneling Ncpos , cur, de Calonne. 177
retnr, aut gravi eriidiliunis taedio Jailsceret. GeograpJii-
cas, (/i/ae sacpissime desunt, notas aditcinws^ rarcHjitc
(id/nodnni novas interpj'elaliones; navi quid. posl. hainhi-
niini, /]<Asiiijn, Slai'eriinti, JJtu.singcnini aliofnpie duclLssi-
inus ]Sepotis comnunidlores , dicendiim snperetit? T^urias
inltr Itviioiits eus Lanlnni adinitüiniis, cjiias aut codicis au-
cturiUifi curuTJUJLdabatj aut puslulabat obscuritas fienterUiae.
— 3e<; fuj\sari inutile erit inonere leclures jios Indiceni /u-
stuj'icuni inuLtis auxisse cpiae deerant.
Was den Text betrifft , so hat der Ilcrausgeb. weder gelei-
stet, was der Titel verspriclit: ex opliinarum edilionuni recen-
siune, noch was die Vorrede erwarten lässt: varias inter lectio-
. lies eas taiituin etc. Zum Belej^ iiiisers Ürtlieils wollen wir nnr
Einiges ans der Vorrede des Nepos und aus den ersten Feldher-
ren anführen. Pracf. § 6 ist noch die Wortstellung^ ndiis nialer-
Jauiilius nun; und vorher § 5 ist nach 4 guten llandschrr. und
der LUrechter Ausgabe zu sclireiben lata jere Graecia; schon
Ileusinger und nach ihm mehrere neuere Herausgeb. iialimen
die Partikel Jere auf; § 8 haben die besten Handschrr. Sed hie
plnra petsequi, und dies liaben bereits Sehe ff er und IIeu-
s i n g c r gebilligt und II a r 1 e s , T z s c h u c k e , E a r d i I i und An-
dere aufirenomnien ; aber der Ilerausireb. behielt die alte Lesart
bey, wo die, demJNepos rcwöhnliche, Ortspartikel ///c fehlt, JVIilt.
1, 1 findet sich noch die Wortstellung: ut nun ja in; Cap, 4, S
steht noch die unbezweifelt \erdorheuG Lanart P/d/ippidenicj//e ;
Cap. 5, 1 ist y:)/7/e^er /'/«/^aee/iAW/'« nicht ungewöhnlich , aber
an unserer Stelle gegen alle Handschrr. , welche auch, so wie der
Sprachgebrauch, am Ende dcsi Cap. projligari/it mwA pefier int
TcrTangen, wodurcli der Moment der Handlung ausgedrückt wird,
vorbereitet durch tanio, adeo(pie; Cap, 8, 4 hat schon Tzschu-
cke das richtigere cuinnuinitan gegeben. Them. 1, 1 giebt der
Text jSeuclifi, so wie Ale. 2, 1 Periclis, Ages. 1, 2 PrurUny
und doch verlangen die Handschrr. die dem ISiepos und andern
guten Classikern ge\\öhnliche alte Form jStucLij Prodi, wie
schon Heusinger schrieb und weh^he Form die neuem Heraus-
gf;b.. gestützt auf das Inselun derllandschiT. , in den angeführ-
ten und andern ahnliclit^n Stellen aufgenommen haben. Cap. 4, 2
war vor aiebut auizunehmen punse, in welchem WWte das Mög-
liche liegt, worauf iNepos den iibenviegenden Grund der llede
legt; Cap. f», 1 sollte niclit mehr Plialereu gelesen werden: die
Gründe für PhaLerhu waren schon bey Heusinger und
Tzschucke, den der Ilerausgeb. ol't theiis ganz wörtlich, theils
halb und sogar verstünunelt ausschreibt, zu lesen, auch haben es
die neuern Ausgaben anerkannt. (Jap. 8, (i liaben die besten Aus-
gaben die Worte Jl,(c rt audita getilgt auf Autorität der Hand-
schrr., und doch bleiben sie im Calonuischen Text. Paus. 3 am
Kude verlangen die besten Haudsthrr. tt exspecLanduin , wie
12*
178 li ("i in i s c li c L 1 1 1 c r a t ti r,
schon Hcusinger's Text hat, wo es mit ßcyspieleii belegt ist
Cim. 1 , 2 findet sicli patriu nicht in den guten llandschrr. und
mit Hecht Iiaben es Ileus inger, Tzschncke, Halles und
die neusten Herausgebb. getilgt. Gestiilzt aul" die Handschriften
haben ältere Herausgebb. und die neuern AIcib. 3, 1 Petopon-
riesio geschrieben, Mofiir noch FeLoponnesiaco ist geschrieben
worden. Cap. 4, 1 ist das von Lambin gegebene iit nach posLii-
Labat nicht zu dulden , da die Haudschrr. und besten Ausgaben
dagegen sind. Thras. 2, 1 wird gelesen ^//icor////j ^i^iiy4ctaeu-
runi; und Eiümvero statt Milü verw, Dion. 2, 5 cjim eu nach
Lambin, und Cap. 8, 5 ab incepto, wo die Handschrr. und die
vorziiglichern Ausgaben zu einer bessci'n Constituirung des Tex-
tes führen. Noch bemerken wir, dass Dat. 1, 2 gegen die Hand-
schrr. die Conjectur des Teveninus tantinn noji und Att. 3, 2
PiUae autgenoraraen worden ist, an welcher letzten Stelle der
Herausgeb. hinzulVigt: ,,Absiirda coniectura, qua proponunti^A/-
tUae. Pilia est uxor Attici, quam Cicero passim, Epist. ad Atti-
cum salutat."" Möchte er doch seinen Tzschucke genau nach-
gesehen und gewürdigt haben ; aber solche Flüchtigkeiten lässt
sich der Herausgeb. oft zu Schulden kommen. Cap. 8, 3 zählen
wir voLidsset den Druckfehlern bey. Diese angeführten Beyspiele
werden hinreichend seyn, um zu beweisen, wie der Herausgeb.
sein Versprechen erfüllt hat. Dass er aber in der llecognition des
Textes so wenig geleistet hat, davon trägt die Sclnild die sehr
zu tadelnde Nachlässigkeit, mit welcher er seine kritischen Hilfs-
mittel nachgesehen und benutzt hat, so wie es gleichen Tadel
verdient, dass er die trefflichen Leistungen des um den Nepos
so verdienten Uardili nicht benutzt und gewürdigt hat. Auch
kann man wohl von einem Pariser Gelehrten und Herausgeber
eines alten Classikers erwarten, dass ihm die Ausgaben seiner
Schweizer Nachbarn Ith und Bremi, des feinen und gründli-
chen Erklärers des Nepos, nicht unbekannt seyn sollten; so wie
ihm auch die Ausgaben vonHarles, Fischer, VVetzel und
Andern nicht fehlen durften, welche ihm nach S. 2rt6 und 280
von Tzschucke entlehnten Anmerkungen, bekannt seyn mus-
sten. Denn dass einige dieser Ausgaben deutsche Anmerkungen
enthalten, können wir nicht als Entschuldigung der Nichtbenu-
tzung gelten lassen. Hätte aber der Herausgeb. nur die Hilfsmit-
tel, die er zur Hand hatte, überall mitFleiss geprüft und gewür-
digt, so würde er sein Versprechen mehr erfüllt und der Text
an Richtigkeit gewonnen haben, wie zum Dion 5, 0 richtig /J/c-
njsins nach der Verbesserung Lambin's für das sinnwidrige
Dion in den Text aufgenommen worden ist. Eben so billigen
wir, dass Attic. 21 , "^ iniuni inltsll/iuni, wo zur Erklärung O/i
nonien re(-/////i hinzugesetzt ist, geschrieben und dass in dem-
selben Cap. § (J nach der edit. princ. a. 1470 j)ulioiiiNijue ge-
tilgt ist: ein Mönch, glauben wir, schrieb es hinzu, der ungern
Corncl. Ncpos, riir. ili- Calonnc. " 179
hv\ der Spiise den Trank vcrmlsste. Ancli die Ortlio^raphie eiit-
^<|)ri(-.llt nicijt dor der bessern Ausgaben: Ale. 7, 4 ßlsanl/ierL^
'Jliras. 4, 2 Mityltnaei ; CJiabr. 3, 4 Sigaeo; de Reg. 3, 2 It-
l/io und A.
Mehr ist in den gescliiclitlichen und antiquarisclien Anmer-
kungen gesclielien, uo der llerausgeb., treu dem Titel: cmn se-
Itclis i: I. //., die Krklärungen und Erläuterungen zusammenge-
stellt hat, «ie Lam b in , Itosius, Krnst, Savaro, van Sta-
veren, Loccen,, Magius, Boecl. , Le Clerc, Courtin,
Tzschucke und Andere sie ihm darboten, aber ohne Sichtung
und selten mit eigenen Zusätzen, die noch den Zweifel lassen,
ob sieEigenthum des Herausgebers sind, da er oft seine Gewährs-
niäniier nicht nennt, wie Pclop. 5, 5, wo die Anmerkung zu de»
\\ onen Onines Thessaliae cirihilcs dem L o n g o I i u s angehört,
besonders geschiehet dies bey den von Tzschucke entnonune-
neii Anmerkungen ; oft sind sie auch unvollständig oder in kurzen
Auszügen gegeben, z. IJ. Cato 1 , 1 zu versa Ins est in Sabfuis,
wo er Maries \> orten folgend sagt: J^lde plura in prbni.s
apnd Sc/meideri conini. de M. Porcii Calonis vlta^ sludüs
et Script is, aber Harles setzt noch hinzu: in parte II tonii I
cd. Scriptor. li. li. vclejvnti lalinonim. Bey den geographi-
schen iSahmen sind grösstentlieils die Benennungen unserer Zeit
angegeben, jedoch ^erniisstman die neuern Untersuchungen und
richtigem Bestimmungen. So lag llannib. 5, 1 Capua nicht wo
heut zu Tage St. iMaria ist, sondern in der JNähe dieses Fleckens;
auch y.)is(iJi/7/i Cat. 1, 1 ist nicht das heutige l'Yascati, es lag
daneben. S. Fea zu Horat. Epod. 1 , 29. Dergleichen Unbestirarat-
lieit findet sich in mehrern geograph. Erörterungen. Oft sind die
Amnerkungen in Mammern eingeschlossen, ohne dass der ller-
ausgeb. irgendwo sich dariiber erklärt hat. Wir vermuthen, das8
**ie aus der Ausgabe des Nepos , welche zur Bibl. class. Lat. von
Lemaire gehört, entlehnt shid, welche wir nicht haben verglei-
chen köimeii.
Die grösste Planlosigkeit und Ungleichheit herrscht in den
kritischen Amnerkiuigen. In den ersten Feldherren sind sie sehr
sparsam, in den folirenden etwas reichhaltiger, aber ohne Hück-
sicht auf das Wichtige und Unwichtige; sehr selten mit einem
Cnmde belegt. Zu stenaui in der J^raefalio giebt der Ilerays-
geb. Tzschiicke's Anmerkung und fiigt hinzu: ^nnc tarnen
duc.li. vir/ explirare praetideriuU , (juae non eat ad liidos
spectandos, inervedt conducla , id est, Lessera ad sedeni
sulvendatn acceplu. yllkenia eniin et Jorsan Lacedaenwni,
iit pauperi diviti(jne über spectaculoritni adilus pateret, vi-
r/s pari/er ac jniilieribiis singaiis diio a civitate oboli da-
banlur. De /lac. niercede, i. e. pentnia ad visenduni spe~
vtaciiliiin oninibiis distrihiila , nteiilio est apiid PLiit. vyiii-
vä naouyykk^uTu c 4 tt vi.t. Pcricl. c. 1(»; scd Athenicn-
180 ^ ßü Uli 8 die Littcratur.
ses tantuni nomiaat non L,acedaeniojiios : de ea quoqiie lo-
qidtiir Deniost/ien. ei vucat tä ^eagi^u j(^Q7)iiaT cc. Milt. 5,
'<& slratae. Plurimi leguiit ra/'ae. Lys. 1, \ Jaulet. Sic Codices.
Quidam interpretes y;i/^e^ , \el no/i lalei ; male. Sul)aud(i) Iio-
mines, quod saepe fit hoc verbum (7). Daselbst § 5 in juinienim.
Sic Mss. Vulgo in. lunnero. Tzsc hucke sagt gründlicher und
riditiger: Aliqai Codices et edd. \ett. niimero ex inconstanti
ejus praeposidonis in nmltis locis regimine. Ale. 4, 1 In corivione.
Alii legunt in conlentioiiein. Cap. fi, 2 Siciliae ainissjini. Est
qui legit admissnin. Daselbst resacrare. AI. resecrare. \ide
Festuiü et Plaut. Pers. 1, 1, lü; Aulul. 4, 7, 4. Cap. t, 2 iSo-
luisse. Forte ait Tzschuck. legendum est vuliiitise. Dies sind die
verschiedenen Lesarten, welche in den ersten Feldherren bis zum
Dion angeführt sind und in den folgenden bleibt sich der lieraus-
geb. gleich. Wie weiiig aber das Wichtige von dem minder Wich-
tigen gescliieden worden ist, ersieht man aus den von uns oben
gemachten Bemerkungen über die Textesverbesserung, wo in den
Anmerkungen aucli nicht eine einzige Verschiedenheit der Lesart
angegeben ist.
Die in einem sehr gewöhnlichen Notenlatein gescliriebenen
Sprachbemerkungen erinnern, wo der Ilerausgeb. nicht seine
Führer, besonders Tzscliucke hat, an die weiland Mine I li-
sch en und J unk ersehen Noten. In der Praefat. wird cu?n-
mode erklärt durch Eleganter, apteque ad modos ac numeros.
Gr. EvaQ^öörag , nach dem Index von Bosius; Tibiiti carv-
lasse. Inüasse tibias; Fere. Ut plurimum; JSos. Seil. Romanos;
lUos, Seil. Graecos; Priminn loaan teilet aediiuii. Atrium,
iv nQO&vQo^ nach Bosius; Celebritate. Ilominum frequentia;
AdhibetJir. Vocatur. Ita apud Justinum legas. 7, 3; ]\JagniLu-
do. Modus. — M\\i. \ Futurujn. Subaudi c/AviV,- vide Sali. Iiig.
14; Siia spoiite. Ne qua vi opus esset. Cap. 2 Cursian. Navi-
gationem; Disieciis. Dissipatis; T^irhite. Fortitudine; Devi-
c/s6'e/!. Penitus prostravisset; Ceciderai. Evenerat, Cap. 3 ris/^/^i.
Minorem scilicet; Qrueciae. Asiaticae scilicet; Transpurtave-
rat. Nempe ultra Istri pontcm. Der Cornel. Sprachgebrauch und
das Eigenthiimliche der latein. Sprache, so wie die Abweichun-
gen von demselben sind last gar nicht berücksichtigt und wir
mgcliten zweifeln, ob der Herausgeb. geliörig in demselben ein-
geweihet ist. Keine Anmerkung ist gegeben zu Milt. 1, 2 deli-
berahun missi sunt y qui coiisulereiit ^ Timotli. 3, '1 Iluic in
consdium daniur — quoruin consiLio uterelur; Dat. 8, 5 ad
paceni^ amiciliarnque hortaiiis est, ut cum rege in graiiain
redij'et; Ages. 4, 2 dicto audiens fuil jussis inagislratuuin;
Thras. 2, 4 tum Ulis tempurihns; Dat. (>, 1 prospere proce-
dere: Con. 5, 2potius mallem. Unerklärt ist die Synesis Milt.
3, 1 ponlem fecit — qua copias traduceret., und Them. 5, 2
qua sex mensibus iter jecerat, cade/n, ist blos in der Aiimcr-
Cornel. Ncpos, cur. de Calonnc. 181
kling lunzngefi'iirt: snpplc via. Epam. 1, 1 ist niclits bemerkt
ülicrtlic Form Polynini ; nichts über Manttliuna IVlilt. 4,2; 7'/-
//?o/e;f>«/(/ TiinoLö, 3 u.a.St, , da tloeli andere alte Formen niclit
iiher^aiiiren sind, wie Kinn. 1, ({ dl lerne. Tiniol. 3, 2 Totaei
Pans. 2, \ j'iwe^ wo aber Tzscimcke's Annierknngeu zu verglei-
chen nind. Ferner nichts zu Timol. 1 , V jiescio an iiUi ; Paus.
5, 3 iliviliij' eu tempore malreni Pausajüae vixifise', Ilannib.
1, 1 «S7 verum e.s/, Jit; Ages. 3, 4 tempus extrahere; Lysand.
3, 1 iiilit cunHÜia tollere; Dat. 1, 4 TiiilUare innrnis ßtngens ;
Euro. 3, 3 qui snnunain iniperd potirelnr. Auch sind die Stel-
len, wo Mepos die Pronomina dcmonstr. und das llefle>^i\um .s;//,
sihi , ,se mit andern Historikern von dem Gewöhnlichen abwei-
chend ffebraucht, nicht beachtet; nur Cini. 3, 1 wird zu dem
Prononjen possess. sujis bemerkt: Pro ejus ut saepejit, cum
II u IIa l/icle exis/ii ainbiguilas. Vergebens sucht man auch Ue-
lehrung iiber die Modi und Tempora, welche vom Nepos oft auf-
lallend gebraucht werden.
Der liistor. und geograph. Index ist sehr reichhaltig, jedoch
nicht ganz vollständig: wir vermissen unter den ersten Uuchsta-^
ben bis ü folgende PS ahmen: yj.yllbinus fr.; Baetorum re.vfr. ;*
Curviania iw, ChUlarcliuti Con. 2, 2; C'ircus Flaminius ix.\
Culuriae Paus. 3, 3 u. A.; auch gehören Ceiisorius , Adieroii
und Avxo\Jiaxla^ nicht in den Index grammat. , wohin sie ge-
setzt worden sind. Statt Actaei sollte Attici geschrieben seyn,
welclie Lesart zu Thras. 2, 1 ist aufgenommen woiuien. Der
grammat. Index ist minder reichhaltig und sclieint ein Auszug aus
dem Dosischen zu seyn. Bisweilen finden sich Zusätze, wie
zu acroama, wo Ernesti's Excurs. VIII zu Sueton. Aug. ange-
führt wird.
Das Papier ist schön und stark, der Druck freundlich, deut-
licli und für das Auge nicht angreifend. Druckfehler haben wir
folgende gefunden: Praef. p. VI wze/te/ = mente; Thras. 4, 2
p. 8"? 1. 17 ivumera = niunera; Con. 3, 1 p. 91 l. 16 ArLaxercl
= Artaxerxi; Dat. 2, 1 p. 130 1. 'i praes.se = praeei^se; Pelop.
3, 1 p. !()() l. 11) (juerere = quaerere; Eum. 10 p. 11)2 1. extr.
v/L ~ = unquam; Ilannib. 4 p. 23() not. col. 2 1. 8 tantum =
leviicr tantum; Ages. 8 p. 175 col. 2 I. 4 Ifn7ic = Ilunc; Milt.
1 p. 5 col. 1 I. 2 Uu = filio; c. 5 p. 13 col. 2 1. 6 slrategemate
= stratagemate, welcher Fehler öfter sich findet. Attic. 13 p. 2(}J)
not. col. 2 I. 1(5 ubilenipluni = ul)i templum; auf der letzten
Seite ist 570 statt 370 paginirt. Incorrecter sind die Accente in
dem Griechischen.
Da jetzt inelircre Ausgaben latein. Classiker von Paris aus er-
scheinen, so liielten wir uns verpfiichtet, etwas weitläufiger über
die Aoni Ilrn. de Calonne besorgte Ausgabe des Nepos zu spre-
clien und durch wörtlich angezogene Dcv spiele von den Anmer-
kungen den (jchalt der Ausgabe und die Brauchbarkeit derselben
182 Römische Littcratur.
für Deutschland zu characterisiren. Gern Iiättcn wir ijocli au
einigen Proben gezeigt, wie der Ilerausgeb. die Arbeiten anderer
Gelehrten, namentlich Tz sehn cke's, benutzt hat, aber schon
die von uns gemachten llenierLungen werden holTentlich dies ge-
iiiigend darthun. Unser Urtheil aber, um es in einer kurzen Ue-
bersicht zu geben, ist folgendes: Die geschichtlichen und geo-
graph. Anmerkungen können den von grössern Ausgaben und
bessern Hilfsmitteln entblössten Lehrern von Nutzen seyn, auch
finden sich einzelne brauclibare Sprachbetnerkungen ; der Text
hingegen ist nicht nach den besten Ausgaben constituirt; die kri-
tischen Hilfsmittel, welche der Herausgeb. besass, nicht gehörig
geprüft und gewürdigt; die wichtigem Varianten grösstentheils
nicht angegeben, oft aber unbedeutende erwähnt; die allermeist
von Andern entnommenen antiquarischen Atmierkungen erman-
geln der genauem Siclitung ; in den sprachliclien und giammat.
Erörterungen sind weder die EigentJiümlichkeiten des (-ornel.
Stils berücksichtigt, noch beurkunden sie Kenntniss des Geistes,
womit neuere Herausgebb. latein. Classiker und neuere Gramma-
tiker durch gründliclie Forschungen die latein. Sprache beliandelt
und eine richtigere Kemitniss derselben gefördert haben. Wir
können dalier am Sclilusse unserer Uecension den Wunsch niclit
unterdrücken, dass bey der Bearbeitung alter latein. Classiker,
welche zu Paris erscheinen, die Ausgaben und Leistungen deut-
scher Gelehrten, so wie überhaupt die zu Gebote stehenden Hilfs-
mittel genauer gewürdigt , sorgfältiger geprüft und besonders in
den philosophischen Geist der Sprache und Grammatik eingedrun-
gen würde: dann würde die studirende Jugend zu einem voll-
kommnern Verständniss der Schriftsteller geleitet und nicht zu
einer Latinität gebildet werden, wie siellr. de Ca Ion ne schreibt.
Deutschlands Lehrer aber an Gymnasien und hohen Scliulen wür-
den solche mit gründlicher Sorgfalt bearbeitete Ausgaben dank-
bar anerkennen und sie würden gern bey ihren, nicht immer zu
grössern literarischen Ausgaben geeigneten, Einkünften den oft
liohen Preis zahlen, 'mit welchem manche Pariser Ausgaben ver-
kauft werden.
Nr. 2) Die Nürnberger Ausgabe giebt eine neue Textrecen-
sion nach Staveren, Bremi und Andern. Wir haben sie mit
der frühern Ausgabe vom .Jahre 1821 {Corn, JS'epofis vi lue —
Jix recerisione Aiignstini van Staveren et T. C/u\ llarlesil
Alior.) verglichen und gefunden, dass der Text in Vielen ge-
wonnen hat; doch glauben wir sollte nach dem, was neuerlich für
die Kritik des Nepos gethan worden ist, noch mehr geschehen
seyn. Wir führen nur folgende Stellen an, wo nach liandschrift-
lichen Zeugnissen die Bardili'sclien Ausgaben und Andere
das Richtigere gegeben liaben: Praefal. §6 hat schon Titze die
bessere Wortstellung cuius non niaterfainilias dem Nepos wie-
Cornel. Ncpos ex rrcciis. Stavcrii, Bremü .lüorumqnc. 183
tloriicireben. Verpl. IJartlili zur Stavcrn. Atisffahe. Thcm. 4, 2
iit doinos suas (/i//',s(ji/c disccderciit: diese von Hardili und Ti-
tze bereits autf;:eiioinmeiie Lesart ist in der Leipz. Ausg. bey
Teubner mit Griiiidea belegt. Cap. 5, 1 stehet noch Interim^
wie auelillr. de Caionne hat, »Vau I lern in, woriiber Mos che
nachzulesen ist, den IJardil. zur Sta\ern. Ausgabe aniuhrt; Cap.
(j, 2 emplohlen die besten IlandseJirr., die siltesten und neusten
Ausgaben iiabtri, Cap. S, (i ziehen wir mit Bremi und Andern
(idsveiidit vor, da es zwey gute llandschrr. und der Sprachge-
brauch unterstützen. 3Jilt. 1, 1 ist noch die Wortstellung nt noii
]ain solnni, wo Uremi schon die richtigere gab und begründe-
te; Cap. 4, 3 ist unbezweifelt nach dem Longol. Codex FJiidip-
pldeimine mit Bardili, Maries und Günther zu sclireiben;
vergl. die Anmerkung in der bey Teubner erschienenen Ausgabe;
Cap. 8, 3 schützen mehrere llandschrr. r6///ie/»a/, worüber Mo-
s c li e bey U a r d i 1 i nachzulesen ist ; Cap. 7 stehet noch a piigaci
als unverdächtig, da es schon Staveren in seiner kleinen Ausg.
des Cornel. und nach ihm Uremi und Andere auf das Ansehen
der llandschrr. tilgten; auch ist in demselben Cap. in eo selir
verdächtig. In dem 4 Cap. liat die ältere yiusgabe Sardeis so wie
auchAges. 3, 5, die neuere liat Surdcs verändert, was wir nicht
billigen, da an beyden Stellen die llandschrr. die alte Form be-
günstigen und i\epos auch in andern Wörtern das Alterthümliche
\orzieht. Daher ist Ale. 2, 1 wohl auch PericU und de Reg. 1,
1 Jfvslüfipl zu schreiben, wozu die Gründe in der Anmerkung
der 'J'eubner. Ausg. angegeben sind. Zu Thera. 9 extr. ist mit
Uardili und Titze zu schreiben traiisacto ad te, denn das
Pronom. nie erkennen die besten llandschrr. und die Utrechter
Ausg. nicht an und nur zu oft schlichen sich auch bey dem i\epos
von fremder Iland solche expletive Einschiebsel in den Text, wie
Ale. 9 üisidluH ei (ecernnl, wo ei einige llandschrr. nicht haben
und gleich darauf e^ vor aperuisset und ah eo, welches Letztere
ge\\iss zu tilgen ist. Vergl. daselbst Staveren. — Paus. 2, 4 ist
die Interpunction poletiLaleni, se adjuvante, te redacluruni
iiach T z 8 c 1». , F r i e d r i c h und li a r d i 1 i vorzuziehen. Cap. 5 zu
Ende war wenigstens Dti, was sich in keiner Ilandschr. findet,
als \ erdächtig zu bezeichnen. JXoch erwähnen wir folgende Les-
arten: Ale. 6, 3 Hie nt iiavi egressna est', Cap. 11, 1 (jni fnit
pufit aliqnu/ilo; Dion. 6, 3 ipii (luideni principatnni ; Dat. 1,
2 tantuin non; Epam. 4, 3 7//, (jni nie ineognitnni ; Cap. 9,
1 magna eacde Jaeta, mullisqne uccisis ; Pelop. 3, 2 sicnt
Ktrut, signatani; Ages. 4, 1 jn.s.sn; Tirnol. 5, 3 nt taleni Lir-
hertat ein restitnerent; llannib. 13 extr. Sed nnnc tenipns est.
An allen diesen Stellen, und wir könnten deren noch andere an-
füliren, waren die Ilaiidschrilten zu berücksichtigen, welclien
neuere Jlerausgcbb. in ihren Ausgaben gefolgt sind. Die Stelleu,
welche als > erdächtig bezeichnet sind, haben gleiche Zeichen mit
184 M u t h () in a t I k.
denen, welche durch Parenthesen eiugcsclilossen sind, was den
Schüler irren kann. Der Druck ist gut, auch dils Papier nicht
übel. Zwey Seiten zeigen die Druckfehler an, wo aber auf der
letzten Seite 157 statt 15G zu verbessern ist. Wir fügen noch
hhjzu S. 99 Z. 13 prmins = prius ; S. 149 Z. 10 JSecjuo = nequc.
Diese von uns angeführten Lesarten werden bev/eisen, dass
in der Verbesserung des Textes noch mehr hätte geschehen kön-
nen, besonders wenn die Ausgaben von Bar diu wären benutzt
worden , was wir fast bezweifeln müssen. Wir können daher die
Ausgabe nicht den vorzüglichen Schulausgaben beizählen, glau-
ben aber, dass dieselbe vor manchen Andern , welche gewöhn-
lich in den lläuden der Schüler shid, zu empfehlen ist.
Dähne.
Mathematik.
Rechnende Geometrie^ oder praktische Anleitu?ig
zn{f) /lufl'ösu7ig allgejueiner Formeln^ die sich
auf JRauingr ö sseu beziehest. Zum Gebraucli für ange-
hende Künstler, Uiui<^ewerken, Oekonomen, Forstiuiinner etc. etc.
sowie als Handbuch zum miithematisclien Unterrichte in Bürg-er-
und Industrieschulen, entworfen vou G. A. Fischer, Prof. d. Math,
am Königl. Sachs. Kadettenhansc und an der mit der Kunstakademie
verbundenen Bauschule. Dresden und Leipzig, Arnold'sche Buchlu
182G. XII u. 221 S. gr. 8. mit 4 Kupfertaf. 1 llthlr. 12 Gr.
JLFer Ilr. Verf. gibt liier eine Sammlung allgemeiner Formeln
zur Berechnung geometrischer Gegenstände, deren jede auf
ein Beispiel in bestiininten Zahlen angewendet wird. Ueber die
Ableitung der Formein oder den Grund ihrer Richtigkeit wird
nichts gesagt^ nur dass hie und da auf die von demselben Verf.
herausgegebene koiistrnireiide Qeomelrie (Leipz. b. Voss 182."))
verwieyen ist. Es ist demnach dieses Buch, was schon der Titel,
noch bestimmter aber die Vorrede ausspricht, zunächst nur
ein Hülfsiiiittel für die, welche solche lleclinungen auszufüh-
ren haben, und doch nicht die theoretischen Kenntnisse be-
sitzen, welche die Hegeln zu dieser Art lleclinungen von selbst
an die Hand geben. Wenn sich nun schon an sich Büchern sol-
cher Art ein möglicher praktischer Nutzen nicht absprechen
lässt , so gehört doch ihre Beurtheilung weniger in diese Blät-
ter; da indessen zur Erreichung eines gewissen Zweckes auch
an Gymnasien das vorliegende Buch mit Nutzen gebraucht wer-
den kann, so halten wir eine genauere Anzeige davon auch hier
nicht für unpassend.
Fiisrhei'i; rotljnoii(l<i Geometrie. 18»5
In (lor Einleitung S. j — 29 schickt der Verf. eine kurze
DarstelliiniT der Hc^icln i'nr das Itcchneii mit Dccinialbrüclieii
so Avie l'i'ir das Ausziehen der Quadrat- und Kuhlk - W urzehi
aus ^Tanzen und ^el)rochenen Zaliieii voraus, g^il>t aucli einig'e
Krläuteriiniren über das Lesen der Formeln in allgemeinen Zal»-
len und ihre Anwendunff auf Beispiele in bestimmten Zahlen,
(was der Acrf. ^'///.s///;7///o- de?- J'\jri)ict nennt.) IJec. findet es
der nächsten Ik'.vtimniung des Buches sehr angejnessen, dass
die llechnung mit Decimalbrnchen liier erläutert worden ist,
da das Foljjeiide die Kenntniss derselben durchaus verlangt,
welche doch selbst bei übrigens sebr geübten nur nicht gerade
wissenschaftlich gebildeten Rechnern in der Jtegel umsonst ge-
sucbt wird. Aehnliches gilt aou *\i^n AVnrzelrechnungen, Die
Aufgaben der rechnenden Geometrie selbst sind in zwei gro-
ssere Abschnitte und einen Anhang vertheilt. Im ersten Ab-
schnitte wird zuerst dasj\othige \o\\ den Längen- und Flächen-
jMaassen so wie \oii der lleduktion derselben beigebracht S.
30 — ;iJ); sodann folgen die Aufgaben für IJerechnung des Wk-
cheninbaltes oder ge\sisser Bestimmungsstücke der Quadrate,
Kektangel, Parallelogramme, Dreiecke, Trapeze, Trapezoide,
der unregelmässigen gerad- oder krummlinigen Figuren S. 41
— 58. Ferner die Derechni-ng der Seite eines regulären Poly-
gons von 3 his J() und Mm 12 Seiten aus dem Radius des um-
schriebenen Kreises, des Flächeninhaltes derselben aus der
Seite, und der Seite aus dem P'lächeninhalte S. 59^ — 71. 13e-
rechnungen, die sich auf ähnliche Figuren heziehen, S. 71 — 7-1.
Berechnungen, die dert Kreis hetrelfen , nämlich Bestimmung
der dem hreisc zugehörigen lanien und Bogen , und Berech-
nung der Krei-^Uächcn, der Ausschnitte, Abschnitte, und Ringe
S. 74 — 86. Endlich V erwandlung der Flächen in andere gleich
grosse durch Reell nung, S. 8C> — iK>. (IHer vermisst Rec. man-
che Aufgaben in Beziehung auf die Theilung der Figuren, die
im Praktischen nicht selten vorkommen können, z. B. die Thei-
lung des Trapezes in zwei oder mehr gleiche oder ungleiche
Theile von gegebenem Verhältnisse «lurcli gerade Linien, wel-
che mit einer gcirebeiien parallel sind.) Die im 2ten Abschnitte
enthiiltenen Aufgaben betreifen iiu Allgemeinen die Berechnung
der Körper und ihrer Oberilächen. Zuerst findet man das JNö-
Ihigste über die F^intheiluiig der Körper, die Körpermaasse und
die Reduktion derselben S. !)3 — !)9. jNachlier werden die Auf-
gaben aufgelösst, welche sich beziehen auf die Berechnung des
körperlichen Inhaltes, der Aussenlliichen , und einzeler Be-
»liiiimungsstüeke des Würfels, der Parallelepipeda (nicht Par-
alleloj>ipeda, wie der Verf. schreibt.) der Prismen , Cvlinder,
Pyramiden, Kegel S. !M) — 147; ferner der abgekürzten ]\ra-
miden untl Krgcl S. 147 — 171 i der Kugel, kugelausschnitte,
Kugelabschnitte, Kiigelzonne li. dgl. m. S. 171 — 184. Zuletzt
JuUiö.f. i'liil. u. J'udag. Jaltt^. II. lUft 10. , \'^
186 31 a t ]i e in u t i k.
Verwandhmjf ilcr Körper in andere ihnen an Inhalt gleiche S.
185 — 103. Der Anlianj? betraclitet, nach Vorausschickung dea
Begriffes vom specifisclien Gewichte materieller Körper und ei-
ner Tafel zur Yergleichung des specif. Gewichtes verschiedener
Materien (nach Ey telwein) S. 193 — 107, mehrere Aufgaben
über die gegenseitige Bestimmung des absoluten Gewichtes,
des Rauminhaltes oder Grösse, und des specif. Gewichtes der
Körper durch einander S. 197 — 212, so wie Aufgaben, worinne
das Gleichgewicht des Wassers gegen eingetauchte feste Kör-
per mit in Rechnung gebracht ist, S. 213 — 221. — Diese An-
deutungen in Beziehung auf Inhalt und Anordnung werden schon
einiger Maassen das Urtheil bestätigen, dass die meisten der
allgemeinen Fälle fiir Berechnung eines geometrischen Gegen-
standes, die im Kreise der auf dem Titel angegebenen Beschäf-
tigungen vorkommen können, hier behandelt worden sind, und
zwar grösstentheils in einer zweckmässigen und folgerechten
Ordnung. Auch wird das Aufsuchen irgend einer Aufgabe, de-
ren Auflösung etwa jemand aus dem Buche nehmen will , er-
leichtert durch das vorausgeschickte Inhaltsverzeichniss , wel-
ches jedoch zu diesem Zwecke noch etwas ausführlicher sein
könnte. Wass nun die Behandlungsart jeder eiuzelen Aufgabe
selbst betrifft , so ist auch diese für die beabsichtigte Bestim-
mung des Buches zweckmässig: zuerst wird allezeit die Aufgabe
bestimmt ausgesprochen, wobei die vorkommenden Grössen
sowohl allgemein durch Buchstaben bezeiciinet, als auch für
einen besondern Fall in gemeinen Zahlen bestimmt werden ;
hierauf wird die Formel gegeben , welche den Werth der ge-
suchten Grösse auf allgeiueine Art durch die gegebenen ausdrückt,
und dann folgt die Anwendung dieser Formel auf die früiier an-
gegebenen bestimmten Zalilen, d. i. die Ausrechnung der ge-
suchten Zahl fVir den angenommenen besondereji Fall. Um ein
Beispiel zu geben, führen wir buchstäblich an die 221 ste Auf-
gabe: „die Aussenfläche eines gleichseitigen Kegels ist zzr A
= 20°'; wie gross ist dessen Durchmesser :zr d'? Auflösung.
A = 20°'.__Formel: d =z 0, 05146 /Ä. (Anwendung:) d =
«, 65146 /2() = «, 65146 x 4, 47213 = 2, 0134== 2' 9"
1 ,'" 34." Auf ähnliche Art sind alle Aufgaben behandelt. Es
wird also einmal Jeder irgend einen besonderen Fall einer hier
vorkommenden Aufgabe leicht berechnen können, ob er gleich
die Lehren nicht kennt, auf welche sicli die Regeln der Be-
rechnunggründen, wenn er nur die gegebene Formel zu deu-
ten und anzuwenden verstehet, wozu aber das Buch selbst An-
leitung gibt; und hierdurch entspricht es seiner nächsten auf
dem Titel angegebenen Bestimmung. Sodann aber wird es
auch für die, welche einen gründlichen Unterricht in der Geo-
metrie erhalten haben, also unter andern fiir die mittleren und
Flöcher's rcrhncndo Gtoiiietrle. IHl
oheru Klassen eines jeden ijuten Gymnasiums eine überaus nütz-
liclie Uebun^ sein, die hier mitgetlioilten Formeln aus de»
Leliren der Geometrie abzuleiten, und so ihre Iticbtiiikeit zu
prüfen; und das ist es, \varum Uec. dieses Buch auch Gymna-
sien empfiehlt, natürlicli nicht als Leitladen zum fortlaufenden
Unterricht in der Geometrie, wolil aber als zweckmässige An-
Icitunir zur 'Wiederholung und Anwendung dessen, was in de»
öUenllichen Lehrstunden vorgetragen worden ist. l{ec. liat alle
Formeln durcligegangen, und, so weil etwas nachzurechneu
war, nachgerechnet, (z.B. bei allen Formeln, worinne die Lu-
dolphsche Zahl vorkommt, wie in der oben angeführten Auf-
gabe;) er liat dabei gefunden, dass fast alle riclitig und auch
bequem ausgedrückt sind: nur wenige veranlassen ihn zu eini-
gen Berichtigungen, welche nebst einigen andern das Buch be-
trelfenden Bemerkungen er hier noch inittheilen will.
üeber die Behandlung der Decimalhrsiche in der Fiinleitung
ist zu beinerken, dass wohl etwas über das Aussprechen der-
selben (z. B. 3, 14 = 314 Hunderttheile) hätte gesagt werden
sollen; eben so über die Veränderung, welche der Bruch er-
leidet, wenn man das Einerzeichen um eine oder melir Stellen
nach der rechten oder linken Seite liiu versetzt; erst dann
Avürde wie anderes, so auch das vollkommen deutlich sein, was
S. 7 § 2 IN 0. 2 gesagt ist: „weil Divisor und Di^idendus gleich
>ielmal vermeljrt keine Aenderung im Quotienten hervorbringt.''
Ferner hätte die abgekürzte Multiplikation und Division unend-
licher Decimalbrüche um so weniger übergangen werden sollen,
da sie bei sehr vielen der folgenden Aufgaben nothwendig wird,
wenn man die Resultate mit einer dem Buche selbst entspre-
chenden Genauigkeit und Bestimmtheit finden will. Bei Aus-
einandersetzung der Vorschriften für das Bereclineij der Qua-
drat- und Kubik- Wurzeln vermisst man die Regel, nach wel-
cher bestimnit wird, ob der gebliebene Rest nicht etwa zu
gross, also die letzte Ziffer der berechneten Wurzel zu klein
sei. Auch ist es aulfallend als ein Fehler gegen systematische
Ordnung, dass in § 20 die Quadratwurzel aus einem ordinären
Bruche zu berechnen dadurch gelehrt und an einem Beispiele
gezeigt wird, dass man ihn in einen Decimalbruch verwandelt,
in §21 aber erst die Aufgabe vorkommt, aus einem Decimal-
brüche die Quadratwurzel zu berechnen. — Uebrigens hätte
durch eine sehr unbedeutende Erweiterung des Buches wohl
noch etwas über die Bechnung mit Logarithmen gesagt wer-
den können, durch deren Vnwendting die Berechnung von sehr
\ielcn der folgenden Aufgaben gar selir vereinfacht und erleid»
tert würde; doch A\ill Rec. hierüber mit dem Verf. nicht wei-
ter rechten, da es jedem Schriftsteller überlassen bleiben muss,
die Gränzcn seines Buches zu bestimmen, — Zu der 2!> Aufg.
S. 3(i ist zu bemerken, dass, wenn eine Ruthe =r t vs KH^i» if'^i
188 Mathematik.
3, 56 Ruthen nicht , wie daselbst stehet , z=: ~— '- —
40, 28, sondern — '^^^ = 26, 996 Ellen sind. Die
99ste Aufgabe, welche aus dem Halbmesser eines Kreises den
Umfang berechnen lelirt, konnte als fast identisch mit der
97sten, wo derselbe aus dem Durchniesser gefunden wird, weg-
gelassen werden. — Da in der 41sten Aufgabe S. 46 der Werth
von X zuerst bestimmt wird, so konnte nachher der von y ein-
facher aus der Gleichung y :z= — x berechnet werden. An Statt
m
der in der llSten Aufgabe S. 82 gegebenen Formel B rrr: 0,
7854 [1,128 /A — 2 m]=' hätte lieber die einfachere D z=
[y/ A — 1, 77245 m]^ initgetheilt werden sollen, welche sich
leicht aus Formel in Aufgabe 113 ableiten lässt. — Zu der
120sten Aufgabe vcrmisst man die Bemei-kung, dass durcJi die
Sehne p und den Pfeil m auch der Bogen n vollkommen be-
stimmt ist, also nicht etwa noch willkVihrlich angenommen wer-
den kann, denn es ist n =z: 2 arc (cos. = — J. S. 94
p|+m^^
Nr. c) wird gesagt, die Seitenfläche des Cyiinders sei ein um
die beiden Kreise , die als Grundflächen dienen, gekrümmtes
llektange! , was nur insofern richtig ist, als der Cylinder ein
gerader lü', nun stellt zwar die zugehörige Zeichuimg aller-
dings einen solchen dar, allein im Texte ist von Aiin Cylindei-n
überhaupt (als einer Art der prismatischen Körj)er) die Bede,
und des Unterschiedes zwischen geraden und schiefen w ird gar
nicht gedacht. Ein ähnlicher Mangel an gehöriger Bestimmt-
heit, oder die Aussage einer Eigenschaft der ^/r/ als PJigen-
schaft der gi/;ize/i Gattung kojnmt öfter vor; so gilt das, was
S. 95 von der Seitenfläche eines Kegels gesagt wird, nur von
dem geraden Kegel; überh;nij>t handelt der Verf. eigentlich
nur von geraden Kegeln und Pyramiden, und mehrere der mit-
getheilten Formeln sind daher auch auf schiefe gar nicht an-
wendbar, wie die in den Aufgaben 201, 202, 203 u. s. av. Al-
lerdings lautet auch die Ueberschrift des Abschnittes von S.
127 — 139: „Berechnung — gtradstehender Pyramiden — ",
und zu Anfange a on § 64 S. 139 heisst es : „ein geradste/ien-
der Kegel wird berechnet u. s. w.''; unter welcher Bedingnng
aber eine Pyramide oder ein Kegel geradste/iend sei, Avird
nirgends gesagt, dagegen a\ erden alle Aufgaben so ausgespro-
chen, als ob sie von Pyramiden oder Kegeln im Allgemeinen zu
A erstehen Avären. Will mui z. B. Jemand die Ausseniläche einer
schielen dreikantigen Pyramide liercchnen, und bedient sich
der in der 203ten Aul'g. gegebenen Formel, so erhält er ein
falsches ilesultat, Aveil die Formel nur für geradstehende Py-
Fiöcher'o rechnende Geometrie. 189
ramiJcn passt, was aber weder in der dem §03 vorausgeschick-
ten LIebcrschrirt noch in dics^er Auf;;abe selbst angedeutet ist.
— ■ In der l.Visten Aufgabe ^^ird verlaiij^t, aus der Länfre a.
Breite b und Höhe c eines Parailelepipedum dessen Diagonale d
zu berechnen, und dafi'ir die Formel d = \/^a* + b^"f*c^ gege-
ben, welche nur auf ein gerades rechtwlnkliches Parallelepi-
pedum an\veiidl)ar ist. Ebenso gilt die in der IßCJsten Aulg.
ITir die Aussenlläche A eines Prisma, dessen Grundfläche ein
gleichseitiges Dreieck ist, gegebene Formel V= 3 ah +• «,80(5 a*
nur für ein gerades Prisma. — In der Formel zu Aufg. 2«7:
A = 3,03:51) a^ + 3,3 a /h^ +~T7'!>'?S4 a* sollte nach des Rec.
Kechnung der Koefficient von a^ unter dem Wurzelzeichen
liO'i'iiJH oder ziemlich genau, docii schon zu gross, 1,0780 hei-
ssen. Ueberhaupt hat Uec. , welcher beim NacJirechnen der
Formeln die Aorkommenden Decimalbrjiche allezeit auf mehr
Decimaistellen berechnet hat, als der \ erf. angibt, die letzte
von Hrn. F. angegebene Decimale öfters abweichend von seinem
llesultate gefunden; aucli befolgt der Verf. wenigstens nicht
immer die t^onst übliv-iie Hegel, die letzte angeführte Decimale
(unendlicher Decimalbrüche) um eine Einheit dami zu ver-
mehren, wenn die erste weggelassene ebenso gross oder grö-
sser als 5 ist. Die 322ste Aufg. verlangt die Kraft n zu berecli-
nen, mit welcher ein im AVasser liegender Sandstein von a'
Länge, 1)' Breite und C Höhe frei erhalten werden kann, wenn
das specifische Gewicht des "Wassers = 1, des Sandsteines
= g ist, und ein Kubikfnss Wasser p Pfnnd wiegt; es folgt so-
dann die Formel n = ^-^^ . p. a b c. Offenbar ist n gleich dem
Ueberschusse des absoluten Gewichtes von ab c Kubikfuss Sand-
stein über das absolute Gewicht von abc Kubikfuss Wasser;
das letztere ist = p. abc, und das erste = g. p. abc, also
n = (g — 1) p. abc. Schon das für die bestimmten Zahlen ge-
fundene llesultat hätte ^\q.\\ Verf. auf die Unrichtigkeit seiner
Formel aufmerksam machen sollen; denn da das specif. Ge-
wiclit des Sandsteines = 2,0J)!), d. i. grösser als das Doppelte
von dem des Wassers ist, so muss ein Sandstein weniger als die
Hälfte seines absoluten Gewichtes im Wasser verlieren , folg-
lich melir als die Hälfte behalten. iSun haben 31 Kubikfuss
Sandstein 2,0!)1) X 34 == 4190,53 Pfund absolutes GewiclTt, da-
von die Hälfte = 2248,20 ist; der Verf. findet aber als das blei-
bende Gewicht, d. i. den Werth von n nur = 1048,7 Pfund. —
Auch die in der 325sten Aufg. angew endete Formel n = — ist
in
falsch; (n bedeutet die Kraft, mit welcher a Pfund Tannenliolz
im Wasser auf\\ärts getrieben werden, und m das specif. Ge-
wicht des TaiMMiiliolzes. ) Denn gesetzt, a Pfund Tannenliolz
nehmen k Kubikfuss Itauju ein, vertreiben uIöü eben so >ielWus-
190 M u t 1) c m a t i k.
ser: so ist das absolute Gewicht des Tanneuliolzes a = ni. p. k,
das des vertriebenen Wassers = p. k = — , also der ünter-
m
schied, d. i. die Kraft des Auftriebes, n = a = . a.
m in
Ganz dieselbe Formel lässt sich auch leicht aus der obigen
(Aufg. 323) n = (g — 1) p. abc ableiten, wenn man erwägt,
dass daselbst p. abc das absolute Gewicht des vertriebenen
Wassers ausdriickt, also eben das, was hier durch — bezeich-
m
iiet wird. Uebrigens muss n = 0 werden für den Fall, wo der
eingetauchte Körper gleiches specif. Gewiclit mit dem Wasser
hat, wo also m = 1 ist, was auch aus unsrer Formel hervor-
gehet; die Formel des Verf. aber gibt für diesen Fall ji = a. —
Die 328ste Aufg. sollte etwas bestimmter ausgesprochen sein;
D ist nicht die Grösse sondern der Durchmesser des Korkcy-
linders; fernersoll, wie man aus der Formel siebet, der Ku-
pfercylinder mit dem Korkcylinder zusammen genau so viel wie-
gen als die Älenge Wasser, welche gerade ebenso viel Raum
einnimmt, welches der Ausdruck sckwunmeri nicht bestimmt
anzeigt. — Endlich ist in der letzten Aufgabe wahrscheinlich
eine Verwechselung des Halbmessers mit dem üurcJiraesser ge-
geliehen; denn Rec. findet den Durchmesser = f A. ( ^'" ^^ ^
\ n
= 0,9847 I (m— 1) Q dagegen ist der Zahlenkoefficient des
>J (1-q) mp 3
Verf. = 0,4923, d. i. genau die Hälfte von 1 JL, so dass dea
Verf. Formel den richtigen Werth des Halbmessers angibt. —
Druck, Papier und Figuren sind gut, jedoch haben wir folgende
vom Verf. nicht angezeigte Druckfehler bemerkt: S.IO Z.8 v. u.
auSt.3ö\l. 3^\; S. 26 Z. 7 v. u. an St. 3.4.5.4 1. 3.4.5.5;
S. 105 Z. 14 an St. x = V^'"" ^ I. x = " {^^lA i S. 123 Z. 4
l»n \ pn
V. u. In St. h[«^+^'"^)-«(«-- + 2ni)Cc-2ni)]
16 in
, h[I(c-^ + ^m-)-c(c+2in)(o-2n03 g^g^ letzte Z. an St.
16 ni
d^ a^
4 (^ ^^>i 1 4 /^S ^—^ ' ^' ^^^ ^' ^* *" ^** Kubikzoll 1. Ku-
^^^^"^^' Qustav Wunder.
Ilcrrasdorrällandb. zum Untcrr. in d. gem. Arltlira. 191
Handbuch^ zur Beförderung eines gründlichen
Unter rieht es in der gemeinen Arithmetik. Eiit-
hiiltciid eine reichhaltige und systeinaf,isc!i {geordnete 8a mm Lung
r on LIebungsa ufg aben nebst der volUt.-indig iiu.s<^(;rührteii
Bcrcchnunfi^ und Auflösung derselben. Für den öflentlichen und
Privat- Unterricht und für das Selbststudium bearbeitet von J.IIcrms-
dorf, Lehrer d. Mathem. an der Krenzschulc zu Dresden. 2ter Uand,
enthaltend die Re ch?iung sar t e n der Zahlenverglei-
chung. — Auch unter dem besonderen Titel: Sammltmg
von U e b7i?igsanff^a be n über die ge meinen Rech-
71 ungs arten der Zahlenver ^leichjing. Zum beque-
men Gebrauche in Schulen und beim Privatunterrichte , sowie für
das Selbststudium bearbeitet von J. Hcrmsdorf u. s. >v. Meissen bei
Gödsche, 1827. 48 u. 243 S. in 4. 1 Thlr. 12 Gr.
Gründlich kann der Unterriclit in der Mathematik nnr dann
genannt werden, wenn er den Schüler zur deutlichen Einsicht
der (Triinde fülirt, aus welchen die Kichli5:keit jeder zur Berech-
nung irgend einer Ai!lgal)e vorgeschriebenen, Kegel vermöge der
JNatnr der Grössen und ihrer Beziehungen und Verbindungen her-
vorgehet. Er muss dalier ohne Sprung in der gehörigen Ordntnig
von dem Einfachsten zu dem Zusammengesetzteren fortschreiten,
muss den Schüler fortwährend aufmerksam machen auf den Zn-
sammeiiliang des Si>ätercn mit dem Frülieren, und darf ihm nicht
zumuthen, eine Regel ijn Allgemeinen als richtig deswegen an-
zuerkennen , weil sich die Richtigkeit eines nach ihr berechneten
Resultates durch eine sogenannte Probe bestätiget. Ein Iland-
huch, welches zu einem gründlichen Unterrichte anleiten soll,
darf daher niclit eine blosse Aufzählung der einzelen Regeln ent-
halten, welche in den Theil der Arithmetik gehören, den die
Gränzen des Buches umfassen, sondern muss nebst der Anwei-
sung über die Anwendung jener Regeln auch wenigstens eine An-
deutung der Gründe geben, welche ihre allgemeine Richtigkeit
streng darlhun; jedoch müssen diese Andeutungen notliwendig
in ausiu!iili( here Auseinandersetzungen übergehen, sobald das
Buch ni(ht bloss zum Gebrauche beim mündlichen Unterrichte
sondern aucii zur Leitung des Selbststudiums bestimmt ist Der
letztere Fall lindet nach Aussage des Titels bei dem vorliegenden
Buche Statt, welches zwar zunächst als eine Sammlung von Ue-
bungsaufgaben betrachtet werden, zugleich aber auch die Dienste
eines Lehrbuches für {!iQn '['heil der gemeinen Aritbmetik leisten
soll, in welclien die hier behandelten iuliraben gehören. In erster
Hinsicht, als Sanimhiiig von Aiifgabcn, durch deren Ausrechnung
der Schüler die schon gelernten Regeln wiederholen und anwen-
den soll, verdient das Büch natii des Rec. Urthcil allen Beifall,
lind kann mit Recht in Rücksicht auf Verschiedenartigkeit der
Aufgaben reichhaUig, auch g«it geordn<;t genannt werden. Was
192 M u t h c m a t i K.
aber das Zweite betriHl, dass das Uiich zudcidi eine Anleitung
zum grütidlic/ieji Uiitcrriolitc iti der gemeinen Aritlimetik sein
soll, so glauben wir dem Verf. nicht Unrecht zu tluin, wenn wir
in Beziehui:g auf die oben vorausgeschickte licmerkung iiber
gründlichen Unterricht urtheilen, dass dem Buche manches
fehle, uui diesem Zwecke, zumal wenn es beim Selbststudium
gebraucht werden soll, vollkommen zu entsprechen; denn es wer-
den hier viele Vorschriften gegeben, die entweder nicht griiud-
lich oder deutlich genug, oder gar nicht bewiesen sind, ja zum
Theil auch hier gar nicht bewiesen w erden konnten, weil sie Leh-
ren voraussetzen, die liier noch nicJit als bekannt vorausgesetzt
werden durften. Wir wollen dieses ürtheil durch genauere An-
gaben zu bestätigen suchen.
Das ganze Euch zerfällt in zwei Theile , welche parallel ne-
ben einander foitlaufen, (der zweite hat auch seinen besonderen
Titel.) Der erste kleinere nämlich enthält in verschiedenen Ab-
schnitten mancherlei Aufgalien; jedem Abschnitte, welcher eine
gewisse Klasse von Aufgaben in sich begreift, sind Fragen über
die Theorie der betreffenden Rechnungen vorausgeschickt. Im
zweiten Theile findet man in derselben Ordnung die Beantwor-
tung dieser Fragen und die vollständig ausgeführte Berechnung
inid Auflösung der Aufgaben. Durcli diese Ehirichtuiig wird das
Buch allerdings passend sowohl zur Anwendung in öIFentlichen
Scliulen, wo dann aber die Schüler nur den ersten Tiieil in Hän-
den haben dürfen, als zum Gebrauche beim SelbststudiuiO, wo-
bei der, welcher es benutzt, bei eintretenden Schwierigkeiten
oder zur Prüfung der gefundenen Besultate Ci^w zweiten Theil zu
Rathe ziehen kann. — Was den Umfang des Buches als einer
Sammlung von Uebungsaufgaben betrifft, (als welche wir es zu-
erst betrachten, und daher von den jedem Abschnitte vorausge-
schickten Fragen und den entsprechenden Antworten für jetzt ab-
sehen wollen,) so wird derselbe erhellen aus folgender kurzer
üebersicht des Inhaltes; (durch I bezeichnen wir den ersten,
durch II den zweiten Theil.) Das Ganze zerfällt in fünf Abthei-
lungen: die Iste handelt von der 'ariihmetischen Froportions-
reclinung, die 2te voji <S.>^\\ geometrischen eisiiachen Proportionen
in reinen, die 3te von denselben in benannten Zahlen, die 4te
von den geometrischen zusammengesetzten Proportionen, und die
5tc von der Gesellschaftsrechnung, Vermischungsregel, und Re-
gula Falsi. Jede Abtheilung enthält mehrere einzele Abschnitte,
wie folgt: Iste Ab theil. A) Aufgaben, um zu drei gegebenen
Gliedern einer arithmetischen unterbrochenen Proportion das 4te
zu finden I, S. 2; II, S. 10 — J;>. — B) Aufgaben zu zwei ge-
geb. Gliedern einer stetigen Proportion das Ste zu linden I, S. S;
il, S. 13 — 15. — C) iVufgaben zu zwei gegeb. Gliedern und der
Differenz einer unterbrochenen arithmet. Proportion die beiden
übrigen Glieder zu linden I, S. S und 4; ü, S. 15—20. — D)
lIcrmsdoiTs Ilandb. zum Untcrr. in li. ^eni. Arithni. 103
Aiifs:al)eii zu eiiicMii Giicde imtl der DilTorcnz einer stetigen aritli-
iiiet. l*ro|)orti<)n die iil)ii£:(ii zu fiiideti 1 , 4 uud 5; II, 21 — 2ö.
— E) Vermischte Auliiiiben aus allen vorhergclienden Abschnit-
ten mit ncsativen Gliedern 1, 5 und (i; II, 20 — 2JK — F) Ver-
mischte Ani'irahen, in welchen arilhniet. Proportionen Anwendung
linden ( Reduktion der Jahreszahlen u. s. w. nach verschiedenen
Zeitrechniuiiren) 1, (>— 8; II , 2J)— "S. — iLe JbllitiL A) Auf-
gaben zu drei Gliedern einer unterbrochenen geometr. Proportion
das 4te zu linden I, J); II, 44 — 48. ü) Aul'^^aben zu zwei Glie-
dern einer sletii^en geometr. Proportion das Ste zu linden I, 10;
II, 49 — 54. C) Aufgaben zu zwei gegeb. Gliedern und den Ex-
ponenten einer unterbrochenen Proportion die iibrigen zn linden
I, 10 und 11; II, 54 — 5!). D) Aufgaben zu einem gegeb. Gliede
und dem Exponenten einer stetigen Proj)ortion die iibrigen zu lin-
den I, 11 und 12; II, 59 — (>4. E) Vermischte Aufgaben für
Proportionen mit negativen Gliedern I, 12; II, (J4 — (iH. — 3/e
Ahl/ieil. A) (S Aufgaben aus der einfachen Ileduktionsrechnung,
oder Verwandlung der Miinzen, iMaasse und Gewichte des einen
Landes in die eines andern I, 14 — 10; II, 74 — 80. li) 22 Aufga-
ben aus der einfachen Zinsreclmung 1,17 und 18; II, 80 — 96.
C) 10 Aufgaben zur ßercclinimg der Arbeiter, der Arbeitszeit
und dco Arbeitslohnes im Verhältnisse zur Arbeit I, 18 — 29; II,
96 — 102. 1>) 5 Aufgaben zur Berechnung der Länge der Zeuge
von \erschiedener Breite I, 20; H, lOo — 105. E) 6 Aufgaben
zur Berechnung der zu konsumirenden Dinge, der Portionen , der
Konsumtionszeit u. s. w, I, 20; II, 105 — 108. Ilieranf noch Ita-
lienische oder wälschc Praktik, 24 Beispiele zur Anwendnng Aon
fimf besonderen Regeln, I, 23 — 25; II, 12T — 138; ferner 6
Aufgaben aus der eiiifaclieu Regcldetri, bei denen die Rechnung
mit Decimalbri'ichen in Anwendnng gebracht werden kann, I, 25;
II, i:J8 — 142, und 12 verraisclite Aufgaben aus der Regeldetri
zum Theil in V^erbindung mit andern Rechnungsarten I, 20 und
27; II, 142 — 150. — Ue AbthelL A) 14 Aufgaben aus der Re-
gula Quinqne 1, 29; II, 164 — 175. B) 4 Aufgaben aus der Re-
gula Sei)tera I, 30; II, 175 — 177. C) 4 Aufgaben aus der Re-
gula iNo\em I, 31; II, n'S — 181. D) 3 Aufgaben aus der Re-
gula Lndecim I, 31 und 32; II, 181 — 184. Ferner 8 Aufgaben
zur Aullosung nach der Reesischen Regel I, 32 nnd33; H, 184 —
192, und 14 Aufgaben zur Aullösnng durch den Kettensatz I, 33
— 35; II, 192 — 202. — UtAbtUcil. 15 Aufgaben iiber die ein-
fache Gesellschaftsrechnung I, »7— 39; H, 200—214. 12 Auf-
gaben aus der zusammengesetzten Gesellschaftsrechnung I, 39 —
41; II, 214 — 224. 21 Aufgaben aus der Vermischimgs- und
Alligations -Rechnung I, 41—44; H, 220 — 235. 12 Aufgaben
aus der Regula Falsi I, 45 und 40; II, 237 — 243.
Ilii'.rnäclist bemerken wir, dass die (iegenstände, deren Be-
rechnung in den Aufgaben verlangt wird, theils ans dem wissen-
13*
194 M R t h o m n t i k.
Kcliaftliclien , thcils und liauptsächlich aus dem gemeinen Leben,
»berliaupt aber zweckinässiir gewühlt sind. Die Aufgaben selbst
sind im ersten Theile last durchgiiiigig deutlicli und bestimmt
ausgesprochen, und im zweiten findet man von jeder die ausführ-
h'che Ausrechnung, die natiirlich immer nach der allgemeinen
Regel geschieht, welche zu Anlange jedes Abschnittes angege-
ben ist, und zu deren Uebung eben die Berechnimg der Aufgaben
dienen soll. Nur selten sind wir auf Aufgaben gestossen, welche,
insofern sie auf anderem Wege kürzer oder bequemer berechnet
werden können, nicht ganz zweckmässig gewählt sind ; dahin ge-
hört eine Aufgabe aus der Zeitrechinmg, zu Ende der Isten Ab-
theil. , von welcher unten mehr die Rede sein w ird ; ferner die
lote Aufgabe aus der Gesellschaftsrechnung, welche zwar als ein
dahin gehöriges Exempel behandelt werden kann, aber eine kVir-
zere Berechnung zulässt; denn ohne Anwendung der Gesellschafts-
rechnung findet man , dass , wenn ein Gläubiger 60 Procent er-
halten soll, seine Forderung durch —-- =: — multiplicirt werden
rouss, wenn man wissen will, wie viel er wirklich empfängt. Die
4te Aufgabe zur Regula Falsi, welche der Verf. II, S. 238 nach
der Regula Falsi duplicis positionis behandelt, konnte viel einfa-
cher durch Annahme nur einer falschen Zahl berechnet werden;
eben das gilt von der gleich dar;^uf folgenden 5ten Aufgabe, und
auch dielte koimte auf weit kiirzerem Wege gelost werden; denn
wenn die Hälfte ehier Menge Bi'icher deutsch, der 4te Theil der-
selben lateinisch, und 120 Stück, als die übrigen, französisch
sind, so muss das, was übrig bleibt, wenn -^ und — vom Gan-
zen genommen wird, d. i. — des Ganzen = 120, also das Ganze
selbst = 480 sein. Auch hätte die Rechnung mit Decimalbriichen
auf einige andere Fälle passender angewendet werden können,
als gerade da, wo es wirklich geschehen ist, nämlich in den
Exempein für die Rcgeldetri zu Ende der 4ten Abtheil. II, 138
— 142, wo Groschen und Pfennige als Theile des Thalers, oder
Lothe als Theile des Pfundes u. s. w. in Decimalbrüchen ausge-
drückt werden, ob sie gleich an sich sehr einfache gemeine Brü-
che sind, so dass die Rechnung durch ihre Verwandlung in De-
cimalbrüche gewiss nicht kürzer wird; ausserdem sind hier gerade
die gemeinen Brüche dem Gebrauche im gemeinen Leben viel an-
gemessener als die Decimalbrüche : dagegen wäre die An<vendung
der letzteren z. B. zweckmässig gewesen bei der Reduktion der
Pariser Kuss auf Dresdner II, 154. Uebrigens hätten in einigen
Evempcin derProportionsreclmung, z.B. II, 185 No. 2, bei dem
gegenseitigen Aufheben auch die Nenner der Decimalbrüche weg-
geschafft werden sollen; — das Exempel II, 211 No. 11 wäre
abgekürzt worden , wenn 2 : 5 an Statt des Verhältnisses 98 : 245
lIcriiisilorFd Iluiulb. zum Untorr. In d. grm. Aritliiii. 105
i^cnonimca worden wäre. Eigentliche Keclinuiigsrehter sind dem
Kec. mir sehr wenige anfgestossen: in H, 141 No,r> ist fHlschlich
das Kesultat 22,40 angegeben, an Statt 21,005«. In 11, i48 am
Ende des 2ten Exempels ist durch ein Versehen .■ " .. - an Statt
1811
75 gesclirieben, wodurch nun auch das Endresultat S. 151
fälschlich 625 -^p^;^ an Statt 625 ^7^ angegeben ist. Schon deswe-
:1±. an Statt 625 —
50(»8 5UÜ8
gen wäre es gut gewesen, wenn der Verf. zur Probe dieselbe
Aufgabe auch noch auf dem möglichen kiirzeren Wege berechnet
liätte, (in 6 Sekunden fällt der Körper durcli 36 X 15^ Kheinl.
F. u. s. M. ) — Dieses ist alles, was Avir gegen das Itiich zu be-
merken liaben, insofern wir es nur als eine Sammlung von Auf-
gaben betrachten, welche dem Schiller zur Wiederholung und
Anwendung des in den Lehrstuuden Gelernten dienen sollen; da
lier wir es denn auch in dieser Hinsicht mit gutem Gewissen em-
plehlen zu können glauben. Allein mehr finden wir auszustellen
an der Einrichtung des IJuclies, insofern es als Anleitung zum
ersten und gründlichen Unterrichte gebraucht werden soll, zu
uelchein Zwecke die schon erwähnten Fragen und deren Beant-
wortung den Aufgaben vorausgeschickt sind, die wir jetzt ge-
nauer betrachten wollen. — Die Form der Fragen überhaupt
bxlieint der Verf. desiialb gewählt zu haben, weil vermuthlich
Beine Absicht war, dem Schüler solle bei dem öffentlichen Unter-
richte nur der erste Theil des Buches gegeben werden, während
der zweite für den Lehrer oder auch für den Selbstlernenden be-
stimmt ist. Die Fragen sind sämmtlich kurz und so bescliaffen,
dass der, welcher sie beantworten soll, mit den sie betreffenden
Gegenständen schon bekannt sein muss; sie können also nur die-
nen theils dem Lehrer zur Andeutung dessen, was er erklären
soll, theils dem Schüler zur Anleitung der Wiederholung. Dage-
gen lässt sich nur erimiern , dass der Lehrer selbst wissen müsse,
was er zu fragen und zu erklären liabe, und dass der fleissige
Schüler auch ohne eine solche Veranlassung das in den Lehrstuu-
den Gehörte wiederholen, der träge dagegen auch diese Fragen
unbeachtet lassen werde. Die im 2ten Theile gegebenen Antwor-
ten aber, mögen sie nun für den Lehrer oder für einen Lernen-
den , der sich ohne Anleitung eines Lehrers daraus unterrichten
will, bestimmt sein, miissten hi Beziehung auf einen gründlichen
Unterricht so eingerichtet sein, dass durch sie die allgemeine»
Lehren und Vorschriften, welche sie enthalten, nicJit allein
leicht aufgefasst und angewendet, sondern auch mit vollkomme-
ner Ueberzengiing als richtig anerkannt werilen mussten. Nun
linden sich aber erstens manche unter ihnen, welche im Verhält-
niss zum behandelten Gegenstande zu kurz oder doch zu wenig
deutlich sind, als dasä sie von dem, welcher mit der Sache selbst
um M ii t h e lu II t i k.
nocli unbekannt ist, ohne andcrweitifre Erläntenin^ dcuüirh ein-
gesehen werden können; sodann werden >iele Vorscliril'ten ohne
]\ac!> Weisung des Grundes gegeben, und zwar theils solche, de-
ren IMclitigkeit ans dem , was vorausgesetzt werden durfte, leicht
Jiewiesen werden konnte, tlieils soiclie, deren Beweis freilich
Lehren voraussetzt, welche liier als bekainit nicht angenoinnieu
werden durften. Um in möglichster Kürze die Belege zu dieser
Aussage zu geben, und überliaupt das niitzutheilen, was uns be-
souders erwähnungswerth scheint, wollen wir unsre Bemerkun-
gen iiber einzelne Stellen des Buches in der Ordimng geben, als
die letzteren im Buche seihst auf einander folgen, um nicht etwa
genöthiget zu sein, die eine oder' andere Stelle mehrmals zu er-
M'ähnen. '
In II, S. 1 No. 4 wird nacli Erklärung des Verhältnisses das
\ Orderglied von dem Hintergliede nur so unterschieden, dass
jenes das voranstehende, dieses das nachfolgende sei; allein
tbeils überhaupt um grösserer Bestimiutlieit willen, tlieils beson-
ders zur leichteren und sicheren Begriuidung der später S. 3 iVo.
12 erwähnten Eigenschaften einer arithmetischen , und S. 33 — 30
einer geometrischen Proportion ist es zweckmässiger, das Vor-
derglied als dasjenige zu erklären, aus welcliem das Ilinterglied
entstellet, bei dem arithmetischen Verhältnisse durch Addition,
bei dem geometrischen durch Multiplikation. Hierdurch wird zu-
gleicli fi"ir das arithmetische die DilFcrenz, fiir das geometrische
der Name (nicht Exponent, wie der Verf. sagt,) schärfer be-
stimmt; lässt man es aber unbestimmt, zu welchem der beiden
Glieder eines arithmetischen Verhältnisses die Dili'erenz addirt
werden miisse, so entsteht daraus fiir die Folge viel Schwan-
kendes, und ganz Aehnliches gilt in Hinsicht des geometrischen
Verhältnisses. Die Schwierigkeit, die ein erster Anfänger bei
dieser Erklärung finden kann, wenn das Vorderglied eines arith-
metischen Verhältnisses grösser als das Ilinterglied ist, lässt sich
dadurch heben, dass man die Ditferenz fVir diesen Fall subtrakliv
nennt, weil sie entstehet durch Subtraktion einer grösseren Zahl
von einer kleineren, des Vordergliedes vom Hintergliede, so dass
die übrigbleibende Zahl eine solche ist, die eigentlich noch ab-
gezogen werden sollte; zugleich"" wird hierdurch der Anfänger
auf die einfachste Art zum Begriffe negativer Zahlen geleitet. In
No. 7 S.2 heisst es: „die Grösse zweier oder nie/ircrer Verhält-
nisse wird durch die Verhältnisszeiger — bestimmt;" aber
man kann ja auch die Grösse eines einzigen Verhältnisses betrach-
ten. In No. 12 sind die wichtigsten Eigenschaften der arithmeti-
schen Proportion aufgezählt und an Beispielen erläutert, aber
ofuie Nachweisung des Grundes, z. B. gleich zuerst der Salz, dass
dieinuern und äussern Glieder gleiche Summen geben. Hätte der
Verf. vorher darauf aufmerksam gemacht, dass und wie man jede
der drei Grössen: Vorderglied, Ilinterglied und Dillerenz, aus
IIcrnisdoiTä Handb. zuinUnterr. in d. gem. Aritluu. 1J)1
den beiden andern bestimmen könne, so wiirden sowohl dieSä(zc
in j\o. 12 als die Aulgabeii in iNo. 13 (S. 4) an Deiilliclikeit imd
(jlnindliclikeit viel gewonnen lial)en, und die Anl'irabe in INo. IT»:
„zn zwei Cliedern inid der Dillerenz der \ erhäitnisse einer initer-
brochenen arithmetischen Proportion die beiden iibrigen zn lin-
den," welche so ausgedriickt noch dazu unbestimmt ist, wäre
als überfliissis; ganz weggefallen. Denn was der Verf. bei dieser
(Jelegenheit in einigen Anmerkungen (S. 5 — 7) iiber die Rech-
nung mit entgegengesetzten (irössen miltheilt, verschalft dem
Anfänger doch keine gründliciie Kenntiiiss, vvenn nicht eine ge-
nauere Unterweisung hinzukonuut, konnte aber auch der übrigen
Einrichtung des Buches gemäss insofern Avegfallen, als von der
Jteclinimg mit entgegengesetzten Grössen weiter keine Anwen-
dung gemacht wird, ausser in einigen Exempeln an Proportionen,
welche negative Glieder enthalten, (die doch im gemeinen Leben
niclit leicht vorkommen,) und noch in ehier Vorschrift für die
Regula Falsi (U, 2o(»), wo sie aber selir gut umgangen werden
kann, wie wir unten zeigen werden. Eine Proportion, für wel-
che die Ilinterglieder gegeben sein sollen, schreibt der Verf. S.6
so: 8 — X = 13 — y, und bei gegebenen Vordergliedern S. 15:
X — a = y — b, ganz gegen die von ihm aufgestellte Erklärung.
Am Ende der ersten Abtheilung finden sich als Anwendung der
Lehren von der arithmetischen Proportion einige Aufgaben zur
Reduktion der Jahre und Monatstage nach verschiedenen Zeit-
rechnungen; im Allgemeinen ist hierbei zu bemerken, dass sie
ii'sofern nicht ganz passende Beispiele sind, als zwar eine Sub-
traktion dabei zu verrichten, aber gewöhnlich auch noch andere
Rechnungen anzustellen sind, besonders was die Reduktion auf
die Türkische Zeitrechnung betrifft, fürwelclie der Verf. S.6 und
1 des ersten Theiles einige Vorschriften gibt, gegen die mehre-
res zu erinnern ist. Es heisst nämlich S. 6: „Es verhält sicli da-
Jier das Türkische ziun Juüauischen sehr genau wie 0,?>70203 zu
l-lKiO"?!, d. h. ein Juliauisches.lahr ist gleich 1,(K>07I Türkischen
.lahren, und ein Türkisches .Jahr gleich (),0702»3 .lulianischen.'-''
Allein, wie der V^erf. selbst bemerkt, das astronomische Monden-
jahr, wonach die Türken rechnen, beträi:t^r>4 Taire H St. 48 M.
a() S. = 30017310 S. ; das .lulianisdie aber 305 T. 5 St. 48 M.
48 S. = 315ö0ü:i8 S.; demuach verhält sich das Türkische Jahr
zmn Julianischen wie 30017310 zu 315501>28 oder wie 1 zu
1,03«088!)1 oder Nsie 0.!n02248(j zu 1 , d. i. ein Julianisches J.=
1,«r3008891 Türkischen Jahren, und ein Türkisches =:0,;n<)2248f>
Julianischen, l^m nun ein nach der Juliaulsclien Zeitreclinung
angegebenes Datum auf dit; Türkische zu reduciren , v\ird vorge-
iichrieben, man solle die Anzahl \ou Tagen, welche das Datum
über die Anzahl \ollerJalire noch euthält, hi einen Decimalbrucli
des Jahres verwandeln, von dem Kesullate abzieluMi den Bruch
02 1,53G03 (durch einen Druckfehler heisst es einmal 021,53772),
198 Mathematik.
welcher den Zeitraum zwisclieii den Epochen der JuHanischen
und Türkischen Zeitrecluiung in Julianischen Jaliren ausdriickt,
und zuletzt den Rest in Tiirkische Jahre verwandeln. J)iese Uecli-
nung (in derThat nicht sehr passend als Exempel l'iir Anwendung
der arithmetischen Proportionen) wird offenhar dadurch ziemlich
ziisamnieiigesetzt und weitläufig, dass eine Anzahl Tage erst als
ein Uecimalbruch des Julianischen Jahres ausgedrückt, dann mit
einem andern vielziffrigen Decimalbruche multiplicirt, und das
Resultat, welches imn ein Decinialbruch des Türkischen Jahres
ist, wieder in Tage verwandelt werden muss; und dabei ist doch
noch nicht Rücksicht genommen auf die von den Türken in Be-
ziehung auf das Zurechnen eines Schalttages befolgte Regel, dass
jedesmal darui das Jahr zu 355 Tagen gerechnet wird, wenn der
üeberschnss des astro/iojniso/itn Mondjahres über das hiirger-
liclie , nämlich 8 St. 48 M. 30 S. von Jahr zu Jahr angehäuft nach
Alxzug der ganzen Tage mehr als 12 Stunden beträgt. Vorzügli-
cher ist daher die Regel zu der hier verlangten Reduktion, wel-
che Ideler gibt in seinem llandb. d. Chronologie Th. 2 S. 487
folg. — In II , 33 — 36 sind die w esentlichen Eigenschaften einer
geometrischen Proportion aufgezählt und an Beispielen erläutert,
doch findet man wieder nichts von dem Grunde erwähnt. Die
J^erwecJiselnng- und Umhelirung ist nicht streng genug geschie-
den; es lieisst S. 35, 1: „in jeder geometrischen Proportion las-
sen sich die vier Glieder derselben und zwar sowohl durch Ver-
wechselung der äussern und Innern Glieder als auch durch Um-
kehrung der Verhältnisse überhaupt acht mal versetzen." Bei je-
der ümkehrung werden ja die innern und äussern Glieder noth-
wendig mit einander verwechselt ; soll also f^erweckseiuiig ge-
nau verschieden sein von Uryihe/irujig , so kann man unter jener
nur die gegenseitige Umstellung der iimern Glieder, unter dieser
aber die Umkehrung jedes Verhältnisses verstehen. Als dritte
Veränderung kann noch die Umtauschung der Verhältnisse ge-
nannt werden, nach welcher das Verhältniss vorangestellt wird,
welches anfangs nachstand; dieses gewährt den Vortheil, dass
man leicht die acht möglichen Anordnungen übersiehet: man wen-
det nämlich sowohl auf die ursprüngliche als auf die verwechselte
Proportion die Umkehrung an, und hat so in Allem ^ier Anord-
nungen; stellt man nun noch in jeder die Verhältnisse um, so er-
hält man im Ganzen acht Versetzungen. Aus der Proportion 5:20
= 15 : 6« kann man auf diese : 00 : 15 = 20 : 5 nicht ohne Um-
kehrung kommen, und docli ist sie vom Verf. aufgeführt als durch
Verwechselung entstanden. — In Hinsicht der Aufgabe II, 34
No. 4: „zu zwei Gliedern und den Exponenten der Verhältnisse
die beiden aiulern Glieder zu finden," gilt wieder, was über die
ähnliche für die arithmet. Proportion bemerkt ist; sie wäre ganz
überflüssig, sobald gelehrt worden wäre, wie von den drei Stü-
cken: Vorderglied, Hinterglied, und Name eines Verhältnisses,
Ifcrmsdorfs Handl). zum Untorr. in d. gem. Arithm. 19J)
jedes ans den beiden andern bestimmt wird, Melches wieder den
JJcweis mancliei- eiwäbiUen KigeiischaCten der ireoiiietr.rroporlioii
sehr leii'ht gemacht hätte. Was S. 41, c) von den Glliedern einer
Proportion, insofern es ä'-lün üriirhe sind, gesagt ist, gilt aucli,
wenn es vnäcJitc Briiche sind. Zn Anlange der 3teii Abtheil.
S. 61) — 74 befinden sicli die Antworten anl" die im ersten Theilc
vorgelegten Fragen Viber praktisclie Anwendung der geometr.Ver-
Iiäilnisse und Proportionen auf mancherlei Rechnungen , nament-
lich über die Gegenstände, auf welche Viberliaupt die geometr.
Proportionen anwendbar sind, iiber die Art der Anwendung, die
einfache und zusammengesetzte Regeldetri, den Ansatz, die Re-
duktion und Auflösung eines B]\empels lur die Regeldetri. Man-
clies wird liier einem Anfänger, der nicht noch mVmdliche Erldn
terung erhält, dunkel bleiben, da die Regeln niclit sogleich durch
Anwendung auf ein Beispiel erläutert werden: unter andern was
über die Aufgaben aus der zusammengesetzten Regeldetri gesagt
ist, welchem der ßegriff von zusammengesetzten Verliältnissei»
hätte vorausgeschickt werden sollen. Üngewölinlicll ist es, dass
der \erf. durch Rtduhliun zugleicli mit die Ausrechnung des
4teu Gliedes, durcli Sulullon nur die besondere Angabe des
schon bereclinelen Gliedes nebst der Probe bezeichnet. — Wa-
rum es erlaubt ist, die beiden ersten Glieder durcli ein gemein-
schaftliches 3Iaass zu dividiren, u. dergl. m., dariiber ist gar
nichts gesagt. — Fiir die wälsclie Praktik werden S. I2ß u. 127
fünf besondere Regeln angegeben; in Betreff der zweiten ist zu
bemerken, dass die Zahl, welche man zerstreuen will, nicht ge-
rade eine Primzalil sein muss, wie denn der Verf. selbst diese
Regel im Folgenden auch auf andere Zahlen anwendet, üebri-
gens ist die Schreibart: Addent für: Addend, und der Ausdruck:
gemischter Bruch für: gemischte Zahl auffallend. — Der 4ten
Abtheil, sind S. 157 — lf>4 genauere Auseinandersetzungen iiber
zusammengesetzte Verhältnisse und Proportionen, ihre Anwen-
dung auf Rechnungsfälle der Regula multiplex, die Reesische
Regel, und die Kettenregel vorausgeschickt. Hätte nur der Verf.
die ersten Sätze der reinen Proportionenlehre bewiesen, worauf
picli die hier gegebenen Regeln griniden, als: ein Verhältniss
bleibt ungeändert, wenn man dessen Glieder durch einerlei Zald
niulliplicirt oder di\idirt, die Produkte, welclie man erhält, wenn
man die gleichliegenden Glieder zweier oder mehrer Proportio-
nen mit einander multipllcirt, bilden wieder eine Proportion, lu
8. w., so würde dem hier Mitgetheilten strenge Gründlichkeit
nicht abgesprochen werden können; deutlicli und verständlich ist
alles; nur Jiätte bei der Kettenregel bestimmter gezeigt werden
sollen, dass und wie sich ein dafür passendes Fxempel auch nach
der gewöhnlichen zusamtnengesetzten Proportionsreclumng aus-
rechnen lasse, oder dass die Gleichungen des Kettensatzes in der
That eben so \iel Proportionen von der Beschaffenheit geben.
200 M u t h c ra n t i k.
als S. 104 IVo. 16 bezeichnet sind. — Die S. 203—200 angege-
benen Regein über die rJesellscliaftsrechnung sind ebenfalls deut-
lich nndanch^ einen Fall ausgenommen, ansfiihrlich genug; zur
vollkommenen Gründliclikeit fehlt nur noch der Beweis des Salzes,
dass bei mehreren gleichen Verhältnissen die Summe aller Vor-
derglieder zur Summe aller Ilintcrglieder sich verhält wie irgend
ein Vorderglied zu seinem Mintergliede. Der oben ausgenommcne
Fall aber ist der in No. 12 S.Ü05 erwähnte, wo die gegenseitigen
Verhältnisse der Theile durch mthr von einander verschiedene
Zahlen bestimmt sind , als Theile gemacht werden sollen. Der
Verf. nimmt an, dass das Verhältniss eines Theiles zu jedem der
übrigen gegeben ist: es kann aber auch das Verhältniss jedes
Theiles zum nächst folgenden unmittelbar bestimmt sein, in wel-
chem Falle die Regel etwas anders lauten rauss, wenn man nicht
erst eine uunöthige Umwandlung vornehmen will; auch halte der
Verf. nicht unterlassen sollen, unter den Aufgaben wenigstens
eine zu geben, bei welcher seine Regel Anwendung fand. S. 22-1:
und 225 findet man Regeln zur Vermisch ungs- und Alligations-
rechnung, auch für unbestimmte Aufgabei», welche sehr viele
verschiedene Auflösungen zulassen. Rec. zweifelt, ob ein Anian-
ger die unter No. 5 gegebenen Vorschriften: „um aus den gege-
benen Werthen der Ingredienzen imd dem mittleren Werthe der
Mischung die Verhältnisse der Ingredienzen zu linden" — ohne
anderweitige Erläuterung durch Anwendung auf ein Reispiel ver-
ständlich sehi werden; schon der Ausdruck: „Werth," wodurch
der Verf. Preis oder Gewicht bezeichnet, ist dunkel. — Auf je-
den Fall aber bleibt hier der Schüler ganz unbekannt mit dem
Grunde der Regel, nach welcher er rechnet; eine Erläuterung
desselben fehlt ganz, konnte auch freilich hier nicht gut gegeben
werden, weil das Verfahren eigentlich auf algebraische Aullösung
der Aufgabe sich gründet. — Endlich S. 235 und 226 findet mau
die zur Regula Falsi gehörigen Erklärungen und Vorschriften ; der
Verf. unterscheidet einlache und zusammengesetzte Regula Falsi,
indem er unter der letzten das verstehet, was sonst Regula Falsi
duplicis positionis genannt wird, und gibt für diesen Fall zwei
Hegeln, deren Grund aber wieder dem Anfänger unverständlich
bleibt. Nach der ersten Regel wird die Zahl berechnet, welche
man zur fälschlich angenommenen addiren oder davon subtrahi-
ren muss, um die richtige zu erhalten; die zweite Regel gibt die
richtige Zahl selbst, und ist so wie jene ein wörtlicher Ausdruck
der Formel, welche man durch die Algebra findet; allehi dadurch,
dass sie eine besondere Rücksiclit auf die Rechnung mit positiven
und negativen Zahlen verlangt, wird sie für den Anfanger dunkler
und schwieriger in der Anwendung, als die crste^ ob sie gleich
an sich einfacher ist. Dieses kann vermieden werden, wenn man
sie etwa so ausspricht: Man setze für dieLInbekannte zwei belie-
bige Zahlen, und nehme mit jeder die in der Aufgabe vorgescbrie-
Grassniann'g Schulbuch der Raumlehre. 201
hencn Rcclimingen vor; hierauf suche man die J'V/iler , d.i. dea
Unterscliied zwiscluMi jedem (falsclicii) Wesultate und dem eigent-
lich verlangten, und unterscheide die heiden Fälle, 1) oh beide
Uesultate zu klein oder beide zji gross sind , oder 2) ob das eine
2u gross, das andere zu klein ist; in jedem Falle multiplicire man
jeden Fehler mit der fälschlich angenommenen Zahl, welche den
andern Fehler gegeben hat, und di\idire dann im ersten Falle
den L'niersclued der Produkte durch den Unterscliied der Fehler,
im zweiten die Summe der Produkte durch die Summe der Feh-
ler; der Quotient ist die gesuchte Zalil. — Der Verl", selbst wen-
det die gegebenen Kegeln aber nur auf einige der folgenden Auf-
gaben an, und rechnet die Aufgaben 8 — 12 durch Hülfe der Al-
gebra aus. — An Druckfehlern hatUec. folgende bemerkt: S. 131
Z. 1(5 an Statt | lies |; S. 133 Z. 5 a. St. 53 1. .'>2; S. 183 Z. 11
V. u. a. St. 5| I. 5^; S. 189 Z. 20 a. St. 24 1. 25; S. 241 Z. 1 a.
St. = 70 1. = 100.
Gustav Wunder»
Schulbuch der Jl au 7n lehre. Zum Gebrauche der Schüler in
den untern Clussen der Gymnasien und in Volksschulen. Von J. G.
Ciaüsmunn, Prof. aiu Gyninas. zu Stettin. Mit zwei Steindrucktut'cln
und einer Reihe geometrischer Aufgaben zur lichiing- in der geome-
trischen Construction. Kerlin, Reimer. 1820. VI u. 120 S. in kl. 8. 8 Gr.
[Gch.bt in der Schulzeit. 1826 Abth. 1 L. Bl. 42 S. 331 — 34.]
Dieses Buch ist im Verliältniss zu seiner äussern Ausdehnung
selir reichhaltig; es gibt in gediängter KVirze eine Uebersicht al-
ler wichtigeren Lehren der elementaren Planimetrie, enthält so-
gar manche Sätze und Aufgaben, die in vielen ausführlicheren
Lehrbüchern der Geometrie nicht vorkommen, und bietet besoiH
ders >iel Stolf dar zur zweckmässigen Uebung des Anschauungs-
vermögens und des INachdenkens, so dass es in dieser Hinsicht
als ein reclit brauchbarer Leitladen des geometrischen Unterrich-
tes innerhalb der auf dem Titel bezeichneten Sphäre empfohlen
werden kann. Der inhait ist kürzlich folgender: Als Einleitung
allgemeine Vorübungen zur Raumlehre S. 1 — 5: 1) Rückgang
vom Körper zum Punkte; II) Orientirung im Räume, Richtung,
(Ilauptrichtungen, Zwischenrichtungen, Flbene, gerade Linie.)
Erster 'l'heil : ebene räumliche VerbindungsleJire; I) Verbindung
gerader Linien in Beziehung auf die dadurch entstehenden Durch-
schnittspunkte, Strahlen und Winkel S. 6 — 17; II) Verbindung
gerader Linien in Beziehtmg auf die dadurch entstehenden Seiten
und ANinkel S. 17 — 25; 111) Verbindung der Kreise mit geraden
Linien und unter sich S. 23 — 27. (Dieser ganze erste 'Jheil, im
Wesentlichen übereinstimmend mit der ge(»me(rischen Kombina-
tionslehre von Di(;sterweg (Elberfeld 1H20) nur kürzer, ent-
Jahil,. f. Füil. u. l'ädaii. Jahrg. II. Heft lU. J^
202 Mathematik.
hält nächst den nötliigen Erklärungen reichen Stoff zu einer gö-
ssen Menge von Betrachtungen und Untersuchungen , welche das
Anschauungsvertnügcn so wie die Konibinationsgabc und das Ur-
thcil des Schülers auf eine mannichialtige und sehr nützliche
Weise üben werden.) Zweiter 'J'heil : ebene räumliche Grössen-
lehre; Vorübungen: Anwendung der Verknüpfungen der allge-
meinen Grössenlehre auf räumliche Gegensiände S. 29 — 38; (Be-
griff des Addirens, Subtrahirens, Multiplicirens und Dividirens
an sich, und angewendet auf Linien.) I) Grössenlehre der Win-
kel an e/"//e77J Punkte S. 31) — 44; (stetige, rechte, spitze, stum-
pfe W., Nebenwinkel, Scheitelwinkel;) Winkel an i(pt/ Punkten,
(wenn zwei gerade Linien von einer dritten geschnitten werden,)
S. 45 und 4ß; Winkel an rf/e« Punkten oder am Dreiecke (Eigen-
schaften des Dreieckes in Hinsicht der Winkel) S. 46 — 48; Win-
kel an vier Punkten oder am Vierecke S. 48 — 50; Winkel an
Vielecken S. TjO und 51. II) Grössenlehre der Seiten S. 52 ( nur
zwei Sätze: die gerade Linie ist die kürzeste zwischen zwei Punk-
ten, und : in jeder geradlinigen Figur ist jede einzele Seite kür-
zer als die Summe der übrigen.) III) Grössenlehre der Seiten und
Winkel in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit : A) gegenseitige Be-
stimmungen zwischen Seiten und Winkeln in einer und derselben
Figur A) an Dreiecken, a) vollkommene Bestimmungen oder Kon-
gruenz der Dreiecke S. 53 und 54; (hier vermisst man die Be-
stimmung eines Dreieckes aus einer Seite, dem gegenüberstehen-
den, und dem einen anliegenden Winkel;) b) vergleichende Be-
stinmiungen an Dreiecken (gewisse zwischen Seiten und Winkeln
Statt findende Beziehungen am gleichschenklichen , gleicliseiti-
gen, gleichsclicnklichenrechtwinklichen, ungleichseitigen Drei-
ecke u. s. w.) S. 54 — 59. B) Gegenseitige Beziehungen zwischen
Seiten und Winkeln an Vierecken (besonders an Parallelogram-
men) S. 59 — 61. C) Gegenseitige Bestimmungen zwischen Sei-
ten und Winkeln in mehrseitigen, namentlich regelmässigen Figu-
ren S. 61 und 62. — B) Gegenseitige Bestimmungen zwischen
Seiten und Winkeln in mehren Figuren, oder von der Aehnlich-
keit S. 62 — 68. — IV) Grössenlehre der Flächen, (Vergleichung
zweier Rechtecke, Quadrate, Parallelogramme, Dreiecke, Viel-
ecke; Pythagoräi>(cher LL'hrsatz;) S. 68 — 77. — V) Vom Kreise
(Sehnen und Berührungslinien, Winkel in und an dem Kreise,
Flächeninhalt des Kreises) S. 77—88. — Hierauf folgen noch
(S. 89—129) 278 geometrische Aufgaben zur eignen Auflöpung
mittelst der geraden Linie und des Kreises; es sind alle die Auf-
gaben , welche in dem früher behandelten TJieile der Geometrie
gewöhnlich vorzukommen pflegen , und ausserdem noch viele an-
dere damit in Verbindung stellende; sie folgen in einer solchen
Ordnung auf einander, dass im Allgemeinen die späteren durch
die früheren vorbereitet werden , und können daher zweckmässig
zur zusammenhangenden Wiederholung und Uebung des Vorge-
Gras^mnnn'd Schulbudi der Hauiulchrc. 20S
tragcnen, aucli bei sehr zahlreichen Klassen von selbst ziemlich
ungleichartigen Schülern zur gleichzeitigen Beschäftigung Vieler
durch verschiedene schriftliche Arbeiten während der Lehrstun-
de gebraucht werden. Ks versteht sich von selbst, dass bei die-
her in Vergleich mit der Bogenzahl grossen Manuichfaltigkcit des
Gegenstandes die Beweise der einzelen Sätze und die Auflösun-
gen der Aufgaben nicht ausführlich gegeben sein können; auch
ist dieses dem vorgesetzten Zwecke ganz angemessen, da der
Verf. nur ein kurzes Kompendium, eine blosse Anleitung zum
mündliclien.L!nterrichte geben wollte. Daher sind sehr viele Sätze
ohne allen Beweis, viele Aufgaben, namentlich die letzten von
S. Hi) — 120, ohne Auflösung hingestellt, und bei den übrigen
linden sich nur ganz kurze Andeutungen, so dass auch bei diesen
auf die Beihülfe des Lehrers gerechnet ist. Ilec. findet dieses
ganz zweckmässig. AVas übrigens die Methode des Verf. und die
Ordnung betrifft, in welcher er die verschiedenen Lehren auf ein-
ander folgen lässt, so lehrt schon die obige Inliaitsanzeige, dass
der Verf. in mancher Hinsicht von dem sonst Gewöhnlichen ab-
gehet; besonders betrifft dieses die Theorie der Winkel und Pa-
rallelen, und was damit zunächst in Verbindung stehet. Er scheint
hauptsächlich nach grosser Kürze und zugleich nach einer gewis-
sen systematischen Ordnung (besonders Zusammenstellung des
Gleichartigen) gestrebt zu haben, und ist wohl vorzüglich eben
deshalb in den Erklärungen und Grundbestimmungen von dem
Hergebrachten, namentlich von dem Euklidischen, in manchen
Stücken abgegangen, hat auch das Ganze offenbar mit ehier ge-
wissen Konsequenz durchgeführt; doch können wir ihm hier
nicht in Allem beipflichten, indem wir glauben, dass durch die
Darstellung des Verf. nicht immer die möglich grösste Evidenz
erreicht wird. — Nachdem S. 10 die Erklärung vorausgeschickt
ist: „insofern man eine gerade Linie bloss auf einer Seite eines
in derselben befindlichen Punktes betrachtet, nennt man sie einen
67rtf/i/," wird S. 11 der Winkel erklärt als der Unterschied in
der Richtung zweier Strahlen, die von einem Punkte ausgehen;
ferner heisst es S. SO § 5: „die Grösse eines Winkels bestehet in
der Abweichung der Schenkel ihrer Richtung nach. Zwei Win-
kel ^ind gleich, wenn sich der erzeugende Strahl in beiden gleich
viel geschwenkt hat;"- und S. 51 § 23: „wenn sich ein Strahl um
einen oder um mehre Punkte so weit schwenkt, bis er wieder
in seiner vorigen Lage ist, so ist «las Erzeugniss dieser Schwen-
kung (die Winkel) immer gleich gross. Wenn sicli ein Strahl
nach derselben Seite hin eben so weit schwenkt, als ein anderer,
KO bleibt der Unterschied ihrer aufängli(;hen Richtung ungeän-
dert.*" Durch diese Sätze beweist nun der Verf. allerdings sehr
kurz viele andere, wie: dass alle rechte Winkel einander gleich,
iNebenwinkel so \'\v.\ als y.wv'i Rechte, Scln;it(l\\iiikel sieh gleich
bind u. s. w. ; auch ist jene Erklärung des Winkelä wohl geschickt
204 Mathematik.
zur Vorbereitung mancher Sätze der Trigonometrie : allein Rec.
nimmt dennoch Anstoss daran. In der Geometrie gil)t es , wie
gleich zu Anfange gelehrt wird, nur dreillauptarten von Grössen:
Kik-per, Flächen und Linien; zu welcher von ihnen gehört nun
der Winkel'? nach obiger Erklärung zu keiner derselben; — also
macht er wohl eine vierte Art von stetigen Grössen aus"? ofleubar
gibt dieses einen Widerspruch. Ferner wie soll untersucht wer-
den , ob zw ei erzeugende Strahlen sich um gleichviel geschwenkt
haben, oder ob zwei vorgelegte Winkel gleich gross sind t Der
Verl", sagt dariiber nichts, als das oben Angeführte, wodurch aber
diese Frage nicht genVigend beantwortet wird. Deshalb hält llec.
es für zweckmässiger, bei dem ersten Unterrichte in der Geome-
trie den Winkel zu erklären als eine PJbene, welche von einer
Seite durch zwei aus einem Punkte auslaufende gerade Linien be-
gränzt, von der andern aber ebenso wie jene Linien selbst unbe-
gränzt ist, d. h. durchaus nicht etwa imeiidlic/i, sondern nur
ohne bestimmte Gränzen; die Gleichheit oder Ungleichheit zweier
Winkel wird nun sehr leicht durch Uebereinanderlegen beiirtheilt.
— Parallel nennt der Verf. gerade Linien , welche gleiche Rich-
tung haben. Unter den die Parallelentheorie betreffenden Sätzen
stehet an der Spitze S. 45 § 13 dieser : „ Gleichliegende Winkel
an gleichlaufenden Linien sind einander gleich,"^ oder mit andern
Worten : wenn zwei parallele gerade Linien von einer dritten ge-
schnitten werden, so sind die gleichliegenden Winkel, also die
Wechselswinkel, die Gegenwinkel, einander gleich. Die Richtig-
keit dieses Satzes will der Verf. nach der hinzugefügten Andeu-
tmig des Beweises daraus hergeleitet wissen, dass bei zwei gleich-
gerichteten Linien ihre Abweichungen von der dritten sie durcli-
echneidenden selbst gleich sein müssen , welches aber offenbar
der zu beweisende Satz selbst, nur mit andern Worten ausge-
drückt, ist. Hierauf folgt zunächst § 14 der Satz: „Wenn die
gleichliegenden Winkel gleichgross sind , so sind die durclischnit-
tenen Linien gleichlaufend;" und dieser soll nach der gegebenen
Andeutung daraus bewiesen werden, dass zwei Winkel gleich
sind , wenn sich der erzeugende Strahl in beiden gleich weit ge-
schwenkt hat. Allein hieraus ist wenigstens ein direkter Beweis
nicht möglich, sondern nur allenfalls aus dem Umgekehrten, dass
bei der Entstehung gleicher Winkel der erzeugende Strahl in bei-
den sich gleich viel geschwenkt haben muss, dass also, wenn die
einen Sclienkel in einer geraden Linie, die Winkel selbst aber
gleich liegen, die andern Schenkel gleich gerichtet, d. i. parallel
sein müssen; aber auch dieses ist höchstens nur eine Erläute-
rung, kein eigentlicher Beweis des Satzes. Aus diesen beiden
Sätzen werden nun die übrigen, welche die Parallelen betreffen,
natürlich leicht abgeleitet. Dass die innern Winkel eines Drei-
eckes zusammen so viel als zwei Rechte betragen, soll nach S. 47
§ 1(5, 1 durch Schwenkung euies Strahles bewiesen werden, eine
Grasäiiiann':^ Scluilbucli der Rüuiulcbrc. 205
Beweisart, welche allerdiiijrs dem Vibrifrcns hier befoI;^(oii Gange
entspricht, auch sclion aou Thüjaut (Crunilr. «1. reinen ;Matliem.
(jöttin£:en 18IS) gehrancljt worden ist. — Den Satz, dass in
einem Dreiecke, welches zwei gleiche Winkel liat , auch die ge-
irenül)erstehend{!n Seiten ^Uich sind, und den Umgekehrten suclit
der \ erf. S. ^'y § 33 durch folgende lletrachtung zu erweisen : die
Winkel, welche zwei Seiten eines Dreieckes mit den beiden Senk-
Tcchten bilden, welche auf der dritten Seite (der Grundlinie,
vom Verf. A\e.TJ^agertc/ile genannt,) in den Endpunkten erricfi-
tet sind, nennt der Verf. die AlHVcichnngswlnkth, die beiden
Dreieckswinkel an der Wagerechten nimmt er als spitz an , und
sagt nun: „sind die beiden spitzen Winkel des Dreieckes an der
W agerechtea gleich, so werden auch die Abweichuugswinkel
gleich sein, mid die schrägen Seiten des Dreieckes sich gleich-
massig von den Senkrechten entfernen, sich also in der Mitte
zwischen beiden begegnen, und ihr Vereinigungspunkt wird von
den beiden Endpunkten der Wagerecliten gleich weit entfernt lie-
gen miissen. Atich umgekehrt , wenn dieser Vereinigungspunkt
\o\\ beiden tludpunkten der Wagerechten gleich weit entfernt
liegt, werden die Al)weiclnmgswinkel, also auch die Winkel an
der Wagerechten gleich sein müssen." Diese Art zu beweisen
ist oifenbar oberflächlich, und verträgt sich nicht mit der Strenge
und Evidenz, welcher die geometrischen Lehren fähig sind; inan
siebet daher nicht ein, warum der Verf. hier den gewöhnlichen
Weg verlassen hat, welcher doch zu einer griind lieberen Einsicht
führt. Dieselbe Bemerkung gilt ^on dem, was in der Grössen-
lehre der Flache S. 71 § 57 gesagt wird: „Wenn sich eine gerade
Linie, indem sie immer wagerecht bleibt, nach irgend einer an-
dern Richtung (als senkrecht aufwärts oder abwärts, oder in ih-
rer eigenen Kiclitung) fortbewegt, so erzeugt sie nur so viel Flä-
che, als weim sie sich zu demselben senkrechten Abstände gera-
de aufwärts oder abwärts bewegt hätte. '••' Soll erstens der Satz
nur wahr sein, so darf die erzeugende Linie bei ihrer Bewegung
nicht herausgehen aus der Vertikalebene, welche durch ilire ur-
sj)rüngliche Lajre bestimmt wird, deim ausserdem wird die Flä-
clic immer grösser werden; diese Einschränkung ist aber hier
durch nichts angedec.et, nicht einmal dadurch, dass die Uichtmig
der Bewegung eine geradlinige sein soll. Aber auch hiervon ab-
gesehen, so köimen wir doch unmöirlich mit dem Verf. dieses als
einen hinreichenden Beweis für den Satz ansehen, dass Paralle-
logramme von gleicher Höhe und Grundlinie gleich sind, auch
nicht, wenn wir die noch hinzugefügte Bemerkung dazu nehmen:
„(Jesetzt die Linie bewege sich re(;hts aufwärts. Wie weit sie
»ich dabei rechts fortschiebt, ist \öilig gleichgültig, weil dadurch
keine Fläche erzengt wird. Die (Grösse dieser Fläche hängt da-
her nächst der Länge der begrän/.ten Linie allein von ihrer senk-
rechten Fortbewegung ab.'-'' Mit ^ülliger Evidenz erkennen wir
20G Mathematik,
die Gleichheit zweier Flächen daran ^ dass wir sie genau auf ein-
ander legen können. Ist nun dieses bei zwei Flächen nicht mög-
lich, weil sie verschiedene Gestalt haben, so ist der sicherste
Weg, von ihrer Gleichheit zn Vlberzeugen, der, dass man dar-
thut, jede derselben lasse sich in gleichviel und zwar solche
Theile zerlegen, davon jeder Theil der einen kongruent ist mit
einem der andern ; — dieses so einfache und gewöhnliche Verfahren,
den hier in Rede stehenden Satz zu beweisen, gibt eine eben so
vollkommene Ueberzeugung von der Gleichheit der Figuren, als
wenn sie selbst kongruent wären: dagegen wird die Darstellung
des Verf., zumal dem Anfänger, immer dunkel bleiben. — Micht
billigen können wir es, dass dem Schiller manche Konstruktionen
nur nach dem Augenmaasse auszuführen aufgegeben, dass bei
manchen Beweisen Zeichnungen verlangt werden, deren genaue
Ausführung erst später gelehrt wird. Allerdings muss aucl» das
Auge und die Hand des Schülers fleissig geübt werden, damit
beides eine gewisse Fertigkeit erlange: aber dieses kann ja mit
einer übrigens strengen Methode vereiniget werden. In § 9 S. 39
wird eine förmliche Erklärung des Augenmaasses gegeben, und
nachher kommen mehre Aufgaben vor, welche nach ausdrück-
licher Anweisung des Textes nach dem Augenmaasse gelöst wer-
den sollen, z. B. S. 43 § 11 einen Winkel zu zeichnen, welcher
die Summe, oder der Unterschied zweier Winkel, oder ein Viel-
faches eines gegebenen sei, u. s. w. S. 03 § 46 wird verlangt,
eine gerade Linie in eine vorgeschriebene Anzahl gleicher Theile,
oder einer andern gegebenen proportionirt zu theilen, auch zu
drei gegebenen die 4teVcrhältnisslinie zu linden; diese Aufgaben
sollen freilich „nach Anleitung des Lehrers,'' also nicht durch
Versuchen gelöst werden: allein die Sätze vom Dreiecke mit der
Parallele und den ähnlichen Dreiecken, worauf die genaue Kon-
struktion des hier Verlangten sich gründet, kommen erst später
vor. Aehnliches gilt von der Konstruktion einer Parallele, eines
Perpendikels, vom Ansetzen eines Winkels, u. a., welches frü-
Iier nothwendig wird, als es genau gelehrt ist. Mit einer stren-
gen Methode verträgt es sich auch nicht, dass S. 61 ohne Weite-
res gesagt wird: „der Punkt, welcher von allen Winkelpunkteu
und von allen Seiten (einer regelmässigen Fjgur) gleich >veit ent-
fernt liegt, heisst der Miltelpiuikl;'''' es muss ja erst bewiesen
werden, dass es einen solchen Punkt gibt. — Wir könnten noch
manche Bemerkungen und Ausstellungen über einzele Stellen hin-
zufügen, da sie aber grösstentheils nur minder Wichtiges betref-
fen, so unterdrücken wir sie um so lieber, damit der Verf. nicht
etwa glauben möge, wir suchten durch Aufzählung kleiner Män-
gel den Werth seines Buches herabzusetzen, welches wir viel-
mehr, abgesehen von dem, worinne wir nach dem oben Mitge-
theilten mit dem Verf. nicht übereinstimmen, als recht brauch-
bar bei dem ersten Unterrichte, besonders in grösseren Elemen-
Grassniann's Scliun)iicli dor Raiimiclire. 207
tarsclmlcn, empfehlen. Nur das Eine bemerken m ir noch , dasa
lins das Bemühen des Verf., ITir manclic seit langer Zeit gebräucli-
h'clie freilich niclit urspriinglich deutsche Ansdriicke neue deut-
sche AVorte einzuführen, weniirstens unnüthig scJieint; so findet
man spat/iigcs Viereck für Parallelojrramm, /ialhf;pal/iii>es für
Paralleltrapez, (•</•(>//(// f. mnltipliciren, Ger)/!? f. Produkt, OeJ'l-
stqlf'i. IMultiplikandus, Tliäljund f. Quotient, Gehre oder Geli-
ruiig f. l)ian:onale, u. s. u., und doch liest mau S. 37 § 17 cur-
resjjoiidirtnd f. ähnlichliegend.
Gustav Wunder.
Kürzere Anzeige.
Kleine Schulge ographie (^) oder erster Unterricht in der
Erdbeschreibung für die untern und mittlem Schulklnssen (,) von
J. G, Fr. Cannabich, Pfarrer zu j\io«lcr-Bö»e bey Grcussen etc. Ach-
te berichtigte Auflage. Ilmenau, bey Bernhard Friedrich Voigt,
1828. VI u. 255 S. gr. 8. 10 Gr.
"ass das Geograpliie liebende Publikum Cannabich's kleiner
Schulgeographie schon längst unter der fast unzählbaren Menge
der dem Schulunterricht gewidmeten Uücher der Art einen aus-
gezeichneten Rang angewiesen habe, ist eine ausgemachte Sache.
Es stand daher mit aller Wahrscheinlichkeit zu erwarten, dass
dieselbe auch, trotz der grossen iVnzahl der mit ihr rivalisiren-
den Werke, bey dem grossen Eifer, mit Melchem gegenwärtig
in Deutschland das Studium der Geographie betrieben Mird,
sich mehrerer Auflagen zu erfreuen haben werde. Wirklich
liegt auch schon davon die 8te Ausgabe — (die erste erschien ira
Jahr 1818) — zur Beurtheilung vor.
In der derselben beygegebenen kurzen Vorrede berichtet
der Hr. Verf. , dass diese Ausgabe zahlreiche Berichtigungen
und Zusätze erhalten habe; dass besonders die neuen in Ame-
rika entstandenen Staaten ausführlicher als in den frühern Auf-
lagen, und die Sächsischen Herzogthümer mit Beriicksichtigung
der neuen Vertlieilung der Gothaischen Lande beschrieben ; dass
fernerauch die neuen Entdeckungen in Afrika, am Südpol u. s. w.,
60 wie endlich die durch Timkowski's treffliche Reisebeschrei-
bung bekannt gewordenen neuen Nachrichten über China benutzt
Morden seyen, und dass durch dieses Alles diess Lehrbuch als
ein Leitfaden zur Kenntniss der neusten Geographie sich Tor*!>
züglich empfehle.
Da nun Rez. wohl füglich voraussetzen darf, dass der den
frühern Auflagen dieses Werks untergelegte Plan bereits ziem-
208 Kürzere Anzeige.
Hell allgemein bekannt scy, so bemerkt er nur, tlass derselbe
aucb in vorlle;2^ender Auflaf^e beybehalten worden sey, dass
der Verf. mitbin ganz der altern Metbode folge, und auf die
von mebrcrn Seiten so dringend anempfoblene Trennung des
Allgemeinen vom Besondern gar keine liiicksicbt genommen, ja
dass er aucli bier die ganze Einleitung auf 11 Seiten zusammen-
gedrängt babe.
So wenig nun llez. jener neuen Metbode einen unbedingten
Vorzug vor der alten einräumen mag , w eil durcb die letztere
docb aucb so viele griindlicbeGeograpben gebildet worden sind,
so wenig kann er aber auob gegentbeils in Abrede stellen, dass
der Verf. in dieser Einleitung sieb gar zu kurz gefasst und meh-
rere durcliaus für den ersten Unterriebt gebörige Lebrsätze
darin entweder völlig Aveggelassen , oder nur üücbtig beriibrt
liabe. Wenn daher Rez. seine Ansiebt — die wabrscbeinlicb
mit ihm aucb mancher Leser tbeilen wird — ollen dargelegt
bat, dass er die gar zu kurz und oberfläcblicli beliandelte Einlei-
tung für das Hauptgebrecbeu dieses ausserdem nach einem wohl
durchdachten und fast überall unausgesetzt vor Augen behalte-
nen Plan bearbeiteten Bücbelcbens ansehen müsse, so bleibt ihm
nichts übrig, als noch einzelne Bemerkungen über den Inhalt
niederzusclireiben.
Die oft erwähnte Einleitung trägt in den ersten 20 §§ die
vorzüglichsten Lelirsätze aus der matJiematischen, in den fol-
genden 11 §§ die der physischen, und in den letzten 3 §§ einen
liüchtigen IJjnriss der politisclien Geographie vor, worauf so-
gleich die Beschreibung der 5 Erdtbeile in der gewöhnlichen
Ordnung folgt. Die Zalil der Nebenplaneten steigt nach dem
Verf. erst auf 19.
Der Flächenraum Europa^ s ist mit 155,000 D^^^t^ilen, also,
da die alten Königreiche Kasan und Astr;;kban zu Asien gerech-
net werden , wahrscheinlich um einige 1000 Qj^Iel'« zu hoch
angesetzt worden. Dagegen ist die Bevölkerung nul* zu 105
Millionen, mitbin um 5 — (> Millionen zu niedrig angenommen.
— Bey dem Gebirgssystem der Fyreuäisv.heu Halbinsel hat der
übrigens so belesene Verf. Bory de S. Vincent's Gemälde der
Iberischen Halbinsel nicht benutzt. Denn noch sieht er alle
Gebirgszüge derselben für Nebenzweige der Pyrenäen an. Die
ausgedehnten Ebenen des Innern hätte er lieber Hochebenen
nennen sollen. — Bey Franhrekh^ das nach seinen 86 Depart.
beschrieben ist, wäre es hinreichend gewesen, wenn es — wie
Spanien — nur nach seinen 20 alten Provinzen abgehandelt
worden wäre. — Dasselbe gilt auch von J£iiglaftd , zumalil
da ausserdem Wales nur in Nord- und Süd-, Scliottland in Süd-,
Mittel- und Nord-, und Irland nur in seine 4 alten Provinzen zer-
legt worden ist. — In den Thäiern der Schweiz herrscht im
Sommer nicht bloss eine 3ie;/i/icÄ warme ^ sondern liäulig ehie
Kleine SclniIgcogra|iIiie von Cannubicli. 200
drüvkeiid hetsse Liift. — A eopel i>it nach seinen 13 Provinzen,
^Sizilien dagegen nicJit nacli seinen 7 Intendanzen , sondern nur
nach »«einen ä Valien darjjestellt, — Preiissen. Dass Barmen
Keit einigen Jaliren zum Kanire einer Stadt erljoben worden, Jiat
der \ erl'. liier niclit beachtet. Auch zäiilt sie jetzt sclion iiber
19,000 Einwohner. Auch ist Gleiwitz in Schlesien aus Ver-
sehen zu einem Marktflecken dei;radirt worden. — Die Tili Icey
wird hier, sehr zweckmässig, nicht nacii der in den neuenlland-
biicherii beliebten Eintheilung in Kjalets und Sandschaks, son-
dern nach ihren alten Provinzen beschrieben. Docli ist Make-
donien und Albanien unter dem iNamcn Arnaut- Vilajeti in ein
Ganzes zusammengefasst worden, und imr Thessalien, Livadie«
und Morea werden besonders beschrieben , auch ist die Slatt-
lialterschaltdesKapudan-Pascha unter einer besondern iNummer
a!)^ehandelt. Auf^el'alien ist es Uez., dass den Landschaften
Scrvien undUosnien ihr alter Titel: König relcli, vorgesetzt wor-
den ist. — l]ey den Gebirgen Asiens heisst es S. 148: „Der
Mittelpunkt dieser Gebirge ist das mittlere Asien, von da sich
Asien vorzüglich ^a^nxi JV. und S. lierabsenkt. Der Jiöchste Gi-
pfel des nälimlichen Gebirgszugs ist in der Tatarey und Mon-
goley und Jieisst Kogdo u. s. w,, mit welchen westlicli der kleine
y\ltai und das Ural-Gebirge, östlich der grosse Altai, das Saja-.
nische Gebirge und der zuletzt in Korea und Japan auslaufende
Kangai in Verbindung stehen.'-' Ist diess aber auch schon so
zuverlässig er« lesen , dass man es als eine apodiktisclie Wahr-
heit in ein für den Schulunterricht bestimmtes Buch aufnehmen
darf? ^^ aJirscheinlich mag das Gesagte allerdings seyn, aber
dennoch bleibt es so lange, als zuverlässige Erforscliungen feh-
len, nichts als Hypothese. Ob endlich das Ural -Gebirge mit
dem kleinen Altai inMvirklichem Zusammenliange stelle*? ist
eine Frage, die Rez. verneinen möchte, weil die Charten zwi-
schen beyden Gebirgeji die wmMc Kirgisensteppe verzeichnet
enthalten. — Obgleich der Verf. alle neuen Veränderungen sorg-
fältig eingeschaltet hat, so vermisste dochllez. bey der Tatarey
deren neuen nun viel passenderen jNahmen Turkestan. — Eben
so wunderte sich llez. , als er bey den Kaukasischen Ländern
zwar die grosse und kleine Kabardah, aber weder deren Kollek-
tivnahmea Tscherkessien, noch den iSahmen ihrer llewohner,
der Tscherkessen, fand. Denn der JNahme des schönsten \olks-
stammes der Erde hätte doch wohl Erwähnung verdient. —
Die Zahl der Einwohner des eigentlichen Persiens (Irans) soll
am wahrscheiiiliclisten ('?j auf 'J JVIill. angegeben werden. Diess
ist doch wohl gar zu wenig! — Auch die üevölkeriing Japans
wird liier, allen neuern iNachrichten über dieses Reich entge-
gen, nur zu 10 — 15 Mill. angenommen. In diesem Falle kämen,
auch wenn man die alUrdings weit weniger bewohnte Insel Jedso
wegrechnet, kaum 2000 Köpfe auf 1 QM. — Amerika, üey
210 Kürzere Anzeige.
Aiifzäliliiiig der Gebirge dieses Erdtheils komint der Leser in
Versuchung, die Apaiacliiscliea, Blauen und Alleglianischea
Gebirge fVir 3 besondere Gebirgszüge zu halten. Indessen er-
giebt sicli bey der Schilderung der Vereinigten Staaten, dass
diess nur verschiedene Nahmen eines und desselben Gebirgs
sind: aber der \eri'. sielit dasselbe fiir einen Ast der Anden
an, womit indess Rez. nicht übereinstimmen kann, weil dir
Alleghany's durch die weiten Thäler des Missisippi und Ohio
von den Rocky -Mountains geschieden werden. Auch hat hier
Rez. die Nahmen Savannen und Llanos vergeblich gesucht. Nur
der Pampas geschieht bey Paraguay Erwähnung. — Rey Ka-
nada hätte noch bemerkt werden können , dass nur Unter-Ka-
nada fast ausschliesslich von katholischen Franzosen, Ober-Ka-
nada hingegen von Brittischen Kolonisten aller Art bewohnt sey.
— Australien. Die Sandwichs -Inseln sollen gegenwärtig nur
noch ] 30,000 Bewohner zählen.
Die Topographie ist um Vieles reichhaltiger , als es bey
den meisten Büchern von ähnlichem Umlang gewöhnlich der Fall
ist. Auch ist die Auswahl der Orte meist mit Consequenz ge-
troffen worden. Unter allen Deutschen Ländern ist aber Al-
tenburg am schlechtesten weggekommen. Denn ausser der
Hauptstadt findet mau nur noch Ronneburg und Leuchtenburg.
Gleichwohl hätten wenigstens noch die Städte Eisenberg,
Schmölln und Kahla wegen ihrer lebhaften Industrie eine Auf-
nahme verdient. Auch hat Rez. im Kirchenstaat Perugia nur
ungern vertnisst. Bey den meisten Orten ist auch ihre Lage,
so wie die Beschaffenheit der Gegend angegeben. Nur den
Hauptstädten und andern vorzüglichen Orten ist die Einwohner-
zahl beygefügt woi'den, was Rez. gerade nicht tadeln Avill.
Doch sind noch hin und wieder ältere Zählungen beybehalten
worden. So hat hier Barcelona noch 140,000, Paris nur'215,000,
Portsmouth nur 11J),000, Bath nur 31,600, Cork nur 100,0(10,
Brüssel nur 75,000, Debreczin nur 3l>,000, Irkuzk nur 11,000
Einw. u. s. w. Dagegen scheint einigen Orten eine zu hohe Zahl
gegeben worden zu seyn, z. B. Lissabon 308,000, Moskati
240,000 Einw. u. s. w. Am allerdürftigsten ist Kanton in China
abgespeiset worden, denn es hat nur 2(50,000 Einw. erhalten.
Zum Schlüsse muss Rez. noch eine Bemerkung machen,
und diese betrifft das ewige Wiederholen der Landesprodukte,
welches , weil diese Artikel bey so vielen Ländern fast ganz
gleichlautend sind, bey einem Werke von so beschränktem
Räume auf die Länge sowohl den Lehrer als den Lernenden sehr
ermüden und bey dem letztem die Aufmerksamkeit schwäclien
muss. Daher verdient die von Hrn. Selten getroffene Einrich-
tung, die Produktein der Einleitung nach den Zonen geordnet
auizuzälilen, und bey den einzelnen Ländern nur solche anzu-
führen, welche ihnen eigenthümlicli sind, volle Beherzigungi
Kleine Schnlgeographie von Cannabidi. 211
und ilor Verf. würde gewiss dem Publikum einen Gefallen cr-
M eisen, wenn er bey einer neuen Auflaj!;e diesen gutgemeinten
Vorschlag? beachten wollte, üeberdiess wird ja durch eine sol-
che Kinriclitung viel Uaiim erspart!
Uebriijens ist der Druck oline Tadel, frehörig enge, ohne
die Augen anzugreifen, auch sehr rein aoii Druckfehlern gehal-
ten, dagegen das Papier weder durch Feinheit noch Weisse
ausgezeichnet. Eine dankeuswerthc Zugabe ist das vollstän-
dige Register.
Dr. Weise.
M i s c e 1 1 e n.
Aiii 3 Ort. hielt die Obe^lau^itzc^ Gcscllseliaft iler Wisscnsdiaften z»
Görlitz ihre jiihrl. JIiUiptvcr»aiumliing-. Als Heantwortuni^ der vorjäliri-
^:«;n l*i«l>aut'<;iil)e [s. Jb. I S. 471j Mar nur eine Schrift eingegangen,
M eiche nicht für genügend befunden vard. Desshalb Iiiit die Gesell-
hthiilt, der retri'schen Stiftung gemäss, die Frage für das Jahr 1827 aufs
neue aufgegeben und den verdoppeltem Preis von 100 Tlilrn. in Golde
gestellt. Der Eiusendungstermin ist der letzte April 1828.
Die historische Classe der kön. Dänisc-hen Gesellschaft der Wis-
senschaften in Kopenhagen hat für das Jahr 1828 die Preisaufgabe ge •
t^tellt: (^nitm ex pluribus docloruvi virorum scrijitis constct, quanii sit, ut
doctrina antiquitatis disquisitionibus bene institulis de conditione , rebtis
pestis , forluna sin^ularum gentium , tcrrariim , urbiiim , cmcndetur perfl-
ciaturque, societas nostra, accuratam Arcadiac dcscriptioncm gratam litc-
rarum cuUoribus iitcumque futurum esse existimans, peritos antiquitatis in-
vitat ad quaestionem, quae sequitur, solvendam: Desidcratur descriptiq,
quantum fieri polest plena et accurata, Arcadiae antiquac cjusquc incola-
rum. llofranlur ^ qui quaestionem hanc solccre vclint, ut naturam regio-
iiis et codi atcvrate cxponant, doccantquc , qui fuerint in antiquitalc Ar-
cadiae incolae, qualesque horum mores, ingenium, conditio. Dcniquc, quam
jirri polest uccuralissime , explicftur d4:orum apud Arcadcs cuUus , 71/««;
disquisitio ita iustiluenda est, ut oslendatur, quomodo hie deorum cultus et
orlua ait et eicuUus , qua in re eipUcanda comparatio sacrorum Arcadio-
rum cum sacris ceterorum Graicorum , quatenus ratio qnaestionis postulal,
ttiscipienda est. Die Antworten in Lateinischer, Französischer, Engli-
scher, DeutschiT, Schwedischer oder Dänisclier Sprache sind bi.t Fiid«-
Dec. 1828 an d«!n Sr( retair der Gesellsihaft, l'rof. Oerstedt, Uitter
vom Danebrog und DancbrogKiuann, zu Kopenhagen einzusenden. Der
Preis ist «ine Goldmedaille, 00 Diin. Ducaten an Werth.
Die bcit 1825 zu Mailand in der Druckerei der Cluesici Ituliuui er-
212 M i d c c 1 1 e n.
flclieincnde Sammlung der ircrke Vinoenzo Monti's, von der 8
Bünde fertig sind, enthält im Istcn und 2ten Bunde seine Uebersetzung
der Iliade, im 5ten die Uebcrsetzung der Satiren des Persius. — Aon
der zu Venedig ereidieinenden Biografia universale, antica e moderner,
sind 31 Bände fertig, die biä zum Buchstaben L gehen.
Von 3Iai's Scripiorum vetcrum vova collectio e t'aticanis codd.
edlta [s. Jb. I S. 474] ist zu Rom 1827 in 4 der 2te Band erschienen,
velilier Excerptc und Friigmente aus verlornen Büchern Griechischer
Schriftsteller enthält, nämlich 1) Exccrpte aus Uiodor^ Sic. Beb. VII —
X und XX — XL (auf 134 S); 2) aus Dio Cassius bis zur Sohlacht bei
Cannä (130 S.) ; 3) aus Polybius Beb. VI — XXXIX (92 S.); 4) aus
Dionysius Halic. Beb. XU — XX (fil S.]; 5) aus Eunapius (48 S.) ; 0)
aus Dexippus (12 S.); 7) aus Menander (13 S.); 8) mehrere kleinere
Fragmente aus Appianus und spätem Schriftstellern.
In London ist auf Veranlassung des Sir Walter Scott ein kleines
Bändchen, the iyou betitelt , Uebersetzungcn aus dem Cicero erschie-
nen , welche der König Georg IV und, der Herzog von York als Jüng-
linge gemacht haben.
Der Druck des in dem Leipziger Messkatalog 1827 bereits ange-
kündigten IJandbuclis der Römischen Literahtrgeschichte vom Professor
Bahr in Heidelberg (Carlsruhe in der3Iüller'schen Hofbuchhandlung)
ist jetzt über die Hälfte vorgeschritten, so dass das Ganze, aus höch-
stens 30 Bogen in gross Octav bestehend , mit Anfang des Jahres 1828
wird ausgegeben werden können. Das erste Buch, Melchcs den allge-
meinen Theil, und das zweite, welches die Uebersicht der Römischen
Poesie enthält, haben bereits die Presse verlassen. Das dritte und letzte
Buch enthält die Uebersicht der Römischen Prosa und befindet sich
eben unter der Presse. Die verspätete Erscheinung des Ganzen ist
blos durch die Entfernung des Verfassers vom Druckort und die da-
durch nöthige Zusendung der Corrccturbogen, um das Werk so correct
als möglich zu liefern, veranhisst worden.
Die Cagnazzi'sche Berechnung des Römischen Fusses auf 131,
35 Pariser Linien [s. Jb. IV S. 106, wo falsch 131, 325 steht] ist ausführ-
licher dargelegt in der Schrift : Su i valori ddle misure c dei pesi degli
antichi Romani desunti dagli originali esistenti nel real museo Borbonico
di Ncapoli. Memoria di Luca de Samuele Cagnazzi (Neapel, 1825. 8.)
und in der Bibliotheca ItnÜana (Luglio, 1827). An 5 Römisclien , zu
Herculanum und Pompeji gefundenen, bronzenen Fussmaasscn fand er fol-
gende Längen: 0,29145 Metres def., 0,29432 M. , 0,29435 M., 0,29439
M. und 0,29630 M.; ein halbes Fussmaass, aus Knochen gearbeitet, gab
0,14810 M. : so dass sich die geringste Länge zu 129,19, die grösste zu
131,35, die Mittellänge zu 130,27 Pariser Linien crgiebt. Bcigel hat
nach dem in Dresden befindlichen Farncsiächcn Cungius die Länge des
M i s c c 1 1 0 n. 213
Römischen Ftisscs anf 133,03 Pariser Linien gesetzt; Ideler nulini
130,Ü7 Par. Lin. an.
Die Kricgsgcschiclite und Kriep:sverfassiin<^ der Alton hat in dem
Würtemhcrgiüohen llauptinanne Fricdr. von Kauslcr einen Be-
arbeiter gefunden. Kr liefert (Uhu, in der Stottin'schen Buchhandl.) ein
dreifiiehes Werk dnrnl)er: 1) einen J ersuch einer Kriegsgeschichte aller
l vlker , nach den Quellen bearbeitet, und mit 10 Charten zur Uebersicht
der Kriege der Allen versehen, (Hd. I, 1825. l'om Ursprung der Völker
bis zur f erschu'örung des Catilina. \ u. 827 S. 8. Bd. IF, 1826. J'on der
l erschwürung des Catilina bis zum Untergänge des IVeströmischcn Iteichs.)
vorin er die fortlaufende Geschichte der Kriege nebst Beschreibung
der Kriegs- und Milit<^reinrichtungcn giebt. 2) ein IVörterbuch der
Schlachten, Belagerungen und Treffen aller f'ölker, (bis jetzt 2 Bände in 8
nach gleicher Zeitabtheilung,) das die ausführlichere Beschreibung der
genannten Kriegscrcignisse nach den Quellen giebt. 3) eine synchroni-
stische Uebersicht der Kriegsgeschichte , der Fortschritte der Kriegskunst
und der gleichzeitigen Quellen. Ister u. 2ter Zeitraum in Fol. , bis zum
Lintergange des Weströmischen Reichs. Alle 3 Werke, die bis jetzt 13
Thlr. 8 Gr. kosten, sind vorzüglich für das Militair bestimmt, liefern
aber namentlich in Bezug auf die speciellc Einrichtung des Kriegswe-
sens auch für Geschichts- und Alterthnmsforj.cher viel Brauchbares,
Ausführlichere Nachrichten darüber geben die Hall, L. Z. 1826 j\r. 178
f. und 1827 Erg. El. 104 f. u. die Jen. L. Z. 1827 Nr. 191 f.
Der durch seine Forschungen im Gebiete der Geschichte Mittelasiens be-
kannte Dr. Schmidt giebt jetzt die Geschichte der Ostmongolen und
ihres Fürstenhauses nach Sanang Sätsan, Chuntaidschi der Ortus, in der
Urschrift mit einer Lebersetzung heraus. Der Kaiser hat zum Drucke
dieses Werkes 10000 Rubel angewiesen.
Von der langerwarteten Geschichte Preussens von der ältesten Zeit
bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens, von Johan-
nes Voigt, ist der erste Band, die Zeit des Ilcidenthums, Königsberg
bei Bornträger 1827 in gr. 8 (3 Thlr. 12 Gr.) erschienen und gehört
KU den ausgezeichnetsten historischen Schriften der neusten Zeit. Die
geistreiche und pragmatische Behandlung verbunden mit einer Darstel-
lung, die der L u d i- n ' s c h e n gleiclit u nd sie in mancher Hinsicht nocli
übertrifft, macht das Werk auch stili^ti'^ch einjifehlenswcrth. Alter-
thnmsforschern Mcrden die Untersuchungen ülu-r da» älteste Bernstein-
iand lind den Bernslcinlifindel, über die BernKteininseln Raunonia, Aba-
lus, Basilia und O^crictu, und über die Fahrt des I'ytheas nach den
Zinninseln und Bern^teinlande sehr willkommen ecya und manclien
neuen Aufschluae liefern.
Fleury de l'Ecluse hat ein Handwörterbuch der Baskischen
Sprache herausgegeben, worin er ihre \'<;rwundtiichaft mit der Karthagi-
214- Jtfurnaln 0 tizen.
niensischen zu beweisen sucht, und ihr ein Alter von 2700 Jahren zu-
schreibt.
Die Englischen Capitiine Hodgson und Hehart haben durch
trigonometrisdie Messungen gefunden, dass die höchste Spitze des Ui-
Thafam - Gebirges 25,589, die niedrigste lfi,043 Fuss über der Meeres-
fläclie erhaben ist. Ueher 20 Pics dieses Gebirges sind höher als der
Chiniborasso.
Der Schwedisch- Norwegische C<»nsul Anastasy in Alexandrien
hat eine interessante Sammlung Jcf^yptischcr Altcrthümer nadi Livnrno
gesandt. Sie enthält gegen 1000 Scarabäen, viele goldene und silber-
ne Hais!»ändcr , Ringe , Amuletc etc. und 12(> Fapyrnshandächriften,
worunter eine Griechische chemischen Inhalts ist.
Journalnotizen.
jlcr Monolog des Aias in Soph. Aj. 802 ff. ed. Herrn, ist, als Probe
einer metrischen Verdeutschung des Ganzen von Fr. R — 1, mitgetheilt
in d. Krit. Bibl. 1827, 3 S. 351 f. — Dass die alten Römer die Höhnen
vorzüglich gellebt hätten, war im AUgem. Anz. d. Deutsch. 1827 ]\r. 2
hehi'uptet worden. Das Gegentheil hat Hr. Gräve ebendas. Nr. 267
S. 3005 — 9 zu erweisen gesuclit. — Die Schriften von Kaulfusa
(/f7e muss alle Literatur gelehrt ivcrdcn , wenn sie einen Platz unter den
Gymnasiallehr gegenständen verdienen soll?) und Roth (Bemerkungen
über die fortdauernde Abhängigkeit unserer Bildung von der classischcn
Gelehrsamkeit) liaben einen Aufsatz, über die fortdauernde Ab-
hängigkeit unser er Bildung von der classis cken Gelehr-
samkeit, in den Blätt. f. lit. Unterhalt. Nr. 245 S. 978 — 80 veranlasst,
der aus beiden Schriften einige Pnncte aushebt und sich über dieselben
beistimmend verbreitet, aber indem er eine Kritik dieser Schriften und
eine Abhandlung über den erwähnten Gegenstand vereinigen will , in
beiderlei Rücksicht nicht genügt. — Eine kurze lobende Anzeige von
Rumpfs und Pe tri' s Jfc/jertor/um rfer Ä^r/t/fc [Jb. IV S. 444], welche
von dem Wesen des Buchs nicht vollständige Kunde gieht, steht in
Beck's Repert. 1827, US. 379 f. — Von Meyer 's Ausg. des Cic.
Orator [Jb. III, 4, 84] steht eine sehr rühmende krit. Anz. in der llci-
delb. Jahrbb. 1827, 8 S. 801 — 808, die über die benutzten krit. Ilülfs-
inittel und ihren Gehrauch Einiges im Allgemeinen berichtet, mehr
Sprachbemerkungen undSacheriänterungen wünscht, und dann zu einer
Menge Stellen eigene Bemerkungen giebt, die der Melirzahl nach nicht
besonders wichtig aber doch nicht ganz zu übersehen sind. — Eine
lobende Notiz von Bccker's Ausgabe des Agricola vonTacitus [Jb.
II, 135] in d. Blätt. f. lit. Unterh. 1827 Nr. 240 S. 960 macht auf die
Wichtigkeit dieser Tacit. Schrift für die Brittische Gescliichte aufmerk-
sam. — Der zweite Theil der Jb. IV S. 337 erwähnten Reccnsion von
O. M ü li e r ' ä Doricm und Prolegomencn zu einer wisscnschaftl. Mytho-
Jonrnalnotizcn. 215
logte fiteht in i. Hall. L. Z. 1827 Erj,'. HL 105 — 10 und licliandclt zu-
erst S. 8o7 — 843 «hn l!«ruKlibiiivtlu)s und S. 8J3 H". doii Mythos des
A|M)ll<in lind der Artemis. Uec. ') sutlit dar/uthiiii, das« Herakles iir-
sprün^lit-h ein altpeloiioinie^ie'cher Heros war und der Mythos deeiiselhen
erüt nach der Einwauderung- der Dorier in den Peloponnes diesem
^olksstaninic einverh-iht und ang^epasst wurde, üann soll Oretites von
dem l'ythischen Apollo nicht verschieden, der l'ythische Gott aufs eng-
ste mit dem Diell^£e der Diana lphln:enia (Orthia, Tauropolos) wenij^-
stens nrsprünp^lich verhunden , das Dorische g^öttliche Geschwisterpaar
mit dem vordorischen altlakedämonischen Apollo- und Artemiscultus
genau verwandt gewesen seyn. Der Cultus der Dorischen Götter war
urbpriinglich naturalistisch und der Dorische Volksstamm erhielt ihn
erst durch äussere Uebertragung. Die vollständige Bcm eisführung ist
zu beiden Abhandlungen aus Mangel an Raum (?) nicht gegeben; doch
enthält die Recens. viel Eigenthümliches und verdient nachgelesen und
beim Gebrauch der MüUer'sclien AVerke benutzt zu werden. — Von
Galletti's Anschaulicher Erdbfschrcibung Rd. 1 — 3 [Jb. II S. 249]
steht eine lobende Anz in der Krit. Bibl. 1827, 6 S. 589 — 91, die Plan
und Verfahren des Verf. kurz angiebt, das Register nicht vollständig
findet, und sonst nichts Wesentliches enthält. — Von Valett's Augs-
burg. Glaubcnsbekcimlnisse [Jb. HI, 1, 105], Beck's Deutscher Synopsii
[Jb. III, 3, 96] und Brougham's Inavguralrede^ übers, von Snell,
[Jb. III, 1, 109] stehen kurze Anzz. ebendas. S. 599 f. , die weder üb» r
Inhalt und Anlage dieser Scluil'ten etwas berichten, noch sonst etwas
nützen. — Von Müll er 's Leitfaden beim Gesungunterricht [Jb. IV, 455]
behauptet Bischoff in der Krit. Bibl. a. a. O. S. 616, dass er nichts
enthalte, was nicht in andern Werken m eit vollkommener stehe. Da-
gegen wird K a b a t h ' s Programm über den Gesangunterricht auf ge-
lehrten Schulen (Glatz 1820, 22 S. 4), als mit vieler Wärme und Sach-
kenntniss geschrieben , von demselben Rec. ebend. sehr empfohlen, —
Eine lobende Anzeige von Leonhardi's Vorlesungen über die An-
fangsgründe der Mathematik, Bd. I u. II, 1 — 4 Abth. [Jb. III, 1 S. 51 u-
4 S. 40] gitlit den Inhalt kurz an, verlangt grössere Ausführlichkeit
über den Gebriiu<:h und das Vorkommen algebraischer Ausdrücke in
Parenthesen, mehr Vollständigkeit in Eintheilung der Gleichungen und
ein paar andere Kleinigkeiten; enthält sonst nichts Wesentliches un^
Eigenthümliche«. .,^
Todesfälle.
JLPen 6 Juni starb zu Frankfurt a. M. der pensionirte Professor A. Frank,
iiu 58 J. , Verf. einiger Erliauungsschriften. Er hat der dasigcn katliul.
Schule ein Legat von 1000 Fl. vermaclit.
*) PälNchlich iHt diene Ren. dL-in Prof. Mcicr zugeschrieben worden, da
Völcker der \ tri. deratlbeu int.
210 Todesfälle.
Den 18 Juni etarl» 7.n Padii.i der Professor Joseph Avanzini, na-
mentlich durch seine Entdcckungcu in der Hydrostatik bekannt. Gebo-
ren zu Gaino bei Brescia erliielt er in Brescia seine erste Bildung und
1777 die Priesterweihe. Im J. 1797 ward ihm zu Padua, wo er schon
früher eini{i[e Zeit in den Collcgien Mathematik und Physik vorgetragen
hatte, an der Universität die Professur der Geometrie und Algebra,
ISOfidie der angewandten Mathematik und allgemeinen Physik, und 1815
endlich, nachdem er in die Iteihe der Vierzig der Societä Italiana auf-
genommen worden, die der höhern Rechnungsarten übertragen.
Den 26 Juni zu Thorn der Dr. med. Johann Gotllieb Schulz, gebo-
ren ebendas. am 30 Nov. 17(»(). Er hat dem Gymnasium zur Beförde-
rung des Studiums der Botanik seinen botanischen Garten vermaciit,
über den der jedesmalige Professor der Mathematik und Physik die
Aufsicht füliren soll.
Den 25 Juli zu Dresden der in den Ruhestand versetzte Baupredi-
ger M. Joh. Christian Hasche, vorzüglich bekannt durch seine Schriften
über Sächsische Geschichte. Er war geboren zu Mühlberg am 1 Jan.
1744, studirte in Dresden auf der Kreuzschule und von 17()6 in Leipzig, wo
er 1770 anonym zärtliche Klagen eines Jünglings, geweint bei dem frühen
Grabe des Prof. GellerCs, heraus gab. 1789 wurde er Festungsbaupredi-
ger in Dresden, wo er schon früher Privatunterricht gegeben hatte, und
1823 ward er mit seinem vollen Gelialte in den Ruhestand versetzt.
Den 25 Juli zu Wien der Custos des Münz- und Antikcncabinets
und der Ambraser Sammlung Jloys Primisser , 32 J. alt
Den 3 August zu Wien der pensionirte Prof. der Aesthetik an der
Theresianischen Ritterakademvc und Custos der Universitätsbibliothek
Lorenz Leopold Haschka , 81 J. alt.
Im September oder Oct. zu Stockholm der kun. Bibliothekar von
Hatnmerskjöld, durch mehrere literarische Arbeiten bekannt.
Den 4 Octob. zu Eisenberg der Rector des Lyceums M, Georg Chri-
»tian Brendel im 72 J.
In Corfu ist der Kanzler der Universität, und Stifter derselben,
Graf von Guilford gestorben.
Ein Nekrolog des den 21 [nicht 25] August verstorb. Dr. Bremser
[Jb. IV S. 342] , geb. zu Wcrtheim d. 19 Aug. 1707, steht in der Oestr.
kaiserl. priv. Wiener Zeit. Nr. 256 S. 1150. — Biograpli,. Nachrichten
von ir. Müller [Jb. IV S. 342] , geb. d.7 Octob. 1794 , im Dresdn. Mer-
kur 1827 Nr. 122 S. 488 u. Berlin. Convers. Bl. Nr. 221 S. 882 f. — Der
Ritter Carlo de Rosmini [s. Jb. IV, S. 341] war geboren zu Roveredo, und
begann seine literarische Laufbahn mit Gedichten, welche Vanetti her-
ausgab. Bald jedoch M'andte er sich zur Geschichte und schrieb seine
Biographieen des Ovid, des Gunrino von Verona, des Vittorino von Fel-
tre [Avelche Casp. Orelli, Zürich 1812, ins Deutsche übersetzt hat] , des
Französischen Philelphus und des Trivulzio , durch welclie er sich ei-
nen sehr hohen Rang unter den Italienischen Literatorcn erworben hat.
Zuletzt begann er seine Geschichte von Mailand in 4 Quartbänden, ein
Werk , dad man wegen seiner Gedehntheit und Breite weniger schätzt,
Schul- und UnJvcrsItätsnncli richten ctr. 217
das uhor eine reiche Quelle nocli «nhekannter Uilniiuloii imd Notizen
iilier tlic Gesrhiclile der Lnrabardci enthält, vcKlie er nieistciig ;iii9
den Hihliotheken zu Miiilitnd, avo er seit 18()3 lebte, liervortiiirlite. Du»
Werk frelit nur bis zum J. 1535; doch soll es bis 1740 im Manuscript
fertig- seyn. Er starb den !) Juni d. J., betrauert von allen Gebildeten.
Schul- und Universitätsiiaclirichteii , Beförde-
rungen und Ehrenbezeigungen.
C'OKSFELD. An das ncuerrichtete Gymnasium [s. IV S. 346] ist der Leh-
rer Ihiddc vom Gymn. in Mi nstku als Oberlehrer versetzt Avorden.
DoKPAT. Um die nachtheilig'sten Lücken der Universitätsbibliothek
srhiicilcr auszufüllen, als die jährl. L'tutsuinnie derselben erlaubt, hat
der Kaiser befohlen, zum Ankauf Michti<::er und seltener Werke aus den
Ersi.arnissen der Universität 25000 llubel B. Ass. und 4000 Rubel S.M.
zu vi'rArenden. Kurz vorher hatte die Hibliothek den handschriftlichen
iNaehlass des verstorb. Prof. Ilaubold in Leipzis^ [bestehend aus 93 ei-
gentlichen Manuscripten und 11^5 Büchern voll eigenhändiger Randno-
ten und Zusätze] für 1000 Rubel und 3 für die Provinzialgeschichte
■wichtige Mannscripte angekauft. Uebrigens zählte sie bereits am Schlüs-
se des J. Ib'iii 41021 Bände ohne die Manuscripte, Dissertationen und
kleinem Flugschriften.
DnsBrnc. Das Gymnasinra zählte zu Michaelis vor. J. 96, im Ja-
nuar dieses J. 94, zu Ostern 97, im Juli 95 Schüler undentliess zu Ostern
() (1 mit Xr. I, 4 mit II und 1 mit III), zu Michaelis 4 (2 mit I, 2 mit
11) zur Universität. Die Gymnasialbibliothek hat sich auf (>48 Bände ver-
mehrt ; dagegen ist das physikalische Cabinet in einem selir mangelhaf-
ten Znstande. Der provisorische Hülfslehrer Jcntsch, welcher auf Ver-
anlassung eines Rufs nach Mors unter dem 29 März d. J. definitiv ange-
stellt ward Js. 111, 2 S. 119], wurde am 10 Sept. vor Eröfi'nung der öf-
fentl. Prüfim^en in sein Amt feierlich eingewiesen.
FiiEiBEhc. Am Gymnasium ist der Tertius M. Gläser in den Ruhe-
stand versetzt und der CoUaborator Zimmer zum dritten Lehrer erwählt
worden.
IlAMTunc. Die durch GurlitCs Tod erledigte Professur der Orient.
Sprachen am akadem. Gymnasium ist dem Hauptpastor Dr. Buckel über-
tragen worden.
KopE^HACKV. Der Professor Fenn Magnussen ist zum ronespondi-
renden Mitgliede der kön. Schwed. Gesellschaft der Wissenschaften und
der Akademie der Alterthünier in Stockholm, der Dr. ForrA/mmmor zum
Mitglied«- der geologischen Gesellschaft in London gcMählt Mordi-n.
Mi;pi'K\. Das durch die nachgesuchte l)icn>lcnllii>>ung des Uircct.
linjifvhl erledigte Drrectorat des Gyiiiiiasiiiinn hat tier bislier. Lehrer der
2ten C'hihse 7. Körte, die durch d,ii^ Aufrücken der übrigen Lehrer er-
Jahrb /. Fhil. u. tüda&. Jahrg. II. JJtJl 10. 2{>
218 Schot- lind U nl rersltft tsnachri «;hten ,
ledigte Lelirstello der fiten Classc der blt>her. Vicar zu Haaren A, Fdt-
ren erhalten.
Mkxiko. Das nra 1 April I82(i eröffnete Institut der WissenschaC-
ten und Kün»ite zahlt unter andern f<>ljj;ende bcrühintc Mitglieder: JJo-
livar, Canning (bereits 'wieder getitorben), Gregohc, Humboldt, Lafay-
vltv und de Pradt.
Minden. Nachtrag zu IV S. 353. Der in den Ruhestand ver-
setzte Prof- Heutcr, dessen Penäiunirung zwar genehmigt aber noch
nicht wirklich eingetreten ist, behält nicht nur Sitz und Stimme im
Lehrercnllegiuoi, sundern auch dieHebräiaichen Lehrstunden iiuGyuina-
«:nm bei.
MÜKCHKX. Durch eine königl. Eutschlicssung, wonach die Wahl
des Rectors der hiesigen Universität vorgenommen M'erden soll, sind
alle bisher gewöhnliche Beschränkungen ganz aufgehoben, und die Uni-
versität ist ermächtigt, bei dieser Wahl ganz nach dem Paragraphen
der Staatsverfassung zu verfahren, welcher über die Wahlen der Ab-
geordneten der Universitäten zur Ständeversammlung verfügt. Nach
dieser \ erfügung werden auch die ausserordentlichen Professoren , de-
nen das («rundgesetz des Reichs active Wahlfähigkeit beilegt, zur Wahl
gezogen. Die Wahlstimilicn werden nach dem Edict über die Stände-
Versammlung nicht mit dem Namen der Wähler, sondern allein mit
Wahlsprüchen bezeichnet. Bei der diessjährigen Wahl ward dadur<;h
die Zahl der AVähler auf 42 gesteigert; die absolute Stimmenmehrheit
fiel auf den llofrath DöUiuger, dessen Wnlil sofort Sr. Maj. zur Bestä-
tigung eingesandt Miud. Der Prof. Hermann aus Nürnberg hat unter
dem 31 Octob. die Professur der Technologie, politischen Rechenkunst
und Staatswirthschaft, der Prof. Dr. Görrcs die Professur der allgeHiei-
nen Literärgeschi<:hte erhalten.
Ni"k>bkiic. Die durch Hermann's [Jli. II S. 223] Versetzung nach
München erledigte Pri)fessur der Mathematik am Gymnasium ist dem
bisher. Prof. der Mathematik zu Würzburg Dr. von Staudt übertragen
worden.
Oksterreich. Nach einer kaiserl. Verordnung vom 8 Octob. d. J.
soll für die Zukunft kein Studirender zu dem Rechtsstudium zugelas-
sen M'erden, der nicht ans allen Lehrgegenständen der Philosophie das
Zeugniss des Fortgangs mit erster Classc erworben hat. Auch soll von
den Recht^beilissenen selbst künftig keiner von einem Jahrescurse diesea
Studiums in einen höhern vorrücken können, der nicht bei seiner Auf-
nahme in den letzteren sich über die aus allen Lehrgegenständeu der
zurückgelegten Curse crMorbene erste Classe auszuweisen vermag.
Demjenigen, der in einem oder niehrern dieser Gegenstände die zweite
Fortgangsciasse erhalten hat, ist gestattet, den ganzen Jahrescursus zu
wiederholen ; erhält er aber dann abermals eine zweite Fortgangsclas-
se, so ist er ohne Weiteres von den Studien auszuschliessen.
OLpu\BrRG. Zum Dircctor des Gymnnsiuiua [s. IJI, 2 S. 110] iat dei
Rcctor Orcveius aus Leaigo ernannt.
Beförderungen ond Ehrcnliezclgungen. 21!)
RnKiM<AiKR<v. Das Programm, ■wekhtjs der Lyceahlirüctor und Prof.
der Philologie und Gesrliichtc Georf; Jü'^cr an dt^ köii. StiulieiiaiK^talt
zn Spkikk zur di«>e!sjtilirigen öfTentlirlieii Preiscvertheihing (ilciifiSept.)
In dieser Anstalt geschrieben hat (Speier, gedr. b. Kranzbühlcr sen. 40
S. gr. 4), enthält S. 3 — 26 eine aehr zweckmässige und mit patrioti-
echer Wärme geschriebene Abhandlung über das Schul- und Er-
ziehung sw es en im königl. Hai er, Kh einkreise vom Jahre
1817 6 IS zum J. 1827, welche die grossen Verdienste der Regie-
rung um den öffentlichen Unterricht und die Schulen in ein gehöriges
Licht stellt. Ref. übergeht hier, was S. 4 — 15 über das Volksschul-
wescn gesagt ist, und zieht bloss in Bezug auf das höhere Schulwesen
Folgendes aus : IVachdem Baiern den 30 Apr. 1816 von dem Rheinkrei-
ee Besitz genonunen hatte und der frühere Rector der Akademie in
Mainz , Fricdr. liutcnschön, als Regierungs - und Consistorialrath und
Referent im Schulwesen angestellt worden war, cmpflugen durch eine
kön. Verfügung vom 2!) Oct. 1817 die Studieninstitute zu Spkikh und
ZwKiBRi'CKKV und die Progymnasien zu Kaiskuslautehn , FBA>KK\TnAL
und IiAiNUAr, später das Progynmas. zn Giu;.\stadt und die Lateinischen
Vorbereitnngsj'chulcn pi DTukukim und Akitstadt ihre Einrichtung und
im Laufe der folgenden Jahre ihre dermalige Vollständigkeit. Die Stu-
dienanstalt zu SvKiKR erhielt für 7 Classcn (1 philosophische oder Ly-
ceal-, 3 Gymnasial-, 2 Progymnasial- und 1 Latein. Vorbcreitungs-
classe) 9 Lehrer, die Studienanstalt zu Zmkibrückbx für 6 Classen (3
Clymnas. -, 2 Progymnas. - und 1 Lat. Vorbereitungsciasse) 6 Lehrer.
Später wurden beide Anstalten gleich gestellt und jede erhielt 11 or-
dentliche und 3 Kebcnlehrer für 8 Classcn (1 Lyceal-, 5 Gymnasial-
und 2 Latein. Vorbereitungsclassen). Jedes Progymnasium erhielt eine
Vorbereltungs- und 2 untere Gymnasialclassen und 3 Lehrer, ausser den
Musik-, Schreib- und Zeichnenraeistern. Jede Vorbereitungsschule hat
2 Classen und 2 Lehrer. Die Vorbercitungsschnlen sollen den Progymna-
eien oder den beiden untersten Gymnasialclassen vorarbeiten. Der Schü-
ler erhält Unterricht in der Religionskenntniss , der Latein, und Deut-
schen vSprache, der Erdbeschreibung und den Anfangsgründen der Arith-
metik, und muss durch 2 oder mehrjährige Uebung in der Grammatik
6o Meit gebracht seyn, dass er aus beiden Sprachen ohne gröbere Gram-
matikalfeliler übersetzen kann. Die Progymnasien sollen diegrauunatische
Ferti;i;k«It in beiden Sprachen weiter ausbilden, den Unterricht im Grie-
«■hipclicn beginnen und bis zur Vollendung der Foruienlelirc fortsetzen,
in Religion, Erdlx'sdireibung und Arithmetik volUtäiidigi-r unterrich-
ten und die merkwürdigsten Begebenh«iten der ^ ati rland>gef<liiihte
(besonders mit Einprägnng von ]Vanien und Ziihlen) lehren. Die obern
Gymnasialclassen sollen das ganze hunianistische Studium umfassen und
zur Lycealcla»se ^orbcreUen. In den alten Sprachen s(»llen die Gynma-
fliastcn in der Kunst der Literpretation streng geübt und an ein genauem
Auffassen und scharfes l'nter»cheiden der Stellung der AVorte im Vcr-
liältniss zn dem ausgedrückten Gedanken gewöhnt, ausser d«'n U«;ber-
•«tzungcn uuä dem Griech. und Latein, ind Deutsche vorzüglich im
15*
220 Schul- und Universltätsnachi'ichtcn,
V
rechten Lat. und Giiech. Ausilriiclie und in eigenen Latein, und Deut-
schen Ausarbeitungen gcüht und zum Lateiniächdenkcn und Latelnisdi-
eprechen angelülii't werden. In der Geschichte sollen hier auch die Be-
gebenheiten der spätem Zeit nach ihrer Reihenfolge umfa»»t und den
Schülern ein Uebcrblick über alle Ilauptzeiträume gegeben, die Va-
terlandsgceichiclite danin angeknüpft und besonders auf die (»e»cliichtQ
des Regentenhanses Rücksicht genoiunien werden. Alle übrigen L'nter-
richtszweige sind soweit fortzuführen, dass für die freiere Behandlung
derselben in der philosopli. Classe kein Hinderniss mehr statt findet.
Die Lycealclasse bereitet auf den höhern Cursus der allgemeinen Wis-
«enschaften vor, und erstreckt sich über Philosophie, Fhilologle und Li-
teratur^ Geschichte und ihre Hülfswissenschaften, Mathematik und l'hy-
t»ik. Die Zöglinge sind zum systematischen Zusammenfassen der gesam-
melten Kenntnisse, und zum zusammenhängenden, systematisclien Den-
ken anzuleiten; wesshalb auch keiner Lyceist werden kann, der nicht
der Ilauptprüfung zum Erhalten des Gymnasialabsolutoriums sielt un-
terzogen und seine Reife und Befähigung für das höhere Studium der
Wissenschaft erprobt hat. Die Hauptprüfung, welcher sich alle, die in
eine Lycealclasse oder auf die Universität übergehen •wollen, unter-
werfen und in welcher sie das Prädicat vorzüglicher , guter oder doch
hinlänglicher Befähigung sich erwerben müssen, wird von einem kön.
Regicrungsabgeordneten geleitet, der nicht nur die Themata dictirt,
welche die Examinanden in Latein., Griech. und Deutscher Spracljo
Echriftlicli 7.u fertigen haben, sondern auch aus den während des Schul-
jahrs in der Obergymnasialclasse behandelten Lehrgegenständen die
Stücke auswählt, über welche examinirt werden soll. Sänimtlichcn
Gymnasialprofess(»rcn, welche mit dem kön. Regierungsabgeordiieten,
dem Rector der Anstalt und zwei geistlichen und weltlichen Mitglie-
dern der Ortsbehörden die Prüfungscommission bilden , liegt das Ge-
schäft der Prüfung, die Censur der Arbeiten, die Würdigung der aus
dem ganzen Schnljahre von dem Prof. der ObergymnasIalclas?e vorzu-
legenden Atisarbeilnngen und Censurcn der Schüler, endlich die darauf
gegründete Bestimmung der Qu.ilification ob, von welcher die Eiit-
echeidung der Gcm iihrung oder Versagung des Gymnasialabsolutoriums
abhängt. Der Unterriclit im Französischen wird von der Vorbereitungs-
schule bis zum Lyceum hinauf durdi alle Clussen in vöchentlich 3 — 4
Stunden, auf den Studienanstalten durch besondere Lelirer, an den
Progymnasien und Lateinischen Vorliereitungsschulen durch die Classcn-
lehrer ertlieilt. Im Religionsunterrichte sind je 2 Classcn vereinigt,
und er wird für jede Confcssion entweder von Professoren , die dem
geistlichen Stande angehören, oder von besonders angestellten Geistli-
chen ertheilt. Dieselben geistlichen Professoren lehren in Speier und
Zweibrücken das Hebräische die Schüler, die sich der Theologie wid-
men wollen. Für Schreib-, Zeichneu- und Musikunterricht sind eig-
ne Lehrer angestellt: an dem ersten müssen alle Schüler derVorberei-
tungs- und beiden untersten Gyjunasialclassen Antheil nehmen; v»im
Zcrchuen und der Musik küunen nur die Schiller dispen&irt werden, du-
Beförderungen und Ehrenbezeugungen. 221
nen es nach dem Urtht-il der cli-i^chliiji^Ig^cn Lehrer an allor Filliigkcit
dazu fehlt. Der Unterricht Mini diircli eine zm eckiuässij:;o Discipliii un-
ters^tützt und heh-ht, Avelche Zuclit und Oriliiiing unter dcu Zöglingen
hiuidhaht, und Gehoraam , edles IJctragcn «ind reine Sittliciikeil in ih-
nen begründet, pllegt und beMnhrt. Besonders sucht man das religiöse
Gefühl und die echt religiöse Gesinnung in den Schülern zu wecken,
ohne sie darum zu Kopfhängern, Frömmlern und mystischen Schwär-
uierii zu bilden, oder durch angehäufte religiöse Unterrichtsstunden
zum Ueberdrnss und also zur GleicIigüUigkeit zu führen. Ueber-
haupt streben alle hölieren Schulanstalten Ulieinbaierns dahin, die An-
zahl der M ackern , in m issenschaftlicher und sittlicher Hezichung den
llrwartungcn entsprtrchenden Zöglinge gegen jeden ungünstigen oder
gar verderblichen Finlluss von aussen sicherzustellen, die Irrenden mit
Krnst auf den rechten Weg zurückzuführen, die unverbesserlichen Ro-
hen und Unsittlichen rücksichtslos MegKUM ei?en, und alle Faulen , Ta-
lent- und AVillenlosen zu entfernen und für bürgerliclie Gewerbe und
andere Berufsarten zu gewinnen. Dennoch sind seit 1817 in Zweihkük-
KK>i 137 , in Splier 1)7 Schüler zur Universität entlassen worden. ](ui
Schuljahr IS-jy ^.ählten alle 8 Lehranstalten 785 Schüler in 32 Classen,
die ^on 3(» llauptlehrern , 7 besondern Keligionslehrern, 2 besondern
Sprachlehrern und 15 Kunstlehrern unterrichtet wurden. Für die
äussere Verbesserung dieser Anstalten ist von Seiten der Regierung al-
les gethan worden. Die Studicnanstalten zu Speier und Zmeibuickeiv
hüben die schönsten und geräumigsten Schulgebäude. Die Progymna-
eialgebände zu Kaisersi,auteu\, Fkamiemhai,, Landau und Grü^nstadt
sind theils neu angekauft, thcils zweckmässig und dem Bedürfnisse ge-
mäss hergestellt. Die Vorbereitungsschnle zu Dürkueim erhielt ihr Lo-
cal in dem 1822 — 23 neugebauten Schul- und Gemeindehause und die
zu ^ErsTADT in dem vom Pfalzgraf Joseph Casimir 1578 gestifteten Ca-
siuiirianum. Die erforderlidien Lehrapparate sind vollständig angeschafft
und zur Erhaltung derselben die nöthigen Summen ausgesetzt. Beson-
ders zeichnet sich das mathematisch -physikalische Cabiiiet zu Speier
ans, MO die Studiiuianstalt auch eine Bildioth. von 08.50 Bdn. hat. Noch
bedeutender ist die iiiblioth. zu Zveibrücken. Die Einkünfte der gelehrten
Schulen betragen jährlich -!o74(> Fl., und 825)88 Fl. 30 Kr. m erden jährl. auf
das niedere Schulwesen und auf Stipendien (SbOO Fl.) verwendet. —
Seit 1617 verloren diese Anstalten folgende Lehrer: 1) die Studienan-
b<alt zu Speikr am 14 Aug. 1819 den Prof. der Philosophie in der Ly-
cealclasse Pctcr Franz IJoost, gebor, zu Ascbaflenburg den 3 Febr. 1773;
am 26 iSt>v. J825 den Gymnas. -Professor der Seciimla Johann Friedrich
Carl Lclincr im 27 .1. ; am IJ) fsov. 1825 den pensionirlen Franz. Spracli-
lehrer Thcobuld Hiirl, geb. zu Colniar d. 23 Apr. 1753; am !) Mai 1824
den seit 1818 peiisionirtiMi Zeichnenlelirer lulon Link, geb. zu vSpeier d.
14 Nov. 1743, und am 30 Üec. 182(> den nur 4 Monate lang functioni-
renden Lehrer der ^'orbereitungselassc Adam J dtcn au^ Forst im Lan-
descommissariat :\eustadt, 24 J. all. 2j Die Sludienanstalt zu Zweibrik-
iifc.v am 7 üct. 1824 den Prüf, der Mathematik uud Fruuz. Sprache Au-
222 Schul« und Univcrsltritsnachricliten,
gtist Tfifard, gebor, zu Chalons-sur- Marne den 28 Aiig. 1T74. 3) Das
Progyinnas. zu GKrursTADT am 10 März 1820 den SuLrector Joh. IVilh.
Baltz, gebor, ebenda«, d. 30 Jan. 1792. 4) Die Vorbcrcitungssohulc zu
DüiiKHEiM im J. 1823 den 68jährigen Lehrer Georg Wilhelm Glock. Vgl.
Jahrbb. 11 S. 225.
Soest. Die Lehrer Seidenstüclccr und ScMiepstein haben das Prädl-
cat alä Conrcctorcn erhalten.
Trikk. Das berühmte Römerthor (Porta nigra , Porta Martis) ist
zu einem Centralmuseum der im dortigen Regierungsbezirke gefunde-
nen Alterthümer, welche bisher in zwei Sammlungen aufbewahrt wur-
den, bestimmt und zur Einrichtung von der Regierung die Summe von
8000 Thlni. angewiesen worden.
Ulm. Das hiesige Landesgymnaeiura ist sehr alt und führt seinen
Ursprung weit über die Reformation hinauf. Bereits im 14tcn Jahrhun-
dert bestand zu Ulm eine Lateinische Schule [die nicht etwa Kloster-
••chule war], deren älteste-, bi;* jetzt bekannte Rectoren Hieronymu»
JlielmüUer von Ociingen und Johann Mänsinger waren. Den Umfang der
Lehrobjecte jener Lat. Schule scheint das Trivittm (Grammatik, Rheto-
rik und Dialektik) ausgemacht zu haben. Zu Anfange des löten Jahrb.
nahm man noch das Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Musik und
Astronomie) und Physik in die Lehrgegenstände auf. Die geschichtlichen
Notizen über den damaligen Znstand der Schule findet man gesammelt
vom Rector und Professor Georg- Vecsenmeyer in dem Programm : De
schola Latina Ulmana ante et sub rcformationis sacro-
rum tempus brevis nar ratio. Ulm. 1817. 24 S. 4. Als im Jahr
]1531 die Reformation in Ulm Eingang fand, ward anch die Lateinische
Schule verbessert und ihr das Franciscanerkloster als Schulgebäude
eingeräumt. Die Schüler wurden in 5 Classen getheilt , zu denen 1562
noch eine fite kam, und erhielten im Lateinischen, Griechischen imd
Hebräischen und in der Logik und Rhetorik Unterricht. Im J. Ifi22
wurde sie zu einem Gymnasium von 7 Classen erhoben und in ein
Ober - oder akademisches und Untergymnasium getheilt. Am ersteren, von
3 Classen, Murden 5 Professoren (für Ethik und Mathematik, für Lo-
gik und Oratorie, für Theologie, Physik und Metaphysik, für Geschich-
te und für Griech. und Hehr. Sprache),, am letzteren, von 4 Classen,
4 Präccptoren angestellt. Eine genauere Bcschreihung dieser Anstalt,
die in dieser Einrichtung im Wesentlichen bis zum Jahr 180(i bestand,
hat der Rector und Professor Grntcr geliefert in dem Programm: Die
sweite Säcularfeier des königl. ffürtemb. Landesgymna-
siums zu Ulm am 24 Jun. 1822. Ulm. 24 S. 4. Als Ulm an Bai-
ern fiel, ward dieses Gymnasium zu einer Studienanstalt gemacht und
in eine Ober-, Mittel- und Untergymnasialclasse , ein Progyninasinm
und eine Real-, Oberprimär- und Unterprimärschule eingetheilt. \gl.
des Rectors und Prof. Gocss Schrift: Organisation des Vlmi-
schen Gymnasiums. Ulm, 1810. 28 S. 8. Im Jahr 1810 vard Ulm
nn Würtcmberg abgetreten und 1811 M'urde eine neue Organisation der
Schule vorgenommen, und dieselbe in ein Ober- und Untergyranasium
Befßrdcriingcn und E lircnbezel gungoiK 223
umgesttiUet. Das Obergyiiinasium «oll durcli den Vortrag der gcsarani-
tcii Haiuaiiioni zur Universität vorbereiten, und uuifasst die 5 \orberei-
tungswissenscbaften : Philosopbie, 31atheuiatlk und Tb^gik, Pbilolügio
und Historiob)gie, für vvelcbc 5 Professoren angestellt sind. Die Scliü-
Icr des ganzen Gymnasiums »ind in 8 Ciussen gctbeilt, von denen 2 (die
Ober- und Unterrealclasse) für den Kculunterricbt, und 6, jede ZMci-
jäbrig, für die pliilologiscbe und humanistiscbe Bildung bestimmt sind«
Die drei obersten Classen (VI, V und IV) bilden das über-, die drei
übrigen (Ml, II und I) das Untergjmnasium. Jedocli macbt die vierte
Classe neben dem, dass sie den humanistiselien Cursus mit Latelniscber
Poesie und Metrik, Kbetorik, Gescbiclite und Matbematik beginnt, im-
merliin nocli einen integrirenden TJieil des Untergymnasiums aus , in-
dem sie die Latein., Griecb. und liebr. Grammatik vollendet. DasLcIv-
rerpersonale bestellt aus 5 Professoren (inelus. des Rectors), einem
Oberpräceptor, 5 Präeeptoren und 7 ausserordentlieben Lebrern. 1822
feierte das Gymnasium sein 2C0jähriges Jubiläum, und hat seit dieser
Zeit folgende Programme geliefert: J) Aliquot codd. mss., qiios
jiossidet, indiccm exhibet M. 6'e. retsenmeycr. Ulm, 1822. 16
S. 4. '1) Anacreontis lyrici h. c. in strophas distinct i Spcc.
■po ster ius. Cum prolusionc tcrlia in cditioncm ejusdcm aesthcÜco - criti-
cam. Ser. Frid. Dav. Gractcr. 1823. 24 S. 4. Das erste Specimen mit
der 2ten Prolnsio erschien ebendas. 1813, 12 S. 4 , die erste Proluslu
zu Schwäbisch Halle 1804. S) f on den Qualitäten und Ur-
tkcilen, ein Beitrag zur Berichtigung und Erweiterung
der Logik. Zweite Abtheilung. Gesclir. von Christian Lcbr. RösUng.
1824. Ifi S. 4. Die erste Abtheilung erschien ebendas. 1817. 24 S. 4.
4) Symbolae criticae ad aliquot Ciceronis de Fin. hon. et
mal. et Tusc. disputt. loca. Scr. Ge. Ilenr. Moser. 1825. 20 S. 4.
5) Scriptio suasoria, qua monita quaedam scholastica
proponit CJistn. Guil. Schwarz. 1826. 24 S. 4. 6} Commentationts
criticae de psalmis Maccabaicis, quoa ferunty part. priuf.
Scr. Conr. Dieter. Hassler. 1827. 20 S. 4.
VKMiDiG. Der Comte Jacob Filiasi ist durch ein Cabinetsschrelben
vom 23 Sept. von dem Generaldirectorate im Venctianischcn enthoben,
aber seiner ^ crdicnste wegen mit dem Ordea der eisernen Krone dritter
Classe belielien worden.
AVi:u.\ibi;RouA. Der verstorbene Stadtprediger Kessler hat ausser
mehrern andern frommen und wohlthätigcn Stiftungen noch ausgesetzt:
1) ein Legat von 1000 Tblrn., dessen Zinsen derjenige Lehrer am Gy-
mnasium in ScHLKi>i.\cKv erhalten soll, der ihrer am meisten bedarf.
2) ein Capital von 500 Thirn., dessen Zinsen ein Lehrer am Lyceum in
AVünMCKHouA beziehen soll. 3) ein Capital von 1000 Thlrn., wovon die
jäbrliciicn Zinten, in zwei Hälften getheilt , zweien auf die Universität
abgehenden Studirenden der Theologie, die aus Schleusingen oder
AVcrnigeruda äcyn müssen , ald viuticum mit dem Zurufe eingehändigt
werden sollen : Honor nominis dei, $ed »on tui, hominum salus, non auri
famcs, luborum sit scopu$ tuorum. 4) ein Capital von 500 Thlrn., wovon
22-4 Sc hul-undü hiver ölt ritsnach richten ctc-,
die Zinsen zum Anliaufnötliij^er S<liull>ü«;hcr für arme Scliüler in Schicu-
singcn und Werni<;;eroda verwendet werden trollen. 5) ein Capital voij
500 Tlilrn., dessen jährliche Zinsen den Lelireru in S<hlcu»ingen zufallen
sollen, die von den Kindern armer Eltern Iceiii Schulg-eld erhalten.
Westphale\. In der Bd. IV IKt. 2 iiutg-ctheilten Uchersicht der
hohem Lehranstalten Preussens ist S. 246 zu herlelitij^en, dass das ka-
thol. Priesterseminarlum in P.aderbokv eine theolo'i^ische und philoso-
phische Lehranstalt ist und eigentlich zu den Hochschulen gehört. Die
Kormalschule in Münster hat aufgehört, seit das Itatholische Schulleh-
rersc'minariuni in Büren eingerichtet ist. Im Regierungshezirk Mün-
ster gieht es noch Progyninasien zu Coesfeld, KECKLI^«HAlSEIv und
Vkeden [s. 111, 3 S. 121], von denen jedoch das er^te hcrcits zum Gy-
mnasium erhohen ist [s. IV S. 346J und das zweite auch ein vollständi-
ges Gymnasium Averden soll. Im Regierungsltezirk Akxsrerc sind die
kathol. Progymuasien zu Biulov und Attendorn und die höhern Stadt-
schulen zu LippSTABT und Siegen ausgelassen. Der Lehrer JJlinubng
vomProgymnas. in Warendorv [s. IV S. 241] und der Gymnasiallehrer
Siemers vom Gymn. in Müjmster sind mit Stipendien zu ilirer weiteren
Aushildung nach Bonn gegangen.
Wittenherg. Der Conrector GörUtz ist zum Prorector, der Suh-
rcctar Ilerm. Schmidt zum Conrector, der Lehrer /llwiii Schmidt zum
feuhrcctor und der Lehrer Ifcnsch zum Subconrector ernannt worden.
s. III, 2 S. 123, 4 S. 111 u. IV S. 359.
Inhalt
von des dritten Bandes zweitem Hefte.
Tliceronis Oratio pro Sextio. Edita a MüUero. — Vom Professor M, JFun-
der in Grimma. . . . . . S. 123 — 175
Cornelius Nepos, curante P. F. de Calonne. \
f Vom Prorector M. Dohne
Com. Nepos, ex rec. Staverii, Bremii alio-^
) in Zeitz. . . 175 — 184
rumque. .....'
Fischer: Rechnende Geometrie. — Vom Professor JFunder in Meissen. 184 — 190
Ilermsdorf: Sammlung von UebuugsaufgaLen über die gemeinen Rechnungs-
arten der Zahlenvergleichung. — Von demselben. , . 191 — 201
Grassmann: Schulbuch der Raumlehre. — Von demselben. . . . 201 — 201
Cannabich : Bileine Schulgeographie. — Vom Dr. Med. Weise in Orla-
münde 20T — 211
Miscellen. 211—214
Journalnotizen. .......... 214 — 215
Todesfälle 215 — 217
Schul - und Universitätsnachrichten , Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 217 — 221
mm
^
JAHRBUCHER
FÜR
PHILOLOGIE UND PÄDAGOGIK.
Eine kritische Zeitschrift
in Verbindung mit einem Verein von Gelehrten
herausgegeben
von
M. Joh. Christ, Jahn,
Zweiter Jahrgang.
Dritter Band. Drittes Heft.
Leipzig,
Druck und Verlag von B. G. Teubner.
1 H 2 7.
■
Griechische Litteratur.
Uebersicht der neuesten Anakreontischen Litteratur.
i"ic sogenannten Anakreontischen Lieder, welche eich in der
Anthologie des Konstant hi Kcphalas und zum kleinste» Theilc
hei verscliiednen Schriftstellern zerstreut finden, Jiaben das un-
verdiente Schicksal gehabt, seit ihrer ersten Herausgabe durch
II. Stephanus 1554 bis auf die neuesten Zeiten von keinem
der griindliclieren Sprachkenner einer umfassenden kritische»
IJearbeitung gewiirdigt zu werden. Stephanus selbst leistete,
liauptsächlich nur fiir Sammlung des Zerstreuten und für Er-
klärung, gleich melir, als man von dem 2Gjährigen Jüngling als
erstem Herausgeber erwarten konnte. Auch sclieint er aus dem
Heidelberger Codex der Anthologie eine Abschrift dieser Ge-
dichte gehabt zu Iiaben, was sowohl von Andern — tji^'he Fi-
schers praefat. ed. Ildae not. 33 — , als auch neuerlich von Hrn.
Peerlkamp bemerkt worden ist. Allein aus raehrern seiner
ISoten muss man scliliessen, dass diese Abschrift entweder nicht
genau gewesen, oder dass er sie nicht sorgfältig benutzt hat.
L'ebcrdiess erklärte er sich über seine Quellen nur kurz und
unbestimmt, und diese selbst waren den nachfolgenden Heraus-
gebern meist unzugänglich , die eine sogar ganz verschwu»-
den — jezt ist es, wie es scheint, auch die andere, und meh-
re sind ihrer nicht — , so dass eine sehr unsichere Critik des
Textes fast nothwendige Folge wurde. Dazu kam noch, dass die
Gedichte selbst, der äussern Form nach oline alles Beispiel,
fast von keinem älteren Schriftsteller oder Granmiatiker be-
rücksicJitigt, unter sich selbst so ungleichen \Vertljes,und dem
angeblichen Urheber oft so wenig entsprecJiend, zu wenig kri-
tische Ilaltungspunkte darboten um zu einem befriedigenden
Resultate zu gelangen. Daher findet jnan denn auch in d«n
Commentaren derjenigen Mäimer, welche noch den meiste»
Einrtuss auf die Critik der Gedichte gehabt hal)en. Faber,
Baxter, Barnes, Paw, ScJineider etc. , meist nur subje-
ctive unbegründete Ansichten, oft mit den niedrigsten Schim-
pfereien A erfochten (Baxter und Barnes, Paw und d'Or-
ville). Von Saumais e, Schott, Scaliger, Dawes, Len-
n (' p , Valckenaer und Andern wurde zwar gelegentlich i»
andern Scliriften hier und da mancheä Einzelne gut bemerkt,
228 Griechische Litteratur.
und auch wohl richtig gehcssert, aber dieses braclite die Saclie
im Ganzen doch niclit viel weiter, und vorziiglicli weil man das
Metrum nicht kannte, waren diese Versuche selbst von den be-
deutendsten Männern häufig sehr unglVicklich. Audi Brtinck
selbst, welcher zuerst die Copie von Spalletti benutzte, bes-
serte zwar vieles , aber auch wieder zu vieles, liess sich auf ei-
ne allgemeine Untersuchung iiber die Verscliiedenlieit des Dia-
lekts, des Ausdrucks, des Metrums etc. in diesen Gedichten
gar nicht ein, sondern bemerkte nur hier und da die prosodi-
schen Unrichtigkeiten, metrischen Verstösse, unpassenden oder
ungriechischen Ausdriicke, und liess 4 Oden als „legi prorsus
indigna" ganz Mcg, odd. jt', Xd"' , vt,\ vQ-' (bei Fischer Oß,
Fragm. I, II, III), ohne doch einige andere wegzulassen, die
eben so sclilecht oder noch schlechter in derProsodie sind, als
die angegebenen. — IN och weniger konnten natVirlich die seich-
ten unkritischen Bemerkungen der unzäliligen andern Heraus-
geber, Erklärer, Dollmetscher und Nachahmer die Sache for-
dern, welche durch ihr Geschwätz gewöhnlich nur ihre Unbe-
kanntschaft mit der Sprache an den Tag legten, imd jeder
streng wissenscliaftl. Methode die Alten zu bearbeiten Hohn
spraclien.
Nicht zu diesen gehörte Fischer, welcher den ganzen
zu seiner Zeit vorhandenen Wust von Meinungen, Vermuthun-
gen und Vorschlägen am vollständigsten in seiner dritten Aus-
gabe 1793 mit den Lesarten des Heidelberger Codex nach Spal-
letti's Copie zu einer Varietas lectionis aufstutzte, unter den
unveränderten Text von Baxter sezte, und so den kiinftigen
Herausgebern wenigstens die verdriessliche Mühe ersparte, die-
selben aus den vielerlei Ausgaben selbst zusammenzusuchen.
Was seine luid seiner Nachfolger Leistungen sonst noch fVir
Werth haben, hat Unterzeichneter in der Vorrede zu seiner
Ausgabe schon angedeutet, und sich zum Theil auch schon Viber
Peerlkamps und Wolpers Arbeiten ausgesprochen. Auf-
gefordert jedoch von der verehrl. Hedaction dieser Jahrbiicher
iiber das, was in den neuesten Zeiten über diese Gedichte er-
schienen, eine Beurtheilung zu liefern, muss er der Vollständig-
keit wegen auch die Leztern noch einmal mit aufnehmen , und
zugleich auch was er selbst darüber herausgegeben wenigstens
mit aufführen. Vorher aber gestellt er aufrichtig, dass er sich
nur mit einer gewissen Selbstüberwindung zu diesem Geschäft
verstanden hat, theils weil die zu beurtheilenden Schriften des-
sen, was die Sache weiter führen könnte, so äusserst wenig,
des zu tadelnden aber so viel, am meisten aber solches darbie-
ten, wozu man am liebsten gar nichts sagt; theils weil die Ver-
fasser meist selbst zu sehr auf die höhern Ansprüclie der Critik
resigniren, als dass man sich bei ihren Bemerkungen zu einer
gründlichen Discussion veranlasst fühlen sollte. Indessen wer-
Uebcrälcht der neuesten Anakrcont. Littcratur. 220
den diese Ausstellungen durch den hesondem Zweck , den je-
der der Verfasser bei seiner Schrift hatte, allerdings selir mo-
dificirt, und Rec. wird, wie billiir, dieses wohl berücksichtigen,
hofft aber auch von den Verfassern, deren anderweitijre Ver-
dienste er zum Theil wolil kennt und liochachtet, soviel sittli-
cJie Kraft, dass sienicht et waAnmaassunjj oder gar Neid als Grund
seines Tadels ansehen werden, zu welchen beiden er auch nicht
die geringste Veranlassung Iiaben kann; er tadelt, weil es die
Wahrheit verlangt.
Um den Standpunkt, den die vorliegenden Schriften Inder
Litteratur des Anakreon einnehmen, bestimmter zu bezeichnen,
wollen wir aufstellen, was zunächst für die Anacrconlea nach
den frühern Arbeiten zu thun war:
1) Musste nachgewiesen werden, auf welchem diplomati-
schen Grunde diese Gedichte beruhen, ob alle, oder nur einige,
und welclie dem Anakreon zugeschrieben oder abgesprochen
werden; ob und welche Zeugnisse und Andeutungen anderer al-
ten Schriftsteller für oder wider beigebracht werden können;
2) Alles was zur Enniltlung des 7irsprü?iglichen Textes
dienen kann sorgfältig zusammengesucht und dargestellt;
3) Ob und warum entweder alle oder einige dieser Ge-
dichte dem Zeitalter des Anakreon entsprechen oder nicht ent-
sprechen, nach injiern Gründen^ d. i. Dialekt, Ausdruck, Pro-
sodie, metrischer Form, Inhalt, poetischem Gehalt etc. erforscht ;
4) Der überlieferte Test nach den vorhandenen Hülfsmit-
teln, wozu natürlich auch die Arbeiten der Neuern gehören,
genau revidirt, und, soviel als äussere und innere Gründe ge-
bieten, der ursprünglichen Form nähergebracht;
5) \o\\ Krklärnng soviel, als für den besondern Zweck ei-
nes jeden Herausgebers erforderlich schien , hinzugethan wer-
den.
Man sieht leicht, dass, wenn einer niclit alle diese Punkte
als Gegenstand seiner Untersuchung aufnehmen wollte, was
\\\x sehr gern zugestehen, die 2 ersten und der lezte Punkt al-
lenfalls einzeln konnten aufgehellt werden, dass aber der drit-
te schon durch den zweiten, und der vierte durch alle 3 vor-
hergehende so bedingt ist, dass er, unabhängig von ihnen auf-
gefasst, bei der anerkannten Ungleichheit der Gedichte notli-
wendig zu falschen Resultaten führen niuss.
Die hierher geliörigen Schriften sind nun:
l) Specinien Anac re ontis Lyrici redivivi cum pro-
lubiunc altcni in «tditioiicin viitiä Tcii iicüthclico - criticitiii , qua ml
invitat M. Frid. David Grader cU: Ulinae 1818. 12 S. 4. —
Spccimcn posterius etc. cum prolusiune tcrtia etc. id. ibid. 1823.
24 S. 4.
[An/,, in Bcck'd Repert. 1824 Bd. IV S. 350 fl*.]
230 Griechische Litteratur.
2) Petri Hof man Peerlkamp observationes Afiacreon-
ticae (?). Stehen in: Nova Acta literariuSocietatisRhcno-Tra-
iectinae, P. I, 1821 , von p. 121 bis 183.
8) JNAKPESIN. Anacreontis reliquiae (,) Basi-
lii^ Juliani (,) Pauli Silentiarii A7iacreonticu{^)
cuianto Jo. Fr. Boissonade. Parisiis apud le Fcvre. 1823. XII und
KJO S. Iß. (Ist der erste Tlicii der Po et ar um Graecorum
Sylloge.) IThlr. 8 Gr.
[Götting. Anz. 1824 St. 159.]
4) Anacreontis carmina. Graece cnm selectis obscrvationi-
Lus ed. Gustav Guil. Gtimaelius. Upsaliae. Pahnblad et C. (Lips. ap.
Blockhaus.) 1824. 108 S. 8. 10 Gr.
5) Cunimentiitiones tres : de antiquitate carm,inum Ana-
cre outeoru7n^ de forma hodieriia or ationis I)e-
inosthenis pro Corona et de Medea £urij)idls (^.,)
qnas soripsit Dr. Jug. Frid. Wolter. Lips. ap. Hartmann. 1825. ti8
S. gr. 8. 9 Gr.
[Anz. in Beck's Repert. 1825 Bd. IH S. 86. — Gegen ein vom Hcrra
Dr. Melilhorn in der Vorrede zu seinen Anacreonteis pag. X
über dieses Buch ausgesprochenes Urtheil liat sich Wolper in d.
Krit. Biblioth. 1827 Hft. 4 S. 459 — 64 mit unzureichenden Grün-
den vertheidigt.]
0) Anacreontea quae dicuntur secundum Levesquü colla-
tioneni codicis Palatini recensuit, strophis suis restituit, Stephani no-
ti» intcgris, aliorum selectis suisque illustravit Dr. Frid. Mehlhom.
Glogaviae in libr. nov, Guenteriana. 1825. XII u. 262 S. gr. 8. 1 Thir.
18 Gr.
[Anz. in Beck's Repert. 1825 Bd. III S. 78.]
7) Afiac reontis.^ quae feruntur., carmina^ Sapphus
et Krinnae fragmenta. Textura passLu rcfluxit breviquc
adnotatione illustravit Em. Anton, Mocbius. Gothac et Erfordkie.
Sumtt. Hennings. 1826. XXX und 126 S. gr. 8. (Ist Vol. XIX poe-
tarum von der Bibliotheca Graeca cur. Jacobs et Rost.')
12 Gr.
8) Anthologia lyrica Anacreontea et Anacreontis
uliorumque lyricorum graecorumselectafrag-
menta et Scolia continens. Edidit cum notis criticis et me-
trorum cxpositione Frid- Melilhorn. Lips. surapt. et tjp. B. G. Teubneri.
1827. 148 S. 12. 10 Gr. eh. angl. 16 Gr.
Da kei»ier der Verfasser als der Rec. die Ordnung der Ge-
diclitenacli dem cod. Pal. aufgenommen, so wird Rec. auch nach
der gewöhnlichen Ordnung in Fischers Ausgabe citiren, aber
immer die Ordnung des cod. Pal. und hei den übrigen , wie er
sie in seiner erstem Ausgabe gestellt hat , in ( ) beisezen. Der
Kürze wegen wird er die Anakreoutischen Gedichte im AUge-
meineii durch An. bezeichnen.
Gractcr: Spcc. Anacreontis redivivi. 231
Der Verf. von Nr. 1, Herr Grat er, hatte schon im Jahr
1804 In Anacreontis edit. acsth. crit, proli/sio I als Programm
herausiregebcn , in welcher er den Gedanken znerst anssprach,
dass die An. in Strophen fretlieilt werden mVissten, und als Pro-
be gleicJi 10 Gedichte strophisch eiiigetheilt. Der Gedanke war
g^ut, und die Atisfiihrnng bei eiiiiiien Gedichten richtig, bei an-
dern abci', wo Verse ausgeworfen wurden, zu kühn und der Be-
weise ermangelnd. Aber wer sollte wohl von einem Manne wie
llr. Grat er, der sich schon durch anderweitige Verdienste um
die alte Litteratur so ausgezeichnet hat, denken, dass er im
J. 1818 und 1H23 denselben Gedanken fast bei allen diesen Ge-
dichten ausführen Avill, oline auch nur im Geringsten sich darum
bekümmert zu haben, was seitdem für die Critik und Metrik
der griechischen Dicliter von H e r m a n n und Andern gethan wor-
den, da dieses doch mit der Eintluilung in Strophen auf daa
innigste zusammenhängt! Beide Programme haben völlig das
Ansehn, als ob sie vor 30 — 40 Jahren geschrieben wären. Daa
Griechische ist ohne Accente, die Metra ohne Ictus, und Fi-
scher, wer sollte es für möglich lialten*? nach der ersten Aus-
gabe citirt. Doch wird einigemal Brunck imd ein.ual sogar
Bot he erwähnt. Hr. Grat er theilt die An. in 4 Sectionen :
I) „tarn odaria quam fragmenta, testimoniis veterum Auacreonti
vindicata. II) Anacreontis certc ingenio non indigna. lll)lmita-
tores Anacreontis veteres , non quidem raelioris , nee vero pes-
simae notae. IV) Cetera, a) pessimae notae, b) quae pictoi'ia
potiiis quam lyrica dixeris." Diese Eintheilung selbst Ut zwar
nicht ganz übel, und dass die pictoria so zulezt kommen, rührt
daher, weil Hr. Gräter von den guten Gedichten unbedingt
verlangt, dass sie Strophen haben müssen, und das dritte (A«)
hat er, wie es scheint deshalb, ganz ausgelassen, weil sich die-
ses gar nicht in Strophen fügt, und doch kein pictorium ist. —
Untersucht man nun aber, welche Gedichte der Verf. immer
zu jeder Section reclinet, so sieht man, die erste Section ab-
gerechnet, dass ihm nur seine subjective Ansicht von derSchön-
Iieit jedes Gediclits als Maassstab diente. Was Sprache, Dia-
lekt, Prosodie etc. bezeugen, wird gar nicht beachtet; wes-
halb ihm denn auch die Verse des Theodor Prodromus so ge-
fallen haben, dass er diese unbedingt zur 2ten Section recli-
net. Nach diesen Sectionen werden nun wieder die Gedichte
eingetheilt in monocola und dicola, und jede dieser Gattungen
wieder in disticha, tristicha etc. (in dem erstem Progr. lieisst
es distropha, tristropha etc.), wo es denn natürlich von dem
»achtheiligsten Einlluss ist, dass der Verf. die einzelnen Verse
gar nicht heiirtheilen kann. So rechnet er denn od. 37 {fiä'),
3H (^e), 42 (u), 54 (va), T»« (|'), 57 i^a) ohne weiteres un-
ter die monocola, und theilt z. B. das 5()ste in 3 Strophen mit
«ler Kiibrik luonocolon te(ra^trophon, da doch der je fünfte
232 Griechiüchc Littnrntur.
Vers ein reiner ionicus a minore, und das ganze Gedicht also
ein dicoion liexasticlion vielmehr ist. Aber hat er vielleicht
die Ansicht , dass der ion. a min. eigentlicli derselbe Vers mit
dem Anakreontischen sei? O nein! denn gleich im folgenden
od. 57 (^a) und im spec. poster. od. 39 (firj) wird er durch
solche ionici einigemal beunruhigt im v. 14, 18, 28; bessert
auch wohl , lässt aber in demselben Gedicht v. 6 und 10 ruhig
daliin ziehen.
Als Beispiel von der Critik des Verf. diene das Fragment
aus Dio Chrys. bei Fisch. 29 (bV). Dieses wird als dicoion tri-
strophon behandelt, und in 4 gleiche Strophen gethcilt, von
denen die beiden ersten so lauten :
'Sl 'va^ navdafiarcoQ 'Eqcss
'Sil, Nvficpat üvavantdss
Xqvöco dt] SLxaö^evt],
2Jvfi7iait,ov6LV BJii6tQBq)Bai
'Tiprjkav X0QV(pcc6ÖB.
Hier ist erstens jtccvda^aTCSQ bloss auf des Barnes Auctorität
statt CD da[iK^r]g gesezt, sodann der ganze 4te Vers, welchen
Barnes selbst fabrizirt, siehe des Rec. ed. mai. p. 231; ferner
ist im (iten oqbcjv ganz Aveggelassen und statt }C0Qvq)ccg ist xo-
Qvq>as8B geschrieben, mit folgender Rechtfertigung : \o\ oqbcov
f|uae ubique (?) additur niera est glossa ad viprilav. Dicitur
eniin pari modo acp' vip7jXc5v aazLSvai.
Nach dieser Methode und mit solchen, oder noch kiirzem
Rechtfertigungen („omisso oder reiecto versu, ut superfluo,
prorsus otioso, pulcri sensui refragantibus'^ etc.) werden nun
aus sehr vielen Gedichtenein oder zwei Verse gestrichen, Lük-
len bezeichnet, auch wohl Verse eingesezt, und so 48 Gedich-
te in Strophen, d. h. in Abtheilungen zu 2, 3, 4, 5 od. 6 Ver-
sen, gesezt, wobei natürlich auch bisweilen das Richtige ge-
troffen ist. Insofern also Rec. erst später diesen Gedanken nacli
Hermanns Vorgang ausgeführt , ohne jedoch , wie er es sich
bezeugen lassen kann, etwas von Hrn. Gräters Versuchen zu
wissen, so bleibt diesem allerdings das Verdienst, denselben
zuerst öffentlich bekannt gemacht zu haben. Dieses und die
Vergleichung einer CöUner Ausgabe des Gellius vom J. 1557
wegen Od. 17 (y'j, durch welche einige richtige Lesarten be-
stätigt werden, machen das Gute in diesen Programmen aus.
Im übrigen aber sieht man leicht, dass Hr. Grat er auf ein
ihm ganz fremdes Feld, und vorzüglich dadurch in die grössteii
Irrthümer gerathen ist, dass er die Eintheilung in Stroplien
nicht als ein Mittel um etwaige Interpolation zu entdecken, son-
«lern als die Hauptsache angesehen hat, um welcher willen er
alle Gesetze der Critik aufopfern zu müssen glaubte.
Pcerlkainp : Ohscrvatt. Anacrconticac. 233
Der Verf. von Nr. 2, Herr Prof. Pcerlkamp, bekam vo:i
tler Loidiier Hihliothck das Mspt. des Steplianus zu dessen
nacliinali^er Ausgabe in seine Hände. Es entJiielt die Gedichte
in der Ordnung des Cod. Pal. nebst den ISoten des Stephanus
und ist höchst walirsclieinlicli das Leidner Mspt., von welchem
scliou Fisclier in der Vorrede zur 2ten Ausgabe not. US ge-
sprochen, und welclies im Fabriciiis als codex Leidensis ange-
iiihrt wird. Ueher die gegenwärtigen Observationes von Hrn.
Peerlkamp liat sicli llec. schon in seiner erstem Ausgabe
praef. p. 1\ sq. im Aligenieinen ausgesprochen und zu den ein-
zelnen Gedichten, vornelimlich in denAddendis, das Hauptsäch-
lichste beigel)raclit, daher er sich begnügt, dorthin zu a erwei-
sen. Dazu aber, was Hr. Peerlkamp sagt: „de Anacreonte,
de odis supposititiis, de \ariis post Fischeriaiiam editionibus
amplior aliquando erit disputandi materia. Interea quidem liaec
taiiquam speciinen aliquod no^ae editiouis habeantur. Hinc fa-
ctum est, ut interdn.n ad ea fuerim dilapsus, quae ab Anacre-
onte videantur aliena'', bemerken wir, dass wir von einem so
belesenen Manne, wie Hr. Peerlkamp ist, gern etwas gedie-
genes erwarten wollen, und uns darauf freuen. Nur mVissen wir
wiinschen, dass er, was Dialekt und JMctrik betrifft, sorgfälti-
ger studiren , die Forschungen deutscher Gelehrten (nicht ein-
mal Hermann ist benutzt) hierViber fleissiger benutzen, und
sich überhaiipt mehr auf den heutigen Standpunkt derCritikder
Altenerheben möge. Dann wird ihm gewiss nicht mehr einfallen
dorischen Dialekt sogar durch Conjectur in die An. einschwär-
zen zu wollen — Od. 1 (xy') 12, äxa statt aösi, wiewohl juit
dem bescheidenen Zusatz; „si codex aliquis addiceret" — ,
oder Fischern zu belehren, wie ^dvarog als Jambus stehen
könne, und bei der Belehrung die Uegrifte Fuss und Sjlbe zu
verwechseln, Od. 2o ßd') 4; oder zu glauben dass im Viigil
Aen. 1\, 470 könne gelesen werden: sceleris agüatus ; oder
in od. 24 (Ar/) 2 noch von einer Verlängerung durch den Spiri-
tus asptT zu reden. Auch w ird er dann sehen, dass die Zeit vor-
bei ist, wo man eine Conjectur schon dadurch gerechtfertigt
glaubte, w eil das vtrmuthete Wort irgendwo in ähnlichem Zu-
sammenhange vorkäme, und wo mau jeden ähnlichen Ausdruck
eines spätem Schriftstellers gleich aus dem vorliegenden für
nachgeahmt hielt. Dass der Verf. aber das Fremdartige ver-
meiden will, dürfen wir nun nach seinen Worten nicht imr hof-
fen, sondern müssen es auch sehr wünschen. Denn die vorlie-
genden observationes enthalten, in critischer Hinsicht wenig-
stens, mehr für andere Schriftsteller als für die An., und, wir
wollen es gern a.ierkennen, bisweilen auch gelungenes und be-
achtungswerthes. So \\ird bei ApolloJi. I, 120 clnt^TjXccro gut
gegen Schäfer vertheidigt, und in (Jallimach. epigr. 45, \nth.
Pal. \H, JÜ4, 1, ist der Vorschlag ov ^üvv^ zu «chreibeu sehr
IG*
234 G r i c c li i s (^ h c L i 1 1 c r a t II r.
aiiiichmlich. Anderes wird sclnverlicli Beifall finden, wieTheo-
plirast. Char. ß' jtal iTtaivköaL ö\ udovrog statt aaovrog oder
aaovovTog, wodurch der Sclimeicliler den Gesang ja unterbro-
chen Iiätte; Theoplirast lässt viel riclitiger ilin his zu Ende
warten, und dann oQ^^oögl eTCiörjpDjvaöd^aL. Ausserdem bezielit
sich die Critik des Hrn. PeerlJcanip meist auf lateinische
Schriftsteller, auf Iloraz, Ciaudian, Propcrz und die latein. An-
thologie. Wir scliliessen diese Anzeige mit dem Anerkenntniss,
dass auch zur Erläuterung des Sprachgebrauchs, sowolil in den
An. als in andern Schriftstellern, von Hrn. Peerlkamp man-
ches Gute beigebracht worden ist. —
Nr. 3. Was von der ganzen Sylloge zu erwarten spriclit
der beriihmte Herausgeber deutlich aus. Es sollen kleine Ta-
schenausgaben sein, „libelli belluli, qui otio magis et deambii-
lationi hominum literatorum conveniunt quam studiis reconditio-
ribus." Schon vorhandene Recensionen werden benuzt, und
uur, wo es gerade gelegen, ein Nötchen dazu gctiian. Was nun
insbesondere den Anakreon anlangt: „legem mihi Iianc sanxi,
ut a ]3runckii reccnsione passim recederem, vaticana codicis
scriptum, qnantum fieri potuit, restituta, et interdum advocato
criticorum hominum, ingenioli etiam proprii au.viiio."' Angehängt
sind die meisten Fragmente, die Epigramme und des Pauli. 8i-
lent. elendes Gediclit auf die Pythischen Bäder in Bithynien,
mit den gricch. Schollen aus einem Pariser Codex, der sie et-
was vollständiger hatte, als Lessing sie gegeben.
Das Lob ganz vorzüglicher Correctheit, was bei einer sol-
chen Ausgabe die Hauptsache ist , und französischer Eleganz
können wir der Ausgabe nicht versagen, und bezeugen auch
gern, dass der Herausgeber mehrmals den Text aus Levesque
(den Codex selbst hat er auch nicht gehabt) berichtiget, z. B.
od. 39 {^t]) V. ult. ^8Ta Tcdvtcov, 15 (g) 2 und 4 UagÖiav und
ovÖa cp&ovEcOi 16, (jfg) ult. jus ßälkcov, 54 (va) 1 68 vioig o^l-
XbIv etc., auch bisweilen Verbesserungen von Hermann in den
El, doctr. metr. (was er aber immer „de metris" citirt, was ein
ganz anderes Buch ist) aufgenommen, z. B. 53 {vy') 2 und 3 /i£-
Ao/tat-o^i) fiekjceiv; iuüssen aber freilich aucli gestehen, dass
er theiis offenbare Fehler dieses Codex wieder aufgenommen,
theils ohne Noth ihn -wieder verlassen und frühere Conjectu-
ren stehen gelassen Jiat. Zu Missgrilfen ersterer Art rechnen
wir ii (ixu) 11 d'&vi)BL TiQoxiHv ^ 32 (i/) 6 srow, und 45 (xg')
4 E;r6£6,- s. des llec. prol. p. 31. Ferner 41 (Ag') 1 liaQOV ^ 43
(Aß) K) KpiXvTiviy was ijn Index sonderbarer Weise activ er-
klärt >\ird: „quae somnos susurro suadet." etc. Zur zweiten
Art gehören Od. 1 (x/) 3 ij ßc'cQßixog^ 5 (fiß') i) q6Öu Tolg 6
%alg Kv'^/jQfjg, lO(i') 10 ov rt Aa5 övvoiKtjv ^ 39 {^rf ) 9 Av-
QOTtaly^üiv. Fast noch mehr wäre zu rügen, wo ofien bare Feh-
Anacreontiä reliquiac , cur. Boisbonade. 2>i5
1er stellen geblieben sind, wie 42 {^') 15 vso^rjXeö^ k^i«, 43
(Aß) 7 vAat, was seit Brunck immer gläubig nachfrescliriebeii
worden, 44 (xrj) 9 diohö^arsiv: wohin wir aber orthographi-
sche Fehler nicht rechnen wollen, wie fisujjvorfg mit dem Jo-
ta, ;r?J>taT6v statt p]ycaT6v und ;f6 statt jjoj. Dergleichen sind
im Ganzen doch sehr selten, und die last ailzugrosse Anspruchs-
losigkeit des Herausgebers in der Vorrede, z. ß. p. VIll: „in-
curata potero non tangere uicera, nee castigatorem rel'ormida-
bo , qui me prae malo piidore iila celasse, vel mihi vitium non
suboluisse dictitet,^' und anderwärts, entwaffnet eigentlich al-
le Critik, und da sich Rec, was die eigentlichen Anacreontea
anlangt, in der vor kurzem erschienenen Anthologia lyriia über
des \ erf. Meinungen mehrfach ausgesprochen, und auch bei
der Beurtheilung des Werkes \o\\ Hrn. Möbius, welcher sich
Hrn. Ilüi.ssonade vorzüglich zum Führer in der Critik er-
v\ählt, mehrmals auf das hier geleistete zurückkommen wird,
so will er nur noch einiges beleuchten, was der Verf. in den
Fragmenten geleistet. Da hier wieder eine verschiedene Zäh-
lung statt findet, so werden wir der griechischen Zahl von
Boissonade allemal die Barnesische bei F i s cli e r in ( ) bei-
setzen. —
Dass zuvörderst nicht alle von deutschen Gelehrten hier
und da zerstreuten Bemerkungen zur Hand waren, wollen wir
niclit hoch anrechnen, z. B. zu ^/3' (17) iVIeineke cur. crUt.in
AÜi. p. 73, oder zu ^y (4) Sei dl er de doch/n. rerss. p. 2()ä,
oder zupud'(l31) Welcker zu//?/J»;;o/iac^fr,3üetc. Aber selbst
l* 0 r s o n, der doch bei Ttß' (23) benutzt ist, wird nicht berück-
>ichtlget zu de' (12), obgleich seine Verbesserung adverss. p.
I4.'> ganz evident und auch schon von Andern anerkannt ist; s.
Gaisf. ad Hephuest. p. 327. Mehr noch hat es uns befremdet,
dass dem Verf. selbst \o\\ den Schriftstellern, aus weichen die
Fragmente genommen sind , nicht immer die besten Ausgaben
zur Hand waren, wie Buttmann bei fr. A?2'(47) aus den Scho-
llen zur Odyssee, und Bekker bei fr. qX (1)2) aus Apollon.
Dyscol. de syntaxi. Doch ist dieses sehr selten, und im Ganzen
sind die Fragmente weit reiner als bei Fischer zu lesen, indem
die \ erschlimmerungen von Barnes und Paw meistens aus-
gemerzt sind. Freilich wäre es uns auch sehr erwünsjht gewe-
sen, wenn der V erfasser , dem in Paris ein so reicher Sehatz
Aon Handschriften zu Gebote steht, besonders für die Frag
mente, welche aus lateinischen Grammatikern genommen sind,
etwas Hülfe zu erlangen gesu<;ht hätte. Da aber der Zweck
dieser Ausgabe nicht nothwendig dieses forderte, so wollen wir
deshalb weiter nicht rechten, und auch diess noch entschuldi-
gen, dass bisweilen die Quellen nicht vollständig nachgewiesen
>ind, wie bei v%' (21), wo AcUuit^ P^Hstalhiiis und der Srholiasl
des Piiular fehlen; ^xj3' (7H), y\o 1/ isluphaties m'd seiuejiScho-
23ß Griccliiäche Litteratur.
Iia<!ten, Athenaeus^ Synesius^ ^esv/cÄ/ws und die Parömiogra-
plieii mit einem etc. abgefertigt werden, und nacli Philoslratus
geschrieben ist: työaf jror' ■yjGav aXvunoi MiXtjatoi, da doch
Aristopha7iesPlut. 1002 und 1075 in Uebereinstimniuiii; mit den
meisten übriiren schreibt: nakca sror' tJöäv d. M. Uebcrliaupt
aber war Aristophanes wenigstens zu citiren, schon wegen der
Sclioliasten und der reiclih altigen Note von Ilem st er Ii uis.
Dergleichen übergehend wollen Mir vielmehr das betrachten,
was der Verf. ]\'eUes entweder in den Noten versuclit, oder in
den Text nach Verrautliung aufgenommen hat. Hier treffen wir
nun zuerst in ^^' (5) anf zwei selir unnöthigc Conjecturen: x)y-
y (o ö' oiJr' äv'A^aX^BLY^g (wofiir 'Jiiak&irjg stehen sollte) statt
eya d' ovz'ccv'A.^ und im lezten Verse: ßaöiksvg s^ev (sollte
heissen efisv) statt ßnöiksvöai. Kann denn die Basis im Gly-
coneus nicht aucl» ein Jambus sein*? und ist sie dieses uiclit,
wiewohl selten, auch bei Anakreon: lxov vvv Inl ArjQuiov'}
Und warum soll der lezte Vers kein Plierecrateus sein^ Fer-
ner in o (8) aus Athen. X p.433 schreibt er:
q)ilr] yccQ slg ^slvoig eaöov ös [is
öiTpavru TCiEiV.
mit der Note: „sequutus sum codicem. Vulgo £t ^svotg.'''' Näm-
lich Ms. A. Iiat dg ^sivBig, und zeigt eben dadurch dass es nicht
untrüglich ist. Es ist keine Frage dass es heissen muss :
11,1 , , _ ^,
*i?. u>J^-*-^ (pilrj yag si, ^svoig
eccöov 8s ^s dii^ävra tclsIv.
wie unser D i n d o r f aucli vor kurzem gegeben Iiat. In oa (9)
aus Athen. XI p. 498 hat der Verf. so äbgetheilt :
*Ey(6 d' ^ixcov 6xv3t(poVy
'Eg^iCsvL t(5 X£vxok6q)a
MeöTov ih,inivov.
wodurch der Numerus zerstört wird. Da der Zusammenhang
sehr klar und durchaus kein Grund vorhanden ist, eine Lücke
anzunelimen, so muss es wolil, wenn anders Anakreon in Ver-
sen gesclirieben haben soll, so heissen:
*Ey(a ö' Bxcov öxvntpiov 'Eq^l(ovl tw AEvxoAoqpra
^EÖtOV 8^£7ttVOV,
sowie überliaupt der Choriamb. tetram. acat. und catal. mit und
ohne Basis häufig vom Anakreon scheint gebraucht zu sein, und
er oJine Basis ebenfalls mit einem Epodos in dem langen Frag-
ment bei Athen. XII p. 534 zu Strophen verbunden ist. Vergl.
noch fragm. og' (13), ä/3'(23), ji;/(24), tiö' (2(i), Q£ (58), y^uß'
(121), p/x/(l22), und das vom Ilrn. Boiss. aus Schol. Aesch.
Prom. 128 neu hinzugefügte Qui,'. Auch qji7]' (89) aus Athen.
IV p. 177 gehört hierher, ein Fragment, welches die gröbsten
Misshandluiigen von den Critikern erfahren hat. Auch Herrn
Anacreontlä rcliquiae, cur. Boieisonadc. 237
Boissoiiade's Versuch köiiiieu vir nicht anders als höchst
unfrliicklich nennen, weil alle critische und metrisclie Gesetze
\ erletzt werden. Er sclireibt:
Tt's £Qog ^lOi reQ4'Cig &V}x6v tötßr],
xeQti'cov TJuLOTtav v:i^ avkav vgxsiö&ai;
jnit der Keciitfcrti^rnnc: „ad coniectiiras l'uit confugiendnm".
>Vie weit besser and den bessern Handschriften fast jranz fol-
gend sclireibt jezt unser Dindorf: rlg Igaöiiiijv TQt^as
^vuov iöEßtjVTBQevcov riiiiÖTiaiV v% avk^v oQ^iixai; Man sieht
leicht dass nur noch das einzige eöißrjv seiner Erlösung? harret,
tlic wir ihm denn nicht länger vorenthalten wollen, also schrei-
bend :
i I 1 I , , , I
.. . . V.V. xig eQccGprU]V « — I "-
rgäii^ccg &v}i6v es yßijv ztQbvcsv ij^lÖjicüv vn.' avXäv
vQyüxai ;
Ueberhaupt scheint die Metrik, ohne Avelche man in diesen
Dingen keinen Schritt sicher macht, fiir Hrn. Boissoaade
doch ein gar zu fremdes Feld zu sein; sonst würde er gewiss
nicht in p^c' (134) einen solchen Vers haben passieren lassen:
KXivßovkov 61 ÖlCöüv In 1710% a ^ besonders da die Pariser Co-
dices so bedeutend abwichen, Mie schon damals zu ersehn war
aus Bckk. Anecd. p. 1450. Jezt ist alles berichtigt bei Din-
dorf p. 57. — lu dem längern Fragm. pjug'(29), wo alle Verse
Glykoneen oder Pherekrateen sind , werden die beiden Idzten
so verunstaltet:
2^v^ßovXog tov e^ov d' egcora
Od' ov vvv !diXii dt^eö^ai,.
Was aber in den beiden ersten Versen aus dem Cod. Par. 2958
aufgenommen :
Sl Vk| q du^dkr^g "Egcog
xal Nv^tpat avuvcoTtidsg
TCOQ(pvobr] t' 'ArpQoöirri
l^v^naii^ovöLV etc.
hat schon Ileiske, und ist ganz unstatthaft, wie schon Ca-
saubonu8 eingesehen. Denn was ist denn das nun fiir ein
Fürst, mit dem Eros, die iSymphen und Aphrodite spielen?
INicht nur die Zusammenstellung mit den JVymphen und der
Aphrodite, sondern auch das ganze übrige Gedicht zeigen ja
deutlicli, dass er den Eros selbst anruft, \i\n\ dass also zuschrei-
ben: 03 öaa. 'Eq. ä Nv^qiut. — Auffallend war es Uec, dass zu
3r9^'(3(») schlechthin die Note gesezt ist: „?; Ös versu quarto de
Sapphone capiendum", fnigan das ausdrückliche Zeugniss des
Athenäns und gegen alle Chronologie, nach welcher Sappho das
graiie Haar des Anakreon unmöglich bespotten konnte, k. Blom-
f i e i d ad Sapph, fragm. IX in den add.
238 Grieuhlsoho Litte ratur.
Dicss wären denn die hauptsächliclisteu Ausstellunaren, die
wir an der FrajErmeatensammluni? maclien mussteii, damit nicht
Manche, die sicli nur gar zu leicht bei der Aiiktorität eines be-
rülimten Mainics beruhigen, liier einen ganz zuverlässigen Fiili-
rer zu finden glauben möchten, was die höchst achtungswerthe
Bescheidenheit des verdienstvollen Herausgebers selbst gewiss
nicht erwarten wird. Für den besondern Zweck dieser Ausgabe
ist mehr als hinreichend gesorgt. —
Neu aufgefundene Fragmente sind ausser dem oben er-
wähnten aus dem Scholiasten des Aeschyliis nicht hinzuffekom-
men, und nach Barnes und Fischer fällt auch dielNachlese,
die Rec. nach seinen Kräften schon gothan hat, nichtsehr ergie-
big aus. Sollte jecloch Jemand, ausser dem was sich in Bek-
ker's Anecdütis^ in den Scholien %iir Jliade und Odys^ee^ in
den Werken des Apolloii. Dyscoius und einiger andern bekann-
ten Grammatiker vorfindet, irgend etwas der Art gefunden ha-
ben, so bittet Rec. , der eine berichtigte Ausgabe derselben
vorbereitet, ihm solches öflFentlich oder privatim mitzutheilen,
und des verbindlichsten Dankes versichert zu sein. —
Die zwanzig Epigramme sind, wie sie in der Anthol. Pal.
und dem Athenaeus stehen, mitgetheilt , und nur in dem ^ ier-
zehnten , Auth. Pal. VII, 1()0, ist, wir wissen nicht, ob absicht-
lich, oder aus Versehen, aya^ov statt aya^äv geschrieben;
wenigstens ist diese Veränderung ganz unnöthig, da der Ge-
danke allgemein gefasst werden kann.
Dass übrigens 3 dieser Epigramme, das auf Sophokles und
die beiden auf die Kuh des Myron, nicht vom Anakreon herrüh-
ren können, liegt, wie auch ßoissonade richtig bemerkt, am
Tage, und somit wird denn auch die Auktorität der Anthologie
in Hinsicht der andern, besonders wo sich dorischer Dialekt
zeigt, sehr verdächtig. Wir können deshalb das Urtheil von
Jakobs in der Encyclop. v. Ersch und Gruber unter Anakreoa
nicht so unbedingt unterschreiben. —
Nr. 4. Herr Gumaelius würdiget seine Ausgabe selbst
am besten in dem kurzen Vorwort: „Nova haec Anacrcontico-
rnm editio textum exhibet, quanta fieri potuit cura, editionis
Bninckianae secundae paucissimis tantuminodo locis leviter mu-
tatum. Equidem non omnes eins emendationes probandas cen-
seo; sed"ne refingerera prohibuit defectus critici apparatus, et
arcti temporis voluminisque limites. Eademfuit caussa, curpau-
cissima tantum in annotationibus tetigerim , sive crisin sive ex-
ege^;in spectarent." In den kurzen Noten sind theils einzelne
Stellen kurz erklärt oder übersezt, theils Meinungen von an-
dern wiederholt oder bestritten; lezteres aber meist nur ent-
weder mit solchen Gründen, wie „videtur opthuum, maxime
Alliier, cd. Gtiinaclius, ii. Wolper: De antiqnit. carinin. Anacr. 230
placel , nialim," oder mit schon von Aiulcrn vor^^ebraclitcn.
Was dem Verfasser eiireiithüii)lich ist und IJeacIidm^s^ verdiente,
hat Kec. in seinen /ausgaben schon berührt. Druck und Papier
sind vortrefflich.
Nr. 5. Von den drei auf dem Titel aniresebenen Abliand-
Inn;!reii gehört hierher nur die erste, in welcher llr. VV o i p e r
die MeinuMjr zu erweisen sucht, dass von den sogenannten Ana-
creonteis zwar Aiele aber docli nicht alle dem Anakreon abzu-
sprechen seien. Die Ansicht selbst ist zwar ganz richtig; nur
hätte sie, wie der Verl", liolFeutlich jezt selbst einselien wird,
weit sorgfältiger und gründliclier ausgeführt werden sollen.
Zuerst wird der ohnediess ganz unerhebliche Einwand,
dass die christlichen Priester unter andern unziiclitigen Liedern
auch die des Anakreon vernichtet liätten, wortreich zurückge-
wiesen mit einer Antwort, deren kurzer Sinn endlich dieser ist,
dass doch hie ufid da einige sich hätten können unbemerkt er-
halten. Sodann wird wegen des Dialekts erinnert, dass noch
genug ionische Formen in diesen Gedichten sich fänden, mit
Aufzäiilung derselben aus dem einzigen 3ten (Aß) Gedicht; do-
risclie und attische Formen aber hätte sich Anakreon auf seinen
Keisen aneignen können. Hierauf werden die andern gewöhnli-
chen Einwürfe: dass diese Gedichte nicht von anderii Sclirift-
stellern angeführt, niclit vom IJoraz nacligeahmt seien, dass
Polykrates, Smerdis und CJeobuhis nicht in ihnen gefeiert wer-
den ; dass die meisten des Anakreon unwürdig seien, sehr ober-
flächlich und ohngefähr so beantwortet, wie von Unvorbereite-
ten dergleichen mündlich beajitwortet zu werden pflegen. Hin-
sichtlich des lezten Einwandes jedoch werden 4 Regeln ( der
Verf. nennt sie selbst so) aufgestellt, nach welchen man die
Gedichte beurtheilen müsse, um die ächten von den unächten
zu unterscheiden:
,,I) Poetam unam eanderaque materiam ad verbura paene
usque variare dedecet. II) In noimullis odariis verba suspicio-
nem in Anacrcontem ('?) evcitant. 111) Multas odas metri pravi-
tas pessutndat. IV) JVonnulla odaria argunleuti tractationc Ana-
creonte indigna sunt,"
JNach der ersten Rege! werden n. 16 (jcg), 18(0), 2J) (tg),
31 (//), 4U(y.d') ganz,_ und r>(a/i'), «(/u«), 2.j (/;/), 2« (/ig), 21
(ju^), liU(fi)j) thcilwcise lür iSachahmungen erklärt, wo wir bei
1() und 31 niclit beistimmen, bei den meisten übrigen aber die
Nachahmuiijr für den gerijjgsteu Fehler halten. — INach der
zweiten Regel sollte man glauben, es wären gewisse Wortfor-
inen dem \ erf. aiistössig. Mit nichten. Er liält in od. 15 (^)
die Anführung des Gvges, in 2H{u) den. \iist\vuck' Po Öst] tix^rj
für Alahlerei, in 3fi (v) die ytjtöijav dvccynca^ in 51 (vg) den
veruechsiltcn Gebraiicli von xoQtvuv und xaQÜQOuv ^ in rj.')(xg')
240 Griechische Littcratur.
die Anführung der Parther dem Auakreon fiir nicht angemes-
sen. Diess geschiel» t mit Hecht bei nr. 15, 3ß und 55, aber we-
gen 'Podsi] Tt%vri > erweisen wir aul' die Addeuda unserer gro-
ssem Ausgabe p. 24H, wo es statt dlci potetat heisscn muss di-
ci non i>oierut^ und statt Mileti ist Magttesiae zu sclireiben. In
51 aber möclite dieses wieder der geringste Feliler sein, wenn
es überhaupt einer ist. —
Nacli iler 3ten Regel wird zunäclist die Mciimng derer mit
llecJit zurückgewiesen, welclie nach Ilorat. epod. XIV, 12 das
Anakreontische Metrum aller Gesetze entbinden wollen. Dass
aber llr. Wolper Jiua meint, Horaz liabe das jjletrum viel-
leicht nicht verstanden , und es durchweg für iambisch genom-
men, ist ebenfalls unüberlegt und ungerecht.
Uuter dem „wo// cluboratus pes'-'- darf man sicli gewiss nicht
eigentliche Schnitzer denken, die dann Auakreon iiacli Ilorazens
Meiiumg gemacht haben würde, wenn er diese Gedichte durch-
weg nach Jamben gemessen hätte, sondern nur eine geringere
Strenge innerhalb der Freiheiten, welclie der llhytliinus an
und für sich noch zulässt, wie sie Horaz, der bekanntlich hierin
sehr streng war, gewiss auch z.B. in den Glyconeen und Penta-
metern des CatuU bemerkt hat. Wenn anders Iloraz die soge-
nannten Anakreontiscben Verse gemeint hat, so ist es wohl
möglich , dass ihm z. B. die iMischung der reinen lonici a min.
unter die, welche die Anaclasis erfahren Iiaben, ja die Anacla-
sis selbst schon nicht gefiel. Doch lässt sich darüber nichts ent-
scheiden. Soviel ist gewiss, dass Auakreon in den längern Frag-
menten, die noch von ihm übrig sind, durchaus nicht naclilässig
den llhythmus behandelt; wenn man nicht etwa den häuiigen
Gebrauch der iambi^chen Dipodie statt eines Choriamben, oder
die Auflösung der ersten Arsis in Choriamben dahin rechnen
will, Freiheiten, welche doch die Tragiker nach ihm auch nicht
verschmäht haben. — Was der Verf. ferner von dem Anakr.
Metrum sagt ist weniger falscli als unvollständig und die Sache
nicht fördernd und er hätte sich, wenn er weiter nichts vorzubrin-
gen hatte, mit einem Citat auf Hermann begnügen sollen.
Dami würde er wenigstens dem schon von uns praef. ed. mai. p. X
gerügten Verstösse entgangen sein, und nicht den unrichtigen
Ausdruck ^^ forma Jrochalca^'' statt versus a/iaclo/nemis guhraucht
haben. —
Nach der vierten Regel endlich werden die Gedichte n. 20 (x/3'),
2ti(kö'), 32 (ly), 35(i//5'), 37 (^d'), 41(/lg), 42 {(i'), 4ß(xO, 47
(Ap, 48 (ß'), 50 (vs), 52 (iV), 54 {va) für des Anakreon un-
würdig erklärt, meistens freilich nur mit den sch\yächsten Grün-
den, d. li. mit ästhetischen Machtsprüchen, wie: „ab elegante
simplicitateTeii senis nimium recedere videtnr: artificiosius com-
positum: ieiuna et frigida dcscriptio: languor inest: poetam no»
tipirat^'-ctc. Durgleichen haben unserer IJeberzeuguug nach nicht
Anacrvontcii et Antliologia Ijrioa. Ed. Mclilliorn.
mehrGewicIit, als wenn Jemand mitSchimpfrcdcii statt milGrun-
tlcu den Andern zu widerles:en suclit. Am allerwenigsten aber
kann es liinreiclien, Gediclite alsunächt zu bezeichnen, wenn mau,
wie der Verf. thut, weiter nichts sagt als: Od. 47 et 48 IVag-
nienta esse videntur. —
Es wird nun wolil nicht nöthi^ seni, noch ausführlich zu zei-
fren, dass der \ erl". die wichtigsten Momente in dieser Sache
theils par nicht, iheils nicht scharf freniig; anTj^elasst, wnd über-
Iiaiipt keinen einzigen Punkt gri'mdlich erörtert hat. Der ganze
^ ortrag ist iiberdem oft noch so unbeholfen, schi'ilerliaft und bis-
weilen auch durch unlateinischen Ausdruck entstellt, dass mau
die jugendliche Arbeit — sie riihrt iiehmlich aus der Zeit her,
wo der Verf. noch im philolog. Seminar zuGottingeii war — nicht
verkennen kann. Dass er Besseres liefern könne, zeigt schon die
dritte Abhandlung über die Medea. Doch machen wir ihn hin-
sichtlich dieser darauf aufmerksam, dass ihm die Al)handlung
\on Osann in Analecta Ciilica ^ Berol. IMU» pag. 71) sq((. , wel-
che denselben Gegenstand berülirt, entgangen ist, nach deren
Lesung M ahrscheinlich auch diese Abhandlung gründlicher ausge-
fallen sein dürfte.
No. n und 8. Nicht um sich selbst z« beurtheilen, sondern
um in der Aufzählung dessen, was über die An. erschienen, keine
Lücke zu lassen, liat Kec. seine Ausgaben mit anfgeluhrt, und
erklärt hierbei offen, dass er in dem erstem Buche sich zwar be-
strebt, allen oben aufgestellten Forderungen Genüge zu leisten,
aber doch nocli nicht durchgängig ein befriedigendes Resultat ge-
wonnen, und im Einzelnen manclierlei Mängel übersehen hat,
die ihm selbst vielleicht raissfalliger sind als manchem seiner Le-
ser. Besonders liat ihn mehrerernal die verschiedne Ordnung der
Gedichte bei demCitiren derselben verwirrt, und die langen dop-
pelten Addendii helfen dergleichen Debelständen noch nicht voll-
släiuliir ab; eine Folge von den häufigen Unterbrechungen, die
er bei der Arbeit erfaliren. Doch hofft er das Anerkenntniss, dass
er wenigstens der Sache auf die Beine geholfen, und in dieser
Ilinsiiht seine Vorgänger üljcrtroffen hat, wobei er sich gern be-
scheidet, dass dieses gar nicht eben schwierig war, und bei dem
heutigen Standpunkt philologischer Bildung wenig nieJir als ge-
sunden Menschenverstand erforderte. In dem andern Werkclie»
liat er vornehmlich den 4ten Punkt weiter zu bringen gesucht.
Da ihn aber Mangel an Zeit verhindert hat in der Vorrede seinem
anrdnglichen Vorsatze gemäss die Resultate seiner Untersuchun-
gen kurz aber etwas berichtigt mitzutheilen, so ergreift er die
Gelegenheit, dieses hier nachzuholen.
Das ]5te Buch der Anthologia Palatina bietet un« unter dem
Titel 'yivcc/.fjtovTog TrjTov övunoöutxcc rjuiaitßicc Tini dvccxgsov-
ricc 'jO Ivrlsche Gedichte dar. Es fragt sich, wollte AcphuUis
Jährt), f. I'Uil. u. /'uilag. Jultr^. M. IJ,fl 11. Jl
242 Grlccliiäche Litturatur.
wurklicli alle diese für Gedichte des Aiial'.reon nusjfebenl Der
Titel scheint es zu besagen, allein beselien wir die Uebcrschril-
ten der einzelnen Lieder, so finden wir gleich iibcr das 2te den
Namen Basitius, iiber das 5te Julian und iibcr die nachrolgen-
den meisten» (gewölinüch aber nur bei S p a 1 1 e 1 1 i ) xov avtov ge-
sezt, so dass ganz die Manier einer Antliologie aus verschiedenen
Verlassem hcr\ ortritt. Ja betrachten wir den Ifaupttitel genauer,
so inuss aucli nicht gerade das avayiQiövTLa zu 'AvaaQbovxoc, ge-
hören, sondern es kann weiter nichts bedeuten als: Trinklieder
von Anakreon und Amdcreontische ^ d. Ii. in dem sogenaiuiten
Anakreontischen [x6 xnlov^Bvov 'AvaxQSOTtEiOV, Ilcphaest.) Me-
trum geschriebene, Lieder. Man weiss iibrigens, dass in der An-
tliologie öiiers zov avtov i'iber Gedichte gesezt ist, die dem unmit-
telbar vorher genannten Dichter durchaus nicht beigelegt werden
können, wovon selbst unter den Epigrammen des Anakreon, wie
wir schon oben erinnert, sich sehr auftallende Beispiele finden.
Anderwärts lier sind nur zwei Gedichte aus dieser Sammlung als
Werke des Anakreon beglaubigt, das 3te bei dem Gellius u. das45ste
bei dem Hephästion ^ Schol. des Aristoph. etc. Eine muthmaass-
llche Degiaubigung liat auch noch das 9te bei dem Proklus zwHe-
siod. Doch zeichnen sich weder diese noch zwei andere, die gar
niclit in der Anthologie, sondern bei dem Stoöd/ts und Alhenäiis
stehen, vor t\v.\\ bessern dieser Sammlung so aus, dass ein ver-
schiedner Urhel»er daraus geschlossen werden könnte. Ausser-
dem findet sich von <lem äästcn eine merkwürdige JN'achahmuiig
unter 7%eoÄ/7V6' Gedichten, und von andern Nachahmungen in der
Anthologie und bei Nicetas Eugenianus. —
Je weniger nun von dieser Seite ein sicheres ürllieil iiber die
Aeclitheit der übrigen gewonnen werden kann, desto sorgfaltiger
niussman das Innere derselben durcliibrschen, um von da aus kriti-
sche llaltungspunkte zu fassen, nacli welchen wenigstens die un^
ächten mit Sicherlieit bestimmt Averden können. Diese sind vor-
nehm] icli Dialekt^ Prosodie und Metrum., Inhalt.
Da das Altertlium einstimmig bezeugt, dass Anakreon ionisch
geschrieben; da dieser Dialekt sich auch in allen den Fragmen-
ten findet, welche dem Anakreon mit Siclierheit zugeschrieben
werden; da eine willkührliche Vermiscliung der Dialekte erst bei
spätem Diclitern gewöhnlich ward; da endlicli eben diese sich
voizüglich hl denjenigen dieser Gedichte findet, die schon andere
sichere Kennzeichen spätem Ursprungs hjben: so kann, nachdem
die Grenze der Freiheit, die ein lyrischer Dichter im Gebraucli
seines Dialektes hat, wohl erwogen worden, der Satz'festgestellt
werden, dass rein dorische Formen in einem Gedicht, was vom
Anakreon herrühren soll , nicht vorkommen können. Eben so
zeugen natürlich auch spätere Wortforraen für spätem Ursprung.
In diqscr Hinsicht geben die Gedichte lö', tg', Ay', Ag, ^a', fig',
ftd-', v , VK, vb', vq, v^ mehrlachcii Aiistoss. —
Anacreontca et AnUiologla l^rka. Ed. Mdilhorn. 213
Genaiicro Dlircliforscilung aiulcrcr späterer Cediclile (die
aber t-rst im Werilcii ist) hat gelehrt, was auch sclioii tlie i\atur
ilerSaelie mit sidi briiiji;!, dass die so Teste und bestimmte Quan-
tität der Sylben in der aUeii griechisclien Sprache (denn Einzel-
heiten, wie l'öog, xccXog etc. können hier gar nicht in Betracht
kommen) nielit auf einmal so gänzlich >ernachlässigt oder ver-
nichtet worden, wie in den politischen Verse» und in der neu-
griech. Sprache es geschieht , sonder» dass dieses nach und nach
erlolgt, und dass sich die Anfänge schon in den Zeiten finden,
aus >> eichen noch manche Gedichte in der Anthologie sich befin-
den. In den An. findet sich nun in dieser Hinsicht: ]) die Endung
(Ci kurz gebrauclil vor Consonanten in den odd.Ag und ^7;'. 2) Die
lezte kurze Svlbe eines Wortes in derArsis lang gebraucht in de»
odd.Ag', vre', i'/i', vi, was im Homer zwar schon vorkommt, aber
dort aus ganz andern l^rsachen zu erkliiren ist. 3) Die Verkiir-
zung der Bindevokale des Conjuncti\s in kg und vielleicht auch
in j-g'', 30. wenn anders dort 'i'va 11t bedeutet, was wir indessen lieber
örtlich nehmen, und deshalb vriyitca als Indicativ fassen. 4) Die
^on Struve besonders nachgewiesene Freiheit, die Vokale «, t,
t,' heliebig ktirz und laug zu brauche», was in dem 5C)ste» Ge-
didit häufig, sonst aber nur noch i» den lezte» Verse» des 3-4sten
vorkommt. Denn ob in e', (> iTtCoi^, in kt, 5 tKzavvHV , in
ji///, 10 XvöiTcaiyncöV und invy, 2 ^fpü^ov dahin zu recline»
sei, kann zweifelhaft scheinen. Endlich ganz der altern Prosodie
entbehren die odd. d', Xrj' und X&\ —
Mit der Prosodie hängt das Metrum insofern zusammen, als
keins ohne das andere ermittelt werden kann. Hierbei hat sich
denn folgendes ergeben: 1) Das eigentliche sogenannte Anakreon-
tische Metrum besteht aus einem lamb. diinet. cat. nach Hephaest.
j). Ifi. li) Die zweite Art Anakreontischer Verse besteht aus lonicis
dimetris, die aber oft die Anaclasis erleiden, wie in dem Frag-
ment von Auakreon bei Hephiist. p. 40:
TCKQCC ör]VTS IIu&öuavÖQOV
TcartÖvv Eocaza (ptvyav.
3) Ausserdem finden sich in dieser Sammlung auch lamb. dim.
acat. ;(/, v^ ; Logaoed. x', ue', ^%' y v^' \ Glyco». ^d', u»d poli-
tische Verse b' , ?.r], AO''.
A» und für sich giebt aber das Metrum keinen Maassstaab
ab, nach welchem man unächte Gedichte bezeichnen könnte, da
die l'\hler, die man gcM ähnlich in dieser Hinsicht bemerkte,
richtiger als ])rosodische Abweichungen betrachtet werden miis-
tic», man miisste denn etMa diess hierher rechnen, dass in od.
vt,' die drittlezte S>lbe oft lang un«l in u/i', 13 die Anceps aufge-
löst ist. Aber sonst sind metrische Verstösse, in de» spätem
wie in den altern Gedichten, nur verderbte Lesarten. Eben die-
sct) gilt auch, wenigstens wie wir jezt diu Gedichte haben, von
2-14 G r i c c li i ä c h c L i 1 1 e r a t u r.
dcrEintheiiung in Strophen, iiber welche ich mich in der erstem
Aiisj^abe weiter verbreitet, und die dadurcti vorzüfi^lich siclitbar
werdende Interpolation nachfjewiesen ; manches einzelne aber in
der kleinern Ausgabe berichtiget habe.
Das dritte endlich, was bei der Aussclieidnng spätem Mach-
werks einen Fingerzeig giebt, ist der Inhalt selbst, inwiercm
er Spuren von rSachalimung oder gewisse lüstorische Andeutun-
gen, oder überhaupt solche Gedanken darbietet, welche noth-
wendig von einem Andern als Anakreon herrühren müssen. Allein
wenn irgendwo , so ist hier vorzüglich Vorsicht und Strenge nö-
tliig, dass man nicht das Würkliche für unmöglich Iialte. Daher
ist denn auch dieser Keweis nur da angewendet worden, wo er
entweder ganz ajigenfällig, oder durch andere verstärkt ist. Hier-
lier gehören die Odd. a , ji', jtg'f, d', i6\ tg', Jtö'f, /ttg, vQ^. —
Man sieht leicht ein , dass bei den meisten Gedichten
mehre Gründe zusammenkommen, um sie als uniicht zu bezeicli-
nen, wodurch natürlich die Sache um so einleuchtender wird.
Auch tritt bei fast allen der geringe dichterische Werth hinzu,
der aber allein selten einen widerspruchslosen Beweis abgeben
wird , ^0 sehr auch besonders die Uebersezer es sicli haben an-
gelegen sein lassen, diesen besonders hervorzuheben. Daher
lässt sich auch über die übrigen , welche durch das Obige noch
nicht als acht oder unächt bezeiclinet sind, noch kein objectiv
begründetes Urtheil lallen, obwohl der Kundige niclit verkennen
wird, dass die Gedichte (y, xa, x/3', xf', v.<s\ x^'f, A|3', A^', ft/',
fjg theils in ihrer ganzen Anlage spätem Charakter an sich tra-
fen , theils nur durch ihre Kürze dem verrathenden Flecken ent-
gangen sein mögen. Wir liaben diese in der kleinem Ausgabe
tnit b bezeiclmet.
Aus dem Gesagten erhellt nun, dass von den 59 Gedichten
des Cod. Pal. drei dem Anakreon mit ziemlicher Gewissheit bei-
gelegt, und 30 mit noch grösserer Gewissheit abgesprochen wer-
den können; über die übrigen 26 aber objective Entscheidungs-
gründe noch erwartet werden. Wir Laben in der spätem Ausgabe
die ersten durch A, die lezten durch D oder b, die 30 unächten
aber durch C, und wo prosodische Fchlerliaftigkeit liinzukam
durcli D, die politischen \erse aber durch E bezeichnet, wol'ür
wir, um der Logik zu willfahren, eigentlich c und cc hätten
nehmen sollen. —
No. X Herr Mob ins verspricht in der kurzen Vorrede drei
Punkte bei dieser Ausgabe nach Kräften gefördert zu liaben, die
wir mit seinen eigenen Worten anführen , und jedem einzelen un-
ser llrtheil nebst den Gründen beifügen wollen. Er sagt:
„Primum temerariis plerumque recentiorum coniecturis cie-
«lis, iextmu horum carmiaum dedi, quantum c\ pracsidiis, (juae
Anacrcontis Carniina. Hd. Mocbius. 245
mihi obtiireraiit, et propler exiguam ingcnii facultatcm ficri Hcuit,
accuratissime constitutum.''''
Oluie mit dem beseheideueii Veriasser rqcliten zu wollen,
^ou wem die „temerariae — coiiiectuiae" vornelmiiicli getilgt
sind, so urtlieiien ^^il• im Allgemeinen, das's er die l'raesidia, die
ilini zu{Jel)o(e standen, d.h. die neuesten Ausgaben u)n Brunek
an, (k'issig benuzt, aber nicht immer, wo eine >Vahi war, das
Ki'clite getrollen und insbesondere der leichtgeschürzten Ausgabe
\ün Hoissonade viel zu sorglos getraut liat.
Gleich im 3ten Gedicht (Aa) v. li> schreibt der Verf. mit
Boissonade
Tiu'kcqiaig t£ yjtQdg avzov
dvi&a?.7Cov, sx ös 'iaixi]g
dxid^?Aß0V VyQOV VÖCOQ.
sich auf Mattli. Gr. § (»07 berufend. Allein dass die dort ange-
führten Stellen ganz anderer Art sind, hätte sich der \ erf. leicht
überzeugen können, wenn er sie nachgeschlagen, und besonders
aus Hermanns Note zu dem angeriihrten Oed. Col. 3(J7, womit
derselbe zu ^ergl. zu Phil. 12:17 niul Ai. 823, die Bedingungen
ersehen liätte, unter welchen Öi auf t£ ifi gebundenen Salzen
folgt. Anders Mird die Sache, wenn nach unserm Vorschlag jcaO"-
('£« (der \ erf. schreibt, indem er unsere 3Ieuiung er>\ähnt, xa&-
ita, Aielleicht freundschaftlich bessernd. Wir danken, und
geben ihm gleich oben v. 14 das 7iicht augmentirte kkerjöa zu be-
denken , ujid bitten ihn p. 245 unserer Ausgabe naclizuseJien) ge-
*!chrieben wird. Allein da die Lesart des Cod. nakdixag xal yß,-
gag einmal verdorben, so ist es viel wahrsclieinlicher, wenn man
die ganze .^Fanier des Absclireihers erwägt, dass das abgekürzte
ncd aus dem folgenden ^ entstanden, mit dem es so oft verwech-
selt worden, wie xö', 5, A/3', 7, und in unserm Gedicht v. 9, und
tias darüber geschriebene xs nur Vorschlag des so häufig bessern-
den Abschreibers sei. — V. 25 hat der Verf. wieder tg rt mit
Uoiss. aufgenommen, wogegen sicfi auch Jakobs erklärt. Es
sind nehmiich hin und wieder von Host und vorzüglicli von Ja-
kobs kleine IVötchen eingeschaltet, meist des Verf. Ansichten
berichtigend, bisweilen bestätigend.
Od. V (u/3'), 0 ist wieder die Conjectur von Lennep mit
Boissonade im Texte gelassen: qÖÖu roTg 6 Ttaig KvxfiqQrig,
ohne einmal die ur>;priingliche Lesart: q6Öov 6 TCaig 6 K. zu er-
wähnen, woraus Stephanus Qoda nalg 6 rijg K. gemacht hatte.
Der Verf. sieht ein, was Kec. erinnert Iiatte, dass tolg für olg
fremdartig für diese (iedichtc sei, und conjicirt deshalb in den
Moten sehr unglücklich: Qoda oig etc. Wir möchten doch wis-
sen was er gegen Hermanns Verbesserung, ()6öov co naig 6 K.,
ein/u wenden hätte, die n»ir einen einzigen Buchstaben ändert,
während die Lennepsche gewaltsam uud fehlerhaft obeudrelu ist.
2-16 Grlccliiisclic Littcratur.
Demi der loi». dim. konnte ihm doch nicht etwa aufTallen., der in
demselben Gedicht wenigstens noch Smal steht , 2, J4, 15. —
Od. YII (x^'), 2 sclireibt der Verf. wieder iaXi^äg"EQ(oc;
ßKÖt^m' 1-/.Ubv£ övvTQox^^siVy mit folgender Erklärung: „si
innxeris j^^aleno'tg ßccölt,c3i', Amor cogitari debet lento incessu,
ne poeta eif/s consiiium praesen/j>e^, accedere; qnum aiitem sa-
tis appropinquasset, ecce piier senem repente currendo iuipellit
hnrulo, eiimque per montes vallesque praecipitem agit. Sic et
vi\idior cvadit narratio, nee überall ioco carct , qiium hjacin-
thini sceptri verbera vix magno dolore afficere possent senem.'''
Wir bewnndern die lebliaftc Einbildungskraft des Ilrn. Mo-
fa ins, bedauern aber mit unserm kalten Verstände niclit begrei-
fen zu können, >vie %cc?i£7icos ßadi^Eiv nicht mir langsam^ son-
dern aiidi 7nü Vorsatz limgsam^ um den Andern zu bertickeu
oder zu beschleichen, bedeuten könne, da wir nur ein Gehen
mit Anstrengung oder höchstens mit Unwillen , also ein sehr nn-
vorsätzliclies langsam darin entdecken können. Sodann finden
wir auch gar nicht im^Griecliischen das „repente impellit,'''' denn
hz-hkiVB driickt ja nach Hrn. Möbius selbst das nochmalige fort-
wälirende Schlagen ans: „imperf. antcm i^tXivB actionem saepius
repcdtam significat (per totam viam qutmi semcl iussisset, feriens
eum currerc iubebat).'-'" Endlich gebietet uns aucli unsere Gram-
matik ßc(Öit,C3v insXsve als gleichzeilig zu denken , was naoli Hrn.
Möbius Erklärung nach einander zu verstehen wäre, der es über-
haupt gerade so erklärt als ob iiCiX^äv da stände. Wir wundern
inis um so mehr, dass Hr. JMöbius auf diese fast abentheuerliche
Erklärung gekommen, da aucli Boissonade so wie llcc. das einzig
richtige Qanit^av von Brunck aufgenommen liat. —
Od. IX (id'), 2. Hier ist mit Buttmann jc&taööaL geschrie-
hen, woriiber wir schon in der Anthol. lyr. gesprochen haben.
Wer hier Tlieocr. «', 78 zum Beweise brauclien will, der muss
sich vor allen Dingen auch iiber desselben Dichters ß', 141) erklä-
ren. Formen, welche sich bei Theophrast, Lucian und Diodor
finden, sind gewiss für dieses Gedicht nicht'zu schlecht, welches
in Ausdruck und Inhalt so vielfach den spätem Geschmack vcr-
räth, der sich in solchen, durcli allerlei Uebertreibungen ^erxier-
ten Tändeleien gefällt. — V. 15 stellt wieder oiag, wogegen sich
Jakobs treffend erklärt. — V. Sl ist wieder dieC'onjectur I^iolöl
in den Text gesezt. Wenn in einem so langen Gedicht, «ie die-
ses, 4 Strophen zu 6 Versen sicli ganz ungezwungen abtheilen
lassen, und nun noch 13 V^erse übrig sind, von denen der mit-
telste ein ganz überflüssiges Wort nebst einem allgemein aner-
kannten Glossem enthält, so liegt doch, meinen wir, die Indu-
ction sehr nahe, dass diese lezten Verse auch aus 2 Strophen be-
standen haben mögen.
Anii(-r('oiiti.s C.iriniiia. ICd. M(h;LIiii$. 247
Od. X (0, 8 ist di*; Lesart dos Cod. Pal.:
[i Ttäv
OTCCog av lxiiüd']ig viv
Ilr. Möbius sclirciht: ojicog (5' dv tHfid^ijs VLV und nennt die-
ses die Lesart des (^od. l'ai. , welche aiicli Hoissonade aiit'irenoin-
inen liabe, und IVigt l»iiizu : ^^a\1. v^tag uv lüfid&ng Tiäv ,^^ wo-
diireli er also, wie es scheint, den Schreiher des Cod. Pal. be-
zeichnet, denn Steplianns Jia( o',Hwg Ö' av tK(id9i]s vtv. Bois-
sonade liatte aber das öf niclit ein^esclioben, und den vorJier-
iieheuden Vers mit einem Pniikt ^esililossen, so dass mau sieht,
dass er nur liat die iiherlieterte Lesart geben wollen, wie sie ist.
Kin achliingswerther Gelehrter halte bei der Anzeige der erstem
Ausgabe des Kec. in den schlesjscheu Provinzialblättern 1S25,
Octob., dieses auch iibersehen , indem ei* sagt, dass er übereia-
Ktiuimend mit Uoissonade schreiben wolle :
A«|3' avTüv oTtniööov Xfjg,
OTtcjg dv lx{idd^)jg vlv
und dieses Vibersezt: ^^Niinm ihn um so viel als du willst^ damit
du ih?i recht ke/tuen lernst ^'•'- worin der Gedanke liegen soll:
^^we>m du ihn kenntest , so würdest du ihn so loie ich gar nicht
viögen.'-^ Allein, entgegnen wir, das Anerbieten etwas lun jeden
beliebigen , d. h. noch so geringen Preis verkaulen zu Avollen,
kann ja doch dem Käiii'er nicht ein Grnnd werden, das Gekaufte
«lann recht gut keimen zu lernen, wozu ihn eher ein recht hoher
Preis veranlassen könnte. Vielmehr wird die Wohlleilheit durch
den 9ten Vers begründet ov/C eliil TcaQOTexvas ^ inwieteru dieses
andeutet, dass er kein gewöhnlicher Verkäufer sei, der etwas
bei dem Handel gewinnen wollte. Wenn liiernach nun Iblgeuder
Gedankenzusammenhang sich deutlich ergiebt: Gieb mir so we-
nig als du irilLst , denn ich verkaufe nicht des Gewinnes wegen^
sondern ich will ihn ?iur los sein^ so sielit man leicht, wie Viber-
llüssig und nnpasseud dieser ganze 8te Vers eingeflickt ist. We-
nigstens würde, wenn man ihn behalten wollte, entweder mit
Gumaelius viv als iNeutrum zu neliinen, oder ;räv zu schreiben
sein, wie der neuste Uebersezer Iliinelstiern gethan hat, ob-
gleich übersezend: doch^ dass dus wissest^ selber hob ich ihn
nicht gemodelt. — Dass aber im lOten Vers Ilr. Möbius mit
1$ o i s s 0 n. Ol» XL Xi3 övvoLxijV gegen alle Lleberlielerung geschrie-
ben , ist gewiss nicht zu billigen, da doch &il(a auch bei Theo-
krit gar nicht selten ist, z.B. Id. j/, Y; es, 41; x«, Sü; xy', 22;
HS, öS etc.
Od. XVn (/),!. Hier hat der Verf. vermuthlich im Texte
sezen wollen roQhvöug, weil sonst seine krit. Note gar nicht pas-
sen würde. Dass in deiu Gedicht übrigens JJ Verse zu viel stehen
gelassen sind, darül)er wollen wir, weil der Verf. einmal die Kin-
theilung in Strophen nicht ainiimnit, niclU rechten. Aber gleich
248 Grieclilscho Littcrntiir.
im folgenden Gedicht, Od. XVIII (Ö'), hätte er sich in der Thnt
niolit besinnen sollen, die rein politischen Verse anznerkennen,
die llec. nun so augenlällig dargelegt hat. Er schickt zwar dieüe-
inerkung voraus: „Hoc Carmen est partus iaiitatoris incptissimi,
(etwa deswegen ineptus, weil er, wie andere seiner Zeitgenos-
sen, die alte Prosodie verliess*?) qui quantitatis syllabaruni ratio-
nem liahuit nullam,'^' und doch macht er verlezter Prosodie we-
gen Aenderungen v. 3, 5, 8, 19. Wer ' T^evaloig iiQotovöa ah
Anakr. Vers passiren iässt, der rauss auch ä^a Qoißog d^vQOi
stehen lassen und nicht ein übrigens ganz unsinniges di^ mit M e-
denbach einschwärzen. Audi wissen Mir nicht, was im Text
XQoriööa mit folgender Note bedeuten soll: „xportoöa i. q. tcqo-
rovöK, quae qiddem forma melioribus poetis frequentatur.'"'' Denn
dass in des Rec. Ausgabe XQoröjöa im Text nur ein Druckfehler
war, zeigt ja die unten stehende Abweichung des C. P. und es
war auch hinten in den Addendis eruinert.
Ohne nun weiter die Gedichte der Reihe nacl» dnrclizuge-
hen, wollen wir nur noch im Allgemeinen das Schwanken des
Verf. bemerken in der Schätzung des ('od. Pal. So ist z. B. in
Od. 41 (Ag), 10 TKg ds (fgovrldag aus grosser Scheu nicht geän-
dert, aber doch Od. 2Ö (ig), 4, 5 die Aenderung aus tag (ilv
— rag ÖS in rd ^Iv — t« ös aufgenommen , ohne einmal die ur-
sprinigliche Lesart zu erwähnen. So ist Od. 40 (Ay), 13 unter
vielen andern stehen gebliebenen dorischen Formen atif einmal d
in rj geändert und Od. 47 (Ag) ySQcov Ö' otav mit Stephanus
gesezt, statt mit dem Cod. Pal. dv d' 6 ysQcov etc. zu schreiben.
Hinwiederum ist Od. 38 (fte), 7 sogar nagiöva nal fta;ijfcöi>ci)
aus grosser Scheu stehen gelassen. Also gegen Ilephästion mit
allen seinen Handschriften und seiner ausdrücklichen Erwäh-
nung des Verses als lamb. dim. catal., gegen den Scholiasten des
Aristophanes und Plotin de metris soll der einzige Cod. Pal. ste-
hen'? und wamun? imi einen Vers zu haben, der so falsch als
möglich ist. Freilich war in allem diesen Boissoiiade voran-
gegangen.
Im Widerlegen Anderer zeigt der Verf. oft nicht die gehörige
Schärfe , und hätte sich lieber gar nicht darauf einlassen sollen,
z.B. Od. 21 (tO' ^"i ^^** o'i'ovg durch eine insolentior atti-actio
vertheidigt wird. So Od. 42 (^'), 10, wo der Verf. des Rec. Ex-
curs über die Adiect. verb. gar nicht verstanden zu haben sclieint,
indem er vom Rec. vorgebiachte Beispiele anwendet, um das Ge-
gentheil von dem zu erweisen, was sie beweisen. Dennoch sezt
er den offenbar unächten Vers wieder in den Text: (p&ovov ovx
oiÖa daliczov, glaubt aber doch am Ende, dass er falsch sei, und
vermuthet: olÖ' dddCiCTOVy übersezend: „invincibilcm i. e. quae
superari, frangi non potest.*-*" —
Ebenso hat Hr. Möbius nicht begriffen, warum Od. 57 (^e'),
5 Rec. 9Q80ii(XQdLG)v und nicht &QaövxciQdiGiv geschrieben; weil
Anacrcontlä Carniina. Ed. Moebliis. 24!)
in den Handschriften so steht, die docl» mehr Gewiclit Iiaben
müssen als Turnebus; der Gedanke allein kann nicht entschei-
den in einem so kurzen Fragment.
So wird Od. in Adonid. 44 xag vXav ovn eßaive' nach An-
fuhrunfi: der Meiiuin'r Anderer ^esaift: „mihi quidern lectio rece-
pta niiiii dii'ficnUatis liabere videtur, \id. 3Jatlh. gr.Gr. §54 p.l21
ed. U*', ^\o (aber p. J25) von der Crasis xdg die Rede ist. Also
diess war Hrn. Möbius die hauptsächlicliste Schwierigkeit'? dass
aber der Vers falsch ist, Iiat niclits zu bedeuten 'f
Docli hier kommen wir eben auf den zweiten Punkt, der auf
die Critik des Verf. in diesen Gedichten von nachtheiligem Ein-
flüsse gewesen, dass er nehmlich das, was er iiber 31etrik iiber-
hat!i)t, und insbesondere Viber die Metra und Strophen in diesen
Gedichten vorgearbeitet fand, niclit so benuzt hat, wie es hätte
gesciiehen sollen. Wir gehören nicht zu denen, welche die Bil-
dung eines Philologen im Allgemeinen nach dem Maass seiner
metrischen Kenntnisse abmessen, allein das verlangen wir, dass,
wer einen alten Dichter herausgeben will, sich auch die dazu nö-
tliigen Kenntnisse, von welchen die Metrik ein wesentlicher Theil
ist, ^orher erwerben miisse. Wie des Verf. Kenntnisse hierin
beschaffen sind, wird man aus folgenden Urtheilen geniigend er-
kennen: Od. ;j (Aa): „Metrum constat ditrochaeo cum anacrusi
dis}llaba brevi.'-'- Od. i){ncc): „Metrum liuius cantiuncnlae non
discrepat a metro odarii superioris, nisi quod v. 1 lonicus a ma-
iore, V. 3 lonicus a minore, t. 5 Anapaestus cum trochaeo prac-
cedente anacrusi disyllaba brevi, v. 8 iterum lonicus a maiore,
V. 0 epitritus quartus et v. 10 anacrusis monosjUaba contracta oc~
currit. Od. 23 (A6'), 15: „si quid mutandum, scripserim av ana-
'kalöiv öe xotzaig, ut versus sit anapaestus cum trochaeo, qui
recurrit Od.XXWII, 10.'" — Od. 25 (^/), 9: „Versus est epi-
tritus secundus cum anacr. monosyllaba longa.'''' Od. 41 (Ag), J^:
„Versus ])otest esse vcl epitritus tertius, vel lonicus a maiore."
Od.:i7 (uö) heisst es gar nach Baxters Art: „Poeta, imis sen-
sibus co.-nmotus metri leges non servat, sed veris varietates muta-
tionesque etiam versnum varietate ac mutatione exprimit.'''' Hier
sah sich Jacobs dodi genöthigt dieJNote einzuscbalten: „Viden-
dum an non hac opinione omnis poeseos ars tollatur. '''• Das son-
derljarste ist, dass er gewöhnlich aucl» bei solchen Ausspriichen
Hermanns Element, doctr, metr. citirt, was er freilich bei dem
zulezt angeführten nicht konnte.
Bei der Stroj)h(;nabtbcihmg hat der Verf. nun gar niclit ge-
wusst, wie er sich eigentlich entscheiden solle. Einige Gedichte
theilt er wiirkli(;h in Strophen ab , bei andern bemerkt er, dass
sie ihm gefalle, wagt es aber doch nicht sie zn geben, obgleich
CS oft oliiie alle Veränderung geschehen konnte.
Wir k.'.'mnien zum 2t(;n l^inlvt, tlen der Verf. in dt:r Vorrede
geleistet zuhaben \cr^pricJit: „tum peipetiio reipectu piobabilio-
li *
250 GricchiäcIicLitterntiir.
rum a viris doctis propositarum coniecturariim habito, annotatio-
nein criticam ineiiiorabillorem , qtiac vel ad textiim constituendiim
vel ad sensiiin explicandinn aliquid liaberet moinenti., adieci.^'
Der Verf. hat würklich eine adnolatio critica unter den Text ge-
sezt, aber ineniorabilior wollte er wohl nur die darin aufgenom-
mene varia lectio nennen. Uebrigens ist hier mei^t alles gethan,
was mau verlangen kann — einzeles fehlende ist schon oben be-
merkt — und eher könnte die zu weite Ausdehnung der krit. No-
ten, die auch oft in kürzere Worte gefasst werden konnten, in
einem Scliulbuche missfallen.
Dasselbe gilt auch von dem lezten Punkt, den der Verf. in
der Vorrede verspricht: „denique textns rccensiti intcrprelatio-
nem, quae praesertim veternm scriptorum editoribus curae cor-
dique esse debct, paullo diligcntiorem accuratioreniqiie exhibui."
Es ist eher zu viel als zu wenig, und häulig solches gegeben, was
der Schüler aus seinem Lexicon viel vollständiger und besser
lernt. Es wäre wohl endlich Zeit, dergleichen lexicalische Be-
merkungen, wenn sie nichts Neues enthalten, aus den Commen-
tareu wegzulassen; was zu Fischers Zeit noch brauchbar war, ist
jezt oft eine höchst überflüssige Bemerkung. Wir wollen hier
jedoch nur einigos von dem anfl'ühreu, was entweder nicht recht
oder gar nicht erklärt ist. '
Gleich Od. I (xj^'), l^Qckco Xiyuv ^Argüdag^ heisst es: „0"iAc3,
vividiore stilo pro )j&t?.07'. Matth. gr. Gr. § 5(54." Dort ist vom
Praesens hisioricuin die llcde; soll dieses etwa hier anch sein*?
Zeigt nicht d<is folgende Z^'jueit/;« vbvqk Ttgtöj-jV deutlich genug,
dass der Dichter den bis jezt immer eintretenden Zwiespalt zwi-
schen sich und der Lyra beschreibt, den er erst für künftig (to
lOLTiöi') aufheben will*? — Od. 4 (A), IS ist die Bemerkung:
„a»g pro sag more poetico'S so einfach hingestellt, ganz ungenü-
gend , da es doch nicht erlaubt ist in jedem Falle äg statt f wg zu
sezen , wie der Verf. aus unserer Note sehen konnte. — Od. 9
(tÖ), 35 wird der denkende Schüler etwas über KjreA'&g vermis-
sen, s. Anthol. lyr. p. 83. — Od. 19 (jt«'), 1, rj yij ^sXcavcc ttl-
V£i, hat der Verf. wieder gar nicht gesehen, Morin eigentlich das
Ungewöhnliche liegt, wenn er sagt: „Opponuntur impriniis terra
etsol; quam ob rem hisce vocabulis etiani articulus videtur esse
appositus.''*" Abgesehen davon, dass die Erde und die Soinie gar
niclit vorzüglich einander hier entgegengesezt werden , und dass
ein solcher Gegensaz auch gar nicht durch den Artikel ausge-
drückt werden würde, so ist ja nicht dieses, dass der Artikel
überhaupt steht, sondern dass er vor dem Substantiv mit nach-
folgendeju Epitheton ohne Artikel steht, das AuiFallende. Oder
hält etwa Ilr. iVIöbius solche Stellungen: ort yvvaiKig xcrAra',
rag ;ußtTag änakäg^ für gewöhnlich*? Od. 20(xi3'), 14 ist nicht
abzusehen, warum sich der Dicliter unter ^dgyaQov niclit eine
Perle, sondern ein ganzes Halsband gedacht haben sollte. — Dass
Aiincrcontiä Carmina. Ed. MueLIu^. 251
Od. 28 (ie), 15, ig unter anclernSopliocI.Ai. 831 Ilcrm.angcliihrt
wirtl iiiit der Note: ^^nam iioliiii (mihi llerni. avxdw post ycuEöO'f
siipplere'-'-, ist erstens nicht ])assend, und zeigt, dass der Verf.
Hermanns Beweisluliruns; wohl niclit i;ehörig mag erwogen lia-
heu. — Od. 37 (itiÖ), 10 l»at der Veif. die so selir gewöhniiclie
üvpallage verkannt, naeh welcher der Dichter sagt: ■aagnols yalci
jTQuxvJirsL statt xuqtcoi ycciaq tiqokvtctovöi. — Od. 40 (A/), 4,
5 wird immer ^vjcder die Lesart xaq x^iQ 6 g iVir die des Cod. Pai.
ausgegehen, obgleicl» S a 1 m a s i u s und Spailetti rag j^ffpag ge-
lesen haben, wogegen das blosse Sliilschweigen von Levesque,
der ilicses vielleicht übersehen liat, nicht Bedeutung genug hat,
zumal da die innern Gründe stark dafür zeugen. Dieser Genitiv
wird nun so erklärt: „percussus in manu; nam per gcnitivum mo-
tus aculei ad nianum, quae p\iiicta erat, indiratur. cf. Tliierscli.
gr. Gr. mai. § 255. Comparat Jacobs Ilom. 11. IV, 100 ßAA' ay'
oiöTBvöov Mtviläov, et XXllI, 854 tig uq^ aväyu ro^fuftv."
In allen diesen Beispielen, deren Matthiä noch weit mehr hat,
Gramm, p. ({(51 ed. noviss. , entspricht diese Construction dem
Deutschen 7iach etwas schiessen, werfen, gehen, zielen u. s.w.,
und kann, da eigentlich nur die Richtung bezeichnet wird (die
der Grieclie aber oft von dem entgegcngesezten Standpunkte aus
aullasst, wie ^QogßoQiov avä^ov, Tigog -ißtov öfö^fov Ilerod.,
und daher den Genitiv sczt, den Casus welcher anzeigt t'ö/« wo;
wir empfehlen hierbei die neuprlich herausgekommene geistrei-
che Schrift von W ü 1 1 n e r : Die Bedei/luNg der sprachlichen Ca
sus nnd Modi^ Münster 1827, in welcher bei einzelen Wirrun-
gen ein treulicher Geist herrscht), nur da gebraucht werden, wo
der Gegenstand in einiger Entfernung gedacht werden muss. Da
nun aber die Biene ihren Stachel bekanntlich nicht in die Ferne
schiesst, so erhellt, dass diese Erklärungsart vrenigstens nicht
anwendbar ist. Vielmehr würden, wenn ;^£tpo'g richtig wäre, die
Beispiele bei Matth. Gramm, p. f54ß, xartaya rr/g ics(pc(kfjg etc.
etc., zu vergleichen sein. Doch genug; wir verweisen auf unsere
Note in der Anthol. lyr. p. Dl.
\>as die beigefügten 2 Oden der Soppho und die der iMcli/ino
(der Verf. hat sie noch der Eriiina beigelegt) anlangt, so ist dis
Äleiste richtig nach den Vorarbeiten im Texte und den Erklärun-
gen gegeben, al)er das ist uns vorzüglich aufgefallen, dass in der
Isteu Ode der Sappho steht v. IJ):
xlv öayt'jvtööav (piXötaxw xlg ö', c3
ZluTccpol, ttdiX'/iij;
Hier hat erstens xlv gar keine Auctorität durch die Handschrif-
ten, und das unerhörte dÖLXxrj ist gesezt mit Jacobs, weil in
einem Decret der Spartaner !)ei Maittairc p. 384 ÖlÖcocxt] steht.
^^ir fragen: Glau!)t Hr. Möbius, dass jenes Decret würklidi so
ganz un\('rdor!)en bei .Maiitaire siehe'? Heden die Spartaner
äulisch'! kunu man \üu öcöäxnii anÜ döiantj schliessen? von öc-
252 Griechiäc. hc Lltteratur.
öccßiCG) auf adrxEO? Ist die Notiz des Etyraol. M. und Gud. nicht
deutlich genug*? s. Authol. lyr. p. 103. —
Wenn wir nun hierdurch fast nur tadehid über diese Ausgabe
uns ausgesproclien Jiaben , so wollen w ir doch auch nicht ver-
schweigen, dass wir gerade aucli nur solches heraus2:ehoben,
was uns raissfällig schien, was freilich im <janzen sehr vieles ge-
wesen ; doch können wir auch bezeugen, dass, besonders für Er-
klärung, Hr. Möbius vieles beigebracht liat, was dem Zweck
dieser Ausgabe angemessen und dem Jüngern Leser sehr nützlich
sein wird. —
Wir lugen hier noch die Anzeige einiger anderer auf die
Anacreontea bezüglichen Werke bei, deren ausführliche Beur-
theilung wir aber andern Blättern überlassen.
1) Anakre ons Lieder in gereimte Verse übersetzt und mit er-
klärenden Anmerkungen versehen; nebst einer Zugabe eigener Ge-
dichte von Fricdr. Gottfr. Itcltig: Zum Besten der Abgebrannten in
Elze. Hildeshelm, bei Gerstenberg 1825. VIII u. KiS S. 8. 1 Thlr.
[Anz. in Beck's Repert. 1825 Bd. IV S. 80.]
(Der Zweck würde selbst eine geringere Gabe bcvorworton. Allein
die Arbeit gehört zu den bessern dieser Art Gedichte, die, weil sie
nicht eigentlich Uebersezungen , sondern mehr freie Bearbeitungen
sind , natürllcli den Maassstaab der Treue nicht aushalten , und ge-
wöhnlich, um für schön zu gelten, mit dem Original nicht dürfen
verglichen werden.)
2) Anacr eon rerueil de comj)Ositiofis dessinees par Gt-
Todet et gravees par M. Chatillon, son eleve, avec la traductinn eu
> prose des ödes de ce pocte, faite egalement par Girodct; public par
son Heritier et par Ics soins de M. M. Becquerel et Coupin. Paris,
1825. (siehe Tübinger Kunstbl. 1826 nr. 3!) u. Revue encyclopedi-
qne 1826 Mai, p. 386, wo die Blätter sehr gelobt werden. Selbst
haben wir sie nicht gesehen.)
3) Lieder des Anakreon und der Sappho übersetzt
von Rcinhold v. Ilimmelstiern. Mit dem Originaltext. Riga 1826,
bei Hacker. Leipzig bei Hartmann. 1 Thlr. 8 Gr. (Der Text nach
Brunck, die Uebersezung meist recht treu imd fliessend und an
Kraft des Ausdrucks die von Degen weit übertreffend.)
Mehlhorn.
Rüuiiöchc Littcrutur. 25«S
Römische Litte ratur.
Sexti Aurelii Pr ope r tii Carmina [.] cum potiore scri-
jjtui-ae riis(rfi»autiii, pniestantissiniis \\ . «hl. coiiiecturis siiisujuc olt-
serviitioiiilms crilic.is tilidit llcrmannus Pahlamus, Pli. Dr. AA. 1/L. AI.
Hiiliic Sax. apiid llcinincrde et SchMctsclike 1827. 8ifo. {Prooe-
nüuin L. Carmina 1 — 238. Obss. crit. 240 — 320.]
"er Herr Verfasser hatte nicht die Absicht [S. pajj. XXVII]
(Icii Dichter selbst, sondern mir observatioiies crilicas ad Pro-
j)ertium spcctaiites licrausziigeben; als Vorlihii'er walirscheiii-
lich einer grösseren Ausgrabe, Avie das in Briefform (an seinen
l^ehrer Hrn. Prof. Reisig) vorangeschickte Prooemium pag. iV
[meas in Propertio positas ponendasqiie curas] und nianclic an-
dere Andeutnng schliessen lässt. üer Te\t selbst ist auf \\ niiscli
des Herrn Verlegers beigegeben. Er ist ira Ganzen der IJur-
inannsche; doch lun und wieder sind Laclinianns Les-
arten aus Codicibus aufgenotnmen. Die Zaiilen sind nacJi Vul-
pius. Unter ihm befindet sich eine Auswahl von Lesarten und
Conjecturen, wie ich sie freilicii nach meiner .\nsiciit vom
Werthe der Codices des Propert. niclit würde getroffen haben.
Doch darüber enthalte ich mich jetzt eines Urtheils, Dass der
Text auch so fleissigen und nachdenkenden Jünglingen (fiir die
der Hr. Verf. die Ausgabe bestimmt hat) viele Gelegenheit zum
Selbstforscheu gebe, mag ich nicht leugnen; wohl aber be-
haupt' ich, dass für sie viel zu viel gegeben sei, auch wenn die
studiosa iuventas nicht Schüler sind , wie ich annehmen muss,
sondern Erwachsnere. Namentlich versteh' ich diess von den
reichlich zugefügten Conjecturen, die wohl mehr irren als den
Geist schärfen, wen nicht sclion viele Studien behutsam gemacht
haben. Eben diese Jüngern Philologen werden sich aber oft ver-
gebens Itath in den Anmerkungen suchen, da diese theils imr ein-
zelne Stellen kritisch behandeln, über die der Hr. Verf. mit sich
auf das Reine gekonnnen zu sein glaubte, und also viel sdiwierige
Punkte nicht berühren (ohne dass ein berichtigter Text aus-
liilft), tlieils aber diese beliandelten Stellen bald in dem Pro-
oemium, bald in den in längere (IV) Kapitel getheilten Obss.,
bald in der discrepantia scripturae zn suchen sind. Aus dieser
Eintheilung und Uehandluiigsweise geht wohl deutlich hervor,
dass der vom Hrn. V erf. angegebene Zweck ihm bei seiner Arbeit
nicht vorgeschwebt, und dass nur das Verlangen des Hrn. Ver-
legers nach einem Texte ihm diese .Auslegung aufgedrungen
hat; der wabre Zweck war ein specimen lectionis et ingenii zu
geben. Abgesehn hiervon enthält sowohl das Prooemimn als die
Obss. \icie treuliche Jieiuerkuagea über Prop. und andere grie-
254 Rüiuidolic Litterat ur.
chische und lateinische Scliriftslcller, viele Beweise geistrei-
ches Fleisses, rüstiger Forschung und Belesenlieit, und, was
besonders erfreulich ist, eines lebendigen Sinnes ihr das Rech-
te und Schöne. Ich nenne nur die vvohlgerathene Ciiaracteristik
des Propert. pag. XII tF. Auch ist der Ton, wann gegen andre
gestritten wird, im Ganzen human und gcfasst, und nur hin
und wieder verletzen AusdrVicke wie inepte, satis mirari neu
possum iiber ausgezeichnete Männer. Doch mögen diess viel-
leicht mehr AusbrViche rascher, jugendlicher Wärme, als eigen-
süclitiger Ueberhebnng sein. Dass aber so häufig von Propert.
abgeschweift, ja auf den letzten Seiten der Dichter ganz bei
Seite gesetzt wird, um griechische Dichter zu behandeln, wol-
len wir, wie der Hr. Verf. selbst wVinscht, der ersten Anlage
oder der eigentlichen Absicht des Werks zusclireibcn. 31eiu
obiges Urtheil will ich nicht sowohl mit Auszögen belegen, als
vielmehr einzelne Punkte, wo ich dem Hr. Verf. uicht beistim-
me, ausfiihrlicher betrachten.
Pag. VIII (II , 32, 6) [die Citate sind nach Vulp.] liest H.
P.: Appia cur toties te via ducit anum'? Als Beweis für die Be-
Jjauptung: Juvenis autem Cynthiam dilexit iam anum. Unmög-
lich ! Hätte sich über eine so auffallend placirte Liebe nicht ir-
gend eine Nachricht erhalten miissen 1 An eine alte Frau wä'
reu diese feurigen Lieder gerichtet"? Diese enthusiastischen
Lobreden auf ihre Schönheit, die noch in jugendlicher Frische
sich ganz dem prüfenden Blicke des Liebhabers überlassen
kann, der sogar die vollkräftigen Gestalten der Heroinen nach-
stehn , geschweige dass gegen sie die unansehnlichen Figuren
der gegenwärtigen Zeit einen Vergleich aushalten sollten*? —
(Denn lei'es ßg?irae (l, 4) sind allerdings, wie Bur mann nur
etwas unbestimmt sagt, riilfi^ares fi^urae ; so genannt in Ver-
gleich gegen jene grossartigen Gestalten des Heroenzeitalters,
dem diese eigenthümlich gehören ; der Gegensatz dafür ist
levis^ zugleich natürlich mit dem J\ ebenbegriff minderer Schön-
lieit überhaupt. Hr. P. erklärt diess Wort durch luscivae puel-
lae ; allein diese können uicht durch iiedum den Heroinen ent-
gegengestellt werden, die sich nicht eben durch Keuschheit
auszeichnen, oder hier nicht von dieser Seite gepriesen wer-
den; und wenn gleich /eres ;i;?/e/fee allerdings den dnris cntspre
eben, so beweist doch das subst. fignris hinlänglich, dass von ihrer
Gestalt, nicht von ihren Sitten die lledc sein kann.) Dacbte Hr. P.
nicht an ihre zarte Haut, die sie doch ja nicht durch unmässigen
Weingenuss verderben soll; (vino corrumpitur aetas.) an ihr
schönes in reicher Fülle herabhängendes Haar, jnit dem er so
gern tändelt , das sie lieblich a erhüllt , w ährend sie das Haupt
iiber den vollen Becher neigt; an den zierlichen Gang; an die
Schönheit, die ohne allen Schmuck am reizendsten ist, die bei
ciuer Uüberraschung am frühen Morgen ihn bezaubern konnte?
Propcrtü Ciirininn. Ed. Paldaiiint*.
Z33NV
Sehr g:ntmiitlilfr cntscliiililifft tk'ii Ausdruck anus Bahrdt, der
elu'ii so lic t; es sei das j<^ar nirht so iibcl gemeint, quuin prae-
€i|)ue apud Latiiios ainis iarn vocari possit, quae propter anuo-
riirii eopiiuii nou amplius parit. Das wären unj?elaljr, glaub' icli,
nur r>0 Jahr. iNuii, Avertande darin nocli Anstoss? So alt ist die
in lloffartlis A\ iiiterniorgen stattlich wandehide Jungfrau sicher
nocIi nicht. JSärriscIi genug wird (,'ynthia auch für unfruchtbar
ausgegeben; sie bat noch nichtgeboren; ihre Schönheit ist noch
unverletzt: Viderit Itaec, si,qua(n iani peperisse pudet. Doch
der schlagendste Beweis steht bei Propert. selbst lll, 24. Audi
hier, wo er sicJi von ihr losreisst, nach fünfjähriger Liebe, ist
sie nocli überninthig auf ihre Schönheit, die zwar nun auf Pro-
pert. ki'inen Zauber mehr ausübt, die er aber auch jetzt noch
zugestellt, nur früher geblendet zu sehr bewundert hatte; auch
hier noch und in der folgenden Klegie droht er ihr nur in lei-
denschaftlicher Verwünscliuug mit nahendem Alter und entstel-
lender llunzel. Noch also ist die Zeit nicht eingetreten, die
fälschlicli als IJew eis gegenw artiges Alters gemissbraucht w ird :
ij)sa aniis haud longa curva futura die. Diess band longa wird
hier der unsterblichen Jugend der Aurora entgegengesetzt. Alle
diese Ueweise .-sind trilltig genug. Aber nocli mehr; selbst zu-
gegeben, dass Cynthia eine JNinos gewesen sei, konnte sie doch
hier unmöglich anus angeredet werden. In dieser Verbindung:
Appia cur toties te via ducit anum'? kann es nur heissea: quum
sis anus. Warum brüstest du dich, einherroUend auf der Ap-
pischen Strasse, dem Tummelplätze geckischer Jugend (vergl.
IV, 8; wie widrig wäre auch dort der bacchische Aufzug für
eine alte Person!) da du schon eine ältliche Frau bist. Offenbar
ist diess eine ansehnliche Grobheit. Und diese beleidigende Er-
innerung an höhere Jahre hätte Propert. in einem Liede statt-
haft gefunden, in dem er mit ziemlicher Gewissheit Untreue
argwöhnend seine leichtsinnige Freundin durch verliebte Nach-
giebigkeit zu sich zurückführen will'f Um über v. 25 einig zu
werden, wird es gut sein, den Gang der Elegie genauer anzu-
geben: Warum seh« ärmst du ausserhalb Rom auf den Plätzen
der Ueppigkeit umher, unter allerlei nichtigem Vorwand'f Die
freundlichen Sjiaziergänge der Stadt wären dir ein Ueberdruss?
Irre dich nicht! du kannst micli nicht länger täuschen; du
8uchst heimlich vor mir fremdes Liebeswerk. Allein möcht' es
doch meinetwegen sein; nur dein Ruf ängstigt mich. Erst «eu-
iich sprach man überall gar übel von dir.
Sed tu non debes inimicac credere linguae.
Diese Lesart aller Handschriften schützt Ilr. P. pag. 300: Tu
non debes credere i. e. aiires praebere rumori. Ille enim res au-
g<'t. Nontam eüVenata, ut fortasse nonnulli tradunt, tu es; noii
igitur, le\iter, sed uou improbe ageus, rujnori credere, tenequi-
256 Römische L i 1 1 e r a t u r.
tns obnitam e«;se clamaiiti, pracsertim cum piilchra quaeqnc ob
iiividiam diircratur. Sollte nicht Cyiitliia, deren Sitten der Hr.
Verf. veriTcbens zu schVitzen sucht, gelacJit liaben, wenn ihr
Freund, der sich so eben mit seijier genauen Kenntniss von ihr
so zuTersic})tlich gebriistet hatte, sie so gutmiithi!? über Dinge
trösten wollte, wofür sie in der That gar keinen Trost verlang-
te? Sie Ijätte ihm sicher noch ganz andere Abentheuer mit-
iiieilen können, als die er auf diese Weise dem iibertreihenden
Uufe beimessen will. Allein der Ruf übertrieb keinesweges ; er
beschuldigte sie nicht grösserer Verbrechen, (non tua deprenso
damnata est fama veneno) sondern nur der nequitia, die Pro-
pert. zwar weiss, also gar nicht übeVtriebcn nennt, aber gern
übersehen will:
Sin autem longo nox iina aut altera luxu
Consumpta est, non n\e crimina parva movent.
Lässt sich nun wohl diese einschmeichelnde Nachgiebigkeit bei
klarem liewusstsein ihrer Schuld mit jenem Tröste verbinden:
Der Ruf sagt wohl, du seist ungetreu, aber wir wollen das nicht
glauben, liebe Cynthia? Doch vielleicht giebt er nur zu, dass
sie immerhin sündigen möge, nur solle sie ihres Rufes schonen.
Nicht einmal das. Helena, Venus, Griechinnen, Römerinnen,
alle haben gesündigt, offen gesündigt, Lesbia hat den Reigen
geführt, man weiss es, und tadelt sie nicht. Wozu werden die-
se Beispiele aufgestellt, als um Gleichgültigkeit gegen woliibe-
gründeten schlimmen Ruf hervorzubringen? Hätte er den Ruf
als übertreibend lierabsetzeii m ollen, so musste er Beispiele von
Frauen aufstellen, die besser Maren, als ihr Ruf 5 eine Claudia
z. B. Nun aber kann er nicht anders rathen, als: Sed tu non
debes inhnicae cedere Ungiiae. Wenn Hr. P. behauptet, dass
er sie dadurch quasi ad pugnam cum fama iueundam aufforde-
re, so ist das allerdings wahr, aber eben das thut er ja v. 27
sq.; eben das am Ende der Elegie, und zwar in einer sehr clia-
racteristischen Folge. Erst zürnt er; dann ist er, sich selber
vergessend, nur ihretwegen einschmeichelnd besorgt; dann
hat er gegen garnichts mehr etwas einzuwenden. Kann sich ei-
ne ganz ergebene , demüthigste Liebe trelfender zeichnen las-
sen? Eben so II, 33, wo er der reizenden Trinkeriu erst zürnt,
dann warnt, dann alles vergisst und alles erlaubt.
Pag. X, III, 25, 6, (Semper ab insidiis, Cynthia, flere so-
les) wird ab zVmvV///*' erklärt: Statim postquara insidiae detectae
sunt, (gegen Huschke, der es für ex insidiis nimmt;) und wei-
ter unten: Igitur Cynthia propter insidias , posteaquam eae de-
tectae fncrunt, flevit. Gewiss aber hat Iluschke reclit. Freilich
folgen dieThränenCynthiasUeberfuhrung; allein vas Propert.
liier schilt, ist, dass diese Thränen niemals wahrhafte Thrä-
«eu der Reue sind, sondern Heuchelei; denn es geht vorher:
Propertü Cariiiina. Eil. Puldiuuii!:. 25T
ista sum captiis ab arte. Früher hat mich cHciscr Kunstgriff ge-
rührt, jetzt nicht Inelir; ich weiss nun, immer > ergössest du
Krokodilesthräncn. Dagegen v*t die Auslegung: Wenn icl» dich
aiilvlage, Jiast du nie etwas anders als Thränen, (Poiltae abscnti
irriserat. Quo cognito poeta eam increpat; iila contra, »^uo se
defendat, jjUni Jiabet nisi uberes lavrimas muiiebri more sem-
per in statiune sna paratas) unstatthaft. Erstlicli hatte sie
oft ganz andere Iliiifsmittel angewandt, falsche Schwüre, Ver-
stockung, Gleichgültigkeit, Hohn, offenbare Untreue. Und
zweitens würde ein Vorwurf, wie dieser, eine Härte enthalten,
die mit dem Folgenden in Widerspruch steht: Flebo ego disce-
dens, sed fletura iniuria vincet. Er li'^-bt sie also nocli ; seine
Thränen si'jd aufrichtig, die ihren vix vi expressae. Soll jnan
aber das: propter insidias , posteaquam eae detectae fuerunt,
\erstehn, du weinst über die entdeckte Falschheit, d. h. aus
Ingrimm, so passt diess hieher gar nicht.
L a c h m a n u s Eintheilung in 5 Bücher, der auch ich fol-
ge, durch Treiuiung des zweiten in das zweite und dritte, bil-
ligt der Hr. Verf. nicht (S. Pag. XXH ff.). Nachdem er der
früheren Gelehrten Erklärung der Hauptsteiie H, 13, 25, Sat
mea sat magna est, si tres siiit pompa libelli, aufgeführt, und
als nicht genügend bezeichnet hat, worin ich ihm beistitnnie,
stellt er selbst folgende auf. Besonders wichtig sei, dass Pro-
pert. in dieser Elegie überhaupt nur von zukünftigem Tode re-
de, niclit von nahebevorstehendera. Üaiier hoffe er, noch so
lange zu leben, bis er dem jetzt halbvollendeten zweiten ein
drittes habe zufügen können. Drei habe er gewählt u. s. w.
Die Elegie hebt neinlich an :
Quandocunque igitur nostros mors claudet ocellos.
Allerdings ist dieser Ausdruck unbestimmt, und wird z. B. H,
1, 11 (Quandocunque igitur vitam mea fata reposccnt) in ganz
anderem Sinne, obgleich die Worte ganz ähnlich lauten, zuver-
stehi: sein; denn dort verspricht er sich langes Leben und
Dichten. Nur fragt sich , ob er sich dennoch nicht etwas be-
stimmtes hiebei gedacht hat, und weswegen er gleichwohl
den unbestimmten Ausdruck vorzog. Im Allgemeinen ist wohl
schon natürlich, dass eine solche Anordnung des Begräbnisses
nicht für ferne Zeit, sondern für eine gefürchtete nahe gege-
ben werde, zumal von dem kränklichen Properz. Ferner ist die-
se Elegie nicht ein blosses Spiel der Phantasie, sondern der
Inhalt ist zu einem bestimmten Zwecke wohl überlegt ausge-
wählt. Es ist die zarteste Bitte an C^ntliia um baldige Erliö-
rung. Ohne überall um Liebe zu üehn, der sie schon lange wi-
derstanden, bittet er resignirt, Heim er etwa stürbe^ blos die
Bücher seiner Liebe ihm milziisenden. Dann wirst du zuweilen
um den Todten u einen; allein dann 2U spät:
Jahrb.). fttU. u. i'arfug. Jahr^. U. tUH H. |g
258 B «") in i ä c Ii (! li i 1 1 c r €i t ii r.
Aber umsonst dann, Cyiitliia, rufst du die scliweigeudcii
Manen;
Und kein liebendes Wort redet mein bröckelnder Staub.
Giebt es einen rVilirenderen Weg zum Herzen, als diese demi'i-
thige, stumme Bitte, die nichts will, als der Geliebten künfti-
ge Rene ersparen, selbst hoffnungslos*? und hier ist nun zn-
gieich ersiclitlich, warum er den unbestimmten Ausdruck (^iian-
docunque gebrauche; wie wir: Wenn ich etwa sterbe. Der
Dichter, der wirklich an den Schmerz glaubt, den dieser Ge
danke in der Geliebten erwecken wird , kaim gar nicht mit ge-
nauerer Zeitbestimmung seinen Todestag nennen, sondern wird
ihn vielmehr möglichst in die Ferne hinansrücken. Nun frag'
ich: Wollen wir in einem solchen Liede des Schmerzes, der
geduldigsten Klage annehmen, der Sänger lebe der vergnügten
Hoffnung, aniioch liliuch zu fertigen, womit denn diess oder
jenes vorgenommen werden könne'? Oder kann er mit einer
solchen Bitte, deren Zartheit Cynthia wohl fühlte, denn sie er-
hört ihn im nächsten Liede, kann er, sie an Cynthia selbst rich-
tend , der diese drei Bücher geweiht sind, die er mit in das
frühe Grab nelinien will, irgend etwas andres meinen, als die
einfache Wahrheit: Drei Bücher enthalten meine Liebe, mei-
nen Schinerz, mein Leben, meinen Besitz im Tode'? Und heisst
wohl eine solche Annahme den Knoten nicht lösen, sondern
zerhauen, Avie Hr. P. Lachmann schuld giebt'? Wird nicht viel-
mehr der Uli befangene, wenn er sich dieser Ansicht bewusst
wird, diesen Weg für den einfachsten, wahrsten halten'? Zu-
mal da ja bekannt ist, dass die Eintheilung in Bücher und Lie-
der in den Handschriften meist undeutlich und willkührlich
sei, und dass oft Abschreiber zur Ergänzung etwaniger Lücken
des Buches das naive Mittel anwandten, aus zwei Stücken ein
Ganzes zu machen, dass sie sie eben hintereinanderweg schrie-
ben. Es kann deswegen unsere eingestandene Unwissenheit des
Zeitpunktes solcher Zusammenleimung beiPropert, keinesweges
die Sache aufheben , wenn sonst die Beweise dafür gut sind.
Daran fehlt es aber nicht. Denn da wir nacli unserer Auseinan-
dersetzung das dritte Buch hier namentlich erwähnt finden, so
fragt sich nun: wie weit reicht es zurück. Bei dieser Untersu-
chung zeigt sich in der einleitenden Elegie des zweiten Buchs,
die damals gewöhnliclie wunderliche Amnuthung, doch grösse-
re, wo möglich epische Gedichte zu schreiben, sei auch an den
nun berühmten Properz ergangen. Er fühlt sich jedoch nur
heimisch in der Elegie, und will nur ihr sein Leben weilien.
Das Buch selbst beginnt aber mit einer erneuten Liebe zu Cyn-
tliia. Er hatte geglaubt, diese Periode seines Lebens sei ge-
schlossen: Liber eram etc. Die dritte schwankt schon wieder
zwischen Liebe und Erkaltung. Er überlegt. Und je weiter die
Pioptrtii Carinlnu. E«l. l*aldiimu#. 259
Lieder rorri'icken, je licrber wird des Dichters strafender, zür-
nender Ton ^effen seine Geliebte, so dass wir eine gänzliche
TrennnnjjAoraussehn. Aber gerade hier finden sicli jene schiecht
znsauiniengeHickten Hisse, die ein scharfes Auge nicht täuschen.
^ur so viel sehn wir noch, der Dichter fühle sich bei diesem
verzehrenden Schmerze am Ende seiner Jugend : Sic igitur prima
moriere aetate, Propcrti. — AVenu nun nach einem solchen Aus-
tönen der Liebe und des Liedes ein neues Uruchstiick so an-
hebt: Sed tempus lustrare aliis llelicona choreis, und bald dar-
auf: Aetas prima canat Veneres, extrema tumultus: Bella ca-
nani, quando scripta puella mea est; sagt sich da nicht jeder,
diess sei eine unwiderlegliche Bezeichnung der neuen Epoche,
die schon als nahe früher verkündet war; also der Anfang ei-
nes neuen Buches? Ks ist unmöglich, sich bestimmter zu erklä-
ren, als: (juaiido scripta puella rnea est. Wir wollen diese»
Anfang weiter verfolgen. Das erste Braust n : Bella canam, be-
nänltigt sich; nicht diesen höheren Gesängen, dem didaktischen
Liede, der Elegie näher verwandt, w ill er nun sein Leben w eihen.
In diese Zeit mögen die Fragmente der Fasten im fünften Bu-
che fallen. Die nun folgenden Lieder sinken freilich wieder in
das gewohnte Gleis zurück, zu dem Liede der Liebe und ihrer
Pein; allein gerade diess, wie wir sehn werden, war der Cha-
racter des dritten Buches. Auch beginnt hier, wie im zweite»
Buche, eine neue Bewerbung um Cynthia, doch öfter als früher
mit Klagen der verblühten Jugend ,, des nahenden Todes ver-
flochten. Gleich nach deiiiFragmente: Scribant de te alii, hebt
die Einleitung an: O des wankenden Sinnes der Liebenden!
((^uicunque illc fuit.) Meine Kraft ist geschwunden, dennoch
iässt Amor nicht ab von mir (Quid tibi iocundum, siccis liabi-
lare mcduUis'? Si pudor est etc. Ilr. P. will nicht einmal so >iel
Scham dem Amor zugcstehn, als dieses Scheltwort voraussetzt,
un»l schlägt vor : Si pudor est alii, etc.). Doch schmeichelt er
Cjnthia's Schönheit. In der näclisten Elegie liaben seine Lie-
der nie so schön getönt, als wenn er sie, in ihrem Schoose lie
gend, der Cyntliia vorlas. Quae si forte bonas ad pacem vcrte-
rit aures! JNoch hat er sie nicht erweicht, doch ist sie milder
geworden, zärtlich noch nicht. Da erinnerter sie an seinen
nahen Tod; die drei Bücher sollen ihn, und Cynthia begleiten.
Diese, gerührt, e.hört ihn, sie liaben sich wieder gesprochen;
doch ergeben hat sie sich ihm auch jetzt noch nicht, (was wohl
zu merken ist, damit die letzten Verse der Elegie vor Aende-
rungen siclier sind, zu denen auch Ilr. P. greift pag. 285;) viel-
mehr erwartet er noch gänzliche Hingebung, doch bedenklich
durch Erfahrung fügt er hinzu: an inediis sistat onusta vadis*?
(na>is mea), mit Androhung des Todes. In der näcliste» end-
lich ist (las Schilf in di'u Hafen eingelaufen, um bahl wieder
vun neuem durch de» ankommenden Praetor geängstel zu wer-
260 Uümtdchc Litterutur.
den. Ist nun, frag' ich wieder, eine durch solclie Einleitung
(^Sed tempus etc.^ die nicht weil sie an Augustus gerichtet sein
soll, sondern ihres Inhaltes wegen allerdings nur an der Spitze
eines Buches stehn kann) eingeführte vollständige Lcbensepo-
clie, die als drittes Buch in unserer Elegie ausdrücklich be-
zeichnet >vird , deren durcli vielfache Lücken herbeigeführte
Zusammenschmelzung mit dem vorhergehenden höchst natür-
lich erklärt wird, nicht liiniänglich als ein Ganzes bezeichnet,
und wieder abzusondern? Ferner: alle Bücher des Properz
werden durch Einleitungen mit einander verknüpft. Wie sich
das zweite Buch auf das erste bezieht (Nur Liebe sing' ich), daa
jetzt abgetrennte Dritte eine neue Lebensepoche, subductum
vultum et gravitatem, verspricht , eben so wird im Anfange des
Vierten (bisher Dritten) die von uns schon angegebene Eigen-
thiinilichkeit unseres Dritten bezeichnet. Ich meinte einst, sagt
er (IV, 2), hohe Thaten zu singen, allein die Muse rief mich
bald in das gewohnte Gleis zurück. Da nun also, ohne Aufstel-
lung des nun abgesonderten dritten Buches, sich diese Aussage
auf das zweite beziehen würde, in dem das Gedicht Sed tem-
pus Helicona novis lustrare clioreis zu einer gelegentlichen Aeu-
sserung herabsänke, auf die eine so feierliche Berufung nicht
wohl begreiflich wäre (da er die Fasten noch nicht herausge-
geben hatte), so darf man wiederum schliessen, dass jenes Lied
an der Spitze des dritten Buchs eine besondere Epoche des
Dichters characterisire.
Pag. XXX liest der Hr. Verf. I, 15, 25 mit Muret: Muta
prius vasto labentur fiumina ponto. Heisst diess : Ehe werden
die Ströme scliwcigend in den Pontus gleiten, wie ire castris
bei Statins , so liegt in diesem Ereigniss keine Unmöglichkeit,
denn wirklich münden sieh viele Ströme so aus. Heisst es aber:
Der strömende Ocean (wie ich flumina ponto verstehe) wird
eher ohne Tosen dahingleiten , so ist auch diess ein Ereigniss,
das bei Windstillen oft mondenlang eintritt. Soll es , was es
nicht heissen kann, bedeuten: Eher werden die Ströme aus
dem Ocean rückwärts gleiten, so ist muta ein ganz nichtssagen-
des Beiwort. Daher scheint mir die Lesart des Cod. Passerat:
NuUa prius, die auch Herm. Boscha annimmt, die allein wahre :
Ehe wird der strömende Ocean in träger Ruhe erstarren , eJie
der Lauf der Sterne rückwärts kehren, als u. s. w.
Pag. XXXII. Die Bedenklichkeiten I, 5, 5 nicht aliqno le-
sen zu dürfen, sind unerheblich. Die ausgelassene Nebenbezie-
hung denkt jeder leicht hinzu, und die folgenden Verse bewei-
sen sogar, dass alio nicht ausreicht für Properz Meinung: Ir-
gendwo wird doch Treue zu finden sein, die ich bei dir verge-
bens suche. Pag. XXXIII, 11,10, 12, liest Hr. P. mit dem Gron:
inagni nunc erat oris opus. An Interpolation sei hier nicht zu
Tropcrtü Carmina. Ed. Faldainus. 2ßl
(lenken. Das nicht, wohl aher an einen Schreibfehler, deren
der Codex ^ar \iele hat. Und die vorherijeheude Rede, beson-
ders die Imperative: Siir^e auiina; Pierides, snmite vires, ma-
cben das opus cril his viribus zu nati'irlich, als dass uns der
iibell)e^laubigte Codex gen:en die bessere Auctorität der iibri-
jETen eine Aenderung aiil'driagen sollte; aus demselben Grunde,
wie Tibull 111, 1,18 llusclike erit beibehielt, üeberhaujjt kann
das Imperi'ectum nur an die Stelle des Praesens rücken, wie
das Plusquamperrectum an die des Perfects, wo eine Zeit aus
irgend einem Grunde, gewöhnlich lebhafter Aufregung, auch
der Ironie, über das wahre Verhältniss sichtbar hinansgerückt
werden soll. So bei Ilorat. Carm. I, 37, 4: Nunc teiiipus erat
oriiare pulviiiar. ]\un wollen wir trinken; ja das Fest sollte
schon jetzt begonnen sein. So lässt bei Sophocles die iJegierde,
den blinden Greis näher zu kennen, den Chor fragen: xl£ ag
ii]V', und ähnlich in allen Stellen, auch im Plusquaiiiperf. , wo-
für Propert. selbst mehrere, gewöhnlich in das Perlect mit Un-
recht veränderte, Stellen bietet, liier ist aber, Avie eine auf-
merksame V ergleichung lehrt, eine solche Verwechselung nicht
stattiiaft; denn er fordert die Musen auf, ihm grössere Kräfte
zu verleihen, und da diese Aufforderung im Imperat. steht, d.
h. auf die Zukunftsich bezieht, wo er epische Gesänge dichten
will, so kann auch die Folge: opus erit viribus^ nur in dem-
selben Tempus erwartet werden.
Pag. WXIV, II, 21, 14, wird der Lesart der Codd., Qnod
quaeris qnare non habet ullus amor, Huschke's Conjectur: cu-
rae non habet ullus amor, vorgezogen: Patrocinium vulgatae
scripturae frustra recepit Lachraannus. Der Grund lässt sich
nicht abseliH, da der Sinn (Ein Wanim^ nach dem du fragst,
kennt die Liebe nicht) trefflich , der Ausdruck lateinisch und
pikant ist, und ohne alle Merkmale der Verdorbenheit. In sol-
chen Fällen, wenn wir nicht uns auf dem unendlichen Felde der
\ermuthung gänzlich verliehreji wollen, darf gar nichts der
Auctorität der Handschriften im Wege stehn. Conjectiiren sind
ein nothwendiges üebel, zu dem man sich also so selten als
möglich bequemt. Sicher nimmt auch Hr. Huschke seine Conje-
ctur selbst zurück. Pag. XL wird II, 5, 15 Nee tu non aliquid,
sed prima nocte, dolebis , wie die Codd. haben, ohne Grund
angegriffen. Ist doch der Sinn wie die Sprache einfach: Frei-
lich wirst du dich nicht ohne Sclimerzen losreissen ; doch der
Schmerz ist kurz , eine Nacht. Jedes Uebel in der Liebe ist
leicht zu tragen für t\M\\ Geduldigen. Eben so behauptet Hr. P.
Ernst Schulze's Conjectur, I, 15, 33: Nam mihi ne viles isti
videantur ocelli, kaum zu verstehn. Der Sinn ist: Wie leicht-
sinnig du mich auch verlässt, werd' ich dir doch immer hold
sein. Denn wie sollten die Augen mir je gleichgültig werden,
bei denen du 80 oft dich verschwurst, und deucu ich glaubte.
262 . Bümläche Littcratur.
Dennoch ist vielleicht die Lesart der Codd. richtig, und die
freiere Construction blos Eigenlicit des Propert. Dairegen ist Hrn.
P.'s Vorsclila;;^: Quam niilii nae! viies isti videaiitur orelli, ge-
gen den Znsanimenliang, da es Iieissea muss : Walirlicli, wie
gleicligültig möchten mir wolil die Augen scheinen, etc.
Pag. XLIII f. wird der Pentameter 11, 26, 8: iMnitum in
amore fides, muitiira constantia prodest: Qui dare multapotest,
muita et amare potest, gegen Verwerfung und Aenderungen mit
lleclit in Scliutz genommen. Allein in der Erklärung weiche ich
gänzlich von Hrn. P. ab. Er sagt, multa amare sei ardenter
amare. Multa autcm dedit pacta, quam fidelem se et constan-
tem praeberet. Das würde mit andern Worten Iieissen, qui fi-
delem se praebere potest, etiam ardenter ainare potest. Das»
diess nicht recht sei, dass die Erklärung überdem ausseror-
dentlich gezwungen sei, leuchtet ein. Vielmel'.r war Cynthia
im Begriff, wahrscheinlich mit jenem entsetzlichen Praetor,
dessen Keichthum sie demProperz schon so lange entzogen hat-
te, übers Meer zu fahren. Die vorhergeliende Elegie: Vidi te
in somnis fracta, mea vita, carina, hatte sie erweicht, vielleicht
auch des Praetors oder eines andern Liebhabers Untreue. (S.
II, 21: All, quantum de me Panthi tibi pagina finxit; Cynthia
scheint damals häufig gewechselt, aber immer reiche Liebhaber
gewählt zu haben.) Darüber nun triumphirt der Dichter, indem
er sich mit jenem reichen, aber eben deswegen veränderlichen
Nebenbuhler vergleicht. Selbst Krösus Reiclithümer entführen
sie ihm nicht mehr; seine Lieder sind ihr mehr als Schätze;
seine Treue hat ihr ihn so werth gemacht; jener der reiche
Geber kann auch viel, überall umher lieben u. s. w. Also ist
multa amare in eben dem Sinne zu nehmen, wie II, 25, 39 of-
ficia in multos revocare amores, und ebendas. v. 48 üna femina
est multa mala.
Pag. XL VIII, IV, 1,135. Fallax opus erklärt Ilr. P. carmina,
quae dolorem fallant. Ich bin anderer Meinung; denn diess
wollen weder die Elegischen Dichter , noch thun sie es. Viel-
mehr ist diese Dichtung trügerisch, weil ihr Dichter sich durch
einschmeichelnde Lieder die Liebe der Mädchen zu gewinnen
liofft; gleichwohl wird er fast immer getäuscht und der Rei-
che ihm vorgezogen. Theils ist jene Zurücksetzung die bestän-
dige Klage dieser Dichter, theils führen die nächst folgenden
Verse den Gedanken verschmähter Liebe weiter aus.
Pag. XL VIII, II, 11, 10 hatte ich zu Lucilius Aetna pag. 21 Ü
vorgeschlagen zu lesen : Et pharetra ex humero Gnosia utroque
iacit^ statt iacet. Hr. P. verwirft diese Vermuthung, und da ich
sie in meiner Ausgabe des Propertius noch für wahr gehalten,
statt des Beweises aber auf Lucilius verwiesen habe, so bin ich
wohl eine ausführlichere Darlegung meiner Gründe schuldig.
Ilr. P. wendet ein: Die Dichter gebrauchten nicht selten den
I'ropcrtii Carmiiiii. Ed. Paldanius. 2(>3
Plural für dni Singular, also iitroquc laimero = Immens zrrhu-
mero. Die l'räposiliou ex wäre olt dem in nahe verwandt, also
ev humero statt in liwmero; iaccre lieisse otiosuni esse. So wä-
re der Sinn: Der Boiren ruht unthäti^ auf der Schulter, und
triflt deswegen, ehe wir es uns einbilden. Daj^e^en wäre iacit
tautoloitiseh , denn vom Schiessen wäre erst im Folgenden die
Kede. \> as nun jene iNachweisuniren über den dichterischen
Pluralis, ül)er die üedeiitunjr von ev und jacere betrilFt , so be-
kenne ich, dass es nii(;h befremdet hat, sie auf mich ev utroque
Jiuraero abladen zu selin. ich setzte diese Kenntnisse bei den
Lesern stillschwei;2:end voraus, weil von ihnen in gegenwärtiger
Untersuchung nicht mehr die Frage sein könne, da eben auf
iliuen meine Behauptung beruht, man köiine nicht sagen iacet
ev humero, noch weniger ex utroque humero. Freilicli geht es
alimälig in /// über , und allerdings ist pendere ex humero ähn-
lich dem pendere in humero. Aber da e.r immer den Anfang und
Ausgang von wo nebst der Verknüpfung und dem Uebergange
worauf in sich vereinigt, iacere aber eine Ruhe worauf, oder
worin bedeutet, so könnte man sagen iacet ex hoste , erliegt
von feindlicher Hand getrolleu, oder iacet ex naufragio, aber
niemals kann man sagen pharetra iacet ex humero, statt ncgli-
genter pendet. Sodann ist der Begriff des nachlässig ruhenden
Bogens mit dem Gedanken des Bildes im Widerspruch. Ja ich
entsinne mich nicht einmal eines antiken Bildes von Amor, auf
dem er den Bogen auf dem Rücken trüge ; doch irr' ich mich viel-
leicht hierin. Aber ungebraucht liegen darf hier der Bogen
nicht; und wie Hr. F. oder Amor es möglich raaciien wolle, den
Bogen, Aj^hrend er auf der Schulter hängt, abzuscliiessen,
möchte schwer zu sagen sein. Und noch viel weniger, behaupt'
ich, wäre es im Lateinischen erhört zu sagen: utroque humero
= liumeris "=■ humero, so wenig als man wird nachweisen kön-
nen etwafortis utraque manu, statt manu fortis (nicht eigentlich
statt K^ifpiÖiltog) und Aehnliches, zumal da man nicht einmal, wo
wirkliche Plurale gemeint sind, z. B. erubuere genae, oder vc-
iox, claudus |)edibus das utrumque zu setzen pUegt , wo nicht
dieser Begritt" ausdrücklich verlangt wird. Auf diese noch ganz
un widerlegten Gründe also gestützt folgerte ich so: Die Be-
schreibung des Amorbildes in dieser Elegie ist so angelegt,
dass jedesmal ein Distichon die Mahlerei, das nächste deren
Erklärung enthält. rSemlich: Dist. 1. Amor als Knabe. Dist. 2.
Kindische; Liibcdachtsamkeit der Liebenden. Dist. 3. Amor ge-
ilügelt. Dist. 4. Lube^tand der Liebenden. Hierauf folgen un-
sere Verse:
Et merito liaraalas manus e^t armata sagittis,
Et pharetra ev hum(*ro Gnosia utroque iacet;
Ante ferit quoniam tnti quam cernimus iiosteu:,
i\ec quisquam ev illo vulnere 8anu8 ablt.
2G4 . Römische Littcratur.
Es leuclitet sogleicli ein, dass i» der begonnenen Weise fortf^e-
falire» wird; das zweite J)ist. erklärt auch liier das erste, nur
mit dem uuwesentliclien Unterschiede, dass der Pentameter die
Erklärung des Hex. ; der Hex. die des Pent. enthält. Ilamatas
sagittas trägt Amor, weil der Liebe Wunden scJiwer heilbar
sind und, wenn der Pfeil herausgezogeu wird, das Herz zer-
reissen. Der erklärende Hexameter nun sagt aus: Denn sein
Bogen trifft, ehe wir sorglos einen Feind bemerken. Da nun das
blosse Bogeufüliren noch nicht einen Schicssenden andeuten,
noch der Dogen von der Schulter lierabhängend uns Verletzung
drohen kann, so schliess' ich, mich dünkt mit Hecht, dass in der
Deschreibung des Bildes selbst ein SchiessenJer , und zwar in
der Art dargestellt wird , dass die Erklärung, wir würden von
der Liebe unvernmthet getroffen, mühelos daraus gewonnen
werden mag. JNuu giebt es kaum ejne andere, als dass jemand
anderswohin trifft, als sehie übrige Stellung erwarten lässt, wie
der flüclitige Parther thut. Und diese angedeutete Stellung
Amors, die als nothwendig sogar'granimatisch unverdäclitichte
Worte des Verderbnisses zeihen würde, bring' ich in einer
sonst vielfach verkehrten und unlateinischen Wortfügung durch
Veränderung eines e in i hervor:
Et pharetra ex humero Gnosia utroque iacit.
Weil seine Pfeile utroque, nach entgegengesetzten Seiten, rechts
und links, oder besser, vorwärts und rückwärts lliegen, ahnen
wir unsere Gefahr nicht. Wir hätten also ein Bild Amors, der
ohne Jiinter sich zu sehn daliin einen Pfeil absendet; so gebil-
det für die leichte Deutung : Ante ferit quoniam tuti quam cer-
nimus hostem. Hiermit leg' ich diese Conjectur dem gelehrten
Publicum nochmals vor, gern zu weichen bereit, wemi ich wirk-
lich widerlegt werde.
In den Obss. (von pag. 228) handelt das erste Kapitel de
versibus spuriis lacimisque , quae apud Propertium inveniuntur.
Zuerst wird 111, 21 das vierte Distichon angegriffen: Weil in
den vorhergehenden die Rede nur von der Liebe^ nun aber die
Erwähnung' der Geliebten ganz unpassend wäre; f«//iew stünde
ohne Beziehung auf die früheren Sätze, und Heinsius Conjectur
tandem bessere andere üebelstände nicht; denn auch venu wä-
re falsch; Cynthia sei nie zu Properz gekommen; amica sei
ganz unpassend, überhaupt die V. L. sehr gross [gute Codd.
stimmen durchaus überein]; der Gedanke aber matt, weiner-
lich, kindisch, Properz's Gesinnung zuwider. Ich denke, die
Verse werden sich wohl vertheidigen lassen. Mir wenigstens
scheint nichts wahrer und natürlicher, als diese Ideenverbin-
dung: Fort von hier, der Liebe zu enttiiehen; denn der stete
Anblick der Geliebten facht sie nur mehr und heftiger an. Al-
les habe ich versucht; umsonst, der Gott drängt ohne Maas.
PropertSI Carminn. Ed. Pahhinius. 2ß5
Und (loch ist »ie hart pe^en mich; selten darf ich ihr nahen
und selbst dann ist sie ki'ilil. O Cyntliia, Fliiclit ist mein ein-
ziges Heil. Mir, sag' ich, scheint nichts einfacher und wahrer,
als dass der Liebende, wenn er im Allgemeinen von der Liebe
spricht, lialb unbewusst doch nur an die Geliebte denkt, und
unvermerkt ihre Person der allgemeinen Rede einflicht. Ist es
nicht ein vielgebrauchtes Merkmal Verliebter, dass sie nur von
ihr reden, «/epreissen, ohne Namen, als verstünde der sich
schon? Und sehr wolil überlegt ist der Uebergang von diesem
zum nächsten Distichon ; da sie dem Dichter nun deutlich ins
Bowusstsein getreten ist, redet erCynthia selbst an, weswegen
auch der Vers richtig interpungirt ist: Unum erit auxilium mu-
tatis, Cynthia, terris. 7'a/«ew hab' ich schon erklärt. Es ist je-
nes tomen, das so oft missverstanden wird, weil es die Mittel-
gedankcn übergehend, und nicht zu seinem Satze gestellt seine
eigentliche Bedeutung scheinbar verliehrt; hier: Ichliebezwar
unglücklich, dennoch bemeistre ich meine Liebe nicht. Es be-
darf also keiner Korrectur. Dass Cynthia niemals zu Proper«
gekommen sei, widerlegt sich, sobald man sich an IV, 8 erin-
nert, und da sie sich IV, 1 zu ihrem Freunde aus dem F'enster
lierablässt, warum soll sie nicht auch in sein Haus gekonuuen
sein , da sogar als Zeugin ihrer Vertraulichkeiten die Strasse
genannt wird; das Haus verschweigt sie, weil sie diess gar nicht
erwälinenswerth findet. Allein ich behaupte, dass hier renit
hlos heisst: oder wenn sie mir nachgiebt. Gerade wie hier
sacpe negavit, seu venit, eben so wird auch 11,22 (Aut si es du-
ra, nega; sin es non dura, venito!) venire und negare entgegen-
gesetzt, ohne ein näher bezeichnendes Beiwort für venire, was
der Gegensatz überflüssig macht. Dass endlich der Gedanke
nicht matt u. ä. w. sei, mag ich niclit beweisen.
Auch gegen die Kritik der Verse 25, 26 liessen sich gar
viele Einwendungen machen, doch übergeh' ich sie, da ich die
Verse selbst nicht vertheidigen mag. Allein mit sehr geringem
Erfolge werden die nun folgenden Verse derselben Elegie ge-
neckt. V. 2!) ist certe missverstanden. Der Sinn ist: Wenn mein
krankes Gemütli weniger empfänglich sein sollte für jene ern-
sten Gegenstände, so werden wenigstens Gemähide und Statuen
mein Auge fesseln, und meine Gedanken von der Liebe abwenden.
maßis steht für potins, wie öfters (oder lieber). Prop. irrt hier
in Wahl der Gegenstände umher, wie (Jharinus im Mercator in
der Wahl des Orts, mit dem diesem Iteiseproject, das ihm wohl
nie Ernst gewesen ist, verglichen werden kann. Die letzten
Verse sind der Ausdruck gänzlicher Hoirnungslosigkeit, die vor-
aussehend, dass uichts helfen wird, charncleristisch sich in
einen Gemeinplatz verliehrt. Zeit und Uaum wird lielfen. Le-
nibiint ist doch kein Grund, den Vers JVir untergeschoben zu
haU(;n (s. auch des Verf. Meinung über restaverit pa^. ^44), da
18*
2ßO R r> ni { » c 1i c L i 1 1 c r a t ii r.
Iiiterpolatorcn ricIi solclicr Formen am wenig^stcti ]>e<licnen;
aucl» siolunMi, wie es mir scheint, Irapcrfeeta auf ibam (Leiii-
baiit) beiden besten Dichtern aucli diese Futnra liiiireichend,
(Beispiele liat Sediert lat. Gram. Curs. 4 pag. 171 li".) nament-
lich hei Properz, der episclie Grandiosität am wenigsten ver-
schmäht. Uei tnrpis amor bedenke man, dass liier Jemand
spricht, der sich (Me Liebe verleiten will, und sie deswegen
schilt. In fato fractns ist das Zeugma verkannt.
Das zweite Kap. handelt: deqiiibusdam Propertii idiotisniis,
welches kiinftig gewiss viel reichlicher ausfallen Mird. Pag. 244
wird I, 14,13, Tum jnilii cessuros spondent mea gaudia reges, so
erklärt: Tum reges se mihi cedere quod attinet ad gaudia, jure
jnrando affirniant. J)ie Construction ist ganz einfach, wenn
(-ynthia mich beglückt, mea gaudia spondent mihi reges cessu-
ros. Pag. 245 wird 1,3, 20 igtwtis coriiibns Inachi.los als
Enallage vertheidigt. Allein ich glaube Jiiclit, dass diese Je-
mand A erkannt hat, sondern anstössig Mar das Beiwort wohl,
weil es der Yergleichung gar nicht zu entsprechen scheint. Ich
erkläre es: die verwandelte lo, so dass also in dem Worte kein
Grund fiir des Argus Aufmerksamkeit liegt, sondern blos das
Factum erzählt wird. Pag. 247 wird II, 32, 53 so emendirt:
Sed post anliquas Deucalionis aquas , Die mihi, quis potuit le-
ctum ser\are pudicum'? Allein die Conjectur ist unrichtig und
unnöthig, da allerdings die Götter schon vor der Deucalioni-
schen Fluth in der Liebe siindigten. Der Grund, warum so
viele anstiessen, liegt in dem missverstandenen: ///c mos Satur-
no regna tenente fuit. Man hielt es für: casti mores, da es
docli heisst, mos peccandi, liberior amor. Khe wirst du die ganze
Natur umkehren , quam facere , ut nostrae noiint peccare piiel-
lae. Diese Lust zur Sünde herrschte unter Saturn, und als das
verderbte Geschlecht vertilgt wurde, und nachher wieder. AI
so hat allerdings Lachmann richtig interpungirt, der nicht hätte
sollen mit einem si diis placet beschmutzt werden. Pag. 249
wird sine decreto viva reducta domum angegriffen. Die Sprache
ist sclierzliaft, und erinnert an das gerichtliche Verfahren, wo
vita und salus auf dein Spiele stehn; eben darauf bezieht sicli si-
ne decreto ; die ßovh} ySQOVTCov hat sie am Leben gelassen.
Cap. HI. Propertii aliorumque scriptorum loca quaedam et
explicantur et emendantur ; von denen ich vorausselie, dass die Mei-
sten gar vielen Widerspruch erfahren werden. Es mag genug sein
hier einige blos milzutlieilen. 1, 1, 12. Ibat et hirsutas soUicitare fe-
ras. I, (J, :{4. Ibis et Airgusti pars eris imperii. 1, 1 1, 18. Sed quod in
hac omnis parte timetur amor wird erklärt: Amor (amans) timet
sibi (timetur) in Jiac rcgione. I, 10, 17. Janua vel domina tinii-
r//.s' crudelior ipsa. I, 20, 52. Foimosum Njmphis credere s/?//-
tus llyhin. 11,1, 5. Siw' illam <'ois fulgentem incedere ciirae (vel
cMiue es/) oder: inccdere cernis. If, 4, 20 mit Markl. rerfa via
Prapcrlli Curinlna. Ed. l'aldaiiius. 2(>7
est. Allein damit, furcht' ich, fallen wir aus Scylla in Charybdis.
Ich verstehe die Stelle so: Unde tot mala veniaut, >ia caeca est,
ubi causas non cernimus. Undc für unde unde: Woher auch im-
mer Jene Uebel kommen mögen, uns ist ihr Weg unbekannt, da
\>ir keine Wunde, keine sichtbare Veranlassung sehn. 1, 3, Iß.
Osiulaque adniota suniere ab urc manu; allein die Wallen werden
wir Mohl dem Propert. niclit abnehmen dürfen. Die ebria vesti-
gia, der nächtliche Besuch, durus uterque deus leiden es nicht.
Cap. IV. Continuatur in illustran<lo Propcrtio. Pag. 2S0 wird
bei Propert. HI, lö, 3 Santens Emendalion gebilligt, pudor cxsi-
/malus amictu. Ich kann pudor velatus noch nicht verdammen.
Wie in manchen Ilücksichten die prac(e\tati besonders vor Ver-
führung und Verletzung der ScliHam gcliütet wurden, so brachte
die puberlas andere Vorsichlsmaasregelu mit sich und Anstandsge-
setze; ein Beispiel giebt uns Cic. Ol'fic. 1, IJö. So etwas hat, mein'
ich. pudor Aelatus zu bedeuten. Pag. 2sr> IV. werden unter castae
puellae mit liurmaiin die Musen \ erstanden. Allein das ganze (Je-
dicht ist Beweis genug, dass odium caslarum puellarum eigentlich
zu nehmen sei, und darauf hezieht sich am Ende der reuige liath,
doch ja einer Geliebten treu zu sein. Vieles in dieser Verlheidi-
gung wie in früheren Bemerkungen zeugt von befangenem Blicke,
l nd das würde wohl überhaupt das Resultat ineincr ßcmerkungeu
sein, dass der Ilr. Verf. noch nicht frei genug über den Sachen
stehe, dass er noch oft über Einzelnbeiteu das Ganze aus dem
Auge verlielire und sich sein Urtheil \erküi!iiiiere, dass aber,
wx'iin er diese Eigenschaft, die so höchst wesentlich ist, mit dem
oben genannten Besitze verbinden kann, gewiss Properz an ihm
einen tüchtigen Erklärer und Bearbeiter finden werde.
l'oseu. Friedr. Jacob.
1) ^. C. Celsi de medicina libri VTII. Nova editio.
(Auch unter dem Titel: Bibliotheque classique inedi-
cale^ par MM. Addon^ Jit'^liji Cliuussier, Cloquet {Julcn), Dalmus^
Dclatire^ Descurel, Duplcssis , Edwards (Henry), Gerardin, Juddot,
Laurcucct, Marc, Mcyraux , \Jiqud, De Montnuihou, Jtibcs, I uvaa-
scur. I'nniicrc livniiaon. y/. C Cclsus.) l'aris, librairie nirdicalu
de Cdinpero jeiinc, de rinipriuieric d'Ad. Mocs&urd. 1826. \11 und
r>o(» S. gr, H. l'icis iu hf.i[y/.\g 3 Tlilr.
2) -^. Colli. Celsi medicinae libii oclo ex rer.eusionc
Leiinurdi Targae. Quibus acceduiit tiluli inar<<;iiialcä perpetui, ca-
piluiu libroruniquc; nnnotatiunes crilicae, luedieav, ph^vi>lcae: tu-
biilae (liaractcriiin , ponderiiui, nuMibururuin, aliue; iiidiocs niate-
riae medicac Cclsianae , reruuique, oinuiuui loeiipU-lift.-'inii : piaefi-
xu de ('elsi vita dissertaliime. (Joiu iniiin it Kdiuudtis MiUi<;;an , M.
D. S. A. S. tS. , cullej^ü rcgti uicdiouium EdLibuigcasit» budalia, tue-
Buiuische Lltteratur.
dicinae tlieoreticae praelector , societ. philos. et lUer. Mancuniensis,
et 6(iciet. philos. et lltcr. Lcudensis socius. Edinburgi, vencuntapiid
Madnc^Iilan et Stewart ; Londin! , apud Baldwin , Cradock, et Joy.
(exoudebant Balfour et socii.) MDCCCXXVI. LXVIII und 48« S.
gr. 8. Nebst einer Kupfertafel. Preis 16 Schilling, in Leipz. 6 Thlr.
8) A. Com. Celsi de me dicina libri ocio,, quos potis-
(jimiim ad Leon. Targac recensiouem in scholarum usuiu accoiii-
niodatoä odditiä quibusdam indicibuä edidit loan. Henr, JValdeck, in
echola chirurgicamonabterü Guestphalorum ante aliquot annos regio
iuä^u instituta linguag publice doceiis. Monasterii Guestpbaloruui,
inipcnsis librariae Thcissiiigianae (ex typographia A^chendoriTiaua).
MDCCCXXVII. 12 ungezählte Blätter u. 290 S. gr. 12. Preis 18 gr.
(Eine Anzeige aller drei Auyg. steht in der Leipz. L. Z. 1827 Kr. 40
und in Beck's Kcp. 1827 Bd. I S. 200 — 204. Vgl. Ehrhart's Medic-
chirurg. Zeit. 1827 Nr. 15.]
Drei in so kurzer Zeit hintereinander in Frankreich, Eng-
land und Deutschland erschienene Ausgaben des Ceisus könnten
wohl zu der erfreulichen Hoffnung berechtigen , dass man sicli
in der Medicin von der schnöden Verachtung des Alterthumes zu
einer fruchtbaren und lebendigen Benutzung seiner Schätze er-
heben wolle, und dass namentlich die aclitBücher des Ceisus sich
einer verdienten Beachtung zu erfreuen haben. Möchte man doch
zu einer riciitigen Ansicht von dem Werthe alter Aerzte für das
gegenwärtige Studium der Medicin und namentlich zu einer rich-
tigen Wiirdigung des klassischen Werkes gelangen, das uns liier
besciiäftigt! Ceisus ist der einzige Schriftsteller der kiassisclien
Römischen Vorwelt, den die Medicin den Ihrigen nennen kann;
er handelt die damals bekannte Medicin vollständig, gedrängt,
mit Sachkennttiiss und in schöner Sprache ab, und verdient da-
lier auch gegenwärtig von den Aerzten gelesen zu werden , nicht
eben um Latein aus ihm zu lernen , denn das muss man schon
mitbringen, nicht um irgend eine Cur, eine Operation, ein Mittel
aus ihm zu lernen , denn dazu besitzen wir andre Quellen , son-
dern um sich das gesunde, treffende ürtheil zu eigen zu machen,
das Ceisus bei allen raedicinischen Gegenständen zeigt und wel-
ches ein, in neuern Zeiten nicht in dem Umfange wieder erreich-
tes , daher ausschliessliches Vorrecht der klassischen Zeit war,
in welcher er lebte. Dass neben diesem Hauptzwecke auch so
viele andre untergeordnete, z. B. auf Latinität, Kritik, Alter-
thi'imer u. s. w. gerichtete, bei der Lesung des Ceisus verfolgt wer-
den können, und dass er daher ausser dem ärztlichen Kreise sich
Freunde genug zu erwerben vermöge, bedarf an diesem Orte
keiner weitern Ausführung.
Selbst mit einer Bearbeitung des Ceisus beschäftigt, hat
Kef. schon vor drei Jahren in einer literarischen Vorarbeit (Pro-
droinus novae edlUonis A. C, Celai libroruni oclo da nit-
lieber die neuesten Ausgaben des Cclsus. 269
di.cinu. Inest apparatus crlticl Celsiajil tenf.a-
men bibLiog rap /licujii. Li(>s. 1824. 4.) alles ft'ir Ccisus
bisher Gescheliene vollständig^ und nach eigener Ansicht aufzu-
zählen versucht, und benutzt daher die gegenwärlige Anzeige
dazu , um das seit jener Zeit ihm noch bekannt Gewordene hier
für die Besitzer jener bibliographischen Arbeit nachzutragen.
Die erste Abtlieilung derselben, die Handschriften des Cei-
Rus belreflend, niuss bei dieser Ergänzung leer ausgehen, da seit
jener Zeit neue Handschriften uiclit aufgefunden worden sind,
und die Bibliotheken, die lief, zur Benutzung vergönnt sind,
überliaupt keine enthalten.
Die zw eite Abtheilung, welche die Ausgaben des Celsus ent-
Iiält , hat seit jener Zeit nur die drei eben anzuzeigenden Auf-
gaben als Zuwachs erhalten, und da die frühern 49 Ausgaben alle
dem lief, bei jener Arbeit zur Hand waren , so hat sicli ihm bis
jetzt noch keine wesentliclie Berichtigung dargeboten. Man kann
die sämratlichen Ausgaben des Celsus in vier Zeiträume abtheilen,
von denen der erste mit der Editiu prlnceps, der zweite mit
der Aldine , der dritte mit der Ed. Lindeaiana., der vierte mit
der Ed. Kransiana beginnt. In dem ersten Zeiträume wird
der blose Text mit wenigen Verschiedenheiten seclismal abge-
druckt, nähmlich als Ed. princeps, FLurentlue 1478 fol. min.,
cur UV. Bart/iolovieus Fontiuti, eine sehr seltene hochgeschätzte
Ausgabe ; sodann Mediuluni 1481 fol. min. , T^enet. 1493 fol.,
V^tnet. 1497 fol., Ejigduni 1516, 4, J^enet. [apud Lnc.
Jint- Junta m) 1524 fol. Den zweiten Zeitraum eröffnet die
Aldine {Venet. 1528, 8,) mit einer neuen Recension des Tex-
tes durch Jo. Bapt. Egnatius, und in demselben Jahr und
Monat ersclieint auch die Ausgabe des J 0, Caesarius {Ifaga-
jioae 1528, 8,) mit neuer Recension des Textes , der hier zum
erstenmal mit Noten und Varianten versehen wird. Es ist scliwer
anzugeben, ob diese beiden Ausgaben wirklich unabhängig von
einander erschienen und welclie von ihnen die frVdiere war;' beide
haben Mense Murtlo in der Schlussschrift. Die Ausgabe des
Caesarius ward unverändert nacligedruckt: SalingiucilbZ^., 8,
während schon früher Jo. Ruellius in Paris eine neue und ge-
schätzte Ausgabe (Par/.v 1529, fol.) besorgt hatte , in welcficr
er meistens dem Caesarius folgte, dessen Noten aber >Veg-
liess und einiges wenige (nach Pariser Ilandscliriften ? ) im Texte
änderte. Mit einer bequemen Handausgabe eines unbekannten
Herausgebers {Et/gdt/ni 1542, 8, gewölinlicli Gryphiana von
dem Drucker Sebast. Gryphius genannt) , welche dem Caesarius
und der Aldina folgt, aber aucli manche Textveränderungen zu-
erst hat, beginnt eine Keihe einander in der PJinrichtung ähn-
licher, aber im Texte oft selir verscliiedener kleiner Ausgaben
{Series (Jrryp/iio-Tornaeniana)^ nähndicli: Eiigd. 1549,8
min., Lugd. 1554, 8 miu., Liigd. 1587, 8 min,, Lugd.
270 Rümischü Littcratur.
1(508, 8 min., Colon. Jllohrogjim { Genau.) 1025, 8 min.,
alle mit einigen Marginalien, INoten und Varianten. An diese
iteihe schlies^^t sich die saubere Ausgabe Paiavii 1503, 8,
welche blos Text ohne alle INoten u. s. w. enthält. Als grössere
Ausgabe mit in den ersten zwei Biichern reichlichem , in den an-
dern sechs aber diirl'tigem Conimentar trat die des Guil. P a n-
tinus {ßasil. 1552, lol.) liervor, die kritisch ziemlich unwicli-
tig ist. Auch wurde der Text des Celsus ohne Noten aufgenoni-
nien in die Medici anticjni vmnes , F enet. apnd Aldi fillofi,
1517, fol., und in des Ilenr. Stephanus Medicae artis prin-
cipes, Paris 15G7, fol., besser in dieser Etienne'schen Samm-
lung als in der etwas flüchtig besorgten Aldinischen. Eine neue,
iM)ch jetzt nicht unwichtige llecension des Textes mit fielen als
Marginalien gegebenen Emendatioiien, Varia^iten und kurzen
Schollen lieferte R o b e r t u s C o n s t a n t i n u s {^Liigd.. 1 5(W», 8,
gleich nachgedruckt f^enet. ]5$t<>, 8,) nach altern iVusgabcn und
unbekannten Handschriften. PMue brauchbare Handausgabe mit
durchgängigem und ausführlichem Coramentar gab Baiduinus
Konsse US heldae 1592, 4. Den dritten Zeitraum eröflnet
Joh. Antonides van der Linden mit einer kritischen,
aber sehr kVihnen und willkiihrlichen Kecognition des 'l'extes
fjeidae (apud Joh. Elsevirium) 1657, 12, wiederholt />e/</.
1()65, 12, beide Ausgaben olme Noten und Varianten. Dieser
Linden'sche Text hatte sich ein so grosses Anseilen erworben,
dass ihn Theodor J a u s s o n von A 1 m e 1 o v e e n - in seiner
AtntiteLaedinni 1687, 12, zuerst, und Anist. 1713, 8, zum
zweitenmal erschienenen Ausgabe, die manche liereiclierungen
hat, nur wenig verliess, und (lerselbe daher durch alle Ausgaben
dieses Zeitraumes hindurch bis zur Krause'schen fortdauert. In
diesen dritten Zeitraum gehören aber noch acht sämmtlich dem
Almeloveen folgende Ausgaben: Jenae 1713, 8, mit Vorrede
von G. W. Wedel; Patai^il 1722, 8, oder die erste Vulpiana;
Leidlie 1730, 8, in zwei Bändchen ; Leidae 1716, 8, mit ih-
ren beiden Nachdrücken Bas'il. 1748, 8, und Rotterodanü
1750, 8; die zweite Vulpiana Patavü 1750, 8, mit ihrem
schlechten Nachdrucke Venet. 1763, 12. M^w vierten Zeit-
raum beginnt der um Celsus hochverdie:ite Karl ('hristiau
Krause mit seiner immer in eigenthümlichem Werthe bleiben-
den Ausgabe Lipsiae 1766, 8, in welcher durch Vergleichung
der ältesten Ausgaben die Willkührlichkeiten des Linden'schen
Textes aufgedeckt imd zum grossen Theil glücklich verbessert
wurden. Was Krause durch Vergleichung alter Ausgaben (von
denen auch die Ed. princeps ihm zur Hand war) zu leisten ver-
suchte, das unternahm Leonard Targa unabhängig von der
ihm unbekannten Krause'schen Arbeit durch Vergleiclmng der
Mediceischen und Vaticanischen Handschriften zu Florenz und
Rom, und stellte in seiner ersten Ausgabe Paiavii 1769, 4, den
lieber tVic ncucstfii Aii^Jg-aLon des Cclsus. 211
reineren , iiacli ilim so oft wieder ^ednicklen Text her. In sei-
nem ach(7,ii;s(en Jahre tinteriialim Tar^a eine zweite Revision des
Textes, benutzte dazu die äheste bislier ilini nnbekannt gebliebene
Handschrift (('od. Vatican. VIIF, seu Cod. Biancoiiii) und gab so
seine zweite Ausgal)e Veronav ISIO, 4, welcher ein Le\icon
('elsianuin angeliiingt ist. Die Krause'sclie Ausgabe und diese bei-
den l'arga'sehen sind daher die Ilauptquelh'n neuerer Zeit für
die (Jestaltung eines möglichst riclitlgen Textes. Kiue viel zu
willkiihrliclie Ilecension des Textes mit neuer Kapiteiabtheilung
gab J o. Valart in seiner jetzt selten gewordenen aber wenig
braucljbaren Ausgabe Paris 1172, 12, und fand blos in dem
unwiirdig winzigen i^achdrucke von S. Paris et Paris 18()8, 32,
eine Ueaclilung, die ihm indess auch noch einigerniassen in der
Ausgabe von V o u q u i c r und K a t i e r Paris 1823, 1 2, zu Theil
geworden ist. Als NachdriicKe der ersten Targa'sfchen yVusgalje
sind zu betrachten: die zwar äusserlich scliöne und durch G.
Mattiiiä's Lexicon Celsianum wichtige, aber übrigens (angeb-
lich von Da\id lluhnken) sehr nachlässig besorgte Ausgabe
y^e/c/tfe 1185, 4, in welcher oft ganze Zeilen im '1 exte fehlen
und die wenig brauchbar ist, ferner der kleine Textabdruck
i>e/(/c/e 1191 , 12, auf dessen Paragraphenabtheilung sich das
in der vorigen abgedruckte Lexicon Celsianum bezieht, die Aus-
gabe Argenlorali 18(K), 8, in zwei Bänden, die Ausgaben
Kduihvrgi 1814, 8, hondini 1816, 8, und vielleicht andre.
Die zu den Zwcibrücker Klassikern gehörige Biponli 118{), 8,
(Miederholt P>ip. 1801, 8'?) und die hi der llailer' scheu
Sammlung alter Acrzte befindliche Ljausannae 11^f2, 8, sind we-
nig geschätzt und gehören mehr dem Krause'sclien Texte an,
ohne die Vorziige der Krause'sclien Ausgabe zu besitzen, in wel-
chem \erhältnisse die eben anzuzeigenden drei neuen Ausgaben
zu den bisherigen stehen, wird sich später ergeben.
Die dritte Abtheilung, welche die Uebersetzningen des Cei-
SU8 enthält, hat durch die PVanzösiche Uebersetzung von Fou-
ijuier und Ilatier, welche Paris 1824, 12, erscliienen ist,
einen Zuwachs erlialten; auch ist dem Ref. eine zweite Ausgabe
der alten K h ü f f n er 'sc Jien Deutschen Uebersetzung (die zu-
erst Mainz Avi'JiX^ fol., erschien) bekanntgeworden: fVurinbs,
IritcklH Sibastianiis TV agner, 1539, fol., die in den Seiten-
zahlen u. s. w. mit der ersten Ausgabe nicht übereinstimmt, son-
dern wirklich ein neuer Druck, niclit blos neiier Titel ist. Sic
ist gegenwärtig im Besitze des Hrn. Professor J\ eh cl in (liessen,
dem auch lief, diese Angabe verdankt. Von Cliiappa's ver-
sprochener Italienischer Uebersetzung hat, wein'gstens in Deutsch-
land , bis jetzt noch nichts >erlautet.
Die vierte Vbtiieihing, welche die zum Celsus gehörigen
Krläuteriingsvcliiiljcii enfliält, erlaubt hier einige IS'achträge frü-
her iibersehener kleiner S<liriftvn, nähmlich: 1) Christ. Mich.
272 Römische Littcratur.
Adolplii (rcsp. Petr. Phil. Keil) dlss, de soluendo hono cor-
poris huhitu seciind. Cels. üb. II cap. 2. Lips. 1741, 4, 52 S.,
wieder abgedruckt in des Verfassers Dissertl. p/iys. med, sehet.
Lips. 1747 ,4. 2) L a 11 r. n e i s t e r (resp. Cramer) an chirur-
gus adolesceiLs sii opiiuius occasioneverboruniCehl iiiprae-
jat. üb. VII. Helmstad. 1747, 4. 8) Dan. Liidov. Rüdi-
ger (praes. Guil. Godofr. Ploucquet) dlss. de pruestanlia cy-
stolumiae Celsianae. Tubing. 1808, 4, 28 S. Einzelner Auf-
sätze in Gesellschaftsschriften u. dergl. hier nicht zu gedenken.
Wenden Avir uns nun zur Bcuitheilung der drei neuen Aus-
gaben, deren Titel diesem Aufsatze zur üebcrschrift dienen, so
ist vor allem zu erinnern, dass keine derselben auf kritischen
Werth Anspruch macht, sondern alle drei es gleich gestchen,
dass sie schon vorhandene Texte wiederholen. Bei der Franzö-
sischen ist es der Text der Targana secnnda, Veronae 1810, 4;
bei der Englischen und Deutschen ist es der der Targana pri-
ma, Patav. 1769, 4. So sagt der Französische Herausgeber:
„Le texte de Celse, revu par L. Targa, est geut'ralement estim(5
le plus pur et le plus correct : c'est ce merae texte que nous r*"-
produisons;'-'- der Englische Herausgeber: „Sed verba textus im-
mutare, aut uUo modo a Targa abalienare, nobis sacerrima fuit
religio," und der Deutsche: „Leonardi Targae editionem egre-
giam potissimum secutus in signis interpositis paulum liberior fui,
quo sensus captu facilior fieret.'"'' Daher wird auch lief, wenig
Gelegenheit zw kritischen Beraei'kungen gegeben seyn, und er
wird sich ganz innerhalb den Grenzen einfacher Relation zu Iial-
ten haben.
Die Französische Ausgabe (Nr. 1), besorgt von C De-
lattre, enthält eine kurze in Französischer Sprache geschrie-
bene Biographic des Celsus (in welcher sein Tod auf 38 oder 30
nach Christus gesetzt wird), sodann den b oseu Abdruck des Tex-
tes und hinter jedem Buche eine ziemlich willkührliche Auswahl
einiger weniger Noten aus der genannten Targa'schen Ausgabe,
zuletzt ein Capitelverzeichniss. Nicht einmal ein alphabetisches
Wort - oder Sachregister ist beigegeben und eben so wenig
ist eine Spur von bibliographischer Nachweisung zu finden; der
Herausgeber nennt keine einzige Ausgabe des Celsus, auch selbst
die nicht, aus welcher er Text und Noten schöpfte, und die man
nur errathen muss. Druck und Papier sind sehr schön, auch
sind uns nur wenig Druckfehler und nur sehr unbedeutende Ab-
weichungen vom Targa'schen Texte aufgestossen. Die von Targa
im vierten Buche abgeänderte Capitelabtheilung, nach welcher
dieses Buch 32 statt 25 Capitel zählt, ist hier beibehalten.
Fiir welche Classe von Lesern ist denn nun wohl diese Aus-
gabe bestimmt, oder wenigstens brauchbar'? Der Medicin Stu-
dirende und der practische Arzt können sie nicht wohl brauchen.
Ccl»i de meilicina II. HU. Ed. Dclnttrc. 21(3
denn sie bedürfen einii^er historischen Erläiiterunir medicinischcr
Gegenstände und schwieriirer Stellen; auch ist diesen ein aus-
führliches Sachregister zum Nachschlagen unentbehrlich und Par-
allelstellen wenigstens sehr erwünscht. Eine Ausgabe, der alles
dieses fehlt, wird ihnen nicht viel lielfen, und eben so wenig ist
einzusehen, was sie init den vier Noten zum ersten Buclie, den
vierzehn desgleichen zum zweiten u. s. w. machen sollen, um so
mehr, als diese Noten Wortkritik und Lesarten betrefien. Der
eigentliche gclelirtc Arzt, der Philolog, Antiquar und Andere
dieser Art kömien die Ausgabe aucJi nicht brauchen , denn diese
bedürfen nicht eine kärgliche Auswahl der Targa'schen , die ge-
wählte Lesart unterstützenden Noten, sondern sie brauchen die-
selben alle oder gar keine davon. Auch möchten grade Philolo-
gen und Antiquare ein Sachregister am nöthigsten bedürfen, da
sie meistens nicht mit dem ganzen Celsus, sondern nur mit einem
Ov^er dem andern tlegenstande oder mit einer einzelnen Stelle
desselben zum Uehuf anderer Arbeiten sich beschäftigen.
Aber vielleicht erklärt sich die Bestimmung dieses Ausgabe
besser, wenn wir sie als einen Theil des grossen Dnterneliraens
der liibliotheque classique m^dicale betrachten, Welches sie durch
ihre Erscheinung eröffnet. Diese medicinisch - klassische Biblio-
tliek soll, einem ausluhrlichen Prospectus (welchem eine Probe
aus einer Griecliiscli-Lateinischen Ausgabe des Galenos beigcliigt
ist) zu Folge, alle alten Aerzte mit Einschluss der Arabischen,
vom abendländischen Mittelalter an aber nur die vorzüglichsten
aufnehmen, und selbst bis auf die neuere Zeit sich in so fern lier-
aberstrecken , als einige klassisclie Schriftsteller aus derselben
ebenfalls zur Aufnahme in die Sammlung bestimmt sind. Wenn
wir nun, nach diesem Celsus zu urtheilen, von den Griechischen
Aerzten auch nur eine Handausgabe zu erwarten haben, so
sieht man nicht ein, warum zu dlnstrn Zwecke nicht die Kühn-
Bche genügen solle, von welcher Ilippokrates vollendet, Galenos
bis zum ISten Bande ^orgerückt, Aretaios bereits begonnen ist.
Eine tloppelle Unternehmung derselben Art war wohl kaum von-
uölhen. Was nun die Arabischen Aerzte anlangt, sovvird In dem
Prospectus nichts davon erwähnt, ob sie, wie die Grieclnschen,
in Lrsprache und Uebersetzung geliefert werden sollen, oder ob
eine V erbesserung oder ehi bioser Abdruck der alten Lateinischen
Uebersetzungen beabsichtigtwird. Diese alten fehlerhaften Uebei-
setzungen wieder abdrucken zu lassen, v^äre wirklich ein sehr un-
besonnenes unternehmen, da diese Uebersetzungen ^v\\ Weni-
gen, die sie brauchen, zugänglich genug sind, und die NachlVage
nach ihnen den Druck gewiss nicht lohnen würde. Sollen ver-
besserte Uebersetzungen nach ik^w Originaltexten gegeben wer-
den, 80 ist Paris gewiss der Ort, wo etwas der Art geschehen
kann; ungedruckte Ilandschriflen der Arabischen Tevte bietet
die küniglichi; Bibliothek, und Ueberselzer wurden sich aus des
JnliU. /. l'lnL u. Vada^. JuIth. II. thjt 11. jtj
274 Rumläclic Litterat II r.
trcffliclien Sylvestre de Sacy Schule wohl auch finden, kaum aber
möchte unter ihnen ein Arzt zu finden seyn, und ohne ärztliche
Kenntnisse sind jene Texte doch auch nicht verständlich. Zudem
wiirde derjenige, der jene Uebersetzungen nach den Original
texten zu verbessern im Stande wäre, es gewiss vorziehen, die
Originale, besonders wenn sie noch ungedruckt wären, selbst
herauszugeben , was wohl auch das rathsamste seyn möchte , da
in Paris der Arabische Druck keine so grossen Schwierigkeiten dar
bietet. Wollen also die Herausgeber dieser Unternehmung die
Arabischen Aerzte wirklich in der Ursprache mit beigefügter Ueber
Setzung liefern, so fehlen doch auch hier wieder die einem sol-
chen Unternehmen wirklich gewachsenen Aerzte , und alsdann
wohl auch die unterstiitzenden Käufer. Gedruckt sind bisher aus
der Reihe der Arabischen Aerzte nur drei in der Ursprache : nähm-
lich der Kanon des Avicenna, die Schrift des R/iazes über Pok-
ken und Masern, und die Chirurgie des Albucasis ; die beiden letz-
tern in den so schönen und zweckmässigen Ausgaben des J o. Ch a n-
ning, ersterer in einem wenigstens brauchbaren, wenn gleich
nicht durchgängig correcten Drucke. Diese würden daher kaum
zu wiederholen seyn, sondern es müssten die Herausgeber sich
bemühen, die uns noch fehlenden Arabischen Texte des Mem/a,
der übrigen Schriften des Rhazes , des Ebn Beit/iar und an-
derer zu erlangen und in brauchbaren Drucken bekannt zu machen.
Dazu ist aber wenig Hoffnung da ; das ganze Unternehmen scheint
mehr auf flüchtiges Fertigmachen und auf äussern Glanz berech-
net zu seyn , nnd erscheint dasselbe nur in sauberm Druck und
auf weissem Papiere , so wird die jetzt in der Bibliographie ein-
gerissene Gallomanie nicht ermangeln , uns armen Deutschen das
Ganze als ein höchst preiswürdiges, beschämendes Muster zur er-
baulichen Nacheiferung vorzulialten.
Die Englische Ausgabe (Nr. 2), besorgt von E d. M i 1 1 i g a n,
macht, wie schon erwähnt, eben so wenig Ansprüche auf Kritik
des Textes, doch kommen hier mehrere dem Herausgeber eigen-
thümliche kritische Noten vor, die wir später sämmtlich anführen
und beleuchten wollen. Der hier sehr schön und correct ab-
gedruckte Text ist der der Targana prima von 1169, die zweite
Targa'sche Ausgabe kennt Hr. Alilligan nicht, wenn sie gleich
schon 17 Jalire alt ist; auch ist weder irgend eine andere Aus-
gabe genannt, als der Leidener Nachdruck von YiHb (nicht 1780,
wie S. IX der Vorrede steht) , noch findet sich im Buche selbst
eine Spur von Benutzung irgend einer neuern Arbeit über Celsus.
Vorzüglich benutzt ist aber die alte Englische üebersetzung von
James Greive (Lond. 1756, 8.), welche zuerst es sich an-
gelegen seyn liess, über Gewicht und Maass, über Nahrungs-
mittel und Arzneien des Celsus einige antiquarische Belehrung
zugeben, und die daher auch lieute noch sehr brauchbar ist.
Celäi niedicinae II. VIII. Ed. iVIilligan. 275
Ilr. iM. erwähnt von derBemitzuiig dieser Uebersetziiiig nicht eben
»ifl, er tadelt dieselbe vielmehr, dass ihr eine schleclite Aus-
gabe zum Grunde liege, während doch Greive die zu seiner Zeit
beste und allgemein gebrauchte Ausgabe zum Behuf seiner Ueber-
setzung, nähmlich eine der Almelovoeu'schen benutzte. Es wäre
zu wiinschen gewesen , Mr. M. liätte sich die Methode desGreive
bei Erklärung der genannten Anticjuitäten zum Muster genommen;
sie ist offenbar bescheidener und griindliclier, als die von ihm
gewählte: bei einem IN ahrungs- oder Arzneimittel blos deuLinne'-
ischen ISamen (|uasi ex tripode hinzusetzen und sich so aller wei-
tern Untersuchung zu iiberheben. Er will uns zwar glauben ma-
chen, es liege dieser JNomenclatur ein tiefes Studium zum Grunde:
(S. Vlll der Vorrede) „Pudet ecjuidem nos tantulum lil)rujn post
tot tamque fnsas lectiones conllasse; ne quidem commentatorum
doctissiniorum soninia prolixa expilasse. Sed vita brevis est et
post spatium belli fere Trojani utilitati leclonim Celsi impensum,
quod reli(|ui erat aiiriorum ludicris nugisque disperdcre, facemve
soll, quod ajunt, admo\ere noluinius'-'' etc., welche Stelle zu-
gleich ein hiibsches Pröbchen \on Hrn. M'.s Lateinischer Schreib-
art abgiebt; allein wer nur einigerraaassen mit Sibthorp's, Schnei-
ders , Sprengel's und Anderer Versuchen bekannt ist, die Natur-
geschichte der Alten zu erläutern, weiss recht wohl, dass man
darin noch keineswegs so im Klaren ist, um die Saclie durch eine
diu re Synonymik abtiiun zu können. Es ist dalier in dieser Aus-
stattung, die des Herausgebers Hauptzweck gewesen zu seyn
scheint, weder viel Neues, noch auch \iel Erspriessliches ge-
leistet.
Dagegen enthalten die Prolegomena (S. XI — LXVFII)
allerdings manches Dankenswerthe und namentlich für jiingere
Leser des Celsus höchst Niitzliche. Den Anfang macht eine Dis-
strtatio dt Celsi vUa et sr.riplis cum festinionii.s , die sehr
fleissig gearbeitet ist, wenn gleich die Benutzung der braven
S c h i 1 1 i n g ' s c h e n Arbeit cU Ctld aetale (Lips. 1824, 8) dem
Verf. vieles anders gezeigt haben würde. Hr. M. setzt das Ge-
burtsjahr des Celsus ungefähr in das Jahr liM) nach Rom's Er-
bauung, seinen Tod in das .lahr 7()0, das Werk de ined/rina
soll er um das Jahr 735 herausgegeben, aber sclion früher ge-
schrieben haben. Da nun aber die Bücher von der Medicin auf
die vom Landbau folgten, wie schon der Anfang: „[Jl alimenta
saiUs curporihns agrlcuLlura , .sie sunilafeni (legris medicina
proiniLUV'' andeutet, so ist doch wohl das angegebene Datum
ein etwas zu frühes.
Hierauf folgt in den Prolegomenen der wörtliche Abdruck
der Vorrede des Targa nebst dem Haudschriftenverzeichnissfe
desselben, beides aus der Ausgabe von 17(J!); sodann dasCapitel-
verzeichniss des (^elsus. Nach diesem giebt Hr. M. (S. XL —
XLIX) wieder eine eigene Arbeit: „(/e mtrmuris pondtribus-
'Z'iG Römiächc Litteratur.
?rt/e ajiilquoruni et quomodo ad nostra relata sint*^^ mit vie-
eii Tabellen, wobei die Arbeit seines Landsmanns J. Greaves
on tlie denarius zu Grunde gelegt ist , welchef den üenarius
62y Gran Troy Gewiclit gleich schätzt. Auch G r e i v e in der
schon erwähnten Englisclien Uebersetzung des Celsus hatte ähn-
liche Tabellen berechnet und Hrn. M. wacker vorgearbeitet.
Weiter enthalten die Prolegomena (S. L — LXI) eine Syno-
psis reruni iastrinnentorxiinqut jere ad materiani tnedlcain
CeLsianani attirieiUiurn, quas aiuiotatiunibns titnlisqjie inar-
ginaUbns üluslratas reperiet lector; nähnilich eine alphabeti-
hclie Aufzählung der von Celsus gebrauchten Namen mit Zuriick-
weisung auf diejenige Stelle im Texte , wo der Name erklärt ist.
In der nächsten Spalte gegenüber stehen die von Hrn. M. diesen
alten Namen glcichgeachteten Synonyme der neuern Natur-
geschichte , und in einer dritten Spalte stehen die von J. H.
Dierbach {Die Arzneimitiel des Ilippokrates ^ Heidelberg,
1824, 8.) dafür angegebenen Namen, wenn sie von denen des
Hrn. M. abweichen. Es kennt aber Hr. M. dieses Deutsche Buch
nicht aus eigener Ansicht, sondern blos aus einer Anzeige dessel-
ben in einem Edinburger raedicinischen Journale. Hierauf folgen
Quaedani ex M. f^ai. Marlialis xeniis et apophoretis CeLsmn
ÜLiisti'antia, nähmlich 70 Distichen aus Martial, welche Nah-
rungs- und Arzneimittel betreffen, die bei Celsus vorkommen;
eine Erklärung der Distichen wird nicht gegeben. Sodann folgt t
„t^igaraniTn iiistrnineiiti Celsiani expositio ^'■'^ nähmlich eine
Erklärung des sauber gestochenen Titelkupfers. Die Gegen-
stände, welche auf dieser eine Octavseite grossen Kupfertafei
belindlich sind, sind folgende: 1) Ordo aedißeii balneunnn
aus Gul. du Choul baln. Graec. et Roman, antiquis nu-
rnisjnatib- et lapidib. demonstr. p. 94. 2) Laconician Cara-
callae Romae extans aus Philander zum Vitruv. üb. V
cap. 10 pag. 207. 3) Solium s. J^abrmn aus Amman 's Aus-
gabe des Caelius Aurelianus p. fi50. 4) eine Ciicurbiiula der
Alten, die zuerst Almeloveen in seiner Ausgabe des Celsus
1687 pag. 562 nach Sraetii antiquitat. JSeoniagens. p. 80 ab-
bilden Hess , und die sich in den meisten Almeloveen'schen Aus-
gaben, in derKrause'schen p. 599, in dem Luchtman'schen Nach-
drucke p. 583 wiederholt findet. 5) Strigeln aus Mercuria-
lis de arte gyninast. p. 32 und aus du Choul' s schon ge-
nanntem Werke p. 10(K 6) T^olselLen , ebenfalls zuerst in der
genannten Almeloveen'schen Ausgabe S. 572 abgebildet und in
andern Ausgaben j^bei Krause p. 713) aus ihr wiederholt. 6) der
(.^ongius des Vespasian nach Greave's on tlie denarius p. 277
verkleinert, die Inschrift is-t S. LXV besonders angegeben. 7)
Röniisc/ie jLängen- und Fläche lutiaas s e ., nach Philander
zum Vitruv. üb. HI cap. 3 p. 117 und Andern. 8) Ein Gnlliis
oder Salbgefäss. Dazu kommt noch der Abdruck eines Stückes
Cclsi medicinae U. VUI. Ed. Mllligan. 277
Text aus Vitniv. lib. V cap. 10 über ßäderconstniction: ^,Pri-
ininn eUgendns locus est (jiiani calidissimns etc. — iit ae-
(jiuiliter a nicdlo, jlainmae vaporisi[iie vis per ciirvaUirae
rohuidationes pervugetiir.,'" oline Erläuterung.
Auf diese Uiolegoniena folgt niui unmittelbar, der Text
(S. 1 — 44(») mit seinen INoten und Marginalien, wobei es zuin
Nachschlagen unbequem ist, dass der Columnentitel blos das Buch
und nicht aucli das Capitel angiebt. Welcher Text es sey, ha-
ben Mir schon oben gesehen, liier nur noch die eigenen Worte
des Herausgebers (Norrede S. IX) iiber die Behandlung seines
Textes: „Ipsam vero libri scripturara non intactam evasisse me-
hieuto. Manns enira raedicas ejus i nlerpii actio nl , partitiotii,
ort/iograp/iiae., quanira priores duae pessimae erant, ultima
mire typothetarum, ni fallor, iucuria barbara, sibimetque dissona,
admovere nihil dubitavimus, Ipsorum MSS. meliorum orthogra-
phia aevi Augustani antiquitatem redolct ; cetera editorum sunt,
quibus homhiibus quasi axioma est, aliiuii alios, praeeuntes sequi
oportere; saepe quidem vetustissimum; quasi in cujus aetate ser-
monis interstinguendi aut divideudi ars vixdum nata, nuUis certis
principiis innili potuit. Sed verba- textus immutare" etc. Die
Capitelabtheilung ist übrigens , was sehr zu loben 'ist, dieselbe
geblieben , die in den alten Ausgaben herrscht, die auch Targa
in seiner ersten Ausgabe beibehielt, in seiner zweiten aber bei
dem \ierten Buche etwas änderte.
Die Zugaben zum Texte sind Marginalien und untergesetzte
Noten. Die erstem laufen durch das ganze Bucli hindurch und
sind allerdings eine sehr dankenswerthe Einrichtung, wenn sich
gleich über die Auswahl und Vertheilüug derselben bisweilen
streiten Hesse. Die JNoten sind theils Parallelstellen, d! li. Ver-
weisungen auf Celsus selbst und auf andere Schriftsteller, theils
erklärende , theils kritische. Der verweisenden Noten könnte
man nach dem guten Vorgange der Krause'schen Ausgabe mehr
wünschen; die erklärenden bestehen theils aus Beziehungen auf
die neuere Medicin, theils sind es bei Nahrungs- und Arznei-
miuelu die sclion erwähnten Synonyme der neuern Naturgeschichte,
meistens ohne weitere Erläuterung. Die kritischen Noten end-
licli sollen, da deren nicht zu >iele sind , hier, nebst einigen der
blos erklärenden, sämmtlich angeführt und beleuchtet werden.
Es sind folgende :
S. 21 (1, 3) wird bei der Stelle: ^,Levalque lassitiidineni
eliain Laboris viutatio : enmque ifiieni iiovuni genns ejusdeni
laboris pressit, id, (jiiod in. co/rsuelndi/ie est, reficit, be-
merkt, dass das Wort eju.sdefu keineswegs überllüssig, sondern
eine locnlio probe Ce.lsiiina sey. Wahr ist es, dass es di(! al-
ten Ausgaben und, nach Targa's Zeugniss, auch die Handschrif-
ten liaben , deshalb behielt es 'J'arga in der ersten Ausgabe bei,
ob er gleich bemerkte, das» es überllüsbig und kaum zu dulden
278 Bümiäcke Littuiatur.
sey; in seiner neuen Ausgabe liess er es ganz weg. Constantinus
und Van der Linden lasen ciijusdani und fanden melirere JNacli-
l'olgcr. Hrn. M'.s Citat 11 , 6 ist wohl auch ein Irrtlium, denn
dort kommt keine Parallclstelle vor. — S. 29 (1, 6) v/ird zu
>^?>i7/7n Av//,s7///i citirt Dioscorides IV, 19; al>«r die Stelle thqI
^akaxxiov oXvcov steht V, 2T; überhaupt sind Ilrn. M'.s Citate
aus Dioscorides sämmtlich falsch, wenigstens stimmen sie nicht
mit den beiden besten Ausgaben von Goupylus und Sarace-
nus. — S. 48 (II, 7) wird zu der Stelle: Si rmdltrl ingneri et
jebj'icnla urta est , TLeqne cauaa upparet., iiLcns iti vuLva est,
die Anmerkung gemacht: Siippleas üitnnmU {scUlngiien),
woraus hervorgeht, dass Hr. iVl. iiigneTi in seiner anatomischen
Bedeutung nimmt, welche bei Celsus aller/iings am häufigsten
vorkommt; aber abgesehen davon, dass Celsus doch gewiss in
der oben genannten Stelle nicht ein so bezeichnendes Wort wie
iiitnnndt weglassen wiitde, so zeigt auch die Hippokratische
Stelle, aus welcher Celsus die seinige nahm, offenbar, dass hier
ingneri eine Geschwulst in der Weiche, i. q. bubo, heisst, wie
Cels. III, 5 : igitur si (febris) semel lantnrn accessit, dei/ide
clesiity eacjue vel ex inguine vel ex lassi/iidine, vel ex aestii,
aliave siniiU re fuity sie, ut interior niilla causa Tnetnm je-
cerit etc. Die Stelle des Hippokrates , auf welche sich Celsus
(II, 1) bezieht, steht Prorrhetic. II, ed. Kühn, I, 220, es ist
folgende: 'Hlöl Ö' «v f'Axog ytvrjrai sv t^öl fiTJxQyöLV,
BiZE £X röxov, SITE Bx (fv^azog , elze s^ akXt]g ztvog ngocpäöiog,
nvQbxovg zs nal ßov ßcovag xavzijßiv dvüyx)] l%iyi-
VEö'&aL xal odiivag sv zolöi y^cagioLöL zovzolölv; diesen Satz
giebt Celsus zum Theil wieder, indem er ihn umkehrt, und mit
Beziehung auf das daraus Weggelassene sagt: „wenn ohne offen-
bare Ursache bei einer Frau Bubonen und Fieber entstehen, so
ist ein Geschwür im Uterus." — S. 93 (111 , 3) bemerkt Hr. M.
zti der Stelle: Ex his (Jebribus) luia quotidiana^ altera ter-
liaiiu y altera quartana est : inierdu/n etia/ii lungiore cir-
ciiilu quaedam redeunt', sed id rarojit. la prioribus et
morbi sunt et medlcina. Ißt quartanae quidein siinpüciores
sunt , Celsus stelle sich bei aussetzenden Fiebern den Paroxy-
smiis als Krankheit, die Apyrexie als Heilmittel derselben (me-
dicina) vor , und nenne deswegen die Quartanen simpliciores,
weil sie die längsten Apyrexieen zeigen. Aber solcher Unsinn
kam dem besonnenen Celsus gewiss nicht in den Kopf. Vergleicht
man Cels. III, 4: {ylsclepiades) febre ipsa praecipue se ad
remedinm uti prufessus est , und dazu die Stelle aus Hippo-
krates (Epidera. I, 3, ed. Kühn, III, 408), welche Celsus bei der
hier in Rede stehenden Stelle vor Augen hatte: d6q)cclB6razog
öi Ttkvxav xal QTj'igzog ■aal (laxQozazog 6 zEzagtcclog- ov yccQ fio-
vov avTog d(p mvzov zoLOvzög bözlv, dlld xat voöti^arav ^s-
ydkav dKlav ^vazuiy so ist es klar, dass Celsus die (^uotidiaiieu,
Geld incdioinac II. Vni. Ed. Milli<ran. 2VJ
Tortianen und Quartanen bisweilen als Heilmittel angesehen habe»
will, iiiul die Qiiartanen nur iiisoiern siinpliciores nennt, als sie nicht,
wie dieQuotidianen undTcrtianeuJn mehrere Unterarten zertailen,
denn gleich darauf heisst es: 'rertianaruni vero duo genera
sinit etc., Quol'tilianae vero vuriae sunt et iniillipUreH etc. —
S. J>7 (111, 4) erhält die Stelle : /(/ enini ejus (sc. niedici) ojßclnin
est. II t (legrujimecjue snpervacua inateria oaeret, necfteimbe-
ciUitateui fanie produt^ folgende INote : ,,i. e. neque medicus
i/iihecillitaleJ7i ejus fame prodat " , was doch unmöglich eine
Erläuterung der schwierigen Stelle heissen kann. Gewiss ist hier
die in die Targana secunda anfgenomraene Lesart die richtige:
necjue fame perdat, indem das hier ganz überfli'issige Wort
imbeciUilateiii aus den zunächst obern Zeilen in diese Stelle ge-
ratben ist. Möge man aber auch dieses Wort beibehalten wollen,
so ist doch gewiss perdat richtiger als prodat. Die Verwech-
selung entstand in den bei Handschriften gewöhnlichen und auch
in viele alte Drucke übergegangenen Abkürzungen für yer und
•pro., und keineswegs haben, wie Targa meint, alle alten Aus-
gaben mit A\isnahme der Mailänder prodat; es hat nähmlich
die Ed. princeps die für pro gebräuchliche Abbreviatur, die
Pinziana (1491) und die Juntina haben dagegen, wie die Mai-
länder, die für ^er gebräuchliche Abbreviatur, die Venediger
von 1493, die Ljoner von 1516 und die Ausgabe des Caesaiius
haben das ^ ort perdat wirklich ausgeschrieben, die Aldine hat
inibeciLLitateni j ami prodat., was für die einfache Schreibart des
Celsus zu gesucht scheint. — S. 105 (111, 6) fügt Hr. M. zu der
Stelle: Ob quam causam medicus neque in tenebris ., neque
a capite aegri debet residere; sed iUustri loco ad versus
eum, ut omnes notas ex vultu quoque cubantis perspiciat., iu
der Note die Lesart des Cod. Medic. I bei: .„percipiat.'''' Die-
selbe Lesart hat auch die älteste Handschrift Cod. Vatican. VlII,
weshalb sie Targa in den Text seiner zweiten Ausgabe wirklicli
aufnahm. — S. 136 (111, 22) wird zu der Stelle : adjicie/uLa-
que quaedam ex inedica tnateria, praecipueque vel ex prima
cerebellum, vel pisciculus et las simdia^ m der Note bemerkt:
■,,L,ege , veL ex aprugna cerebeLlum^'- etc. , so dass es scheint,
als gehöre diese Lesart dem Hrn. M.; allein sie ist weit älter,
steht zuerst in der Gryphiana (1542), später in mehrern andern
Ausgaben. Die altern Ausgaben mit Einschliiss der Salingiacen-
Bis (153H) haben ex apruna; die neue Targana hat: praecipue-
que {vel ex prima) cerebellum., und betrachtet die eirigesclilos-
senen Worte als Clossem. — r S. 185 (IV, 19) giebt Hr. M.
allerdings eine eigene Conjectur, er liest nähmlich die olfenbar
verderbte Stelle: aliquibus adjeclis majus momentu in habet'
itaqite etiam in piperalu/n conjicitur , misceturque cum sale
et pipere, est cpiid ex Ins cdend-um est. Pullicula etc., wel-
che die Ausleger schon oft beschäftigte, also: aliquibus etc. —
280 Rdmieclic Littcratur.
misceturque cimi sale et pipere et cjuicl ex his edendiun est^
was doch aber ganz unlatciiiiscli, und der Schreibart des Celsus
gewiss nicht angemessen ist. Die meisten alten Ausgaben und
mit ihnen die Ed. princ. haben: -7— seile et pipei'e est quid ex
his edenduni., est pultlcula etc. ^ die neueste Targana liat: —
sale et pipere atqiie ex his edendum est. Pitlilcida etc. Viel-
leicht ist die durch Van der Linden eingeführte Lesart: — sale
et pipere esturque ex his. Edenda est pnUlcula etc., der auch
Krause folgt, immernoch die beste, — S. 201 (V, 14) war in
der Stelle: Carnem allt et ulcus Implet reslna plnea, ochra
jlttlce, velasteruce, cera , biityrn/n, das Wort </6/;er<^/ce bis-
her ein schwer zu erklärendes gewesen, so dass Targa dabei aus-
ruft: qiil niojisirablt quid sit , erit mihi maß /ins Apoüo.
Hr. M. meint dabei tanto praemio noii opus erat , und erklärt
das asterace für die Terra Sanila , quae dözijg vucatur
(Celsus VI, 6, 12, Dioscorid. V, 1T2), so dass Celsus geschrie-
ben habe ,yOchra attlce vel {ochra) asterlce. Er beruft sich
nähralich auf Plinius (XXXV, 6) , um zu beweisen, dass es auch
einen Ocher aus Samos gegeben habe, und dieser sey eben die
Terra Samia aörijp. Wie flüchtig und unkritisch hierbei zu
Werke gegangen worden ist, leuchtet bald ein , denn 1) rechnet
Plinius a. a. 0. die Terra Samla zu den weissen Farben , den
Ocher zu den rothen : Ex ea {ruhrlca) fit ochra , exusta rn-
hrlca in ollls jiovis Into clrcnmlitis etc. — und bald darauf:
Mellnum cajidldum et ipsiim. est , optlnmm In Melo insula.
In Santo quoqiie nascitur , sed eo non iituntur plctores pro-
pter nimiani pingultudinem. Accubantes eJ[fodiunt ibi biter
saxa venas scrntantes. In mediclna eundem vsum habet^
quem Eretria creta etc. ; Hr. M. hat also die Stelle des Plinius
höchst flüchtig angesehen , Avenn er glaubt , dass bei dem Meli-
num noch immer vom Ocher die Rede sey; 2) giebt Hr. M. S. 289
(Cels. VI, 6, 12) wieder die Terra Sa/nia dötijg für Meer-
schaum oder weissen Bolus aus, was auch richtiger ist, so dass
man nicht begreift, wie er S.280 in Bezug auf S. 201 sagen kaiui:
jlsteracen quocpie vocari (terra ni Samiam) ostendlmus su-
pra. Uebrigens hielt schon Constantinus (156(i) Aie. aste-
race an der obigen Stelle für Terra Samla , nicht aber für
eine Ochergattung, so dass Hrn. M'.s Conjcctur in ihrem erträg-
lichem Thcile nicht neu ist, und nur das ganz Unstatthafte der-
Relben ihm eigenthümlich zugehört. In der neuen Ausgabe liest
Targa mit Van der Linden ochra attlce., mel, asteriace cera,
schlägt aber in der Note vor : meZ, erlthace, cera, nachVarro
de re rust. III, 16. — S. 2(»3 (V, 18, 1) macht dagegen Hr. M.
zu der Stelle : Habet gailae et Immaturae et alterlus , co-
rlandri semlnis, ciciitae, lacrunae arldae, gumml etc., eine,
wie uns scheint, nicht unglückliche Conjectur, indem er liest cl-
cutae lucr. arid., mit Beziehung auf Dioscor. IV, 79. Doch
Celsi medicinae II. ^HI. Ed. MilHgan. 281
macht das Eigenthura dieser Lesart schon die Grypliiana (15-12)
und die Constantiniana (1566) streitig; Targa sclilägt vor resi-
iiae aridae oder papaveris lacriniae aridae- — S. 224 (V,
23, 1) schlägt Hr. M. vor malahathri für das in den Text auf-
genommene viulobat/iri, und stützt sich mit gutem Grunde auf
Dioscor. I, 11 und auf die äUeste damals bekannte Ilandsclirift
des Celsus (Cod. Med. I); auch die seitdem entdeckte ältere
(Cod. Vatic. Vlli) spricht für diese Lesart. — S. 251, lin. 1
ielUt A/ zwischen WC und quidem. — S. 254 (V, 27, 10) bil-
ligt Hr. M. die Lindeifsche, schon frülier von Constantinus an den
Rand gcscliriebene, Lesart persona iu, welche Targa in seiner
neuen Ausgabe in den Text aufnahm, statt der früher aufgenom-
menen/jez-io/iZ/itf. — S. 257 (V, 28, 2) liest Ilr. 31.: deiiide
nlcua ex eo thyinimn., wie schon lange vor ihm Cacsarius; andre
Editoren setzen entweder ein Komma oder et zwischen idcns und
e.V. — S. 264 (V, 28, 11) bringt Ilr. M. wieder eine eigene
vielleicht nicht unglückliche Vermuthung vor über folgende Steile :
Idcfie cjuu ceitrius jlat , imponenda tat farlria /lordeaceay
ex ucjua cucla rede rnisceliir. In dieser Stelle vermutheten
schon mehrere Editoren eine Lücke zwischen den Worten cocla
und rede', Hr. 31. sucht sie durch die bei Targa angeführte Les-
art des Cod. 3Iedic. I auszufüllen und liest: quae ex aqua coda
rede misceüir, wo ■mlscetnr so viel als praeparainr heissen
soll: eineConstruction von inisceri mit ex findet sichCels. VII, 3
{t'ino tx aqua plavuitili 77wa/o) allerdings. — S. 372 (VH, 19)
billigt Hr. 31. mit Recht das von Handschriften dargebotene
priure für propriore. — S. 382 und 383 betreffen zwei Con-
jecturen das schwierige Capitel vom Steinschnitt , die hier nicht
wohl in der Kürze erörtert werden können. — S. 403 (VIII , 1)
versucht sich Hr. 31. an einer sehr verderbten Stelle: Quo fit,
jit c.apuL 6ursu?n deorauiii versuni tuberibus exasperetur, Se-
enada siiperiori pard inferiore etc.; er will nähmlich lesen
Secunda aiqjtriuri parte inferiore, womit aber weder der Sinn
getroffen , noch aucli die Ilauptschwierigkeit „ die in dem tnbe-
ribits exaspereüir liegt, gehoben ist; die 3Iarginalie legt auch
den tuberibus einen ganz falschen Sinn unter, 31it Hülfe der
bisherigen Ilaudschriften scheint die Stelle nicht ganz hergestellt
werden zu können, wie überhaupt kein Buch des Celsus so ver-
derbt ist, als grade das achte, das von den Knochen und Knochen-
kraidvhcilen handelt. — S. 404 giebt Hr. 31. eine ziemlich kühne
Umstellung der >ielleiclit nicht minder schwierigen Stelle dessel-
ben Capitels, welche den Schlüsselknochen beschreibt. Sic Iieisst
bei Targa: ylL a summa v.osta puuLo inttrius, quam ubi ea
media est, os excrescil, ibi quideni ienue, procedens vero,
quo prupius Lato scapuLaruni ossi fit, eo plenius laliusque^
et pauLum in exteriora curvaluni, quod altera verticis parte
modice intumescens, sus/inet iugulum. Die Schwierigkeit
19*
^2^ Romische Litteratnr. ^
liegt in den Worten quod altera — iiigidnm , die sich der obi-
gen Lesart nach auf den Schlüsselknocliea beziehen, durch
Hrn. M'.s Umstelhing aber einen allerdings sachgemässern Be-
zug auf das Schulterblatt bekommen. M. liest nähmlich: j4t a
summa — tenue , proceclens vero , panlnni in exleriora cur-
vatum, et eo pleniiis latbiscpie^ quo projnus lato scapnla-
rum ossi fit; quod altera verticis parte modice intnmescens
svstinet jitguluryi, wobei denn die altera vertlc'is pars des
Schulterblattes das Akromion seyn soll. Manches muss wolil bei
dieser, so wie bei andern anatomischen Stellen des Celsus, nicht
eben aus der Natur, sondern aus der Anatomie der Alexandrini-
schen Schule erklärt werden, welcher Celsus oft ohne eigene
Ansicht der Sache folgt. So wissen wir , dass das Akromion als
ein abgesonderter Knochen betrachtet wurde, und es kann wohl
seyn, dass eine unrichtige Beschreibung dieses Fortsatzes der ge-
nannten Stelle in ibrer alten Lesart zum Grunde liegt. Das ana-
tomische Compendium des Rufus Ephesius ist iVir die Anatomie
des Celsus noch nicht gehörig benutzt worden, selbst nicht von
dem fleissigen und kenntnissreichen Morgagni. — S. 433
(VIII, 10, 7) wird vorgeschlagen , die Stelle Cum tarn misera
uiitea conditio vulneris sit, tamen id interduni manus diu-
tiusque facies zu lesen: Cum — interdum mujus diutiusque
facies, was aber schon die Ed. princeps hat, und nach ihr die
meisten altern Ausgaben ; die beiden ältesten Handschriften ge-
ben: interdum manus diutiusque facitj was auch Targa in
seine neue Ausgabe aufgenommen hat. — Die kritische Bemer-
kung S. 435 geljört Targa an.
Man sieht aus diesen Bemerkungen überM.'s kritische No-
ten, dass es ihm an kritischem Scharfsinne sowohl, als an den
nöthigen Kenntnissen zu diesem Geschäfte fehlt, dass er bei
allem nicht zu verkennenden Fleisse sich dennoch die Sache
viel zu leicht gemacht hat, indem er über die wichtigsten
Stellen hinwegschlVipft, und die behandelten sehr obenhin und
selbstgeniVgsam abfertigt. Auf den ersten Anblick scheint
manches ihm anzugehören, was er, wie man bei weiterem Nach-
schlagen sieht, von Andern entlehnt hat, ohne sie zu nennen,
und eben so wird er durch sein bestimmt absprechendes, oft
mit einigen Citaten belegtes Urtheil manchen unkundigen oder
flüchtigen Beschauer täuschen.
Hinter dem Texte folgen S. 447 — 486 zwei IndiceSy
nähmlich 1) ein Index reruniy von welchem Hr. M. rühmt,
dass er omnium hactenus copiosissimus, Jarragine saltem
MaitJiiana {tantum Matthiaeana^ es ist Georg M a 1 1 h i a e ' 8
Lexicon gemeint,) excepta sey ; er ist aber in den Arzneimit-
teln unvollständiger als der Krause'sche, M'iewohl sehr brauch-
bar und zweckmässig; zu Grunde gelegt ist der Index rerum
aus der Argentorateftsis 1806, und hin und wieder einigermaa-
Celsi de medlcina II. VUl. Ed. Waldeck. 283
88en vervollständigt ; 2) ei» Index scriptorum et inedicornin
a Ceho laudatunun^ der ganz aus derselben Ausgabe entnora-
ineii ist.
Das Latein des Hrn. M. ist im Ganzen ziemlich sclileclit,
oft ganz unverständlich, immer schwiilstig und uhrein; am
schiechtesten ist es in der Vorrede und in den Noten , etwas
J)€8serwird es in den Prolegomenen. Noch mVissen wir bemerken,
dass die Ausgabe dem Arzte John Abercrombia gewidmet
ist, und dass die allerdings hohe Correctheit des Druckes dem
Corrector Ninian Little gedankt werden muss.
Fiir Deutschland ht dem Gesagten nach diese Ausgabe
ziemlich entbehrlich , und wird sich auch ihres hohen Preises
wegen nicht sehr daselbst verbreiten; in Grossbritannien , wo
man sich bis jetzt mit dem Dickinson'scheu Abdrucke der Tar-
gatia prima und mit der Greive'schen Uebersetzung behalf, wo
*iü gewissermassen als die erste cigenthiimliche erscheint,
und wo zugleich der Preis weniger aulfallend ist, mag sie durch
<?rneuerte Ilinweisung auf Sacherklärung und zur Anregung
neuer Forschungen auf diesem Felde mancher Anforderung ge-
nügen und manchen Nutzen stiften können.
Die Deutsche Ausgabe (N. 3), besorgt von J. G. W al d eck,
ist die erste, die überhaupt in Münster erscheint, zeichnet
sich eben so wenig als die beiden vorigen durch kritische Bear-
beitung aus, und entbehrt auch des, jenen allerdings zukom-
menden, Vorzuges einer schönen typographischen Ausstattang.
Sie macht aber auf beides keinen Anspruch, sondern nur auf
Brauchbarkeit in einem beschränkten Kreise und auf die zu
diesem Zwecke unumgänglich nöthige Wohlfejlheit. Herr W.
ist Lehrer der Sprachen an der unlängst errichteten chirurgi-
schen Schule zu Münster, daher weder Arzt, noch auch eben
lange oder vorzüglich genau mit Celsus bekannt. Er beabsich-
tigte zum Behuf seines Unterrichtes die Herausgabe einer (aller-
dings noch fehlenden luid unter gewissen Bedingungen wohl
wünschenswerthen) medicinischen Chrestomatliie, hatte dazu
•\iel aus Celsus bestimmt, und entschloss sich endlich statt der
beabsichtigten Chrestomathie den Celsus allein zu obigem Zwek-
ke ganz abdrucken zu lassen. Er hat dazu den Text der Tar^
gaiia prima gewählt, und denselben theils bisweilen mit bes-
serer Interpunction, theils durchgängig mit Rubriken versehen,
welche im Ganzen zweckmässiger und glelchförjniger vertheilt
sind , als die Marginalien des Englischen Herausgebers. Bei-
gegeben ist diesem Abdrucke noch folgendes: 7j,V6Ye/i.s eine Ab-
handlung de CeUi aetate, i'iia et scj'lptis^ ganz nach Bian-
coni, ohne auf die neuern Bearbeitungen dieses Gcgenstaiules
Rücksicht zu nehmen, die Hrn. W. wohl schon bekannt seyu
konnten. Auch hätte Hr. W. tiich dabei nicht blos an den
S84 Römische Liftevatur.
vom Jahre 1780 datirten, querst in dem Leidner Nachdruck des
Celsus von 1785 erschieneneu «nd an die Brüder Luchtman
gerichtetcMi Brief de Cclsi aetate halten sollen ; im Jahr 1779
erschienen zu Rom zwölf Briefe B i a n c o n i ' s an den hekann-
ten Girolamo Tirahoschi in Italienischer Spraclie, von
denen jener Lateinische Brief nur ein Auszug ist. In Deutscher
Uehersetzung von L*** (Ludwig in Leipzig?) mit einer Zu-
schrift von Krause erschienen diese Briefe zu Leipzig 1781, 8,
und wären daher leicht zugänglich gewesen. Zn-eitena eine
Angabe der verschiedenen Ausgaben des Celsus , die aber vie-
les aufnimmt , was nicht Ausgabe ist , und dafür in der neuern
^eit wieder höchst unvollständig erscheint. Drittens fünf ver-
gchiedene Indiqes: 1) Index librorum et capitnni, ein zur
pUgemeinen üebersicht des Celsus sehr brauchbares systema-
tisches Verzeichniss der Capitelüberschriften ; 2) Index re-
riini alphabeticus , unvollständiger als die bisher von andern
Editoren gelieferten ; 3) Index alphaheticns vocinn Graeca-
fiun in Celsi medicina passim occurrentinm mit Lateinischer
Worterklärung, bisher war ein besonderer Index graecitatis
für Celsus noch nirgend geliefert worden, und der hier befind-
liche scheint sehr vollständig zu seyn; 4) Index signoriim,
qinbus medicamentornm pondera expressa sunt , sehr kurz,
doch für den ersten Bedarf hinreichend ; 5) Index distributo-
riusy seriem designans selectorum e Celsi medicina , qui-
bus, moderatione adJiibita nee ceteris omnino r^llctisy ad
ßxponendum et trajisferanduni in nostra scliola chiriirgica
-potissimum utltnur^ uehmlich eine Vertheilung des Celsus auf
fünf Semester nach der Verwandtschaft der Materien. Diese
Vertheilung ist folgende; J^rs^es Semester: Lib. I cap. 1 — 10,
II, 18 — S3, sämmtlich Diaetetica, VIII, li Descriptio ossium,
IV, 1; Partium corporis interiorum situs. Zweites Semester:
II, prooemium et cap. 1 — 8: Aetiologica et semiologica, III,
1—3: Morborumgenera,febrium distinctio,V, prooem. etl — 25:
Medicamentorum genera et compositiones. Drittes Semester:
II, 9 — 17: Auxiliorum genera, V, 26 — 28: Noxarum genera,
vulnera, ulcera, VI, 1 — 17, 19: Singulorura corporis partium
vitia, exceptis obscoenarum partium vitiis. /^«er/es Semester :
^ VII, prooem. et 1-^6, 8—13, 15—17, 31—33: Chirurgica,
exceptis iis, quae ad oculorum, ad umbilici, ad ani vitia et ad
partum spectant, VIII, 2-^-25? Ossinra vitia curanda. Fünftes
Semester: I, prooem.: Historica et isagogica, VII, 7, 14: Ocu-
lorum et umbilici vitia curanda, VI, 18, VII, 18 — 30; Obscoe-
liarum partium vitia, partus. Alan sieht, dass Hr. W. seinen
Celsns ziemlich sorgfältig studirt , und nicht oluie Mühe dem
Zwecke des von ihm zu gebenden Unterrichtes angepasst hat.
Was den von Hrn. W. gegebenen Text anbetrifft , so ist es,
wie schon gesagt, der der Ausgabe von 1769; was man aber
Celsi de medicina U. VIJI. Ed. WaldccV. 285
nicht erfährt, gondern nur errathen muss. Hr. W. sagt blos,
dass er den Targa'schen Text geben wolle , in dem Ausgaben-
verzeichnisse fehlen aber grade die beiden von Targa selbst be-
sorgten Ausgaben, nur der Leidner Nachdruck (1785, nicht 1786)
und der Strasburger (18<M>) nebst der Fouquier'schen Ausgabe
wird genannt. Es ist daher offenbar, dass die genannte Stras-
burger Ausgabe zum Grunde liegt, Noten, Varianten und der-
gleichen werden nicbt gegeben; der Columnentitel gicbt, was
selir zu loben ist, immer Bucli und Capitel an. Druck und Papier
sind unansehnlich und die Augen angreifend, weil die Buchstaben
weder fett noch scharf, noch schwarz genug sind, das Papier
aber grau ist.
Demungeachtet wird der nnpartheiischeBeurtheiler dem Her-
ausgeber dasZeugniss gern geben, dass ersieh eines bestimmten
Zweckes bei seiner xlusgabe bcwusst war, und einen selir bestimm-
ten Kreis von Lesern sicli ITir dieselbe dachte, Modurch auch die
Ausgabe selbst innerhalb dieses Kreises eine gewisse Brauchbar-
keit erreicht Jiat, die andern Ausgaben fehlt, welche zu viele
Zwecke sich vorsetzten und deshalb keinen erreichten.
Dresden, Dr, Ludwig Choulant,
o g r a m m e.
De finibus et praesidiis artis paedagogicae se-
cundiim pr iucipia doctriiiae (Jhristiaiiae. Disser-
tatio thtologico-pticdao^ogioa, qua ad audiendam oratioiieni inau-
guralem professlonis artis catecheticac et paedagogicae extraordi-
narlae in Academia Lip!;icll^i adcundae causa illustris ICtorum ordt-
nici concessu in auditorio juridico d. XXII mensis Jul. 182G h. IX
reeitandüin maxinia cum observantia invitat Frider. Gull. Lindner
(auch Mag. u. Dr. d. Theolog., ölTentl. Lehrer an der Bürgerseh. zu
Lcipeig, ord. Mitgl. u. Correspondent der philanthrop. Gesellschaft
%u Petersburg u. Ehrenmitgl. der Schweizerischen piidagog. Gesell-
schaft.) Leipzig in Conimiss. hei Reclain. 35 S. 8. 6 Gr.
i^ach dem Hrn. Verfasser berücksichtigte man im Laufe der
Zeiten bei der Erziehung nach und nach folgende Zwecke: 1)
die Bildung der KörperkraCte, wie bei rohen und ungebildeten
Völkern und, mittels besonderer Kunst, bei den Spartanern;
2) die Bildung des Empfindungsvermögens, theils durch Dicht-
kunst und Tonkunst, theils durch das Band der Liebe, welches
die Familienglieder unter patriarcbalischer Herrschaft zusam-
menhielt; S) nachher, bei fortschreitender Ci\ilisation , die
286 Frogramine,
Bildung des Verstandes, nicht sowohl zum Vortheil der Wissen-
schaften, als des Staates, wie in Athen und Rom; 4) die Bil>
düng des religiösen Sinnes , welcher aber bald blose Ergeben-
heit gegen die Kirche und ihre Vorsteher folgte. Den Christen
giengen hier die Aegyptischen und Jüdischen Priester , beson-
ders die Propheten , Essäer und Pharisäer mit ihrem Beispiele
vor. — Man sieht, ohne unser Erinnern, dass dieEintheilungs-
glieder einander nicht gehörig ausschliessen, sondern Nr. 2
theils mit Nr. 1 und Nr. 3 zusammenfällt (wie denn bei den Grie^
chen ästhetische und Verstandesbildung mit der körperlichen
immer parallel gieng) , theils mit Nr, 4 (wie denn die Bildung
des religiösen Sinnes nur modificirte Bildung des Empfindungs-
vermögens und wenigstens ohne die letztere nicht möglich ist).
Als Perioden in der Geschichte der Erziehungskunst setzt
der Hr. Verf. S. 5 ff., sich blos auf die Christliche Zeit ein-
schränkend, folgende fest: 1) Von den Kirchenvätern an , 2)
vom Cten Jahrhundert an, 3) von der Kirchenverbesserung an,
4) unser Zeitalter, in vielchem bald die Tendenz des Humanis-
mus , welcher neuerdings an Thiersch einen wackern Ver-
theidiger gefunden hat, bald die der Staatserziehung, bald das
Jesuitische Verfinsterungs-System , gegen welches Hr. L. sich
ganz vortrefflich ausspricht, bald das vom Verf. im 2ten Ab-
schnitt seiner Abhandlung als einzig richtig anerkannte vor-
geherrscht hat. Es ist zu bedauern , dass Hr. L. von den drei
ersten Perioden, die er annimmt, ausser einer Stelle aus Basi-
lius, gar keine Belege gegeben, wie auch, dass er unter den
Kirchenvätern keinen unterschied gemacht hat ; da doch z. E.
»US Augustin. de mendaclo sich ganz Anderes ergeben möchte,
als aus Clem. Alexandrinus u. A. Wie sehr auch in aqdernRück-
sichten die Kirchenväter von einander abweichen, dariiber fin-
det sich Mehreres in K. F. Stand 1 in' s Geschichte des Ratio-
nalismus und Supernaturalismus ^ Götting. 1826, S. 19ff. Eine
übersichtliclie, aber kritische, Zusaramensteilung der auf Pä-
dagogik bezViglichen Aeusserungen derKirchenväter dürfte wohl
eine interessante Preisfrage für Theologie Studirende auf Uni-
versitäten seyn, wann sie in den literarischen Theil der Patri-
stik eingeweiht sind. S. 12 giebt Hr. L. eine kurze Uebersicht
von der Literär-Geschichte der Pädagogik, berücksichtigt aber
fast nur die Grundsätze der Kantischen, Fichteschen,
SoheUingischen Schule und unter den Eklektikern beson-
ders den Heidelberger Schwarz. So weit von der Pars hi~
atorica der Sectio prima. Nun folgt S. 17 ; Pars doctri/ialis^
worin die Mängel der bisher aufgestellten Erziehungsweisen
darin gefunden werden, dass sie a) entweder kein Princip oder
kein gehöriges haben (dass bei der Erziehung weder Alles auf
den Körper, noch auf die Geistesbildung, noch auf die Zwecke
Lindner : De finlbus et praesidüs artis pacdagogicnc. 287
des Staates oder der Kirche bezogen werden dürfe); b) das«
auch die zur Erreichuns: des einen oder des andern der genann-
ten Erziehungs -Zwecke angewandten Mittel, namentlich die
Iluinanitäts-Wissensclialten und die IMiilosopliie, unzulänglich
seyen. Der llr. Verl", l^ämpft liier olfenbar mit Schatten, da,
wie auch oben schon angedeutet wurde, nicht leicht ein so ein-
seitiges Erziehungs-Systeui aufgestellt worden oder in der An-
wendung Statt gefunden hat, wo iiber der einen Riicksicht die
andern ganz wären vernachlässigt worden, sondern immer nur
eine oder die andere vorherrschte.
Sectio II von S. 20 an enthält des Hrn. Verfs. Ansicht von
der Pädagogik. Das Wesen der Erziehung iindet er in dem
Ausspruche: Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen u. s. w.
Hier Hnden wir, meint er, 1) die Grenzen der Erzielmng be-
stimmt. Denn dieser Ausspruch zeigt t) dass der vornehmste
Zweck aller Erziehung die moralische Veredlung seiner selbst
aus Liebe gegen Gott seyn mi'isse, — wobei auch die Stellea
Matth. IG, 2(» und 1 Kor. 13, 1 und 2 benutzt werden — und
dass alle andern Zwecke diesem untergeordnet werden mVissen,
2) dass aber aucli die Körperbildung nicht zu vernachlässigen
sey : denn es heisst : ayaTcriöus xvQtov -^ - s^ okrjs rijg t ö jj v o g
öov. 3) dass hierzu aucJi die Bildung des Empfindungsvermö-
gens, also auch Kunstbildung, kommen müsse , wie ja deutlich
aus den Worten Iiervorgehe: dyaTOJötig - - £| okr^q Tt]g iIj v x'^ g
öov. 4) dass auch Verstandesbildung nicht fehlen dürfe, wie
die Worte zeigen: dya7t)]6. f^ üA>;g rrjs ö L avo Ca g öov*
5) Endlich auf die — ebenfalls nöthige — Erziehung rücksicht-
lich des kirchlichen Lebens führen die Worte: dyaTCijö. 6|
oAj^S T^g xaQÖiag öov. II) Derselbe Ausspruch belehrt auch
über die Hülfsmittel der Erziehung; diese sind: 1) die rechte
Disciplin, welche immer dem göttlichen Willen gemäss handeln
wird; 2) die rechte 31etliode, die auf den göttlichen Beistand
vertrauet und dem gefallenen Menschen durch die \on Gott
und Christus vorgeschriebenen Mittel zu Hülfe kommt. Zuletzt
wiederholt der Hr. Verf. kürzlich, was er im Jahr 180S in der
JJtss. de methodo historico- genetica geschrieben hat, welcher
Methode er in seinem Lehramte an der Bürgerschule immer ge-
folgt sey und durch die er sich grosse Liebe bei seinen Schülern
erworben habe.
W elcher Zw ang von Hrn. L. der zum Grunde gelegten Bi-
belstelle angethan sey , darüber mögen dieExegeten richten*).
Wenigstens ist nicht das Mindeste geschehen, um eine so son-
derbare Erklärung — wenn dies nämlich irgend Erklärung hei-
*) Dicsa idt bereite in Winer's und EngeUiardt'a Journal sehr scharf
geschehen.
288 Programme.
ssen kann — nur einiger Maassen philologisch zu begründen.
Dabei wird es immer vergebliche Mühe seya, die Worte i^vi%
TtaQÖia, nvBVfia im N. T. und die ihnen entsprechenden Hebr.
t£;33 , aS und andere psychologisch genau scheiden zu wollen.
Wie oft sie lic nagakkrj^ov stehen , zeigen ja die biblischen
Wörterbücher und die Concordanzen. Hierzu kommt, dass die
fragliche Stelle zunächst aus dem A. T. entlehnt ist (5 Mos.
6,5), wo bekanntlich in gnoraischen u. a. Abschnitten der Pa-
rallelismus merabrorum herrscht. Auf ähnliche Art, wie in die-
ser Stelle, wird 1 Timoth. (J, 18 die Wohlthätigkeit durch vier
parallele Wendungen bezeichnet: ayccd'OEQySLV ^ nXovtt.lv iv
iQyoLS xakoig , sv^iTudotovg tivai,, xoLvcjviJtovg. Eher könnte
mit einigem Scheine von Wahrheit 1 Thessal. 5, 25, okoxktjQov
— TTjQrj&SLTj , auf die körperliche und geistige Erziehung an-
gewandt werden. Auch ist der 2te Theil der Sect. 11 nichts
weniger als aus der oftgedacliten Bibelstelle hergeleitet , nicht
einmal Alles im Isten Theile; vielmehr sind oft andere Stellen
der Bibel , so wie die Handlungsweise Jesu gegen seine Jünger
— wie auch passender war — zu Hülfe genommen.
üebrigens liegt offenbar beim letzten Eintheilungsgliede
des Isten Theils ein anderes Eintheiiungs-Princip zum Grunde,
als bei den vier ersten.
Seine Lehr-3Iethode will Hr. L. nicht in Gymnasien an-
gewandt wissen (nach § -4) , und doch spriclit er § 7 von der
Anwendbarkeit derselben beim Unterricht in der Metaphysik
und Mathematik.
Sehr viel ist an dem Lateinischen Ausdrucke des Verfassers
auszusetzen. Pag. II im Prooemium ist wol opella (kleine Mühe) mit
opusculum verwechselt. P. III steht: historicainpartem tractare
tiebere arbüramur de modo^ statt historicam dissert. parlem
ita iractandam esse (oder besser : /// hinti pai'te ita versandutn)
arbitr.^ ut dicamus de modo; p. -4 ceu st. timquain oder velut;
publica instüuta st. publice inst. ; civitatis commodis prospicere
st. inservire ; p. 5 si a - - revelatione inchoaverimus st. inilium
fecisseinus (da visi sumus respondisse vorhergeht) und osten-
derimus st. exposuissemus ; pur et st. patet oder apparet; p. 5
es institutis ab iis fundatis et ordinatis st. ex rebus ab iis oder
per eos institutis ; p. 6 de genio , quo educatio primis christia"
nis temporibus regebatur st. de vi ac natura educationis , qualis
fuit prima Christianorum aetate; etiam. adhuc st. etiam tum;
p. 7 desidiei (eine blos dichterische Form) st. desidiae ; gy-
vinasia., quae ex monasteriisprogressa st, quae ex iis exstilerunt ;
p. 8 reducere st. revocare^ wie in einer ähnlichen Stelle p. 10
richtig steht; contendimus tarnen simul st. iideiii; p. l) hanc in
rem vielleicht st. hac ?nente ; ideam in vitam convertendam st.
qualem animo informassent ^ ad vitam et usum referendams
jam vero (welches /erwer bedeutet) st. atqui; quatenus specta-
Lindiier: De fiolbua et pracsIdlU artis paedagogicae. 289
mus st. spcctemus (wegen der or. obliqua), so wie naclilier, in
gleichem Zusammenhange, richtig steht qualenus curemus ;
p. 10 motns inqtiieli st. rcnim novarum Studium ; omiltant quae^
rere st. desinant ; coiiamina (ein poetisches Wort) - - confun-
dantur st. conatus rcpriniantur f p. 11 corporis cultus latissimus
vielleicht st. latissime patens ; disscrere compellcremur fit. dis-
sereudum nobis esset; p. 12 cum iufra o^etur »t. futurum sil^
ut agatur., oddT in einer einfachem Wendung; illud tarnen in
promtu quoque est st, tarnen illud quoqiie in pr. est ; educatoria
ars st. ars educandi; p. 13 in praxi st. in agendo oder in vita
agenda; \i. H perversa appliratione st. perverso usu (denn in
gutem Latein hat applicatio eine ganz andere Bedeutung) ; jm-
gatio st. conjunctio i in rulgus innotescere st. innotescere allein,
oder in vulgus edi; tria 7iisi tempora, 7nomenta cerle st. si non
tcmp., at certe morn. ; objectum und subjectum iiistitulioms st.
iW, quod instituenti propositum esse debeut \\\n\ is ., qui insti-
tuatur ; p. 16 ex quibus tantummodo brevitaiis causa nomino
(das hiesse: Ich nenne nur der Kürze wegen) st. ei" q. nomi-
nare oder comniemorare sufficiat; p. 18 miuinie tarnen id eo us-
que cxtendcndum ni. eo pertinere ptttandum ; eodem mndo^ quo
inverso tantum st. quemadmodum^ versa vice; cum inlclligen-
tiae in Universum.^ tum reipublicae in specie st. vel
i/t.ellectui vel reipubl. (wie sich auch der Ilr. Verf. weiterhin,
sowolii logisch als philologisch passender auj^driiekt); quibus
adjuugimus modo st. hoc unum ; p. 19 etiamsi non aberraverit
a vero suo scopo , ut factum esse historiu ckimat , no7i cettseri
potest etc. st. etiamsi .^ eum saepe a vero oder ab eo, quod pro-
positum esset., aberrasse^ non constaret historia teste., tumen
non posset censeri etc. ; de praesidiis ad liunc finem obtinendum
hie ibique adkibitis si.de rationibus.1 quas passim inierunt ; quod
nunc illas attinet st. atque illas quidem quod uttinet ; non abso-
lulam st. Jion perjeclam et omnibus numeris absolutam ; partim
— partim st. tum - - tutn ; si negare v ei i m u s st. vellemua
(weil der Nachsatz heisst: injusti essemus); congratulaturi fo-
rent et - - discerent st. congratulantes - - discerefit ; p. 20 cu-
jus idem est Jinis st. cui ide/n est propositum ; p. 21 /lon hae-
sitamus mit dem Inf. st. non dubitamus ; p. 22 inauguratio in
doctrinaefidei christianae elementis st. doctrina (d. i. instilutio)
clementorum cet.; quae tamen non eo spectont st. neque
vero haec cet. ; p. 23 ordo , secundum quem procedere deljet
cducatio st. ratio , quam sequi debemus in liöeris educandis ;
quo - - serviut st. ut ; ut - - Uterus foveat quascunque st.
quasque o<lc.r omnes ; contaminureperhorrescant st. hor-
reant oder (mehr der Prosa angemessen) dubitent oder (stär-
ker) religioni sibi ducant ; quo purius traderctur st. tradebatur
(da derHr.\erf. ja nicht sagen will: damit sie desto reiner ge-
lelirt würde) ; quo projundius — disciplinas penetrassent st.
Jahrb. f. Fliil. u. fadag. Jahrg^W. lieft 11. 20
290 Programme,
quo accurattus d. cognovissent ; p. 24 licet st. quamvis (da von
Wirklichem, nicht von blos Gedenkbarem, die Rede ist) - -
essent emensi; denuo - - recepta est st. des blosen recepta est;
quo?nodo scaturiant inde principia (im Sinne des Französ.
principes) st. quomodo decreta quaedain oder certae quaedam
ratiojies exsistant; salutetn generis hum. pr omovere st. aii-
gere; qua in re merita st. quam in rem m. oder (iinabliängig
von merita) quo in gener e ; p. 25 tnodo n o n (st. we) serviant ;
tit in salutem atque stabililatem civitatis redundet (näml. vilaS
st. ut inde niasimae ad rempublicam tum conscrvandam tum au-
gendam redundent utilitates; p. 26 ca {^verba) - -hoc invol-
vunt (doch nicht einhüllen., einwickeln? y ^i. hanc vim habent;
ßdei confessio st. credendorum forrnula ; voluntas plane regene-
rata et transformata at. penitus immutata; auoque siniiil st. si-
mul allein; p.27 antequam de his agamus ^i. quaeramus ; suo-
viet st. suopte; hos poscimus - -praeire debere esempto st. posci-
' mus., ut exemplo sint ; corroborare st. covfirmare unimum;
p. 28 ut ad ejus ^ quam nos probatnus , in educando servandam
methodi esj)ositione7n ulteriorem accedamus st. ut eam^ qua
nos quidem utendum esse putamus., educandi rationem niagis
esplicemus; p. 29 esplicitum st. explicatujn; p. 30 adeo st.
eam ob causam; docent jam (st. vel) parabolae ; p. 30 regulas
dis cipulis infor7nes st. discipulorum animis ; retexere opus
operatum st. telam., quam texuerunt ; p. 31 intr oducan-
tur [st. inducantur) Uli viri loquentes ; discendi Studium ultra
modum in ea (Juveniiite) excandescit st. juvr^ntus miro quodam
atque insolito studio discendi flagrare coepit; p. 32 in vitam re-
suscitata st. a morte revocata; p. ^*i facultatis philosophicae
niaxime spectabilis st. ordinis philosopho?'um amplissimi (denn
das Prädicat .^.^spectabilis'-'- erhält nur der Decan der Facultät) ;
p. 34 stifficiant modo humeri ei (nämlich honori) f er endo st.
oneri; ^uod igitur munus (zu Anfange einer neuen Pe-
riode) st. quod quidetn etc.; si non - -, tamen st. at. Ueber-
dies ist öfters jienipe , inter (fiir apud\ proprie., effatum.^ adeo-
que., porro^ immo., falsch gebraucht, und Kunstwörter, wie
specialis., nicht vermieden. Uebeltönend is{ p. 19 die Zusam-
menstellung rero /ere, so wie p. 31 et etiamnum. Schwer-
fällig ist der Ausdruck besonders in der Stelle p. 23 : .,.,Evan-
gelium enim — iantumabest^ ut non tain i?isciiiae^ quam
obscurandi populos tenebris studio non adver setur , ut potius
literas alat foveatque.
Druckfehler sind p. II oportunitate (für opp.); p. 11 Pä-
dagogick (für Pädagogik); p. 21 ist ?ne vor dedisse in derSten
Zeile weggeblieben; p. 24 ist getheilt nihil-ominus (für ?iihilo~
minus) und p. 20 eben so fehlerhaft perspex-eris (für perspe-
seris). Am fehlerhaftesten sind die Griechischen Stellen abge-
druckt. So steht p. 6 XQi] si. ^Q^^ naidccg st. naldaSi tov
Fülle : Soll man mit Schülern über Methode sprechen ? 291
(melirereraalc) st. rdv, tv xccidsla xal vov&etSia st. naidBicc x.
vov&Eölcc, ngärijS st. TtQcorrjg, p. 21 wieder jigiört] st. jrpcJrjy,
Gov (mchreremale) st. öoi», ävtt] st. avri] (wie p. 22 avrov
st. raTov, T«/g st. Tcäg , höä st. ilöcö, ovdsv st. ovdäv). Vor
avTt] ngcoT}] tvroh] solUe kein Komma, sondern ein Punct, vor
clyant'jösig Tov Tchjölov kein Punct, sondern ein Kolon, nach
dg ötavvöv kein Fragzeichen, sondern ein Punct stehen; p. 22
gteht in den Worten; rt yccQ co<pskHrccL ävdQcajiog das Komma
nach c6q)ikHTai, da es doch nacl» av^g, stehen sollte, uud nach
(lyccjDjv ÖS ft}} txa ein Punct statt eines Koloiu
Einif^eGedanlccn zur Beantwortung; der Frage: Soll der Lehrer
in de?i oberii Classen eines Gymnasiums mit
seinen Schulern über seine Met hode sprechen?
veranlagst durch die am 10 u. Uten April 1826 anzustellende Prü-
fung der 5 Classen des Ilerzog-I. BraunschMeig-Oelssischen Gymna-
siums, zu weldier — einladet Christian lartraugott Füiie, Prorector
an demselben. Oels. 10 Seiten in 4.
Dass der Lclircr mit seinen Schillern in den höhern Gy-
mnasialclassen Viber die Art und Weise seines Vortrags nicht nur,
.sondern aucli über die jjfesammte Anordnung, welche er inllin-
siclit einer wissenschat'tliclien oder einer sprachlicfien Lection
trifft, und über die Zwecke, zu deren Erreichung in dieser
Auordnunjr dicMittel gegeben werden, —denn dieses alles ver-
steht der Ilr. Verf., Avie aus mehrern Stellen der Abhandlung
zu sehen ist, unter Methode- — sprechen könne, ohne weder
dem Dünkel der Schüler Vorschub zu thun, noch seinem eige^
nen Ansehen oder demjenigen seiner Mitlehrer hei den Schü-
lern zu schaden, wird gehörig bewiesen; so wie auch, dass
dem Wahne der Schüler, als habe man sich in der Schule blas
auf Brodwisseiiscliaften einzuschränken, und der Vorstellung, als
sey der Lehrer gleichsam ein Gegner des Schülers, nicht bes-
ser begegnet werden könne, als durcli Darlegung des Ver-
fahrens, dessen sich der Lehrer in der Schule bedient; und
endlich , dass der Lehrer selbst sich hierdurch vor Mechanis-
mus und Sclilendrian bewahre. Es hätte noch hinzugefügt wer-
den können, dass gelegentliche Winke über Lehrart Viberhaupt
und in einzelnen Fächern besonders denjenigen Schülern, Mel-
clie sich zu Lehrern in Kirchen und Schulen bestimmen — und
das ist doch auf den meisten Gymnasien die Mehrzahl — für
ihren künftigen Biruf recht nützlich m erden können; und dass
ja überhaupt die Schule nicht hlos durch das, was sie lehrt,
sondern auch durch die Gesaramtheit uud den Geist ihrer Ein-
richtungen (in methodischer, wie in dlscipliuarischer Hinsicht)
2ü2 l* r 0 g f a m m ^..
für die ganze Lebenszeit der Zöglinge biUlcnd werden soll.
Aber wie oline grossen Zeitverlust und andere INachtheile sich
der Lehrer gegen die Schiller Vlber seine Methode auszuspre-
chen ]iabe, das ist nicht Inniänglich entwickelt, und was der
Verf. als ein Beispiel znr Erläuterung seiner Ueliauptungen bei-
fVigt, nämlich auf welclie Art er selbst die cursorische Lesung
einiger Abschnitte des Livius in der ersten (.'lasse migoordnet
und eingeleitet h^be, leidet oflenbar an Uebcrfiillnng. — S. 3
Iieisst es: Wird nicht dadurch Aav Hiiinvigung zum JJünkel der
Jugend neue Nahrung gegeben*? anstatt Hinneigung der Jugend
zum Dünkel, S. C: ff enn auch die Stimme seines Gewissens
dem BelJiörten den Leltrer recfitfertigt ist, m ie manches andere,
unklar und S. i); „mit ein Paar Worten'' ist unrichtig.
Anlcündig'ung der offentl. Scluilprüfungen und Schulfeierlichkciten der
Herzoglich Nassauischeii Piidagogien in Hadiimar, Djllenburg und
Wiesbaden am Schlüsse des Schuljahrs im März 1826. Mit einer
Abhandlung über die Kntarttmg der Jugejid in der
neuern Zeit^ von Wdh. frorßth, Prof. u. Beet, an deiü Päda-
gog, in Hadamar. Wiesbaden, 1826. 16 Seiten in 4,
Der Hr. Verfasser sucht zuerst „mit tiefen Gründen" , wie
Kästner sagt, und zum Theil sich selbst (aus frühem Pro-
gr^ranjen) wiederholend, zu beweisen, dass zur allseitigen Bil-
clung des Menschen die Bildung des Körpers , des Verstandes
und des Herzens gehöre, und d^ss die letztere die höchste sey.
Jm 2ten Abschnitte stellt er, indem er hier, so wie im Folgen-
den, Ideen vqp Fries und Stellen aus Schiller benutzt, die
Annahme des ,, Tugendgesetzes", der Freiheit und Unsterblich-
keif; der Seele, so wie der Gottheit „als des heiligen Urgrun-
des aller Dinge" als die iioth wendigen Bedingungen ,.zu einem
tugendhaften Leben" dar, Der 3te Abschnitt giebt ein ausser-
ordentlich vortheilhaftes GeniäUle der frühern t]rziehung,
r^-rman w^iss nicht, aus welcher Zeit -^5 gegen welches im 4ten
Abschnitt das Gemälde der neuern Erziehung sehr absticht.
Die wesentlichen Züge in demselben sind diese, Die mit Liebe
inid Eifer begonnene „Kopfbildung brachte immer grössere !Va-
turkenntniss"^ und diese (doch wol nur die oberflächlich ge-
schöpfte*?) führte zum Empirismus, Materialismus, Atheis-
mus, Indilferentis.'iius; die eifrige Betreibung der reinphysi-
schen und mathematischen neben den Erfahrungswissenschaf-
ten führte z;um „Intellectualismus" ; durch grössere Natur-
kenutniss wurden die Mittel zum Genüsse vervielfacht; daraus
entstand Genusssucht, wodurch der Sinn fi'ir das Höhere er-
stickt ward; mit diesem sj;hwand auch der Glaube an göttliche
Frorath: Die Entartung der Jugcad in «1er neuem Zeit, 21)3
Offenbarung, und Gleichg:ültij:kcit gegen Religion und Tugend,
und damit gegen Kirclie und Staat , verbreitete sicU bis in die
niedrigsten Hütten. Wie aber die Eltern waren, so wurden na ■
tiirlifh auch die Kinder, und was nicht zu Hause schon ver-
dorben war, wurde es durch „verirrte Lehrer der Schule und
Kirche'^, oder doch durch ,,elir- und scliaiiilose Scliriften und
durch schäiidlirlic Beispiele schlechter UmgCber.'"'' Hierzuxkain
die frühe Weitbilduiig, die man der Jugend gab, und die Theii-
nahmc an allen gesellschaitliclien Vergnügen und Genüssen,
welche man jungen Leuten gestattete. Endlich wirkte auch der
lange, verheerende Krieg aiif "»iellache Weise zur Entartung
der Jugend. — In der ganzen Schilderung ist leider! das Biciste
Avahr. Indessen liat man aus allen Zeitaltern der Welt, von den
ältesten biblischen Urkiuiden an, ähnliche Scliilderungen der
Verdorbenheit des Menschengeschlechts , und eine Sammlung
derselben möchte in vielen Rücksichten liöclist lehrreich seyn.
Im 5ten Abschnitt jeigt der Hr. Verf., dass eine bessere Er-
ziehung nur von der steten Verbindung der Herzensbildung mit
der „Kopfbildung" zu erwarten —was eigentlich schon im Istea
Abschn'.tt gezeigt ist — und dass zu diesem Zwecke schon vie*
les durch bessere Gestaltung der Schulen und der kirchliclieu
Verhältnisse in unsern Tagen geschehen sey. Viel Heil ver-
spricht Hr. F. sich endlich auch vom Unterricht in der „wahren"
Pliilosophie auf Schulen, d. h. von einer solchen, welche die
lieiligen übersinnlichen AVahrheiten lehrt, und die positiveRe-
Jigionals nothwendiges Mittel zum sittlicli-religiosen Leben ver-
theidigt." Man sieht leicht , dass der Verf. einen zweckmässi-
gen lleligions-Unterricht meint, welcher freilich ohne Pliiloso-
phie niclit gehörig gegeben werden kanii.
Die Schreibart in diesem Programm ist hin und wieder feh-
lerhaft, z. E, wegen ihr S,7 anstatt ihrelwegeu oder ivegeii der-'
selben; S. 15 wegen Mangel st. Mangels ; S. 4 des höchst-mög-
livhsten Grades; S. 12 anders «'/est, als; S. 23 soll dann (st,
denn) - - werden'? S. 28 Bemühet euch^ dass sie Tugend - -
Heben. Zweideutig ist S. 27 Der - - Unterricht - - erfordert
«inen ununterbrochenen Besuch der Schüler. Mistönend ist
S. 8 und 12 üh<*rzeugend gezeigt. Gemein ist S. 27 den Unter-
richt vollständig abmachen st, vollenden. Zuweilen ist der Aus-
druck etwas preciös, z. E, wenn S, 4 der GeistFührer und Herr-
scher des Menschen heisst und der Körper Diener des Geistes;
sehr oft Kopf bildung; S, 4 Schlussvermögen; dv; Kopfanlagen.
S. 7 Es giebt ein unwandelbure^ ewiges Gesetz für Gesininnig
und That, das der Allwoise ins Menschenherz grub. S. !) Vor-
"weis und JSachweis (im Verhältniss zum Beweis) ; S. 10 die Ver-
ehrung der Wahrheiten (st. die Anerkennung derselben); S. 12
die starren Gesetze der Natur können unsere Seele nicht tref-
fen; S. 15 diu uiieigciumtzigen St;hriftwerke waren Ergüssu von
294 Prog-ramme.
reinen - -Männern; eine anständige Jugend; S, 10 und 23Ura-
geber der Jugend ; aus Noth und Eiusiclit der Privaten und Re-
gierungen ; S. 11) der heisshungrigc Trieb zu geuiessen; S. 21
der fromme Kinderglaube erstummte; gerade Worte; S. 28
gerade Rede ; S. 22 Man hatte - - grosse Begierden im Herzen
der Jugend aufschiessen lassen; S. 27 verhütet das Aufschiessert
grosser Begierden; S. 23 Auch hat die vervollkommnete Ver-
ßtandesbildung nicht jene Verderbniss der Sitten gebraclit, son-
dern die neben ihr nicht vervollkommnete, oder vernachlässigte,
oder gar aufgegebene Bildung des Herzens (welches fast mehr
auf Lateinische Art gesagt ist).
S. 30 folgt der Jahresbericht vom Pädagogium zuHadamar
vom Schuljahr 1825 und 20, desgleichen S. 43 vom Pädagogium
zu Dillenburg und S. 00 vom Pädagogium zu Wiesbaden,
Zur offentl. Prüfung am 15 , 16 u. 17 Aug:. und zur feierlichen Verse-
tzung der Schüler und Entlassung der Abiturienten — ladet ein —
der Kector (des kün. ka(,hol. Gyuinas.) Köhler. Breslau, 1826. 2!)
Seiten in 4.
Vorausgeschickt ist auf 10 S. eine Abhandlung des Prof.
Heibig: lieber den Nutze7i^ der aus der Mitthei-'
lung der Schulprogramme*) für den Gymnasial-
nnterricht im Allge7neinen und insbesondere für
die deutsche Sprache entsteht. Der erste Vortheil,
welcher, nach dem Hrn. Verf., aus der erwähnten Einrichtung
entspringt, neralich dass die Lehrer die Methoden und über-
haupt die Mittel kennen lernen , deren man sich auf den Gy-
mnasien bedient, um den Zweck der sittlichen und wissenschaft-
lichen Bildung zu befördern, wäre gewiss desto grösser, wenn
die Verfasser der Programme öfter von ihrer und ihrer Mit-
lehrer eigenthümlichen Methode und Disciplin sprächen, wie
der Director undKirchenrath Matthiä in Altenburg und der
Director und Consistorialrath Wiss in Rinteln oft in ihren Pro-
grammen gethan haben. Hr.H. erwartet von jenen 3Iittheilun-
gen auch eine grössere Gleichförmigkeit im Unterrichte der
Sprachen, Wissenschaften und Fertigkeiten (denn so sagt er,
anstatt: Gleichf. des Unterrichts in den Spruchen u. s. w.).
Aber er gesteht selbst, dass, Megen der hier grössern, dort
kleinern, Anzjthl der Lehrer, Classen und Schüler, eine völlige
*) Die Verordnungen, durch Mclche in der Preusä. Monarchie die-
ser, auch für andere Länder wünschenswerthc Programmen - Tausch ins
Leben getreten ist , habe ich im Auszüge mitgctheilt im N. Archiv für
Phiiol. u. Pädagogik Ir Jahrg. 5 u. G Heft, S. 55 ff. Der Rec
Uclbig: lieber den Nutzen der Mittheilung der Gyranasiulprogr. 295
Gleicliformigkeit in dieser Hinsicht nicht möglich sey. Er be-
nutzt übrigens die Gelcffcnhcit, um zu zeigen, dass und warum
der Französische Sprachunterriclit in den Lections-Verzeic-i-
iiissen aller Gymnasien eine Stelle verdiene. Uesonders aber
glaubt er, dass, wenn die Lehrer der verschiedenen Gymnasien,
denen der Unterricht in der Deutschen Sprache anvertraut ist,
einander ihre Bemerkungen Viber streitige Puncte dieses Unter-
richts-Gegenstandes in Prop'ammen mittheilten , und dabei die
Werke der berühmtesten Sprachforscher zu Rathe zögen, eine
Schulgrammatik bearbeitet werden köimte, Avelche, wenn sie
in allen Schulen als Leitfaden eingeführt würde, Eiiilieit in die
ganze Sprache bringen (besonders gleichförmige Sclireibung
herbeiführen) und den Streitigkeiten über so ^icJe sclnvierige
Puncte derselben, deren der Verf. selbst (am Schlüsse des Pro-
gramms) viele, mit Benutzung neuerer Sprachlehren , anführt,
ein Ende machen müsste.
Eine solche Uebereinstimmung ist aber weder zu hoffen,
noch zu wünschen. In allen menschlichen Dingen ist nur steter
Fortschritt zum Bessern, aber niemals Vollendung, möglich,
und auf dem Gebiete der Literatur gilt durchaus kein Ansehen
der Person und kein 3Iachtgebot.
Wahrscheinlich Druckfehler sind S. 1 die Mittel, der (an-
statt deren) sich Jeder bedient; S. 2 sie (die Programme) zei-
gen, dass man überall - - Sorgfalt auf die - - Muttersprache
venceiide (st. verwendet)^ dass der Jüngling - - vorbereitet
werde (st. wird); S. 3 ausheimische Sprachen (st. ausländische
oder fremde) ; S. 5 sie suchen sich Ruth (st. sie ziehen zu Ra-
the) ; S. 5 und anderwärts liheinbeck (st. üeinbeck). Die Schreib-
art Kapital^ Kultus^ Klasse^ Zirkular^ Ofjicier ist doch wol,
wenn man auf die Abstammung der Wörter Rücksicht nimmt,
zu misbilligen. Das Semikolon setzt der Verf. liäulig da, wo
ein Komma stehen sollte. — S. 11 folgen die Schulnachrichten.
Zu der d. 8, 10 u. 11 Aug. zu haltenden öffentl. Prüfung und der auf den
12 Aug. festgesetzten Schulfcierlichkeit ladet ein Joseph Kabath, Di-
rcct. des kön. kathnl. Gymnas. zu Gleiwitz. Voran steht eine Rede:
/Fie können die Schüler eines Gymnasiums Be-
weise einer wahreji und echten Vaterlandslie-
be geben? Vom Oberlehrer M. Böbel. Breslau, 1820. 34 S. in 4.
Der Ilr. Verf. giebt auf diese Frage, wenn man Alles ins
Kurze fasst, die Antwort: Wenn sie nach wahrer und harmo-
nischer Bildung des Herzens, Geistes und Körpers mit ernstem
unablässigen Eifer streben. Gelegi;n(lich wird in kräftigen
Worten sehr viel Beherzigenswerthes für die Schüler und übri-
200 Kürzere Anzeigen.
gen Einwoliner gesagt. An Uebertreibnngcn felilt' es freilich
nicht. Anch leidet die Darstellung oft an zu üppiger Fülle,
an Unrichtigkeit und Dunkelheit. \on der ersten Periode mag
es wol heissen : 3IoIe sua mit. Zwanzig Zeilen muss man lesen,
ehe man das Prädicat des Hauptsatzes findet. S. 3 diese der
Belehrung und Bildung (wessen?) gewidmeten Mauern. S. 4
vjisere Gefühle der Ehrfurcht., anstatt die Gef. unserer E.
Ebendas. Sie geben unserer Jugend ein belehrendes Beispiel^
an Allem - - Antheil %u nehmen. Welche Constniction ! Ebend.
euch geliebten Schillern., anstatt euch., geliebte Schüler^ oder
euch.^ unsern geliebten Schülern. Eben- so S. G tr'f Deutscheti;
S. 3 und 14 ihr geliebten Schüler ; S. 12 ihr lieben Schüler., an-
statt ihr ^ liebe Seh. ; S. IQ ihr geliebten jugendlichen Freunde;
S. 4 ich halte es für meine Pflicht , d a s s i c h mich - - an die
Jugend wende ; S. 5 ein Gegenstand., der - - für die Würde
des Tages - - schicklich ist ; S. 7 steht mah?ie anst. machen ver-
druckt. S. 8 ein ernstes Streben nach Gesundheit anst. gehö-
rige Sorge für die Gesundheit. S. !) das Steigen und Fallen
eurer Sinnlichkeit anst. die grössere oder geringere Herrschaft
über dieselbe. Undeutlich ist ebendas. der höhere Sinn des Le-
bens. S. 10 bei den vielfach sich durchkreuzenden und oft
schwer zu losenden Verhält7iisse?i und Aufgaben des Lebens
anst. bei den sich durchkreuz. Verh. und den oft schwer zu lö-
senden Aufg. S. 11 wünscht der Verf. mit Flammemvorten in
die Seele aller Bewohner reden zu können. S. 13 seine bessere
An- und Einsicht über lieligion anst. Ansicht von der Bei. und
Einsicht in dieselbe. S. 15 der Jüngling., der Menschheit Blume.
S. 16 die Ausschiveifungen., derer (anst. deren) ich ihrer grin-
senden Hässlichkeit wegen gar nicht er wähnen (anst. ge-
denken) würde. Ebendas. eure junge Tugend. Oft ist das
Semikolon und das Kolon falsch gebraucht. — S. 18 folgen die
Schulnachrichten.
J. D. Schulze.
Kürzere Anzeigen.
Anfangsgrunde der mathematischen Geographie
für mittlere und obere Klassen der Gymnasien, sowie für Alle, wel-
che ohne niatherantische Vorkenntnisse sich einen deutliclicn Be-
griff von dem AVeltsysteme zu verschaffen wünschen ; von J. P. Brc-
wer, Trofessor der Mathematik und Physik in Düsseldorf. Mit 4
Steintafeln. Düsseldorf, hey Job. Ehrhardt Schauh. 1828. VIU u.
154 S. gr. 8. Preis IG Gr.
"er Verf. will durch dieses Lehrbuch — ia der Voraus-
Brewcr: Anfangsgründe der matlicmnt. Geographie. 207
Setzung, dass auf solchen frclelirtcn Scluilcii , wo aiicli für den
L'ntcrricht in der Geosfrapliie Zeit ül)ri^ gelassen bleibt, der
Liiterriclit in dem mathematischen 'riieiie dieser Ilüirswissen-
schalt aber aus Furcht vor grossen Schwierigkeiten, und wegen
der Vorstellung, als ob dazu grosse und tiefe mathematische
Kennlnisse erfordert wi'irden, ^on Seiten des Lehrers vernacli-
lässigt, oder wenigstens mit minderem Eifer besorgt werde; so
wie, das8 nicht alle Lehrer auf solchen Schulen Gelegenheit
gehabt haben, sich so gründliche Kenntnisse der Astronomie
und mathematischen Geographie zu erwerben, als nöthig sey,
utn selbst die ersten Anfangsgriinde ihren Schillern mit gehöri-
ger Deutlichkeit vortragen zn können — dieser Klasse der Leh-
rer einen leicht verständlichen Leitfaden in die Hände geben,
<liesen Liiterricht mit Erfolg ertheilen zu können, und um so
mehr, da er bey Ablassung desselben durchaus keine Vorkennt-
nisse, auch nicht die einfachsten matliematischcn Lehrsätze
vorausgesetzt habe, so das jeder, der nur eben wisse, was ein
Punkt, eine Linie, eine Ebene, ein Kreis u. s. vv. ist, dasselbe
ohne Anstoss durchgehen könne, und versichert zugleich, dass
er nicht allein dabey nach Verständlichkeit gestrebt, sondern
auch die Grl'indlichkeit niciit vernachlässigt liabe.
Die Auseinandersetzung des Inhalts wird dem Leser be-
richten, w as er in diesem Werkchen zu erwarten habe. — Die
Einleitung (S. 1 — l.j) bescliäi'tigt sich zuvörderst — alle Er-
läuterungen über den Uegriff' der Geograpliie im Allgemeinen
und über deren verschiedene Eintheilungsarten mit Stillschwei-
gen übergehend — im §1 mit der Definition der mathematischen
Geographie, (die ganz kurz mit den Worten abgefertigt wird:
„Die mathematische Geograpliie betrachtet die Lage, Gestalt,
Grösse und Bewegung unserer Erde, so wie die zunächst davon
abhängenden Erscheinungen.'' Wo bleiben aber die J erhält-
nisse der Erde zu andern Jreltkörpern , besonders zur Sonne
und zum Monde?) und verhandelt nun sofort — indem von
der Erfahrung ausgegangen, dass man noch nirgend ^i einen
Ort gefunden habe, wo der Himmel oder die Sterne auf der
Oberlläche der Erde oder der 3Ieere aufliegen, und daraus der
Schluss gefolgert wird, dass das Auf- und JNiedersteigen der
Sterne nur scheinbar sey — den Horizont, die mathematischen
Ebenen, die Vertikallinie, den \ ertikalkreis u. s. w. , ertheilt
dann Unterricht, wie man die Höhe eines Sterns über dem Ho-
rizont messen könne, desgleichen über die scheinbare Jiewe-
gung der Sterne, gehtnunzur Betrachtung der Mittagslinie über
undschliesst mit der i'Jiutlieiiung des Horizonts in 32 Weltgegen-
den.— Man ersieht mithin aus dieser kurzen Andeutung, dass der
\ f., oline sich auf Erörterung der — wenigstens nach desllez. An-
sicht nöthigen — V orbegrilfe diesen Haupttheils der Geographie,
über Kaum, körperliche Ausdehnung der Himmelskörper (nach
20 *
298 Kürzere Anzeigen.
Länge, Breite und Dicke), über die zur Messung erforderlichen
Maasstäbe und über die darin verschiedenen Arten einzulassen,
den Schüler sogleich in das Innere der Wissenschaft einführt,
ja 2um Theil schon Gegenstände erklärt, die in andern Lehr-
büchern bis zu dem letzten Abschnitte aufgespart werden, dass
also der überraschte Schüler, um mit einem gemeine« Sprich-
worte zu reden, schon hier derbeNüsse aufzuknacken bekommt.
Alle übrigen Lehi-sätze , so weit der Verf. sein Ziel sich
gesteckt hat, sind unter 6 Abschnitte vertheiit worden, die
in folgender Ordnung auf einander folgen:
Ister Abschnitt (S. 16—36) : Von der Gestalt der Erde.
In diesem Abschnitt sind zugleich die Lehren vom Erdäquator
und Meridian, von der geographischen Länge und Breite (wo
zugleich von der zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen
Erdgegenden veranstalteten Messung verschiedener Breiten-
grade gesprochen wird) und von der Verschiedenheit der Tages-
zeiten untergebracht worden.
2te:' Absciinitt (S. 36 — 57): Von der eigenthümlichen Be-
wegung der Sonne , (ds der Ursache der Verschiedenheit der
Jahreszeiten. Der Verf. hätte, um nicht für den ersten Augen-
blick missgedeutet zu werden, in dieser Ueberschrift statt des
Beyworts eigenthiiinlich lieber das passendere scheinbar
wählen sollen. Der Grund, warum er in diesem Kapitel die
Ursache der Abwechselung der Jahreszeiten der Sonne zu-
schreibt, erhellt aus § 29, wo er unter anderm sagt: „Obschon,
wie wir in der Folge näher hören werden, die Bewegung der
Sonne ^e^^n die Fixsterne nur scheinbar, und es nicht die Sonne,
sondern die Erde ist, welche sich bewegt ; so müssen wir doch
hier, so wie in der Naturlehre überhaupt , die Erscheinungen
zuerst, so wie die unmittelbare Beobachtung sie giebt, kennen
lernen, ehe wir die wahre Ursache und den Innern Zusammen-
hang derselben ergründen können. Auch sind in diesem Falle
die Wirkungen für uns ganz dieselben , es mag die Sonne oder
die Erde sejn, welche sich bewegt." In diesem Abschnitt wird
nun zugleich von der Ekliptik, deren Schiefe, von den 12 Stern-
bildern, den W^endekreisen, der geraden Aufsteigung u. s. w.
gesprochen.
3ter Abschnitt (S. 57 — 81): Von der Bewegung der Erde
tind der Planeten., als der wahren Ursache der verschiedenen
Tages- und Jahreszeiten. Hier kommt nun, nachdem das Nö-
thige über relative und absolute Bewegung vorausgeschickt wor-
den, die Rede zuerst auf die doppelte Bewegung der Erde, wo
zugleich die Gründe, welche für dieselbe sprechen, ausführlich
auseinander gesetzt werden. Dann kommen die übrigen Plane-
len an die Reihe, in so fern sie die Lehre von der Bewegung
der Erde bestätigen. Dem Uranus werden aber erst 6 Monde
zugetheiit. Auch ist den Kometen ein eigner § gewidmet.
Brcver : Anfangfgründe der maihemat. Geographie. 299
4ter Abschnitt (S. 82—100) : Von den Bahnen der Erde
?ind den Ploneieri überhaupt^ so wie von einigen jninder merk-
lichen Veränderungen derselben und deren Einfluss auf die
Zeitrechnung. Hier werden die Ellipsen mit ihren Brennpunkten,
die Apsidenlinie, das Vorriicken der Nachtpleiche, die Schiefe
der Ekliptik, die \ erschiodenheit der Sonnentage und die Son-
nenjahre abgehandelt, aber von dea übrigen Planeten ist keine
Rede weiter.
5ter Abschnitt (S, 100 — 130): Von den verschiedenen
Licht gestalten des Mondes, so wie von den Mond- und Sonnen-
finsternissen. Dieser Abschnitt beschäftigt sich bloss mit den
in der Ueberschrift angegebenen Gegenständen, und entwickelt
nicht allein die Ursachen der verschiedenen ^ erfinsterungen,
sondern auch der verschiedenen Gestalt des Mondes.
6ter Abschnitt (131 — 154): Von den verschiedenen Mit-
teln^ die Oberflüche der Erde oder einzelne Theile derselben
bildlich darzustellen. Hier werden nun die Hiranielskugel, die
llingkugel, die Planetarien, der Globus und die Landcharten
und deren verschiedene Entwerfungsarten ausfiüirlich erklärt,
ohne dass jedoch der Eintheihing der letztern in General- und
Spezial-Charten Erwähnung geschieht. Diess ist um so mehr
zu verwundern, da der Verf. in der Vorrede behauptet: „dass
es nicht allein unter den Schülern, sondern selbst unter den
Lehrern der Geographie sehr viele gebe ., die davon, was eine
Landcharte ist, und was sie eigentlich zu leisten im Stande ist,
keine deutlichen Begriffe haben sollen.'' Ei! ei! der \erf.
muss in seinem Stande ^ieltraurigeErfahrungen gemachthaben.
Zum Schluss dieses Abschnitts spricht er noch von denStern-
charten und von den Instrumenten, womit die Höhe der Berge
gemessen wird, und fügt die Höhe von 12 ausgezeichneten Berg^
gipfeln hinzu, was eigentlich schoa in das Gebiet der physischea
Geographie einschlägt.
•ilez. kann nun zuvörderst versichern, dass alle in dieser
Uebersicht herausgehobenen Lehrsätze mit der grössten Aus-
führlichkeit, die selbst öfters an Weitschweifigkeit gränzt, be-
liandelt und ausgeführt worden sind. Dennoch darf er nicht be-
haupten, dass der Verf. den ganzen Inbegriff der mathemati-
schen Geographie erschöpft habe. Denn, jene bereits gemach-
ten Ausstelluiiiren ungerechnet, hat der Verf. ferner unter-
lassen, über die Grösse und den Linfang der übrigen Planete.i,
über die Länge, deren Entfernung von der Sonne und von der
Erde, zu sprechen. Leberdiess sind >erschiedene interessante
Punkte, als der Flächenraum und der Kubikgehalt des ganze«
Erdballs; die Grösse und Ausdehnung der 5 Zonen und ihre
Verhältnisse zueinander; die Aequinoktial-und Solslitialpunkte;
der Lnterschied der kliiuate; der Unterschied der Erdbewoh-
ner eowohl ia Hinsicht de» Schatten?, den sie werfen, »Is eaeh
800 Kürzere Anzeigen.
in Aiiseliung ihrer Vertheilimg nach mathematischen Längcn-
und Breiten-Verhältnissen entweder nur iliichtig berührt, oder
wohl gar ausser Acht gelassen Avorden. Nocli mtiss llez. be-
merklich machen, dass der Verl", in der Vorrede den Lehrern,
welche beym Unterricht sein Lehrbuch zu Grunde legen wollen,
anrätJi, den 4ten Abschnitt, obschon auch hcy Erklärung des-
selben durchaus keine mathematischen Kenntnisse vorausgesetzt
M orden, doch zum ersten Mahle zu Vibergcheii, oder wenigstens
nur Scliüleru von schon reiferem Verstände vorzutragen, weil
dieser Gegenstand schon eine grössere Kinsicht und Anstren-
gung verlange, Rez. ist indessen der Meinung, dass der Leh-
rer, wenn seine Zuhörer die Einleitung, insbesondere die31es-
sung der Sterne richtig verstanden haben, unbedenklich auch
diesen Abschnitt vornehmen könne. Uebrigens darf man aucli
die Versicherung des Verfs., dass er beym Entwurf dieses Lehr-
buchs nicht einmahl die einfaclisten mathematischen Kenntnisse
vorausgesetzt habe, nicht zu genau nehmen. Denn wohin ge-
hören Beweise , wie z. B. S. 142 , wo von den loxodromischen
Linien die Rede ist; „Istz. B. (Fig. 39) nd = |§ ef, so muss
no = |§ nm = 4# df nehmen'"?
Die dem Werke beygegebenen 4 Steintafeln zeichnen sich
durch Feinheit aus, und enthalten zusammen 41 Figuren, die
S5ur Ex-läuterung und Versinnlichung der geführten Beweise die-
nen. Jede Tafel ist 8 Zoll hocli und 1)^ Zoll breit.
Sowohl Papier als Druck unterliegen keinem Tadel, und
Druckfehler sind eine wahre Seltenheit.
Dr, Weise,
JBpiotet's Handbuch der stoischen Moral. Aus dem
Griechischen übersetzt und mit erläuternden Anincrkungcn Leglei-
tet. Nebst N aohr ichten übe r E picteV s Lebeii und
Schriften von Friedrich Junker, Mannheim, hei Tobias Löffler,
1§26. XXV u. 54 S. 8. 12 Gr.
[Kurze lobenile Anz. von Wolpcr, mit ein paar Ausstellungen,
in d. Krit. Bibl. 1827, 2 S, 185 f.]
Kritik, in niederer und höherer Geltung, bedingt ohne
Widerrede gebührliche Strenge und nachsichtslose Beurtheilung,
zumal, wenn sie, wie die unsrer Jahrbücher, für absichtliche
und unbeschränkte Oeffentlichkeit berechnet ist, und dadurch zur
frühem oder spätem Bewirkung alles Bessern und Vollkommnern
in unserm theuern, humanistischen Fache dienen soll. Dar-
um dürfen wir hier nicht Hehl haben, dass uns, gleich bei der
ersten Ansicht dieses Büchleins, weder dessen Aufschrift^ noch
die Vorrede^ in Beziehung auf diese neue editorische Unter-
Epictefs Handbuch der etoischcn Moral, ül)cr9. v. Junker. 301
nehmuiiir, völlig: zusagen und ifiiüfjeu will. Dort durfte der Ur-
nalinie J^Jpiktetos (aus ilierapolis in Plirygieu) am Kudc nicht
verunstaltet und verkümmert werden, der, srlion von uns au
einem andern Orte er'.\ ahnten, ersichtlichen (Jereditiskeit lial-
ber, welche den alten, \()lk(hiimlichen und nicht bedentmiirs-
h)sen, Benahmuniren gehiihrt; iileraul" ffalt es, last aus dem-
selben Gründe, d. h. um dem schriltliciien Alterthumc immer
gerechter zu werden, gleich die Befjchränkung, dass diess so-
genannte y/V//«/Z»//r///f^///. richtiger, der -.///.s-://^'- aus des , meist
mündlich lehrenden Piiilosoplien, Epiktetos Moral, \on dcr]Iand
seines» Schülers, hlcuiauiis Arriamis^ aus iSicomedien, schril't-
licli verl'asst sey, so wie drittens der Titel des Ihichleins, nach
reinclassischem Geschm.acke des Lästigen im üeberlliissigea
- und Schleppenden dermal wollig entbehren sollte und musste.
In der / orrcdv beginnt der Herausgeber mit: „Ich." Un-
mittelbar darauf spricht er in der dritteji Person, - - „war die
Absicht des \ erfassers," wo es uns an Folgerichtigkeit zu feh-
len scheint , und an berechneter Einheit und Zusammenstim-
iriung. Endlich, dünkt uns das wörtliche Bekenntniss des Miss-
trauens und der Bescheidenheit des Verf., bezüglich auf seine
, sciiwachen Kräfte , entweder dem altväterliclien Herkommen
geschmacklos entnommen imd um 50 Jahre in der Gestaltung
zurück, oder wolil absicJitlich gesucht, überboten und nicht
frei \on lästiger Grimasse, wenn es unter andern lautet; „Und
so schliesse ich mit dem /'/-o/Hwe« Wunsche , dass mein sckwa-
vlics ('?) Bemühen nicht misskannt werden möge! Sollte ich
durch diese geringe Arbeit nur einigcnnaassen auf den Beifall
urtheilsfähiger Keinier Anspinich maclien können, und gewiss
seyn dürfen, zur Förderung des griechisch- classischen Stu-
diums, dem der Verf. selbst seine geschäftsfreie Zeit mit Liebe
v>idmet, citrus^ >\eiin auch nur ein kleines Scherflein beigetra-
gen zu haben (grenzt diess nicht an das Fade'?); so ist mein
AVunsch erreiciit. "• Die \orgesetzten, sogenannten Literur-
iSutizeu sind für diesen Zweck gut und vollständig genug, ob
sie schon gedrängter, und mit beschränkterm Aufwände an
Druckraura (mit weniger Lukulenz) ertheilt werden konnten.
Doch nun gilt es zunächst die Lleberselzuiig^ und die dar-
unter gesetzten, einzelnen Erlänterungen. Wohl ist (^s hillig,
den Verf. selbst zuerst über Beides zu vernehmen, lun ihn sei-
ner Absicht und seinem Plane gemäss, folglich um so gerechter
zu richten. Kr spricht von einer ,, möglichst Nvorlget reuen (war-
um nicht y'oy7//cÄe// ?*) Lebersetzung, ohne dabei ins (Gezwun-
gene und Lmerständliche zu fallen; ob sie aber das ()icj>rägc
der Neuheit^ der Treue, und eines richtigen (richtigen'? daran
wird doch der Uehersetzer nicht selbst zweifeln'?) und ange-
messenen Slyls an sich trage'? ob ich überall den besten Aus-
druck gewälilt liabe, und die ganze Darstellung ("?), in Wort
802 Kürzere Anzeigen.
und Sinn, dem Crundtexte (der Urschrift) entspreche ? 11. s. \v.
Ich habe mich bloss bemüht, das Original zu zeichnen'-'- \i. s. w.
Drauf spricht Ilr. J. von dem, bis jetzt nur dürftig bearbeiteten
Originale, von den Schwierigkeiten des üebertragens bei der
Simplicität des Styis , der , durch zu hohe (?) Wörtliclikeit
übertragen, häufig zu Unverst^ndlicJikeit, Härte und Geschmack-
losigkeit (Geschmacklosheit) verleiten unirde. Dann heisst es
abermals in leidiger, lästiger Wiederholung des meist schon
Gesagten; „Hierzu kömmt, dass diese Schrift noch eine Menge
corrupter Stellen enthält, und der Hand eines verständigen (?)
Criticus noch manche Mühe übrig lässt." Wir dürfen, in Folge
imsers Berufs , nicht bergen, dass es diesen Vorgeständnissen
des Uebersetzers und Erklärers an Klarheit und Bestimmt-
heit, an gebührlicher Anordnung und an behufiger Bündig-
keit gebricht, und mussten es, nach unsrer ernsten Ansicht
vom Schriftstellen , hier in llüge nehmen , um bei ähnlichen
Versuchen ähnlicher Herausgeber, solchen, nicht folgerichtigen
und fast unlogisch geordneten, Geständnissen, Märe es nur mög-
lich, vorzubeugen, Indess, nun abgesehen davon und zur Haupt-
sache zu kommen , wählen Avir uns einige Stelien zur nähern,
unbefangenen Erprüfung des Uebersetzers, und der, mehr oder
w eniger erfolgten, Anwendung seiner vorgängigen Geständnisse
darüber, und beginnen, ohne nähere, absichtliche Wahl, so-
gleich mit dem Beginn der Schrift selbst, nicht ohne einige Be-
schränkung auf Leser und Mitbeurtheiier , die entweder der
Urschrift genug kundig sind , oder sie doch leicht zur Hand
nehmen können, auf dass wir die Kürze, nach Gebühr und im
Verhältniss zu dieser neuen und minder bedeutenden Druck-
erscheinung selbst, berathen.
Täv ovrcav xa juiv 'H. t. A. „Einige Dinge stehen in unse-
rer Gewalt, andre niclit." Wir hätten, der antiken Stellung,
Einfalt und der verheissenen Treue gemäss , zu übersetzen ge-
Avagt: Der Dinge (der Wirklichkeiten, Zustände u. s. m.) man-
che u, s.w.; statt „stehen"^ war das sind weit angemessener, da
ja „in unsrer Gewalt" schon an sich den einfachen, unphrasi-
schen und ganz unbildlichen Ausdruck f<p' riulv (bei uns) über-
bietet; am geeignetsten war es Avohl , und worttreu, Mie ver-
sprochen wurde, zu dolmetschen: Manche Dinge stehen bei
uns u. s. w. „In unserer Gewalt, heisst es weiter, stehen das
Urtheil, das Bestreben, die Begierde, die Abneigung" u. s. w, ;
warum sind hier die sogenannten deutschen Artikel eingeschal-
tet, die aus bekannten, oder doch einem Ucbcrsetzer bekannt
seyn sollenden , grammatologischen Gründen , ■f^o wie im Grie-
chischen, also auch im Deutschen, entbehrt werden mussten*?
'T'it6X'ri^l)ig ist auch keinesweges Urtheil^ vielmehr (Annahme)
Wahn, Vermuthung, Meinung, OQ^^iri nicht geradehin Bestre-
ben^ sondern Erregung, Antrieb, Reiz, Begierde {frppetitus);
Epictet's Handbuch der gtolschen Moral, übers, v. Junker. 303
OQslig konnte fViglich durcli Li/st (Gelüste) übertragen werden.
„Mit einem Worte , was unser Werk ist." Wozu diese Phraseo-
logie, statt des einfachen: unser Werk'f Die folgende Stelle:
ovx ecp 7j!iLV ÖE To öcö^a x. r. L mit der allbekannten und
hier unentbehrlichen Partikel öfc, die einen Gegensatz bildet,
niusste des aber nicht ermangehi; und, nun lässt der Ueber-
setzer, seltsam und sorglos genug, den deutschen Artikel bei
Ccöfia.^ xrijöig weg, welche freilich, aber auch aus Griinden,
deren Erforschung dem Uebersetzer und Erklärer oblag, sich
bei den folgenden Begriffen finden. Unmittelbar drauf linden
wir ein unstatthaftes „ferner" , was die Urschrift nicht kennt,
eingesclnvärzt , und dabei abermal das gewichtigte fihf und de
in der Uebersetzung unbeaclitet , oder vergessen; dxcokvtcCf
und das entgegengesetzte xw/li^rß sind durch ///wr/e/'w/Ai/os, und,
der ferhi/ideruNg ausgesetzt^ wiedergegeben, wo das zweite,
ohne Phrase, durch nubelnndert sehr gut entsprach. Meavrjoo,
„bedenke" , entspricht wiederum nicht dieser Imperativform
desAoristus, statt der des Präsens; das ist ja eben der Triumph
des Uebersetzeus, solche feine, idiomatisclie Formen, ist's nur
möglich, nicht ganz aufzuopfern; eben so ist bald drauf die
ConjunctiAform, eav oujdijg, verwischt, und statt , /r///s (tav,
sl ch') du wähntest^ irük/ten möchtest ^ übertragen: „wenn du
für frei wähnest." Audi im nächstfolgenden findet sich häufig
willkülirliclie PJiraseoIogie des Uebersetzers, statt der leicht
möglichen Wiedergabe des sclilichten yVusdrucks , z. B. I^tio—
dr'jO]], dass du Hindernisse erleiden^ statt, dass du behindert
werden wirst u. s. w.; aucli sind manche Bedeutungen von Zeit-
wörtern, wie xaQay%ii']6]], „in Unruhe gerathen", bei weitem
nicht erschöpft genug, so, dass es, Avenigstens in dieser Stelle,
scheint, der Uebersetzer sey hier der schönen und leicht be-
merklichen Steigerung der Begriffe ganz vergessen gewesen.
Anlass zu ähnlichen und gleichen Ausstellungen bürden wir
meist durch die ganze Uebersetzung nachweisen können, und
sie durften den sonst fleissigen Verfasser um so schmerzlicher
berühren, je mehr er, nach seinem löblichen und treuherzige«
\orsatze, ihnen auszuweichen gedachte; am meisten verletzte
er wohl das sich gegebene Gesetz der wörtlichen Treue und
Simplicität, und, wie er oben sagt oder sagen wollte, der wah-
ren Zeichnung des Originals. Mögen nun unsre Leser, die
wir jetzt durcli so manches Einzelne durchzuführen suchten,
aus der wörtlichen Mittheilung einer längern und zusammen-
liängenden Stelle, aus der Mitte heraus, selbst beurtheileu,
welches \erhältnissinässigen Belangs und VVcrths sonst diese
neue Uebersetznng sey, und was sie etwa zur Förderung des
dadurch Beabsichtcten beiwirken könne und werde. ^■Jbsrhnitt22.
Ki (pü.oöorpLUS iTiL&vntig x. x. ).. „Wenn du INeigiing hast zum
Studium der (nacli) Piiilosophie {acht Wörter, wo in der Ur-
304 Kürzere Anzeigen.
Rclirift nur rfre? stehen; warum nicht: „Begehrst du nach Phi-
losopliie"'?) , so niaclic dich sogleicli darauf gefasst, dass mau
tlich verlaclien wird , dass viele deiner spotten und sagen wer-
den: „(Wie) plötziicli ist er aJs PiiilosopJi zurückgekommen 'i'*
«ud : „W oiier iür uns diese liohen (mit stolzer Aumaassung iiiu-
aufgezogenen) Augenbraunen'?" Maclie du aber diese i>Jiene
nicht; sondern lialte an dem, was dir das beste zu se^'u scheint,
dermaassenfest, als ob du von Golt auf diesen jPos^ey^ (der Weis-
heit, der Philosophie) gestellt sey'st ; bedenke aber zugleich,
dass, wenn du auf demselben fest beJiarrest, gerade diejenigen,
die dich früher verlachten, dich später bewundern ^verden;
dass du aber, wenn du ihnen unterliegest, doppelt verlacht
Merden wirst/'' Abschuüt 23. „Wenn es sich einmal fügt, dass
du dich (von dir, d. h. deinem Innern weg) nach aussen (das
Original hat bloss das Einfache, Kräftige und Stoische; 'it,co
CTQCCfpriVKi, und Erklärung gehört nic3it in die Uebersetzung)
wendest, und Jemanden zu gefallen wiinsche;st ; so wisse, dass du
(schon) deinen rechten Zustand verloren habest. Darum begnüge
dich immer damit., ein Philosoph zu ueyn; willst du es auch ir-
gend Jemand scheinen, so scheine es dir selbst : und es wird dir
hinreicliend seyu."
In einigen Wendungen dieser Uebersetzuug in ihrer Ganz-
heit, will uns bediinken, tritt die lieiiutzung der, in der IJeyne-
s chen Ausgabe iintllichen /«/e/z/ZscÄe// iiervor ; doch lücJit so
oft und aulfallend, dass man Anstoss daran nehmen und das
griechische Idiom dadurch verletzt meynen dürfte.
JNocii sind zuletzt die, unter den Tevt gestellten, erläu-
ternden Anmerkungen unsrer Beurtlieilung anheiiugestellt. J\ ach
des Verfs. , vielleicht zu vielseitig berechneter, Absicht sollen
sie, in plaimiässiger Kürze und Bestimmtheit, nur schwierigem
Puncten beigefügt seyn, sich theils auf Erläuterung einzelner
Worte (Wörter), theils auf Darstellung (nähere Bezeicliimng)
des Siims ganzer Perioden mit philologischen und historischen
Nachweisungen beziehen; jene sind im Texte, durch eine Par-
enthese be;nerkt, wie wir schon früher einige Beispiele davon
gaben, diese unter dem Texte gewäiirt; endlich sollten die,
mit grösserer Schrift gedruckten , Worte (Wörter) und Sätze,
als wesentliche Momente des Stoizismus, zur leichtern Ueber-
sicht desselben, dienen. Wir linden die, welche dem nähern
Sinn der stoischen Schule nachhelfen sollen , förderlich und
dienstlich, und besser und reichhaltiger, als die wenigen an-
dern, und mögen nicht aus üeberzeugung gestehen, dass Phi-
lologie, Geschichte u. s. w. neuen Ge\\inn davon ziehen könn-
ten. Selten tritt Hr. J. neu und selbstständig, d. i. von andern
Erkläreru, z. B, von Heyne, unabhängig auf, wie z.B. S. 43,
wo es , Anmerkung 99 , heisst : „Die Vergleichungen, liier und
früher, sind ziemlich gemein, wurden aber von den Stoikern
Die Klaglieder des Ovidlus, übers, von PCtz. 805
ijeliebt." Die meisten Citate wären fiifflicher gleich vollständig
zu ertlieilen gewesen. Schliessllcli bleibt im Ganzen dem Verf.
immer noch einiges Lob des Verdienstlichen bei dieser nicht
mi'ihlosen, wenn auch nicht völlig gchingenen Unternehmung, so
dass wir keinen Anstand nehmen, sie, so und nicht anders und
besser ausgefülirt, zum Gebrauche zu empfehlen, eben so Schü-
lern, die dem Studiren der Gräcität obliegen, als andern deut-
schen Liebbabern und Schätzern des stoischen Systems und die-
ser nicht unbedeutenden Quelle zur PJrkundung und nähern Er-
scliöprung desselben. Wir, die wir an eine Steigerung in der
Literatur fröhlich glauben, erwarten, in einer folgenden Aus*
icabe, ob \on Hrn. J. oder von einem andern — Besseres und
^ ollkommncres. Fasit DeuB ita^ ne detrimenti quid capiat
res publica literaria!
Fr. Liebeg. Becher» •
Die Ktaglieder (?) des Publijie Ovidius Naso, Üe-
bersctzt und erläutert von Heinrich Christian Pßtz, Pfarrer(n) der
Keustädter und Diacunus bcy der Hof- und Stadtgemeinde zu Ilild-
burghnu8cn. München 182(>. Druck und Verlag voji E. A. Fleisch-
mann. 288 S. 8. In farbigen Umschlag geheftet 18 Gr..
[Eine unwesentliche, lobende AnZi von Gi'äfenhan ui. in der Krit.
Biblioth. 1827 Hft. I S. 93 — 95.]
Zur schon bekannten , und anderwärts (so einzeln , als im
Ganzen) beurtheilten, fortlaufenden Sammlung der Römischen
Classiker in einer neuen , Deutschen Uebersetzung u. S4 w. von
einem Deutschen (sie) Gelehrtenverein gehörig.
Es heisst in der Vorrede : „Die (diese) prosaische Ueber-
setzung, die ich hier dem Publikum (dem Publikum? warum
nicht gemessener, dem Abdrucke?) übergebe, ist vorzüglich
für Anfänger im Lateinischen, oder (^vorzügliche orfer — welch
eine unlogische Verbindung, — wodurch sich auch wohl sofort
ein unfester Plan und Zweck kund thut!) für Solche (?) be-
stimmt, die, ohne Kenntniss der Sprache des Originals, Be-
kanntschaft mit demselben wüiischen.'' Für beide, im grellen
und unbcreclineten Abstiche stehende Zwecke müI nun der Verf.,
..nach seinem vorzüglichsten Bestreben ^ mit wörtlicher (wenA
a\ich etwa mit unschöner und geschmackwidriger? ) Treue^ die
höchste (wie überboten!) Deutlichkeit verbunden, und sich
schmeicheln , nicht ganz u7nsonst gearbeitet zu haben. Rec.
kann und darf nach seinem kritischen Berufe die täuschenden
Ansichten des ücbersetzers nicht für bewährt halten, und muss
ihn zu enttäuschen suchen; denn er würde, einmal A\c angehen-
den Latiuisten für sehr bedauerlich erachteq , falls sie einei
Jahrb. f. F!til.u.l'jdag. Jahrg. n. iJt/t li. gj
306 Küjrzero AnKcigen.
golchen, schier schädlichen IlilfsmittelH zur Forderung ihrer
Vorschritte bedVirlten ; dium würden manche andere, Deutsche,
der Urschrift unkundige, aber Leser von Einsicht und Ge-
schmack , wenn sie nach dieser prosaischen Deutscliung ver-
langten und griffen, wohl sich wundern und fragen, wie es ge-
schehen könne, dass Kenner und Scliätzer der lat. poetischen
(eiegeischen) Sprache aus dem reinclassischen Augusteischen
Zeitalter den Werth eines Ovidius ( Ocid's — heisst es auch
hier; sollen denn aber länger, fragt Rec. beiläuiig, unter uns
die Namen unsrer altclassischen Schriftsteller in ihrer kräfti-
gen, ihnen unbedingt gebührenden , nationalen Endigung ent-
stellt und verkümmert werden*?) so hoch anschlage. Gleich-
wohl wünscht sich der Herr Pfarrer aufmerksame Leser seines
^^Biichleins'-'- ^ welches er, wer glaubt es'? eine Zeile früher ein
Werk nannte, und dabei billige Beurtheiler. Je nun, luisre
Aufmerksamkeit, hoffen wir, theils schon bekundet zu haben,
theils noch näher zu bewähren; auch soll sich, hoffentlich,
ungesucht und wie von selbst ergeben, wie weit etwa, vor dem
kritischen lllchtstuhlc, dem neue Schriftweike zur pilichtigen
Privfung und Entscheidung über sie entboten werden, die nach-
gesuchte Billigkeit stattfinden könne.
Ob, mid in welchem Maasse Hr. Pfitz seine, von ihm
selbst, so weit er sie kaimte, redlich genannten, nächsten Vor-
gänger,— er nennt sie indess nur neuere — einen Se 11 (TVaMer-
gedivhte^ 1780), einen Schlüter {Trauer bücher^ 1798), ei-
nen Eichhoff {Klag ge sänge (?), 1803), endlich einen
Sonnenleithner {Trauer bücher^ 1819), hier benutzt, oder,
was erwünschlich wäre, Vxbertroffen habe, weiss Rec. nicht,
so gern er es auch eben jetzt wissen möchte; allein, dass ihn
diese, ihm wahrscheinlicli näher bekannten, und zum Theil
nicht misslungenen Vorversuche von seinem neuen prosaischen
Versuche nicht abwendeten, das findet Rec. gleichwohl be-
fremdlich, und um so mehr zur ernsten Rüge geeignet, je mehr
nns die ztrar wohl erkannte , aber leider immer noch schutz-
und schirmbednrftige, Würde des Schriftstellens überhaupt,
und die wahre Uedeutsamkeit des. Deutschen üebertragens alt-
classischer Schriftwerke insbesondere anliegt. Auch sind im letz-
tem Falle , und nach so manchem gelungenen Versuche , der-
mal die Anfoderungen weit höher gestellt, als sonst. Dabei
mag sich Rec. auch ein Geständniss nicht versagen, in Hoff-
nung , dass es auch Andre seiner derartigen Berufsgenossen für
bewährt erachten mögen. Eines lat. Dichters Schriftwerke,
zumal eines , durch leichte und wohlklingende rhythmische
Kunst so sehr ausgezeichneten , Ovidius Gedichte (denn Ge-
sänge, oder Lieder^ wie sie Hr. Pf. nennt, hat er unsers Be-
dnnkens nicht rückgelassen) in Prosa zu übertragen, trägt schon
iji sich selbst einen wahren Widerspruch, so wenig er auch an
Die Klaglicder des Ovldlus, übers, von Pfit«. 807
sicli selbst, lind auf noch sehr vielen nalimliaftcn Stiidienan-
stalten j^cfiililt und ^ewusst werden nia^, zumal, da unsre füg-
same und bilduuffsfäJiiire Si>raclie jetzt mehr, als je, fast zu
jeder rhythmischen Deutschung: alt- und neuciassischer Schrift-
werke gestaltet ist. Will sich jetzt nun gar eine prosaische
üebertraguug, wie die vorliegende, zugleich auch, der wört-
liclien Treue hingeben ; nun da kann es wahrlich nicbt an ei-
niger Unlust und Kkel gebildeter Leser gebrechen. Indess ab-
gesehen davon im Allgemeinen, gilt es aber auch noch die
Frage, wie es hier um die verlieisseiie, wörtliche Treue und.
höchste Deutlichkeit des Sinnes stehe*? Stehe darum hier st)-
gU'icIi, der unbefangenen Erpriifung wegen, der Anfav^:; Avx
ersten Elegie im I B. , auf rfew, wie bekannt, in Folge des fri-
schen Feuers der Uebersetzer, die meiste, wohl auch die glück-
lichste Milbe verwendet zu M'erden pflegt:
^^Biichlein! — dolmetscht Hr, Pfitz^— du willst als q {ich
beneide dich nicht) obne mich in die Hauptstadt gehen, wohin
ich, dein/Ze/T, leider nicht darf," Wo ist aber liier das wörl-
lieh Treue in den übertragenen Wörtern und Ausdrücken; parre
liber^ ibis ^ ?iec^ ttrbem^ heu mihi! noti licet ire? -— „Gehe
denrty aber schmucklos, wie es dem Buche eines Verbannten
geziemt! Als Unglückbuch nimm des jetzigen Schicksals Tracbt."
i ade^ gehe, statt wandle, gualeuiy wie es deni Buche u. s, w.,
höbe habitum^ nimm die Traqht, itifelix^ als Unglückbucli, sind
ebenfalls uinvörtlich genug wiedergegeben. Wie die drauf fol-
genden vaccihia purpureo fuco durch ^^f^iolen mit falschem Pur-
pur'-'' übersetzt werden konnten, begreift sich schwer (und diu
Anmerkung darüber am Ende gnügt nicht niebr); fucus steht
ja hier, wie sonst wohl, für Farbenstoff", Farbenbrühe, und
die Erwähnung des /ff/s^Äe?^ Purpurs (der Schminke, Avofür oft
diess W^ort gilt) ist hier sehr unwesentlich und falsch ; lucti-
bus^ in der 3Iehrzahl, wird nicht durch das Einfache „aur
Trauer" erschöpft; und, welcher deutsche Leser mag ohne
Urschrift die drauf folgende Stelle verstehn'? „Auch trage
keine weiss schimmernden Buckeln (?) auf schwarzem Schnitte."
— „Solche Verzierungen mögen glückliche Bücher schmücken."
Verzierungen mögen schmücken? Jnstrjimenta sind hier kunst-
volle Vorricbtuugen, Veranstaltungen, Zu riistu n gen. Dem näch-
sten Pentameter /e rfeceiu. s. w. ist utjtreu genug ein ^^hingepen''''
angeflickt worden. Zugleich spricht sich darin die wörtliche
Untreue de* Verfs. aus, dass er meist den Gedaidcen nicht in
der absicbtlicben und darum kräftigern Wörterstellung des
Ovidius wicdergiebt, sondern wie ein angebender Latinist, dem
man das construe verbüß der Verständlichkeit wegen, zuruft.
Folglich musste auch das: felices ornnnl haec histruinenta li-
bellos mit der Wörterstellung „glücklielu^ Büchlein , Aufsittre
u. 8. w. mögen diese Vorrichtungen schmücken" wiedergegebeu
808 Kürzere Anzeigen,
werden. „Auch nicht mit zerbröckiiqhem (bredillchem) IJlms-
stein lass die beiden Schnitte dir glätten,'-^ Ilüis.st diese M'ili-
^iihriiche Wendung des Uebersetzers nicht eine untreue Ver-
letzung des urheitlichen poUantur? Auch dem gewählten Pro-
saismus spiuer Uebersetzung ist er oft untreu. 7t, B. eben hier;
— — ou-^y — — - -- —
„Auch nicht mit ?erbröcklichem Bimsstein Uss die beiden
Schnitte dir glätten — damit du struppig mit fliegenden Haa-
\j o - - u--'-- -u
ren erscheinest" -r— hald drauf; „dass sie von meinen Thräuea
gemacht sind. Und so hexametrirt der Verf, an sehr vielen an-
dern Stellen ungebührlich und seinem Plane untreu, z. B. bald
drauf, Vers 15, wiederum sehr auffallend: „Gehe mein Buch
und grüsse in meinem Nahmen die theueren Orte; ich will sie
wenigstens n?it dem erlaubten Fusse betreten." Konnte denn
wirklich dem Verf. derlei rhythmischer Tact beim Niederschrei-
ten entgehen*? Gewahrte er ihn aber, wie es sich fast ver-
steht, so musste er ihn entweder ganz vermeiden, oder sich
völlig zur gebiihrlichen Messung nach der Urschrift bestimmen.
Was Itec. dem Verf., theils ans diesen, theils aus mchrern an-
dern beigegebenen, gut distichisch oder elegeisch gestalteten,
Proben gern angerathen haben würde. So lautet z- ß, jene be-
kannte/wscÄri/lf (Buch I, El, 7, am Ende), welche 0, an die
Stirne seines Buchs gesetzt wissen will :
„Wer du auch bist, de|>. die Bände, die Vater entbehrenden, an-
rührt,
Ihnen zum wenigsten gieb Wohnung in Euerer Stadt;
Wiss', um geneigter zu geyn, er liess sie nicht seiher erscheinen,
Sondern der Leiche des Herrn wurden sie gieiohsara entrafft!
Was in ihnen daher an Fehlern das rohe Gedicht hat,
Hätt' er verbessert gewiss, &q e» gestattet ihm war."
Diess ist auch der Fall B. II, von V- 247—250, auch B. III, 3,
von 71-^74 mit der allbekannten Grabsekriß: ^^Hic ßga^ qui
faceo'-'' etc,
„Der hier liegt , ist Naso , der Sänger der zärtlichen Liebe,
Und sein Dichtertalent brachte dem Di<:bter den Tod,
Wanderer, gehst du vorbei, nicht sey dir, so du geUeht hast,
Lästig ?!a sagen: Geh^^in Naso's, q schlummere sanft!'*
Hier spricht sich wirklich metrischer Deutschungsberuf aus,
und Reo. war aus reinem, kritischen Beruf dem Verf. diese An-
erkennung schuldig.
Die Klaglieder dea Ovidiits, übors. von Ffltz. 30!)
Docli ffemig f/«voii , und von einzulnen llii^cn über Treue
und Verständlichkeit, um daraus oJine ungebührliche Beein-
trächtigung des Yerfs. meist aufs danzo zu seliiiessen.
Es fehlt indess auch nicht an manchen andern Felilgriffen,
welche den Gehalt dieser prosaischen IJebersetzung verkümmern.
So ist B. I, El. 3, V. 7ö — 70, ein Distichon gerade hin, und
ohne alle, dem Uebcrsetzer obliegende, kritische Yerantwor--
tung, weggelassen. Zwar wurde es früher angefochten, auch
in der M i t s c h e r 1 i c h s c h e n (meist noch sehr fehlerhaft in-
terpungirten) Ausgabe eingeklammert; aber, uns dünkt, es ist
nicht ohne Fug und Recht in neuen, zum Theil kritischen, Aus-
gaben wiederum vindicirt, und zugleicli, dem IS amen und Sinne
nach, glücklich emendirt worden, z.B. in den Ausgaben vou
Platz und von Klein. Ob ähnliches unkritisches Yerfaliren
hier noch sonst stattfinde, hat Rec. , aus Unlust darüber, dass
derUebersetzer die Ausgabe, nach welclier er übersetzte, nicht,
wie es) recht war, bestimmt angezeigt hat, und aus Raum-
sparung, nicht weiter untersuchen inögen. Manches ist auch da
«nd dort unbeholfen , fast unverständlich und seltsam, Avenn
•wir nicht sagen sollen , sündhaft übersetzt. So lautet das Di-
stichon 1,3, ÜO— 91:
Uta, dolore amens, ienebris narratur obortis
Semianimis madt'a procubuisse domo^
wie folgt: „Es kam ihr erzälüt, aus Kummer über mich, Dun-
kelheit vor den Au^en, und sie sank halbtodt mitten im Zim-
mer danieder/^ Wo in der drauf folgenden 4ten El. V. 4, seä
midaces coginmr esse metu^ es heist; „Aber die Noth zwingt
uus, scherzhaft zu seyn", wollen wir gern einen Druckfehler ^r
herzhaft zugeben, ob es schon auch fehlerhaft ist, die passive
Form cogimur in die active cogit nos übertragen zu sehen. Beide
Formen, wesentlich in der lat, Sprache verschieden, dürfen
nicht vorwechselt w erden, Eben so ist in derselben Elegie, zu
Anfange, das tingiliir Oceano, „es tauchet sich in die See'"''
statt in den Qcean^ in das Weltmeer, ein Sprach- und Begriffs-
fehler; turbare durfte nicht durch empören, ueqitora niclit
durch See übersetzt werden, Ebendaselbst sagt der lat. Dich-
ter, nach dem Rechte seiner Sprache, jetzt; Nos ^«/«cwu.s.w.,
bald drauf; Me miserum u, s, w. Aber im Deutscheu klingt es
seltsam, die persönliche Pluralform mit der Singiilarfonn schnell
aufeinander, wie hier, gewechselt zu sehen. Drauf sind die
Ausdrücke; recnrviis durch gehrümmt, picli J)ci durch c/«-
g'e//jaÄ//e (angemalte) Götter, pinea testa durcii Jichtene Bret-
ter, sonant durch krachen, gelidus jiallor durch Todteiiblässe,
mutatae aurae durch andere Winde, loquor durch ich rede, cu-
pio durch ich wünsche, pariter durch zugleich, infestum esse
tiurcli zürnen, endlich anima fessa durch matte Seele, mehr
oder weniger unrichtig übersetzt , \\as bei gediegenen Kennern
SlO Kürzere Anzeigen.
beider Sprachen des nähern Erweises nicht bedarf. Wer nun
hier sonst betlieilipt seyn müI oder kann, der ermesse aus die-
sen einzehien, nicht eben absichtlicJi entnommenen, Anjjaben
den mehrern oder mindern Beruf des Ilrn. Pf. zum prosaischen
üebersetzer eines Ovidius^ der aucli schon darum viel verliert,
weil, er gerade durch die Gabe der leichtesten und wohlklin-
g^endsten Versification am meisten zu gefallen pflegt.
Pie von S. 252 — '276 beigegebenen JKr^äw^erMwg^ew sollen,
sagt der Verf. , ebenfalls (ebenfalls? hat er denn seiner, vor-
züglich beriicksichtigten, ersten Anfänger im Lateinischen, laut
der Vorrede, schon völlig vergessen*?) mir dazu dienen, de«
Ungelehrten das Verständniss des Werkes zu erleichtern.
Gleichwohl heisst es da und dort in ihrer Mitte , z. B. S. 249
B. III, El. 1, V. 27: ,,D^s Forum Augusti, siehe Ämc/. Aug. 29,"
und S. 245, B. II, V. 425; „s. Lticretiiis de Rerum Naticra^""
und solcher ^e^eA/^ew Nachweisungen für Ungelehrte fi\\A^[\ sich
in Vollzahl, So gebricht es also wirklich fort und fort an Be-
stimmtheit und Einheit des Plans, Manchen andern Erläuterun-
gen, meist mythisches und historisches, selten sprachliches
Inhalts , will Rec. gern , theils aus eigener Ueberzeugung,
theils auch aus absichtlich vom Verf erbetener Billigkeit, frei-
lich nur, so weit sie von der Unbestechlichkeit der Kritik ge-
stattet ist, ihren Gehalt und Werth, oder doch ihre berech-
nete Brauchbarkeit nicht absprechen. Doch ist dadurch für die
Erklärung mancher noch dunklen und unsicheren Stelle im Qvidius
selbst nichts gewonnen. Von einigen einzelnen Widersprüchen,
die sich darin vorfinden, sey hier nur einer gerügt: S, 229 nennt
d%r Verf. des Ovidius Tochter, Perilla^ an welche die Tte El, des
III B. gerichtet sey; S. 254 heisst es aber: „Nur müsste man
dann freylich annehmen, dass Perilla des Ov. Tochter gewesen
(sey), was aber immer blosse Vermuthung bleibt."
Fr. Liebeg, Becher,
Cebetis tabula (,) graece. Textu recognito Jn usnm scholajum
edito, Hildesiae in libraria GQrstenbergiana. 182(). 30 S. in 8. geh.
3 Gr.
Ein guter, lesbarer und wohl auch sehr wohlfeiler, Wie-
derabdruck für mittlere, griechische Lchrclassen, der sich auch
durch Correctheit und Schärfe des Drucks empfiehlt, unter
dem Texte stehen, zum Behufe der Anfänger, einzelne, schwe-
rere Wörterformen in ihren Primitiven. Wie weit, und ob bis
zur kritischen Selbstthätigkeit die, auf dem Titel bemerkte,
llecognition des Urtextes sich erstrecke, mag Recens. , oline
Hilfe irgend eines Vorworts , eben jetzt uicht bestimmt sagen,
Cebetia Tabula. 311
da ihm die letzten, kritischen Ausgaben nicht zur Hand sind.
Des Bedürfnisses einer abermaligen neuen Ausgabe für Scliuien
erfreut er sicli aber, maassen er mit den Sciiuiausgaben von
Messerschmid, 1713, von Jacobi, 178-1, ^ von Uüchling,
1796, von Grosse, 1813, von Thiemc, Heindorf und
sonst mit einzelnen namenlosen Editoren nicbt unbekannt ist,
und weiss, dass sich des Cebes Werkclien auch bei \ielen Aus-
gaben des Epiclelos befindet und mit letzterm seine Leser ge-
funden hat und nocli liadet. Sehr störend unterbreclien auch
hier noch die im Text hndiichen, auf die beigebrachten Stamm-
wörter lierunter weisenden Zahlen das Lesen des Anfängers.
Hier gilts geflissentliche Beseitigung jeglicher Störung und Un-
terbrechung , zumal wenn sie durch bessere Anordnung leicht
tliunlich ist.
Fr. Licheg. Becher.
Kleiner griechischer Plutarch^ ein Fördcrungsmittel des
PrivatfleUscs beim Viiterricht in der griechischen Sprache für Schu-
le und Haus, von Dr. Ferdinand Philippi, Grossherzogl, Sachs. Hof-
rath. Leipzig, bei Carl Cnobloch. 1826. V und 143 S. gr. 8. 9 Gr.
"Wieder eine Eselsbriicke! Der schreibselige Hr. Verf. hat
nemlich aus dem 2 Th. von F. J a c o b s Elcraentarbuche der grie-
cliischcn Sprache die aus Pbitarchs Lebeschreibungen aufge-
nommenen Absclinitte wieder abdrucken lassen mit einigen deut-
gehen Anmerkungen unter dem Texte, einem Wortregister und
— einer deutschen üebersetzung. Eine herrliche Speculation!
von der aber der feine Urheber kein Wort in der Vorrede oder
Bonst wo hat fallen lassen.
Die Stellen im Flut, genau nachzuweisen , woraus die Ab-
gchnitte genommen sind, liat Hr. PJi. nicht für nötiiig gehalten.
Durcli diese Nachlässigkeit wird bei den Anfängern die 3Iei-
nung erregt, als folge alles liier Abgedruckte unmittelbar so auf
einander im Plut. Die Ueberschrijten der Abschnitte^ welche
sich bei Jac. finden, hat Hr. Ph. nur Menig verändert. Nr. I
ist bei Jacobs Viberschrieben: Solon verschafft den Athenä-
ern den Besitz vmt Salainis ; bei Philippi: Solon verhilft den
Atheniensern zum Besitz der Insel S(d. Nr. 111 bei J.: The-
inistokles; bei Pb. : Themistokles lleldensinn findet die Mittel^
den Angriffen der Barbaren Trotz zu bieten. i>r. IV bei J.:
Einige Ereignisse des 2tcn Pcrs. Krieges ; bei PJi.: Skizzen aus
dein Iten Pers. Kriege. Nr. II und V Jiaben bei J. und PJi. ganz
dieselbe Uebersclirilt. Der VI Abselinitt bei .1. ist hei Ph. der
IX. Der VII bei J. ist bei PJi. übergangen. Dür VI hei Pli. ist
überschrieben: Perildes beim Beginne des Peluponnes. Krieges^
bei J. der diesem entsprechende VIII: Perildes; Anfang des
312 Kürzere Anzeigen.
Pelop. Krieges. Der VII bei Ph. entspriclit dem IX bei J. Der
\ 111 bei PJi. : LysaUder ; Ende des Peloponnes. Tirieges ; Athens
Fall; der ihm entsprechende X bei J. t Ende des Pelop, Kriegs ;
Kinnahme Athens. Der XI bei J. ist bei PIi. der X und über-
schrieben: Aus Phocions Leben. Der XII bei J. ist bei Ph. der
XI mit gleicher Ueberschrilt bei beiden. Der XIII bei J. ist bei
PJi. der XII mit dem Titel: Aus Denwslhenes Leben., Von dem
Abschn. bei Jac. aus Piut. Vit. Demosth. c. 28 hat Hr. Ph. —
sinnreich — - die Worte 'Ajce&avB (Ta 6 A)]uo6d^svr]g xovÖB rov
tgönov wegj^elassen und daraus die üeberschrift eines neuen
Abschn., nemlich des XIII, g:emacht: Tod des Demosthenes.
Und dennoch behauptet Hr. Ph. unverschämt genua:, die Wahl
der ausgehobenen Stücke mit grösserer Sorgfalt und IJedacht-
samkeit gemacht zu haben , als dies einem flüchtigen Beurthei-
1er .auf den ersten Anblick scheinen möchte.
Auf den Abdruck des Testes ist, wie man leicht denken
kann, nicht der erforderliche Fleiss verwendet. So ist S. 19
(Vit. Cim. c. 10) ggjdöt« rfjg Ctganäg^ anstatt des richtigem
öTQaTrjyiag, beibehalten und iü - - tdo^zv ojgjcAftö&at anstatt
des bessern ccxpelfjO^ac. Ebeudas. felilt das so nöthige Comma
nach dgxovv Ös no^lolg. Ebendas. muss es heissen: £^' o tc5v
nsvijTCJV statt ecp' cp. Das Stück: ag ö' 'AQiötot£?.)]s cprjölv - -
ßov\on8V(p TO dBiTCVov ist, — inan sieht nicht, warum'? — weg-
gelassen, aber bei der ganzen Stelle passend Nep. Vit. Cim.
verglichen. Getheilt ist ebend. ov-viöttiXB; ebenso S. 30 Ttgo-
öLovta. S. 21 (Vit. Cim. c. 13) ist das ('omma zwischen den
Adv. dvgmöxag xal yLSXiäQCog störend. Ebendas. wäre wol nach
ILBxicÖQOig Bxövxav ein Colon besser, als ein Punct. Ein unnö-
thiges Comma, wie bei Jacobs , ist S. 23 (Vit. Periol. c. 38) vor
iCttl xav XQonatav x6 nXijQog. Dagegen wäre eins uöthig ebend.
vor ag ovxbxl GvvLBvxog. So unrichtig, wie bei Jac. , ist ebend.
ein Colon vor x6 ÖB näkliötov - - ov Xiyovöi, anstatt eines
Comma. Sinnlos ist S. 27 (Vit. Alcib. c. 2) das Punct vor oux
ByayB, bIiibv^ statt eines Corajua. S. 34 (Vit. Phoc. c. 18 flu.) ist
roGavta nach xov 8i86vxog weggeblieben. 'Eben so sind S. 39
(Vit. Demosth. c. T) nach nXaxxBLV die Worte tjJv vtcokqlöiv
i(al öiciTtovBiv xrjv (nemlich qjuv^v, wofür hier (pov:^v verdruckt
ist,) durch Sorglosigkeit des üesorgers ausgefallen.
Je reichhaltiger bei Jac. die Bemerkungen unter dem Tes-
te sind, desto unbedeutender sind die bei Hrn. Ph., und gerade
über die schwierigsten StelleJi ist nichts, weder Sachliches,
nocli Spracliliches, gesagt; so dass die Plan- und Zwecklosig-
keit dieser Erläuterungen am Tage liegt. Was sollen doch An-
fänger mit Anmerkungen, wie diese ist S. 25: „^^' olg . . . (bjiI
Qtj^ttöLy, anfangen*? S. 17 (über Vit. Cim. c. 5 d^yjx^vov o0ov
' - VTiBQßakBö^^aL, nemlich ö^oXoyBLXccL) steht wahrer Unsinn:
„Es ist anerkannt , sie in politischen Tilgenden übertroffen zu
Fhilippi's kleiner Cfriech. Plutarch. 313
halbeii." S. 21 heisst der bekannte Verf. der Krieg^slistcn Po-
lyäus. S, 22 wird yVcharnä „ein Flecken oder Gaue", welches
M alirsclieinlich Ueltersetzuns: von Demos seyn soll , genannt.
Die erste Anmerkung zu Abschn, VIII ist ganz mit der bei Jac.
im Xten Absclinitte übereinstimmend; nur dass Egos - Potamos
anstatt .^egospotamui und gänzlich vernichtete anstatt zu Grun-
de gerichtet hatte gesetzt ist. jNocIi ein Paar Pröbchen , wie
Ilr. Ph. abändert, was er vorfindet! Zu Vit. Plioc. c. 4 hat
Jac. die Anmerkung: „Es gehörte zur Sittsamkeit, die Armeiu
den Mantel eingewickelt zu tragen." Dafür sagt Hr. Ph. S. 31:
„Der Wolstand machte es Acn jungen Spartanern zur Pfliclit,
auf der Strasse die Hände unter dem Mantel zu tragen." Bei
Jac. heisst Chares ein Feldherr von übelberiichtiglem Namen,
bei Hrn. Ph. ein elender atheniensischer Feldherr. S. 34 macht
Ph. die wichtige Bemerkung, dass Rerameikos nach der Lat.
Aussprache „Ceramikus" heisse. Er hätte wenigstens Ceramicus
schreiben sollen. V» as das für eineEnallage sei, welclie er in
\it. Theniist. c. 8 od)) xal Uivöagog - - eotus öwlÖcov - - d-
7CHV und \it. Phoc. c. 4 y.ca tcqoq tuvtaeoLxev aTtiöcov 6Z!q)7Jt-
ZLog Tlokvsvxrog siTtsiv findet, ist schwer zu sagen.
S. lOö folgt die deutsche Uebersetzung aller XIII Abschnit-
te (mit Wiederholung der oben erwähnten Ueberschriften, wel-
che zum Ueberiluss auch noch als Inhaltsverzeichniss vorn hin-
ter dem Titel stehen). Sie ist zuweilen sehr frei, d.h. ungenau, .
wie einige Stellen zeigen werden. S. 110 (Vit. Themist. c. 3 ist
gleich Anfangs /If'ysrat übergangen, vtio cpikotij.iLag so umschrie-
ben: „um diese (nemlich die Ruhmbegierde) zu befriedigen",
Tovg ßcigßaQOvg verdeutlicht durch „Perser", die Worte nccl
ry\g Mikridöov örgar^yLag diCcßorßeLörjg in den Flintergrund ge-
stellt und ihr. Xaclid ruck gar sehr geschwächt durch die Ueber-
setzung: „wobei MiU. als Feldherr sich den ausgebreitetsten
lluhm erworben hatte"; in övvvovg ÖQciö^aL ist oQäö&aL auf-
geopfert, clyQVJivHv umschriebcii durch „nicht schlafen kön-
nen'", TtoTovg durch „Schmausereieii" nicht genau wiedergege-
ben, bei Tovg iQCorävtag „seinen Freunden" hinzugefügt. S.
122 (^ it. Pericl. c. 33) OJg rcov 'A'^rjvulojv ovx dv^^o^svcov^ a'k'K
vn OQyijg xcd rpQOVrj^axog diccuaxovjxsvav Ttgög avvovg ist
zu weilläufig so übersetzt: „in der Meinung, dass die Athener
dabei nicht gleichgültig bleiben, sondern sich durch Hitze und
Elirliebe zu einem Trelfen verleiten lassen sollten" (uelinehr:
würden). Auch das folgende „zu streiten und die Stadt selbst
aufs Spiel zu setzen" (vtcsq avvijg rijg nölrxog ficcp]V övvccxpac)
ist melir Paraphrase, .als Uebersetzung. Bei ßLuö'^ijvai, ist zur
Erklärung beigefügt: zu der Schlucht gezwungen werilen. Doch
vielleicht, oder ^ielmelir, höchst wahrscheinlicli beurtheiltllec.
hier — das, was längst beurtheilt ist. Denn, aufrichtig gesagt,
die Uebersetzung ist doch im Ganzen für Hrn. Ph. zu gut. Sic
21*
314 Kürzere Anzeigen.
ist es aber auch fiir die Anfänger, denen der menschenfreund-
liche Mann damit unter die Arme greifen oder vielmelir, den
Lehrer und — sicli selbst zu betrVigen, Anleitung geben wollte.
Wenigstens steht diese Uebersetzung mit dem, ihr (von S. 46
an) vorangehenden Wörterbuch in einem auifallenden Missver-
hältnisse. Denn dieses Wörterbuch setzt so schwaclie Anfänger
voraus, dass ihnen noch o, 7J, t6, oc, ov^ ovx^ oöog , oi3rog,
OLXog, olog und dergl. Vieles erklärt und die Ableitxuig des ^g
von Elfil gesagt werden muss. Die Bedeutungen der Wörter sind
aber Aveder nach historischen noch Jiach psychologischen Rück-
sichten geordnet. Man vergleiche Im (nobeiauch steht: c. Dat.
7;M/^, st. ?////), 87CL£LXSLg, vovg, ttsqI u. a. I3ei olaTteg ist auf ot-
.ögTiEQ verwiesen, welches aber nicht zu finden ist. Auch sind
Praesentia, die niclit vorhanden siiul, Avenn^gleicli nur in Klam-
mern , mit aufgefiilirt , wie Tiiöa, jcQogiX^cö, TiQogEviyKOj,, la-
ßc3, iTCiöi^a, InavblQco, BTtLKatäßrj^L. Als Bedeutung von «Aat-
q)(0 ist angegeben „verbreiten'^ Bei duvvcj steht eingeklam-
mert „ßv /[iLivo", ohne Weiteres, "^ya soll, unter anderu, auch
heissen „begehen" und ijzc) „kommen, angelangen, angehen",
„^'öo" (sie!) sich freuen!
J. D. Schulz^e.
Sylloge ver suum memorialium cum ex veterura, tum ex
recentiorum quorundaiu s«'riptis excerptoruin et ortline alpliabctico
digestoruni. Merseburg! iiupensis J. T. J. Soantag-ü. 1827. IV u.
220 S. 12. 16 Gr.
[Eine kurze, scharf tadelnde Anz. in d. Lcipz. Lit. Zeit. 1821' Nr. 272
S. 2175 f.]
Das Büchlein soll, nach der Absicht des unbekannten Ver-
fertigers, die Stelle des alten (und veralteten) prosodischen
Handbuchs von Smetius, das schon selten geworden sei, er-
setzen (und also zum Versmachen gute Dienste leisten) , aber
vor demselben den doppelten Vorzug haben, dass es immer
ganze Verse , und zwar blos Hexameter, zum Theii auch Pen-
tameter, enthalte, die leicht zu raemoriren seien , und dass je-
der Vers einen vollständigen Sinn gebe; daher es auch „fabu-
larum historiarumque scriptoribus " brauchbar Averden könne,
um daraus Motto's für einzelne Behauptungen oder zu üeber-
schriften ganzer Capitel und Abschnitte zu entlehnen.
Bunt und kraus geht hier Alles unter einander, wie es die al-
phabetische Ordnung oder vielmelir Unordnung mit sich bringt;
\erse, Avelche geAvöhnliche Erfahrungen oder Lebensregeln ent-
halten, und solche, Avcichesich auf vorübergehende Ereignisse be-
ziehen, Avechseinrait solchen ab, welche Wort -Erklärungen oder
Sylloge vcrsiium memorialiuiii. 815
Wort -Ableitungen oder den IJuterscliied in der Declin.itioii
oder in tier Pro.sodie i^Ieielilautender Worter oder Deliiiitioneii
srtiinniati.sclier FiÄnren darstellen. V*le ■weit nützlicJier wäre
eine Ordnung gewesen, derjenigen äliulicli, in Avelclier G ro-
te Ten d in seiner lat. Gramm, im 2ten Bande §2(57 IF. einige Denk-
^ersehat abdrucken lassen! IJei unserni Sammler geht aber die
Unordirnng so weit, dass sogar ein Jlexajneter oft unter den
vorigen eingerückt steht, so <lass er wie ein Pentameter aus-
sieht. Unter den Versen ist gar keine Auswahl getroöen, son-
dern alle, die sich gerade darboten, sind aiilgenonnuen, darun-
ter juehrere ganz unschickiiehe, wie: AbbreAia nasnm, nasutu-
le: longior aequo est, anstössige, wie: P'orsitan et gravidam
Dido, scelerate, reUnquis, prosodiscli falsche, wie: Lex mode-
ratort populi salüs esto suprema, oder: Temporibns peccata la-
tent, sed tempore patent, aller Cäsur ermangelnde, wie: JNe
pete grandia lautaque prandia lite repleta , oder: Gras, cras,
semper cras, et sie dilabitur aetas, schlecht stjlisirte, wie:
Dum satiir est venter, studeat cajnit usquc libenter'? oder: Nil
ibi, quod nobis esnriatur, erit, oder: Non faciamus idem, ne
niereamur idem. Offenbar unrichtig ist auch p. 109 tempore
hl omni. Sehr viele geben, so abgerissen, wie sie dastehen,
gar keinen oder doch keinen vollständigen Sinn. So fehlt in
folgenden beiden: Ac, ne forte putes, me, quae facere ipse re-
cusem. Cum recte tractent aiii, landare maligne, dasjenige, was
mit ac zusammenhängt. Der Vers: Carniine qui tragico vilem
cerla\it ob hircum, steht ohne denjenigen, der im Originale
(llor. A. P. 221) darauf folgt, abgedruckt, zu welchem er sich
doch wie das Subject zum Prädieate verhält. Wie kann, um
«och einige Beispiele dieser Art anzuführen, Caulibus et pomis
et parto ^iveret horto einen vollständigen Sinn haben? Bei JNo-
cturna versatemanu, versate diurna sind die exemplaria Grae-
ca, also das Object des Sätzen, weggeblieben, vermuthlich weil
der Sammler, beliebter CöiLseqilü]i2. wegen, keine halben Verse
mit aufnehmen wollte. In dem Verse: ]\on auditoris, judicis
esse puto, fehlt das im blosen Accus, oder im Acc. c. Inf. zu se-
tzende Subject. Und was soll man mit folgendem: Ab Jove do-
iiari possit, puto, ohne Subject anfangen"? Oft fehlt der Nach-
satz, wie in dem: Qiiisquis ab eventu .facta notanda putat, und
in dem: Si tarnen interea, quid-- quaeris, agani*? (sie!) Ganz
sinnlos ist der: Abs re qui vadit, rCs sihi nulla cadit. jAlanche
Verse sind, um sie zu einem fiu' sich bestehenden Ganzen zu
machen, willkülirlich ergänzt oder abgeändert, z. V). Absentern
iui^ua lioslili qui rodit amicuinj (^ui non defendit aüo culpante
holutos (so, oline Interpunction vor solutos, tmd mit Weglas-
su]»g des ini Oiiginal folgenden qui captat — dicacis); It'ingerti
qui non Aisa polest, hnijc tu, Gennime^ caveto. Den Worten:
Fungar vice cotis, acutum etc., ist, wahrscheiulicli, um sie unter
316 Kürzere Anzeigen.
S anbringen zu können, vorangesetzt : Sit critici dictum. Man-
che sind veri'älsclit, ohne dass man sich einen Grund der Ver-
fälschung, ausser Unbekanutschaft mit dem Spracligebrauch
oder mit der Prosodie, denken kann. So ist anstatt Sic volo, sie
jubeo etc. gedruckt: Ilacc volo etc. In dem Verse: Fortiaque
adversis opponite etc., ist fortiaque mit fortiter vertauscht , so
wie in dem: 3Iagna tamen spes est in bonitate Dei, anstatt spes
prosodisch unrichtig saliis steht. Ganz unpassend ist in dem
Verse: INil ego contulerim languenti sanus amico, gesetzt lan-
guenti, da im Originale bekanntlich jucundo stelit. Bei vielen
andern Versen hat sich der Sammler liinvviederum nicht daran
gekehrt, dass sie das Zeiclien der Abgerissenlieit an sich tra-
gen. So fängt eine ganze Menge mit et an, viele )nit estque, er-
go, quodsi, quodve und dergleichen. Zuweilen sind aber auch
zusammenliängende Reihen von Versen aufgenommen, w:o es
an einem Verse genug war. Mehrere sind wegen mangelnder
oder auch unrichtiger Interpunction ganz unverständlich. So ist
z. B. gedruckt: Ab love principium, Musae, lovis omnia plena
(anstatt principium, Musae:); Oderunt peccare boni, formidine
poenae; Innumerum numerum, quis numerare potest'J
Von Druckfehlern, deren nur 2 am Ende bemerkt sind,
strotzt das Machwei'k. So steht, um nur einige von den schlimm-
sten anzumerken, aura pulsa fides st. auro; crateras magnas
statuunt st. magnos; est quoddarn prodire tenus st. quadam;
meme?ito^ cita mors venit st. raoraento; p. 112 -PÄße/ow st. PJiae-
thon. ünzähligemal steht ein Comma, sowol wo ein Colon, als,
wo gar keine Interpunction stehen sollte.
Es ist Schade um das schöne Papier, auf das dieses elende
Buch gedruckt ist.
J. D. Schulze.
Todesfälle.
"en 24 Juni starb zu Hamburg der Lector der Franz. Sprache am Jo-
lianneum Jean Frangois Dequen.
Den 4 Sept. zu Dresden der Professer der Philosophie und Vorhe-
reitungswissenschaften au der chiriirg. luedic. Akademie , M. Friedrich
Gottlieb Haan, geboren zu Lampcrtswalde hei Oschatz am 13 Sept. 1171,
besonders durch seine Erdkugehi , Sonnensysteme und Tclhirien be-
kannt. Vgl. Hall. L. Z. Nr. 251 S 835.
Den 16 Nov. zu Paris das Mitglied der Akademie der Inschriften
und schönen Wissenschaften Charles Vandcrbour^; als Herausgeber des
Horaz bekannt.
Todesfälle. 317
Den 16 Nov. zu Hirsclibcrf^ in Schlesien der Dircctor dos Gymna-
siums Goilfrial Jf'ilhclm Körbcr.
Den 17 Nov. zu Loiulon Jf'm. Bclsham, Verf. einer Gescliiclitc von
Englaiid in 14 Bünden, im 75 J.
Den 2(i Nov. zu Schicswijr der seit 1825 emcrltirtc Professor des
künigl. Taubstunimeninstituts Pfingsten, Ritter vom Danebrog, iin83 J.
Den 28 Nov. zu Berlin der Obcriueditinalrath Dr. Job. licnjawin
Erhard, <;eb. zu Nürnberg; 176(). In der {•elehrteu Welt ist er beson-
ders als philosDijIiiseber Sdiriftsteller bekannt, und seine AnfsiUze in
Niethamnier's pbilosph. Journal, im Dentselien iMerknr, in den Hören,
und seine Scliriften über das Hecht des f olks zu einer Revolution, über
die Einrichtiinf^ und den Zivcck der hohem Lehranstalten etc. brauchen
nicht erst ins Gedäclitniss zurückgferufen zu werden. Ein Nekrolog des-
selben steht in d. Berlin. Ilaude-Spenerschen Zeit. Nr. 280.
In der letzten Hälfte des Novembers zu Heidelberg der Director
des Gymnasiums, Prof. C. Ph. Kai/ser. Er Avird als ein thätiger und
um das Gymnasium hochverdienter Schulmann allgemein betrauert.
Den 16 Dec. zu Grimma der 2te Professor an der kön. Laudesschule
M. Johann Gottlob Grösse, im 55) J.
Den 20 Dec. zu Leipzig der Dr. d. Theol. und Prof. d. Philosophie
an der Univers. Johann Georg Christian Höpfner, im 64 J. , ,
Zu London ist vor kurzem der Oberbibliothekar des Brittischen
Museums , Planta, gestorben.
Die Universität Leyden hat gegen das Ende d. J. den Professor
Ilagcman, einen ilirer ältesten und würdigsten Lehrer, durch den Tod
verloren.
Ueher Pestalozzi und sein Verhältniss zu Niederer , Schmidt u. A.
ist ein neuer Aufsatz in d. Blatt, für lit. Unterh. 1827 Nr. 266 S. 1063
gegeben, der die heftigen und keinen Theil sehr ehrenden Streitigkei-
ten aus Pestalozzi's Charakter erklärt, und vielleicht den wahren Stand-
pnnct der Sache am richtigsten angiebt.
Schul - und Universitiitsnaclu icliten , Beförde-
rungen und Elucnbezeigungen.
Amsterdam. Das kön. Institut der Niederlande hat Blumcnbach in Göt-
tingen, Cuvier in Paris, iJecandoUe in Genf, II. Davy in liOndon, y/. von
Humboldt in Berlin und tF. Olbvrs in Bremen zu auswärtigen Mitglie-
dern ernannt.
AiGSBiRG. Durch eine kön. Verordnung vom 22 Octob. ist die Wie-
dererrichtung dcä Alumucumb für Studircndc cvangcliächer Confcssiun
318 Schul- und Uni v c r si t iit sna chric h t en,
in dem früher hereits zu diesem Zwecke verwendet gewesenen Collc-
giunifigehäüde hei St. Amui <;cnehmi<>:t und die Wiedereröffnung dieses
Instituts, welches laus 12 Alumnen mit ganz freier Verpllegung und 18
zalilenden Zöglingen bestehen soll, auf den Anfang des Studienjahres
18|| festgesetzt worden.
Beulim. Se. 3Iaj. der König haben unter dem 18 Nov. der Gesell-
schaft der Deutschen Naturforscher und Aerzte gestattet, sich im näch-
sten Jalire in Berlin zu versammeln. Der Bildliauer Carl iVichmann,
welcher jetzt die Statue der regierenden Kaiserin von Russland in Mar-
mor vollendet hat, ist zum Professor ernannt. Bei der kön. Bibliothek
sind der Dr. Stieglitz und der Candidat Sybvl als Gehülfen gegen eine
monatliche Remuneration von 12 Thlrn. angenommen. An der Real-
schule sind der Zeichneniehrer Lust und der Schulamtscandidat Jacob
Heusse (letzterer provisorisch) angestellt worden.
BiBKKACH. Die Lehrstelle der obersten Classe an der rjateinischen
Schule hat der Diaconus und Präceptor Bäumlein in Langenburg mit
dem Titel eines Professors erhalten.
Bow. Die Universität bat von dem geh. Legationsrath Nosc auf
Endenich [s. Jh. III, 4 S. lOT] eine werthvolleBüchersaramlung grosser
naturhistorischer Kupferwerke zum Geschenk erhalten. Vgl. Prkusseiv.
Dem ausserordentl. Professor Dr. Strahl ist eine ordentliche Professur
der historischen Hülfswissenschaften übertragen worden.
CARLSRiire. An die Stelle des Prälaten Hebel ist der Ministerial-
rath Sonntag zum Referenten für die Mittelschulen (d. h. für die Ly-
ceen und Gymnasien) ernannt worden.
Chambery. Das dasige Jesuitencollegium war schon seit geraumer
Zeit zu klein für die aus allen Gegenden des Landes herbeiströmenden
Zöglinge und für die nöthig gewordenen grössern Hörsäle. Darum ist
in der Nachbarschaft neuer Grund und Boden von der Regierung ajige-
kauft und in den letzten Tagen des Octobers der Grundstein zu neuen
Gebäuden des Collegiums gelegt worden.
Cottbus. Am Gymnasium ist der bisher. Mathematicus des Gyma.
in NoRDHAUsEM Hr. Carl Friedrich Schulz als Conrector angestellt worden.
Vgl. Jb. IV S. 358.
Düsseldorf. Die sechs Gymnasien dieses Regierungsbezirks zähl-
ten im verflossenen Schuljahr 964 Schüler. Von 181 Abgegangenen
sind 42 , und zwar 9 mit dem Zeugniss 1 , 29 mit II und 4 mit III, zur
Universität entlassen worden.
Elberfelo. Das Gymnasium zählte während des vergangenen
Schuljahrs in 4 Gymnasial- und 1 A orbci-eitungsclasse 169, am Ende
desselben (den 13 u. 14 Sept.) 15G Schüler, welche von dem Direct(»r
Joh. Ludw. Seclbach (Ordin. in I), dem Rector Bchaghcl (Ovdin. in II),
dem Oberlehrer Dr. Joh. Carl Lcbcfccht Hxtntschke , dem Collaboralor
Langcnsicpcn (Ord. in III), dem ColLibor. Fursternann (Ord. in IV, vgl.
Jb, 1,494], dem^Uaupiluhror der Vorbereitungscl. Drinhmann, deuiEngl.
Sprachlehrer Neef, dem Zeichneulehror Korjfi dem Gesangi,.^Wton>^tein
Befördcrung-cn und Ehrenbezeigungen. 319
und dem Schrciblelirer 1io]]enbcr^ luitcrriclitct wurden. Ausserdem cr-
thciltc seit dem i5 Mai d. J. der Ciuidid. der Tlieol. Müller aus Eiber-
feld provisorisch Unterrieht in der Religion. Da ülirigens naeh Be-
schluss der Sehulbehörden in der Anstalt dem Unterrichte in den ISa-
tiiTMissenschaften , besonders in der Physik und Chemie, eine grössere
Ausdehnung gegeben werden soll, ohne d.iss der gelehrten Tendenz
des Gymnas. geschadet werde [s. Jb. III, 4 S. 111]; so ist bestimmt
wnrd«'n, dass zvar die Lectioncn in der iVaturknnde für die Gymnasia-
sten wie bisher bleiben, aber für die Schüler der drei obern Classen,
welche 'ein jikademisches Fach nicht beabsichtigen und daher vom Grie-
chischen di?f ensirt werden können , nodi besondere Lectionen in der
Physik imd Chemie angeordnet werden sollen. An diesem Unterrichte
aber dürfen auch solclie, die weder S<-hülcr des Gymnasiums noch der
GeMerbschuIc sind, gegen ein Honorar von 8 Thlrn. jährl. Thcil neh-
men. Weil nun der Lehrer der Physik und Chemie, Förstcmann , we-
gen dieser vermehrten Lehrstnnden künftig weniger in den übrigen
Lehrgegenständen des Gymnasiums unterrichten kann, so hat der Schul-
Torstand für das neue Schuljahr 2 Schulamtscandidatcn eingeladen, um
die entstehende Lücke auszufüllen. Auch soll eine neue Gymnasial-
classe errichtet, die ganze Anstalt aber so eingerichtet werden, dass sie
GjTunasium und höhere Bürgerschule zugleich ist.
EnFiRT. Der Professor Hauser ist zum Rector des kathol. Gymna-
siums ernannt Morden. S. Jb. 11 S. 213 u. IV S. 112.
o
Finnland. Die Universität zu Abo ist nach dfer neuen Hauptstadt
der Provinz, Helsixgfors, verlegt und wird nach einem kaiserl. Manifest
vom 21 Octob. den INamen Alexanders- L'niversitüt in Finnland führen,
Fhankfi-bt a. d. 0. Der Consistorialassessor und Prediger Zfle ist
fcum Consistorial - und Regierungsrathc bei der dasigen Regierung er-
nannt M ordeu.
Grkifswalb. Zum Prorector des Gymnasiums ist der bisher. Pro-
rector in Friedland Dr. Ernst Glasewald ernajint wordefii
Halle. Bei der Universität sind vom 30 Sept. bis 3 Nov. 179 Stu-
dircnde (120 Inländer) immatriculirt worden: 85 Theol. , 20 Juristen,
6 3Icdiciner und 3 Philologen.
IIambi'rg. Das Programm, womit das Johanneum die' Maturitäts-
prüfung am 20 Sept. und die Abschiedsreden der abgehenden Primaner,
60 wie da^ Examen der ersten Classe am 27 Sept. ankündigte (Hamburg
gedr. b. Meissner, 4) enthält S. l — 3<): [Spittler's] Geschichte der
KreuzzüfTc. Zweiter Anhano^ zur Geschichte des Papstlhums , aus dem
literarischen yachlassc des Dr. Gurlitt hcrausgcfr. und mit einifren /fnmerhk.
legleitet von Cornelius Müller, Dr. d. Phil. u. Prof. am Job. Wie
wichtig diese Schrift ecy, braucht nicht erst bemerkt zu M'crden, da je-
der wcis<, was für ein geistreicher Historiker Spitllcr war. Wohl aber
sind noch MüIIor's reiclihultige und trefTlichc Xotcn ?)Csonders wegen
ihres Reiclithnms an Literarnotizen zu brachten und bilden zu den
Spittler'schen Vorlesungen eine sehr schätzbare Zugabe. Derselbe Ge-
320 Schul- und Univcrsltätsnachriclitcn,
lehrte, der den ganzen hanilsdiriftlichen Nachlass Gurlitt's gcerht hat,
will auch noch Spitth;r's Geschichte der Hierarchie herausgehen , wel-
che als dritter Anhang die Geschichte des Papstthunis Leschlicssen soll.
— Demselben l'rograiuiii hat der l'rof. C. F. Hipp, dem nach Gurlitt's
Tßde unter dem 27 Juni die interimistische Verwaltung des Directorats
übertragen >vard , S. 37 — 43 Schulnachrichten beigefügt. An Gurlitt's
Stelle ward der Direct. Kraft ieingeführt. S. Jb. IV S. 34J). Als Lector der
Französ. Sprache [s. S. 316] ertheilt Ropsy seit dem 4 Aug. Unterricht
in den beiden ersten Classen der gelehrten und in der zAveiten Classe
der Bürgerschule. Den 3 Sept. verliess der Collaborator Aug. Calmberg
die Anstalt und ging als Diaconus nach 3!ciningen. Ein guter Thcil sei-
ner Lehrstunden ward dem Dr. Christian Ileinr. Gebaitcr übertragen, der
bereits seit 4 Jahren Lehrer der Mathematik in Obertertia ist. Auf Ver-
ordnung des Scholarchats soll ein vollständiges und genaues Verzeicb-
niss aller Lehrstunden und Lehrgegenstände, welche seit Gurlitt's Tode
etattfmden, ausgefertigt und darin allerdings der bisherige Schulplan,
das sogenannte Parallelsysteqi, zum Grunde gelegt bleiben; doch sol-
len die allzuzahlreichen Classen wo möglich getrennt , die Menge der
Combinationcn aus den verschiedenartigsten Subjecten vermindert und
die Lectionen der einzelnen Lehrer, soviel als möglich, in eine Suite
gebracht Mcrden, damit nicht durch das Kommen und Gehen derselben
zu viel Zeit verloren gehe. In der untersten Classeder gelehrten Schule
sind Geograplüe und Mathematik unter die Lehrgegenstände wieder
aufgenommen worden.
Helmstedt. Das Helmstedt -Schöningische Gymnasium zählte im
verflossenen Sommerhalbjahr 3()5 Schüler (72 Auswärtige) in 7 Classen,
die von 10 Lehrern in 223 MÖchentl. Lehrstunden (34 in lu. II, 32 in III,
IV u. VI, 33 in V u. 2() in VII) unterrichtet wurden. Die Unterrichtsgegen-
stände der G obersten Classen (die 7te ist reine Elemcntarclasse) sind:
in I — VI: Religion (in VI nur Bibellehre, in I zugleich Erklärung des
N. T.), Deutsche Sprache, Geschichte; in I — V: Lateinische Sprache
und Mathematik ; in I — IV : Griechische und Französ. Sprache ; in I u.
H: Hebräische und Englische Sprache; in I: Alterthumskunde ; in II
— VI: neuere Geographie (in II auch 1 St. alte); in IV — VI: Natur-
geschichte, Rechnen und Schönschreiben; in V und VI Choralgcsang;
für einzelne Schüler aller Classen : Zeichnen. Der Sprachunterricht
wird grösstentheils von den Classenlehrern , der wissenschaftliche Un-
terricht in den 5 obern Cl. meist faclnveise ertheilt. Lateinisch wird in
I inO, Griechisch in 6 wöchentl. St. gelehrt, während sonst für jede
dieser beiden Sprachen 7 Stunden angesetzt waren. Cicero wird in den
3 obern Classen (in III Friedemann's Chrestomathie) gelesen, und in II
ist 1 St. für metrisch -praktische Uebungen in Latein. Hexametern und
Pentametern festgesetzt. In I werden die metrischen Uebungen mit der
Leetüre des Horaz verbunden. Uebersetzungsübungen aus dem Deut-
schen ins Griech. finden jetzt nur in I und II statt. Das Hebräische ist
von 4 auf 2 wöchentl. St. beschränkt worden. Für die Deutsche Spr.
sind in I jetzt 2 statt 1 St. bestimmt, damit neben den praktischen Ue-
Befurd erun gen und Ehrenbezeigungen. S21
I)unj?cn die eine zu abwechselnden Vorträgen über Deutsche Metrik,
Deutsche Litcriiturgcschichte und Theorie der pros. und poet. Sclireib-
art verwendet werden könne; in 11 werden 2, in III und IV 3, in V 7
Stunden darauf verwendet. Der Unterricht in der alten Geographie ist
erst neu eingerichtet, da er früher mit der Geschichte verbunden war.
Die Altertluiniskunde unifasst Literaturgeschichte, Alterthüiuer und My-
thoh)gie der Griechen und Römer nach Scliaafl's Encyclopädie. Ge-
sangunterricht soll künftig aueli in den 4 ül)ern (blassen ertheilt werden.
Vom Herz. Consistorium sind 50 Thlr. zum Ankauf eines Himmels- und
eines Erdglobns von Kiedig bewilligt worden. Noch ist die Anlegung
einer Scluilbibliotbck und die Ausbesserung und Ergänzung des vom
Prof. Remer in Breslau geschenkten physikalischen Apparats sehr zu
wünschen. Im Lehrerpersonale ist an Fraitckcs Stelle fs. Jb. IV S. 113]
der bish. Collab. der grossen Schule zu Wolfeabüttel i/«7/c den Kiüct.
als 2ter Leiner eingeführt Morden; dagegen geht der Gte Lehrer A^ay-
ser als Fastor nach ^Vieda im Braunschweigischen. [Auszug aus dem
Ilcrbstprogromm des Director ttml Prof Dr. Hess, Helmstedt 1827, 15
S. 4, welches keine wissenschaftl. Abhandlung, sondern nur den Le-
ctionsplan und Schulnachrichten enthält.]
Königsberg. An der Universität ist der vormalige Regierungsratli
und ausserordentl. Trofcsjor Dr. Graff zum ordentl. Prof. für Deutsche
Sprache und Litt-ratur in der philosoph. Fac. ernannt. Director des Wai-
senhauses ist der bisherige Director Kawcrau an der Seniinaranstalt in
Jenkau bei Danzig geworden. Das Stadtgymnasium zählte in 6 Classen
zu Michaelis 182« 322, zu Ostern d. J. 352, zu Michaelis 367 Schüler,
die in wöchentlichen 232 Lehrstunden von 15 Lehrern unterrichtet wur-
den, und entliess zu Michaelis vor. J. 8, zu Ostern d. J. 3, zu Michae-
lis 4 Schüler zur Universität. Das Lehrerpersonale [s. Jbb. I S. 240]
hat folgende Veränderungen erlitten: Im Februar d. J. verliess der
Flülfslehrer lialtrusch die Schule und seine Stelle erhielt provisorisch
der Hülfflehrer Funk. Zu derselben Zeit gab der provisorische Lehrer
C'astcll (Adjunct für den kranken Lehrer Krieger} die Religionsstunden
in der 5 u. 6ten Classe an den Hülfslehrer Lcj/de ab. Zu Ostern verHess
der Candidat Caslcll die Anstalt ganz und der Lehrer Dr. Hamann ging
als Oberlehrer nach Gumbinnen. Der provisorische })te Lahvcr Mütlrlch
rückte in die 8te Lehrstelle und der Hülfslehrer Niitka ward proviso-
risch als ordentlicher Lehrer angestellt. Als Adjunct des kranken Krie-
ger ward Gryczcwski provisorisch als ordentlicher Lehrer angenommen
und der Candidat Kühler trat als neuer Hüllslehrer ein.
Kopenhagen-. Die Gesellschaft zur Ausbreitung naturwissenschaft-
licher Kenntnisse lässt auch während dieses Winters öffentliche unent-
geltliche Vorlesungen durch die Professoren Oerstcd und Zctsc und den
Dr. Forchhammer halten. Der Verein zur Beförderung der Dänischen
Literatur hat für die besste Beantwortung der Preisfrage: Auf welche
jreise hat sich aus der gemeinschaftlichen Stavimsprache, dem hlündischen,
die Schriftsi)rache in den drei JSordischcii lieichcn und insbesondere in Dü-
Johrb.f. Phil, u Pädat;. Jahrg. 11. //t/t 11. 22
322 Schul- und 11 n i v c r s i t ä t s n a c h r i c h t c n ,
nemark enhoickelt? eine Prämie von 50 und ein Acccssit von 25 Specics
ausgeboten.
]\eü- Stettin. Der Collaborator Beyer am Gymnas. hat das Prä-
dicat eines Conrectors und der Conrector Dr. Klütz das Prädicat eines
Prorectors erhalten.
KiEDEniAivDE. Das Königreich Iiat 6 Universitäten zu Löwe\, Lev-
BEx, LiiTTirn, Gent, Utrecht und Gröivingeiv. Von ihnen unterschei-
den sich die Athenäen zu Amsterdam, Fraseker und Deve\tkr nur
dadurch, dass sie keine Doctoren creiren können. Von gex-ingerem Um-
fange sind die Athenäen der südlichen Provinzen, Avelche mit Aufnahme
des zu Brüssei, , das seit kurzem eine grössere Ausdehnung erhalten
hat , den Gymnasien und Lateinisciten Schulen Hollands gleichstehen.
Gelehrte Gesellschaften sind 1) das vom König Louis Bonaparte errich-
tete kün. Institut der Niederlande zu Amsterdam, welches nach dem Mu-
ster des Französ. Instituts eingerichtet ist und mit demselben gleiche
Gesetze , gleiche Sectionen imd Classen und gleiche Ordnung und Ver-
theilung der Arbeiten hat. Von den 4 Sectionen, deren jede 30 — 40
Mitglieder hat, welche durfch Stimmenmehrheit gewählt und vom Kö-
nige bestätigt sind, und wieder in Classen zerfällt, beschäftigt sich die
erste mit den strengen Wissenschaften, die 2te mit der vaterländischen
Sprache, Geschichte und Literatur, die 3te mit den alten classischen
Sprachen, den Alterthümern und der allgemeinen Geschichte, die 4te
mit der Kunst. Alle 2 Jahre hält jede Section eine öffentliclie Sitzung,
in welcher sie Rechenschaft über ihre Arbeiten ablegt und Preise aus-
setzt und vertheilt. 2) Die kün. Akademie der fFissenschaften und Künste
zu Brüssel, gestiftet vom Grafen Cobentzl 1767 und von 3Liria There-
sia bestätigt, Avelche sich mit den mathematischen Wissenschaften, den
schönen Künsten und der vaterländischen Geschichte beschäftigt, Preis-
fragen krönt und mit goldenen oder silhernen Medaillen belohnt und,
wie fast alle gelehrten Gesellschaften des Königreichs, Denkschriften
bekannt macht. 1794 unterbrachen die Zeitumstände ilire Arbeiten;
doch wurde sie 1816 vom jetzigen Könige wieder hergestellt. 3) die
Societät der Wissenschaften zu Haarlem, die älteste Stiftung der nörd-
lichen Provinzen, welche der Stiftung nach mit allen Zweigen des Wis-
sens sich beschäftigen soll, aber jetzt auf die strengen Wissenschaften,
besonders Physik, Chemie und politische Oekonomie , sich beschränkt.
Durch Schenkungen der Mitglieder besitzt sie eine ansehnliche Natura-
liensammlung. 4) die Societät für Niederländische Literatur zu Leydeiv,
gestiftet 1766 und 1775 von den Staaten bestätigt, welche sich mit der
vaterländischen Sprache, Beredtsanikeit, - Geschichte und Dichtkunst
beschäftigt und von Zeit zu Zeit öffentliche Sitzungen hält und Preise
aussetzt. 5) die Seeländische Societät der Wissenschaften zu Middel-
BURC, welche alle Wissenschaften und Kenntnisse umfasst , Denkschrif-
ten herausgiebt und Preise ertheilt. Sie besitzt eine Münzensammlung,
ein Natnraliencabinet und eine Bibliothek. 6) die Provinzialsocietät der
Wissenschaften und Kütiste zu Utrecht , die ganz die Einrichtung der
vorigen hat, nur dass sie ihre Preisaufgaben alle in Lateinischer Spra-
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 323
che beantwortet verlauset. Uebcr diese, sowie über die 3 vorigen Ge-
seUjichiilten, führt der König das l'rotectorat. 7) die Jlatavisclic Socic-
tüt für Sprache und Dichtkunst, jetzt die JloUündische Socletät der schö-
nen hiinste und Jflsscnschaftcn genannt. Sic beschäftigt sich nur mit
der Niederländischen Literatur, und hat 4 Sectionen zu Amsteuuam,
Lkydkn, UoTTiiRDAM Und IIaag, von denen jede» Jahr eine andere Se-
etion den Vorsitz führt und in der Stadt die allgemeine Versammlung
hält, in Mcldicr sie ihren Sitz hat. 8) die 1181 zu Amsterdam gestif-
tete Socictüt für den allgemeinen iSiitzcn, m eiche 170 Sectionen in den
INiederlandeu und in Westindien zählt und Verbreitung gesunder
religiöser und moralischer Begriffe und Vervielfältigung nützlicher
Kenntnisse bei den ärmern Classen zum ZMeck hat. Sie giebt klei-
ne Schriftcben für den ersten Unterricht lieraus und verkauft sie zu
den niedrigsten Preisen, sorgt für A crbesserung des öffentlichen Unter-
richts, bat Sparkassen errichtet und will jetzt eine Industrieschule vor-
züglich für den Unterricht in der auf Künste und Handwerke ange-
wandten Mathematik gründen. !>) die i\iederländische Socictüt für öko-
nomische und industrielle Jflssenschaflen zu Haarlem, m eiche Ackerbau,
Fischerei, Künste und Handwerke durch Preisvertheilungen fördert.
10) die Teylersche Stiftung zu Haarlem. Sic vertheilt jährlich 2 Preise
für die besste Lösung einer bürgerlichen und einer gelehrten Aufgabe.
11) die Societät von Felix Meritis in Amsterdam, deren Mitglieder in
langen Winterabenden zusammenkommen, um sich über Mathematik,
Literatur, Dichtkunst, Malerei und 3Iusik zu unterhalten. Sie besitzt
eine Sammlung von Abgüssen der hessten Antiken, eine Bibliothek, ei-
ne SternMarte, eine Zeichenschule u. s. w. 12) die Societät für den
öffentlichen f'ortrag in Amsterdam, welche Zöglinge für das National-
theater bildet. 13) die Israelitische Societät für Nutzen und Civilisalion.
[Auszug aus einem Aufsatz von van GravcnweH in der Revue encyclopc-
dique , Juli 1827, der in der Dresdner Morgenzeitung 1827 Nr. 157 ff.
übersetzt ist.]
Pari». Am 13 Nov. ward der an Laplace's Stelle gewählte Aka-
demiker Royer Collard in die Franz. Akademie feierlich aufgenommen.
Pavia. Das Lehramt der Religionswissenschaften und der Ei-zie-
hnngskunde an der Universität ist unter dem 28 Octob. dem Professor
derselben Fächer an der philosoph. Lehranstalt zu Trient, Dominik
Bcnvenuti, übertragen worden.
Pkrpicsa\. Vor kurzem haben die Jesuiten das CoIIegium in B(!-
sitz genommen. Das erste, was der neue Director, Abbe Galluy, tbat,
war, das8 er in der Zeichenscbule die Giiismodelle des Antinous, Ado-
nis, Apollo vom Belvedere, Hercules, Mercur, Narcissus, der Gladia-
toren etc. zerstören lies».
Plöv. Zum Siibrector an der gelehrten Schule ist der Collabora
tor Sürenscn von der gel. Schnle zu Rendsliurg, an die Stelle d«;s am
26 Octob. 1820 verstorbenen Subrectors l'eter Iverscu, ernannt worden
PosE.\. Aui G>mna»iuiu i>t der Lehier Muczkowski auf sein Gesuch
324 Schul- und Uni ver sitätsnachr ichten,
entlassen und an dessen Stelle der bisher. Hauslehrer Gottlieb Cichowics
als fünfter Unterlelirer angestellt worden.
Pkeissen. Se. Maj. der König hat dem Hofrath StoUz in Tephtz,
vielcher dem mineralogischen Museum in Berlin eine geognostische
Sammlung üb<^rlal^scn hat, die grosse goldene akademische Medaille
verliehen. In der Stadt Kiriv, im Heg. Bez. Arnsberg, ist die Mährend
der Französ. Herrschaft eingegangene Rector- und 2te evangel. Predi-
gerstelle wieder hergestellt und zur Dotirung derselben eine jiihrl. Be-
soldung von 131 Thlrn. 7 Sgr. 6 Pf. aus Staatsfonds bewilligt worden;
die Stadt hat dazu aus Gemeindemittehi noch jiihrl. 250 Thir., 3 Klaf-
tern Holz und freie Wohnung gefügt. Der Universität in Bo^x sind zur
weitern Einrichtung 13333 Thlr. 2ß Sgr., der Universität in Berlin
200 Thlr. zu Freitischen für arme Studirende, dem Gynin. in Wetzlab
100 Thlr. zur Vermehrung der Bibliothek ausserordentlich bewilligt
worden. Eine jährliche Pension von 100 Thlrn. erhielten die Wittwe
und Tochter des verstorb. Ob. L. Hoffmann an der Realschule in Beu-
Mw; eine jährl. Gehaltszulage von 50 Thlrn. der blinde Flötenlehrer
Engel am Blindeninstitute in Berlin , von 200 Thlrn. der Director CVu-
ger am Schullehrerseminar in Nbiizelle, von 50 Thlrn. der Lelirer Stein
ebendaselbst, von 100 Thlrn. zugleich mit dem Prädicat eines Profes-
sors der Lehrer von Szumski am Gymnas. in Posen , von 48 Thlrn. der
Prof. Egen am Gyran. in Soest; eine ausserordentliche Unterstützung
von 50 Thlrn. der CoUab. Saiippe am Gymn. in Eislebe'V , und von 50
Thlrn. der Vicerector Dr. Harless am Gymn. in Herford; ein Stipen-
dium von 250 Thlrn. zu weiterer Ausbildung auf der Univers, in Berlis
der Lehrer Schlüter am Gymn. in Arnsberg; eine ausserordentliche Re-
muneration von 100 Thlrn. der Privatdocent Dr. Fricdländer in Königs-
berg und eine gleiche von 100 Thlrn. der Pfarrer Lambrechts in Wesel
für den am Gymnas. ertheilten Unterricht in der Religion. Dem geh.
Obcrregierungsrathe u. Prof. Dr. Koreff, welcher seit längerer Zeit in
Paris lebt , ist eine jährliche Remuneration von 4000 Franken für Be-
sorgung der Aufträge bewilligt, welche ihm das kön. Ministerium der
Unterrichtsangel, in wissenschaftlichen uud artistischen Beziehungen er-
theilen wird.
Rom. Am 5 Nov. hat man mit der Aufgrabung des ganzen Forums
(Campo vaccino) den Anfang gemacht. Die Arbeit hat beim Colosseum
mit den Tempeln der Venus und der Roma begonnen und wird von da
nach dem Capitol hin weiter geführt werden.
RuDOLSTADT. Das Programm zu der zu Michaelis d. J. Im Gymna-
sium anzustellenden Disputirübung [s. Jbb. 1\ S. 358] enthält 11 The-
sen, von denen die wichtigeren folgende sind : „Historiae Studium ora-
tori non negligendum est. Cicero sanctioris doctrinae cultoribus mul-
tura legendus est. Antiquitatum Romanarum scicntia sine literis Grae-
cis esse non potest. Cicero Ingenium suum rare et modeste, sed la-
bores et res snas saepe et interdum non satis modeste commcndat. Re-
cte Scneca Rhetor (Controv. XII) : In Catone , inquit , moderatio , in
Cicerone constantia desideratur. Testis et arbitcr difTerunt. In loco
Beförderungen nnd Ehrenbczcigunn^cn. 325
Cic, de Log;g. I, 2, (i viil<rata Icclio nihil potcst esse jucuniUus retinenda
Vit. In llorat. Od. HI, 11, 14 coiijectuni ardcutquc oinnibus reliquid
praestat; Od. 1, 37, 1 — 4 Nunc est bibendum .... Tempus erat dapibus
iiiliil est miitaiidiun. Ein anderes Piügramni unter dem Titel: Zum
ii'isicn, am 4 Dtc. zu begehenden, Sommer scheu Jtedeactus ladet unterthä-
itig und gehu) sunist ein Johann Andreas Her che r, Prof. am Gymn.
(Hndobtadt, gedr. mit Fröbelschen Schril'ten. 1827. 3 S. 4) ist wohl
nur für locaie Bedürfnisse berechnet, und behandelt in humoristischem
Tone ziemiieh oberllüclilich den Satz, dass der ^Nachruhm allein ge-
recht über Menschenwerth richte. jViclit wichtiger ist das Programm,
weiches Herchcr zur vorjälirigen (Olsten) Feier des genannten Uede-
actus unter gleichem Titel und von gleichem Umfang geliefert hat. Es
verbreitet sich über die ZMeckmässigkeit der Gedäciitnissübungen und
deutet an , das» ein gutes und treues Gedächtnis» etM as sehr Wichtiges
gey, und da»s man daher in zwetkraässigen Gedächtnissübungen keines-
wegs ein Hinderniss der geistigen Bildung, sondern vielmehr die wah-
re Grundlage eines richtigen Schulplans finden müsse.
Stbalsl.%d. Das dasige Gymnasium , das bereits I5ß0 in einem
ehemaligen Dominicanerkloster gegründet ward und von eingezogenen
Kiostergütern die Fonds zu seiner Erhaltung erhielt, ist eine rein städ-
tische Anstalt und zunächst für Bildung der städtischen Jugend bestimmt,
obschon es auch von fielen Auswärtigen besucht wird. Es hat, wie die
meisten Preuss. Gymnasien, 6 Classen, von denen je zwei in ihrem
Lehrplane enger verbunden sind, und so eine untere, mittlere und hö-
Lere Bildungsstufe bilden. Da es in der Stadt keine Realanstalt giebt,
so umfusst das Gjounasium zugleich die höhere bürgerliche Bildung.
Sexta und Quinta bereiten also zugleich für den niedern Gewerbstand
vor, Quarta und Tertia für die höhern Berufsarten des Kaufmanns,
LandM irths , Künstlers u. s. w. Um diess besser zu erreichen, besteht
neben 111 u. I\ eine llealclasse für ■Sichtstudirende insoweit, dass die-
selben zwar als Schüler von 111 u. IV an den meisten Classenlectionen,
auch an dem Lateinischen, Theil nelmien, aber während des Griechi-
schen Unterrichts in beiden Classen und während des mathematischen
in III, und ausserdem noch in einigen besondern Stunden, im Französi-
schen, Englischen, dem höhern bürgerlichen Rechnen, dem Schön-
schreiben und dem mathematischen und bürgerlichen Zeichnen unter-
richtet M erden. Die beiden obersten Classen sind nur für gelehrte Bil-
dung bestimmt. Cumbination mehrerer Classen im Unterricht findet nur
im Singen und Zeichnen statt. In die fite oder Elementarclasse treten
die Schüler gewöhnlich im 8 oder Uten J. ein, und müssen dazu bereits
hinlängliche \ erstandes - und Sprachübung, um Begriß'e gehörig unter-
scheiden, auffassen und ausdrücken zu können, Fertigkeit im richtigen
Lesen des Deutschen und Latein., einen guten Anfang im Schönschrei-
ben und der Fähigkeit, et>vas Dictirtes leserlich und leidlich orthogra-
phisch niederzuschreiben , einige Vorkenntnisse im Cliristenthnm und
biblischer Geschichte und die Anfänge des Rechnens mitbringen. Die
Dauer der Schulzeil ist 10 — Vi Jalire, von denen 5 auf Prima und Sc-
326 Schul- und Univcrbitiitsnach richten,
cunda kommen. Für die Aufnahme fremder Schüler soll ein Alumneum
cniclitet werden. Die Lehrcursen sind in VI und V halbjälnio^. in IV u.
III jährig-, inllzweijährig^, in I drcijäJnig. DieVersetzungrn finden jähr-
lich zu Michaelis (in V u. Vlinhesondern Fällen auch halbjährlich) nicht
nach Fächern und Lectionen, sondern von Classe zu Classe f;tatt. INur
im Engl, und Franz., Zeichnen und Sinj^en {jilt nicht die streng^e Clas-
senahtheilung. Jede Classe hat wöchentlich 32 Lchrstunden, ungerech-
net die ausserordentlichen Lectionen im Singen und Zeichnen und (in
I und II) im Hebräischen, Französischen und Englischen. Das Schul-
geld , welches Tom Scholarchat erhoben und dem Director dann zur
Vertheilung zugestellt wird, beträgt alljährlich in VI u. V 11 Tlilr. 6
Sgr., in IV u. III 13 Thlr. 18 Sgr., in II 15 Thlr., in I 16 Thlr. ausser
Vi Sgr. für den Schuldiener und 24 Sgr. Holzgeld. Sonst hat der Schü-
ler nur noch den ausserordentlichen Unterricht zu bezahlen, das He-
bräische mit 4 Thlrn. 16 Sgr. , das Französische und Englische init 3
Thlr. 6 Sgr. , das Zeichnen mit 1 Tlilr. 18 Sgr. Das Lehrercollegiuni
bLsteht aus dem Director [Dr. Carl Kirchner, am Gymn. seit 1815 als
Rector, seit dem 17 Rlai 1825 mit dem Prädicat Director angestellt],
sieben ordentlichen Lehrern [dem Conrector und Ordin. in I Dr. Ernst
IShze, seit dem 30 März 1820 Professor, am Gymn. seit 1821; dem Sub-
rector imd Ordin. in II, dessen Stelle jetzt unbesetzt ist; dem Ordin. in
III Dr. Ferd. Hascnbalg, am Gymn. seit 1817; dem ordentl. Lehrer in
II u. III Dr. August Schröder , am Gymn. seit 1824 ; dem Ordin. in IV
Cusf. Thcod. Stange, am Gymn. seit 1822; dem Ord. in V Dr. Ernst Ileinr.
Zober, am Gymn. seit 1824 ; dem Ord. in VI Friedr. Aug. Uietz, am Gymn.
seit 1821] und vier ausserordentlichen Lehrern [dem emeritirten Snbre-
ctor Ernst Dietr. Gsellius, welcher seit 1824 den Unterricht im Hebräi-
schen besorgt; dem Lehrer der Mathem. , Schreib- und Zeichenkunst
Joh. fFilh. Brüggemann, am Gymn. seit 1823; dem Lector der Franz. u.
Engl. Sprache Heinrich Plessner, am Gymn. seit Michaelis 1826 ; dem Älu-
sikdirector Carl Suck, am Gymn. seit 1818]. Regelmässig alle 14 Tage
wird eine Lehrerconferenz gehalten ; die Classendiarien , in w eiche alle
Tage die Fortschritte des Unterrichts , die Leistungen der Schüler und
die Disciplinarereignisse eingetragen werden müssen, werden wöchent-
lich revidirt. Der Director stellt von Zeit zu Zeit Privatprüfungen der
einzelnen Classen an ; das öffentliche schriftliche und mündliche Exa-
men findet alljährlich zu Michaelis statt. Das äussere Betragen der Scliü-
ler wird durch die aus 13 Artikeln bestehenden Schulgesetze bestimmt,
von denen jeder Schüler bei seiner Aufnahme ein Exemplar erhält.
Halbjährlich werden Schulzeugnisse ausgestellt. Als Hülfsmittel des Un-
terrichts besitzt das Gymnasium eine ansehnliche Bibliothek, eine Land-
chartensammlung, einen mangelhaften pliyslkalischen Apparat, ein Na-
turaliencahinet, die grosse Lippert'sclie und kleine Clansingisclie Dacty-
liotliek und eine ausgezeichnete Sammlung Altgriechischer und Römi-
sdicr Münzen. Die Lehrgegenstände sind mit den ührigcn l'reus>;ischen
Gymnasien gleich. Die Schülerzahl betrug 1825 am Ende des Schul-
Bef Order 11 11 geil nnil Ehicnb cz e igiiiig cn. 327
jiihrs 226, 182fi 257 iiiul 1827 1!)7; zur UnIversUät Minden in den «ge-
nannten drei Jahren 4, 't nnd 8 Siliüler eatlassen.
TiBi\GEis. Znm lleetor des Ljeeums ist der lielirer der öten Clas-
sc, Prof. Palil, ziiin Lehrer der 4ten Chu<se der liislierige Reetnr Mög-
Ung zn Otluingen, mit dem Titel lines Professors und unter Vorbe-
halt seines bisherigen Ranges, ernannt Morden.
Zur Nachricht.
Das noch riickständige ]2te Heft dieses Jahrganges tler
JahrbVicher wird, um die Joiiinahiotizen bis zum Schhisse des
Jahres 1S27 fortiiiliren zu können und nicht spätere Nachträ-
ge liefern zu müssen, erst im neuen Jahre ausgegeben wer-
den und zugleich das Vcrzeichniss der 1827 neuerschienenen
philologischen und pädagogischen Schril'ten und die Register
zu den ersten 5 Bänden der Jahrbiicher enthalten. Zugleich
mit diesem letzten Hefte erscheint das erste des neuen Jahr-
ganges, der ebenfalls aus 3 Bänden (12 Heften) bestehen wird.
— Noch ist zu bemerken, dass alle antikritischen und polemi-
schen Aufsätze, die zur eigenen Rechtfertigung des Schreiben-
den dienen und dessen Interesse betreuen, wofern es nicht et-
>va Antworten auf Antikritiken der in den JahVbüchern selbst
gelieferten Recensionen sind, in unserer Zeitschrift nur gegen
Entrichtung von Insertionsgebühren aufgenommen werden, vor-
ausgesetzt, dass die Redaction nicht aus andern Griinden die
Aufnahme verweigert. Für jede enggedruckte Zeile wird Ein
Groschen bezahlt. Bevor aber über diese auflaufenden Gebüh-
ren und ihre Erhebung die nöthigen Bestimmungen der Reda-
ction oder Verlagshandlung nicht mitgetheilt worden sind, w ird
kein Aufsatz dieser Art zumUriick befördert. Weil nun die er-
stere duixh andere Geschäfte häufig gehindert ist, sich dess-
halb mit den Einsendern solcher Aufsätze in vorläufige Corre-
spondenz zu setzen, so werden dieselben ersucht, gleich bei
der Zusendung die nöthige Erklärung über jene Gebühren ab-
zugeben, A\ofern sie nicht erwarten wollen, dass iiire Antikri-
tiken und Rechtfertigungen unbeachtet liegen bleiben sollen.
NatürlicJi wird die Zusendung derselben auch kostenfrei ver-
langt.
B. G. Tcubner.
828
Zur Warnung.
Die Unterzeiclineten haben in Erfahrung gebracht,
dass (hucli merkantiUsche und litterarische Umtriebe, in
und ausserhalb Deutschlands, das Gerücht verbreitet wird,
die vom Prof. Schneider in Breslau im Tcuhner' -
sehen Verlage angekündigte Ausgabe sämmtlicher Werke
des Piaion werde im Wesentlichen nichts als ein Nach-
druck derbey Reimer erschienenen Bekker'schen sejn. Die
Unterzeichneten, durch vieljährige collegialische Verbin-
dung ebenso vertraut mit dem hoch über jedem Verdacht
irgend einer Unreclitlichkeit stehenden Charakter des Prof.
Schneider, wie durch langes gemeinschaftliches Stu-
dium des Piaton von der völligen Selbständigkeit seiner
Platonischen Kritik unterrichtet, glauben es nicht sowohl
der Ehre ihres Freundes, die durch solche Unwürdigkeit
nicht berührt wird, als der gelehrten Welt , der unter täu-
schenden Vorhänden ein treffliches Werk vorenthalten wer-
den soll, schuldig zu seyn, diess Gerücht der Wahrheit ge-
mäss für eine schaamlose und verleumderische Lüge zu
erklären.
Breslau, am Uten Dec. 1827.
Dan. i\ Coelln, Dr. Franz Passoiv, Dav. Schulz,
Dr. u. Prof. d. Theol. Prof. der alten Litt. Dr. u Prof. d. Theol.
Dr. Ludw. Wachler,
Prof. der Geschichte u. Obeibibliothekar.
Inhalt
von des dritten Bandes drittem Hefte.
UcLcrsichi der neusten Anakrcontischnu Litteratur. [Gl acter : Spec. I et II
Anacreoniis Ijrici rcJivivi ; Hofman-Pccrlkamp: Observatt. Ana-
creonticae; Aiiacrcontis reliquiae etc. cur. Bolssonade ; Anacr. carmi-
na, cd. Gumaelius; If'olpcr: De antiquitate carminum Anacr.;
Auacreontea quae dicuntur., receiis. etc. Mehlhorn ; Anacr. carmina
etc. , illiistr. Moebius ; Amliologia lyrica etc., ei. Mehlhorn.] —
Vom Oberlehrer I)r. Melilhom iu Glogau. ..... 227 — 252
Propertii Carmina. Edid. Falda7nus. — \om Professor Jacob in Posen. 253 — 267
-CcIm de niedicliia !!. Vill. Ed. Delatlre. \
I Vom Professor Dr. Choulant
Cclsi Eediciuae 11. VIlI. Ed. MiUi2:an. >
„ °, . \ in Dresden. 267 — 285
Celsi de mcdicina 11. Till. Ed. IFaldcck. }
Lindner : De fiuibas et praesidils artis paedagngicae secnndam principia doctri-
nae Christiaiiac. — Vom Director Dr. Schulze in Duisburg.
Fülle: Soll der Lehrer in den oberu Classen eines Gyinnas. mit seinen Schü-
lern über seine Methode sprechen'? — Von demselben.
Frorath: Ueber die Entartung der Jugend in der neuern Zeit. — Von
demselben. . . ...... . .
Hclbig: Ueber den Nutzen, der aus" der Mittheilung der Schnlprogramme
für den Gymnasialunterricht im Allgem. und insbesondere für die
deutsche Sprache entsteht. — Von demselben. .... 294 — 295
Böbcl: Wie können die Schüler eines Gymn. Beweise einet wahren und
echten Vaterlandsliebe geben? — Von demselben. . . 295 — 296
BreiL'Cr : Aufangfgründc der mathematischen Geographie. — Vom Dr. JVeisc
in Orlaraünde 296 — 300
Epictet's Handbuch der stoischen Moral , übers, v. Junker. — Vom Rector
M. Becher in Chemnitz. 300 — 305
Die Klagelieder des Ovidius , übers, u. erläut. v. Pßtz. — Von demselben. 305 — ^0
Cebctis tabula Graece. Hildesh. b. Gcrstenberg. — Von demselben. . 310 — 311
Kleiner griechischer Plutarcli von Philippi. — Vom Director Dr. Schulze
in Duisburg 311 — 314
Sylloge vcrsuum memorialium. Merseburg b. Sonnlag. — Von demselben. 314 — 316
Todesfälle 316 — 317
Schul - und Univeraitätsnachrichten , Befiirdcruiigen und Ehrenbezeigungen, 317 — 327
285 -
- 291
291 -
- 292
292 -
- 294
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JAHRBUCHER
FÜR
PHILOLOGIE moPJEDAGOGIK.
Eine kritische Zeitschrift
in Verbindung mit einem Verein von Gelehrlen
herausgegeben
von
M. Joh, Christ. Jahn,
Zweiter Jahr gang.
Dritter Band. Viertes Heft
Leipzig,
Druck und Verlag von B. G. Teubner.
1 8 2 T.
IM a t h c 111 a t i k.
Lehrbuch de?' Buc/tstabenrechenkunst für höhere Lehr-
anstalten und zum Selbstunterrichte. \on Jo/iann Paul Jirewer, l'ro-
fessor der Mathematik und Pliysik in Düsseldorf. Ir Th. Düssel-
dorf 11. Elberfeld b. J. E. Schaub, 1825. XU u. 267 S. 2r Th. eben-
das. 182«. 378 S. gr. 8. 1 Thlr. 16 Gr.
[Eine sdir lobende kritische Inhaltsanzeig^e des ersten Bandes steht in
der Krit. Biblioth. 1827 Hft. 2 S. 200—205]
D.
'er (hirch sein Lehrbuch der Geometrie schon vortheilhaft be-
kannte Hr. Verf. liefert hier einen neuen Beweis von seinem thä-
tigcn Streben »ind zugleich von seiner Tüchtigkeit, eine immer
grössere Verbreitung gründlicher Kenntniss der Mathematik zu
befördern, und darf demnach geM iss nicht fürchten , die Aus-
arbeitung dieses Lehrbuches werde als eine überflüssige Ver-
mehrung der allerdings schon grossen Zahl von mathematischen
Lehrbüchern betrachtet werden. Der Zweck des Verfs. war
laut der Vorrede, dem Anfänger ein Buch in die Hand zu ge-
ben, worinne er die ersten Lehrsätze der Wissenschaft so klar
als möglich dargestellt und völlig scharf bewiesen fände, und
das ihn doch über die Anfangsgründe Hinaus etwas tiefer in das
Innere der Wissenschaft führte, als es die meisten ähnlichen
Bücher zu thun pflegen. Das Buch setzt daher nur die Fertig-
keit in den vier einfac?)en Rechnungsarten mit ganzen (bestimm-
ten) Zahlen Aoraus, theilt aber auch von diesen noch die Defi-
nitionen init, und führt nun von hieraus den Anfänger mit siche-
rer Hand durcli die Lehren von den vier llechnungsarten mit
allgemeinen (iiikomplexen und komplexen) ganzen Zahlen, von
den gemeinen und allgemeinen Brüchen, (bei welcher Gelegen-
heit auch die einfachen und zusammengesetzten Zalilen mit be-
sonderer Sorgfalt betrachtet werden;) von der Ausziehung der
Quadrat- und Kubik -Wurzel, von der Rechnung mit allgemei-
nen Potenzen und Wurzeln (inkomplexer Grössen), von den Ver-
hältnissen und Proportionen , den arithmetischen und geome-
trischen Progressiouen, den Logaritlimen, den bestimmten Glei-
23*
ää2 Mathematik.
chungen des Isten ii. 2teii und den nnbestimmteh des Isten Grades.
Soweit der erste Theil, welcher demnach vornehmlich alles das
entliält, was denen, die das Studium der Mathematik bloss zur
formellen Verstandesbildung treiben , oder aucli nur die näch-
sten Anwendungen davon machen wollen , aus der Buchstaben-
rechnung zu wissen uöthig ist. Im 2ten Theile folgen nun die
zum Theil schwierigeren Lehren, welche den Anfänger in das Ge-
biet der Analysis einführen, und zur künftigen Erlernung der
höheren Mathematik gründlich vorbereiten. Dieser Theil be-
handelt nämlich in der ersten Abtheilung die Kombinationslehre,
den binomischen Lehrsatz , die Produkte und Quotienten ver-
schiedener Binome , die arithraetisclien Reihen höherer Ord-
nung, die Kettenbrüche, die Produkte und Quotienten polyno-
mischer Ausdrücke uebst dem polynomischen Lehrsatze. Hier-
auf folgt in der zweiten Abtheilung die Lehre von den Funktio-
nen und höheren Gleichungen, nämlich die Eintheilung der
Funktionen , die ganzen und gebi'ochenen rationalen Funktionen,
die allgemeinen Eigenschaften der Gleichungen aller Grade,
(die Gleichung als Funktion einer Veränderlichen betrachtet,)
die Auflösung der kubischen und biquadratischen, die Auflö-
sung der numerischen Gleichungen, die logarithmischen und trigo-
nometrischen Funktionen; endlich ist in einem Anhange die
Lehre vom falschen Satze erklärt. Dieser kurze Lieberblick des
Inhaltes zeigt im Allgemeinen , dass der Verf. von der einen
Seite allerdings mehr gibt, als in manchem für höhere Schulen
bestimmten Lehrbuche enthalten ist, von der andern Seite aber
auch wenigstens die Gränzen nicht überschreitet, welche die
Sphäre derjenigen Gymnasien, deren Einrichtung die Verwen-
dung eines verhältnissmässig grösseren Zeittheiles auf den Vor-
trag und das Studium der Mathematik verstattet , von den Ge-
genständen, welche den akademischen Vorträgen vorzubehal-
ten sind , wenigstens nach des Rec. Ansichten trennen müssen.
Durch die Art, wie die behandelten Lehren in die beiden Theile
des Buches vertheilt sind, ist noch der Vortheii gewonnen, dass
sich der erste Tiieil besonders eignet zum Gebrauche bei dem
Llntenichte in der untern, der zweite aber in der obern Bil-
dungsstufe einer höheren Lehranstalt, in welcher hinreichende
Zeit anf den Unterricht in der Mathematik verwendet werden
kann. Für andere, d<;nen zur CJebung dieser Wissenschaft nur
wenig Zeit vergönnt ist, wird der erste Theil ziemlich genügen;
so dass also dieses Buch schon in Beziehung auf den Inhalt al-
lerdings als ein selir brauchbares Lehrbuch für liöhere Schu-
len zu empfehlen ist. Wenn aber in dieser Hinsicht doch wohl
noch manches andere genannt werden kann, das denselben Um-
fang hat, auch wohl oline (Jie nöthigen Gränzen zu überschrei-
ten noch das und jenes mittheilt, was hier übergangen ist;
60 kennt dagegen Rec. kein anderes Lehrbuch von ähnlichem
BrcMer: Lehr1)iicli der üiichstabenrcchenkunst. 333
ünifaiijre und älinlicher Bestiinmiiiifi;, in welchem namentlich
die ersten und einfacheren Ijeiiren, welche den übrigen zum
(Jrunde ^eleirt weiden, mit so frrosser Deutlichkeit, Griindlich-
keit und Strenge bewiesen wären , als in dem vorliesfenden.
Die Anordnung: der einzelen Leliren ist durchijän^jig so, dass
das i\achfolgende durcb das Vorausgehende sicher begriindet
wird, und wenn auch an wenii^en Slellen eine andere Ordnung
in sofern vortheilhaft irewesen wäre, als dadurch leiclit einiges
noch hätte erwähnt werden können, was hier unberiihrt geblie-
ben ist, so wird docli gewiss durch die hier gewählte Anord-
nung und durch die gleich vom Anfange an streng durchgeführte
Gründlichkeit nicht leicht etwas von dem Vorgetragenen dem
nur erst lernenden Leser dunkel bleiben. Diese Eigenschaft ist
es, wodurch sich das Buch vor andern sehr auszeichnet, und
um deren willen bei der damit verbundenen grossen Ausführlich-
keit es nicht allein den ersten Anfängern zum Gebrauche beim
Selbststudium, sondern in's Besondere auch den angehenden
Lehrern der iMathematik sehr z»i empfehlen ist. Um als Leitfa-
den beim ölFentlichen Unterrichte zu dienen, brauchte es freilich
nicht immer so ausführlich zu sein, ja es wäre in dieser Hin-
sicht oft eine etwas gedrängtere Kürze zu wünschen; allein eben
dieses muss nothwendig von allen Büchern gelten, die zugleich
dem sich selbst Unterrichtenden genügen sollen, und immer
wird dieses Buch in der Hand des lleissigen Schülers ein vor-
tretiliches Mittel zur gründlichen Wiederliolung der Lehren dar-
bieten, welche beim mündlichen Unterrichte der Lehrer in dem-
selben Geiste und eben der Ordnung, als sie hier behandelt
sind, vorgetragen hat. — Bei den vielen lobenswerthen Eigen-
schaften des Buches kommt übrigens doch auch einiges vor,
was wohl nicht allgemeine Billiginig linden wird. Wie indessen
hierdurch der allgemeine grosse Werth des Buches nicht erheb-
lich vermindert wird , so mag es der Verf. nur als einen Beweis
der grossen Aufmerksamkeit und des besonderen Interesse neh-
men, womit Rec. das Werk gelesen hat, wenn derselbe im Fol-
genden , wo er auf das Vorzügliche des Buches im Einzelen
aufmerksam machen will, auch das erwähnt, worinn er der An-
sicljt oder iMethode des Verls, nicht ganz beistimmt.
In der Einleitung Th.l S. 1 — 14 erklärt der Verf. den Be-
griff der Buchstabenrechnuni, die alicemeine Bezeichnung der
Grössen, die entgegengesetzten Grossen; ferner die Begrilfe:
Koefficient, Potenz, Exponent, \N urzel. Das Wort liuchstdben-
rechnurif^ braucht der Verf. in dem weiteren Sinne zur Bezeich-
nung der \\ issensi halt , weU;he die wichtigsten Eigenschaften
der Zahlen und anderer Grossen , die sich durch Zahlen aus-
drücken lassen, dadurch finden lehrt, dass man di<;selben durch
alliremeine Zei«;heu ausdrückt, und mit diesen Zeichen die näm-
lichen Kecliuungeu wie mit den Zahlen vorniniint; — also das,
334 M a t li c ui a t i k.
was man auch allgemeine Arithmetik nennt, welche Benennung
dem llec. passender sclieint. Dieser Erklärung ist eine Anmer-
kung hinzugefi'igt, in welcher die Worte: allgemeine Arithme-
tik, Zeichenrechenkunst, Algebra, mathematische Analysis,
mit den damit verbundenen zum Theil schwankenden BegritFen
erwähnt werden. Es wäre wohl gut, wenn sich die Mathemati-
ker vereinten , mit demselben Worte alle denselben BegriflF zu
verbinden. Der Begriff der entgegengesetzten Grössen ist deut-
lich entwickelt; die Bemerkung, dass die Zeichen -j- und —
eine doppelte Bedeutung haben, indem sie bald eine Rechnungs-
art, bald eine der Grösse, vor welcher sie stehen, zugehörige
Eigenschaft andeuten, hat allerdings etwas wahres, und eben
diese Unterscheidung dient nach des Rec. Ansichten in manchen
Fällen zur Verdeutlichung der vorzutragenden Lehren ; freilich
vermehrt sie oft die Menge der nöthigen Zeichen, und kann
auch wenigstens im Anfange umgangen werden , welches daher
manche Mathematiker wirklich gethan wissen wollen. Im er-
sten Abschn. S. 14 — 31 stellt der Verf. zunächst die Erklärun-
gen des Addireas, Subtrahirens und Multiplicirens auf, und
gibt dann die Vorschriften zur Ausübung dieser Rechnungsar-
ten mit unbestimmten inkomplexen und komplexen Zahlausdrük-
ken. In § 14 wird der Satz , dass die veränderte Ordimng der
Faktoren die Grösse des Produktes nicht ändere, zuerst für
zwei Faktoren vollkommen deutlich und genügend bewiesen;
weniger klar und streng aber ist der Beweis für mehr als zwei
Faktoren. Der Verf. sagt : „aus dem Begriffe der Multiplikation
überhaupt folgt, dass, wenn man zu einem Produkte von zwei
oder mehr Faktoren noch einen neuen hinzufügt, das Produkt
dadurch sovielmal vergrössert wird, als der neu hinzukommende
Faktor Einheiten hat, an welcher Stelle man auch immer den Fa-
ktor zusetzen mag.^'- Auf diese Bemerkimg wird nun der fernere
Beweis für die Unveränderlichkeit des Produktes bei jeder Um-
stellung der Faktoren gegründet. Allein hier wird offenbar bloss
als eine nothwendige Folge aus dem Begriffe der Multiplika-
tion der erst zu beweisende Satz wenigstens zum Theil (in Be-
ziehung auf die Stelle eines Faktors) schon als wahr angenom-
men. Verständlicher und strenger scheint uns der Beweis, wenn
man die Anzahl der Faktoren nach und nach immer um 1 wach-
sen lässt; schon bewiesen ist, dass ab = ba, daher nothwendig
auch abc = bac; ferner ac = ca, also bac = bca; weiter ist
bc = cb, alsobca = cba, u. s. w. ; auf diese Art kann man den
Satz sehr leicht für ein Produkt von n Faktoren beweisen, wenn
dessen Richtigkeit für ein Produkt von n — 1 und weniger Fa-
ktoren dargethan ist. Alles Uebrige in diesem Abschnitte ist
sehr deutlich und gründlicli, z.B. die Erläuterung der Regel fVir
die Subtraktion negativer Zahlen, die Bestimmung des Vorzei-
chens des Produktes aus denen der Faktoren, u. s. w. — In dem
Brewer: Lehrbucli dur Biiohätabenrechcnkunst. 335
2(eii Abschn. sind die Ijehreii ^ on den Brüclieri und der Keclinung:
mit ihnen erklärt, bei welrlier Gele;;enheit auch die Dednition
der Division mitgetheiit wird. Bei der lleduction ungleichna-
mijrer Brüche auf einen iNenner §31 \>ird nur gelehrt, den Ge-
neralnenner durch Multiplikation aller Nenner zu finden. Die
Aufsuchung des kleinsten Generalnenners konnte freilich noch
uicht erklärt werden, da die hierzu nöthigen Sätze erst später
(im 4tenAbschn.) behandelt werden. Indessen liätte doch schon
hier wenigstens in einer Anmerkung erwähnt werden sollen, dass
in vielen Fällen ein kleinerer Generalnenner möglich ist, sowie,
dass man den Multiplikator jedes alten Zählers auch dadurch
findet , dass der Generalnenner durch den alten Nenner dividirt
wird; auf jeden Fall musste später die Bestimmung des klein-
sten Generalnenners nachgetragen werden, w as aber nicht ge-
schehen ist. Nachdem noch die Doppelbriiche besonders be-
trachtet worden sind, folgen die Regeln für die Division inkom-
plexer und komplexer Buchstabenausdrücke deutlich vorgetra-
gen, nur vermisst man die Regel, nach welclier das Vorzeichen
des Qnotienten bestimmt wird. — Bei der übrigens sehr sorg-
fältigen und vollständigen Behandlung der Decimalbrüche im
Sten Absch. liätte dieaJ)gekürzte Multiplikation und Division un-
endlicher Decimalbrüche nicht unerwähnt bleiben sollen, da sie
oft mit Nutzen angewendet werden kann. Im 4tenAbschn. han-
delt der Verf. mit viel grösserer Gründlichkeit, als sonst in den
Lehrbüchern zu geschehen pflegt, >on den einfachen und zu-
sammengesetzten Zahlen. Rec. kann sich nicht enthalten, in
möglichster Kürze einiges davon mitzutheilen, um zugleich hieran,
als an einem Beispiele, den Leser des Verfs. gründliches Verfah-
ren im Allgemeinen erkennen zu lassen. §62: Für zwei glei-
che Brüche - = 3 ist 1) a/3 = ab, und 2) - = ^' ^^^ Beweis
b p / r 7 -' a p
ist leicht. S64: Wennr = :;i ""^^ r auf die kleinste Form
"^ b ^ b
gebracht ist , so ist a von a und b von ^ ein Maass. Betr. Sei
a= aq -f- r, |3 = bq' -)- r' ; weil überliaupt - = - (§ 62), so
T r ^ r r \
wäre nur q -)-- = q' -f j-, oder q — q' — y- J = o^ also
r r
erstens q = q', weil -und -ächte Brüche sind ; daher aucJi 2)
- = • , und - = r'i weil aber r •< a und r' •< b, so wäre
a b r 1) '
j- noch nicht auf die kleinste Form gebraclit. — § (>5: Der
Bruch p ist auf die kleinste Form gebracht, wenn a und b
entweder beide absolute, oder auch nur relative Primzahlen sind.
Sä6 M a t h e III a t i k.
Bew. Wenn nicht , so sei -^ auf die kleinste Form gebraclit, u.
^ = g ; dalier wäre auch - = "3 = m = einer ganzen Zalil
(§ 64), folglich, da nun a=am und b = (3ra, a und b weder absolute
noch relative Primzahlen. Zusatz : Zwei Briiche können nicht
gleich sein, wenn in jedem derselben Zähler und JNenncr ent-
weder absolute oder relative Primzahlen siiid; denn es kann
nicht zwei verschiedene kleinste Formen eines Bruches geben;
(noch einleuchtenderfolgt es aus §65 verbunden mit 64; wenn
- auf die kleinste Form gebracht ist, und - = - sein soll, so
P p Ü
können a und b nicht relative Primzahlen sein.) — § 66: Das
Produkt von zwei oder mehr Primzahlen hat keine andere unter
jenen niclit sclion enthaltene Primzahl zum Maasse. Bew. I)
Ware — = ]> , wo a, b, a absolute Primzahlen, N eine gan-
ze Zahl ist , so raüsste aiich - = - sein ; weil aber a kein
Maass von a , so ist auch b keins von N ; auch kann b als abso-
lute Prinizahl kein gemeinsames Maass mit N haben; demnach
a N
kann gar nicht -— ^ sein. (§ 65 Zus.) II) Wenn iiberhaupt
= N mcht sein kann (i\ wieder eine ganze Zalil), so kann
auch nicht = Msein; denn es würden — ■'— und - zwei
a '- « g
gleiche Bx'üche sein, davon jeder auf die kleinste Form gebracht
wäre, welches unmöglich. — § 67: Ein Produkt von mehre-
ren Primzahlen hat kein Produkt von andern Priaizahlen zum
Maasse, welche nicht alle unter jenen schon enthalten sind. —
§ 68: Das Produkt mehrerer Primzahlen kann dem Produkte
anderer Primzahlen nicht gleich sein. (Auch diesen beiden letz-
ten Sätzen sind befriedigende Beweise beigegeben, die wir imr
der Kürze wegen übergehen.) — Die hier aufgeführten streng be-
wiesenen Sätze fehlen entweder ganz in den meisten Lehrbü-
chern, oder werden doch schlechthin ohne Beweis als wahr an-
genommen, üebrigens haben wir liier nur ganz kurz den Gang
des Verfs. angedeutet, mit Uebergehung mancher zur Erläute-
rung hinzugefügten Worte. — Es folgt hierauf noch dieDestim-
mung des grössten gemeinsamen Maasses zu zwei Zahlen. Hier
hätte nun auch gelehrt werden sollen, wie man zu zwei oder
mehr gegebenen Zahlen den kleinsten gemeinsamen Dividuus
finden, und dadurch wieder ungleichnamige Brüche auf den
kleinsten Generalnenner bringen kann; auch liätten die Merk-
male erwähnt werden können, woran man erkennt, ob eine der
Zahlen 3, 4, 5, 6, 8, 9, 11 ein 3Iaass von einer gegebenen Decimal-
Brewer: Lchi-buch der Buchstabenrcchonkunsit. 3S1
zahl ist. Der öteAbschii. entwickelt die Regeln für Ausziehung
der Quadratwurzel aus bestimmten Zahlen. Hier wird zuletzt
auch der Satz bewiesen, dass von zwei Zahlen von n ZiliVrii,
welche nur in der letzten (niedrigsten) Stelle verschiedene Zii-
ferii haben, die Quadratwurzeln (durch Annälierung als Deci-
raalbriiche berechnet) in den n — 2 höchsten Stellen überein-
stimmen müssen, und höclistens erst in der (n — l)ten Stelle
verschieden sein können. Im 6ten Abschn. ist mit gleicher
Gründlichkeit die Ausziehung der Kubikwurzel aus bestimmten
Zahlen gelehrt. Aus dem 7ten Absch., welcher die Rechnung mit
Potenzen und Wurzeln inkomplexer, und die Berechnung der
Quadrat- und Kubik- Wurzel komplexer ßuchstabenausdrücke
behandelt, verdient besonders die Genauigkeit erwähnt zu wer-
den, mit welcher der Verf. Rücksicht nimmt auf den absoluten
Werth und das Vorzeichen gewisser Grössen. So bemerkt er
m /'m \ "
z.B. S. 104 mit Recht, dass ^-_( r-) nur in Beziehung
auf den absoluten Werth, nicht aber in Hinsicht des Vorzei-
chens allgemein richtig sei. Um die Schwierigkeit zu heben,
welche darin erscheint, dass ( — a)^ als unmögliche, und da-
gegen der scheinbar gleichgeltende Ausdruck ( — a) s oder
/ / \6 als mögliche Grösse sich darstellt, schlägt der Verf.
S. 132 vor, — a liier immer als Produkt (-4- a) . ( — 1) zu schrei-
n lü n "1 (w \m
ben, also ^T^^xm als a". /rZ^ym oder als a° \^—^) zu
nehmen, je nachdem es die Umstände verlangen, wo dann in
jedem Falle Nenner und Zähler des Bruches — mit jeder be-
liebigen Zahl multiplicirt werden dürften. Allerdings ist das
Letzte richtig, allein die Schwierigkeit wird dadurch nicht
aufgehoben, sondern nur auf die Grösse — 1 fortgewälzt. Viel-
leicht ist es am zweckmässigsten hierbei auszugehen von der
Vergleichung der beiden durch ^~ /•— und - angedeutc-
\l \ ?L V a
iftw Operationen, welche an sich offenbar verschieden sind.
Siebet man nur auf die absolute Grösse , so muss das Resultat
in beiden Fällen immer dasselbe sein; nimmt man aber auch
Rücksicht auf die Vorzeichen, so erscheinen zwar dann noth-
w endig wieder gleiche Resultate, wenn wenigstens eine der
Zahlen m und n uu^crade ist, sind al)er beide gerade , so kön-
nen die Resultate in Hinsicht der Vorzeichen verschieden seht;
denn die Wurzel ,-kann freilich, wenn m gerade ist, an sich
V a
S38 Mathematik.
positiv oder negativ genommen werden, und oft ist es willkülir-
licli, wie man sie in dieser llinsiclit bestimmen will, in vielen
Fällen aber ist diese Bestimmung durchaus nicht der Willkühr
überlassen. Soll nun aus , — selbst wieder die nte Wurzel auch
V a
nur gedacht werden können, so muss für ein gerades n jene
nothwendig positiv sein , und wenn man daher für einen beson-
dern Fall aus andern Gründen ^— durchaus nicht positiv neh-
V a
j.. o, .. n m
men durlte, so wäre . ^_ offenbar unmöglich : in welchem
Falle also die durch >. ,— angezeigte Operation mit der an
V V a
sich verschiedenen durch , — bezeichneten nicht vertauscht
V a
werden darf, da hier jede ein anderes Resultat geben muss. Es sei
nun r ungerade, also ( — a) ' allezeit negativ ; diese Potenz muss
nothwendig ungeändert bleiben, wenn man sie nach einem andern
Exponenten erst potenzirt, dann depotenzirt : also, auch wenn m
ra *•■ m
gerade ist, wird doch imnjer ^ =:C— a) m =( — aV
eine negative Zahl sein. (Man beginge offenbar einen grossen
r. m
Fehler, wenn man ( — a)~Iir positiv nehmen wollte, da man
weiss, dass die positive Zahl [ — a]""- *" erst durch Potenzirung der
negativen [ — a]'' nach demselben geraden Exponenten entstan-
den ist.) Demnach ist nun für eine gerade Zahl n die Wurzel
n ra n , ^
yf /(_a)'-™ = /7Tr7)"ir ebensogut unmöglich als
n
/", ~\''; wollte man aber an Statt ihrer die andere
}- f m nehmen, welche freilich möglich ist, so verwech-
V (— a)-
Seite man, wie oben nachgewiesen ist, mit Unrecht zwei von
einander verschiedene Operationen. Wenn man also Nenner
und Zähler eines gebrochenen Exponenten - durch irgend eine
f
Zahl q multiplicirt , so bleibt die ursprüngliche Potenz bb
nur in sofern allezeit ganz ungeändert, als man dadurch nur an-
deuten will, dass dieselbe nach dem Exponenten q potenzirt
lind wieder depotenzirt, nicht aber, dass die Grundzahl b nach
fq potenzirt und nach hq depotenzirt werden soll, welches letz-
tere ein von dem ersten verschiedenes Resultat geben kann. —
Beim Ausziehen der Quadratwurzel bemerkt der Verf. S. 136
Brewer: Lehrbach der Buchstabenrechenkunst. 339
No. 5, dass man für den FaU, wo das gegebene Polynom keine
vollständige Potenz ist, sich dem Werthe der Wurzel auch nicht
etwa aui' die Art, wie bei bestimmten Zahlen, nähern könne;
indessen werde später ein Verfahren gelehrt werden, um (nach
dem binom. Lehrsatze) die Wurzel als eine unendliche Reihe
darzustellen. Allein eben dieses letztere kann ja auch, wenn
schon etwas miihsani , doch durch die fortgesetzte Anwendung
der Regeln fiir die Wurzelauszieliung geschehen. Der 8te Ab-
schnitt handelt von den Verhältnissen und Proportionen ; nach
der Theorie derselben folgt auch eine kurze Andeutung über
die Anwendung der Proportionenlehre auf verschiedene Rech-
nungsfälle. Den Ausdruck Exponent an Statt Name des geo-
raetr. Verhältnisses kann Rec. der Doppelsinnigkeit wegen Jiicht
billigen. Im Dten Abschn. werden die Grundlehren der arithra.
und geometr. Progression, im loten die von denLogarithmenund
ihrer Anwendung zur Abkürzung mancher Reclinungen vorge-
tragen. Der V erf. gehet bei der Erklärung der Logarithmen
von einer mit einer arithmetischen verbundenen geometrischen
Progression aus, nimmt aber sogleicii an, dass die arithmetische
mit JN'ull , die geometrische mit 1 anfange, und sagt noch in ei-
ner Anmerkung ausdrücklich, dass das erste Glied der letzteren
1 sein müsse; was aber doch an sich nicht nothwendig ist,
wenn gleich diese Annahme die bequemsten logarithmischen
Systeme gibt. Um schon liier die 3Iöglichkeit zu zeigen, dass
man den gemeinen Logarithmen für jede Zahl finden könne,
theilt der Verf. eine Tafel mit , weiche erstens die Werthe der
— in
Potenz 10 für alle ganze Werthe von m von 1 bis 12 , zwei-
— m
tens die Wertlie der Potenz 10*^ enthält für alle ganze Wer-
the der Zahl r von 1 bis 9, und m von 1 bis 6, und zeigt die
Benutzung dieser Tafel; auch wird Avenigstens angedeutet, wie
die Werthe jener Potenzen gefunden werden. — Die drei letz-
ten Abschnitte des ersten Theiles enthalten die Anfangsgründe
der Algebra im engern Sinne, nämlich der Ute Abschn. behan-
delt die bestimmten Gleichungen des ersten, der 12te die des
2ten Grades gründlicli u. mit hinreichender Ausführlichkeit. (Die
Iste Aufgabe S.255 lässt eine noch etwas kürzere Auflösung zu,
was wohl hätte bemerkt werden können.) lml3tenAbsclin. wird
an einigen Beispielen die Auflösung unbestimmter Aufgaben ge-
zeigt, ohne ein tieferes Eingehen in die INatur des an sich in-
teressanten Gegenstandes, was freilich hier noch nicht gut Statt
finden konnte, wohl aber später im ütenTJieile, wo es Rec. un-
gern vermisst.
Sclion zn Anfange haben wir eine allgemeine Uebersicht
von dem reichen Inhalte des 2ten Theiles gegeben ; der Raum
verstattet uns uiclit, so gern wir es auch thäten, einen vollstän-
MO Mathematik.
fügen Bericht über das Eiiizele abzulegen, sondern wir müssen
in dieser Hiiisiclit d^n Leser auf das Buch selbst verweisen, mit
der Versiclieriing, dass es vieles Treffliche enthalte, und wenn
auch nicht durch Neulieit des Inhaltes doch durch Strenge und
Deutlichkeit der Form sich in vielen Stücken auszeichne. Nur
einiges erwähnen wir besonders. 3Iit vieler Klarheit trägt der
Verf. zuerst die Hauptlehren der Kombinationslehre vor , und
fügt jeder Vorschrift einen bündigen Beweis hinzu , Avas um so
mehr Erwähnung verdient, da wenigstens in vielen Büchern die
meisten dieser Regeln oline Beweis gegeben werden. Der Verf.
behandelt nach der Reihe erst die Permutationen, dann die
Variationen, und zuletzt die Kombinationen, (die beiden letz-
teren sowohl an sich, als zu bestimmten Summen.) Wahrschein-
lich hat er diese Ordnung gewählt, weil er so die zu bestim-
menden Formeln allerdings leicht auffinden konnte, 3Iit einer
neueren Ansicht überVariationen (vgl. S p eh r vollständiger Lehr-
begriff der reinen Kombinationslehre u. s. w. Braunschw. 1824.)
verträgt sich dieselbe freilich nicht, doch kann man dem hier
gewählten Gange weder Deutlichkeit noch Gründlichkeit ab-
sprechen. In Hinsicht der Bezeichnung hätte aber Rec. doch
gewünscht, dass der Verf. von der älteren Hindenburgischeu
Methode (welcJie er überhaupt im Wesentlichen befolgt , ) ab-
gegangen wäre, da die andere theils kürzer, theils in den
meisten besonders in den allgemeineren Fällen treffender ist.
(So zieht Rec. grösstentheils vor , die Elemente durch Zahlen,
nicht durch Buchstaben zu bezeichnen.) Auf S. 51 Z. 15 ist
ein nicht angezeigter Druckfehler: an Statt nS -j- (S — n) d
sollte stehen: na -f- (S — n) d. üebrigens verdient besondere
Erwähnung die Sorgfalt, mit welcher der Verf. auch die Anzahl
derKomplexionen bei Variationen und Kombinationen zu bestimm-
ten Summen finden lehrt. Von der Kombinationslehre wird die
nächste Anwendung gemacht, um den binomischen Lehrsatz zu
beweisen. Ohne »luvor ein Produkt von Binomialfaktoren von
der Form (x-j- a), (x-f- b), u. s. w. betrachtet zu haben, welches erst
später vorlfomnit , wird §45 bemerkt, dass bei der Bildung
der Potenzen eines Binoms a + b dasselbe Verfahren befolgt
werden kann, durch welches man die Variationen aus den Ele-
menten a und b findet, und so wird nun leicht durch Hülfe
früher gefundener Permutationsformeln die Richtigkeit des bi-
nomischen Lehrsatzes für ganze positive Exponenten bewiesen.
Allein der imn folgende allgemeine Beweis für jeden Exponen-
ten scheint uns der gehörigen Strenge zu ermangeln. Der Gang
des Verfs. ist folgender: I) (§ 48) Wenn A = 1 -j- ^ L +
m(m— 1) m(m — l)(m — 2) , , , i u . i
— ^^ <- L* 4- — ^^ — L' 4- u. s. w. , und B = 1 -f
1.2 ^ 1. 2. 3 ^
Brewer: Lehrbucli der Buchstabcnrcchcnkiinsf. 341
- L-f-i L^ -f — L' 4- u. s. w. , so ist, für
1 ^1.2 ' ]. 2. S T- '
ganze positive Wertlie von m und n, A. B = 1 -j- — - — L +
(m+uXm+n-l) ^, ^ ^^ ^ ^^ ^ ^^^^^^^ ^^^ ^^ _^j^^„. ^^_^^y,
= (1 -f- L)"'+"- II) Zusatz: Wenn auch p eine ganze positive
Zahl, und C= 1 -f *-L -j- '-^^iIIl* + u. s. w. ist, so ist A.B.
' ' 1 ^ 1. 2
^ , m+ii+p (in+n+p)(m+n+p — 1) ^ i
C = l H L -f- ^^ ^-^ L ^ -f- u. s. w.
^1 ' 1.2 '
Derselbe Satz gilt ancli für ein Produkt von mehr als drei ähn-
lichen Faktoren. (Hierauf folgen drei Zwischensätze, worinne
bewiesen wird, dass die h ersten Glieder des Produktes zweier
in's Unendliche fortlaufender Keihen, von der Form wie die
obigen, nur von den h ersten Gliedern dieser lleihen, nicht
aber von den folgenden abhangen, und dass einer veränderli-
chen Grösse, welche Basis eines Polynoms ist, immer ein sol-
cher Werth beigelegt werden kann, dass das erste oder das
letzte Glied die Summe aller übrigen übertrifft.) III) (§ 52)
DieGleichung ^l -f '^ L + !?^^L^-f . . •]. [l+| L +
K^i)L«-f...iri-fPL-fPfc:llL-i-...l =1
1. 2 ^ JLiI.2 J
m+n+p+... , (m+n+p+..)(m+n+p+..'. — l)y2 i
l Y^ I + • • • •
gilt für positive ganze Zahlen m, n, p, . . . . niclit allein in Hin-
sicht der Grösse , (wie schon bewiesen ist,) sondern auch bei
Ent\\ickelung aller komplexen Koefficienten in Hinsicht der
Form. Der etwas sehr umständliche Beweis (er verbreitet sich
über sieben ganze Seiten) gründet sich im Allgemeinen theils
darauf, dass in den entwickelten Koefficienten einer gewissen
Potenz von L den Grössen m, n, p, u. s. w. nach und nach solche
Wertlie beigelegt werden können, dass der Werth des ganzen
Koefficienten von ejV/e;«GIiede desselben abhängt, theils darauf,
dass jene beiden Ausdrücke dem ff erlhe iiavli gleich sind.
Wäre das letztere nicht, so fiele der ganze Beweis. Da nun diese
Gleichheit nur für positive ganze Zahlen ra, n, p . . . bewiesen
ist, so gilt der gegenwärtige Beweis auch nur unter dieser Ein-
schränkung. — IV) (§ 53) „Das in § 4H (hier II) über die
Form des Produktes mehrerer Keihen von der dort angeführten
Art Gesagte gilt nicht allein , wenn die Buchstaben m, n, p . . ,
positive ganze Zahlen sind, sondern für jeden beliebigen gan-
zen und gebrochenen positiven und negati\en Werth dieser Bucli-
342 Mathematik.
Stäben. Die Form des Produktes dieser Reihen , welches man
durch unmittelbare Multiplikation derselben erhält, hängt näm-
lich nur von den Buchstaben m, n, u. s. w. und von deren Expo-
nenten und Koefficienten , und gar nicht von dem AVerthe ab,
den man in einem einzelen Falle diesen Buchstaben beilegt.
Da man nun in dem durcli wirkliche Multiplikation erhaltenen
Resultate den Buchstaben m, n, u. s.w. offenbar jeden Wertli
beilegen kann , und da die nacli § 48 fi'ir das Pi-otlukt der Rei-
hen angegebene Form der durch Multiplikation erhaltenen
durchaus gleich ist (§52) , so kann man in der einen wie in der
andern die Werthe der Buchstaben m , n, u. s. w. nach Will-
kühr bestimmen." Dieses sind buchstäblich die Worte des Verfs.
In § 54 folgt nun der Beweis des binomischen Lehrsatzes für
negative und gebrochene Exponenten , welcher einfach und in
der Voraussetzung richtig ist, dass für alle Werthe der Grössen
m, n, p, ... die Gleichung in II gilt. — Rec. weiss nun wohl,
dass auch Euler auf ähnliclie Art, als hier in § 53 geschehen
ist, auf die allgemeine Gültigkeit jener Gleichung geschlossen
hat; zweifelt aber doch sehr, ob dieser Beweis für einen An-
fänger klar imd vollkommen überzeugend sein wird. Mit je grö-
sserer Aufmerksamkeit dieser durch den Beweis zu III (§53) sich
hindurch gearbeitet hat , desto deutlicher siebet er ein , dass
die Gleichheit der Form der dort betrachteten Ausdrücke ganz
auf die Gleichheit ihres Werthes gegründet ist, welche letztere
nur für ganze positive m, n, p, . . . . bewiesen worden ist, so dass ihm
immer der Zweifel bleiben muss, ob nicht bei anderenWerthen der
Zahlen m, n, p, . . . die Gleichheit der Werthe jener Ausdrücke,
mithin auch die Gleichheit der Form wegfalle. Desshalb wür-
de Rec. auf jeden Fall vorziehen, die allgemeine Gültigkeit der
Gleichung in II für alle Werthe der Grössen m, n, p . . . auf
die Art, Avie es in W ein gärt n er 's kombinatorischer Analysis
Th.II S. 103 fg. oder in Klügel's mathemat. Wörterbuche ge-
schiehet, aus der Natur der Binomialkoefficienten zu beweisen,
r 1 r— l 2 r— a 3 r— 3
nach «reicher ^B + pB."B + i'B.»B + Pß.^B + +
r— 1 1 r r
tTB."B + Pß = ('>+P)Bist, wie sich leicht darthunlässt. Im 5ten Ab-
schnitt, von den Produkten und Quotienten verschiedener Bino-
mien , meistens vorbereitende Sätze zur Lehre von den Glei-
chungen, wird auch die Formel für die Summe der Potenzen
irgend einer Menge einzeler Zahlen auf eine deutliche Art streng
bewiesen. In §62 hätte noch erwähnt werden sollen, dass
X™ — a"* durch x -f- a theilbar ist, wenn m eine gerade Zahl ist.
Im 6ten Abschn. werden die arithmetischen Reihen ganz allge-
mein, jedoch immer mit hinreichender Deutlichkeit betrachtet;
man vermisst aber eine Erwähnung der Polygonal- und Pyrami-
dal-Zahlen, sowie der ligurirten Zahlen überhaupt. Bei den
Kettenbrüchen, welche übrigens ausführlich behandelt sind,
Brewer: Lchrbacli dur Buchstabenrechcnkunst. S43
ist es uns aufijefaHon, dass dleKettenbrücIicmit negativen Glie-
dern übergangen sind. Auch ist zwar kurz erwälint, dass die
Wurzel jeder quadratischen Gleichung durch einen periodischen
Kettenbruch sich darstellen lasse; doch >\ird nichts gesagt Viber
die Methode, die Quadratwurzel irgend einer Zahl durch einen
Kettenbruch uäherungsweise auszudrücken. Bei der Verwand-
lung eines unendlichen Decimalbriiclies in einen Kettenbruch
Iiätte etwas über die Gränze der Richtigkeit erwähnt werden
sollen. Den allgemeinen Beweis des polynomischen Lehrsatzes
führt der Vf. auf ähuliche Art, als für den binomischen. Nach-
dem nämlich der Satz für ganze positive Exponenten bewiesen
ist, schliesstllr.B. (§94) kürzlich so: sei P einPolynom; (durch
Vn wollen wir der Kürze wegen rf/e Funktion von n anzeigen, wel-
che für ein ganzes positives n der Potenz P" gleich ist ;) so ist
P=: Vn, P=Vm für ganze positive n und m; aber P".P—
P = V(n+m), >veil n + m eine ganze positive Zahl ist; daher
erhält man das Produkt P" . P"', wenn man ra-f-n an Statt
n in Vn schreibt. Da nun der letzte Ausdruck dem durch die
Multiplikation von P" mit P"' erhaltenen der Form nach gleich
sein muss, so wird er auch die Form des Produktes darstellen,
wenn m und n gebrochene oder negative Zahlen sind. Daraus
wird weiter geschlossen, dass P". P'". ?«{ = V(»-l-"+q), [P™]e
= V m g sei. Nun sei V/n\ = S , also S '^ = V/j» _ n =Vn=
n
P"; daher Pq=S = V/iy Ferner sei V (_„,)= R, und
T = P^Va., alsoR.T = V(_m+n,) = Vo=l; daher R =
— = P""™. Das Letzte ist alles ganz klar, nur lassen sich ge-
gen den Anfang dieses Beweises die oben schon erwähnten Be-
denklichkeiten wiederholen. Uebrigensvermisst man die rekur-
rirende Formel zur Bestimmung des allgemeinen Gliedes. In
§-v^..j. ,7 ,, j T, , a-}-bz-}-cz*4-dz' -f-...
97 ist die Verwandlung des Bruches — ■ ■ ■ ■
l—pz—yz^ — öz^—....
in eine nach Potenzen von z fortlaufende Reihe zwar ganz kurz
erklärt, allein nicht einmal der Name der wiederkehrenden Reihe
erwähnt, welche unstreitig eine genauere Betrachtung verdient
hätte. Der Iste Abschu. der 2ten Abtheilung, von den Funktio-
nen^ liefert wieder einen grossen Beweis von dem rühmlichen
Strebendes Vfs., die Lehren, welche er vorträgt, sicher zu be-
gründen. Nachdem er zuerst die verschiedenen Eintheituugen
der Funktionen angegeben hat, (ungefähr so wie Eni er in der
Litroduct. in Analys , dessen Methode er überhaupt hier in meh-
reren Stücken befolgt,) führt er eijie Menge von Sätzen auf,
die sich theils auf die Gleichheit der Form gewisser Füiiktio-
344 Mathematik.
nen, theils und besonders auf die Theilbarkeit ganzer rationa-
ler Funktionen und auf gewisse Eigenschaften gebrochener be-
ziehen, und beweist die Gültigkeit vieler Sätze in Beziehung
auf die Funktionen, welche friiher (l Th. 4 Abschn.) von be-
stimmten Zahlen bewiesen worden sind, und wenigstens oft
ohne weiteren Beweis auf die Funktionen ausgedehnt werden.
Z.B. §128: „Wenn P, Q, R, S ganze rationale Funktionen vonx,
P R
und für jedes x, ^ = -^ ist, so müssen, wenn inbeidenFunktio-
nen der Zähler durch den Nenner, oder umgekehrt , dann der
erste Divisor durcJi den Rest u. s. f. dividirt wird, die Quotien-
ten, in sofern sie ganze Funktionen sind , auch der Form nach
für beide Brüche gleich sein. § 129: Wenn wieder für \e-
P R . .
des X, —==— ist, und in keiner der beiden Funktionen der
Q b
Zähler mit dem Nenner ein gemeinsames Maass hat, so muss
R von P und S von Q ein Vielfaches sein." ( Fielfaches nennt der
Vf. eine Funktion A von einer andern B, weim jene aus dieser
durch Multiplikation mit einem beständigen Faktor entstehet.)
P R
§130: „Wenn für jedes X, — = — , und Zähler und Nenner des
einen Bruches kein Vielfaches von dem des andern ist, so muss
wenigstens in einem der beiden Brüche der Zähler mit seinem
Nenner ein gemeinsames Maass haben" u. s. w. Durch diese und
andere Sätze legt der Vf. einen sehr festen Grund für viele der
später vorgetragenen Lehren. In § 142 wird mit vieler Klarheit
folgender Satz bewiesen: Wenn man aus ra ungleichen binomi-
schen Faktoren von der Foi'm x + a, x + b, etc. m verschiedene
Produkte aus je m — 1 Faktoren so bildet, dass man nach und
nach jeden Faktor einmal w eglässt : so kann der Koefficient ir-
gend einer Potenz von x in einem Produkte dem Koefficienten
derselben Potenz in einem andern Produkte nicht gleich sein.
In § 144 — 148 ist die Zerf ällung eines rationalen Bruches in
Partialbrüche gelehrt, deren Nenner die Faktoren des ersten
Nenners sind. Auch hier ist übrigens alles sehr plan und gründ-
lich, nur streitet es in gewisser Hinsicht gegen strenge 3Ietho-
de, dass diese Aufgabe früher vorgelegt wird , als dem Anfän-
ger gelehrt worden ist, wie er die einfachen Faktoren einer
ganzen rationalen Funktion finden könne, indem die Lehre von
den Gleichungen erst später vorgetragen wird. Ebendaher konnte
der Vf. auch nicht wohl etwas erwähnen von der Zerfällung in
solche Brüche, deren Neimer trinomische Faktoren des ursprüng-
lichen Nenners sind, welche zur Vermeidung unmöglicher Nen-
ner vortheilhaft ist. Gegen das Ende dieses Abschnittes wird
noch die Darstellung jeder symmetrischen algebraischen ratio-
nalen ganzen Funktion nach so vieler Veränderlichen als eine
Brewer : Lehrbuch der Biichstabenrechenbunst. 345
algebraische rationale a:anze Funlitioit von den Ag^gregaten der
verschiedenen Kombiiialionsklassen eben dieser Veränderlichen
gelelirt, woAon später Anwendung gemacht wird znr Auründnng
der Gleichung für die Quadrate der Unterschiede zwischen den
Wurzeln einer andern Gleichung. Mit vieler Sorgfalt werden
die allgemeinen Eigenschaften der Gleichungen auseinanderge-
setzt; nur der Beweis für den Satz , dass jede Gleichung des
mten Grades als ein Produkt von m einfachen Faktoren, (wor-
unter auch unmögliche sein können,) angesehen werden kann,
will uns nicht ganz genügen. Vollkommen bindend ist er bis zu
den Gleichungen des aten Grades einschliesslich; für die höhe-
ren aber sagt der Vf. nur S. 265: „Da nun unter diesen (den
Gleichungen oder Funktionen des Isten bis 5ten Grades) sowohl
Funktionen von einer geraden als ungeraden Ordnung vorkom-
men, so folgt es der 7\nalogie nach für alle Funktionen." Sollte
dieses vollkommen bindend sein, so müsste erst noch bewiesen
werden, dass auch jede Gleichung von gerader Ordnung w enig-
stens einen solchen Faktor habe. Der Beweis des Harriotischen
Lehrsatzes § 173 hätte Avohl etwas kürzer gefasst werden kön-
nen, wodurch er an Licht gewonnen haben würde. Uebrigens
stehet S. 271 mehrmals fälschlich p an Statt n ; auch stehet
Z. () zu Anfange einmal + an Statt — . Um zu untersuchen,
ob eine Gleichung V= o (Funktion von x) einige gleiche Wur-
zeln habe, bedient sich der Vf. der abgeleiteten Gleichungen
oder Funktionen V, V", V" u. s. w., d.i. derjenigen Funktio-
nen von v, welche als Koefficienten des 2ten, 3ten, u. s.w\ Glie-
des des Resultates erscheinen, das man erhält, wenn man x+d
an Statt x in V = o substituirt, und das so Erlialtene nach den
steigenden Potenzen von d ordnet, also, wie auch der Vf. be-
dV d*V d' V
merkt, soviel als — , , -, u. s. w. Eswirdnäm-
' dx 2dx^ 2.3.dx3'
lieh (§ 101) sehr fasslich gezeigt, dass, werin V = o eine Wur-
zel a etwa m mal, also den Faktor (x — a) "' enthält, die Fun-
ktionen V und V die Grösse (x — a) "'— ' zum geraeinsamen
Maasse haben müssen u. s. w . Zu § 177 Zusatz ist zu bemerken,
dass, wenn zum Wegschaffen der Brüclie einer Gleichung x = -
K
gesetzt wird, a nicht gerade das Produkt aller Nenner, sondern
nur der kleinste gemeinsame Dividuus derselben zu sein braucht.
Bei Betrachtung der reciproken Gleichungen (§ 183 — 187) be-
weist der Vf. auch, dass jede solche Gleichung von geradem
Grade in eine andere von nur halb so hohem Grade verwandelt
werden kann. Da nämlich jede Gleichung dieser Art auf die
Form(x"+L)-^a(xn-i-hl-^)-f +f(x4^) + g=o
Jahrb./. l'hU. u. Fädag. Jahrg. II. mjt Vi- 2-i
346 Mathematik.
1
sich bringen lässt, so wird gezeigt, dass, wenn man x4-- = z
X
setzt, x^'h — j^ als Funktion von z ohne x ausgedrückt werden
kann; dieFiinktion selbst aber wird nicht entwickelt, was doch
wohl manchem wissbegierigen Anfänger erwünscht gewesen sein
würde. Es ist x»" -f — = z"'— m z«»-'-* + ^^lÜTlll. z"»"
' X"' . '1.2
_ m(m-5)(m-4) ^^_g .
l^ 2. 3
in(m-2r + l)(m-2r + 2) (m-r-1) ,^
^ ^ 1 . 2 . 3 r
-f-.. U.S.W. Zu §186 S. 288 ist in Hinsicht der Vorzeichen
zu bemerken, dass der dort angegebene Koefficient von x™""
nicht genau = 1 — A-j-B — ..+M+N, sondern =
(— 1) ". [ 1 — A -f- B — + M + N ] ist. Die Art , wie der Vf.
die Auflösung der numerischen Gleichungen (§ 198 — 217) vor-
getragen hat, finden Avir dem Zwecke des Buches besonders
angemessen, indein er nicht zuviel, doch aber alles deutlich
und gründlich gibt; hauptsächlich folgt er Lagrange. Nacli-
dem er dieGränzen der Wurzeln bestimmen, und die positiven
oder negativen ganzen Wurzehi finden gelehrt hat, erklärt er
zur annäherenden Berechnung irrationaler möglicher Wurzeln
zwei Methoden , die eine durch Hülfe der Kettenbrüche , die
andere durch Substitution von a-f-z an Statt x (wo a ein schon
ungefähr bestimmter Werth von x ist,) und Vernachlässigung
derjenigen Glieder des Resultates, welche höhere Potenzen von
z als die erste enthalten. Mit liecht gibt er aber der ersten
Methode als der sicherern den Vorzug. TJebrigens theilt er
noch vor Auseinandersetzung dieser 3Iethoden einige Regeln
zur zweckmässigen Vorbereitung der Gleichung mit, besonders
um Wurzeln , die um weniger als 1 von einander verschieden
sind, zu vermeiden. Zuletzt wird die Auffindung der unmögli-
chen Wurzeln hauptsächlich durch die Gleichung der Quadrate
der Wurzelunterschiede gelehrt. Bei der Regel für die Ent-
wickelung dieser Gleichung hätte der Vf. nach Lagrange be-
merken können, dass die Unterschiede der Wurzeln dieselben
bleiben, wenn man jede Wurzel um eineilei Grösse vermehrt
oder vermindert, dass man also , wenn die gegebene Gleichung
das zweite Glied hat, dieses zuvor wegschaff'en kann, wodurch
die Bestimmung der Koefficienten für die Gleichung der Qua-
drate der Wurzehinterschiede etwas erleichtert wird — Am
Ende dieses Abschnittes betraclitet der Vf. noch die Wurzeln
der Gleichung y "» + 1 = o, und beweist bei dieser Gelegenheit,
dass für ein ganzes positives m, [cos a + sin a \/'-i] ™ = cos ni a +
Brewer: Lehrbuch der Buchstabenrechenkunst. Zit
sin ma ^~^ ist, welches später benutzt wird. Bei der Betrach-
tunir der loirarithmischen Funktionen scliliesstsicli der Vf.Iiaupt-
säclilichan Euler an; er beginnt mit der Bestimmung der Zahl
" _ 1
a, für welche, bei einem unendlich grossen n, y/a. = 1 + -;
oder log (1 -|- -)= - sein soll , d. i. der Basis der natVirlichen
n u
m
n
m* , m'
Logarithmen. Er setzt 1 -|- - = b, entwickelt b " = (1 + -) ",
und erhält, für ein unendlich grosses n, b" = 1 + m + — + +
2 2.3
etc. dadurch, dass er n = n — 1 = n — 2 = u.sw. annimmt.
Allerdings hat er hierinne ausser E u 1 e r n noch andere namhafte
Vorgänger; allein Uec. glaubt, dass bei dieser Methode dem
denkenden Anfänger gar leicht der Zweifel bleibt, ob mit Recht
die für jedes endliche r richtige Gleichung n^ n — r hier durch-
gängig angenommen werden dürfe, da doch die Reihe in's Un-
endliche fortläuft, und also r am Ende selbst unendlich gross
wird. Rec. ziehet daher wenigstens für den ersten Unterricht
die vom Vf. selbst am Schlüsse erklärte Methode Lagr ange's,
cder andere ähnliche (vonLa er o ix, Grüne rt, u.a.) der hier
befolgten vor. Hiervon abgesehen sind die in diesem Abschnitte
von den logarithmischen, und im folgenden letzten von den trigo-
nometrischen Funktionen gegebenen Entwickelungen lichtvoll
und wohlbegründet. Ueberdiess stellt der Vf. auch eine genaue
und interessante Vergleichung zwischen den natürlichen und
den eigentlich ISeperschen Logarithmen an. Der Anfang ent-
hält eine kurze Auseinandersetzung der Regel vom falschen
Satze. An Statt der kurzen Schlussbemerkung, dass diese Re-
gel auch bei Auflösung höherer Gleichungen gebraucht werden
könne, hätte wohl eine etwas ausführlichere Betrachtung Platz
finden sollen. Uebrigens ist zu der vom Vf. citirten Schrift von
Kramp übers, v. Rech u m noch hinzuzufügen ein diesen Ge-
genstand betreffendes Programm v. W e i n g ä r t n e r : die Regula
Falsi als allgemeine indirekte Auflösungsmethude algebraisclier
Aufgaben. Erfurt 1825. — Schliesslich bemerken wir, dass das
Aeussere des Buches ganz dessen Inhalte würdig ist, und be-
sonders durch sehr weisses Papier sich auszeichnet.
Gustav Wunder.
Kürzere Anzeige.
1) Bibliographie in den A):zcigcbliittern zu der Zeitung für die
elegante fi elt. Leipzig, bei Vübs. 4.
24*
348 K ür z c r e Anzeige.
2) Bibliographischer Anzeiger ^ angehängt nn die einzel-
nen Hefte von Beck' s Aägomeine/n llepertorium der neusten in-
und ausländ. Jjiteratur. Leipzig, bei Cnobioch. 8.
3) Bibliographie von Deut s chlaud^ oder wöchentliches
vollständiges Verzeichniss aller in Deutschliind hernnskouinienden
nenen Bücher, Musikalien und Kunstsachen. Leipzig, im Indu-
strie-Coniptüir. 8. Wöchentlich erscheint eine Nummer, welche ge-
wöhnlicli aus einem halben Bügen besteht. Der Jahrgang , wel-
cher I82(i 384 Seiten füllte, kostet 1 Thlr. l«Gr.
4) 182f». Nr. I. [IVr.U. — Nr. lll.l Ferzeichniss derjenigen
Bücher aus allen H is se nschaft en trelche in
den Monat en Januar bis May \Juny bisAugtist
— September bis JJecember] ganz neu, oder in
neuen Auflagen er schienen sind. Wissenschaftlich
geordnet, mit Angabe der Ladenpreise und Verleger, und, bei
Fortsetzungen mit Nachweisung über das früher schon Erschienene
versehen. Herausgegeben von Jok. Friedr. Leich, Buchhändiev
in Leipzig. Grimmaische Gasse Nr. 758. Zw'eites Quinquenniuui.
Erster Jalirgang. llft. 1 u. 2 182(), Hft. 3 1827. 8. Alle drei
Hefte zalilen 314 S. ausser den II S. des Inhalts der- Materien (der
Inhaltsübersichten) , das dritte auch noch 48 S. eines guten und
vollständigen Registers , und kosten geh. 16 Gr.
[Kurze lobende Anzeige in ßeck's Rep. 1827 Bd. II S. 380.]
5) Verzeichniss derjenigen Bücher aus allen Wis-
senschaften., welche im ersten Drittel des J.
1827 und bis zur Ost er messe ganz neu oder in
neuen Auflagen erschienen und jederzeit zuhaben
sind bei Juh. Ainhr. Jhirt/i, ßnchhändlcr in Leipzig. Wissenscliaft-
lich geordnet, mit Angabe der Ladenpreise undAerleger, und l»ci
Fortsetzungen mit Nachweisungen über das früher schon erschie-
nene versehen. Januar bis April. Leipzig, Barth. IV und 102
S. in 8.
[Kurze lobende Anz. a. a. O. S, 381.)
6) Verzeichniss der Bücher^ Landkarten etc.,
welche vom Januar bis Juny [July bis Decem-
ber] 1827 we?/ erschienen oder neu aufgelegt
sind., mit Bemerkung der Bogenzahl, der Verleger und Preise
in Sachs, und Preuss Cour., nebst andern literarischen Notizen und
einem wissenschaftlichen Repertoriura; zu finden in der J. C. Hin-
richs'schcn Buchhandlung in Leipzig. Neuer Keumarkt Nr. 3. An-
fertigt von Je;//. P. Thun. Heftl, 58 Fortsetzung, XVI und 223^8.
in 8. 8 Gr. Hft. 2 , 59 Fortsetz. , XII u. 184 S. in 8. 6 Gr. "
[Kurze lobende Anz. a. a. O. S. 381.]
7) Allgemeines V er zeichniss der Bücher., welche
in d e r Fr a n kfu rter und Leipziger Ostermesse
[Michaelismesse] des 1827 Jahres ga?tz neu ge-
druckt,, oder neu aufgelegt worden sind., auch
derer.^ die künftig herauskommen sollen. Cumgratia
Deutsche Bibliographie. 349
et pi-ivllegio special! potent, et Clement, regia Saxoiiiae. L«'ipzig in
in der Weidmannisdien Buchhandlung. 2 Hefte. 606 S. gr. 8.
xjLIIc die^^e Schriften soIUmi dazu dienen , die in Deulscliland
alljälirii? in den versciwedenen Ijileratiirzweigeu neuersrlieinen-
den Werke zur allijenieiiieu Kunde zu bringen; alle aher sind
mehr iiir den üuchhändlerÄebrauch als fiir den Gelehrten ein-
gerichtet, und entsprechen den Forderungen, die man an ein
allgemeines bibliographisches Uepertorium der neuen literari-
schen Erscheinungen in Deutschland machen muss , nicht voll-
ständig. Da indess ein solches Uepertorium nicht vorhanden
ist, so verdienen sie immer die Beachtung der Gelehrten, denen
es um vollständigere Kenutiiiss der Literatur Deutschlands zu
thun ist, und melirere davon sind auch in der That recht brauch-
bar und nützlicii zu nennen. Darum schien eine kurze Beleuch-
tung derselben liier nicht unzweckjuässig zu seyn.
Was zuerst den Zweck dieser Schriften anlangt, so ist-
dcrseibe, die Titel, Verfasser, Verleger, Verlagsortc und
das Format der in Deutschland neuerschienenen Werke aufzu-
tüliren. Alle ausser Nr. H fiigen auch noch den Preis dersel-
ben nach Sächsischem Gelde hinzu, und ISr. 3 und 6 geben die-
sen Preis ausserdem nach Preussischcm Courant, Nr. 3 in dem
iieuesteu Jahi^gange auch nach Rheinischen Gulden und Kreu-
zern an. Nr. 1, 2, 3 und C fiihren ausserdem den Umfang der
neuen Werke an, und zwar Nr. 1 durch Angabe der Seitenzahl
uacJi Vorrede und Text, die übrigen durch Angabe der Uogen-
zahl. Alle, ausser Nr. 7, zählen nur solche Werke auf, wel-
che die Presse wirklich verlassen haben und im Buchhandel er-
schienen sind. Nr. 7 aber fuhrt auch unter besonderer Ru-
brik diejenigen W erke an, deren kimftige Herausgabe Gelehrte
dem oder jenem Buchhändler versprochen haben; als fertig aber
bezeichnet sie grösstentheils aucli die Schriften, deren baldi-
ges Ersciieinen zu helfen steht; wodurch allerdings der Nach-
theil hervorgebracht wird, dass man von den als fertig genann-
ten jedesmal fast die Hälfte für noch nicht erschienene anse-
hen muss. \ on den als künftig herauskommende genannten er-
scheinen nicht selten manche gar nicht. Dasselbe Buch macht
auch nicht gerade auf genaue und vollständige Angabe der Ti-
tel Anspruch, sondern bezeichnet sie häutig nur im Allgemei-
nen; was namentlich bei künftig erscheinenden Werken auch
nicht gut anders möglich ist. Da sich der Verfasser desselben
dazu von den BuchhandUingen nur die Titel zusenden lässl, so
ist er natürlich auch manchem Betrüge ausgesetzt, und es wer-
den Z.B.Bücher als neue Viiflagen aufgeführt, von welchen bloss
ein ne\ier Titel gedruckt worden ist. Die übrigen nehmen nur
Bücher auf, von denen ein vollständiges Evemplar den Ver-
fassern wirklich vorliegt, und geben dann gewöhnlich den voll-
350 Kürzere Anzeige.
ständigen Titel, am aller genausten Nr. 6, am wenigsten genau
Nr. 1. Bei Werken vermischten Inhalts giebt Nr. 6 bisweilen
auch den speciellen Inlialt an , obschon diess noch weit häufi-
ger geschehen sollte , als es wirklich geschieht. In Bezug auf
den Preis unterscheiden alle, welche denselben erwähnen, zwi-
schen ordinärem und Netto-, Subscriptions-, Pränumeration» -
und Ladenpreis; Nr, 3 und 6 erwähuen gewöhnlich auch den
letzten Termin der Subscription und Pränumeration oder die
verschiedenen Abänderungen derselben. Werke, welclie nach
ihrem Erscheinen an andere Verleger übergehen oder im Preise
herabgesetzt werden, trägt in der Regel nur Nr. 6 in einem be-
sondern Anhange, aber auch nicht immer vollständig, nach.
Seltener geschieht diess in Nr. 3", in Hinsicht des Wechsels der
Verleger bisweilen auch in Nr. 7. Bei Schriften, die aus meh-
rern Bänden bestehen, deren einzelne bereits früher erschie-
nen sind , geben Nr. 3 bis (> die Erscheinungszeit und den Preis
der frühern kurz an ; am sorgfältigsten Nr. (}. Bei neuen Aufla-
gen bemerkt keineJahr, Preis undümfang der frühern Ausgaben.
Hinsichtlich des Zeitabschnitts, den jede dieser
Schriften umfasst , machen Nr. 1 und 3 wöchentlich , Nr. 2
monatlich, Nr. 4 und 5 alier drei oder vier Monate, Nr. 6 und 7
halbjährlich die neuerschienenen literarischen Producte bekannt,
doch so, dass Nr. 2, 4 und 5 nicht immer zum gehörigen Ter-
mine erscheinen.
Alle ordnen die Bücher im alphabetischer Rei-
henfolge zusammen, doch mit dem durchgehenden Uebel-
stande, dass bei der Mehrzahl der Schriften der Name des
Verfassers, bei andern der INamedes Herausgebers, bei noch
andern das erste Hauptwort des Titels die Reihenfolge bestimmt.
Nr. 1 , 2 und 3 mischen hierin alle Schriften der verschieden-
sten Literaturzweige unter einander , Nr. 7 sondert von der
Hauptmasse Romane, Schauspiele und Schriften in ausländi-
schen Sprachen ab. Nr. 6 hat ebenfalls für Romane, Schrif-
ten in ausländischen lebenden Sprachen, Landcharten und
Pläne, Vorschriften, Zeichenbücher, Spiele, Kupferwerke
und Steindrücke besondere Rubriken. Bei den übrigen in eine
Rubrik zusammengeworfenen Werken sucht dieselbe die Ueber-
sicht dadurch zu erleichtern, dass jedem Hefte ein alphabeti-
sches Register {^Repertorium genannt) vorausgeht , in welchem
jene Werke unter folgende 17 Ilauptrubriken zusammengeord-
net sind: „Theologie , Andachtsbüclier; Rechtswissenschaft;
Staats- und Caraeralwissenschaften; Medicin, Chirurgie, Ve-
terinairkunde; Chemie, Pharmacie; Philosophie; Pädagogik,
Kinderschriften; Philologie; Geschichte, Biographie ; Mytholo-
gie, Alterthümer; Erd- und Reisebeschreibung, Statistik, Na-
turwissenschaft ; mathematische Wissenschaften , Kriegswis-
seuscliaft; Handlungswissenschaft, Technologie; Land- und
Deutscilc Uibliographlc. 351
Hauswirthscliaft, ForstMissenscliaft; schöne Wissenschaften
und bildende Künste; SchrUten vermischten Inlialts." Doch
haben diese Register, ausser dem üebelstande, dass manche
Werke unter falschen llnbriken stehen, das Anstössigc , dass
man aus ihnen fast nie den Inlialt des Buchs erkennt. Zum
lieweise setzt Kef. zwei Ueispiele her. Der Anfang des Re-
gisters der Philologie heisst in Ilft. 1: ,,Al6%vXov 2. Aeschyll
2. Alfonsi 3. Anakreon 3. AnalectaS. 4. Anavagorae 4. AnoXKo-
ÖG)QOVi[sic'\a. Apparatus (;. Apollonius 7. Apuleji7. Aristophanis
8. AgiötOTBkovi^ 8. Arndt J).'' J)er Anfang der Mythologie und
Alterthiimer: „Appel 6. Duchoaia 25. Cordes 32. Dorow 37.
Kckhelii 39. Gaupp 51. Grundriss 59. Iland Cl. Handwörter-
buch (;2."' Daraus >>ird man freilich selten errathen , was für
ein Werk gemeint sey. Die zweckmäsjsigste Anordnung Iiaben
JNr. 4 und 5, welche das gesammte 3Iaterial unter folgende 16
Rubriken vertheilen : „Pjalologie, Philosophie, Pädagogik,
Theologie, Jurisprudenz, Staats -und Cameralwissenschaften,
JMedicin , Nalurwissenschaften , Mathematik , Militärwissen-
schaft, Geschichte und ihre Hülfswissenschaften, Erdbeschrei-
bung, Gewerbskunde, schöne Wissenschaften und bildende
Künste, vermischte Schriften, Bücher in neuern ausländischen
Sprachen." Jede einzelne Rubrik zerfällt wieder in Unterab-
theilungen, z. B, die Philologie in „Klassiker der Griechen und
Römer und Schriften zu dereuErklärung," und in „Sprachstudium,
«) überliaupt, und alte Sprachen insbesondere ; 6) neuere ausländi-
sche und Orientalische Sprachen ; c) Deutsche SpracJie." Die Ein-
theilung könnte darin freilich noch etwas logischer seyn, istaber
im Ganzen ziemlich bequem und zweckmässig. Nur muss man
die jSachlässigkeit tadeln, dass besonders in Nr. 4 häufig Werke
unter falschen Rubriken stehen, und dass sie, wenn sie unter
zwei oder mehr Abschnilte gehören, nur in dem einen aufge-
führt, in dem andern aber gar nicht erwähnt sind. So ist Jo-
aephus zu den Kirchenvätern gerechnet und steht also unter der
Tlieologie; die Schriften (Jratiniis et Enpolis von Lucas ^ Schön-
born de uuüwntia declainulionmn Gorglcie^ Stieglitz de Pacuvii
Vutoreste stehen unter den Werken über classische Sprach-
forschung, ScJdegefs Indische Bibliothek unter den Werke»
über Orientalische Grammatik , Slöckhardt de coeli in generis
huniani culluni vi ac polestute unter der wissenschaftl. Theo-
logie u. s. w. Am meisten Versehen dieser Art finden sich in
den strengen AVissenschaften.
W^as ferner die Vollständigkeit dieser hibliograplii-
Echen Schriften anlangt, so genügt hierin keine derselben. Alle
haben sich zunächst die Beschränkung aufgelegt, nur die Titel
der Schriften anzuführen, welche wirklicli in den Buchliandel
gekommen sind. Daher fehlen nun durchweg alle Gelegeuheits-
352 Kürzere Anzeige.
Schriften , Dissertationen , Programme «. s. w. , wenn sie nicht
etwa einer Buchhandhiiia; in Commission gegeben sind. Gerade
dieser Theii von Sclirilten aber ist für den Gelehrten beson-
ders wiclitig, da sie meist von Gelehrten für Gelehrte geschrie-
ben sind. Sodann sind auch alle Diebesproducte der Oesterreichi-
schen und Würtembergischen Nachdrucker ausgelassen : was
nur zu billigen ist ; denn von solchem Unkraut muss nicht ein-
mal der Titel genannt werden , damit niemand in die Versu-
chung gerathe, es sich anzuschaffen und so Theilnehmer dieser
Diebereien zu werden. Allein auch von den übrigen im Buch-
handel erschienenen Schriften sind nicht immer alle aufgeführt.
Besonders fehlen mehrere in Süddeutschland und Oesterreich
erschienene Werke; ja selbst von den in Leipzig und Halle her-
ausgekommenen vermisst man bisweilen einige. Die meisten Lü-
cken sind gewöhnlich in Nr.l, 2 und 7; am vollständigsten da-
gegen ist Nr. 6, welches letztere Werk auch noch besonders
desshalb zu rühmen ist, dass es die früher ausgelassenen Schrif-
ten gewohnlich in den spätem Jahrgängen nachträgt, und also
Vollständigkeit wenigstens soweit als möglich zu erreichen
sucht. Eine eigene Inconsequenz zeigt sich nocK bei Werken,
welche im Auslände erschienen sind. Es werden nämlich von
solchen, namentlich von Holländischen, Dänischen, Schwedi-
sclien und Französischen diejenigen aufgenommen , welche
ein Deutscher Buchhändler auf dem Lager oder in Commission
hat, wiewohl auch diese unvollständig. Besonders vermisst
man viele Französische Werke. Die Dänischen Buchhändler
werden, wie es scheint, in gewisser Hinsicht zu den Deutschen
gezählt; denn einige ihrer neuen Verlagsartikel (besonders La-
teinisch oder Deutscli geschriebene) findet man erwähnt, an-
dere (besonders die Dänisch geschriebeneu) sind übergangen.
Ucber die Brauchbarkeit dieser bibliographischen
Verzeichnisse braucht nur weniges erinnert zu werden , da sie
sich grösstentheils aus dem Obigen ergiebt. Am wenigsten nü-
tzen natürlich Nr.l und 2, schon desshalb, weil sie nicht selbst-
ständig für sich bestehen , sondern nur ein Anhang zu andern
Werken sind: obschon umgekehrt Nr. 2, insofern es eben bloss
bibliographischer Anhang zum kritischen Repertoriura ist, wie-
der sehien besondern Wertli hat, und die bibliographischen
Notizen desselben ergänzt. Von den übrigen ist Nr. 7 fast werth-
los , und dient höchstens dazu, eine oberllächliche Ansicht und
Kunde des literarischen Treibens in Deutschland zu erhalten.
Es trägt in seiner jetzigen Gestalt überall die aulFallendslen
Spuren der Altersch\\ äche an sich, und verdient eine totale
Reform , nicht bloss einzelne Abänderungen und Verbesserun-
gen , die der Verleger (und zugleich Verfasser) in den neusten
Jahrgängen überdies» mehr versprochen als geliefert hat.
Vor allen Dingen ist für grössere Zuverlässigkeit und Vollstän-
Deutsche Bibliographie. 353
di^keit zu sorgen. Nr. 3 — 0 haben, jedes fiir sich, ihren spe-
cielleii Werth. Wem es näinlicli um möglichst schnelle Kunde
neuer Bücher zu Ihun ist, der muss !Vr. 3 brauchen. Wer sy-
stematische Ordnung: und bequeme Ucbersicht der einzelnen
Fäclier der Literatur liebt, dem ist Nr. 4 und 5 zu empfclilen.
[Beide AVerke stehen übrigens in ihrer innern Einrichtung sich
völlig parallel, so dass, wenn man das eine besitzt, das an-
dere entbehrlich ist. In diesem Jahre ist von dem Leich'schen
noch nichts erschienen, und so kann das Barth'sche ergänzend
eintreten.] Wer endlich Vollständigkeit und Aust'iihrlichkeit der
Notizen verlangt, dem wird ]Nr. 6 am besten gefallen. Ueber-
haupt Hesse sich diese Schrift am ersten zu einem bibliogi'op/ii-
schen Repcrtoriutn^ welches billigen Forderungen entspräche,
umbilden und die Verlagshandlung, welche schon jetzt fast
10000 Exemplare derselben absetzt , würde dadurch gewiss die
Verbreitung des Buchs noch mehr erhöhen , und sich den Dank
aller Literaturfreunde erwerben. Das Werk kann auch , da es
einmal vorzüglich fVir Buchhändlergebraucb bestimmt zu seyn
scheint, nach des Referenten Dafürhalten im Allgemeinen seine
Einrichtung beibehalten; nur muss es im Einzelnen, nament-
lich in dem Repertorium oder Register abgeändert m erden. In
dem letztern ist nämlich nöthig, dass die einzelnen Rubriken
noch etwas bestimmter geschieden, die Werke, welche un-
ter verschiedene Rubriken gehören, nicht bloss unter einer son-
dern unter allen angeführt, die Titel der Büclier nicht allein mit
dem Namen oder Anfangsworte, sondern soweit, dass man den
Inhalt des Buchs daraus ersieht, vollständig angegeben und
nicht alphabetisch sondern streng systematisch zusammenge-
stellt werden. Die alphabetische Anordnung ist hier ohnehin
entbehrlich, da der Text selbst alphabetisch geordnet ist. So-
dann ist noch zu wünschen, dass bei Werken verschiedenai'-
tigen Inhalts überall der specielle Inhalt (die einzelnen Haupt-
rubriken) angegeben werde, wie es bisher in einzelnen Fällen
geschehen ist. Grössere \ oUständigkeit wollen wir nicht be-
sonders anrathen, da der Hr. Herausgeber darauf ohnehin
^chon allen Fleiss verwendet. Nur das ist zu wünschen, dass
künftig auch die Schriften, welche nicht in den Buchhandel
kommen , einen Platz in diesem Verzeicliniss finden mögen.
Jahn.
354 Recensionen aus kritisclien Zeitschriften des Jahres 1827.
Ueb ersieht der in kritischen Zeitschriften des Jahres 1827
gelieferten Recensionen und Anzeigen deijenigen Schriften,
welche in dem am zweiten Bande der Jahrbücher ange-
hängten bibliographisclien Verzeichnisse
aufgefülirt sind.
Ueber den Zweck dieser Zusammenstellung der in andern kritischen
Zeitschriften gelieferten Beurtheilungen der philologisch-pädagogischen
Schriften de» Jahres 182(> bedarf es wohl keiner vorausgehenden län-
gern Erklärung und Rechtfertigung, da demLeserhoffeutUch von selbst
klar seyn wird , dass sie tiieils einen allgemeinen Ueberblick auch über
die Schriften, welche bis jetzt in den Jahrbüchern noch nicht beurtheilt
sind , geben und wenigstens ein relatives Urthcil über sie feststellen,
theils auch als bibliographisches Repertorium dienen soll , welches
nachweist , wo über die einzelnen Werke der hierhergehörigen Lite-
ratur kritische Urtheile zu finden und wie dieselben ihrer Hauptsache
nach ausgefallen sind. Mehr möchte das dabei befolgte Verfahren ei-
ner nähern Auseinandersetzung bedürfen, damit nicht jemand mehr von
dieser Uebersicht verlange, als sie geben kann und will Bei den
Scliwierigkeiten nämlich , die einer solchen von einem Einzelnen un-
ternommenen Zusammenstellung entgegentreten, kann sie nur einige
Hauptforderungen zu erfüllen suchen, keineswegs aber auf eine solche
Höhe sich stellen wollen, dass sie alle Anforderungen befriedigen möch-
te. Darum sey hier im voraus erinnert, dass die gegenwärtige Ue-
bersicht auf dem in der Ueberschrift erwähnten bibliographischen Ver-
zeichnisse fortgebaut hat, und die Benrtlieilungen nachträgt, welche
entweder in jenem Verzeichniss oder in den zu einzelnen Heften der
Jahrbücher aufgeführten Journalnotizen noch nicht erwähnt sind: nur
mit dem Unterschiede, dass sie nicht bloss den Ort derselben nacliweist,
sondern auch ihr Hauptresultat angiebt und zugleich den Werth der-
selben zu bestimmen und die Art und Weise nachzuweisen sucht, wie jene
ihr Urtheil begründet haben. Unter der Werthbestimmung darf aber
keineswegs verstanden werden, dass von jeder Recension angegeben
wäre, ob sie das betheiligte Werk richtig oder falsch beurtheilt habe.
Diess ist nur dann geschehen, wenn entweder aus dem Wesen der Be-
urtheilung sich leicht ergab , von welcher Art sie sey , oder wenn sich
Ref. über das eine oder das andere Werk durch eigene Einsiclit des-
selben bereits ein Urtheil gebildet hatte, das er nun als ein wenigstens
subjectiv wahres annehmen zu dürfen glaubte. Aber eine durcligelien-
de Kritik der Recensionen nach dieser Weise zu liefern , dazu fehlte
es ihm an Kraft , Zeit und Gelegenheit. Machte also nicht ein auf-
fallender Widerstreit die eine oder andere Beurtheiiuiig verdächtig, so
ist ihr Resultat als ein vorläufig als wahr angenommenes hingestellt ; wor-
aus indess durchaus nicht folgen soll, dass es immer für Mahr gelten
müsste , und dass nicht entweder die Jahrbücher selbst oder eine an-
Behandlung derselben. 355
dere kritische Zeitschrift späterhin ein ihm entg^egcngesetztes oder doch
nur theiUveisie ühcrcinstimniendcs tirlheil abgeben könnten. Die von
uns vorgenommene Wertlibcstimmung ging nur von der Prüfung aus,
ob man aus der Ueurtheilung den Inhalt und Werth des Uurhs voll-
ständig kennen leine oder nicht, und ob dieselbe auch dann noch, >vena
man das Buch schon kennt, ihres elgenthünilichcn Inhalts vegen zur
weitern Benutzung zu empfehlen sey oder füglich unbeachtet bleiben
könne. Daher sind diese Beurtheilungen in Notizen, Anzeigen^ In.'.
haltsanzeiLien und llecen.iionen eingetheilt worden, nach den Grund-
sätzen , welche weiter unten in der Anmerkung zu dem angehängten
bibliographischen VerzeichnisS S. 1 angegeben sind. Ist nun auf diese Weise
der allgemeine Werth derselben für den Leser festgestellt, so ist oft auch
noch der specielle durch besondere I'rädicate nachgewiesen. Heisst dem-
nach z. B. eine Anzeige seicht oder gediegen, wichtig oder unwichtig, so
soll damit bestimmt seyn , in welchem Grade sie die Forderungen er-
füllt, die man, abgesehen von ihrer kritischen Richtigkeit, an sie ma-
chen kann. Bot eine Anzeige oder Recension nicht besondere Haupt-
rubriken ihres Inhalts dar, so ist, wofern sie nicht eine ganz indiffe-
rente war, wenigstens bemerkt, ob sie das Buch lobt oder tadelt; liess
sich ihr Inhalt nicht auf diesen einzigen Punct zurückführen , so sind
auch die verschiedenen Richtungen und Zweige ihres Urtheils bemerkt
worden. Bei allen diesen Angaben hat sich übrigens Ref. der gröss-
ten Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit befleissigt , und auch da, wo
es darauf ankam sein eigenes Urtheil zu geben , kein Bedenken getra-
gen, dasselbe offen und unverhohlen darzulegen. Dabei bescheidet
er sich gern, überall das Wahre getroffen zuhaben: denn hei der Prü-
fung von kritischen Aufsätzen so höchst verschiedenartigen Inhalts, und
bei den zu verschiedener Zeit und in verschiedenen Gemüthsstimmun-
gen gema<^hten Auszügen ist es wohl möglich , dass ihm hin und wie-
der etwas Menschliches begegnet ist , und dass er manchmal trotz aller
Sorgfalt falsch gesehen, andersAvo über Benrtheilungen bald moroser
bald nachsichtiger geurtheilt hat. Doch hofft er in beiden Fällen auf
die billige Nachsicht der besonnenen und einsichtsvollen Gelehrten
rechnen zu dürfen, vorausgesetzt, dass er ihnen nur seinen guten Wil-
len hinlänglich bewährt hat. Das Letztere dürfte übrigens auch der Ueber-
eicht wenig Eintrag thun, da es bei ihr ja nicht sowohl auf des Refer,
«ubjectives Urtheil als auf vollständige Zusammenstellung der geliefer-
ten Becensionen ankam. Von diesen aber hofft er aus den angeführ-
ten Zeitschriften wenige oder keine übergangen zuhaben; ja erbat sich
dabei nicht allein auf die Jahrgänge 1827 beschränkt, sondern auch noch
Manches aus den frühern Jahren nachgetragen. Vermissen wird man
höchstens noch einige Recensionen, die gegen das Ende des Jahrgan-
ges 1827 einiger Zeitschriften sich finden, weil dieser Schluss derselben
zur Zeit noch nicht dur«:hgesehen werden konnte. Diese werden jedoch
mit den aus dem Jahr 1828 zu machenden Nachträgen später aufgeführt
werden.
Mach dieeen Vorerinnerungen könnte Ref. gleich zur Uebersicht
356 BIbllotheca critica nova, von Bake etc.
selbst fortgehen, wenn er nicht vorher noch Eüiig^es über die benutzten Zeit-
gchriften zu sa»!;-en gediichte. Zwar gedenkt er weder eine Recensiou
derselben zu liefern, noch auch überhaupt sie alle zu berüluen: denn
dem erstem Unternehmen fühlt er sich nicht g-ewachseii genug, diis
ZM'eite aber hält er nicht für nöthig, da das Wesen und die Einrich-
tung der ineisten dieser Zeitschriften längst bekannt ist und der speciel-
le Werth des jüngsten Jahrganges derselben für die höhern Sdiuhvis-
senscliaften aus den unten angeführten Notizen sich hinlänglich erge-
ben Avird. Eine besondere Erörterung wird daher bloss von zwei Zeit-
schriften nöthig seyn, welche in den Jahren 1825 — 27 erst neu begon-
nen worden sind. Die erste ist die B ihlio tli e c a critica nova,
Edentibus J.Bake, J. Geel, H. A. Haraaker, P. Hofman-Peerl-
kamp, (Lugduni Batavoruiu, apud S. et J. Luchtinans.) von welcher
bis jetzt drei Bände erschienen sind. Wem das Wesen dieser in Latei-
nischer Sprache geschriebenen und nach Art der früher von Wytten-
bach herausgegebenen Bibliotheca critica eingerichteten Zeitschrift aus
den Inhaltsberichtcn der Hall. Lit. Zeit. 182« Nr, 78 und 1827 Erg. Bl.
36 nocli nicht bekannt ist, für den sey bemerkt, dass die Herausgeber
derselben im Allgemeinen folgende Einrichtung gegeben haben, wel-
che wir mit ihren eigenen Worten hersetzen wollen: ,,TotuüiinstItutura
ita circumscripsimus, ut literas cum Graecas et Latinas , tum Orienta-
les, easque disciplinas complecteremur, quae proxime cum illisconjun-
ctae sunt , poeseos , philosophiae , liistoriarum , antiquitatis , cetera-
que huius generis. — — Priora cujusque Voluminis destinamus Ccn-
suris , in quibus accurate , qiiantura fieri et potest et oportet, übri ex-
plorabuntur, plenissimeque referetur, si quid in iis vel laudandura, vel
secus erit. Reliqua tribuentur Rclationibus Brevioribns, quae gene-
ralem vel commendationem vel animadvcrsioneni continebunt, exposito
quam brevissime cuiusque operis argnmento." Es ist also eine ganz ei-
gentlich für Philologen bestimmte Zeitschrift, und wir können von ihr
auch aus Ueberzeugung versichern, dass sie den an eine solche zu ma-
chenden Forderungen zwar nicht vollkommen , — denn wo gäbe es
überhaupt eine vollkommene? — aber doch so weit entspricht, dass
sie unbedingt zu den vorzüglichsten der jetzt vorhandenen gehört. ZMar
w erden die kurzen Anzeigen den Lesern m enig nützen , v eil sie mei-
stentheils über die angezeigten Schriften nicht viel mehr berichten,
als dass sie erschienen sind, und selten etwas ausführlicher über die-
selben sich verbreiten. Auch scheinen die gelehrten Herausgeber diess
bereits selbst bemerkt zu haben; wenigstens haben sie in den Anzeigen
des dritten Bandes im Allgemeinen einer grössern Ausführlichkeit und
sorgfältigem Inhaltsdarlegnng sich befleissigt. Aber wichtig und be-
lehrend sind die ausführlichen, meist sehr sorgfältig und umsichtig
prüfenden, mit Humanität abgefassten und mit der bekannten Hollän-
dischen Belesenheit und Gelehrsamkeit ausgestatteten Uecensionon, wel-
che in der Regel etwa drei Viertel dos einzelnen Bandes ausuuic.hen und
nicht selten noch dadurch einen eigenen Reiz erhallen, dass in ihnen
zugleich Notae ineditae früherer Gelehrten oder Variae Icctioucs aus
Bibliotheca critica iiuva, von Büke etc. S57
Leidener Handschriften miffjctheilt m erden. Bei den erstem dürfte nur
hin und vit-der eine sorfrliiltifrere Ansvaltl zu wünschen se^n, damit
wir niclit diirchsio inanchiual nurDiiig-c erl'üliren, die wie srlion län^j^st
wissen, oder wohl iiuch sclion liinp:*! hessi-r wissen, wie iliess z. H. der Fall
ist mit dem \ ol. II p. 'i'i mitf^elheilteii Ineditnni des lliij;o Grotins.
INicht aber bloss durch innern Wc^tli eniiitVhlen sidi diese Uecensionen,
sondern sie ffefallen auch durch iliren Stil und durch die leichte und
fliessendc Latinität, die man durch«:än<;i<^ findet , und die auch durch
Reinheit und f^lepanz sich sehr rühmiich auszeichnet. Diese lliessendc
Rede macht, dass man es nicijt j»^erade mit Unwillen bemerkt, dass
die DarsteUuni;- bin und wieder etwas breit ist. Die Eiiiri<;htun«!; der
Rccensionen läuft in der Ke^el darauf liinaus, dass ein all{^emeines Ur-
tbeil über das recensirte Buch vorau»ge!it und dann eine Reihe einzel-
ner Stellen bebandelt Merdcn. l-nd gerade diese Benierkung-en über
Einzelnes sind es gewöhnlich, welche diese Jlolländischen Kritiker mit
vieler Gelehrsamkeit ausstatten. Dass übiiigens auch hier die eine Re-
cension gediegener als die andere ist, bedarf kaum erinnert zu wer-
den; doch hat Ref. noch keine gelesen, die er dur<:hgängig für seicht
und oberflächlich erklären müsste. Eins nur scheint uns hin und wie-
der ihren ^Ve^tb zu schmälern, nämlich die bisweilen sich aufdringende Be-
merkung, das» die Holländischen Philologen niclit durchaus mit den
Fortscluitfeii, welche das plälologische Studium bei uns gemacht hat,
gleichen Schritt gehalten- haben. Es finden sich nämlich einige Stel-
len, wo man grammatische und metrische Gesetze als richtig anerkannt
sieht, deren INicbtigkeit von unsern Gelehrten erwiesen ist , oder avo
Stellen der Alten nach kritischen Principien behandelt sind, die wir nicht
für richtig anerkennen. Das Erstere haben wir weniger in der Lateinischen
als in der Griechischen Sprache bemerkt, und verweisen Beispiels we-
gen nur auf die erste Recension des ersten Bandes über Ilermann's Aus-
gabe des Sophokleisehen Oedipns Coloneus. Als Beleg des Letztern
sey nur das öfters sich ofl'enbarende Streben erwähnt, geistreiche und
besonders verschönernde Conjecturen der liandschriftlichen Lesart auch
da vorzuziehen , wo sich gegen diese nichts weiter einwenden lässt,
als dass sie nicht so elegant ist als die Conjectur. Indess darf man da-
bei nicht verhehlen, dass die Verft". namentlich in der Conjecturalkritik viel
Gewandheit zeigen und fast immer guten Geschmack bewähren. Le-
berhaiipt aber Mcrden die gerügten Fehler durch viele und grosse
Vorzug«! Meit überwogen. Darum mögen wir gern diese Zeitschrift freu-
dig willkommen hcissen und den Deutschen Philologen empfehlen. Sie
wird uns aber noch willkommener seyn , wenn die gelehrten Bataver
sich künftig, mehr vor einer gewissen Vornehmthuerei mit ihrer Lite-
ratur und vor der immer wiederkehrenden Klage hüten wollen, dass
wir Deutsche die Producte ihres gelehrten Fleisses gehörig zu beach-
ten verschmähen. Könnten sie doch fast mit mehr Recht uu» den Vor-
wurf machen, dass wir das AusländlMlu; weit eher zu hoch als zu ge-
ring schätzen. Auch ist es sehr zu ratben , dass sie bei persönlichen
Ausfällen , die sie gegen einzelne Ucutsche Gelehrte zu machen sich
t
358 Bibllotheca crltica nova, von Bake etc.
bewogen fühlen, selbst wenn diese auf einem festern Grunde ruhen,
als es bei dem gegen Lindemann gemachten und in diesen Jahrbüchern
gerügten der Fall zu seyn scheint, vor der allgemeinen Einkleidung
derselben sicli liüten , welche sich den Anschein giebt , als wolle sie
den Tadel des Einzelnen auf die Gesammtheit ausdehnen. Bemerkun-
gen über Einzelnes Avürden uns hier zu weit füluen , und darum sollen
nur noch die Recensionen aufgezählt werden , welche weiter unten in
der Uebersicht nicht erwähnt Avorden sind. Bake hat recensirt Vol. I
S. 1-39 He rmann' s Ausgabe von Sopk. Oedipus Coloneus, S.134 —
158 Cicer. de re publica lilib. ex emeiidatione Heinrichii,, Vol. II
S. 7Ö — 104 Plutarchi Alcibiades von Bahr, S. 225 — 264 die drei
ersten Bände des Thucydides von P op p o, S. 195 — 230 die Ausgaben
der Fragmente der Cicer. Reden pro Scauro, pro Tullio, in Clodium etc.
von Peyron und Bei er. Davon haben uns die Beurtheilungen über
Cicero am meisten gefallen. Geel beurtheilte Yol.I S. 40 — ()3 Mei-
neke s Sehr, de Euphoriojiis C/ialcidensis vita et scriptis, S. 64 — 85
desselben reliquiae Menandri et Philemonis, Vol. II S. 42 — 76 K a r-
eten's tria Pindari carmina und Tafel' s Dilucidutt.Findar. T'.ol. I
P. I, S. 111 — 134 Luciani Toxaris von Jacob, S. 265 — 74 Piaton.
Simposium von Reynders, Vol. III S. 80 — 126 Aeschyli Persaa von
Lange u. Pinzger. Hamaker schrieb Vol. I S. 158 — 226 über
lilaproth's Asia polyglotta, Vol. II S. 134 — 155 über Fr ahn' 9
Ausg. und Uebers. von Ibn Foszlan's und anderer Araber Berichten
iiber die Bussen älterer Zeit. S. 155 — 181 über Rasmussen's an-
nales Islamismi , S. 182 — 210 über V i n c. von R o s e n z w e i g ' s
Uebers. des Persischen Gediclits des Mewlana Abdurrahman Dsa/imi^
Joseph u. Suleicha, Vol. III S. 288 — 312 über den ersten Band v. F r e y-
t a g ' S Hamasa, S. 312 — 332 über H i r z e 1 ' s Comraent. de Pentateuchi
versionis Syriacae indole, S. 332 — 344 über Ilartmann's thesauri Itn-
guaeHehr.eMischna augendi Ya.Yit.\\\. H o f man -P e e r Ik am p, be-
sonders als Kritiker der Lateinischen Dichter ausgezeichnet, hatfolgende
Recensionen geliefert: Vol. I S. 85 — 96 über den 2n und SnBand von
Bosscha's Appulejus, S. 97 — 134 über B o t h e ' s Ausgabe des Ho-
ratius von Fea, Vol. II S. 1 — 42 über den Terentianus Maurus von
Santen undLennep, S. 105 — 111 ühar Acn Merobaudes \oi\ Nie-
buhr, S. 211- 24 über Passow's corpus scriptt. eroticor. Graec.
Voll. Thorbecke hat Vol. III S. 30 — 57 Ra ep s ae t' s a/ja/jK^e
histor, et crit. de Vorigine et des progres des droits cii'ils etc. und S.
255 — 266 den Versuch einer Darstellung der Geschichte des Angel-
sächs. Rechts von Phillips beurthcilt. Von Berg man endlich
finden wir Vol. III S. 158 — 194 eine Reccnsion von Osann's aucta-
riutn lexicorum Graecorum.
Als zweite neue Zeitschrift nennen wir die Jahrbücher fitr
w is sensc haft li sc h e Kritik, herausgegeben von der Societät
für wissenschaftliche Kritik zu Berlin, welche, mit dem Jahre 1827
begonnen, alle Wissenschaften umfassen und also den allgemeinen Li-
teraturzeitungen sich beigesellen. Doch darf man dieses Beigesellen
Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik. 359
nur von dem Kreise , welchen sie sich ffesteckt hahen, verstehen; denn
in allem Uebrig^en und namentlich in ihrer Innern Kraft nnd kritischen
\Vithti<j:keit Mcichcn sie m eit von diesen Liteniturzeilnngen ab und ste-
hen hoch über sie empor. Licss sich von den Männern, Meichc sich
an die Spitze des Untcrnelimens stellten, und aus dem Staate , welcher
überhaupt und namentlicli in seiner Hauptstadt in der neusten Zeit
ein so ref!:es literarisches Leben entfallet hat, sclion an und für sich
etwas sehr Tüchtiges erwarten ; so wurden diese Erwartung-en noch
gestein:ert durch die Bedingung^en, welche die Societät bei der Herans-
gabe dieser Jahrbücher sich stellte. IVnr solche neuerschienene Werke
sollen beurtbeilt Mcrden, welche durch neue Resultate in der Wissen-
schaft als wiclitig hervortreten und in dem Zweige, den sie behandeln,
Epoche machen. Die Beurtheilungen selbst sollen ausführlich seyii
und mehr das Gepräge von Abhandlungen an sich tragen, Avelche den
durch das zu behandelnde Buch gegebenen Stoff weiter ausführen und
auf den in jenem niedergelegten Uesultaten fortbanen. Anonyme und
Pseudonyme Kritik wurde gänzlich aus ihnen vei-bannt, und nicht ge-
nug, dass gleich Anfangs mehrere der ersten Gelehrten Deutschland!!
als Mitarbeiter genannt wurden und dass sich diesen fortwäh-
rend andere gleich bedeutende anschlössen , die Societät versprach
auch noch , dass sie jede von den 3Iitarbeitern eingesendete Beur-
theilung vor dem Abdruck einer strengen Prüfung unterwerfen werde,
und dass diese Prüfung nicht von dem Einzelnen, sondern von der Ge-
sammtheit vorgenommen werden solle. Sehr hoch wurden dadurch
die Erwartungen gespannt, fast höher, als man ihre Erfüllung für mög-
lich halten mochte ; und daher mögen es sich die gelehrten Herausge-
her selbst zuschreiben, wenn der Lcser ihrer Recensionen, überall voll-
endete Meisterwerke erwartend, dieselben mit sehr scharf prüfendem
Blicke ansah und, selbst durch das Gediegene nicht befriedigt, das Ver-
fehlte um so schärfer tadelte, und wenn daher recht bald selbst öffent-
lich Rügen des Einzelnen sich vernehmen Hessen. Der bedäc;htigere
Gelehrte wird hierbei freilich eingedenk bleiben, dass eine kritische
Zeitschrift bei ihrem ersten Auftreten nicht gleich allen Bedingungen
entspreclien kann, und Menn er daher in den genannten Jahrbüchern
noch nicht alle gegebenen Versprechungen erfüllt sehen , wenn er na-
mentlich noch die gehörige Ccmsequenz in der Ausführung des ersten
der oben angeführten Punkte hin und viedcr vermissen sollte, so Mird
er dies» mit den Schwierigkeiten des ersten Beginnens entschuldigen
und die höhere Vollendung erst von den künftigen Jahrgängen erwar-
ten. Und dass diese Erwartung nicht unerfüllt bleiben werde, dafür
bürgt hinlänglich der gute Klang, den die Namen der Uedactoren und
Mitarbeiter in der gelehrten Welt liaben. Darum legt Ref. wenig Ge-
wicht darauf, dass ihn aus den Beurtheilungen von Werken der
Schulwissenschaften — denn von diesen kann hier allein die Rede seyn —
einzelne nicht durchaus befriedigten, ja dass ihm die eine oder andere
fast durchgängig verfehlt zu seyn schien. Vielmehr bekennt er gern
and aus Ueberzeugung, dass er mehrere für ausgezeichnet, die meisten
360 Blätter für literar. Unterhaltung. Kritische Bibliothek.
für sehr vorzüglich, keine für durchaus verwei-flich hält, indem er auch
in den verfehlten immer noch die gelehrte Behandlung und kritische
Prüfung anerkennen nitiss, nur dass die letztere hier nach seiner Mei-
nung von falschen Principieu ausgegangen ist. Das Einzige, was er
bedauert, ist, dass der Preis dieser Jahrbücher von 12 Thlrn. ihre
Verbreitung in gelehrten Schulen sehr erschweren wird, indem der
kritisclien Beiträge für die Schulwissenschaften doch zu >venige sind,
als dass man sie um 8o vieles Geld sich erwerben möchte.
Noch können wir als gewissermaasscn neue Zeitschrift eine dritte
nennen, die in der Mitte des Jahres 1S2G begonnenen Blatter für
literarische Unterhaltung. Doch gehören diese, mehr für
das grössere gebildete Publicum bestimmten, Blätter weniger in unsern
Bereich, und überdiess scheinen sie auch nur einen neuen Namen er-
halten zu haben, übrigens aber ganz in der Einriclitung und Tendenz
des frühern literarischen Conversationsblattes fortzngelien. Doch lässt
sich behaupten, dass sie für den genommenen Standpunct eine sehr ge-
lehrte Conversation führen und bisweilen selbst Besseres und Geistrei-
cheres bringen, als manche gelehrte Literaturzeitung. Noch haben
sie einen besondern Wertli dadurch, dass sie öfters Notizen aus auslän-
dischen, besonders aus Englischen Journalen mittheilen.
Was von der Wiedergeburt der S e e b o d e ' s c h e n kritischen
Bibliothek fü r das Schul- und Unterrichtswesen,
welche von 1828 an in neuer Gestaltung und neuer Verlagshandlung er-
scheint, zu erwarten sey, rauss die Folgezeit lehren : die ersten Nummern
bieten allerdings Gutes, wenigstens bei weitem Besseres, als meistentheils
die letzten Jahrgänge der alten lleihe. Nur muss man sehr bedauern, dass
der verdiente und hochgeachtete Herausgeber das Vertrauen, welches
man zu dieser neuen Folge fassen möchte,' unbegreiflicher Weise selbst
untergraben hat durch die unwürdige und nicht genug zu tadelnde Aus-
stattung der letzten Hefte des Jahrganges 1827. Besonders sind die
'Hefte 8 — 10, welche für den Ref. bis jetzt die neusten sind, so durch-
aus untauglich und enthalten soviel Seichtes und Oberflächliches, dass
sich aus den 20 Bogen, welche sie füllen , schwerlich mehr als Einer
zusammensetzen lassen wird, der Erträgliches und Lesenswerthes ent-
halte. Fast scheint es, als habe der Herausgeber in diese drei Hefte
meist solche Benrtheilungen aufgenommen , die er früher wegen
ihrer Schlechtigkeit bei Seite legte : denn die Mehrzahl der hier ange-
zeigten Werke sind aus den Jahren 1818 — 1823 , manche noch früher.
Eins sogar von 1790. Ob ein solches Aufräumen des alten Voi-raths zu
hilligen sey, lassen wir dahin gestellt scyn, und wünschen nur des neuen
Jahrgangs Megen, dass die Leser dieser Bibliothek an dem Schlüsse des
alten weniger Anstoss genommen haben mögen, als wir. Beiläufig er-
wähnen wir nur noch unser Wohlgefallen daran, dass derselbe Heraus-
geber in dem neuen Archiv für thilologie und Pädagogik sich beflei-
ssigt, öfters Anzeigen von Schulprogrammen mitzutheilen. Nur niög-
tcn Mir fragen, ob er nicht selbst viele, ja wohl die Mehrzahl dreser
Anzeigen für zu kurz und für unausreicliend hält. Gelegeuheitsschrif-
Seebode's Arohiv. Recc. der Schriften vermischt. Inhalts. 361
tcn nämlich, die wie die Mehrzahl dieser Prog^ramme nur in Weniger
Hunde kommen, müssen, wenigstens nach unserer Ueherzeugung, ih-
rem vollständigen Inhalte nacli ausgezogen Merden, Mcnn die Anzeige
derselben gehörigen Werth haben soll. Damit wollen wir übrigens
nicht behaupten, dass in solchen Anzeigen von Programmen jede ein-
zelne Meinung und Behauptung derselhen wiederholt werden müsse,
obschon auch diess in gewissen Fällen räthlich seyn mochte; aber keine
derselben, Melche auf den allgemeinen Inhalt von Einlluss oder für die
Wissenschaft von Wichtigkeit ist, darf in <ler Anzeige übergangen seyn.
Darum halten Avir auch die Anzeigen für die gelungensten, Melche Er-
schöpfung des Inhalts der Programme mit möglichster Kürze zu verei-
nen V issen. Am leichtesten dürfte sich beides vereinigen lassen, wenn
man bei der Beurtheilung eines Programms von einer leicht zugängli-
chen Schrift gleichen Inhalts ausgeht, und das mit ihr Uebereinstimmcude
kurz nachweist, das Abweichende und jSeue aber speclelier darlegt.
Was Mir an einigen andern Zeitschriften zu tadeln hätten, mag,
da es den Lesern der .lahrbüclier gewiss auch aufgestossen ist, hier unbe-
merkt bleiben , damit es nicht scheine, als Mollteu wir aus einer ge-
wissen, unwürdigen , Rivalität nur die Schwächen derselben hervorsu-
chen. Wir gehen also ohne Weiteres zu der versprochenen Uebersicht
selbst fort.
Dass von den Schriften des Verzeichnisses S. 1 f. keine eigentliche
Recension erschienen ist, erklärt sich schon aus dem Wesen derselben:
denn theils wird sich bei dem vermischten Inhalte der meisten nicht
leicht ein Gelehrter finden, der alle Abschnitte zugleich gründlich be-
urtheilen könnte, theüs dürfte auch bei Werken der Art mit genauen
Inhaltsangaben weit mehr gedient seyn. Am öftersten ist Seebode's
Archiv behandelt worden, über dessen Inhalt (aller 8 Hefte) die Hei-
delberger Jahrbb. 2 S. 195 — 198 und 8 S. 750 — 52 und Bcck's Rcp.
II S. 127 — 31 und III S. 12 — 16 ausführlich berichtet haben; nicht
minder gut über die ersten drei Hefte die Schulzeit. 2 L. Bl. 1(> S. 137
— 41 u. 40 S. 345 — 50. Dagegen führt die Hall. Lit.Zeit. Erg. B1.97
S. 758 — ()0 ausser einem allgemeinen Ralsonneraent nur die Titel der
Abhandlungen des In u. 2n Hfts. an. Recht gut ist auch die Inhalts-
anzeige von dem Rhein. Museum Ilft. 1 — S in Beck's Rcp. I S. 114 —
118 u. II S. 125 — 27; weniger die von den Jett. Monucc. Bd. 3 Hft. 4
ebend. I S. 112 — 14, und von den Ahliandlun^en der hist, - jihll. Cl.
der Berl. Akad. ebend. 182«, 111 S. 85-92 und in der Lpz. L. Z. 1827
Nr. 124 S. 9b9 — 92. Der erste Bd. von E)»e rt's UeherUefurun^^en wird
in der Hall. L. Z. 1S2Ü Nr. 45 und im liter. Convers. Bl. 1826 Xr. 65 f.
zwar mit Recht gelobt und empfohlen, aber über den Inhalt wenig
Auskunft gegeben. Noch weniger genügt von des 2u Bds. 1 Stück,
Melches über das Griechische und Römische Alterthnni iii( lils darbietet,
die lobende Aotiz in den BläUern für lit. l'nterh. 1827 Nr. 246 S. 984,
ziemlich aber die Inh.Anz. in Beck's Rep. II S. 210 — 12. Die kritische Anz.
von dem 3u Ilft. des 'Nürnberger Sammlers f. Kunst u. JU. in d. Blatt.
iahrli. f. Flui. u. Fädag. Jahrg. 11. He/t 12. 25
362 Bibliographie, Zell'ä Ferienschriften, Corpus inscriptt, Graec,
f. lit. Unterh. Nr. 97 f. ist zwar im leichten Conreräationstone gehal-
ten, beweist aber doch, dass das Werk höchstens für die Deutsche Alter-
thumskunde einigen Werth hat. DieAnz. von Enslin's ßibliotli.pliilol.
in Beck's Rep. 182(i, III S. 2(51 empfiehlt das Buch nur unter gewissen
Beschränkungen, und gleiches geschieht mit K a i s e r ' s Bücherkunde
ebend. 1827, I S. 451 f.; doch scheint es, als ob das letztere Werk noch
immer viel zu sehr gelobt sey, da es durch seine oft auffallend castricr-
ten Büchertitel sehr ungenaue Auskunft giebt und auch nicht wenig
Werke weggelassen hat. Ob die lobende Notiz von Leich's Verzeich-
niss ebend. II S. 380 zur Beurtheilung des Buchs ausreiche, steht zu
bezweifeln. Noch ist zu bemerken , dass in dem Verzeichniss unserer
Jahrbüclier Z e 1 1 ' s FerienscJinJten mit Unrecht übergangen und erst im
diessjährigen A crz. nachgetragen worden sind : die Inh. Anzz. in d. Jen. L.
Z. Nr. 80 S. 150 —60, in d. Schulzt. 2L. Bl. 22 S. 185 — 89 u. in d. Bliitt. f.
lit. Unterh. Nr. 175 S. 697 — 700 erzählen viel Gutes von denselben,
wenn auch die letztere Zeitschrift ein paar Ausstellungen macht und
die Schulzeit, einige nicht ganz zu übersehende Berichtigungen liefert.
Grössere Aufmerksamkeit und genauere Behandlung ist den Ausga-
ben und Erläuterungsschriften Griechischer Schriftsteller
(S. 3 — 12) zu Theil geworden, obschon auch hier noch sehr viel unbeur-
theilt geblieben ist. Namentlich hal)en die Tragiker, Plato und ein guter
Theil der spätem Griechischen Schriftsteller wenig Beachtung gefunden.
Von B ö e k h ' s Corpus inscriptt. Gr. »ind die meisten Beurtheilungen schon
im Verzeichniss nachgewiesen. Nachzutragen sind noch vier. Die er-
ste von Ottfr. Müller in d. Götting. Anzz. 1826 St. 98 S. 978 ff.
u. 1827 St. 40 S. 385 — 400 ist minder ^richtig , indem sie nach dem
Plane dieser Anzeigen mehr, und fast ausschliessend, über den Inhalt im
Allgemeinen referirt und einzelne Puncte aus dem Werke aushebt, als
eigene Bemerkungen mittheilt. Dass sie das Buch ausserordentlich
lobt , ist an und für sich nicht zu tadeln, kann aber darum leicht miss-
gedeutet werden, weil der Rec. in mehrern Stellen mit seinem Lobe
sich In Opposition gegen G. H erm a n n ' s Reeension zu setzen scheint.
Viel wichtiger ist die Rec. von Lennep in d. Biblioth, crit. nova III
S. 1 — 30. Sie bemerkt nicht mit Unrecht, dass eine vollständige
und genügende Sammlung Griech. Inschrr. sich jetzt noch nicht geben
lasse , sondern man erst abwarten müsse , bis Griechenland genauer
durchfoi-scht , die noch unbekannten Inschriften aufgefunden und die
bekannten genauer copirt seyn werden. Auch sey es nöthig , dass die
Monumente, Avelche die Inschriften enthalten, jederzeit genau mit ab-
gebildet werden, selbst wenn sie jetzt in einem schlechtem Zustande
seyn sollten , als sie bei frühern Abzeichnungen waren. Die Erklärung
der Inschriften selbst würde besser verschoben Morden seyn, bis eine
grössere Reihe derselben genauere Vergleichung möglich gemacht und
sicherere Aufschlüsse herbeigeführt hätte ; jetzt müsse man die grosse
Gelehrsamkeit des Herausg. in dem Commentar oft für versclnvendet an-
sehen. Dann werden zum Belege die ersten 43 Inschrr. des 1 Hfts. zum
Theil kritisch durchgegangen, vieles von Böckh's Ansichten verworfen
und eigene Vermuthungen und Aufschlüsse mitgctheilt. Die Unächtheit
Corpus inscriptt. Graccar. , UebersetzungsLibliotheken. 363
der Fourmont'schen Inschriften wird als erwiesen angesehen, nicht aher
zugegeben , dass die Geschichte der Messenischen Kriege bei Pausa-
nias reine Erdichtung sey. Vom Folgenden ist bloss der Inhalt kurz
angegeben. Die Beurtheilung verdient vorzügliche Beachtung; nur
scheint es , als habe der Rec. vieles aus Hermann's Recens. entlehnt.
Unnütz ist die kurze Anz. des ^Verks, welche Geel in ders. Bibl. I
S. 234 gegeben hat. Die erste Hälfte einer guten Rec. aber [von K. F. H e r-
mann] steht ind. Ileidelb. Jahrbb.8 S. 7H5 -97, welche sich über die An-
ordnung der Inschriften verbreitet, und darin vieles mit Gründen ausstellt,
zugleich auch S. 797 — 800 von den Prolcgomenen der Rose'schen In-
scriptt. Graec. vi'tust. eine ausführliche luhaltsanzeige mit ein paar Gegen-
bemerkungen liefert. UuMichtiger ist die Anz. des Böckh'schen Werks in
den Ileidelb. Jahrbb. 1820 Hft.7. obschon wegen ein paar Ausstellungen,
vorzüglich in Bezug auf genaue Beschreibung der 3Ionumcnte , nicht
ganz zu übersehen. Hermann's Sehr, gegen B»i c k h ' s Werk hat
Bake in d. Bibl. crit. nova 111 S. 402 — 9 angezeigt und nach des er-
sterenA orrede und des letzteren Aufsatz im Rhein. Museum Einiges über
daA-ichtige Studium der Philologie bemerkt. — Was von der in Prenzlaa
erscheinenden und mehr für literarische Dilettanten als für Philologen
bestimmten Uehersetzungshibliothek zu halten sey, darüber fehlen noch
genügende kritische Urtheile. Thospanti's Uebersetzung von Cicerd's
Briefen Bd. 1 u. 2 haben die Gütting. Anzz. St. 142 S. 1409—13 und
die Jen. L. Z. Nr. 169 S. 389 — 92 lobend angezeigt, und beide Treue
der Uebersetzung , die ersteren auch Zweckmässigkeit der Koten für
Kirhfphilologen gerühmt. Nur Gewandheit und Correctheitdes Stils woll-
te die letztere Zeitschrift in vielen Stellen vermissen. Ganz anders lau-
tet das Urtheil über Nur n b erg er ' s Horaz i^DesHorat. Episteln. In
Deutsc/i. Jamben. }, in welchem eine scharf tadelnde Kritik der Schulzt.
2 L. Bl. 34 S. 297 — 301 durch treffende Belege nachweist, dass der
Uebersetzer weder den Horaz verstanden, noch im Deutschon Ausdruck
vor Sprachfehlern sich gehütet hat. Einer recht günstigen Aufnahme
haben sich die von Tafel, Oslander und Schwab herausgege-
benen Ueherset:ungen Griecli. und Rom. Prosaiker zu erfreuen gehabt
und Ref. kann aus eigener Uebferzeugung beistimmen , dass dieses Un-
ternehmen im Ganzen recht wcthl gerathen ist, wenn sich anch hin
und wieder der Spruch bewährt: siuit mala mixta honis. Den allge-
meinen Werth dieser Sammlung bestimmen zwei Anzeigen im Tübing.
Lit. Bl. Nr. 62 S. 246 f. und in der Schulzeit. 2 Nr. 85 S. 673 — 78.
Sie ist nicht für Schulen imd Philologen vom Fach , sondern für das
grössere Publicum bestimmt, und empfiehlt sich demselben zunächst
durch eine nicht splendide, aber geschmackvolle äussere Ausstattung und
durch Wohlfeilheit. Die wissenschaftlich genaue, wenn auch nicht ängst-
lich strenge Uebersetzung beMahrt sorgfältig den antiken Geist der Wer-
ke, behält aber die antike Satzbildnng nur soweit bei, als dadurch der
Genins der Deutschen Sprache nicJit verletzt Mird: sonst ist die Form
der Sätze dem Deutschen gemäss umgebildet worden. Diesd Urlheil
geben beide Anzeigen , die auch darin übcrcinstinmicn , dass dio
25*
364 Uebersetzz. Griecli. u. Rüra. Prosaiker , Homcrus.
Uebersetzuiig des Livius von Klaiber und des in Wieland's Art über-
tragenen Lucian von Pauly besonders gelungen genannt werden kann.
Auch Plutarch , Pausanias , Diuiijaius vun Halicamass nnA. Xenophon
Verden in der zweiten gerühmt. Bei Thucjdides bemerkt dieselbe, das8
die hiervon O s ia nder gelieferte Uebersetzung viel besser sey, als die
Heilmanu- Bredow'sche; aber die erstere findet nicht mit Unrecht die-
selbe weniger gelungen und die Verdeutschung bisAveileu etwas gezwun-
gen. Eben so verschweigt sie nicht , dass auch in den übrigen Wer-
ken nicht Alles dem Deutschen Ausdrucke gehörig entspricht. Da in-
dess von einzelnen Bändchen bereits mehrere Auflagen erschienen sind,
so lässt sich Verbesserung solcher Stellen wohl hoffen, zumal wenn
kritische Blätter bald genaue Benrtheilungcn der einzelnen AVerke lie-
fern. Als solche kann man freilich nicht rühmen die Anzeige, Melclie
H ü 1 s e m a n n in der krit. Biblioth. 2 S. 186 — 88 von K e r n ' s Uebers.
der Tusculanen des Cicero geliefert hat: denn sie ist so seicht und un-
kritisch , dass durch das reichlich gespendete Lob das Buch weit eher
verdächtigt als empfohlen m ird. — Was für die Homerische Literatur
geschehen ist, davon haben die Jalirbücher bereits früher Nachricht
gegeben , und es ist hier nur noch nachträglich Einiges zu erwähnen.
Von Dindorf's Homer [Jbb. IV S. 4] steht eine Notiz in d. Hall. L. Z,
E. Bl. 144 S. 1147, und von Bauragarten - Crusius Ausg. [Jbb.
IV' S. 16] eine lobende, aber seichte Anz. ebend. S. 1147 — 59, welche
die Art und Weise der Scholienniittheilung durch einige Beispiele dar-
zulegen sucht , den zu hohen Preis tadelt , eine Erklärung der grara-
niatischen Ausdrücke in den Scholien vermisst, des Herausgeb. Noten
für dieses Buch nicht passend und zu gelehrt findet und Einiges über
verfehlte Interpunction bemerkt. Aus Nitzsch'ens Anmerkungan
zur Odjssee hat Hloritz Axt in d. Scliulzeit. 2 Nr. 83 S. 664 eine ein-
zelne Stelle behandelt und bemerkt, dass Od. I, 356 — 59 des Tele-
machos heftiger Ausfall psychologisch sich recht gut vertheidigen lasse,
indem derselbe, besorgt, die lüsternen Freier möchten sich Unanstän-
diges gegen die 3Iutter erlauben , die Entfernung derselben wünschte,
aber, diese Besorgniss verschweigend, in der Verlegenheit des Au-
genblicks den ersten bessten und zwar geringfügigen Anlass zur Ver-
weisung ergriff, und in seinem Unmuth über die Lage der Dinge die
Unzulänglichkeit des angegebenen Grundes durch Heftigkeit und Härte
unterstützte. An Helm's Uebersetzung der Batrachotnjomachiefxa.-
det eine kritische Anzeige in der Schulzeit. 2 L. Bl. 44 S.-377 — SOmehr
zu tadeln als zu loben und vermisst namentlich in mehrern Stellen Treue
des Ausdruckes und metrische Richtigkeit der Verse. Eine seichte Beur-
theiJung von Ko ch' s sechs Büchern des Oäjssee in der krit. Biblioth.
9 S. 884 — 88 erklärt sich überhaupt gegen Homerische Chresto-
roathicen, verwirft die christlich- ästhetische Kritik, vermisst in der
Einleitung gehörige Bekanntschaft mit dem vorhandenen literarischen
Material , nennt die Noten triviell und das Wörterverzeichniss überflüs-
sig; scheint aber das Buch von einem ganz falschen Gcsichtspuncte
aus zu würdigen und verräth einen Verfasser, der gegen die bestehen-
IlomcrU"! , Auacreon. 365
den Meinunfjen über Homer mit IIcftij>:keit ankämpft und daher p:«'??'^"
Alles, Avas diesen folgt, ein ungünstiges Vorurtlieil hat. Die Anzeige
von ^lüller's Ifomerisclier f crsi/nile in der Leipz. L. Z. Nr. 294
S. 23-18 f. ist eine völlig unnütze, indem sie hloss von den Untersuchun-
gen über Homer einiges Bekannte oberflächlich erwiihnt und über das
Buch selbst fast gar keinen Aufschluss giebt. Eben so wenig taugt
die ^otiz, welche S cha u m an n in Seebode's neuem Archiv 1820, 5
S. 87 von V^ö l ck er 's Programm über die Bedeut. von ijjv^'r] u. st-
öcflior gegeben hat. Ein besseres Loos hat Schwenck's Uebersetzung
der Homer. Hymnen (Frankf. 1825. 8.) gehabt, welche von einem be-
sonnenen und einsichtsvollen Kritiker in der Schulzt. 2 L. Bl. 50 f.
S. 4ü3 — 48 gebührend gcMÜrdigt worden ist. Er lobt es, dass die
anspruchslose Einfachheit und ZManglose Naivität des antiken Ausdrucks
in dieser Uebersetzung wiederhallt, dass sie der .^luttersprache in gr.im-
mati?cher und prosodischer Rücksicht keinen Zwang anthut und doch
auch fast überall den antiken Rhythmus sorgfältig Aviedergiebt , alle
Trochäen aus dem Hexameter verbannt und die Mittelzeitigkeit der Syl-
ben auf strenge Gesetze zurückführt. Auch weist er kui*z nach , Avel-
che \ orzüge das Buch vor A oss'ens Uebersetzung hat. Dabei Merden
die Fehler desselben nicht vers(;hwiegen , sondern eine nicht unbedeu-
tende Reihe von Stellen aufgeführt, in welchen harte Elisionen, mit
Unrecht verkürzte Krasen, Hiaten und andere metrische Ungenauigkei-
len, schwerfällige oder unrichtige Deutsche Auscjrücke und falsche Auf-
fassung des Sinnes sich finden. In das Lob dieser Uebersetzung stimmt
auch V ö 1 c k e r in einer minder umsichtigen Recension in d. Hall. L.
Z. Nr. 139 ein, nimmt aber Anstoss an den für Laien geschriebenen und
vom ersten Rec. mit Absicht übergangenen mythologischen Noten,
welche nicht vollständig genug seyn und viele unerwiesene mythologi-
81'^ie Behauptungen aufstellen sollen. Dazu werden einzelne Belege
gegeben, und wer der symboli?irenden mythologischen Schule zuge-
than ist , der wird die mitgetheilten Berichtigungen und eigenen Bemer-
kungen nicht unbeachtet lassen dürfen. Beiträge zur ästhetischen Wür-
digung des Htimer und Bemerkungen über die Schönheiten seiner Ge-
diciite und der in denselben enthaltenen Religionsphilosopheme hat
P. van Limburg BrouMcr geliefert in der Proeve oier de zede-
lijke schounheid der pof-zy van Hvmerus , ert den invlaed der denkheel.
den, aan^uande Coden Good.i hestuur (Leyden , bij L. llcrdingh en
Zoon. 1825. 8.), welche Geel in d. Bibl. crit. nova I S. 243 rühmt,
ohne über das Ituch weiter etwas zu bemerken, weil es ihm genügt aus-
xurufen : „Verum quid ego exteris illa commendo '* Belgica sunt, non
leguntur. " -- Den Anucrefm von Moebius empfiehlt eine kurze und
unnütze Anz von H o f m a n - Peer Ik am p ebend. HI S. 393 f., und
von M e h I h o r n ' s Anicreonteis [s. Jhb. V S. 230] hat derselbe Gelehr-
te ebend. S. 230 — 41 eine Rec. geliefert, die nicht mit l"nreclit einige
harte Aussprüche des Herausgebers ül)er frühere Gelehrte rügt, aber
der man es auch überall an>ieht, da»s sie, in einer gereizten Stimnmng
und uhue gehörige Kunde uder Beachtung der Metrik ge«chriebeii, des-
366 Griecb. Elegiker, Tragiker u. Komiker.
een Verdienste aufTallend verkleinert. Die beigegebenen kritiscben Be-
merkungen über 11 einzelne Stellen tragen mehrere abweichende Mei-
nungen und Verbesserungen vor , denen man aber schwerlich immer
beistimmen wird. — Bach's Mimnermus fand eine lobende Inhalts-
anz. in Beck's llep. II S. 94 f. und in der Schulzeit. 2 L. EL 11 S. 94
— 96, an dem letztern Orte mit ein paar unbedeutenden Ausstellungen;
Welcker's Theognis eine gute und ausführl. Rec. in den Heidelb.
Jalirbb. 5 S. 453 — 80, welche eine Inhaltsanzeige des Ganzen giebt,
das Buch im Allgemeinen als ausgezeichnet rühmt und über vieles Ein-
zelne andere , wohl zu beachtende, Meinungen aufstellt. Die Grün-
de, welche Graefenhan in seinem Theognis Theognldeus gegen Wel-
ckcr aufgestellt hat, sind in einer Rec. in d. Schulzt. 2 L. Bl. 30 S, 25t)
— 64 einzeln durchgegangen und mit kurzen Gegengründen abgewiesen
worden. Durch eine gute Rec. von Weber's eleg. Dichtern d. Hell,
hat si<;h W. Müller in d. Jahrbb. f. wissensch. Kritik Nr. 81 f.
S. 646 — 53 ein nicht unrühmliches Denkmal gesetzt. Sie behandelt
weniger das rein Philologische des Buchs , als die Deutsche Ueberse-
tzung , und weist nach, Avie in derselben neben einigen metrischen Un-
richtigkeiten mehrmals der Ton dieser Gedichte durch übertriebene
Steigerung und Verschönerung des Ausdi'ucks verfehlt, und wie es auch
besser gewesen sey, kleine und unvollständige Fragmente in diese Samm-
lung nicht aufzunehmen. — Die Bearbeitungen der Griech. Tx-agikerund
Komiker haben im Ganzen nur wenig Beurtheiler gefunden. Bothe'a
■poiitt. scenic. Vol. I u. II lobt eine oberllächl. Anz. in d. Schulzt. 2L.
Bl. 40 S. 350 — 52, und Haupt 's Vorschule eine seichte kritische Anz.
ebend. L. Bl. 43 S. 374 — 76, die auch einige geringfügige Nachträge
giebt. Aeschjli Tragoediae von Vi il h. D i n d o r f sind in Beck's
Rep. III S. 130 f. kurz angezeigt. Eine lobende Anz. des 7 Bds. der
Tragödd. des Srphokles v. Schneider steht ebend. 1 S. 210, de8
Oedip. Colon, von Ho che der ebend. 1826, III S. 227 f., der Scho-
lia ant. in Soph. tragoedd. und ad Soph. Oedip. tyr. ebend. 1827, I
S. 208 f., der Alceste des Eurip. von Seyhold, 2e Ausg., in d.
Lpz. L. Z. 1826 Nr. 156, der Ecclesiazus. des Aristoph. v. Dindorf
in d. Schulzt. 1827, 2 L. Bl. 42 S. 368. Von Hermann's diss. de
Jeschyli Philocteta hat Geel in d. Bibl. crit. nova III S. 377 —
81 eine kurze lobende Inhaltsanz. geliefert, von M ü 1 1 e r ' s Euripides deo-
rurii populär, contemtor ateht eine noch kürzerein d. Schulzt. 2 L. Bl. 47
S. 372 f., von Süvern's Sehr, über Aristoph. fFolken gab eine sehr
ausführliche, mit einzelnen Berichtigungen und Ausstellungen, Meier
in d. Hall. L. Z. Nr. 118 — 21. Ueber Eurip. Hecuha von Lafon-
taine giebt Beck's Rep. 1826, III S. 225 — 27 eine ungenügende An-
zeige; noch unnützer ist die Anz. in d. Schulzt. 1827, 2 L. Bl. 44
S. 383 f., obschon sie von Lafontainc's metrischen Träumereien Eini-
ges erzählt. Aristoph. Taubes von Schütz lobt eine Anz. in Beck'a
Rep. l S. 464; eine andere in d. Schulzt. 2 L. Bl. 41 S. 356 — 58 fin-
det mehr zu tadeln als zu loben, und verbreitet sich auch über ein paar
Lesarten. Den Aeschj los von H e i n r. Voss lobt eine Notiz im Tu-
Griech. Tragiker ii. Koiuikcr , Anaxagoras. SG7
bing. Lit. Bl. Nr. 52 S. 208, uiul eine recht zweckinassige , mehr lo-
bende aU tadelnde llec. in d. Schuizl. 2 L. Bl. ^2 S. 273 — 8h gicbt
ZMar keine eigenen Verbessernngea und Nachträge, aber eine trefUi-
tlie Würdigung der EigenlhünilicliKeilen dieses Buchs und der \ ossi-
scben UeT>er!;etzungsMeise überlumpt, erkennt das (ielungcne an, luacht
aber aucli auf Vieles aurnierksaui, was in sprachlicher, nietrisihcr und
kritischer Hinsicht verfehlt ist. II e r m a n a ' s Uec. von W e 1 c k e r ' s
ISac/itrtii^ zu d. Sehr. üb. die AacJijl. Trilogie ist schon im A'erzeich-
niss nachgeM'iesen : mit ihr ist noch die sehr ausführliche Antikritik
Welcker's in der Hall. L, Z. Nr. 98 f. S. 185 — 810 zu vergleichen.
Ueber den Inhalt der Schrift berichtet ausführlich Beck's Rep. 182G,
III S. 234 — 42. Eine Anz. von O. Müller in d. Götting. Ana!'/. 1827
St. (i8 S. 665 — 74 baut auf Welckers durchaus gebilligten Ideen wei-
ter, verbreitet sich mit ein paar kleinen Ausstellungen über das Satyr-
spiel und darüber, dass des Acsch. Phineus, l'erser und Glaukos eine
Trilogie ausmachten, und sucht nachzuweisen, dass auch die Perrhä-
ber und der Ixion zu Einer Trilogie gehörten. — Dass der Cratinus et
Eupolis von Lucas, von welchem eine Inh. Anz. in Beck's Rep. I
S. 121 f. steht, eine ziemlich unreife Frucht sey , hat Meier in d.
Hall. L. Z. Nr. 123 S. 143 f. in einigen scharfen Zügen kurz nachge-
wiesen, aber desto ausführlicher den Inhalt von Alelncke's
Quae.stivn. scenic. ausgezogen und diesen Auszug mit vielen , nicht
zu übersehenden, Berichtigungen und Gegenbemerkungen durchwebt.
IVeniger genügen die Inh. Anz. des I Spec. in Beck's Rep. I S. 11!) — 21
und beider Specc. in d. Götting. Anzz. St. 116 S; 1154 — 58. Eben
80 tritt die Inh. Anz. von Körncr's Ausg. Aev Androniache des Earip,
in Beck's Rep. 1826, III S. 228 f. zurück vor der ßeurtheilung in der
Schulzeit. 1827, 2 L. Bl. 23 S. 193 — 97, welche nicht bloss in dieser,
im Allgemeinen nach Matthias Text gegebenen Ausgabe mehrere gute
Textet-änderungen nachweist und die besonders in grammatischer und
gpraclilicher Hinsicht gründlichen und umfassenden Anmerkungen rühmt,
sundern auch eigene Bemerkungen und Nachträge mittheilt. — Anaxa-
gorae Fraginenta \on Schaubach haben in d. Jahrbb. für wissensch.
Krit. Nr. 80 f. S. 636 — 46 einen tüchtigen Recens. gefunden, welcher
in dem Buche die vollständige Sammlung des StoH'es und die Benutzung-
aller Materialien und l^ülf^mittel anerkennt, aber au der Verarbeitung
mancherlei aussetzt und einzelne Puncte auf eig«^neni Wege treffend
erörtert. Er zeigt, dass in der Abhandl. üb(;r das Leben des Anax.
das Wichtige vom Lnwichtigen ni»;ht gehörig geschieden, der bürgerli-
che und wissenschaftliche Standpunetdes Philosophen nicht genau genug
gewürdigt und dessen Entgegentreten gegen den he:^tehenden Glauben
des Aolks und der Zeit nicht hinlänglich hervorgehoben ist; dass die
Fragmente systematischer nach den beiden Grundpiincipien, der Mate-
»ie und dem vovg , /usuniiiu;nzuort(nen waren; und dass in der Ab-
handl. über die Philo^opliie viel genauer hätte entwickelt M erden sollen,
wie bei Anax. die Begriffe von der ?ilatcrie und dem vovg nicht klar
genug waren und ilm daher eu grvllea Widersprüchen führten. Eine
368 Gorgias, Herodotus, Thucydides , Xenophon.
gute Anz. in den GöttJng. Anzz. St. 96 S. 945 — 56 tadelt im Buche nur
ein piiar Textesänderungen, sucht aher die Ideen über des Anaxag. £in-
fluss auf Periklcs und Thukydides und über eeine Philosophie, beson-
der» über die Trennung des Geistes und der Materie luid die allegori-
sche Erklärung der Götter, weiter auszuführen. — Von Schönborn'a
Sehr, de authentia declamatt. Gorgiae theilt die Schulzt. 2 Nr. 47
S. 369 — 71 einen gedrängten Inhaltsauszug mit. — Vom 2n Bande
des Herodotus von Matthiä und Apetz steht eine Notiz in Beck's
Rep.III S. 131, und Gaisford's zu Oxford 1824 in 4 Bändenin 8 er-
schienene Ausgabe hat Bake in der Bibl. crit. nova II S. 281 — 83
kurz empfohlen, welche Empfehlung sich gewissermaassen auch auf den
Leipziger Abdruck anwenden lässt. Den Inhalt von H e y s e ' s Quae-
stion. Herodot. Part. I hat Bahr in d. Heidelb. Jahrbb. 9 S. 934 —
36 kurz angegeben, und nicht bloss den Gründen, dass Herodotus zu
Olympia einen Theil seiner Geschichte vorlas , beigestimmt , sondern
auch das ganze Buch sehr gelobt. — Zu Göller's Thucydides ist
nicht bloss die lobende Anz. des 2n Bds. in Beck's Rep. II S. 420 f.
nachzutragen, sondern vorzüglich die inhaltsreiche Rec. [von Pop-
pe?] in der Hall. L. Z. Nr. 242 —45 u. Erg. El. 127 — 29 zu erwäh-
nen, welche das Buch zwar für die besste Handausgabe des Thuc. aner-
kennt , aber auch nicht verschweigt , dass es in kritischer pnd gram-
matischer Hinsicht noch viel zu wünschen übrig lässt. Denn in kriti-
scher Hinsicht hat der Herausg. zu viel auf die Citate der alten Gram-
matiker gegeben , zu sehr an Bekker's Text sich angeschlossen , man-
che Lesarten falsch angeführt, andere wichtige übergangen, die Rich-
tigkeit anderer nicht er« lesen, mehrere unnöthige Conjecturen vor-
gezogen. Noch verunstalten bisweilen falsche Interpunctionen den
Text, schwierige Stellen sind nicht immer erläutert, mehrere falsch
erklärt worden. Dass diess Alles durch Beispiele erwiesen wird, giebt
der Beurtheilung das Gepräge der Gründlichkeit; dass der Rec. über
eine Menge Stellen, besonders aus dem 4 u. 5 Buch, seine Meinung
mittheilt und auch von GöUer ihm mitgetheilte Nachträge liefert, macht
sie vorzüglich wichtig. Von Popp o 's Thucydides ist eine kurze lo-
bende Inli. Anz. des Part. II Vol. I u. II in der Leipz. L. Z. Nr. 334
S. 2589 — 93 (mit Beziehung auf die ausführlichere Anz. ebend. 1825
Nr. 133) und eine noch kürzere des P. II Vol. II in Beck's Rep. II
S. 86 f. erschienen. Beide enthalten nichts Beachteuswerthes , und
die erstere konnte nach den Recc. in der Jen. und Hall. L. Z. , in See-
bode's krit. Biblioth. und in der Biblioth.crit. nova wohl gediegener ausfal-
len. Nicht darf man aber übersehen, dass die scharfen Beurtheilungen, wel-
che Krüger in der Hall. L. Z. und der krit. Biblioth. geliefert hat, von
Poppe durch eine kurze Erklärung in d. Jen. L. Z. Int. Bl. 48 S. 384 der
Parteilichkeit angeklagt worden sind, wogegen sich Krüger in d. Hall.
L. Z. Nr. 293 S. 686 f. kurz erklärt. Bei solcher Reibung wird man
»ich nicht wundern , warum Krüger in der Hall. L. Z. Nr. 195 f.
von Poppo's, und Po pp n in der Jen.L. Z. Nr. 167 — 69 von Kr ü-
ser's Ausgabe der Anabasis des Xenonhon eine scharfe Rec. lieferte.
Xenoph. , Medici Gr. , Plato , Isocrates , Dcmosthenes. 369
Wird dadurch das Urthcil beider iMünncr etwas bcdenlilich , so lässt
sich doch beiden Bcurtheiliinpcn ihre Wichtigkeit desslialb nicht ab-
sprechen , weil sie mit Gründen und Beweisen streiten , und der par-
teilü^e Leser vird sownlii viele kritische und exegetische Ausstelhingca
der Krüger'sclien Uecension billigen, als auch umgekehrt Poppo's Anga-
ben zugestehen müssen, dass in Kriigers Ausga])e die kritische Beliandlung
nicht immer von richtigen Grundsätzen ausgeht, dass die vortrefilichen er-
klärenden Anmerkungen l)isweilen zu weit ausgedehnt sind, und dass eine
Masse von Druckl'elilern namentlich den Index entstellen : Gegenstände,
welche die lobenden Inli. Anzz. der letztern Ausgabe in Beck's Rep. 1826,
111 S. 230 — 32 und in der Bibl. crit. nova III S. 391 — 93 nicht ganz
hätten verschweigen sollen*). Was Krüger ül)er L. Dindorf'a
dreifache Bearbeitung der Anabasis in d. Hall. L. Z. 1826 Nr. 125 — 28
gcurlheilt hat r- l't'gt über den Bereich unseres Zeitraums hinaus. Das-
selbe gilt von desselben Gelehrten scharf tadelnder Beurtheilung der
2n , von Bornemann besorgten Ausgabe der Schneidcr'sehen Be-
arbeitung der Anabasis in der krit. Biblioth. 1 S. 46 — 56, welche ei-
nen sehr anzüglichen Streit ZMischcn Bornemann und Krüger ebend.
Hft. 3 im lit. Anz. und llft. 7 S. p4 — 68 erregt hat. — Ueber Kühn's
Medicorum Graec. opera ist in Beck's Rep. 1825, II S. 455, 1826, I
S. 44, 1827 I S. 204 und in Pierer's allgem. medic. Annalenl821 S. 295,
1825 S. 891, 1826 S. 22 u. 1503 u. 1827 S. 445 f. berichtet worden.
Von Trendelen burg's doctrina Piatonis de ideis et Jiujjieris steht
eine Inh. Anz. in Beck's Rep. II S. 244. — Des Isocrat. orat, de pace,
cdid. Leloup, hat zwei mehr lobende als tadelnde Recensenten in d
Jen. L. Z. Nr. 153 und in d. Hall. L. Z. Nr. 213 f. S. 19 — 28 gefun-
den. Der erstere giebt den Inhalt vollständiger an, und macht zu meh-
rern Stellen des Textes kritische Gegenbemerkungen. Der letztere
giebt gute AVinke über die Anlage solcher Schulausgaben, nennt die
Comment. de Isocrat. vita und die Disputat. de aditu ad Isoer. orat. für
eine solche mit Recht zu weitschichtig, und giebt zu beiden, so wie zu
mehrern Stellen der Animadvv. beachtenswerthe Berichtigungen. S c h ä -
f er' 9 Ausg. des Reiske'' sehen Demosthenes nebst den zwei ersten Bän-
den dea Apparatus hat Bake in d„ Bibl. crit. nova II S. 277 — 79 in
einer kurzen Anz. empfohlen, und eine kurze Inh. Anz. von Baum-
Die Vorzüge der Krügcr'schcn Anabasia bestimmt ein Bcurthciler in d.
Hcidelb. Jahrbb. 1820, 11 S. 1120 — 25 dahin, dass das Huch diirrh seine für
Studierende eingericbtctua, kriii.'«ch-^rammati>chen und realistitichcn \iiten alle
andern übertrelTc, und durch eine zwtM-kmiisMige tabula iiineraria und tempo-
rum descriptio , ho wie durch flcissige Behandlung der Partikeln im Index
sich empfehle; dass viele Sic'leu crut hier in rechte.« Licht gesetzt sind ; dass
man in den Nuten Gedrängtheit und fast lakonische Kurze, vertraute Uekaant-
Fchal't mit der Sprache des Xenophua und richtiges und klares (.'rtheil über-
all linde; dass die Sprach- und .Sacherliiuterungen griisslcntheils das Rechte
geben, und nie auf Fremdartiges abschweifen. Diess wird durch Aushebung
einer Reihe Stellen uachgeuiesca ; Huust enthält die lieurtheilung uichta
BesoadercH.
370 Aristoteles, Euclldes.
stark 's Brolegom. in orat. Bern. adv. P/iorm. [s. Jbb. III, 4 S. 104]
findet man in d. Schulzt. 2 L. Bl. 45 S. 31)2. — Von N e u ni a n n ' 8
lieliquiis rerum pubL Jrisiotelis g\ehtBeck''ii Rep. I S. 207 f. den Haupt-
inlialt an, aber eine Rec. in d. Hall. L. Z. Nr. 92 S. 739 — 43 würdij^t
sie genauer. Sie nennt das Unternelmien verdienstlich und lobt es der
Hauptsache nach , tadelt aber^ dass nicht Alles hinreichend benutzt ist
nnd selbst in den Fragmenten trotz des Fabiicius guter Vorarbeit meh-
rere, wie z. B. bei Varro L. L. VI, 94, Gellius II, 12, Schol. Vat. ad
Eurip. Rhes. 311, fehlen ; dass durch das Uebersehen mancher von An-
dern gemachten Bemerkungen einige l'alsche Erklärungen und Folge-
rungen entstanden, in den in schlechtem Latein geschriebenen Prole-
gomenen die politischen Schriftsteller der Griechen keinesMegs voll-
ständig aufgezählt, und sclilimme Druckfehler durch das ganze Werk
verbreitet sind. Mehrere eigene Bemerkungen machen die Rec. le-
senswerth. Von allen jenen Ausstellungen weiss nichts eine sehr lobende
Rec. in der Schulzt. 2 L.Bl. 49 S. 425 — 29, welche über den Hauptinhalt
etwas berichtet, zwei Fragmente aus Plutarch. Pericl. 9 u. 10 nach-
trägt, einigen andern Fragmenten eine andere Stelle anweisen will
und sonst nur zu mehrern Stellen übergangene Citate nachweist.
Titze's Sehr, de Aristot. operiim asrie ist nach ihrem Haupt-
inhalt angezeigt in Beck's Rep. I S. 123 f., und Wiegmann'a
Observatt. zoulogicae lobt eine Anzeige ebend. I S. 124 — 26 und eine
andere in den Göttuig. Anzz. St. 181 S. 1801 — 4. Die letztere ist kri-
tischer und theilt ein paar eigene Bemerkungen und Conjecturen mit.
— Der erste Band der Blementa des E uclides \oa. August istrecen-
sirt in d. Schulzeit. 2 L. Bl. 1.,' S. 1Ö3 — 66, wo nicht bloss der Plan
und die Hülfsraittel des Heransge])ers genannt, sondern auch der cor-
recte Text und mehrere gute und besonnene Textesänderungen gerühmt,
das allgemeine Urtheil aber fär die Beiirtheilung des zweiten Bandes
aufgeschoben wird. Gemissbilligt ist, dass in den Stellen, wo Eukliden
uach der Sitte der Griechischen Mathematiker am Ende eines Theorems
die zu Anfange gegebenen Worte der Aufgabe wiederhohlt, diese Wor-
te ausgelassen und durch ein blosses «kI va. f^ijs ersetzt sind. Unter
manchen eigenen Bemerkungen des Recens. sind besonders die ^'or-
Bchriften über das v scpslK. und über die Construction des Xeutr. plural.
mit dem Verbum im plural. u. singul. — in beiden Stücken findet sich
bei August keine Consequenz — zu beachten , da sie sich über meh-
rere Stellen des Enklides verbreiten. Derselbe Rec. hat ebend. S. 161
— 163 Neide's im J. 1825 erschienene Ausg\ von Euclid. Elä/nentur.
libb. VI prior, cum iindecimo et duodehijuo beurtheilt, und fast zu aus-
führlich nachgewiesen, dass darin Peyrard's Text mit allen Druckfeh-
lern wiedergegeben ist, und dass das Wiirterbnch der mathcmat. Aus-
drücke der Vollständigkeit ermangelt. Auch hier sind die Bemerkun-
gen über das Lesen des Eukl. auf Schulen und über die tynlioiq in den
Formeln o AB iexi etc. nicht zu übersehen. [Die Enclitica soll ih-
ren Acccnt entweder auf den vorhergehenden Artikel Averfen, oder
richtiger sich nach dem Accent des letzten Buchstaben richten, so dass
man schreiben müsse: o AB iari, z6 ^d toxi etc.] Das Ic Hft. von
Theodos., Theoer. u. spätere. Biblioth. Rom. class., Flaut. 371
Pfleiderer's akadem. Schriften lobtcinekurzcunwesentlü'he An/.. in
cl. lleidelb. Jahrbb. 6 S. 559 f. Nicht Miditigcr ist die lobende Anz.
der N izze's ch e n L ebersetzun«»; des Theodusius von Tripolis {drei
Bücher Kugelsch/iitte) in d. lleidelb. Jalii'bb. Nr, 7 und in d. Götting.
Anzz. St. 101 S. 1007 f. — Wer zu der von Greverus gelieferten
zweiten Fortsetzung der kleinen Beitrage- zur Erkl. u. Kritik Theokr.
ein paar Citate naebtragen Mill, findet isie in einer sonst ganz unnützen
Anz. in Seebod. neuem Arcbiv Jahrg. II Ill't. 1 S. 132. Zum Aratus
von Buttmann ist die lobende Anz. der Jen.L. Z. 1826 Erg. Bl. 93
nachzutragen. Eine lobende Inh. Anz. von Sanchoniathonis fragmm.ed,
O r e 1 1 i u 8 steht in d. Jen. L. Z. 1827 Xr. 170 S. 392 — 97, von Damascii
quaestion. ed. Kopp ebend.1827, I S. 205 f.; eine rühmende Anz. von
Luciani Alexander etc. ed. Fritz sehe in der Bibl. crit. nova III
S. 412 — 16 (mit ein paar leichten Gegenbemerkungen von Geel),
und von der Sehr, von Witte: Basilicurum titulus etc., in d. Götting.
Anzz. St. 59 S. 579 — 81, d. «all. L. Z. Nr. 203 S. 780 — 82 und in
Schunck's Jahrbb. d. jur. Lit. 1826, IV' S. 35 — 41. — Eine sehr seichte
Rec. von Flutarchi Fhilopoemen etc. ed. Bahr in d. krit. Bibl. 10
S. 992 — 98 rühmt das Buch über die 3Iaassen, findet nur die Noten
bisweilen mit Citaten überfüllt, und tadelt einige Lateinische Au.sdrücke.
Noch behandelt sie mehrere Stellen aus dem Fhilopoemen sehr elend. —
Die sehr rühmende Inh. Anz. des Fausanias ed. Bekker in d. Schulzt.
1827, 2 L. Bl. 35 S. 305 — 12 legt die Verbesserungen dieser Ausg. in
vielen Beispielen dar und trägt über ein paar Stellen abweichende krit.
Meinungen vor. — Zu der Inhaltsrelation von Frommel's Ausg.
der Schal in Jel. Aristidis oratt. in d. Schulzt. 2 L. Bl. 17 S. 151 f.
kann Ref. nachtragen, dass der Text derselben unvollständig ist und
dass eine mit vielen Schollen vermehrte Ausgabe zu erwarten steht. —
S t r u V e ' s ausgezeichnete Rec. des Kiessling' sehen Tzetzes ist
schon Jbb. IV S. 232 u. 468 erwäbnt. Aber auch neben ihr ist nicht
ganz zu übersehen die Rec. in d. Schulz. 2 L. Bl. 42 f., welche das
Buch im Ganzen lobt, aber die ungenaue Vergleichung der Ausg. des
Lectius und der Lat. Lebersetzung des Lacisius und die Unvollständig-
keit des 3n Registers rügt und viele Stellen kritisch behandelt.
Von den Beurtheilungen der Römischen Sehr ift steller sind
nur wenige ausgezeichnet und die meisten haben sich in den Grenzen der
Anzeigen gehalten. \ un L ün eman n ' s nova bibliuth. Rom. classica
T. III — M steht eine lobende Anz. mit ein paar Berichtigungen zu
T. III u. IV in d. lleidelb. Jahrbb. 2 S. 191 — 95, von T. V u. VI eine
gleiche in d. Götting. Anzz. St. 86 S. 855, welche ein paar Texlesver-
ändcrungen rüJimt und in dem Epigramm bei Quintiünn. VIII, 3, 28 die
Lesart elisit und Iluschke's Erklärung desselben billigt. [Beiläufig sey
bemerkt, dass ixoqcfOQoq in d. krit. Bibliotb. 10 S. 998 — 1000 die drei
letzten Bände (Fliaedrus, Valerius FI. u. Siliusltal.) der Lünemann'-
sehen alten Ihblioth. Rom. dass. in einer unnützen Anz. preist.] — Von
Rost' 8 Plautinor. cupedd. ferc. XT hat Beier in d. Scbulzt. 2 Nr. 30
S. 235 f. eine kurze Narhricbt und in d. krit. Biblioth. 6 S. 570 — 74
eine Inh. Anz. gegeben. — Der InliuU von Sticglitz'cns Abhundl.
3'72 Pacuvius, Terentius, Fomponius, Cicero.
dePacuvii Douloreste ist lobend naclif^cwiesen in d. Hcidelb. Jahrbh. 5
S. 525 — 28. Eben so, nur lucbr kritisdi, von Osann in d. Hall.
L. Z. Nr. 300 S. 80!) — 12, welcher ausserdem dem Pacuvius die Tra-
gödie Pentbeus und dem Ennius seinen Dulorestes vindicirt, sich gegen
Stiegl. Meinung von Trilogieen in Höm. Dichtern erklärt, zu den Frag-
menten des Pacuv. Dulorestes die Lesarten einer Wolfenbiittler II<iiid-
schrift und einige Citate nachträgt , auch bei Serv. ad Virg. Aen. IV,
469 statt Urbanum entweder Uranuim oder vielmehr Turranium lesen
•will. Eine Jobende Anz. in d. Berlin. Convers. Bl. Nr. 201 u. 203
legt den artistischen Plan dar, nach Avelchem die Fragmente in ein Gan-
zes verbunden sind. Auch in den Blatt, f. lit. Unterh. Nr. 94 S. 376
wird das Buch kurz empfohlen. Dasselbe geschieht ebend. 1826 Nr.
124 mit des Terentius Madchen von Andros ., übers, v. F...., lieraas-
geg. V. Heyse. — Billerbeck's Ausg. des Terentius lobt eine
Anz. in d. Ileidelb. Jahrbb. 2 S. 201, und eine andere in d. Leipz. L. Z.
Nr. 82 S. 654 stellt mit satirischer Laune die pomphaften Anpreisungen
der Vorrede zusammen und macht einige Glossen dazu, ohne die Eigen-
thümlichkeiten des Buchs näher anzugeben. — • Eine lobende Inh. Anz.
von Munk's Sehr, de L. Pomponio Bonon. steht in Beck's llep, I S.
127 — 30, V. Orelli's Ausg. des Cicero Vol. II ebend. I S. 211 und
II S. 97. — Cicer. Oratt. VJI ed. Matthiae rühmt die Rcc. von
B e ier in d. Schnlzt. 2 L. Bl. 24 S. 201 — 10 als ein sehr vorzügliches
Bach, das auch in der neuen Ausgabe vielfach vermehrt und berichtigt
sey, vermisst aber die Benutzung der Rec. von Möbius in d. krit. Bibl.
1820 und der V'arianten aus dem Turiner Cod. bei Peyron, und glebt
■viele Nachträge und Berichtigungen. An Cic. zwölf auserlesenen Re-
den von Möbius findet eine unwesentliche Anz. von Böhme in d.
krit. Bibl. 1 S. 95 — 99 mehr zu loben als zu tadeln. Cic. oratt. Ver-
rinarum Über quartus cur. Eichhoff [s. Jbb. I S. 430] wird durch
eine kurze Notiz in d. Schnlzt. 2 L. Bl. 51 S. 448 als ein unbrauchbares
Schulbuch bezeichnet. Cic. or. pro Plancio, cum comment. Garat. ed.
Orellius, vird gelobt in einer seichten Rec. in d. Jen. L. Z. Nr. 218
S. 297 — 302, welche den Inhalt kurz angiebt und ein paar Stellen
kritisch behandelt. Eine sehr gute Rec. dieser Ausgabe aber hat Bake
in d. Biblioth. crit. nova 111 S. 57 — 88 geliefert , welche den Wertli
derselben gebührend anerkennt und eine lange Reihe von Stellen kri-
tisch behandelt und dazu noch einige Lesarten aus z>vei Leidner Hand-
schriften inittheilt. Auszüge lassen sich aus solchen Recensionen, die
sich über Einzelnes verbreiten, niclit machen, sondern es kann nur er-
wähnt werden, dass die gegeuM'ärtige wegen ihrer Gründlichkeit das
Nachlesen vorzüglich verdient. Derselbe Gelehrte hat ebend. S. 357 —
63 Mos er' s Ausg. von Cic. de re publ. libb. mehr lobend als tadelnd
angezeigt und ein paar falsche Erklärungen nachgewiesen. In Cicer.
Laeltus ed. Gernhard [Jbb. I S. 291 IT.] rühmt eine Ifeachten^werthe
Rec. von Bei er in d. Leipz. L. Z. Nr. 90 S.713 — 19 den mit kritischer
Geschicklichkeit und genauer Sprachkunde sorgfältig beriditigten Text,
und weist nur wenig Stellen nach, in welchen falsche Satzabtheilnngen
»sich finden oder l'ulsche Lesarten uud Glosseme in dem Texte geblie-
Cicero, Varro, Nepos, Caesar, Sallust., Vlrgilius. 373
lien sind. Die kurze lobende Anz. von Billerbeck's Ausg. des Lae-
liits und Cato major in d. Leipz. L. Z. Nr. 202 S. 1615 f. zeichnet sich
durch vorzügliche Oherilächliclikcit aus. Cic. Paradoxa von Bor-
gers enipfielilt eine Anz. von Hof man -Peerlkanip in d. Bihl.
crit. novii III S. -10!) — 11 , welche auch 2 Steilen aus Farad. I u. IV
kurz beliandclt. Madwig's Kmendatt. in Cicer. libros philusoph.
rülinit .^loser in d. Hcidclb. Jahrbb. 9 S. 936 — 42, und erklärt sie
für eine sehr beachtungswerthe Schrift, •\vetche viele Stellen gegen
'ungehörige Aenderungen vertheidige, andere heile oder richtiger als
bisher erkläre, und fleis>ig gearbeitet und ih gutem Latein geschrieben
sey. ^lit Recht aber Avird das absprechende L'rtheil des Verf. getadelt,
und durch mehrere St«'llen na«;ligeM iesen , dass er die Ansichten ande-
rer öfters verdrehte , verunglückte Conjecturen machte und bisM eilen
die Noten seiner Vorgänger oder den Text selbst nicht verstand. Mo-
sers's eigene Bemerkungen in dieser Rec. sind meist unM'ichtig und ge-
ben selten etwas Neues. Von N O b b e ' s Lectt. Ciceroii. specc. II steht
eine lobende Anz. in d. Jen. L. Z. Nr. 118 S. 459 f. , die nur mit der
Vermuthung und Aufsuchung von Dichterfragmenten nicht ganz über-
einstimmt; von desselben Progr. de frai;me/itis Uhh. Cic. incert. eine
gleiche ebend. Nr. 119 S. 465 f. und in Beck's Rep. I S. 388 f. Konnte
sich Friede mann nicht enthalten, über den sehr gemässigten Ta-
del seiner Chre^tomathia Cicer. in d. Jahrbb. HI, 3 S. 94 fF. sein Miss-
fallen öfl'entlich auszusprechen ; so werden ihm Mohl die beidcp An-
zeigen von Grosse und P erlet in d. krit. Biblioth. 10 S. 1036 — 41
besser gefallen. Weiss doch die zweite zu loben, dass in einem Lese-
buehe für Anfänger keine grammatischen Bemerkungen gegeben sind,
und die erste die ausgezeichnete Correctheit zu rühmen und nebenbei
auch Uruckfehler nachzuweisen. Doch billigen beide die getroffene
Auswahl nicht ganz, und die erste weist nach, dass die kurzen Aus-
spruc/ie und kurzen Erzä/ilungen zum grossen Theil schon in Bröder's
Grammatik und in Döring's Latein. IJlementarbuch stehen, und dass
S. 36 Z. 9 die Lesart cunctaque Graecia besser ist als cunctaeque Grae-
ciae. — Spengel's Ausg. des Varro de L. L. hat Zumpt in d.
Jahrbb. f. wissensch. Krit. Nr. 190 f. S. 1513 — 27 mehr tadelnd als lo-
bend beurtheilt, und wenn diese Rec. auch nur wenig Stellen kritisch
und exegetisch behandelt und nichtsehr ins Einzelne geht, so ist sie
doch in sofern ein Muster einer guten Recension, als sie in allgemei-
nen Zügen das Buch trelTend würdigt. — Von Held 's Fro/egom. ad
vitam Aitici steht eine Notiz in Becks Rep. I S. 127 u. eine Inh. Anz.,
welche die Beweisführung nicht für überzeugend hält, in d. Schulzt.
2 L. Bl. 47 f. S. 373—75 u. 377 f.; von Söltl's Sehr. C.Jul. Cäsar,
aus den Quellen, eine lobende Anz. von Heeren in d. Götting. Anzz.
St. 134 S. 1336 und eine mehr tadelnde in d. Lcipz. L. Z. 1826 Nr. 176;
von F r o tseher 's Sallustius , Vol. I, eine Anz. von G e el in d. Bibl.
crit. nov. U S. 279 f. , nach welcher erst die; Fortsetzung abzuwarten
ist, bevor sich ein Lrtheil über das Buch fällen lä.-st. — Von Jäck's
Aueg. des Firgilius herichtet eine Anz. Hof man -Peerlkanip 's
ebend. III S. 368 f., dass die Noten denMinellt'schen und Juncker'schen
374 Servius, Horat., OviA.,Phaedr., LucU , Liv., Pers.,Curt., Qulntil.
gleichen und dass die mitgetheilten Varianten wenig Ausbeute geben.
VonLion's Ausg. des Servius weiss ^cogtpoQos in der krit. Bibl. 8
S. 815 f. nur zu berichten, dass der Text des ersten Bandes noch sehr
unkritisch sey und dass die Ausgabe des Egnatius (Basel 1544) hätte
benutzt werden sollen. Durchaus tadelt den In Band die Anz. in d.
Schulzt. 2 L. Bl. 28 S. 241 — 43 und belegt diesen Tadel durch kurze
Beispiele. Gediegen ist die Rec. des In Bds. von Wagner in der
Hall. L. Z. 1826 Nr. ISJJ, Melche die leichtfertige Arbeit scharf rügt,
und zu welcher eine Anz. ebend. 1827 Nr. 37 S. 289 — 93 ausser einigen
Berichtigungen den Nachtrag liefert, dass der zweite Band nicht besser
sey. Eine Notiz voiu In Bd. steht in d. Götting. Anzz. 1826 Nr. 154. —
Dass Lange in seiner Comment. de difjlcili Horatii loco in ^, t. /, 4,
87 diese Stelle ganz missverstanden hat, ist von Eggert in Seebod.
neuem Archiv Jhg. I Hft. 5S. 101 — 6 kurz nachgewiesen und die Stelle
zugleich ziemlich richtig erklärt worden; auch sind aus Diek's Ora-
tiuncula und aus den Schulnachrichten ein paar Auszüge mitgetheilt. —
Ovidii Fastor. lihh. von Krebs sind gelobt in den Heidelb. Jahrbb.
1826 Nr. 78 und von der 2n Aufl. der MetamorphoseTi von Meineke
giebt eine Notiz in d. Lcipz. L. Z.1827 Nr. 82 S. 654 kürz an, dass sie ein
reiner Abdruck der ersten Ausg. und durch kurze sprachliche u. sachliche
Erklärungen für mittlere Classeu brauchbar sey, dass man aber die ver-
altete und fehlerliaftc Interpunction, das unnütze Wörterbuch, das fast
graue Papier und den zu hohen Preis tadeln müsse. — Von Weise's
Phaedrus ist eine kurze Anz. in Beck's Rep. II S. 454 f. zu erwähnen. —
Liucdii Aetna von Jacob wird in einer sehr beachtungswerthen Rec.
von Hofman-Peerlkamp in der Biblioth. crit. nova III S. 241
— 54 als eine ausgezeichnete Arbeit gcrühujt imd zugleich sind zu einer
Reihe von Stellen eigene, mit Holländischer Gelehrsamkeit ausgestat-
tete, kritische Bemerkungen nachgetragen. Derselbe hat ebend. S.388
— 91 den ersten Band des iy/z'/z<5 von Baumgar ten-Crusius lo-
bend angezeigt, findet aber die Annotatio zu kurz und sucht in 6 Stel-
len die Lesart zu berichtigen. Vom 3n Bande desselben Buchs steht
eine Notiz in Beck's Rep. III S. 133. — Am Persius von Weber
findet eine Anz. von Gräfenhan in d. krit. Biblioth. mehr zu lo-
ben als zu tadeln und macht einige unwichtige Gegenbemerkungen
und Zusätze. — Hof man -Peerlkamp's Anz. des Curtius von
Z u m p t in d. Bibl. crit. no% a III S. 347 — 51 giebt' über das Buch
wenig oder keine Auiskunft, sondern verbreitet sich in allgemeinen
Andeutungen über das Zeitalter des Curtius und schliesst aus dem
Stil, dass er nach Trajan's Zeit nicht gelebt habe. — Quintiliani
Instt. orat. lih. X ex rec. et cum commentariis Frotscheri ist in
drei Recc. gewürdigt worden. Die erste ist von G e e I in d. Bibl.
crit. nova HI S. 266 — 87, Mclche das Buch im Allgemeinen rühmt
und dessen Werth dadurch zu bestimmen sucht, dass eine lange Reihe
von Stellen ausgehoben und über deren kritische Behandlung beri<51i-
tet Mird. Zu den meisten hat Geel eigene, dem Heransgeber wi-
derstreitende Bemerkimgen und Lesarten aus zwei Leidner Handsclirr.
Quintil., Tacit., Nonius, neuere Latinistcii. STÖ
hinzugefügt, auch über «lie Züricher und Florentiner Ilandschr. und
über Gronov's Colhitioncn Kinigcs bemerkt. Eine zweite, recht gute
Rec. in d. Jen. L. Z. Kr. 154 f. S. 2(>5 — 76 giebt von den Buche,
an dem sie mehr ku tudehi als zu loben findet, eine gedrängte Inh.
Anz., und nennt es einen recht srhät/biiren, wenn auch nicht ghin-
zenden Beitrag zur Kritik des (^uintilian. Ausser dass sie in vielen
einzelnen Stellen die Meinung des lleiausg. bestreitet, rügt sie im
Allgemeinen, dass oft Bemerkungen früJiercr Ilerausgg. in extenso
ohne den Kamen dersellicn mitgetheilt sind , und dass die Ausvt^ahl
der Lesarten nicht nach strengeren und einer kritischen Ausg. ent-
spreclu'nderen (Jrnnd^ätzen gemacht ist. Wenifjer m iclitig ist die lo-
bende Rec. in d. Schnlzt. 2 L. Bl. 27 S. 233-39, welche in der In-
terpunction und AVortschreibung mehr Gleichmässigkcit und Conse-
quenz verlangt und zum ersten Capitel mehrere kritisclie und exege-
tische Citate nachträgt. Derselbe Recens. hat ebend. eine Anz. der
kiemern Aua^. und eine jVotiz von den in die grössere Ausgabe mit
aufgenommenen Ohservatt. critiris geliefert. — Zu Taciti Agricola
von Becker ist II of m an- P eer Ik am p ' s nicht unwichtige Rec.
in d. Bibl. crit. nova 111 S. 12(»— 38 zu beachten, Avelche erst über
das Wesen desselben sich lobend verbreitet, dann in einigen Stellen
Becker's Ansicht bestreitet und endlich eines Breiteren den Anstoss
auseinandersetzt, den er an der Lesart von vier vom Herausg. nicht
bcrülu-ten Stellen genommen hat. — Eine unnütze Anz. des JSo-
niu.i Marcelius von Mercerus hat Hülse mann in d. krit. Bibl.
6 S. 568 f. gegeben ; eine bessere steht in d. Götting. Anzz. 1826
St. 89 und ein guter Inhaltsbericht in den Heidelb. Jahrbb. 1827, 2
S. 205 — 7. — Ueber Köstlin's von Blume herausgegebene Ue-
bersetzung der E/egieen des Lotichius hat Becher in d. Leipz. L. Z.
Nr. 295 S. 2355 — 60 das nämliche Urtheil wiederholt, das er in den
Jbb. IV S. 98 gegeben hatte; nur andere Beispiele sind ausgehoben
"worden. Aida's Lehrgedicht über das Schachspiel übersetzt von
Ho ff mann hat Hell im Dresdner Wegweiser im Geb. d.W. u. K.
Nr. 44 S. 173 f. natürlich lobend angezeigt. M ü n c h ' s Ausg. der
Epistolae obscurorum virorum wird gerühmt in einer Notiz von Jäck
in d. Isis Bd. 20 Ilft. 6 u. 7 Literat. S.24 und in einer andern im Mit-
ternachtbl. Nr. 136 S. 541, ebenso in einer Anz. in d. Heidelb. Jahrbb.
Nr. 27. Eine oberflächliche Inh. Anz. steht in d. Blatt, für lit. Unterh.
Nr. 261 f. S. 1041 f. u. 1045 f., eine bessere in Becks Rep. I S. 441 -
45, wo zugleich S. 445 f. über die in Hannover bei llelwings erschie-
nene Ausg. desselben Buchs und S. 446 über den neuen Abdruck von
Erasmi Botcrod. iyncöfioiv [xo^giag berichtet ist. Das letzte Buch ist
auch in der krit. Bibliotli. 2 S. 214 f. angezeigt. Mureti selectae epi-
stolae von Kraft werden gelobt in einer Inh. Anz. in der Schulzt. 2
L. BI. 29 S. 254 — 56, welche sonst nichts Eigenes liefert. Von Frie-
de m a n n ' s Vitis hominnm cjuocumq. liter, genere eruditiss. Vol. I
steht eine lobende Anz. in d. Leipz. L. Z. Nr. 292 S. 2329 — 32, von
Vol. II P.I eine kurze lobende Inh. Anz. in d. Heidelb. Jahrbb. 8 S.831 f.,
876 Allgemeine Spriiclilolire. Griech. Grammatik.
von Frotscher's eloquentium virorum narrationihus eine gleichein
Becks ReiJ. 1 S. 130 — 32.
Von den Werken über allgemeine Sprachlehre hat
S c hmit t'hcn n er' s Ursprachlehre einen guten Recensenten in d.
Jen. L. Z. Nr. 110 f. S. 3113 — 408 gefunden, welcher diis Werk im All-
gemeinen rühmt, aher auch im Einzelnen vieles ausstellt und nament-
lich die zu gr«>sse Beschränkung der Urspraclilehre und das Einmischen
manches Fremdartigen rügt. Von B a 1 b i ' s Atlas ist der Inhalt gut
und vollständig angegeben in den geograph. Ephemerid. Bd.23 St. 10 ff.
Eine tüclitige Bec. (lobend) lieferte Jos. von Hammer ia den Wie-
ner Jahrbb. Bd. 38 S. 1 — 19, und thcilte ausser einer Inhaltsangabe
besondere Regeln und Bemerkungen über die Aussprache des Orienta-
lischen, über Sprachanalogieen und über die Verwandtschaft der Orien-
talischen Sprachen mit. Nicht unwichtig sind auch die Bemerkungen,
dass man Firdewsi nicht Ferdusi^ Musuhnan nicht Muselmann, Mo-
hammed nicht Mahomed etc. , JlidscJiret nicXxt Hegira oder Iledscliira,
Kuhlai nicht Khuhilai, Kalmük, Tübet u. s. w. schreiben soll. Orien-
talische Sprachkenner aber mögen über die Behauptungen entscJieiden,
dass die Sendsprache die Mutter aller Persischen Idiome-sey; dass aus
ihr zuerst das Parsi, welches in seiner reinsten Aussprache Deri (Hof-
sprache) heisse, und dann durch Einmischung Semitischer Wörter das
Pehlewi sich gebildet; dass Send und Sanskrit sich nur euphoniscli un-
terscheiden und jenes die ältere und härtere, dieses die jüngere, wei-
chere und ausgebildetere Spraclie sey; dass man die Uranfänge der
Germanischen Sprachen nicht im Sanskrit, sondern im Send suchen
müsse. — Ueber Schmidt's Sehr, über den Infinitiv ist die kritische
Inli. Anz. (lobend) in Seebod. neuem Archiv 1826, 5 S. 112 — 115 zu
kurz, und giebt keine genügende Auskunft, obschon sie einige Irrthü-
mer des Verfassers mit Umsicht rügt.
Von den Schriften über Griechische Sprache ist zuerst die
Griech. Grammatik v(m F e l d b a u s c h zu erwähnen, von welcher eine
sehr sorgfältige und, ausführliche Inh. Anz. in d. Jen. L. Z. E. Bl. 91 —
93 sich findet, welche mit Bezug auf die Rec. der ersten Aufl. ebend.
1824 Nr. 72 — 74 das Bucli mit wenig Ausstellungen für vorzüglich er-
klärt, die Verbesserungen der neuen Auflage genau auff"ührt und einige
gute grammatische Beniei'kungen einwebt. Zugleich wird desselben
Gelehrten Schrift über die unregelmässigen Griech. Verha berührt und
als ein Separat -Abdruck aus der Grammatik bezeichnet. — Zu Net-
to' s Formenlehre des Griech, Zeitworts ist noch die lobende Anz. in
Beck's Rep. 1826, I S. 449 nachzutragen. — Bloch hat seine Revi-
sion der Aussprache des AUgriiichischen gegen die Einwendungen sei-
ner Recensenten in der krit. Bibl. und in der Jen. L. Z. vertheidigt in
Seebod. neuem Archiv 1827 , 1 S. 49 — 70. Bei der Prüfung dieses
Streites über Aussprache sind ausser den bekannten Schriften , welche
die neuere Zeit über diesen Gegenstand hervorgebracht hat , nicht zu
übersehen eine Beurtheilung von Seyffarth's Schrift de sonis etc.
in d. Göttin"-. Anzz. 1826 St. 118 — 120 und zwei Receusionen in d.Jen.
Griechische Metrik, Uebcrsetzungs - u. Lesebücher. 377
h. Z. 1824 Nr. 224 und 1827 E. Bl. 23; wogcjj^en dicinh. Anz. von dem
Werk des Liskovius in Becks Uep. 1824, II S. 19«) und in d.Leipz.
li. Z. 1827 Nr. 122, ja »selbst die einen kritischen Anstrich nehmende in
d. krit. Biblioth. 1827, 5 S. 477 — 83 mit andern füglich unbeachtet blei-
ben können. — Passow's hehre vorn Zeitniuasse der Gricch. Spr.
hat eine lobende Anz. in Beck's Rep. I S. 294 f. gefunden; dagegen
wird B i 1 1 e r li e c k ' s prosodtsch - metrischer IJegweiser in der Qriech.
Spr. (Helmstiidt 1825. 8.) in einer Anz. ebend. S. 295 f. getadelt und
als seblecht und nnhrauchbar nachgewiesen. Auch i"\Iundt's Grund-
ziige der Metrik der Griech. Tragiker tadelt scharf eine kurze Anz. in
d. Lpz. L. Z. Nr. 272 S. 2174 f.; geringer sind die Ausstellungen in d.
Scbulzt. 2 L. Bl. 5^ indem diese Anz. an dem Buelic mehr zu loben als
zu tadeln findet. — Seicht und unwesentlich ist die kurze lobende Anz.
von B 1 u ni e ' s Uebungen im Uehers. a. d. Deutsch, ins Griech. in A.
Götting. Anzz. St. 137 S. 1S'J7 f., und nicht besser die Anz. von Frie-
demann's Griech. poet. Anthologie (Braunschweig 1825. 8.) in den
Heidelb. Jahrbb. 1826, 12 S. 1247 f., und in Beck's Rep. 1825, III S. 74.
Auch die Anzeigen von M ü n n ich' s Neugriech. Sprachlehre und Lu-
dern ann's Lehrbuch der Neugriech. Spr. in Beck's Rep. 1827, I S.
286 — 88 tragen zur Würdigung dieser Bücher nicht viel bei. — Dass
das von Elster, Francke und Günther herausgegebene Griech.
Elementarbuch (Helrastädt 1825. 8.) eine ziemlich imbrauchbai'e Schrift
eey, und dass die sehr unzweckmässige Auswahl des Gegebenen durch
bedeutende Irrthümer und zahlreiche Druck- tind Autorfehler entstellt
werde, ist in der Leipz. L. Z. Nr. 88 S. C99 — 702 zu Genüge nachge-
wiesen. Vgl. Beck's Rep. 1825, II S. 130. Ob bei Weckherlin's
Griech. Chrestomathie (Stuttgart 1825. 8.) das von Sc hau mann in
d. krit. Biblioth. 1826, 10 S. 1072 — 74 (vgl. Beck's Rep. 1825, II S.136)
ihr ertheilte Lob ganz zu unterschreiben sey, steht zu bezweifeln. Dass
dessen Uebungsbuch in der Griech. Formenlehre (Stntt^axt 1825. 2 Abth.
8.) nicht unbedingten Beifall verdiene und das von Jacobs gelieferte
Eleraentarbuch tlieils mit Unrecht tadele, theils keineswegs ersetze, ist
nach den nichts entscheidenden Anzz. in Beck's Rep. 1825, II S. 137
und d. Hall. L. Z. 1826 E.Bl. 76 S. 604 f. durch die Beurtheilungen in
der Leipz. L. Z. 1827 Nr. 88 f. S. 703 — 9 und Nr. 295 S. 2355 und in
der Schnlzt. 2 L. Bl. 18 S. 153 — 59 dai-gelegt worden. Denn wenn
auch Weckh. , einige Vorkenntnisse des Schülers voraussetzend, durch
Mannigfaltigkeit kurzer geschicbtiicher Sätze und kleiner Erzählungeo
abwechselnde Unterhaltunp; gewährt und ohne Sprung und Lücke vom
Leichtern zum Schwerern fortgeht, auch einer gcM issen Vollständigkeit
in den gewöhnlichen Attischen Formen sich befleissigt; so beachtet
doch Jacobs weit sorirfältiger und vollständiger das Sprachliclie und
das stufenweise .4ufsteigcn und führt den Schüler zweckmässiger in die
classische Welt selbst ein, indem er ihn von Athen aus stufenweise den
Volksglauben, die lleimuth und die Nachbarländer und dann die Ge-
schichte kennen lehrt und namentlich in den Atticis zum grimdlicheren
Verstehen der alten SchrÜtsteller und zum fruchtbaren Selbststudium
Jahib. f. riiil. u. radas. JaUrg. II. IJifl li. 20
878 Gi'iech. Uebersetzungsbücher. Latein. Grammatik u. Metrik.
vorbereitet. Auch finden sich in Ws. Sätzen ansser einer Menge von
Druckfolilern niclit wenig Solöcismen und Sprachfeliler, namentlich ein
liiiufiger falscher Gebrauch des Artikels. Auch ist es falsch, dass schon
von vorn herein bei dem Schüler Kenntniss schwierigerer Wörter und
Sprachformen [z. B. der Präpos. civa in der Bedeutung aufwärts , der
Conjunclionen o'jrcog und tag ohne schon erlangte Kenntniss der ver-
schiedenen Arten von Sätzen , d«'s Unterschiedes von ov und (irj , der
Partikel xai öf, des Verburas tl^u in allen Formen etc.] vorausgesetzt
wird, und dass in Beispielen für den Attischen Sprachgebrauch
aufgelöste Verbalformen [wie xQÜovrai , o^äsiv^ desswegen gebraucht
sind, um nicht auch die Kenntniss der Verba contracta vox'aussetzen zu
müssen. Zu loben sind die nicht alphabetischen Wörterverzeichnisse
zum Auswendiglernen, deren jedes auf mehrere Paragraphen sich be-
zieht und diesen vorausgeht, und denen anfangs die Verba eingereiht,
später aber in besondere etymologische Vt-^-zeichnisse zusammengestellt
sind; aber auch hier schadet das Zuviel und das Durchführen durchs
ganze Buch, weil der Schüler so zeitig als möglich an das Lexicon ge-
WMthnt werden niuss. Die grammatischen Regeln endlich sqllten zahl-
reicher seyn und nicht soviel Falsches enthalten. Zu Rost und W ü-
stemann's Anleitung zum Uebersetzen vgl. die Rec. in d. Hall. L. Z.
1824 Nr 217.
Lateinische Sp räche. Dölekß's Lateinische Gramma-
tik hat Egger t in d. krit. Biblioth. 1 S. 31 — 36 gut gewürdigt und
die Mängel und Vorzüge des Buchs in allgemeinen Andeutungen dar-
gelegt, auch einige Andeutungen über Einrichtung einer Schulgramma-
tik beigegeben. Dass sich das Buch für Schüler nicht eigne, wird an-
gegeben, übrigens aber nichts weiter bemerkt. Viel lobpreisender ist
die Recens. in d. Heidelb. Jahrbb. 1826, 11 S. 1104 — 12, nach welcher
das Buch einem wahren Bedürfniss abhilft und, das Lateinische vom
Standpuncte der Deutschen Sprache aus betrachtend, vieles erschöpfend
behandelt, was in andern Grammatiken fehlt. Selbst der weitschwei-
fige und breite Vortrag Avird gebilligt, obgleich auch zugestanden ist,
dass die Länge der Paragraphen und die vielen Parenthesen dem Buche
ein chaotisches Ansehen geben, und dass die Lehre vom Römischen Ka-
lender und vom Versbau zu ungenügend, auch in der Etymologie man-
ches zu kurz und oberflächlich ist. Eine Reihe einzelner Gegenbemer-
kungen (S. 1108 — 12) geben manches Gute und darum ist die Rec.
nicht ganz zu übersehen. — Zu Wincklcr's Lat. Schulgrammatik
ist eine unnütze lobende Anz. von Seh au mann in d. krit. Biblioth.
1827, 8 S. 833 f. nachzutragen. Von II a m a n n ' s Grundzügen der
Lat. Formenlehre steht eine kurze lobende Anz. in Beck's Rep. II S.
415, von F i c k e n s c h e r 's Comment. de conjunct. quod eine sehr lo-
bende in d. Schulzt. 2 L, Bl. 23 S. 199 f., von Krebs praktischer Me-
trik nebst Anhang eine rühmende in den Heidelb. Jahrbb. 1826 , 12
S. 1244 — 46 und in Beck's Rep. 1827, I S. 298 f. Eine Anz. des letz-
ten Buchs in d. HälL L. Z. 1828 E.Bl. 1 S. 6 — 8 legt die Einrichtung
des Buchs kurz dar, billigt die Zweckmässigkeit und wünscht mehr Ue-
Latein. Partikeln, Metrik, Lesebücher. 379
bungsbelspiele , namentlich lyrische und einig-e ans den Komikern. —
Ueher non modo (non) — sed und ähnliche Verbindunj^sweisen hat die
neuste Zeit drei ausführliche Untersucliungen hervorgebracht Die er-
ste und vorzüglichste gab K a ra s h o r n in d. Jen. L. Z. 1825 Nr. 108 f.,
die zweite Hosenheyn in einem Programm (^ De pari, non modo
pro non modo non posita , 1825), Mclches in Seebod. neuem Ar-
chiv 1827, 2 S. 84 — 95 -wieder abgedruckt ist, die dritte Schup-
p i U S in d. Untersuchung über die nindejormel non modo {n o 7i~) —
sed ne quidem und über deren Sjnonjma , IlanHU 1825 und 1826.
Wie unzureichend und unbefriedigend das erste Progr. von Schuppius
sey, zeigt eine Reo. in Seebod. n. Archiv 1826, 5 S. 91 — 94 und noch
mehr eine noch sdiärfer tadelnde in d. Schulzt. 1827, 2 L. Bl. 14 S.
121 — 24. Gegen die letztere hat sich Sihnppius eliend. L. Bl. 41 S.
358 — CO unzureichend vertheidigt, und dadurch niciits welter erreicht,
als dass der Reccnsent in einer noch scliärfern »md wohl zu heftigen
Rec. des zweiten Progr. ebend. L.Bl. 30 S. 320 nicht ganz ohne Grand
behauptete, Schuppins habe in demselben anch die Formel adeo non —
ut [ut non) falsch aufgefasst. Auch Mich. Weber in Halle hat in
einem akadem. Programm, quo invitat ad orationem Lut. , quae bene-
ficii Sigismundiani lege a C. A. M. Axt d. XXVI Jul. 1824 in aud. acad.
recitabitnr, über die Formeln 720« niagis — cjiicun, non minus — qunm^ ae-
que — ac, non modo — sed sich verbreitet, aber nach einer Anz. in Seebod.
n. Arch. 1826, 5 S. 89 — 91 nicht gerade etwas Neues darüber gesagt. —
Dass P h i 1 i p p i durch seine Darstellung der Lat. Prosodik etc. der
Wissenschaft nichts genützt, wohl aber durch auffallende Irrthümer
seine llnkunde in der Metrik offenbart habe , ist aus einer tadelnden
Inh. Anz. in d. Leipz. L. Z. 1827 Nr. 272 S. 2169 — 74 hinlänglich zu
ersehen. Auch in dessen kleinem Dat. Kinderfreund rügt eine Notiz
in d. Schulzt. 2 Nr. 40 S. 319 f. mehrere auffallende Schnitzer, und
man möchte sich fast wnndern, wie eine Anz. in d. Leipz L. Z. Nr. 251
S. 2002 f. an dessen Vitis excellentium Momanorum doch noch Einiges
EU loben finden konnte , obschon sie das Mel>te tadelt , und überhaupt
sehr uirwesentlich ist, so dass man schwerlich aus ihr etwas lernt, au-
sser dass man im Lateinischen vor einem mit que angeknüpften Satze
gar nicht interpungiren soll. *) — Friedemann's praktische Anleit.
') 7,\ir weitem Wiirdigiing deü=cn, was Philippi für die liöhcm Schulwis-
FCnscliaften Ici-tet, tlicilen wir liier iiorii ein Fragment aus einem an uns) einge-
gangenen Uri<-fe mit: ,, Nacli einer Uererlinting in der üarmstiiUtcr allg«in. Schul-
zeilung M-Jll Abth. 2 Nr. 58 S. 4Ü0 hat der Jloliatli Dr. Ferd. Pbilippi im J 1821; 11
Werke aus 7 ver?chiedenen \N iHsenschaften drucken la.^sen , welche zusammen 202
Bogen füllen. Kein Mcns-ch «iirde 8ich erklären können, «ie Ein Gelehrter in
Einem Jahre soviel srlireiben kann, wenn nirlit dort zugleich bis zur Evidenz nach-
gcwieHcn «ärc, dasx Pb. bei der Uearbeitnng de« erbarinlirhen und in Ibreii Jahr-
buchern nach ('Cbuiir gewürdigten Atrii llebraici an dem M. Wirthgcn einen
Gchulfen gehabt hat und dasH von diesem die grauimati'^cht'n Erklärungen angefer-
tigt worden sind. Daraus las^t sich wolil weiter srhiicsseii, dass auch vieles An-
dere mit Hiilfe literari>;chcr Tagelöhner gearbeitet tvordcu ist, und ch wäre inter-
20*
SSO Latein. Metrik n. Lexicographle.
zur Kenntniss und Verfertigung Lat. Verse wird in einer Inh. Anz. in d.
Hall. L,Z. E.Bl. 36 S. 286 — 88 im Ganzen verdienstlich genannt und
nur daran Anstoss genommen , dass die Proben aus vielgelesencn Lat.
Dichtern (Virgil, Ovid etc.) gewählt sind. Anders urtheilte freilich
ein Recens. in d. Leipz. L. Z. 1825 Nr. 262; aber die abweichende Mei-
nung liesse sicli wohl daraus erklären, dass Fricdemann's Schrift nur
auf den Schulen zu brauchen ist, wo die Schüler vom Lateinischen Vers-
bau nur sehr wenig erfahren, nicht aber auf solchen , wo fleissige Ue-
bungen darin statt finden. • — Zu Dö derl e i n' s Latein. Synonymen
und Etymolog, ist bloss die lobende Anz. in Beck's Rep. I S. 296 — 98
nachzutragen, und von L ün em ann' s Lat.-T)sutschem und Deutsch-
Lat. Handwörterbuch eine unwfcsentliche , lobende Anz. in d. Heidelb.
Jahrbb. 6 S. 618 — 21 zu erwähnen. — Kärcher's Abh. de optima
Lat. lexici condendi ratione tadelt eine Anz. in d, Götting. Anzz. St. 134
S. 1334 f. , rügt die darin ausgesprochenen Grundsätze und vermisst ge-
hörige Kenntniss der Deutschen Sprache. Auch H o f m a n - Fe erl-
kamp mag in einer Rec. in d. Biblioth. crit. nova III S. 139 — 45 die
Schrift nicht durchaus billigen, so sehr er sie im Ganzen lobt und in
vielen Stücken als geistreich anerkennt. Namentlich M'iderspricht er
der Ansicht, dass für Lat. Lexicographie viel zu gewinnen sey, wenn
man zu etymologischen Ableitungen die Deutsche, Chinesische , Slavi-
schc. Französische u. a. Sprachen benutze und giebt einige gute Andeu-
tungen dessen, was vielmehr bei Verbesserung der Lat. W^örterbücher
zu beachten ist. Zu Kärcher's Schulwörterbuch in etymolog. Ord-
nung ist die Beurtheilung in d. krit. Bibl. 1824, 7 S. 759 ff. nachzu-
tragen und zu dessen Lat. - Deutschem SchuhrÖrterhuch (Hannover,
Hahn) die lobende Anz» in d. Schulzt. 1827, 2 L. Bl. 20 zu bemerken. —
essant genug, zu Missen wer diese sind. Ich wundere mich , vrarnm Sie in Ihren
Jahrbüchern nicht längst durch eine Collectivrecension der gesammten Philippi'schen
Werke diesen literarischen Unfug beleuchtet haben. Auch sehe ich nicht recht
ein, weshalb der Recensent des Atrii Wirtbgen's Namen nicht gleich genannt hat."
Dazu ist zu bemerken , dass der Hr. Hofrath Philippi im Jahr 162T in diesem re-
gen Eifer fortgefahren ist und ziemlich eben soviel Bogen des verschiedenartigsten
Inhalts hat drucken lassen. Freilich folgt nicht , dass er sie alle in diesen zwei
Jahren gearbeitet habe, ja beim Atrium ist es nach den Angaben in der Schulzcitung
gewiss, dass es früher geschrieben worden. Auch ist das Wunder nicht so gross,
da wir Gelehrte kennen, die eben soviel und noch mehr Bogen in einem Jahre druk-
ken liesseu, und keinen Gehülfen dabei halten. Dass aber Ph. durch solche au-
«ser dem Atrium auch bei andern philolog. Werken unterstützt ward, ist sehr wahr-
scheinlich; wenigstens versichert man, dass der wahre Verfasser des von ihm her-
ausgegebenen kleinen Latein. Convermtionslexicon''s (Dresden, bei Hilscher 1825. 8.)
Conrector an einem Sächsischen Gymnasium sey. Freilich lässt sich so etwas nicht
bestimmt behaupten, und darum schwiegen die Jahrbücher über die IVamen , mit
deren Bekanntmachung der Welt ohnehin nichts genützt wird. Alle philolog.
Schriften Philippi's aber in den Jahrbüchern zu reccnsiren , und wäre es auch in
einer Collectivrecension , diess müssen wir so lange für nnnöthig halten, als noch
durch Charakteristik der eiazelneu sich nachweisen lässt , wie dieser Gelehrte ar-
beitet, r A J D 1 1
[Anm. d, Rcd.J
Latein. Wörter - , L'cbersetzungs - u. Lesebücher. 381
Von Sclieller's kleiitüin Iiat. if^orterbuch, neu hcraiis'^'Cg'. von B li-
ier b eck, steht eine unnütze An/, von 15 Zeilen in d. Leipz. L. Z. ]Vr.
240 S. 1920, eine uiclitüble, mehr tadelnde als lobende Kec. aber in
der Schützt. 2 L. lil. 25, Molche nachweist, dae^s Billcrb. dem Buche
wenijj: nützte und namentlich die von Kar eher in der Vorrede zu sei-
nem AVörterbuche {;:crü':^ten Mänj^el meist unvcrbessert liess, und dass
Kärchcr's etyinol. \A (irlerbuch bei weitem vorzüglicher sey. Auch geht
sie einige Artikel ans dem Buchstaben A kritiscli durch und giebt ein
paar ISachträgc und Berichtigungen. — Lindemacn's Abhandl. de
fonnulis u s u venire et u s u e ven i r e ist in Secbod. neuem Areh.
1826, 5 S. 135 — 40 abgedruckt Morden; vonGröbel's neuer prakt.
AideituTjg zum Uehersctzeii stellt eine kurze lobende Anz. in d. Scluilzt.
2 L. Bl. 25 S. 22-}. • — An W i s s Pnixis der hat. Syntax rühmt eine
kritische Anz. in d. Heidelb. Jahrbb. 2 S. 201 — 5 und 6 S. «15 — 18
Zm eckmässigkeit des Ganzen und besondere Brauchbarkeit zu den vor-
gesetzten Zm ecken, m ünscht aber etwas mehr Phraseologie und mei-
stert einige Ueutsclie Ausdrücke und Lateinische Formeln. Auch Cam-
mann in d. krit. Biblioth. 1826, 6 S. «3(> — 39 u. 1827, 2 8.167 — 70,
dessen krit. Anz. nichts Eigenes enthält, findet am Buche weit melir zu
loben, als zu tadeln. Wichtiger ist eine Rec. in der Schulzt. 2 L. Bl.
17 S. 145 — 51, die am ersten Cursus mehrere beachtenswerthe metho-
dische und sprachliche Ausstellungen macht. — Augusts praktische
Vorübungen zur Kenntniss des Lat. sind scharf getadelt in einer kriti-
schen Anz. in d. Schulzt. 2 L. Bl. 49 S. 429 —32. Der Rec. behauptet
nicht ohne Grund , dass die Linrichtung dos Buchs ganz unkundige
Gymnasiallehrer voraussetze , dass die eingestreuten Fragen oft ganz
unpraktisch, die Beispiele oft zu leicht und undeutsch sind, dass auf
den Lateinischen Idiotismus zu Mcnig Rücksicht genommen ist , dass
einzelne Ausdrücke und Regeln falsch sind etc. Er giebt demnach eine
M eitere und schärfere Ausführung und Bereicherung des Tadels , der
in den Jahrbb. IV S. 50 ff. nur leise angedeutet ist. — Zu Jacobö
Blumeniese ist die treffliche Rec. von Wagner in d. Hall. L. Z. Nr.
57 — 59 schon im \ erzeiehniss erMÜhnt; mit ihr kann man noch die
von Jacobs ebend. \r. 104 S. 853 — 56 gegebene Rechtfertigung ei-
niger methodischen Grundsätze vergleichen, welche Wagner nicht so-
wohl mit Inrecht, als zu scharf und schrolT getadelt hatte. Eine aus-
führlichere Rechtfertigung derselben gegen Wagner's Tadel hat Fren-
ze l in der Schulzt. 2 Nr. 86 S. 683 — 88 geliefert, nur steht zu he-
ZMeifeln, dass durch dessen (iründe die Sache vollständig erörtert sey.
Eine andere Rec. derselben Bliimenlcse (von Jacob) in d. Jen. L. Z.
Nr. 79 f rühmt die vortrelflich getroffene AusMahl, nnd giebt einige
Berichtigungen; eine andere in der Schulzt. 2 L. Bl. 46 S. 393 — 408
enthält viel Ungehöriges über Brauchbarkeit der Chrcstoniathieen Rom.
Dichter und über Erklärung derselben , und liefert zu den Nuten eine
lange Reihe grosscntheils uum ichtiger Ausstellungen und Nachträge. —
In Bagge'ö Vur schule zu dein. Lat. S^rachunterr. rühmt eine knrzo
Inh. Anz. in d. Jen. L. Z. E. Bl. 26 S. 204 — 8 zwockmäsbigc Anlage,
382 Latein. Lesebücher. HebräUclicGrainmat. Deutsche Grammat.
conSequent durchgeführten Plan und den meist classischen Ausdruck in
den selbstgemachten Beispielen; -vrünscht aber noch die Quantität der
Wörter angogel)en, berichtigt einige grammatische Regeln und Unge-
nauigkeiten und macht auf einige unrichtige Lat. Redensarten und Druck-
fehler aufmerksam. — tJeber die Crustula in usum scholae Portensis
giebt eine Anz. in d. krit. Biblioth. 3 S. 324 f. wenig Auskunft, und
verwirft überhaupt alle Chrestomathieen. LobensAverth aber ist die
Bcurtheilung von Schwarz'ens Lat. poetischer Chrestomathie ebend.
7 S. 616 — 86 , welche , obwohl sie wenig Eigenes enthält , doch das
Wesen und den Standpunct des Buchs gut darlegt, auch einige allge-
meine Gegenbemerkungen giebt uud namentlich die zu vielen und zu
langen Noten tadelt.
Von den Schriften über die Hebräische Sprache ist nur
Ewald's Selbstanzeige seiner vortrefflichen ^/-/«/scAeK Grammatik in
d. Götting. Anzz. St. 39 S, 381 — 84 und die unbrauchbare lobende No-
tiz von Schüelei n's JVort- und Sachregister zu Gesenius Gr. in d.
krit. Biblioth. 9 S. 902 so wie die lobende Anz. desselben Buchs in d.
Heidelb. Jahrbb. Nr. 7 zu erwähnen.
Deutsche Sprache. Stöber's Geschichte und Charakte~
ristik der schönen Literatur der Deutschen ist als eine der schlechte-
sten Compilationen scharf getadelt in einer Anzeige in der Hall. L. Z.
Nr. 134 S. 231 f., gegen welche Hell sein im Dresdner Weg>v eiser
gespendetes Lob vertheidigen mag. Auch die Heidelb. Jahrbb. und die
Blätter f. lit. Uutcrh. fanden an dem Buche mehr zu loben als zu ta-
deln. — Michaelis Lehrbuch der Deutschen Spr. ist in Beck's Rep,
1825, II S. 113 u. 1827, I S. 194 lobend angezeigt. Eine kritische Anz.
von Bauer in d. krit. Bibl. 7 S. 657 — 69 nennt das Buch ein mit Be-
sonnenheit und Einsicht geschriebenes, hebt eine lange Reihe einzelner
Stellen aus und giebt dazu eigene, meist bekannte Bemerkungen. Auch
die kritischen Anzeigen in d. Schulzt, 1826, 1 L. El. 4 u. 1827, 1 L. Bl.
15 S. 119 f. rühmen an demselben die fleissige Zusammenstellung, den
klaren Vortrag und die Vollständigkeit gutgewählter Beispiele, vermis-
sen aber wissenschaftliche Begründung der Regeln und systematische
Behandlung, deren Mangel sich besonders im zweiten Bande durch
viele Wiederholungen aus dem ersten ofTenbare , und finden die ganze
Anlage verfehlt. Den besonnenen, klaren und wohlgeordneten Vortrag
lobt ferner die Anz. des InBds. in d. Hall. L.Z. E. Bl. 50 S. 397—99,
kann aber nicht billigen , dass das Ganze ohne Berücksichtigung des
Neuen auf Adelung's Ansichten gebaut ist, w esshalb sich auch viel Fal-
sches findet, und dass im In Bde schon vieles aus der Syntax behan-
delt wird. — Heber den Inhalt von Jos. Müller's Lehre der Deut-
schen Sprache berichtet Einiges eine etwas verworrene Recens. in d.
Schulzt. 1 L.Bl. 28 S. 217 — 23, welche zugleich einzelne Gegenbe-
merkungen giebt, den Mangel an richtiger Anordnung in den Wurzeln
der Deutschen Sprache zu erweisen sucht und Klarheit im Denken und
Ausdruck vermisst ; aber sonst weder vom Buche eine klare Würdigung
liefert, noch durch- wichtige Bemerkungen sich auszeichnet. — Zu
DeutscBe Grammatik, Stil, Frosoilik, llücherkandc. 383
Griinm'ä Deutscher Grammat:k [s. Jbb. IV' S. 340] ist die Anzeige
des Uli Bds. in d. Göttinj^. Anzz. 182Ö St. 1)3 nachzutragCM. Eine an-
dere Anz. in d. Sdiuizt. 1827, 1 L. Bi. 7 S. 53 — 55 luarlit bloss auf die
'Wichtigkeit des Buchs aufmerksam und deutet Einiges vom Inhalte
an. — Schenk' s Deutsche Sprachlehre tadelt eine Anz. in d. Hall.
L. Z. E. Bl. 50 S. 399 f., behaiiptot, dass das ganze Buch, welches
Rechtschreibung, Foriilenh-hi-e und Wortfügung behandelt, reine Com-
pilation sey, und findet es mit Recht verkehrt, ein Werk zu schreil»cn,
das für Jugcndlehrer, die der l)eut^cllen Sprache noch ganz unkundig
sind, bestimmt seyn soll. — An der hehre vorn Geschlecht und von der
Beui^ung hochd. Substantive findet Lorberg in d. krit. Bibl, . 5
S. 529 — 33 mehr zu tadeln als zu lohen und giebt einige beachtungs-
verthe Bemerkungen. Dass das Buch die Sache nicht fördere , veil
es bei dem Einzelnen stehen bleibe und es nicht unter ein Ganzes brin-
ge, bemerkt auch eine Anz. in d. Hall. L. Z. Nr. 81 S. 045 — 48, wel-
che zugleich über die Deutsche Declination einige Ideen mittheilt. —
Ilerling's Syntax der Deutsch. Spr. lobt sehreine Anz. in d. Jen.
L. Z. \r. 215 S. 277 — 80, und trägt zujjleich überSatzeintheilung eine
abweichende Meinung vor. Vgl. die Rec. des In Bds. ebend. 1823
Kr. 196. Ebeu so wird Mejer's prakt. Handbuch des Stils in einer
Anz. in d. Götting. Anzz. St. 87 S. 861 — 64 sehr gerühmt. — Die Anz.
von Bürger 's Lehrbuch des Deutschen Stils in d. Blatt, f. lit. Unterh.
Kr. 136 S. 537 ist zwar sehr oberllächlich, deutet aber doch richtig an,
dass ein Werk, welches zu einer Zeit geschrieben ist, wo die Forschung
über Deutsche Sprache erst begann , für uns nur einen sehr relativen
Werth habe. Am meisten W'erth habe es noch durch sein Streben
nach Sprachreinheit und durch das A erbannen vieler Wörter aus der
Schriftsprache, Ganz anders urtheilt Bauer in d. krit. Bibl. 6 S. 604
— 15, Melcher, mit Recht den deutlichen und lebendigen Vortrag rüh-
mend, das Buch ein wahres Meisterwerk nennt und es fast allen neuern
Schriften über Deutsche Sprache und Slil vorgezogen wissen will. Nur
die letzten Abschnitte desselben werden scharf getadelt, weil sie nur in
einem unvollständigen und unausgeführten EntAvurfe geliefert worden
sind. Sonst ist von Bauer eine Anzeige des Hauptinhalts geliefert
und dieselbe mit einigen, meist unbedeutenden, Sprachbemerkungen be-
gleitet Morden. — Gegen die tadelnde Beurlheilung von Döring's
Lehre von der Deutsch. Prosodie in der Schulzt. 1826, 2 L.Bl. 52 ist
eine Antikritik ebend. 1827, 2 L. Bl. 18 S. 159 f. erschienen. — Ka-
stor's Sapphü ist in Becks Uep. 1826, III S. 26 f. eben so, wie in
der Hall. L. Z.. nicht ohne einigen Tadel angezeigt; dagegen lobt das
Schriltchen durrhaus Nürnberger in einer oherflächlichen Anz. im
Dresdner Weg',» ei>er 1827 Sv. 45 S. 177 f., und eine Au/, in d. Blatt, f.
lit. Unterh. Nr. 97 S. 387 f. meint, dass es Frauenzimmern zum Ge-
brauch zu empfehlen ßcj. — Radlofd Deutschkundliche Forschun-
gen sind sehr scharf getadelt in den Blatt- f. lit. Unterh. Beilage Nr- 8.
— Scheller's Biicherkunde der Sassich - Norddeutschen Spr. lobt
eine Anz. von Strombeck in der krit. Bibl. 1 S. 76 — 78 [welche
384 Französische u. Englische Sprache. Archäologie.
zugleich S.78 — 81 einen antikritischen, nicht das Buch angehenden
Zusatz hat], und tadelt eine anderein d, Götting. Anzz. 1820 St. llS.
Eine gute Beurtheilung derselben lieferte Spangenberg in d. Hall.
L. Z. 1827 Nr. 91 f , in welcher er des Verf. Fleiss gebührend rühmt,
aber auch sehr viele literarische Nachtr.äge giebt.
Von den Werken über Französische Sprache ist eine ein-
zige, noch dazu sehr unwesentliche Recension über die Vorlegeblätter
von F. A. P. in der Jen. L. Z. Nr. 166 S. 366 f. erschienen. Sie rügt
Einiges in der Anlage des Buchs und vermisst gehörige Reinheit des
Deutschen Ausdrucks, findet aber sonst in demselben mehr zu loben als
zu tadeln. Eine kurze Inh. Anz. von Hänle's Handb. d. Franz. Spr.
stellt ebend. Nr. 198 S. 139. Sonst erschienen nur Anzeigen , nämlich
von Demmelmair's Sprachlehre- Th. 2 in d. Leipz. L. Z. 1826 Nr.
156 (blosse Notiz) und in Beck'sRep. 1826, III S.256f.; von Schlick' 8
^Anfangsgründen ebend. III S. 120 (lobend); von Boqnette's l/e-
bungsstücken und Franz. Lesebuche ebend. S. 121 f. (lobend); von
Salomc's Jus wähl moral. Erzählungen in d. Jen. L. Z. 1827 Nr. 174
S. 431, Avelche das Buch zu den vorzüglichsten Französischen Lesebü-
chern zählt; von Kiss li ng's Ausg. des Numa Pompilius in der krit.
Bibl. 6 S. 580, welche das Buch sowohl dem Inhalte als der Bearbei-
tung nach für Schulen unbrauchbar nennt ; von Siemsen's Ausg. der
Ue7:riade ebend. S. 578 f. , Avelche ebenfalls das Buch nicht eben em-
pfiehlt. Als Literarnotiz sey noch bemerkt, dass von Ideler's und
N o 1 1 e 'a Handbuch der Franz. Spr. und Literatur (dessen neuste Auf-
lage den Titel führt : Manuel de langue et litterature Franc, etc.) in
London 1820 ein verstümmelter Nachdruck unter dem Titel erschien:
Chefs d'oeuvre of french literature, consisting of interesting extracts
from the classic french writers in prose and verse^ -with hiographical
and critical remarks on the authors and their wor^s. Von diesem Nach-
druck wurde in Leipzig 1822 eine Deutsche Uebersetzung unter dem
Titel : Meisterstücke der Franz, Literatur , herausgegeben.
Von den Schriften über Englische Sprache ist nur Ruhens
Leitfaden in d. Schulzt. 2 L. Bl. 45 S 385 — 91 mehr tadelnd als lobend
heurtheilt worden : namentlich wird durch Beispiele erwiesen, dass die
Regeln über Aussprache nicht genügen.
In der Archäologie ist die Inh. Anz. von Dorow's Rom.
Alterthümern in und um Neuwied iniTübing. L. Bl. Nr. 24 S. 93 — 95
unbedeutend, und die Anz. von Bolzenthal's Verzeichniss der ge-
schnittenen Steine etc. im Tübing. Kunstbl. Nr. 73 nur eine beiläufige.
Vgl. Jbb. IV S. 466. Genauere Würdigung ist nur den Specimens of
ancient Coins etc. von N ö h den zu Theil geworden, zuerst durch die
lohende Inh. Anz. in d. Jen. L. Z. 1825 Nr. 112 u. 1827 Nr. 172 S. 411 — 16
und dann mehr noch durch die vorzügl. krit. Anz. v. O. Müller in d.
Götting. Anzz. St. 193 S. 1921 — 28. Auch die letztere rühmt das Werk
und versichert, dass die Zeichnung der Münzen im Ganzen treu genannt
werden könne, dass aber das Kühne und Kräftige der Originale bisMei-
len zu sehr ins Weiche und Charakterlose abgeschliffen sey. Aber sie
Archäologie. Antiquitäten. Alte Geographie. 385
deutet auch mit Gründen mehrere Münzen anders und rügt, dass Nöh-
deu namentlich viele Münzen Ihrer Scliönlieit wegen in ein zu frühes
Zeitalter (um ülymi». 75) gesetzt habe : denn es lasse sicli erweisen,
dass das Zeitalter der schönsten Griech. Münzen erst mit der Zeit Phi-
lipp"d von Macedonien heginne und etwa bis ein halbes Jalu-hundert
nach Alexander dauere. Daher habe Payne-Rnight (in seinen Obser-
vation» on tlie large silver coins ofSyracuse, Archae«»logia Vol. XIX)
die grossen Tetradrachmen von Syrakus gewiss richtig in die Zeit der
beiden Dionyse gesetzt. Falsch sey auch die Annahme, dass unter die-
sen 31ünzen Medagiien sich befänden, welche bloss zur Erinnerung an
irgend ein Ereigniss geschlagen wären (Denkmünzen); weil diese Sitte
den Griechen ganz fremd sey.
Antiquitäten, Kühn's Spec. VI de viedic. militaris condi-
tione ist angezeigt in Beck's Rep. 182G, III S. 2(>7; Boeckh's Ab-
handl. de ^lireupago abgedruckt in Seebod. neuem Archiv 182(>, 5 S. 115 —
123. Von W^en' s' disquisitiunis de tribubus Atticis spec. steht eine
lobende Anz. in d. Leipz. L. Z. Nr. 5 und eine zweite von Bake in d.
Bibl, crit. nova 111 S. 312 — 77. Letzterer meint jedoch, dass Ilgen
die Zeugnisse der alten Schriftsteller nicht inuner gehörig gewürdigt
habe, und erweist diess durch abweichende Behandlung zweier Stellen
des riato ( Tira. p. 24 und Crltias p. 110). Derselbe Bake hat auch
Rovers disput, de censorum ap. liom. auctoritate etc. [s. Jbb. II S. 168J
lobend angezeigt. In Schunck's Jahrbb. d. jur. Lit. findet man Bd. IV
S.56 — CO eine tadelnde Beurtheilung von Böcking's comment. de
mancipii causis, Bd. 111 S. 109 — 72 eine mehr lobende als tadelnde
von S t e m a n n ' s diss. de vett. dotis actionum etc. diß'erentiis, Bd. IV
S. 174 — 78 eine lobende von Freiesleben's Beiträgen zur Rom.
Hechtsgeschichte , Bd. 111 S. 275 — 308 eine theilw eise tadelnde von
Zimmern's Gesch. des Rom. Vrivatrechts. Von dem letzten Werke
ist noch Hugo 's wenig eingehende Anz. in den Götting. Anzz. St. 62 f.
S. 609-20 zu erwähnen, welche Belcsenheit und Gelehrsamkeit des
Verf. rühmt, aber es tadelt, dass die Rechtsgcschichte nicht in Zeit-
räume getheilt und in der Anordnung von Ilugo's Lehrbuch abgewi-
chen w Orden ist ; zugleich auch viele ungehörige Repliken einwebt.
Reicher, als die beiden vorhergehenden Abschnitte, sind die Geo-
graphie uaA. G esc hl c li t e ausgestattet, und es sind hier mehrere
recht gute Bcurtheilungcn zu erwähnen. Billerbeck's Handbuch
der alt. Geographie lobt eine Anzeige von Heeren in d. Götting.
Anzz. St. 189 S. 1881 — 84, welche über den Hauptinhalt etwas berich-
tet, ganz ausserordentlich und empfiehlt es den Schulen aus Ueberzeu-
gung, zumal da von den Orts- , Länder - und Völkernamen auch überall
die Accentuation angegeben worden sey. Nur die Wcltkunde der Al-
ten in Asien sey zu weit uuAgedehnt worden, indem dieselbe kaum bis
zu den Philippinen gereicht liabc. Die Stadt Thinae wird in Tenessc-
rim wiedergefunden. Nicht so ganz stimmt in dieses Lob ein eine be-
achtenswerthe Rec. in d. Schützt. L. Bl. 31 S. 265 — 72, welche jedoch
über das Buch nicht vullkomuieuca Aulschluss giebt. Zwar giebt sie
386 Alte Geographie.
ihm, thells wegen derVolIstruidigkeit der geographischen Artikel, tlieiU
•wegen der geschickten Behandlung schwieriger Partieen in der Geo-
graphie Asiens und Südafricas, den Vorzug vor nhnii(-hen Werken,
weist aber zugleich eine Menge Inconsequenzen und Nachläsäsigkeiten
nach, besonders in^Hinsicht der Orthographie und der Anlührung an-
derer Werke. Eigene Bemerkungen des Rec. sind, dass ii'lmTai von
dem passiv gebraucliten faiwg stamme; dass-Magetobria niclit Mainz
oder Elirenbreitstein , sondern la Moigte de Broie an der Saone sey;
dass man unter dem mons Rhetico des Meladas vonderLanquartdurch-
flossenc hohe Alpthal Brettigau oder Prätigau verstehen müsse, dessen
höchste Spitze noch jetzt Rhätico heisse; dass sich Mattiura oder Ma-
tium im Dorfe Maden an der Eder wiederfinde, während Marburg an
der Stelle des alten Mattiacum oder Mactiadum liege; dass die Schlacht
der Chatten und Hermunduren um die Salzquellen von Ilgen richtig an
die Sächsische Saale nach Halle verlegt worden sey. — Sickler's
Schulatlas lobt eine unbedeutende Anz. in d. Schulzt. 2 L. Bl. 41 S. 355 f.,
und von dessen Leitfaden z, Unterr. in der alt. Geographie steht eine
lobende Notiz, mit ein paar Berichtigungen, ebend. L. Bl. 20 S. 176.
Recht gut ist die lobende Rec. in d. Jen. L. Z. E.Bl. 66 — 68 S. l-f5 —
55, welche sowohl von Sickler's als von Schirlitz'ens Leitfa-
den eine sehr ausführliche Inh. Anz. giebt , bei dem ersteren die aus-
führlichere und vollständigere Länderschilderung, bei dem letzteren
die bessere Eintheilung und Reihenfolge rühmt, und ein paar eigene
Bemerkungen mittheilt. Noch ist auch die schon imVerzeichniss auf-
geführte Anzeige von Schirlitz'ens Leitfaden in der Schulzt. 2
L. Bl. 11 S. 89 — 93 zu erwähnen, weil sie, wenn wir auch die Wür-
digung des Buchs selbst nur oberflächlich nennen können , doch nicht
ganz zu übersehen ist wegen der Vorschriften , wie ein geographischer
Leitfaden einzurichten sey. Es wird nämlich verlangt, dass in einem
solchen nur historisch wichtige Namen aufgeführt und darum auch nur
historisch wichtige Länder ausführlicher behandelt werden sollen. Zu-
erst sey ein Umriss der Wohnsitze der alten historischen Völker, und
dann ein specieller der einzelnen Länder zu geben. Ueberall müsse die
Darstellung mit Asien beginnen und zuerst über die Phönizischen und
Aegyptischen Seefahrten und Homer's Geographie sich verbreiten, dann
Griechenland und Italien ausführlich, die übrigen Länder kurz, Deutsch-
land wiederum ausführlich behandeln. Die Namen sollen Deutsch mit Ac-
cent der Tonsylbe geschrieben und die Griech. und Rom. Formen quan-
titirt eingeschlossen werden. Nach dieser Voraussetzung genügt nun
Schirlitz'ens Buch eben so wenig, als andere. Sonst ist über das-
selbe bloss bemerkt, dass es ein Auszug aus dem grössern Handbuch ist,
in welchem das Historische, Antiquarische und Mj'thologische wegge-
lassen, die Verzeichnisse der Städte, Berge und Flüsse etwas vervoll-
ständigt, die Länge und Kürze der Sylben angegeben , und der Artikel
G(;rmanicn etwas erweitert worden sey. Zur Darstellung von Deutsch-
land sind einige Ausstellungen und Berichtigungen mitgetheilt. — Be-
nikon'ti orbis terraruni antiquus ist in den neuen geogr. Ephemer.
Alto und neue Geographie. 387
Bd. 21 S. 57 f. angezeigt. Bei Kruse' s Hellas ist die ausfiihrlielie
Beurtlu'ihiiig in den Wiener Jaluhb. Bd. 33 S. 48 — 13() und Bd. 31 S.
41 — 111 nicht zu über»elien. üer Inhult des In Bd». der lieisan in Ita-
lien seit 1822 von Thicrsch etc., -welcher die Reisen von Thiersch
und Schorn enthält, ist ilu^l■iih^•lil■h und mit kurzen Auszügen dargelegt
in d. neuen geogr. Kpheni. Bd. 21 St. 3 S. 78 — Dl und das Werk eben-
so, als in der Anz. in d. Hall. L. Z. 182(i JVr. 309, gelobt worden. Kicht
etininit in dieses Lob ein die etwas animose Notiz im Mitternachtbl.
Kr. 58 S. 230, welche das Werk zu hreit geschrieben nennt und es mc-
der gelehrt noch durch tiefe archäologische Entdeckungen wichtig fin-
den kann. Zm ar sey die Reise von Thiersch durch freimiithige Ansich-
ten der politischen Welt interessant, aber die von Schorn zeige mehr
antiquarische Kenntnisse als Geschmack und sey langweilig. — Von
Ruckstuhl's quaestion. Atlant, steht eine Anz. in d. lieidelb. Jahrbb.
3 S. 318 — 20. Ein Vorläufer dieser Abhandlung, iiher die wunderba-
ren Inseln der Vorzeit, steht in den zu Bern 182(> erschienenen Alpen-
rosen. — Hier sehe's Hegu-einer durch d. Geb. d. allg, Geogr. y,'ivA
iii der Schulzt. 1826, 1 L. Bl. 32 und in der Leipz. L. Z.1826 Nr. 213
empfohlen. An Reuse her 's allgemeinen Umrissen rühmt eine Anz.
in d. Jen. L. Z. 1827 E. Bl. 68 S- 155 — 58 die musterhafte Kürze in der
AusMahl, Melche nur selten zuviel gieht, und die lebendige und treue
Schilderung der Erdoberfläche, der physischen Beschaffenheit und des
Cullurzustandes der Länder; findet aber die Einleitung und die Be-
schreibung Australiens zu kurz, den Zusammenhang der Gebirge nicht
genügend nachgewiesen, und einzelne Fragen am Ende des Buchs zu
schwer. Zu C a n n a b i ch's kleiner Schulgeographie kann man die
Rec. in der Leipz. L.Z. 1820 JNr. C (vgl. ebend. 1825 Nr. 27 u.32(»), zu
Hülderich's Anleitung dieselbe L. Z. 1820 Nr. 266 u. 1825 Nr. 326
nachsehen. — Eine unnütze, sehr lobende Anz. von Galletti's an-
scliaul. Erdbeschreibung in d. krit. Bibl. 6 8.589 — 91 giebt das Verfah-
ren des Herausg. kurz an und MÜnscht vollständigere Register. In des-
selben Gelehrten Katechismus der Deutsche?! V aterlandskunde *) rügt
Tetzner in einer Anz. in der krit. Bibl. 5 S. 473 — 75 ein paar Irr-
thümer, lobt aber im Allgemeinen das Buch , was mit dem Tadel der
Schulzt. 1 L. Bl. 2 nicht recht übcreinstiuunen will. — Ueber den In
Th. von Ilornschuh's Lehrbuch der Geographie steht eina gute Rec.
cbend. 1 L. Bl. 34 S. 265 — 71, welche von der Frage ausgeht, wie
Geographie auf Schulen zu lehren sey, und darüber (meist nach Dit-
tenherger's Vorgange, in der \ orrede zu seiner Geogr. f. Gymnas. etc.)
feststellt, dass der Unterri<lit nach naturgemässer Stufenfolge gegeben,
die Anschauung des Lernenden genug unterstützt, die Selhstthätigkeit
gehörig in Anspruch genommen, der Verstand eben so Mie dasGedächt-
niss beschäftigt, und die Geographie mehr für das Leben als für die
Schule gelehrt werden müsse; dann aber diese Forderungen auf das
*) Das Uuch ist in uaeerm Verzcichnies fälechlich unter die Gesckicbte gestellt.
388 Neue Geographie. Chronologie u. allgemeine Geschichte.
Buch anwendet, und durch gedrängte Inhaltsangabe erweist, wie es
diesclhen nieistentheils erfülle und obern Classcn und Geübteren durch-
aus zu empfehlen sey. — Zu der Sammlung geogr. Gemälde von B o ry
de St. Vincent vgl. die im Einzelnen tadelnde Anz. in den neuen
geogr. Epheui. 1826 Bd. 20 St. 13. — An Ilermsd or f s Leitfaden
in der mat/iem. Geogr. findet eine seichte Rec. in d. Hall. L. Z. 1821
Nr. 160 S. 436 — 40 mehr zu tadeln als zu loben und giebt mehrere
Berichtigungen ; dagegen wird das Buch gerühmt in der kurzen Inh.
Anz. in der Schulzt. 1 L. Bl. 23 S. 182 f., welche bloss die beigegebenen
Fragen unzweckmässig findet. — Rühle vouLilienätern's all-
gemeinen Schulatlas lobt eine uiiwcseiitliche Inh. Anz. ebend. 1 L. Bl.
26 S. 203-5.
Ueber deu In Th. von Wagner 's Versuch e. Lehrh. der Chro-
7iologie berichten Einiges die Blätter für lit. Unterh. Nr. 137 und finden
in demselben mehreres zu tadeln. Von dem Inhalt von Ideler's»
Handbuch der mathem. und techn. Chronologie geben INachricht das
Convers. Bl. 1825 Nr. 154 u. 1826 Nr. 2, die Blatt, f. lit. Unterh. 1827
Nr. 94 S. 373 — 75, die Götting. Anzz. St. 53 S. 521 — 28 und die Hall.
L. Z. 1826 Nr. 73 u. 1827 E. Bl. 71) S. 625 — 31, und empfehlen alle das
Werk als ein ganz vorzügliclies. In der Hall. L. Z. sind ausserdem ei-
nige eigene Bemerkungen über das Römische Jahr und über die Ety-
mologie der Monats- und Jahresbenennungen gegeben. Friedle-
hen's 'Lehrbuch der Chronologie ist in einer Anz. d. Halt L.Z.Nr: 180
S. 598 — 600 scharf getadelt. — An Hassel 's Handwörterbuch der
Gesch. u. Mjthol. Abth. 1 tadelt eine Anz. der Blatt, f. lit. Unterh. Nr.
164 S. 655 f. die Dürftigkeit der gegebenen Nachrichten und den Man-
gel der Präcision des Vortrags und der kritischen Sichtung der Quel-
len, mit Anführung einer Stelle, welche diesen Tadel auITallend bestä-
tigt. — Junker 's Hauptbegebenheiten der Gesch. empfiehlt Beck's
Rep. 1 S. 309 und die sonst unnütze und leere Anz. in d. Leipz. L. Z.
Nr. 266 S. 2127 f. Eine kurze Anz. in d. Hall. L. Z. Nr. 150 S. 359 f.
stimmt bei und rühmt namentlich die sehr zweckmässige Auswahl und
Kürze, findet aber die vielen Abbreviaturen störend. — Von Bossuet's
Universalgeschichte steht eine krit. Anz. in der krit. Bibl. 5S. 523 — 26,
welche den Werth des Buchs anerkennt, aber dessen grosse Brauchbar-
keit für uns mit Recht verneint. — Die kurze lobende Notiz von Rot-
teck's allgem, Gesch.*') im Hesperus Nr. 155 S. 620 ist unbedeutend,
und auch die Anz. in der Leipz. L. Z. 1815 Nr. 229 steht m eit zurück
hinter der gediegenen Rec. in d. Jen. L. Z. 1827 Nr. 233-35 S. 417-35.
Diese tadelt es, dass Rotteck seine Geschichte schrieb, ohne die Quellen
studiert zu haben, und dass er seine Materialieu nur aus neuern Werken
*) Bd. I, 6e Aufl. XX, XIV u. 536 S. Bd. II, Ce Aufl. XVI, XI n. 574 S.
Bd. 111, Ge Aufl. VI, Vll u. 258 S. Bd. IV, Ce Aufl. IV, IX u. 4'J8 S. Bd. V,
6e Aufl. XIV u. 574 S. Bd. VI, 6e Aufl. XII u. 426 S. Bd. VII, 2e Aufl. Xu.557S.
Bd. VllI, XIV u. 644 S. Bd. IX, IV, XV u. 869 S. 1826. 8. Das panze Werk ist
noch bis zur Ostermesse 1828 für dcu Subscr. -Fr. vou 13 Thlru. 9 Gr. zu babeu.
Allgemeine Geschichte. 389
(in den ersten Biliulcn aus Heeren, Gibbon, Robertson etc.) genommen
hat, dass er oft Thatsachen auslädst und doch ein Käsoiincnient über
dieselben glebt, übt-rhaupt solchen allj^enieincn Häsonnemcnts zu viel
Raum einräumt: das» er eines Itidensrhaftlosen Stand- und Gesichts-
punctes oft ganz entbehrt; dass der Stil zMar lebendige, aber nicht im-
mer ganz corrcct ist, oft sogar in den Redncrstil übergeht, und viel
zu viel Schmuck liat, wclclier n«»ch dadnrch erhöht ist, dass oft geist-
reiche Stelh-n Anderer al)geschriebcn, ja sogar Stellen aus Griech. Rhe-
toren übersetzt sind. Noch missbilligt sie , dass im 9n Bde. die neuste
politische Geschichte bei weitem nicht ausreichend und nicht in glei-
cher Ausführlichkeit mit den frühern Bänden behandelt, und dass in den
neuen Auflagen der ersten sieben Bände nichts zur VerJiessernng dersel-
ben gcthan Avorden ist. Dass diess aber nöthig gcAvesen, wird durch
eine lauge Reihe unrichtiger und kritisch unlialtbarer historisclicr Data,
welche sich im Buche finden, nachgewiesen, deren Vergleichung um
eo mehr anzurathen ist , da sie sich zum Theil auch in vielen andern
Geschichtsbüchern finden, und in der Rec. nicht bloss gerügt, sondern
häufig auch durch Belege verbessert sind. — Die sehr lobende Anz.
Ton Schlosser's unh'ersalhistorischer Uebersicht ih d. Blatt, f. lit.
Unterh. Nr. 199 f. sucht nur nachzuweisen, dass Schlosser zu den sclbst-
etändigsten, kräftigsten und umfassendsten Historikcx-n gehöre imd kei-
ner Schule huldige. Aehnlichcs ist in Schulthess'ens neuen theol. An-
nalen gerühmt Avorden. Das hat freilich H ein r. Leo in den Jahrbb.
f. wissensch. krit. Nr. 44 — 48 nicht beachtet, sondern das Werk durch-
aus nach den Principien der philosophircnden Historiker heurtheilt und
darum vieles getadelt. Jedoch hat diese Rec. immer Wertli , beson-
ders durch die Darlegung der Richtung, welche die Geschichtschrei-
bung seit Gatterer genommen hat, und sie rügt auch manche Eigenthüm-
lichkeiten Schlosser's nicht mit Unrecht. — Ueber Rauschnick'a
kurzen Jbriss der alten Gesch. und der Gesch. des Mittelalters urtheilt
eine kritische Anz. in d. Hall. L. Z. Nr. 145 S. 313 — 17, dass beide
Schriften zwar nichts Neues geben, aber sich durch Behandlung und
Darstellung auszeichnen und in der Hand eines kundigen Lehrers recht
brauchbar seyn können. In beiden werden noch einige falsche Anga-
ben und eine in einzelnen Stellen verfehlte Darstellung gerügt. Bausch-
n ick 's pragmatisch - chronologisches Handbuch der Europäischen
Staatengeschichte (3 Abthh. Schmalkalden , Varnhagen 1824 und 25.
1374 S. 8.) lobt eine unnütze Notiz in d. Leipz. L. Z. 1828 Nr. 17 S. 136
(11 Zeilen) ; dagegen tadelt es sehr eine Rec. in der Schul/.t. 1827, 1
L. Bl. 33 S.257 — (>3, und behauptet, dass es alle die Vorzüge, welche
Meusel's und Spittler's Europ. Staatengeschichten auszeichnen, nicht
habe; dass sich kein Quellenstudium oflcnbare und selir nöthige genea-
logische Tabellen vermisst werden ; dass bei der Eintheilung der Ge-
echichtc in Perioden keine zweckmässigen Zeitabschnitte gcwäblt wor-
den; dass die Chronologie mit Unrecht von der geschichtlichen Dar-
stellung getrennt und bebonders behandelt worden , auch durch viele
falsche Data entstellt sey, was durch einige Beispiele aus der Spani-
390 Geschichte der Deutschen, ties Mittelalters, der Griechen.
sehen Geschichte erwiesen wird. Noch bringe diese Trennung den
Nachtheil, dass mehrmals auf die Chronologie verwiesen sey, ohne dass
eich dort eine Angahe finde. Gerühmt wird jedoch das fortwährende
Bestrehen, die Entwicklungsstufen des Volks lebhaft den Augen des Leh-
rers vorzuführen, und die würdige und angemessene , ja oft blühende
Sprache. Rauschnick's Geschichte der Deutschen *^ ist angezeigt
in Beck's Bep. I S. 88 f. und d. Blatt, f. lit. Unterh.Nr. 114 f. S. 453 —
455 u. 457 f., und am letztern Orte wird ihr gute Auswahl und schlich-
ter Stil nachgerühmt. Eine Beurtheilung in der Schulzt. 1 L. Bl, 35
^. 273 — 76 stellt das Buch mit Kohlrauscirens Deutscher Geschichte
zusammen und meint, dass es gleichmässiger als diese gearbeitet scy.
Die Darstellung sey im Ganzen gut, nur hin und wieder durch Schreib-
und Druckfehler entstellt, und die Rede schlicht, so dass sie wohl
manchmal etwas rediiensclier seyn könne. Uebrigens finde nan nnr
die gewöhnlichen Quellen benutzt, wesshalb auch viele historische Irr-
thümer im Buche vorbanden seyen, deren eine ziemliche Reihe, als Fort-
setzung der in der Hall. L. Z. Nr. 35 gerügten, aufgeführt werden. — Den
In Bd. von Rehm's Lelirhuch der Gesch. des Mittelalters rühmen die
Anzz. in d. Leipz. L. Z. 1826 Nr. 210 und in d. Blatt, f. Ht. Unterh.
1827 Nr. 148 S. 589 — 91 wegen seiner Gründlichkeit, Umsicht und ge-
"diegenen Forschung. Die letztere' giebt ein paar litei'arische Nachträge,
Auch an dessen Handbuch der Gesch. des Mittelalters (Marburg, Krü-
ger. Ir Bd. 1821. XIV u. 701 S. 2r Bd. 1824. VI u. 578 S. 8. 6 Thlr.
4 Gr.) rühmt die Schulzt. 1827, 2 L. Bl. 12 S. 97 — 103 die gründliche,
umsichtige und aus den Quellen geschöpfte Behandlung, den reinen
und kräftigen Stil und das gesunde Urtbeil ; findet aber die Literatnr-
Tiotizen nicht vollständig genug und in der Propädeutik und historischen
Einleitung manches zu kurz behandelt, und stimmt nicht überein mit
der Einrichtung, dass die Geschichte des Mittelalters in Perioden ge-
theilt ist, in denen die allgemeine Geschichte vorausgeht und dann die
epecielle der einzelnen Völker folgt, indem es zweckmässiger scy,
ethnographisch zu gehen. — Das Specimen des Schultzischen
yipparatus ad annales crit. rerum Graec. rühmt ausserordentlich die von
Plass in der krit. Biblioth. 2 S. 151 — 54 gegebene Inh. Anz., welche
•nur an zwei Stellen anstösst, ohne jedoch eine entscheidende Berichti-
gung derselben zu geben, imd Herod. I, 126 die WW. yivifi — voxfqov
streichen und Thucyd. HI, 68 die 93 Jahre von der Verbindung Platea's
'nrit Athen in 83 verwandeln will. — MüUer's Sehr, über dieWohn-
*) Die Geschichte der Deutschen, aum Gehrauch in Gymnas. u. höh. Bür-
gersch. erschien zu Schw-elm bei Scherz und ist verschieden von dem Lehrbuch
der Deutschen Geschichte, welches in Schmalkalden bei Varnhagen herauskam und
«U8 dem pragra. - chronolog. Handbuch abgedruckt ist. Im Veraeichniss ist durch
«ineu Irrthum die Geschichte der Deutschen als ein solcher Abdruck genannt wor-
den. Der Abdruck des Lehrbuchs der Deutschen GescÄ. ist übrigens nach Uausch-
nick's Erklärung von dem Verleger ohne den Willen des Verf. veranstaltet wor-
den, und auf das W'iderrcchtliche dieses Abdrucks bezieht sich cia Auf&atz von
Müllner im Mitternachtblatt Nr. 17G S. 703.
Geschichte der Griechen, der Römer, der Deutschen. 391
sitze etc. des Makedov. J'olks Iol)t sehr die kurze Anz. von V ö 1 c k c r
in d. Hall. L. Z. E.Bl. 124 S. 918 f. — Den Ilauptinhiilt von Plehn's
Lesbidcorum Über hat 0. Müller in d. Göttin};^. Anzz. 18*28 St. 4 S. 39
— 37 aufgeführt und zu<^leicli Klnig-cs aus Z an d c r' s 1827 erschiene-
nen 7ii?/V/-a^e« ~ur Kunde der I/i^e/ Leäios vv\yü.lmt. Er findet Plehn's
Buch sehr z^v<M■k^läs^ii!J^, nurEiuij::cs zu kurz Iiehandclt, und theilt meh-
rere eigene IJeinerkuiigen mit. Dahin gehört, dass der Makar der Les-
bier (Hom. hvmn. 1, ü7) ein Symbol der Fülle ländlichen Segens sey;
das» die Existenz einer Stadt Le&bos aus Honier's ivHZifiivr] ivi Aie^at
nicht folge, dass man Aesch. Euui. 392 vom Streite 31itylene's mit Athen
um die Troischc Küste deuten müsse ; dass Strabon's Kleanaktiden, mit
denen Alkäos stritt, Mohl in Archäanaktiden (vgl. Schol. z. Aicand. Ther,
613, wo ni-QL ^piatoj'axr(ö&3r vermuthet Avird) zu verwandeln seycn;
dass die Tyrannen in Lcsbos nicht Aristokraten, sondern Häupter de-
mokratischer Parteien Maren ; dass der Apollo Gonnapaeos ein Unding
eey und in den Scholieu des Aristophanes xov Nanui'ov gesehriehen
"werden müsse, so >vie Lobeck auch den Dionysos Kephallen riclitig in
i^aXlT]v (vgl. Euseb. praep. evang. \, 36) ver« andelt habe. Die Stelle
hei Thucyd. III, 4, wo Malea nördlich von Mitylene gesetzt wird, habe
Zander richtig dahin gedeutet, das» Malea bei Thukydides nicht das
Vorgebirge, sondern die ganze schmale Halbinsel bezeichne, auf wel-
cher Mitylene lag und zu welcher gewiss auch noch der nördlich gele-
gene Maloische Hafen gehörte. Auch sey lalscli die Annahme, dass
nach dem Seesieg bei Knidos die Inseln und Küsten Asiens gleich Mieder
zum Theil Athenisch gcMorden seyen; aus Xenophon und Konons Ver-
hältniss zu den Persern gehe hervor, dass sie sich an Persien anschlös-
sen. Zuletzt Mird noch die von Böckh in der Staatshaushalt, d. Athe-
ner aufgestellte lyrische Tragödie und Komödie gegen neuere EiuMeu-
dungen vertheidigt. - Von Voemel's lineamentis belli Amphipol.
ßteht eine beachtensMcrlhe Rec. in Seebod. neuem Archiv 182fi, 5 S. 106
-112, M eiche die Sclirift im Allgemeinen rüluut, aber die historisdie
Darstellung für einseilig hält und mehrere abM eichende Resultate zieht.
— Den Inhalt von Brückner's historia reif. Massiliensium giebt
eine lobende Anz. in d. Leipz. L. Z. 1828 Nr. IG S. 126 f. durch Aufzäh-
lung der Uauptrubriken des Buchs an. Eine allgemeine Inh. An2. von
Laura za's histoire crit. du pasias^e des yilpes p ar Uannibal stiiht
«bcnd. 1827 Xr. 283 S. 2263 f. An Wilhelm 's Feidzugen des JDru^
sus im Tiördl. Deutschi, rühmt eine Anz. im Mittcrnachtbl. die in diesier
gegen Luden's Schilderung des Drusus geriditeten Schrift rein nach
den Quellen der Römer und Grieehen gegebene Darstellung, die histo-
risch-gründliche Gedrängtheit, die kritische Genauigkeit und schnrf-
«innige Conibination und den reinen, m ürdevollen und anmuthigcnStil.
Vgl. Jbb. V S. 28. Das 4e Heft von Leichtlen's Forschungen Mird
in einer Inh. Anz. in den geogr. Ephem. Bd. 22 St. 8 S. 76 -r-^ dai<
gründlichste und fas^lichste Buch über die Geschichte S«;hwabons imter
den Römern genannt. — Dass die Anz. des In Bds. von L ud eu's Ge-
svhichte des Deutsch. V ulks in dem litcr. Cunvcce. BL 1826 Kr. Ui6 i.
392 Gescluclite der Deutschen. Griech. u. Rom. Mythologie.
das Werk bloss lobt, mag in einem Unterhaltungsblatte hingehen. Sonst
bedürfen Werke so ausgezeichneter Gelehrten, wie Luden ist, keiner
Empfehlung, wohl aber um der Sache willen einer strengen kritischen
Prüfung , weil in ihnen vorkommende Irrthümer doppelt leiclit durch
den Namen ihrer Verfasser täuschen. Darum ist die vielleicht etwas
nnimo^sc, aber sonst recht brave Reo. desselben Bandes in d. Jen. L. Z.
1827 Nr. 221 f. S. 321 — 32 sehr zu loben. Sie erkennt die sorgfältige
Prüfung aller Quellen und Ausscheidung alles Fabelhaften an, und bil-
ligt, dass Luden eine subjective Darstellung wählte, weil objective oh-
nehin nicht durchaus möglich sey. Nicht minder gesteht sie zu, dass
die natürliche Breite des Stils ihren Reiz habe ; doch sey dieser Stil an
und für sich nicht zu billigen , zumal da er noch manchmal durch fal-
gchen Schmuck entstellt sey. Dagegen findet sie zu grosse Umständ-
lichkeit der Behandlung, welche über den Zeitraum der Deutschen Ge-
Bchichte bis Chlodwig ohne die Anmerkungen 1000 S. füllt , und in
welcher viel Ungehöriges eingemischt und öfters Nebensachen zur Haupt-
sache gemacht sind , wie z.B. die Hörn. Geschichte sehr ausfüliriich
dargestellt ist. Ferner wird getadelt, dass der Verf. bei jeder Lücke
der Quellen klagend und zürnend verAveile, und dass er nicht, wie Nie-
huhr, Vergleichungen mit andern Völkern und mit der spätem Zeit an-
etelle; vorzüglich aber, dass er in seiner Leidenschaftlichkeit zu sehr
für die Deutschen Partei nehme , und desshalb die Quellen nicht ge-
hörig würdige, manche historische Notiz verdrehe und Thatsachen
läugne. Diess wird durch eine lange Reihe von (meist auch zugleich be-
richtigten) Beispielen ^erwiesen, denen auch noch viele Berichtigungen
missverstandener Stellen der Alten und eine Prüfung der Gründe bei-
gefügt ist, nach welchen Luden die Völkerwanderung wegderaonstriren
und hei der Hermannschlacht keine Verschwörung der Deutschen statt-
finden lassen will. Den Hauptinhalt der zwei ersten Bände kann man
inBeck'sRep. 1826,1 S.6— 10 und 182T, I S. 81 — 86 lesen, wo nur
Luden's zu grosser Skepticismus getadelt wird; wer aber das eigen-
thümliche Wesen und den Standpunct der 3 ersten Bände kennen ler-
nen will, der findet ihn gut dargelegt in einer ausführlichen Rec. von
Wachsmuth in d. Leipz. L. Z. Nr. 308 — 10 S. 2457 — 74, welche
jedoch sonst nichts Eigenthümlichea enthält. — Zu dem 2n Th. von
Gagern's Nationalgesch. der Deutsch, ist die Anz. in Beck's Rep.
1826, I S. 1 — 5, zu Guts -Muths Deutschem Layide die Leipz. L.
Z. 1825 Nr. 90 nachzutragen. Radlof s Gruiidzüge einer nUdungs-
gesch. d. Germ. [s. Jbb. V S. 3 ff.] sind ihrer etymologischen Spielereien
wegen scharf getadelt in den Blatt, f. lit. Unterh. 1827 Nr. 87 S. 347 f.
Aus der Mjtholo gie ist der Müller - Lange - Völcker'
sehe Streit schon andei'swo erwähnt worden, und die Gotter und He-
roen d. Griech. und Rom. [Jbb. I S.422] haben ihre vollkommene Wür-
digung in d. Schulzt. 2 L. Bl. 27 S. 240 gefunden, wo angegeben wird,
dass das Buch nur ein nachlässiger und castrirter Nachdruck aus der
von T ö 1 k e n (Berlin, bei Nicolai. 1820. 10 Thlr.) besorgten Ueber-
setzung von Millin's mytholog. Gallerie ist. Die Antisjrmbolik von
Mythologie. Geschichte d. Fhilosophlo alter Zeit. 393
Vo88 rühmt cineAnz. m den Bhitt. f. Vit. Unterh. Nr. 165 f. S. 659 f.
u. ö(»3 f. unil lobt besonders den edclii Stil. Einen guten Inhaltsbc-
richt vom 2n Bde. giebt Beck's Rep, III S. lOT — 10, welcher die hef-
tigen Invectiven gegen andere Gelehrte mit Recht missbilligt , und gut
zu»aaimenstcllt, dass der grüsste Theil dieses Bandes nur perso-
nellen Streit enthalt und der Wissenschaft nicht viel nützt, zumal da
das Meiste schon früher gedruckt ist. Bloss die dritte Abthciliiiig von
S. 401 — CO hat reinen literarischen Werth. Böttiger's Ideen zur
Kunstmjthologie empfehlen die sehr kurze Inh. Anz. im Tübing. Kunstbl.
Nr. 25 S. 98 und die ausführliche in d. Hall. L. Z. Nr. 237 f. S. 217 —
32, welche letztere auch ein paar nicht tiefer eingehende Gegenbemer-
kungen macht. Einige bessere Ausstcllnngen und eine sehr ausführ-
liche Prüfung der in der Vorrede ausgesprochenen Grundsätze giebt
Creuzer ia den Heidclb. Jahrbb. 0 S. 529 — 52. Zu H ü 1 1 m a n n ' a
Progr. de Cercopibus atque Cjcloi), vgl. L o b e c k dissert. de Cercopi-
bus atque Cohalis (Königsb. 1820. Abgedruckt in Seeböd. Miscell. crlt.
Vol. II P. 3.) , B ö 1 1 i g e r über die Kerkopen in der Amalthca Bd. 3
S. 318 ff. , Hase im Wegweiser Nr. 1 u. 3 zur Abendzt. 182G und
Riegler's Sehr, de Hercule et Cercopibus,
Fhilosophie und Rhetorik. Wer Krug'a Geschichte
der Philos. alter Zeit noch nicht kennt, wird sie aus der lobenden No-
tiz von Heeren in d. Gütting. Anzz. St. 193 S. 1928, welche sich auf
die Beurtheilung der In Aufl. ebend. 1815 St. 94 beruft , und aus der
gleichen in Beck's Rep. II S. 451 eben so wenig, als aus der kurzen,
lobenden, Anz. in d. krit. Bibl. 2 S. 217 f. kennen lernen , obschon die
letzte vielleicht wegen ein paar unbedeutenden Litcraturnachwcisungen
nachgesehen zu werden verlangt. — Die Rec. von Ritter's Gesc/i. d.
Pjthag. Philosophie in den Wiener Jahrbb. Bd. 38 S. 122 — 38 giebt
eine förmliche, meist aus Ritter's Resultaten zusammengesetzte Ab-
handlung über Fythagoras und seine Lehren und stimmt dem gelobten
Werke meist bei, ausser dass sie die Behauptung bestreitet, dass der
Pjthagor. Geheimdienst nicht aus Aegypten stamme. Die ausführl.
Anz. in d. Gotting. Anzz. St. 83 f. S. 817 — 39 verbreitet sich, meist re-
ferirend, über den am meisten gebilligten 2n Abschnitt, über die Prin-
cipien und das Wesen der Pythagor. Zahlenlehrc, macht dazu ein paar
eigene Bemerkungen und sucht die Pjthagor. Philosophie nachO. Mül-
ler als eine Dorische nachzuweisen. Hat man diese beiden Beurthci-
lungen benutzt, so werden die rühmenden Anzz. in Beck's Rep. IS. 250 f.,
in d. Blatt, f. lit. Unterh. Nr. 293 S. 1171 f. und in d. Hall. L. Z. E.BI.
38 S. 302 — 4 durch ihre theilweisen Inhaltsangaben nichts weiter
nützen. Mehr wird die kritische Anz. in d. Hall. L. Z. 1828 Nr. 9 f.
S. 6.J — 80 das Nachlesen verdienen, weil sie, obschon sie weder durch
besondere Resultate noch durch «ine vollständige Würdigung desBuchs
sich auszeichnet, doch zugleich einen Inhaltsbericht von II e i n h «t 1 d ' 8 u.
W e n d t ' 8 Schriften desselben Inhalts liefert, besonders über die Grund-
lehre der Pytliagorischen Phllosopliie (die Zahlenlehre) sich verbreitet,
die abweichenden Ansichten der drei Gelehrten darüber mittheilt und
Jahrb. f. Phil. u. l'dilas. Ja/irg. II. /hfl Vi- 27
394 Philosophie, Rhetorik, Religion, Naturgeschichte, Mathematik.
mit kürzen billigenden oder missLilligenden Urthellen hegleitet. Auch
deutet sie an, auf welche Weise man die Nachrichten über desPythag.
Leben und Symbole, über die politische AViditigkeit seine» Bundes und
über die Geheimnisse seiner Schule vielleicht zu bestimmtem Resultaten
benutzen könne, und vermuthet aus der Aehnlichkcit zwischen des Pyth.
Lehre von einem ausserweltlichen Unbegrenzten, das durch Begrenzung
in den Kosmos eingehe, und dem 3t5p(£^ov der Ionischen Philosophen,
dass der erstere der letztern Lehren doch Mohl berücksichtigt habe. —
Fisch haber's Naturrecht lobt eine Inh. Anz. in d. Leipz. L. Z. Nr.
162 S. 1289 — 91 eben so als die Anz. d. Hall. L. Z. 1826 Nr. 262.
Auch Schunck's Jahrbb. d, jur. Lit. 1826 Bd. III S. 211 — 15 finden
daran mehr zu loben als zu tadeln. — P h i 1 i p p i ' s Katechismus d.
Rhetorik nennt eine allgem. Inh. Anz. in d. Schulzt. 1827, 2 L. BL 15
S. 113 f. sowohl im Allgemeinen als namentlich durch die feinen Be-
merkungen des Verf. und durch die trefflich gewählten Beispiele eehr
brauchbar, und rügt nur die vielen Druckfehler. Füllebor n'a Rhe-
torik von Menzel [s. Jbb, II S. 278 ff.] hat Steuber ebend. L. BL
28 S. 244 kurz angezeigt.
Religion. Ueber Klitscher's Liederbuch giebt die lohende
Anz. in der krit. Bibl. 9 S. 951 nur dürftige Auskunft. Vgl. dieRec. in d.
Leipz. L. Z. 1816 Nr. 201. Seebode's Schulgesangbuch lobt eine Rec.
Xßn Lorberg in d. krit. Bibl. 3 S. 306 — 10 und rügt nur Einiges in
der Anordnung, Auswahl Und Textesänderung. An S ch ir li t z' e ns
Morgengebeten finden die Anzz. in Beck's Rep. 1826, III S. 135 u. von
Biallobiotzky in d. krit. Bibl. 1827, 7 S. 692 f. mehr zu loben
als zu tadeln. Assmann's Gesang- und Gebetbuch ist sehr unge-
recht beurtheilt im Katholiken 1826 Bd. 19 S. 255 f.; aber auch die Anz.
in Beck's Rep. 1826, III S. 35 billigt es nicht durchaus. — Dinter'a
relig, TVeihe zum akad. Leben [Jbb. I S. 434 u. IV S. 233] rühmen die
Anzz. in Beck's Rep. 1826, i S. 298 und in d. Leipz. L. Z. 1826 Nr. 211.
Von Schubert's vier Reden zur yibendmahlsfeier hat Biallo-
biotzky in der krit. Bibl. 1827, 7 S. 688 — 92 eine Inh. Anz., von
Schirlitz'ens drei Schulreden Beck's Rep. 1826, I S. 374 eine lo-
hende Anz. gegeben.
Von F ri t z s c h' S Leitfaden beim Unterricht in d. Naturgeschichte
berichtet eine kurze Anz. in d. Schulzt. 1 L. Bl. 36 S. 288, dass man
darin nichts, als eine Nomenclatur nach Linne finde.
Bei den Schriften über Mathematik sey zuerst bemerkt, dass
Ad. Teil kämpf in Seebod. neuem Archiv 1827, 2 S. 69 — SO einen
kritijichcn Bericht von den zu Michaelis 1825 und zu Ostern 1826 in
Prensscn erschienenen mathematischen Schulprogrammcn geliefert hat.
Von Wunder's Katechismus der Mathematik behauptet die scharf
tadelnde Inh. Anz. in d. Schulzt. 1 Nr. 29 S 225—28, dass die Bear-
beitung armselig sey, manclics Nötliige vermissen lasse und viel Unge-
höriges einmische, und erklärt sich überhaupt sehr bestimmt gegen
solche Katechismen. Anders urtheilte Block in der krit. Bibüoth. 6
S. 629 — 34, indem er nicht den streng m issenschaftlidicn Maassstah
MiitlicniatUf u. Pädagogik. 395
an das Buch legte, sondern es nach seiner Bestiininung für das grössere
PuliliciiiD Aviirdigte. In dieser Voraussetzung entspreche es seinem
Zwecke sehr gut, liefere aus der Arilhnnjtik, Algebra, Geometrie,
Mechanik , Optik und Astronomie das Nöthigste und Bcgreillichste in
einer anziehenden und gemeinfasslichen Darstellung, und sey daher
zum Unterrichte in Bürgerschulen und zum Selbstunterrichte für Lieb^
haber sehr brauchbar. Methodische Strenge, Anordnung und Entwik-
kclung im Zusammenhange finde man hier freilich nicht, könne sie
aber auch billiger Weise in einem solchen Buche nicht erwarten. Ein-
zelnes \om Buche behandelt Block gar nicht, sondern liefert S. G30 — -
34 eine allgemeine Rechtfertigung des mathematischen Studiums und
der Nützlichkeit desselben. — Von Ohm 's Versuch einer kurzen . . .
Anweisung Knaben zum Studium der Blathem. fähig zu machen steht
eine Notiz in Beck's Rep. II S. 408. Von dessen reiner Elementar-
Mathematik [Ir Bd. XX u. 464 S. 2r Bd. X u. 368 S. 3r Bd. XII u.
331 S.] findet man eine gute Inh. Anz. ebend. II S. 169 — 74 und eine
ündere, lobende, in d. Jen. L- Z. Nr. 138 u. E. Bl. 58: letztere mit ein
paar Ausstellungen. Eine beachtungswerthe Reo. in d. Hall. L. Z. Nr.
264 — 66 giebt nach vorausgeschickten Bemerkungen über die Behand-
lung der Mathematik auf Schulen ebenfalls einen ausführlichen Inhalts-
bericht und billigt das Werk im Ganzen, findet aber die Darstellung
für Gymnasien zu abstract gehalten und auch einige Abschnitte, z. B.
den binomisclien Lehrsatz, die höhern Gleichungen und Mehrere» in
der Stereometrie, nicht erschöpfend und angemessen behandelt. — Eine
Anz. des In Bds. von Hermsdorf'a Handbuch z, Beförd. eines voll-
stand. 11. gründl. Unterr. in d. Arithm. u. Jlgebra [ Uebun gsauf gaben
über die vier Fundamentalrechnungsarten etc. 1824. 45 Bgn. 4. 3 Thlr.
12 Gr.] in d. krit. Bibl. 8 S. 845 — 47 giebt den allgemeinen Plan und die
Hauptrnbriken des Buchs an, nennt es für höhere Schulen sehr brauchbar
und hofft, es werde durch seine Vollständigkeit alle übrigen Rechenbü-
cher entbehrlich machen. Doch wird getadelt, dass dieNumeration über-
gangen ist; dass überall unnütze Fragen den einzelnen Abschnitten voraus-
gehen, welche, so wie der Umstand, dass jedes Excmpel völlig ausgerech-
net ist, das Buch unnöthig vergrössern und vertheuei*n ; dass die vier Fun-
rfamentalrcchnungsarten mit ungleich benannten Zahlen erst nach der
Rechnung mitDcciraal- und Sexagesinial- Brüchen behandelt sind. —
Breit haupt's Sammlung arithmetischer Uebungsauf gaben ist in den
Hcidelb. Jahrbb. Nr. 33 lobend angezeigt. Zu L e o n ha r d i ' s Vorlesun-
gen iiber die Geometrie vgl. die kurze Anz. in Beck's Rep. 1826, III
S. 255; zu Fischer' 8 rechnender Geometrie die kurze lobende Inh.
Anz. in d. Jen. L. Z. 1827 E. Bl. 79 S. 246 — 48. — Eine krit. Anz. von
Müller's leichtf asslicher Anleit. zur DiJJ'erential . und Integralrech-
nung in d. Leipz. L. Z. Nr. 29() S.2361 — 63 lobt das Ganze, tadoltaber
Einzelnes im Vortrag und in der zu einigen Lehrsätzen gegebenen Be-
weisführung.
F ädag ogik. Stillcr'a Ganzes der Erziehung und des Un-
terrichtSy das eine sehr gedankenlose Corapilation aus Nicnieyer's Grund-
27*
396 Pädagogik u, Gymnasialgeschichte,
«ätzen zu seyn scheint, lobt die Anz. in d. Jen.L. Z. Nr, 187 S. 49 — 53
eben so, wie die in der Leipz.L. Z. 1826 Nr. 97; noch mehr dicinli. Anz.
von Gitte r mann in d. krit. Bibl. 1827, 2 S. 129 — 35. Auch die
Schulzt. 1826, 1 L. Bl. 19 fand daran mehr zu loben als zu tadeln. —
Aus Ohlert's Schrift, die Schule, hat Beck in d. Schulzt. 1827, 1
Nr. 36 das über die Bürgerschulen Gesagte im Auszuge mitgctheilt. —
Zum In Bde. von Thierse h 's Sehr, über gel. Schulen ist die Beur-
theilung der 2n — 4n Abth. in d. Lcipz. L. Z. 1826 Nr. 222 nachzutra-
gen.— Sendtner's, die Jesuitenschulen empfehlende Schrift, über
Lehre und Zucht in d. Schulen hat W o 1 p e r in d. krit. Bibl. 1827, 2
S. 135 — 39 nicht bloss getadelt, sondern auch durch Inhaltsauszüge
gut charakterisirt und kurze Gegenbemerkungen dazu geliefert. Auch
die Anz. in d. Blatt, f. lit. Unterh. Nr. 290 S. 1159, die ebenfalls Eini-
ges vom Inhalt aushebt, weiss wenig daran zu loben. Mehr zu rüh-
men findet der Rec. in d. Jen. L. Z. E.Bl. 50, der den Inhalt kurz dar-
legt, aber auch an Vielem anstüsst und dazu kurze aber gute Gegenbemer-
kungen liefert. — Zerrenn er's Grundsätze der Schuldisciplin loht
die Inh. Anz. in d. Leipz. L. Z. 1826 Nr. 207 und die ausführlichere i»
d. Jen. L. Z. 1827 E. Bl. 204 S. 185 — 92. — Von Behr's Gedanken
über den Zudrang zum Studiren findet man eine Notiz in d. Leipz, L. Z.
1826 Nr. 185; von Frank e's Progr. über die Reife zur Universitär
eine Anz in Beck's Rep. 1827, I S. 457 f.; von Föhlisch's Progr.
über Zweck, Form und Inhalt der öffentlichen Prüfungen, Abth. 3,
einen gedrängten Inhaltsauszug [von W o 1 p e r] in Seebod. neuem Archiv
1827, 3 S, 109 — 111; vonBaumgarten-Crusius Sehr, über Wis-
senschaft l. Freiheit eine Anz. in Beck's Rep, 1826 , II S. 305. D n u-
m e r ' s Sehr, über den Gang u. d. Fortschritte uns. geist. Entwick. tadelt
die Anz. ebend. 1827, I S. 440. Ueber den Inhalt von Fülle's Be-
antwortung der Frage : Soll der Lehrer mit seinen Schülern über Me-
thode sprechen? bemerkt Einiges Gräfenhan in Seeb«id. neuem Ar-
chiv 1827, 4 S. 114 — 16, und rechtfertigt zugleich die Schreibart
Hülfe statt Hilfe. — Eichstädt's Rede de causis neglecti studii
■philologiae ist abgedruckt in Seebod. Archiv 1826, 4 S. 32 — 47 und
die zweite pro orationibus acadeniicis im Auszuge mitgetheilt in der
Schulzt. 1827, 2 Nr. 31. — Ueber Tittmann's Frogv. de animis ju-
venum ad pietatem ehr ist. formandis vgl. Beck's Rep. I S. 310 f. Fi-
scher's Sehr, über Collegien und Collegienhefte ist ebend. S. 133 f.
als sehr bi-auchbar empfohlen,
Geschichte d. Gymnasien u. Gelehrtengeschichte,
Bellermann : Las graue Kloster in Berlin, ist angezeigt in Beck'»
Rep. 1826, II S. 301— 4; Klöden's und Sr.hmidt's Gesch. des
Kölnischen Gymn. in d. Leipz. L. Z. 1820 Nr. 207; Friedemann'a
oratio lobend in d. Jen. L. Z. 1826 Nr. 129; F orbige r's Beiträge
zur Gesch. der JSicolaischule in Beck's Rep. 1826, III S. 128 f.; Wil-
helm's Gesch. der Klostersch. Rossleben ebend. S. 129 — 31 und mit
ausführlicher Darlegung des Inhalts von Jacob in d. krit. Bibl, 1827,
2 S. 195 — 200. i;ine kurze Inh. Anz. von Fickenscher's Beschrei-
Gelchrtcngcschichtc. 397
luTig des Cjmn. in Aiirn?>erg und der SOO/d/ir. Jubelfeier desselben
fetcht in der Lciiiz. L. Z. Xr. 292 S. 2334 — 30, eine Ixsscre der letz-
tem Schrift in Bock's He[). I S. -^39 f., ein Inhaltsanszug der erstem
in d. Srhulzt. 2 Nr. fw S. 434 — 40. — Fahri'a 3L^moria J. Em.
Fahri ist abgedruckt in d. Scliulzt. 2 Nr. 57 — 51). Mit G locker 'ß
und Passow'tj Schriften über iJ/an.so ist Kluge's Aufsatz: J. K.
Fr. Man so als Sc/iiilnuinn und Cclelirter in den Schlesischen l'rovinzial-
blättern 1826 Sept. S. 213 — Gl und die aus ihnen geschöpfte Biogra-
phie in d. Scliulzt. 1827, 2 Ar. 45 f. zu vergleichen. Bei den von Pau-
lus herausgegebenen Lebens- und Todeskunden über J. II. Voss, de-
ren Inhalt Schau mann in d. krit. Biblioth. 2 S. 215 f. kurz ange-
geben hat, ist zu bemerken, dass die in dieselben aus den Zeitgenos-
sen und dem Conversationslexicon aufgenommene und erweiterte Selbst-
biographie Voss'ens auch in dessen Antisjmbolik Bd. 2 S. 176 — 213
niit einem besondern Nachtrag abgedruckt ist. Zu Ilasseibach's
Lehensgescliichte des Hojr. und Prof. JVolke ist Mcniger die kurze Inli.
Anz. in d. krit. Bibliotli. 2 S. iy3f. als die mehr tadelnde als lobende
Anz. in d. Bliitt. f. lit. Unterh. Nr. 188 S. 751 zu vergleichen , welche
es rüg^, dass Wolke als Erzieher zu übertrieben gelobt und Basedow's
Verdienste neben ihm zu sehr in den Schatten gestellt, überhaupt das
zwischen beiden bestehende VerhäUniss zu parteiisch für Wolke be-
handelt iat. Jahn.
Journalnotizen.
■Ijin Aufsatz, die alten Classiier auf Deutschem, Tioden, in den neuen
allgem. polit. Annalen Bd. 25 Ilft. 3 S. 220—241 will die Griechischen
und Römischen Prosaiker in neuen Uebersetzungen, herausgegeben von
Tafel, Oslander und Schwab, empfehlen, und tluit diess so, dass sie
in einigen paradoxen Sätzen die schon oft gehfirten Ausfälle gegen die
Philologie aufwärmt. [Die Griechen und Römer sind uns bisher fremd
geblieben , weil unsere Philologen die Art und Weise übersahen , wie
die antike und moderne Welt, ohne Vernichtung der Eigenthümlich-
keit einer jeden , mit einander zu verknüpfen sind. Macchiiivelli in
seinem AVcrk über die erste Decade des Livius hat gezeigt, wie man
das Alterthnm behandeln müsse. Aber selbst für die Heroen der Phi-
lologie w ar eine neue Lesart wichtiger , als ein Gedanke , eine That
im Sinne der Alten. Andere suchten eines missverstandenen Christia-
nismns wegen die Aneignung der Ideen des Alterthums bei ihren Schü-
lern sogar zu verhindern. Die bessten Philologen meinten, Sacherklä-
rung sey unter ihrer Wünle, und trugen daher zu einer vertrauten Be-
kanntschaft mit dem Geiste des cla»sisclien Alterthums nicht sonderlich
bei, und verstanden nicht, dem Schüler eine leJiendige Anschauung
davon zu geben und die alte und neue Zeit zu einem organischen Gau-
398 Journalnntizen.
xen zn verbinden. Die groste Mehrzahl unserer Schüler erhält kaum
eine Ahnung vom Geiste des Alterthuras, kann darum die Philologie
mit ihren fernem Studien nicht in Einklang bringen und vergisst daa
Erlernte wieder. Unsere Lehrer, statt ihre Schüler tiefer in das grosse
Leben der Alten einzuführen und dadurch den Geist und Charakter der-
eelben zu stärken , haben sie mehr zu Variantensammlcru gemacht,
und durch Zusammenhäufung eines meist unnützen Apparats und durch
Fortbauen auf der Bahn der alten Scholiasten, Commcntatoren und
Exegeten das Verstehen der Alten mehr erscliwert. Sie haben nur den
Buchstabendienst geübt, aber nicht gelehrt die alle liiteressen umfas-
sende Beweglichkeit des Geistes, die mit Kraft gepaarte Zartheit des
Gefühls, den klaren und tiefen Blick des Verstandes, der überall das
Wahre und Natürliche auf die einfachste und sicherste Weise erkannte,
das Bewusstseyn im Leben wie in der Wissenschaft — welches alles die
moderne Welt von der alten lernen konnte. Käme jetzt ein Piaton,
Demosthenes, Cicero etc., man MÜrde für ihren Geist keine Empfäng-
lichkeit haben; denn man findet Geschmack an gcmüthllchen Mode-
Schriftstellern , romantischen Dichtern u. s. w. Erhebt man aber die
Klage, dass unser Volk für höhere geistige Entwickelung keine Em-
pfänglichkeit h<ibe ; so liegt die Schuld an den Lehrern, die nur Lehrer
für die Schule , nicht Lehrer des Volks sind und nicht M'ie die Alten
wirken. Diese strebten zum Allgemeinen, zu der absoluten Form des
Wabren und Schönen : darum ging das Individuelle, Gesuchte, Künst-
liche und Abenteuerliche unter, und nur das blieb, was nach dem
allgemeinen Maasse der Vernunft ausgebildet war. Unsere Zeit chara-
cterisirt sich dadurch, dass sie vom Besondern ausgeht und zu grossen
Werth auf Ausprägung der Individualität legt. Eine erfolgreiche Ver-
besserung, wenn auch keine völlige Heilung dieses Uebels ist zu er-
warten, wenn die alten Classiker in Uebersetzungen im ganzen Volke
Eingang fmden. Von der genannten Sammlung von Ueberoetzungen ist
daher der zwiefache Nutzen zu hoffen : 1) dass das Volk durch die An-
schauung der altclassischen Muster zur Einsicht von der Geschmack-
losigkeit und Formlosigkeit so vieler seiner bisherigen Lieblingsschrift-
steller geleitet werde ; 2) dass wir so vielleicht mit der Zeit zu einem
Deutschen Cicero, Livius, Demosthenes, Flutarch u. s. w. kommen,
Vodurch eine Lücke in unserer Literatur ausgefüllt werden wird, die
in Frankreich und England zum Theil schon längst ausgefüllt istj
Auch Hen nicke hat in dem von ihm herausgegebenen allgem. An-
zeiger der Deutschen 1828 Nr. 15 einen Aufsatz über die Uebersetzungs-
hibliothek der Griech, und Rom. Classiker geliefert. Er spricht kurz
von den Vorzügen der alten Sciuriftsteller und von dem Nutzen , den
das verbreitete Studium derselben hat, folgert daraus, dass die Ueber-
ßetzungsverejno in München, Stuttgart und Prenzlau zu dieser allgemei-
nen Verbreitung viel beitragen und die Kenntniss des Alterthums in
alle Stände einführen werden, und hofft, dass die allgemeinere Ver-
breitung dieser Uebersetzungen in der gebildeten Lesewelt zur Verdrän-
pfung der Romane, zur Veredlung des Gesohmacka, ?;ur Sittcnvcrfei-
Joiir nalno tizen. 399
nening und Humanität woliUliiitif? -wirken werde. Endlich empfiehlt
er die Rayoczy'srhc Stinnnhinf^ , in der Voraussetzung', diiss sich die
Uebersetzer Yor fabrikniܣ5i<>:er Bearbeitung und Uebercilnng; hiiten
und ihren Uebersetzungen clasii^ischea Werlh geben, — Eine metri-
sche Uebersetzung der ersten 52 Verse der Jliade, als Probe einer neuen
Verdeutschung des Homer, deren erster Band zu Ostern 1828 erticlici-
nen soll, hat Dr. Sc hau mann zugleiol» mit rechtfertigenden An-
merkungen in d. Schulzeit. 1827, 2 Nr, 79 S. 1)25 — 30 bekannt gemacht.
Die Arbeit verspriclit viel, lässt aber die Homerische Einfachheit der
Sprache hin und wieder vermissen, und der Hr. Herausg, wird wohl
thun, W. MüIIer's Bemerkungen in den Jahrbb. f. wissenscli. Krit. 1827
Kr. 81 f. etwas mehr zu beachten. — Des Gorgias Lohrede auf die
Helena ist übersetzt und mit Anmerkungen begleitet in der Schulzeit.
1827, 2 Kr. 22 S. 1«9 — 73. Eben so (von Dilthei) die Rede des
Alkidamas ither die Sophisten , welche ihre Vorträge schriftlich abfas-
sen ebend. Kr. 24 S. 185 — !)1. — Ein Jiruchstiick aus der Streitschrift
des Se.xtus llmpiricus gegen die ßlathematiker und Philosophen (Bch.
1 Cap. 5), übersetzt (mit Anmerkungen) von Dr. W. Gthelf. Schir-
litz in Halle, steht in d. Schulzt. 1827, 2 Nr. 80 S. «33 — 40. —
Virgii's vierte Ecloge über>etzt in abwechselnden Alexandrinern und 5
füssigen lamben vom Dr. Nürnberger in der Abendzt. 1827 Nr. 212 S.
845 f. Vgl. Jbb. HI, 1 S. 99. — Die Worte des Livius XLIV, 15: guid
Rhodii visuri sint, ipsos scire, werden von Müllner im Mitternacht-
blatt 1827, Kr, 166 S, 664 übersetzt und erklärt: IVas die Rhodier se-
hen uürden, das u-iissten sie selbst -r- nämlich Romische Soldaten auf
Rhodus. Heusinger habe falsch übersetzt: worauf die Rhodier zu den-
ken hätten ; denn der Senat habe die Worte visuros esse in Bezug auf
die Worte der Gesandten, quid sihi faciendam sit, consideraturos esse^
gesagt und dieselben damit an seine Macht erinnern wollen. — Eine
Vergleichung der Bamberger Handschrift dcsEutropius (aus d.9 Jahrh.)
nach der Mailänder Ausg. von Muratori hat Jäck in der Isis 1827 Bd.
20 Hft. 1 S. 3 — 39, einige Lesarten aus einem Handschr. -^ Fragment
zu Augiistin. de civ. dei V, 9 f. und 15 — 18 Friedrichsen in
der krit. Biblioth. Hft. 1 S. 127 mitgetheilt. — Der Schulmei-
ster Felix weist in seinen .sprachlichen Bemerkungen in d. Schulzt.
1827 Abth. 1 Kr. 49 nach , dass der Buchstabe g zu Anfang^e des Wor-
tes stets wie ein gelindes k , hinter den V ocalen a , o , u , au wie ein
Mittellaut zwischen y und dem gelinden k, nach den übrigen Vocalen
und nach / und r wie j, nach n als Nasenlaut laute, verdoppelt zur
Schärfung diene; ebend. Nr. 59, dass die Zeitwörter studieren, halbie-
ren^ hausieren etc. richtiger ieren als iren geschrieben werden; ebend.
Kr. 70, dass man nicht Rechnenkunst , '/jeichnenunterricht, sondern
Rechenkunst , 7,cichenuntarricht etc., wie Kcchenschaft , schreiben
muss. Vorzüglich wichtig aber für die Bestimmung der Deutschen Or-
thographie ist der Aufsatz Kr. 47, über die Tonzeichen der Deutschen
Sprache, weh.her über diu Dehnungs- und Schärfungszeichen gedehn-
ter und geschärfter Sylben gute Regeln aufotelU. — Auf S i 1 1 i g ' s
400 Joiirnalnotlzen.
in d. Jblj. IV S. 339 erwähnte Verfcheidigung der Griechischen Malerei
hat W. von L ü d e m a n n in der Dresdn. Morgcnzt. Nr. 175 f. S, 1379
— 400 und 140G — 8 durch einen inhaltvollen und mit äcliter Humani-
tät geschriebenen Aufsatz, über den Geist der Malerei hei den Alten y
geantwortet, welcher mit dem erstem zu vergleichen ist und mehrere
sehr gute Andeutungen über die Bcurtheilung und Würdigung der alten
Malerei enthält. — Die Zeichnungen, welche der Haren von Sta-
ckelbcrg von den in drei bei Corneto eröffneten Grabmälern gefunde-
nen Gemälden [s. Jbb. IV S. 108 u. 335] hat machen lassen und her-
ausgeben will, sind bereits lithographirt und Fr. Thiersch hat über
sie aralDec. in einer Sitzung der philos. - philolog. Classe der Münch-
ner Akademie einen Vortrag gehalten, welcher in dem Tübing. Kunstbl.
1827 Nr. 104 f. S. 413 f. u. 417 f. unter der Ueberschrift: über die neu-
entdeckten Gemälde in den Gräbern von Tarquinii, abgedruckt ist. Er
berichtet kurz Etwas von dem Geschichtlichen der Entdeckung, und be-
merkt, dase) man, nachdem man schon früher dort Gräber gefunden hatte,
in vorigem Sommer wieder 2 neue entdeckt, welche Gemälde in Etrus-
kischem oder Altitalischcm Stil und Etruskische Inschriften enthalten.
Die Gemälde sind kurz beschrieben , mit ein paar Bemerkungen über
den fascinus , und sollen durch Treue und Charakter der Auffassung
und durch Bedeutsamkeit und Mannigfaltigkeit der Gruppen weit über
alle Etrusk. Gemälde, welche bis jetzt bekannt worden sind, empor
stehen. Dass aus den Inschriften für die Etrusk. Sprache Licht zu er-
warten sey, wird bezweifelt. Am wichtigsten ist das dritte, von
Stackeiberg und seinen Begleitern bald nachher aufgefundene Grabmal,
welches Gemälde in Altgricchischem Stil, nach seiner ganzen Eigen-
thümlichkeit und charaktervollen Stärke, enthält, die um so wichti-
ger sind , als wir zeither Altgriechische iiovoxQföiiaru nur auf kleinen
irdenen Geschirren kannten , dieselben hier also zuerst in grösserer
und umfassenderer Ausführung hervortreten und uns die Gattung von
Malerei zeigen , die noch Polygnotos nicht verliess und die auch nach
Erfindung der Farbenmischung Zeuxis in einigen Werken beibehielt, so
wie sie auf irdenen Gefässen für alle Zeiten blieb. Sie sind demnach
für die Archäologie eben so wichtig, als die Bildsäulen von Aegina,
und auch, wie ihr Stil zeigt, mit diesen aus gleicher Zeit. Eine kurze
Beschreibung derselben ist ebenfalls geliefert. W^arum man rein Grie-
chische Gemälde und acht Griechische Gefässc in Etrurien findet, wird
erklärt. Nicht eingeführt wurden sie, und auch war Tarquinü nicht,
wie Pisa und Cumä, eine von den Griechen gegründete Stndt, ob-
echon diess Justin XX, 1 sagt. Allein Griechische Einwanderung fand
dorthin Statt, und nach Tarquinü kam aus Korinth nach dem Sturze
der Bakchiaden (058 v. Chr.) Demaratus mit starkem Gefolge und brachte
nach Flinius XXXV, 12 die Bildner Euchir und Eugrammon mit. Die
Namen mögen allegorisch seyn , aber es folgt aus ihnen , dass Grie-
chische Kunst mit nach Etrurien hinüber ging; die aufgefundenen Ge-
mälde al)er zeigen , dass die angestanunic Art und Kunst auch im Aus-
loode eine Zeitlang aufrecht erhalten wurde. — Eine Besclureibung
J 0 u r n a 1 n 0 t i z c 11. 401
und Erklärung^ des im Aluseum zu Braunschweig hfßndJichen und mit
BUd^rerken Cerealisclirn Dienstes verzierten Onyxf;efn.<;.irs , das in
Gronov's Tliesaur. Antiqq. VII, 20 und l»ei Montfauoon II, 78 etc. unp-cnau
abgebildet ist, steht im Tübing. Kunstbi. 182T Nr. 94 f. — lebcr
die wissenschaftlichen Museen in Kopenhagen steht ein guter Aufsatz,
dereine kurze Beschreibung derselben liefert, indem Hainbni-g. po-
litisch. Journal 1827 Bd. 2 St. 9 S. 823 -836 und St. 10 S. 928 — 30.
Die Antiken zu Arolsan sind kurz beschrieben von 11. R. G. im Tübing.
Kunstbl. 1827 Nr. 87 — 90. Ucber die Ausgrubungen in Pompeji von
1824 bis Anf. 1826 steht ein guter und antiquarisch M'ichtiger Corre-
epondenzbericht in d. Wiener Zeit, f. Kunst, Lit. , Theat. und Mode
Kr. 108 f. S. 888 — 90 und 896 f., der mehrere neu ausgegrabene Ge-
bäude kurz beschreibt und über die gewöhnlichen Begrüssiingen neii-
erwühlter Magistratpersonen und die Weihe neuer Gebäude und Monu-
mente Einiges beibringt. Vgl. Ponipejana by Sir William Gell und
Wiener Jahrbb. der Lit. 1822 , IV Art. 1. Kurze Notizen über die
vorzüglichsten Europaischen Bibliotheken und ihre ungefähre Jiändezahl
stehen in den Hamburg, litcr. Blatt, d. Börsenhalle Nr. 244 S. 784. —
Ein Aufsatz im Morgenbl. 1827 Nr. 263 — 67, die Griechen im alten
Marseille , liefert eine gutgeschriebene histor, Skizze dieser Stadt von
ihrer Gründung bis zn ihrer Eroberung durch Jul. Cäsar, in welcher
nur manche IJehanplang und Folgerung in den histor. Daten nicht ge-
nug begründet soyn dürfte. Doch verdient der Aufsatz Beachtung. —
lieber die werthlosen Alterthiimer , die Fusconi im See von Nenii ge-
funden hat [s. Jbb. IV S. 465] , ist ausführlichere Nachricht gegebea
im Morgcnblatt 1828 Nr. 9 S. 38. — Ein sehr seichter Aufsatz , über
einige Artigktiilen bei den Römern^ in d. Leipz. Modezeit. 1827 Nr. 94
S. 745 — 48 erwähnt Einiges über die gegenseitigen Höflichkeitsbezei-
gungen der dienten und Patrone. — Uelier die von Beechey auf-
gefundenen llespsridengärten [s, Jbb. IV S. 231] steht ein Aufsatz in
d. Blatt, f. lit. Unterh. Nr. 291 S. 1163 f., der keine neuen Aufschlüsse
giebt — Ein, für Alterthumskundige nicht gerade Avichtiger, Auf-
satz von Böttiger im Dresdn. WegAveiser jm Geb. d. K. u. Wis-
sensch. 1827 Nr, 96 S. 385 — 87, Navarino überschrieben, macht auf
die Identität dieses Hafenortes mit dem Hafen des alten Pylos aufmerk-
eam, giebt einige Andeutungen ans der alten Geschichte und Geogra-
phie und besonders eine Beschreibung der 425 v. Chr. in diesem Hafen
gelieferten Schlacht der Athener und Spartaner. — Mitteldeutsdhland
inuss die Uranfänge seiner lluchdruckerkunst in Mainz, Süddeutsch-
land in Strassburg und Norddcutschland in Belgien und in Cöln suchen.
Die Holländisch-Niederländisch- Cölnische Druckürscluile unterschei-
det sich yon der Deutschen Schule ganz und gar, und darum hatten
die Holländer nicht Unrecht, wenn sie 1823 zu Ilaarlcm das vierte Ju-
biläum ilirer Buclidruckerknnst feierten und auf den Erfinder, Lo-
renz Coster, eine Medaille prägen Hessen. Vgl. Hermes 1823 Bd.
IV S. 63 ff, und Ebert's Ueberlieferungen Bd. I St. 2 S. 120 ff. Aber
auch die älteste Deutsche Druckerschulc zerfällt in eine Mainzer und
402 Ab handlang.
in eine Strassburg'er Branche. [Diess behauptet Ebert in d. Bresdn.
Morgenzt. 182T Nr. 158 S. 1260 f.] — Ueber Zweck , Einrichtunf;
und Ausfü/iruTif!; krit. Zeitschriften hat M. Fr. Aug. Klose in der
Isis 1827 Bd. 20 Hft, 10 Anh. S. 33 — 53 einen Aufsatz geliefert, wel-
cher in etwas verworrener Darstelhing viel Beachtcnswerthes darüber
sagt, aber auch mehrere sonderbare Vorschläge macht, die überhaupt
schwer zu realisiren sind und rcalisirt wenig nützen würden. — fi'as
thut diji Gjinnasien in Beziehung auf Schulzucht Noth ? diess sucht
eine Abhandlung in der Schulzt. 1827 Abth. 3 Nr. 25 S. 193 — 99 nach-
zuweisen. Ebendaselbst Nr. 23 S. 177 — 81 hat Aug. Matthiä einen
Aufsatz über die Bildung zur Moralität auf öffentlichen Schulen gelie-
fert. — Die heuristische Methode beim Unterricht in der Mathema-
tik wird als unbrauchbar bestritten in der Schalzeit. 1827 Abth, 2 Nr.
35S. 276 — 79.
Abhandlung.
lieber die Bedeutung des Wortes lippitudo und
über die Ursache dieser Krankheit.
J^ iemand scheint einen Zweifel über die Bedeutung des Wortes lippus
zu haben ; denn die lateinischen Umschreibungen lauten überall auf
oculi lacrimantes , auch wohl mit dem Zusatie ex crassa pituita oßusij
während die Deutschen immer das Wort triefäugig zur Uebersetzung
anwenden. Allein diese Bezeichnung passt eben so wenig, als jene
für alle lippi; denn es hat eine arida oder sicca lippitudo gegeben,
welche Benennung man als ganz widersinnig ansehen müsste , wenn
an den Hauptbegriff lippus das Thräncn oder Triefen der Augen unbe-
dingt geknüpft wäre ; denn wie sollte dieses je mit Trockenheit ver-
bunden seyn können? Die Stellen für jene Art der lippitudo sind be-
liannt; die bedeutendste ist in Celsus libr. VI c. 6 Abth. 26: £st etiam
genus aridae lippitudinis: ^ij^oqpö-cfA/tii'ai; Graeci appcllant. Neque tu-
ment, neque iluunt oculi, sed rubent tantum et cum dolore quodam
graves sunt , et noctu prae gravi pituita inhaerescunt. Minder bedeu-
tend ist die Stelle in Plinius h, n. lib. XXVIII c. 47 (nicht , Avie For-
cellini unter lippus und lumbulus fälschlich anführt: c. 11): Sicca lip-
pitudo lumbulis suum exustis toUitur. Bei dieser Krankheit ist also von
dem, was man gewöhnlich unter lippus zu verstehen pflegt, nichts
vorhanden, als das Zusammenkleben der Augen in der Nacht, übri-
gens sind die Augen vollkommen trocken, und weder oculi lacriman-
tes noch Triefäugigkeit vorhanden.
Vergebens sehen Mir uns bei den lateinischen ärztlichen Schrift-
etellern nach einer genauen Angabe des Woru lippus um ; Celsus, weloher
Lichtenstildt : Ucbcr die Lippitudo der Alten. 403
die Augenkrankheiten eo Mcitlüufig behandelt , gieht dennoch keine
bestimmte Auskunft. Die Stelle 1. II c, 7: si frons prurit, liiipUudiiiis
metus est, beweist nicht»; eben so 1. VI c.6 Abth. 1: I'rotiiuis iirta
lippitudine, quaedam nutae sunt, ex quibus, quid cvcutui-um sit , rol-
ligere possumus. Nara si simul et lacrima et tumor et erassa pituitu
coeperint, si ea pituita lacrimae mixta est, neque lacrima calida est,
pituita vero alba et mollis, tunior non durus, longae valetudinis metuä
non est. Hier ist allerdings von Thränen und Schleim die Uede; al-
lein CS galt euch hier keine Beschreibnng der lippiludo überhaupt zu
geben , vielmehr v ird dieser Zustand bald nachher als genus lippitu-
dinis bezeichnet. Celsus scheint vielmehr es für unnöthig gehalten zu
haben» anzugeben, was lippus überhaupt sei, indem jedermann es
wisse. Auch aus dem , was sehr sparsam über die Wirkung diäteti-
scher Einflüsse auf die Erzeugung der lippitudo angeführt wird , und
eben so Menig aus den dagegen angegebnen Heilmitteln lässt sich ein
bestimmter Schluss auf die eigentliche IN'atur der lippitudo machen.
Ich glaube daher, dass es ganz vergeblich ist, eine bestimmte De-
finition für jenes Wort aufzusuchen; die Römer brauchten es Avahr-
scheinlich in einem eben so breiten Sinne , wie wir den Ausdruck
schlimme Aus;en. So wie dieser für viele Zustände gebraucht Avird,
M eiche nur der Augenarzt genau unterscheidet , so bezeichnete der
Römer fast alle Augenleiden, deren nähere Natur er nicht kannte, mit
lippus y wie er denn kein anderes einzelnes Wort für einen Augenkran-
ken hatte. Insbesondere mochten allerdings krankhaft abgesonderte
Stoffe , die sich an den Augenliedern zeigten, und das bei vielen Au-
genkrankheiten vorkommende Thränen Veranlassung zu dieser Bezeich-
nung geben; aber unbedingt nothwendig waren sie zur lippitudo
durchaus nicht, wie uns die arida lippitudo beweist. Die lippitudo war
in der Regel ein langwieriger Zustand, wahrscheinlich ein Erfolg chro-
nischer Ophthalmien. In Beziehung auf die Zusammenstellung von
lippi und tonsores bei Horaz meinen längst schon die Ausleger, dass
60 w ie die tonsores in ihren Barbierstuben , wo sie beständig blieben,
die Klatschereien der ganzen Stadt zu hören Gelegenheit hatten, eben so
auch die lippi, weil sie lange zu Hause bleiben müssten , und nichts
Eehen, daher auch nichts thun könnten, keine bessere Beschäftigung
wüssten, als das Anhören und Verbreiten vom Stadtgesprächen. Auf
die lange Dauer dieser Uebel deutet auch Cicero: Citius repentinus
oculnrum tumor sanatur , quam iUuturna lippitudo depellitnr. Celsus
an der zuletzt angeführten Stelle spricht zwar von einer lippitudo, dio
nicht lange dauert , im Allgemeinen betrachtet er 6ic aber als einen
langwierigen Zustand. Dass das Uebcl häufig im Rom vorgekommen
Bei, zeigen sowohl die zahlreichen Stellen der Lexikographen, als die
von lippus abgeleiteten und häufig vorkommenden Wortbildungen lip-
pitudo und lippire, bei den Spätem sogar lippulus.
Ist unsere Bewei?füliriiiig ricbtig , so dürfte in der Folge die Ue-
bersetzung triejäugig für lippus wegfallen müssen; passender dürfte ca
Bein , augenkrank zu sagen , indem w ir mit dieser Bezeichnung gcwidd
4M A b h n n d 1 u n g-.
nicht irren , välircnd das Wort triefriuglg' einen NeLensInn herbeiführt,
an den der liömcr entMcder gar nicht, oder wenigstens nicht immer,
venn er dieses Wort brauchte, gedacht hat.
Wir l^omraen jetzt noch an einen andern Umstand, das Wort lip-
pus betreffend, welcher eigentlich die Veranlassung zur jNiederschrei-
bnng dieser Zeilen gegeben hat. In der Einleitung, M'elche Celsuä
seinem Wcilic voranstellt, und die einerseits der trefflichste Theil des
Ganzen, anderenthcils aber auch an und für sich selbst in jeder Bezie-
hung ein Meisterstück ist, findet sich folgende Stelle: Saepe ctiam cau-
eas apparere, ut puta lippitudinis, vulneris, neque ex his patere medi-
cinam. Diese Worte sind den Empirikern in den Mund gelegt, welche
auf alle Weise darzulegen suchen, dass es vergeblich sei, die nrsachli-
chen Verhältnisse der Krankheiten zu erforschen , indem das Wesen
derselben, der innere nächste Grund (causae abditae, obscurae) uner-
forschbar sei und mit der ärztlichen Praxis in gar keine Beziehung
kommen könne, die äussern Veranlassungen aber , die sogen. Gelegen-
heitsursachen (causae evidentes) ebenfalls oft unerkannt blieben, und
wenn sie erkannt würden, dennoch oft unzureichend seien , um darauf
einen Heilplan zu begründen. Diese Behauptung ist der eigentliche
Gegenstand obiger Worte. Lippitudo und vulnus werden als Fälle
aufgeführt, in denen man über die offenbare Ursache nicht zweifelhaft
Bein könne , ohne dass man jedoch aus dieser schon einen Heilweg zu
entdecken vermöge. Dieser müsse vielmehr auf ganz empirischem Wege
gefunden werden, wodurch also die Untersuchung des ursächlichen Ver-
hältnisses sich als unnütz erweise. Es wird hierbei vorausgesetzt, dass kein
Mensch über die veranlassenden Ursachen jener Uebel zweifelhaft sein
könne. In Beziehung auf vulnus haben wir in der That keinen Zweifel;
jeder sucht hier die Veranlassung in äusserer Gewaltthätigkeit von me-
chanischer Katur. Zweifelhaft bleibt uns hingegen die Ursache der
lippitudo, welche Celsus für eben so bekannt hält, als die des vulnus.
Denn unter den zahllosen Ursachen der Augenübel erscheint uns keine
•von der Art, dass wir ihr ausschliessend die Veranlassung der sq vielge-
staltigen lippitudo zuschreiben dürften. Die alten Schriftsteller erzäh-
len uns meines Wissens nichts von einer solchen ausschliesslichen Ur-
sache der lippitudo, und dennoch scheint darüber unter den Alten, oder
■wenigstens in Rom, die grösste Evidenz geherrscht zu haben. Es sind
hier nämlich zAvei Fälle denkbar; entweder Celsus hatte bei jenen Wor-
ten die ganze griechisch-römische Welt im Sinne, und setzte bei die-
ser die Kenntniss der ursachlichen Verhältnisse der lippitudo voraus,
oder er dachte nur an Rom und hielt die Ursachen daselbst für bekannt.
Für die erstere Ansicht spricht der Zusammenhang, der von den Em-
pirikern handelt, die keinesweges bloss in Rom, sondern vorzugsweise
in Griechenland lebten. Für die andere Ansicht spricht der Umstand,
dass Celsus, wie alle Römer, Rom gern als die ganze Welt ansah
und daher ein örtliches Verhältniss leicht als allgemein geltend be-
trachten konnte. Hiefür spricht noch der Umstand, dass in Rom mehr
Augenkrankheiten gewesen zu sein scheinen , wie in der übrigen alten
Mificollen. 405
Welt f da <lle griecliisclien Schriftsteller vcrhältnissmässig weniger, ala
Ccisiis, von ihnen handeln, und es selbst kein griechisclics Wort giebt,
welches dem römischen lippitiulo entspricht.
Wie CS nun aber auch sein möge, so ist uns doch schlechthin unbe-
kannt, welche Veranlassung Celeus als die ofl'enbare und unbezweifelteUr-
saclie der lippitudo angesehen hat. Die Bestinimtheit obiger Worte zeigt
auf eine einzelne anerkannte Veranlassung hin, nicht aber auf eine Viel-
heit von Ursachen, unter denen man ZAveifcIhaft sein könnte, z.B. Staub,
Rauch, Lichtstrahlen, übermässiger Weingenuss, Völlerei, Wollust u. s. f.
Indem jene Stelle bei meinen häufigen Interpretationen des Celsus mir
schon oft ein Stein des Anstosses gcMCsen ist, und ich trotz mannich-
faltigen Nacliforschungen nicht im Stande gewesen bin, der Sache auf
den Grund zu kommen, so würde ich mich sehr verpflichtet fühlen,
wenn jemand, sei es aus einer mir unbekannt gebliebenen gedruckten
Quelle, oder aus anderMcitigen Forschungen, über die im Altcrthume
allgemein anerkannte Veranlassung der lippitudocine zuverlässige Kunde
zu geben vermöchte, Mas am besten vermittelst der Blätter geschehen
dürfte, Melche auch meinen Worten ein Plätzchen vergönnt haben.
Breslau, im Dccember 1827.
Licht enstädt.
M i s c e 1 1 e n.
Au den Herrn Herausgeh er.
Ihrer frühern geehrten Einladung, durch Beurtheilungen oder ander-^
■weitige Beiträge an Ihren Jahrbüchern theilzunehmen , zufolge, eile
ich nach meiner Rückkehr aus Paris Ihnen einen Brief mitzutheilen,
welchen der hocliverdiente Bibliothekar und Prof. Hase daselbst wäh-
rend meines dortigen Aufenthalts an mich richtete, um mir über die
Zahl und den AV'erth der in der künigl. Bibliothek befindlichen Iland-
echriften des Ju/ius Caesar genaue Auskunft zu ertlieilen. Zu der vor-
ausgegangenen Anfrage deshalb hatte mich Hr. Prof. Passow veranlasst,
nud für ilm war daher auch zunächst diese AntM'ort bestimmt ; jedoch
wird hoft'entlich das allgemeine Interesse einer solchen Mittheilung die
Bekanntmachung für ein grösseres Publicum entschuldigen. Zugleich
hin ich durch Hrn. Prof. Hasc'a Güto in den Stand gesetzt, auch aud
dem sogen. Supplementum Codd. JMss., w«)von nocli kein gedrucktes
^erzeichniss existirt, einen kleinen Auszug, weist laeditd enthaltend,
zur Notiz für künftige llei&ende, zu geben.
Brief von Hase.
Die königl. Bibliothek besitzt so Aiel Handschriften des Cäsar, und
unter diesen so ^iel neue, da^s alle zu veigleiclien sehr weitaussehend,
und wo nicht ganz unnütz, doch gewi»d unnöthig seju m ürde. Da der
^6 M i s c e 1 ! e n.
gedruckte! Katalog der Handschriften (Catalogus Cndd. uianuscriptorum
Bihliothecae Regiae, vier Foliobände, von denen die zwei letzten, Pa-
risiis, e typ(»graphia Regia 1744 erschienen, die lateinisclien enthalten
■ — ausserdem giebt es handschriftliche Nachträge über die seitdem in
die Bibliothek gekommenen) nicht in Breslati zu seyn scheint, so erLiu-
l)en Sie mir, verehrtestcr Herr und Freund, Ilmenaus demselben wenn
auch nur eine nothdürftige Notiz für die Herrn Passow und Schneider
auszuziehen. Cäsar's verschiedene Werke befinden sich in folgenden
unserer Manuscripte:
Nr. 505(>. C«)dex membranaceus, olim Colbertinus. Ibl cnntinen-
tur 1.° . . . . 2." C. Julii Caesaris d.e hello Gallico libri Septem, cum
Ilirtü Pansae libro octavo , ex recensione Julii Celsi Constantini. In
hoc autem Codice, sicut in quibusdam aliis, coninientarii Caesaris in-
scribuntur: Liber Suctonü Tranquilli victoriarum C. Julii Caesaris mul-
timodarum belli Gallici. S." . . . . Is Codex duodecimo saeculo exara-
tus videtur. — Nr. 5Tfi3. Codex membranaceus, olim Colbert. Ibi con-
tinentur 1.° C. Julii Caesaris Conimcntariorum de hello Gallico libri Se-
ptem : accedit llirtii liber octavus. 2." . , , . Is Codex partim nono, par-
tim duodecimo saec. exaratus videtur. — Nr. 5764. Codex membrana-
ceus, primum Jacobi Augusti Thuani, postea Colbertinus. Ibi conti-
nentur 1,° C. Julii Caesaris Commentariorum de hello Gallico libri Se-
ptem: accedit A. Hirtii liber octavus. 2.° Ejusdem Caesaris de hello
civili libri tres. 3.** Ejusdem, sive potins A. Hirtii liber de hello Alex-
andrino. 4.'' Liber de hello Africano, in quibusdam Codd. Julio Celso
ascriptus. 5.° Liber de hello Hispaniensi. Cod. saec. nndecimi. — Nr.
57(i5. Codex membranaceus, quo continentur 1.° C. Julii Caesaris de
hello Gallico Commentarii, cum A. Hirtii supplemento. 2° . . . Saec. XIII.
— Nr. 57(>(>.' Cod. membr. primum Jac. Aug. Thuani, postea Colbert.
Ihi continentur: 1° C. Julii Caesaris Commentariorum de hello Gallico
libri Septem, cum A. Hirtii supplemento. 2." . . . Saec. XIII. — Nr. 5767.
Codex membranaceus, olim Henr. Stephani. Ibi continentur C. Julii
Caesaris Commentariorum de hello Gallico libri septem : accedit A. Hirtii
liber octavus. Saec. XIII. — Nr, 5768. Cod. membran. olim Colbert.
Ibl continentur 1." C. Jul. Caesaris de hello Gallico libri \\t: accedit
A. Hirtii liber octavus. 2." Ejusdem Caesaris de hello civili libri III,
3." Liber de hello Alexandrino. 4.° Liber de hello Africano. 5.° Liber de
hello Hispaniensi. Saec. XIV^ — Nr. 5769. Cod. memb. quo continen-
tur C. Jul. Caes. de hello Gallico libri VII: accedit A. Hirtii liber octa-
vus. lä Cod. a. 1461 exaratus est. — Nr. 5770. Cod. membr. olim
Cardinalis Borbonii. Ibi continentur 1.** C. Jul. Caes. Commentfir. de
hello Gallico libri VII: accedit A. Hirtii liber octavus. 2.° Ejusdem Cae-
saris de hello civili libri tres. 3,° Liber de hello Alexandrino. 4." Lib.
de hello Africano. 5.° Lib. de hello-Hispanico. Saec. XV. — Nr. 5771.
Cod. membr. olim Colbert. Ibi cont. 1." C. Jul. Caes. de hello Gallico
libri VII: accedit A. Hirtii liber octavus. 2.° Ejusdem Caes. de hello
civili libri tres. 3.° Liber de hello Alexandrino. 4.° Lib. de hello Africano.
5.'*Liher de hello Ilispanico. Saec. XV. — Nr. 5772. (In omnibus eo-
M i 8 c e I 1 e n. 407
dem argumcnto qno proxinie superior, eadeiiiqne aetate : post bellum
Hiüpanicum seqiiitur 6." Fiancisci Pttrarchac de gestis Julii Caesaris
Coiiniicntat-iii.'«.) • — Nr. 5173. Cod. mciiilir. (eadem aetate eodenique
nrgnmeiito qu» sriperior: ad caiccm liliri de hello Ilispanico subjicititr
index geograpliimis ordine alpliabetico di:>positus.) — Kr. 5774. Codex
meiiibr. «lim Puteaiius (iit snpra). — Ni'. 5775. Cod. menibr. olim
Mazarinaeiis (ut supra). — Nr. 5776. Cod. nienibr. (in omnilms ut su-
pra). — Nr. 5777. Cod. eliartac. olim DD. de Hethiino («t supra). —
Nr. 5778. Cod. chartaceus olim !\lazariiiaeus. Ibi continentur C. Julii
Caesaris Commentariorum de benoGrallico libri VH. Saec. XV. — Nr.
5779. Cod. ineiiibr., quo continentur 1." C. Julii Caesaris de bello G*l-
lico commentarii, cum A llirtii supplemento. 2.° Ejusdera Caesaris de
licllo civili libri tres. 3." Liber de bello Alexandrino. 4." Liber de bello
Afrlcano. 5." Liber de bello Ilispanico. Saec. XV. — Nr. 5780. Codex
luembranaceus (ut superior). — Nr. 5781. Cod. membr. olim Colbert.
(iit supra). — Nr. 5782. Cod. membr. olim Colbert. (ut supra). — Nr.
5783. Cod. meuibr. olim Puteanus. Ibi continentur 1.*^ C. Julii Caesaria
de bello civili libri tres. 2.° Liber de bello Alexandrino. 3." Liber de
bello Afficano. 4." Liber de bello llispanic. 5." C. Jul. Caesaris Com-
mentariorum de bello Gallico libri septem : accedit A. liirtii liber octa-
%'us. Saec. XV. — Nr. 610Ö. Cod. membr. olim Colbert. Ibi continen-
tur 1." C. Jul Caes. Commentarii de bello Gallico, cum supplemento
A. Hirtii Pansae ; praemittuntur Caesaris, Ciceronls et aliorum nonnuUae
litterae. 2." Ljusdcm Caesaris bellum civile. 3." Bellum Alexandrinum.
4." Bellum Africanum. 5.° Bellum Ilispantcum. 6.°.... Is Codex a.
1435 exaratus est. — Nr. 6108. Cod. chartaceus, olimColbcrtinus. Ibi
continentur 1° C. Julii Caesaris bellum Gallicum , cum supplemento A.
Hirtii. 2.° Bellum civile. 3.° Bellum Alexandrinum. 4.° Bellum Africa-
num. 5." Bellum Hispanicum. Saec. XV. — Nr. 6842. B. Codex membr.
olim Colbertinuä. Ibi continentur 1." Palladii Rutilii Tauri Aemiliani
de re ru»tica libri tredecim : initium desidcratur. 2." Anonymi Jiber de
diaeta. 3.*^ Fragmentum primi libri Commentariorum Julii Caesaris de
beilo Gallico. Is Codex decimo saeculo videtur exaratus.
Ausser diesen 25 («enn ich richtig zähle) Handschriften des alten
Fonds giebt es in den neu hinzugekommenen Supplemens mehrere, von
denen aber nur Eine, Fonds deNotre -Dame Nr. 131, aus dem XIII Jahr-
liwidcrt, beachtungswerth 6cheint. Unter allen verdiente wohl der Cod.
5764 (zuerst dem Geschirhts^chreiljcr und Parlamentspriisidenten de Thou
gehörig, dann als Cod. Colbertinus 81)7, und darauf, uach der alten
Numcrotirnng der königl. Handsichriften, Uegius 4!)38. 5.) die meiste
Aufmerksamkeit, ho wie das Bruchsfrck in Cod. 6842. B. Mündlich
mehr über die liedingungcn, unter denen es müglich ist liier einen dem
Geschäft gcMachseiien und gewissenhaften ]>Iann aufzutreiben; nur
fürchte ich , dass man hei der Verschiedenheit der Preise in allen Din-
gen diese Bedingungen ausser Paris zu hoch finden wird. Sollte man
nicht darauf eingehen können , so werde ich mir eine Freude daraus
machen, einzelne Stellen allenfalls audi in mehreren Handschriften
408 U i 8 c o 1 I e n.
selbst nachzusehen. Sic wissen, wie sehr Ich Herrn Prof. Passow,
dem ich mich freundschaftlichst zu empfehlen bitte, mit Neigung und
Verehrung zugetban bin; und wäi-e icli nicht, wie Sie jetzt selbst se-
hen, mit Geschäften und Verpflichtungen aller Art überhäuft, so würde
ich mich glücklich schätzen , für die Unternehmung seines gelehrten
Freundes noch mehr thun zu können.
Mit der innigsten Hochachtung und unwandelbarer Anhänglich*
keit treu der Ihre „^ __ „
K. B. Hase.
Supplementum Codd. Mss. Bihl. Reg.
Cod. XXXVI. chartac. (4.) Continct Dionysii Alexandr. orhis de-
ecriptionem, adjuncto Demetrii Lampsaceni in eundera Commen-
tario inedito*^, ex cujus initio desumtuni est fragmentum anonymum
Cod. gr. Kr, 2'iTi Bibl. Reg., quod in Catalogo impresso luce publica
tarn dignuni judicatur. De hoc Demetrio Lampsaceno nihil habet Har-
lesius. Praefixa est Dionysii vita.
Cod. XXXVII. chartac. (fol.) Constantini Lascaris orationes VIII
ineditae. Sequitur fol. 60 fragmentum Theodosii Grammatici «fpl
Xqövmv. (Vid. Theodos. Alexandr. Grammatica ed. Göttling. p. 143 seq.)
Cod. LVIII. chartac. (4.) Nuper e Graecia allatus. Continet: 1)
Aristophanis Plutum, manu valde recenti scriptum. Versus sub finent
multi desiderantur ; ad marginem hie illic notulac adjectae sunt. 2}
Ejusdem Nubes, quarum initium cum parte majori fabulae deest. Con-
spiciuntur glossae interlineares miniatae, et scholia quaedam inmargine.
3) Grammatica quaedam, de partibus orationis et partitionibus dictio-
num. 4} Narrationem de XII Herculis laboribus, soluta oratione, sed
quac ex poeta aliquo desumta videtur, ordine solum verborum turbato.
Post tres quatuorve lineas semper inserta est vocabulorum omnium,
quae in his lineis occurrebant, analysis grammatica, seu, ut Graeci
Tocant, T£;^i'oiloy/a. Konnunquam etiam in hac narratione conspiciun-
tur glossae interlineares miniatae. 5) Summi philosophorum ( to«
vkÜtov twv qpiAoöoqpüjj') sententiae ad instituendam, ut videtur, juven-
tuteni. Incipit: 'irjtQOig (i\v (itkov x6 Siayvcövai vocov ccvSqos, zo Q-s-
QcmiViiv Ttäorj onovdij , Koi avuHaXHC&at ngog xijv vyifiav. Deslnit:
Kai yivoiTO fifzu (ioqov t^s tov &iov ßaCiXftag zv%i-lv rjfiag. 'Afir^v,
6) Michaelis Pselli Gramraaticam, ineditam, versibus politicis scri(:tam.
7) Ejusdem fidei fundamenta, sive synopsin dogmatum, versib. polit. ad
Imperatorem Älich. Ducam. Desunt in fine versus tredecira. 8) Ano-
nymi tractatum de viginti septcm tropis et passionibus orationis, qua-
rum primas nominat Allegoriam, Hyperbaton, Ononiatopoeiam. Hie
tractatus, ineditus ut videtur, iisdem verbis occurrit in Cod. gr. 2558
Bibl. Reg. Incipit: "ÄkXyiyo^ia. iazl Xs^tg sre^o» rt Xiyovaa ncci ste^ov
*) Es ist Hoffnung vorhanden, dasa L e tr o nn e dieseSchrift Lerausgebenwird.
Mehrcrcs andere aus den folgenden Handschriften wird Hr. Prof. H achmann be-
kannt machen, von desseu Auecdutia Graeeia der erste Band bereits gedruckt wird.
[A. d. n.]
M i s c e 1 1 e n. 409
tvvoittv (sie) nuQKSTcoat/, cog tö lyySfjfvov iv ti] &fia ygacp^. 9) Ano-
nymi tractattini tle inetris. Incipit: To laftßfuov fiirgov tarl (ilv f|a-
(tSTQOv. Ibi niiilta invc-iiies ad vorlmm ex Sclioliusta Uephacstionis de-
eiiintn ; alia ea i$iint, qiiac circuiut'oruntur sub nomine Tryphonis Grani-
mattci. 10) Collationein voouni, qnae pro diversa Big-nlficationc acccn-
tum diversum ai-cipiunt. DillVrt tarnen ab ea, quae excusa est in Sca-
pulae Lex. col. 93. Additam. edit. Liig^d. 1G52. 11) Qnacdam de
constructione verboinm , aiictore anonynio. Iiicipit: Tä ««t ^nty.oä-
reiav nal Üqxijv Xfyöiiiva, ytvi-nfi ovvTccaaovtai. VI) Anonymi tracta-
tnm de Grammatira. Inscriptus es?! : /utpop ypor/UjUttT/H;}?. Incipit : TIö-
&tv ovo^cc; naQcc t6 vifico , z6 fiSQi'^co ^ yivezai. v6/.ux , xat TtXsovccafiä
TOV ö , OVOflCC.
Cod. LIX. chartac. (fol.) Olim Bibliothecae Ilnetianac, qno con-
tinentur : 1) Manuelis Bryennii, Musici, Hannonicorunt libri IIJ. 2)
Kicomachi Gerascni Mannalc llarmoniccs, lib. I. alter dusideratur. 3)
Porpbyrii pbilosophi rommrntariiis in HarmonicaPtoIcmaci. 4) Ciau-
dii Ptoleniaei Elt-mentor. Harmonie, lib. III. Sab finem conspieiuntnr
in margine scholia, ab alia mann addita. Ilic Codex, fij^uris ^cohie-
tricis et mathcmaticis, iieque satis diiigenter delineatiä, instructud, sae-
culi XAI esse vidctnr.
Cod. LXA"I. chartac (4.) Contlnet inter alia multa, Herodianum
ntQi. xäv ^i^TOVfiivcov xotk yzdarjg itXf<ssms ovofidtoov. Hoc optiscnlum
idem est cum eotractatu, quem odidit Ilermannus ad calcem libri de
emendanda rat. gr. gram. pag'. 301 siib titulo, AlXiov 'HgcoSiavov nfgl
i^fiapTTjusvcov Xs^scov, e Codice mendis scatente, ita ut textus mnitis
in locis ex hoc Codicc Parisino corrigi possit. 2) 'Hgcodiavog TtfQi X(?ö-
vav. In hoc tractatu multa oecurrunt, quae edita sunt ab Hermanne
in Reguli» de Prosodia lib. laudat. pag. 422 seqq., quae Icguntnr etiam
ad verbum in Dracone Stratoniccnsi, cujus tractatus de metris asserva-
tur in Cod. gr. 2b'75 Bibl. Reg. 3) Ejusdem Herodiani tractatus nf^t
vliastog QTjfiÜTCov , editus ab Ilcrmanno lib. laud. p. 311 seq. Incipit:
Eti. ccfiaQTavovaiv ol Xsyovrsg ^f'2^»jxa xat niipv^a, itov öia KceQ-agov
rov i, löya XüiovTcp etc. Desinit: 'AniSgcev iycö^ t6 ngtotov ngögm-
nor, ov^l änsSgcov xort anidgapsv TJfisTg, ro nXrj^vvTiKÖV (og Kul 2o-
tpoxX^gy all' OTS yag di] ro aov ofifi antdQav. '
Cod. LXX. bombyclnus. (4.) Maximi PlaaudacDialogus de rebus
gi'ammatici:», inscriptus \eophron et Palactimus, oj>us ineduum. Inci-
|;>it : Ugog tmv Xöyoiv, ui üalaiTtfif, Tivng not't yvcoaofiiO^a t(ig ngog
dlXi^Xovg dtacpoQug zcöv tb nuQthiXv&otcov xotl rc5v (iullovTcav ; Desi-
nit: ov fir,v TittQu Tovzo Kui vnoßtßijKi zd a(ifiv(o zcöv Maxtovcov, (jimX-
Xov fiiv ovv xai iningoc^tv ayizai. Sequitur eju>dera tractatus inedi-
tus 7i£Qi cvvzü^fcog. Inripit: TJegi awrü^tcog Tjfiiv ßovXofifvoig dif^is-
vai, zovzo TiQoJTOv änüvtoav fiöivai xorj etc. Desinit: nlri&vvziHÜg Sf,
olovy inißhXovvzKt zov o/xf/ov yzr^finzog. Continet Codex practerea
Gregorii Corinthii opusculum de Dialectis, Phrynichi Eclogam, et Ex-
ccrpta ex scripti^ Herodiani, editiä anipliora.
Jahrb. f. Flui. u. Padas'. JaJirg. 11. IJcft Vi. 28
410 Hiscellen.
Cod. CV. lioniliyc. (4.) Anonymi Gramniatlca. Incipit: Etg noaov
SiatQOVvzat ra siKoai rtacagu ygä/ißctTa; Codex sacculi XVI est.
Cod. CVII. chartac. (8.) Olim Bibl. Sedanensis. Continet gram-
maticam graecam, ita insciiptam : 'Ennofir] tcöv öarca rov Xöyov fiiQcov,
[lir' SQwtriaKiogTSKCilSiatQfasayg, evvT£9fioa nagd 2^vvseiov tov EXlavi-
KOV, Tüöv dgxotLKCöv (tironura) jjap«;. Incipit: Ti iari ygämia; Nomen
Synesii Ileilanici Catalogo Synesiorura in Fabric. Bibl. graec. Tom. VIII
p. 232 addendum.
Cod. CX., chartac. (4.) Continet praeter AeschyliPrometh., Sept. c.
Theb. etPers. Anonymi opiisculnm de verborum forraandorum rationc.
Cod. CXXII. chartac. (4.) Intiunt: 1) Anonymi tractatus de metris.
In hocmulta inveniuntur , quae iisdem verbis legiintur in Scholiasta,
qui cum Hephaestione edi solet; sunt tarnen alia quaedam, et praeser-
tim caput ultimum, mgl otiyixmv, quae non habeat Hepliacstionis Scho-
liacita. 2) Anonymi Observationes gi-ammaticae ntgt TTJg cvofjuxoiag
Xüiv grjfiÜTCov Jtai ysvixrig owrä^tcog nctid tovg naXaiovg. Idcm tracta-
tus occur^it in Cod. Reg. 2600. (Catal. Tom. II p. 526.) 3) Isaaci
Monaclii tractatus ineditus de metris.
Cod. CXXXIV. membranac. (8.) Continet: 1) Excerpta ex Hero-
doti Histor. libr. IX, sed brevissiraa. 2) Excerpta ex Plutarchi Vitis
Parallelis, Phocionis nimirum, Catonis, Dionis, Bruti, Pauli Aemilii,
Timoleontis, Sertorii, Eumenis, Philopoemenis, Titi, Pelopidae , Mar-
celli, Alexandri, Jul. Caesaris, Thesei, Romiili, Solonis, Publicolae,
Themistoclis, Camilli, Aristidis, Catonis sen., Cimonis, Luculli, Peri-
clis, Fabii Max., Demetrii, Antonii, Niciae et Crassi. In fine anncxa
Bunt Excerpta ex Apophthegmatibus Regum, Ducum et Imperatorum.
3) Excerpta ex Pbilostrati Vitis Pliilosopborum. Codex optime serva-
tus est, et saec. XII exaratus videtur.
Cod. CLX. chartac. (4.) Continet Aristoxeni Elementor. Harmo-
nicoi:. libros III. Est saeculi XVI.
Cod. CLXIV. chartac. (4.) Insunt: 1) Fragmentum de Prosodia,
quod congruit cum iis, quae leguntur in Hephaestionis Scholiasta, et
in Draconis Straton. praefationc in librura mgl xqÖvoüv. 2) Nicetae
Diaconi, Metropolitae Heracleensis, opusculum de genere versuum. In-
cipit: Tlovg fßTi fiSTQiKov avctrjfia avXlaßcSv.
Cod. CLXX. membranac. (8.) Continet ManuelisChrysolori?eEro-
temata, sive Quaestiones gramm. Auctoris noraen in Codice abest.
Cod. CLXXII. membranac. (fol.) Lexicon graecum amplissimuiti,
ineditum. Ibi admodum multi scriptores laudantur, ita ut operae pre-
tium esset hoc ingens volumen conferre cum Suida, Etymol. Magn. et
Phavorino. *) Codex est saeculi XIV.
') Prof. Bachmann, der dieses Werk theihvcisc mit Phavorinns verglich, fand
es viel reichhaltiger, als diesen. Noch ist zu bemerken, dass auf der otrentlichen
Bibliothek zu Laon ein Lexicon Graecum sich findet , welches zum Theil mit Un-
cialbuchstaben geschrieben und sehr alt ist, und ausserdem viel ausführlicher und
reichhaltiger , als die bekannt gemachten , zu seyn scheint.
M i s c e 1 I e n. 411
Cod. CXCn. «;liartac, (fol.) 1) Rcgulao grammat. et prosodicae,
partim ex Herodiani scriptiü, iit videtiir, desnmtae. 2) Glossariaiu la-
tino-graecum. Incipit: A, ab, naget cum gcnitivo et accusativo.
Cod. CXCVI. clmrtar. (4.) Tlieod. Gazae Iiistltiitiones gramm.
libr. IV.
Cod. CXCMII. mpml>ran. (4.) Maniieliä Moechopnli Sclicdop^ra-
pliia, sive de partibus orationi;!. Auctoris nonien nou comparet. Codex
rescriptiis vidctur, nain Fol. 13. et l.')2 npparent vestigia prioris scriptu-
rae. ^otaiidiini practerea alios qiioque Codd. Scliedographiae Moscho-
pulianae, ut Codd. Heg. 2572, 2573, 2574, 2575, ut muitos etiam Codd.
Itallcos ejusdein libri, esse re«rriptos.
Cod. CCII. bombyc. (4.) Quo continentur: 1) Greg. ChoeroboscJ,
Graramatici Bjy-zantiiii, Epimensiiii, sive regulae de Ortliograpbia, qua-
rura Excerpta, ut videtur, habentur in Cod. Bibl. Reg. 2554. 2) Ke-
gulae de Spirifil)us ex Tryphone, Choerobosco, Theodoreto aliisqae
collectae. 3)Uegulae de Accentibns collectae ex scriptis On, Choero-
bosci, Aetherii (sie) alioinimque Graniniaticorum. 4) De Syntaxi Ex-
cerpta varia. 5) Carmina iambica varia.
Cod. CCWI. membran. (4.) Manuelis Moschopuli Grammatica.
Liber in fine mutilus est.
Cod. CCXLIII. cbartac. (fol.) Anthologia Epigramraatum graec.
magna ex parte ea coniplectens, qnae in Maximi Planiidae collectione
praetermissa sunt. Hujus Codicis partem priorem Huctius , Abrincen-
eium Episcopus, exaravlt, variis lectionibus et annotationibus in mar-
ginem conjectiä.
Ludwig Bachmann.
Für Hellenisten und Schulmänner.
In den Jahrbb. für Pbilol. Bd. IV S. 4.59 hat sich unter obiger Auf-
echrirt ein Herr K. sehr nachdrücklich für die Wiedereinführung der
Rcuchlinischen Aussprache crlih'irt; er nennt die Erasmisclie ein Un-
ding, weh;heb aller Geschichte, Philosophie und Philologie widerspreche.
Allen Hellenisten und Schulmännern, die nicht dasjenige festKuhalten
pflegen, Moran sie einmal gewöhnt sind, hätte jener Gelehrte gewiss
einen Dienst erwiesen, wenn er auseinander gesetzt hätte, in welchen
Punkten denn die Erasroische Aussprache aller Geschichte , Philos<»phie
und Philologie widerspreche ; denn weder in Bloch 's Reri^son der
Lehre von der Aussprache des Altf!^riecliisr.hen noch in desselben A erf.
Nachträgen, im neuen Archiv d. Piiilol. 2r Jahrg. Is Hft. S. 49 fi"., habe
ich M'enigstens etwas von der Art gefunden, dagegen manche seltsame
Behauptung, z. B. daraus, dass die lionicr das Griech. i] dur<;li ein
langes e ausdrücken, und die Griechen das lange Römische e durch r,,
wie xapj7ps , pjjyfff, folge nicht, dass beide Vocale auf gleiche Weise
ausgesprochen sejen, weil man doch nicht wisse, wie die Römer ihr e
ausgesprochen hätten! Sprachen sie es denn etwa i aus, wie dieEng-
28*
412 Misccllen.
länder «'met statt i<eni'i Denn bloss bei dieser Voranssctzung könnte
glaubhaft gemacht werden, dass 7j mit den Neugriecben wie i auszii-
eprechen sey; sonst beweist die Römische Schreibart gegen die Reuch-
linische und für die Erasraische Aussprache *). Am sonderbarsten
fst der Grund des H. K. , dass man zu der Reuchlinischen Aussprache
zurückkehren müsse, weil die Nachkommen eines Volkes es immer hes-
ser wissen müssten, wie ihi'e Vorfahren gesprochen haben, als die Aus-
länder. IVissen wir denn etwa, wie unsere Vorfahren vor 1800 Jah-
ren gesprochen haben? oder giebt es überhaupt ein Volk, das, nach-
dem es mit andern Völkern in mannigfache Berührung gekommen ist,
und vielfältige Schicksale durchlebt hat, seine alte Aussprache bis auf
die neusten Zeiten unverändert erhalten hätte? Dass die Griechischo
Sprache besonders seit Alexander d. Gr. nicht nur in einzelnen Wör-
tern, sondern in ihrem ganzen Bau und Wesen durch die Einwirkung
der Macedonier, Morgenländer, Römer, Italiener, Türken unendliche
Veränderungen erlitten hat, ist bekannt, auch dem, der nur eine neu-
griechische Grammatik einmal durchblättert hat; und die Aussprache,
der Avandelbarste Bestandtheil einer Sprache, der sich nicht durch die
Schrift fixirenlässt, und der am meisten den Einflüssen des grossen Hau-
fens ausgesetzt ist, sollte unverändert geblieben seyn? Was sich in
der Aussprache durch äussere Zeichen festsetzen Hess, haben die Alexan-
drinischen Grammatiker, zuerst Aristophanes aus Byzanz , durch Ein-
führung der Accente, Spiritus etc. geleistet; BeMeises genug, dass
schon damals, . zwei Jahrhunderte vor Chr. , die ächte Aussprache sehr
auszuarten anfing. Dass schon im Zeitalter des Sophokles, Flato, De-
mosthenes in einzelnen Landschaften einzelne Vocale so ausgesprochen
wurden, wie die Neugriechen sie aussprechen , ist theils gewiss , wie
dass die Böotier statt ai ai, ä sprachen, theils wahrscheinlich, und
Böckh sagt irgendwo, die neugriechische Aussprache scheine die Aus-
sprache der Landleute im alten Griechenland zu seyn. Aber wir stellen
Untersuchungen an über die richtige Aussprache, d.h. über die der ge-
bildeten Stände, sowie ein Ausländer, der unsere Sprache lernt, nicht
zu wissen begehrt, auf wie verschiedene Arten man das Deutschein den
verschiedenen Landschaften ausspricht, sondern wie die Gebildeten
grösstentheils sprechen, und wir beim Französischen nicht darnach fra-
gen, wie man in Languedoc, in Gascogne, der Normandie oder Bre-
tagne, sondern wie der Franzose von Erziehung spricht. Diese Aus-
sprache der Gebildeten suchten auch die Grammatiker festzuhalten,
und es wäre höchst sonderbar , wenn ai überall wie ä, £t , oi wie /,
«u, tv wie o/", ef gelautet, und die Grammatiker doch at, st, o/, av, sv
Diphthongen genannt hätten, wie noch Choeroboscus in Bekker. anecd.
p. 1214 ( ?7 at Sitp&oyyos »J SKtpcavovaa to' i xal ^J oi Sicpd: oder inl
') Daraus aber, dass bei Zusaimnensetzungen und Umwandlungen das langte e
zuweilen in i überging, wie tela,eubtilis, wird mandocli wohl nicht mit mehr Recht
8chHet*scn können, e habe wie i gelautet, als man aus der Abwandlung ich nehme,
du nimmst dieses schliessen wird.
M i 8 c e 1 I e n. 413
f^S «V "ßi i"^? *^ cvyviQvcSaiv tccvra tu 8v« cpcovrjsvra xorl ocnorsXovai
fiiav (pcov7]v ciQfio^ovGav roig Svo (pcovrjsoivy. Demnach scheint es, dass
die Rouchlinisthe Aussprache aUer Geschichte, Philosophie (gesun-
den Logik) und Philologie mehr Midcrspreche, als die Erasiuische.
^. Matthiä.
Berichtignng.
In den Jahrhh.Bd. IV S. 311 Mird der Unterzeichnete als Verfasser
eines in Opi)elu erscliienenen Ahrisses d. Deutsch. Litteraturgeschichte
genannt. Diese Notiz ist jedoch dahin zu herichtigen , dass nur die
erste Hälfte mir angehört, die zweite aher, von Opitz his auf die neue-
sten Zeiten, meinem CoUegen Hrn. Dr. O c h r, und zwar aus dem Grunde,
\» eil derselbe in Secunda und ich in Prima über diesen Unterrichtszw'eig
A'orträge zu halten habe. Ich muss noch hinzufügen, dass mich nur
dringendes Bedürfniss und Mittellosigkeit der meisten unserer Schüler
zu dieser Arbeit bestimmt hat , wesshalb ich sie als ein allzu flüchtiges
Erzengniss für unreif und imvollkommen erklären muss, und ihre wei-
tere Verbreitung nie gewünscht habe. Es w äre mir daher lieb gewe-
sen, Hr. Prof. Dr. Jacob hätte wenigstens über meinen Theil des Ab-
risses ein minder schonendes Urtheil gefallt, weil er dieses dem Publi-
cum, vor dem er einmal über die Sache sprechen wollte, schuldig war.
Ganz besonders für den Schulgebrauch zu empfehlen ist indess Ko-
berstein's Grundriss der Deutschen ISational-LiUeratur, Leipzig,
hei Vogel 1827. 8.
Dr. Bach.
Die historisch- philologische Classe der konigl. Societät der Wis-
senschaften in Göttingen hat bei Gelegenheit der Jahresfeier (amlOXov.)
folgende Preisaufgabe für den November 1829 (mit dem gewöhnlichen
Preise von 50 Ducaten) aufgestellt : Exponatur historia sjstematum chro-
nologicorum, quae Graeci inde a teinporthus JjOgographorum usque ad
Eusebiuni, maxime vir i iuerati Alexandrini ^ compoauerunt ; in qua po-
tissimuin ad fontes, ex quibus ii teniporum indicationes hauserunt , at-
que ad rationes et calculos ^ quos computationibus suis fundamento po-
suerunt , attendenduni sit.
Die hohe k. k. Studien -Hofcomraission in Wien hat zur Verferti-
gung einer zur Bildung guter Seelsorger geeigneten Moral -Theologie
in Latcinisclier Sprache einen Concura ausgeschrieben. Dem Verfasser
eines solchen, allen Anforderungen entsprechenden Vorlesebuchs wird
eine Remuneration von 100 Species- Ducaten verabreicht und ausserdem
das Eigenthumsreclit über sein Werk belassen. Das Werk muss übri-
gens längstens bis zum letzten Deccmber 1828 der hohen Studien -Ilof-
commission entweder unmittelbar oder im Wege der LandesstcUe unter
den gewöhnlichen Vorsichten zur Würdigung eingesandt werden, und
4L4 Miscellcn.
erhält iin Falle der Brauchbarkeit den ausgesetzten Preis, oder wird im
entgegengesetzten Falle dem Verfasser zurückgeschickt.
Im Jahr 1827 sind im Königreich der Niederlande !)!) theologische,
140 juristische , raodicinische und naturhistorische, 96 geschichtliche,
114 philologische und poetische Werke, 286 Romane und Schriften
verschiedenen Inhalts, zusammen 741 Schriften erschienen. In Frank-
reich sind 1823 58!I5 neue Schriften, 1824 6974 und 1825 7605 gedruckt
vrorden.
Der Preis der zweiten Auflage des Curnelius Nepos von Panf ler
(Leipz., Rein. 1817. XXXII u. 532 S. gr. 8) ist vom Januar 1828 au
von 2 Thlr. 12 Gr. auf 1 Thlr. 12 Gr. herabgesetzt. Die Walther'sche
Buclüiandlung in Dresden verkauft jetzt die Ausgabe von Winkel-
mann's Werken (8 Bde. mit 64 Kupfern) des in Donaueschingeu er-
schienenen Nachdrucks -wegen für 16 Thlr. , statt dass dieselben sonst
23 Thlr. 8 Gr. kosteten. Der 4 — 6te Band werden jeder einzeln für
die Hälfte des bisherigen Ladenpreises abgelassen.
In Pompeji hat man zu Anfang des Novembers Avieder mehrere
Altcrthümer, besonders Ringe und Münzen gefunden. Vgl. Tübing,
Kunstbl. 1827 Nr. 103 S. 412 u. Berlin. Convers. Bl. 1828 Nr. 22 S. 86.
Der merlcM'ürdigste Fund ist ein Gemälde, das, an der äussern Strassen-
seite eines Hauses beßndlich , ein Aushängeschild gewesen zu seyn
scheint. Es stellt drei Träger vor, die auf ihren Schultern einen Tod-
ten auf einem Brete unter einer Art von Baldachin tragen. DemTodten
ist ein langer Nagel queer durch den Kopf geschlagen , und derselbe
nach der Seite gerichtet, wohin die Träger gehen. Im Hintergrunde
des Bildes misst ein junger Mann ein Bret aus und zwei andere sägen
ein Bret durch. Ein anderes Bild an einem andern Hause zeigt einen
Merkur, der mit einem Geldbeutel in der Hand flieht und von der For-
tuna beschützt wird.
In York fand man vor kurzem eine der grössten Bronzemünzen
Vespasians. Sie zeigt auf der Vorderseite den Kopf des Kaisers , auf
der Rückseite einen Palmbaum, an dessen Fuss ein Mann mit auf den
Rücken gebundenen Armen steht , mit der Umschrift: ludaea capto,
und im Abschnitt : S. C.
Eine gedrängte Literatur der Slavischen Mundarten in älterer und
neuerer Zeit und eine gediegene Darstellung ihrer Entwickelungspcrio-
den und alles dessen, was über dieselben geschrieben ist, findet man in
der Geschichte der Slavinchen Sprache und Literatur nach allen Mund-,
arten von Paul Joseph Schaf farik. Ofen 1826. 542 S, 8. Vgl.
HaU. L. Z. 1821 Nr. 247 f.
Misccllen. 415
Die kleinen Schriften ^ fiistorischen , politiscJien Inhalts y von L.
von Drosch (l'Ini, Stettin. 1827, gr. 8.) enthalten 9 Aufsätze, von
denen für Schuhniinner heachtenswcrth sind: Drei Vorlesungen über
Joh. V. Jliilicr"s 24 Hiieher allgemeiner Geschichte; die sieben Perioden
der Deutschen Gcscliichte ; über den methodischen Unterricht in der
KÜgcmeinen Geschichte ; und die Rede hei der EröfTnung der Münch-
ner Universität.
Ueber den Unterschied zwischen Kelten und Ger-
manen, mit besonderer Rücksicht auf die Bayerische Urgeschichte,
hatderDr.G. Th. Riidhart zu Erlangen 1826 (VI u. 112 S. 8. 10 Gr.)
eine Abhandlung herausgegeben, in welcher er folgende drei Haupt-
sätze zu erweisen sucht: 1) Vor Julius Cäsar ist kein Unterschied zwi-
schen Kelten und Germanen erweislich. [ Hier ist nur nicht genügend
nachgewiesen, dass dieser Unterschied bloss dcsshalb nicht da Mar, weil
frühere Forschungen und Beobachtungen über diese Aölker fehlten.
Wenn übrigens die Kelten, Gallier und Galater als identisch genommen
nnd den Deutschen die Druiden abgesprochen werden, so sind die Stel-
len der Alten und die Beweise, Melche von Barth in seiner Schrift
über die JJruiden der Kelten (Erlangen, 182(J) gegen beide Behauptun-
gen aufstellt, wohl zu beachten.] 2) Julius Cäsar kennt die Bojer nicht
als Keltisches Volk , [dagegen scheint doch Caesar de b. G. I, 5, 12 za
sprechen,] und Tacitus hat nach Cäsar's Berichten nur seine Meinung,
Äe/«c Conjectur, gegeben. 3) Die Bojer, gleichviel ob sie Germanischer
oder Keltischer Abkunft sind , können nicht die Stammväter der Baju-
varier, und somit auch nicht der heutigen Bayern seyn. Die Bojer
sollen nämlich nach ihrer Besiegung durch Marbod nicht ausgewandert,
sondern als Unterthanen ruhig aber namenlos in Böhmen zurückgeblie-
ben seyn.
Damit man hinter dem Titel des Werks : Philosophie der Ge-
schichte oder über die Tradition (verfasst von Molitor, Frankf. a. M.,
Hermann. 1827. VI u. 455 S. 8. 2 Thlr. 12 Gr.), nicht etwa eine für
Geschichtsforschung wichtige Schrift suche, so sey bemerkt, dass darin
«rwicsen werden soll, alle menschliche Cultur hebe von einer dem er-
sten Menschen zu Thell gewordenen unmittelbaren göttlichen Oflenba-
rung an, und diese heilige Urtradition sey in einer durch Einwirkung
des Unstern lleichs vielfach entstellten und zersplitterten Reihe von Ue-
berlieferungen von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzt worden. Ue-
ber die Jüdische Urtraditiun , d. h. das alte Testament und die Kabba-
lah, M ii'd nach der gcwöiinlichen Modephilosophiü dann allerlei mysti-
scher und verschrobener Lnsina vorgebracht.
Für Geographen ist vorzüglich wichtig das Taschenbuch zur Ver-
breitung geugraphischer Kenntnisse yan i. Gtfr. Sommer, dessen
6t Jahrg. für 1828 (Prag, bei Calve. 437 S. gr. 12. mit 7 Kfr. u. Sttf.
416 Miscellen.
1 Thlr. 12 Gr.) die neusten gcofj^raphisclien Forschungen und Entdek-
kungen in Chili, la Piata, Sardinien, ülter den Vulkan Pele oder Ki-
rauea auf Owhciki, im Birmunisclien Ueich, in Neuholland, über Bag-
dad und den Bosporus enthält. Vorzüglich interessant ist die allgemeine
Uehersicht der neusten Reisen- und geographischen Entdeckungen, welche
über Clapperton's, Dickson's, Laing's, Dcnham's Reisen in Mittelafrica,
Owen's und Catfield's Aufnahme der Africanlschen Ostküste, Hay's Be-
obachtungen über die Ostafricanischen Inseln (den Aethiopisclien Ar-
chipel), Lyall's Sendung nach Madagaskar, Hemprich's, Ehrenberg's
und Brocchi's Reisen in Aegypten, Nubien, Habesch, Arabien und Sy-
rien , die Forschungen am Nordpol und in Nordamerica von Franklin,
Becchy, Douglas n. Parry, die neustf n Werke über Nordamerica, Ham-
incrfest's Niederlassung auf Spitzbergen , die Brittische Niederlassung
zu Port - Western , d'Urville's Reise nach Australien, Bougainville's
Reise um die Welt n. s. w. vieles berichtet. [Die Einmündung des Ni-
ger's in den Golf von Benin scheint nicht mehr zweifelhaft zu scyn, und
wahrscheinlich weiss die Englische Regierung darüber und über das
Innere Africa's weit mehr, hält es aber verborgen. Die Verlegung der
Niederlassung Sierra -Leone nach der- Insel Fernando -Po scheint in
Bezug auf den nenentdeckten Nigerausfluss gemacht zu seyn. Im ro-
then flleer hat Ehrenberg ausser einigen kleinern Inseln auch die grö-
ssere Farsan, welche 3 Dörfer und mehrere Hafen und 3 Tagreisen im
Umfang hat, neu entdeckt. Im Baffins - Meere fand Guedon die Insel
Dieppc unter 72° 42' n. Br. und 301° 25' ö. L. von F., im grossen
Weltmeer Eeg die Niederländische Insel unter 7° 10' s. Br. und 177°
35' 16" ö. L. von Gr.; das Nordamericanische Schiff Lopez fand die
Starbuckinseln unter der Linie und 173° 30 ' ö. L. und die Insel Tracy
unter 7° 30' s. Br. und 178° 45' ö. L.]
VonKttmmer'g Beliefglohen [vgL Jbb. IV S. 340] behauptet
Netto in seinem Lehrbuch der Geostereoplastik (Berlin, 1826. 8.) S. 22,
dass sie höchstens in sofern Werth haben , als sie ein sinnlich - grobes
Bild für Blinde geben, bei Sehenden aber die Kleinheit des Maasssta-
bes auf Ungereimtheiten führe und zu falschen Begriffen Veranlassung
gebe. Freilich da der G^-ad von 15 Meilen auf einem solchen Relief-
globus nur etwa 2 Linien niisst, so erhält man nun , wenn man nach
diesem Maassstabe fortmessen will , Berghöhen von 20 , Flussbreiten
von 6 — 12, Meerestiefen von 4 — 5, Ufererhebungen von 6 Meilen.
Mit Recht behauptet daher Netto, dass ein Globus, der die Erhöhun-
gen des Erdballes darstellen soll, wenigstens 400' im Durchmesser ha-
ben muss. Noch sey hier bemerkt, dass Netto 1820 eine Reliefcharte
von Deutschland gefertigt hat, die auf einer 4 Quadratfuss grossen Flä-
che entworfen ist, und von welcher ein Abguss 4 Thlr. kostet.
Ueber das Herzogthura Sachsen hat der Schullehrerseminar -Di-
rector Dr. W. Harnisch im J, 1827 in Weissenf eis (in Commission
zu Halle bei Anton) herausgegeben: Das Preussische Sachsenland^
M i s c e 1 I c n. 417
dejtix Lehrer zum Lehren, dem Schüler zum Einüben, dem Bewohner
zum Ueberblickoji , und : Lebensbilder aus dem Preuss. Sachsenlande,
ein Hülfsbuch fiir Lehrer, ein Lesebuch für Schüler und eine Unterhal-
tun^sschrij't für alle Stünde. Beide Workc, Mclclic ziisaninicn 033 S.
in 8 füllen, 2 Chiirten cntimlten und 2 Thir. 8 Gr. kosten, bilden auch
den In Bd. der // elifcunde. Ein Leitfaden bei dem Unterricht in der
Erd-, Aliiieral-, StcJ/'- , PJlanzen- , Thier-, Menschen- , Volker-,
Staaten- und Geschichtslcuiide. Das zm eite bildet in gCM'isser Hinsicht
den Coniinentar zum erstem. Gegen beide ist in Leipzig bei Hartmann
1827 die Schritt [von Fr, Ludw. Jahn?] erschienen: IVegu-eiser in
das Pi eussi sehe Sacl.senland undJiahmen zu den T^ebensbildern aus dem
Preuss. Sachsenlande (62 S. gr. 8. ii Gr.), "welche eine i'ortlaufende
Recens^ion derselben liefert, eine Menge geographische und geschicht-
liche Irrthüiner aufgedeckt und dieselben mit vieler Gelehrsamkeit er-
läutert; aber sie ist in einem so derben und inhumanen Tone geschrie-
ben, dass man bedauern muss, soviel-gründliche Erörterungen in kei-
nem bessern Gewände zu erblicken. Proben der einzelnen Ausfälle
gegen Harnisch giebt das Mitternachtblatt 1827 Kr. 163 f.
Nach einem Schreiben aus Tripolis vom 2 Nov. hatte sich dort das
nicht geglaubte Gerücht verbreitet, dass der Reisende Clap per ton
[s. Jbb. II S. 398 u. III, 2 S. 114] in Sackatu gestorben sey, und dass
seine Gefährten, nachdem sie mit ihm von Benin über Dahoraey nach
Sackatu [13*^ n. B.] gelangt sind, mit Clapperton's Noten und Papieren über
Bornu und Fezzan nach Tripolis kommen wollen. Jedenfalls sind demnach
wichtige geographische Nachrichten bald zu erwarten. A'orläufig ist
mitgetheilt, dass Eingcborne von Bornu, Waday und Begharmi versi-
chern, dass die Gewässer des Yeou und Gambaru nebst andern grossen
Flüssen den Nil bilden, der dann nach Nubien lliesst; dass der See
Tschad durch das Zusammenfliessen dieser und anderer grossen Wasser,
mit Einschlnss des Schari, gebildet viird und einen östlichen Ausflugs
hat. Daher behaupteten die Araber vielleicht mit Recht gegen Denham,
der Yeou sey der Nil. Maroccaner behaupten, der lloarra oder Joliba
verbinde die obigen Ströme , und andere Araber bestätigen es , sagen
aber, ein Arm dieses Flusses fliesse hinter Dahomey in den Occan. Das
Gelehr ten - F ehden. Den Deutschen Sprachforschern hat
Friedrich Ludwig Jahn den Krieg erklärt in seinen neuen liu-
nenblättern (Naumburg, Wild. 1828. XII u. 134 S. 8.), \» eiche über-
haupt in einer zwar geschraubten und übertrieben purisirenden, aber
doch kräftigen Sprache allerlei wirkliche und vermeintliche Gebrechen
und Mängel des Deutschen Vaterlandes stark und nachdrücklich rügen.
Unter den Deutschen vSpracJil'orschern kdiiiint seihst Grimm nicht
ohne Tadel Aveg, weil er unnöthig und über die Gebühr lateinenzct.
^iel schlimmergeht es aber dem grossen Kaufender Sprachlehrenfer-
tiger, Sprachmeiötcrer und Sprachrecken, die durch Kleinigkeitskrämc-
418 Miscellen.
rei und Spraclifreveldie Sprache verhunzen und welchen kleinen Sprach-
hühneu und Schulzuunkönigen darum nicht grimmig- und Grimmiäch
genug zu Feder und Leder gegangen werden kann. Ihnen wird aller-
lei vorgeworfen: vieles mit Recht, obsclion meist ohne Gründe. Ge-
legentlich ist auch die Berliner Societät für wissenschaftliche Kritik
miitgenommen , und die Deutschen Hociischulen sind hart angelassen,
weil man auf vielen noch keinen Lehrstuhl für die Muttersprache findet.
Kur die Preussische Regierung hat das Wahre erkannt; denn eine grosse
Veranstaltung ist ihre Verordnung, dass auf allen Gymnasien in der zAvei-
ten Clause das Altdeutsche getrieben werden soll. Den Schulen aber
leuchtet Pforta als Muster vor, weil es jährlich ein Fünftel seines Ein-
kommens für die Bibliothek auf den Ankauf Deutscher Werke verwen-
det. — Den verstorbenen J. H. Voss hat Görres verunglimpft in
einer Schrift : J. H. Voss und seine Tadesfcier in Heidelberg^ (^Jus dem
Katholiken, abgedruckt. Strassburg. 1826. 8.) gereizt dazu allerdings
durch Vo s s ' e n s Ausfälle in der Antisymbolik, aber dadurch nicht be-
rechtigt, den Todten so unwürdig zu behandeln. Den letztern hat
Paulus vertheidigt im Soplironizon, Bd. IX Heft 3, und dort, auf
Voss'ens Anklagen fortbauend, zu erweisen gesucht, warum J, Gorres
gegen Voss eifert. Görres wird besonders als Jesuitendiener angegrif-
fen. — In dem Pestalozzi- Streit hat Friedrich Wolter in der
Schulzt. 1827 Abth. 1 Nr. 55 S. 439 seine Stimme erhoben und gegen
Fellenberg'e Anklage [s. Jbb. II S. 201j sich vertheidigt. Lr er-
klärt nicht bloss , dass er an der Bekanntmachung der durch Joseph
Schmidt feilgebotenen Privatcorrespondenz Pestalozzi'« keinen An-
theil habe, sondern behauptet auch , dass er in seiner Selbstbiographie
durch Documente bekräftigen will, dass Pestalozzi's Autobiographic
von Schmidt nicht bloss durchgesehen, sondern in vielen Stellen ver-
ändert und interpolirt worden ist. — Der von Völcker neu aufge-
regte Müller- Lange'sche Streit [s. Jbb. IV S. 337 u. V S. 214] ist fort-
gesetzt in der Jen. L. Z. 1827 Int. Bl. 67 f. S. 533 - 44, avo Lange in ei-
ner Antikritik des ersten Theilcs der Völcker'schen Recension ausfülir-
lich zu erweisen sucht, dass dieser Gelelu"te mehreres falsch behauptet
und erdichtet, in andern Stellen nur IMüller's bestrittene Argumentation
wiederholt oder Dinge erörtert, um die es sich gar nicht streitet, meh-
rere unerwiesene Hypothesen als wahr hingestellt oder aus Stellen der
Alten bewiesen hat, in welchen ganz etwas anderes steht, oder welche
falsch erklärt sind. Die Antikritik ist übrigens In einem ziemlich ru-
higen Tone gehalten und nicht ohne wissenschaftlichen W<;rth. Schär-
fer ist der Ton in dem Nachtrage, den Lange in derselben Lit. Zeit.
1828 Int. Bl. 5 S. 33 — 35 gegeben hat, und welcher literai-isch höch-
stens darum zu beachten ist, weil er ein paar anffallende Fehler A öl-
cker's aufdeckt. — Edel und rein wissenschaftlich ist der Streit, wel-
cher sich zwischen Osann und dem Recensenten seiner Ausgabe
der beiden Grammatiker Apulejus in der Schulzt. 1827 Abth. 2 L. Bl. 37
erhoben hat. Der Recensent sucht nämlich zu erweisen, dass jene bei-
den Schriftca einen und den nämlichen Apulejus zum Verfasser haben
Todesfälle. 419
und vor 1327 nach Cliristiis nicht g-cschriehen sind. Dem widerstreitet
Osiinn cbend. Abth. 2 Nr. 81 f. S. <)41 — 51 mit sehr humanen Gegen-
gründen, iu weh licn er die ^ crschiedenheit der beiden Verfasser gelehrt
und umsichtig Mciter zu begründen sucht. Es dürfte sich aber ergeben,
dass beide allerdings von einander verschieden sind : nur wird der Ver-
fasser des Buchs de orthu^ruphia wohl etMas jünger seyn , als ihn Mai
und Osann gemacht haben, und der Verf. der Sehr, de notis aspiratio-
nis et de dip/ithorigis einer etwas frühern Zeit angehören, ab wohin
der Kecensent ihn 6telit.
Todesfälle.
"en 4 September starb zu Buitenzorg, auf einer wissenschaftliehea
Reise nach dem Indischen Archipelagus, der Dr. //. Doie , Conserva-
tor des Reichsmuseums zu Leiden, o2 J. alt.
Den 7 Sept. zu Wismar der Lehrer der Franz. u. Engl. Sprache
am Lyceum, M. Georg Friedrich llerrmann, im 74 J.
Den 10 Oct. zu Danzig der pen^ionirte Professor der Mathematik
and Dr. med. Philipp Adolph Lampe, im 74 J.
Den 12 Oct. (30 Sept.) zu Petersburg der Etatsrath und Ritter
Joh. Carl von Leberecht, im 78 J. , als Medailleur bekannt. Biogra-
phische Nachrichten von ihm stehen in d. Hall. L. Z. 1828 Nr. 17 S. 129 f.
Den 28 Oct. zu Giessen der Professor der Philosophie und Ge-
schichte Dr. Friedrich Jt-'ilhelm Daniel Snell, geboren zu Dachshau-
sen am 26 Oct. 1761. Ein Nekrolog desselben steht in der Schubt.
1828 Abth. 2 Nr. 8 S. 57 — 61.
Den 30 Oct. auf einem Dorfe zwischen Cairo und Alexandriea der
berülimte Reisende Salt, Brittischer Generalconsul in Aegypten.
Im November zu Rom der als Gelehrter und Satiriker ausgezeich-
nete Abbate Mariottini, in der grössten Armuth. Unter seinen
Papieren soll sich eine Schrift befinden : l^imposture degli antiquar)
rumani, welche die zahllosen Irrthümer und die Anmaassungen der
Römischen Antiquare mit eben soviel Kenutniss und Scharfsinn als mit
bitterer und scharfer Satirc aufdeckt und welche der Cardinal Facca
zum Druck befördern will.
Im December zu Paris der Abbe von Ilauteroche ^ ein au$g&-
zeichneter Numismatikcr , der eine ganz vorzügliche Sammlung alter
Griechischer Münzen hiiitcrrlasscn hat.
Den 7 Dec. zu Pfaffenweiler bei Freil)urg der Pfarrer Georg
Keller , nach einer Nachricht in der Ncekarzeitung der w irkliche Ver-
fasser der Stunden der Jnducht. Vgl. Nationalzeit. d. D. 1828 Nr. 6
S. 50. Nach einer Nachricht in der Kirchenzeitung 1828 Nr. 20 S. 168
hatte Keller, , wenn er auch nicht alhsiniger Verfasser der Stunden der
Andacht war, doch vorzüglichen Anthell daran.
420 Schul-und Univ ersitätsnachTichten,
Den 24 Dec. zu Rom der berühmte Astronom und clicmali^e Di-
rector der dasigen Sternwarte, Abhe Giuseppe Calandrelli im 79 J.
Den 25 Dec. zu Minden der Gymnasialprofesaor Reuter, an völ-
liger Entkräftung.
Ein Nekrolog von Dereser steht in d. Krit. Biblioth. 1828 Nr. 1
S. 8j von Erhard in d. Nation. Zt. 1827 Kr. 100 S. 804 und in d. Hall.
L. Z. 1828 Nr. 17 S. 130 — 32; von dem am 15 Oct. verstorbenen Lo-
renz© Hamnierskjöld (geb. am7 Apr. 1785) im Berlin. Convers. Bl. 1827
Nr. 234 S. 935; von J. G. C. HSpfner in d. Kirchenzeit. 1828 Nr. 16
S. 135; von Mazois in d. Revue encycl. Tom. 33 p. 266, übersetzt im
Tübing. Kunstbl. 1827 Nr. 92 S. 367 f.; von Sonntag in d. Hall.
L. Z. 1827 Nr. 280 S. 575 f. und in der Darmstädt. Kirchenzeit. 1828
Nr. 5 S. 46 f. ; von Mich. Vierthaler in d. Oester. kaiserl. priv. Wiener
Zeitung 1828 Nr. 12 S. 49.
Schul- und Univeröitätsnachiichten , Beförderungen und
Ehrenbezeigungen.
-Berhiv. In der kön. Akademie der Wissenschaften fanden in einer im
Decemb. gehaltenen Sitzung lebhafte Debatten statt, indem die meisten
Akademiker aller Classcn die Aufhebung der philosophischen Classe
verlangten , und zwar aus folgenden Gründen : Es habe sich erwiesen,
dass die bedeutenden philosophischen Systeme, welche die Zeit erzeugt
habe, nicht in dem Schoosse der Akademieen gross geworden seyen ; es
vertrage sich das Gebiet der Speculation nicht mit dem Charakter der
akademischen Thätigkcit , welche mehr auf Veranstaltung von Samm-
langen aller Art, auf M'eiterer Ausführung bekannter Resultate ins
Kleine beruhe , nicht aber die Energie umschaffender und meistens in
einem Individuum wurzelnder Gedanken sich zu eigen machen könne;
die Philosophie habe eine solche Stellung angenommen, dass in jeder
Classe im Grunde eine philosophische Section passender sey; endlich
sey es auch nicht möglich eine Classe von Philosophen in der heutigen
Bedeutung des Worts aufzutreiben. Gegen diese Einwendungen ward
die Philosophie besonder^ von Ancillon vertheidigt , der sich der Auf-
hebung eifrig widersetzte.
Bbaunschweig. Zur Verbesserung des Schulwesens in dieser Stadt
ist ein Fond von mehr als 20000 Thlrn. angewiesen, das Realinstitut
zu einer öffentlichen Lehranstalt erhoben , und die beiden gelehrten
Schulen sind unter dem Director Friedemann vereinigt worden. Am
Carolinum ist der Matheniaticus Dr. Spehr zum Professor und der Dr.
Lachmann zum Lehrer der Botanik, am Murtlneura der Candidat d.
Theol. Hofmeister zum Collaborator [an des zum 6n Collegcn ernann-
teu Assmann Stelle , s. Jbb. IV S. 236] ernannt worden.
Brüssel. Die Gesellschaft der Wissenschaften bat den Kanzler
Niemeyer in Halle zum Ehrenmitgliede ernannt.
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 421
Ellwangen, Die erledigte Professur an der obcrn Abtheilung' des
CjiMnatfiuras hat der Kepctent Donner vom evangelischen Seminar in
Tübingen erhalten,
Fhaxkueich. Veranlasst durch den neusten Lectionscatalog der
Universität in Lüatf.n, ans welchem sich ergiebt, dass dort für das all-
gemeine Staatsrecht und die A ergleichung der Verfassungen der Nie-
derlande, Frankreichs, Englands und Deutsclier Staaten, für Natlonal-
geschichte und Statistik nnd für die allgemeinen Grundsätze und die
Theorie der Statistik eigne Lehrstühle bestehen , erlieht der Courier
Franc, die Klage, dass in Frankreich der Unterricht in allen diesen
Dingen nun schon seit Jahren unterdrückt sey.
Gköm>gen. Den am 11 Oct. auf der Univ. stattfindenden Recto-
ratswechsel verherrlichten die Studierenden durch einen prächtigen Ma^^
skenaufzug, der die Frocession des Grosssultans, in welcher er sich
nach der Moschee begiebt , darstellte. Die Musik der Garnison eröff-
nete den Zug, dann folgten der Grossherr, der Grossvezier, der Mufti,
der Janitscharen - Aga, sämmtlich zu Rosse, von den Grossen des
Reichs und sehr vielen Molirensclaven begleitet. Ein stattlicher
Schmauss beschloss die Feier.
Hambirg. Der Prof. Dr. Cornelius Muller ist von der Deutschen
Gesellschaft in Leipzig zum correspondirendcn Mitgliede gewählt
worden. In dem 2ten Hefte des Iten Bandes der Jahrbb. ist unter dem
Artikel Hatnbur g wahrscheinlich durch einen Irrthum die Nachricht
mitgetheilt worden, dass der Hauptpastor Hr. Dr. Jiockel an des verst.
Dr. Gurlitt^s Stelle als Professor der Oriental. Sprachen bei dem hiesi-
gen akadem. Gymnasium eingerückt sei. So viel aber hier davon be-
kannt ist, hat das Scholarchat über die Wiederbesetzung dieser Stelle
noch nichts beschlossen. Eben so muss die zweite Nachricht im Sten
Hefte desselben Bandes , das Hamb. Johanncum betreffend, berichtigt
werden. Wenn darin gesagt wird , das hiesige Scholarchat habe be-
schlossen, das von Gurlitt eingeführte Parallel- oder Fachsystem auch
/erner beizubehalten: so ist dies keineswegs gegründet, sondern man
wünscht vielmehr aus guten Gründen ein modificirtes Klassensystem,
wie es auf den meisten Schulen Deutschlands bereits besteht, auch hier
einzuführen.
Hakxover. Der Bibliothekar und Genealogist des Guelphcnordens
Dr. Fertz hat den Charakter eines Archivrathes erhalten.
Heidelberg. An Mone\i Stelle [s. Jbb. III, 3 S. 119] ist der bisher.
Lehrer am Pädagogium zu Duriach Eise/ein zum Bibliothekar mit dem
Charakter als Professor und einem Gehalt von l'iOO il. ernannt worden.
Heilbkow. Am 23 Octob. ist das neue erMciterte Gymnasium [s.
Jbb. IV S. 350J feierlich eröffnet worden.
Kempten. Am Gymnasium ist durch ein Rescript von 6 Nov. 1826
die Lycealclasse aufgehoben worden, weil sie nur noch 2 Schüler zählte.
In diesem Jahre hat ^ich die Zahl der Gymnasiasten um 18 vermindert.
Leipzig. Zur A erinehrung des physikalischen Apparats der Uni-
versität haben Sc. Maj. der König zu den früher bestimmten löOThlrn.
422 Schul- nnd Universitätsnachrichten,
noch anderAFeite 150 Thlr. jährlich ausgesetzt, so dass nun alljährlich
300 Thlr. zu diesem Zwecke verwendet werden können. Der hie-
sige im Dec. verstorbene Kaufmann Joh. Heijir. Lacarriere hat der Uni-
versität seine reiche und bedeutende Mineralien- Sammlung mit allem
Zubehör unter der Bedingung vermacht, dass sie unter dem Namen der
Schletter- Lacarrii're selten Sammlung im Locale der naturhistorischen
Gesellschaft aufgestellt werden und diesem Vereine zum Gebrauch offen
stehen soll. Dem Senior der Universität, Hofrath und Prof. Beck hat die
theol. Fakultät in Erlangen zur bevorstehenden Feier seines 50 jähr,
philosoph. Doctorjubiläums auf eine sehr ehrenvolle Art das Diplom
eines üoctors der Theologie übersandt. Der Privatdocent M. ^Ferdi-
nand Florens Fleck ist. unter dem 14 Dec. zum ausserord. Professor
der Philosophie ernannt worden. Die hiesige Deutsche Gesell-
schaft, welche seit dem 5 April d. J. mit dem Sächsischen Vereine zur
Erforschung und Bewahrung vaterländischer Alterthümer sich verbun-
den hat, feierte am 23 Dec. ihr 100 jähr. Jubiläum und nahm bei die-
ser Gelegenheit mehrere Deutsche Gelehrte als Ehrenmitglieder auf.
Sie ist eigentlich aus einem 1697 zusammengetretenen CoUegium jun-
ger Studierender hervorgegangen, welche sich anfangs die Görlitzer, spä-
ter die Deutschübende poetische Gesellschaft nannten, und ihrem Vereine
1727 eine andere Einrichtung und den Namen der Deutschen Gesellschaft
gaben. Weitere Nachrichten findet man in der vom Geschichtschreiber
des Vereins Dr. Stieglitz zur Feier des Jubiläums geschriebenen Schrift:
Erinnerung an die St ift u ng der Veutschen Gesell-
schaft etc. Leipzig, 1827. 8 S. 8. Vgl.Leipz. L.Z.1828 Nr.fiO S.473f.
Lokbon. Dr. Todd, der Herausgeber des Johnson'schen Lcxicona
der Englischen Sprache , hat seinen ganzen philologischen Apparat der
kön. gelehrten Gesellschaft geschenkt. Zum Präsidenten der kön. So-
cietät ist Davies Gilbert gewählt worden. Statt der Secretaire Chit~
dren und Herschel sind der Capitän Sabine und der Dr. Roget als Se-
cretaire eingetreten. Der Oberbibliothekar des Brittischen Museums,
Joseph Planta, ist am 3 Dec. im 84 Jahre verstorben. Er war am 21
Febr. 3744 geboren, und wurde von seinem Vater, der ebenfalls am
Britt. Museum angestellt war, sehr sorgfältig erzogen, lebte dann eine
Zeitlang im Auslande, kehrte 1772 nach England zurück und ward
1773 nach seines Vaters Tode an dessen Stelle Hülfsbibliothekar bei
dem Museum. 1774 ward er Mitglied der royal society und 1776 Se-
rretair der Gesellschaft. 1799 endlich nach Dr. Morton's Tode erster
Bibliothekar am Museum. An Planta's Stelle ist Ellis zum Oberbiblio-
thekar gewählt, bekannt durch zwei Sammlungen von Briefen zur Er-
läuterung der Englischen Geschichte und durch die Herausgabe von
Brandts populär antiquities.
Li'BWiGSBiTiG. Die Rectorats - und Hauptlehrerstelle der fünften
Classe des Lyceums erhielt der bisherige Rector und Lehrer der vier-
ten Classe, Breitschwerdt , die vierte Lehrstelle der Präccptor KieSy
mit dem Titel eines Oberpräceptors, die dritte Lehrstelle der Repetent
Christian zu Schönthal.
B efürder ungen und Ehrenbezeigungen. 423
LtTTicn. Die IVicdcrlünd. Rcgiernng hat den bisherigen Prof. der
histor. Hülfswissenschaften an der Univ. in Freil)ur<^ Dr. IMinirh zum
Frol'es»^or der Kirchengeschichte und des Kirchenrechts an der hiesigen
Lnivcrsitiit berufen.
München. Unter dem 2 Dec. ist der llofrath Dr. Oken zum ord.
Prof. der Physiologie an hiesij;:er Universität und zum ordentlithen
Mitglied der Akademie in der pliilosophisch- pliilologischen Chisse er-
nannt worden. Nach den neuen Gesetzen der Universität , weh-he
Sugleicli auch für die Universitäten zu L'kla\#k\ und Würzeirc
bestimmt sind, ist die Scheidung des Studiums der sogenannten allge-
meinen und besondern \Vissens<;liaften aufgehoben; auch sind der Hör-
zwang und die illusorische Controlle des Fieisscs der Studierenden durch
Semestralprüfungen , Frequentatiims- und Fortgangszeugnisse , End-
prüfungen und Absolviren abgeschafft. Nur für die, welche sich zum
öffentlichen Dienste vorbereiten , bleibt die Dauer ilu'er .xkadeniischen
Studien (5 Jahr), wo jedoch die auf Lyceen zugebrachten Jahre mitge-
zählt werden und nach dem Austritt aus demselben die Staatsprüfung
bestimmt. Uebrigens darf jeder Studierende seine Studien nach eigener
Wahl ordnen und nach freier Neigung führen. Auch ist der Besuch
der andern Deutschen Universitäten freigege))en und den einheimischen
nur ein Jahr vorbelialten. Die Studentenvereine (Landsmannschaften)
sind erlaubt, sofern solche ihre etwaigen Statuten dem Rector zur Ge-
nehmigung vorlegen und zugleich ihre Vorstände und Mitglieder nen-
nen. Die sogenannte allgemeine Burschenschaft bleibt verboten; ge-
gen geheime Gesellschaften sind die bisherigen Strafgesetze nicht nur
bestätigt, sondern noch gescliärft. Den Studierenden ist zur Pflicht
gemacht, dem Gottesdienste in der Universitätskirche oder, wenn sie
einer andern Confcssion angehören , in der Rirclie der letztern regel-
mässig beizuwohnen. Die Ilerbstferien beginnen am 1 Sept. und
schliessen mit den 18 Oct. ; die Osterferien dauern vom Sonnabend vor
der Charwoche bis zum Montag nach der OsterMoche ; auch in der
Pfingstwoche Mcrden die Vorlesungen ausgesetzt.
NüimTiG. Durch kön. Rescript vom 8 Apr. ward der Prof. Ferd.
Joh. Flatzer von Dillingen zum Lehrer der 4n Gymnasialciasse ernannt
und statt dessen der Prof. Franz Seraph Seelniajr an die 4e Gymnasi-
alcl. in Dillingen versetzt. Nach einem Rescript vom 11 Apr. rückte
der Prof. der 2n Classe TFHihald Bc.ustätter in die 3e Gymnasialciasse
auf und provisorisch wurde dem Obervorbereitungslehrer Anton Mang
die Professur der 2n und dem Untervorbereitungslehrer Jo/i. Michael
Beutelrock die Professur der In Gyranasialclasse übertragen.
Oppeln. Im Laufe des Monats October m ard der Schulamts - Can-
didat Dr. ff^agner^ nachdem er einen Tbcil des gcsetzmässig vorge-
schriebenen Probejahrs zu Frankfurt a. O. unter Poppo's Leitung ab-
gehalten hatte, an dem Gymnasium als theilMeiser Stellvertreter des
an einem Halsübel leidenden Oberlehrers Viehatzek interimistisch ange-
stellt. Den 8 Deceraber starb der Professor Jw*c;;// X/e«//ng^, der 2(» Jahre
lang am Gymnasium gelehrt imd sich durch seinen gcmüthlichcn.
424 Schul r- u. UiuTersItätsnachr. , Beförder. u. Ehrenbezeigungen.
offenherzigen Charakter das liehevolle Zutrauen seiner Collegen und
Schüler erworben. Das königl. Provinzial- Schul - Collegiiim für Schle-
sien hat unterm 13ten Dec. dem Oberlehrer Dr. Bach zur ferneren Auf-
munterung eine Remuneration von 40 Tlilrn. bewilligt.
Pktersbukg. Die kais. Aliademie der Wissenschaften hat von der
Kaiserin Mutter Maria Feodorowna zwei goldene Denkmünzen erhalten,
■welche die Bildnisse der Kaiser Paul I und Alexander I enthalten und
zu welchen die Kaiserin selbst die Stempel geschnitten hat.
Pommern. Die ß Gymnasien der Provinz entliessen in diesen Jalire
58 Schüler zur Universität (11 mit Nr. 1 und 46 mit Nr. II). Von ih-
nen kamen die meisten (28) vom Gjmn. in Alt - Stettin , kein einzi-
ger aber von dem G. in Cöslin,
Triest. Das Lehramt der Physik an der philosophischen Lehi-an-
stalt hat unter dem 28 Dec. der Grasumaticallchrer derselben Anstalt
und Weltpriester Franz Lunelli erhalten.
Weilbirg. Am Gymnasium ist der Professor Pistor in den Ru-
hestand und der Prof. Bresler mit Beibehaltung seines Dienstcharakters
als Rector an das Pädagogium in Dillenbirg versetzt; dagegen aber
sind der Rector Sandberger von Dillenburg und der Prorector Lex von
Wiesbaden zu Professoren dieses Gymnas. ernannt Avorden. Der Pro-
rector Schmittlienner in Dillenburg ist In gleicher Eigenschaft an das
Pädagogium in Wiesbadein versetzt.
Wien. Damit diejenigen, welche sich dem Staatsdienste widmen
wollen oder schon angestellte Beamte sind , Gelegenheit finden , sich
mit der Italienischen Sprache dergestalt vertraut zu machen, dass sie
correct , deutlich und im Geiste des Idioms sich in vorkommenden Ge-
schäftsaufsätzen auszudrücken vermögen, ist laut Decrets der Studien -
Hofcommission vom 14 Oct. 1826 durch kaiserl. Entschliessung vom 2
Oct. 1826 angeordnet worden , dass der Unterricht In der Italienischen
Sprache an der hiesigen Universität in ZAvel Jahrgänge getheilt werde,
von denen der erste ein grammatischer Vorbereitungs - und der zweite
ein praktischer Lehrcursus sey. In dem letztern sollen hauptsächlich
zweckmässige stilistische Uebungen in Geschäftsaufsätze« und Ueber-
setzungen aus beiden Sprachen vorgenommen werden. Dieser Verord-
nung gemäss hat auch der Unterricht im Italienischen mit dem Schul-
jahre 18§^ auf die angegebene Weise seinen Anfang genommen.
Der zweite Custos der Hofbibliothek , Kopitar , ist correspondirendes
Mitglied der kön. Preuss, Gesellschaft für Pommersche Geschichte und
Ehrenmitglied der Univers, zu Wilna geworden. Vgl. Jbb. III, 2 S.
122. Das erledigte Lehramt der höhern Mathematik am poly-
technischen Institute ist unter dem 28 Dec. dem Professor der Elemen-
tarmathematik am Lyceum zu Salzburg, Jdam Burg, übertragen
worden.
Wittenberg. Durch ein Mlnlsterlalreäcript vom 3 Nov. ist das aa-
sige Lyceum zum Gymnasium erhoben worden.
Verzeichniss
tler in das Geb'n t der Philologie und höliern Schul-
\vissen>cli:irten gelioiigen Schriften, Avelclie im Jahr
1827 ganz neu oder in neuen Auflagen
erschienen sind *).
Schriften literarischen, kritischen und vermischten Inhalts.
Luilw. Iladder: Lehibuch der Literaturgeschichte. Lpz., Barth. X u.
567 S. {rr. 8. 2Thh-. 15 Gr. Az." i» d. \^\y/.. h. Z. Nr. 221 S. 17ol — m.
desgl. ' in Beck's Rep. 11 S. 375 f., iii Schütze's Joiirii. für Literat, etc. Sept. 116.
') In dieses Verzeichniss sind auch die Schriften von 182C aufgenommen, welche
in dem vorjährigen übergangen , so wie die von 1«28 , welclie in diesem Jahre be-
rcilH ausgegeben worden sind. In beiden Fallen ist die Jahret^zahl hinzugesetzt.
Fehlt dieselbe , so ist jederzeit das Jahr lb27 zu verstehen. Steht der Titel ei-
nes Uuchs in [ ] , so liat dasselbe für den Schulmann nur einen bedingten Wcrth
und gehört mehr für das grössere Publikum. Siiul einzelne Theile des Titels in
[] gesetzt, so sind die.-es Ergänzungen, welche auf dem Titel des Uuchs nicht stehen.
Steht der \ame der Buchhandlung in ( ), so istdas Werk nur Commissiüusartikel. Bei
Programmen bezeichnet die in ( ) eingeschlossene Seitenzahl den eigentlichen luafang
der Abhandlung. Soviel als möglich ist überall der Verleger, das Format, der
LImfang und Preis der Bücher angegeben worden, nur bei manchen, besonders aus-
ländischen Schriften war diess nicht möglich , weil wir keine Auskunft darüber er-
halten konnten. Die aus Zeitschriften angezogenen Beurlheilungen sind so weit als
möglich durch besondere Namen nach ihrem \> erthe und Nutzen rubricirt worden.
Autizen [Nz.] hcissen die, welche nur den Titel und einige.- Wenige vom Buche an-
geben ; Anzeig'in [^^i-] die, welche nur im Allgemeinen und unvollständig über
den Inhalt berichten; kritische Anzeigen die, welche über die einzelnen aosgehobc-
nen Stellen ein lobende? oder tadelndes l^rtheil abgeben, auch »ohi einicre kleine (Jc-
gcnbemerknngcn und Naohlräge liefern; JnliaUtaiizeigeii \_lilz.\ die, welche den In-
halt spcciell und vollständig darlegen. Alle Beurlheilungen dieser Art braucht nach un-
serem Ermessen derjenige, welcher das beurtheilte Buch selb>t besitzt, nicht ge-
rade nachzoIejNen. Dagegen sind die kritischen Journalaiifsätze , wclrlie eine ge-
nauere Prüfung des Werkes liefern , eigene, kürzere oder längere Bemerkungen,
Berichtigungen , Ergänzungen etc. enthalten und das Xarhlcscn verdienen, mit dem
Kamen Hecen*ionm f/iec.j bezeichnet worden. Die Bei«örier seiilu , aut, vur-
züglich etc. sollen nicht sowohl die Wahrheit unil Kiclitigkeit der Beurllieiluogen,
als ihren Werth für den Leser bestimmvn , und angeben, von welcher W iciitigkeit
die Bemerkungen für denselben seyn werden. Kiii ' deutet an, das- d is Buch ge-
lobt, ein X, dass e- getadelt, ein 'f, dass es mehr gelobt als f<etadell , ein f *,
dasH es mehr getadelt al- gelobt, ein " oder -j-j-, dann es rcclil sehr gelobt oder
getadelt i.-t. Ein ' vor dem 'litel eines Buchs dient zum /eichen, dass dasselbe iu
den Jahrbüchern bereits recensirt, ein f , dass es einem Mitarbeiter zur Benrthei-
luDg bestimmt iibertragcn ist.
Verzeichniss ji/itlol. Schrr, j'. 1827. a
H. A. Erhard: Geschichte des Wiederaufblühens wissenschaftlicher Bil-
dung, voriiehmüch in Deutschland bis 7.um Ajiiange der Reformation. Magde-
burg, Creutz. gr. 8. IrBd. Nebst einer Eiideitung, die geschichtl. Darstellung
der wissenschaftl. Cultur Deutschlands vor der Wiederherstellung der VVis-
sensch. enthaltend. XXXIV u. 4157 S. 2 Tlilr.
^. li' .von Schlegel: Vorlesungen über Theorie u. Geschichte <1, bildend.
Künste. (Gehaltenin Berlin im Sommer 18^7. In 17 Blättern des Berlin. Con-
versationsblatts enthalten.) Berlin, Schlesinger. 81 Bgn. gr. 4. geh. 1 Thlr.
L. Sohaaf: Encyclopädie der klassischen Alterthumskunde. 2 Thle. 3te
Verb. Aufl. Magdeburg, Heinrichshofen. XXXIV u. 711 S. gr. 8. 2 Thlr.
8 Gr. [Erschien früher 1804 — 8 u. 18;.'0.]
f Herrn. Harless : Lineamenta historiae Graecorum ac Romauorum litera-
riae scholar. in us. exposita. Lemgo; Meyer. VIJI u 169 S. gr. 8.
jp. C- Petersen : Haandbog i den gräske Litteraturhistorie. Forste Af-
deling. Kopenhagen, Schulz. 1826. VllI u. 179 S. 8. geh. Kurze lAz in
Becks Rej>. II S. 463 f.
History of Roman Literatnre, vol. Jll being an Account of it during thc
Allgustau Age. \iy John Dunlop. London, Longiuan. 8.
Fr. Blume: Iter Italicum. 2rBd. : Archive, Bibliotheken u. Inschriften in
Ptirnia, Modena, Massa, Lucca, Toskana, dem Kirchenstaat u. S. Marino.
Halle, Allton. VI u. 249 S. 8. geh. 1 Thlr. 8 Gr. [Ud. 1: Archive, Bil)l. u.
Lischrr. in d. Sard. u. Oestr. Provinzen. Berlin, Nicolai. 1824. 1 Thlr. 12 Gr.]
Codices Graeci mss. regiae bihliothecae Borbonicae, descripti atcpie il-
lustrati a Saluatore Cyrillo , biblioth. reg. Tom. I, qui coraplectitiu' bibliü-
thecam sacram. Neapoli. 4.
Fr. Ad. Ebert: Bibliothecae Guelferbytanae Codices Graeci et Latini
classici. Lpz., Steinacker u. H. IX n. 179 S. 8. 20 Gr. [Bildet das 2teBdchn.
zuEbert's Handschriftenkunde.] I.!z. * in der Jen. L. Z. Nr. 218 S. 302—4,
die darauf aufmerksam macht, ^dass die Beschreibung einiger Handschrr. nicht
ganz mit der Beschreibung in der Handschriftenkunde S.54u. 79 übereinstimmt.
j4dolph Martini: Beiträge zur Kenntiiiss der Bibliothek des Klosters St.
Michaelis in Lüneburg. Lüneburg, Herold u. VV. XII u. 137 S. 8. 9 Gr. I/iz. in
d. Götting. Anzz. St. 52 S.519 f. u. Hall. L.Z. Nr. 214 S. 23—31. Vgl.
Jbb. IV S. 107.
Ludw. Hain : Repertorium bibliographicum , in quo libri omnes ab arte
typographica inventa usque ad a. MD typis expressi ordine alpha b. vel sim-
pliciter enumerantur, vel accuratius recensentur. Stuttgcurt , Cotta. Vol. 1
F. U. 563 S. gr. 8. 5 Thlr.
* Bibliographie von Deutschland , od. w öchentl. vollständ. Verzeichniss
aller in Deutschi, herauskommend, neuen Bücher, Musikalien u. Kunstsachen.
Lpz., Industrie -Compt. 33 Bgn. 8. 1 Thlr. 8 Gr. Jbb. V Hft. 4.
* Verzeichniss der Bücher, Landkarten etc., welche vom Januar bis
December 1827 neu erschienen oder neu aufgelegt sind , mit Bemerkung der
Bogenzahl, der Verleger und Preise in Sachs, u. Preuss. Cour., nebst andern
literarischen Notizen und einem wissenschaftl. Repertorium; zu finden in der
Hinrichs'schen Buchhandlung in Lpz. 2 Abthll.XVI u. 223S. u. XII u. 184 S.
8. 14 Gr. Jbb. V Hft. 4. Nz. ' in Beck's Rep. II S. 381.
* Verzeichniss derjenigen Bücher aus allen Wissenschaften, welche im er-
sten Drittel des J. 1827 und bis zur Ostermesse ganz neu oder in neuen Auf-
lagen erschienen und jederzeit zu haben sind bei J. Ambr. Barth ^ Buchh. in
Lpz. Wissenschaftlich geordnet, mit Angabe der Ladenpreise und Verlegerund
bei Fortsetzungen mit Nachweisungen über das früher schon Erschienene ver-
sehen. Januar bis April. Lpz., Barth. IVu. 102 S. 8. Jbb. V Hft. 4. JVz.
" in Beck's Rep. II S. 381.
\Chstn. Dan. Beck:] Accessionum ad Fabricii Bibliothecam Graecam
Spec. I. Univ. Progr. Lpz. 18 S. 4.
Car. Gtlo. Kühn: Additamftnta ad elenchum mediconim vett. , a I. A.
Fabricio in biblioth. Graec. vol. XIII p. 17 — 456 exhibitum. Progrr. Lpz.
Spcc. IX. 12 (10) S. 4. Nz. in «prk's Rrp. I S. 4fT8. Sp. X. 12 (10) 8.
A:. cIkI. S. 470. Sp. \I. JV';. olul. II .S. 147. Sp. XU. 12 (.S)S. Az. fbd.
S. 394. Sp. XIII. 12 (9) S. Sp. XI \. 12 (9) S.
Allgemeine I.iltnidir- Zeitung vom J. 1827. Hcraiispec;. v. C. C. ScMifz
a. J. S. F.rsc/i. Halle, Hoiniiienle. f,M-. 4. 8 'l'hlr. Kr};än7.un(i.sblätter. 4 Tlilr.
Jeiiaische I,iter;itur-7.eiUin<;. Jahrg. 1827. Jena, Expedition, gr. 4. öTlilr.
Ergäiizungsblättcr. 4 Tlilr.
Leipziger liiteralur-Zeitnng, retligirt von lilumncr, Krusr , ILjinrntfi^
lloseniniillei \mA l'olitz. Jiiln-g. 1827. Lpv:., 15reitkupl" u. Härtel. gr. 4. 8 'l'lilr.
[Fjiteraturzeitung für Deutschlands Volksscliullehrer. 9r Jahrg. 4 lifle.
Ihiienau, Voigt. 4. 2 Thir.]
Hermes oder kritisches Jahrlmcli der Literatur. Redigirt v. A. /'.
Sc/mi/d. Lpz., Urockhaus. Bd. 2d u. 29. gr. 8. Jeder Ud., der aus 2 llftou
besteht, 2 Thlr. 12 Gr.
Jahrbücher für wissenschaftl. Kritik. Herausgeg. von der Societät für wls-
seiischaftl. Kritik zu Berlin. Stuttgart, Cotta. 240 Nr. ( 120 Bgn.) gr. 4. 12 Thir.
Jahrbücher der Literatur. 37r — 40r Bd. Wien. Gerold, gr. 8. br.S'l'hh-.
Heidelberger Jahrbücher der Liter:'.tur. 2ür, oder neue Folge 7r Jahrg.
12Hfte. Heidelb-, Osswald. gr. 8. 7 Thlr. 12 Gr.
Allgemeines Repertorium der neuesten in- u. ausländiscJien Literatur
für 1827. Herausgeg. v. C. D. Beck. 4 Bde. in 24 Stücken. Lpz., Cnobioch.
gr. 8. 6 Thlr. 16 Gr.
Göttinger gelehrte Anzeigen, unter der Aufsicht der kön. Gesellschaft
der Wissenschaften. Götting. , Vaiidenhöck u. Ruprecht. 8. 7 Thir. 8 Gr.
[Blätter für literarische Unterhaltung. Lpz., Brockhaus. 300 Nrn. m.
Beilagen, gr. 4. 10 Thlr. ]
Allgemeine Schulzeitang , ein Archiv für die Wissenschaft des gesamm-
tcn Schul-, Erziehungs- u. Unterrichtswesen und die Geschichte der Uni-
versitäten, Gymnasien etc. Herausg. v. K. Vilthev und F. Zi]mnerin<nin.
4r Jahrg. in2ÄbthU. Mit einem Literaturbhttte. 12 Hfte. Darmstadt, l^eske.
gr. 4. 8 Thlr. Ifi Gr. Ohne I.,iteratnrbl. 6 Tlür. Die erste Abth. einzeln
4 Thlr. 8 Gr. Ohne Literatur].!. 3 Thlr. 4 Gr.
Neue kritische Bibliothek für das Schul- u. UnteiTichtsweson. Herausgeg.
von G. Seebude. 9r Jahrg. 12 Hfte. [Sind erst 10 Hfte. erschienen.] Hildes-
heim . Gerstenberg. gr. 8. 4 Thlr. 16 Gr.
Bibüotheca critica nova. Kdentibus 7. Bake, I. Geel, If. A. Tf'ininier.,
P. Jfofman - Peerlkanip. Lejdeai , Luchtmans. Vol. HL 416 S. gr. 8-
1 Thlr. 20 Gr.
[Literarische Blätter der Börscnhallc. Herausg. v. C. von Hoistrup.
Redigirt V. F. jVt'eioa/- AI. Ludwig. Jalu-g;u>g 1827. Hamburg. (Herold.) gr.4.
8 Thlr. 12 gr.]
WisseiLschaftl. Zeitschrift, herausgeg. von den Lehrern der Basehr
Hochschule. 5r Jahrg. Basel, Schwcighäuser. 6 Hefte. 8. 2 Thlr. 12 Gr. (Vgl.
.Lpz. L. Z. 1824 Nr. 23.]
Tübhiger Kunstblatt, herausgeg. \on Schorn. 104Nrn. Stuttgart, Cntta.
gr. 4. 3 Thlr. 8 Gr. Uteraturblalt. 104 Nr. Kbend. 8. 3 Thlr. 8 Gr. B<.'idc
zusammen 5 Thlr. 16 (!r.
Meyer' s British Oironicle, a univt^rsal Review of british Jjiterature.
Vol. I et H. ä 26 Nr. Gotha, Bibl. Inst. 1826 u. 27. gr. 8. 8 Tlilr.
* Allgenieines Ri-perUirinm <ler Kritik, oder vollständiges, syst<-iiiati:>ch
geordnetes Verzeiciiniss aller Werke, welche seil d. Jainc 1826ersrir!eiicn
\\. in Deutschlands krit. Blälteni beuith« ilt \vord<'ii sind. Mit Aiid<utung <Ur
Kritik n. Angabe ii»r Bogenzahl, der Verleger u. Preise, n» bst literarisclu ii
Notizen u. Regislcni. HerauHg<-g. \.J. I). /'. Uuiup/' n. 11. l'li. J'etri. IrBd.
in 2 H4-Iten. VIII u. 3hW5 S. gr. 8. 1 Thlr. 20 iU. Jbb. IV S. 444 11".
* Leipziger allg<-iii(iii kritische nn isMcnschartliclKr Jahresblätter der ge-
i>ammteii neuesten Jounialüteratur Deul.si;hlands, ziigh-icJi mit mögliciister
Rücksichtnaluue der vorzüiilichstcn v^i«halsch. Journale des Auslandes. Her-
4
ausgeg. von C. .4. Blume. Lpz. (Taubert.) Sin«l bloss 12 Nrn. gr. 8 er-
schieiu'ii. Jbb. IV S. 449 ff.
Archives phil()lo{;i(|uc^, publiees par Frederic baron de ReiJJ'enberg.
Tome Jl. Louvaia. 1826.
Neues Archiv für Philologie und Pädagogik. Im Verein mit Friedemann,
Hess, Kapp, Rüdiger und Schulze herausg. v. Gtfr. Seebode. Ir Jahrg. 5s
— 8s Hft. 160 u. 144 S. 2r Jahrg. Htt. 1 — 4. 144, 128, 128 u. 144 S. 8.
Hannover , Hahn. Der ganze Jahrg. kostet 3 Thlr. lAz. des In u. 2n Hfts.
V. 1827 in Beck's Kep. HKS. 16 — 20.
Rheinisches Museum für Jurisprud. , Philologie, Geschichte u. Phil os.,
herausg. v. /. C. Hasse. Jup;. BÖckli , B. G. JSiebu/ir u. C. A. Brandts.
Bonn, Weber. Jahrg. I Hft. 3u 4. Alle4Hfte. von VI, 336 u. 364 S. kosten
geh. 4 Thlr.
[fi. Sparigenberg: Die Lehre von dem Urkundenbeweise in P.ezug auf
alte Urkunden. Zunächst für Jurist. Geschäftsmänner. In 2 Abthll. Hei deiberg,
Mohr. 54 Bgn. gr. 8. 3 Thli-. 12 Gr.]
[ rnr/r/i. Fr. Kopp .] De varia ratione inscriptiones interpretandi obscu-
ras. Frankf., Varrentrapp. 1 Bgn. gr. 8. lAz. in Beck's Rep. H S. 445 f.
H^iUi. Ihiroii-' : Museum für Geschichte, Sprache, Kunst und Geogra-
phie. ]Mit4Stdrtf. Berlin, Pauli. 16^ Bgn. gr. 8. geh. 1 Thh-. 12 Gr. j Bil-
det auch den 2n Bd. zu den Denkmälern alter Sprache U.Kunst, Bd. 1 Hft. 1,
Bonn, Weher 1824, 1 Thlr. 8 Gr.; Hft. 2 u. 3, Berlin, Oehmigke 1824,
1 Thlr. 18 Gr.]
J. JV. vonGnthe: Ueber Kunst u. Alterthum. 6rBd. IsHft. Stuttgart,
Cütta. 14 Bgn. gr. 8. 1 Thlr. 12 Gr. Vgl. Jbb. IV S. 330.
Allgemeine Deutsche Taschenbibliothek der encyclopädischen Grundwis-
eenschaften , in ihren wechselseitigen Beziehungen u. nach den Anforderun-
gen der Zeit. Erste Section. Dritte Abtheilung. Dresden, Hilscher. 1828.
8. Enthält: Geschichte der Menschheit, v. Jul.Fz. Schneller. 2Bdchn. Ge-
schichte der geograph. Entdeckungsreisen, von C. Falkeiistein. 2 Bdchn.
Geschichte der Malerei u. Zeichenkunst, \. JFilh. v. Lüdemann. 1 Bdchn.
Gescliichte der Architectur, von demselben. 1 Bdchn. Classische Alterthunis-
kunde, \. Heinr. Hase. Is Bdchn. Allgemeine Literärgeschichte, \. C. For-
ster. U Bdchn. Kurze Az. ♦v. Politz in d. Lpz.L.Z. Nr. 329 S. 2630 — 32.
Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften u. Künste, in aiphabet. Fol-
ge , von genannten Schriftstellern bearbeitet u. herausgeg. von J. S. Ersah
u. J. G. Gruher. Lpz., Gleditsch.gr. 4. 16r Thl. Cea-Chmg. Mit 2 Kpfrn
u. 2 Chrtn. 49 Bgn. cart. 2te Section , herausgeg. v. G. Hassel u. /F. Mul-
ler. Ir Thl. H. — Hamhurgh. 49 Bgn. 1 lithogr. Ch., 2 St. u. 1 Kftf. cart.
Pränum. Pr. jedes Bds. 3 Thlr. 20 Gr. Velpp. 5 Thk. Ladpr. 5 Thlr. 8 Gr.
u. 6 Thlr. 16 Gr. Nz. in d. Mitternachtbl. Nr. 159.
[Encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste u. Gewerbe,
bearb. v. mehr. Gelehrten, herausg. in d. 1 Bde von .^. Binzer , in d. folgg.
V. H. A. Pierer. Altenburg, Lit. -Compt. Bd. 7 u. 8. bis hältiges Gestein.
50^ u. 46 Bgn. gr. 8. Pr. Pr. jedes Bds. geh. 2 Thk. Schrpp. 2 Thlr. 16 Gr.
Seichte lAz. * des In — 7n Bds. in d. Schulzt. 1 L.Bl. 30 f. S. 233— 39 u.
241 — 45. Vgl. Mitternachtbl. Nr. 159.]
[Allgemeines Deutsches Sachwörterbuch aller menschlichen Kenntnisse n.
Fertigkeiten, verbunden mit den Erklärungen der aus andern Sprachen entlehn-
ten Ausdrücke und der weniger bekannten Kunstwörter. In Verbindung mit
mehrern Gelehrten herausgegeben von Jos. Freiherrn v. Liechtenstein. Fortge-
setzt von ^/6. Schiffner. Meissen . Gödsche. [Bd. 1—5, 1824—26.] Bd. 6
(bis Orzi nuovi.) 1827. 50 Bgn. 8. Pr. Pr. jedes Bds. 1 Thlr. 8 Gr. [Das-
selbe Werk erscheint in einer zweiten Ausgabe in einzelnen Heften, von de-
nen bis jetzt 4 fertig smd, deren jedes 6 Gr. kostet.] Seichte lAz. ' d. In —
4n Bds. in d. Schulzt. 1 L. Bl. 30 f.]
Memoires de l'acadeniie royale des sciencQS de l'institut d6 France. An-
n<5e 1823 Tom. VI. Paris. 4. 8 Thk.
Carl Zell: Ferlonsdirifteii. Erste Saniiuluiic. Frciburn;, Wajinor. 1826.
206 S. 8. 18 (er. [lolu-r <lie Wiitlishäuser (l«-r Allen; (ilxr die Volkslieder
d. allen Griechen ; iil>er die S|)n^cll^^ö^te^ derselben; ('atulls Jjicl)e; Maja,
ein Uiini. Hadeort ; Aristoteles als Lehrer Alexanders; über das ^Sittliche iii
<ler Griecii. Volksrelijiion.]
C.dl'r. Ilennatini (>iniscnla. 11 Voll. L})/., G. Fleischer. X u. 722 S. pr.S.
4 Thlr. Uz. in d. Got tin-i-. An/.z. St. 16fi S. 1655 f. w. in Beck's Rep. 11 ! S. 1 4
Car- Ctlu. hiiiin: Opuscnla academica niedica et philolofiica . colNctii,
auctaet cniendat:!. lj[)Z., Voss. {:r. 8. Vol. I cuinieoneauctorisettabb.aca.il.
XU u. 40-t S. 2 Tliir. 12 Gr. Uz. in Heck's Uep. 1 S.43.S — 36.
/•'. Ch. G. Perlei: Zerstreute Andeutungen aus altclassischea Schrift-
stellern, l'rogr. Eistnach. 19 S. 4.
Iluscli/ii: Analecta literarla. s. Rom. Schriftsteller, CatulL
\* Ferd. Kammirer: Observationes juris civilis. Rostock, Adler. VI u.
205 S. 8. 18 Gr. Jbb. IV S. 462.]
Griecliisclie Schriftsteller und Erläuterungsscliriften
derselben.
\ Inscriptiones anticjuae a comite Carola Vidua in Turcico itiiiero col-
Icctae. Paris. (Lpz., PontSiieu.) 1826. 1\ u. 52 S. u.51Kftf. 8. 3 Thlr. 8 Gr.
Papyri Graeci re<;;li Taurinensis innsei Ae^yptii, editi atque lUustrati ab
ytrnad. Peyron. V.l. Excerpta ex Vol. XXXl actonnn reg. acad. , (juibus
titulus: Memoire della Reale Acadeniia di Torino. Turin. (Bonn, Weber.)
1S26. 180 S. 4. m. 1 .Stdrtf. 2 Thb-. 22 Gr. Gute lAz. v. O. Müller m d.
Götting. Aiizz. St. 155 S. 15-t2 — 51. Kurze Nz.\. Kosegarten in d. liläi-
teru f. lit. Unterhalt. Nr. 271 S. 1081.
Papiri greco-egizj cd altri greci monumenti dell' J. R. Museo di Corte.
Tradotti ed illusirati da Gtoviinm Petrettim Corcirese. con 3 tab. litiiogr.
Wien. (Heubner.) XU u. 75 S. gr. 4. geh. 3 Thlr. 8 Gr. Gute TAz. ' von
Oe/r. Dliilier iad. Göttiiig. Anzz. St. 105 S. 104l — 4G. Kurze Nz. v. Kose-
frarten in d. Ulätt. f. lit. Ünterh. Nr. 271 8. 1081.
Bibliotlieca Graeca viroruni doct. opera recogn. et commentarüs in us.
echol. instructa curantibus Fr. Jacobs et f'aJ. Chr. Fr. Rost. Gotha, Hen-
nings, gr. 8. B) Scriplornm j)e(le.str. orat. Vol. XI: Piatonis dialogos sele-
clos recensult et conunenlarils in us. schob instx'uxit Gdfr. Stallbaum. Vol. T
Sect. l continens ApologiamSocratisetCritonem. LH u. 146 S. Sect. II cont.
Phuedonem. 210 S. Sect. 111 cont. Symposium. 202 S. 2 Tlür. Az. * in
Beck's Rep. II S. 276 f.
Jioissonade: S\lloge. s. Euripid. u. Aristoph.
Corais: Parerga. s. Kebes.
Mai: Scrij)tor. vett. nova collectio. s. Diodor. Sic.
Uebersetzungsbibliothek der Griech. u. Rom. Classlker. Prenzlau , Ra-
goczy. 16. Jedes Bdchn. geh. im Subscr. -Pr. 4 Gr. Abth. 1 : Grierh. Dit^bter.
Bd. 1: des He^iodos von Askra Werke. Uebers. u. mit einer Biographie des
Dichters, Einleitung n. kurz. Anmerkk. versehen von ^. IT. R. j\aumann.
12^ügu. Abtii. 2: Griech. Prosaiker. Bd. 1: Theophrast's Charaktere. Ue-
bers. u. m. Anmerkk. v. Chstn. Hammel. 2 verb. Aufl. 6 liga. Abth. 3: Rö-
mische Dichter. Bd. 1 : Die Lustspiele des Terentius. Uebers. m. Anmerkk.
v. j4up. Fr. ITolper. Is Bdchn. 12 Bgn. Bd. 2: Des Horatius Ejjisteln. in
Deutschen lainben v. J. Kurnberf^er. 9 IJgn. \ Scharf tadelnde Kritik in d.
Schulzt. 2 L. Bl. .34 S. 297 — 301.] Abth. 4: Rom. Prosaiker. Bd. 1, 2n. 7:
Cicero'» vollständige Briefsairmdung, iibers. mit Anmerkk. v. J. ^ndr. L.
Tho.spann. 1, 2 n. 3s Bdchn. 24 Bgn. [Von Bd. 1 u. 2 eiin- Az.* ind. Göt-
tinfT. Anzz. St. 142 S. 1409—13 u. in d. Jen. L. '/.. Nr. 169 S. 389 — 92.]
Bd. 3: Cicer. Biiclier über «lie Natur der Götter, ül>ers. mit Anmerkk. v.
E. /y, Eckermann. 15 Bgn. Bd. 4 u. 8: Jul. Cäsar's Werke, übers, mit e.
Einleit. li. m. erläut. Aimierkk. v. /i. Schaumanii. Isu. 2s Bdchn. Denkuür-
digkk. a. d. Gall. Kr. 21} Bg.i. Bd. 5 u. 6: Salluslius gcschichtl. Werke:
Die Catilinar. Verschwörung. — Der Jugurtliin. Krieg u. Bruclistürkc aus den
Gesell jclitsbücherii. Uebers. v. /V. Gerlach. Is u. 2s Ctlcliii. 20^ Bgii.
Index lectiomim iii Aeadeniia Alhertina . . . per aestatem a. 1827 .. in-
stiüiendarum. Köm<;vsl)crp. 10 (1) S. 4. u. Index lectf. in Aead. Mbertina ...
per hiemem a. 1827 inslituendaruni. Kbond. 12 (2) S. 4. In beiden Schriften
hat d. Prof. I.obeck einif^es über <lie Orpliische Theogonie bemerkt.
Jinlbi: Crowica di Poeti anteriori e contemporanei adOuiero. ]jn<rano. 8.
The Tliad of Homer, chiefly froni the text of Heyne; with copious eng-
lish notes illustrating the gi-animatical constniction , the nianners and cu-
stoms, the mythology and anti(|uities of the heroic ages : and preüminary
observations on points of classical interest cind importance connected will»
Homer and his writings. By William Trollope, 2 vols. London , Rivington.
8. 1 ff._4.Sh.
L'Iliade d'Homere. Texte grec d'apres l'editlon de Wolf. Nouvelleedi-
tion , avec sonnuaiie , ai-guniens , notes en fran^ais et une table des matie-
res. Paris. 12.
* Homeri Odyssea, Graece. In us. schol. edid. et annotat. perpetna il-
Instravit Kd, Loewe. Lpz., Kayscr. Tom. IT. Rhaps. III — VI. 208 S. 8. l4Gr.
Jbb. IV S. 271 iV.
OnTjQQv 'Oövaasicz fjniQce, oder: Sechs Bücher der Odyssee, enthal-
tend die voUständ. Reisebeschrelbuiig des Ulysses , für den ersten Scluilge-
brauch Unbemittelter. Ucrauas:. \. Chstr?. Koch. Marburg, Krieger. 1826.
6 Bgn. gr. 8. 8 Gr. [Textabdrnck aus dem 1822 erschienenen grösseren
Werke unter gl. Tit. Vgl. .Tbb. III, 1 S. 8.1
* Homei-i hytnnus in Cererem, nunc jirimum editus a Hai'. Buhnkenio»
Accedunt duaf epistolae criticae. Lpz., Hartmann. VIlIu. 326S. gr.8. 1 Thlr.
16 Gr. Jbb. IV S. 251.
* Tßvog flg xrjv zj^firirgav. Hymne an Demeter. Uebersetzt u. erläut.
V. J. Heinr. Voss. Mit dessen Bildniss. Heidelb., Winter. Xu. 213 S. gr. 8.
Drpp. 2 Thlr. 16 Gr. Feinpp. 3 Thlr. 8 Gr. Jbb. IV S. 351 IT.
' Homer's Werke. I*rosaisch übers, v. J.St. Zauyier, Prag, Calvc. Th.
3u. 4: Odyssee. 636 S. 16. cart. 1 Thlr. 12 Gr. Jbb. IV S. 389 ff.
Ihlijip;: Varia, quae de Homero eiiisque carminibus nuper in lucemsunt
prolata. Collect. I et 11. Progrr. Meiningen. 1825 u. 26.
IPllberg: Lectionum Homericarum JSpec. I. Progr. Essen. 1826- 24 S.
4. Uz, V. Jacob in d. Schulzt. 2 Nr. 68 S. 540.
Lud. Doderlein : Lectionum Homericarum Spec. I. Progr. Erlangen. 8 S. 4.
* Gt Lange: Versuch, die poetische Einheit der Hiade zu bestimmen.
Ein Sendschreiben an Göthe. Darmstadt. (Hey er.) 1826. 108 S. 8. geh. 14 Gr.
Jbb. IV S. 263 ff.
Irifrhirami : Galleria Omerica. s. Archäologie.
Damm: Lexic. Homer, s. Griech. Grammatik.
J. 77. C/i. Lünemann: Wörterbuch zu Homer's Odyssee, für Anfang, d.
Homer. Leetüre. 3 Aufl. Kömgsb., Unzer. 17 Hgn. 8. 18 Gr. Vgl. Jbb. IV S. l40.
Eustallüi connnentarii ad Homeri Jliadem. Ad fidem exempli Romani
editi. Lpz. , Weigel. T. L 808 S. gr. 4. 5 Thlr. 12 Gr. Kurze Az. in
Beck's Rep. H S. 92.
Scholiorum in Homeri Tliadem appendix. Addidit Imm. Bckkcr. ßerjhi,
Reimer. 180 S. gr. 4. 2 Thlr.
Phillppi: Analecta. s. Griech. Grammatik.
Hesiodi ({uae ex«tant opera et fragmenta. In ns. schol. et «cad. diligen-
tissime expressa. Halle, Waisenhbchh. HS S. 8. 4 Gr.
Aaumann: Hesiodos. s. Uebcrsetzinigsbibliothek.
f Alcaei IVHtylenaei relicjuiae. CollcgitetannotationeinstiHixit Atip. Mat-
thiac. Praemissa est eplstola ad C. (J. L. Grossmannnm. Lpz., Vogel. X u.
78 S. gr. 8. 12 Gr. Kvrzc I 4z. in IJeck':^ Hep. H S.274. Kurzn Her. ' i
in d. Jen. \.. Z. 215 S. 273 — 75, Avelche ein paar l'ragmente nachträgt, imd
einige beaclitenswcrthe kritische Gegenbemerkungen macht.
■j- SapphonisMytil. fnipmonlii. Spcciinen opcrae in oiniiilxis artisGraoco-
rum Ijricuc' reliqiiiis oxccplo l'iii'laro ((ilkxMindae |»ropü.siiit ('hsln. Fr. ISeue.
ProüT. der Laml.-Sch. Plorta. IJcrlin. (Nauck.) 106 (105) S. gr. 4. Nz.
in ti. Hliitt. f. lit. Untrili. Nr. 294 S. 1 176.
* Antholü^ia l^rica, Anacroontpa et Anacreonfis aHoruniiinc lyricor,
Grat'C. selecla rra{:;iueiitu et scolia conlineiis. I<]<li(l.t;um nott. critt. et inetio
lun» ex|to.sitione Fr. Mehlhoni. Lpz., 'i'enbntT. IV u. 148 S. gr. 12. geh.
10 Gr. — 16 Gr. Jl)h. V S. 24l IV.
Anakreon's CJeditlito. HorallsfIeJ,^, übersetzt und erläutert von S. Meis-
ling. Pro^rr. Helsin<;i.r. 1826. 117 S. 8.
Lieder des Aiiakreon luid der Sappiio, übersetzt von J?. J. Ti- Samson
1 an Iltmmelstiern. (iMit »lein Originaltext.) Riga, Hartiuanii. 1826. 176 S.
8. 1 Tldr. 8 Gr. Vgl. Jbb. V S. 252.
Anakreon's Lieder, metrisch ins Deutsche übersetzt von Brockhausen.
Lemgo, !Me>er. 12. geh. 6 Gr.
Les üdes dWnacreon, traduites en vers fran9ais , avec le texte en re-
gard, par /'eissier J)esci>mbe.<!. Paris.
'Iheognidis elegi. Secundis curis recens. Imm. liekker. Berlin, Reimer.
4 Bgn. gr. 8. 8 Gr. f. Pj). 10 Gr.
f Guil. Graefenhan: Theognis Theognideus sive Theognidis, qnalis ad-
huc editus sit , in recentissimos ejus inter[)retes vindiciae. Progr. ftlühlliau-
sen. (Heinrichshofen.) 50 S. 4. 4 Gr. liec. in d. Sthulzt. 2 L. Bl. 30 S.
259 — 64. _
Poetae scenici Graecorum. Recens. et annott. siglisque metricis, in marg.
scriptt., instruxit Fr. Henr. Jiothe. Lpz., Hahn. gr. 8. f Vol. IV: Sopho-
clis fabb. IV posteriores. 536 ÄJ. 1 Thlr. 10 Gr. Jedes Stück einzeln 8 Gr.,
der Oedip. Col. 10 Gr.
Herrn. Fr. /Villi. Ilinrichs : Das Wesen der antiken Tragödie in ästhe-
tisthen \ orlesungeii , durchgeführt an den beiden Oedipus des Sophokles im
Aiigeiueiuen und an der Antigone insbesondere. Halle, RuiT. XLMIl u.
120 8. kl. 8. Az. in d. Tübing. Lit. Bl. Nr. 62 S. 245 11'., die nur
wenig im Allgem. über Inhalt berichtet, und sonst Ungehöriges behandelt,
u. im Berl. Conveis. Bl. ]Nr. 223 S. 891 ff., die den zu abstracten luid un-
gelenken Ausdruck rügt.
Ellmidt: De tragicis Graecis iuprirais Euripide ex ipsorum aetate et
temporibus judicandis aequaliumque judiciis commentatio. Progr. Königsberg.
38 (20) S. 4. _ _
f/. Kabath'. De chori tragoediae Graecae natura et munere commentatio.
Progr. Gleiwitz. 20 S. 4.
Aeschvii tragoediae. In us. schol. denuo recognovit Chxtn. Gdfr. Schütz.
Halle, Gebauer. XX u. 316 S. 8. 12 Gr. Az. f in d. Schulzt. 2 L. Bl. 38
S. 333 — 36, die mehrere aulgenonuueue Lesarten aus den Persern durch-
geht und kritisch prüft.
Aesch. tragoediae ad fid. optt. libb. diligenter recognitae. [e rec. Porsoni
et Sciuteleri.] Acced. varia lectio cod. Kloreiit. Lpz., VVeigel. 17^ Bgn. 8.
geh. 15 Gr. Veipp. 1 Thlr. 6 Gr. { Bildet den Isten Bd. der Bildiotheca
classica poett. Graec, von welcher T. 11 — XX schon früher erscliienen sind.]
Aesch. Sieben gegen Thebe. Aus d. Griech. üb»'rs. u. durch Anmerkk.
er\ÄMi.\. Fr. Staper. Halle, Grmiert. 137 S. Gr. 8. 14 Gr. Schpp. 16 Gr.
f Ad memoriam Car. Gehleri .... iuvitat J. C. G. Vunertli. Praeniit-
tuntur itermn pauca de fato Acschyleo. Progr. Görlitz. 1826. 1 Bgn. fol.
J. V. H'estrik'. DLsputatio literaria de Aesch. Choephoris, dequeElectra
cum Sophociis tum Kurijjidis. Jjeyden. (Lpz., llarlinaiui.) 1826. 236 S. gr. 8.
geh. 2 Thlr. 8 Gr. Kur?^ lA?.. * v. GpcI in d. Bibüoth. crit. nova Hl
S. 363 — 67, welche üljcr Sophl. Elect. 45 u. 663 und die Erwähnung des
Stroj)hiu8 und Phanotoiis eine eigene Meinung aufstellt.
f /'. C. Petersen : ObscrvalionuiB in .'\esch. Eumenides Part. I. Progr.
HauRiae 20 (19) S. 8.
8
Piiidari carmina quae supersunt Graece. Halle, Waisenhbchh. 151 Bgii.
gr. 8. 12 Gr.
Theoph. Luc. Fr. Tafel'. Dihicidationnm Pindaric. volumina duo. Vol. l
P. 1 et 2: Oljmpiea et Pytliica. Berlin, Reimer. 1824«. 1827. 998 S. gr.8.
2'rhlr. 6 Gr. P. 1. ^z. von O. Müller iu d. Gott. Anzz. St. 10 S. 89 — 96.
Beide Partt. JAz. " in d. Heidelb. Jbb. 8 S. 820 — 30, welche erst dieEiiv-
richtung (iiid den Werth des Ganzen gilt angiebt und dann mehrere einzeln«
Stollen mit einigen, nicht bedeutenden, Gegenbemerkk. ausliebt. Hec.*\ ^on
P. 1 V. 6'e(?/ in d. Biblioth. crit. uova 11 S. 46 — 76, welche die Erklärun-
gen zu Oljmp. \\ u. VI einer ausführl. Prüfung unterwirft. [Vorläufer die-
ser Sehr, war: Dilucidatt. Pindar. Spec. 1 (Tübing. 1819. 37 S. 4. 9 Gr.),
in dem Pyth. V u. Vlll behandelt sind.]
Ffretzschner : Observationes nonnullae in Pindar. Olymp. VII. Progr.
Plauen. 1826.
Sophüclis tragoediae VII. Ad optt. exempl. fidem ac praecipue cod. ve-
tustlss. Klorentini a Petro Elmsiejo coliati emend. cum annotat. tantum non
integi'a Brunckii et Schaeferi et alionuu selecta. Accedunt depei'ditarum tra-
goedd. fragmenta et indices. Lpz., Hartmann. gr. 8. Vol. I: Ajax. 160 S. 12Cir.
Vol. II: Antigona. 104 S. 9 Gr. Vol. HI: Trachiniae. 92 S. 9 Gr. Vol.
IV: Philoctetes. 119 S. 10 Gr. Vol. V: Electra. 124 S. 10 Gr. Vol. VI:
Oedipus Tyrannus. 139 S. 12 Gr. Vol. Vlll : Fragmenta, Lexicon Sopho-
cleum, Index. 214 S. 1 Thlr. 4 Gr. [ Vol. VII ist noch nicht erschienen.]
Soph. tragoediae VII ; ad optt. exemplarinm fidem ac praecipue cod. vc-
tust. Elorent. emendatae cimi annotatlone tantum non iutegra Brunckii et
Schaeferi, et aliorum selecta. Accedunt deperditarura tragoedd. fragmenta.
II Tomi. Oxford, Parker. 1826. XVI, 712 u. 216 S. gr. 8. Kurze LAz. \
in Beck's Rep. II. S. 461. [Ist die Oiigiualausgabe zu der vorhergehenden.]
Soph. Tragoedien. Griech., mit kurzen Deutsch. Anmerkk. von GtU.
Carl ff'ilh. Schneider. VVeLnar, Holfmann. kl. 8. Bd. 8 : Bruchstücke, nebst
dem Lebendes Sophokl. und einem Wort- u. Sachregister über alle 8 Bdchn.
Vm u. 312 S. 1 Thlr. 6 Gr. Az. * m Beck's Rep. 11 S. 275.
Pentalogia Graeca. Sophoclis Oedipus Tyr., Oedipus Col. et Antigene ;
Euripidis Phoenissae, et Aeschyli Septem c. Theb. Quinijue scilicet dra-
mata de celeberrima Thebaide scripta. Notis Anglice scriptis illustr. et
lexicon vocum difticiliorum adjecit Gull. Trollope. London, Rivingtun. 8.
11 Sh.
Soph. Tragoedien, übers, v. d Thudichum. Darmstadt, Leske. gr. 8.
Th. 1 : König Oedipus, Oedipus in Kolonos, Antigone. X u. 373 S. 1 Thlr. 18 Gr.
J. Zehhcke: De aliquot Antigonae locis. Progr. Greifswald. 1826. 54
(40) S. 4.
f Cratini veteris comici Graeci fragmenta, collegit et illustr. M. M.
Runkel. Lpz., Hartmann. VT u. 110 S. gr. 8. 16 Gr, Az. * in Beck's Rep.
II S. 438 If.
f Aas. Meineke: Quaestionum scenicarum Spec. II. Progr. Berlin.
75 'S. 4. lAz. V. Sp. I in Beck's Rep. I S. 119 — 21, v. Sp. I u. II in d.
Götting. Anzz. St. 116 S. 1154—58. Aasßhrl. Beurtheilung u. lAz. von
Meier in d. Hall. L. Z. Nr. 121 — 23 S. 127 — 43.
Griechische Prosaiker in neuen üebersetzmigen. Herausgeg. von G. L.
F. Tafel, C. N. Oslander u. G. Schwab. Stuttgart, IMetzler. Bd. 1 — 22.
12. Bd. 1 (1826) u.Bd. 4, 6 u. 12 (1827): f Thncyd. Gesch. des Pelo-
ponnes. Kriegs, übers. \. Oslander. (Buch 1—4.) *85 S. Bd. 2 u. 14(1827):
Plutarchs vergleich. Lebensbeschreibungen, übers, von J. G. Klaiher. (The-
seus, Romulus, Lykurg, Numa, Solon.) 272 S. Bd. 3, 5, 7, 8, 10, 11 u. 22
(1827): Lucians Werke, übers, von Aus;. Faulv. 905 S. Bd. 9 u. 17: Dio-
nys. V. Halicarnass Urgeschichte der Römer, übers, von Gtfr. Jac. Schal-
ler. (Bch. 1—3.) 282 S. Bd. 13, 18 u. 19: Xenoph. Cyropädie, übers, von
Chstn. Walz. 400 S. Bd. 21 : Xenoj)h. Erinnerungen an Sokrates, übers, v.
Chstph. Eberh. Finckh. S. 401 — 562>. Bd. 15 u. 16: Pausan. Beschreib.
Ton Griechenland (Bch. 1 u. 2) , übers, von Carl Gtfr, Sieheiis. 272 S.
Bd. 20: Diodor's histor. BibluaU. (ücli. 1), übers, von Jul. Fr. JVurm.
152 S. [Mit (lieser Saniiulung stehen in Verbintlunij die Rom. Prosaiker in
neu. Ueberss., heratisfrejr. von denss. IJeide Sammlungen sind nicht sowohl
für Schulen inid Gek-hrte , als für J)ilettanten u. das gebildete Publikuin.]
^z. * der ersten Hde. beider Sannnll. in d. Tübing. L. Bl. 62 S. 246 f.
Dieselbe Sannnliing in gr. 8. Ebend. Ir Bd. Bg. 1 — 25. Rest Bg. 26 —
40. Prän. - Pr. 1 Thlr." 12 Gr.
Sammlung von Ucbersetzungen sämmtlicher Griech. Geschichtschreiber
und Geographen. Mit einem A orwort von Schlosser [über die histor. Kunst
der Griechen nach Isokrates ZeitJ. Jena, Schmid. gr. 8. Erster Th. : Cas-
sius Dio's Geschichte der Römer, aus d. Griech. übers, imd mit kurz, histor.
Anmerkk. begleitet von Fr. Lorentz. 1826. LH u. 382 8. gr. 8. Subscr.-Pr.
f. Bd. 1 —4 4 Thlr. Az. in d. Hall. L.Z. Nr. lOO f. S. 817 — 27, wel-
che das Unternehmen rühmt, aber fast ausschliessend über Schlosser's \ or-
wort sich verbreitet und zu demselben einige eigene Bemerkungen giebt.
ff'yttenhac/i: Eclogae. s. Griech. Grammatik.
f Herodoti historiarum libri IX. Rec. et adnotat. in us. schol. instrn-
xit Car. Au^. Steger. Tom. I. Gie.ssen, Hever. \V u. 338 S. gr. 8. 1 Thlr.
8 Gr. Kurze T4-.* in Beck's Rep. II S' 286 f.
Gail: Atlas, s. Geographie.
•}■ Quaestiones Herodoteae. Scrib. Car. Gull. Lud. Heyse. Part. I, de
vita et itineribus Herodoti. Berlin, Düminler. l4l S. gr. 8" 12 Gr. lAz.
m Beck's Rep. II S. 281 — 83.
•J- De v6g(o &riliia apud Herodotum, prolusio. Auetore C. G. Stark.
Jenae ap. Crooker. 7 Bgn. gr. 4. 12 Gr. As. in d. Isis Bd. 20 Hft. 9 S. 799.
In disceptationem vocantur, quae de ira Xerxis, disjecto vi teni{)estatis
ponte, quo Hellespantuui junxerat, ab Herodoto L. 7 c. 35 sunt prodita.
Progr. der Ruthschilder Cathedrälschule. 1826. 11 S. 4.
Euripides. Cui\ J. Fr. Buissonade. Paris, Lefevre. Tome Ve. 32.
Gehört zur Sjlloge poetarum Graeconnn.
Euripldis tragoediae priores (juatuor. Ed. Bic. Porson. Deauo recens.
Jac. Schüießeld. London, Treuttel u. W. 1826. 8. 12 Sh. 6 D.
Eurip. Hecuba ex nc. Gdfr. Hermanni cum animadvv., scholiis excer-
ptis et indice copioso tironum maxime in usum edid. Gnil. Lam^e. Ed. 2
auctior et emeud. Halle, Kümmel. 1828. XVI u. 166 S. gr.'S. 20 Gr,
Sclirpp. IThlr. -iGr. Velpp. 1 Thh-. 12Gn Az. * in Beck's Rep. II S.452.
Eurip. Medea. Ex rec. P.' Elmslej in us. schol. Edit. 2. Lpz., Ilart-
mann. 4 Hgn. gr. 8. 6 Gr.
Eurip. Hippoljtus coronifer. Textu recognlto, cum selectis scholiis in
US. schul, edldit Aufi^. S.mder. Hildesheini, Gerstenberg. 100 S. 8. 10 Gr.
Eurip. Ion. Rec. GdJ'r. Hermannu^. Lpz., Gerh. Eleischer. L u. 174 S.
8. Schrpp. 1 Thlr. Theiiweise 1 1z. in Beck's Rep. 11 S, 436 — 8.
Eurii). Hekuba, ein Trauerspiel. Aus d.Griedi., mit beigefügten erklär.
Anmerkk. von G. IS. Mathestus. Neue Aufl. Lpz., Weidmann. 4 Bgn. gr.
12. geh. 8 Gr. [Die erste Aufl. erschien 1788.]
Eurip. Hekabe. Aus d. Griech. übers, von Fr. Stdger. Halle, Waisen-
hbchh. 1 1 Bgn. 8. geh. Schrpp. 16 (ir. Velpp. 1 Thlr.
Eurip. Phönizierinnen. Aus d. Griech. übers, mit Anmerkk. v. Fr, Std-
ger. Halle, Grnnert. 90 S. gr. 8. 9 Gr.
* C. J. Maurit. Jxt : Commcntatio, qua ({uindecim esse in Euripidis
supplicibus chori personas demonstratur. Progr. Cleve. 1826. 13 S. u. 19
S. Schulnaciir. 4. Jbb.- IV S. 4.« iX.
Thurvdidis de bcUo l'ehipoiines. U. VIII. Ad fid.optt. Ilbb. dlligenter re-
cogniti. ü'Tonji. L|.z.. Weigel. .38 Bgn. 8. geh. ri'hir. 12 Gr. [Bildet den
14 u. 15 Bd. zur Bibliuth. classica prosaicorum Graec, von welcher nun
40 Bde. fertig sind.)
Oslander: Tliucyd. s. Griech. Prosaiker.
Verzeichniss philul. Sc/irr. v. Ib27. b
10
f Just. Jlenr. Dresler: De Tliuoydidis extremoL. I capite altero dlspn-
tatluacula atcedonte in Ilirodoti L. JI c. 49 coinmentariolo. Progr. Gjiua.
VVcilbur». Wiesbaden. 38 (23) S. 4. Kurz. lAusz. in d. ScImJzt. 2 Nr.
48 S. 383 f.
C. Fl. Jf'eber: AMiaiidlunft- über des Perikles Standrede im Thuk) dides.
Pro<>r. Dannstadt. 34 S. u. 26 S. Scluiliiaclir. 4. [A])gedruckt in der
St-ludzt. 2 Nr. 74 — 77, wo Nr. 78 noch ein besonderer Nachtrag von JFe-
ber gegeben worden ist.]
Medicorum Graec. «pera «luae exstant. Edit. cui'. C. Gtlo. Ki'iJin. Ljiz.,
Cnoblüch. gr. 8. Vol. XIV: Cl. Galeni opera onmia. 'Tom. XIV. 50^ lign.
gr. 8. 5 Thh-. [Prän.-Pr. 3 Thlr. 8 Gr.|
Hippocratis de morbo sacro über. Rec, novam Interpret. Latinum ao-
tas(iue addidit Fr. Dietz. Lpz., Voss. XII u. 184 S. gr. 8. 1 Thlr.
Poetariiin Graecor. s>llüge curante /. Fr. Jioissunade. Paris. T. 21 —
24. Aristophanes. 4 Voll.'in 32. 1826. Lpz., Voss. br. 8 Thlr.
Aristoplianis nubes. Cum scholiis et varietate lectionis. Rec. Imm. Heh-
ler. Accedunt VV. Di). RenlU'ji, Rergleri, Hrnnckii, Dindorfii, Dobrael,
Ernesti, Harlesii, Hermaniii, Kusteri, Porsoni, Reisigii, Schützii, Scagcri,
Spanhemii, Wakefieldi alionimque annotatt. London, Priestlej. 1826. 364S.
gr. 8. Kur^.e Az. in Beck's Rei). II S. 462.
Aristoph. aves. Cum scholiis et varietate lectionis. Rec. Imm. Bekker.
Acced. VV. DD. Bentleji, Bergleri, Brunckii, Dawesii, Dindorfii, Dobraei,
P^hnsleii, Hermanni, Hotibii, Kusteri, Palmeri, Porsoni, Reisigii, Reiskii,
Seageri, Wilandii aliorumnue annotatt. London, Priestley. 1826. 256 i>. gr. 8.
Az. in Reck's Rep. II S. 462. [Ueber diese bei Priestley erschienenen Nach-
drücke, von denen d. meist, hier ausgelassen worden sind, s. Jbb. III, IS. 107.]
A. Th. llotscher : Aristophanes und sein Zeitalter. Eine philologisch-
philosophische Abhandl. zur Alterthumsforschung. Berlin, Voss. XV u. 400 S.
gT. 8. 1 Thlr. 18 Gr.
J. JV. Siivern : Ueber Aristophanes Drama , benannt das Alter. Nebst
Zusätzen zu der Abhandlung über die Wolken. Berlin, Dümmler. IV u. 47 S.
gr. 4. 12 Gr. Kurze lAz. von Meier in d. Hall. L. Z. Nr. 121 S. 125 — 27.
Xivocpbjvzo^ KvQOv naiöiiag ßißlia o'xrcü. IMlterläut. Anmerkk., einem
Griechisch -Deutschen Wortregister und einem Aidiange grammatisch -kriti-
scher Bemerkk. Herausgeg. von C. C F. JFeckherlin. 2e Aufl. Stuttgart, Holf-
mann. 39 J Bgn. gr.^ 8. 1 Thlr. 6 Gr. [?]
Ji.ivoq>(ovToc clnofivrjßovivfiuTCi. Recognovit et illustravit G. A. Herbst.
Halle, Anton. XII u. 364 S. 8. 1 Thh". Eine kurze lAz. in d. Schulzt. 2
L. IJl. 25 S. 32S f. rülnnt das Buch als für Sclnden durch grammat. Anmerkk.
vorzüglich brauchbar. Ehie gute Rec in d. Hall. L. Z. Nr. 212 f. S.9 — 19
rühmt es als eine ganz ausgezeichnete Schulausgabe , giebt ein paar Nach-
träge zur Erklärung imd mehrere Ausstellungen an der Erkläi'ung einzehier
Stellen und der krit. Gestaltung des Textes.
Xenoph. Cjropädie v. Walz u.Memorab.v. Finckh. s. Griech. Prosaiker.
\ Guxt. Alb. Sauppe: Quaestionum Xenophont. Partie. I. Progr. Tor-
gau.. 14 S. 4.
f Auf^. Foigtländer : Brevls de locis nonnullis in Xenoph. oecononüco
disputatio. Schneeberg. 24 (2ü) S. 8.
Ctesiae Cnidii vita cum appendice de Hbris, quos Ctesias composuisse
fertur. Scr. II. C/iscn. ]\I. Ret t ig. (Aus Seebode's Archiv besonders abge-
druckt.) Hannover, Hahn. 32 S. gr. 8. 3 Gr.
Piatonis «juae exstant opera ; acced. Plat. quae feruntur scripta; ad
optt. iibb. iidem recens., in linguam Lat. convertit, amiotat. explaii. , indices
rerum et verbb. accuratiss. adj. Fr. A.st. Lpz., Weidmann. Vol. IX Hippiani
maj-, Menex., Euth^d., IMenonem, Hippiau\ min., lonem, Clito[)h., Winoem,
Axioch. dejnsto, de virtute scripta, Demodoc, Sisyphura, Erjxyam, epistt.
Timaeum Locr. et ddinitt. confinens. IV u. 683 S. gr. 8. 2 Thr. \6 Gr. w.
Pp. 3 Thlr. 6 Gr. Schrpp. 3 Thlr. löGr. Vclpp. 4 Thlr. 20 Gr. [Mit dies.
Bde. ist der Text ^ ollständig geliefert.]
u
Plat. «üalogi seledl von StalUmiim. s. Bihliotlioc.i Graeca.
PLit. (lial()}ii IV. L\sis, Clianuiilcs. Mi|i|tlas iiiaj., l'luK-drus. Kmeiid. et an-
notationr instriixit T.nd. f'i. II :iii(Lirj. VA. 2. Ad a|)i>aratiiin 1. I5i'kkeri (c-
(tiiiiKMii doimo empiid:i\it I'hil. lUtttmanii. Uoilin, N.iiuk. \VI ii. oUfi S. 8.
I Thlr. 12 Gr. iVm Pp. 2 'l'lilr. 8 CJr. \ . I|>i). 3 Thlr.
f Plat. INloiK). l'ri>l('j;iimoii!s et comiii.'iitiriis illtistravit Gdjr. Sttillbaum.
Accediiiit sclioliu Graeca. Lpz., Hartinami. I5l S. 8. 18 Gr.
Oeuvres de Platoii, (ra»l. par rictor Cousin. Tonic IV. Paris, Uossaiis^e.
30i H^ii. gr. 8. Velpp. l,r. 3 'J'hlr.
lllar. f/.Xuyai. K\ I*latoiii'^ di;ilo<:is majorihtis cipita solecta. Scltola-
nim iisiii |)r*ivatis(jiie adolesceiitium stiidiis ae<'oiiiinodavit //. J. Jiiickert.
\j[)7.., Hartmaiin. X u. 269 S. ^i: 8. 1 TUlr. C Gr. JJz. * in Beck's Rep.
II S. 277 — 79.
C/i.vtri. Gt/o. Leb. G-ossmann: l'2|)istola ad Au<>-. Mattliiaeuni et Lud.
Ranishoniiuin. [De noiiiiuHis Piaton. politiae et dnohus Horatii locis.] (Jra-
tul.-Schr. AltenburiT. 16 S. 8. Uz. in d. Jen. L.Z. Nr. 62. V<;l. Jbb. lU,
1 S. 114.
' Chstn. IT'ilh. Hildehrand: Conimentat. de Platonis dialo^o, f|ui
Pliaedon inscribitur. Progr. Düsseldorf. 1S26. 34 (16) S. ^r- 4. .Jbb. IV
S. 437 f.
Index lectt. In acad. Monasteriensi per mens, liib. a. IS^g. [Coiument.
de lüco. qui in Plat. Philebo legitur.] .Münster. 18 (13) S. 4.
J. Oi/imann: Glianuides, Piatonis tjui fertur dialogus, num sit genul-
nus (juaerltar. Coainieiit. aead. Breslau. 46 S. 8.
Jfenr. llichter: De Ideis Platonis libiUus. Lpz., Hartmann. 93 S. gl'.
8. 10 Gr. [Die zwei ersten Capitel ersc-lilencn auch einzeln als UnIvers. Progr.
Vgl. Jbb. 111, 1 S. 117.] JA., in Beck's Rep. II S. 245 f.
Initia ])hIlosophiae Platonicae. Auetore Phil. Gull, van JTeusde. Pars
prior. Utreclit, Altlieer. (Lpz., Fr. Fleisclier.) 201 S. gr. 8. 1 Thlr. 12 Gr.
Allgem. lAz. ** iu d. Götting. Auzz. St. 178 S. 1769 — 79.
Index praelectt. In acad. Boniss. Rhenana per menss. hlb. a. IS.f^ hab.
\Naeke: Additamenta ad collect. Choerili fragmentorum.] Bomi. 24(5) S.
gr. 4. ^
Lyslae amatorius Graece. Lectionis varietate et commeiitario instrnvit
Ed- Hanisch. Praemissa est conmientatlo de auctore orationis, utrum Ljsiae
sit an Platonis. Lpz., Teubner. Xu. 68 Si gr. 12. geh. 8 Gr. — 14 Gr.
lAz. in Beck's Rep. II S. 439 f.
* Cebetis tabula Gracice. Textu recognito in usum scliolarum edita.
Hlldesheira, Gerstenberg. 1826. 32 S. 8.,g.U. 3 Gr. Jl)b. Y S. 310 f.
nöcgigya 'EXlrjvntrjg ßißi.io&^yir]c;. Fa\. A. Corai.s: Vol. VII: 'EniKrrj-
Tov i}'j;£t9i'dioi', Kißr/Tos Tciva^, Kkfa:v9ovg vfivog. Paris. 1826. oj3 u. 174
S. gl-. 8. Vgl. Jbb. IV S. 458. lieber die lilbliotli<"ca selbst und die ersten
5 Bde. der Parerga s. Beck's Rep. 1825 Bd. IV S. 279 — 83.
-|- Crltiae tyranni carniinum aHonnn([ue iagenii nionumentorum ipiac su-
persunt. Disposuit, illustr.. emend. A/c. Jiac/i. Praemissa est Critiae ^ita
e Mavio Philostrato descripta. Lpz., Vogel. X^u. 142 S. gr. 8. 21 Gr.
Sclirpp. 1 Tiilr. Velpp. 1 Thlr. 12 Gr.
Isocratis ad Demonicuiu Hipponlci lU. adhortatlo. [Latlne versa a] Fr.
Schmieder. Progr. Brleg. 1826. 15 (14) S. 4.
yi. J. E. Pjlu^k: De Tiieopompl ('1111 vita et scrijjtis disserult. Ber-
lin, Mylius. 64 S. gr. 8. 8 Gr. Kurze A.. In d. Lpz.L. Z. Nr. 307 S.2456.
Apparatus criticuft et cxegetlcus ad Deniostlieneni, VInc. Obsoi)oei clc,
annott. tenens. C'ominod. in ord. digestnni, alior. et suis aimott. auctiun ed.
(l. II. Schäfer. London, Black, Y. et Y. 'l'oin. IV. 670 S. gr. 8. 2 Thlr.
12 Gr. Tom. V. 776. S. 3 Thlr. Karz.e lAz. In Beck's Rep. 11 S. 88 und
441 f. Vgl. Ji,b. 1 S. 2.53 ir.
f /,«'/. l'hit. Iltipeden: \nnotatIonam ad Dumusth. de coionaorat. fpc-
nmen. Progr. Celle, Schulde. 23 (22) S. 4- 8 Gr.
12
K. L. Micfielot: Die Ethik des Aristoteles in ihrem Verhältnisse zum
Systeme der Moral. Berlin, Dunker u. H. VII u. 92 S. gr. 8. 8 Gr.
Theophrast's Charaktere, s. Uebersetzungsbibliothek.
'AnoXloScÖQOv ßißXio9i]KT]. Mit einem -vollständigen Wörterverzeich-
nisse für Schulen herausgeg. von K. Fr. Jug. ßrohm. Thorn, Letunann.
15^ Bgn. gr. 8. 1 Thlr.
Jos. Gutf^närlt-er: Ueber dieGriech. Mathematiker überhaupt, und über
Euklid in's Besondere. Progr. d. G. in Münnerstadt. VVürzburg. 24(19) S. 4,
Farbiger : Comment. de Lycoplironis Alexandra [vs. 31 — 37J. Progr. Lpz.
Theocriti, Bionis et Moschi quae supersunt Graece. In us. schol. Halle,
Waisenhbchh. 10 Bgn. 8. 7 Gr.
G.Olshausen: Lectionum Theocritearum partic. Progr. Schleswig. 1826.
23 S. 4.
Die Bücher des ApoUonius von Perga de sectione spatii, wiederherge-
stellt von Tf. A. Diesterweg. Elberfeld, Büschler. VI u. 154 S. gr. 8. m. 5
Sttf. 1 Thlr. 12 Gr.
Philosophiae Clirysippeae fundamenta in notionum dispositione posita re-
Btituit Chsm. Petersen. Altona, Busch. XXII u. 354 S. 8. 2 Thh-. Uz. *
in d. Hall. L. Z. Nr. 188 S. 663 f. liec. * v. Jd. Trendelenlmrg in d. Jbb.
für wiss. Krit. Nr. 217 — 21 S. 1733—65, welche den Inhalt ausführl. dar-
legt und zum Einzelnen eigene Bemerkk. u. Widerlegg. giebt.
G. F. Ret t lg : Polybii castrorum Romjuiorum formae interpretatio.
Progr. Büdingen. 50 S. 4.
Chr. Lucas : Ueber Polybius Darstellung des Aetolischen Bundes. Kö-
nigsberg. (Berlin, Enslin.) 137 S. gr. 4. geh. 1 Thlr. 8 Gr. Kurze Jz.
♦ * in d. Götting. Anzz. St. 125 S. 1247 f.
Dionysius v. Halicarn., übers, von Schaller. s. Griech. Prosaiker.
Examen critique des plus celebres ecrivains de la Grece , par Denys
d'Halicarnasse, traduit en Fran9ais pour la premiere fois , avec des notes et
le texte en regard, collationn^ sur le manuscrits de la bibliotheque du roi et
6ur les meilleures editions, par E. Gros. 3 Voll. Paris. (Lpz., Voss.) 1826.
8. br. 10 Thk. 12 Gr.
Jng. Mai : Scriptorum veterum nova coUectio e Vaticania codd. edita.
Vol. II. Rom. 4. Vgl. Jbb. V S. 212.^
f Diodori Sic. bibliotheca histoiica. Edid. L. Dindurf. Lpz. , Weid-
mann, gr. 12. Vol. III u. IV, 580 u. 549 S. AUe 4 Bde. 4 Thlr. 20 Gr.
lAz. in Becks Rep. II S. 85 f.
Diodorus, übers, von JVurm. s. Griech. Prosaiker.
Novum testamentum Graece. Textura ad fid. codd., versionum et pa-
trum recens. et lect. variet. adj. J.3. Gnesbach. Vol. I, IV evangelia comp!.
Ed. III emend. et auctam curavit X>an.ScAu/z. Berlin, Laue. 53iBgn. gr. 8.
3 Thlr. 12 Gr.
Novum testamentum Graece et Latine, exhibens textum Graec. ad exem-
plar Complutense expressum cum vulgata Interpret, edit. Clementis VIII.
Edid. et loca parallela uberiora selectamque lect. variet. subministr. P. AI.
Gratz. Ed. nova. H Tomi. Mainz, Kupferberg. 32 u. 36 Bgn, gr 8. 2 Thlr. 16 Gr.
Nov. testam. Graece et Latine, expressum ad binas editt. a Leone X
adprob., Complut. scilicet et Erasrai Roterod. Additae sunt aliarum noviss.
recensionum variantes lectt. Graecae una cuiu vulgata Latina edit. Clemeftti-
nae ad exemplar ex typogr. Apost. Vatic. Romae 1592 , correctis corrig. ex
indicibus correct. ibidem editis, nee non cum additis lectt. ex Vatic. editt. La-
tinis de annia 1590, 1592, 1593, 1598 variantibus adpositisque locis parall.
Studio et cura L. van Ess. Tübingen, Fues, (Lpz., Kummer.) 48 Bgn.
gr. 8. 2 Thh-,
Nov. tcst. Graece. Secundum editt. probatiss. expressum ciun Ariae
Montani Interpret. Latina. Cur, C. Chstn. de Leutsch. Lpz., Serig. 1828.
43 Bgn. 8. 1 Thh-. fem Pp. 1 Thlr. 12 Gr.
Nov. testam. Graece ad optiniorum librorum fidem edidit et in usum
scholarum notia instruxit J. Ern. Rud. KäuJ/'cr. Faac. I : Evang. Matthaei.
13
Accossit in plagiila lapuli iinpressa doscriptio Palaestinac. Lpz. , Teubner.
XXV II. 122 S. gr 1:2. 12 Cr. — 18 Gr.
Ki)ictetiis. s. Cebos.
Plutarchi vitae. Cur. Gdfr. Hnnr. Schäfer. Lpz., Teubner. Vol. I,
1S26. IV u. 450 S. [litck's Rep. 1826, II S. 3S2. Heidrlb. Jbb. 1826, 3 S.
237.] Vol. II u. Ill, 1827. 510 u. 495 S. gr. 12. Jeder ßd. 1 Thlr. 6
Gr. — 1 Thlr. 22 Gr.
Plutarchi vitae parallclae Demosthenis et C'iceronis. Ex recens. Wyt-
tenbachii passim emendata in usum scholar. separatio cditae. Lpz., Hart-
maun. VI u. 73 S. gr. 8. 7 Gr. yiz. in Beck 's Rep. II S.88.
Plutarch's Leben.sboschreihungen, übers, v. KLiiher. s. Griech. Prosaiker.
Ouvres de Plutaniue, traduites du G reo par Ji. Jiicard. Ire partie:
les vies des hommes illustres. 4e — 7e livraison. Paris, liriere. 8.
Les vies des honuues illustres traduites duGrecpar J.Aymot. Nouvelle
ddition par AI. Coray- Paris, Dupont. T. X et XI. 1827. 8. [Dazu gehört
als Nebenwerk: Portraits dessiu^s et graves par A. Tardieu, wovon Ire u.
2e livTaison ebend. 1827, 8, erscliienen sind.]
Plutarch's Lives. Translated ironi the Original greek; with notes,
critical and historiral, and a ncw life of Plutarch. Ry J. Lanp,liornß and
/r. Lanf^/iorne. 6 Voll. London. (Lpz., Kr. Kleischer.) 1826. 8. 8 Thlr. 12 Gr.
Theonis Smyrnaei Platonici expositio eorum, tjuae in arithnietiiis ad
Piatonis lectionem utilia sunt. Uullialdi interpretat. Latinani, lectt. divers,
suanique aimotationem addidit J. J. de Gelder. Lcyden, Luchtmans. (Lpz..
VVeigel.) 17J Bgn. gr. 8. 2 Thlr. 6 Gr.
f Pausaniae Graeciae descriptio. Edidit, Graeca emend., LalinamAma-
saei Interpretationen! castig. adjunxit et adnott. atque indices subjecit Cur.
Gdfr. Siebelis. Lpz., Weidmann, gr. 8. [Vol. I — III, 1822 — 1825. "Vgl.
Beck-s Rep. 1822, II S. 193. Schulzt. 1826, 2 L. Bl. 40 S.425— 35.] Vol.IV,
cui et tab. in dextro Leschae Delphicae pariete a Polygnoto pictae aduin-
bratiü et excerpta ex praefatt. prionun editt. Pausaniae addita sunt. 45 Bgn.
gr. 8. Alle 4 Bde 13 Thlr. 4 Gr. Schrpp. 15Thlr. 8 Gr. Velpp. 17 Thlr. 8 Gr.
* Pausanias Beschreibung von Hellas aus dem Griech. übers, und mit
Anmerkk. erläut. von Ernst ffledascfi. Münclien, Kleischmann. Th. 2. Mit
einem Plane von Olympia u. Sparta. 233 S. gr. 12. geh. 1 Thbr. 8 Gr. Jbb.
V S. 110 ff. Vgl. III, 1 S. 24 ff.
Pausanias, übers, v. Siebelis. \ ^ • u t> m
T • "1 n I J s- Gnech. Prosaiker.
Lucian, ul)ers. von Paulj. }
Aelii Aristidis declamationes Leptineae. Emendatas atque annotationi-
bus cum suis tum Ang. iVIaji et Jac. Morellii illustr. edid. G. H. Grauert.
Bonn, Habicht. XVI u. 194 S. gr. 8. 1 Thlr. 8 Gr.
f Athenaeus ex recens. Guil. Bindorfn. III Voll. Lpz., Weidmann.
Vol. I et II. 79 Bgn. gr.8. 9 Thlr. Schrpp". 10 Thlr. 12 Gr. Velpp. 12 Thlr.
Dio Cassius. s. Sammlung von Uebers. Griech. Geschichtschreiber.
Eusebii lilstoriae eccles. libb. X. Ex nova recognitione cum aliorum ac
suis prolegomenis, integro H. Valesii commentario, selectis R. Strothii, alior.
viror. doctt. observatt. edid., suascjue animadvv. et excursus, indices emend.
ac longe locuplett. adj. Fr. Ad. Heinichen. 11 Tomi. Lpz., Kayser. Tom I.
32 Bgn. gr. 8. Beide Bde. 6 Thk.
Ch. Petersen: Comnientationum de Libanio, sophista saec. IV, Part. I,
in qua de vita Libanii agitur. Progr. Kopenhagen.
J. Chrysostomi selecta Graece etLatine. De edit. norae consilio prae-
fatus est et annotat. subjec. J. van Voorst. Leyden, Luchtmans. (Lpz., Wei-
gel.) XXXVI u. 485 S. gr. 8. 2 Thlr. 22 Gr. lAz. * in Beck's Rep. II
S. 404 — 6.
Lectiones Stobenses ad noviasimam florilegii editioncm congestae a
Fr. Jacobs. Praefixa est epLstola ad Aug. Meinckium. Jena , Krommaini.
XXIV u. 160 S. gr. 8. 20 Gr. J/iz. * in Beck's Rep. II S. 279 — 81.
jT]ao(fiXov ly. tcöv nv9ayoQfiwv vfioiu etc. Nach der Rec. des
Luc. Holstein für Sctiülcr heruMsgi-g. von J. Mich. Flcischner. Des De-
14
mopliiliis Pj^tliagoriscUe Vergleiclningpii der Ijpbensarznpien, nebst dessen
Pytiiagor. Sltteiisprüclien ; Avie auch <les Philosophen üemokrates goldne
Sprüche, in Dentsclier Uebersetznng von ./. ]M. l'/eischner. Nürnberg,
Schräg. 81 S. ki. 8. geh. 9 Gr. Kurz/- Uz. in Becks Rrp. If S. 391.
Procopli Caesaricnsis anecdota s. historia arcana, Graece. Recoguo-
vit, emend., lacunas supplevit, interin-etationem liarinam Nie. Aleniannl,
ejusdemque, Claudii IMaltreti, Pauli Reiiihardi, J. Toupii et alionun anno-
tationes criticas et historicas suasque aniinadvv. adjecit ■/. Conr. Orelliits.
Accedunt descriptiones pestis et famis e\ ejusd. Procopii libris de bellis e\-
cerptae. Lpz., Hartmann. XXX u. 449 S. gr. 8. m. 2 Kftf. 2 Thir. 16 Gr.
Kurze Az. ' in Beck's Rep. 11 S. 283 f.
Des Procopius von Cäsarea Geschichte seiner Zeit. Ir Bd., enthält Per-
siscbe Denkwürdigkeiten in 2 Büchern. Uebers. und mit Erläutt. versehen
von P. Fr. Kanngiesser. Greifswald , Koch. XXXIl u. 324 S. gr. 8. 1
Thlr. 18 Gr.
J. Laurent. Philadelpheni Lydi de mensibus quae exstant excerjyta.
Textum recognovit atqne emeiidavit, e Graeco in Lat. convertit et perpetua
cum sua et Nie. Schowii, tum C. \i. Hasii et Fr. Creuzeri aliorumipie adno-
tat. instr. InJicenniue copiosiss. adjec. Guil. Roethe^. Accedit Hermetis
Trismegisti ihqI ßoravcov ;i;wAci)t?sta? libellus et \ ettii Valentis Antiocheni
libri prinil dv&olnyicov fragraentum. Darmstadt, Leske. XX u. 364 S. gr. 8.
lii. 1 Kftf. 2 Thlr. 12 Gr. yfz. * in Beck's Rep. 11 S. 284— 86. Kurze
lAz. * von Grntefevd in d. Hall. L. Z. Nr. 276 S. 529 — 31.
\Fr.J.GnU.er: De epigrammate Änthologiae Graecae et de loco Horat.
Epist. II, 2, 92 sqq. commentatio. Progr. Cöbi. 1826. 34 (18) S. 4. Az.
in Beck's Rep. 11 S. 68 f.
Franc. Fas.iovii f|uaestlo de vestigüs Coronarum Meleagin et Philippi
in Anthologla Constantini Cephalae. Ind. lectt. in inüv. Vratisl. Breslau.
21 (10) S, 4. Kurzer lAusz. in d. Schulzt. 2 Nr. 48 S. 380.
Examina solemnia gymn. Francof. .... indicit J. Theod. FoemeJ. Inest
Nicolai Methonensis anecdoti pars posterior. Frankf. , gedr. b. Brönner.
1826. 36 S. 4. [Pars prior erschien 1825 ebenfalls in einem Progi'amm.]
Kurze Az. in d. Schulzt. 2 L. Bl. 40 S. 352.
Römische Schriftsteller und Erläuteriingsschriften
derselben.
Inscriptionum Latinarum selectarum ampllssima collectio ad illustrandam
Romanae antlqultatis disciplinam accommodata ac magnarum collectionum
supplementa complura emendationesque exhibens. Cum ineditis J. Casp.
Hagenbuchii suisque adnotationibus edidit /. Casp. Orellius. Insunt lapides
Helvetiae omnes. Accedunt praeter Fogginii Kalcndaria anticjua, Hagen-
bucliii, Maffeii, Ernestii, Relskii, Segierii, Steinbrüchclü epistolae aliquot
epigrapliicae nunc primum editae. Vol. I. Zürich , Orell et Füssli. 1828.
570 S. gr. 8.
Nova bibliotheca Rom. classica, probatissimos utiinsque orat. scriptores
Lat. exhibens; Ad optt. editt. fid. schob in us. adornavit G. Jf. J.iinemann.
Hannover, Hahn. gi". 8. Tom. VII: Q. Curtii Rufi de rebus gestis Alexandri
Magni libri superstites. Vlll u. 248 S. 9 Gr. Tom. VIH: Justini historiae
Philippicae. VI u. 126 S. 8 Gr. Oherjlächliche Az. * beider Bände in d.
Götting. Anzz. St. 159 S. 1583 f. ^
Bibliotheca classica Latina s. collectio auctorum classicorum Lat. cum
notis et indicibus. Parisiis coUigebat Nie. f/igrus Lemaire. Excudebat Don-
dey-Dupre. gr. 8. 42me livralson cont. Florus et Senecae opera iiliüoso-
phica. Tom. I. (Lpz., Ponthieii.) 11 Thlr. 43me livrais. cont. ("iceronis
epistolae, Tom. 1, et Plinii epistolae, Tom. I. 11 Thhlr. 14 Gr. 44ine
livrais. . 12 Tiür. 45me livrais. cont. Senecae opera pliilos., Tom. IJ, et Cic.
epistolae, Tom. II. 12 Thb-. Vgl. d. Vcrzeichniss v. 1826.
15
Plaut! fabulac ad optt. libb. partim non antohac collatos emendatae.
Accosscriuit ol)servatt. ciitit:ae «'t {iiaiiuiu»ti<ae studio Fr, Lindemanni. Lpz.,
TtiiliiUT. 1'. J : i'lauti mili-s ';Uiri()siis. IV u. 95 S. gr. 12. geh. 6 Gr. —
9 Gr. Uz. m Ikuk's Kcp. If S. 442 i".
Fr. Willi. Elirerifr. Uvst : Der Perser, ein Lustspiel desPlautus, in
alteil S^lbeumaasscn verdeutscht. Progr. Ijpz. 42 S. 8.
Catüuiaiia s. (M. Porcii C'atunis (.'eusorii (juae supersunt operum fra-
gmenta. Nunc priimmi seorsiunauctiusedid. //. ,///>. Liun. Acceduut INI. Ca-
tunis Praetoris et Catouis Nepotis IVagiueiita. Göttiiigen, Vaiuleidioeck u. R.
18i?C. 109 S. 8. 12 Gr. .Jz. | in d. Heidelb. Jahrbl). G S. 622 — 24, nennt
die Saiiiuiitnig vullstäiuHger als andere, aber ttüchlig nnd ungenau und neist
in ehiigen Steilen lalsdie Lesart n. Fehhn guter Varianteii nach.
J. Ilugu ran Boiliuis: Diatrii>e iiteraria in M. P. Catouis Cens. quae su-
persui\t scripta et IVaginenta , iiuani pro gradu doctoratus . . . exam. subm.
Utrecht, van Paddenburg. 1826. NJII u. 235 S. 8. Kurze 1 4z. * v. llvjj-
man- Fterlkaiiii) in d. llibl. crit. iiuva 111 S. 397 — 400 , welche eiiie Stelle
aus Cat. erat, pro Rliodieiit. kritisch beluuidelt.
Terentii coinoediae adcodd. niss. et optt. editt. recognovit, variet. lect.,
conunentario perpetuo et indice verbb. instr. Fr. C/i.tt/t. G. Perlet. kcc&i\\\\\t
variae lectt. triinu codd. Guelferb. nunc ])rijnum coUat. excerptae. Editiono-
va non niutata , sed aucta appeiidice animadverss. , «piibus nova plurimor.
locc. interpretatio propoiiitur et couinientarius priori edit. additus et supple-
turetemendatur. Lpz.,Hahn. 49Bgn.gr. 8. 3Thlr. [Der Appendix, VIII u. 202
S., -wird für die Besitzer der Ausg. v. 1820 auch einzeln für l4Gr. verkauft.]
Terentii comoediae. Ad tid. optt. editt. recognovit, accentibus rhyth-
micis, Bentleji invento et notis vel ad intelHgendiim vel ad emendandum in-
struxit Tl:, Fr. Gd/r. Reinhardt. Lpz. , Teubner. XXII u. 3l4 S. gr. 12.
Terentz, übers, v. JFolper. s. Griech. Schriftsteller, Uebersetzungs-
bibliothek. '
' T.ud. Schopen: Specinven emendationis in Ael. Donati comnientarios Te-
rentianos ad novani totius operis editioneiu edicendain proposituiu. Progr.
Bonn. 1826. 24 (10) S. 4. Jbb. IV S. 420 iV.
Römische Prosaiker in neuen Uebersetzungen. Herausg. v. Tafel, Osiun-
derw. Schwid!. Stuttgart, Metzbr. Bd. 1 — 15. 12. s. Griech. Prosaiker.
[Bd.l — 5,1826, Bd.6— 15, 1827.] Bd. 1,2, 4, lOu. 14: Livius Rom. Gesch.
(ßch. 1 — 7), übers, v. A. F. Kl<uber. 709 S. Bd. 3 — 5: Cicer. Tusculau.
Unterred., übers, v. Fr. lleinr. IC-^rv. 346 S. [Schlechte Az. * von Hülse-
iiiann in d. Krit. Bibl. 2 S. 186 — 88.] Bd. 7: Cic. Brutus, übers, von C. A.
Meiuld. S. 347 — 510. Bd. 8: Cic. Cato d. Aelt. , übers, v. //7M. Matthäus
Fahl. S. 511—646. 4id. 11: Cic. Redner, übers, v. Mebold. S. 647 — 786.
Bd. 9: Plinius d. Jüngern Werke, übers, v. C. F. A. Schott. (Briefe
Bch. 1—3.) 144 S. Bd. 12 u. 13: Cornel. Nepos, ül)ers. v. J. Dehlin-
ger. 260 S. Bd. 15: Anmiianus Marcellinus Rom. Geschichte, übers, v.
Ludii. Tros.s: Is Bdchn. 119 S.
Ciceronis opera, uno volunilne coniprehensa. Exrecens. J. A. Eriiestii stu-
diose recognita edid. Car. IV. Au^. Isubbe. Edit. stereotjpa. Lpz., Taucli-
nitz. 1218 S. gr. 4. cart. 7 Thlr. 12 Gr. Au.sf'nlirl. u.selir lohpreisendu Az.
hl d. Jen. L. Z. Nr. 118 f. S. 457 — 67, macht über ein paar Stellen unbedeu-
tende Ausstellungen , u. hat sonst keinen Wertli. — Derselbe Text ist auch
unter dem nänd. Titel, mit Auslassung der Worte uno vulnin. compr., in
lOSedezbänden rür6Thlr. 16 Gr. erschienen: diese 10 Bde. sind wieder in 33
einzelne Abtlieilungen getheilt, die alle einzeln verkauft werden. Die Ausg.
in 4 hat einen Conspectus folior. edit. Aldinae cum Tauchiiit. edit. paginis
collatorum mein-. Eine Az. ' beider Ausgg. in Becks Kep. II S. 287 — 90.
Ciceronis opera quae su[)ersunt omnia ac depcrditorum i'ragmenta. Re-
cogn. etsinguüs libris adoptimatn ijuami|iierecensioneiii castigatis cum variet.
Lainliin. 1566, Cuaevio Garat., Ernest., Beck., Stliütz., ac praestantissi-
niaruiu cuiusque libri cdilionuiuintegra, relicjuae vero accurato delectu bre-
16
vique adnotat, critica ed. J. Casp. Orellius. Volum, IV P. I. Zürich , Orell
u. F. 1828. 576 S. Lexiconform.
Variae lectiones ex Cicer. editt. Oxoniensi et Neapqlitana descriptae.
Editionis Krnest. minoris sxipplementum. [Curavit Re^is^^ Halle, Waisenhbchh.
gr. 8. [Pars prior. 1825. IV u. 830 S. 2 Thlr. 12 Gr. Als ungenau geta-
delt V. Beier in d. Schulzt. 1820, 2 L. Bl. 18; gelobt und einpfoUen in d. Jen,
L. Z. 1827 Nr. 80 S. 155.] Partis U Vol. 1. 50| Bgn. 2 Thlr.
* Vaiiae lectiones Cic. Hbrorum aliquot ex cod. Erfurt, enotalae ab Ed.
JVundero. Accessit praefatio diligentem cod. descriptionem multasc|ue Cic.
scriptorum iiitei-pretatt. et emendatt. continens. Lpz. , Hartmann. CLXXVI
u. 158 S. gr. 8. 2 Thlr. Jbb. IV S. 17. Eine sonst uvwesentl. Az. * in d.
Schulzt. 2 L. B1.44 S. 381 — 83 sucht denWerthderHandschr. etwas anders
zu bestimmen u. vermuthet einen verbessernden u. corrigirenden Abschrei-
ben derselben.
Cic. Brutus s. liber de claris oratoribus , ad M. Brut, orator , ad Tre-
bat. topica, de partit. orat. dialogus, ex rec. J. A. Ernesti. Ed. nova. Halle,
Waisenhbchh. 8. 6 Gr.
* Cic. ad M. Brut, orator, ex tribus codd. denuo recensrit Henr. Meyer.
Addita est integra et codd. et edd. lectionis varietas. Accedit epistola cri-
tica C. Henr. Frotscheri. Lpz., Hartmann. XXII u. 161 S. gr. 8. 18 Gr.
Jbb. UI, 4 S. 84 ff. Jz, * in Beck's Rep. II S. 443 f.
Cic. oratt. selectae, cum analysi rhetorica, commentario et adnotatt.
W^ien, Geistinger. (Lpz., Vogel.) Vol. IV— VL 1825—27. 54 Bgn. 8.
3 Thlr. Vgl. Jbb. n S. 385 ff.
Cic. Reden für den S. Roscius von Ameria, für dieManil. Bill, für den
Dichter Ai'chias u. nach der Rückkelir an die Quirlten. Uebers. von £. C.
F. Kraus. Stuttgart, Löfflund. VI u. 164 S. 8. 10 Gr.
Ch.stn. IVilli. Haini : Versuch einer Würdigung der Rede Cic, für den
Manll. Gesetzvorscldag. Progr. Mersebui-g. 46 (38) S. 4.
Cic. oratt. IV in Catil. cum nott. in us, schol. edid. Ern. Antonius.
Lpz., Hinrichs. 78 S. 8. 6 Gr. Eine schat-fe krit. Az. 'f in d. Hei-
delb. Jbb. 8 S, 809 — 14 behandelt viele Stellen und giebt kurze , aber gute
krit. Bemerkungen, die mehr die Fehler des Verf. aufdecken, als die Sache
selbst tiefer erörtern.
Cic, oratt. IV m L. Catilinam. Mit erläut. u. krit. Anmerkk. v. C. Be-
necke. Lpz., Klein. 20^ Bgn. gr. 8. 1 Thlr. 8 Gr. Schrpp. 2 Thb-.
Commentatio, quam de authentia secundae oratlonis Catilinariae scripsit
JJ. G. J. C/udiu.s. Pi'ogr. des Gymn. in Lyck. Gumbinnen gedr. b. Melzer.
1826. 79 (48) S. 4.Abgedruckt mSeebod. neuem Archiv 1827, 4 S. 47—85.
* Cic. oratio pro P. Sextio. In us. schol. cum commentarils edita ab O.
M. Müller. Cöslin, Hendess. Xu. 260 S. gr. 8. geh. 20 Gr. Jbb. V S. 123 ff.
f Cic. oratt. Philippicae in M. Antonium, Accurate emendatas e cod.
Vat. cum integra varietate edd. Mureti etc. rellquaque selecta edid. J. Casp.
Orellius. Accedunt epistolae post Caesarls interitum scriptae cumvariis lectt.
Zürich, Orell. X u. 306 S. gr. 8. 1 Thk. 8 Gr. [Aus der Gesamratausg.
des Cic. emzeln abgedruckt.]
Cic. epistolae. s. BIblioth. class. Latina.
Cic. Briefsammlung etc. s. Griech. Schriftsteller, Uebersetzungsbibliothek.
Cic. opera philosophica. Vol. I: Cato major, Laellus, paradoxa et
somnium Scipionis, cum nott. philolog., bist., geogr. atque antiquitt. spc-
ctantibus adnexaque Germanico - Lat. phraseol. ex his operr. coUecta, in us.
schol. edita ab Ign. Seibt. Prag, Kronberger. 1825. gr. 8. 1 Thb". 3 Gr.
Tom. II: De ofticiis 11. III ciun nott. phil. etc. edita ab Ign. Seibt. Ibid.
1827. VIII u. 392 S. 1 Thlr. 2 Gr.
Cic. de finibus bonorum et malorum libri V, Herausgeg^ u. mit Deutschen
Wort- u. Sacherklärungen versehen von //. L. J. Bulerbeck. Hannover,
Hahn. VI u. 361 S. gr. 8. 18 Gr.
Cicero's Tusculan Disputations, inEngllsh. London, Pikkering. 8. 8 Sh.
Cic. de officiis U. UI. Zum Gebrauche für Schulen u. mit den nothwen-
17
digsten Wort- u. Sachorklärungen ausgestattet v, L.J. Billcrhecl-. Hannov.,
Hahn. 271 S. gr. 8. 14 Gr.
Dasselbe Work, olme Noten. Ebend. 126 S. gr. 8. 4 Gr.
Frammenti della llepublica <li Cicerone volgarizatti de Teresa Carniani
Malvezzi. Bologna. 8-
I Frammenti de sei libri dcUa Republica di Cicerone, volgarizatti dal
Principe 1). Fietm OJescnlchi dei Ducln de! ^irmto. Roma. 1826. 216 S. 8.
Des M. T. Cic. Abhandlung von der Freundschaft und vom Alter, Pa-
radoxieen der .Stoiker u. Traum des Scipio, übersetzt von Fr. K. Ton Strom-
heck. Braunschweig, Vieweg. XM u. 229 S. 8- y4z. * in d. Hall. L. Z.
Nr. 292 S. 673 — 78, welche eine Reihe eiii.'.elner Stellen nachweist, w eiche
unrichtig übersetzt sind.
f C.P/i.Kayser: Bemerkungen über emige Stellen des Cicero. Progr.
Heidelberg. 26 (6) S. 8. _
Döring: Chrestomathia Cic, s. Latein. Granunatlk.
Analecta literaria. iluxAwteJ. G. Ilwc/ikiu. [Enthält: Catulü carmIna"ST[
priora cum conuuentariis J. Broukhusii, Is. \erl;urgii et editoris ; Ciceronis
orat. pro Tullio quae exstant cum commentariis et excursibus Ph. Ed. Iluschkii ;
cüinmentationes <le TibuUo et Propertio; epistolac \'\. DD. ineditae.] Lpz.,
Hartmann. 1826. VIH u. 387 S. kl. 8. 2 Thir. I^^. ' in Beck s Rep. HI S. 5 — 8.
■|- Corn. Nepos, de vita excellentium imperatorum. ÄUt Anmerkk. von J.
H.Bremi. 4ebericht. Ausg., für Schulen. Zürich, Zie^ler. XXVUl U.428S.
8. 1 Thlr. [Die früh. Ausgg. 1796, 1812 u. 1820.]
' Corn. Nepos de >'ita excell. imperatorum. Ex rec. Staverenii , Bremii
aKorumque. Nürnberg, Riegel u. W. 168 S. 12. 4 Gr. Jbb, V S. 182 ff.
Corn. Nepos, übers, v. üehlinger. s. Rom. Prosaiker.
f F. S. Feldbausch : Observationes criticae in Corneliura Nepotem. Progr.
Rastatt. 34 (15) S. 4.
■J- J. Chph. Daahne'. Dl<^putatio de vitis excellentium imperatorum Cor-
nelio Nepoti, non Aemilio Probo attribuendis. Progr. Zeitz. 30 (18) S. 4.
Kritische Az. ' in d. Schulzt. 2 L. Bl. 34 S. 301 — 4, welche mehrere eige-
ne, von Dähne übersehene Gründe f. d, Aechtheitder vitae des Nepos angiebt,
C. J. Caesar, ad optt. editt. recensitus, cum commentario integro J, J.
Oberiini et selectis Oudendorpii, Achaintrii variornmque notis curante Aug.
Baron. 4 Voll. Brüssel. (Lpz., BV. Fleischer.) gr. 8. 16 Thir. 12 Gr.
Caesarls commentarii de b. Gall. Ad optt. libb. iidem edidit et variet.
lect, maxime memorabilem adj. C. Guil. Elberimg. Kopeuh. (G^ldendal.)
20i Bgn. u. 1 Kftf. gr. 12. 1 Thlr. 4 Gr.
\ C.E.Chstn. Schneider: Specimen novae debelllsJul. Caesarls commen-
tariorum recensionis. Progr. Breslau. 29 S. gr. 4. Dazu gehört als Excurs:
Index lectionum in univers, lit. Vratislav, per hiemem a, 1827. Breslau. 20
(6) S. 4. [Schneider : de loco Caes. b. Hispan. c. 2.]
Cäsar s Werke, übers, v. Schaumann. s. Griech. Schriftstt. Ueber-
setzungsbibliothek.
Les commentaires deCesar, trad. par le viconite de Toulongeon. Nouv.
^d., reviie et corrig6e \iar jM. Ainedee Pommier. Paris, Verdiere. Tom. I.
1826. T. Jl. 1827. 12.
f Franc. I'eirarchae histöria Jul. Caesarls. Auetori vindiravit, secunduni
cod. Hamburg, correxit, cum interprotationc Ualica contulit C. 11. Chstn.
Schneider. l>pz., G.Fleischer. CXXIV u. 335 S. gr. 8. 2 Thlr. 12 Gr.
J. Görlitz: Kinendationes Julianae. 1'. I. Progr. Wittenb. 31 (13)S. gr.4.
Fiedler: Gallia. Chrt. s. Geographi«'.
Sallustii de conjiiratione C^atiünae über. Erklärt u. übers, y, Chstn. G.
Herzog. Lpz., Köhl.r. 1828. 30 Bgn. gr. 8. 1 Tidr. 12 Gr.
Sallustius , übers, v. Gerlach. s. Griech. Schriftstt. , L'ebersetzungs-
bibliothek.
Vitruvü Architjctura, textu ex reconfl. codd. emondato, cnm exercitt.
notisque novlss. J. Poleni et commentariis varioi-uiu additis nunc primum stu-
Ferzeichniis philol. Schrr. v. 1827. <;
18
diis Sim. Stratico. Utini. (Wien, Schalbacher. Lpz., Waigel.) Vol II
P. 1. 32 Bgn. 23 Kfr. u. I4r Holzschnttf. gr. 4. br. 15Thlr.
L' Architecture de Yitiuve , traduite en fran9ais , avec des remarquea,
par M. de Bioul. Bruxelles.
Les Oeuvres de Viiglle , traduction nouvelle , avec le texte en regard,
f^ax^l. Rene- liinet. 4e edit., revue par M. Noel. Bruxelles. 4 Voll. 12.
The Georgias of Virgil by IF. Sotheby ^vith metrical trauslations in the
Italian, Spanisii, French, Gerraan and Engiish language. London, Nicol.
Vgl. Jbb. UI, 4 S. 99.
Virg. Aeneis. Mit Wort- u. Sacherläuterungen herausgeg. von Em. Th.
Hohler. Abth. 3 u. 4. Wien, Volke. 8. (Aen. \ II — XII.)
Vh-g. Aeneis, Deutsch u. Lateinisch in 3 Bdn. Herausg. v. J. Spitzen-
herser. 3e viel verb. Ausg. Straubing, Schurnei-. Ir Bd. 14J Bgn. u. 1 Vign.
gl-. 8. Alle 3 Bde. 1 Thlr. 10 Gr.
Virg. Aeneis , Deutsch in 3 Bdchn. , herausgeg. von J. Spitzenherger.
3e ganz verb. Ausg. Straubing, Schorner. Is Bdchn. 15 Bgn. u. 1 Kfr. qu. 16.
Alle 3 Bdchn. geh. 16 Gr. _
Fünfzig Bilder zii^Virgil's Aeneide. Gegenden aus Italien, Sicilien etc.
nach Zeichnungen von Catel. Herausgeg. v. Fr. Fromme/. Carlsruhe, Klose,
(Lpz., Gräfe.) 8 Hfte. in 12. 4 Thlr., in 8. 5 Thh-. Vgl. Jbb. UI, 1 S. 109.
f JFencisl. Alex. Macieiowski : Excursus ad Virg. Aen. X, 74 sqq. In-
est disquisitio de origine stipulationis. Warschau. (Lpz. , Hinrichs.) 21 S.
4. 12 Gr.
J. Jeep : Commentatio de forma comparationum apud Virgilium granuna-
tica. Progr. Holzminden.
f Horatii opera ad mss. codd. Vatic. , Chis., Ang., Barb., Greg. , Val-
lic. aiiosque plurimis in locis emend. notisque illustr. praesertim in iis , quae
Romanas antiquitates spectant , Car.Fea. Denuo recens. , adliibitisque no-
vissimis subsidiis cur. F. H. Botlip. II tomi. Fdit. nova. Heidelberg, Oss-
wald. 76 Bgn. gr. 8. 4 Thlr. 8 Gr. [Es ist die Ausg. von 1820, bloss mit
einem neuen Titel versehen, wie nachgewiesen ist inder Schulzt. 2L. B1.21.]
The Ödes of Horace , from the text of Älitscherlich , with the various
readings of Bentley. By W. J. AislalrL London, Treuttel u. W. 1826.
12. 6 Sh.
Les Ödes d'Horace , traduites en prose par B. TVorms de HomiUy.
Paris et Leips. , Bossange. 1826. 28| Bgn. 8. br. 3 Thlr.
•{- Horatius dritte Satyre. Lateinisch u. Deutsch, mit Rechtfertigungen von
C. Fassow. Berlin, Riemann. 22 S. 4. geh. 8 Gr.
Horat. Episteln , übers, v. J^ürnberger. s. Griech. Schriftstt. Ueber-
setzungsbibllothek.
* Feter Hnss : Loci aliquot Horatii illustrati. Progr. Cöln. 22 (10) S.
gr. 4. Jbb. IV S. 302 ff.
Jitfr- TVeichert: Comment. de C. Valgio Rufo poeta. Progr. Grimma.
30 (28) S. gr. 4. _
* Propertii cai'mina. Cum potiore scripturae discrepantia, praestantissi-
mis W. DD. coniecturis suisque observatt. criticis edid. Herrn. Paldamus.
Halle, Hemmerde u. Seh. 320 S. 8. Jbb. V S. 253 ff.
Propertii carmina. Ad fid. optt. codd. recensuit , integram Groningani,
Neap. , excerptt. Puccii varietatem lectionis brevemque adnotat. adj. Fr.
Jöc-o/a Lpz., Teubner. XVJII u. 2.33 S. gr. 12. 12 Gr. — 18 Gr.
Ovidii opera omnia e textu Burmanni. Cum notis Harlesii, Gierigii,
Burmanni , Lemairii, nee non quibusdim Bentleji hactenus ineditis, atque
aliorum selectissimis. London, Pickering. 5 vols. 8. 3 S.
Ovidii quae supersuut opera omnia. Ad codd. mss. et editt. fidem
recognovit, varias lectt. subj. et clavem Ovid. add. J. Chstn. Jahn. Lpz.,
Vogel, gr. 8. Vol. I: 0\\i. heroides, amores, ars am., medic. fac. et re-
media am. Accedunt Sabini epistolae. 1828. XVIII u. 533 S. gr. 8. 2 Thk.
Schrpp. 2 Tlür. 1^2 Gr. Velpp. 3 Thlr. 8 Gr.
19
Des P. Ovidius Naso Lieder der Liebe. Neue Ucbcrsetzung in gereim-
tem lanibon. Erstes Bändchen. Lpz. , Magazin f. Indust. u. Liter. 85 S.
12. geh. 6 Gr.
Elegeia Romana , sive selectae P. O^ idii Nas. , Alb. Tibulli et S. Aur.
Propertü elegiae. In us. seh. eilid. atqiie ilkistr. G. J. Becker. Accedunt
selectae ex Ovidii Fastis partes. Zerbst, Kummer. XX u. 411 S. 8. 21 Gr.
Livii historiarum libri ab U. c. , qiii supersunt, omnes, c. notis integris
Laur. Vallae, Sabelllii, Gronovii etc. cur. A. Drakenborch. Acc. Supple-
nienta deperditt. Liv. libror. a PVeinsh. concinnata. Edit. novaauctaet emend.
Stuttgart. (Lpz. , Hartmann.) gr. 8. Vol. XIV. 1826. 51f Bgn. 3 Thir.
Sclirpp. 4 Thlr. 8 Gr.
Livii historiarum libri qui supersunt omnes et deperditt. fragmenta ex
reo. A. Drakenborchii. Accessit varietas lect. Gronov. et Crevierianae.
Glossarium Liv. cur. A. G. Ernesti. Edit. IV, recognita et in libb. XXXI
— XXX VIII atque XLI — XIjV ad codd. Bamberg, et \iudob. fidem emend.
a y. Theoph. Krexss/gio. Lpz., Weidmann, gr. 8. |T. I — IV, 1823 — 25.]
T. V: Glossariuju Livianuin s. index Latin, excjids. Ex schedis A. G. Erne-
sti locupl. Gdfr. Henr. Scharfer, auct. et emend. edid. J. Tit. Kreyssif^.
45 Bgn. 3 Thb-. Schrpp. 4 Tldi". Yelpp. 6 Thlr. Alle 5 Baude 10 Tlür.,
12 Thlr. 20 Gr., 20 Thlr.
Liv. Rom. Geschiclite, übers, u. erläut. v. Euch. Ferd. Ch. Derlei. Mün-
chen, Fleischmann. Bd. 6 (Bch. 26—29). 22^ Bgn. geh. 1 Thlr,
Liv. übers, v. Klaiber. s. Rom. Prosaiker.
Eclogae Livianae historiaiu Romanam ab ui-be condita ad belli Macedo-
nici finem continentes. Ad optiinas Livii editiones coUatas in us. schol. tain
Buis quam allorum notis adjectis composuit 6'. // . Schippers. Groningen.
Fr. Carl Wolf : Observationes etemeudationea Livianae. Part. 11. Progr.
Flensburg, gedr. b. Jäger. 34 S. 4.
Chstph. St^ph. Theoph. Elsperger: Observationes ad aliquot Livii lo-
cos. Ptogr. Erlangen. 20 (16) S. gr. 4.
Em. Car. Chstn. Bach: In loca quaedam T. Livii et C. Velleji Pat. ani-
madversiones. Progr.' Schaffhausen. 10 (9) S. gr. 4.
Pompoaii Melae de situ orbis libi'i III , ad optt. editt. collati. Wien,
Geistillger. (Lpz., Vogel.) 13' Bgn. gr. 8. 16 Gr.
Des Pomponius Mela drei Bücher von der Lage der Welt. Lateinisch
und Deutsch. Wien, Geistinger. (Lpz., Vogel.) 21 Bgn. gr. 8. 1 Thlr.
[Der Lat. Text mit dem vor. einerlei.]
Aniij Senecae opera philosophica. s. Biblioth. class. Latina.
Ann. Senecae Medea et Troades. Cum annotatt. 3. Fr. Gronovii e mu-
seo fratrLs Fr. Chstn. Matthiae niuic priinum edid. Aus:. J\hit.thiae. Lpz.,
Vogel. 1828. IV u. 310 S. 8. 1 Thlr. 12 Gr. Schrpp. 2 Thlr. Velpp. 2
Thir. 16 Gr. [Enthält einen sehr seichten und mangelhaflen Commentar
Gronov's aus einem Collegienhefte desselben.] Az. f ' in d. Jen. L. Z.
Nr. ^lö S. 275 — 77. , _
Fr. Schniieder: Senecae praecepta. s. Pädagogik,
Persii Fl. satirae. Recens. et coiuiuentarium criticuin atque exeget.
addidit Fr. Flu«.. Kopenhagen, Schubothe. 37 Bgn. gr. 8. 4 Thb-. 16 Gr.
Persiufi Flaccus, übers, mit hinzugelügtem 'l't-xte u. erklär. Annieikk.
von T. G. Fihigery Rector. Progr. Culdiiig. 1826. 82 S. 8. Leipz. L. Z.
Nr. 100 S. 794.
Lucani Pharsalia, cum notis C. Barthli, J. F. Christü, G. Cortii, J. F.
Gronovii, Nie. Heinsii. J. A. Mart>ni-Lagunae, D.W. Trilleri alioruiHque.
Editionein morte Cortii intcrruptain absolv. C. F. II' eher. Lpz., Hai-tmunn.
gr. 8. Vol. I. XXXV III u. 696 S. Beide Voll. 6 Thlr.
Franc. Casst: Italien. Uebersctzung von Lucaii's Pharsalia. Is Hft. Pe-
saro. 1826. 4.
Curtius von LiJnemann. s. Nova bibl. Rom. cUxssica.
Quinlilian's Anweisung zur Beredsamk<-it, zehntes Buch, Lat. u. Deutsch ;
nebst Eiideit. u. einem Apparat von den vorzüglichsten Lesearten und m\\-
20
gen sprachlichen Erklärungen vorzugl. f. junge Studirende. Von K. Gut-
mann. Francf. a. M., Wilmans, 127 S. gr. 8. 18 Gr.
f Pap. Statu libri V silvarum ex vetust. exempl. recens. et notas atque
eraendatt. adjec. Jr-r. Marklandus. Edit. auctior indicibusque instructa.
[Cur. Jul. Sillig.] Dresden, Wagner. XXXI u. 423 S. gr. 4. Druckvelpp.
4 Thlr. 18 Gr. Schrvelpp. 6 Thlr. 12 Gr. _
Juvenalis et Persii satirae. Notis novissimis ac pei^etua interpretatione
illustravit Jos. Juffncius. Nova editio. Paris.
JuAenalis et Persii satirae. Editio ad scholarum usuin accommodata
atque praecipuarum lectt. varietate ornata, curante H. L. Jul. Bill'^rbeck.
Hannover, Hahn. VH! u. 180 S. 8. 6. Gr. Selbstaz. m d. bit. Biblioth. 6 S. 570.
Les satii'es de Juvenal, traduites par J. Dusaulx. Nouv. edit. revue et
corrigee par Jules Pierrot. Tome IL Paris, Pancoucke. 8. Vgl. Verzeichii.
von 1826. S. 13.
Les satires de Juvenal , traduites en vers fran^ais , par L. V. Raoul.
4e ^dit. Brnges.
G. Plazier : De versibus spurüs et male suspectis in Juvenalis satiris
dissertatio. Breslau. (Korn.) 22 S. 4. geh. 8 Gr.
Index Scholar, in univ. lit. Gryphiswaldensi per sem. hib. a. 18^^ ha-
bendarum. [De Juven. Sat. III, 116-118.] Greifsvv. 12 (4) S. gr. 4.
Casp. Bartini observationes ad D. Jun. Juvenalis scholia vetera et
ad aliquot CatuUi , Tibulli, Ovidii, Calpurnü, Plauti, Terentü aliorumque
locos, ex cjusdem adversariis commentariis a b. Spohnio repertis nunc pri-
muin edid. Franc. Fiedler Wesel, Klömie u. IMannberger. XIX u. 235 S. 8.
1 Thlr. 4 Gr. ^
Taciti opera, auspice Gorhiere comite. Tom. I et IL Paris.
Des Tacitus Werke, verdeutscht, nebst einer durchgängigen Texteskri-
tik u. den nöthig. Sacherklärungen v. G. C. Herrmann, Giessen, Hever. gr. 8.
Bd 1 : die Jahresberichte des Tac. Bch. 1 — 6. XVI u. 381 S. 1 Thlr. 8 Gr.
•j- Tac. Agricola. Cum interpretatione a Gust. Schede. Ilmenau, Voigt.
IV u. 56 S. gr. 8. 6 Gr. Kurze unbed^-ut. Az. in Beck's Rep. II S. 291.
* Tac. de moribus C. J. Agricolae libellus. In us. schol. ed. Fr. Gdfr.
Guil. Hertel. Appendicis loco adjecta est dissertatiuncula de vexillariis.
Lpz., Hartmann. XIV u. 106 S. gr. 8. 10 Gr. Jbb. V S. 107 if.
Tac. de vita et moribus Cn. Jul. Agricolae liber. Edid. et annotatt.
illustr. P. Hojfman- Peerlkamp. Leyden, Luchtmans. (Lpz., Weigel.)
5 Bgn. gr. 8. 14 Gr,
Leven van Julius Agricola , uit het latijn vertaald en met aanmerkingen
vermeerderd door J. Koenders. Luik.
Le Germanie, traduite de Tacite par C. L. F. Panckoucke, avec un ex-
trait du nouveau commentaire des (5ditions. Paris.
Hess: Variae lectiones et observatt. in Taciti Germaniam. Progr.
Hebnstädt. 7\ Bgn. 4. _
Grererus : Annotatiunculae ad Taciti annales. Inest descriptio mone-
tae in principatu Lippe -Detraoldiensi nuper effossae. Progr. Lemgo.
Conz: Philologico - crit. annotationes super locis quibusdam Taciteis et
quidem histor. I. II. Progr. Tübingen. 1826.
Dauher : Symbolae ad scenae Romanae historiam ad Tacit. Aiui. IV, 14.
Progr. Holzminden.
f Ihirm. Just : De fide Taciti script. I, qua disseritur, quatenus Taci-
tus fidemipse sibi habendam indicaverit. Zittau. (Schöps.) 35(34)8.8. 4 Gr.
Plinius d. j. Werke, übers, von Schott, s. Rom. Prosaiker.
Plinii epistolae. s. Bibliotli^ class. Latina.
•f Dissertatio juridica inauguralis , qua loca e Plinii junioris scriptis,
quae ad jus civile pertinent, recensentur et illustrantur, quam . . . pro gradu
doctoratus publico et sol. examini submittit Jul. Aug. Schneither. Gro-
ningae ap. W. van Boekeren. (Lpz., Barth.) 203 S. gr. 8. br. 12 Gr.
Flori epitorae rerum Komanaruin. Ad optt. libb. fidem emend. recentiss.
21
diligenter exj^»ressa. Ed. stereot. Lpz., Tauchuitz. 116 S. 16. geh. 4 Gr.—
6 Gr. [Nach Seebode s Ausj;.] iN'-- "» Beck s llep. 11 S.454.
Abie{;;6 de l'liistoire Romaiae de L. Aiiiuieus Fiorus, tradult par Ragon,
avec uue nulice par yill.ymiiin. Paris.
A. II'. Crameri Ad Gellium exciirsuum trlas. Univ. -Progr. Kiel. 38 S.
4. Kurzer TJusz. m d. Sfhulzt. 2 Nr. 53 S. 418 — 20.
lusta fuiiebrla nuiiiibus . . . Friderici xVugusti . . . üi schola regia Mise-
nensi . . . persohiiula indicit RI. J. Tlieoph. Kreyssig. Progr. über Gelliua
VI, 1 u. Lactant. epit. instit. div. 29. Meisseii. (Lpz., Hai-tmaim.) 4. Kurze
Az. in d. Lpz. L.Z. >'r. 180 S. 1438 und in Beck's Kep. II S. 308 f.
Justiiii histuriae Philippicae. Ex rcceus. Abr. Gronovii et cum diver-
sitate lecit. Graevianae edid., doctoruni hominuni coiunientarios, varias lectio-
nes libb. nonduiu adhibitoruin sua.s(]Ue adnotatt. attjue indioes adjec. Car.
lienr. Frotsc.her. Pracniiltitur notitia literaria et A. H. L. Heereuii com-
nientatk) de Trogi Pompeji fonlibus et auctoritate. Lpz., Külui. Vol. I. CIV
U. 302 S. gr. 8. Kurze lAz. \\\ I3eck'.s Rep. II S. 290.
Justin, von Liinemann . s. Nova bibüoth. Rom. classica.
J. //. St. Itzesinski De Justino Trogi epitomatore. Acced. descriptio
cod. Craco^iensis cum integra et accur. lect. varlet. inde excerpta. Krakau.
(Lpz., Weigel.) 1826. 76 S. 8. geh. 9 Gr. TheUtveiserlAusz. ind.Schulzt. 2
Nr. 54 S. 425 — 27. ^
L. Caecilii Apuleji grammatici de orthographia fragmenta cum notis A.
Maji integris suisque ed. Fr. Osann. Accedunt ApuU^ji minoris de notis aspi-
rationis et de diphthongis libri duo e codd. Guelph. nunc pi-imuiu edit.
Darmstadt, Leske. 1826. XXXIV u. 157 S. gr. 8. 1 Tlilr. 4 Gr. Schrpp.
1 Thlr. 12 Gr. Eine r^cht guteRec. in d. Schulzt. 2 L. Bl. 37 S. 321—28,
welche über Inhalt u. Zweck des Buclis gut berichtet, es mit Mai's Original-
ausgabe vergleicht und eigene Bemerkungen anknüpft, namentlich über den
Verfasser eine Untersuchung anstellt, und nachzuweisen sucht, dass beide
Werke von einem Verfasser herrülu-en und vor 1327 nicht geschrieben sind.
'Lesenswerthe Rec* von Grotefend in d. Hall. L. Z.Nr. 275 f. S. 521 — 29,
welche vom Inhalte des Buchs einiges aushebt, melirere Stellen verbessert
und besonders über die von Apul. angeführten Dichternamen sich verbreitet.
lAz. * in Beck's Rep. 11 S. 291 — 93.
Gajl institutt. couunentarius IV, sIab de actionibus. Recens., restituere
conatus est, adnotat. perpet. librumipie observatt. adj. A. GuiL Ileßter.
Berlin, Reimer. 25^ Bgn. gr. 4. 2 Thlr.
Gaji institutionum coramentarius IV etc. Ed. ac in linguam vulgarem trans-
ferre tentavit J. B. E. Beulet. \A\r. 2. Paris. 8. br. Lpz., Voss. 1 Thb-. 4 Gr.
C. J. utin Assen: Adnotatio ad institutionum Gaji commentarios. Liber
I. Lejden. (Lpz., Weidmann.) 1826. 8i Bgn. gr. 8. 1 Thfr.
C. Gtlo. Kühn: In Caeliiun Aurelianum notae niss. Dan. Gu. Trilleri
c. VV. DD. conununicatae. Spec. XIV. Progr. Lpz. 12 (9) S. 4. Kurze Nz.
m Beck's Rep. I S. 152.
Jul. Matern. Firmici de errore profan, religionum ad Constantium et
Constantem Augustos liber. Edid. Fr. Munter. Kopenhagen, Reitzel. 1826.
9J Bgn. tr- 8. 1 Thlr.
Aurelii Victoris historia Romana. Ad optt. libb. fid. edita. Edit. stereot.
Lpz., Tauchnitz. 164 S. 16. geh. 6 Gr. — 9 Gr. [Nach Gruiier's Ausg.]
yz. in Beck's Rep. HS. 454.
Anmiianus Mar«;., übers, v. Tro.is. s. Rom. Prosaiker.
Des V egetius fünf Bücher über Kriegs wisstuischaft und Kriegskunst der
Romer. Aus d. Lat. Urtexte übers, und mit erläut. , meistens aus den Rom.
Cla.ssikern entnommenen Anmerkk. begleitet u. vers. von F. J- Lipuwsky.
Sulzbach, V. Seidel. 21 Bgn. gr. 8. 1 Tldr. 8 Gr.
Bibliotheca f^atina i)oetarum veterum christianorum. Pars I: C Vet.
Aquil. Juvenci historiae e\ang( licae 11. IV. Ad velt. editt. fidem edidit, pro-
legomena et animadvA. crit. adj. Ad. Rud. Gebser. Vol. 1: Prolegomeaa et
üb. I histor. cvaiig. cüiitiaens. Jena, Sclmiid. 6 Bgn. gr. b. geh. 15 Gr.
22
Ad. Rud. Gehser: De C. V. A. Juvenci vita et scriptis. HabU.-Schr.
Jena, gedr. b. Schraid. 92 S. 8.
Sammlung auserlesener Werke aus den Scliriften der heil. Väter, In-
golstadt, Attenkover. (Landshut, KrüU.) gr. 8. Ir Jhrg. IsHft: Gregorü
über regulae pastoralis. 1822. 18 Gr. 2s u. 3sHft: Gregorü XL homiliarum
in Evangeiia libri IL 1823. 1 Thlr. 12 Gr. 4s Hft: Vincentii Lirinensis
coramoiiitorium. 1823. 14 Gr. 2r Jhrg. Isu. 2sHft: Aur. Augustini con-
fessionum libri XilL 1824. 1 Thlr. 3s Hft: Augustini libri de catechizandis
rudibus, de agone clmstiano , de fide et symbolo, de fide et operibus. 43
Hft: Augustini de doctrina christiana libri IV. Beide Hfte 1826. 30§ Bgn.
1 Thlr. 12 Gr. [Ein ähnliches Unternehmen ist die seit 1825 in Paris er-
scheinende u. von Guillun besorgte Bibliotheque choisie des Peres de l'Eglise
grecque et latine, welche aus 26 Bäiwien bestehen soll. Die ersten 16 Bde
enthalten Auszüge aus Justin, Clemens, Origenes, Athanasius, Eusebius,
Synesius, Basilius, Gregor, von Naz., Clu-ysostomus (Bd. 10 — 16) etc.]
S. Augustini opuscula quacdam selecta, ad haeresin Pelagianam perti-
nentia. Berlin, Reimer. 26 Bgn. 8. 1 Thlr. 8 Gr. [Auch unter dem Titel x
Opuscula patrura selecta. P. II. )
Enchiridion des heil. Augustin's. Aus d. Latein, übers, von Ph. Lichter.
Mainz, Kupferberg. 144 S. 8. geh. 6 Gr.
Theodosiani codicis fragmenta inedita, e cod. palimps. biblioth. r. Tau-
rinensis Athenaei in lucem pi'otulit atque illustr. Amad. Feyron. (Bonn, We-
ber.) 25| Bgn. u. 1 Kpftf. gr. 4. 2 Thlr. 16 Gr.
Boetliius fünf Bücher vom Tröste der Philosophie. Prosaisch u. metrisch
übers, u. mit Amiierkk eines Christen begleitet von /. H. JFeinsartner. Linz,
akad. Buchhandl. 9i Bgn. 8. 1 Tbk.
Schriften neuerer Lateiner, Griech. und Latein. Gedichte,
Schulredeu.
Epistolae [XVII] vironim doctorum [Jos. et Li. Casauloni"] ineditae,
quas e cod. autographo bibliothecae academiae [Lignitiensis] transscripsit
Fr. Schultze. Progr. Liegnitz. IV u. 16 S. gr. 4.
Fr. Sjlburgi epistolae quinque ad Paulum Melissum. Nunc prunum
edidit Fr. Creuz.er. Frankf., Brönner. 32 S. 8. Velpp. geh. 6 Gr. JV-. in
d. Götting. Anzz. St. 160 S. 1600.
Ph. Melanchthonis epistolae XIII ex autographis nunc prunum typis de-
scriptae et adnotatt. illustr. interprete J. A. L. IVegscheider. Halle. (Hem-
merde u. Seh.) X u. 22 S. gr, 4. 5 Gr. • Kurze lAz. ia d, Schulzt. 2 Nr, 51
S. 404 f.
[Fr. Graefe '.l Tfj KaicccQsia tcsqI iniCTrjfMüjv ccKadrjßicc rij iv IIstqov
noXsirrjv hKarovTovriv savTr^? nnvrjyvQLV uyovor). (Carmen elegiacum.)
Petersburg. 1826. 20 S. gr. fol. Eine von Gräfe selbst gemachte Deutsche
Uebersetzung davon erschien ebendas. 1826. 22 S. 4. Beide Schriften ent-
halten auf dem Titel die Abbildung der Denkmünze zu dieser Jubelfeier, über
welche Böttiger Ln Dresdn. artist. Notizenbl, 1827 Nr. 22 S. 87 f. weitere
Nachricht giebt. Vgl. Jbb. V S. 117,
Kgaffd-iov rov TifiicoTctrov Kalq)iXzuTOV 8iSao>iäi.ov ysviQ-Xia-qyfiiva
V3i6 'icoävv ov 2xaS sßs gyov. (Ode Alcaica.) Nordhaus, 2 S. kl. fol.
Poetarum alicjuot Geiiuauicorum carmina nonnulla, Latine reddidit H. G.
Fischer. INlit gegenüberg'edrucktem Deutschen Texte. Stuttgart, Metzler,
1826. 231 S, 8. 1 Thlr,
Sijn. Speyert van der Byk : Poemata de deo et In laudem geometriae.
Harlem. 1826. l42 S. 8. Nz. * v. Ho/man - Peerlkamp in d, Bibl, crit,
nova III S. 370 f.
J. K. Tobisck : Carmina, Edita in emolumelitum Graecorum. Breslau,
Grüson. 1826. 20 S. 12. geh. 5 Gr.
* C. Chstn. Theoph. Wissx Septem carmina christiana. Progr, Rinteln,
1826. 8 S. 4. Jbb, IV S. 443. Vgl. Jbb. UJ, 1 S. 120.
23
Schola Tcspertina, cm Lohrpcdicht über die Erhaltung des Ansehns bei
der Scliuljujreiul, Latciniscli u. Deutsch von Gtfr. Günther Roller. Glogau
U.Lissa, Günter. 182S. IVu. 87S. 8. 8 Gr.
Carmen paraeneticum ad praeceptores auctoritatem suam aptid adole-
scentiam conservaturos, auctorc G. G. Rollcro. (Latein. Elegie.) Progr.
Glogau. 1826. 17 S. 4. [Ist das nämliche Latein. Gedicht mit dem vorigen.]
Aug. Herm. Niemeyero . . . L abiiinc annis Phil. D. et AA. LL. Mag.
honoribus rite ornato festum hoc gloriose redintegratum gratulatur Academia
Frid. Halensis cum Yitcberg. consociata. (Latein. alcaischeOde yon Reisig;.')
Abgedruckt in d. Schulzt. 2 Nr. 50 S. 394 — 98 u. in Seebod. neuem Ar-
chiv 1827, 4 S. 30 — 36.
^ iro s. V. Dr. A. H. Niemeyero , . . diem festum, quo ante L annos Ph.
Dr. et AA. LL. I\I. renuutiatus est, agenti pie gratulantur scholac Lat., quae
in orphan. est, magisiri, interprete C. A. Schirlitz. (Lat. alcaische Ode.)
Abgedr. in d. Schulz!, a. O. S. 398 f.
\ iro summe A. H. Niemeyero die XYIIT April. 1827 tres absentes amici.
Lpz. 4. (KinLat. Gedicht inScazonten von f?e/-/7iann.) Abgedruckt ebend.
Nr. 51 S. 401 — 3.
Siegfr. Joach. Meyer d. XXVII Oct. a. 1827, quo die ante L annos in
senatonun ordinem receptus est, ... gratulatur ... lit. univers. Grypliiswal-
densis. (Ode Sapphica.) 8 S. 4.
Saecularia tertia . . . Universität! lit. Marburgensi gratulatur univeraitas
Berolinensis. (Carmen elegiacum.) 1 Bgn. i'ol.
Inclytae academiae Philippinae . . . tertium quod emensa est saeculum . . .
recolenti carmen saeculare canente directore D. Jfiss pie obtulit gymna?.
Hasso - Schaumburgum. (Ode Sapphica.) Rinteln. 8 S. 4.
De faustiss. auspiciis , quibus dux cels. Ernestus solemni pompa urbem
ingressus est, ovant et triumphant gjTnn. Gothani doctores. (Ode Alcaica.
Latein, und Deutsch.) 1826. 8 S. fol.
Antonio regi pio, jtisto, dement i, rite regnum auspicanti d. XXIV Oct.
a. 1827 d. academia Lipsiensis. [Interprete Gdfr. Hermajino.] (Ode Alcaica.)
4 S. fol. Das Gedicht ist auch in Deutscher Uebersetzung erschienen.
[Siebeiis :] In solemnibus d. XX Oct. , quo in Antonii regis Sax. aug.
verba Lusatia Saxonica Budissae jurat, pia pectoris sensa expromit gyiun.
Budiss. (Ode Alcaica.) Bauzen. 8 S. gr. 4. Die Deutsche Uebersetzung da-
von von Fritzsc/ie, ebend. 8 S. gr. 4.
August, ac pot. regi ac domino Antonio regiSaxoniae etc., aug. et dem.
reginae ac dom. Theresiae, parentibus patriae, regni auspiciis obed. gratu-
latur lyceum Schneebergense interprete Aug. Voigtlaendero. (Ode Alcaica.)
Schneeberg. 4 S. fol.
Memoriam anniversariam . . . scholae regiae Afranae . . . indicit J. TheopJi.
Krerssig. Progr. 4. [Enthält eine Latein. Elegie von Kreyssig und eine Lat.
Rede von Bornemann auf den Tod des Königs. Eine Deutsche Uebersetzung
von Chaljhäus unter dem Titel : Afrns Trau-r am 7 Juni 1827, ist ebend.
bei Gödsche (2-^ Bgn. gr. 8. geh. 5 Gr.) erschienen.] A'z. in Beck's Rcp. II
S. 223. Az. ehrmd. II S. 309. Az. * in d. Lpz. L Z. Nr. 180 S. 1433—40.
Vgl. Jbb. IV S. 353.
Gdfr. Hermann: Oratio in exsequiis regis Friderici Augusti habita. Lpz.
23 S. 4. [Ist auch zugleich mit Beck's Programm (s, Geschichte) unter dem
Titel erschienen : Acta academiae Lipsiensis in celebr. Frid. Aug. beatiss.
regis exsequiis. Lpz., Cnobloch. 6 Bgn. 4 geh. 10 Gr. Die Deutsche Ueber-
setzung der Rede, 2 Bgn. in 4, erschien ebend. geh. 4 Gr.] Kurze Az. von
Fölitz in d. Lpz. L. Z. Nr, 179 S. 1427 f.
Orati(i, nataliciis quinquagesimis septimis Frid. Guilelmi ITI, regis Bor.
concelebrandis, die III Aug. a. 1826 habita- Berlin. Auszüge daraus in
d. Schidzt, 2 Nr. 44, 345 — 50; abgedruckt in Seebod. neuem Archiv Jalu-g.
lIHft. 3 S. 88— 96.
Ign. Jos. Ritter: Oratio natali Frid. Guilehui III in acad.Boruss. Rhe-
nana habita. Bonn. 13 S. gr. 4.
24
Oratio, die natali ... Rcgis Friderici VI habita a G. S. Franch'o^ re-
ctore tum acad. Univ. -Sehr. Kiel. 18 S. 4. Kurze Nz. in d. Schulzt. 2
Nr. 53 S. 420.
lUustris gymnasü Noribergensis ante hos CCC annos hoc ipso die XXIII
ra. Maji constituti atque inaiigurati sacra saecularia tertia . . . civitati Nori-
bergensi ipsi<iue gyiiuiasio laeta mente gratulantui- gymnasü Baruthini
professores, interprete G. J. Gahlero. Erlangen, 1826. 8 S. 4. Abgedruckt
in d. Schulzt. 1827, 2 Nr. 59 S. 467 — 70.
Billerheck : Paraenesis de senectute fundamentis adolescentiae consti-
tuenda. Gratul. - Progr. Holzmiiiden.
Eichstaedc: De Eichliornio. s. Gelehrtengeschichte.
Fr. y^st : De studiis humanitatis. München. (Lentner.) 1826. 2 Bgn.
gr. 4. geh. 4 Gr.
Fr. Gull. Ehrenfr. Rost : Di\Tnae pro^ädentiae certam opinionem non
extrinsecus pendere , sed e sua cvijusque hominis honestate unice esse repe-
tendam. Oratio. Progr. Lpz. 30 (2«) S. 8.
J. C. Leber. Hantschke : Staat, Schule und Haus müssen in ihren Stre-
bungen eins sej n, wenn das Werk der Jugendbildung gedeihen soll. Schul-
rede. Progr. E:iberfeld. 16 (8) S. gr. 4.
Zimmermann: Ueber den Einfluss der Preussischen Regenten und der
Regierung auf die Gründung und "Verbesserung ötlentlicher Lehranstalten,
mit besonderer Rücksicht auf das Friedrichs - Werthersche Gymnasium.
Progr. Berlin.
* Böbel: Wie können die Schüler eines GjTun. Beweise einer wahren
und echten Vaterlandsliebe geben? Schulrede. Gleiwitz. (Gedr. in Breslau.)
1826. 34 S. 4. Jbb. V S. 295 f.
T/ieod. Tetzner ■ Zeitgeist und Stock. Zwei Schulreden. Nordhausen,
Landgraf. 34 S. 8. geh. 2 Gr.
Gideon Gerlach : Gymnasien sind Vorschulen der Weisheit. Schulrede.
Braunsberg. 25 S. 8.
Emil (Vilde : Rede über die Stelle, welche der Bildung des Schonheits-
ßinnes in d. Gymnasial-Unterrichte anzuweisen ist. Progr. Berlin. 23(10)S. 8.
E. C. Chstn. Bach : Rede bei Eröffnung der neuen Schulanstalten zu
Schaffhausen am 30 Heuraonat 1827. Schaffhausen. 16 S. 8.
Hülfsbücher fiir das Spraclistudium : Grammatiken , Wörter-,
üebersetzmigs - , Lesebücher u. s. w.
l) Allgemeine Sprachlehre.
\ Henr. Chstn. Fr. Prahm: Diss. de graimnaticae universalis funda-
mento ac ratione. Kiel. (Hamburg, Nestler.) 1826. 44 S. 8. geh. 4 Gr. [Ue-
ber die Copula als Bestandtheil des Redesatzes.] lAz. * -j- in d. Hall.L. Z.
Erg.Bl. 108 S. 860 — 64, mit einigen, nicht gerade bedeutenden, Gegenbe-
merkungen und Erläuterungen. Kurzer lAusz. in d. Schulzt. 2 Nr. 53 S.
420 — 22.
Junius Faber : Synglosse oder Grundsätze der Sprachforschung. Carls-
ruhe, Braun. 1826. 213 S. 8. 1 Thlr. Az. f in d. Götting. Anzz. St. 134
S. 1329 — 34, die besonders die befolgten Grundsätze rügt:
G. Reinheck : Handbuch der Sprachwissenschaft, mit besonderer Hin-
sicht auf die Deutsche Sprache. 2r Jid. 2e Abthl. : Die Poetik in ihrem Zu-
sammenhange mit der Aesthetik. Zum Gebr. f. d. ob. Classen der Gymn. u.
Lyceen. 2te verb. Aufl. Essen, Bädeker. XIV und 254 S. gr. 8. 20 Gr.
f Lettre ä M. Abel Remusat, sur la nature des formcs grammaticales
en g^neral et sur la genie de la langue Chinoise en particulier. Par M. G.
de Humboldt. Paris, Dondey - Dupre. VIII und 122 S. 8. 1 Thlr. 14 Gr.
Kurze theilweisp JAz. in d. Blatt, f. lit. ünterh. Nr. 216 S. 864. Gedräng-
te lAz. ind. Hall. L. Z. 240 S. 241 — 48.
25
Fr. JFiillner'. Die Bedeutung der sprachlichen Casus und Modi. Mün-
ster, Coppeurath. X u. 154 S. gr. 8. gi-li. 16 Gr.
A. J'r. Pott : De rclatioiiilius, (piae pracpositionibus in Unguis denotan-
lur. Celle, Schulze. 1828. 75 S. 8. -
\ A. Grottijejid: Grumlziige einer neuen Satztheorie in Beziehung auf
die Theorie des Hm. Prof. Htrllng. Hannover, Hahn. 89 S. 8. geh. 8 Cr.
C. 31. Jiiipp: Versuch einer natiir\>issenschartlichen Beliticlitung des
Verhältnisses zwischen antiker Prosodie und dein modernen Spracliaccent.
'J'iil)iiigeii, Cütta. 24 S. gr. 8. geh. 3 Gr. rnwesmut. A~. * im Tübiiig.
Lil. 151. Nr. ßS S. 271.
Fraiui'^ti 1 inip. etc. festum natalitiuni in Institute theologico August.
nee non Helv. confess. addictoruui Vinduhoneiisi a. 18; 7 |)ie celehr. indicuint
etc. Inest connnentatio de affiultate priscae Indunnii linguae, (piani Sanscri-
tam dicunt, cum Persarum, Graecorum, Romanonim atipie Genuanoruni ser-
nione. Piu-s J. Wien. (Heubner.) 4üS. gr. 4. 12 Gr. Kur-e lA^. * In d. Jen.
L. Z. Nr. 199 S. 151 f.
Beruh. Vorn: lieber die Ver^vandtschaft des l'ersischen. Germanischen
und Griechlsdi-liateiiiischen Sprachstanunes. Hamburg, Meissner. (L))z.,
Gleditscli.) XIV u. 187 S. gr. 8. 2 Thlr. lA... * in d. Lpz. L. Z. Nr. 235
S. 1873 — 75.
Comment. , (pia lingua Graeca et Latina cum Slavicis dialectis in re
grannnatica comparatur auct. Fr. Graejio. Spec. I. Prolog zum Lections-
catalog der Universität Petersburg. 45 S. 4.
D. L. Lmdner : Vergleichende Grammatik der Latein., Ital. , Span.,
Portug., Franz. u. Engl. Sprache, in Bezug auf den Mechaiüsnms u. die KI-
genthündichkeifen dieser Sprachen unter einander. Nach der 2n Ausg. dei-
\on Blüiidin heransg. Grammaire polyglotte bearbeitet. Orliioepie, Ortlio-
graphle u. Etymologie. Lpz., Baunigärtner. 21 Bgn, gr. 8. 1 Tlilr. 18 Gr.
2) Griecliisclie Sprache.
A. Mattliiä: Au.sfrdirl. Griech. Grammatik. 2te verbess. u. verln. Aufl.
Lpz., Vogel. Anhang, die Register enthaltend. S. 1319—1598. gr. 8. Das
ganze Werk kostet 4 Thlr. yJz. der Grammat.In Becks Rep. ] S.289 — 91.
C. F. Rtchter : Vollständiges W^ort- u. Sachregistiu' zur dritten Aufl.
von Er. Thiersch's Griech. Granmiatik, vorziigi. des Homer. DIah kt,s. J^pz.,
Gerh. Kleischer. 1828. XU u. 180 S. gr. 8. 16 Gr. Vgl. .Jbb. I S. .381. '
f IVl. Jiutimann: Ausführl. Griech. Sprachlehre. 2r l'd. 2e Al.th. Ber-
lin, AMius. 228 S. gr. S. 16 Gr. [Der le Bd. erschien 1819, 1 Thlr. 4 Gr.,
des 2n"Bds. le Abth. 1825, 16 Gr. s. Beck's Rep. 1819, 1 S. 101 und 1827,
I S. 292.]
Ph. liitttmiinn: Griech. Grammatik. 12e verm. n. verb. Ausg. 'Berlin,
M)lius. 1826. IX u. 484 S. gr. 8. 1 Thlr. Az. in üeck's Rep. I S. 292 f.
/V/. r.uitiiiann: Griech. Schulgrammatik. 8e verb. Aufl. Berlin, .^hliiis.
VIu. 389 S. 8. 16 Gr.
C. C. F. //'eck/ier/in: Grammatik -ler Griech. Sprache. 4e verm. u.
verb. Aufl. Stuttgart, Löfflund. XIV u. 528 S. gr. 8. 1 Thlr. (Ers«;lileii frü-
her 1802, 1813 u. 1818.J C^imvtze Nz. ' in d. Jen. L. Z. Nr. 2.36 S. 447.' '
Kisf^rriuJier's Griech. Schulgranunatik. Durchaus umgearbeitet v. ii.
/Fiens. Münster, Thelssing. 21^ Bgn. gr. 8. 18 Gr.
Jiosuorth'a Rudiments of tlie Greek Granunar. as used in the College
at Eton, London. i"2ß. 12. 5 Sh.
HUnulde Mynui>: Theorie de la Grammaire et de la huigue grecque.
Pariö. 8. '
/. C. Lßher. Jlantschke: De vocalium Graecar. pronuntiatione. ' Pro-
jgramma schoL separätnn cditum. Pars Iprior. Elb^rfeld, Schoenian. 30 S.
gr. 4. geh. 8 Gr. ' '
f^erzeichniss philol. Sr/irr. v. 1827. d
26
L. Bischoff: De Spiritus aspcvi in meclils verbis Graccis pronunciaiuli
ratione. Progr. des Gynm. z. Wesel. Essen. 1826. US. 4. lAz. v. Jacob in
d. Schulzt. 2 Nr. 68 S. 547.
C. E. Prüfer: De Graeca atqiie Latina declinatiöne quacstiones criti-
cae. F'asc. I. Lpz. , Köhler. 14§ Bgn. gr 8. 18 Gr.
Forniatio teraporuin verboruni regularium et paradigma conjugationis
Graecae. 2 'l'abell. gr. Fol. Wien, Geistinger. (Lpz., Vogel.) 4 Gr.
^. Mengein : Tabelle der unregelmässigen Griech. Verba. 2e verm. u.
verb. Aufl. München , Lindauer. 1 Bgn. roy. Fol. 3 Gr.
Ernst Fr. Poppe : De Graecorum verbis mediis, passivis, deponentibus
recte discernendis ac de deponentium usu. Progr. Frankf. a. d. O. 26 S. u.
XVI S. Schulnachr. 4.
IVilh. Ferd. Heidler : Einige Worte über d. Artikel, besonders im Grie-
chischfin. Progr. Frankf. a. d. O. 1826. 12 S. 4.
♦ Ewers: Ui'cvis dissertatio dearticulo Graeco. Progr. Paderborn. 1826-
32 S. 4. Jbb. IV S. 320.
Herine's Philologist, or an Inquiiy into the causesof Differencebetween
the Greek and Latin Syntax. By F. Adams. London, Treuttel u. W. 1826.
8. 3 Sh. 6 D.
J. A. Merz: Comnientatio de vero ac genuino particc. ^»J et /ü?J qv
usu. Progr. Elbing. 40 S. gr. 4.
K. W. Köhler: Ueber das Wesen des Griech. Conditionalsatzes. Progr.
Münnerstadt.
Franc. Richter : De praecipuis Graecae linguae anacoluthis. Spec. L
Mühlhausen , Heimichshofen. IV u. 36 S. 4. 6 Gr.
Index lectionuni , quae in univ. lit. Berol, per sein, aestiv. a. 1827 insti-
tuentur. Berlin .... [Handelt von der seltenen Verbindungsweise rhythmi-
scher Reihen auf die Art, dass auf die Thesis der frühern Reihe unmittel-
bar die Anakrusis der zweiten folgt.] Nz. in d. Schulzt. 2 Nr. 44 S. 350.
IVallenstein : Praeparatio theoretico - practica ad celerem Graeci intel-
lectum. Frankf., Andrea. 1826. 3 Bgn. gr. 8. geh. 6 Gr.
//. h. Nndermann : Sammlung Griech. W^urzelwörter zum Schulgebr.
2e Ausg. München, Theissing. 11^ Bgn. gr. 8. 8 Gr.
B. Hederici novum lexicon manuale Graeco- Lat. et Latino - Graec.
Edit. V. Denuo castig., emend., oaxit Gust. Pinzger, xcc&gn. Franc. Passow.
Lpz., Gleditsch. [Vol.IP. 1, 1826] Vol. IP. 2 u. Vol. IL Beide Voll., 137ÄBgn.
gr. 8, kosten 8 Thk. 6 Gr. Schrpp. 9 Thlr. 8 Gr.
J. A. F. Schmidt: Griech. - Deutsch. Handwörterbuch. Mit Perlschrift
stereotypirt. Lpz., Tauchnitz. IV u. 810 S. 12. geh. 1 Thk. uiz. * in d.
Lpz. L. Z. Nr. 281 S. 2246 f. u. in Beck's Rep. II S. 453.
Novum lexicon Graecum, etymologicum et reale; cui pro basi substra-
tae sunt concordantiae et elucidationes Homericae et Pindaricae. Auetore
C. 7J. Damm. Editio de novo instructa ; voces nempe omnes praestans, primo
ordine literarum explicitas, deinde familiis etymologicis dispositas , cura J.
M. Duncan. London, Treuttel u. W. 1 Vol. 4. 3 fe' . 3 Sh.
Eongchamp: Vocabulau'e Grec-Fran^ais par famille, suivi d'un tableau
alphabetique des mots fran9ms dont le correspondant Grec ä un regime parti-
culier. Geneve. 8.
Alexandre Planche &\. Defauconpret: DictionnaireFran^ais - Grec com-
pose sur le plan de meilleurs dictionnaires fran9ais - latin. Paris. 8.
Val. Chstn. Fr. Rost u. E. Fr. iriistemann : Anleitung zum Ueberse-
tzen aus d. Deutschen in das Griech. 2r Th. 3r u. 4r Curs. 2e bericht. und
bereich. Aufl. Göttingen, Vandenhöck u. R. 24 Bgn. 8. 20 Gr.
Fr. Mehlhorn : Griechisches Lesebuch für die dritte Classe eines Gy--
mnasiums. Auf 4 halbjährige Cursus eingerichtet u. mit einem Würter\erzeich-
niss versehen. Glogau, neue Güntersche Buchh. VI u. 201 S. 8. 12 Gr.
Ferd. Philippi : Analecta Graeca majora, od. systematische Griech. Schul-
bibliothek der Dichter u. Prosaisten der alten Hellas, mit graimuat. u. sach-
27
erklär. Anmcrkk.. u. vollständ. Gricoli. - Deutsch. Worterbuclic, fi'ir dio mi((l.
Classea aii gelehrt. Seh. bearbeitet, le Abth. Audi unter d. Titel: Aualecta
Graeca luajora, cuthaltend die epischeu, dldactischcu, ljris<-heu, draniat.,
bukol. u. epigriunmat. Gedichte der alten Hellas. Lpz., Gleditsch. 23^ 15gn.
gr. 8. 1 Thlr. 8 Gr. ^
lian. fiytterihachü itiXoyal laroQtyal. Selecta priuciiuini historlcorum.
Horodoti, Thucylidis, Xcuophoutis, PulNbii illustres loci. Plutarchi \Itae
Deinostheuls et Cicerouls. Delectu, praefatioue, auiu)tatioi\c discipuloruu» iu-
stitutiüul acconuuodavit. Kditio passiiu aucta et eniendata. Accesseruut tiar-
tonis conuncntarii in Plutarchi vilaiu Deniusthcnis et Ciceronis. Lpz., Hart-
luauu. XWU u. 435 S. gr. 8. 1 Thlr. 20 Gr. [Das Werk erschien Irüher
iu Holland 1793, 1807 u. 1820.] Jz. * in Beck's Uej). HS. 440 f.
Jul. David: Kurze Verglelchuug der Alt- u. Neugriech. Sprache. Aus
dem Neugriech. übers, von K. L. Scruue. Königsberg. (Berlin, Eusliii.) XV
u. 164 S. gr. 8. 1 Tlür.
J. A. J\ Schmidt'. Neugriechisch -Deutsches und Deutsch -Neugriech.
Wörterbuch. Zum Gebr. d. Deutsch, u. Griech. 2r Th. Deutsch -Neugriech.
Nebst einer kurzen Ncugr. Graiuniatik für Deutsche, und Deutschen Gram-
matik für Griechen. Lpz., Schwickert. 46§ Bgu. gr. 16- geh. 2 Thlr. 8Gi-.
3) Lateinisclie Sprache.
Edwards: The Eton Latin Grammai-, with the addition of mauy useful
notes and obscrvations , and also of the accents et quantity. London. 1826.
12. 2 Sh. Qu.
S. Fr. Jndr. Reuschcr : Lat. Schulgrammatik zum Gebr. f. die ob.
ClassenvonGjmnas. Erster ThI. Sorau, Julien. XIV u. 337 S. gr. 8. 18 Gr.
F. jy. liurcliard : Latein. Schulgranunatik für die untersten Gymna-
slaklassen. Nebst Uebungsbeispielen u. einem Lesebuche. Berlin, Plahn. VUI
u. 500 S. 8. 18 Gr.
C. G. Broder: Kleine Lat. Grammat. mit leichten Lectionen für Anfän-
ger. Aufs neue durchgesehen u. verb. v. Ldw. Ramshorn. 21e verb. u. verm.
Ürig. -Ausg. Lpz., Vogel. 18 Bgn. gr. 8. 8 Gr.
J. C.Keim: Formenlehre der Lat. Spr., für Anfänger u. Geübtere. 2emit
einem Anhange verm. Aufl. Stuttgart, LöfHund. Xu. 358S. gr. 8. 20Gr. [Er-
scliien zuerst 1820. Vgl. Lpz. \7. Z. 1823 Nr. 73.J
A. Trdub : B'ormenlehre der Latein. Sprache, mit Uebungen. Stuttgart,
Löfflund. VIH u. 222 S. 8. 14 Gr.
J. E. Gailer: Katechetische Abhandlung der Latehi. Redetheile, mit
stufeiunässlg fortschreitenden Beispielen zur Composition, nebst einer Folge
von zusanunenhängenden leichten Exercitien. Tübingen, Fues. (Lpz., Kmu-
mer.) 13 Bgn. gr. 8. 10 Gr. _ ^
f Fr. Lindemann : De adverbio Latino , spec. IV. Progr. Zittau. 30
(21) S. 4.
J. !r. Wagner i Dissertatio de particulis ut ne. Progr. Nordhausen,
gcdr.b. Müller. 28 (13) S. 4.
It'dh. Mohr'. Versuch einer wissenschaftlichen Begründung der Lehre
vom Coniunctiv im Lateinischen. Götthigen, Dieterich. 38 S. gr. 8. 6 Gr.
Ileinr. Chstn. Fr. Pralun: Versuch über da.s Wesen des histor. Jntini-
Uv.9 in der Lat. Spr. Altona, Busch. 32 S. gr. 8. geh. 4 Gr.
J. (Uhilj. Cernhard: Conunentatt.t gramuiatic. |)art. VI: Deusupir-
ticipiiin sermone Latino. Jena. 1826. 15 (14) S. 4. [Abgedruckt in S.-ebod.
neuem Archiv Jahrg. I Hft. 4 S. 47 — 60.1 P'^'t. VII: f De constructione
eimnciationum in sernumc Latino. Progr. Jena. 1827. 11) (18) S. 4.
P. Friedriclisen: lieber die oratio obliquain d. Latein. S^n-ache. Progr.
Husum. 47 S. 4.
J'r. Ellendt: De furmisenuntiatorumconditionaHumlmguac Latinaeconi-
entatlo. Königsberg, IJumlräger. 72 S. gr. 8. 8 Gr.
Le Manuel des etudians, ou Code des ele^ances latiues, renfcnuanl un < h(ii\
de preccptcs utiles poui" ecrirc t'legauuwcnt cn laiin ; suivi d'ini abrege desauli-
28
qiiites romaines, propre ä faciliter l'intelligence des auteurs anciens ; par/. E.
J. F. Boinvilliers. 4e editioii. Paris.
f Ludic. Doderleiv : Latein. Synonyme und Etymologien. Lpz., Voeel.
2r Till. 240 S. gr. 8. 18 Gr.
Index lectt. in acad. JeatMis. per sem. hibern. a. 18^^ habend. [Entliält Be-
merkungen V. Eicfistädt über die Bedeutung der Ausdrücke auditores, discl])uli,
sectatores ete. bei den Alten in Beziehung auf das damal. Studienuesen.]
8. Mutzet: De noniiiunn Latinorum radicibus. Conuneutatio granunatica.
München, Finsterlin. 3 Bgn. gr. 8. geh. 6 Gr.
J. Michael Fleischner: Onomatologie oder Versuch eines Latein. Wör-
terbuchs unserer Taufnanien, grossentheils mit Rücksicht auf ihre Bedeutung
u. auf ältere und neuere Sprachen. Nebst einigen Regeln zur Latein. Bil-
dung unserer Familiennamen und einer Angabe der in den vorigen Jahrhun-
derten gebräuchl. Onomatomorphose. Für Schulen bearbeitet. Erlanoen,
Palm u. E. 1826. 325 S. 8. 1 Thlr. 6 Gr. iV'z.ind. Scbulzt. 2 Nr. 40 S. 320.
l'onr. Schwenc'c Etymolog. Wörterbuch der Latein. Spr., mit Verglci-
ckuiig der Griech. u. Deutschen. B'rankf. , Bröimer. 41 Bgn., aber noch un-
vollendet, gr. 8. Ganz 2 Thlr. 12 Gr.
^Je^idii Forcellini totius Latinitatis lexicon, consilio et cura Jac.Fac-
ciolati. Edidit, Auglicam Interpretation em in locum Itaücae substituit, ap-
pendiccm Patavinam lexico passim intertexuit, pauca de sue, distinctione pt r
obelos facta, huc atque illuc sparsit, auctarium denique adjecit Jac. Bailey.
2 Voll. London. (Lpz. , Fr. Fleischer.) gr. F"ol. 77 Thlr.
J. Mvr. Ileinr. Rothert: Plan und Pi'obe eines methodischen Lateini-
schen Elemcntarbuches für die untern Classen. Progr. Herford. 47 (37) S. 4.
G. 1/. Klippel: Praktische Aufgaben zur gründlichen Erlernung der La-
teinischen Grammatik und zum Uebersetzen aus d. Deutschen ins Lateinische.
Ein Hülfsbuch für die untern Ciassengelehrter Schulen u. fürd. Privatunterr.,
mit besonderer Berücksichtigung der kl emen Grammatiken von Bröder, Gro-
tefend u. Zumpt, so wie der Krebs'schen Schulgrammatik. Nordhausen,
Landgraf. Vlll u. 200 S. gr. 8. 16 Gr.
J. G, L. Beutler: Anleitung zum Uebersetzen aus d. Deutsch, ind. Lat.,
für die untern Classen. Götting. , Vandenhöck u. R. gr. 8. Ir Tbl. 9 Bgn.
6 Gr. 2r Th. le Abth. 22 Bgn. 16 Gr. 2e Abth. 19| Bgn. 16 Gr.
E. Vronke : Aufgaben zum Uebersetzen aus dem Deutschen ins Latei-
nische, nach der Grammat. v. Zumpt. 8e verb. u. venu. Aufl. Coblenz, Köl-
scher. 19 Bgn. gr. 8. 14 Gr. [le Ausg. 1823, 174 S. 2e Aufl. 1825, 111 u.
231 S. Vgl. Krit. Bibl. 1824, 10 S. 1144 u. 1825, 11 S. 1184. HaU.L.Z. 1825
E.Bl. 135; Jen. L, Z. 1826, Nr. 80.]
yins. Andr. Cammerer : Prakt. Anleit. z. Uebers. aus d. Deutschen in
d. Lat., mit steter Hmweisung auf Bröder u. Grotefend. 5e verb. u. verm.
Aufl. Kempten, Dannheimer. 21 Bgn. XVI u. 318 S. 8. 14 Gr.
Chstph. Fr. lioMs Latein. Stilübungen zu öifentl. u. Privatgebrauche.
Zweiter Theil, welcher die Lat. Uebersetz. der Materialien , nebst den Lat.
Elegieen des Verf. enthält. 2e verb. u. verm. Aufl. [besorgt v. Carl Ludw.
Roth.] Stuttgart, Steinkopf. XX u. 392 S. gr. 8. 1 Tldr. 16 Gr. [Der
le Th. , welcher die Materialien zum Uebers. in d. Lat. nebst einem poet.
Anhange enthält , erschien in der 2u Aufl. ebend. 1822. XXXIV u. 619 S.
1 Thlr. 8 Gr.]
Fr. Jacobs n.Fr.TFUh. Döring: Lateinisches Elementarbuch zum öffent-
lichen u. Privatgebrauch. Jena, BVommann. 4s Bdchn. : Chrestomathia Ci-
ceroniana sive loca ex Cic. epistolis et oratt. excerpta et coimuentario in us.
tironum instr. a Fr. Guil. Döring. 15 Bgn. 8. 10 Gr.
Rnd. Hanhart: Lateinisches Lesebuch. 2r Thl. 2r Cursns. Basel,
Schweighäuscr. XIV u. 202 S. 8. 12 Gr. [Des In Thl. Ir Curs. 1819,
Vniu. 96S. (12 Gr.); 2r Curs. 1823, Xll u.lOOS. (12 Gr. vgl. Beck's
Rep. 1824, I S. 129; Jeu. L. Z. 1824 Nr. 137; Lpz. L. Z. 1826 Nr. 185.);
des 2n Thl. Ir Curs. 1825, 181 S. (vgl. Schulzt. 1826, 2 L. Bl. 26.)]
/. ii^. J'appenbeck : Latein. Lesebuch. ELic Auswahl sorgfältig gc-
29
wäUlter Uebunjrs- u. Lesestücke für die unt. Cl. der {rol. Soh. Mit eiiioni
vollständifioii WörtcrhiRlie. Hn-nion . Vle>se. Vlll ii. 427 !S. £^r. 8. 20 <'r.
Fr. Gedik-c: Latein. Lcsi'hurli l'ür tlic orstou Antänfior. INou l)earl)i-i-
t(-t und mit bestäiidijioii Hinweisimfion nnf Ziimpt's Gnuninatik bofiloitet von
Fr. A<l. Heck: ?Oo roclitiiiiiss. AuH.' IJerlin, iMjlius. VI ii. 234 8. 8. 6 Gr.
C'irstn. G. IJrodcr : Klomoiitarisclios Lesi-hiioli der liat. Spraclie ü\r dio im-
teni Classeii, die anfäasl. Krlonuin^ dieser Sprache so leicht als mögücli zu
machen. Ein Pendant zur kleinen l>at. Graiiiniatik. Neu hesorfrt v. Dr. Ja/. /}</-
lerbeck. Sevenn. u. verb. .\uH. Hannover, Hahn. Xlhi. 177 S. gr. 8. 6 Gr.
J. A. IJmtniig: Lat. Kleiuontarbuch. Zweiter Cursus. Erlangen, Palm
u. E. VI u. 254 S. 8. 12 Gr.
Edwards' s Latin Delectus, o*- Fir.st Lessons in constniinp;, adapted
tlirouoliout to the llulcsof Syntax of the Eton Latin Grammar. London. 1826.
8. 2 Sh. 6 ]).
(ZVj;. Fir/cer:) Chrestomathia Latina in us. auditor. philosophiac anni
nrimi et secundi. Wien, Geistinger. (Lpz., Vogel.) 31 Bgu. 8. 1 Thlr. 16 Gr.
,'1 ,iM'i
4) Hebräische Sprache. . fr^f -
Fr. Ulilemmin: Hebräische Sprachlehre. Berlin, Riemann. VIII u.
1.52 S. gr. 8. 18 Gr. _
G. J. Hekker: Rudimenta linguae Hebraicae ad iis. alnmn. collegü phi-
losoph. I^öwen. (I^pz., Weigel.) 1826. 11 IJgn. 8. cart. 1 Thlr. 6 Gr.
TF. Gesenius: Hebräisches Elementarbuch. 2rThl. Severb. Aufl. Halle,
Renger. X u. 164 S. 8. 15 Gr.
5) Deutsche Sprache. -i ii l
* JFerther : Versuch eines Leitfadens zum Unterrichte in der Geschich-
te der Deutschen Literatur. Erste bis dritte Periode. Progr. Herford. 1826.
32 (23) S. 4. Jbb. IV S. 311.
^■i. Koherstein : Grundriss zur Geschichte der Deutschen Nationallitc-
ratur. Zum Gebr. auf gelehrt. Schulen. Lpz., Vogel. 19f Bgn.' gr. 8. 22 Gr.
JVoIfg. Menzel: Die Deutsche Literatur. Stuttgart, Frankh. 1828.
2 Tide. 582 S. gr. 12. geh. 3 Thlr. 12 Gr.
J. G. Adelung: Deutsche Sprachlehre, nebst einer kurzen Geschrchte
der Deutschen Sprache. Neue verm. u. verb. Aufl. Wien, Bauer. 1828. gr. 8.
1 Fl. 36 Kr. CM.
K. F. Becker: Deutsche Spracldehre. Ir Bd.: Organism der Sprache als
Einleitung der Deutschen Sprache. Frankf. , Reinherz. XVI u. 367 S.
gr. 8. 2 Thlr.
Theod. Ileinsius : Teut oder theor. - prakt. Lehrb. der gesamnrten D.
Sprachwissenschaft. 4e verb. Anfl. Berlin, Dunker u. H. Ir Th. 1826.
X\XlVu.481S. 8. IThlr. 2r Th. 1827. XVI u. 496S. 1 Thlr. 12 Gr. JS'z.*
von ITulper in d. krit. Bibl. 6 S. 615.
J. Clirstn. Au^. Hey sex l'heoretisch - praktische Deutsche Grammatik,
oder Lehrbuch zum reinen und richtigen Sprechen , Lesen u. Schreiben der
Deutsch. Spr. nebst e. kurzen Geschichte u. Verslehre derselben. Zunächst
z. Gebr. f. Lehrer u. z. Sell)stuiiterr. 4e sehr venn. u. verb. AuH. Hannover,
Hahn. X\ u. 859 S. gr. 8. 2 Thlr. 8 Gr. Her. in d. Götting.Anzz. St. 74 u.
75 S. 729 — 41, lobt das Ganze und macht mehrere Ausstellungen in der
Wortschrcibung und Wortbildung. Vgl. Hall. L. Z. 1816 K. 151. 11.
J. Chrstn. Auf;. II''Yse r Theoretisch-praktische Deutsche Sduilgrammat.,
od. kurzgefasstes Lehrbuch d. Deutsch. Sprache. 7e verb. Auil. Hannover,
Hahn. VIII u. 392 S. gr. 8. 16 Gr. M. v. d. 6n Aufl. in d. Götting. Anzz.
St. 74 S. 729 f.
J. Chrstn. Au^. Ilyse: Leitfaden zmu grundlichen Unterricht in d.
Deutsch. Sprachi^für liölure u. niedejc Schulen, nach <len grössern fjehrbüchern
d. Deutsch. Sj.r. 4e sehr verb. AuH. Hannover, Hahn. 1826. VI u. 121 S.
gr. 8. 6 Gr. Iter. in d. Schui/.t. 1 L. ßl. 19 S. 145 -.50, rügt die Un
bcstiumitheit und UnvolL-stäiidigkeit der Regeln und da» Einmischen von Nicht
30
hierhergehörigem , rülunt aber die zahlreichen u. bedeutenden Verbesserun-
gen. Az. in d. Götting. Anzz. St. 74 S. 730 — 32, verbreitet sich bloss über
den Gebrauch des fl" statt fz.
Anton Link: Neue Deutsche Sprachlelire. Nach Adelung, Heynatz,
Campe, Gedike , Eberhard u. Funke bearbeitet f. Lelirer u. Schüler. 2 Bde.
2 verra. Aufl. Graz. 40 Kr.
W. IViumer : Deutsche Sprachlelu-e In Verbindung mit der Anleitung zu
schriftl. Aufsätzen. Methodisch bearbeitet. Heidelb. , Winter. 14^ ßgn-
gr. 8. 16 Gr.
F. C. Bestenbostel: Methodologisches Handbuch für den Unterricht in
der Deutsch. Sprache. 2 Abtldlgn. Hannover, Hahn. 161 S. gr. 8. 8 Gr.
J. G. Itadlof'. Ausführl. Schreibungslelire der teutschen Sprache, für
Denkende, vornehml. für Schriftsteller, Lehrer u. Beamte, durchaus neu
bearb. Nebst 2 Schrifttaf. Wolilfeile Ausg. Frankf., Brönner. 39| Bgn.
gr. 8. 1 Thlr.
C. Ileinr. Ludw. Politz: Lehrbuch der Deutschen dichterischen Schreib-
art, für höhere Bildungsanstalten u. häusl. Unterr. Halle, Heuuncrde u.
Schw. X u. 222 S. 8. 18 Gr. Seihstanz, von P6litz ind. Lpz.L.Z. Nr. 137
S. 1095 f. Uz. * in ßeck's Rep. 11 S. 191 f. u. in d. Hall. L. Z. Nr. 231
S. 173 — 76. [Bildet die Fortsetzung zum Lehrb. der pros.u.redn. Schreibart.
Von diesem hat Beier in d. krit. Bibl. 3 S. 317 — 24 eine lAz. ** geliefert.]
[X. Garve:'\ Der Deutsche Versbau, oder Wortmessung, Wortbewe-
gung und Wortklang der Verse. BerUn, Reimer. 17| Bgn. 8. iThk-. 4 Gr.
J. A. Eberhard u. J. G. E. Maass : Vei'such einer allgem. Synonymik
in e. kritisch - philosophischen Wörterbuche der sinnverwandten Wörter der
Hochdeutsch. Mundart. 8e Ausg. , fortges. u. herausg. v. J. G. Gruber. In
6 Bden. Halle, Ruff. gr. 8. Jeder Bd. Pr.^Pr. 1 Thlr. 20 Gr. Bd. 1 u. 2,
1826. L, 542 u. 521 S. Bd. 3, 1827. 553 S. ^z. * dieser 3 Bde. von Po7/>s in d.
Lpz. L. Z. Nr. 175 S. 1397 — 1400. Az. d. In u. 2n Bds. in Beck's Rep. I S. 288 f.
Feter Beer: Handwörterbuch der Deutschen Sprache mit besondeier
Beziehung auf ihre gleichnamigen , sinnverwandten u. uneigentl. Ausdrücke.
Nach den Wörterfamilien geordnet, zunächst für angehende Schullehrer u.
reifere Schüler. Mit einem Hauptregister. Wien , Sollinger. 1828. 33 Bgn.
Lex. -Form. 1 Thlr. 20 Gr.
H. A. Erhard: Handbuch d. Deutschen Spr. in ausgewählten Stücken
Deutscher Prosaiker u. Dichter aus allen Jalurhh. Erfurt, Maring. 8. IrCur-
sus : Deutsches Lesebuch f. die Jug. , zur ersten Bildung der Sprache u. des
Gesclunacks. 2e verb. Aufl. 26 Bgn. 12 Gr.
L. M. Eisenschmid: Polyhymnia, od. theoret. - praktische Sammlung
über das Gesammtgebiet Deutscher Prosa u. Dichtkunst , Li systemat. Ord-
nimg, le Abth. : Das Gebiet der Prosa. Ir Bd. in 3 Hftn. Bamberg, Dresch.
18 Bgn. gr. 12. 12 Gr.
C. Schüelein: Muster- u. Uebungsblätter zur Bildung des Ausdi-ucks u.
Geschmacks. Mit einer Methodik als Anhang. Speier u. Heidelb. , Osswald. X
U.343S. 8. 1 Thlr. Kurzekrit. IJz.^f in d. Heidelb. Jahibb. 9S.942— 44.
Deutsches Lesebuch für höh. Gymnasialcl. Herausgeg. v. den Lehrern
des Gymn. in Trier. Trier, Lintz. 32 Bgn. gr. 8. br. 1 Thlr. 8 Gr.
G. Reinbeck: Vorhalle zum Deutschen Schriftenthum. Euie Samm-
lung Aufsätze u. Gedichte. Zur Uebung im richtigen u. darstellenden Lesen,
u. zu Mustern für Aufsätze, nebst liter. Erläutt. u. Notizen. Zum Gebr. f.
Zöglinge von 14 — 16 J. in Gymn. u. Lyceen. Stuttgart, Metzler. XX u.
358 S. 8. 21 Gr.
Fr. Erdm. Petri: Dreihundert Geschichtsaufgaben [zu Aufsätzen und
Abhandlungen] mit Andeutung ihrer Ausführung nach der Zeitfolge der Per-
sonen u. Thatsachen zusammengestellt u. dargeboten. Lpz., Hartmann. XIV
u. 130 S. 8. 20 Gr. Krit. Az.\* in d. kiit. Bibl. 7 S. 693 — 96, giebt Be-
weise von verfehlter Anlage , und stellt allg. Grundsätze über die Einrich-
tung eines solchen Werks auf.
J. G. Radio/: Die Sprachen der Germanen in iluen säinmti. Mundarten
31
dargestellt u. erläutert durch die Gleichuissredcn vom Saemannc u. dem ver-
loriii'ii Sühne , sanuiit einer kurzen Geschichte des Namens der Teutschen.
AVühlfc'ile Aus^. l'Vaiikf. . l5röinKT. 28 Bgn. gr. 8. 18 Gr.
j4. J. jrallraf: Mtdeutsehes Instor. - diplomatisches Wörterbuch, worin
die richtigen Verdeiitschimjien der veralteten, bisher in Druck nocli nicht er-
scliienenen Wörter, aus dem 12 bis ins 16 Jahrh. enthalten sind, als sehr
wichtige Beiträge zum Deutschen Glossarium. Coln , Schmitz. 6 Bgn.
gr. 8. 1 Thlr.
^. IL Iloß'mann : Althochdeutsches aus Wolfenbüttler Handschriften
herausgegeben. Breslau, Grass. B. u. C. XXVTII S. gr. 8. geh. 6 Gr.
U. F. ßlassmarni : Denkmäler Deutscher Spr. u. Literatur, aus Hand-
schrr. des 8 bis 16 Jahrb.; zum ersten !Male herausgeg. !\Iün<hen, Michae-
lis. Is Hft. 6 Bgn. gr. 8. Das Enih; fehlt noch; das Ganze 1 Thlr. 4 Gr.
E. G. GrajJ : Diutiska. Denkmäler Deutseh. 8pr. u. Literatur, aus alt.
Handsehrr. zum ersten INIahl theils herausg., tlieils nachgewies. u. beschrie-
ben : d. Fremiden d. Vorzeit gewidm. Stuttgart, Cotta. gr. 8. Ir Bd. 2s u.
3s Hft. 1826 u. 27. 23 Bgn. 2 Thlr. 8 Gr. Az. * des In Hfts. in d. Göt-
ting. Auzz. 1826 St. 160. lAz. des In u. 2n Hfts. in Beck's Rep. 1827, I
S. 187 — 90; sehr griindl. u. reichli. llec.y. MassmaTmin([.lie\^Q\\). Jahrbb.
1826, 12 S. 1163 — 1217.
Der Psibelunge not, mit der Klage: in der ältesten gestalt, mit den ab-
weichungen der gemeinen lesart, herausgegeben von Karl Lachmann. Ber-
lin, |Reimer. 1826. VHlu. 312 S. 4. Jz. in d. Götting. Anzz. St. 79 S. 777
— 82, rülmit krit. Textbehandlmig, wünscht Erläuterungen dazu.
Jw ein , der ritter mit 'dem lewen , getihtet von dem hern Hartman,
dienstman ze Ouwe , heraus gegeben von G. /''. Benecke u. K. Lachmann.
Berlin, Reimer. IV u. 420 S. 8. 1 Tbk. 16 Gr. Az. * in d. Gott. Anzz.
St. 91 S. 899 — 902.
Die Gedichte Walthers von der Vogelweide, herausg. v. K. Lachmann.
Berlin, Reimer. XJI u. 227 S. gr. 8. 1 Thlr. Rec. ' ' von TF. Grimm in d.
Götting. Anzz. St. 204 S. 2025 — 38, welche sichüberden Werthdes Dichters
verbreitet, kritische Sorgfalt rühmt und einige Verbesserungen und Erklä-
rungen nachträgt.
6) Französische Sprache.
K. A. Menzel'. Handbuch der neuem Französ. Sprache u. Literatur für
höhere Schulanstalten. Breslau , Gosohorsky. IV u. 307 S. gr. 8. 1 Thlr.
A. Rartliel: Handbuch der Franz. Sprache nach einerneuen systemat.
Darstellung derselben. Eine fassl. Erörterung aller Regeln dieser Sprache, so-
wohl für Lehrer zur Erleichterung des Vortrags, als für diejenigen, welche
sich in dieser Sprache noch völlig ausbilden wollen. Ir Tbl. 3e verb. u.
verm. Aufl. Freiberg. (Lpz. , Hinrichs.) 23 Bgn. 8. 1 Thlr.
M. J. Frings: Ausführl. Grammat. d. Franz. Spr. für Deutsche. Ber-
lin, Maurer. XVI u. 679 S. gr. 8. 1 Thlr.
A. /Fa.isprhur(r: Franz. Grammatik, aufgestellt nach einem neuen Lehr-
system in 3 Thln. Vermehrt luit dem dazu gehörigen Lehrplane, wornach
diese Spr. in 100 Lehrstunden gelehrt u. erlernt werden kann. 4 Thle.
3e Aufl. Mainz, Stenz. 1826. 26 Bgn. 8. I Thlr. 12 Gr.
J. F. Scliäjfer: Französ. Sprachlehre, für Schulen und Privatunterr. Er-
ster Cursus, welcher die Anfangsgründe enthält. 7e verm. Aufl. Hannover,
Halm. XIV u. 440 S. gr. 8. 14 Gr. [Vgl. Jen. L. Z. 1821 Nr. 92.]
7>foi«>7; Nouvelle Grammaire Allemand- Fran^aise. 3me edit. entiere-
ment refondue et augmentee de bcaucoup d'exemples et d'exercices. Stutt-
gart , Colta. 33 Bgn. gr. 8. 1 Thlr.
Mozin: Vollständiger Auszug der Franz. Sprachlehre, oder neuen,
leichtere Art, Französ. zu lernen, durch Darstellung der wesentlichsten Re-
geln in beiden Sprachen , nebst vielen Franz. u. Deutschen Uebungen über
dieselben. 4e umgearb. u. verm. Aufl. Stuttgart, Cotta. 24 Bgn. gr. 8. 16 Gr.
32
J.T". Meidin^er: Praktische Franz. Grammatik. 33e verb. Orig. - Ausg.
Frankf, (Lpz., ¥x. Fleis«aior.) 1826. 43 J Mgn. gv. 8. 18 Cir.
J,ambert Lambert: INeiier praktischer Leitfaden zum ersten Unterricht«
in der Kranz. Sprache. 2e venu. Anll. Hei<leR)erg, Winter. 192 8. 8. 9 Gr.
Casi). llirzel: Neue praktische Fraaztisisclie Grammatik, oder voil-
.ständiffor lJuterrii;ht in der l^'ranzös. Sprai he. 3e verb. u. verm. Ausj:. von
Conrad 7u Orell. Aarau , Sauerländer. VIII u. 463 S. f>r. 8. 14 Gr. [Die
dritte Aufl. 1824 gelobt in einer Az. in d. ki'it. ßibl. 1826, 10 S. 1055 — 57.
Vgl. Lpz. L. Z. 1825 Nr. 48.]
C. G. Holder: Praktische Franzos. Sprachlehre für den Unten-iclit u.
das Privatstudium. Stuttgart. (Tübingen, Laupp.) 626 S. gr. 8. 1 Thlr.
8 Gr. [Ein Aufsatz in einem Beiblatt zum Hesperus Nr. 1.55 |von Mozin]
tadelt Hölder's u. Hirzel's Grammatt, sehr scharf, fülirt eine lange Reihe
von Fehlern auf und weist imch, dass die letztere aus Mozin's Grammat.
compilirt ist. Holder vertheidigt sich gegen diese Ausstellungen , in man-
chen Stellen treffend , in andern nicht gnügend , im Hesper. Nr. 204 • — 6.]
Französ. Uebersetzung der Deutschen üebungssücke in Hölder's
prakt. Franz. Sprachlelu'e ; für den UnteiT. u. das Privatstud. Stuttgart,
Löfflund. 5 Bgn. gr. 8. 7 Gr.
J. F. Cesar: Elementai'buch der Franz. Spr. für Schul- u. Privatunter-
richt. Erster Thl. od. Grammatik. Bremen, Kaiser. XYIII u. 417 S.
gr. 8. 1 Thlr. 8 Gr.
F. Fliesshach : Trois tables des verbes Fran9ais. Leips. , Hartmanu.
2 Bgn. fül. 12 Gr.
G. Kissling'. Tabelle, welche des Erlernen der Conjugationend. Franz.
Zeitwörter möglichst erleichtern soll. Heilbronn, Drechsler, fol. 3 Gr.
M. J. jyamich: Gründliehe Darstellung der Conjugation der Franz.
Zeitwörter. Mit Tabellen u. Uebungsstücken. / Aachen, Mayer. 6 Bgn.
gr. 8. geh. 12 Gr.
J. //. P. Seidenstüclcers Elementarbuch zur Erlernung der Franz. Spr.
Erste Abthl. 6e durchges. Aufl. Hamm, Schulz. 76 S. 8. 6 Gr.
K. Thiemann : Vorübungen zur Erlernung der Französ. Sprache für
Anfänger. Breslau, Grass, B. u. C. 96 S. gr. 8. 6 Gr.
J. Lendroy : Elementarbuch zur leichten, schnellen und gründlichen Er-
lernung der Französ. Sprache. Frankf. , Sauerländer. XIV u. 265 S. 8.
10 Gr. ^z. " in d. Schulzt. 2 L. Bl. 33 S. 294—96.
D- Gies: Vorbereitende Uebungen zur Franz. Sprachlehre, vcrbmidon
mit zweckjuäss. Lesestücken, für die Anfänger in dieser Spr. Hanau,
lädier. (Lpz., Hiiuichs.) XXVIH u. 340 S. 8. 12 Gr.
Neues Elementarbuch zum Uebersetzen aus dem Deutschen in's Französ.
für d. erst. Unterricht. Frankf. a. M. , Jäger. Vill u. 220 S. gr. 8. 12 Gr.
G. H. Stehr : Anleitung ziun Uebersetzen aus d. Deutschen ins Fr;ui-
zösische, nach einer stufenweisen Fortschreitung vom Leichten zum Schwe-
ren , verseifen mit einer Phraseologie u. einer Sammlimg von Germanismen
u. Gallicismen. Hamburg, Hottmann. Vlll u. 315 S. 8. 20 Gr.
C. Saigej : Erklärende Französ. Lehrstunden, oder interessante Stücke
zum Uebersetzen aus d. Deutsch, ins B'ranz. ; mit Autlösung einer Älengu be-
deutender Schwierigkeiten der Franz. Spr., welche man sonst nirgends gründ-
lich gelösst findet. Meissen, Gödschc. Vlll u. 469 S. 8. 1 Thb:. 8 Gr.
Sehr empfohlen im Elbeblatte Nr. 125.
Theoret. u. prakt. Cursus zur Erlern, der Franz. Spr., nebst der Kunst
des Briefwechsels u. einem histor. GenKilde der 3 Jaluhunderte der Franz.
Literatur, zum Gebr. f. Deutsche bei dem öffentl. u. Privatiuiterr. , sowohl
für Anfänger , als auch für solche, welche schan Fortschritte in der Fr. Spr.
gemacht haben, bearb. von J^'erd- T.eop. Rammstein. Neue umgearb. u. be-
U-ächtl. verm. Aufl. Ir Bd. Wien, Gerold. 33 Bgn. gr. 8- geh. 1 Thlr. 16 Gr.
Mad. de Genlis: Die Kinderinscl. Eine Uebungsschr. zum Uebersetzen
aus dem Deutsch, ia's Franz. Aus d. Franz. in's Deutsche übers, u. mit ujUer-
33
gelegter Fraseologie. Herausg, v. /. Ekkenstein. Görlitz, Zobel. 7J Bgn.
8. 6 Gr.
Neues Franz. Lesebuch für den ersten Unterricht. 5e verb. Aufl. Frank-
furt a. M., Jäger. 168 S. gr. 12. 12 Gr.
C. yid. Menzel: Handbucli der neuem Franz. Sprache u. Literatur, zum
Gebr. für höhere ScIuiUinstalten; enth. längere Proben aus den Werken von
Ancillon, Rldo. de Stael, Chateaubriand, Lacretelle, Jommi, Napoleon Buo-
naparte, Las Cases, de Pradt, Segur d. j. u. d. alt. und J. de Maistre. Mit
kurz, biofrraph. Notizen. Breslau, Gosoliorsky. 306 S. gr, 8. 1 Thlr. Az. *
in d. Schlesisch. Provinzialbl. >>ept. Liter. Beil. St. 9.
Fr. Ahn M. P.J.Le/oup: Franz. Lesebuch, inSCurs., mlt.\nmerkk. u.e.
Wortregist Aachen, LaRuelle u. Destez. VIII u. 262 S. 8. geh. 16 Gr.
Sechs Tragoedien von P. Corneille , J. Racine u. Voltaire , für höhere
Class. d. Gymn. bearbeitet von C. H. Hdn/p. Giessen, Heyer. 232 S. gr. "8.
16 Gr. ^z. * in d. Jen.L.Z. Nr. 174 S. 429 f., rühmt besonders, dass diese
Stücke durch einzehie Aenderungen u. Auslassungen für Schulen sehr zweck-
mässig eingerichtet sind. | Derselbe Verf. hat 1S25 chvndas. I'ier Sc/iauspiele
von Möllere auf gleiche Weise bearbeitet herausgegeben. Vgl. Lpz. L. Z.
1827 Nr. 263 S. 2098 f.]
^y. Ife : Der kleine Franzos, oder Sammlung der zum Sprechen nöthi-
gen Wörter und Redensarten, nebst leichten Gesprächen für das gesellschaft-
liche Leben. Französ. u. Deutsch. Ein Hülfsbuch für diejen., welche sich der
Ki'lern. d. Franz. Spr. widmen, u. besonders zur Uebung des Gedächtnisses.
3e verb. u. venu. Aufl. Berlin, Amelang. IV u. 166 S. 12. 6 Gr. Kurze Az.
in d. Jen. L. Z.Nr. 166 S. 367 f. Desgl. * f in d. krit. Biblioth. 6 S. 581.
C. Ph. Bona fönt: Le petit maitre de langue, ou Vocabulaire nouveau
fran9ais - allemand. Halle, Kümmel. 1828. 196 S. gr. 12. br. 9 Gr. weiss
Pp. 12 Gr. Schrpp. 16 Gr.
P. A. Lanneau : Dictionnaire de poche de la langue fran^aise , r^digö
d' apres l'Acadenüe. Paris et Leips., Bossange. 29Bgn. 16. br. IThlr. 3 Gr.
7) Englische Sprache.
C. J. F. Mahn: Neue theor. - prakt. Anweisung zur richtigen Ausspra-
che des Engl., als Leitfaden bei dem ersten Unterr. in dieser Spr. Braun-
schweig, Pluchart. 1826. 2J Bgn. gr. 8. geh. 6 Gr. /
[F. jy. Knarr: Praktische .\nleitung zum Uebersetzen aus dem Deut-
schen ins Englische. Zum Schul - u. Privatgebrauch. Curs. 2. (Sammlung
von Original -Handlungsbriefen.) Lpz., Lauffer. 1828. VIll u. 304 S. gr.8.
1 Thlr. 8 Gr.)
Fr. Gedihe: Englisches Lesebuch f. d. Anfänger. SeAufl. Gänzlich um-
gearb. u. verb. von .S'. //. Spiker. Berlin, Mylius. V u. 282 S. 8. 16 Gr.
O. L. li. JVolf: Lesebuch für Anfänger in der Englischen Sprache.
Weimar, HofTmann. 18 Gr.
New EnglishReadingBook, consisting of a choice variety of Selections
in Prose and Poetry. By IT. Th. JJuvdeiker. Vol. I : Prose. For tlie use of
younger classes. Auch u. d. Titel : Neues Engl. Lesebuch etc. Mit einem
vollständ. Wörterbuche. Herausgeg. von etc. Bremen, Kaiser. 676 S. gr. 8.
1 Thlr. 16 Gr. Kurze Uz. * von Men/ce in d. krit. Bibl. 3 S. 327 f.
The Vicar of Wakefield. A tale by .Olivicr Goldsmith. With a prefatory
memoir by Sir Walter Scott. Accentuirt u. mit krit., grammat. u. erläutern-
den Anmerkk. herausgeg. von C. Frz. C/istn. If aguer. Marburg, Krieger.
1828. XXV IJI u. 300 S. gr. 8.
//. E. JAoyd and G. 11. Noehden : A new Dictionary of the English and
German languages. II Parts. Hamburg, Campe. 42^ Bgn. gr. 12. geb.
2 Thlr. 16 Gr.
iSam. Johnson: Dictionary of the English language, in wliich the words
are deduced from their Originals, explaincd in their diircrent meanuigs, and
Verzeichniss plulul. Sthrr. v. 1827. e
S4
authorized by the names of tue writers in whose works tliey are found. Prin-
ted from Todd's enlarf;ed 4to edition with the additions lately introd. by
Chaliners and others ; newly revised and corr. To which is preiixed John-
son's Gramniar of the Engl, language ,' and annexed a Glossary of Scottish
\vords and phrases, which occur in tlie Works of W. Scott. II Voll. Heidel-
berg, Engelniann. Vol. 1, 1828. XXXI u. 624 S. gr. 8. Beide Bde. cart. 10 Thlr.
C. ff'i/l: A Dictionary of the English andGerman languages. In2parts.
Caref. corrected and augmented , the irregulär parts of the English verbs
inserted in tlieir proper places , together with a concise account of the hea-
then deities etc. And a Supplement, contain. the variations of the German
irregulär verbs, simple and compond. F'rankf., Brönner. 62 ßgn. Stereo-
typdr. gr. 16. br. 2 Thlr. Jeder Theil einzeln 1 Thlr. 4 Gr.
8) Italienische SpracTie.
Fo Valentini : Der Italienische Lehrer, od. theoret. - prakt. Lehrgang
des Ital. Sprachunterrichts. Zum Gebr. b. Schul- u. Privatunterr. Ir Bd.
enth. die Lehren der Grammatik, nebst prakt. Uebungen zum Uebers. ins
Ital. Berlin, Cosmar u. Kr. 25 Bgn. gr. 8. 1 Thlr. 8 Gr.
A. Spirk: Uebersetzungsübungen aus dem Deutschen in das Italienische,
mit untergelegten Bedeutungen und Redensarten, nebst einem Anhange alpha-
betisch geordneter Erläuterungen. Prag (Calvc). 20| Bgn. 8. 16 Gr.
K. Thiemann : Italienische Chrestomathie , mit grammatikalischen Ta-
bellen u. einem Register der schwersten Wörter u, Redensarten. Breslau,
Grass, B. u. C. 126 S. gr. 8. 8 Gr.
f P. A. Fedor Possart : Italienische Chrestomathie oder Auswahl ge-
haltvoller Stücke aus der Ital. Literatur von Yillani bis auf unsere Zeiten,
nebst einem Anhang, enth. ein vollständiges Verzeichniss sämmtl. unregel-
mässigen Zeitwörter, mit Inbegriff derer, w eiche im Präseiis auf isco ausge-
hen. Lpz., Hartmann. 1828. VIU u. 414 S. gr. 8. 1 Thlr. 16 Gr.
C. Goldoni: L'a\-v"enturiere onorato. Commedia di tre Atti. Für An-
fänger der Ital. Spr. mit Deutsch. Amnerkk. versehen yon C. Roberto. Wien,
Schrämbl. (Lpz., Liebeskind.) 1828. 71 Bgn. 8. 10 Gr.
C. Goldoni : II padre di famiglia , commedia. Mit grammat. Erläute-
rungen u. einem Deutsch - Ital. Wörterbuche. Zum Gebr. für die Deutsche
Jugend, welche sich in der Ital. Spr. zu vervollkommnen wünscht, voa /.
Ekkenstein . Lpz., Lauffer. 1828. 10 Bgn. 8. 12 Gr.
Archäologie und Numismatik.
CJiampoUion - F/geac : Resum^ complet d'arch^ologie. Vol. 2 et dernier,
contenant les traites sur les pierres grav^es, les inscriptions , les medailles,
les utensiles sacres et profanes, meubles, armes etc. suivie de la Biographie
des plus celebres antiquaires, de la Bibliographie archeologique et d'un voca-
bulaire, Paris. 1826 32. br. (Lpz., Voss.) 1 Thlr. 12 Gr.
Lüdemann: Geschichte der Malerei, und Geschichte der Architectur. s,
Schriften liter. Inhalts, Allgem. Deutsche Taschenbibliothek.
Kixcontj: Opere varie Italiane e Francesi, raccolte e pubblicate per
cura del D. Labus. Vol. I. Faisc. I-UI, con tav. Milano.
Opusculi diversi di F. 31. Avellino. Ir Th. Napoli 1826. 254 S. 8.
[Enth. eine Scunmlung schon früher bekannt gemachter archäolog. Aufsätze,
in verbesserter und erweiterter Gestalt : über eine Kroldmünze der Kaiserin
Ariadne, über den Stier mit Menschengesicht , über vermeintliche Münzen
des Theron u. wirkliche der Stadt Therina, über die Parasiten der alten Ko-
mödie.] Kurze lAz. im Tübing. Kstbl. 91 S. 364.
A. Hirt : Die Geschichte der Baidcunst bei den Alten. 3r Bd. : Die
Lehre der Gebäude bei den Griechen u. Römern. Berlin, Reimer. 61 Bgn.
gr. 4. u. 18 Taff. in Roy. -Fol. 12 Thlr. Schrpp. 15 Tlilr. [Bd. 1 u. 2 nüt
ISKftf., 1821 u. 22, 18 Thlr.]
35
Stieglitz: Geschichte der Tiaiskuiist vom frühesten Altorthunie bis iiuüe
neiiereii Zeiten, in 3 Abthh. Nürnberi;, (■iimpe. 30 ß«;». mit eiiif>e(lruckten
Holzschaittfifif;. ^r. S. 1 13il. carloii. 3 Thlr. Nz. im Hesperus Nr. 182
S. 728. lAz. von Stieglitz in <1. Lj./.. L. Z. 1828 Nr. 1 f. S. 1 — 12.
Vgl. Jbb. IV S. 228.
* Deni<mäler der Baukunst in Verblndun^r mit d. Werken d. Bildhauerk.
u. Malerei des Orients, der Aeg>i>t., Criech., Rom. ii. des Mittelalters, her-
ausgeg. von //. //'. Eberhard. Darmstadt, Leske. Rov.-Kol. Hit. 17 — 28:
Stuart u. Retef t: Alt erthünier von Athen. Vollendet. Hft. 31 — 33: Alter-
thümer von Attika, die arcliitekton. ITeberreste von Klensis, Rhamnus, Su-
iiiuni, Thoricus enthalt. Lief. 3 — 5. Hft. 36 — 38: Alterthümer von lonien,
herausg. von d. Gesellschaft der Dilettant! zu London. Lief. 1 — 3. Jede
Lief. enth. 12 Kpftfln. u. kostet ini.Subsirpr. auf ord. Pap. 1 Thlr. 6 Gr.,
auf V elpp. 1 Thlr. 16 Gr. Die letzte Lief, wird sogleich mitbezahlt. Jbb.
IV s. 223 ir.
The Antiquities of Athens, by Stuart and Revstt. A new edition, with
jinportant additions. Edited by IViUiam Kinnard. Li 4 vols. folio ; contai-
ning near 200 accuratelv Encraved Plates, and tlie Text as pubüshed ^iy
Stuart and Revett ; with additioual subject matter to the new Plates. Lon-
don, Priestley u. Weale. 15 \i.
The Krecthelon at Athens; fragments of Athenian Architectnre, and a
few reniains in Attica, INIegara and Epirus, illustrated with outline plates,
and a descriptive, historica! vievv ; cond)iriing also, mider the divisions, Cad-
meiae, Honieros, and Herodotos, the origin of temples and of grecian art of
the periods preceding. By Ilenr. ff^ill. Inwood. London, Priestley u. Weale.
4 ß, 4Sh.
Braun : Wanderungen durch das alte Athen, s. Geographie.
J. Ilittorp et L. Zant/i: Arcliitecture anti(iue de la Sicile, ou rectieil
des plus interessans nionumens d'architecture des villes et des lieux le plus
remarquables de la Sicile ancienne. Livrais. 1 — 4. Paris. (Lpz., Ponthien.)
fül. 16 Thlr. Das Ganze soll aus 30 Lieferungen bestehen. Vgl. Jbb. 111,
4 S. 99. _
Les ruines de Pompei,- dessin^es et mesuröes par Fr. Manois* Livrais.
1 — 21. Paris, Didot. 1825 u. 26. gr. fol. Berlin, Schenk u. Gerstäcker.
129 Tlür. 12 Gr. Vgl. Jbb. III, 3 S. 113.
Cooke^s Ponipeii, complete in two Volumes, imperial folio, with 90
plates containing picturesque views Li Ponipeii, theatres , ampliitheatre,
fonnn , temples, domestic edifices , shops, painted sites of Rooms, vases,
paintings, helmets, niosaic pavemeuts, implenients, Utensils, vlllas and tonibs,
with accurate and elaborate plans, including the receiit excavations of the
pantlipon, batlis and teiiiple of Fortune, up to the present period of 1827,
with descri|>tive Letter -press of all the plates, by 1\ L. Donaldson. Lon-
don, Treuttcl u. W. 12 k. 12 Sh.
Vues des ruines de PompeT, d'apres l'ouvrage public a liondres en 1819
par Sir irUltam Gell et J. P. Gandr, sous le titrc L'ompoVana. Paris, Di-
dot. 8. [Diese von Jioux herausgegebenen Ansichten sollen aus 24 Lieferun-
gen, jede mit 5 lithographirten Blättern, bestehen, von denen 2 fertig siiid.
Jede Lieferung kostet 6 u. 10 Kranken.]
Sülle recenti escavazioni Bre^^ciane Cenni in due düscorsi del Nobile Signoi e
Cirolamo flionti, Presidente del Patrlo Ateueo. Bre^cia. 8. Das Wesentlich-
ste dieser Schrift ist ausgezogen von K, II. Uormes in dem Aufsatz: Alter-
thiimer in Brescia, im Tül/nig. Kun.sljjl. 92 f.
If'estreenen i'un Tielland: Reclierch<s «iir l'ancien Eoruui Hadriani et
ses vestiges. Antslerdam u. Haag. Vgl Jbb. iV S. ;S36.
P. l i.<i(on/i: Aper<;-n sur lorit^inc et lis anlit|uiles de Kume ponr servii
d'expücation au Panorama de la tour du Capitole. Rom. 1826. 21 S. 8. mit
1 Charte.
86
* Museum Worsleyanum. Eine Samml. v. antiken Basreliefs , Büsten,
Statuen und Gemmen, nebst Ansichten aus der Levante. Herausg. von H.
JV. Eberhard M. H. Schäfer, Darmst., Leske. Lief. 3 — 6. gr. 4. Jede m.
9 Kftf. Prän.-Pr, 1 Thlr. 8 Gr. Jbb. IV S. 223 ff.
Nachtrag zu meinem Werke, betitelt: Reise zum Tömpel des Jupiter
Aramon in der Libyschen Wüste und nach Oberägypten in d. J. 1820 u. 21,
von Heinr. Freiherrn v. Minutoli, Mit 3 Kftf. u. 4 Sttf. Berlin, Maurer.
XVI u. 377 S. gr. 8. 4 Thlr. lAz. * iu d. Götting. Aiizz, St. 137 S. 1361
— 67 u. in Beck's Rep. II S. 365 — 72.
Kohler: Memoires. s. Geographie.
Guida al Museo lapidario Veronese. Tom. I, con tav. in rame. Verona. 4.
De Clarac: Mus^e de sculpture antique et moderne, ou description de
tout ce que le louvre, le musee royal des antiques et le jardin des tuilleries
renferment en statues, bustes, bas - reliefs, inscriptt. etc. prospectus. le et
SeLivrais. 109 Kfr. u. 448 S. Text. Paris, Ponthieu. fol. Prän.-Pr. für jede
Lief, bis zum Erscheinen d. 3 Lief. 20 Fr., Ladenpr. 30 Fr. lAz. d. In Lief,
in d. Hall. L. Z. Nr. 116 S. 81 — 82. Gute lAz. beider Lief, iju Tübing.
K.'.istbl. Nr. 79 f.
F. Q. Weicker : Das akademische Kunstmuseum zu Bonn. Bonn. (We-
ber.) 104 S. gr. 8. geh. 10 Gr. Az. * in d. Schützt. 2 L. Bl. 29 S. 249 —
54, berichtet einiges Wenige über den Inhalt und mischt viel Ungehöriges u.
Unwesentliches ein. AusJ'uhrl. Uz. mit einigen Gegenberaerkk. im Tübhig.
Kunstbl. Nr. 67 S. 265 — 71.
II Museo Bartoldiano, descritto dal Dottore Teodora Panofka. Berlino,
della stamperia academica. X u. 180 S. gr. 8. [Eigentlich ein Auctionscata-
log, aber mit wichtigen Nachweisungen.] Az^ von Jiöttiger im Dresdner ar-
tist. Notiz. -Bl. Nr. 16 S. 63 f.
J. Homer: Bilder des Griech, Alterthums, oder Darstellung der berühm-
testen Gegenden u. der wichtigsten Kunstwerke des alten Gi-iechenlandes.
Aus den zuverlässigsten Quellen geschöpft u. herausgegeben. 4te Lieferung.
10s— 12s Hft. Zürich, Orell, F. u. C. 38 S. gr. 4. u. 18 Steintf. 3 Thhr.
12 Gr. Krit. Az. von Bö'^r/g-e/- im Dresdner artist. Notiz. -Bl. 20 S. 77 f.,
die über richtige Erklärung einiger Bildwerke kurze Notizen giebt. [Die er-
sten 3 Lieferungen erschienen 1823 — 25; alle vier enthalten 178 S. Text u.
72 lithograph. Blätter, und kosten 14 Thb-. Vgl. Beck's Rep. 1824, IIS. 384
u.IV S. 254 u. 1826, I S.215. Unnütze Nz. v. 7n— 9n Hft. in d. Lpz. L.Z.
1827 Nr. 333 S. 2664.]
Ed. Gerhard: Antike Bildwerke, zum ersten Male bekannt gemacht.
Stuttgart, Cotta. Is u. 2s Hft. 40 Tfln. gr. fol. Jedes Hft. 4 Fl. Az. * v-
Bottiger im Dresdner artist. Notiz. -Bl. Nr. 21 S. 81 f.
Ancient unedited monuments. Painted greek vases, from collection in
various countries, principally in Great - BritaLi, illustrated and explained by
Jame.s Miliingen. Paris.
DIsquisitions upon the painted greek vases , by James Christie. Lon-
don. (Treuttel u. W.) 4. 2 ^?. 2 Sh.
F. In^hirami: Galleria Omerica, o Raccolta di monumenti antichi, per
servire allo studio dell' Iliade e dell' Odissea. Fase. 1 — 5. Fiesolana. 8.
Eine zweite Ausg. erscheint in 4. Vgl. Jbb. IV S. 460.
Em. A. Hagen : De I Herculis laboribus : qua ratione in antiquis mo-
numentis sint expressi. Dissertatio archaeologica. Regiomonti. 75 S. 8.
Az. -J- ♦ im Tübing. Kunstbl. mit einigen leicht angedeuteten Ausstellungen.
Venere Proserpina illustrata da Odoardo Gerhard. Poligrafia B'ieso-
lana. 1826. 82 S. 8. ra, 16 lithograph. Bildertf. u. 7 Vignett. Tübing. Kstbl.
Nr. 42 u. 43 S. 167 f. u. 170 — 72. [Aufzählg. der dargestellten Bildwerke
nebst Nachweisung von ein paar neuen, von Gerhard selbst.] Az. \ in d.
Heidelb. Jahrbb. 5 S. 513 — 17, nach welcher die Schrift viel auffallende
und neue, aber grösstentheils ujier>viesene Resultate liefert.
87
Cataloßus artificum slve architecti, statuarii, sculptores, piclores, cae-
latores et scalptorcs Graecurum et Romanorimi Uterarum ordiue dispositi a
Jul. Sillig. Acceduut tres tabulae syiichrüuisticae. Dresden u. Lpz., Ar-
nold. XVI u. 488 S. {rr. 8. 3 Tlilr. JSz. * von Boitiger im Dresdner
artist. Notiz. -Bl. Nr. 13 S. 51. /!-. * von Hase in» Dresd. Wejrweiser zur
Abendzt. Nr. 55 S. 217 f., vermisst den StenipcIscImeiderNciantos und trägt
zu Plin. 34, 19, 10 [S. 381] über des Praxiteles Eideclisentödtor eine Con-
jectur von Mongez als beaclitenswerth nacb. Atlgem. lA-:.. * in üeck's
Ilep. 11 S. 363 — 65. Eine redit gute Ret: von IVetcker in d. Tübing.
Kunstbl. Nr. 81 — 84 lobt das VVerk im Ganzen selu", gicbt aber zu Eiuzel-
nein mehrere Ausstellungen und ßtnichtigungen, besonders zu den Artikeln
Ageladas, Antliermos, Attalus, Callimachus, Skopafi, iSimon, Parrhasios,
Apelles u. Pauson, und trägt endlich aus laschril'ten und andern Quellen 37
Bildhauer, 9 Steinschneider, 4 Maler u. 6 liaumeLster nach.
C. Odofr. Muller: De Phidiae vita et operibus. Conimentationes tres
recitatae in concessibus R. Soc. sc. Gotting. Cum tab. aere expressa, qua
Signa admubr. , quae fuerunt in postico hecatompedi fastigio. GüttLigen,
Dieterich. 94 S. gr. 4. 18 Gr.
Jl Uli. Durow : Denkmäler alter Sprache und Kunst. Ud. 2: Museum
für Geschichte, Sprache, Kunst u. Geographie. Älit 4 Steindi'tf. Berlin,
Pauli. 16^ Bgn. gr. 8. br. 1 Thlr. 12 Gr.
Addenda ad Eckhclii doctrinam numorum ex ejusdem autographo postu-
mo. Cum tabula aenea [Eckhel's Brustbild]. Wien, Volke. 1826. XVI und
58 S. 4. 1 Thlr. 16 Gr. lAz. in Beck's Rep. 1 S. 197 f. {Das Hauptwerk
erschien 1792—98 m 8 Bdn. 50 Thlr.]
Dom. Sesttnt: Sopra i moderni falslficatori di medagli Grechc antichä
neitremetalli eDescrizione di tutte quelle prodotte dei medesimi nello spazio
di pochi anni. Firenze, presso Attilio Tofani. 1826. 40 S. u. 4 Ki'tf. gr.4.
Kur^ lAz. m Beck's Rep. U S. 465 f. Vgl. Jbb. H S. 396.
Anti quitäten.
Antiquiteiten. Een oudheidkundig Tijdschrift, bezorgd door NicoL We-
stendorp and /. J. C. Reuveiis. Derde Deel eerste Stuck. Groningen, Oom-
keus. 1826. 175 S. gr. 8. Kurze lAz. * in Beck's Rep. U S. 464 f.
L. Schaaff: Encyclopädie der classisch. Alterthumskunde, ein Lehrbuch
für die ob. Cl. gelehrt. Schulen. 2 Thle. 3te verb. Aufl. Magdebuig, Hein-
richshofen. 1826. 47 Bgn. gr. 8. 2 Tlür.SGr.
Hase : Class. Altcrthmnskunde. s. Deutsche Taschenbibliothek S. 4.
C. Gclo. Kulm: De medicinae militaris apud vett. Graecos Roiuanosque
conditione. Progrr. Lpz. (Sp. I — IX 1825 u. 26.) Sp. X. 15 ( ) S. Sp.
XI. 12 (8) S. 4. Nz. in Beck's Rep. II S. 75 f. u. S. 148.
J. liuysen: De veterum legationibus theoricis. Progr. Schleswig, gedr.
im Taubst. -Institut. 32 S. 4.
Heusinger: Observationes de purpura antiquorum. Progr. V\rürzburg.
26 S. 4. ^
Index lectionum ... in univers. lit. Berol. per semestre ■ hib. .I8I5.
[Bö'ck/i: De archontibus Atticis, qul vulgo pseudeponymi vocantur.] Berlin.
20 (5) S. gr. 4.
C. Ed. Ottn: De Atheniensiiun actionibus forensibus. Spec. III. Progr.
Lpz. 27 (26) S. 4. [Spec. I u. H erschien 1820.]
Fz. Mar. AIpx. Orhs'. De malo typhode Graecis diversimode descripto.
Dissert. inaug. Lpz. VIII u. 96 8. 8.
L. K. Iselin : Das alte Rom, oder Schildenuig der bürgerl., religiös, u.
militärischen Verfassung, des liäuslichen Lebens, <ler Sitten, Gebräuche und
Meinungen der alten Römer. Mit einer kurzen (rts«:hi<hte des Rom. Staates.
SteAufl. mit 14 Kfrn. Nürnl)erg, Bauer u. R. XIV u. 338 S.gr. 8. cart.l Thlr.
12 Gr. Vgl. d. Rec. in d. Jbb. I S. 193.
Uav. Ruhnkenii in antitjuitates Roman, lectioncs acad. cd. //. C, A.
Eichstadt. Progrr. Jena (Bran). Spec. XV u. XVI, cum annotat. editoris.
14 u. 16 S. 4.
Chstn. Kußner'. Artemidor im Reiche der Römer. Bninn , Trassier.
Bd. 1 Abth. 1. 1822. Abth. 2. 1823. XIJI u. 351 S. u. XXXVIJI S. Amtnii.
Bd. 2 Abth. 1. 1823. Abth. 2. 1824. 381 u. XII S. Bd. 3 Abth. 1 u. 2. 1825-
373 S. Bd. 4 Abth. 1. 1827. gr. 8. Rühmende lAz. in d.Schulzt. 2 L. Bl.
24S. 210 — 16.
^. W. Engelen : Specimen juridicum inaugurale, selecta sistens de de-
cemviris eorumque legibus. Groningen, van Bökeren. (Lpz., Barth.) 1626.
12 Bgn. u. 1 Tab. gr. 8. br. 22 Gr. ^
/. Ho^'a: De senatu Romano, qualis fuerit reipublicae liberae tempori-
bus. Comment. inaug. P. I : De ordine senatorio. Marburg. (Garthe.) 3 Bgn.
gr. 8. geh. 9 Gr.
H. Besserer: Commentatio de indole juris criminalis Romanorum usque
ad imperatorum tempora. Fase. I u. 11. Heidelb., Mohr. 6 Bgn. gr. 8. geh.
12 Gr. [Fase. II, de mitigatione poenarum jur. crim. Rom. inter reipubl.
tempora, wird auch einzeln fvir 6 Gr. verkauft.]
E. ß. Schmiedicke : De historia processus criminalis Romanorum. Com-
mentatio I : De judicibus criminalibus inde ab urbis origine usque ad yuae-
stionum perpet. aetatem exercitis. Breslau, Max. VIII u. 179 S. gr. 8. 16 Gr.
J. F. H. Abegg'. De jurispnidentia apud Romanos sub primis imperato-
ribus. Dissert. Breslau, Max. XIII u. 60 S. gr. 8. 8 Gr. Kurze lAz. * in
d. Schlesisch. Provinzialbl. Oct. Lit. Beil. St. 10.
Schneither : Loca Plinii, quae ad jus civile pertinent. s. Plinius S. 20.
Fr. J. Stahl: Ueber das ältere Römische Klagenrecht. München, We-
ber. 31 Bgn. gr. 8. geh. 11 Gr.
Fr. C. G. Stieber: De bonorum emtione ap. veteres Romanos. Pars l.
Lpz. (Serig.) VIII u. 66 S. gr. 8. 9 Gr.
C. IVilh. Ernst Heimbach : De sacroriun privatorum mortui continuan-
dorum apud Romanos necessitate. Univ. - Progr. Lpz. 39 S. 8.
C. Gull. Winkler: De juridico Alexandriae commentatio. Gratul. -
Progr. Lpz. 30 S. gr. 8. Az.. in Beck'sRep.II S. 78. Vgl. Jbb.IIl, 2S. 112.
Em. Th. Gaupp : De professoribus et medicis eorumque privilegiis
in jure Romano. Dissert. Breslau, Max. 88 S. gr. 8. 6 Gr. lAz. in Beck's
Rep. II S. 105 f.
Hage: De agentibus in rebus apud Romanos. Univ.-Disp. Kopenha-
gen. 1826. 16 S. 4.
fVilh. Theod. Kraut: De argentariis et nummulariis commentatio. Göt-
tingen, Dieterich. 1826. VIII u. 136 S. 8. Selbstaz. in d. Götting. Anzz,
St. 179 S. 1779 — 82.
C.Lahand: De Laconico. Univ. -Sehr. Breslau, 1826. 31 S. 8. lAz.
m d. Schulzt. 2 Nr. 48 S. 378 f.
* G. Fischer : Einige Blicke auf das Erziehungsvvesen im alten Rom. Progr.
Marienwerder. 1826. 29 (16) S. 4. Jbb. IV S.'^198.
H. Dohrn: Quidnam vel damni vel utilitatis ex notitia cum peregrinis
contracta commerciisque cum iisdem habilis ad Romanos redundaverit? Pro-
Jusio Idstorica. Progr. d. Lat. Seh. zu Meldorf. Itzehoe, gedr. b. Sdiön-
feld. 1826. 24 S. 4. [Bildet gewissermaassen die Fortsetzung des Progr. :
H. Dohrn: Disseritur de eruditis Ronianorum peregrinationibus. Ebend. 1825.
15 S. 4. Eine kurze Nz. in d. Schubst. 1827, 2 Nr. 44 S. 351 nennt beide
Schrr. sehr seicht. Vgl. üb. d. zweite d. krit. Bibl. 1825, 11 S. 1194.]
Geographie.
Falkenstein: Geschichte der geogr. Entdeckungsreisen, s. Deutsche Ta-
schenbibl. S. 4.
Neue allgemeine geograph. u. statistische Epheraeridcn, redigirt von
G. Hasse/. Weimar, liid.-Compt. Bd. 21—23. gr. 8. Jeder Band besteht
aus 15 Stück u. kostet 3 Thlr.
89
Geographisch- historisch- mjtliologisches Hand\v5rterbuch zum Behuf«
des Studiums alter Classiker, liir die niittl. Cl. der ^e\. Sduil. bearbeitet,
la 2 Al>thh. Kempten. Mannheimer. 1826. VI u. 343 S. 8. 16 Gr.
Dictionnaire geoorapliique portatif, cout. hx desciiption generale et par-
ticul. des ciiKj parties du moude lonnn. Revue avec soin, et pr(^cede d'uii
vocabulaire de niots generiijues servaut a expliquer le sens des uoms geo-
graphitjues les plusimportans dans lesjtrincipah's langlies, par Malte- lirun;
augmeute de plus de 20,000 artitles <|ui ne .se trouvcut dans aucune editioii
des Dictionnaires dits tlu Vosgien, par le Dr. J'rn'uiUe et F. JiuUement. Ou-
vrage entierement neuf. II Parties. Paris et Leips., Pouthieu. 61 Bgn. u. 9 Clu-.
16. br. 3 Tldr.
C. G. lietchard •.Orhiä teiTar. antiipius. Nürnberg, Campe. Imp.-Fol.
Tab. \I\ : Kegioues iiiter Enphrateiu, 'i'igrini et Indum, India intra Gan-
gem bor., Scjtliia extra Imaum Serica. 1 'Ihlr. 8 Gr. Tab. XV : Jndia in-
ter Gangem meridion. , India extra Gangem, 8iiiarum situs. 1 Thlr. 8 Gr.
Atlas der alten Welt. Bestehend aus 14 Chart, mit erklär. Bemerkk.
u. Geschichtstabellen. 5e Auii. mit ganz neu gezeichn. u. gestoch. Charten
u. bericht. Tabellen. Weimar, geogr. Instit. 1826. 4 Bgn. gr. queer 4.
illuui. br. 1 Thlr. 12 Gr.
Schulatlas der alten Welt. NachMannert, Ukert, Reichard, Kruse, Wil-
helm u.A. bearbeitet. 12 illum. Ch. inReal4.4e Aufl. Gotha, Perthes. iThlr.
Orbis terrarum antiqui et medii aevi, forma maxima delineatus. Auetore
C. Kärcher. 24 üthogr. Blätter in gr. fol. Carlsruhe, Braun. 9 Thh*. 20 Gr.
Bloss Bl. 1 — 12 sind bis jetzt erschienen.
Guil. Jiohnenb erger : Orbis terrarum antiquus. Edid. J. F. Steinkopf.
Stuttgart, Steinkopf. 1 lithogr. u. illum. Bl. Fol. 6 Gr.
BondL's concise \ iew of Ancient Geography. London. 1826. 8. 4 Sh. 6 Den.
Letronne : Cours elementaii-e de geographie anciemie et moderne. lOme
^dit. Paris. (Lpz. , Pouthieu.) 12. 1 Thlr. 12 Gr.
Atlas contenant par ordre chronologique les cartes relatives a la geo-
graphie d Herodote, de Thucydide et de Xenophou etc., par M. Gail. Pa-
ris. 107 Chrtn. 62 Fr. Vgl. Jl.b. IV S. 228.
A. IV. Möller: Politisch - histor. Wandcharte v. Alt-Giiechenland, zu-
nächst für den Gynmas. - Unterr. Nach den neust. Hülfsmitteln entworfen.
2everb. Aufl. Olifantp. Münster. (Regensberg.) Illum. 12 Gr. Kurze Az.*
Li d. Schulzt. 2 L. ^i. 47 S. 416, erwähnt kurz die Vorzüge der 2n Aufl. vor
der ersten.
V. C. H. Kruse: Hellas, od. geogr. - antiquar, Darstellung des alten
Griechenlands u. seiner Colonien m. steter Rucks, auf d. neuem Entdeck.
Nebst geogr. - antiipiar. Atlas. Lpz. , Voss. 2r Th. 2e Abth. X u. 467 S.
gr. 8. 2 Thlr. 12 Gr.
Fragen über mehrere für das höhere Alterthum wichtige, V erhältnisse
im heutigen Griechenland, beantwortet von einem Philhellenen [Gtjr. JSIiil-
ler] ; nebst der Beschreibung seiner Reise durch I\Ior;;a nach Athen. Aus
den Alten commentirt u. herausgegeben von Fr. Kruse. Mit 2 Hauptplan - Char-
ten von der Ebene um Napoli di Romania und der Gegend von Hydra u.
Castro. Berlin, Dunker u. H. Xil u. 122 S. gr. 8. geh. 1 Thlr. Nz. in
der Berlhi. \ oss. Zeit. St. 135. ytz. in Beck's Rep. 1 S. 198 f. Unwichtige
Az. in d. Hall. L. Z. Erg. Bl. 93 S. 7*3 f.
G. Chstn. liraun: Wanderung durch das alte Athen u. seine Umge-
bungen, mit Berücksichtigung seines jetzigen Zustandes, seiner Mjthen,
Alterthümer u. Kunstgeschichte. Erläut. durch eine Charte von Attica,
3 Pläne, so wie durch Inschriften u. Abbildungen merkwürd. Alterthümer.
2e verm. u. verb. Aufl. Mainz, Müller. (Lpz., Hiuricbs.) 18| Bgn. 8.
cart. 1 Thlr. 4 Gr.
Zander: Beiträge zur Kmide der Insel Lesl)os. Progr. Ratzeburg. Tlieil-
weise Az. in d. Götting. Anzz. 1828 St. 4 S. 30 f.
J. Tfieod. Komel: De Olynthi situ, civitate, potentia et eversione.
Progr. Frankf. a. M. 24 (19) S. gr. 4.
40
Werm. Reinganitm : Selinus u. sein Gebiet. Eine Abhandl. <ler Erd-
und Völkerkunde Siciliens. Mit 1 Charte u. andern Abbildungen. Lpz.,
Teubner. VIII u. 213 S. pr. 8. 1 Thir. 8 Gr.
Chstn. Las.tenii comnientatio geograph. atque histor. de Pcntopotamia
Indica. Bonn, Weber. 91 S. gr. 4. geh. 1 Thlr. 12 Gr. Vgl. Jbb. IV S. 235.
Köhler: Memolres sur les iles et la course consacrees a Achille dans
le Pont-Euxin avec des eclairoissemens sur les antiquit^s sur le littoral
dela Sarmatie. a St. Petersbourg de rimprimerie de l'acad. imperiale. 2918-.
gr. 4. mit 2 Charten. [Diese Schrift über die Insel Leuke und die Vereh-
rung des Achilles ist mehr antiquarisch als geographisch.]
Fz Fiedler: Gallia antiqua adC. Jul. Caesaris coramentarios de b. Gall.
Charte. Wesel. (Bagel.) Fol. 6 Gr.
L. V. Ledebur: Das Land u. Volk der Bructerer, als Ver-such einer ver-
gleich. Geographie der altern u. mittlem Zeit. Mit 2 illumin. Charten.
Berlin, Dümmler. 21f Bgn. gr. 8. 1 Thlr. 12 Gr.
* Explorationem publicam .... gymnas. reg. catholicorum Confluentini
indicit Franc. Nie. Klein. Iiisunt: 1) Quaestiones Atlanticae auct. Car.
Huckstuhlio. 2) De Confluentibus quaestio II [Quaest. I ersch. 1825-1, auct.
J. ^. Kleinio. 3) Annales gynmasii. Coblenz. 1826. 52 S. gr. 4. Jbb. IV
S. 424 ff. ... '
Fr. Nie. Klein : Disputatio de Rigodulo ad Rhenum prope Confluentes
oppido e J. Ph. Reiffenbergii antiquitt. Saynensibus excerpta et nunc pri-
mum edita. Progr. Coblenz. 8 (7) S. gr. 4.
^. L. Bücher : Von den Hindernissen eines bessern Ganges beim Vor-
trage der Erdkunde, s. Pädagogik.
Der methodische Unterricht in der Geographie und die dazu dienlichen
Hülfsquellen , dargestellt von J. Lohse. Hamburg. 1826. 36 S. 8. Kurze
Az. f* in d. geograph. Ephem. Bd. 22 St. 5 S. 152.
T>. J. JV. Olshausen: Leitfaden zum ersten Unterrichte in der Geogra-
phie in gelehrt. Schulen. Mit einem Anhange, welcher eine kurze Beschreib,
des Dänisch. Staates enthält. 4e verb. Aufl. Altona , Hammerich. 7 Bgn.
8. 4 Gr.
JV. Fr. Volger : Leitfaden beim ersten Unterricht in der Länder - u.
Völkerkunde für Gymnas. u. Bürgersch, 2e verb. Aufl. Hannover , Hahn.
7 Bgn. 8. 4 Gr. _
H. E. Zipperlein : Leitfaden zum Unterrichte in der Geographie. Frankf.
(Jäger.) 1826. 94 S. kl. 8. 4 Gr. [Ist nach den geograph. Ephemerid.
Bd. 22. St. 15 S. 473 f. ein sehr mageres Compendium , das Vieles auslässt
und nicht immer die neuesten Angaben beachtet hat.]
* /. G. Fr. Cannabich: Kleine Schulgeographie od. erster Unterr..für
die unt. u. mittl. Schuld. 8e bericht. Aufl. Ilmenau, Voigt. 1828. VI u.
255 S. gr. 8. 10 Gr. Jbb. V S. 207 ff.
Chstn. Gtfr. Dan. Stein: Kleine Geographie, oder Abriss der mathe-
mat., phys. u. besonders polit. Erdkunde, nach den neuesten Bestimmungen,
fürGymn. u. Schul. Mit einer Weltcharte in Mercators Projection. 16everb.
u. verm. Aufl. Lpz., Hinrichs. VHl u. 336 S. u. 64 S. Register, gr. 8-
16 Gr. Kurze Nz. * in d. Lpz. L. Z. Nr. 221 S. 1767 f._
f Thead. Fr. Bittenberger : Geographie für Gymnasien , Mittelschulen
u. Privatunterr. nach natürl. Grenzen u. historisch- statistisch bearbeitet. 2e
ganz umgearb. Ausgabe m. lat. u. deutsch. Register nebst 6 Versinnlichungs-
tabellen. Heidelberg, Winter. XXI u. 434 S. gr. 8. 1 Thlr. 4 Gr. Eine
sehr gute Ren. * in d. Jen. L. Z. Nr. 223 f. S. 337 — 51, die erst über die
Behandlung der Geographie auf Gymnasien und die Ausscheidung des Po-
litischen aus derselben allgemeine Bemerkungen vorausschickt, dann eine ge-
drängte Inhaltsangabe u. besonders eine genaue Würdigung des Verhältnis-
ses der 2n Aufl. zur ersten liefert , und endlich einige Stellen des Buchs aus-
führlicher prüft, berichtigt und ergänzt. Kurze y4z.* von Rau ind. Heidelb.
Jahrbb.9 S. 920 — 22, Avelche über das Buch wenig bemerkt und meistens über
den Nutzen der Geographie nach Naturgrenzen spricht.
41
IFiIh. Meinekc: Lehrbuch der Geofp-apliie. 2e unigearb. u. verm. Auft.
Erfurt, Keyser. Will u. S02 S. gr. S. 1 Thlr. 20 Gr.
f ./. ^4. Eisenmanri : lichrbiioh der all{^fiii. Geographie nach den neue-
sten ])olit. Bestininiungen. 3e bericht. Aufl. INIünchen , Fleischiuanii. IV u,
394 S. gr. 8. 22 Gr. A;. in d. geopr. Epheiii. Bd. 22 St. 6 S. 18G.
Joseph Jiraun : Lehrbuch der Erdkunde von Kuropa, für den Unterricht
in gelehrten Schulen u. andere Freunde dies. AVissenschaft. Erster Band:
Erdkunde von Europa. Erster Theil: Vorbereitende Blicke auf unsern Erd-
theil, Portugal, Spiuiien, Frankreich, Italien u. Helvetien. Cöln, Bachern. 443
S.S. 1 Thlr. 16Gr. [Die erste Abtheil., welche die Einführung in die allg. Erd-
kunde enthält, erschien 1824 und ward als sehr zweckmässig gerülinit in d.
geogr. Ephemer. Bd. 14 S.324.] G. IL in d. geogr. Ephcm. Bd. 23 S.46 — 50
rühmt verständige Anlage u. fasslichen u. deutlichen \ ortrag, der nur l)isw eilen
zu sehr geschmückt sey, weist aber auch mehrere Irrtliünier und Unrich-
tigkeiten nach.
C. P/'jß : Handbuch der Weltkunde, z. Gebr. der Jugendlehrer u.
z. Belehr, f. Gebild. jed. Stand. Tübingen (Osiander). 5r Th. 35 Bgn. 8.
1 Thlr. 10 Gr. \gl. die Ilec. in d. Jbb. III, 3 S. 63 IL
Fr. Kries: Lehrbuch der niathemat. Geographie. 2e Sorgfalt, durchges.
u. verb. Aufl. !Mit 7 Kftl". in Fol. Lpz. , Göschen. 17| Bgn. 8. 16 Gr.
' J. F. Brewer: Anfangsgründe der mathematischen Geographie für
mittl. u. ob. Class. d. Gvnui. etc. Düsseldorf, Schaub. 1828. Mll u. 160 S.
8. u. 4 Steintf. 16 Gr. 'jbb. V S. 296 IT.
* C. l^f'ejf'erkorn : Die Religionen der Erde in geographisch -statisti-
scher Hinsicht. Progr. d. G. zu Königsberg u\ d. Neum. Schwedt. 36
(23) S. 4. Jbb. IV S. 441 ff.
f Ch.ttn. Gtli. Scholz: Handbuch zur Kunde von Deutschland und Preus-
sen. Ein Hüifsmittelzur zweckmäss. Behandlung dieser Jjänder ; für Schulen.
Haus ; in besond. Bezieh, auf K. Hälsig's Wandcharte von Deutschland. Is Hft.
Breslau, Grüson. XIV u. 170 S. gr. 8. 8 Gr.
Neuer Atlas der ganz, Welt nach den neuesten Bestimmungen, für Zei-
tungsleser, Kauf- u. Geschäftsleute jeder Art, Gymnasien etc., mit beson-
derer Rücksicht auf Steins Geographie. 8e verm. u. verb. Aufl. in 19 zum
Th. ganz neuen Ch. u. 7 Tbl. Lpz., Hinrichs. gr. Fol. geh. 3 Tldi-. 16 Gr.
Jede Charte einzeln 6 Gr. , jede Tabelle 4 Gr.
Neuer Handatlas über alle Theile der Erde, für Freunde der Erdk. u.
besond. z. Gebr. in Schulen. Herausg. von A. J. V. Ueimiscli. Erste Abth.
26 illum. Charten in gr. queer 4. Cai-lsruhc, Marx. geh. 2 Thlr. 4 Gr.
C. G. Reichard: Neuer Handatlas über alle Theile der Erde, lle um-
gearb. u. m. neuen Ch. verm. Aufl. ISürnberg, Campe. 1826. qu. Fol. br. 3 Thlr.
Stieler : Handatlas über alle Theile der Erde nach dem neuesten Zu-
stande und über das Weltgebäude. Neueste Aufl. 65 Charten mit ehiem Hefte
Erläuterungen. Gotha, Perthes. 16 Thk. carton. 16 Thlr. 12 Gr. Einzelne
Charten 6 u. 8 Gr.
Schulatlas über alle Theile der Erde nachdem neuesten Zustande. Nach
Stielers Handatlas verklcineit. 20 illum. Charten, u. \ Bgn. Text in Real 4.
7e verb. Aufl. Gotha, Perthes, geh. 1 Thlr. 12 Gr. [Ohne Namen u. schwarz
1 Thlr. 6 Gr.] Supplenientheft dazu, 6 ilhnn. Ch., geii. 12 Gr.
Neuer allgcm. Hand- u. Schulatlas in 25 lithogr. Blättern. Zum geogr.
Unterr. u. Gebr. f. alle Stände. Mit besond. Rücksicht auf die Lage der
Hauptgebirgsketten u. genauer Auszeichnung der Flüsse, Seen, pollt. Län-
derbegrenz. etc. ; nach den Bestinnnungen der neuesten Zeii\ trfassuiig be-
richtigt, u. den Angaben der vorzügl. geogr. Werke entvxufcn u. bearb.
Freiburg, Keruer. ()U. Fol. geh. 1 Thlr. 12 Gr. color. 1 Thlr. 22 Gr.
Nauester Sciiulatlas, nacli den bewährtesten Hülfsmitteln, astron. Orts-
bestimmungen u. den neuest. Zehereign. entworfen. Nt bsi. einem voUstäiid.
Texte, verfasse von einigen jHgendfreimden zur ersten Bildung in der Geo-
graphie. 37 Clurtn. Aug^b., Walch. (Lpz., Hinrichs.) tpi. 4. 1 Thlr. 16 Gr.
Vcrzeichniss j<1hIoI. Schrr. r. 1827. l
42
Schulatlas der {janzi n Krtl<" zum Gehiauche beim ersten und zweitou
KUiiunlaiiiiiteriicht in der Geoj^raphie, von Krümmer. Breslau, Grüson. 19
Wandcliärteii, jede in 4 Blättern, u. 19 Handcharton. Jede Wamloharte ko
stet 12 — 14 Gr., jede Handcharte 3 — 4 Gr. ^iz. * in d. geogr. Ephem.
Bd. 21 St. 6 S. 187 — 90.
Neuer Schulatlas der Erdbeschreibung. Nach den neuesten u. bessten
Charten verkleinert. 17 lil. in qu. 4. Halberst. , Brüggemauin. 1 Thb-.
G e schichte.
J. Sant. Ersch : Literatur der Geschichte und deren Hülfswissenschaf-
ten Seit der Mitte deslSteu Jahrh. bis auf die neueste Zeit; systematisch bear-
beitet u. mit den nöthigen Registern versehen. Neue, fortgesetzte Ausg.
Aus der neuen Ausgabe des Handbuchs der Deutsch. Liter, besonders ab-
gedruckt. Lpz. , Brockhaus. 1388 gespaltene Column. gr. 8. 3 Thlr. 8 Gr.
jiz. " in d. Lpz. L. Z. Nr. 291 S. 2324 — 27 [die melu-ere Nachträge liefert]
u. in Becks Rep. Bd. I S. 447 f.
Forum der Critik im Gebieteder Geschichte und ihrer Hülfswissenschaf-
ten. Nebst Anthologie characteristischer Züge u. Gemälde, vorzügl. aus dem
Mittelalter. Herausgeg. von Fr. ITachter. Altenburg, Lit^ratm-Comptoir.
Is Hft. 1828.
J. F. Fries'. Ideen zur Clu'onographie oder zur Kunst des Entwerfen»
sinnlicher Hülfsmittel historischer Zeitrechnung. Rostock. (Stiller.) 58 S.
8. nebst 2 TabeUen. lAz. * in Beck's Rep. II S. 446 f.
Hopfensack : Grundsätze des histor. Unterrichts, s. Pädagogik.'
* Fr. Munter '. Der Stern der Weisen; Untersuchungen über das Ge-
burtsjahr Christi. Kopenhagen. 117 S. 8. m. IrKftf. Gute lAz, von Heeren
in d. Götting. Anzz. St. 157 S. 1566 f. Jbb. IV S. 463.
G. Hasse/: Allgemeines Handwörterbuch d. Gesch. u. Mythologie, in
e. alphab. Reihenfolge der denkwürdigsten, mythischen, histor. u. literar.
Personen vom Anbegiim der Gesch. bis z. J. 1825. Weimar, Ind.-Corapt.
Bd. I Abth. 2. Ap. — liad. Mit 8 genealog. Tabellen. 340 S. gr. 8. br.
2 Thlr. Bd. 2 Abth. 1. Bä — Bei. 406 S. u. 1 lithogr. Bildiilss. br. 2 Thlr.
F. C. Fetri: Vorblätter zu, manchen Hand- und Lelu-büchern alter
Geschichte , besonders von Schlosser und Galetti. Lpz. , Hartmami. 30 S.
gl-. 8. geh. 4 Gr. Kurze Az. ' in Beck's Rep. III S. 118.
jllh, Leop. Jul. Ohlerf. Leitfaden zum Unterricht in d. Geschichte.
Königsberg. (Unzer.) Ir Cursus, 1825. 2r u. 3r Cm-s. 1826. (Bis zur Ent-
deckung von Amerika.) 48, 48 u. 64 S. 8. Kurze lAz.* in d. Schulzt. 1 L.
BI. 32 S. 256.
C, jnih. TFiecke: Tabellarische Uebersicht der allgemeinen Geschich-
te, als Hülfsmittel bei dem histor Unterrichte in den obern Gymnasialclassen.
le Lief.: Tabellen zur alten Geschichte. GJlogau u, Lissa, Günter. 8 Tab.
gr. fol. 12 Gr.
C. H. Hornschuh: Abriss der allgem. Weltgeschichte für höhere Bil-
dungsanstalten. Erlangen, Palm. 11| Bgn. gr. 8. 12 Gr.
Fr. ,4(1. Beck: Grundrissder Weltgeschichte für mittlere Gymnas. -Cl.
u. höh. Bü.-^ersch. Mit bestand. Hinweis, auf Pölitz's Weltgesch. begleitet.
Coblenz , neue Gelehrt. - Buchh. 12 Bgn. 8. 15 Gr.
Fr. Nösselt : Kleine Weltgeschichte f. Bürgersch. u. d. mittl. Cl. d.
Gymn. Lpz. , G. Fleischer. XX u. 340 S. gr. 8. 20 Gr.
Fr, Nosselt: Lehrbuch der Weltgeschichte f. Bürgersch. u. die mittl.
Class. d. Gymn. Mit besonderer Berücksichtigung d. Deutschen Geschichte.
Lpz., G. Fleischer. XXXI V u. 1166 S. gr. 8. 3 Thlr. Unwesent-
liche Jz." von HTmann im Dresdn. Wegweiser Nr. 77 S. 305, wünscht man-
ches wärmer u. edler dargestellt.
Fr. EUendt : Lehrbuch der Geschichte für d. ober. Cl. d. Gymnas. Kö-
nigsberg, Bornträger. XIV u. 615 S. gr. 8. 1 Thlr. 12 Gr.
. Th. B. IVelter : Lehrbuch der Weltgeschichte für Gymn. u. höhere Bür-
43
gersch. Münster, Coppenratli. IrTIi. : Die alte Geschichte. 1826. VI u.
326 .S. 8. 12 Gr.
Rauxchnik : Lelirlmdi der \VeItpcs«;liichte zum Cel)riui(;h in Gyinaas.
u. höh. Bürjierseh. ("uhlciiz, Hölscher. \\ ii. .534 S. 8. 1 'J'hh-. 4 Gr. har-
ze A-. ' in d. Lpz. L. Z. Nr. 296 S. 2368. (Das Werk ^Y^rd auch i»3Abthli.
alsahe, mittle ii. ueiio (lesch. verkauft. 10 Gr. 10 Gr. u. 14 Gr. Vgl. das
Verzeichaiss von 1826 S. 38.]
Namen- u.Saclirc^rister zur allgemeinen Gescliichtein9Bdn. Von C. i'on
Rotteck. Kreiburg, Herder. ISS S. 8. 1 Thlr.
P. ui, Liehler: Kurzer Abriss der wichtigsten Völkcrgeseliichten de.s Al-
terthum.s, mit Geographie u. iMytiiologie verbunden. Kür Öeluil. u. d. Seib.st-
uuterr. Manheim, Schwiii. 9 Hgn. gr. 8. 8 Gr.
C. JFilh- f Hecke: Abriss der alten Geschichte für die obern Gynma-
.sialclassen. Glogau u. Lissa. XVI u. 269 8. gr. 8. 16 Gr.
Fr. Chstn. Schlos.it'r: Lfuiversalhistor. IJebcrsiclit der Ge.sch. d. alten
Welt u. ihrer Cuhur. Die G('s;:hichte der Zeiten von der Hildung des Erd-
balls bis auf den Untergana des Köm. Reichs. Krankf. a. INI., Varrentrapp.
Th. 1 Abth. 3. 444 S. gr. 8. 2 Thlr. weiss Pp. 2 Thlr. 16 Gr.
Zusätze u. Umarbeitungen aus der vierten Ausgabe der Idee» über die
Politik u. den Handel der \ ornelunsteii Völker des Alterthums von ,/. //. A.
Heeren; in zwei Theilen, für die IJesit/er der frühern Ausgaben besonders
abgedruckt. Göttinireii , \ aiidenhöck. Th. 1: Asiatische Völker. 400 S.
Th.2: Afrikanische Völker, 616 S. gr. 8. m. 2 Ch. u. 3 Grundrissen. 2 Thlr.
Kurze Az. in d. Götting. Anzz. St. 16.5 S. 1641 f.
7i[///;/e] i'. L[ilifinst'-rn?, : Geographische Darstellungen zur ältesten Ge-
schichte u. Geograjihie von Aethiopien u. Aegvpten. Mit einem universal-
historischen Atlas d. i. einer anschaulichen Darstellung der gesammten Welt-
geschichte nach wissenschaftl. Kntwickelung, von den frühesten .Sagen bis
auf die gegenwärt. Zeit, ia Charten, Tabellen u. and. geogr. Constructio-
nen. lierlin. Dunker u.H. IsHft. Text: XXXIu.302 S. u. 1 Tabelle, gr. 8.
4 illum. u. 2 schwarzeSteintf.u. 3Tabb.gr. Fol. 4 Thlr. — Mit dem Atlas auf
Velpp.4Thlr. 12Gr. Gute ///r. * in d. Götting. Anzz. 8t. J31S. 1297— 1304.
C ohUmI th' s Geschichte der Griechen, von den frühesten Zeiten bis auf
den Tod Alexanders des IMaced. Nach dem Engl.' frei bearbeitet , mit ein-
geschalteten Berichtigungefi, einer Ueber.sicht der Lage des Landes u. der
Gesch. derWisseuschaften in Hellas vermehrt. 3e verb. AuH. 2 Bde. Würz-
burg, Stahel. Vin u. 536 S. gr. 8. 1 Thlr. 8 Gr.
Henry Fjnes Clinton : Easti Hellenici, the civil and literary Chronolo-
gie of Greece from the LVth to the CXXIVth Olympiad. Second edit., with
additions. Oxford , Clarendon Press. LX u. 467 S. gr. 4. ^z. ♦ in Beck'.s
Rep- 11 S 460. [Erste Aldi. 1824. s. Heck's Kep. 1824, II S. 2.58 If.]
Griechenlands ursj)rüng!. Geschichte begründet auf Sternkurule u. Göt-
terlehre. In Briefen des H. Ral>aiid de St. Etienne an H. Bailly. Nach dem
Kranzös. v. M. A. Diesinp. ^lit einer Vorrede von J. J. hitirow. Wien,
Ludwig. 262 .S. gr. 8. 1 Thlr.
jl. Schroeder: Cummentat. de rebus Milesiorum part. I. I'rogr. »Slral
sund. 74 (26) S. 4.
J. T/ieod. Fdmel: De pace Liter Athenienses et Phiii|»pimi Annntae t".
per legatüs celeberrimos composita. Progr. Erankf. 24 f21 ) S. gr. 4.
Fr. Stiller: Versuch einer (Teschiclitc (Jriechenlands , von der l'Ji'obe-
ning dessell)en durch di<; Kömer bis aul das J. 1820. Altona. (Lpz. , Kein.)
10 Bgn. 8- gHi. 12 Gr.
Geschichte de« Kaiserthiuns von Trapezunt, verfasst von J. l'/i. Fall
merayvr. [Eine von (h-r Gesellsch. «Icr \\ issenscli. z. Kopenhagen 1824 mit
Auszeichnung gekrönte Preisschrift.] München, Weber. XX u. 354 S. gr. 4.
6'i'hlr. Velpp. 7 Thlr.
IFilli. Itnttißer: (»esithidite der Carlhager na«li den Quellen iK-ariiei
tet. .Mit 1 Charte. B.rlhi, Kücker. XII u. 486 S. gr. b. .2 Thlr. Eine
44
gutf! Tter. in d. Heldelb. Jahrbb. 6 S. 591 — 601 berichtet über den Inhalt, rühmt
vollständige Ueiuitziiiifj; <ler Quellen ii. d. einfaclicn u. angemessenen Stil, ta-
delt aber, mit vielen belegen u. Nachweisuiigen des Bessern, die historische
Darstellung (Pragmatismus) u. vermisst gehörige Würdigung u. Auffassung
der histor Data Eine ^ute Rsr. von Urumonn in d. Jahrbb. f. wissensch.
Krit. Nr. 150 — 52 S. 1 193 — 1210 rühmt sorgfältiges Quellenstudium, schickt
eine allgemeine Einleitung über Karthago's historische Bedeutsamkeit voraus,
und geht dann viele einzelne Stellen durch mit vielen und guten Gegenbe-
merkungen.
Fninc. Fiedler: De erroribus Aeneae ad Phoenicum colonias pertinentj-
bus. Progr. Wesel. 26 (20) S. 4.
B. G. Niehu/ir: Römische Geschichte. Erster Th. 2e, völlig umgearb.
Aufl. Berlin, Reimer. XVI u. 657 S gr. 8. 3 Thlr. 8 Gr. Az. in Beck's
Rep. I S. 358 — 363. ^z." imTübing. Lit. Bl. Nr. 64 u, 65 S. 253—56
u. 259 f., die nur hin u. wieder Klarheit des Ausdrucks vermisst, sonst nichts
Wesentliches über das Buch berichtet.
G. Graf/': Abriss der Rom. Geschichte, tabellarisch geordnet, mit dem
Nöthigsten aus der Cultur-, vorzüglich Literaturgescldchte, u. der Geogra-
phie, nebst 1 Charte von Italien, ein Leitfaden zu geschichtl. Vorträgen,
zunächst für die mittlem u. ob. Class. d. Gymnas. Giessen, Heyer. 9^ l^gn.
Fol. 12 Gr. I Auf gleiche Weise ist ein Abriss der Deutsch. Gesch. 1824,
Fol., erschienen. 1 Thlr.]
Zeittafeln der Römischen Geschichte, nebst einigen dazu gehörigen Ur-
kunden und Stammtafeln, für den Gebrauch beim Unterrichte in gelehrten
Schulen entworfen von Frz. Fiedler. Wesel , Bagel. 94 S. gr. 4. 18 Gr.
JAz. " in d. Lpz. L. Z. Nr. 216 S. 1726 f._
Edw. Gibbon : The history of the decline and fall of the Roman empire.
New and elegant edition with plates. Complete in 11 Volumes. London.
(Lpz., Fr. Fleischer.) 8. 16 Thlr. [Eine Ausgabe desselben Werks in 12 Voll,
erschien London 1825 gr. 8. 21 'rhk.]
Gibbon s history of the decline and fall of the Roman empire ; adapted
to the use of families and young persons : in which tlie civil , political , and
military transactions of the empire are given in the powerful language of the
author | but the indecent expressions , and all allusions of an improper ten-
dency . have been erased. By Thomas liowdler. In 5 vols. London, Long-
man. 8. 3 ft'. 3 Sh. _
Montesquieu: Considerations surles causesde la grandeur des Romains
et de leur decadehce. Paris. 1826. 32. 18 Gr.
J. /?. Schels: Gesch. des süd-östl. Europa unt. d. Herrsch, d. Römer
u. Türken v. d. ältesten Zeit bis auf uns. Tage. 2 Bde. Wien , Heubner.
2r Bd. gr. 8. Beide Bände (68 Bgn.) 4 Thlr. 16 Gr. Oherfldchl. Az. bei-
der Bde. von C. ßdttiger im Dresdner Wegweis, im Geb. d. K. u. Wis-
sensch. Nr. 92 S. 365.
Helmke : De Constantini Magni vita, moribus et legibus penitus ex fon-
tibus repetita disputatio. P. I. Progr. Stargard. 34 (20) S. 4. Ange-
hängt ist S. 21 — 23: Anfang einer Uebersetzung der Aeneide, von G.
S. Falbe.
J. Hugo JVvttenbach : Historisch - antiquarische Forschung über das
Alter der Moselbrücke zu Trier. Progr. Trier. 1826. 38 (20) S. 4. Beck's
Rep. II S. 63.
^uffustin Thilsch: Veteris cum recentiore Germaniae status comparatio.
Progr. d. G. in Glatz. Breslau. 1826. 24 (13) S, 4.
Fr. von Kurowski - Eichen : Die Sonnentempel des alten Europäischen
Nordens u. deren Colonien. Eine Erforschung des mythischen Bodens der
Geschichte u. des Ursprungs der Völkerwanderungen. Is Hft. Berlin, Hold.
9 Bgn. 8. 1 Thlr. Ein Werk voll von den sonderbarsten Ideen , wovon
Gräfenhnn in Seebod. neuem Archiv Jahrg. II Hft. 4 S. 124—28 Einiges
mitgetheilt hat.
45
' ÜprvJi. Jof. i'fr/me/i/«?/-; Leitfaden beim Vortrage der Deutschen Gesell.,
für Sriiiiler der mittl. CiMiiiiasialclassen. Cölii , Jiacliem. 82 iS. kl. 8. 5 Gr.
Cüiupilatiuu aus Böici^er ii. Kohliausoli. Az. ♦ v. Jacob in d. krit. liibl. 2
S. 205 — 7, AM'ist nieliiere Druckfcliler nach.
J. Milbiller''s kurz fiefasste Geschiclite d. Deutschen zum Gebrauch beim
Unterr. in GMimas. ISoue ni. e.iiicin Anh. vormehrte Aufl. München, Lin-
dauer. XXXli u. S-iS S. 8. 16 Gr.
Ludw. Jiociu: Lehrbuch der Deutschen Geschichte ffir Schulen; nach
dem Phme seines {grossem Werks. Hannover, Hahn. XM u. 223 S. gr. 8. 12 Gr.
Th. Men^e: Haiulbucli der Geschichte der Deutschen, mit vorzüglicher
Derücksiclitijxung der Gesrli. der l'reuss. iNlonarchie. Cöhi, du iMont - Schau-
berg. Ir Dd. 15 Bgn. u. 2 geiieal. Tab. gr. 8. geli. 1 Thir.
JT'. Menzel: Die Geschichte der Deutschen iur d. reif. Jugend u. zum
Selbstunterr. In 3 Bänden. Zürich, Gesner. gr. 8. [ * Dd. 1 u. 2, 1825.
Jbb. V S. 8 ir.] Bd. 3 : Die neuere Zeit. XVlI u. 465 S. 1 Thlr. 6 Gr.
weiss Pp. 1 Thh-. 12 Gr.
Hemr. Luden: Geschichte d. Deutsch. Volks. -Gotha, Perthes. 3r Bd.
810 S. gr. 8. Subscrp.-Pr. 2 Thlr. 12 Gr. Velpp. 3 Thlr. 12 Gr.
J, r. F. Guts Mutlis u. J. A. Jacohi: Deutsches Land und Deutsches
Volk. Lpz., Leich. 8. 2r Bd. 3r Th. : Jacobi Vorgeschichte des Deutschen
Volks u. Reichs. 3r Th. m. 1 Kfr. 18 Bgn. 1 Thk. 12 Gr.
[Fr. Ad. Beck: Grundriss derPreuss. Gesch., von den ältesten bis auf
die neuesten Zeiten. Für mittl. Gjmn.-Cl. etc. Coblcnz, neue Gelehrt.-Bchh»
8^ Bgn. 8. 14 Gr.l
\J. Jier/in: Abriss der Brandenburg. Gesch. in chronolog^. Ordnung.
Ein Leitfaden für d. Unterr. Nebst e. Anhang der Preuss.u.Schlesisch. Gesch.
Mit Vorwort v. C. C. G. Zerrdnner. 2e verm. Aufl. Hehustedt, Fleckeisen.
7 Bgn. 8. 6 Gr.]
Chstn. Dan. Heck : Comment. de ratione et .sorte varia diuturnorum im-
perioruin. Progr. Lpz. 4. Kurze Az. v. Pöluz in d.Lpz. L. Z. Nr, 179 S. 1426 f.
M y t Ii o 1 o g i e.
Geograph. - bist. - mytholog. Handwörterbuch, s. Geographie.
Hassel: Handwörterbuch der Gesch. u. Mythologie, s. Geschichte.
J. Ileinr. Voss: Mythologische Briefe. 3 Bde. 2e verm. Ausg. Stutt-
gart, Metzler. XX u. 3Ö7, XXll u. 3S6, IV u. 351 S. 8. 5 Thlr. 16 Gr.
^ Kurzgefasste Darstellung der Mythologie für Freunde dieser V\ issenschaft.
INIit 30 lithogr. Abbildungen. Prag.' 1828. 8. 48 Kr.
Convcrsations on nnthology. In 1vol. 12. London, Longman. 5 Sh.
Abbildungen aus der Muhologie der Völker der alten Welt, als nöthiger
Behelf zu jedem mythol. Lehrijuche, in 68 lithogr. Blättern mit einem Sach-
-register. Roy. 4. u. 1 Bgn. Te.xt. Freiburg, Herder. 4 Thlr. 12 Gr.
Herrn. Clistn. If'etsse: Darstellung der Griech. Mythologie. Ir Th.,
einleitende Abhandll. enthaltend. Lpz., Barth. XXXIX u. 3.50 S. gr.8. 2 Thlr.
[Auch unter d. Tit.: Ueber den Begriff, die Behandlung und die Quellen der
Mythologie.]
Fr. Miinter: Religion der Babvlonier. 3e Beilage zur Rel. der Kartha-
ger. INIit 3 Kftf. Kopenhagen, Schubothe. l40 S. 4. 1 Thlr, 20 Gr. [Die
Kel. der Karthager erschien 1816. 2e Aufl. 1821. 171 S. 4. 2 Thlr. 4 Gr.
Vgl. Hall. L. Z. 1816 Nr. 178 u. 1822 E. Ul. 101. Die le Beil., über einige
Sardische Idole, 1822. 28 S. 12 Gr. Vgl. Lpz. L. Z. 1827 Nr. 95. Die 2e
Beil., der Tempel der liimnd. Göttin zu Paphos. 1824. 40 S. I Thlr. Vgl.
Lpz. L.Z. 1826 Nr. 153 u. d. Götihig. Anzz. 1827 St. 27 S. 263 f.]
M. ff. J/rJ/rer: Die Götterdienste auf Rhodi.s im Altenliume. Hft. 1:
Der Heraklesdienst zu Lindus. Zerbst, Kummer. X\ l u. 31 S. gr. 8. 6 Gr.
Fr. Cordes: Disputalio de oraculoDodonaeo. Groningen, van Bückeren.
1826. 93 S. 8. geh. Lpz. bei Weigel 1 Thlr., bei Barth 12 Gr.
If'iesto: Dcreligione et oraculo ApoUinia Delphici. Üniv.-Disp. Kopen-
hagen. 125 S.
46
TZ. J. F. Uenrichsen : De Phoenicis fabula apud Graecos, Romanos et
popiilos Orientales Conunent. IlPartt. Kopeiili. (Reitzel.) 1825 u. 27. 5 Ben
8. geh. 12 Gr.
Fr. Ant. Rigler: Commentatio de Hercule et Cercopibus. Progr. des
Gynin. zu Aachen. Cöln. 1826. 31 (16) S. gr. 4. Az. in Beck's Rep. U
S. 64 f.
Nardi : Dei Coinpiti, feste e giuochi conipitali degli antichi, e deil' au-
tico conipito 8a\'ignanense in Romagua. Pesaro. 8.
^Id. Fr. Funk: Dissert. de Nechuschthane ctAesculapii serpente. Univ.-
Sclir. Berlin. 1826. 28 S. 8. Az. in Pierer's medic. Annal. Hft. 2 S. 281.
AI. Bach : lieber die Eeschalfenheit und den verschiedenartigen Zweck
der, von den ältesten Völkern bis in die Zeiten des Christenthunis bestande-
nen, Asjle. Progr. d. Gyinn. in Glatz. Breslau. 31 (19) S. 4.
Fr. Ji'. Altenhurs:: Einige Gedanken über Deutsche Mythologie, sowie
über Cäsar's und Tacitus Ansichten von der Religion der alten Deutschen.
Ein Beitrag zu ilu-er Vereinigung. Progr. Schleusiugen. 40 (32) S. 4.
Philosophie und Rhetoi'ik.
lOüg : De pliilosophia ex sententia Aristotelis plane absoluta, nee tarnen
unquam absolvenda. Progr. Lpz. 18 (15) S. 4.
f A- Matthid'. Lehrbuch für den ersten Unterricht in derPliilosophie.
2e verb. Aufl. Lpz., Brockhaus. XVI u. 200 S. gr. 8. 20 Gr.
\ Ämad. Iferdt'. De rerum principiis secundiuu Pythagoreos. Progr.
Lpz. (Tauchaitz.) 26 S. 8. geh. 4 Gr. .Yz. in Beck's Rep. TI S. 225.
Ernst Reinhold: Beitrag zur Erläuterung der Pythagorischen Metaphy-
sik, nebst einer Beurtheilung der Hauptpunkte iii Hrn. Prof. Heinr. Ritter's
Geschichte der Pythagoi'ischen Philosophie. Jena (Cröker). IV u. 108 S.
8. 12 Gr. lAz. in Beck's Rep. II S. 242 — 44.
Pliilosophia Chrysippea. s. Gj-iech. Schriftsteller. — Platonica et
Aristot. s. ebend. Plato u. Aristoteles.
Ferd. Deycks : De Megaricorum doctrina ejusque apud Platonem et Ari-
stotelem vestigiis. Bonn,^ Weber. 102 (95) S. 8. 12 Gr.
C. eil. G. Zerrenner: Denkübungen, ein Schulbuch für Schullehrer - Se
nünarien, Bürgerschulen u. diejenigen Classen gelehrter Schiüen, in welchen
der eigeutl. philosoph. Unterricht vorbereitet wird. 2e verb. u. verni. Aufl.
Lpz., Barth. 1828. 190 S. 8. 12 Gr.
Sclu-iften von Massmann und Hobertag. s. Pädagogik.
J, FiiUenberg^ : Rhetorik für Gymnasien u. angehende Redner, mit be-
sonderer Rücksicht auf praktische Beispiele. Lemgo, Meyer. VI u. 160 S.
gr. 8. 12 Gr.
Religion.
C. dtli. Bretschneider: Lehrbuch der Religion und der Geschichte der
cluristl. Kirche, für die ob. Cl. der Gynm. u. für d. gebild. Stände überhaupt.
2e verb. u. verm. Aufl. Gotha, Perthes. XIV u. 3ü5 S. gr. 8. 20 Gr.
C. H. Schreyer : Die ächte reine Schriftreligion, oder die vorzüglichsten
Schriftstellen, welche die Wahrheiten des Glaubens und Thebens enthalten.
Mit einer Vorrede von 0. Tr. Otto Lpz., Fr. Fleischer. lOjBgn. 8. 10 Gr.
Fr. JV. Tilgenkamp : Einleitung in die biblischen Sc'r.riften. 2e sehr
bericht. u. verm. Aufl. — Auch unter d. Tit. : Biblische Propädeutik , ein
Beitrag zur Beförderung riciitiger Bibelkenntniss in geschichtl. u. moralisch-
religiöser Hinsicht. Zum Gebr. in höh. u. nied. Erziehungsanst. u. z. Selbst -
unterr. Hamm, Wundermann. 1823. 24 Bgn. gr. 8. 18 i^r.
* Fr. Ad. Beck : Deutsche Synopsis der drei ersten Evangeliston. Nach
der Griech. Synopsis de Wette's u. Lücke's bearbeitet. Ein Handbu<;h für
Lehrer m Schul! elu-ersemin. u. niedern Cl. gelehrt. Schul., so wie für jeden
denkenden Christen. Berlin, Amelang. 1826. 266 S. gr. 8. 18 Gr. Jbb.
II, 3S.,96.
47
F. TFisseler : Rlorpengebete filr die Schule. Wesel, Bagel. VITl und
92 S. 8. l>r. 8 Gr. ^
Proces sacrae in us. stud. jiiventiitis. CoUegit et cdid. J. M. ITauber.
MQnclien. (Laiulsluit, krüll.) 12^ ßj;»- "• 1 Kfr. 8. 7 (ir.
C"liristli<lu>s<j!esaii{;l)udi ffir höhere u. mittlere Schiiien. Herausgeg. von
C. ^. Rüdiger. Kroihcrg. Cruz u. Gcrl. \ IIJ u. 136 S. 6 Gr.
Saiiiniluiig geistliclier Jjedcr y.uin Gebraucl» für Schulen. Ein Anhang
zum Dresdner Gesanghtich. Lpz., Vdgel. 15 Bgn. 8. 10 Gr.
Schul - u. Gesiuigbuch für die Öinganstalt zu bVeiburg in Breisgau.
[Von C. C. Buttniger u. J. lAitig. \ 2 Bde. Freiburg, Herder. 28J Bgn. in
Steindr. 4. geh. 1 Thh-. lö Gr.
Scluriften von Quistgaard, Brauns, Schauh u. Stöphasius. s. Pädagogik.
Gesanglehrc.
■f- /. G. Hientzsch : Ueber den Musikunterricht, besonders im Gesänge,
auf GjTiin. u. Univers. etc. Breslau, Max \\. C. 94 S. gr. 8. geh. 10 Gr.
A. IT. Wenzel: Ueber den Unterricht in der Musik auf Gymnasien.
Progr. Salzwedel. lAz. von Gräjenhan in Seebod. neuem Archiv Jahrg. 11
Hft. 4S. 121 — 23.
K. Glaser: Musikalisches Schulgesangbuch, methodisch geordnet nach
Natrops Anleitung zur Unterweisung iju Singen. 2s Bdchii. Essen, Bädeker.
135 S. gr. 8. geh. 18 Gr. [Das erste Bdclin. 1821. 18 Gr.]
A'. Glaser: Dreistimmige Choräle zum Gebr. für Bürgerschulen, Insti-
tute, Gymn. u. kirchl. Gemeinden, die ohne Begleitung der Orgel singen,
mit untergelegten Worten. Barmen. (Essen, Bädeker.) Is Hft. 3| Bgn.
gr. 8. 8 Gr.
Cantica sacra in us. studiosae juventutis. CoUegit et edid. J. M. Hau-
her. Cantui chorali accoimnoda\'it vocem organi C. Ett. München. (Lands-
hut, Krüll.) lOi Bgn. 8. 11 Gr.
Cantus firmus der Choral - Melodien von allen im Niemeyerscheii Schul-
Gesangb. enthaltenen IVIorgengesängen. Glogau, neue Güntersche Buchh.
1| Bgn. 8. geh. 2 Gr. ^ ^ ^ •
Sammlung zwei-, drei- u. vierstimmiger Gesänge, Lieder, Motetten u.
Choräle für INIännerstimmen vo^ verschiedenen Componisten, zunächst für
Gvmnas. u. Seminarieu etc. Herausgeg. von J. G. Hientzsch. Breslau (Go-
sohorski). 3s Hft. 1826. VI ii. 62 8. 4. 18 Gr. (Beck s Rep. 1826, III S.
190. Als zweckmässig gerühmt in einer ^-tz. in d. Schulzt. 1827, 1 L. Bl. 15
S. 120.] Neue Sammlung. Is Hft. 1827. Breslau , Grass, B. u. C. 48 S.
ijuecr 4. geb. 4 Gr.
Naturgeschichte.
Uebersicht der Naturgeschichte für den mündlichen Vortrag. Düsseldorf,
Schauh. 5 Bgn. 8. geh. 8 Gr.
Fr. Ad. Heck: Grundriss der Naturgeschichte. Für Gymnasien , höhere
Bürger- u. Realschulen. Bonn, Marcus. XVI u. 48 S. 8. geh. 6 Gr.
J. G. Jjumnitzer: Lehrbuch für den ersten, systematischen Unterricht
in der Naturgeschichte. Mit 12 illum. Kftf. Wien, Müller. 16 Bgn. gr. 8.
geb. 2 Thir. 12 Gr. [Steht in Bezug auf die 1825 von demselben \ erf. er-
schienenen naturhistor. Tafdn.]
G. H. Schubert: l^ehrbuch d»r Naturgeschichte fürSchuleri u. Z.Selbst-
unterricht. 3e verm. u. verb. .4ufl. Erlangen, Heyder. 19 Bgn. 8. 8 Gr.
mit schwarz. Kfrn. 1 ThIr. 8 Gr. mit gemalt. Kfrn. 2 ThIr.
48
Mathematik.
J. Fr. Lorenz: Grundriss der reinen u. iingewamlten Mathematik, o<l.
Erster Cursus der pesanimten Mathematik. GeAufl. Ir Th. leAbth. : Grmid-
riss der reinen Mathematik. Herausgeg. von C. L. Gerling. 2e AuH. Hehn-
städt, Fleckeisen. XXXMll u. 148 8. gr. 8. mit 11 Kftf. 22 Gr.
J. C. F. Jiaumgarten: Handbuch für Lehrer, welche zu gleicher Zeit
zwei oder drei Schülerabtheilungen nach verschiedenen Abstufmigen im Kopf-
rechnen üben wollen. In 2 Theilen. Quedliid)urg, Kasse. Th. 1 : Aufgaben
für 2 Schülerabtheilungen. 120 S. queer 4. 20 Gr.
.//. Fetzold : Leitfaden für den Unterricht in der demonstrativen Arith-
metik. Neisse, Einert. 204 S. 8. 14 Gr.
Fr. Kries: Gründl. Anweisung zur Rechenkunst für Geübtere. Nebst
einer kurzen Einleitung in die Geometrie. 3e sorgfält. verb. A\ifl. Mit 2 Kftf.
u. 1 Tabelle über einige Münzsorten. Gotha, Becker. 21 Bgn. 8. 18 Gr.
^ G. C. Otto : Lehrbuch der allgem. Arithmetik für den praktischen Un-
terricht in der Buchstabenrechnung und der Algebra oder Gleichbeitslelire,
den Functionen u. ihren Veränderungen oder Dlfferenzial- U.Integralrechnung
u. den höhern Gleichungen. Dresden, Wagner. 1826. ISf Bgn. gr. 8. 1 Tlilr.
J. C. H. Ludewig: Lehrbuch der Arithmetik und der Anfangsgründe
der Algebra. Hannover, hai.n. XVI u. 412 S. gr. 8. 1 Thlr. 18 Gr.
Jac. Struve : Ueber die sogenannten Numeri abundantes oder die Ue-
berfluss mit sich führenden Zahlen, besonders im ersten Tausend unserer
Zahlen. Progr. Altena, gedr. bei Hammerich. 27 S. 8.
Just. Günih. Grassmann : Ueber den Begriff u. Umfang der reinen Zah-
lenlehre. Progr. Stettin. 60 (40) S. gr. 4.
C. L. G. IVinckler: Die Logarithmen der Zahlen der Sinus u. Tangen-
ten mit 5 Dezunalen. Mit einer Anweisung zum Gebrauche für Schulen.
Halle, Ruff. 10^ Bgn. 8. 15 Gr.
J. MÖhling: Handbuch für Schüler, welche die niedern mathematischen
Wissenschaften an der Seite eines Lehrers studircn. Wien. (Lpz., Liebes-
kind.) 1826. 36 Bgn. gr. 8. u. 36 Sttf. gr. 4. 4 Thlr.
J. C. LückenliüJ : Anfangsgründe der Buchstabenrechnung und Algebra.
Münster, Theissing. 11 Bgn. 8. -10 Gr.
F. J. Göbel: Grundsätze der allgemeinen Grössenlehre. Frankfui't, An-
drea. 13 Bgn. gr. 8. 20 Gr.
D. P/i. Molitor: Systemat. Entwickelung der allgemeinen reinen Grö-
ssenlehre, zum Gebr. d. hohen Seh. u. höhern Class. d. Mittelschulen, so wie
zum Selbstunterr. Heidelberg, Osswald. Ir Th. Enthält die unbedingte Er-
zeugung des Bestimmten aus dem Bestimmten u. aus dem Unbestimmten.
17 Bgn. gr. 8. 1 Tbk. 8 Gr.
J. Andr. Matthias : Leitfaden für einen heuristischen Unterr. über d. all-
gemeine Grössenlehre u. die gemeine Algebra, die Elementargeometi'ie, ebene
Trigonometrie u. die Apollonischen Kegelschnitte. 4e neu bearb. u. verm.
Aufl. Mit 7 lithograph. Tfn. Magdebm-g, Heinrichshofen. X u. 298 S. gr. 8.
1 Thlr. Eine Az. * in d. Hall. L. Z. Erg. Bl. 117 S. 935 f. weist die Ver-
besserungen dieser Aufl. kurz nach. Vgl. dieselbe L. Z. 1816 Nr. 94 und
1821 Erg. Bl. 43.
J. Jos. Ign. Hoff mann : Der mathematische Jugendfreund, oder po-
puläre Darstellung der Grundlehren der reinen u. angewandten Mathematik
für Anfänger. Mainz, Kupferberg. 8. 3r Th.: Der geometrischen Abthciking
IrBd. : Die Elemente der Geometrie und Trigonometrie. 363 S. u. 11 Sttf.
geb. 1 Thlr. 8 Gr. 4r Th.: Der geom. Abth. 2rBd. : Die Elemente der Ste-
reometrie, nebst Anwendung der Algebra auf die Raumlehre. 318 S. und 7
Sttf. geb. 1 Thk. 8 Gr. Az. * in d. Hall. L. Z. Erg. Bl. 119 S. 952, die
etwas mehr Ordnung u. Consequenz verlangt. [Der le u. 2e Tii., der alge-
braische Jugendfreund, erschienen 1824 u. 25. 2 Thlr. 16 Gr. Vgl. Hall.
L. Z. 1827 Erg. Bl. 81.]
49
J. J. Littrow: Elemente der Alijebra und Geometrie. Wien, Heubner.
XII u. 456 S. ^r. 8. lu. 2 kftf. 2 Tlilr.
//'. Mensin^: (geometrische Vorübungen nach sjnibolisirender Methode
Progr. Erfurt. 47 (24) S. 4.
i'V. V. Kausler: Die Elemente der Geometrie. Zum Behuf des Unterr.
an INlilitairschul. u. höli. J.,ehranstalten. Ausj^earb. nach Legendre. IMit2Kftf.
Ludvvigsburg, Nass. 100 S. 8. 16 Gr.
Fr. Octemmin: IMateriaru'ii für den lieuristlschen Unterricht in der Geo-
metrie. Zur Beförderung eines gründlichen Stuiliuins dieser Wissenschaft
überhaupt und zur z\ve( luuässigen l'rlvatbescliäftigung dejr Schüler in d. unt.
u. mittl. Cl. d. gel. JSch. insbesondere. Halle, Gebauer. VII u. 136 S. 8. m.
7 kftf. 15 Gr. yt///i,-;//. u. oherßnrhf. Az. f u» d. L|>z. L. Z. Nr. 298 S. 2384.
Grashot : Ueber die ersten BegriJVe der Geometrie, zunächst mit Be-
zug auf Parallelen - Theorien. Progr. Cöln. 1826. HS. u. 17 S. Schulnachr.
4. Kurze Az. von Rschweiler in <l. Schulzt. 2 Nr. 68 8. 543.
//'. A. Forstemann: Lehrbuch der Geometrie, besonders aisHülfsmittel
zum Unterricht an hölnrn Bildungsanstalten. Ir Th. : Ebene Elementargeo-
metrie. i\lit7kftf. Danzig, Anliuth. 17 Bgn. gr. 8. 1 'J'hlr. 12 Gr.
A. MiiUi'r--. Geonit tris(;he Constructionslehre, oder zeichnende Geome-
trie, nach einem neuen Plane bearbeitet. iMit29 Steiaabdr. Heidelb., W inter.
9^ Bgn. gr. 4. 1 Thlr. 12 Gr.
Behas,l'el: Anweisung, in ein gegebenes Dreieck ein Viereck von gege-
bener Gestalt einzuschreiben. Progr. Elberfeld. 1826. 4. lAz. von Escli-
weiler in d. Schulzt. 2 Nr. 67 S. 537 ft".
L. E. SitJ/'rian : Problematis dato triangulo rectilineo quadratum inscri-
bendi solutio. Progr. Aschersleben. 50 (32) S. 4.
Katzf^y : ^ ersuch, die Lelire von den kegelsclinitten oder sogenannten
Curven der 2n Ordnung aus einer neuen, bisher nicht beachteten, geneti-
schen Erklärung oder L'onstruction derselben abzuleiten. Progr. Münstereif-
fel. 1826. Az. T. Escbweiler in d. Schulzt. 2 Nr. 68 S. 545 f.
Ptfhatzek: Elemente der ebenen Trigonometrie für die Schüler des hles.
Gymnasiums. Progr. Oppeln. 48 (32) S. 4.
M. Chrzescinski : Entwurf der körperlichen Trigonometrie nach heuristi-
scher ^letiiode. Progi". d. Gymn. in Lyk. Gumbumen. 54 (20) S. 4. Vgl.
Jbb. V S. 115.
ZAmrrfrmann : Caiculus analytico - trigonometricus in brevl conspectn
positus. Progr. Beriin. 1826. 16* S. 4.
Fr. heuztri^er : Darstellung einiger Avichtigen Lehrsätze aus dem Ge-
biete der gesaimnten Anal)sis. Progr. Coblenz. 39 (15) S. gr. 4.
Pädagogik, Scliriftcii ii her Methodik und über gelelirtc
Schule« überliaupt.
Encyclopädisch- kritisches Kepertorium der neuen pädagog. Literatur.
Bearbeitet von J. Jf'. Worluin. Nürnberg, Riegel u. \\ . gr 8. Bd. 1 u. II.
IV, 126 u. 182 S. gr. 8. 1 'J'hlr. 4 Gr.
J. Chsip/i. V. Stiip/ia-tius : Beiträge zur praktischen Pädagogik u. Ho-
miletik, hl Al)handlungen, Schul - u. kanzel- Vorträgen etc. Nebst literä-
rij«t:hen Andeutungen. Als besond. Beilage. Is Hft. Glogau, neue Günter-
scheBuchh. VJu. 94 S.8. 10 Gr. Az. 7 ' in d. Schulzt. 1 L.BI. 31 S.2-t7 f.
C. G. /{el'M Das Jjcben u. <iie Schulein ihrer Weriiselwirkung betrach-
tet. Neb.st einem Anliaiu:e. l.ipz. , Hinrichs. XII u. 172 S. 8. 16 Gr.
Au-ifu/irl. JAy.. • in d. Schulzt. 1 L. Bl. 23 S. 177 — 80. Desgl. mit ein
paar Gegenbcmcrkk. von Sieuber ebenda«. 1 L. 131. 27. Kurze lAz. in Meck'.i
Kep. 11 S. 413 — 15.
C. Ch. G. Zerrenner : Grundsätze der Schulerziehung, der Sc hulkunde
und Unterrichtswirtsenscirift U\r Sclnilaufsclier, Lehrer und Lehrerbildungs-
anstalten. Magdeburg. Heiinichshofen. .3,}.^ Bgn. gr. 8. 2 Thlr.
Ferzeiclini^s jiliilul. Schrr. v. 1827. g
50
Fr. Thiersch: Uebcr gelehrte Schulen. 2rBd.: Die hohen Schulen mit
besonderer Rücksicht auf die Universität in München. Stuttgart, Cotta.
gr. 8. Abth. 1: Akademische Gesetzgebung und ilu-e Gewähr in Ingolstadt,
Landshut und München. 112 S. geh. 12 Gr. Abth. 2: Vergleichinig u. Be-
urtheilung der Systeme freier u. gezwungener Studien. 112 S. geh. 12 Gr.
[inericht von beiden Abthh. in d.Schulzt.2 Nr. 4l u. 42 S. 321 — 27 u. 329
— 35, in Auszügen.] Abth. 3: Von den Gewährschaften freier Studien und
dem akad. Lehrstande. 184 S. geh. 20 Gr. Abth. 4 : Ueber Verfassung und
Verwaltung der Univers, und über ihi-e Verbindung mit andern Instituten.
164 S. geh. 18 Gr. jiHg^em. Az. * des 2n Bds., die wenig vom Buche be-
rüiirt, aber sein Verhältniss zu Baiern nicht übel d£urstellt, in d. Blatt, f. lit.
Unterh. Nr. 192 S. 765 — 67.
Max. Furtmair : Bemerkungen über den Werth und die Bedeutung der
Baierischen Lyceen, mit besond. Rücksicht auf die Schrift des Hrn. Hfr.
Thiersch : über gel. Schulen. Landshut, Krüli. 44 S. gr. 8. geh. 4 Gr.
Aphorismen zu der Schrift von Fr. Thiersch : Ueber gelehrte Schulen,
mit besonderer Rücksicht auf Baiern. Frankf., Reinhei'z. 94: S. 8.
Paränesen für studirende Jünglinge auf Deutschi. Gymnas. u. Univers.
Gesammelt u. mit Anmei'kk. begleitet von Fr. Traug. Friedemann. Braun-
schweig, Meyer. Vinu.248 S. 8. geh. 1 Thlr. 4 Gr. [Enthält aus Thiersch's
Sehr. Ueher gelehrte Schulen die Abschnitte: Uehpr klassische Bildung
und über Methode der klass. Studien, und Gellerts Abb.: Von denF'ehlem
der Studirenden bei der Erlernung der JVissenschafteni\ Az. ** in d.Hall.
L. Z. Nr. 156 S. 401 —6. Unwesentliche Jz. * in d. Götting. Anzz. St. 161
S. 1608. Gute lAz. * in d. Jen. L. Z. N. 232 S. 409 — 16, die noch ehiige
literarische Nachträge giebt.
Schuppius: Dexi et utilitate, quam in rem publicam habent ludi litera-
rii, inprimis academiae. Gratul. - Sehr. 20 S. 4.
Dr. A. : Ueber das Verlegen der Universitäten in die Residenzen, und
das der Univers. Tübingen nach Stuttgart insbesondere. Tübing., Laupp.
1826. 56 S. 8. geh. 3 Gr. .
Dav. Schulz : De doctorum academicorum officiis. Gratul. - Sehr. Bres-
lau. 28 S. 4. Vgl. Jbb. III, 2S. 117. Grösstentheils abgedr in d. Schulzt. 2
Nr. 51 f. S. 405 — 13.
J. C. Lebr. Hantschke: Wesen und Zweck des Gymnasialunterrichts.
Eine Zuschrift an das g^'össere Publicum. Elberfeld, Schönian. 26 S. gr. 8.
geh. 4 Gr.
Zur öffentlichen Prüfung der Schüler der Petri - Schule .... ladet ein
der Dir. u. kön. Prof. Dr. Fr. Hiipfner. [Ueber Wesen und Bedeutmig hö-
herer Bürgerschulen.] Danzig. 1826. 26 (15) S. gr. 4.
Heinr. Theod. Ferd. Otto : Ueber Bildung überhaupt und Bildung durch
die Schule insbesondere. Nebst fortgesetztem (5ten) Bericht über den Zu-
stand der höhern Stadtschule in Sobernheim. Progr. Coblenz. 1826. 40(25)S.
8. Uz. in Beck's Rep. II S. 67, u. in d. Schulzt. 1 L.Bl. 15 S. 117 — 119.
Midier: Ueber einige Förderungsmittel der Jugendbildung. Progr.
Bromberg. 33 (17) S. 4.
Reniig Geist : Ueber Jugendbildung in gelehrt. Schulen. Progr. Kempten.
J. B. Friese : Welche Beihülfe hat der Schüler für die Schule nöthig ?
Progr. Kiel. 1826. 21 S. 4. Kurze Az. in d. Lpz. L. Z. Nr. 231 S._1847.
IViss : Ueber die einem Gymnasium nöthigen Apparate. Progr. Rinteln.
1826. 32 S. 4. Vgl. Jbb. III, 1 S. 120.
Leonh. Usteri: Ueber den uiunittelbaren Nutzen des Sprachstudiums.
Schulrede. Bern.
C. Theod. Pabst : De calumniis quibusdam , quibus hodie classicorum,
qui dicuntur , Graecor. et Latinorum Studium in suspicionera adducere co-
nantur, commentatio. Progr. Dresden. 32 (28) S. 8.
A. I. Vogel: Wider alte und neue Vorurtheife gegen Griech. Sprache
und Wissenscliaft. Progr. Neisse. (Einert.) 1826, 48 S. 4. geh. 8 Gr.
51
Herold : Ueber die grammatische Seite des Unterrichts in den alten
Sprachen, Progr. Cleve. 32 (^13) S. 4.
J'r. Tegner: Z\>ei Reden. Die Hedcutung des Studiums der Griech.
Literatur für unsere Zeit. Eine akad. Hede. Nebst eifier 8chulrede. Aus
dem Schwed. V. C 7,. /•'/-. iJ/o//«//v. Stralsund, Trinius. 4ßan. 8. geh. i) Cr.
f G. S. Falbe: De grammatieae et criticae studio in scholisrectedirigundo.
Progr. Stiu-gai-d. 1826. 34 (21) S. 4.
i/. Dohrn: Einige Worte über den Nutzen des Laieinschreibens. Progr.
d. Seh. zu Meldorf. Itzehoe gedr. b. Schöiiieldt. 16 S. 4. iV:;.f ind. Schul/.t.
2 Nr. 44 S. ib2.
* Fromme: Quomodo adLatine scribendum juvaripossuntscholarunialu-
mni, nonnuUis observatt., quae deuniversa re scholastica desunitae sunt, haud
intenipestive subte.Mis. Opusc. I. Progr. Soest. 1826. 38 (22) S. 4. Jbb.
IV S. 321 IV.
Scharbe: Zufallige Bemerkungen über unser Lateinisch -grammatisches
Zeitalter. Progr. Sorau. 28 (21) S. 4.
C. Fr. Sarturius : De animo magno et excelso ex Graecae et Romanae
antiquitatis studiis percipiendo. Conunent. Basel, Schweighäuser. 16 S.
gr. 8. geh. 3 Gr.
Ender: Ein Wort der Aufmunterung für die Jugend zum Studiren orien-
talischer Sprachen. Progr. Glogau. ^z. f f von Gräfenhan in Secbode's
neuem Archiv 1827, 4 S. 120 f.
H. C. //. Eiclistädt : Dehortatnr prologus a contorta et difficili inter-
pretandi ratione. Progr. Jena. (I3ran.) 13 S. 4. \g\. Jbb. IV S. 350.
G. Loschin : Dass dem Unterrichte in der Muttersprache die Stelle, die
er in unsern Schulen einfiimmt, nicht vorengt , sondern vielmehr soviel als
möglicli erweitert w erden müsse. Zur Widerlegung gewisser Behauptungen
d. Hrn. Prof. Fr. Thiersch in München. Danzig, Müller. 32 S. 8. Kurze ^z. *
in d. Hall. L. Z. Nr. 295 S. 712.
* Martenx: f^inige W^orte über den sogenannten Deutschen Unterricht
auf GAinnasien u. ähnlichen Lehranstalten. Progr. Bielefeld. 1826. 32(12) S.
4. Jbb. IV S. 309 ff.
* Heibig : Ueber den Nutzen, der aus der Mittheilung der Schulpro-
gramme für den Gvmnas.- Unterricht im AUgcm. und insbesondere für die
Deutsche Sprache entsteht. Prugr. Breslau. 1826. 29 (10) S. 4. Jbb. V
5. 294 f. Kurze lAz. \.Gräf^n/ian in Seebod. neuem Archiv 1827, 4S. 123 f.
yf. L. Bucher: Von den Hindernissen, welche der Einführung eines bes-
Bern Ganges beim Vortrage der Erdkunde auf Schulen im Wege stehen.
Cöslin, Hendess. VUl u. 255 S. gr. 8. 20 Gr.
/. Ch.stn. Wilh. A. Hopfensack: Grundsätze des historischen Unter-
richts auf Gjmnasien. Progr. d. Gjmn. in Duisburg. Düsseldorf gedr. bei
Schreiner. 39 S. u. 27 S. Schulnachr. 4. Ganz kurze JVz. von Pölitz in d.
Lpz. L. Z. Nr. 312 S. 2494.
C. F. Brauns: Erweckung und Belebung des wahren Glaubens sey das
höchsteZiel der Erziehung. Progr. Cassel. 4. Jz. • ind.krit. Bibl. 5 S.500.
Fr. Scliaub : Ueber die Wichtigkeit des Religionsunterrichts auf Gjmna-
eien. Schulrede. Danzig, Gerhard. 1826. 24 S. 8. geh. 3 Gr.
J. C. (Juistgaard: De basi et fnndamento dognialuiu christianorum in
ßcholis ad maturiorem juventutis Institutionen» procurandaiu condilis justa ra-
tione tradendoruni. Progr. Slagelsa. 1826. 39 S. 8.
f J. G. Mu.s.sinaun: Darf auf G^iiinasien piiilosophischer Unterricht cr-
theilt werden oder nicht "^ Eine pädagog. Abhandlung. Berlin, Mylius. 40 S.
gr. 8. geh. 4 Gr.
f Heinh. EberJi. Ludic. /iuhertag : Ueber den Unterricht in der Philo-
sophie auf Gymnasien. Progr. Brieg. 38 (28) S. 4.
/////;. Ilahrdt: Was von der M.aliematik ist in einem Gynniasium zu
lehren? Progr. Saarbrütken. 1826. 28(17) S. 4. Az. in Bcck's Rep. II
S. 62 f. „:■ ■ . . ■^'■- :..'-
52
Döring: Ueber Metliode und Zweck des Declamationsunten-ichts. Progr.
Freiberg. ,
JVi s: Ueber die Metiiodik bei den schriftlichen Arbeiten der Schüler.
Progr. Rinteln. 1826. 32 S. 4. Vgl. Jbb. 111, 1 S. 120.
Chstn. Jf'iih. Schwarz.: Scrlptio suasoria , qua inonita quaedam scho-
lastica proponit. Progr. Ulm. 1826. 24 (23) S. 4.
Fr. Scluitieder '. Senecae praecepta artis legendi juvenibus commendan-
tur. Progr. Bricg. 1826. 27 (12) S. 4.
C. ff. Kriilis: Ueber ästhetische Bildung der Jugend. Progr. Schweid-
nitz. 1826. 20 (9) S. 4. lAz. von Gräfenhan in öeebod. neuem Archiv
Jhrg. II Hft. 4 S. 116 f.
Schraifiin: Abhandlung über Charakter -Bildung auf Gymnasien. Progr.
Leobschütz. 1826. 45 (28) S. 4. lAz. 'f von Gräfenhan in Seebod. neuem
Archiv Jhrg. II Hft. 4 S. 117— 19.
Haiiser : Von der Wahl eines Berufes, zunächst in Beziehung auf solche,
die sich dem Studiren widmen wollen. Progr. Erfurt.
* Index schülarum in univ. litt. Gryphiswald. per sem. aestiv. 1827 ha-
bendarum. [Abhandl. über d. herrschende Studiersucht.] 2 S. 4. Jbb. III, 4 S. 107.
Fr. Rusch : Mittheilungen an Jünglinge, die sich der Wissenschaft, Irts-
besondere der Theologie ^Yidmen. Erste Sammlung. Riga, Hartmann. 136 S.
8. geh. 1 Thlr.
J. y1. Sulzer: VoUständigeBeruhigungstudirender Jünglinge inDeutscb-
land u. in der Schweiz, welche am Scheidewege zu ihren Brodstudien in An-
sehung der Wahl des geistlichen Standes noch einiges Bedenken auf dem Her-
zen haben. Sulzbach, v. Seidel. 6 Bgn. 8. 8 Gr.
Gesell iclite der Gymnasien.
A. Matthiae : Nachricht von d. Gynuias. in Altenburg während des 25
jährigen Zeitraums von 1802 bis 1827. Progr. Altenb. 16 S. 4.
' Georg Jasper: Ueber das Schul- u. Erziehungswesen im kön. Baier.
Ilheinkreise v. j". 1817 — 27. Progr. 40 (26) S. gr. 4. [Abgedr. in Seebod.
neuem Archiv Jalu-g. 2 Hft. 4 S. 90 — 114.] Jbb. V S. 219 ff.
* C. Gfr. Sieheiis: Nachricht über einige Verbessennigen, welche im ver-
flossenen Schuljahre das Bauzner Gymn. erhalten hat. Piogr. Bauzen. 11 S.
u. 12 S. Schulnachr. u. Lectionspl. 4. Jbb. III, 3 S. 117.
* C. Willi. Siebdrat : Beschreibung der grossen und w ichtigen Verän-
derungen u. des ganzen jetzigen Zustandes des kön. Gymn. in Eisleben. Progr.
Halle. 22 S. 4. Jbb. IV S. 111.
Fischer : Ueber die Englischen Lehranstalten in Vergleich mit den uns-
rigen. Progr. Berlin.
Neunte Nachricht von dem Zustande der Hochfürstl. Landesschule zu
Gera, wodurch zur Anhörung einiger Reden . . . einladet A. Gthilf. Rein.
Gera. 1826. 12 S. 4. Kurze Nz. in d. Lpz. L. Z. Nr. 332 S. 2656.
C. Gtli. Anton: Materialien zu einer Geschichte des Görlitzer Gymnas.
im 19 Jahrh. Beitr..26. Progr. Görlitz. 1826. 24 S. 4.
Die Vatersche Stiftung zur Unterstützung hülfsbedürftiger Studirender
auf der Univ. Halle, nebst der Gedächtnisspredigt auf den verew. Dr. Vater.
Zum Besten dieser Stiftung herausgeg. von Benj. Jld. Marks. Halle, Wai-
senh.-Bchh. XVI u. 30 S. gr. 8.
Index lectt. in univ. lit. Jenensi per aestat. 1827 habend. [Ueber die
neue hoffnungsvoll begonnene Periode der Universität Jena.]
\lSiemntin:'] Chronik der Universität zu Kiel 1826. Kiel, gedr. bei
Mohr. 1826. 33 S. 4.
/*•'. Schwarz: Die milden Stiftungen für das Lyceum zu Lauban. (Fort-
setzung.) Progr. Lauban. 1826. 5 S. 4.
53
K. TV. Justi: Grmulzrijie einer Geschichte der Universität zu Marburg.
Marb., Kriefrei- u. (\ IV u. 132 S. 8. peli. 12 Gr.
('. Franc. C/istn. f/'flf^ner: Kastonim prorectoruniMarlxirpensium, alNli-
chaelt' C'oiuailo Cmtio inclioatonini et ad aiinum saeciili |)ro\iiue su|»oriori3
IjXXVII dediictürum, additis iioanullis exAcademiae annalibus, Continuatio.
Pro«;r. Marburg. 24 8. gr. Fol. Kurze Nz. in d. Göttiiig. Aiizz. St. 160
S. 1599 f.
VaTJ. a Colin i INlemoria professorum theoloijiac IMarburgensiumPhilippo
Magnaniino regiiantp. Gratiil. -Sehr. Breslau. 42 S. };r. 4.
K. JV. Justi: Die dritte Säcularfeier der Uuiversität Marburg. Nobst
den an beiden festlich. Tagen gehaltenen Reden, und einigen sich auf diese
Feier beziehenden Gesängen. Marburg, Gartlie. \ []l u. 80 S. gr. 8. geh.
10 Gr. Alli^em. lAz. vou Politz in d. Lpz. L. Z. Nr. 312 S. 2491 — 93.
Kurze JAz. von Heeren in d. Göttiiig. Anzz. St. 189 S. 1887 f., welche zu-
gleich über die bei dieser Gelegenheit geprägte Denkmünze Einiges bemerkt.
* Ji. Sokfland : Gescinchte des Tilünsterschen G>mnasiums, vou dem
Uebergance desselben an die Jesuiten im J. 1588 bis 1630. Älünster, Cop-
penrath. 114 S. 8. 8 Gr. Jbb. IV S. 315 If.
jyimmer: Kurze Geschichte der Lat. Stadtschule in Plauen im ersten
Viertel des 19 Jaiwhunderts.
M. Stör: Allgemeiue Erziehungs- tuid Unterrichtsgrimdsätze für das
köu. Gjmnasium in Posen. Progr. Posen. 43 S. 4.
Tfiss: Neunzehnte Nachricht über den Fortgang des Gymnasiums zu
Kintehi. [Systematische Uebersicht des ganzen Gymnasialiuiterrichtes.]
Propr. Rinteln. 32 S. 4. — Zwanzigste Nachricht. [NeueDiscipHnargesetze.]
Ebendas. 32 S. 4.
P. N. Tliorup : Vermischte Nachrichten, betreffend die Ripener Cathe-
dralschule. Progr. Ripon. 1826. 96 S. 8.
C. Kirchner : Die Verfassung und Lehreinrichtung des Stralsundischen
Gyninasii. Stralsund, Löftler. 43 S. 4. 9 Gr.
Gelehrt eil geschickte.
P.A. Budik: Leben und Wirken der vorzüglichsten Lat. Dichter des
XV — XVIII Jahrhunderts, sammt metrischer Uebersetzung ihrer bessten Ge-
dichte, beigefügtem Ori<;ina!te\le u. den nöthigen Erläuterungen. 3 Bde.
Wien, Waliishausser. Bd. 1 u. 2. 49Bgn. gr.8. Alle 3 Bde. 5i Thlr. Veh.n.
7i Thlr.
Das gelehrte Deutschland im 19nJahrh., nebst Supplementen zur 5u Ausg.
desscli)en im 18n. Von/. Georg Meusel. Neunter Bö. Bearbeitet v.J. // 7///.
Sigixrn. Lindner und heraiisgeg. v. J. Snm. Er.scli. Lemgo, Meyer. 834 S. 8.
Neuer Nekrolog der Deutschen. 3r Jhrg. 1825. [Herausgeg. von B. Fr.
Voigt.'] 2 Hfte. Mit dem Hilde des Königs Maxim. Joseph von Baiern. Il-
menau, Voigt. X u. 1643 S. kl. 8. cart. 5 Tlilr. lAz. * in Beck's Rep. II
S. 432 — 36.
Querard: La France litt ^ralre, ou Dictionaire bibliographiijue des sa-
vants, hi'^toriens et gens de lettres delaFrance. Tomel. Irellvrais. A- Der.
Paris. (Lpz., Ponthieu.) 8. 2 Thlr. 22 Gr.
Hesse: Verzeichniss geboriier Schwarzburger, welche sich als Gelehrte
oder als Künstler durch St hriften bekannt machten. 18s St. Progr. Rudol-
stadt. 19 S. 4. Ngl. Jbb. 111, 2 S. 122.
P. Friedrichsen: Erneuertes Andenken an die bisherigen Lehrer der ge-
lehrten Schule zu Husum. Progr. 1826. 40 S. 4.
Eichstädt: De Jo. God. Eicldioriiio, Illustri exemplo felicitatis academi-
'cae. Univ. -Rede. Jona, Bran. 7 Bgn. 4. Az. * von i/ee/-f/i in d.Götting.
Anzz. St 207 S. 2057 f.
August Hermann Kranke. EIhr Denkschrift zur Säcularfeier seines To-
des. Von //. E. Fcrd. Guerike. Halle, Walsenliaus-Bucldi. X u. 474 S. 8.
1 Thlr. 12 Gr.
04
• J. Chstn. Guil. Ludw. Doderlein : Memoria Dr. Lud. Helleri. Oratio
Erlangen, Palm u. E. 16 S. gr. 4^ geh. 4 Gr. Jbb. IV S. 212.
* J. Gtlo. A. Voigtländer: Einige Worte zum Andenken anM. Jo.Andr.
Jage. Prog. Schneeberg. 1826. 15 S. 8. Jbb. IV S. 208.
Fr. Scheibler: Memoriara Reinhardi Magni juventuti liter. stud. inpri-
misque theologis futuris et oratoribus sacris commendat. Sulzbach, v. Seidel.
1826. 3 Bgn. gr. 8. geh. 6 Gr.
Dem Andenken des verewigt. Hrn. M. Aug. Fr. Rudolph, gymn. Zittay.
cllrect. emer., von den Lehrern d. G>mn. Progr. Zittau. 1826. 6 S. Fol.
Grave : Zum Andenken Carl Gottlob Sonntag's. Riga. (Hartmann.) 43
Programme, in welchen nicht unmittelbar Gegenstände
der Schulwissenschaften behandelt sind.
* Geschichte der Kreuzzüge. Zweiter Anhang zur Geschichte desPabst-
thums, aus dem liter. Nachlasse des Dr. Gurlitt herausgeg. u. mit einigen
Ainnerkk. begleitet von Com. Müller. Hamburg, gedr. b. Meissner. 43 (36) S.
4. Jbb. V S. 319 f.
C. Gtlo. Kühn: Censura lexicorum medicorum recentium. Sp. VI — VIII.
Lpz. 12 (8), 12 (8) u. 12 (9) S. Sp. IX. 1828. 11(8) S. 4.
C. Gtlo. Kühn : Lexici medici propediem piodituri specimina quaedam
exhibentur. Spec. VI. Lpz. 1828. 12 (8) S. 4.
J. A. H. Tittmann : Lexici synonymorum in Novo Testamento Sp. VI
u. Vn. Lpz. 16 u. 14 S. 4. Az. d. 6n Sp. in ßeck's Rep. II S. 146.
C. H. A. Lipsius : De modorum usu in N. T., quaest. grammat. P. I
indicativi usum explicans. Habil. - Sehr. Lpz. (Hartknoch.) 94 S. 8.
Duv. Schulz : Disputatio de cod. D Cantabrigiensi. Breslau. 36 (33) S.
gr. 4. Vgl. Jbb. IV S. 474.
Mich. fFeher : Eclogae exegetico - criticae ad nonnullos N. T. locos.
Halle. 16 S. gr. 4.
Mich. JVeber: Eclogae exegetico - criticae ad nonnullos librorum N. T.
historieorum locos. I. Halle. 16 S. gr. 4.
C.Jeep : Explanatio loci Paulini 2 Corinth. Vin,2 — 11. Gratul.- Sehr.
Holzrainden.
C. Gtli. Anton : Pauca de duplici Lutheri versione loci Ephes. III, 19
verbis quidem, non autem sensu diversa, sed Lnprobabili, Görlitz. 1826.
14 S. 4.
Wilh. Jul. Vetter : Observatt. in nonnullos V.T. locos specimen. Progr.
d. Seh. zu Luckau. Lpz. 28 (16) S. 4.
Conr. Dietr. Hassler : Commentat. criticae de psalmis Maccabaicis,
quos ferunt, part. I. Ulm. 20 S. 4.
C.Fr. fVilh. Haaselbach: De schola, quae Alexandriae in Aegypto flo-
ruit, catechetica, qualis fuerit. Part. L Stettin. 1826.56 (36) S. gr.4.
Henr. Theoph. Tzschirner : De religionis christianae per philosophiam
Graecara propagatione. CoWient. I. Lpz. 16 S. 4.
Aschenbrenner : lieber Vernunft und über den nothwendigen Vernunft-
gebrauch in den Gegenständen der Religion. Aschaffenburg.
Lachmann : De virtute docenda. Zittau. 1826. 8 S. 4. Idem : De
virtute docenda et discenda, secundum Pktonis Menonem. Zittau. 1826. 4
5. 4.
«5
N a c h t r a
Morcelli: Rletodo tli stiidiare et uidicazione de libri della B'ibliotUeca
Morcelliana. Cliiari. 8.
Atti e Dissortazionl dell' Academia Romana d' Archeologia. Roma. 1827.
Vol. 111. cou 12 tav. 4.
iSopliodis tiaf^oediae MI. ad optt. exempl. fidem ac praocipue cod. vet.
Kloreiitinl a P. Elin.slejo collati eiiieiuUifac etc. Lpz. , Ilartmaiin. Vol. Vll:
Oedipus Coloncus. 158 S. {jr. 8. 16 Cir. s. S. 8.
öjophücle : Ocdipe ä Coloime, tragedie, texte grec, avec analyse et
uotes en fran^ais, par T"^. JT. Paris.
F. E. Jt'ulJJ'i Des Sophokles Ajax. Probe einer neuen metrischen Ueber-
setzung der Tragödien des Sophokles. Progr. Flensburg, 1826. 35 S. 4.
Thucvdidis de bello Peloponnesiato libb. VllJ. Edid. E. F. Poppo.
Part. 11 Vol. 111. Lpz., G. Fleischer. XVIH u. 445 S. gr. 8. 2 Thlr. 16 Gr.
s. Verzeichn. v. 1826 S. 6.
Chstn. Herrn. Jf'eisse: De Piatonis et Aristotelis in constituendis summis
philosophiae principlis dilVerentia. Progr. Lpz. 1828. 38 S. 8.
La Rhetoriijue d'Aristote. Traduite par M. ßfinokle Minas. Paris. 8.
F. C. Petersen : Conimentationuni de Libanio Part. 2, in qua de aliquot
Libanii descriptionibus operum artis agitur. Progr. Kopenhagen. 29 (28) S.
4. s. S. 13.
C, Gtlo. Kühn: De additamentis quibusdam, quae in cod. ms. Pauli Ae-
ginetae a Scaligero reperta fuerunt, num ad hujus medici secundam editio-
nem, ab auctore ipso factam , concludi possit quaeritur. Progr. Lpz. 1828.
16 (13) S. 4.
\ies des grands capitalnes de l'antiquite de Cornelius Nepos. Tra-
duction nouvelle, avec des notes, par Tabbe Paul. Nouvelle edition, revue
et corrigee. Paris.
Metamorphoses d' Ovide. Traduction nouvelle, avec le latin ä cöt^,
par M. Barret. Avignon. 2 voll. 12.
Pomponius INIela. Traduit en franc, .sur l'edition d'Abrah. Gronovius,
le texte en regard, avec dos notes critiques, geograph. et histor., par C. P,
Fradio. 2e edit. Paris. Wl voll. 8.
David: Methode pour studier la lange grecque moderne. 2e idit.
Paris. 8.
Vaucher'. Trait6 de la Syiitaxe latine. Geneve. 8.
Gardin Dumesnil: Synonymes Latins et leur differentes significations,
avec des exeraples tir^s des nieiüeurs auteurs. Paris. 8. 2 Thlr. 16 Gr.
J. Phil. Krebs : Anleitung zum Lateinischschreiben in Regeln und Bei-
spielen zur Uebung. Zum Gebrauch der Jugend. 5e verb. und verm. Aufl.
Frankf. a. INI.. Brönner. 1828. VIII u. 464 S. 8.
J. G. Masselin: Dictionaire uuiversel des geographies physique, liistor.
et polit., du monde ancien, du moyen ago et des tems modernes compar(^es.
Orn6 de cartes. Paris. 8. 7 Thlr.' 12 Gr.
Dictionaire geographi(|ue universel etc. par une Soci^tö de g^ographes.
Tome 111. 2e partie. Paris. 8.
66
B e r i c h t i ff u n ff e n.
In dem VoriähTigen V'erzeichniss sind folgende Irrthiimer zn berichtigen :
S. 2. Kof/ser's Bücherkuntie kostete im Prän. -Hr. 5 Tlilr. Iß Gr. , Laden -Pr.
8 Thlr. LeicWs /'erzeichnins kostet 18 Gr. Von Sei^bnde'fi Archiv und dem Rhein.
Museum koflet der ganze Jahrgang (H und 4 Hefte) 3 Thlr. und 4 Thlr. Der erste
Band von EbirV» Ueberlieferunfron zählt VIII u. 20H u. IV n. 212 .S. — S. 5. Der
Sojyhoch'S e schedis Elmsteji und von Thudivhuni sind richtig augegeben im V er-
zeicliu. V. 1Ö27. — S. 6. Busches Obervatt. sind iu Rostock erschienen. — S. 7. Thu-
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Leipzig bei Ponthieu Thlr. Gr., bei L. Voss u. Zirges 7 Thlr. — S. 14. Cic.
oratt. ni von Matthiä kosten 21 Gr. — S. 15. Der t itruvius von Stratico kostet
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1825. — S. 17. Der Livim von Drakcnborcb, Vol. 1 — XHI, kostet 39 Thlr. 12 Gr.,
Schrpp. 57 Thlr 14 Gr. Vol. Xll u. XIll zählen 131 Bgn. — S. 18 Celms von nal-
deck kostet lö Gr. — S. 20. Mottermundi epistolar. obsrur. viror. '!'. 1 zählt X\X
u. 334 S. Von Friedemnnn's l itis hominuni etc. erschien Vol. II P. 1 ib25. — S. 21.
ßalbVs Atlas ersch. Paris chez Rey et Gravier. VII, C.XLIII u. 415 S. 8, nebst XLI
Tabellen u. einem aiphabet. Ri'g. in gr. Fol. — S. 22. Feldbausch's Griech. Gram-
matik kost, ohne Anhang 16 Gr., mit Anhang 1 Thlr. — S. 23. Blume'» Uebungen
im Uebersetztn kosten 12 Gr., Partie-Pr. von 2.» Exeinpl. ä 9 Gr. — S. 27. Die
Grundzüge der Deutschen Lileraltir kosten in Breslau bei Korn 4 Gr. — S. 29.
Von Erhard's Handbuch kosten alle 4 Abthh. des 2n ("ursus 2 Thlr. 18 Gr. — S. 30.
Roquette's Vebungsstücke 3154 S. Desselb. Fron;:.. Lesebuch 11 u. 312 S. Salome's
Auswahl 332 S. — S. 33. Staekelberg's Apnllotenipet z. Bassä kostet 53 Thlr. 8 Gr.
Panofkd's J asi di premio Lnz. bei Voss 6 Thlr. JJoruw's Moni. Altertliiimer 12 Thlr.
— 8 Thlr. war der Prän.- Pr. — Hirfs Brautuchau erschien 1825. — S. 36. Der
le Bd. von Bröndsted's Reisen kost, im Subscr.-Pr. 10 Thlr. 16 Gr. Velpp. 16 Thlr.
8 Gr. — S. 37. Hornschulix Geographie kostet 2 Thlr. 8 Gr. Jdeler's Handbuch
Bd. 2 zählt IV u. 676 S. — S. 3«. Usann de Philistide erschien 1825. — S. 39. Lau-
r.za's histoire, Putis b. Dondey-Dupre XII u. 219 S. Das 4e Heft von ieicAt/pn'«
Forschungen ersch. 1825. — S. 44. Sendtner's Schrift über Lehre und Zucht ersch.
1825. Zerrertnefs Grundsätze IV u. 358 S.
In den Jahrbiichern Bd. I S. 301 Z. 22 ist zu lesen : VI Divv. ep. C, 2 statt T'l
Divv. ep. 2; S. 302 Z. 15 das statt duss; Z. 23 das Rollende statt das T'oll(7ide.
Bd. II S. 242 Z. 13 v. u. bonarietä statt bonazietä: Z. 6 v. a. enthobene statt enthobe-
nen; Z. 1 v.u. a Cesare satt a Caesare, Bd. III Hft. 1 S. 112 Z. 1 die Goldberge statt
Gdie oldberge; S. 117 Z. 5 v. u. Vir statt IF ; Hft. 4 S. 106 Z. 7 Universität «t.
Univertität. Bd. IV S. 245 Nr. 52) Evangel. statt Kath.; S. 298 Z. 2 v. u. Cor-
ruptel statt Corruptle; S. 475 Z. 4 341 statt 343; S. 479 Z. 1 Dr. Friedrich etc. st.
Friedrich etc. Ebend. S. 318 Z. 11 v. u. muss die Inschrift der Denkmünze: inclyto
Themidis ministro, nicht sarerf/ott heissen. Das Letztere Hesse sich vielleicht aus Horat.
Od. III, 1, 3 als Lateinisch rechtfertijrcn. Bd. V S. 36 Z. 8 lies: der Rhone, Z. 12
V. u. Bory, S. 37 Z. 4 AntiHon, Z. 23 Gevaudan , S. 38 Z. 15 v. u. Schönebeck,
S.39 Z. 4 v.u. Konieh, S. 44 Z. 11 u. 10 v. n. Die Herzogthümer, S. 47 Z. 24 Brega
Btatt JSer^e, S. 48 Z. 2 23^?p°ö DiVI., S. 50 Z, 27 Saane, S. 51 Z. 9 Sarzana,
Z. 29 Cesenä, S. 52 Z. 10 Aci reale, Z. 12 Mascali, S. 54 Z. 19 Mington, Z. 28
Eastriding, Z. 43 Maiclesfield, Z. 45 Jf hitby, Z. 46 Cheltenham , .S. 56 Z. 3 v. u.
Ostsee - Provinzen , S. 59 Z. 21) Äwtojp, S. 60 Z. 21 v. u. Taharistan , Z. 13 v. u.
Multan, S. 61 Z. 12 v. u. und S. 62 Z. 7 u. Ö Reeder statt Ruder u. Riiden , S. 62
Z. 9 Rohilkund, Z. 11 v. u. Kananor , Z. 10 v. u. Kirpai, S. 63 Z. 4 Bunsla,
Z. 10 Indur, S. 65 Z. 16 v. a. Benkulen, Z. 5 v. u. Samarang, S. 69 Z. 10 Potosi,
la Paz statt Potosi la Poz, Z. 18 v. u. Sergipr, S. 70 Z. 8 v. u. Bounty- Island»
statt Bountij, Islands.
Inhalt
von des dritten Bandes viertem Hefte.
Brcwcr : Lehrbuch der Buchetabenrechenkunst. — Vom Professor Wunder
in Meissen S. 331 — 347
BibHographie in d. Zeitung für die cleg. Welt.
Bibliographischer Anzeiger in Heckes Repert.
Bibliographie ron Deutschland.
Leich : Verzeichniss neuer Bücher d. J. 182G. ) Vom M. Jahn in Leipzig. 347 — 353
Barth: Verzeichniss neuer Bücher von 1827.
Thun : Verzeichnies neuer Bücher von 1827.
Leipziger Messcatalog von 1827. »
Lebersicht der in kritischen Zeitschriften des J. 1827 gelieferten Recensionen
und Anzeigen der philologischen und pädagogischen Schriften von
1820. — Vom M. Jahn in Leipzig 354 — 397
Juurnalnotizen. ........... 397 — 402
Ueber die Bedeutung des Wortes lippitudo und über die Ursache dieser
Krankheit. — Vom Prof. Dr. Lichtenstädt in Breslau. , . 403 — 405
Miscellen 405 — 419
Todesfälle 419 — 420
Schul - und Universitätsnachrichten , Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 420 — 424
Verzeichniss der philologischen und pädagogischen Schriften, welche im J.
1827 neu erschienen sind- Anhang. . . . 1 — 55
Register.
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PA JahrbUcher für Philologie und
3 Paedagogik
Bd.5
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