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Das Uebersetzung8recht für alle Sprachen und Länder
Vorbehalten.
Druck der Union Deutsche VerlagsgosHlschaft. in Stuttgart.
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Vorwort.
Die im vorigen Jahre zum ersten Male versuchte Beigabe
von Illustrationen ist von unseren Lesern und von der Kritik
mit so viel Beifall aufgenommen worden, daß der Verlag sich
in dankenswerter Weise entschlossen hat, diese weitere Aus¬
stattung des Jahrbuchs trotz der erhöhten Herstellungskosten
einstweilen beizubebalten. Die Zahl der Figuren ist in dem
vorliegenden Jahrgang gegenüber dem vorigen noch erhöht
worden.
In der Reihe der Mitarbeiter ist an die Stelle des der
Wissenschaft und der leidenden Menschheit allzufrüh entrissenen
genialen Hoffa, der mir seit vielen Jahren seine Feder für dieses
wie für andere Werke mit nie versagendem Interesse zur Ver¬
fügung gestellt hatte, Herr Prof. Vulpius (Heidelberg) getreten.
Ferner hat Herr Prof. H. Vierordt (Tübingen) infolge Arbeits¬
überlastung sein seit mehreren Jahren bearbeitetes Referat
„Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen“ abge¬
geben, und Herr Prof. Sckittenlielm (Erlangen) hat die Freund¬
lichkeit gehabt, sich der Abfassung dieses wichtigen Berichts
zu unterziehen. Endlich hat Herr Geheimrat Fürbringer
sein Referat „Krankheiten der Harnorgane“ diesmal in Gemein¬
schaft mit Herrn A. Citron (Berlin), statt wie bisher mit Herrn
Stettiner (Berlin), erstattet. Mit welchem rühmlichen Eifer
IV
Vorwort.
meine Herren Mitarbeiter sich fortgesetzt ihrer gewiß nicht ein¬
fachen, mühevollen Aufgabe unterziehen, lehrt am besten der
Umstand, daß wir diesen Jahrgang bereits Anfang Mai, vier
Monate nach Schluß des Berichtsjahres, herauszugeben in der
Lage sind. Möge ihre Arbeit in gleicher Weise wie bisher
die Anerkennung der deutschen Aerzte finden.
Herrn Dr. Mamlock danke ich auch in diesem Jahre für
seine Mitwirkung bei der Redaktion des Jahrbuchs.
Berlin, Ende April 1909.
Julius Schwalbe.
Inhalt.
Stute.
I« Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie (ein-
schließt. Bakteriologie). Von Prof. Dr. Hugo Ribbert,
Direktor des Pathologisch-anatomischen Instituts in Bonn.
(Mit 4 Abbildungen). 1— 20
Bakteriologie. 1—8
Allgemeine Pathologie. 8—12
Spezielle pathologische Anatomie. 12—18
Literatur . 18—20
II. Allgemeine Therapie .21—132
1. Diätetik . Von Med.-Rat Prof. Dr. F. Gumprecht in
Weimar. 21—28
Literatur . 27—28
2. Krankenpflege. Von Med.-Rat Prof. Dr. F. Gumprecht
in Weimar. (Mit 4 Abbildungen). 29—42
Allgemeines. 29 — 33
Verfahren und Apparate. 33—40
Literatur. 40—42
3. Klimatotherapie, Pneumatotherapie , Hydrotherapie, Bal¬
neotherapie. Von Reg.-Rat Prof. Dr. J. Glax in
Abbazia. (Mit 2 Abbildungen). 43 — 01
Klimatotherapie. 43—47
Pneumatotherapie. 47—49
Hydrotherapie. 49—50
Balneotherapie. 51 — 54
Literatur. 54—61
4. Radiotherapie. Von Dr. Max Levy-Dorn, leiten¬
dem Arzt am Kadiologischen Institut des Rudolf Virchow-
Krankenhauses in Berlin. (Mit 4 Abbildungen) . . 02— 82
Allgemeines. 02
Phototherapie. 02- 00
Radiumtherapie. 00— 09
Röntgentherapie. 70—78
Literatur . 78 82
d. Pharmakotherapie. Von Prof. Dr. M. (Jloetta in Zürich 8;;—112
Literatur .110 — 112
6. Orthopädie, Kinesiothtrapie. Von Piof. Dr. O. Vulpius
in Heidelberg.113—132
Allgemeine Orthopädie.113—119
Spezielle Orthopädie.119—128
Literatur .128—132
VI
Inhalt.
Seite
III. Spezielle Pathologie und Therapie. 133—528
1. Innere Medizin . 133—364
a) Krankheiten dos Nervensystems. Von Prof.
Dr. E. Redlich in Wien. (Mit 3 Abbildungen) 133—159
Allgemeines.133—134
Gehirn.134—141
Rückenmark.141—148
Peripherische Nerven.14S—151
Neurosen.151—155
Literatur .155—159
b) Psychiatrie. Von Geh. Med.-Rat Prof. Dr.
A. Crarner in Göttingen.160—180
Literatur.176—180
c) Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura
und des Mediastinums. Von Prof. Dr. H. Hoch¬
haus, Oberarzt an den städtischen Krankenanstalten
in Köln. (Mit 4 Abbildungen).181—218
Allgemeines.181 — 186
Krankheiten der Trachea und Bronchien . . . 186—190
Krankheiten der Lunge und Pleura.190—213
Literatur.213—218
d) Krankheiten der Kreislaufsorgane. Von Prof.
Dr. A. Dennig in Stuttgart. (Mit 3 Abbildungen) 219—242
Literatur. 237—242
e) Krankheiten der Verdauungsorgane. Von
Prof. Dr. H. Lorenz. Vorstand der Medizinischen
Klinik in Graz. 243—290
Oesophagus. 243—245
Magen. 245—259
Darm. 259—273
Peritoneum. 273—274
Leber. 274—278
Pankreas. 278 — 280
Literatur . 280—290
f) Krankheiten der Harnorgane. Von Geh. Med.-
Rat Prof. Dr. P. Fürbringer und Dr. A. Citron
in Berlin. (Mit 4 Abbildungen).. . 291—314
Nierenkrankheiten. 291—306
Krankheiten der unteren Harnwege. 306—309
Literatur . 309—314
g) Akute allgemeine Infektionskrankheiten
und Zoonosen. Von Prof. Dr. Alfred Schitten-
helrn in Erlangen.315—342
Infektionskrankheiten.315—337
Zoonosen. 337
Literatur . 337—342
Inhalt.
VII
h) Stoffwechselkrankheiten. Von Prof. Dr. Paul
Friedrich Richter in Berlin.
Diabetes insipidus.
Diabetes melitus.
Pe nt oh u r i e, L äv n 1 osu vi e.
Fettsucht.
Gicht ... .
Verschiedenes.
Literatur .
i) Krankheiten des Blutes. Von Prof. Dr. E. Gra-
witz, dirig. Arzt der Inneren Abteilung des städti¬
schen Krankenhauses in Charlottenburg-Westend.
Literatur..
2. Chirurgie (einschließl. der Unfalls* und Kriegschirurgie).
Aon Dr. Paul Wagner, Privatdozent an der Univer¬
sität in Leipzig. (Mit 10 Abbildungen).
Allgemeine Chirurg
Spezielle Chirurgie
Kopf und Hals
Thorax . . .
Bauch
Extremitäten .
L i t e r a t u r
3. Geburtshilfe und Ggnäkologie. Von Prof. Dr. J. Klein,
Lehrer an der Hebammenschule in Straßburg i. E. (Mit
15 Abbildungen).
Geburtshilfe .
Allgemeines.
Schwangerschaft.
Geburt.
Wochenbett.
Neugeborene .
Gynäkologie .
Allgemeine Pathologie und Therapie .
Aeußere Geschlechtsorgane.
Scheide .
Gebärmutter.
Adnexe .
Bauchfell. Li gamente .
Harn wege.
Literatur . .
4. Aia/enkrankheiten. Von Prof. Dr. C. Horst in a n n in
Berlin.
Literatur .
ö. Ohrenkrankheiten. Von fiel). San.-Rat Dr. D. Scli w ab ach
in Berlin. (Mit 3 Abbildungen).
Literatur .
Krankheiten der Kare
Mander, der Jtaehenr f
röhre. Von Prof. Dr.
2 Abbildungen)
> (, er Karen rachenra u nier
der Kehlkopfes und der
A. Jurasz in Lemberg.
, der
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(Mil
Seite
343—354
343
343—347
347
347—349
349- 350
350— 352
352-354
355—304
303—304
365—405
305—374
374—395
374- 375
375— 380
380—391
391—395
395—405
406—430
400-419
406—410
410— 411
411— 410
416—418
418— 419
419— 428
419—423
423
423- 424
424— 426
427
427
427-428
429-436
4:57-453
450—453
454—464
463—404
405—478
VIII
Inhalt.
Seite
Allgemeines. 465—468
Nase und Nasenrachenraum. 468—471
Mund und Rachen. 471—475
Kehlkopf und Luftröhre. 475—477
Literatur. 477—478
7. Haut - und venerische Krankheiten. Von Prof. Dr. J. Jadas-
solin, Direktor der Klinik für Haut- und venerische
Krankheiten in Bern. 479—511
Hautkrankheiten. 479—489
Venerische Krankheiten. 489—501
Gonorrhoe. 489—491
Syphilis. 491—500
Ulcus molle und Bubo. 500—501
Literatur.501—511
8. Kinderkrankheiten . Von Prof. Dr. H. Neumann in
Berlin.512-528
Literatur. 527—528
IV« Aerztliche Sachverständigentätigkeit. Von Prof. Dr.
E. Ziemke in Kiel . 529—575
Literatur . 567 — 575
V. Oeffentliches Sanitätswesen. Von Obersanitätsrat Prof.
Dr. F. Hueppe, Direktor des Hygienischen Instituts in
Prag. 576—604
Boden und Wasser.57G—579
Abwässer. 579—581
Luft und Klima. 581—582
Körperübungen. 582
Kleidung .. 582
Biologische Anpassung, Auslese, Akklimatisation 582—585
Ernährung. 585—590
Tageslicht und Beleuchtung. 590—591
Heizung und Lüftung. 591
Ruß und Staub. 591—592
Straße und Verkehr. 592
Wohnung. 592-593
Infektionskrankheiten. 593—597
Desinfektion. 597 — 600
Literatur .600—604
Sachregister.605 — 646
Autoren regist er . . . 647—669
I.
Allgemeine Pathologie and pathologische Anatomie
(einschließlich Bakteriologie).
Von Prof. Dr. Hugo Rlbbert, Direktor des Pathologisch-anatomischen
Instituts in Bonn.
Hit 4 Abbildungen.
Bakteriologie. Durch frühere Untersuchungen ist gezeigt worden
(s. Jahrb. 1903, 1906), daß die normalen Darmbakterien für
die Verdauung von größter Bedeutung sind. Das stellte Schot-
telius aufs neue in Versuchen fest, in denen er frisch ausge¬
schlüpfte Hühnchen teils steril, teils mit Nahrung aufzog, der Koli¬
bakterien zugesetzt waren. Nur im letzteren Falle gediehen die Tiere.
Die Darmbakterien befördern die Umsetzung der Nahrung, die Peri¬
staltik und die Vernichtung pathogener Keime. Die Ausscheidung
von Bakterien durch die Nieren studierte Wyssokowicz.
Er machte Nephritis durch Chromsäure, Kantharidin u. s. w. und
spritzte nachher Subtilissporen u. a. in die Blutbahn. Es traten
aber niemals Bakterien in den Harn über. Dazu genügt also
eine entzündliche von Albuminurie begleitete Nierenerkrankung
nicht. Die Läsionen müssen stärker sein, so wie sie z. B. in den
Versuchen von J. Koch bei Injektion von Staphylokokken ins
Blut durch deren Toxine hervorgerufen werden. Er sah Uebertritt
in die Harnkanälchen, in denen die Kokken innerhalb des Markes
im Anschluß an Harnzylinder wuchern und Abszesse bedingen.
Derselbe Autor prüfte auch den Uebertritt von Staphylokokken
in die Galle. Er sah ihn bei länger dauernder Infektion stets zu
stände kommen. Die Kokken wuchern in der Galle und können
eine Entzündung der Gallenblase hervorrufen. Ob sie für die Gallen¬
steinbildung in Betracht kommen, ist ungewiß. Pitt machte Mit¬
teilungen über das Vorkommen von Rotlaufbazillen in der
Gallenblase. Er fand die Bakterien darin nach leichten und
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 1
Davm-
bakterien
Ausscheidung
von Bakterien
durch die
Niere,
— durch
die Galle.
o
Kibbert.
schweren Infektionen und sah sie dort lange lebensfähig und viru¬
lent bleiben.
Immunität. Die natürliche Immunität erklärten Wolff-Eisner und
Lab and aus dem Verhalten der Organe. Diese binden und zer¬
stören die Toxine und halten sie dadurch von dem empfindlichsten
Organ, dem Zentralnervensystem fern. Wenn sie nicht genügen,
tritt die Erkrankung ein, so lange sie es tun, dauert die Inkubation.
Opsonine. Die Opsonine wurden viel untersucht. Bayly fand den opsoni¬
schen Index gegen Tuberkelbazillen bei Schwangeren kleiner als
bei Gesunden, bei denen die Leukozyten die Bazillen aufnehmen.
Bei Schwangeren tun sie es nicht, weil sie geschwächt sind.
Böhme beobachtete nach einer brauchbaren Bestimmungsmethode
mit Verwendung verdünnten aktiven Serums erhöhten Opsonin¬
gehalt bei Typhusrekonvaleszenten, ohne daß daraus auf Schutz
gegen Rezidiv geschlossen werden konnte. Schottmüller und
Much betonten die Bedeutung der Opsoninreaktion für die Diffe¬
renzierung pathogener Keime. So konnte bei Appendizitis das Bac-
terium coli, bei Zerebrospinalmeningitis der Weichselbaum sehe
' Coccus als der Erreger sichergestellt werden, während der Jäger sehe
Coccus keine Reaktion gab. Lissauer sah, daß Tiere bei Er¬
wärmung eine vermehrte hämolytische Kraft des Serums gewannen.
Hämolyse. Es handelte sich um die Hämolyse von Hammelblut bei Kaninchen.
Abkühlung („Erkältung“) setzte die Hämolyse herab. Disposition
heißt hier also Verminderung der Schutzstoffe. Baumgarten be¬
tonte in Uebereinstimmung mit seinen früheren Ausführungen die
Osmose. Wichtigkeit der Osmose für das Zustandekommen der opsonischen
und der hämolytischen Phänomene. Die Opsonine haben mit Bak-
teriolyse nichts zu tun, ihre diagnostische Bedeutung erkennt Baum-
Phagozytose. garten aber an. Er sprach sich erneut gegen die Phagozyten¬
theorie aus. Für sie lassen sich aber andere Beobachtungen an¬
führen. Schneider konnte aus überlebenden Lenkozyten einen
Stoff gewinnen, der bakterizid wirkte, aber mit den Alexinen nicht
identisch war. Er nannte ihn Leukin. Busse erzeugte Leuko¬
zytose durch Nukleinsäure und sah, daß sie auf ihrem Höhestadium
schützend gegen Koliinfektion wirkte, manchmal gegen das Zehn¬
fache der letalen Dosis. Salimbeni gewann aus Kulturen von
Cholerabazillen in alkalischen Medien ein intensives Gift, gegen das
Pferde ein wirksames Antitoxin produzierten, das auch stark ag-
glutinierte. In älteren Kulturen fand sich ein hitzebeständiges Gift,
das wohl ein Endotoxin war. Gegen dieses gibt es nach Fried¬
berger und Pfeiffer kein Antitoxin, wohl aber gegen das aus-
Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. 3
geschiedene Toxin. Das Antitoxin hatte ebensowenig wie bei Typhös
einen Einfluß auf den Gang der Infektion. Ueber die Vererbung
der Immunität berichtete Conrädi. Die fünf Nachkommen
einer im trächtigen Zustand gegen Lyssa immunisierten Hündin
wurden 9 Wochen nach der Geburt geimpft. Vier blieben gesund.
Kon troll tiere, vor 3 Monaten immunisiert, starben. Immunisierung
des Vaters hatte keine Immunität der Nachkommen zur Folge.
Unter den einzelnen Infektionen hat wiederum die Tuber¬
kulose die ausgedehnteste Bearbeitung gefunden. Much hat ausein¬
andergesetzt, daß es außer den nach Z i e h 1 färbbaren Bazillen auch
andere gibt, die sich in dieser Weise nicht färben lassen, die aber
in jene übergehen können. Daher findet man gelegentlich virulente
Sputa, in denen man keine Bazillen nachweisen kann. Sie enthalten
dafiir aber nach Gram färbbare Granula, mit denen sich Wirths
eingehend beschäftigt hat. Sie stellen eine virulentere und resi¬
stentere Entwicklungsform des Tuberkelbacillus dar. — Zu den In¬
fektionswegen lieferte zunächst Takeya einen Beitrag. Er be¬
schrieb einen Fall von kongenitaler Tuberkulose bei einem Kalbe.
Es waren erkrankt die portalen und bronchialen Drüsen und die
Lungen. Es sind im ganzen 104 derartige Fälle beschrieben worden,
darunter etwa 87 sichere. — Für die Infektion auf dem Luft¬
wege ist eine Mitteilung von Kuß von Interesse. Er stellte fest,
daß getrocknete Sputa leicht zerstäubt werden können und dann
längere Zeit in der Luft suspendiert bleiben. Meerschweinchen
konnten so leicht infiziert werden. Die Bazillen starben aber im
getrockneten Sputum in 2—7 Wochen ab. Dagegen meint Köh-
lisch, daß durch die Zerstäubung der Sputa nur wenige Bazillen
in die Luft kämen und daß diese jedenfalls für die Entstehung einer
intestinalen Infektion nicht ausreichten. Die „Tröpfcheninfektion“
(nach Flügge) habe eine weit größere Bedeutung. Die aero-
gene Infektion kann einmal zur Kehlkopftuberkulose führen.
Alb recht und Dold brachten Bazillen durch Tracheotomie in
den Larynx, sahen in ihm Tuberkulose zu stände kommen und
fanden die Bazillen im Epithel wieder. Das alles auch ohne gleich¬
zeitige Lungenerkrankung. Auf hämatogenem Wege entstand keine
Kehlkopferkrankung. Beitzke ist aufs neue dafür eingetreten, daß
die Tuberkulose im großen und ganzen auf dem Wege der Inhalation
zu stände kommt. Nach Inhalation von 10000 Bazillen konnte
Hey mann sie in den peripherischen Teilen der Lungen, aber erst
3 Tage nachher in den Bronchialdrüsen, nach Inhalation von
1000000 Bazillen konnte er sie schon nach einer Stunde in den
Vererbung
der
Immunität.
Tuberkulose:
Morphologie,
Infektions¬
wege,
Fötale
Infektion,
Aerogene
Infektion.
Kehlkopf¬
tuberkulose.
4
Ribbert.
Tuberkulose: Drüsen nachweisen. Alexander hatte bei Verfütterung von 180 mg
Bazillen noch nach 6 Monaten keinen Erfolg, während die Inhalation
schon mit 25000 Bazillen des Typus humanus und mit 100 des
Typus bovinus wirksam war. Reichenbach kam zu denselben
intestinale Resultaten. — Die Infektion gelingt stets viel leichter auf aerogenem
Infektion. Wege als durch Verfütterung. Die Versuche mit direkter Einfüh¬
rung in den Darm beweisen nichts. Denn wie andere, so zeigte
auch Dieterlein, daß die Keime, die per Klysma beigebracht
wurden, antiperistaltisch aufsteigen, durch den Magen und den Oeso¬
phagus in den Rachen kommen und dann aspiriert werden. Fütte¬
rungsversuche müssen also mit äußerster Vorsicht an gestellt werden.
Reichenbach und Bock sahen, daß bei Einbringung der Bazillen
in den Darm ein rascher Uebertritt in die Darmwand nicht eintritt.
Vom Darm aus werden also die Lungen nicht erkranken. Orth und
L. Rabinowitsch sahen dagegen bei Einbringung von Bazillen
durch das Rektum in den Darm sehr leicht lokale und allgemeine
Tuberkulose (auch Lungenerkrankung) zu stände kommen. In ein¬
zelnen Fällen gingen die Bazillen durch die Darmwand, ohne diese
zu verändern. Hey mann berichtet darüber, daß da, wo eine In¬
fektion mit Kuhmilch ausgeschlossen ist, die Tuberkulose doch eine
ebenso große Verbreitung hat, wie sonst, daß also die Uebertragung
durch bazillenhaltige Nahrung nur eine geringe Rolle spielt. — Mit
den verschiedenen Wegen der Infektion beschäftigte sichMost
auf Grund einer Untersuchung über die Topographie des Lymphgefä߬
apparates. Er fand, daß dieLymphdrüsentuberkulose das Resultat
einer Infektion des Quellgebietes ist und daß u. a. die Lungen¬
tuberkulose als Inhalationskrankheit angesehen werden muß. Sie
wird nur selten vom Darm aus auf dem Umwege durch den Ductus
thoracicus und das Venensystem entstehen. Für die Lokalisation an
der Lungenspitze kommt die Verengerung der oberen Thorax¬
apertur in Betracht. Darüber haben sich Hart und Harr aß in
einer umfangreichen Untersuchung ausgesprochen. Sie unterscheiden
primäre und sekundäre Anomalien der Apertur, sowie einen echten
Thorax phthisicus und einen Thorax paralvticus. Die mangelhafte
Funktion der Lungenspitzen in der zu engen und asymmetrischen
OefFnung befördert die Bazillenansiedlung. Was nun den Eintritt
der Bazillen in die Schleimhäute angeht, so meinten Takeya und
Dold, daß ein Durchtritt ohne lokale Erkrankung nicht möglich
sei, ferner aber auch kein Durchgang durch die Lymphdriisen
ohne deren Veränderung. — Die verschiedenen Typen der
Tuberkelbazillen behandelte zunächst Steffenhagen. Erbe-
Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. 5
schrieb die differenten Kultureigentümlichkeiten des Typus humanus Typus
und bovinus, die geringe Virulenz des ersteren, die hohe des zweiten ,, "™ anus mul
für Rinder und Kaninchen. Beim Menschen wird der Typus bovinus
nur im Kindesalter gefunden als Folge einer Perlsuchtinfektion durch
Milch oder Fleisch. Dementsprechend konnte Henke einmal durch
Bazillen aus Darmtuberkulose eines Kindes, einmal aber auch eines
Erwachsenen Rinder mit Erfolg impfen. Es handelte sich also um
den Typus bovinus. Etwas anders urteilte Raw. Er behauptete,
daß die Rinderbazillen auch beim Menschen Erkrankungen machten,
und zwar Knochen- und Drüsentuberkulose, Lungentuberkulose da¬
gegen selten, aber in rapid verlaufender Form. Fibiger und
J e n s e n sprachen sich gegen die scharfe Trennung der beiden
Arten aus, die nach ihrer Virulenz und nach ihren Kultureigen¬
schaften Uebergänge zeigen. Auch die pathologisch-anatomischen
Befunde seien nicht wesentlich verschieden. Es wird aber aner¬
kannt, daß Bazillen, die sehr virulent für Rinder sind, ursprünglich
von ihnen herstammen. Das wird auch für die Mitteilung von
Eber gelten, der unter 7 Fällen 2 fand, deren Bazillen eine
rasch verlaufende Rindertuberkulose hervorriefen. Er betont aber
auch, daß eine scharfe Trennung der beiden Typen nicht durch¬
führbar sei, die beim Menschen gefundenen Bazillen seien teils stark,
teils mittelstark virulent, teils avirulent für Rinder. Es gäbe Ueber-
gangsformen. Seinen eigenen Standpunkt hat R. Koch auf dem
Tuberkulosekongreß wiederum eingehend dargelegt. Die Menschen-
und Rinderbazillen sind verschieden. Letztere können zwar dem
Menschen schädlich sein, sie rufen aber nicht die fortschreitende
Tuberkulose und keine schweren Fälle hervor. Die Infektion ist
also im allgemeinen abhängig von der Uebertragung menschlicher
Bazillen. — Mit der tuberkulösen Infektion der Vögel be- Gcflugei-
schäftigten sich Weber, Titze und Weid an z. Papageien sind tuberkulöse
für Rinder-, Menschen- und Vogelbazillen, Kanarienvögel in erster
Linie für die Vogelbazillen, in zweiter für die der Rinder, gar nicht
für die des Menschen empfänglich. Bang konnte Rinderbazillen
intravenös und subkutan auf Hühner übertragen. Mehrere Male
entstanden akute Erkrankungen. Die Bazillen nahmen die Eigen¬
schaften der Hühnerbazillen an. Bei Verfütterung von Rinder¬
bazillen an Säugetiere waren jüngere Tiere empfänglich, alte nicht.
— Kaltblüter konnten von Moryia durch menschliche Bazillen Kaltbluter-
intraperitoneal nicht erfolgreich infiziert werden. Es entstanden ,l,1,eil ' ul ° M:
Knötchen, aber keine Verkäsung und kein weiteres Umsichgreifen.
Bei Rückzüchtung hatten die Bazillen die Eigenschaften des humanen
6
Ribbert.
Tuberkulose:
Toxin-
wirkung,
Experimentelle
Haut¬
tuberkulose,
Empfänglich¬
keit gegen
Tuberkulose.
Immunität.
Typus. — Während man im allgemeinen die histologischen Ver¬
änderungen der Tuberkulose von der Gegenwart lebender oder toter
Bazillen abhängig machte, glaubte Zieler gefunden zu haben, daß
sie auch durch Toxine allein hervorgerufen werden können. Aber
Liebermeister hat entgegnet, daß die durch Toxineinspritzung
entstehenden Herde veranlaßt würden durch Bazillen des Kranken,
die sich an der geimpften Stelle festsetzten. Dann, wie er in einer
anderen Arbeit zeigte, sind Bazillen bei Phthisikern häufig (llmal
unter SO Fällen) im Blute nachweisbar, ohne Miliartuberkulose zu
erzeugen. Von ihrer Gegenwart bezw. von ihren Giften macht
Liebermeister die nichttuberkulösen Veränderungen der Organe
von Phthisikern abhängig. — Gougerot und Laroche rieben
Bazillen in die enthaarte Meerschweinchenhaut ein und erzielten Er¬
krankungen nach Art mehrerer menschlicher tuberkulöser Haut¬
affektionen. Sie verwendeten bei gesunden Tieren virulente, bei
tuberkulösen abgeschwächte und tote Bazillen mit dem gleichen Er¬
folg. Kraus und Grosz konnten bei Affen leicht Hauttuberkulose
durch menschliche und durch Binderbazillen hervorrufen. Erstere
verursachten leichte Erkrankungen mit vielen Bazillen, letztere
schwere mit wenigen Bazillen. Tit ze UDd Weid anz fanden, daß Hunde
eine natürliche, geringe Empfänglichkeit gegen Tuberkulose
haben, auch junge Tiere. Große Mengen von Bazillen machten die
Hunde krank, doch heilte der Prozeß meist und wurde nur selten
hochgradig. Weber und A. Baginsky bestätigten, daß Bazillen in
Lymphdrüsen latent liegen bleiben können, aber nur kurze Zeit.
Auch kommt es nicht oft vor. Dazu stimmt es, daß Moro und
Uffenheimer meinen, daß lymphatische Organe einen hemmenden
Einfluß auf das Wachstum der Bazillen haben. Lymphe dagegen
(aus Elephantiasis gewonnen) hatte einen derartigen Einfluß nicht.
Lubarsch fand, wie andere vor 'ihm, daß auch total verkalkte
tuberkulöse Herde noch virulente Bazillen enthalten können. Doch
sind sie in fest verkalkten immerhin seltener als in verkreideten.
Die Bazillen erweisen sich dabei manchmal als abgeschwächt. — Levy,
Blumenthal und Marxer machten Versuche über Immunisierung.
Gegen hochvirulente Bazillen war eine Immunität bei Meerschwein¬
chen schwer zu erzielen. Am besten gelang es durch intravenöse
Injektion abgeschwächter Bazillen. — Weber und Titze prüften
die Immunisierung durch Tauruman und Bovovaccin. Mit beiden
hatten sie keine befriedigenden Besultate. Es entstand nur eine
kurz dauernde Immunität. Weber, Titze, Schütz und Hol¬
land fanden, daß die im Tauruman und im Bovovaccin enthaltenen
Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. 7
Tuberkelbazillen im Rinde monatelang in Lunge und Herz lebend
bleiben. Diese Organe sind daher noch 10 Monate nachher unbrauch¬
bar, alle anderen Organe mindestens 4 Monate. Titze stellte fest,
daß Bazillen in das Blut von Rindern eingespritzt in die Milch über¬
gehen. Daher darf man keine Schutzimpfung alter Tiere vornehmen.
Unter den Arbeiten über anderelnfektionensei zunächst die
von Gau di ani erwähnt. Erfand in Gaseiterungen bei Perfora¬
tionsperitonitis und Urininfiltration stets anaerobe Bakterien. Diese
Eiterungen hatten fotiden Charakter. Die Anaeroben sind an sich
wenig virulent, werden es aber, wenn sie mit anderen Bakterien
zusammen wirken. — Apelt untersuchte 10 Fälle von Pneumonien
mit dem Friedländerschen Bacillus. Er fand ihn auch im Blute
der Leichenorgane. Die Lungen zeigten starke Schleimabsonderung,
wenig Fibrin, viel Kapselbakterien. — Bei Meningitis cerebro¬
spinalis epidemica stellte Gustava polymorphkernige Leuko¬
zytose, in den späteren Stadien Abnahme der Leukozyten fest. Die
Eosinophilen nehmen ab. Bei der tuberkulösen Meningitis war da¬
gegen ein wechselndes Verhalten nachweisbar, bald Leukozytose,
bald Leukopenie. — Bei Keuchhusten vermochte C. Fraenkel auf
menschenbluthaltigem Nährboden einen vielleicht als den Erreger anzu¬
sprechenden Mikroorganismus zu züchten, dessen Verstäubung und
Inhalation bei Affen Keuchhustensymptome hervorrief. — Levy und
Gaehtgens züchteten dieTyphusbazillen stets am reichlichsten
aus den lymphatischen Apparaten des Darmes und aus den mesen¬
terialen Drüsen. Sie schlossen daraus, daß der Darm den Infek¬
tionsweg darstellt, von dem aus die Bazillen ins Blut und in die
anderen Organe gelangen. Primäre Allgemeininfektionen sind Aus¬
nahmen. Busse konnte Typhusbazillen viermal aus dem Blute
an anderen Infektionen (z. B. Pneumonie) Leidender gewinnen,
ohne daß Typhus eintrat. Fraglich war es, ob früher Typhus be¬
standen hatte. Der Nachweis ist jedenfalls nicht entscheidend für
das Vorhandensein der Erkrankung. — Conradi stellte fest, daß
bei Lyssa der Mutter das Gehirn der Föten das Virus enthält,
wenn auch abgeschwächt. Es geht auch schon, und zwar plazentar
durch das Blut auf den Fötus über, wenn die Mutter noch im In¬
kubationsstadium ist. —- Loele unterscheidet zwei Formen von Ak-
tinomyzes, die eine weist Kolben, die andere Myzeltypus auf.
Jene sind wahrscheinlich Hemmungsbildungen. Bei der Myzelform
finden sich oft makroskopisch keine deutlichen Drüsen. — Ueber die
Dysenterieamöben berichteten Ruge und Esau, daß sie auch
in die Darmwand bis zur Serosa einwandern, zwischen die Mus-
Gaseiterung.
Pneumonie.
Meningitis.
Pertussis
Typhus.
Lyssa.
Aktino-
vnykose
Dysenterie
8
Ribbert.
Retrograder
Transport.
Lipoide
Degeneration.
Amyloid.
Regeneration
der Nerven.
Trans¬
plantation
von Ovarien,
— von
Epoophoron,
— von
Knochen.
Parahiose.
kulatur und die Drüsen. Sie fanden sich auch in submukösen Ab¬
szessen eines Katzendarmes.
Allgemeine Pathologie. In das Gebiet der allgemeinen Patho¬
logie gehört zunächst eine Mitteilung von Hart über retrograden
Transport. Er macht darauf aufmerksam, daß in der Nähe der
Einmündung des Ductus thoracicus iu die Vene gelegene Lymph-
drüsen retrograd erkranken können, wenn in der Lymphe körper¬
liche Gebilde (Tuberkelbazillen, Geschwulstzellen) vorhanden sind
und vom Ductus aus rückwärts in die zu jenen Drüsen gehörenden
Lymphbahnen getrieben werden. — Ueber lipoide Degeneration
berichtete Munk. Bei der fettigen Entartung treten in den Zellen
doppeltlichtbrechende Substanzen auf, die als Cholesterinester an-
zusehen sind and bei Zerfall des Kernes entstehen. Die lipoide
Degeneration ist daher der Ausdruck einer besonders intensiven
Schädigung. — Das Amyloid entsteht nach Davidsohn als
Niederschlagsprodnkt aus der Lymphe, aber nur bei Anwesenheit
von Bakterienprodukten und unter Mitwirkung der Milz. — Die
Nervenregeneration untersuchte Margulies auf neue (siehe
Jahrbuch 1906, 1908). Die Schwannschen Zellen bilden Bandfasern
mit Kernen, aber diese Fasern bleiben rudimentär, wenn eine Ver¬
einigung des peripherischen Nervenabschnittes mit dem zentralen nicht
eintritt. Erst nachher bilden sie sich zu funktionsfähigen Nerven
um. — Burckhard verpflanzte Ovarien in den Hoden. Sie
wuchsen nicht an, zeigten bald degenerative Veränderungen und
schließlich Untergang. Am Hodenepithel sah er nur Degeneration.
Stilling transplantierte Epoophoron in die Milz und fand es
nach Jahren in der Hauptsache unverändert wieder. Das mitüber¬
pflanzte Fettgewebe war aber so gewachsen, daß man von einem
Lipom reden konnte. Tomita übertrug Schwanzwirbel mit
Periost in die Bauch höhle und sah die Knochen bis zu 3 bis
4 Monaten länger leben bleiben, als wenn nur Knochen verpflanzt
wurden. Doch wird die Knochonsubstanz allmählich resorbiert.
Immerhin sind Transplantationen mit Periost besser als solche ohne
Periost. — Sauerbruch und lloydo vereinigten zwei Kaninchen
desselben Wurfes und gleichen Geschlechtes miteinander durch
große Hautwunde oder auch durch Darmschlingen. Die Tiere
wuchsen völlig zusammen, zeigten gleiche Zirkulation und Ueber-
gang von Stoffen von dem einen auf das andere. Sie nannten das
Parahiose. — Jochmann berichtete,duß proteolytisches Leuko-
zytenferment die Resorption und Autolyso befördert und Fieber macht.
Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. 9
Daraus erklärt sich das aseptische und das Fieber nach subkutanen Proteolytisches
Frakturen. Das Ferment setzt die Blutgerinnbarkeit vorübergehend Ferment,
herab. — Schäffer hat ausgedehnte Versuche über die Wirkung
der Stauung auf die Entzündung angestellt. Er sah im ganzen Wirkung der
einen güntigen Einfluß, die Entzündung blieb mehr umgrenzt. Wirk- Stauung,
sam waren aber weniger die Leukozyten als die Flüssigkeiten. Im
Gegensatz dazu betonte v. Gr aff unter den gleichen Bedingungen
die Bedeutung der Phagozytose, während Frangenheim im all¬
gemeinen keinen Vorteil von der Stauung sah. Die Eiterung wurde
heftiger, an den Knochen entstanden größere Sequester.
Ueber Extremitätenmißbildungen berichtete Slingen b erg. Sie Extremitäten¬
entstehen entweder ektogen durch Amnionumschnürung oder (wie die Strahlen- «»ißbildung.
defekte, Tibiadefekte und die Polydaktylie) endogen. Für letzteres spricht
die Symmetrie und die Erblichkeit.
Aus dem Gebiete der Geschwulstlehre liegen viele Arbeiten vor. Geschwülste:
Haberfeld hat die Bedeutung äußerer Einwirkungen für die Aetioiogie.
Tumorgenese betont. Das Magenkarzinom schließt sich oft an
ein Ulcus rotundum an, das Gallenblasenkarzinom an Gallensteine, das
Bronchialkarzinom an traumatische, die Lunge treffende Einwirkungen.
Ein Elastomyxom des Herzens untersuchte Ka r renstein. Es Myxom des
saß an der gewöhnlichen Stelle an der Wand des linken Vorhofs und hatte Herzens,
die Größe und Form des kleinen Fingers eines Erwachsenen. Der kräftige
Mann starb an Glioma cerebri und hatte außerdem ein Adenom der Niere.
Ueber das Chlorom bezw. die Chloroleukämie verbreitete chiorom.
sich Fabian. Er hält die zur Bildung grüner Knoten führende Erkran¬
kung für eine Unterart der Leukämie, von der sie sich nur durch Viel¬
gestaltigkeit der anatomischen Befunde unterscheidet (durch stärkere
Neigung zur Knotenbildung, durch infiltrierende Ausbreitung u. s. w.,
also durch Merkmale, derentwegen Referent den Prozeß unter die
Tumoren rechnet). —» Der bekannten Ableitung der sogen. Hyper- Hyper¬
nephrome der Niere aus versprengten Nebennierenkeimen (Grawitz) nephrom.
widersprach Störk. Er glaubt alle Uebergänge zu den Nieren¬
adenomen gefunden zu haben, die tubulär und papillär gebaut sind, und
betont, daß auch jene Tumoren oft diese Strukturen haben und daß
die hellen Zellen der Hypernephrome auch in den Nierenadenomen
Vorkommen. Doch fand seine Ansicht keinen Beifall, und Askanazy
hob hervor, daß auch in der Nebennierenrinde drüsenartige Lumina
gefunden werden. Eine besonders interessante Metastasenbildung
eines Hypernephroms teilte Gräfenberg mit. Es fand sich
als einzige Metastase ein knolliger, bis zu 50 mm im Durchmesser
haltender Tumor der Vagina neben der Klitoris. Die Primärge-
Bibbert
schwolat wurde erat bei der Sektion entdeckt, war aber auf Grimd
Bixi primäres
sekundären Tamara angenommen werden
««i der X.cmg# kbwpte Bqriil imtereueiien. Es
fejad sieh kein Tamor im Geniialtmktus. Die Lun^etigescbwutfid.
mufVte datier aus?, verschleppe»« P k- * k • * tarzellen' 'J&gfclöitefc werden.
Geber di»$8ac»e de« Kareinöai» hert neue Mitteilungen.
Br beschrieb secbe begisineude Kreb»*? au« der Gesiebteibaut eines
M&nass»iu4 ; -3fe«Uh-fesfVAnsichten entsprechend, dem
Eindnuger» des Epithel*ia >.bs ihmtagowebe eine «eilige Infiltration
'Cliohoi)-
,*,*vcv;,\?
'Kmzimfrr ä&t Haut;-’'
#r ■ Ffölf ::i
des letztören voransgeht, die das Eissprossen des Epithels ausJüßt.
der Ivararaome
$■%, 1 gibt eine entsprechende. Stelle aus einem
wieder - Ribbertr beschrieb ferner das Vprbahäänßeiii siheis Earri-
npms. an eitlem Itermpolypöii.Beide Tumeren <d«d aehatd gegeji-
tiiiwdüt .fcegreuait, dar .Polyp wird mein dtö'us m einem Rarsiaotu,
.^bd^: 4 teä^.jeh.teteHt'.an umschriebener Stelle;-—- ö. H ifrrx.kei mer
anterguchtü ein begiuneudes (in Wirkü-.-b.keit kleines, erbten*
Kjjzmotu. großes); JLarüihiJUi xtt dar Leber eines alten Mattnu«.' Es wuchs,
wie er in flefedrewistiinmuhg mit dem Referenten betont, aas sich
heran«, 1^00 entsöindliche. BiadegeweWaräiiderung, da-
Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. H
gegen ging es offenbar aus einer Entwicklungsstörung (einer Gallen¬
gangswucherung) hervor. Toyosumi beschrieb die Metasta¬
sierung eines nicht bemerkten Magenkarzinoms in die
Rektalwand und die daraus abgeleitete Diagnose eines primären
Rektumkrebses. Gleichzeitig bestand ein von einer Rippe ausge¬
gangenes metastasierendes Myelom. Donath fand in einem vor¬
wiegend sarkomatös gebauten Tumor des Oesophagus krebsige
Einsprengungen und in tieferen sarkomatösen Abschnitten
Epithelinseln, von denen er annimmt, daß sie von dem Sarkom¬
gewebe mitgerissen worden seien. Auch G. Herxheimer machte
Mitteilung über ein Karzinosarkom des Oesophagus. Er meint,
daß nicht der eine Tumor durch den anderen hervorgerufen sei,
sondern daß beide zugleich aus Entwicklungsstörungen abgeleitet
werden müßten. Für die Biologie des Karzinoms ist es von
Bedeutung, daß Heß und Saxl, im Gegensatz zu Neuberg,
F. Blumenthal und Wolff, im Krebs keine stärkere Autolyse fest¬
stellen konnten und ebenso keinen stärkeren Abbau anderer Gewebe
durch das Karzinom. — Die Genese der Tumoren wird in inter¬
essanter Weise durch eine Beobachtung von Askanazy illustriert.
Bei einem Anenzephalus fand er in den Lungen multiple kleine
Gliome, die nur aus verschleppter Glia entstanden sein konnten,
die aus dem mißbildeten Gehirn sich losgelöst haben mußte. Hier¬
mit ist also die Herleitung der Tumoren aus versprengten Keimen
offenbar. — W. Fischer leitete ebenfalls aus versprengtem Keim
ein Osteoidchondrosarkom der Blase ab. Es konnte nicht
lokal durch Metaplasie entstanden sein. — Ferner konnte er ein
Teratom eines Bauchhodens beschreiben. Es enthielt Abschnitte
vom Bau eines Chorionepithelioms und hatte dementsprechende
Metastasen in Lymphdrüsen und Lungen gemacht. Ueber eine
teratoide Hodengeschwulst berichtete Debernardi. Er meint,
die beiden hauptsächlichsten Bestandteile aus getrennter Anlage ab¬
leiten zu sollen, die mesodermalen Teile aus einem in den Hoden
versprengten Keime, die epithelialen aus der Umiere. Schmeel
verbreitete sich über ein Hodenteratom mit Herzmetastasen, die
makroskopisch traubig, wie Blasenmolen gebaut waren. Mikro¬
skopisch aber bestanden sie aus myxomatösem Gewebe und aus
Endothelien, die in Spalten angeordnet waren. Es lag also keine
Mole vor. Wahrscheinlich sind ähnliche Täuschungen auch sonst
schon vorgekommen. — Ingier, der die Embryome aus ver¬
schleppten Blastomeren ableitet, sucht die Lokalisation in den Keim¬
drüsen zu erklären. Er meint, daß die Zellen auf mechanischem
Sarko-
karzinom.
Chemie des
Karzinom^.
Genese der
Tumoren :
Gliom,
Teratom.
Embryome.
12
Ribbert.
Mäuse¬
tumoren.
Hebert Tagung
von
Krnbryonal-
gewebe.
Kadium-
therapie.
Verdauungs¬
organe:
Verschluß des
Oesopliagus,
Magen¬
geschwüre
durch Hazillen,
— durch
Alkohol.
Wege vermittels der Keimbahn dorthin transportiert worden seien.
— Gierke fand die interessante Tatsache, daß bei den Ver¬
impfungen der Mäusetumoren die Tiere, bei denen die Ge¬
schwülste angegangen waren, bei erneuter Impfung ein lebhaftes
Wachstum ergaben. Das wird auf einer Steigerung der Empfäng¬
lichkeit der Tiere beruhen. — J e n s e n vermochte auch Ratten-
sarkome erfolgreich zu übertragen. Bisher sind nur wenige der¬
artige Fälle bekannt. Bei Mäusesarkom gelang ihm die Trans¬
plantation nicht. — Landsteiner betonte die ja vielfach
behauptete Bedeutung der Tierrassen für die Ueberimpfung.
Aus den gleichen Lebensbedingungen läßt sich das Gelingen der Ver¬
suche nicht erklären. Denn aus Paris stammende, aber in Wien
aufgewachsene Mäuse waren für die Tumoren der Wiener Mäuse nicht
empfänglich. — Bojoljuboff und Owtschimikow zerrieben Meer-
schweinchenembryonen und injizierten sie in Mamma und Hoden.
Es entstanden tumorähnliche Wucherungen aus den verschiedensten
Geweben. Petrow machte analoge Versuche. Aus den fein zer¬
stückelten , in verschiedene Organe erwachsener Tiere injizierten
Embryonen gingen mehrere Monate wachsende, tumorähnliche
Bildungen hervor, die aus Abkömmlingen aller Keimblätter be¬
standen , sich zwar zurückbildeten, aber nicht ganz wieder ver¬
schwanden. — Nachuntersuchungen von Menetrier und Clunet
läßt die Radiumeinwirkung die Krebszellen degenerieren, aber ohne
charakteristische Veränderungen. Der Tumor heilt makroskopisch,
aber die Behandlung muß dann noch fortgesetzt werden (vergl. S. 70).
Spezielle pathologische Anatomie. Verdanungsorgane. Den kon-
genitalen Verschluß des Oesophagus hatte Kreuter dar¬
auf zurückgeführt, daß sich der konstant vorhandene embryonale
Epithel Verschluß des Lumens nicht gelöst habe. Schridde konnte
nun aber nachweisen, daß ein solcher Epithelverschluß nicht exi¬
stiert, daß vielmehr stets ein Lumen vorhanden ist. Das gilt
auch für den Darm, dessen Atresie man ebenfalls aus dem voraus¬
gesetzten Epithelverschluß abgeleitet hat. W. H. Schultze sah
eine Allgemeininfektion durch den Bacillus phlegmones emphyse-
matosae nach Operation einer Hernie. Es fanden sich u. a. Schaum¬
niere, Milznekrose und Magengeschwüre. Letztere mußten aus den
hämatogen in die Magenwand gelangten Bazillen erklärt werden.
Die Schaumbildung war schon intravital erfolgt. — Sternberg
konnte durch Eingießen von Alkohol in den Magen typische Magen¬
geschwüre hervorrufen. Er meint, daß wiederholte ähnliche Aetzungen
Ali§e»ai6utft t'Aiholojfirje; pathologische Anatomie, fyatamologi*; 13
v»
cLroniycbo I:!>-eia enajugeu würden. B ox’ öy fmd hoi oiooni .jungen
au MaeetibiüfcuuÄ ivsi^törbcneD Mauue Sklöroeio. luid VörJiaikuBÄ
der Magen arterien bei sonstige) goringef Arfruriq$ki*rose.
dcurcli waren■ offen W die Blutungen btshugt, ,
IJ ngertua n n:b<QK:}i’ri^iV..eiBeai, Falb va« {mRiSr^i! I»hi üJ eoit iö^' d>e üftdai:w»/ i <
WAbraebeinticli. virö einen* {Ht>,eiitjkn>l tur^giirtgeii war i.<& v<uA«kta‘ren 4 e
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Me i d n ** t tuit'rivfidite . die .daroh Hc»t“ und Gusi
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ßiuttmx Aor ^ : ;2?olbT«»»fev; % detti«a •. Abatolrnng dos
•Toteü und »o übrörn Mjfc 4®, .ßcnesö der Ajipe.nd isiti* bo- .^pfteMUMö
*ök*ftrgto. .;It.IP:^.*'«• ä=‘:(«. vor. JaThrb-t daffkoiii'
triff, daJi’die Apj/endi/.iti« fcföh, «r.nt\hiffu:li aof 'hämatogenem.
Wäge, durch 32iti#cUlepp«»i»g ; fon Kokkeff ja die IltutgefäiJe tf<?& Wum-
ibjrtsatajs an stand# kbiffiffff Er b^öbriieb dtp -KokköEömtolie in
kapillaren, die <jtn ste^ eißtre'teßde.'-Kd^nr#*«'«' 4«f- : ßicU bia auf die
Scbletiflhaut örHfcröekt. THesiir ErM&fsirig fat at:»r mehrfach, he-
14
fü"ltb ?rt.
Aitjicudteifiji. soödersw» A achuff euitg'egäQsitlrfefÄß. wordeu. 4er di« Tt*
eiaer größeren Monographie behandelte. Er hält für die wichtig^ee
Erreger der EotzQÄdg^g täie Streptokokken bezw. Dipiokokk*«., «Uö
voor Lumen aua in die W*a&gelangen 'and, te ihr mflachmTieüa
Abaaasee sowohl wie Ausgedehnte Gangrän ».Ftg. 2) hmorrutotj.
Dafür spricht di ö bütologiudie XTutscsüchung der A nfuQgssiadien
Die hämatogene Genaset ist jedenfalls. sehr selten. Die von Kretz
als abgelaofeue Anginen «ad '.«I* die Quelle der hämatogenen In-
fektion angesehenen Shudienteräaderußgen haben nicTd diese Be¬
deutung. Aach off hält t* ; intr die be'katinten hänfigeo Öblitörationen
des WnrmfortsaUes im Gegensatz zum Eefersntou u. su; iyr die
Besiduen «bgelÄufemt' Entzündungen. Dem hat Timltä wid^-
sprucbflOi der besonders betonte, daß d^e ungemein fehühgjen an der
Spitze beginnenden Obliteratioo&n unötöglich : 'a» jgedftutöt werde»
könnten, und O p p &« b e5 w. der sich, wieder für die AJtörsinvotu.fck'n
de» Würmfortantatßs ab. eines rudimentären Organes aiuutpraciv —
utor Isaac zeigte, da! j ältere Leb er tuberkulöse ihren typischen
'\,fc-rfc'>i<jsu. Bau gapa oder teil woiäC';- verlieren und in Zirrhose übergeben
kaun. Ec machte auf die Aebnlichkeit solcher Bilder mit denen
der experimentellen. durch Tuberkulose veranlagten Zitrhos« auf-
•rfrliuwe. merksam (». Stärk,: vor. Jabrb.).. Tsamoda «Diersnchtö äufs
neue die Folgen der Unterbindung des Ductus •‘enfv
steht Ihitergang. des Lebergewebes durch .'die. rnebhaniechep Be-.
dingttng'eJt der GaUenstauung, dsian
Wtxcheeiähgiv Bihb&rt suchte ,?.u erklären, weshalb hei der Zirrhose
das’lfebergbwebe inselförmig erhalten bleibtimd das Bindegewebe
zogförmig »rtieliett^.Eär tächlöh ( au^ htd’ Grand n»n ^avßnoheii,’
dall die jErklÄrnng dsrio liegt, dad flas dn. Aggus’ a^.dÄv:
Dam resorbiert tacln. mit dem. gesamten Ffbttadefhiiu; «ich .uüskkSv
so!nderu nur in bestimmten Itnönen in -die 'Leber' etüström*. — L*-W
Zirrhose durch tierische Fnraaitsn berichtete Ts n cb i v n. V-r-
der S-ihis fco a omias isj apo niea dringt ein Distömuw ähnlicher Fäfäkit
in die Leber und veranlagt Untergang von Lekergewebb und zirrhotiseke
Bmtiegnwebawußheru'ng mit Milzvorgrölterung, Stauung und tödlicher
»wirk*» Darmblutung, Bei FüUkresiadiabetes werden die Langer-
MtnJ.fi***, . hanasehen Inseln noch immer gern zur Erklärung lierangezogso.
Kobabnfaiid sie gesebädigt bei itifcrw&xiöööer Entzündung, die oft.
durch Gallensteine oder Cho!e*y»titia veranlaßt wird. Visen tiui
fand mehrere Male keine andere Erki-ankung als hyaline Entartung
der Tnöcln Er .meint,, dalv di«»ü noch nicht sicher flYr die Enfc-
v.i’.mg der Diabetes ‘bers.nge*ög«n werden.• dürften, . dah sie aber
Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakfemlagiv. t&
doch jedenfalls alle Beachtung verdienten.An-
scbauuqgen Pfirigör»,, d*ii der Diabetes .de» PAnteread durch Aus¬
fall eine» tni ©ttodeoum gnjlegenea, «erwiscHr, gattdmhattBch«ia
organes m stand,«: käme, trat MiDko ws>ki aafe iiene entgegen. Er
sali nach Exstirpation des Puodi'num« hei .Kunden keiüftn Diabetes,
ebensowenig nach Exstirpation des Pankreas, wenn eia Stück /i$t\
Brüse unter die Hane transplantiert ward«. Die nachträgliche. Ei.*-
fernnng dieses Stückes veranlagte daß» aber den Diabetes. j ; :■
Nuleke fand durch Versuche, daß bei Puukr<>a*üefcros« nicht, da*
celrroti#chp Gewebe, sondern der resorbierte; Pankreas*» ft das. »ebUdigeudi'!
• Agens darstellt. Durch'Jnjoktiöh. gfenHgciuier Saftv/eiigeri m die Bauch¬
höhle kann uian den Tad heTbeifiterec. '
•.tyr.kiwsu*.
^cb^nniUKiüii.’.Itavstcllufic »Les .virU>VMitrikultiittil»iiU*J(H.
Ta'varrt.• 1)&* flei*it)ünng»*yi»i.Bm iteä S.-Uujeti»rhetz»rk? FHjSfcvr
Zlrhulat-iiwiäbrgaiiö Nach Ü e U« krhc-ümafci'sinu^ fand i>aigo die
von A e c hoff beschriebenen rbeuiaatiecheu Knötchen in der Nahe
der (M&Ö* avu>k im Bereich der Purkinjeskdieb Fasern, des jßeiä-
leitungssjai.twujÄ, Hier fand s^ch 'Addh wie iui übrigen Borgon
Vakuolisierung ; ihrige Degenerivtiün n. äx n Den ‘Urapnu);; des
Beialuitmigasyetetüj* verlegte -.8 «■ h ö ». barg in die Wand de* rechten
Torhofs, dessen Muskulatur von dejr der Ten* cava suponbr im
gongen getrennt ist. Doch stellt ein Böndbi t Wepc kebac h, g. vor.
Juhrb,) die Verbindung bol; EriuuhdUßh^A'cranderungen des Ur¬
sprungsgebietes des Rei)6lüitulses^«t64nä bewirken Herzarhythmie.
Die gesamte normale und patii/dogiafhe Anstemie jenes Systems
'J\\ »ystfiir .
16
Ribbert.
Atrio¬
ventrikular¬
bündel.
Endokarditis.
Periarteriitis.
Arterio¬
sklerose.
Adrenalin
versuche.
bearbeitete in ausführlicher Monographie Mönckeberg. Er beschrieb
den Verlauf des Atrioventrikularbündels (Fig. 3), besonders
die Ausbreitung der beiden Schenkel im rechten und linken Ven¬
trikel, betonte, daß die abnormen Sehnenfäden nicht, wie Tawara
wollte, allein dem Beizleitungssystem angehören, sondern verschie¬
denen Ursprungs sind, daß die Fasern des Systems zugleich mit
dem übrigen Herzen, aber auch allein für sich degenerativ erkranken
können und daß daher auf sie Störungen der Herztätigkeit zurück¬
zuführen sind. — Ueber die Oenese der Endokarditis machte
Fulci Untersuchungen. Er spritzte Toxine ein, um zu sehen, ob
diese allein die Erkrankung der Klappen machen könnten. Es ge¬
lang aber nicht, auch wenn zugleich reizende Partikel injiziert wur¬
den. Die Endokarditis beruht daher stets auf der Wirkung von
Mikrooganismen. —- Mehrere Mitteilungen liegen vor über die Peri¬
arteriitis nodosa. Benda nahm primäre Einrisse der Media
auf Grund lokaler Toxinwirkung an. Dann folgt Riß der Elastica,
aneurysmatische Ausbuchtung und zellige Infiltration der Adventitia.
Syphilis liegt nicht zu Grunde. Auch J. E. Schmidt leugnete die
syphilitische Aetiologie. Er fand die Periarteriitis mit größeren
Aneurysmen an den Interkostalmuskel- und den Nierenarterien nach
infektiöser Erkrankung. Er ließ aber den Prozeß in der Adventitia
beginnen. Bomhard beobachtete die Erkrankung im Anschluß
an Staphylokokkenangina an den Nieren- und den Ureterarterien.
Benedikt sah sie nach einem kalten Abszeß, dessen Aetiologie
unklar war. Ob Syphilis in Betracht kam, blieb ungewiß. — Bei
Arteriosklerose untersuchten Nowicki und Hornowski die
Nebennieren und konstatierten an ihnen keinerlei Veränderung, die
man vielleicht mit Rücksicht auf die bekannten Adrenalin versuche
hätte erwarten können. Watermann hat diese Versuche aufs
neue mit den gewöhnlichen Resultaten vorgenommen, aber weiter
konstatiert, daß die Arterienerkrankungen auch bei gleichzeitiger
Verabreichung von Amylnitrit, also ohne Blutdruckerhöbung, ein-
treten. Es muß also eine Giftwirkung zu Grunde liegen. Schiro-
kogoroff ließ Blutdruck und Gift zugleich wirksam sein. Er fand
neben den Mediaveränderungen Hyalin in der Intima, ferner Binde¬
gewebswucherung in der Leber bis zur Zirrhose. Bennecke stellte
fest, daß auch die blutdrucksteigernden Substanzen Chlorbaryum,
Hydrastin und Hydrastinin die gleichen Veränderungen an den
Arterien hervorrufen wie das Adrenalin, und zwar in 70—100 “/o der
Fälle. Gleichzeitige Verabreichung des blutdruckerniedrigenden Sper-
min setzte die Erkrankung auf 50 ol o herab. D’Amato konnte mit
18
Bibbert.
Harn- und
(Teschlechts-
organe:
Schrumpf-
niere,
Kastration.
Bewegungs¬
organe.
Harn- and Geschlechtsorgane. J o r e s trat der Meinung entgegen,
als ob die Herzhypertrophie bei Schrumpfniere von dem
Grade und der Ausdehnung der Glomerulusschrumpfung abhinge.
Eine solche Parallele besteht nicht. Die Hypertrophie ist stets vor¬
handen bei der roten Granularniere, sie fehlt dagegen bei der sekun¬
dären Schrumpfniere. Beide Formen müssen scharf getrennt wer¬
den. Die rote Granularniere wird wahrscheinlich durch ein Agens
hervorgerufen, das zugleich auch die Herzhypertrophie mit sich
bringt. Auf eine Beziehung der Schrumpfhiere zur Nebenniere
machte Comessatti aufmerksam. Er fand, daß die Nebenniere
bei Nierenkranken adrenalinreicher sei als bei Gesunden. Damit
könnte man den gesteigerten Blutdruck der Nephritiker in Ver¬
bindung bringen. — Tandler und Grosz machten die Folgen, die
eine Kastration bei männlichen Individuen mit sich bringt, nicht von
den Samenzellen, sondern von den Zwischenzellen abhängig. Diese
bleiben erhalten, wenn man die Hoden mit Röntgenstrahlen behandelt,
während die Samenzellen zu Grunde gehen. Die so behandelten
Tiere zeigen dann nicht die Folgen, wie nach der Kastration. Die
Veränderungen durch Röntgenstrahlen studierten auch Herxheimer
und Hoffmann. Die Samenzellen sterben ab, die Sertolischen
Zellen dagegen wuchern, leiden aber auch bei intensiver Bestrahlung.
Bewegnngsorgane. Ueber die Myasthenia gravis liegen zwei
bemerkenswerte Mitteilungen vor. Knoblauch fand in großer Aus¬
dehnung die rasch ermüdenden weißen Muskelfasern, deren Gegen¬
wart die Muskelschwäche bedingen soll. Die Myasthenie beruhe
daher auf kongenitaler Anlage. Mandlebaum dagegen fand bei
Myasthenie ein Lymphosarkom des vorderen Mediastinums und Tumor¬
zellen in den Lymphscheiden des Gehirns. Die Muskelerkrankung
faßt er auf als eine Toxinwirkung.
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Wochenschr. Nr. 32.
II.
Allgemeine Therapie.
I. Diätetik.
Von Mod.-Rat Prof. Dr. F. Gnmprecht in Weimar.
Die Sonnenbäder bilden sowohl ein gutes diätetisches Mittel
zur Erhaltung der Gesundheit, als auch sind sie gegen die mit Blut¬
armut und mangelndem Stoffwechsel verbundenen Krankheiten gut
zu verwenden. Selbst der fiebernde Phthisiker geht mit der Tem¬
peratur nur um 0,1° durchschnittlich nach dem Sonnenbad in die
Höhe (Lenkei). Der Badende liegt entblößt an der Sonne und
macht alle 4—5 Minuten eine Viertelwendung, um die bestrahlten
Hautflächen vor Verbrennung zu bewahren, im ganzen 15 Minuten
lang. Einreiben der Haut mit Vaseline ist unzweckmäßig, dagegen
kann man jeden Tag baden lassen, die mangelnde Sonne im Norden
sorgt schon für nötige Pausen. Als Unterlage dient eine Pritsche
mit einer in doppelter Lage ausgebreiteten Decke, für empfindliche
Kranke ein Feldbett. Während des Bades darf nicht getrunken
werden, obgleich sich oft starker Durst einstellt. Farbfilter für die
Sonnenstrahlen sind unnütz; Verbrennungen werden bei hinreichen¬
der Aufmerksamkeit sicher vermieden. Wer schwitzen soll, bleibt
nach dem Sonnenbad noch bis zu 30 Minuten eingepackt an der
Sonne liegen. Im allgemeinen aber folgt sofort auf das Sonnenbad
ein abkühlendes Luftbad oder noch besser eine Wasseranwendung
oder beides zusammen. — Eingehende Beobachtungen über dasselbe
Thema hat Hovorka auf der Mendel bei Bozen, 1360 m hoch, ge¬
macht. Das kalte Luftbad steigert Blutdruck und Respiration, wäh¬
rend es die Temperatur herabsetzt. Auch das kühle Luftbad steigert
den Blutdruck, während die übrigen Phänomene, Pulsfrequenz, Re¬
spiration, Temperatur, kein verändertes Verhalten zeigen; das warme
Luftbad setzt Blutdruck und Respiration herab, steigert dagegen
Pulsfrequenz und Temperatur. Das Sonnenbad steigert alle ge-
Sonnenbäder.
Luftbilder.
22
öumprecht.
Heißluft, nannten Faktoren. — Die Heißluftanwendnngen in der Medizin
bestehen in Lichtreflektoren, Wärmekasten und Heißluftduschen (Del-
herm und Laquerriöre). Sie bewirken alle mehr oder weniger
Erweiterung der Hautgefaße und Schweißausbruch. Im Luftstrom
dagegen wird der Schweißausbruch vermieden, ihre Hauptwirkung
ist die Schmerzstillung. Gegenindikationen gibt es kaum. Alle Affek¬
tionen der Gelenke, Rheumatismus, Steifheit, Gicht, ferner die Haut¬
affektionen, z. B. die diabetische Gangrän und der Juckreiz, endlich
auch die Neuralgien werden günstig beeinflußt; außerdem ermög¬
licht das Schwitzbad eine gewisse Entfettung und eine Entgiftung,
z. B. bei Autointoxikationen und bei Morphiumsüchtigen. — Wir
Sport. wissen schon lange, daß sportliche Extremleistungen mit
Unrecht als diätetische Stärkungsmittel oder als Erholung nach
geistigen Anstrengungen gepriesen werden; Beck und Epstein
zeigen aufs neue die schädlichen Wirkungen der Ueberanstrengung
bei Preisruderem; sämtliche Regattaruderer boten ausnahmslos das
Bild mehr oder weniger großer. Erschöpfung dar, welche jedoch
nach einigen Minuten Bettruhe verschwand; ein Fall wurde von
einem schweren Kollaps betroffen; unter den 18 klinisch unter¬
suchten Fällen dieser Wiener Regatta fanden sich 7 Fälle von Herz¬
muskelschädigung, 3 Fälle von Herzhypertrophie, meist mit Erweite¬
rung, 1 Fall von Mitralinsuffizienz, 1 Fall von Arterienverkalkung
und nur 1 ganz normaler Fall. Oefters traten auch Eiweiß und
Zylinder auf; der Blutdruck war in der Regel nach der Arbeit
mäßig gesteigert, zuweilen senkte er sich noch während der Arbeit
erheblich. In Londen hat Flack bei dem Londoner Hospital-Wett¬
rennen die Temperatur der Teilnehmer gemessen und hat noch
zirka eine Viertelstunde nach Beendigung des Rennens Tempera¬
turen um 40° C. herum im Rectum feststellen können. Allerdings
war es immer nur ein Teil der Läufer, welcher in dieser Weise
reagierte. — Daß bei solchen Extremleistungen die Zuführung reinen
Sauerstoff. Sauerstoffs von Nutzen sein kann, hat der Physiologe Hill in cha¬
rakteristischer Weise beobachtet. Der Schwimmer Wolffe schwamm
durch den Aermelkanal, bis er erschöpft war, da wurde ihm Sauer¬
stoff gereicht, und er erholte sich so, daß er abermals l 1 /* Stunde
schwimmen konnte und das gegenüberliegende Gestade auf eine
Viertelmeile erreichte. Schließlich war er durch die Kälte verhin¬
dert, das Schwimmen fortzusetzen, während Puls und Respiration
unmittelbar nach seiner Aufnahme in das Boot gut waren. Auch
Rennpferden hat der Autor durch Sauerstoff aufgeholfen, ebenso
wie der Verfasser selber sich zu Besteigungen oft des Sauer-
Diätetik.
23
Stoffs bedient hat, die er mit einem Tabakherzen und einer ab¬
gelaufenen Pleuritis sonst nicht hätte machen können. Einen der
Marathonrenner nahm er ins Training und konnte seine Lei¬
stungen durch Sauerstoff, den er in einer eigenen kleinen Flasche
den Rennern mitgibt, wesentlich verbessern. — Das Thema der
weiblichen Kleidung ist fast zum Ueberdruß erörtert. Wenn
wir hier noch einmal darauf zurückkommen, so geschieht es mehr,
um zu zeigen, daß die neuesten Forderungen weniger radikal werden.
Nach M. Pochhammer soll die Kleidung nicht schwer sein und
weder allein von Schultern noch von Hüften getragen werden, son¬
dern sich überall dem Körper anschmiegen. Die Unterkleidung be¬
steht aus der Hemdhose oder dem Hemd, die jedenfalls porös, am
besten aus Trikot sein sollen und hoch und mit langen Aermeln
unter nicht waschbaren Taillen oder Blusen getragen werden. Büsten¬
halter und Leibgurt folgen, selbstverständlich das geschlossene Re¬
formbeinkleid. Eine solche Unterkleidung, warm genug für den Winter,
wiegt 860 g, im Vergleich zu 1860 der hergebrachten Kleidung. Der
Unterrock ist nicht wegzulassen, sondern das Kleid, lose gefüttert
oder ungefüttert, auf gut sitzendem Unterrock zu tragen.
Wenn wir nun zu den eigentlichen Ernährungsfragen über¬
gehen, so haben wir zunächst der von Abel gegebenen Winke für
den Nahrungsmitteleinkauf zu gedenken. Da das Publikum
sich seine Nahrung vielfach nicht selber zubereiten will, so begün¬
stigt es die Fälschung der Nahrungsmittel durch die Händler, die
im zubereiteten Zustande leichter ist. Man weise auffallend billige
Angebote ab, betrachte jede Büchsenkonserve mit besonderer Auf¬
merksamkeit. Alle Deklarationen auf den Schildern sehe man mit
Mißtrauen an, weil sie oft unauffällig ein Surrogat kennzeichnen und
den Verkäufer vor Strafverfolgung schützen sollen. Künstlich ge¬
färbte und konservierte Nahrungsmittel sind in der Regel zu ver¬
werfen. Jedenfalls soll man dauernde Aufmerksamkeit gegenüber
solchen Verfälschungen anwenden. — Bei wassersüchtigen
Kranken soll die Nahrung möglichst wenig Kochsalz ent¬
halten; wie man technisch eine solche Nahrung herstellt, dar¬
über gibt H. Strauß bemerkenswerte Winke. Die Mehrzahl der
Nahrungsmittel gewinnen ihren hohen Chlorgehalt erst durch die
Zubereitung, namentlich Milchgrieß, Milchreis, Rinderfilet, Roastbeef,
Schnitzel, Spargel, Kohlrabi. Man ersetze Bouillon durch Frucht-,
Wasser- und Sahnsuppen. In Mehlsuppen und Mehlbreien, sowie
Eierspeisen kann Zucker die Rolle des Salzes übernehmen. Brot
muß salzfrei gebacken werden und schmeckt, mit salzfreier Butter
Weibliche
Kleidung.
Nahrungs-
mitteleinkaut.
Kochsalz
24
(»umprecht.
Kochsalz, oder Mus bestrichen, etwas süßlich, aber nicht unangenehm. Die
Gemüse werden mit schwach salzhaltigem Wasser gekocht und vor
dem Genüsse abgespült; am besten eignen sich grüne Erbsen und
Karotten. Auch die meisten gesunden Menschen nehmen Kochsalz
weit über den Bedarf des Organismus hinaus zu sich; es muß als
feststehend gelten, daß der Organismus mit der täglichen Zufuhr
von nur wenigen Gramm Kochsalz sein Auskommen finden kann. —
Die Studien von Prym zeigen, daß zunächst aus dem Magen
nur flüssiger Inhalt nach dem Darm zu entleert wird, wäh¬
rend die festen Brocken im Magen Zurückbleiben; eine schädliche
Verdünnung des Magensaftes durch die Suppe ist deshalb nicht an-
Fett zunehmen; das Fett muß möglichst innig mit der übrigen Nahrung
vermischt werden 1 , weil es sonst an die Oberfläche steigt und ab¬
norm lange im Magen verweilt. In der Tat werden die Fette
länger als Eiweiß und Kohlehydrate im Magen zurückgehalten, so
daß nach 10 und 12 Stunden noch meßbare Quantitäten davon im
Magen vorgefunden werden. In der Mitte des Dünndarms beträgt
die Fettresorption, die bis dahin in den oberen Darmabschnitten nur
sehr gering war, bereits etwa 35°/o und steigt im Ileozökum auf
95 — 97 °/o (bei Schweinefett nur bis auf 75°/o). Wenn die Fett¬
säuren zwischen anderer Nahrung aber fein verteilt sind, so ist ihre
Ausnutzung besser als ohne andere Nahrung (Levites). Fett
stellt in der Nahrung die beste Wärmequelle dar und wird da¬
her auch von den nordischen Völkerschaften, und im Winter
besonders, bevorzugt. Eine interessante physiologische Bestäti¬
gung für diese Erfahrung liegt in der Zusammensetzung der Wal¬
fischmilch (Scheibe), welche 19,4 0 o Fett enthält (gegen
Kuhmilch 3,6°/o). Der gewaltige Fettgehalt ist jedenfalls für die in
den kalten nordischen Meeren lebenden Tiere wichtig. Die Frage,
ob das pflanzliche Fett vom tierischen Organismus ebensogut
wie das tierische ausgenutzt wird, ist zu bejahen (Gerlach). Das
neue pflanzliche Fett, mit welchem die Versuche gemacht sind, ist
die Sanella; sie wird aus gereinigtem Kokosfett gewonnen und
sowohl auf Brot gestrichen als auch zu Koch- und Backzwecken
verwendet. Die Ausnutzungsversuche ergaben, daß 120 g Sanella
genau so ausgenutzt wurden wie 120 g Kuhbutter. — Daß die
Nervosität im Kindesalter oft mit falscher Ernährung zu¬
sammenhängt, betont Siegert. Das nervöse Kind hat meist eine
vorwiegende Fleisch- und Fettnahrung genossen, während Gemüse
und Obst fehlten; um die Kost kräftiger zu machen, wird ihm fälsch¬
licherweise meist noch mehr Fleisch oder Ei zugeführt. Die Nah-
Diätetik.
25
rung soll aber vielmehr aus Hülsenfrüchten, grobem Brot, Obst,
Salat bestehen; dabei wird Milch nur in geringer Menge und ver¬
setzt mit Malzkaffee, Bohnenkaffee, Nußblättertee gereicht, die Butter
durch Marmeladen, das Weißbrot durch grobes Brot ersetzt.
Von einzelnen Nahrungs- und Genußmitteln sei zunächst die
neue Yoghurtmilch erwähnt, die mit dem bulgarischen Bazillus
hergestellt wird und eine Abnahme der enterogenen Zersetzungs¬
produkte bewirkt. Leva berichtet über 30 Fälle, die alle die Milch
gern nahmen; bei vielen wurde die Obstipation gebessert oder eine
bestehende Darmreizung gemildert. Bei Auftreibung des Leibes
durch Gase wechselte der Erfolg. 5 Tage nach Beginn der Auf¬
nahme des Nahrungsmittels waren die ersten lebenskräftigen
Milchsäurebakterien nachzuweisen. Man kann den bulgarischen oder
Massolschen Bazillus in den verschiedensten Formen verwenden, ent¬
weder als Reinkultur, fest oder flüssig (als Laktobazillinepulver
und -tabletten, als Laktobazillinebouillon) oder in Molken, wo der
Geschmack ein besonders zusagender ist und durch Vanille, Zitrone,
Zucker noch besser gemacht werden kann, endlich als Mischung mit
Malzextrakt. Die Indikationen zur Darreichung der Laktobazilline
bestehen nach Herschell namentlich in abnormen Fermentationen
oder Autointoxikation vom Darmkanal, ferner zur Vorbereitung für
Darmoperationen und zur Bekämpfung der Konstipation; in den
ersten Tagen stellt sich zuweilen eine leichte Darmreizung, später
Verstopfung ein, erst in der 3. Woche kommt der Darm ganz ins
Gleichgewicht, und die charakteristische Verminderung der organi¬
schen 8ulfate tritt dann ein. Der Preis stellt sich etwa auf 30 Pfg.
für 'Is Liter Yoghurt. — Ein anderes neueres Milchpräparat ist
die homogenisierte Milch, eine Kuhmilch, welche maschinell
so durcheinander geschüttelt ist, daß ihre Fettkügelchen noch feiner
verteilt sind als bei der Frauenmilch. Birk hat diese Milch bei
Kindern zur Ernährung in der Breslauer Universitätskinderklinik
verwendet, aber ohne gegenüber der gewöhnlichen Kuhmilch wesent¬
liche Unterschiede zu entdecken. — Das von Stroschein hergestellte
Nutrin wird aus frischen Hühnereiern und Zucker hergestellt und
soll wegen seines Phosphor- und Lezithingehalts auf die Nervenernäh-
rung einen besonders günstigen Einfluß haben; es kommt in flüs¬
siger und trockener Form in den Handel und besitzt einen entschie¬
denen Wohlgeschmack, so daß es auch Kindern gereicht werden
kann. — Gehen wir nun zu den Fleischnahrungsmitteln über,
so ist zunächst bemerkenswert, daß die oft bezweifelte Ueberlegen-
heit des weißen Fleisches über das dunkle in mancher Hinsicht auf
Nahrungs-
und Genu߬
mittel :
Yoghurt-
milch.
Homo¬
genisierte
Milch,
Nutrin,
Fleisch.
26
Gumprecht.
Fleisch, Tatsachen beruht (Adler). Das gebratene Kalbfleisch hat gegen¬
über dem Rindfleisch nur etwa den fünften bis siebenten Teil der
Extraktivstoffe. Durch das Kochen werden dem weißen Fleisch noch
mehr Extraktivstoffe entzogen, während gekochtes Rindfleisch gegen¬
über dem gebratenen kaum an Extraktivstoffen verliert; für die Er¬
nährung von Gichtikem und Nephritikern ist daher die Ueberlegen-
heit des weißen Fleisches glaubhaft. — Ein lebhafter Streit hat sich
Puro. um das Fleischpräparat Puro, und wie gleich bemerkt werden darf,
nicht zu Gunsten des Präparats, entsponnen. Bei der Prüfung des
Präparates vermittels der spezifischen Präzipitationsmethode stellte
sich nämlich heraus, daß der „Fleischsaft Puro“ gar kein Rindfleisch¬
eiweiß enthält, sondern nur Eiweiß vom Ei(Horiuchi, Geret);
der Fabrikant hat in der weiteren Folge auch zugegeben, daß das
Präparat aus Eiern und Fleischextrakt hergestellt ist; wenngleich
jeder Wert einem solchen Präparate nicht unbedingt abgesprochen
werden soll, so dürfte die Verwendung des Präparates, dessen In¬
gredienzien man einfacher und billiger im Haushalt haben kann,
wohl künftig nur noch selten indiziert sein. — Eine besondere Ver-
Kartoffei. Wendung der Kartoffel findet durch Entmehlung statt; die resul¬
tierende „Kartoffel fas er“ ist ein wertvolles, eiweißhaltiges, Kar-
toflfelgeschmack bietendes Nahrungsmittel, das etwa das Siebenfache
seines Gewichtes an Milch aufnehmen kann und sich auch als Suppe,
Creme, Pudding, Auflauf, Croquettes verwenden läßt. Namentlich
für Fettleibige und Zuckerkranke bietet sich hier ein schmackhafter,
unschädlicher Ersatz für Kartoffel/— Von einigen Genußmitteln soll
Tabak. schließlich noch die Rede sein. Das Tabakrauchen ist durch den
Hygieniker Lehmann in Würzburg zum ersten Male wissenschaft¬
lich auf seinen Wert oder seine Schädlichkeit geprüft worden. Es
hat sich ergeben, daß allein das Nikotin schädlich wirkt, während
die übrigen als schädlich angeschuldigten Bestandteile des Rauches,
Kohlenoxyd, Blausäure, Ammoniak u. a. vom gesundheitlichen Stand¬
punkte vernachlässigt werden dürfen. Von der Zigarre gehen 85 bis
97 °/o des Nikotins in den Rauch über; in den Mund gelangen aller¬
dings nur etwa 33 °/o dieser Mengen, und davon werden wieder so
wenig resorbiert, daß eine gewöhnliche Zigarre nur etwa 8 mg Nikotin
dem Organismus während des Rauchens zuführt; der Nichtraucher
zeigt allerdings schon bei 5 mg Nikotin, namentlich, wenn sie ihm
rasch beigebracht werden, Brechneigung, der Raucher fühlt etwa
von 15 mg ab die bekannten Intoxikationserscheinungen, Speichel¬
sekretion, kalten Schweiß, Brechreiz. Erklärungen für das Wesen
einer schweren und einer leichten Zigarre haben diese Versuche
Diätetik.
27
allerdings nicht gebracht, und sie sind wohl auch nur als erste Orien¬
tierung zu betrachten. Bei schnellem Bauchen sollen übrigens
auch teerartige Produkte in reichlicherer Menge gebildet werden
und zur Vergiftung beitragen (v. Liebermann); auffallend bleibt
aber auch hier, daß getrocknete Zigarren mehr teerartige Produkte
in den Bauch liefern als feuchte, während nach der Erfahrung die
feuchten Zigarren schwerer verträglich sind. — Daß die harmlose
Zichorie unter Umständen auch schädlich wirken kann, beweisen
die Versuche von Zwintz. Bei Tieren konnte eine Blutdruck¬
senkung durch Zichorieninjektion hervorgerufen werden. Auch auf
den Stoffwechsel hat die Zichorie schädliche Wirkung, insofern als
damit gefütterte Tiere an Gewicht abnehmen.
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Gumprecht.
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im Krankenhaus, deren Anlage, Einrichtung und Betrieb. Stuttgart.
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Kost und Küche im Krankenhaus. Zeitschr. f. phys. u. diät. Ther. Bd. XI,
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Georg Zuelzer (Berlin), Die diätetisch-physikalische Therapie in der
täglichen Praxis. Mit Beiträgen von Dr. Alfred Japha, Dr. Georg Peritz
und Dr. Bruno Wolff. Berlin. — Zwintz, Zichorie. Wien. klin. Wochen¬
schrift Nr. 42.
2. Krankenpflege.
Von Med.-Rat Prof. Dr. F. Gnmprecht in Weimar.
Mit 1 Abbildungen.
Allgemeines. Die neue Kriegssanitätsordnung vom
27. Januar 1907 nebst der Dienstvorschrift für die frei¬
willige Krankenpflege vom 12. März 1907 beeinflußt, wie uns
<_• ramer auseinandersetzt, auch die Friedenskrankenpflege auf das
nachhaltigste. Jede Kompanie erhält jetzt vier Krankenträger mit
der Roten Kreuz-Armbinde. Bei jeder Kavalleriedivision wird vor
dem Gefechte eine Sanitätsstaffel gebildet. Als Krankenpflegeein¬
heit für das Armeekorps gilt das Sanitätsbataillon, das aus drei Sani¬
tätskompagnien und zwölf Feldlazaretten besteht. Jeder Mann, ein¬
schließlich der Offiziere und Beamten, ist mit zwei Verbandpäckchen
ausgerüstet, die in das Futter des Rockes eingenäht sind und keim¬
freies Verbandmaterial enthalten. Hinter der Schlachtlinie breitet
sich das Etappengebiet aus, wo ein Generalarzt die Oberleitung der
Krankenpflege ausübt und namentlich auch über die neu eingeführten
Feld-Röntgen-Wagen, Trinkwasserbereiter und Desinfektionsabteilung
verfügt. Dort liegt die Krankentransportabteilung, bei der eine
Verband- und Erfrischungsstelle und eine Krankensammelstelle ein¬
gerichtet ist. Feldbahnen und Automobile werden in die Eiranken¬
beförderung einbezogen; ihre Bereitstellung und Herrichtung ist der
freiwilligen Krankenpflege überlassen. — Eine neue Krankenträger¬
ordnung ist demgemäß ausgearbeitet worden und es haben die Unter¬
richtsbücher für Sanitätsinannschaften, die vom Zentralkomitee vom
Roten Kreuz herausgegeben sind, sowie ein entsprechendes ganz
neues für weibliche freiwillige Krankenpflege (von Körting) auf
die neue Sanitätsordnung bereits Rücksicht genommen. — Für das
weibliche Kriegs Pflegepersonal ist dementsprechend fol¬
gende Organisation in Aussicht genommen: Sie gliedern sich in
drei Kategorien: Helferinnen, Hilfsschwestern und Schwe-
stern vom Roten Kreuze. Die beiden ersten Gruppen umfassen
freiwillige Pflegerinnen, die dritte Berufsschwestern. Die Helfe¬
rinnen sollen sich aus gebildeten Ständen rekrutieren, eine theo-
Freiwillig»;
Kranken-
ptipgp.
30
Gumprecht.
Freiwillige retische Ausbildung von 20 Doppelstunden und eine praktische von
K pfle"e M ^® Wochen durchmachen; letztere erfolgt an einem Krankenhause
oder Militärlazarett, und zwar ebenso wie erstere unentgeltlich, doch
wohnen die teilnehmenden Damen in ihren Familien. Alle 2 Jahre
folgen 4—6wöchentliche Uebungskurse, die Teilnehmerinnen haben
schriftlich sich bereit erklärt, im Kriegsfälle wenigstens 3 Monate
Dienste zu leisten. Umfassender ist die Ausbildung der zweiten
Gruppe, der Hilfsschwestern. Sie erfolgt ebenfalls kostenlos und
währt 6 Monate. Ein erfahrener Anstaltsarzt leitet sie. Zuerst all¬
jährlich, später alle 2 Jahre folgen öwöchentliche Wiederholungs¬
kurse. Die Teilnehmerinnen wohnen in der Anstalt. Eine genaue
Listenführung des Roten Kreuzes weist jederzeit den verfügbaren
Bestand an Pflegekräften nach. Was die Ausbildung endlich der
Schwestern anbelangt, so schwanken die Dispositionen noch, da
die neuen Vorschriften des Bundesrats für die Ausbildung des
Krankenpflegepersonals berücksichtigt werden müssen, welche 1 Jahr
Ausbildungszeit und die Prüfung vor einer staatlichen Prüfungs¬
kommission voraussetzen. — Das Rote Kreuz bildet im übrigen
auch Haushaltsschwestern aus (Lauter). In einem badischen
Altersheim hat der dortige Landesverband eine Haushaltschule ein¬
gerichtet und theoretische Lehrstunden mit praktischen Uebungen
vorgesehen. Der Lehrplan umfaßt die gesamte Instandhaltung eines
großen Hauswesens, die Kenntnis der Kleiderstoffe und der Näh¬
arbeiten, die Behandlung der Wäsche, die Küche und das Rechnungs¬
wesen. — Der bekannte Pastor Zimmer in Zehlendorf plädiert
dafür, daß die Frauen, namentlich in den gebildeten Ständen, sich
freiwillig 1 Jahr lang in den Krankenpflegedienst stellen sollten,
ähnlich wie die Männer 1 Dienstjahr für die Kriegsbereitschaft
opferten; in dem von ihm geleiteten Diakonieverein haben während
der 14 Jahre seines Bestehens etwa 3600 Frauen ein solches Frei¬
willigenjahr durchgemacht, und ein Drittel davon ist berufsmäßig
zur Krankenpflege übergegangen; nach den dort gemachten Erfah¬
rungen wirkt ein solches Jahr unter anderem auch außerordentlich
günstig auf den Körper ein; Schlaf, Hunger, Körpergewichtszunahme
bessern sich, die Freude am Leben wächst. — Wie man in Deutsch¬
land schon seit langer Zeit im wesentlichen zu weiblichem Kranken¬
pflegepersonal übergegangen ist, so tut es Rußland allmählich auch.
Krankenpflege Das Dienstpersonal der russischen psychiatrischen
m Kurland. Anstalten stand bisher wesentlich hinter dem deutschen und
englischen zurück. Der durchschnittliche Wechsel des männlichen
Dienstpersonals in russischen Krankenhäusern beträgt 167 °/o, des
Krankenpflege.
31
weiblichen 94°/o im Jahre. In dem psychiatrischen Krankenhause
zu Orel ist nun die Reform des Wartepersonals so durchgeführt,
daß fast durchweg die weibliche Krankenpflege herrscht, die bisher
in Rußland für Männerabteilungen prinzipiell vermieden wurde. Nach
lOjähriger Erfahrung des Direktors Dr. Hermann haben sich
keinerlei Mißstände eingestellt. Die Kranken gewöhnen sich sehr
leicht an ihre Aufseherinnen und begegnen ihnen mit Hochachtung.
Im Anfang gab es allerdings einige Aufregung. Die Kranken nannten
die Krankenwärterinnen Hexen und ließen zynische Schimpfworte
fallen; nach einigen Tagen hatten sich die 700 Insassen des Kranken¬
hauses aber beruhigt, und seit jener Zeit sind keine Anstände mehr
vorgekommen. Namentlich der russisch-japanische Krieg, der viel
männliches Personal aus der Heimat entführte, hat der Einführung
des weiblichen Personals in die Krankenhauspflege wesentliche
Dienste geleistet. — Die freiwillige weibliche Krankenpflege
in Japan ist viel weiter fortgeschritten (Körting). Es gibt in
Japan etwa 2700 approbierte Rote Kreuz-Schwestern, welche für
Kriegszwecke unbedingt zur VerfügUDg stehen und vereidigt sind.
Ueber das 55. Lebensjahr hinaus werden sie nicht beschäftigt; bei
der Mobilmachung müssen sie binnen 72 Stunden am Platze sein.
Im chinesisch-japanischen Kriege 1894;95 waren 600 Rote Kreuz-
Schwestern tätig unter 1600 freiwilligen Pflegern überhaupt; etwa
200000 Kranke und Verwundete gingen durch ihre Hände. Im
russisch-japanischen Kriege waren 3000 Schwestern neben fast eben¬
soviel anderweitigen Pflegepersonen tätig, und es gingen 600000 Pa¬
tienten durch die Hände der weiblichen Pfleger, 20000 Verbände
wurden gewechselt, 8000 Arzneien wurden verabreicht. Die beiden
Lazarettschiffe beförderten auf 106 Fahrten 26 000 Patienten, 1,3 °/o
der einberufenen Schwestern verstarb im Kriege. Die weibliche
Krankenpflege wird in Japan besonders durch die adelige Damen¬
vereinigung des Roten Kreuzes gehoben, welcher kaiserliche
Prinzessinnen und andere Damen der höchsten Stände angehören; in
ganz Japan sind etwa 10000 Damenmitglieder vorhanden, und sie
bringen im Jahre 5’/a Millionen Mark an Beiträgen zusammen. —
Bemerkenswert ist ein Nachtrag zu den Bundesratsvorschrif¬
ten über die Prüfung von Krankenpflegepersonen (vergl. Jahr¬
gang 1908); es können nämlich alle diejenigen Krankenpflegepersonen,
welche auch nur 2 Jahre (vorher 5 Jahre) im praktischen Dienst erfolg¬
reich tätig waren, das staatliche Krankenpflegerzeugnis, unter Dis¬
pensation von der Prüfung, erhalten.— Eine wandernde Alkohol¬
ausstellung hat in den letzten Jahren die Runde durch einen
Krankenpflege
in Japan.
Prüfung von
Kranken¬
pflegepersonen.
32
Guraprecht.
Alkohol- großen Teil von Deutschland gemacht (Miethke); sie enthält sehr
aussteliung. zahlreiche Kurven und Diagramme, die die Größe des Alkoholver¬
brauchs in Deutschland und anderen Kulturländern, sowie seine Be¬
ziehungen zu Krankheiten, Verbrechen, Unfällen, psychischer Degene¬
ration u. a. darstellen. Auch Moulagen und anatomische Präparate
von Trinkern, sowie künstlerische Darstellungen der verderblichen
Alkoholwirkung aus klassischen Bildern sind eingereiht. Die Lei¬
tung der Ausstellung hat Rechtsanwalt Eggers in Bremen. Ein
offizieller Erklärer wird mitgeschickt. Die Gesamtkosten einer sol¬
chen Alkoholausstellung für eine Woche belaufen sich nach eigenen
Merkblatt Erfahrungen des Referenten auf etwa 700 Mark. — Ein Merk-
der Kranken- hlatt derKrankenpflege hat Dr. Baur in Schwäbisch-Gmünd
hergestellt. Es besteht aus einem Block, auf dessen ersten zwei
Seiten die neuesten Krankenpflegemaßnahmen in Bild und Wort
illustriert sind, denen dann Blockzettel mit Schematen für ärztliche
Verordnung, Diät und Krankenbeobachtung angereiht sind.
Schulärztliche und schulhygienische Fragen
verschwinden nicht mehr von der wissenschaftlichen Tagesordnung.
Steilschrift. G. Müller plädiert für Steilschrift in den Schulen. Die
Schrägschrift ist schädlich; denn liegt das Heft gerade auf dem
Tisch, so dreht das Kind den Oberkörper nach links, um schräg
schreiben zu können, und dadurch wird die Grundlage zu Wirbel¬
säulenverkrümmung gelegt; liegt das Schreibheft aber schräg, so
kommen praktische Unbequemlichkeiten, und die Augenlinie ist
anders als die Richtung des Heftes. Aus diesen Gründen ist die
Steilschrift die vom hygienischen Standpunkt einzig wünschens¬
werte. Die Schulärzte werden zu ihrer Einführung behilflich sein
Schulärzte, können. — Die Aufgaben der Schulärzte faßt Boas zusammen:
Der Schularzt soll sich zunächst den baulichen Einrichtungen der
Schule widmen, Beleuchtung, Heizung, Ventilation kontrollieren, die
Reihenfolge der Schüler nach Maßgabe der Leistungen ist durchaus
zu verdammen, der Platz des Kindes muß durch körperliche Eigen¬
schaften, Gesichtsschärfe, Hörfähigkeit u. dergl. bestimmt werden.
Der Schularzt sollte ferner einen Teil des Zoologieunterrichts, näm¬
lich wenn der menschliche Körper behandelt wird, selber übernehmen
und den Gesang-, Turn- und Zeichenunterricht speziell beaufsich¬
tigen. Sehr zurückbleibende Schüler soll er auf ihren Gesundheits¬
zustand untersuchen und an den Konferenzen der Lehrer teilnehmen,
für die Bibliothek gute hygienische Schriften empfehlen und all¬
monatlich einen Schulvortrag über bestimmte Fragen, unter denen
die Gefahren des Alkoholismus nicht zu vernachlässigen sind, halten.
Krankenpflege.
33
Ueber den jetzigen Stand der Heilstättenfrage für Lungen¬
kranke gibt Kobert eine Uebersicht. Die Sterblichkeit an Tuber¬
kulose sinkt in Deutschland dauernd und zeigt dadurch den Einfluß
der hygienischen Verwaltungsmaßnahmen. Es bestehen in Deutsch¬
land zur Zeit 67 Ferienkolonien mit 6092 Betten und 17 Anstalten
für Kinder mit 650 Betten. An Volks-Lungenheilanstalten besitzt
Deutschland 87 mit 8422 Betten. In diesen Anstalten können etwa
25000 Kranke jährlich untergebracht werden, während allerdings
die Gesamtzahl der Tuberkulösen in Deutschland auf etwa das Acht¬
fache zu schätzen ist. In den 87 Privat-Lungenheilanstalten sind außer¬
dem noch etwa 2000 Betten, meist für wohlhabendere Patienten, vorhan¬
den. Das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Lungen¬
tuberkulose steht an der Spitze der Heilstättenbestrebungen; auf ihm
hat sich eine Internationale Vereinigung gegen die Tuber¬
kulose aufgebaut, der 21 Länder an gehören. Die gegen die Heil¬
anstalten erhobenen Einwände sind meist haltlos, indessen geht die
allgemeine Stimmung doch jetzt weniger nach Schaffung neuer Heil¬
stätten, als nach Errichtung von Fürsorgestellen. Die Waffen, mit
denen die Tuberkulosefürsorgestellen arbeiten, sind Hygiene
und Pflege (Hesse). Die Fürsorgestelle wirkt mit der zustän¬
digen Krankenkasse zusammen, sendet Mitteilung über Befunde
an die Kassenärzte, beantragt Heilstättenbehandlung in geeigneten
Fällen, sorgt dafür, daß der schwer Kranke isoliert wird, gewährt
ihm Geld- und Naturalienunterstützung. Für Berlin und Vororte
sind 5 solche Fürsorgestellen eingerichtet, mit 18 Schwestern und
7 Aerzten; wöchentlich zweimal wird Sprechstunde abgehalten. Der
Etat dieser Fürsorgestellen beträgt etwa 50000 Mk. und wird zum
größten Teil von der Landesversicherungsanstalt Berlin gewährt.
Verfahren und Apparate. Der Aderlaß verbreitet sich in
seiner Wertschätzung immer mehr, und auch die Kenntnis von seinen
Wirkungen wird neuerdings vertieft. Kottmann stellt über das
Verfahren einiges nach eigenen Erfahrungen und Forschungen zu¬
sammen. Die Lungenstauung nimmt ab, und der große Kreislauf
wird wieder flott gemacht; darum wirkt der Aderlaß geradezu
zauberhaft bei Lungenstauungen infolge von Herzklappenfehlern,
Herzmuskelschwäche, Lungenblähung, Kückenwirbelverbiegung und
Lungenentzündung. Günstig wird auch das Cheyne-Stokessche
Atmungsphänomen beeinflußt; der Druck in der Pfortader verringert
sich, die Viskosität des Blutes wird zwar manchmal vermindert, doch
stellen sich Kompensationsvorgänge ein (Gefäßkontraktionen), so
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 3
Tuberkulose-
Heilstätten.
— -Fürsorge¬
stellen.
Aderlaß.
34
Gumprecht.
Aderlaß.
Permanentes
Bad.
Gasbadeöfen.
Sauerstoff¬
bad.
daß eine Verminderung der Herzarbeit nicht unbedingt vorausgesetzt
werden darf. Bei Urämie und Eklampsie entgiftet der Aderlaß
Lymphe und Gewebe, bei Bleichsucht regt er die Blutbildung des
Knochenmarks an und darf sogar in schwereren Anämien als letztes
Mittel Verwendung finden.
Das permanente Bad findet bei vielen schwer Verletzten und
bei septischen Wunden vorteilhafte Verwendung (Mühsam). Die
Kranken bleiben von Morgens bis Abends in der Wanne, eventuell mit
ein- bis zweistündiger Mittagspause, für die Nacht werden sie heraus¬
genommen. Die zusagende Wärme wird durch Ab- und Zufluß hergestellt
und vom Wartepersonal in bestimmten Abständen kontrolliert. Eine
verstellbare, mit Holzwollkissen gepolsterte Bückenlehne macht das
Liegen des Eiranken in der Wanne bequemer. Die die Wanne zudecken¬
den Wolldecken müssen am Hals des Patienten dicht abschließen.
Sehr schwache Kranke werden durch einen unter den Achsel¬
höhlen hindurchgezogenen Gurt noch besonders gehalten. — Die
Gasbadeöfen ohne Abzug sind in den meisten Städten bereits ver¬
boten; aber auch solche mit Abzug können, wenn das Bohr zu eng
ist, oder der Gasaustritt durch von außen kommende Lufbströme
gehindert wird, zu Kohlenoxydvergiftungen Anlaß geben, wie ein
soeben von Hamm veröffentlichter Fall beweist. — Neben dem
Kohlensäurebad ist neuerdings das Sauerstoffbad (Sarasons
Ozetbad) sehr in Aufnahme gekommen. Die Sauerstoffbläschen sind
etwa fünfmal so klein als die Kohlensäurebläschen (E. Müller).
Die Gasentwicklung beginnt eine Minute nach Bereitung des Bades,
so daß das Brausen im Wasser hörbar wird. Die Gesamtmenge
Sauerstoff beträgt etwa 86 Liter, und deren Entwicklung hält 20
bis 25 Minuten in gleicher Weise an. Die Temperatur der Bäder
beträgt 82—85 0 C., die Dauer des Bades 20 Minuten. Die meisten
Patienten fühlen sich sehr wohl in einem solchen Bade; der Blut¬
druck sinkt fast ausnahmslos, so daß die Bäder sich namentlich für
die mit Blutdruckerhöhung verbundenen Krankheiten (Arteriosklerose,
Nephritis) eignen, außerdem aber auch den Neurasthenikern wohl¬
tätigen Schlaf verschaffen. Man kann sich den Sauerstoff selbst
bereiten oder auch einen verhältnismäßig billigen Apparat der Pre߬
luftgesellschaft (Berlin C, Kaiser-Wilhelmstr. 46) auf den Boden
der Wanne legen. Er besteht aus Bambusstreifen, zwischen denen
das Gas von einer Sauerstoffbombe aus herausgetrieben wird; die
Selbstkosten eines solchen Bades nach Abzug der Amortisation be¬
tragen nur 80 Pf. (Schnütgen). Nach Tornai werden auch die
mit Atemnot einhergehenden Erkrankungen sehr wesentlich ge-
Krankenpflege.
35
bessert; die blaue Farbe der Lippen und Nägel schwindet fast plötz¬
lich. Eine Badekur besteht aus 15—20 Bädern; es wird 5 Tage
gebadet und 6 Tage geruht, doch kann man auch jeden zweiten
Tag baden lassen. — Sehr bequem sind auch die künstlichen
Schwefelbäder (Klopstock), die mit Thiopinol hergestellt
werden; es ist das eine klare braune Flüssigkeit mit Fichtennadel¬
geruch. Ein Vollbad enthält 125 ccm Thiopinol. Das Bad enthält
nicht Schwefelwasserstoff, wie die natürlichen Schwefelquellen, son¬
dern Schwefelsalze (Sulfide). Eine Schwefelresorption läßt sich zwar
nicht nachweisen, ist aber auch nur in Spuren zu erwarten, die
Indikationen sind dieselben wie bei den natürlichen Schwefelbädern.
— Bezüglich der Sitzbäder meinte man, daß sie, je nachdem sie
warm oder kalt wären, das Blut nach den Leiborganen hinlockten
oder aus ihnen vertrieben; das Umgekehrte ist aber der Fall, denn
ein kaltes Sitzbad erzeugt eine Kontraktion sämtlicher Haut- und
höchst wahrscheinlich auch der Muskelgefäße (Brun s), während das
warme Sitzbad das Umgekehrte tut; dementsprechend bringt das
kalte Sitzbad Blutfülle und das warme Blutarmut der inneren Organe.
— Longettenverband nennt Fürstenberg eine besondere Art
von kalten Umschlägen. Um die zu kühlenden Teile werden
weiche Leinwandstreifen rollbindenartig gewickelt, auf diese Lein¬
wand tropft aus einem eisgekühlten Eimer durch einen Gummischlauch
konstant das kalte Wasser und bringt dadurch eine sehr bedeutende,
langandauernde Abkühlung des betreffenden Gliedes hervor. — Die
Wirksamkeit derartiger kalter Umschläge auf die Herzgegend
kann jeder Praktiker bestätigen. Del6arde und Dubois haben
sie als eine besondere Frigothärapie pröcordiale ausgebildet. Sie
legen eine Eisblase auf die Herzgegend und fixieren sie mit einer
Binde. Die Eisblase hält nur etwa 3 Stunden und muß dann irisch
gefüllt werden. Bei Typhuskranken setzen sie diese Behandlung
während der ganzen Fieberperiode fort und glauben damit die ganze
Wassertherapie des Typhus überflüssig gemacht zu haben. In der
Tat scheint bei ihren Kurven die Temperatur dadurch deutlich herab¬
gedrückt zu werden. Auch Aronsohn stimmt darin überein, daß
allerhand zweckmäßige Mittel neben dem Bade den hochfiebemden
Kranken zu gute kommen können: häufige Waschungen des ganzen
oder halben Körpers mit kaltem oder lauem Wasser, Alkohol¬
umschläge; außerdem sollen die Hochfiebernden, vorausgesetzt, daß
das Herz kräftig ist, große Mengen von Flüssigkeit, bis zu 7 Litern
täglich, trinken.
Ein neues und merkwürdiges Verfahren, Thermopenetration
Thiopinol-
bad.
Sitzbäder.
Umschläge.
36
Gumprecht.
Thermo-
penetratiou.
Jontophorese.
Massage.
Chirosoter.
Lu ft inj ektioD.
nach Zey nek, beruht darauf, daß Hochfrequenzströme ent¬
sprechender Wellenlänge den zwischen die beiden Elektroden
geschalteten Körper durchfließen und erwärmen; die Erwärmung
läßt sich beim Kaninchen deutlich nachweisen, beim Menschen
weniger; doch wird ein „penetriertes“ Gelenk noch bis 8 Stunden
nach der Behandlung subjektiv als deutlich wärmer empfunden.
Die Stromstärke beträgt 100—400 Milliampere; namentlich schmer¬
zende Gelenke und Muskeln werden durch das Verfahren beruhigt.
— Wie man Medikamente mittels der Elektrizität in den Körper
leitet (Jontophorese), lehrt Thiem. Er benutzt nicht etwa das
gewöhnliche Gärtner sehe Zweizellenbad mit Gummischeidewand,
das er mit Recht für ziemlich wirkungslos erklärt, sondern verlegt
die eine Elektrode in das Vollbad, die andere in eine kleine Porzellan¬
wanne, welche auf einer Brücke über der Wanne steht und in welche
der Patient seine Hände oder Füße taucht. Dem Wasser wird Koch¬
salz oder Mutterlaugensalz zugesetzt, die Stromeinwirkung dauert
10—20 Minuten.
Es ist schwer, für die Massage ein geeignetes Fett zu finden,
am meisten wird die weiße Virginiavaseline benutzt, die sowohl hin¬
reichend schlüpfrig ist, wie auch die Poren der Haut nicht verstopft;
Kirchberg empfiehlt aber daneben noch die Lenizetvaseline,
d. h. amerikanische Vaseline, die mit polymerisierter, trockener essig¬
saurer Tonerde versetzt ist. Wenn man gemeint hat, daß die
Massage durch Mobilisierung des Körperfettes zur Entfettung beitragen
könnte, so zerstört Rosenthal diesen Wahn, indem er nachweist,
daß selbst starke Massage, die Blutungen in der Muskulatur und
Zerreißungen in den Talgdrüsen der Haut verursacht, das Fettgewebe
durchaus intakt läßt und keine Fetttropfen herauspreßt.
Das bekannte aseptische Deckungsmittel Chirosoter, das zuerst
von Klapp und Dönitz empfohlen wurde, ist im stände, an der un-
desinfizierten Hand die Keime so fest zu leimen, daß die Hand prak¬
tisch als keimfrei gelten kann; Becker fand in der Frauenklinik
zu Halle, daß der Keimgehalt der Chirosoterhand gegenüber der
Kontrollhand bis auf 3°/o herabgehen kann.
Für die Technik der Luftinjektion verwendet man nicht zuge¬
spitzte Nadeln, denn es ist namentlich das Anstechen der Blutgefäße zu
vermeiden (Alexander). Man kann ebensowohl Luft wie auch reinen
Sauerstoff injizieren und die Injektion an allen Körperstellen außer dem
Gesicht vornehmen, ohne irgendwie Gefahr zu laufen. Die Indikationen
für solche Luftinjektionen (Löwenthal) sind namentlich chronisch
entzündliche Veränderungen an oberflächlich gelegenen Teilen und
Krankenpflege.
37
Neuralgien. — Die intravenöse Injektion, namentlich für die
Arsentherapie, empfiehlt Mendel. Von einer 15°/oigen Atoxyllösung
werden zuerst ’/* g» später bis zu 2 g eingespritzt. Die Injektion
wird alle 2 Tage wiederholt etwa 4 Wochen lang, dann 2mal wöchent¬
lich und schließlich nur lmal wöchentlich noch längere Zeit fort¬
gesetzt. Ebenso wird Salizyl vermittels des Präparates Attritin,
(Ampullen zu 2 g Inhalt) vorteilhaft in die Venen eingespritzt; die
Wirkung aller dieser Mittel tritt bei intravenöser Anwendung sehr
viel prompter ein als bei subkutaner Injektion. — Endlich ist noch
als eine besondere Anwendungsform der Medikamente die Rektal-
Fig. 5 b.
Hörrohrspiegel. (Nach Kretzsclimar, Miinch. •liieü. Wochenschr. 1908, Nr. 18.)
narkose (Dumont) zu erwähnen. Nach vorheriger Ausspülung
des Mastdarms wird der Aetherdampf vermittels eines besonderen
Apparates, der aus einer Laboratoriumsflasche hergerichtet werden
kann und namentlich gegen den Uebertritt von flüssigem Aether auf
die Schleimhaut sichern soll, appliziert. Die Narkose tritt etwa
nach 8 Minuten ein, sie verlangt allerdings besondere Sorgfalt.
Neu ist die Methode mcht, da sie schon von Pirogoff ver¬
wendet wurde.
Es sind nun noch einige neue praktische Apparate zu erwähnen.
Ein Hörrohr, welches Kretzschmar in Leipzig konstruiert hat,
besitzt eine spiegelnde Hörmuschel, die als Reflektor verwendet
werden kann (Fig. Ba, b), wobei eine zentrale Bohrung dem hindurch¬
schauenden Auge dient. Außerdem ist noch ein Ohrtrichter im Stiel
Intravenöse
Injektion.
Rektal¬
narkose.
Apparate:
Hörrohr.
Mfegfa-
a^piratori '
f‘uU*rMäi*fer.
MimiUuv
38
kürapreeht.
dos, JÄÖfiäi^RkorjVrf angebracht. iDa» Instrument ermöglicht also eine
vlefeeitige e’ Yery^diittg : |7Jiö Hk, hei W, ScJiUtiort,
— Einem InindfeKeTi. kiekt rein y.u hakenden M'ag-ojiaäp.irfttoT
gibt Jf «it4. :mi «i» RaRök xttit b^i^.öjetfi&jQiig ränge .an «inem ent-:
eprenbenden Ansatzstück. dos Msgenräklafleho».. Eine önt»e1üräle»e
j^pWlongkf»Jt liegt darin, Magsnaohlmche zu siuriJiriureri: Früher
kc»thf.e man sie in konzentrierter A.pumfe-pÄtilphaÖöSfu'»|f" .tu-eiat ans.
Matt legt- eie .jetzt in eine Mischung ’
Olyzeriii, die schon nach lö Mixte re n langer ; Ein Wirkung hei 70* die
Ahföriuig der in tferraeht. kommenden KT^nkheiöaeiiae ge'^Shrleiste!
und rälhat bei tagelang«» Ihegaa in w’hdeäbder tibaiuiig die §ehläuehe
nicht merklich leidet» flßfc.>— Ein neuer Pulverhläger von Eiüalt
Üir deö S^hlh»>fff‘ hilf, das Pulver dadurch fest, daß das Ende des
uns Öles besteh enden Bsihrchena durch PluQrwaaßet'fttoiFsäRre ptofi
Fig. 6.
. .
• i$aeb Kufen.
. .
gemacht ist; mau kann das Eftbrciieti Btoßeri und rütteln, ohne d«.K
dasPulvee jy^hräfeUt; um rä «ti rälleereu, bläst man hinein, filtriert
den <?igea4a Atem iiahhi' aWr dtü>Ai «ine Wattekngel. Auch gegen
deti ^ücke^bkg des Pnlvörsf bei Rtisiv«r<stid>tm des Patienten ist yk*t-
■fr' _ tri w. T!>.f . j.:-r. 7 • • TA.. . . 1 . ...
-srlitji erzhaft gemac-lH. wird. R Hoffman n hat für solche Kalk¬
et ri. t/ibak^teiförkihnliches Rohr konstruiert, das. mit Kokain und
.Borsäure besühlefe, -'derPaideüt eich »sellktr in d|fl» Bache!* führt
und duridv eine tinfe IhspicaiSötn rätfoon- * Auch Eb.ß«ngen kbünen
sa zur $e3 bstan äsfeh
räu&uäg d&
« ICftbikopiV vftj wrendBi werde».
Mehr ins- clürcu
giräkn (»ebi
# tieWigf'Am Minutenefcotili s »fcyr
von ,1t u k n; der kiel
jpo: Apparat
liidfrät schon in 1-^8 Minuten koebeit-
des Wasser, : welch
e^hinrcichi
i . hui Ta sciieto besteck auszokochen;
1 Liter V.'ass-cv ku
ehi in f> M
Rjwohbri t -des Koche»»
wird brreR-M Radu
reh, daß di
ar Äpjwaj; Äirä Quet - - '
Krankenpflege.
39
7.
schnitt erhält (Fig. 6); er sieht also aus wie ein Schiff, und unter
dem Kiel brennen die Gasflammen (zu haben bei Junker & Buh,
Barlsruhe). — Ein stets gebrauchsfähiges Taschenbesteck (Heer¬
mann) wird dadurch hergestellt, daß man jedes Instrument einzeln
in eine mit Seifenspiritus gefüllte, gut schließende Metalldose steckt.
— Bei Operationen mit erhobenem Becken werden die Schultern oft
so gegen den Operationstisch gepreßt, daß eine Narkosenlähmung die
Folge ist; Horst hat deshalb in der Berliner Universitätsfrauen¬
klinik die Schulterkissen am Operationstisch aufblähbar ge¬
macht und dadurch bisher alle üblen Druckfolgen vermieden (Fabri¬
kant: Löwenstein, Berlin N 24). — Zur Vermeidung des Durchliegens
gebraucht man bekanntlich Luft- oder Wasserkissen; B e r g t e in Kott-
bus stellt nun Gummistoffkissen, die mit Hirsespreu
gefüllt werden, her und schafft so einen billigen Ersatz des
Luftkissens für die unbemittelte Bevölkerung. — Die von
Hilzinger in Stuttgart konstruierten elektrischen
Eataplasmen bestehen aus zahlreichen, durch Glas¬
perlen und Asbestgewebe isolierten Drähten, die in einer
äußeren Umhüllung von Trikot liegen und an die elektrische
Lichtleitung überall angeschlossen werden können. Die
Preise schwanken zwischen 12 und 30 Mk. In wenigen
Minuten werden die entsprechenden Temperaturen von
60—80 0 erreicht und durch eine sinnreiche Konstruktion
so konstant erhalten. — Eine Leibbinde von Char-
nauz trägt vorne über dem Bauch zwei aufblasbare
Gummikissen, welche zur Fixierung der beweglichen
Niere oder für andere Zwecke dienen. — Ein Präzisions¬
sauger für kleinste Flüssigkeitsmengen (Hirt)
soll über die Schwierigkeit, bestimmte Flüssigkeitsmengen
mit dem Mund in Kapillarröhren einzusaugen, hinweg¬
helfen. Er sieht wie eine Pravazspritze aus (Fig. 7), nur
daß der Kolben durch Schraubenwirkung vor- und zurück¬
geht; übrigens sind zwei Kolben für geringere und aus¬
giebigere Saugwirkung angeordnet. — Wie man eine
Luftpumpe zu bequemer Massage ausnutzen kann,
zeigt der Ingenieur D e s s a u e r. Der von ihm angegebene, ziemlich
umfangreiche Apparat, entweder mit der Hand oder mit Elek¬
trizität betrieben, wird von den vereinigten elektrotechnischen In¬
stituten Hamburg und Aschaffenburg hergestellt und ermöglicht
eine außerordentlich vielseitige Verwendung. — Eine fahrbare
Krankentrage von Dierenberg besteht aus einigen Eisen-
Präzisions-
sauger.
(Nach Hirt,
Deutsche
med.
Wochen¬
schrift 1008 ,
Nr. 80 .)
Taschen¬
besteck.
Schulter-
kissen.
Kataplasmen.
Leibbinde.
Präzisions¬
sauger
Luftpumpe.
Gumpredht
0tang&t,.4)e #u konstruiert sind, daß .mft 'JP-ahrrädern
in fcSi^stöi' Zleie ßttgebraokt/weÖeiÄ^■ der Kroate
Kranken*
Aerztlifiie Polytechwik iuon, Januar >
wird .daun' auf /diese improvisiert» Bkhrö -gehegt und kann im Rad-
tahtoriempb transportiert werden, wobei die Vorderräder selbst,fc&tig
gleu'b £6sieuert werden.
Literatnr
W. Alesäüüer, Luftinjekt.ionen. Med. Klinik../Nr. 23. - ,4 t o n
soiio. FiebermeiHkauiente. •; Thor. d, Gegen w . Mjtok buelvftiä««.
(Hirbürfe'b ^rndiiriing und Körpt*ibeeebaffer 4 beife (Beitriigo -»uw l&riiütüiteas--
bisgiill'). München, — Hin.r, Krankenpßegeitforkblätt. Zeitoebi- (
KntnköWpßegih Uktdber* — G, Becker, Ohirosciter, Münch,med;Wochea-
eehrift Nr. II. — Heeira Ttrerapeutisdier A!man#|^i fientuag, v.m ßenerai-
oberarat Dr. Schill in Dr«adct»-/ 35. Jbkrg- • Leipfcig. — Paul Berger.
Fijdjtrei- iJüreb die lVivfttbeilaä.gtalten ( Sanaieneji und BlrbolmQgBttÄtteo,
11.. voUGAndtg imxgeätheit.Me uad bedeute«d'' vermehrt* Anti. Berlin.
itercte. tmnmiibtolVkGaeft. Aersfcl Polyteuhhiky April. . Boas,
EtebrlUirii^i . L K*Ttakenpflege- ; , April. Gf B rieger u. K rftbs.
Grüüdriß der HydrotfiiMivpi-'. Berlin. — 0 13 r uns, Sitabftd- 2eitsehr. f.
klio. Med. )!d. LX1V H.?., 4.— K. U o rga-.Ö: (Elberfeld) Winterliche Leibe-
Übungen in freiet Luft. Mit 4‘d Abbildungs.o irin? .den beiten einschjBgigen
Werken ßvleme BehrifteA des ^enti‘al6kb8sCbii?öee ■ Vürilerung der
Volks- und Jugendspifele in TDeataiiiiidtnl Bd, V y )j. bfeip*ig ü>% Berbn., —
GhÄinau-r; LeibbUidA hAfb NivOB, .■•— Bf. <3rsm#r . Krieg»-
süüität«OTdnvji!g. /'.eikschr | Krnnkenpäego H- 1. - iVfriitn o n t, Rektai-
uarkosC. burrospoatl-'irab!. f. Schwee/. Ad*, tu Nr. 24-..' — Beldarde u<
Bubois. Frigötberapre .pru<-or<)iuiV,' .LYch» a>= d !;d. All, Nr 7. — !><'•?-
s a ii e r i Luffcpbwi'e. Aerkfcb i jfVbcute. --- JdibFeiu b erg, Kran-
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41
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Wochenschr., 18. Mai. — Derselbe, Magenaspirator. Deutsche med.
Wochenschr., 17. Sept. — Hamm, Gasbadeofen. Ebenda Nr. 34. — Heer¬
mann, Taschenbesteck. Ebenda, 6. August. — Herrmann, Russisches
Wartepersonal. Zeitschr. f. Krankenpflege, Mai. — Hesse, Fürsorgestellen
für Tuberkulöse. Zeitschr. f. Krankenpflege, Mai. — W. Hilger (Magde¬
burg^.), Die Hypnose und die Suggestion. Jena. — R. Hirt, Präzisionssauger.
Deutsche med. Wochenschr., 23. Juli. — R. Hoffmann, Kehlkopfanästhesie.
Münch, med. Wochenschr. Nr. 18. — Horst, Schulterkissen am Operationstisch.
Aerztl. Polytechnik, Januar. — Kausch, Lumbalpunktion. Deutsche med.
Wochenschr., 17. Dez. — F. Kirchberg, Lenizetvaseline. Med. Klinik
Nr. 12. — Derselbe, Massage. Med. Klinik Nr. 12. — Kobert, Heil¬
stätten für Lungenkranke. Zeitschr. f. Krankenpflege, Februar. — Kör¬
ting, Krankenpflege in Japan. Zeitschr. f. Krankenpflege, August. — Kott-
mann, Aderlaß. Korrespondenzbl. f. Schweiz. Aerzte Nr. 22. — Kretzsch-
mar, Hörrohrspiegel. Münch, med. Wochenschr. Nr. 18. — F. Kuhn,
Minutensterilisator. Münch, med. Wochenschr. Nr. 26. — Frau Lauter,
Haushalteschwestern. Zeitschr. f. Krankenpflege, November. — Loewen-
thal, Luftinjektionen. Med. Klinik Nr. 4. — J. Marcuse, Kataplasmen.
Monatsschr. f. d. phys.-diät. Heilmethoden Bd. I, H. 1. — Marcuse, Körper¬
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Zeitschr. f. Krankenpflege, April. — Ernst Nitzelnadel (Schnee¬
berg i. S.), Therapeutisches Jahrbuch. 18. Jahrg. Leipzig u. Wien. —
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reichen Abbildungen und 2 anatomischen Tafeln. Weimar. — Karl Pri-
döhl, Atmung und Körperübung. Mit 37 Illustrationen im Text. Berlin-
Friedenau. — H. Ray dt (Leipzig), Der 9. deutsche Kongreß für Volks¬
und Jugendspiele in Kiel vom 19.—21. Juni. Leipzig u. Berlin. — C. Rosen¬
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Rotte r, Der Nothelfer in plötzlichen Unglücksfällen. Mit 31 Abbildungen.
München. — Salzwedel (Berlin), Handbuch der Krankenpflege. Zum
Gebrauch für Krankenpflegeschulen sowie zum Selbstunterricht. 9. Aufl.
Mit einem Vorwort von Scheibe (Berlin). Mit 3 Tafeln in Farbendruck und
75 Abbildungen im Text Berlin. — Schnirer (Wien), Taschenbuch der
Therapie. Würzburg. — Schnütgen, Ozetbäder. Tber. d. Gegenw., Aug.
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Gumprecht.
— Ernst Sommer (Zürich), Emanation und Emanationstheorie. Mönchen.
— Derselbe, Jahrbach über Leistangen and Fortschritte auf dem Gebiet
der physikalischen Medizin. Mit 8 Illustrationen im Text und 29 Abbild,
anf 11 Tafeln. 1. Jahrg. Leipzig. — P. Steffens, Einfluß elektrischer
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Aerztl. Polytechnik, Januar. — Tornai, Sauerstoffbäder. Zeitschr. f. phys.
u. diät. Ther., Oktober. — Hermann Weber, On means for the Pro¬
longation of life. Third and englarged edition of a lecture delivered
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Werner, Weibliches Eriegspflegepersonal. Zeitschr. f. Krankenpflege,
August. — Wilhelm Winsch, Wie ich Naturarzt wurde! Berlin. —
Zentralkomitee vom Roten Kreuz, Bestimmungen Ober die Ausbildung
der Helferinnen und Hilfsschwestem. Berlin. — Zeynek, Bernd u. Preyß,
Thermopenetration. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 15. — Zimmer, Frauen¬
dienstjahr in der Krankenpflege. Zeitschr. f. Krankenpflege, November.
3. Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie,
Balneotherapie.
Von Reg.-Rat Prof. Dr. J. Glax in Abbazia.
Mit 2 Abbildungen.
Klimatotherapie.
Mit dem Erscheinen der von Graeffner und Kaminer in diesem
Jahre herausgegebenen neuen Zeitschrift für Balneologie, Klimato¬
logie und Kurorthygiene hat die Literatur der genannten Wissens¬
zweige mächtig zugenommen, da nicht nur Baineologen von Fach, sondern
auch zahlreiche Kliniker in dieser Zeitschrift ihre Erfahrungen auf dem
Gebiete der Balneotherapie und Klimatotherapie niedergelegt haben. Leider
gestattet es der für ein kurzes Referat zur Verfügung stehende Raum
nicht die vielen wertvollen Arbeiten so eingehend zu besprechen, als es
wohl wünschenswert wäre.
Die physiologische Wirkung und therapeutische Verwertung des
Höhenklimas, der Seeluft und des Wüstenklimas bilden den Gegen¬
stand der meisten uns vorliegenden Arbeiten. A. Eulenburg be¬
spricht in einem Aufsatze „Zur Klimatotherapie und Balneo¬
therapie der Neurasthenie und verwandter nervöser
Zustände“ die Wirkung des Höhenklimas und des Seeklimas auf
funktionelle Nervenstörungen. Der Einfluß dessen, was man unter
eigentlichem Alpenklima oder Hochgebirgsklima versteht, macht sich
unter unseren mitteleuropäischen Verhältnissen erst in Höhen von
ungefähr 1300 m geltend. Für die spezielle Indikation eines Höhen¬
aufenthaltes bei den verschiedenen Formen nervöser Krankheits¬
zustände kommt natürlich nicht nur die Höhenlage an sich, sondern
auch die Bodenverhältnisse, Luftfeuchtigkeit, Windrichtung, Wind¬
stärke und Gleichmäßigkeit der Temperatur in Frage. Hochgebirgs-
kuren bewähren sich im Sommer, sowie im Winter am besten bei
Neurasthenikern in jugendlichem Alter ohne Heredität und mit
kräftiger Konstitution. Bei schwereren Formen von Neurasthenie
mit Angst- und Zwangszuständen, auch für schwerere Formen kardio-
Literatur.
Klimato¬
therapie und
Balneo¬
therapie der
Neurasthenie
und ver¬
wandter
nervöser
Zustände.
44
Glax.
Berg¬
aufenthalt.
See¬
aufenthalt.
Sanatorien.
Winterkuren,
Winterklima,
und Winter¬
sport im
Hochgebirge.
Höhenluftkur
bei Morbus
Basedowii,
— bei Herz¬
kranken.
vaskulärer Neurosen und Basedowscher Krankheit ist ein Aufenthalt
im Hochgebirge zunächst zu erregend und sind zuerst entsprechende
Bergaufenthalte in mittleren Höhen zu versuchen und erst später
mit wachsender Anpassungsfähigkeit das Hochgebirge zu erproben.
In ganz ähnlicher Weise läßt sich ein Seeaufenthalt bei der Be¬
handlung funktioneller Nervenleiden verwerten. Auch hier ist das
Maß der Widerstandsfähigkeit und der körperlich-seelischen Erreg¬
barkeit und Reizempfänglichkeit wohl zu berücksichtigen. Es gibt
zahlreiche Nervöse, bei welchen das Nordseeklima, namentlich an
den insularen Plätzen, einen zu heftigen Reiz ausübt und für welche
ein Aufenthalt an den bewaldeten Küsten der Ostsee vorzuziehen
ist. Sehr schlaffe oder hochgradig reizbare, körperlich und seelisch
niedergedrückte, wenig aktions- und widerstandsfähige Naturen tun
am besten, gut ausgestattete und unter sachverständiger ärztlicher
Leitung stehende Sanatorien in mittlerer Höhenlage (oder an einem
der südlichen Seekurorte, deren Eulen bürg keine Erwähnung tut)
aufzusuchen. — In ähnlichem Sinne wie Eulenburg spricht sich
Nolda in seiner Arbeit über Winterkuren, Winterklima
und Wintersport im Hochgebirge aus. Nolda hat seine
Erfahrungen an dem als Hochalpenstation im Winter klimatisch
besonders günstigen St. Moritz gesammelt. Von den neurastheni-
schen Beschwerden werden besonders Kopfschmerz, Schwindel und
Schlaflosigkeit meist rasch in günstiger Weise beeinflußt. Angst¬
zustände und Erscheinungen der Neurasthenia cordis und vasomotoria,
sowie auch echte Herzneurosen ohne andere schwere Komplikationen
im Sinne des Herzmuskels sind nicht als Kontraindikation zu be¬
trachten. Günstig sind auch die Wirkungen bei Hemikranie, Hystero-
Neurasthenie, leichter Hysterie und Melancholie, ferner bei nervösem
Asthma und besonders bei Basedowscher Krankheit. Allerdings
müssen Kranke dieser Art, ehe sie St. Moritz aufsuchen, zuerst
eine Uebergangsstation auf mittlerer Höhe (1000—1300 m) wählen.
Stiller, welcher vor 20 Jahren die Höhenluftkur bei Mor¬
bus Basedowii zuerst empfohlen hat, bricht neuerdings eine
Lanze für seine Anschauung (bekanntlich finden viele Basedow¬
kranke auch an der See Besserung und Heilung, Ref.), wobei er
die Frage aufwirft, ob nicht auch bei anderen Herzkrankheiten im
Stadium der Kompensationsstörung die Höhenluft mit Erfolg zu
versuchen sei. — Galli hat tatsächlich in einer Höhenlage von
ca. 1200 m in Masino im Veltlin eine Anzahl von Herzkranken
beobachtet, welche sich trotz Kompensationsstörungen wohl befanden.
Er legt das Hauptgewicht auf die Windstille und minimale Tem-
Klimatotherapie, Pneuuiatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 45
peraturschwankungen zwischen Tages- und Nachttemperatur. Nur
Gebirgsorte, welche diese Vorteile bieten, dürfen von Herzkranken
besucht werden, denn Wind und starke Temperaturschwankungen
werden von diesen Kranken sehr schlecht vertragen.
Ueber die klimatische Behandlung der Lungentuber¬
kulose berichtet Senator in einer längeren Arbeit. Das Hoch¬
gebirgsklima ist für Lungentuberkulose des ersten Stadiums, im
Uebergange zum zweiten Stadium und für Prophylaktiker geeignet,
dagegen kontraindiziert bei vorgeschrittenem Stadium, Komplikationen
mit Kehlkopf-, Herz-, Gefäß- und Nierenleiden, beträchtlicher Nei¬
gung zu Blutungen, höherem Fieber und großer Erregbarkeit. Vor¬
geschrittene Kranke können vom subalpinen Klima (300—900 m)
noch vielfach Nutzen ziehen. Solche Patienten dürften im Winter
mit Nutzen das Wüsten- und Steppenklima, besonders Aegypten
aufsuchen. Das feuchtwarme Tal- und Kesselklima wirkt reizmil¬
dernd, beruhigend, erschlalfend, paßt besonders für schwächliche,
leichtriebernde, bluthustende Lungenkranke mit Komplikationen von
seiten des Kehlkopfes. (Irrtümlicherweise wurde Abbazia, welches
an der See liegt, unter diesen Orten aufgezählt, während Pau unter
den Seeklimaten aufgeführt erscheint.) Die Seeklimate weisen große
Unterschiede auf. Senator rechnet die Nord- und Ostseekurorte
zu den trocken-kühlen (!) Seeklimaten, deren Wirkung jenen des
Hochgebirgsklimas sehr ähnlich ist. Dagegen entspricht das feucht¬
warme Insel- und Küstenklima einigermaßen dem feuchtwarmen Tal-
und Kesselklima. A. Hennig, ebenfalls ein begeisterter Verfechter
des Heilwertes der Ostsee, kommt zu dem Schlüsse, daß nicht der
wärmere Süden, sondern das gemäßigte, reizmildernde, kräftige und
anregende Klima der Ost- und Nordsee einen weit günstigeren Einfluß
auf die Anfangsstadien der Tuberkulose ausübt als das trocken¬
warme Küstenklima der Riviera di Ponente. Insoweit Hennig eine
Parallele zwischen dem Ost- und Nordseeklima und dem Klima der
westlichen Riviera zieht, ist er gewiß im Recht, nicht aber, wenn
er von den staubigen und trockenen Kurorten Frankreichs und
Italiens im allgemeinen spricht, denn beide Länder verfügen über
feuchtwarme Insel- und Küstenkurorte, deren Luft ebenso feucht
und staubfrei ist als jene der Ostseeküste und vermöge der höheren und
gleichmäßigeren Temperatur manche Vorteile bieten. Das Klima der
holländischen Nordseeküste eignet sich nach C. M. Mol sowohl
im Sommer als auch im Winter sehr gut zur Behandlung der Lungen¬
tuberkulose. Auch vorgeschrittene Fälle können von dem Aufent¬
halte an der Nordsee großen Nutzen ziehen, wenn nur der Allgemein-
Klimatische
Behandlung
der Lungen¬
tuberkulose.
Der Einlluli
der Nord- und
Ostsee auf die
Tuberkulose
der oberen
Luftwege.
Die Behand¬
lung der
Lungen¬
tuberkulose
an der
Nordseekiiste.
46
Glax.
Spitzbergen
bei Lungen¬
tuberkulose.
Scbiflfs-
sanatorien.
II eil wert der
Seereisen.
Der Heil wert
der Ostsee.
zustand leidlich ist. Langenkranke sollen in einiger Entfernung vom
Strande in geschützter Lage (im Climat maritime) verbleiben. —
Bunge empfiehlt, Tuberkulöse während des Sommers nach Spitz¬
bergen zu schicken, da Lungentuberkulose auf Spitzbergen nicht
vorkommt, wie überhaupt Erkältungen dort überaus selten sind und
daraus resultierende Katarrhe der Respirationsorgane in der reinen
transparenten Luft des hohen Nordens einen ungewöhnlich milden
und raschen Verlauf nehmen. Seereisen hält Senator, namentlich
sobald entsprechende „Schiffssanatorien“ mit einem bestimmten
Kreuzungsgebiete bestehen werden, für die Behandlung der Tuber¬
kulose sehr empfehlenswert.
Für Schiffssanatorien treten mit vieler Begeisterung
auch K. Diem und Hans Leyden ein. Das Projekt Diem
ist der enormen Kosten wegen kaum durchführbar, denn der
Preis würde pro Tag und Kopf etwa 70 Mk. betragen. H. Leyden
will die Lösung der Frage durch den Verein zur Begründung
deutscher Schifissanatorien durchführen. Ueber den Heilwert der
Seereisen äußern sich Castiglioni und Moser auf Grund¬
lage reicher Erfahrungen folgendermaßen: Die tonisierende und
beruhigende Wirkung der Seeluft, die hohe suggestive Kraft des
Meeres, die Loslösung von allen ungünstigen Einflüssen des All¬
tagslebens machen die Seereisen zu einem souveränen Heilmittel
für die Neurastheniker. Schlaf und Appetit kehren wieder, die
Atonie des Magens und Darmes schwindet, wobei die dank der
Schiffsbewegung hervorgerufene geringe Erschütterung als Vibrations¬
massage wirkt und bei Obstipation zur Regelung der Darmtätigkeit
beiträgt. Anämische, chlorotische und lymphatische Individuen, so¬
wie Prophylaktiker und Rekonvaleszenten ziehen hohen Nutzen von
den Seereisen. Desgleichen ist für katarrhalische Affektionen der
Respirationsorgane, chronische Pneumonien und lange stationär blei¬
bende pleuritische Exsudate der Aufenthalt auf offener See von
großem Heilwerte. Asthmakranke, welche man gegen den Wind
einatmen und mit dem Winde ausatmen läßt, werden oft gebessert.
Für Heufieberkranke ist die Luft auf hoher See ihrer Reinheit wegen
absolut unschädlich, und die Kranken bleiben frei von Anfällen.
Der vermehrte Zufluß von Blut nach der Peripherie durch den Ein¬
fluß der Seeluft erleichtert die Herzarbeit, und so sind Seefahrten
besonders bei Erkrankungen des Herzmuskels von bewährt günstiger
Wirkung. — Ueber den Heilwert der Ostsee berichten Lange,
Röchling und Margulies. Die Ostsee besitzt alle in therapeutischer
Beziehung in Betracht kommenden Eigenschaften des Seeklimas in
Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 47
durchaus beachtenswertem Grade. Mit Rücksicht auf die sich oft
zu großer Gewalt steigernden Wirkungen der Klimafaktoren der
Ostsee ist dem Wälderreichtum und den Dünenbildungen am Ost¬
seegestade nicht nur ein landschaftlicher Reiz, sondern vielmehr in¬
folge des durch sie gebotenen Wind-Lichtschutzes ein großer thera¬
peutischer Wert beizumessen. Wald und Dünen gewähren in hohem
Grade die Möglichkeit, die Reizwirkungen des Ostseeklimas je nach
der Empfindlichkeit und Empfänglichkeit des Individuums abzustufen
und abzuändern. — Sehr interessant sind die Mitteilungen H ä b e r-
lins über Blutbefunde an der Nordsee, welche ergeben
haben, daß selbst in sehr hochgradigen Fällen von Blutarmut
der Seeaufenthalt durchaus günstige Erfolge zu zeitigen vermag.
Die Blutuntersuchungen in den Herbstmonaten ergaben eine stärkere
Zunahme des Hämoglobins als in den anderen Monaten, insbesondere
im Sommer.
H. Engel gibt genauere Anhaltspunkte, bei welchen Fällen
von Nephritis von dem trockenen Wüstenklima ein günstiger
Erfolg zu erwarten steht. Schrumpfnierenkranke fühlen eine große
subjektive Erleichterung, doch sind für sie nur die kühleren Monate
(Dezember—März inklusive) geeignet. Bei vorhandener Kompen¬
sationsstörung sollen solche Kranke allerdings nicht mehr über das
Meer gesandt werden. Bei parenchymatöser Nephritis kommt dem
Wüstenklima eine prophylaktische Bedeutung im Sinn der Ver¬
hütung dekompensatorischer, urämischer Komplikationen zu. Ge¬
radezu lebensrettend kann das Wüstenklima bei akuter und sub¬
akuter Nephritis mit Verzögerung des Heilungsverlaufes werden, in¬
dem der Uebergang in ein chronisches Stadium verhindert wird.
Ausgesprochen arteriosklerotische Nephritis ist ebensowenig wie die
Amyloidniere ein Gegenstand für die Wüstentherapie, besonders ge¬
eignet sind dagegen Nephritiker mit Gichtniere. Stillkrauth be¬
richtet über ein Wüstenlager für Nierenkranke, welches eine
Stunde von Assuan entfernt errichtet wurde. Jeder Gast bewohnt
ein eigenes geräumiges Zelt. Die Kranken liegen während des
ganzen Tages im Freien bei einer Tagestemperatur von 25—40° in
den Wintermonaten von November bis März. Die Verpflegung ist
vortrefflich, der Pensionspreis von 12 Mk. für den Tag mäßig. Die
erzielten Erfolge bei Nierenkranken, Rheumatikern und manchen
Formen von Neurasthenie waren sehr zufriedenstellend.
Blutbefumle
an der
Nordsee.
Das Wüsten¬
klima bei
Nephritis.
i*e«'pmat«therapi6.
Um eine lauernde EiuMmnng von Mo p th o l zu ormöglicböß,
.bat B- Frankel eineir kleinen Apparat, den Ef&lator, jamüt-raicrt.
Er bostfrbt. rius umem Blech Zylinder, in den ein kMm;t mit. Wusse-r
gefüllter• Eossei aus Gußeisen eingesetzt wird (]?ig. 9). .Unter den
Kessel wird eine einfach» Nachtkerze- von 6“-GÜstiindiger Brenn¬
dauer - gestellt, deren Entfernung vofü Kessel so .
gewählt wird, daß das Wasser eine konstante • Fig. 9,
'Wärme von BÖ*—70° hält. Bei dieser .Temperatur 'ja#.' " ' ~
verflüchtigt'das Menthol, und es : mt somit mog-
lieh, den -Kranken ö—10 Stnudevj ohne Unter- ; ;
breehupg. ‘ Menthöfd^papfe mliaüeröiä. xn lassen-.. . MW?
Frankel bat bei Larynxphthfsß und Larrnx- d v.d:
gesebwüren, sowie bei Lupgeuphtbise tnxt diesem Hf r ■ IW
Verfahren .recbt gumd-ige Kewutufö erziclU Der
Apparat- isthei ß. Win dl ei- in Berlin erhält- * l$y - ■ '<$0
lieh ubcI kostet 2,25 Mk. Ein anderer prakti
tcfc&t' Apparafc zur Xnbttlatjon vergasender Tl&tl
itfitt«! wwdfe von Kdm d 1 e r angegeben.. Die „In
haifttJOTispfedfe mit toxgulierharer Luft-
Zuführung“ gestattet, es, bei reisbttrxi» Schlemibäuten beim Ein~
atmeti dem Medikamente so viel Luft beizmuengen, daß die Inha¬
lation ohne jeden Kelz tief nml gleichmäßig vor sich gehen kann
(fc’ig. 10). Die ganz öder ?,ma Teii gdöchioeseri gehaltenen Löcher er-
HiiaKov
ittiete w y Ftü ßlcis l
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Wptihyiischr. m»* t
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(N>eU K hw*hn\ im±ii Vv<irI mvhsc hr- W»>v.Ni v'.>
nibgpb3hnf Medikoumöfe in beliebige^ Menge Luft beissti-
Ciorigeu- Die „DthaiätionsplVviie Adol&'V adrd Ätim Preis von 1 Mk,
ilrireb die riotitsoben Ui/ispräzisioiiswci'kstärti-ti in Brvy’kcl hei Dorty
tu« 'Ftaciisn- mund .göJiidkrt, hvChntze gibt eineÖii^dmdbung des neneu iln.-.
htiiato■"inroa zu Bad K-i-sna-, 'wdclf's :>;udr dem Köfti«g»chen
iu'rtxngachen m -.de r Trupkenifehalafion eingerichtet wurde, J ; ' Ihm
äVrtteni. jKfrj$iij]^g^ besteht \#ii» einer
d&ö kerstöbbtet» Parilkeleheb s« feiö Ahtid, daß
Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 49
das überflüssige Wasser aus der Zerstäubungsflüssigkeit verdrängt
wird und nur die festen, aber wiederum löslichen Bestandteile in
Aktion treten. Der Inhalationsraum faßt 1000 cbm. Die Ventila¬
tionsanlage bewirkt achtfache stündliche Lufterneuerung.
Hydrotherapie.
Brieger und Krebs haben die Literatur der Hydrotherapie durch
ein kleines Buch bereichert, welches in gedrängtester Kürze die physio¬
logische Wirkung, die Technik und Methodik der Wasseranwendungen
sowie ihre klinische Verwertbarkeit behandelt.
W. Winternitz und seine Schüler Strasser, Buxbaum,
Kraus u. a. sind auch in dem abgelaufenen Jahre durch namhafte
Arbeiten auf dem Gebiete der Hydrotherapie vertreten. Von be¬
sonderem Interesse ist eine Abhandlung von Winternitz über
Kältereize und die „lordotische“ Albuminurie. Anknüpfend
an die Beobachtung Je hie s, daß bei Orthostatikem Albuminurie
auftritt, wenn sich bei diesen infolge ihrer Körperhaltung eine lor¬
dotische Krümmung der Wirbelsäule bildet, sucht Winternitz zu
erklären, warum nach kalten Bädern in der Wanne, nach Duschen
und Uebergießungen bei gesunden Individuen nur ganz ausnahms¬
weise Spuren von Eiweiß auftreten, während Rem-Picci und
Winternitz selbst im Vereine mit Tripold und Tschurtschen-
thaler bei Schwimmern in kalten Bädern nicht selten Albuminurie
beobachten konnten. Winternitz sagt: „Nicht sehr geübte
Schwimmer bemühen sich, den Kopf möglichst hoch über Wasser
zu halten, dabei ist es selbstverständlich, daß sie besonders den
Oberkörper nach rückwärts beugen, infolgedessen muß eine lor¬
dotische, nach vorne gerichtete Krümmung der Lendenwirbelsäule,
namentlich ihrer obersten Wirbel stattfinden, also die mechanische
Bedingung auftreten, die Je hie für das Zustandekommen der Albu¬
minurie für notwendig hält.“
Vinaj veröffentlicht eine interessante Studie über Physio¬
therapie und Blutdruck. Nachdem er die blutdruckherab¬
setzende Wirkung hochgespannter Ströme besprochen, teilt er seine
Untersuchungen über den Einfluß der Wasserkur auf den Blutdruck
mit. Wenn Vinaj zunächst auch nur die bereits bekannte Tatsache
bestätigt, daß die kalten Anwendungen und die indifferenten Duschen
drucksteigernd wirken, die warmen Anwendungen aber den Blut¬
druck herabsetzen, so dürfen seine Untersuchungen doch eine be¬
sondere Beachtung beanspruchen, weil er seine Messungen unter
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 4
Grundriß der
Hydrotherapie
von Brieger
und Kreb>.
Kältereize
und
lordotische
Albuminurie
Physio¬
therapie und
Blutdruck.
50
Glax.
Physio¬
therapie und
Blutdruck.
Bestimmung
ier Trocken¬
rückstände
des Blutes
und das
Verhalten des
Blutes bei
Wasserzufuhr
durch den
Verdauungs-
kanal.
Glühlicht-
t'äder bei der
Behandlung
der chroni¬
schen Bron¬
chitis und des
Bronchial¬
asthmas.
Umständen vornahm, unter welchen sie bisher noch nicht angestellt
wurden. So verwendete er beispielsweise Bäder von 6° C., wobei
•ein Blutdruck in 3 Minuten von 128 mm auf 155 mm an stieg,
während die Pulsfrequenz von 72 auf 64 in der Minute absank.
15 Minuten nach dem Bade war der Blutdruck 125 mm, die Puls¬
frequenz 72. Ein Bad von 82—37° C. ist nach Vinaj in Rücksicht
auf seine Wirkung auf den Blutdruck ein indifferentes Bad. Die
Indifferenzzone reicht sonach, insoweit der Blutdruck in Frage
kommt, wesentlich weiter, als bisher in der Regel angenommen
wurde.
Eine zweite interessante experimentelle Studie verdanken wir
ebenfalls einem Italiener. Chiarolanza hat Untersuchungen über
die Bestimmung der Trockenrückstände des Blutes und
das Verhalten des Blutes bei Wasserzufuhr durch den
Verdauungskanal angestellt. Der erste Teil der Untersuchungen
hat den Zweck, die Fehlerquellen aufzudecken, welche Plehn ver-
anlaßten, die bisher für richtig gehaltene Ansicht, daß das genossene
Wasser im Darm von den Blutgefäßen aufgenommen und mit großer
Schnelligkeit wieder an die Organe abgegeben werde, zu verlassen
und zu behaupten, daß das Wasser gar nicht direkt ins Blut ge¬
lange. Nachdem Chiarolanza den Nachweis geliefert hatte, daß
nicht nur die Versuchsanordnung von Plehn, sondern auch die
Methode der Trocknung des Blutes auf einer ganz unsicheren Basis
beruht und nicht geeignet ist, die älteren Anschauungen über den
Kreislauf des Wassers im Organismus zu erschüttern, machte er
selbst exakte Tierversuche, welche den vollgültigen Beweis erbrachten,
daß tatsächlich das Wasser vom Darm mit größter Geschwindigkeit
in das Blut gelangt. (Hiermit ist eine für alle Trinkkuren sehr
wichtige Tatsache festgelegt. Ref.)
Unter den Arbeiten auf dem Gebiete der klinischen Hydro¬
therapie sei eine Mitteilung v. Strümpells über die Anwendung
von Glühlichtbädern bei der Behandlung der chroni¬
schen Bronchitis und des Bronchialasthmas erwähnt,
v. Strümpell rühmt die schweißtreibende Wirkung der Glühlicht¬
bäder, die den Organismus weit weniger belästigt als andere schwei߬
treibende Prozeduren. Trotzdem erfordert auch die Anwendung des
Glühlichtbades große Vorsicht bei Herz- und Gefäßerkrankungen,
namentlich alter Leute. Möglichste Ruhe und günstige hygienische
Verhältnisse, wie dies vorwiegend in Sanatorien und an Kurorten
zu finden ist, bilden ein dringendes Erfordernis während der Be¬
handlung.
Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 51
Balneotherapie.
Zunächst sei hier einer wertvollen experimentellen Arbeit von
K. Schliack: Ueber den Einfluß innerlich aufgenom- üeber den
menen kohlensäurehaltigen Wassers auf den Blutdruck .
Erwähnung getan. Schliack ist es gelungen, durch exakte Me- genommenen
thoden den Nachweis zu liefern, daß die vom Beferenten behauptete kohiensaure-
Blutdruckerhöhung nach Aufnahme kohlensäurehaltigen Wassers wasserTanf
tatsächlich auftritt, jedoch ist diese Blutdrucksteigerung sehr den Blutdruck,
gering. Die Art des Auftretens dieser Steigerungen sowie ihr
Verlauf schienen für eine reflektorische Erregung vom Magen aus
zu sprechen. Wenn Schliack aus seinen Versuchen den Schluß
zieht, daß die Blutdruckwirkungen der zu Heilzwecken getrunkenen
kohlensäurehaltigen Wässer ihrer Geringfügigkeit und Flüchtigkeit
halber für die Erklärung der Heilwirkungen wie gewisser Neben¬
wirkungen kaum mehr in Betracht gezogen werden können, so be¬
findet er sich meiner Ansicht nach geradeso im Unrecht wie
Nothnagel und Boßbach, welche aus dem Umstande, daß sie
nach dem Trinken von Sodawasser keine berauschende Wirkung
empfanden, den „Brunnenrausch u anzweifelten. Wie bei allen Brunnen-
Giften handelt es sich auch bei der Kohlensäure um die individuelle rausch ‘
Empfindlichkeit der Versuchsperson. Erethische Individuen und
Neurastheniker mit atonischem Magen zeigen, was alle Brunnenärzte,
welche an kohlensäurereichen Quellen ordinieren, bestätigen werden,
eine hohe Empfindlichkeit für die Kohlensäure. Erst kürzlich hat
Loewenthal den Brunnenrausch als eine nervöse Störung, die
durch die Kohlensäure veranlaßt werde, bezeiohnet und das ein¬
gehendere Studium dieser Erscheinung empfohlen.
So wie der Kohlensäure bei Trinkkuren eine gewisse Bedeutung
nicht abgesprochen werden kann, glaubt Heubner auch den
Schwefelwassertrinkkuren wenigstens beim Kinde eine deut- Schwefei-
liche Heilwirkung zuerkennen zu müssen. Verfasser hat bei Kindern, „ wa8S0r ‘
° 1 Trinkkuren
welche an chronischem Bachenkatarrh, Bachen- und Gaumenmandel- beim Kind«.
Schwellungen litten, blaß, schlecht genährt und appetitlos waren, in
4—6 Wochen durch den Gebrauch einer Weilbacher oder Gurnigler
Trinkkur (1—2 Weingläser morgens nüchtern, 1 Gläschen abends)
sehr gute Erfolge erzielt. Das Wasser soll kühl getrunken werden,
nervöse Kinder sind von einer derartigen Trinkkur auszuschließen.
J. Tornai hat auf Kötlys Klinik in Budapest mit Ozetbädern
und mit Bädern, in welche aus einer Bombe direkt Oxygen ein-
52
Orlax.
Sauerstoff- geleitet wurde, Versuche angestellt. Hierbei ergab sich, daß die
und Ozetbäder, d er letztgenannten Bäder, trotzdem BO—60 Liter Oxygen
verwendet wurden, stark hinter jener der Sarasonschen Ozetbäder
zurückblieb, weil das freigewordene Gas zu rasch aus dem Wasser
entweicht und die Gasbläschen weit größer sind, so daß sie den
Körper nicht so dicht bedecken wie im Ozetbade. lieber Sarasonsche
Ozetbäder sind auch im abgelaufenen Jahre wieder mehrere Arbeiten
erschienen, welche im großen und ganzen die früher gemachten Er¬
fahrungen von Winternitz, Franze, Poehlmann, Schnütgen,
Laqueur u. a. (s. dieses Jahrbuch 1908, S. 52) bestätigen. So fand
E. Müller, daß der Blutdruck im Ozetbade nahezu ausnahmslos
sinkt. Die Pulsfrequenz wurde vermindert und es war vielfach
überraschend, wie gerade bei beschleunigter und erregter Herz¬
aktion sowie bei Arhythmie und Irregularität des Pulses schon nach
kurzem Aufenthalte im Ozetbade eine unverkennbare, anhaltende Be¬
ruhigung und Regelmäßigkeit eintrat. Schnütgen machte speziell
— bei Arterio- bei Arteriosklerose eingehendere Untersuchungen und konnte
Sklerose, j n a B en Fällen nach dem Gebrauche der Ozetbäder eine Besserung
des Allgemeinbefindens, des Schlafes, des Appetites und der körper¬
lichen Leistungsfähigkeit feststellen. Die Pulszahl wurde geringer,
der Puls wurde kräftiger, und vielfach sank der Blutdruck. Diese
Erfahrungen über die günstigen Wirkungen der Ozetbäder auf die
— im Zirkulation veranlaßten 0 . Frankl, gegen die klimakterischen
Klimakterium, o 1 i m i n a, welche fast ausnahmslos mit Blutdrucksteigerungen
einhergehen, Ozetbäder anzuwenden. Der Erfolg war, insofern die
geringe Zahl der beobachteten Fälle ein endgültiges Urteil gestattet,
vollkommen befriedigend, denn der Blutdruck und die Tachy¬
kardie wurden herabgesetzt, die Wallungen wurden geringer. Die
Dauer der Bäder soll allmählich von 10 auf 20—25 Minuten ge¬
steigert werden. G. Flat au hebt die sedative und schlafmachende
— bei Wirkung der Ozetbäder bei Neurosen mit Erregung und
Neurosen Schlaflosigkeit hervor, und Naumann empfiehlt das Ozetbad
bei Asthma, da Kohlensäurebäder von diesen Kranken wahr¬
scheinlich wegen der zur Einatmung gelangenden CO^-Mengen
weniger gut vertragen werden.
Kohlensäure- Hürter hat den Einfluß kohlensäurehaltiger Bäder
bäder. au f (j en Blutdruck Nierenkranker untersucht, wobei er zu
folgenden Resultaten gelangte: 1. COj-Bäder, deren Temperatur
zwischen 29 und 32® C. liegt, senken im Bade den pathologisch
gesteigerten Blutdruck nicht, sie lassen ihn unbeeinflußt oder stei¬
gern ihn um geringes. 2. CO-^-Bäder, deren Temperatur über 32 0 C.
— bei
Neurosen
und Asthma.
Kohlensiiure-
bäder.
Klimatothernpie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 53
liegt, bewirken im Bade eine deutliche Abnahme des arteriellen
Druckes. 3. Nach dem Bade zeigt der Blutdruck die Neigung zum
Steigen, und zwar oft erheblich über das Anfangsniveau hinaus.
Diese Neigung ist bei kühlen Bädern am ausgesprochensten. 4. Das
Schlagvolumeu ist im C0 2 -Bade bei allen hier in Betracht kommen¬
den Temperaturen vergrößert. 6. Eine halbe Stunde nach dem Bade
ist diese Wirkung nicht mehr zu konstatieren. 6. Durch eine
größere Reihe von C0 2 -Bädern kann man eine dauernde,
nennenswerte Abnahme des arteriellen Druckes nicht
erzielen. 7. Eine Steigerung erheblichen Grades ist aber auch
nicht zu befürchten. 8. Beginnende Zirkulationsstörungen werden
durch die Bäder nicht beseitigt. 9. Nebenerscheinungen in Gestalt
von Kollaps etc. sind bei der Anwendung der üblichen Vorsichts¬
maßregeln nicht zu befürchten. — Kohlensäure Hand- und Fu߬
bäder empfiehlt C. Pototzky bei habituell kalten Händen und
Füßen, Hyperhidrosis, Frostbeulen, aber auch bei Hyperämie des
Gehirnes, Schlaflosigkeit und vasomotorischen Störungen. Außer¬
dem leisten die C0 2 -Handbäder gute Dienste bei Asthma und Angina
pectoris. — Wickhoff hat mit Vaginalduschen von C0 2 -
haltigem Mineralwasser (Johannisbrunn) gute Erfolge erzielt
bei Descensus uteri und Prolapsus vaginae im Anfangsstadium,
sowie bei chronischer Metritis. Als Kontraindikation sind akute
und eitrige Prozesse, bestehende Gravidität etc. zu betrachten.
Zahlreiche Arbeiten sind auch in diesem Jahre wieder der Er¬
forschung der Radioaktivität verschiedener Quellen und
der therapeutischen Verwertung emanationshaltigen
Wassers gewidmet. Loewenthal ist der Ansicht, daß in einer
bestimmten Kategorie der Trinkquellen der empirisch gefundene
Heilwert direkt proportional dem Emanationsgehalt sei, wobei jedoch
nicht geleugnet werden kann, daß es sehr heilkräftige Quellen gibt,
welche wenig Emanation enthalten. Apparate, die Emanation an
Wasser binden, stellt Bad Kreuznach her, nachdem es gelungen ist,
aus dem Quellsediment Radium abzuscheiden (s. auch S. 67). Kohl¬
rausch und Nagelschmidt konnten niemals im Harn eine Emana¬
tionsausscheidung nachweisen und sprechen die Vermutung aus, daß bei
der Verwendung von Bädern nur die Inhalationswirkung eine Rolle
spielt (vergl. S. 68). Silbergleit, welcher den E i n fluß r ad ium-
emanationshaltiger Bäder auf den Gaswechsel des
Menschen unter Anwendung von Radiosalsitzbädern (34 n C.)
prüfen wollte, kam zu vollkommen negativen Resultaten. Strasser
und Selka machten Versuche mit Radiumemanationen, wobei sie
Der Einllult
COj-haltiger
Bilder auf
den Blutdruck
Nierenkranker.
Kohlensäure
Hand- und
Kultbäder.
Vaginal¬
duschen von
Ciq-haltigem
Mineral¬
wasser.
Radioaktivität
der quellen
und ihre
therapeutische
Verwertung.
Einlluli
radiutn-
cinanat ions¬
haltiger Bäder
auf den
Gaswechsel
des Menschen.
54
tilax.
Versuche mit
Radium¬
emanationen
bei der Durchführung der Trinkkuren eine Ueberlegenheit der Be¬
handlung mit künstlich radioaktiv gemachtem Wasser gegenüber der¬
jenigen mit den natürlichen Quellen feststellten, was leicht begreif¬
lich ist, da sie in künstlich radioaktivem Wasser bis 100000 Einheiten
verabreichten. Sie beobachteten hierbei weder Albuminurie noch
„Brunnenrausch“, wenn auch bei 20 Fällen von 30 sogen. Reak¬
tionserscheinungen auftraten. Ganz bemerkenswert ist der
Einfluß der Emanationskuren auf die lanzinierenden
Schmerzen bei Tabes, und Strasser und Selka glauben den
Schluß ziehen zu dürfen, daß durch die interne Darreichung von
Radiumemanation Wirkungen und wohl auch Heilwirkungen erzielt
werden können, welche der Prüfung auf breitester Basis würdig sind.
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Pärtos, Herkulesbad. Ebenda Nr. 6. — C. Pototzky, Kohlensäure Hand-
und Fußbäder. Münch, med. Wochenschr. Nr. 7. — W. A. Pusey, Kohlen¬
säureschnee zur Behandlung der Hautkrankheiten. Berl. klin. Wochenschr.
Nr. 24. — Röchling, Ist in den Kurorten für die Anwendung eingreifender
Kurmittel ärztliche Verordnung zu verlangen? Zeitschr. f. Balneologie,
Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 9. — 0. Rößler, Ein Beitrag zur
Geschichte der Trinkkuren. Med. Klinik Nr. 25. — Derselbe, Ein Beitrag
zur Kenntnis der radioaktiven Thermen. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 20.
— Roethlisberger, Baden bei Zürich. Zeitschr. f. Balneologie, Klimato¬
logie u. Kurorthygiene Nr. 5. — M. Roloff, Zur Analyse der Mineral¬
quellen. Zeitschr. f. öffentl. Chemie XIV. — Rothschild, Ueber Opsonin-
theorie und ihre Bedeutung für die baineologische Forschung. Zeitschr.
f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 3. — H. Schade, Ueber
die Anregung des Stoffwechsels auf Grund der Gesetze der modernen
Reaktionstechnik. Ebenda Nr. 3. — Scherf, Orb. Ebenda Nr. 4. — Der¬
selbe, Die Bedeutung der minimalen Werte in der Balneotherapie.
Therap. Monatsh., September. — Scherk, Natürliches und künstliches
Mineralwasser. Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 3.
— Schlagintweit, Bad Brückenau, seine Kurmittel und seine Umgebung.
Würzburg 1909 . — K. Scliliack, Ueber den Einfluß innerlich aufgenom¬
menen kohlensäurehaltigen Wassers auf den Blutdruck nebst einer Angabe
zur objektiven Messung des systolischen und diastolischen Blutdrucks.
Zeitschr. f. physik. u. diätet. Therap. Bd. XII, H. 8. — R. Schmincke,
Der Einfluß der Moorbäder auf die Zirkulationsorgane. Münch, med.
Wochenschr. Nr. 2. — Schnütgen, Ueber Sarasonsche Ozetbäder bei
Arteriosklerose. Therap. d. Gegenw. H. 8. — R. Schwarz, Ueber die
Kurmittel von Bad Mergentheim. Württemberg, med. Korrespondenzbl. —
W. Sigel, Reichenhall. Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurort¬
hygiene Nr. 6. — H. Silbergleit, Die Indikationen Kissingcns. Ebenda
Nr. 4. — Derselbe, Ueber den Einfluß radiumemanationshaltiger Bäder
auf den Gaswechsel des Menschen. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 1. —
Sippell. Ueber die Herstellung künstlicher Kohlensäuresolbäder und ihre
Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 61
Anwendungsweise bei Blutarmut. Zeitechr. f. Balneologie, Klimatologie
u. Kurorthygiene Nr. 4. — E. Sommer, Mussierende Sauerstoff bäder.
Zeitschr. f. neuere physik. Med. Nr. 18. — Stern, Baden-Baden. Zeitechr.
f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 1. — Derselbe, Langen-
schwalbach. Ebenda Nr. 5. — A. Strasser u. A. Selka, Versuche mit
Radiumemanationen. Blätter f. klin. Hydrotherap. Nr. 6. — Thilenius,
Denkschrift zur Errichtung einer Zentralstelle fiir balneologische Forschung.
Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 5. — J. Tornai,
Ueber die Wirkung der Sauerstoffbäder. Zeitschr. f. physik. u. diätet.
Therap. Bd. XII, H. 7. — W. Vau bei, Zur Analyse der Mineralquellen.
Herrn M. R o 1 o f f zur Antwort. Zeitschr. f. öffentl. Chemie XIV. —
t. Wartburg, Skrofulöse und Rothenbrunnen. Beil. z. Korrespondenzbl.
f. Schweizer Aerzte. — Th. Weiszäcker, Wildbad. Zeitschr. f. Balneo¬
logie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 3. — Werner, Lippspringe und
die Heilstätten, Ein neues Programm. Paderborn. — A. Winckler, Sind
Gipswässer gesundheitsschädlich oder heilkräftig? Zeitschr. f. Balneologie,
Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 1. — Derselbe, Ueber die balneo¬
logische Behandlung der Ischias, namentlich in Bad Nenndorf. Vortrag,
gehalten auf der 16. Jahresversammlung des Allgemeinen deutschen Bäder¬
verbandes. — M. Wickhoff, Ueber Vaginalduschen mit kohlensäurereichem
Mineralwasser. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 52. — L. Wiek, Ein Beitrag
zur Erkenntnis der Entstehung der Thermen. Med. Klinik Nr. 24. —
Wybanw, Spaa. Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene
Nr. 8. — Zikel, Wirksame Badekuren. Med. Klinik Nr. 34.
4. Radiotherapie.
biologisches
Prinzip der
Lichtbehand¬
lung des
Krebses.
Zusammen¬
lassende
Kompendien.
Monographie.
Von Dr. Max Levj-Dora, leitendem Arzt am Radiologischen Institut
des Rudolf Virchow-Krankenhauses in Berlin.
Mit 4 Abbildungen.
Allgemeines.
Unter den einzelnen Zweigen der Radiotherapie erobert sich die
Röntgentherapie immer größere Gebiete, so daß sie nicht allein durch
die Eigenart ihrer Technik, sondern auch durch die Breite und Vielseitig¬
keit ihrer Anwendungen praktisch in den Vordergrund tritt. Gleichwohl
haben mit Recht die zahlreichen Eigenschaften, welche alle Strahlenarten
gemeinsam besitzen, eine Reihe zusammenfassender Arbeiten gezeitigt.
Recht sonderbar mutet allerdings die Diesingsche Ansicht an Ober das
biologische Prinzip der Lichtbehandlung des Krebses. Der
Autor hält alle Farbstoffe im Körper für Erzeugnisse des „Lichtes“, mit
anderen Worten „für gebundene Lichtenergie“, und führt aus, wie diese in Ver¬
bindung mit versprengten Epitbelkeimen die malignen Geschwülste der inneren
Organe erregen. Auf der Haut sollen traumatische Reize (Risse etc.) ultra¬
violetten Strahlen den Gang zu den chromogenen Zellen öffnen, und wenn die
Traumen oft einwirken, maligne Wucherungen durch Ueberreizung erzeugen.
Von Kompendien, welche die Therapie verschiedener
Strahlenarten behandeln, sei das von Zanietowski (Krakau)
und das von Ehrmann (Wien) erwähnt. Letzterer behandelt nur die
Hautkrankheiten. Beide Autoren verfolgen und erreichen auch praktische
Ziele, haben aber mit Unrecht die Radiotherapie unter den Sammelbegriff
„Elektromedizin* gebracht. Die Strahlen sind vielfach, durchaus nicht
immer (Radium z. B.) Wirkungen der Elektrizität. Wir könnten mit dem¬
selben Recht die Mechanotherapie in die Elektrizitätslehre bringen, wenn
die gebrauchten Maschinen mit einem Elektromotor getrieben werden.
Phototherapie.
In vorigem Jahre erschien ein kurzes Kompendium von
Schmidt, welches das für den Anfänger Wichtigste aus der gesamten
Lichttherapie enthält. Sequeira gibt eine Uebersicht über die
siebenjährige Tätigkeit in dem von ihm geleiteten Finseninstitut.
Er verfügt über 599 statistisch verwertbare Lupusfälle. Es wurden
Radiotherapie.
63
71,6 °/o geheilt, 17,8 °/o gebessert. Fehlschl&ge wurden nicht nur
bei großer Ausbreitung des Lupus auf der Haut und bei Schleim¬
hautaffektionen beobachtet, sondern kamen auch ohne sichtlichen
Grund yor. Gelegentlich rief, wie ich es auch gesehen habe, jede
Sitzung Ulzeration hervor, so daß von der Weiterbehandlung Ab¬
stand genommen werden mußte. Im ganzen stimmen die Ergebnisse
gut mit den aus dem Kopenhagener Institut veröffentlichten überein.
Verfasser gehört zu den Lobrednern der Finsenmethode bei Lupus,
die, obwohl scheinbar teuer, in Wirklichkeit ökonomisch sei, weil
sie die Patienten der bürgerlichen Gesellschaft zurückgibt; dennoch
wird nicht verkannt, daß zahlreiche Gründe vorliegen können, den
Lupus mit anderen Verfahren, wie Aetzmittel, Exzision, zu behandeln,
besonders aber zu röntgenisieren: schmerzhafte Ulcera, ausgedehnte
Erkrankung — Finsen wirkt zu langsam —, hypertrophischer Lupus,
Schleimhautlupus (der spezialistische Eingriffe erfordert, wie Aus¬
kratzung der Nase). Die Röntgenstrahlen sollen oft nur Heilung
bringen können, wenn man Erythemdosen gibt und dadurch Narben
mit Teleangiektasien veranlaßt, würden also schlechtere kosmetische
Resultate geben als Finsenstrahlen. Bei der Kostspieligkeit und langen
Behandlungsdauer sollten letztere aber auf das Gesicht beschränkt
bleiben. Man sieht also, daß sich die enge Indikation für die Licht¬
behandlung des Lupus im letzten Jahre nicht wesentlich geändert
hat. Aehnlich spricht sich Wills und ebenso Schamberg aus.
Nach Proskurjakowa soll die Finsenbehandlung am meisten gegen
Rezidive schützen. Die Erfolge bei Lupus erythematodes
springen weniger in die Augen, als die bei Lupus vulgaris. Schon
die entgegengesetzten Angaben verschiedener Autoren zeigen dies. So
hat Schamberg Günstiges, Sequeira keine nennenswerte Ergebnisse
gesehen. Pasini will Lepraknoten durch Finsenbestrahlung
geheilt haben. Die Bazillen wurden unter Vakuolenbildung zerstört;
an die Stelle der Knoten trat Bindegewebe. Bekanntlich sollen
auch die X-Strahlen auf Lepra wirken. Bemerkenswert ist, daß
die Teleangiektasien durch Finsen besser beeinflußt werden, als
durch andere Maßnahmen (Sequeira). Unter den Naevi werden
nur die weinroten, aber nicht die eigentlichen Pigmentmale ver¬
ändert. Auch andere Erkrankungen, wie Ulcus rodens, Alopezie,
Finsen¬
behandlung:
— des Lupus
vulgaris,
— des Lupus
erythema¬
todes,
— der
Lepraknoten,
- der
Teleangi¬
ektasien,
— der Naevi.
— anderer
Keloid, lassen sich ohne Zweifel durch Finsenstrahlen bessern, doch Erkrankungen.
leisten andere Mittel mehr.
Ein breiteres Anwendungsgebiet als die Finsenmethode haben
die ultravioletten Strahlquellen, besonders die Quarzlampe,
weniger das Uviollicht, behauptet. Allerdings gelang es ihnen nicht,
Wert der
Ultraviolett-
strahlung :
— für Lupus
vulgaris,
— für andere
Hautkrank¬
heiten,
— für Asepsis.
Bakterizide
Wirkung
des Lichtes,
an ti fermen¬
tative —.
Glühlicht-
biider.
— Gefahren.
64 Levy-Dorn.
bei Lupus an Stelle der Finsenstrahlen zu treten, wenigstens wird
ihre Wirkung von den meisten Autoren für zu oberflächlich ge¬
holten (Ledermann, Hesse u. a.). Dagegen werden 6ie gelobt bei
Alopecia areata, Seborrhoea capitis, Ulcus cruris, Ek¬
zemen. Bei der Akne, oberflächlicher Sykosis und Tricho¬
phytien wurden ebenfalls Erfolge gesehen; doch sind hier in der
Regel die energischeren X-Strahlen vorzuziehen (Hesse, Scham¬
berg u. a.). Für die Behandlung der Psoriasis kommen die ultra¬
violetten Strahlen, wie ich bestätigen kann, nicht in Betracht
(Davidsohn). Eine originelle Anwendung des bekanntlich stark
bakterizid wirkenden Ultraviolett empfiehlt Franz bei schwieriger
Asepsis. Er zeigte experimentell, daß die Methode eine Aussicht
hat, indem er Kulturen von Staphylokokken und Streptokokken in
die Bauchhöhle von Kaninchen pinselte und mit Erfolg bestrahlte.
Die Abtötung der Mikroorganismen geschieht teils direkt, teils durch
Phagozytose respektive Hyperleukozytose.
Wir verdanken Neu mark Beiträge zum Einfluß des Lichtes auf
tierpathogene Keime. Schweineseuche und Geflügelcholera zeigten
sich von außerordentlicher, Bacterium coli und Schweinepest von ge¬
ringerem, Milzbrand (Bazillen, wie Sporen) von mittlerer Empfindlich¬
keit gegen Licht. Es tötet unmittelbar, nicht durch Veränderung des
Nährbodens. Ausgetrocknete Kulturen leisteten einen größeren Wider¬
stand als feuchte. Die große Bedeutung der Sonne für die natürliche Des¬
infektion wird bestätigt. Unter den Fermenten wird nach Karamitsas
die Peroxydase am stärksten durch ultraviolette Strahlen angegriffen, ob
Sauerstoff' vorhanden ist oder nicht, während die sichtbaren Strahlen nur
bei Gegenwart von Sauerstoff wirken. Die sensibilisierenden Substanzen
verstärken die Wirkung auf Peroxydase nur wenig (Eosin) oder gar nicht
(z. B. Methylenblau).
Die Glühlichtbäder wurden von Strümpell gegen trockene
Katarrhe und Asthma warm empfohlen. Besonders günstig reagiert
die chronische Kurzatmigkeit (Bronchiolitis). Man soll vorsichtig
mit einzelnen Bestrahlungen im Bett beginnen, ehe man das Bad
verordnet. Damit hängt zusammen, daß sich in der Klinik bessere
Ergebnisse erzielen lassen, als in der Ambulanz. Während der Kur
muß das Verhalten des Herzens von einem Arzt kontrolliert werden.
Auf diesen letzten Punkt lenkt Davidsohn noch besonders die
Aufmerksamkeit. Er verlangt, daß der Arzt den Patienten wenig¬
stens während der ersten 2—3 Glühlichtbäder selbst beobachtet.
Die Kenntnisse des Badepersonals, das ja nur die allgemeine Technik
beherrscht, reicht nicht aus, Gefahren zu verhüten. Der Autor führt
Radiotherapie.
G5
eine Reihe von Fällen an, in denen durch irrationelle Badekuren Gefahren der
schwere Herzneurosen und Schwächezustände hervorgerufen wurden,Giähiichtbäder
und schlägt vor, die Abgabe der elektrischen Lichtbäder unter den
gleichen Schutz zu stellen, wie die Abgabe differenter Medikamente
und der Gifte. Beiträge zur Behandlung mit Bogenlicht gibt Bogenlicht.
Riedel. Er verwendet eine Bogenlampe, die bei 15 Ampere
10000 Normalkerzen liefert. Der Brennpunkt wird ca. 15 cm hinter
die Haut gestellt, damit keine Verbrennungen entstehen. Die Haut-
affektionen werden so stark bestrahlt, daß sich die Haut rötet und
später schält. Bie und Bing verabfolgten Uviollichtbäder und Uvioibader.
erzielten ähnliche Erfolge wie mit Bogenlicht. Sie empfehlen sie
besonders gegen Neurasthenie, Morbus Basedowii und Leiden der
Zirkulationsorgane. Der technische Vorteil dieses Verfahrens liegt
darin, daß man mit erheblich geringeren Stromstärken auskommt,
als bei der Bogenlampe. Meines Erachtens müssen aber erst weitere
Erfahrungen abgewartet werden, ob auch für die AUgemeinbestrah-
lungen die Tiefenwirkung eine ähnliche Rolle spielt, wie für Lupus,
wo man deswegen das Bogenlicht vorzieht. Vielleicht kommt für
den Organismus dieser Unterschied nur in Betracht, falls es sich
um Erkrankungen der Haut und nicht um solche der inneren Or¬
gane handelt.
Auf den Entzündungsverlauf wirken nach Jezierski Entzündungs-
einzelne Liohtarten allerdings verschieden. Seine Beobachtungen
wurden an der Kaninchenkornea und Froschzunge ausgeführt. Duroh mit ver .
Rot wurde die Beweglichkeit und Teilungsfähigkeit der Leukozyten schiedenen
und ebenso die Hyperämie und Epithelwucherung in höherem Maße Ijich,arten
vermehrt, als durch blaues oder diffuses weißes Licht.
Für die kräftige Wirkung der ultravioletten Strahlen geben die Verhalten der
Untersuchungen von Schanz neue Beweise. Die Linse des Auges
wird durch Ultraviolett zur Fluoreszenz gebracht, die erst nach
einigen Stunden durch „Ausbleichung“ nachläßt. Man erhält durch
Ultraviolett reflektorischen Lidschluß wie durch sichtbare Strahlen.
Praktischen Wert können die Arbeiten von Schanz und Stock¬
mann beanspruchen, die beweisen, daß fast alle bekannten Glasarten
die ultravioletten Strahlen erst dann völlig zurückhalten, wenn sie
fast bis zur Undurchdringlichkeit gefärbt sind. Sie empfehlen das
Euphosglas von der Firma Putzier (Penzig) zum Schutz der Augen.
Selbst 0,6—1 mm dicke Schichten halten bereits bei schwach grün¬
licher Färbung ultraviolette Strahlen zurück.
Axmann gibt ein verhältnismäßig einfaches Verfahren an, die
aktinische Kraft verschiedener Strahlenquellen zu vergleichen. Eine
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 5
66
Levy-Dom.
Messung der
aktinischen
Lichtkraft.
Finsen-
kompressorien.
Ersatz der
Kom-
pressorien.
Radium-
institute.
Monographie.
Radium¬
emanation.
Radiogen.
Scheibe aus Bergkristall wird durch Radium bis zur Undurchsichtigkeit
gefärbt, und dann werden die beiden Hälften den zu vergleichenden
Strahlen ausgesetzt, die sie entfärben. Die Zeit, innerhalb der dies ge¬
schieht, gibt das Maß für die Wirkungskraft, die Sonne gebrauchte z. B.
10 Stunden, während die Uviollampe dasselbe in 5 Stunden vollbrachte.
Dieses Ergebnis war vorauszusehen, da bekanntlich die Atmosphäre die
chemisch wirksamen Strahlen verhältnismäßig stark resorbiert.
Mit Rücksicht auf die Umständlichkeit des Wartedienstes bei
Finsenbehandlung sei zum Schluß noch hervorgehoben, daß sich ein
allgemein zufriedenstellendes, mechanisches Kompressorium noch
nicht gefunden, daß jedes nur in bestimmten Fällen, die besonders von
der Lokalität des Leidens abhängen, angewandt werden kann und nur
so gelegentlich einer geübten Finsenschwester die Möglichkeit ver¬
schafft, mehrere Patienten zugleich zu versorgen- Am sichersten
verfährt man aber immer noch, wenn jeder Schwester nur ein Patient
anvertraut wird. Auch die Bemühungen, die künstliche Blutleere
an Stelle der Kompression durch Eis oder Adrenalin herzu¬
stellen, zeitigten kein zufriedenstellendes Ergebnis (Sequeira).
Radiumtherapie.
Die Radiumstrahlen geben noch sehr viele Rätsel auf und ge¬
währen solche Aussichten für die Heilkunde, daß der Vorschlag der
Deutschen medizinischen Wochenschrift gerechtfertigt erscheint, wie
in Oesterreich so auch in Deutschland ein spezielles Radium¬
institut zu schaffen [ist inzwischen in Heidelberg geschehen]; denn
die Verhältnisse liegen in beiden Ländern ähnlich, nachdem im sächsi¬
schen Erzgebirge, und zwar in Klingenthal (Sachsen) ein neuer Fund¬
ort für die Rohstoffe des Radiums entdeckt ist. Früher kam nur
Joachimsthal (Böhmen) in Betracht. — Eine medizinische Mono¬
graphie über Radium ist meines Wissens im vorigen Jahre nicht
erschienen; doch findet sich im Handbuch der Röntgentherapie von
Wetterer ein Anhang: „Radiumtherapie“.
Das Hauptinteresse der Mediziner hat im letzten Jahre die
Radiumemanation wegen ihrer vielseitigen Anwendungsmöglichkeit
erregt, nicht zum wenigsten weil die Industrie nunmehr brauchbare,
verhältnismäßig billige Präparate auf den Markt bringt. Uebersichten
findet der Leser bei Nagelschmidt, Kohlrausch, Davidsohn u.a.
(Vergl. S. 53.) — Die meisten Autoren geben dem Radio gen unter den
Emanationspräparaten den Vorzug, das nach den Angaben von Löwen¬
thal (Braunschweig) hergestellt wird. Die Emanationen werden hier
an Wasser gebunden abgegeben, indem es durch ein radiumhaltiges
Radiotherapie.
67
Berkefeldfilter gepreßt wird. Das Wasser wird in einem für bestimmte
Emanationen geeichten Apparat, dem sogen. „Emanator“ (Fig. 11)
anfgefangen. Das Präparat zeichnet sich durch seine Konstanz und
seinen verhältnismäßig großen Gehalt an Emanation aus; es ist in
geeigneter Menge sowohl für Trink- als Badekuren bereits in Apo¬
theken käuflich. Das von den Höchster Farbwerken als „Emanosal“
in den Handel gebrachte Tablettenprä¬
parat hat nach Hi edel einen für die
Bedürfnisse der Praxis zu geringen und
überdies außerordentlich schwankenden
Emanationsgehalt; dagegen scheint das
aus derselben Quelle stammende „Ra-
diosal“ nach den Versuchen von La-
queur brauchbarer zu sein. Jeden¬
falls ließen sich mit diesem Präparat
Bäderwirkungen erzielen, die denen
der Hadiogenbäder glichen.
Inden künstlichen Wässern kann
der Gehalt an Emanation wesentlich
mehr als bei den natürlichen Wässern
gesteigert werden. Unter letzteren be¬
sitzen den höchsten Gehalt an Emana¬
tion die St. Joachimsthaler Gruben¬
wässer. Ihre Radioaktivität übertrifft
diejenige der Gasteiner Quelle, die bis¬
her in dieser Beziehung für die kräftigste
angesehen wurde, um das Achtfache
(Gottlieb), oder um mit dem üblichen
terminus technicus zu sprechen, jene rufen 8000, diese 24000 Volt Ver¬
lust (auf 1 Stunde und 1 Liter berechnet) hervor. Um ein Bild von der
Menge der gefahrlos anwendbaren Emanationseinheiten zu geben, seien
die Zahlen von Hiedel und Fürstenberg angeführt. Es wurden im
Durchschnitt jeden 2. Tag 10000, mitunter auch 15000 Emanations¬
einheiten etwa in 200 ccm Wasser getrunken. Auch wenn sofort
mit den genannten Dosen begonnen wurde, entstand niemals Schaden.
Hiedel ließ Gesunde tagelang selbst 100000 Einheiten trinken, ohne je
eine häßliche Nebenwirkung zu beobachten. Er hat insbesondere nie
Albuminurie, wie Strass er, Nagelschmidt u. a., oder gesteigerte
Diurese gesehen. Das Bad enthält 100000 Einheiten, die an etwa
100 ccm Wasser gebunden, kurz vor dem Einsteigen des Patienten
dem Bade zugesetzt werden. Im Bade selbst muß sich Patient
Fig. 11.
Emanator.
Emanosal.
Radiosal.
Exnauations-
gehalt
verschiedener
Wässer.
Emanations¬
trinkkur.
— badekur.
Emanations¬
badekur.
Enianations-
wirkung auf
Neubildungen,
— auf den
Stoffwechsel.
Vorkommen
der Emanation
im Urin.
Emanations¬
gehalt
gewöhnlicher
WUsser.
Emanations¬
verlust.
Radium
in fester
Substanz,
— bei Naevi.
68 Levy-Dorn.
ruhig verhalten, um das Entweichen der Emanationen nicht zu be¬
schleunigen. Nach einer halben Stunde beträgt der Emanationsgehalt
der Bäder nur noch etwa die Hälfte. Ueberblickt man das Gros
der Krankheiten, bei denen bisher die Erfolge der Emanationskuren
gerühmt werden, so handelt es sich fast ausschließlich um solche,
bei denen dem Zufall und der Suggestion Tür und Tor geöffnet
sind, wie Arthritiden verschiedenster Art und Neurasthenie. Hier
kommt es ebenso auf die Sorgfalt der Beobachtungen als auf große
Zahlen an. Die vorliegenden Erfahrungen lassen bis jetzt folgende
Schlüsse zu: Die chronisch-rheumatischen und chronisch-gichtischen
Erkrankungen, aber nicht die akuten, eignen sich für die Kur. Vor
der Besserung tritt oft eine vorübergehende Verschlimmerung ein
(„Reaktion“). Die Schmerzen in den Gelenken, bisweilen auch die
sichtlichen Zeichen der Entzündung nehmen zu. Die Trinkkuren
verdienen den Vorzug vor den Bädern. Hierin stimmen fast alle
zuverlässigen Autoren überein (Löwenthal, Laqueur, Fürsten¬
berg u. a.).
Ueber Einwirkung der Radiumemanation auf Neubildungen
im Magen teilt Löwenthal einiges mit: Er glaubt eine Neigung zu
Fieber nach dem Trinken von Radium festgestellt zu haben. Kr
sah 12 Stunden anhaltende Temperatursteigerungen von 1—l’/a 0 und
denkt an die Möglichkeit, daß seiner Beobachtung ein diagnostischer
Wert zukommt. Nach Silbergleit erhöhen die radioaktiven Bäder
(Radiosal) nicht den Gaswechsel. Die Emanation läßt sich nach
Bädern (Radiosal) im Urin nachweisen (Laqueur) (vergl. S. 53).
Kohlrausch fand, daß fließende Gewässer, sowie Eis-, Schnee-
und Gletscherwässer nur geringe Aktivität zeigen, während stehende
Moorwässer fast denselben Gehalt daran aufweisen, wie die Brunnen.
Der Verlust der in Flaschen aufbewahrten Mineralwässer an Ema¬
nation ist nach den Bestimmungen von Meresnitzki sehr groß;
doch ließen sich nach 7 Monaten noch deutliche Spuren nachweisen.
Die Kohlensäure, die beim Füllen der Flaschen benutzt wird, hat
keinen Einßuß auf Emanationsgehalt.
Der therapeutische Wert das Radiums in fester Substanz
wurde für gewisse Formen des Lupus und der Ulcera rödentia,
ganz besonders aber für Naevi bestätigt. In der Tat scheint es, als
ob es für die Behandlung der letzteren alle übrigen Mittel (vergl. S. 64)
in Schatten stellt. Naevi vasculares müssen länger bestrahlt werden,
als die Angiome. Auch bei Kindern wurde kein Schaden beob¬
achtet. Die Behandlung ist schmerzlos und führt relativ schnell
zum Ziel. Sie kommt durch Endarteriitis obliterans und Bildung
Radiotherapie.
69
fibrösen Gewebes zu stände (Fournier, Abbe, Wickham). Das
Fourniersche Verfahren, der Form und dem Sitz des Naevus ent¬
sprechend gestaltete und mit radiumhaltigem Firnis überzogene
Apparate zu benutzen, verdient auch für andere lokale Affektionen
nachgeahmt zu werden. Graham hat zwei Ulcera rodentia mit
Radium geheilt, die 2 Jahre vergeblich röntgenisiert worden waren.
Morton zieht überhaupt das Radium bei Behandlung der Karzi¬
nome und Ulcera rodentia den Röntgen strahlen vor. Er benutzt mit
hochaktivem Präparat überzogene Zelluloidstäbchen, die eventuell in
die Geschwülste hineingebracht werden. Man muß jedenfalls zu¬
geben, daß sich das Radium in geeigneter Form bei schwer zu¬
gänglichem Sitze der Affektionen leichter anwenden läßt als die
Röntgenbestrahlung. Funke läßt 20 mg hochaktiven Radiumbromids
stunden- und tagelang auf Tumoren wirken und glaubte mehrere
inoperable Geschwülste sicher zerstört zu haben; Morphium ist wäh¬
rend der Kur nicht zu entbehren. Natürlich hat es keinen Zweck,
Magenkrebs durch Radium von der Haut aus heilen zu wollen, wie
Seliger tat. Weiter berichten Abbe, Butcher, Wickham Gün¬
stiges. Aehnliche Gesichtspunkte, wie bei Kankroiden, gelten für
Lupus. Man kann jedenfalls nicht allgemein sagen, daß Finsen
mehr leistet als Radium, wie es Graham behauptet. Die Forde¬
rungen der Lupustherapie sind so vielseitig, daß wir nicht genug
brauchbare Hilfsmittel besitzen können. Außerdem ist ja die Möglich¬
keit der Finsenbehandlung weit mehr vom Sitze des Leidens abhängig,
als die des Röntgenisierens (Graham, Morton). Ferner hat sich
das Radium gelegentlich bewährt bei Ekzem, Pruritus, Neuro-
dermatitis, rebellischen syphilitischen Geschwüren, Neur¬
algien, kurz in vielen Fällen, wo auch die Röntgenstrahlen Gutes
leisten und auch in der Regel den Vorzug verdienen (Barrat und
Delamarre, Wickham, Graham, Butcher). Ebenso spricht
für die im wesentlichen gleiche Wirkung der Radium- und
Röntgenstrahlen, daß man an Tieren mit beiden Leukopenie
hervorrufen kann (Aubertin und Delamarre). Gewisse Unter¬
schiede ergeben sich allerdings zum Teil aus der verschiedenen Art
der Applikation. — Auch die entwicklungshemmenden Eigenschaften
haben die Radium- und Röntgenstrahlen gemeinsam (Versuche an
Pflanzensamen von Guilleminot).
Matsuoka hat die Radiumverbrennung der Haut histo¬
logisch studiert. Seine Befunde bestätigen im wesentlichen unsere bis¬
herigen Anschauungen: degenerative, zur Nekrose führende Prozesse gehen
neben den produktiven einher (Bindegewebswucherung in Chorium).
Radium.
Applikation s-
form:
— bei
Karzinomen
und
Kankroiden,
— bei Lupus,
— bei
anderen Er¬
krankungen.
Parallelismus
in der
Wirkung der
Radium- und
Röntgen-
stralilen
Histologie
der Radium-
dermatitis.
Monographien
und
Uebersichten.
Kankroid-
statistik.
Paget disease.
Karzinome.
Präkarzinoma¬
töse Zu¬
stände.
Sitz der
Affektion
am Auge.
Bestrahlungs¬
methode.
Homogen-
und Tiefen¬
bestrahlung.
70 Levy-Dorn.
Röntgentherapie.
Das neueste umfassende Handbuch der Röntgentherapie stammt von
Wetterer. Kurze Uebersichten über die Fortschritte mit Rücksicht auf
die Praxis gaben Haenisch in den .Therapeutischen Monatsheften* und
Levy-Dorn in den .Enzyklopädischen Jahrbüchern* und .Therapie der
Gegenwart*.
Größere Statistiken bestätigen immer wieder die Erfolge bei
Kankroiden. Pusey sah unter 111 Fällen 72 Heilungen. Von
den nicht geheilten Patienten waren 28 bereits vorher mit allerhand
Mitteln umsonst behandelt worden; Williams hat von &S Kan¬
kroiden 52 geheilt. Auch über die Beseitigung von Paget disease
wird berichtet (Belot 2 Fälle, nur kurze Zeit beobachtet). Für die
tiefliegenden Karzinome wurden ebenfalls die alten, nicht sehr
günstigen Erfahrungen bestätigt. Williams will allerdings unter
15 Karzinomrezidiven der Mamma die meisten gebessert und 2 ge¬
heilt haben (Beobachtungszeit 2 */* Jahre). Beherzigenswert ist der Rat
desselben Autors, „präkarzinomatöse“ Zustände, insbesondere
die senile Keratose und Pigmentmäler, zu bestrahlen. Der Sitz von
Epitheliomen am Auge bildet keine Kontraindikation für die
Bestrahlung. Meist läßt sich der Bulbus schützen; nur in einem Falle
war z. B. Guglionetti gezwungen, das Auge direkt zu bestrahlen.
Es trat lediglich eine in wenigen Tagen verschwindende Entzün¬
dung der vorderen Bulbusteile ein. Die kosmetischen Ergebnisse
müssen vorzüglich genannt werden. Guglionetti beobachtete nur
ein Rezidiv. Nach meinen bisherigen Erfahrungen gibt die direkte
Bestrahlung mit mittelharten bis mäßig harten Strahlen
die besten Resultate. Von einem großen Nutzen der Filter habe ich
mich nicht überzeugen können, falls nicht zu weiche Strahlen an¬
gewandt werden.
Ob die sogen. Homogenbestrahlung (vergl. S. 76)
nach Des sau er zu empfehlen ist, scheint sehr zweifelhaft. Jeden¬
falls wird dies durch den von ihm und Krüger mitgeteilten Fall,
in welchem es sich um ein inoperables Uteruskarzinom handelt und
in dem nur die Lymphdrüsen verändert wurden, in keiner Weise
bewiesen. Von der Voraussetzung ausgehend, daß im Krebsgewebe
selbst krebsheilende Stoffe enthalten seien, hat Cullock bei malignen
Tumoren lediglich die regionären Lymphdrüsen bestrahlt und will
dadurch spontane Heilung erzielt haben (!). Ueber den Wert der
Röntgenstrahlen bei S ar k o m e n herrscht keineswegs Klarheit. Man
muß meines Erachtens daran festhalten, daß bei Sarkomen (noch
Radiotherapie.
71
welliger vielleicht als bei Karzinomen) unsere diagnostischen Hilfs¬
mittel nicht hinreichen, den Grad der Malignität festzustellen. Nur
so kann man verstehen, daß anscheinend gleichartige Tumoren das
eine Mal relativ leicht schwinden, das andere Mal kaum beeinflußt
werden. Oft wird jedoch in der Tat eine wesentliche Besserung
erzielt. Nur selten wird von „Heilung“ berichtet, wie z. B. durch
L. v. Pfahler, der über einige Fälle verfügt, die bereits 8 und
4 Jahre kein Rezidiv bekamen. Peiser besserte ein inoperables
Sarkom der Klavikula so weit, daß es mit Erfolg durch Resektion des
Knochens entfernt werden konnte. Allerdings wandte er zugleich
Injektionen Colleyschen Serums an (S. 76). Ein Sarkom des
Nasenrachenraumes wurde wesentlich gebessert. Ein Patient von
Göbel, ein älterer Mann mit Sarkom in der Glutäalgegend, bekam,
nach anfangs günstigem Verhalten, ein Rezidiv; ein 8 Wochen altes
Kind mit pflaumengroßem, rapid wachsendem Sarkom wurde ope¬
riert und bestrahlt. Die Heilung hält bisher 7 Monate an. Solche
Fälle beweisen natürlich noch nichts für den Wert der Strahlen.
Die Heilung des Rundzellensarkoms der Klavikula, das von Warren
bestrahlt wurde, hielt sich trotz mehrfacher Rezidive (die eine Zeit¬
lang stets günstig reagierten) 8 Jahre lang und ging dann schnell
zu Grunde. Auch hier wurde zugleich Colleysch.es Serum injiziert.
Ein solcher plötzlicher Zerfall während anscheinender Genesung ist
übrigens gar nicht so selten. Ein schnell nach der Bestrahlung
schrumpfendes Mediastinalsarkom beschreibt Schwarz, und 2 eben¬
falls günstig verlaufende Fälle ähnlicher Art Bardachzi (Beob¬
achtungszeit 10 und 8 Monate).
Den Heilungsvorgang bei malignen Tumoren der Haut
hat v. Marschalko wieder studiert. Es tritt zuerst eine reaktive Ent¬
zündung auf, dann proliferiert das Bindegewebe. Die Tumorzellen scheinen
auch unabhängig davon zu degenerieren und langsam zu schwinden; doch
wird wohl dieser Prozeß durch die Entzündung beschleunigt. — Andere
Autoren stellen für die Wirkung der Strahlen den Autopbagismus durch
Leukozytenüberschweramung in den Vordergrund.
Id Bezug auf die Leukämie liegt ein Bericht über ein selten
großes Material (51 Fälle) von Grawitz vor. Er sah nur 3mal
keinen Erfolg durch Bestrahlung. In vielen Fällen wurden auch
Rückfälle glücklich bekämpft. Werden mithin durch ihn im allge¬
meinen die herrschenden Anschauungen bestätigt, so bringt er doch
mit seiner Auffassung von dem Wesen der Leukämie den Nutzen
der Strahlen unserem Verständnis näher. Nach ihm stellt das leuk¬
ämische Blut einen Rückschlag in den embryonalen Zustand durch
Röntgen-
strahlen bei
Sarkomen
Kombination
der
Bestrahlung
mit Serum*
injektion.
Heilungs¬
vorgang,
Histologie der
Haut dabei.
Leukämi**
72
Levy-Dom.
Küntgen-
behamllung
der Leukämie.
Bestrahlung
durch
Silberfilter.
Leukotoxin v
Direkte Ver¬
änderung
des Blutes
durch
Bestrahlung ?
Wert der
Leukozyten¬
zahlen.
Einfluß der
Edntgen-
strahlen auf:
weibliche
Geschlechts¬
organe,
irgend eine (nicht spezifische) Infektion dar; daß aber embryonales
Gewebe besonders leicht durch die X-Strahlen angegriffen wird, ist
bekannt. Die Erfolge bei der Leukämie gehen leider meist so schnell
vorüber, daß man selbst zweifeln kann, ob wir durch die Bestrah¬
lung das Leben unserer Patienten verlängern können. Der Vorteil
liegt im wesentlichen darin, daß lästige Symptome gehoben und die
Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt wird. Ein merkwürdiges Beispiel
hierfür liefert Wein er ek, der einen Patienten von einem quälenden,
äußerst hartnäckigen Priapismus befreite. — Die Bestrahlung
durch ein Silberfilter (v. Jaksch) scheint mir keine beson¬
deren Vorteile zu bringen. Der so behandelte Patient, von dem
wiederholt in der Literatur berichtet wird, konnte nicht lange er¬
halten werden und verhielt sich nicht anders, als die mit den
üblichen Methoden bestrahlten Leukämiker. Als Todesursache fand
man unter anderem Leukopenie; vielleicht weil die Bestrahlung zu
weit getrieben war (Kretz).
Es ist noch unentschieden, ob die Strahlen durch Bildung eines Leu ko¬
tozins oder durch direkte Veränderung desßlutesund seiner Bildungs¬
stätten wirken. Ein Sektionsbefund von Menetrier und Touraine spricht
für die zuletzt genannte Anschauung, die Wirkung nahm mit der Ent¬
fernung vom Strahlenherde ab. Die direkt bestrahlten Achseldr&sen waren
z. B. stärker verändert wie die Mesenterialdrüsen.
Dafür, daß die Abnahme der Zahl der weißen Blut¬
körperchen nicht mit den anderen, für günstig geltenden Symptomen
Hand in Hand zu gehen braucht, bringen die Fälle von Rosen¬
baum und Levy-Dom den Beweis. Rosenbaum konnte keinen
Parallelismus zwischen der durch die Strahlung vermehrten N-Aus-
scheidung und den Leukozyten werten feststellen. Der Patient von
Levy-Dom befand sich am schlechtesten, wenn die Kurve der
Leukozytenzahlen die niedrigsten Werte aufwies. Dm Befinden
besserte sich zusehends, wenn die Leukozytenzahlen wieder an-
stiegen, gleichsam als ob es sich um den Ausdruck einer heilsamen
Reaktion handle.
Der Einfluß der Röntgen-Strahlen auf die weiblichen
Geschlechtsorgane wurde bisher bei Menschen nur in Bezug auf die
menstruellen Blutungen festgestellt. Foreau de Courmelles hat bei
53 Frauen in einem Alter von 31—57 Jahren 52mal frühzeitige Meno¬
pause erzeugt. Aeltere reagierten schneller als die jüngeren. Nach La-
querri£re gelingt es nur durch starke Bestrahlung des Abdomens,
und zwar lediglich vorübergehend, Amenorrhoe oder geminderte
Menstruation hervorzurufen. Die Blutungen des Uterusfibroms
Radiotherapie.
73
lassen sich im Klimakterium gefahrlos kupieren. Weitere Erfah¬
rungen sind aber dringend nötig. Der Einfluß der Röntgenstrahlen
auf den Hoden ist sicherer gestellt als auf die Ovarien. Aus der Lite¬
ratur des letzten Jahres seien nur zwei experimentelle Arbeiten an¬
geführt. Hoff mann stellte fest, daß unter den Samenzellen zuerst die
Spermatogonien und Spermatozyten geschädigt wurden. Die Hoden
von Tieren (Kaninchen), welche genügend lange leben, regenerieren
sich. Regaud und Dubreuil fanden unter anderem, daß sich
das Parenchym des Nebenhodens wenig empfindlich gegen Strahlen
verhält, daß der Koitus bald nach der Bestrahlung steril ist, ob¬
wohl sich die Spermatozoen noch gut bewegen. Die Erfahrungen
bei Prostatahypertrophie waren nicht günstig. Casper sah
die Röntgentherapie gänzlich wirkungslos. Die Mitteilungen La-
naris beziehen sich auf Hunde, die vom Perineum aus bestrahlt
wurden, und zwar ohne wesentlichen Effekt auf die Vorsteherdrüse. —
Tuberkulöse Lymphdrüsen wurden von Gardiner, sobald
kein Eiter in ihnen enthalten war, geheilt oder gebessert und der
Operation zugänglich gemacht (9 Fälle). Nach Cullock steigt der
Opsoninwert unter leichtem Fieber, wenn tuberkulöse Drüsen be¬
strahlt werden, ganz ähnlich als ob steriles käsiges Material einge¬
impft worden sei. Dementsprechend wurden ebenfalls in einigen
Fällen die Drüsenaffektion wesentlich gebessert. Reines empfiehlt
die Bestrahlung gewisser Formen venerischer Bubonen (die stru-
mösen und Mischformen) nach vorheriger Entfernung der Haut.
Größere chirurgische Eingriffe sollen hierdurch erspart und die
Heilungsdauer abgekürzt werden (auf ca. 3 Wochen). Bircher
hat seine verhältnismäßig zahlreichen Erfahrungen bei Peri¬
tonitis tuberculosa monographisch bearbeitet. Die Ergeb¬
nisse bewiesen zwar nicht eine Heilwirkung der Strahlen, aber
machen sie doch wahrscheinlich. Die günstigen Berichte bei Spina
ventosa (Paoli 2 Fälle) und Phthisis pulmonum (Gar¬
diner 10 Fälle) seien nur erwähnt. Für die Behandlung des
Lupus vulgaris werden die alten Erfahrungen bestätigt. In die
Domäne der Röntgentherapie gehören die hypertrophischen, ulze-
rierenden, verrukösen, sklerodermatischen und ausgebreiteten Formen.
Oft ist natürlich eine Kombination mit anderen Mitteln angebracht.
Durch Wille wurden unter 80 Behandelten 20 örtlich geheilt, 15 er¬
heblich gebessert, 20 einigermaßen gebessert, z. B. Geschwüre ge¬
heilt. Bei 6 Lupösen wurde nichts erreicht, 5 bekamen ein Rezi¬
div, 6 starben vor der Heilung, 8 hatten die Behandlung unter¬
brochen. Bemerkenswert ist der Fall von Aubineau und Chinton,
— männliche
Geschlechts¬
organe,
— tuberkulöse
und venerische
Lymphdrüsen,
— Peritonitis
tuberculosa.
— Spina
ventosa,
— Phthisis
pulmonum,
— Lupus
vuliraris,
74
Levy-Dorn.
ein Lupus conjunctivae et narium, der 1 '/* Jahre geheilt geblieben ist.
Alle anderen Mittel außer Röntgenstrahlen waren fruchtlos geblieben.
— Pneumonie, Edsall und Rumberton sahen in 3 Fällen von Pneumonie die
verzögerte Lösung schnell beseitigt. Unmittelbar nach der Bestrah¬
lung war der N-Gehalt im Harn fast verdoppelt. Bei Malaria
nahm nach Zanier das Fieber einen Tag zu, um dann ganz zu
schwinden. Bronchitis und Bronchialasthma wurden von
Immelmann wesentlich gebessert. Levy-Dorn erreichte das¬
selbe durch Scheinbestrahlungen, also Suggestion. Vielleicht aber
wirken große Dosen auch durch Hervorrufen einer länger andauern¬
den Hyperämie. Der günstige Einfluß bei Ischias, Neuritis,
Neuralgie wird von Gregor, Haret, Freund bestätigt.
Labeau behandelte 6 Kranke mit Syringomyelie, Jaulin
10 Kranke mit multipler Sklerose nicht ohne Erfolg. Bei
Basedowscher Krankheit wurde durch Röntgenstrahlen nicht
nur der Kropf, sondern wiederholt auch die Pulszahl verändert
(Clarke, Cook). Ebenso gingen die subjektiven Symptome zurück.
Herxheimer und Hübner haben 10 Fälle von Mykosis
fungoides bestrahlt und histologisch studiert. Zugleich wurde
Arsen gegeben. Wenn die Beobachtungszeit auch kurz ist, so sahen
sie doch die Angaben anderer Autoren bestätigt, daß die bisher
gebrauchte Therapie hinter der neuen zurücksteht; die spezifischen
Elemente werden zerstört. — Schmidt empfiehlt die Röntgen¬
therapie für die Seborrhoea oleosa des Gesichts, Kromayer
findet, daß man Schweißhände dauernd heilen kann, wenn man
eine Dermatitis ersten Grades erzeugt. Einen bisher bis zu Ende
der Beobachtungszeit (jetzt 7 Monate), trotz schwächerer Bestrah¬
lung , geheilt gebliebenen Fall demonstrierte Levy-Dorn. —
-Hyper- Noire empfiehlt eine neue Methode zur Bestrahlung der Hyper-
tnchosis (neue triehosis des Gesichtes, die allerdings noch nicht genügend erprobt,
Bestrahlung), aber ‘ )1S J®tzt wenigstens noch niemals zu den bekannten Nachteilen
(Pigmentierung, Teleangiektasie) des alten Verfahrens Anlaß ge¬
geben hat. Das Wesen der Methode besteht darin, daß durch Alu¬
miniumfilter hindurch die Erythemdosis erst in 14tägigen (4—5mal),
dann noch 2mal in Zwischenräumen von einem Monat verabfolgt
— Affektionen wird. — Die Radiotherapie der behaarten Teile des Kopfes
der bei Krankheiten behandelt Lefebure. Als Gegenstand der Bestrah-
Kopfhaut, lung werden empfohlen alle parasitären Haarbalgentzündungen außer
gewissen entzündlichen wie Kerion Celsi. Ein besonders dank¬
bares Feld geben die subakuten, impetiginösen, parasitären Sy-
kosen, nicht parasitäre Follikulitis, sowohl die akute als auch die
— Malaria,
— Bronchitis
und Asthma,
— Ischias,
— Neuritis,
— Neuralgie,
— Syringo¬
myelie,
— Basedowsche
Krankheit.
Röntgen¬
behandlung
von
Mykosis
fungoides,
— Seborrhoe,
— Schweiii-
liand,
Radiotherapie.
75
chronisch fortschreitende und narbige. Heid und ebenso Butcher
haben Condylomata acuminata mit Röntgenstrahlen beseitigt. — spitzen
Ueber Eczema chronicum siehe Belot, über Pruritus ani Kondylomen,
^^ Ekzem
Eromayer und Acne rosacea Eeck. Letzterer verspricht in _ p ru ritus,
10 Wochen prompten Erfolg. Die Haut wird nach der Bestrah- — Akne
lung d’arsonvalisiert (10—15 Sitzungen).
Die Kenntnis des Kreises der Drüsen, auf welche die Röntgenstrahlen BUrzeldriise.
wirken, ist durch Stern und Halberstädter erweitert worden; sie riefen
an den Bürzeldrüsen von Enten Schwund der lipoiden Körnchen und
Atrophie hervor.
Ueber die Opfer der Röntgendermatitis in England gibt Rüntgen-
Dean eine Uebersicht. Im Beruf erkrankten 28, einer so schwer, 8Chad,gungen:
daß größere Amputationen am Arme nötig wurden. Hervorgehoben
sei, daß ein Patient durch erneute Bestrahlung geheilt sein will
(similia similibus!). Porter und White sammelten 10 Fälle aus
der Literatur, in welchen Röntgenulcera karzinomatös entarteten,
und fügten einen neuen hinzu. Sie raten schlecht heilende Fissuren
und Ulcera bald zu exzidieren und Thiersche Lappen zu überpflanzen.
Der Röntgenschwester von Luxemburg mußte der Vorderarm ampu¬
tiert werden, weil sich ein Röntgenulcus in Krebs verwandelt hatte.
Spiegler sah einen Herpes zoster auf (wegen Leukämie) be- — Herpes
strahlter Haut gangräneszieren, obwohl sich keine Entzündung gangraen03U *'
eingestellt hatte.
Sehr unwahrscheinlich ist die Auffassung Martinis, der nach Be- — Paraplegie.
Strahlung von Sarkomen 2mal Paraplegien auftreten sah und an einen
Zusammenhang mit der Bestrahlung glaubt.
Die entwicklungshemmende Wirkung der Strahlen Kntwickii
wurde an neuem Material erwiesen. Die Objekte von Schwarz
und von Guilleminot waren Samenkörner, die von Hasebrock
Nachtfalter, insbesondere Plusia moneta, die von Tribondeau
und Belley die Augen junger Katzen. Letztere fanden unter an¬
derem verzögerte Pigmentbildung, Linsentrübungen, Mikroophthalmie.
Die Befunde von Birch-Hirschfeld, die an erwachsenen Tieren
gewonnen wurden, sind mithin ergänzt. Die Ausscheidung von
Harnsäure wurde bei dem Leukämiker Rosenbaums durch die
hemmung
der Strahlen
N-Au-
Bestrahlung vermehrt. Die Untersuchung Lommels an Hunden, sch<>idung
welche tödliche Strahlendosen erhielten, stimmen damit überein. e * iai 11
Der ziemlich lang anhaltenden Vermehrung folgt eine Verringerung
der N-Ausscheidung. Eine Nephritis hat Lommel im Gegensatz
zu Helber und Li ns er an seinen Tieren nicht beobachtet.
Levy-Dorn.
76
Formen der
Röntgen-
Leukopenie.
Verminderte
Widerstands¬
kraft gegen
Infektion nach
Bestrahlung.
Wirkung auf
Adrenalin,
— auf
Fermente.
Histologie
der Röntgen-
Veränderungen.
Absorptions¬
kraft der
Gewebe für
Strahlen.
Aubertin und Beaujard konnten an Meerschweinchen, die sie bis zur
Leukopenie bestrahlten, zwei Formen unterscheiden: 1. Aplasie des hämato-
poetischen Apparats, 2. Ueberwiegen der Zerstörung der Leukozyten vor ihrer
Neubildung; dabei kann sogar Hyperplasie der blutbildenden Organe bestehen.
Stark röntgenisierte Tiere (Mäuse, Ratten, Meerschweinchen) zeigen eine
Einbuße ihrer Widerstandskraft gegen Bakterien (Laewen) und
bilden (Kaninchen) nach Einführung artfremden Serums keine Präzipitine
(Benjamin und Sluka). Unter den im Körper vorhandenen Substanzen
reagiert Adrenalin nachweislich auf Bestrahlung außerhalb desselben,
und zwar lassen seine physiologischen Wirkungen nach; Fermente werden
aber nicht beeinflußt (Richter und Gerhartz). Die histologischen
Untersuchungen über die von den Röntgenstrahlen hervorgerufenen
Veränderungen bestätigen im wesentlichen die alten Ergebnisse (v, Mar-
schal ko, Martini). Heilerfolge ließen sich bei Geschwülsten höchstens
bis zu einer Tiefe von 2—4 cm nachweisen. Die oberflächlichen Schichten
nekrotisierten, tiefere degenerierten und gingen Nekrobiose ein, während in
der Nachbarschaft durch reaktive Entzündung die Vernarbung eingeleitet
wurde. Bordier hat die von 3 cm dicken Gewebsschichten absor¬
bierten Mengen harter Strahlen bestimmt. Es wurden von den
Muskeln 63%. Drüsen 53% und von Fettgewebe 43 % Strahlen verschluckt.
Bestrahlungs
arten.
Radio¬
sensibilität
bei Tiefen¬
bestrahlung
Kombination
von
Bestrahlung
und operativer
Maßnahmen.
Dosierung.
Ob freilich die Badiosensibilität der Gewebe, wie Schmidt
meint, eine so große Bolle spielt, daß kein Wert darauf gelegt werden
kann, ob wir mehr oder weniger Strahlen in die Tiefe senden, als
es bisher geschehen, kann erst entschieden werden, wenn größere
Erfahrungen vorliegen. Die für eine ergiebige Tiefenwirkung (vergl.
S. 70) notwendige Zentral bestrahl ung, d. h. Bestrahlung von mehreren
Seiten, die ich als erster angegeben habe (Berl. med. Gesellsch. 1904,
Nov.), wird durch den Apparat von Bauer wesentlich erleichtert.
Man kann mit ihm ohne Mühe mehrere Böntgenröhren zu gleicher
Zeit betreiben (Holzknecht, Dessauer, Schmidt, Schulz und
Bauer). Den Vorschlag Diesings, die Tumoroberfläche zu skari-
fizieren, damit die Strahlen tiefer eindringen, wird wohl
kaum jemand auszuführen wagen. Dagegen sollten öfter durch Opera¬
tion freigelegte, aber nicht durch das Messer mehr entfembare
Tumoren bestrahlt werden. Der oben erwähnte Fall von Beck er¬
muntert jedenfalls dazu (in die Bauchwunde genähtes Pyloruskarzinom).
Dasselbe gilt für Bestrahlung während der Operation. (Vergl.
auch S. 71.) — Die für die Böntgentherapie so wichtige Frage nach
der besten Dosierung der Strahlen wird von den Autoren immer noch
recht verschieden beantwortet. Meines Erachtens ist es am vorteil¬
haftesten, die Böntgenröhren immer gleich, aber möglichst wenig zu
belasten (damit sich ihr Zustand nicht leicht verändert) und die
Radiotherapie.
77
Köhren unter diesen „optimalen“ Betriebsverhältnissen mit einem
der brauchbaren Dosimeter zu eichen. Das Kohr hält sich am
besten, wenn es in der von Heß mann beschriebenen Weise be¬
handelt wird. Für kräftigere, kurz dauernde Bestrahlung empfiehlt
sich die direkte Dosimetrie, wenigstens bevor über die exakteren
indirekten Methoden, wie die von Klingelfuß, größere Erfah¬
rungen vorliegen. (Literatur: Guilleminot, Villard, Schmidt,
Haret, Nagelschmidt, Röntgensociety, Levy-Dorn in Real¬
enzyklopädie.)
Die Betriebseinrichtung für die Röntgenröhren wurde be¬
sonders nach der Richtung ausgebaut, daß man intensivere Ströme
Fig. 12.
erzielen kann (Rosenthal, Grisson, Koch-Sterzel, Groedel u.a.).
Hierdurch können natürlich nicht nur die Exposition bei Aufnahme,
sondern auch die Behandlungen abgekürzt werden. Von neueren
Röhrentypen seien erwähnt: die Zentralröhre von Rodde, die Be¬
strahlungen nach allen Richtungen zuläßt, und die Röhre von Bauer
mit Quecksilber-Luft-Regulierung, durch welche in denkbar einfachster
Weise atmosphärische Luft in das Rohr hineingebracht werden kann.
Daß Schädigungen von Kranken durch Bestrahlung immer
wieder die Gerichte beschäftigen, zeigen die Mitteilungen von
Blum, Privatgesellschaft, Gocht. Der beste Schutz und die not¬
wendige Forderung ist die Kunst, dosieren zu können.
Betriebs-
einrichtungen
(Apparate,
Röhren).
Gerichtliches
78
Levy-Dorn.
Die beistehenden Skizzen erörtern den Bau und die Vorteile eines der
neueren Apparatentypen, insbesondere des sogen. Ideal-Böntgenapparates
von Reiniger, Gebbert und Schall, Groedel. Der Apparat kann
ohne besonderen Transformator an Gleich- wie Wechselstrom angeschloseen
werden und gibt sekundär immer nur nach einer Seite gerichteten Strom. Eine
besondere Eommentiervorrichtung nämlich verwandelt den sekundären
Strom direkt in Gleichstrom. Sie besteht, vergl. Fig. 12 (S. 77), im wesent¬
lichen erstens aus auf der Achse der Maschinen befindlichen Isolierscheiben,
welche je ein Kreissegment aus Metall tragen; zweitens aus einer Anzahl
Fig. 13. Fig. 14.
(Nach F. M. Groedel III., Deutsche med. Wochenschr. 1908, Nr. 49.)
vor und zwischen den Scheiben angebrachter, möglichst nahe an sie
herantretender Funkenständer, über welche der Hochspannungsstrom so
geleitet wird, daß der Stromübergang zweckmäßig bald an der einen, bald
an der anderen Stelle erfolgen muß. Die Kurven Fig. 13 stellen den Ver¬
lauf des Stroms bei Betrieb der Röhre mit den gebräuchlichen Apparaten
dar, die Kurve Fig. 14 demonstriert den Stromverlauf nach der Kommen¬
tierung. Man sieht, daß der Schließungsstrom dieselbe Richtung erhalten
hat, wie der Oeffnungsstrom.
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5. Pharmakotherapie.
Von Professor Dr. M. Cloetta in Zürich.
Ueber die Mißstände in der Heilmittelproduktion äußert sich
E. Harnack. Gewiß kommen von seiten der Großindustrie ge¬
legentlich Irrtümer und Versehen bei den neu hergestellten Mitteln
vor. Ganz besonders schlimme Auswüchse aber zeigen sich, wenn
Privatmänner oder sogen. „Chemische Laboratorien“, die weiter nichts
sind als Werkstätten, sich der Heilmittelproduktion annehmen. Da¬
bei wird der Hauptwert auf die Reklame gelegt, und das Mittel er¬
scheint vielfach unter einem ganz unrichtigen Namen, dessen Kom¬
pliziertheit den Aerzten imponieren soll. Ein derartiges Präparat
bildet z. B. das Eglatol, das als ein entgiftetes Chloralhydrat be¬
zeichnet wird. In Wirklichkeit handelt es sich einfach um ein Ge¬
menge von Chloral, Antipyrin, Koffein und Urethan. Damit aber der
Arzt nicht sofort das Koffein bemerkt, wird diese Substanz als Tri-
methylxanthin bezeichnet. Es ist von vornherein unzweckmäßig, ein
Schlafmittel mit einem Erregungsmittel zu kombinieren. In der
Koffeinwirkung soll also die Entgiftung des Chlorais liegen! Es wäre
gewiß sehr zu wünschen, wenn solchen Auswüchsen entgegen getreten
werden könnte; doch wird der Ausweg sehr schwierig sein. Am
ehesten würden diese Zustände gebessert, wenn bei der Prüfung
solcher neuen Mittel etwas genauer vorgegangen und die Publikation
mit etwas mehr Zurückhaltung behandelt würde. Da kommen wir
aber auf einen Krebsschaden, der besteht in den Auswüchsen der
medizinischen Literatur und in der fortwährenden Neugründung von
medizinischen Blättern. Alle diese wollen mit Artikeln gespeist
sein, sind deshalb wenig wählerisch in deren Aufnahme, und
andererseits ist infolge der finanziellen Bedürfnisse eine möglichst
ausgiebige Inseratenaufnahme für diese Blätter notwendig. So
stützt der Lahme den Blinden, und diese beiden fatalen Zustände
tragen gegenseitig zur Vermehrung der erwähnten Mißstände bei.
Unter den therapeutischen Bestrebungen dieses Jahres spielen
die Hypnotika eine besondere Rolle. Ein orientierender Vortrag
Heilmittel-
Produktion.
Eglatol.
84
Cloetta.
Schlafmittel: von Thoms über die Beziehungen zwischen Konstitution und Wir¬
kung der Schlafmittel hebt hervor, daß leider eine eigentliche Grund¬
lage zur Beurteilung eines Mittels als Schlafmittel noch nicht vor¬
liegt und nicht vorliegen kann, weil wir über die Ursache des
normalen Schlafes noch zu wenig aufgeklärt sind. Wir wissen noch
nicht einmal mit absoluter Sicherheit, wie die Gefäße des Gehirns
im Schlafe sich verhalten. Wenn man aber berücksichtigt, daß die
schlafmachenden Wirkungen von Körpern sehr verschiedener chemi¬
scher Konstitution ausgehen können, so wäre man versucht anzu¬
nehmen, daß es sich nicht immer um chemische Reaktion handelt;
doch liegt für ausschließlich physikalische Vorgänge noch nicht die
genügende Grundlage vor. Wenn man berücksichtigt, daß die halogen¬
haltigen Schlafmittel meist üble Wirkungen auf Herz und Gefäße
besitzen und andererseits die Sulfone und auch Veronal und Propo-
nal ein ziemliches Sündenregister bereits aufweisen, so muß man
betonen, daß man von dem Besitz eines idealen Schlafmittels, das
namentlich leicht wasserlöslich ist, noch ziemlich weit entfernt ist.
Ueber die klinische Seite dieser Frage verbreitet sich Ziehen,
wobei er betont, daß die Wahl eines Schlafmittels nicht sowohl durch
dessen spezielle Nebenwirkungen und seine chemische Konstitution,
als vielmehr durch die Form und Entstehung der Schlaflosigkeit
in jedem einzelnen Falle gegeben sei. — Bei der Besprechung der
verschiedenen schlafmachenden Mittel erwähnt Ziehen merkwür-
Brom, digerweise auch noch die einmalige Bromdosis. Wegen ihres Brom-
Neuronal, gehaltes empfiehlt er dann auch als schwaches Sedativum das Neu-
öromurai, ronal und Bromural (vergl. S. 87); bei Fällen, wo hauptsächlich das
Paralilebyd, Einschlafen erschwert ist, wird besonders Paraldehyd empfohlen, der
überhaupt das harmloseste Schlafmittel zu sein scheint, da in der Lite¬
ratur nur 2 Todesfälle bekannt sind, die auch noch nicht mit Sicher¬
heit dem Paraldehyd zugeschoben werden können. Leider ist der
unangenehme Geruch und Geschmack des Paraldehyds seiner An¬
wendung sehr hinderlich. Für den gegenteiligen Fall, wo eine ver¬
tiefende Wirkung in den spätem Nachtstunden angezeigt erscheint,
Trional, empfiehlt sich am meisten das Trional. Dabei ist jedoch zu be¬
merken , daß der Eintritt des Schlafes bei Trional sehr unregel¬
mäßig ist, 1 '/ 2 —4 Stunden variieren kann. Um diesen Nachteil zu
beheben, empfiehlt Ziehen warm die Kombination von schnell¬
wirkenden (Paraldehyd) mit spätwirkenden (Trional) Mitteln, eine
Kombination, die in Frankreich sehr häufig mit Vorteil angewendet
wird. Dringend nötig erscheint, bei Verwendung von Schlafmitteln,
mit ihnen zu wechseln; dabei zeigt sich oft eine eigentümliche Gleich-
Pharmakotherapie.
85
artigkeit der Wirkung, die nicht einhergeht mit der chemischen Gleich¬
artigkeit. Eine Angewöhnung anVeronal ruft oft auch eine Immunität
für Trional hervor und umgekehrt; es müssen also andersartige
Abwechslungen vorgenommen werden. Aus diesem Grunde erscheint
es auch fraglich, ob, selbst für den Fall, daß das betreffende ideale
Schlafmittel gefunden würde, damit allen Zwecken gedient wäre.
Es erscheint zweckmäßiger, Mittel mit möglichst verschiedenartiger
Wirkungsweise zu besitzen, nur muß man sich den Vorteil, diese
zu kombinieren, im einzelnen Falle nicht entgehen lassen. — Ueber
Nebenwirkungen von Veronal auf der äußeren Haut ist im
ganzen wenig berichtet worden. Auch Ziehen hat dergleichen
mehrfach beobachtet. Besonders Wolters widmet diesen Exan¬
themen einen besonderen Artikel. Im allgemeinen treten die Er¬
scheinungen um so leichter auf, je mehr die Dosis 1 g überschreitet.
Meist handelt es sich um unregelmäßig verteilte, rote Flecken, die
ein außerordentlich heftiges Jucken verursachen, so daß dadurch
der Schlafeffekt der betreffenden Veronaldosis fast völlig vernichtet
wird; die Schleimhäute sind, im Gegensatz zu anderen Arznei¬
exanthemen, unverändert, und auch die Temperatur bleibt normal.
Neben dieser Dermatitis kommt auch eine eigentliche Urtikaria vor,
wobei ebenfalls die Augenlider und Schleimhäute frei bleiben, da¬
gegen heftiger Juckreiz besteht. Derartige Exantheme können auf-
treten, nachdem einige Tage lang das Veronal gut vertragen wurde,
so daß es den Eindruck einer kumulativen Wirkung macht. Ueber
Veronalvergiftungen berichtet E. Steinitz. Es ist zu unter¬
scheiden: die akute Vergiftung, die meist zu Selbstmordzwecken
erfolgte, und die chronische, die wegen zu großen Dosen, mit oder ohne
Wissen des Arztes, eingenommen oder wegen Idiosynkrasie eintrat.
Bei solchen Patienten können schon nach Dosen von 1 g taumeln¬
der Gang, sehr schlechter Schlaf, Exantheme mit nachfolgender
Schuppung auftreten. Im allgemeinen bestimmt'sonst bei der akuten
Vergiftung die Höhe der Dosis das Bild: man kann eine leichte
Vergiftung bei weniger als 5 g, eine mittlere bei 5—10 g und eine
schwere, meist tödliche, bei mehr als 10 g auflinden. Die Erschei¬
nungen sind ziemlich konstant und bis zu einem gewissen Grade
für dieses Hypnotikum charakteristisch. Aus dem Vorteil, sich mit
seiner Wirkung fast nur an das Gehirn zu wenden, folgt, daß trotz
des tiefen Schlafes, in dem sich die Patienten befinden, man doch
nicht den Eindruck eines schweren, pathologischen Zustandes hat,
wie z. B. bei Morphin, obwohl der Patient durch keinerlei Reize
zu erwecken ist. Die Pupillen sind normal, reagieren auch ziemlich
Veronal.
Veronal-
neben-
wirkungen.
Yeronal-
vergiftung
80
Cloetta.
Veronal-
vergiftung,
Veronal-
natrium
(Medinal).
prompt auf Licht; nur bei Dosen von ca. 15 g sind diese Verhält¬
nisse unsicher, dagegen sind fast stets die Korneal- und Konjunktival-
reflexe erloschen. Die Hornhaut ist oft trübe und leicht eindrück-
bar, die Sehnenreflexe sind, außer bei den schwersten Vergiftungen,
normal, die Muskulatur ganz erschlafft, die Extremitäten fallen herab:
Sensibilität weitgehendst aufgehoben. Aus dem Umstande, daß der
Puls fast stets gut bleibt, darf wohl die relative Harmlosigkeit des
Veronals für die Zirkulation erschlossen werden. Sehr auffallend
für ein Narkotikum ist die öfters beobachtete Temperatursteigerung;
da der Stoffwechsel sonst durch das Mittel eher herabgesetzt wird,
muß eine besondere zentrale Wirkung bestehen. Nur in extremen
Fällen beginnt die Temperatur zu sinken, es stellt sich unter zu¬
nehmender Zyanose der Tod durch Atmungslähmung ein. Ist die
Dosis, die eingenommen wurde, unbekannt, so kann die Prognose
trotz einer scheinbar schweren Vergiftung gut gestellt werden, so¬
lange die Reflexe vorhanden sind und die Pupillen reagieren. Bei
zunehmender Besserung kehrt dann das Sensorium und die Sprache
bald zurück, so daß Heilung in längstens 2 Tagen zu erwarten ist.
In der Rekonvaleszenz kommt es oft zu sehr störenden Aufregungs¬
zuständen, die aber mit Morphin sich leicht bekämpfen lassen.
Therapeutisch ist ausgiebige Darmentleerung mit Rücksicht auf die
langsame Resorption angezeigt. — Bei Anlaß von Tierversuchen, wo¬
bei möglichst konzentrierte Veronallösungen zur Anwendung kommen
sollten, hat Steinitz versucht, die Löslichkeit des Veronals, das
eine schwache Säure ist, zu erhöhen durch Zugaben von Alkalien.
Es haben sich dann auch damit leicht konzentrierte Lösungen her-
steilen lassen, und dieses Verfahren wurde im großen auf das Veronal
angewendet, durch Herstellung der Mononatriumverbindung, die als
Veronalnatrium oder fatalerweise auch unter dem Namen Medi-
nal in den Handel kommt. Die klinische Prüfung dieses sehr leicht,
im Verhältnis von 1:5, in Wasser löslichen Mittels ergab im all¬
gemeinen einen etwas rascheren Eintritt der Wirkung bei Verab¬
reichung per os; die Dauer der Wirkung wurde nicht wesentlich
abgekürzt gegenüber Veronal. Ein großer Vorzug des löslichen
Präparates besteht in der Möglichkeit, es per klysma anzuwen¬
den oder auch im Notfall subkutan resp. intramuskulär zu in¬
jizieren. Bei der rektalen Anwendung ist die Resorption ebenfalls
sehr gut. Ganz besonders zweckmäßig ist die intramuskuläre Injektion,
und zwar namentlich wegen der Intensität der Wirkung, weniger
wegen der Schnelligkeit des Eintritts. Dasselbe Präparat wurde von
Fischer und J. Hoppe ebenfalls klinisch geprüft und als recht
Pharmakotherapie.
87
brauchbar bei Aufregungszuständen und bei Status epilepticus ge¬
funden; bei leichteren Formen genügt hierbei die rektale Anwen¬
dung: 0,5 — 0,7 auf 100 Wasser, beim Status epilepticus dagegen
muß das Mittel intramuskulär eingespritzt werden, was keinerlei
Störungen verursacht. Bei Epilepsia nocturna wurden 0,3 g am Abend
eingespritzt; größere Dosen sollen wegen der chronischen Anwendung
bei dieser Krankheit vermieden werden. Die Kontrolle der Aus¬
scheidungsverhältnisse ergab, daß das Veronalnatrium schon nach
20 Minuten im Urin erscheint, und zwar zum größten Teil un¬
verändert, die Ausscheidung dauert aber nach einmaliger Dosis
ca. 4 Tage, woraus sich die Möglichkeit von Kumulation ergibt, und
es sollen deshalb auch von dem löslichen Mittel nicht zu große
Dosen längere Zeit gegeben werden. Im Gegensatz zu diesen Be¬
obachtungen stellt Winternitz fest, daß das intern verabreichte Vero-
nal stärker wirke als das subkutan eingespritzte, lösliche Präparat.
Mit 1 g subkutan läßt sich am Tage kaum ein Müdigkeitsgefühl
erzeugen, intern dagegen verabreicht ruft diese Dosis Schlaf hervor.
Möglicherweise halten die Fettkörper des Unterhautzellgewebes das
Veronal zu lange fest, jedenfalls muß dieser eigentümliche Unter¬
schied in der Wirkung in der Art der .Resorption gesucht werden.
Auch bei dem löslichen Präparat ist daran zu erinnern, daß es im
sauren Mageninhalt wieder ausfällt, weil das Natrium abgespalten
wird. Winternitz konnte ferner feststellen, daß im natürlichen
Schlaf die Erregbarkeit des Atmungszentrums herabgesetzt und daß
dies beim Veronalschlafe nicht in wesentlich höherem Maße der Fall
sei. In dieser Hinsicht unterscheiden sich, wie ja bekannt, diese
Schlafmittel vom Morphin, das schon in Dosen, die keinen Schlaf
erzeugen, die Erregbarkeit des Atmungszentrums sehr stark herab¬
setzt. — Eine eingehende Würdigung hat das neue Schlafmittel B rom-
ural in diesem Jahre erfahren (vergl.S. 84). Wiejedesneu auftauchende
Hypnotikum, wurde auch dieses versuchsweise zur Bekämpfung der See¬
krankheit angewendet, und H o f f m a n n ist im allgemeinen von den Er¬
folgen dabei befriedigt. Die Patienten sollen vor Beginn des Schwankens
des Schiffes 0,6 eventuell 0.9 g einnehmen und desgleichen nochmals
auf die Nacht. Auf diese Weise können die leichteren Fälle ganz ge¬
heilt, die schwereren gebessert werden. Allerdings hat Verfasser
seine Versuche nur bei Küstenfahrten gemacht, dagegen soll nach
Perrenon auch bei Ozeanfahrten das Mittel sich bewähren, immer¬
hin mit der Einschränkung, daß bei sehr starker See es, wie übri¬
gens zu erwarten war, im Stiche läßt. Vecsey ist mit der Wirkung
des Bromurals bei hysterischen und anderen Neurosen wohl zufrieden
Veronal-
natrium
Brom u tu 1
88
Cloetta.
Bj omnral.
Isopral.
Ur^than.
Uerional.
und berichtet über Fälle, wo Patienten nach Gebrauch der stärker
wirkenden Mittel, wie Trional und Veronal, am Tage ein unange¬
nehmes, irritables Gefühl hatten, während nach den üblichen Dosen
von Bromural diese Störung am folgenden Tage wegblieb. Auch
Remy lobt das Bromural, namentlich mit Rücksicht auf seine Un¬
schädlichkeit, die gestattet, das Mittel längere Zeit hindurch anzu¬
wenden. Allerdings versagen die schweren Fälle von essentieller
Schlaflosigkeit und namentlich solche, die mit Schmerzen verbunden
sind. Dagegen hat sich ihm ebenfalls in der Kinderpraxis das
Mittel wegen seiner Harmlosigkeit durchaus bewährt. Eine beson¬
dere Nebenwirkung des Bromurals stellt nach Runck die schwei߬
herabsetzende Wirkung dar. Er hat nach zufälligen diesbezüglichen
Beobachtungen das Mittel systematisch bei den verschiedensten For¬
men starker Schweißsekretion angewendet und damit im allgemeinen
gute Resultate gehabt, gleichgültig, ob die Schweißsekretion bedingt
war durch Phthisis, Neurosen, idiopathische Hyperhidrosis u. s. w.,
dabei scheinen auch die Sekretionen der Schleimhäute der Nase,
des Rachens und der Bronchien herabgesetzt. Es dürfte diese
Nebenwirkung jedoch kaum eine spezifische des Bromurals sein,
denn die meisten nervenberuhigenden und schlafherbeiführenden
Mittel, z. B. auch das Morphin, besitzen deutlich diese sekretions¬
beschränkende Wirkung, wie sie ja auch dem normalen Schlaf schon
bis zu einem gewissen Grade eigen ist. — Das Isopral, das in
dem erwähnten Vortrag von Ziehen nicht besonders gelobt wurde,
hat sich Peters in den verschiedensten Fällen bewährt, und speziell
hat sich durchaus kein Bedenken für seine Anwendung bei Zirkulations¬
störungen herausgestellt, wie dies nach seiner, dem Chloral ver¬
wandten, Konstitution zu erwarten gewesen wäre. Patienten mit
verschiedenartigsten Herzfehlern und Herzerweiterungen konnten
ihre Schlaflosigkeit durch Dosen von 0,5 g Isopral bekämpfen, und
sehr häufig wurde dann beobachtet, daß im Gegenteil der Puls
während und nach der Wirkung des Mittels eher besser wurde und
unregelmäßiger Puls sich regulierte. Peters erachtet es deshalb
für seine Pflicht, das Isopral von den ungerechtfertigten Vorwürfen
zu reinigen. Es gehört das Mittel ebenfalls zu denjenigen, die einen
schnellen Eintritt der Wirkung herbeiführen. — Die vortrefflichen
Eigenschaften, die das Urethan namentlich in Bezug auf die Un¬
gefährlichkeit seiner Wirkung aufweist, haben dazu geführt, seine
zu schwache Wirkung durch Einführung von Gruppen zu ver¬
stärken, was dann bekanntlich zur Herstellung des Hedonals
geführt hat. — Dies Präparat wird von Krawkow zur Erleichterung
Pharmakotherapie.
89
der Narkose warm empfohlen. Bei Händen kann man mit sehr Hedonai
kleinen Dosen eine langandauernde Hypnose mit Anästhesie herbei¬
führen, wobei speziell der Blutdruck keine Veränderung erfährt.
Auf Grund dieser Befunde wurde versucht, das Mittel zu kombinieren
mit der Chloroformnarkose, bei der bekanntlich das Atmungszentrum
und die Zirkulation leicht geschädigt werden, auf welche Zentren
das Hedonai keinen ungünstigen, mitunter sogar einen anregenden
Einfluß ausübt. Die Sache wird in der Weise durchgeführt, daß
die Patienten eine Stunde vor der Operation im Bette liegend 2—3 g
Hedonai in Oblaten erhalten. Wegen der Schwerlöslichkeit empfiehlt
es sich, etwas heißes Wasser oder Tee nachtrinken zu lassen. Bald
tritt ein Gefühl der Beruhigung und später Schlaf ein, so daß dann
mit der Narkose begonnen werden kann, wobei oft schon nach
2—8 Minuten Chloroformeinatmung die Anästhesie vollständig ist;
eine einstündige Narkose kann oft so mit 10—15 g Chloroform
durchgeführt werden. Ein Vorteil der Behandlung ist auch das
relativ lange Andauern des Halbschlafes nach der Narkose, in wel¬
chem die Patienten die Schmerzen nicht fühlen und wesentlich
weniger erbrechen, sich infolgedessen auch ruhig verhalten. Es wird
diese Hedonalnarkose also gewissermaßen in Konkurrenz treten mit
der Morphin-Skopolaminanwendung. — Die Gefahren dieses letzteren
Verfahrens scheinen in der Hauptsache von Skopolamin abzu- Skopolamin,
hängen, das bekanntlich kein einheitliches Präparat darstellt, sondern
in verschiedenen Formen gewonnen werden kann, wobei namentlich
zwischen optisch aktiven und inaktiven Skopolaminen zu unter¬
scheiden ist. Es zeigt sich ferner, daß das einzelne Individuum
außerordentlich verschieden auf dasselbe Präparat reagiert, woraus
eine weitere Unsicherheit der Anwendung resultiert. Da sich ge¬
zeigt hat, daß die optisch aktiven Skopolamine allmählich bei Auf¬
bewahrung in Lösungen in die optisch inaktiven übergehen, wobei
allerdings keine wesentliche Veränderung der Wirkungsart festgestellt
werden konnte, so empfiehlt Kionka die Anwendung der von vorn¬
herein inaktiven Präparate, die sich dann wenigstens nicht weiter
verändern. Ganz besonders gefährlich erscheint die Beimengung
von ebenfalls optisch inaktiven anderen Alkaloiden, speziell des
Apoatropins, das ein schweres Krampfgift ist und, wie Apomorphin,
leicht das Atmungszentrum lähmt. Man kann sich jederzeit unschwer
überzeugen, ob in einer Skopolaminlösung derartig andere Alkaloide
sich finden, indem man einen Tropfen Kaliumpermanganatlösung
zufügt. Enthält die Lösung nur reines Skopolamin, so tritt keine
Veränderung auf, im anderen Falle dagegen sofortige Braun-
90
Cloetta.
färbung; natürlich darf in der Lösung kein Morphin vorhanden sein. —
Vaiisan. Als Sedativum wird von Mäder das Valisan empfohlen, eine
Verbindung des schon bekannten Bornyvals mit Brom, welche
25,2 °/o Brom, 48,3 °/o Borneol- und 26,5 °/o Isovaleriansäure enthält.
Wie zu erwarten, hat das Mittel bei zahlreichen Fällen von nervösen
Störungen sich als ein recht brauchbares Sedativum erwiesen. Die
Klagen über Abspannung, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen etc. wur¬
den meist behoben. Abgesehen von seinem Bromgehalt hat das
Valisan gegenüber dem Bornyval den beträchtlichen Vorteil, daß
es nicht so unangenehm riecht und schmeckt wie das letztere, sich
im Gegenteil durch einen angenehmen aromatischen Geruch auszeich¬
net. Das Valisan kommt in Gelatineperlen zu 0,25 g in den Handel;
selbst zehn solcher Einzeldosen rufen keine weiteren Störungen
hervor.
Bei mehreren dieser erwähnten Mittel (Neuronal, Bromural,
Valisan) spielt in den Augen des Arztes die Bromwirkung immer
noch eine besondere Rolle. Es mag deshalb als besonders wertvoll
Bromwirkung, erscheinen, hier eine gründliche Untersuchung über die Wirkung
des Broms mitzuteilen, aus der hervorgeht, wie sehr man sich
Täuschungen hingegeben hat in Bezug auf den hypnotischen Effekt
des Broms, v. Wyß hat ausführliche klinische und experimentelle
Versuche über das Verhalten des Broms im Tier- und Menschen¬
körper ausgeführt. Zunächst wurde festgestellt, daß Brom bei seiner
Einführung nicht sofort wieder ausgeschieden wird, sondern daß die
Ausscheidung nur parallel geht der Konzentration des Broms im
Blute. Es braucht somit eine gewisse Zeit — ca. 17 Tage — der
Bromzufuhr, bis der Patient so viel Brom im Blute hat, daß er
nun ebensoviel Brom ausscheidet, wie er einnimmt, weil bei den
geringeren Dosen die Harnmenge zu klein ist im Verhältnis zu der
Blutmenge, um einen erheblichen Teil des Broms auszuführen. Diese
Beobachtung und ihre Deutung hat zur Voraussetzung, daß das Brom
im Körper sich ausschließlich im Blute auf hält und gar nicht von
den Organen in spezieller Weise, wie fast alle anderen Medikamente,
absorbiert wird; namentlich hat das Gehirn gar keine Anziehungs¬
kraft für Brom. Die Folge dieses Verbleibens von Brom ausschlie߬
lich im Blut ist eine vermehrte Ausscheidung von Chlor, weil sonst
der osmotische Druck im Körper steigen würde. Es kommt somit
unter Bromdarreichung zur Chlorverarmung des Organismus, die
ziemlich hohe Grade erreichen kann. Bei Epilepsie konnte von
diesem Verhalten keine Abweichung festgestellt werden und auch
bei verstorbenen Epileptikern, die große Mengen Brom erhalten
Pharmakotherapie.
91
hatten, konnte kein Brom in der Gehirn Substanz nachgewiesen wer- Bromwirkung.
den. Es bleibt somit nichts anderes übrig, als die Wirkung des
Broms bei dieser Krankheit als eine Chlorverarmung des Körpers
zu betrachten. Damit stehen in vollständigem Einklang die guten
Resultate, die man bei chlorarmer oder -freier Diät bei Epilepsie
gemacht hat, denn sie fuhrt ebenfalls zur Chlorverarmung des Blutes,
v. Wyß ist jedoch der Ansicht, daß im allgemeinen die Brombe¬
handlung das einfachere Mittel sei, um diesen Zweck, die Chlor¬
verarmung, zu erreichen und der Chlormangel sich auch genauer auf
diese Weise regulieren lasse. Ferner darf man nicht vergessen,
daß das Brom und alle anderen Halogene Chlor bis zu einem ge¬
wissen Grade zu vertreten im stände sind, so daß bei der Bromzu¬
fuhr die Ausfallserscheinungen, die durch Chlorverarmung hervor¬
gerufen werden, weniger stark sind, als wenn derselbe Grad von
Chlormangel nur durch chlorfreie Kost herbeigeführt wurde. Diese
letztere Methode wäre nur vorzuziehen bei Patienten, die Idiosyn¬
krasie, speziell Bromakne aufweisen. Bei Status epilepticus emp¬
fiehlt sich zur raschen Unterdrückung der Anfälle eine große Brom¬
zufuhr gleichzeitig kombiniert mit chlorarmer Kost, damit möglichst
schnell der Chlormangel des Blutes herbeigeführt werde, der aus¬
schlaggebend ist für die Unterdrückung der Anfälle. Im Notfälle
darf man auch ohne Gefahr eine langsame intravenöse Injektion
einer 5°/oigen Bromnatriumlösung machen in der Menge von 15—20 ccm.
Da nach diesem Ergebnisse es somit gar keine eigentliche Brom¬
wirkung gibt, sondern nur eine Chlordefizitwirkung, so ist damit auch
die Frage der schlafmachenden einmaligen Bromdosis neu zu erörtern.
Es scheint nach dem oben Angegebenen ausgeschlossen, daß durch eine
einmalige Dosis eine wesentliche Veränderung im Chlorgehalt des
Blutes eintreten kann, und eine Wirkung erscheint deshalb überhaupt
als fraglich bei der völligen Indifferenz des Broms gegenüber allen
Geweben, speziell dem Gehirn, v. Wyß hat dementsprechend an sich
selbst nach Einnahme von 15 g Bromnatrium auf einmal nicht die
geringste Schlafwirkung verspürt, und ebensowenig konnte an einer
für die Nachtwache bestimmten Schwester, welcher 25 g Bromnatrium
mit der Schlundsonde eingegeben wurden, Schlafsucht festgestellt
werden. Brom ist bis jetzt in dieser Hinsicht ein mächtiges Sug¬
gestionsmittel für Patienten und Aerzte gewesen. — Ganz verwerf¬
lich erscheint in diesem Zusammenhänge, wie übrigens von fran¬
zösischen Autoren schon oft betont wurde, die Behandlung der Neur¬
asthenie etc. mit chronischen Bromdosen, weil hier durch Chlor¬
verarmung eine starke Schädigung des Körpers im allgemeinen
92
Cloetta.
Brom Wirkung."
Bromglidin.
Anästhesie
als
Heilmittel.
Novokain.
Opium-
Glyzerin.
herbeigeführt wird, statt der so nötigen Kräftigung. Der Krank¬
heitsprozeß wird nnr durch die stumpfere Stimmung maskiert, aber
nicht geheilt. Anders liegen die Verhältnisse bei der Epilepsie,
wo die schwere Störung nur durch einen schweren Eingriff ausge¬
glichen wird. Daß die langsame Bromzufuhr unter Umständen
wesentliche Vorteile in Bezug auf geringe Nebenwirkungen haben
kann, geht aus Beobachtungen von Peters über Bromglidin
hervor. Wie alle derartige organische Brom- und Jodverbindungen
eignet sich dieses für längere Kuren infolge seiner geringen lokalen
und Allgemeinwirkungen, dagegen wird voraussichtlich eine energische
Bromtherapie nicht damit durchführbar sein. Dazu steht nun aller¬
dings in merkwürdigem Gegensatz die Beobachtung von Boruttau,
nach dem die Bromglidine rascher ausgeschieden werden sollen als
die entsprechende Menge Brom, in Form von Bromalkali gereicht.
Derselbe Autor konnte ferner feststellen, daß Katzen und Kaninchen
den depressiven Einfluß bei Bromglidinzufuhr stärker zeigen als bei
der entsprechenden Gabe von Bromsalzen. Es erscheint fraglich,
ob dieser Widerspruch sich nur durch besondere organische Bin¬
dung des Broms erklären läßt, nachdem, wie wir oben erwähnt,
die Brom Wirkung jedoch fast ausschließlich eine reine Ionenwir¬
kung ist.
Entsprechend den im früheren Bericht (1907) erörterten An¬
schauungen empfiehlt G. Spieß neuerdings bei der Kehlkopftuber¬
kulose die Anästhesie als Heilmittel. Die Entzündung mit
all ihren subjektiven und objektiven unangenehmen Folgeerschei¬
nungen läßt sich durch ausgiebige Anwendung der Anästhesie unter¬
drücken. Normalerweise führt die Entzündung durch den Druck
des Exsudates und Einschmelzung des Gewebes nach und nach auch
zur Anästhesie. Dieser Weg kann unter Gewebserhaltung abgekürzt
werden. Spieß macht deshalb bei kleineren Affektionen submuköse
Injektionen von 2°/oigem Novokain eventuell 2mal täglich, wobei
die Prozesse heilen. Bei größeren Veränderungen wird nach chirur¬
gischem Eingriff auch wieder ausgiebig mit Injektion die Stelle
anästhesiert, worauf die entzündliche Reaktion ganz ausbleibt. Ueber
eine einfache medikamentöse Behandlung der frischen Mittelohr¬
entzündung berichtet O be r müll e r. Sie besteht darin, dem Patienten
stündlich einige Tropfen folgender Mischung ins Ohr zu träufeln:
Extr. opii 1,0, Glycerin, anhydrici 10,0 g. Dabei ist Wert darauf zu
legen, daß das Glyzerin sehr dickflüssig ist, so wie es die britische
Pharmakopöe vorschreibt. Bei frischen Fällen schwindet schon
nach einigen Stunden der Schmerz, die diffuse Rötung ist nach
Pharmakotherapie.
93
Opium -
Glyzerin.
Morphium-
brorn-
methylat.
24 Stunden weg, und die normale Farbe des Trommelfells wieder
zurückgekehrt. Verfasser nimmt an, daß es sich dabei um osmo¬
tische Vorgänge, durch das Glyzerin bedingt, handle. Es wäre
wohl auch denkbar, daß hier wieder ein Beitrag zur Frage der Wir¬
kung der Anästhesie auf die Entzündung vorliegt. Dementsprechend
gelingt die Kupierung auch nur dann, wenn die Therapie in den
ersten 24 Stunden eingeleitet wird. Opiumvergiftungen wurden auch
bei Kindern nie beobachtet, dagegen eine deutlich beruhigende
Wirkung. Während man bisher bei Substitutionen am Morphin stets
darauf ausgegangen war, die beiden OH-Gruppen zu ersetzen und
so zu dem Kodein, Dionin und Heroin gelangt war, berichtet Hirsch-
laff über Versuche, am N des Morphin zu addieren und so zu
quaternären Basen zu gelangen; ein solcher Körper, das Morphium-
brommethylat, ist viel weniger aktiv. Es fehlen ihm alle Er¬
regungserscheinungen des Morphins. Am Menschen beginnt die Wir¬
kung mit 0,1 subkutan für die Schmerzstillung, wobei bis 0,3 ge¬
stiegen werden kann. Bei starken Schmerzen ist die Wirkung nicht
genügend, dagegen besteht der enorme Vorteil, daß keine Angewöh¬
nung eintritt, und es erweist sich daher das Mittel als sehr brauchbar
bei der Morphinentziehungskur. Sehr bewährt hat sich die Kombi¬
nation mit Skopolamin, welch letzteres bekanntlich in Verbindung,
mit Morphium das Atmungszentrum sehr leicht schädigt. In Dosen'
von 0,76 mg Skopolamin -j- 0,6 Morphinbrommethylat trifft das nicht
mehr zu, die Patienten werden aber so beruhigt, daß sie bei einer
späteren Narkose ganz wenig Chloroform oder Aether brauchen und
die Narkose sehr ruhig verläuft (600 Fälle). Die verstopfende und
etwa brechenerregende Wirkung scheint das neue Mittel mit dem
Morphin noch zu teilen. Wird nach längerem Gebrauch das Mittel
plötzlich sistiert, so treten keine Abstinenzerscheinungen auf. Ueber
die stopfende Wirkung des Morphins stellt Magnus eine Verstopfung
neue Theorie auf. Er hat auf Röntgenschirmen die Fortbewegung dl,rch Morph,n -
eines Bismutbreies im Magen von Hunden und Katzen verfolgt,
wobei konstatiert wurde, daß sich das Antrum pylori bei Morphin¬
wirkung fest zusammenzog und die Nahrung 2—6 Stunden länger
als normal im Magen verblieb. Dieses Verweilen hat eine bessere
mechanische und chemische Zerkleinerung der Nahrung zur Folge,
und dadurch werden die Reize auf die Darmschleimhaut herabgesetzt.
Es erscheint aber doch fraglich, ob auf diese Weise allein die
stopfende Wirkung zu erklären sei. Dagegen würden diese Be¬
obachtungen stimmen zu der Feststellung der Erhöhung der Säure¬
werte im Magen nach Morphin. — Ueber sehr unangenehme Neben-
94
Cloetta.
Apomorphin.
Mutterkorn¬
präparate :
Secale
eornutum,
Clavin,
Wirkungen bei Apomorphinanwendung berichtet E. Har-
nack. Es handelte sich dabei um ausgesprochene Lähmungserschei¬
nungen, so daß die Person auch nicht das geringste Fingerglied rühren
konnte bei erhaltenem Bewußtsein. Auch die Respiration scheint
mitunter bedenklich gefährdet werden zu können, und zwar um so
leichter, wenn die Patienten an Erkrankungen der Atmungsorgane
leiden. Diese bedenklichen Zufälle scheinen ganz besonders dem
amorphen Apomorphin zuzukommen, und es ist deshalb Wert darauf zu
legen, daß in der Therapie stets nur das kristallisierte Präparat ver¬
wendet wird. Uebrigens führt die Brechwirkung als solche gewöhnlich
auch schon zu einer mehr oder weniger starken Muskelerschlaffung.
In einem Gegensatz zu der großen praktischen Bedeutung der
Mutterkornpräparate steht die Unsicherheit ihrer Wirkung.
Es war deshalb schon lange das Bestreben vorhanden, die Präparate
auf irgend eine Weise auf ihre Wirksamkeit zu prüfen. Ziemlich
unbrauchbar hat sich im Laufe der Zeit das Verfahren erwiesen,
schwangere Tiere mit dem Mittel zu behandeln, weil auch auf den
Uterus nicht wirkende Mittel durch Allgemeinvergiftung Abort
herbeiführen können. E. Kehrer hat nun am herausgeschnittenen
überlebenden Uterushora von Katzen ein sehr brauchbares Objekt
gefunden, das eine genaue Dosierung zuläßt und an dem die Ver¬
änderungen sogar graphisch registriert werden können. Es kommen
hierbei nur die Stoffe zur Geltung, die eine spezifische Wirkung auf
den Uterus ausüben, und dementsprechend hat sich auch eine erheb¬
liche Verschiebung in der Wertschätzung der gebräuchlichen Prä¬
parate ergeben. Die Wirksamkeit des Mutterkorapulvers nimmt im
Verlaufe eines Jahres um das 7—8fache ab, in 2 Jahren ist die
Wirkung bereits 15mal schwächer; im Gegensatz zu diesem Ver¬
halten der Uteruswirkung steht die gangränauslösende, indem schon
nach 6 Monaten jene Wirkung nicht mehr zu konstatieren war.
Daraus folgt, daß die therapeutisch wertvolle, wehenanregende Sub¬
stanz im Mutterkorn durchaus nicht identisch ist mit derjenigen,
die Gefäßthrombosen erzeugt. Die stärksten Aufgüsse wurden er¬
halten durch fünfminutenlanges Kochen; aber schon nach 24 Stunden
beginnt in allen Infusen die Wirksamkeit intensiv abzunehmen, um
bald auf den Nullpunkt zu sinken. Mit den durch das Drogenpulver
erhaltenen Wirkungen wurden dann quantitativ die verschiedenen im
Handel befindlichen Dauerpräparate von Secale eornutum ver¬
glichen. Bei dieser Droge scheint sich die Herstellung chemischer In¬
dividuen noch keineswegs bewährt zu haben. Der Stoff, von dem man
viel erwartete, das Clavin, hat sich hierbei als fast ganz unwirksam
L
Pharmakotherapie.
95
herausgestellt. Auch Spasmotin, Ergotinum pur., Ergotinin etc.
haben nicht das günstige Resultat erzielt, das die verschiedenen
Spezialextrakte erkennen ließen. Unter diesen erwiesen sich als in
erster Linie stehend: Ergotin. dialys. Merck, Secacornin Roche, Er-
gotin-Bonjeau und Dengel. Diese vermochten alle noch in einer Ver¬
dünnung von 1:2 Millionen den isolierten Uterus anzuregen. Von
allen diesen Präparaten werden in praxi viel größere Dosen gebraucht,
als man dies nach der physiologischen Wirkung, verglichen mit der¬
jenigen des Pulvers, erwarten sollte. Es beweist dies, daß in diesen
Präparaten die giftige Wirkung von der therapeutisch wirksamen
sehr weit entfernt sein muß und daß wahrscheinlich ein Teil der
stark giftigen Körper ausgeschaltet wurde. — Das seinerzeit von
Landau angegebene Oophorin wird durch sofortige Entnahme
von Schweinsovarien und deren aseptische Trocknung und Kom¬
primierung in Dosen zu 0,3 — 0,5 g hergestellt. Die Tabletten haben
sich nach Hirschberg zur Beruhigung der Ausfallserscheinungen,
und zwar gleichgültig, ob diese mit dem physiologischen Erlöschen
oder durch operative Entfernung des myomatösen Uterus zusammen¬
hingen, bewährt. Sowohl die Adipositas als auch die Wallungen,
nervösen Störungen etc. wurden günstig beeinflußt. Schädliche Wir¬
kungen konnten auch bei längerem Gebrauche nie festgestellt werden,
im Gegensatz zu den Angaben von C. Bukura, der an Tieren einen
ungünstigen Einfluß auf den Follikelapparat nachwies.
Zu der großen Zahl von vorhandenen Mitteln zur Bekämpfung
des Keuchhustens fügt Kaupe ein weiteres hinzu, das aus Thy¬
mian und Pinguikula in Form eines Dialysates von der Firma
La Zyma hergestellt wird. Bei ca. 60 Fällen hat sich ein sehr
günstiger Einfluß auf die Dauer und Anzahl der Anfälle herausge¬
stellt; ein Mißerfolg wurde nur bei 2—3 Patienten beobachtet. Fried-
mann empfiehlt ebenfalls ein neues Mittel, das Eulatin, das als
amidobrombenzoesaures Dimethylphenylpyrazolon anzusehen ist (auf
deutsch: Antipyrin mit etwas Brom). Wie zu erwarten, hat das
Mittel einen sedativen Einfluß, und die Benzoesäure mag wohl bei
der lösenden Wirkung des Sekretes mit eine geringe Rolle spielen.
Gegenüber solchen Bestrebungen wirkt sehr ernüchternd der Artikel
von Czerny, welcher Autor bei der Therapie des Keuchhustens
fast alle Mittel als überflüssig erklärt, so lange es sich nicht
um schwere Konvulsionen handelt. Viel wichtiger sei die Be¬
obachtung und Behandlung des Nervensystems, und es könne auf
dem Wege der Suggestivtherapie in dieser Hinsicht oft mehr
geleistet werden als mit der Mehrzahl der gebräuchlichen Mittel.
Spasmotin,
Ergotin,
Ergotinin,
Secacornin
Oophorin.
Keuchhusten-
mittel :
Thymian,
Pinguikula,
Eulatin,
90
Cloetta.
Fibrolysiu.
Bismut¬
vergiftung.
Gast-ros an.
Atropin.
Die narbenerweichende Wirkung des Fibrolysins wurde
in einem Falle von Leberzirrhose vonMörlin mit bestem Erfolg ver¬
sucht: der Aszites verschwand, die geschrumpfte Leber verbreiterte
sich, die Ernährung wurde besser. Auffallend war dabei das Auf¬
treten von Schmerzen zwischen den Schulterblättern wie bei einer
beginnenden Lebererkrankung. — Ueber weitere gute Erfolge bei
internen Erkrankungen durch dasselbe Mittel berichtet Krusinger
in 2 Fällen von Pneumonien, wo auskultatorisch und durch Röntgen¬
untersuchung die mangelhafte Resorption im Unterlappen fest¬
gestellt und innert mehreren Wochen gar keine Fortschritte erzielt
wurden, und wo es durch Fibrolysininjektion im Verlaufe von 1 bis
2 Wochen gelang, vollständige Resorption herbeizuführen.
Entsprechend den schon im letzten Berichte hervorgehobenen G e-
fahrender Darreichung großer Bis mutdosen teilt E. Meyer
einen neuen Fall mit, wo bei einer 20jährigen Patientin zur Röntgen¬
untersuchung 50 g Bismut. subnitric. verabreicht wurden. Drei
Stunden später plötzlicher Kollaps mit Zyanose und Exitus. Die
Untersuchung des Blutes ergab Methämoglobin. Es hatte also auch
hier eine Reduktion zu Nitrit im Darm und dessen Resorption statt¬
gefunden. Meyer erwähnt, daß ihm noch 2 andere derartige Fälle
von Kollegen bekannt seien und daß also derartige Reduktionen nicht
nur bei Kindern, wie man annahm, Vorkommen. Als ungiftigen Ersatz
empfiehlt er das Bismutum carbonicum. Ueber Bismutum bisaii-
cylicum, Gastrosan berichtet L. Kaufmann. Das Mittel leistet
in Bezug auf die gewöhnliche Magen- und Darmantisepsis nicht mehr
als andere Bismutpräparate. Dagegen hat es sich, wie Verfasser
zufällig feststellte, ganz hervorragend bewährt zur Bekämpfung der
Hypersekretion und Hyperästhesie der Magenschleimhaut. Selbst
hartnäckige Fälle, die mit Atropin, Alkalien, Olivenöl ohne Erfolg
behandelt worden, konnten mit Gastrosan gebessert werden. Aller¬
dings konnte die Prüfung bei dem ambulanten Material nicht ge¬
nügend klinisch durchgeführt werden, aber in einigen Fällen war
der Erfolg doch so eklatant, daß der Autor zu weiteren Nach¬
prüfungen des harmlosen Mittels auffordert. Auch Patienten, die
mehrfach Ulcusblutungen gehabt und infolge ihrer Säurebeschwer¬
den große Natronmengen einnahmen, konnten nach Gastrosan die
Alkalien längere Zeit entbehren. — v. Tabora betont, daß manche
Ulcusfälle trotz aller Sorgfalt der Behandlung und trotz chirurgischer
Eingriffe nicht zur Besserung kommen. Bei solchen schweren Fällen
leiste Atropin recht viel; es muß Morgens und Abends je 1mg
subkutan verabv--i.-ht werden. Bedenkliche Erscheinungen treten
Pharmakotherapie.
97
fast nie auf; das Mittel wird auffallend gut ertragen. Man erzielte
dabei: 1. Herabsetzung der Azidität und Hypersekretion; 2. Lösung
des Pyloruskrampfes; 3. Schmerzstillung. Die beiden ersten Ein¬
wirkungen tragen direkt zur Heilung bei, die letztere erleichtert die
strenge Kur. Wird die Azidität nicht genügend herabgesetzt, so gibt
man noch unter Tag eine dritte Dosis. Diese Behandlung wird
4—8 Wochen fortgesetzt. Die erhaltenen Resultate bleiben oft.
Natürlich geht strengste Diätbehandlung nebenher, v. Tabora
glaubt, daß nur bei Narbenstenose die Operation mehr leisten
könne.
Die Mehrzahl der Abführmittel zeigen als unangenehme Neben¬
erscheinung, wie Hammer und Vieth ausführen, Reizerscheinungen
am Darm, die zu Leibschmerzen fuhren. Es liegt daher nahe, die
Abführmittel mit einem- Sedativum zu verbinden, und als solches
empfiehlt sich am ehesten Baldriansäure, wobei Wert darauf zu legen
ist, daß diese nicht zu rasch abgespalten und resorbiert werden
könne. Aus den Versuchen ist eine Verbindung von Phenolphthalein
mit Essigsäure und Baldriansäure hervorgegangen, die unter dem
Namen Aperitol als Abführmittel in den Handel kommt. Es
konnte in umfangreicher Prüfung festgestellt werden, daß gerade
die so oft auftretenden Leibschmerzen bei der Wirkung des Aperi-
tols ausbleiben, namentlich wenn die Wirkung des reinen Phenol¬
phthalein mit derjenigen des Aperitols verglichen wurde. Sehr wichtig
ist bei Abführmitteln die Frage, ob Angewöhnung eintritt. Das
scheint nach den bisherigen Erfahrungen bei Aperitol nicht der Fall
zd sein, indem monatelang ohne Abschwächung der Wirkung das
Mittel genommen werden konnte. Dagegen hat auch dieses Mittel
sich nicht fähig erwiesen, zu einer eigentlichen Heilung der Obsti¬
pation, d. h. zum Dauerresultate nach Aussetzen. der Medikation, zu
führen. Bekanntlich wird von Schmidt eine Reihe von Obstipationen
auf zu gute Ausnutzung des Kotes zurückgeführt, was zur Ein¬
führung des stark kotbildenden Regulins geführt hat. Mangels¬
dorf betont die Unwirksamkeit des Regulins, wenn gleichzeitig
Magenatonie vorhanden sei. Im Gegenteil ruft es dann noch Be¬
schwerden hervor und wird erst wieder wirksam, wenn die Magen¬
atonie gebessert wurde; dagegen kann bei diesen Zuständen mit Vorteil
der reine Agar-Agar verwendet werden, wie er von der Ludwigs¬
apotheke in Kissingen geliefert wird. Das schädigende bei der¬
artigen Fällen am Regulin ist demnach offenbar der Cascaraextrakt,
der in bereits abführender Menge in zwei Eßlöffeln Regulin sich
findet.
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 7
Abführmittel:
Aperitol,
Regulin,
Agar-Agai
98
Cloetta.
Zur Behandlung von Gallensteinen wurde vor Jahren das
choiagen. Cholagen empfohlen. Man hat seither lange nichts mehr von ihm
gehört. Nun wurde von Löwy und Glaser versucht, experimentell
eine Erklärung für die klinischen Beobachtungen zu schaffen. Zu¬
nächst wird an Gallenfistelhunden festgestellt, daß die Einwirkung
der drei verschiedenen Nummern von Cholagen sehr verschieden ist,
indem Nr. 1 eine Vermehrung der Galle hervorruft unter Herab¬
setzung des Trockenrückstandes. Nr. 2 verringerte eher etwas die
Menge, dagegen wird diese Galle ganz bedeutend gehaltreicher.
Nr. 3 scheint ähnlich zu wirken wie Nr. 1. Werden Nr. 1 und 2
kombiniert, so wird eine vermehrte und namentlich reichere Galle ab¬
gesondert, d. h. das Lösungsvermögen wird durch Nr. 2 gesteigert.
Um diese Annahme in vitro zu erhärten, wurden Versuche mit
Gallensteinen durchgefuhrt, die dem Einfluß der durch die ver¬
schiedenen Präparate gewonnenen Galle ausgesetzt wurden. Es
zeigte sich, daß am besten lösend die mit Nr. 1 und 2 gewonnene
Galle wirkte; die von Nr. 1 allein herstammende dagegen fast nichts
auflöste. Genau dieselben Resultate konnten an zwei Patienten mit
Gallenfisteln festgestellt werden. Daraus ergibt sich für die prak¬
tische Anwendung, daß tagsüber Nr. 1 zu verwenden ist, um die
Galle zu vermehren, den Darm zu entleeren und die Entzündungs¬
erscheinungen zu reduzieren; Abends Nr. 2, um das Lösungsvermögen
der Galle über Nacht zu erhöhen. Es läßt sich nun verstehen, daß
durch ausschließliche Verabreichung von Nr. 1 bei obturierenden
Steinen der Zystikus gedehnt und dadurch Kolik hervorgerufen wird.
Hier sollen zwei Pillen von Nr. 2 Abends gegeben werden, um die
Menge zu verringern und durch die lösende Wirkung den Stein zu
lockern, der Galle wieder Zutritt zur Blase zu verschaffen. — Klini¬
sche Versuche hat ferner noch Jacobi angestellt und ist bei frischen
Fällen von dem Resultate befriedigt. Ein großer Vorzug des Mittels
ist darin zu sehen, daß es ohne Gefährdung längere Zeit genommen
werden kann; der Kalomelgehalt wirkt auch deutlich antibakteriell.
Gallensteinleiden sind von jeher ein ergiebiges Operationsfeld der Kur¬
pfuscher gewesen; meist handelt es sich bei diesen Mitteln um stark fett¬
reiche Präparate. Bei einem derartigen von der Fabrik Bruno Deichmann
Bedecur. in Mannheim unter dem Titel Bed e cur vei’triebenen Mittel konnte Pöppel-
mann einen erheblichen Gehalt an schwerschmelzenden Fetten, wie Stearin,
Palmitin etc. feststellen. Derartige Substanzen erscheinen dann ira Kot als
hellere Konglomerate, die von den Patienten, die entsprechend instruiert
wurden, als Abgänge von Gallensteinen freudig begrüßt wurden. Manch¬
mal handelt es sich auch um Kalkseifen der Fette. Mit eigentlichem Stein¬
abgang haben diese Dinge natürlich nichts zu tun.
Pharmakotherapie.
99
TJeber die das letzte Mal erwähnte Pyozyanase berichtet Tacken*
heim, der das Mittel bei 48 Patienten angewendet hat. Von diesen
starben 6, wobei allerdings 3 hoffnungslose Fälle mit schweren
Blutungen mitzuzählen sind. Bei allen wurde ein rascheres Ver*
schwinden der Membranen und gleichzeitig auch des Fötors beob¬
achtet. Auf die Temperatur scheint dieses Mittel keinen Einfluß
zu haben, ebensowenig auf die Begleiterkrankungen des Herzens
und der Nieren. Die Zerstäubungen sind somit fast ausschließlich
von lokaler Wirkung auf den diphtherischen Prozeß, bieten aber
eine beträchtliche Verbesserung der Behandlung, machen jedoch die
Anwendung des Serums keineswegs überflüssig. Mit dem Bö mor¬
schen Pneumokokkenserum hat May im Garnisonslazarett in
München Untersuchungen angestellt, konnte aber keine deutliche
therapeutische Leistung des Serums feststellen. Allerdings stellten
sich auch ungünstige Nebenwirkungen nicht ein; die Leukozytose
wird nicht in eindeutiger Weise beeinflußt. Jedenfalls muß das
Serum frühzeitig eingespritzt werden, sonst verliert es jeden Wert.
In unserer serumfreudigen Zeit erscheint es auch angezeigt, über
bedenkliche Erscheinungen nach wiederholter Seruminjektion zu be¬
richten, auch wenn diese Injektionen lange Zeit auseinander lagen.
Klemperer und Umber berichten über 2 ganz ähnliche Fälle, bei
deren einem eine Patientin Antistreptokokkenserum post partum
erhalten hatte und darauf einen ganz bedrohlichen Herzkollaps aufwies,
begleitet von Erscheinungen derSerumkrankheit. Diese Patientin
hatte vor 3 Jahren Diphtherieserum erhalten und dabei offenbar eine
Anaphylaxie für Pferdeserum erworben. Der zweite Fall betrifft
ein 22jähriges Mädchen, das wegen Verdacht auf Diphtherie 1000 E.
erhalten hatte und bei dem schon nach 2 Stunden eine heftige All¬
gemeinreaktion mit schwerstem Herzkollaps auftrat. Auch bei dieser
Patientin war vor 2 Jahren eine Seruminjektion gemacht worden, die
damals schon ein Erythem bedingt hatte. Beide Fälle gingen unter
Digalen und Koffein in Heilung aus. Die Autoren ziehen den Schluß,
daß vor Serumininjektionen man sich vergewissern solle, ob die
Patienten nicht schon früher bei Serum Intoleranzerscheinungen auf¬
gewiesen haben. Nachdem Moro und Mandelbaum über günstige
Wirkungen von Normalrinderserum bei Kolizystitiden kleiner
Mädchen, wobei sie das Serum zu Blasenspülungen verwendeten,
berichtet hatten, versucht W. Gilbert dasselbe Mittel bei Blen-
norrhoea neonatorum. Es ist in diesem Vorgehen eine Anlehnung
an ein altes Volksheilmittel, die Benutzung frischer Frauenmilch,
zu erblicken. Die Konjunktiva wurde mit dem Serum ausgewaschen,
Pyozyanase.
Pneumo-
kokkenserum.
Serum-
krankheit.
Itinderserum.
100
Cloetta.
Rindersernm.
Deutschmann-
Serum.
wobei sich meist eine Exazerbation einstellte, die aber schon nach
24 Stunden abklang, worauf eine fortschreitende Besserung in der
Mehrzahl der Fälle einsetzte. In der Klinik wurde regelmäßig Tag
und Nacht alle 2 Stunden gespült und so selbst sehr schwere Fälle
ohne weitere Behandlung in 2—3 Wochen geheilt. Verfasser warnt
aber davor, diese Methode vorläufig ausschließlich anzuwenden. Sie
erfordert eine genaue Ueberwachung, dagegen kann unter Nach¬
hilfe mit 1—2 Pinselungen von l°/oiger Arg. nitr.-Lösung der Prozeß
wesentlich abgekürzt werden. Jedenfalls scheint das Verfahren un¬
schädlich und die Silberbehandlung unterstützend. Als Ursache dieser
Wirkung konnte eine lebhafte Phagozytose nachgewiesen werden,
die schon wenige Minuten nach der Instillation einsetzt und nach
2 Stunden wieder abgeklungen ist. Auch Hort verwendet Normal¬
serum zur Behandlung von Wunden und Geschwüren, wobei er von
der Ansicht ausgeht, daß Ulzeration und Gewebseinschmelzung bei
Kranken daher rühre, daß in ihrem Serum die die Autolyse hindern¬
den normalen Bestandteile fehlen und diese durch Zufuhr normalen
Serums ersetzt werden können. Mit Serumumschlägen wurden Bein¬
geschwüre, Analfissuren, Dekubital- und Ekzemgeschwüre behandelt,
sogar beim Ulcus ventriculi sollj bei innerer Darreichung ein guter
Erfolg zu erkennen sein, dagegen nie bei Karzinom. Das Deutsch¬
mann-Serum wurde in der Augenklinik v. Hippels geprüft.
Nach Deutschmanns Angabe soll es bei einer Reihe von Krank¬
heiten gegen Strepto-, Staphylo-, Pneumokokken wirksam sein,
v. Hippel hat es namentlich bei plastischer Iritis mit gutem Erfolg
angewendet. Bei seröser Iritis trat Heilung ein, wenn keine Tuber¬
kulose vorlag, bei welcher es völlig versagt. Bei Ulcus serpens war
in schweren Fällen der Erfolg recht gut, ebenso bei infektiösen
Geschwüren. Man darf mit den Injektionen nicht zu früh aufhören,
störende Nebenerscheinungen treten nicht auf. Die Dosis war im
allgemeinen 2—4 ccm. Ganz wirkungslos ist es leider bei Infektion
des Glaskörpers. Zu abweichenden Resultaten kommt Lapp an der
Berliner Universitätsklinik, indem günstige Resultate vermißt wurden,
allerdings konnten irgend welche Schädigungen auch nicht festge¬
stellt werden. Die kolloidalen Metalle, die in einer gewissen Kon¬
kurrenz mit den Sera bei Allgemeininfektionen getreten sind, wurden
auf ihre Wirkung von Bossan und Marcelet experimentell ge¬
prüft, wobei der Hauptwert auf die Feststellung des phagozytären
Koeffizienten gelegt wurde. Es ergab sich, daß kolloidales Silber
die Phagozytose für Typhus besonders steigere, dann folgen Diph¬
therie, Koli, Streptococcus und Staphylococcus. Nach 2—8 Tagen
Pharmakotherapie.
101
ist gewöhnlich eine Abnahme des Koeffizienten festzustellen, und es
empfiehlt sich daher nach diesem Zeitraum eine Wiederholung der
Injektion.
Minkowski betont, daß die guten Resultate, die Stricker
seinerzeit zur Einführung der Salizylsäure gegen den akuten Gelenk¬
rheumatismus veranlaßt hatten, sich nur auf die freie Säure bezogen
haben. Mit dem Natrium salic. scheinen die Resultate weniger gut,
daher ist es stets noch eine Forderung, ein gutes erträgliches Prä¬
parat aus reiner Säure zu besitzen. Ein solches scheint das Diplosal
zu sein, ein Salizylester der Salizylsäure, also ein Präparat, das nur
Säure enthält. Es ist fast ganz unlöslich und belästigt darum den
Magen gar nicht. Die Lösung vollzieht sich im alkalischen Darm,
die Resorption ist ziemlich gut, ähnlich wie bei der gewöhn¬
lichen Säure. Wochenlang konnten Patienten 6—6 g täglich ohne
besondere Beschwerden einnehmen. Schweiß und Ohrensausen sind
eher geringer als bei anderen Präparaten. — Gegenüber dem akuten
Gelenkrheumatismus erwies sich das Mittel als sehr wirksam, indem
schon nach 1—2 Tagen oft Entfieberung und Schmerzfreiheit auf¬
trat. — Dagegen erwiesen sich gegen chronischen Rheumatismus und
Arthritis deformans die stark schweißtreibenden Mittel, wie z. B.
eine einmalige Gabe von 4 g Natrium salicylicum, als wirk¬
samer. Widmark hat das Natrium salicylicum in einer Reihe von
Fällen schwerer Ophthalmie mit Erfolg in großen Dosen angewandt.
In 8 von 12 Fällen war das Resultat sehr günstig. Natürlich wird
der Entzündungsprozeß nicht aufgehoben, somit auch nicht die
Atrophia bulbi, wohl aber wird die sympathische Äffektion verhindert,
oder sie verläuft beträchtlich gutartiger. Es wurden täglich 4—5 g
verabreicht. — Zur Behandlung des subakuten[Gelenkrheumatismus
wurden schon mehrfach äußerlich anzuwendende Salizylpräparate,
wie z. B. Mesotan, Salit etc. empfohlen; allen haften aber nach
Lehmann die lokale Reizwirkung unangehm an, dagegen läßt das
Spirosal, der Salizylsäure-Monoglykolester, diese vermissen. Um
die Resorption zu beschleunigen, vermischt man ihn zu gleichen
Teilen mit Spiritus absolutus und reibt diese Mischung ein. Auch
bei längerem Gebrauch an derselben Hautstelle traten keine Reiz¬
erscheinungen auf, die Resorption erfolgte rasch. Auch Ruhemann
stellt die Brauchbarkeit des Mittels fest. Die Ausscheidung im Urin
beginnt ca. 2 Stunden nach der Einreibung. Es empfiehlt sich, die
behandelte Stelle warm einzuwickeln, da Hautreizungen nicht zu be¬
fürchten sind. — Ueber Aspirin-Idiosynkrasie berichtet E. Mel¬
chior in einem Falle von schwerem Gelenkrheumatismus, bei dem
Salizylsäure
Diplosa],
Natrium
salicylicum,
Mesotan,
Salit,
Spirosal.
102
Cloetta.
Aspirin-
Idiosynkrasie.
Diuretika:
Hypophysen-
extrakt,
nach 1 g Aspirin bereits ein schweres Oedem der Hant und der
Schleimhäute sich einstellte mit Temperatur bis 89,4 Besonders
auffallend ist hier, daß der Patient Natrium salicylicum gut ertrug
selbst in Dosen von 4 g. Es scheint also die Essigsäuregruppe das
Ausschlaggebende für die abnorme Reaktion von Haut und Schleim¬
häuten zu sein; wahrscheinlich bringt diese Gruppe das Mittel inten¬
siver an jene Stellen hin. Um diese Annahme zu stützen, wurde
mechanisch durch Saug Vorrichtung das Blut nach Eingabe von Natr.
salic. nach bestimmten Hautstellen geleitet, und tatsächlich trat dann
die Veränderung dort wieder auf: Salipyrin, Novaspirin und Salol
zeigten dementsprechend die Nebenerscheinungen nicht; im übrigen
zeigte die Haut der Patienten kein abnormes vasomotorisches
Verhalten.
Die Wirkungsweise der Diuretika bespricht Asher. Es
ist zu unterscheiden zwischen spezifisch wirkenden und den
salinischen Mitteln. Nach unseren heutigen Kenntnissen müssen
wir annehmen, daß die Nierensekretion eine erhebliche Zelltätigkeit
darstellt, was sich dokumentiert in der sehr starken Erhöhung des
osmotischen Druckes im Harn gegenüber dem Blut und ferner in der
Tatsache, daß der Urin an seinem Entstehungsort eine höhere Tem¬
peratur besitzt wie das Blut. Dementsprechend haben wir die Wir¬
kung der spezifischen Diuretika zu betrachten als eine An¬
regung dieser normalen Zellentätigkeit. Dafür spricht erstens die
Tatsache, daß die oben erwähnte Tätigkeit der Zellen sich in
einem stärkeren Gasstoffwechsel äußert und der Umstand, daß die
Menge des sezernierten Urins nicht im Verhältnis steht zu der
die Nieren durchströmenden Blutmenge. Namentlich von 0. Loewi
ist die Ansicht vertreten, daß die Diurese hervorgerufen werde durch
Gefäßerweiterung in der Niere. Dem widerspricht die Tatsache,
daß nach kurzdauernder Abklemmung der Nierenarterien die Harn¬
sekretion auf hört und auf Zufuhr eines starkwirkenden Diuretikums
wohl eine Gefäßerweiterung, aber keine Diurese eintritt; es handelt
sich also dabei um Schädigung der sezernierenden Zellen.. Aller¬
dings steht die Diurese in einem gewissen Verhältnis zur Zirkulation
und namentlich zum Blutdruck. Sinkt er unter 40 mm, so unter¬
bleibt meist die Diurese. Eine Ausnahme hiervon macht das neuer¬
dings entdeckte Diuretikum: der Hypophysenextrakt, der auch
bei sehr niedrigem Blutdrucke noch durch spezifische Zelltätigkeit
ein mächtiges Diuretikum darstellt. — Neben der blutdrucksteigemden
Wirkung kommt nach Untersuchungen von 0. Loewi der Digitalis
auch ein spezifisch diuretischer Einfluß in dem Sinne zu, daß die
Pharmakotherapie.
103
Nierengefäße speziell erweitert werden, selbst wenn die anderen Ge¬
fäße kontrahiert sind. Nach Injektion von Digitaliskörpern (Stro¬
phanthin und Digalen) konnte eine ganz bedeutende Vergrößerung
des Nierenvolumens festgestellt werden, so daß offenbar ein Teil der
diuretischen Wirkung der Digitalis auch auf diese Lokalwirkung
zurückzuführen sei. Nach obigen Ausfuhrungen von As her würden
diese Tatsachen nicht hinreichen zur Erklärung einer spezifischen
diuretischen Wirkung. Als neues Diuretikum wird von Des sau er
das Euphyllin gerühmt. Bei den bekannten Mitteln der Diuretin-
gruppe besteht überall der Nachteil, daß sie nur per os verabreicht wer¬
den können und daß sie oft Magenstörungen nach sich ziehen. Durch
Verbindung mit Aethylendiamin, das selber ungiftig, ist es gelungen,
das Theocin wasserlöslich zu machen und so ein Präparat zu ge¬
winnen, das intramuskulär oder rektal angewendet werden kann.
Am meisten empfiehlt sich die rektale Anwendung, 1 g pro die in
Salepdekokt, die intramuskuläre Injektion (2,4 auf 10, 1—2 ccm pro
Dosis) bedingt leicht Schmerzen, die Wirkung tritt schnell ein,
aber wie bei allen diesen Substanzen erlischt sie auch wieder nach
ca. 4 Tagen. Vergiftungserscheinungen kamen weniger vor; es
empfiehlt sich auch hier die vorgängige Digitalisbehandlung.
Ueber Herz- und Gefäßmittel liegen umfangreiche Ver¬
suche an Gesunden und Kranken von Sonnenkalb vor. Bei
Kampfer 0,1 subkutan trat schon nach 30 Minuten eine deutliche
Steigerung der Erregbarkeit der peripherischen Gefäße auf, die
dann auch von einer Tonuszunahme an ihnen gefolgt ist. Auf das
Herz wirkt Kampfer direkt anregend, und zwar scheint es be¬
sonders zweckmäßig auf die einzelnen eintreffenden Reize zu re¬
agieren, so daß das Zusammenarbeiten von Herz und Gefäßen besser
koordiniert wird. Leider ist diese Wirkung nicht sicher hinsicht¬
lich ihrer Stärke und auch nur von kurzer Dauer, so daß also jeden¬
falls Kampferinjektionen häufig zu wiederholen und auch zu über¬
wachen sind; der Kampfer dürfte seine Bedeutung als Mittel gegen
Kollaps somit behalten. — Bei Koffein dagegen spielen sich die
Wirkungen stürmischer ab, das Resultat ist weniger koordiniert als
beim Kampfer. Die Vasokonstriktion ist bedeutend stärker als
bei Kampfer, damit geht aber eine beträchtliche Uebererregbarkeit
einher. Die Wirkung hält bedeutend länger an als beim Kampfer.
Es dürfte sich deshalb empfehlen, das Koffein bei plötzlichem Ver¬
sagen des peripherischen Gefäßtonus, z. B. bei Infektionskrankheiten,
anzuwenden, weniger dagegen bei eigentlichen Herzschädigungen.
Durch die Beobachtung dieser oft übermäßigen Erregbarkeit erklärt
Digitalis,
Strophanthin,
Digalen,
Euphyllin,
Theocin.
Herz- und
Gefilßmittel:
Kampfer,
Koffein,
104
Cloetta.
sich das Auftreten von Herz- und Gefäßneurosen durch Koffein-
abusus. Im Gegensatz dazu kann das chemisch nahe verwandte
Theobromin, Theobromin als ein sehr mildes Mittel betrachtet werden, das
fast nie zu schädlicher Uebererregung fuhrt. Die peripherischen Ge¬
fäße werden zuerst fast ausschließlich dilatiert, nach und nach tritt
dann eine Erregbarkeitssteigerung ein, aber es kommt nicht zu jenen
starken Tonuserhöhungen wie beim Koffein. Die Herabsetzung der
peripherischen Widerstände ist äußerst wertvoll bei der Arterio¬
sklerose, erleichtert die Herzarbeit und trägt so indirekt zur Besserung
der Herztätigkeit bei. Dagegen scheint das Theobromin aber auch
einen speziellen Einfluß auf das Herz zu besitzen, der als anregend
zu betrachten ist, allerdings nicht in dem Grade wie bei Koffein.
Es dürfte sich daher nicht empfehlen, das Theobromin als eigent¬
liches Herzstimulans allein zu verwenden, sondern mehr als Unter¬
stützungsmittel namentlich der Digitalis. — Starke gefäßerweiternde
Nitrite, Wirkung haben bekanntlich die Nitrite. Der Angriffspunkt ist
im Gegensatz zu dem Theobromin zentral. Es wurde Natrium
nitros. 0,01 subkutan injiziert, die Wirkung trat schon nach 20 Minuten
ein und dauerte ca. 1 */* Stunden. Neben der Gefäßerweiterung geht
auch eine Herabsetzung der Erregbarkeit einher, die im Gegensatz
zu Theobromin später nicht in Uebererregbarkeit umschlägt. Es
wird somit das ganze peripherische Gefäßsystem gründlicher gelähmt
als dies bei Theobromin der Fall ist. Bei vorsichtiger Dosierung
resultiert aber daraus keine Zirkulationsschwäche, auf das Herz scheint
kein Einfluß ausgeübt zu werden, indirekt wird es natürlich durch
chiorai, die Gefäßlähmung beeinflußt. — Interesse hat auch das Chloral-
hydrat, weniger wegen seiner therapeutisch-positiven Leistung als
vielmehr wegen des Ausschlusses von Schädigung. Es wurde in
Dosen von 1,0 intern gegeben, stets war Vasodilatation vorhanden:
die Erregbarkeit der Gefäße blieb aber normal. Besonders stark
wurden die Splanchnikusgefäße erweitert. Wenn dies zu weit
führt, so tritt kompensatorische Vasokonstriktion an der Peripherie
auf, wobei dann das Schlagvolumen des Herzens verringert werden
kann. — Eine direkte Beeinflussung des Herzens ließ sich bei diesen
Morphium, Dosen nicht nachweisen. Morphium wurde in Gaben von B—10 mg
injiziert; nach 20 Minuten wareine starke Vasodilatation nachweisbar,
die lange anhielt und von normaler Erregbarkeit der Gefäße be¬
gleitet war. Nach ihrem Verschwinden tritt oft Uebererregbarkeit
auf. Da neben der Gefäßerweiterung auch meist die Pulsfrequenz
etwas sinkt, so wäre ein Herabgehen des Mitteldruckes zu erwarten
gewesen, da dies nicht der Fall war, so muß das Herz die beiden
Pharmakotherapie.
105
Störungen durch vermehrte Energie auagleichen. Es ist denkbar,
daß ein schlechtes Herz diese Mehrleistung nicht erträgt, und daß
dann die Zirkulation durch Morphin geschädigt wird. Beim gesunden
Herz dagegen scheint das Morphin ein indirektes Herztonikum zu
sein, ebenso könnte ein gegen erhöhte Widerstände kräftig arbeiten¬
des Herz in seiner Tätigkeit durch Gefäßerweiterung unterstützt
werden, in welchem Falle dann allerdings der Mitteldruck zweck¬
mäßigerweise sinken müßte. Kontraindiziert ist demnach Morphin
bei erweiterten Gefäßen, wo ein schwaches Herz eben noch genügend
die Zirkulation aufrecht zu erhalten vermag. — Bromural wurde
in Dosen von 0,6—0,9 verabreicht. Beim normalen Herz zeigt sich
keine Aenderung der Zirkulation auf diese Dosen. Bei Neurastheni¬
kern, wo so oft Herz und Gefäße unkoordiniert Zusammenarbeiten,
trat öfters eine völlige Koordination auf. Aber auch in diesem
Falle wurde sehr oft an der Zirkulationsgröße nichts geändert, es
wurden lediglich Herz und Gefäße besser aufeinander gestimmt. Da¬
gegen versagte Bromural völlig bei Arteriosklerose und Nephritis,
wo auch Uebererregbarkeit besteht, woraus zu schließen ist, daß
die Regulierung beim Bromural dadurch zu stände kommt, daß die
aus dem Gehirn für die betreffenden Herz- und Gefäßzentren fließenden
Impulse gleichmäßiger beruhigt und nivelliert werden. — Bei Koch¬
salz, das in Dosen von 8 g innerlich verabreicht wurde, waren die
Ergebnisse unsicher. Die verminderte Kochsalzzufuhr scheintbei
Uebererregbarkeit der Gefäße empfehlenswert.
Die chronische Digitalisbehandlung hat sich erst lang¬
sam in der Klinik eingebürgert. Ueber ihre Grund- und Neben¬
wirkungen sind wir noch nicht genügend orientiert. Experimentell
hat dies Cloetta zu lösen versucht, indem Tiere lange Zeit, Monate
bis Jahre, mit Digitalis (Infus und Digalen) behandelt wurden. Es
wurde der Blutdruck, die Leistungsfähigkeit des Herzens, die ana¬
tomischen Größenverhältnisse von Herz und Gefäßen und der Niere
bestimmt. Es ergab sich die überraschende Tatsache, daß so lange
und energische Behandlung nicht im geringsten einen Einfluß auf
Funktion oder anatomische Verhältnisse an Herz und Gefäßen aus¬
übt, entsprechend der klinischen Erfahrung, daß beim Gesunden
Digitalisdosen meist gar keinen Einfluß zeigen. Anders waren die
Verhältnisse bei pathologischen Zuständen, als welche die künstliche
Aorteninsuffizienz gewählt wurde. Hier zeigte sich ein erheblicher
Einfluß in der Weise, daß die Leistungsfähigkeit der mit Digi¬
talis behandelten Tiere gegenüber den nichtbehandelten bedeutend
größer war. Anatomisch kam dies ebenfalls zum Ausdruck in einer
Jironnnal
Kochsalz.
Chronische
Digitalis¬
behandlung,
106
Cloetta.
Chronische
Digitalis¬
behandlung.
Digipuratum.
Kardiotonin.
bedeutend geringeren Vergrößerung des Herzens gegenüber den
Nicbtbehandelten. Es scheint somit die Digitalis bei frischen Herz¬
fehlern die eintretende Dilatation und Hypertrophie auf das für die
Dynamik absolut notwendige Maß zu reduzieren und keine Duxus-
kompensation zu gestatten. Es dürfte dies für die Behandlung
frischer Endokarditiden von Wert sein, indem dadurch ein beträcht¬
liches Maß an Spann- und Reservekraft dem Herzen erhalten bleibt.
Voraussetzung ist, daß die Behandlung möglichst frühzeitig, schon
im Momente des Verdachtes auf eine Endokarditis einsetzt und
mehrere Wochen fortgeführt wird. — Ein neues Digitalispräparat ist
von Gottlieb als Digipuratum eingefuhrt, das aus Digitalis¬
blättern durch Ausziehen mit 85 °/oigem Alkohol gewonnen wird und
ein dunkelgrünes Pulver darstellt, das auf seinen Wirkungswert am
Froschherz eingestellt und dann in entsprechender Menge mit Milch¬
zucker verrieben wird. Er ist seinem allgemeinen Charakter nach
somit den Dialysaten anzureihen. Es kommen Tabletten von 0,1 g
in den Handel, die nicht löslich sind in Wasser, wohl aber in ver¬
dünnten Alkalien. — Hopfner hat das Mittel an ca. 40 Patienten
versucht und gefunden, daß man am 1. und 2. Tage 0,4 g geben
und dann allmählich abnehmend verordnen soll. Wie viel fri¬
scher Digitalisblätter oder wirksamer Glykoside diese Dosis ent¬
spricht, ist allerdings aus den Mitteilungen nicht ersichtlich. Im
allgemeinen wurde das Mittel gut ertragen, die Wirkung trat dann
in der Regel nach 24 Stunden auf. Müller hat ebenfalls das
Mittel bei verschiedenen Herzpatienten geprüft und konnte die gute
Verträglichkeit im allgemeinen bejahen, dagegen trat nach ihm die
Wirkung erst am 2. bis 3. Tage ein; es wird also in dieser Hin¬
sicht keine Verbesserung des bekannten langsamen Eintritts der
Wirkung bei der Droge herbeigeführt. — Als Herzmittel wurde schon
mehrfach Convallaria maialis versucht, aber wegen unbefriedi¬
gender und unsicherer Wirkung wieder fallen gelassen. Boruttau
betont, daß es gelingt, aus der Droge das giftig wirkende Kon¬
vallarin, das Erbrechen und Blutdrucksenkung verursacht, auszu¬
scheiden und auf diese Weise ein konstanter wirkendes Präparat
zu erhalten, das in Lösung in den Handel gebracht wird unter dem
Namen Kardiotonin. Jeder Kubikzentimeter dieser Lösung ent¬
hält neben dem Extrakt noch 0,025 g Koffein und 0,03 g Natrium
benzoicum. Aus der Angabe, daß 1 ccm die tödliche Dosis für ein
mittelschweres Kaninchen darstellt und die therapeutische Anfangs¬
dosis für den Menschen ebenfalls 1 ccm betrage, scheint doch her-
vorzugehen, daß hier die toxische und therapeutische Dosis wesent-
Pharmakotherapie.
107
lieh näher beisammen liegt, als dies z. B. bei den Digitalispräparaten
der Fall ist. Prinzipiell zu bemerken ist, daß die Kombination von
verschiedenen Herztonizis eigentlich nicht Sache des Großbetriebes
sein, sondern ausschließlich dem Arzte als individualisierendem
Therapeuten zustehen sollte.
Ueber sehr gute Resultate mit intravenöser Kochsalz-
Adrenalininjektion bei schwerer Peritonitis berichtet L. Heiden¬
hain. Häufig zeigen diese Patienten ein verfallenes Aussehen, der
Puls ist klein und frequent. Handelt es sich hier um Herz- oder
Gefäßlähmung? Diese Frage wird durch die therapeutischen Resul¬
tate beantwortet. Würde eine primäre Herzschwäche bestehen, so
wäre die intravenöse Infusion größerer Flüssigkeitsmengen sicher
eher ungünstig für das erlahmte Herz, und das schon stark gefüllte
venöse System hätte keine Verwendung mehr dafür. Werden nun
aber einer solchen Infusion von ca. 1 Liter Kochsalzlösung 5 bis
8 Tropfen der 1 °'oo-Adrenalinlösungen zugesetzt, so kann sich in
kurzer Zeit das Bild bedeutend ändern; die Patienten bekommen
bessere Farbe, der Puls wird kräftiger, regelmäßig und etwas lang¬
samer. Durch Blutdruckmessungen konnte man sich zahlenmäßig
von der besseren Durchblutung der Arterien überzeugen. Man darf
aus dem ex juvantibus also wohl schließen, daß bei diesen schweren
Peritonitisfallen eine hochgradige Gefaßlähmung besteht und daß
hierdurch das Blut in den Venen des Splanchnikusgebietes sich an¬
häuft und so dem linken Ventrikel zu wenig zirkulatorisches Material
zugeführt wird; infolgedessen werden natürlich auch Gehirn und
Medulla schlecht mit Blut versorgt. Wenn nun durch die gefä߬
kontrahierende Wirkung der Nebennieren das Blut aus den Gefäßen
wieder dem Herzen zugeführt wird, so können diese Verhältnisse
in relativ kurzer Zeit aus dem ungünstigen in den fast normalen
Zustand übertreten. Die Frage ist dabei noch zu erörtern, ob das
Adrenalin peripherisch auf die Gefäße allein oder, wie Heidenhain
glaubt, auch noch auf das Vasomotorenzentrum einwirke. Wenn
man auch allgemein eine fast nur peripherische Wirkung gelten
läßt, so wäre ja doch denkbar, daß infolge der besseren Zirkulations¬
verhältnisse diese Zentren von sich aus schon eine bessere Funktion
erhalten. Auf diese Weise erklärt sich vielleicht auch der Gegen¬
satz im Erfolg zum Tierexperiment, bei welchem fast regelmäßig
die Blutdrucksteigerung nach wenigen Minuten wieder verschwindet,
während Heidenhain bei seinen schweren Patienten eine an¬
dauernde Besserung feststellen konnte, so daß gewöhnlich die In¬
fusion erst am folgenden Tage wiederholt werden mußte. Mehr als
Intravenöse
Kochsalz-
Adrenalin-
injektiou.
108
Cloetta.
intravenöse drei solcher waren überhaupt nicht notwendig. Diese Methode er-
Kochsaiz- ^gg gigü auch als sehr vorteilhaft zur Vorbereitung der Patienten
Injektion. au ^ die Operation und vermehrte deren Chancen ganz bedeutend.
Operiert man eine schwere Peritonitis, so fließen aus der Bauch¬
wunde meist wenige Tropfen dunklen Blutes, macht man da¬
gegen vorher die Infusion, so ist die Blutung normal, die Arterien
spritzen, das Blut ist hellrot. Irgend ein Schaden wurde jedenfalls
den Patienten nie durch den Eingriff zugeführt, und er kann
deshalb für die schweren Fälle wohl empfohlen werden. Eben¬
falls gute Erfolge hat Rotschild in einem Falle schwerer peri¬
tonealer Sepsis gesehen. Am Tage nach der Operation war das
Aussehen der Patientin sehr schlecht, Puls 140, Respiration be¬
schleunigt, trotz Kampfer hochgradiger Schwächezustand, starke
Eiterung aus der Wunde. Es wurde 1 Liter Kochsalzlösung -j-
8 Tropfen Adrenalin intravenös gegeben. Kurze Zeit nachher be¬
deutende Besserung des Pulses und des Aussehens, gute Nacht und
Tags darauf nochmalige Infusion; später geheilt entlassen. Auch
Meißl konnte bei einer post partum fast ausgebluteten Frau die
lebensrettende Wirkung einer solchen Kochsalzinfusion mit 10 Tropfen
Adrenalin bestätigen, die nach 3 Stunden wiederholt wurde. Ebenso
-günstig war der Einfluß bei einer Peritonitis, bedingt durch Per¬
foration eine Pyosalpinx. — Durch viele Autoren ist festgestellt, daß
Adrenalin besonders leicht Arterienverkalkung resp. -nekrose
verursacht. Es ist noch strittig, ob es sich dabei um Blutdrucksteige¬
rung allein oder um Vergiftung der betreffenden Zellen handelt.
Für letztere spricht das Auftreten der Nekrosen bei gleichzeitiger
Gefäßdilatation durch Natrium nitrosum, ferner daß die gleichen
Veränderungen durch eine Reihe anderer Substanzen ebenfalls her¬
vorgerufen werden können.
Aus den Kalkniederschlägen hat Stölzner auf eine mögliche Heil-
Adrenalin Wirkung des Adrenalins bei Rachitis schließen wollen und bezüg-
i*»i Rachitis, liehe Versuche angestellt, die in der Berliner Kinderklinik ein gutes Re¬
sultat ergaben, von anderer Seite aber nicht bestätigt werden konnten. Zur
Klärung dieser Frage hat Quest den Kalkstoffwechsel an Hunden unter
Einspritzung von Adrenalin sorgfältig kontrolliert und dabei gefunden, daß
Kalk während der Adrenalin- und Nachperiode bedeutend mehr ausge¬
schieden wird als in der Vorperiode. Es tritt somit das gerade Gegenteil
ein von dem, was wir unter Phosphorwirkung beobachten, und daraus darf
wohl die Unbrauchbarkeit des Adrenalins zur Behandlung der Rachitis
erschlossen werden. — Es scheint umso angezeigter dies zu betonen, als neuer-
— hei dings vonBossi das Adrenalin bei Osteomalazie empfohlen und so viel-
Osteomaluzie. leicht für den Patienten kostbare Zeit mit Experimentieren verloren wird.
Pharmakotherapie.
109
Boruttau weist darauf hin, daß die erregenden Wirkungen Koffeinfreier
des Kaffees nach den bisherigen Feststellungen in der Hauptsache Kaffee,
dem Koffein zuzuschreiben sind. Demnach ist zu erwarten, daß
ein des Koffeins beraubter Kaffee keine derartigen Erscheinungen
mehr zeigt, was denn auch bei einem derartigen Präparat durch
Versuche an Menschen und Tieren festgestellt werden konnte. Die
Koffeinentziehung wird dadurch herbeigeführt, daß die rohen Bohnen
mit Wasserdampf zur Quellung gebracht und dann mit geeigneten
Mitteln das Koffein aus ihnen extrahiert wird. Es sollen so mehr
als -» des Gehaltes an Koffein entfernt werden können, im übrigen
aber das Verhalten der Bohnen nicht weiter alteriert werden.
Gegen diesen in den Handel gebrachten koffeinfreien Kaffee
erhebt Harnack seine Stimme. Er wirft zuerst die Frage auf: was
nützt der Gebrauch eines Genußmittels? und antwortet, daß es ein
unerhörter Gedanke wäre, wenn die Menschheit auf jeden derartigen
Genuß verzichten müßte. Es hätte schon selbst die fortgeschrittene
Kultur zu unterscheiden vermocht zwischen den erlaubten Genu߬
mitteln und solchen (Opium, Haschisch, Koka), bei welchen die Ge¬
nußwirkung fast unzertrennlich von ihrer vergiftenden ist. Die
zweite Frage ist dann: wodurch wirkt das betreffende Mittel? Und
hier hat sich herausgestellt, daß beim Kaffee nur das Koffein in
Frage kommen kann, wofür auch der Umstand spricht, daß in den
verschiedensten Erdteilen die Naturvölker stets die koffeinhaltigen
Pflanzen instinktiv aufgefunden und als Genußmittel verwendet haben.
Ein koffeinfreier Kaffee erscheint somit als eine contradictio in ad-
jecto, und es muß ein derartiges Präparat als ein kastriertes Genu߬
mittel bezeichnet werden. Natürlich kann auch durch Abusus mit
Kaffee Schaden gestiftet werden, das ist aber kein Grund, den
koffeinhaltigen Kaffee als solchen zu verdammen. Liegt Grund vor,
weniger Koffein zuzuführen, so wäre es doch viel einfacher, Malz- Malzkaffe«,
kaffee mit kleinen Mengen gewöhnlichen Kaffees zu vermengen, wo¬
durch der Koffeingehalt auch auf ein Minimum reduziert wird; denn
absolut koffeinfrei ist das betreffende Handelsprodukt auch nicht.
Die Sache hat auch eine nationalökonomische Seite, insofern als es
widersinnig erscheint, daß so große Summen für den teuren Kaffee
ins Ausland wandern, wenn dann diesem Kaffee gerade das entzogen
wird, was ihm seinen charakteristischen Stempel als Genußmittel auf¬
drückt. Es wäre doch viel rationeller, andere Röstprodukte herzustellen,
die ähnlichen Geschmack aufweisen. Es erscheint überhaupt bedenk¬
lich, aus einem so kompliziert zusammengesetzten Genußmittel einen
einzelnen Stoff herauszureißen und damit die Harmonie zu stören.
110
Cloetta.
Arsen.
Interne
Hg-Behand-
lung.
Mergal.
Kohlensäure-
schnee.
Die Tatsache, daß Arsen durch Leute gewohnheitsmäßig ge¬
nommen wird, die starke körperliche Arbeit verrichten (Steiermärker),
hat Riehl veranlaßt, die Frage zu prüfen, ob ein Einfluß der Muskel¬
arbeit auf die Wirkung des Arsens im Körper festzustellen ist. An
Menschen und Hunden, die sich im Stickstoffgleichgewicht befanden,
hat er unter Arsenikdarreichung den Einfluß von Ruhe und Muskel¬
arbeit geprüft und dabei konstatiert, daß der Körperansatz viel in¬
tensiver vor sich geht bei gleichzeitiger Muskeltätigkeit. Es ließe
sich daraus vielleicht eine gewisse therapeutische Maxime für das
Allgemein verhalten von Patienten bei Arsendarreichung ableiten. —
Die gewöhnliche Darreichung von Quecksilber in Form von Ein¬
reibung und Injektion gilt immer noch als die beste Methode, da¬
gegen wird in Frankreich und England die interne Verabreichung
viel geübt. Schwarz empfiehlt zu diesem Zwecke angelegentlich
das Hydrarg. sozojod. in Pillenform 0,60, Extract. opii 0,18 auf
86 Pillen, 3mal täglich ein Stück. Sie werden sehr gut ertragen,
und als wasserlösliches Präparat wird das Quecksilber leicht resor¬
biert, es kommt nicht zur Retention. Pöhlmann hat in gleicher
Weise das Mergal (kohlensaures Quecksilberoxyd) in Dosen von
0,06 + 0,1 Tannalbin in Gelatineperlen verordnet. Er begann mit
8 Stück täglich und stieg bis auf 12; die Resorption erfolgte rasch,
nach 4 Stunden ist Quecksilber im Urin bereits nachweisbar; es hat
sich aber diese Methode trotzdem nicht bewährt zur Behandlung
von frischen und schweren Luesfällen, dagegen erscheint diese Be¬
handlungsweise sehr geeignet für die chronisch intermittierende Kur.
Eine einfache Methode zur Entfernung von Naevi etc. beschreibt
A. Strauß. Aus einer Kohlensäureflasche läßt man auf ein
Fensterleder etwas COq anströmen und schneidet von der Schnee¬
masse passend große Stücke, die man mit einem Glasspatel auf die
betreffende Hautstelle 6—10 Sekunden aufdrückt. Die Prozedur ist
alle paar Tage zu wiederholen, es bildet sich jeweils eine Quaddel
mit leichter Kruste, die ohne Narbenbildung abfällt. Länger als
20 Sekunden soll die Einwirkung nicht stattfinden. Nach Ablauf
der Reaktion kann jeweils bestimmt werden, ob die Prozedur noch
wiederholt werden muß; die kosmetischen Resultate sind wirklich
sehr gut.
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Path. u. Pharmak. Bd. L1X; Med. Klinik Nr. 47. — Ziehen, Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 14.
6. Orthopädie, Kinesiotherapie.
Von Prof. Dr. O. Vulplns in Heidelberg.
Allgemeine Orthopädie. Das Jahr 1908 begann für unser Fach mit Grenzen der
Trauer um unserer Größten einen, der uns und unserer Wissenschaft jäh Orthopädie,
entrissen wurde. Und nach Hoffas Tod drohten Gefahren der offiziellen
Anerkennung unserer Disziplin. Zu ihrer Bekämpfung erschienen alsbald
einige Publikationen, welche die Bedeutung und die Umgrenzung der
Orthopädie richtig zu beleuchten suchten. Mit Ungestüm und einer
durch persönliche Erlebnisse zu erklärenden Erbitterung betrat zunächst
Lorenz den Kampfplatz. Er identifiziert die Orthopädie der Zukunft
mit der „Chirurgie des Bewegungsapparates*, allerdings in der Haupt¬
sache nur in ihren unblutigen Manipulationen. Die Behandlung der
Frakturen und Luxationen nimmt er für die Orthopädie in Anspruch.
Die Mutter Chirurgie aber wird zerfallen in Tochterwissenschaften. Gegen
solche radikale Auffassung wendete sich Vulpius. Auch er verteidigt
die Selbständigkeit der Orthopädie, die durch Grenzgebiete mit anderen
Disziplinen in unauflöslicher Beziehung steht (Chirurgie, Pädiatrie, Neuro¬
logie u. 8. w.) und darum selber keine ganz scharfen Grenzen aufweist.
Ihre Vertretung in besonderem Lehrfach ist unbedingt notwendig. Die
letztere Anschauung vertrat auch Schanz. Was die chirurgische Klinik
an orthopädischer Therapie bieten kann, genügt für Studenten, der
praktische Arzt bedarf zu seiner hinreichenden Ausbildung eines Spezia¬
listen. Und die moderne Aufgabe der Krüppelfürsorge verlangt sach¬
verständige Aerzte als Mitarbeiter. In ähnlicher Weise besprach v. Baeyer
diese Fragen.
Die Lähmungsbehandlung hat die Orthopäden neuerdings ebenso wie Muskel-
früher die Heilgymnastik hingewiesen auf die Notwendigkeit eines Ver- Physiologe,
ständnisses für die Muskelphysiologie. Daß hier noch viel zu erforschen
ist, zeigte ein Vortrag von 0. Fischer über einige Fundamentalsätze aus
diesem Gebiet: Ueber die zweiseitige Wirkung jeder Muskelkontraktion,
über die sekundäre Gelenkbewegung durch Muskelwirkung. Speziell mit
der Physiologie der Adduktoren beschäftigte sich Roith. Wenn
auch seine Untersuchungen am Modell nicht ganz beweisend sind, so zeigen
die gewonnenen Kurven doch, daß diese Muskeln auch bei Beugung und
Streckung der Hüfte mitwirken, woraus sich ihr großes Volumen erklärt,
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. g
114
Vulpius.
Kinematograph
in der
Orthopädie.
orthopädische
Technik.
Oipsverband-
technik
Aetiologie
der
Deformitäten.
Experimentelle
Knorpel¬
verletzungen.
Knochen¬
transplan¬
tation.
Für die Analyse des normalen und des pathologischen
Ganges wurde von J. Fränkel mit Erfolg der Kinematograph
herangezogen, z. B. bei Coxa vara, Luxatio coxae, Koxitis, Lähmungen.
Auf dem Gebiet der orthopädischen Technik hat ans Schanz
ein vorzügliches Werk geliefert mit seinem «Handbuch* für Aerzte und
Bandagisten. Die 1300 Abbildungen bieten namentlich auch historisches
Interesse.
Die Gipsverbandtechnik hat mehrfach Neuerungen er¬
fahren. So empfahl Ghiulamila Extensions- und Kontraextensions¬
verband nicht mit Heftpflaster, sondern mittels exakt anmodellierter
Gipshülsen zu machen. Fränkel lehrte abnehmbare Gehgipsver-
bände herzustellen, indem er den eingegipsten Entlastungsbügel auf
einer Seite mit Scharnier versah. Er verwendet den Gehverband
in ausgedehntem Maße. Einen Gipsbindentisch beschrieb Gocht.
Thilo gab eine ganze Beihe seiner technischen Details, so den
Filzdruckverband, seine Drahttechnik für Gipskorsette und Schienen,
Pfeiffer einige Apparatmodifikationen.
Für die Skoliose hat Boehm bekanntlich die „numerische
Variation des Bumpfskeletts 11 als hauptsächlichen ätiologischen Faktor
hingestellt. Es erscheint dies Phänomen also als phylogenetischer
Entwicklungsfehler. Vergleichend - anatomische Untersuchungen
führten ihn weiter zu der Annahme, daß auch andere Wachstums¬
störungen anscheinend idiopathischer Natur wie Coxa vara, Pes
valgus, Genu valgum bei Affen physiologische Bildungen sind, beim
Menschen also als unvollkommene Anpassung an die spezifisch¬
menschliche Funktion der unteren Extremität erscheinen. Branden¬
burg hat beobachtet, daß in den Stammbäumen hereditärer Mi߬
bildungen das eine oder andere Geschlecht bevorzugt erscheint.
Cramer untersuchte das Verhalten des Gelenkknorpels nach
Schnittwunden und oberflächlicher Anfrischung. Es fand sich keiner¬
lei Heilungstendenz, falls nicht der Knochen bloßgelegt wurde — Rie¬
din ger durchschnitt die Epiphysenfuge bei Kaninchenextremitäten und
konstatierte Wachstumsstörung und Verkrümmung als regelmäßige Folge.
Daß solche Ergebnisse nicht ohne weiteres auf den Menschen zu über¬
tragen sind, wurde besonders betont. — Axhausen stellte Untersuchungen
an über Knochentransplantation beim Menschen und kam zu dem
Schlüsse, daß überpflanzter Knochen wohl zu Grunde geht, nicht aber
mitübertragenes Periost. Dieses produziert vielmehr neuen Knochen. Es
empfiehlt sich darum bei Knochenplastiken stets Mitnahme des Periostes.
Köhler und bald nach ihm H ä n i s c h berichteten über eigentüm¬
liche Beobachtungen am Böntgenbild von Fußwurzelknochen,
Orthopädie, Kinesiotherapie.
115
insbesondere vom Naviculare. Der Knochen ist verkleinert, unregel¬
mäßig geformt und um das Doppelte bis Vierfache stärker verkalkt
als das gesundseitige Naviculare. In einem Fall war zugleich die
Patella analog erkrankt. Die Prognose erscheint gut: die anfäng¬
lichen Schmerzen verschwinden, das Röntgenbild wird mit der
Zeit normal. Einen typischen Fall von Rachitis tarda, die im
17. Lebensjahr auftrat, beschrieb Micsowicz; sie wies den typischen
klinischen und radiologischen Befund auf und heilte durch anti¬
rachitische Therapie aus. — Herrliche und instruktive Bilder bescherte
uns Grashey in seinem Atlas chirurgisch-pathologischer Röntgen¬
bilder, der jedem Arzt aufs wärmste empfohlen werden muß. — In das
schwierige und unklare Gebiet der chronischen Gelenkleiden
drangen Hoffa und Wollenberg mutig und erfolgreich ein, sie
legten die Ergebnisse ihrer klinischen und pathologisch-anatomischen
Untersuchungen nieder in einer Monographie: Arthritis deformans
und Gelenkrheumatismus, eine röntgologische und anatomische Studie.
Die Arthritis deformans spielt sich primär im Knorpel ab, die
Synovialis zeigt analoge Befunde wie bei traumatischer Entzündung.
Der Gelenkrheumatismus dagegen hat primär seinen Sitz in der
Synovialis, die Veränderungen der letzteren entsprechen dem Befund
bei infektiöser Arthritis. Zur Kenntnis der lange verkannten De¬
formitäten nach Gelenkentzündung des Säuglingsalters trug eine
Veröffentlichung von Preiser bei. Seine Beobachtungen am Hüft¬
gelenk führten ihn zur Vermutung, daß ein entzündlicher Prozeß der
Epiphysenlinie die Coxa vara, eine primäre Synovitis dagegen die
Luxatio coxae erzeugen kann. Die Behandlung gonorrhoischer
Arthritiden mit Heißluft lobte Wagner außerordentlich, sie
bedeutet einen entschiedenen Fortschritt gegenüber der rein chirur¬
gischen Behandlung. Auch die Saugapparate nach Bier-Klapp
erfreuten sich erneuter Anerkennung für die Behandlung von Kon¬
trakturen und Ankylosen. Jerusalem hob besonders die Schmerz¬
losigkeit ihrer Wirkung, die feine Dosierbarkeit der Kraft hervor.
Die Mechanotherapie der Gelenkerkrankungen kam ebenfalls zu
Wort durch Laqueur. Von nichttraumatischen Gelenkleiden eignen
sich hierfür Residuen des akuten Gelenkrheumatismus, chronische,
gonorrhoische Arthritis, aber stets nur nach Abklingen aller Reiz¬
erscheinungen. Insbesondere empfiehlt sich Kombination mit Thermo-
therapie. Interessant, wenn auch nicht beweisend, ist die Mitteilung
von Rheuter über Rheumatismus tuberculosus. Bei einem
Patienten fand sich gleichzeitig Reiskörpertendovaginitis der Streck¬
sehnen, Arthritis deformans der Finger und Dupuytrensche Kon-
Knochen-
kranklieiten.
Gelenk¬
affektionen.
Gelenk-
tuberkulose.
116
Vulpius.
Gelenk-
tuberkulöse.
Rachitische
Deformitäten.
Sehneii-
plastik.
Arthrodese.
traktur an der gleichen Hand. Seine Methode der Tumor albus-
Behandlung pries C a 1 o t erneut aufs eindringlichste. Er verwendet
bekanntlich Kreosot-Jodoform bei abszedierenden Formen, dagegen
Kampfer-Naphthol bei reinem Fungus. Es folgt Verflüssigung des
Fungus, Aspiration, Heilung. Eine Resektion hat er so gut wie
niemals nötig! Auch Wreden berichtete, daß nach seiner Er¬
fahrung die Kampfer-Naphthol-Injektionen bessere Resultate geben
als alle anderen Methoden. Die Injektionen sind ungefährlich, wenn
das reine Kampfer-Naphthol (2 : 1) nur in Abszeßhöhlen und Fisteln
eingebracht wird, wenn dagegen zu interstitiellen Injektionen eine
Emulsion von Kampfer-Naphthol in Glyzerin (1:2—5) verwendet wird.
Vorschriftswidrige Anwendung birgt die Gefahr einer Embolie in
sich. — Ueber Injektionen von Fibrolysin bei schweren
Ankylosen liegt ein sehr günstiges Urteil von Gara vor. Er
hat glänzende Erfolge erzielt. Täglich werden 2 g, je eine Phiole,
entweder in die Glutäen oder unter die Rückenhaut injiziert, nicht
am Arm, weil hier schmerzhafte Infiltrate entstehen. Erst nach
20 Injektionen beginnt er mit der Mobilisierung, die nun erstaunlich
leicht gelingt.
Für eine aktive Behandlung rachitischer Verkrümmungen
trat v. Aberle ein. Vor dem 5. Jahr rät er zwar von der Ope¬
ration ab. Und auch dann kann man noch zuwarten, falls eine
spontane Besserung deutlich ist. Andernfalls ist die Osteotomie
angezeigt, die der Osteoklase vorzuziehen ist. Auch das kosmetische
Moment ist bestimmend, es ist nicht gleichgültig, ob ein Kind ein
Jahr länger als nötig krüppelhaft bleibt. — Einen Ueberblick über
das Indikationsgebiet und die Erfolge der Sehnentrans Plan¬
ta tion auf Grund der Literatur gab Hildebrandt und gelangte
zu einem günstigen Gesamturteil. Auch Vulpius betonte mit Ent¬
schiedenheit, daß die Sehnenüberpflanzung eine dauernde Errungen¬
schaft darstellt, da ihr Wert durch definitive Resultate gesichert
ist. Auf Grund großer persönlicher Erfahrung äußerte sich Jones,
der bekannteste englische Orthopäde, über diese Operation und
speziell ihre Technik: Gründliche Korrektur der Deformität als ein¬
leitendes Verfahren, Exzision von Hautlappen zur Sicherung dieser
Korrektur, geradliniger Verlauf des Kraftspenders, periostale Fixation
der Sehne unter guter Spannung, gründliche Nachbehandlung,
fixierende und entlastende portative Apparate. — In der gleichen
Publikation machte er Mitteilungen über &00 Arthrodesen. Er
operiert nicht vor dem 8. Jahr. Die angefrischten Knochenflächen
müssen in •, Kontakt gebracht werden. Hierzu trägt die Ex-
Orthopädie, Kinesiotherapie.
117
zision überflüssiger Haut bei. An der unteren Extremität ist längeres
Apparattragen nötig. Auch Vulpius besprach in einer seine Er*
fahrungen zusammenfassenden Arbeit den Wert der Arthrodese.
Deren Bedeutung hat wohl unter der Bevorzugung der Sehnenüber¬
pflanzungen vorübergehend gelitten, darf aber keineswegs unter¬
schätzt werden. Ihre anatomischen wie funktionellen Ergebnisse
sind bei richtiger Auswahl der Fälle sehr erfreulich.
Was operative Orthopädie auch bei schweren Kinder¬
lähmungen zu leisten vermag, zeigte Vulpius in einem Bericht
über 12 Handgänger, die trotz vielfacher schwerer Deformitäten
schließlich auf die Beine gebracht wurden. Auch Mayer (Köln)
hat solche schwere Fälle durch mehrfache Eingriffe zu gehfähigen
Menschen gemacht. Die beobachteten Erfolge bei 26 spinalen und
zerebralen Kinderlähmungen, die von Perthes operiert wurden,
veranlaßte auch Kühn zu einer warmen Empfehlung der chirurgi¬
schen Lähmungstherapie. Berechtigtes Aufsehen erregten die De¬
monstrationen einer neuen Operationsmethode bei spasti¬
schen Lähmungen, welche wir Förster und Tietze verdanken.
Die Spasmen sind der Ausdruck gesteigerter Reflexerregbarkeit. Um
diese abzuschwächen, gilt es den Reflexbogen zu unterbrechen. Dies
gelingt durch Resektion geeignet ausgewählter hinterer Wurzeln.
Durch Laminektomie wird der Duralsack zugänglich gemacht und
eröffnet. Die darauf folgende Durchschneidung der Wurzeln wird
derart beschränkt, daß keine sensibeln Ausfallserscheinungen ent¬
stehen. Die Erfolge sind frappant, freilich erkauft mit einem
gewiß schweren Eingriff. Seine Gefährlichkeit dürfte einer Ein¬
bürgerung der vorzüglich erdachten und unzweifelhaft wirksamen
Operation im Wege stehen. Auch Spitzy, der Vertreter der
Nervenplastik in der Lähmungstherapie, meldete sich wieder¬
holt zum Wort. Seine Erfahrungen haben sich vermehrt. 2mal hat
er das peripherische Ende des gelähmten Peroneus auf den Tibialis
mit positivem Ergebnis implantiert. Auch die umgekehrte Operation
hat er 3mal vorgenommen. Die Versuche, den gelähmten N. cruralis
durch den N. obturatorius zu ersetzen, hatten noch kein befriedigen¬
des Resultat. Für die Lähmungen der oberen Extremität ist die
Nervenplastik der Sehnenoperation auf jeden Fall überlegen, und
zwar ist eine partielle Abspaltung vom gesunden Nerven (zentrale
Ueberpflanzung) der aufsteigenden Einnähung des gelähmten Nerven in
den gesunden (peripherische Modifikation) vorzuziehen. Mit völligem
Erfolg wurde in den seit 12 Jahren gelähmten (Fraktur intra partum)
Radialis ein Medianusanteil genäht, ebenso bei einem Knaben mit
Spinale und
zerebrale
Kinder¬
lähmung.
Nerven¬
plastik.
118
Vulpius.
Nerven-
plastik.
Krüppel-
fiirsorge.
spastischer Lähmung der Hand. Die durch Abspaltung entstehen¬
den Ausfallsymptome verschwinden wieder, wenn nur die Hälfte der
Nerven verwendet wurde. Weniger optimistisch beurteilt Pürck-
hauer die Nervenplastik, er glaubt, daß sie gerade an der oberen
Extremität nicht mehr leiste als die Sehnenplastik, wohl aber durch
Nervenschädigung nachteilig wirken könne.
Bedeutsam war das Eintreten der Orthopäden in die Krüppel¬
fürsorge, das im verflossenen Jahre mit aller Energie zu stände
kam. Während bisher in der Hauptsache die Geistlichkeit dies
brachliegende Feld bearbeitete, wurde es nunmehr klar zum Aus¬
druck gebracht, daß die Orthopädie hier einzugreifen berufen ist.
In anschaulicherWeise schilderte Schanz die Ursachen des Krüppel¬
elendes und die Mittel, mit denen es zu bekämpfen ist. Er knüpfte
daran organisatorische Vorschläge für Sachsen, die aber auch
andernorts Geltung haben. Eine kurze Darstellung ähnlichen In¬
haltes gab Vulpius für die Kreise der Kinderfreunde. Wie das
Uebel an der Wurzel anzugreifen sei, zeigte Rosenfeld durch die
Erörterung der Prophylaxe der Verkrüppelung. Hierher gehört die
Bekämpfung der Knochengelenktuberkulose, der Rachitis, die Pro¬
phylaxe der Skoliose. Die Krüppelheime sind auszubauen in der
Richtung der Therapie, es wird die Angliederung ;von Ambulatorien
empfohlen. Externe sollen an ärztlicher Behandlung und Unterricht
teilnehmen können. Aehnliche Ideen äußerte der gleiche Verfasser
in einem anderen Aufsatz über rationelle Hilfe in der Krüppelfür¬
sorge. Insbesondere betonte er die Notwendigkeit orthopädischen
Universitätsunterrichtes. Eine gewaltige Arbeitsumme ist in den
grundlegenden Mitteilungen Biesalskis über Wesen und Verbreitung
des Krüppeltums in Deutschland enthalten. Es ist ein imponierender
Bericht über die staatliche Krüppelzählung, ihre Organisation, ihre
Ergebnisse, ihre Wirkungen. Nur eine einzige Zahl soll hier an¬
geführt werden: es gibt in Deutschland 75000 Krüppel unter
16 Jahren. In einer anderen Veröffentlichung über die Organisation
der Krüppelfürsorge gab Biesalski die eingehende Beschreibung
der neugegründeten Berlin-Brandenburgisehen Krüppelheil- und Er¬
ziehungsanstalt, die in beispiellos schneller Entwicklung sich eine
führende Stellung errungen hat und mustergültig organisiert ist —
ein Beweis, wie wichtig und richtig es ist, ein Krüppelheim nicht
an weltentrücktem Orte, sondern im Kontakt mit einer großen Stadt
anzulegen. Auch in außerdeutschen Staaten wendete sich der Krüppel¬
fürsorge gesteigertes Interesse zu. So berichtete v. Aberle über
die ersten Heinigründungen in Oesterreich und Ungarn, Lovett
Orthopädie, Kinesiotherapie.
119
gab eine Schilderung der zahlreichen Anstalten für Krüppel in den
Vereinigten Staaten, Czarnomska lieferte eine Mitteilung über
die Petersburger Krüppelwerkstätten, die bereits seit 10 Jahren in
Anlehnung an ein Krankenhaus bestehen.
Spezielle Orthopädie. Die Durchtrennung des verkürzten schi.'tiuu
Kopfnickers empfahl Haudek nach dem Vorschlag Langes
am oberen Ende des Muskels vorzunehmen. Er verwendet alsdann
den Schanzschen zirkulären Watteverband, der in der Tat eine
starke redressierende bezw. extendierende Wirkung besitzt.
Rachitische und paralytische Deformitäten des Thonix-
Thorax werden nach Nageotte am besten bekämpft durch früh-
zeitig einsetzende und konsequente orthopädisch-gymnastische Be¬
handlung.
Die Spondylitis tuberculosa im Röntgenbild wurde von si.omhiiti-
Rauenbusch sorgfältig untersucht, die 11 Tafeln seiner Mono¬
graphie enthalten prächtige Aufnahmen der Wirbelsäule. Der Text
gibt zum Schluß auch die Grundzüge der Spondylitistherapie. Dao
Redressement des spondylitischen Buckels nach Calot hat Ver¬
teidiger gefunden zunächst an Gaugele. Er legt am horizontal
extendierten Patienten einen Gipsverband an und übt während des
Erhärtens einen Pelottendruck auf den Gibbus aus. Es entstand
häufig ein Dekubitus. Der Erfolg schien zunächst günstig zu sein.
Ein überzeugter Anhänger des von ihm genau befolgten Calot sehen
Verfahrens ist ferner Hof mann.
Auf dem Gebiet der Skoliose sind zahlreiche Arbeiten er- sk«>iios.> :
schienen. Als letzten wissenschaftlichen Gruß des uns zu früh ge¬
raubten Nicoladoni empfingen wir aus den Händen der pietät¬
vollen Schwester seine Monographie „Anatomie und Mechanismus
der Skoliose“, in welcher er noch einmal in gedrängter Form seine
Forschungsergebnisse zusammenfaßte. Hutinel wies auf das ätio- — Aeti<>iogi>>.
logisch wichtige Moment der allgemeinen Ernährungsstörungen hin.
Da die letzteren gerade in den Entwicklungsjahren häufig sind, wird
das Auftreten der Skoliose um diese Zeit verständlich. Die Therapie
muß also in erster Linie eine Ernährungstherapie sein. Sehr inter¬
essant sind die Beobachtungen von Herz in Auckland: Auf Neu¬
seeland ist die Rachitis ungemein selten, schwere Skoliosen gibt es
überhaupt nicht. Und dies, obwohl von einer Schulhygiene keine
Rede ist! Sehr gut dagegen ist die Hygiene der Wohnung, der
Körperpflege, der Arbeitseinteilung. Und dadurch und im Zusammen¬
hang mit der guten Körperkonstitution der Einwanderer ist das
120
VulpiuB.
Skoliose: Fehlen der Rachitis zu erklären. So liegt der Schluß nahe, daß
Axiologie, Rachitis und Skoliose in Beziehungen stehen: Die Skoliose kann
entstehen durch traumatische Belastungsschädigung der rachitischen
Epiphysenfugen. Zu einem analogen Urteil hinsichtlich der ätiolo¬
gischen Bedeutung der Rachitis für schwere Skoliosen gelangte
Kirsch durch umfangreiche Schüleruntersuchungen. Für die schweren
Skoliosen ist die Schule keinesfalls verantwortlich, eher für die
leichten Schiefhaltungen, die unbedenklich sind. Zur Behandlung
rachitischer Skoliosen empfiehlt er das Lagerungsgipsbett. Auf die
Insufficientia vertebrae als Vorstufe der Skoliose wies erneut
Schanz hin. Die Insuffizienz ist der Ausdruck der Ueberlastung der
Wirbelsäule, sie geht einher mit Schmerzen. Bei genauer Erhebung
der Anamnese sind fast bei allen Skoliotikern Schmerzperioden nachzu¬
weisen. Bei der klinischen Untersuchung ergibt sich Druckschmerz
der Lendenwirbel in vielen Fällen, es sind das die fioriden, die pro¬
gredienten Skoliosen. Unempfindlich dagegen sind die stationären
Skoliosen. Bei den schmerzhaften Fällen hält Schanz die Gymnastik
nicht für angezeigt. Eine rein paralytische Skoliose konnte Ewald
anatomisch untersuchen, die Wirbelsäule war nie belastet worden. Es
fand sich Degeneration der tiefen Rückenmuskeln auf der linken
Seite, nach welcher die Krümmungskonvexität sich wendete. Kramer
stellte Nachprüfungen der Boehmschen Beobachtungen über nume¬
rische Variation der Wirbel an und fand eine Serie solcher Wirbel¬
säulen mit lumbosakralen Assimilationswirbeln, deren Einfluß auf
eine Skoliosenbildung nicht zu verkennen ist. Ebenfalls durch
anatomische Untersuchungen suchte Eckstein die Beziehungen
zwischen Halsrippen und Skoliose zu klären und kam zu dem Er¬
gebnis, daß ein ätiologischer Zusammenhang nicht besteht. Eine
Berufsskoliose mit linksdorsaler Konvexität entdeckte Schultheß
Behandlung.bei den Gondoliere Venedigs. Einen neuen Skoliosenpendel¬
apparat konstruierte Becker, der in erster Linie der passiven
und aktiven Redression von Lumbal- und Totalskoliosen dient. Auf¬
fällig sind die Beobachtungen von Chlumsky, der einen ver¬
schlechternden Einfluß der schwedischen Gymnastik auf die Skoliose
konstatiert haben will und ihn auf die Lockerung der Bandapparate
bezieht. Ger so n betonte den Wert häuslicher Nachbehandlung
nach einer Anstaltskur und empfahl korrigierende Lagerung und
ähnliche einfache Manipulationen. Zu Gunsten des forcierten
Redressements bei schweren Skoliosen äußerte sich Gottstein.
Er verwendet zum Verband ein Gemenge von Gipspulver (19) und
Portlandzement (1). Was er von Erfolgen zeigt, beweist nichts
Orthopädie, Kinesiotherapie.
121
für dessen Dauerhaftigkeit. Um definitive Korrektions*
resultate zu gewinnen, bedarf es nach Schanz einer sorgfältigen
und langwierigen Nachbehandlung. Er läßt im Extensionsredressions-
gipsbett liegen, gibt ein Stützkorsett mit Kopfextension und Pe-
lottenredressement, verwendet Massage, aber keine Gymnastik. Ueber
die Erfolge, die wir von der heutigen Skoliosenbehandlung
erwarten dürfen, sprach sich Wahl im ganzen ziemlich optimistisch
aus. Auch er verwendet das Gipsbett mit Reklination. Zur Kon¬
trolle unserer therapeutischen Erfolge schlug Härtel folgende
Hilfsmittel vor: Anlegung einer monatlichen Gewichts- und
Längenmaßkurve, letztere getrennt für schlaffe und bestmög¬
liche Haltung, stereoskopische Photographien in Abständen von
-'/* Jahr, und zwar ebenfalls in lässiger und straffer Positur.
Das Stützkorsett wurde als durchaus notwendig anerkannt
von G. Müller, der dem Hessingkorsett einen praktischen elasti¬
schen Zug an dessen Innenfläche hinzufügt. Einem „tragbaren
Heilapparat“ rühmt Möhring gute Wirkung nach, er besteht
aus einem Geradhaltergestell mit besonders angeordneten elasti¬
schen Zügen.
Hereditäres Auftreten des Schlüsselbeindefektes
beobachtete Heineke an 7 Mitgliedern einer Familie, die keine
Funktionsstörung empfanden. Zander beschrieb eine seltene kon¬
genitale Luxation des Humerus, kombiniert mit Hochstand der
Skapula. Bergemann und Stieda operierten 3mal wegen Ent¬
zündung des subakromialen Schleimbeutels mit Kalk¬
ablagerung , die Bursa wurde exstirpiert. Es kann auch unter
Massage etc. Heilung eintreten. Es handelt sich vielleicht um einen
chronischen Prozeß, dor durch ein Trauma gesteigert wird. — Zur
ambulatorischen Extensionsbehandlung der oberen
Extremität hat Borchgrevink (Christiania) eine sehr einfache
Schienenvorrichtung angegeben, die mittels einer Achselkrücke in
der Achselhöhle Halt findet und deren Kraft von einem elastischen
Zug geliefert wird. — Die Bemühungen, nach Resektionen
bewegliche Gelenke zu erzielen durch Interposition von Muskel¬
lappen, wurden am Ellbogen fortgesetzt von Schmieden. Von
14 Fällen ergaben 6 ein ideales Resultat. Der Lappen wurde
dem Triceps entnommen. — Die Madelungsche Hand¬
gelenksdeformität faßt L e v y als eine Folgeerscheinung
der Rachitis bezw. der Spätrachitis auf. Sehr interessant sind
entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen von Braus über
Hyperdaktylie, angestellt an Embryonen einer Hühnerrasse mit
Deformitäten
des Schulter¬
gürtels.
Extensions¬
behandlung.
Ellbogen¬
resektion.
Madelungseln 1
Deformität.
Hyper¬
daktylie.
122
Vulpiue.
Syndaktylie.
Künstliche
Hand.
Trochanter¬
hochstand.
Schnellende
Hüfte.
C’oxa valga.
Coxa vara.
überzähliger Zehe. Es wurde festgestellt, daß es sich bei dieser
Erscheinung um Teilanlage einer spiegelbildlich symmetrischen Ver¬
dopplung handelt. — Heilung der kongenitalen Syndaktylie er¬
reichte Hornung auf unblutigem Wege durch Anlegen einer
Klammer, die langsam fester geschraubt wurde. — Die Methode
Vanghettis, an Amputationsstümpfen schlingenförmige Sehnen¬
enden vorstehen zu lassen behufs Uebertragung der Muskelaktion
auf die Prothese, wurde von Wreden mit Erfolg angewendet, er
konnte auf diese Weise eine künstliche Hand mit aktiv be¬
weglichen Fingern schaffen.
Eine neue Messung des Trochanterhochstandes ersann
Schoemaker. Verbindet man am liegenden Menschen und bei
normaler Beckenstellung die Spitzen der Trochanteren mit den
Spinae ant. sup. und verlängert diese Linien bis zur Mittellinie, so
schneiden sie sich genau in letzterer, indem sie zugleich mit Mittel¬
linie und Verbindungslinie der Spinae gleichseitige Dreiecke ein-
schließen. Stehen die Trochanteren nicht gleich hoch, so treffen die
beschriebenen Trochanter-Spinalinien die Mittellinie an verschiedenen
Punkten. Und wenn man nun die Distanz der beiden Schnittpunkte
durch 3 dividiert, so erhält man etwa den Betrag der Höhendifferenz
der Trochanteren. Stehen beide Rollhügel pathologisch hoch, so
schneiden sich ihre Linien wohl in der Mittellinie, aber die Form
der beiden Dreiecke verrät die Verschiebung. — Uebereinstimmend
fanden Hör and und Pupovac, daß das Phänomen der sogen,
schnellenden Hüfte in Wahrheit hervorgebracht wird durch
ein habituelles Luxieren des Tractus ileotibialis über den Trochanter.
Ursache dieser Verschieblichkeit mag ein Trauma oder eine erlernte
isolierte Innervation der vorderen Glutäusfasern sein. — Eine
kleine Monographie über Coxa valga gab T u b b y, alles
Bekannte zusammenstellend, auch Röntgenbefunde. Hinsichtlich
letzterer mahnt er zur Vorsicht, da eine fehlerhafte Rotation eine
Valgität des Halses Vortäuschen kann. Preis er erblickt das Wesen
der Coxa valga neben der Valgität des Schenkelhalses vor allem in
einer Anteversion des Kopfes. Sie ist als intrauterine Belastungs¬
deformität aufzufassen, die ihrerseits durch Druck gegen den oberen
Pfannenrand die Entwicklung des Pfannendaches hemmt. Hierin
liegt aber die Hauptvorbedingung für das spätere Eintreten der
Luxation bei den ersten Steh- und Gehversuchen. Gerade deshalb
findet man so selten die reine Coxa valga, so häufig Luxation mit
der Valgität kombiniert. Einen typischen Fall kongenitaler Coxa
vara hat v. Frisch mitgeteilt, entstanden nach seiner Ansicht
Orthopädie, Kinesiotherapie.
123
durch Ossifikationsstörungen. Untersuchungen, die t. Baeyer am
anatomischen Präparat und am Modell ausführte, lassen die An¬
nahme zu, daß die veränderte Bänderspannung einigen der Coxa vara
eigentümlichen Bewegungsstörungen zu Grunde liegt. Klinische und
pathologisch-anatomische Studien ließen Ortloph in der Coxa vara
ein Frühsymptom der Osteomalazie erblicken. — Perret berichtet
über die Prinzipien der Koxitisbehandlung an der Berner
Klinik, deren Richtigkeit ihm die konstatierten Dauerresultate be¬
stätigten. Bei leichten Fällen ohne Eiterung oder mit geschlossenem
Abszeß wird konservativ behandelt. Läßt sich im Röntgenbild
ein Herd feststellen, so wird er angegangen. Bei offener Eiterung
wird zur Erkennung des wahren Gelenkzustandes die Arthrotomie
und eine atypische Resektion gemacht. Ausgedehnte Resektion
wird verworfen. Wie verhalten wir uns bei den Folgen einer
doppelseitigen Koxitis? Guillaume rät von einer Operation ab,
wenn beiderseits entzündliche Luxation eingetreten ist und keine
wesentliche Adduktion besteht. Starke Adduktion mit Kreuzung der
Beine ist dagegen absolute Indikation zur Operation. Die Interposition
eines Muskellappens in das resezierte Hüftgelenk gab Ahrens
ein schönes Resultat, obwohl es sich um eine floride Tuberkulose
handelte. - - Ghillini erzeugte bei wachsenden Kaninchen Hüftluxation
und studierte die später gefundenen anatomischen Veränderungen, die
in weitgehendem Maße an die Befunde bei Luxatio coxae con¬
genita des Menschen erinnerten. Daß letztere auf mechanische
Ursachen zurückzuführen sei, diese Annahme will er durch seine
Experimente stützen. Originelle Anschauungen über die Ae t i o 1 o g i e
der Hüftluxation äußerte Le Damany: Jeder menschliche Fötus
deformiert sich vor der Geburt durch übermäßige Beugung in den
Hüften, diese bedingt durch das räumliche Mißverhältnis zwischen
Fötus und Uterus. Dies Mißverhältnis ist verursacht durch die ein¬
seitige Gehirnentwicklung des Menschen. Der große Kopf verlangt
mit Rücksicht auf den Geburtsakt ein breites Becken. Deshalb be¬
sitzt schon der menschliche Fötus und speziell der weibliche ein
breites Becken. Zur Beugung der Hüften kommt die Adduktion,
und damit ist die Luxation vorbereitet. Die Streckung der Hüften
nach der Geburt vollendet sie. Die Gefahr, welche die Gehirnaus¬
bildung in sich birgt, ist also die Hüftluxation, sie findet sich um so
häufiger, je höher die Rasse steht. Wollenberg wies auf die
nicht unerhebliche Häufigkeit der Vererbung der Deformität hin,
die nach seinen sorgfältigen statistischen Erhebungen das familiäre
Auftreten überwiegt, Joachimsthal auf die nicht ganz seltene
Coxitis
tuberculosa.
Luxatio coxa»*
congenita
124
Vulpius.
Luxatio coxae
congenita.
Therapie der
kongenitalen
Hüftluxation:
Unblutige
Reposition.
— Hlutige
Reposition.
Kombination der Hüftluxation mit anderen kongenitalen Ano¬
malien wie Schiefhals, Spina bifida, Genu recurvatum, Klumpfuß etc.
Graetzer bekannte sich als Anhänger der mechanischen Theorie, nach
ihm erzeugen amniotische Verwachsungen die Deformität. Dal>
die Hüftverrenkung durch Muskelzug zu stände kommen kann, scheint
ihr nicht ganz seltenes Auftreten bei Littlescher Erkrankung mit
starken Spasmen zu beweisen. Wollenberg fand unter 10 Fällen
dieser Art 3mal komplette Luxation. Von größtem praktischen
Interesse sind die Mitteilungen von Drehmann über seine Be¬
handlungsresultate bei 166 Privatpatienten. Er macht die
Reposition gegen Ende des 2. Lebensjahres, als obere Grenze be¬
stimmt er bei einseitiger Luxation das 10. Lebensjahr, bei L. duplex
das 6. Jahr. Bei einseitiger Luxation erzielte er 93 % funktionell
normale, 90 % anatomisch normale Gelenke, für Luxatio duplex sind
die entsprechenden Zahlen 82% und 71 °/o. Rechnet man alle re-
ponierten Gelenke zusammen, so wurden erzielt: 85% anatomische
und 91 % funktionelle Erfolge. Etwas weniger günstig lauten die
Zahlen von Ehebald aus der Gochtsehen Klinik. Von 102 einge-
renkten Fällen waren 67 einseitig, 35 doppelseitig. Von den ein¬
seitigen Fällen ergaben 66 % ein anatomisch und funktionell tadel¬
loses Resultat. Ein funktionell vollkommenes Resultat wurde, wenu
man Reposition mit exzentrischer Einstellung des Kopfes hinzu¬
rechnet, sogar in 77% erzielt. Etwas weniger gut war das
Ergebnis bei Luxatio duplex. Ehebald ist übrigens kein prin¬
zipieller Gegner der blutigen Reposition. Eher zu Gunsten der
letzteren neigt Deutschländer, nach dessen Meinung der Wert
der blutigen Einrenkung heute unterschätzt wird. Die un¬
blutige Methode habe viele Versager aufzuweisen, die uns das Messer
in die Hand zwingen. Allerdings werde erst große Uebung und
Erfahrung die volle Leistungsfähigkeit der Operation erkennen lassen.
Seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse auf diesem Gebiet sind
allerdings zunächst wenig ermutigend. Ihm widersprach sehr ener¬
gisch Bade: Das Versagen der unblutigen Behandlung jugendlicher
Fälle gehe viel mehr der angewendeten, noch nicht genügend durch¬
gearbeiteten Methode zur Last als den anatomischen Verhältnissen.
Er ist durchaus Gegner blutiger Reposition; Fälle, die trotz aller
Uebung und Sorgfalt unblutiger Behandlung widerstehen, läßt er
lieber unbehandelt. Ludloff dagegen operiert Fälle, bei denen die
unblutige Reposition mißlingt, nach einor eigenen Methode: Das
Bein wird zunächst in starker Abduktion eingegipst auf die Dauer
von 4 Wochen. Dann wird das Gelenk mit einem vorderen Schnitt
Orthopädie, Kinesiotherapie.
125
am lateralen Rand des Adductor magnus eröffnet, der Kapselisthmus
gespalten und der Kopf durch direkten Zug in die Pfanne geholt. —
Ueber schöne Erfolge der Quadricepsplastik an der Schultheß-
sehen Klinik berichtete Nägeli. In 12 Fällen war der Tensor
fasciae allein oder in Verbindung mit Sartorius, Gracilis, Flexoren
überpflanzt worden. Er ist ein überzeugter Anhänger des Verfahrens
geworden, das auch von Hofmann empfohlen wurde. Auch dieser
Operateur bevorzugt den Tensor fasciae zum Ersatz des Quadriceps.
Er verlagert den Sartorius nach vorne auch in Fällen von Arthro¬
dese des Kniegelenks, um dadurch die Beugekontraktur zu ver¬
hüten.
Die Therapie des Genu valgum darf, worauf Muskat
hinwies, nicht notleiden unter der unzutreffenden Annahme spontaner
Heilung, die sehr viel häufig bei Varusdeformitäten vorkommt. Die
Therapie soll aber bei leichteren Formen auch nicht zu energisch
sein, nicht in Osteotomie bestehen. Muskat verwendet einen
Lagerungsapparat: Zwischen die Kniee kommt ein Polster, die
Knöchel werden mit Riemen in korrigierte Stellung gebracht. Außer¬
dem läßt er Plattfußeinlagen tragen. Eine ähnliche Vorrichtung
beschrieb Zuelzer zur Behandlung des Genu varum infantile, welche
die Kniegelenke mittels elastischer Binde einander nähert, die Knöchel
abduziert. Um die Arthrodesenoperation am Kniegelenk zu
vereinfachen, frischt Hübscher die Gelenkflächen nicht an, sondern
nur Patella und Vorderfläche des Femurs und verschraubt diese
beiden Knochen miteinander unter starker Anspannung des Liga¬
mentum patellare.
Die Diagnose einer Abrißfraktur der Tuberositas tibiae
ist nach Alsberg häufig irrtümlich gestellt worden unter Mi߬
deutung der Röntgenbefunde. Es gibt vielmehr eine im Wachstums¬
alter, besonders zwischen dem 12.—14. Lebensjahr auftretende nicht
traumatische Erkrankung der Tuberositas, über deren Aetiologie die
vereinzelten Operationsbefunde noch keine Klarheit gebracht haben.
Einen Erfolg der Knochenplastik bei angeborener Unter-
schenkelpseudarthrose konnte Rauenbusch beschreiben.
Eine 10 Jahre alte traumatische Lähmung des M. peroneus
heilte Kirsch, indem er einen Lappen der Achillessehne ablöste,
mit einer Seidensehne verlängerte und diese nach gründlichem
Redressement des Klumpfußes am Cuboid befestigte. Das Resultat
war vorzüglich. Zur Erleichterung der Tenotomie der oft (z. B.
beim Klumpfuß) schwer palpabeln Achillessehne hebt sich Rie-
dinger die Sehne mit einem eingestochenen Häkchen empor und
Quadriceps¬
plastik.
Deformitäten
des Knie¬
gelenkes.
Apophysiti»
tibialis
I\seud-
arthrosis
tibiae
Peroneus¬
lähmung.
Aehillo-
tenotomie.
126
Vulpius.
Hackenfuß.
Fußgelenks-
tuberkulöse
Arthrodese
des Sprung¬
gelenkes.
(’alcaneus-
sporn
Klumpfuß:
Aetiologie,
— Therapie.
durchschneidet sie dann von außen nach innen. Der gleiche Autor
machte auf eine Gefahr der Achillotenotomie wegen spastischem
Pes equinus aufmerksam: Es kann sich ein spastisch-paralytischer
Hackenfuß ausbilden. In solchen Fällen ist darum die plastische
Verlängerung der Achillessehne vorzuziehen.
Die Erfolge der operativen Behandlung der Fußgelenks¬
tuberkulose führten Stich zu folgender Indikationsstellung:
Eventuell kann konservativ behandelt werden, wenn das Gelenk
zwar erkrankt, aber keine Fistel, keine ausgedehnte Zerstörung vor¬
handen ist. Ist ein Knochenherd nachweisbar, so soll operiert
werden, auch wenn das Gelenk noch frei ist. Fast stets ist der
Operation der Vorzug zu geben, denn 77°/o der konservativ be¬
handelten Fälle müssen später doch operiert werden. — Daß die
Arthrodese des Sprunggelenks häufig mißlingt, daran ist
nach Goldthwait schuld das Schlottern des angefrischten Talus in
der Malleolengabel. Er macht eine schiefe Osteotomie des Malleolus
externus, um ihn an die Außenfläche des Talus anpressen zu können.
— Mehrfach und verschiedenartig besprochen wurde die plantare
Exostose des Calcaneus, der sogen. Fersenbeinsporn. Nach
Haglund ist er nicht selten, er findet sich bei Individuen mit
osteoartbritischen Prozessen und entsteht wohl durch den reizenden
Zug der Muskelinsertion. Beschwerden erzeugt der kleine Auswuchs
nur, wenn er verletzt wird. Entlastet man durch einen Hing die
schmerzhafte Stelle der Fersenfläche, so kann Heilung eintreten.
Lehr meint ebenfalls, daß der Sporn oft symptomlos bleibt, aber
bei Plattfußbildung durch Verlagerung des Calcaneus schmerzhaft
wird. Blencke endlich wurde durch klinische Beobachtungen und
zahlreiche Röntgenuntersuchungen zu der Ansicht geführt, daß der
Sporn seltener eine Wachstumserscheinung, eine Ausziehung der
unteren Calcaneusepiphyse darstellt; vielmehr dürfte er sich meist
im späteren Alter durch verschiedene pathologische Ursachen,
namentlich Gonorrhoe, Arthritis, Arteriosklerose entwickeln. Die
Exostose muß nicht gerade Beschwerden machen, tut es aber meistens.
— Sowohl Kirchner als Hohmann vertraten für den ange¬
borenen Klumpfuß sowohl wie für die Hüftluxation bezw. die
Klumphand die Anschauung, daß diese Deformitäten auf Amnionenge
zu beziehen sind. Ein lebhafter Meinungsaustausch befaßte sich mit
der Therapie des Klumpfußes. Schultze verwarf jede blutige Be¬
handlung, die er geradezu als Kunstfehler brandmarken zu müssen
glaubte. Auch Semeleder empfiehlt tägliches manuelles Hedres-
sieren, das vor Ablauf des 1. Lebensjahres zum Ziel führt. Er ist
Orthopädie, Kinesiotherapie.
127
selbst ein Gegner der Tenotomie. Becker hält eine Behandlung
im 1. Lebensjahr hingegen für unrichtig, er redressiert erst später
und rollt dabei besonders den inneren Fußrand energisch auf. Ueber-
schüssige Haut über der Fußwurzel wird exzidiert. Er behandelt
im Schienenhülsenapparat nach. Lange verwendet in den ersten
Lebensjahren nach dem Redressement zwar den Gipsverband, läßt
ihn aber nur 2 Tage liegen, weil er Dekubitus, Ekzem, Atrophie
fürchtet. Er behandelt nach Abnahme des festen Verbandes mit
Zelluloidschienen weiter. Sehr energisch wandten sich gegen seine
Methode Schultze und Herz. Beide tadelten die Langwierigkeit
und Mühseligkeit des Lang eschen Verfahrens und die Mangelhaftig¬
keit seiner Resultate. Die Bedenken gegenüber dem Gipsverband
sind bei guter Technik grundlos. Sowohl unblutiges Redressement
wie Operation bei dessen Erfolglosigkeit wendet Vulpius an, er
vertritt also einen vermittelnden Standpunkt. Möglichst soll die
Kur beendigt sein, wenn das Kind zu gehen beginnt. Fränkel
benutzt in origineller Weise den Klappschen Saugapparat zum Re¬
dressement des Klumpfußes, welches spielend gelingen soll, und zwar
ohne Narkose. Zur Nachbehandlung nach jeder Sitzung wählt er
den federnden Fixationsverband, einen Heftpflasterverband, der durch
Einschaltung einer Spiralfeder den Fuß nach Belieben abduziert,
proniert, dorsalflektiert. Um das modellierende Redressement zu
vervollständigen und die häufig widerspenstige Ferse in Abduktion zu
bringen, empfiehltSaxl die supramalleolärelnfraktionderFibula
anzuschließen. Schanz erblickt eine Hauptschwierigkeit des Klump¬
fußredressements in der Verdickung des Taluskörpers, welche sein
Eintreten in die Malleolengabel verhindert. Er hat, wie Lehr mit¬
teilt, dies Hindernis durch Abtragen der äußeren Talusfläche mit
Erfolg zu beseitigen gesucht. Einen ultrachirurgischen Standpunkt
endlich nimmt Willens ein. Ganz leichte Fälle ausgenommen,
macht er prinzipiell Exstirpation des Talus, Resektion des Proc. ant.
calcanei, dann Einlagerung des Cuboid in die Malleolengabel. — Der
traumatische Plattfuß ist nach Deutschländer in Wahr¬
heit oft eine Fraktur des Naviculare oder benachbarter Knochen
mit konsekutiver Arthritis deformans. Mit einer solchen Absprengung
am Kahnbein ist nicht zu verwechseln das Os tibiale. Dieser offen¬
bar nicht seltene Extraknochen hat mit der Plattfußbildung nach
Gaugele nichts zu tun, kann aber vielleicht Schmerzen erzeugen,
wenn Senkung und Drehung des Kahnbeines während der Entwick¬
lung des Plattfußes zu stände kommen. Modifizierte Gummieinlagen
stellt Bar dach, der als Zahnarzt selber an Plattfußbeschwerden
Plattfuß.
128
Vulpius.
Plattfuli.
litt, in der Weise her, daß er einem Gipsabguß des Fußes ent¬
sprechend eine vorrätig gehaltene Kautschukschablone zurecht
raspelt. Das Gipsmodell für seine Zelluloid-, Leder- oder Durana-
einlagen gewinnt Nieny, indem er den Patienten auf ein mit Gips
gefülltes Cambricsäckchen treten läßt und während des Erhärtens
die Fußwölbung mit einem Bindenzügel redressiert. Plattfüßige läß t
Schanz nach Lehrs Mitteilung zur Kräftigung der Fuß- und
TJnterschenkelmuskeln im Wasserbad Kies treten und um rühren.
Lehr weist auch hin auf eine besondere Form des Plattfußes, das
Einsinken des queren Fußgewölbes, wodurch die Metatarsalköpfchen
einen ungewohnten Druck aufnehmen müssen — es entsteht der
Vorderfußschmerz. Ein zirkulärer Heftpflasterverband genügt, um
die Beschwerden zu beseitigen.
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Vulpius.
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Zentralbl. f. Orthop. Nr. 10. — Derselbe, Behandlung der chirurgischen
Tuberkulose mit Kampfernaphthol. Zeitschr. f. orthop. Chir. Bd. XXI. —
Zander, Kongenitale Luxation des Humerus. Zeitschr. f. orthop. Chir.
Bd. XX. — Zuelz er, Zur Behandlung des Genu varum. Zeitschr. f. orthop.
Chir. Bd. XX.
HI.
Spezielle Pathologie und Therapie.
I. Innere Medizin.
a) Krankheiten des Nervensystems.
Von Prof. Dr. E. Redlich in Wien.
Mit 3 Abbildungen.
Allgemeines. Auf die theoretisch so wichtige Frage des Auf- Neuronenlehre,
baues des Nervensystems aus Neuronen kommt Verworn
neuerdings zurück. Das Wesentliche dieser Lehre liegt nach ihm
in der Auffassung des Ganglienzellenkörpers mit seinem Nerven-
fortsatz und seinen Dendriten als zellul&re Einheit. Diese An¬
schauung kann auch heute noch gelten, ebenso daß für das Aus¬
wachsen des peripherischen Abschnittes nach Verletzungen der zen¬
trale von wesentlicher Bedeutung ist. Dagegen ist über den Zusammen¬
hang der einzelnen Neurone untereinander noch keine volle Klar¬
heit gewonnen worden, ebensowenig darüber, ob das fibrilläre oder
das perifibrilläre Protoplasma oder beide für die Leitung der Nerven¬
erregung von Bedeutung sind. Verworn weist dann auf die neuen
Ansichten über die Vorgänge beider funktionellen Inanspruch¬
nahme, sowie der Hemmungsfunktionen der Ganglienzellen hin, die
auf Dissimilationsvorgängen beruhen. — Benedikt setzt seine von
den herrschenden Anschauungen vielfach abweichenden Ansichten über
die willkürliche Muskelkontraktion, sowie über krank- Willkürliche
hafte Bewegungsstörungen auseinander. Nach ihm ist die
Hebekraft der kontraktilen Muskelelemente und ebenso die Wirkung
der Fixationsinnervation von der aktiven Erweiterung des Quer¬
schnittes der Muskelelemente abhängig. Die Rückkehr zur Norm
erfolgt automatisch. Die tabische Ataxie ist nach ihm keine Koor¬
dinationsstörung, sie hat mit zentripetalen Störungen nichts zu tun,
ist vielmehr bedingt durch eine Störung in der Funktion von Fasern,
welche zentrifugal in den hinteren Wurzeln verlaufen, infolgedessen
134
Redlich.
Reflexe.
Hemiplegie.
sprechen die kontraktilen Elemente schwerer an und reagieren ex¬
zessiv. Bei dieser Gelegenheit spricht sich Benedikt neuerdings
gegen den Zusammenhang von Tabes und Lues aus. Anläßlich der
Erörterungen der Krampferscheinungen bringt Benedikt allerlei
Exkurse über die Epilepsie, auf die hier nicht näher eingegangen sei.
Wieder liegt eine Reihe von Arbeiten über diagnostisch
wichtige Reflexe vor. Bei Beklopfen des Fußrückens tritt in
der Norm eine Dorsalflexion des Fußes auf, nach Bechterew und
Mendel bei Degeneration der Pyramidenbahn umgekehrt eine Plan¬
tarflexion der Zehen. Nikitin bestätigt im wesentlichen diese An¬
gaben. Freilich ist dieser Reflex nicht mit gleicher Sicherheit ver¬
wertbar, wie etwa der Babinskische Reflex. Steinberg zeigte
vor kurzem, daß bei Hemiplegikern Reizung der Fußsohle der ge¬
lähmten Seite Dorsalflexion der großen Zehe, Reizung der gesunden
Seite Plantarflexion beider großen Zehen bedingt. Steinberg
glaubt, daß auch das Auftreten dieses kontralateralen Plantarreflexes
auf eine Läsion der Pyramidenbahn hinweise. Ein Analogon des
Babinskisehen Reflexes beschreibt Jacobsohn an der Hand:
bei einer besonderen Art der Fixierung des gelähmten Unterarms
erhält man durch leichtes Schlagen des Perkussionshammers gegen
den Radius eine deutliche Beugung der Finger, vornehmlich der
Endphalangen. Unter normalen Verhältnissen bleiben die Finger
vollkommen gerade, oder es zeigt sich höchstens ein leichtes Schnellen
der ganzen Finger. Dieser Reflex soll bei der zerebralen Hemi¬
plegie konstant sein, er fehlt bei Paralysis agitans. Jacobsohn
hält diesen Reflex für identisch mit Bechterews Karpometa-
karpalreflex. Heftiger Druck auf das Auge bewirkt nach A sehn er
(resp. Wagner.-Jauregg) bei stuporösen Geisteskranken, auch
bei tief Narkotisierten das Auftreten tiefer Atemzüge, von Kon¬
gestion des Gesichtes, Brechbewegungen, unter Umständen Rückkehr
des Bewußtseins und Verschwinden des Radialpulses. Dies alles
weist nach A sehn er auf Vagusreizung hin, die reflektorisch vom
Trigeminus aus erfolgt; wie Tierexperimente des Verfassers zeigten,
ist es ein Reflex, der durch die Medulla oblongata abläuft und sich
in der Narkose länger erhält, als der Korneal- und Pupillenreflex.
Gehirn. Mit einem verbesserten Dynamometer untersuchte
Sternberg die Kraft der Hemiplegiker, indem er mit beiden
Händen zunächst isoliert und dann zu gleicher Zeit mit der gesunden
und gelähmten Hand drücken ließ. Dabei fand sich öfters, insbe¬
sondere in frischen Stadien, auch die Kraft der gesunden Seite
Krankheiten des Nervensystems.
135
herabgesetzt. Der Simultaneffekt, d. h. die Kraft bei gleichzeitigem
Drücken, ergab öfters für die kranke Seite eine Steigerung der
Leistung, mitunter aber auch eine Herabsetzung; auch für die
gesunde Seite ist der Effekt sehr variabel. Auffällig ist oft die
rasche Ermüdbarkeit. An einem anatomisch genau untersuchten
Falle bespricht Schaffer das Phänomen des zerebralenSchmer- Zerebraler
zes bei Hirnherden. Redlich und Bonvicini befassen sich Schlnerz
mit dem interessanten Phänomen, daß mitunter Kranken mit zere- Zerebrale
bral bedingter Blindheit die Blindheit nicht zum Bewußtsein Bhudheit.
kommt, eine Erscheinung, die viel häufiger ist, als zunächst gedacht
wird. Sie findet sich nicht nur bei doppelseitigen Herden im Hinter¬
hauptslappen mit totaler Blindheit oder hochgradiger Störung des
Sehvermögens, sondern auch in Fällen von Blindheit bei Allgemein¬
erkrankungen des Gehirns (z. B. bei Tumor cerebri mit Atrophie nach
Stauungspapille). Das Symptom ist nicht rein anatomisch, etwa durch
Ausschaltung der ganzen optischen Zentren und Bahnen, sowie ihrer
Assoziationssysteme, noch auch durch Störungen des Gedächtnisses und
der Merkfähigkeit allein oder durch optische Halluzinationen zu er¬
klären. Es stellt vielmehr eine Teilerscheinung einer allgemeinen und
hochgradigen Störung der Hirnfunktionen bei bestehender Blindheit
dar. Umgekehrt kann im Beginne der Erkrankung bei beiderseitiger
Okzipitalaffektion ein noch Testierender Gesichtsfeldrest von dem
Kranken übersehen werden, so daß sich dieser für blind hält. — Als
kongenitale Wortblindheit werden Fälle beschrieben, wo sonst
normale Kinder, die auch keine Zeichen von Sprachstörung zeigen,
nicht lesen lernen. Einen dieser seltenen Fälle beschreibt Peters.
Der Knabe, der ein normales Sehvermögen hat, liest einzelne Buch¬
staben und Ziffern gut, nicht aber ganze Worte. Auch das Diktat¬
schreiben ist deutlich gestört. Mit Morgan nimmt Peters als
Ursache der Störung eine Aplasie von Hirnteilen in der Gegend des
Gyrus angularis an. Durch eine besondere Unterrichtsmethode läßt
sich der Defekt mitunter vollständig korrigieren. — Während manch¬
mal, wie Liepmann gezeigt hat, die Handlungsfähigkeit von
Kranken in einem die Lähmung weit überholenden Maße gestört
ist (Apraxie), zeigt Meyer, daß mitunter die Kranken, trotz relativ
starker Lähmung, relativ gut, selbst kompliziertere] Handlungen,
z. B. Schreiben, auszuführen im stände sind (Eupraxie). Er Kupraxie.
nimmt an, daß je näher der Herd der linken Hirnrinde sitzt, desto
mehr die Fähigkeit zu handeln leidet, eine Auffassung, die iin wesent¬
lichen Liepmann akzeptiert. —Durch Marie ist neuerdings wieder
die Frage der Aphasie in Fluß und Diskussion gekommen und
136
Redlich.
Aphasie, hat eine geradezu unübersehbare Zahl von Arbeiten gezeitigt. Maries
Standpunkt ist folgender: Er erkennt nur eine Form von Aphasie
an, die durch Läsion der Wern ick eschen Zone bedingt ist; sie
entsteht aber nicht durch den Verlust der Wortklangbilder, wie man
dies allgemein annahm, sondern ist bedingt durch eine eigentüm¬
liche Intelligenzstörung. Eine Läsion dieser Stelle plus einer solchen des
linken Linsenkerns gibt die sogen, motorische Aphasie, die eigent¬
lich eine Anarthrie ist, während die Brocasche Windung mit der
motorischen Aphasie nichts zu tun hat. Maries Anschauung ist
des breiteren auseinandergesetzt in dem großen Buch von Mo utier,
sie hat in der Pariser neurologischen Gesellschaft zu lebhaften Er¬
örterungen geführt; beide Thesen Maries wurden heftig angegriffen,
zu einer Entscheidung ist es noch nicht gekommen. Heute aber läßt
sich schon sagen, daß Marie gewiß nicht recht behalten wird, dal)
aber sein Eingreifen zu einer wohltuenden Revision der ganzen Lehre
führen wird.
Schuß- Eine interessante Spätfolge einer Schuß Verletzung des
Verletzung Gehirns beschreibt Bernhardt. Als unmittelbare Folge der
des Gehirns. . ... .
Verletzung blieb eine rechtseitige totale Optikusatrophie zurück.
Einige Jahre später stellte sich eine Schwäche der linken Körper¬
seite und eine an Hemichorea erinnernde Bewegungsunruhe ein.
Die Röntgenplatte zeigte eine Reihe von Schrotkugeln im Schädel-
innern. Wieso der jahrelang anstandslos vertragene Fremdkörper
nunmehr Erscheinungen machte, ließ sich nicht entscheiden. — Sänger
bespricht zusammenfassend den wichtigen Umstand, daß mitunter bei
Herd- diffusen Erkrankungen des Gehirns gewisse Herderschei-
symptome n ungen in den Vordergrund treten, so daß die Annahme rein
Erkrankungen lokaler Schädigungen nahe liegt. In manchen dieser Fälle ist darum
des Gehirns, auch schon vergeblich eine Operation vorgenommen worden. So
kann bei genuiner Epilepsie das Symptomenbild des Jacksonschen
Anfalles sich finden. Bei der tuberkulösen Meningitis sind Hemi¬
plegie, Aphasie, Lähmung einzelner Hirnnerven recht häufig, in
seltenen Fällen kommt ähnliches auch bei der eitrigen Meningitis
vor. Auch eine diffuse sarkomatöse Meningitis (ein Fall mit doppel¬
seitiger Lähmung) kann solche Herderschoinungen bedingen, ebenso
eine diffuse chronische Leptomeningitis. Am häufigsten kommt dies
aber beim chronischen Hydrozephalus vor, gelegentlich auch bei
Arteriosklerose der Hirngefäße. Auch die senile Hirnatrophie kann
neben den typischen Allgemeinerscheinungen zu zirkumskripten klini¬
schen Ausfällen (Aphasie, Apraxie) führen, die die Fehldiagnose
einer Herderkrankung nahelegen. Endlich erwähnt Sänger von
i
l
Krankheiten des Nervensystems. 137
hierhergehörigen Erkrankungen noch die diffuse Enzephalitis, die
progressive Paralyse und den Pseudotumor. Eine Uebersicht über
gewisse Fortschritte in der Diagnostik der Gehirngeschwülste
gibt Knapp; die Hirnchirurgie ist heute nicht mehr, wie dies
Bergmann meinte, identisch mit einer Chirurgie der Zentral¬
windungen; gerade die stummen Gehirnregionen sollten für den
Chirurgen mehr Anziehungskraft haben, da hier die Entfernung der be¬
fallenen Hirnteile ohne wesentliche Folgeerscheinungen möglich ist. In
gewissem Sinne müssen daher auch die Fernsymptome für die Diagnose
verwertet werden. Voraussetzung dafür ist eine Wahrscheinlichkeits¬
skala des Auftretens bestimmter Fern¬
symptome bei Tumoren gewisser
Hirnregionen, wie dies Knapp z. B.
für die Affektionen des Schläfenlappens
dartut. Zu verwerten sind auch die
Schallleitungsveränderungen bei
Perkussion und Auskultation des Schä¬
dels, insbesondere bei Krankheitsherden
dicht unter dem Schädeldach. Die
Böntgenphotographie zeigt Usuren
des Schädels durch andrängende Ge¬
schwülste, aber auch, wie hinzuzufügen
ist, ausgebreitete Usuren durch die
Drucksteigerung, dann verkalkte Ge¬
schwülste, die Verbreiterung der Sella
turcica bei Hypophysengeschwülsten.
Knapp hebt dann den Wert der Hirn¬
punktion mit nachfolgender histologi¬
scher Untersuchung der aspirierten Ge-
websbestandteile zur Lokalisation von
Geschwülsten hervor. Förster zeigt an
der Hand dreier Fälle, wie schwer unter
Umständen die Lokaldiagnose des Tumors sein kann, einmal
dann, wenn wegen Benommenheit des Patienten eine genaue Unter¬
suchung nicht möglich ist; ein andermal war die Diagnose eines
Akustikustumors gestellt worden, die Diagnose der Seite aber
konnte nicht mit aller Sicherheit gemacht werden, ein dritter Fall
zeigt wiederum die bekannten Schwierigkeiten der Differential¬
diagnose zwischen Tumor und Hydrozephalus. Auf eine Eigentüm¬
lichkeit der Hirn venen um Tumoren weisen Philipps und Smith
hin; die Venen bildeten einen förmlichen Kranz um den Tumor, wie
Fig. 15.
(Nach Philipps u. Smith,
Venous aecomodation.
The Lancet 1908 .)
Hirntumoren
Symptoma¬
tologie,
— Diagnose.
138
Redlich.
dies aus der Fig. 15 hervorgeht. Schüller konnte übrigens ähn¬
liches mitunter an den Diploevenen im Röntgenbilde nachweisen und so
Hirnpunktion, einen weiteren lokaldiagnostischen Behelf gewinnen. Durch Hirn¬
punktion wurde ein Zystizerkus zu Tage gefördert und bei der
vorgenommenen Operation mehrere Zystizerken entfernt. Nachträglich
ging der Kranke unter Zunahme von Hirnerscheinungen zu Grunde,
und die Obduktion ergab außer den Zystizerken in der Gegend der
Fossa Sylvii noch solche im linken Stirnhirn und linken Schläfenlappen
und in anderen Hirnpartien. Der Fall zeigt wohl, welchen Nutzen unter
Umständen die Hirnpunktion bei der Diagnose von Hirntumoren
haben kann. — An der Hand mehrerer Beobachtungen referiert
Klein- Siemerling über den heutigen Standpunkt in der Symptomato-
liirutumoreu . j O gj 0 (} er Kleinhirntumoren. Für diese sind nebst den Allgemein¬
erscheinungen des Tumors, dem Fortschreiten des Leidens charakte¬
ristisch : zerebellare Ataxie, Schwindel, nystagmische Zuckungen.
Blicklähmungen, ataktische, mitunter tremorartige Bewegungsstö¬
rungen an den Extremitäten, während gleichzeitige Hemiparesen, Are-
flexie der Kornea, die Adiadokokinesis (Verlust der Fähigkeit, rasch
folgende, namentlich antagonistische Bewegungen auszuführen) ic
ihrer Bedeutung noch nicht endgültig festgestellt sind. Mit dem
gleichen Gegenstände beschäftigt sich auch Ziehen, der insbesondere
auf die Schwierigkeiten der Differentialdiagnose zwischen Klein¬
hirn- und Stirnhirntumoren hinweist. — Durch den Nachweis
von Karzinomzellen im Lumbalpunktate konnte Stadelmann das Vor¬
handensein einer metastatischen (primäres Magenkarzinom) kar-
Hiintumoren. zinomatösen Menin gitis in vivo diagnostizieren. — Schupf er hat
neuerdings einen Fall eines Gliosarkoms im rechten Schläfen¬
lappen beobachtet, der zu einer ausgedehnten, einen großen Teil des
Rückenmarks umgürtenden Metastase in der Pia geführt hatte. Von
Symptomen bestanden unter anderem Parese im Okulomotorius, link¬
seitige Hemiparese, motorische Reizerscheinungen, Gangstörung, Sensi¬
bilitätsstörungen und Erlöschen der Patellarreflexe, Störungen des Ge¬
hörs, Geruchs und Geschmacks und zum Schluß schwere Paraparese
der unteren Extremitäten mit Blasenstörung, Folgeerscheinungen der
Operativ»* Rückenmarksmetastase. — Von mit Erfolg operierten Fällen sei
Behandlung. z g auf ^ en von Oppenheim und Krause beschriebenen Fall hinge¬
wiesen, ein Tumor in der Gegend der linken ersten Schläfewindung und
der Insel, als dessen Hauptsymptom die sensorische Aphasie zu be¬
zeichnen war. Der Tumor erwies sich als ein von der Dura ausgehen¬
des Fibrosarkom. Später aufgetretene schwere Hirnerscheinungen
veranlaßten einen zweiten operativen Eingriff, bei dem ein zweiter
Krankheiten des Nervensystems.
139
Tamor, in der Nähe des ersten gelegen, entfernt wurde, worauf ein
schönes Endresultat zurückblieb. — B i r o erörtert u. a. die Frage des
Zusammenhanges zwischen Trauma und Tumor, der in
manchen Fällen anzuerkennen ist, während in anderen höchstens eine
gewisse Förderung des Wachstums der Geschwulst zuzugeben ist.
Von 84 Fällen sah er 5, wo ein solcher ätiologischer Einfluß des
Traumas zuzugeben war. — Pfeifer beobachtete einen Kranken mit
sensorisch-aphasischen und apraktischen Erscheinungen u. s. w., wo er
einen Tumor in der Gegend der linken Fossa Sylvii diagnostizierte.
— Er gibt zusammenfassend eine Darstellung der Symptomato¬
logie der Tumoren des vierten Ventrikels. Als charakteristisch
können außer Herdsymptomen von seiten derMedulla oblongata und des
Zerebellum und allgemeinen Hirndruckerscheinungen gelten: Hinter¬
hauptskopfschmerz, eigenartige, nach vorn geneigte steife Kopfhaltung,
periodischer Verlauf und plötzlicher Exitus. Das Brunssche Sym¬
ptom: plötzliches Hinstürzen, Auftreten heftiger zerebraler Symptome
bei plötzlichen Lageveränderungen des Kopfes sprechen im allge¬
meinen für Zystizerkosis des vierten Ventrikels. Gliomatose des vierten
Ventrikels sah Stern in einem Falle, wo klinisch Kopfschmerz im
Hinterhaupte, eigentümliche steife Kopfhaltung, Erbrechen, dann Puls¬
verlangsamung bestand und plötzlicher Exitus eintrat. — Ein Glio-
sarkomder Medulla oblongata beschreibt Wiswe. Klinisch fand sich
Kopfschmerz, Schwindel, Erbrechen, Stauungspapille, Nystagmus,
Blickparese, Areflexie der Kornea beiderseits, Herabsetzung der Hör¬
schärfe beiderseits, rechtseitige Hemiparese, Hypotonieder Extremitäten,
Zerebellarataxie. Ein diffuses Gliom der Medulla oblongata bei einem
Kinde beschreibt Slatow. Der Fall ist auch anatomisch nicht leicht
von der multiplen Sklerose abzugrenzen. — Anhangsweise sei bemerkt,
daß sich das Interesse der Neurologen neuerdings wieder mehr der
als Oxyzephalie oder Turmschädel benannten Schädelanomalie
zuwendet. Ein größerer Teil der Fälle geht mit Blindheit einher, und
zwar meist infolge von Atrophia N. optici nach Neuritis. Meitzer hat
20 solcher Fälle genauer beschrieben. Der Autor sieht das Primäre
in einer Meningitis serosa ventricularis mit Hydrozephalus, die auch
zum vorzeitigen Nahtverschluß führt. Durch Rezidive kommt es
zur Neuritis optica, resp. Blindheit. Das wachsende Gehirn ist durch
die vorzeitige Nahtverknöcherung starkem Druck ausgesetzt; auch das
Röntgenbild zeigt in solchen Fällen nicht selten Druckerscheinungen,
weswegen zu therapeutischen Zwecken Lumbalpunktion und Tre¬
panation in Frage kommen. —Zwei Fälle von Pseudotumor be¬
schreiben Weber und Schultz. Im Anschlüsse an eine Pneu-
Trauma und
Tumor.
Tumoren des
vierten
Ventrikels.
Turmsehiidel.
Pseudotumor
des Gehirns
140
Redlich.
Pseu'lotumor
Gehirns.
Aneurysmen
der Hirn¬
arterien.
Syphilis
des Gehirns.
monie, im anderen Falle nach einer Lumbalanästhesie erkrankten
beide Kranke unter Erscheinungen eines raumbeengenden Prozesses,
der im ersten Falle unter Schwankungen, im zweiten rapid zunahm
und zum Exitus führte. Das makroskopische Ergebnis war negativ:
bei der mikroskopischen Untersuchung fanden sich im wesentlichen
arteriosklerotische Prozesse, die durch Zirkulationsstörungen zu den
schweren Hirnerscheinungen geführt hatten. Aehnlich ist die Er¬
klärung, die Hochhaus für eine Zahl von Fällen eigener Beobach¬
tung gibt, plötzlich eintretende, schwere Himerscheinungen, die an
Blutung oder Erweichung denken ließen, ohne daß sich ein grob
anatomischer Befund ergeben hätte.
Bradford gibt in einer klinischen Vorlesung einen TJeber-
blick über die wichtigsten Daten aus der Klinik und pathologi¬
schen Anatomie der Hirnarterienaneurysmen. Aneurysmen
der Hirnarterien sind relativ häufiger, als die anderer Gefäße,
was mit der anatomischen Beschaffenheit und der Physiologie
ersterer zusammenhängt. Am häufigsten sind die Gefäße der Basis
Sitz des Aneurysmas, speziell die mittleren Hirnarterien, daun
kommt die Basilaris, an dritter Stelle die Carotis interna. Meist
handelt es sich um echte sackförmige Aneurysmen. Bei ihrer
Beratung kommt es zu meningealen, nicht selten auch zu intrazere¬
bralen Blutungen. Ursache der Aneurysmenbildung ist eine lokale
Erkrankung der Arterien, sehr oft auf syphilitischer Basis; in an¬
deren Fällen liegt eine embolische Genese vor. In klinischer Be¬
ziehung gibt es latente Fälle, selbst bei großen Aneurysmen, iu
anderen Fällen geht der bis dahin gesunde Kranke plötzlich an
einer Hämorrhagie zu Grunde, in einer dritten, kleinsten Gruppe
bestehen die Erscheinungen eines Hirntumors. Schließlich gibt es
Fälle, wo lange Zeit unbestimmte Symptome bestehen, aus denen
sich rasch die schweren Erscheinungen entwickeln, die der Hämor¬
rhagie entsprechen. Bradford gibt dann noch Details be¬
züglich der Diagnose, speziell auch hinsichtlich des Sitzes der
Aneurysmen. Einen Fall von Aneurysma der vorderen Himarterie
beschreibt Hacnalty; er ist insofern interessant, als zwischen der
Ruptur des Aneurysmas und dem Exitus letalis ein Zwischenraum
von IG Tagen liegt. — Gummöse Erkrankung der beiden
Nuclei caudati bestand in einem Falle von Campbell. Zu¬
nächst traten leichte rechtseitige Hemiparese, Sprach- und Schreib¬
störungen auf. Eigentliche Tumorerscheinungen fehlten, dagegen
bestand allgemeine Verblödung. Später trat hinzu linkseitige Okulo¬
motoriuslähmung, linkseitige Fazialisparese, dann rechtseitige Okulo-
Krankheiten des Nervensystems.
141
motoriusparese, Nackenstarre. Bei der Obduktion fanden sich Gummen
in den Nuclei caudati, außerdem solche in der vorderen Kommissur,
in den Vierhügeln, im Thalamus opticus. Für die Affektion des
Nucleus caudatus kommen in Betracht: dauernde Herabsetzung der
Körpertemperatur, psychische Störungen und solche der Kopf- und
Körperhaltung, Störungen des Ganges, der Ausfall an spontanen
Bewegungen, während die anderen Erscheinungen auf die Gummen
der anderen Hirnpartien zurückzuführen sind.
Mit der durch Blei Vergiftung bedingten Meningitis beschäftigt Meningitis
sich Pinard. Meist gehen ihr andere Erscheinungen der Bleivergiftung B j eiV grgtftung
voraus. In klinischer Beziehung gibt es latente Fälle, die oft sehr
früh auftreten, mitunter sich auf Kopfschmerz und Ueblichkeiten be¬
schränken. Die Lumbalpunktion ergibt Drucksteigerung und Lympho¬
zytose. Die akuten und subakuten Fälle gleichen im Symptomen-
bilde mehr denen anderer Meningitisformen, sie können auch mit
Fieber einhergehen. Hierher gehören auch die Fälle von Blei¬
paralyse und Pseudoparalyse. Diese Fälle können auch in ein
chronisches Stadium übergehen. Nicht selten finden sich bei der
Bleimeningitis noch andere Erscheinungen der Bleiintoxikation, z. B.
Bleiamaurose.
Rückenmark. In ätiologischer Beziehung haben die neueren
Untersuchungen nur von neuem die ausschlaggebende Bedeutung der
Syphilis für die Aetiologie der Tabes dargetan. Esseinurauf Tabes:
die Ergebnisse der Wassermannschen Serodiagnostik der Lues Aet,olos ’ e
hingewiesen (s. d. die Diskussion auf dem Internistenkongresse in Wien
und der Tagung Deutscher Nervenärzte in Heidelberg). Wenngleich über
die theoretischen Grundlagen dieser Reaktion noch vielfach Zweifel
herrschen, die Methode noch mannigfach variiert wird, ist der positive
Ausfall in diagnostischer Hinsicht mit allergrößter Sicherheit für vor¬
ausgegangene Syphilis verwertbar. Was die Tabes selbst betrifft, so ist
die Zahl der positiven Befunde im Blute nicht so groß, wie bei der
Paralyse, etwa 60—70 °/o (größer in der Lumbalpunktionsflüssigkeit);
dabei sind aber auch eine ganze Reihe positiver Fälle, in denen Anam¬
nese und Befund sonst nichts für Syphilis ergeben. Von Interesse ist
gewiß, daß bei sicheren syphilitischen Erkrankungen des Zentral¬
nervensystems die Zahl der positiven Fälle kleiner ist, als bei Tabes.
Damit dürfte diese Frage erledigt sein, und es wird nunmehr Auf¬
gabe weiterer Forschung sein zu entscheiden, welcher Art der Zu¬
sammenhang zwischen Syphilis und Tabes ist, ob alle Fälle von
Tabes eine solche syphilitische Vergangenheit haben müssen u. s. w.
142
Redlich.
Tabes: Hier wird wohl am besten eine Beobachtung von Schröder an-
Aetioiogie, g e fügt ? einen Affen betreffend, der V* Jahr vorher mit Syphilis ge¬
impft worden war. Der Affe wurde ungeschickt beim Greifen, zeigte
starkes Taumeln, Unsicherheit beim Gehen, sah schlechter, die
Patellarreflexe waren vorhanden. Die Pupillen reagierten; ophthalmo¬
skopisch bestand Abblassung der Papillen. Die Sektion ergab, außer
ausgebreiteter Tuberkulose, eine durch das ganze Rückenmark ausge¬
dehnte Affektion der Hinterstränge, aber ohne Beteiligung der hin¬
teren Wurzeln, Atrophie des N. opticus. Die Kombination von
Hinterstrangs- und Optikuserkrankung erinnert an Tabes, jedoch
ergab der histologische Befund vielfach Abweichungen von der
menschlichen Tabes. Immerhin ist die vorausgegangene syphilitische
Infektion von großem Interesse. Krön hat eine große Tabes¬
statistik angelegt; bei Männern fand er68°/o sichere, 21°/o wahr¬
scheinliche Syphilis, bei Frauen 37 °/o sichere, 15 °/« wahrscheinliche
Syphilis. Von Interesse ist, daß nach seinen Untersuchungen die
Tabes umso früher der Syphilis folgen soll, je gründlicher letztere
mit Hg behandelt wurde, so daß nach Krön dem Quecksilber die
Bedeutung eines wichtigen auxiliären Momentes für die Entwick¬
lung der Tabes zukommt (?). Bramwell fand 61°/o sichere, 5°jo
wahrscheinliche Syphilis; bei 82°/o überhaupt ging eine venerische
Aflfektion voraus. Galewski beschreibt 6 Fälle, wo die Tabes
auffällig früh, 1—5 Jahre nach der syphilitischen Affektion, sich
entwickelte. In einzelnen der Fälle waren sogar noch sekundäre
Erscheinungen nachweislich. Auch Beobachtungen über konjugale
Tabes, resp. Taboparalyse, liegen neuerdings vor, z. B. von Junius
und Arndt. Auch sie weisen eindringlich auf die Bedeutung der
Syphilis hin. Unter ihren Fällen seien folgende besonders hervor¬
gehoben : Der Mann erkrankte an Paralyse; Tabes bei einer der zwei
Frauen und Paralyse des einzigen, aus beiden Ehen stammenden
— Sympto- lebenden Kindes, sonst nur noch Abortus. Als osteoartikuläre
matoiogie, Tabes beschreibt Stefani Fälle, wo Knochen- und Gelenksver¬
änderungen durch längere Zeit die ersten und einzigen Erschei¬
nungen darstellten. In einem Falle z. B. ging 3mal eine Fraktur
des Unterschenkels nach leichtem Trauma voraus, später Kniege¬
lenksveränderungen und erst dann die typischen Erscheinungen der
Tabes. In einem 2. Falle stellten sich zuerst eigentümliche Knochen¬
veränderungen an den Metatarsi ein, später traten Schmerzen auf,
jedoch blieben die Erscheinungen der Tabes auch später noch recht
rudimentär. Lang macht auf den lanzinierenden Schmerzen der
Extremitäten analoge neuralgiforme Schmerzen im Bereiche des
Krankheiten des Nervensystems.
143
Qointas and Okzipitalis aufmerksam, die sich bei Tabes finden und
selbst den anderen tabisohen Erscheinungen vorangehen können.
Dabei fehlen stets Druckpunkte; im Bereiche der betreffenden Nerven*
Stämme sind Sensibilitätsstörungen nachweisbar. Die Fälle erweisen
sich gegen jede Therapie refraktär. 2 Fälle von Tabes mit Base¬
dowsymptomen beschreibt Malaise. Er meint, es bandle sich dabei
nicht um eine Kombination von Tabes und Basedowscher Krankheit,
nimmt vielmehr an, daß es durch die Tabes zu einer Affektion des Hals-
sympathicus und infolgedessen zur Affektion der Schilddrüse komme,
wodurch die Symptome der Basedowschen Krankheit ausgelöst
werden. Eine sehr eingehende Schilderung der tabischen Magen¬
krisen gaben Sainton und Trouc. Unter anderem weisen sie auf
die Form es frustes hin, auf die seltenen Fälle, wo im Verlaufe der
Krisen sich Magenblutungen einstellen, auf die verschleppten Fälle
bei Morphinisten und anderes. Zur Behandlung empfehlen sie inner¬
lich unter anderem Aussetzen der Nahrung, Cerium oxalatum,
Magenspülungen; in den intervallären Zeiten befürworten sie eine
energische antiluetische Kur. Erben bespricht genauer die bei
Tabes nicht seltene Unruhe in den Beinen, die sich aus der Sensi¬
bilitätsherabsetzung der Fußsohlen erklärt. Das Rombergsche Phä¬
nomen bei Tabikern verschwindet, wenn der Kranke bei Augen- und
Fersenschluß sich auch nur mit einem Finger gegen einen festen Gegen¬
stand stützt. Erben macht auch auf eine reflektorische Kontraktion
der Quadrizepsschne beim Pendeln des anderen Beines aufmerksam,
ein Symptom, das bei Tabes erst in den Spätstadien verloren geht.
Die Genese der Miosis bei Tabes ist noch strittig. Nach Levin¬
sohn läßt sich eine spinale Genese, eine Affektion des Halssym-
pathicus ausschließen, vielmehr hat die Miosis eine zerebrale Lokali¬
sation in der Gegend des Sphinkterkernes. — Bezüglich der Behänd— Behandlung,
lung der Tabes sei nur auf einen Aufsatz von Nagelschmidt ver¬
wiesen, der die d’Arsonvalisation, speziell gegen die lanzierenden
Schmerzen sehr warm empfiehlt. In einzelnen Fällen soll augenblick¬
liche Besserung eingetreten sein; auch gegen die Magenkrisen, gegen
die Blasenstörungen soll diese Behandlung Ausgezeichnetes leisten.
Ein sonst typischer Fall von FriedreichscherKrankheit aus Fried-
der Beobachtung Meitzers, einen 28jährigen Mann betreffend, bei Krankheit
dem die Erscheinungen seit 2 Jahren sich entwickelt hatten, ist da¬
durch interessant, daß seit einem Jahre ein schwerer Diabetes be¬
stand. Meitzer führt diese seltene Komplikation der Friedreichschen
Krankheit auf eine Affektion der Medulla oblongata zurück. 2 Fälle
von Fla tau betreffen Brüder im Alter von 17 und 11 Jahren. Here-
144
Redlich.
Fried-
reichsche
Krankheit.
Poliomyelitis.
Paraplegie
nach Wut¬
schutz¬
impfungen.
ditär: Vater Potator, Mutter imbezill. Interessant ist, daß beim
jüngeren Bruder die Erscheinungen bereits weiter vorgeschritten
sind als beim älteren, der ausgesprochen imbezill ist und schon viel¬
fach mit dem Strafgesetze in Konflikt gekommen ist. Auf Grund
eines ausführlich beschriebenen Falles bespricht Müller die patho¬
logische Anatomie der Friedreichschen Krankheit. Eine strenge
Scheidung zwischen spinalen und zerebellaren Fällen (Mariesche
Krankheit) läßt sich nicht durchführen. In einem eigenen Fall war
außer den charakteristischen Veränderungen des Rückenmarks eine auf¬
fällige Kleinheit des Groß- und Kleinhirns nachweisbar, dabei fehlten
die Markscheiden fast völlig und bestand Gliawucherung. Es handelt
sich demnach bei der Friedreichschen Krankheit vielleicht um eine
das ganze Zentralnervensystem ergreifende Erkrankung, die in den
einzelnen Abschnitten verschieden intensiv lokalisiert sein kann, und
dementsprechend können gewisse klinische Differenzen auftreten.
Eine wesentliche Bereicherung unserer Kenntnisse der akuten
Poliomyelitis bedeutet das Buch von Wickmann über diese Er¬
krankung, die er als Heine-Medinsche Erkrankung zu bezeichnen vor¬
schlägt. Er verwertete das große Material, das eine Epidemie der Krank¬
heit in Schweden bot. Aus den reichen Ergebnissen der Arbeit sei
hier nur einiges hervorgehoben. Er hält die Krankheit für kontagiös;
Bakterien konnte er, wie die Mehrzahl der Beobachter, nicht nach-
weisen, es dürfte sich also um Toxin Wirkung handeln. In klinischer
Beziehung macht er unter anderem auf eine meningitische Form
aufmerksam, die durch eine starke Mitbeteiligung der Meningen ge¬
geben ist. Hingegen erkennt er eine polyneuritische Form nicht an;
mitunter besteht das Bild der Landryschen Paralyse. Er macht
weiter auf die zuweilen starke Beteiligung des Zerebrums aufmerk¬
sam, dann auf leichte, selbst abortive Fälle, die vollständig aus¬
heilen und deren Zugehörigkeit zur Poliomyelitis nur durch die
Epidemie kenntlich ist.
Auf nach Wutschutzimpfungen auftretende, unter
dem Bilde der Querschnittsmyelitis erscheinende Paraplegien
geht Müller des genaueren ein. Nach kurzen Prodromalerschei¬
nungen stellte sich in seinem Falle nach der 14. Injektion
komplette Lähmung beider Beine, Anästhesie, Blasen- und Mast¬
darmlähmung ein. Dazu kamen Lähmung des Rectus supenor
links, des Fazialis rechts, Parästhesien an den oberen Extremitäten.
Nach 14 Tagen begann die Besserung der Erscheinungen, die allmäh¬
lich zu einer völligen Heilung führte. Müller selbst stellt aus der
Literatur eine große Reihe ähnlicher Fälle zusammen, denen allen
i
Krankheiten des Nervensystems.
145
die günstige Prognose eigen ist und die bald unter dem Bilde einer
akuten Querschnittsmyelitis, bald unter dem einer Landryschen Läh¬
mung verliefen. Müller kommt zu dem Schluß, daß es sich hier¬
bei nicht etwa um eine Lyssawirkung handle, sondern vielmehr um
eine Folge der Schutzimpfung. Einen weiteren hierher gehörigen
Fall beschreibt Pfeilschmidt. Hier entwickelte sich, ohne daß
ein Biß wirklich stattgefunden hätte, nach der 11. Injektion eine
Diplegia facialis peripherischen Charakters, die sich 2 Tage erhielt
und nach einer Woche vollständig ausheilte. Sarbö beschreibt einen
Fall, wo sich in absteigender Weise bei einem 12jährigen Knaben
zuerst eine Lähmung der Gaumenmuskulatur entwickelte, dann Läh¬
mung des Fazialis und Abducens, der Halsmuskulatur, der Oberarm¬
und Thoraxmuskulatur. Später Verlust der Sehnenreflexe. Keine
Sensibilitätsstörungen. Unter Lähmung der Atmung Exitus. Sarbö
nimmt einepoliomyelitische,resp. polienzephalitische Grund¬
lage des Prozesses an. (Die Möglichkeit einer postdiphtherischen
Lähmung wäre unseres Erachtens auch zu erwägen gewesen.) In einem
2. Falle, eine 19jährige Frau betreffend, entwickelten sich die Erschei¬
nungen in typischer Weise aufsteigend, zuerst Lähmung der Beine mit
Verlust der Reflexe, hierauf Lähmung der Rumpfmuskulatur, der Arme,
des Fazialis und des weichen Gaumens. Vom 10. Tage an Rück¬
gang der Erscheinungen, aber zunächst Muskelatrophie mit E.A R.,
schließlich trat aber nahezu völlige Heilung ein. — Einen Fall von
Landryscher Paralyse, der in Heilung überging, beschreibtauch
V e n i n g, während in einem von Münzer beschriebenen Falle, der
starb, die mikroskopische Untersuchung eine perakute Poliomyelitis
durch das ganze Rückenmark hindurch ergab. Aetiologisch war hier
ein schwerer Magendarmkatarrh als toxische Quelle anzuschuldigen.
Für die von Oppenheim beschriebene seltene sakrale Form
der multiplen Sklerose liefern die Beobachtungen von Cursch¬
mann und Mendel Beispiele. Bei dem 40jährigen Kranken
Gurschmanns trat zuerst leichte Gangstörung auf, dann Blasen- und
Mastdarmschwäche, Libido und Erektion waren relativ gut erhalten,
während die Ejakulation sehr verspätet erfolgte und Orgasmus fehlte.
Dazu kamen später spastische Ataxie der unteren Extremitäten,
leichter Nystagmus und temporale Abblassung beider Papillen, wo¬
mit die Diagnose einer multiplen Sklerose mit vorwiegend sakralem
Sitze gesichert war. In den 2 Fällen von Mendel bestanden
Blasen- und Mastdarmstörungen, Fehlen des Analreflexes, daneben
lebhafte Sehnenreflexe mit Babinski, Fehlen der Bauchreflexe, in
einem Falle leichter Nystagmus, im anderen leichte temporale
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909 , ]Q
Landrysche
Lähmung.
Multiple
Sklerose.
146
Redlich.
Multiple Abblassung der Papille. Sogen, akute multiple Sklerose bestand
Sklerose. e { ner Beobachtung von Yölsch, ein 19jähriges Mädchen be¬
treffend. Zuerst Schwäche der Beine, dann Blasenbeschwerden,
später Verwirrtheit, Blindheit mit unscharfer Begrenzung der
Papillen, leichter Nystagmus und Augenmuskellähmungen, Parese
der Arme, Intentionstremor, Lähmung der Bauchmuskulatur und
Pehlen der Bauehreflexe, schlaffe Parese der Beine, beiderseits
Babinskischer Reflex und Sensibilitätsstörungen, Blasen- und Mast¬
darmlähmung. Nach 4monatlicher Dauer Exitus. Ausgedehnte mul¬
tiple Herde im Gehirn und Rückenmark, für deren Entstehung
Völsch eine exogene Schädlichkeit verantwortlich macht. Auch
Koch beschreibt einen solchen Pall, der nach 2monatlicher
Traumatische Dauer zum Exitus führte. — 2 Fälle traumatischer Rücken-
Rückenmarks- mar k ße rkrankungen beschreiben Winkler und Jochmann.
affektionen. , .
Der erste Fall ist dadurch interessant, daß die Erscheinungen erst
2 Tage nach dem Trauma auftraten und auch dann erst allmählich
komplette Lähmung der Beine und Arme mit Sensibilitätsstörungen
sich entwickelte. Die Autoren nehmen an, daß in diesem Falle,
wo die mikroskopische Untersuchung eine ausgedehnte Blutung im
Rückenmark aufwies, zunächst nur eine kleine Blutung Platz gegriffen
hatte, und der Fortschritt der Erscheinungen durch Nachblutungen
bedingt war. Im 2. Falle, 12jähriges Mädchen, das beim Turnen
stürzte, stellten sich die Beschwerden auch erst am folgenden Tage
ein. Es entwickelte sich Lähmung der oberen, später der unteren
Extremitäten, Sensibilitätsstörungen, dann gewisse Besserung der
Erscheinungen, aber Entwicklung von Atrophien, Dekubitus. Tod
an Sepsis. Ausgedehnte Zerstörung des Rückenmarks im Halsteile
mit sekundärer Degeneration.
Auf Grund von mehreren klinischen und anatomischen Be¬
obachtungen kommen Nonne und Fründ dazu, das Gebiet der
System- eigentlichen Systemerkrankungen im Sinne von Kahler
erkrankungen . mkI Pick bloß auf familiäre, hereditäre Fälle einzuschränken,
während sie die anderen Fälle den Pseudosystemerkrankungen
zuzählen, die auf ursprünglich herdförmige, vaskuläre Prozesse
zurückzuführen sind. Einen solchen, freilich nur klinisch be¬
obachteten familiären Fall mit den Erscheinungen einer spastischen
Paraplegie beschreiben Delearde et Minet. Es handelt sich
nach ihnen bei dieser familiären spastischen Paraplegie
bloß um einen Symptomenkomplex, der gewisse Uebergänge zur zere¬
bralen Diplegie, der multiplen Sklerose oder endlich zur amyotrophi-
schen Lateralsklerose aufweist. — Einen Fall von Syringomyelie
Krankheiten des Nervensystems.
147
bei einem 32jährigen Manne beschrieb Milchner, wo die Erschei¬
nungen mit Fazialisparese in der Jagend begannen. Atypisch ist
die Beschränkung auf die rechte Seite, daselbst Atrophie der
Schulter und Unterschenkelmuskulatur, Fehlen der Reflexe, Sensi¬
bilitätsstörungen, so daß Verfasser drei Herde, im untersten Sakral¬
mark, im Dorsal- und Zervikalmark annimmt. — Einen von Müller
seinerzeit beschriebenen Fall von Syringobulbie hatte Enders ana¬
tomisch zu untersuchen Gelegenheit. Es fand sich durch die Medulla
oblongata und den ganzen Pons hindurch eine seitliche Höhle, deren
Zusammenhang mit Gefäßerkrankungen auf der Hand lag, worauf übri¬
gens schon der apoplektiforme Beginn der Erscheinungen und der
schubweise Fortschritt hingewiesen hatten. — In einem Falle von
Heilbronner handelte es sich um einen 66jährigen Mann, bei
dem zuerst Schmerzen und Parästhesien auftraten, darauf entwickelte
sich Parese, schließlich Paralyse der Beine, Blasenstörungen, Incon¬
tinentia alvi, allmählich fortschreitende Sensibilitätsstörungen in ge¬
trennten Zonen. Die Sektion ergab ein extramedulläres Spindel¬
zellensarkom zwischen der sechsten bis siebten Dorsalwurzel
mit Metastasen im Manubrium sterni. — In einer Beobachtung von
Zunino trat zuerst Parese im rechten, dann im linken Arm auf,
später Paraplegie der Beine, Blasenstörungen, Atrophie der ge¬
lähmten Arme, Sensiblilitätsstörungen in den Beinen. Die Sektion ergab
einen Wirbeltumor (Sarkom) mit einer extraduralen Metastase
im Dorsal mark und zahlreiche Metastasen in den inneren Organen. —
Ein extramedulläres Sarkom in der Gegend des achten Zervikal¬
segmentes, das insofern interessant war, als Schmerzen in einer
von dem Tumor weitabliegenden Stelle, im linken Fuß, auftraten
und der Verlauf überhaupt wenig dem klassischen Typus entsprach,
haben Flatau undZylberlast durch Operation geheilt. — Kliene-
berger berichtet über die erfolgreiche Operation eines K au da¬
tum ors; ein seltenes Ereignis. Beginn mit Schmerzen in den
Füßen, dann im Kreuz und in den Beinen, Parese der Beine,
Fehlen der Sehnenreflexe, keine Sensibilitätsstörungen, keine Blasen¬
störungen. Die Diagnose eines zystischen Kaudatumors wurde durch
die Lumbalpunktion und das Röntgenbild unterstützt. Bei der Ope¬
ration wurde ein zystischer, angiosarkomatöser Tumor entfernt, wor¬
auf die Erscheinungen progressiv sich besserten. — Von Interesse
dürfte auch ein erfolgreicher intramedullärer Eingriff sein, über
den Warrington berichtet. Bei einem jungen Manne hatten sich nach
einem Trauma Schmerzen und Paresen entwickelt. Nach einer Pneu¬
monie mehrere Jahre später Verschlimmerung der Erscheinungen
Syringo¬
myelie.
Rückenmarks-
tumoren.
Redlich
My nm« bis zurkompletten;,Bäraplö^fe:' Warriagtori nahm dnpIMufcung
^jpfjSjjjj ia 'd«jß^giiomptöseö T.»iu>t oder iu «in« Böhlß an nnö entyebkdV sieb
,strv. zur '0|*oraM'oü , bei der emc Vsrväc^b*«n g d e t Bui* in % t ä &&
Böcke«mark mb- .-ergab und nach Emstich in das
äitfa iivem klarer Massigkeit sich entleerten .Altai» blich Besserung
der Erscheinungen.
Einen Fall : von 'Pol voeurit is ruh
Peripherische Nerven
Lähmangsii der ohereu tiuii unteren ExkremitSieiE Fehlen der Reflexe
und payehiSGhaa Störungen vom Typus der ELoraakoiFsehen Lähmung
hei:' einem. tuberkulösen Marine, der starker Absintbtriuker jgt,
schrribt Debby e. Die Öbdwktton <wgabj?cb.wund der iferyertfasaeim mit
33 0 b.öyr \& führt die PpJ^meurttis eoi
dem AlkobuHemua zurück, nicht auf die Tuberkulose, die icwar *»££.»••
Pölyueuriti» bedingen kann , die aber klinisch sehr treb»g. ita*cbc.>
Hungen uiaeht und meist; sieb auf Schmerze» beschränkt^;:Eine Tlebet-
fiieht über die klinischeu und anatomischen EräcbönröogerD der. po'sV.
diphtherischen Polyneuritis
tieben ülu-ne ii.fi v"{ IC o li t e Letztererbe*
(ii e; er empfiehlt in erster'Lioie Iujek ; • • : '• '• ; >v*k
Menen gramer Dosen des Bohtnigs-Kn : • • .•
Ho 1 her ums, bei'Henaohwäche kom bin fert. - i BK g?'*
mit Koffein oder Digalen. Bet achweretl v d[R ; vC
Lii Innungen vei wendet er Strychnin „ '
iujektioiien von 3—'» ouig — Eine gütO;./ilr ■;vV:..’-r
zensrläh mü'n g%n gibfc K o 11 u e r Er
erwähnt solche bei Al koholigunmyb.et \
chronischer Bleive.- tiirtuig, daun nach
Lürnl*alanä«the»ie, böi Malaria, IsfitienzA,
Nephritis,- Diabetes, Meningitis., bnos
•-• rebr». Tube»,pitU-ipIer 8klorü$c ü.«;w. , tt»bonii>n.s ; <?f Harri
. C o s ;..•«* n s> erörtert du* nicht 'Mlsu' . u&z. ..-
soltows. Tbrkommciö •smer . v‘ ./'• , ■
1 ü h ra u n g Tibi ciafcM Zusammenhang ist nach
ihm dih.ktrc.h ceg«b*m , dHll df» Eoststlhiök^ou, die sich Ursprung;
lic-b äivf dita V sb.ö?sibion Jfer-yep bea.chrüirltte', *ielt auf äetu.
■ der:_4 MüE' Eymphbäba^.v'räspk•dos 3:bg«rM>iis aekuoiiäV hufdty«
mototiaciteir iSlOrveit,forCkötkl:, Eiceti Fall vm angeboronor,!inha^i
hbEteTsyitrgyti ipkaiuyileHct
IlötiKcarid#:
JiUmiun^
i illiM iiec
Krankheiten des Nervensystems.
pjtteruün Öphtbaimoplegie bei: einem ijührigen Bande be-
sehreibwfi Öftbonneus uod fiarvier (Fjg. 16); sie. Beinneu eine
ungebofena Eersaivbai« des achten, sechsten und vierten Hirn nerven
jm Sinne. von Moebiue «n. Auch Ziehen beschreibt einen Fall
von aageborsner externer Augenmnskellähmung in Kombination mit
beiderseitiger Fazialie&hiniing und A-trbphie der Züngernueslcalatur.
Ihm erscheint eine Eeniaphtsta, raup. Hypoplasie als das wabrsehciin-
Itcbst.e. AuiJefdem ■ bestand an-
Fig. 17. geborener Pöktoralißdefekt. —
■ i Bfö.eö/^ari-.^öiteBep'.Fäöe^; wo. fein«
.Lähmung der Kn?von einer
ejbereu Fx>reMllM duteh eine
: *§ ^geborener Schiinrfürche {durch
athöiotisßhb Faden oder die
_ . -Nabelschnur)-' bedingt ist, he-
>'•" " .- schreibt Stiefper bei eingm
iS$|v‘ .• .d'i . 32jährigen JMaune. Hm 8c)jti.nh-
F furche yr«r deutlich am Ober-
i sriü zu sehen t Fig. 17 1 , Fit;
r \ Hafid ist bypojdastisch, zeigt
schwere motorische Und sensible
>|i)uhalmo
rwesc.
•': :•■ M,
Spinale
Nervpu
atn stärksten im
Bsreichö des N. oinaris, Glössy
skiti. Eiben der seltenen Fälle
trsu wa trsh h er S u pr as s ä pu-
iarislä hm üiig i Sturz auf die
auagösti-eckte linke der
yofönglich.• vhh;.-'e-iB#.:'44roipi)Wi'
dca Heltöideas und Serratua be¬
gleitet -War, hespcinht D »>h ies..
Äilfauhi'icfe s-ber uioht vollsten»
dige Heilung, — In einem Falle
von t^uadilieg ist es nach
Quetschnng de« Ellbogeugoleii-
teea za Mher laisatioa mit den
Erscheimmgeti der Lg I? m w n g d e s Nu « t n aris gekommen. Der frei«.
gelegte Nerv wurde mit seinem Perineurium ar> die Trizcpssehne ange«
näht,-nroraiif.'Heilung einträt. — Bin Fall von Ärrestäuteiikähm uug
aus der Beobachtung von öbernd^ffer zeigte. söliCm 2 ^tuade«
nach d*r Fesselung .Schwäche der rechten Hand, die sich uUuiiihirch
zur fast volleü Lähmung entwickelte. Nur goas albnahijch stellte
äi iHicf, Muinpv* ypiv
Wb* kJ in 'WnpRf-fl^kr' it&i . i.'
150
Redlich.
sich eine Besserang ein. Oberndörffer empfiehlt zur Venneidang
ähnlicher Vorkommnisse zur der Fesselung stets nur breite Stricke
oder Riemen zu verwenden.
Marina erörtert anläßlich eines Falles die Frage, ob es
Dystrophie. Formes frustes, heilbare Fälle der Dystrophie gibt. Ein
8 */*jähriges Mädchen zeigte in den von der Dystrophie mit Vorliebe
befallenen Muskeln der Arme Atrophie neben Pseudohypertrophie
in anderen Muskeln, Herabsetzung, selbst Fehlen der elektrischen
Erregbarkeit. Im Alter von 14 Jahren sind die Verhältnisse
nahezu zur Norm zurückgekehrt. Marina ist der Meinung, daß
solche leichte, heilbare Fälle häufiger Vorkommen als gedacht wird.
Auch Erb, der unter anderem Fälle mit ungewöhnlicher Lokalisation
der Dystrophie beschreibt, z. B. in der Nackenmuskulatur, ist gleich¬
falls der Meinung, daß es heilbare Fälle von Dystrophie gibt.
Finkelnburg hatte die seltene Gelegenheit, ein ljähriges Kind mit
angeborener Dystrophie anatomisch zu untersuchen. Das Nerven¬
system ergab normale Verhältnisse; in der Muskulatur fanden sich
hypertrophische, andererseits atrophische Fasern, bezüglich derer er
annimmt, daß es sich um mangelhaft angelegte Fasern handelt. —
Ausset berichtet über einen Fall der von Oppenheim beschriebenen
Myatonie. Myatonie bei einem 4jährigen Mädchen. Seit Geburt besteht eine
Schwäche der Muskulatur, speziell der unteren Extremitäten; bis zu
1 */a Jahren allmähliche Besserung, seitdem Stillstand. Die Krank¬
heit ist gekennzeichnet durch Hypotonie ohne Atrophie mit starker
Einschränkung der Beweglichkeit bei normaler elektrischer Erreg¬
barkeit. Im allgemeinen handelt es sich um eine heilbare Affektion.
Neuralgien . Auch heuer wieder liegen einige Berichte über die Behandlung
von Neuralgien mit Injektionen vor. Schlesinger benutzt physio¬
logische Kochsalzlösung, die auf 0 0 abgekühlt ist. Sehr gute Resultate
hat er von dieser Methode bei Ischias gesehen, zu deren Heilung
1—2 Injektionen von 10 ccm etwa notwendig sind. Flesch emp¬
fiehlt die Injektionsbehandlung besonders für schwere Fälle. Ziemssen
sah neben Allgemeinbehandlung die besten Resultate bei der Ischias
von der warmen Duschemassage. Alexander empfiehlt von neuem
zur Behandlung von V.-Neuralgien Alkoholinjektionen, die stets,
bevor ein operativer Eingriff gemacht wird, zu versuchen seien. Als
mögliche Nachteile der Methode sind Hautnekrosen und' Lähmungen
motorischer Nerven zu erwähnen. Er empfiehlt zunächst die In¬
jektionen in den peripherischen Anteil des Nerven zu versuchen, und
erst wenn nötig, die schwierigere zentrale Injektion anzuschließen.
Ein Verfahren, das wohl wenig Nachahmung finden dürfte, hat
Krankheiten des Nervensystems.
151
Chalier bei V.-Neuralgie versucht, nämlich die Freilegung der
sensitiv-motorischen Bindenpartie der gegenüberliegenden Hirnseite.
In einem Falle sah er darauf unmittelbare Heilung eintreten.
Neurosen. Redlich macht auf die Häufigkeit der Links-
händigkeit bei Epilepsie aufmerksam. Er teilt die Fälle von
Linkshändigkeit in zwei Gruppen ein, in eine familiäre, der keine
besondere Bedeutung zukommt, und in eine singuläre; letztere gerade
ist bei Epilepsie gegenüber anderen Krankheitsgruppen und der
Norm vermehrt. In einer Reihe von Fällen konnte er nachweisen,
daß diese Linkshändigkeit die Bedeutung einer abortiven recht¬
zeitigen zerebralen Kinderlähmung hat, so daß sich daraus Anhalts¬
punkte für eine anatomische Grundlage der Epilepsie gewinnen lassen.
— Vollmer gibt eine Uebersioht über die häufigsten Vorkommnisse,
die zur Jacksonepilepsie Anlaß geben. In erster Linie stehen
Traumen, dann Geschwülste, Lues, erworbene und hereditäre; als
seltene Ursache ist multiple Sklerose zu erwähnen. In einem eigenen
Falle war die Jacksonepilepsie bedingt durch eine Erweichungszyste
im rechten Stirn- und Scheitelhirn nach Trauma. Obwohl die Juden
im allgemeinen eine starke neuropathische Belastung zeigen, ist bei
ihnen nach den Ermittlungen von Sichel und Bratz die Epilepsie
relativ selten, ebenso wie der Alkoholismus. Nach Bratz beweist
dies die Bedeutung des Alkoholismus der Erzeuger für die Epilepsie
der Nachkommenschaft. — In einer Uebersicht über die Behandlung
derEpilepsie geht Meyer zunächst auf die kausalen Indikationen ein.
In diätetischer Beziehung empfiehlt er salzarme, möglichst vegeta¬
bilische, aber nahrhafte Kost, leichte hydriatische Prozeduren. Von
Medikamenten verdienen noch immer die Bromsalze das größte Ver¬
trauen, die freilich genügend lange genommen werden müssen; bei
psychischen Störungen ist Chloral oder Amylenhydrat am Platze.
Meyer ist im allgemeinen ein Freund der Opiumbromkur. Sehr
empfehlenswert wären Kolonien für Epileptiker. Die operative Be¬
handlung der Epilepsie n ach F.Krauseistin entsprechenden Fällen
zu versuchen. Lundborg hat an größerem Material die salzlose
Diät nach Toulouse und Rieh et versucht. Er spricht sich sehr
zurückhaltend aus, in 82 ° o der Fälle war sie ohne Erfolg. Sie hat
auch unzweifelhafte Nachteile, die Kranken werden reizbar, zeigen
leicht Bromismus. In geeigneten Fällen ist die Methode immerhin
zu versuchen. — Ueber das Wesen der Hysterie gab es in der
Pariser neurologischen Gesellschaft eine große Debatte (s. Revue
neurol.). Babinski vor allem vertritt den Standpunkt, daß die
Epilepsie.
Hysterie.
152
Redlich.
Hysterie. Manifestationen der Hysterie rein psychogenen Ursprungs seien.
Nur das sei hysterisch, was durch Suggestion entstehe und durch
Suggestion wieder zum Verschwinden gebracht werden könne. Von
anderer Seite, unter anderen auch von Alquier, wird auf vaso¬
motorische, trophische Störungen, das hysterische Fieber u. s. w.
hingewiesen, die einen solchen psychischen Ursprung der Symptome
anscheinend nicht zulassen. Babinski steht auf dem Standpunkt,
daß es sich bei qllen diesen auffälligen Symptomen um Täuschungen
handle, die einer strengen Nachprüfung nicht standhalten. Auch
Meyer geht von einem ähnlichen Standpunkte aus wie Babinski;
die Hysterie ist psychogenen Ursprungs, darum muß die Therapie
in erster Linie psychischer Art sein; alles andere steht in zweiter
Linie, insoweit es die Ernährung hebt, oder hat suggestiven Wert.
Für die traumatische Hysterie, resp. die hysterotraumatischen Läh¬
mungen zeigt Grunewald an einer Reihe von Fällen, daß auch
hier das Trauma nur als Suggestiv Wirkung in Frage komme, die in
charakteristischer Weise in dem vom Trauma befallenen Körper¬
abschnitt angreift. In der Behandlung empfiehlt er unter anderem
auch den Versuch mit der Hypnose. Roger bespricht das Ver¬
halten gewisser Reflexe bei der Hysterie. Bekannt ist
das häufige Fehlen des Rachen- und Konjunktivalreflexes, jedoch
findet sich dies auch oft genug außerhalb der Hysterie. Der Pupillar-
reflex kann im Anfalle fehlen; wie Redlich aber neuerdings gezeigt
hat, kann bei der Hysterie und bei der Epilepsie, auch ohne Anfälle
unter dem Einflüsse kräftiger, andauernder Muskelanstrengungen,
die mit Anhalten des Atems einhergehen, eine Erweiterung der
Pupillen mit träger, selbst fehlender Lichtreaktion sich einstellen.
Macnamara untersuchte in einer großen Zahl von Fällen
Neurasthenie, von Neurasthenie den Blutdruck und fand sehr häufig Altera¬
tionen, in einer Zahl Erhöhung, bei anderen Erniedrigung. In
einer großen Zahl von Fällen bewirkt die Applikation von Hoch¬
frequenzströmen eine Erniedrigung des Blutdruckes, während Frank-
linisation und Massage eine Erhöhung bewirken. Ein wesentlicher
Einfluß dieser Aenderung des Blutdruckes auf das Befinden ist nicht
zu sehen. In der Behandlung der Neurasthenie ist, wie Eulen¬
burg mit Recht hervorhebt, Individualisieren das wichtigste. In
erster Linie muß jede Behandlung eine psychische sein, wobei er sich,
ebenso wie Meyer, einer hypnotischen oder der Freudschen Psycho¬
analyse gegenüber recht skeptisch verhält. Meyer hält auch die
Wirkung der physikalischen Methoden in erster Linie für suggestiver
Art. Ob man mehr eine Ruhekur oder Beschäftigungs- resp. Arbeite-
Krankheiten des Nervensystems.
15S
therapie empfehlen soll, hängt vom Zustande des Kranken ab.
In vielen Fällen wirken Reisen, speziell Seereisen, sehr günstig.
Enlenburg erörtert dann kurz die Indikationen der hydriatischen
und elektrischen Prozeduren. Von Medikamenten empfiehlt er als
Tonica Eisen, Arsen, Phosphor, z. B. Ferratin, Arsenferratose,
Lecithin, Sanatogen, Phytin, Syrupus Kolae oder Fellow, dann die
organischen Arsen Verbindungen; von den Sedativa außer den Brom*
Präparaten die Baldrianpräparate, unter anderen Bornyval, Brom¬
ural, Kastoreumbromid; in der Ernährung empfiehlt er eine recht
gemischte, an Vegetabilien reiche Kost. Im wesentlichen ähnliche
Anschauungen vertritt Bing. Bezüglich der Medikamente warnt
er mit Recht vor einer unterschiedslosen Verabreichung des Broms.
Nur bei Angstzuständen, schweren Verstimmungen ist Kodein zu
verabreichen. Als Sedativum verwendet er auch Cannabis indica,
insbesondere in Verbindung mit Chinin; von den Phosphorpräparaten
erscheint ihm als das zweckmäßigste das Natrium phosphoricum.
Für die Behandlung der Migräne hält Herzfeld die
Beachtung der Funktionen des Magendarmkanals für besonders
wichtig. Er bevorzugt ausschließlich vegetarische Diät, leichte Ab¬
führmittel. Für den Anfall selbst empfiehlt er Natr. salicyl.
(0,5—1,0) -f- Koffein, citr. (0,2— 0,3) -f- Kodein (0,01—0,02); in
schweren Fällen läßt er noch Veronal nachfolgen.
Flatau bespricht den hereditären essentiellen Tremor, der
sich oft durch mehrere Generationen fortpflanzt, dabei jedoch nach
Alter, Lokalisation und Art des Auftretens wechseln kann. Das
Zittern kann schon seit Geburt bestehen oder erst später, selbst im
Alter, auftreten. Aetiologisch ist nichts Sicheres bekannt. Meist
sind Zunge, Arme und Hände ergriffen; im Schlafe tritt meist Ruhe
ein. Heilung ist selten; mitunter tritt Besserung ein, häufiger Ver¬
schlimmerung.
In zwei Beobachtungen von Klienberger bestand eine Kom¬
bination von Paralysis agitans mit Hysterie. Im ersten
Falle, einem 47jährigen Manne, entwickelte sich eine typische
Paralysis agitans nach einem schweren Schädeltrauma, daneben be¬
standen Sensibilitätsstörungen mit Einengung des Gesichtsfeldes,
alimentäre Glykosurie. Im zweiten Falle hatte sich die Paralysis agitans
ohne besondere Aetiologie entwickelt. Die Erscheinungen waren vor¬
wiegend halbseitig. Auf dieser Seite waren Sensibilitätsstörungen,
Aufhebung der Haut- und Schleimhautreflexe nachweisbar. In beiden
Fällen bestanden ausgesprochene Intelligenzstörungen. In einem
sonst typischen Falle von Pelz trat das Zittern nur als Intentions-
Migräne.
Tremor.
Paralysm
agitans.
154
Redlich.
Paralysis
agitans.
Chorea.
Tetanie.
Myasthenie.
tremor auf. Möglich ist, daß in solchen Fällen schließlich doch der
Tremor, wie dies der Regel entspricht, ein Ruhetremor wird. Außer¬
dem bestand in dem beschriebenen Falle eine Vitiligo, deren Zu¬
sammenhang mit der Paralysis agitans möglich, aber nicht sicher
ist. Sonst bestanden noch von selteneren Symptomen Sprach- und
Blasenstörungen.
Während ein Aufsatz von Rankin eine Darstellung der
Klinik der Chorea gibt, beschreibt Philip bei einem 18jährigen
jungen Manne einen besonders schweren Fall, wo die gesamte
Muskulatur, auch die Zwerchfell- und Interkostalmuskulatur, ergriffen
war. Es bestand große Unruhe der Augäpfel und Hippus der Pu¬
pillen. Zwei Jahre vorher hatte der Kranke auch schon eine Attacke
von Chorea durcbgemacht. Exitus letalis. — Eine typische Chorea
(Huntington)-Familie, wo das Leiden durch 3—4Generationen zu
verfolgen war, beschreibt Curschmann. Bei zwei selbst beobachteten
Fällen begann das Leiden relativ früh, zwischen dem 27.—30. Jahre.
Wie schon Heilbronner, konnte auch Curschmann nachweisen, daß
die Chorea Huntington die Tendenz hat, in den folgenden Genera¬
tionen in immer früherem Alter aufzutreten. In der beschriebenen
Familie soll der Großvater mit 60 Jahren erkrankt sein, die Enkel
bereits zwischen 25—80 Jahren.
Saitz beschreibt mehrere Fälle von Tetanie aus Triest, wo
sonst Tetanie nicht beobachtet wird. Von Interesse ist aber vor
allem, daß die Fälle eine ausschließlich familiäre Gruppierung zeigten.
Saitz nimmt für die Tetanie eine Epithelkörpercheninsuffizienz als
Grundlage an und denkt in Fällen, wie den seinigen, an eine
angeborene familiäre Epithelkörperchenschwäche. Die Fälle zeigen
übrigens, daß die Prognose der Tetanie durchaus nicht immer gut
ist, sondern daß die Fälle leicht chronisch werden, respektive allerlei
trophische Störungen bekommen. Einen der seltenen Fälle von
Tetanie bei Phosphorvergiftung beschreibt W i r t h bei einer
31jährigen Frau.
Chvostek hält es für das wahrscheinlichste, daß auch die My¬
asthenie auf eine Erkrankung der Epithelkörperchen zurückzuführen
ist. Die ganzen Erscheinungen der Myasthenie weisen auf eine toxische
Genese hin. Er führt zur Stütze seiner Ansicht noch an Kombination
von Myasthenie mit Basedowscher Krankheit und mit Myxödem (eigene
Beobachtung); dabei soll es sich um eine Hyper- resp. Dysfunktion der
Epithelkörperchen handeln. Die Veränderungen der Thymus bei der
Myasthenie haben nur die Bedeutung einer Konstitutionsanomalie,
derzufolge die Erkrankung der Epithelkörperchen leichter in Erschei*
Krankheiten des Nervensystems.
155
mmg tritt. Moutet und Skop beschreiben einen Fall von Myasthenie,
54jähriger Mann, bei dem sich außerdem ausgedehnte Atrophien
fanden, z. B. an den kleinen Handmuskeln, die sich erst nach jahre¬
langem Bestände der Myasthenie entwickelt hatten, und die sie mit
der Myasthenie in Zusammenhang bringen. Sie fanden gleich vielen
anderen Autoren eigentümliche Lymphzellenanhäufungen zwischen
den Muskelfasern und meinen, daß es in den schwerstgeschädigten
Muskeln allmählich zu wirklicher Atrophie kommen kann.
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ersten Jahren nach der Infektion. Med. Klinik. — Hochhaus, Ueber
Hirnerkrankungen mit tödlichem Ausgang ohne anatomischen Befund.
Deutsche med. Wochenschr. — Knapp, Fortschritte in der Diagnose der
Gehirntumoren. Münch, med. Wochenschr. — Liepmann, Relative Eu-
praxie bei Rechtsgelähmten. Deutsche med. Wochenschr. — Macnalty, A
case of aneurysm of the anterior cerebral artery. Lancet. — Meitzer,
Optikusatrophie und Turmschädel. Neur. Zentralbl. — Meyer, Relative
Eupraxie bei Rechtsgelähmten. Deutsche med. Wochenschr. — Moutier,
L’aphasie de Broca. Paris. — Oppenheim u. Krause, Ueber die opera¬
tive Entfernung einer Hirngeschwulst aus der Gegend der linken Insel und
ersten Schläfewindung. Berl. klin. Wochenschr. — Peters, Ueber kongenitale
Wortblindheit. Münch, med. Wochenschr. — Pfeifer, Cysticercus cerebri.
Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. — Philipps u. Smith, Venous accom-
modation. Lancet. — Pinard, De la meningite saturnine. Gaz. des höp.
— Redlich-Bonvicini, Ueber das Fehlen der Wahrnehmung der eigenen
Blindheit bei Hirnkranken. Jahrb. f. Psych. — Rose, Ueber einen Fall
von sogen. Akustikustumor an der Gehirnbasis. Berl. klin Wochenschr.—
Sänger, Ueber Herdsymptome bei diffusen Himerkrankungen. Münch,
med. Wochenschr. — Savage, On mental cripples. Brit. med. journ. —
Schaffer, Ueber zerebralen Schmerz. Arch. f. Psych. — Schupfer,
Ueber einen Fall von Gliosarkom im rechten Schläfelappen. Monatsschr. f.
Psych. — Siemerling, Zur Symptomatol. u. Ther. der Kleinhirntumoren.
Berl. klin. Wochenschr. — Slatow, Diffuses Gliom der Med. oblong, im
Kindesalter. Monatsschr. f. Psych. — Stadelmann, Zur Diagnose der
Meningitis carcinomatosa. Berl. klin. Wochenschr. — Stern, Ueber Tumoren
des vierten Ventrikels. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. — Sternberg,
Ueber die Kraft der Hemiplegiker. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. —
Weber u. Schultz, Zwei Fälle von Pseudotumor mit anatomischer
Untersuchung. Monatsschr. f. Psych. — Wiswe, Eine Neubildung des
verlängerten Marks. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. — Ziehen, Zur
Differentialdiagnose der Kleinhimtumoren. Med. Klinik.
Krankheiten des Nervensystems.
157
Rückenmark.
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Delearde etMinet, Le syndrome paraplegie spasmodique familiale. L’echo
med. — Enders, Ein Fall von Syringobulbie mit Sektionsbefund. Deutsches
Arch. f. klin. Med. — Erb, Syringomyelie und Dystrophie. Münch, med.
Wochenschr. — Erben, Klinische Beobachtungen bei Ataktikern. Wien. klin.
Wochenschr. — Fla tau, Beitrag zur Kenntnis der heredit. Ataxie. Deutsche
Zeitschr. f. Nervenheilk. — Flatau u. Zylberlast, Zur chirurgischen
Behandlung der Rückenmarkstumoren. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. —
Heilbronner, Zur Diagnostik der Rückenmarkstumoren. Deutsche Zeitschr.
f. Nervenheilk. — Junius u. Arndt, Ueber konjugale Tabesparalyse.
Monatsschr. f. Psych. — Klieneberger, Klinische Beiträge zu den Er¬
krankungen der Cauda equina. Monatsschr. f. Psych. — Koch, Zur Kennt¬
nis der akuten multiplen Sklerose. Wien. klin. Rundschau. — Krön, Tabes¬
fragen. Monatsschr. f. Psych. — Lachmund, Untersuchungen über die
Konvergenzreaktion bei reflektorischer Pupillenstarre. Berl. klin. Wochen¬
schrift. — Lang, Ueber lanzinierende Schmerzen im Bereiche des Kopfes
bei Tab. dors. Wien. klin. Wochenschr. — Lesser, Tabes u. Paralyse im
Lichte der neueren Syphilisforschung. — Levinsohn, Ueber Miosis bei
reflektorischer Pupillenstarre. Berl. klin. Wochenschr. — Malaise, Tabes
und Pseudo-Basedow. Monatsschr. f. Psych. — Meitzer, Ein Fall von
Friedreichscher Krankheit mit Diab. melit. Münch, med. Wochenschr. —
Mil chner, Zur Kenntnis der Syringomyelie. Berl. klin. Wochenschr. —
Mott, On some recent developments in our knowledge of syphilis in re-
lation to diseases of the nervous System. Brit. med. journ. — Müller,
Akute Paraplegie nach Wutschutzimpfung. Deutsche Zeitschr. f. Nerv. —
Derselbe, Zur patholog. Anatomie der Friedreichschen Krankheit. Wien,
klin. Rundschau. — Münzer, Zur Histologie u. Klassifikation der Landry-
schen Paralyse. Berl. klin. Wochenschr. — Mummery, Diving and caisson
disease. Brit. med. journ. — Nagelschraidt, Tabes u. Hochfrequenz¬
behandlung. Münch, med. Wochenschr. — Nonne u. Fründ, Sechs Fälle
von Pseudosystemerkrankung des Rückenmarks. Deutsche Zeitschr. f. Nerv.
— Pfeilsch miedt, Ueber Paraplegie nach Wutschutzimpfung. Neur.
Zentralbl. — Plaut u. Heuk, Zur Fornetschen Präzipitationsreaktion bei
Lues u. Paralyse. Berl. klin. Wochenschr. — Rabinowitsch, Beitrag
zu den Erkrankungen des Conus medull. Berl. klin. Wochenschr. — Sa in¬
ton et Trouc, Les crises gastriques des tabetiques. Gaz. des höp. — Sarbö,
Ueber Landrysche Paralyse. Neur. Zentralbl. — Schley, Die Bedeutung
der Sehnervenerkrankungen im Frühstadium der multiplen Sklerose. Berl.
klin. Wochenschr. — Schröder, Hinterstrangserkrankung beim Atfen.
Arch. f. Psych. — Stefani, Le tabes osteo-articulaire precoce. Gaz. des
höp. — Stephenson, Juvenile tabes dorsalis. Lancet. — Vening. A
case of ascending paralysis. Lancet. — Vries-Reiling, Ueber die Frenkel-
sche Uebungstherapie bei Tabes. Ther. d. Gegenw. — War rington,
158
Redlich.
Paraplegia due to an intramedullary lesion. Lancet. — Wickmann, Bei¬
träge zur Kenntnis der Heine-Medinschen Krankheit. — Winkler n.
Jochmann, Zur Kenntnis der träum. Rackenmarksaffektionen. Deutsche
Zeitschr. f. Nervenheilk. — William, The pathogenesis of tab. dors.
Lancet. — Ziemann, Ueber das Fehlen von Tabes bei unkultivierten
farbigen Rassen. Deutsche med. Wochenschr. — Zunino, Ein Beitrag
zur Kenntnis und Differentialdiagnose der Wirbeltumoren. Deutsche Zeit¬
schrift f. Nervenheilk.
Peripherische Nerven.
Alexander, Zur Behandlung der Neuralgien mit Alkoholinjektionen.
Berl. klin. Wochenschr. — Ausset, Sur un cas d'atonie musculaire con¬
genitale. L’echo möd.— Baboneux et Harvier, Paralysie faciale. Gaz.
des höp. — Bardenheuer, Die operative Behandlung der traumatischen
Kompressionslähmungen. Deutsche med. Wochenschr. — Bernhardt, Zur
Lehre von der Fazialislähmung. Monatsschr. f. Psycb. — Bernstein,
Ueber die paroxysmale Lähmung. Deutsche Zeitschr. f. Nerv. — Casassus,
Paralysie faciale au cours du Zona. Gaz. des höp. — Ghalier, Le trait-
ment des nevralgies faciales. Gaz. des höp. — Chönö, Lea paralysis
diphtheriques. Gaz. des höp. — Cyriax, Ueber den mechanischen Nerven¬
reiz. Zeitschr. f. phys. Ther. — Debove, Polyndvrite alcoolique chez un
tuberculeux. Gaz. des höp. — Dörrien, Ueber Lähmung des Nerv, sub-
scapularis. Deutsche med. Wochenschr. — Finkelnburg, Anatomischer
Befund bei progress. Muskeldystrophie in den ersten Lebensjahren. Deutsche
Zeitschr. f. Nervenheilk. — Flesch, Zur Behandlung der Ischialgie mit
Langescher Kochsalzinjektion. Med. Klinik. — Harris, Diagnosis of nervea
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myositis and neuritis. Brit. med. journ. — Keith, Myalgia. Brit. med.
journ. — Köllner, Aetiologie der Abduzenslähmung. Deutsche med.
Wochenschr. — Kohts, Ueber diphtheritische Lähmungen u. ihre Behand¬
lung. Ther. Monatsh. — Marina, Gibt es Formes frustes der muskulären
Dystrophie. Deutsche med. Wochenschr. — Mintz, Eine eigenartige Form
progress. seitlicher Kieferdeviation. Deutsche med. Wochenschr. — Obern-
dörffer, Zur Kenntnis der Arrestantenlähmung. Berl. klin. Wochenschr.
— Derselbe, Die Nervennaht. Zentralbl. f. die Grenzgebiete. — Quad-
flieg, Ein Fall von traumatischer Luxation des Nerv, ulnaris dextr. Münch,
med. Wochenschr. — Saldanka, On the etiology of Beri-Beri. Brit. med.
journ. — Schlesinger, Zur Injektionstherapie der Neuralgien. Deutsche
med. Wochenschr. — Siebold, Traumatische Lähmung des Halssympathi¬
kus. Deutsche med. Wochenschr. — Stiefler, Multiple Nervenlähmung
infolge intrauteriner Umschnürung einer oberen Extremität. Wien. klin.
Wochenschr. — Williamson, Hemiatrophia facialis progr. Lancet. —
Ziehen, Beziehungen zwischen angeborenen Muskeldefekten, infantilem
Kernschwund und Dystrophie. Berl. klin. Wochenschr. — Zimmern et
Delherm, Le traitment des nevrites et növralgies. Gaz. des höp.
Krankheiten des Nervensystems.
159
Neurosen.
Alquier, Le probleme de l’hysterie. Gaz. des höp. — Auerbach, In
welchen Anstalten sollen die an Neurosen Leidenden behandelt werden? Ther.
d. Gegenw. — Bernheim, Neurasthenies. Paris. — Call um, Colony and bro-
mide treatment of epilepsy. Brit. med. journ. — Cassirer, Prognose u. Be¬
handlung der vaflotnotorisch-trophischen Neurose. Deutsche med. Wochenschr.
— Ch vostek, Myasthenia gravis und Epithelkörperchen. Wien.klin. Wochen¬
schrift. — Curschmann, Eine neue Chorea Huntington-Familie. Zeitschr. f.
Nervenheilk. — Descarpentries, Akromegalie. L’öcho möd. — Eulenburg,
Ueber Neurastheniebehandlung. Ther. d. Gegenw. — Flatau, Die Epilepsie¬
behandlung seitens des praktischen Arztes. Ther. d. Gegenw. — Derselbe,
Hereditär-essentieller Tremor. Arch. f. Psych. — Friedländer, Zur Kenntnis
der Hyperhidrosis unilateralis. Deutsche med. Wochenschr. — Fröhlich,
Ueber die Behandlung der Nervenunfallkranken. Ther. d. Gegenw. — Gibb,
Tetany in the adult. Brit. med. journ. — Grunewald, Ueber bystero-
traumatische Lähmungen. Deutsche med. Wochenschr. — Herzfeld, Zur
Behandlung der Migräne. Ther. Monatsh. — Isserlin, Die Erwartungs¬
neurose. Münch, med. Wochenschr. — Klienberger, Beitrag zur Sym¬
ptomatologie der Paralysis agitans. Monatsschr. f. Psycb. — Lundborg,
Die Toulouse - Richetsche Behandlung der Epilepsie. Arch. f. Psych. —
Macnamara, Blood pressure in neurasthenic states. Lancet. — Meyer,
Die Behandlung der Hysterie. Deutsche med. Wochenschr. — Derselbe,
Die Behandlung der Epilepsie in ihren verschiedenen Formen. Ther. Monatsh.
— Moutet u. Scop, Myasthenia gravis. Monatsschr. f. Psych. — Müller,
Die Behandlung der Neurosen. Deutsche med. Wochenschr. — Obern-
dörffer, Ueber den Stoffwechsel bei Akromegalie. Zeitschr. f. klin. Med.
— Panichi, Beobachtungen über den Tremor. Berl. klin. Wochenschr. —
Pelz, Ueber Paralysis agitans. Neur. Zentralbl. — Philip, On chorea of
aggravated type. Brit. med. journ. — Prinet, Le syndröme de Dercum.
L’echo med. — Randin, Chorea. Brit. med. journ. — Rapin, Les angio-
neuroses familiales. GenÄve. — Redlich, Epilepsie und Linkshändigkeit.
Arch. f. Psych. — Derselbe, Ueber ein eigenartiges Pupillenphänomen.
Deutsche med. Wochenschr. — Roger, Des reflexes cutanes et tendineux
dans l’hysterie. Gaz. d. höp. Deutsche med. Wochenschr. — Derselbe,
Du quelques reflexes dans l’hysterie. Gaz. d. höp. — Rüssel, Hysterical
somnambulisme. Brit. med. journ. — Saitz, Beitrag zum Vorkommen und
zur Behandlung der Tetanie. Wien. klin. Wochenschr. — Schlesinger,
Organische Nervenerkrankungen und Herz. Wien. klin. Rundschau. —
Siegert, Die Chorea minor. Würzb. Abhandl. — Strümpell, Nervosität
und Erziehung. — Taylor, A case of merycisme. Brit. med. journ. —
Vollmar, Ueber Jacksonsche Epilepsie. Wien. klin. Rundschau. — Wei߬
wange, Ueber die Nervosität der Frauen und ihre Verhütung. — West-
phal, Ueber Behandlung der Krämpfe. Deutsche med. Wochenschr. —
Wirth, Tetanie bei Phosphorvergiftung. Wien. klin. Wochenschr.
b) Psychiatrie.
Von Geh. Med.-Rat Prof. Dr. A. Gramer in Göttingen.
Psycho- Auf psychologischem Gebiete sind eine ganze Reihe von Publi-
logisches. Nationen erschienen, welche zum Teil auch für den Praktiker ein nicht
geringes Interesse haben. Zunächst möchte ich mich mit einer Festrede
Ziehens über das Gedächtnis beschäftigen. Das Gedächtnis besteht
aus latenten und aktuellen Erinnerungsbildern. Unser Denken schreitet
von aktuellen zu aktuellen Erinnerungsbildern fort. Fortwährend werden
latente in aktuelle Erinnerungsbilder verwandelt, diesen Vorgang bezeichnet
man als Reproduktion. Nach einer kurzen Schilderung der modernen
Studien über das Gedächtnis der Tiere geht Ziehen auf das Gedächtnis
der Kinder ein und beschreibt, wie hier mit zunehmendem Alter allmählich
das Gedächtnis an Zuverlässigkeit gewinnt. Bei dem Studium des Gedächt¬
nisses des Erwachsenen können wir zunächst feststellen, daß die Erinnerungs¬
bilder nicht schwache Empfindungen sind, sondern daß die Intensität der
Empfindung ganz in das Erinnerungsbild übergeht. Auch der die Empfin¬
dung begleitende Gefühlston überträgt sich als solcher in das Erinnerungs¬
bild. Der Gefühlston wird deshalb auch in der Erinnerung mit reproduziert.
Auf dieser Eigenschaft unseres Gedächtnisses beruht unser ganzes Gefühls¬
leben. Die Erinnerungsbilder entweichen allmählich in jene Grandis
Recessus Memoriae. Dort bleiben sie durchaus nicht unangetastet, sondern
sie fallen allmählichem Vergessen anheim. Die experimentelle Psychologie
vermag diesen Vorgängen bis in alle Einzelheiten zu folgen. Anfangs er¬
folgt das Abblassen der Erinnerungsbilder langsam, und erst nach einer
unverhältnismäßig langen Zeit rascher. Diesen Wendepunkt in der Ge¬
schwindigkeit des Abblassens bezeichnet man als den kritischen Punkt.
Auch in pathologischen Fällen setzt der Gedächtnisdefekt zunächst an
diesem kritischen Punkt ein, um sich von da rasch auf das Jüngst-
vergangene fortzupflanzen. Ausnahmen bestehen aber auch: wenn wir
uns z. B. zu den Merkfähigkeitsstörungen, namentlich bei dem Korsa-
kowsehen Symptomenkomplex wenden. Unsere latenten Erinnerungsbilder
sind dem Einfluß der Ideenassoziationen nicht entzogen. Sie können viel¬
mehr verändert werden. Auf dieser Möglichkeit beruhen die Erinnerungs¬
täuschungen. Mit der bewußten Tätigkeit der Phantasie haben sie wenig
zu tun. Ebenso wie diese Gesetze der Retention sind auch die der Repro¬
duktion genau erforscht. Ein Erinnerungsbild kann nur durch eine Emp-
Psychiatrie.
161
findung, welche seiner Grundempfindung ähnlich ist oder durch ein anderes
Erinnerungsbild, mit welchem es früher einmal oder öfter gleichzeitig auf¬
getreten ist, reproduziert werden. Von besonderer Bedeutung für die
Reproduktion ist der Gefühlston der Erinnerungsbilder. Was die Lokali¬
sation betrifft, so neigt Ziehen der Anschauung zu, daß besondere Er¬
innerungsfelder in der Hirnrinde bestehen, wenn wir auch die spezielle
Lage der einzelnen Erinnerungsfelder noch nicht genauer kennen. Im
Anschluß hieran möchte ich noch auf einen kurzen Artikel desselben
Autors hinweisen, der sich mit der Lehre der Aufmerksamkeit be¬
schäftigt und scharf betont, daß uns nicht das Wesen, sondern die Gesetze
der Aufmerksamkeit interessieren und daß wir nur weiter kommen, wenn
wir diese Gesetze zu erforschen suchen. Die Darlegungen von Ziehen
sind außerordentlich klar und verständlich, wichtig erscheint uns nament¬
lich auch die Differenzierung in eine sensorielle und intellektuelle Auf¬
merksamkeit. Der Referent selbst hat sich in einer Festrede mit den
modernen Theorien der Affekte beschäftigt und gezeigt, daß uns auch
hierbei zahlreiche Forschungen in den letzten Jahren weiter gebracht
haben. Zu einem längeren Referat sind die Vorträge zu kompliziert.
Ebenso möchten wir auf einen Artikel von Mott nur kurz verweisen, der
namentlich die äußere Anatomie und Physiologie der Affekte, insbesondere
der Ausdrucksbewegungen bespricht. Eine Ergänzung zu Ziehens Studium
über die Aufmerksamkeit gibt Isserlins Sammelreferat über die neueren
Forschungen über Aufmerksamkeit und das Denken. Eine interessante
Studie über die Psychologie des Erfolges bringt Clave Shaw.
Von allgemeinerem Interesse dürfte auch ein Artikel von Dexler
über das Vorkommen von Tierpsychosen sein, denn es ist nicht zu
verstehen, weshalb nicht auch bei der Lehre von den psychischen Störungen
uns die vergleichende Forschung vorwärts bringen soll. Sehr wichtig ist
dabei, daß man sich klar macht, wie der Verfasser scharf betont, daß wir
bei den Tieren Psychosen wie bei den Menschen nicht erwarten können,
weil sie eine viel einfacher konstruierte Hirnrinde haben. Daß bei der
Schwierigkeit in der Untersuchung von Tieren mit psychischen Störungen
und bei der Seltenheit des Vorkommens dieser Erscheinungen noch nicht
viel objektives sicheres Material vorhanden ist, lehrt uns die literarische
Uebersicht, welche Verfasser gibt. Es ist aber zu hoffen, daß wir auch hier
weiter kommen, wenn wir experimentell und pathologisch-anatomisch unsere
schwierigen klinischen Forschungen unterstützen.
Nachdem die Versuche zur Klassifikation von Psychosen
glücklicherweise jahrelang geruht haben, weil man endlich eingesehen
hat , daß man nicht eher klassifizieren soll, bevor man weiß, was
man klassifizieren soll, kommt Bonhöffer mit einem Versuch zur
Klassifikation, der aber in Wirklichkeit gar kein solcher ist, sondern
uns eine Aufstellung von Gruppen von Symptomenkomplexen bringt,
welche bei verschiedenartigen Psychosen auftreten können. Dabei
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. H
Tier-
psychoseu.
Klassifikation
der
Psychosen.
1(52
Cramer.
Standes¬
angelegen¬
heiten
Heredität.
macht er darauf aufmerksam, daß wahrscheinlich mehr somatische
Symptome uns helfen müssen, um zu einer definitiven Klassifikation
zu gelangen.
Vielleicht interessiert es den Praktiker, zu erfahren, daß auch die
Irrenärzte, in deren Reihen gegenwärtig viele Lücken klaffen, so daß
es überall an Assistenten fehlt, einen Kampf im Interesse ihres
Standes führen, der in den letzten Jahren zu einer wesentlich besseren
Lage der Aerzte an den Provinzialanstalten geführt hat und hoffentlich in
diesem Jahre noch zu einer weiteren Besserung führen wird, denn wir
glauben nicht, daß die einstimmigen Beschlüsse der Kommission des deut¬
schen Vereins für Psychiatrie ungehört verhallen werden.
Wie immer, so hat auch dieses Berichtsjahr eine ganze Reihe
ätiologischer Forschungen gebracht. Gerade die Frage der
Heredität hat durch Tigges in sehr gründlichen Untersuchungen
eine weitere Förderung erfahren, wir sehen auch hier, wie diese
Frage mit jedem Jahre komplizierter wird. Tigges hat festgestellt,
daß bei Geisteskrankheit der Aszendenz der mütterliche Einfluß den
väterlichen bei direkter Erblichkeit um 1,3—2,0 ®/o überwiegt, bei
indirekter Belastung dagegen nur um 0,5—0,8°/o. Bei Trunksucht
der Aszendenz überwiegt bei direkter Erblichkeit in hohem Grade
die väterliche Seite. Bei Nervenkrankheiten der Aszendenz überwiegt
bei direkter und indirekter Erblichkeit die mütterliche Seite. Bei
auffallenden Charakteren dagegen überwiegt unter denselben Be¬
dingungen die väterliche Seite. Bei der Summe der Abnormitäten
überwiegt bei direkter Erblichkeit überall der väterliche Einfluß, bei
indirekter der mütterliche. Das väterliche Uebergewicht schwankt
bei direkter Erblichkeit zwischen 1,1 und 8,2 °jo , das der mütter¬
lichen bei indirekter Erblichkeit zwischen 0,5 und 0,8 °/o. Das Ueber¬
gewicht des väterlichen Einflusses bei direkter Erblichkeit wird im
wesentlichen durch die Trunksucht der Aszendenz, in geringem
Grade noch durch auffallende Charaktere der Aszendenz bedingt.
Das Uebergewicht der mütterlichen Seite bei direkter Erblichkeit
wird wesentlich durch Geisteskrankheit der Aszendenz in geringem
Grade durch Nervenkrankheiten bedingt. Bei Geisteskrankheiten,
Nervenkrankheiten und der Summe der Abnormitäten der Aszendenz,
wenn man von letzteren die Nachkommen trunksüchtiger Aszendenz
ausschließt, findet sich bei direkter Erblichkeit — entsprechend
einem Uebergewicht der mütterlichen Seite, ein Uebergewicht der
Töchter über die Söhne. Bei indirekter Erblichkeit, ferner bei direkter
Erblichkeit von Trunksucht und auffallendem Charakter der Aszen¬
denz läßt sich ein dieser Regel entsprechendes Verhalten nicht fest-
Psychiatrie.
163
stellen. Tigges hat sich viel Mühe gegeben, diesen Verhältnissen
statistisch nachzugehen. Beweisend erscheint uns ein Ueberwiegen
um 8 °/o, dagegen ist uns nicht unbedenklich, auf das Ueberwiegen
von nur wenigen Prozenten ein Gesetz aufzubauen, wenn man sich
sagt, wie die Angaben über Heredität zu stände kommen. Tigges
weiß das sicher selbst am besten. Er hat uns aber einen Weg
gewiesen, auf dem mit viel mehr Eifer gearbeitet werden müßte,
wenn auch das Material noch so unzuverlässig und dürr ist.
Die Frage der Heredität in kürzeren Artikeln unter mehr all¬
gemeineren Betrachtungen, ohne wesentlich Neues zu bringen, be¬
handeln auch Cohn, Omerold und in gewisser Weise auch Knopf
in einem Artikel über die Prostitution. Auch in der Arbeit von
Potpeschnigg über die Ursachen kindlicher Minderwertigkeit
wird betont, daß der überwiegende Teil kindlicher Minderwertig¬
keit, der sich in Hilfsklassen befindet, auf Schädigung von den
Eltern her zurückzuführen ist. Diese bestehen in geistigem und
sittlichem Tiefstand und in nervösen Störungen, sowie besonders in
dem Alkoholismus. Auf diese Momente sind auch die organischen
Mängel der Hilfsschüler zurückzuführen. Wie die auf diesem Wege,
das heißt auf dem Wege der Heredität, entstehenden Individuen sich
darstellen, das zeigen die umfangreichen exakten klinischen Mit¬
teilungen von Ziehen über die psychopathischen Konstitu- Psycho-
tionen. Einen Teil davon haben wir bereits früher besprochen.i )atl * lsclie
r Konstitutionell,
Jetzt behandelt Ziehen hauptsächlich die Zwangsvorstellungen und
die psychischen Zwangsprozesse. Ziehen differenziert sehr scharf die
Zwangsvorstellungen in 1. disparate Zwangsvorstellungen, 2. Zwangs¬
vorstellungen in Urteilsform, 3. Zwangsvorstellungen mit motorischer
Tendenz. Die von Angst begleiteten Zwangsvorstellungen bezeichnet er
als obsessive Phobien, einerlei, ob die Angst primär oder sekundär ist.
Im Anschluß an die Erblichkeitsfrage sei mir erlaubt, auf die Frauen- Frauentage,
frage insofern einzugehen, als man im allgemeinen wenigstens bei uns
häufig genug von der geistigen Minderwertigkeit der Frau
spricht. In Thomas Clave Shaw ist den Frauen ein Verteidiger
auch in England erstanden, der bestrebt ist, die ihnen gebührende Stellung
zuzuweisen.
Eine wichtige Frage, die dem Praktiker nicht selten entgegen¬
tritt, ist die, ob psychopathische, nervöse oder geisteskranke Ehe bei
Individuen heiraten dürfen. Wir können den Vortrag Redliche Psychopathen,
weiten Kreisen zur Orientierung nicht dringend genug empfehlen.
Redlich bespricht zunächst die sehr wichtige Frage des Geschlechts¬
verkehrs. Dabei betont er mit Recht, daß es nicht erlaubt ist, von
164
Cramer.
Ehe bei
Psychopathen.
Sexuelles
Trauma
Eiuiluß
adenoider
Vegetationen.
Aprosexie.
einem nuptialen Irresein sans phrase zu sprechen, sondern daß hier
immer der Boden schon vorbereitet ist, wenn nicht bereits eine
Psychose vorhanden war. Im weiteren erörtert er die Frage der
Verheiratung bei den verschiedenen Neurosen und Psychosen, auch
bei organischen Gehirn* und Rückenmarkserkrankungen und trifft
nach unserer Ueberzeugung überall den richtigen, allein zu verant¬
wortenden Standpunkt, wobei er immer wieder darauf hinweist, daß
allgemeine Gesetze kaum aufzustellen sind, sondern daß in jedem
Fall auch individuelle Momente mitsprechen.
Vergleicht man die Ausführungen von Redlich über die Be¬
deutung der sexuellen Traumata bei Nervösen, so stößt man auf
eine» diametralen Gegensatz, wenn man den Artikel von Ferenczi
durchliest, der, ganz in den Bahnen von Freud wandelnd, überall für
die verschiedenen Arten von Psychoneurosen das ursächliche Moment
in einem sexuellen Trauma sieht. Wir haben schon öfters Gelegen¬
heit gehabt, kurz auf die Freudschen Anschauungen einzugehen
und können auch heute den Mitteilungen dieses Autors gegenüber
unseren ablehnenden Standpunkt nur aufrecht erhalten. Denn die
von diesem Autor mitgeteilten Fälle lassen nach unserer Ueber¬
zeugung für jeden Sachkundigen ohne weiteres erkennen, daß das
Auffinden eines sogen, sexuellen Traumas in der Jugend noch
lange nicht der Grund für die Erkrankung und die Conditio sine
qua non für die Genesung zu sein braucht. Diese Fälle werden, wie
wir täglich sehen, auch gesund, ohne daß dieses Trauma aufgefunden
wird — oder vielmehr aufgerührt wird. Ja bei manchen ist es nur
ein Zeichen ihrer Krankheit, daß sie überhaupt davon sprechen.
Bestritten soll nicht werden, daß natürlich in dem Forschen nach
diesem Trauma ein suggestiver Zwang liegen kann, der Gesundung
herbeiführt, der Sachkundige wird aber auch noch andere Mittel und
Wege finden, um diese Reizumstimmung zu erzielen.
Der Einfluß der adenoiden Vegetationen auf das psychische
Verhalten der Kinder ist schon lange bekannt. Dieser Einfluß ist
überschätzt und unterschätzt worden. t Die Wahrheit liegt in der
Mitte. Ich würde auch auf diese Verhältnisse nicht mehr einge¬
gangen sein, wenn wir nicht neben einer Arbeit von Anton, welche
in der Frage der Aprosexie nichts wesentlich Neues bringt, auch
eine Publikation von Rouvillois vorläge, welche einen Symptom¬
komplex, der namentlich bei Eintritt der warmen Jahreszeit bei ein¬
zelnen Schülern sich zu zeigen pflegt und sich mit dem der Aprosexie
deckt, auf eine Polydipsie zurückführt. Diese Polydipsie
ist lediglich eine üble Angewohnheit, mit ihrer Beseitigung
Psychiatrie.
105
schwinden auch die Symptome der Unlust und mangelnden Aufmerk¬
samkeit. Wir sehen also, daß ein der Aprosexie ganz ähnlicher
Symptomkomplex auf ganz anderer Grundlage zu stände kommen
kann. Diese Publikation weist uns darauf hin, bei in Betracht
kommenden Fällen auch diese Frage zu erfüllen.— Wie schwierig es
ist, rein ätiologisch bestimmte exogene Ursachen für eine Psy¬
chose verantwortlich zu machen, das zeigen uns die Dissertationen
von Po weis und Markowitz, welche den psychischen Störungen
bei Chorea nachgehen und zu dem Resultate kommen, daß es
Störungen, welche für die Chorea spezifisch sind, nicht gibt. Etwas
spezifischer scheint in seinen Folgen nach dieser Richtung der Typhus
zu sein, wenigstens machen es die Mitteilungen von Gillwald wahr¬
scheinlich, daß Fälle von Typhuspsychosen Vorkommen, welche mehr
an eine Manie erinnern. Urbach macht darauf aufmerksam, daß
bei Operationen an den Gallenwegen akute Psychosen auf-
treten, welche namentlich dann, wenn der Gallenfluß am stärksten
ist, ihre größte Höhe zeigen. Eine Erklärung dafür ist vorläufig
noch nicht aufzufinden, dagegen möchte Referent erinnern, daß er
selbst einen Fall beschrieben hat, bei dem jedesmal mit dem Auf¬
treten von Ikterus psychische Störungen von ähnlichem Charakter
auftraten. Kauffmann nimmt an, daß in einem von ihm beob¬
achteten und genau untersuchten Fall ein Zusammenhang zwischen
Diabetes und Psychose bestand. Der Erfolg der eingeleiteten Therapie
scheint auch dafür zu sprechen, ebenso scheint die hypothetische An¬
schauung Kauffmanns, daß die Wasserverarmung des Blutes
dabei eine Rolle spiele, aller Beachtung wert. Dagegen muß dem,
was der Autor in der Einleitung sagt, daß bei nervösen und Geistes¬
krankheiten der Diabetes eine häufige Erkrankung sei, widersprochen
werden. Nach den Erfahrungen des Referenten, denen er schon öfter
Ausdruck gegeben hat, spielen hier regionäre Verhältnisse eine
wichtige Rolle. — Interessant ist eine Mitteilung von Hasche-
Klünder, der eine Reihe von atypisch verlaufenden Psychosen
nach Unfall beschreibt. Auf diese Tatsache hat Referent schon
in den ersten Auflagen seiner gerichtlichen Psychiatrie hingewiesen.
Den Uebergang zu den spezielleren Betrachtungen soll ein kurzer
Hinweis auf eine Studie von Sioli über die Geisteskrankheiten der
Angehörigen verschiedener Völker bilden, welche uns erkennen
läßt, daß wir hier uns noch kein definitives Urteil erlauben können, weil
uns das Material fehlt.
In neuerer Zeit, wo sich unser Interesse immer mehr den leichter
und schwerer Schwachsinnigen unter den Jugendlichen
Exogene
Ursachen für
Psychosen.
166
Cramer.
Debile.
Intelligenz-
prüfung
Jugendlicher.
Halluzina¬
tionen.
zuzuwenden beginnt und namentlich auch die Untersuchung der
Fürsorgezöglinge ein größeres Interesse in Anspruch nimmt und die
Jugendgerichte mehr als früher Sachverständige hören, muß es auch
für den praktischen Arzt von Wichtigkeit sein, sich mit den neueren
Methoden der Intelligenzprüfung und .der Feststellung des
geistigen Besitzstandes überhaupt bekannt zu machen. Ziehen
hat uns in seinem Vortrage in seiner bekannten klaren Weise alle
in Betracht kommenden Verhältnisse angegeben und so dargelegt,
daß es uns verständlich ist, worauf es gerade bei diesen Unter¬
suchungen ankommt. Wir möchten seinen Vortrag weiter Kennt¬
nis empfehlen. In dem Artikel von Redepenning sehen wir, wie
exakt die modernen Methoden arbeiten, so daß wir im stand sind,
bei Menschen, welche wir für ganz dement halten, noch eine ganze
Reihe intellektueller Reste nachzuweisen. Auch im Ausland arbeitet
man eifrig auf diesem Gebiet, das beweisen uns die Arbeiten von
Potts und Neil.
Nachdem jahrelang nur selten über das Verhalten der Hallu¬
zinationen gearbeitet worden war, wird in diesem Jahre ein An¬
lauf genommen, auch dieses wichtige bei den verschiedensten psychi¬
schen Störungen eine Rolle spielende Symptom einer genaueren
Analyse zu unterziehen. In einer umfangreichen Studie bringt
Goldstein Mitteilungen zur Theorie der Halluzinationen.
Die Halluzination an sich ist wie jede wirkliche Sinneswahrnehmung
die einfache Folge der Erregung der Sinneszentren. Das Urteil
der Realität ist bei den Halluzinationen wie bei den wirklichen
Wahrnehmungen ein sekundäres Phänomen, eine kritische Leistung
der gesamten Psyche. Das soll nicht bestritten werden, dagegen
scheint uns zweifelhaft, ob der Satz sich wird halten lassen, daß
das Realitätsurteil immer abhängig ist von der qualitativen Be¬
schaffenheit der Wahrnehmung und dem Zustand des Bewußtseins.
Es ist hier nicht der Ort, darauf einzugehen. Erwähnt sei auch
die Arbeit von Döllken, der sich besonders mit dem Gedanken¬
lautwerden beschäftigt und eine Lokalisation des psychopathischen
Vorgangs versucht, während Pingel sich unter ganz anderen
Gesichtspunkten mit der Theorie des Gedankenlautwerdens beschäf¬
tigt, ausführliche Krankengeschichten gibt und hervorhebt, daß dieses
Symptom auch wieder in Genesung übergehen kann. Gaspero
studiert die Erscheinungen der Makropsie bei akuten toxischen
Halluzinosen. Er führt sie auf eine veränderte Dynamik der Ge¬
sichtsvorstellungen im Sinne von Wer nicke und nicht so sehr auf
die Anschauungen der Ophthalmologen zurück, welche das Symptom
Psychiatrie.
167
mehr von akkommodativen Vorgängen in Abhängigkeit bringen. Dem
Antor, der sehr sorgfältig die Literatur zusammengestellt hat, scheinen
die Ausführungen des Referenten über diesen Gegenstand entgangen
zu sein. Hier darf auch erwähnt werden, daß Pick eine seltener
vorkommende psychische Störung, die Orientierungsstörung, z. B. die
Tatsache, daß einem namentlich ermüdenden Reisenden die Lage der
Dinge im Raum verändert erscheint, einer genaueren Analyse unter¬
zieht. Wir werden ihm in seinen scharf kritischen Ausführungen
nur zustimmen können, wenn auch noch andere Erklärungsmöglich¬
keiten vorliegen. Benon stellt namentlich unter Berücksichtigung
der französischen Literatur die verschiedenen'Arten von Gedächtnis¬
störungen zusammen, zeigt uns deren Klinik, macht uns auf
diagnostische Irrtümer aufmerksam. Knapp hat sich die Mühe
gemacht, die körperlichen Begleiterscheinungen der Geistesstörungen
einer genauen Analyse zu unterziehen und bespricht sie unter den
Gesichtspunkten der klinischen Diagnostik und der Prognose. Wir
sehen aus seinen Mitteilungen, daß gerade auch das Studium dieser
mehr somatischen Symptome unter Umständen von Wichtigkeit sein
kann und haben also hier eine Bestätigung zu dem, was Bonhöffer,
wie oben angedeutet, hervorgehoben hat.
Sehr interessant sind die Ergebnisse der Prüfung der Atmung
der Geisteskranken von Bornstein, welche in dem Stoff-
wechsellaboratorium des Referenten durchgeführt werden. Bei der
Mehrzahl der Fälle von Jugendirresein ist die Oxydationsenergie
herabgesetzt, das Wesen dieser Stoffwechselstörung ist in einer
pathologisch starken und pathologisch verlängerten Pubertät zu
suchen. Bei der Epilepsie fand sich keine Störung des Energie¬
umsatzes, die mit dem Wesen der Krankheit hätte in Zusammen¬
hang gebracht werden können, dagegen zeigte sich nach stärkeren
Anfällen und nach Anfallserien eine Erhöhung des Grundumsatzes.
Die Hyperthermie der Epileptiker erwies sich mehr als eine Störung
der Wärmeproduktion, während die der Paralytiker auf einem Ver¬
sagen der Wärmeregulation beruhte. Im Anschluß hieran sei er¬
wähnt, daß es Tintemann gelungen ist, bei einem diabetischen
Epileptiker den Nachweis zu führen, daß die Erhöhung der Aus¬
scheidung der endogenen Harnsäure, welche bereits vor dem Ein¬
setzen der Anfälle beginnt, mit Wahrscheinlichkeit als ein Ausdruck
der den epileptischen Anfällen in diesem Falle zu Grunde liegenden
krankhaften Stoffwechselstörung ist.
Schon lange hat man darauf hingewiesen und vielfache Be¬
trachtungen darüber angestellt, daß der endemische Kropf und
Stoffwechsel
bei Geistes¬
kranken.
168
Cramer.
Ursache des Kretinismus von lokalen Einflässen abhängig sein müsse. Birch-
Kretmisnius. ner berichtet über ein großartig angelegtes Experiment, das die
aargauische Gemeinde Rapperswil angestellt hat. Dort ist prophy¬
laktisch in wohlüberlegter Weise gegen den endemischen Kretinis¬
mus und Kropf dadurch vorgegangen worden, daß man im Jahre 1884
eine neue Wasserleitung anlegte und das Wasser statt aus Meer¬
molasse aus reinem Jura bezog. Seitdem ist Rapperswil allmählich
kröpf- und kretinismusfrei geworden, während sich 1885 noch 95 */•
Kröpfe unter der Schuljugend fanden und 7°/« Kretinen. Es hat
sich also hier die Richtigkeit der geologischen Theorie für das Zu¬
standekommen des Kretinismus glänzend bewährt. Es ist interessant,
zu dieser Publikation eine Arbeit von McCarrison in Parallele zu
stellen, der ein Gebiet mit endemischem Kropf und Kretinis¬
mus am Himalaya untersuchte und den Kretinismus von der
Schilddrüsenerkrankung in Abhängigkeit bringt, die Frage einer Be¬
kämpfung, wie sie so energisch und mit Erfolg in der Schweiz
durchgeführt worden ist, ist aber gar nicht berührt. Daß die myx-
ödematöse Idiotie, wenn sie rechtzeitig erkannt wird, mit
Thyreoidpräparaten zu heilen ist, ist bei uns schon längere
Jahre bekannt, wir weisen auch deshalb nur kurz auf die kasuistische
Mitteilung von Cannac hin, damit bei dem Vorkommen solcher
Fälle eine entsprechende Therapie nie versäumt wird. — Auch die
Idiotie amaurotische Idiotie hat in diesem Jahre wieder eine zusam-
menfassende Besprechung erfahren, und zwar von Barbonneix und
Breie t, ohne wesentlich Neues zu bringen. Dagegen möchten wir
besonders auf die Studien von Vogt hinweisen, welcher in aus¬
gezeichneter Weise den Versuch unternimmt, die einzelnen Idiotie¬
formen klinisch und vor allem auch anatomisch abzugrenzen.
Die Wichtigkeit solcher Bestrebungen liegt auf der Hand. Denn
nur wenn wir erst die einzelnen Formen differenzieren können, wer¬
den wir auch ihre Bekämpfung wirksam inszenieren können. Das
klassische Beispiel liefert uns dafür die soeben erwähnte kretinistische
und myxödematöse Idiotie. Im Anschluß an die Idiotie möchte ich
noch kurz auf die Frage des moralischen Schwachsinns
eingehen. G u d d e n macht den Versuch, die Moral insanity
als ein eigenes wohlumschriebenes Krankheitsbild hinzustellen.
Darin wird ihm jeder zustimmen. Aber indem man klinisch
den moralischen Schwachsinn als Krankheitsform anerkennt, muß
man sich auch klar darüber sein, daß unsere heutige Strafgesetz- .
gebung in keiner Weise Rücksicht darauf nimmt, ja das Reichs¬
gericht ausdrücklich entschieden hat, daß das Gericht die „Moral
Psychiatrie.
169
insanity“ als Krankheit im Sinne des § 61 nicht anerkennen
könne. — Interessant ist eine von Anton mitgeteilte Krankengeschichte
nebst Obduktionsbefund, wodurch der Nachweis erbracht wird, daß
die durch eine frühzeitige Lebererkrankung und Leber¬
dysplasie bewirkte Stoffwechselerkrankung eine früh¬
zeitige Retardierung der gesamten Entwicklung und
auch des Gehirns mit sich bringen kann. Anton be¬
zeichnet das Krankheitsbild als Dementia choreoasthenica.
Praktische Hinweise zur Erkennung des Schwachsinns gibt
Uhlich.
Die Dementia praecox-Frage steht noch immer im Mittel¬
punkt des Interesses der klinischen Psychiatrie. Die Dinge, welche
erörtert werden, sind aber meistens Detailfragen, welche für den
Praktiker weniger Interesse haben. Ich möchte deshalb nur kurz
auf die Publikationen von Jahrmärker, Kölpin und Meyer
hinweisen. Hervorgehoben sei, daß es Knapp in meiner Klinik
gelungen ist, einen fast typischen, seit Jahren bestehenden kata¬
tonischen Zustand als Simulation nachzuweisen. — End¬
lich sei noch hervorgehoben, daß Raecke in sehr gründlichen
Untersuchungen sich mit der Katatonie im Kindesalter be¬
schäftigt und den Nachweis führt, daß wir auch hier vor allem im
Alter von 12—15 Jahren diesen Symptomenkomplex beobachten.
Meist besteht dabei eine angeborene psychische Minderwertigkeit.
In der Praxis machen uns häufig die Epilepsie und Schwach¬
sinn szustände im Kindesalter große Schwierigkeiten, sowohl
was die Diagnose als was die Behandlung betrifft, obschon die
klinische und pathologisch-anatomische Forschung der letzten Jahre
in ein anscheinendes Chaos einige Klarheit gebracht hat. Zur Orien¬
tierung auf diesem schwierigen Gebiet möchten wir einen umfang¬
reichen Artikel von Heinrich Vogt, der übersichtlich und klar
geordnet alle in Betracht kommenden Verhältnisse bespricht, emp¬
fehlen. Vogt bespricht zunächst die Spasmophilie und Epilepsie,
sodann die genuine und degenerative Epilepsie, weiter die zerebrale
Kinderlähmung in ihren Beziehungen zur Epilepsie und jugendlichen
Schwachsinn und die Epilepsie mit Herdsymptomen überhaupt. Auch
die Beziehungen zur hereditären Lues werden in einem gesonderten
Kapitel besprochen, ebenso wie die tuberöse Sklerose, die hydro-
zephalische Epilepsie, die epilepsieartigen Zustände bei verschieden¬
artigen Idiotieformen und unklare Formen. Den Beschluß bildet
eine Besprechung der Prognose der jugendlichen Epilepsie und der
sozialen Fürsorge für die jugendlichen Epileptiker. Diese kurze
Dementia
choreo¬
asthenica.
Jugend¬
irresein.
Kinder¬
psychosen
und -neurosen.
170
Craraer.
Kinder- Inhaltsangabe zeigt, wie wir bereits auf diesem Gebiete klinisch und
Psychosen ana to m isch zu differenzieren im stände sind und wie wichtig die
und -neurosen. _ _ °
Studie von Vogt ist. Aschaffenburg behandelt dasselbe Thema
kürzer in einem Vortrag und nur vom klinisch-diagnostischen Stand¬
punkt aus. Wir können ihm nur zustimmen, wenn er auch bei
dieser Gelegenheit wieder auf die diagnostisch außerordentlich wich¬
tige Tatsache aufmerksam macht, wie gerade bei epileptischen Kin¬
dern die unmotivierten Stimmungsschwankungen eine außer¬
ordentlich wichtige Rolle spielen.
Epilepsie. Einen ganz neuen Gesichtspunkt für die Diagnose der Epilepsie
in bestimmten Fällen bringt Redlich, in dem er darauf hinweist, daß
unter Umständen die Linkshändigkeit auf eine Herderkrankung in
der rechten Hemisphäre hinweisen und so auch die Erklärung für
eine Epilepsie geben kann. Genauere Nachprüfungen müssen ergeben,
ob wirklich bei bestimmten Epileptikern die Linkshändigkeit eine
größere Rolle spielt. Windscheid berichtet über einige Fälle von
„typischer Reflexepilepsie“. Roubinowitsch beschreibt
einen gewiß einzig dastehenden Fall, wo sich eine typische Akro¬
megalie mit Epilepsie und einer Stimmungsanomalie verband.
Genauere psychologische und klinische Studien über die intellek¬
tuelle Leistungsfähigkeit in Dämmerungszuständen haben
Koppen und Kutzinski auf der Ziehenschen Klinik gemacht. Sie
führen den Nachweis, daß die minderwertigen geistigen Leistungen
während des Dämmerungszustandes außerordentlichen Schwankungen
unterworfen sind und daß diese Schwankungen von einem Moment
zum anderen wechseln können. Endlich sei noch hervorgehoben,
daß nach den exakten Untersuchungen von Handelsman wahr¬
scheinlich das Cholin bei der Entstehung der epileptischen
Krämpfe des Menschen keine Rolle spielt.
Hysterie J3ei der der Epilepsie nachstehenden Hysterie haben wir
eine kleine Anzahl von Arbeiten zu erwähnen, welche sich genauer
mit einzelnen Symptomen beschäftigen oder kasuistische Mitteilungen
bringen. Westphal berichtet über eine hysterische Pseudo¬
tetanie mit eigenartigen vasomotorischen Störungen. Donath
beschreibt einen Fall von hysterischer Schlafsucht bei einem
jungen Mädchen, das nach überstandenem Typhus im Anschluß an
starke emotionelle Erregungen zum ersten Male in diesen Zustand
verfiel. W T ie genauere Untersuchungen erweisen, sind diese lethargi¬
schen Anfälle weder ein echter Schlaf noch eine Autohypnose. Der¬
selbe Autor hat auch die hysterische Amnesie genauer
studiert. In den beiden beobachteten Fällen war die Amnesie retro-
Psychiatrie.
171
anterograd. Der Ausfall so zahlreicher Erinnerungsbilder wie bei
der hysterischen Amnesie hat deshalb keine weitgehende Demenz
im Gefolge, weil die Erinnerungsbilder offenbar im Unterbewußtsein
noch weiter arbeiten. Dadurch unterscheidet sich auch diese psycho¬
gene Amnesie von der mehr organisch bedingten. — Schultze
schildert in einem klinischen Vortrag die hysterische Hemiplegie.
Unter die Hysterie möchte ich auch einreihen die Mitteilung von
Schmiergeld, obschon dieser Autor seinen Fall unter die
psychasthenischen Degenerierten rechnet. Denn gerade
der Beginn der geschilderten motorischen Entladungen im An¬
schluß an Affekte und die ganze Art des Ablaufes erinnert mich
außerordentlich an einen psychogenen Prozeß.
Die Pathogenese der progressiven Paralyse ist in
diesem Jahre auch unter dem Gesichtspunkt der Stoffwechselver¬
hältnisse in Angriff genommen worden. Kauffmann bringt
eine umfangreiche Monographie, deren Ergebnisse sich auf eine
große Zahl schwieriger und zeitraubender exakter Untersuchungen
stützen. Wir können auf die einzelnen Details der groß angelegten
Arbeit, die zum Teil wohl auch noch der Nachprüfung bedürfen
werden, nicht eingehen. Wir sehen aber gerade an dieser Publi¬
kation, ein wie weites Feld sich noch der Forschung öffnet und wie
viel noch erreicht werden kann, wenn wir die verschlungenen Wege
des pathologischen Stoffwechsels der Psychosen erforschen. Wenn
auch die Rätsel, welche uns diese am besten umschriebene Form
aller Psychosen aufgibt, noch nicht gelöst sind, so zeigt uns doch
die Kauffmannsche Arbeit die Wege, auf denen wir zunächst
weiter kommen, wenn nur intensiv gearbeitet wird. Interessant ist
die Parallele, welche die Studien Kauffmanns für die Paralyse
mit den hebephrenischen Erkrankungen ergeben. Obschon die Frage
nach der Aetiologie der progressiven Paralyse einiger¬
maßen geklärt erscheint, sehen wir doch immer wieder Stimmen
auftreten, welche der Syphilis in der Aetiologie der progressiven
Paralyse eine weniger wichtige Rolle vindizieren wollen. Daß die
Syphilis allein nicht unter allen Umständen die Krankheit herbei¬
führt, ist bekannt, aber daß sie eine dominierende Rolle spielt, kann
nicht bestritten werden. Das zeigen uns klar die sehr verschiedent-
liehen Untersuchungen von Junius und Arndt an dem Riesen¬
material der Dalldorfer Anstalt. Sie engen in genaueren Unter¬
suchungen die vagen Begriffe der Disposition und des erschwerten
Kampfes ums Dasein ein, führen sie auf das richtige Maß zurück
und überzeugen uns schließlich, daß es eben ohne Syphilis kaum
Progressive
Paralyse.
172
Cramer.
Progressive eine Paralyse gibt. Auch der Verlauf, die Dauer und die Sym-
Paraiyse. ptomatologie der progressiven Paralyse wird an dem großen Material
mit derselben Gründlichkeit geprüft. Zu ähnlichen Resultaten kommt
bei dem kleineren Material der Kieler Klinik Jolly. Rodiet hat
die Ungleichheit der Pupillen bei Paralytikern zu einer Studie ge¬
macht, ohne wesentlich Neues oder Grundlegendes zu bringen. Die
Ungleichheit der Pupillen gewinnt eben nur Bedeutung, wenn sie
in Gemeinschaft mit anderen sicheren Symptomen sich zeigt. Benon
betont, daß die anfallsweise, namentlich im Beginn der Paralyse
plötzlich aufbretenden Amnesien mit den anderen plötzlichen Zu¬
fällen der Paralyse in eine Reihe gestellt werden können. Davids
hat auf meine Veranlassung die Augenveränderung bei pro¬
gressiver Paralyse während des Verlaufes der Eirankheit ge¬
prüft; er konnte die Angaben der französischen Autoren über ein
einigermaßen gesetzmäßiges Verhalten dieser Störungen an unserem
Materiale nicht bestätigen. In der pathologisch-anatomischen Dia¬
gnostik des Rückenmarks der progressiven Paralyse spielt der Nach¬
weis der Plasmazellen als Ausdruck eines entzündlichen Vor¬
ganges eine wichtige Rolle. Dies ist für das Gehirn nach den
Studien von Nißl und Alzheimer sicher erwiesen. Daß auch
im Rückenmark der Paralytiker diese Plasmazellen als Aus¬
druck eines Entzündungsvorgangs in großer Ausdehnung Vorkommen,
beweisen die Untersuchungen von Gustav Oppenheim.
Dementia Einen der seltenen Fälle von einwandsfreier Dementia post-
-r ma - traumatica bringt Trespe. Allerdings wäre uns erwünscht, wenn
nach einigen Jahren noch eine Nachuntersuchung vorgenommen
werden könnte, weil manchmal ganz auffällige Besserungen Vor¬
kommen können.
Während noch vor wenigen Jahren Mitteilungen über sogen,
intoxikations- Intoxikations- und Infektionspsychosen auf der Tages¬
und Infektions- or< j nun g standen, ist jetzt die Zahl der Publikationen über diesen
Gegenstand sehr gering geworden, weil man allmählich auch in
diesen Fragen kritischer geworden ist und nicht mehr den zu¬
fälligen Erscheinungsfolgen wie früher kausalen Zusammenhang
vindizieren will, und weil man vor allem auch die Bedeutung der
individuellen Disposition mehr erkannt hat. William F. Kuhn
studiert die Frage der Bedeutung toxämischer Einflüsse für das
Zustandekommen psychischer Störungen, vor allem des katatoni¬
schen Symptomenkomplexes. Genaue Untersuchungen des
Blutes in 7 derartigen Fällen, welche ein bestimmtes gesetzmäßiges
Verhalten der Erythro- und Leukozyten erkennen lassen, scheinen
Psychiatrie.
173
dem Autor dafür zu sprechen, daß toxämische Einflüsse bei dem
Zustandekommen dieses Symptomenkomplexes eine Rolle spielen.
Handelt es sich hier um eine Hypothese, so sehen wir, daß es
sich auch bei den psychischen Störungen, welche nach akuter oder
chronischer Einwirkung bestimmter Gifte resultieren, nicht immer
um für den chemischen Körper spezifische Störungen handelt. Das
beweisen auch die interessanten Untersuchungen von Alfred Gordon
über die psychischen Störungen nach akuter und chroni¬
scher Intoxikation mit Opium und Kokain. Der Autor ver¬
fügt im ganzen über 80 Fälle von akuter und 91 Fälle chronischer
Einwirkung. Am meisten interessieren uns die chronischen Ver¬
giftungen, weil hierbei nicht wie bei den akuten die spezifische
Giftwirkung mit in Betracht kommt. Studieren wir hier seine Mit¬
teilungen, so sehen wir, daß die verschiedenartigsten Symptomen-
komplexe auftreten können.
Wie jedes Jahr, so hat auch in diesem das Delirium tremens
und die alkoholischen Seelenstörungen überhaupt eine häu¬
figere Bearbeitung gefunden. Zunächst hat der Referent für die
Eulenburgsche Realenzyklopädie die ganze Frage des Deliriums
und speziell des Delirium tremens neu bearbeitet, und ferner be¬
sitzen wir in Gestalt einer Habilitationsschrift eine nüchterne und
gute Zusammenstellung über alles, was das Delirium tremens
betrifft, von Wassermeyer. Statistisch unter mehr beschränkteren
Gesichtspunkten beschäftigt sich mit dieser Krankheit Napoleon
Boston. Interessant ist, in seiner Statistik zu sehen, daß die
meisten Fälle von Delirium tremens in den Monat August fallen,
während die Mortalität im Dezember am größten ist. Zur Klinik
der Krankheit führt Aschaffenburg den Nachweis, daß man
ähnlich wie optische Halluzinationen auch Gehörstäuschungen
mit Hilfe des Telephons bei den Deliranten hervorrufen kann. Von
seiten der Abstinenten wird immer wieder versucht, das Vorkommen
von Abstinenzdelirien beim Alkoholismus in Frage zu stellen.
Wenn man im Interesse der guten Sache ihr Vorgehen auch ver¬
stehen kann, so sollte doch bei streng wissenschaftlicher Forschung
etwas mehr kritisch vorgegangen werden. Unter diesen Gesichts¬
punkten möchte ich die Arbeit von Holitscher erwähnen, der vor¬
sichtig das vorhandene literarische Material in dieser Frage prüft
und wenigstens noch die Möglichkeit der Abstinenzdelirien zugibt,
während Graeter die ganze Frage nur cum ira, aber sine Studio
zu erledigen sucht. Daß die Zahl der alkoholisch bedingten Seelen¬
störungen nicht überall so groß ist, wie man häufig annimmt und
Alkoholismus
Delirium
tremens.
Abstinenz¬
delirien.
174
Cramer.
Alkoholische
Seelen¬
störungen.
Sjiät-
lieiluugen.
daß regionär starke Schwankungen Vorkommen, zeigen die Mit¬
teilungen von Legrain, welcher mit ungefähr 17*/« rechnet; ich
darf wohl hinzufugen, daß in meinen Instituten der Prozentsatz noch
viel geringer ist. Im Anhang dazu sei erwähnt, daß Passavan
die klinischen Formen der alkoholischen Seelenstörungen in
einem kurzen Artikel ungefähr so beschreibt, wie wir sie auch in
unseren Lehrbüchern angegeben finden, daß ferner Th. Simon eine
subakute Form des Alkoholismus schildert, in derer die Fälle
beschreibt, wo ein ausgesprochenes Delirium tremens zwar nicht
vorhanden ist, aber namentlich bei Nacht und in der Dunkelheit
für einige Stunden oder auch für einige Tage die Symptome des
Delirium tremens mehr oder weniger angedeutet in Erscheinung
treten. Dieses kann natürlich dem Grade nach sehr verschieden
sein, so daß die Kranken noch mehr oder weniger über den Sym¬
ptomen stehen. Interessant ist auch die Beschreibung eines post-
deliriösen Stupors durch Stilmann, der bei uns noch weniger
beachtet ist. Schließlich sei noch erwähnt, daß Lapinsky in einer
eingehenderen klinischen Studie den Nachweis zu führen sucht, daß
bei der polyneuritischen Psychose die Psychose und die poly-
neuritischen Störungen Folgen ein und derselben Schädlichkeit, näm¬
lich der im Blute kreisenden Toxine, sind. Er nähert sich also
hier den von vielen Autoren anerkannten Anschauungen der Wiener
Schule.
Eine Frage, die von jeher den Psychiater sowohl als den Prak¬
tiker interessiert hat, ist die Tatsache, daß wir immer wieder und
oft völlig unerwartete Fälle von Spätheilungen sehen. Petren
hat eine umfangreiche monographische Studie zu dieser Frage publi¬
ziert, die sicher auch uns Deutschen manchen willkommenen Auf¬
schluß liefert. Vielleicht gibt sich der Verfasser etwas zu viel Mühe,
für die einzelnen Fälle eine Diagnose zu finden und legt zu viel
Wert auf die Nomenklatur derselben, immerhin arbeitet er aber so
exakt, daß jeder sich nach der ihm gerade genehmen Nomenklatur
zurechtfinden kann. Im ganzen berichtet der Autor über 34 Fälle
aus eigener Beobachtung und aus der Literatur. Wir sehen, daß
die überwiegende Mehrzahl der Spätheilungen Stimmungsanomalien
betrifft, daß aber auch Katatonien und paranoische Zustände nicht
selten sich finden, ja sogar eine epileptische und eine traumatische
Psychose ist erwähnt. Die Möglichkeit, daß solche Spätheilungen
Vorkommen können, ist uns allen bekannt, die Petrensche Mono¬
graphie lehrt uns aber, daß man gerade in den ersten drei Gruppen
von Fällen mit der Prognose lange Zeit sehr vorsichtig sein muß,
Psychiatrie.
175
sie zeigt uns auch, eine wie wichtige Bedeutung die Kenntnis dieser
Tatsache für gerichtlich psychiatrische Erwägungen, namentlich was
die Ehescheidung betrifft, haben muß. Unsere weitere Aufgabe
wird sein, diese Fälle noch mehr zu ergänzen und zu vermehren
und dabei immer wieder den Versuch zu machen, ob uns nicht
doch ein genaues Studium der Elementarsymptome in einzelnen
Fällen die Möglichkeit an die Hand gibt, uns vor einem zu
frühzeitigen Aussprechen der Unheilbarkeit zu hüten. Auf jeden
Fall erscheint wichtig, jeden einzelnen derartigen Fall genau zu
publizieren.
Wenn man von diesen Spätheilungen von Psychosen, bei
denen eine eigentliche Behandlung schon lange aufgegeben war,
hört, dann möchte man Scholz recht geben, der den Heil¬
faktor der großen Anstalten außerordentlich gering einschätzt.
Es ist ein Verdienst von Alt, daß er hier eingreift, und mit aller
Schärfe betont, daß in den Anstalten, in denen nur in zielbewußter
Weise all das unternommen wird, was uns der moderne Heil¬
apparat bietet, die Sache durchaus nicht so verzweifelt aussieht.
Bei einem Manne wie Alt ist es selbstverständlich, daß er dabei
• _ '
sich vor einem Zuweitgehen in seinen Hoffnungen hütet und auch
die Grenzen, die der Anstaltsbehandlung gezogen sind, anerkennt.
Noch auf eine andere mit schönen Abbildungen versehene Arbeit
von Alt möchten wir kurz hinweisen, sie betrifft einen der Haupt¬
heilfaktoren der Irrenanstalten, die Arbeit und ihre vielseitige
Verwendung auf allen Gebieten menschlichen Gewerbes und nament¬
lich im landwirtschaftlichen Betriebe. Die Verhältnisse an den Irren¬
anstalten des Staates New York schildert Mac Donald. Für
die spezielle Therapie der Geisteskranken dürften sich für den
praktischen Arzt von besonderem Nutzen erweisen eine kurze und
prägnante Zusammenstellung von Weber über die verschiedenen
therapeutischen Maßnahmen, welche heute bei der Behandlung
der erregten Geisteskranken in Betracht kommen, eine
kurze Uebersicht von August Wurschmidt über die neueren
Beruhigungs- und Schlafmittel und endlich Heymanns
Zusammenstellung der neueren Brompräparate für die Epi¬
lepsiebehandlung.
Eine therapeutische Frage, welche an den Arzt häufig heran¬
tritt, ist die, ob bei einer bestehenden oder sich entwickelnden Psy¬
chose im Falle der Schwängerung ein Abort eingeleitet werden darf
oder nicht. Im allgemeinen neigen sich die Psychiater der An¬
schauung zu, daß bei Psychosen ein Abort nicht indiziert sei. Auch
Anstalts¬
behandlung.
176
Cramer.
Künstlicher
Abort bei
Psychosen.
Forensische
Psychiatrie.
der Referent hat lange Zeit auf diesem Standpunkt gestanden.
Nachdem er aber mehr die Grenzzustände und die Psychosen im
Beginn an einem umfangreichen Material kennen gelernt hat, ist
sein Standpunkt in dieser Frage ein anderer geworden. Er meint,
man muß viel mehr individualisieren, und ist überzeugt, daß Krönig
reqht hat, daß wir nach dieser Seite noch mildere Anschauungen
gewinnen werden. Es soll deshalb ganz besonders auf eine Mit¬
teilung von Friedmann hingewiesen werden, welche sich auf & Fälle
bezieht und auch die allgemeineren juristischen Fragen einer gründ¬
lichen Erörterung unterzieht. Im einzelnen eignen sich diese Er¬
wägungen nicht zu einem kurzen Referat, nur eins sei hervor¬
gehoben, was nutzt die Konservierung von Mutter und Kind, wenn
sich die Mutter, die durchaus nicht ausgesprochen geisteskrank zu
sein braucht, einer häufig vorhandenen psychopathischen Reaktion
entsprechend samt Fötus umbringt. Sehr interessant ist eine Ana¬
lyse der verschiedenartigen Depressionszustände, welche uns
Sommer gibt, und die Art und Weise, wie er daraus eine ent¬
sprechende Therapie ableitet. Es werden uns für die Praxis wich¬
tige Fingerzeige gegeben. Schließlich sei noch erwähn^ daß Damaye
für die Behandlung der toxischen 8eelenstörung die Darreichung
von Jodpräparaten empfiehlt.
Forensisch bat uns das Berichtsjahr zwei größere Neuerscheinungen
gebracht, einmal die zweite Auflage des bekannten Hochesehen Hand¬
buches der forensischen Psychiatrie, das in handlicher Form
erschienen ist und in klarer, übersichtlicher Weise leicht eine Orien¬
tierung erlaubt, und dabei doch die erschöpfende Darstellung eines Hand¬
buches bietet. Am besten haben uns die von Hoche, Aschaffenburg
und Schultze bearbeiteten Kapitel gefallen. Die zweite Erscheinung ist die
vierte Auflage der gerichtlichen Psychiatrie des Referenten.
Literatur.
Alt, Ueber ländliche Beschäftigung der Kranksinnigen in Anstalt und
Familienpflege. Zeitschr. f. d. Erforschung und Behandlung des jugend¬
lichen Schwachsinns Bd. II. — Derselbe, Die Heilungsaussichten in der
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Prag. med. Wochenschr. Nr. 23. — G. Anton, Dementia chorea-asthenica
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Nr. 46. — Max Arndt u. Paul Jumis, Beiträge zur Statistik. Aetiologie,
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Epilepsie und epileptoide Zustände im Eindesalter. Arch. f. Kinderbeilk.
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tremens. Deutsche med. Wocbenschr. Nr. 39. — L. Babonneix et Brelet,
L’idiotie amaurotique familiale. Gaz. des böp. Nr. 57. — M. R. Benon,
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Derselbe, Les Amnesies. Gaz. des böp. Nr. 67. — Eugen Birchner,
Zur Pathogenese der kretinischen Degeneration. Med. Klinik H. 6. —
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c) Krankheiten der Bronchien, Longen, Pleura und des
Mediastinums.
Von Prof. Dr. H. Hochhaus, Oberarzt an den städtischen Krankenanstalten
in Köln.
Mit 4 Abbildungen.
Allgemeines. Die wichtige Arbeit von Bohr über die funktionellen
Veränderungen der Lungenvolumina (siehe dieses Jahrb. 1S08) hat
vielfache Anregung zu weiteren Studien auf diesem Gebiete gegeben. So
untersuchte K. A. Hasselbach die Einwirkung der Temperatur auf
die vitale Mittellage der Lunge nach der von Bohr angegebenen, nur
unwesentlich von ihm modifizierten Methode. Das Resultat war die Fest¬
stellung, daß die Mittellage bei der Versuchsperson in nacktem Zustand,
bei niedriger Außentemperatur höher war als in normal bekleidetem Zu¬
stand; am geringsten war sie bei besonders warmer Kleidung. Die Unter¬
schiede waren umso deutlicher, je weniger das betreffende Individuum
an plötzliche Temperaturdifferenzen gewohnt war, und um so geringer, je
leichter es eine Aenderung der Außentemperatur ohne frieren ertrug. Daß
hier ein reflektorischer Zusammenhang zwischen Außentemperatur und
Aenderung des Lungenvolumens vorliegt, unterliegt nach den mitgeteilten
Resultaten keinem Zweifel; über Art und Zweckmäßigkeit dieses Reflexes
läßt sich nach Verfasser eine begründete Ansicht noch nicht äußern; jeden¬
falls liegt nach einem Versuch keine durch den nackten Zustand hervor¬
gerufene derartige Vermehrung der Kohlensäureausscheidung vor, daß da¬
durch eine Erhöhung der Mittellage zu erklären wäre. — Hasselbach
hat dann weiter die Totalkapazität der Lungen untersucht, mit Rück¬
sicht auf die Annahme Bohrs, daß diese durchweg „eine für ein gegebenes
Individuum unveränderliche Größe sei“. Durch Bestimmung sämtlicher
in Betracht kommender Lungenvolumina bei einem Individuum konnte er
feststellen, daß beim Uebergang in die liegende Stellung nicht bloß, wie
Bohr angegeben, die Mittelkapazität, sondern auch die Totalkapazität ab¬
nimmt; und daß deshalb die erstere Aenderung in der Regel bedeutender
ausfällt, wie Bohr angegeben hat. Kr fand ferner, daß sowohl nach einer
einmaligen Anstrengung (durch Laufen) wie durch Trainieren nicht bloß die
Mittellage, sondern auch die Totalkapazität vergrößert wird. — Auf pntho-
Einfluß der
Temperatur
auf die vitale
Mittel läge
der Lunge.
Aenderungen
der Total-
kapazitiit.
182
Hochhaus.
Atmung bei
Herzkranken.
Größe der
Lungen-
volumina bei
Frauen.
Lungen¬
volumina bei
Larynxstenose.
logische Verhältnisse ist die neue Untersuchungstechnik von Rubow an¬
gewandtworden zum Studium der Atmung bei Herzkrankheiten. Bei
8 Kranken, die meist an Mitralfehlern entweder im Stadium der Kompen¬
sation oder nur mäßiger Inkompensation litten, wurden nach derBohr-
schen Methode die einzelnen Lungenvolumina genau bestimmt, und es fand
sich nun als wichtigstes Ergebnis, daß bei den meisten Kranken, besonders
denen mit erheblicher Dyspnoe, die Mittellage im Verhältnis zur Total¬
kapazität erheblich erhöht war. Die Folge des dadurch erheblich ver¬
größerten Lungenvolumens ist, daß die Gefäße gestreckt und dadurch die
Zirkulation in ihnen erheblich erleichtert wird. Die ganze Anstrengung
bei der kardialen Dyspnoe läuft also hinaus auf eine Erhöhung der Mittel¬
lage und dadurch indirekt bewirkte Erleichterung der Zirkulation; äußer¬
lich kenntlich ist diese Art der Atmung nur durch ihren langsamen Rhyth¬
mus, der sich wesentlich von anders bedingter Kurzatmigkeit unterscheidet
Verfasser macht ausdrücklich darauf aufmerksam, welche Schwierigkeiten
diese Bestimmungen durch Komplikationen in der Lunge (Bronchitis, ver¬
änderte Blutfülle) verursachen, und ferner betont er ausdrücklich, daß
diese Art der Dyspnoe durchaus nicht bei allen Herzkrankheiten anzutreffen
ist. Nachprüfungen an größerem und vielseitigerem Material müssen zeigen,
ob diesem Resultat eine allgemeinere Bedeutung zukommt.
Zur sicheren Beurteilung pathologischer Werte hat Rubow denn auch
bei 8 normalen, gesunden Frauen alle in Betracht kommenden Lungen¬
volumina bestimmt und gefunden, daß diese im wesentlichen mit den von
Bohr für Männer bestimmten Werten übereinstimmen; nur eine geringere
Größe war nachweisbar, wie sich das aus der geringen Entwicklung des
ganzen Körpers und speziell der Respirationsorgane von vornherein erwarten
ließ. — Das Verhalten der Lungenvolumina bei plötzlich auftretender
La rynxstenosehat Liebermeister bei Diphtheriekranken studiert. Natur¬
gemäß war hier eine Anwendung der Bohr sehen Apparate nicht möglich,
sondern mußte ersetzt werden durch genaue Festsetzung der Lungengrenzen
und vor allem durch eine exakte Beobachtung des Zwerchfellstandes und
dessen Bewegungen, wie es uns jetzt das Röntgenverfahren mit großer
Sicherheit ermöglicht. Die bei 12 an Diphtherie erkrankten Kindern
durchgeführten Beobachtungen zeigten als wesentliches Resultat, daß bei
solchen Stenosen fast regelmäßig eine Erhöhung der Mittelkapazität auf-
tritt, was sich durch ein Tiefertreten des Zwerchfells und der unteren
Lungengrenzen kundgibt. Diese Vermehrung des Lungenvolumens tritt ein,
gleichgültig, ob das Hindernis in den obersten oder den tiefgelegensten
Luftwegen sitzt; Bedingung ist nur, daß es sich für beide Lungen geltend
macht. Von Wichtigkeit ist die weitere Beobachtung, daß die Lungen¬
blähung sich in sehr kurzer Zeit entwickeln kann; ferner, daß sie nach
Behebung des Hindernisses — durch Tracheotomie oder Intubation — meist
sehr schnell schwindet, es sei denn, daß sie schon längere Zeit angedauert
hat; in diesem Falle bleibt nicht selten ein länger dauerndes Emphysem
zurück. Die Berücksichtigung aller dieser Verhältnisse ist auch für die prak-
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 183
tische Behandlung der Diphtheriestenose von großem Werte. — Die Rolle, Lungen¬
weiche die Elastizität der Lunge in normalen und pathologischen Spannung und
Zuständen spielt, ist von verschiedenen Seiten experimentell zu klären ver- Lungenvolum,
sucht worden. Lieb er meist er hat speziell die Frage zu beantworten ver¬
sucht, ob und welche Beziehungen zwischen dem Lungenvolumen und der
Spannung des Lungengewebes bestehen. Die Experimente wurden angestellt
an frischen Katzen- und Menschenlungen und führten zu dem Ergebnis,
<laß bei gewöhnlicher Atmung die Lunge außerordentlich leicht dehnbar
ist, ohne daß ihre Spannung wesentlich zunimmt, daß die durch die
Elastizität der Lunge bedingten Druckschwankungen in der Breite der
normalen Atmung nur 2—4 mm Wasser betragen, mithin die Elastizität der
Lunge einen geringen Einfluß bei der Atmung hat, mindestens nicht den,
welchen man ihr von mancher Seite zugeschrieben hat. Daraus ergibt sich
auch, daß der negative Druck in der Pleurahöhle einen Wert hat, der
praktisch kaum in Betracht kommt. Zu ähnlichen Resultaten über die Größe
der Lungenelastizität und des von der Lunge bei der Dehnung aus¬
geübten Druckes kommt Bönniger nach Versuchen, welche in fast der¬
selben Weise angestellt sind, wie Liebermeister dies getan. Auch nach
diesem Autor spielt die Lungenelastizität bei der gewöhnlichen Atmung
kaum eine Rolle, und als einflußgebenden Faktor bei der Exspiration sieht
<er nicht die Lungen-, sondern die Thoraxelastizität an. Die Bedeutung
der Elastizität des Lungengewebes liegt nach seinen Versuchen darin, daß
durch diese Eigenschaft eine möglichst gleichmäßige Ausdehnung der
Lunge garantiert wird, und ferner in ihrem bestimmenden Einfluß auf den
Gehalt der Minimalluft. Die Konsequenzen, welche sich daraus für patho¬
logische Zustände, speziell für das Emphysem ergeben, werden vom Ver¬
fasser besprochen, ohne daß er selbst zu einer befriedigenden Erklärung
kommt; der Ansicht Hofbauers, daß die durch vermehrtes Luft¬
bedürfnis verstärkte Inspiration eine ausschlaggebende Rolle spiele, kann
^r nicht zustimmen; am meisten neigt er noch der Meinung zu, daß eine
lokale Gewebsveränderung (im Sinne Virchows) am ehesten in Betracht
komme. Hofbauer sucht die Zweifel Bönnigers an dem von ihm
.aufgestellten Satz, daß durch verstärkte Inspiration eine Lungenblähung
hervorgerufen werden könne, zu beseitigen durch Mitteilung eines Falles
von Urämie mit Cheyne-Stokes-Atmen, wo er mit Hilfe des Pneumographen
nachweisen konnte, daß bei jeder Atmungsvertiefung die knöchernen
Thoraxwände und das Zwerchfell dauernd vom Thoraxzentrum weiter ab¬
rücken. — Die Lehre von der Lungenschwellung und Lun gen Starrheit,
wie sie Basch und Groß mann nach ihren Versuchen aufgestellt, hat sich
nie der Anerkennung der Kliniker zu erfreuen gehabt; die Beobachtung am
Menschen sprach dagegen, daß eine blutreiche Lunge mehr Luft aufnehmen
und dabei ganz starr sein könnte; Sihle hat nun eine experimentelle
Nachprüfung veranstaltet, und zwar an Lungen, die sich in situ befanden,
nicht wie bei Basch aus dem Thorax herausgenommen waren; dabei fand er
nun, daß die Resultate sich anders gestalteten und mehr den klinischen
Lungen-
emphysem.
Lungen-
schwellung
und -Starrheit.
184
Hochhaus.
Künstliche
Atmung durch
Ventilation
der Trachea.
Flimmer¬
epithel der
Atmungs¬
organe.
Theorie der
Perkussion.
Beobachtungen entsprachen. Eine pathologische Blutfülle der Lunge be¬
wirkt nicht eine stärkere Resistenz der Alveolarwand und nicht eine größere
Ausdehnung der Lunge; diese wird eher kleiner; die Beweglichkeit der
Lunge wird allerdings durch die Hyperämie bis zu einem gewissen Grade
erschwert, aber Lungenstarre tritt nicht ein.
Die bekannten Arbeiten von Sauerbruch und Brauer über das
Ueber- und Unterdruckverfahren zur Ausschaltung der Pneumothorax¬
folge veranlaßte Volhard zu prüfen, ob nicht durch einfache Ventilation
der Trachea das Leben zu erhalten sei. Mittels eines einfachen Apparats, der
in rhythmischer Weise Sauerstoff in die Trachea hineinpumpt, gelang es
tatsächlich, ein Tier 1 —*'2 Stunde lang am Leben zu erhalten; wurde der
Versuch bis zu 1 Stunde lang ausgedehnt, dann gelang es stets durch ge¬
eignete Maßnahmen das Tier auch dauernd am Leben zu erhalten, darüber
hinaus indes nicht. Mit reiner Luft gelang das Experiment nicht, die Tiere
starben nach ganz kurzer Zeit. Im Anschluß daran hat Verfasser die Frage
geprüft, was die Ursache der asphyktischen Blutdrucksteigerung sei, der
O-Mangel oder die Ueberladung mit Kohlensäure, wie von manchen Klinikern
angenommen wird; er kam zu dem Resultate, daß zweifelsohne der erstere
hier bestimmend ist, wie es von Physiologen schon früher angegeben wurde. —
Lommel hat die Wirkung des Flimmerepithels der Atmungsorgane
bei Hunden und Kaninchen einer experimentellen Prüfung unterzogen. Dabei
zeigte sich, daß die Leistungen ganz erheblich stärker waren, als man bis¬
her geglaubt hatte; brachte Lommel Lykopodiumpulver auf die Schleim¬
haut der Trachea an der Bifurkationsstelle, so sah er dasselbe relativ schnell
bis zum Kehlkopf hin wandern, und zwar wurde der ganze Weg in
7—8 Minuten zurückgelegt; aber nicht bloß diese feineren Körner, auch
größere Schleimmassen, Blut wurde mit der gleichen Schnelligkeit nach
oben befördert, so daß also die Leistung des Flimmerepithels eine ganz
bedeutende ist. Eine Beeinträchtigung dieser Tätigkeit durch Choroform-
oder Aethernarkose war nicht deutlich nachweisbar; bei akut entzündlichen
Zuständen, die durch Einatmung reizender Gase herbeigeführt wurden, war
die Flimmerbewegung ungestört; auch Kälteeinwirkung wirkte nicht nach¬
weisbar schädlich, desgleichen nicht Röntgenbestrahlung; doppelseitige
Vagusdurchschneidung führt wohl zu Pneumonie, aber ohne Störung der
Flimmerbewegung. Dagegen war Alkoholvergiftung von sichtbar schädi¬
gendem Einfluß und hemmte die Tätigkeit des Flimmerepithels erheblich.
Die Versuche sind natürlich nur mit einer gewissen Reserve auf den Menschen
zu übertragen, aber immerhin von sehr großem Interesse.
Durch die Einführung der Schwellenwertsperkussion nach Gold¬
scheider ist das Interesse besonders der physikalischen Grundlage dieser
Untersuchungsmethode bei den Aerzten wieder sehr rege geworden. Nach
Plesch entsteht der Perkussionston durch stehende Schwingungen des be¬
klopften Plessimeters, welche durch Resonanz oder Absorption der Schall¬
wellen verstärkt oder abgeschwächt werden. Die Schwingungen, welche
von dem Flessimeter ausgehen, sind zum Teil Oberflächen-, zum Teil Tiefen-
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 185
Schwingungen der Organe, und hier entsteht nun die wichtige Frage, wie
weit diese sich ausdehnen; besonders, wie weit die Schwingungen in die
Tiefe der Organe hineindringen. Nach Goldscheider soll bekannt¬
lich auch eine sehr leise Perkussion Erschütterungen erzeugen, die die
ganze Lunge durch dringen. P1 e s c h
Yig t lg. hat experimentell diese Frage ge¬
prüft, hat aber nicht die Ueber-
zeugung gewinnen können, daß eine
leise Erschütterung die ganze Brust
durchdringe, sondern glaubt, daß die
Tiefenwirkung immerhin nur be¬
schränkt sei. Zur Perkussion und
feineren Abgrenzung empfiehlt er
die von ihm angegebene Finger¬
haltung — siehe Fig. 18 —, welche
(Nach Plesch, Deutsches Arch. f. klin. aUch VOn anderen Autoren als 8ehr
Med. Bd. XCIII, H. i u. 2 .) praktisch erprobt ist. Die Richtung
des Stoßes soll stets in senkrechten
Tangenten des zu projizierenden Organdurchmessers geschehen, nicht, wie
Gold sc hei der angibt, in sagittaler Richtung (siehe auch S. 199).
In ausführlicher Weise beschreibt Goldscheider in einer neuen
Arbeitseine Schwellenwertsperkussion und sucht sie durch zahl¬
reiche Experimente gegen die Einwände anderer Autoren (Aravan-
tinos, Plesch) zu stützen. In eingehender Darlegung begründet er
seine Auffassung, daß auch der leise Perkussionsstoß die ganze Lunge
durchdringt. Schlagend scheint in dieser Beziehung folgendes Ex¬
periment : Wird in die vordere und hintere Brustwand gerade gegen¬
über eine Oeffnung geschnitten und vorne ganz leise perkutiert,
hinten auskultiert, so kann auch die leiseste Berührung scharf ge¬
hört werden; die Schallwellen müssen also hier durch die Lunge,
nicht durch die Thoraxwandungen gedrungen sein. Wichtig sind
ferner die Auseinandersetzungen über die Fortpflanzung der Schall¬
wellen ; der für uns in Betracht kommende Teil geht fast ausschlie߬
lich in der Richtung des Perkussionsstoßes. Goldscheider be¬
handelt dann auch die Erklärung der relativen Dämpfung; nach
Weil entsteht diese dadurch, daß das über den soliden Organen
schwingende Luftvolumen geringer würde; für laute Perkussion gilt
dies auch nach Goldscheider zweifelsohne; für die leise Per¬
kussion dagegen spielt die Absorption der Schallwellen durch das dar¬
unter liegende feste Organ bei weitem die wichtigste Rolle; höchstens
die Klangfarbe wird von dem schwingenden Luftvolumen mitbestimmt.
Genauere Versuche über die Schwellenwertsperkussion haben dann
Schwellen¬
werts¬
perkussion.
Relative
Dämpfung.
186
Hochhaus.
festgestellt, daß dabei fast ausschließlich eine Fortleitung der Schall¬
strahlen in achsialer Richtung stattfindet, daß die störenden Schwin¬
gungen in anderer Richtung fast ganz fortfallen und daß mithin
diese Methode in besonderer Weise zur Umgrenzung einzelner
Organe geeignet ist. Zum Schlüsse erwähnt Goldscheider, daß
bei der Schwellenwertsperkussion nicht bloß das sinnesphysiologische,
sondern auch mehr wie bisher das physikalische Moment zu be¬
achten ist, das bisher noch zu wenig experimentell bearbeitet wor¬
den ist. Sicher wird diese anregende Arbeit zu vielen Nach¬
prüfungen Gelegenheit geben; sollten diese die kurz hier skizzierten
Ergebnisse bestätigen, dann würden wir unsere bisherigen An¬
schauungen über die Perkussion in mancher Beziehung wohl ändern
müssen. — Mit anderer Methode als Selling, dessen Arbeit wir im
vorigen Jahrbuche referiert haben, haben May und Lindemann gra¬
phische Studien über den tympanitischen und nicht-tympaniti-
schen Perkussionsschall gemacht. Das Prinzip bestand in der
tyinpanitischer Registrierung der Schwingungen durch eine Seifenhaut, die sich
schall. trotz ihrer Eigenschwingungen dazu ausgezeichnet eignet; von dieser
Haut wurde das Bild eines vertikalen Eisenbandes auf den Hori¬
zontalspalt einer photographischen Kymographiontafel reflektiert;
geriet durch den Schall die Seifenhaut in Schwingungen und damit
auch das auf ihr befindliche Bild des Eisenbandes, so wurden
deren Bewegungen durch den Film, der später dem Spalt auf
einer rotierenden Trommel aufgespannt war, aufgezeichnet. Die
Kurven der beiden Schallarten unterschieden sich in charakteristi¬
scher Weise; die des tympanitischen Schalles waren ganz regel¬
mäßige Schwingungen und bestanden durchweg nur aus einem Grund¬
ton, harmonische Obertöne waren ihm zuweilen beigemischt; bei
nicht-tympanitischem Schall war die Schwingungsform komplizierter,
mit ungleichmäßigem Abstand der Maxima und Minima der Kurve.
Ob damit alle Unterschiede beider Schallqualitäten erschöpft sind,
lassen die Verfasser noch fraglich.
Krankheiten der Trachea und der Bronchien. Zu einer Zeit,
Influenza, wo anscheinend die Influenza häufiger auftrat, hat Pollak bei
73 Fällen das Bronchialsekret bakteriologisch untersucht und nur bei
8 den Influenzabacillus gefunden; viel häufiger dagegen den Diplo-
coccus lanceolatus, Staphylococcus aureus und pyogenes; auffallend
war auch, daß er fast ganz fehlte bei einer klinisch als In¬
fluenza imponierenden Epidemie in Brünn. Verfasser macht mit
Recht darauf aufmerksam, daß man mit der Diagnose Influenza
Schwellen¬
werts¬
perkussion.
Tympaniti-
scher und
nicht-
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 187
doch etwas vorsichtiger sein muß, als es bisher geschieht und
empfiehlt solche Epidemien lieber als Grippe zu bezeichnen. Die
Frage der Häufigkeit des Influenzabacillus im Bronchialbaum influenza¬
hat auch Wo hl will veranlaßt, das Bronchialsekret bei 158 Leichen baciiius
bakteriologisch daraufhin zu untersuchen. Bei Lungentuberkulose
fand er den Bacillus influenzae in 22 °/o der Fälle; häufiger noch
war aber der Streptococcus pyogenes und Staphylococcus pyogenes
aureus; auffallend war, daß dort, wo der Influenzabacillus sich fand,
die übrigen Keime, besonders der Streptococcus, sehr spärlich waren.
Unter den vielen Infektionskrankheiten, die untersucht wurden, fand
sich der Bacillus öfter nur bei Masern und Pertussis; überhaupt war
es auffallend, daß die kindlichen Bespirationsorgane am meisten den
Influenzabacillus beherbergten; welche Bolle er spielt, darüber ist
man noch im Zweifel.
Die Diagnose der Bronchialdrüsenschwellung ist Diagnose der
heutzutage im allgemeinen durch das Böntgenverfahren sehr er- Bronchial¬
leichtert und vereinfacht; daß es aber auch möglich ist, in vielen SC hw e iiung
Fällen durch unsere bisherigen klinischen Methoden zum Ziele zu
kommen, zeigt Br ecke an der Hand eines größeren Materials: Die
Hauptsymptome, die sich finden können, sind Dämpfung auf und
neben dem Manubrium sterni, Veränderung der Pulsfrequenz,
Posticusparese durch Störung der N. laryngeus inferior, Empfind¬
lichkeit einzelner Proc. spinosi bei Druck; systolisches Geräusch
über der Herzbasis. Auch Nagel, der unter de la Camps Leitung
entsprechende Untersuchungen gemacht hat, bespricht die einzelnen
Symptome und macht besonders aufmerksam auf die Perkussion der
Wirbelsäule, die in den letzten Jahren von Koranyi empfohlen
wurde; er fand, durch Bronchialdrüsenschwellung veranlaßt, häu¬
figer eine Dämpfung unterhalb der Proc. spin. des fünften Brust¬
wirbels.
Bei 2 Fällen von Asthma bronchiale konstatierten Goetzl Asthma
und Kienböck radioskopisch eine ausgesprochene Verkleinerung bronchiale
des Herzens; die Ursache dafür finden sie in der starken intrathora- kieinerung
zischen Druckerhöhung, welche durch das Exspirationshindernis ent¬
steht, das bedingt ist durch den Muskelkrampf, die Schwellung
der Schleimhaut und Ansammlung von Sekret; kehren diese
Anfälle häufiger wieder, so kann der ganze Zustand dauernd
werden; auf ähnliche Weise erklären die beiden Autoren auch die
bei Badfahrem und Schwimmern hervorgerufene akute Herzver¬
kleinerung. Die Bückwirkung des Emphysems auf den Ver¬
lauf des Asthma bronchiale ist ein verschiedener; a priori
188
Hochhaus.
Wechsel¬
beziehung
zwischen
Asthma und
Kmphysem.
Sa]»onin-
inhalationen
bei Krank¬
heiten der
oberen
Luftwege.
Uliihlicht-
hftder.
Atinungs-
gymiiast ik.
sollte man glauben, daß erhebliches Emphysem bei Asthma stets die
Dyspnoe bedeutend vermehren müsse; Sänger weist nun an der
Hand seiner Erfahrung nach, daß dem durchaus nicht so ist; daß
Asthmakranke nach geringem Emphysem häufig viel mehr Beschwer¬
den haben als solche mit ausgesprochenem; eine große Bolle spielt
hierbei das subjektive Luftbedürfnis; auch bei starkem Emphysem
kann sich der Organismus mit der Zeit an einen geringeren Luft¬
wechsel sehr gut gewöhnen, und durch diese nervöse Anpassung ist
es zu erklären, daß starke Emphysematiker bei heftigen Körper¬
anstrengungen sehr wenig Dyspnoe zeigen. Die therapeutischen
Vorschläge zur Heilung der Bronchialerkrankungen und ihrer Folge¬
zustände sind diesmal recht zahlreich. — Zickgraf empfiehlt bei Er¬
krankung der oberen Luftwege, besonders solcher, die von der
Nase und dem Bachen ausgehen und häufig zurXerose der Schleim¬
haut führen, wie dies bei Ozäna nicht selten der Fall ist, Inhalationen
von Saponin. Das Präparat wird hergestellt aus der Cortex Quil-
lajae (von Sthomer in Hamburg) und in Lösung in einem Zimmer
durch Bulling-Apparate versprayt. Danach lösen sich die Borken
in Nase, Bachen und Trachea, so daß darunter nur rote Schleim¬
haut nach kurzer Zeit zu Tage tritt. Wenn die Erkrankung noch
nicht zu alt ist, werden die Katarrhe vollkommen geheilt, sonst nur
Besserung erzielt. — Strümpell und Immelmann empfehlen sehr
warm die Anwendung der Glühlichtbäder bei Bronchialerkran¬
kungen; beim trockenen Katarrh mit spärlichem Auswurf und starker
Dyspnoe waren nach Strümpell die Erfolge am besten; bei dem
typischen Asthma wie bei den asthmatischen Bronchitiden war der
Erfolg sogar ausgezeichnet; das Mittel scheint jedem anderen über¬
legen. Die Erfahrungen von Imm elmann decken sich fast ganz genau
mit den vorstehenden (vergl. S. 04). — Auf die Wichtigkeit der At¬
mungsgymnastik bei Bronchitis macht Knopf aufmerksam; er be¬
tont, daß bei der Tiefatmung sehr häufig wohl die oberen Brustpartien
erweitert, dagegen die unteren durch eine paradoxe Kontraktion
der Bauchmuskeln stillgestellt werden. Dadurch werden gerade die
Teile der Lungen, in deren Bronchien das Sekret sitzt, am wenigsten
bewegt und auch durchlüftet. Eine richtige Bewegung des Thorax
in Verbindung mit einer Disziplinierung des Hustens wirkt nach
seiner Erfahrung bei Bronchitiden außerordentlich vorteilhaft. Noch
mehr leistet die systematische Atmungstherapie für da»
Asthma bronchiale, bei dessen Zustandekommen ja zweifelsohne
in manchen Fällen auch Störungen in den Bespirationsbewegungen,
speziell in deren Koordination, eine Rolle spielen. Ob man in dieser Auf-
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 189
fassung mm gerade so weit gehen soll wie Knopf, der das Asthma
bronchiale als Neurose mit dem Stottern auf eine Stufe stellt, ist mehr
als fraglich; aber sicher helfen Atmungsübungen sehr häufig bei
Asthma, wie das auch Treupel in einem Vortrage, in dem er kurz
die gesamte zur Zeit geübte Asthmatherapie bespricht, hervorhebt. —
Eine neue Methode der Asthmabehandlung bespricht Novotny, der
über Fälle berichtet, in denen er durch Bronchoskopie und Ap¬
plikation von Medikamenten auf diesem Wege gute Erfolge erzielt
bat. Schon die Bronchoskopie allein brachte derartige subjektive
Erleichterung, wie Verfasser meint durch Erleichterung der Ex¬
pektoration, daß er deren wiederholte Vornahme für das Asthma
empfiehlt. Wenn er mm durch das Bronchoskop hindurch die
Schleimhaut mit Kokain-Adrenalin betupfte, verschwanden die An¬
falle häufig sofort, wohl durch die dadurch bewirkte Abschwellung
der Schleimhaut. Weitere Versuche müssen lehren, ob diese Art
der Behandlung so erfolgreich ist, besonders ob sich bei den
stark dyspnoischen Kranken immer die Bronchoskopie leicht genug
ausführen läßt. In vielen Fällen läßt sich bekanntlich derselbe
Effekt auch durch Betupfen der Nasenschleimhaut mit Kokain er¬
reichen.
C. Fränkel hat nach dem von Bordet und Gengou be¬
schriebenen Keuchhustenbazillus gefahndet. In 8Fällen gelang
es ihm auch, den Mikroorganismus nachzuweisen; es gelang ferner,
2 Affen durch inhalierte Bazillen zu infizieren, so daß sie an keuch¬
hustenartigen Hustenanfallen erkrankten. Trotzdem läßt Fränkel die
Frage noch unentschieden, ob der gefundene Bazillus wirklich der Er¬
reger ist, besonders da die Prüfung auf die Komplementablenkung und
agglutinierenden Eigenschaften des Bluts sowohl der Kranken wie auch
der Tiere, welche immunisiert waren, sehr unsichere Resultate ergab.
— Ein neues Keuchhustenmittel, ein Dialysat von Herba
Thymi und Pinguiculae von der Firma La Zyma (vergl. S. 9B), hat
Kaupe mit bestem Erfolg angewendet; Kinder unter 5 Jahren er¬
halten Morgens und Abends einen Tropfen in einem Eßlöffel Wasser,
später 2 bis 3 Tropfen. Der Erfolg war sehr gut, die Anfalle verliefen
schneller und milder. Referent hat das Mittel an einigen Fällen
nachgeprüft, ohne indes diese guten Resultate bestätigen zu können.
Eine ausführliche TJebersicht der gesamten Keuchhustentherapie
gibt Feer; voran stellt er die Aerotherapie, wie wohl alle
Autoren, daneben wirken unterstützend die Hydrotherapie, die
psychische Beeinflussung und dann die Medikamente; die
besten Erfolge sah er vom Bromoform, das er nach den Angaben
Broncho¬
skopie bei
Asthma.
Keuchhusten¬
bacillus.
Keuchhusten¬
therapie :
Herba Thymi
bei Keuch¬
husten.
190
Hochhaus.
Operative
Behandlung
der Bronchi-
ektasie.
Operative
Behandlung
des
Emphysems.
von Fiertz verabreicht 3—4mal täglich a + 2—4 Tropfen, wobei a
das laufende Lebensjahr bedeutet. Wenn ein Narkotikum unent¬
behrlich ist, und das ist es bei vielen Fällen, dann empfiehlt er
Codein. phosphoricum.
Die operative Behandlung der Bronchiektasie be¬
stand früher meist in Inzision und Drainage der Höhlen, nachdem
vorher eine adhäsive Pleuritis hervorgerufen war; Quincke,
Lenhartz u. a. haben auf diese Weise manchen schönen Erfolg
erzielt; da die Bronchiektasie indessen meist multipel, war diese
Operationsmethode nur auf einzelne Fälle beschränkt, und mit
Freuden war daher die Anwendung des künstlichen Pneumo¬
thorax auch zur Behandlung der Bronchiektasie zu begrüßen.
Ad. Schmidt, nach ihm Brauer, hat zuerst dies Verfahren nach
dem Vorgänge Forlaninis auch in Deutschland auf die Bronchi¬
ektasie angewendet; die Erfolge sind nach den größeren jetzt vor¬
liegenden Erfahrungen allerdings nicht sehr ermutigend; Schmidt
selber berichtet, daß ihn die Methode fast stets im Stiche gelassen;
Brauers Erfahrungen waren etwas besser; Referent hat & Fälle
nach dieser Methode behandelt und nur in einem Falle einen gün¬
stigen Erfolg gesehen. Zweifelsohne ist die so herbeigefuhrte Kom¬
pression nicht geeignet, um die Höhle zur Verödung zu bringen;
es sind deshalb noch andere Eingriffe empfohlen worden. Garr&
hat in einem Falle den betreffenden Unterlappen von allen Verwach¬
sungen gelöst, an der Zwerchfellskuppe fixiert, dann eine Anzahl
Rippen reseziert, wodurch die Brustwand nun einsank und der
Unterlappen komprimiert wurde, mit gutem Erfolg. Wenn multiple
Herde in einem Lungenlappen vorhanden sind, dann bleibt häufig
nichts anderes übrig, als den ganzen Lungenlappen zu resezieren,
was von manchen Chirurgen (Friedrich, Körte) mit Erfolg
schon ausgeführt worden ist (siehe auch S. 206).
Krankheiten der Lunge und der Pleora. Die Lehren W. A.
Freunds haben auch Anlaß gegeben, das Emphysem operativ
zu behandeln; wenn das Primäre eine Erkrankung der Knorpel ist,
die zur starren Dilatation des Thorax führt, wie dies sehr häufig der
Fall ist, dann muß eine Durchschneidung der Knorpel auch folge¬
richtig wieder zur Beweglichkeit des Thorax und zur Besserung
des Emphysems führen. Ueber günstige Erfolge dieser Chondro-
tomie, deren Technik Friedrich ausführlich beschreibt, berichten
mehrere Autoren, so Seidel, Stich, v. d. Velden, Brauer und
Friedrich; allerdings alle Fälle eignen sich nicht, am wenigsten
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 191
diejenigen mit Altersveränderung an der Lunge und am Herzen,
aber bei jugendlichen Individuen, bei denen die starre Dilatation
besonders auffällt, scheinen die Erfolge am besten zu sein; ob diese
dauernd sind, darüber wird die Zukunft entscheiden.
Ueber die Infektionswege des Tuberkulosevirus (siehe auch S. 3) infektions¬
in den menschlichen Organismus sind die Akten trotz vieler experimenteller
und anatomischer Arbeiten noch immer nicht geschlossen; zwar wird jetzt
wohl allseitig angenommen, daß in der Hauptsache Lunge und Darm als erste
Infektionsstelle in Betracht kommen, aber wie häufig die alimentäre, wie
häufig die aerogene Ansteckung ist, das erscheint noch strittig, und
ferner ist man auch noch ganz uneinig darüber, wie von diesen ersten An¬
steckungsarten die Weiterverbreitung im Organismus vor sich geht. Yon be¬
stimmendem Einfluß in dieser Richtung waren für viele Autoren, die Ar¬
beiten von Weleminsky und Westenhoeffer über das Lymphgefäßsystem,
aus denen hervorzugehen schien, daß die Lymphgefäße und Lymphdrüsen
ein in sich zusammenhängendes System von Kanälen und Reservoirs bilden
derart, daß ein Mikroorganismus von seiner Eintrittsstelle aus mit Leichtig¬
keit sich an ganz entfernter Stelle ansiedeln könne; speziell die Bronchial¬
drüsen sollten das sogen. Lymphherz bilden, in das der Lymphstrom mit
seinem Inhalt sich von allen Seiten her ergösse, und dann von dort aus in
die verschiedensten Organe, speziell leicht in die Lungen gelange; so schien
es leiGht erklärlich, daß ein Tuberkelbacillus, der durch den Darm in die
mesenterialen Lymphgefäße gelangte, sich schließlich in den Lungen an¬
siedelte. — Neuere Arbeiten von Most, Beitzke haben gezeigt, daß diese
Ansichten über die Verbreitung und Kommunikation derLymph- Ausdehnung
wege nicht zu Recht bestehen. Es bilden die Halslymphdrüsen mit ihren der Ly mp h-
Gefäßen ein ziemlich abgeschlossenes System für sich, desgleichen die Bronchial- ß efÄßs y steme
und Trachealdrüsen und ebenso die Mesenterialdrüsen; eine Kommunikation
zwischen den einzelnen Gebieten ist zwar in geringem Grade vorhanden;
diese ist aber durch die eingeschobenen Drüsen, durch die Klappen sehr
erschwert, und es ist in hohem Grade unwahrscheinlich, daß der Uebergang
häufiger stattfindet. Speziell ist es gar nicht erwiesen, daß auf dem
Lymphwege von den Tonsillen aus durch die Zervikaldrüsen zur Pleura¬
kuppe Tuberkelbazillen gelangen (Grober), da Lymphwege von den Zervikal-
drüsen zur Pleurakuppe nicht anatomisch nachgewiesen sind; auch der Weg
von den Zervikal- zu den Bronchialdrüsen (Weleminsky, Aufrecht) ist
aus demselben Grunde unwahrscheinlich, und höchst selten wird vom Darm
aus auf den Lymphbahnen ein Tuberkelbazillus zu den Lungen gelangen
(Most, Beitzke). Ob überhaupt die Verbreitung durch die Lymphwege
eine große Rolle spielt, läßt Most für den Erwachsenen sehr zweifelhaft;
die Inhalation ist sicher die hauptsächlichste Infektionsquelle; bei Kindern
liegt die Sache anders. Hier ist die Verbreitung durch die Drüsen und
Lymphbahnen sicher wesentlich größer. — Zur Entscheidung der Frage,
ob die Atmungswege oder der Darm die häufigere Eintrittsstelle
192
Hochhaus.
Infektions¬
wege der
Tuberkulose:
Aerogene
oder Darm-
infektion.
Typen des
Tuberkel-
bacillus.
Darminfektion
durch den
Tuberkel¬
bacillus.
Kongenitale
Tuberkulose.
für den Tuberkelbacillus sind, sind auf Anregung von Koch
300 Fälle von Kindersektionen des Kaiser- und Kaiserin-Friedrich-Kranken-
bauses genau auf tuberkulöse Drüsenerkrankungen untersucht worden. Es
fanden sich solche im ganzen bei 19°/o (57 Kinder); und zwar waren 29mal
Bronchial- und Mesenterialdrüsen, llmal nur die Mesenterial- und 17mal
nur die Bronchialdrüsen erkrankt. Daraus geht also hervor, daß selbst bei
Kindern die Erkrankung der Lungen durch Inhalation das häufigere Er¬
eignis ist, wobei man allerdings der Lehre Mosts beistimraen muß, daß
die Drüsen wesentlich nur durch Infektion von ihren Quellgebieten aus er¬
kranken; die Bronchialdrüsen also von der Trachea und den Lungen aus.
— die Mesenterialdrüsen von dem Darm aus. Um den Ort der Infektion
sicherzustellen, hat man in den oben erwähnten Untersuchungen auch den
Typus des Tuberkelbacillus festgestellt; — bekanntlich unterscheidet
ja Koch scharf den Typus humanus und Typus bovinus. Es fand sich nun
in 53 Fällen der Typus humanus und in 2 Fällen, nicht einmal mit ab¬
soluter Sicherheit, der Typus bovinus. Dieses Resultat würde dafür sprechen
im Sinne Kochs, daß die Infektion durch die Nahrung (Milch) nur eine
geringe Rolle spiele und damit auch die Infektion durch den Darmkanal;
wenn auch letzteres nicht mit derselben Sicherheit wie das erstere zu be¬
haupten wäre. Die scharfe Sonderung des Tuberkelbacillus in zwei Typen
wird allerdings nicht allgemein anerkannt, sowohl die Arbeiten von
Jensen und Fiebiger, wie auch die der englischen Tuberkulosekommis¬
sion sprechen sich dahin aus, daß zwar zwischen dem menschlichen
und bovinen Bacillus erhebliche Unterschiede zu finden sind, daß diese
aber keineswegs genügen, um eine scharfe Trennung im Sinne Kochs
herbeizuführen. Experimentell hat die Frage, ob und wie schnell der
Tuberkelbacillus vom Darm aus in den übrigen Körper gelangt, Orth mit
Rabinowitsch bearbeitet. Mit einer Sonde wurden wechselnde Mengen
von Bazillen in Milch aufgeschwemmt, unter allen Kautelen bei Meer¬
schweinchen und Kaninchen in den Darm eingeführt. Dabei ließen sich nun
sowohl im Blut, wie in den übrigen Organen relativ schnell Bazillen und
etwas später auch in Milz und Lungen diesen entsprechende Veränderungen
nachweisen, ohne daß im Darm in den meisten Fällen eine Veränderung
nachweisbar war. Für diese Tiere wäre danach die Möglichkeit der Darm¬
infektion bewiesen; Most führt diese positiven Resultate auf die geringe Ent¬
wicklung des Drüsenapparats in den Därmen zurück; beim Menschen liegen
diese Verhältnisse aber anders. — Auf die Wichtigkeit der kongenitalen
Tuberkulose macht Krämer aufmerksam; sich stützend auf anatomische
Untersuchungen und besonders auf Tierversuche Karlinskys, der nach
Injektion von Tuberkelbazillen in den Hoden eines Ziegenbocks von neun
Zicklein fünf im Alter von */ 4 Jahr tuberkulös werden sah, nimmt er an,
daß die germinative Ansteckung viel häufiger sei, als heute allgemein
geglaubt wird. Damit stimmen auch gut die Versuche von Jecierski,
der hochschwangere Tiere mit Tuberkelbazillen impfte und diese dann in
den Föten durch den Impfversuch in der Hälfte der Fälle nachweisen
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 193
konnte. — Von Interesseisteine Studie von Lubarsch über die Infektions-
tttchtigkeit der Bazillen in verkalkten und verkreideten Herden.
Es fanden sich in total verkalkten Herden, sowohl bei Menschen wie bei
Bindern und Schweinen, noch infektionstüchtige Tuberkelbazillen, und zwar
waren diese bei ersteren in größerer Anzahl in den verkreideten Herden,
während bei den Tieren sich sowohl in den verkreideten wie in den ver.
kalkten reichlich ansteckungsfähige Bazillen fanden.
Eine Flut von Veröffentlichungen hat die Diskussion über den
diagnostischen Wert der beiden schon im vorigen Jahrbuche
kurz besprochenen Impfmethoden nach v. Pirquet und Wolff-
Eisner resp. Calmette hervorgerufen. Die Technik haben wir
sohon ebendort genauer besprochen, wir brauchen dem nur hinzu¬
zufügen, daß man als Impfflüssigkeit jetzt wohl allgemein das
Koch sehe sogen. Alttuberkulin anwendet in einer Konzentration von
*/*— 1% das man vor der Applikation durch Kochen sterilisieren
kann; die Calmettesche, sowie die seinerzeit von den Höchster Farb¬
werken eigens hergestellte Impfflüssigkeit wird wohl kaum mehr an¬
gewendet. Was nun den diagnostischen Wert beider Methoden an¬
geht, so ist man wohl allgemein darüber einig, daß der positive
Ausfall der Reaktion ziemlich sicher das Vorhandensein von Tuber¬
kulose im Körper an zeigt, indes nicht darüber entscheidet, ob es
sich um aktive oder latente Prozesse handelt, und auf der anderen
Seite schließt das Ausbleiben der Reaktion wohl sicher das Vor¬
handensein der Tuberkulose aus; nur in Fällen weit fortgeschrit¬
tener Tuberkulose ist das Resultat der Impfung auch häufig negativ.
Bei Gesunden treten beide Reaktionen nur ganz ausnahmsweise auf.
Ob sie auch zu weiteren diagnostischen Schlüssen berechtigen,
wird von den meisten Autoren verneint, von anderen allerdings mit
ziemlicher Sicherheit behauptet. So wollen Stadelmann und Wolff-
Eisner aus der Tatsache, daß in frischen akuten Fällen die Reak¬
tion meist schnell und heftig ist, in torpiden und chronischen
Fällen in der Regel spät einsetzt und langsamer ist, gewisse
Schlüsse aus der Art der Reaktion ziehen. Die meisten Autoren
lehnen das ab, wie überhaupt der Wert beider Reaktionen wenig¬
stens für den Erwachsenen nicht allzuhooh taxiert wird; für
die ersten Lebensjahre scheint sie allerdings fast absolut sicher
beweisend zu sein (Siegert). Geübt wird am meisten wohl die
Kutanreaktion nach Pirquet, weil sie eben kaum unangenehme
Nebenerscheinungen im Gefolge hat; die Ophthalmoreaktion war
doch in manchen Fällen, besonders beim Vorhandensein auch ge¬
ringer Konjunktivalkatarrhe, von recht hartnäckiger Entzündung ge-
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909 . 13
Infektiöse
Bazillen in
verkalkten
und
verkreideten
Drüsen.
v. Pirquets
kutane
Impfung und
Wolff-Eisners
Ophthalmo¬
reaktion bei
Tuberkulose.
194
Hochhaus.
Moros
Tuberkulin«
Salben¬
reaktion.
Pirquets
Reaktion
während der
Masern.
Fettfreies
Tuberkulin
Wrights
Opsonine
folgt. — Eine den oben genannten Methoden ähnliche ist von M o r o
angegeben, der zeigte, daß durch Einreibung einer Salbe, die zu
gleichen Teilen aus Alttuberkulin und Lanolin besteht, bei Tuber¬
kulösen charakteristische Hautveränderungen hervorgerufen werden,
bestehend in dem Auftreten von knötchenförmigen, papulösen Ef-
floreszenzen am Orte der Einreibung; die Reaktion, welche stets
mit Juckreiz verbunden ist, kann in drei verschieden starken Gra¬
den auftreten. Die Salbenreaktion ist streng spezifisch, insofern
sie nur bei Tuberkulösen (Verfasser hat nur bei Kindern Versuche
gemacht) auftritt; stets war gleichzeitig die Pirquetsche Impfung
positiv, dagegen war eine größere Zahl von Fällen bei Pirquet
positiv, während die Salbenreaktion negativ war, es scheint also,
daß bei einer Anzahl Tuberkulöser letztere versagt. Welche Be¬
deutung überhaupt ihr zuzumessen ist und wodurch diese zu er¬
klären ist, das müssen noch weitere Untersuchungen lehren.
Interessant ist das Verhalten der kutanen Reaktion «ährend der
Masern; wie Pirquet gefunden, schwindet diese dann vollständig, um
nach Ablauf der Erkrankung wieder hervorzutreten; ähnliches findet sich nur
bei Miliartuberkulose und im Anschluß an die Injektion größerer Tuber¬
kulinmengen; bei anderen Infektionskrankheiten fand sich diese Reaktions-
losigkeit nicht. Diese dürfte nach Pirquet damit Zusammenhängen, daß
während dieser Erkrankung häufig eine größere Ausbreitung der Tuber¬
kulose stattfindet. — Um die kutane Reaktion auch für den Erwachsenen
noch sicherer zu machen, haben Leber und Steinharter ein fettfreies
Tuberkulin (S. 203) angewendet, das sie im wesentlichen durch Ausschütteln
des Alttuberkulins mit Chloroform erhielten. Die Resultate scheinen indes
doch nicht besonders von den nach der alten Methode erzielten abzuweichen.
Die Arbeiten Wrights über die sogen. Opsonine, den opsoni¬
schen Index, dessen Bedeutung für die Diagnose und Therapie haben
im letzten Jahre Veranlassung zu zahlreichen Nachprüfungen ge¬
geben. Mit dem Namen Opsonine bezeichnet Wright Stoffe im
Blutserum, welche die Phagozytose von Bakterien durch die Leuko¬
zyten befördern. Derartige Stoffe befinden sich schon im normalen
Blut, bei infektiösen Erkrankungen können sie vermehrt oder ver¬
mindert sein, und die Zahl, welche das Verhältnis der gefressenen
Mikroben im normalen Serum zu denen eines krankhaften Serums
angibt, bezeichnet man als opsonischen Index; dieser Index hat
nach Wright eine große diagnostische und prognostische Bedeutung.
Durch Einspritzung eines Vaccines, das am besten aus Bazillen des
erkrankten Individuums hergestellt wird, kann die opsonische Kraft
des Serums erheblich vermehrt und damit die Heilung befördert
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 195
werden. Eine genaue Beschreibung der Technik und Theorie der
Opsoninbestimmung gibt eine größere Arbeit von Turban und Baer;
zur Bestimmung bringt man das zu untersuchende Serum mit einer
Aufschwemmung von Leukozyten in Kochsalzlösung und die be¬
treffenden Bazillen zusammen in kleinen Tuben in Thermostaten
auf etwa 15—20 Minuten, dann werden Trockenpräparate dieser
Mischung angefertigt und die Anzahl der Bazillen, welche in einer
bestimmten Zahl Leukozyten enthalten sind, gezählt und mit der
Zahl Bazillen verglichen, welche von Leukozyten unter Einwirkung
eines normalen Serums gefressen sind, verglichen; so erhält man den
opsonischen Index. Soll die Bestimmung genau sein, so erfordert sie
eine große Beherrschung der Technik und recht viel Zeit und Arbeit.
Der Hauptwert des opsonischen Index liegt nach Turban und
Baer darin, daß er uns einen trefflichen Einblick in die Abwehr¬
bestrebungen des Organismus gewährt.—Wasnun die diagnostische Diagnostischer
Bedeutung speziell für die Lungentuberkulose angeht, so lauten ^^ der
die Urteile der deutschen Beobachter lange nicht so bestimmt wie die bestimmung.
Wrights und seiner Mitarbeiter. Turban und Baer, die in einer
zweiten Arbeit über den praktischen Wert gerade für die Lungen¬
tuberkulose berichten, geben an, daß das Vorhandensein eines nor¬
malen Index nicht die Tuberkulose ausschließe, aber wenigstens für
das Vorhandensein einer ruhenden Infektion spreche. In der Regel
findet man den Index für Tuberkulöse entweder niedrig oder hoch
und am meisten charakteristisch ist das Auf- und Abschwanken
zwischen hohen und niedrigen Werten; es läßt dies am ehesten
auf eine progrediente Erkrankung schließen; ein dauernd niedriger
oder hoher Wert hat keine sichere diagnostische und prognostische
Bedeutung. Von Wert für die Diagnose sind dann ferner, was
Arnsperger besonders hervorhebt, die Schwankungen des opsoni¬
schen Index nach Tuberkulininjektion; schon nach Einspritzungen
von einem Millionstel Milligramm T. 0. A. beobachtet man im Blute
zuerst eine negative und später eine positive Schwankung des op¬
sonischen Index, und zwar häufig früher als die übrigen Folgen
einer Tuberkulininjektion. Diese diagnostischen Schlüsse, die, wie
alle Beobachter (auch Luther, Arnsperger, Turban) betonen,
nicht ganz zwingend sind, haben nur dann Wert, wenn die Unter¬
suchungen recht häufig und in langen Zeiträumen gemacht werden.
Jedenfalls gewinnt man aus allen Berichten den Eindruck, daß die
Wrightsche Entdeckung und sein Verfahren zwar theoretisch sehr
interessant sind, daß aber die Resultate nicht so lohnend sind, um
die große erforderliche Mühe daran zu wenden. Unsere bisherigen
196
Hochhaus.
Komplement¬
bindung bei
Tuberkulose.
Anti¬
tuberkulin.
Antigen-
liachweis in
Vleuritischem
Exsudat.
Methoden sind doch noch sicherer und leisten auch wohl diagnostisch
mehr als die neue der Opsoninbestimmung.
Die zum Nachweis der Lues vielfach angewandte Methode der Komple¬
mentbindung nach Wassermann ist im verflossenen Jahre auch viel¬
fach zur Diagnose der Tuberkulose versucht worden; zweifellos würden bei
ihrer Brauchbarkeit unsere diagnostischen Hilfsmittel auf diesem Gebiete
sehr vermehrt werden. Wassermann selber gelang es schon vor Jahren
in Verbindung mit Bruck, auf diesem Wege in den Organen Tuberkulöser
Antituberkulin nachzuweisen; er gründete auf diesen Fund seine bekannte
Theorie der Tuberkulinwirkung; diese Reaktion sollte in den Geweben
durch eine Vereinigung des Tuberkulins mit dem Antituberkulin zu Btande
kommen; — wenn die Antituberkulinproduktion nun sehr reichlich sei,
so daß es auch ins Blut übergeht, dann werde das Tuberkulin von dem
Antituberkulin auch im Blut schon abgefangen, und eine Reaktion komme
nicht zu stände, — eine Theorie, der, wie wir gleich sehen werden,
praktische Versuche entgegenstehen. Systematische Untersuchungen zu
diagnostischen Zwecken hatte Wassermann noch nicht angestellt; Cohn
untersuchte 77 Patienten mittels der Komplementbindungsmethode auf
Antikörper im Blute. Bei 10 leicht Tuberkulösen fanden sich keine Anti¬
körper, bei 14 geschlossenen Tuberkulösen war das Resultat ebenfalls negativ.
Bei 58 offenen Tuberkulösen des zweiten und dritten Stadiums waren bei
15 Antituberkulin im Serum. Rein klinisch unterscheiden sich die Phthi¬
siker mit Antistoffen im Blut durchaus nicht von den anderen; was nun
das Verhalten gegen Tuberkulinwirkung anbetrifft, so war dieses
auch durchaus regellos. Es fand sich die Tuberkulinreaktion bei den
Patienten mit Antituberkulin im Serum in gleicher Weise, wie bei den
anderen, was mithin der Theorie Wassermanns widerspricht. Den Nach¬
weis des tuberkulösen Antigens konnte er in keinem Falle führen und
glaubt auch, daß bei der geringen Zahl von Tuberkelbazillen resp. Tuberkel¬
bazillenstoffen im Blut der Nachweis nur in Ausnahmefällen gelingen
kann. Die Untersuchungen J. Wolffs und Mühsams an 109 Phthisikern
führten ungefähr zu gleichen Resultaten; sie fanden solche Antistoffe in
allen Stadien der Erkrankungen fast in der Hälfte; eine bestimmte Be¬
ziehung von ihnen zur Tuberkulinreaktion konnten sie nie konstatieren. —
Meyer versuchte den Nachweis von Tuberkelbazillenstoffen in
acht pleuritischen Exsudaten Tuberkulöser; es gelang ihm der Nachweis
niemals, und er glaubt aus denselben Gründen, wie Cohn, annehmen zu
müssen, daß dieser überhaupt kaum zu führen ist. Er hält die Methode
zum Antigennachweis in Körperflüssigkeiten für ungeeignet. Auch Lüdke
hat ausgedehnte Versuche mit dieser Methode gemacht, und konnte an
31 Fällen, die mit Tuberkulin behandelt waren, 17mal Antituberkulin
im Serum nachweisen. Auch zu diagnostischen Zwecken hat er es mehr¬
fach mit Erfolg verwendet. So interessant vom theoretischen Standpunkt auch
die erhaltenen Resultate sind, jedenfalls sind sie noch wenig ausgedehnt.
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 197
auch so wenig zuverlässig, als daß sie beute schon zu diagnostischen Zwecken
allgemein verwertet werden könnten; einer ausgedehnteren Anwendung steht,
auch die immerhin etwas komplizierte und zeitraubende Technik iro Wege.
Wert und Bedeutung der Röntgenstrahlen für die Dia¬
gnostik der Lungentuberkulose ist im letzten Jahre von
den maßgebendsten Autoren auf diesem Gebiete festgelegt worden
Röntgen¬
diagnostik
der Lungen
tuberkulöse
wmm
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Ältfaik Ifltws. Kl ,S»j S. iO'lM
(Rieder, Krause, Schlayer), Alle stimmen überein, daß die
Durchleuchtung eine vortreffliche Unterstützung und Ergänzung
unserer bisherigen bewährten Methoden sei, daß man es aber in
den meisten Fällen sehr vermeiden müsse, auf sie allein bindende
Schlüsse zu ziehen, Initiale Katarrhe können durch sie nicht
erkannt werden, dagegen gelingt es auf diese Weise, unscheinbare
Bocbhanä
Infiltrationen-, besonders wenn eie in der Tiefe liegen, bauöger
früher als auf anderem Wege zu sehen: auch die Ausdehnung eines
Infiltrationeprozesses wird mit keiner anderen Methode in gleicher
Schärfe und mit gleicher Sicherheit ■ windergegeben: für die Dia-
FiontgtJD'
dhüg««ifBk
t}^r huageti-
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die wichtige Vef Jen cVc her ungdöK erb ton Rippen kao r»el*
können durch die Bontgeoairakfeß sehr hübsch dnmonst^ert:•'^enleöi
Natürlich muß die. nicht gan«: einfache Technik Jabel Wjjkotncaesi
Perkutorisch un«i aiusKwUatoriscb mibesiinrjmt wr Hot.un«!, Ftiiit^«ungx*5tj>hi8t*h r Oerings
IntfUr&tmn ih'r rechten Spitze,. tMtetW Kliulk ttuö6:t
gnose geschwollen
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?öeb1aidrüsen) sind sie anebt-
bebrlich. Verscbie
bongen. Verzc
irrungen. mangelhafte .Be-
wegiiehkeit ein^e
ln er liungho p«
»rtieo, sowie des
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 199
bei der Diagnose leisten. Die Figuren 19 u. 20 nach Krause
zeigen in sehr instruktiver Weise, wie deutlich sich manchmal
auch initiale Prozesse auf der Platte kundgeben.
Eine sehr präzise Uebersicht der gesamten diagnostischen
Hilfsmittel bei der Initialtuberkulose gibt F. Müller in
einem Vortrag auf der Tuberkuloseärzte Versammlung in München.
Neben der gebührenden Berücksichtigung des Allgemeinzustandes
hebt er ganz besonders die Wichtigkeit unserer physikalischen
Methode hervor; bei richtiger Verwendung geben sie noch am
ehesten ein Bild des Prozesses und unterrichten uns auch über
die Frage, ob er fortschreitet oder stillsteht. Die Bedeutung jedes
einzelnen Zeichens der Perkussion und Auskultation wird kurz
gewürdigt; daneben spielt der Nachweis der Bazillen eine große
Rolle; die Versuche, die Komplementablenkung, die Opsonine und
Agglutination zur Diagnosestellung mit heranzuziehen scheinen noch
verfrüht, teils wegen der schwierigen Technik, teils wegen der zur
Zeit noch bestehenden Unsicherheit der Methode. Auch die Tuber¬
kulininjektion scheint ihm weder genügend sicher, noch ganz ge¬
fahrlos zu sein; und die neuentdeckten Reaktionen nach v. Pirquet,
Moro,Wolff-Eisner scheinen zu fein, um wirklich benutzt werden zu
können. Eine sehr interessante Studie über die Sicherheit unserer per¬
kutorischen und auskultatorischen Zeichen (s. auchS. 185u. 186)
verdanken wir Ranke, dem es möglich war in vielen Fällen, den im
Leben erhobenen Befund auch durch die Obduktion zu kontrollieren.
Eine geringe Abschwächung des Schalles über einer Lungenspitze ohne
erklärenden anatomischen Befund fand sich 3mal. Eine ausgesprochene
Spitzendämpfung war Smal durch Kompression infolge eines pleuri-
tischen Exsudats, lmal durch vermehrten Saftreichtum und dicht¬
stehende Tuberkel bei Miliartuberkulose, 2mal durch Adhäsivpleuritis,
lmal durch eine ausgeheilte, haselnußgroße Spitzennarbe und nur lmal
durch eine beginnende aktive Spitzentuberkulose verursacht. Von
zehn kleineren Spitzennarben war nur die oben erwähnte durch Per¬
kussion nachweisbar. Ranke bespricht dann weiter den Wert der
Krönigschen Spitzenfelderbestimmung, die ihm wichtiger er¬
scheint, wie die Perkussion der Spitzen nach Goldscheider; die
Hauptsache ist ihm dabei die Bestimmung der inneren Grenze, während
die äußere auch in der Norm schwanken kann. Die Perkussion der
unteren Lungenränder, die Festlegung der Atemexkursion darf nie
vernachlässigt werden. Auch die auskultatorischen Phänomene hat
Ranke an der Hand seines Materials kontrolliert; er hebt beson¬
ders den Wert des verlängerten, bronchialen Exspiriums, des rauhen
Physikalische
Diagnostik:
Perkussion
und
Auskultation.
200
Hochbaus.
Perkussion
und
Auskultation.
Bakterio¬
logische
Diagnostik
Granuläre
Form der
Tuberkel¬
bazillen.
und sakkadierteu Atmens hervor. Aach jede einzelne Abweichung
von der Norm maß genau notiert werden; erst der Ausschlag meh¬
rerer Zeichen nach derselben Richtung gibt dann die größtmöglichste
Sicherheit in der Diagnose; ein Zeichen allein ist nie verläßlich. Daß
eine Spitzendämpfung mit vesiko-bronchialem Atmen und ver¬
längertem Inspirium durchaus noch nicht immer auf eine beginnende
Tuberkulose hindeutet, dafür zeugt die von Blümel beschriebene
Kollapsinduration der rechten Lungenspitze bei behinderter
Nasenatmung, ein Krankheitsbild, auf das Krönig zuerst aufmerksam
gemacht hat. Es findet sich beim Mundatmen nicht so selten auf der
rechten Spitze Dämpfung, Einengung der Krönigschen Spitzenfelder,
vesiko-bronchiales Atmen zuweilen mit spärlichem inspiratorischem
Rasseln. Zuerst imponiert der Befund häufig als beginnende Phthise;
indes die Aetiologie, das Fehlen von Fieber, von Bazillen, von jeder
sonstigen Begleiterscheinung einer Tuberkulose läßt bei genügen¬
der Beobachtung die Diagnose sicherstellen. Blümel sah die
Erkrankung bei 17 Patienten; er führt diese zurück auf Staub¬
inhalation und einen dadurch verursachten Katarrh der rechten
Spitze. Die Erkrankung weicht, wenn die adenoiden Vegatationen,
die Ursache der Mundatmung, operativ entfernt werden. — Von
Wichtigkeit für die bakterielle Diagnose der Tuberkulose scheint
auch das Vorkommen der nach Ziehl nicht darstellbaren
Formen des Tuberkelbacillus, die Much zuerst genauer
beschrieben hat. Er behauptet, daß es außer der bekannten säure¬
festen Form des Bacillus noch eine andere nicht säurefeste gibt,
die sich nach Gram, resp. einer Modifikation der Gramschen
Färbung darstellen läßt; diese präsentiert sich als feine Stäbchen
oder meist als in Stäbchenform geordnete Granula. Den Beweis
für die Identität beider Formen erbringt Much durch Züchtungs¬
versuche in Perhydrasemilch, wobei es ihm gelang, aus der ge¬
wöhnlichen Form die granuläre und aus dieser dann wieder die ge¬
wöhnliche Form zu züchten. Um Zerfallsprodukte handelt es sich
nicht, denn Infektionsversuche beweisen schlagend die Lebensfähig¬
keit der granulären Form. Much mutmaßt, daß diese Form überall
dort in tuberkulösen Produkten (gelatinöse Pneumonie) zu finden
sei, wo bisher die Suche auf Bazillen häufig negativ war. Die Er¬
gebnisse von Much werden durch Nachuntersuchungen von Wirth
vollinhaltlich bestätigt; während Spengler annimmt, daß es sich
hier nur um die von ihm schon früher beschriebenen Tuberkel-
bazillensplitter handelt. Weitere Nachprüfungen werden die Be¬
hauptungen Muchs nachzuprüfen haben, sollten sich diese be-
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 201
stätigen, so würde sich sicher manche diagnostische Schwierigkeit
leichter beheben lassen. Ueber die Bedeutung der intrazellu¬
lären Lagerung von Tuberkelbazillen im Sputum haben
Pfeiffer und Adler systematische Untersuchungen angestellt, sie
haben konstatiert, daß dieser Befund sich vorzugsweise bei weit vor¬
geschrittenen Prozessen findet, daß er indes irgendwelche prognostische
Bedeutung nicht hat. Ob das Verschwinden der Bazillen
aus dem Sputum eine günstige Prognose bietet, scheint nach den
Untersuchungen von Köhler wahrscheinlich; viel wichtiger muß
in prognostischer Beziehung die Arbeitsfähigkeit des Patienten an¬
gesehen werden. Auf die große diagnostische Bedeutung
des Tierexperimentes macht Weber aufmerksam und be¬
schreibt eine Modifikation des Verfahrens, welche die bisherige
Dauer (4—6 Wochen) auf 14 Tage abkürzt. Er injiziert das be¬
treffende Material (Sputum oder Exsudat) in die Inguinalgegend,
nach etwa 12—14 Tagen sind die Lymphdrüsen geschwollen, etwa
linsengroß; diese werden dann exzidiert, gehärtet und auf Bazillen
untersucht; meist lassen sich dann darin die Bazillen mit aller
Sicherheit schon nachweisen; besonders wichtig ist das Tierexperi¬
ment dort, wo Smegmabazillen in Frage kommen, z. B. bei der
Untersuchung des Harns; diese wachsen im Tierkörper überhaupt
nicht.
Unter entzündlicher Tuberkulose versteht Poncet For¬
men dieser Krankheit, die jeden spezifischen Charakters entbehren
und doch ihren Ursprung der Wirkung eines wahrscheinlich abge¬
schwächten Tuberkelvirus verdanken. Dahin rechnet er trockene
Arthritiden, gewisse Formen des Rheumatismus, sogar manche Ade¬
nome und Lipome. Strikte Beweise für diese Behauptungen kann
Poncet nicht erbringen, nur der klinische Versuch scheint ihm das
Vorhandensein solcher Erkrankungen zu beweisen; er zieht dann
den Vergleich mit der Syphilis, bei der auch manche Veränderungen
nicht auf spezifischer Gewebserkrankung beruhen. In der darauf¬
folgenden Diskussion wurden von Qu6nu, Broca und Reclus
die Ansichten Poncets als der experimentellen Stütze entbehrend
und viel zu weit gehend zurückgewiesen. Dagegen sprechen auch
umfangreiche experimentelle und anatomische Untersuchungen von
Liebermeister, worin er nachweist, daß in scheinbar nicht tuber¬
kulösen Erkrankungen bei Phthisikern durch das Tierexperi¬
ment doch Bazillen nachzuweisen sind. Bei Venen- und Arterien¬
entzündung, bei Nieren-, Herzerkrankungen, die nur die gewöhn¬
lichen entzündlichen Veränderungen, keine tuberkulösen zeigten,
Intra¬
zelluläre
Lagerung der
Tuberkel¬
bazillen.
Prognostische
Bedeutung
des Ver¬
schwindens
der Tuberkel¬
bazillen.
Tier¬
experiment.
Entzündliche
Tuberkulose.
Tuberkel¬
bazillen
in nicht
spezifischen
Entzündungen
bei
Tuberkulosen
202
Hochhaus.
konnte er doch mit aller Sicherheit den Tnberkelbacillus nachweisen,
woraus mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, daß der Bacillus unter
gewissen Umständen auch die gewöhnlichen Entzündungserscheinungen
produziert.
Einseitige Ein genaues Studium der Temperaturen bei Phthisikern
Erhöhung der zeigte Vogel, daß diese häufig in einer Axilla höher, wie in
bei der anderen sind. Und zwar war bei einseitigen Erkrankungen
Phthisikern, die erhöhte Temperatur stets auf der erkrankten Seite; waren beide
Lungen erkrankt, so war die Temperatur dort stets am höchsten,
wo der Prozeß am aktivsten war; die Temperaturdifferenz war bei
in Heilung begriffenen Prozessen gering, fast gleich Null. Voraus¬
gesetzt, daß die Beobachtungen sich als durchgehend erweisen,
ließen sich aus diesem Verhalten gewisse diagnostische Schlüsse
ziehen. Auffallend ist, daß Tuberkulininjektionen mit nachfolgen¬
dem Fieber die Temperaturdifferenzen fast ganz ausgleichen.
Melamuie Ueber einen seltenen Fall von Melanurie bei Darmtnberkulose
bei Darm- berichtet Gnezda.
tuberkulöse.
Die therapeutischen Bestrebungen auf dem Gebiet der
Tuberkuloseerkrankungen sind in diesem Berichtsjahre lebhafter
wie früher gewesen; weniger wurde die medikamentöse Seite, viel¬
mehr die spezifische und noch mehr die operative gepflegt. — Mit
Tuberkulin- der spezifischen Therapie, der Tuberkulintherapie, beschäftigen
therapie. s [ c h jetzt augenscheinlich nicht mehr, wie früher, fast ausschließlich
die Leiter der Lungenheilstätten, auch die praktischen Aerzte, die
Leiter von Krankenhäusern machen wieder viel mehr Gebrauch von
Tuberkulin zu therapeutischen Zwecken; unverkennbar waltet aber
allenthalben eine große Vorsicht beim Gebrauch und ein kritisches
Abwägen des etwaigen Erfolges vor. — Pluski gibt eine Uebersicht
der gesamten Therapie, besonders der spezifischen, er selber empfiehlt
am meisten das Verfahren von Hammer und Sahli, mahnt aber
doch sehr zur Vorsicht. John hat 200 Fälle von Tuberkulose der
verschiedensten Stadien mit Kochs Bazillenemulsion behandelt. Er
machte sich davon sechs verschiedene Lösungen von steigender Kon¬
zentration; mit der Einspritzung war er sehr vorsichtig, suchte
womöglich jede fieberhafte Reaktion zu vermeiden, weshalb stets
eine größere Pause nach jeder Einspritzung gemacht wurde. Von
100 Fällen suchte er durch Nachfragen das weitere Schicksal zu
erfahren und dabei zeigte es sich, daß in vielen Fällen selbst des
ersten Stadiums die Erfolge nach 1—1 '/2 Jahr nicht sehr ermutigend
waren; selbst bei diesen war vielfach, unter allerdinge meist nicht
Krankheiten der Bronchien, Langen, Pleura und des Mediastinums. 203
günstigen Außenumständen, der Prozeß weiter geschritten. Trotz¬
dem empfiehlt er doch die Anwendung des Verfahrens, weil gar
nicht so selten der augenblickliche Erfolg — Entfieberung, Besse¬
rung des Allgemeinzustandes — recht gut war. Zufriedenstellend
waren die Erfolge Amreins bei 37 Patienten, die er mit Koch-
schein, Beraneckschem und Denysschem Tuberkulin behandelte,
auch mit geringen Dosen und Vermeiden von Fieberreaktionen. Mehr
Erfolge hatte Bitter an einem B[eilstättematerial aufzuweisen; die
Bazillen schwanden schneller, die Arbeitsfähigkeit trat eher ein, als
bei Patienten, die nicht mit Tuberkulin behandelt waren. In der
diesem Vortrage folgenden Diskussion betont Lenhartz, daß er
stets Anhänger der Tuberkulintherapie geblieben sei; er beginnt
mit kleinen Dosen 1 mg und steigt vorsichtig bis zuletzt zu 0,5 g.
Die Erfolge waren besonders bei Urogenitaltuberkulose sehr
zufriedenstellend. Deneke schließt sich diesem Urteile an, während
Bumpel etwas Besonderes von den Tuberkulinkuren nicht gesehen
hat. G. Schröder ebenso wie Meißner (Hohenhonnef) stehen
gleichfalls dem Tuberkulin sehr kühl gegenüber; letzterer sagt: das
Tuberkulin ist kein erwiesenes Heilmittel der Tuberkulose. — Da
Tuberkulinkuren mit Injektionen besonders für die Praxis sehr
lästig sind, empfiehlt Möller es intern zu geben; er verordnet
Tuberkulinbazillenemulsion mit Thimothein und ameisen¬
saurem Kalzium in Geloduratkapseln, die sich erst in dem Darm
auflösen. Von diesen Kapseln werden in der ersten Woche jeden
zweiten Tag eine, nachher täglich eine genommen; wie lange
diese genommen werden, hängt natürlich vom einzelnen Falle ab;
daneben muß die gewöhnliche roborierende Allgemeinbehand¬
lung eingeleitet werden. Der Erfolg war vielfach recht befriedigend,
besonders trat Entfieberung, Nachlaß des Nachtschweißes und des
Hustens häufig auf. — Als eine Verbesserung der Tuberkulinkuren
empfiehlt Jessen fettfreies Tuberkulin (S. 194); die Idee dazu
gab eine Arbeit von Armand-Delille, der gefunden hat, daß unter
den Toxinen des Tuberkelbacillus eines, welches durch Aether ex¬
trahiert wird, verkäsend, ein anderes, das sich in Chloroformextrakt
findet, sklerosierend wirkt. Jessen nimmt die in Höchst herge¬
stellte, bazillenfreie Bouillon, extrahiert sie mit Aether und Chloroform
und verdünnt den Extrakt mit einer 20°/oigen glyzerin- und 0,5°/oigen
karbolsäurehaltigen physiologischen Kochsalzlösung. Die Haupt¬
prinzipien seiner Behandlung sind kleine Dosen und große Zwischen¬
räume der einzelnen Injektionen; er nahm durchschnittlich */ tooooo ccm
in Intervallen von 8 Tagen bis 4 Wochen. Die Erfolge waren meist
Interne
Darreichung
des
Tuberkulins.
Fettfreies
Tuberkulin
204
Hochhaus.
Auto¬
tuberkulin.
Marmorek-
serum.
Kieselsäure
in Lunpren-
steinen.
Intravenöse
Einspritzung
von Koch¬
salzlösung
bei
Hämoptoe.
Chondrotomie.
gut; üble Nebenerscheinungen wurden nicht beobachtet. — In An¬
lehnung an die Lehre Wrights, daß das wirksamste Vaccin in
einem gegebenen Falle immer aus den Bazillen des Erkrankten
selbst gewonnen wird, sieht Roths child in einer aus den
Tuberkelbazillen des Erkrankten hergestellten Bazillenemulsion
das beste Tuberkulin. Solche Autotuberkuline haben sich
ihm verschiedentlich gut bewährt. Hat der betreffende Patient
keine Bazillen, die zur Vaccinebereitung dienen können, so nimmt
man am besten Bazillengemische, die möglichst viele Arten
säurefester Bazillen enthalten. — Die Anwendung des Marmorek-
serums bei innerer Tuberkulose scheint nur sehr beschränkt zu
sein; die meisten Autoren wissen von Erfolgen nichts zu berichten;
nur einzelne (Frey-Sokolowski) haben auch von der Anwen¬
dung dieses Mittels die günstigsten Wirkungen gesehen, ähnlich
liegt es wohl mit dem H e t o 1, das nur wenig mehr im Ge¬
brauch ist.
Zickgraf hatte, gestützt auf Analysen, die in den Lungensteinen
einen hohen Gehalt an Kieselsäure feststellten, dieser Säure einen günstigen
Einfluß auf die Vernarbungsprozesse in den Lungen zugeschrieben und
diese danach zu therapeutischer Anwendung empfohlen. Gerhartz und
Strigel widersprechen der Anwendung dieser Säure, da sie bei der Unter¬
suchung von Lungensteinen durchaus nicht immer Kieselsäure nachweisen
konnten.
Zur Behandlung der Hämoptoe spritzt v. d. Velden
3—5 ccm einer 10°/oigen NaCl-Lösung in die Venen ein und hat
damit gute Erfolge gehabt, die er der durch die Einverleibung be¬
wirkten erhöhten Gerinnungsfähigkeit des Blutes zuschreibt; der
Effekt stellt sich in 3—4 Minuten ein, er läßt sich erreichen durch
stomachale Einverleibung von 5,0 NaCl oder 2—4 g NaBr, nur tritt
der Erfolg dann erst in 8—12 Minuten zu Tage. — Die chirurgi¬
schen Eingriffe bei der Lungentuberkulose bewegen sich in
verschiedener Richtung. Gegen beginnende Spitzentuberkulose
wird von mehreren Autoren die Chondrotomie der ersten Rippe
empfohlen, wenn die Untersuchung ergibt, daß die von Freund
beschriebene Stenosierung der oberen Brustapertur vorliegt. Seidel
hat in 2 Fällen diese Operation im Initialstadium gemacht mit
zum Teil sehr gutem Erfolg. Er beschreibt die Technik und prä¬
zisiert genau die Indikationen. „Er hält für geeignet alle Fälle
von tuberkulösem Spitzenkatarrh 1. bei erwachsenen, auch jüngeren
Individuen mit nachgewiesener Stenose der oberen Apertur; 2. bei
erwachsenen älteren Leuten, auch wenn eine auffallende Verenge-
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 205
rung der oberen Thorasapertur nicht zu erkennen ist, falls man bei
ihnen mit Verknöcherung des ersten Rippenknorpels und Schwer¬
beweglichkeit des ersten Rippenringes rechnen muß; 3. bei erwach¬
senen Individuen, bei denen der Katarrh trotz interner Behandlung
nicht weicht.“ Enger und schärfer faßt die Indikationen Harr aß:
er empfiehlt die Operation nur bei beginnender Spitzentuberkulose
infolge vorgeschrittener Verknöcherung des Knorpels. Sie ist
nicht indiziert, wenn nur Kürze, keine Verknöcherung der Rippe
vorliegt; hier müssen zuerst Atemübungen versucht werden. Der
Erfolg erscheint wenig sicher, wenn es sich um eine sekundäre
Knorpel- und Rippenveränderung infolge von Skoliose des ersten
Brustwirbels handelt. Mit diesen Einschränkungen wird die Zahl
der in Betracht kommenden Fälle nur gering; ob Dauererfolge
sich erzielen lassen, wird erst die Zukunft lehren. — Die zweite
operative Methode zur Heilung der Tuberkulose ist die Herstellung
des künstlichen Pneumothorax, die zuerst von Forlanini
angegeben, dann in Deutschland von Schmidt und Brauer beson¬
ders häufig geübt worden. Forlanini selbst hat seine Methode mit
ihren Indikationen, der Technik und Zufallen genau beschrieben. Die
beste Prognose geben solche Fälle von einseitiger Tuberkulose, die
langsam, subakut und ohne Komplikationen verlaufen; mäßige
Pleuraverwachsungen erschweren, machen aber die Operation nicht
unmöglich. Auch bei doppelseitigen Erkrankungen ist der Ein¬
griff von Nutzen, wenn die Zerstörung der Gewebe nur mäßig
ist, ja es ist sogar zu erwarten, daß der gesetzte Pneumo¬
thorax die andere Lunge in erhöhte Mobilität versetzt und da¬
durch beginnende Prozesse auf der anderen Lunge günstig be¬
einflußt. Schwere Begleiterscheinungen, Darmtuberkulose, Kreis¬
laufsstörungen bilden eine strikte Kontraindikation. Zur Ausfüh¬
rung der Operation, die er umständlich beschreibt, bedient
er sich zweier Apparate, eines zur Aufbewahrung, eines anderen
zur Einführung des Stickstoffs. Diese sind recht kompliziert
und lassen sich sehr leicht durch ein Paar entsprechend zusammen¬
gesetzte Wulffsche Flaschen ersetzen. Besondere Vorsicht ist bei
Injektion des Stickstoffs in pleuritische Schwarten notwendig; For¬
lanini pflegt beim langsamen Vordringen der Nadel dann stets ab
und zu zu aspirieren, um sich zu vergewissern, daß er nicht in ein
Gefäß eingedrungen ist. Bei der ersten Injektion injiziert er nie
mehr als 400 ccm Stickstoff. Zufälle bei der Operation sind das
subkutane und tiefe Emphysem, die Gasembolie des Gehirns und
die pleurale Eklampsie; wie diese zu vermeiden sind und deren
Künstlicher
Pneumo¬
thorax.
206
Hochhaus.
Künstlicher Behandlung, wenn sie trotz aller Vorsicht einmal eintreten, beschreibt
Pneumo- For lanini ausführlich. — Ad. Schmidt hat 13 Fälle von Tuber-
thorax.
kulose mit dem künstlichen Pneumothorax behandelt, jedesmal 500 ccm
Luft injiziert; das so häufig wiederholt, bis die Kompression kom¬
plett war, diese hat er dann fast 1 Jahr lang unterhalten; 2 von seinen
Kranken hatten einen dauernd guten, & einen vorübergehenden Er¬
folg. Die Auswahl der Fälle scheint nach seiner Meinung beson¬
ders schwierig; im ganzen hält er aber diese Operation für eine ent¬
schieden zukunftreiche. — Wohl die größte Erfahrung auf diesem
Gebiete in Deutschland hat Brauer, der in einem Vortrage auf
der diesjährigen Naturforscherversammlung in Köln diese neue Be¬
handlungsmethode der Lungenkrankheiten ausführlich besprochen
hat. Bei strenger Indikationsstellung hat er von der Methode For-
laninis sehr gute und auch dauernde Erfolge gesehen; Fieberfrei¬
heit, Nachlaß des Hustens und Sputums tritt bei noch nicht allzu
vorgeschrittener einseitiger Erkrankung recht bald auf; aber auch
bei ganz Elenden war der Erfolg manchmal überraschend günstig.
— Wenn nun ausgedehnte Pleuraverwachsungen die Bildung
eines künstlichen Pneumothorax hindern, dann versucht Brauer,
fußend auf früheren Erfahrungen Quinckes, Turbans, Speng¬
lers, die erkrankte Lunge durch ausgedehnte Entfernung der
Extrapiearaie Rippenwand zum Zusammenfällen zu bringen. Diese sogen, extra¬
pleurale Thorakoplastik, ein größerer chirurgischer Eingriff, ist
auf seine Veranlassung von Friedrich auch in mehreren Fällen
mit gutem Erfolg ausgeführt worden — immerhin ist er erheblich
gefährlicher und lange nicht so sicher in seinen Folgen. Friedrich
selber gibt im Anschluß daran eine genaue Schilderung dieser
sogen. Entknochung einer Brustseite und berichtet, daß sich
in 6 von 8 Fällen diese Operation recht nützlich erwiesen hat;
am besten geeignet sind Fälle von fibröser, schrumpfender Phthise,
eventuell mit Kavemenbildung, aber mit gutem Allgemeinzustande.
Wie sich die erkrankte und die gesunde Lunge nach solch einer
Operation verhalten, zeigte er an einer größeren Zahl von Zeich¬
nungen.
Anatomische Graetz (Marburg) hat bei 3 Fällen von künstlichem Pneumothorax
Unter- die Lungen anatomisch untersucht und tatsächlich feststellen können, daß
komprimierter aus g e dehnte Heilungsvorgänge in ihnen im Gange waren, die sich do-
Lungen. kumentierten durch Abkapselung käsiger Herde und Organisation pneumoni¬
scher Prozesse durch Bindegewebe. Diese anatomischen Untersuchungen
bestätigen mithin sehr eklatant, was man auf Grund von Erfahrungen am
Krankenbett schon länger angenommen hat.
Thorako¬
plastik.
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 207
Sollte sich die Brauchbarkeit der vorgeschlagenen Methode be¬
währen, was durch weitere Erfahrungen noch zu geschehen hat,
dann hätte unsere Therapie der Tuberkulose jedenfalls eine erheb¬
liche Bereicherung erfahren.
Die Verdrängungserscheinungen größerer pleuriti- Ver¬
se h e r Exsudate lassen sich, wie v. Schrötter nachweist, dr ^ n f un e s_
/ # 1 erscheinungeu
zuweilen in ausgesprochener Weise auch bronchoskopisch demon- bei
strieren. So sah er in einem Falle linkseitiger Exsudation eine pieuritischem
ausgesprochene Stenose des linkseitigen Bronchus, die er mit
einiger Mühe durch den Tubus überwinden konnte; dieser Befund
kann befriedigend nur durch eine Kompression seitens der Ex¬
sudatflüssigkeit erklärt werden; er ist geeignet, manche physika¬
lische Erscheinungen besser wie bisher zu erklären; in einem Nachweis
älteren Falle von Pleuritis, bei dem es schon zur Schwielenbildung durch d,e .
gekommen war, ließ sich ebenfalls durch das Bronchoskop eine er¬
hebliche Verziehung des rechten Bronchus deutlich erweisen; jeden¬
falls zeigen diese beiden Fälle, wie diese Methode geeignet ist, die
Symptomatologie der Brustkrankheiten zu erweitern. Die Ver¬
schiebung und die Verdrängung der Lungen durch Pleuraergüsse
hat Granström experimentell studiert, vorzugsweise um über die Bronchiai-
Ursache des Bronchialatmens bei Pleuritis ins klare zu kommen. ™ me ® .
Bekanntlich wird dies Atmungsgeräusch nicht selten gehört, meist exsudat.
bei etwas stärkeren Ergüssen, am stärksten in dem oberen Teile
der Dämpfung, aber auch bei geringeren Flüssigkeitsmengen ist
das Auftreten schon häufiger zu konstatieren. Die gangbarste
Erklärung für diese Erscheinung ist, daß das Bronchialatmen
durch die komprimierte Lunge zur Brustoberfläche geleitet wird.
Granström zeigt, daß diese auf manche Fälle sicher nicht
paßt; er hat nun in die Pleura von Tieren erstarrende Flüssig¬
keiten eingegossen und dann post mortem den Zustand der Lungen
genau untersucht. Dabei zeigte sich nun, daß auch bei der Ein¬
gießung von größeren Flüssigkeitsmengen von einer vollkommenen
Kompression weder an den Lungen noch an den Bronchien die Bede
sein kann; speziell an den Bronchien hat er wesentliche Kaliber¬
veränderungen nicht entdeckt; dagegen waren die Lungen von allen
Seiten fast von der erstarrten Masse (Ol. Cacao) eingehüllt, und diese
erstreckte sich auch zwischen den einzelnen Lungenlappen von der
Brustwand bis zu den großen Bronchien. Ganz treffend gibt dies
die umstehende Fig. 21 wieder. Granström nimmt mm an,
daß das Bronchialatmen direkt von den großen Bronchien durch
die Flüssigkeit bis zur Brustwand fortgeleitet wird. Zweifellos
Hucblutu«
lassen manche stcn»? Experimente, sowie auch viele klinische Er¬
scheinungen diese Beutung ohne Sdiwierigkevt zu, nur ist es frag¬
lich, ob die Yerhältnisst? beim Äierwcbeo sieh ebenso gestalten, wie
beim Tier.
Von.Bedes&mgfür äie'Diagnose einer Pleuritis ist das sogen, pera-
rertöbrni« oder Groccosc.be Dreieck, über das wir schon früher
berichtet haben. Schon damals
wiesen wir darauf bin, daß eine l'tp
böfnedigoode Dentung dieses Pha-
iiünieuH bis jetzt nicht ß^istiert, ür- •' " •i ' v '
sachlich kommen ia Betracht die •%'
Vcniriingung des Mediastinums, die < X£.
AbecliWüchung des Schalks der ge- ..;'*v •
Rundas SeStW durch die Dämpfung
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gesUudeiä ' Eongen
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^l^Sßimdtwwirkbtüg der Wirbel
Matt hfts sseigt an Füllen a#ib»*?
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toren alti&.ia Keni'igt ; j(peEioiil erklärt.
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bei stärkster Voriftgerung des Mo-"
diestiüumsbeikfinstlichew Priousfctjfö
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MippIPMIIPWPPIHPIMpppWWipippppiPPipippp iiP X'
fre* AbkifSötl dbs Enter- \X ;Ub.^•'■ '.XX>‘%;:;.
lappeoe ohne be-gh-itend* PUluitis mX^YXwXX | • VXs 'r. IX-
Am plausibelsten vrß Ätfe*Ä
di ß .BÄmp&hg erkkrt mit der. Ab-
M‘^ fa Wi #^^erw.r- ,
kfictg der Wirbel durch an- odnr
vurgeiagert*. 1 Fldsäigkßiii l>'oin»gT- j
Droinidt&torio ward am nhöern.u noch X' v X X; v." X'/Xw ;
der IhXüxk der FUiaaigfcait
Uch hm fat’ .und iiisicbudidh bin hlbtädiiich
den 'Wert der'Br«>kme«suag h'fei:Ptohrftikh'«h'«‘dnhibh berichtet'
noch eine größere Zahl vbii ßeobacbfrt«i£k« Wei t i. Die Technik wirf
die fcbkAnfrto; Einstich eines dibihwi .Trfti^qjk, der mit «ineta Gummi-
ncit^hli v^ftijnken; irad a« deaaten sadtirBt« Ende ein hu ketUbrwig £*•
bögenes Glksröbr angebracht -v>%r Bor Druck in der erkrankten
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 209
Pleurahöhle wird bestimmt durch die Größe des Exsudats, den posi¬
tiven Druck des Zwerchfells und der Brustwand und den negativen
«Druck der Lungen, nicht bloß der komprimierten, sondern auch der
gesunden, die ihre Wirkung auch durch das schwache Mediastinum
hindurch ausiibt. Bei großen Exsudaten schwankte der Druck
zwischen -J- 16 bis -f- 5, überstieg jedenfalls nie die Höhe der Flüssig¬
keitsschicht, ein Zeichen, daß die negativen Druckkräfte die stärkeren
sind; bei Empyem und karzinomatösen Exsudaten ist der Druck
häußg höher, weil die Starrheit des Mediastinums in solchen Fällen
die Ansaugungskraft der intakten Lunge hindert. Bei mittleren
Exsudaten ist der Anfangsdruck schon gering; nur bei Starrheit
des Mediastinums ist er zuweilen höher; dasselbe gilt auch für
kleine Exsudate; nur wenn diese abgekapselt sind, kann der
Druck steigen. Der Enddruck ist normal gegen — 11 cm; ist
er erreicht, so soll man auch Punktionen abbrechen. Die Druck¬
messung ist insofern auch von praktischem Wert, als sie uns Aus¬
kunft gibt über die Beschaffenheit der Wandungen der Pleurahöhle,
ferner auch über Intensität und Stadium der Entzündung.
Ein pleuritisches Exsudat mit ungewöhnlich hohem Chole-
stearingehalt konstatierte Ruppert bei einem 44jährigen Mann,
der schon mehrfach an Pleuritis exsudativa gelitten hatte. Das spezi¬
fische Gewicht war 1025 bei 15" C., die chemische Analyse ergab 1,29 °/o
Cholestearin neben 6,6 °j o Eiweiß und 0,36 °/o Fett; bei späteren Punk¬
tionen war der Gehalt geringer. Der Kranke genas, Tuberkulose war
nicht nachweisbar. Nach den Erfahrungen aus der Literatur ist anzu¬
nehmen , daß Cholestearin am ehesten sich in alten Exsudaten mit
zahlreich zerfallendem Zellmaterial findet; der Körper ist in den
Zellen präformiert und wird natürlich aus den Zellen frei, wenn
diese zerfallen; durch Umwandlung dieser Zellen entsteht er nicht,
wie die frühere Annahme war. — Königer macht darauf auf¬
merksam, daß häufig in der Nähe von Pleuraempyem und anderen
Eit erh erden seröse Pleuritiden entstehen. Diese sind infektiös¬
toxischen Ursprungs, durch die pathologische Untersuchung ziemlich
sicher zu diagnostizieren und für die Diagnose manchmal recht
wichtig. — Einen Fall von Expectoration albumineuse nach
Pleurapunktion sah D. Gerhardt; es handelt sich um eine Frau mit
Pleuritis carcinomatosa; als 800 ccm entleert waren, kamen leichte
Beschwerden, weshalb die Punktion unterbrochen wurde. Patientin
hustete stark und starb dann bald unter Entleerung eines sehr
schleimigen, eiweißhaltigen Sputums.— Plate hat experimentell fest¬
zustellen gesucht, welche Momente die Aufsaugung von Flüssig-
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909 . 14
Cholestearin
in
pleuritischem
Exsudat.
Seröse
Pleuritiden
in der Nahe
eitriger
Exsudate.
Expectoration
albumineuse.
210
Hochhaus.
Mittel zur
Resorption
des
pleuri tischen
Exsudats.
Chronischer
Pneumo¬
thorax.
Pneumonie.
Pneumo¬
kokken im
Blut.
keit ans der Pleurahöhle am meisten befördern. Seine Experimente
zeigten übereinstimmend mit den Erfolgen in der Praxis, daß am
wirksamsten sind: Prießnitz-, Spiritus*, Breiumschläge und Hitee-
applikationen. — Einen interessanten Fall von Pneumothorax,
dessen Dauer mit höchster Wahrscheinlichkeit auf 25 Jahre zu be¬
messen ist, berichtet Bittorf. Die Entstehung datiert aus dem
Wochenbette und war bewirkt durch eine Lungenembolie mit an¬
schließendem Infarkt; jetzt bestand ein großer linkseitiger, offener
Sero-Pneumothorax mit starken Verdrängungserscheinungen. Das
Befinden der Frau ist ganz leidlich. Auffallend ist, daß während
der langen Zeit keine stärkeren Entzündungserscheinungen in der
Pleurahöhle, die doch stets mit den Bronchien kommunizierte,
aufgetreten sind; ein Umstand, der wohl durch die geringe Virulens
der spärlichen in der Lunge enthaltenen Keime zu erklären ist;
auch die stärkeren Verdrängungserscheinungen sind bei dem offenen
Pneumothorax merkwürdig; Bittorf glaubt, daß das Hin¬
übertreten des Herzens und Mediastinums nach der gesunden
Seite wohl tatsächlich durch den Zug der gesunden Lunge herbei¬
geführt sei.
Daß bei der kruppösen Pneumonie der Krankheitserreger
sich auch im Blute nachweisen läßt, wird von allen Autoren an¬
genommen; über den Grad der Häufigkeit ist bis jetzt noch keine
Einigung erzielt; manche sind noch der Meinung, daß das Eindringen
des Pneumococcus in die Blutbahn nur relativ selten sei und stete
eine üble Prognose bedeute, andere konnten fast stets im Blut den
Pneumococcus finden, sowohl bei leichten wie bei schweren Fällen.
— Wiens hat eine erneute Nachprüfung dieser Frage vorgenommen,
indem er den Nährboden in der verschiedensten Weise modifizierte.
Bei Anwendung eines flüssigen, 10 °|o Pepton und 1 °/o Dextrose
enthaltenden Kulturmediums gelang es ihm fast ausnahmslos, den
Pneumococcus im Blut zu finden; demnach ist die Bakteriämie bei
Pneumonie konstant; irgend eine prognostische Bedeutung hat
sie nicht. — Nach derselben Methode hat Borissow in 25 Fällen
22mal die Kokken nachweisen können; er fand sie gleich mit Be¬
ginn des Fiebers; sie waren dann noch mehrere Tage nach der
Krise nachzuweisen. Gleichzeitig bestimmte er den Agglutinations¬
titer zur Ausführung der Widalschen .Reaktion; er betrug 1:80, war
schon am ersten und zweiten Krankheitstage zu konstatieren; die
Agglutinationskraft stieg parallel der Entwicklung der Krankheit
und hatte am Tage der Krisis ihr Maximum. Daß als ätiologisches
Moment bei der kruppösen Pneumonie nicht bloß der Fränkel-
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 211
sehe Diplococcus, sondern auch noch andere Erreger in Be¬
tracht kommen, zeigt Apelt in einer Zahl von Lungenentzündungen,
bei denen er sowohl aus dem Sputum, wie auch aus dem Blut und
bei der Autopsie aus dem Lungengewebe den charakteristischen
Friedländer-Diplobacillusnachweisenkonnte. Es waren im ganzen
9 Erkrankungen; das klinische Bild entsprach im großen und ganzen
dem der typischen Pneumonie, zeichnete sich aber aus durch eine
große Bösartigkeit und besonders durch eine Neigung zur Ein¬
schmelzung des Gewebes. Es starben 8 Fälle, nur einer wurde ge¬
heilt; auch bei den übrigen in der Literatur berichteten Fällen war
die Sterblichkeit recht groß.*— Daß Lungenentzündung auch
durch Einatmung flüchtiger anorganischer und organischer
Stoffe ohne Mitwirkung von Mikroorganismen zu stände kommen
kann, betont Lewin im Anschluß an einen Fall, den er zu begut¬
achten hatte. Es handelte sich um einen Mann, der an 2 Tagen
hintereinander Ammoniakapparate zu reinigen hatte; bei dieser Ge¬
legenheit hatte er reichlich Ammoniakgas eingeatmet und war dann
am dritten Tage Abends unter Erscheinungen erkrankt, die auf eine
Lungenentzündung schließen ließen, 4 Tage später starb der Kranke;
die Sektion wurde nicht gemacht. Lewin nimmt mit Sicherheit
an, daß durch das Einatmen von Ammoniak die tödliche Lungen¬
entzündung herbeigeführt worden sei; er stützt sich dabei auf Be¬
obachtung von Vergiftungen durch Ammoniak an Menschen und
Tieren, bei denen die Autopsie eine Lungenentzündung, meist mit
Bildung eines faserstoffartigen Gerinnsels auf der Schleimhaut, nach¬
wies. — Den Kochsalzstoffwechsel bei Pneumonie hat v. Höß-
lin zum Gegenstand einer eingehenden Studie gemacht. Genaue
Untersuchungen an 10 Fällen, bei denen auch die Ausscheidung des
Phosphors, des Stickstoffs, der Gefrierpunkt mitbestimmt wurde,
ergaben, übereinstimmend mit dem bisher Bekannten, daß während
der Pneumonie eine deutliche NaCl-Retention stattfindet, die auch
deutlich ist, wenn noch 10 g NaCl per os eingegeben wird; einige
Tage nach der Krise tritt eine stärkere Ausscheidung des NaCl auf,
die mehr durch eine Steigerung des prozentualen Gehalts als durch
eine Vermehrung der Wassermenge besorgt wird. Das Verhalten
der Phosphorausscheidung ist nicht so konstant. Die Frage über
den Verbleib des Kochsalzes während der Pneumonie und ferner
die Ursache der Retention sind noch nicht geklärt. In Bezug auf
den ersten Punkt scheint es am wahrscheinlichsten, daß die Auf¬
speicherung diffus, nicht eine auf irgend ein Organ beschränkte
ist; der zweite Punkt ist noch vollkommen unklar, man vermutet,
FrledlUnder-
scher Diplo-
bacillus als
Erreger von
Pneumonie.
Pneumonie
durch
Einatmung
von
Ammoniak-
gas.
Kochsalz¬
stoffwechsel
bei
Pneumonie.
212
Hochhaus.
Veränderungen
des Urins
bei der
Pneumonie.
Abortive
Pneumonie.
Besondere
Form der
Pneumonie
bei
Tuberkulose.
Rezidive bei
Pneumonie.
Pektoral-
iremitus bei
Pneumonie.
daß ein Nachlassen der Herzkraft oder eine Insuffizienz der Nieren
eine ursächliche Bolle spielt; etwas Sicheres ließ sich, wie v. Hößlin
dartut, noch nicht sagen. — Nach Zack zeigt der Urin bei der
kruppösen Pneumonie um den fünften Tag Veränderungen, die
bis zu einem gewissen Grade typisch und diagnostisch verwendbar
erscheinen. Er fand in 81 °/o der Fälle den Kalkgehalt sehr stark
vermindert, den Chlorgehalt in 90°/o. Fast stets konstatierte er
Albuminurie und den von F. Müller beschriebenen Nukleoproteid-
körper; vom 3.—4. Tage finden sich häufig kurze, graubraune, in¬
krustierte Zylinder. Ob der Wert dieser Zeichen so groß ist, wie
Verfasser meint, ist fraglich. — Von verschiedenen Autoren (Simons,
Engels, Pollatschek) werden kasuistische Beiträge abortiver
Pneumonien berichtet, deren Existenz ja übrigens längst bekannt
und nicht angezweifelt wird. — Stuertz macht aufmerksam auf eine
besondere Form der Pneumonie, die vom Lungenhilus ihren
Ausgang nimmt und meist bei Tuberkulösen beobachtet wird. Diese
Herde sind charakterisiert durch breite Böntgenschattenverbindung
mit den in solchen Fällen meist vergrößerten Lungenstielschatten,
befallen mit Vorliebe den unteren Teil der Oberlappen, zeigen einen
sehr hartnäckigen Verlauf und lassen in der Begel Beste am Lungen¬
hilus zurück. Zu diagnostizieren sind sie nur durch die Böntgen-
strahlen. Ueber Bezidive bei Pneumonie berichtet Bungart
an der Hand von drei sehr instruktiven Fällen; auch hier leistet
das Böntgenverfahren wichtige Dienste, insofern man dadurch
strikte den Nachweis liefern kann, daß die betreffenden Lungen¬
partien tatsächlich nach der ersten Erkrankung von jeder Infiltration
frei waren; den Nachweis konnte Bungart liefern und so fest¬
stellen, daß Bezidive, keine Exazerbationen Vorlagen. Die Symptome
des Bezidivs sind dieselben, wie die der primären Pneumonie, die
Prognose ist meist gut. Eine genaue Erklärung des Zustande¬
kommens kann noch nicht gegeben werden. Die bisher als fest
angenommene Tatsache, daß über pneumonisch infiltrierten Lungen
der Pektoralfremitus verstärkt sei, war bekanntlich durch Unter¬
suchungen von Arneth erschüttert worden; er hatte bei zahlreichen
Fällen gefunden, daß der Fremitus nur im ersten und dritten Stadium
der Pneumonie verstärkt, dagegen im zweiten Stadium stets ab¬
geschwächt sei; als Ursache dafür gibt er die derbe Infiltration der
Lunge, die Verstopfung der kleineren Bronchien durch Fibrinmassen
an, die in ihrer Wirkung einem gleichdicken Exsudate ähnlich sei.
Wolter hat diese Behauptungen an 100 Pneumoniefällen nach¬
geprüft und entgegen Arneth gefunden, daß das Verhalten des
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 213
Fremitus überhaupt nicht einheitlich ist; er fand sowohl im ersten,
wie im zweiten und dritten Stadium Fülle mit Verstärkung und
mit Abschwächung. Worauf dieses wechselnde Verhalten beruht,
läßt sich noch nicht mit Bestimmtheit angeben; jedenfalls aber er«
leidet der diagnostische Wert dieses Symptoms durch die Unter¬
suchungen Wolters eine erhebliche Abschwächung.
Die Bedeutung der Böntgenstrahlen gerade für die Lungen¬
krankheiten ist kurz vorhin schon (S. 197) hervorgehoben worden.
AuchDietlen kann sich diesen Erfahrungen nur anschließen; Sitz,
Ausdehnung und Wanderung des pneumonischen Prozesses läßt sich
durch kein anderes Verfahren in gleichem Maße sehen und fixieren;
sehr häufig gelingt es gerade hier, die Diagnose schon sicher zu
stellen, ehe es durch eine andere Methode möglich ist. Dietlen sah in
vielen Fällen, daß die Pneumonie vom Hilus ihren Ausgang
nahm und daß dort auch noch am spätesten Schatten nachzuweisen
waren; er stimmt der Ansicht Biedere, daß die meisten Pneumonien
als zentrale beginnen, vollkommen bei. — Berichte über Behandlung
mit dem Bömerschen Pneumokokkenserum bei der kruppösen
Pneumonie haben wir schon früher mehrfach gegeben; die Ansichten
über die Erfolge waren geteilt, einzelne Autoren hatten gute Besultate,
die meisten hatten unzweifelhafte Wirkung nicht sehen können
(vergl. S. 99). Immerhin mag es bei der allerseits anerkannten
Unschädlichkeit doch in Frühfällen noch angewandt werden, da
ja einzelne davon auch gute Wirkung gesehen haben.
Röntgen-
diagnose der
Pneumonie.
Hilus-
pneumonie.
Serum¬
behandlung
der
Pneumonie.
Literatur.
Der größere Teil der Literatur findet sich in den der Tuberkulose
speziell gewidmeten Zeitschriften: in der Zeitschrift für Tuberkulose, in
den Beiträgen zur Klinik der Tuberkulose und in dem Internationalen
Zentralblatt für die gesamte Tuberkuloseliteratur.
Am rein, Weitere Tuberkulinerfahrungen. Klinik der Tuberkulose
Bd. VIII, H. 4. — Apelt, Ueber die durch den Bacillus pneumoniae Fried¬
länder hervorgerufenen Pneumonien. Münch, med. Wochenschr. S. 888. —
Arnsperger, Ueber Opsoninbestimmungen bei Lungentuberkulose. Müncb.
med. Wochenschr. S. 255. — Aufrecht, Die Fürsorge für Tuberkulöse.
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 17. — Bahrdt, Experimentelle Untersuchung
über die Tuberkulinreaktion. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCIII, H. 8, 4.
— Beitzke, Infektionswege der Tuberkulose. Berl. klin. Wochenschr.
Nr. 26. — Bireher. Der heutige Stand der Lungenchirurgie. Med. Klinik
Nr. 31,— Bittorf, Zur Kenntnis des chronischen Pneumothorax. Münch,
med. Wochenschr. Nr. 44. — Blömel, Ueber Kollapsinduration der rechten
214
Hochhaus.
Lungenspitze bei chronisch behinderter Nasenatmung. Manch, med. Wochen¬
schrift Nr. 80. — Blum, Ueber den Wert der Ophthalmoreaktion für die
Diagnose der Tuberkulose. Münch, med. Wochenschr. Nr. 2. — Branden¬
burg, Ein Beitrag zur Lungensyphilis. Brauers Beiträge Bd. X, H. 2. —
Brauer, Ueber Lungenchirurgie. Vortrag auf der Naturforschervereamm-
lung zu Köln. Münch, med. Wochenschr. S. 1200. — Bruke, Zur Diagnose
von Schwellungen endothorakaler Lymphdrüsen. Brauers Beiträge zur Klinik
der Tuberkulose Bd. IX, H. 3. — Bungart, Rezidive bei kruppöser Pneu¬
monie. Münch, med. Wochenschr. S. 1980. — Buttersack, Physikalische
und klinische Betrachtungen Über die sogen. Rassel- und Reibegeränsche.
Zeitschr. f. klin. Med. Bd. LXV, H. 5 u. 6. — Cohn, Zur Operation des
Lungenemphysems. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 10. — Coux, Zwölf
Fälle von Lungenentzündung mit Römers Pneumokokkenserum behandelt.
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 16. — Dietlen, Röntgenologisches Ver¬
halten bei Lungenentzündung. Münch, med. Wochenschr. S.2072. — Dl uski,
Ueber Tuberkulinanwendung. Brauers Beiträge Bd. X, H. 1.— Ebstein,
Einige Bemerkungen zur Tastperkussion. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 19. —
Eisen, Ueber die Tuberkulinophthalmoreaktion. Brauers Beiträge Bd. VIIT,
H. 4. — Emmerich, Ueber die klinische Bedeutung der kutanen und
perkutanen Tuberkulinreaktion beim Erwachsenen. Münch, med. Wochen¬
schrift Nr. 20. — Engel u. Bauer, Ueber die Bedeutung der Spezifizität
der komplementbindenden Antikörper bei Tuberkulose etc. Müncb. med.
Wochenschr. Nr. 44. — Feer, Die Behandlung des Keuchhustens. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 41. — Feßenfeld, Ueber die Ophthalmoreaktion.
Münch, med. Wochenschr. Nr. 26.— Fibiger u. Jensen, Untersuchungen
über die Beziehungen zwischen Tuberkulose und Tuberkelbazillen der
Menschen und Tiere. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 45, 46, 47. — O. Fränkel,
Zur Entstehung des Keuchhustens. Münch, med. Wochenschr. Nr. 32. —
Friedrich, Ueber Lungenchirurgie. Vortrag auf der Naturforscher¬
versammlung zu Köln. Münch, med. Wochenschr. S. 1200 u. Med. Klinik Nr. 33.
— Gaffky, Zur Frage der Infektionswege der Tuberkulose. Tuberk. Bd. VI,
1007. — Gerhardt, Albuminöse Expektoration. Deutsche med. Wochen¬
schrift S. 1194. — Derselbe, Ueber Tuberkulose. Med. Klinik Nr. 36. —
Gör lieh, Ist die konjunktivale Tuberkulinreaktion ungefährlich? Münch,
med. Wochenschr. Nr. 26. — Goldschmidt u. Koehl, Intravenöse An¬
wendung von Hetol. Brauers Beiträge Bd. X, H. 3. — Graetz, Der Ein¬
fluß des künstlichen Pneumothorax auf die tuberkulöse Lunge. Ibid. —
Graffaquini, Ueber den prognostischen Wert der Virulenzkurve des
Sputums bei der Pneumonie. 11 policlinico, Sept. 1907. — Granström,
Das Bronchialatmen bei Pleuritisexsudation. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. LXV,
H. 3, 4. — Guerda, Melanurie bei Darmtuberkulose. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 27. — Hamburger, Ueber Hauttuberkulide im Säug¬
lingsalter. Münch, med. Wochenschr. Nr. 3. — Haraß, Chondrotomie bei
Lungenspitzentuberkulose. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 43.— Hassel¬
bach, 1. Ueber die Einwirkung der Temperatur auf die vitale Mittellage
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 215
•der Lunge. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCI1I, H. 1, 2. 2. Ueber die
Totalkapazität der Lunge. Ibid. — Heim, Zystoseroprophylaxe und Pneu¬
monieinfektion. Münch, med. Wochenschr. Nr. 38. — v. Hößlin, Kochsalz¬
stoffwechsel bei Pneumonie. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 93, H. 3, 4. —
Hofbauer, Uebungsbehandlung des Lungenemphysems. Zeitschr. f. diät,
u. phys. Therapie Bd. IX. — Derselbe, Zur operativen Behandlung ge¬
wisser Lungenkrankheiten. Zeitschr. f. exp. Path. u. Therap. Bd. V, H. 1. —
Jessen, Zur Verbesserung der Tuberkulinbehandlung. Münch, med. Wochen¬
schrift Nr. 34. — Immelmann, Die Behandlung der chronischen Bronchitis
und des Bronchialasthmas mittels Röntgenstrablen. Münch, med. Wochen¬
schrift S. 195. — John u. Volhard, Ueber Tuberkulinanwendung in der
Praxis. Münch, med. Wochenschr. Nr. 47. — Junker, Die v. Pirquetsche
Reaktion bei Erwachsenen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 5. — Kaupe,
Ein neues Keuchhustenmittel. Münch, med. Wochenschr. Nr. 27. — Kien¬
böck u. Goetz, Asthma bronchiale und Verkleinerung des Herzens. Wiener
klin. Wochenschr. Nr. 36.— Kitamura, Die Stellung der Bronchialdrüsen
im lymphatischen System und ihre Beziehungen zum Gang der Tuberkulose¬
infektion. Zeitschr. f. Hygiene Bd. LVIII, H. 2. — Knopf, Die Heilung
der chronischen Bronchitis durch Atemgymnastik. Berl. klin. Wochenschr.
Nr. 26 u. 27. — Köhler, Zur psychischen Analyse bei Tuberkulose. Brauers
Beiträge Bd. IX, H. 2. — Königer, Ueber die sterilen, serösen Pleura¬
ergüsse in der Umgebung schwerer infektiöser Prozesse. Münch, med.
Wochenschr. S. 2254. — Körte, Erfahrungen über Operationen wegen
Lungenerweiterung und Gangrän. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 1. —
Kossel, Die Tuberkulosefragen und die Arbeiten der englischen Tuberkulose¬
kommission. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 5. — Kramer, Die kongenitale
Tuberkulose und ihre Bedeutung für die Praxis. Brauers Beiträge Bd. IX,
H. 2. — Krause, Ueber den Wert der Röntgendiagnostik der Früh¬
tuberkulose der Lunge. Med. Klinik Nr. 29. — Kyritz, Lungenspitzen-
und Bronchialdrüsentuberkülose im Röntgenbild. Brauers Beiträge Bd. X,
H. 2. — Leber u. Steinbacher, Diagnostische Impfungsversuche mit
einem fettfreien Tuberkulin. Münch, med. Wochenschr. Nr. 25. — Lewin,
Tödliche Lungenentzündung durch eingeatmetes Ammoniakgas. Berl. klin.
Wochenschr. Nr. 42. — Liebermeister, Zur normalen und pathologi¬
schen Physiologie der Atmungsorgane. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 39.
— Derselbe, Zur Frage der ohne Mitwirkung von Tuberkelbazillen er¬
zeugten tuberkulösen Veränderungen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 26. —
Lüdke, Tuberkulin und Antituberkulin. Münch, med. Wochenschr. Nr. 15.
— Lubarsch, Zur vergleichenden Pathologie der Tuberkulose. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 45. — Marmorekserum, Ueber das von Köhler,
Frey u. Sokolowski und Demtinski. Zeitschr. f. Tuberkulose Bd. XIII, H. 2, 3.
— Math es, Zur Lehre von der paravertebralen Dämpfung bei Pleuritis.
Med. Klinik Nr. 38. — May u. Lindemann, Graphische Studien über den
tympanitischen und nichttympanitischen Schall. Deutsches Arch. f. klin. Med.
Bd. XCI1I, H. 5 u. 6. — Meyer. Ueber die Verwendbarkeit der Kom-
216
Hochhaus.
plementbindungsmethode zur Diagnose tuberkulöser Exsudate. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 20. — Möller, Ueber interne Anwendung von
Tuberkulin und ähnlichen Präparaten. Münch, med. Wochenschr. Nr. 45. —
Moro, Ueber eine diagnostisch verwertbare Reaktion der Haut auf Ein¬
reibung mit Tuberkulinsalbe. Münch, med. Wochenschr. Nr. 5. — Most,
Die Infektionswege der Tuberkulose. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 8. —
Derselbe, Untersuchungen über die Lymphbahnen an der oberen Thorax¬
apertur und im Brustkorb. Arch. f. Anat. u. Phys. S. 1. — Much, Ueber
die nicht säurefeste Form des Kochschen Tuberkelbacillus. Brauers Bei¬
träge Bd.VIII, H. 4. — v. Müller, Zur Diagnose der Lungenspitzentuber¬
kulose. Münch, med. Wochenschr. S. 871 u. 1454. — Nagel, Der physi¬
kalische Nachweis vergrößerter Bronchial* und Mesenterialdrüsen. Jahrb.
f. Kinderheilk. Bd. LXVIII. — Nasarov, Der gegenwärtige Stand der
Frage der Frequenz der Darmtuberkulose bei Kindern. Zeitschr. f. Tuberk.
Bd. XII, H. 4. — Neisel, Die traumatische Lungentuberkulose. Ibid. —
Novotny, Bronchoskopie und bronchoskopische Behandlung von Bronchial¬
asthma. Monatsschr. f. Ohrenheilk. 1907.— Pawlowsky, Zur Frage über
die Infektion des Organismus. Zeitschr. f. Tuberk. Bd. XII, H. 1. — Perthes,
Zur operativen Behandlung des chronischen Lungenabszesses. Arch. f. klin.
Chir. Bd. LXXXVI, H. 4. — Pfeiffer u. Max Adler, Ueber die Be¬
deutung intrazellulärer Lagerung von Tuberkelbazillen im Sputum. Zeit¬
schrift f. Tuberk. Bd. XII, H. 2. — H. Pigger, Künstlicher Pneumothorax
und opsonischer Index. Brauers Beiträge Bd.VIII, H. 4. — v. Pirquet.
Das Verhalten der kutanen Tuberkulinreaktion während der Masern. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 30. — Plate, Mit welcher physikalischen Heilmethode
können wir die Aufsaugung aus der Pleurahöhle beeinflussen. Münch, med.
Wochenschr. S. 2466. — Plehn, Die Ophthalmoreaktion auf Tuberkulin
als diagnostisches Hilfsmittel. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 8. — Pollak,
Bakteriologische Befunde bei eitrigen Bronchitiden. Wiener klin. Wochen¬
schrift Nr. 27. — Pollatschek, Zur Kasuistik abortiver Pneumonien.
Münch, med. Wochenschr. Nr. 40. — Poncet, Entzündliche Tuberkulose.
Münch, med. Wochenschr. S. 1958. — Ranke, Zur Diagnose der Lungen¬
tuberkulose. Münch, med. Wochenschr. Nr. 22. — Reuschel, Vergleichende
Bewertung der Tuberkulinreaktion im Kindesalter. Münch, med. Wochen¬
schrift Nr. 7. — Ritter, Spezifische Therapie der Tuberkulose. Dazu in der
Diskussion: Lenhartz, Rumpel, Deneke. Münch, med.Wochenschr. S. 483. —
Röntgenuntersuchung, Wert der, für die Frühdiagnose der Lungen¬
tuberkulose von Rieder, Albers, Grödel. Münch, med. Wochenschr. S. 993.
— Rothschild, Neue Gesichtspunkte in der Tuberkulintherapie. Brauers
Beiträge Bd. X, H. 1. — Derselbe, Ueber Autotuberkulin. Zeitschr. f.
Tuberk. Bd. XII, H. 5. — Ruppert, Ueber Cholestearinexsudate in der
Pleurahöhle. Münch, med. Wochenschr. Nr. 10. — Sänger, Ueber die
Rückwirkung des Lungenemphyseras auf den Verlauf des Asthmas. Münch,
med. Wochenschr. Nr. 28. — G. Schellenberg, Die normale und patho¬
logische Lungenzeichnung des erwachsenen Menschen im Röntgenbilde bei
Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und dee Mediastinums. 217
«agittaler Durchstrahlungsrichtung. Zeitschr. f. Tuberk. Bd. IX, H. 6. —
Schlayer, Die Grenze des Röntgenverfahrens bei der Diagnose der
Lungentuberkulose. Münch, med. Wochenschr. S. 993. — A. Schmidt,
Erfahrungen mit dem therapeutischen Pneumo- und Hydrothorax bei ein¬
seitiger Lungentuberkulose und Bronchiektasie. Brauers Beiträge Bd. IX,
H. 3. — Schröder, Ueber neuere Medikamente und Nährmittel für die
Behandlung der chronischen Lungentuberkulose. Zeitschr. f. Tuberk. Bd. XII,
H. 2. — v. Schrötter, Zur Symptomatologie der Pleuritis exsudativa.
Mönch, med. Wochenschr. Nr. 4. — Schrumpf, Ueber gefährliche Folgen
der Calmetteschen Ophthalmoreaktion. Münch, med. Wochenschr. Nr. 43. —
Schubert u. Hartung, Zur Röntgendiagnostik der Lungentuberkulose.
Münch, med. Wochenschr. S. 586. — Seidel, Ueber die Chondrotomie der
I. Rippe bei beginnender Spitzentuberkulose. Münch, med. Wochenschr.
Nr. 25. — Selbach, Ueber die Häufigkeit der Tuberkulose und die beiden
Hauptzeitpunkte der Ansteckung. Münch, med. Wochenschr. Nr. 7. —
Siegert, Die Tuberkulinreaktion im ersten Lebensjahre. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 89. — Sihle, Experimentelles und Kritisches zur Lehre
von der Lungenschwellung und Lungenstarrheit. Zeitschr. f. klin. Med.
Bd.LXYI, H. 1, 2. — Simon, Zur Kasuistik der abortiven Pneumonie. Münch,
med.Wochenschr. Nr. 35. — Stadelmann u. Wolff-Eisner, Ueber kutane
und konjunktivale Tuberkulinreaktion. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 5. —
v. Stawsky, Ueber Opsonine und deren Verwendbarkeit. Zeitschr. f. Tuberk.
Bd. XIII, H. 1. — Steinbach, Ueber die Heilwirkung des natürlich ent¬
standenen Pneumothorax auf den Verlauf der gleichseitigen Tuberkulose.
Brauers Beiträge Bd. IX, H. 7. — v. Strümpell, Die Anwendung der Glüh¬
lichtbäder bei Bronchialerkrankungen. Münch, med. Wochenschr. S. 694. —
81 n e r t z, Die vom Lungenhilus ausgehenden Pneumonien bei Tuberkulose.
Münch, med. Wochenschr. S. 993. — Treupel, Kurze Bemerkungen über
Ophthalmoreaktion bei Tuberkulose. Münch, med. Wochenschr. Nr. 2. —
Derselbe, Ueber Asthma bronchiale. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 52. —
Turban u. Bauer, Die praktische Bedeutung des opsonischen Index bei
Tuberkulose. Münch, med. Wochenschr. Nr. 38. — Derselbe, Opsonischer
Index und Tuberkulose. Brauers Beiträge Bd. X, H. 1. — v. d. Velden,
Intravenöse Behandlung der Hämoptoe. Münch, med. Wochenschr. S. 2257.
— Derselbe, Ueber Operation bei Emphysem. Verhandlung des Kölner
Naturforschertages. — Vogt, Das Vorkommen und die Bedeutung halb¬
seitig erhöhter Temperaturen bei Lungenaffektionen. Münch, med. Wochen¬
schrift Nr. 39. — Volhard, Ueber künstliche Atmung durch Ventilation
der Trachea. Münch, med. Wochenschr. Nr. 5. — Weitz, Ueber den Druck
bei Pleuraergüssen. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCII, H. 5, 6. —
Wims u. Günther, Untersuchungen über die Ophthalmoreaktion der
Tuberkulösen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 26. — Wirths, Ueber die
Machsche granuläre Form des Tuberkulosevirus. Münch, med. Wochen¬
schrift Nr. 32. — Wohlwill, Ueber Influenzabazillen im Bronchialbaum.
Münch, med. Wochenschr. — Wolf u. Mühsam, Mit Tuberkulin kom-
218
Hochhaus.
plementbindender Antistoff im Serum Tuberkulöser. Deutsche med. Wochen*
achrift Nr. 35. — Wolff*Eisner, Die Bedeutung der Konjunktivalreaktion
bei 4000 klinischen Beobachtungen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 45. —
Derselbe, Die Ophthalmo- und Eutandiagnose der Tuberkulose etc.
Brauers Beiträge Bd. IX, H. 1 . — Wolff-Eisner u. Ab her, Ueber Ergeb¬
nisse der Komplementablenkung mit Tuberkelbazillenderivaten als Antigen
bei Tuberkulose und Infektionskrankheiten. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 37.
— Zick graf, Ueber Saponininhalationen bei Erkrankungen der oberen
Luftwege. Münch, med. Wochenschr. Nr. 9.
d) Krankheiten der Kreislaufsorgane.
Von Prof. Dr. A. Dennig in Stuttgart.
Mit 3 Abbildungen.
Die elektrographiscb e Untersuchungsmethode, über welche wir
im vorigen Jahre eingehend berichtet haben, wurde von verschiedenen Forschern
(Einthoven, Fr, Kraus und Nicolai, H. E. Hering, Aug. Hoffmann,
O. Wandel u. a.) weiter geprüft. Sie ist jedenfalls eine sehr wertvolle
Bereicherung für die Semiotik der Herzkrankheiten und hat schon ver¬
schiedene neue Tatsachen zu Tage gefördert, so wie schon früher erwähnt,
das Vorhandensein eines dritten Herztones, ferner gibt sie sehr wichtige
Aufschlüsse über die Erkrankungen des Herzmuskels selbst, indem nach
F. Krau8 bei einer bestimmten Gruppe von Insuffizienz des Myokards die
Zacke T (s. Abbildung 1908) fehlt, sie leistet Dienste in der Analyse der
Herzunregelmäßigkeiten, indem bei Extrasystolen die Form des Elektro¬
kardiogramms von der gewöhnlichen abweicht, was darauf hinweist, daß
der Ursprung und die Fortpflanzung der Kontraktionswelle in den Kammern
nicht mit denen einer normalen Herzkontraktion überelhstimmen. Durch
die elektrographische Aufzeichnung weisen F. Kraus und Nicolai nach,
daß zwei verschiedene Hauptarten der Hemisystolie existieren: 1. Hemi-
systolie bei ventrikulärer Extrasystole abgestuft vom einfachen Synergie¬
defekt bis zur wirklichen Asystolie eines Ventrikels; 2. Inkongruenz
beider Herzhälften dem Grade des Erregungsvorgangs nach zu Gunsten
des hypertrophischen linken Ventrikels. So aussichtsreiche Perspektiven
diese Untersuchungsmethode eröffnet, so wird sie doch nicht Allgemeingut
der Aerzte werden können, dagegen spricht die komplizierte Hantierung
und der hohe Anschaffungspreis (4000 Mk.). Solche, welche mit der
Elektrographie arbeiten und Elektrokardiogramme veröffentlichen, mögen
H. E. Herings Vorschlag berücksichtigen und stets bemerken, ob die
Aufnahme im Liegen, was stets vorzuziehen, oder in anderer Körperhaltung
gemacht ist, und ferner die Art der Ableitung angeben und zwar nach
Einthovens Angabe die Vereinbarung treffen, von Ableitung I, II
oder III zu sprechen, wobei unter I die Ableitung in querer Richtung
(von beiden Händen), II in schräger Richtung (von der rechten Hand und
dem linken Fuß), III in der Längsrichtung (von der linken Hand und dem
linken Fuß) zu verstehen ist. Wir geben noch einmal das Elektrokardio-
Elektro-
diagramra
des Herzens.
220
Dennig.
Elektro- gramm wie es sich beim Gesunden darstellt und lassen ein weiteres von
diagramm einem Kranken folgen. Die Aufnahmen sind in liegender Stellung mit
des Herzens. q Uerer Richtung erfolgter Stromableitung (Ableitung I nach Einthoven)
gemacht. In der Fig. 22, welche von einem sehr kräftigen Mann genommen
ist, sind die Zacken P, Q, R, S und T viel deutlicher ausgeprägt als in
Fig. 28, die von einem weniger kräftigen aber gesunden Individuum stammt.
/?
Fig. 22.
Elektrokardiogramm eines gesunden Mannes.
Fig. 23.
^Elektrokardiogramm eines gesunden Mannes.
Fig. 24.
Elektrokardiogramm eines Patienten mit Pulsus irregularis perpetuus.
(Nach H. E. Hering, Das Elektrokardiogramm des Pulsus irregularis perpetuus.
Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XC1V.)
Die Spitze P entsteht durch die Aktion der Vorhöfe, die übrigen Zacken
gehören den Ventrikeln an. Fig. 24 stellt einen Fall von Pulsus irregularis
perpetuus dar; hier fehlt die Zacke P, daraus schließt Hering, daß beim
Pulsus irregularis perpetuus die Vorhöfe nicht in Tätigkeit zu sein
Anatomisches, scheinen. Durch ein kompliziertes Verfahren hat H. Virchow ein
Krankheiten der Kreislaufsorgane.
221
Präparat hergestellt, das auf einen Blick die Lage der vier Herz¬
klappenebenen zueinander, zum Thoraxraum, zu den Körperebenen zur
Anschauung bringt. Schöne Untersuchungen durch partielle und ganze
Trennung des Atrioventrikularbündels hat L. N. HeskethBiggs angestellt;
seine Ergebnisse stimmen mit denen Herings (Ref. 1907) nicht völlig überein.
In einer Arbeit über die Beziehungen der Kontraktilität zur Erregungs¬
leitung im Froschherzen kommt Schwarz zu dem Ergebnis, daß unter
dem Einfluß isotonischer Lösungen von Natriumsulfat, neutralem Natrium-
tartarat und Natriumcitrat Kontraktilität und Leitungsvermögen des
Herzens deutlich voneinander getrennt werden können. Bei Versuchen
über die Innervation der Koronargefäße kam 0. Langendorff zu
dem unerwarteten Resultat, daß Suprarenin und Adrenalin erschlaffend auf
die Muskulatur dieser Gefäße wirken, während dieselben Stoffe die Muskulatur
der Lungenarterie zur Kontraktion veranlassen. Damit steht im Einklang,
daß Sympathikusreizung beim isolierten Herzen eine Erweiterung der
Koronargefäße bedingt.
E. Rautenberg stelltdurch gleichzeitige Untersuchung der Bewegungen
des rechten Vorhofs mittels der Herzsonde nach Chauveau und Marey
und der Bewegungen des linken Vorhofes durch ösophageale Re¬
gistrierung fest, daß die letztere Untersuchungsmethode sehr zuverlässige
Resultate gibt. Die Schwankungen des Venenpulses stehen in engster Be¬
ziehung zum ösophagealen Vorhofpuls. Bei der sogen. Karotiszacke des Jugular-
venenpulses wirkt — und das ist wichtig — eine von Beginn der Ventrikel¬
kontraktion herrührende Drucksteigerung im Vorhof mit. Der Beginn der
Diastole ist im Vorhof sehr deutlich markiert, er entspricht der Oeffnung
der Atrioventrikularklappen. Die erste negative Phase beginnt nach der
Karotiszacke und wird hervorgerufen durch die aspirierende Wirkung beim
Hinunterrücken der Atrioventrikulargrenze, die zweite durch das Nachlassen
der Füllung des Vorhofs im Beginn der Ventrikeldiastole.
Die Zahl der Blutdruckmesser wird durch ein von M. Herz erfun¬
denes einfaches billiges Instrument vermehrt. Durch die Verbindung eines
Sphygmokardiographen mit einem Metallmanometer hat es Jaquet er¬
möglicht, den Arteriendruck — bezw. den Manschettendruck — und die
Pulskurve gleichzeitig auf einem Streifen zu registrieren. Dadurch ist der
Untersucher unabhängig von einer Assistenz. Vergleiche der Ausschläge
des Tonographen — so nennt Jaquet den Apparat — mit den Druck¬
werten des Hg-Manometers ergeben nur unwesentliche Differenzen. Mit
L. Uskoffs Sphygmotonographen können die v. Recklinghausenschen
pulsatorischen Druckschwankungen graphisch aufgenommen werden. — Die
auskultatorische Methode der Blutdruckmessung von Korotkow
und Krylow (cfr. Ref. 1908) empfehlen G. Lang und S. Manswetowa
und Job. Fischer auf Grund vergleichender Untersuchungen warm, und
zwar die ersteren ohne Einschränkung, während Fischer bei Fällen mit
sehr starker und mittelstarker Arteriosklerose Abweichungen gefunden hat.
Straßburger bespricht die Theorien der neuen Untersuchungsniethoden
Kontraktilität
und Leitungs-
Vermögen
des Herzens.
Innervation
der Koronar¬
ge fä He.
Registrierung
der Vorhofs-
pulsation vom
Oesophagus
Blutdruck¬
messung :
Apparate
von M Herz,
Jaquet,
Uskötf.
Auskulta¬
torische
Methode.
222
Dennig.
M^ung der
Jfcrzarbeit.
Blutdruck
bei Herz¬
kranken
während und
nach der Kom¬
pensations¬
störung.
Blutdruck bei
Infektions¬
krankheiten.
phygmo-
bolonietrie.
zur Feststellung des diastolischen Druckes und empfiehlt eine Kombination
der oszillatorischen mit der palpatorischen Methode. Die in der Tübinger
medizinischen Klinik in einer größeren Anzahl durchgeführten Blutdruck¬
messungen bei Muskelarbeit und die dabei nach den verschiedenen Methoden
erhaltenen Werte der Herzarbeit differieren in so erheblicher Weise, daß
Krone es nicht empfiehlt, aus den Resultaten der Blutdruckmessung mit
den ihm zur Verfügung stehenden Methoden detaillierte Schlüsse auf das
Verhalten von Herz und Gefäßen zu ziehen. A. Bingel und Strauß
sahen beim Einspritzen von Preßsäften aus verschiedenen Organen in die
V. jugularis fast stets eine Blutdrucksenkung oder überhaupt keine Be¬
einflussung, bloß der Milzpreßsaft ruft eine geringe, der Nierenpreßsaft
eine bedeutende Blutdrucksteigerung hervor. G. Lang und S. Mans-
wetowa fanden, daß bei Kranken mit Mitralfehlern mit dem Eintritt der
Kompensation der Blutdruck fast regelmäßig fällt, ebenso ist dieses bei
Emphysematikern der Fall, während es bei Aortenklappenfehlern und bei
Arteriosklerose viel weniger konstant und weniger deutlich ausgesprochen
ist. Sie nehmen an, daß es sich bei den beiden ersten Gruppen um eine
Hochdruckspannung (Sahlis) handelt.
Aus der Baseler Klinik veröffentlichen R. Dietschy und H. Hößli
Beobachtungen über Blutdruckbestimmungen bei Infektionskrank¬
heiten, besonders beim Typhus. Die Stoffwechselprodukte der Bakterien
verursachen eine Kreislaufsstörung, die zum größeren Teil durch das Versagen
der Herztätigkeit, zum kleineren durch Schädigung der Vasomotoren be¬
dingt ist. Während der Deferveszenz sinkt nicht nur der Maximaldruck,
sondern auch der Blutdruckquotient und das Amplitudenfrequenzprodukt.
Das Herz hat während des hohen Fiebers trotz niedrigen Maximaldrucks
eine Mehrleistung getan, vermutlich um die durch Bakterientoxine erzeugte
Verminderung des Gefäßtonus zu kompensieren. Mit dem Sinken der Tem¬
peratur reduziert sich die Herzarbeit auf ein geringeres Maß. In der
Periode gleich nach der Entfieberung steigen die Drucke und auch der
Blutdruckquotient und das Amplitudenfrequenzprodukt etwas. In der Periode
der Genesung rücken beide Blutdruckschenkel stärker und ziemlich gleich¬
zeitig in die Höhe, der Blutdruckquotient sinkt und das Amplitudenfrequenz¬
produkt bleibt gleich. Es ist nach der Verfasser Ansicht eine Verminderung
der Widerstände eingetreten, die durch Zunahme der Herzenergie aus¬
geglichen werden muß; sie führen diese auf eine Wiederherstellung des
normalen Vasomotorentonus zurück. — Nach der Sahli sehen Methode,
der Sphygmobolometrie, an Gesunden und Kranken angestellte Unter¬
suchungen von H. Schult ließ zeigen, daß pathologische Zustände der
Muskulatur des linken Ventrikels, welche ihn in seiner Funktion schädigen,
deutlich zum Ausdruck kommen und meßbar sind. Die Leistung des linken
Ventrikels läßt sich zahlenmäßig ausdrücken, seine Arbeitsleistung unter
bestimmten Bedingungen ermitteln, eine genaue Funktionsprüfung ist also
möglich.
In ziemlicher Uebereinstimmung mit Löwenstein (d. Jahrbuch 1908)
Krankheiten der Kreislaufsorgane.
223
fand A. Hörner bei den einzelnen Formen von Nephritis, namentlich der
chronischen, bei Salzzulage zur Kost Blutdruckerhöhung, es liefien sich
aber keine bestimmten gesetzmäßigen Beziehungen zwischen Blutdruck und
Chlorausscheidung aufstellen (vergl. S. 297). Isler beurteilt die Katzen-
steinsche Methode zur Funktionsprüfung des Herzens günstig. Ein von
M. Herz nach der Art eines Göpels hergestellter Apparat erlaubt es, die
Widerstände abzustufen, daß sie ebeneren und steileren Wegen entsprechen;
der Erfinder verspricht sich durch den Vergleich der Pulszahl, des Blut¬
druckes etc. vor und nach Anwendung des Apparates wichtige Schlüsse
für die Prüfung der Herzleistung. — Zur Funktionsprüfung des Herzens
benutzt Waldvogel die Beobachtung des systolischen Blutdruckes in hori¬
zontaler und stehender Stellung. Gleichbleibender Druck resp. geringe
Senkung nach dem Aufrichten sind als physiologisch anzusehen, ebenso
kann es bei suffizienten Herzen zur Steigerung des Druckes beim Stehen
kommen. Fällt dagegen der Druck bei aufrechter Körperhaltung um mehr
als 10 mm Hg, so liegen für gewöhnlich pathologische Verhältnisse vor.
Klinische Nachprüfung dieser bis jetzt nur an ambulantem Material geübten
Methode wäre sehr erwünscht; sollte sie sich bewähren, so wäre sie für
den Arzt ein leicht ausführbares praktisches Verfahren. — Nach einer von
Alb. Müller aufgestellten Gleichung, für welche die Bestimmung des in
einem beliebigen peripheren Teile stattfindenden Arterienzuflusses und des
diesem gesetzten Widerstandes, ferner des mittleren Blutdruckes und des
Körpergewichtes nötig sind, läßt sich das Schlagvolumen des Herzens
berechnen; es beträgt beim normalen Mann 85 ccm, bei der normalen Frau
75 ccm. Eine Herabsetzung besteht in pathologischen Zuständen, wie bei
Herzklappenfehlem und Herzmuskelaffektionen, ferner bei Nephritis.
Durch eine sehr einfache Vornahme ist es Otfr. Müller gelungen,
den Arm vollständig zu anämisieren, nämlich durch das Eintauchen der
Extremität in Quecksilber und Umschnürung unterhalb des Quecksilber-
■piegels mit einer schmalen Riva-Rocci-Manschette. So läßt sich der Null¬
punkt und mit diesem der Blutgehalt für die Extremität feststellen, ja
vielleicht sogar die Trennung des Blutgehaltes in dem arteriellen, kapil¬
laren und venösen System. Wenn auch für die allgemeine Praxis diese
Untersuchungsmethode wegen der Kompliziertheit des Verfahrens und der
hohen Kosten nicht möglich ist, so darf man von ihr doch im Laboratorium
manchen Aufschluß über das Wesen und den Verlauf der verschiedenen
Kreislaufsanomalien erhoffen. — Dem Straußschen Tu rgosphygmo-
graphen hat F. Fleischer einen Fingerplethysmographen hinzu¬
gefügt. Plethysmographische Untersuchungen über den Einfluß der Sitz¬
bäder auf die Blutverteilung im Körper hat 0. Bruns ausgeführt. Bei der
Zufuhr von kaltem Wasser in die Sitzbadewanne zeigten sich bei der Ver¬
suchsperson Volumensverminderung am Arm und Bein, bei Zufuhr von
warmem Wasser Volumensvermehrung.
Dem Venenphänomen Gärtners ist nach Meinertz eine praktische
Bedeutung nicht beizumessen, da die manchmal auftretende Steigerung der
Blutdruck bei
Nephritis und
Kochsalz¬
zufuhr.
Funktions¬
prüfung des
Herzens.
Schlag¬
volumen des
Herzens.
Das absolute
Plethys¬
mogramm.
Finger-
plethys-
inograph.
Plethys¬
mographische
Unter¬
suchungen
bei kalten
und warmen
Bildern.
224
Dennig.
Venen-
i'hünomen.
Pulsometer.
PuLsunregel-
niälUgkeiteu
Paroxysmale
Tachykardie.
Herz-
altenians.
Niveauhöhe nach Körperarheit nicht durch eine Erhöhung des Druckes im
rechten Vorhof zu stände kommt, sondern auf peripherischen Ursachen
beruht. Ebensowenig ist die Venendruckmessung nach Frey eine ein¬
wandsfreie Methode.
Ein Pulsometer zur Bestimmung der Stromgeschwindigkeit des Blutes
am lebenden Menschen gibt B. Fellner jr. an; durch eine Stauungsbinde
wird der venöse Abfluß und durch eine Riva-Rocci-Binde der arterielle Zu¬
fluß gehemmt; dadurch wird die betreffende Extremität einigermaßen
blutleer gemacht. Man beobachtet nun eine Fingerbeere und bestimmt
mittels der Stoppuhr genau die Zeit, welche das Blut braucht, um bei
plötzlich freigegebener Passage eine Rötung in der Fingerbeere zu erzeugen.
Der Quotient aus Weg und Zeit gibt die mittlere Stromgeschwindigkeit in
dem betreffenden Gebiet an.
In dankenswerter, leicht verständlicher Weise bespricht H. E. He¬
ring die Herzunregelmäßigkeiten ohne Kurvenaufnahme.
Durch das Elektrokardiogramm führt H. E. Hering den Nachweis,
daß beim Pulsus irregularis perpetuus eine durch Extrasystolen kom¬
plizierte Störung in der Bildung der Ursprungsreize vorliegt, in dem
die Herzreize wahrscheinlich von der Atrioventrikulargrenze ihren
Ausgangspunkt nehmen und die Vorhöfe sich dabei nicht beteiligen.
Nach den schönen Experimenten von Koblanck und H. Röder
kann durch die Reizung bestimmter Stellen Arhythmie entstehen;
der Weg, den der Reiz von der Nasenstelle zum Herzen nimmt,
ist vielleicht der, daß die Reflexe zentripetal vom Trigeminus aus¬
gehen und im Zentralorgan auf das Zentrum des Vagus (Fasciculus
longitudinalis med. et a.) übertragen werden. — Einen interessanten
Fall von paroxysmaler Tachykardie beschreibt J. Pal; epigastri¬
sche Schmerzanfälle sistierten mit dem Eintritt eines tachykardi-
schen Anfalls unter gleichzeitiger Blutdrucksenkung, ferner konnte
der tachykardische Paroxysmus durch Kitzel im Rachen beseitigt
werden. In dem Bilde der Tachykardie erscheinen die Symptome
von seiten des Herzens und des Gefäßapparates gleich wichtig, es
liegt eine reflektorische oder direkte Erregung der Vasodilatatoren
der Eingeweide und der herzbeschleunigenden Nerven zu Grunde. —
Ueber das Wesen des Herzalternans liegen von verschiedenen Seiten
"Mitteilungen vor: E. Starkenstein aus dem pharmakologischen
Institut in Prag weist nach, daß Pulsus alternans nicht nur durch
Stoffe der Digitalisgruppe, sondern auch und sogar konstanter durch
Glykoxylsäure erzeugt werden- kann. H. E. Hering beweist an
dem durch letztgenannte Säure hervorgerufenen Alternans durch die
Suspensionsmethode, daß zur Zeit der kleinen Systolie des Alternans
eine partielle Hypo- ja Asystolie des betreffenden Herzabschnittes
Krankheiten der Kreislaufsorgane.
225
vorliegt, daß also ein Teil der Muskulatur auf die ankommende Er¬
regung nicht reagiert, v. Tabora konnte in einem Fall von echtem
Alternans erkennen, daß er vom graphisch registrierbaren Vorhofsalter-
nans begleitet war. Beobachtungen über Reizleitungsstörungen
und über das Adams-Stokessche Syndrom sind von mehreren Seiten
veröffentlicht. Hervorgehoben zu werden verdient ein von E.Mos¬
bach er aus dem Kölner Krankenhaus mitgeteilter Fall, der wahr¬
scheinlich durch Tabakmißbrauch bedingt war; es handelte sich, wie
Atropininjektionen dargetan, um durch Vagusreizung hervorgerufenen
Kammersystolenausfall. Auch de Renzis Fall betrifft einen sehr
starken Raucher, der aber früher Lues gehabt; Renzi faßt die
Krankheit als Meiopragie des Myokards auf und führt bezüglich der
Priorität an, daß schon vor His das Atrioventrikularbündel von
Paladino in Neapel beschrieben worden sei und daher aus histori¬
schen Gründen nach letzterem Autor zu bezeichnen sei. Es dürfte
wohl das beste sein, nicht nur hier, sondern überhaupt die Nennung
nach den Entdeckern ganz beiseite zu lassen. E. Mosbacher,
J. Karcher und G. Schaffner, Volhard führen Fälle von
echter Dissoziation mit Veränderungen im Atrioventrikularbündel an,
während Huysmans neben Veränderungen am Herzen auch solche
im Gehirn (bei seinem Fall Gyrus supramarginalis sin. und am dor¬
salen Vaguskem) mit verantwortlich macht. G. Joachims Patient
zeigte eine atypische Reizleitungsstörung, wobei wahrscheinlich ner¬
vöse Einflüsse eine Rolle spielten. Besondere Beachtung verdienen
die Mitteilungen von A. Heineke, A. Müller, H. v. Hößlin
und D. Gerhardt. Bei einer Sektion eines Kranken der ersteren
drei Autoren fand sich wohl eine vollkommene Obliteration des
Atrioventrikularbündels und doch bestand eine gewisse Abhängig¬
keit der Kammersystolen vom Vorhof her. Es scheint, daß dann,
wenn das Atrioventrikularbündel ganz schleichend und allmählich
durch chronische sklerosierende Prozesse zum Schwinden gebracht
wird, irgend welche Wege für die Reizleitung neu gebildet werden
oder ein Vikariieren von anderen Teilen des Herzens erfolgt. Eine
solche Deutung dürften auch D. Gerhardts Fälle von Rückbildung
des Adams-Stokesschen Symptomenkomplexes erfahren. Einen
durch seine lange Dauer — über 8 Jahre - - ausgezeichneten Fall
haben W. J. Turrell und A. G. Gibson beschrieben.
F. Moritz zeigt an Orthodiagrammen, daß man sehr wohl die
in Exspirationsstellung des Thorax gewonnene Perkussionsflgur
des rechten Herzrandes auf die Stellung des Herzens bei ruhiger
Atmung übertragen dürfe. Die Exspirationsstellung erleichtert die
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 15
Reizleitungs¬
störungen
und Adaras-
Stokesscker
Symptomen-
komplex.
Perkussion.
226
Dennig.
Ortho¬
diagraphie :
Verhalten des
Herzens in
Bezug auf die
Berufsarbeit,
— auf den
Militärdienst,
— bei An¬
strengungen,
— nach
Bädern.
Veränderung
der Herzform
bei Klappen¬
fehlern,
— bei
Kmphysema-
tikern und
Asthmatikern,
— bei Raum-
beengung
im Abdomen,
Perkussion des rechten Herzrandes, doch läßt sich dieselbe'auch bei
vorübergehender ruhiger Atmung ausführen.
Auf Grund orthodiagraphischer Untersuchungen behauptet
Schieffer, daß schwerere Berufe zu einem stärkeren, leichtere zu
einem geringeren Wachstum des Herzens führen. Derselbe Autor
findet, daß die Vergrößerung des Herzens während des Militär¬
dienstes in der Regel nur als der Ausdruck einer notwendigen und
zweckmäßigen Anpassung, als eine Hypertrophie und Erstarkung
des Organs zu betrachten sei. Durch exakte orthodiagraphische
Untersuchungen stellt E. Moritz und sein Assistent H. Di et len
fest, daß in vielen Fällen, besonders bei jugendlichen Individuen,
eine Verkleinerung des Herzens nach Anstrengungen erfolgt (cfr.
a. Jahrbuch 1908 die Untersuchungen von Kienböck, Selig und
Beck). Er glaubt, die Verkleinerung auf die Verminderung der
diastolischen Herzfüllung, die durch Erhöhung der Pulsfrequenz be¬
wirkt wird, beziehen zu müssen. Auch Schminke konnte nach
Muskelanstrengungen, nach heißen und lauwarmen bezw. Kohlen¬
säurebädern eine Verkleinerung der Herzsilhouette konstatieren.
Th. Groedel und F. Groedel haben die verschiedenen
Klappenfehler auf die Form der Herzsilhouette geprüft and in
der Tat ganz eigene Veränderungen gefunden, so eine liegende Eiform
bei der Aortenklappeninsuffizienz, stehende Eiform hei der Mitral¬
stenose. Sie heben indessen mit Recht hervor, daß diese Untersuchungs¬
art die übrigen klinischen Methoden nicht ersetzen, sondern nor
unterstützen soll. H. Dietlen konnte die Befunde der oben ge¬
nannten Autoren bestätigen. BeiEmphysematikern und Asthmati¬
kern sah er ferner eine tiefstehende und langgestreckte Herzform
mit kaum deutlichen Differenzen zwischen In- und Exspirations¬
figur. Das von zwei Patienten während des asthmatischen Anfalls
aufgenommene radiologische Bild bot A. Goetzel und R. Kienböck
eine auffallende Verkleinerung des Herzens dar; sie nehmen an,
daß durch den Krampf der Muskulatur der kleinen Bronchien, Schwel¬
lung etc. ein bedeutendes Exspirationshindernis entstehe und daraus
verstärkter intrathorakischer Druck mit Herzverkleinerung resultiere.
Eine Herzverlagerung konnte H. Dietlen bei verschiedenen
pathologischen Zuständen nachweisen, es sei nur genannt eine Ver¬
drängung des Herzens nach oben und besonders nach links, also
Querstellung, bei großen Tumoren des linken Hypochondriums, eine
Verdrängung nach links und gleichzeitiges Ausweichen nach unten,
also eine Längsstellung, durch Tumoren des rechten Hypochondriums.
Was die Infektionskrankheiten betrifft, so nimmt H. Dietlen auf
Krankheiten der Kreislaufsorgane.
227
Grund des radiologischen Bildes bei Diphtherie und Scharlach in
vielen Fällen eine Dilatation des Herzens an, ferner auch bei akutem
Gelenkrheumatismus und Typhus abdominalis; bei Sepsis und
kruppöser Pneumonie erfolgt nach einer Dilatation oft eine Verkleine¬
rung; paroxysmale Tachykardie zeigte eher eine Verkleinerung
(cfr. die Deutung von F. Moritz). Bei exsudativer Perikarditis
ist die Abgrenzung des Herzens von dem mit Flüssigkeit ge¬
füllten Herzbeutel ganz ausnahmsweise und auch dann nur unvoll¬
kommen möglich. — E. v. Romberg weist darauf hin, daß wir trotz
genauester Untersuchungsmethoden der verschiedenen Arten der
Perkussion, der Orthodiagraphie oft nicht im stände sind, eine be¬
ginnende Herzmuskelerkrankung und auch eine geringe Dila¬
tation des Herzens zu bestimmen, daß vielmehr für die Stellung
der Diagnose neben der Berücksichtigung des gesamten Kreislaufs
oft auch noch der sonstige Befund und die Erhebung der Anam¬
nese erforderlich sind. — Die vielumstrittene Frage von der akuten
Dilatation des Herzens ist von neuem aufgerollt worden:
Th. Schott hält auf Grund neuerer Untersuchungen seine frühere
Behauptung von der Dilatation aufrecht, während F. Moritz
die Unvollkommenheit der Schottschen Orthodiagramme zu be¬
weisen sucht. Hornung nimmt sogar eine periodisch aufbretende
Herzerweiterung im Gefolge der Menses, bei Obstipation, unter dem
Einfluß von Alkohol, bei Schreck, durch den Aufenthalt in hoch¬
gelegenen Punkten an. M. Herz glaubt nach zahlreichen Unter¬
suchungen bei Neurasthenikern mit Wan der herzen zu der Annahme
berechtigt zu sein, daß dort, wo die so häufig funktionelle Muskel¬
schwäche des Neurasthenikers ein Zusammensinken des Thorax ver¬
ursacht, das Wanderherz durch diesen Umstand bedingt würde.
Einen Apparat, der gestattet, gleichzeitig die Bewegungen des
Herzens mit Röntgenstrahlen zu sehen und die Herztöne zu hören,
hat R. Schmincke konstruiert.
Das von H. Bock erfundene Stethoskop soll es ermöglichen, die
Stärke der Herztöne zu messen; man kann mit dem Instrument die Schall¬
grenzen des eben Hörbaren durch Abdämpfen bestimmen und an einer
Skala ablesen. E. Roos zeichnet die Schallerscheinungen des
Herzens nach der von Marbe angegebenen Methode auf, — Aufnahme
der Schallwellen von einer Kapsel, deren Bewegungen auf eine strömende
Gasmasse übertragen und nach außen in Form einer Flamme je nach dem
Sinn der Membranbewegung beschleunigt oder verlangsamt wird — und
kann damit Töne und Geräusche in ihrer verschiedenen Stärke in außer¬
ordentlicher Feinheit aufzeichnen. 0. Weiß und G. Joachim regi¬
strieren die Herztöne und -geräusche mit einem von Weiß
— bei
Infektions¬
krankheiten ,
— bei
paroxysmaler
Tachykardie.
Herzdilatation
überhaupt.
Akute Herz¬
dilatation.
Wanderherz.
Phonendo-
diaskop.
Stethoskop
von H. Bock.
Objektive
Schall¬
erscheinungen
des Herzens.
228
Dennig.
Registrierung
der Herztöne
und
-geräusche.
Richtung
der dikroten
Welle.
Atmung
bei Herz¬
kranken.
Schrumpf-
niere und
Herz-
hypertropliie.
Accidentelle
Herz-
gprilusche bei
Schwangeren.
Heinisystolie.
gefertigten Apparat, der ein aus einem Seifenhäutchen bestehenden Phon¬
endoskop mit einem feinsten Glashebel darstellt; die Schwingungen der
Seifenhaut werden auf den Glashebel übertragen und photographisch
registriert. Mit diesem sinnreichen Apparat soll es möglich sein, accidentelle
Geräusche von organischen, Mitral- und Aortengeräuschen zu unterscheiden,
doch betonen die Autoren ausdrücklich, daß die gewonnenen Resultate sich
erst an einem größeren klinischen Material bestätigen müssen. Interessant
ist es, daß die Töne und Geräusche aus den gewonnenen Kurven mittels eines
eigenartig konstruierten Telephons reproduziert werden können. E. Gran¬
ström findet durch die Auskultation nach Korotkow, daß die dikrote
Welle vom Zentrum nach der Peripherie fortschreitet. — S. Rubow stellte
sehr bemerkenswerte Untersuchungen über die Atmung bei Herz¬
kranken nach der Methode von Boke mittels eines fein messenden und
graphisch registrierenden Spirometers an. Er erhielt auf diesem Wege
wichtige Aufschlüsse über das Wesen der kardialen Dyspnoe, die weniger
durch Sauerstoffbedürfnis (CCL-Bestimmung) als durch das Streben des Or¬
ganismus bedingt ist, mechanisch die Herzarbeit durch Geradstrecken der
Lungenkapillaren zu erleichtern (Mitralfehler). Dies geschieht dadurch,
daß der Organismus die Lunge auf eine sehr hohe Mittelkapazität hält,
dabei braucht die Vitalkapazität nicht vergrößert zu sein. Die zur Er¬
zielung einer dauernd höheren Mittelkapazität nötige Atmungsmuskel-
anstrengung erzeugt die Symptome der kardialen Dyspnoe. — Bezüglich der
Herzhypertrophie bei Schrumpfniere unterscheidet L. Jones
zwei Formen: die rote Granularatrophie (genuine Schrumpfniere) geht
mit einer starken Herzhypertrophie einher, während diese bei der sekun¬
dären Schrumpfniere nur gering ist. Die Ursache für diese Verschie¬
denheit ist extrarenal bedingt durch die noch unbekannte Schädigung,
welche die rote Granularatrophie hervorruft und von vornherein eine blut¬
drucksteigernde Wirkung hat (vergl. S. 297). — R. Link hat eine große
Anzahl von Schwangeren auf Herzgeräusche untersucht und in
etwa 12% ein deutliches accidentelles systolisches Geräusch wahrgenommen,
das nach der Geburt nicht mehr hörbar war; eine Erklärung für das
Phänomen findet Link in einer leichten Abknickung der Pulmonalarterie
durch das emporgedrängte und der Brustwand stärker anliegende Herz,
es entsteht also eine Art Stenosengeräusch.
E. v. Leyden bespricht die Fälle, bei denen klinisch Hemi-
systolie beobachtet und pathologisch-anatomisch Mitralisinsuffizienz
mit Dilatation des rechten und geringer Hypertrophie des linken Ven¬
trikels, bei starker Dilatation des linken Vorhofs gefunden wurde.
Zur Theorie führt Leyden an: durch das erweiterte Ostium mitrale
strömt das Blut durch den linken Vorhof und das Pulmonalsystem
in den rechten Ventrikel, der bei der folgenden Kontraktion die
ganze Masse wieder denselben Weg zurücktreiben muß; während
dieser Kontraktion hat nun der linke Ventrikel keinen Blutinhalt,
Krankheiten der Kreislaufsorgane.
229
sondern wird erst während derselben gefüllt; es fehlt ihm also
der Anreiz und so kontrahiert er sich erst bei der nächsten Kon¬
traktionszeit. (Aber die Leitnng des Kontraktionsreizes von dem
Vorhof her? Ref.) — Ueber das Myomherz gehen nach den Erörte¬
rungen auf dem Kongreß für innere Medizin die Ansichten noch
auseinander, und es sind jedenfalls noch weitere genaue Beobach¬
tungen nötig. — In einer Marburger Dissertation schildert A.Wiechert
einen Fall von ausgedehnter Verkalkung der Herzmuskulatur
mit vorausgegangener Nekrose der Herzmuskelfasern; die Erkran¬
kung ist wahrscheinlich auf eine Giftwirkung der Infektion mit Para¬
typhus B zurückzuführen. — Einen Fall von Herzruptur in der
Spitze des linken Ventrikels teilt A. M. Wilson mit, einen für die
Unfallversicherung wichtigen Fall, in dem nach einem Stoß gegen
die linke Brustseite ohne äußere Beschädigung Herzstörungen auf¬
traten, die nach */* Jahr zum Exitus führten und wo bei der Sek¬
tion eine große breite Wunde im Septum des vergrößerten Herzens
nachgewiesen wurde, sehen wir bei A. Kotschenreuther.
Fuloi bat versucht, durch intravenöse Injektionen von steriler Toxine
aller bekannten Infektionsträger bei Kaninchen Endokarditis zu erzeugen,
und zwar ohne Erfolg; er schließt daraus, daß zur Hervorrufung der Endo¬
karditis stets pathogene Keime gehören und daß deren bakterielle Toxine
höchstens eine gewisse Prädisposition zur Erkrankung schafft- Die Varia¬
tionen der malignen Endokarditis bespricht Fr. Taylor, ohne etwas Neues
zu bringen.
Sehr interessant ist die Mitteilung von F. Smith über
einen an Endokarditis verstorbenen Mann, bei welchem die
Herzerkrankung durch den Influenzabacillus bedingt war;
Smith glaubt, daß es sich analog dem Typhus hier um einen
Bazillenträger mit Influenzabazillen handelt. In einer Berliner Disser¬
tation hat B. Miljaeff seine Resultate über Untersuchungen bei
gonorrhoischer Endokarditis niedergelegt: in manchen Fällen ist
der Gonococcus Neißer der alleinige Erreger der Endokarditis, doch
kann die Endokarditis auch durch Misch- und Sekundärinfektion
hervorgerufen werden. Klinisch sind benigne und maligne Formen
zu unterscheiden, am häufigsten wird die Mitralklappe betroffen, und
zwar sind es hier meist verruköse Vegetationen, während an den sel¬
tener ergriffenen Aorten- und Pulmonalklappen ulzeröse Prozesse vor¬
wiegen. Männer sind mehr disponiert als Frauen. Die Prognose
der Endocarditis gonorrhoica ist im Vergleich mit der septischen
Form günstig zu stellen. Mit der Behauptung, daß die reine Mitral¬
stenose die gutartigste und am besten vertragene Klappenfehler-
Myomherz.
Verkalkung
des Herz¬
muskels.
Herzruptur.
Experimentelle
Endokarditis.
Endokarditis
durch
Influenza¬
bazillen.
Endocarditis
gonorrhoica.
Mitralstenose.
230
Dennig.
Mitralstenose.
— mit
Lähmung
des linken
Vorhofs.
Tricuspidalis-
insuffizienz.
Aortenklappen-
Insuffizienz.
Mitralis- und
Aortenklappen¬
insuffizienz
und Dikrotie.
Pulmonal¬
stenose und
Trauma.
Angeborene
und [erworbene
Herzfehler.
form bildet, stellt sich Hampeln in Gegensatz zu der Auffassung
erfahrener Kliniker; denn von der Mehrzahl wird gerade dieser
Klappenfehler im Durchschnitt als prognostisch ungünstig dargestellt.
Es haben nach Ansicht des Referenten statistische Vergleichungen
zwar allgemeine, aber nicht individuelle Geltung, im einzelnen Falle
ist der Grad des Klappenfehlers, die Größe der Verengerung oder
der Lücke für die Prognose weit mehr entscheidend als die Art
und der Sitz. Durch die Registrierung des Herzens vom Oeso¬
phagus aus findet G. Joachim in Uebereinstimmung mit Rauten¬
berg, daß bei Fällen von Mitralstenose, bei welchen die
präsystolische Verstärkung des diastolisohen Geräusches fehlt,
eine Lähmung des linken Ventrikels vorliegt. —
D. v. Tabora führt für die Tricuspidalisinsnffizienz
als einzig pathognomonisches Zeichen den herzsystolischen positiven
oder Kammer- resp. Lebervenenpuls an und glaubt, dieser könne
nur durch graphische Aufzeichnung sicher erkannt werden. Nach
J. C i t r o n ist die Syphilis eine viel häufigere Ursache der
Aortenklappeninsuffizienz, als man bisher angenommen (er¬
mittelt durch die Wassermannsche Reaktion). W. Obrastzow
schließt auf Grund seiner Beobachtungen, daß bei der Aortenklappen¬
insuffizienz der linke Ventrikel sich in zwei Perioden kontrahiert;
es gibt sich dieses kund in einer Verdoppelung des Herzstoßes und
durch zwei Pulswellen in den großen Gefäßen. Der Pulsus celer ver¬
dankt seine Entstehung dem Verschwinden der ersten Erhebung der ge¬
spaltenen Puls welle, welche von der zweiten kräftigen Welle eingeholt
und aufgenommen wird. Wahrscheinlich hängt das systolische Geräusch
über der Aorta oft von der diskontinuierlichen Kontraktion des linken
Ventrikels ab. L. F. Dmitrensko hat in 3 Fällen von gleich¬
zeitiger Mitralis- und Aortenklappeninsuffizienz Pulskurven
aufgenommen, aber in keinem Falle Dikrotie nachweisen können, in¬
dessen Goldscheider seinen früheren 4 neue Fälle hinzufügt, und zwar
bestand Dikrotie auch in völlig fieberfreier Zeit und ohne Kompen-
sationsstörung. — Eine bemerkenswerte Mitteilung macht B. Le ick,
nach welcher bei einem 20jährigen Mann infolge eines Traumas
Endokarditis der Pulmonalis und im Anschluß daran Stenose
des Ostiums sich entwickelt hatte. Das Zusammentreffen angebo¬
rener und erworbener Herzfehler (ungewöhnliche Ausbrei¬
tung der Koronargefäße, schwache Ausbildung der rechten, Ver¬
engerung der linken Koronaria in ihrem Abgang, Lücke in der
Tricuspidalklappe — Aortenklappeninsuffizienz) hat A. Dietrich
bei einer Sektion festgestellt. Auf dem Kongreß für innere Medizin
Krankheiten der Kreislaufsorgane.
231
und in einer Freiburger Dissertation von Fritz Hoevel jvurde die
Komplikation von Herzfehlern mit den Generations Vor¬
gängen des Weibes besprochen. Die so viel gefürchtete Mitral¬
stenose bietet nach Lenhartz im Einklang mit dem Heferenten
für die Gebärenden keine so ungünstige Prognose. Hoevel be¬
tont, daß das bloße Vorhandensein eines Herzfehlers a priori keine
große Bedeutung für die Prognose einer bestehenden Schwanger¬
schaft und Geburt habe, solange Kompensation besteht, aber auch
bei unkompensierten Fehlern ist häufig die Geburt gut verlaufen.
Sprechen dagegen die Erfahrungen von der letzten Geburt her gegen
eine nochmalige Entbindung, so ist für diesen Fall die Schwanger¬
schaft möglichst bald zu unterbrechen.
Nach P. Hampeln treten stemale Skelettschmerzen unter
ähnlichem Bilde auf, wie die echte Angina pectoris, indem sich
z. B. mit großer Hegelmäßigkeit nach einigen im Freien gemachten
Schritten Schmerzen am Brustbein einstellen und den Kranken
zum Stehenbleiben nötigen; auch bestehen häufig sternale Druck¬
schmerzen.
Sehr interessante experimentelle Untersuchungen hat M. Cloetta
über den Einfluß der kontinuierlichen Digitalisbehandlung
auf das gesunde und kranke Herz angestellt. (Näheres S. 105.)
Die intravenösen Strophanthininjektionen werden auch heuer
als sehr rasch wirkendes Mittel warm empfohlen von J. Flesch,
F. Lust, G. Liebermeister, 0. Hornung u. a. Die Dose wird
auf 0,7—1 mg pro Tag und in 2 Tagen auf 1,5 mg angegeben;
Hornung geht darüber hinaus und glaubt 1,5 mg auf einmal geben
zu können. Seit der letzten Eingabe von Digitalis sollten 4 Tage
verstrichen sein. Die Karellkur, welche in der täglichen Dar¬
reichung von 800 ccm Milch auf 4 Portionen verteilt besteht, wird
bei schwereren Kreislaufstörungen mit Recht empfohlen. Neben
der diuretischen Wirkung der Milch ist hauptsächlich die Be¬
schränkung der Flüssigkeitszufuhr von Wert.
Otfr. Müller stellt die Wirkung der künstlichen Kohlen-
aäurebäder bei Gesunden fest: das Herz wirft unter mäßiger
Verlangsamung der Schlagfolge bei jedem einzelnen Schlage ver¬
mehrte Blutmengen aus. Die vom Herzen gelieferte größere Blut¬
menge findet hauptsächlich in den Schlagadern der Körperperipherie
durch deren hochgradige Kontraktion einen vermehrten Wider¬
stand ; die inneren Stromgebiete dagegen erweitern sich in mäßigem
Grade. So findet im Kohlensäurebade eine Umschaltuug der Blut¬
verteilung statt, auf welche wohl in erster Linie der subjektive wie
Herzfehler
und
Schwanger¬
schaft.
Angina
pectoris.
Therapie:
Kontinuier¬
liche Digitalis¬
behandlung,
Strophanthin,
Karellkur.
Behandlung
der Herz¬
krankheiten :
Kohlensäure¬
bader,
232
Dennig.
Kohlensäure¬
bäder,
Sauerstoff¬
bäder,
Moorbäder,
Oszillations¬
ströme,
Apparate,
Gymnastik,
Massage,
Venaesectio,
Operation
bei Herz-
verletzungen.
der objektive Nutzen derartiger Bäder zurückzuführen ist. Die
kühlen C0 2 -Bäder stellen somit infolge der gesteigerten Herzarbeit
und des Anwachsens der peripherischen Gefäßwiderstände keine Scho¬
nung, sondern eine Mehrforderung und damit eine Uebung für das
Herz dar. Es ergibt sich daraus ohne weiteres, daß nicht alle Herz¬
kranken sich für diese Bäder eignen, sondern, daß man genau aussu-
wählen hat. Je kühler das Bad, desto wirksamer ist es. Demgegenüber
macht B. Fellner geltend, daß er im natürlichen C0 2 -Bad stets eine
peripherische Gefäßerweiterung mit steigendem Pulsdruck gefunden
habe, und Strasburger hat bei indifferenten CO r haltigen Sol¬
bädern trotz ansteigender Pulsamplitude ein Sinken des systolischen
Blutdrucks konstatiert, das sich nur durch eine Verringerung der
Widerstände in der Peripherie erklären läßt. Die Wirkungsweise
der kühlen und der kohlensäurehaltigen Solbäder hat B. Li sch¬
witz mittels der v. Kries sehen Methode der Flammentachographie
studiert; bei kühlen Bädern trat eine Herabsetzung der Blutstrom¬
geschwindigkeit infolge von Gefäßkontraktion ein, dabei steigt
der Blutdruck wahrscheinlich ohne Veränderung des Schlagvolu-
mens; im kühlen Kohlensäurebad steigt der Blutdruck und die
Stromgeschwindigkeit, das Herz wirft größere Blutmengen aus. Die
Anwendung der mussierenden Sauerstoffbäder (Sarasons
Ozetbäder) ist nach E. Müller angezeigt bei allen mit Blutdruck-
Steigerung verbundenen Erkrankungen, besonders solchen des Her¬
zens, aber auch bei Nephritis und Arteriosklerose. Tornai emp¬
fiehlt sie auch bei Basedow-Tachykardie und Osk. Fränkel bei
den auf vasomotorischen und allgemein nervösen Störungen be¬
ruhenden Erscheinungen des Klimakteriums, ß. Schmincke tritt
für die Anwendung von Moorbädern bei Herzkranken ein. Seine
therapeutischen Versuche mit oszillierenden Strömen (dieses
Jahrb. 1907) hat Th. Rumpf fortgesetzt und namentlich in Fällen von
Dilatation des Herzens mit und ohne Arteriosklerose recht gute Erfolgs
erzielt; die subjekti ven und objektiven Symptome gingen prompt zurück.
M. Herz empfiehlt seinen bei der Funktionsprüfung des Her¬
zens erwähnten Apparat auch zur Trainierung; ferner für
manche Fälle eine von ihm konstruierte Herzstütze. K. Hase-
broek erblickt den Hauptwert der Heilgymnastik in der
Anregung und Unterstützung des „peripherischen Herzens u , und
Rimbach verspricht durch manuelle Massage des Herzens
eine Verkleinerung des dilatierten Organs. — Jude. Daland
tritt für eine häufigere Venaesectio bei Herzkranken ein.
Glücklich verlaufene Fälle von Stichverletzung des Herzens
Krankheiten der Kreislaufsorgane. 233
durch die Naht veröffentlichen M. Grasmann und G. Sultan.
— Zur Unterdrückung resp. Abkürzung der Anfälle von An¬
gina pectoris und der paroxysmalen Tachykardie wendet
M. Herz bei solchen Kranken, welche durch die Entleerung von
Magengasen Erleichterung finden, einen Kunstgriff an. Er läßt den
Kranken etwas Wasser in den Mund nehmen, sodann den Kopf so¬
weit als möglich zurückbeugen, wodurch der Oesophagus gestreckt
und vom Rachen aus sozusagen ein Reiz zum Ructus ausgelöst wird,
darauf läßt man das Wasser schlucken. Es erfolgt eine Gasent¬
leerung durch den Mund.
Die meisten Fälle von Concretio und Accretio cordis
gehen nach N. Ortner mit einer überragenden Stauungsleber ein¬
her, weil mit der Concretio cordis eine Affection der Pleurahöhlen
verbunden ist, welche jede diaphragmale Atmung behindert; hier¬
durch wird erst die prävalierende Stauungsleber geschaffen. Der¬
selbe Autor stellt für die dauernde Fixation der Herzspitze durch
Accretio und Concretio cordis cum pericardio auf, daß der Spitzen¬
stoß, der eigentlich wandern sollte, an seiner Stelle bleibt, dazu
noch die Herzbasis und namentlich der Aortenbogen abnorm hoch
stehen. E. Richter hatte bei Lebzeiten eines Patienten peri¬
kardiales Reiben konstatieren können, während die Sektion völlige
Synechie des Herzbeutels ergab; als Ursache des Geräusches ließen
sich Reste von Blutergüssen zwischen den Bindegewebsmaschen des
obliterierten Herzens nachweisen.
L. Aschoff unterscheidet 3 Gruppen von Atherosklerose:
a) durch das Alter bedingte senile oder durch physikalische oder
chemische Schädigung des elastischen Gewebes beschleunigte prä¬
senile, juvenile und infantile Atherosklerose, charakterisiert durch
einfach degenerative Vorgänge mit kompensatorischer
Bindegewebswucherung; b) schwielige Veränderung und
Narbenbildung auf Grund infektiöser Lokalerkrankung; c) spezifisch
funktionelle Sklerose der Arterien einzelner Organe auf Grund von
deren physiologischen Tätigkeit — und präzisiert des näheren seine
Anschauung dieser Prozesse in Hinsicht auf den heutigen Stand der
Forschung. Aufrecht faßt die Genese der Arteriosklerose, ab¬
gesehen von der luetischen, als eine Entzündung der Vasa vasorum
mit trophischen Störungen in der Media und Intima auf. Durch
wiederholte subkutane und intravenöse Injektionen von verschieden
virulenten, zum Teil abgetöteten Staphylokokkenstämmen hat
G. Saltykow Veränderungen der Gefäßwand, hauptsächlich der
Intima (Wucherung, fettige und schleimige Degeneration), aber auch
Therapie
der Angina
pectoris.
Concretio
und Accretio
cordis.
Gefälle:
Arterio¬
sklerose.
Genese der
Arterio¬
sklerose.
234
Dennig.
Arterio¬
sklerose im
j ugendlichen
Alter.
Inter¬
mittierendes
Hinken.
Nervöse
Störungen
bei Arterio¬
sklerose.
Therapie
der Arterio¬
sklerose.
Transplan¬
tation von
Blutgefäßen
bei der angio
sklerotischen
Gangrän.
der Media erzielt, die mit der menschlichen Atherosklerose große
Aehnlichkeit haben; er glaubt daher wie Aufrecht hinsichtlich
der menschlichen Sklerose die Aufmerksamkeit auf das entzündliche
und infektiöse Moment lenken zu sollen. G. Morelli konnte durch
intravenöse Digaleninjektionen bei Kaninchen Arteriosklerose her-
vorrufen, mit Sesamöl wurde die Digalenwirkung ausgeglichen. —
F. Fremantle beschreibt diffuse Sklerose in allen Arterien bei
einem 12jährigen Knaben, wahrscheinlich auf hereditärer Lues be¬
ruhend. — C. Grube und B. Bramwell bereichern die Kasuistik
von intermittierendem Hinken; der letztere führt einen Fall
an, der die Erscheinungen typischer Klaudikation darbot, bei dem
es sich aber offenbar um Gefäßkrämpfe ohne permanenten organischen
Verschluß oder Erkrankung der Arterien handelte; ferner Fälle, in
welchen die Fußpulse völlig fehlten und doch kein intermittierendes
Hinken bestand. In einem bemerkenswerten Aufsatz bespricht
0. Wandel die nervösen Störungen der oberen Extremität bei
Arteriosklerose (die Diskynesia und Paraesthesia intermittens)
und macht darauf aufmerksam, daß die relativ häufig vorkommenden
umschriebenen Parästhesien wohl zum Teil auf arteriosklerotischen
Prozessen beruhen. Auf dem französischen Kongreß für Medizin in
Genf waren die klinischen Formen der Arteriosklerose der Gegen¬
stand lebhafter Erörterungen; Huchard und A. Jaquet waren die
Referenten. Ersterer unterscheidet vier Perioden „la periode arte¬
rielle (presclerose), cardioart6rielle, mitroart^rielle, cardioectasique 4 *.
Bezüglich der Therapie empfiehlt er in der ersten Periode Milch¬
oder lakto-vegetarische Diät, von Medikamenten hei Durchlässigkeit
der Nieren das Theobromin, dagegen ist der Gebrauch von Jod in
diesem Stadium zu unterlassen; in der zweiten Periode die Diät
wie in der ersten Periode, medikamentös die Trinitrite und kleine
Dosen von Jod; in der dritten Periode ausschließlich Milchdiät, Theo¬
bromin und Digitalis; die vierte Periode (mit Dilatation des Herzens
und deren schwere Folgen) heischt eine Reduktion der Flüssigkeits¬
zufuhr. Jod und Antiskierosinserum sind kontraindiziert, wie auch
der Gebrauch von Mineralwässern und Gymnastik. Entgegen Otfr.
Müller und Inada kann Determann eine Herabsetzung der
Blutviskosität auf Joddarreichung nicht finden.
Von verschiedenen Forschern ist schon der Versuch einer Vereini¬
gung von Arterie und Vene (die Transplantation von Blut¬
gefäßen) gemacht worden, aber es wurden sowohl beim Menschen
als beim Tier nur Mißerfolge erzielt. Nunmehr veröffentlicht Wie-
ting einen höchst interessanten Fall, in welchem ihm die Vereini-
Krankheiten der Kreislaufsorgane.
235
gong der Arteria femoralis — peripher vom Abgang der Arteria
profunda — mit der Vena femoralis gelangen ist und durch diese
atriovenöse Intubation dem Eintritt von Gangrän bei einem Arterio-
sklerotiker Einhalt getan wurde.
Die Periarteriitis nodosa ist eine seltene Krankheit, im Periarteriitis
Vordergrund des Krankheitsbildes steht die „Aneurysmose“ der nodosa
kleinen Arterien. Ueber den Sitz der Erkrankung resp. die Beteili¬
gung der einzelnen Schichten der Gefäßwände bestehen divergente
Ansichten, ebenso über die Ursache der Erkrankung. C. Benda,
der die Kasuistik um 2 Fälle bereichert, leugnet den ätiologischen
Einfluß der Syphilis, sondern es handelt sich um eine selbständige
Erkrankung, bei welcher es primär zu Veränderungen, wahrschein¬
lich Einrissen der muskulären Media kommt; C. Hart glaubt
auf Grund seiner Beobachtung, daß eine primäre herdförmige
Nekrose der Media zu Grunde liegt. Ein weiterer Fall ist von
H. Benedikt.
Selig hat sich mit Untersuchungen über den Salzgehalt verkalk- Salzgehalt
ter Aorten beschäftigt, in leichten FäUen beträgt der Kalk 23,7-44,2 °/o, der verkalkten
Magnesia 2,7—5,4°/«, Phosphorsäure 25,7—31,3%; bei einer hochgradigen Aoiten
Verkalkung der Aorta wurden 53% Kalk, 1,62% Magnesia, 0,25% Eisen,
0,72% Natrium, 40,19% Phosphorsäure nacbgewiesen. Die Aschen der
Aorten enthielten namentlich phosphorsauren Kalk; in allen Fällen war
Eisen vorhanden.
D. Drummond hat über 300 Fälle von Aneurysma der
Brustaorta gesehen. Er glaubt nicht, daß schwere Arbeit mit
der Entstehung etwas zu tun hat — von 145 Erhebungen war nur
in 64 bejahende Antwort erfolgt; 102 der 145 Fälle hatten früher
zweifellos Syphilis gehabt, über 40,% waren außerdem starke Alko¬
holiker. Als diagnostisches Merkmal hebt Drummond unter anderem
Schmerzen hervor, die Nachts auftreten und durch Lagewechsel
(besonders durch Aufrichten) gebessert werden. Durch besondere
Komplikationen ausgezeichnet — Drucknekrose des Oesophagus,
Hediastinalphlegmone, Pleuritis, Lungenödem, Sklerose der Aorta
descendens — ist ein Fall von Aneurysma der Aorta ascendens und
des Arcus von P. Vollmer. Den Durchbruch eines Aorten¬
aneurysma in das Perikard beschreibt Biedermann; solchen in
die obere Hohlvene O. Kieseritzky und C. Reitter, als diagnos¬
tisches Zeichen führen beide ein kontinuierliches, systolisch ver¬
stärktes, vom Ansatz der ersten bis vierten Rippe reichendes Ge¬
räusch an, der erstere nennt auch noch einen systolischen Hals-
venenpuls.
Aneurysma
der Aorta.
Perforation
von Aorten¬
aneurysmen.
236
Dennig.
Sklerose der
Pulmonal¬
arterie.
Geräusche
in der Lungen¬
arterie.
Embolie der
Lungen¬
arterie.
Embolie
in anderen
Gefäßen.
Die Entstehung einer Sklerose in den großen, besonders aber
ausgedehnt in den mittleren und kleineren Aesten der Arteria
pulmonalis glaubt S. Kitamura in dem von ihm gesehenen Fall
auf übermäßigen Biergenuß zurückführen zu müssen. Für die Dia*
gnose der Fulmonalarteriensklerose gibt A. Posselt auf Grund
langjähriger Beobachtungen an mehreren Kranken im wesentlichen
folgende Merkmale an: a) Unter Voraussetzung einer primären
Mitralstenose: 1. Dämpfungszone am oberen linken Sternalrand und
den benachbarten Gebieten mit Druck- und Perkussionsempfindlich¬
keit; 2. Verbreiterung der Herzdämpfung nach rechts; 3. im Röntgen¬
bild deutlichen Pulmonalschatten; 4. allmähliches Aufwärtswandern
des diastolischen (präsystolischen) Geräusches gegen das Pulmonal-
ostium; 5. auffallende Cyanose als Frühsymptom und lange Zeit
hindurch bestehende ausgesprochene Differenz zwischen dieser und
der fehlenden oder geringen Dyspnoe und sonstiger Stauungserschei¬
nungen ; 6. Auftreten von Dyspragia intermittens angiosclerotica
pulmonalis; 7. trotz der Cyanose Fehlen von Trommelschlegelfingern;
8. wiederholte abundante Lungenblutungen ohne ausgesprochenen
Infarktcharakter, b) Unter genauer Berücksichtigung der vorliegenden
Momente und Fehlen einer Mitralstenose ist auch das klinische Er¬
kennen der so überaus seltenen Pulmonalsklerose in das Bereich der
Möglichkeit gerückt. — Bei einer an rechtseitiger Pneumonie er¬
krankten Frau bemerkte L. v. Schroetter in der Höhe der achten
Rippe nahe der Wirbelsäule ein konstantes, umschriebenes,
systolisches Geräusch; bei der Obduktion fanden sich beide
Hauptäste der Pulmonalarterie komprimiert, namentlich war der
rechte durch ein vom Lungenhilus aus vordringendes Schwielen¬
gewebe verengt und dessen Wandungen von anthrakotischen Massen
durchsetzt. Das Geräusch war also durch eine Stenose der Pulmonal¬
arterienäste bedingt und wurde vielleicht noch durch besondere
Resonanz Verhältnisse im infiltrierten Lungengewebe verstärkt. Für
die Diagnose der Embolie der Lungenarterie stellt
H. Eichhorst auf: plötzliche hochgradige Atemnot, Fehlen des
Atmungsgeräusches in einem großen Bereich der Lunge und ebenda
intensive Dämpfung ohne Pektoralfremitus, ohne Rhonchi; darüber
verschärftes Atmen; die ganze betroffene Seite nimmt an den At¬
mungsbewegungen keinen Anteil. — Auf dem diesjährigen Chir¬
urgenkongreß wurde die Frage über die Entstehung und Vor¬
beugung der postoperativen Embolien nach Laparotomien
eingehender erörtert. Die Ansichten gehen weit auseinander; während
die einen, besonders Klimm eil, das mechanische Moment in den
Krankheiten der Kreislaufsorgane.
237
Vordergrund stellen und daher die Laparotomierten möglichst früh
anfstehen lassen, nehmen andere (Meinert) eine Eindickung des
Blutes als Grund an, und wieder andere, wie Alex. Fraenkel,
halten daran fest, daß die Embolie infektiöser Natur sei. Bei
Embolie der Lungenarterie ist der geniale Vorschlag der opera¬
tiven Entfernung des Embolus von F. Trendelenburg (dieses
Jahrbuch 1908) wiederholt versucht worden, bisher ohne Erfolg.
Trendelenburg selbst hat in einem Fall mehrere große Thromben
aus der Pulmonalarterie entfernt; der Patient war noch 87 Stunden
am Leben geblieben.
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Operativer
Eingriff bei
Embolie der
Arteria
pulmonal is
238
Dennig.
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239
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rastzow, Ueber diskontinuierliche, in zwei Abteilungen geteilte Kontrak¬
tion etc. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 22. — N. Ortner, Zur klinischen
Concretio und Accretio cordis. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 14. — Der¬
selbe, Zur Genese und Bedeutung echter systolischer Spitzenstoßeinziehungen.
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 15. — J. Pal, Ueber paroxysmale Tachy¬
kardie. Wiener med. Wochenschr. Nr. 14. — D. Pletner, Ueber Herz-
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Berl. klin. Wochenschr. Nr. 18. — E. Richter, Perikardiales Reiben etc.
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241
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Ebenda. — E. Romberg, Ueber Herzdilatation. Deutsche med. Wochenschr.
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Deutsches Arch. Bd. XCII. — Derselbe, Ueber den Einfluß der Berufs¬
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Ueber Herznaht bei Schußverletzung. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 7.
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Ueber die Wirkung der Sauerstoffbäder. Zeitschr. f. phys. u. diätet. Ther.
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Ein nach Form zusammengesetztes Thoraxskelett etc. Berl. klin. Wochen¬
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Adams-Stokesschen Krankheit. 79. Versamml. Deutscher Naturforscher. —
P. Vollmer, Ein Fall von Aortenaneurysma etc. Deutsche med. Wochen¬
schrift Nr. 48. — Waldvogel, Wie prüfen wir in der Sprechstunde die
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. IG
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e) Krankheiten der Yerdannngsorgane.
Von Prof. Dr. H. Lorenz, Vorstand der medizinischen Klinik in Graz.
Oesophagus. Die idiopathische Speiseröhrenerweite¬
rung ist in den letzten Jahren einer sicheren Diagnose zugänglich
gemacht worden. Huber teilt zwei derartige Fälle mit, in welchen
er den Krankheitsprozeß außer durch charakteristische Kranken¬
geschichten durch gut gelungene Röntgenaufnahmen illustriert, wo¬
durch gegenteiligen früheren Anschauungen gegenüber erwiesen wird,
daß auch hier das Röntgen verfahren zur Diagnose verwertbar ist.
Die Pathogenese der zwei, einmal im 40., das andere Mal im 11. Lebens¬
jahr aufgetretenen Erkrankungen blieb unbekannt. In einem weiteren
Falle hat uns Kaufmann über die Pathogenese des Leidens eine
interessante Aufklärung gegeben. Bei diesem Falle gingen die
Verschlimmerungen mit auffälliger Bradykardie (40 Pulse) einher,
und die eingeführte Sonde blieb zu solchen Zeiten in der Kardia-
gegend stecken. Durch Atropininjektionen konnte sowohl die Brady¬
kardie als der Spasmus des unteren Speiseröhrenendes behoben
werden. Außer dem Vagus fand Loewi in diesem Falle auch
andere Nerven des sogen, autonomen Systems (Chorda tympani,
N. pelvicus) erkrankt, weshalb er die Oesophagusdilatation in diesem
Falle als Teilerscheinung einer Neurose des autonomen Systems auf¬
faßt. Durch Atropinbehandlung konnte die Erkrankung wesentlich
gebessert werden. Primäre Speiseröhrenerweiterung mit starker
Puls Verlangsamung beschreiben auch Mathieu und Laboulais.
In einem Falle von Kardiospasmus, der nach 3jährigem Bestände
zu einer gleichmäßigen Oesophaguserweiterung geführt hatte, konnte
Zweig keine Erkrankung des autonomen Systems nachweisen. Die
Diagnose wurde in diesem Falle durch den vom Autor bereits im
Jahre 1901 angegebenen „Zweisondenversuch 11 gestellt. Einhorn
behebt die Stagnierung flüssiger und halbtiüssiger Nahrung im er¬
weiterten Oesophagus durch Verwendung eines mit mehreren Oeff-
nungen versehenen Drainageschlauches, welcher nach der Nahrung
Idiopathische
Speiseröhren-
erweiterung.
244
Lorenz.
Idiopathische
Speiseröhren¬
erweiterung.
Oesophagus-
divertikel.
Traktions¬
divertikel.
Speiseröhren¬
verengerung.
eingeführt und durch ’/a—1 Minute in der Speiseröhre auf und
ab geschoben wird. Geißler führt zur Behandlung des Kardio-
spasmus, um eine Dauerwirkung auf die Kardia auszuüben, mit der
Sonde einen eigens dazu konstruierten Gummiballon mit Einlage
von Trikotgewebe behufs größerer Festigkeit ein, der in der Kardia
liegen bleibt, ohne in den Magen oder in die Speiseröhre zu gleiten.
Der angewendete auf die Kardia ausgeübte Druck läßt sich regu¬
lieren. Gottstein hat mit diesem Apparat in relativ kurzer Zeit
6 Heilungen erzielt. Auch Küttner hat mit diesem Verfahren mit
einem etwas modifizierten Geißlerballon gute Erfolge zu verzeichnen; nur
bei allzu enger Kardia muß die von Mikulicz vorgeschlagene Opera¬
tion ausgeführt werden. Albu diagnostizierteeinen idiopathischen
Oesophagusdivertikel im Röntgenbild, während das Oeso-
phagoskop versagte. Den die Erkrankung verursachenden Kardio-
spasmus behandelte er mit dem Geißler sehen Apparat. Tillmann
diagnostizierte durch das Röntgenverfahren ein Pulsionsdivertikel
in der Höhe des Ringknorpels, wobei die mechanische Behinderung
des Schluckens durch den knöchernen Ringknorpel genetisch eine
Rolle spielte. Die Traktionsdivertikel des Oesophagus sind
nach Riebold (gegenüber der von Ribbert vertretenen kongeni¬
talen Genese) auf entzündliche Prozesse der Umgebung der Speise¬
röhre, insbesondere auf Entzündungen der bronchialen Lymphdrüsen,
die sich auf die Oesophaguswand fortpflanzen, zurückzuführen. Der
physiologische Zug des Oesophagus verursacht dann an dieser
fixierten Stelle die Bildung des Divertikels. Den gleichen Prozeß
schildert Pachnio, der schließlich zur Bildung einer Lungenöso¬
phagusfistel führte. Zur Diagnose der Speiseröhren Ver¬
engerung gibt Rewidzoff ein neues Symptom an: Das normaler¬
weise über der Speiseröhre zu auskultierende Schluckgeräusch
wiederholt sich, wenn eine Stenose vorhanden ist, infolge oberhalb
stagnierender Flüssigkeit 3—4inal bei falschen Schluckbewegungen,
d. h. ohne daß weitere Flüssigkeit dabei getrunken wird. Rewidzoff
nennt das „Residualgeräusch“. Siegert beobachtete 2 Fälle von
hysterischer, intermittierender Aphagie bei Kindern. In dem einen
obduzierten Falle zeigte sich, daß eine wenig störende Verengerung
des Oesophagus da war, die, nachdem sie einmal Schluckbeschwerden
verursacht hatte, Anfälle von Aphagie abwechselnd mit Polyphagie
hervorrief. Lieb lein machte eine für Sonden nicht mehr passier¬
bare Speiseröhrenverengerung durch retrograde Sondierung (Methode
von v. Hacker) nach der Gastrostomie und Sondierung ohne Ende
wieder für Sonden per os durchgängig. Er hat 2 Heilungen zu
Krankheiten der Verdauungsorgane.
245
verzeichnen. Znberbühler hat bei narbiger Oesophagusstriktur
durch Elektrolyse und nachfolgender Bougierung in 2 Fällen
günstige Erfolge erzielt. Die spontane Oesophagusruptur
entsteht unter Kollaps, Schmerz in der Magengegend, Hämatemesis
und Dyspnoe mit typischem Hautemphysem in der Regel bei Po¬
tatoren und im Anschluß an einen Brechakt oder nach Magen¬
spülungen. Zumeist findet sich ein Riß im unteren Oesophagus-
drittel. F. Cohn, desgleichen Petren, schildern nach Zusammen¬
stellungen der einschlägigen Fälle aus der Literatur diese Erkran¬
kung. Ein polypöses K arzinom des Oesophagus beschreibt
Rumpel, v. Hacker bespricht 21 Fälle von Oesophagus-
sarkom. Es ist charakterisiert durch geringe Stenosenbildung,
aber große Neigung zu fortschreitendem Zerfall und zeigt klinisch
Schluckbeschwerden bei freier Passage der Sonde, Schmerzen und
rapiden Verlauf. Die Diagnose wird durch das Oesophagoskop,
eventuell Probeexzision, gestellt. Von Ach, Danielsen, Guisez
werden Methoden zur Entfernung von Fremdkörpern aus der
Speiseröhre mit Hilfe des Oesophagoskops angegeben. Re-
widzoff schlägt eine Vereinfachung der Technik der Oesophago-
skopie vor. Schmiegelew schildert deren Bedeutung für
die Differentialdiagnose zwischen spastischer Striktur und solcher
durch Neoplasmen, zwischen Oesophaguskarzinom und Ulcus ventri-
culi, für die Diagnose der Erweiterungen und Divertikel, sowie
namentlich für die Entfernung von Fremdkörpern. Dawson und
Holland geben praktische Anleitungen zur Röntgenuntersuchung
und -diagnose des Oesophagus.
Oesophagus¬
ruptur.
Oesophagus-
sarkom.
Oesophago*
skopie.
Magen. Histologische Untersuchungen von Emil Schütz
lehren, daß die Ganglienzellen des Plexus myentericus, welche aus der
parallel-streifigen Anordnung der Zellkörperchen (Nissl) als motorisch an-
zusehen sind, hauptsächlich im Pylorusteil Vorkommen und daß die Zellen
des oberflächlichen Epithels keineswegs oben offene Gebilde sind, die sich
plötzlich total entleeren, sondern allmählich ein flüssiges Sekret unter
gleichzeitigem Wiederersatz des Verbrauchs ausfließen lassen. Bilder von
pfropfenartiger Hervorwölbung der Epithelzellen sind postmortale Gebilde
oder Kunstprodukte. Man ist demnach nicht berechtigt, von einer Ver¬
schleimung der Epithelien als pathologischer Veränderung zu sprechen.
Histologische
Refunde am
Magen.
Dem zur Magensaftausheberung gebräuchlichen Aspira- Unter-
tionsapparat mit Gummiballon hat Ehr mann eine Glaskugel Methoden:
vorgelegt, so daß sich der Ballon nicht mit Speisebrei füllen kann. Ausheberung.
Fuld benutzt einen Aspirator nach dem Prinzip des A. Kuttn er¬
sehen Apparates, bei welchem er an den Politzer sehen Ballon einen
24(5
Lorenz.
Magenaus¬
heberung.
Funktions-
prtifung des
Magens.
Probe¬
mahlzeiten :
Neutralrot¬
suppe,
Sahlische
Suppe,
Labprobe.
abnehmbaren Konus angesetzt hat. Beim Vorhandensein allzu ge¬
ringer Mengen Mageninhalts, die nicht mehr entleert werden können,
schiebt Maszewski durch den Schlauch einen längeren Ureteren-
katheter, an welchem er aspiriert, oder er füllt das untere Ende des
Magenschlauchs mit hygroskopischer Watte, welche den Magensalt
aufsaugt. Zur Desinfektion der Magenschläuche schlägt Fuld Er¬
wärmung in 5°/oigem Glyzerin auf 70° durch 20 Minuten vor. Die
Schläuche können, ohne Schaden zu leiden, in der gleichen Flüssig¬
keit auf bewahrt bleiben. Unter den gebräuchlichen Probemahl¬
zeiten ist nach Würz die Riegel sehe Mahlzeit die geeignetste,
weil sie die greifbarsten diagnostischen Werte gibt. Falls feste
Nahrung aber nicht vertragen wird, ist die Sahli sehe Suppe an¬
zuwenden. Den geringsten Sekretionsreiz gibt das Ewald sehe
Frühstück; es ist wegen der Einfachheit und guten Verträg¬
lichkeit für empfindliche Mägen nicht zu umgehen. Schlaepfer
gibt zur Funktionsprüfung des Magens eine neue Methode an, welche
die Beantwortung verschiedener Fragen gestattet. Er verwendet
eine Suppe (Neutralrotsuppe), die als Pulver erhältlich ist und
vor der Sahli sehen den Vorzug hat, an Stelle des Fettes, dessen
Bestimmung umständlich ist, Neutralrot zu enthalten. Es löst sich
entsprechend der Verdauungskraft und durchsetzt dann gleich¬
mäßig den Speisebrei. Da es erst im Darm resorbiert wird und
dann im Harn erscheint, kann es zur Bestimmung der Motilität des
Magens benutzt werden. Weiterhin wird der nach einer Stunde
ausgeheberte Mageninhalt zur Bestimmung der Sekretionsgröße des
Magens verwendet, wobei sowohl die Menge des ausgeschiedenen
Magensaftes überhaupt als auch dessen Gehalt an Pepsinsalzsäure
eruierbar ist. Der Farbenumschlag des Neutralrot in Gelb bei
alkalischer Reaktion dient als Indikator für die Säuremenge und
ebenso zur Bestimmung des Vorhandenseins, sowie der Intensität
von Gärungsvorgängen. Inouye und 'Mugnurma setzen der
Sahlischen Suppe statt Fett Jodkali zu, wodurch sie die Methode
sehr vereinfachen. Bönniger rät jedoch von dem Jodzusatz
wogen der mächtigen Speichelsekretion, die das Jod hervorruft, ab.
Willcox legt bei der Beurteilung des nach Probemahlzeiten
ausgeheberten Mageninhalts großen Wert auf die Labgerinnung.
0,2 cm 3 eines normalen Magensaftes vermag 5 cm 3 Milch innerhalb
80 Minuten im Wasserbad zur festen Gerinnung zu bringen. Bei
Magenkarzinom ist (auch bei Ersatz des fehlenden HCl) mehr als
die doppelte Magensaftmenge notwendig, bei angeborenem Pyloro-
spasmus dagegen ist die Ferment Wirkung erhöht.
Krankheiten der Verdauungsorgane.
247
Um die Magensekretion ohne Ausheberung zu prüfen,
verwendet Meunier Kapseln aus dünnem Gummi, welche eine
Aetherperle einschließen. Die Kapsel ist mit einem Rohkatgut-
faden geschlossen; ihre Verdauung wird sofort durch das äußerst
charakteristische Aufstoßen mit Aethergeruch erkannt. Wasser-
thal verabreicht nach der Angabe Mollieres Methylviolett k 0,05
in Pillen. Falls nicht Obstipation besteht, wird der Stuhl je nach
dem Vorhandensein oder dem Fehlen der freien Salzsäure im Magen
blau oder violett gefärbt sein. — Zur Aziditätsbestimmung des
Magensaftes benutzt A. Müller eine durch verschiedenen Säure¬
gehalt erzeugte Farbenskala einer Tropäolinlösung (5 cm* verschieden
starker Salzsäurelösungen mit je 2 Tropfen Tropäolin), mit welcher
die gleiche Menge des zu untersuchenden Magensafts -|- Tropäolin ver¬
glichen wird. Die Farbe zeigt alle Stufen von Weingelb (bei
0,06 : 1000) bis Rotviolett (bei 1 : 1000). Da alle Ausheberungs¬
methoden nur relative Werte für den Gehalt des Magens an Salz¬
säure geben, sucht Schaly den wirklichen Säuregehalt dadurch
zu bestimmen, daß er systematisch Bouillon von verschiedenem
HCl-Gehalt mit einer Sonde in den Magen einführt und nach gründ¬
licher Mischung wieder entleert, bis ihr Säuregehalt sich nicht
ändert. Dann ist dieser dem wirklichen Säuregehalt des Magens
gleich. Nach dieser Methode beträgt der normale HCl-Gehalt
2,5—3 "jo , ohne sich bei Hyperchlorhydrie wesentlich zu ändern. —
Unter den gebräuchlichen Methoden zur Pepsinbestimmung gilt
nach der vergleichenden Untersuchung v. Spanjes als die sicherste
das nach Hugo Meier durch einen Meßapparat ausgestaltete Mett-
sche Verfahren; als sehr empfindlich und schnell zum Ziele führend,
aber weniger sicher, die Rizinprobe nach Jacoby-Solms; als
am wenigsten genau, aber bei salzsäurereichem Mageninhalt für
die Praxis brauchbar, die Hammerschlagsche Methode. Wolff
und v. Tomaszewski benutzen zur Pepsinbestimmung Fulds
Edestinprobe, zu deren Ausführung sie einige Verbesserungen
angeben. Die Probe gibt bei normaler Azidität konstante Werte
und wird als einfach und brauchbar empfohlen. Groß hat auf
Grund der Beobachtung, daß sich reines Kasein im Gegensatz zu
seinen Verdauungsprodukten, den Kaseosen, in Alkali leicht löst
und bei Zusatz von verdünnter Essigsäure wieder ausfällt, eine
Methode der quantitativen Pepsinbestimmung aufgebaut. Es wird
eine Reihe von Reagensgläschen mit steigenden Mengen Magensaft,
dem je 10 cm 3 einer Kaseinlösung zugesetzt sind, beschickt und nach
1 istündigem Verweilen im Thermostaten zu iedem einige Tropfen
Funktions-
Prüfung des
Magens ohne
Ausheberung.
Aziditäts-
bestinnnung
Pepsin-
bestimmung.
248
Lorenz.
Pepsin¬
bestimmung.
Rest¬
bestimmung.
Gastroskopie.
Lage und
Form des
Magens.
einer konzentrierten Lösung von essigsaurem Natron zugesetzt, wo¬
bei das Kasein ausfällt, während die Verdauungsprodukte gelöst
bleiben. Die geringste Menge des dazu notwendigen Magensaftes
ist auf diese Weise leicht zu bestimmen. Pali er weist das Vor¬
handensein von Pepsin im Mageninhalt aus dem positiven Ausfall
der Peptonreaktion, d. h. durch Rotfärbung bei der Biuretprobe
nach. Nach Länderer gibt die Grütznersche Karminfibrin¬
methode für die Praxis verwertbare Resultate, wenn man statt
kalorimetrisch abzuschätzen feststellt, bis zu welchem Grade von
Verdünnung des Magensaftes das Fibrin noch gelöst wird. Lef-
mann fand mit der Rizinmethode im Spülwasser des nüchternen
Magens dann Pepsin, wenn auch Säure vorhanden war. Diese
Methode ist bei Ulkusverdacht und zur Kontrolle der Ulkusheilung
zu benutzen. — Schüle spricht über die Mängel der Rest¬
bestimmung nach Ma thieu-Remond, ohne einen Vorschlag zur
Verbesserung des Verfahrens machen zu können.
Loening undStieda haben die Methode der Gastroskopie
weiter ausgebaut und erhalten mit ihr wertvolle Befunde. Jack¬
son bringt eine Statistik über 70 Fälle, in denen er durch die
Gastroskopie wichtige Aufschlüsse erlangt hat, insbesondere zur
Frühdiagnose des Magenkarzinoms. E lsner hat eine praktische Ver¬
besserung des Gastroskops angegeben. Riehl führt zur direkten
Besichtigung der Magenschleimhaut ein nach Art des Zystoskops
ausgeführtes Gastroskop durch eine Oesophagustube ein und füllt
nachher durch die Tube den Magen mit Wasser an, wodurch es ihm
gelang, in die Faltenbildung zu sehen, sowie auch normale Schleim¬
haut von Karzinomflächen an der Farbe zu unterscheiden. Ro vsing
beschreibt eine Methode der direkten Gastrodiaphanoskopie und
Gastroskopie am freigelegten Magen, die er in 25 Fällen, insbesondere
für die Karzinom- und Ulkusdiagnose, erprobt hat.
Die Bestimmungder Lage und Größe, sowie die Diagnose
aller Anomalien desMagens erfolgt am sichersten am Röntgenschirm
(Baisch, Kaestle, Schmieden, Morton). NachBaisch muß
sowohl die Holzknechtsclie rinderhornartige Form des Magens als
auch die Ried er sehe mit deutlicher Hubhöhe am Pylorus als normal
angesehen werden. Kaestle fand wieder, daß die Angelhakenform
häufiger sei und sah den Männermagen von geringerer Höhe aber
größerer Breite im allgemeinen auch höher gelagert als den Weiber¬
magen. Wenn behufs Röntgenuntersuchung die konsistente Wis-
mutbreimischung nicht genommen werden kann, empfiehlt Kaestle
eine Mischung von 30 g Bismutum subnitricum oder carbonicum mit
Krankheiten der Verdauungsorgane.
249
60 g Bolus alba in einem Glas Wasser' aufgerührt zu verwenden. —
Die Gastroptose wird von Knud Faber mit Motilitätsstörungen
in Zusammenhang gebracht. Er hält die Magenatonie als das Haupt¬
symptom der Ptose, nicht die Lageveränderung. Das häufige oder
gar konstante (Meinert) Vorkommen der Gastroptose bei der
Chlorose wird auf Grund des Züricher Materials von G. Liwschitz
bestritten. Sie fand bei der Mehrzahl der Chlorotischen motorische
Schwäche und Verlangsamung der Austreibungszeit.
Godard-Danhieux beschreibt einen wahrscheinlich kongeni¬
talen Sanduhrmagen. Die verschiedenen Schichten der Magenwand
waren an der Stelle der Einziehung normal, auch war im Gegensatz zum
gewöhnlichen Befund die Pars pylorica weit größer als die cardiaca
und gleichzeitig eine nicht erklärbare Erweiterung des Duodenums
vorhanden. — Ueber die motorische Tätigkeit des Magens
haben Sick und Tedesco interessante Studien am ausgeschnittenen,
noch lebenswarmen Organ ausgeführt. Dabei ergab sich, daß das
Antrum pylori in Intervallen von 1—3 Minuten stärkere Kontrak¬
tionen ausführt, wobei der Pylorus geschlossen bleibt. Der Fundus
dagegen zeigt nur wechselnden Tonus mit kleinen Pendelbewegungen.
Weiterhin fand sich, daß der Fundus mit aktiver Diastole auf die
Volumvermehrung seines Inhalts reagiert. Eine Magenmotilitäts-
prüfung mittels des Fettzwiebackfrühstücks haben Strauß und Leva
ausgeführt, und sie fanden bei Hypersekretion zumeist auch Hyper-
motilität, bei Gastroptose geringe Schwankungen um die Norm, bei
Apepsia gastrica in der Hegel gute, häufig erhöhte Motilität.
Grützners Befund von der ungleichmäßigen Durchmischung
des Speisebreis im Magen wird durch Prym bestätigt; er fand, daß
die Peristaltik des Corpus ventriculi die verflüssigten Massen zum Pylorus
treibt, wogegen die festen Brocken im Zentrum liegen bleiben. Auch
Fischl hat beim Menschen deutliche Schichtung des Mageninhaltes nach¬
gewiesen.
Cook fand unter Einfluß der Eiweißfettdiät, daß sich der Be¬
griff der Motilitätsstörung nicht mit dem der Dilatation deckt.
Zur Bestimmung der letzteren ist die Hechtsdistanz (Ueberschreitung
der Mittellinie nach rechts) von größerem Werte als der Stand der
großen Kurvatur. Müller und Saxl erklären die Erweiterung
des Magens durch Umschichtung der Muskulatur, nicht durch Ver¬
längerung der muskulären Elemente. Dadurch setzt der Magen
seiner Ueberdehnung einen erheblichen Widerstand entgegen, der
bei Vagusdurchschneidung wegfällt. Die Atonie ist demnach als
Störung des Umschichtungsvorgange.s auf dem Wege des Vagus
Gastroptose.
Sanduhr¬
magen.
Motorische
Tätigkeit des
Magens.
Dilatation
und Atonie
des Magen*
250
Lorenz.
Dilatation
und Atonie
des Magens.
Postoperative
Magen¬
erweiterung.
anzusehen. Gr ödel III. beschreibt die röntgenologischen Form Ver¬
änderungen der Magenektasie. Er spricht von einer atonischen Magen¬
ektasie und von einer Belastungsatonie. Der absteigende Teil des Magens
ist bei der atonischen Ektasie in der Mitte eingeschnürt: der obere
Teil enthält die Magenblase, der untere, kaudalwärts sich erweiternd,
den Speisebrei. Bei der Belastungsektasie findet sich außerdem ein
besonderer Tiefstand des Magens mit Pyloroptose. Short schildert
die Symptome und Behandlungsweise einer eigenen Form von un¬
gewöhnlicher Magenausdehnung bei Leuten mit schlechten Zähnen
und anhaltendem Stehen nach den Mahlzeiten. Diese klagen über
Völle, Uebelkeit und Erbrechen, anfallsweisen Schmerz, Herzklopfen
und Ohnmachtsanwandlungen. Dabei besteht hartnäckige Verstopfung.
Die allgemeine Schwäche und Neurasthenie dabei sind häufiger
Folgezustände als Ursache. Die Behandlung besteht in möglichster
Ruhestellung des Magens durch Nährklistiere und dreiwöchentliche
Bettruhe; sehr langsam Uebergang zu flüssiger Nahrung, zu Fleisch¬
püree etc. Vor Verlassen des Bettes wird eine Pelotte oberhalb des
Schambeins angelegt. Zweig hat 2 Fälle von intermittierender
Gastrektasie beobachtet, welche in Perioden von einigen Wochen
oder Monaten die typischen Symptome einer akuten Mageninsuffizienz
darboten. Die Erkrankung wird auf eine spastische Kontraktion
des Pylorus zurückgeführt. Haläsz fand bei verschiedenen Formen
von Magenerweiterung, insbesondere bei Karzinom, alimentäre Lak-
tosurie, und zwar schon nach Aufnahme von 120 g Milchzucker im
nüchternen Zustand, wogegen bei normalem Magen auch auf 150 g
noch keine Ausscheidung erfolgt. Roussel sah eine akute Gastr¬
ektasie im Anschluß an eine Frühgeburt bei einer Patientin, die eben
Typhus überstanden hatte. — Ueber postoperative Formen
der akuten Magenerweiterung liegen mehrere Be-
obachtungen vor. In der Regel findet sich ein Duodenum¬
verschluß vor, doch sind die Ansichten darüber, ob dieser als
primär oder sekundär anzusehen ist, geteilt. Lichtenstein
und Kayser halten die Magenerweiterung für das Primäre und
fassen die Erkrankung als eine, wahrscheinlich durch Narkose¬
wirkung entstandene, akute Magenlähmung auf, wogegen Albrecht
feststellte, daß zwar zum Duodenalverschluß verschiedene Momente
Zusammenwirken, daß aber stets eine straffe Spannung des Mesen¬
teriums parallel der Wirbelsäule gegen das kleine Becken bin vor¬
gefunden wird, welche das Duodenum festklemmt. Gleicher Ansicht
ist Borchardt, der die Erkrankung bei einem 17jährigen Mädchen
nach rechtseitiger Nephropexie beobachtete. Magere Menschen mit
Krankheiten der Verdauungsorgane.
251
allgemeiner Enteroptose sollen prädisponiert sein. Zur Therapie
sind regelmäßige gründliche Magenentleerungen von wesentlicher
Bedeutung. Landau hat in einem Fall von Duodenalileus durch
Bauchlage rasche Heilung unter Gasaustritt aus Mund und Rektum
erzielt. Das Auftreten gastrischer und intestinaler Tetanie
bei der Magenerweiterung erklärt Durand, der 4 Fälle
mitteilt, durch Autointoxikation; die Kuß maul-Fl ein ersehe
Ansicht von der Eindickung des Blutes konnte durch die Nutzlosig¬
keit von Wasser- und Serumzufuhr widerlegt werden. Bei einem
Tetaniefall nach Pylorospasmus mit hochgradiger Magenerweiterung
erzielte Brucks Heilung durch Gastroenterostomie. Die Krämpfe
verschwanden sofort, das Bewußtsein kehrte am zweiten Tage
wieder. Ewald und Witte beobachteten akutes Auftreten von
choreatischen Bewegungsstörungen in einem Fall von Stauung des
Mageninhalts mit fauliger Zersetzung bei Ulkusstenose des Pylorus.
Die Chorea wird als autotoxisch angesprochen. Besserung durch
Magenspülung, operative Heilung.
Die Giftigkeit pathologischen Mageninhalts hat Borri experi¬
mentell erwiesen. Während Injektion des Spülwassers eines normalen
Magens in die Schenkelvene des Kaninchens nur mäßige Giftigkeit besitzt,
ist letztere bei gastrischen Krisen, insbesondere bei Gastroxynsis außer¬
ordentlich gesteigert. Es besteht eine konstante Beziehung zwischen
Motilitätsstörung und Toxizität des Mageninhalts.
Zur Aetiologie der gutartigen Pylorusstenosen teilt Wen-
d e 1 einen Fall mit, in welchem ein heftiger Schlag mit einer Brech¬
stange gegen den Pylorus eines 30jährigen gesunden Mannes die
Stenose hervorrief; Heilung durch Gastroenterostomie. Als diffe¬
rentialdiagnostisches Moment zwischen gutartiger Pylorusstenose
und Gallensteinkolik, welche beide periodische Schmerzattacken her-
vorrufen, hält Einhorn den Nachweis stagnierender Speisereste im
nüchternen Zustand für maßgebend, sowie die Beobachtung, daß
das Erbrechen Erleichterung verschafft, was es bei der Gallenstein¬
erkrankung nicht tut. Wichtig ist die Palpation des Pylorus, die
nach Hausmann in 18% der normalen Fälle (gegenüber 1% der
früheren Angaben) mit einer von ihm geschilderten Technik der
tiefen Palpation gelingt. Auch die normale große Kurvatur ist in
25% tastbar. Während diese am palpierenden Finger vorbeistreift,
ist ein exspiratorisches Gurren zu fühlen und zu hören. Die kon¬
genitale hypertrophische Pylorusstenose wurde in 3Fällen
vou Oarpenter histologisch studiert. Die Erkrankung ist auf die
Pylorusgegend beschränkt, erstreckt sich aber auf alle Muskel-
Gastrische
und intestinale
Tetanie.
Giftigkeit
des Magen¬
inhalts.
Pylorus¬
stenose.
252
Lorenz.
Kongenitale schichten und das Bindegewebe. Für die klinische Diagnose ist
Pylorus- der äußerlich tastbare Tumor von Wert, aber nicht immer auffind¬
bar. Wegen der wenig ermutigenden chirurgischen Therapie wird
auf rationelle Diät (Carpenter,Ibrahi m), häufige Magenspülungen
und Antispasmodica der Hauptwert gelegt. Zwar sprechen Dufour
und Fred et über gute Erfolge durch Pyloroplastik, doch erwähnt
Voivnius des Sarwonat dabei 50°, o Todesfälle. Die Entstehung desVolvulus
Magens. des Magens durch Drehung um seine Achse wird von Severe an u
und Gomolu beschrieben. Sie tritt bei disponierten Individuen
nach reichlichen Mahlzeiten, insbesondere großer Flüssigkeitsauf-
nahme auf. Man findet dabei Füllung des Magens bei gleichzeitiger
Undurchgängigkeit der Kardia für den Magenschlauch. Es gibt
außer der akuten noch eine subakute, weniger stürmisch verlaufende
Form. Hermes beschreibt einen Volvulus des peripherischen Teiles
eines Sanduhrmagens; er war wie gewöhnlich in isoperistaltischer
Super- Richtung entstanden. — Supersekretion von Magensaft findet
Sekretion. 8 j c h nicht nur bei Perazidität, sondern auch bei normalen Säure¬
verhältnissen. Diese ist nach Pfannenstiel in den meisten Fällen
auf einen chronisch-irritativen Katarrh zurückzuführen; häufig durch
Kaffee oder Tabakmißbrauch, Ozäna oder langen Gebrauch von
Medikamenten. Bei Abwesenheit motorischer Insuffizienz erfordert
die Supersekretion keine besonderen therapeutischen Maßnahmen
außer der Behebung der ursächlichen Momente. Wolpe fand wäh¬
rend der Menstruation Supersekretion mit Perazidität, welche bei
ulkuskranken Frauen zu dieser Zeit Blutungen hervorrufen kann.
Rheinboldt hat nach Pawlowscher Methode durch Kochsalz¬
wässer eine starke Magensaftsekretion beobachtet. Diese Wirkung
kommt allen Kochsalzquellen gemeinsam zu. Cohnheim und
Dreyfus haben am Duodenalfistelhund erwiesen, daß vom Darm
aus typische sekretorische und motorische Störungen des Magens
Perazidität ausgelöst werden können. Jukawa hat durch Adrenalin sowohl
bei interner als intravenöser Anwendung in Fällen, in denen
überhaupt Säure produziert wurde, "Vermehrung der Ausschei¬
dung gesehen. Bei Achylie und Karzinom blieb daher die Wir¬
kung aus. Zur Therapie der Perazidität hält sich Baläsz
auch ohne Pylorusstenose zur Gastroenterostomie berechtigt; er
fand in 3 Fällen entschiedene Besserung dadurch, daß sich Galle
und Pankreassaft in den Magen ergoß und die Perazidität behob.
Herabsetzung — Herabsetzung der Säuresekretion haben Winternit«
der Sekretion, und Petri durch Wasserstoffsuperoxyd in °|oigen Lösungen be¬
obachtet; selbst bei Perazidität kann sie auf verschwindend kleine
t
Krankheiten der Verdauungsorgane.
253
MeDgen herabgedrückt werden. Besonders hat das Magnesium-
perhydrol (3mal täglich 2 Tabletten k 0,5 g des 25°/oigen Präparates)
bei Peraziditätsbeschwerden gute Dienste geleistet. R o d a r i hat
die wichtige Beobachtung gemacht, daß Medikamente, welche
auf die normale Magenschleimhaut als Sekretionserreger wirken,
auf die entzündete hemmend einwirken, wie: Wismut, Albargin,
Protargol, Eskalin. Man muß demnach bei funktionellen Sekretions¬
steigerungen anders Vorgehen als bei entzündlichen. Oel wirkt nach
Munson, vor dem Probefrühstück genommen, sekretionshemmend,
nach dem Frühstück wird nur der Höhepunkt der Verdauung ver¬
zögert. Bei Perazidität ist es also vor dem Essen zu nehmen
und hat einen entschiedenen therapeutischen Wert, wirkt aber nur
temporär. Rütimeyer fand in 75 Fällen die Herabsetzung der
Säuresekretion durch die Oelkur allerdings nicht regelmäßig und
vergänglich, lobt aber die krampfstillende Wirkung. Eumydrin
übt in Dosen von 1—2 */* mg 3mal täglich einen hemmenden Einfluß
auf die motorische und sekretorische Magenfunktion aus (Massini)
und behebt schmerzhafte Pyloruskrämpfe (Austerlitz). Neuerliche
Untersuchungen am Magenfistelhund von London und Polow-
zowa haben ergeben, daß der Verdauungsprozeß bei mittlerer
Menge des Mageninhaltes nur an der Peripherie vor sich geht;
maximale Nahrungsmengen verlangsamen die motorische wie die
Verdauungstätigkeit des Magens. Von den Verdauungsprodukten
des Fleisches, Hühnereiweißes und Brotes wird vom Hundemagen
nichts resorbiert; übrigens geht immer ein gewisser Prozentsatz der
Nahrung von der Magenverdauung unverändert in den Darm ab.
Falta bespricht die Wichtigkeit der Magenverdauung für die Ei¬
weißausnutzung; sie bezweckt in erster Linie die Lösung und De¬
naturierung des Eiweißes. Bei Ausschaltung des Magens beträgt
der Resorptionsverlust für Ovalbumin bis 83°/o. Das optimale Ver¬
hältnis zwischen Pepsin und Säure ist nach Länderer kein festes.
Bei geringen Pepsinwerten scheint auch geringe Säurekonzentration
die beste Verdauung zu liefern. Alb. Müller hat gefunden, daß
die Pepsinverdauung der Eiweißkörper nur von dem wahren Säure¬
gehalt der H-Ionenkonzentration abhängig ist, daher ihr Säureopti¬
mum eine breite Zone darstellt.
Während vorübergehende Achylien in der Regel als funk¬
tionelle Störungen anzusehen sind, halten Faber und Lange jede
länger dauernde Achylie durch eine chronische Gastritis verursacht,
gleichgültig, ob sie als Acbylia simplex oder im Anschluß an perni¬
ziöse Anämie oder Karzinom auftritt. Hecht beschreibt eine eigen-
Verdauung
und
Resorption.
Achylie
254
Lorenz.
Achyl ie.
Nervöse
Dyspepsie.
Kumination.
IMile^monöse
Gastritis.
artige Form von Achylia gastrica im Kindesalter, deren Haupt¬
symptom chronische Diarrhöen bilden. Graul beobachtete neben
Achylie akute zirkumskripte Oedeme und Pemphigus. Alle diese
Störungen sieht er als Teilerscheinungen einer angeborenen univer¬
sellen Asthenie an.
Das Krankheitsbild der nervösen Dyspepsie ist sehr
variabel. Hutchinson gibt auf Grund einer sehr schematischen
Einteilung der funktionellen Dyspepsie die Behandlungsweise für
die verschiedenen Formen an. D r e y f u s bespricht die nervöse
Dyspepsie und macht insbesondere auf die Häufigkeit der psy¬
chischen Störungen aufmerksam, welche in der Aetiologie sogar
an erster Stelle stehen. Während der Menstruation beobachtete
PIönies in 83°/o von 450 Frauen Magenerscheinungen, welche
als die Folge eines erhöhten Reizzustandes einer bereits vorher
vorhandenen Magenläsion anzusehen sind. Hirsch beschreibt
eine Form von nervöser Dyspepsie bei Masturbanten, welche die
Symptome eines Ulkus macht, auch vielfach damit verwechselt
wird. Die Ulkuskur hat {keinen Erfolg. Siegmund sah in
einem solchen Falle durch Behandlung der Nase nach Flieli
Heilung. Die in der Literatur veröffentlichten Fälle von Rumi-
nation lassen sich nach Bruegel in einen angeborenen und einen
erworbenen Meryzismus trennen. Der von Bruegel beobachtete
Fall gehörte der zweiten Form an und war durch Spasmus eines
durch allzu große Bissen gereizten Oesophagus bedingt. Schilling
macht darauf aufmerksam, die Behandlung der Rumination sehr
frühzeitig mit aller Energie zu betreiben, da sie bei alten Rumi¬
nanten vergeblich sei.
Die phlegmonöse Gastritis ist in ihrer Aetiologie nicht
einheitlich. Hall und Simpson beschreiben einen Fall, der von
der Mundhöhle aus nach Extraktion mehrerer Zähne, wahrschein¬
lich infolge einer Stomatitis, entstanden war. Die gesamte Magen¬
wand war, am stärksten unter der Muskularis, kleinzellig infiltriert
und enthielt Streptokokken. Nebenher war ein toxisches Exanthem
am ganzen Körper aufgetreten. Auf die Entstehung von Magen¬
katarrh durch verschluckten Eiter aus der Nase und ihren Nebenhöhlen
macht Hecht aufmerksam. Auch Pneumokokken können primär oder
sekundär phlegmonöse Gastritiden hervorrufen. Münter beschreibt
einen solchen Fall, der unter Fieber, Hämatemesis und Ikterus letal
verlief. Einen Abszeß in der Pylorusgegend nach zirkumskripter
Magenphlegmone teilt Bovce mit. Operative Heilung. Jonnesco
und Groß mann haben einen Fall von Linitis plast ica beob-
Krankheiten der Verdauungsorgane.
255
achtet, der unter den Erscheinungen einer chronischen Gastritis ver¬
lief. Der Obduktionsbefund ergab enorme Verdickung der Sub-
mukosa mit reichlicher Entwicklung des elastischen Gewebes. Die
Linitis plastica ist daher nicht als Neubildung, sondern als entzünd¬
licher Prozeß aufzufassen.
Poncet hält an seiner Annahme der tuberkulösen Natur
mancher Pylorusstenosen auch ohne direkten Nachweis des spezi¬
fischen Charakters fest. Es handle sich dabei um eine abge¬
schwächte Form der Tuberkuloseinfektion, obgleich eine solche Ver¬
allgemeinerung von verschiedenen Seiten abgelehnt wurde. Barchasch
teilt 2 Fälle von sekundärer Pylorustuberkulose mit; in dem ersten
erwies sich eine anscheinend einfache Narbenstenose tuberkulös,
in dem anderen fand sich ein Solitärtuberkel neben Karzinom.
H o 1 z m a n n sah eine Magentuberkulo3e mit zahlreichen Ulcera
als Teilerscheinung einer Miliartuberkulose und 3 Fälle von Magen¬
geschwüren mit typischem Bau und riesenzellenhaltigen Tuber¬
keln bei chronischer Lungen und Darmtuberkulose. Brunner
bespricht die Vorteile der Gastroenterostomie bei Magentuberkulose.
Lion empfiehlt Wismut gegen das Erbrechen der Tuberkulösen
1 Stunde vor dem Frühstück 20 g in 2 Glas Wasser auf einmal
oder in 2—3 Partien zu nehmen.
Die experimentelle Erzeugung des typischen Ulcus ventriculi
gelingt nach Clairmont auch heute noch nicht. Alle experimentellen
Defekte zeigen eine starke Tendenz zur Heilung. Z i r o n i hat übrigens
nach Vagusresektion unterhalb des Zwerchfells Magengeschwüre er¬
zielen können. Anämie war zu ihrem Zustandekommen von förderndem
Einfluß, allein aber nicht ausreichend. Bei Meerschweinchen hat Stern¬
berg durch starken Alkohol oder Fuselöl Magengeschwüre hervor¬
gerufen, was bei Kaninchen nicht gelang. Bolton hat eine für die
Aetiologie des Magengeschwürs interessante Entdeckung gemacht.
Er hat aus Magenschleimhaut ein gastrotoxisches Serum dargestellt,
welches nekrotische Stellen erzeugt, die unter Mitwirkung deä
sauren Magensaftes zu Geschwüren werden. Sie führten entweder
rasch zur Perforation oder heilten rasch. Als wichtiges Merkmal
für Magengeschwür hält Borgbjärg die kontinuierliche Super¬
sekretion. Im allgemeinen werden von ihm folgende diagnostische
Sätze aufgestellt: Besteht 12 Stunden nach dem Abendessen Stag¬
nation mikroskopischer Art, so ist Ulkus oder Karzinom oder chro¬
nische Gastritis möglich; ist außer dieser noch im nüchternen Zu¬
stand salzsaures Sekret vorhanden, so ist Ulkus wahrscheinlich:
besteht daneben noch eine makroskopische Stauung, so ist Ulkus
Linitis
plastica.
Tuberkulose
des Magens.
Ulcus
ventriculi:
Aetiologie,
Diagnose,
256
Lorenz.
Ulcus
ventriculi:
Diagnose,
Druck¬
schmerz.
Ulkuskur.
sicher vorhanden. Bönniger verwendet zur Diagnose des Magen¬
geschwürs den Schmerz, den die Salzsäure in dem ulkuskranken
Magen hervorruft. Er führt 100—200 ccm Zehntelnormalsalzsänre
durch den Magenschlauch ein, die er durch Streichen und Schütteln
mit allen Teilen der Schleimhaut in Berührung bringt. Fehlen von
Schmerz spricht gegen Ulkus. Der anftretende Schmerz kann durch
Trinken von Milch gleich wieder behoben werden. J. E. Schmidt
hat durch Studien an sich und an Magenfistelkranken konstatiert,
daß eine direkte, spezifische Schmerzempfindung der Magennerven
gegenüber hohen Salzsäurewerten nicht besteht. Jonas hat am
Röntgenschirm nachgewiesen, daß in einer Reihe der Fälle der
epigastrische Druckpunkt beim Stehen außerhalb des
Magens fällt; in einer anderen Reihe zwar in den Magen fällt, aber
passive Bewegungen nicht mitmacht, wogegen z. B. der Druck¬
schmerz eines durch Karzinom oder Perigastritis erzeugten Sanduhr¬
magens dem Magen selbst angehört. Da das eigentliche Früh-
stadium des Ulcus ventriculi schwer zu diagnostizieren ist, da ins¬
besondere viele dieser Fälle ohne Blutung verlaufen, soll nach
Cheney schon auf einzelne Ulkussymptome hin eine typische Kur
eingeleitet werden, v. Tabora verwendet nach einigen Mißerfolgen
bei der Lenhartzschen Kur wieder die Leube-Ziemssensche
Methode in modifizierter Form, bei welcher Milch mit Sahne eine
große Rolle spielt. Bei Hypersekretion hat er von regelmäßigen,
bis 10 Wochen lang durchgeführten Atropininjektionen gute Erfolge
zu verzeichnen. Zur Behebung der Mängel der beiden gebräuch¬
lichen, in ihren Diätvorschriften so sehr divergierenden Methoden
schlägt Elsner eine vermittelnde Ernährungsweise vor, in welcher
in den ersten Tagen Milch und Hygiama im Vordergrund stehen;
vom 6. Tage ab gibt er Eier, Sahne oder Butter und Zwieback.
Schabfleisch wird vermieden, um den Nachweis von okkulten Blu¬
tungen nicht zu vereiteln. Ewald hält die ausschließliche Ernäh¬
rung per rectum so lange aufrecht, als Nahrungszufuhr noch Schmerzen
macht, was 4—6 Tage dauern kann; dann gibt er Miloh durch
4 Tage von 250 g rasch auf 2 Liter steigend, dann Ei, Ende der
ersten Woche Schabfleisch und Brei, dann rasche Steigerung der
Kost; am 15. Tage schon 2300 Kalorien. Kühn verwendet eine
Kombination der Leubeschen und Lenhartzschen Vorschriften.
Statt Wismut empfiehlt er Eskalin 8—10 mg Morgens, dessen blut¬
stillende Wirkung von Vorteil ist. W. Sternberg gibt für die
Ulkusbehandlung rationelle Kostvorschriften. Zur Oelkur empfiehlt
Köhler Gelatinekapseln k 3 g, täglich 6—10 Stück. In Verfolgung
Krankheiten der Verdauungsorgane.
257
der Theorie, daß der Magenschleimhaut beim Ulcus ein de norma
vorhandener Stoff fehlt, der sie vor Selbstverdauung schützt, hat
Katzenstein mit Antipepsin Versuche angestellt und gute Erfolge
erzielt. Clairmont veröffentlicht aus der v. Eiselsbergschen
Klinik in 67 °| 0 der Fälle günstige Resultate der Gastroentero»
Stornie. Besonders günstig wurden die in der Nähe des Pylorus
sitzenden Geschwüre beeinflußt. Leech rät vom Standpunkt des
Internisten die Gastroenterostomie bei allen gutartigen Prozessen
auszuführen, in denen die interne Behandlung versagt; bei bösartigen
ist der Dauererfolg leider gering. Herrschell hat Besserung
von Magenadhäsionen nach Ulcus durch Fibrolysinbehandlung
gesehen. — Bei Magenblutungen älterer Individuen ist auoh an
Arteriosklerose des Magens zu denken. Miliaraneurysmen und
direkte Magengeschwüre sind nach v. Lewin ihre Ursache. Des¬
gleichen können auch Gastralgien und die pseudogastralgische Form
der Angina pectoris älterer Leute von Magenarteriosklerose verur¬
sacht sein. Buday beobachtete einen Fall von rektalem Blutabgang,
in welchem die Obduktion bei mäßiger allgemeiner Arteriosklerose
eine hochgradige Sklerose der Magenarterien ergab.
Karzinomentwicklung auf der Basis eines Ulcus sah Hagen
in mehr als ’/» seiner Fälle. Das Ulcus carcinosum hat gewöhn¬
lich seinen Sitz in der Regio pylorica. Alexander beschreibt
die Entstehung von Karzinom auf dem Boden einer Achylie, die 6,
erwiesenermaßen 3 Jahre gedauert hatte. Im Anschluß an diesen
Befund weist Boas darauf hin, daß er Fälle von Gastritis kennt,
die nach jahrelangem Verlauf einen malignen Ausgang nahmen.
Holzknecht und Jonas geben eine praktische Anleitung zur
röntgenologischen Diagnostik der Abdominaltumoren, insbesondere
zur Frühdiagnose des Karzinoms. Füllungsdefekte nach größeren
Dosen von Wismutbrei lassen palpable, aber auch nicht palpable
Tumoren des Magens erkennen. Durch Nichtgehobenwerden beim
Baucheinziehen lassen sich Tumoren der Bauchwand unterscheiden,
umgekehrt Verwachsungen mit ihr ausschließen* Extraventriku¬
läre Tumoren sind durch Veränderung der Form und Lage des
Magens zu erkennnen u. s. w. Als Frühsymptom des Magen¬
karzinoms teilt Przewalski das Auftreten einer Verengerung der
mittleren Interkostalräume der rechten Thoraxseite mit, die er
als Reflexkontraktur vom rechten Vagus aus ansieht. Pfannen¬
stiel hält für die Diagnose des Magenkrebses die Symptome
der motorischen Insuffizienz für die wichtigsten neben den an¬
deren Zeichen, jedoch Geschwürsymptome (Blut, Eiter) erst für
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 17
Gastroentero¬
stomie
Fibrolysin¬
behandlung.
Arterio¬
sklerose
des M&geus.
Magen¬
karzinom :
Diagnose.
258
Loren«.
Diagnose beweisend. Baiscb weist auf die frühzeitige Verminderung
<ies Magen- £ er p er jstaltik beim Magenkarzinom hin. Zur Frühdiagnose haben
ferner Neubauer und Fischer eine neue Reaktion angegeben:
Der Karzinommagensaft spaltet infolge seines Gehaltes eines durch
den Krebs ausgeschiedenen Fermentes im Gegensatz zum normalen
Magensaft Peptide ab. Neubauer und Fischer benutzen nun syn¬
thetisch dargestellte Tryptophanpeptide, die im Bromdampf durch
Rotfarbung die Spaltung anzeigen. Witte bestätigt den Wert der
Saiomonsche Salomonschen Probe. Er fand beim Magenkarzinom großen Ei-
Probe ’ weißgehalt ( l /i —l’/a pro Mille Esbach) und erhöhten Stickstoffgehalt
des Waschwassers vom nüchternen Magen. Als Grenzwert gibt er
an: flockigen Niederschlag mit dem Esbachschen Reagens und
20—SOmgN (Kjehldahl) in 100 ccm. Nach Pribram und Salo-
mon kann man auch im Mageninhalt nach Probefrühstück das von
der Wandfläche sezernierte Körpereiweiß durch Versetzung des
Magensaftes mit Menschenpräzipitin 1:1000—2000 nachweisen.
proteolytisches H. Fischer fand im Karzinommagensaft reichliche Endprodukte der
t ei ment, hydrolytischen Eiweißspaltung (Leuzin, Tyrosin), deren Entstehen
auf das Vorhandensein eines vom Karzinom gebildeten proteo¬
lytischen Ferments zurückgeführt wird. Grafe und Röhmer
Hämolytische haben den Magensaft auf hämolytische Eigenschaften untersucht.
^ lie^Mage» 6n na °h Probefrühstück gewonnene alkalisch gemachte Magensaft
safte», enthält im Aetherextrakt Hämolysin, und zwar bei Karzinom stets,
bei anderen Erkrankungen dann, wenn Pankreas- oder Darmsaft in
den Magen zurückgeflossen war (z. B. bei Gastroptose). Für die
Karzinomdiagnose hat diese Reaktion nur dann Wert, wenn die er¬
wähnte Fehlerquelle durch quantitative Trypsinbestimmung ausge-
Berum- schaltet wird. Rosenbaum hat die Kellingsche Serumdia-
ihagnostik, g^ostik, die darauf beruht, daß von Krebskranken mehr eines
bestimmten Tierblutes gelöst wird als von Normalen und anderen
Kranken, nachgeprüft; er bespricht die Mängel dieser Methode, er¬
achtet sie aber doch bei positivem Ausschlag für die Krebsdiagnose
Verdauungs- verwertbar. Baradulin benutzt die Verdauungsleukozytose zur
leukozytose, Differential diagnose zwischen Ulcus und Karzinom. Ueber den
Milchsäure- diagnostischen Wert der langen Boas-Opplerschen Bazillen hat
baziii.ii, Frieker Untersuchungen angestellt. Diese von ihm zur Gattung
Leptothrix gerechneten Bazillen sind die Erreger der Milchsäure¬
gärung im stagnierenden säurearmen Mageninhalt. Im allgemeinen
werden diese im Magen bei normaler Motilität nicht angereichert,
daher berechtigt ihre Vermehrung die Diagnose des Zusammen¬
treffens von verminderter Säureproduktion und Herabsetzung des Ent-
Krankheiten der Verdauungsorgane.
259
leerungsvermögens, was am häufigsten beim Karzinom zutrifft. Nach
Latzei wachsen diese am besten bei einem mäßigen Milchsäure¬
gehalt des Magensaftes, der die Entwicklung anderer Bakterien
hemmt. Bodella sucht die Identität des Boas-Opplerschen Ba¬
cillus, des Acidophilus und Bifidus zu erweisen. Ihr Vorkommen
ist insofern von Wichtigkeit, als man die Diagnose der Milchsäure¬
gärung schon aus kleinsten Magensaftmengen stellen kann; im
übrigen beweisen sie nicht mehr als die Milchsäure selbst. In
Fällen, in denen die Ausheberung nicht möglich war, hat Sand¬
berg die langen Bazillen in den Fäzes durch Züchtung in Nähr¬
böden mit milchsaurem Magensaft nachgewiesen. Schnitzler be¬
schreibt ein geradezu typisches Auftreten von Metastasen im Metastasen,
obersten Teil des Bektums nach Magenkarzinom. Diese rufen oft
schon vor den Symptomen des primären Tumors Stenosenerschei¬
nungen hervor. — Das primäre Magensarkom ist selten. Magensarkom.
Staehelin hat 88 Fälle aus der Literatur zusammengestellt. Seine
klinischen Symptome sind verschieden und von jenen des Karzinoms
kaum zu unterscheiden. Im allgemeinen zeigt es eine geringere
Malignität als das Karzinom, doch ist das Bundzellensarkom wegen
der bösartigen Metastasen gefürchtet. Das Lymphosarkom bietet
für die Operation die günstigsten Verhältnisse.
Simmonds hat ein Lymphosarkom der großen Kurvatur, Bircher
ein reines, sehr zellreiches Fibrom des Magens beschrieben. Wegele
sah ausgebreitete Polypenwucherung an derMagenschleim-
haut, welche sich nach einem chronischen Katarrh entwickelt hatte.
Bei jeder Magensondierung blieben Stücke im Magenschlauch haften.
Die Gastroenterostomie besserte die Beschwerden, nicht aber die Blutungen.
— Harvie fand bei einem 7jährigen Mädchen ein Trichobezoar, das
die ganze Konfiguration des Magens angenommen hatte, Junghans
beschreibt ein solches von 21 cm Länge und 600 g Schwere. — May
beobachtete eine bisher noch nicht beschriebene bohnengroße Zyste mit
Bilharziaeiern in der Magenwand. Der Kranke starb unter Intoxika¬
tionserscheinungen.
Polypen-
bildung an
der Magen¬
schleimhaut.
Trichobezoar.
ßilharzia'
zyste.
Darm. Beim Ulcus duodeni besteht nach Pewsners uicus duodeni.
Untersuchungen nicht selten Hypersekretion des Magens, trotzdem
seine motorische Leistungsfähigkeit nicht gestört zu sein braucht.
Das Duodenalulcus ist wegen der Häufigkeit der Perforation ge¬
fährlicher als das des Magens. Diagnostisch ist der Nachweis einer
Magenerweiterung durch narbige Verengerung oder Pylorospasmus
von Wert (Mitchell, Broadbent). L. Kuttner hat 2 Fälle von
Duodenalulcus (bei einem Säugling und einem 4jährigen Kinde) be-
260
Lorenz.
Glykosurie
bei Duodenal-
veriitzung.
Pneuinatosis
cystoides
intestinorum.
Ulcus jejuni.
Dtlnndarm-
ptosis.
Darm¬
peristaltik.
Arzneiinittel-
wirkung auf
die Peristaltik
Peristaltik-
Hormon.
obachtet, die teils peptischer, teils urämischer Natur waren. Zak
hat bei Vergiftung mit ätzenden Substanzen Glykosurie
gesehen, die er mit einer Läsion des Duodenums in Zusammenhang
bringt. Eicbler und Silbergleit haben experimentell durch Ver¬
ätzungen und Verschorfungen der Duodenalschleimhaut Glykosurie
erzeugen können.
Bei einem an Duodenalgeschwür Gestorbenen fand Gröndahl eine
Unmenge von Gaszysten unterhalb der Serosa und Submukosa des unteren
lleums und des Zwerchfells, die mit dem Lymphsystem in Zusammenhang
waren. Die Ursache war Ansiedlung eines gasbildenden, nicht pathogenen
Mikroorganismus im Lymphsystem. Gröndahl nennt diese Erkrankung
Pneumatosis cystoides intestinorum.
Schostak berichtet über 4 Fälle von Jejunalulcus nach
Gastroenterostomie, von denen in der Literatur 35 bekannt sind.
Er glaubt, daß es häufiger bei der vorderen Gastroenterostomie als
bei der hinteren vorkommt. Einen Fall von Dünndarmptosis be¬
schreibt Simmonds. Bei einem Mann war, wahrscheinlich durch
Schnürwirkung in der Nabelgegend, Magen und Kolon nach oben,
der schlaffe Dünndarm nach abwärts gedrängt. Klinische Erschei¬
nungen waren nicht bekannt. Die Darmbewegungen des Men¬
schen wurden von Hertz am Röntgenschirm mit dem Wismutver¬
fahren studiert. 30 — 60 g Wismutkarbonat, nüchtern genommen,
gelangen nach ‘/* Stunde ins Duodenum und erreichen in 3 bis
5 '/* Stunden das Zökum. Der Durchgang durch den Dickdarm ist
weit träger, nämlich über 7 Stunden. An dem Reflex der Stuhlentleerung
nimmt das ganze Kolon teil, das durch die Bauchpresse nach ab¬
wärts geschoben wird. Ueber die Bewegungsvorgänge am Blind¬
darm hat Basler bei Ratten nach Grützners Methode mit ge¬
färbten Nahrungsmitteln gefunden, daß der Blinddarm niemals leer
ist und sich erst dann entleert, wenn neue Nahrungsmittel den
Dünndarm passiert haben, daß er also eine Art Reservoir für die
Nahrungsmittel darstellt. Magnus hat mit Hilfe des Wismut-Röntgen-
verfahrens die Wirkung verschiedener Arzneimittel auf die
Darmbewegung des Hundes und der Katze studiert. Die bekannte
Darmwirkung des Morphiums und Opiums wird durch Verzögerung
der Magenentleerung infolge einer langdauernden Kontraktion der
Magenmitte (Sphincter antri pylorici) hervorgerufen. Die Dick¬
darmbewegung wird durch Opium nicht beeinflußt. Rizinusöl be¬
wirkt eine beträchtliche Erregung der Dünndarmperistaltik, nicht
der des Dickdarms, dagegen hat Sennainfus wieder nur auf das
Kolon Einfluß. Zuelzer hat in Analogie zum Sekretin-Hormon
Krankheiten der Verdauungsorgane.
261
für die Pankreassekretion aus der Magenschleimhaut ein sogen. Peri¬
staltik-Hormon gewonnen, das vom Wege der Blutbahn aus eine
energische Peristaltik vom Duodenum bis zum Rektum hervorruft.
In 2Fällen von postoperativem Darmverschluß beobachtete
Bunge Spasmus des ganzen Dickdarms mit Ausnahme des Zökums mit
schwerem Meteorismus und Ileuserscheinungen. Bei rechtzeitiger
Diagnose noch vor dem Meteorismus kann der Spasmus durch Opium
mit Belladonna zum Schwinden gebracht werden. Abführmittel sind
kontraindiziert. Franke hält diesen Spasmus für eine traumatische
Darmneurose und glaubt, die direkte Ursache dafür in der Medi¬
kation von Physostigmin zu sehen, wie er in 2 Fällen beobachtet
hat. Ueber Ileus ist von Wilms eine ausführliche Monographie
erschienen. Nach Vogel können Traumen durch die peritonealen
Adhäsionen, die sie hervorrufen, zur Ursache von späterer Ver¬
stopfung und auch Ileus werden. Bei unvollkommenem Darinver¬
schluß macht Mathieu auf ein wenig gekanntes Symptom aufmerk¬
sam, das periumbilikale Plätschergeräusch mit seitlich abhängiger
Dämpfung. Es ist bei Stenosen der Ileozökalgegend am deut¬
lichsten und schon vor dem Meteorismus nachzuweisen.
Zur Funktionsprüfung des Darmes hat Ad. Schmidt die Ver¬
abfolgung seiner Probekost neuerlich präzisiert und die Ergebnisse
dieser Methode mitgeteilt. Er gibt folgende Vorschrift als allgemeine
Probediät für 2—3 Tage: Morgens */-» Liter Milch (Tee, Kakao mit viel
Milch), eine Semmel (Zwieback, Kakes) mit Butter und ein weiches Ei.
Frühstück: ein Teller Haferschleimsuppe mit Milch gekocht, geseiht
(Mehlsuppe, Porridge). Mittags: 'ji Pfund feingehacktes Rindfleisch
mit Butter leicht überbraten (inwendig roh) und gut passierten Kar¬
toffelbrei. Nachmittags: wie Morgens, aber kein Ei. Abends: Liter
Milch oder ein Teller Haferschleim, eine Semmel mit Butter, ein bis
zwei weiche Eier (Rührei), eventuell kann ferner gestattet werden
etwas Rotwein, etwas Kaffee, Bouillon, gehacktes Kalbfleisch (Abends).
Der Stuhlgang vom 3. Tag wird zur Untersuchung benutzt. Pariser
schlägt vor, bei der Probekost die Milch auszuschalten, weil sie
schon bei Gesunden im Darm ganz unberechenbar wirkt. Ueber
die Fettresorption hat Köster wertvolle Untersuchungen ge¬
macht. Diese erfolgt sehr gut vom Dickdarm aus. Am besten
wird Neutralfett resorbiert. Er empfiehlt per Klysma 40—60 g
Olivenöl mit der gleichen Menge physiologischer Kochsalzlösung unter
Zusatz von l°/oiger Soda. Zur rascheren Resorption Zusatz von
0,3—0,5 g Pankreon. Schlesinger und Neumann haben bei Be¬
nutzung der Schmidtschen Probekost gefunden, daß bei alten
Post-
operativer
Darm-
verSchluß.
Ileus.
Funktions¬
prüfung des
Darms:
Schmidts
Probekost.
Fettresorption
262
Lorenz.
Chronische
Magen-Darm¬
dyspepsie.
Gärungs¬
dyspepsie.
Bedeutung
der Darm-
bakterien.
Therapie des
chronischen
armkatarrhs.
Leuten die Bindegewebsverdauung herabgesetzt ist. Es ist daher
bei diesem der Genuß von halbrohem oder geräuchertem Fleisch ein*
zuschränken.
Unter dem Namen „chronische Magen-Darmdyspepsie“
hat Schütz in einer ausführlichen Studie eine Reihe von Sekre¬
tions- (Resorption s ) und Motilitätsstörungen des Darmes zusammen¬
gestellt und gibt von dieser Erkrankung ein vollständiges Krank¬
heitsbild mit Diagnose, Prognose und Therapie. Einhorn sucht mit
Hilfe seiner „Perlenprobe“ die verschiedenen Verdauungsstörun¬
gen zu diagnostizieren. Er unterscheidet nach seinen Befunden
zwischen Dyspepsia intestinalis universalis, wenn die Verdauungs¬
störung Eiweiß, Kohlehydrate und Fett gleichzeitig betrifft, und
andere spezielle Formen, wenn nur einzelne Nahrungsmittel betroffen
sind. Die Ursache der Gärungsdyspepsie sucht Herrn. Meyer
in einer funktionellen sekretorischen Insuffizienz der Dünndarm¬
drüsen, wobei es im Chymus zu einer übergroßen Entwicklung von
Gärungserregern (Fadenbazillen, Sproßpilze, insbesondere Hefe)
kommt. Häufig sind sekundäre Katarrhe. Zur Therapie ist Ent¬
ziehung der Kohlehydrate, insbesondere Kartoffel, und die in den
Gemüsen enthaltene von Zellhüllen eingeschlossene Stärke nötig.
Adolf Schmidt schließt sich der Ansicht, daß die intestinale
Gärungsdyspepsie als eine selbständige Darmerkrankung aufzu¬
fassen ist, an und legt zu deren Diagnose auf die Anwendung
seiner Probekost großen Wert. Münzer und Delug haben für
das zur Bestimmung der Stuhlgärung gebräuchliche Gärungsröhr¬
chen nach Straßburger Verbesserungen angegeben. Die Bedeu¬
tung der Darmbakterien besteht nach Schottelius in der Vor¬
bereitung der Ingesta zur Resorption, in der Anregung der Peri¬
staltik und in der Ueberwucherung von pathogenen Mikroorganismen.
Straßburger hält eine bestimmte Menge von Bakterien im Darm
für notwendig, die Verdauung zu ermöglichen. Ein übergroßes
Bakterienwachstum jedoch durch Desinfektionsmittel zu bekämpfen,
ist unmöglich; so wird z. B. durch Kalomel eine Zunahme statt
Abnahme der Bakterien beobachtet. Plönies legt der bakteri¬
ziden Funktion des Dünndarms eine große Bedeutung bei, bei
deren Ausfall eine Gefahr für den Wurmfortsatz und die Gallen¬
blase besteht. Die Therapie des chronischen Darmkatarrhs ist
nach v. Aldor auf die Resultate der Ergebnisse der Schmidt-
schen Probekost zu basieren; dabei verwendet er statt rohen
Fleisches gebratenes. Bei langdauerndem Darmkatarrh werden hohe
Eingießungen von heißem Karlsbader Wasser empfohlen. Umber
Krankheiten der Verdauungsorgane.
263
hatte vom Tannyl Smal täglich 1—3g vor der Mahlzeit guten Er¬
folg. Die Tanninwirkung wurde von Frey studiert. Es wird
durch Tannin nur die Schleimabsonderung gehemmt, die Kochsalz¬
ausscheidung und Wa8serresorption jedoch nicht beeinflußt. Kühn
empfiehlt bei chronischen Darmkatarrhen, die in nervös gesteigerter
Peristaltik ihren Grund haben, F o m i t i n, ein aus dem Baumschwamm
erzeugtes Fluidextrakt. Bei Diarrhöen verschiedener Art, ins¬
besondere der tuberkulösen Form, gibt A u z o 1 o sterile Gelatine als
Klysma in Dosen von &—10 g oder intern 10 g. Bei Darm¬
blutungen, insbesondere bei Typhus, hat Michaelis mit sehr
gutem Erfolge heiße 5°/oige Gelatineklistiere von 260 —600 cm a ver¬
wendet, die er unter niederem Druck, am besten bei Erhöhung des
Fußendes des Bettes einlaufen läßt. Bei akuten Darmstörungen Laktobaziiiin
mit ZersetzungsVorgängen des Darminhaltes werden von We- un t d h g r °p*” irt '
gele und Klotz Laktobaziiiinpräparate und die Yoghurtmilch emp¬
fohlen (vergl. S. 26). Wejnert fand bei dieser Behandlung
eine bedeutende Verminderung der Bakterienzahl im Kot, Leva
eine Abnahme der aromatischen Oxysäuren im Harn. Biernacki
fand experimentell Steigerung der Nahrungsausnutzung durch Lakto¬
baziiiin.
Unsere Kenntnis von der Appendizitis wurde nach Appendizitis:
den verschiedenen Richtung hin ausgebaut. Vom ätiologi- Aet,0l0K,e
sehen Standpunkt aus besprach F. Kraus die Beziehungen der
Infektion (insbesondere Streptokokken-) zu den mechanischen Fak¬
toren, welche die weitere Entwicklung der Krankheit mitbestimmen.
Disponierend ist der Lymphatismus (vergl. S. 13 u. 14). No-
wicki bespricht die beiden Haupttheorien der Appendizitispatho¬
genese, die infektiöse und die mechanische (durch Inhaltstauung).
Er schließt sich der ersteren an. Für die familiäre Häufung der
Appendizitisfälle scheint die Ernährungsart von Wichtigkeit zu sein.
Auch Kocher sieht als Ursache des ersten Anfalls weder Beten-
tion noch Kotstein, sondern Infektion an, von welcher wiederum die
intestinale häufiger als die hämatogene sein soll. Desgleichen hält
Wätzold die Bakterieninvasion vom Darm aus (vorwiegend Strepto¬
kokken und Kolibazillen, seltener Staphylokokken und Pneumokokken)
für wichtiger als die hämatogen-embolische Entstehung. Die Häufig¬
keit der Appendizitis im Kindesalter sieht Progulski sowohl in
der enormen Reichhaltigkeit des Wurmfortsatzes an Lymphgewebe
als auch in der Häufigkeit der Darmerkrankungen in der Kindheit
begründet. Von größter Bedeutung sind hier die Infektions¬
krankheiten. Friedjung hält einen Zusammenhang zwischen In-
264
Lorenz.
Appendizitis: fluenza und manchen Perityphlitiserkrankungen der Kinder für mög-
Aetioiogie, j£ c h. Hönck betrachtet die nach Influenzaepidemien gehäuft
auftretenden Wurmfortsatzerkrankungen als Rezidive vorher über¬
standener Erkrankung. Er spricht sich gegen die hämatogene In¬
fektion überhaupt aus. Boese beschreibt einen Fall der seltenen
Form von Staphylokokkenappendizitis, der durch Infektion
mit Staphylococcus pyogenes aureus von einer Impetigo contagiosa
der Finger aus erfolgt war. Hocke hat einen Fall von Perity¬
phlitis typhosa beobachtet, welche gleichzeitig mit Ablauf des
Typhus verschwand und bei dem Rezidiv des ersteren wieder auf¬
trat. Heyde fand bei der appendizitischen Peritonitis in
98°|o der untersuchten Fälle anaerobe Bakterien, teils im Wurm¬
inhalt, teils im Exsudat; und zwar Fäulnisbakterien, solche, die
außerdem gärungserregende Eigenschaften besitzen und reine Gärungs-
erreger, von welchen die letzteren (Buttersäurebazillen) sehr bösartig
sind. Williams sah Appendizitis durch Darmsand, der aus Kal¬
ziumseifen bestand, auftreten. Stieda fand bei einer akuten
Appendizitis einen wirklichen Fremdkörper, ein Stückchen Blei von
der Größe eines Schrotkoms im Wurmfortsatz. Nach Klemm wirkt
ein Kotstein nicht entzündungserregend, doch kann er den Verlauf
einer Appendizitis ungünstig beeinflussen. Ebenso kann Retention
von Inhaltsmassen allein ohne Anwesenheit pathogener Bakterien
Trauma, keine Entzündung hervorrufen (Beitzke). Trauma als ätiologisches
Moment der Appendizitis wird in 1—2 °/o von Brünning angegeben.
Leicht verständlich ist dessen Wirkung bei bereits erkrankter
Appendix oder Anwesenheit eines Kotsteins, aber auch der leere
Wurmfortsatz kann von einer traumatischen Entzündung betroffen
werden. Couteaud beschreibt einen Fall nach einem Trauma, das
bei erschlafften Bauchdecken und kontrahiertem Ileopsoas die rechte
Unterbaucbgegend betroffen hat. Da der Fall ohne Operation heilte,
ist die Sicherheit der Diagnose nicht einwandfrei. Ebner sah in
einem von ihm begutachteten Falle das 'Trauma als Gelegenheits¬
ursache der nachfolgenden Appendizitis an. Nach Janbrau und
An gl a da kann ein Trauma bei gesundem Wurmfortsatz keine
Appendizitis hervorrufen, wohl aber kann es bei einer chronischen
latenten Form Anfall oder Perforation bedingen. Vogel beschreibt
totale Durchreißung eines vorher erkrankt gewesenen, aber in
Ausheilung begriffenen Wurmfortsatzes bei einem Sprung. — Die
Aetioiogie der Aetiologie der chronischen Appendizitis ist nach Comby
chronischen 86 h r verschiedenartig; es kommen Heredität, Angina, Magen-Darm-
Ainiendizitis. a £p e ] I ti on en ) verschiedene Infektionskrankheiten, insbesondere Typhus,
Krankheiten der Verdauungsorgane.
265
Uebermaß von Fleischnahrung in Betracht. Sie tritt am häufigsten
im 15.—20. Lebensjahre auf und zeigt ein wechselndes Krankheits¬
bild, in welchem periodische Brechanfälle und Leibschmerz nach
stärkeren Bewegungen selten fehlen. Die Bedeutung der Appendizitis
für den Gynäkologen, insbesondere die wechselseitige Beeinflussung
der Appendizitis und Schwangerschaft, würdigen Pankow,
Runge, Czy ze wiez, Weber. — Die pathologische Anatomie
der Wurmfortsatzerkrankung bespricht Nowicki auf Grund einer
Untersuchungsreihe von 438 Fällen. Wätzold unterscheidet eine
phlegmonös-abszedierende und eine pseudomembranös-nekrotisierende
Form der Appendicitis acuta, deren Unterschiede er schildert.
Morris spricht von einer fibroiden Degeneration des Wurmfort¬
satzes entsprechend der normalen Involution — sie verursacht eine
intestinale Dyspepsie — dann von einer infektiösen, einer kon¬
gestiven (bei Wanderniere oder Stauungszuständen) und einer
Appendizitis durch Uebergreifen vom Bauchfell. Für die Lokali¬
sation des Wurmfortsatzes ist nach Lanz der rechtseitige Drittel¬
punkt der Interspinallinie maßgebend, nicht der Mc Burneysche
Punkt. Auch Lejars legt dem Mc Burneysehen Punkt für
die Lokalisation der Appendix keine Bedeutung bei. Im übrigen
schildert er eine für die verschiedene Lage charakteristische Ver¬
schiedenheit des Schmerzes. — Als Frühsymptome der Appen¬
dizitis würdigt Czernecki den Peritonismus, die Defence muscu-
laire und die Aufhebung der Zwerchfellatmung. Die akute Wurm¬
fortsatzentzündung zeigt nach Cohn gegenüber der Behauptung von
Heim kein den verschiedenen Infektionserregern entsprechendes
spezifisches Krankheitsbild. Jaworski und Lapinski konnten
bei 800 Ambulanten ohne Appendixerkrankung den Fortsatz über
dem gespannten M. ileopsoas in der Hälfte der Fälle tasten; seine
Dicke war verschieden. In der Hälfte dieser tastbaren Fälle war
die Appendix druckempfindlich und bei 1 < aller Fälle auch der
Mc B urneysche Punkt druckschmerzhaft. Hausmann bestreitet
es, daß man Appendix und Zökum in der Hälfte der Fälle palpieren
kann. Widmer beobachtete bei einem akuten Falle durch 8 Tage,
während der schweren Erscheinungen, subjektives Hitzegefühl der
rechten Körpers eite und Temperatursteigerung in der rechten
Achselhöhle (um 0,3—1,5° höher als links). Hönck bestätigt diesen
Befund und bezieht ihn auf einseitige Sympathikusreizung. In der
Resorptionsperiode periappendikulärer Abszesse fand v. Bökay ziem¬
lich regelmäßig ein mehrtägiges Auftreten von Bradykardie.
Diese ist prognostisch nicht ungünstig. Auf den Wert der Leuko-
Appendizitis
und
Schwanger¬
schaft.
Pathologische
Anatomie der
Appendizitis.
Klinische
Symptome
der
Appendizitis:
Einseitige
Temperatur-
Steigerung,
Bradykardie,
266
Lorenz.
Appendizitis:
Leukozytose.
Chronische
Appendizitis:
Dyspeptische,
Lar vierte
Formen.
D itf eren tial-
diagnose
der
Appendizitis.
Ileus.
Peritonitis.
zytenzählung für die Diagnose und Prognose der aknten Appen¬
dizitis macht Sonnenburg abermals aufmerksam. Die Leukozytose
ist das Produkt aus der Toxizität der Infektion und der Wider¬
standskraft des Organismus. Nach Kothe ist die Vermehrung der ein¬
kernigen neutrophilen Leukozyten über die Norm (über 6°/o) diagnostisch
wichtiger als die Vermehrung der Gesamtzahl. Cumston beschreibt
eine dyspeptische Form der chronischen Appendizitis,
welche durch Appetitmangel, Aversion gegen Fleisch, oft schmerz¬
hafte Diarrhöen und Druckschmerz des Mc Bumeysehen Punktes,
zuweilen auch fühlbare Verdickung der Appendix charakterisiert ist.
Auf Grund eines größeren Materiales hat Walko Untersuchungen
über die larvierten Formen der chronischen Appendizitis an¬
gestellt. Es finden sich häufig Begleiterscheinungen von anderen
Organen, welche reflektorisch, durch toxische Produkte, durch em-
bolisöhe Prozesse oder mechanische Einwirkungen hervorgerufen
werden können. Besonders finden sich häufig Sekretionsstörungen
des Magens, sowohl Hyper- als Anazidität mit ihren bekannten Er¬
scheinungen. Diese stehen aber in keinem für die Diagnose ver¬
wertbaren Verhältnis zur chronischen Appendizitis, ebensowenig wie
die übrigen subjektiven und objektiven Symptome sichere diagno¬
stische Anhaltspunkte liefern. Ferner können andere Erkrankungen
eine chronische Appendizitis Vortäuschen: so langdauernde Gallen*
Steinkrankheit, Adnexerkrankung, chronische Obstipation, chronische
Kolitis. Wilms macht darauf aufmerksam, daß Zerrungen eines
langen und beweglichen Zökums ähnliche Beschwerden machen
können; in solchen Fällen behebt die Entfernung des Wurmfortsatzes
allein ohne Fixation des Zökums die Beschwerden nicht. — Zur
Differentialdiagnose unklarer Appendizitisfälle sollen nach
Bennett Röntgenstrahlen verwendet werden, wodurch Uretersteine,
tuberkulöse Lymphdrüsengeschwülste u. s. w. aufgedeckt werden.
Gödecke sah akuten Ileus durch Umschlingung eines Darm¬
stückes vom langen Wurmfortsatz. Unter 30 Fällen von Appen¬
dizitis mit diffuser Peritonitis beobachtete Nitsch 21mal, daß
der Anfall mit plötzlichem, um den Nabel lokalisierten Schmerz be¬
gann, der nach mehrstündiger Pause in der Fossa iliaca dextra er¬
neuert auftrat. Phillips schließt aus der Rigidität des M. rectus
abdominis, ob eine Peritonitis zirkumskript oder generalisiert ist.
Im ersten Falle besteht nur eine dem Eiterherd entsprechende, seg-
mentale Rigidität, während das Abdomen bei der allgemeinen Peri¬
tonitis aufgetrieben und die gesamte Muskulatur rigid und unbeweg¬
lich ist. Der Schmerz bei der Perforation einer Appendizitis
Krankheiten der Verdauungsorgane.
267
wurde von Kafemann an sich selbst beobachtet und wird wie ein
plötzliches Hineinstoßen mit schartigem Messer in die Bauchhöhle
und mehrmaliges Umdrehen geschildert. Nach Vincent ist die
akute Appendizitis bei Säuglingen sehr ungünstig, auch bei Kin¬
dern unter 5 Jahren gefährlicher als bei Erwachsenen. Zur Ver¬
hütung der Appendizitis rät Tyson, der die Erkrankung als Folge
der Zivilisation auffaßt, welche sich in den letzten Jahren sowohl
absolut als relativ vermehrt hat, Regelung der Darmfunktion, ins¬
besondere Bekämpfung der Obstipation. Bei der Appendicitis Sim¬
plex haben Sonnenburg und Kothe gute Erfolge von der Ri¬
zinusölbehandlung gesehen. Sie geben es in Fällen von durch¬
schnittlich 87,5 Temperatur, 92 Puls, 15000 Leukozytose. Diese
Methode ist auch zur Differentialdiagnose zwischen Enteritis brauch¬
bar; freilich ist sie nur für Spitalbehandlung verwendbar. Rotter
verwirft sie; nach ihm kann sie weder auf die Entzündung der
Wand noch auf den Inhalt der Appendix einwirken, sondern
nur durch Vermehrung der Peristaltik schaden. Ebenso warnen
Rosenheim, Körte und Karewski den Praktiker vor
der Rizinusbehandlung wegen der Schwierigkeit der Indikations¬
stellung. Rovsing gibt in allen akuten Fällen Opium; wenn
sich in 8—6 Stunden der Allgemeinzustand verschlechtert, ist
chirurgisch einzugreifen. Nach A1 b u sind die mittelschweren
und schweren Formen zu operieren (und zwar Frühoperation); nur
bei den leichten kann man zuwarten. Die chronischen Formen be¬
dürfen vorerst einer sorgfältigen Indikationsstellung. Southam ist
unbedingter Anhänger der Frühoperation und hat dabei die gün¬
stigsten Resultate zu verzeichnen. Nach Bis hop sollen nur ganz
frische Fälle ohne Vorgeschichte operiert werden; sind schon Attacken
vorausgegangen, so bestehen Verwachsungen und dann darf erst in
der Zwischenzeit operiert werden. Auch Trolle ist gegen den
augenblicklichen chirurgischen Eingriff. Er berichtet über eine kon¬
servative Behandlungsmethode mit Diät, Opium und heißen Um¬
schlägen. Erst nach 4—6 Wochen ist dann die Appendikotomie
indiziert. Bei der chronischen Appendizitis rät Walko zur
Appendikotomie, die in 75°/o seiner Fälle die sekundären
Funktionsstörungen zum Schwinden gebracht hat. Halb an gibt
die Indikationen für den chirurgischen Eingriff bei der Appendizitis
während der Gravidität.
Das primäre Wurmfortsatzkarzinom macht sehr häufig
die Erscheinungen der akuten Appendizitis. Mc Williams hat 3,
Kelly 4 derartige Fälle operiert, in welchen die Diagnose „Kar-
Perforations-
sohmerz.
Prognose
bei Kindern.
Verhütung
der
Appendizitis.
Therapie:
Rizinus¬
behandlung,
Opium¬
behandlung,
Operative
Behandlung.
Karzinom
des Wurm¬
fortsatzes.
268
Lorenz.
Karzinom
des Warm¬
fortsatzes.
Ileozökal-
uberkulose.
Darm¬
divertikel.
Colitis
chronica
gravi»,
-- ulcerosa
chronica.
zinom“ erst durch die mikroskopische Untersuchung festgestellt
werden konnte. Das gleiche ergibt sich bei 48 Fällen aus der Lite¬
ratur. In einem Teile dieser Fälle schien die Neubildung als Ur¬
sache der Entzündung, in einem zweiten Teile das Karzinom auf
der Basis einer chronischen Entzündung entstanden. Vassmerhat
65 Fälle aus der Literatur zusammengestellt. Es ergibt sich überall
ein Zusammenhang zwischen Appendizitis und primärer Neubildung.
Nach Bellantoni beträgt die relative Häufigkeit des primären
Appendixkarzinoms etwa 1 °/o aller Appendizitiden, wogegen Mouch et
unter 2000 Fällen nur 6 verzeichnet. Isaac und Voeckler be¬
schreiben Fälle von primärem Krebs des Wurmfortsatzes. — Ueber
die tumorbildende stenosierende Ileozökaltuberkulose
sind eine Reihe von Beobachtungen gemacht worden. Shiota gibt
von ihr ein genaues anatomisches und klinisches Bild. Die Steno-
sierung erfolgt durch Schrumpfung des heilenden Geschwürs. Wenn
in manchen Fällen auch spontan Heilung beobachtet wird, so dürften
die meisten doch eine chirurgische Behandlung benötigen. Shiota
hat in 64 n /o seiner Fälle die Resektion ausgeführt, v. Mangold
und Läwen teilen je 3 operierte Fälle mit. Als zufälligen Befund
einer primären Darmtuberkulose beschreibt Fischer einen linsen¬
großen tuberkulösen Herd mit reichlichen Bazillen im Darm bei
einem an Sepsis verstorbenen 63jährigen Mann. Zwei andere Fälle
von primärer Darmtuberkulose zeigten auch Lungentuberkulose jün¬
geren Datums. Thorspeken beschreibt eine Magenkolonfistel, die
durch ein tuberkulöses Geschwür der Flexura coli sin. entstanden
war. Interessant war dabei Acholie der Stühle bei Fehlen von
Ikterus. Bei chronischer Darmtuberkulose batGnezda Melanogen-
urie beobachtet. — Neben angeborenen Meckelschen Divertikeln
kommen im Darm auch erworbene vor. Thomson beschreibt
solche, die am Ileum durch zirkumskripte Tuberkulose und durcb
ein akzessorisches Pankreas hervorgerufen wurden. Die Erschei¬
nungen waren die eines rezidivierenden Darmverschlusses resp. einer
akuten Appendizitis.
Die Colitis chronica gravis ist eine Erkrankung, die
bei jungen Leuten auftritt, der chronischen Dysenterie sehr ähnelt
und durch endogene Autoinfektion oder Autointoxikation bedingt
ist. Rosenheim beschreibt 4 Fälle dieser Krankheit. Er be¬
handelt sie mit Kalomel 0,02 g, 10—12mal täglich durch 3 Tage
hindurch, dann Wismut neben einer aus Milch und Kohlehydraten
bestehenden Kost. Das Krankheitsbild der Colitis ulcerosa
chronica präzisiert Zweig. Der Prozeß entwickelt sich mit
Krankheiten der Verdauungsorgane.
269
einem 8—14tägigen akuten Anfall und klingt in eine jahrelange
Krankheit mit zahlreichen akuten Rückfällen aus. Durch Resorp¬
tion von Toxinen kann auch ein sepsisähnlicher Zustand erfolgen.
Zweig empfiehlt die rektoskopische Behandlung: Insufflation
mit Dermatol, Acid. tannic. ana 10,0, Natr. chlor. 6,0, daneben
3mal täglich je 3 Tropfen Opiumtinktur. Bei 2 Fällen von Colitis
ulcerosa chronica von 9* resp. 4jähriger Dauer, in welchen die interne
Behandlung erfolglos war, hatte Steiner nach Anlegung eines Anus
praeternaturalis coecalis durch medikamentöse Ausspülungen mit ver¬
dünnter Jod- und Protargollösung Heilung erzielt. Die Erkran¬
kungen des S. romanum werden von Patel auf Grund von
70 Fällen aus der Literatur in zwei Hauptformen eingeteilt; die
Sigmoiditis und die Perisigmoiditis (akut eitrig und Sigmoiditis
chronisch, nicht eitrig). Als Endstadium beider Prozesse erscheint 8i ^ 0 f^" is
die entzündliche Stenose. Das Krankheitsbild der Perisigmoi¬
ditis besteht nach Stern in Empfindlichkeit oder Schmerz
mit Resistenz im S. romanum bei leichter Temperatursteigerung.
Er gibt zur Behandlung des Spasmus V* m g Atropin subkutan
mehrmals. Ein Gegenstück zur Perityphlitis stellt die P e r i-
colitis sinistra dar (Roberts), die namentlich bei Leuten Pericolitis
mit langjähriger Verstopfung auftritt. Die Flexur fühlt sich auch 8inistra -
nach Entleerung zylinderartig hart an (spastische Form), später wie
ein verdicktes, flaches Band (atonische Form). Verwechslung mit
Neoplasmen ist häufig. Nach den Erfahrungen Obratzows ist die
Perisigmoiditis selten endosigmoidalen Ursprungs, sondern geht von
Erkrankungen der Umgebung aus, am häufigsten von der Appen¬
dizitis. Er schildert die verschiedenen Lageveränderungen,
welche das erweiterte S. romanum bei der Perisigmoiditis annehmen
kann. Wi e s n e r hat nach Oel-Wismut-Klysma am Röntgenschirm
eine Adhäsionsbildung nach Appendikotomie zwischen Zökum
und Kolon feststellen können. Eine puerperale Form von Sigmoi¬
ditis und Perisigmoiditis führt Lehmann auf Obstipation wäh¬
rend der Schwangerschaft zurück. Die Behandlungsmethode
der chronischen Kolitis, Sigmoiditis und Proktitis, die
auf der Strauß sehen Poliklinik ausgeübt wird, teilt Läufer mit:
sie besteht in heißen Darmspülungen von 42—45 ®C. mit 1—2 E߬
löffel Heidelbeerextrakt (Merk) auf einen Liter. — Die Colitis Colitis und
mucosa (Enteritis membranacea), der eine katarrhalische Affektion ( ollca mucosu
der Darmschleimhaut za Grunde liegt, ist von der Colica mucosa
(Myxoneurosis intestinalis), als einer nervösen Erkrankung, zu trennen.
Ewald kann mit Hilfe des Rektoskops an der Schleimhaut Unter-
270
Lorenz.
Colitis und
Colica mucosa.
Kolon¬
karzinom.
Proctitis
sphincterica.
Gonorrhoische
Mastdarm-
striktur.
Hämorrhoidal¬
knoten.
Polyposis
coli et recti.
Berstung des
Rektums.
schiede zwischen beiden nachweiaen. Friedrich hat in den
schleimigen Abgängen der Colica membranacea kein Fibrin nach*
weisen können, auch keine Bundzellen, aber reichlich Zylinder-
epithelien. Cheinisse trennt von der Colica mucosa die nervöse
Enter omyxorrhoe ab, bei welcher der Darm anfallsweise Schleim¬
supersekretion, aber ohne Schmerzanfälle zeigt; im Schleim finden
sich keine oder nur spärliche Formelemente. Ueber die Behand¬
lung dieser Erkrankung ist noch keine Einigung erzielt worden.
Ewald empfiehlt bei der Myxoneurosis intestinalis eine bestimmte
Diät und Bleibeklistiere von Bismutose. Sansome behandelt
die Colitis mucosa nach v. Noorden mit großen Mengen schwer
verdaulicher, stark zellulosehaltiger Nahrung. Mummery macht
bei fruchtloser interner Behandlung die Appendikostomie (Ein-
nähung der Spitze des Wurmfortsatzes in die Bauchwand mit
nachträglicher Eröffnung der Appendix) und wäscht durch die so
erzeugte Fistel den Dickdarm aus. Keetly hat diese Operation
bei verschiedenen Darmerkrankungen, insbesondere Kolitiden ver¬
schiedener Art, auch bei hartnäckiger Obstipation mit gutem Erfolg
ausgefuhrt. — Clogg stellte die Symptome des Kolonkarzinoms
aus einem Material von 72 Fällen zusammen.
Die Proctitis sphincterica stellt einen ausgeprägten
Krankheitstypus dar, den Strauß schildert. Subjektiv finden sich
teils Jucken am Anus mit tenesmusartigen Erscheinungen, teils
Schmerzen, die das Sitzen erschweren und den Schlaf rauben;
objektiv Proktospasmus und häufig Blutungen. Die Diagnose
ist durch das Proktoskop zu stellen. Zur Heilung dieser Zu¬
stände wird eine spezielle Lokalbehandlung angegeben. Gonor¬
rhoische Mastdarmstrikturen beschreiben Pickardt und
Praetorius. Im ersten Falle bestanden Neuralgien. — Ueber die
Entzündungen der Hämorrhoidalknoten gibt Payr ein
detailliertes Krankheitsbild mit den Indikationen für die chirurgische
Behandlung. — Esser beschreibt einen Fall von ausgedehnter
Polyposis coli et recti, welche unter kolikartigem Schmerz
fast stündlich diarrhoische, mit Blut und Schleim vermischte, über¬
aus stinkende Entleerungen verursachte. Wegen Nutzlosigkeit der
internen Behandlung wurde mit Erfolg ein Anus praeternaturalis
oberhalb der Ileozökalklappe angelegt. — Burckhardt beobachtete
bei einem früher gesunden 17jährigen Mann intraperitoneale Ber¬
atung des gesunden Rektums durch heftige Bauchpresse während
der Defäkation. Der Kranke hatte das Gefühl, als ob etwas gerissen
wäre und kam deshalb rechtzeitig zur Operation, die Heilerfolg
Krankheiten der Verdauungsorgane.
271
hatte. — Ueber die chronische Obstipation sind eine Reihe
von Arbeiten erschienen, welche erweisen, daß die Aetiologie
dieser alltäglichen Erkrankung noch nicht geklärt ist. Hertz hat
durch röntgenologische Untersuchung ermittelt, daß der Sitz der
Verzögerung der Peristaltik teils in der unteren Partie des Kolons,
teils im Querkolon zu suchen ist. Brugsch und Pletner sehen
in der habituellen Obstipation eine funktionelle Schwäche der
Darmmuskulatur mit verminderter Sekretion ohne besserer Aus¬
nutzung der Nahrung. Mechanische Hindernisse machen Lieb¬
mann für die Obstipation bei Enteroptose, Gant für jene bei
Lageveränderung, insbesondere Senkung des Dickdarms und Knickun¬
gen durch Adhäsionen verantwortlich. Die Hauptfrage ist die, ob
es eine spastische Form der Obstipation gibt oder nicht. Nach
Boas kann diese als spezielle Krankheitsform nicht aufrecht er¬
halten werden; die kleinkalibrige Form der Stühle ist nicht kon¬
stant, und Kolospasmus findet sich bei sehr verschiedenen Darm-
leiden : bei nervösen Darmgesunden und bei Leuten mit habitueller
Obstipation, ebenso wie bei solchen mit chronischen Diarrhöen,
chronischer Sigmoiditis oder Rektumkarzinom. Tobias, Kretsch¬
mer, Singer halten an dem Krankheitsbegriff der spastischen
Obstipation fest; letzterer konnte mittels des Romanoskops deut¬
lichen Kolospasmus mit schraubenförmiger Einziehung des Lu¬
mens beobachten, welcher Befund ebenso wie die Erfolge der anti¬
spasmodischen Behandlung die Abgrenzung dieser Krankheitsform
berechtigt. Singer beobachtete auch bei Frauen während der
Menopause häufig mit Obstipation einhergehende spastische Darm¬
zustände. Kisch faßt die spastische Obstipation als Hypersensi¬
bilität des Darmnerven bei nervösen Individuen auf. Die Diagnose
ist nach Pflanz schwierig, da die charakteristischen Symptome
oft fehlen und erst der Erfolg der Behandlung die Richtigkeit der
Diagnose erweist. Zur Therapie der spastischen Obsti¬
pation wird allgemein von mechanischen Maßnahmen'abgeraten;
Pflanz empfiehlt Atropin, methylobromat. und besonders das Eumy-
drin in Dosen von 3 mg pro die, daneben salinische Abführmittel.
Kisch gibt Belladonna, Moorbäder und warme Kohlensäurebäder.
Bei anderen Formen der chronischen Obstipation wird zur Ver¬
mehrung des Stuhlvolumens entsprechend der Schmidt sehen
Therapie von Mangels do rf reines Agar-Agar ohne Sagradazusatz
(Agaroma) empfohlen. Blümel und Ulrici geben ein Zellulose¬
brot, das auf 1 1 j■> Pfund Teig 50 g fein gesiebte, gereinigte Buchen¬
holzspäne enthält. Carnot läßt, insbesondere zur Vermehrung des
Chronische
Obstipation.
Spastische
Obstipation.
272
Lorenz.
Spastische
Obstipation.
Abführmittel.
Eingeweide¬
würmer :
Anguillula
stercoralis.
Ankylostoma
duodenale.
Taenia.
Askariden.
Wassergehaltes der Fäzes, za den Mahlzeiten 2—5 g Gelatine pul¬
verisiert oder fein gehackt nehmen. Cantra bezeichnet als dritte
Hanptarsache der Obstipation neben Atonie und Spasmus die
Plethora und empfiehlt zu deren Behandlung Massage. Mechanische
Obstipation bei Enteroptose ist durch Leibbinde (Liebmann), bei
Adhäsionen u. dergl. (Gant) durch chirurgische Beseitigung des
Hindernisses zu beheben. Ueber die Wirkung der Abführmittel
hat Ury Untersuchungen angestellt und fand als deren Wirkung
nicht nnr gesteigerte Peristaltik, sondern auch gesteigerte Sekretion,
zum Teil wirkliche Hy per Sekretion. Auch Esser hat letzteres
für das Phenolphthalein nachgewiesen. Als schmerzlos wirkendes
Abführmittel empfehlen Hammer und Vieth Aperitol, ein Di*
valeriansäureester des Phenolphthalein, in Dosen von 0,4 g. Es
wird erst im Darm gespalten.
Tollens beschreibt den Befund von Anguillula ster¬
coralis in einem Falle von hartnäckigen Diarrhöen, die in
Ostindien akquiriert wurden. Durch Extract. filicis und Kalomel
war kein Erfolg, durch Thymol nur ein vorübergehender zu er¬
zielen. Eine schwere Ankylostoma-Epidemie herrscht in
den Kaffeeplantagen der Insel Portorico. Nach A s h f o r d ge¬
langen die Parasiten dort in 96°/o der Fälle durch die Haut
in den Körper, wobei zuerst eine Dermatitis auftritt. Die
Behandlung erfolgt dort nach Patterson mit Thymol in
folgender Weise: Nach der Stuhlentleerung durch Magnesia oder
Natronsulfat werden nüchtern 2 g und nach 2 Stunden abermals 2 g
Thymol gegeben; dann wieder Abführaalz. Diese Kur wird wöchent¬
lich einmal so lange fortgesetzt, als noch Eier auffindbar sind.
Brandenburg hat unter 1300 mit Ankylostoma behafteten Berg¬
leuten weder schwere Anämien noch Beschwerden überhaupt ge¬
sehen, was er so erklärt, daß die typischen Erscheinungen durch
Giftwirkung entstehen und nur bei der ersten Erkrankung
auftreten; hat der Kranke einmal diese überatanden, ist er gegen
weitere Schädigung des Giftes immun. Preti fand in den Wür¬
mern eine in die Gruppe der Lipoide gehörige hämolytische
Substanz, deren Eigenschaften er ausführlich schildert. Grek
und Reichenstein fanden bei an Bandwurm leidenden Personen
Vermehrung der eosinophilen und Verminderung der neutrophilen
Leukozyten, sowie Vermehrung der Lymphozyten. S chmitz berichtet
über den therapeutischen Wert des Oleum chenopodii anthel-
mintici gegen Askariden. Er gibt 8—10 Tropfen in Zucker¬
wasser oder Kapseln, darauf Rizinusöl. In */« der Fälle hatte er
Krankheiten der Verdauungsorgane.
273
guten Erfolg, in den übrigen mußte die Kur wiederholt werden. Tricho-
Garin berichtet über 17 Fälle von Trichozephalusenteritis, ze i' halus -
die in der Literatur bekannt sind. Die Erkrankung besteht in
Diarrhöen mit Erbrechen; zuweilen wird durch Druckschmerz und
Fieber Appendizitis vorgetäuscht. Heilung durch Thymolbehand¬
lung, eventuell Wiederholung der Kur. Zur Erleichterung des Auf- Auftinden der
findens von Parasiteneiern schüttelt Telemann ein Stück- Parasiteneier,
chen Stuhl in einer Mischung von Aether und Salzsäure und zentri¬
fugiert. Im Sediment sind die Eier leicht erkennbar. Die von der
Amoeba histolytica verursachte Amöbenenteritis ist nach Jür- Amöben-
gens von der epidemischen Ruhr, die eine bazilläre Erkrankung enteritis.
ist, zu trennen; sie unterscheidet sich auch von letzterer durch
eigenartige Geschwürsbildung im Darm. Sie findet sich selten als
reine Form, häufiger im Anschluß an andere Darmerkrankungen,
auch an die bazilläre Ruhr und ist durch chronischen Verlauf und
Neigung zu Rezidiven charakterisiert. Lorenz beobachtete endemi¬
sches Auftreten einer im allgemeinen leichtenForm von Am öben-
enteritis. Diese war durch eine milde Amöbenart verursacht.
Raymond und Woodhull empfehlen zur Behandlung der
Amöbendysenterie als Spezifikum Ipekakuanha. Raymond gibt
Abends 30 Tropfen Opiumtinktur und nach 20 Minuten 6 Kapseln
mit je 5 g Ipekakuanha. Thornburgh macht tägliche Einläufe
von 1 Liter 1 °/oiger Argyrollö sung und einmal in der Woche
einen solchen von 100 g einer 10°/oigen Lösung.
Peritonitis. Salzer schildert das Krankheitsbild der primären
Diplok okkenperitonitis. Diese befällt zumeist das weibliche Dipiokokken-
Geschlecht, tritt ohne Prodromalerscheinungen unter Schmerz in pent0Ultls -
der Ileozökalgegend mit schweren Allgemeinsymptomen auf und
kann leicht mit Appendizitis verwechselt werden. Die schwere
Form kann in 2—8 Tagen durch Herzschwäche zum Tode führen,
sonst bildet sich zumeist eine abgesackte Form mit Durchbruch
(nicht selten in die Nabelnarbe). Salzer kennt 4 Fälle, die nach
der Operation genasen. Das initiale Erbrechen bei der Peritonitis, Symptome
das durch Reizung des Peritoneums entsteht, ist von dem späteren p erit d 0 ^ itis .
durch Dünndarmlähmung zu unterscheiden. Heidenhain hält bei Erbrechen,
letzterem die Enterostomie für lebensrettend. Die peritoDitische Blut- Biutdruck-
druckerniedrigung, die auf einer Lähmung des Vasomotoren- ennedngung.
Zentrums beruht, ist durch intravenöse Kochsalzinfusion mit Supra-
reninzusatz (auf 1 Liter 6 Tropfen einer lpromilligen Suprarenin-
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1009 , 18
274
Lorenz,
Peritonitis:
Abdominale
Schmer z-
anfälle.
Perforations¬
peritonitis.
Entzündliche
Netz¬
geschwülste.
Unter¬
suchungs¬
methode.
Hepatoptose.
Ikterus.
lösung) za bekämpfen. Bitter fand beim Tierexperiment, daß nicht
nar das Peritoneum parietale, wie Lennander annimmt, sondern
auch die Eingeweide selbst, besonders in der Nähe des Gefäßverlaufes
schmerzhaft sind. Die schwierige Diagnostik der abdominalen
Schmerzanfälle behandelt L. Kuttner in einer ausführlichen
Monographie. Unter 51 Fällen von Perforationsperitonitis
sah Murphy 2 vom Magen, 1 vom Duodenum, 6 durch Typhus
und 42 durch Appendizitis. Nach der Operation verwendet er
Enteroklysmen, denen er großen Wert beilegt; er läßt alle 2 Stunden
1 Liter durch 40—60 Minuten einfließen. Guleke bespricht die
Behandlung der diffusen Peritonitis vom chirurgischen Stand¬
punkt. Er empfiehlt nicht zu spülen und die Bauchwand bis auf
eine kleine Drainöfinung zu schließen. Schulze hat bei tuber¬
kulösem Aszites intraperitoneale Sauerstoffinfusionen
gemacht, die im allgemeinen gut vertragen wurden. In der Hälfte
der Fälle traten zwar vorübergehende Beizerscheinungen auf, doch
konnte man in allen nach 8—10 Tagen eine deutliche Besorption
des Aszites nachweisen. Nur einmal unter 7 Fällen wurde eine
zweite Einblasung notwendig. Sämtliche Kranke sind arbeitsfähig
geworden. — Haberern macht auf die zuweilen nach Laparotomien,
insbesondere Herniotomien auftretenden entzündlichen Netz¬
geschwülste aufmerksam und beschreibt einen Fall, in welchem
sich nach einer Bruchoperation eine kopfgroße harte Geschwulst
entwickelt hatte. Die Exzision ergab Granulationsgewebe. Auf
Bettruhe und äußerliche Behandlung ging die Geschwulst zurück,
doch verschwand sie erst nach dem Auftreten einer Eiterung darin
nach Inzision und Drainage.
Leber. Schürmayer unterscheidet die Leber und die übrigen
subphrenischen Organe voneinander durch Kombination der üblichen
physikalischen Untersuchungstechnik mit der Böntgenmethode
unter zahlenmäßiger Festlegung der Entfernungen im Verlauf kon¬
stanter Bichtungslinien. Bei der sogen. Hepatoptose handelt es
sich nach Föderl, der 2 Fälle operiert hat, und Tandler nicht
um eine Verschiebung des Organs, sondern um eine Form Ver¬
änderung der Leber, welche sich infolge ihrer aktiven Plastizität
dem ihr zugewiesenen Baum anpaßt. In einem Falle von Icterus
catarrhalis, der infolge Suizidiums zur Autopsie kam, konnte
Eppinger als Ursache des Ikterus entzündliche Schwellung und
Infiltration des adenoiden Gewebes des Ductus choledochus nach¬
weisen, wodurch der Gallengang verschlossen worden war. Chiray
Krankheiten der Verdauungsorgane.
275
schildert das Krankheitsbild der verschiedenen Formen der Gallen-
stauung. Nach Bauer handelt es sich bei der Genese des
Icterus simplex um eine Leberschädigung und nicht um ein¬
fachen mechanischen Verschluß, weil dabei ebenso wie bei der Leber¬
zirrhose, nicht aber bei der Cholelithiasis, alimentäre Galaktos-
urie vorkommt. Chauffard bespricht den hämolytischen
Ikterus, der bisher nur experimentell studiert wurde. Beim Menschen
findet sich neben dem Fehlen aller Symptome der Gallenretention
im Gegensatz zum Stauungsikterus im Blut Fragilität der roten
Blutzellen, Mikrozytämie und Granulierung der Erythrozyten. Mouri-
quaud und Bouchut fanden im Verlauf des Morbus Base¬
dow ii Ikterus durch Hypercholie mit Leber- und Milzschwellung,
Albuminurie, Zunahme der Herzbeschwerden und Kachexie. Die
Prognose solcher Fälle ist ungünstig. Beuttenmüller berichtet
über 3 Fälle von chronischem Ikterus mit Periostitis ossi-
ficans unter Bildung von Trommelschlegelfingern. Dabei bespricht
er die Differentialdiagnose von Akromegalie uud Osteoarthropathie
pneumique. Er nimmt mit Obermayer als Ursache der Erkran¬
kung eine toxische Schädigung der Gewebe durch den chroni¬
schen cholämischen Zustand an. — Unter 300 Fällen, die wegen
Gallensteinkrankheit zur Operation kamen, hat Riedel 4mal keinen
Gallenstein gefunden. Bei allen diesen Fällen war zuerst
Schmerz in der Gallenblase, nachher Ikterus aufgetreten. Es läßt
sich daraus schließen, daß manche der konservativ geheilten Fälle
von Cholelithiasis ohne Stein verlaufen waren. In einem Falle von
Gallenkolik fand Lorey neben einigen erbsengroßen Steinen
Reinkultur von Bac. paratyphosus alcalifaciens. Lamare beschreibt
eine chronische Cholangitis in den Tropen, die auf Alkohol
und Verdauungsstörungen zurückgeführt wird. Ein Teil der Fälle
heilt unter Diät und Thermalkuren, ein anderer geht in Zirrhose
über. — Simmonds sah bei einem9monatlichen Kind Gallengang-
und Gallenblasentuberkulose als Teilerscheinung einer Miliar¬
tuberkulose. — Bei der Bildung der Gallensteine fällt, wie
Bacmeister nachgewiesen hat, das Cholesterin aus der stagnieren¬
den Galle auf Grund eines chemischen Umsatzes aus. Dieser Prozeß
wird durch die Anwesenheit von Eiweißkörpern, insbesondere von
Epithelien der Gallenblase beschleunigt. Nach Lichtwitz sind es
dagegen die Reaktionen zwischen den Kalziumionen der Galle und
den Phosphaten und Bikarbonaten des hinzukommenden Eiweißes,
welche ein Ausfallen von kohlensaurem und phosphorsaurem Kalk
hervorrufen. Dadurch wird die alte Naunynsche Ansicht be-
Cholezystitis
und
Cholangitis.
Chronische
Cholangitis
der Tropen.
Gallengang¬
tuberkulose.
Genese der
Gallensteine.
270
Lorenz.
Genese der stätigt. Exner und Heyrovsky machten die wichtige Beobach-
Gaiiensteiue: tung, daß durch das Wachstum von Bakterien in der Galle die
gallensauren Salze zerstört werden, wodurch das Lösungsver¬
mögen für Cholesterin vermindert wird und letzteres ausfällt. Pink
beschreibt bei der Cholelithiasis Degenerationsvorgänge der
Gallen blasen epithelien mit Myelinbildung. Beck rät zur Sicht¬
barmachung der Gallensteine am Röntgenschirm den Kranken
in solche Lage zu bringen, daß die Strahlen nur einen Teil der
Lebermasse zu durchdringen brauchen, was bei Bauchlage durch
Unterschieben von Kissen unter das Schlüsselbein und unter die
linke Körperseite erzielt wird. Zur Palpation der Gallensteine
wird die vomübergebeugte Haltung des Patienten bevorzugt. Zur
Aetiologie der Cholelithiasis macht Schwarz auf das sehr
häufige (in 80°/o) Vorhandensein chronischer Verstopfung auf-
Diagnose, merksam, die zu infektiöser Cholangitis führt. Zur Diagnose wird
auf den Boasschen Druckpunkt in der Höhe des zwölften Brust¬
wirbels rechts hingewiesen. NachRenvers ist zwischen asepti¬
schen Gallensteinen und bakteriell infizierten Gallenwegen
zu unterscheiden. Die ersteren liegen symptomenlos in der Gallen¬
blase, bis sie durch mechanische Einwirkungen in Bewegung gesetzt
werden und einen typischen Anfall machen. Hier ist es nicht
zweckmäßig, durch Opium die Steinaustreibung zu verhindern. Bei
infizierten Gallenwegen kann jedoch die Austreibung ge¬
fährlich werden; hier ist Morphium anzuwenden, im übrigen zumeist
Therapie, die chirurgische Behandlung vonnöten. Die Gallensteinbehand¬
lung hat nach Gilbert entweder den Stein zu entfernen oder die
Erkrankung in ein latentes Stadium überzuführen. Letzteres wird
in neuerer Zeit bevorzugt. Bei Choledochusverschluß wird die Oel-
kur empfohlen. Renvers und Ramond haben jedoch von letzterer
keine oder unbefriedigende Resultate gesehen. Löwy und Glaser
haben Vermehrung der Gallenausscheidung und Erhöhung ihres
Lösungsvermögens für Gallensteinsubstanz durch Chologendar-
reichung gefunden. Ebenso empfiehlt diese Jacoby, während
sich Hecht dagegen ausspricht, da die Heilwirkung des Cho-
logens nur im Kalomel beruht. Bock empfiehlt Gallisol, dasaus
Kali sulfurat., Ol. Ricini und Ol. Cadini besteht, als Cholagogum.
Fink hat unter 400 Fällen aus dem Jahre 1906 nahezu bei allen
günstige Wirkung der Karlsbader Kur gesehen. Ueber die Er¬
folge der chirurgischen Behandlung der Cholelithiasis be¬
richtet Kehr auf Grund von 1309 Gallensteinoperationen. Mon-
gour rät bei Choledochusverschluß dann zur Operation, wenn die
Krankheiten der Verdauungsorgane.
277
Akute gelbe
Leber¬
atrophie.
Leber insuffizient ist, was aus dem Auftreten von Urobilin im Blut¬
serum und Harn (metapigmentärer Ikterus) ersichtlich ist. Schür¬
mayer betont, daß mit der operativen Entfernung der Steine die
Erscheinungen der Cholelithiasis in der Hegel noch nicht behoben
sind. Zur Heilung der fortbestehenden Cholangitis wird
Probilin, das aus salizylsaurem und ölsaurem Alkali mit Zusatz
von Phenolphthalein und Menthol besteht, empfohlen.
Fälle von akuter gelber Leberatrophie beschreiben
Beichmann ohne bekannte Aetiologie, Fischer nach ömonat-
licher syphilitischer Infektion. Blum erzeugte durch Neben¬
nierensaft Leberveränderungen, und zwar Gefäßschädigungen
bei intravenöser, Zellschädigungen bei subkutaner Einverleibung.
— Eine Statistik über den tropischen Leberabszeß bringt Leberabszeß.
Charles. In 3 Fällen konnte Bfeiere durch radiologische Unter¬
suchung den Verdacht auf dysenterischen Leberabszeß bestätigen
und die Lokalisation feststellen. — Bei Besprechung des heutigen
Standes der Lehre von der Leberzirrhose betont 0. Meyer Leberzirrhose,
die ätiologische Einheitlichkeit des Prozesses und die Uebergänge
der einzelnen Formen ineinander, ohne die klinische Abgrenzbarkeit
der Laenneeschen und Hanotschen Form zu leugnen. Nach
Melchior hängt die Ausbildung der atrophischen oder der hyper¬
trophischen Form teils von der Schwere und Dauer der Alkohol¬
vergiftung, teils von individueller Konstitution ab. Symmers be¬
schreibt Zwischenformen zwischen akuter gelber Atrophie und
Zirrhose. — Bibbert fand, daß sich der Farbstoff bei vorsichtiger
Injektion einer Karminlösung in die Pfortaderblutbahn unregelmäßig
in der Leber verteilt. Diese Tatsache berechtigt zum Schluß, daß auch
das von verschiedenen Organen stammende toxinhaltige Blut die
Leber ungleichmäßig schädigt, woraus die Eigenart der zirrhotischen
Lebererkrankung verständlich wird. Poggenpohl nimmt für die
Leberzirrhose auf Grund von 24 histologisch untersuchten Fällen
die enterogene Entstehung an. Chronische Katarrhe des Magen-
darmtraktus führen vorerst zu Pankreaserkrankung, durch die dar¬
auffolgende Sekretionsstörung entwickeln sich Gärungs- und Fäulnis¬
produkte, welche auf dem Wege der Pfortader die Leber schädigen
und die Bildung der atrophischen Leberzirrhose veranlassen. Luz-
zatto bespricht gleichfalls das häufige Vorkommen von Pankreas¬
erkrankung bei der Leberzirrhose. Einen Fall von tuberkulöser Tuberkulose
Leberzirrhose beschreibt Isaac. Die Erkrankung war au f Leberzirrhose,
hämatogenem Wege entstanden; es fanden sich nach 3jährigem
Verlauf zahlreiche Uebergänge von Lymphzelleninfiltration zu zirrho-
278
Lorenz.
Leberzirrhose
Typhöse —,
— nach
Malaria,
Arthritisclie —
Experimen¬
telle —.
Knotige
Leberhyper¬
plasie.
Talmasche
Operation.
Fibrolysin-
wirkung.
Lebersyphilis
Primäres
Leber¬
karzinom.
:tischen Partien. Biliäre hypertrophische Zirrhose nach typhöser
Cholezystitis beobachteten Cestan und Azäma, nach Malaria
Dnprey und Tucker. Baccelli beschreibt das klinische Krank¬
heitsbild einer bisher unbekannten Form von hypertrophischer Leber¬
zirrhose, die auf uratischer Grundlage ruht. Sie geht mit
starker Lebervergrößerung aber ohne Aszites und ohne Ikterus ein¬
her und hat einen sehr langwierigen aber relativ gutartigen Ver¬
lauf. Fi schier hat bei Hunden mit Phosphor und einem Gemisch
von Aethyl- und Amylalkohol toxische Lebererkrankung erzeugt,
bei geringer Dosierung nur Funktionsstörung (Urobilinnachweis in
der Galle), bei stärkerer echte Leberzirrhose. Die Pareuchym-
degeneration war das Primäre, die Bindegewebswucherung das
Sekundäre. Anton beschreibt ein interessantes Krankheitsbild von
Dementia choreo - asthenica in Zusammenhang mit k n o t i g e r
Hyperplasie der Leber bei einem 14jährigen Mädchen. Franz
beobachtete bei einem Fall von Leberzirrhose einen Kollateral-
kreis lauf auf dem Wege des Re tzius sehen Systems. Ueber
günstigen Erfolg der Talma-Operation trotz vorhandenem
Ikterus, der als Kontraindikation gilt, berichtet Albrecht
Mo erlin sah durch Fibrolysininjektion rasche Besserung
einer Leberzirrhose. — Fälle von Lebersyphilis mit Fieber¬
erscheinungen beschreiben Nasarow, Stauder und Däm¬
mert, Fälle von primärem Leberkarzinom werden von
Loehlein mitgeteilt.
Sekretion des
Pankreas.
Kontinuier¬
liche
Sekretion.
Pankreas. Die Sekretion des Pankreas wird im allgemeinen
durch Salzsäure gesteigert, durch Natron bicarbonicum, Opium,
Kodein und Atropin gehemmt (Bickel, Glaessner und Popper).
Neben Brot und Fleisch steigern nach Bickel Fleischbrühe,
Maggis Bouillonpräparate, desgleichen alkoholische Getränke und
Kochsalzwässer die Sekretion, dagegen haben Glaessner und
Popper eine spezifische Sekretionserregung durch Nahrungsmittel,
wie sie für den Pawlow sehen Hund gilt, nicht konstatieren können.
Auch Mazurkiewicz fand keine Anpassung der Drüse an
die Nahrung. Der gesamte Gehalt des Pankreassekrets an festen
Bestandteilen steht nach ihm im umgekehrten Verhältnis zu der
wechselnden Absonderungsgeschwindigkeit. Bickel beschreibt bei
einem Pankreasfistelkranken kontinuierliche Sekretion des
mit der Fistel in Verbindung stehenden Pankreasabschnittes eines
wasserreichen, fermentarmen Saftes und Versiegen des Sekretion auf
auf antidiabetische Diät, worauf sich die Fistel spontan schloß.
Krankheiten der Verdauungsorgane.
279
Glaessner und Popper fanden bei einem Pankreasfistelpatienten
im Sekret tryptisches, diastatisches und fettspaltendes Ferment und
daneben noch ein Toxin, das bei intraperitonealer Einverleibung
Kaninchen innerhalb 5 Stunden tötete. Auch Guleke fand ein
solches Toxin im normalen Pankreassekret. Er bezieht den Tod
bei der akuten Pankreatitis auf Vergiftung durch resorbiertes
Sekret. Loewi hat auf experimentellem Wege nachgewiesen, daß
bei Adrenalininstillationen in den Konjunktivalsack nach
Pankreasexstirpation Mydriasis auftritt, was bei normalen Tieren
nicht erfolgt. Er schließt daraus, daß das Pankreas die Funktion
habe, die Adrenalinempfindlichkeit gewisser sympathisch innervierter
Organe zu hemmen. Er fand Pupillenerweiterung bei manchen Dia¬
betesfällen und bei Morbus Basedow». S a 1 o m o n verwendet
Toxin im
Pankreas -
sekret.
zur Diagnose der Pankreaserkrankungen die Vermehrung Diagnose der
des Lezithins im Stuhle nach Schmidtscher Probekost. Bei un- Pankreas-
vollkommenem Pankreasverschluß ohne Steatorrhoe kann man solche erkrankun '’ en
durch 2tägige Haferkost nach v. Noorden hervorrufen. Schlecht gibt
eine Pankreasfunktionsprobe an, welche mit Sicherheit den
Nachweis des Vorhandenseins oder Fehlens des Pankreastrypsins in den
Fäzes ermöglichen soll. Der Kranke erhält Morgens nüchtern einen
Einlauf (am besten Glyzerinspritze), nach dem Stuhlgang eine Probe-
mahlzeit, 1—2 Stunden darauf ein Abführmittel (0,3 Kalomel mit 0,5
Purgen). Die darauffolgenden Stühle werden in leicht alkalischer
Reaktion auf Serumplatten in kleinen Tröpfchen ausgesät und
24 Stunden lang bei 55— 60° bebrütet. Bei Vorhandensein von
Trypsin tritt mehr oder minder starke Dellenbildung ein. Die
Cammidgesche Urinreaktion wird für die Diagnose der Cammidgesche
Pankreaserkrankungen von verschiedenen Seiten empfohlen. Nach Probe
Eisesser beruht diese entweder auf einem direkten Abbau der
pentosehaltigen Nukleoproteide des Pankreasgewebes oder auf einer
Veränderung der Harnbeschaffenheit durch Derivate von freigewor¬
denem Glyzerin oder von diesem bedingte Stoffwechselprodukte. Sie
ist positiv bei akuter und chronischer Pankreatitis, Abszeß und
hämorrhagischen Zysten (Watson, Fiorio und Zambelli) und
Karzinom (Friedmann). Nach einer ausführlichen Darstellung der
anatomischen Verhältnisse des normalen und erkrankten Pankreas
macht Mayo-Robson auf die innigen Beziehungen des sogen.. Beziehungen
Icterus catarrhalis zu Erkrankungen des Pankreaskopfes auf- von Pankreas
merksam. Für die Diagnose hält er die C a m m i d g e sehe Reaktion zum i cterus
und die Stuhluntersuchung auf unverseiftes Neutralfett für gleich catarrhalis.
wertvoll, dagegen ist die Glykosurie kein verläßliches Symptom.
280
Lorenz.
Pankreatitis
haemorrhagica
acuta.
Pankreatitis-
Symptome.
Pankreas-
er Kränkung
bei Inlluenza
und Angina.
Pankreas¬
steine.
Pankreas-
Karzinom.
Pankreas¬
sarkom.
Berard und Chalier sowie Lenzmann beobachteten Fälle von
akuter hämorrhagischer Pankreatitis mit Fettgewebsnekrose
und letalem Ausgang bei jugendlichen Individuen. In beiden Fällen
trat die Erkrankung unter Ileuserscheinungen plötzlich mit heftigem
Schmerz in der Magengegend auf. In einem Falle fand sich als
charakteristisches Frühsymptom Zyanose der Bauchhaut in der
Nabelgegend. Dreesmann bespricht die Symptome, die Dia¬
gnose und Behandlung der Pankreatitis. Charakteristisch ist der
mit enormer Heftigkeit einsetzende Schmerz, der dann im Gegen¬
satz zum Ileusschmerz kontinuierlich bleibt. Er steigert sich im
Gegensatz zum Cholezystitisschmerz sofort nach Nahrungsaufnahme.
Seine Lokalisation ist verschieden. Gewöhnlich folgt dem ersten
Schmerz ein schwerer Kollaps mit Erbrechen, das aber niemals
fäkulent wird. Trotz Auftreibung des Leibes ist die Muskel¬
spannung gering oder kann ganz fehlen. Die Temperatur kann ver¬
schieden sein. Nach Noetzel ist die Unterscheidung zwischen
hämorrhagischer und eitriger Pankreatitis in der Praxis ohne Ope¬
ration unmöglich. Die akute Pankreatitis ist in jedem Falle za
operieren. Bei gleichzeitiger Erkrankung der Gallenblase ist auch
die Cholezystotomie zu machen und umgekehrt hei jeder Gallenstein¬
erkrankung genau aufs Pankreas zu achten. Hirschfeld beschreibt
Pankreaserkrankungen im Anschluß an Influenza und Angina, die
sich durch öftere Kolikanfälle mit Magendarmerkrankung und Glykos-
urie ohne Polyurie manifestierten. — Skalier beschreibt Magen¬
krämpfe, die durch Pankreaskonkremente bedingt waren. In
einem von 6 Fällen sah er in den Fäzes verschiedengeformte, kleine
Konkremente, deren Abgang aber nicht an die Kolikanfälle gebun¬
den war. Rindfleisch teilt 2 Fälle von Steinbildung im Pan¬
kreas mit. Die beobachteten Symptome waren für die Diagnosen¬
stellung nicht ausreichend. — Marmorstein beobachtete 2 Fälle von
Pankreaskarzinom mit hartnäckiger Lumbalneuralgie. In dem
einen Fall fand sich Fettentartung der Leber und Uebergreifen des
Karzinoms auf den M. psoas, v. Haläsz bespricht auf Grund eines
beobachteten Falles das primäre Sarkom des Pankreas, von
welchem er 23 Fälle in der Literatur ausfindig machte.
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Mitteil. a. d. Grenzgeb. Bd. XVIII, H. 5. — L. Euttner, Samml. zwangl.
Abhandl. a. d. Gebiete d. Verdauungs- u. Stoffwechselkrankh. Bd. I, H. 3,
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Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 19
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fleisch, Mitteil. a. d. Grenzgeb. Bd. XVIII, H. 5. — A. W. Mayo-Robson.
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— Ch. Watson, Brit. med. journ., 11. April. — Derselbe, Lancet,
21. Nov.
f) Krankheiten der Harnorgane.
Von Geh. Med.-Rat Prof. Dr. P. Fürbringer und Dr. A. Citron
in Berlin.
Mit 4 Abbildungen.
Nierenkrankheiten. Die Mängel, welche dem in der Praxis
viel gebrauchten Eßbachschen Albuminimeter anhaften, will
Tsuchiga beseitigen, indem er unter Verwendung der bekannten
Eßbachschen Röhre den Urin mit einer Mischung von Phosphor¬
wolframsäure und Alkohol versetzt. Die Ablesung der Niederschlags¬
höhe gibt klinisch brauchbare Resultate.
Als „hämorenalen Index* bezeichnet Dawson Turner das Ver¬
hältnis des elektrischen Leitungswiderstandes des Blutes zu dem des Urins:
e. L. des Blutes _ bämorenaler i n( j ex . Bei normalen Nieren ist dieser
e. L. des Urins
Index stets größer als 3, niedrigere Werte sind verdächtig. Je größer der
Index, um so größer die Leistungsfähigkeit der Nieren; denn wachsender
Index bedeutet Abnahme von Salzen im Blut und Zunahme des Salzgehalts
im Urin.
Die Phloridzinprobe scheint in ihrem Werte für die F u n k-
tionsprüfung der Nieren jetzt starken Zweifeln zu begegnen.
Dominici legt ihr überhaupt wenig Gewicht bei, Edwin Beer fand
bisweilen, daß die kranke Niere mehr Zucker ausschied als die ge¬
sunde. Alessandri traut der Methode nur dann, wenn ihr Re¬
sultat mit dem anderer Methoden übereinstimmt, und mißt negativem
Ausfall gar keine Bedeutung zu, während sie Clairmont und
v. Haber er (24 Fälle) fast ausnahmslos verläßliche Resultate ge¬
liefert hat. — Am meisten Anfechtung erleidet die Kaps am mer sehe
Modifikation der Phloridzinmethode, welche bekanntlich auf der Mes¬
sung der bis zur Zuckerausscheidung verflossenen Zeit beruht.
Lichtenstern, Zuckerkandl,Albarran, Roovsing, Necker,
Kornfeld, v. Frisch, Lenk u. a. wenden sich bereits von ihr
ab. Blum und Prigl heben entgegen von K apsammers Replik
Modifikation
der
Eßbachschen
Methode.
Funktionelle
Unter-
suchungs-
methoden:
Hämorenaler
Index,
Phloridzin¬
probe,
Kapsammers
Zeitmethode,
292
Fürbringer und Citron.
Funktionelle
Harnunter¬
suchung :
Kapsaramers
Zeitmethode.
Indigokarmin¬
probe,
Chromo-
zystoskopie,
Gefrierpunkts-
bestimniung.
Urin-
separat ion.
hervor, daß die Zeitmethode versagt, während die Menge des aus¬
geschiedenen Zuckers eher zu Schlüssen auf die Funktionstüchtig¬
keit der Niere berechtige. Sie stellen fest, daß die Phloridzin¬
methode überhaupt nicht beruht auf Ausscheidung von dem Or¬
ganismus einverleibten Substanzen, sondern auf einem komplizierten
chemischen Vorgang in der Niere, welcher zu einem pathologischen
Vorgang, dem renalen Diabetes, führt. Seelig beobachtete, ohne
eine Erklärung für dieses Phänomen zu finden, daß die Phloridzin-
glykosurie bisweilen ausblieb, wenn kurz vorher eine Indigo¬
karmininjektion gemacht worden war. — S u t e r untersuchte ge¬
sunde und kranke Nieren auf Indigokarminabscheidung. Er fand,
daß 93°fo aller gesunden Nieren den Farbstoff in 6—12 Minuten ab¬
scheiden, bei 7°|o verzögerte sich die Abscheidung auf 15 Minuten.
Verzögert sich die Abscheidung über 15 Minuten, so funktioniert das
Organ schwach, scheidet es gar keinen Farbstoff ab, so ist es schwer
krank. Alessandri gesteht auch dieser Methode nur unterstützen¬
den Wert zu, während Do mini ci ihr sehr wenig vertraut. — Die
Chromozysto skopie wird von Thelen und Brook empfohlen
besonders zur Feststellung des Vorhandenseins einer zweiten Niere und
zum Zwecke der Differentialdiagnose zwischen Nierentumoren und
Tumoren anderer’Organe. Hingegen spricht Barth, für den nach
eigenen Erfahrungen die Kryoskopie ergänzungsbedürftig bleibt und
die Phloridzinprobe Schwächen hat, die Indigoprobe als ein glänzen¬
des Hilfsmittel der zystoskopischen Orientierung und Harnleiter¬
sondierung an, das auch ohne die letztere klaren Aufschluß darüber
gibt, ob eine Niere überhaupt funktioniert oder nicht; ihre Triumphe
feiert die Chromozystoskopie in den vorgeschrittenen Fällen ein¬
seitiger Nierenerkrankung. Desgleichen verweist Berg auf den
hohen Wert der Reaktion in Verbindung mit der Phloridzinprobe
zur Bestimmung des Sitzes der Erkrankung. — Als wertvollste unter
den funktionellen Methoden werden von Casper und vielen anderen
Autoren jetzt anerkannt die Gefrierpunktsbestimmung, die
Bestimmung der absoluten Harnstoffmenge sowie der ausgeschiedenen
Chloride, vor allem aber wird die vergleichende Bewertung aller
wichtigen funktionellen Kriterien gefordert.
Als bestes Verfahren der Urinseparation wird allgemein der
Ureterenkatheterismus angesehen. Cardenal rühmt die Un¬
gefährlichkeit des letzteren. Er konnte den Ureterkatheter — welchen
er nach Blasenoperationen zum Zwecke der Trockenhaltung der Blase
einlegte — ohne Schaden 9 Tage lang liegen lassen. — Ein neues
Verfahren der Harnsonderung schlägt Paul Müller vor. Er legt
Krankheiten der Hamorgane.
293
von der Bauchwand her an die Stelle, unter welcher der Ureter dem
Psoaswalle aufliegt, eine festgerollte elastische Binde und übt
90—30 Minuten lang einen kräftigen Druck aus. Nach vorheriger
Blasenspülung erscheint in der Blase nur der Urin der nichtkom¬
primierten Seite. Obwohl diese Methode durch den Wegfall aller
Instrumente sehr einfach erscheint, dürfte sie praktische Bedeutung
kaum erlangen, zumal die Narkose häufig nicht zu umgehen sein
wird. — Albarrans Methode der experimentellen Polyurie Experimentelle
wurde von Kusnetzki mit der Modifikation, daß er beide Ureteren Polyarie,
gleichzeitig sondierte, nachgeprüft. Kusnetzki weist auf die große
Schwierigkeit und Umständlichkeit der Methode hin. Die großen
Schwankungen in der Sekretion, welche Albarran als charakte¬
ristisch für die gesunde Niere ansieht, fanden sich auch bei affi-
zierten Nieren, so daß die Methode leicht zu Fehlschlüssen Anlaß
gehen kann. Zu ähnlichen Ergebnissen scheinen die physiologischen
Beobachtungen Allards zu fuhren, welcher Gelegenheit hatte, bei
einem Manne mit Blasenexstrophie und gesunden Nieren die durch
Flüssigkeitszufuhr per os oder per rectum ohne Ureterenkatheteris-
mus erzeugte Polyurie zu studieren. Unter anderem stellte Allard
fest, daß in Seitenlage die obere Niere stets geringer sezerniert als
die untere und daß in der Urinentleerung beider Ureteren ein
alternierender Modus besteht. Beer ringer fand im Gegensatz hier¬
zu ein synchrones Verlaufen der Ureterkontraktionen und vermutet
ein diesem Zwecke dienendes eigenes nervöses Zentrum. — Nach
Atkins beträgt diejenige Temperatur, welche beim Gesunden er- Kritischer
forderlich ist, um Phenol oder Iso buttersäure mit Harn in Lösung
zu bringen, mindestens 8 0 C. Aus Abweichungen von diesem „kriti¬
schen Lösungspunkt“ zieht er Schlüsse auf die molekulare Kon¬
zentration des Urins. — Daß bei doppeltem Ureter sowie bei
Ureterenkreuzungendie Bewertung der funktionellen Methoden
den größten Schwierigkeiten unterliegt, zeigen lesenswerte Ab¬
handlungen von Zuckerkandl und Lichtenstern.
Jehle fand bei allen an orthotischer Albuminurie Orthotische
leidenden Patienten eine über die Norm ausgeprägte Lordose der A11)uminurie -
Lendenwirbelsäule. Wenn die Lordose ausgeglichen wurde, blieb
auch die Albuminurie aus. Diese Beobachtung führte ihn und gleich¬
zeitig Bruck zu der äußert bemerkenswerten Entdeckung, daß sich
bei Kindern, welche sonst frei von Albumen sind, durch Stehen¬
lassen in künstlicher Lordose eine „orthotische“ Albuminurie künst¬
lich hervorrufen läßt. Bruck ließ die Kinder rücklings eine Bett¬
lehne umfassen und fand bei vielen nach 10 Minuten bis zu l 0 /'oo
294
Fürbringer und Citron.
Orthotisclie
Albuminurie.
Hämaturie.
Paroxysmale
Hämoglobin¬
urie.
Albumen im Harn nebst vereinzelten Leukozyten, und bisweilen auch
Zylinder. Ob es sich hierbei um eine grobe Abknickung handelt,
welche die arterielle Zirkulation der Niere beeinträchtigt, oder um
eine Stauung in den Glomeruli durch Zugwirkung, läßt der Autor
dahingestellt. Nach v. Stejskals zum Teil auf eigenen Beobach¬
tungen fußenden Anschauungen ist die orthostatische Albuminurie
sicher „manchmal“ mit Nephritis verbunden, vielleicht auch bei
jahrelangem Bestände. Neben der Pubertätsalbuminurie (mit schein¬
bar günstiger Prognose) gibt es orthostatische Formen mit Nieren¬
veränderungen „nichtprogressiver“ Natur. Eine beim Ureteren-
katheterismus gefundene Verschiedenheit der Funktion beider Nieren
soll für Parenchymläsionen sprechen. — Ebenso verhält sich nach
einer vorläufigen Mitteilung von V. Blum hinsichtlich der funktio¬
neilen Werte eine bestimmte Form der orthostatischen Albuminurie
wie die akute Nephritis und die akuten Nachschübe der chronischen.
Der hier zu beobachtenden Ungleichmäßigkeit der Funktion steht
das fast vollkommen gleiche Verhalten der beiden Nieren bei kom¬
pensierten chronischen Nephritiden gegenüber. Eine Nachprüfung
der Berechtigung einer „scharfen“ Unterscheidung gutartiger und
nephritischer Formen auf diesem Wege an großem Material erscheint
dringend erwünscht (siehe S. 49).
Eine ausführliche Studie über Hämaturie unter zum Teil kriti¬
scher Verarbeitung einer großen Literatur verdanken wir de BruYne
Ploos van Amstel. Der Autor erörtert das Symptom „bei ge¬
sunden Nieren“ und verschiedenen Nierenkrankheiten. Er leugnet
eine essentielle Hämaturie. Der Blutverlust kann auch bei Nephritis
sehr profus sein. Letztere ist wahrscheinlich im Anfangsstadium
„immer“ einseitig und kann zu Koliken führen, die denen bei Li-
thiasis an Heftigkeit nicht nachstehen. Langwierige Hämaturie
erfordert nach sorgfältiger Untersuchung Spaltung der Niere in
diagnostischer und therapeutischer Richtung. Die Exstirpation soll
möglichst umgangen und nie ohne kryoskopische Prüfung vorge¬
nommen werden. In ähnlicher Weise glaubt Graf für die meisten
der „unerklärlichen“ Nierenblutungen eine beginnende Nephritis ver¬
antwortlich machen zu müssen. Bei bedrohlichen Blutungen emp¬
fiehlt er energisches chirurgisches Vorgehen.
Meyer und Emmerich gelang der Hämolysinnachweis in
Fällen von paroxysmaler Hämoglobinurie. Das Mißlingen
dieses Nachweises bei früheren Untersuchern wird von ihnen auf
den schwankenden Gehalt des Blutes an Komplement zurückgeführt.
Bei sehr niedrigem Komplementgehalt läßt sich das Hämolysin un-
Krankheiten der Harnorgane.
295
mittelbar nach dem Anfall bloß bei Zusatz von normalem Serum mit
normalem Komplementgehalt nach weisen. Das Hämolysin betrachten
Meyer und Emmerich nicht als die Ursache der Hämoglobinurie,
sondern als eine Folge des Blutzerfalles in der Gefaßbahn. Mohr
konnte im gleichen Falle ein thermostabiles Seifenhämolysin dar«
stellen, wie er es bei Eclampsia gravidarum nachweisen konnte.
Therapeutisch von Interesse ist seine Beobachtung, daß eine par¬
oxysmale Hämoglobinurie nach Darreichung von NaCl per os ver¬
schwand.
Die Menge der normalerweise in 24 Stunden abgeschiedenen
H 3 PO 4 nimmt Fried mann mit 2,6 g im Mittel an. Eine Steige¬
rung dieses Wertes nennt er Phosphaturia vera, während er
den durch Abnahme der sauren Reaktion, durch Pflanzenkost, durch
Hyperazidität des Magensaftes u. s. w. hervorgerufenen Niederschlag
von Phosphaten alsPhosphaturia spuria bezeichnet. — Das vonihm
angegebene Phosphatometer gleicht äußerlich dem Eßbachschen
Albuminimeter; zur Fällung der Phosphate dient ein magnesiahaltiges
Reagenz, nach 24 Stunden zeigt die Niederschlagshöhe den Phosphat¬
gehalt an. Klemperer teilt die Phosphaturien ein in bakteri-
tische, d. h. solche, bei denen NH 3 frei geworden ist, und aseptische.
Letztere scheidet er wiederum in medikamentöse, alimentäre (Vegetarier)
und gastrogene (bei Zurückhaltung von HCl im Magen). Bei abnorm
langer Zurückhaltung der HCl im Magen, wie sie häufig bei Neur¬
asthenikern vorkommt, ist also die „Nervosität“ oft die mittelbare
Ursache der Phosphaturie. Sexuelle Phosphaturien haben sich immer
als alimentär oder gastrogen erwiesen. G. Klemperer rät, allen an
Phosphaturie Leidenden, welche zur Steinbildung neigen, viel Flüssig¬
keit — täglich 6 mal 250 bis 300 g — zu verordnen; bei der bakteri-
tischen Form ist neben lokaler Behandlung Urotropin indiziert. Be¬
ruht die Phosphaturie auf dem Ueberschuß an Kalksalzen, so
setzt er die Kalkausscheidung herab durch tägliche Darreichung
von Acid. oxalic. 0,3 mit Natr. bicarbon. 8,0 gelöst in 200 g Wasser
oder durch kleinste Mengen von Quecksilber (Sublimat 0,0015 in
24 Stunden).
Jonnescu hält die Gefäße der Niere für adrenalinempfindlicher
als die anderer Organe und hält diesen Umstand für bedeutungsvoll in
Bezug auf die mögliche Aetiologie der Nephritis: es kann infolge einer
primären, dauernden, sehr geringen Hypersekretion von Adrenalin eine
Kontraktion der Nierengefäße mit ihren deletären Folgen für die Niere
bestehen, ohne daß eine Blutdrucksteigerung zu bestehen braucht. Auch
Reicher kommt zu ähnlichen Schlüssen. Fußend auf Siegels Experi-
Phosphaturie.
Phosphat o-
meter
Therapie der
Phosphaturie
Adrenalin-
Nephritis.
296
Fiirbringer und Citron.
Adrenalin
im Harn.
Nephritis
durch
Inhalation
erzeugt,
menten über Abkühlungsnephritis fand er im Blute der Ohrvene von
Tieren, welche der Abkühlung mit Eiswasser unterworfen wurden, sofort
nach dem Bade eine deutliche Adrenalinreaktion; am nächsten Tage traten
Eiweis und Zylinder im Urin auf. Die Adrenalinmengen bewirken eine
anhaltende Kontraktion der Nierengefäße, welche Ischämie und Ernährungs¬
störungen im Gefolge hat. Nach Reicher ist hiermit ein längst auf¬
gestelltes Postulat der Pathologen bezüglich der Entstehung der Nephritis
erfüllt. Martha Diem hat Urine von Nierenkranken auf Froschaugen
einwirken lassen; sie konnte sich dabei nicht davon überzeugen, daß die
neph ritischen Urine häufiger Mydriasis erzeugen, als die Urine
anderer Menschen und folgert, daß die Gegenwart von Adrenalin allein die
Mydriasis nicht zu bewirken scheint.
Durch Inhalation von Alkoholdämpfen rief Emerson bei Hunden
eine schwere parenchymatöse Nierendegeneration hervor, Aetherinhala-
tion bewirkte gleichfalls chronische Nephritis, während Chloroform nur
eine geringfügige Zelldegeneration hervorrief. Die Nephritis wird bei diesen
Versuchen nach Emerson durch Zirkulationsstörungen veranlaßt.
— nach Ueber Nierenaffektionen nach Lumbalanästhesie
Lumbal- hat zuerst Schwarz berichtet, welcher nach Anwendung von
Stovain-Billon in78°/o aller Fälle Nephritis feststellte. Hosemann
will diese Gefahren nicht so hoch veranschlagen, da alle diese
Nephritiden, auch die von Schwarz beobachteten, einen günstigen
Verlauf nahmen und will selbst eine bestehende Nephritis nicht als
Kontraindikation der Lumbalanästhesie gelten lassen. Csermäk
fand unter 60 Fällen 85mal Eiweiß, aber niemals dauernde Nieren¬
störungen nach Stovain. Hartleib endlich, welcher Tropakokain
verwandte, konnte unter 20 Fällen nur einmal Albumen und Zylinder
— nach nachweisen. — Nach Hg-Gebrauch fanden Bandler und Fischei in
Hg-Gebrauch, allen V ersuchsfällen Zylindroide im Harn, eine schwere anatomische
Schädigung der Nieren sei aber nie danach aufgetreten, da Phloridzin¬
injektionen in allen Fällen prompt Diabetes erzeugten. — Gleichfalls
mit der Phloridzinreaktion prüfte Stern 14 Fälle von verlangsamter
— nach Rekonvaleszenz nach Influenza. Er fand ein normales Resultat
Influenza. nur j n e t wa 20°/o dieser Fälle. — Halpern unterzieht den Begriff
Hydrämie bei der Hydrämie, mit welchem er nach Stintzing und Biernacki
Nephritis. a n e diejenigen Zustände bezeichnet, bei denen das Gesamtblut mehr
Wasser als normal enthält, einer eingehenden Studie. Nach seinen
Untersuchungen kann in Fällen von chronisch parenchymatöser Ne¬
phritis mit erhaltener Leistungsfähigkeit der Nieren der Gehalt an
H a O, N und Chloriden sowohl im Gesamtblut als auch speziell im
Plasma völlig unverändert bleiben, d. h. eine Hydrämie kann fehlen.
Auch bei deutlicher Funktionsstörung der Nieren kann das Gesamt-
Krankheiten der Harnorgane.
297
blut seinen normalen Gehalt an Trockensubstanz resp. Gesamt-N
bewahren, während eine Verwässerung des Plasmas und eine Ver¬
mehrung der Plasmamenge im Verhältnis zu den roten Blutzellen
stattfinden kann. — Howard stellte bei Niereninsuffizienz stets eine
Vermehrung des Salzgehaltes im Blutserum fest, während
bei physiologischer Albuminurie die Konzentration des Blutserums
nicht verändert war. Er gründet auf dieses Verhalten eine Unter¬
scheidungsmethode zwischen physiologischer und pathologischer Al¬
buminurie. — Eine eigenartige Form der Nephritis, welche im
Verlaufe von Arteriosclerosis renum sowie nach Scharlach
auftritt, wird von Gluzinski als „Uraemia achlorica“ be¬
zeichnet. Klinisch durch Erbrechen charakterisiert, bietet der Zu¬
stand alle Symptome einer akuten Nephritis, es fehlen aber
Chloride und Eiweiß im Urin. Engel prüfte den Blutdruck
bei verschiedenen Nierenkrankheiten nach. Ausgesprochene genuine
Schrumpfniere zeitigte stets hohen, sekundäre arteriosklero¬
tische mäßig erhöhten Druck; plötzlicher Abfall des erhöhten
Blutdrucks bei interstitieller Nephritis ist als ein signum mali
ominis aufzufassen; bei schwerer chronischer Nephritis bedeutet
das Ausbleiben der Blutdrucksteigerung gleichfalls eine ungünstige
Prognose. Nur leichte Formen der chronischen Nephritis verlaufen
ohne Blutdruckstörung (vergl. S. 228). — Brodzki, welcher
den Einfluß der Nahrung auf den Blutdruck behandelt,
konnte sich, entgegen der Angabe Combes, nicht davon überzeugen,
daß NaCl, Wasser, Fleischextrakt und andere Nahrungsstoffe bei
Nephritis eine Blutdrucksteigerung herbeiführen (vergl. S. 223).
— Ueber die Frage der klimatischen Kuren bei Nierenkrank¬
heiten, speziell Nephritis, äußert sich H. Strauß in einem der ärztlichen
Studienreise gewidmeten Vortrag. Nur transportfähige Nephritiker
der chronischen Form und Konvaleszenten von akuten Nierenent¬
zündungen kommen in Frage. Für die letzteren ist wie für die
Träger der chronischen und subchronischen parenchymatösen Formen
in erster Linie das trockene Wüstenklima (Aegypten) geeignet.
Sehr richtig vertritt der Autor die zu geringe Aussicht auf nach¬
haltige Besserungen der inveterierten Fälle, als daß dieses Klima,
zumal im Hinblick auf die Reisestrapazen, zu empfehlen sei. Hier
kommen die Mittelmeerplätze und der Südabhang der Alpen (im
Winter) sowie windgeschützte Kurorte mit ebenen Spaziergängen
im Mittelgebirge (im Sommer) in Frage. Für die Winterkurorte
sind gute Heizeinrichtungen und wind geschützte Wandelhallen drin¬
gend zu erstreben; nicht minder für alle Plätze diätetische Knr-
Salzgelmlt
ilos
Blutserums
bei Nephritis.
Uraerniit
achlorica.
Blutdruck
bei Nephritis
Klirriato-
therapie der
Nephritis.
298
Ffirbringer und Citron.
Nephritis:
Diaphorese.
Sero¬
therapeutische
Behandlung«
Nierenbefund
bei
perniziöser
Anämie.
Stickstoff
bei Urämie.
Therapie der
essentiellen
Polyurie.
Pensionen (vergl. auch 8. 47). — Georg o pul ob, welcher über
die Diaphorese bei Niereninsuffizienz Untersuchungen
angestellt hat, geht davon aus, daß die bei Niereninsuffizienz an¬
gehäuften „Auswurfstoffe 1 * durch Anregung der Diaphorese hinaus¬
geschafft werden müssen. Damit jedoch keine zu große Kon¬
zentration der zurückbleibenden Auswurfstoffe eintritt, läßt er
nach dem Schwitzen eine dem durch Wägung festgestellten ver¬
lorenen Wasserquantum gleiche Menge Flüssigkeit trinken. Bei
bestehendem Hydrops empfiehlt er, die eingeführte Wassermenge
— unter Kautelen — niedriger zu wählen als die ausgeschiedene. —
Obwohl die Erreger der chronischen Nephritis unbekannt sind, haben
Casper und Engel einen Versuch gewagt, sie serotherapeutisch
zu beeinflussen. Da ein großer Teil der das Parenchym der Niere
schädigenden Ursachen auf Substanzen zurückgeführt werden muß,
welche auf deren spezifischen Zellen zytotoxisch wirken, so läßt sich
ein großer Teil der Nephritiden als Intoxikationen von der
Blut bahn aus betrachten. Da die schuldigen Giftstoffe indessen
nicht rein herzustellen sind, wurde das Blut der Kranken selbst, in
welchem die toxischen Substanzen enthalten sein müssen, zur Serum¬
behandlung verwandt. Das Serum dieses Blutes wurde Kaninchen
injiziert, und das Blutserum dieser Kaninchen, welches nach Mei¬
nung der Autoren der Träger von Antikörpern geworden war, zur
Injektion bei 11 geeigneten Kranken verwendet. Das Verfahren
war unschädlich, die Albuminurie wurde bei langdauernder Behand¬
lung bisweilen vermindert, das Allgemeinbefinden besserte sich.
Möglicherweise wird das noch intakte Nierengewebe durch diese
Behandlung erhalten.
Paskiewicz fand bei allen Fällen von perniziöser Anämie
eine fettige Infiltration der Nierenepithelien sowie starke Vermehrung
und Verdickung des Stützgewebes, in schweren Fällen auch Ein¬
lagerung von eisenhaltigem Pigment.
Bei künstlich an Hunden durch Nephrektomie erzeugter Urämie
stellte Soetbeer eine Anreicherung des Blutes an abiuretem Stickstoff
fest. Gleichzeitig ist der N-Gehalt des Magensaftes und des Speichels ver¬
mehrt, aber nicht in dem Maße, daß diese Sekretion als entlastend in
Betracht kommen könnte.
Poisot gelang es, bei einem Falle von „essentieller 1 * Polyurie
durch Entziehung der Chloride (dächloruration) die tägliche Urinmenge
von 11 auf 3 */* Liter herabzusetzen und das Körpergewicht in 4 Mo¬
naten um 6 kg zu erhöhen.
Schon vor Jahren hat Moritz die Ebsteinsche Theorie vom
Krankheiten der Hamorgane.
299
Eiweißgerüst der Harnsteine dahin zu erweitern gesucht, daß er
behauptete, jeder Kristall eines einfachen Harnsedimentes enthalte
ein organisches Gerüst, wie Ebstein es für die Harnkonkremente
nachgewiesen hatte. Nachdem Kümmell auf dem I. Urologen¬
kongreß sich dieser Auffassung angeschlossen hatte, ergreift jetzt
Ebstein in dieser Sache wieder das Wort, um darzutun, daß er
eine Identität der Moritzschen „Schatten“ mit seinem „organischen
Eiweißgerüst“ niemals anerkannt habe. — Die große Ueberlegenheit
der Radiographie über die Palpation bei der Diagnose von
Nierensteinen wird von Cole gerühmt, welcher auf Grund von 500
einschlägigen Fällen die These aufstellt, daß jeder Stein bei guter
Schulung des Untersuchers durch Röntgenaufnahme sichtbar zu
machen ist. Auch Kümmell, welcher bei 459 Patienten 1856
Röntgenuntersuchungen gemacht hat, ist derselben Ueberzeugung.
Er macht aber darauf aufmerksam, daß bei sehr korpulenten Per¬
sonen das Sichtbarmachen der Steine auf der Platte größere Schwie¬
rigkeiten macht, und daß z. B. ein Oxalatstein ein markanteres Bild
gibt als ein Phosphatstein. — Nach Kümmell birgt der konservative
Standpunkt bei der Behandlung der Nephrolithiasis große
Gefahren. Curschmann hat sich im Sinne Kümmells dahin
ausgesprochen, daß nicht nur bei Sepsis, Pyelonephritis und Blu¬
tungen die Operation empfohlen werden soll, sondern auch bei
aseptischen Steinen, wenn sich starke Schmerzen einstellen. Stets
drohe Anurie, und die Prognose rechtzeitig operierter Fälle sei
hervorragend gut, während bei zu spätem Eingreifen Todesfälle
nicht selten seien. Nach Bovelius wird die Gefahr der Nieren¬
steinoperation noch erheblich eingeschränkt durch Bevorzugung der
Pyelotomie an Stelle der Nephrotomie. Er wendet die Operation
in geeigneten Fällen mit ^Vorliebe an und vermeidet dadurch die
Gefahren der Nachblutung. Höhn rühmt die Wirkung der Natr.
bicarbon.- und Lithion-haltigen Quellen von Radein, er
beschreibt einzelne Fälle, in denen nach dem Gebrauche der Quellen
gewaltige Mengen kleiner Konkremente fast ohne Beschwerden der
oberen Hamwege abgingen.
Zur Entlastung des intrarenalen Druckes wird jetzt vielfach die
Nierendekapsulation ausgeführt; nach Achard führt Dekapsula-
tion und Nephrotomie manchmal bei exkretorischer Anurie die Diurese
herbei, verhindert aber nicht immer den letalen Ausgang, ter Braak
und Mijnlief-Tiel stellten bei einer eklamptischen Wöchnerin
einen Nierentumor fest, mit dessen fühlbarem Abnehmen sie zu¬
gleich das Schwinden der Eklampsie wahrnahmen. Sie sehen die
Theorie der
Konkrement-
bildung.
Radiographie
der
Nierensteine
Therapie der
Nephro¬
lithiasis.
Brunnenkur
bei Nephro¬
lithiasis.
Therapie der
Anurie.
Iutrarenalc
Spannung und
Eklampsie.
Füviiringer uiid Citron
eine Folge der intramuralen S^aanung der Niere ,»«
Eklampsie als
Die ÜekapsaiaTion der Niere als Heilmittel der EMiwrtpsie gehört
ii; _ das Oebiöfc der Chirurgie.
Bei Sektionen -'findet man unzweifelhaft nehtsfc Prestata-
vij-'grölieniüg Erweiterungen des Ureters und ,.les
Nierenbeckens mit den konsekutiven. Yrtändeningen de*
Nierenbeekena vor. Nach 0 uy o n sinddie*6 Erweiterungen durch
vesikäle HärnsUuung bedingt, indem bei abaorrner Füliuug der BWe-
fite oberen Harnwege durch andauernd hoben Dmek ausgedehnr
worden
S T if;reriV«evilcoit
erwcauvnui^
l^J P/Obtata-
Hypertrophie.
Tendier um) Zucker kan dt Ivane-fander» diese Er¬
klärung, weil in solchen Fällen gerade die • Haraieiteroiüudubgce
gan t Intakt lind der vesikäld Teil des Ureters von. normaler -Weite'
Verhalten der lifUi tius U * 1 ♦ ifKonti ateiV «Rtickausiohi V
CN;tch tändle, r a. Zuck e rk a r* «J i f 7 >i\y W *>\hinisieJtnna vonYotfiiröoruns».*
andlänilüRerimud NMa^nV«-i kuo-tsuiMy^c;* iMjiD.it> HuiL kluc V7ochcu^ciif mö%. ,\ t 4T ;*
befunden wird, -wahrend die Br vrhi tßru-ng des Ureter?* erst cberb<j
'seiner; Kreuzi».üig.;-jni# dem Vas doferon« beginnt. Tandler n«d
Zuckerkändifecif,i-$kß in diösbtf'FgÖ*|)i':-4ö^0rfisCii5r durch
das Vas ddferer^vdi^g^hhukb: wird. Fis- wird' itlmlivh. durdhi die
vergrößerte Prostata die .Bluse novit oben- verdrängt; die Väfsj ds^
feröntia bleiben iinten 'fixiert -und müssen so dem Urner an der
Kreuzmigsatellö strangulieren f.s. Fig, 2o a. SG», ~ üt;her H\v drn~
ntrp b f ü ss, durch f Ireterkniininting hervorgerüfeu, wird von
Colotiibirio berichtet, Tffe ktiologfeehen iUkfehhngen .& b'norm ver-
la'afon'd-i ? Nterengefäßc äuv i-lydronep'hroee werden seit der Eke¬
lt-u v 5» s< beit r'itblikäil iön des V'irjuhree b -ldutft erörtert. Merke 1 ging
.\t)dal»fg{k
■lerTlyaro’
Ei>«kh©it*>u der ffarnorgati'
aus von einem ?n einem
feätoa SltfÄftg. ^hundenc' •Älixtf.^sristfeiiiB;:NtevgftjpfMK ^'uc-r kerätmr
vom Hüus sur ÄorO» zegfcW und so eiifje deutlich.» 8jtraJ5»g^ii8.iifrn MB
Umera hsrkeiggfuhrt ba&tt^N' B$ -reö^ ji^tjiafehb
SelxJeiiutaüiaiGh'5v«Uut!^;, e«dii/:& «in bydrouojiliroctsolber Sack, Merk ei
hat daun noch au 6 weiteren Präparaten vc?u H>riro;:isi.dvros& akeas
sorische gierengefalle gefunden. Blum beschrieb. 3 F«Üö Vün Sack*
nieren, entstanden durch Ahknickuog des Ureters über einer ab-
<im UTötiH'tin «ad «la»,‘Vl 8 k?i MfBftffit tr«?i >Jv|iej t.pifliW-de?.' MttloUwjpHjtfj*. tl<?f
&n ..«oj jin^wbjiiftg v*jr> Vera»4«t'a«{fe.»i
fjk ».ecu ■uintüh'yt m w Vtp "
n>i(jfW()iy|i^rlTi>^[vU v ,}K/!. pj| W'iV-H» li-.j'B«- l ; *v> Sr. V> •
normen NidreuBrtene, x»wt erörtert. Ahtti^uih k)ni Mechanik dieatrr
Zustande. —• Bei einer kotigenita Jvek toptuchen Nier*i be¬
obachtete .Günther eine dnrib sinui.hjbh^i^r.^hlShrt'e' Shorenärueiie
verursachte H^iroüephrntfe. —*■ U 5.h:|h$#Fortschmteu,
welche die Dia^oefcik cfer ’Jäj^ronephrde^ iu dhu letkieü 20 Jahren
gemacht, bat, nach, daß . *}e:•'endlich hshsalö.
Therapie dieser I^aokheit ermö^U'h.!: hüben. Er schildert einen,
durch Operation geheilten Falt .»fer; rwitt»6 reo.4
H y d r u n e p h r o s e, weich» d irr eh IiUppiihbilduhg■'der Irttkett Ur<atä4:e.
; d« Hyd**
.<4vh*u , k'h‘«t«.-
302
Fürbringer und Citron,
Inter*
initiierende
Hydro-
nephrose.
„Tuberculo-
bazillies“.
Experi¬
mentelle
Nieren¬
tuberkulose.
Ausbreitungs¬
weise der
Nieren¬
tuberkulose.
wand mit der Beckenwand entstanden war. Gleichfalls durch Re¬
sektion eines klappenartigen Gebildes heilte Miles eine inter¬
mittierende Hydronephrose. Ekehorn hebt gleichfalls hervor, daß
die jetzt mögliche frühe Diagnose za ausgezeichneten Resultaten der
chirurgischen Behandlung führt. Der hydronephrotische Sack kann
sich nach rechtzeitiger Resektion des abschnürenden Teiles völlig
zurückbilden.
De Eeersmaecker sieht die meisten Fälle von Morbus Brightii,
der einseitigen, der orthostatischen, der Schwangerschafts-
nepbritiden, deren Aetiologie dunkel bleibt, als hervorgerufen vom Tu-
berkelbazillus an. In diesen Fällen seien die Bazillen nur im Innern
der Gewebe vorhanden, und nur sie, nicht ihre Toxine, erzeugten eine
Entzündung, welche zur Sklerose führt. Der Urin enthalte Eiweiß, Zylin¬
der, Eiterzellen, lasse aber die gewöhnlichen Nährböden steril. Alle
diese Fälle, welche nach De Eeersmaecker in klassischer Weise
auf Alttuberkulin-Eocb reagieren, faßt der Autor „bis zur Stipulie-
rung eines besonderen Namens* zusammen unter der Bezeichnung: „Tuber-
kulobazillies!*
Aszendierende Nierentuberkulose wurde von Wild¬
bolz bei Kaninchen experimentell erzeugt, indem er eine Auf¬
schwemmung von Perlsuchtbazillen von der Blase aus in einen
Ureter des Kaninchens einspritzte. Es resultierten neben tuber¬
kulösen Affektionen anderer Organe solche des Nierenbeckens und
der Marksubstanz, sowie in einzelnen Fällen auch Herde in der
Rinde beider Nieren. Meinertz infizierte Kaninchen durch In¬
jektion einer Aufschwemmung von Tuberkelbazillenkulturen und
unterband ihnen den linken Ureter (cf. die Arbeiten von Bern¬
hard und Salomon im Jahrbuch von 1908). Danach fanden sich
in der linken hydronephrotisch gewordenen Niere stets mehr Tu¬
berkel als in der rechten. Der Ausgangspunkt der Tuberkel ist
immer ein hinter die Glomeruli geschaltetes Kapillargebiet. Das zur
Tuberkulose prädisponierende Moment sieht Meinertz deshalb in
der Verlangsamung der Kapillarströmung in der unterbundenen Niere.
Nach Ekehorn beginnt die Nierentuberkulose an der Oberfläche
der Niere, im Nierenbecken, an den Papillen und Kelchen, während
der übrige Teil der Niere indirekt oder durch Vermittlung des
Urins infiziert wird. Nur der erste Infektionsherd kann auf hämato¬
genem Wege entstanden sein. Die Methode von Ellermann
und Erlandsen zum Nachweise von Tuberkelbazillen im
Harn beruht darauf, daß der durch Zentrifugieren gewonnene
Bodensatz durch Digestion und Ko*t>«n mit NaOH konzentriert und
Krankheiten der Hamorgane.
303
geklärt und dann nochmals zentrifugiert wird. In dem so behandelten Nachweis von
Sediment finden sich 10—l&mal so viel Bazillen als in dem nur Tnberkei-
einmal zentrifugierten. Die Methode soll in allen denjenigen auf im Urin
Urogenitaltuberkulose verdächtigen Fällen angewendet werden, bei
denen einfache Zentrifugierung den Nachweis der Bazillen nicht
liefert. Die konjunktivale Tuberkulinreaktion von Wolff- Konjunktivai-
Eisner und Calmette erprobten Wecker und Faschkis an reakt >on.
19 Patienten, welche teils sicher an Tuberkulose des Urogenitalappa>
rates litten, teils darauf verdächtig waren; 9 davon reagierten negativ.
Unter 23 klinisch tuberkulosefreien Fällen dagegen reagierten 3 Fälle
positiv. Ein sicheres diagnostisches Mittel ist die Reaktion nach
Ansicht der Autoren nicht, sie versetzt uns aber in die Lage, die
Fälle auszuwählen, bei denen der Bazillennachweis mit allen Me*
thoden erstrebt werden mufi. Auch Berg spricht sich ffrr ihren
entschiedenen diagnostischen Wert aus. Die von Oppenheim mit
einer urethralen Tuberkulinreaktion angestellten Versuche
scheinen noch wenig praktische Bedeutung zu haben, da sie bedeutend
schwächer und inkonstanter auftritt als die konjunktivale. Die
Nierentuberkulose ist, wie Rautberd auf Grund von 100 patho* Nieren*
logisch-anatomischen Untersuchungen eruiert hat, immer mit Lungen* tube ^“ lo8e
tuberkulöse kombiniert, während die Meningen in mehr als 86°/e Menin gitis,
der Fälle mitergriffen sind. Auch fand er, daß das männliche Ga*
schlecht häufiger als das weibliche an Urogenitaltuberkulose er*
krankt. Als Therapie der einseitigen Nierentuberkulose wird jetzt Prognose und
nahezu einstimmig die Nephrektomie bezeichnet. Nach Illyös
schließen auch geringfügige Veränderungen der „andern“ Niere die tuberkulöse.
Operation nicht aus, da diese oft nach Entfernung des hauptschul*
digen Organs schwinden. Eine Spontanheilung ist, wie Brongersma
hervorhebt, so selten, daß man mit ihr nicht zu rechnen braucht.
Kornfeld hingegen warnt vor Ueberschätzung der die Operation
sanktionierenden funktionellen Methoden. Er findet die Mortalität
der Nephrektomie, welche er auf 18—28°/o beziffert, recht hoch und
hält es fiir gewagt, die Indikation der Nephrektomie zu stellen, „so*
bald sich einige Tuberkelbazillen im Urin zeigen“. Er führt Bei*
spiele an von nichtoperierten Fällen, bei denen der tuberkulöse
Prozeß eine jetzt nicht mehr genügend gewürdigte Benignität ge*
zeigt habe, und solche, bei denen die Operation einen Stillstand des
Prozesses nicht herbeiführen konnte. Nach Caspers und nach
Israels Erfahrungen jedoch sinkt die Mortalität der wegen Tuber¬
kulose Nephrektomierten von Jahr zu Jahr. Casper zählt unter
seinen 26 Letztoperierten nur einen Todesfall, Israel unter 60 Fällen
304
Fiirbringev und Citron.
Prognose und deren zwei. Krönlein berichtet über das Schicksal von 71 Pa-
,Therapie dienten, welche er in dem Zeitraum von 1890—1904 nephrektomiert
tuberkulöse, hat. Die Operationsmortalität betrug 5,6°/o, 18 Patienten leben noch.
Die meisten Todesfälle (14) fielen in das erste postoperative Jahr;
überlebt der Operierte dieses, so steigen seine Lebensaussichten be¬
deutend. Die häufigste Todesursache war Miliartuberkulose, Tuber¬
kulose der Testierenden Niere war sehr selten. „Kombinierte“ Tuber¬
kulosen heilten oft aus oder besserten sich wenigstens. — Pielicke
führt aus eigener Praxis und aus Berichten von Pardoe, Eosen-
feld, C. Krüger, Rörig, v. Keersmaecker u. a. Heilungen
und Besserungen der Urogenitaltuberkulose durch Tuberkulin an
und hatte besonders bei Initialfallen günstige Resultate. Israel
will diese Behandlung auf inoperable Fälle beschränkt sehen oder
auf solche, bei denen die Operation verweigert wird, und warnt da¬
vor, die günstigste Zeit für die chirurgische Behandlung zu ver¬
passen, zumal einwandfreie Heilungen der Nierentuberkulose durch
Tuberkulin noch nicht erwiesen sind.
Nieren- v. Haberer gelang die experimentelle Verlagerung der
umoren. Nebenniere in die Niere, wodurch er einen wichtigen Beitrag zur
Lehre von den Hypernephromen geliefert hat. Fedoroff konnte
in einem durch Sektion gewonnenen Hypernephrom Adrenalin n&ch-
weisen, indem er einen Auszug der Geschwulst mit Froschaugen
zusammenbrachte, welche mit Pupillenerweiterung reagierten. —• Von
Taddei liegt eine Monographie über Nierentumoren vor; unter
434 in der Zeit von 1902—1905 gesammelten Fällen zählt er 65 Kar¬
zinome, 74 Sarkome, 45 gemischte Tumoren, 218 Hypemephrome,
32 benigne Tumoren und fügt ein erschöpfendes Literaturverzeichnis
von 700 Arbeiten über Nierentumoren bei. — Ueber das Schicksal
Behandlung
der
Wanderniere*
der Patienten, welche er an malignen Tumoren operiert hat, be¬
richtet Krönlein. Die Operationsmortalität betrug 9°/o. Leider
sind Rezidive die Regel, besonders schnell treten sie beim Karzinom
auf; es sind indessen auch Dauerheilungen von 23 Jahren bekannt.
— Undankbar ist nach Bircher auch die Therapie der Cysten¬
nieren; sollte eine Operation indiziert sein, so empfiehlt er, sich
mit einer Inzision zu begnügen.
Die Behandlung der Wanderniere wird von Gobiet,
Eve u. a. besprochen; Barling empfiehlt die Nephrorraphie mit
konsekutiver Bandagenbehandlung; er erzielt damit ein Schwinden
fast aller lokalen Symptome, die allgemeinen Beschwerden, speziell
die nervösen, wurden leider durch die Fixation nur wenig herab¬
gesetzt.
’
V«»ä k o ö^oyt i e ;* 1 j&r Njcr ot/<fy s 1 o j-. {t »w«:3 ff i sren defekten Nierend^k^
ißü:»f- H v (ij>*r ‘‘iriü ui*{»*:•.('>jdt; ftomolluijir, — Von -len bt-sebriiibOiieu * ie 4 c?,n ‘
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M -i \ ■ ftnuu f Kurl^muMT-/ iv^rhio.
S >.i'U tMkf i Wi .‘;i;, Kinüi.EiahiU* Vk v>U »H‘H* iHufc tc<>j«tf!f ^V>m
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Vtexlra.; Qr * *. ’ tfiktpUU* tyii «r ; HIiihW,. >:?*£
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V! I. - V.M ) /4 ruuhi'i *np».:r;«*r- V f *j - 1 < fKlIl'S irKn*;;' •••; Vä-.tf :j.MV-
»;< iM'-.it mt'-rra iiA*rp«i > -] i ;■ r Y'-'i - [»M m-U i< 3 ihmüä v,.s > =sV>Vj*ä.
^Vfiistri »-^{»h <?0h
{£$ j.-.Y int. -,uu>lru
b;eacin,<i'‘?s f/.baraki^rjüiiaUi hfij'Wj.i'gehob«!t. Wiv sollen -yin.
mtt»'th» p’U-.-vm !;'.‘.t.M.'i-i ,•« U.-gni, f nin*‘ „KiKlietnncr*' ' . •<**.; Im ii-i
links *ki. ; < 1 ,.-u-T 5 r ‘Et ?>.• r<- )<> 1 i»t, Ein» uI>• >• • 5 > l’aily sehr;: «ingUken'le
^Uu'.buEfr »Im P* «i &t.• I. ( .. i-iEw ^0
306
Fürbringer und Citron.
Nierendefekte Besprechung der kongenitalen Nierendystopie, ihrer Diagnose und
U dy8topie n " ^kerapie gibt Albrecht. Dystope Nieren erkranken häufig, die
abnorme Lage des Organs, die Kürze des Ureters bedingen prädis¬
ponierende Momente zur Bildung von Hydro- bezw. Pyonephrose, ihre
Bedeutung für die Geburtshilfe ist von Hochenegg, Sträter,
Müllerheim, Kehrer u. a. gewürdigt worden. An eine dystope
Niere müssen wir denken, wenn wir einen dem Os sacrum aufliegen¬
den Tumor fühlen, welcher auf der Vorderseite die Pulsation größerer
Gefäße zeigt bei gleichzeitigem Bestehen von Polyurie, Hämaturie,
Blasenzwang und hartnäckiger Obstipation. Ist die dystope Niere
krank, so kommen Für die Therapie dieselben Indikationen in Be¬
tracht, wie Für die normal gelagerte, ist sie gesund und verursacht
nur durch ihre Lage dem Träger Beschwerden, so kommt eine
chirurgische Lageverbesserung in Betracht.
Vreteren- Krankheiten der unteren Harnwege. Karaffa-Korbut konnte
atonie. bei Hunden, welchen er nach Anlage einer künstlichen Exstrophia vesicae
den Ureter unterband, die Ursache der Ureterenatonie als Folge einer
Ureteritis ascendens in einigen Fällen feststellen, während andere Ursachen
dieser von Fedoroff und Israel beschriebenen Erscheinung noch uner¬
forscht bleiben. De Keersmaecker schreibt der Ureterenatonie eine
wichtige Rolle zu in der Aetiologie der HydronephroBe.
Blasen-
ektopie.
Urethro-
trigonitis.
Sero-
therapeutische
Behandlung
der
Bakteriurie.
Auf die zusammenfassende Darstellung über Blasenektopie
vonEnderlen, welcher ein ausführliches Literaturverzeichnis bei¬
gefügt ist, sei hier, weil sie hauptsächlich von chirurgischem Inter¬
esse ist, nur kurz hingewiesen. — Auf histologische Betrachtungen,
sowie endoskopische und kystoskopische Autopsie gestützt, behauptet
Remote, daß diejenigen Krankheiten, welche gemeinhin als Ure¬
thritis posterior, Zystitis colli und Urethrozystitis bezeichnet
werden, urethrotrigonale Prozesse seien, und schlägt Für sie den
Namen „Urethrotrigonitis“ vor. — Die geringe Aussicht der ge¬
bräuchlichen Behandlung der Bakteriurie würdigend, will Weisz
es unternehmen, dieser Affektion serotherapeutisch beizukommen
in ähnlicher Weise, wie es Casper und Engel mit der chronischen
Nephritis versucht haben. Er beabsichtigt eine „autovakzine In¬
jektionstherapie des die Krankheit verursachenden und so gezüchteten
Bazillus“ zu inaugurieren, hoffend, daß dadurch das Antitoxin im
Organismus die Bakteriurie zum Verschwinden bringt. Dudgeon
empfiehlt in demselben Sinne bei Bakteriurie infolge von Bacterium
coli, wenn Harnantiseptica im Stiche lassen, ein Anticolon¬
bazillusserum.
Krankheiten der Harnorgane.
307
Zahlreiche Autoren berichten über die günstige Beeinflussung
der Blasentuberkulose durch die Exstirpation der tuber¬
kulösen Niere: y. IllyAs beobachtete nach Nephrektomie völliges
Ausheilen der vesikalen Tuberkulose mit Hinterlassung einer Schrumpf¬
blase; nach Krönlein bessert sich in diesem Falle oft eine zirkumskripte
Blasentuberkulose, heilt sogar bisweilen gänzlich aus, nicht aber
ausgedehnte Zerstörungen der Blasenschleimhaut; Wulff stellt fest,
daß eine Blasentuberkulose, welche der Behandlung durch Curette-
ment getrotzt hatte, nach Nephrektomie heilte, hat aber auch Hei¬
lung der Blasentuberkulose durch Karbolsäurespülungen nach
Roovsing ohne vorangegangene Nierenexstirpation gesehen. Rosen¬
stein hat die Roovsingsehen Spülungen bei 2 Patienten erprobt,
bei welchen die Blasentuberkulose auch nach der Nephrektomie nicht
ausheilen wollte. Von diesen wurde ein Patient geheilt, der andere
wurde seiner Beschwerden ledig, aber nicht geheilt. Kollapserschei¬
nungen bei der Injektion von 50 ccm 6°|oiger Karbolsäure wurden
einmal beobachtet. — Hock läßt an die Möglichkeit denken, daß
in günstig liegenden Fällen durch vorsichtige Anwendung von
Tuberkulin eine Blasentuberkulose auch bei bestehender
Nierentuberkulose gebessert werden könne. — Bei einem von Voigt
berichteten Fall entstand durch Injektion einer starken Seifen¬
lösung in die Blase — bei kriminellem Abort — eine Gangrän
der Blasenschleimhaut, welche durch Blasentamponade und
Argentuminstillationeu geheilt wurde. — Casper beobachtete bei
9 Fällen von Blasenpapillomen nach deren Entfernung durch
Sectio alta ein oft bis ins massenhafte vermehrtes Wachstum von
Papillomen. Casper läßt es fraglich erscheinen, ob es sich hier
um parasitären Einfluß, um Impfgeschwülste oder um regionäre
Metastasen handelt, und rät, von Posner sekundiert, sich bei der
Entfernung von Blasenpapillomen, wenn irgend möglich, der endo-
vesikalen Eingriffe zu bedienen. Auch Cat hei in hat dieselben Er¬
fahrungen gemacht und führt das verstärkte Nachwachsen der Tu¬
moren auf die durch die Sectio alta gesetzte traumatische Reizung
der Blasenschleimhaut zurück.
In einem Falle von Dalton lieferte die Radiographie
der Blase zugleich mit dem Nachweis von Konkrementen
den ihrer Aetiologie. Es ergaben sich zwei taubeneigroße (Phos¬
phat-) Steine, in welchen man als Kern die Fragmente einer Haar¬
nadel deutlich erkennen konnte (s. Fig. 28). — Guisy legt dem
Zusammentreffen von schweren nervösen Störungen mit
urologischen Erkrankungen folgende Theorie zu Grunde.
Heilung der
Blasen*
tuberkulöse.
Gangrän der
Blasen-
schleimhaut.
Rezidive von
Blasen¬
papillomen.
Blasensteine
im
Röntgenbild.
308
FCrfcnnirec «*»<i t'ftföu.
Reizungen d«*. senfeitive« 'S^ymphxm der Schleim kauf ch."- Ho.in-
(> f wege werden h«m^nrU«;b J*j pvMispomerten Individuen. von ös.^-'ui
IfexvenplexuS großen Sj^mpftihikäfizemrata Und i*jti diesem
aus durch die .Kgiuwiidlkdiio&sbahneia' deni Qöokemtiark .■über¬
mittelt. Von bicr- aus teilt-' skdj ü<r Reiz dar 3leduli« obfciv-
gut» «Jtt. uj «vvlt'bti' feieti dm: K <««vtilfciuHmrdrum beSuirb:.. Er
stützt -mitte Theorie dureb B<reU»«-Jbtmigeö, bei denen unter .mdBn'itv
lüvjÄnehedjß.'div 2it»fcäi»de, In-Ster«-..iHo-ambe .Anteile nnd byswmriue.
- Sotwmlßiu tbsteli ’ Clpsratiun von B!awmd.©ißei) beUten.- In. alnein TaUß .
von .'fw9'b'ti.n9reiUvV;l«.Sbjmn.n % der Blase bei t-mer
Person erzielt# Ah ne ae Roße üin'ßfe YöÜeji Heilerfolg durch aweh
malige Applikation einer epiduralßn sakralen Kocbsalzinjektion.
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tfßossörittos Op«ratiötk'o;ys!
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körf)»rrÄ'’a.r(’g&, Pt ü zßfte u u
d andere« AaH;
Ri nglßh and «faoö'hk.
Vst*retfs.köp’isa)
«e Z r &i .k.o-'p f* k.otietx'titftH.
. f '
Krankheiten der Harnorgane.
309
Eine Einigkeit darüber, welches von beiden Instrumenten der stereo¬
skopischen Betrachtung des Blaseninnern besser dient, und ob eine
solche überhaupt einen Gewinn für die Erkennung der Blasenleiden
bedeutet, ist noch nicht erzielt. Von Frank und von Jak ob y wer¬
den endlich Zystoskope angegeben, welche statt des bisherigen um¬
gekehrten ein aufrechtes Bild liefern. Nach Portner sollen Kinder
nur in dringenden Fällen und dann unter Narkose der Zystoskopie
unterworfen werden. Zystoskopieren kann man Mädchen vom Ende
des ersten, Knaben vom zweiten Lebensjahre ab; die Anwendung
des Ureterenkatheterismus gelingt bei Mädchen nach vollendetem
ersten, bei Knaben erst im achten Lebensjahre. — H. Goldschmidt
hat das von ihm erdachte Irrigationsurethroskop durch ver¬
schiedenartige Anbringung der Lichtquelle verbessert und publiziert
ein neues gleiches Instrument, mit welchem therapeutische Eingriffe
vorgenommen werden können. Rothschild hat das Gold schm i dt-
sche Instrument behufs besserer Wiedergabe der natürlichen Farben
mit dem Leiter-Casperschen Instrument kombiniert. — Die verbes¬
serten diagnostischen Hilfsmittel kommen der Diagnostik der Urethra
posterior zu gute; ich erwähne kurz die Arbeiten von Wechsel¬
mann, welcher Polypen, von Michailow, welcher Zysten
der hinteren Harnröhre mit Erfolg behandelte, endlich von
Wossidlo, welcher sich um die Erkennung und endourethrale
Behandlung der entzündlichen Veränderungen des Colliculus
seminalis verdient gemacht hat.
Auf die Tuberkulose der Harnröhre, welche mit Peri¬
urethritis und Vereiterungen der Cowperschen Drüsen einhergeht
und zu tuberkulösen Strikturen führt, machen D e 1 o n e und
Challier aufmerksam, indem sie hervorheben, daß diese Urethritis
noch immer sehr häufig mit der gonorrhoischen verwechselt wird.
Zur Messung des Effektes einer Strikturerweiterung läßt
Gregor seine Patienten vor und nach der Strikturbehandlung je
5 Sekunden lang urinieren; die Differenz der ausgeschiedenen Urin¬
mengen zeigt den Effekt der Dilatation an. Natürlich haften der
Methode Fehlerquellen an, doch dürfte es sich bei ihrer großen Ein¬
fachheit lohnen, sie nachzuprüfen.
Literatur.
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Zystoskopie
bei Kindern.
Urethro-
skopie.
Polypen,
Zysten der
Harnröhre.
Entzündungen
des Colliculus
seminalis.
Urethral¬
tuberkulose.
Strikturen
der Harn¬
röhre.
310
Fürbringer und Citron.
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Spaltung des Ureters und ihre Bedeutung für die Klinik der Nierentuber¬
kulose. Wiener med. Woehenschr. Nr. 3.
g) Akute allgemeine Infektionskrankheiten
und Zoonosen.
Von Prof. Dr. Alfred Schittenhelm in Erlangen.
Infektionskrankheiten. Allgemeines. Die Bedeutung der Hyper¬
thermie haben Rolly und Meitzer zum Gegenstand experimen¬
teller Untersuchungen gemacht. Sie fanden, daß ein günstiger Ein¬
fluß der erhöhten Körpertemperatur auf eine Infektion mit Bakterien
sich nicht leugnen läßt; der Alexingehalt des Blutserums wird dabei
nicht beeinflußt, wohl aber wächst die Phagozytose der Menschen¬
leukozyten stetig nicht nur von tieferen Temperaturgraden bis zur
Bruttemperatur, sondern es findet von da an bis zu 40° C. eben¬
falls noch ein Ansteigen statt; ferner befördert nach Tierver¬
suchen die Fiebertemperatur die Produktion der Agglutinine und
Bakteriolysine, hat aber keinen Einfluß auf den Verlauf der Ver¬
giftung mit tödlichen Toxindosen; endlich hat sich noch ergeben,
daß infolge der Fiebertemperatur wohl gewisse Schädigungen im
Organismus der Versuchstiere, wie Körperverlust, Abnahme des
Hämoglobingehaltes des Blutes entstehen, daß aber eine sichere
Schädigung der Organe (Verfettung etc.) nicht die Folge auch einer
längere Zeit dauernden Fiebertemperatur zu sein braucht. — Steyrer
untersuchte den Einfluß des Fiebers auf den Stoff- und
Energieumsatz im Pettenkoferschen Apparat. Dabei fand sich,
daß bei Fieberkranken (Tuberkulinfieber) sich der relative Stick¬
stoffumsatz steigert. Dabei verdrängen die Eiweißkalorien im Stoff¬
wechsel stickstofffreies Material derart, daß die gesamte Kalorienpro¬
duktion nicht gesteigert ist. — Versuche von Aronsohn und
Blumenthal sollen zeigen, daß die bei Fieber vorkommende erhöhte
Eiweißeinschmelzung nur mit Hilfe verstärkter Ferm ent Wirkung
entsteht. Es zeigte sich, daß die proteolytische Fermentwirkung des
Muskels während des Fieberprozesses bis fast um das Dreifache zu¬
nimmt, während die proteolytische Fermentwirkung der Leber um
ca. ein Drittel verringert wird.
Dietschy und Hößli untersuchten die Kreislaufverhält-
Hyperthermie.
Einfluß des
Fiebers auf
den Stoff¬
und Energie¬
umsatz
Fermente und
Fieber.
316
Schittenhelm.
Kreislaufver-
haltnisse bei
Infektions¬
krankheiten.
Insekten
und Zecken
als üeber-
träger der
verschieden¬
artigsten
Menschen-
und Tier¬
seuchen.
nisse bei Infektionskrankheiten mit Hilfe der Blutdruck-
bestimmung. Sie fanden, daß wenigstens ein Teil der bei Infek¬
tionskrankheiten auftretenden Kreislaufstörungen durch ein pri¬
märes Versagen der Herztätigkeit herbeigeführt werden kann, ohne
daß der Vasomotorentonus stärker beeinträchtigt ist, so daß also
mehr ein Versagen des Herzens als eine Schwäche der Vasomotoren
die Ursache der gefährlichen Zustände bildet.
Die große Bedeutung der Insekten und Zecken als
Ueberträger der verschiedenartigsten Menschen- und
Tierseuchen zeigt eine Zusammenstellung von Möllers. Was
die Uebertragung von Bakterien anbelangt, so verdient vor allem
die Verbreitung der Pest von einer Batte auf die andere durch den
Rattenfloh hervorgehoben zu werden, welch letzterer gelegentlich
auch den Menschen sticht und so eine Pestinfektion ermöglicht. Nach
Jordansky und Kladnitzky kann die Pest auch durch Mücken
und Wanzen gelegentlich übertragen werden. In der Regel ist die Ueber¬
tragung der Bakterien durch Insekten nur eine rein mechanische Ver¬
mittlung und wahrscheinlich nicht so sehr häufig; verwickelter aber
liegen die Verhältnisse bei den pathogenen Protozoen. Wir wissen
jetzt, daß alle im Blute lebenden Protozoen, die Hämatozoen, auf
einen Zwiscbenwirt angewiesen sind, und zwar besteht für jede
Gruppe von Hämatozoen eine bestimmte Gruppe von Zwischenwirten,
die sämtlich zu der Klasse der Gliederfüßler, Arthropoden, gehören.
Die Krankheitskeime müssen im Körper dieser Wirtstiere erst eine
Entwicklung durchmachen, bevor sie auf andere Menschen oder
Tiere übertragen werden können. Diese Uebertragung gilt vor allem
für die Tropenkrankheiten, wie aus folgender Tabelle ersichtlich ist:
|
i
i
Name der Krankheit
Ihr Erreger
Uebertragungsmodus
Quartana
Plasmodium malariae
(Laveran 1881)
Malaria¬
fieber
Tertiana
Subtertiana
Plasmodium vivax
(Grassi u-Feletti 1890)
Laverania malariae
Anophelesmücken
(Grassi u. Feletti 1890)
Quotidiana
Schlafkrankheit
Trypanosoma gambiensc
Tsetsefliegen (Glossina
(Dutton 1902) palpalis u. a.)
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonoaen.
317
Name der Krankheit
Ihr Erreger
Uebertragungsmodus
Kala-azar (Dum-Dum-
Leishmania douovani
die Wanzenart Cimex
fieber, trop. Spleno¬
megalie)
(Laveran u. Mesuch
1903)
rotundatus (?)
Orientalisches Geschwür
Leishmania furunculosa
(Firth 1891)
unbekannt
Rückfallfieber
Spirochaeta Obermeieri
1873
Cimex lectularius (Bett¬
wanze) und Pediculus
corporis
Zeckenfieber (Afrika)
Spirochaeta Duttonii
(Dutton u. R. Koch)
Zecke Ornithoderos oder
Argaa moubota
Gelbfieber
unbekannt
Culexmücke Stegomyia
fasciata
Filiarienkrankheiten
Filiaria sanguinis etc.
Culex- und Anopheles¬
mücken
Es wird hier kurz daran erinnert, daß diese Art der TJebertragung
auch ganz besonders wichtig ist für verheerende tropische Tierseuchen,
so für die indische Surra, die die großen Haustiere (Pferd und Rind)
betrifft, und für die Tsetsekrankheit, beide Trypanosomiasen; hier¬
her gehört das Texasfieber der Rinder, welches durch eine bestimmte
Zeckenart (Boophilus anulatus) übertragen wird, ferner die Piro¬
plasmose der Schafe und Hunde (Ueberträger die Hundezecke Haema-
phyalis Leachi), die Hämoglobinurie der Rinder (Ueberträger eine
Zecke, Ixodes ricinus), das von Koch studierte ostafrikanische
Küstenfieber der Rinder, bei dem das an den roten Blutkörperchen
schmarotzende, stäbchenförmige Piroplasma durch eine Zecke, Bo¬
ophilus decoloratus, übertragen wird u. a. m.
Immunodiagnostik. Ueberempfindlichkeit (Anaphyl¬
axie). In diese Rubrik gehören die Kochsche subkutane Tuberkulin¬
reaktion, die Kutireaktion und die Ophthalmoreaktion. Vom
Standpunkt der akuten Infektionskrankheiten haben vornehmlich die
beiden letzteren Interesse. Zahlreiche Arbeiten sind in den letzten Jahren
über diese Reaktionen erschienen, und es ist unmöglich, sie alle zu refe¬
rieren. — Die Ansichten über ihre Verwendung zur Tuberkulose¬
diagnostik sind nunmehr ziemlich geklärt. Es sei hier vor allem die
Zusammenfassung Stadelmanns über ausgedehnte Untersuchungen
an Gesunden und Kranken hervorgehoben, welche zu folgenden Resul-
Immuno¬
diagnostik.
Kutane und
konjunktival
Tuberkulin-
reaktion.
318
Schittenhelm.
Kutane und
konjunktivale
Tuberkulin¬
reaktion.
— Kontra-
indikationen.
M o rösche
Salben¬
reaktion.
taten kommt: Die kutane Impfreaktion von v. Pirquet und die
konjunktivale von Wolff-Eisner (Calmette) haben bei bestehen¬
der nachgewiesener und suspekter Tuberkulose eine große Bedeutung.
Welche von beiden Reaktionen wichtiger ist, läßt sich zur Zeit noch
nicht sagen. Wahrscheinlich deutet der positive Ausfall der kon-
junktivalen Reaktion auf aktive tuberkulöse Prozesse im Organismus,
die kutane auf inaktive. Die beiden Reaktionen haben nicht nur
eine diagnostische, sondern auch eine wichtige prognostische Be¬
deutung, indem bei rasch progressiven tuberkulösen Prozessen fast
stets die Reaktionen nur spurweise auftreten resp. ausbleiben. Man
kann augenscheinlich die bisher bei suspekten Fällen von Tuber¬
kulose zur Feststellung der Diagnose angewandten probatorischen
Injektionen von Kochschem Tuberkulin durch die kutane Impfung
mit 25°/oigem Alttuberkulin und die konjunktivale Einträuflung
von l°/oiger Alttuberkulinlösung ersetzen, was für die Kranken von
wesentlichem Vorteil ist. Die bei der kutanen Impfung auftretende
Spätreaktion ist in ihrer Bedeutung noch nicht geklärt, aber für die
Diagnosenstellung noch nicht zu verwenden. Es kommt bei der
konjunktivalen Einträuflung gelegentlich zu einer konkomitierenden
Reaktion auf dem anderen Auge. Nach probatorischen Injektionen
Kochschen Alttuberkulins kommt es gar nicht selten zu einem Auf¬
flammen der selbst wochenlang zurückliegenden Kutan- und Kon-
junktivalreaktion. — Betreffs der Kon j unkti valimpfung sei hier be¬
sonders auf vorsichtige Einhaltung der allseits betonten Kontraindi¬
kationen hingewiesen, bei deren Berücksichtigung ihre Anwendung
nie Schaden stiften kann. J. Citron faßt sie dahin zusammen, daß
die Ophthalmodiagnostik zu vermeiden ist 1. bei allen Patienten,
die augenkrank sind oder gewesen sind, selbst an gesunden Augen,
2. bei allen Patienten, deren Augen sonstigen Schädlichkeiten aus¬
gesetzt sind oder die in Trachomländern wohnen, 3. bei Patienten,
die in den letzten 6 Monaten Gegenstand einer ophthalmodiagnosti-
schen oder sonstigen Tuberkulinuntersuchung waren. Bei skrophu-
lösen Kindern vermeide man die Ophthalmoreaktion so weit als
möglich, man benütze nur ‘l*- oder '/»°/oig© Lösungen. Ferner soll
man nach J. Citron weder Calmetteschen Tuberkulintest, noch das
Tuberkulosediagnostikum Hoechst anwenden, da mit beiden Prä¬
paraten unzuverlässige Reaktionen erhalten werden; vielmehr ver¬
wende man Alttuberkulin und stelle sich die Verdünnungen selbst
frisch her. — Es sei noch kurz erwähnt, daß Moro für die Kutan¬
reaktion eine Modifikation angab, die darauf hinausläuft, daß man an
Stelle der Tuberkulinlösung eine Tuberkulinsalbe anwendet, welche
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen.
319
50 n /oig ist und aus gleichen Teilen Alttuberkulin und Lanolinum
anhydricum besteht; zur Aufnahme des Tuberkulins wurde das Lanolin
vorher mäßig (auf 20— 80°) erwärmt. Die im Eisschrank auf bewahrte
Salbe behielt monatelang ihre Wirksamkeit. Bei Anstellung der
Reaktion wird die Haut nicht wie bei der v. Pirquet sehen Reaktion
vorher angeritzt, sondern es wird auf die unverletzte Brusthaut
knapp unter dem Schwertfortsatz oder in der Nähe der Mammilla
unter mäßigem Druck auf die Haut mit dem Finger V*—1 Minute
lang ein erbsengroßes Stück Salbe eingerieben; der Durchmesser
der eingeriebenen Hautpartie beträgt ca. 5 cm; die Stelle wird hier¬
auf ca. 10 Minuten entblößt gelassen, ohne Anlegung eines nach¬
träglichen Schutzverbandes. Beim negativen Ergebnis bleibt die ein¬
geriebene Hautpartie dauernd reaktionslos; der positive Effekt be¬
steht hingegen in dem Auftreten von knötchenförmigen, papulösen
Effloreszenzen am Ort der Einreibung. Die Salbenreaktion ist so
sicher wie die v. Pirquetsche kutane Tuberkulinimpfung, was auch
von Lejeune bestätigt wurde. — Chantemesse hat die Wolff-
Eisnersche Ophthalmodiagnostik auf den Typhus übertragen Ophthaimo-
und mit positivem Resultat untersucht, ob die Konjunktivs Typhöser in Reaktion
analoger Weise auf Typhusbazillenextrakt reagiert. Eine Reihe von für Typhus ’
Nachuntersuchungen hat zwar ergeben, daß die Reaktion bei
Typhus positiv war, daß aber der Reaktion keine Bedeutung zu¬
kommt, weil sie auch bei einer Reihe anderer nicht typhöser Krank¬
heiten positiv ist. — Bei Masern hat v. Pirquet nachgewiesen, — bei Masern,
daß tuberkulöse Kinder ihre Reaktionsfähigkeit auf Tuberkulin für
ungefähr eine Woche verlieren; diese Reaktionslosigkeit dürfte mit
den Erfahrungen Zusammenhängen, daß der tuberkulöse Prozeß wäh¬
rend der Masern sehr häufig an Ausbreitung gewinnt; differential¬
diagnostisch läßt sich nach v. Pirquet eine positive Tuberkulin¬
reaktion gegen die Masernnatur eines Exanthems verwerten. — Bei
der Diphtherie erhält man nach Schick mit einer auf den Kutanreaktion
zehnten Teil ihres Volumens eingeengten Diphtherietoxinlösung Kutan-
reaktionen, welche der Tuberkulinreaktion (v. Pirquet) sehr ähn- tox j„
lieh sind. Es handelt sich dabei um eine spezifische Toxinreaktion,
da die Reaktion ausbleibt, wenn man das Toxin in vitro vorher
durch Antitoxin neutralisiert oder den Patienten 4 Stunden zuvor
mit Antitoxin passiv immunisiert. Auch bei gesunden Säuglingen
erhält man nahezu regelmäßig durch stärkere Toxinlösungen positive
Hautreaktionen, welche jedoch durchaus verschieden an Intensität
verlaufen, so daß Schick glaubt, aus der Größe der kutanen Diph¬
theriereaktion auf die individuelle Diphtheriedisposition schließen zu
320
Schittenhelm.
können. Vielleicht vermag die Reaktion bei weiterer Kenntnis eine
rationelle und exakte Dosierung des Heilserums bei Diphtherie zu
ermöglichen. — Endlich hat Märtel an sich selbst und an zwei an¬
deren rotzgeheilten Menschen versuchsweise die Hautreaktien auf
Kutanreaktion Rotz angestellt. Er folgert aus seinen Beobachtungen, daß reines
auf Rotz. 0( j er j m Verhältnis von 1 : 10 gelöstes Mallein bei Personen, die
einmal Rotzkrankheit durchgemacht haben und geheilt sind, noch nach
langer Zeit (12, 13 und 23 Jahren) eine Hautreaktion von wechseln¬
der Intensität hervorrufen kann; auch Konjunktivalinjektionen von
Mallein (1 : 60) können wertvolle Fingerzeige geben.
Serodia- Serodiagnostik. In das Gebiet der Serodiagnostik gehört
gnostik. die Untersuchung auf die im Serum und im Plasma vorhandenen,
Opsonine, als Opsonine (Wright) bezeichneten Stoffe, welche die Bakterien
so beeinflussen, daß sie von den Leukozyten in größerer oder
kleinerer Zahl aufgenommen werden. Die im Durchschnitt von
einem Leukozyten aufgenommene Zahl von Bakterien (durch Fär¬
bung und Zählung erhalten) heißt man „phagozytäre Zahl“. Be¬
kanntlich erhält man, indem man einmal Bakterien, die mit Serum
von Gesunden, das andere Mal Bakterien, die mit Serum von in¬
fektiös Kranken zusammengebracht waren, mit isolierten und ge¬
waschenen Leukozyten vereinigt, verschiedene phagozytäre Zahlen
und bezeichnet nach Wright das Verhältnis der phagozytären Zahl
eines Gesunden zu der eines Kranken als „opsonischen Index“. Wäh¬
rend nun das Verhältnis bei verschiedenen Gesunden = 1 (mit
Schwankungen von 0,8—1,2) ist, findet man bei Kranken nach oben
und unten davon abweichende Werte, die man dann als „negative und
positive Phase“ bezeichnet. An der Hand der Opsoninbestimmung
kann man nun die Wirkung einer spezifischen Behandlung verfolgen
und eine rationelle Dosierung erreichen. Wir finden eine genaue
Auseinandersetzung dieser Verhältnisse neuerdings besonders bei
Jürgens und bei Lüthje. Danach unterscheidet man folgende
Möglichkeiten: a) der Index ist 24 Stunden nach der Injektion
stark herabgesetzt: die Dose war zu groß; b) nach 24 Stunden ist
der Index leicht erhöht; nach 8—10 Tagen ist er wieder subnormal;
der Patient hat keine klinischen Störungen gehabt; die Dose kann
erhöht werden; c) 24 Stunden nach der Injektion ist der Index
leicht herabgesetzt; nach 8—10 Tagen ist er noch etwas höher als
vor der Injektion: die Dose war richtig gewählt. Nach Lüthje läßt
sich die Frage, ob die Verfolgung des opsonischen Index für die
Immunisierungstherapie bei Tuberkulose von größerem Werte
ist, noch nicht ganz sicher beantworten; es scheint ihm, als ob
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen. 321
mit den klinischen Beobachtungen ebenso sichere Indikationen ge¬
wonnen werden. Auch Jürgens spricht sich recht zurückhaltend
über den Wert der Opsoninbestimmung aus und verweist auf ver¬
schiedene Schwierigkeiten bei dessen Feststellung (Häufchenbildung
der Kokken und Bakterien, Ungleichheit der Phagozytose bei den
einzelnen Leukozyten desselben Präparates etc.). Betreffs der
Opsoninbestimmung in diagnostischer Hinsicht findet man zustim¬
mende Urteile. So kommen sowohl Fornet als Arinkin und
Schneider zu dem Resultat*, daß die opsonische Kurve eine
wertvolle Bereicherung unserer diagnostischen Methoden für Tuber¬
kulose und für andere Infektionskrankheiten bildet.
Saathoff wiederum bezeichnet auf Grund seiner Untersuchungen
an Staphylokokken- und Gonokokkenerkrankungen die Resultate
als durchweg zweifelhaft, und ähnlich spricht sich Böhme aus,
nach dem Opsoninuntersuchungen nur bei großen Ausschlägen gegen¬
über den Normalkontrollen verwertbar sind. Nach ihm sind also
Prüfungen des opsonischen Index bei Staphylokokkenerkrankungen,
sowie bei Tuberkulosefällen im allgemeinen wertlos, weil der Index
solcher Erkrankungen wenig von der Norm abweicht und die der
Methode anhaftenden Fehler solche kleine Differenzen überkompen¬
sieren können; dagegen scheint der Opsoningehalt verdünnten Serums
(aufs zehnfache) gegenüber Typhusbazillen leicht prüfbar, und die
Ergebnisse scheinen einwandsfrei. Auch für die Zerebrospinal-
meningitis liegen Untersuchungen vor. Taylor hat 8 Fälle
daraufhin geprüft und gefunden, daß ein hoher Opsoninindex auf Me¬
ningokokken, für diese Erkrankung pathognomonisch zu sein scheint,
wenn auch ein normaler sie nicht ausschließt. Endlich haben
Neißer undGuerrini experimentelle umfangreiche Untersuchungen
mit Staphylokokkeninfektionen an Kaninchen unternommen,
welche die ersten exakten Grundlagen für die Wrightschen Lehren
schaffen. Daraus ist hervorzuheben, daß die Wertigkeit eines Im¬
munserums sich 'nur durch Opsoninbestimmung mit steigend ver¬
dünntem Serum! erkennen' läßt; während Immunsera noch in viel¬
tausendfacher Verdünnung hohe phagozytäre Zahlen ergaben, ver¬
liert das verdünnte Normalserum sehr rasch jeden opsonischen Effekt.
Daraus lassen sich diagnostische Folgerungen für Staphylokokken¬
infektionen ableiten.
Es sei hier noch kurz der in das Gebiet der Serodiagnostik Kompiemeut-
gehörenden Wassermannschen Reaktion gedacht, deren große bin dung.
Wichtigkeit für die Diagnostik der Syphilis durch zahlreiche Ar¬
beiten sicher erwiesen ist. Einen guten Ueberblick geben die
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909 . 21
322
Schittenhelm.
Komplement- Resultate der Erlanger Klinik (230 untersuchte Fälle) auf Grund
bin düng. d er Untersuchungen von Hauck:
positiv
Lnes 13 2
Lue« II 27 25
Luea III 6 4
Lues im Latenzstadium 28 21
Paralyse 10 10
Tabo-Paralyse 2 2
Scharlach 11 2
Phthisis pulmonalis 13 1
Karzinom 8 1
Lupus vulgaris 10 0
negativ
1
2
2
7
9
12
7
10
Bei zahlreichen anderen Krankheiten, bei welchen überstandene
Lues nicht nachweisbar war, wurde niemals positive Reaktion erzielt.
Der positive Ausfall bei Phthisis pulmonalis betrifft einen 40jährigen
nicht verheirateten Mann, der frühere Lues negiert, jedoch auf¬
fallende Arteriosklerose zeigt. In dem Fall positiver Reaktion bei
Karzinom konnte kein Anhaltspunkt für frühere Lues gefunden
werden. Interessant ist das zweimalige positive Ergebnis bei
Scharlach. Ueber den positiven Ausfall der Wassermannschen
Reaktion bei Scharlach in 40°/o der Fälle haben Much und
Eichelberg berichtet. Eine Reihe von Nachprüfungen (Höhne,
Meier, Jochmann und Töpfer u. a.) hat jedoch einstimmig
ein negatives Resultat ergeben. Ob die Verschiedenheit der Epi¬
demien vielleicht eine Ursache für die differenten Resultate abgibt,
wie Zeißler meint, muß erst abgewartet werden. — Auch bei
typhoiden Erkrankungen ist die Komplementfixationsmethode
angewandt worden. Posner berichtet über solche Untersuchungen
mit positiven Resultaten. Er betont aber sofort selbst, daß mehrere
Umstände*die klinische Brauchbarkeit der Methode in Frage stellen,
vor allem das Versagen der Reaktion in mehreren Fällen. Zu ähn¬
lichen Resultaten gelangen noch Keutzler und Kiralyfi, sowie
Schöne. — Interessant sind die positiven Resultate, welche mit dem
Komplementbindungsverfahren bei Trypanosomenerkrankun¬
gen gefunden wurden. Aber auch hier hat sich keine Regelmäßig¬
keit vorgefunden, und Manteufel und Woithe, welche die Lite¬
ratur zusammenfassen und eingehende eigene Untersuchungen bringen,
kommen zu dem Schlüsse, daß man weder aus einer positiven
Reaktion mit genügender Sicherheit auf eine bestehende Trypano¬
someninfektion schließen, noch diese ausschließen könnte, wenn die
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen.
323
Komplementbindungsreaktion negativ ausfällt. Es ist daher nicht
gerechtfertigt, auf der Komplementbindungsreaktion bei Trypano¬
somenkrankheiten ein analoges diagnostisches Verfahren aufzubauen,
wie es bei der Syphilis mit so gutem Erfolge möglich gewesen ist.
Zu im wesentlichen gleichen Ergebnissen kommen auch Schilling
und v. Hößlin.
Im Anschluß an die Immunitätsdiagnostik sei kurz über eine
Arbeit von Chvostek berichtet, welche sich mit der Immuni¬
sierung per os experimentell beschäftigt. Er kommt unter Be¬
rücksichtigung eigener und fremder Erfahrungen zu dem Schlüsse,
daß Tiere aktiv mit virulenten, abgetöteten Mikroorganismen und
Toxinen per os immunisiert werden können, daß aber die auf
diesem Wege erzielten Resultate den durch subkutane und intra¬
venöse Injektion erzielten entschieden nachstehen, und ihre Wir¬
kung unsicher ist. Während man bisher annahm, daß sich die
Immunitätsreaktion in einem Organ, nämlich im Knochenmark,
vielleicht höchstens noch in anderen blutbildenden Organen ab¬
spiele, konnte Heim nachweisen, daß verschiedene und ausge¬
dehnte Zellgebiete des immunisierten Körpers schutzstoffhaltig sind,
vor allem auch die Muskulatur. Man kann die Schutzstoffe in wirk¬
samer Form frei gewinnen, indem man sie durch Fermentation (Pepsin-
und Trypsinverdauung der Organe) gewissermaßen herausschält.
Heim hält diesen Weg der Gewinnung von Schutzstoffen für sehr
aussichtsreich und sieht darin den Beginn einer Zytoserotkerapie.
Masern. Masern und Röteln sind nachMc Clanahan, der
in wenigen Wochen eine Reihe von Fällen beider Exantheme an
einem und demselben Kranken beobachten konnte, sicher nosologisch
selbständige Einheiten, deren Differentialdiagnose oft jedoch
schwer ist. Für Masern sprechen ein deutliches Prodromalstadium
und vor allem der Befund von Koplikschen Flecken. Röteln da¬
gegen haben weder das eine noch das andere; das Exanthem ist
bei Morbillen mehr zusammenfließend als bei Röteln, bei denen es
auch plötzlicher erscheint und schneller verschwindet. Friedjung
berichtet über Masernfälle mit abnorm langer Inkubation (14 Tage
und länger). Sadger redet der Hy driatik der Masern das Wort; er
meint, daß man durch verschärft tonisierende Methoden (zweimalige
3 Minuten lang dauernde Ganzabreibung mit 10—12gradigem Wasser)
und viel Bewegung in guter Luft Ansteckung häufig verhüten und
die letztere bei schon stattgehabter Infektion ersticken könne. Ge¬
lingt dies nicht, und nimmt die Infektion ihren Fortgang, dann
Immunisierung
per os.
Masern und
Röteln.
324
Schittenhelm.
Masern macht er trotzdem die Abreibungen 2—Smal täglich und Rumpf¬
umschläge, die 8stündlich oder bei höherem Fieber öfter zu wechseln
sind. Bei Komplikationen von seiten der Respirationsorgane (Bron¬
chitis capillaris, Pneumonie) verwendet er statt Abreibungen kühle
Halbbäder (20—18 0 und 5 Minuten Dauer 2—Smal täglich), an deren
Schluß er Nackengüsse mit Wasser von 10° setzt.
Scharlach:
Milch*
Infektion.
Scharlach¬
epidemie.
Hautgangrän
bei Scharlach*
rheumatoid.
Scharlach. Cameron berichtet von einer Scharlachepidemie,
hervorgerufen durch den Verbrauch infektiöser Milch, die aus
einer Milchhandlung bezogen wurde, in der unter den Angestell¬
ten Scharlachfälle vorgekommen waren. Maeder beobachtete eine
Scharlachepidemie in einer Epileptikeranstalt. Von praktischem
Interesse war dabei, daß neben einer relativ kleinen Anzahl von
typischen Krankheitsbildern (9 Fälle) viele atypische Fälle (12 Fälle)
darunter 8 mit flüchtigem Exanthem, Abschuppung, ohne Angina,
und 4 Angina mit hohem Fieber und Abschuppung vorkamen.
Wenn man diese abortiven Fälle nicht berücksichtigt, so läßt sich
die Fortpflanzung der Epidemie nicht feststellen. Die Krankheit
ist in allen Stadien kontagiös, und es ist auch eine Ansteckung durch
Mittelspersonen (gesunde Krankheitsüberträger) anzunehmen. Die
Inkubationszeit betrug in einigen Fällen 3 und 4 Tage. Heubner
beschreibt einen einzig dastehenden Fall, wo im Anschluß an einen
Scharlach bei einem Kind als Nachkrankheit eine postskarlatinöse
Lymphadenitis am Halse (Fieber, Schlingbeschwerden, Drüsen¬
schwellungen) und 8 Tage darauf ein Scharlachrhenmatismus
mit Schmerzen in den verschiedensten Gelenken auftrat. Diese
Afifektion wurde von einer merkwürdigen, in einer Anschwellung und
Rötung bestehenden Hauteruption an verschiedenen Stellen kom¬
pliziert, welche bedrohliche Fortschritte machte. In der etwa taler¬
großen entzündlichen Hautstelle am Ellbogen zeigte sich eine schwarze
Stelle, die allmählich in eine ausgebreitete Gangrän der Haut
der Außenfläche des Ellbogens von 9 cm Länge und 8 cm Quer¬
durchmesser überging. Nach ca. 14 Tagen stieß sich die gangrä¬
nöse Stelle ab, und es hinterblieb eine granulierende Wunde, welche
sich ganz allmählich schloß. Ferraris-Wyß schreibt über Schar¬
lachrezidive, eine seltene Erscheinung, die eine völlige Wieder¬
holung des schon überstandenen Scharlachs darstellen, und Pseudo¬
rezidive, ein noch selteneres Vorkommnis, welches im Stadium der
Rekonvaleszenz auftritt und für welches das mehr den Masern
ähnliche Exanthem und die Konjunktivitis charakteristisch ist. Die
Ursache der Rezidive ist dunkel: exogene oder Autoinfektion. In
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonost-n.
325
der Therapie des Scharlachs weist Grawitz auf eine zweckmäßige
Zufuhr reichlicher Flüssigkeitsmengen in kleinen Einzel¬
dosen and die prophylaktische Verabreichung von Urotropin
(3mal 0,25 bei kleinen Kindern, 3mal 0,5 bei größeren Kindern und
Erwachsenen, 4 Tage hintereinander) hin. Ferner empfiehlt er die Ein¬
wirkung eines heißen Bades mit nachfolgender Schwitzprozedur auf be¬
ginnende entzündliche Erscheinungen in den oberen Luftwegen. Damit
leitet er die Behandlung jedes Scharlachfalles mit ausgesprochener An¬
gina und besonders mit diphtherieverdächtigen Membranen ein, sofern
nicht besondere Gründe, z. B. durch Herzkomplikationen entgegen¬
stehen. Die nächste Sorge ist dann eine möglichst gründliche und dabei
reizlose Säuberung der Bachenorgane durch Gurgeln und Auswischen
mit lauwarmem Kochsalzwasser oder Kamillentee oder WasserstofF-
superoxydlösung. Neben reichlicher Flüssigkeitszufuhr (Zitronen¬
limonade, Milch, Kakao, Wassersuppen etc.) gibt er besonders bei
stärkerer Schluckbehinderung rektale Einläufe von l°/oiger Koch¬
salzlösung oder von Milch und bei allzugroßer Schwäche Kochsalz¬
infusionen unter die Haut. Die Diät besteht aus den erwähnten
Flüssigkeiten; nach Entfieberung wird je nach der Schwere des Falls
sofort oder später eine kochsalzfreie Diät mit Reis-, Gries- und Mon¬
daminspeisen, Fruchtsäften, Haferschleim und Weißbrot verabreicht
und vom 21. Tage ab, wenn Komplikationen ausbleiben, gemischte
Kost, vorerst Kartoffelbrei, Gemüse, Eier, Schabefleisch. Finkel-
st’ein bespricht die Serumtherapie bei Scharlachkranken. Man ver¬
abreicht Antistreptokokkensera, da man erfahrungsgemäß weiß,
daß die Streptokokken, wenn sie auch nicht Erreger des Scharlachs
sind, doch eine große Rolle in seinem Krankbeitsverlauf spielen.
Ueber den Nutzen ist man sich noch nicht einig. Man gibt ent¬
weder das Mosersche Scharlachserum, das aber schwer erhältlich
ist, oder das Aronsonsche oder das Meyer-Ruppelsche Antistrepto¬
kokkenserum (Höchst). Will man möglichst sicher gehen, so ist
es noch vor Ausbruch irgendwelcher Komplikation einzuspritzen.
Dann genügen 10 ccm (Schutzdosis Höchst). Ist die Streptokokken¬
komplikation schon da, so sind 20—25 ccm anzuwenden (einfache
Heildosis) und zu wiederholen, wenn nach 24 Stunden das Fieber
nicht abfällt und das Allgemeinbefinden sich nicht hebt. In schweren
Fällen ist von vornherein die doppelte Heildosis von 50 ccm zu
empfehlen. Fulawski rühmt ein Heilserum, welches von Pro¬
fessor Bujwids in Krakau aus dem Blute solcher Pferde gewonnen
wird, die mit dem aus dem Blute schwer Scharlachkranker kulti¬
nerten Streptokokken infiziert werden. Danilow rühmt endlich
Therapie:
Reichliche
Flüssigkeits¬
zufuhr,
Urotropin,
Rektale
Einläufe,
Diät,
Serum¬
behandlung,
326
Schittenhelm.
Scharlach:
Pyozyanase-
behandlung.
Diphtherie:
Serum-
therapie,
Adrenalin-
Kochsalz¬
injektionen,
Pyozyanase-
behandlung.
prophylaktische Impfungen, die mit der Schutzvaccine von Gabri-
tschewski ausgefuhrt sind. Diese Impfungen erzeugen eine spezi¬
fische, scharlachähnliche Erkrankung mit einem bestimmten Sympto-
menbilde, welches innerhalb 2—3 Tagen verschwindet, ohne irgendwie
Spuren zu hinterlassen. Pyozyanasebehandlungs. unter Diphther i e.
Diphtherie. Es liegen wieder einige Arbeiten vor, welche den guten
Nutzen der Serumbehandlung, eine rechtzeitige, nicht zu späte
Anwendung vorausgesetzt, dartun (Baginsky, Berlin). Middle-
ton erreichte bei einem an schweren peripherischen Lähmungen nach
11 Wochen vorher überstandener Diphtherie erkrankten Manne
durch Injektion von Rouxschem Antidiphtherieserum (in 10 Tagen
100 ccm) eine schnell beginnende und rasch fortschreitende Besse¬
rung und Heilung. — Pospischill empfiehlt bei schweren Fällen
Adrenalin-Kochsalzinjektionen (150 Kochsalzlösung 2—3 g
Adrenalin eventuell 3—4mal täglich), deren Effekt schildert er als her¬
vorragend (vergl. S. 107). Nach der begreiflichen, momentanen, auf das
Trauma des Eingriffes zu beziehenden Verschlechterung des Pulses,
wie des Allgemeinzustandes folgt ein auffallendes Steigen des Blut¬
drucks ; seine Steigerung hält meist nur Stunden an, und dann wird
eine neuerliche Injektion notwendig. Der Puls wird hart, schnellend
und dikrot. Gleichzeitig ändert sich das Allgemeinbefinden günstig.
Wo der Radialpuls verschwunden war, erscheint er wieder. So
fristet man von einer Injektion zur anderen das Leben des Patienten.
Damit ist in einzelnen Fällen alles gewonnen. Eine Heilung der
Diphtherie durch Adrenalin kann natürlich nicht erzielt werden. —
Im Vordergrund des Interesses steht zur Zeit die Pyozyanase-
behandlung der Diphtherie, von Emmerich angeregt. Diese Be -
handlung ist eine lokale. Sie besteht darin, daß man den Kranken
3—4mal täglich, anfangs auch öfters, mittels eines Zerstäubers die Pyo-
zyanase gegen die Membranen spritzt, wobei die Zunge mit dem
Spatel herabgedrückt wird, damit die Flüssigkeit die erkrankten
Teile, Tonsillen, Uvula, gut trifft. Den Ueberschuß der etwa den
Rachen herablaufenden Flüssigkeit spuckt der Patient aus, danach
wird nochmals gespritzt und die Pyozyanase im Rachen belassen.
Während einer halben Stunde nach der Besprayung darf nun nicht
gegurgelt werden. Falls Membranen in der Nase vorhanden sind,
kann auch diese eingesprayt werden, bei Tracheotomierten gelegent¬
lich auch in die Kanüle. Erbrechen tritt ab und an einmal auf,
Verdauungsstörungen werden aber nie beobachtet. Uebereinstimmend
(Saar, Mühsam, Schlippe, Fackenheim) wird berichtet, daß
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen. 327
die Pyozyanase in vitro das Wachstum der Diphtheriebazillen schnell
hemmt und in verhältnismäßig kleinen Dosen große Mengen davon
abtötet. Bei menschlicher Diphtherie befördert das Mittel die
Auflösung der Beläge und wirkt damit günstig auf den Allge¬
meinzustand. Der foetor ex ore wird gleichzeitig schnell beseitigt.
Das von Saar verfolgte bakteriologische Verschwinden der Diph¬
theriebazillen geschah oft in wenigen Tagen. Es soll aber die Pyo¬
zyanase stets in Verbindung mit Serum angewandt werden. Es
mag hier erwähnt sein, daß Saar auch bei Scharlachanginen und
gewöhnlichen Anginen gute Resultate von dieser Behandlung sah.
Typhus und Paratyphus. Huppenberg berichtet über eine
Typhusendemie, ausgegangen von einer vor 31 Jahren an Typhus
erkrankten Bazillenträgerin. Auch La'unois weist ausführlich auf
die Gefahren der Typhusbazillenträger hin und erörtert die Not¬
wendigkeit, derartige Individuen ausfindig zu machen und Typhus¬
kranke erst nach Verschwinden der Typhusbazillen, wenn möglich,
aus der Pflege zu entlassen. M ei nicke hält es, soweit gegen¬
wärtig ein abschließendes Urteil möglich ist, für erwiesen, daß der
Paratyphus eine ätiologische, keine klinische Einheit darstellt. Denn
erstens erregt der Paratyphusbazillus den Symptomenkomplex der
Cholera nostras (Schottmüller), zweitens ruft der Paratyphus¬
bazillus ebensolche Krankheitsbilder hervor wie der Typhusbazillus;
die Differenzierung zwischen Typhus und Paratyphus ist nicht
durch symptomatische, sondern lediglich durch bakteriologische Dia¬
gnostik möglich. Zu ähnlichen Resultaten kommt Bingel, weichereine
Paratyphusepidemie beobachtete. Nach ihm kann die Infektion mit
Bacterium paratyphi das klinische Bild des Typhus abdominalis
liervorrufen. Sehr häufig jedoch verläuft sie unter einem anderen,
ziemlich scharf zu umgrenzenden Krankheitsbild, welches mit dem
Typhus meist wenig gemeinsame Züge zeigt. Es gleicht vielmehr
der akuten Gastroenteritis. Die Erkrankung ist daher nicht als
eine Abart des Typhus aufzufassen, sondern als eine Gastroenteritis,
die durch den Befund eines besonderen wohl charakterisierten Bac-
teriums sich aus der großen Gruppe der Gastroenteritiden heraus¬
hebt. Port hat bei 6 tödlich endenden Fällen von Typhus ab¬
dominalis 4inal Mischinfektion feststellen können, und zwar 2mal
mit Staphylococcus aureus, lmal mit Bacterium coli und lmal mit
Pneumokokken. Er weist darauf hin, daß wahrscheinlich derartige
Mischinfektionen bei Typhus häufiger sind, als man annimmt, und
daß schwere zerebrale Symptome, exzessiv hohe Temperaturen,
Typlius-
bazillenträtier.
Paratyphus
Different ial-
(liafrnose
zwischen
Typhus und
Paratyphus.
328
Schittenhelm.
Typhus¬
bazillen in
der Galle.
Prophy¬
laktische
Gallenblasen¬
operation
eines Typhus¬
bazillen¬
trägers.
Paratyphus¬
bazillen in
der Galle.
Ikterus, Hämorrhagien, Schüttelfröste, hohe Leukozytenzahlen, Endo*
karditiden den Verdacht auf Mischinfektionen wecken müssen. —
F. Lemierre und Abrami konnten experimentell die bekannten
Arbeiten von Förster und Kayser und von Dörr bestätigen,
wonach bei künstlich mit Typhusbazillen erzeugter Septikämie die
Typhusbazillen regelmäßig durch die Galle in den Darm passieren.
Sie fanden, daß die Typhusbazillen bereits 6 Stunden nach der in
die Ohrvene gemachten Injektion in der Galle auftraten und sich dort
bis zu 6 Tagen hielten. Die Bazillen hielten sich länger in der
Galle, als im Blut, woraus sie bereits nach 4 Tagen verschwunden
waren. Diese Befunde erklären die Hartnäckigkeit gewisser Typhus¬
bazillenträger. Förster weist darauf hin, daß die Gallenblase
der chronischen Typhusbazillenträger den natürlichen Fundort der
Typhusbazillen bildet, in dem sie sich ständig erneuern und von wo aus
sie, abhängig von ihrer wechselnden Virulenz und von äußeren Um¬
ständen, durch die folgende Infektion von Gesunden immer wieder
neue zeitliche Entwicklungsherde finden und neue Keimherdeträger
schaffen. Für die Paratyphusbazillen gilt zum Teil dasselbe; nur
weisen manche Erfahrungen darauf hin, daß bei ihnen noch an¬
dere natürliche Vegetationen (in Haustieren u. s. w.) Vorkommen.
Weiterhin macht Förster darauf aufmerksam, daß es keinem Zweifel
unterliegt, daß die Vegetation der Typhusbazillen und die Bil¬
dung von Gallensteinen in Beziehung zueinander stehen. Er nimmt
an, daß von den beiden Erscheinungen der Uebertritt der Typhus¬
keime in die Galle von der Leber aus während einer Typhus¬
erkrankung das Primäre ist. Es ist daher bei der Behandlung
Typhuskranker dahin zu' wirken, daß keine bleibenden Gallenblasen¬
erkrankungen zu stände kommen. — Zur Heilung eines chronischen
Typhusbazillenträgers ist operative Behandlung (Frei¬
legung der Gallenblase, eventuelle Entfernung von Steinen, Aus¬
spülung) vorgeschlagen und bereits mehrere Male ausgefuhrt worden,
bis jetzt nur an internierten Irren zum Schutze der Anstalt. Ueber
einen solchen Fall berichtet Grimme; das Resultat war recht gün¬
stig, indem am 11. und 14. Tag post operationem zwar noch Typhus¬
bazillen nachgewiesen werden konnten, später aber nicht mehr. —
Daß auch der Bacillus paratyphi gelegentlich einmal in der Gallen¬
blase weiterwuchern und dadurch das betreffende Individuum zu
einem chronischen Bazillenträger machen kann, zeigt ein von Lorey
beschriebener Fall. Bei ihm haben sich 2 Jahre lang die Para¬
typhusbazillen in der Gallenblase gehalten und dort, wie die Ope¬
ration ergab, eine Cholezystitis mit Bildung von Gallensteinen hervor-
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen.
329
gerufen. — Biron berichtet über Gangrän der Extremitäten als
Komplikation des Abdominaltyphus, deren unmittelbare Ursache
eine Thrombose ist, die auf eine lokale, durch die Typhusbazillen und
ihre Toxine erzeugte Arteriitis ätiologisch zurückzuführen sein dürfte.
— Gottstein hat interessante Untersuchungen über mit Pepsin
verdaute Typhusbazillen angestellt. Danach läßt sich durch Pepsin¬
verdauung abgetöteter Typhusbazillen ein für Meerschweinchen,
Kaninchen und Ziegen mehr oder weniger giftiger Körper: Fermo-
toxin hersteilen, welcher bei intravenöser, intraperitonealer und sub¬
kutaner Injektion wirksam ist und eine Leukopenie beim Kaninchen
hervorruft. Solche mit Fermotoxin vorbehandelte Meerschweinchen
sind gegen tödliche Dosen des Giftes und lebender Typhusbazillen
geschützt. — Himmelheber hat das Verhalten der Leukozyten¬
formen beim Typhus abdominalis verfolgt. Nach ihm erhält man
dann, wenn keine Leukopenie vorhanden ist, weil Komplikationen vor¬
liegen oder der Kranke schon in einem späteren Stadium sich befindet,
Aufschluß durch die Bestimmung der Prozentverhältnisse der einzelnen
Leukozytenarten. Das Charakteristische ist das Ueberwiegen der
Mononukleären auf Kosten der Neutrophilen. Besonders wenn eine
vollkommene Umkehr des Verhältnisses dieser beiden Leukozyten¬
arten besteht, scheint die Diagnose gesichert. Für die nachträg¬
liche Diagnose des überstandenen Typhus ist von Bedeutung der
Nachweis von Lymphozytose mit Eosinophilie. — Endlich sei noch
kurz das Ergebnis eingehender Stoffwechseluntersuchungen
an Typhuskranken von Rolly und Hornig erwähnt, wonach
im Fieber bei sämtlichen Typhuskranken ein qualitativ veränderter
Stoffwechsel sich abspielt.
•
Meningitis cerebrospinalis. Auch bei der Meningitis spielen,
wie beim Typhus abdominalis, in der Weiterverbreitung die Keim¬
träger eine Rolle. Fromme berichtet über bezügliche Unter¬
suchungen (Rachenabstriche) in einer Hamburger Epidemie und findet
bei alleiniger Berücksichtigung von Personen aus der Umgebung
von an epidemischer Meningitis erkrankten Personen nur 9,2 °/o Keim¬
träger (gegen 70°/o bei Flügge). Huber hat gleichfalls eine be¬
sondere Beachtung den Kokkenträgern in einer Pfälzer Epidemie
zugewandt und spricht sich dahin aus, daß in den Kokkenträgern
die eigentliche Quelle der Ausbreitung epidemischer Genickstarre zu
finden sei. Meist handelt es sich dabei um temporäre Kokken¬
träger mit akuter Halserkrankung; es kommt aber auch langdauernde
(7 Wochen und länger) Trägerschaft in Form von Latenzbildung vor.
Extremitäten¬
gangrän
bei Typhus.
Typhustoxin
Leukozyten •
beim Typhus.
Stoffwechsel
beim Typhus.
Meningitis
epidemica:
Keimträger.
330
Schittenhelm.
Meningitis
epidemica:
Aetiologie.
Kernigsches
Symptom.
Trauma und
Meningitis.
Serum-
tlierapie.
Akute Meningokokkenpharyngitis, welche für die Uebertragung am
gefährlichsten ist, äußert sich sehr heftig; dabei ist der Hauptsitz
die Rachenmandel, welche anschwillt; die gewöhnliche Bakterienflora
des Rachens verschwindet gänzlich, und die Meningokokken be¬
herrschen ausschließlich das Gewebe; ein ständiges Pusten und
Nießen, Husten und Spucken besteht, und Unmengen von Meningo¬
kokken werden an die Umgebung abgegeben. Die Angina klingt
nach einer, manchmal auch erst nach drei Wochen ab. Kommt es
zu einer Meningeninfektion, so ist der Weg nach Huber der
hämatogene, nicht der durch das Siebbein. Maschke beschreibt
2 Fälle von multipler Enzephalitis bei Meningokokken-Meningitis.
Ebstein bringt eine Uebersicht über die Lehre von der epidemi¬
schen Meningitis. Er bemerkt bei der Aetiologie besonders, daß,
wenD auch der Weichselbaumsche Meningococcus als alleiniger Er¬
reger der epidemischen Meningitis immer mehr an Boden gewinnt,
doch tatsächlich bei den Epidemien in einzelnen Fällen auch andere
Bakterien (Staphylococcus, influenzaähnlicher Bazillus) gefunden
werden, welche die Annahme von Mischinfektionen nahelegen, die
vielleicht klinisch sich durch Besonderheiten in der Symptomatologie
(Hautausschläge im Initialstadium etc.) verraten. Unter den diffe¬
rentialdiagnostisch wichtigen Symptomen führt er besonders die
Nackenstarre und das Kernigsche Symptom an, welch letzteres
darin besteht, daß die Knie der im Bett aufsitzenden Kranken infolge
der Kontraktion der Unterschenkelbeuger in mehr oder weniger flek¬
tierter Stellung sich befinden und daher nicht vollkommen gestreckt
werden können. Auch Watt erwähnt die Wichtigkeit des Keraig-
schen Symptoms. — Interessant ist ein Fall, den Rubin aus der
Bäumlerschen Klinik berichtet, in welchem eine gutachtliche Aeuße-
rung über den ursächlichen Zusammenhang zwischen einem Schädel¬
trauma und einer 5 Jahre später auftretenden tödlichen Meningitis
in Frage kam. Die Aeußerung würde, wie Rubin betont, auf Grund
des autoptischen Befundes in positivem Sinne ausfallen müssen. —
Die Serumtherapie der Cerebrospinalmeningitis findet zahlreiche
Besprechungen. Zumeist wurde das im Institut für Infektionskrank¬
heiten in Berlin hergestellte Meningokokkenheilserumnach Kolle-
Wassermann benutzt. Levy betont, daß in der Essener Epidemie
damit eine deutliche unmittelbare und mittelbare Heilwirkung erzielt
wurde; doch muß man zur Wirkung größere Dosen (20 ccm für
Kinder, 30—40 ccm bei Erwachsenen als Anfangsdosis, bei kurz¬
dauerndem Erfolg Wiederholung der Injektion in derselben Dosis,
bei fehlendem Erfolg höhere Dosis) anwenden. Die intralumbale
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen.
331
Einbringung des Serums ist der subkutanen entschieden über¬
legen. Levy betont ferner die Notwendigkeit möglichst frühzeitiger
Anwendung des Serums. Müller ist entschieden zurückhaltender,
wenn auch nicht ablehnend. Schultz kommt an der Hand von
64 Fällen zum Schlüsse, daß wir heute noch nicht in der Lage sind,
die epidemische Genickstarre mit dem Kolle-Wassermannschen Serum
genügend nachhaltig zu bekämpfen. Arnold verwandte Jochmann-
sches Serum (Merck); er meint, daß diesem bei intralumbaler
Verabreichung in genügend hohen und wiederholten Dosen (20 ccm)
ein heilender Erfolg auf den Verlauf der übertragbaren Genickstarre
nicht abzusprechen sein dürfte. Endlich ist noch die günstige Er¬
fahrung mit intraspinaler Applikation eines selbst hergestellten
Serums von Flexner und Löblich an einem Material von
400 Fällen zu berichten. Dieses Serum benutzte auch Halt mit
günstigem Erfolge.
Influenza. Ganz bestimmte Kranke, vor allem Phthisiker, so¬
dann Kinder in den ersten Lebensjahren, namentlich bei Infektions¬
krankheiten, haben nach Wohlwill Influenzabazillen in ihren
Bronchien. Wohlwill sieht daher in diesen Kranken die Ver¬
mittler und Weiter verbreit er derlnfluenzainfektion. — Smith
beschreibt einen Fall von Endokarditis, aus dessen Blut Influenza¬
bazillen in Reinkultur gewonnen wurden; der Kranke hatte 8 Jahre
zuvor eine Influenza durchgemacht.
Influenza-
bazillen-
träger
Influenza¬
endokarditis
Tetanus. Das Vorkommen des für Meningitis (s. diese) charakte- Kornigsclu-s
ristischen Kernigschen Symptoms bei Tetanus in mehreren ,
Fällen erwähnt Rostowzew. Ein Fall von Tetanus nach sub¬
kutaner Gelatineinjektion gibt Heddalus Veranlassung, vor sub¬
kutaner Anwendung mangelhaft sterilisierter Gelatine von neuem
zu warnen. Er lobt als einwandsfrei die im Handel befindliche
10°; 0 ige Gelatina sterilisata Merk.
Keuchhusten. In dem von Bordet und Gengou gefundenen Pertussis-
Keuchhustenbazillus sieht Fraenkel mit ziemlicher Wahrschein- UUfe ’ 1
lichkeit den wahren Erreger des Keuchhustens, er betont jedoch, nament¬
lich auf Grund eigener experimenteller Untersuchungen, daß eine weitere
Forschung zu einem sicheren und abschließenden Urteil noch notwendig
ist. — Bei der Behandlung des Keuchhustens weist Czerny vor
allem hin auf das psychische Moment. Er tritt dafür ein, daß
ein Keuchhustenkind nur erfolgreich abgesondert werden kann, wenn
332
Schittenhelm.
Psychische
lehandluDg
les Keuch¬
hustens.
Freiluft-
ehandlung.
dikamentöse
ehandlung
Salizyl-
therapie
es öelenk-
eunmtismus.
rmptomato-
logie
des Fleck¬
fiebers.
es kein anderes Kind husten hört oder sieht. Man darf also keine
Keuchhustenkinder Zusammenlegen. Wohl aber kann ein Keuch¬
hustenkind unbedenklich mit anderen, nicht hustenden Kindern zu¬
sammengelegt werden, da nach Czerny die Uebertragung durch ein
im Bett gehaltenes Kind auf nebenliegende Patienten ausgeschlossen
ist. Die Wirkung fast aller Behandlungsmethoden des Keuch¬
hustens, inklusive der medikamentösen, basiert auf Suggestion.
Auch Feer betont den Einfluß von Psyche und Nervensystem. Er
hält für das wichtigste die Aerotherapie, peinliche Reinhaltung dar
Zimmerluft und Aufenthalt im Freien bei guter Witterung, wenn
Fieber und bronchitische Erscheinungen fehlen. Medikamentös ist
vor allem Chinin zu versuchen, am besten in Form der Zimmer -
sehen Chininperlen (0,1 g Chin. sulf.) in Milch, Suppe oder Brei, im
ersten Jahr 2—3mal täglich, bei älteren Kindern soviel Dezigramme
(Perlen) als das Kind Jahre zählt, ohne aber über 1—2 g täglich
hinauszugehen. Empfehlenswert ist das Dialysat Golasz gegen Keuch¬
husten (herba thymi et pinguiculae; vergl. S. 95), jüngeren Kindern
2mal täglich 1 Tropfen, später 2mal 2—3 Tropfen, älteren Kindern
2mal 2, später 2mal 3—4 Tropfen. Von Nutzen ist auch die An¬
wendung von Bromoform. Endlich wird Codeinum phosphoricum
in schweren und hartnäckigen Fällen empfohlen.
Gelenkrheumatismus. Während eine Zeitlang wegen der Gefahr
der Nierenreizung große Dosen von Salizyl von manchen Seiten
zu geben vermieden wurde, wird neuerdings wieder auf deren
Nützlichkeit und Unschädlichkeit hingewiesen. So empfiehlt Plehn
6—8 g pro die, selbst bei chronischer Nephritis längere Zeit zu geben,
da die nach viel kleineren Dosen von anderen Autoren öfter beob¬
achtete Salizylnephritis oder Nierenreizung praktisch vollkommen
belanglos sei. Auch Minkowski empfiehlt eine energische Salizyl-
behandlung, vornehmlich mit Diplosal, wovon 5—6 g täglich auch
längere Zeit gegeben werden können; dieses Mittel hat zudem den
Vorteil, daß weniger Intoxikationserscheinungen (Ohrensausen,
Schweiße, Albuminurie) beobachtet werden wie bei Anwendung der
anderen Salizylpräparate (vergl. 101).
Fleckfieber. In unseren Gegenden ist Fleckfieber ein seltenes
Vorkommnis. Bei seiner großen Kontagiosität aber ist zur Ver¬
hütung von Epidemien gerade die prompte Diagnose und Isolierung
vereinzelter Fälle sehr wichtig. An der Göttinger medizinischen
Klinik konnte Port 4 Fälle beobachten. Es handelte sich um vor
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen.
333
kaum 10—14 Tagen zagereiste polnische Ziegeleiarbeiter, welche
mit der Diagnose Typhus eingeliefert waren. Sie zeigten fol¬
gende Erscheinungen: Fieber von 39 und 40°, große Hinfälligkeit,
lebhafte Rötung des Gesichts neben leichter Oyanose, starke Kon¬
junktivitis mit leichter Schwellung der Oberlider; bei zweien der
Patienten am Abdomen und auf der Brust zahlreiche rötliche, leicht
hämorrhagische Fleckchen von Stecknadelkopf- bis Linsengröße, die
auf Druck nicht verschwanden; Puls beschleunigt 118—140, Milz
perkutorisch vergrößert, geringe Leukozytose, Widalsche Reaktion
negativ. — Therapeutisch wurde nach Curschmanns Rezept eine
weitgehende Freiluftkur (Tag und Nacht offengehaltene Fenster in
den geräumigen Krankenzimmern bei gleichzeitigem Heizen) ange¬
wandt, welche vorzügliche Dienste tat und die Anwendung von Bädern
unnötig machte. Bakteriologisch war der Befund absolut negativ.
Hirsch macht im Anschluß an die Mitteilung die Bemerkung, daß
in Galizien eine Epidemie von Fleckfieber herrschte; er fordert strengeren
Grenzschutz. — Bäumler sah sich durch die Göttinger Fälle ver¬
anlaßt, auf seine eigenen Erfahrungen über das Fleckfieber zurückzu¬
kommen und in Anbetracht der Wichtigkeit der frühzeitigen Diagnose
namentlich die differentialdiagnostische Seite zu besprechen.
In Betracht kommen zunächst Pocken, bei denen aber im Gegensatz
zum Fleckfieber eine nennenswerte Vergrößerung der Milz sicher,
wenigstens in den ersten Tagen, fehlt, dagegen als charakteristisch
heftige Kreuzschmerzen und eine die sonstige febrile Hautrötung
weit übertreffende Rötung in der Inguinalgegend gefunden werden. —
Das gleichfalls in Betracht kommende Rückfallfieber würde durch
die sehr hohe Temperatur schon in den ersten Tagen, die sehr er¬
hebliche Milzvergrößerung, die oft deutlich ikterische Färbung von
Haut und Sklera und vor allem durch den Spirochätennachweis im
Blut sofort zu erkennen sein. Am schwierigsten ist nach ihm in
den ersten Tagen die Differentialdiagnose gegen den Ileotyphus.
Hier kommt in Betracht der durchgreifende Unterschied des Auf¬
tretens spezifischer Veränderungen im Darmkanal bei der einen,
deren vollständiges Fehlen bei der anderen Krankheit, sowie die
Verschiedenheit des Ausschlags, des zeitlichen Auftretens und
seine Ausbreitung. Wichtig ist weiter der Nachweis der Typhus¬
bazillen, die Verfolgung der Leukozytenzahlen (beim Typhus Leuko¬
penie mit frühzeitiger Abnahme bis zum völligen Verschwinden der
eosinophilen Zellen, beim Fleckfieber eine mäßige Leukozytose). Endlich
muß die Diazoreaktion verfolgt werden, welche beim Ileotyphus im
Gegensatz zum Fleckfieber meist schon frühzeitig ausgesprochen ist.
Therapie.
Prophylakti¬
scher Grenz¬
schutz.
Differential-
diagnose
gegen Pocken,
— gegen Rück¬
fallfieber,
— gegen Ileo¬
typhus.
334
Schittenhelm.
Anämie und Rückfallfleber. Die Febris recurrens gehört nach Kieseritzky
Leukopenie bei zu d en Krankheiten, welche aufs Blut sehr zerstörend wirken und
beträchtliche Anämien verursachen. Beim normalen Verlaufe kommt
es in der Regel zu einer Leukopenie, in welcher aber doch eine
relative Zunahme der Lymphozyten zu erkennen ist. Soulie be¬
schreibt einen Ball, wo sich wenig Spirillen im Blute, dagegen
äußerst zahlreich in der scheinbar normalen Cerebrospinalflüssigkeit
Lokalisation befanden (Nackenstarre und positives Kernigsches Phänomen). — Ha¬
der Spirillen. binowitsch konnte 45 Fälle mit der Silberimprägnationsmethode
nach Levaditi anatomisch untersuchen, in denen sich die Spirillen
frei und phagozytisch meist herdweise in Milz, Leber, Nieren, Pankreas,
Lungen und Herz fanden. Manteufel hat ausgedehnte experi¬
mentelle Untersuchungen unternommen. Nach ihm finden sich die
Spirillen auch während der fieberfreien Intervalle regelmäßig im
Blute, wenn auch weniger zahlreich; was die Therapie anbelangt,
Serum. so stehen der Gewinnung eines geeigneten Serums mannigfache
Schwierigkeiten im Wege, weil die größeren Tiere nicht recht
empfänglich für die Spirillen sind. Das beste Versuchstier ist die
Ratte. Dagegen meint er, daß von intravenöser Anwendung des
Hydrargyrum colloidale Erfolg zu erhoffen sei.
Abortive Variola. In Deutschland kommen nur eingeschleppte Pocken-
^arioia” zur Beobachtung, eingeschleppt aus Staaten wie Rußland und
Oesterreich, die keinen Impfzwang kennen. Diese verursachen
manchmal kleinere Epidemien. Eine solche wurde von Drewitz
in Breslau (13 Fälle) beobachtet. Dabei ist bemerkenswert, daß nur
2 Fälle vollkommen charakteristisch verliefen, die anderen aber mehr
oder weniger modifiziert, indem die einzelnen Stadien (Inkubations¬
stadium von 10—13 Tagen mit Kreuzschmerzen, Prodromalstadium
von 2—4 Tagen mit Schüttelfrost, heftigen Kopf- und Kreuz¬
schmerzen, masern- oder scharlachähnlichen Exanthemen in Form
des Simonschen Schenkel- oder des Oberarmdreiecks, Eruptions¬
stadium mit kleinen hirsegroßen, roten Stippchen, die sich zu kleinen
Bläschen und Pusteln mit klarem Inhalt auswachsen, Suppurations-
stadium, in dem die Pusteln vereitern, Exsikkationsstadium, in dem
sie eintrocknen, und endlich Stadium decrustationis) nicht deutlich
geschieden sind, die Entwicklung der Stippchen schnell, über¬
stürzt ist, viele Stippchen rudimentär bleiben oder zu Bläschen
auswachsen, die kaum eitrig werden und sofort eintrocknen. So
sieht man manchmal alle Stadien beieinander, was die Differential¬
diagnose gegen Varizellen sehr erschwert. — Auch Mairinger weist
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen.
335
auf Grund von Erfahrungen an 162 Fällen auf die abortiven Fälle
hin, die bei der Verbreitung einer Epidemie eine wichtige Bolle
spielen. — Zieman stellt fest, daß die Focken in fast allen tropi- Pockenimpfung
sehen Kolonien endemisch sind, und verlangt energisch nach einer K gi 0 ^” n
scharfen Kontrolle und baldiger Einführung des Impfzwangs für
die einheimische Bevölkerung.
Dysenterie. Eine außerordentlich eingehende Darstellung der
Dysenteriediagnostik gibtDopter. Er weist besonders auf die
Wichtigkeit einer genauen bakteriologischen Diagnose der vor¬
liegenden Dysenterieart (Amoeba coli oder histolytica, Balantidium
dysenteriae, Spirillendysenterie) wegen der Konsequenzen für die
Therapie hin. — Die Amöben- und Balantidiumdysenterie ist
nach ihm mit Abführmitteln, Kho-sam, Ipekakuanha, Klysmen und
Antiseptizis, die Bazillendysenterie mit Serum zu behandeln.—
Auf die Abhängigeit des tropischen Leberabszesses von der
Amöbendysenterie weisen Anderson und Bog er s hin; letzterer
macht darauf aufmerksam, daß eine postoperative Sepsis (mit Sta-
phylococcus aureus und albus) ein wichtiger letaler Faktor bei der
Operation sei, und fordert vorher eine energische Ipekakuanhakur,
um die latente Amöbendysenterie zu heilen und einer weiteren
Abszeßbildung vorzubeugen. — Küster weist auf Grund einer
eigenen Beobachtung auf die Wichtigkeit der Bazillenträger
für die Verbreitung der Dysenterie (südafrikanische) hin. Daß
für die Bazillendysenterie die Serumtherapie von größter Wichtig¬
keit ist, wurde schon oben von Dopter erwähnt. Er hat zu¬
sammen mit Vaillard eine Beihe Patienten mit Dysenterie¬
serum behandelt, und sie sagen darüber aus, daß diese Art der Be¬
handlung am aussichtsreichsten und besten sei. Von diesem Gesichts¬
punkt aus ist es wichtig, daß neuerdings eine genaue Wertbestim¬
mung der Dysenteriesera ermöglicht ist (Kolle, Heller
und de Mestral, sowie Kraus und Dörr).
Dysenterie¬
diagnostik.
Leberabszeli.
Bazillen¬
träger.
Serum¬
behandlung.
Malaria. In Griechenland ist die Malaria noch recht zu Malaria in
Hause; es hat sich daher eine Antimalariasyllogos gebildet, welche Gnechenl;l1 "'
energisch gegen die Malariaherde vorgeht; so haben sich z. B. nach
Bose als Brutstätten der Malaria verbreitenden Moskitos (Ano¬
pheles superpictus) Seitenarme des Ilissus gefunden. Durch Auf¬
deckung solcher Brutstätten ist es möglich, gegen die Mückenplage
und damit die Malaria vorzugehen. — In der Behandlung spielt das Therapie.
Chinin nach wie vor die größte Bolle. Cohen empfiehlt ein Doppel-
336
Schittenhelm.
Malaria¬
behandlung
Therapie
der Schlaf¬
krankheit.
Symptomato¬
logie von
Kala-azar.
Verbreitungs¬
art des
Maltaflebers.
Balz von Chinin und Harnstoff als besonders wirksam. Das Atoxyl
wurde von Gander und Dapas, sowie von Georgopulos ver¬
sucht, scheinbar mit günstigem Erfolg; weitere Untersuchungen
sind jedoch notwendig. Ricciardi empfiehlt Röntgenbestrahlung
der Milz.
Schlafkrankheit. Durch die Koch sehen Feststellungen über die
Schlafkrankheit hat man jetzt eine genaue Vorstellung von deren Ver¬
breitungsweise, welche durch den die Trypanosomen übertragenden
Stich der Glossina palpalis geschieht; vor allem ist der Weg für die
Therapie gesichert, seit Koch die gute Wirksamkeit des Atoxyls
klinisch erprobt hat. Castellani empfiehlt eine kombinierte An¬
wendung von Chinin und Arsen, als Chininkakodylate, da viele
an Schlafkrankheit Leidende gleichzeitig mit chronischer Malaria
behaftet sind.
Kala-azar. Klinisch äußert sich diese Krankheit namentlich durch
monatelange unregelmäßige intermittierende Fieber (mitunter an einem Tag
mehrere Erhebungen), bedeutende Milz- und später auch Leberschwellung,
anämische Blutveränderung und starke Abmagerung; sie endet nach Monaten
oder Jahren unter zunehmender Kachexie fast stets tödlich. Der den Try¬
panosomen nahestehende Erreger (Leishmania douovani) ist sicher durch
Milz- und Leberpunktion, oft auch (in 75 # /°) in den Leukozyten des
peripherischen Blutes, vornehmlich im letzten Krankheitsstadium, nachzu¬
weisen. Bassett-Smith, der einige vielleicht in Südwestafrika erworbene
Infektionen in der englischen Marine beobachten konnte, fordert in allen
Fällen von sogen. Milzanämie bezw. Malariakachexie eine diagnostische
Leberpunktion zur Untersuchung auf Kala-azar. Die Krankheit hat für
uns Interesse, weil wiederholt bei aus den Tropen (Afrika, China) Zurück¬
gekehrten die Parasiten festgestellt wurden. — Nach Nicolle kommt in
Tunesien eineinfektiöseKinderkrankheitvor, deren Erreger Leishmania
ist; er schlägt vor, diesen Erreger zum Unterschied gegen den des Kala-
azar als Leishmania infantum zu benennen. Dieser Erreger läßt sich leicht
auf Hunde und Affen überimpfen und bewahrt dabei seine Virulenz.
Maltafieber. Das Malta- oder Mittelmeerfieber, auch Brucesche
Septikämie genannt, ist charakterisiert durch unregelmäßigen Verlauf,
Fieberanfälle, Schweiß, Gelenkaffektionen und Milztumoren. Die Krank¬
heit kommt auch in Gibraltar und Englisch-Südafrika vor. Der Er¬
reger, Micrococcus melitensis, findet sich im Blut und wird im Urin ausge¬
schieden. Die Verbreitung geschieht durch Genuß ungekochter Ziegenmilch. —
Diagnostisch wichtig ist nach Eyre die Agglutinationsreaktion, die
Isolierung des Micrococcus aus dem Blut, aus der Milzpulpa (Punktion) und
aus den Exkreten (Urin und Fäzes). Nach Zammit gibt Milch von in-
Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen. 337
fizierten Ziegen für gewöhnlich dieselbe Reaktion wie Blutserum; doch Differential-
wird auch an Mikrococcus melitensis reiche Milch gefunden, die keine diagnostisches.
Agglutination gibt.
Zoonosen. Rattenbißkrankheit. Die in China und Japan nach Bi߬
wunden von Ratten beobachtete Krankheit (japanisch Soköshio oder Sodokü)
kann so schwer verlaufen, daß sie tödlich endet. Im Beginn Allgemein¬
beschwerden, dann stellt sich schnell hohes Fieber bis 40 0 und darüber ein,
welches eventuell unter Schweißen remittiert und später hektisch wird. An
der scheinbar geheilten Bißstelle Rötung, Schwellung, Schmerzhaftigkeit,
Blasenbildung, Nekrose; dabei oft Anschwellung der benachbarten Lymph-
drüsen bis zu Hühnereigröße; Auftreten von verschieden großen, dunkel¬
roten, rundlichen Flecken (Erythema exsudativum); häufig Husten, Muskel-
und Gelenkschmerzen, Nephritis, Sopor, Coma etc. Ogata hat eine Reihe
solcher Kranken untersucht und im Blute in der Fieberzeit verschiedene
Formen gewisser Protozoen gefunden, deren Weiterimpfung auf Tiere mit
positivem Erfolg unternommen wurde.
8chweinerotlauf. Die Uebertragung von Schweinerotlauf auf den
Menschen kommt zuweilen vor. Mayer berichtet über einen Fall, der bei
einem Metzger nach Schlachten eines rotlaufkranken Schweines aufgetreten
war. Als Therapie wandte er innerlich Kampfer an, umstrich die rotlauf¬
kranken Stellen mit Höllensteinstift und ergänzte die Behandlung durch
Pinselungen von Ichthyol, später von Jodtinktur. Der Fall war in einer
Woche geheilt.
Milzbrand. Einen eigenartigen Milzbrandfall, der auf Grund Tonsillen als
umfangreicher diphtherischer Beläge im Bachen und in den Ton- ®*“s»ngs-
sillen als Diphtherie mit wahrscheinlicher septischer Mischinfektion Milzbrand,
imponierte, beschreibt Meyer. Die Sektion ergab Darmmilzbrand,
der noch nicht bis zu klinisch wahrnehmbaren Symptomen gekommen
war, und hämorrhagische Meningitis. Die auf dem Blutwege ent¬
standene Meningitis und Enzephalitis war nur durch Milzbrand¬
bazillen hervorgebracht; diese sind als ausschließliche Erreger der dabei
immer beobachteten hämorrhagischen Meningitis zu betrachten. — Nach
Ascoli besitzt das Milzbrandserum weder in vitro noch in vivo Milzbrand-
bakterizide Eigenschaften. Es wirkt dadurch, daß es die Kapsel- serum -
bildung im Tierkörper verhindert (antiblastische Immunität).
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rotlaufs.
Symptomato¬
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h) Stoffwechselkrankheiten.
Von Prof. Dr. Paul Friedrich Richter in Berlin.
Diabetes msipidns. Weil jr. hat die Schicksale der Familie,
in der Adolf Weil unter 91 Personen 23 an Diabetes insipidus
leidende nachgewiesen hatte, weiter verfolgt und gibt eine Be¬
schreibung der hereditären Form des Diabetes insipidus. Es
handelt sich um eine lebenslängliche, höchst wahrscheinlich ange¬
borene Krankheit, deren Prognose quoad vitam günstig zu stellen
ist, quoad valetudinem completam dagegen ungünstig. Behandlungs¬
versuche sind indessen unnötig, da die Befallenen gar nicht das
Gefühl einer Krankheit haben. An einem der Patienten wurden
Untersuchungen darüber angestellt, ob dieser hereditäre DiabeteB
insipidus der von Meyer beschriebenen echten renalen Form zuzu¬
rechnen sei. Diese fielen negativ aus. Indessen liegen noch zu
wenig abschließende Angaben darüber vor, um die einzelnen Fälle
abzugrenzen; jedenfalls scheinen die Verhältnisse beim idiopathischen
und beim hereditären Diabetes insipidus anders zu liegen, als bei
dem als Begleiterscheinung organischer Hirnerkrankungen auftreten¬
den. Sicher ist, daß rein klinisch-symptomatisch dem hereditären
Diabetes insipidus eine Sonderstellung zukommt.
Diabetes melitus. Ueber die von Bang angegebene Methode zur
Titrierung des Zuckers (Berechnung des nicht reduzierten Kupfer¬
oxydes durch Titration mittels Hydroxylaminsulfatlösung) hat Dilg
Nachuntersuchungen angestellt. Danach scheint sie, bei ihrer ver¬
hältnismäßigen Einfachheit und bei der Schärfe der Endreaktion für
Urine, die außer Zucker keine anderen reduzierenden Substanzen
enthalten, brauchbar zu sein. Eine interessante Eigenschaft des
Formols, wenn es diabetischem Urin zugesetzt wird, hat Michaud
festgestellt. Unter Formolzusatz verschwinden Azeton und Azet-
essigsäure oder nehmen wenigstens erheblich ab. — Die oft studierten
Diabetes
insipidus:
Hereditäre
Form.
Diabetes
melitus:
Methode zur
Titrierung
des Zuckers.
Formol und
diabetischer
Urin.
344
Richter.
Beziehungen
der Langer-
hansschen
Inseln zum
Diabetes.
Beziehungen
des Darmes
zur Glykos-
urie.
Pankreas¬
ferment.
Ansteekungs-
luhigkeit der
Diabetes.
Beziehungen
zwischen
Diabetes und
Tuberkulose.
Beziehungen der Langerhansschen Inseln zum Diabetes bestehen
nach M. Frankel, dem sich im wesentlichen G. Herxheim er an¬
schließt, darin, daß sie den höchstentwickelten Teil des gesamten
Pankreas darstellen, ohne besondere, von der übrigen Drüse getrennte
Zellkomplexe zu sein. Sie besorgen die innere Sekretion, während
die übrigen Drüsenepithelien mittels ihrer Ausführungsgänge Sekret
an den Darm abgeben. Neben den Beziehungen des Pankreas zum
Diabetes haben neuerdings auch die des Darmes zur Glykosurie
Beachtung gefunden. Zack berichtet über Beobachtungen, in denen
Läsionen des Duodenums mit ätzenden Substanzen zur Zucker¬
ausscheidung führten und bringt diese Befunde in Beziehung zu der
Theorie Pflügers, wonach, wenigstens beim niederen Tier (Frosch),
die Unterbrechung nervöser Leitungsbahnen vom Duodenum zum
Pankreas Glykosurie hervorruft. Demgegenüber zeigen allerdings
Eichler und Silbergleit, daß die Glykosurie nicht nur bei
Verätzungen des Duodenums, sondern auch anderer Darmabschnitte
zu stände kommt. Es handelt sich also nicht um spezifische Be¬
ziehungen des Duodenums zur Glykosurie, sondern die Zuckeraus¬
scheidung kommt als Folge eines nervösen Reizes zu stände. —
Inwieweit das Pankreasferment mit dem diastatischen Fer¬
ment des Blutes identisch ist, und ob zwischen letzterem und dem
Diabetes melitus Beziehungen bestehen, hat W. Schlesinger
untersucht. Es zeigte sich, daß das diastatische Ferment des Blutes
zum größten Teil aus dem Pankreas herrührt. Dagegen waren ein¬
fache Beziehungen zwischen Vermehrung des diastatischen Fermentes
im Blute und Zuckerausscheidung nicht nachzuweisen. Die An¬
steckungsfähigkeit des Diabetes hat Senator zum Gegen¬
stand einer klinischen Studie gemacht. Er kommt sowohl auf Grund
seiner eigenen, wie der fremden Beobachtungen zu dem Resultate,
daß die klinischen Erfahrungen nicht gerade zahlenmäßig für eine
Uebertragung der Zuckerkrankheit sprechen, daß aber bei größter
Skepsis einige Fälle übrig bleiben, in denen eine Uebertragung des
supponierten Ansteckungsstoffes nicht ganz von der Hand zu weisen ist.
Experimentell ist allerdings bis jetzt für eine eventuelle Uebertragbar-
keit der Krankheit kein Beweis geliefert. Die Beziehungen zwischen
Diabetes und Tuberkulose erörtert Labbe. Die häufigste
Form ist die käsige, aber auch die bronchopneumonische, die pleurale
und die akute Miliartuberkulose werden beobachtet, während die
fibröse sehr selten ist. Im Gegensatz zu anderen Autoren, die ein
strenges antidiabetisches Regimen bei den Tuberkulösen verwerfen,
steht Labbe auf dem Standpunkt, daß zunächst durch Kohlehydrat-
Stoffwechselkrankheiten.
345
Grundzüge
der
diätetischen
Behandlung
entziehung bezw. -beschränkung die Hyperglykaemie zu bekämpfen
ist. Nur bei ganz schweren Diabetikern ist von einer strengen Diät
abzusehen. Für die oft behauptete Relation zwischen Chole- Relation
lithiasis und Glykosurie bezw. Diabetes melitus ist ein von Ch z ^J s [^ en -
Hedinger beobachteter Fall interessant: Im Verlauf einer Gallenstein- und
kolik tritt bei einer Patientin ein mittelschwerer Diabetes auf, der Glykosurie.
auch nach Sistieren der Anfälle anhielt. Der Diabetes kommt zur
Heilung, als ein Empyem der Gallenblase auftritt, unter stürmischen
peritonitischen Erscheinungen zum Durchbruch kommt und der Eiter
entleert wird. — Bei der diätetischen Behandlung schwerer Dia- Grundziige
betesfälle macht Weintraud auf die Wichtigkeit der Kontrolle ,ier ,
. ... . diätetischen
der Stickstoffbilanz aufmerksam. Bei großer Eiweißzufuhr ist es Behandlung
oft schwer Eiweißgleichgewicht zu erzielen. Dagegen ist die Er- des schweren
haltung dessen bei mäßiger und kleiner Eiweißzufuhr leichter, ^^tigreit
Gelingt es, bei der für die Behandlung schwerer Diabetesfälle ge- der Kontrolle
botenen kleinen Eiweißzufuhr den Zerfall von Stickstoff zu ver- der Stickstoff¬
meiden, dann wird auch die Ausscheidung der Azetonkörper und
eine eventuelle Kohlehydratentziehung von viel weniger schweren
Folgen für den Organismus begleitet sein, als sonst. Die Grundzüge
der diätetischen Behandlung des schweren Diabetes beruhen nach
Kolisch zunächst in der quantitativen Indikation, der Nah- Nalnungs-
rungseinschränkung. Das Nahrungsmaß des Diabetikers muß eiusclirälllillll R>
nach Möglichkeit herabgedrückt werden. Daneben besteht eine
qualitative Indikation in der Beschränkung der Eiweißzufuhr.
Mit Hilfe einer kalorienarmen und eiweißarmen Diät (vegetabilisches
Regime) gelingt es beim Diabetiker sogar leichter Eiweißgleich¬
gewicht zu erzielen, als beim Gesunden. Die Herabsetzung von
Eiweiß ermöglicht sogar Steigerung der Kohlehydratzufuhr. Der
günstige Einfluß gewisser Kohlehydratkuren, wie der Reiskur, der
Kartolfelkur, der Haferkur, beruht in ihrer relativen Kalorienarmut,
dem niedrigen Eiweißgehalt und der Beschränkung auf vegetabilisches Eiwciis-
Eiweiß. Allen diesen Kuren ist aber das vegetabilische Regime einscliriinku,1K ’
in der diätetischen Behandlung schwerer Diabetesfälle überlegen.
Auch auf die diätetische Azidosis hat es als exquisit alkalische
Nahrung einen günstigen Einfluß, während man von den neuer¬
dings vielfach empfohlenen großen Alkoholdosen gegen die Azidosis
nur in schweren und ganz verzweifelten Fällen Gebrauch machen
soll. Denn die Schädlichkeit dieser Dosen für die Mehrzahl der Fälle
Nahrung
von Diabetes steht nach Kolisch außer Frage. Auch Stäubli
macht auf die günstigen Wirkungen der Einschränkung der Eiwei߬
zufuhr aufmerksam, die manchmal wichtiger sein kann, als die Kohle-
346
Richter.
Diabetes:
Einschränkung
der Eiwei߬
zufuhr.
Kationelle
Ernährung
wenig
bemittelter
Diabetiker.
Haferkur.
Behandlung
der
diabetischen
Azidosis.
Kostordnung
Diabetischer.
Pankreas-
pra parat.
hydratentziehung. Energische Kohlehydratentziehung ist mitunter
bei starker Azidose sehr wirksam. Wahrscheinlich erstarkt darunter
das Zuckerzersetzungsvermögen, und die Besserung der Zucker*
Verbrennung bringt die Azetonurie zum Verschwinden. Große Alkohol¬
gaben können eine einschränkende Wirkung auf die Azetonurie
haben. Sie wirken aber ungünstig auf die Toleranz. — Wichtig für
die Praxis ist oft die Frage, wie man wenig bemittelte Diabetiker
rationell ernähren könne. Hermann zeigt an Diättabellen des
Karlsbader Fremdenspitals, daß sich mit einem Verpflegungssätze
von wenig über 2 Kronen eine Diät durchfuhren läßt, die über
8000 Kalorien enthält. Die günstigen Wirkungen der Haferkur sind
von manchen Autoren entsprechend den oben mitgeteilten, sich jetzt
mehr und mehr Bahn brechenden Anschauungen auf den geringen Ei¬
weißgehalt der entsprechenden Diät zurückgeführt worden. Dem¬
gegenüber zeigt von Westenrjk, daß die hochgradige Eiwei߬
beschränkung nicht die Ursache der günstigen Haferwirkung ist
und daß bei einer vergleichenden Untersuchung zwischen Hafer- und
Weizenmehl das letztere keine entzückernde und azetonbeschränkende
Wirkung ausübt. Für die Behandlung der diabetischen Azi¬
dose und des Coma diabeticum erhoffen Baer und Blum von der
Glutarsäure therapeutische Erfolge. Denn es zeigte sich, daß bei
schwerer Phloridzinvergiftung Zucker und Azidosis durch glutar-
saures Natron vermindert oder sogar zum Verschwinden gebracht
wurden. Letzteres konnte Wilenko bestätigen. Dagegen ist nach
ihm eine spezifische Wirkung der Glutarsäure auf die Zuckerbildung
aus Eiweißstoffen nicht anzunehmen. Zu den gelegentlich antiaze-
tonurisch wirkenden Mitteln gehört nach Rosenfeld auch das
Glyzerin. Maßgebend dafür ist aber, ob es den sogen, hepatischen
Weg einschlägt, oder den anhepatischen. Nur in letzterem Falle hat
es die geschilderte Wirkung. Diese Verschiedenheit in der Ver¬
arbeitung des Glyzerins erklärt auch den Widerspruch, der sich bei
den verschiedenen Autoren in seiner Beurteilung als antidiabeti¬
sches Mittel findet. Eine recht praktische Zusammenstellung der
Kostordnung Diabetischer, die dem Arzte die diätetischen
Verordnungen sehr erleichtert, verdanken wir B. Naunyn.
Ueber ein wirksames Pankreas präparat zur Behandlung des
Diabetes berichtet Zuelz er. In einigen schweren Fällen von
Diabetes gelang es, sowohl die Azidosis, als die Zuckerausscheidung
deutlich herabzudrüeken (bei intravenöser bezw. subkutaner Injektion).
Es kann, wie der Autor selbst hervorhebt, nicht berufen sein, die
diätetische Therapie zu ersetzen. Aber es gelingt vielleicht damit,
Stoffwechselkrankheiten.
347
Diabetiker vor chirurgischen Eingriffen zu bewahren oder bei
drohendem Coma über den kritischen Zeitpunkt hinwegzuhelfen.
Vor allem ist es durch den von Zuelzer festgestellten Anta¬
gonismus zwischen Nebennieren- und Pankreassekret möglich, die
Wirksamkeit des Präparates festzustellen und allmählich zu steigern.
Pentosurie, Lävulosurie etc. 2 Fälle von chronischer Pentos-
urie hat Va s beobachtet. Sie zeichneten sich, wie alle früheren, durch
die Unabhängigkeit von der Qualität der Nahrung aus. Zur Diagnose
der Pentosurie genügt die Orzinprobe in der Bialsehen Modifikation.
Auf die Wichtigkeit quantitativer Pentosebestimmungen
in den Fäzes lenkt Jolles die Aufmerksamkeit; er glaubt, daß auf
diese Weise noch manche Störungen des Kohlehydratstoffwechsels
ihre Aufklärung finden werden. Der alimentären Lävulosurie
spricht v. SabatoWski eine große diagnostische Bedeutung nicht
zu; vor allem mit Rücksicht darauf, daß die Lävulosurie bei jeder
allgemeinen Infektionskrankheit zu erzielen ist und daß nur solche
Prozesse in der Leber sie hervorrufen können, die ihre Funktions¬
tüchtigkeit stören, was z. B. bei kleinen Tumoren nicht der
Fall ist. Auch v. Halasz kommt zu dem Resultat, daß nur
ansehnliche Veränderungen im Leberparenchym, wie sie z. B. bei
Cirrhosis hepatis vorhanden sind, zu einer alimentären Lävu¬
losurie führen. Bei Fettleber, Hyperämie der Leber etc. fehlte
sie; sie fiel auch negativ bei 5 Fällen von sekundärem Leber¬
karzinom aus, trotz einer Unmasse von Metastasen in der Leber,
wohl weil hier noch viel normales und funktionsfähiges Lebergewebe
vorhanden war.
Fettsucht. Unter den Entfettungskuren haben im Berichts¬
jahr besonders zwei zu Untersuchungen Veranlassung gegeben: die Ei¬
weiß-Kohlehydratkur (vulgo „Kartoffelkur“ genannt) und die
sogen. Karelische Milchkur. Für die erstere zeigt P. F. Richter
bei einer kritischen Abwägung der einzelnen Entfettungskuren, daß
sie in der Praxis leicht durchzuführen ist, große Gewichtsverluste
erzielt und vor allem von den Patienten gut vertragen wird. In
speziell darauf gerichteten Versuchsreihen ergab sich, daß trotz
ihrer verhältnismäßigen Armut an Eiweiß die Eiweißbilanz positiv
ist. Wahrscheinlich führt die verhältnismäßig reiche Zufuhr einer
einzigen Kohlehydratart, der Kartoffel, einen relativen Schutz des
Körpereiweißes herbei. Jedenfalls ist sie die souveräne diätetische
Entfettungsmethode bei denjenigen Kategorien von Fettleibigen, bei
Chroni seht'
Pentosurie.
Quantitative
Pentose¬
bestimmungen
in den Fäzes.
Alimentäre
Lävulosurie
Entfettungs¬
kuren :
Eiweiß-
Kohlehydrat-
kur (KartottVl-
kur),
Karelische
Milchkur
348
Richter.
Entfettungs¬
kuren.
Adiposalgie.
Beziehungen
zwischen
Fettsucht
und Diabetes.
denen, wie bei den Gichtkranken, den Arteriosklerotikern, den
.Nierenleidenden, eine Ueberernährong mit Eiweiß, speziell mit
Fleisch, kontraindiziert erscheint. Viel angewendet wird neuerdings
die Karelische Milchkur, über die ein ausführliches Referat von
L. S. Mosl er vorliegt. L. Jacob hat sie auf Veranlassung von L en-
hart z besonders bei chronischer Bronchitis und Emphysem mit Fett¬
leibigkeit, ferner bei Erkrankungen des Herzens (vergl. S. 231),
die mit Stauungserscheinungen einhergehen, verordnet; außerdem bei
Herzschwäche, die als Folge der Fettsucht aufzufassen ist. Im wesent¬
lichen stellt sie eine Entlastungs- und Schonungskur für geschädigte
Herzen dar und wird infolgedessen in solchen Fällen bei absoluter
Bettruhe angewendet. Indessen liegen auch Berichte über ihre An¬
wendung als reine Entfettungskur von Moritz vor. Moritz rühmt
ihre Einfachheit, namentlich für den Praktiker, der in den kalori¬
schen Berechnungsweisen der Diät nicht geschult ist. Allerdings
konnte die Eiweißbilanz nicht in demselben Maße positiv erhalten
werden, wie dies z. B. bei der Kartoffelkur der Fall ist. Brieger
rühmt die Kombination der Karellkur mit leichter Mechanotherapie
und Hydrotherapie, wobei natürlich die Patienten nicht absolute
Bettruhe halten können. Roemheld schiebt bei diätetischen Ent¬
fettungskuren jede Woche 1—2 Milchtage ein. Dieser Kunstgriff
(es werden nur 1000 ccm Milch, eventuell mit etwas Obst ge¬
reicht) bewährt sich besonders in Fällen von Fettleibigkeit, die
mit Zirkulationsstörungen einhergehen, dann aber auch, wenn
nach anfänglicher Gewichtsabnahme plötzlich ein Stillstand ein-
tritt. Dies Verfahren wirkt dann ähnlich dem von Boas, der
in solchen Fällen sogar einen absoluten Karenztag empfohlen hat.
Endlich ist die Einschiebung von Milchtagen besonders wertvoll
auch nach vollendeter Kur, um die erzielte Gewichtsabnahme zu
behaupten.
Die schmerzhafte Form der Fettsucht, die Adiposalgie,
schildert auf Grund eigener Beobachtungen und der in der Literatur
niedergelegten Fälle Fab er. Das meist bei Frauen vorkommende,
unter verschiedenen Namen beschriebene Leiden charakterisiert sich
durch Geschwulstbildung, Derbheit und Schmerzhaftigkeit des sub¬
kutanen Gewebes. Die psychischen Störungen, die bei der sogen.
Derkumschen Krankheit beobachtet worden sind und diese zu einer
ernsten Krankheit des Nervensystems stempeln, fehlen hierbei.
Die engen Beziehungen zwischen Fettsucht und Diabetes
werden vielleicht klarer durch das Studium der diabetischen
Lipämie, von der einen ganz exorbitanten Fall Frangoni und
Stoffwechselkrankheiten.
349
Marchetti mitteilen. Die diabetische Lipämie scheint das Zeichen
einer tiefen und eigenartigen Störung des Stoffwechsels zu sein, die
mit der diabetischen Azidosis in Beziehung steht.
Gicht. In der Pathogenese der Gicht stehen augen¬
blicklich die Theorien von Brugsch und Schittenhelm im
Vordergrund, die eingehend Moeller bespricht. Danach gibt
es eine Stoffwechsel - und eine Nierengicht. Bei der
Stoffwecbselgicht ist zu konstatieren: Urikämie, meist niedriger,
aber konstanter endogener Harnsäurewert, verschleppte und ver¬
minderte exogene Harnsäureausscheidung. Bei der Nierengicht
ist das Parallelgehen der gichtischen Erscheinungen mit dem
Insuffizienzgrade der Nieren charakteristisch. Der endogene Harn¬
säurewert ist niedrig und inkonstant, er wechselt nach dem
Grade der mangelhaften Nierentätigkeit. Exogene Harnsäure wird
retiniert und kommt auch als Harnstoff nicht wieder zur Aus¬
scheidung. Die Ursache der Gicht ist eine Störung des Purin¬
stoffwechsels und nicht eine abnorme Retention der Harnsäure
durch die Nieren. Für diese Anschauung spricht ein Versuch
von Linser, der den Purinstoffwechsel eines Gichtkranken bei
Röntgenbestrahlung festgestellt hat. Bekanntlich findet durch Röntgen¬
bestrahlung infolge Zerstörung nukleinhaltiger Elemente eine wesent¬
liche Vermehrung der Harnsäure im Blute statt. Von einer Re¬
tention der vermehrten Harnsäure durch die Nieren war bei den
Kranken aber nichts zu merken, dagegen traten trotz purin-
freier Diät 2mal bei dem Patienten nach Röntgenbestrahlung akute
Gichtanfälle auf, die man ungezwungen auf die Vermehrung der
Harnsäure im Blut beziehen kann. Auch Sch er k schließt sich
der Theorie an, wonach die Ursache der Gicht auf eine gestörte
Fermentwirkung im Nukleinstoffwechsel zurückzuführen ist, und
sucht auch die therapeutischen Vorschläge den gestörten fermen¬
tativen Faktoren anzupassen. Die Gicht als die konstitu¬
tionelle Grundlage einer Reihe von Affektionen hat
immer in Frankreich eine ganz besondere Beachtung gefunden,
während deutsche Autoren dieser Tatsache nicht immer die ge¬
nügende Beachtung schenken. Auf die gichtische Ursache
von Phlebitiden macht Poulain aufmerksam; nach ihm
können harnsaure Ablagerungen in den Venenwänden und -klappen
eine typische Venenentzündung mit Varizen erzeugen. Auch nach
Ingelrans existiert eine richtige gichtische Phlebitis, die
neben den lokalen Maßnahmen eine allgemeine, gegen die Grund-
Pathogenese
der Gicht.
Gicht als die
konstitu¬
tionelle
Grundlage
von Aft'ek-
tionen.
350
Richter.
Behandlung
der Gicht:
Salzsäure,
Jodglidine,
< olehicum.
Akromegalie.
Osteomalazie.
Chylurie.
Ursache gerichtete diätetische Behandlung erfordert. — Falken¬
stein empfiehlt neben der von ihm inaugurierten Salzsäure¬
therapie zur Aufsaugung alter Niederschläge bei der Gicht
das Jodglidine. Es soll sowohl Appetit als Verdauung,
Schweißabsonderung und Schlaf bei Gichtkranken günstig beein¬
flussen. Wo es sich, wie beim akuten Anfall, um rasche Ein¬
wirkung des Jods handeln muß, hat er von der subkutanen An¬
wendung des 25°/oigen Jodipins Erfolge gesehen. Zur Behandlung
des akuten Gichtanfalles verdient nach Becker das Colchicum
mehr herangezogen zu werden, als es tatsächlich geschieht. Man
gibt am besten Colchicin, und zwar prophylaktisch, um einen drohen¬
den Anfall zu kupieren, Smal täglich eine Pille 4 0,001. Auf der
Höhe des Anfalles verordnet man */ 4 stündlich eine Pille, und zwar
4mal nacheinander zu nehmen. Aeußerliche Maßnahmen sind ge¬
wöhnlich zwecklos.
Verschiedenes. Von anderen Stoffwechselanomalien erwähnen
wir Versuche über den Stoffwechsel bei Akromegalie, die
Oberndörffer angestellt hat. Diese ergaben eine allmähliche
Anpassung der Stickstoffausscheidung an eine relativ niedrige Zu¬
fuhr, ferner eine innerhalb der Grenzen des Physiologischen liegende
Phosphorretention, endlich eine ziemlich beträchtliche Kalkabgabe —
also jedenfalls keine charakteristische Anomalie, da die Kalkabgabe
durch ungenügende Ernährung zwanglos erklärt werden konnte. —
Bei Osteomalazie hat Rudolf Hofmann durch die Verwen¬
dung von Antithyreoidin Möbius einen eklatanten Heilerfolg er¬
zielt. Die Patientin, der vor der Behandlung das Gehen unmöglich
war, konnte danach — im ganzen wurde das Antithyreoidin etwa
8 Wochen gegeben — ohne Hilfe sich bewegen. Die Berechtigung
zu der Therapie leitet Verfasser aus den Analogien zwischen Osteo¬
malazie und Morbus Basedowii her, speziell noch aus den Beziehungen
zwischen Ovarium und Schilddrüse.
Zu den nicht tropischen Fällen von Chylurie
fügt L ü d k e eine neue Beobachtung. Möglicherweise handelte
es sich um eine Kommunikation zwischen Harn- und Lj’mph-
wegen, da eine Zystitis durch Kolibazillen vorausgegangen war.
Ein abnormer Gehalt des Blutes an Chylusbestandteilen war aus¬
zuschließen , da eine Ohylämie nicht nachgewiesen werden
konnte. Der körperliche Zustand der Patientin blieb trotz des
täglichen Fettverlustes gut; in der Tat ist er (4—6 g pro Tag)
auch zu gering, speziell im Vergleiche zu den Zuckerverlusten
Stoffwechselkrankheiten.
351
Wasser- und
Kochsalz-
stoffwechsel
bei Nieren¬
kranken.
Anregung
auf die
"" ~~ ~ ~ ■"' ~ ^ ~ ~ ~ ~ ^ Sekretion des
ausüben. Ebenso wie bei der Magensaftbildung stehen auch zur Pankreas-
Pankreassekretion psychophysiologische Prozessein inniger Beziehung. saftes.
Ueber die Sekretion von Pankreas fisteln und ihre Be ein- Sekretion
flussung durch Diät hat Kempf Studien angestellt. Diese von fi Pa t ”j kreas '
zeigten keinerlei Erfolg einer antidiabetischen Diät, während Wohl-
gemuth einen solchen festgestellt hat. Die Unterschiede beruhen
wohl auf der Verschiedenheit der Pankreasaffektionen, die zur Fistel¬
bildung führen. In dem Kempfschen Falle lag der ursprünglichen
Pankreaszyste ein entzündlicher Prozeß zu Grunde, der die Fistel
unterhielt, während wahrscheinlich der Reiz des ausfließenden Drüsen¬
sekretes nur eine geringere Bedeutung hatte. In dem Wohlgemuth-
schen Falle führte dagegen ein traumatischer Prozeß zur Fistelbil¬
dung, hier erwies sich die Berieselung der Wundflächen mit dem
Sekret als der hinderlichste Vorgang für die Heilung, und darum
wirkte die Sekretionsbeschränkung auf die antidiabetische Diät
günstig.
Mit der Rolle des Alkohols als Nährmittel befaßt sich Alkohol
Kassowitz. Er bleibt bei seiner ablehnenden Haltung stehen, als N; ‘ hrilllt,< ‘ 1 -
weil für die Verwendung als Nährmittel nicht die etwa entwickelte
Energie maßgebend ist, sondern seine kalorische Beziehung zum
Aufbau und zum Wiederersatz zerstörter Protoplasmateile. Eine
solche ist aber wegen der toxischen Eigenschaften des Alkohols
gänzlich ausgeschlossen.
Versuche über die Fettresorption im Darme und
auch bei leichten Graden des Diabetes, um das Befinden der
Kranken irgendwie zu alterieren. — Untersuchungen über den
Wasser- und Kochsalzstoffwechsel bei Nierenkranken
hat Bittorf angestellt. Er bestätigt dabei die von dem Re¬
ferenten früher auf Grund von Experimenten ausgesprochenen
Anschauungen, daß die primäre Kochsalzretention als alleinige
oder auch nur wesentliche Ursache der Oedeme nicht in Be¬
tracht komme. Für die Oedembildung scheinen vielmehr die
Gefäßveränderungen und die Wasserretention viel wichtiger zu sein
als die Chlorretention. Dabei kann bald mehr die Gefäßschädigung,
bald mehr die Wasserretention im Vordergründe stehen. Diese
führt allerdings sekundär stets zu einer gewissen Kochsalzretention.
(Vgl. S. 23.)
Von Arbeiten, die sich mit dem Pankreas beschäftigen, er¬
wähnen wir die interessante Studie von Togami, die zeigt, daß
einige Nahrungs- und Genußmittel, besonders die Fleischbrühe, eine
deutliche Anreff un ff auf die Sekretion des Pankreassaftes
352
Richter.
Fettresorption d i e Gallenabsonderung nach Fettdarreichung, die
Köster angestellt, haben auch für die Praxis Bedeutung. Sie
absonderung zeigen, daß geeignete Fettemulsionen in viel größeren Mengen
nach Fett- V om untersten Darmabschnitt aufgenommen werden, als man dies
daireichung. bisher für möglich hielt. Eine gallentreibende Wirkung von Oel
konnte weder bei rektaler noch bei stomachaler Anwendung nach¬
gewiesen werden. Wenn aber auch keine Steigerung der Gallen¬
bereitung vorliegt, so bewirkt doch eine „Oelkur“ eine Austreibung
der Galle aus der Gallenblase. Am zweckmäßigsten wird diese rektal
ausgeführt; man vermeidet so die Reizung des Magens und die bei
Darreichung per os manchmal recht lästigen Dünndarmkatarrhe. Zur
Bevorzugung des Eunatrols oder anderer Seifen gegenüber dem
Olivenöl liegt kein Grund vor. Die histologisch nachgewiesene große
Fähigkeit des Dickdarmes und des Rektums, eingebrachte Neutralfett¬
emulsion zu resorbieren, hat eine Bedeutung auch für die Zusammen¬
setzung der Nährklistiere. Durch Zusatz von 0,3—0,5 Pankreon
Rhenania kann die Fettaufnahme in zweckmäßiger Weise gesteigert
werden.
Eisenstoff- Der Eisenstoffwechsel ist im ganzen noch wenig er-
wechsei. forscht. Mit der Rolle der Milz dabei beschäftigt sich Großen-
b ach er. Er weist nach, daß die tägliche Eisenausscheidung nach
Exstirpation der Milz größer wird als bei Erhaltung des Organs,
und zwar sowohl bei Fleischfütterung als auch im Hunger¬
zustande, also nicht veranlaßt durch eine schlechtere Ausnutzung
der Nahrung. Die vermehrte Eisenausscheidung wird auch viele
Wochen nach Ausschaltung des Organs noch konstatiert; andere
Organe treten also nicht vikariierend für die Milz ein. Wahrschein¬
lich dient die Milz dazu, das im Stoffwechsel freiwerdende Eisen
aufzustapeln und dem Organismus zu erhalten.
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i) Krankheiten des Blutes,
Von Prof. Dr. E. Granitz, dirigierendem Arzt der Inneren Abteilung
des städtischen Krankenhauses in Charlottenburg-Westend.
Für die histologischen Blutuntersuchungen verwirft
Marchand die Ehrlichsche Trockenmethode und empfiehlt eine
feuchte Fixation des noch feuchten, d. h. noch nicht luftgetrockneten
Blutpräparates in Flemmingscher Lösung, Formolalkohol und
anderen flüssigen Fixationsmitteln. Die Kerne der Lymphozyten
erscheinen danach kleiner, als nach der Hitzefixation, die Struktur
schärfer. — Wlasoff und Krückoff empfehlen schnelle Fixation
in heißem Xylol vom Siedepunkt 140—142 0 während 1—6 Minuten.
Bei Xylol vom Siedepunkt 135—137 0 muß ein Zusatz von 01. Tere-
binthinae gemacht werden. Die Präparate kommen klar aus der
Flüssigkeit, können hinterher noch in Aether weiter aufgehellt
werden. — Zur einfacheren Ausführung der Zählung der Blut¬
zellen schlägt M. Loewenberg vor, ohne Zählkammer am gewöhn¬
lichen Deckglaspräparat, das mit Blut von einer bestimmten Ver¬
dünnung beschickt ist, die Zahl der Zellen zu ermitteln, in der An¬
nahme, daß die Kreisfläche des mikroskopischen Gesichtsfeldes mit
der Kreisfläche des Deckglases in einem festen, leicht zu berechnen¬
den Zahlenverhältnis steht, falls die Größe beider Radien bekannt
ist. Die in einem Gesichtsfelde vorhandenen Zellen werden mit
dieser Verhältniszahl multipliziert. — Nach dem Vorgänge von
Haldane und Barcroft haben Barcroft und Morawitz
Sauerstoffbestimmungen im Blute in der Weise aus¬
geführt, daß durch Ferrizyankalium aus vollständig lackfarbenem
Blute die gesamte Menge des locker gebundenen Sauerstoffs in
Freiheit gesetzt wurde, wobei die gefundenen Werte ein wenig
hinter den Werten der Luftpumpe zurückblieben, da der im
Plasma fester gebundene Sauerstoff nicht durch Ferrizyankalium
in Freiheit gesetzt wird. Diese bisher nur in Tierversuchen
angewandte Methode ist auch für menschliches, aus einer punk¬
tierten Armvene entnommenes Blut von den Verfassern als prak-
Unter-
suchungs-
methoden:
Blutköriier-
zählung,
Blutgas¬
bestimmung,
356
Grawitz.
Unter-
suchungs-
methoden:
Viskosität,
Dunkelfeld¬
beleuchtung
tisch brauchbar erfunden worden. — Mit dem Heß sehen Vis¬
kosimeter, welcher verhältnismäßig einfach zu handhaben ist,
haben neuerdings Heß selbst und besonders Bachmann, letzterer
vierhundert Bestimmungen, ausgeführt, welche zeigen, daß dieser
Methodik wohl auch eine gewisse klinische Bedeutung innewohnt.
Bachmann fand bei Pneumonie die Viskositätswerte fast immer
erhöht, besonders im Verhältnis zum Hämoglobin, dagegen beim
Typhus erniedrigt, so daß sich diese Werte mit Vorsicht differen¬
tialdiagnostisch verwerten lassen. Warme Bäder setzen nach
Heß die Viskosität herab. — Eine interessante Bereicherung der
histologischen Untersuchungsmethoden liefert die Mikroskopie bei
Dunkelfeldbeleuchtung und die Beobachtung ultramikro¬
skopischer Teilchen in frischen, d. h. nicht fixierten Präparaten.
Diese Methode ist nicht zu verwechseln mit der Mikrophotographie bei
ultraviolettem Lichte (cf. Grawitz und Grüneberg: Die Blutzellen
im ultravioletten Lichte, Jahrg. 1906); es ist ferner darauf hinzu¬
weisen, daß vorzugsweise wenn nicht ausschließlich die Beobachtung
lebender Zellen in flüssigen Medien bei Dunkelfeldbeleuchtung Aus¬
sicht auf Bereicherung unserer Kenntnisse bietet, während sich dies
von fixierten und gefärbten Präparaten nicht behaupten läßt. Unter¬
suchungen von Dietrich an frischen Blutzellen ergaben, daß auch
bei dieser Beleuchtung eine Struktur an den roten Zellen
nicht zu erkennen ist, daß auch die Membran dieser Zellen
eine durchaus homogene Masse ist und daß hämolytische Sub¬
stanzen, die gerade heutzutage ein großes Interesse beanspruchen,
sich in ihrer feineren Wirkung auf die roten Zellen genau beobachten
lassen. Sie wirken auf die Membran der Zellen ein, bewirken
Fällungen, beeinflussen dadurch die Oberflächenspannung und er¬
zeugen Formveränderungen, wodurch die Permeabilität der Mem¬
bran so verändert wird, daß sie den Inhalt leicht austreten läßt.
Brugsch und Schilling beobachteten bei denselben Methoden an
frischen Präparaten das Verhalten der Kerne der Leukozyten
und fanden auch die neutrophilen Zellen im Prinzip mono-
nukleär, indem der Kern bei zunehmender Reifung sich aus der
rundlichen Myelozytenform zu einem kompakten schmalen Kern¬
stabe umbildet, dessen Segmentierung durch die amöboide Bewe¬
gung, nicht aber durch das Alter bedingt wird. Hiernach fallt die
vieldiskutierte Arnethsche Lehre von der Bedeutung der Kern-
segmente, die schon aus anderen Gründen unhaltbar war, völlig zu¬
sammen.
Ueber die Entstehung der Blutzellen, speziell der Leu-
Krankheiten des Blutes.
357
kozyten sind die Ansichten nach wie vor ebenso verschieden und Blutbild an g.
zum Teil geradezu entgegengesetzt, wie bisher. Es genügt hier,
darauf hinzuweisen, daß eine Gruppe von anatomischen Forschern,
wie Weidenreich, Maximow, Dominici, Pappenheim,
Hirschfeld zwar eine Trennung der Leukozytengenese nach der
Ursprungsstätte im lymphatischen oder medullären Gewebe, aber
eine gemeinsame Ursprungszelle für die einkernigen und granulierten
Formen annimmt, und demgemäß entwickelt sich besonders nach den
sehr sorgfältigen Untersuchungen von Weidenreich und Maximow
die reife Form des gekörnten mehrkernigen Leukozyten ebensowohl
aus der medullären wie lymphatischen Vorstufe. Im Gegensatz
hierzu hält Schridde und mit ihm Naegeli an der alten strengen
Trennung Ehrlichs fest, und zwar basiert Schridde seine An¬
sichten vorzugsweise auf Grund seiner Fixations- und Färbemethode,
die in vielen Beziehungen andere morphologische Verhältnisse an
den Lymphozyten ergeben, als sie die oben erwähnten Autoren er¬
hielten. Mit Recht schlägt Pappenheim vor, daß durch eine
gemeinsame Demonstration der Präparate aus den entgegengesetzten
Schulen diese Frage endlich geklärt werde. — A. Grüneberg unter¬
suchte embryonales menschliches Blut vom dritten bis neunten
Fötalmonat und fand, daß die Leukozyten in der ersten Fötalzeit absolut
stark vermehrt sind und ausschließlich den Typus der großen Stamm¬
zelle des medullären Gewebes zeigen, während vom sechsten Monate
ab granulierte Formen, Myelozyten und erst gegen Ende des Fötal¬
lebens reife mehrkernige Leukozyten auftreten. Mit Recht macht
Grüneberg darauf aufmerksam, daß diese fötalen Blutbilder ein¬
schließlich der vielen kernhaltigen roten Zellen durchaus dem Blute
bei Leukämie gleichen, so zwar, daß das Blut der ersten Fötalzeit
gewissen Formen der lymphoiden Leukämie und das Blut der späteren
Zeit dem gemischtzeiligen Typus der Leukämie entspricht.
Ueber die klinische Bedeutung der Leukozytose äußert Leukozytose,
sich W. Busse dahin, daß bei gynäkologischen Leiden die Leuko¬
zytose eine Schutzvorrichtung darstelle, und er fand in Experimenten,
daß leukozytotisches Blut das Wachstum einer Kolikultur auf der
Agarplatte stärker hemmte, als das Blut vor der Leukozytose.
Diesen und ähnlichen Anschauungen gegenüber macht Pappen¬
heim mit Recht darauf aufmerksam, daß es gar nicht bewiesen ist,
daß die Leukozytose eine Schutzvorrichtung ist. Man kann sie
lediglich als ein Phänomen der Reaktion, als ein Symptom betrachten,
ähnlich wie gewisse Agglutinine, die bei Infektion im Blute auf¬
treten, aber durchaus nicht zum Schutze dienen. — Nach Grawitz ist
358
Grawiti.
Leukozytose.
Wassergehalt
des Blutes
nach Wasser¬
aufnahme.
Perniziöse
Anämie.
es überhaupt eine durchaus irrige einseitige Ansicht, die Leukozyten
und ihre Vermehrung ausschließlich als Schutzorgane zu betrachten,
da ihre Funktionen außerordentlich vielseitig sind. Größere Be¬
deutung kann die prognostische Verwertung der Leuko¬
zytosen haben. Doch zeigen auch hierfür die Untersuchungen von
Gräfenberg, daß weder die einfachen absoluten Zahlen der Leuko¬
zyten, noch auch der Nachweis von Bakterien im Blute allein für
die Prognose maßgebend ist, da hin und wieder auch Kranke mit
Streptokokken im Blute zur Genesung gelangen. Für wichtig hält
dieser Autor eine prozentuale Verniinderung der Lymphozyten auf
der Höhe der Infektion, da dieser eine prognostisch ungünstige
Bedeutung zukommt. — Ziegler undSchlecht halten das Auftreten
von großen mononukleären (Myeloblasten) Zellen bei Infektionen
nicht für prognostisch ungünstig, vielmehr für den Ausdruck einer
guten Reaktion des Knochenmarks.
Gegenüber den Experimenten von Plehn, welcher nach Trock¬
nen größerer Flüssigkeitsmengen keine Zunahme des Wasser¬
gehaltes im Blute bei Bestimmung der Trockenrückstande fand,
hat Chiarolanza gefunden, daß sich bei exakten, in kleinen Pausen
wiederholten Blutentnahmen bei Tieren der Uebertritt des Wassers
in das Blut sehr wohl nachweisen läßt. Die Ergebnisse von Plehn
beruhen nach Chiarolanza auf einer fehlerhaften Methodik, da
Plehn größere Mengen von Blut (bis 10 g) auf 105® C. erhitzte,
wobei ein inkommensurabler Fehler durch Uebertrocknung und
Hygroskopie eintritt.
Aus einer Arbeit von Olga Stempelin über die Differen¬
tialdiagnose der perniziösen Anämie, wobei die Lite¬
ratur reichlich mitbenutzt ist, geht hervor, daß der Begriff
dieser Anämie noch immer unsicher ist, zumal intra vitam in man¬
chen Fällen Karzinome oder andere anämisierende Organverände¬
rungen mit Sicherheit nicht auszuschließen sind. Nicht richtig ist,
daß, wie die Verfasserin meint, ein embryonaler Blutbildungstypus
für die perniziöse Anämie ausschlaggebend ist, denn erstens fehlen
embryonale Typen bei den Leukozyten der perniziös Anämischen,
zweitens kommen die sogen, embryonalen roten Zellen auch im
Knochenmarke des gesunden Erwachsenen vor, und drittens findet
sich die Einschwemmung dieser Typen in das Blut auch bei anderen
schweren Anämien, z. B. infolge von Bothriozephalusinfektion. Das
Hauptgewicht beim Blutbilden ist vielmehr auf den degenera-
tiven Charakter der roten Zellen zu legen. — Auf Grund mehr
hypothetischer Erwägungen als realer Tatsachen kommt Reicher
Krankheiten des Blutes.
359
zu der Ansicht, daß die perniziöse Anämie durch hämolytisch
wirkende Lipoide oder Toxolecithide entsteht — und da zwi¬
schen diesen und dem Kobraiecithid (P. Kyes) nahe Verwandt¬
schaft besteht, so versuchte Reicher, durch Verfütterung von
Cholesterin in ähnlicher Weise hemmend auf die Lecithide der
Anämie einzuwirken, wie dies gegenüber dem Kobraiecithid gelingt.
Diese geistreiche Theorie ist indes nach G. Klemperer nicht haltbar,
und die therapeutischen Erfolge, über die Reicher berichtet,
sind um so weniger beweisend, als die Patienten neben Cholesterin
gleichzeitig Arsen bekamen, trotzdem aber der Erfolg zum Teil nur
sehr vorübergehend war. Wenn Klemperer trotz der unhaltbaren
theoretischen Grundlage mit einer vorwiegend aus cholesterinhaltigen
Fetten bestehenden diätetischen Behandlung der perniziösen Anämie
(neben Arsen) gute Erfolge erzielt hat, so dürfte das nach Ansicht
von G r a w i t z eher für die von letzterem besonders betonte enterogene
Entstehung der Anämie durch toxische Produkte des Eiweißzerfalls
sprechen. — A. Bertino hat die ungewöhnliche Zahl von 27 Fällen
von perniziöser Anämie in der Schwangerschaft zu beobachten
Gelegenheit gehabt, wobei ich bemerken möchte, daß ich hier in
Berlin noch nie einen derartigen Fall bei Schwangeren gesehen
habe, trotzdem die Krankheit sonst hier recht häufig ist. Diese
Beobachtungen sind auf der geburtshilflichen Klinik in Parma ge¬
macht, und der Autor berichtet, daß in der dortigen Gegend schwere
Anämien sehr häufig sind, im übrigen Oberitalien dagegen sehr
selten. Verfasserin glaubt, daß lokale Dispositionen im Tale des Taro¬
flusses wirksam sein müßten. Es erkrankten hauptsächlich Land¬
arbeiterinnen aus der Flußniederung, und zwar zumeist Multiparae,
die schon vorher Anfälle von Anämie überstanden hatten. Es scheint
demnach, als ob die Schwangerschaft als solche vielleicht wenig Ein¬
fluß auf die Entwicklung des Leidens hat, trotzdem empfiehlt Verfas¬
serin in schweren Fällen die vorzeitige Unterbrechung der Schwanger¬
schaft. -— Theoretisch interessant, aber auch praktisch wichtig sind
die Untersuchungsergebnisse von Morawitz und Römer über das
Sauerstoffbindungsvermögen des Hämoglobins, welches
selbst bei schweren Anämien nicht erhöht ist, vielmehr durchaus
entsprechend dem vorhandenen Hämoglobin gefunden wurde, so daß
bei schweren Anämien nicht dadurch ein Ausgleich geschaffen wird,
daß das stark verringerte Hämoglobin größere Mengen von 0 2 zu
binden vermag, sondern, wie Mohr nachgewiesen hat, dadurch, daß
der Sauerstoff in den Kapillaren bei Anämischen viel stärker aus¬
genutzt wird. Während nämlich bei Gesunden das venöse Blut noch
360
Grawitz.
Apiastische
Anämie.
Therapie der
perniziösen
Anämie.
Seeklima.
Blut bei
Neurasthenie.
60—75 °|o Oj enthält, beträgt es bei schweren Anämien nur 15—50 ° f 'o
und ist demnach in den Geweben beträchtlich stärker verbraucht wor¬
den. — Neuere Beobachtungen über sogen, apiastische Anämien,
d. h. solche Formen, bei welchen eine reparatorische Tätigkeit des
Knochenmarks mit Bildung von Lymphoidmark ausbleibt und die daher
intra vitam keine kernhaltigen roten Zellen enthalten und sich durch
einen absolut malignen Verlauf auszeichnen, liegen von R. Blumen¬
thal, Stone und A. Herz vor. Es handelte sich zum Teil sicher
um echte degenerative Veränderungen der Blutzellen auf toxischer
Basis, zum Teil aber waren die roten Zellen zwar an Zahl ver¬
mindert, aber morphologisch wenig verändert, so daß man diese
Fälle wohl richtiger zu jenen dunklen Kachexien rechnen muß, die
sich auf verschiedener Basis, z. B. Arteriosklerose, entwickeln können,
aber mehr das Bild eines allgemeinen Marasmus als einer spezifischen
Blutdegeneration bieten. Die Prognose ist in jedem Falle bei diesen
Formen sehr schlecht. — Die Therapie der perniziösen Anämie
wird von K. Ziegler besprochen, der bei den idiopathischen For¬
men die von Grawitz angegebene Behandlung in einigen Fällen mit
Erfolg anwandte. Es sei aber dazu bemerkt, daß der Hauptpunkt bei
dieser „intestinalen“ Therapie nicht in den Spülungen besteht, son¬
dern in der strengen Vermeidung von fäulnisfähigen Eiwei߬
stoffen bei der Ernährung und der reichlichen Zufuhr desinfizierend
wirkender Fruchtsäfte, ferner von Salzsäure. — Von Arsen prä-
paraten empfiehlt der Verfasser Atoxyl, Kakodyl etc., doch hält dar
Referent nach den bisherigen Erfahrungen die alten Arsenpräparate
erstens für wirksamer, zweitens für weniger gefährlich als die genannten
Präparate, bei denen schwere Vergiftungen (Amaurosen etc.) immer
häufiger zur Beobachtung kommen, wenn sie leider auch nicht immer
veröffentlicht werden. — Häberlin fand, daß durch den Aufenthalt
an der Nordsee bei allen Kindern, besonders bei den anämischen,
die roten Blutzellen vermehrt werden, daß aber auch bei nicht be¬
sonders Anämischen die Zahlen zunehmen, so daß der Verfasser eine
spezifische Einwirkung des Seeklimas auf die blutbildenden Organe
annimmt. (Bekanntlich hat man früher dasselbe auch vom Höhen¬
klima behauptet, es ist aber viel wahrscheinlicher, daß jede Steige¬
rung des Stoffwechsels mit erhöhtem Sauerstoffbedarf und -verbrauch
der Gewebe zu einer Mehrproduktion von roten Zellen fuhrt, die
sich naturgemäß bei geschwächten Großstadtkindern besonders deut¬
lich ausprägt.)
Tanaka fand bei zahlreichen Untersuchungen an Neurastheni¬
kern, daß das Blut bei reiner Neurasthenie ohne Komplikation
Krankheiten des Blutes.
361
weder hydrämische noch anämische Zeichen, dagegen manchmal höhere
Trockenrückstände und spezifisches Gewicht als normal aufweist.
Die Alkaleszenz des Blutes schwankt dabei in normalen Grenzen.
Manchmal findet sich eine Vermehrung der Lymphozyten und Blut¬
plättchen, die wohl auf vasomotorische Einflüsse zurückzuführen ist.
In 5 Fällen von Myxödem fanden Bence und Engel eine rela¬
tive Lymphozytose und Hypereosinophilie des Blutes, und die Autoren
nehmen in Anbetracht der absoluten Verringerung der polynukleären
Zellen, Butkörperchen und der Tierversuche an, daß die Veränderung
des Blutbildes durch eine lymphoide Metaplasie des Knochenmarkes
bedingt ist.
Die Lehre von der Leukämie findet andauernd eine ebenso
vielseitige wie intensive Bearbeitung, und zwar sind es in letzter
Zeit besonders anatomische resp. histologische Untersuchungen, die
einen tieferen Einblick in das Rätselvolle dieser Krankheit zu liefern
suchen. Bedauerlich ist dabei, daß jeder einzelne Autor nur eine
relativ kleine Zahl von Fällen zur Untersuchung bekommt — und es
ist gerade bei der Leukämie von jeher mißlich gewesen, aus solchen
vereinzelten Ergebnissen allgemeine Schlußfolgerungen zu ziehen.
Immerhin scheint heutzutage so viel festzustehen, daß man es bei der
Leukämie mit einer Systemerkrankung der blutbildenden Organe
zu tun hat, die auf bisher unbekannte Reize hin eine pathologische
Proliferation der farblosen Zellen aufweisen mit dem Charakteristikum,
daß diese Proliferationen nicht auf die Nachbargewebe übergreifen,
auch keine echten Metastasen bilden und somit sich prinzipiell von
den echten Geschwülsten, z. B. den Sarkomen, unterscheiden. — Nur
einzelne Autoren wie Banti halten die Leukämie für eine Sarko-
matose. Im übrigen ist nach wie vor ein lebhafter Streit über die histo-
genetischen Verhältnisse der sogen, myeloiden oder myeloischen
Leukämien gegenüber den lymphoiden oder lymphatischen For¬
men und zwar beruhen die Kontoversen auf den Verschiedenheiten in
der Auffassung der Leukozyten- und Lymphozytengenese, auf der
unitarischen oder dualistischen Auffassung der Autoren. Es sei fttr
Spezialstudien auf die Arbeiten von Hirschfeld, von Pappen¬
heim und Hirschfeld, von Schridde, Kurt Ziegler, auch auf
eine Uebersicht von v. Domarus hingewiesen, obwohl in letzterer
z. B. der Standpunkt des Referenten keineswegs richtig dargestellt
ist. — Ueber die klinische Seite der Leukämie äußert sich
E. Grawitz auf Grund zahlreicher Beobachtungen dahin, daß der
eigentümliche Marasmus der Leukämie durch die Stoffwechselprodukte
der übermäßig vermehrten Leukozyten in den Fällen von sogen.
Blot bei
Myxödem.
Leukämie.
342
iVniuiBie. myeloider oder gemiachtzefliger Leukämie etwa in derselben Weise
m stände kommt, wie der thyreotoxische Marasmus der Basedow-
kranken bei Schilddrüsenhyperplasie. Es handelt sch also in diesen
Fällen am einen »lenkotoxiachen * Marasmus. wahrend man in den
Fällen mit lymphoidem Blotbeftmde. bei dem fast nnr funktions¬
unfähige. einkernige pathologische Zeilen im Blute kreisen, mit Aus¬
fallserscheinungen der Leukosyteniunktion zn rechnen hat. so daß
man hier von einem „leukopriven" Marasnos sprechen muß. — Auf
die Bedeutung gangräneszierender Prozesse in der Mund-,
Nasen- and Bachenhohle als erste manifeste Symptome der
Leukämie machen Wechselmann and Marcase aufmerksam,
and zwar handelte es sich bei ihrer Beobachtung am eine chronische
Leukämie, die allerdings erst diagnostiziert wurde. nachdem die
Gangrän der Mundschleimhaut als syphilitisch, spät» als Toxiko-
dermie and als Noma angesehen war. — Aach Referent beobachtete
in letzter Zeit bei einem Kranken, welcher auswärts mehrere Wochen
hindurch wegen hohen Fiebers auf Typhös behandelt war, eine auf¬
fällige Mundfäule, die sich alsbald als leukämisch erwies, womit dann
die sämtlichen schwierig zu deutenden Krankheitserscheinungen ge¬
klärt waren. Es kann daher nur immer wieder anf die große Be¬
deutung der Blutontersnchongen für viele dunkle Krankheitszustände
hingewiesen werden. — Frugoni beobachtete in 2 Fällen intramus¬
kuläre Hämatome, die nicht als Folgen der hämorrhagischen
Diathese auftraten, sondern durch intramuskuläre Myelome (mveloide
Therapie. Zellwueherungen) bedingt waren. — Für dieTherapiederLeuk-
ämie gibt Grawitz auf Grund von Beobachtungen an 41 derartigen
Kranken folgende allgemeine Ratschläge. Von vornherein sind die
Chancen günstiger, wenn es möglich ist. die Patienten stationär
unter Bettruhe, sorgfältiger Ernährung and gleichzeitiger Anwen¬
dung von Arsen intensiv mit Röntgenstrahlen zu be¬
handeln, wobei man bis hart an die Grenze der kutanen Ver¬
brennungen herangehen muß. Kurzdauernde Bestrahlungen haben
keinen Zweck. Ferner ist von Wichtigkeit, daß die Krankheit
möglichst früh erkannt wird, da die Chancen der Heilung resp.
Besserung um so ungünstiger sind, je länger der leukämische Prozeß
besteht. Ungünstig sind die Aussichten bei denjenigen Fällen, die von
vornherein akut, oft unter septischen Erscheinungen einsetzen,
ebenso solche, bei denen chronische Entzündungen, z. B. im Nasen-
Rachenraum, einen dauernden Reiz auf die blutbildenden Organe
ausüben. — Ungünstiger ist ferner die Prognose im höheren Alter.
— Der Blutbefund dagegen selbst ist nicht ohne weiteres ausschlag*
Krankheiten des Blutes.
363
gebend für die Prognose, denn auch der lymphoide Typus ist der Hei¬
lung zugänglich, wie Referent sich erst vor kurzem wieder bei einem
älteren Herrn überzeugen konnte, bei dem schon nach 16 Röntgen¬
bestrahlungen der schwere lymphoide Blutbefund ebenso wie die
Milz- und Drüsenschwellungen vollständig geschwunden waren. —
Eine günstige Beeinflussung des leukämischen Blutbefundes durch
Tuberkulininjektionen hat Weitz auf der Klinik von Quincke
beobachtet. Eine wirkliche Heilung trat nicht ein, dooh empfiehlt
er die Injektionen zur Unterstützung der Kur neben Röntgen- und
Arsenbehandlung.
Zur Kasuistik der sogen. Leukanämien bringt Masing
einen neuen Beitrag, bei dem es sich um Kombination von
Leukämie mit schwerer Anämie handelte, als deren anatomisches
Substrat Lymphome des Knochenmarkes, myeloide Umwandlung
von Leber, Milz und Lymphdräsen, megaloblastische Anämie mit
Ikterus, Herzverfettung und Lebersiderose gefunden wurden. Es
kann somit das erythroblastische und leukoblastische System pari
passu in schwerer Weise alteriert sein.
Schon vor einiger Zeit hatte Sahli die Ansicht ausgesprochen,
daß die den Hä m.op hi len eigene mangelhafte Gerinnungsfähigkeit
des Blutes auf dem Mangel an Thrombokinase (Alexander
Schmidts zymoplastischer Substanz) beruhe. Diese Annahme fan¬
den nun neuerdings Morawitz und Lossen bei Untersuchungen
bestätigt, die sie an einem männlichen Mitglieds der bekannten
Bluterfamilie Mampel derartig anstellten, daß sie verschiedene Blut¬
proben, die durch Venaepunctio gewonnen waren, ohne Zusatz, ferner
mit Zusatz von Chlorkalzium, eine andere mit Zusatz von Thrombo¬
kinase , und eine andere mit Hirudine untersuchten. Es fand sich,
daß die Gerinnung des reinen Blutes, wie auch des mit Kalk ver¬
setzten erst nach 2 Stunden vollendet war, während die Probe
mit Thrombokinase bereits nach 1 Minute geronnen war. Es handelt
sich also bei der Hämophilie tatsächlich um eine ererbte Abartung
des Protoplasmas der fermentliefemden Zellen des Blutes, vielleicht
auch der gesamten Körperzellen.
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Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCII, H. 5. — Ziegler, Med. Klinik
Nr. 19.
2. Chirurgie
(einschließlich der Unfalls- und Kriegschirurgie)').
Von Dr. Paul Wagner, Privatdozent an der Universität in Leipzig.
Mit 10 Abbildungen.
Allgemeine Chirurgie. Nach Roith, der sich auf die Er¬
fahrungen der Heidelberger chirurgischen Klinik bezieht, ist die
Allgemeinnarkose noch immer das beste, sicherste und allgemein
brauchbarste Verfahren. Ebenso aber wie für die Lokalanästhesie
so ist auch für die Allgemeinnarkose die Vorbehandlung mit Seda-
tivis in hohem Maße erwünscht. Nach Hofmanns Untersuchungen
hindert bei der Chloroformnarkose das Ueberdecken der Maske
mit einem Handtuche die Atmung nicht, hat dagegen einen absolut
bestimmenden Einfluß auf die Narkose. Dieser ist so groß, daß
durchschnittlich in 2—8 Minuten eine volle Narkose erzielt wird,
gewöhnlich ohne jede Exzitation, ohne Erbrechen und ähnliche
Störungen. Dabei ist der Verbrauch an Chloroform äußerst gering,
durchschnittlich */* g (6—7 Tropfen) auf die Minute. Das na oh
dem Aetherrausch eintretende Erbrechen läßt sich nach
Ritter durch Tieflagerung des Kopfes allein nicht verhindern; es
tritt jedoch nicht ein, wenn man außerdem am Halse Tür ’/*—1 Stunde
die Stauungshyperämie macht. Die Stauungsbinde wird unmittelbar
nach der Operation sehr fest angelegt; auffallend ist dabei, wie
schnell die Kranken gewöhnlich aus der Narkose erwachen. Bier
bevorzugt bei der Rückenmarksanästhesie das Tropakokain.
Die Normaldosis ist 0,05; ihr wird 0,0001 Suprarenin zugesetzt.
Die Lösung muß isotonisch sein und ungefähr Körpertemperatur
haben. Das Anästhetikum darf niemals eingespritzt werden, bevor
nicht Liquor in rascher Tropfenfolge ab fließt. Lindenstein be¬
richtet über 500 Lumbalanästhesien aus der chirurgischen Ab¬
teilung des Nürnberger Krankenhauses. Meist wurde Novokain an¬
gewendet; in keinem Falle trat eine beängstigende oder gar tödliche
Wirkung infolge der Injektion ein. In 3 Fällen wurden Abducens-
lähmungen beobachtet. Die Lumbalanästhesie ist das Normalverfahren
Verschiedene
Anästhesie-
rungs-
verfahren:
Chloroform¬
narkose.
Mittel gegen
Erbrechen
beim Aether¬
rausch.
Kückenmarks-
anästhesie.
Lumbal¬
anästhesie.
*) Orthopädische Chirurgie s. S. 113 ff.
366
Wagner,
Lumbal¬
anästhesie.
Lokal¬
anästhesie
an den
Gliedmaßen.
Künstliche
Hyperämie
Biersche
Stauung,
— bei akuten
und subakuten
Eiterungen
Saug¬
behandlung.
für alle Operationen an den unteren Extremitäten, am Damme, an
den Genitalien und für Hernienoperationen. Münchmeyer berichtet
aas der Bostocker chirurgischen Klinik über 1000 Lumbalanästhe¬
sien mit Sto vain Billon. Als besondere Indikation für die Methode
galten Herz- und Lungenaffektionen jeder Art, sowie höheres Alter
und große Schwäche. 1 Todesfall war mit großer Wahrscheinlich¬
keit auf das Stovain zu schieben. Auch in der Röczeyschen Klinik
wird, wie Borszöky berichtet, zur Lumbalanästhesie stets
Stovain Billon verwendet. In 90°/o der Fälle hatte die Lumbal¬
anästhesie vollen Erfolg. Solange wir die eventuell verhängnisvollen
Neben- und Nachwirkungen nicht vermeiden lernen, ist die Methode
für die alltägliche Praxis nicht geeignet. Bier empfiehlt ein neues
Verfahren, um auch für größere Operationen, Resektionen, Ampu¬
tationen u. s. w. vollkommene Lokalanästhesie an den Glied¬
maßen zu erzeugen. Das zu anästhesierende Gebiet wird zwischen
zwei weichen dünnen Gummibinden abgesperrt. Möglichst nahe
der zentralen Binde wird in eine Hautvene peripherwärts 40—150 ccm
0,25—0,5 °/oige Novokainlösung eingespritzt. Das Novokain muß in
physiologischer Kochsalzlösung gelöst sein.
Blecher berichtet über 500 mit künstlicher Hyperämie be¬
handelte Kranke. Im ganzen wurde die Behandlungsdauer abgekürzt
und das funktionelle Resultat verbessert. Auch bei den Streptokokken¬
erkrankungen wurde das Auftreten allgemeiner Sepsis unter der
Stauungsbehandlung nicht beobachtet. Auch v. Graff hebt beson¬
ders hervor, daß bei progredienten Eiterungen, die unter der Stauung
nicht innerhalb weniger Tage zurückgehen, sowie bei allen, in denen sich
trotz der Stauung ein Fortschreiten des Prozesses zeigt, die Stauung
unverzüglich wegzulassen und breit zu inzidieren ist. Auch in Fällen
mit bedenklichen septischen Allgemeinerscheinungen sollte die Stauung
nicht angewendet, sondern von vornherein für ausgiebige Entleerung
des Eiters gesorgt werden. Nach Heinrichsen gibt unter gewissen
Bedingungen die Stauungshyperämiebei akuten Entzündungen
gute Resultate in kürzerer Zeit und ist den breiten Schnitten vor¬
zuziehen. Damit Miß erfolge vermieden werden, muß die Stauungshyper¬
ämie richtig dosiert, die Kranken müssen unter beständiger Aufsicht
sein, und die Wunden dürfen nicht tamponiert werden. Die Stauungs¬
hyperämie gibt gute Resultate bei frischen, infektionsverdächtigen
Verletzungen und Eiterungen nach Operationen. Nach Frangen¬
heims Untersuchungen ist es auch bei beginnenden Entzündungen
nicht empfehlenswert, geschlossen zu saugen, da eine örtliche
Verschlimmerung die Folge der Behandlung sein könnte. Denn hier
Chirurgie.
367
tritt die eigentliche Wirkung der Hyperämie in die Erscheinung.
Die Folgen sind eine mit starker Eiterbildung einhergehende, aus¬
gedehntere Gewebseinschmelzung, weiterhin die Bildung eines breiten
Infiltrates in der Umgehung der Eitermassen. Nach dem Bericht von
Iselin werden in der Wilmsschen Poliklinik alle phlegmonösen
Erkrankungen der oberen Glieder mit heißer Luft behandelt, und
zwar mittels der billigen Bi er sehen Holzheizkästen. 2—3 Stunden
täglich zweimal wirkt die Wärme ein (90—110 0 C.). Nach den von
Baetzner mitgeteilten Erfahrungen aus der v. Bergmannschen
Klinik stellt die Stauungsbehandlung einen ganz wesentlichen
Fortschritt in der Therapie der Arthritis gonorrhoica dar (vergl.
auchS. 115). Die Krankheits-und Behandlungsdauer ist wesentlich ver¬
kürzt, die funktionellen Resultate sind besser. Die Stauung muß täglich
20—22 Stunden durchgeführt werden. Gelinsky wendet seit 1 Jahr
bei Bauchoperationen systematisch die Heißluftbehandlung
nach Bier als Nachbehandlung an. Die Operierten werden vom
Tage der Operation an in den bekannten Heißluftkästen ca. ein- bis
zweimal, selten häufiger, täglich einer trockenen Wärme von 120 bis
150° C. 20 Minuten lang ausgesetzt. Es erfolgte stets danach ein
reichlicher Abgang von Winden. Die Kranken fühlten sich subjektiv
sehr wohl. Sykoff hat bei inoperablen Krebsen des Uterus mit
Erfolg das Absaugungsverfahren angewendet; er empfiehlt das
Verfahren jetzt auch bei operablen Fällen, wenn die Kranken die
Operation verweigern. Ganz besonders günstige Resultate hat er
bei Epitheliomen des Gesichts erhalten.
Lenzmann benutzt zur Händedesinfektion eine Seifenmasse,
die folgende Zusammensetzung hat: Formalin 5,0, Benzin 15,0,
Dermosapol 80,0. Die mechanisch gründlich gereinigten Hände
werden mit dieser Seifenmasse kräftig 2 Minuten lang eingerieben,
dann 2 Minuten mit Seifenspiritus abgebürstet und endlich in Sublimat¬
lösung (1:1000) abgespiilt. Von allen Desinfektionsmethoden, die auf
physikalisch-chemischer Einwirkung beruhen, ist die Desinfek¬
tion nur mit Alkohol in hohen Konzentrationen die beste, ein¬
fachste, schonendste, am raschesten ausführbare und billigste. Sie
ist nach Meißner deshalb nicht nur dem Kliniker, sondern auch
dem Praktiker und Kriegschirurgen aufs angelegentlichste zu
empfehlen. Groß ich empfiehlt eine energische Desinfektion der
Haut des Operationsgebietes mit Jodtinktur. Die Haut
muß vollkommen trocken sein. Nach Vollendung der Operation wird
die Nahtreihe mit Jodtinktur bestrichen. Von der Anwendung des
Jods, selbst wenn ein Drittel des Körpers bestrichen wurde, konnte
Behandlung
akut eitriger
Entzündungen
mit heißer
Luft.
Stauungs¬
hyperämie
bei Arthritis
gonorrhoica.
Heißluft¬
behandlung
nach Bauch¬
operationen.
Behandlung
von krebsigen
Geschwüren
durch
Absaugung.
Hände¬
desinfektion'.
Haut¬
desinfektion
nur mit
Alkohol.
Neue
Sterilisierungs¬
methode der
Haut.
368
Wagner.
Almatein.
Künstliche
Blutleere
der unteren
Körperhafte.
Druck-
diiferenz-
operationen.
Frühzeitiges
Aufetehen
Laparo-
toinierter.
Transplan¬
tation.
Sekundäre
Sehnennaht.
Großich nie einen Nachteil konstatieren. — Almatein nennt
sich ein neues pharmazeutisches Produkt, das aus Formaldehyd und
H&matoxylin besteht. Nach den Erfahrungen von Venus stellt es
ein vollkommenes Ersatzmittel des Jodoforms dar, vor dem es den
Vorzug besitzt, nicht toxisch zu wirken und geruchlos zu sein.
Besonders bewährt es sich als sekretionbeschränkendes und die
Granulation beförderndes Mittel.
NachMomburg erreichen wir eine absolut sichere Blutleere
der ganzen unteren Körperhälfte, wenn wir in der Taille,
zwischen Beckenschaufel und unterem Rippenrand, einen abschnüren¬
den Gummischlauch anlegen. Die Methode ist einfach, zweckent¬
sprechend und bei der nötigen Vorsicht ungefährlich. Auch in der
Trendelenburg sehen Klinik hat sich in einem Falle, über
den Ri mann berichtet, die künstliche Blutleere der unteren
Körperhälfte nach Momburg als sehr brauchbar und unschädlich
erwiesen. Der Schlauch lag 25 Minuten lang. — Ueber die großen
Vorzüge des Operierens bei Druckdifferenzen kann nach
Küttner ein Zweifel nicht obwalten. Eine andere Frage ist es,
ob das Unter- oder Ueberdruckverfahren den Vorzug verdient. Nach
den Eindrücken, die Küttner gewonnen hat, sind die beiden Ver¬
fahren vollkommen gleichwertig. Prinzipielle Unterschiede zwischen
Unter- und Ueberdruck bestehen jedenfalls nicht. — Kümmell glaubt,
daß der Heilungsverlauf Laparotomierter durch früh¬
zeitiges Aufstehen abgekürzt werden kann. Vorbedingungen
sind eine einwandfreie Narkose, die kein Erbrechen in ihrem Ge¬
folge hat, ein rasches Operieren mit möglichst geringem Blutverlust,
ein tadelloser aseptischer Wund verlauf und endlich eine feste Naht
der Operationswunde. —Lanz hat einen Stempel konstruieren lassen,
der es ermöglicht, mit den entnommenen Hautstreifen sowohl die za
transplantierende Fläche, als auch die Abrasionsstelle in
einem Akte gleich wieder zu decken (Fig. 29 a, b, c). Die eine Hälfte des
gestempelten Hautstreifens wird zur Ziehharmonika ausgezogen und
transplantiert, und die andere Hälfte ebenfalls ausgezogen und
autochthon zur Deckung des gesetzten Defektes benutzt. — In Fällen,
in denen die sekundäre Sehnennaht an den Beugesehnen
der Finger Schwierigkeiten macht, hat Kölliker bei Durch¬
trennungen in Höhe der Mittel- und Nagelphalanx, sowie in der
distalen Hälfte der Grundphalanx das distale Sehnenende des tiefen
Beugers mit der von ihrem Ansätze abgelösten Sehne des Lumbri-
calis vereinigt. — Hofmann berichtet über mehrere Fälle von Ge¬
lenkankylosen, in denen eine Periosttransplantation auf die
370
Wagner.
Tragfähige
Amputations¬
stümpfe.
Osteoplastik.
Schilddrüsen¬
transplan¬
tation.
Verletzungen
des N. vagus.
Behandlung
der Ver¬
brennungen.
Jod¬
pinselungen
zur Erzielung
schmaler
Narben.
Operation der
Lungen¬
arterien¬
embolie.
uraachten die entsprechendste Operation sein wird. Hashimoto und
Saito empfehlen auf dem Schlachtfelde die schnelle und einfache
Amputation mit dem Zirkelschnitte. Die hieraus resultierenden nicht
tragfahigen Stümpfe müssen durch die Hirschsche Nachbehand¬
lung : Massage, Tret-, Steh* und Gehübungen tragfähig gemacht wer¬
den. — Nach Barth ist die Auto- und Homoplastik mit
periostgedeckten Knochenstücken zum Ersatz von Kontinuitäts¬
defekten der Röhrenknochen die souveräne und allein sicher zum
Ziele führende Methode. Ganz anders liegen die Verhältnisse bei
wandständigen, höhlenförmigen Defekten der Röhrenknochen und
bei Schädeldefekten; hier verbürgt der ossifikationsfähige Boden den
knöchernen Ersatz auch bei Implantation sterilen toten Materials. —
DieSchilddrüsentransplantation zu therapeutischen Zwecken
empfiehlt Kocher in das Mark der Tibiametaphyse, d. h. in den
an die Epiphysenlinie anstoßenden Teil des Knochens, vorzunehmen.
Es ist für den Erfolg ausschlaggebend, daß man möglichst normale,
eventuell hyperplastische Drüse zur Operation benutzt. — Nach den
eingehenden Untersuchungen von Reich ist streng zu unterscheiden
zwischen Durchschneidung des Vagus, die nur Lähmungs¬
symptome verursacht, und anderen Verletzungen verschie¬
dener Art, die Vagusreizerscheinungen hervorrufen. Die reizlose
Vagotomie an sich ist ein ungefährlicher Eingriff; es bleibt nur eine
Stimmbandlähmung zurück. Der traumatischen Vagusreizung folgen
sehr schwere Symptome, die sich in einer momentanen Hemmung
der Herz- und Atmungstätigkeit äußern. — Jede noch halbwegs frische
Verbrennung ohne Unterschied des Grades der Verbrennung
verbindet Renner mit einem aus 1 Teil Bismuth. subnitric. und
2 Teilen Kaolin bestehenden Pulver. Die Hauptwirkung des Pulvers
ist die vorzügliche Eintrocknung bei fast vollständig zu vermeiden¬
der Infektion. Wenn es uns darauf ankommt, denkbar schm ale
Narben zu erhalten, so müssen wir die Ränder ideal aseptischer
Wunden in einen leichten Reizzustand versetzen. Ein ausgezeichnetes
Mittel hierzu ist die Jodtinktur. Pinselt man damit vor der
Entfernung der Nähte die Wunde ein oder mehrere Male, so ver¬
kleben die Hautränder so fest miteinander, daß ein Klaffen und
somit eine Verbreiterung der Narbe nicht eintritt. — Sievers
berichtet aus der Leipziger chirurgischen Klinik über eine zweite
Operation bei Lungenarterienembolie, wo es ihm ge¬
lang , nach dem modifizierten Trendelenburg sehen Ver¬
fahren sämtliche Emboli zu entfernen und die Operation glücklich
zu beenden. Die zu Beginn der Operation pulslose Kranke erholte
Chirurgie.
371
sich so weit, daß sie noch 15 Stunden lebte, dann allerdings der zu¬
nehmenden Herzschwäche erlag. — Mit Hilfe von Injektion einer Wis-
mutvaselinpaste 1:2, die in flüssigem Zustande in die Fistelgänge
nach Osteomyelitis injiziert wird, ist es nach Beck möglich,
jeden auch noch so verborgenen Kanal im Röntgenbilde darzustellen
und auf seinen Ursprung zu verfolgen. Außerdem hat diese Wis¬
mutvaselinpaste eine entschieden heilende Wirkung. — Trotz aller Er¬
rungenschaften der neueren chirurgischen Technik ist nach den Er¬
fahrungen von Teleky bei der Phosphornekrose die exspekta-
tive Methode, d. h. die konservative Behandlung mit antiseptischen
Spülungen, Inzision und Drainage schmerzhafter Abszesse, sowie
Exkochleation von Fistelgängen mit folgender Extraktion des völlig
gelösten Sequesters der subperiostalen partiellen Unterkieferresektion
vorzuziehen. Die Nachteile der frühzeitigen Resektion bestehen in
der anscheinenden Unmöglichkeit, die Grenze des Kranken gegen das
Gesunde zu bestimmen in der unsicheren, manchmal sehr mangelhaften
oder auch ausbleibenden Knochenregeneration. — Nach Peisers Er¬
fahrungen zeigen die Melker eine ganz auffallend starke Schwielen¬
bildung in der Hohlhand und der Beugeseite, zum Teil sogar
eine gewisse Beugekontraktur der Finger. Es bilden sich Fissuren und
kleine Entzündungsherde, die dauernd gereizt werden durch das
fortwährende, beim Melken erfolgende Eindringen feinster Härchen
vom Euter der Kühe. Zur Heilung ist die sorgfältigste Entfernung
aller Fremdkörper nötig. — Sick hat in dem J o d i p i n, einer chemi¬
schen Verbindung des Jods mit Sesamöl, ein Mittel kennen gelernt,
das stets eine Reaktion im günstigen Sinne gerade bei den schwersten
septischen Infektionen herbeiführte. In allen Fällen trat mit
der Herabsetzung der Temperatur eine auffallend rasche Hebung
des Allgemeinbefindens ein. Sick ist meist mit 2—4 Einspritzungen,
das erste Mal 10 ccm, dann nach 12—24 Stunden je nach Bedarf
5 ccm 25 n l oigem Jodipin subkutan in Brust oder Oberschenkel ausge¬
kommen. Peiser hat abszedierende Eiterungen, dann auch mehr
phlegmonöse Prozesse, sowie tiefliegende Drüsenabszesse
mit starker entzündlicher Infiltration der Umgebung mit Punktion und
Injektion von Antifermentserum behandelt. Die Erfolge
waren günstig. Wichtig ist unter Umständen auch die Vermeidung von
Inzisionen vom kosmetischen Standpunkte aus. Nach Rolando ist
«s bei der Behandlung der akuten eitrigen Osteomye¬
litis nicht unumgänglich nötig, die Markhöhle in ihrer ganzen
Länge zu öffnen. Der Eiterherd muß nur vollkommen beherrscht
und der Eiter darf nicht zurückgehalten werden. Dies ist leicht zu
Diagnose und
' Behandlung
von Fistel¬
gängen.
Phosphor¬
nekrose.
Panaritium
der „Melker“,
Behandlung
septischer
und
pyämischer
Allgemein¬
infektion.
Anti ferme nt-
behaiullung
eitriger
Prozesse ohne
Inzision.
Akute eitrige
Osteomyelit is.
372
Wagner.
Tetanus.
Behandlung
mit lipoiden
Substanzen.
Wund¬
scharlach.
Behandlung
des
Milzbrand,
— mit
Serum.
Fulpuration
der Krebse.
erreichen, wenn der Eiterherd und die abschüssigste Stelle des ent¬
zündeten Markes trepaniert werden. Brandenstein berichtet über
24 Fälle von allgemeinem und 2 von lokalem Tetanus mit einer
Mortalität von 82,3 °/o. Die 6 ohne Serum behandelten Kranken
sind sämtlich gestorben, während von den 20 mit Seruminjektionen
behandelten Kranken 4 genasen (leichte Fälle!). Für die prophy¬
laktische Massenbehandlung tetanusverdächtiger Wunden
soll nach Bockenheimers Untersuchungen an Stelle der Anti¬
toxinbehandlung nach vorhergehender antiseptischer Behandlung mit
Wasserstoffsuperoxyd die tägliche lokale Applikation von Fettsalben
am besten Perubalsam oder Vaseline mit oder ohne Antitoxinzusatz
treten. Unter 28 von Kr edel beobachteten Fällen von Wund¬
scharlach trat die Infektion 12mal unmittelbar nach einer Ope¬
ration, einmal nach einer frischen Verbrennung auf. Es handelte
sich fast durchweg um größere Operationen, bei denen die Dauer
der Operation, wie auch die Fläche und Form der Wunde die In¬
fektion begünstigen konnten. Trotz der interkurrenten Scharlach¬
infektion sind mit nur drei Ausnahmen diese Wunden auch während
des Heilungsverlaufes aseptisch gebliehen. Kr edel nimmt eine
Infektion der Wunde während der Operation an. Nach den von
Schwarz mitgeteilten Erfahrungen der v. Bramannschen Klini k
heilen auch schwere Fälle von äußerem Milzbrand, wenn es
sich nicht um ganz ungünstige Verhältnisse handelt, ohne Operation
schneller und ebenso sicher wie mit einer solchen. Die Erfahrung
aber, daß die Operation manchmal zu einer Verschlimmerung und
zum Tode geführt hat, läßt ihre Anwendung beinahe als einen
Kunstfehler erscheinen. Schwarz empfiehlt einen Verband mit
grauer Salbe. Nach den Erfahrungen, die Läwen aus der Leip¬
ziger chirurgischen Klinik mitteilt, sollen bei allen mit schweren All¬
gemeinsymptomen einhergehenden Fällen von Milzbrand die Serum¬
injektionen vorgenommen werden. Es empfiehlt sich zunächst, gleich
größere Mengen — 30 —40 ccm — des Sobernheimschen Serums
intravenös zu injizieren und diese Injektionen nach Bedarf zu wieder¬
holen. — Bei der de Keating-Hartschen Fulguration wird zu¬
nächst der Tumor so vollständig wie möglich exstirpiert. Dann
kommt der wichtigste Teil der elektrischen Behandlung, der die
Vernarbung bewerkstelligt. Vier Arten von Wirkungen kommen da¬
bei zu stände: 1. die Blutstillung; 2. die nie sehr tiefe Zerstörung
der Gewebe, vorausgesetzt, daß man, wie nötig, die Hitzewirkung
ausschaltet; 3. die während der ersten 24 Stunden sehr reichliche
Lymphdurchströmung; 4. die Reaktion der Gewebe, die sich durch
Chirurgie.
373
eine „staunenswerte“ Vernarbung kundgibt. Czerny faßt seine
Meinung über die Keating-Hartsche Blitzbehandlung der
Krebse dabin zusammen, daß er sie als ein mächtiges, dosierbares
Zerstörungsmittel des Krebsgewebes bezeichnet, das im stände ist,
Heilungen herbeizuführen, soweit als die Neubildung dem Messer,
scharfen Löffel und der Fulguration zugänglich ist. Leider ist die
Zerstörung der Krebszellen durch den elektrischen Funken nicht so
gründlich, daß dadurch ihre Lebens- und Proliferationsfähigkeit
aufgehoben würde. Benckiser und Krumm haben die neue
Methode electro-chirurgicale von de Keating-Hart nachgeprüft
und kommen zu dem Ergebnisse, daß mit dem neuen Verfahren
nicht nur unsere palliativen Hilfsmittel bei Behandlung vorge¬
schrittener Krebsleiden eine wertvolle Bereicherung erfahren haben,
sondern daß die bisher erzielten Heilerfolge auch auf weitere Aus¬
dehnung des Verfahrens hoffen lassen. Nagelschmidt dagegen
steht der Methode sehr skeptisch gegenüber. Die Fulguration ist
in vollkommene Analogie zur Paquelinisierung oder zur Verschor¬
fung mit heißer Luft zu setzen, nur daß sie einen wesentlich kom¬
plizierteren Apparat bedingt. Nach Borchards Erfahrungen bilden
bei allen vom Periost und Knochen ausgehenden Sarkomen der Sarkome
langen Röhrenknochen die konservativen Operationsmethoden de ] 1 > ( . 1 ^ i " ( ^_ n
die Regel, die verstümmelnden die Ausnahme. Funktionelle Miß- knocken,
erfolge bei konservativen Operationen sind nicht so sehr zu fürchten.
Nach Lindenborn kann die Gefahr der Entstehung maligner Röntgen-
Tumoren bei keiner länger dauernden Röntgenbestrahlungs- tumoien '
kur vermieden werden (vergl. auch S. 76). Besonders gefährdet sind
flächenhaft ausgedehnte, tiefgreifende und auf Lupusnarben rezidi¬
vierende Erkrankungen an Lupus. Hier muß die Röntgentherapie be¬
sonders eingeschränkt werden. — Die Therapie der K|nochenechino- Echinokokken
kokken an den Extremitäten kann nach A. Reich nur eine chirur- de ^ 1 , a " K ' 11
gische sein. In der Regel genügt eine breite Eröffnung des Knochens knochen.
mit gründlicher Entfernung aller Blasen und Sequester. Für die
Kontinuitätsresektion eignen sich im allgemeinen nur nicht allzu aus¬
gedehnte Fülle. Für die Diagnose der Knochenechinokokken
ist nach Ritter das Röntgenbild typisch. Eine solche Umwand¬
lung des Knochens in zahllose, dicht nebeneinander liegende Zysten
auf weite Strecken hin ohne Partien dichteren Knochengewebes, da¬
zwischen mit so starker Verdünnung der Kortikalis und fehlender
periostaler Wucherung oder Auftreibung des Knochens kommt weder
bei entzündlichen Prozessen noch bei Tumoren vor. — Braun
hat bei einem 6 1 jjährigen Mädchen ein großes Ganglionneurom
374
Wagner.
Ganglion-
lieurom.
Angioma
arteriale
racemosum.
Zirkuläre
Gefäßnaht.
Operative
Behandlung
der Varicen.
Totale
Skalpierung.
Operative
Behandlung
des Hydro-
cephalus.
Subkutane
Dauerdrainagi
der Hirn¬
ventrikel
beim Hydro-
cephalus.
des Baucbsympathikus mit Erfolg entfernt. Es mußte dabei ein
2 cm langes Stück der Bauchaorta reseziert werden. Naht der beiden
Aortenenden nach der Methode von Carrel-Stich. Heilung mit
ungestörter Zirkulation. Für die Exstirpation des Angioma
arteriale racemosum ist nach Clairmont die präliminare Unter¬
bindung der zuführenden Gefäße nicht unbedingt erforderlich. Auch
ohne sie läßt sich selbst bei ausgedehnter Geschwulstbildung die
Blutung beherrschen. Am Schädel ist die Ablösung des Tumors
mit der Kopfhaut und Exstirpation in einer zweiten Zeit, 3—4 Tage
nach dem ersten Akte, eine vorzügliche Methode. Stich hat in
einem Falle von Aneurysma arterio-venosum der A. poplitaea mit
Erfolg die Exstirpation und zirkuläre Naht der Poplitaea vorge¬
nommen. — In der Literatur finden sich im ganzen 24 Fälle von
zirkulärer Gefäß Vereinigung. Der erhoffte Eintritt völlig
normaler Zirkulationsverhältnisse kann bei ehrlicher Kritik nur bei
13 Fällen zugegeben werden. Friedei empfiehlt nach dem Vor¬
gänge von Rindfleisch bei Varicen, Elephantiasis und Ul¬
cus cruris den Unterschenkel durch einen Spiralschnitt zu um¬
schneiden. Bei der Spirale, besonders bei eng gelagerter Spirale,
werden sämtliche Venenläufe wahrscheinlich sogar mehrfach unter¬
brochen; infolgedessen ist der Blut- und Gefäß wanddruck nahezu
aufgehoben. Ferner tritt bei der ausgiebigen Eröffnung der Lymph-
und Gewebspalten eine ganz enorme Entsaftung des Operations¬
gebietes ein.
Spezielle Chirurgie. Kopf und Hals. Den 36 von Lot heißen
zusammengestellten Fällen von totaler Skalpierung fügt Myata
3 weitere Fälle aus der Literatur, sowie eine eigene Beobachtung
an. Er empfiehlt Borsalbenverband; die Thierschschen Hautläpp¬
chen müssen stets ganz trocken aufgelegt werden. — Bei dem
Hydrocephalus der kleinen Kinder, bei denen der Schädel noch
nicht verknöchert ist, empfiehlt Kausch aufs wärmste die häufig
wiederholte Punktion, und zwar abwechselnd die des Ventrikels
und die lumbale. Die Ventrikelpunktion wird stets an den vorhandenen
offenen Stellen des Schädels ausgeführt, wobei nur die Mittellinie zu
vermeiden ist. — Krause berichtet über seine Methode der sub¬
kutanen Dauerdrainage der Hirnventrikel beim Hydro¬
cephalus (Fig. 30). Diese Ventilbildung zugleich mit der Ventrikelent¬
lastung kommt auch in Fällen in Frage, in denen bei bestehender
Hirngeschwulst die Liquoransammlung in den Hirnhöhlen so stark
ist, daß sie eine unmittelbare Lebensgefahr bedeutet. — Stumme
(üürorgt-
berichtet über «inen, sehr interessanten Fall von Akromegalie
mit-'lijPp'0|*b-y-S* ; »i».m.o-r. SotöQcgg ectfernte die Hypo*
plfymmg&dh wütet aof jiaa&louk We#k- Ilaaaeb Sbiieren 4er .jaäta»' / '"i.-'..;.y~ >•:.
den KopfeGh.TüOT;'.eu, Besserung der Stiiumnng, V»?rmi.Hd^vimg der.
.SebslorniJg©». Oana wunderbar war d*r Eintfölv der Operation
aöl die $ymptöm« der Akromegalie, die immer mehr uuci flfjfchr
iättrüokgmgen..Die Methode der clirekle« Empifocu-UHg: ehttbr bagfc-
unt er fütterten df-B
Nusetidefekt ist nach JM»«d*y ©in neuer rbinöpl^MStiijirjber nitinoausuu
w © g, der gegenüber den W;* iigen- und Sh'rnmeUivdtn den Varteil
des Wegfall» neaer entsteÜbii'der Farben, gegenftber tie® bisherigen
«Kaoh Kf»ii'0, Lüfiotiinc i'us frir.kdöu^rit.ü •*!.>}>* i<r, !yut»:.r*Y*n»©t.U«l'
Bä-J kJip. WvchkfpiBbr. 19“*. ?<?• i6 -l
italienischen Methoden den 'Vorzug des Ausbleibens, voa Funktion©-
Störungen am Ort© der Lappen entnah m© bat, ypn geringerer Belästigung
für den Kranken ist .jiitd gegenüber baklen Matbaden verhäknrs-
mäßigts Kürze und Ein hidihek. .voraus bst, - The K o •; bersche
temporär© Aufklappung bt Bier < * herls.i t L-r ©ohafS nad> 'Sci
har dt den Weitesten ' W8p4igK$hti' in,-,
tblgedesaen eia' gründlichen- Operieren, «<■*. •■f. der. Operierten aber
keiner EntÄteilung aus und gibt ein v-.'rstigMv.fu^ kosmetisch»* und
UinktioneU-es Resultat- «Oi' Äh'b$»g<$: 4W.T Lä&g.eji'.
i* eck sc hon Gaumenep u 11 e rt o p w r o (I o u, die eich ihm stets zutage-
teichoot. bewährt, hat Besonders--'vorteilhaft ist die vmi J. Wulff,
eiugsführte Zweikoitigkoii. der Operation. Bei sehr breiten Spalten
niuii mau vor der .Ausführung der Operation eine Verschmälerung
TmWttKfc
'^^^EAÖf.nW;
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ihUiutf.ft
jj
SplpM'i'
9f>«g*riäv
376
Wagner.
Operative
Behandlung
des Morbus
Basedowii.
Beziehungen
der Thymus
zum Morbus
Basedowii.
Halswirbel¬
schüsse.
durch Annäherung beider Kieferhälften vermittels geeigneter ortho¬
dontischer Apparate vornehmen.
Nach den sehr günstigen Resultaten, die Klemm bei 32 Ope¬
rationen von Morbus Basedowii erzielt hat, empfiehlt er, wenn
sonst keine Kontraindikationen vorliegen, in jedem Falle von Morbus
Basedowii zu operieren, weil unter allen therapeutischen Mitteln die
Operation doch am schnellsten zum Ziele führt. Der Eingriff muß
in der Exzision der erkrankten Drüsenhälfte bestehen. — Bei
schwerer Basedowerkrankung ergibt die Sektion häufig eine
hyperplastische Thymus. Solche Kranke sind nach den von
Capelle mitgeteilten Erfahrungen von einem chirurgischen Eingriff
auszuschließen, weil sie im Anschluß daran meist rasch an Herz¬
paralyse zu Grunde gehen. — Hoffmann hat eine eigene Beobach¬
tung von Halswirbelschuß mitgeteilt und aus der Literatur noch
25 Fälle von Friedensschußverletzungen der Halswirbelsäule zu¬
sammengestellt: 13 Kranke wurden nicht operiert (71 °|« Mortalität);
13 Kranke wurden operiert (15,3°/o Mortalität).
Puerperale
Mastitis.
Dauerheilung
des Brust¬
krebses.
Angeborener
Schulterblatt¬
hochstand.
Bauchlage bei
Operationen
in der
Brusthöhle.
Chronische
Zwerchfell¬
hernien.
Thorax. Bei interstitieller puerperaler Mastitis empfiehlt
Feinen das neue Bardenheuersche Verfahren: Die Brustdrüse wird
durch einen Schnitt am unteren Rande von der Pektoralfaszie abgelöst
und aufgeklappt; die Abszesse werden von hinten her inzidiert und
drainiert. Bei umschriebenem Mammaabszeß liefert die Stichinzision
und Saugbehandlung nach Bier die besten Resultate (vergl. auch
S.418). Stein thal hat unter 142 Brus tkrebsop erierten 44 = 30,9°/«
ohne Rezidiv. Wirklich gute Resultate sind nur in solchen Fällen
zu erzielen, wo der Tumor langsam wächst, nur einige Zentimeter
groß ist, noch ganz in der Drüse liegt und wo die Haut noch nicht
fixiert ist. Bei diesen Fällen können wir ruhig mit großen Opera¬
tionen Vorgehen, um die guten Resultate noch zu steigern. —
Bei der Aetiologie des Schulterblatthochstandes
haben wir nach Teske genau beschriebene Fälle, die in zwei
Klassen zerfallen: 1. durch erworbene Störung der Entwicklungs¬
mechanik (Hemmungsmißbildung) entstandene; 2. als kongenital an¬
gelegte Mißbildung entstandene. — Zur Verminderung der Pneumo¬
thoraxgefahren empfiehlt Eisberg bei Operationen in der Brust¬
höhle die Bauchlage. Für den, der keinen Ueber- oder Unter¬
druckapparat hat, ist sicherlich die Operation in der Bauchlage ein
einfaches und nachahmenswertes Verfahren. — Die chronischen
Zwerchfellhernien müssen, wie Cranwell hervorhebt, radikal
behandelt werden, denn sie können gelegentlich zu schweren Kom-
Chirurgie.
377
plikationen führen und klemmen sich häufig ein. Ihre Diagnose ist
fast immer möglich, namentlich auch unter Berücksichtigung vor¬
ausgegangener Traumen. Im Zweifelsfalle kann die Radioskopie
Aufschluß gehen. — Bei der Badikaloperation ist der transpleurale
Weg der beste, v. Lichtenberg teilt die postoperativen Postoperative
Lungenkomplikationen in zwei große Gruppen ein: in pneu-
monische und in grob embolische Komplikationen. Die pneumoni- tionen.
sehen Komplikationen sind entweder postnarkotischer (Narkosen-,
Aspirations-, Retentionspneumonien) oder hypostatischer oder em-
bolisch-infektiöser Natur. Die meisten postoperativen Pneumonien
sind als postnarkotische anzusehen; in zweiter Linie kommen die
hypostatischen. Die Hauptschädigung bildet jedenfalls die Inhala¬
tionsnarkose. Um prophylaktisch der Gefahr der postoperativen
Thromboembolie zu begegnen, empfiehlt Ranzi neben der strengen
Durchführung der Asepsis die Vorbereitung der Kranken vor der
Operation mit Herzmitteln, die Nachbehandlung mit Atemgymnastik,
Lageveränderung des Thorax, leichter Massage der Extremitäten.
Für das frühe Aufstehen ist Ranzi nicht. Bei eingetretener Em¬
bolie kann, wenn alle anderen Mittel versagt haben, die Trendelen-
burgsche Operation versucht werden. — König jr. befürwortet bei
Lungenkomplikationen nach subkutanen Rippenbrüchen Subkutane
ein aktiveres Vorgehen: einmal bei den unmittelbar drohenden Zu- Rippenbrüche
ständen infolge Pneumothorax und Emphysem, dann aber auch Verletzung!
wegen der schweren Folgen, die eine länger dauernde Kompression
der Lunge, sowie die verzögerte Resorption der Blut- und Flüssig¬
keitsergüsse in vielen Fällen nach sich zieht. — Küttner empfiehlt
die Behandlung schwerer Schußverletzungen der Lunge schuß-
mit primärer Naht. Ist einmal wegen schwerer primärer Blu- und Stif¬
tung die Brusthöhle eröffnet, so muß demnach der Verschluß der ^e^Lunge. 11
Lungenwunden, die trotz versteckter Lage bei Druckdifferenz in
Ruhe abgesucht werden können, mit allen Mitteln angestrebt werden,
auch wenn die Blutung aus ihnen scheinbar zum Stillstand ge¬
kommen sein Bollte. Den bisher bekannten 4 Fällen von operativ
behandelten Stichverletzungen der Lunge reiht Hotz eine Lungennaht,
neue Beobachtung aus der Enderlenschen Klinik an. Der Fall
endete günstig. Auch bei aussichtslos erscheinender penetrierender
Thorax- und Lungenverletzung muß eine sofortige operative Be¬
handlung versucht werden. Durch breite Eröffnung der Brust¬
höhle, Vorziehen und Fixation der Lunge, lassen sich die schweren
Zirkulationsstörungen beseitigen, die durch den Spannungspneumo¬
thorax bedingt werden. Nach Perthes Meinung ist es beim chro-
;; ; ! 'S- ' ^ . Wagner. . ...
ei ideir 'S ii J.,u oge ö» j?aa' : e' ii. z^eokoiätfig;* «len Abszeii zim&eixet uui
düreh in Offnen and zo draluiere«
die Eingriffe, :.ue cuu" di* Beseitigung' der'ÄbszeUbbhie.'-ÄbzwftJii^ <!»'•
gegen zu einen) spätere«!' Zeitpunkte bei.; günstigerem AÜgeißeiü
Itehajnllunr
■ohroni&cheu
Lnugeij*
.., ; ... • "
tiarnKttlbarc Wirkung ' Bti? ».-fcut »iu* .M.jiiOHpjt&ffi n-
dmek «ufoK : ri^U'^Ubiute,. V&Atä V*JjcU| i
OP« Wmmßi
ifttsstfü)»*df«ftseiug. iSiüüütitui*;::'» i • '
■V...II =r.tv 1,. A'O, i.. lilin I.lnr. JM. i:.XV\V|l ) ,
zustande des Kiuiakbii ^V^jEuntdiEoen
Unter l^nii^rtiiTidm icanpo man
et und Hättki)uskeÜap|'»m aut’
*t:■ ■ Lufigeri'A-uiub' nt*i : li.-ii>-y. Ndci; dein .teiebeu Material der Sick-
»eben AbteiluHg, dee ^on Berg re fc verarbeitet war 4 ßttie*:,; ist bei
«robet< -ye i .yh.< U'fi E 0/p y o men r»W bei Empyetu fisteln
Chirurgie.
379
nur durch eine in möglichst großem Umfange vorgenommene Thorax-
Schedesche Thoraxresektion Heilung zu erzielen. Kontra- ^® se ^ ti Q on
indikation ist nur schlechter Allgemeinzustand oder vorgeschrittene veralteten
amyloide Degeneration. Nach Seidel genügt in den meisten Fällen Empyemen,
die richtig ausgeführte einseitige Chondrektomie zur Herbei- chondrektomie
fuhrung einer wesentlichen Besserung des auf Thoraxstarre be- bel Emphysem,
ruhenden Emphysems. Die einzeitige doppelseitige Chondrektomie
ist wegen der damit leichter verbundenen postoperativen Kompli¬
kationen zu verwerfen: der zweizeitigen doppelseitigen Chondrek¬
tomie steht natürlich nichts im Wege. Friedrich empfiehlt die
totale Pleuropneumolysis in Fällen fibrös-kavernöser, vor- Totale Pieuro-
wiegend einseitiger Lungenphthise, die unter wechselnder Fieber- P neu raoiy.ns.
bildung, trotz aller interner und klimatischer Therapie langsam,
aber stetig fortschreitet, oder bei denen eine gewisse Tendenz zur
Ausheilung nachzuweisen ist. Eine totale Entknochung der krank¬
seitigen Brustwand mit peinlichster Schonung der Pleura costalis ist
gut durchführbar und sichert den angestrebten Erfolg (Fig. 31 u. 32).
Blauel empfiehlt die Verwendung des Kokain-Adrenalins als Entfernung
Unterstützungsmittel für die ösophagoskopische Entfernung von Gebissen
von Fremdkörpern im allgemeinen und von Gebissen im be- Speiseröhre,
sonderen; die entzündlich geschwollene Schleimhaut schwillt da¬
durch überraschend schnell ab. Thiemann empfiehlt die Entfer- Fremdkörper
nung der Fremdkörper aus dem durch Operation freigelegten, »m oberen
aber nicht eröffneten Oesophagus. Im allgemeinen gelingt Oesophagus
es hierbei leicht, den Fremdkörper beweglich zu machen, indem
man ihn dreht, die Oesophaguswand von ihm abhebt und dadurch
eventuell die Verhakung löst, so daß man ihn dann in die Höhe
schieben, vom Munde aus mit der Kornzange fassen und extrahieren
kann. Hildebrand hält die Versuche, auf thorakalem Wege Chirurgie
das Karzinom des unteren Oesophagusabschnittes zu des uutereu
heilen, für aussichtslos. Eher berechtigt wären sie bei dem tiefen Abschnittes
Divertikel, das freilich ganz außerordentlich selten ist. Da hat der
Kranke wenigstens die Aussicht, im Falle des Gelingens der Ope¬
ration radikal geheilt zu werden. Die retrograde Bougierung resp.
8ondierung ohne Ende ist die leistungsfähigste und schonendste Narbige
Behandlungsmethode der narbigen Oesophagusstrikturen. Lieb- Speiseröhren¬
lein verfügt über 2 Fälle, in denen nach der Entlassung aus dem Spital ' eren,;erui>s
7 Jahre verflossen sind, und die Kranken, obgleich sie sich minde¬
stens 6 Jahre nicht mehr bougiert haben, dauernd geheilt geblieben
sind. Die mit Erfolg resezierten Fälle von Oesophaguskarzinom Oesophagus-
saüBsen, wie v. Hacker hervorhebt, sorgfältig ausgewählt werden, karziuom.
380
Wagner.
Oesophago- Die präliminare Tracheotomie ist möglichst zu vermeiden; dagegen
Plastik. so n dj e Gastrotomie prinzipiell der Oesophagusresektion voraus-
geschickt werden. In den Fällen, wo eine spätere Kontinuitäts¬
wiederherstellung der Speiseröhre möglich ist, empfiehlt v. Hacker
seine Oesophagoplastik mittels äußeren Hautlappen.
Bauchschüsse
im Frieden.
Operative
Therapie der
akuten
diffusen
eitrigen
Peritonitis.
Entzündliche
Bauchdecken-
tumoren
im Gefolge der
Appendizitis.
Seitliche
Bauchbrüche.
Radikal¬
operationen
der Na bel¬
li rüche.
Banch. Nach den Untersuchungen von Hagentorn sind bei
Bauchschüssen im Frieden die Resultate exspektativer Be¬
handlung mindestens ebensogut, wie die durch Operation gewonnenen.
Er empfiehlt, in jedem Falle von Schußverletzung des Bauches, wo
nicht ganz stürmische Symptome, wie die einer inneren Blutung, zu
aktiverem Vorgehen zwingen, prinzipiell die Probelaparotomie zu
unternehmen. — Auf Grund des Materials der Heidelberger chirur¬
gischen Klinik kommt Hirschei zu dem Schluß, daß alle Fälle von
diffuser Peritonitis chirurgisch zu behandeln sind, mit Aus¬
nahme einzelner ganz desolater agonaler Fälle. Bei vorhandener
Darmparalyse müssen Ausmelken des Darmes, Enterotomie, Entero-
stomie, Typhlostomie und Darmresektion in Betracht gezogen wer¬
den. — Die entzündlichen Bauchdeckentumoren im Ge¬
folge der Appendizitis verdanken nach Meyersons Unter¬
suchungen ihre Entstehung einem schleichend verlaufenden Ent¬
zündungsprozeß, der nicht zu eiteriger Einschmelzung des Gewebes
führt, sondern zur Ausbildung einer fibrösen Schwiele, die diffus die
Bauchdeckenmuskulatur durchsetzt. Da diese Tumoren häufig zen¬
trale Abszesse enthalten, müssen sie inzidiert werden. — Die seit¬
lichen Bauchbrüche verdanken nach den Untersuchungen von
v. Barapz ihre Entstehung entweder den kongenitalen Defekten
der schiefen Bauchmuskeln oder, was häufiger der Fall ist, der durch
überstandene Poliomyelitis anterior acuta verursachten partiellen
Lähmung der seitlichen Bauchmuskulatur. Sie sind keine wahren,
sondern Pseudohernien. Die chirurgische Therapie solcher Hernien
ist sehr schwierig, fast undurchführbar. — Bier wendet bei
Nabelbrüchen und Narbenbrüchen nach per granulationem ge¬
schlossenen Bauchwunden folgendes Verfahren an: Nach Schluß des
Peritoneums werden die Faszien durch unterbrochene Knopfnähte
gerefft und der gereffte Teil peritonealwärts eingestülpt. Diese
Reifung und mediale Einstülpung wird bei sehr breit ausgezogenen
Faszien nach Bedarf wiederholt. Eschenbach teilt 65 Nabel¬
bruchoperationen mit, die in der Rottersehen chirurgischen
Abteilung vorgenommen wurden. Am empfehlenswertesten ist die
Methode der queren Reffung; sie ist für große Hernien gut aus»
Chirurgie.
381
führbar, ihre Technik ist keine komplizierte, und sie ist verhältnis¬
mäßig schnell ausführbar. Zur Radikaloperation der Nabel¬
brüche empfiehlt Brenner eine Methode, die im wesentlichen im
Verschluß des Raumes zwischen den diastatischen Rekti durch einen
doppelten Lappen besteht. Brenner trennt zu dem Behufe nach
Reposition und querer Vernähung des Bruchsackes halbmondförmige
Lappen aus den Rektusscheiden und klappt sie über das freie ellip¬
tische Feld, um sie an den gegenüberliegenden Rektus, resp. an
dessen hintere Scheide anzunähen. Die von Martin angewandte
Radikaloperation der Nabelbrüche unterscheidet sich von dem
Gras ersehen Verfahren nur dadurch, daß er im Gegensatz zu
Graser nicht den Bruchsack selbst eröffnet, bei Erhaltung des
Bruchringes, sondern daß er die typische Omphalektomie ausführt
und daß er ferner die Faszienlappen dubliert. Das letztere dürfte
entschieden eine weitere Sicherung der Naht darstellen. Ebner
empfiehlt das Lex er sehe Operationsverfahren bei Nabelhernien,
das bei äußerster Einfachheit, Kürze und Gefahrlosigkeit die größt¬
möglichste Sicherheit eines dauernden Heilungsergebnisses gewährt.
Die Operation besteht in folgendem: 1. Resektion des Bruchsackes;
2. Anlegung einer Tabaksbeutelnaht durch sämtliche Gewebs-
schichten der Wundränder außer der Haut; 3. Verschlußnaht der
Bruchpforte; 4. festes Zusammenziehen der Tabaksbeutelnaht; 5. An¬
legung einer Reffnaht der vorderen Rektusscheiden ober- und unter¬
halb der zusammengezogenen Tabaksbeutelnaht; 6. Verschlußnaht
der Haut. — Nach den Untersuchungen von Mächtle gibt es eine
primäre tuberkulöse Erkrankung der Lymphdrüsen
des Mesenteriums, die als Geschwulstbildung in die Erscheinung
tritt und sich als ein vollkommen einheitliches Krankheitsbild zu¬
sammenfassen läßt. Therapeutisch gibt die Exstirpation des Tu¬
mors unter Umständen mit Resektion des Mesenteriums und Darms
gute Aussichten. — Wie Stern mitteilt, hat Rehn zum ersten und
bisher einzigen Male ein Aneurysma embolo-mycoticum einer
Mes enterialarterie zum Gegenstand eines erfolgreichen Ein¬
griffes gemacht, erfolgreich insofern, als nach Beseitigung des
Aneurysmas in dem subjektiven und objektiven Befinden des Kranken
eine bemerkenswerte Wendung zum Besseren eintrat, bis eine Kom¬
plikation in Gestalt eines Aneurysmas derselben Aetiologie und
Lokalisation den Erfolg der ersten Operation illusorisch machte. —
Gottstein empfiehlt beim chronischen Kardiospasmus mit sack¬
artiger Erweiterung der Speiseröhre eine neue Methode der Dehnung
der Kardia in situ. Er geht in der Weise vor, daß er einen in
Primäre
Tuberkulose
der
mesenterialen
Lymphdrüsen.
Operation
eines
Aneurysma
embolu-
mycoticum
einer
Mesenterial¬
arterie.
Kardio¬
spasmus.
382
Wagner.
Perforiertes
Magen¬
geschwür.
Peptisches
Magen- und
Duodenum¬
geschwür.
Magen-
kurz ino m.
Temporäre
Gastrostomie.
Magen¬
resektion.
besonderer Weise konstruierten Gummiballon in die Kardia einlegt
und nachher durch Wasser ausdehnt. Bei der operativen Be¬
handlung des perforierten Magengeschwürs ist die Haupt¬
sache eine sofort nach der Operation einsetzende kräftige Ernährung.
Eine solche wird nach Khautz jr. nur ermöglicht durch die
v. Eis eis b erg sehe Jejunostomie oder durch das Hocheneggsche
Verfahren. Bei diesem wird ein dem Durchmesser des Loches ent¬
sprechendes Gummidrainrohr in den Magen eingeführt und durch
den Pylorus in das Duodenum weiter geleitet. Hierauf werden Bohr
und Magen in der Bauchdeckenwunde befestigt. Borsz6ky kommt
auf Grund seiner Untersuchungen zu dem Schlüsse, daß das pep¬
tische Magen- und Duodenumgeschwür intern zu behandeln
sei, da ein bedeutender Teil der auf diese Weise behandelten
Kranken auch dauernd geheilt bleibt. In jenen Fällen, die trotz
der internen Behandlung nicht besser werden, oder wo nach der
Heilung des Geschwürs Solche Veränderung entstehen, denen gegen¬
über die interne Behandlung erfolglos ist, kann man in der Mehr¬
zahl der Fälle durch chirurgisches Eingreifen — Gastroentero-
anastomose — ein gutes Resultat erreichen. Beim Magenkarzinom
soll man nach Stumpf die Indikation zur Resektion möglichst
weit fassen; denn die Ergebnisse der Resektion sind auch als
Palliativoperation der Gastroenterostomie überlegen, und die Gefahr
des Eingriffes ist nicht so groß (9,5 °/o Mortalität), daß sie dagegen
entscheidend ins Gewicht fallen dürfte. Beim unkomplizierten offenen
Magengeschwür gibt die Exzision des Ulcus und Anlegung einer
Gastroenterostomie gute Dauerresultate. Daneel berichtet über die
1898—1905 in der Heidelberger Klinik beobachteten Fälle von
Magenkarzinom. Die Resektion ist die Operation der Wahl. Die
Gastroenterostomie ist bei jedem nicht resezierbaren Tumor, wo
die Bauchhöhle schon eröffnet worden ist, auszuführen. Von den
Resezierten starb eine Patientin noch nach Jahren an Rezidiv.
Bei Magen- oder Duodenalgeschwüren, besonders bei perforierten
Geschwüren mit gleichzeitiger Retention empfiehlt Lennander
eine temporäre Gastrostomie, durch die man dem Magen Ruhe
geben kann; außerdem kann man durch sie das Innere des Magens
mit Ausspülungen behandeln. Die Fistel wird in der Pars pylorica
mittels eines Querschnittes angelegt. Ito und Soyesima haben
in den letzten 7 Jahren 37 Fälle von Magenkarzinom radikal
operiert; in 10 Fällen, wo sie nach ausgiebiger Resektion den Duo¬
denalstumpf mit dem Magen nicht verbinden konnten, wandten sie
das zweite Billrothsche Verfahren an. Die direkte Mortalität be-
Chirurgie.
383
trug40°/o. Wenn irgend möglich, sollte statt der zweiten Bi Uro th-
schen Methode stets die Koch ersehe Gastroduodenostomie vor¬
genommen werden. — Abgerechnet einige technische Modifikationen,
ist Bircher in der Magenchirnrgie in allen Fällen dem Wölfler-
schen Verfahren treu geblieben. Statt des gebräuchlichen Namens
Gastroenterostomie will er das etymologisch richtigere Gastro-
enteroanastomose gesetzt wissen. — Für die relativ seltenen
Fälle, in denen die Schrumpfung und Fixation des Mesokolons eine
hintere Gastroenterostomia retrocolica nach v. Hacker nicht ge¬
stattet, empfiehlt Arnsperger nach den Erfahrungen der Heidel¬
berger chirurgischen Klinik die Gastroenterostomia posterior
antecolica, die noch immer bessere Abfluß Verhältnisse schafft, als
jede vordere Gastroenterostomie. — Sowohl für die Knopf- wie für
die Nahtmethode liegen bei der Magendarmanastomose bestimmte
Indikationen vor. Der Murphyknopf ist nach Daneel besonders
zu empfehlen, wo es auf eine Zeitersparnis bei der Operation an¬
kommt, also bei der Gastroenterostomie kachektischer und herunter¬
gekommener Patienten und bei der lange dauernden Resektion nach
Billroths Methode II. Credö empfiehlt seine Methode der
Gastroenterostomia caustica, die er bisher bei 8 Kranken mit
bestem Erfolge angewandt hat. Das Verfahren erlaubt jede Art von
seitlicher Verbindung zwischen Magen und Darm, und auch von Darm
mit Darm. Jeder kann die von ihm bevorzugte Methode anwenden,
sei es eine Gastroenterostomia anterior oder posterior mit ihren
Modifikationen. Die Magendarmblutungen nach Appendi¬
zitisoperationen stellen eine seltene Komplikation derselben
dar; besonders häufig ist ihr Vorkommen bei Kindern. Nach
Schwalbach ist ihre Entstehung auf Thrombosen im venösen und
arteriellen Gefäßsystem des Netzes und Mesenteriums zurückzu-
fiihren; der operative Eingriff ist neben anderen schädlichen Fak¬
toren von wesentlicher Bedeutung hierbei. Die Prognose der Blu¬
tungen ist ernst, ihre Behandlung symptomatisch. Lieblein empfiehlt
den Galalithdarmknopf in erster Linie bei der Gastroenterostomie,
da er tatsächlich die Vorzüge des Murphyknopfes (Zerlegbarkeit in
die beiden Hälften, sicher schließender Mechanismus) besitzt, ohne
seine Nachteile (Unresorbierbarkeit, großes Gewicht). Nur wenn
bei langdauernder Stenose die Magenwand sehr stark hypertrophisch
und brüchig ist, empfiehlt sich die Anwendung des Galalithknopfes
ebensowenig wie eine andere Prothese. Lieblein hat seinen
Galalithdarmknopf bisher bei 19 Gastroenterostomien (mit und
ohne vorausgegangener Pylorusresektion) und bei 3 Dünndarm-
Gastroentero-
anastomose.
Gastroentero¬
stomia
posterior
antecolica.
Murphyknopf
bei der
Magen-Darm-
anastomose.
Gastro¬
enterostomia
caustica.
Postoperative
Magen-Darm¬
blutungen.
Galalithdarm¬
knopf.
Wagner
GaJAiiUidaviiv resektioheti wegen gangränöser Hern»« angewandt. Bei ' den
knöpf 23 ■ Gastroenterostomien- hat der Knöpf stetg seine Sclxaldigkeit ge¬
tan; von den ii PtHiDdamfresesierten macht«? nur eiAer etne glatte
Genesung durch. Das durchsichtigste und reinlichste, rascheste und
p*m-. -zttverläasigste äUnr AnÄstQuioBeverfahreit besteht nach Kulm
ÄP däii die freigetegte» Schleimhäute der beuteu su vereinigenden
1 !};U(i. 6»r ßärfaahschnitte mittels 'öuäjiöifädeo, die später dürchaehneideD, .»:^
ein«mim\geiod:<t, werden t.Fig..-0S, 34, Hfn.
Bra^r" Von 43 in der idtorätuf' aiodeegeiegtert
Owm- ..g X)aräje:iir4tiilpüög het KiödWa sind eüt B> durch die
bfim.Kiruife Bfdwru»ektion am Beben atbulteh worden Daopianos h«U in
ifö&clj. K^bu, l)Ärnmuu^?«örao^. Uuinm’tnMit d«r S&litothMuty,
Zvm-ntlMr }\ B’Li; Kr >
Grmm Falle ein günstiges Resultat, eniölt dürch eine- zweizeilige
fiäriurssökijidü,. die er in solchen F|U«?n gr<03,clsät,2lic.b emptetileBi
mhchteo X%/' W jlm«e.eji.e Wi^^ersdh Iu-B' d#« Barm es J>6*
- meiste Knnikücg und Bfehuhg; des Darmes utd auine. Läfigs-
achso- Kuu!) Reiser gelingt die Lösung des Verschlusses äo
leicht,, dar«-, tste&ii man sie nicht unter Lfdtaßg des Auges' vor-
;uitiütui4 fsfie ^Ö.tietj&jöil^ejbr /W%T£fdtj&a_ koitia .Darin liegt viejtetckd; die
Erklärung ihr luaoebeu ungeklärten Ileusfaih Die .»tu Ilc o-
zAkaiit lokalisierte die Tumorfortii därhjätende,
s\idrende .Tuber k nTotie ist eine nickt sefoköölteüU; Krankheit,
Die Behandlaug kann nur chirurgisch als Nonitei-
verfahren die lUssüktiun an empfehlen. Sblhlh kevitephgt die ein-
♦nLi'r-.
-f - fit- if i • -■ süi*
. }1«X)^tk^rr
?BUeikb)u^ö:
Chirurgie.
385
zeitige Resektion und vereinigt die Stümpfe gewöhnlich End zu
End. — In einem Falle von chronischer Invagination des
Colon descendens und Kotfistel dicht oberhalb der Invagination
ist Longard folgendermaßen vorgegangen: Erweiterung des Anus
in Narkose, Herunterziehen des Invaginationstumors, Abklemmen
und Abtragen des Tumors unterhalb der Klemmen. Entfernen der
Klemmen nach 48 Stunden. Prüfung der Passage von der Fistel
aus, Schluß der Kotfistel durch Naht. — Gödecke teilt Beobach¬
tungen mit von im kindlichen oder jugendlichen Alter ganz plötzlich
auftretenden, mehr oder minder rasch verlaufenden Darmokklu¬
sionserscheinungen ohne jedes Anzeichen für eine früher über¬
standene oder zurZeit bestehende Appendizitis. Durch die Ope¬
rationsbefunde wurden die Erscheinungen bei den Anfällen erklärt:
der in allen Fällen lange Wurmfortsatz umschlang teilweise eine
Dünndarmschlinge oder das Zökum und hatte durch entzündliche
Anschwellung zu einer partiellen Abknickung der betreffenden Darm¬
schlinge geführt. — Zwischen einer nachweisbaren Verletzung,
direkten wie indirekten, und einer akuten oder chronischen
Appendizitis ist nach Brüning dann ein ursächlicher Zu¬
sammenhang anzuerkennen, wenn sich im unmittelbaren Anschluß
an die Verletzung Erscheinungen einstellen, die auf eine Erkrankung
des Wurmfortsatzes hindeuten, und diese auch andauern, bis die
Appendizitis manifest geworden ist. Moschcowitz empfiehlt bei
der Appendizitisoperation die ältere Lennandersche Schnitt¬
führung, die gleichzeitig auch von Kämmerer empfohlen worden
ist. Diese pararektale Schnittführung eignet sich ebenso für die
Fälle, in denen die Wunde vollkommen vernäht werden kann, als
für die, in denen drainiert wird. Nach Kochers Erfahrungen sind
die Fälle von gangränöser Appendizitis bei der erst¬
maligen akuten Erkrankung viel häufiger als man annimmt,
vorausgesetzt, daß man auch die Fälle mit umschriebener Nekrose
berücksichtigt. In solchen Fällen kann nur die Frühoperation sicher
helfen. Wenn auch durch die Anwesenheit von SteinenimProcessus
vermiformis anatomisch keine spezifischen Erscheinungen zu Tage
treten, so sind die Vorgänge, die sich an die Verschwellung der
Schleimhaut schließen und an die Sekretinkarzeration, weit ver¬
hängnisvoller bei der Anwesenheit von Steinen, als wenn der Prozeß
in der steinlosen Appendix vor sich geht. Nach Klemm wird die
Stufenleiter der Erscheinungen, die schließlich zur Gangrän führt,
schneller durchlaufen, ohne daß wir klinische Anhaltspunkte besäßen,
die uns die Anwesenheit von Steinen erkennen ließen. Die Appen-
Jahrbuch der praktischen Medizin. 19 C 9 . 25
Invagination
des Colon
descendens.
Latente
Appendizitis.
Appendizitis
nach Trauma.
Appendicitis
gangraenosa
und Früh-
Operation.
Kotsteine
bei akuter
Appendizitis.
386
Wagner.
Appendizitis
im höheren
Alter.
Naht der
appendiziti-
schen
Abszesse.
Bakterien-
befunde bei
Appendizitis.
Primäre
Tumoren des
Processus
vermiformis.
Entfernung
des Wurm¬
fortsatzes bei
der Bauch¬
operation.
dizitis jenseits der Vierzigerjahre gewinnt nach Haim ihr
charakteristisches Gepräge durch Symptome, die das Bild des Darm¬
verschlusses vortäuschen, sowie durch die geringe Störung des All¬
gemeinbefindens. Die Appendizitis des Alters ist viel gefährlicher
als die kindliche. Die von v. Brunn von neuem empfohlene Be¬
handlung der appendizitischen Abszesse mit Naht der
Bauchwunde bis auf eine Drainöffnung hat zur Voraussetzung
die Entfernung des Wurmfortsatzes, die Lösung möglichst aller
Verwachsungen und die gründliche Entfernung des infektiösen
Materials mittels Kochsalzspülung mit Ableitung der Spülflüssigkeit
durch ein ins kleine Becken geleitetes Drain. Die Resultate dieser
Behandlung waren in der v. Br uns sehen Klinik ausgezeichnet.
Nach den Untersuchungen von Cohn lassen sich aus dem klinischen
Bilde die bakteriellen Erreger der akuten Wurmfortsatz-
entzündung nicht ermitteln. Von spezifischen, klinisch scharf
abgrenzbaren und diagnostizierbaren Krankheitsbildem kann nicht
die Bede sein. Die reine Streptokokkenperityphlitis scheint bei uns
ziemlich selten zu sein. Ein ätiologischer Zusammenhang zwischen
Appendizitis und primärer Neubildung des Wurmfort¬
satzes braucht nach den Untersuchungen von Vaßmer natürlich
keineswegs in jedem Falle zu bestehen. Für viele Fälle aber läßt
sich ein bestimmter Zusammenhang annehmen, und zwar einmal in
dem Sinne, daß auf dem Boden einer chronischen Appendizitis sich
eine maligne Neubildung etabliert; ferner aber im umgekehrten
Sinne, indem die Neubildung bei geeignetem Sitze und zentraler
Wachstumsrichtung zu einer Stenose bezw. vollständigen Obliteration
fuhrt und somit rein mechanisch eine Prädisposition für eine akute
Appendizitis schafft. Die klinische Benignität der Appendix¬
karzinome ist nach Vöekler nur scheinbar. Wir schließen auf
die Gutartigkeit aus der guten Operationsprognose und aus dem
Fehlen von Rezidiven nach der Exstirpation. Das Leiden wird
gutartig durch unser frühzeitiges Eingreifen. Und in dieser Be¬
ziehung ist die das Karzinom veranlassende oder begleitende Appen¬
dizitis von einer enormen praktischen Bedeutung, da sie zur Früh¬
operation drängt. Krüger weist darauf hin, daß neben der
Laparotomie die Radikaloperation der rechtseitigen Hernien, und
zwar nicht nur der Leisten-, sondern auch der Schenkelhernien
in ausgezeichneter Weise Gelegenheit zur Exstirpation der
chronisch kranken Appendix bietet. Während beim
Leistenbruch der Wurmfortsatz vom Bruchschnitt aus entfernt
wird, kann umgekehrt vom Appendixsohnitt aus der Sohenkelbruch
Chirurgie.
387
operiert werden. — Seit mehreren Jahren verwendet Bardescu
für die Schenkelbrüche die indirekte Operation auf dem
Leistenwege und hält auf Grund einer längeren Erfahrung diese
Methode für bedeutend besser als die direkte oder Schenkelmethode.
Leisten¬
methode bei
der Operation
der Schenkel-
brilche.
Die großen, irreponiblen Hernien haben eine sehr hohe Radikal-
Mortalität bei der Badikaloperation, die nach Hahn in der Haupt- ope ”*^, der
sache durch das Mißverhältnis zwischen dem Bauminhalt der Bauch- heruien“.
höhle und der Masse der Eingeweide verursacht ist. Eines der
Hauptmomente ist dabei die Insuffizienz der Atmung nach der ge¬
waltsamen Beposition. Beide Gruppen von Hernien vereinigt Hahn
in der Bezeichnung „Ueberhernien“, die sowohl ihre besondere
Größe, wie ihre Bösartigkeit bezeichnen soll. Alle Ueberhernien
sind ohne besondere Gefahr operierbar durch Anwendung des von
Hahn angegebenen Verfahrens der systematischen Dehnung der
Bauchdecken. Die Badikaloperation einer Hernia ischiadica Herma
ist, wie Köppl mitteilt, das erste Mal in der Wölflerschen Klinik ischiadica.
vorgenommen worden. Sie bestand darin, daß nach Bruchsacknaht
und Abtragung des peripherischen Bruchsackanteiles der untere Band
des M. pyriformis mit wenigen Seidennähten an das Lig. spinoso-
sacrum herübergenäht wurde. — Abgesehen von Periproctitis und
Fistula ani hat Ogata die Saugbehandlung ausgeübt bei Saugbehand-
schmerzhaften Aftererkrankungen, besonders bei Fissura lnn ß bei After
ani. Sehr auffallend war namentlich der schmerzlindernde Effekt. erkrankunge “
Nach den Untersuchungen von v. Buediger-Bydygierjr. sind
die Hämorrhoiden keine gutartigen Neubildungen, sondern ein- Hämorrhoiden,
fach Varizen der Hämorrhoidalvenen. Das wichtigste ätiologische
Moment ist die häufig sich wiederholende passive und aktive Blut¬
überfüllung.
Nach den von Mack mitgeteilten Erfahrungen der Heidel¬
berger chirurgischen Klinik ist die Cholezystostomie anzuwen- choiezysto-
den bei unveränderter Gallenblasenwand, Solitärstein oder wenigen 8tomie '
festen Steinen. Die chronische Cholezystitis, die Ulzerationen der
Gallenblase, die vielen kleinen und bröckeligen Steine gehören
der Ektomie. Grenzgebiete bilden die akute Cholezystitis und das
Empyem. Der Gallensteinileus betrifft nach Lesk meist Gaiicnstein-
Frauen im vorgeschrittenen Alter. Das Krankheitsbild zeichnet lleus -
sich durch relative Gutartigkeit des Darmverschlusses aus. Die
Prognose gestaltet sich für operierte Fälle dann günstig, wenn die
Heussymptome nicht länger als 4 Tage bestehen. Da die Diagnose
des Gallensteinileus nur selten mit Sicherheit gestellt wird, so kommt
operativ meist die mediane Laparotomie unterhalb des Nabels in
388
Wagner.
Frühoperation
der aknten
schweren
Cholezystitis.
Fadenrezidiv
nach Gallen¬
stein¬
operationen.
Subkutane
Milz-
zerreißung.
Chirurgie
der nicht
parasitären
Milzzysten.
liantische
Krankheit.
Pankreatitis.
Akute
Pankreas-
hütnorrhagien
Betracht. Eiranke mit leichter Cholezystitis sind konservativ za
behandeln, bis die Diagnose völlig gesichert ist. Bei gntem All¬
gemeinzustande soll man nach Riedel die Operation vorschlagen,
weil jeden Tag schwere Cholezystitis einsetzen kann. Die prall ge¬
spannte, meist mit serös-eitriger Flüssigkeit gefüllte Gallenblase maß
entfernt werden, bevor sie platzt. Fadenrezidive nach Gallen¬
steinoperationen sind namentlich nach der Zystostomie beob¬
achtet worden. Benutzt man, wie Flörcken vorschlägt, zur
Gallenblasennaht Katgut oder läßt man beim Nähen mit Seide die
Fäden lang, dann wird das Fadensteinrezidiv bald aus der Gallen¬
steinchirurgie verschwinden.
Die subkutane Milzruptur führt nach Lotsch zu
einem der Diagnose durchaus zugänglichen Krankheitsbilde. Die
einzig rationelle Behandlung besteht in sofortiger Laparotomie.
Die Methode der Wahl ist die Splenektomie. Von den ver¬
schiedenen Operationsmethoden bei nichtparasitären Milz¬
zysten — Punktion, Inzision, Zystektomie, Splenektomie —
stellt nach Bircher die Enukleation der Zyste mit Resektion im
gesunden Milzgewebe ein vollkommenes, wohl fast ideales Verfahren
dar. Doch auch die Splenektomie hat sehr günstige Resultate er¬
geben. Nach Nagers und Bäum lins Untersuchungen ist der
Morbus Banti als nosologische Einheit aufzufassen, und zwar als
primäre Erkrankung der Milz. Die Splenektomie ist die einzig
richtige Therapie für sichere Fälle von Splenomegalie mit Leber¬
zirrhose; es ist ihr im aszitischen Stadium die Talmasche Operation
anzuschließen.
Nach Noetzel, der das Material derRehnschen chirurgischen
Abteilung bearbeitet hat, muß die akute Pankreatitis grund¬
sätzlich chirurgisch behandelt werden mittels einer sobald als mög¬
lich auszuführenden Laparotomie und Tamponade des Pankreas¬
herdes nach Bunge. Die freie Bauchhöhle ist dabei nach Rehn
auszuspülen und zu drainieren. Bei gleichzeitig bestehender Chole-
lithiasis ist, wenn es der Kräftezustand des Kranken erlaubt,
eventuell noch die Cholezystostomie vorzunehmen. Nach den von
Brewitt mitgeteilten Erfahrungen der Kört eschen Klinik muß
man bei akuter Pankreashämorrhagie so früh wie möglich
eingreifen, ehe die Intoxikation des Körpers zu weit vorgeschritten
ist. Verfasser empfiehlt die Laparotomie, Entleerung des Exsudates,
Inzision und Drainage des Pankreas mit nachfolgender gründlicher
Kochsalzspülung des Abdomens. Nach den experimentellen Unter¬
suchungen von Guleke ist in den ganz schweren Fällen der akuten
Chirurgie.
389
Pankreasnekrose keine Bettung möglich. In leichteren Fällen
kann Heilung eintreten; es genügt eine eventuelle Spaltung der
Kapsel mit nachfolgender genauer Tamponade des Pankreas.
Ein besonderes Gewicht ist darauf zu legen, daß das Pankreas
durch die Tamponade möglichst exakt von der Umgebung abgeschlossen
wird. Liek berichtet über weitere 108 Fälle, in denen der Harn¬
leiterkatheterismus und die Methoden der funktio¬
neilen Nierendiagnostik angewendet wurden. Besonders
wertvoll sind natürlich diejenigen Beobachtungen, bei denen die
Diagnose durch Operation bezw. Sektion kontrolliert werden konnte.
Die modernen funktionellen Untersuchungsmethoden stellen richtig
angewandt und richtig beurteilt eine wertvolle Bereicherung unserer
diagnostischen Hilfsmittel dar. — Zuckerkandl empfiehlt in
geeigneten Fällen von Nierensteinen die bisher relativ nur
selten vorgenommene Pyelolithotomie. Diese gibt bei ent¬
sprechender Technik und Wundversorgung ganz ausgezeichnete Er¬
folge. Sie ist zweifellos ein geringerer Eingriff als die Nieren¬
spaltung, ist wirklich konservativ und birgt keine der Gefahren,
die beim Nierenschnitt immer drohen. — G o b i e t fixierte bei
Wanderniere und totaler Wanderleber das betreffende
Organ zwischen Magnesiumplatten und Bippen mittels Silberdraht.
Die Methode erwies sich als leicht und rasch ausführbar. Der
momentane Effekt der Fixation war gut; über den Dauererfolg läßt
sich noch nichts sagen. — Nach Gattis Erfahrungen läßt sich
der nephritische Prozeß durch die Nephrolyse oder die bilaterale
Nierenentkapselung nicht aufhalten; er schreitet fort, in¬
dem er mehr und mehr zur interstitiellen Nephritis (chronischen
Glomerulonephritis) neigt. — Nach Cardenal läßt sich die Be¬
handlung durch die Dauerharnleiterkatheter in allen Fällen
anwenden, wo man die Blase einige Tage trocken zu halten
nötig hat. Die Vorteile sind so bedeutend, daß wir uns nicht
durch die fernliegende Gefahr der aszendierenden Infektion ein¬
schüchtern zu lassen brauchen. — Als häufigste Ursache der
Steinbildung in den oberen Harnwegen nach
Bückenmarks verletzungen muß die aufsteigende Pyelo¬
nephritis gelten. Besteht keine Pyelitis, so sind nach See¬
fisch verschiedene Erklärungen möglich. Für einen Teil der
Fälle muß angenommen werden, daß neben der Verletzung des
Bückenmarks eine solche der Niere oder des Harnleiters statt¬
gefunden hat und daß sich um das Blutextravasat oder dessen
Brate herum die Kalksalze niederschlagen. Eine bedeutsame Bolle
Pankreas¬
nekrose.
Funktionelle
Nieren¬
diagnostik.
Nierensteine.
Fixation der
Wanderniere
und Wander¬
leber.
Nieren¬
entkapselung
bei chroni¬
scher
Nephritis.
Dauer¬
katheterismus
der Ureteren.
Steinbildung
in den oberer
Harnwegen
nach Ver¬
letzung der
Wirbelsäule.
390
Wagner.
Blasennaht.
Blasen-
ektopie.
Subkutane
extraperi¬
toneale,
intra-
peritoneale
Blasenruptur.
Behandlung
der Blasen¬
tuberkulose.
Bebau dlung
der Prostata¬
hypertrophie
mittels
Injektion von
artfremdem
Blut.
Zweizeitige
Prostat¬
ektomie.
als beförderndes Moment scheint die Verlangsamung des Harnstroms
infolge der Blasenlähmung zu spielen. — Nach den Erfahrungen der
Gar re sehen Klinik, die von Kenner mitgeteilt werden, läßt sich
die primäre Blasennaht auch auf Fälle schwerer Zystitis aus¬
dehnen. Komplizierte Nahtmethoden sind überflüssig. Die Resultate
der Blasennaht in Bezug auf Primärheilung lassen sich durch ener¬
gische Vor- und Nachbehandlung bedeutend verbessern. Nach
Enderlen hat die Maydlsche Operation der Blasenektopie
sichere Vorzüge vor den anderen Verfahren. Mit seltenen Ausnahmen
schafft sie Kontinenz, und man ist bei ihr nicht auf Urinale an¬
gewiesen. Es ist besser, die Einpflanzung in die Flexur als in das
Rektum vorzunehmen. Niereninfektion ist nicht ausgeschlossen. Bei
Verdacht auf Blasenzerreißung soll die Untersuchung vom
Rektum aus, wenn möglich, niemals unterlassen werden. In Fällen,
bei denen der Riß nicht gefunden wird und bei denen man sich
nicht zur Eröffnung der Blase entschließen will, empfiehlt Schön¬
werth ein mehr aktives Vorgehen. Es hätte neben Eröffnung
und Tamponade des prävesikalen Raumes und Einlegen des Ver¬
weilkatheters in der Inzision des Perineums und Freilegung des
unteren Teiles der hinteren Blasenwand zu bestehen. Ist die
Diagnose: intraperitoneale Blasenruptur gesichert, so soll
man nach Nordmann so früh als möglich die Laparotomie aus¬
führen und das Loch in der Blase vernähen. Das schonendste
Mittel zur Säuberung der Bauchhöhle ist die Spülung mit Kochsalz¬
lösung. Gelingt die Naht der Blase gut, besteht noch keine eitrige
Peritonitis, und sind die Därme nicht sehr stark gebläht, so ist die
Bauchhöhle nach der Spülung völlig zu schließen. — Besonders für
die Falle von Blasentuberkulose, in denen auch nach der
Ausschaltung der einen tuberkulösen Niere die Blasenkrankheit
weiter besteht und sogar fortschreitet, ist die Rovsingsche
Karbolsäurebehandlung auch nach den Erfahrungen von
Rosenstein ein zwar heroisches, aber sehr wirksames Mittel, das
bei richtiger klinischer Beobachtung und Dosierung zum Ziele führt.
— In der Bi er sehen Klinik sind nach dem Berichte von J üngling
bisher 21 Prostatiker mit Injektionen von artfremdem
Blut behandelt worden. Die besten Erfolge scheinen bei kräftigen
Patienten mit akuter Verhaltung und Tenesmus zu erzielen zu sein.
Nach Lanz hat bei Prostatahypertrophie an Stelle des
Katheterismus prinzipiell die transvesikale Prostatektomie zu treten,
die unter Lumbalanästhesie ausgeführt und eventuell zweizeitig vor-
genommen werden kann. — Die Orchidopexie ist nach Kopyloff
Chirurgie.
391
indiziert bei Kryptorchismus, besonders in den Fällen, wo Schmerzen Orchidopexie,
vorhanden sind, bei Kryptorchismus und Hernien, bei Kryptor¬
chismus und Hydrocele des Hodens und des Samenstranges. Die
Kastration soll nur in Ausnahmefällen gemacht werden, wenn An¬
zeichen einer bösartigen Degeneration im Hoden vorhanden sind,
oder wenn der Leistenhoden in das Skrotum nicht reponiert werden
kann. — In einem Falle von erworbenem Divertikel der Divertikel
männlichen Harnröhre hat Payr die Methode der Mo- de ^ männhchen
bilisierung der Urethra, verbunden mit Distension derselben, mit
Erfolg angewendet. — Von der Ueberzeugung ausgehend, daß
jede auf eine Inzision aufgebaute Methode der Phimosen- Phimose.
Operation ungenügend und mangelhaft sei und doch auch
der Zirkumzision manche Uebelstände anhaften, nach der die Eichel
stets mehr oder weniger nackt bleibt, wendet Petrivalsky
seit 2 Jahren eine Methode der plastischen Exzision an. Die Aus¬
führung ist sehr einfach; die Methode ist gleich passend für Er¬
wachsene wie für Kinder, für die atrophische wie hypertrophische
Phimose.
Extremitäten. Eine auf genauer Untersuchung begründete ratio¬
nelle Behandlung der akuten Schulterluxation ist das beste Mittel,
um einer habituellen Schulterluxation vorzubeugen. Ist es
einmal dazu gekommen, so gibt nach Dahlgren die operative
Kapsuloraphie die beaten Resultate. Die Normalmethode ist die
Kapsulorraphie an der Vorderseite des Gelenkes. Ellerbroek
teilt 10 Fälle von Luxation des Humeruskopfes nach hinten
mit. Die Behandlung bestand darin, daß in Narkose ein leichter
Zug am Oberarm in seiner Achsenrichtung ausgeübt und der Humerus¬
kopf durch direkten Druck in sein Lager reponiert wurde. Nach
Schulz ist die Prognose der reinen Schulterluxationen selbst
bei frühzeitiger Diagnose und kunstgerechter Behandlung keineswegs
als günstig zu bezeichnen. Die Hauptursache für die schlechten
Resultate ist in den im Anschluß an die Luxation entstehenden Ver¬
narbungen und Schrumpfungen der Gelenkkapsel und der umgeben¬
den Gewebe zu suchen. — Evler hat zur Behandlung von Schlüssel¬
beinbrüchen einen Chromlederstreck verband mit eingeschaltetem
künstlichem Strebebogen konstruiert. Denn ein idealer Verband muß für
den gebrochenen Strebebogen einen Ersatz enthalten (Fig. 36 u. 37.) —
Nach den Erfahrungen von C o e n e n ist die Prognose der suprakondy-
lären Oberarmbrüche bei schlechter oder ganz fehlender Re¬
position absolut ungünstig, bei guter Reposition absolut günstig.
Habituelle
Schulter¬
luxation.
Schulter-
luxation nach
hinten.
Traumatische
unkomplizierte
Schulter¬
luxation.
Schlüsselbein¬
bruch.
Supra-
kondylarer
Oberarm-
bruch.
Wagner,
Dbt Schienen- oder Gipeverbiinci in stumpfwinkliger Stellung bei
starker -Erteu»ion in Narkase »rögedegt^ erfüllt das auatoniische
beste« und versprtebt ‘ eitle unruiale sfuitere Funktion.
(Ntvcli EXJfr Z«r. Befuüidian« -iou Ä®lnw,v«H)aiw<>rOcJi( , .ii
. ÄT&i.ruU>l. I.pitt ; \ • •.•.•*"• i’■'•
Martini hat. einen A pp£r a t./fihand 1 ung d er Frak¬
tur pn des Ax-J^kder ersten Tage nach
der .Fraktur angelegt werden kattü;' h<- d,iHrttt gar Reduktion nnd äü
Kantendem. Der trakturiorro und kann he-
'
A i'j'-'H'-f für
•'.)• !v,
Chirurgie.
.393
sichtigt und massiert werden. — Nach Verrenkungen des Eil- Myositis
bogengelenkes kommt es nicht selten zu Verknöcherungen 088 g^”* e ” ach
im M. brachialis internus, die sich einige Zeit nach der Ver- ge ienks-
letzung einstellen. Frangenheim teilt aus der Königsberger chirur- lnxationen.
gischen Klinik 6 solche Beobachtungen mit. Die Muskelknochen
können spontan verschwinden, sie können aber auch andererseits
nach operativer Entfernung rezidivieren. Nach den Untersuchungen
von Machol ist eine reponierte Luzatio cubiti simplez in der Traumatische
Hegel gefolgt von einer zirkumskripten Verknöcherung der ossifizierende
__ . Myositis nach
Muskulatur der Ellöiiböuge. Abwöichöndö Fälle bilden die Aus- Luxatio cubiti
nähme; nicht reponierte Fälle zeigen den Prozeß niemals. Lossen posterior,
berichtet über 86 Ellbogenresektionen nach Bardenheuer. Extrakapsuläre
Die funktionellen Früh- und Spätresultate waren günstig in 83 resp. Ra d j k oi*
68°/o. Diese Statistik beweist, daß die Resektion in jedem Stadium tuberkulösen
der Tuberkulose dieselben oder bessere Resultate gibt, wie die Ellbogen¬
konservative Behandlung (vergl. auch S. 121). Blee her hebt her- 8elenkes '
vor, daß nach Radiusbrüchen am unteren Ende primäre und sekun¬
däre Schädigungen des N. medianus Vorkommen; um erstere Schädigung
nicht zu übersehen, ist eine Funktionsprüfung des Nerven gleich de f
bei der ersten Untersuchung des Bruches notwendig. Die primäre be j typischem
Schädigung entsteht durch Kontusion oder Ueberdehnung und ist Radiusbruch,
nicht immer von völliger Regeneration gefolgt. Ein operativer
Eingriff ist erst bei Ausbleiben derselben indiziert. Die sekundäre
Schädigung entsteht durch Einwirkung eines stärkeren Kallus und
wird durch seine operative Entfernung meist völlig beseitigt.
Nach Siegrist bildet bei Vorhandensein einer individuellen Prä- Madeiungsche
disposition die Spätrachitis die pathologische Grundlage der Made- Deformität des
lungschen Deformität des Handgelenkes (vergl. S. 121). Hand 8 elenks
Das Maßgebende an der Manus valga ist nicht in einer Verände¬
rung im Handgelenke selber zu suchen, sondern in einer solchen
der Vorderarmknochen: infolge Volarkrümmung des Radius bleibt
die Ulna dorsal luziert zurück. Als drittes Moment beim ganzen
Prozeß kommt hierzu eine Verlagerung der Handwurzel volar-
und proximalwärts. Nach den Untersuchungen von Franke ist
die Ursache für die Deformität in einer Störung der Wachstums¬
richtung der Epiphyse zu suchen und nicht in einer Verbiegung
des Radiusschaftes. Die häufigste Form der subkutanen Subkutane
Sehnenzerreißungen an den Fingern ist nach Sehnen-
Schiatter die Abreißung der Streckaponeurose an dem Nagel- an den
gliede. Die heutzutage am meisten geübte Behandlungsmethode Fingern,
ist die Fization des Nagelgliedes in Strecksteilung durch eine
394
Wagner.
Luxatio
centralis
femoris.
Operative
Behandlung
irreponibler
vorderer Hüft-
luxationen.
Echte
Schenkelhals¬
frakturen im
kindlichen und
jugendlichen
Alter.
Coxa vara.
Veraltete
Kniescheiben¬
brüche.
Schiene. Sicherer, wenn auch nicht unfehlbar, ist das operative
Nahtverfahren.
Nach der Ansicht von Wörner gibt es eine isolierte Fraktur
des Bodens der Hüftgelenkspfanne mit Durchtreten des Femur¬
kopfes ins Becken, die durch eine einzige Gewalteinwirkung, meist
Fall auf die verletzte Hüfte entsteht und der sogen. Luxatio
centralis femoris der Lehrbücher entspricht. Bei irrepo-
niblen vorderen Hüftluxationen sollen wir nach Streiß-
lers Erfahrungen die Operation stets im Sinne einer blutigen
Reposition beginnen; wir werden in fast allen irischen und in
den meisten veralteten Fällen zum Ziele kommen (vergl. auch
S. 125). Die Resektion, die allerdings in der Technik einfacher
ist, hat meist Verkürzung des Beins im Gefolge. Schenkelhals¬
frakturen kommen in jedem Lebens¬
alter vor; sie sind im ersten Lebens¬
jahrzehnt am seltensten und werden
mit zunehmendem Alter immer häufi¬
ger. Die kompletten Frakturen des
jugendlichen Schenkelhalses kommen
am häufigsten an seiner Basis vor.
Bei sorgfältig durchgeführter Be¬
handlung tritt in der Regel Konsoli¬
dation in guter Stellung ein. — Nach
Kempf liegt der Coxa vara
(vergl. auch S. 122, 128) anatomisch
eine Verlagerung der Epiphyse zur
Diaphyse des Femur mit dem Effekt
einer Einrollung des unterenSchenkel-
halsrandes zu Grunde. Es gibt nur
eine Coxa vara traumatica. Die Be¬
handlung muß streng konservativ sein,
sie soll so früh wie möglich einsetzen und so lange als möglich durchge¬
führt werden. — Rotter (Fig. 38) benutzt zur operativen Behandlung
veralteter Patellarfrakturen mit größerer Distanz der Fragmente
einen streifenförmigen Lappen aus der Aponeurose des M. quadriceps,
dessen Spitze oben, dessen Basis unten am oberen Patellarfragment
liegt. Dieser Lappen wird so hinuntergeklappt, daß er mit seiner
Vorderseite auf die Fragmente und das Lig. patellare proprium zu
liegen kommt, mit denen er durch eine größere Anzahl Katgutknopf-
nähte exakt vereinigt wird. Nach den Untersuchungen von Büdinger
gehören Knorpelrisse zu den häufigsten traumatischen Verletzungen
(Nach Rotter, Eine neue Operation«-
inethode zur Heilung veralteter Knie¬
scheibenbrüche. Deutsche med. Wochen¬
schrift 1908, Nr. 17.)
Chirurgie.
395
des Kniegelenkes. Ihr Lieblingssitz ist an der Patella, demnächst
an den Kuppen der Femurkondylen. Zahlreiche Knorpelrisse heilen
im klinischen Sinne spontan. Bei den Meniskus Verletzungen
im Kniegelenk empfiehlt Katzenstein an Stelle der bisher in
Deutschland fast allgemein üblichen Resektion des Meniskus, die
fast nie zu voller Heilung führt, den Meniskus an der Tibia durch
Naht zu fixieren. Hierdurch erzielt man ideale Heilungsresultate.
Die Technik der Exstirpation von Kniegelenksmenisken muß
zwei Bedingungen erfüllen: sie muß einmal die größtmögliche Ueber-
sicht schaffen, zum anderen so wenig wie möglich von den wichtigen
Knieteilen (Seitenligamenten) verletzen. Herz empfiehlt einen seit¬
lichen, horizontalen, 6—8 cm langen Schnitt, der 1—1 '/< cm distal
von der Gelenkslinie und parallel mit ihr die Haut bis auf die
Kapsel durchtrennt. — Dumont empfiehlt die Hafftersche Modi¬
fikation der Amputatio cruris osteoplastica. Diese umgeht
die technisch oft nicht unbedeutenden Schwierigkeiten des Bi er sehen
Verfahrens dadurch, daß der Fibulastumpf die Sägeflächen der beiden
Diaphysen deckt. — Gehören isolierte Luxationen des ersten
Metatarsus schon an sich nicht zu den häufigeren Verletzungen, so
ist ein von Stieda beobachteter Fall von doppelseitiger iso¬
lierter Luxation des ersten Metatarsus ein Unikum. — Die
Erkrankung der periartikulären, konstant vorkommenden Sesam¬
beine des ersten Metatarsophalangealgelenkes ist sehr selten.
In den Fällen, in denen es sich um eine Fraktur des Sesambeines
gehandelt haben soll, glaubt Igelstein annehmen zu müssen, daß
es sich in allen diesen Fällen um eine kongenitale, einseitige Teilung
des medialen Sesambeines gehandelt hat, die zu neuralgischen Er¬
scheinungen führte. — Nach den Erfahrungen der v. Eiselsberg-
schen Klinik, die v. Frisch mitteilt, ist die Gleichsche Operation,
d. i. die Verlagerung des Fersenbeinhöckers nach unten, vorne und
innen für jene schweren Plattfüße, die allen unblutigen Behandlungs¬
methoden trotzen, ein geeignetes Verfahren und insbesondere den
Sehnenplastiken vorzuziehen. — Nach den eingehenden Untersuchungen
von Jacobsthal ist bei den Fersenschmerzen klinisch eine
exakte Diagnose vielfach überhaupt nicht zu stellen; aber auch der
Erfolg der Operation läßt vielfach die Ursache der Erkrankung nur
mit Vorsicht deuten. Die häufigsten Ursachen der Fersen sch merzen
waren eine Bursitis achillea profunda, eine Epiphysenerkrankung,
ein Calcaneussporn, eine Kontusion des Calcaneus.
Traumatische
Knorpelrisse
im Knie¬
gelenke.
Meniskus¬
verletzungen
im Knie¬
gelenk.
Exstirpation
von Knie¬
gelenks¬
menisken.
Amputatio
cruris
osteoplastica.
Doppelseitige
isolierte
Luxation
des ersten
Metatarsus.
Pseudo¬
frakturen der
Sesambeine
des ersten
Metatarso-
phalangeal-
gelenks.
Gleichsche
Operation
bei Plattfuß.
Fersen¬
schmerzen.
396
Wagner.
Literatur.
L. Arnsperger, Ueber die Indikation zur Gastroenterostomia
posterior antecolica. Beitr. z. klin. Cbir. Bd. LVI, H. 1. — Alhausen.
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schen Osteopsathyrosis. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 1—3. —
Derselbe, Histologische Untersuchungen über Knochentransplantation
am Menschen. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCI, H. 3—4. — E. Bär,
Die Resultate der Appendizitisbehandlung am Kantonsspital Münsterlingen.
Beitr. z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 3. — W. Baetzner, Zur Behandlung
der Arthritis gonorrhoica der großen Gelenke mittels Stauungshyperämie.
Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII, H. 1. — R. v. Baracz, Ein Beitrag
zur Kenntnis und Aetiologie der seitlichen Bauchhemien. Arch. f. klin.
Chir. Bd. LXXXV, H. 1. — N. Bardescu, Die Leistenmethode in der
Operation der Schenkelbrücbe. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 2. —
A. Barth, Ueber Osteoplastik. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 4.
— E. G. Beck, Eine neue Methode zur Diagnose und Behandlung von
Fistelgängen. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 19. — Benckiser u.
Krumm, Ueber eine neue Methode der Karzinombehandlung nach Dr.
de Keating-Hart. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXXIV, Nr. 10. —
E. Bergeat, Ueber Thoraxresektion bei großen veralteten Empyemen.
Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII, H. 2. — A. Bier, Ueber einen neuen Weg,
Lokalanästhesie an den Gliedmaßen zu erzeugen. Arch. f. klin. Chir.
Bd. LXXXVI, H. 4. — Derselbe, Rückenmarksanästhesie. Deutsche
Zeitschr. f. Chir. Bd. XCV, H. 1—5. — E. Bircher, Ein Beitrag zur
Chirurgie der nicht parasitären Milzzysten. Deutsche Zeitschr. f. Chir.
Bd. XCII, H. 4—6. — Derselbe, Beitrag zur Magenchirurgie und zur
Technik der Gastroenteroanastomose. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV,
H. 1. — Blauei, Ueber die Entfernung von Gebissen aus der Speiseröhre
mit Hilfe des Oesophagoskops. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVIII, H. 1. —
B1 e c h e r, Die Schädigung des N. medianus als Komplikation des typischen
Radiusbruches. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII, H. 1. — Derselbe,
Ueber die Behandlung akut entzündlicher Erkrankungen mit künstlicher
Hyperämie. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII, H. 4—5. — Derselbe,
Ueber Fistula colli mediana und ihre Beziehungen zur Schilddrüse. Deutsche
Zeitschr. f. Chir. Bd. XCI, H. 5—6. — Ph. Bockenheimer, Ueber die
diffusen Hyperostosen der Schädel- und Gesichtsknochen. Arch. f. klin.
Chir. Bd. LXXXV, H. 2. — Derselbe, Atlas chirurgischer Krankheits¬
bilder in ihrer Verwertung für Diagnose und Therapie. Berlin u. Wien.
— Derselbe, Behandlung des Tetanus mit lipoiden Substanzen. Arch. f.
klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 2. — W. L. Bogoljuboff, Ueber Unter¬
bindung des Darmes. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 4. — Borchard,
Zur Frage der konservativen Operationsmethoden bei den Sarkomen der
langen Röhrenknochen. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII, H. 1. —
Chirurgie.
397
K. Borszeky, Die Lumbalanästhesie und ihre Neben- und Nachwirkungen.
Beitr. z. klin. Chir. LVIII, H. 3. — Derselbe, Die chirurgische Behand¬
lung des peptischen Magen- und Duodenalgeschwürs. Beitr. z. klin. Chir.
Bd. LV1I, H. 1. — Brandenstein, Zur Frage der Antitoxinbehandlung
bÄm Wundstarrkrampf. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 1—3.
— H. Braun, Ueber Ganglionneurome. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI,
H. 3. — W. Braun, Beitrag zur Frage der operativen Behandlung der
Rückenraarksschüsse. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIV, H. 1—2. —
A. Brenner, Radikaloperation der Nabelbrüche durch Lappendoppelung.
Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 1. — F. Brewitt, Zur Operation
der akuten Pankreasliämorrhagie. Berl. klin. Wochenschr. Bd. XLV, Nr. 11.
— F. Brüning, Ueber Appendizitis nach Trauma. Arch. f. klin. Chir.
Bd. LXXXVI, H. 4. — M. v. Brunn, Weitere Erfahrungen über die Be¬
handlung der appendizitischen Abszesse mit Naht. Beitr. z. klin. Chir.
Bd. LVIII, H. 1. — P. Buchmann, Behandlung knöcherner Ellbogen¬
gelenksankylosen mittels Ueberpflanzung von ganzen Gelenken. Zentralbl.
f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 19. — K. Büdinger, Ueber traumatische Knorpel¬
risse im Kniegelenke. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 4—6. —
Capelle, Ueber die Beziehungen der Thymus zum Morbus Basedowii.
Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVIII, H. 2. — L. Cardenal, Ueber Dauer¬
katheterismus der Ureteren in der chirurgischen Behandlung verschiedener
Blasenleiden und der Prostatahypertrophie. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV,
Nr. 21. — P. Clairmont, Zur Behandlung des Angioma arteriale race-
mo8um. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 2. — Derselbe, Ueber das
experimentell erzeugte Ulcus ventriculi und seine Heilung durch die Gastro¬
enterostomie. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 1. — H. Coenen, Die Be¬
handlung des suprakondylären Oberarmbruches. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LX,
H. 1—2. — M. Cohn, Beziehungen zwischen dem Bakterienbefunde und
dem klinischen Bilde der akuten Wurmfortsatzentzündung. Arch. f. klin.
Chir. Bd. LXXXV, H. 3. — D. J. Cr an well, Diagnose und Behandlung
der chronischen Hernia diaphragmatica. Rev. de chir. Bd. XXVIII, H. 1.
— Crede, Gastroenterostomia caustica. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI,
H. 3. — 0. Cr eite, Beiträge zur Chirurgie des Magenkarzinoms. Deutsche
Zeitschr, f. Chir. Bd. XCIV, H. 4—6. — B. Csermäk, Ueber Urinbefunde
nach Lumbalanästhesie. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 7. — V. Czerny,
Ueber die Blitzbehandlung der Krebse. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI,
H. 3. — K. Dahlgren, Die habituelle Schultergelenksluxation. Nord. med.
arkiv Bd. XLI, H. 8. — N. Damianos, Die Darmresektion bei brandiger
Darmeinstülpung beim Kinde. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 4—6.
— P. Daneel, Beitrag zur Anwendung des Murphyknopfes bei der Magen-
Darm-Anastomose. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII, H. 3. — Derselbe,
Bericht über die in der Heidelberger Klinik von 189S—1905 beobachteten
Fälle von Magenkarzinom. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 2. —
W. Danielsen, Ueber den Einfluß der Warme- und Kältebehandlung bei
Infektionen des Peritoneums. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 5. —
398
Wagner.
Derselbe, Ueber die Notwendigkeit und Möglichkeit der Erhaltung der
Milz bei Verletzungen und Erkrankungen dieses Organs. Beitr. z. klin.
Chir. Bd. LX, H. 1—2. — F. L. Dumont, Eine neue Methode der Am*
putatio cruris osteoplastica. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 4—6.
— Ad. Ebner, Ein vereinfachtes Operationsverfahren des Nabelbruches.
Beitr. z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 8. — H. Eggenberger, Harnblasen¬
brüche. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIV, H. 5—6. — Ehrlich, Zur
Kasuistik und Behandlung der Divertikel der männlichen Harnröhre. Beitr.
z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 1. — N. Ellerbroek, Beobachtungen über
Schulterluxationen nach hinten. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII,
H. 4—6. — C. A. Eisberg, Bauchlage zur Verminderung der Pneumo¬
thoraxgefahren bei Operationen in der Brusthöhle. Zentralbl. f. Chir.
Bd. XXXV, Nr. 10. — E. Enderlein, Ueber Blasenektopie. v. Volk¬
manns Samml. klin. Vortr. 472—78. — P. Es au, Ueber die Radikal¬
operationen der Nabelbrüche. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCI, H. 8—4.
— M. Eschenbach, Zur chirurgischen Behandlung der Nabelhemien.
Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 1. — K. Ewald, Hilfsbuch zum An¬
legen chirurgischer Krankengeschichten. Leipzig u. Wien 1909. — Evler,
Zur Behandlung von Schlüsselbeinbrüchen. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV,
Nr. 3. — Feiner, Die verschiedenen Formen der puerperalen Mastitis
und ihre Behandlung. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIV, H. 8—4. —
H. Flörcken, Das Fadenrezidiv nach Gallensteinoperationen. Deutsche
Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII, H. 3. — P. Frangenheim, Experimentelle
Untersuchungen über den Einfluß der Saugbehandlung auf lokale Ent¬
zündungsherde. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 1—3. — Derselbe,
Die Myositis ossificans im M. brachialis nach Ellbogenluxationen, ihre
Diagnose und Behandlung. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXXIV, Nr. 12. —
Franke, Zur Anatomie der Madelungschen Deformität der Hand. Deutsche
Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 1—3. — G. Friedei, Operative Behand¬
lung der Varizen, Elephantiasis und Ulcus cruris. Arch. f. klin. Chir.
Bd. LXXXVI, H. 1. — P. L. Friedrich, Die operative Beeinflussung ein¬
seitiger Lungenphthise durch totale Brustwandmobilisierung und Lungen¬
entspannung. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 8. — O. v. Frisch,
Die Gleichsche Operation und ihre Bedeutung für die Therapie des Platt¬
fußes. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 2. — G. Gatti, Die Nieren¬
entkapselung bei chronischer Nephritis. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, H.3.
— Gelinsky, Die Heißluftbehandlung nach Bauchoperationen. Zentralbl. f.
Chir. Bd. XXXV, H. 1. — Gobie t, Fixation der Wanderniere und Wanderleber
mit Magnesiumplatten. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 40. — C. Goebei,
Ueber kongenitales Femursarkom. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 1. —
P. Gödecke, Latente Appendizitis mit Ileuserscheinungen im jugendlichen
Alter. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCV, H. 1—5. — F. Goldschwend,
Operations- und Dauererfolge bei maligner Geschwulstbildung des Magens.
Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVIII, H. 1. — Gottstein, Weitere Fort¬
schritte in der Therapie des chronischen Kardiospasmue. Arch. f. klin.
Chirurgie.
399
Chir. Bd. LXXXVII, H. 3- — E. v. Gr aff, Klinische und experimentelle
Beiträge zur Bierschen Stauung. Beitr. z. klin. Chir. Bd. L1X, H. 3. —
A. Groß ich, Eine neue Sterilisierungsmethode der Haut bei Operationen.
Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 44. — N. Guleke, Ueber die experi¬
mentelle Pankreasnekrose und die Todesursache bei akuten Pankreas¬
erkrankungen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 3. — Th. Gümbel,
Ueber Wirbelbrüche mit besonderer Berücksichtigung einiger seltener
Formen. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCV, H. 1—5. — v. Hacker,
Ueber Resektion und Plastik im Halsabschnitt der Speiseröhre, insbesondere
beim Karzinom. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 2. — M. Haffter,
Zur Laparotomie bei subkutaner Milzruptur. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI,
H. 2. — A. Hagentorn, Ueber Bauchschüsse im Frieden und ihre Be¬
handlung. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 1—3. — J. Hagen¬
torn, Zur Frage der Nierentumoren und retroperitonealen Geschwülste.
Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 4. — J. Hahn, Die Radikaloperation
der [Jeberhernien. Arcb. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 3. — F. Haim,
Ueber Appendizitis im höheren Alter. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII,
H. 4—6. — 0. Haldenwang, Ueber echte Schenkelhalsfrakturen im
kindlichen und jugendlichen Alter. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 1. —
Hashimoto u. Saito, Erzielung tragfähiger Amputationsstümpfe. Arch.
f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 3. — Hashimoto u. So, Ueber Pseudarthrosen-
behandlung nach Schußverletzungen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI,
H. 2. — K. Heinrichsen, Ueber die Behandlung akuter und subakuter
Eiterungen mit Stauungshyperämie nach Bier. Arch. f. klin. Chir.
Bd. LXXXVII, H. 1. — C. Helbing, Zur Technik der Gaumenspalten¬
operation. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 27. — E. Heller, Beitrag
zur Methode der Unterkieferresektion. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII,
H. 4—6. — M. Herz, Technik der Exstirpation von Kniegelenksmenisken.
Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 2. — 0. Hildebrand, Beitrag zur
Chirurgie des unteren Oesophagusabschnittes. Berl. klin. Wochenschr.
Bd. XLV, Nr. 12. — G. Hirschei, Der heutige Stand der operativen
Therapie der akuten, diffusen, eitrigen Peritonitis. Beitr. z. klin. Chir.
Bd. LVI, H. 2. — J. Hochenegg, Jahresbericht der II. chirurgischen
Klinik zu Wien, 1906. Berlin u. Wien. — A. Hoffa u. G. A. Wollen¬
berg, Arthritis deformans und sogen, chronischer Gelenkrheumatismus.
Stuttgart. — A. Hofmann, Zur Klinik und Behandlung der Halswirbel¬
schüsse. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 4—6. — C. Hof mann,
Welchen Einfluß hat das Ueberdecken der Maske mit einem Handtuche
auf den Verlauf der Chloroformnarkose? Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV,
Nr. 22. — M. Hofmann, Periosttransplantation bei Behandlung knöcherner
Gelenkankylosen. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 3. — Hose mann,
Ueber Urinbefunde nach Lumbalanästhesie mit Stovain. Zentralbl. f. Chir.
Bd. XXXV, Nr. 3. — G. Hotz, Ein Beitrag zur Lungennaht. Deutsche
Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, II. 4—6. — Derselbe, Die Skopolamin-
Morphinnarkose. v. Volkmanns Samml. klin. Vortr. 471. — H. Jacobs-
400
Wagner.
thal, Ueber Fersenschmerzen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVIII, H. 1.
-L. Ig eiste in, Ueber die Pseudofrakturen der Sesambeine des ersten
Metatarsophalangealgelenks. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII, H. 6.
— Th. Jonnesco u. J. Großmann, Ueber Zirrhose des Magens. Rev.
de chir. Bd. XXVIII, H. 1. — H. Iselin, Behandlung akut eitriger Ent¬
zündungen mit heißer Luft. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 43. —
H. Ito u. Y. Sogesima, Ueber die chirurgische Behandlung des Magen¬
geschwürs und seiner Folgezustände. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCV,
H. 6. — Dieselben, Zur zweiten Billrothschen Methode der Magen¬
resektion. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 4—6. — 0. Jüngling,
Ueber die Behandlung der Prostatahypertrophie mittels Injektion von art¬
fremdem Blut. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCV, H. 6. — M. Eatzen¬
stein, Beitrag zur Entstehung und Behandlung der Meniskusverletzongen
im Kniegelenk. Berl. klin. Wochenschr. Bd. XLV, Nr. 5. — W. Kausch,
Die Behandlung des Hydrozephalus der kleinen Kinder. Arch. f. klin.
Chir. Bd. LXXXVII, H. 3. — de Keating-Hart, La fulguration des
cancers. Arch. internat. de chir. Bd. IV, H. 1. — F. Kempf, Prinzipielles
über Begriff, Aetiologie und Therapie der Coxa vara. Arch. f. klin. Chir.
Bd. LXXXV, H. 3. — A. v. Khautz jr., Zur operativen Behandlung des
perforierten Magengeschwürs. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 1. —
P. Klemm, Die Bedeutung des Kotsteines für die Entstehung und den
Verlauf der akuten Appendizitis. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 4.
— Derselbe, Die operative Therapie des Morbus Basedowii. Arch. f.
klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 1. — Derselbe, Die chirurgische Behandlung
der Verbrennungskontrakturen der Hand und Finger durch Wanderlappen-
Fernplastik. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 4—6. — 0. Kneise,
Handatlas der Zystoskopie. Halle. — Th. Kocher, Appendicitis
gangraenosa und Frühoperation. Korrespondenzbl. f. Schweizer Aerzte,
1898, Nr. 13. — Derselbe, Ueber Schilddrüsentransplantation. Arch. f.
klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 1. — Th. Kölliker, Zur Technik der sekun¬
dären Sehnennaht. Münch, med. Wochenschr. Bd. LV, Nr. 47. — F. König,
Ueber die Behandlung der durch Lungenverletzung bei subkutanen Rippen¬
brüchen entstandenen Komplikationen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII,
H. 2. — E. Köppl, Beiträge zur Kenntnis und Kasuistik der Hernia
ischiadica. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVIII, H. 2. — H. Kolaczek, Ueber
das primäre Muskelangiom. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI, H. 2. —
N. W. Kopyloff, Die Behandlung des Kryptorchismus. Arch. f. klin.
Chir. Bd. LXXXV, H. 4. — R. Kothe, Dünndarminvagination durch Ein¬
stülpung eines Meckelschen Divertikels. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCV,
H. 1—5. — F. Krause, Chirurgie des Gehirns und Rückenmarks. I. Teil.
Berlin u. Wien. — Derselbe, Subkutane Dauerdrainage der Hirnventrikel
beim Hydrozephalus. Berl. klin. Wochenschr. Bd. XLV, Nr. 25. —
L. Kredel, Ueber Wundscharlach. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII,
H. 4. — Krüger, Ueber die Entfernung des Wurmfortsatzes bei der Bauch¬
operation. D‘'nt«che Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII. H. 4—6. — H. Kümmel!,
Chirurgie.
401
Abkürzung des Heilungsverlaufes Laparotomierter durch frühzeitiges Auf¬
stehen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 2. — v. Küster, Grund¬
züge der allgemeinen Chirurgie und chirurgischen Technik. Berlin u. Wien.
— H. Küttner, Zur Behandlung schwerer Schußverletzungen der Lunge
mit primärer Naht. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIV, H. 1—2. —
Derselbe, Druckdifferenz-Operationen. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LX,
H. 1—2. — F. Kuhn, Darmanastomose mittels Gumminaht der Schleim¬
häute. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 25. — A. Läwen, üeber die
Serumbehandlung des Milzbrandes beim Menschen. Deutsche Zeitschr. f.
Chir. Bd. XCV, H. 5. — Lanz, Die Transplantation betreffend. Zentralbl.
f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 1. — Derselbe, Der Mc Burneysche Punkt.
Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 7. — Derselbe, Zweizeitige Prostat¬
ektomie unter Lokalanästhesie. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXXIV,
Nr. 22. — K. G. Lennander, Temporäre Gastrostomie bei Magen- oder
Duodenalgeschwüren. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 4—6. —
R. Lenzmann, Zur Händedesinfektion. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV,
Nr. 4. — G. Lerda, üeber die Prophylaxis der chirurgischen Infektionen
vermittels präventiver Immunisierung. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV,
H. 4. — Edm. Leser, Allgemeine Chirurgie in 50 Vorlesungen. Jena. —
R. Lesk, üeber Gallensteinileus. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIV,
H. 1—2. — E. Lexer, Die Verwendung der freien Knochenplastik, nebst
Versuchen über Gelenkversteifung und Gelenktransplantation. Arch. f.
klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 4. — Derselbe, Lehrbuch der allgemeinen
Chirurgie, 3. Auf!., 2 Bände. Stuttgart. — A. v. Lichtenberg, Allgemeine
Betrachtungen über die Einteilung und Verhütungsmöglichkeit der post¬
operativen Lungenkomplikationen. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII, H. 2. —
V. Lieblein, üeber die Behandlung der narbigen Speiseröhrenverenge¬
rungen mittels der Sondierung ohne Ende. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI,
H. 3. — Derselbe, Ein neuer Darmknopf. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV,
Nr. 4. — Derselbe, Der Galalithdarraknopf. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVIII,
H. 2; Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 19. — E. Li eck, Zur funktionellen
Nierendiagnostik. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 2. — K. Linden¬
born, üeber Röntgentumoren. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 2. —
Lindenstein, 500 Lumbalanästhesien. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI, H. 3.
— Derselbe, Zur Lehre von der Hernia epigastrica. Beitr. z. klin. Chir.
Bd. LVII, H. 2. — F. Linkenheld, Beiträge zur Brucheinklemmung der
Appendices epiploicae. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 4 —6. —
C. Longard, Beitrag zur operativen Behandlung der Invagination des
Colon descendens. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 21. — M. Lossen,
Beiträge zur extrakapsulären Radikalresektion des tuberkulösen Ellbogen¬
gelenks. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 1—3. — Lotheißen,
Ein Vorschlag zur Operation tiefsitzender Oesophagusdivertikel. Zentralbl.
f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 27. — Lotsch, Die subkutane Milzzerreißung und
ihre Behandlung. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII, H. 1. — A. Machol,
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 26
402
Wagner.
Die Luxatio cubiti posterior und ihr Verhältnis zur sogen. Myositis ossifi-
cans traumatica. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI, H. 3. — H. Machtle,
Ueber die primäre Tuberkulose der mesenterialen LymphdrQsen. Beitr.
z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 1. — G. Mandry, Rhinoplastik mittels direkter
Einpflanzung eines Uautperiostknochenlappens aus der Schlüsselbein-Schulter¬
gegend. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII, H. 1. — W. Mark, Die Chole-
zystostomien der Heidelberger chirurgischen Klinik 1901—1906. Beitr. z.
klin. Chir. Bd. LVII, H. 3. — E. Martini, Ueber einen neuen Apparat
für die Behandlung der Frakturen des Armes. Deutsche Zeitschr. f. Chir.
Bd. XCIII, H. 4—5. — Derselbe, Zur Technik der Radikaloperation der
Nabelbrüche. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIV, II. 3—4. — Meißner,
Ueber Hautdesinfektion mit Alkohol. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVIII, H. 1.
— Meurers, Erfahrungen über die Jodoformknochenplombe nach
v. Mosetig-Moorhof. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI, H. 1. — H. Meyerson,
Ueber entzündliche Bauchdeckentumoren im Gefolge der Appendizitis.
Beitr. z. klin. Chir. Bd. LX, H. 1—2. — T. Miyata, Beiträge zum Kapitel
der totalen Skalpierung. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 4. — Morn-
bürg, Die künstliche Blutleere der unteren Körperhälfte. Zentralbl. f.
Chir. Bd. XXXV, Nr. 23. — G. Montandon, Die Theorie der verschie¬
denen Mechanismen der Lunatumluxation. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII,
H. 1. — A. N. Moschcowitz, Zur Frage des Bauchschnittes bei Appendi¬
zitisoperationen. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 11. — 0. Münch¬
meyer, Kritischer Bericht über 1000 Lumbalanästhesien mit Stovain
(Billon). Beitr. z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 2. — H. Myake, Ueber die
Askaridenerkrankung in der Chirurgie. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV,
H. 1 . — Nagelschmidt, Bemerkungen zur Blitzbehandlung (Fulguration).
Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXXIV, Nr. 10. — F. R. Nager u.
J. B ä u m 1 i n, Beiträge zur Pathologie und Therapie der sogen. Bantischen
Krankheit. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI, H. 2. — Neuhaus, Fremdkörper
im Magen und in der Speiseröhre. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 1.
— W. Noetzel, Zur Therapie der Pankreatitis. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII.
H. 3. — O. Nordmann, Intraperitoneale Ruptur der Harnblase. Deutsche
med. Wochenschr. Bd. XXXIV, Nr. 4. — K. Ogata, Die Saugbehandlung
als schmerzstillendes Mittel bei den Aftererkrankungen. Zentralbl. f. Chir.
Bd. XXXV, Nr. 10. — E. Ohse, Ueber Dauererfolge bei der Behandlung
der Fußwurzeltuberkulose durch Resektion mit vorderem und hinterem
Querschnitt. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII, H. 2. — A. D. Pawlowsky,
Ueber die Aetiologie der Noma. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 1. —
E. Payr, Osteoplastischer Ersatz nach Kieferresektion. Zentralbl. f. Chir.
Bd. XXXV, Nr. 36. — A. Peiser, Ueber den sogen. Wringverschluß des
Darmes. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII, H. 1. — Derselbe, Ueber Anti-
fermentbeliandlung eitriger Prozesse ohne Inzision. Zentralbl. f. Chir.
Bd. XXXV, Nr. 26. — Derselbe, Ueber das Panaritium der Melker.
Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 28. — F. Pels-Leusden, Ueber den
sogen, kongenitalen Defekt der Bauchmuskulatur. Arch. f. klin. Chir.
Chirurgie.
403
Bd. LXXXV, H. 2. — S. Peltesohn, Beiträge zur operativen Behandlung
der Knochenbrüche und ihrer Folgen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI,
H. 3 u. 4. — Ch. Perret, Ueber die Dauerresultate bei Coxitis tuberculosa.
Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 2. — Perthes, Zur operativen Be¬
handlung des chronischen Lungenabszesses. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI,
H. 4. — J. Petrivalsky, Zur Therapie der Phimose. Arch. f. klin. Chir.
Bd. LXXXV, H. 2. — A. Posselt, Beiträge zur Tetanusantitoxinbehand¬
lung. Zeitschr. f. Heilkunde Bd. XXVIII, H. 12. — F. Protopopow,
Zur Frage der postoperativen Pneumonien. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV,
H. 4. — B. Przewalski, Zur Symptomatologie des Magenkrebses. Zentral¬
blatt f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 16. — E. Ran zi, Ueber postoperative Lungen¬
komplikationen embolischer Natur. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 2. —
A. Reich, Ueber Echinokokken der langen Röhrenknochen. Beitr. z. klin.
Chir. Bd. LIX, H. 1. — Derselbe, Die Verletzungen des N. vagus und
ihre Folgen. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI, H. 3. — P. Reichel, Lehr¬
buch der Nachbehandlung nach Operationen. Wiesbaden. — J. C. Rein¬
hardt, Zur temporären Aufklappung beider Oberkiefer nach Kocher.
Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 19. — L. Renner, Zur Behandlung von
Verbrennungen. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 30. — Derselbe, Indi¬
kationen und Resultate der Blasennaht. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVIII, H. 3.
— Riedel, Die Frühoperation der akuten schweren Cholezystitis. Deutsche
med. Wochenschr. Bd. XXXIV, Nr. 22. — H. Rimann, Zur künstlichen
Blutleere der unteren Körperhälfte nach Momburg. Deutsche Zeitschr. f.
Chir. Bd. XCIV, H. 1, 2. — C. Ritter, Ein einfaches Mittel gegen Er¬
brechen beim Aetherrausche. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 28. —
Derselbe, Zur Diagnose der Knochenechinokokken. Deutsche Zeitschr.
f. Chir. Bd. XCIII, H. 2. — W. Röpke, Ueber progressive Rippenknorpel¬
nekrose. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 4. — 0. Roith, Zur Indi¬
kationsstellung für die verschiedenen Anästhesierungsverfahren. Beitr. z.
klin. Chir. Bd. LVII, H. 2. — S. Rolando, Ueber die Behandlung der
akuten eitrigen Osteomyelitis. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 20. —
P. Rosenstein, Ueber die Behandlung der Blasentuberkulose nach Rovsing.
Berl. klin. Wochenschr. Bd. XLV, Nr. 5. — J. Rotter, Eine neue Opera¬
tionsmethode zur Heilung veralteter Kniescheibenbrüche. Deutsche med.
Wochenschr. Bd. XXXIV, Nr. 17. — R. v. Rydygier jr., Beitrag zur
pathologisch-anatomischen Untersuchung der Hämorrhoiden. Deutsche Zeit¬
schrift f. Chir. Bd. XCI, H. 5, 6. — G. v. Saar, Zur Kenntnis der trau¬
matischen Abszesse des Mediastinum anticum. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LIX,
H. 1. — A. Schanz, Jodpinselungen zur Erzielung schmaler Narben.
Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 32. — C. Schiatter, Subkutane Sehnen¬
zerreißungen an den Fingern. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCI, H. 3, 4. —
H. Schloffer, Ueber chronisch entzündliche Bauchdeckentumoren nach
Hernienoperationen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVIII, H. 1. — A. Schön¬
werth, Ueber subkutane extraperitoneale Blasenrupturen. Arch. f. klin. Chir.
Bd. LXXXV, H. 4. — Schulz, Zur Prognose der traumatischen unkompli-
404
Wagner.
zierten Schulterluxation. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LX, H. 1, 2. — E. Schü¬
mann, Zur Entstehung der intestinalen Aktinomykose. Deutsche Zeitschr.
f. Chir. Bd. XCI, H. 8—4. — 6. Schwalbach, Postoperative Magen-
Darmblutungen speziell nach Appendizitisoperationen. Deutsche Zeitschr.
f. Chir. Bd. XCV, H. 1—5. — Schwarz, Zur Frage der Behandlung des
äußeren Milzbrandes beim Menschen. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII,
H. 2—4. — G. Seefisch, Steinbildung in den oberen Harnwegen nach
Verletzung der Wirbelsäule. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIV, H. 5, 6.
— H. Seidel, Bemerkungen zur Chondrektomie bei Emphysem infolge
starrer Thoraxdilatation. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVIII, H. 3. — Shiota,
Zur Pathologie und Therapie der tumorbildenden, stenosierenden lleozök&I-
tuberkulöse. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 4. — P. Sick, Zur Be¬
handlung septischer und pyämischer Allgemeininfektion. Zentralbl. f. Chir.
Bd. XXXV, Nr. 31. — H. Siegrist, Ueber Manus valga. Deutsche Zeit¬
schrift f. Chir. Bd. XCI, H. 5, 6. — R. Sievers, Ein Fall von Embolie
der Lungenarterie nach der Methode von Trendelenburg operiert. Deutsche
Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII, H. 3. — Ed. Sonnenburg, Pathologie und
Therapie der Perityphlitis. Leipzig. — Sonnenburg u. Mühsam, Ver¬
bandlehre. Berlin. — Steinthal, Zur Dauerheilung des Brustkrebses.
Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 3. — K. Stern, Operation eines
Aneurysma embolo-mycoticum einer Mesenterialarterie. Beitr. z. klin. Chir.
Bd. LVII, H. 2. — R. Stich, Exstirpation eines Aneurysma arterio-venosum
der Poplitaea. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCV, H. 6. — A. Stieda,
Ueber eine doppelseitige isolierte Luxation des I. Metatarsus. Berl. klin.
Wochenschr. Bd. XLV, Nr. 10. — E. Streißler, Ueber die operative Be¬
handlung irreponibler vorderer Hüftluxationen. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVIII,
H. 8. — E. Stumme, Akromegalie und Hypophyse. Arch. f. klin. Chir.
Bd. LXXXVII, H. 2. — R. Stumpf, Beitrag zur Magencbirurgie. Beitr.
z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 3. — W. Sykoff, Ueber die Behandlung von
krebsigen Geschwüren. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 5. — D. Teleky,
Zur Therapie der Phosphornekrose. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 2.
— H. Teske, Beitrag zur Aetiologie des angeborenen Schulterhochstandes.
Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 29. — Thelemann, Beitrag zu den post-
operativen Magen-Darmblutungen. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII,
H. 1. — H. Thiemann, Fremdkörper im oberen Teile des Oesophagus.
Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 3. — Fr. Trendelenburg, Zur
Operation der Embolie der Lungenarterie. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV,
Nr. 4. — Derselbe, Ueber die operative Behandlung der Embolie der
Lungenarterien. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 8. — M. Val las
u. L. Desgouttes, Tarsectomie avec Conservation du calcaneum. Revue
de chir. Bd. XXVIII, H. 8. — W. Vaßmer, Beitrag zur Kenntnis der
primären Tumoren des Proc. vermiformis und deren ätiologischer Bedeutung
für die Appendizitis. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCI, H. 5, 6. —
E. Venus, Almatein in der Chirurgie. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 17.
— Th. Voeekler, Ueber den primären Krebs des Wurmfortsatzes. Arch.
Chirurgie.
405
f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 2. — K. Vogel, Ueber eine typische Fraktur
des Epicondylus internus femoris. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 4.
— R. Weglowski, Ueber die Entstehung der seitlichen Halsfisteln.
Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 14. — Wilms, Eine neue Methode
der Prostatektomie. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII, H. 4, 5. —
A. Wörner, Zur Frage der Luxatio centralis femoris. Beitr. z. klin.
Chir. Bd. LVI, H. 1. — Wullstein u. Wilms, Lehrbuch der Chirurgie.
Bd. I. Jena. — 0. Zuckerkandl, Ueber Nierensteine. Arch. f. klin.
Chir. Bd. LXXXVII, H. 2.
3. Geburtshilfe und Gynäkologie.
Von Professor Dr. J. Klein, Lehrer an der Hebammenschule
in Straßburg i. E.
Mit 15 Abbildungen.
Geburtshilfe.
Alkohol- Allgemeines. Schumburg hat uns gezeigt, daß eine sichere
desmfektion. Händedesinfektion 'nur mit Alkohol, dem '/* °/o Salpetersäure oder
l°/o Formalin zugesetzt ist, mit Weglassung von Wasser, Seife und
Bürste möglich sei. Ein 3 Minuten langes Abreiben der Hände mit
Wattebäuschchen soll genügen. Pfisterer meint dagegen, daß die
Desinfektionsmethode mit reinem Alkohol während & Minuten nur
für kurzdauernde Notoperationen genügt. Viel sicherer soll die an
der v. Herffsehen Klinik von Oeri erprobte Desinfektion mit
Alkohol und Azeton ana sein. Ein neues Händedesinfiziens,
welches für die Hände nicht reizend ist und sich besonders für
Hände, die gegen Quecksilber empfindlich sind, eignet, wollen Füth
Formicin. und Meyerstein einführen. Es ist dies Formicin, d. h. Formalde-
hydazetamid in 5°/oiger alkoholischer Lösung. Sehr auffüllig ist der
Einschränkung Vorschlag Kr önigs, die aseptis chen Maßnahmen in der Ge¬
burtshilfe einzuschränken. Er verlangt möglichst keine
Desinfektion der inneren Geschlechtsteile noch der äußeren der Ge¬
bärenden und Leitung der Geburt möglichst so, daß die geburts¬
leitende Person keine Desinfektion ihrer Hände vorzunehmen hat,
eventuell dicke Gummihandschuhe gebraucht. Die Resultate seien
auf diese Weise besser als bei desinfizierenden Maßnahmen. Eigene
Apparate und ein neues Verfahren zur Sterilisation der Gummi¬
handschuhe haben Fießler, Iwase und Döderlein angegeben.
Es besteht hauptsächlich in Dampfsterilisation und Trockenbehand¬
lung der Gummihandschuhe, welche dadurch besonders geschont
werden, was für das Budget größerer Anstalten von Wichtigkeit ist.
Der Skopolamin-Mo rphium-Dämmer schlaf bei Geburten
ist jetzt so ziemlich allgemein nachgeprüft worden. An der Spitze steht
die Freiburger Klinik, von der er ausgegangen ist, welche über
der Asepsis.
Sterilisation
der Gummi¬
handschuhe.
Skopolamin-
Morphium-
Narkose.
Gebu4«i>i}fe m^Gyoäkologjp.
un?bhät)giß; von vurfbgt. Die Tocbiu^ die uns Krönig
nochmals eingehend auseinund^etzit, ist aah-e-
F'ip. 39. jru dÜBs/iibf, wi« sie Gauß früher angegeben
hft. Es yritä: .-«eieysi. ;$kö|tf»lMflSk und
;:*.<} 'V-H M.-irphiuiu gegeben, «uh*. -Stunde -uaehher
!•: »ad» t r ni-Aj&nd.en *HkX> 15—0.»X)03 Skopol-
atuin ohne Murpkuu®;; ftaM./badts Stunde darauf
Prüfung der 31 erkI'ähigkdt:' ist Amnestie noch'
wird üoßhnial» Skopolamin
biehfc eirigetreten.
$ugftspHt.fcti Nur (Inrch schärfste KontroÜe der
Dosierung wird erreicht, daß die Dauer dar Ge-
hur?’ nicht ungünstig beeinflußt wird und auch
dem Kinde oder der Mutter keine-Göf&Sör droht.
Geber ähnliche Erfabnuigeh berieb£.«u Difrt-
nercz.
Maigi eld:,. Iv. Mu f.-kr und Ivlei
Ifi GcL/läf versetzt
ebenso wie
M v.tGy vTr*ß&h't'.
ine»l WbGt*£«$cltfv
deijtöte, h<arvor, daß Vorsicht nötig und dies
Vefihbreii nur in Antifa Utm angebracht sei-
-mul, WochtMicInf nm«. Nr. :»X>
der Erüönmigsfieandiij idor* kleine Morph innvinjoktiou j Chloroform
sä« ntrc v Ä^fp : •. ' ödep beiiu Emsebn»:irderj des
V'u i t hält.
die Skopöiaudh-Mo
rphipm* Kßrkosn nur ;l>&:
Höur-
-nstlihiiie ihr
ange&dgr, und örlH
ubt, sonst genügt gegen
Ende
; '* v - v i : "; '■ ''v-’;**!*t,i.!#£&>
^ ; ;•■''• ^.,4lv . '
$■£%,
• ‘ ’i'U i " •••le • • li. * ■ ’•'•'* ‘ P*
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I
1
Kö|riw s?o''gebet». wenn di» Behnnng da« Hrumtisabhome
Schmeißen Verursacht. Wasen ine lehrt, oas, daß..di« ata»tetrimh&
A öth örnarkoaökeinen üblen Einfluß auf die l}t»rTuskoritr»küijnaa
Uai der Onhurr, auaiib.t. Paaselbe kann mau ahec uidit vuu <i«r
tieferen Narkose behaupten. 0,Ö.V5 Morphium subkutan. im Beginn
der Eröffnung verzögert die Gehurt, am Ende/d?r Eröffnung nicht.
Zwei.-ausfuh-rlichd Arbeiten über den Wert der^Wtshiitlichea
Bilatatsen mit dein SLöipeurvnte v in der Bsiid den praktischen
Arttes «erdanken wir Swdlilff imdTö üh rsgfc«, Wenn auch ihre
Aethw*
i.naitow*.
Ok>;-b aCh t, r •.. km .!
ffrriat» v, £<n»ns»U>t. t: Gro
Okeli £«») t, I»isjrkr«tjs-
schevo. Keinc*Jt)l. C Hyä
\m, Kr. *4 :
Meinungen Anveudtiug des Bo a^i-gcbett Dila-
f,»i.v-v'~ -,iit?i'io•>.i mj•.' i m hei.., dnd sie darüber einig, daß die Metreu-
ryifp ; px' iM»fe«kw |ti jnnnölien FSHgit nahmt nnprsetzii^h ist.
ÜOi d*p «drt,3iuhn; Abglmten de* ktntiticbpn Köpiea, wclebös oft der
Möfereorpütor vemrsacht, zw verniek.lsu, hot 31 a dry einer, T r inh-tei^
m er.re-n ryat-.- r . 4bi? dem 'kindlichen Schädel eine Ivoiiküvifßt bietet,
sich unfertige« lassen und mehrfach erprobt (Fig. 39, 40 u 41'*. -Dio
beigtsgebencD AKinldnttgen erlkatetii *nr Genüge seine WirkbügSK
weise. Ein neuics 'i?:&r/pjpt*t.,QM uni ; jrapt Nacke sieht, einer Laus«
G' burtshiiiV nml Gynäkologie
ähnlich. 00 '8<sbaTt ist eine 24 em lange und 14 mm dicke Rühre, perforatorWi»
deren . wne.m Ende die aus drei Prismen awsatnmengeästzte Lanzep-
CNr~*;!>. &'*$]£, Örfiftp CmettüH, ZealvaPVl, I üyn. 1908, Nr. 4.)
{fta-eii vsSiois,/.-, &VMU4^l#icbevlniftttreriiikitfliatei'
ei-irre <nii breb er'Basis aufgesetzt ist. Durch den hrvhlteti Sdba|it
rtjLler Metalktab emeeiiUirt, der durch eine kurze Drehung
■/- . ' : ;
Zeoauii/i. t. u'yu
410
J. Klein.
Diszisions-
schere.
Curetten.
Intrauterin¬
katheter.
Befruchtung.
Gewichts¬
verhältnisse
in der
Schwanger¬
schaft.
Scheiden¬
inhalt
Schwangerer.
Larynx und
Schwanger¬
schaft.
Hyperemesis
gravidarum.
um seine Längsachse die geschlossene Lanzenspitze öffnet, so daß
je eine der Außenflächen der drei Prismen als scharfe Schneide schräg
nach außen gestellt wird (Fig. 42). Das geburtshilfliche Instru¬
mentarium bereichert Stolz mit einer Diszisionsschere für
den unnachgiebigen starren Muttermund bei verstrichener Zervix
(Fig. 43), ferner mit stumpfen Curetten zur Lösung von Plazen-
tarrestchen, wenn die Hand nicht ausreicht (Fig. 44, 45 u. 46), und
mit einem großen Intrauterinkatheter (Fig. 47, 48 u. 49).
Schwangerschaft. Im Laufe seiner Untersuchungen über Kon¬
zeption, Menstruation und Schwangerschaftsberechnung
hat Bab die Löwenhardt-Sigismundsche Theorie nachgeprüft
und für richtig befunden, daß nämlich das befruchtete Ei nicht der
letzten dagewesenen Periode, sondern der ersten ausgebliebenen
Regel zugehörig sei. —Die Wägungen Schwangerer, welche
Krüger vornahm, zeigten, daß die durchschnittliche Gewichts¬
zunahme in den letzten Monaten mehr ausmacht als dem Wachs¬
tum der Frucht, des Uterus u. s. w. entspricht. In pathologischen
Fällen findet dauernde Abnahme statt. — Zweifel hat im Scheiden¬
inhalt Schwangerer drei chemische Abwehrmittel entdeckt, deren
bakterizide Wirkung erprobt ist und die krankmachende Keime vom
Geburtskanal fernhalten sollen. Es ist dies: Trimethylamin an den
äußeren Genitalien, Gärungsmilchsäure in Konzentration von 3 bis
5°/oo in der Scheide, Natriumhydroxyd in der Zervix. Es ist daher
noch zu eruieren, ob nicht offizinelle Milchsäure 3—6 # /oo in physio¬
logischer Kochsalzlösung zu Scheidenspülungen von Nutzen sein
könnten gegen puerperale Infektion; auch wäre zu überlegen, ob
nicht Brausebäder mit Waschungen vorteilhafter wären als Wannen¬
bäder, da auch nach seinen Versuchen das Badewasser sicher tief
in die Vagina eindringt. — Als Analogon zu den von H. W. Freund
geschilderten hyperämischen Schwellungszuständen in der
Nase und im Nasenrachenraum während der Gravidität, kon¬
statierte Hofbauer sowohl histologisch als auch klinisch-laryngo-
skopisch eine entzündliche Schwellung derLarynxmukosabei
Schwangeren. — Die Arbeiten über Hyp eremesis gravidarum
haben immer noch keine Klarheit in die Aetiologie und Therapie dieser
Erkrankung gebracht. Während die Einen an der Kaltenbach-
A h 1 f e 1 d sehen Theorie der Hysterie festhalten, wie S c hulte, welcher
18 Fälle durch Suggestivbehandlung geheilt hat und nie sich ge¬
zwungen sah, die künstliche Unterbrechung der Schwangerschaft
vorzunehmen, glauben Andere an eine Schwangerschaftsinfektion,
Geburtshilfe und Gynäkologie.
411
d. h. an eine Vergiftung der Mutter durch Exkrete der Frucht, wie
z. B. Czyzewicz jun. Andere wieder — so Schwarzenbach —
suchen einfach in den durch die Appetitlosigkeit bedingten längeren
Nahrungspausen die Hauptveranlassung dieses Uebels und verordnen
mit Energie recht kurze Nahrungspausen. — Für die Behandlung der
Appendizitis während der Schwangerschaft, der Ge¬
burt und des Wochenbetts stellen Renvall und Halban
nahezu gleiche Regeln auf: bei leichten Appendikularkoliken Zu¬
warten; bei starken Beschwerden Entfernung der Appendix, die
Gravidität kann ungestört bleiben; bei peritonitischen Erscheinungen
zuerst Accouchement force und dann Appendixexstirpation; bei Abs¬
zessen zuerst Inzision und dann Accouchement forc6 oder vagi¬
naler Kaiserschnitt; bei Appendizitis intra partum oder im Wochen¬
bett ist nach allgemeinen chirurgischen Prinzipien zu behandeln. —
Bei der Vornahme des künstlichen Aborts warnt Fritsch
vor schnellem Verfahren und Ausführung in einer Sitzung. Er legt
zuerst Laminaria ein, durchbohrt dann nach 24 Stunden die Eihäute
mit dem Katheter und tamponiert den Uterus mit Jodoformgaze,
die in Ichthyolglyzerin getränkt ist. — Orthmann neigt sehr zur
vaginalen Operation bei Extrauterinschwangerschaft.
Von 228 Fällen hat er 128 exspektativ und 100 operativ, nämlich
57 mit Kolpokoeliotomia anterior und 38 abdominal behandelt. Daß
auch Dührssen immer den vaginalen Weg bevorzugt, wird nicht
wundernehmen.
Geburt. Die bekannte Altersgrenze bei alten Erstgebären¬
den hat nach Democh keine Bedeutung; auf die Elastizität der
Gewebe und auf die Muskelarbeit, die an kein bestimmtes Alter ge¬
bunden ist, kommt es vor allen Dingen an. — B. S. Schultze schreibt
der Lagerung der gebärenden Frau in Rückenlage mit durch
untergelegte Polster stark gestreckter Lendenwirbelsäule und tiefer
gelagertem Steiß besondere Vorteile für den Austritt des Kopfes und
die Schonung des Dammes zu. — Die Extraktion nach Deventer-
Mueller, d. h. ohne Armlösung durch bloßen Zug gelang Labhardt
in 90*/o der Fälle ohne Mühe. Nur bei Beckenverengerungeu und
nach Wendungen ist dieser Handgriff nicht zu empfehlen. Sein
großer Vorteil ist, daß ein Eingehen in die Genitalien vermieden
wird. In ähnlichem Sinne sprechen sich v. Feilenberg und Cukor
aus. — Einen neuen Handgriff zur Behandlung der atonischen
Nachblutungen schildert Goth wie folgt: Daumen und Zeige¬
finger einer Hand umfassen dreist den Uterus in der Gegend des
Appendizitis
und
Gravidität.
Künstlicher
Abort.
Extrauterin¬
gravidität.
Alte Erst¬
gebärende.
Lagerung
bei der
Geburt.
Extraktion
nach Deventer-
Mueller.
Atonie.
412
J. Klein.
Placenta
praevia.
Eklampsie.
Kontraktionsringes und drängen ihn stark empor, während die andere
Hand das Korpus nach vorn beugt und reibt. Zickel warnt aber
davor wegen der Gefahr der Luftembolie. — Neu wiederholt seine
Empfehlung von Suprarenininjektionen bei Atonien (s. Vor*
jahr).— In der für die Praxis so wichtigen Behandlung der Placenta
praevia spielt wohl mit Recht die Hystereuryse oder die Wendung
nach Braxton Hicks immer die erste Rolle. Hannes lobt ganz
besonders die Hystereuryse, welche nach ihm die bestmöglichen
Chancen für die Mütter und für die Kinder schafft. In 119 Fällen
wurden 67,5°/o Kinder lebend geboren, während die Mortalität der
Mütter nur 5°/o betrug. Henkel rät eher zur Tamponade mit
2°/oiger Alaunlösung und dann zum Braxton Hicksschen Hand¬
griff, eventuell nur mit einem Finger. Sanguinischer sind die Vor¬
schläge von Krönig und von Sellheim, die nur schwer Anklang fin¬
den werden. Seilheim empfiehlt nämlich zur Behandlung der Placenta
praevia, um den normalen Geburtsbestrebungen, welche die Blutungen
verursachen, ein Ende zu machen, seinen extraperitonealen
Uterusschnitt; Krönig geht noch weiter. Um möglichst jede
Dehnung des Isthmus zu verhindern und um diesen Teil des Geburts¬
schlauches zu umgehen, führt er den klassischen Kaiserschnitt
aus. Ganz energisch macht Martin gegen diese Trennung in Geburts¬
hilfe der Klinik und Geburtshilfe der Praxis Front. Diese wäre noch an¬
gängig beim engen Becken, wo gewöhnlich die Möglichkeit vorhanden
ist, die Kreißende in eine Anstalt zu verbringen, bei der Eklampsie und
erst recht bei der Placenta praevia heißt es aber sofort eingreifen.
Was soll da der praktische Arzt tun, wenn er gelehrt worden ist, daß
der Kaiserschnitt die beste Therapie sei? Und doch geben Metreuryse
und Wendung nach Braxton Hicks ausgezeichnete Resultate!
Die Vorzüge dieser letzteren Behandlungsmethoden auch für die
Eklampsie bestätigt Seitz, da nur von der Früh- und Schnell¬
entbindung Gutes zu erwarten ist. Abweichend von dieser Regel
glaubt Möhlmann, daß für den praktischen Arzt das abwartende
Verhalten nicht ganz zu verwerfen sei, da er 21 Fälle auf diese
Weise mit gutem Erfolg behandelt hat. Die Decapsulatio renum
nach Ed ebohls wird von E. Runge, Kleinertz, Wiemer und
Falgowsky für ganz schwere und dringende Fälle vorgeschlagen,
obwohl die Aussichten nicht glänzend sind. Runge hat 17 Fälle
aus der Literatur zusammengestellt mit 9 Todesfällen, d. i. 53°/o Mor¬
talität. Das Eklampsie gift glauben Albeck und Lohse im
Fruchtwasser der Eklampsiepatientinnen nachweisen zu können, da
solches Fruchtwasser Meerschweinchen injiziert Eklampsieleber ver-
Geburtshilfe und Gynäkologie.
413
ursachte, während durch Fruchtwasser Gesunder keine solchen Ver¬
änderungen hervorgerufen werden können. Mohr und R. Freund
extrahierten dagegen aus der Plazenta Eklamptischer ein spezielles
hämolytisches Gift, das ölsaure Natrium. — Die Analogie zwischen
Osteomalazie und Morbus Basedowii veranlaßte Hoffmann
in einem Falle von Osteomalazie das Antithyreoidin Moebius
zu versuchen. Die Patientin bekam Smal täglich 80 Tropfen mit
verschiedenen Pausen von einem Tag, bis 120 ccm Serum im ganzen
verbraucht waren und ein eklatanter Erfolg eingetreten war. — Recht
beherzigenswert ist die Mahnung Hegars, das enge Becken
schon bei seiner Entstehung infolge mangelhafter Entwicklung oder
Rachitis zu bekämpfen, und zwar hauptsächlich durch Darreichung
der Mutterbrust im Säuglingsalter, später durch zweckmäßige Er¬
nährung, gute Wohnungsverhältnisse, körperliche Hebungen, nicht
zu langes Schulsitzen u. s. w. Was die Geburtsleitung beim
engen Becken betrifft, plädiert v. Her ff unentwegt weiter für
einen gemäßigten Konservativismus, im wesentlichen gestützt
auf die Verwendung der künstlichen Frühgeburt, die er mit
dem Blasenriß mittels eines besonderen Blasensprengers einzuleiten
pflegt. Der vorzeitige Blasensprung schädigt nicht die Mutter, so¬
fern eine Infektion vermieden wird’, was leicht zu erreichen ist.
Auch das Kind läuft wohl keine Gefahr. Die allgemeine Furcht
vor dem Blasensprung, die andauernd in der Literatur hervortritt, ist
jedenfalls zum mindesten sehr übertrieben, dies beweisen ihm 100 Fälle,
die auf diese Weise zu gutem Ende geführt wurden. Sein Schüler
Schläfli sucht weiter noch den Vorzug der künstlichen Früh¬
geburt vor der Hebosteotomie zu beweisen, indem er alle bisher
veröffentlichten Fälle von Hebosteotomie zusammenstellend dar¬
legt, daß dabei die mütterliche Sterblichkeit um 3,9 °/# höher steht
als bei der künstlichen Frühgeburt. Die Sterblichkeit der Kinder
dagegen ist gewiß geringer, trotzdem solle die Hebosteotomie eine
Notoperation bleiben, während die künstliche Frühgeburt ein segens¬
reicher Eingriff genannt wird. Weniger kategorisch ist der Aus¬
spruch A. Muellers, welcher sagt: die künstliche Frühgeburt wird
die normale Operation für das enge Becken in der Privatpraxis
bleiben; ist aber der Termin hierfür verpaßt, dann ist auch im Privat¬
hause die Hebosteotomie eine vollberechtigte, segensreiche Operation.
Den extremsten Standpunkt nehmen diejenigen ein, welche wie
Bumm, Burger, Hoehne, Kroemer, Olshausenu. s. w. un¬
gefähr die folgenden allgemeinen Grundprinzipien für die Geburts¬
leitung bei engem Becken aufstellen: Exspektatives Verhalten bis
Osteomalazie.
Enges
Becken.
Künstliche
Frühgeburt.
414
J. Klein.
Hebosteo¬
tomie.
Kaiserschnitt
nach völliger Erweiterung der Weichteile und bis zur äußersten
zulässigen Grenze — hat doch Gloeckner mit einer Statistik von
12258 Geburten bei engem Becken gezeigt, daß 56,4°/o der Ge¬
burten spontan verlaufen können —, dann, wenn es sich erweist,
daß der spontane Durchtritt des Kopfes durch die Enge unmöglich
ist, Hebosteotomie bei Becken mit einer C. v. bis zu 7 1 /* cm;
unterhalb dieser Grenze Kaiserschnitt. Perforation nur bei
totem Kind oder bei schwer Infizierten. Hohe Zange, künst¬
liche Frühgeburt, prophylaktische Wendung sind immer
mehr auszuschalten. Von diesem Schema weicht natürlich der eine
oder andere etwas ab, so z. B. Hoehne, welcher nach der Spaltung
des Beckens die Spontangeburt nicht abzuwarten rät und die künst¬
liche Frühgeburt für gerechtfertigt hält bei platten Becken von
8—7 1 /* cm C. v. und bei allgemein zu kleinen Becken von 8'/» bis
8 cm C. v. Die besten Erfahrungen über die Pubotomie haben
wir Kroemer zu verdanken. Er veröffentlicht 53 Fälle mit einem
Todesfall, d. i. l,8°/o Mortalität der Mütter. 49 Kinder wurden
lebend geboren = 92,4°/o, wovon 46 = 86,6°/o lebend entlassen werden
konnten. Diese Zahlen sprechen laut; trotzdem verharrt Peham
bei seiner Abneigung gegen die Pubotomie wegen ihren Gefahren.
Er zieht immer die Sectio fcaesarea vor. Um eine bleibende
Erweiterung des Beckens nach der Pubotomie zu stände
zu bringen, schlägt Schickele vor, den Knochen treppenförmig
zu durchsägen, so daß nachher eine knöcherne Verheilung vermieden
wird. Aehnliches will Lerda durch eine osteoplastische Oeffnung
in der Symphyse zu stände bringen. Die Diastase im Knochen muß
dann durch einen Stift offen gehalten werden. Allseits hat der
extraperitoneale Uterusschnitt von Seilheim großes Auf¬
sehen erregt. Es handelt sich darum, nach Pfannenstielschem
Faszienquerschnitt und nach Ablösung des Peritoneums von der Blase,
von der präzervikalen Gegend und von der Zervix durch einen
Schnitt in die Zervix das Kind völlig extraperitoneal zu entwickeln,
so daß der Uterusinhalt absolut nicht mit dem Peritoneum in Be¬
rührung kommt. Dadurch wird bei nicht ganz reinen, häufig unter¬
suchten Fällen eine Infektion der Bauchhöhle vermieden und außer¬
dem Blut gespart, da die Zervixwunde nur wenig blutet. Ein weiterer
Vorteil ist der, daß die Plazenta ohne Eingehen in den Uterus ein¬
fach durch den Credeschen Handgriff entfernt werden kann. Es
hat sich nun herausgestellt, daß in sehr vielen Fällen die Ab¬
lösung des Peritoneums von der Blase, besonders von ihrem Vertex
große Schwierigkeiten verursacht. Infolgedessen mußte das Ver-
Geburtshilfe und Gynäkologie.
415
fahren so modifiziert werden, daß das Peritoneum über der Blase
oder in der Falte zwischen Blase und Zervix eröffnet wird, worauf
es sich dann leicht nach oben und nach unten abschieben läßt. Wir
haben es dann mit einer transperitonealen Sectio caesarea
cervicalis zu tun, welche ebendieselben Vorzüge besitzt, da man
durch Veimälien des Randes der Parietalserosa mit dem Peritoneum
der vorderen Uteruswand den extraperitonealen Charakter der Operation
doch bewahren kann. Diese supras 3 r mphysäre Entbindung
hat nun großen Anklang gefunden und ist von zahlreichen Geburts¬
helfern mit mehr oder weniger kleinen Modifikationen nachgemacht
worden. Ich nenne nur Pfannenstiel, Baumm, Küstner,
Fromme, Rubeska, Hofmeier, v. Franque, J. Klein u. s. w.
Alle bezeichnen es als einen Hauptfortschritt, daß wir nun auch in
der Lage sind, den Kaiserschnitt in infektionsverdächtigen oder
voraussichtlich nur leicht infizierten Fällen zu machen. Seil heim
ging aber noch einen Schritt weiter: der extraperitoneale Uterus¬
schnitt bedeutet für ihn nur für reine Fälle einen Fortschritt, für
die Behandlung unreiner Fälle arbeitete er ein Verfahren aus, welches
er als Entbindung durch die Bauchdeckenfistel bezeichnet.
Die Operation gestaltet sich wie folgt: kleiner medianer Sagittal-
schnitt durch die Bauchdecken, Vernähen des Peritoneum parietale
mit dem Hautschnittrand, seroseröse Naht zwischen Bauchwand¬
peritoneum und Uterusperitoneum, dann schichtenweises Durchtrennen
der Uteruswand und Emporziehen der Uterusränder mit breiten
Klemmzangen. Nach der Geburt des Kindes Fixierung der Ränder
des Uterus an den Hautrand. Verband. Ueber den vaginalen
Kaiserschnitt ist nur zu berichten, daß Dührssen für ihn nach
Kräften eintritt und daß Lunckenbein ihn für den praktischen
Arzt ausführbar machen will, indem er die Spaltung der vorderen
Gebärmutterwand ohne Abtrennung des Scheidengewölbes und ohne
Abpräparieren der Blase, da die Blase sich ganz von selbst durch
den starken Zug an der Zervix ablöst, vorzunehmen empfiehlt. Zur
Technik der Kranioklasie und der Extraktion gibt Kranioklasie
Jolly den Rat, während der Anlegung des Kranioklasten einen
starken Muzeux in die Nähe der Perforationsöffnung des Schädels
einzusetzen; dadurch kann der Kranioklast leichter und hoch
genug angelegt werden. Es empfehlen sich dann schrauben¬
förmige Traktionen. Bei Schwierigkeiten bei der Extraktion der
Schultern hilft ein stumpfer Haken an der hinteren Schulter ganz
wesentlich.
Für die Therapie der Uterusruptur ist nach Hartmann die Uterusniptur
416
J. Klein.
Plazenta.
Tuberkulöse
Plazenta.
Placenta
marginata.
Eihaut¬
retention.
Bettruhe.
Retroflexio
uteri
puerperalis.
vaginale Totalexstirpation des Uterus das beste Mittel. Sie läßt
sich leicht und sicher ausführen.
Die Plazenta nennen Bergell und Falk ein Stoffwechsel*
organ t da sie den Stoffumsatz des Fötus reguliert und beherrscht.
Sitzenfrey fand unter 26 Plazenten tuberkulöser Mütter
7mal tuberkulöse Veränderungen oder Tuberkelbazillen. Die pla¬
zentare Uebertragung der Tuberkelbazillen kommt häufiger vor
als man früher glaubte, jedoch selbst bei Zottentuberkulose können
anscheinend gesunde Kinder geboren werden. Die Untersuchungen
Sfamenis über Placenta marginata führen ihn zum Schluß,
daß diese durch mangelhaften endoovulären Druck oder durch
mangelhafte aktive Ausdehnung der Uteruswand oder durch
beides zu gleicher Zeit entsteht. Während Lonros verlangt,
daß die vollständige Entfernung der Eihäute, wie die der
Plazenta, eventuell durch Einführung der ganzen Hand in die
Uterushöhle angestrebt werde, ist Engelhorn gegenteiliger
Ansicht. Unter 2877 Geburten kamen 64 Retentionen vor, wo¬
von 62 mit gutem Erfolg exspektativ behandelt wurden. Es
ist also dies eine ungefährliche Komplikation. — Die Behand¬
lung der Nachgeburtsperiode muß abwartend sein, aber
nach 2 Stunden schreibt v. Winckel vor, den Cred6sehen
Handgriff und nötigenfalls die manuelle Entfernung der Nachgeburt
vorzunehmen.
Wochenbett. Das Frühaufstehen der Wöchnerinnen, welches
im Vorjahr von Krönig wieder angeregt worden war, hat zu einigen
Versuchen in dieser Richtung Anlaß gegeben, die noch nicht gegen
die Bettruhe beweisend sind. So hat v. Alvensleben 100 Wöchne¬
rinnen zwischen dem 1. und 4. Tage aufstehen lassen. Ihre
Morbidität betrug wohl nur 10%, da aber für die ärmere Klasse
Frühaufstehen auch Früharbeiten heißt, ist doch eine Bett¬
ruhe von 8—10 Tagen eher angezeigt. Ed. Martin schlägt
den Mittelweg ein. Er ließ 100 Wöchnerinnen 15—24 Stunden
post partum mit fester Binde nur im Bett aufsitzen, nicht um¬
hergehen, nicht arbeiten. Dies kann empfohlen werden, wo sicher
keine Infektion vorhanden und ärztliche Kontrolle zur Hand ist.
Dieselben Ziele verfolgt Schücking, welcher schon seit vielen
Jahren besonders bei Anämischen und Herzleidenden Liegegymnastik
ausführen läßt. — Die Retroflexio uteri puerperalis tritt nach
Olshausens Ansicht am häufigsten im ersten Wochenbett auf,
weil die Verdünnung der Zervixwandungen schon in der Schwanger-
Geburtshilfe und Gynäkologie.
417
schafb durch das Tiefertreten des Kopfes und auch in der Geburt
durch den Widerstand der Weichteile, der viel größer ist als bei
späteren Schwangerschaften, begünstigt wird. Die Zervix legt sich
dann nachher in Falten, und die Retroflexion kommt leicht zu stände.
Es ergibt sich daraus die Regel, jede Wöchnerin 4—5 Wochen nach
der Geburt zu untersuchen, den Uterus eventuell mehrmals auf¬
zurichten oder eventuell durch ein Pessar in richtiger Lage zu
halten. — Fellner sah in 3 Fällen von Eklampsie Graviditäts¬
psychosen auftreten, die nach Ausräumung von Plazentarresten
schwanden. Er glaubt daher an die Existenz einer gewissen Toxi¬
kose, die von Plazentarresten ausgeht. — Veit ist der Meinung, daß
hochvirulente Streptokokken die Ursache der meisten und schwersten
Kindbettfieber sind, daß daher die Anzeigepflicht dringendzu
üben sei, damit nicht minder virulente Keime in den Geschlechtsorganen
einer Wöchnerin auf eine andere übertragen und virulent würden.
Fromme glaubt, daß die bakteriologische Kontrolle des
Blutes auch von großer Wichtigkeit sei, denn das Fieber im
Wochenbett hat eine günstige Prognose, wenn Saprophyten im
Uterussekret sind, das Blut aber steril bleibt, ebenso wenn Strepto¬
kokken vorhanden sind, das Blut aber auch steril bleibt. Gegen
Krönig (s. o. S. 406) wendet sich Hofmeier, indem er ausführt,
daß zur Verhütung des Kindbettfiebers die untersuchende
Hand vor der Berührung mit infektiösem Material möglichst be¬
wahrt bleibe, daß die Kreißende dagegen bezüglich ihrer Geschlechts¬
teile möglichst sauber sei oder sauber gemacht werde. Henkel
spricht klar und deutlich aus, daß schwere puerperale Infektionen,
Sepsis und Pyämie in Zukunft unbedingt auf chirurgischem
Wege zu behandeln seien, und zwar kommen bei puerperaler
Sepsis die frühzeitige Uterusexstirpation, bei puerperaler Pyämie
die rechtzeitige Unterbindung der thrombosierten Venen
in Frage. An Stelle der Hysterektomie leistete v. Her ff auch die
supravaginale Amputation mit Verschorfung des Stumpfes
gute Dienste. Im ganzen hat derselbe jetzt 15 Fälle operativ be¬
handelt. Leopold verfügt über 18 Fälle und betont ganz besonders,
daß recht frühzeitig operiert werde, v. Bardeleben und Ber-
kofsky berichten nur über sehr zufriedenstellende Resultate der
Venenunterbindung bei thrombophlebitischer Pyämie. Veit hält
diese Operation für nicht unbedenklich, wenn der hämolytische
Streptokokkus im Blute anwesend ist. Das polyvalente Menzersehe
Streptokokkenserum hat in 5 Fällen von Alb. Müller unver-
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 27
Graviditäts¬
psychose.
Puerperal¬
fieber:
— Chirur¬
gische
Behandlung,
— Serum
Menzer,
418
J. Klein.
Kollargol-
behandlnng
des Puerperal¬
fiebers.
Laktation.
Mastitis.
Nabel-
behaudlung.
kennbar günstigen Erfolg gehabt. Bonnaire und Jeannin haben
49 Fälle mit intravenösen Injektionen von l°/oiger Kollargol-
lösung behandelt. Jede Injektion betrug 10 ccm. Diese sind zu
erneuern, so lange die Symptome sich nicht bessern. 14mal war die
Wirkung sehr deutlich und radikal.
Zander hat statistisch festgestellt, daß von 1000 Wöchnerinnen
nur 53 überhaupt nicht stillen konnten, 21 nur eine Zeitlang. Es
haben also gestillt 92,1 °/o. Die häufigste Ursache der Unfähigkeit
zu stillen ist der Milchmangel, anatomische Gründe gibt es nicht.
WaIche r brachte sogar in seiner Anstalt das Stillen von 23°|o auf
100 # /o. Es gehört zum Stillen eine gute Ernährung der Mutter, früh¬
zeitiges und regelmäßiges Saugen des Kindes und vor allen Dingen der
feste Wille der Mutter, das Kind zu nähren. Er ist überzeugt, daß dieser
feste Wille durch die bekannten Publikationen von v. Bunge ge¬
schädigt wird. Daß das Selbststillen der Mütter auf das Gedeihen
der Säuglinge, besonders bei frühreifen oder schwächlichen Kindern,
einen unverkennbaren Einfluß ausübt, hebt Düring hervor. Es be¬
hauptet Finkler, daß nicht Kohlehydrate, sondern Eiweißkost, ge¬
steigerte Eiweißzufuhr, und zwar besonders in Gestalt von Malz-
tropon, 80 g pro die, ein milchförderndes Mittel sei. Ein ein¬
faches Verfahren zum Ab saugen der Muttermilch hat Bock
ersonnen. Er füllt eine Strichflasche mit kochendem Wasser, das
er kurze Zeit darin läßt, gießt es dann rasch aus, kühlt nur den
Band der Flasche etwas ab und setzt sie dann auf die Warze auf.
Durch das Erkalten der Flasche entsteht ein luftverdünnter Baum,
in den ungefähr 50 g Milch leicht ausfliessen. Es bleibt dann nur
übrig, einen Saugpfropfen auf die Flasche aufzusetzen und sie kann
sofort dem Kinde gereicht werden. — Zangemeister behauptet, daß
der Saugapparat sich nicht zur Behandlung frischer puer¬
peraler Mastitis eignet, daß die Vereiterungsgefahr dadurch er¬
höht wird; in abszedierten Fällen leistet er Dienste, weil er kleinere
Inzisionen gestattet. Anders urteilt Klapp. Er ist sehr dafür (vergl.
auch S. 376).
Neugeborene. Den Nabelschnurrest der Neugeborenen betupft
Ahlfeld mit 85°/oigem Alkohol und verbindet ihn dann mit einem
großen Wattebausch. Feitier klemmt die Nabelschnur knapp über
dem Hautrande mit einer Pince hemostatique ab und läßt dieselbe
10 Minuten liegen. Darüber kommt dann ein Watteverband. Unter
600 Fällen hat er aber 52 Nachblutungen erlebt. Aus diesem Grunde
hat A. W. Meyer eine eigene Klemme angegeben, die 2 Stunden
Geburtshilfe und Gynäkologie.
419
liegen muß und deren Griffe abnehmbar sind (Fig. 50). — Verbes¬
serungen der Schultzeschen Schwingungen nennt Ziegen- Schultzesche
speck das Festhalten des Kindskopfes zwischen den Kleinfingerballen Schwingungen,
der Hände und die Vermeidung des Ueberkippenlassens des Unter¬
körpers des Kindes während des Schwingens. — Die Schädelimpres- schadei-
s i o n e n der Neugeborenen eie viert Scheffzek mit einem korkzieher- ünpressionen.
artigen Instrumente. — Bei vorzeitigem Blasensprung können nach
Holzbach Gonokokken das Fruchtwasser infizieren und Biennorrhoea
so eine Infektion der Augen verursachen, die erst neonatorum -
am ersten oder zweiten Tage post partum äufbritt.
Hamm sah bei einem Neugeborenen eine allgemeine
gonorrhoische Infektion, Gonohämie, entstehen,
die trotz Cred6 von einem Auge ausging. Hellen¬
dall verlangt eine obligatorische Cred6-
isierung der Neugeborenen. Zu diesem Zwecke
läßt er geschlossene Glasampullen herstellen,
welche 0,5 ccm l°/oiger Arg. nitricum-Lösung ent¬
halten. v. Her ff empfiehlt die Cred&sierung mit
6°/oiger Sophollösung. Sophol ist Formo-
nukleinsilber, welches das Auge viel weniger reizt
als Höllensteinlösung und ebenso sicher wirkt. —
Von Pfannenstiel ist ein Fall von habituellem
Ikterus gravis bei Neugeborenen genau be- Ikterus
Nabe^Wemme M Vien! obachtet und beschrieben. Dieser Ikterus wieder- gravis.
klin i» 08 ^?r. h i 9 .) Chr holt sich bei Kindern desselben Ehepaares even¬
tuell recht oft, aber zwischendurch können ge¬
sund bleibende Kinder geboren werden. Die Aetiologie dieser Er¬
krankung ist unbekannt. Die Therapie besteht in Anregung der
Diurese durch Einflößen von Wasser oder Fencheltee, durch sub¬
kutane Kochsalzinfusion von 100—150 ccm, durch warme Bäder.
Im Beginn sind auch kleine Dosen Kalomel angezeigt, später Darm¬
ausspülungen mit Kamillentee. Als Nahrung darf nur Frauenmilch
in Betracht kommen.
Fig. 50.
a. 5.
Gynäkologie.
Allgemeine Pathologie und Therapie. Daß während der Men- Menstruation
struation die Azidität des Magensaftes und die sekretorische Tätig- und Ma e eD >
keit des Magens gesteigert, während die motorische Tätigkeit herab¬
gesetzt sei, hat Wolpe festgesetzt. Zwischen Pyelitis und Men- —und
struation ist nach Scheidemandel unzweifelhaft ein Zusammenhang p y ell tis.
420
J. Klein.
Menstruation
und Röntgen¬
strahlen.
Sehorgan und
Genitale.
Obstipation.
Aderlaß und
Skarißkation.
Quellstifte.
vorhanden, da er erkannt hat, daß die Fiebersteigerung durchschnittlich
am dritten Tage vor der ersten Menstrualblutung eintritt. — Fraenkel
hat in 28 Fällen durch Be Strahlung der Ovarien mitRöntgen-
strahlen (vergl. auch S. 73) eine deutliche günstige Beeinflussung
der Menstruation, insbesondere von Meno- und Metrorrhagien und
auch von Dysmenorrhoe erhalten. Eine ausführliche Uebersicht
über die Veränderungen des Sehorgans bei allen verschiedenen
Zuständen und Erkrankungen des Genitale verdanken wir E. Runge.
— Die bekannte Obstipation bei Frauen nennt Fincus: „Constipatio
muscularis seu traumatica mulieris chronica“ und schreibt
sie der mangelhaften Kontraktilität des Diaphragma pelvis und der
schlecht funktionierenden Bauchpresse zu, infolge von Geburts¬
verletzungen. Massage ist in solchen Fällen die beste Therapie. —
Bei Kranken, die über die verschiedenartigsten Schmerzen im Unter¬
leibe oder Kreuz klagten, bei denen aber eine genaue Untersuchung
keinerlei Organerkrankungen nachweisen konnte, sah Theilhaber
von einem Aderlaß von 100 und sogar von 150—200 g oder auch
von Skarifikationen (8—lOmal in einem Monat) zufriedenstellende
Erfolge.— Auf die Frage, ob überhaupt in der Gynäkologie Quell¬
stifte notwendig sind, gibt v. Her ff eine verneinende Antwort; er
ist immer mit den Metalldilatatoren Fehlings gut ausgekommen.
Anderer Ansicht sind Chrobak, der die Laminaria doch für die
Privatpraxis für nötig erachtet, und Fleischmann, der den Quell¬
stift bei der Erweiterung eines graviden oder eines puerperalen
Uterus für überlegen hält, weil er durch Erweichung des Gewebes
eine nachträgliche, ausgiebigere Erweiterung günstig vorbereitet und
durch Anregung von Wehen die Ablösung des Eies von der Gebär¬
mutterwand einleitet. — Die Gefahren der intrauterinen Injek¬
tionen sind bekannt, da es feststeht, daß Flüssigkeiten durch die
Tuben in die Bauchhöhle überfließen können. In Anbetracht dieser
Gefährlichkeit benutzt Zweifel ein starres Metallrohr, durch das
er Liq. ferri sesquichlor. in den Uterus eingießt, während sofort ein
Wattepinsel auf einem dreifach gedrehten Eisendraht nachgeschoben
wird, um die Flüssigkeit aufzusaugen, mit allen Teilen der Gebär¬
mutterhöhle in Berührung zu bringen und sicher wieder nach unten
Vaporisation, abzuleiten. — In Betreff der Vaporisation schließt sich Schaller
nicht der schroffen Absage Pfannenstiels an, er wünscht aber,
daß sie nicht vom praktischen Arzte, sondern nur vom Spezialisten
ausgeführt werde. Besonders bei unkomplizierten, präklimakteri¬
schen und klimakterischen Blutungen und bei komplizierten Katarrh¬
formen mit Pruritus im höheren Alter sei sie sehr leistungsfähig.
Geburtshilfe und Gynäkologie.
421
Saug-
bebandlung.
Bei jugendlichen Frauen sei große Vorsicht und kurze Einwirkungs¬
dauer geboten; bei Myomen sei sie gefährlich. Ganz ähnliche Er¬
fahrungen publiziert auch Frankenstein, der die Dauerresultate
als zufriedenstellend bezeichnet und die subjektiven Erfolge sicher
denen verstümmelnder Operationen überlegen findet. — Die Bi er sehe
Stauung bezw. die Saugmethode zur Behandlung der Uterus-
und Adnexentzündungen hat im gynäko-
Fig. 51. logischen Heilschatz ihre wohlbegründete Be¬
rechtigung gefunden. Es haben daher auch in
diesem Jahre einige Autoren neue Modelle von
Saugspekula erdacht, wie z. B. Seeligmann,
Schindler und Fischer. Das praktischste,
einfachste und billigste scheint Referenten das
von Schindler zu sein (Fig. 51). — Die klini¬
schen Erfahrungen Thomsons über die Wir¬
kung des Secacornins bestätigen — wenig- Secacormn.
stens was dieses letzte Präparat betrifft — die
Experimente Kehrers (S. 95). — G6th hat
8 Fälle von postoperativem aseptisch- Physostigmin
paralytischem Ileus beobachtet, in denen sub¬
kutane Injektionen von 0,001—0,003 Physostig¬
min. salicylic. sehr befriedigende Wirkung ausübten. —
Zur Desinfektion der Bauchdecken bei Operationen ist W i 11-
(Nach Schindler,
Saugspekulum.
Münch, med
Wochenschr. 1908,
Nr. 47.)
Fig. 52.
(Nach v. Rosenthal, Ein selbsthaltender BauchdeckenGcarteur.
Zentralbl. f. Gyn. 1908, Nr. 6.)
hau er zum Jothion in 12 # /oiger spirituöser Lösung über- Jothion.
gegangen. Seither hat er nie wieder Bauchdeckenabszesse oder
Stichkanaleiterungen gesehen. — Einen selbsthaltenden Bauch- Bauchdecken-
deckenöcarteur von ziemlich kompliziertem Bau hat v. Rosen- 6carteur '
t h a 1 für Köliotomien sich konstruiert (Fig. 52). — Für die
422
J. Klein.
Bauchdecken¬
naht.
Lumbal¬
anästhesie.
Skopolumin-
Morphium-
dämmer-
schlaf.
Frühaufstehen
der Laparo-
tomierten.
Bauchdeckennaht verwendet Okintschitz eine entfernbare
Etagennaht mit Bronze-Aluminiumdraht, während Pfeilsticker
die Walchersche Naht mit Zwirn, der in Paraffin zu 97° sterili¬
siert ist und auch wieder entfernt werden kann (fortlaufende Faszien¬
naht), empfiehlt. — Die Lumbalanästhesie bei gynäkologischen
Operationen faßt immer mehr Fuß. Holzbach verfugt über 1000 Fälle
ohne einen Todesfall. Strikte Kontraindikationen bestehen für ihn
nicht, die Vorteile dieser Methode sind in die Augen springend, die
Beckenhochlagerung ist dabei durchaus unbedenklich, nur muß man
überhaupt immer Lageveränderungen langsam vornehmen, v. V a-
lenta hat 150 Fälle unter Lumbalanästhesie mit Tropakokain
operiert mit nur 6 = 4 n j'o Versager und ohne irgendwelche ernsten
Folgen. G. Klein berichtet auch über gute Erfahrungen. Er zieht die
Lumbalanästhesie der Chloroformnarkose vor; er verwendet Lumbal¬
anästhesie allein, Dämmerschlaf allein, Dämmerschlaf und Lumbal¬
anästhesie, Dämmerschlaf, Lumbalanästhesie mit Inhalationsnarkose
kombiniert oder Dämmerschlaf mit Inhalationsnarkose. Birnbaum
verlor unter 60 Fällen von Lumbalanästhesie mit Stovain einen
Fall nach 9 Tagen an Gehirnarteriosklerose. Er mahnt also zur
Vorsicht bei Arteriosklerose der Gehirnarterien, möchte aber sonst
die Medullarnarkose nicht missen, besonders bei ausgebluteten
Myomen und bei der abdominalen Badikaloperation des karzinoma-
tösen Uterus. Den Skopolamin-Morphium-Dämmersclilaf
machte Boesch prinzipiell in 2000 Fällen vor jeder Narkose. Am
Abend vor der Operation wird 1 g Veronal gereicht und 1 Stunde
vor der Operation 0,0005 Scopolamin. hydrobromic. und 0,015 Morph,
mur. subkutan injiziert. In Siebers Fällen — es sind 88 — trat
32mal nach der Skopolamin-Morphium-Narkose längerdauernde Puls¬
beschleunigung und geringfügige Temperaturerhöhung ein. Er hat
daher diese Narkose ganz aufgegeben. Sinclair erhält auf folgende
Weise eine Analgesie, so daß Dammrisse genäht, Auskratzungen
und andere kleine Operationen ohne jeden Schmerz vorgenommen
werden können : er gibt 3 /4 Stunden vor der Operation 0,01—0,02 Mor¬
phium subkutan und 20 Minuten später 60 —90 ccm Kognak oder
Whisky mit Wasser und Extr. liquirit. — Für das Frühaufstehen
der Laparotomierten spricht sich Cohn aus, obwohl es noch nicht
feststeht, daß es vor Embolien und Thrombosen schützt. Diese
Ueberzeugung hat Hartog, der als einer der ersten für das frühe
Aufstehen eintrat und jetzt wieder über 46 Köliotomien berichtet,
von denen 33 = 70°/o in den ersten Tagen p. op. aufstanden und
genasen. Le Fort ist der Meinung, daß das Resultat dieser Revo-
Geburtshilfe und Gynäkologie.
423
lution in der postoperativen Behandlung das sein wird, daß man
mehr je nach dem allgemeinen und lokalen Status individualisieren
wird und nicht mehr wie früher auf 8 Wochen langes Bettliegen
sich versteifen wird. Zurhelle bekennt sich nicht zum Anhänger
des Frühaufstehens, will aber Thrombosen und Embolien durch
„NichtbeschränkungdernatürlichenFunktionen“, d.h. durch
Wechseln der Bückenlage, durch Atemübungen, durch Anregung der
Darmtätigkeit durch Zufuhr reichlicher Flüssigkeit, durch Arm- und
Beinbewegungen vermeiden. — Die größtmögliche Einschränkung des Einschränkung
Leibschnittes zu Gunsten der vaginalen Methoden ist das stete
Bestreben Lehmanns.
des Leib¬
schnitts.
Aenßere Geschlechtsorgane. Bosenfeld ist der Ansicht, daß
bisher unter dem Namen Kraurosis vulvae verschiedenes zu¬
sammengefaßt worden ist, was ausgeschieden werden muß. Zur
klinischen Diagnose gehört noch folgender anatomisch-pathologischer
Befund: chronische Entzündung, Exsudatbildung, Infiltration, Nach¬
weis von Plasmazellen, Atrophie der oberen Epidermisschichten und
des subepithelialen Gewebes, der Drüsen und Schwund des elasti¬
schen Gewebes. — Edgar behandelte 4 Fälle, bei denen es in 8 Fällen
2 — 3 Jahre nach dem ersten Auftreten der Leukoplakie zur Aus¬
bildung eines Epithelioms kam. Er rät daher in jedem Falle
von Kraurosis die ganze Vulva im Gesunden zu umschneiden und
zu entfernen. — Die Melanome der äußeren Genitalien sind, wie
P. Meyer behauptet, sehr malign und geben eine sehr schlechte
Prognose ab. Eine Trennung in Melanosarkom und Melanokarzinom
ist nicht statthaft. — Zur Anatomie der Zysten der kleinen
Schamlippe trägt Bon di folgendes bei: in der kleinen Scham¬
lippe im Gegensatz zu den übrigen Teilen der Vulva werden ziem¬
lich häufig Schleimzysten gefunden, welche von versprengten Teilen
des Wol ff sehen Ganges oder von persistierenden, verlagerten
Schleimdrüsen des Vestibulum stammen.
Kraurosis
vulvae.
Leukplakie.
Melanom
Zysten der
kleinen
Schamlippe
Scheide. Bei der gonorrhoischen Kolpitis sucht Koipitis.
E. Kehrer die etwas verlassene Hefetherapie wieder zu
rehabilitieren. Braun empfiehlt bei dieser Erkrankung und auch
bei einfachen katarrhalischen Ausflüssen sogen. Vaginolzäp fl¬
eh en, welche aus Gelatine, Oxyzyanquecksilber, Sozojodolnatrium
und Alumnol bestehen. Die Verwertbarkeit der Pyozyanase
bei der weiblichen Gonorrhoe hat Hofbauer versucht, sie läßt
aber wegen mangelnder Tiefenwirkung im Stich. Gesellt sich zur
424
J. Klein.
Kolpitis noch eine Zervixgonorrhoe, so wirkt nach Schattmann
die Protargolbehandlung zusammen mit Saugbehandlung
sehr günstig.
Dysmenorrhoe. Gebärmutter. Die Erklärung der Dysmenorrhoe, die uns
Seilheim gibt, scheint sehr einleuchtend. Er sagt: Die men¬
struellen Uteruszusammenziehungen lösen Schmerz aus durch Bauch¬
fellzerrung bei Adhäsionen oder Verdickung, Kürze, Straffheit der
Lig. utero-sacra und infundibulo-pelvica. Heilung erfolgt nach Deh¬
nung oder Durchschneidung dieser Bänder. Math es hingegen
sucht den Zusammenhang der Dysmenorrhoe mit Asthenie und
Enteroptose. A. Kuttner stellt sich auf die Seite von Fließ und
ist davon überzeugt, daß man bestimmte Fälle von Dysmenorrhoe,
durch Kokain oder Menthol auf die Nasenschleimhaut appliziert,
günstig beeinflussen kann. Die spitzwinklige Anteflexion
mit Hypoplasie und Dysmenorrhoe heilt Herzl mit der hinteren
sagittalen Diszision der Cervix uteri. Als schneckenförmigen
Uterus bezeichnet Bossi einen Uterus, dessen Hals mit der atro¬
phischen Portio fast infantil erscheint, während das Korpus über
die Norm vergrößert und vollständig auf den Hals anteflektiert ist,
so daß das Oriflcium externum sich gegen die vordere Scheidenwand
wendet. Dieser Uterus macht Dysmenorrhoe, nervöse Störungen und
Sterilität. Therapie: ein Intrauterinpessar. Ganz dasselbe hat
Simons bereits vor 11 Jahren beschrieben. Die Dysmenorrhoe»
membranacea ist in den Augen Hitschmanns und Adlers nur
ein Typus der Menstruation, bei der die Ablösung der Schleimhaut¬
oberfläche größere Dimensionen annimmt, keine Endometritis ex¬
foliativa. Die Behandlung soll nicht in Auskratzung, sondern nur
in systematischen prämenstruellen Dilatationen bestehen. — Menge
Endometritis, unterscheidet nur zwei Hauptformen der Endometritis, die
hypersekretorische und die hämorrhagische. Die Behandlung muß
stets allgemein - tonisierend und lokal sein. Die lokale besteht
in Auskratzung und intrauteriner Aetzbehandlung mit 50°/oiger
Formalinlösung. — Je mehr die Leistungen der erweiterten
Karzinom, abdominalen Uteruskrebsoperation sich bessern — Wert¬
heim veröffentlicht 120 Fälle mit 58,6°/o Bezidivfreiheit —, umso
mehr wehren sich die Anhänger der erweiterten vaginalen
Totalexstirpation, so z. B. Schauta, welcher behauptet, daß
die Drüsenentfernung nutzlos sei und daß die Parametrien und die
Scheide ebensogut vaginal entfernt werden können. Er verfügt über
258 Fälle mit einer Mortalität von 10,8 °/o. Verletzungen der Blase
Geburtshilfe und Gynäkologie.
425
und der Ureteren kamen nur in 8,5 °/o vor; nach 5 Jahren waren
die Dauererfolge 38,2 °/o. Die absolute Heilung beträgt 12,6 # /o. Auch
Staude bringt uns auf 104 Fälle von vaginaler Totalexstirpation
mit doppelseitiger Scheidenspaltung Zahlen von 43—38,3°|o Dauer¬
heilungsprozenten. Scheib operiert die einfachen Fälle vaginal (55),
die vorgeschritteneren abdominal (176). Als Besserung der Technik
der abdominellen Totalexstirpation gibt Seeligmann an, daß er
vorher das Karzinom auslöffelt und mit steriler Vioformgaze tam¬
poniert. Es wird dann bei der Operation die Scheide ohne Knie¬
klemme auf der Gaze abgeschnitten, so daß ein Abträufeln von
Sekret unmöglich ist. H. Freund will auch die nicht mehr
radikal operablen Fälle auf abdominalem Wege angreifen.
Der Blut- und Säfteverlust hört wenigstens dann auf, und auch der
Fötor und die Schmerzen verschwinden. Bei sehr heftigen Schmerzen
sah er Nutzen von einer einmaligen Bückenmarksanästhesie, weil
dann die anderen schmerzlindernden Mittel wieder besser wirkten.
A. Martin beschränkt sich bei inoperablem Krebs auf die
allgemein bekannten therapeutischen, kleineren Eingriffe. Den ver¬
schiedenen Metastasierungen des Uteruskarzinoms hat Off er*
geld seine besondere Aufmerksamkeit zugewandt. Was die Organe
mit „innerer Sekretion“ betrifft, stellte er fest, daß die metastatischen
Schilddrüsen- und Nebennierenkarzinome beim Uteruskarzinom sehr
selten sind, häufiger sind sie in den Nieren selbst. Vom Zentralnerven¬
system und von den höheren Sinnesorganen sagt er, daß die Hirn¬
metastasen schon relativ früh bei noch operablem Uteruskarzinom
auftreten können, Durametastasen meist bei inoperablem. Metastasen
in die Bückenmarksubstanz sind nicht bekannt. Die peripherischen
Nerven werden nur im kleinen Becken befallen, die Sinnesorgane
nur bei vorgeschrittenem Karzinom. In Bezug auf die Beteiligung
des hämatopoetischen Systems sei erwähnt, daß Milzmetastasen sehr
seltene Ereignisse sind und daß Knochenmetastasen mit Vorliebe
bei Zervix- und Kollumkarzinom auftreten. — Chr. Martin schreibt,
daß mehr als die Hälfte der Myomkranken an schweren Blu¬
tungen, Anämie, Herzleiden, Phlebitis, Thrombosen und Embolien
leiden. Andere leiden an Zystitis, Pyelitis und Hydronephrose. In
einem Drittel aller Fälle kommt es zu Erkrankungen der Eierstöcke
und Tuben; in einem Fünftel treten Degenerationen im Myom auf,
die in 5 °jo zur Nekrose führen. 4 °j « gehen in Sarkom, 4 °/o in Krebs
über. Es ist daher in jedem Fall, der Beschwerden verursacht, die
Operation vorzunehmen. Sutton empfiehlt im allgemeinen die
supravaginale Amputation, da es ganz unbewiesen ist,
Myom.
426
J. Klein.
Myom. daß sie Anlaß zur Bildung eines Zervixkarzinoms gibt. Er hat
348 Fälle mit 11 Todesfällen angegeben. Demgegenüber gibt Walt-
hard der abdominalen Totalexstirpation des myoma-
tosen Uterus den Vorzug. Die psycho-neurotischen Erschei¬
nungen, die etwa auftreten sollen, sind übertrieben. Auf 80 Fälle
mit einem Todesfall hatten nur zwei unangenehme Erscheinungen. —
A. Mayer, Straß mann und Cohn stehen auf dem Standpunkt,
Retroflexion. daß eine mobile, unkomplizierte Retroflexion etwas ganz
Gleichgültiges sei und nur behandelt werden solle, wenn irgend¬
welche sekundären Veränderungen sich finden. Besonders bei Nulli-
paren bedarf es weder eines Pessars noch einer fixierenden Opera¬
tion. Auch Fehling greift nur zum Messer, wenn die Retroflexion
Symptome macht; dann führt er mit Vorliebe, besonders bei vir-
gineller Beschaffenheit der Scheide, die Alexander-Ada ms sehe
Operation aus, aber nur bei mobiler Retroflexio. Hannes ist eben¬
falls mit den Dauererfolgen der Alex and er- Adam s sehen Opera¬
tion sehr zufrieden; sie erfüllt nach ihm bei absoluter Lebenssicher¬
heit vollkommen ihre Aufgabe. Unter 147 Fällen sah er 4,2 °j«
Rezidive. Staude und Latzko pflegen bei der Retroflexion eine
Operation zu üben, welche Ventrifixur der Ligamenta ro-
tunda, zum Teil auch intraperitoneale Ligamentverkür-
zung genannt werden kann. Es ist dies ungefähr dasselbe Ver¬
fahren, welches H. Freund unter dem Namen Ventrosuspension
der verkürzten Ligamenta rotunda (s. Jahrbuch 1907) an¬
gegeben hat. Der funktionelle Erfolg und die Dauerresultate sind
Prolaps. dabei sehr befriedigend. — Die Genitalprolapse greift Dührssen
operativ so an, daß er vorne eine Vaginifixur vornimmt und hinten
die M.M. levatores ani durch versenkte Katgutnähte vernäht und
dann eine fünfeckige Anfrischung der Scheide vornimmt. Mit der
Interpositio uteri vesico-vaginalis nach Schauta hat
Petri in 14 Fällen von Prolaps recht gute Dauerresultate erhalten.
11 davon konnten nachuntersucht werden, und es fand sich nur 2mal
eine geringe Inversion der vorderen Scheidenwand vor. Als Not¬
behelf kann der Versuch v. Bardelebens, den Uterusprolaps mit
Paraffinausmauerung zu behandeln, angesehen werden. Es
wird dazu Paraffin mit Schmelzpunkt zu 60—60° verwandt. Mit
zwei Halbrinnen wird die Vagina auseinandergehalten, so daß das
Spatium nach innen immer größer wird, dann werden die Scheiden¬
gewölbe mit Paraffin ausgemauert. Dekubitalgeschwüre hindern
nicht; sie heilen darunter sehr gut. Nur eitriger Ausfluß kontra¬
indiziert diese Ausmauerung. In 12 Fällen versagte sie Smal.
Geburtshilfe und Gynäkologie. 427
Die operative Behandlung der Prolapse ist natürlich immer noch
das beste.
Adnexe. Der Gesichtspunkt für die Behandlung entzünd¬
licher Adnexerkrankungen wird immer konservativer, be¬
sonders bei den chronisch entzündlichen, in denen, wie Hörmann
hervorhebt, die Belastungstherapie und die Heißluftbehandlung einen
hervorragenden Platz einnehmen. Temperatursteigerungen bei dieser
Behandlung deuten auf Eiter. In diesem Falle oder auch allgemein,
wenn trotz Bettruhe die Tumoren, das Fieber und die Schmerzen
nicht abnehmen, ist nach Fehlings Ansicht die Operation am
Platze, aber nicht die vaginale, sondern die abdominelle mit Drainage.
AehnlichePrinzipien verteidigen Hannes und Brothers. Für Höhne
sind die Windungen, Schlängelungen und spiraligen Drehungen des
Tubenrohres nur dann ein charakteristisches Zeichen für die Hypo¬
plasie des Organs, wenn ein etwa überstandener Entzündungsprozeß
sich ausschließen läßt, da auch entzündete Tuben sich wegen der
Exsudation in die Tuben wand krümmen müssen. In hypoplastischen
Tuben ist der mangelhaft entwickelte Flimmerapparat die Schuld
an der Tubargravidität. — Die Diagnose des sehr malignen, primären
Tubenkarzinoms bezeichnet E. Kehrer als recht schwer und
von Pyosalpinx schwer zu unterscheiden. Als Behelf dient die
Probepunktion, welche hämorrhagisches Exsudat zu Tage fördert. —
Die primären und die Dauerresultate der Ovariotomien bei
anatomisch malignen und zweifelhaften Geschwülsten sind von
Schmidlechner zusammengestellt und haben folgende Ergebnisse:
das Adenokystoma serosum ovarii ist meist benign. In
60 Fällen trat 96,67 # /o primäre und 82,5 °/o endgültige Heilung ein,
bei Carcinoma ovarii in 35 Fällen 82,86 °/o primäre und 14,2°/o
endgültige Heilung, bei Sarcoma ovarii in 27 Fällen 88,89 °/o
primäre und 85°/o endgültige Heilung.
Bauchfell. Ligamente. Bei der Peritonealtuberkulose
bestätigt Baisch die guten Erfolge der Laparotomie, besonders bei
Aszites oder bei tuberkulösen Tuben. Bei der trockenen adhäsiven
Peritonealtuberkulose ist eher innere Behandlung angezeigt. Von
110 Kranken verlor er 40, d. i. eine Mortalität von 36%. Aus den
langjährigen Erfahrungen W. A. Freunds über die Behandlung
der Parametritis in Bädern geht hervor, daß jod- und brom¬
haltige Solquellen für die chronisch entzündliche Parametritis, welche
aus der akuten Phlegmone hervorgeht, sich wohl eignen, nicht aber
für die atrophierende, chronische Form.
Konservative
Behandlung.
Hypoplasie
der Tuben.
Tuben¬
karzinom.
Ovariotomie.
Peritoneal¬
tuberkulose.
Parametritis.
428
J. Klein.
Hydro-
nephrose.
Pyelitis.
Zystoskopie.
Zystitis.
Fig. 53.
Harnwege. Die intermittierende Hydronephrose bei Frauen
steht nach Mirabeau in direktem ursächlichem Zusammenhang
mit gynäkologischen Affektionen, die behindernd auf den regel¬
mäßigen Urinabfluß wirken. Besondere Bedeutung kommt den Er¬
krankungen der Beckenorgane zu, welche den Beckenteil des Ureters
und die Einmündungsstelle in die Blase in Mitleidenschaft ziehen. —
Auch bei der Schwangerschaftspyelitis konstatierte St oe ekel,
daß die Harnstauung in den Ureteren und die gewöhnlich vorhan¬
denen Kolibazillen eine Rolle spielen. Wie bekannt, kommt die
Erkrankung rechtsseitig häufiger vor als links. — Den zystoskopi-
schen Untersuchungen Frommes entnehmen wir folgenden
Gewinn für die Prognosenstellung der abdominalen Krebsoperation:
Blasenwandödem, bullöses Oedem, Oedem des
Ureterwulstes macht die Prognose schwankend
betreffs Blasenverletzung oder wenigstens betreffs
späterer Zystitiden oder Ureternekrosen oder
Fisteln. Weitere wertvolle Beiträge zur Zysto¬
skopie geben uns Stoeckel in seinem „Atlas
der gynäkologischen Zystoskopie“ und Knorr in
seinem Werke „Die Zystoskopie und Urethro-
skopie beim Weibe". — Zur Behandlung schwerer
Entzündungen der weiblichen Blase be¬
dient sich Zurhelle eines eigenen Rücklauf¬
katheters für Dauerspülungen mit abgekochtem
Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung.
Darauf erfolgt eine Einspritzung von 100 ccm
lauwarmer 1 °/«iger Kollargollösung, welche längere (Nach z u r h e 11 e,
Zeit in der Blase verweüen kann (Fig. 53). — DauSsÄn^en ’ r de£
Eingehenden Untersuchungen über die Funktion Schrift f" ^fro*
iTh.
8 .)
des Harnapparats unterwarf Holzbach seine logie Bd.
Patientinnen nach Operationen in Inhala¬
tionsnarkose und Lumbalanästhesie. Unabhängig von der
Art des gegebenen Anästhetikums steht die Nierenarbeit während
der operativen Eingriffe völlig still. In den ersten Stunden post
operationem beginnt eine starke Ausscheidung harnfahiger Sub¬
stanzen; die dazu nötige Flüssigkeit wird dem Körper entzogen.
Das dadurch entstehende Flüssigkeitsdefizit wird im Verlauf der
nächsten Tage aus der Nahrung gedeckt. Die postoperative Harn¬
entleerunggeht nicht mit der Nierenarbeit parallel, vielmehr wird oft der
Blasenreflex nicht perzipiert oder aber willkürlich unterdrückt.
Die Häufigkeit der unvollkommenen Harnentleerung bei spontaner
Geburtshilfe und Gynäkologie.
429
Miktion läßt Besidualharnischurie nnd Ueberdehnung der Blasen¬
wand auftreten nnd ist wegen der Gefahr der Stagnationszystitis
zu fürchten.
Literatur.
Geburtshilfe.
Ahlfeld, Abnabelung, Nabelverband und Behandlung des Nabel¬
schnurrestes. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 6. — Albeck u. Lohse.
Ein Versuch, das Eklampsiegift auf experimentellem Wege nachzuweisen.
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. LXII, H. 1. — v. Alvensleben, Das Auf¬
stehen der Wöchnerinnen in den ersten Tagen des Wochenbetts. Zentralbl.
f. Gyn. Nr. 36. — Bab, Konzeption, Menstruation und Schwangerschafte-
berechnung. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 33. — v. Bardeleben, Recht¬
zeitige und richtige Ausführung der Venenunterbindung ist das wirksamste
Hilfsmittel zur Bekämpfung der puerperalen thrombophlebitischen Pyämie.
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 12. — Baumm, Die suprasymphysäre Ent¬
bindung. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 14. — Bergell u. Falk, Ueber die Funk¬
tion der Plazenta. Münch, med. Wochenschr. Nr. 43. — Berkofsky, Zur
Unterbindung der Venae spermaticae bei puerperaler Pyämie. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 17. — Bock, Ein einfaches Verfahren zum Ab-
saugen der Muttermilch. Ebenda Nr. 51. — Bonnaireu. Jeannin, Ueber
die Anwendung des Kollargols in der Behandlung der puerperalen In¬
fektionen. L’ObsWtrique. — Bürger, Die Geburtsleitung bei engem Becken.
Wien. — Bumm, Die IndikationsBtellung bei der Pubotomie. Zentralbl
f. Gyn. Nr. 19. — Cukor, Zur Kritik der Extraktion nach A. Mueller.
Ebenda. — Czyzewicz, Hyperemesis gravidarum. Samml. klin. Vortr.
Nr. 485. — Democh, Geburten bei alten Erstgebärenden. Beitr. z. Geb.
u. Gyn. Bd. XIII, H. 2. — Dietschy, Die Geburten im Skopolamin-Mor¬
phium - Dämmerschlaf. Korrespondenzbl. f. Schweiz. Aerzte Nr. 15. —
Dührssen, Die geburtshilfliche Dilatation in der Hand des praktischen
Arztes. Ther. Rundsch. Nr. 10—12. — Derselbe, Ueber die vaginale Ex¬
stirpation der graviden Tube. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 25. — Der¬
selbe, Der vaginale Kaiserschnitt in der Praxis. Münch, med. Wochen¬
schrift Nr. 40. — Dürig, Ueber den Einfluß des Selbststillens der Mütter
auf die Neugeborenen in den ersten Lebenstagen. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. LXII, H. 2. — Engelhorn, Zur Behandlung der Eihautretention.
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 16. — Falgowsky, Nierendekapsulation bei puer¬
peraler Eklampsie. Ebenda Nr. 2. — Feitier, Ueber Nabelversorgung.
Wien. klin. Wochenschr. Nr. 18. — v. Feilenberg, Zur Armlösung nach
A. Mueller. Korrespondenzbl. f. Schweiz. Aerzte Nr. 19. — Fellner, Ueber
Graviditätspsychosen. Ther. d. Gegenw. S. 416. — Fießler, Iwaseu.
Döderlein, Zur Sterilisation und Verwendung der Gummihandschuhe.
Münch, med. Wochenschr. Nr. 33. — Finkler, Ueber den Einfluß der Er-
430
J. Klein.
nährung auf die Milchsekretion. Zentralbl. f. allg. Gesundheitspflege Bd. XXVI.
— v. Franqui, Zur Indikationsabgrenzung zwischen extraperitonealem
Kaiserschnitt, Totalexstirpation nach Kaiserschnitt und Schambeinschnitt.
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. LXIII, H. 1. — Fritsch, Die Berechtig ung
und die Methode der Unterbrechung der Schwangerschaft. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 47. — Fromme, Für den extraperitonealen Kaiserschnitt.
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 17. — Derselbe, Ueber extraperitonealen Kaiser¬
schnitt. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 4. — Derselbe, Klinische und bak¬
teriologische Studien zum Puerperalfieber. Arch. f. Gyn. Bd. LXXXV, H. 1.
— Füth u. Meyerstein, Ueber Formicin, ein neues Händedesinfiziens.
Monatsschr. f. Geb. und Gyn. Bd. XXVII, H. 3. — Gloeckner, Beiträge
zur Lehre vom engen Becken. III. Teil. Leipzig. — Gdth, Ein neuer
Handgriff zur Behandlung der atonischen Nachblutungen. Zentralbl. f. Gyn.
Nr. 15. — Halban, Appendizitis und Gravidität. Wien. klin. Wochenschr.
Nr. 47. — Hamm, Ein Fall von Gonohämie beim Neugeborenen. Beitr.
z. Geb. u. Gyn. Bd. XIII, H. 2. — Hannes, Placenta praevia: Hystereuryse
oder Braxton Hicks? Zentralbl. f. Gyn. Nr. 42. — Hartmann, Ein Bei¬
trag zur Aetiologie und Therapie der Uterusruptur. Zeitschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. LXII, H. 3. — A. Hegar, Zur Verbreitung, Entstehung und Ver¬
hütung des engen Beckens. Münch, med. Wochenschr. Nr. 84. — Hellen¬
dall, Zur obligatorischen Crddeisierung der Neugeborenen. Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. XXVIII, H. 3. — Henkel, Die Therapie der Placenta
praevia. Arch. f. Gyn. Bd. LXXXVI, H. 3. — Derselbe, Prognose und
Behandlung der puerperalen Infektion. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 43
bis 45. — v. Herff, Ueber die Bewertung gewisser Behandlungsmethoden
der Bakteriämien des Kindbetts, insbesondere der Hysterektomie. Ebenda
Nr. 24—26. — Derselbe, Sophol. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 42 u. 46. —
Derselbe, Gemäßigter oder radikaler Konservativismus in der Behand¬
lung des engen Beckens? Münch, med. Wochenschr. Nr. 22. — Derselbe,
Der Blasenriß bei der künstlichen Frühgeburt. Ebenda Nr. 50. — Hoehne,
Die Erfolge und Dauererfolge der Hebosteotomie an der Kieler Universitäts¬
frauenklinik. Samml. klin. Vortr. Nr. 497/498. — Hofbauer, Larynx und
Schwangerschaft. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXVIII, H. 1. — Hoff-
mann, Antithyreoidin Moebius bei Osteomalakie. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 18.
— Hofmeier, Der extraperitoneale und der suprasymphysäre Kaiser¬
schnitt. Ebenda Nr. 29. — Derselbe, Zur Verhütung des Kindbettfiebers.
Münch, med. Wochenschr. Nr. 37. — Holzbach, Die intrauterin er¬
worbene Ophthalmoblennorrhoe des Neugeborenen. Monatsschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. XXVII, H. 1 . — Jolly, Zur Technik der Kranioklasie und Ex¬
traktion. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 51. — Klapp, Ueber die Behandlung der
Mastitis. Ther. Rundsch. Nr. 49. — Klein, Der extraperitoneale zervikale
Kaiserschnitt. Straßburg. med. Ztg. Nr. 12. — Kleinertz, Zwei Fälle von
Nierendekapsulation bei Eklampsie. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 26. — Derselbe,
Ueber Geburten im Skopolamin-Morphium-Dämmerschlaf. Ebenda Nr. 42.
— Krömer, Die Erfahrungen der Universitäts-Frauenklinik an der kgl.
Geburtshilfe und Gynäkologie.
431
Charite über die Pubotomie. Berl. klin. Wochenscbr. Nr. 22. — Krönig,
Ueber Einschränkung der aseptischen Maßnahmen in der Geburtshilfe.
Münch, med. Wochenschr. Nr. 47. — Derselbe, Schmerzlose Entbindungen
im Dämmerschlaf. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 23. — Derselbe, Zur
Behandlung der Placenta praevia. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 46. — Krüger,
Die Gewichtsverhältnisse in der Schwangerschaft. Beitr. z. Geb. u. Gyn.
Bd. XIII, H. 2. — Küstner, Ueber Sellheims extraperitonealen zervikalen
Kaiserschnitt. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 16. — Labhardt, Die Extraktion
nach Deventer-Mueller. Arch. f. Gyn. Bd. LXXXIV, H. 3. — Leopold,
Zur operativen Behandlung der puerperalen Peritonitis und Thrombophle¬
bitis. Ebenda Bd. LXXXV, H. 3. — Lerda, Eine chirurgische Behand¬
lung der Beckenstenosen durch eine ständige Erweiterung des Beckens.
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 1. — Louros, Ueber die Bedeutung der Eihaut¬
retention und die passende Methode zur vollständigen Entfernung der¬
selben. Ebenda Nr. 7. — Lunckenbein, Der vaginale Kaiserschnitt in
der Praxis. Münch, med. Wochenschr. Nr. 23. — Macry, Die mechanische
unblutige Erweiterung des unteren Uterinabschnittes durch einen neuen,
verbesserten Konkavmetreurynter. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 34. —
Mansfeld, Betrachtungen über den Zweck und die Art des Skopolamin-
Dämmerschlafes in der Geburtshilfe. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 1. —
A. Martin, Offener Brief an die Herren Professoren Krönig u. Sellheim
in der Frage der Placenta-praeviatherapie. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XXV1I1, H. 6. — E. Martin, Zur Bettruhe im Wochenbett. Ebenda
Bd. XXVII, H. 2. — K. Mayer, Skopolamin-Morphium bei Geburten.
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 21. — A. W. Meyer, Resultate der Nabelabklem¬
mung. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 19. — Möhlmann, Ueber die Therapie
der Eklampsie. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. LXII, H. 1. — Mohr u.
R. Freund, Experimentelle Beiträge zur Pathogenese der Eklampsie. Berl.
klin. Wochenschr. Nr. 40. — Alb. Müller, Zur Serumbehandlung des
Puerperalfiebers. Münch, med. Wochenschr. Nr. 20. — Arth. Mueller.
Zur Frage der Hebosteotomie und der künstlichen Frühgeburt im Privat¬
hause. Ebenda Nr. 24. — Nacke, Perforatorium. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 29.
— Neu, Untersuchungen über die Bedeutung des Suprarenins für die Ge¬
burtshilfe. Arch. f. Gyn. Bd. LXXXV, H. 3. — Oeri, Untersuchungen über
die Desinfektion mit einem Aceton-Alkoholgemisch. Zeitschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. LXIII, H. 8. — Olshausen, Ueber die Geburt bei engen Becken
und ihre Behandlung. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 1. — Derselbe, Zur
Aetiologie der Retroflexio uteri puerperalis. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 1. — Orth¬
mann, Sollen Tubenschwangerschaften in den ersten Monaten vaginal oder
abdominal operiert werden? Deutsche med. Wochenschr. Nr. 5. — Peham,
Indikationsstellung bei Pubotomie. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 23. — Pfannen-
atiel, Zur Indikation und Technik des zervikalen Kaiserschnitts. Ebenda
Nr. 10. — Derselbe, Ueber die transperitoneale Sectio caesarea mittels
unteren (cervico-meaouterinen) Längsschnitts. Deutsche med. Wochenschr.
Nr. 40. — Derselbe, Ueber den habituellen Ikterus gravis bei Neu-
432
J. Klein.
geborenen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 42—43. — Pfisterer, Ueber
.die Wertigkeit der reinen Alkoholdesinfektionsmethode. Zeitschr. f. Geb.
u. Gyn. Bd. LXIII, H. 3. — Renvall, Ueber Appendizitis während Schwan¬
gerschaft und Geburt. Berlin. — Rohlff, Bossi und Kolpeurynter in der
Hand des praktischen Arztes. Ther. Rundsch. Nr. 1—5. — Rubeska,
Sectio caesarea cervicalis. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 17. — £. Runge, Nieren-
dekapsulation bei Eklampsie. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 46. — Scheffzek,
Zur Behandlung der Schädelimpression der Neugeborenen. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 36. — Schickele, Die bleibende Erweiterung des engen
Beckens. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 17. — Schläfli, Hebosteotomie und künst¬
liche Frühgeburt. Korrespondenzbl. f.Schweiz. AerzteNr. 24. — Schücking,
Liegegymnastik im Wochenbett und nach größeren gynäkologischen Opera¬
tionen. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 51. — Schulte, Ueber erfolgreiche
Suggestivbehandlung der Hyperemesis gravidarum. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XXVII, H. 5. — Schultze, Lagerung der gebärenden Frau, Lenden-
biegsamkeit und austreibende Kraft. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. XIII, H. 2.
— Schumburg, Die Händedesinfektion nur mit Alkohol. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 8. — Schwarzenbach, Ueber die Aetiologie und The¬
rapie des Schwangerschaftserbrechens. Korrespondenzbl. f. Schweiz. Aerzte
Nr. 14. — Seitz, Zur Klinik, Statistik und Therapie der Eklampsie. Arch.
f. Gyn. Bd. LXXXVII, H. 1. — Seilheim, Der extraperitoneale Uterus¬
schnitt. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 5. — Derselbe, Weiteres vom extraperi¬
tonealen Uteru8Bchnitt. Ebenda Nr. 10. — Derselbe, Die Entbindung
durch die „Uterusbauchdeckenfistel*. Ebenda Nr. 20. — Derselbe, Die
Gefahren der natürlichen Geburtsbestrebungen bei Placenta praevia und
ihre Verminderung durch den extraperitonealen UteruBschnitt. Ebenda
Nr. 40. — Derselbe, Der Einfluß von Asepsis und Infektion auf die
Technik der Entbindung durch Schnitt. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 40.
— Sfameni, Die Placenta marginata und ihre Entstehung. Berlin. —
Sitzenfrey, Die Lehre von der kongenitalen Tuberkulose mit besonderer
Berücksichtigung der Plazentartuberkulose. Berlin 1909. — Stolz, Geburts¬
hilfliche Instrumente. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 4. — Veit, Ueber den Wert
der Narkose bei der Geburt. Ther. Monatshefte, Dez. — Derselbe, Die
Anzeigepflicht beim Kindbettfieber. Halle. — Derselbe, Zur Diagnose und
Therapie des Puerperalfiebers. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 12. — Wal eher,
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existiert nicht. Münch, med. Wochenschr. Nr. 47. — Wasenius, Experi¬
mentelle Untersuchungen über die Uteruskontraktionen bei der Geburt, so¬
wie Über den Einfluß des Aethers und des Morphiums auf dieselben. Arch.
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klin. Rundsch. Nr. 41 — 43. — Zangemeister, Die Behandlung der
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433
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Geb. u. Gyn. Bd. XXVIII, H. 4. — H. Freund, Zur Behandlung des in¬
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in Bädern. Zeitschr. f. Balneolog. Nr. 1. — Fromme, Was leistet die
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stigmin bei postoperativem aseptisch-paralytischem Ileus. Zentralbl. f. Gyn.
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J. Klein.
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Quellstifte so notwendig? Zentralbl. f. Gyn. Nr. 43. — Herzl, Ueber die
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4. Augenkrankheiten
Von Professor Dr. C* Horstmann in Berlin.
Heß bat Methoden ausgearbeitet, um zur Auslösung des Pupillen- Papillenspiel,
spiele verschiedener Netzhautbezirke einerseits mit gleich großen und
gleich hellen Lichtflächen abwechselnd zu belichten, andererseits durch
Aenderung der Lichtstärke der einen Reizfläche unabhängig von der anderen
bei Reizung von Netzhautbezirken von verschiedener motorischer Erreg¬
barkeit die Reizflächen „isokinetisch' zu machen. Er fand, daß im hell-
bezw. kurz dunkeladaptierten Auge die Netzhaut bereits in einem Abstand
von der Fovea von weniger als 0,4 mm für Reizlichter von größerer Licht¬
stärke weniger erregbar ist, als in der Foveamitte selbst. Die motorische
Erregbarkeit der Netzhaut nimmt von der Foveamitte nicht gleichmäßig
ab, sondern nach der temporalen Seite rascher als nach der nasalen. Die
Netzhautpartien um die Papille zeigen für Reizlichter von einer bei klini¬
scher Untersuchung üblichen Lichtstärke keine merklich motorische Wirk¬
samkeit. Zwei für den stäbchenfreien Bezirk des dunkeladaptierten Auges
isokinetische farbige Lichter sind für extrafoveale, nahe am stäbchenfreien
Bezirk gelegene Netzhautstellen heterokinetisch in dem Sinne des Pur¬
kinje sehen Phänomens, d. h. grüne bezw. blaue Lichter sind dann motorisch
wirksamer als rote. Für ein genügend lichtschwaches blaues Reizlicht sind
die extrafovealen Netzhautstellen im relativ dunkeladaptierten Auge mo¬
torisch erregbarer als die fovealen. Auch der foveale stäbchenfreie Netz¬
hautbezirk zeigt eine deutliche motorische Dunkeladaptation. Bei künstlich
erzeugter Druckblindheit erzeugt Belichtung keine Pupillenverengerung.
Die vergleichenden physiologischen Untersuchungen von Heß lehren, daß
auch beim Menschen die Außenglieder der Sehepithelien den motorischen
Empfänger darstellen. Da demnach die dem Pupillenspiel dienenden und
die zu optischen Wahrnehmungen führenden Regungen in den gleichen
Bestandteilen der Netzhaut ihren Ursprung nehmen, so ist die Annahme
wahrscheinlich, daß diese Regungen nicht durch verschiedene, sondern
gleiche Nervenfasern auf mehr oder minder weite Strecken vermittelt
werden, um dann auf zwei verschiedenen Bahnen zu zwei verschiedenen
Zentren fortzuschreiten. — Angelucci ist es gelungen, eine Sammlung von
Bildern farbenblinder Maler anzulegen, und tatsächlich konnte bei
der Funktionsprüfung ihrer Augen das Bestehen von Rotgrünblind-
438
Horsfcmann.
Farben¬
blindheit.
Unter-
sucliungs-
methodeu.
heit nachgewiesen werden. Diese Anomalie manifestiert sich bei Malern
durch das Lieb reich sehe Symptom — die Lichtwirkung wird durch
Rot, Dunkel durch Grün dargestellt — und die damit zusammenhängende
fehlerhafte Darstellung der Perspektive. Durch Uebung erlangt der Farben¬
blinde die Befähigung, die verschiedenen Nüancen von Rot zu unterscheiden,
nicht aber jene von Grün. Allgemein ist der Mißbrauch von Violett nach¬
weisbar. Total Farbenblinde verwenden Violett zur Darstellung des mensch¬
lichen Körpers, Rotgrünblinde nur für das Malen der Schatten. Der
Lichteffekt des Grün wird übertrieben, das an stark beleuchteten Stellen
gelb, an schlecht beleuchteten grün oder blaugrün dargestellt wird. Ueber-
triebene Polychromie kommt bei der Darstellung von Braun vor, das hell
beleuchtet gelb, mäßig beleuchtet rot und im Schatten violett oder grün
gemalt wird. Durch Uebung können Farbenblinde eine große Fertigkeit
in der Darstellung der Perspektive erreichen und in ihrer Plastik den größten
Meistern nahekommen.
B6k6ß bespricht die Anforderungen, die an den Bahnaugen¬
arzt bei der Ausübung seines Amtes gestellt werden. Nach einer
kurzen Uebersicht über die Untersuchungsmethoden des
Auges, besonders der Farbenblindheit, werden technische Fragen
behandelt, wie die gebräuchlichen Signale. Was die Farbensinn¬
prüfung anlangt, so ist er der Ansicht, daß bei Neuaufnahme die
wissenschaftliche Prüfung mit Anwendung strengster Proben ma߬
gebend sein müsse, während bei den Ueberprüfungen des schon im
Dienst stehenden Personals neben den gebräuchlichen Proben noch
eine der Wirklichkeit nahekommende Untersuchungsmethode heran¬
zuziehen sei. Der Schluß enthält die in den verschiedenen Staaten
erlassenen Vorschriften über die bahnärztlichen Farbensinnprüfungen
und die in Oesterreich gültigen Bestimmungen über die Tauglichkeit
im Eisenbahndienst. Nach den Ausführungen von Rosmanit müssen
vom exekutiven Eisenbahn- und Marinedienste außer den Rotgrün¬
blinden auch die Rot- und Grünanomalen ausgeschlossen werden.
Als Prüfungsmethoden für diesen speziellen Zweck können nur solche
Verfahren in Betracht kommen, welche neben verläßlicher Aus¬
scheidung der Farbenblinden eine sichere und bewußte Erkennung
der anomalen Trichromaten ermöglichen. Diesen Anforderungen
entsprechen nur die Nagel sehen Tafeln und sein Farbengleichungs¬
apparat. Zweifelhafte Fälle können nur an der Hand eines Spektral¬
apparates entschieden werden. Das brauchbarste Instrument für
den vorliegenden besonderen Zweck ist Nagels Anomaloskop.
Wessely bespricht in erschöpfenderWeise die Simulation von
Krankheiten und Funktionsstörungen der Augen. Das
erste Kapitel enthält die Schilderung der vorgetäuschten Erkran-
Augenkrankheiten.
439
kungen des Auges, zunächst die der Bindehaut, der Hornhaut und
Linse, darauf die Störungen der Pupille und Akkommodation, die
Refraktionsanomalien, die Augenmuskelstörungen und Erkrankungen
der Lider und schließt mit den subjektiven Beschwerden. Im
zweiten Kapitel werden die Simulation und Aggravation der Funk¬
tionsstörungen des Auges behandelt, und zwar zunächst die Simu¬
lation der Schwachsichtigkeit und Blindheit. Die objektiven und
subjektiven Simulationsproben werden einer genauen Kritik unter¬
zogen. Die letzten Kapitel enthalten die Simulation von Blick- und
Gesichtsfeldstörungen, von Lichtsinn- und Farbensinnstörungen. Zum
Schluß wird noch die Dissimulation besprochen.
Nach zurNedden besitzen die entzündlichen Produkte, welche
bei infektiösen Erkrankungen der Konjunktivs in dem Bindehaut¬
gewebe enthalten sind und zum Teil in das Konjunktivalsekret
übertreten, bakterizide Eigenschaften, während die Tränen¬
flüssigkeit und das normale Sekret der Bindehaut nicht bakterizid
wirken. Je stärker die Entzündung und die Sekretion sind, um so
höher ist die bakterizide Kraft des Bindehautsekretes. Die Art und
die Dauer der Infektion hat hierauf keinen Einfluß. Bei der
Heilung der Konjunktivitis nach Applikation von Adstringentien
ist die direkte Abtötung und die mechanische Entfernung der
Bakterien zwar nicht ganz bedeutungslos, jedoch spielen diese
Momente gegenüber der aktiven Beteiligung des Gewebes an der
Bekämpfung des Eirankheitsprozesses eine untergeordnete Rolle.
Auch bei der Heilung von Hornhautgeschwüren hat die direkte
Abtötung der Krankheitserreger durch Desinfizientien und Ad¬
stringentien nicht die Bedeutung, wie ihre Vernichtung durch die
bakteriziden Entzündungsprodukte des Hornhautgewebes selbst. Als
wirksamstes Mittel zu ihrer schonungsvollen Vermehrung ist das
Zinksulfat anzusehen. Eine spezifische Verwandtschaft des Zinks
zu besonderen Bakterien arten (Diplobazillen) ist nicht erwiesen.
Nachdem Lindah 1 vorerst hervorgehoben, daß Bernheim,
M arthen, Bach und Helleberg durch ihre Untersuchungen
dargetan haben, daß die Tränenflüssigkeit gegenüber
gewissen Bakterien eine bakterizide Wirkung besitzt, solche
aber einigen anderen gegenüber entbehrt, untersucht Lin da hl
zunächst den Einfluß der Tränenflüssigkeit auf Pneumokokken
und Streptokokken und findet, daß die bakterizide Wirkung
der Tränenflüssigkeit auf die Pneumokokken ungewiß ist. Gegen
Streptokokken besitzt die Tränenflüssigkeit schwache bakterizide
Wirkung. Lindahl meint, daß die bakteriziden Stoffe nicht
Bakterizide
Substanzen
im Binde¬
hautsack.
Bakterizide
Wirkung der
Tränen-
ÜUssigkeit.
440
Horctm&im.
Erblindung
nach
Einnahme
von Filix
mas,
— nach Atoxyl-
anwendung.
Augen¬
erkrankung
durch
künstliche
Düngmittel.
aus dem Serum, sondern aus den Tränendrüsen oder der Bindehaut
stammen.
Bei einem Bergmanne trat, wie Kuhnt berichtet, bei einer
Wurmkur mit Extractum filicis maris Erblindung ein. Es
fand sich Oedem und leichte Streifung der Netzhaut, die Grenzen der
Papille waren unscharf. Schöning beobachtete bei einem kräftigen
Manne, wo keinerlei schwächende Kuren voraufgegangen waren,
auch keine Idiosynkrasie gegen das Mittel bestand, nach zweimali¬
gem Gebrauch von je 10 g Extractum filicis mas das Auftreten von
Amaurose. Zunächst zeigte sich nur eine Verengerung der Arterien
Und Erweiterung der Venen, weiterhin eine eigentümliche, wahr¬
scheinlich auf einem Oedem beruhende Fältelung der Netzhaut. Nach
14 Tagen stellte sich der erste Lichtschein wieder ein, und zwar in
der Peripherie. Fehr berichtet über einen Fall von Pemphigus und
Lichen ruber, die mit Einspritzung einer 20°|oigen Atoxyllösung
behandelt worden waren. Bei beiden traten während der Behand¬
lung Sehstörungen auf. Die Pupillarreaktion war normal, die zen¬
trale Sehschärfe nur mäßig herabgesetzt, das Gesichtsfeld nasal stark
eingeengt, die ganze Sehnervenscheibe gleichmäßig weiß verfärbt
und die Netzhautarterien verengt. Die Prognose ist relativ gut,
da sich der Zustand nach Aussetzung des Mittels langsam bessert.
Herford berichtet über 2 Fälle von Erblindung nach Atoxylan-
wendung und gibt eine Uebersicht über die bisher veröffentlichten
Fälle. Bei einem 3. von ihm beobachteten Falle traten nach Atoxyl-
injektionen Netzhautblutungen auf, die aber nach Aussetzung des
Mittels wieder zurückgingen! Einzeldosen von über 6,0 g scheinen
gefährlich zu sein. — Augstein berichtet über einen Fall, wo
nach Aussäung von künstlichem Dünger, der aus Thomas¬
schlacke, Superphosphat und Kainit bestand und dem betreffenden
Arbeiter in beide Augen kam, schwere Hornhautentzündung und
Perforation eintrat, infolgedessen beide Augen erblindeten. Es
handelte sich wahrscheinlich um schwere Aetzwirkung, da im
Sekret niemals die Anwesenheit von Mikroorganismen festgestellt
werden konnte. Im Falle von Bon di handelte es sich um eine
starke Verätzung der Binde- und Hornhaut bei einer Feldarbeiterin,
die sich Kunstdünger, Chilesalpeter, in das Auge gerieben hatte.
Der Fall von Heßberg ist der schwerste bisher beobachtete aller
dieser Fälle. Es handelte sich um Hineinfliegen von Superphosphat
in das Auge, das unter dem Bilde der Panophthalmitis erkrankte
und zu Grunde ging.
Nach de Lapersonne ist die Ophthalmoreaktion nach der
Augenkrankbeiten.
441
Methode Calmettes (Einträufelung einer 2°|«igen Tuberkulinlösung
in den Bindehautsack, welche bei Tuberkulösen eine Bindehaut*
hyperämie hervorruft) in der großen Mehrzahl der Fälle unschäd¬
lich. Ungemein selten entsteht in ihrem Gefolge eine heftige
Entzündung der Bindehaut oder eine Keratitis ulcerosa, die de La-
personne in 2 Fällen bei alten Leuten beobachtet hat. Nicht in
allen Fällen gibt die Calmettesche Ophthalmoreaktion verläßliche
Aufschlüsse. Bei Kindern ist es vorzuziehen, nur 1 °/oige Tuberkulin¬
lösung (Comby) anzuwenden. Bei bestehenden Erkrankungen
desAuges sollte die Tuberkulineinträufelung überhaupt nicht vor¬
genommen werden und letztere in der Augenheilkunde nur bei Er¬
krankung der Adnexe des Auges behufs Erforschung der tuberkulösen
Natur letzterer vorgenommen werden. Auch bei alten Leuten ist
es angezeigt, die Ophthalmoreaktion nicht vorzunehmen. Barbier
hält die Ophthalmoreaktion Calmettes nicht für verläßlich, um das
Bestehen von Tuberkulose zu beweisen. In einem Falle trat infolge
der Tuberkulineinträufelung in den Bindehautsack Keratitis auf. In
der dem Vortrage folgenden Diskussion erwähnt R6non, daß er
unter 15 Fällen, bei welchen eine positive Ophthalmoreaktion mit
der Tuberkulininstillation (1 # /o) in den Bindehautsack nachweisbar
war, 3mal Komplikation beobachtete: lmal eine Bindehautentzün¬
dung, eine leichte Keratitis und eine schwere Keratitis mit Iritis.
Stephenson hat dieses neue diagnostische Prüfungsmittel örtlich
für Augenerkrankungen in 30 Fällen mit nachfolgenden Resultaten
angewendet: 6 Kinder mit rückfälliger Keratitis phlyctaenulosa
zeigten alle die Reaktion. Ebenso waren 3 Fälle von Chorioiditis
disseminata insgesamt positiv. In 5 Fällen von Keratitis interstitialis
specifica war ebenfalls die Reaktion vorhanden. Einer von 3 Fällen
von Episkleritis war positiv, ebenso wie es Tuberkulose der Iris
und Kornea und chronische Iridochorioiditis waren. Bull hält
Tuberkulin T. R. für ein wertvolles diagnostisches Mittel. Die posi¬
tive Probe sollte eine unzweifelhafte konstitutionelle Reaktion sein,
bestehend in einem plötzlichen Steigen und Fallen der Temperatur,
begleitet von Schüttelfrost, zusammen mit einer lokalen Reaktion
an den affizierten Augen. Wenn auf den Lungen ein Herd besteht,
dann wird ein abendlicher Temperaturanstieg mit Husten eintreten.
Sein Wert als therapeutisches Mittel ist nicht so evident, indes
kann chronische Tuberkulose der Chorioidea und Retina günstig da¬
durch beeinflußt werden. Zum Schluß meint er, daß es wichtig ist,
die Injektionen für mehrere Monate fortzusetzen, indem man dabei
kleine, allmählich steigende Dosen anwendet. Die von ihm mit-
Ophthalmo-
reaktion bei
Tuberkulose.
442
Horstmann.
Ophthalmo¬
reaktion bei
Tuberkulose.
geteilten Fälle sind folgende: vier Erkrankungen der Augenlider,
drei der Konjunktiva, eine der Kornea und zwei der Iris. Baldwin
und Genossen haben die Calmettesche Probe in 137 Fällen von
sicher und verdächtig tuberkulösen Patienten ebenso wie bei einer
geringen Anzahl augenscheinlich gesunder Individuen angewendet.
2 von 45 Fällen von Lungentuberkulose reagierten nicht, aber sie
wären schwach, anämisch und fieberten, und solche Patienten haben
bekanntlich ein schwaches Reaktionsvermögen für Tuberkulin. 8 von
57 augenscheinlich gesunden Personen reagierten, einige von diesen
lebten indes in beständiger Gemeinschaft mit tuberkulösen Patienten.
Einem Herrn von 48 Jahren, der früher an Hämatemesis ge¬
litten und eine leichte Affektion der rechten Lungenspitze gezeigt
hatte, wurde, wie Fischer mitteilt, ein Tropfen Tuberkulin Test
in das rechte Auge geträufelt. Darauf trat eine phlyktänuläre Kon¬
junktivitis und später ein Randgeschwür der Hornhaut auf. Nach
3 Monaten war die Affektion noch nicht geheilt. Nach Adam
kann das zum Zweck der Ophthalmoreaktion in den Bindehautsack
gebrachte Tuberkulin neben der durch die Allergie des Gewebes
bedingten Reaktion auch toxische und infektiöse Wirkungen ent¬
falten und hierdurch das Auge schädigen. Diese toxischen Wir¬
kungen machen sich in höherem Maße am kranken Auge bei skrofu¬
lösen Kindern und besonders am tuberkulösen Auge geltend, wobei
Augen, bei denen die Tuberkulose in den vorderen Teilen des Auges,
Konjunktiva, Kornea, Sklera, Iris lokalisiert ist, in höherem Maße
gefährdet erscheinen, als solche, bei denen sich die Tuberkulose in
den tieferen Teilen befindet. Die schädliche Wirkung kann nur
dann auftreten, wenn bei einseitigem Prozeß das gesunde Auge zur
Reaktion benutzt wird. Kinder sind in höherem Grade durch die
Ophthalmoreaktion gefährdet als Erwachsene. Durch das Einträufeln
von Tuberkulin wird eine erhöhte Empfindlichkeit der Bindehaut
gegen Tuberkulin geschaffen. Die Ophthalmoreaktion kann in der
heutigen Form auch nicht als gefahrlos angesehen und demgemäß
noch nicht zum allgemeinen Gebrauch empfohlen werden. Absolute
Kontraindikationen sind Augenerkrankungen in jeder Form und
jedem Stadium, selbst völlig abgelaufene, auch dann, wenn ein Auge
gesund ist, ebenso jugendliches Alter, bereits einmal angestellte
Ophthalmoreaktion, und sobald die Absicht besteht, einige Zeit nach
der Ophthalmoreaktion Tuberkulin subkutan zu injizieren. Krause
und Hertel empfehlen vor Anwendung der Ophthalmoreaktion eine
genaue Inspektion des äußeren Auges, namentlich auch mit Rück¬
sicht auf Residuen früher überstandener phlyktänulärer Erkran-
Augenkrankheiten.
443
kungen, da selbst Residuen längst zum Stillstand gekommener Pro¬
zesse auch bei älteren Individuen wieder aufflackern und Veranlassung
zu hartnäckigen Rezidiven werden können. Anzuwenden ist am
besten das gewöhnliche Alttuberkulin Koch, bei welchem die un¬
angenehmen Nebenwirkungen am seltensten Vorkommen. Nach den
Versuchen von Waldstein übt die Beschaffenheit der Bindehaut
einen deutlichen Einfluß aus sowohl auf die Art und Weise, wie
auch auf die Intensität und Dauer der Ophthalmoreaktion. In vielen
Fällen von Conjunctivitis ekzematosa, von Follikelkrankheit, häufig
auch von chronischem Katarrh, besonders solchen, die nach ander¬
weitiger tiefgehender Erkrankung (Trachom) zurückgeblieben sind,
verläuft die Ophthalmoreaktion viel schwerer als bei gesunden Binde¬
häuten. Vor der allgemeinen Anwendung der Ophthalmoreaktion
als diagnostisches Hilfsmittel ist nachhaltig zu warnen. Brous
hat in 24 der Tuberkulose verdächtigen Augenerkrankungen die
Einträufelung einer 1 °/oigen Tuberkulinlösung in den Konjunktival-
sack ausgeführt und 9mal positive Ophthalmoreaktion erhalten,
während die probatorische Tuberkulinreaktion in 14 Fällen positives
Ergebnis hatte. Aus dem Verlauf der Ophthalmoreaktion kann mit
Sicherheit nicht auf die tuberkulöse Natur eines Augenleidens ge¬
schlossen werden. Ist sie schwer oder beteiligen sich die erkrankten
Teile mit, so ist die Tuberkulose wahrscheinlich, fallt sie dagegen
milde aus, so ist dies kein Gegenbeweis. Der subkutanen Injektion
ist der Vorzug zu geben. Die Ophthalmoreaktion ist indessen ein
wertvolles Mittel, wenn sie mit Vorsicht angewandt wird. Von
9 unter 14 Fällen von Augenkranken mit Tuberkulose oder Tuber¬
kuloseverdacht, bei denen Stuelp die Ophthalmoreaktion aus-
föhrte, traten schwerere, bis zu 7 Wochen und darüber dauernde
Entzündungserscheinungen an Augen auf, die zwar früher entzünd¬
lich erkrankt, zur Zeit der Instillation aber kürzere oder längere
Zeit völlig reizlos waren, ferner an Augen, die nachweislich erkrankt
waren, wenn das andere Auge krank war oder krank gewesen war.
Vor der Ophthalmoreaktion ist in der Ophthalmologie überhaupt
dringend zu warnen. Gaupp wandte eine 3°/oige Tuberkulinlösung
als Einträufelung in die Konjunktivs an. Von 100 Fällen haben
54 reagiert, nicht reagiert 46. Von 61 sicheren Tuberkulösen re¬
agierten 44, von 23 verdächtigen Fällen gaben 10 positive Reaktion
und von den klinisch unverdächtigen Fällen reagierte nicht ein ein¬
ziger. Die Ophthalmoreaktion gibt bei frischen Tuberkulosen mit
großer Konstanz eine positive Lokalreaktion, bei fortgeschritteneren
versagt sie sehr oft. Nach Levy besteht die positive Reaktion der
444
Horatmann.
Ophthalmo¬
reaktion bei
Tuberkulose.
Tuberkulineinträufelung in die Konjunktivs in einer entzündlichen
Reizung. Diese kommt in drei Graden vor: Rötung der Karunkel und der
Conjunctiva palpebrarum, stärkere Rötung mit Beteiligung der Con-
junctiva sclerae, Schwellung und vermehrte Sekretion und inten¬
sive Rötung der ganzen Bindehaut, starke Chemosis, fibrinöse oder
eitrige Sekretion und kleine Ekchymosen. Die Einträufelung wird
mit Höchster Alttuberkulin in 2 °j oiger Lösung ausgeführt. Sie ist
allgemein und leicht anwendbar; denn sie erstreckt sich auf Fie¬
bernde, sie erzeugt keine oder minimale Störungen und ist unge¬
fährlich. Bei 41 Tuberkulösen hatte die Einträufelung 35mal posi¬
tiven Erfolg, bei 54 verdächtigen 32mal und bei Nichttuberkulösen
nur bei 2,5 °/o. Mit Rücksicht auf die bei 75°/o der Nichttuber¬
kulösen auflretende Ueberempfindlichkeit bei wiederholter Einträufe¬
lung ist darauf zu achten, daß nicht dasselbe Auge zweimal benutzt
wird, desgleichen auf bereits vorher bestehende konjunktivale Ent¬
zündungen. Positive Reaktion spricht nicht in allen Fällen mit
Sicherheit für Tuberkulose, insbesondere nicht bei Typhusrekon¬
valeszenten, jedoch kommt ihr bei suspekten Individuen eine große,
vielleicht ausschlaggebende Bedeutung zu. Negative Reaktion spricht
nicht mit absoluter Sicherheit gegen Tuberkulose, besonders bei
anämischen kachektischen Personen. Unter den angegebenen Kau-
telen stellt die konjunktivale Tuberkulinreaktion ein vortreffliches
diagnostisches Hilfsmittel für den praktischen Arzt und den poli¬
klinischen Betrieb dar und dürfte, wenn sich die Befunde der bis¬
herigen Untersuchungen bestätigen, dank ihrer Einfachheit große
soziale Bedeutung haben. Polland beobachtete bei der Ophthalmo¬
reaktion 3 Fälle von schwerer Konjunktivitis, 2mal mit Beteiligung
der Hornhaut, lmal mit bleibender Sehstörung. Nach Teichmann
beruhen die angeblich durch die Konjunktivalreaktion hervorgerufenen,
bisher mit geteilten Schädigungen ausnahmslos auf der Wahl unge¬
eigneter Tuberkulinpräparate oder der Vernachlässigung wichtiger
Kontraindikationen. Solche sind: Instillation bei krankem, vor allem
tuberkulösem Auge, Skrofulöse, vielleicht überhaupt jugendliches
Alter, Wiederholung der schon früher der Reaktion unterzogenen
Augen , ganz besonders von starken Lösungen. Die Konjunktival¬
reaktion, vorgenommen mit frisch bereiteter l°/oiger Tuberkulin¬
lösung, ist absolut ungefährlich und zur Zeit das einfachste Mittel,
einen den sonstigen klinischen Untersuchungsmethoden nicht zu¬
gänglichen Tuberkuloseherd zu diagnostizieren. Weiterhin sind Säug¬
linge und skrofulöse Kinder auszuschließen. Bei entzündlichen Erkran¬
kungen des Nasenrachenraums ist Vorsicht geboten. Ebenso muß
Augenkrankheiten.
445
man sich hüten, die vom Patienten so leicht zu beobachtende Re¬
aktion bei Hysterischen und Hypochondern anzustellen. Die Ge¬
fahren der Konjunktivalreaktion werden allein durch Nichtbeach¬
tung der Kontraindikationen und ungeeigneter Präparate bedingt.
Wolff-Eisner empfiehlt das von ihm geprüfte und unter
seiner Kontrolle stehende Tuberkulin zur Ophthalmoreaktion. Hans
empfiehlt die Wolff-Eisnersche Konjunktivalreaktion dringend
dem Praktiker als Ergänzung seiner diagnostischen Hilfsmittel
für Tuberkulose; ihre Beweiskraft ist von 9 : 1 für bestehende
Tuberkulose an irgend einer Stelle des Körpers. — Nach C h a n fe¬
rnes s e verursacht die Einträufelung von Typhus gift in das
untere Augenlid gesunder Menschen leichtes Brennen, Rötung
der Konjunktivs, Tränenfluß und geringe Sekretion fibrinöser
Exsudate, welche Symptome nach 6 Stunden verschwinden. Bei
Typhösen dagegen ist der genannte Symptomenkomplex viel aus¬
gesprochener und dauert 2—4 Tage. 0 r s z a g benutzte nach
Chantemesses Vorschrift als Untersuchungsmaterial eine aus
einem virulenten, aus der Leiche eines an Typhus Verstorbenen
gezüchteten Typhusbakterien stamm stammende Lösung. Ein Tropfen
davon wurde auf die innere Fläche des unteren Lides geträufelt.
Nach 2—3 Stunden beobachtete man an dem betreffenden Auge
Röte, Tränen, Gefühl von Wärme und Jucken an der Bindehaut
der Lider, ferner auch fibrinöses Exsudat. Nach den Versuchen
von Orszag ist die Chantemessesche Ophthalmoreaktion zur
Zeit für praktische Zwecke nicht verwendbar, da wir über kein
beständiges Typhustoxin mit gleicher Intensität verfügen. Die
Ophthalmoreaktion kann sich nach 6 Stunden nicht nur bei Ty¬
phösen, sondern auch bei anderen Erkrankten positiv erweisen. Die
positive Reaktion ist also in diesem Zeitpunkt für Typhus abdomi¬
nalis nicht charakteristisch. Nach 24 Stunden geben die meisten
Fälle von Typhus abdominalis positive Resultate. Negative Reak¬
tion ist bei Fiebernden in den meisten Fällen gegen Typhus zu
verwerten. Rekonvaleszenten reagieren etwa in der Hälfte der
Fälle positiv. Bei anderen Krankheiten ist die Reaktion nach
24 Stunden meistens negativ, positive Reaktion wurde aber auch
beobachtet.
Birch-Hirsclifeld hat in 5 Fällen nach länger dauernder
Beschäftigung von der an ultravioletten Strahlen reichen Queck-
silberd ampflampe neben konjunktivaler Reizung eine Störung
der Netzhautfunktion beobachtet, die sich in Form eines vorwiegend
perizentralen Skotoms für Kot und Grün bei voller Sehschärfe und
Ophthalmo¬
reaktion bei
Typhus.
Wirkung der
Röntgen¬
strahlen auf
das Auge.
446
Horstmann.
Wirkung der
Röntgen¬
strahlen auf
das Auge.
normalem Augenbefund geltend machte. Nur in 2 Fällen war der
zentrale Farbensinn im Sinne einer Herabsetzung der Rotgrün¬
empfindung beeinträchtigt. Das Farbenskotom bildete sich im Laufe
mehrerer Wochen zurück. Birch-Hirschfeld verlegt die anato¬
mische Läsion in die Netzhaut. Wenn auch der Anteil der leuchten¬
den Strahlen für die Störung nicht auszuschließen ist, so wirken doch
wohl die ultravioletten Strahlen mit. Die Beobachtungen fordern zu
einem Schutze der Augen aller derjenigen besonders auf, die längere
Zeit in direkter Nähe von Lampen zu arbeiten haben, welche inten¬
sives, an ultravioletten Strahlen reiches Licht aussenden. Da nach
unseren heutigen Kenntnissen gerade die kurzwelligen Strahlen das
Auge schädigen, dürfen im allgemeinen Muschelschutzbrillen von
gewöhnlichem Glas ausreichen, für besondere Fälle Schutzgläser und
Lampenglocken aus Glas von hohem Absorptionsvermögen für Ultra¬
violett (Schwertflintglas, Euphosglas) sich empfehlen.
Thiosinamin. Dolganow und Lewitzkaja wandten Thiosinamin in
Form von subkutanen und intramuskulären Injektionen, meistens
der Juliusbergschen Glyzerin-Wasserlösung (täglich oder alle anderen
Tag eine Pravazsche Spritze) in 23 Fällen von weißer und grauer
Sehnervenatrophie, Retinitis und Chorioretinitis pigmentosa syphi¬
litica an. Aus den 23 Krankengeschichten ziehen die Verfasser
sehr vorsichtig folgende Schlüsse: 1. Thiosinamin ist bedingungslos
von Nutzen bei den genannten Augenerkrankungen, da nach dessen
Gebrauch Hebung der zentralen Sehschärfe und Erweiterung des
Gesichtsfeldes eintritt. 2. Erweiterung des Gesichtsfeldes wurde
selbst in den Fällen beobachtet, wo Thiosinamin auf die Sehschärfe
keinen Einfluß ausübte; meistenteils geht die Wirkung teils auf
beide parallel. 3. Die Hebung des Sehvermögens ist verschieden,
in Abhängigkeit von der Form des Prozesses, seiner Dauer, seines
Grades und anderen, nicht aufgeklärten Ursachen und Bedingungen.
4. Nach Aufhören der Thiosinamin gaben schwindet die Besserung
nicht (wenigstens nicht während der Dauer von 2—3 Monaten, wäh¬
rend welchen die Verfasser die Möglichkeit hatten, die Patienten
zu beobachten). 5. Nachteilige Folgen wurden nicht beobachtet. —
Sophol. Sophol ist eine Verbindung von Silber und Formaldehydnuklein¬
säure. Bock wendet es bei Erkrankungen der Bindehaut mit reich¬
licher Absonderung an. Das Sophol erweist sich als ein nicht
reizendes, mildes, keine Schorfe bildendes, bakterientötendes Mittel,
welches nicht ätzt. Seine Wirkung dringt aber nicht in die Tiefe.
Nach Elschnig ist eine bisher nicht beobachtete häufige A e t i o-
logie der chronischen Konjunktivitis eine Hypersekretion
Augenkrankheiten.
447
der Meibom sehen Drüsen; viel zu wenig gewürdigt ist als Aetiologie
der chronischen Konjunktivitis die relative Insuffizienz der Augen¬
lider, mangelhafter Verschluß der Lidspalte bei leichtem Lidschluß
und im Schlafe, die sogar zu lederartiger Eintrocknung, Tyloma
conjunctivae, führen kann. Beide Formen sind nur durch ätiologische
Therapie zu heilen.
Greeff, Frosch und Clausen ist es gelungen, alle Entwick¬
lungsphasen des Trachomerregers, das Trachomkörperchen, zu
beobachten, von den zerstreut im Sekret oder in Zellen liegenden
Einzelkörperchen, die sich gern zu zweien aneinander legen, bis zu
den kleineren oder größeren, mehr oder weniger geschlossenen Haufen¬
formen in den Zellen. — Nach Lundtgaard verschwinden die
zirkumskripten Anhäufungen adenoiden Gewebes völlig bei sehr
kurzer Lichtbehandlung, und zwar bei so kurzer Behandlung, daß
ähnliches von keinem anderen pathologischen Gewebe gilt. Gewisse
Formen des Trachoms scheinen durch Lichtbehandluug geheilt wer¬
den zu können. Nach Selenkowsky ist die Bestrahlung der
Schleimhaut ektropionierter Lider mit höchstens 10 mg Radium¬
bromid höchstens 10 Minuten lang für jedes Lid absolut gefahrlos
sowohl für das menschliche Auge im allgemeinen, als auch im
speziellen für die Schleimhaut. Das Radium ist bei der Behand¬
lung des granulösen Trachoms ohne heftige Katarrherschei¬
nungen ein sehr wirksames Mittel. Die Körner verschwinden ohne
Narbenbildung. Beim granulösen Trachom mit allgemeiner Infiltra¬
tion und Sekretion bewirkt das Radium gleichfalls Schwinden der
Körner und der Infiltration und vermindert die Sekretion. Die
Dauer der Behandlung ist kürzer als bei der Behandlung mit ge¬
wöhnlichen Mitteln. Bei dem mit Pannus begleiteten chronischen
Trachom im Stadium beginnender Narbenbildung erweist sich das
Radium weniger wirksam, als beim rein granulösen. Dem Radium
ist in hohem Grade eine schmerzstillende Wirkung eigen. In An¬
betracht einer schädlichen Wirkung auf die inneren Partien des
Augapfels und auf die Hornhaut muß man vor der Anwendung des
Radiums unmittelbar auf den Augapfel warnen. Es kann nur zur
Behandlung der Schleimhaut der Augenlider verwandt werden.
Im Anschluß an die Beschreibung eines Amyloidtumors der Binde¬
haut, der exstirpiert wurde, bespricht Schieck die Entstehung des
Hyalins wie des Amyloids. Beide sind nicht an bestimmte Gewebs-
elemente, wie Zellen oder Bindegewebsfibrillen, geknüpft. Das Vorkommen
der glasigen Substanzen wird ebensogut extrazellulär wie interstitiell be¬
obachtet. sogar im Innern von Blut- und Lymphgeiäßen ist eine Aus-
Chronische
Konjunktivitis.
Erreger des
Trachoms.
Licht¬
behandlung
Radium-
behandlung.
Hyalin- und
Amyloid¬
erkrankung
der
Konjunktiva.
448
Horatmann.
Hyalin nnd
Amyloid*
erkranknng
der
Konjunktive.
Aufhellung
von Hornhaut¬
trübungen.
Einfluß des
Jodkaliums
auf Cataracta
incipiens.
scbeidung von scholligem Material erwiesen. Das Amyloid ist ein Hyalin,
das Chondroitinschwefels&ure in mikrochemisch nachweisbarer Form enthält.
Das Glykogen pflegt nabe Beziehungen zu Hyalin einzugehen; da nun
Hyalin die Grundlage des Amyloids ist, so muß ein engeres Verhältnis
des Glykogens zur Amyloidsubstanz bestehen.
Metallische Aetzgifte, insbesondere aber der Kalk, erzeugen
in der Hornhaut Trübungen, primär durch die unmittelbar unter
ihrer Wirkung stehende chemische Verbindung, welche sie mit dem
Hornhautgewebe eingehen, sekundär durch die reaktive Entzündung
des Gewebes und durch die etwaigen Substanzverlusten folgende
Narbenbildung. Für die primäre Trübung hat sich nach Guillery
als bestes Lösungsmittel bisher eine Mischung von Chlorammonium mit
einem Zusatz von Weinsäure ergeben. Man benutzt eine 4—5°/oige
Chlorammoniumlösung und einen Weinsäurezusatz von 0,02—0,1 °/o.
Nach den Untersuchungen von P f lugk weichen die über der vor¬
deren Linsennaht beim Kaninchen liegenden Epithelzellen der Linsen¬
kapsel sowohl im anatomischen Bau wie in ihrer physiologischen Tätig¬
keit von den Epithelzellen in ihrer Umgebung ab. Mit Hilfe der Palla-
diumchlorürinjektion ist es möglich, die Eintrittswege der unter die
Bindehaut gespritzten Jodkaliumlösungen in die Linse festzustellen
bei Kaninchen, Hunden, Katzen, Meerschweinchen und Frosch. Die
Reaktion tritt am frühesten und deutlichsten ein in der Linie der
vorderen Linsennaht in Form eines scharfen, schwärzlichen Striches,
erst später erfolgt der Durchtritt des Jodkaliums durch Osmose gleich«
mäßig in die Vorderfläche der Linse. Die ersten anatomischen Ver¬
änderungen des Epithels Anden sich beim Naphthalinkaninchen
l'/j—2 Stunden nach der Verabreichung der Naphthalinemulsion.
Die Veränderungen sind am stärksten ausgeprägt in der Linie der
vorderen Linsennaht. Durch Einspritzungen von schwachen Jod¬
kaliumlösungen im geeigneten Zeitpunkt war es möglich, den Ein¬
tritt der Naphthalinveränderungen des Epithels der Kaninchenlinse
um mehrere Stunden aufzuschieben. Bei mehrtägiger Verabreichung
von Jodkaliumlösungen konnte eine ausgesprochene Hemmung der
Wucherung des Kapselepithels der Naphthalinlinse des Kaninchens
beobachtet werden. Bei dem anerkannten Parallelismus der Naph¬
thalinkatarakte des Kaninchens mit dem menschlichen Altersstar
sind die Aufbesserungen der Sehschärfe nach Verabreichung von
Jodkaliumpräparaten, wie sie häuflg festgestellt werden konnten,
vermutlich auf Beeinflussung des Linsenepithels und seiner Um¬
gebung durch das in die Linse eindringende Jodkalium zurück¬
zuführen. Mit subkonjunktivalen Jodkaliumeinspritzungen werden
Augenkrankheiten.
449
wesentlich höhere Grade der Aufbesserung der Sehschärfe fest¬
gestellt, als durch Einträufelungen und Bäder mit gleich starken
Jodkaliumlösungen. Auf Grund eines Operationsmaterials von 112
diabetischen Staren kann Kitamura das Gesamtresultat gegen- Katarakt-
über anderen Staren nicht ungünstiger finden. In keinem Falle ist ^. e ”*^ ei ! > I ei
ein völliger Verlust durch die Operation zu verzeichnen. Die Iritis
ist entschieden häufiger als wie bei der gewöhnlichen Starextraktion.
Netzhautblutungen bezw. Glaskörperblutungen auf diabetischer Basis,
die auf das optische Resultat einen wesentlichen Einfluß ausüben,
sind relativ häufig und verdienen besonders prognostisch gewürdigt
zu werden. Das sonst übliche Operationsverfahren genügt auch
für die diabetischen Stare durchaus allen Ansprüchen, und es be¬
darf hier keiner besonderen Maßregeln. Das relativ häufige Auf¬
treten einer Iritis mahnt zu einer ganz besonderen Exaktheit in
der Handhabung der Anti- bezw. Asepsis. — Heß konnte in einem Blaublindheit
Falle feststellen, daß die Gelbfärbung der menschlichen Linse Ge j b ‘
ohne störende Beeinträchtigung ihrer Durchsichtigkeit genügend hohe Linse
Grade erreichen kann, um durch Absorption vollständige Blau¬
blindheit des Auges herbeizuführen.
Bei der Entstehung des Rotsehens nach Blendung hat man
neuerdings den ultravioletten Strahlen eine erhebliche Bedeutung
zugeschrieben. Vogt erzeugte durch Betrachtung einer sonnen¬
beschienenen Schneefläche mit erweiterter Pupille Erythropsie. Erythropsie.
Der Versuch gelang ebenso, wenn er vor das Auge ein Schwert¬
flintglas hielt, das sämtliche ultravioletten und einen Teil der
blauen und violetten Strahlen absorbiert. Aus dem Versuche folgt,
daß die Erythropsie nicht durch ultraviolette Strahlen bedingt wird.
Nach den Untersuchungen von Heß steht die übliche Annahme,
daß die Hemeralopie als ein Fehlen des Sehpurpurs, als Vermittler Hemeralopie.
der Dunkeladaptation im Sinne Parinauds aufgefaßt werden könne,
mit sämtlichen von ihm beobachteten Tatsachen in Widerspruch.
Bei sämtlichen von ihm unterstützten Fällen von Nachtblindheit
war der stäbchenfreie Bezirk des dunkeladaptierten Auges deutlich
weniger empfindlich, als im normalen Auge. Bei allen Hemeralopen
fanden sich in den nur Zapfen führenden mittleren Netzhautpartien
Störungen von der gleichen Art, wie sie bisher nur für die stäbchen¬
führenden Teile angenommen worden sind. Eine isolierte Erkrankung
dieser letzteren fand sich in keinem Falle.
Nach den Untersuchungen von Fleischer stellt die akute retro¬
bulbäre Neuritis fast stets ein meist initiales Symptom von
multipler Sklerose dar. Bei stärkerer Beteiligung der Papille er-
J&hrbuch der praktischen Medizin. 1909 . 29
Neuritis
retrobulbaris.
450
Horstmann.
Neuritis
retrobulbaris.
Schwanger¬
schaft und
Sehstörungen
krankte die Hälfte der Fälle an multipler Sklerose. Man wird stets
bei Neuritis retrobulbaris acuta bei jugendlichen Individuen, wenn
eine plausible Ursache nicht nachzuweisen ist, mit größter Wahr¬
scheinlichkeit die Diagnose auf beginnende multiple Sklerose stellen
können.
Nach Weigelin können während der Schwangerschaft,
meist einer späteren, auf einem oder beiden Augen Sehstörungen
auftreten, ohne daß irgend eine andere Organerkrankung nachweisbar
ist. Der Zeitpunkt des Auftretens schwankt zwischen dem 4. und
9. Schwangerschaftsmonat, ist ausnahmsweise auch der erste Monat.
Die Sehstörungen bestehen in Herabsetzung der zentralen Sehschärfe
und Gesichtsfeldeinschränkungen. Ophthalmoskopisch findet sich
das Bild der Neuritis optica eventuell mit Uebergang in Atrophie.
Nach spontan oder künstlich erfolgter Geburt tritt eine Besserung
oder gänzliches Verschwinden der Sehstörung auf. Nach wiederholter
Schwangerschaft treten neue Sehstörungen in verstärktem Grade
ein, welche nach Beendigung der Schwangerschaft eine geringere
Besserung nachweisen als beim erstenmal. Eine oder mehrere solcher
Attacken sind im stände, das Sehvermögen dauernd zu beeinträch¬
tigen. Objektiv findet sich dann eine mehr oder weniger fort¬
geschrittene postneuritische Sehnervenatrophie. Wahrscheinlich han¬
delt es sich um eine Autointoxikation. Dringend geboten ist daher
bei Auftreten neuritischer Symptome die Schwangerschaft künstlich
zu unterbrechen. — Fejer berichtet über einen Fall von hochgra¬
diger Kurzsichtigkeit, wo nach jeder Schwangerschaft die Kurz¬
sichtigkeit erheblich zunahm. Bei der letzten Schwangerschaft wurde
ein künstlicher Abort eingeleitet, die Kurzsichtigkeit war danach
nicht weiter fortgeschritten. Fejer ist der Ansicht, dsß man in
solchen Fällen berechtigt ist, die Schwangerschaft zu unterbrechen.
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Horstmann.
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Nr. 33.
Bestimmung
der oberen
Hörgrenze.
5. Ohrenkrankheiten.
Von Geh. Sanitäterat Dr. D. Schwabach in Berlin.
Mit 3 Abbildungen.
Die obere Hörgrenze bei normalen Ohren ist sicher
mit 16000 y. d. noch nicht erreicht; im Alter nimmt sie ab bis auf
wenig über 16000. Bei der großen Mehrzahl der Versuche mit
den verschiedenen Tonquellen fand F. A. Schulze die obere Hör¬
grenze bei ungefähr 20000 v. d. mit geringen Unterschieden darüber
und darunter. Der Verfasser hat seine bezüglichen Untersuchungen
mit Longitudinaltönen von dünnen Drähten (Monochord) angestellt.
Bei der Wahl der Tonquellen ist es die Hauptaufgabe, solche zu
finden, die keine Nebengeräusche geben. Eine ganz genaue An¬
gabe der oberen Hörgrenze, etwa auf eine Schwingung, ist wohl
überhaupt nicht möglich, da diese, nach Verfassers Erfahrungen,
Fig. 54.
Monochord. (Nach Schulze, Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. LVI.)
auch von der jeweiligen Disposition abhängig zu sein scheint. Das
von Schulze empfohlene Monochord gestattet, in stetiger ununter¬
brochener Weise alle Töne von etwa C 4 an bis zur oberen Hör¬
grenze und darüber hinaus bequem und wissenschaftlich exakt her¬
zustellen. Bei dem äußerst einfachen Apparate (s. Fig. 54) werden
die Longitudinalschwingungen dünner Drähte benutzt. Besonders
wichtig für die Verwendung des Apparates ist es, daß die Schwingungs¬
zahl innerhalb der in Betracht kommenden Bereiche nicht nur von
der Dicke des Drahtes, sondern auch von der Spannung und
der Temperatur, den beiden einzigen Größen, die noch auf die
Schwingungszahl Einfluß haben könnten, vollständig unabhängig
ist. In Uebereinstiramung mit den Untersuchungsergebnissen von
Olir^^raökjaoitcn.
Wannte und. ft ud-.de n spricht sich »\*f ßruncl
eigener Pnteraüch'itegen dahin ans, 4^JV liybwaliabLg^he
Vöntttch (Prftfong der Kördaaer -ton Stiöitngabedtdne.Q dtftrch
die Knochealeitung) für 'di* D i s g ft o s i I k e i n i g e r 0 ei e i ft s-
kr a n kbsiten uisaföns von Bädimtciftg tet,ipftj(sk hei ihem»
eine Herabsetzung der Knoebc-tdeituhg konstatiert Wörden ksftti. und
•jwp t& hei sonst normaler Horfähigkeit Es gilt; dies «araeattiftti für
den chronische Aikohölismft.^ die progressire Paralyse, HirasypMUs,
Epilepsie und traun j »tische Neuroso 1% Herabsetzung l&ßt sich
mit den Tönen C (14 v, d.>, G ft ft» v. d.) und •• (1.28 v d 't fest-
stellen, Verfasser hält diesen Nachweis für besonders wichtig in
Sv gtuiQUteÄvztlicher Hinslchtund stellt
,v> -
^-bietr 'iß^i^nk«f^^saa
vo n t r a uxu a t isc h cn^p'of*kteu
Methode, weiche den Ersatz »u«
■r 'l®' weiter lEnttVüftngr .dkniiit : •aüd-die
er als die Methode der gestielten
plastischen Wanderluppen hezeich-
net. Er hat ü einschlägig^Fülle
'" öpettert, nämlich 20jühiri^ui
Manschen, dem «mf%^-; 3 dl i e,ftB^re
Br*at* v*n fthrmiiaotoW«^tnn. Hiilfte d«r rechten OhrtniiJSChol
'XjH'U SebunoiUii pwtitiin -WUcforn- /, , • , , - _,, »ju
♦O'briifii Idos, j}jr, ;ji j ftu^ßulSÄßP OÄttfej O.tJjdi &£00ii lljöli”
rigen Knaben, dum das Ohr-durah
einen Sandwugefi ahgefahrßn worden In beiden Fallen war
das Besaitet der Operation bftfri^gend-^ Die Fig, b& ze%t das
.ML dem Knaben erzielte, das zwar vom kosinetischün Stand¬
punkt aas noch manches zu wünschen übrig teilt., da» ftbwir.,
nach Verfassers Ansicht, sieb später viel lei eh t. noch. bw»ssrn laßt-'
Äür Entfernung nö.ft Z e r u min a 1 pfir-lSi j>feft- «ttd Fremd-
kärporft aüs demftehürgang empSahrt Eriadrich M üllftr
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OlünftiwÄel
456
Schwabach.
chens abfließen kann und der gewissermaßen als Sicherheitsventil
gegen eventuellen gespannten Druck dient.
Grünberg berichtet über einen Fall von Gehörgangs¬
tumor bei einer 42jährigen Frau. Der linke äußere Gehörgang
war durch den höckerigen Tumor völlig verlegt. Die mikroskopische
Untersuchung ergab, daß es sich um einen warzigen weichen
Naevus des Naevus der Haut des Gehörganges handelte. Mit
i.choi ganges. Rücksicht auf die prognostisch
zweifelhafte Natur der Neubil¬
dung , da Hautnaevi eventuell
den Ursprung für bösartige Sar¬
kome, die sogen. Melanosarkome
abgeben können, wurde die radi¬
kale Exstirpation, nach Ablösung
der Ohrmuschel, vorgenommen.
Es trat vollständige Heilung ein.
Schwarzkopf berichtet über
Atrosie des 4 Fälle spontan entstandener und 4 Fälle traumatisch er-
Gehmganges. wor b ener Atresie des Gehörganges. Ein einheitliches Bild
kann bei der Verschiedenheit der Aetiologie und vor allem bei der
Verschiedenheit des Sitzes der primären Läsion nicht zu stände
kommen. Für die Frage, ob man bei jeder Atresie operativ ein-
greifen soll, sind zwei Gesichtspunkte maßgebend: die Rücksicht
auf die Hörfähigkeit und auf das Vorhandensein gleichzeitiger Mittel¬
ohreiterung. Wenn ein operativer Eingriff zur Besserung des Hör¬
vermögens vorgenommen wird, muß vorher genau festgestellt werden,
inwieweit überhaupt noch Gehör vorhanden und eine Besserung
durch Beseitigung des Abschlusses zu erwarten ist. Eine fast absolute
Indikation zur Operation ist, nach Verfasser, das Vorhandensein einer
Eiterung hinter der stenosierten oder verwachsenen Stelle. Dabei
ist die Heilung der Mittelohreiterung die wesentliche Aufgabe, weil,
wenn ihr genügt ist, selbst das Wiedereintreten eines Verschlusses
eine ungünstige Wirkung nicht mehr ausübt. Indes befreit, nach
Verfasser, diese Tatsache nicht von der Pflicht, mit allen Mitteln
das Offenbleiben des Zuganges zu den Mittelohrräumen zu erstreben.
Am einfachsten gestalten sich die Verhältnisse, wenn eine persistente
retroaurikuläre Lücke angelegt wird. Das hierzu geeignetste Ope¬
rationsverfahren ist die Totalaufmeißelung. Bei einem an Otitis
media acuta suppurativa mit Osteoperiostitis mastoidea mit Absze߬
bildung auf dem kongenital mißbildeten rechten Ohre
erkrankten 11jährigen Knaben machte G. Alexander die Mastoid-
Fig. 56.
Gehörgaugsspiilrohrchen.
(Nach Friedrich Müller, Deutsche nie!
Wochenschr. 1908 , Nr. 35 .)
Ohrenkrankheiten.
457
Operation, wobei sich ein vollkommener Defekt des knöchernen Ge¬
hörganges und an Stelle des Trommelfelles eine knöcherne Platte
fand; die Gehörknöchelchen waren erhalten. Vom Tragus war ein
Budiment vorhanden; zwischen diesem und der rudimentären Muschel
wird ein Hautlappen mit hinterer Basis genommen, dadurch ein Ge¬
hörgangsloch geformt und durch Fixation dieses Hautlappens an die
hintere Wundfläche wenigstens zum Teil eine hintere membranöse
Gehörgangswand gebildet. Der neugebildete Gehörgang ist für einen
4 mm weiten Trichter bequem durchgängig und ungefähr 8 mm lang.
Die funktionelle Prüfung ergab eine Hörweite von 4—5 m für Kon¬
versationssprache. Nach Verfasser eignet sich diese Operations¬
methode nur für Fälle mit frei durchgängiger Tuba und wenigstens
rudimentär erhaltenem Gehörgangsgrübchen.
Forestier berichtet über einen 3jährigen Knaben, bei dem
infolge eines Falles zu wiederholten Malen leichtere Blutungen
aus dem rechten Ohr aufgetreten waren, an die sich dann
3 Wochen später eine profuse Blutung anschloß, welche die
Unterbindung der Art. carotis communis nötig machte. Schon
3 Stunden naoh der Operation trat wieder eine kolossale Blutung
aus Nase, Mund und Ohr auf, welcher das Kind erlag. Verfasser
glaubt, daß es sich bei dem vorausgegangenen Trauma um eine un¬
vollständige Schädelflssur gehandelt habe, wobei die Wand des Ca-
nalis caroticus mit zersplitterte; durch die Bewegungen des Kopfes
und die Pulsationen sei das Gefäß von dem Splitter allmählich durch¬
sägt worden.
Auf Grund seiner in der Halleschen Ohrenklinik an 9 Fällen
gewonnenen Erfahrungen über die Behandlung der Otitis
media durch Stauungshyperämie spricht sich Isemer
dahin aus, daß diese Behandlung nicht ohne Gefahren sei, da unter
der vertrauensvollen Beschränkung auf diese Therapie die recht¬
zeitige Anwendung notwendiger chirurgischer Eingriffe versäumt
und dadurch der Ausgang der Erkrankung für den Patienten ver¬
hängnisvoll werden könne. Besondere Gefahren bringe die pro¬
trahierte Anwendung der Stauungsbehandlung bei Infektionen des
Ohres durch Diplokokken und Streptokokken. Günstig wirke sie
bei Staphylokokkeneiterungen, namentlich in solchen Fällen mit
Mastoiditis, wo bereits eine Kortikalisflstel besteht und durch eine
kleine Weichteilinzision Eiterabfluß aus der Knochenfistel ermög¬
licht ist. Als auffallendes Resultat der Stauungsbehandlung hebt
Verfasser die schmerzstillende Wirkung hervor, die in fast allen
Fällen schon nach kurzer Zeit eintrat. Diese schmerzstillende Wir-
Mißbildung
des äußeren
Ohrs.
Blutung aus
dem Ohr.
Behandlung
der Otitis
media mit
Stauung.
458
Schwabach.
Behandlung
der Otitis
media mit
Stauung.
Primäres
Cholesteatom
des Ohres.
Vollständige
Sequestration
beider
Felsenbeine
durch
Mittelohr¬
eiterung.
Retro¬
aurikuläre
Oeffhung bei
Mastoid-
operationen.
kung könne aber für den Patienten insofern verhängnisvoll sein,
als in einzelnen Fällen erfahrungsgemäß, z. B. bei Hirnabszeß,
der anhaltende Kopfschmerz das einzige diagnostisch verwertbare
Zeichen sei. Für absolut verwerflich hält Verfasser jeden Ver¬
such der Stauungsbehandlung bei intrakraniellen Komplikationen
der Otitis (Sinusthrombose, Extraduralabszeß, Hirnabszeß). Schlie߬
lich spricht sich Verfasser dahin aus, daß die Stauungsbehand¬
lung nur in Krankenhäusern unter sachkundiger Kontrolle vor¬
genommen werden sollte, da nur hier eine stete Beaufsichtigung
des Patienten gewährleistet werden könne. — Hansen berichtet über
einen 42jährigen Mann, der zuerst vom 14. bis zum 24. Lebensjahre
an heftigen linkseitigen Kopfschmerzen, später an beständigem Ohren¬
sausen und an Schwerhörigkeit auf dem linken Ohre gelitten hatte,
der dann eine linkseitige Fazialislähmung akquirierte und bei dem
erst in den letzten Wochen Ohreiterung und im Anschluß daran
ein supraaurikulärer Abszeß aufgetreten war. Bei der Operation fand
sich ein Cholesteatom, dessen Matrix sich auf der Dura der
hinteren und mittleren Schädelhöhle in der Gegend des Foramen
jugulare über das Tegmen antri und tympani bis an die Schläfen¬
schuppe in der Gegend des Jochbeinfortsatzes hinzog, diesen per¬
foriert, fast überall den unterliegenden Knochen useriert, den Fazialis
und die Bogengänge zerstört und an drei ganz getrennten Stellen je
einen etwas mehr als bohnengroßen Cholesteatomknollen produziert
hatte. Verfasser glaubt, daß dieser Befund auf ein echtes pri¬
märes Cholesteatom schließen lasse und daß dieses im Knochen
nahe der Antrumsschwelle hinter dem Fazialis und in der Nähe der
Bogengänge seinen ursprünglichen Sitz gehabt habe. — Einem 3 ’/sjäh-
rigen, seit einem Jahre an doppelseitiger chronischer Mittelohreite¬
rung leidenden Kinde, bei dem durch Ausspülen beiderseits der
Hammer, auf der einen Seite auch der Steigbügel entleert wurde,
entfernte Lannois auf beiden Seiten nahezu die ganze, bei der
Mastoidoperation sich sequestriert erweisende Felsen¬
beinpyramide. Es entstand eine kolossale Höhle, die in den
Pharynx übergeht, deren obere Wand durch die Großhirn-, deren
hintere durch die Kleinhirnhemisphären begrenzt wird und in der
man den Sinus freiliegend und die Karotis pulsierend sieht. Die
Operationswunde heilte ziemlich schnell. Das Kind zeigte beiderseitige
Fazialisparalyse und wurde taubstumm. — Gegenüber den neuerdings
hervortretenden Bestrebungen, die bei der Totalaufmeißelung
wegen chronischer Mittelohreiterung gesetzten retroaurikulären
Oeffnungen primär zu schließen, spricht sich Winkler dahin aus,
0 h renkrankheiten.
459
daß erst dann, wenn die Mittelohrräume ausgeheilt und die retro¬
aurikuläre Oeffnung weder zur Ueberwachung des abgelaufenen Pro¬
zesses noch zur Vermittlung einer reichlichen Luftzufuhr erforderlich
erscheint, die Oeffnung durch eine Plastik wieder ge¬
schlossen werden soll.
Bei einem 58jährigen Mann, bei dem die wegen Erscheinungen
seitens der Processus mastoideus von Blau (Görlitz) vorgenommene
Mastoidoperation eine Thrombophlebitis des Sinus trans-
versus aufdeckte, ist bemerkenswert, daß, abgesehen von einer
Temperatur von 37,5° am 3. Tage nach der Operation, während
des ganzen Verlaufes der Erkrankung vor der Operation nie¬
mals eine Temperatursteigerung beobachtet worden war.
— Nach Leutert sichert der Nachweis von Streptokokken
oder anderen in Frage kommenden Mikroorganismen im Sinus¬
blut in nennenswerter Zahl bei gleichzeitiger Sterilität des Arm¬
venenblutes die Diagnose Sinusthrombose. Die Diagnose
erscheint, nach Leutert, auch dann sicher, wenn das Armvenen-
blut ebenfalls ein positives Resultat ergibt, der Unterschied in der
Zahl der Kolonien jedoch zu Gunsten des Sinusblutes erheblich
ist. Im Falle des positiven Ergebnisses des Armvenenblutes ist die
Prognose ungünstiger, da eine Verminderung der bakteriziden Kraft
des Blutes angenommen werden muß. Ist das Sinusblut allein
untersucht, dann beweist das massenhafte Wachstum pyogener Mikro¬
organismen an sich, daß eine Thrombose vorliegt, falls der Patient
nicht augenscheinlich dicht vor dem Exitus steht, in welchem Falle
auch bei anderen septischen Erkrankungen das gesamte Blut mit Mikro¬
organismen überhäuft sein kann. Nach Großmann ist die primäre
Thrombose des Bulbus V. jugularis nicht so selten, wie
man bisher annahm; von 4—6 Fällen otogener Pyämie sei mindestens
einer durch sie veranlaßt. Entgegen der Ansicht von Leutert und
Grunert sei die Kontaktthrombose häufiger als die per emboliam.
Der peribulbäre Abszeß ist, nach Verfasser, manchmal Ursache (bei
der Thrombose durch Kontakt), manchmal Folge (bei der durch
Embolie) der Bulbusthrombose. Die parietale primäre Bulbusthrom¬
bose sei immer nur eine Scheindiagnose; zur Unterstützung der
Diagnose müsse die Untersuchung des gesunden Ohres daraufhin
vorgenommen werden, ob ein bläulich dunkler Schatten im hinteren
unteren Quadranten des Trommelfells einen hochstehenden Bulbus
erkennen läßt. Bei primärer Bulbusthrombose, wenn also anhaltend
höheres, selbst kontinuierliches Fieber im Verlaufe einer akuten oder
subakuten Mittelohreiterung eintritt und nach probatorischer Frei-
Fieberloser
Verlauf bei
Thrombo¬
phlebitis des
Sinus
transversus.
Streptokokken¬
nachweis im
Sinusblut
bei Sinus¬
thrombose.
Primäre
Thrombose
des Bulbus V.
jugularis.
460
Schwabach.
PrimÄre
Thrombose
des Bulbus V,
jugularis.
Allgemein¬
infektion
bei akuter
Mittelohr¬
eiterung.
Postoperative
Labyrinthitis.
legung der Fossa sigmoidea ein extrasinuöser Abszeß oder ein
parietaler Thrombus nicht gefunden wird, soll man mit der Operation
nicht warten, bis pyämische Metastasen auftreten, da man sonst
leicht zu spät kommt. Bei parietaler wie hei obturierender primärer
Bulbusthrombose hält es Großmann für das beste, den Bulbus
selbst freizulegen und auszuräumen, und zwar nach vorausgeschickter
Jugularisunterbindung. Die sicherste und schonendste Methode hierzu
ist, nach Verfasser, die von Voß angegebene.
Nach Brieger können im Anschluß an akute Mittelohreiterungen
Allgemeininfektionen ebensowohl durch Vermittlung einer
Sinusthrombose als durch direkte Invasion der Erreger im
Bereich des Frimärherdes zu stände kommen. Der charakteristi¬
sche Verlauf dieser an akute Mittelohrprozesse sich anschließenden
Allgemeininfektionen wird nicht durch eine besondere Form oder
Lokalisation der Thrombose bedingt, sondern ist wahrscheinlich eine
Eigentümlichkeit der diesen Fällen zu Grunde liegenden EntstehungB-
weise der Allgemeininfektion durch direkte Bakterieninvasion. Auch
bei Allgemeininfektionen, die mit Sinusthrombose kombiniert sind,
werden nicht alle Erscheinungen der Allgemeininfektion, insbesondere
die Metastasenbildung, immer durch die Thrombose selbst vermittelt.
Sie können anscheinend auch unabhängig von dieser durch Erreger,
die in der Blutbahn kreisen, hervorgerufen werden. Thromben
können in allen Abschnitten des Blutleitersystems dauernd parietal
bleiben. Als Ursache des Entstehens und des Fortbestandes der
Allgemeininfektion können sie nur dann anerkannt werden, wenn
sie bei eingehender Untersuchung sich so beschaffen zeigen, daß
man ihnen die Erzeugung einer Allgemeininfektion von dem Charakter
der in dem betreffenden Fall vorliegenden und die Erregung von
Metastasen Zutrauen kann. Veränderungen der äußeren Blutleiter¬
wand vermögen das Vorhandensein wandständiger Thromben nicht
sicher anzuzeigen; man darf das Bestehen wandständiger Thromben
nur dann annehmen, wenn man sie zu Gesicht bekommen hat, sie
aber selbst dann als selbständig entstandene Ursache der Allgemein¬
infektion nur ansprechen, wenn Eingriffe, welche artifiziell wand-
ständige Thromben erzeugen können, nicht stattgefunden haben. —
G. Alexander berichtet über 4 Fälle von postoperativer La¬
byrinthitis, d. h. nach Mittelohroperation aufgetretener
Labyrinthitis. In allen Fällen lag eine Mittelohreiterung vor,
die mehr oder weniger lange Zeit vorher zu ausgedehnten Verände¬
rungen des Mittelohrs geführt hatte. In allen Fällen zeigte zur Zeit
der Aufnahme das statische Labyrinth eine typische, normale Er*
Ohrenkrankheiten.
461
regbarkeit, und in allen Fällen traten schon 24 Stunden nach der
Radikaloperation stürmische Gleichgewichtsstörungen und Dreh¬
schwindel und in 2 Fällen auch meningeale Erscheinungen auf. Alle
Erscheinungen schwanden nach einigen Tagen, die meningealen noch
rascher als die Labyrinthsymptome. Es erfolgte Heilung mit er¬
haltener Funktion und typischer Erregbarkeit des statischen Laby¬
rinths. Verfasser glaubt die in seinen Fällen beobachtete Affektion
als Labyrinthitis serosa bezeichnen zu sollen. Das von Lange be¬
arbeitete Material über die pathologische Anatomie der Pathologische
Labyrintheiterung umfaßt 14 Fälle mit 15 Felsenbeinen, deren Anatom | e der
anatomischer Befund ausführlich mitgeteilt wird. Lange erörtert im Eiterung!
wesentlichen die Frage über den Weg der Infektion vom Mittelohr,
über die Zahl, über die Art und den Ort der Einbrüche ins Labyrinth.
Bezüglich der durch eine Anzahl von Abbildungen erläuterten Einzel¬
heiten der Befunde muß auf das Original verwiesen werden. —
Inlsemers Falle war im Anschluß an eine chronische Mittelohr- Kleinhirn¬
eiterung mit zerfallenem Cholesteatom ein Kleinhirnabszeß zur nach
Entwicklung gekommen, und zwar waren die Keime durch den eiteruug.
Defekt im Promontorium aus der Paukenhöhle in das Labyrinth ge¬
langt, hatten hier die ausgedehntesten Zerstörungen hervorgerufen
und waren dann auf dem präformierten Wege des Aquaeductus
vestibuli weiter in die Schädelhöhle gewandert. Durch die mikro¬
skopische Untersuchung konnte nachgewiesen werden, daß der Aquae¬
ductus vestibuli in seiner ganzen Ausdehnung seiner Auskleidung
beraubt und auch seine Knochenwandung in geringem Umfange be¬
reits der Nekrose anheimgefallen war. Da die weitere Umgebung
des knöchernen Kanals ohne wesentliche Veränderungen war, so
konnte, nach Verfasser, ein anderer Weg als der genannte für das
Fortschreiten der Labyrintheiterung nicht in Betracht kommen.
Alt berichtet über das Ergebnis seiner Untersuchungen der Gehör-
Gehörorgane bei 50 Fällen von Meningitis cerebrospinalis erkrankungen
epidemica. In 12 Fällen wurde Taubheit konstatiert, die in den Meningitis
meisten Fällen in der ersten oder zweiten Krankheitswoche auftrat, cerebrospinalis
und zwar doppelseitig; die anatomische Untersuchung (in 8 Fällen) e,nde,,llca
ergab reichliche eitrige Infiltration im Bereiche des N. acusticus.
Nach Heilung der Meningitis zeigten die meisten ertaubten Patienten
schwer vestibuläre Symptome (Schwindel etc.). — Alexander
liefert einen Beitrag zur Anatomie der Maserntaubheit, über
die in der Literatur nur spärliche Beobachtungen vorliegen. Es
handelt sich um eine Form akquirierter Taubheit, bei welcher
die Hauptveränderungen durch eine Atrophie des Nervenepithels
462
Schwabach.
Masern¬
taubheit
(Taubstumm¬
heit).
Hereditäre
Ataxie bei
hereditärer
Taub¬
stummheit.
Apparat
zur Hör¬
verbesserung
(Mikro¬
telephon).
gegeben sind, ohne wesentliche Mitbeteiligung des Nerven selbst und
seiner peripherischen und zentralen Ganglien. Der vom Verfasser mit¬
geteilte Fall zeigt, daß diese Atrophie nicht bloß zur labyrinthären
Schwerhörigkeit, sondern auch zu kompletter Taubheit fuhren kann.
Während dieser Befund von vornherein die Anschauung, daß es sich
um einen postembryonal erworbenen Prozeß handelt, rechtfertigt,
zwingt die bei demselben Falle gefundene abnorme Ausdehnung und
Verlaufsrichtung des Ductus endolymphaticus zur Annahme einer außer¬
dem vorhandenen kongenitalen Bildungsanomalie. Verfasser meint,
daß diese als ein prädisponierendes Moment für Miterkrankung des
Labyrinthes und weiter für die akquirierte Taubheit angesehen werden
müsse. Freilich sei nicht anzunehmen, daß die Labyrinthentzündung
durch Ausdehnung der entzündlichen Mittelohrentzündung (Masern-
Otitis) auf das innere Ohr entstanden sei, da dieses nicht die Spuren
eitriger Veränderungen zeigte; der Fall lasse vielmehr die Deutung
zu, daß mitunter die im Verlaufe chronischer Mittelohrerkrankungen
auftretenden Symptome von seiten des inneren Ohrs durch die
Atrophie der Nervenepithelstellen bedingt sein können. Hanum er¬
schlag berichtet über einen Fall von hereditärer Taubstumm¬
heit, bei dem zugleich hereditäre Ataxie bestand. Die Frage,
ob ein organischer Zusammenhang zwischen diesen beiden Erkran¬
kungen besteht, glaubt Verfasser bejahen zu müssen. Mit einiger
Wahrscheinlichkeit sprächen dafür Beobachtungen (Frey) über das
Verhalten des Patellarreflexes bei Taubstummen. Während näm¬
lich später Ertaubte durchgehende ein kräftiges, normales Knie¬
phänomen aufwiesen, zeigten die „kongenital Tauben“ eine bedeu¬
tende Abschwächung. Es muß, nach Verfasser, hiernach die „Meinung
rege werden“, daß bei den kongenital Tauben außer dem Labyrinth
noch ein anderer den Tonus regulierender Nervenmechanis-
mus geschädigt sei. Diese Meinung werde umso wahrscheinlicher
durch die Tatsache, daß die betreffenden hier in Frage kommenden
„kongenital Tauben“ in besonders schwerer Weise hereditär be¬
lastet waren.
Als besonders brauchbaren Apparat zur Hörverbesse¬
rung empfiehlt Alt das Mikrotelephon, bestehend aus einem
Mikrophon, einem Telephon, einem Trockenelement und den nötigen
Leitungsschnüren. Mikrophon und Telephon sind so klein, daß sie
mit der Hand umgriffen werden können. Der hochgradig Schwer¬
hörige, mit dem man, je nach der Länge der Leitungsdrähte,
in beliebiger Entfernung sprechen kann, soll die leiseste Konver¬
sationssprache sehr gut hören. An Stelle des Trockenelementes,
Ohrenkrankheiten.
463
das durch den Gebrauch rasch aufgezehrt wird, kann mit Vorteil
ein Akkumulator verwendet werden, der in der Bocktasche getragen
werden kann.
Literatur.
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464
Schwabach.
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nach ausgeführter Totalaufmeißelung. Arch. f. Ohrenheilkunde Bd. LXXY.
6. Krankheiten der Nase, dee Nasenrachenraumes, des Mundes,
des Rachens, des Kehlkopfes und der Luftröhre.
Von Prof. Dr. A. Jurasz in Lemberg.
Mit 2 Abbildungen.
Allgemeines. Um während der Operationen den Reflexspiegel Instrumente:
behufs richtiger Einstellung nicht mit steriler Hand berühren zu s P ie s elzan f? e -
müssen, hat sich E. Amberg eine besondere Spiegelzange an¬
fertigen lassen. Den Nebuloapparat hat A. Kuttner mit einem Unter¬
zweckmäßigen Unterbrechungshandgriff versehen. Ein neues brechu "P‘
° . . handgriff am
Instrument zur breiten Eröffnung der Kieferhöhle vom unteren Nebuloapparat.
oder mittleren Nasengange aus und eine neue D ornzange zur ex- Instrument zur
plorativen Eröffnung der Siebbeinzellen verdanken wir A. Onodi. Eröffnun s der
V, „„ . „ .. — . , ... Kieferhöhle in
Seyffarths neue Zange dient zur Erweiterung der natürlichen der Nase und
Kiefernhöhlenöffnung im mittleren Nasengange, und R. Islands Dornzange zur
Doppelcurette hat die Bestimmung, die Keilbeinhöhle freizu- der^Jiebbein-
legen. Die von D. Pospischill angegebene und zum Gebrauch zellen.
bei Larynxstenosen nach Krupp oder anderen Infektionskrankheiten Zange zür
empfohlene Tampon kan üle ist der Trendelenburgschen ähn- E J weiterun e
r ° der natür-
lieh. Der Unterschied besteht nur darin, daß der aufblasbare Gummi- liehen Kiefer¬
kondom nicht so weit nach unten reicht, wie bei der letzteren und höhlenöffnung.
daß dadurch die trachealen Wundränder vor Druck geschont werden. Doppelcurette
° zur Freilegung
Wenn auch die Dekubitusbildung nicht verhindert werden kann, so ,j er Keilbein¬
wird doch das Fehlschlucken und das Herabfließen von Getränken höhle,
in die Luftwege verhütet und die Ernährung der Kranken gefördert. Tamponkanüle
Der Kondom wird jedesmal vor dem Essen aufgeblasen und 10 Mi- Stenosen 1 '
nuten nach dem Essen wieder entleert. Zur Bronchoskopie be- Neue broncho-
nutzt Ch. Jackson Röhren, in denen am distalen Ende ein Lämpchen skopische
angebracht ist, ohne daß dadurch die Einführung von Instrumenten
beeinträchtigt wird. Das Licht fällt auf das Untersuchungsfeld mehr
oder weniger schräg, und die Beleuchtung ist sehr hell. E. Waggett
rühmt dieser Beleuchtung größere Intensität als bei den Brünning-
schen Apparaten nach.
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909.
Apparate.
30
466
Jurasz.
Einatmungs¬
maske beim
Gebrauch
flüchtiger
Stoffe.
Methoden:
Oberkiefer-
und Stirn-
höhlen-
durchleuch-
tung.
Anziehen der
Epiglottis.
Perorale
Intubation.
Zum Einatmen von flüchtigen Stoffen (Menthol mit Aether,
Ol. Menthae pip., pini, terebinthin. oder Bromoform mit Unguentum
paraff. ana) verwendet A. Hartmann eine neue, metallene, auskoch¬
bare und bequem anlegbare Maske. Sie hat sich bei chronischen Ka¬
tarrhen der Luftwege zur Beschränkung der Sekretion, beim Asthma
und Keuchhusten zur Linderung der Atembeschwerden gut bewährt.
Bei der Besprechung der Methode, wie man Oberkiefer- und
Stirnhöhlen durchleuchtet, hebt R. Vohsen die Vorzüge der
von ihm empfohlenen Osramlampe hervor und weist darauf hin, daß
bei der Beurteilung der Durchleuchtungsergebnisse die äußere Kon¬
figuration des Gesichtsschädels, welche mit den Form- und Umfang¬
verhältnissen der Nebenhöhlen im Zusammenhang steht, berück¬
sichtigt werden muß. Bei der Oberkieferhöhle kommt es auf die
Dicke und Steilheit des Alveolarfortsatzes an, und deshalb sind ge¬
wisse Fehler der Lichtintensität nicht selten. Zur Prüfung der
Lichtempfindung ist es ratsam, die Lichtquelle oberhalb der Mahl¬
zähne (1 und 2) zu halten, damit das Licht durch die Kieferhöhle
direkt nach der Orbita geleitet wird. Will man die Stirnhöhle
durchleuchten, so wird das Ende des Lichtleitungsrohrs auf die
Basis der Stirnhöhle hinter dem Supraorbitalrand angesetzt und mit
möglichst schwacher Beleuchtung begonnen, um dann die Intensität
des Lichtes zu steigern. Dadurch werden die Grenzbezirke der
Transparenz besser festgestellt und beide Seiten miteinander ver¬
glichen. Auf der gesunden Seite wird das Licht in den Bezirk der
anderen, kranken Seite eher durchdringen, als auf der letzteren. Ver¬
dächtig ist ein scharfes Abschneiden einer durchleuchteten Stirn¬
höhle in der Mittellinie oder in der Nachbarschaft, da dies unter
normalen Verhältnissen nicht vorzukommen pflegt. — Als eine neue
Methode zur Aufrechtstellung der Epiglottis und Erleichte¬
rung der intralaryngealen Operationen beschreibt C. Hors¬
ford sein Verfahren. Es besteht im Durchführen eines Fadens durch
den Epiglottisrand mittels einer Nadel und Anziehen des Kehldeckels
nach vorn. Horsford kennt nicht die laryngologische Literatur, sonst
hätte er wissen müssen, daß diese angeblich neue Methode von
T ürck stammt. — Auf Grund seiner theoretischen Studien, die bereits
veröffentlicht sind, und seiner praktischen Erfahrungen empfiehlt
F. Kuhn dringend seine perorale Intubation zur Vornahme
von Nasenrachenoperationen. Alle vorbereitenden Eingriffe (Tracheo¬
tomie, Unterbindung der Karotis u. s. w.) sind dabei ganz über¬
flüssig. In einer anderen Arbeit schildert er nochmals ausführlich
die Technik dieser Methode und führt als weitere Indikationen für
Krankheiten der Nase, des Rachens etc.
467
ihre Anwendung an: die Asphyxie in gewerblichen Betrieben oder
beim Ertrinken, bei Opium- und Morphiumvergiftung, schlechte all¬
gemeine Narkose, Oberkieferresektionen, Operationen an den Mandeln,
am Mundboden, bei Zungenkarzinom, größere Operationen in der
Nase und deren Nebenhöhlen und beim Wolfsrachen. Von hohem
Wert ist der tadellose Zustand der nötigen Instrumente, speziell des
Rohrs und des Mandrins. Die Einübung in der Technik geschieht
am besten an der Leiche und am Lebenden. Beim Lebenden muß die
Narkose tief sein und der Larynx mit Kokain-Adrenalin anästhesiert
werden. In einer weiteren Publikation macht Kuhn darauf auf¬
merksam, daß sich die perorale Intubation sehr gut eignet zur Er¬
zeugung des Lungenüberdruckes bei chirurgischen Eingriffen am
Oesophagus, am Herzen, an der Thoraxwand und Pleura. Diese
Erzeugung geschieht in der Weise, daß in das Intubationsrohr ein
dünnes Röhrchen nicht luftdicht eingelegt und durch dieses Röhrchen
Sauerstoff oder komprimierte Luft aus einer genügenden Ueber-
drucksquelle geleitet wird. Der physikalische Versuch am Tier und
am Menschen hat nämlich gezeigt, daß bei diesem Verfahren der
Druck im ganzen Atmungssystem durch Regelung der Zufuhr auf
beliebiger Höhe erhalten werden kann. In Fällen, in welchen der
Ueberdruck mit Hilfe der peroralen Intubation kontraindiziert ist,
kann man komprimierte Luft höherer Spannung mittels eines
Röhrchens durch die Nase und den Nasenrachenraum oder mittels
einer dünnen gummierten Maske, die um den Kopf angelegt wird,
zuführen. Nähere Mitteilungen darüber behält sich der Verfasser
für später vor.
Die Biersche Stauung wandte Gaudier in mehr
als 100 Fällen von verschiedenen Erkrankungen des Kehlkopfs,
Rachens, der Nase und des Ohres an und erzielte dabei folgende
Resultate: Bei der Larynxtuberkulose handelte es sich um Oedeme
und Dysphagie bei mehr oder weniger vorgeschrittener Lungen¬
affektion. Die Kehlkopfveränderungen besserten sich nach der Stauung
(mit einer um den Hals angelegten elastischen Binde) auffallend,
so daß die Kranken darauf schmerzlos schlucken konnten. Auszu¬
schließen ist diese Behandlung nur bei sehr starken Oedemen, bei
denen die Tracheotomie auszuführen ist. Ebenfalls günstig erwies
sich die Stauung bei ber lakunären Tonsillitis. Die Dysphagie ließ
nach oder besserte sich, und der Verlauf der Krankheit wurde ab¬
gekürzt. Bei der gewöhnlichen Koryza war der Einfluß stets sehr
gut, bei starker Koryza dagegen gering. Wenig befriedigend waren
die Erfolge bei akuten Nebenhöhleneiterungen, bei denen übrigens
Biersche
Stauini" bei
Kehikopf-,
Rachen-,
Nasen- und
Ohren¬
affektionen.
468
Jurasz.
Inhalation.
Behandlung
des akuten
Schnupfens.
Ursachen der
Nasen¬
verstopfung.
Ozäna und
Lues.
Zusammen¬
hang der Kr-
krank ungeil
der Nase und
des Nasen¬
rachenraumes
mit denen
des Auges.
auch die Saugmethoden keine nennenswerte Beeinflussung zeigten.
Dasselbe gilt von der akuten Otitis und Mastoiditis. Th. Heryng
macht auf die Vorzüge der Inhalation mit Hilfe seiner Apparate
nicht nur bei Erkrankungen der Atmungs-, sondern auch der Zir¬
kulationsorgane und selbst bei allgemeinen pathologischen Zuständen
(Syphilis, Rheumatismus, Chlorose und Anämie) aufmerksam. Er
hebt besonders die Besserung der Herzschwäche durch Strophantus-
inhalationen (10 Tropfen auf 30,0 Wasser) hervor. Die günstige Ein¬
wirkung der Seeluft auf die Erkrankungen der Respirationsorgane
wird von Ide ausführlich beleuchtet.
Nase und Nasenrachenraum. Zum Kupieren bezw. Abkürzen
des akuten Schnupfens empfiehlt Chr. Schmidt sehr warm
den Gebrauch einer Emulsion von Formalin mit 01. Eucalypti.
Diese Emulsion wird unter dem Namen Koryzol von der Gesell¬
schaft Wolo in Zürich hergestellt und in der Weise verwendet, daß
davon 15— 20 Tropfen auf ein Taschentuch aufgeschüttet und die
entstehenden Dämpfe so lange eingeatmet werden, bis ein Prickeln
im Halse entsteht. Dieses Verfahren wird öfter wiederholt. Auch
P. Stirnimann lobt die Formalindämpfe als ein ausgezeichnetes
Mittel gegen die akute Koryza. Er läßt das Lysoform auf der Hand
verreiben und die sich entwickelnden Formalindämpfe tief einatmen.
Diese Behandlungsmethode ist zwar schmerzhaft, führt aber bei
2stündlich 4—5maliger Anwendung zum Ziel. — W. G. Spencer
stellt die verschiedenen Ursachen der Nasenverstopfung zu¬
sammen und faßt insbesondere die Rachentonsillenhypertrophie, an¬
geborene nasopharyngeale Stenosen, Neubildungen des Nasenrachen¬
raums und der Nase, Septumanomalien und erworbene (syphilitische)
obturierende Erkrankungen näher ins Auge. — In Bezug auf das Ver¬
hältnis der Syphilis zur Ozäna glaubt 0. Frese, daß eine
erhebliche Zahl aller Ozänafälle auf hereditäre Lues zurückzuführen
ist, indem die lokale spezifische Nasenerkrankung schon in frühester
Jugend den Grund zur Muschelatrophie legt, die sich später weiter
entwickelt und fortschreitet. — A. Onodi bespricht den Zusammen¬
hang der Erkrankungen derNase und des Nasenrachen¬
raumes mit denen des Auges und stellt dabei das einschlägige
klinische Material zusammen. Das Nähere muß im Original nach¬
gelesen werden.
Zur operativen Beseitigung der Nasenscheidewanddiffor-
mitäten wählt Kretschmann den oralen Weg. Nach der An¬
spannung der Oberlippe nach oben sucht er sich die Spina nasalis
Krankheiten der Nase, des Rachens etc.
469
anterior als Orientierungspunkt auf und trennt die Weichteile durch
einen Schnitt von einem Eckzahn zum anderen. Der Schnitt bildet da¬
bei in der Mitte eine Konvexität nach unten, um die genannte Spina
zu umgehen. Mit dem Elevator -wird dann das Gewebe samt dem
Periost abgehoben, bis der untere Rand der Apertura piriformis frei
erscheint. Nachdem bei der weiteren Arbeit die Schleimhaut des
Nasenbodens in der Tiefe etwa 2 cm weit beiderseits mobilisiert
worden ist, wird auch die Septumschleimhaut von hinten nach vorn
gelöst und anfangs die Verbindung des Septums mit der Spina nasalis
geschont. Dadurch wird die Fixation der Knorpelplatte im vorderen
Abschnitt gesichert und die weitere Arbeit erleichtert. Ist die
Knorpelplatte beiderseits genügend bloßgelegt, so kann man zur Ab¬
tragung der verbogenen Knorpelteile schreiten. Nach vollendeter
Operation legen sich die Weichteile von selbst in ihre richtige Lage,
so daß Nähte kaum nötig sind. In beide Nasenlöcher werden Drain¬
röhren eingeführt. Die nachfolgenden Schwellungen treten meistens
am 4. Tage zurück. Die Operation wird in allgemeiner Narkose ge¬
macht, wobei die Kuhnsche perorale Intubation durch Verhinde¬
rung der Blutung in die tieferen Organe sehr gute Dienste leistet.
Als Vorzug dieser Methode vor anderen betrachtet Kretschmann
die gute Uebersicht des Operationsfeldes und bequemes Eingreifen.
Müller berichtet, daß in einem Falle nach der Heilung einer sub¬
mukösen Resektion der Nasenscheidewand eine eigentümliche Störung
auftrat. Es ertönte nämlich beim Ein- und Ausatmen durch die
Nase ein Pfiff, dessen Ursache in einer kleinen am Knorpelschnitt
nachweisbaren Granulation zu liegen schien. Nach der Entfernung
der letzteren verlor sich nämlich der Pfiff, stellte sich aber bald
wieder ein. Der eigentliche Grund wurde nachträglich in einer
kleinen Perforation entdeckt, über welcher eine Falte straff gespannt
war. Erst nach der Abtragung der Falte und Vergrößerung der
Perforation wurde eine dauernde Heilung erzielt. Gegen die Ope¬
ration von Verbiegungen oder anderen Difformitäten der Nasen¬
scheidewand tritt L. Rethi zunächst in allen Fällen auf, in denen
keine dringende Indikation vorliegt. Aber auch in Fällen, in welchen
Beschwerden angegeben werden, ist immer eine genaue Feststellung
nötig, ob diese Beschwerden wirklich vom Septum oder nicht, wie
dies häufig vorkommt, von hypertrophischen Muscheln ausgehen. — In
einer sehr interessanten Mitteilung berichtet Ch. A. Parker über
4 Fälle (2 eigene), in welchen bei der Resektion des Nasenseptums
in den hinteren Abschnitten eine bezw. zwei im Vomer sitzende
Knochenblasen eröffnet wurden. Bei genauerer Untersuchung
Operationen
der
Difformitäten
der Nasen¬
scheiden¬
wand.
Bulla spheno-
vomerina.
470
Jurasz.
Dehiszenzen
der Kiefer¬
höhle.
Ein Saug¬
apparat bei
Eiterungen
der Neben¬
höhlen.
Neue
Opera t-io ns-
methode der
Kieferhöhle.
namentlich an Schädeln zeigte es sich, daß es sich dabei um ein
Vorrücken der Keilbeinhöhle auf einer oder auf beiden Seiten in das
knöcherne Septum handelte. Man konnte also hier von einer Bulla
spheno-vomerina sprechen.
Die physiologischen Dehiszenzen der Kieferhöhle sind
bekanntlich selten und werden gewöhnlich an der orbitalen Wand
angetroffen. H. E. Kanasugi hat sie unter 8500 Knochenschädeln
26mal auch auf der fazialen und hinteren Wand und in Ge fa߬
furchen konstatiert. Er weist dabei auf die praktische Wichtigkeit
hin, da durch diese Dehiszenzen eine Fortpflanzung der krankhaften
Prozesse der Kieferhöhle namentlich durch die Gefäße und durch
das Periost auf die benachbarten Organe (Thrombophlebitis, Throm¬
bose der Augenvenen, Sehstörung, Erblindung, Erkrankung der Hirn¬
häute, der Hirnblutleiter und des Gehirns) erfolgen kann. Zur Be¬
handlung der Eiterungen der Nasennebenhöhlen haben Walb
und Horn einen mit einem Manometer versehenen Saugapparat
konstruiert, bei welchem die Saugkraft alle bisherigen Vorrichtungen
übertrifft und einer Quecksilbersäule von 60 cm entspricht. Zur Er¬
zeugung des negativen Druckes wird dabei eine Spritze benutzt. Die
Höhe des Druckes kann genau kontrolliert und in jedem Moment
modifiziert werden. Unter Anwendung dieses Saugapparates wurden
bei akuten Eiterungen die besten Resultate erzielt. In chronischen
Fällen gelang es nur eine Besserung herbeizuführen, operative Ein¬
griffe konnten nicht vermieden werden, aber bei der Nachbehand¬
lung trug diese Methode zur Abkürzung des Verlaufes wesentlich
bei. Zur Illustration wird eine Anzahl Beobachtungen mitgeteilt.
Eine neue Operationsmethode der Kieferhöhleneite¬
rungen beschreibt Sturmann. Sie besteht in der intranasalen
Eröffnung der Höhle, indem der Knochenrand der Apertura pvri-
formis durch die Haut des Naseneinganges mittels eines senkrechten
bis an den Boden der Nasenhöhle reichenden Schnittes reseziert und
dadurch ein Zugang und vollkommener Ueberblick über das Antrum
gewonnen wird. Ist es nötig, die Höhlenschleimhaut zu entfernen,
so kann man nachträglich einen aus der lateralen Nasenschleimhaut
mit der Basis nach hinten geformten Lappen bilden, in die Höhle
einlegen und durch Tampon fixieren. Bei der Nachbehandlung wer¬
den die üblichen Ausspülungen, Pulvereinblasungen und später, wenn
erforderlich, Aetzungen oder Auskratzungen vorgenommen. Die
Operation wird unter Lokalanästhesie ausgeführt, wobei der Ver¬
fasser folgende Lösung anwendet: Cocain, hvdrochl. 1,0, Tinct.jodi
decolor., Acid. carbol. ana 0,8, Glycerini purissimi 10,0, Aqu. de-
Krankheiten der Nase, des Rachens etc.
471
still. 100,0. Zu jeder 1 g-Lösung werden 2 Tropfen Supraren. hy-
drochl. (Höchst) (1:1000) hinzugesetzt. D. Grant hat sehr günstige
Resultate bei Stirnhöhleneiterungen durch Bougieren und Di¬
ktieren des Ductus nasofrontalis erreicht. Nach Feststellung des
Kanals und Resektion der mittleren Muschel wendet er allmählich
immer derbere Bougies an und ermöglicht eine solche Dilatation, daß
sich die Ausspülungen sogar der Patient selbst machen kann. Auf
diese Weise werden manche Fälle ohne Radikaloperation geheilt.
Kongenitale behaarte Nasenrachenpolypen sind bis¬
her in etwa 24 Fällen beschrieben worden. Einen weiteren Fall hat
Levinger beobachtet. Es handelte sich um ein 6 1 /a Jahre altes
Mädchen, das an Erstickungsanfällen litt und zuletzt nur wenig
Milch trinken konnte. Die Ursache davon lag in einem Tumor, der
hinter dem weichen Gaumen herabhing und bei geringer Blutung
mit kalter Schlinge entfernt wurde. Eine Mißbildung der Rachen¬
organe lag nicht vor. Nach der Operation verschwanden alle Be¬
schwerden. Die keulenförmige Geschwulst war 6 cm lang (mit dem
Stiel) und 1 '/* cm breit. Ihre Oberfläche war mit Härchen besetzt.
Mikroskopisch wurden Epidermis mit dickem Stratum Malpighi und
Stratum comeum, Haarschäfte mit ausgebildeten Haaren und zahl¬
reiche Schweißdrüsen nachgewiesen.
Mund und Rachen. Der Durchbruch einer Zahnzyste
durch die Haut gehört zu ungewöhnlichen Erscheinungen. Einen
solchen Fall veröffentlicht W. Schmidt. Es handelte sich um
eine Zyste der Augen Zahnwurzel und eine spontane Eröffnung in
der linken Nasolabialfalte. Nach der operativen Entfernung des
Fistelsackes und Extraktion der Zahnwurzel erfolgte Heilung. Zahl¬
reiche Beobachtungen von W. Wallisch beweisen, daß Verände¬
rungen an den Zähnen heftige und langdauernde Neuralgien
im Gebiete des Trigeminus hervorrufen können. Die Ursache
der Schmerzen liegt nicht selten in ganz unverdächtigen Wurzel-
füllunger,, großen Plomben, Entblößungen oder Verletzungen der
Pulpa, Zähnen mit Kronen oder Gebißklammern. Eine wichtige
Rolle spielt dabei oft die Pyorrhoea alveolaris. — J. G. Connal be¬
obachtete in 12 Fällen bei 6 Frauen, 3 Männern und 3 Knaben
abnorme Pulsationen im Rachen. Die Pulsationen lokali¬
sierten sich hinter den hinteren Gaumenbögen ein- oder doppelseitig
und nahmen nach Kompression der Karotis ab. Connal glaubt,
daß diese Erscheinung entweder von der A. pharyngea ascendens
oder von der Carotis interna stammt. Denselben Gegenstand be-
Behandlung
der vStirn-
höhlen-
eiterungen.
Kongenitaler
behaarter
Nasenrachen-
polyp.
Durchbruch
einer Zalm-
zyste durch
die Haut.
Zahn¬
veränderungen
als Ursache
von
Trigeminus¬
neuralgien.
Abnorme
Pulsationen
im Rachen.
472
Jurara.
Angina.
Chronisches
Rachen-
diphtheroid.
handelt auch S. Tenzer und beantwortet die Frage, von welchen
Gefäßen die Pulsation herrühren könnte, in gleicher Weise. — Einen
kurzen, aber keineswegs vollständigen Ueberblick über die verschie¬
denen Formen von Angina gibt A. Bököß. Gabriel richtet
die Aufmerksamkeit auf das chronische Rachendiphtheroid,
welches unter dem Bilde einer mit atrophischer Rhinitis verbundenen
Pharyngitis verläuft, Neigung zu Exazerbationen zeigt und durch
hartnäckige Ansiedlung von Diphtheriebazillen in der Schleimhaut
bedingt ist. Ein einschlägiger Fall wird näher beschrieben. Ein
22 Jahre altes Dienstmädchen machte eine schwere Diphtherie durch
und zeigte seitdem eine besondere Prädisposition zu Heiserkeit und
Halsbeschwerden. Nach der Heilung einer langdauernden Stimm¬
störung traten neue Halserscheinungen mit Mattigkeit auf, wobei
objektiv kein Fieber, nur eine chronische Rhinitis mit trockenem
Pharynxkatarrh und Hypertrophie beider Tonsillen konstatiert wurde.
Ein Abstrich von der Pharynxwand und den Tonsillen bakterio¬
logisch untersucht ergab Loefflersche Bazillen, deren Virulenz
durch Tierexperiment festgestellt wurde. Unter Behandlung mit
Sozojodolnatrium, Inhalationen und Halsumschlägen stellte sich
4 Wochen später eine Exazerbation mit Temperatur von 38 ®,
starker Röte der Rachenschleimhaut und Schmerzen ein. Nach all¬
mählicher Besserung erfolgte 4 Wochen später Rezidiv mit Fieber
von 38,5 # , anginösem Belag, Schluckschmerzen und Schwellung der
Unterkieferdrüsen. Gleichzeitig erkrankten im Spital, wo sich die
Patientin aufhielt, ihre Nachbarin und Pflegeschwester an typischer
Diphtherie. Der weitere Verlauf kennzeichnete sich durch neue
Krankheitssymptome als Zeichen von chronischer Infektion. Die
häufigen Untersuchungen der Rachensekrete führten stets zum Nach¬
weis von Bazillen, gegen welche sich die Therapie mit verschiedenen
Mitteln machtlos erwies. Die Patientin wurde bei erneuten Nach¬
schüben noch weiter behandelt, schließlich auf ihren Wunsch mit
reichlichen Bazillen und leichtem Fieber (38°) ungeheilt entlassen.
Milzbrand der Einen frühzeitig erkannten Fall von Milzbrand der Tonsillen
Tonsillen, beschreiben Z. Noury und Hai dar. Ein 65 Jahre alter Schiffer,
der nach dem Trinken von infiziertem Wasser schon nach wenigen
Stunden Schmerzen heim Schlucken verspürte, darauf Schwellungen
am Halse mit Atembeschwerden bekam, wurde ins Spital aufge¬
nommen. Der Befund ergab: aufgedunsenes Gesicht, rechts Oedeme
von der Parotisgegend bis an die Clavicula, Schwellung der sub-
maxillaren und Parotis-Lymphdrüsen, starke Dyspnoe, Mund- und
Rachenschleimhaut blaß, Oedem des rechten vorderen Gaumenbogens,
Krankheiten der Nase, des Rachens etc.
473
membranöser, leicht abziehbarer weißer Belag der Tonsille, Oedem
der Uvula, der Epiglottis und der Plica aryepiglottica rechts. Tem¬
peratur 37,5 # . Die bakteriologische Untersuchung des Pharynx¬
belags und des Blutes ergab Milzbrandbazillen. Unter fortschreiten¬
der Verschlimmerung wurde Tracheotomie gemacht. 3 Tage nach
Beginn der Krankheit Exitus letalis. Bei der Obduktion war Herz
und Lunge normal. Die Pharynx- und Larynxschleimhaut war blutig¬
serös durchtränkt, das Oedem reichte bis in die Trachea. Auf der
rechten Tonsille ein im Durchmesser 2 1 /« cm großes Ulcus mit nekro¬
tischem Belag. Milz mäßig vergrößert. Abstrichpräparate aus der
Milz und dem gelatinösen Pharynxödem zeigten Milzbrandbazillen
in Reinkultur. Bemerkenswert in diesem Falle ist die höchst
seltene Lokalisation der Krankheit auf der Tonsille. Als charak¬
teristische Symptome sind zu nennen: blasse Oedeme ohne entzünd¬
liche Röte der Schleimhaut und die schnelle Ausbreitung der
Schwellungen ohne Fieber. Entscheidend für die Diagnose ist die
bakteriologische Untersuchung. Die Angina ulceroso-mem-
branosa entwickelt sich bekanntlich jenseits des 35. Lebensjahres
nur selten. Daß sie aber auch im Greisenalter auftreten kann, be¬
weist ein von P. Rudloff beobachteter und beschriebener Fall bei
einem 81 Jahre alten Manne. Der Verlauf war mild ohne irgend¬
welche Komplikationen. Die Therapie beschränkte sich auf das
Betupfen des Geschwürs mit Wasserstoffsuperoxyd, nachträgliche
Aufstäubung von Aristol und Mundspülung mit Borwasser. A. Schle¬
singer stellt Betrachtungen über die verschiedene Auffassung der
Angina Ludovici an. Er hält sie für eine gangränöse Phleg¬
mone der Submaxillargegend mit charakteristischen Symptomen,
nämlich: Sepsis, Mundbodenschwellung, Glottisödem und Gangrän
des Gewebes. Schlesinger ist dafür, daß man den bisherigen
Namen beibehält und ihn nicht durch pathologisch-anatomische Be¬
zeichnung ersetzt, da sich die Krankheit stets am Mundboden in
der Nähe der Glandula submaxillaris und sublingualis lokalisiert.
Die Infektion geht höchst wahrscheinlich von kariösen Zähnen aus.
Bei 22 im Alter von 2 1 /* —14 Jahren stehenden Kindern, welche
an Rachen- und Gaumentonsillenhypertrophie litten, führten P. Nob6-
court und L. Tixier Untersuchungen über die Beziehungen
der lymphatischen Pharynxorgane zur Tuberkulose
aus. Sie wandten dabei das Tuberkulin (Injektion, Haut- und Augen¬
reaktion) an, forschten nach etwaiger tuberkulöser Erkrankung und
prüften bakteriologisch und histologisch die entfernten Mandeln.
Von dem Untersuchungsmaterial zeigten 13 Kinder keine Zeichen
Angina
ulceroso-
membranosa.
Angina
Ludovici.
Beziehungen
der
lymphatischen
Pharynx¬
organe zur
Tuberkulose.
Juras?.
tri'zi^iijugcn von T:uberkid«m ? tl waren tnfcerkaBsev'erdäehtig, und nur S warefe
lyru|^niisch<Hi
f zweifsilüs von der Krankheit. befallen, T>i« • gefundene» Resultate
isCU<Hl -... i (V -, . ... m i.ii. ii n . i . j 1-t . .„ _ • .. . .. __«t _
Tubnkw)«»se. g e3MjJi ,] er .Lunge war die Uebeninpiuog-;nif Meerschweinchen negativ.
Nur in einem Falle erwies sich die Uebevitupfung von dar Rachen¬
mandel i*js positiv bei einem Kinde r dös nicht tabörkulds war. aber
i'iiiA okulare Reaktion darbot. Es ist demnach .imwahrsohetnltcb.
daß. das lymphatische Gewebe des Rachens eineEin^ogspfort^ lur
die i.iferiitLlöse. Infektion bildet.
Zu den veracbiedoocit Methoden, welche den Zweck verfolgen,
,sv>i': m.uIi'hIi? Tausillen, Zungen w ur&el, Gaumenbögen 5 Gaumen und
"2 a '-- r . die Ka >iicn waude hohufs ch i rurg is eh er E in gfi ffe frei-
l§ff|fg|§ules a ». Op. AMI P RO- .. ..
diger-llyd cgior jr eine Pjg.
neue: hinzu. • Sie besteht :<;yx- \ ^
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{ieueiunf der kratikou Heute, wo s ; )iruvu-menrnv
*••*• mit : dem J-augesrlmitt /,«-
.Viounmmtolu. Nach dom Ah
hollen des oberen iimülöpponi- wörden- die- angetfpfieueh ergri.f&oeu
'LympJiörüeen und Snoiclintdr-ü:m.n caSi irpivrfc, denn die V, niciülj.s
anterior um« A. «updUanA extern« urtterlmndmi, Nun werden die
Ünterkiefermnslddh' -Öijed.b«-' doutchbreTint. and
eine Oetfnung > r u.u! l/lnmnx horgcsVelU.. Rio Operation • wird ohuft
die Rose sehe i\oi-.fi;jge .und ohne Tracheotomie yorgsnommcri und
Krankheiten der Nase, des Rachens etc.
475
gestattet, wie sich, der Verfasser in 2 Fällen überzeugt hat, die
Rachenhöhle in ausgezeichneter Weise zugänglich zu machen.
Kehlkopf und Luftröhre. Bei der Beobachtung von 3 Fällen
von Laryngitis stridula hat R. Rahner während des Anfalls
die Laryngoskopie ausgeführt und dabei Schwellung des subglotti¬
schen Gewebes konstatiert. Am nachfolgenden Morgen stellte sich
Abschwellung ein, der aber am Abend wieder eine neue Verdickung
mit nächtlichen Anfallen folgte (Fig. 68). Rahner hält deshalb die
subglottischen Schwellungen für die Ursache der Paroxysmen.
E. Barth verbreitet sich über die professionelle Laryngitis,
ohne dabei neue Gesichtspunkte zu eröffnen. Derselbe Verfasser be¬
leuchtet die Aetiologie der Sängerknötchen und führt nach
seinen Erfahrungen diese Affektion auf mechanische Einflüsse zurück.
Er findet nämlich, daß an den Stellen, an welchen gewöhnlich die
Knötchen sitzen, ein Reiz von dem Kehldeckelwulst ausgeübt wird.
Dieser Reiz wird umso größer, je mehr sich der Schildknorpel
Fig. 58.
Vormittags
während des Singens dem Zungenbein nähert. Dies ist besonders
bei den hohen und höchsten Tönen der Fall, weshalb auch diese
Krankheit bei hohen Stimmen am häufigsten vorkommt. Barth
hält deshalb jede lokale Therapie für machtlos, solange die Stimm¬
technik falsch ist, d. h. solange der Schildknorpel mit steigender
Tonhöhe nach oben sich bewegt und an das Zungenbein angezogen
wird. Die in der Literatur bekannt gewordenen Fälle von primärem
Kehlkopflupus sind noch sehr spärlich. A. Rosenberg zählt
nur 11 solche Beobachtungen, denen er 2 eigene hinzufügt. Beide
betrafen weibliche Individuen. Er bespricht dabei die klinischen
Verhältnisse des Leidens und bemerkt, daß er bezüglich der
Therapie in einem Falle Injektionen von 20°/oigem Mentholöl mit
Erfolg angewandt habe, daß aber beim Fortschreiten des Prozesses
die Galvanokaustik als Aetzmittel allen anderen Kaustika vorzuziehen
sei. Th. Heryng liefert eine übersichtliche Darstellung der Larynx-
Laryngitis
stridula.
Professionelle
Laryngitis.
Sänger¬
knötchen.
Primärer
Kehlkopf¬
lupus.
476
Jurasz.
Larynx-
sypliilis.
Larynx-
karzinom.
Spiltasphyxie
nach totaler
Larynx-
exstirpation.
Broncho¬
skopie und
Fremdkörper
in den
Bronchien.
Divertikel¬
artige Gebilde
der Trachea.
syphilis unter Berücksichtigung der gleichwertigen Affektion des
Rachens. Einen kurzen Bericht über 10 operierte Fälle von Larynx-
karzinom mit 60°/o Heilung gibt J. MoliniA Diese Fälle um¬
fassen 6 Laryngotomien (4 geheilt), 1 partielle Laryngektomie (ge¬
heilt), 4 totale Larynxexstirpationen (3mal mit Entfernung benach¬
barter Organe ohne Erfolg). Die Spätasphyxie nach totaler
Kehlkopfexstirpation kommt, wie sich W. Mintz überzeugt
hat, infolge von Blut- und Schleimgerinnseln zu stände, welche im
Bronchialbaum kürzer oder länger verweilen, dann gelegentlich
mobilisiert in die Trachea gelangen und einen Ventil Verschluß mit
Atembeschwerden bilden. Die Quelle der Blutung ist nicht etwa
die Trachealkanülenverletzung, sondern der wunde Trachealstumpf
an der Stelle, wo sich die Trachealschleimhaut mit der Haut ver¬
einigt. Hier geht die Vernarbung oft langsam vor sich unter
Granulationsentwicklung und Blutungen, die zur Entstehung von
Gerinnseln in den Bronchien führen.
Ueber einen bronchoskopisch entfernten Fremdkörper (eine
Zahnprothese in Gold) aus dem linken Bronchus berichtet
E. Meyer. Die Extraktion erwies sich als kompliziert, da
ein Löffel der Extraktionszange abbrach, bald aber ausgehustet
wurde. Es gelang dann npt einer anderen Zange, den Fremdkörper
unter starker Anstrengung zu beseitigen. Der Patient wurde ge¬
heilt entlassen. Die Brünningschen Beleuchtungsröhren leisteten
gegenüber den früheren Vorzügliches. Eine Bohne entfernte aus
dem linken Bronchus mittels der unteren Bronchoskopie J. Cohen.
H. Tilley beschreibt ausführlich die Brünningschen Instrumente
zur Bronchoskopie und ihre Anwendung und berichtet dabei über
einige untersuchte Fälle, darunter auch über einen Fremdkörperfall.
Es sei hier noch kurz bemerkt, daß Ch. Jackson, über dessen
Instrumente schon oben referiert wurde, ebenfalls 2 neue Fälle von
aus den Bronchien entfernten Fremdkörpern mitteilt.
Im Gegensatz zu den angeborenen Tracheozelen sind die mei¬
stens nur bei alten Leuten vorkommenden divertikelartigen
Gebilde der Trachea noch wenig bekannt. R. Maresch liefert
zur Kenntnis dieser Gebilde einen interessanten Beitrag. Er be¬
schreibt einen Fall ausführlich und erwähnt, daß er unter 1000 Ob¬
duktionen 17mal diese Veränderung angetroffen habe. Es handelt
sich dabei um Zysten verschiedener Größe, deren Wände dick oder
dünn sind, deren Längsdurchmesser über 6 und Querdurchmesser
über 3 cm lang sein kann und deren Inhalt aus geronnenem Schleim
besteht. Sie sitzen auf der hinteren Trachealwand in der Regbl
Krankheiten der Nase, des Rachens etc. 477
auf der rechten Seite und zeigen oft die Form von Tumoren, welche
auch äußerlich sichtbar sind, Beschwerden verursachen und dia¬
gnostische Schwierigkeiten bereiten können. Genetisch stellen diese
Zysten entzündliche Hyperplasien der retrotrachealen Schleimdrüsen
dar. Von primärem Karzinom der Trachea sind bisher
etwa 45 Fälle veröffentlicht worden. Einen weiteren Fall, bei dem
klinisch nur die Wahrscheinlichkeitsdiagnose gestellt werden konnte
und erst bei der Sektion ein Trachealkarzinom mit Metastasen
in den Bronchial- und Trachealdrüsen entdeckt wurde, beschreibt
F. R. Nager. Der Fall betraf einen 51 Jahre alten Mann, der an
Husten, Atemnot und Heiserkeit litt und bei dem linkseitige Ab¬
schwächung der Respirationsgeräusche und linkseitige Rekurrens¬
lähmung nachgewiesen wurde. Zur bronchoskopischen Untersuchung
ist Patient nicht wieder erschienen.
Literatur.
E. Amberg, Monatsschr. f Ohrenheilk. u. 8. w. Nr. 1. — E. Barth,
Wien. klin. Rundschau Nr. 26. — Derselbe, Berl. klin. Wochenschr.
Nr. 33. — A. Bekess, Med. Blätter Nr. 45. — F. Blumenfeld (Wies¬
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schrift Nr. 24.
7. Haut- und venerische Krankheiten.
Von Prof. Dr. J. Jadassohn, Direktor der Klinik für Haut- und venerische
Krankheiten in Bern.
Hautkrankheiten.
Von allgemein-pathologischen Arbeiten auf dem Spezial¬
gebiet ist nicht viel zu erwähnen.
Sehr wichtig sind Untersuchungen, welche Hammer über die Be¬
deutung der Vererbung für die Haut und ihre Erkrankungen im An¬
schluß an die von Mendel begründeten Vererbungsregeln inauguriert hat.
Bestimmtere Resultate können erst durch eine große Sammelforschung
erzielt werden; doch haben sich bei manchen Dermatosen (Keratoma pal¬
mare und plantare etc.) schon interessante Hinweise ergeben. Williams
und Bushneil geben eine genaue und bequeme Darstellung der Opsonin¬
behandlung speziell bei Hautkrankheiten, betonen aber selbst die un¬
geheure Schwierigkeit der Methode, so daß für die allgemeine Praxis zu¬
nächst davon unzweifelhaft abzusehen ist. Winkler empfiehlt für manche
diagnostische Zwecke die Bedeckung der Haut mit in Adrenalin ge¬
tauchter Watte, die man etwa 10 Minuten andrückt; der anämische Fleck,
der dadurch entsteht, hält etwa 10 Minuten an und erlaubt genaue Be¬
obachtung und eventuell auch Behandlung unter der Anämie, z. B. bei
Lupusknötchen.
Von außerordentlich großem Interesse sind die Befunde von
F. Pinkus und L. Pick, welche in den verschiedenen Xanthom-
formen nicht, wie man bisher voraussetzte, Fett, sondern eine
doppeltbrechende Substanz (einen Cholesterinfettsäureester) fanden.
Auf die Genese und den Zusammenhang der „Stoffwechselxanthome“
(bei Diabetes und Leberleiden) fällt damit ein ganz neues Licht (bei
Ikterischen und Diabetikern kann im Blut Cholesterin in größeren
Mengen auftreten). Als Menstrualexantheme beschreibt Opel
auf Grund der Literatur und einzelner eigener Erfahrungen Folli-
kulitiden (Akne, Furunkel, Hordeola), Erytheme, besonders im Ge¬
sicht, Erythema nodosum, Ekchymosen, Pigmentationen, Herpes,
Urtikaria, Ekzeme, endlich auch sogen. Erysipele, deren Strepto-
Vererbung.
Opsonine.
Adrenalin.
Xantkome.
Menstrual-
exantheme.
480
Jadassohn.
kokkennatur wohl nicht erwiesen ist. Die Genese aller dieser
Eruptionen ist noch rein hypothetisch.
Spinal- Ferrand hat in der Spinalflüssigkeit kleiner Kinder bei Prnrigo,
flüasigkeit. Skabies, papalösen einfachen Dermatitiden mehr oder weniger hoch¬
gradige Lymphozytose gefunden, wa9 eine Bedeutung hat wegen der
diagnostischen Wichtigkeit, welche man dieser Lymphozytose für die kon¬
genitale Lues beigelegt hat.
Arznei- Unter den Arzneiexanthemen sind zu erwähnen: Wolters’
exantheme. Fälle nach Veronal (einmal juckend und scharlachähnlich, einmal
Urtikaria), eine Beobachtung von Constantin und Boyreau
(Keloide nach Bromkaligebrauch), ein vacciniformes Exanthem
mit deutlicher Dellenbildung nach Salizylsäure und Antipyrin
(Vörner). Sehr starke Urtikaria, Lidödem, Schwellung der Mund¬
schleimhaut etc. nach Aspirin (Melchior), nach Antipyrin,
Hühnereiern etc. (Heß), nach Chinin (früher Toleranz!)
starkes Oedem, Purpura, Atemnot, Blutbrechen (Salomon). Auf-
Urticaria fallend spärlich und unzureichend ist die Literatur über Urti-
haeworrhagica. c a r { a haemorrhagica. In Becks Pall wurde eine schon
bestehende Urtikaria bei einem Kinde durch eine Adeno- und Ton-
Verdauungs- sillotomie in eine hämorrhagische umgewandelt. — Spiethoff
anomaiien konstatierte bei Ekzemen, Strophulus, Pruritus etc. durch
krankkeiten. genaue Untersuchung oft Verdauungsanomalien, speziell auch bei
Kindern. Graul fand bei einer Dermatose, die bald als Quincke-
scbes Oedem, bald pemphigusartig aufbrat, den Magensaft ganz
Aetz- HCl-frei. — Neugebauer beschreibt typische Aetzgeschwüre
geschwüre. an (j en Händen von Arbeitern, die in (verschiedenen Gewerben) mit
Kalk zu tun hatten; die Geschwüre waren hanfkorn- bis bohnen¬
groß, scharf geschnitten, kreisrund bis oval, mit geringer Re¬
aktion in der Umgebung, gelegentlich lagen darin Kalkpartikel¬
chen. Auch Schwefelsäureverätzungen werden genauer
geschildert.
Kinderekzem. Aus Ha 11 s sehr genauen statistischen Notizen über das Kinder¬
ekzem ergibt sich leider sehr wenig für die Aetiologie Brauchbares:
Beginn meist am Kopf oder Gesicht, besonders in der kalten Jahres¬
zeit, Symmetrie, häufigeres Befallensein von Knaben, nicht familiäres
Auftreten, kein deutlicher Einfluß von Dentition, Magen- und Darm¬
leiden, Rachitis. Unter 100 Ekzemkindern waren 83 Brustkinder!
Ek/.em und Zur Frage von Ekzem und Impfung ist eine Anzahl von Mit-
Impfung, teilungen erschienen; nach Schenk gelingt es regelmäßig, die „Vac¬
cine generalisata“ resp. das „Eczema vaccinatum“ durch einen Deck¬
verband zu verhüten. Und doch rät er dem Impfarzt, keinen
Haut- und venerische Krankheiten.
481
ekzematösen Säugling zu impfen; Eichhoff und Kobrak publizieren
Fälle von generalisierter Vaccine; bei dem Fall des letzteren ging die
schwere Infektion von dem geimpften Bruder des Kindes aus (ebenso
in einem Falle des Referenten) — man muß also auch mit der Impfung
von Geschwistern ungeimpfter ekzemkranker Kinder sehr vorsichtig
sein. Le in er beschreibt jetzt recht ausführlich eine bisher wohl zu Neue
den Ekzemen gerechnete, gar nicht seltene Erkrankung (Erythro- Dermatose bei
dermia exfoliativa) bei Brustkindern, mit grauweißen, etwas
fettigen Schuppen am Kopf, Rötung im Gesicht, am Rumpf, ohne
stärkeres Nässen etc. Ein Drittel der Fälle starb an Darmstörungen.
Bei dem neugeborenen, im übrigen gesunden Kind einer wegen
Dermatitis herpetiformis mit Atoxyl behandelten Frau war bei Dermatitis
der Geburt ein erythematös-bullöser Ausschlag vorhanden, welcher herpeti-
nach anfänglicher Ausbreitung in 14 Tagen abheilte. Blumenthal Neugeborenen
läßt es unentschieden, ob es sich um eine Dermatitis herpetiformis
oder um ein Arzneiexanthem handelte. Bei einem ad exitum kommen¬
den Pemphigus chronicus verus fanden Petges und Biche-
lonne Pyocyaneus intra vitam im Blut der Haut und der Venen
und im Herzblut nach dem Tode. Im Anschluß an Pemphigus
neonatorum sah Tiöche multiple diphtherische Geschwüre
auftreten, die unter Serumtherapie schnell abheilten.
Die leukämischen und pseudoleukämischen Prozesse
in der Haut finden allmählich die ihnen gebührende Beachtung.
Alexander bespricht das ganze Gebiet: tumorartige Formen, diffus
infiltrierende, der Lymphodermia perniciosa entsprechende, urtikarielle
und erythrodermieartige, endlich noch die chronisch-entzündlichen,
granulierenden (Lymphogranulomatosis). K r e i b i c h publiziert pseudo¬
leukämische Tumoren, lymphosarkomatöse Veränderungen, rezivi-
dierende papulöse Urtikaria bei der Sternbergschen Form. Schwere
Ulzerationen in der Mund-, Nasen- und Rachenhöhle sind wie
schon wiederholt so auch von Wechselmann und Marcuse bei
einem Fall von Leukämie, sogar ehe diese andere klinische Symptome
gemacht hatte, beschrieben worden. Auch die Beobachtung von
A. Weiß (Noma mit dem Blutbefund einer gemischtzelligen Leuk¬
ämie) wird vermutlich hierher gehören. Ich selbst kenne einen Fall
lymphatischer Leukämie, der scheinbar mit ulzerierten Tumoren be¬
gann und mit phlegmonöser und ulzeröser Angina ad exitum kam.
Von den Infektionskrankheiten wird die Tuberkulose Tuberkulose
immer noch viel bearbeitet. der Haut ’
Kraus und Grosz haben bei Affen mit Menschentuberkulose- und — bei Affen,
Perlguchtstämmen Hauttuberkulose erzeugt; geringere Veränderungen
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909 . 31
Pemphigus.
Pemphigus
neonatorum
und
Diphtherie.
Leukämie
und Pseudo¬
leukämie.
482
Jadassohn.
Haut¬
tuberkulose:
Papulo-
ulzerose Form,
Lupus¬
karzinom,
Tuberkulide,
Erythema
in dura tum,
Lupus
follicularis,
Tuberkulide
der
Säuglinge,
Pityriasis
rubra Ilebrae,
Pigment bei
Tuberkulose,
Entstehung
der
Tul »erkulide.
wurden mit Bazillen von Vogeltuberkulose erzeugt; die verschiedenen
Stämme gaben verschiedene Inokulationsgeschwüre.
Eine eigentümliche papulös-ulzeröse Form von Haut-
tuberkulose im Anschluß an eine ulzeröse Form am Anus schil¬
dert Foster genauer. Klinisch hätte man an Lues denken können.
Bazillen wurden in mäßiger Zahl nachgewiesen. Seqneira hat
unter 964 Lupusfällen 14mal Lupuskarzinom beobachtet; er hält
die Behandlung des Lupus speziell mit häufigen kleinen Dosen von
Röntgenstrahlen für bedenklich. Zur Frage der Tuberkulide ist
wesentlich Neues nicht beigebracht worden; auch Ehrmann und
Reines können über die Art des Zusammenhanges von Lupus
erythematodes und Tuberkulose nichts Neues beibringen. Aus
Joh. Fabrys Beobachtungen ist nur hevorzuheben, daß er die
Tuberkulide histologisch von den Tuberkulosen trennt und nicht
bloß Folliclis und Erythema induratum, sondern auch Lupos ery¬
thematodes zu den ersteren rechnet, an einen Zusammenhang mit
Pityriasis rubra Hebrae mit Tuberkulose glaubt, aber auch
bei Hauterscheinungen bei Mikulicz scher Krankheit auf
Tuberkulose zu fanden rät. Das Erythema induratum ist auf
Grund der Untersuchungen Tomimatsu Schidachis mit
immer größerer Bestimmtheit zu den Manifestationen der Tuber¬
kulose zu rechnen. Von Lupus follicularis disseminatus
wurde durch Karl Cohn und Marie Opificius ein Fall durch
Arsen geheilt. In sehr charakteristischer Weise schildert Ham¬
burger die Tuberkulide der Säuglinge; Stecknadel¬
kopf- bis hanfkorngroße, kreisrunde, hell- bis bläulichrote und
bräunliche Knötchen, oft mit Schuppen oder Borken, nach deren
Abhebung eine Delle zurückbleibt. Diese papulo-squamösen Tuber¬
kulide sind häufiger und leichter zu erkennen als die papulo-nekro-
tischen. Zu der Diskussion, ob die Tuberkulose für den eigenartigen
Symptomenkomplex der Pityriasis rubra Hebrae eine Bedeu¬
tung habe, bringt Foster einen neuen Beitrag; Lungentuberkulose
war vorhanden, in der Haut fand sich nichts von Tuberkulose; die
Beziehungen bleiben nach wie vor unklar. Vignolo-Lutati glaubt,
daß masehenartig und fleckförmig angeordnete Pigmentflecke am
Nacken auf Tuberkulose (toxische Einwirkung?) zurückzuführen shd.
Theoretisch interessant ist, daß es Zieler gelungen ist, durch
Dialysate aus Tuberkulin, die bazillen- und trümmerfrei waren,
in der Haut tuberkulöse Strukturen zu erzeugen; doch meint der
Verfasser selbst nicht, daß damit die toxische Natur der Tuber¬
kulide bewiesen sei. Dagegen glaubt Wolff-Eisner, daß sie
Haut- und venerische Krankheiten.
483
durch die Bazillen selbst hervorgerufen werden, daß das Tuber¬
kulin Bazillensplitter enthält und daß die Tuberkulide Lokal¬
reaktionen auf hämatogen in die Haut gelangte Tuberkelbazillen,
resp. deren Endotoxine seien. — Sehr erfreulich ist es, daß man
die Bekämpfung des Lupus nunmehr auch in Deutschland Bekämpfung
systematisch vorzunehmen beginnt; Lupusheime und Lupusheilstätten des Lu,ius -
werden mit Hecht gefordert (Wichmann, Neißer und Meirow-
sky, Stern, Holländer); überall sollten die Aerzte diese Bestre¬
bungen unterstützen. Die Erfolge der verschiedenen therapeutischen
Methoden bespricht besonders Wichmann.
Kraus und Bohac fanden, daß unter 8 Fällen von Lupus Lupus
erythematodes disseminatus (7 davon verliefen tödlich) 6mal er >' thematodes -
Lungenaffektionen vorhanden waren (4mal bei der Obduktion Pneu¬
monie konstatiert). Sie glauben mit Kr ei b ich, daß es sich bei
diesen akuten Formen um toxische Angioneurosen handelt und daß
möglicherweise die Lungenaffektionen auch die Ursache der Exazer¬
bationen der Hauterkrankung, des Erythema perstans und der Dis¬
seminierung der Herde sein können.
Auf dem Gebiete der Trichophytieerkrankungen sind Trichophytie
Fortschritte gemacht worden. Von der gewöhnlichen Mikrosporie, und
die durch das Mikrosporon Audouini hervorgerufen wird, ist Mlklospoue
die durch das Mikrosporon lanosum seu caninum be¬
dingte abgegrenzt worden (Sabouraud, Suis, Suffran), die
fast immer auf der unbehaarten Haut kreisrunde rote Herde er¬
zeugt, auf dem behaarten Kopf stärkere Entzündung in zahlreichen
kleinen Herdchen hervorruft etc. Auch in St. Gallen kam eine Epi¬
demie von Mikrosporie durch Mikrosporon lanosum nach Ueber-
tragung von Katzen vor (Zollikofer und Wenn er). Die Er¬
krankung konnte ohne Röntgenstrahlen durch Umschläge mit 5°joiger
Sodalösung und Salben mit weißem Präzipitat, Resorzin und Naph-
thol beseitigt werden. Das Mikrosporon Audouini ist nun
auch in Berlin resp. Schöneberg zur Beobachtung gekommen (Glaser,
Chajes etc.); in Bezug auf das klinische und mikroskopische Bild
hat sich dabei bisher wesentlich Neues nicht ergeben; therapeutisch
werden Röntgenstrahlen am meisten empfohlen. Sabouraud gibt
genaue Schilderungen des Trichophyton acuminatum und crateriforme,
welche auf Kinderköpfen Vorkommen. Sehr interessante Unter¬
suchungen hat Br. Bloch angestellt. Er berichtet genauer über
die große Basler Mikrosporieepidemie, welche durch ausgezeichnete
Organisation und Röntgentherapie in relativ kurzer Zeit erstickt
werden konnte. Es gelang ihm nachzuweisen, daß Tiere durch
484
Jadassohn.
Trichophytie
und
Mikrosporie.
Pityriasis
rosea.
Erysipeloid.
Infektiöse
Warzen.
Juekepidemie
durch die rote
Erntemilbe.
Skabies.
Haut-
Geschwülste :
Naevi.
Myome.
Eml otheliomc.
Ueberstehen einer einmaligen Erkrankung an Trichophytie an der
ganzen Haut immun gegen Trichophytie werden, und zwar gegen
die verschiedenen Trichophytonarten (auf diese Immunität ist auch
die spontane Heilung zurückzufuhren), daß Menschen, die eine tiefe
Erkrankung durchgemacht haben, auf „Trichophytin“ ganz wie bei
der Pirquet sehen Impfung reagieren, und zwar noch nach Jahren;
auch diese Allergie ist nicht „artspezifisch“. Er fand wie andere
gelegentlich auch Pilzformen, welche sich biologisch und kulturell
wie Trichophyton verhielten, aber Scutula bildeten etc. Die von
einzelnen noch immer zur Trichophytie gerechnete Pityriasis rosea
wird oft verkannt; nach Halle kommt sie mit einer gewissen Vor¬
liebe bei Syphilitikern vor (Therapie: Schwefel- oder Resorzin-Zink-
paste oder Trockenpinselung, l°/oiger Salizylalkohol; nach meiner
Erfahrung am besten Chrysarobin-Zinkpaste 1:2000). — Ueber das
im ganzen wenig beachtete Erysipeloid hat Reich auf Grund von
29 Fällen Studien gemacht. Er läßt die Einheitlichkeit der Er¬
krankung in Zweifel; Inkubation 1 — 10 Tage; starkes Brennen und
Jucken, schmaler bläulicher Saum, Fehlen jeder Eiterung etc. Schnelle
Heilung unter Heißluft ('ja —1 Stunde) und Burowverbänden. —
Fr. Schultz konnte feststellen, daß an seiner Hand, die der Re¬
ferent mit Material von Warzen an den Eutern von Kühen geimpft
hatte, nach 3 Jahren typische Verrucae durae auftraten! — Eine
große „sommerliche Juekepidemie“, welche durch die rote
Erntemilbe (Leptus autumnalis) bedingt war, beobachtete
v. Notthafft; die Tiere saßen besonders an den Hautfalten; es
bestanden rötliche Knötchen, Quaddeln, Ekzeme. Die Affektion ist
nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Behandlung z. B. mit
Benzin. — Nicolas und Jambon fanden in 16 von 101 Sk&bies-
fällen Albumen im Urin, und zwar schon vor der Behandlung; nach
der Heilung der Krätze verschwand es meist schnell wieder.
Einiges wenige möchte ich auch aus dem Kapitel der Haut¬
geschwülste hervorheben. Die viel erörterte Frage über die Natur
der Naevuszellen und die aus den Naevis entstehenden malignen
Tumoren wird von Kyrie dahin beantwortet, daß die letzteren Sar¬
kome und dementsprechend auch die ersteren mesodermaler Natur
sind. In einem Naevus fand Heidingsfeld vollständiges Knochen¬
gewebe. Die seltenen, aber diagnostisch wichtigen und oft wegen
ihrer Schmerzhaftigkeit sehr störenden multiplen Kutismyome wer¬
den von S o b o t k a auf Grund der Literatur und eines eigenen Falles
ausführlich bearbeitet. Sie gingen von den Arrectores pilorum aus.
Ein Endotheliom der Bauchhaut beschreibt Fritz Juliusberg
Haut- und venerische Krankheiten.
485
und
Karzinom.
und gibt dabei eine kritische Besprechung der sehr schwierigen
Frage der Hantendotheliome. Gavazzeni glaubt histologisch be¬
gründen zu können, daß Epitheliome auch aus senilen Talg- Epitheliome,
drüsenhyperplasien (speziell der Stirn) hervorgehen können.
Die oft betonte Erfahrung, daß man Leukoplakien — wie andere Leukoplakie
„präcanceröse“ Zustände — nicht reizen solle, wird durch einen und
* * ' Karzinom
Fall Herzfelds illustriert, in dem eine schon lange bestehende
Leukoplakie der Zunge durch operative Eingriffe am Zahnfleisch
sich sehr akut in ein außerordentlich maligne verlaufendes Karzinom
umwandelte. Von anderen selteneren oder neuen Dermatosen ist
wenig von allgemeinerer Bedeutung.
Interessant ist, daß Veiel typischen Lichen planus beiLichen planus.
Vater und zwei Kindern beobachtete; daß er familiär Vorkommen
kann, speziell bei Blutsverwandten, ist schon öfter konstatiert
worden. Auch Schütz glaubt an eine familiäre oder persönliche
Disposition, hält aber ferner lokale Beize, Zirkulationsveränderungen,
Autointoxikationen für ätiologisch wichtig, v. Notthafft weist
speziell auf die Bedeutung der Beizung für das Auftreten der Lichen
planus-Knötchen hin.
Schlachte ist es gelungen durch Erzeugung einer Hautentzündung Arteftzielle
mit nachfolgender Parakeratose eine Miliaria crystallina künstlich zu Miliaria,
erzeugen.
Miliaria.
Eine seltene und sehr eigenartige Krankheit, das speziell in
England beschriebene Granuloma annulare, ringförmige Bil- Granuloma
düng zuerst tiefliegender Knoten, besonders an den Dorsalseiten annulare
der Finger, Handgelenke, Füße etc. von sehr chronischem Verlauf,
meist ohne Jucken, schildert auf Grund des gesamten Materials
Graham Little. Die Affektion ist chronisch entzündlich; ob
Tuberkulose eine Bolle dabei spielt, ist sehr fraglich; die Prognose
ist günstig; Therapie: Ichthyol-, Besorzin-, Salizylpräparate lokal.
— Als Acne aggregata s. conglobata bezeichnet Beitmann Acne
an Stamm, Extremitäten und Genitalien erwachsener Männer lokali-
sierte Herde von großen Komedonen, konfluierenden Infiltrate,
starken deprimierten Narben. — Sehr wenig beachtet sind gewisse
ätiologisch ganz unklare Erkrankungen des behaarten Kopfes Pseudopelade,
und des Bartes, welche doch sowohl differentialdiagnostisch als
auch wegen ihrer ungünstigen Prognose bezüglich Stillstand und
Wiederwachstum der Haare nicht unwichtig sind. A r n d t hat diese
besonders in Frankreich beschriebenen Formen einer eingehenden Be¬
sprechung unterzogen; es sind die „Pseudopelade“ mit weißer
narbiger Atrophie und blaßroten Flecken, das „Ulerythema sycosi-
48G
Jadassohn.
Alopecia
areata.
Thallium-
alopecie.
Allgemeine
Therapie:
Strahlen¬
therapie.
Statische
Elektrizität.
Quarz-
Qin*cksilber-
lampe.
CO>-Schnoe.
forme“ („Sycosis lupoides“ etc.) mit Vernarbung und peripilären
Knötchen und Pusteln (Behandlung nach meiner Erfahrung am besten
mit Röntgenstrahlen) und die „Acne decalvans“ mit Vernarbung
nach chronisch entzündlichen Infiltrationen. — Die noch immer um¬
strittene Aetiologie der Alopecia areata hält Wechselmann
für eine komplexe (Infektion, Intoxikation, Innervationsstörungen).
Oft, glaubt er, sind Kopfverletzungen die Ursache, welche durch
zentrale Reizung peripherische trophische Störungen und hyperalge¬
tische Zonen bedingen; auch arteriosklerotische Gefäßveränderungen
kämen in Frage.
Vignolo-Lutati konnte durch äußerliche Anwendung von Thal¬
li umazetat vorübergehende umschriebene Alopecie hervorrufen, ohne
makroskopisch nachweisbare entzündliche und ohne toxische Allgemein¬
erscheinungen.
Therapie. Vielleicht am meisten wird auf dem Gebiete der
physikalischen Behandlungsmethoden gearbeitet. Hier steht
besonders die Röntgenbehandlung im Vordergrund des Inter¬
esses. Für den Praktiker sei besonders auf die kurze und klare
Darstellung verwiesen, die Frank Schultz als Anhang zu Lessers
Lehrbuch gegeben hat. Jesionek rühmt die Verwendung der sta¬
tischen Elektrizität nach Suchier, und zwar in der Form
der Lumination bei Akne, chronischem Ekzem, Psoriasis, Ich-
thyosis, Alopecia areata und praematura, in der Form der Scin-
tillation bei Lupus und Hautkrebsen (nach energischer Auskratzung).
Viel wird jetzt auch von Quarz-Quecksilberlampen
Gebrauch gemacht, und zwar sowohl für Lupus, als für Alopecia
areata, Naevi etc. etc. Die Frage ihrer Tiefenwirkung ist noch
nicht aufgeklärt. Für die allgemeine Praxis haben diese derma¬
tologischen Methoden meines Erachtens noch keine Bedeutung.
Der Spezialist muß sich eingehend mit ihnen beschäftigen. Sehr
einfach ist eine neu eingeführte Kältemethode: Pusey
hat flüssige Kohlensäure in einem Lederbeutel oder ähn¬
lichem aufgefangen, den sich dabei bildenden Schnee in Stücke
von verschiedener Form und Größe geformt und durch möglichst
gleichmäßiges Aufdrücken dieser verschiedene Hauterkrankungen
behandelt. Die Einwirkung dauert 5 bis 10 bis etwa 30 Sekunden;
es entsteht eine Quaddel und dann je nach der Dauer der Appli¬
kation und je nach der Intensität des Druckes ein oberfläch¬
licherer oder tieferer Schorf, nach dessen Abstoßung eine sehr
glatte und feine Narbe zurückbleibt. Es wurden von Pusey und
Haut- und venerische Krankheiten.
487
Z ei8ler vor allem Naevi, senile Keratosen, Warzen, Lupns erythe¬
matodes behandelt, und wie ich auf Grund einzelner eigener Fälle
betonen kann, können die Erfolge recht günstig sein. Strauß
hat bei Pigmentnaevis gute Resultate erzielt. — Die von Finkeistein Salzarme Kost
angegebene salzarme Kost fand Spiethoff beim Säuglings¬
ekzem nicht direkt wirksam, will ihr aber einen gewissen Wert
auch bei Strophulus und Pruritus zuerkennen, besonders beim Vor¬
handensein chronischer Dyspepsien. Mendelssohn hält sie bei
Ekzemen dicker, pastöser Säuglinge für wirksam. Auch Langstein
legt einer salzarmen Diät vom Säuglings- bis ins schulpflichtige Levurinose.
Alter großen Wert bei. Levurinose hat Schütte bei Akne,
Urtikaria, Furunkulose gute Resultate ergeben. — Daß man
mit der äußerlichen Anwendung von Resorzin vorsichtiger sein Resorzin¬
muß, als es vielfach geschieht, beweisen 2 Fälle Nöthens: Exitus verglftunß ‘
bei einem Kind mit Pemphigus neonatorum (3 °/oige Resorzin Vaseline);
schwere Vergiftung bei einem Mann durch 15°/oige Resorzinsalbe bei
Ekzem. — Als Gleitpuder empfehlen Pinkus und Unna solche Gleitpuder.
Puder, die eine sehr dünne, fast unsichtbare, aber doch kontinuier¬
liche Decke bilden; als Grundlage solcher benutzen sie Lykopodium
oder „Amyli solani 98,0, Cerae Carnauba 1,0, Magnes. carbon. lev.
1,0“ und setzen zur Färbung etwas Ichthyol und Eosin (von l°foiger
Lösung je 6,0) oder bei Lykopodium nur Eosin zu. Mischung mit
Schwefel, Zinkoxyd etc. machen diese Puder zur Behandlung von
Akne geeignet. Auch eine hautfarbene Zinkschwefelpaste wird als
nicht fettglänzende und Farbendifferenzen der Haut gut verhüllende
Decke empfohlen (Zinc. oxyd. 10, Sulf. praecip., Lvcopodii ana 5,
Kühlsalbe ad 500, M. adde Sol. Eosini et Ichthyoli qu. satis).
Pittylen soll bai subakuten und chronischen Ekzemen, Akne, Pittylen.
Prurigo, Psoriasis, Herpes tonsurans etc. günstig wirken (Ganz).
Von neuen Präparaten wurden neben vielem anderen eingeführt:
Karbolterpin, Succinol, vor allem aber Karboneol (Stein¬
kohlenteer und Tetrachlorkohlenstoff) als mildestes Teerpräparat
(von Herxheimer). Unguentum Sebo (Produkte der Naphtha- Unguentum
erde in einer besonderen Eiweißverbindung) soll speziell bei sebor- Sebo
rhoischen Erkrankungen gut wirken (Fritz Meyer), Linoval Linoval.
(bei der Raffinerie des Leinöls erhaltene Fettsäure mit Vaselin,
Ammoniak etc.) bei Tuberkulose, Akne, Sycosis non parasitaria, im-
petiginösen Ekzemen (Salomon). Eston (ein basisches */s Alu- Eaton,
miniumacetat), Formeston, Subeston, Lenicet, als Ersatzmittel des
Liqu. alum. acet., wurde von Aufrecht experimentell, von Dreysel
therapeutisch geprüft und für Intertrigo, Hyperhidrosis, Balanitis
488
Jadassohn.
Ichtliynat.
Thiozon.
„Vilja-Creme.“
Spezielle
Therapie:
Ekzeme.
Eczema ani.
Pruritus.
Akne.
Rhinophyma.
Rosacea.
Psoriasis.
empfohlen, ferner Ichthynat „Heyden“ für Ichthyol (N e-
b e 8 k y). Thiozon als angenehmer Ersatz für Thiopinol
(Nagelschmidt) zur Krätzebehandlung. „Vilja-Creme“ (Woll¬
fett mit dem Saft verschiedener Kräuter von Oberweger & Co.) hat
sich P. Richter besonders als „symptomatisches Antipruriginosum“
sehr bewährt.
Zur Behandlung einzelner wichtigerer Dermatosen
sei folgendes erwähnt: Reines empfiehlt für manche akuten
Ekzeme die kataphoretische Einverleibung von Petro-
sulfol. Jadassohn weist auf die Notwendigkeit vorsichtiger
Dosierung und vielfacher Kombination verschiedener Medikamente
bei der Ekzembehandlung hin und macht speziell auf den sehr
kompliziert zusammengesetzten, aber oft sehr wirksamen Duret-
schen Balsam, rein oder in Zinkpaste, aufmerksam. Veiel
behandelt das oft außerordentlich hartnäckige Eczema ani mit
Wilkinsonscher Salbe (Lact. sulf., 01. Rusci ana 12,5. Sap.
virid. Adip. benzoat. ana 50,0), mit J / 2 —2°/oigen Chrysarobin-
und Pyrogallolsalben (Vorsicht!), vor allem aber, sowie das
Nässen beseitigt ist (durch Borzinkamylumpaste u. ä.), mit Ka-
lomelsalbe (Hydr. chlor. 0,2—5,0, Zinc. oxyd., Tale. pulv. ana 15,0,
Vasel. amer. ana ad 100,0 oder bei torpiden Fällen 5—10°/oiges
Kalomelvaselin oder Coldcream). Bei Pruritus, besonders ani,
wird von Kromay er Behandlung mit Kalilauge und mit Röntgen¬
strahlen angewendet. Bei Akne empfiehlt Unna die Eröffnung
der Pusteln und der Komedonen, die Einreibung mit Pnlvis
cutifricius, Natronsuperoxydseife und schwefelhaltige Deckpasten
(Lycopodii cuticolor. 5,0, Sulf. praecip. 2,0, Eucerini ad 20,0)
oder bei stärkerer Reizung Zinkschwefelpaste. Intern können
Schwefel, Arsen, Hefe die Eiterung beschränken; die Diät hat
keine große Bedeutung; die Strahlenbehandlung ist noch nicht
sehr erfolgreich. H. Fabry berichtet über die erfolgreiche opera¬
tive Beseitigung des Rhinophyma: tiefe Schleich sehe In¬
filtration, Abtragung mit dem Skalpell, Blutstillung mit häufig
gewechselten Eiswasserkompressen, Glättung mit dem Flachbrenner,
Bedeckung mit Salizyl-Hg-Pflastermull, weiterhin Argentumtuschie-
rung und Schwefel-Salizyl- oder Borsalbenbehandlung, v. Zeißl
benutzt bei der Rosacea Cerolin oder Levurinose und Pinselungen
mit unverdünntem Eisenchlorid (bis zur Bildung einer dicken Kruste,
nach deren Abstoßung unter Wilson scher Salbe wieder Pinselung etc.).
S a a 1 f e 1 d rät, die akute Psoriasis äußerlich indifferent und
innerlich mit Arsen zu behandeln; bei kräftigen Individuen ist das
Haut- und venerische Krankheiten.
489
letztere kontraindiziert; bei Ueberernährten wirkt manchmal vegeta¬
rische Diät heilend (welche in strengster Durchführung nach Bulkley
das Hanptmittel gegen Psoriasis ist). Er benutzt zur externen
Therapie älterer Fälle die Dreuwsche Salbe (etwas modifiziert:
Ac. salicyl. 10,0, Chrysarobin., Liqu. carbonis detergent. oder Em-
pyroform. ana 20,0, Sapon. virid., Vaselin, flav. ana 25,0), eventuell
auch Röntgenstrahlen. Die noch immer für viele Fälle sehr
brauchbare Pyrogallolbehandlung des Lupus vulgaris wird von
Fr. Veiel näher beschrieben (zupret 10°/oige Pyrogallolvaseline,
dann 2°j 0 ige bis keine grauen Knötchen mehr in den Granu¬
lationen vorhanden sind, dann ’/n^/oig 6 )- Senger empfiehlt zur
Behandlung des Lupus Einreibungen mit 3 —10°/oigem Tuber¬
kulinvasenol (in Kombination mit Röntgenstrahlen). Interessant
ist die Tatsache, daß es bei der sehr seltenen Darierschen
Dermatose Herxheimer gelungen ist, durch oberflächliche
Kauterisierung eine, wie es scheint, anhaltende Heilung zu er¬
zielen. Kiichi Ogata behandelt Naevi und Teleangi¬
ektasien mit „Maculanin“ (Reiskörner in 10°/oiger Kalium¬
hydratlösung gequollen, ausgewaschen, zerrieben); kosmetisch gute
Erfolge.
Tenerlsche Krankheiten.
Gonorrhoe. Zur allgemeinenPathologieund zur Klinik der
gonorrhoischen Erkrankungen ist nicht viel Wesentliches publiziert
worden. Neue bequeme Nährböden für die Gonokokken wurden
mehrfach z. B. von Piorkowski (Milch-Bouillon oder -Agar) emp¬
fohlen. Nach den tinktoriellen Untersuchungen F. Winklers sind
die Gonokokken in den Eiterkörperchen nicht abgestorben. Stein
konnte sie kulturell noch nach weisen, wo sie mikroskopisch nicht
gefunden werden konnten. Die Fäden schwinden aus dem sauren
Urin durch Verdauung durch das im Urin ausgeschiedene Pepsin etc.
Remote ist der Ueberzeugung, daß die akute Urethrozystitis
beim Manne immer eine Erkrankung des Trigonum und nicht, wie
meist angenommen, eine solche nur der Urethra posterior mit
regurgitierendem Sekret ist. Zysten an der Raphe des Penis
wurden von Vorn er gonorrhoisch infiziert gefunden und mit Pac-
quelin resp. Exstirpation geheilt. Die Prostata war bei akuter
Gonorrhoe in 4,58°/«, bei chronischer in 37,44°/o der Fälle erkrankt
(J. Vogel). Ileus und Peritonitis nach Epididymitis mit
Perforation des Vas deferens beobachtete Bai äs, Nierenabszeß
nach Gonorrhoe mit Heilung durch Nephrotomie Weißwange.
Lupus.
Dariersche
Dermatose.
Naevi, Tele¬
angiektasien.
Gonokokken:
Nährböden,
— lebend in
den Eiter¬
körperchen,
Kultureller
Nachweis.
Gonorrhoe
beim Manne:
— Komplika¬
tionen,
— Prostata,
— Epidi¬
dymitis
— Nieren¬
abszeß.
490
Jadassohn.
Gonorrhoe:
Infektion
per rectum,
per os,
— Meningitis,
--- Exanthem.
Therapie:
Abortiv,
Intern,
Lokal,
Saug¬
verschluß,
Die Rektalgonorrhoe bei der Frau, die von einigen Autoren
sehr häufig gefunden worden ist, ist nach Mucha doch wesentlich
seltener; die Gonokokkenuntersuchung gibt nicht immer wirklich
sichere Resultate dabei. Ueber Gonokokkeninfektion vom Munde
aus berichtet auf Grund eines Falles und der Literatur Geißler
— dabei braucht die Mundschleimhaut des Infizierenden nicht er¬
krankt zu sein. deJosselin de Jong konstatierte bei einer sonst
nicht komplizierten Harnröhrengonorrhoe eine auffallend gutartig
verlaufende, durch eine Lumbalpunktion sehr günstig beeinflußte
Meningitis und fand, wie es scheint zum ersten Male mit Sicherheit,
Gonokokken in der Spinalflüssigkeit. Einen aus Bläschen und
Bläschengruppen zusammengesetzten Ausschlag bei akuter Gonorrhoe
mit Schwellung der inguinalen Lymphdrüsen und Fieber beobachtete
Löhe; er nennt die Krankheit „herpetiformes gonorrhoisches
Exanthem“ und vergleicht sie mit Wund er lieh s remittierendem
Fieber mit Phlyktänideneruption. In der aus den Lymphdrüsen durch
Punktion gewonnenen Flüssigkeit konnten Gonokokken nachgewiesen
werden, nicht aber mit Sicherheit in der Haut. Die Hauptmasse
der Gonorrhoeliteratur wird von therapeutischen Mitteilungen
gebildet. Die Abortivbehandlung der Urethralgonorrhoe wird
vorgenommen: von Polland mit 5°/oiger (frisch bereiteter) Protargol-
lösung, von Regenspurger mit 5—15°/«iger Novarganlösung (8 bis
12 ccm einmal täglich injiziert und 5—15 Minuten gehalten); sie
wurde von letzterem bis zum 5. Tage nach Beginn der Sekretion
begonnen und dauerte 8—20 Tage (abortiv?). Ueber die interne
Therapie der Gonorrhoe wird weiter in größerem Umfang publi¬
ziert. So rühmt Knauth das Arhovin (die Arbeit wird von
Bottstein kritisiert); Dreysel hält es für das bestvertragene
innere Mittel, das aber die lokale Therapie nur unterstützen kann.
Ganz verordnet Oliophen (eine Verbindung von Salizylsäure-
Esterphenolen mit Leinsamen — in Kapseln oder ca. 30 Tropfen
pro die). David glaubt, daß Gonosan Komplikationen bei
der Gonorrhoe besser zu verhindern vermag, als andere Balsamica
(die das auch nicht tun). Leven empfiehlt wegen des Fehlens
unangenehmer Nebenwirkungen das Thyresol (Methyläther des
Santalols) zur Unterstützung der lokalen Therapie (als Tropfen,
Perlen und Tabletten — 3mal 2 Tabletten ä 0,25). Für die
prolongierten Injektionen in die Harnröhre hat L o e b einen
„Saugversch 1 uß“ konstruiert. Bär rät zur Vermeidung von
Epididymitiden vorsichtige Injektion kleiner Flüssigkeitsmengen
und lallt außerdem noch 2 — 3mal wöchentlich die Urethra mit großer
Haat- und Tererische Krankheiten.
491
Vorsicht -berieseln“. Er benutzt Argentum nitricum und Hydrar-
gyrum oxycyanatum. G. J. Müller empfiehlt als silberreichstes
Präparat das Argentumfluorid in Einspritzungen und weiterhin
in Janetschen Spülungen iO.OS— 0,15:300.0•. Für die chronische
Gonorrhoe rät er zu Silber- (eventuell auch Zink-) Jontophorese.
Stein (aus Fingers Klinik) tritt für die frühzeitige Verordnung
von Silberpräparaten ein ( zuerst Protargol oder Argonin, später Ich-
thargan. Albargin oder Argentum nitricum), die auch bei akuter
Urethritis posterior fortgefuhrt werden kann. Orlowski gibt zu¬
erst Spülungen von Kal. hypermanganicum (1 • 10000—1:2000) und
dann solche von Argent. nitr. (1:4000—1:500!) — die starke
Beizung durch letztere hält er für notwendig. Beutler macht mit
der Blasenspritze hintereinander Kal. hypermanganicum- und Ar¬
gentumein Spritzungen. Die bei der Frau noch kaum versuchte
Präventivbehandlung der Gonorrhoe wendete Loeb in fol¬
gender Weise an: l%oiges Sublimat zur gründlichen Abreibung
der Vulva, der Portio und des Scheidengewölbes, Reinigung des
Zervikalkanals, der Vagina und Vulva mit 5 l ‘cigein Protargol,
Ausspritzung der Urethra mit derselben Lösung. Für die Bartho¬
linitis rühmt PI aß die Saugbehandlung. — Die Punktion bei
Epididymitis wird wieder von Heinze und Schindler warm
empfohlen, da sie die Behandlung wesentlich abkürze und die
Schmerzen sehr lindere; eventuell wird multipel punktiert; die
Wirkung trete auch ohne Eiterentleerung und selbst bei Verwen¬
dung relativ dünner Kanülen durch die Entspannung der Ge¬
webe ein. D i n d und Metraux inzidieren bei akuter Epidi¬
dymitis am besten in der 2. Woche mit einem 2—3 cm langen
Schnitt auf der Dorsalseite des Nebenhodens und tamponieren
24 Stunden. Die Heilung tritt sehr schnell ein. G. J. Müller
behandelt die schwerere Epididymitis mit Punktion (ohne Aspi¬
ration) , mit strömender heißer Luft (Kiefer-Kornfeld), eventuell
auch mit dem Lichtwärmebestrahler, nur bei chronisch verlaufen¬
den Fällen mit Saugung (2—4mal täglich 15—20 Minuten); er
findet, daß durch diese Methoden die Behandlung wesentlich ab¬
gekürzt wird. Mit der Heißluftbehandlung gonorrhoisch erkrankter
Gelenke (täglich mindestens 1 Stunde) war Wagner sehr zu¬
frieden (s. S. 367). Bendig kombiniert sie mit Kollargolklysmen
(2,0:500).
Warnung
vor
Injektionen.
Argentum-
tfuorid.
Silbor-
Präparate.
Kombinierte
Behandlung.
PrÄventiv-
therapie bei
der Frau.
Bartholinitis.
Epididymitis
Gelenke.
Syphilis. Die Spirochätenuntersuchungen sind etwas Syphilis:
in den Hintergrund getreten; dasWesentlichste, das mit den bisherigen Spirochäten.
492
Jadassohn.
Syphilis: Methoden eruiert werden konnte, ist wohl durchgearbeitet. In größerem
Spirochäten. Umfang wird die Dunkelfeldmethode benutzt. Von tincto-
riellen Angaben erwähne ich, daß Ehrlich und Lenartowicz
mit Karbolfuchsin oder Karbolgentianaviolett '/ 2 —2, mit Karbol¬
methylenblau 5—10 Minuten, mit Loefflerschem Methylenblau oder
Karbolthionin 1 Stunde färben. Krzysztalowicz und Siedlecki
finden in den Primäraffekten zahlreiche Spirochäten, solange die
Infiltration sich vergrößert; wird sie weicher, so nimmt die Zahl der
Mikroorganismen ab, und diese verändern auch ihre Form und Länge.
Durch Sublimatwaschungen verschwinden sie aus dem Sekret; nach
Waschungen mit sterilem Wasser werden sie reichlicher. Von den
Tierversuche, in großem Maßstab fortgesetzten T i e r v e r s u c h e n erwähne ich nur
das Wesentlichste. Aus Neissers Experimenten hat sich weiterhin
ergeben, daß sich Virulenzdifferenzen nicht nachweisen, Yi-
rulenzabschwächungen oder -Verstärkungen nicht erzeugen lassen.
Für die Verschiedenheit des Verlaufs scheint die Disposition die
wesentlichste Rolle zu spielen. Die Allgemeindurchseuchung
kommt bei den Tieren schon während der ersten Inkubation zu
stände; primäre Erscheinungen waren bei kutaner Infektion der
Affen immer vorhanden; subkutane Infektion gelingt selten, intra¬
venöse oder solche vom Hoden aus leicht. Exzisionen der
Impfstelle waren noch nach 16 Tagen erfolgreich, manchmal
aber schon nach 8 Stunden nicht mehr. Immer entstanden, wenn
die Exzision keinen Erfolg hatte, lokale Rezidive. Spontanhei¬
lung trat bei niederen Affen innerhalb 2 Jahren nicht ein. Alle
„immunen“ Tiere enthielten noch Virus; durch geeignete Behand-
lung geheilte Tiere waren wieder impfbar. Das spricht gegen das
Vorhandensein einer wahren Immunität. Ne iß er gelang es ferner
nach Infektion von Kaninchen in die Hoden, die allgemeine
Durchseuchung dieser Tiere durch Impfung ihrer Organe auf
Affen zu erweisen. Grouven sah Allgemeinerscheinungen (Haar¬
ausfall, schlechten Ernährungszustand, später Papeln, eine Keratitis
des anderen Auges) bei einem von der Kornea aus infizierten Kaninchen;
von dem epibulbären Tumor dieses Tieres wurde ein anderes kutan
mit dem Erfolg einer derben Papel geimpft. Wim an konstatierte
bei einem der Jungen von Kaninchen mit Spirochätenkeratitis
einen analogen Prozeß , und zwar schon als das Tier die Augen
öffnete; es blieb auch sonst hinter seinen Geschwistern zurück. Es
liegt jedenfalls außerordentlich nahe, hier an eine plazentare Ueber-
tragung zu denken. E. Hoffmann, Löhe und Mulzer konnten
durch Injektion von syphilitischem Material in die Hodensubstans
Haut* und venerische Krankheiten.
493
bei Kaninchen und Affen Primäraffekte in der Bauchhaut erzeugen,
Hoffmann und Löhe sekundäre disseminierte Syphilide bei nie¬
deren Affen nach Injektion größerer Mengen von Saugserum in die
Hoden. Aus den Versuchen Sandmanns geht hervor, daß noch
Monate nach Abheilung von Primäraffekten (resp. auch einer Papel)
in diesen auf Affen verimpfbares Material vorhanden ist, auch wenn
energische Hg- (resp. auch Atoxyl-) Behandlung vorangegangen ist.
Auch Hoffmann hat in Sklerosennarben und Exanthemresten, wie
auch bei latent Syphilitischen auf den anscheinend normalen Ton¬
sillen Spirochäten gefunden.
Ueber die ungeheure Zahl der Arbeiten über die Seroreaktion
kann hier natürlich nicht im einzelnen referiert werden. Schon
ihre Anführung würde ungebührlich viel Baum in Anspruch nehmen.
Auch auf die Theorie der Reaktion und auf die verschiedenen
Modifikationen in der Technik kann ich nicht eingehen. Weder
die Porges-Meier sehe noch die Klausner sehe Reaktion
haben sich wegen ihrer größeren Unsicherheit trotz ihres theoreti¬
schen Interesses Anerkennung für die Praxis verschaffen können
(Fritz und Kren u. a); ebensowenig hat sich die Präzipität-
reaktion (Fornet 1 und Schereschewsky) in anderer Hände
bewährt (Plaut und Heuk). Dagegen hat die Bauer sehe Modi¬
fikation bereits praktische Verwertung gefunden (Behring, Hind-
richs). Vom rein praktischen Standpunkt aus kann man in
größter Kürze etwa folgendes sagen: An der diagnostischen Bedeu¬
tung der Reaktion für die Syphilis wird nur noch von ganz ver¬
einzelten Autoren gezweifelt. Weder ihr Nachweis bei Scharlach
(Much und Eichelberg u. a.), noch bei Lepra (Wechselmann,
Meyer), noch bei Frambösie hat den Wert der positiven Reaktion
für die Bedürfnisse der Praxis einzuschränken vermocht, teils weil
sie bei Scharlach augenscheinlich bald wieder verschwindet, teils
weil Lepra und Frambösie doch für die allgemeine Praxis in Europa
keine wesentliche Bedeutung haben. Der positive Ausfall der Re¬
aktion beweist also im allgemeinen, daß Syphilis vorhanden ist oder
wenigstens war; der negative kann natürlich nach wie vor nur mit
Vorsicht (bei bestehenden, auf Syphilis verdächtigen Erscheinungen
mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit) gegen Lues verwertet werden.
Selbstverständlich ist auch, daß die positive Reaktion nicht be¬
weisen kann, daß eine bestimmte Erkrankung syphilitisch ist. Es
kann natürlich auch ein Syphilitiker z. B. ein Zungenkarzinom
haben. Die Diskussion bewegt sich wesentlich noch um die Frage,
wie weit man die Reaktion prognostisch und als Basis therapeuti-
Sero¬
reaktion.
494
Jadassohn.
Syphilis:
Sero¬
reaktion.
Kuti-
reaktion.
Kongenitale
Lues.
scher Maßnahmen verwerten soll. Daß das Fehlen der Reaktion
nicht Heilung bedeuten kann, ist unbestritten. Daß ihr Vorhanden¬
sein die Anwesenheit von Spirochäten oder sogar von noch aktiven,
wenn auch latenten Prozessen beweist, behaupten die einen, wäh¬
rend die anderen es noch nicht als bewiesen ansehen. So richtig das
letztere auch ist, so kann man doch schon eine Anzahl von Wahrschein¬
lichkeitsgründen für die erstere Anschauung ins Feld führen. Un¬
zweifelhaft ist auch, daß die Reaktion durch die Therapie aus
der positiven in eine negative übergehen kann —- doch gelingt das
keineswegs immer, wenigstens nicht durch die bisher üblichen
Kuren. Es wäre natürlich nicht richtig, k tout priz das Negativ¬
werden erzwingen zu wollen. Daß der Ehekonsens vorläufig noch
nicht wesentlich von der Reaktion abhängig gemacht werden darf,
darüber sind die meisten Autoren einig. Selbstverständlich ist die
neue Methode für alle Zweige der Medizin von größter Bedeutung:
ich-erwähne hier nur die Würdigung für die Ophthalmologie
durch Kurt Cohen, für die Geburtshilfe durch Opitz, für die
Chirurgie durch Karewski; der letztere führt namentlich für
die Praxis sehr wichtige Fälle (Ulcera cruris, Muskel- und Schleim¬
hautprozesse, Knochen- und Gelenkerkrankungen) an, für welche
die Seroreaktion entscheidend werden kann. Neißer und Wolff-
Eisner u. a. haben nach Art der Pirquetschen Probe bei Syphi¬
litikern mit Extrakten aus syphilitischem Material Inokulationen ge¬
macht — mit bisher noch wechselnden und diagnostisch nicht ver¬
wertbaren Resultaten.
Für die Frage der kongenitalen Lues sind die Untersuchungen
anscheinend gesunder Mütter kongenital-syphilitischer Kinder von
Wichtigkeit. Knöpfelmacher und Lehndorff fanden bei 78,5 %
solcher Frauen Komplementbindung — das würde dafür sprechen,
daß alle diese Frauen doch latent luetisch sind. Bauer konnte
sogar bei allen Müttern kongenital-syphilitischer Säuglinge posi¬
tive Reaktion konstatieren (vergl. S. 524). Aus klinischen Gründen
spricht sich Carle für die geringere Bedeutung der paternen Syphilis
für die Frucht aus — drei Männer mit florider sekundärer Lues
infizierten ihre Frauen nicht, und diese bekamen gesunde Kin¬
der. E. Lesser beobachtete einen Fall, in welchem die pla¬
zentare Uebertragung der Syphilis von der Mutter auf das
Kind sehr spät zu stände kam (Entbindung 57 Tage nach der In¬
fektion, Allgemeinerkrankung des Kindes 48 Tage nach der Geburt).
Die namentlich in Frankreich viel vertretene Anschauung von der
Bedeutung der Syphilis für die Aetiologie von Mißbildungen konnte
Haut- und venerische Krankheiten.
495
Gräfenberg auf Grund seiner Spirochätenuntersuchungen bei Mi߬
bildungen nicht bestätigen.
Eine Reinfektion mit Spirochätennachweis, l‘/a Jahre nach Reinfektion,
der ersten Erkrankung, wurde von Burgsdorf publiziert. Pol¬
land konnte bei einem sicher Syphilitischen Ulcera molüa beobach¬
ten, von denen eines hart wurde und Spirochäten enthielt — keine
Allgemeinerscheinungen, keine Seroreaktion; also lokale Super¬
infektion bei Syphilis? Die Häufigkeit der extragenitalen Lues- Extragenitale
infektionen erhellt aus Scherbers Statistik (Fingers Klinik). Infektion.
Seifert publiziert eine Infektion des Penis durch Biß. Ein lehr¬
reiches Beispiel dafür, welches Unheil durch nicht erkannte syphi¬
litische Infektionen selbst bei Aerzten zu stände kommen kann, be¬
richtet Heermann: Die extragenital akquirierte Lues eines Arztes
wird erst nach 6 Monaten durch Ohrsymptome erkannt — inzwischen
waren Frau und Kind infiziert. Waldvogel und Süßenguth ver- Prognose der
folgten das Schicksal von 297 Syphilitikern — durchschnittliche Syplnhs '
Beobachtungszeit 28*/* Jahre; keine Vermehrung der Mortalität an
Tuberkulose, keine deutliche für Arteriosklerose; 2,5 °/o Tabes, 9,3 °/o
Paralyse. Der Syphilitiker büßt nach der Berechnung der Autoren
nur 2 Jahre an Lebensdauer durch die Syphilis ein. Die Diffe- Differentiai-
rentialdiagnose zwischen tertiärer Lues und Tuberkulose dl;i g»° se
kann selbst mit Zuhilfenahme aller modernen Hilfsmittel sehr schwierig
sein; Mucha bespricht diese Frage auf Grund von 5 Fällen aus¬
führlich; die histologische Untersuchung kann oft täuschen; auf
Tuberkulin brauchen auch tuberkulöse Herde nicht zu reagieren;
nach Mucha sollen auch sicher tertiäre Affektionen auf Perlsucht¬
tuberkulin reagiert haben. Besondere Schwierigkeiten machen die
Fälle, in denen beide Krankheiten zugleich vorhanden sind. Von
klinischen Arbeiten, die zum Teil mit Benutzung der neuen Me¬
thoden ausgeführt sind, erwähne ich folgendes. Die viel erörterte
Frage, ob es eine Syphilis ohne Exanthem gibt, wird, wie von Syphilis ohna
den meisten neueren Autoren, so auch von Seilei bejaht; er glaubt, Exanth '- m -
daß in diesen Fällen eine Immunität der Haut gegenüber den
Spirochäten besteht. Ueber die maligne Syphilis gibt Rost Maligne
auf Grund von 6 eigenen Beobachtungen und der Literatur einen Syphilis.
Ueberblick, aus dem ich nur hervorheben möchte, daß er die
Schleimhaut oft auffallend frei gefunden, breite Kondylome, stärkere
Drüsenschwellungen vermißt, dagegen Gelenk- und Knochenerkran¬
kungen beobachtet hat. Die Ursache der Malignität sieht auch
Rost in der Eigenart des erkrankten Individuums. Thera¬
peutisch empfiehlt er besonders Kalomelinjektionen und längere Zeit
496
Jadassohn.
Gummöse
Lymphome,
Lungen¬
syphilis.
Akute gelbe
Leberatrophie
Leberlieber.
Diabetes.
Aorten-
insuffizienz.
Nieren¬
syphilis.
hindurch Abwechseln zwischen Jod und Hg. Von den relativ sel¬
tenen, früher überhaupt geleugneten gummösen Lymphomen
publiziert Brauser einen Fall (Geschwulst am Sternocleidomasto-
ideus — Heilung durch JK). Die Syphilis der Lungen wird von
Brandenburg, speziell die in der Frühperiode wird auf Grund
eines Hoffmannschen Falles und der Literatur von Dann einer
ausführlichen Besprechung unterzogen. Es gibt augenscheinlich
wie in der Spätperiode gummöse, interstitiell indurative und diffus
infiltrative Formen, welch letztere zu einem Bild wie bei käsiger
Pneumonie führen können. Die klinischen Symptome sind wenig
charakteristisch; diagnostisch zu verwerten sind: das fehlende
Fieber, „der Widerspruch zwischen den Beschwerden der Kranken
und den klinisch nachweisbaren Veränderungen an den Lungen“,
dann das Fehlen der Bazillen und die Seroreaktion, eventuell
auch der bisher nicht gelungene Nachweis der Spirochäten. Die
Prognose scheint bei fehlender Behandlung ernster zu sein, als
bei der Spätlues; die Therapie aber (am besten bald kombiniert)
sehr wirksam. In der Praxis wird unzweifelhaft zu wenig an die
Möglichkeit der Lungenlues gedacht. Akute gelbe Leber-
atrophie mit sehr rapidem Verlauf bei sekundärer Lues wurde
von W. Fischer (bei einem Mann) und von Bendig (bei einem
Mädchen) beobachtet; der erstere fand keine Spirochäten in der
Leber, und auch Impfungen auf Makaken verliefen erfolglos. Die
Pathogenese ist noch ganz dubiös. Einen neuen Fall von „lueti¬
schem Leberfieber“ mit Ausschluß aller anderen Prozesse konnte
St au der sehr schnell durch Hg und J beseitigen. Intermittierendes
und langdauerndes Fieber bei viszeraler, speziell Leberlues beobach¬
teten auch Dämmert und Pariser. Daß man bei allen dubiösen
Leberleiden an Lues denken und darauf behandeln muß, erörtert
Ebstein an 6 interessanten Fällen. Siebert betont das für
alle unklaren Fälle mit Fieber namentlich bei Leber- und Milz¬
vergrößerung. R. Ehrmann beobachtete einen Fall von schwerem
Diabetes, der zugleich mit einem syphilitischen Exanthem
einsetzte und nach einer Schmier- und antidiabetischen Behand¬
lung zurückging. Bei reinen Aorteninsuffizienzen fand
J. Citron in fast zwei Dritteln der Fälle positive Seroreak¬
tion — falls Gelenkrheumatismus nicht in Frage kommt, muß
man also in erster Linie immer an Syphilis denken. Inter¬
essante Beobachtungen über Nierensyphilis mit zum Teil
ganz merkwürdigem Verlauf und Heilung durch spezifische The¬
rapie teilt Hirsch ausführlicher mit. Immer wieder ist es
Haut- und venerische Krankheiten.
497
wichtig, auf die Aebnlichkeit syphilitischer Gelenkaffektionen
mit den verschiedensten anderen Erkrankungen, so auch mit dem
akuten Gelenkrheumatismus hinzuweisen, wie das Weil auf Grund
eines längere Zeit verkannten und vergeblich behandelten Falles bei
sekundärer Lues tut. Auch Waterhouse gibt eine interessante
Kasuistik recht verschiedener Gelenkfälle bei Syphilis. Wie viele
verschiedene Krankheitsbilder die Syphilis nachahmen kann, zeigen
sehr hübsch einige kasuistische Beiträge von v. Watraszewsky:
Scheinbares Prostatakarzinom (dabei alte tertiäre Syphilide),
Magenblutungen (dabei Fazialisparese und Dilatation einer Pu¬
pille), zweimal Uteruskarzinom — alles durch spezifische The¬
rapie geheilt.
Therapie. Auch die Syphilistherapie hat speziell durch
die Tierversuche die Möglichkeit experimenteller Bearbeitung und
damit größere Vertiefung gewonnen. Natürlich wäre es falsch, nun
auf Grund dieses Materials die alten klinischen Erfahrungen ganz
über den Haufen zu werfen. Unmittelbar für die Praxis Brauch¬
bares hat sich, was übrigens ganz natürlich, noch nicht sehr viel er¬
geben. Durch Hg- und Arsenpräparate gelingt es nach Neisser
leicht, die Syphilis niederer Affen auszuheilen — auch das latente
Virus wird getötet, was für die Berechtigung der Behandlung
während der Latenz besonders wichtig ist. Jod und Chinin wirken
in schwächerer Weise. Präventive Heilung bei Tieren (d. h. Aus¬
bleiben der Erkrankung bei Behandlung 1—8 Tage nach der In¬
fektion) konnte nur durch Atoxyl, resp. Arsacetin erzielt werden.
Neisser ist dafür, die Kuren so lange fortzusetzen, wie es ohne
Schädigung des Organismus geschehen kann; er legt auch größten
Wert auf die lokale Therapie, daher auch auf Einreibungs- und
interne Kuren neben den subkutanen, und auf die Exzision des
Primäraffektes selbst bei schon bestehenden Allgemeinerscheinungen.
Experimentell erwies sich das Atoxyl in Bezug auf seine Präventiv¬
wirkung dem Hg überlegen (Uhlenhuth und W e i d an z). Atoxy 1-
saures Hg wurde von Uhlenhuth und Manteufel bei Tier¬
syphilis sehr wirksam gefunden. — Scherber hat in einem Fall nach
Exzision ohne weitere Behandlung innerhalb 4 Jahren keine
Symptome folgen sehen (Seroreaktion negativ). Im allgemeinen rät
er, wenn möglich zu exzidieren, mit oder ohne Exzision aber vor
den Sekundärerscheinungen zu behandeln; in einem Teil der Fälle
sind dann Allgemeinsymptome ganz ausgeblieben, in anderen sehr
gering gewesen. — Für die Praxis haben die weiteren Publikationen
Jahrbuch der praktischen Medizin. 19<>9. 32
Gelenk-
Syphilis.
Polymorphie
der Syphilis.
Therapie:
Experimen¬
telle —,
Exzision,
498
Jadassohn.
Syphilis¬
therapie :
Atoxyl,
Arsazetin,
Arsen,
Chinin,
Phagozytin,
Quecksilber,
Merkalator,
über Atoxyl, von denen noch eine ganze Zahl erschienen ist, keine
besondere Bedentnng. Spiethoff rät nicht mehr als 6,2 g zu
geben, speziell bei refraktären Fällen und bei Lues maligna. Im
allgemeinen lauten die Urteile über dieses Präparat wenig günstig,
trotzdem weitere Intoxikationen nicht mehr beobachtet zu sein
scheinen. A. Neisser empfiehlt das von Ehrlich als ungiftiges
Ersatzmittel des Atoxyls angegebene Arsazetin auf Grand zahl¬
reicher Tierversuche und ausgedehnter Erfahrungen am Menschen.
Es rief nur sehr unbedeutende Nebenwirkungen (Magen- und Darm¬
störungen) hervor; bei Kranken mit parenchymatösen Organerkran¬
kungen sollte es vermieden, sonst in Kombination mit Hg oder bei
quecksilberrefraktären Fällen gegeben werden. Neisser verordnet es
in Bosen von 0,6 pro injectione, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen
je eine Injektion, im ganzen 20. Außer Magenstörungen bei Frauen
hat er unangenehme Nebenwirkungen nicht beobachtet. Heymann
fand eine symptomatische Heilwirkung, die aber nicht so sicher
und anhaltend war, wie die von Hg; er fand ferner oft (in 7 von
31 Fällen) nephritische Erscheinungen, die meist sehr schnell wieder
abklangen. — Bosenthal gibt Acidum arsenicosum und warnt
vor Atoxyl; Arsen komme aber erst nach Hg und JK. — Als neue
Behandlungsmethode wurden auch intravenöse Injektionen von
Chinin, muriaticum (0,5—0,8, vorher anzuwärmen) (und intramus¬
kuläre Injektionen von 0,5 nukleinsaurem Chinin in Olivenöl 1:20) von
Lenzmann empfohlen. Die Resultate sollen sehr günstig sein. Auch
Na pp hatte im ganzen gute Erfolge (nur intravenöse Injektionen).
Unangenehme Nebenwirkungen, Schwindel, Herzklopfen etc., ver¬
gehen meist schnell. — Phagozytin (nukleinsaures Natrium) wird
von Schütte in subkutanen Injektionen k 0,05 (1—2mal täglich) als
Ersatzmittel für Hg zur Erzeugung einer Leukozytose mit gutem
Erfolge angewendet. — Das wichtigste Antisyphüitikum bleibt vorerst
noch immer das Quecksilber. Ahrens läßt vor der Einrei¬
bung mit Hg-Salben die Haut gründlich mit Benzin abreiben und
nach der Einreibung mit Chirosoter dünn bestäuben. Disselhorst
stellto fest, daß durch Schwefelbäder die Ausscheidung des Hg
im Urin vermindert wurde. Hageen, ein Quecksilberseifenpräparat
(in Glastuben) schmutzt nicht und ist leichter anzuwenden als Ungu.
cinereum (Aßmv und Rave). Eine neue Hg-Inhalationskur mittels
des „Merkalator“, einer mit Hg imprägnierten Maske, wurde von
Kromayer gerühmt. Sie „verbindet die Vorteile der Schmierkur
mit der raschen Wirkung der Hg-salicyl.-Injektionen u . Auch Ben¬
dig hatte gute Resultate. Mit der Hg-Schnupfungskur hat
Haut- und venerische Krankheiten.
499
Cronquist eine kräftige und schnelle Resorption erzielt; statt Hg-
Kreide benutzt er jetzt ein „Rhino merk an“ genanntes Präparat.
Die Methode ist nur bei sicher durch die Nase atmenden Personen
mit nicht zu empfindlicher Schleimhaut anwendbar. Schwarz
ist mit der internen Behandlung der Syphilis mit Sozojodol-Hg
(0,6 und — bei der ersten Verordnung — 0,18 Extr. opii auf
36 Pillen, Bmal täglich 2 Pillen) sehr zufrieden, M. Joseph
mit Quecksilberjodid-Jodkalium in „Capsulae geloduratae“. Die
Literaturhochflut über Mer gal dauert an; es wird besonders
gerühmt von Grünfeld, Pöhlmann und vielen anderen.
— Noch immer in Zunahme begriffen ist das Interesse für die
subkutane Hg-Therapie. Für die Injektionen von Salizyl-Hg
empfiehlt Steinhäuser 01. olivarum Gilbert (mit absolutem
Alkohol extrahiertes, von Fettsäuren ganz befreites Oel) als be¬
sonders reizlos. Zieler gibt bestimmte Formeln für konzen¬
triertes graues Oel und Kalomelöl, bei denen nach dem
Beispiel speziell französischer Autoren sehr kleine Mengen mit be¬
stimmt graduierten Spritzen injiziert werden (das Nähere muß von
jedem, der diese neuen Formeln versuchen will, im Original ein¬
gesehen werden), v. Zeißl injiziert zuerst 0,004—0,005 Morphium
oder Dionin und dann durch die liegengelassene Kanüle 5°/oiges Sozo-
jodol oder Sublimat oder Kalomelparaffin. Volk benutzt mit Vor¬
liebe das LangschegraueOel (auch das mit Vasenol und das nach
der französischen Vorschrift zubereitete) und injiziert es wie Lang
am Rücken; die Intervalle zwischen den einzelnen Einspritzungen
sollen allmählich größer gemacht werden. Zu schwachen Kuren ver¬
wendet er2°/oiges Succinimid-Hg, 1—1 */a°/oiges Sublimat, Enesol etc.
H. May er injiziert Mergandol (Quecksilbernatriumglyzerat) jeden
2. Tag 2 ccm, im ganzen 20 Injektionen (= 0,14 Hg) und rühmt
die schnellen Erfolge und die geringen Nebenwirkungen; Porosz
ist vom Enesol (salizylarsensaures Hg) sehr entzückt. Volk emp¬
fiehlt Beginn der Behandlung sofort nach der durch den Spirochäten¬
befund gesicherten Diagnose, auch nach Exzision und benutzt gern
lokale Injektionen (0,01—0,02 01. cinereum) in die Gegend von
Lymphdrüsen, periostalen Gummen, Orchitiden etc. Die intra¬
venösen Sublimatinjektionen werden auch nach der Mitteilung
von Spatz (2—14 mg in 3tägigen Intervallen) nicht populär werden;
14mal (!) mußte wegen Thrombosierurg die Kur abgebrochen werden.
— Zur lokalen Behandlung der Koryza kongenital-syphilitischer
Säuglinge, der Plaques und der Ulcera der Nase, des Nasenrachen¬
raumes und des Rachens gibt Eysell Kalomeleinblasungen (mit
Rhino-
merk an,
— Interne
Behandlung.
Subkutane
Therapie:
Mergandol.
Intravenöse
Injektionen.
Lokale
Therapie.
500
Jadassohn.
Syphilis-,
therapie:
Jodprftparate.
Jod-
thyreoiditis.
Persönliche
Prophylaxe.
Milchzucker); bei tiefer Inspiration geht das Pulver selbst bis in
den Kehlkopf. Bei längerer derartiger Behandlung tritt natürlich
auch eine Allgemeinwirkung ein. — Von neueren Jodpräparaten
erwähne ich Jodglidine (Pflanzeneiweiß „Glidine“ und Jod),
das sich Steinsberg bei sekundärer und tertiärer Lues, Max
Hirsch (für längere Kuren) und T h. M a y e r sehr bewährte. Cassel
verwendet Jodomenin, ein Jodwismuteiweiß, bei allen Lues¬
formen im Kindesalter in Dosen von Smal täglich J / 2 —1 Tablette.
Zweig hat mit Tiodin (Jodäthyl und Thiosinamin) in intra¬
muskulären Injektionen zu 0,2 (in Ampullen zu 1 g) Erleichterung
der Beschwerden bei metasyphilitischen Erkrankungen ohne Neben¬
wirkungen erzielt. Gundorow hat die Schwellung der Schild¬
drüse unter dem Einfluß der Jodtherapie — zugleich können Fieber,
Druckschmerz, Atem- und Schluckbeschwerden vorhanden sein —
näher studiert; er findet sie bei für Jod speziell empfindlichen
Individuen. — Was endlich die persönliche Prophylaxe der
Syphilis angeht, so werden zwei Mißerfolge mit der Metschnikoff-
schen Kalomeisalbe von Vorberg berichtet. Neisser haben sich
bei Tierversuchen besser als die Kalomel-Lanolinsalbe bewährt:
83°/oiges Kalomelol und Kalomelsalben mit Kochsalzlösung, noch
besser 3°j'ooige Sublimat- und Sublaminlösungen, 10°/oige Chinin¬
glyzerinwasserlösungen, 50°/oiges Isoformglyzerin.
Kultur der
IHierevschen
Bazillen.
Therapie des
tTeus molle
und Bubo.
Ulcus molle und Bubo. Zur Isolierung der Ducreysehen
Bazillen benutzte K. Stein Kaninchenblutagarplatten in feuchter
Kammer (gute Klatschpräparate). Im übrigen ist hier wesent¬
lich nur Therapeutisches zu erwähnen. Durch Europhen
wurden die Komplikationen bei Ulcus molle in dem Material von
Cortona vermindert. Meißner empfiehlt Europhen mit Borsäure
ana. Kopytowski war mit reinem metallischem Zinkpuder
(auch beim Bubo) sehr zufrieden. Grünbaum und Aßmy rühmen
Jodofan (Monojododioxybenzolaldehyd) als Ersatz des Jodoforms
(bei allen möglichen Ulzerationsprozessen). Zinsser hat ähnlich
wie Arning u. a. mit heißen (45—50° C.) Spülungen mit Kal.
hypermanganicum (1 :4000) bei Ulcus molle gute Erfolge erzielt,
selbst bei Operation von Phimosen mit Ulcus molle. Er spült 3- bis
5mal täglich, jedesmal 4—5 Liter, Druckhöhe 2—3 m, Strahldicke
2 mm; danach Trocknung, Jodoform, Tampons mit SpiritUB camphorat.
Wasser ana, heiße Kataplasmen. Kreibich benutzt am liebsten
Aetzungen mit Cuprum sulfuricum und Einlagen, die mit Lösungen
von 1 : 1000 dieses Salzes getränkt sind; bei vorgeschrittenen Bubonen
Haut- und venerische Krankheiten.
501
Injektionen von 10°/oigem Jodoformvaselin nach kleiner Inzision oder
nach Injektion von l°|oigem Hydrargyrum benzoicum, eventuell auch
Saugtherapie; G. J. Müller rühmt besonders die Heißluftkauteri¬
sation und Injektionen von 10—20°/oigem Jodoformglyzerin, resp.
galvanokaustische Dorsalinzision mit einem besonderen Messer bei
Phimose mit Ulcus molle; bei beginnenden Bubonen Spiritusverbände,
bei chronischen Röntgenstrahlen. Jenssen schildert ausführlich
Arnings Methode: Punktion mit Doppellanzenmesser, Spülung
mit 5°/oigemKarbolwasser, Injektion von 10°/oigem Jodoformglyzerin;
die Resultate waren sehr günstig.
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H. 6. — R. Stein, Blennorrhoetherapie und Gonokokkennachweis. Wien,
klin. Wochenschr. Nr. 3. — J. Vogel, Die eitrigen Erkrankungen der
Prostata. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 11. — H. Vörner, Ueber blen-
norrhoische Infektion von Raphezysten des Penis. Folia urologica Bd. I,
Nr. 1. — W. Wagner, Ueber Heißluftbehandlung blennorrhoischer Ge¬
lenkentzündung. Med. Elin. Nr. 25. — F. Weißwange, Nierenabszeß
nach Gonorrhoe, Nephrotomie, Heilung. Münch, med. Wochenschr. Nr. 18.
— F. Winkler, Ueber die Verwendung der Aspiration in der Gonorrhoe¬
therapie. Mon. f. prakt. Dermat. Bd. XLVII, Nr. 11. — Derselbe, Ueber
den färberischen Nachweis des Gonokokkentodes. Dermatologisches Zentral¬
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Syphilis und Ulcus molle.
H. Ah re ns, Eine Modifikation der Schmierkur. Dermat. Zentralbl.,
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Haut- und venerische Krankheiten.
507
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Deber die klinische Verwertbarkeit der Komplementbindungsreaktion für
die Serodiagnostik der Syphilis. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 45. —
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KromayerscheQuecksilberinhalationskurbeiSyphilis. Münch.med. Wochen*
schrift Nr. 35. — Derselbe, Beitrag zu dem Artikel: Akute gelbe Leber¬
atrophie bei Syphilis. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 26. — Bering, Prakti¬
sche Bedeutung der Serodiagnostik bei Lues. Münch, med. Wochenschr.
Nr. 48. — Bl&schko, Die Bedeutung der Serodiagnostik für die Patho¬
logie und Therapie der Syphilis. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 14. —
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M. Stern, Die Wassermann-A.Neisser-Brucksche Reaktion bei Syphilis.
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 10, 11 u. 12. — W. Th. Burgsdorf,
Ein Fall von syphilitischer Reinfektion mit Nachweis von Spirochäten
(Schaudinn). Klin. therapeut. Wochenschr. Nr. 22. — Carle, Notes sur
l'influence comparee des g£n6rateurs dans l’heredo-syphilis. Ann. de Dermat.
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Nr. 18. — Cortona, L’Eurofene nella cura delle Ulcerazioni veneree.
Riforma med. Nr. 4. — C. Cronquist, Weitere Ergebnisse der Queck-
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Ueber Färbungen der Spirochaeta pallida für diagnostische Zwecke. Wien,
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508
Jadassohn.
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Nr. 24. — E. Finger, Die neuesten Errungenschaften auf dem Gebiete
der Syphilidologie. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 1. — Derselbe, Die
Geschlechtskrankheiten. Leipzig u. Wien. — W. Fischer, Die Wasser-
mannsche Syphilisreaktion und ihre diagnostische und therapentische Be¬
deutung. Therapie der Gegenwart, April. — Derselbe, Akute gelbe
Leberatrophie bei Syphilis. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 19. — P. Fleiech-
mann, Die Theorie, Praxis und Resultate der Serumdiagnostik der Sy¬
philis. Dermat. Zentralbl. Bd. XI, H. 8. — Derselbe, Zur Theorie
und Praxis der Serumdiagnose bei Syphilis. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 10. —
W. Fornet u. J. Schereschewsky, Die Spezifizität der Präzipitatreak¬
tion bei Lues und Paralyse. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 18. — Four-
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von Dr. med. Karl Ries in Stuttgart. Leipzig. — W. Fritz u. O. Kren.
Wert der Serumreaktion bei Syphilis nach Porges-Meier und Klausner.
Wien. klin. Wochenschr. Nr. 12. — A. Gilbert u. Lion, Syphilis de la
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hang angeborener Mißbildung mit der kongenitalen Syphilis. Deutsche
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Bemerkenswerte Resultate der Syphilisimpfung beim Kaninchen. Med.
Klin. Nr. 8. — K. Grünbaum, Jodofan, ein neues Ersatzmittel für Jodo¬
form. Mon. f. Harnkrankh. u. sexuelle Hyg. Bd. V,H.9. — A. I.Grünfeld, Die
Behandlung der Syphilis mit Mergal. Arch. f. Dermat. u. Syph. Bd. LXXXIX.
H. 3. — M. P. Gundorow, Beitrag zur Frage von der Thyreoiditis
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Ueber luetische Infektion bei Aerzten. Münch, med. Wochenschr. Nr. 47. —
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M. Hirsch, Zur Behandlung mit Jodglidine. Med. Klin. Nr. 13. — Der¬
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E. Hoff mann, Atlas der ätiologischen und experimentellen Syphilis¬
forschung. Berlin. — Derselbe, Bemerkungen zu der Arbeit von F. Sand¬
mann „Impfung mit Resten von syphilitischen Effioreszenzen“. Dermat
Zeitschr. Bd. XV, H. 5. — E. Ho ff mann u. H. Löhe, Allgemeine disse-
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Berl. klin. Wochenschr. Nr. 41. — Hoffmann, Löhe u. Mulzer, Syphi¬
litischer Initialaffekt der Bauchhaut an der Einstichstelle nach Impfung
in die Hoden von Affen und Kaninchen. Deutsche med. Wochenschr.
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duratae mit Quecksilberjodid-Jodkalium. Derm. Zentralbl. Bd. XII, H. 1. —
Karewsky, Chirurgische Syphilis. Berl.klin. Wochenschr.Nr.5. — L.Kopy-
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Haut- und venerische Krankheiten.
509
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hereditär-luetischer Säuglinge. Wien. med. Wochenschr. Nr. 12. — Die¬
selben, Komplementfixation bei Müttern heredosypbilitischer Säuglinge.
Med. Klin. Nr. 81. — C. K reib ich, Die Behandlung des Ulcus molle
und des Bubo. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 1. — Kromayer, Die
Quecksilberkur mittels der Merkalatormaske Beiersdorf im Vergleich zu
den bisher üblichen Kuren. Mon. f. prakt. Dermat. Bd. XLVI, Nr. 10. —
Derselbe, Ueber eine neue Quecksilberinhalationskur bei Syphilis. Berl.
klin. Wochenschr. Nr. 8. — F. Krzystalowicz u. M. Siedlecki, Das
Verhalten der Spirochaeta pallida in syphilitischen Effloreszenzen und die
experimentelle Syphilis. Mon. f. prakt. Dermat. Bd. XLVI, Nr. 9. —
E. Lang, Spirochaeta pallida. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 48 u. 49. —
Ledermann. Ueber den praktischen Wert der Serodiagnostik bei Sy¬
philis. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 41. — R. Lenz mann, Eine neue
Behandlungsmethode der Syphilis. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 10. —
E. Lesser, Fall von postkonzeptioneller Uebertragung der Syphilis.
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 6. — F. Lesser, Zu welchen Schlüssen be¬
rechtigt die Wassermannsche Reaktion? Med. Klin. Nr. 9. — Th. Mayer,
Jodglidin in der Luestherapie. Therap. Mon. H. 10. — H. Mayer, Ueber
schmerzlose intramuskuläre Quecksilberinjektionen, mit besonderer Be¬
rücksichtigung eines Quecksilbernatriumglyzerates. Mon. f. prakt. Dermat.
Bd. XLVI, Nr. 12. — P. Meißner, Einiges überden Gebrauch des Euro-
phens. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 35. — Fr. Mracek, Atlas der Sy¬
philis und der venerischen Krankheiten, mit einem Grundriß der Patho¬
logie und Therapie derselben. München, Lehmanns med. Handatlanten
Bd. VI. — H. Much u. F. Eichelberg, Die Komplementbindung mit
wäßrigem Luesextrakt bei nichtsyphilitischen Krankheiten. Med. Klin.
Nr. 18. — H. Much, Studie über die sogenannte Komplementbindungs¬
reaktion, mit besonderer Berücksichtigung der Lues. Med. Klinik. Nr. 28
u. 29. — V. M u c h a, Zur Differentialdiagnose zwischen Lues und Tuberkulose
bei ulzerösen Prozessen. Arch. f. Dermat. u. Syph. Bd. LXXXIX, H. 8. —
J. G. Müller, Die Behandlung des Ulcus molle und des Bubo. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 4. — 0. Münsterberg, Prostitution und Staat.
Flugschriften der Deutschen Gesellsch. zur Bekämpfung der Geschlechts¬
krankheiten, Leipzig. — H. Napp, Zur Chinintherapie der Syphilis.
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 21. — A. Neißer, Bericht über die in
Java angestellten experimentellen Syphilisforschungen. Verh. der deut.
dermat. Ges., X. Kongr. — Derselbe, Beitrag zur Lehre von der Kanineben¬
syphilis. Dermat. Zeitschr. Bd. XV, H. 2. — Derselbe, Ueber die Ver¬
wendung des Arsacetins (Ehrlich) bei der Syphilisbehandlung. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 85. — Max v. Nießen (Wiesbaden), Der Syphilis¬
bacillus. Seine Geschichte, Literatur, Kultur und spezifische Pathogenität
für Tiere und Menschen. Leipzig. — E. Opitz. Die Bedeutung der
Wassermannschen Luesreaktion für die Geburtshilfe. Med. Klin. Nr. 30.
— M. Oppenheim, Atlas der venerischen Affektionen der Portio vaginalis
510
Jadassohn.
uteri und der Vagina. Wien. — Derselbe, Der gegenwärtige Stand der
Lehre und der Therapie der Syphilis. Med. Klin. Nr. 6. — Pariser,
2 Fälle von Leberlues mit langdauerndem Fieber. Deutsche med. Wochen¬
schrift Nr. 85. — F. Plaut u. W. Heuk, Zur Fornetschen ,Präzipitat¬
reaktion“ bei Lues und Paralyse. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 24. —
A. Pölmann, Zur internen Therapie der Syphilis. Deutsche Mediz.-Ztg.
Nr. 66. — PoIIand, Reinfektion (Superinfektion?) bei Syphilis. Wien,
klin. Wochenschr. Nr. 49. — M. Porosz, Die Behandlung der Syphilis
mit Enesolinjektionen. Mon. f. prakt. Dermat. Bd. XLVII, Nr. 12. —
0. Rosenthal, Die Behandlung der Syphilis mit Arsenik. Berl. klin.
Wochenschr. Nr. 3. — Rost, Syphilis maligna. Dermat. Zeitschr. Bd. XV,
H. 5. — F. Sandmann, Impfung mit Resten von syphilitischen Efflores-
zenzen. Dermat. Zeitschr. Bd. XV, H. 5. — J. Seilei, Syphilis sine
exanthemate. Mon. f. prakt. Dermat. Bd. XLVII, Nr. 9, Nov. — W. Sie-
bert, Fieber im Spätstadium der Syphilis. Beih. 4 zum Arch. f. Schiffs¬
und Tropenhygiene. — B. Spiethoff, Atoxyl bei Syphilis. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 6. — Stauder, Luetisches Leberfieber. Arch. f.
Verdauungskrankh. Bd. XIV. — R. Stein, Die Plattenkultur der Strepto-
bazillen des Ulcus molle. Zentralbl. f. Bakt. Bd. XLVI, H. 8. — Stein¬
häuser, Kurze Notiz zu den Injektionen mit Hg-Salizyl. Dermat. Zentralbl.,
Juli. — L. Steinsberg, Jodglidine und praktische Erfahrungen mit dem¬
selben. Allgem. med. Zentralztg. Nr. 12. — G. Sch erber, Die extra¬
genitale Syphilis. Zeitschr. f. Bekämpfung der Geschlechtskrankh. Bd. VIII,
H. 5. — Scherber, Die Abortivbehandlung der Syphilis. Verb. d. deut¬
schen dermat. Gesellsch., X. Kongr. — W. Scholtz, Der heutige Stand
der Syphilisbehandlung. Zeitschr. f. ärztl. Fortb. Nr. 6. — P. Schütte,
Phagozytin als Ersatz für Quecksilber in der Luestherapie. Mon. f. Ham-
krankh. und sexuelle Hyg. Bd. V, H. 2. — S. Schwarz, Zur Therapie der
Syphilis. Therap. Mon., Juni. — P. Uhlenhuth u. 0. Weidanz, Unter¬
suchungen über die präventive Wirkung des Atoxyls im Vergleich mit
Quecksilber bei der experimentellen Kaninchensyphilis. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 20. — Uhlenhuth u. Manteufel, Ueber die Wirkung
von atoxylsaurem Quecksilber bei Spirochätenkrankheiten, insbesondere
bei der experimentellen Syphilis. Med. Klin. Nr. 43. — K. UIImann.
Physikalische Therapie der Geschlechtskrankheiten. Physikalische Therapie
in Einzeldarstellungen von Marcuse u. Straßer. Stuttgart. — R. Volk,
Die Injektionstherapie der Syphilis. Dermat. Zeitschr. Bd. XV, H. 10. —
G. Vorberg, Ist die Metschnikoffsche Kalomelsalbe ein Vorbeugungsmittel
gegen Syphilis? Med. Klin. Nr. 23. — Wassermann, Ueber die
Serodiagnostik der Syphilis und ihre praktische Bedeutung für die
Medizin. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 21. — R. Waterhouse, Re-
marks on the Arthropathies of acquired Syphilis. Brit. med. Joum.
10. Okt., p. 1072. — Weil, Un cas de manifestations articulaires ayant
simule le rhumatisme articulaire aigu, au cours d'une Syphilis secon-
daire. Ann. des mal. ven. Nr. 4. — A. Wimann, Ein Fall von Kera-
Haut- und venerische Krankheiten.
511
titis bei einem jungen Kaninchen (Hereditärsyphilis?). Arch. f. Dermat.
u. Sypb. Bd. XL11I, H. 8. — Waldvogel u. Süßengut, Die Folgen
der Lues. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 26. — v. Watraszewski, Einige
seltene Syphilisfälle. Allg. med. Zentralztg. Nr. 4, 7, 8. — Wolff-Eianer,
Die vitale Antikörperreaktion im Vergleich zur Komplementbildungsmethode
bei Tuberkulose und Syphilis. Med. Klin. Nr. 11. — K. Zieler, Ueber
die Verwendung hochprozentiger Quecksilbermischungen (graues Oel, Kalo-
melöl) zur Syphilisbehandlung. Münch, med. Wochenschr. Nr. 46. —
F. Zinsser, Behandlung der venerischen Geschwüre mit heißen Irri¬
gationen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 18. — A. Zweig, Versuche mit
Tiodin und Atoxyl bei metasyphilitischen Erkrankungen des Zentralnerven¬
systems. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 11.
8. Kinderkrankheiten.
Von Prof. Dr. H. Neumann in Berlin.
Physiologie:
Laktation
und
Menstruation,
Katalytisches
Ferment in
der Frauen¬
milch,
Verdauungs¬
säfte der
Säuglinge,
Physiologie. Jacobius erörtert die Beziehungen zwischen
Laktation und Menstruation. Von 180 Frauen waren in der 26. Woche
der Laktation amenorrhoisch 56,1, menstruiert 43,9%; von den letzteren
waren 35,4 unregelmäßig menstruiert. Das Befinden des Kindes wurde
durch die Menstruation nicht so erheblich gestört, daß abgesetzt werden
mußte, gewöhnlich nahmen die Kinder an Gewicht unverändert zu. — Die
Frauenmilch hat nach v. T o r d ay ein katalytisches Ferment,
welches H 2 0 2 zerlegt, und zwar steht die Stärke seiner Wirkung im
Zusammenhang mit dem Fettgehalt. Fettvermehrung der Frauenmilch
durch Fettzufuhr konnte L. Moll bei einer mageren Amme mit einem
sehr geringen Fettgehalt erreichen; der Fettreichtum stieg auf das Doppelte.
Das Gedeihen des Kindes wurde hierdurch günstig beeinflußt, und die dys¬
peptische Form des Stuhles verschwand. Es ist bei schlecht gedeihenden
Säuglingen unter Umständen ein Ammenwechsel in dem Sinne angezeigt,
daß die Fettmenge der zweiten Amme gegensätzlich zu derjenigen der
ersten ist. — Die Sekretion der Verdauungssäfte beim Säugling
wurde mehrfach untersucht, zumal neue Methoden zur Verfügung standen.
Engel machte seine Untersuchung allerdings bei einem kranken Kind. Der
junge Säugling mit Pylorospasmus behielt nach Anlegung einer Jejunum¬
fistel, durch welche ausschließlich (mit Frauenmilch) gefüttert wird, sein
Erbrechen; es bestand eine beständige Absonderung des Magensaftes, so
daß bis zu 100 — 200 ccm in 24 Stunden manchmal geliefert wurden. Dieser
Magensaft enthielt alle Bestandteile wie bei Erwachsenen und älteren
Kindern: freie Salzsäure, Lab und Pepsin, jedoch keine Milchsäure; ob
Lipase, läßt sich nicht sagen. Ferner wurde im besonderen die Anwesen¬
heit des Pepsins im Magen des Säuglings und die Abhängigkeit seiner
verdauenden Kraft von der Anwesenheit von Salzsäure durch Reeve-
Ramsey studiert. Pepsin läßt sich im Magen normaler Brustkinder stets
finden, gewöhnlich auch bei akuten Verdauungsstörungen, es fehlt häufig
bei Atrophie; bei einem Pylorospasmus war Pepsin und Salzsäure abnorm
reichlich. Der Magensaft normaler Kinder kann Eiweiß peptonisieren, und
zwar kann die Milchsäure die Salzsäure vertreten. Uebrigens kann sich
Säure ohne Pepsin und Pepsin ohne Säure finden. J. Rosenstern unter-
Kinderkrankheiten.
513
suchte die Pepsinsekretion an ausgehebertem Magensaft, nachdem die
Säuglinge morgens eine Probemahlzeit von 50 g Tee mit Saccharin be¬
kommen hatten. Beim gesunden, künstlich ernährten Säugling war in den
ersten 6 Wochen kein Pepsin, dann allmählich steigend nachweisbar; der
Magensaft gesunder Brustkinder enthielt merkwürdigerweise weniger Pepsin
als der der Flaschenkinder; bei untergewichtigen Kindern entsprach es
dem Alter, nicht dem Gewicht. Bei Dyspepsie und Intoxikation war der
Pepsingehalt wie beim normalen Kind. Im Dünndarm besteht nach Cohn¬
heim ein Enzym, das im stände ist, Albumosen und Peptone wie auch
bestimmte native Eiweißkörper in Aminosäuren zu zerlegen, und das von
ihm Erepsin genannt wurde. Langstein und Sold in konnten dieses
Enzym sowohl beim Kalbe wie auch bei lebensfähigen Säuglingen bereits
bei der Geburt nachweisen. Beim Neugeborenen sind demnach die gleichen
Bedingungen für einen tiefen Abbau der Eiweißstoffe erfüllt wie beim Er¬
wachsenen. Hiernach sind die weiteren Ergebnisse von Langstein (zu¬
sammen mit Bahr dt) nicht überraschend. Schon in der 1. Lebenswoche,
ja schon am 1. Lebenstage findet im Magendarmkanal ein tiefer Abbau
der artgleichen gelösten Eiweißstoffe statt. Es ist dadurch sichergestellt,
daß im extrauterinen Leben der Darm vom 1. Lebenstage an auf Nah¬
rungseiweiß in der gleichen Weise reagiert. Ferner gelang es nachzu¬
weisen, daß bei Einverleibung von artfremdem Eiweiß eine schwerere
Aufsprengung und Bewältigung nicht nachweisbar ist, so daß ein Eiwei߬
nährschaden endgültig abzuweisen sei. Die Arbeit vonGofferjö gibt
eine wertvolle Ergänzung zu der schönen Untersuchung von J u n d e 11
(s.früher!); es kann nur einiges herausgegriffen werden. — Die fortlaufende
Temperaturmessung zeigt ein Tages- und ein Nacht-„Plateau u , das sich
mit fortschreitendem Alter beim Säugling immer schärfer herausarbeitet
und in einer größeren Amplitude verläuft. Es ist diese Kurve von der
Muskelbewegung abhängig (sie sinkt im Schlaf, steigt beim Schreien,
Spielen u. s. f.). Bei kühler Außentemperatur vergrößert sich die Differenz
zwischen Tag- und Nachtniveau. In der Rekonvaleszenz ist die Amplitude
der Temperatur besonders groß, und die Tagestemperatur verläuft nicht als
Plateau, sondern steigt allmählich bis zum Nachmittag an. Bei Schwäche¬
zuständen verliert die Kurve ihre Regelmäßigkeit, liegt tief und wird von
der Außentemperatur abhängig. Bei Fieber hat die Kurve unregelmäßig
verteilte Zacken, in schweren Fällen stellt sich geradezu ein „Delirium*
der Temperatur ein; auf Fieber deutet schon das Ausbleiben der Nacht¬
senkung (Messung etwa 2 Uhr Nachts).
Krankheiten der Neugeborenen. Knöpfelmacher weist den
hämatogenen Ursprung ebenso wie die Theorie der Stauung für den
Icterus neonatorum zurück. Im Moment der Geburt sei die
Viskosität der Galle erhöht; wenn nun nach der Geburt die Gallen¬
sekretion stark zunehme, so könne die Galle nicht schnell genug
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 33
Temperatur
der
Säuglinge
Ikterus.
514
Neumann.
Habitueller
schwerer
Ikterus
der Neu¬
geborenen.
Melaena.
abfließen, da die zähere Galle den Abfluß hemme und die Leber¬
zellen noch nicht den notwendigen Sekretionsdruck auf bringen können;
es geht daher die Galle sofort in die Lymph- oder Blutbahn über.
Immerhin ist die Ursache des Icterus neonatorum noch nicht end¬
gültig aufgeklärt. Wenn Pfannenstiel den habituellen Icterus
gravis der Neugeborenen grundsätzlich nicht von dem gewöhnlichen
Icterus neonatorum scheiden kann, so wird der letztere hierdurch
noch merkwürdiger, als er es ohnehin ist. Die letztere Form wieder¬
holt sich nämlich bei Kindern desselben Elternpaares, und zwar unter
Umständen recht oft (man beobachtete ihn selbst bei neun Geschwistern);
hierbei zeigen sich zwischen den leichtesten und den schwersten mit
schnellem tödlichem Verlauf Uebergänge. Irgendwelche besondere
Ursachen in der Entwicklung der Kinder und ihrer Geburt oder
Infektionen syphilitischer oder septischer Art sind hierbei auszu¬
schließen. Die Kinder werden ohne Ikterus geboren, dieser ent¬
wickelt sich meist schon am 1. Tag und tötet das Kind schnell —
oft unter Krämpfen — durch Vergiftung mit den Gallenstoffen.
Pfannenstiel möchte eine Art von funktioneller Mißbildung an¬
nehmen. — Wegen der erfolgreichen Behandlung bemerkenswert sind
zwei Berichte von Blutungen bei Neugeborenen. Es ist zwar
die Melaena prognostisch durchaus nicht ganz ungünstig, aber
in dem Falle von Mettler war das Kind, das in den ersten
24 Stunden nach der Geburt schon vier Darmblutungen gehabt hatte,
immerhin schon sehr anämisch und kollabiert. Ebenso ungünstig
stand es mit dem Neugeborenen von Grüneberg, das schon mit
Sugillationen zur Welt kam und bis zum 6. Tage weitere Blutungen
unter die Haut, aus dem Nabelschnurrest, aus Wange und Darm
bekam. In diesen beiden Fällen wurden 10—15 ccm Merckscher
sterilisierter Gelatine mit lebensrettendem Erfolg subkutan injiziert;
auch früher sind schon ähnliche Fälle berichtet, so daß man nach
Meinung des Referenten verpflichtet ist, sich der Gelatine, und zwar
ohne Zaudern zu bedienen. Die Blutungen bei Melaena der Neu¬
geborenen kommen gewöhnlich aus peptischen Geschwüren. L. Kutt-
ner sah aus einem solchen Geschwür des Duodenums noch am
30. Lebenstag einen Säugling sterben. Fink eiste in bemerkte im
Anschluß an diese Mitteilung, daß auch bei Säuglingen mit Atrophie
außerordentlich häufig Duodenalgeschwüre bei der Autopsie gefunden
wurden. Eine seltene Ursache für Melaena wurde in dem von
Nauwerck undFlinzer untersuchten Fall gefunden. Das 36 Stunden
nach der Geburt gestorbene Kind, dessen Darmkanal mit Blut erfüllt
war, zeigte anatomisch multiple herdförmige Nekrose des Magens
Kinderkrankheiten.
515
Krankheiten
des Darm¬
kanals :
— Intoxi¬
kation.
mit anschließender Entzündung und Ulzeration, leichte Milzschwel¬
lung, Otitis, Cholecystitis und hämorrhagische Diathese. Es handelte
sich hier um eine intrauterin erworbene Blutinfektion mit Bacillus
paratyphosus B. (außerdem fand sich Colibacillus). Die Mutter hatte
etwa 4 Wochen vor der Entbindung eine entsprechende Infektion
durchgemacht.
Einkelstein führte seine wichtigen Untersuchungen über die
Intoxikation fort (vergl. vor. Jahrg. S. 614). Er hatte früher
gezeigt, daß die Ernährungsstörung über das Stadium der Bilanz¬
störung und über das dyspeptische Stadium in das der Dekompo¬
sition übergehen kann; die Bezeichnung Atrophie vermeidet Finkei¬
stein, weil sie noch anderes umfaßt als eine „Unernährbarkeit“.
Besonders früh ist eine Störung der Wärmebilanz und eine Schädi¬
gung durch Fettzufuhr, weiterhin kommen durch Zersetzungen die
Magendarmsymptome, wobei das Kasein keine Rolle spielt, so daß
man nur eine Fett-, eine Mehl- und eine Zuckerdyspepsie zu unter¬
scheiden hat. Auf die prämonitorische Dyspepsie mit ihrer noch
günstigen Prognose folgt nun die Dekomposition oder unmittelbar
die Intoxikation; außer dem Sinken des Gewichts sei für die erstere
die Kleinheit und Verlangsamung des Pulses, Störung des Atem¬
typus und die Neigung zu Untertemperatur bei klarem Bewußtsein
und Erregungszuständen hervorgehoben, während die Intoxikation
gegensätzlich Benommenheit, Fieber, Pulsbeschleunigung, große und
schnelle Atmung u. s. f. (s. früher) mit sich bringt. Die Symptome
der Dekomposition sind alimentärer Natur und bessern sich bei
Herabsetzung der Nahrungsmenge; an erster Stelle ist die Toleranz
für Fett, an zweiter für Kohlehydrate geschwunden. Von einem
gewissen Augenblick an schreitet aber die Intoleranz unaufhaltsam
fort, trotz immer weitergehender Herabsetzung eines schädigenden
Nahrungsüberschusses; Hungerdiät wirkt dann durchaus unsicher
und ist nicht unbedenklich. Eine Reparation bei künstlicher Nah¬
rung ist ausgeschlossen, bei Brustmilch unter Umständen noch bei
kleinsten Nahrungsmengen (in den ersten Tagen) möglich. Die De¬
komposition ist alimentärer Natur; anstatt den Besitz an Stoffen zu
mehren, welche für einen regelrechten Stoffwechselbetrieb notwendig
sind, verringert ihn die Nahrung; selbst an der Brust und bei reich¬
licher Nahrung findet infolgedessen zuweilen erst nach Monaten
Reparation statt. Den ersten Hinweis auf die Intoxikation gibt
das alimentäre Fieber; es ist durch den Zucker der Nahrung — Aiimenta
bedingt und von seiner Zufuhr und dem Grad der Zuckertoleranz
abhängig; für den Zucker der Frauenmilch besteht etwas bessere
Fieber.
516
Neumann.
Da rin kränk¬
ln* iten der
Säuglinge:
- Kochsalz¬
lösung inner¬
lich und
subkutan.
— Gemüse¬
suppe.
Toleranz. Die Intoxikation ist die paradoxe Reaktion des in De-
kompensierung begriffenen Kindes auf ein die Toleranz übersteigendes
Maß derjenigen Nahrungsbestandteile, die toxisch wirken können.
Je leichter der Zucker Fieber erzeugt, umso vorgeschrittener ist die
Dekomposition; wir haben hier also einen prognostisch wichtigen
Maßstab. Finkeistein deutet an, daß sich dem Zucker ganz
ähnlich das Kochsalz verhält. Er zeigte an anderer Stelle (Verein
f. innere Med. in Berlin, Dezember 1908), daß beim ernährungs¬
gestörten Säugling das Trinken von nur 1 g Kochsalz auf 100 g
Wasser zum Teil hochfebrile Temperaturen hervorrufen kann; selbst
eine physiologische Lösung wirkt ähnlich bei Mengen von ca. 300 g.
— Ludwig F. Meyer und Rietschel untersuchten auf seine
Veranlassung genauer, wieso auch die subkutane Einverleibung
von physiologischer Kochsalzlösung, wie dies Schaps
gezeigt hatte, nach 4—6 Stunden die Temperatur ansteigen läßt. Sie
beobachteten dies bei 60 °/o der Säuglinge nach Injektion von 20— 60 g.
Anschließend an Loebs Versuche erklären sie das Kochsalz als
solches für ein Gift und fordern in Uebereinstimmung mit jenem
Forscher, daß die Giftigkeit der Na-Ionen durch Zufügung von Ca-
und K-Ionen aufgehoben wird. Es wäre daher zur subkutanen In¬
jektion in Zukunft folgende Lösung zu verwenden: NaOl 7,5, KCl 0,1
(—0,2), CaCl^ 0,2, bisweilen NaHCO^ 0,1, Aq. destill. 1000. Trotz
der giftigen Wirkung der Kochsalzlösung bei schon ernährungs¬
kranken Kindern ist doch unter Umständen ihr Genuß sehr nützlich.
Heim und John führen aus, daß der oft sehr erhebliche Gewichts¬
abfall, der bei akuten Ernährungsstörungen der Säuglinge eintritt
und in dem Karenzstadium der reinen Wasser- und Teediät beson¬
ders stark wird, ein Zeichen der Eintrocknung der Gewebe ist. Sie
bringt einen Teil der schweren Erscheinungen mit sich. Es läßt
sich nun diese Eintrocknung vermeiden und eine Verdünnung der
aufgespeicherten toxischen Stoffe erzielen, wenn man dem Säugling
in der Hungerzeit etwa 1 Liter destillierten Wassers mit 5 g Natrium
chloricum und 5 g Natrium bicarbonicum zu trinken gibt. Das Brechen
läßt nach, die Stühle werden alkalisch, das Kind nimmt täglich bis
zu 300 g zu; später schließt sich eine gesteigerte Diurese an. — Sehr
nahe dieser Medikation kommt unter den gleichen Verhältnissen die
Karottensuppe, welche Moro folgendermaßen kocht: 500 g Ka¬
rotten werden abgeschält, zerkleinert und auf 200 ccm in '/*— * 1 * Stunde
mit Wasser eingekocht; dann wird die Brühe durch ein feinstes Draht¬
sieb geschlagen, in 1 Liter Fleischbrühe gedrückt und 6 g Kochsalz
zugesetzt. (Die Brühe wird aus 50 g Rindfleisch und Knochen unter
Kinderkrankheiten.
517
kaltem Ansetzen, hergestellt.) Der Nährwert ist 235—260 Kalorien.
Hiervon bekommt das Kind nach Belieben zu trinken. Die Suppe
wird in der Regel gern genommen und befriedigt das Nahrungs¬
bedürfnis; sie wird selbst bis zu 3 Wochen vertragen; die Toleranz
für Kuhmilch ist danach gebessert. Die Kotmasse wird erheblich,
und es findet eine wesentlich durch Wasserretention verursachte
starke Gewichtszunahme statt. Die Stühle werden bakterienarm und
gramnegative Arten treten in den Vordergrund. Ebenso wie bei
einfacher Kochsalzlösung führt ein zu starker Verbrauch der Suppe
unter Umständen zu (übrigens ungefährlichen) Oedemen. — Wie die
Karottensuppe wirkt die von Fischl lebhaft empfohlene Gemüse¬
bouillon nachMery, deren Herstellung viel schwieriger ist, so daß
wir auf genauere Angabe wohl verzichten dürfen. Von Ersatz¬
präparaten in der Säuglingsernährung sei diesmal — wegen der
lebhaften Reklame — nur auf die Yoghurtmilch genauer ein- — Yoghurt,
gegangen. Die gründlichen Untersuchungen von Klotz stellen in
jeder Hinsicht die Eigentümlichkeiten der Yoghurtmilch fest. Klinisch
wurden zunächst in sachgemäßer Modifikation 50 Fälle schwerer
Toxikosen der Sommermonate behandelt, von denen 31 starben —
also kein günstiger Erfolg. Bei chronisch ernährungskranken Säug¬
lingen standen 9 Erfolgen 14 Mißerfolge gegenüber. Die Yoghurt¬
milch war aber nie im stände, allein die völlige Heilung herbeizu¬
führen. Keinen günstigen Einfluß hatte sie schließlich bei Rachitis.
Da die Yoghurtmilch gelegentlich auch schädliche Bakterien enthält^
welche akute Ernährungsstörungen veranlassen können, so wäre sie
nur unter chemischer und mikroskopischer Kontrolle, d. h. höchstens
im Krankenhaus, zu verwenden (vergl. S. 25).
Konstitutionelle Krankheiten. Die diätetische Behandlung des
Säuglingsekzems nach Finkeistein ist natürlich von allen Säugiinfts-
Seiten nachgeprüft. Für einen Teil solcher Fälle hat sie sich glän- ekze,n -
zend bewährt. Allerdings ist es unter Umständen zweckmäßig, die
Molke zunächst völlig auszuschalten, wobei man den Urin auf seinen
Salzgehalt kontrolliert (Mendelsson); gleichzeitig muß man durch
genaue klinische Beobachtung dafür sorgen, daß der bei der Finkel-
steinschen Ernährung eintretende Gewichtssturz nicht zu einer Kata¬
strophe führt (Mendelsson, Würtz). Die Nachuntersuchung hat
auf der anderen Seite ergeben, daß nur bei gewissen Kindern —- an¬
scheinend vor allem bei den pastösen — das Ekzem diätetisch zu
heilen ist. Feer sah bei dem Kopfekzem im Gegensatz zu dem
disseminierten Ekzem Erfolg. Spiethoff meint, daß das Ekzem als
518
Neumann.
Sauerlings¬
ekzem.
Rachitis:
— Weieh-
schädel.
— Myopathie.
Phosphor-
Pbertran.
solches nicht beeinflußt, auch die Rezidive nicht verhütet würden,
aber leichter abheilten. Es ist also die Indikation noch nicht geklärt,
der Erfolg aber zuweilen zweifellos vorzüglich. Unklar ist für das
Säuglingsekzem, wie sich die Finkelsteinsche Theorie zu der Theorie
der exsudativen Diathese von Czerny verhält; die starke Eosinophilie,
welche Langstein hier feststellt, kann ebensogut ein Begleitsymptom
der Hautkrankheit als solcher wie einer konstitutionellen Anomalie sein.
Unter den weichen Stellen am Schädel, deren frühes Vor¬
kommen bekannt und vielfach als Beweis angeborener Rachitis
betrachtet ist, hebt Wieland die Erweichung auf der Scheitelhöhe
heraus. Sie findet sich bei 20 °J o der Neugeborenen und verschwindet
bald. Mehr nach der Lambdanaht hin entwickeln sich in bekannter
Häufigkeit Erweichungen, welche als rachitische Craniotabes zu
deuten sind. Der angeborene „Weichschädel“ kann unter Umständen
noch beim Eintritt der Craniotabes bestehen, in einzelnen Fällen
sogar mit ihr konfluieren; in diesem Fall fallt es allerdings auf, daß
die anscheinend sehr ausgedehnte Schädelrachitis gut abheilt und
nicht die erwarteten weiteren Zeichen schwerer Rachitis nach sich
zieht, wenngleich in der Regel die Rachitis erst Ende des 1. und
Beginn des 2. Trimesters klinisch zu erkennen ist, so könnte sie
histologisch schon früher nachzuweisen sein. Die Disposition zur
Rachitis beruht vor allem auf Vererbung. — Hagenbach hatte zu¬
erst die Muskelschlaffheit bei Rachitis als ein von der Knochen¬
erkrankung unabhängiges Symptom gewürdigt. Bing untersuchte
bioptisch und autoptisch derartig erkrankte Muskel. Es scheint sich
um regressive Prozesse zu handeln: Zurücktreten der Querstreifung.
Hervortreten der Längsstreifung, Vermehrung der Muskelkerne,
Fettmangel, Reduktion des Faserkalibers, Verwischung des Sarko-
lemmsaumes. Die elektrische Erregbarkeit war übrigens stark herab¬
gesetzt. — Der Phosphorlebertran behauptet in der Therapie
der Rachitis seinen Platz. Trotzdem seit vielen Jahren auf die Not¬
wendigkeit einer sorgfältigen Zubereitung und Aufbewahrung hin¬
gewiesen ist, ist der Phosphorgehalt in dem abgegebenen Medikament
doch oft genug nicht der erwartete. Nach Körte ist hierbei be¬
sonders die Einwirkung des Lichtes und die Abnahme des Phos¬
phors in gewissen Oelen zu beschuldigen. Durch Zusatz von
1" o Limonen (einem Terpen) erzielte Körte eine vollkommene Halt¬
barkeit (selbst in hellen Gläsern) und bringt einen solchen Phosphor¬
lebertran unter dem Namen „Pliosrachit“ ohne Preisaufschlag in den
Handel. Uebrigens macht für den Zusatz von Limonen Schweis¬
singer die Priorität geltend (Deutsche med. Wochenschr. 1909, Nr. 3).
Kinderkrankheiten.
519
Die Rolle des Phosphors für die Rachitis ist freilich noch unauf¬
geklärt, obgleich Referent hierin keinen Grund sehen kann, sie zu
leugnen. Hingegen sind über die Bedeutung des Lebertrans unge¬
mein wichtige Feststellungen gemacht. Zunächst hat Sch ab ad
nach einer kurzen Mitteilung im Kalkstoffwechselversuch gefunden,
daß der Phosphorlebertran eine Erhöhung der Kalkretention
veranlaßt. Ausführlicher hat Birk seinen Einfluß auf den Mineral¬
stoffwechsel gesunder und rachitischer Säuglinge studiert; es verlief
bei einzelnen rachitischen Kindern der Mineralstoffwechsel mit einer
die Zufuhr übersteigenden Abgabe von Salzen, und hier erzielte der
Phosphorlebertran (bei gleichbleibender Einfuhr) eine Besserung,
insofern eine erhöhte Retention von Asche, Kalk und Magnesia ein¬
trat; der Phosphorstoffwechsel wurde nicht wesentlich beeinflußt.
Weiter zeigte sich nun aber als Ursache der medikamentösen Wir¬
kung, daß der Phosphorlebertran die Fettverdauung im Darm inso¬
fern günstig beeinflußte, als die Seifenbildung vermindert wurde und
die Herabsetzung der Seifenbildung einer Vermehrung der Kalk¬
retention parallel geht. Diese Aufklärung verbietet übrigens auch
eine Fütterung mit großen Mengen von Vollmilch bei Rachitis —
eine Folgerung, die man in der Breslauer Klinik schon gezogen hat.
Daß die Vergrößerung der Thymusdrüse mechanisch
zum Tode führen kann, beweisen von neuem 2 Fälle von Huis-
mans; das eine Kind war 6 Wochen, das andere 6 Monate alt.
Während der Tod hier ohne Vorboten eintrat, konnten in einem
anderen Fall Hinrichs und Alsberg durch eine subkapsuläre Ab¬
tragung von 6 g Drüsensubstanz die Schluck- und Atembeschwerden
zum Verschwinden bringen. Die Funktion der Thymusdrüse sucht
Basch am Tier aufzuklären. Bei jungen Hunden stellt sich, weniger
stürmisch als nach Exstirpation der Schilddrüse und der Epithel¬
körperchen, auch nach Entfernung der Thymus eine elektrische Ueber-
erregbarkeit am peripherischen Nervensystem ein und bleibt durch
viele Wochen bestehen. Da eine Beziehung der Thymusdrüse zum
Knochensystem schon früher nachgewiesen wurde, scheinen die
drei Drüsen, entsprechend ihrer gemeinsamen Entwick¬
lung an den Kiemenfurchen, auch biologisch eine Be¬
rührung ihrer Wirkungskreise zu haben. — Die erhöhte
Erregbarkeit beim thymuslosen Tier ließ sich durch Kalksalze nur
herabsetzen, wenn man sehr große Gaben subkutan injizierte; Phos¬
phoröl wirkte hingegen nicht. Nach diesen Untersuchungen können
wir ausschließlich einer Läsion der Epithelkörperchen den Eintritt der
tetanoiden Uebererregbarkeit nicht mehrzuschieben. Feer
Vergrößern ii
des Thymus
Tetanie um
Thymus
520
Neumaim.
Tuberkulose
bei
Säuglingen.
dürfte kaum recht haben, wenn er sich Escherich anschließt und
sogar für die Tetania strumipriva nicht die Entfernung der
Schilddrüse, sondern eine gleichzeitige Entfernung der Epithel¬
körperchen verantwortlich macht.
Diesmal ist das Auftreten der Tuberkulose, die Pro¬
gnose und die Behandlung im Kindesalter in verschiedener Hinsicht zu
erörtern. Da ein großer Teil der Tuberkulosefälle im späteren Alter
aus der Kindheit stammt, ist hier ein wichtiger Angriffspunkt bei
der Bekämpfung der Tuberkulose. Hamburger nennt die Tuber¬
kulose geradezu eine Kinderkrankheit, insofern sie später sich nur
ausbreite oder eine erneute Infektion stattfinde. Ebensowenig wie
Neugeborene anatomische Tuberkulose zeigen, reagieren sie auf die
Hautimpfung nach v. Pirquet; während von den Müttern 71%
positive Reaktion zeigten, reagierte von 350 Neugeborenen kein ein¬
ziges (Bondy); es wäre ja freilich möglich, daß die Haut des
Neugeborenen gegen Gifte besonders unempfindlich wäre. Wird der
Säugling schon früh infiziert, so ist in der Regel in seiner Um¬
gebung offene Tuberkulose vorhanden, wie dies auch die Fälle von
Morgenroth zeigen. Dieser Autor, der bei 5°|« der Säuglinge —
eine Zahl, die natürlich nach dem Material variiert — Tuberkulose
durch Hautimpfung diagnostizierte und durch Autopsie bestätigte,
impft mit einer Lanzette Spuren von unverdünntem Alttuberkulin
in die Haut ein und hält die positive Reaktion für zuverlässig.
Dagegen ließe sich wohl nur eine Erfahrung von Engel ins Feld
führen, der bei einem 8 Monate alten Säugling keine Tuberkulose
autoptisch nachweisen konnte, trotzdem sich bei der Hautimpfung
eine „zwar kleine, aber deutliche Papel“ entwickelt hatte. Man
nahm bisher an, daß die Tuberkulose, nachdem sie im 2. Lebens¬
vierteljahr — entsprechend einer bald nach der Geburt stattgefundenen
Infektion — begonnen hat, in einer regelmäßigen Kurve zunehme.
Es ist dies aber nur durch den bei Brust- und Päppelkindern ver¬
schiedenen Verlauf, auf den wir noch zurückkommen, vorgetäuscht.
Wenn Sehlbach die künstlich ernährten Säuglinge, die Teilbrust¬
kinder und die Brustkinder trennt, so war es besonders für die
erste Klasse deutlich, daß am Ende des 1. und 2. Lebensjahres ein
Rückgang in der Tuberkulosesterblichkeit stattfindet. Die "Wiegen¬
infektion im 1 . Vierteljahr hat hier eben gegen Ende des 1. Jahres,
die Kriech- oder Schmier- oder Schmutzinfektion, die um die
Wende des 1. Jahres einsetzt, gegen Ende des 2. Jahres aufgeräumt;
die längere Lebensdauer tuberkulöser Brustkinder füllt diese beiden
Täler in der Kurve wieder etwas aus. Jenseits der beiden ersten Jahre
Kinderkrankheiten.
521
nimmt die Tuberkulose schnell zu, wie dies die verschiedenen
Allergieproben zeigen. Zahlreiche Arbeiten, die sich mit ihnen
beschäftigen, haben vorläufig wenig praktische Erfolge gezeitigt; nur
haben sie die Häufigkeit der Tuberkulose energisch vor Augen ge¬
führt und den Streit, ob die Skrofulöse (im alten Sinne) tuberkulöser
Natur sei, zu Gunsten dieser Anschauung gewendet. Von den
Allergieproben wäre die Konjunktivalreaktion bei Kindern nicht
zu empfehlen; der Eingriff ist für das Auge durchaus nicht immer
harmlos, wie dies u. a. die Erfahrung an der Klinik von Escherich
zeigt (Romeo Monti). Moro reibt eine Tuberkulinsalbe (Alt¬
tuberkulin 5 ccm 3 , Lanolin, anhydric. 5 g) unterhalb des Schwert¬
fortsatzes ein — eine durchaus harmlose Prozedur, die bei positivem
Ausfall eine Anzahl Effloreszenzen entstehen läßt. Allerdings ver¬
sagt sie etwas öfter als die Kutanreaktion nach v. Pirquet. Zu
der im vorigen Jahresbericht gegebenen Einschränkung (S. 519)
fügte v. Pirquet noch eine weitere hinzu: sie verschwindet vor¬
übergehend bei Masern in einer gesetzmäßigen Weise. Ueberhaupt
reagiert, wie Hamburger zeigt, eine nicht unbeträchtliche Zahl
von Tuberkulosen nicht auf Impfung nach Pirquet; letzterer gibt
allerdings an, daß die Reaktion dann nach einer Woche bei zweiter
Kutanimpfung positiv wird. Der negative Ausfall schien zunächst
nur inaktive Tuberkulosen zu betreffen, Hamburger zeigt aber,
daß er aus unbekannter Ursache gelegentlich auch bei aktiver
Tuberkulose vorkommt. Ueberhaupt vermehrt sich die Zahl der
positiven Reaktionen, wenn man nicht nach v. Pirquets Vorschrift,
sondern mit reinem Tuberkulin kutan impft, und die auch auf
diese Weise noch nicht aufgedeckten Tuberkulosen lassen sich
sicher durch die Stichreaktion bei subkutaner Probeinjektion er¬
kennen. Auf diese Weise gelaugt man für Wien zu dem Er¬
gebnis, daß im Pubertätsalter nicht nur *18 %, sondern etwa 90 %
der Kinder schon tuberkulös sind. Wenn man der Diagnostik
einen Vorwurf machen will, so wäre es ihre zu große Feinheit;
sie weist auch ni cht-aktive Tuberkulose nach, wenn man differen¬
tialdiagnostisch nur die aktiven Tuberkulosen erkennen möchte.
Erlandsen glaubt in dieser Hinsicht einer 1 °,'oigen Tuberkulin¬
lösung den Vorzug geben zu sollen. Wolff-Eisner glaubt mit
der Konjunktivalreaktion ähnlich differenzieren zu können. — Auch
bei positiver Tuberkulinreaktion hat die klinische Untersuchung
erst den Sitz der Erkrankung nackzuweisen, und jene hat dazu an¬
geregt, diese zu verfeinern. Bekanntlich lokalisiert sich die Tuber¬
kulose im Kindesalter wesentlich in den Drüsen, und hier sind
522
Neumann.
Bronchial-
(irüsen-
tuberkulose.
Verlauf der
Tuberkulose.
es an erster Stelle die Bronchialdrüsen, welche aktive oder
nichtaktive Tuberkulose latent beherbergen, und die Tuberkulin¬
reaktion weist mit großer Wahrscheinlichkeit im Kindesalter auf
sie hin, wenn kein anderer Sitz aufzufinden ist, noch mehr natür¬
lich, wenn die physikalische Untersuchung ihre Vergrößerung nach¬
weist. In dieser Richtung gab die Röntgendurchleuchtung
einen starken Anstoß, während man bis dahin die ausführlichen fran¬
zösischen Arbeiten in Deutschland nur wenig anerkannt und die Aus¬
führungen z. B. des Referenten betreffs der Diagnostik vernach¬
lässigt hatte. Allerdings gehört nach 0. de la Camp die Röntgen¬
diagnose hier mit zu den schwierigsten Aufgaben; zuweilen ist sie
aber diagnostisch durch nichts zu ersetzen; gesunde Drüsen sind
niemals, größere markig geschwollene nicht immer, verkäste gut,
verkalkte am besten darzustellen — soweit sie nicht von einem
anderen Schatten verdeckt werden. Die einzelnen Symptome der
Bronchialdrüsenschwellung, wie sie 0. de la Camp gut schildert,
hier anzuführen, würde zu weit führen; nur ein neues Symptom,
das er von seinem Schüler Nagel genauer untersuchen ließ, finde
Erwähnung: es kann die Perkussion der Wirbelsäule, und zwar auf
dem fünften und sechsten Dornfortsatz eine Dämpfung ergeben, die
sich in Gemeinschaft mit anderen Symptomen verwerten läßt. Außer
der Arbeit von 0. de la Camp wäre eine kleine Broschüre von
Dautwiz über das gleiche Thema hier zu erwähnen. — Für den
Verlauf der Tuberkulose wären drei Punkte zu berücksichtigen:
Ernährung, Alter, spezifische und nichtspezifische Behandlung.
Das früheste Kindesalter gibt in mehrfacher Beziehung besonders
wertvolle Hinweise. Engel hatte bei Schloß mann als erster
einen Einfluß der natürlichen Ernährung auf den Verlauf der Tuber¬
kulose im Säuglingsalter erkannt (Brauers Beiträge zur Klinik
der Tuberkulose 1907) und führt in dieser Beziehung jetzt folgendes
aus: Bei einer Infektion in den ersten Lebenswochen kann sich auch
bei einer nur kurzen Brusternährung die Tuberkulose auf den
Drüsenapparat beschränken, was günstig zu deuten ist, selbst
wenn später durch Uebertritt in die Zirkulation tödliche Miliar¬
tuberkulose zu stände kommt. In dem ungünstigen Falle eines
Uebergreifens auf die Lunge ist der Verlauf bei Säuglingen nicht
mehr wesentlich zu beeinflussen, selbst wenn sie sich zunächst
durch natürliche oder künstliche Ernährung in einen besseren Er¬
nährungszustand bringen lassen. Es ist daher die Erkenntnis
des anatomischen Frühstadiums nicht ohne praktische Wichtigkeit.
— Trotzdem im Lauf der Kindheit die Zahl der Kinder mit Drüsen-
Kinderkrankheiten.
523
tuberkulöse immer zunimmt, ist es andererseits doch bekannt —
Ascher macht wiederdarauf aufmerksam —, daß gegen Ende der
Kindheit die Sterblichkeit überhaupt und auch im besonderen an
Tuberkulose ihren Tiefstand erreicht: „Die Infektionshäufigkeit richtet
sich nach der Infektionsgelegenheit, Krankwerden und Sterben nach
der inneren Widerstandskraft.“ — Ob man durch ihre Hebung in der
Jugend dem Ausbruch der Tuberkulose beim Erwachsenen vor*
beugen kann, ist nicht bewiesen. Keineswegs können wir aber
S a 1 g e zustimmen, wenn er von einer „den näher Beteiligten längst
bekannten Erfahrung“ spricht, „daß die scheinbare Besserung der
Skrofulöse bezw. Tuberkulose durch den 4—ßwöchigen Ferienaufent¬
halt (auch einen solchen an der Nordsee) für den Verlauf der
Krankheit selbst ganz bedeutungslos ist“. Salge unterschätzt eben
die Hebung d-er Widerstandskraft. Möglich ist es ja, daß sich
ein bedeutender Fortschritt vorbereitet, indem man den allgemein kräf¬
tigenden Maßnahmen noch die spezifische Tuberkulinbehandlung zu¬
fugt. Bei dem bisherigen Für und Wider scheint uns die von
Schloßmann, EngelundBauer begonnene Tuberkulinbehand¬
lung der Säuglinge ein sehr wichtiges Beweismittel für das Tuber¬
kulin zu liefern, da sich hierdurch ähnlich wie neuerdings bei den
hochempfindlichen Meerschweinchen sicher Heilungstendenzen nach-
weisen lassen, wie sie sonst bei Säuglingen selten sind. Da bei
ihnen die Prognose fast sicher tödlich ist, hatte man sich zu einer
sehr energischen Behandlung entschlossen und hierbei einen un¬
erwarteten Erfolg erzielt. Fieberreaktion fürchtete man nicht und
überwand sie durch mehrmalige Injektion der gleichen Dosis; auf
diese Weise wurden Injektionsdosen von 2 — 5 ccm Alttuberkulin
(Höchst) erreicht, und in einigen Fällen wurden selbst 20 ccm,
gleichzeitig in geteilten Dosen an verschiedenen Körperstellen in¬
jiziert, gut vertragen. Während bei kleinen Dosen sich noch nicht
„Antikörper“ (durch Komplementablenkung) im Serum nachweisen
ließen, waren sie vorhanden, nachdem die Empfindlichkeit auf
Tuberkulin wesentlich überwunden war; auch die Pirquetsohe
Impfung wurde dann negativ. In dem Maße, wie die Antikörper
geringer wurden, wurden Einspritzungen mit 1—5 g pro dosi wieder¬
holt; nach Aussetzen des Tuberkulins sind die Antikörper in
2—4 Wochen nicht mehr nachweisbar. Die Heilerfolge bei Knochen-
und Gelenktuberkulose waren besonders schön zu demonstrieren.
Bekanntlich steht im Gegensatz zu der erwähnten Form der Im¬
munisierung diejenige, welche reaktionslos zu arbeiten sucht; sie ist
von Sahli mit dem Beranekschen Tuberkulin besonders aus-
Behandlung
der
Tuberkulose:
Allgemeine
Behandlung,
Tuberkulin,
524
Neumann.
Tuberkulose:
Hygienisch-
diätetische
Maßnahmen,
Kinderheil¬
stätten,
Hereditäre
Syphilis:
Wasser¬
mannsehe
Reaktion.
Lumbal¬
punktion
gearbeitet (Ueber Tuberkulinbebandlung. 2. Aufl. Basel, 1907).
Dautwiz hat sich ihrer seit 3’/* Jahren bei Kindern von
4—14 Jahren mit latenter Bronchialtuberkulose bedient und sie mit
hygienisch-diätetischer Behandlung kombiniert.
Die Erfolge waren günstig, die Kinder waren widerstandsfähiger
als bei ausschließlich hygienisch-diätetischer Behandlung. Nach
Behandlung von 6—8 Wochen waren die Drüsenschatten im Röntgen¬
bild viel intensiver geworden, was durch Bildung einer fibrösen
Kapsel, Verkalkung oder Verkreidung zu erklären sein dürfte. Die
Kinder werden alle B Monate revidiert und bei positiver Probe¬
impfung von neuem injiziert. Uebrigens stellt Dautwiz den Um¬
fang der Kontraindikationen wohl etwas weit. Einer ambulatorischen
Injektionskur ist er aber wohl mit Recht im allgemeinen abgeneigt,
wie auch Tietze bei poliklinischer Behandlung chirurgischer Tuber¬
kulose nur schlechte Erfolge sah. Die kindliche Skrofulotuber-
kulose dürfte in Zukunft in viel höherem Maße als bisher in die
Kinderheilstätten zu verweisen und dort sowohl hygienisch¬
diätetisch wie spezifisch mehrere Monate hindurch zu behandeln sein
— insofern hat Salge bedingt recht.
Bei der hereditären Syphilis stand im Mittelpunkt des
Interesses, wie weit sie die Wassermannsche Reaktion der
Komplementablenkung gibt und wie weit die Mutter, nach dieser
Reaktion zu schließen, ebenfalls — wenn auch larviert — syphili¬
tisch ist. Von den zahlreichen Arbeiten fuhren wir an erster Stelle
die von Halberstädter, Erich Müller und A. Reiche an, die
in 92 °/o hereditärer Syphilis positive Reaktion fanden; es sind aber
dann auch klinische Symptome vorhanden, während bis zu ihrem
Erscheinen, wie ein Fall zeigt, auch die Reaktion fehlt. Diese Tat¬
sache stellte auch Bauer fest. Vielleicht erklärt sich in diesem
Sinne die Behauptung von Nonne, daß die hereditäre Lues häufig
nicht die Reaktion zeige. Nur scheinbar wird die Bedeutung der
Wassermannschen Reaktion dadurch beeinträchtigt, daß sie in sehr
seltenen Fällen vorübergehend in der Rekonvaleszenz von Schar¬
lach in ähnlicher W eise Vorkommen kann. (Halberstädteru. Gen.,
Boas und Hauge, Jochmann und Töpfer, Meier, Zeißler,
Hoehne, Bruch und Cohn.) (Vergl. S. 494.) Für den be¬
kannten morphologischen Befund bei Lumbalpunktion
Syphilitischer ist es interessant, daß Weyl bei 5 von 6 here¬
ditär syphilitischen Kindern typische Lymphozyten in der Pia nach-
weisen konnte. Bei sämtlichen 6 Kindern, die mehrere Wochen
bis Monate alt geworden waren und anscheinend gesund zur Welt
Kinderkrankheiten.
525
kamen, waren krankhafte Veränderungen in den weichen Hirnhäuten,
bei 3 von ihnen auch in der Gehirnsubstanz nachzuweisen. Es drängt
sich die Frage nach dem Verlauf und Ausgang dieser Prozesse auf.
Uebrigens will Ferrand auch bei nicht spezifischen Hautkrank*
heiten der Säuglinge in der Punktionsflüssigkeit Lymphozytose fest¬
gestellt haben.
Akute Infektionskrankheiten. Die Erreger der sogen. Kinder¬
krankheiten entzogen sich am längsten der Nachforschung. Sind sie
jetzt wirklich gefunden? Es besteht Neigung, das Bordet-Gengou-
sche Stäbchen als den Erreger des Keuchhustens anzusehen
(Arnheim, C. Fraenkel, Klimenko); es erzeugt bei Affen
bezw. Hunden eine dem Keuchhusten ähnliche Erkrankung. Für
den Erreger des Scharlachs gibt Gamaleia an, daß er zu einer
neuen Klasse koloniebildender tierischer Parasiten gehöre — Synan-
thozoon scarlatinae — und in Haut, Bachen, Blut, Milz und Nieren
zu finden sei. Bei Masern ist nach Pacchioni und Francioni
das Blut bakterienfrei, im Sekret der Bindehaut, Nase und Atmungs-
wege ist der schon beschriebene Bac. haemophilus häufig zu finden.
Masern sind als lokale Infektionskrankheit zu betrachten, bei
der die eruptiven Erscheinungen wahrscheinlich der kritischen Bildung
von Antikörpern (wie bei der Serumkrankheit) zu verdanken sind.
Das phagozytäre Vermögen nimmt im Blute des Masernkranken,
besonders nach Verschwinden der Eruption, gegenüber dem Bacillus
haemophilus sicher za. Für die Prophylaxe der Masern bei
Kindern, die schon der Ansteckung ausgesetzt waren, ist eine Be*
obachtung von Langer recht beachtenswert; zwei seiner eigenen
Kinder erkrankten nicht, trotzdem sie in den Vorläufern und wäh¬
rend des Ausschlags mit dem masernkracken Bruder in engster Be¬
rührung waren. Langer ließ mindestens 8—4mal täglich 20—25 ccm
einer Wasserstoffsuperoxydlösung (Perhydrol Merck 10,0, Aq. d. 300)
in einem gewöhnlichen Inhalationsapparat inhalieren; auch weitere
Erfahrungen ermutigen ihn, den Versuch zu empfehlen. Langer ist
sich dabei durchaus bewußt, daß ausnahmsweise Kinder zunächst
der Infektion entgehen oder daß sich die Infektion sehr unscheinbar
kennzeichnen kann, und stimmt hierin mit Friedjung überein, der
über eine Epidemie mit vielfach atypischer Erkrankung berichtet.
Aber in dem Punkte sind beide einig, daß je nach der Schwere der
Epidemie und persönlichen Verhältnissen eine Verhütung der Masern
doch anzustreben und zuweilen zu erreichen ist.
Für die Komplikationen des Scharlachs fand Tiktin-
Erreger des
Keuch¬
hustens.
Prophylaxe
der Masern.
526
Neumann.
Scharlach:
— Komplika¬
tionen.
Diphtherie:
— Antitoxin.
Serum-
behiindlung
der kruppösen
Pneumonie.
Lungen¬
abszeß.
Hausmann bei 1370 Krankenhausfällen, daß Nephritis kein Alter
oder Geschlecht bevorzuge, Ohrenerkrankungen und Lungenentzün¬
dungen fast nur Kinder betreffen, Gelenkerkrankungen bei Erwach¬
senen häufiger seien. Bei den letzteren scheint nach Wladimiroff
auch eine allerdings seltene Neuritis einbezogen zu sein, die er
klinisch und anatomisch nachweisen konnte. Heubner sah eine
Hautgangrän über dem Ellbogen mit Heilung. Für die häufigste
Komplikation, die Nephritis, möchte Referent mit Oppen¬
heimer glauben, daß Vermeidung von Fleisch, Fleischsuppe und
Eiern die beste Prophylaxe ist; letzterer meidet außerdem Bäder
und kalte Einpackungen.
Szontagh betrachtet nach seinen klinischen Erfahrungen das
Problem der antitoxischen Diphtheriebehandlung nicht als
gelöst: Das Serum scheine nicht das Diphtherietoxin prompt zu
paralysieren und zu inaktivieren, sondern in einer typischen Weise
den lokalen Prozeß günstig zu beeinflussen; es dürfte nicht nur
durch Antitoxin, sondern auch bakterizid wirken und in einer nicht
genügend aufgeklärten Weise den biologischen Prozeß der Heilung
herbeiführen. Daß in der Tat das Antitoxin nicht direkt, sondern
erst unter Mithilfe des Organismus zur Wirkung gelangt, nimmt
auch Schick an. Bei kutaner Impfung mit Diphtherietoxin, die dia¬
gnostisch übrigens nicht zu verwerten ist, entsteht immer eine Reak¬
tion ; impft man mit einer Toxinantitoxinmischung, so bleibt sie nicht
etwa infolge Neutralisierung der Mischung aus, sondern es entsteht
eine volle Toxinreaktion, die infolge des Antitoxins erst nach 24 bis
48 Stunden ausheilt. Die Diphtheriekutanreaktion wird durch eine
Injektion von Heilserum nicht beeinflußt, wenn sie erst 12, 18,
24 Stunden nach der Hautimpfung erfolgt: man sieht hieraus, wie
wichtig frühe Behandlung der Diphtherie ist.
Bei 12 Kindern mit kruppöser Pneumonie machte A. Monti
mehrfache Injektionen von 10 ccm Römerschen Pneumokokken¬
serums ; in allen Fällen trat spätestens am 4. Tag Entfieberung und
Lösung ein. Jede Einspritzung übte ein Sinken der Temperatur
aus. Vielleicht ist eine stärkere Dosierung zweckmäßig.
Selten sind bei Säuglingen Lungenabszesse und noch seltener
ihre Diagnose im Leben. Sie schließen sich an lobuläre, weniger häufig
an kruppöse Pneumonien an. Die Höhlenbildung kommt akustisch kaum
zum Ausdruck, und das eitrige Sputum fehlt immer. Baron operierte bei
einer 36tägigen Frühgeburt einen Abszeß (mit Rippenresektion), nach¬
dem die Probepunktion Eiter mit Luftblasen ergeben hatte — Heilung!
Kinderkrankheiten.
527
Literatur.
H. Abramowski, Die Ernährung des Säuglings. Berlin. — G. Anton,
Vier Vorträge über Entwicklungsstörungen beim Kinde. Berlin. —Ascher,
Wochenschr. für soziale Medizin Nr. 30/31. — Bahrdt u. Langstein,
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XVII. — Baron, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 3.
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d. Ges. für Kinderheilk. Münch, med. Wochenschr. Nr. 44. Arch. für
Kinderheilk. Bd. XLIX, S. 70. — Bing, Jahrb. für Kinderheilkunde
Bd. VII. — Birk, Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. VII, Nr. 8. — Bondy,
Wien. klin. Wochenschr. Nr. 49. — Bruck, Ges. f. Kinderheilk. — Bruck
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der inneren Medizin u. Kinderheilk. Bd. I. Berlin. — Dautwiz, Dia¬
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ärzte in Heidelberg. Ref. Monatsschr. f. Kinderheilk. S. 355. — Ferrand,
Gaz. des höp. Nr. 129. — Finkeistein (Berlin), Jahrbuch für Kinderheilk.
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— Fischer, Diseases of Infancy and Childhood their Dietetic, Hygienic
and Medical Treatment. 2. Ausg. Philadelphia. — Rud. Fischl, Therapie
der Kinderkrankheiten. Ein Leitfaden für Aerzte und Studierende. Berlin.
— C. Fraenkel, Münch, med. Wochenschr. Nr. 32. — Fried jung,
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 37. — Gamaleia, Berl. klin. Wochen¬
schrift Nr. 40. — Fritz Gofferje, Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XVIII. —
Grüneberg, Münch, med. Wochenschr. Nr. 20. — B. Gutmann,
Die Rachitis. Würzburger Abhandl. aus dem Gesamtgeb. der prakt. Med.
Bd. VIII, H.5. Würzburg. — Halberstädter, Erich Müller u. A. Reiche,
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 43. — Hamburger, Wien. klin. Wochenschr.
Nr. 12. Münch, med. Wochenschr. Nr. 1 (1909). Münch, med. Wochenschr.
Nr. 52. — Heim u. John, Monatsschr. f. Kinderheilk. Febr. — Heubner,
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 29. — W. Hinrichs u. Alsberg, Berl. klin.
Wochenschr. Nr. 17. — Ho eh ne, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 38. —
L. Huismans, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 45. — S. Jacob ius, Arch.
f. Kinderheilk. Bd. XL VIII. — Joch mann u. Töpfer, Münch, med. Wochen¬
schrift Nr. 32. — Klimenko, Zentralbl. f. Bakteriol. Bd.XLVHI. — Klotz,
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XVII, Ergänzungsheft. — Knöpfelmaclier,
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XVII. — Körte, Deutsche med. Wochenschr. Nr.41.
— M. Kühn au u. A. Clevisch (Köln), Einrichtung und Betrieb von Säug-
528
Neumann.
lingsmilchanstalten. Berlin.— L. Kuttner, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 45.
— Langer, Münch, med. Wochenschr. Nr. 22. — Langstein, Berl. klm.
Wochenschr. Nr. 26. — Langstein u. Soldin, Jahrb. f. Kinderheil¬
kunde Bd. XVII. — A. Martin, Die Pflege und Ernährung des Neu
geborenen. Mit einer Tabelle für künstliche Ernährung nach M. Ebert.
50., vollständig uingearbeitete und erweiterte Auflage. Wiesbaden. —
Mendelsson, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 42. — Meier, Med. Klimt
Nr. 36. — Ludwig F. Meyer u. Rietschel, Berl. klin. Wochenschr.
Nr. 50. — E. Mettler, Schweizer Korresp.-Bl. Nr. 15. — Albert Moll.
Das Sexualleben des Kindes. Berlin. — Moll, Archiv für Kinderheil¬
kunde Bd. XLVIII. — Al. Monti, Arch. f. Kinderheilk. Bd. XLIX. —
Alois Monti (Wien), Kinderheilkunde in Einzeldarstellungen. Heft 27:
Verdauungskrankheiten der Säuglinge. Berlin und Wien. — Romeo
Monti, Wien. klin. Wochenschr. Nr. 41. — Morgenroth, Münch, med.
Wochenschr. Nr. 26. — Moro, Münch, med. Wochenschr. Nr. 5, 9 u. 31.
— Nagel, Jahrb. f. * Kinderheilk. Bd. XVIII. — Nauwerck und
Flinzer, Münch, med. Wochenschr. Nr. 23. — Nonne, Aerztl. Verein zu
Hamburg. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 48, S. 2169. — Oppenheimer.
Münch, med. Wochenschr. Nr. 32. — Pacchioni u. Francion i
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XVIII. — Pfannenstiel, Münch, med.
Wochenschr. Nr. 42. — v. Pirquet, Deutsche med. Wochenschr.,
Juli, S. 1297. — Ree ve-Ramsey, Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XVIII.
— J. Rosenstern, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 11. — S a 1 g e.
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 8. — Schabad, Ther. d. Gegenw., Juni. —
Schick, Ges. f. Kinderheilk. — Schloßmann, Verhandlung, d. Ges. f.
Kinderheilk. — Sehlbach, Münch, med. Wochenschr. Nr. 7. — Spiet-
hoff, Deutsche med. Wochenschr. S. 1190. — v. Szonta Jahrb. f.
Kinderheilk. Bd. XVIII. — Tietze, Med. Klinik Nr. 12. — Tiktin-
Hausmann, Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XVII. — A. T o b e i t z
Differentialdiagnose der Anfangsstadien der akuten Exantheme. Stutt¬
gart. — Fr. u. Arpädv. Torday, Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XVII.
— Gustav Tugendreich, Vorträge für Mütter über Pflege und Ernäh¬
rung des gesunden Säuglings. Stuttgart. — B. Weyl, Jahrb. f. Kinder¬
heilk. Bd.XVlIl. — Wieland, Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XVII. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 36. — Wladimiroff, Arch. f. Kinderheilk.
Bd. XLVIII. — Würtz, Vers. d. Kinderärzte in Heidelberg, Ref. Monats¬
schrift f. Kinderheilk. S. 355. — Zeißler, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 42.
— Jahrbuch für Kinderheilkunde und physische Erziehung. Unter Re¬
daktion von 0. Heubner, A. Steffen, Th. Escherich. 67, der
dritten Folge XVII. Band. Ergänzungsheft, Bd. XVIII. Berlin.
IV.
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
Von Prof. Dr. Ernst Ziemke in Kiel.
Unter den Werken allgemeinen Inhalts, welche die ärztliche Sach¬
verständigentätigkeit im Berichtsjahr behandeln, verdient der von Puppe
neu herausgegebene und mit einem kurzen Grundriß der gerichtlichen
Medizin versehene Hofmannsche Atlas an dieser Stelle besondere Er¬
wähnung. In der dem Verfasser eigenen flotten und präzisen Weise ge¬
schrieben, gibt der Text in der Tat einen guten Ueberblick über das ge¬
samte Gebiet der gerichtlichen Sachverständigentätigkeit, vortrefflich
veranschaulicht durch die in sehr zweckmäßiger Weise im Text verteilten
alten und eine Reihe neuer wohl gelungener Abbildungen. Auch die ver¬
sicherungsrechtliche Medizin findet unter energischer Betonung ihrer Zu¬
gehörigkeit zur gerichtlichen Medizin die ihr gebührende Berücksichti¬
gung. Von anderen Werken seien hier kurz genannt die neu erschienenen
Lieferungen des Dittrichschen Handbuchs der Sachverständigentätigkeit,
die unter Gabriel Antons Leitung bearbeitete forensische Psychiatrie
und der in bekannter Vorzüglichkeit von Hans Groß bearbeitete Band
über die kriminalistische Tätigkeit und Stellung des Arztes, ferner Mit¬
teilungen aus dem Turiner gerichtlich-medizinischen Institut über 200 zum
Teil recht interessante gerichtliche Obduktionen von Camillo Tovo und
endlich eine nach einer holländischen Uebersetzung von Breitenstein
herausgegebene gerichtliche Medizin der Chinesen, die nur historisches
Interesse beansprucht und uns allerdings sehr chinesisch anmutet. — Die
Schilderung, welche Straß mann von der Entwicklung der gerichtlichen
Medizin innerhalb der letzten 25 Jahre in der Festschrift des Preußischen
Medizinalbeamtenvereins entwirft, zeigt uns nicht allein einen erfreulichen
Fortschritt in der äußeren Stellung der gerichtlichen Medizin in Preußen,
sondern gibt uns auch ein Bild von dem regen wissenschaftlichen Leben
und den recht ansehnlichen Leistungen, welche das verflossene Vierteljahr¬
hundert unserem früher so vernachlässigten Fache gebracht hat.
Die Erfahrung, daß sich Benzidin besonders zum Nachweis von
Blut eignet, hat Ascarelli für den forensischen Blutnachweis
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 34
Allgemeines.
530
Ziemke.
Forensische verwertet. Seine Untersuchungen zeigen, daß die Benzidinprobe viel
Diagnostik: empfindlicher und ihr Ergebnis viel sicherer ist, als alle anderen
kleinster Blut- gebräuchlichen Vorproben, namentlich auch als die Guajakprobe.
spuren mit der Störende Einwirkungen anderer Substanzen, z. B. von Gupr. sulfuric.
Benzidinprobe, p erman g. lassen sich leicht durch Anwendung von HjO*
bezw. durch Essigsäure beseitigen, so daß sowohl der negative wie
positive Ausfall der Probe als einwandfreier Beweis für die An¬
wesenheit von Blut angesehen werden kann. Besonders zur Er¬
mittlung kleinster Blutspuren ist das Verfahren sehr zu empfehlen. —
— mit dem Leers bedient sich zum Nachweis kleinster Blutspuren des Spektro-
Spektroskop. 8 kopes, indem er das blutverdächtige Material mit 33 °/oiger Kalilauge
vorbehandelt, den extrahierten Blutfarbstoff mit Pyridin aufnimmt
und durch Schwefelammon in Hämochromogen umwandelt. Zur
mikrospektroskopischen Untersuchung wird das Pyridin auf dem
Objektträger eingeengt und ergibt nach Schwefelammonzusatz selbst
dann noch ein deutliches Mikrospektrum, wenn die gebräuchliche
Hämochromogenprobe versagt. Von der Feinheit der Probe legt die
Angabe Zeugnis ab, daß es selbst nach Auslaugung und Ausseifung
der bluthaltigen Objekte noch möglich war, ein Blutspektrum zu
erhalten. Leers hat auch durch neue Untersuchungen die schon
von Haldane und Ziemke-Müller ausgesprochene Ansicht, daß
Photomet- das Photomethämoglobin nur in zyanwasserstoffsäurehaltigen
hämogiobin. Erlösungen entsteht und nichts weiter als eine dem Zyanmethämo-
globin identische Modifikation des Blutfarbstoffs ist, bestätigt. —
Jedem, der sich mit der Blutspektroskopie beschäftigt, sind die
Nachteile bekannt, welche das Arbeiten mit dem bisher gebräuch-
Wirkung lichsten Reduktionsmittel, dem Schwefelammon, aufweist. DasBe-
'Reduiuions 61 8 * re ^ en Beintkers, unter den in der Chemie gebräuchlichen Reduk-
mittei auf den tionsmitteln einen Ersatz für das Schwefelammon zu finden, ist daher
Blutfarbstoff. a l 8 recht verdienstvoll anzusehen. In dem hydroschwefligsauren
Natron glaubt er ein solches gefunden zu haben. Es soll noch den
Vorzug vor den anderen Reduktionsmitteln besitzen, daß es die Blut¬
lösung nicht bedeutend verdünnt und daß seine Lösung klar und farb¬
los ist. Man wird abwarten müssen, ob sich diese Angaben bestätigen.
Quantitativer — Zur quantitativen Blutbestimmung aus älteren fauligen
Blutnachweis 0( j er erhitzten Objekten, die kein Oxy-Hb mehr enthalten, bedient
in ^rhimen nd8 i°h Leers des von Sahli modifizierten Gowersschen Hämometers,
Objekten, dessen Testlösung aus saurem Hämatin besteht. Die Extraktion des
Blutfarbstoffes wird mit kalt gesättigter Boraxlösung, 25°/oiger
Soda- oder 6°/oiger Pottaschelösung vorgenommen, die Extraktions¬
flüssigkeit in saures Hämatin umgewandelt, so daß völlige Farben-
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
531
Übereinstimmung mit der Testlösung besteht, und sodann wird die
enthaltene Blutmenge in bestimmter Weise berechnet. — Methoden Biologischer
und Technik der Gewinnung, Prüfung und Konservierung des zum Blutnachweis,
biologischen Blutnachweise dienenden Antiserums werden in
sehr anschaulicher Weise ebenfalls von Leers besprochen. Wer
serologisch arbeiten will, wird sich dieser zum Teil aus eigener Er¬
fahrung gewonnenen Ratschläge mit Vorteil bedienen. Bisweilen
kann es Schwierigkeiten machen, das zur Untersuchung nötige Anti¬
serum zu beschaffen, weil es sich bei der Bestimmung der Blutart
um seltenere Tierarten, z. B. bei Wilderei um Jagdtiere verschieden¬
ster Art, handelt. Für solche Fälle empfiehlt Molitoris, sich die
Antisera durch Benutzung getrockneten Blutes der betreffenden
Tiere herzustellen. Auf diese Weise hat er es ermöglicht, sich mit
geringen Blutmengen für eine größere Spanne Zeit (100—150 ccm
Blut genügen für 1—2 Jahre) mit Impfmaterial zu versorgen, weil
das getrocknete Blut nichts an Wertigkeit verliert und 1 g des Blut¬
pulvers für die einmalige Injektion mehrerer Versuchstiere ausreicht.
Ko ekel konserviert das Blut mit 5 °/oigem Formalin -f- 6°/oiger Koch¬
salzlösung. In einem Falle, wo Blutspuren auf die Herkunft vom
Reh zu prüfen waren, gelang es ihm, durch Zerkleinerung und Aus¬
pressen einer Rehkeule ein zur Vorbehandlung der Tiere geeignetes
Serum zu gewinnen. Man kann diese Vorschläge als Ersatz für
Notfälle gelten lassen, wird indessen frischem Serum zur Vorbehand¬
lung immer den Vorzug geben müssen, weil es wirksamer ist als ge¬
trocknetes. Hochinteressant sind die Mitteilungen von Uhlenhuth,
Weidanz und Angeloff, daß es mit der biologischen Methode ge¬
lungen ist, in Mücken, Wanzen, Flöhen und Fliegen die Herkunft
des von diesen Tieren gesogenen Blutes nachzuweisen. So ließ sich
z. B. in Wanzen noch nach 14 Tagen Menschenblut feststellen, eine
Tatsache, die forensisch insofern nicht ohne Bedeutung ist, als die
Herkunft aus menschenbluthaltigem Ungeziefer entstandener Blut¬
flecken falsch gedeutet werden kann. — Die Ansichten über den
Wert der Sachs-Neisserschen Komplementbindung s- Sachs-
methode für den forensischen Blutnachweis gehen noch ziem- Neissersche
lieh auseinander. Nachprüfungen, die auf Anregung des Kultus- bindungs-
ministermms in verschiedenen Instituten vorgenommen worden sind, methode.
haben im wesentlichen ergeben, daß das Verfahren wegen seiner
Kompliziertheit noch nicht geeignet ist, die Präzipitinreaktion zu er¬
setzen, wohl aber im stände ist, in zweifelhaften Fällen das Ergeb¬
nis zu sichern. Von Ehrlich, Neisser und Sachs wird gegenüber
Uhlenhuth die sonst nicht bestrittene Tatsache hervorgehoben, daß
532
Ziemke.
Sachs-
Nuissersche
Komplement-
bmdungs-
nu'thodc.
Sperina-
naehweis.
das Komplementbindungsverfahren der Präzipitinmethode an Prä¬
zision und Empfindlichkeit überlegen ist, und ferner der Ansicht
widersprochen, daß beide Verfahren nur verschiedene Anwendungen
desselben biologischen Phänomens sind. Die übergroße Empfindlich¬
keit, die zuweilen störend wirkt, kann durch Verwendung nicht zu
hochwertiger Antisera oder durch Vermehrung des Komplement¬
gehalts vermieden werden. Vereinzelt steht die Beobachtung von
Schulz und Marx da, daß konzentrierte Auszüge aus verschiedenen
Tierblutarten mit Antimenschenserum komplette Hemmung der Hämo¬
lyse ergaben. Ehrlich, Neisser und Sachs fuhren dies auf die
hohe Konzentration der Blutlösung zurück und weisen darauf hin.
daß sich solche Irrtümer in der Praxis durch Kontrollen leicht aus¬
schließen lassen. Die Ueberlegenheit des Ablenkungsverfahrens über
die Präzipitinreaktion zeigt sich namentlich bei Gemischen von Ei¬
weißarten, von denen die eine in starker, die andere in sehr schwacher
Menge vorhanden ist. Weil eine starke Konzentration des fremden
Eiweißes auch mit heterologem Serum Präzipitate erzeugt, müssen
sehr dünne Auszüge der Flecken gemacht werden, in denen dann aber
wegen der zu starken Verdünnung mit dem homologen Eiweiß
Präzipitate nicht mehr entstehen, während das Ablenkungsverfahren
die gesuchte Eiweißart trotz der hochgradigen Verdünnung noch
aufzudecken vermag. Als Prinzipien, die bei jeder Untersuchung
mit dem Ablenkungsverfahren innegehalten werden müssen, fordern
sie die Verwendung eines künstlich erzeugten Ambozeptors zur
Hämolyse, Kontrolle unter Fortlassen des Antiserums, Arbeiten
mit verschieden verdünnten, absteigenden Mengen der zu unter¬
suchenden Lösung. So viel ist wohl sicher, daß das Ablenkungs¬
verfahren schwieriger auszuführen, sein Ausfall aber leichter zu
beurteilen ist, als der bei der Präzipitinreaktion. — Zum sicheren
Nachweis von Sperma sind wir bekanntlich immer noch
auf das Auffinden von wohlerhaltenen Spermatozoon angewiesen, das
sich in der Praxis bei einigermaßen älteren Flecken außerordentlich
mühevoll und schwierig gestalten kann. Corrin und Stockis
wollen bei Anwendung einer Lösung von 1,0 Erythrosin in 200,0
reinem Ammoniak, in welche sie die Gewebsfasern verdächtiger
Flecke für 2 Sekunden bringen, bessere Resultate erzielt haben.
Der Vorteil dieses Verfahrens soll der sein, daß die Gewebsfasern
bei richtiger Färbung gar nicht, von den Spermatozoon dagegen
auch die Schwan/.teile sehr intensiv gefärbt erscheinen. Eine Maze¬
ration selbst sehr alter Flecken ist nicht erforderlich. Bei den
schlechten Erfahrungen , die man bisher mit den Färbemethoden
Aerztliche Sachverstiindigentätigkeit.
533
beim Spermanachweis gemacht hat, sind so lange noch Zweifel an
der Sicherheit der neuen Methode gerechtfertigt, bis ihre Brauchbar¬
keit durch Untersuchungen anderer Autoren bestätigt wird. S t o c k i s
hat auch die Barberiosche Pikrinsäurereaktion, die nach
Ansicht ihres Entdeckers allein für menschliches Sperma charakte¬
ristische Kristalle liefern soll, einer Nachprüfung unterzogen, lehnt
aber, ebenso wie schon früher andere Autoren und in neuerer Zeit
Takayama, ihre Spezifität für den Menschen ab. P. Fraenckel
und Müller wieder behaupten demgegenüber, daß eine klassische
Kristallbildung im Sinne Barberios bisher weder aus tierischen
Säften und Organen, noch aus anderen Substanzen, die einen Sperma¬
fleck verunreinigen können, erhalten worden sei. Eine ausgesprochen
schnell eintretende Kristallbildung ist nach ihrer Meinung beweisend
für menschliches Sperma, während ein negativer Ausfall nicht gegen
sein Vorhandensein spricht. Man sieht also, daß der Wert der
Barberiosehen Reaktion noch verschieden beurteilt wird. Ta¬
kayama gibt übrigens eine Modifikation des Bar berio sehen Ver¬
fahrens bekannt, die es ermöglicht, neben den Sperminpikratkristallen
gleichzeitig Florencesche Spermakristalle darzustellen. Er fügt
zu einem Tropfen des Spermaauszuges einen Tropfen einer aus
2°oigem Kaliumjodid und Kaliumjodat ana bestehenden Flüssigkeit
und säuert mit einem Tropfen gesättigter wäßriger Pikrinsäure an.
Im Zentrum findet man dann bräunliche Floren cesche Kristalle,
in der Peripherie die gelben Bar berio sehen Kristalle. — Gelegent¬
lich wird der Sachverständige auf Grund seiner allgemein natur¬
wissenschaftlichen Kenntnisse mit der Untersuchung von Objekten
betraut, die nicht mehr der eigentlichen gerichtlichen Medizin an¬
gehören, z. B. dann, wenn an den Kleidern von Personen, die eines
Geflügeldiebstahls oder der Wilddieberei verdächtig sind, Federchen
gefunden werden, welche durch die mikroskopische Untersuchung
als einer bestimmten Vogelart zugehörig erkannt werden können.
Ko ekel hat sich eingehend mit solchen Untersuchungen beschäftigt
und hat gezeigt, daß es mit dem Mikroskop gelingt, die Federn der
Schwimmvögel, Tauben und Eulen mit Sicherheit zu erkennen, die
Flaumfedern dieser drei Vogelordnungen von denen der Hühnerarten
scharf zu unterscheiden und selbst die Daunenfedern der Ente von
denen der Gans und ebenso die des Schwans, sowie mancher Eulen¬
arten deutlich herauszukennen. — Welche Bedeutung die Daktylo¬
skopie für die Entdeckung von Verbrechern gewonnen hat, lehren
die Mitteilungen von Stockis, dem es gelang, einen Anarchisten
durch seinen auf einem Stück Papier hinterlassenen Daumenabdruck,
Sperma¬
nachweis.
Mikro¬
skopischer
Nachweis von
Vogelfedern.
Identifizie¬
rung von
Verbrechern
durch Finger¬
abdrücke.
5 34
Ziemke.
Identifizie¬
rung von
Verbrechern
durch Finger¬
abdrücke.
Gerichts-
krztliche
Photographie.
Gewaltsame
Todesarten:
Erstickung.
sowie in mehreren Einbrnchsdiebstählen durch Fingerabdrücke,
welche die Diebe anf Fensterscheiben und anderen Gegenständen
hinterlassen hatten, die Schuldigen herauszufinden. In anderen
Fällen war es möglich, die Unschuld verdächtigter Personen durch
Vergleich ihrer Fingerabdrücke mit den gefundenen festzustellen.
Untersuchungen Löchtes verfolgen den Zweck, die Ueber-
einstimmung gefundener Fingerabdrücke mit den Fingerabdrücken
Angeschuldigter in möglichst klarer und sinnfälliger Weise za
beweisen. Dies erreichte er mit Hilfe des Stereoskopes, in welchem
bei gleicher Vergrößerung und entsprechender Lage der Bilder eine
genaue Deckung eintreten muß. Sind die Bilder der Fingerabdrücke
verschieden, so sieht man im Stereoskop infolge des Wettstreites
der Sehfelder bald einen Teil des rechten, bald einen Teil des linken
Bildes. Die Identifizierung läßt sich auch bei gleich starker Ver¬
größerung der Bilder durch Deckung der Platten erreichen, ganz
besonders deutlich dann, wenn man von dem einen Fingerabdruck
ein sogen. Negativ anfertigt, auf dem die sonst schwarzen Linien
weiß sind und die Zwischenräume schwarz erscheinen. Die Ueberein-
Stimmung der Bilder läßt sich alsdann bis in die allerfeinsten Details
verfolgen. — Auf die Wichtigkeit der Photographie für den ärzt¬
lichen Sachverständigen ist schon wiederholt hingewiesen worden.
S t ü 1 e r berichtet über einen Fall von vorsätzlicher Körperverletzung
mit tödlichem Ausgang durch Beilhiebe auf den Schädel und tiefen
Halsschnitt, in welchem die photographische Aufnahme des Befundes
ein wichtiges Beweisstück zur Aufdeckung des Verbrechens wurde.
Sie erlaubte den Schluß, daß der Getötete auf dem Stuhl sitzend
mindestens einen heftigen Schlag auf den bereits blutbedeckten Kopf
erhalten hatte. Die gerichtliche Inaugenscheinnahme hatte den be¬
merkenswerten und mit den Angaben der Beteiligten unvereinbaren
Befund von zahlreichen Blutspritzern an einer Zimmerwand und den
dort befindlichen Geräten ergeben, die radiär zu einem dicht über
der Lehne eines Stuhls liegenden Mittelpunkt angeordnet waren. —
Immer noch wird den sogen, allgemeinen anatomischen Er¬
stickungserscheinungen für die Diagnose der gewaltsamen Er¬
stickung ein ihnen nicht gebührender Wert beigelegt. Ziemke
vergleicht die anatomischen Befunde gewaltsam Erstickter mit den
Befunden, welche bei Erstickung durch Krankheit gefunden werden,
woraus sich ergibt, daß in beiden Fällen die gleichen anatomischen
Veränderungen Vorkommen. Es ist daher unzulässig, aus der Gesamt¬
heit oder gar aus einem einzigen Befunde, etwa dem Oedem oder
der Hyperämie der Lungen, die Diagnose der gewaltsamen Erstickung
Aerztlicbe Sachver&tändigent&tigkeit.
535
steilen zu wollen, wie dies sogar in sogen. Korrektoren der Medi-
zinalkollegien vorgekommen ist. Ohne Aufführung der ersticken¬
den Ursache ist die Angabe einer gewaltsamen Erstickung wertlos. —
Zur Wiederbelebung Erstickter empfiehlt Kuhn die perorale In¬
tuba tien durch ein Kohr, das vom Munde bis in die Luftröhre ein¬
geführt wird, da er den Kernpunkt der Rettungsfrage Erstickter
in der Entfernung der Kohlensäure aus den Lungen erblickt, was
nur bei Offensein der Luftwege möglich ist. Sein Vorschlag, in jeden
Rettungskasten ein Intubationsrohr aufzunehmen und die Intubation
auch den Laien anzuvertrauen, erscheint indes gefährlich, da der Laie
leicht statt in die Luftröhre in die Speiseröhre gelangen und so mehr
schaden als nützen kann. — Auf die diagnostische Bedeutung der
Intimarupturen für den Tod durch Strangulation macht Ziemke
aufmerksam. Sie kommen nicht nur beim Erhängen, sondern auch
beim Erdrosseln und Erwürgen vor. Ihre Lage, Richtung, Be¬
schaffenheit, die Form ihrer Ränder lassen wichtige Schlüsse auf
die Art der Strangulation zu. Ihre Entstehung verdanken sie in
der Hauptsache nicht der Zerrung des Gefäßrohres, sondern dem
unmittelbaren Druck, welcher durch das Strangwerkzeug oder die
würgende Hand auf das Gefäß direkt ausgeübt wird. — Daß sich
Selbstmörder durch Erdrosseln töten, ist nicht so selten, wie ge¬
wöhnlich angenommen wird. Wenn nicht die äußeren Umstände
Aufklärung geben, kann es zunächst fraglich sein, ob Selbstmord
oder Mord vorliegt. In einem von Kurpjuweit beobachteten Falle
war ein gewöhnlicher Hosenträger kunstvoll um den Hals ge¬
schlungen und umschnürte ihn so fest, daß nicht ein Finger unter
ihm hindurchgesteckt werden konnte. Trotzdem war irgend eine
Befestigung der freien Endstücke nicht vorhanden. Nach der Art
der Schlinge war eine solche auch nicht notwendig, da die Schlinge
sich wohl leicht zusammenzog, aber schwer auseinanderging. Nach
Lage der äußeren Verhältnisse blieb nur die eine Möglichkeit übrig,
daß der Verstorbene sich selbst den Hosenträger um den Hals ge¬
schlungen und dann an den freien Enden gezogen hatte, bis der
Tod eintrat. — Mit dem Tod durch Erwürgen haben sich Lösen er
und Straßmann beschäftigt. Lösen er gibt eine fleißige, er¬
schöpfende Besprechung des Erwürgungstodes, aus der nur hervor¬
gehoben sei, daß aüch er bei einem Erwürgten Intimarupturen der
Karotis fand, auf die zuerst Ziemke aufmerksam gemacht hat.
Straß mann erörtert die Frage, ob ein einmaliges kurzes Anpacken
des Halses ohne die Absicht der Erwürgung den Tod eines Menschen
herbeifuhren kann. Nach einer eigenen Beobachtung, die in einem
Wieder¬
belebung
Erstickter
Diagnostische
Bedeutung
der Intima¬
rupturen.
Selbst¬
erdrosselung.
Erwürgen.
536
Ziemke.
Ertrinken.
Sturz aus
der Höhe.
Schädelbruch
durch
Hundebift.
von Brouardel mitgeteilten Falle ein Analogon findet, ist hieran
nicht mehr zu zweifeln. Wahrscheinlich ist die Ursache des Todes
eine plötzliche Herzlähmung, die durch Erregung der Halsnerven
ausgelöst wird. — Wenn eine Person als Leiche ins Wasser gekommen
ist, so findet man an ihren Lungen unter gewissen Umständen das
Bild des „Oedema aquosum“, eine gleichmäßige Durchtränkung mit
der Ertrinkungsflüssigkeit. Beobachtungen von A. Schulz zeigen, daß
aber auch hier durch künstliche Atembewegungen Befunde entstehen
können, welche dem „Emphysems aquosum“ bei lebend Ertrunkenen
entsprechen. — Leers sah in den Lungen Ertrunkener auch Luft¬
embolien. Für das Ertrinken hat dieser Befund keine charakteristi¬
sche Bedeutung, da dieselben Bedingungen für sein Zustandekommen
bei jeder Erstickung vorhanden sind, sobald es nur zu heftigeren
Druckschwankungen im Thorax und zu dyspnoischer Atmung kommt,
wohl aber erscheint seine diagnostische Verwertung für die Ent¬
scheidung der Frage nicht ohne Wert, ob Tod durch Ertrinken oder
Submersion einer Leiche vorliegt. — Für den Tod durch Sturz aus
der Höhe sind nach Tovo Kombinationen von Verletzungen an den
verschiedensten Körperstellen charakteristisch. Die Häufigkeit von
Schädelbrüchen ist viel größer, als bei anderen Traumen. Manche
Schädelbruchformen sind für Sturz aus der Höhe geradezu typisch,
so der Globusbruch und der Ringbruch um das Hinterhauptsloch.
Ob der Sturz vor oder nach dem Tode stattfand, läßt sich außer durch
die allgemeinen Kennzeichen vitaler und postmortaler Verletzungen
auch daraus erkennen, daß die Verletzungen herabgestürzter Leichen
wegen des erhöhten Gewebswiderstandes und des Ausfalls der Mus¬
keltätigkeit geringfügiger sind. Wichtig für die Entscheidung, ob
Selbstmord, Mord oder Unglücksfall vorliegt, ist, daß der Selbst¬
mörder gewöhnlich auf die unteren Gliedmaßen fallt, sich durch Ab¬
springen einen Schwung zu geben pflegt und so in größerer Entfernung
zu liegen kommt. Eine sichere Entscheidung wird man indessen
wohl nur fällen können, wenn man sich an der Hand der Be¬
funde den Hergang bei dem Sturz und die Reihenfolge der Ver¬
letzungen rekonstruiert. — Den seltenen Fall eines Schädelbruchs
durch Hundebiß beobachteten Pfleger und Marx. Der Schädel
des 1 »jährigen Kindes war in der Koronarnaht auseinander¬
gesprengt, der untere Abschnitt des linken Scheitelbeins war
vollkommen zertrümmert, am auffälligsten aber waren sechs ge¬
formte Lochbrüche an beiden Scheitelbeinen, die genau dem Ge¬
biß des Hundes entsprachen. — Durchaus gerechtfertigt ist die
Forderung Puppes, daß in allen Fällen von tödlichen Schädel-
Aerztliche Sachversiändigentätigkeit.
537
Verletzungen das Schädeldach in Verwahrung genommen und re¬
konstruiert werden soll. Zwei mitgeteilte Fälle zeigen die Bedeutung
der Rekonstruktion für die Kriminalistik in eklatanter Weise. Mag
auch, wie Keferstein gelegentlich hervorgehoben hat, das ästhe¬
tische Behagen mancher sensibler Geschworenen durch Demonstration
anatomischer Präparate im Gerichtssaal gestört werden, die Sicher¬
heit der Rechtsprechung, die dadurch gewährleistet wird, die Ent¬
scheidung über Schuld oder Unschuld des Angeklagten steht jeden¬
falls höher als das Unbehagen eines einzelnen. — H. und K. Marx
stellen eine neue Theorie für den Entstehungsmechanismus der
konischen Form der Lochbrüche im Schädel auf, die im wesent¬
lichen darauf hinausläuft, daß für die im Innern des Schädeldaches
vor sich gehende Formänderungsarbeit die im Knochen auftretenden
verschiedenen Spannungen bestimmend sind. Die Ursache für die
Zerstörung des Schädeldaches durch Geschosse ist eine Ueber-
schreitung der Festigkeitsgrenze durch Schubspannungen, daneben
kommen noch die aus Zug- und Druckspannungen bestehenden
Biegungsspannungen in Betracht, welche bewirken, daß die Trennungs¬
fuge an der gezogenen, der Kraftrichtung abgewendeten Seite klafft,
an der gedrückten aber geschlossen erscheint. Ein prinzipieller
Unterschied dieser Theorie mit der schon von v. Bergmann auf¬
gestellten, welche die konische Form des Lochschusses im Schädel dar¬
auf zurückführt, daß zuerst die Kugel allein und sodann außer ihr noch
die von der durchbohrten Stelle mitgerissenen Knochenteilchen wirken,
ist unseres Dafürhaltens nicht vorhanden. — Baller schließt sich der
Theorie Durets über die Gehirnerschütterung an, welche eine
Quetschung des Gehirns in seiner Gesamtheit annimmt, hervorgerufen
durch seine Bewegung in der zerebrospinalen Flüssigkeit, und teilt
einen Fall mit, der für diese Anschauung zu sprechen scheint. Ein
wuchtiger Hieb gegen den Unterkiefer mit einem Spaten hatte un¬
mittelbar und plötzlich zum Tode geführt, ohne daß die Verletzung
allein zur Erklärung des Todes genügte. Bei der Obduktion fand
man diffuse Blutungen in den Maschen der weichen Hirnhaut, be¬
sonders im Verlaufe der Gefäße, die nach Baller so entstanden
sind, daß der Kopf durch das Trauma eine heftige Rückwärts¬
bewegung erfuhr, die das Gehirn infolge des Beharrungsvermögens
kompakter Körper nicht unmittelbar mitmachen konnte. Hierdurch
kam es zu einer, wenn auch minimalen Lage Veränderung zwischen
Hirn und weicher Hirnhaut, welche neben einer Quetschung des
Gehirns ausgedehnte Zerreißungen kleinster, zur Hirnsubstanz führen¬
der Gefäße zur Folge hatte. — Zahlreich sind die Mitteilungen über
Krimina¬
listische
Bedeutung der
Rekonstruk¬
tion zer¬
trümmerter
Schädel.
Mechanik
der Schädel¬
brüche.
Gehirn¬
erschütterung.
538
Ziemke.
Spontane
Heilung von
H«*rzwunden.
Bauch-
vei letzungen.
Subkutane
Darm¬
rupturen.
Pankreas¬
rupturen.
Sticli-
verletzung
des Halses.
Penetrierende
Her/Avuiule
ohne Ver¬
letzung des
Herzbeutels.
Verletzungen anderer Organe durch stumpfe Gewalt. Attilio Cevi-
dalli berichtet über spontane Heilung einer Herzwunde, die
durch Messerstich entstanden war und histologisch nur Narbengewebe
ohneMuskelelemente zeigte. Wertvoll sind in einer Arbeit Stein thals,
in der drei schwere Verletzungen durch Schuß, Ueberfahrenwerden und
Hufschlag mitgeteilt werden, die Ausführungen über den Mechanis¬
mus der JDarmabreißung durch Zug. Steinthal nimmt an,
daß die Räder eines Wagens das Mesenterium des Colon transversum
erfassen, indem sie die Bauchdecken gegen die Wirbelsäule pressen
und nun vor sich her schieben. Zu dieser horizontalen Zugwirkung
kommt dann noch eine zweite, indem das Rad auf der steil ins Becken
abfallenden Ebene, der physiologischen Lordose der Wirbelsäule,
ins Gleiten kommt. Tschistoserdow macht Mitteilungen über
subkutane Darmrupturen, welche nach seiner Zusammenstellung
am häufigsten durch Faustschlag, Stoß mit der Deichsel, Nieder¬
fallen von Lasten auf den Bauch, durch Kompression und Sturz von
der Höhe bedingt werden. Die Rupturen sind meist transversal, am
ehesten reißt die Serosa. Von allgemeinen Erscheinungen tritt der
Schock in den Vordergrund. Mit den isolierten subkutanen Pan¬
kreasrupturen, die recht selten sind, beschäftigen sich Gerschuni,
der nach einem Schlag gegen den Bauch eine Ruptur des Pankreas¬
kopfes sah, und Heinecke, aus dessen Arbeit hervorgeht, daß sie
in der Regel durch umschrieben angreifende Gewalten, Hufschlag,
Deichselstoß, Pufferstoß gegen den Bauch entstehen. Indessen wurden
sie auch nach ganz diffusen Gewalteinwirkungen, nach Verschüttet¬
werden und nach Aufschlagen des Bauches auf das Wasser ver¬
anlaßt. Ihr Sitz kann alle Drüsenteile betreffen, häufig findet sich
eine quere Durchtrennung vor der Wirbelsäule. Merkwürdig ist,
daß Erscheinungen des Schocks hier gewöhnlich vermißt werden. —
Eine eigentümliche Stichverletzung des Halses, welche eine der
Wurzeln des Armgeflechts durchtrennte und eine Brown-Sequard-
sche Lähmung mit Ptosis sympathica im Gefolge hatte, wird von
Buder mitgeteilt. Der Stich war an der Spitze des vom Kopf¬
nicker und Schulterzungenbeinmuskel gebildeten Dreiecks in die
Tiefe gedrungen. Der Halssympathikus und der Vagus waren mit
verletzt. -- Rosenbaum sah einen höchst auffälligen Befund bei
einem Selbstmord durch Schuß mit einem Dienstgewehr: ein Loch
in der rechten Herzkammer und eine oberflächliche Zertrümmerung
der Vorderwand des linken Herzens bei unverletztem Herzbeutel. Seine
Erklärung der Verletzungen durch Gasdruck erscheint nicht als die
einzig mögliche. Penetrierende Herzwunden ohne Verletzung
Aerztliche Sachverständigen! ätigkeit.
539
des Herzbeutels sind wiederholt beobachtet worden und lassen sich
auch durch die gröbere Widerstandskraft des elastischen Herzbeutels
gegenüber der andringenden Kugel erklären. Ein Unikum bildet
aber die Beobachtung Bergs, der zeigt, daß selbst ein Schuß in Nicht tödlicher
die Aorta nicht immer zu töten braucht. Bei dem Verletzten, der Scll “ ß * n <iie
4 Wochen nach der Verletzung starb, zeigte später die Obduktion,
daß das Geschoß nach Durchbohrung der Leber in die Aorta ein¬
gedrungen, bis zum Poupartschen Bande herabgeglitten war und
hier das Gefäß thrombosiert und infiziert hatte. Die Einschußwunde
lag dicht unter dem linken Leberlappen und war durch ein dünnes
Häutchen verschlossen. — Auch beim rauchschwachen Pulver ist
nach Versuchen M eyers das Hauptmerkmal des Nahschusses die
Schwärzung durch Pulverschmauch, die allerdings weniger intensiv
und ausgebreitet ist, wie beim Schwarzpulverschmauch und bei einer
Entfernung von kaum ’/s m nicht mehr gefunden wird. Stets waren
ferner amorphe schwarze Auf- und Einlagerungen an den Haaren
nachzuweisen. Dagegen wurden Pulvereinsprengungen und die beim
Schwarzpulvernahschuß fast nie fehlende Flammenwirkung immer
vermißt. Das ist erklärlich, wenn man bedenkt, daß die beim rauch¬
losen Pulver außerordentlich rasch verlaufende Explosion bereits
beendet ist, wenn das Geschoß den Lauf verläßt. Kohlenoxyd¬
hämoglobin wurde in der Umgebung des Einschusses regelmäßig
gefunden. Recht charakteristisch sind die Erscheinungen des Nah¬
schusses bei Flobertschüssen, wie Doepner nachweist. Die
Einlagerung kleiner Quecksilberkügelchen in die Pulverschwärzung
am Einschuß und Schußkanal ermöglicht mit Sicherheit die Unter¬
scheidung von Schüssen mit Schwarzpulver. Auf die Gefährlichkeit
selbst kleiner, unscheinbarer Flobertwaffen ist übrigens wiederholt
hingewiesen worden. — Ein von Dudschenko mitgeteilter Fall
von Verbrennung infolge Explosion einer Benzinlampe verdient
deswegen Erwähnung, weil die Verbrannte, ein 21jähriges Mädchen,
trotz ausgedehnter Verbrennung zweiten und dritten Grades fast
der ganzen Körperoberfläche noch 19 Tage am Leben blieb. Erst
dann starb sie plötzlich unter Erscheinungen von Atemnot, Zyanose
und zunehmender Herzparalyse. Ob eine und welche Ursache sich
für den plötzlichen Tod gefunden hat, wird leider nicht gesagt.
Man sieht hieraus, daß der alte Satz: eine Verbrennung der Körper-
oberßäche von mehr als ein Drittel werde nicht überlebt, sich nicht
immer bestätigt. Interessant ist auch ein von Tovo untersuchter
Fall von Selbstmord durch Verbrennung, den eine Frau aus
verschmähter Liebe verübte, indem sie sich die Kleider mit Spiritus
Kriterien
des Nah¬
schusses bei
rauch-
schwachem
Pulver und
Flobert¬
schüssen.
Verbrennung
mit enormer
Ausdehnung.
540
Ziexnke.
Selbstmord
durch
Verbrennung.
Verletzungen
durch Blitz
und
Elektrizität.
Tod durch
Verblutung
«aus varikösen
Venen.
begoß and anzündete, weil er wieder einmal lehrt, daß diese grau¬
same Art der Selbsttötung in der Regel nur von Personen gewählt
wird, die sich in einer getrübten Geistesverfassung befinden. Wenn
Tovo aus dem anatomischen Befunde allgemeine Regeln für die
Unterscheidung von Selbstmord, Mord oder Unfall durch Verbrennung
aufzustellen sucht, indem er meint, daß der Nachweis besonders ent¬
zündbarer Stoffe in der Kleidung und die Lokalisation der Brand¬
wunden in den oberen Körperteilen für Selbstmord spreche, da der
Selbstmörder darauf bedacht sei, die den Oberkörper bedeckenden
Kleider anzuzünden, um die wichtigsten und lebensfähigsten Organe
zu treffen, so erscheinen uns diese Schlußfolgerungen doch als zu weit¬
gehend.— Ueber die Folgen von Verletzungen durch Blitz und
Elektrizität ist schon häufig berichtet worden. Pfahls Erfahrungen,
die er an 9 eigenen Fällen beobachtete, stimmen im wesentlichen
mit denen anderer überein. Bemerkenswert waren Störungen des
Nervensystems rein funktioneller Art, die nur einmal sicher hysterischer
Natur waren, und in 6 Fällen Augen Veränderungen, Zirkulations¬
störungen, nervöse Störungen und einmal sogar Netzhautablösung.
In allen derartigen Unglücksfällen empfiehlt sich daher eine möglichst
frühzeitige ophthalmoskopische Untersuchung. Blitzschlag im ver-
sicherungspfiichtigen Betriebe gilt bekanntlich nach einer neueren Ent¬
scheidung des R.V.A. immer als Betriebsunfall. Wendler konnte
an der Leiche eines durch Blitz getöteten Soldaten die vielfach auf¬
gestellte Behauptung, daß frühzeitige Verwesung und starke Toten¬
starre für Blitztod charakteristisch seien, nicht bestätigen. Die
mechanisch zerreißende Wirkung des Blitzes war an Kleidung und
Hautdecke deutlich zu sehen, dagegen fehlten Blitzfiguren. Fünf
andere vom Blitz getroffene Soldaten waren nach kurzer Bewußt¬
losigkeit und vorübergehender, teils schlaffer, teils spastischer Läh¬
mung der Glieder bald wiederhergestellt. Nur einer, der ausgedehnte
Verbrennung ersten und zweiten Grades davongetragen hatte, wurde
wegen traumatischer Neurasthenie dauernd dienstunbrauchbar. — Daß
tödliche Blutungen selbst aus unbedeutenden Substanzverlusten
und kleinen Varizen eintreten können, lehren mehrere von Pachnio
selbst erlebte Fälle. Die Auffindung der Blutungsquelle kannsehr schwie¬
rig und nur durch mikroskopische Untersuchung verdächtiger Stellen
möglich sein, wie in einem der mitgeteilten Fälle, wo der ganze Darm-
traktus voll Blut war und als Ursache der Blutung im Oesophagus
mehrere kaum stecknadelkopfgroße, polypenartige Venenerweiterungen
festgestellt wurden. — Hadlich geht bei Besprechung der gerichtsärzt¬
lichen Bedeutung der Fettembolie als Todesursache auf die eigen-
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
541
artigen Temperatursteigerungen näher ein, die man in solchen Fällen
beobachtet. Er sucht sie wie Hämig durch eine infolge der Embolie
zu stände gekommene Schädigung des Wärmeregulierungszentrums
zu erklären, während er den Grund für die zuweilen beobachtete
Temperaturerniedrigung in einer vorübergehenden Reizung dieses
Zentrums sieht. Seine Angabe, daß es bei der Chloroformnarkose auch
zu Fettembolien kommt, ist bisher nicht erwiesen.
Aus einer Zusammenstellung plötzlicher und unerwarteter Todes¬
fälle Westcotts für London ist zu entnehmen, daß als Ursache in 60%
Herzveränderungen, in 30% Gehirn- und in 10% Lungenerkrankungen in
Betracht kamen. Herztodesfälle kamen mit Vorliebe bei chronischen Alko-
holisten und nach Scharlach und Rheumatismus vor, auch Arteriosklerose
der Aorta und Atherom der Koronararterien, sowie spontane Herzruptur
sind keine seltenen Ereignisse in der Londoner Bevölkerung. Besonders
häufig sind plötzliche Todesfälle bei chronischem Alkoholismus. In
4 Fällen unter 1100 Obduktionen war der Tod während oder nach der
Kohabitation eingetreten.
E. v. Surys Untersuchungen über plötzliche Todesfälle im
Eindesalter, die an 200 Rinderleichen vorgenommen worden sind,
stellen wieder einmal von neuem die Tatsache ins rechte Licht,
daß der plötzliche Tod in den meisten Fällen, wo eine Thymus¬
hyperplasie an seinem Eintritt die Schuld tragen soll, genügend
durch das Vorhandensein einer Aspirationsbronchitis oder eines
Darmkatarrhs erklärt wird, was auch Straßmann auf Grund
seines Materials bestätigen kann; er läßt es aber unentschieden,
ob die als Todesursache angesprochenen anatomischen Verände¬
rungen auch wirklich die Todesursache sind und nicht nur Neben¬
befunde, welche mit dem Tode nichts zu tun haben. Demgegenüber
verteidigt Finkeistein den alten Standpunkt der Einderärzte,
daß es Kinder gibt, die konstitutionell die Vorbedingungen für die
Möglichkeit eines plötzlichen Todes darbieten. Er unterscheidet
einen plötzlichen Tod bei Rindern, die an einer spasmophilen Dia-
these leiden, bei dem es sich um einen Herztod handelt, und bei
dem alimentäre Einflüsse eine große Rolle spielen. Bei einer anderen
Gruppe von Rindern, die sich auf dem Wege zur Atrophie be¬
finden oder Rekonvaleszenten langwieriger Ernährungsstörungen
sind, trägt eine Störung der Salzbilanz, eine durch die Nahrung
veranlaßte Dekomposition, die Schuld an dem plötzlichen Eintritt
des Todes. Bei einer dritten, kleinen Gruppe wohlgenährter Rinder,
die plötzlich im Kollaps zu Grunde gehen und bei denen Andeu¬
tungen eines Status lymphaticus vorhanden sind, findet sich eine
Tod durch
Fettembolie.
Statistik des
plötzlichen
Todes.
Plötzliche
Todesfälle im
Kindesalter.
542
Ziemke.
Plötzliche
Todesfälle im
Kindesalter.
Vollendung
der Geburt
im Sinne
des § 1 des
B.G.B.
idiopathische Herzhypertrophie, für welche eine anatomische Unter¬
lage fehlt, weswegen die Annahme nahe liegt, daß durch irgend
einen unbekannten Faktor die Widerstände im Kreislauf dauernd
erhöht waren. Endlich tritt der Tod auch mitunter plötzlich unter
Vergiftungserscheinungen und Fieber ein, so beim sogen. Ekzemtod
und bei vielen lymphatischen Kindern. Auch hier ist die Annahme
berechtigt, daß abnorme Stoffe, die der Nahrung oder dem ge¬
störten inneren Stoffwechsel entstammen, ihn verursachen. Dur¬
lacher sucht sich den Thymustod der Kinder durch innere Sekretion
der Thymus zu erklären, welche indirekt eine toxische Schädigung
des Atmungszentrums und den Tod auf natürliche Weise bewirkt,
unseres Erachtens eine ebenso gewagte, wie unbewiesene Hypothese.
Wenn er indessen meint, daß bei dem plötzlichen Tod eines schein¬
bar gesunden Kindes auf eine natürliche Todesursache geschlossen
werden kann, falls starke Thymus mit Erstickungserscheinungen
vorhanden sind, so dürfte dem beizupflichten sein.
Mit der Stellung der gerichtlichen Medizin zu § 1 des B.G.B. be¬
schäftigt sich Fraenckel noch einmal, indem er die Auslegung des
Begriffs „Vollendung der Geburt“ erörtert und auseinandersetzt,
daß damit nur das Geborenwerden, d. h. die Eröffnungs- und Aus¬
treibungsperiode gemeint sein kann. Ohne Bedeutung für die Begriffs¬
bestimmung ist die Ausstoßung in der Glückshaube, die Abnabelung,
wesentlich aber der wohl denkbare Fall, daß ein gesundes, reifes,
schreiendes Kind, welches etwa noch mit einem Bein in den mütter¬
lichen Geburtsteilen steckt, durch die Kopflosigkeit der Hebamme
abstirbt, ehe die Geburt tatsächlich vollendet ist. Dem Wortlaut
des Gesetzes nach wäre ein solches Kind nicht rechtsfähig. Da
aber richterliche Entscheidungen auch den Sinn des Gesetzes wieder¬
geben sollen, können wir uns nicht vorstellen, daß ein Richter einem
solchen Kinde die Rechtsfähigkeit absprechen wird. Schwieriger ist
der Lebensnachweis zu erbringen. Der Nachweis der stattgehabten
Atmung, den noch das allgemeine Landrecht forderte, genügt
hierzu nicht, da ein Kind auch gelebt haben kann, ohne zu atmen.
Der Ansicht Fraenckels, daß die gerichtliche Medizin auf irrtüm¬
liche juristische Auffassungen keine Rücksicht zu nehmen habe,
pflichten wir bei, und von diesem Standpunkt aus müssen alle
Lebenszeichen, Atmung, Pulsschlag, Herztöne, Bewegungen, Gefäll-
reaktion, gleich bewertet werden. Freilich kann der Beweis für
extrauterines Leben ohne Atmung recht schwierig und nur durch
zuverlässige Zeugen der Geburt zu erbringen sein. Die Schwierig¬
keit der durch den § 1 des B.G.B. geschaffenen Rechtslage liegt
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
543
eben darin, daß die juristische Lehre im Geburtsvorgang ganz will¬
kürlich eine Trennung im kindlichen Leben sieht, während nach
naturwissenschaftlicher Auffassung von der Zeugung bis zum Tode
ein ununterbrochener Zusammenhang des Lebens besteht. — Auch Lungenprobe.
Bühs und Be um er halten auf Grund eigener Versuche die
Bordas-Descoustsehe Lehre, daß durch Fäulnisblasen schwimm-
fähig gewordene Lungen das Geatmethaben des Neugeborenen
beweisen, für unrichtig, heben aber hervor, was übrigens von anderer
Seite niemals bestritten wurde, das reichliche Anhäufung von Fäulnis¬
blasen im Gewebe und unter der Pleura, sowie Schwimmfähigkeit
den Sachverständigen in der Annahme bestärken müsse, daß das
Kind gelebt habe. Sie halten im übrigen die Anschauungen über
die Lungenfäulnis, besonders über die Entstehung von interstitiellem
und alveolärem Emphysem noch nicht für so weit geklärt, daß dar¬
über wissenschaftlich fest formulierte Grundsätze aufgestellt werden
können. — Der Forderung Ungars, daß die Magendarmprobe in Magendatm-
die amtlichen Vorschriften für die gerichtlichen Obduktionen, ebenso probe,
wie die Lungenprobe, unbedingt Aufnahme finde, kann man sich
nur anschließen. Ihre Bedeutung liegt darin, wie Ungar neuer¬
dings überzeugend ausführt, daß sie auch wichtige Anhaltspunkte
für die Lebensdauer des Neugeborenen zu geben vermag, ein Vorzug,
den sie vor anderen Lebensproben, selbst vor der Lungenprobe voraus
hat. — Die Grenzzahlen der Körperlänge für die Beurteilung Grenzzahlen
der Lebensfähigkeit Neugeborener werden sehr verschieden an- der Körper¬
gegeben. Marx schlägt vor, als Direktive für die Hebammen und die Lebensfthig-
Exekutivorgane der Polizei die Grenzzahl der Körperlänge auf 32 cm, keit Neu-
d. h. auf die 26. Woche festzusetzen, wobei zu bemerken wäre, daß geborener,
in allen Fällen, in denen sich an noch nicht 32 cm langen Früchten
offenbare Verletzungen, Umschnürungen des Halses und anderes
vorfinden, gleichwohl eine gerichtsärztliche Untersuchung notwendig
sei. — Die Kopfgeschwulst wurde bisher als ein Zeichen dafür Beziehungen
angesehen, daß das Neugeborene mindestens während der Geburt der K °r f -
noch gelebt hat. So sagt Orth z. B.: „Ohne Blutbewegung gibt zum^eben
es keine Kopfgeschwulst.“ Versuche von Holzapfel zeigen in- der Frucht,
dessen, daß diese Meinung irrig ist. Denn es gelang ihm, auch an
toten Kindern noch geraume Zeit nach dem Tode durch Saugwirkung
stark seröse Infiltration der Kopfschwarte zu erzeugen. Aus dem Vor¬
handensein einer Kopfgeschwulst läßt sich also kein Beweis dafür her¬
leiten, daß das Kind bei der Geburt gelebt hat. Auch die bei der Ab- Abstoßung
stoßung der Nabelschnur entstehende Leukozytenplatte ist nach schnur'uis
Leers nur bedingt für ein Gelebthaben der Frucht zu verwerten, Lebenszeichen
544
Ziernke.
Kongenitale
ILiutdefekte
am Kopfe
Neugeborener
Beziehung
<lvr Pankreas-
blutungen
zum Tode
denn er fand sie selbst bei zwei Totgeborenen völlig ausgebildet vor.
— Für die Entstehung der kongenitalen Hautdefekte am Kopfe
Neugeborener kommen nach Kellers ausführlicher Studie, der
ebenso wie Liedig neue Fälle beschreibt, verschiedene Ursachen
in Betracht. Auf Qrund ihres Befundes allein ist auch die Mög¬
lichkeit eines allerdings mindestens einige Tage vor dem Partus
stattgefundenen Fruchtabtreibungsversuches nicht von der Hand zu
weisen. — Ipsen macht darauf aufmerksam, daß auch bei Neu¬
geborenen infolge einer auf den Unterleib gerichteten, umschriebenen
Gewalteinwirkung isolierte Hämatome des Pankreas Vorkommen,
Neugeborener, und daß man in solchen Fällen bei Fehlen anderer greifbarer ana¬
tomischer Todesursachen einen auf das Trauma zu beziehenden
Schocktod anzunehmen habe, und zwar infolge des Traumas selbst
durch Beeinflussung der oberhalb der Bauchspeicheldrüse gelegenen
Nervengeflechte und nicht etwa infolge des Blutergusses in das
Intrauterine Pankreas. — Eine Mitteilung von intrauteriner Leichenstarre
Leichenstarre. liegt von Ulrich vor. Der Fall betraf einen Zwilling, der, wie in
anderen Fällen, in fötaler Haltung erstarrt war. Ein Beweis für
extrauterines Leben also ist die Leichenstarre einer Fracht nie-
Leichenschau. mals. — Eine obligatorische Leichenschau ist für ein modernes
Staatswesen eine um so zwingendere Forderung, als die Sterblich¬
keitsstatistik im ganzen und nach den einzelnen tödlichen Krank¬
heiten noch immer der beste Maßstab für den Gesundheitszustand
des Volkes ist. Kolb fordert ihre Einführung für das ganze
Deutsche Reich nach dem Vorbilde Süddeutschlands, namentlich
Bayerns. Seine Hoffnung, daß durch sie auch eine genaue Todes¬
ursachenstatistik gewährleistet werden würde, wird sich unseres
Erachtens nur erfüllen, wenn die Leichenschau möglichst nur von
Agone. Aerzten ausgeführt wird. — Puppe sieht in der Agone nichts
weiter als die dem Eintritt des Todes vorhergehenden Erstickungs¬
erscheinungen. Denn nicht nur für die gewaltsame Erstickung,
sondern für die allerverschiedensten Krankheiten ist es die Auf-
EinMuß der
Fäulnis auf
die Viskosität
dos Blutes.
hebung des respiratorischen Gaswechsels, welche die Lebensäuße¬
rungen beschließt. — Der Einfluß der Fäulnis auf die Viskosität
des Blutes ist von Ferrai studiert worden. Er fand, daß die
enorme Steigerung, welche defibriniertes Blut in seiner Viskosität zeigt,
wenn es 7 8 Stunden bei 37° C. gehalten wird, im Beginn der
Fäulnis nicht beeinflußt wird. Erst mit der kolliquativen Fäulnis
tritt ein rapider Abfall der Viskositätskurve ein, dem eine Zu¬
nahme des osmotischen Drucks und der elektrischen Leitfähigkeit
parallel geht.
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
545
Neben einigen anderen Fragen forensischer Natur, welche Vergiftungen
z. B. das Geruchloswerden des Leuchtgases nach Durchwanderung Leucht e as >
von Erdschichten und die anatomischen Unterschiede zwischen
Kohlendunst- und Leuchtgasvergiftung betreffen, erörtert Wandel
besonders die Feststellung der Priorität des Todes bei Vergiftung
mehrerer Personen durch Leuchtgas und macht dabei auf das Auf¬
hören der Verdauung im Augenblick der Wirkung des Kohlenoxyds,
auf Fehlen oder Vorhandensein der Totenstarre, auf den Gehalt
des Blutes an Kohlenoxyd und anderes aufmerksam. Bei der Mannig¬
faltigkeit der in Betracht kommenden Faktoren lassen sich indessen
bestimmte Regeln nicht aufstellen, das Urteil des Gutachters wird
sich vielmehr auf die von Fall zu Fall gemachten Beobachtungen
gründen müssen. — Mayer und Strusberg beschäftigen sich
mit den Folgen der Kohlenoxydvergiftung. Dieser sah eine orga- Kohlenoxyd,
nische Erkrankung des Zentralnervensystems, die wahrscheinlich
in einer Bildung multipler enzephalitischer und enzephalomalazischer
Herde in Gehirn und Rückenmark bestand, in einem anderen Falle
nach einmaliger Einwirkung des Giftes auch Störungen im Bereich
des Herznervensystems, jener eine Neuritis ascendens und Myositis
nach Leuchtgasvergiftung entstehen. Aehnliche Erfahrungen sind
auch von anderer Seite gemacht worden. — Fälle von später Chloro- Chloroform,
formvergiftung werden von Thorp, Bride, Wilson und Hunter
mitgeteilt. Iu allen traten die Vergiftungserscheinungen erst einige
Tage nach der Narkose unter dem Bilde der Säureintoxikation oder
der akuten gelben Leberatrophie auf, die Hunter auf Störung der
Leberfunktion infolge Veränderung des Fettmetabolismus zurück¬
führt, wodurch die Leber verhindert werde, eine antitoxische Wir¬
kung auszuüben. Hunter hält es deshalb für falsch, die Leber
vor der Narkose durch Nahrungsentziehung weiter zu schwächen,
empfiehlt vielmehr, 2—3 Stunden vorher eine leicht verdauliche,
viel Kohlehydrate enthaltende Kost zu verabreichen. — Alkoholver- Alkohol,
giftungen bei Kindern sind in Deutschland glücklicherweise selten.
In Rußland scheint das nach den Mitteilungen Olschanetzkis nicht
der Fall zu sein. Dieser erzählt, daß man dort unter 10—15jährigen
Burschen echte Trinker finden könne und berichtet von einem 3jährigen
Knaben, der nach Genuß von 1 '> Glas Schnaps eine schwer Alkohol¬
vergiftung erlitt und nur durch Kochsalzinfusionen am Leben er¬
halten wurde. — Daß Lysol zu den Modegiften gehört, weiß man Lysol,
schon seit längerer Zeit. Zahlenmäßig kommt dies in einer Statistik
zum Ausdruck, die R. Friedländer gelegentlich einer zusammen¬
fassenden Besprechung der Lysolvergiftung für Berlin gibt. In
Jahrbuch der praktischen Medizin. rjoi*, 35
546
Ziemke.
Vergiftungen:
Lysol,
Sublimat,
Essigessenz,
Berliner Krankenhäusern wurden im Jahre 1904 64 Lysolvergif¬
tungen, im Jahre 1905 119 Lysolvergiftungen behandelt. Rechnet
man die nicht in Krankenhäusern behandelten Fälle hinzu, so wird
man die Zahl der jährlichen Lysolvergiftungen für Berlin mit 200
wohl kaum zu hoch berechnen. Dies ist ein neuer Beweis dafür,
wie notwendig das Verbot des freihändigen Verkaufs des Lysols
war. Es steht zu erwarten, daß mit diesem Verbot auch die Zahl
der Lysolselbstmorde erheblich zurückgehen wird. Mehrere von
Feldmann beobachtete Lysolvergiftungen sind erwähnenswert,
weil ihr Ablauf durch vorherigen Genuß reichlicher Alkoholmengen
wesentlich gemildert wurde. — R. V. Müller veröffentlicht 2 Fälle
von Sublimatvergiftung, die in forensischer Beziehung manches
Interessante bieten. Ungewöhnlich ist in beiden der Ort der Einver¬
leibung des Giftes: in einem Fall der After, im anderen die Vagina.
Zwar nicht ungewöhnlich, aber bezeichnend genug ist ferner, daß
die Vergiftung von einem Naturheilkundigen, bezw. von einer
Abtreiberin verursacht wurde. Der Kurpfuscher hatte bei einem
8jährigen Kinde einen Darmeinlauf mit einer Sublimatlösung vor¬
genommen , die Abtreiberin Vaginalirrigationen zum Zwecke der
Abtreibung appliziert. In beiden Fällen war nach wenigen Stunden
der Tod eingetreten. Müller weist darauf hin, daß die stärksten
pathologisch-anatomischen Veränderungen im unteren Teile des Dick¬
darms bezw. in der Scheide gefunden wurden, während Mund und
Magen frei von jeglicher Veränderung waren. Es war also möglich,
aus der Obduktion mit Sicherheit den Applikationsort des Giftes
festzustellen. Dagegen gelingt es nicht, weder aus dem Obduktions¬
befund, noch aus dem chemischen Nachweis des Quecksilbers in
den Organen, zu entscheiden, welche Quecksilberverbindung zur
Vergiftung benutzt wurde. Ueber 2 tödliche Fälle von Sublimat¬
vergiftung berichtet auch Sokolow, von denen einer durch ver¬
sehentlich erfolgtes Verschlucken eines Sublimatkristalles verursacht
war, wodurch an einigen Stellen der Magenschleimhaut, namentlich
in der Pylorusgegend eine scharf begrenzte Nekrose entstanden
war. — Vergiftungen durch Essigessenz, die namentlich in ärmeren
Bevölkerungskreisen als Ersatz für Essig und Weinessig benutzt
wird, sind in neuerer Zeit wiederholt vorgekommen. Von 8 Fällen,
welche Bleibtreu beobachtete, war einer so schwer, daß er tödlich
verlief. Es wäre daher wohl angebracht, durch energische gesetz¬
liche Maßregeln das Verschwinden dieses gefährlichen Giftes vom
Nahrungsmittelmarkt herbeizuführen. — Von 2 Selbstmordfällen durch
Kali chloricum, welche Weichselbaum beobachtete, zeigte einer
Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 547
neben der regelmäßigen Methämoglobinbildung einen ungewöhnlichen
anatomischen Befund, im Herzen und in allen größeren Gefäßen
kompakte, thrombenähnliche Gerinnsel und mikroskopisch in allen
Organen strotzend gefüllte Venen und Kapillaren. Durch diese
Zeichen einer schweren Zirkulationsstörung sucht Weichselbaum
den höchst auffallenden Befund eines Bisses in der Kapsel und
oberflächlichen Schicht der Milz bei starker Schwellung des Organs
zu erklären. Uns will diese Erklärung etwas weit hergeholt er¬
scheinen. Kompakte Gerinnsel findet man bei der Kali chloricum-
Vergiftung unseres Wissens häufig, sie aber als Ursache einer trauma¬
tischen Milzruptur anzusprechen, erscheint doch etwas gewagt. Eher
ließe sich die Milzruptur wohl durch Verletzung während der Er¬
stickungskrämpfe erklären. — Bei 2 Vergiftungen mit Anilinöl sah
Krause eine eigentümliche Blaufärbung von Haut und Schleim¬
häuten, die nicht durch Zyanose hervorgerufen wurde, sondern
wahrscheinlich auf Methämoglobinbildung im Blute beruhte. Auch
im Tierversuch konnte keine solche nachgewiesen werden. —
Kalmus berichtet über die Vergiftung einer dreigliedrigen Familie,
welche von einem unter dem Namen Hirschzungenkraut — Fol.
Scopolendrii — gekauften Tee getrunken hatte. Die Untersuchung
.des Tees ergab, daß er zerkleinerte Belladonnablättchen enthielt.
Bei dem Drogisten, welcher den Tee verkauft hatte, fand sich in
dem mit Fol. Scopolendrii signierten Schubfach eine beträchtliche
Menge Fol. Belladonna. — Zum Nachweis des Veronals aus Leichen
für die Zwecke des Gerichts ist nach Untersuchungen von Panzer
das Stas-Ottosche Verfahren geeignet und aus dem Grunde zu
empfehlen, weil es, wenn Anhaltspunkte für ein bestimmtes Gift
fehlen, ohnehin zum Nachweis etwa vorhandener Pflanzenalkaloide
angestellt werden müßte, und weil es dann auf Veronal führt. Denn
bei der Fähigkeit des Veronals, leicht zu kristallisieren, sind im
Verdunstungsrückstand des Aethers von der ersten Ausschüttelung
auch Kristalle auffindbar, wenn nennenswerte Mengen von Veronal
vorhanden sind. So gelang es noch mit Sicherheit auf 500 g Leichen¬
teile 0,05 g Veronal nachzuweisen, was für einen 70 kg schweren
Menschen einer Menge von 7 g entsprechen würde, eine Dosis, die,
wenn sie überhaupt tödlich wirkt, an der unteren Grenze der Dosis
letalis steht. Der Harn enthält das Veronal in konzentrierter Form,
er bildet daher bei derartigen Untersuchungen ein wertvolles Unter¬
suchungsmaterial, das getrennt von den übrigen Leichenteilen zu
verarbeiten ist. Gegen die Fäulnis ist das Veronal wenig wider¬
standsfähig. Schon nach 1 Monat war es in Leichenteilen nicht
Kali
chloricura,
Anilinöl,
Belladonna,
Veronal,
548
Ziemke.
Vergiftungen:
Eukalyptusöl,
Kockels-
körner,
Fleisch¬
vergiftung.
Sexuelles
und
Geburtshilfe:
Künstliche
Befruchtung
und eheliche
Abstammung.
Einführung
von Fremd¬
körpern in
den Mast¬
darm.
mehr nachweisbar. — Vergiftungen mit Eukalyptusöl, das in markt¬
schreierischer Reklame als Allheilmittel angepriesen wird, sind nun
schon wiederholt beobachtet worden. Schröder sah bei einem
l’/tjährigen Knaben nach Genuß von 30 g Vergiftungserscheinungen,
welche zunächst in heiteren Delirien, dann in einem soporartigen
Zustand bestanden. Nach wenigen Stunden war Erholung einge¬
treten. — Von einer Vergiftung durch Kockeiskörner — Fructus
Cocculi —, einem früher in der Medizin zu Salben, Streupulvern
und Abkochungen gebrauchten Mittel, berichtet Homa. Ein Ehe¬
paar, dem die Kockeiskörner als bewährtes Abführmittel empfohlen
worden waren, hatte davon eingenommen. Die erhoffte Wirkung
trat zwar ein, führte aber bei der schwächeren Frau zu vorüber¬
gehenden Vergiftungserscheinungen, die durch das in den Körnern
enthaltene Pikrotoxin verursacht wurden. — Die Fleisch Vergiftung
hat durch Lochte eine eingehende Bearbeitung erfahren, die sich
hauptsächlich mit ihrer amtsärztlichen Beurteilung beschäftigt.
Gegen das im vorigen Jahresbericht erwähnte Urteil eines
deutschen Gerichts, welches die Behauptung der Ehefrau, sie habe
sich mit dem Samen des Ehemanns ohne dessen Wissen selbst be¬
fruchtet, als möglich hinstellte und ein während der Ehe geborenes
Kind darum für ehelich erklärte, wendet sich nun auch der Jurist.
Olshausen, indem er auBführt, daß nach dem geltenden deutschen
Recht eine Beweiserhebung über angeblich künstlich erfolgte Be¬
fruchtung gar nicht in Frage kommt, da für die Ehelichkeit eines
Kindes auch erforderlich sei, daß es durch eine „Beiwohnung“ des
Mannes erzeugt wurde. Zutreffend bemerkt J. Schwalbe hierzu, daß
es für die Zugehörigkeit eines Kindes zu einem Menschenpaar vom
naturwissenschaftlichen Standpunkt aus ganz gleichgültig sei, auf
welche Weise die Vereinigung von Ovulum und Sperma ermöglicht sei;
immer seien Frau und Mann, aus deren Produkten das Kind erzeugt
sei, als Eltern des Kindes anzusehen. Vom praktischen Standpunkt wird
man das Urteil gleichwohl für anfechtbar halten müssen. Denn selbst
wenn man das berücksichtigt, was der erfahrene Spezialist Rohleder
über dieses Thema schreibt, sind die Aussichten, auch nach den Be¬
merkungen von Schwalbe, für die künstliche Befruchtung von be¬
sonders günstigen Voraussetzungen abhängig und ihre Erfolge selbst
bei Beachtung dieser Voraussetzungen so gering, daß man sie in der
Praxis ignorieren kann. — Ueber die Einführung voluminöser
Fremdkörper in den Mastdarm aus zweifellos pervers-sexuellen
Motiven berichtet Wachholz. Der Fremdkörper bestand im einen Fall
aus einem 20 cm langen, 5 cm breiten konisch zugespitzten Holz-
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
549
pflock, im anderen Falle war ein 29 cm langer, 6 cm breiter knüttel¬
artiger Pflock 10 cm tief in den Mastdarm eingekeilt worden. Ver¬
letzungen wurden weder außen am After, noch innen wahrgenommen.
Es handelte sich in beiden Fällen um einfache junge Landleute,
die sicher nicht auf dem Wege der sexuellen Ueberreizung und
Ausschweifung auf den Gedanken einer derartigen Geschlechts¬
befriedigung gekommen waren. — Eine Maturitas praecox beob¬
achtete Kamenski bei einem 6jährigen Mädchen. Es zeigte ent¬
wickelte Brüste, behaarten Mons veneris und große, vollständig
entwickelte Schamlippen. Die Oeffnung im Hymen war für den
Zeigefinger durchgängig. Die Neigungen des Kindes entsprachen
seinem Alter, nur fiel seine tiefe Stimme auf. — Bischoff be¬
schäftigt sich in einer ausführlichen Publikation mit dem Geistes¬
zustand der Schwangeren und Gebärenden. Er kommt zudem
nicht überraschenden Ergebnis, daß die Gravidität ebenso wie die
Entbindung als solche, wenn nicht eine besondere Disposition be¬
steht, nicht zu Geisteskrankheit führt, und ist der Meinung, daß
auch die Affekte heimlich Gebärender durch den Geburtsvorgang
nicht zu pathologischer Höhe gesteigert werden. Die Erfahrung
lehrt aber, wie bekannt, daß schon bei Schwangeren, welche unter
günstigen äußeren Bedingungen gebären, die Besonnenheit durch
den Geburtsvorgang vielfach erheblich getrübt wird, mit um so
größerem Recht wird man den heimlich Gebärenden, die unter viel
ungünstigeren Verhältnissen ihr Kind zur Welt bringen, eine ab¬
norme Geistesverfassung einräumen dürfen, wie dies ja auch in der
milderen Fassung des Kindsmordparagraphen geschehen ist. Daß
sich dieser abnorme Geisteszustand bis zu einer die freie Willens¬
bestimmung ausschließenden Höhe steigern kann, wenn eine Frau
bei der Geburt von einem eklamptischen Anfall überrascht wird
und daher von Dingen nichts anzugeben weiß, die unmittelbar vor¬
hergingen, daß das Kind im Anfalle ohne Zutun der Mutter be¬
schädigt oder von ihr in einem präeklamptischen Dämmerzustand
getötet werden kann, wird man als Sachverständiger erst recht zu¬
geben müssen, wie Schröder das in’einem von ihm begutachteten
Falle auch getan hat, wo das Kind außer einer abgerissenen Nabel¬
schnur erhebliche Blutergüsse und Schädelfrakturen aufwies. Geistes¬
krankheiten bei Schwangeren geben an sich noch nicht die
Berechtigung zur Einleitung eines künstlichen Abortes. Wohlaber
ist dies der Fall, wenn durch die Entleerung des Uterus eine Heilung
oder Besserung der Psychose erhofft werden kann, wenn die Psychose
psychogenen Ursprungs ist, z. B. bei psychogenen Angstzuständen.
Maturitas
praecox
bei einem
5jährigen
Mädchen.
Geistes¬
zustand der
Schwangeren
und
Gebärenden.
Eklampsie.
Einleitung
des Aborts bei
psychischer
Krankheit.
550
Ziemke.
Einleitung
des Aborts bei
psychischer
Krankheit.
Frucht¬
abtreibungen.
Frauenheil¬
kunde und
{Strafrecht.
Fünf Fälle, bei denen Friedmann aus diesem Grunde den Abort
künstlich hervorrief, gelangten sämtlich sofort zur Heilung. Nach
Fritschs Erfahrungen beschränkt sich die Berechtigung zur Ein¬
leitung des künstlichen Abortes wesentlich auf die Fälle von un¬
stillbarem Erbrechen und Tuberkulose. Die Frage, wann bei einer
Geisteskrankheit die Einleitung des künstlichen Abortes in Be¬
tracht kommt, läßt er unentschieden. Ueberraschend ist, daß diese
Frage an einen so erfahrenen Geburtshelfer wie Fritsch überhaupt
noch nicht herangetreten ist. — Lochte macht über eine Reihe
von interessanten Fruchtabtreibungs versuchen mit tödlichem
Ausgang Mitteilung. Sie lehren, daß die üblen Folgen der Provokation
außerordentlich verschieden sind und der anatomische Befund große
Mannigfaltigkeit aufweisen kann. Die Beobachtung Blumreichs,
der nach einem spontanen Abort eine Zervixverletzung sah, lehrt,
wie vorsichtig man bei der Beurteilung und Deutung solcher Ver¬
letzungen als Folgen krimineller Eingriffe sein muß. Interessant
ist Glasers Mitteilung von einer tödlich verlaufenen Fruchtabtrei¬
bung durch die Taxus baccata, die ja in der Volksmedizin den Bui
eines wirsamen Abtreibungsmittels genießt, in den Lehrbüchern aber
gewöhnlich als unwirksam bezeichnet wird. 5 Monate nach der
Obduktion wurde in dem Inhalt des in 96°/oigem Alkohol konser¬
vierten Magens das sehr giftige Taxusalkaloid Taxin nachgewiesen
— v. Calcer steht, wie die Mehrzahl der Juristen, auf dem Stand¬
punkt, daß der Arzt auch in der Frauenheilkunde bei chirurgischen
Eingriffen grundsätzlich der Einwilligung des Patienten bedarf,
falls nicht unmittelbare Lebensgefahr vorliegt. Zur Feststellung des
Bedürfnisses der Einwilligung schlägt er folgenden Zusatz vor: „Nicht
strafbar ist die zu ärztlichen Zwecken erfolgende Handlung, voraus¬
gesetzt, daß sie mit Einwilligung des Patienten oder seines Vertreters
geschehen ist oder daß sie zur Rettung aus einer unmittelbaren
Lebensgefahr erforderlich war.“ In den Bestimmungen über Ab¬
treibung und schwere Körperverletzung soll die Nichtstrafbarkeit
der Fruchttötung bezw. der Vernichtung der Empfängnisfähigkeit
besonders erwähnt werden, wenn sie erforderlich war zur Rettung
der Mutter aus Lebensgefahr oder aus der Gefahr einer unverhält¬
nismäßig schweren Gesundheitsbeschädigung, bezw. wenn die Ver¬
nichtung der Empfängnisfähigkeit an einer verheirateten Frau vor¬
genommen wurde und der Eingriff erforderlich war, um die aus
der Schwangerschaft voraussichtlich entstehende Lebensgefahr oder
die Gefahr einer verhältnismäßig schweren Gesund hei tsschädiguog
zu beseitigen. Nach dem, was über die Reform des Strafgesetz-
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
551
buches bekannt geworden ist, dürften die unserer Gesetzgebung
in diesen Fragen anhaftenden Mängel wohl kaum beseitigt werden.
— Die Röntgenographie gehört heutzutage zu denjenigen diagnosti¬
schen Methoden, deren sich der Arzt unter gewissen Umständen
bedienen muß. Unterläßt er dies, und entstehen hieraus üble Folgen
für den Kranken, so macht er sich für diese nach dem Bürger¬
lichen Gesetzbuch haftpflichtig. Karewski erläutert dies an einer
Reihe lehrreicher Beispiele. Jedenfalls aber ist der Arzt nicht ver¬
pflichtet, die Röntgenuntersuchung selbst vorzunehmen; er genügt
seiner Pflicht, wenn er den Kranken auf ihre Notwendigkeit und
auf die Folgen der Unterlassung aufmerksam macht.
Gegen die therapeutische Anwendung der physikalischen Heilmethoden
in direkter, wie indirekter Form durch Nichtärzte nehmen Brieger und
Frankenhäuser in einem Gutachten entschieden Stellung, indem sie
speziell auf die Gefährlichkeit der Röntgenstrahlen hinweisen, die bei
falcher Anwendung zu den schwersten Giften gehören und lebensgefähr¬
lichen oder unheilbaren Schaden anrichten können. Laqueurs Forderung,
daß die Aerzte sich mehr mit den physikalischen Heilmethoden, welche
die Kurpfuscher als ihre Domäne ansehen, vertraut machen sollen, um den
Pfuschern den Boden zu entziehen, entbehrt nicht einer gewissen Berechtigung.
— Der neue Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Kurpfuscherei
und des Geheimmittelwesens wird in ausgezeichneterWeise von Stier-
Somlo und von J. Schwalbe besprochen. In Schwalb es Kritik tritt
die Anschauung hervor, daß manche Bestimmungen des Entwurfs nicht
weit genug gehen. Sein Standpunkt, nun man einmal bei der Gesetz¬
gebung ist, gleich ganze Arbeit zu machen, scheint auch uns der richtige
zu sein. — Beachtenswert ist auch ein Vorschlag Eisenstadts, eine Ge¬
sellschaft zur internationalen Bekämpfung des Kurpfuschertums ins Leben
zu rufen. — Sehr häufig bedienen sich die Pfuscher des sogen. Heil¬
magnetismus als Behandlungsmethode und berufen sich dabei auf Gut¬
achten ärztlicher Autoritäten, die in voreiliger Weise die Existenz eines
tierischen Magnetismus bescheinigt haben. Moll empfiehlt dem Sach¬
verständigen, auch die absurdeste Behauptung der Pfuscher unter exakten
Versuchsbedingungen zu prüfen. So ist es ihm stets gelungen, ihre Be¬
hauptungen vor Gericht widerlegen oder natürlich erklären zu können.
Mit der Widerlegung eines Nuß bäum sehen Gutachtens, das besonders gern
von Magnetiseuren für ihre Zwecke ausgebeutet wird, beschäftigt sich
Geyer, der nachweist, daß die dort vertretenen Anschauungen heute nicht
mehr haltbar sind. A. Eulenburg erklärte in einem Gutachten die
inagnetopathische Behandlung, welche eine schwer nervenkranke Frau er¬
fahren hatte, in Bezug auf den Heilzweck völlig wertlos, entschloß sich
aber nicht, das Verfahren des Magnetopathen als auf Täuschung berechnet
hinzustellen, da dieser in naiver Gutgläubigkeit gehandelt haben konnte.
Haftpflicht
des Arztes bei
Unterlassung
einer Röntgen¬
untersuchung.
Kur¬
pfuscherei.
Heil¬
magnet i sin us.
552
Ziemke.
Wünsche zur
Strafrechts¬
reform.
Der persönliche Eindruck, den man aas derartigen Verhandlungen mit
nach Hanse nimmt, spricht allerdings gewöhnlich nicht für diese Gut¬
gläubigkeit.
Gerichtliche An der Spitze dieses Abschnittes sei auf zwei Werke über ge-
Psychiatne: r i c htliche Psychiatrie hingewiesen, das ausgezeichnete Handbuch
von Hoche, dessen zweite, hauptsächlich im zivilrechtlichen Teil
neu bearbeitete Auflage vorliegt, und das Cramersche in vierter
Auflage erschienene Lehrbuch, welches vielfach umgearbeitet und ver¬
mehrt auch die Klinik der Grenzzustände berücksichtigt. — Cr am er
Psychiatrische hat auch nochmals die psychiatrischen Wünsche zur Straf-
's traf rechtst rec htsreform zusammenfassend besprochen. Er fordert u. a. mit
reform. Recht, wie jeder Sachverständige, der häufiger vor Gericht ist, zu¬
geben wird, daß auch der Jurist sich die zum Verständnis der
psychiatrischen Ausführungen notwendige Vorbildung aneignen möge.
Ebenso wichtig ist die stenographische Aufnahme wichtiger Aus¬
sagen von Zeugen und Angeschuldigten, die nicht nur dem Sinne
nach, sondern wörtlich wiedergegeben werden sollen. Eine gebüh¬
rende Berücksichtigung müssen ferner in der kommenden Straf¬
gesetzgebung die Grenzzustände finden. An Stelle der geminderten
Zurechnungsfähigkeit muß aber der Begriff der geistigen Minder¬
wertigkeit treten, welche der Arzt bei Kenntnis der Grenzzustände
in der Lage ist nachzuweisen. Die Zahl der geistig Minderwertigen
schätzt Cramer bei günstigem Milieu nicht so hoch, wie häufig
angenommen wird. Bei ihrer strafrechtlichen Behandlung soll nicht
nur die Art des begangenen Verbrechens, sondern auch der Zustand
des .geistig Minderwertigen Berücksichtigung finden. Wenn der
Sachverständige sich in seinem Gutachten nicht nur im allgemeinen
darüber äußert, ob Krankheit vorliegt, sondern auch über den Grad
der Krankheit und ihren Einfluß auf das Tun und Lassen des An¬
geklagten, so wird er den Richter ausreichend orientieren, ohne daß
er nötig hat, auf den metaphysischen Begriff der freien Willens¬
bestimmung näher einzugehen. Auch die strafrechtliche Behand-
Behandiung lung der Jugendlichen, die ausführlich ebenfalls von Neter be¬
dungen'* handelt wird, und die Begutachtung der Berauschten und Trunksüchtigen
Jugend. wird von Cramer gestreift. Wer sich über die Forderungen, welche
die gerichtliche Psychiatrie an die kommende Strafrechtsreform,
stellen muß, orientieren will, wird hierzu die Cr amorschen Ausfüh-
strafrecht- rungen in vorzüglicher Weise benutzen können. — Ueber strafrecht¬
liche Reform- liehe Reformbestrebungen verbreitet sich auchLongard, dem
bestrebungen _ . . .
im Lichte man nur beipflichten kann, wenn er einer staatlich organisierten
der Fürsorge. Fürsorge in weitestem Umfang das Wort redet. Den Einwand der
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
553
großen Kosten, welche dies erfordern würde, weist er zutreffend mit
dem Hinweis zurück, daß durch eine geeignete Fürsorge insofern
eher eine Ersparnis eintreteu wird, als die Schädigungen an der
Allgemeinheit verringert und die vielen nutzlosen Strafprozeduren
eine Verminderung erfahren würden. — Die Lösung der Frage, wie
die Gesellschaft vor gemeingefährlichen Geisteskranken am
zweckmäßigsten geschützt wird, ist dringend. Häuft sich doch an¬
scheinend die Zahl der Entweichungen verbrecherischer und gemein¬
gefährlicher Geisteskranker aus den Irrenanstalten gerade in der
letzten Zeit. Mönkemöller plädiert für psychiatrische Adnexe an
Strafanstalten mit nicht auf 6 Monate beschränkter Aufnahmefrist,
in denen die Kranken zweckmäßig verteilt und beschäftigt werden
können. Für die geistig Minderwertigen fordert er besondere An¬
stalten, wo sie in nutzbringender Arbeit ein ruhiges, die Allgemein¬
heit nicht bedrohendes Leben führen können, ein Vorschlag, der ja
schon wiederholt gemacht worden ist und der auch unseres Erachtens
die Frage der Unterbringung der Minderwertigen am besten löst. —
Bumke bespricht landläufige Irrtümer in der Beurteilung
von Geisteskranken in einer lesenswerten kleinen Schrift und
sucht darin die Fehlerquellen aufzudecken für all die zahlreichen Mi߬
verständnisse und Vorurteile, unter denen Irrenärzte, wie die Geistes¬
kranken zu leiden haben. Namentlich das Kapitel über die Beur¬
teilung Geisteskranker vor Gericht bietet dem Sachverständigen
manches Beherzigenswerte. — Der Gedanke stottern zu müssen
wirkt beim Stotterer wie eine ausgebildete Wahnidee, welche den
normalen Ablauf der willkürlichen sprachrichtigen Bewegungsvor¬
gänge des Sprechapparates stört und, eben weil solch ein Mench nicht
als Stotterer erscheinen will, ihn dazu veranlaßt, gerade in einer beson¬
deren Situation, z. B. bei einer Zeugenvernehmung, an sein sprach¬
liches Unvermögen zu denken. Hierdurch wird leicht eine redaktionelle
Aenderung der Aussage angebahnt, die zu kleineren und größeren
Verschiebungen der Wahrheit führt und als bewußte Unwahrheit
angesehen werden kann. Hoepfner fordert, daß diesem Verhalten
des Stotterers vor Gericht Rechnung getragen wird und das ist
gewiß auch richtig und billig. Wenn er aber meint, daß bei jedem
Stotterer, der seine Aussage vor Gericht stotternd macht, die freie
Willensbestimmung im Sinne des § 51 ausgeschlossen ist, so trifft
dies sicherlich nicht zu. Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung
wird dabei allerdings dem ruhigen und geschickten Verhalten des
vernehmenden Richters zukommen. — Die forensische Begutach¬
tung geistig schwacher Individuen stützt sich in der Hauptsache auf
Unter¬
bringung
gemein¬
gefährlicher
verbrecheri¬
scher Geistes¬
kranker.
Landläufige
Irrtümer in der
Beurteilung
von Geistes¬
kranken.
Der § 51 und
das Stottern.
554
Ziemke.
Geistiges
Inventar und
Zurechnungs«
fähigkeit.
Psychologie
der Aussage
Psychologie
anonymer
Briefschreiber.
Aberglaube
als Mordmotiv
die Beurteilung des geistigen Inventars, für dessen Aufnahme
nicht nur eine oberflächliche Prüfung der Schulkenntnisse, sondern
eine wiederholte Prüfung jedes seiner einzelnen Teile nötig ist. Auch
die bekannten Frageschemata geben meistens kein richtiges Bild
von dem vorhandenen geistigen Kapital und genügen nur für die
Erkennung eines schon ziemlich hochgradigen Schwachsinns. Nach
Berze liegt Unzurechnungsfähigkeit dann vor, wenn das geistige In¬
ventar eines Individuums sich dadurch insuffizient erweist, daß ihm
die moralischen Begriffe abgehen, welche die Triebhandlungen modi¬
fizieren, oder dadurch, daß diese Begriffe nicht die erforderliche
Auslösbarkeit und Wertigkeit erlangt haben. Ob das vorhandene
geistige Kapital für die Geschäftsfähigkeit genügt, läßt sich außer
durch eine allgemeine Intelligenzprüfung noch durch die Prüfung der
Quantität und Verfügbarkeit desjenigen geistigen Besitzes feststellen,
der sich auf die bürgerlichen Verkehrsbeziehungen erstreckt. — Die
Experimente der modernen Aussageforschung haben das Gute
gezeigt, daß sie die Aufmerksamkeit auf die Aussagefehler, die teils
das Gedächtnis, noch häufiger die Wahrnehmung betreffen, gelenkt
haben. Moll zeigt uns in übersichtlicher Kritik, wie verhältnis¬
mäßig dürftig die erzielten positiven Ergebnisse sind, und warnt mit
Recht vor einer Ueberschätzung des Experiments in der gericht¬
lichen Praxis. Aehnlich ablehnend verhält sich Lochte, der weder
die Bestellung von Gerichtspsychologen, noch die Forderung gut¬
heißt, durch methodisch-pädagogischen Unterricht in der Schule die
Aussagefähigkeit zu üben. Auch der Jurist Högel ist ein ent¬
schiedener Gegner der praktischen Verwertung der Aussage¬
forschung z. B. zur Ueberführung eines Angeklagten durch die sogen.
Tatbestandsdiagnostik, die, wie er treffend sagt, geradezu darauf
hinauslaufe, durch geistige Ermüdung des Beschuldigten und durch
Einkreisung mit Reizworten, die sich um wesentliche Tatumstände
drehen, ihn einzufangen. — Mit der Psychologie der anonymen
Briefschreiber beschäftigt sich Feigenwinter, ebenfalls ein
Jurist, in einem recht interessanten Aufsatz, in dem er u. a. darauf
hinweist, daß durchaus nicht immer unedle Motive wirksam zu sein
brauchen. Fälle von gehäufter anonymer Korrespondenz hält er
bestimmt für pathologisch — der Verdacht, daß sie es sind, be¬
steht ja zweifellos zunächst immer — und will die Täter als vermin¬
dert zurechnungsfähig angesehen wissen. — Daß der Aberglaube
auch in Ländern mit höherer Kultur einen Menschen zum Mörder
machen kann, lehrt ein von Hellwig mitgeteilter Fall, in dem ein
20jähriger Schlosser, der an der Haltestelle einer Straßenbahn
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
555
wartete, sich durch den „bösen Blick“ einer vorübergehenden alten
Frau für behext hielt und wütend mit dem Dolch auf sie losstach. Der
Täter wurde übrigens für unzurechnungsfähig erklärt; es liegt da¬
her die Möglichkeit vor, daß er auf Grund von Wahnvorstellungen
handelte. — Der Familienmord ist zusammenfassend von Naecke
und Fr. Straßmann bearbeitet worden. Naecke bringt eine ganze
Reihe statistischer Angaben, welche sich alle nur auf wirklich
Geisteskranke beziehen, die durchaus nicht immer absichtlich, oft
nur durch Zufall, Fahrlässigkeit oder in Notwehr ihre Angehörigen
töteten. Auch in den von Straßmann eingehend analysierten
zwölf eigenen Beobachtungen lag ein ganz normaler Geisteszustand
nirgends vor. Zumeist hatten die Verhältnisse, die schließlich zur
eigenen, wie zur Tötung der Familienmitglieder führten, schon vor¬
her das Nervensystem zerrüttet und nachweisbare neurasthenische
oder hysterische Erscheinungen hervorgerufen. — In einem von M o-
ravcsik mitgeteilten Fall, wo ein Paranoiker den Untersuchungs¬
richter tödlich verletzte und zwei Anstaltsärzten leichtere Wunden
beibrachte, war das Motiv zur Tat insofern auffallend, als es nicht,
wie das bei Paranoikern oft der Fall ist, der Rachsucht für ver¬
meintliche Verfolgungen entsprang, sondern die Tat lediglich als
Mittel benutzt werden sollte, vor Gericht und der Oeffentlichkeit die
gegen den Kranken begangenen Ungerechtigkeiten, Verfolgungen
und Rechtsverletzungen an den Tag zu bringen. Ganz so selten,
wie Moravcsik meint, ist dieses Motiv bei Paranoikern wohl nicht;
es gibt gerade zu den gefährlichsten Angriffen den Anlaß. — Wie
gefährlich auch Katatoniker für ihre Umgebung werden können,
wenn sie an periodischen Erregungszuständen leiden, zeigt eine Beob¬
achtung von Wachsmuth. Ein seit vielen Jahren an katatonischem
Schwachsinn leidender Hausierer tötete eines Abends in einem Zu¬
stand halluzinatorischer Verrücktheit zwei seiner Kinder, verletzte
einen Sohn und seine Ehefrau durch Stiche und suchte schließlich
sich selbst zu töten. Der Kranke war schon tagelang vor der Tat
durch sein erregtes, eigentümliches Benehmen aufgefallen. Wäre
früher für seine Unterbringung gesorgt worden, hätte die Tat wohl
noch verhindert werden können. Der Fall illustriert auch, wie
wichtig die Kenntnis der verschiedenen Formen der Frühverblödung
für den Sachverständigen ist, auf deren forensische Bedeutung kürz¬
lich Delbrück in einem sehr beachtenswerten Vortrag aufmerksam
gemacht hat. Als besonders charakteristisch hebt er die Zerfahren¬
heit der Gedanken und den Verlust der inneren Einheitlichkeit bei
diesen Kranken hervor, Erscheinungen, deren Würdigung forensisch
Familienmord.
Wiederholtes
Verbrechen
eines
Paranoikers
gegen
Menschen¬
leben.
Doppelmord,
Mord- und
Selbstmord¬
versuch bei
einem
Katatoniker.
Forensische
Bedeutung
der Dementia
praecox.
556
Ziemke.
um so schwieriger ist, als sie neben normaler Merkfähigkeit [und
Orientierung, sowie neben unbeschädigtem Gedächtnis Vorkommen.
Zwangs- — Ra ecke berichtet über zwei sehr interessante Fälle von echten
^enTstraf F Zwangsvorstellungen, welche zu Konflikten mit dem Strafgesetz
richter. führten. Interessant waren bei dem einen Falle, der einen Beamten
mit ezhibitionistischen Neigungen betraf, die engen Beziehungen der
Stärke des Zwangstriebes zum körperlichen Befinden. Mit der
Steigerung der durch eine Phthise hervorgerufenen körperlichen Be¬
schwerden verschlimmerten sich auch die ezhibitionistischen An¬
triebe. Trotz aller erdenklichen Vorsichtsmaßregeln, Vermeidung
einsamer Straßen, Zunähen des Hosenschlitzes, Tragen einer schrift¬
lichen Warnung in der Tasche, Anfertigung einer nur von hinten zu
öffnenden Hose, war der Kranke nicht im stände, seiner Neigung
erfolgreich zu widerstehen. Der andere der mitgeteilten Fälle ist
dadurch beachtenswert, daß sich in der Gravidität nach Art der
Schwangerschaftsgelüste ein Stehltrieb entwickelte, der sich später
Trunkenheits- in einen Zwangsantrieb umwandelte. — Hoppe u. a. haben sich
delikte und dafür ausgesprochen, daß der Arzt bei jeder unter dem Einfluß von
Alkohol begangenen strafbaren Handlung als Sachverständiger gehört
werden solle. Heilbronn er ist nicht dieser Meinung und lehnt
auch die Beantwortung der Frage, ob eine „sinnlose“ Berauschung
Vorgelegen habe, wegen der Schwierigkeit die Grenzen zu finden,
vor Gericht ab. Er trifft unseres Erachtens auch mit seiner Ansicht
das richtige, daß eine ärztliche „Behandlung“ jedes Gewohnheits¬
trinkers, der ein Delikt begangen hat, nicht notwendig ist, sondern
daß diese sehr wohl im Gefängnis erfolgen kann, wenn der Trinker
nach der Entlassung aus dem Gefängnis nur einer obligatorischen
Morphinismus Fürsorge unterstellt wird. — Begeht ein chronischer Morphinist
uml Urkunden- un ter dem Einfluß unerträglicher Entziehungserscheinungen eine
fitischung. R eze ptfäls C hung, die als Urkundenfälschung bestraft wird, so kann
er auf Grund des § 51 St.G.B. nicht verantwortlich gemacht wer¬
den, da er in einem krankhaften Geisteszustand unter Ausschluß
des freien Willens handelte. IIberg teilt einen solchen Fall mit,
| wo eine Morphinistin das Datum auf den ihr ärztlich verschriebenen
' Greisenaiter in Morphiumrezepten geändert hatte. — Die Beteiligung der Greise an
forensischer d en Verbrechen ist entsprechend ihrer geringeren Anteilnahme am
Beziehung, öffentlichen Leben verhältnismäßig gering. Aschaffenburg be¬
rechnet, daß sie bei Greisen über 70 Jahren, auf die gleiche Zahl
der Strafmündigen überhaupt berechnet, nur 12,3 °,o beträgt. Eine
Reihe von Delikten fallen ganz aus; häufig sind Unzuchtsdelikte,
die meist von bereits mehr oder weniger senil dementen Greisen
AerzUiche Sachverständigentätigkeit.
557
verübt werden, was gewöhnlich vom Bichter verkannt wird und sich
durch sachverständige Untersuchung vermeiden läßt. Auch eine
seit kurzem in Italien bestehende Bestimmung wäre zu empfehlen,
wonach das Gesetz der bedingten Verurteilung bei Greisen über
70 Jahren bis auf 12 Monate ausgedehnt wird, während sonst diese
Bestimmungen bei erwachsenen Männern nur bei Strafen bis zu
6 Monaten Anwendung finden.
Zahlreiche Arbeiten beschäftigen sich mit der Strafrecht- Homo-
lichen Behandlung der Homosexuellen, hier seien nur die von ? e * ua \ ltät ,
Heimberger, Aschaffenburg, Loewenfeld, Weygandt
und Hammer erwähnt. Sie alle treten mehr oder weniger für die
Aufhebung des von Aschaffenburg und Heimberger als völlig
wirkungslos bezeichneten § 175 St.G.B. ein, unter der Bedingung,
daß das Schutzalter der männlichen Jugend bis zum 18. Jahr hinauf¬
gerückt wird. Heimberger fordert auch, daß die öffentliche Ver¬
breitung homosexueller Ideen strafrechtlich verfolgt werde. Aschaf¬
fenburg hält gegenüber der Hi rschfeidsehen Hypothese von
dem Angeborensein der Homosexualität daran fest, daß viele schon
angeblich in frühester Kindheit auftretende Zeichen von männlicher
Homosexualität Erziehungsprodukte sind, soweit nicht überhaupt
Erinnerungsfälschungen vorliegen. Sadger hat bei einem Homo¬
sexuellen, von der nicht genügend begründeten Annahme ausgehend,
daß alle Menschen bisexuell veranlagt seien und daher auch bei dem
Homosexuellen nie heterosexuelle Züge fehlen, den Versuch gemacht,
die Homosexualität durch Weckung dieser Züge auf psychoanalyti¬
schem Wege zu heilen. Allerdings mißlang dieser Versuch, wie
Sadger annimmt, weil die analytische Behandlung nicht lange genug
fortgesetzt wurde. — Försterling sah eine wiederholt vorbestrafte Masochismus
Entartete, die seit ihrer Jugend an masochistischen Neigungen litt. bei st ‘ ,hltlleb -
Merkwürdig war an ihr, daß ein bei ihr vorhandener Stehltrieb
allmählich einen sexuellen Beiklang bekam, indem das Befriedigungs¬
gefühl nach der Triebhandlung auf die Sexualsphäre ausstrahlte
und hier Orgasmus auslöste. — Häufiger, als gewöhnlich vermutet Kombination
wird, kommt eine Komplikation der Homosexualität mit anderen ge- <ier Homo-
schlecht liehen Anomalien vor, z. B. mit Masochismus, Sadismus, anderen
Fetischismus. Unter 550 Homosexuellen fand Kind in 100 Fällen Geschlechts-
Kombinationen. Ob hier die Homosexualität oder die andere Ano- anoma,un -
malie als Grundrichtung des Triebes anzusehen ist, wird von Kind
unentschieden gelassen. Für die Annahme, daß es sich bei der
Mehrzahl der pervers Sexuellen um psychopathische Persönlichkeiten
handelt, spricht auch die Beobachtung Buchholz’ über einen
Psycho¬
analytische
Behandlung
der Homo¬
sexualität.
558
Ziemke.
Haar¬
fetischist.
Versicherungs¬
rechtliche
Medizin:
Nachteile der
Unfallgesetz¬
gebung vom
ärztlichen
Gesichts¬
punkt aus.
Medizinische
Grundlagen
des Unfall-
begriffs.
Nachteilige
Folgen eines
Betriebsunfalls
können erst
monatelang
nach dem
Unfall erkenn¬
bar sein.
Gewöhnung
an Unfalls¬
folgen als
Besserungs¬
tatsache.
Haarfetischist, bei dem der perverse Trieb nur eine Teilerschei-
nung einer allgemeinen pathologischen geistigen Veränderung war.
Es ist heutzutage in allen beteiligten Kreisen eine unbestrittene
Tatsache, daß die soziale Gesetzgebung neben ihren großen
Vorzügen auch manche nachteilige Wirkungen zur Folge gehabt hat.
Hoffa setzt in einer sehr lesenswerten Arbeit auseinander, welche
Nachteile sich vom ärztlichen Standpunkt bei Durchführung der
Unfallversicherungsgesetze ergeben haben. Ersieht solche in
gewissen Mängeln des Gesetzes, als deren Folge die Neigung der
Verletzten zur Simulation und Uebertreibung hervortreten, und
fordert mit Recht als leitenden Gesichtspunkt für das Heilverfahren
nicht die anatomische Heilung, sondern die Rücksichtnahme auf die
Funktion des verletzten Organes. Sehr beachtenswert ist sein Vor¬
schlag, eigene Arbeitsnachweise für Unfallverletzte zu schaffen. Die
medizinischen Grundlagen des Unfallbegriffes werden von
Feilchenfeld erörtert. Er weist nach, daß die Bestimmung des
Unfallbegriffes nur durch gemeinschaftliche Arbeit von Juristen und
Aerzten möglich ist, und setzt auseinander, daß wir jetzt so weit sind,
um auf Grund unserer medizinischen Erfahrungen eine klare Um¬
grenzung des Begriffes „Betriebsunfall“ zu geben, die wünschens¬
wert ist, weil der Arzt eine Richtschnur braucht, die ihn vom
ersten Beginn der Behandlung an leitet und ihn in den Stand setzt,
sorgfältig abzuwägen zwischen dem rechtlichen Anspruch der
Kranken und den Verpflichtungen der zur Entschädigung heran¬
gezogenen Anstalten. Mit Recht wird gefordert, daß die erste
Untersuchung eines Unfallkranken besonders eingehend und gründ¬
lich sein soll, da nur so eine sichere Gewähr für die richtige Be¬
handlung der Unfallsache bis zu ihrer endgültigen Entscheidung
gegeben ist. Zwei Beobachtungen Roepkes zeigen aber, daß
unter gewissen Umständen der dem Unfall zeitlich am nächsten
liegenden Begutachtung keine entscheidende Bedeutung zukommt,
weil oft im Anschluß an den Unfall sich eine innere Erkrankung,
z. B. eine Tuberkulose, entwickelt, die sich trotz wiederholter, ge¬
nauer Untersuchungen unmittelbar nach dem Unfall zunächst der
diagnostischen Feststeilbarkeit entzieht. Eine durch die Erfahrung
vielfach bestätigte Tatsache ist es, daß eine Gewöhnung an Un¬
fallsfolgen in weitgehendem Maße eintreten kann. Daher wird
auch nach der neueren Praxis des Reichsversicherungsamtes bei
Defekten einzelner Fingerglieder und ganzer Finger gewöhnlich nach
einer bestimmten Zeit keine Rente mehr gezahlt. Ledderhose
warnt indessen vor einer allzu schematischen Auffassung und emp-
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
559
fiehlt in allen diesen Fällen genaue Prüfung, ob wirklich glatte
Schäden oder Komplikationen vorliegen, wie trophische Störungen,
Narbenadhärenz n. ä., welche die Funktion des Gliedes ungünstig
beeinflussen. — Bernstein sah im Anschluß an eine Bißwunde
am Finger Scharlach auftreten, das von der verletzten Stelle seinen
Ausgang nahm; mehrere Geschwister erkrankten an echtem Schar¬
lach, eines starb unter den Erscheinungen schwerer Sepsis. Er
hält die Erkrankung deswegen für eine Folge der Verletzung, weil
das Scharlachexanthem am Ort der Verletzung zuerst auftrat, von
hier unmittelbar auf den übrigen Körper überging und sich vor den
anderen Erscheinungen des Scharlachs entwickelte. — Die Ent¬
scheidung, ob ein Schlaganfall als Unfallfolge anzusehen sei,
ist nicht immer leicht zu treffen. Windscheid verneinte den ur¬
sächlichen Zusammenhang bei einem Arbeiter, der infolge von Lues
schon früher einen Schlaganfall erlitten hatte und nach einem Schlage
gegen die linke Körperhälfte einen neuen Anfall bekam, weil
zwischen dem Unfall und den ersten objektiven Erscheinungen volle
acht Tage lagen. — Für die Annahme der Entwicklung einer Tuber¬
kulose nach einem Trauma muß zum mindesten nachgewiesen
werden, daß die Tuberkulose zuerst am Orte der traumatischen Ein¬
wirkung auftrat. F. Köhler lehnte daher mit Becht in einem
Falle den Zusammenhang einer Lungentuberkulose mit einem vor¬
ausgegangenen Unfall, der den Schädel getroffen hatte, ab, da der
Brustkorb von einem direkten Stoß oder einer Quetschung gar nicht
getroffen worden war. In einem anderen Falle, den derselbe Autor
zu begutachten hatte, war die Entscheidung insofern leicht, als die
Lungen kurz vor dem Unfall bei der ärztlichen Untersuchung ge¬
sund gefunden worden waren. Der Fall ist auch von Interesse,
weil Bich die Lungentuberkulose auf weitem Umwege an das Trauma
anschloß. Eine Subkutanverletzung der Wade führte nämlich durch
Thrombosierung zu einem Lungeninfarkt, auf dessen Boden sich
dann die Tuberkulose entwickelte. — Von hervorragender Bedeutung
für die Beurteilung des Zusammenhanges von Lungenkrankheiten
mit Traumen ist ein Vortrag Fürbringers, der die reiche Erfah¬
rung des Autors widerspiegelt und vieles Neue bringt. Allgemein
anerkannt ist ja heute der Grundsatz, daß eine ruhende Lungen¬
tuberkulose durch eine Brustkontusion mobil gemacht werden kann,
neu aber die Angabe, daß schon leichtere körperliche Anstrengungen
so gewebsschädigend wirken können, daß eine Lungentuberkulose
nach ihnen auftritt. Die obere Grenze der Zwischenfrist, welche
zwischen Unfall und ersten Auftreten der Krankheit liegen kann,
Scharlach
und Trauma.
Schlaganfall
nach Trauma.
Lungen¬
tuberkulose
und Schädel¬
trauma.
Lungen¬
tuberkulose
nach einem
traumatisch
entstandenen
Lungenintamt.
Richtung¬
gebende
Punkte für die
Beurteilung
von Lungen¬
krankheiten
nach Trauma.
560
Ziemke.
Richtung- ist nach Fürbringer in das zweite Vierteljahr nach dem Trauma
gebende zu verlegen, für die untere Grenze ist nicht eine Reihe von Wochen
Punkte für die ° ’
Bearteilung erforderlich, sondern es genügt ein wesentlich kürzerer Zeitraum,
von Lungen- Ein das Leben erheblich kürzender Einfluß des Unfalls kann nicht
na'ch* Trauma an g eDommen werden, wenn die Periode der Verschlimmerung nach
dem Trauma wieder völlig abklingt und der Kranke für längere
Zeit seiner Arbeit in gleichem Maße, wie früher, gewachsen ist.
Die akute Lungenentzündung kann ebenfalls Folge eines Unfalls
werden, wenn das durch das Trauma geschädigte Lungengewebe
den Boden für eine erfolgreiche Ansiedlung der Krankheitserreger
abgibt. Hier kommt der Blutung eine große Bedeutung zu, nicht
nur als vermittelnder Prozeß, sondern auch als Krankheitssymptom.
Unterscheidungsmerkmale zwischen den traumatischen und nicht
traumatischen Lungenentzündungen gibt es nach Fürbringer
nicht, auch dem reichlichen Blutgehalt der Sputa kommt unter Um¬
ständen nur eine gewisse Bedeutung als Unterstützungsmoment zu.
Je größere Gewalteinwirkungen den Brustkasten getroffen haben, je
genauer der Ort des Traumas dem der Entzündung und der Ver¬
dichtung der Lunge entspricht, je unmittelbarer der die Lungen¬
verletzung erweisende Bluthusten auftritt, desto wahrscheinlicher
war das Trauma geeignet zur Auslösung der Lungenentzündung.
Indessen ist das Zusammentreffen aller dieser Bedingungen keines¬
wegs immer notwendig. Bei der Starre des Brustkorbs ist auch
eine Entstehung durch Fortleitung der Erschütterung und durch
Contracoup möglich. Von praktischer Wichtigkeit ist auch die An¬
gabe, daß der die Lungen Verletzung verratende blutige Auswurf
Stunden und selbst Tage auf sich warten lassen, ja ganz ausbleiben
kann. Fürbringer steht übrigens auf dem Standpunkt, daß auch
Muskelanstrengung, z. B. außergewöhnlich starkes Heben, innerhalb
gesunder Lungen Verletzungen mit Blutaustritten veranlassen und
so zur Auslösung einer Lungenentzündung führen kann, ja er erkennt
selbst eine „Kompressionslungenentzündung“ an, die er sich auch
ohne äußere Gewalteinwirkung auf den Brustkorb infolge allgemeiner
Zusammendrückung einer gesunden Lunge entstanden denkt. Ka¬
tarrhalische Lungenentzündungen nach Unfällen hat er durch Rauch-
und Staubeinatmungen infolge des nachhaltigen Reizes der Ver¬
brennungsprodukte oder des Staubes, z. B. nach Einatmung von
Wanderniere Aetzkali ebenfalls auftreten sehen. — Bürger bringt eine er-
und Trauma, schöpfende Darstellung der Beziehungen zwischen Wanderniere und
Trauma. Die Abschätzung der Erwerbsfähigkeit ist nach der Lage
des Einzelfalls verschieden anzunehmen und kann großen Schwierig-
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
561
keiten unterliegen. — Ueber die Entstehung einer Leberzirrhose
infolge eines heftigen Stoßes vor den Leib wird von Alexander
berichtet. Genau am Ort der Verletzung fand sich eine umschrie*
bene handtellergroße Zirrhose im zentralen Teil der Leber. Offenbar
handelt es sich nicht um eine echte Leberzirrhose, sondern um die
sekundäre Bildung von Narbengewebe an der Stelle der trauma¬
tischen Blutung. — Kasuistische Beiträge über die Entstehung
von Appendizitis, Ileus und Leukämie durchstoß gegen den
Bauch bezw. durch heftige Erschütterung des ganzen Körpers in¬
folge von Anprall gegen eine Hausecke werden von Ebner, Vogel
und von Sieber mitgeteilt. Im Sieb ersehen Fall, wo schon
14 Tage nach dem Unfall eine schwere lymphatische Leukämie
nachweisbar war, erscheint die Annahme eines ursächlichen Zu¬
sammenhangs nach unserer Meinung nicht genügend begründet. —
In einem von His erstatteten Obergutachten wird als feststehend
angenommen, daß auch kleine Verletzungen, welcher Art sie
auch sind und welchen Körperteil sie auch treffen, nicht nur einen
Diabetes hervorrufen, sondern auch einen schon bestehenden
verschlimmern können. Schönfeld macht auf die Konsequenzen
dieses Gutachtens aufmerksam. Wenn bei einem bis zu seinem
Unfall arbeitsfähigen Menschen im Verlauf der durch die Verletzung
hervorgerufenen Krankheit oder auch nach Ablauf dieser Krank¬
heit in nicht allzu ferner Zeit nach dem Unfall Zucker im Harn
festgestellt wird und eine Abnahme der Kräfte oder sogar der Tod
infolge von Diabetes eintritt, so ist anzunehmen, daß der Diabetes
entweder durch den Unfall selbst hervorgerufen oder durch ihn doch
wesentlich verschlimmert wurde. R o e p k e sah bei einem Lokomotiv¬
führer im Anschluß an einen Schreck Diabetes auftreten, der
den Boden für eine tödliche Lungentuberkulose abgab. Ob dieser
Fall für die Entstehung eines Diabetes durch rein psychische Ein¬
wirkungen beweiskräftig ist, mag dahingestellt bleiben. Ein peri-
ph erisches Trauma, nämlich einen Fall auf den Unterschenkel,
macht Stern für die Entwicklung eines Diabetes verantwortlich,
indem er annimmt, daß er entweder auf dem Umwege einer nach
der Verletzung aufgetretenen Phlegmone und Neuralgie oder infolge
der psychischen Folgen und Aufregungen des Unfalls hervorgerufen
ist. Seine Mahnung, die Untersuchung des Harns für die Abfassung
aller Unfallatteste obligatorisch zu machen, ist jedenfalls beherzigens¬
wert.— Bloch erörtert die Bewertung der Glykosurien in der
Lebensversicherungspraxis und begründet seine Meinung, daß
nicht jede Glykosurie als Grund für die Abweisung eines Antragstellers
Jahrbuch der praktischen Medizin. 3909. 36
Leberzirrhose
and Trauma.
Appendizitis.
Ileus,
Leukämie und
Trauma.
Diabetes
melitus und
Trauma.
Diabetes und
Lebens¬
versicherung.
562
Ziemke.
Diabetes umi
Lebens¬
versicherung.
Hernien und
Trauma.
Osteomyelitis
und Trauma.
Knochen-
geienks-
ent ziindung
nach Trauma,
von der Aufnahme in die Lebensversicherung angesehen werden
darf. Nur jugendliche Personen mit intermittierender Glykosurie
oder leichtem Diabetes, ältere Personen mit konstanter Zuckeraus¬
scheidung, auch nach Innehalten einer Diät, sind abzulehnen; Per¬
sonen mittleren und höheren Alters mit leichter intermittierender
Glykosurie nach größerer Kohlehydratzufuhr oder mit latentem
leichtem Diabetes können bei verkürzter Versicherungsdauer und
erhöhter Prämie aufgenommen werden. — Die Anerkennung einer
Hernie als Unfallfolge ist bekanntlich an die Erfüllung bestimmter
Voraussetzungen gebunden. Zander teilt mehrere Fälle mit, wo
das Eeichsversicherungsamt Hernien doch als Unfallfolgen anerkannt
hat, trotzdem diese Voraussetzungen nicht erfüllt waren. Es war
im Betriebe zur Einklemmung des Bruches gekommen, welche durch
Operation beseitigt worden war; aber später hatten sich in der Ope¬
rationsnarbe neue Hernien entwickelt. Diese wurden nun als un¬
mittelbare Folgen des Unfalls angesehen, weil der Unfall die Ope¬
ration nötig gemacht hatte. Eine umfassende Besprechung der
Spruchpraxis der Schiedsgerichte und des Reichsversicherungsamtes
bei der Beurteilung von Hernien als Unfallfolgen bringen auch
Aderhold und Silberstein. In einem von Engel mitgeteilten
Fall wurde vom Reichsversicherungsamt die traumatische Entstehung
der Hernie angenommen, obwohl der Unfair nur in einer einfachen
Quetschung bestand, auf Grund eines Gutachtens, das die Entstehung
einer schwachen Stelle in der Leistengegend durch das Trauma
annahm. Engel wendet sich wohl mit Recht gegen die Stichhaltig¬
keit dieses Urteils. — Derselbe Autor konnte bei einem Arbeiter,
der eine Osteomyelitis auf einen Unfall zurückführte, aus
Narben, welche an dem kranken Bein bestanden, nachweisen, daß
schon früher eine Ausräumung der Markhöhle stattgefunden und
daß somit die Osteomyelitis schon vor dem Unfall bestanden hatte.
Es ergab sich übrigens noch, daß bereits zwei Tage nach dem an¬
geblichen Unfall mehrere Knochenßsteln bestanden hatten. In einem
anderen Fall hatte sich die Osteomyelitis nach einem Schlag gegen
das Knie entwickelt und wurde als Unfall anerkannt, obwohl der
Verletzte seine Arbeitsunfähigkeit nicht mit dem Unfall in Zusammen¬
hang brachte. — Die Bedeutung der traumatischen Knochen-
gelenksentzündung für den Unfallgutachter ist nicht gering. Wer¬
den doch alle möglichen Beschwerden in den Gelenken auf ein Trauma
bezogen, obwohl sie oft gar nichts damit zu tun haben. Sehr will¬
kommen für den Unfallgutachter ist daher eine genaue Schilderung,
welche König von Verlauf und Symptomen der aseptischen akuten
Aerztlicbe Sachverständigentätigkeit.
563
Knochengelenksentzündungen nach Verletzungen zugleich mit An¬
haltspunkten für ihre Diagnose gibt. Maßgebend für ihre trauma¬
tische Entstehung ist nach seinen Ausführungen der direkte An¬
schluß an die Gewaltwirkung. Wahrscheinlich besteht ein Zusammen¬
hang auch noch, wenn eine Frist von 3—4 Wochen bis zum Auf¬
treten der Entzündungserscheinungen vergangen ist. Auch für die
tuberkulösen Gelenkentzündungen ist das zeitliche Einsetzen der
Entzündungserscheinungen für den Zusammenhang mit einem Trauma
ausschlaggebend. In der Regel setzt die traumatische tuberkulöse
Erkrankung schon in den ersten 14 Tagen ein, sie kann aber auch
erst 2—8 Monate nach dem Trauma zum Vorschein kommen; dann
müssen aber vom Tage der Verletzung an bestimmte Erscheinungen
für die Annahme einer traumatischen Entstehung vorhanden gewesen
sein. — Stein macht auf das Vorkommen isolierter Frakturen
des Trochanter major nach Traumen aufmerksam, die sich
nur durch Röntgenstrahlen feststellen lassen und daher leicht über¬
sehen werden. Immer sind die Verletzten für längere Zeit völlig
und später noch teilweise erwerbsunfähig. — Für Unfälle, die nach
ihrer Lokalisation und den subjektiven Klagen auf Verletzung der
Wirbelsäule hinweisen, fordert Zweig in jedem Falle eine Röntgen¬
durchleuchtung, da sich häufig hinter einem Reizzustand des Nerven¬
systems Schädigungen, z. B. Brüche der Wirbelsäule, verbergen. Auch
Marcus weist auf die Schwierigkeit hin, welche die Feststellung
von Wirbelsäulenverletzungen machen kann. — Bei der Annahme
einer organischen Nervenerkrankung auf dem Boden eines
Unfalls ist Vorsicht anzuraten. Das lehrt auch wieder eine Beob¬
achtung von Zweig, wo ein Muskeldefekt, der mit traumatischer
Hysterie kombiniert war, bei der Begutachtung als Folge eines
Schlaganfalls, dann eines Rückenmarkleidens angesehen und schlie߬
lich auf eine funktionelle Nervenerkrankung bezogen worden war. —
Die Schwerhörigkeit bei Schmieden wird in der Regel nicht als
Unfall, sondern als Berufskrankheit angesehen. Gleichwohl kommen
Fälle vor, wo infolge ganz kurzer starker Schalleinwirkung bei un¬
günstiger Stellung des Betroffenen eine plötzliche heftige Labyrinth¬
erschütterung eintreten kann. Ein solcher Fall wird von Levy
mitgeteilt. Das Reichsversicherungsamt hatte auf Grund eines Gut¬
achtens von Passow (Berlin) das Vorliegen eines Betriebsunfalls
angenommen. — In klarer und prägnanterWeise formuliert T h i e m
seine Ansichten über den Einfluß von Unfällen auf die Bildung und
Veränderung von Geschwülsten. Er hält die Mitwirkung einer
Verletzung bei der Entstehung von Geschwülsten für außerordent-
Isolierte
Sprünge des
großen Roll¬
hügels nach
Trauma.
Verletzungen
der Wirbel¬
säule.
Muskeldefekt
oder
traumatische
Erkrankung.
Labyrinth¬
erschütterung
bei
Schmieden als
Un fall.
Geschwulst
und Trauma.
564
Ziemke.
Geschwulst
und Trauma.
Ganglion und
Trauma.
Psychose und
Trauma.
Anatomische
B** tun de hei
Epilepsie
und Trauma.
lieh selten und schätzt sie bei Krebs auf 2, bei Sarkom auf etwa
4°/o. Als untere Grenze der Zeitdauer für die Entwicklung einer
Geschwulst nach Verletzungen nimmt er 8 Wochen, als obere Grenze
ca. 2 Jahre an, die bis zum Beginn der Geschwulstbildung ver¬
gehen können. Die Verschlimmerung einer bereits vor dem Unfall
vorhandenen Geschwulst will er nur dann gelten lassen, wenn die
Geschwulst selbst durch das Trauma getroffen wurde. Dagegen
hält er es für ganz unerwiesen, daß die Quetschung eines entfernt
von der Muttergeschwulst liegenden Körperteils hier die Veran¬
lassung zur Bildung einer Tochtergeschwulst werden kann. Wohl
aber ist es möglich, daß gutartige Geschwülste durch Verletzungen
in bösartige umgewandelt werden können. Für unwahrscheinlich
sieht Thiem es jedoch an, daß Schwächung des Körpers durch einen
Unfall, der mit Blutverlusten und längerem Krankenlager verbunden
ist, die Geschwulstentwicklung und das Geschwulstsiechtum begün¬
stigt. Daß diese strengen Grundsätze bei der Beurteilung des Zu¬
sammenhangs von Geschwulst und Trauma gewöhnlich nicht als
Richtlinien eingehalten werden, zeigt auch wieder eine Mitteilung
Glasows, wo das Wachstum eines Gliosarkoms im Gehirn durch
einen 8 Wochen vorher erlittenen Schlag gegen den Oberschenkel
beschleunigt worden sein soll. — Gelenkganglien entstehen nach
Engel allmählich durch Degenerationsvorgänge in der Kapsel und
im paraartikulösen Gewebe, sie können daher nicht durch ein ein¬
maliges Trauma hervorgerufen werden und niemals Unfallsfolge
sein. — Die Beziehungen zwischen Psychose und Trauma werden
von Obersteiner eingehend behandelt, welcher der Meinung ist,
daß der Einfluß des Traumas auf die Entwicklung von Geistes¬
krankheiten vielfach unterschätzt wird. Er führt aus, daß eine
Reihe von Rückenmarks- und Gehirnkrankheiten durch das Trauma
aus einem kaum beachteten Anfangsstadium zu rascher Entwicklung
gebracht werden und daß ebenso umgekehrt das Trauma eine Prä¬
disposition für spätere Erkrankung des Zentralnervensystems schaffen
kann. Selbst noch nach vielen Jahren kann ein Trauma die Ent¬
stehung einer Psychose begünstigen. Diese Spätformen verlaufen
sehr oft unter dem Bilde der Korsakowschen Psychose. Nicht nur
schwere, sondern auch leichte Traumen können eine anfangs leicht
aussehende, später aber progredient und fatal endigende Psychose
im Gefolge haben. — Für Tilmann ist die bloße Tatsache,
daß ein Epileptiker früher einmal ein Kopftrauma erlitten
hat, ein genügender Grund zur Operation. Bei 7 Epileptikern, die
er in den letzten Jahren mit gutem Erfolge operierte, fand er
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
565
Karben in der Hirnrinde der Zentralregion, die mit der Pia ver¬
wachsen waren, ferner Verwachsungen zwischen Pia und Dura in
der Stirn- und Schläfegegend. — Wie wichtig die Wertschätzung
der Erheblichkeit und der näheren Umstände des Unfallvorganges
selbst ist, sowie das Eingehen auf die Einzelheiten der Angaben
des Verletzten und die Würdigung der Zeitfolge der einzelnen
Krankheitserscheinungen, geht aus einem verschiedenartig beurteilten
Fall hervor, indem es sich um die Frage handelte, ob eine Tabes
infolge eines Traumas entstanden war. Köppen lehnte einen ur¬
sächlichen Zusammenhang ab, weil außer der Kürze der Zwischen¬
zeit zwischen Unfall und Ausbruch der Krankheit auch die ganz
offenbare Belanglosigkeit des Unfallvorgangs gegen einen solchen
sprach. Von praktischer Wichtigkeit für den Sachverständigen ist
die Beobachtung Trümmer und Preisers, daß Frühfrakturen
mitunter den klassischen Tabessymptomen jahrelang vorausgehen
können. Erben macht auf den Unterschied aufmerksam, der
zwischen Tabikern und neurasthenischen Personen, die übertreiben,
bei Prüfung des Rombergschen Versuches besteht. Der Neur¬
astheniker schwankt auch bei gespreizten Beinen, schwankt auch,
wenn man ihn an einen Finger faßt, und sinkt, wenn er fällt, all¬
mählich der Länge nach hin. Dies kommt beim Tabiker niemals vor.
— Die Rolle, welche der Unfall in der Aetiologie der Nerven¬
krankheiten spielt, wird von K. Mendel in einer kurzen Mono¬
graphie an der Hand von mehr als 1500 Gutachten beleuchtet, wäh¬
rend Ewald sich eingehend mit den Unfallneurosen, dem Anteil,
welche die soziale Gesetzgebung an ihrem Zustandekommen hat und
mit den verschiedenen Abänderungsvorschlägen beschäftigt, die ge¬
macht worden sind. Beide Arbeiten liefern dem Sachverständigen
wertvolles Material für seine Gutachtertätigkeit. — Eine Zusammen¬
stellung der in der Literatur niedergelegten Beobachtungen über das
Auftreten von hysterischen Einzelsymptomen als Folge von
Unfällen verdanken wir Kern, der auch ihre diagnostische Abgren¬
zung gegen organische Leiden und Simulation bespricht. In einem
Falle Götzes entstanden solche hysterischen Symptome nach einem
Gelenktrauma, nachdem sich auf reflektorischem oder nervösem Wege
Veränderungen der Muskulatur, Parese, Atrophie, Kontraktur, heraus¬
gebildet hatten. Der Fall lehrt, daß bei Verletzungen nicht allein
das verletzte Teilglied, sondern auch die weitere Nachbarschaft der
Verletzung nach krankhaften Veränderungen zu untersuchen ist,
da diese oft nervös vermittelt werden. Einen wesentlichen Faktor
in der Aetiologie der Unfallhysterie spielt bekanntlich der Kampf
Tabes und
Trauma
Unfall in
der Aetiologie
der Nerven¬
krankheiten.
Hysterie und
Trauma.
56G
Ziemke.
Henten-
liysterie.
Einfluß der
Hysterie auf
die Erwerbs-
fähigkeit im
Sinne der
Invaliden¬
versicherung.
um die Beute. Zur Abhilfe schlägt Hellpach drei Mittel
vor: Abkürzung des Entschädiguogsverfahrens, Arbeitsnachweis für
Personen mit verminderter Arbeitsfähigkeit und Kapitalabfindung,
von der man sich unseres Erachtens allerdings kaum eine Besserung
versprechen darf. Ein lehrreiches Beispiel zum Kampf um die
Bente ist auch eine Beobachtung Mendels. Eine schwere Nervenver¬
letzung — Ulnarisdurchschneidung mit folgendem Muskelschwund —,
deren objektive Feststellung mindestens zu einer Empfehlung von
50°|o Bente geführt hätte, blieb unbeachtet, weil sie nicht renten¬
pflichtig war, während eine unbedeutende Schädelkontusion ohne
objektiv nachweisbare Folgen von derselben Person 5 Jahre später
für Krämpfe verantwortlich gemacht wurde, welche offenbar in chroni¬
schem Alkoholgenuß ihre Erklärung fanden. F. Leppmann erörtert
ausführlich den Einfluß der Hysterie auf die Erwerbsfähigkeit
im Sinne der Invalidenversicherung. Nach seinen Erfahrungen
tritt Erwerbsunfähigkeit durch Hysterie am häufigsten in den Alters¬
klassen von 35—40, 45—50 und besonders 50—56 Jahren ein. Der
Boden für ihre Entwicklung ist Minderwertigkeit des Nervensystems,
vorzeitige Vergreisung; auch die Wechseljahre oder körperliche
Leiden, namentlich Lungenleiden spielen eine auslösende Bolle.
Wertvoll für die Beurteilung sind die Wahrnehmungen des behandeln¬
den Arztes, die tatsächlichen Ermittlungen über die Arbeitsleistung,
Krampfanfälle, eventuell klinische Beobachtung. Aus der bloßen
Arbeitsniederlegung darf niemals auf den Grad der vorhandenen
Beschwerden geschlossen werden. Die Prognose ist bei mehr als
26wöchigem Bestehen, wie sie das In.-Vers.-Ges. vorsieht, schlecht.
Höchstens 10°/o werden wieder erwerbsfähig, zum Teil auch nur
Invalidität zeitweise. Zur Behandlung empfiehlt Leppmann Heilstättenauf-
bei kompletter na jj me a h er nur hei frischen Fällen vor Ablauf der 26. Woche. —
angeborener . . . . , , . , -
Bauchblasen- Lin Kranker von Giemkiewicz begründete seinen Anspruch aut
spalte. Invalidenrente damit, daß er durch eine angeborene Mißbildung, die
in einer kompletten Bauchblasenspalte bestand, zu besonderen
Aufwendungen veranlaßt und ihm die Arbeit infolge des durch die
Harnzersetzung verursachten Geruchs unter Arbeitsgenossen er¬
schwert werde. Er wurde mit seinen Ansprüchen abgewiesen. Die
Begründung seiner Bentenansprüche erscheint auch insofern bedenk¬
lich, weil es sich nicht um eine erworbene Krankheit, sondern um
ein von Geburt an bestehendes Leiden handelte, das die Erwerbs¬
fähigkeit immer in gleicher Weise beeinflußt hat, vor wie nach den
Bentenansprüchen. — Die Frage, inwieweit bei der Erwerbsminde¬
rung die durch die Krankheit notwendig gewordenen ständigen Aus-
Aerz tliche Sachverständigentätigkeit.
567
gaben berücksichtigt werden müssen, wird auch von Beyer näher Wirtschaft¬
besprochen, welcher die Meinung vertritt, daß sie für die ärztliche liche Er ‘
Begutachtung der Erwerbsfähigkeit außer Betracht zu bleiben hat, bei der
da ihre Berücksichtigung weder nach dem Wortlaut, noch nach dem invaiiden-
Sinne des Invalidengesetzes zulässig ist. Wohl aber kann der Sach- begutachtUDg '
verständige darauf hinweisen, daß beim Unterlassen solcher Auf¬
wendungen der Eintritt der Invalidität zu befürchten ist. Zur Ge¬
währung einer freiwilligen Leistung, um die Invalidität zu verhüten,
ist die Invaliden Versicherungsanstalt zwar nicht verpflichtet, aber
berechtigt. Kann ein Kranker nur unter Aufwendung einer für
ihn gesundheitsschädlichen Arbeitskraft ein Drittel des ortsüblichen
Tageslohnes verdienen, so ist er als Invalide anzusehen, wenn sich
die durch die Fortsetzung der Arbeit verursachte Gesundheitsver¬
schlechterung nachweisen läßt, weil nach Entscheidung des Ober¬
verwaltungsgerichts eine Erwerbsunfähigkeit auch dann vorliegt,
wenn der Versicherte durch Fortsetzung der Berufstätigkeit seine
Gesundheit gefährdet. — Nach einem Urteil des Reichsversiche- Welche
rungsamtes ist auch von den im Schiedsgerichtsverfahren
abgegebenen ärztlichen Gutachten eine strenge Scheidung der ärztliche
subjektiven Beschwerden, des objektiven Befundes und des darauf °“ ta ^ t d e e I1 n in
gegründeten Gutachtens zu verlangen. Besonders die Darlegung des sa chen zu
objektiven Befundes soll so eingehend, klar und anschaulich sein, steilen?
daß eine Nachprüfung möglich ist. Diese Forderung ist eigentlich
selbstverständlich. Wer indessen viele ärztliche Gutachten zu sehen
Gelegenheit hat, weiß, wie oft sie leider unbeachtet bleibt zum Schaden
der Sache und der ärztlichen Wertschätzung.
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vol. XV-M. — Finkeistein, Plötzliche Todesfälle im Säuglingsalter.
Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 19. — Försterling, Genese einer sexuellen
Abnormität bei einem Fall von Stehltrieb. Allg. Zeitschr. f. Psych.
Bd. LXIV, 6. — P. Fraenckel, Was bedeutet .Vollendung der Geburt*
im Sinne des § 1 des B.G.B.? Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXVI,
H. 1. — P. Fraenckel u. K. Müller, Ueber die praktische Bedeutung der
Barberioschen Spermareaktion. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 16. —
Rieh. Friedländer, Lysol und Lysol Vergiftung. Therap. Monatsh., Nov. —
Friedmann, Indikationsstellung für künstlichen Abort wegen psychischer
Krankheit. Allg. Zeitschr. f. Psych. Bd. LXV, H. 3. — Fritsch, Die Be¬
rechtigung zum künstlichen Abort. IV. Tagung der Deutschen Gesellsch.
f. ger. Med. zu Köln. — Fürbringer, Einige richtunggebende Punkte
für die Beurteilung des Zusammenhangs von Lungenkrankheiten mit Trau¬
men. Amtliche Nachrichten des Reichsversicherungsamtes Nr. 4. — Ger-
lach, Simulation oder Geisteskrankheit. Zeitschr. f. Medizinalbeamte
Nr. 14. — Gerschuni, Ueber subkutane Pankreasrupturen. Wratscb
Nr. 22. Ref. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 21. — Geyer, Magnetismus.
Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXVI, H. 2. — Giemkiewicz, Kom¬
plette angeborene Bauchblasenspalte als Anspruch auf Invalidenrente ab¬
gewiesen. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 20. — E. Glaser, Vergiftung und
Fruchtabtreibung mit Taxus baccata. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 40. —
Glasow, Tumor cerebri und Unfallversicherungspraxis. Aerztl. Sachverst.-
Ztg. Nr. 9. — Goetze, Nervöse und psychische Erkrankungen nach Be¬
triebsunfällen. Klin. f. psych. u. nerv. Krankheiten Bd. II, H. 4. — Had-
lich, Ueber Fettembolie vom gericbtsärztlichen Standpunkt. Zeitschr. f.
Medizinalbeamte Nr. 1. — Hammer, Aerztliche Sachverständigentätig¬
keit hinsichtlich Abweichungen des Liebestriebes. Monatsschr. f. Harn-
570
Ziemke.
krankh. H. 1. — Heilbronner, Trunkenbeitsdelikte und Strafrecht.
Müncb. med. Wochenschr. Nr. 13. — Heimberger, Strafrechtliche Be¬
handlung der Homosexuellen. Allg. Zeitschr. f. Psych. Bd. LXIV, H. 4. —
Heinecke, Ueber Pankreasrupturen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXIY,
H. 2. — Helpach, Rentenhysterie. Zeitschr. f. die ges. Versicherungs¬
wissenschaft H. 2. — H e 11 w i g, Der böse Blick als Mordmotiv. Groß’ Archiv
Bd. XXVIII. — Ho che (Freiburg i. B.), Handbuch der gerichtlichen Psychiatrie
unter Mitwirkung von Aschaffenburg, E. Schultze und Wollenberg.
II. Aufl. Berlin. — Högel, Tatbestandsdiagnostik im Strafverfahren.
Monatsschr. f. Kriminalpsycb. IV, 1. — Th. Hoepfner, Der §51 St.G.B.
und das Stottern. Therapie der Gegenwart, August. — Hoffa, Welche
Nachteile haben Bich bei der Durchführung der Unfallversicherungsgesetze
vom ärztlichen Standpunkte aus ergeben? Zeitschr. f. Versicherungswesen
Bd. VIII, H. 1. — Holzapfel, Die Beziehungen der Kopfgeschwulst zum
Leben der Frucht. Zeitschr. f. Geburtshilfe u. Gynäk. Bd. LXI1I. — Homa,
Kockeiskörnervergiftung. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 45. —W. Hunter,
Delayed Chloroform Poising, its nature and prevention. The Lancet, April.
— J e 11 i n e k, Pathologie und Therapie der durch Elektrizität Verunglückten.
Wien. klin. Wochenschr. Nr. 50. — Ilberg, Morphinismus und Urkunden¬
fälschung. Monat8schr. f. Kriminalpsychol. IV, 7. — Ipsen, Pankreas¬
blutungen in ihrer Beziehung zum Tode Neugeborener. III. Tagung der
Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. zu Dresden. — Kalmus, Vergiftung
einer dreigliedrigen Familie durch ein irrtümlich genommenes Belladonna-
infus. Wien. med. Wochenschr. Nr. 5. — Kamenski, Maturitas praecox
bei einem 5jährigen Mädchen. Wratsch Nr. 27. Ref. Aerztl. Sachverst.-Ztg.
Nr. 24. — Karewski, Kann der Arzt für Unterlassung einer Röntgen¬
untersuchung verantwortlich gemacht werden? Therapie der Gegenwart,
März. — Keller, Kongenitale Hautdefekte am Kopfe des Neugeborenen.
Vierteljahrsscbr. f. ger. Med. Bd. XXXV, H. 2. — Kern, Hysterische
Einzelsymptome als Folge von Unfällen. Vierteljahrsschr. f. ger. Med.
H. 1. — Kind, Komplikationen der Homosexualität mit anderen sexuellen
Anomalien. Jahrbuch f. sex. Zwischenstufen, IX. Jahrg. — Kirchberg,
Kurpfuschereigesetzentwurf und ärztliche Praxis. Aerztl. Sachverst.-Ztg.
Nr. 14. — Derselbe, Zur Kasuistik ärztlicher Kunstfehler. Aerztl. Saeh-
verst.-Ztg. Nr. 19, 20, 22, 23. — Kluge, Die Zwang6- und Fürsorge¬
erziehung schwachsinniger und psychisch abnormer Minderjähriger. Mo¬
natsschr. f. Kriminalpsychol. IV, 10. — K o c k e 1, Der mikroskopische Bau der
Vogelfedern und seine kriminalistische Bedeutung. IV. Tagung der Deut¬
schen Gesellsch. f. ger. Med. zu Köln. — Köhler, Ein wissenschaftlich
und praktisch interessanter Fall von Hinterbliebenenrente. Aerztl. Sach¬
verst.-Ztg. Nr. 22 u. 23. — F. Köhler, Traumatisch-embolisch bedingte
Lungentuberkulose. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 8. — Derselbe, Schädel¬
trauma und Lungentuberkulose. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 2. — F. König.
Die traumatische Knochengelenksentzündung in ihrer Bedeutung für das
Gutachten des Unfallarztes. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 87. — Koeppen.
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
571
Ursächlicher Zusammenhang zwischen Tabes und Trauma. Monatsscbr. f.
Unfallheilk. Nr. 3. — Kolb, Unsere Leichenschau. Münch, med. Wochen¬
schrift Nr. 40. — H. Kornfeld, Schwere Körperverletzung, abortives
Delirium potat. oder febrile? Arch. f. Psych. Bd. XLIV, H. 2. —
P. Krause, Zur Kenntnis der Anilinölvergiftung. Med. Klinik Nr. 1. —
Kuhn, Die Wiederbelebung Erstickter und Scheintoter. Therap. Monats¬
hefte, Novemberheft. — Kurpjuweit, Ein Beitrag zur Frage der Selbst¬
erdrosselung. Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXVI, H. 1. — Laqueur,
Der Wert der neueren physikalischen Behandlungsmethoden und ihre An¬
wendung durch nicht approbierte Personen. VI. Hauptversammlung des
Deutschen Medizinalbeamtenvereins in Bremen. — Ledderhose, Gewöh¬
nung von Unfallfolgen als Besserungstatsache. Deutsche med. Wochenschr.
Nr. 47. — Otto Leers, Zum quantitativen Blutnachweis. IV. Tagung
der Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. zu Köln. — Derselbe, Methoden
und Technik der Gewinnung, Prüfung und Konservierung des zur forensi¬
schen Blut- bezw. Eiweißdifferenzierung dienenden Antiserum. Berlin. —
Derselbe, Zum spektroskopischen Blutnachweis kleinster Blutspuren.
IV. Tagung der Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. zu Köln. —Derselbe,
Ueber Photomethämoglobin. Biochemische Zeitschr. Bd. XII, H. 3 u. 4. —
Derselbe, Die Abstoßung der Nabelschnur. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 16.
— Derselbe, Luftembolie beim Tod durch Ertrinken, Aerztl. Sachverst.-
Ztg. Nr. 21. — F. Le pp mann, Der Einfluß der Hysterie auf die Erwerbs¬
fähigkeit vom Standpunkt der Invalidenversicherung. IV. Tagung der
Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. zu Köln. — Derselbe, Vergiftungen
als Betriebsunfälle. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 5—7. — A. Lewy, Be¬
triebsunfall eines Schmiedes durch akute Labyrintherschütterung beim
Schmieden. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 23. — Liedig, Zur Kenntnis der
kongenitalen Hautdefekte am Kopfe des Neugeborenen. Zeitschr. f. Medi¬
zinalbeamte Nr. 17. — Lochte, Die amtsärztliche Beurteilung der Fleisch¬
vergiftung. Vierteljahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspflege. — Derselbe,
Todesfälle bei Fruchtabtreibung. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 2. — Der¬
selbe, Zur Identifizierung daktyloskopischer Fingerabdrücke. IV. Tagung
der Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. zu Köln. — Derselbe, Psychologie
der Aussage. Offizieller Bericht des Preuß. Medizinalbeamtenvereins. —
Loeffl er (Greifswald), Nachprüfung des von Neißerund Sachs angegebenen
Verfahrens zur forensischen Unterscheidung von Menschen- und Tierblut.
An den Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten
erstatteter Bericht. Jena. — Lösener, Tod durch Erwürgen vom ge¬
richtsärztlichen Standpunkt. Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXVI, H. 1.
— Loewenfeld, Homosexualität und Strafgesetz. Wiesbaden.— Lom-
broso, Liebe, Selbstmord und Verbrechen. Zeitschr. f. Sexualwissen¬
schaften Nr. 7. — Joh. Longard (Sigmaringen). Ueber strafrechtliche
Reformbestrebungen im Lichte der Fürsorge. Juristisch-psychiatrische
Grenzfragen VI, 4. Halle a. S. — Marcus, Verletzung der Wirbelsäule.
Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 22. — Marx, Ueber die Grenzzahlen für
572
Ziemke.
die Lebensfähigkeit Neugeborener. Zeitschr. f. Medizinalbeamte Nr. 11.
— H. Marx, Der kriminelle Abort. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 20. — Der¬
selbe, Haft* und Terminsfäbigkeit. Berl. klin. Wochenschr. 1907, Nr. 49.
— H. u. K. Marx, Zur Lehre von den Brüchen des Schädeldachs.
Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. Bd. XXXYI, H. 2. — K. Mendel,
Der Kampf um die Rente. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 16. — Derselbe
(Berlin), Der Unfall in der Aetiologie der Nervenkrankheiten. Berlin. —
Meyer, Die Kriterien des Nahschusses bei Verwendung rauchschwachen
Pulvers. Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXV, H. 1. — M. Meyer,
Neuritis ascendens traumatica und Myositis bei Leuchtgasvergiftung.
Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 17. — Mönkemöller, Die Unterbringung
gemeingefährlicher Geisteskranker. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 19. —
Molitoris, Erfahrungen zur Frage des biologischen Blutnachweises.
IV. Tagung der Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. in Köln. — Moll, Heil¬
magnetismus und Heilmagnetiseure in forensischer Beziehung. Viertel-
jahreschr. f. ger. Med. Bd. XXXV, H. 1. — A. Moll, Forensische Bedeu¬
tung der modernen Forschungen über Aussagepsychologie. Aerztl. Sach-
veret.-Ztg. Nr. 6. — Moravcsik, Gegen Menschenleben wiederholt be¬
gangenes Verbrechen eines Paranoikers. Monatsschr. f. Kriminalpsych. IV, 1.
— Rud. Vikt. Müller, Zwei ungewöhnliche Rille von Sublimatvergiftung.
Inaug.-Diss., Leipzig. — Naecke, Familienmord durch Geisteskranke.
Halle a./S. — Neter (Mannheim), Die Behandlung der straffälligen Jugend.
Der Arzt als Erzieher H. 30. München. — v. Neugebauer, Hermaphrodi¬
tismus beim Menschen. Leipzig. — C. Nordmann, Ein Fall von Leber¬
ruptur. Inaug.-Diss., Kiel. — Obersteiner, Trauma und Psychose.
Wien. med. Wochenschr. Nr. 40. — Olschanetzki, Vergiftung eines
8jährigen Knaben mit Schnaps. Wratschebnaja gazeta Nr. 11. Ref. Aerztl.
Sachverst.-Ztg. Nr. 11. — Th. Olshausen, Künstliche Befruchtung und
eheliche Abstammung. Bemerkungen dazu von J. Schwalbe. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 12. — Orth, Sarkom und Trauma. Münch, med. Wochen¬
schrift Nr. 41. — Pachnio, Tödliche Blutung aus varikösen Venen.
Aerztl. Sachveret.-Ztg. Nr. 24. — Panzer, Zum gerichtlichen Nachweis
des Veronals. Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXVI, H. 2. — J. Patoir,
Introduction ä l’etude et ä la pratique de la medecine legale. L’echo
medical'du nord Nr. 51. — Pfahl, Erfahrungen über Verletzungen durch
Blitz und Elektrizität. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 29. — Pfleger
u. Marx, Schädelbruch durch HundebiB. Zeitschr. f. Medizinalbeamte
Nr. 16. — Alexander Pilcz, Spezielle gerichtliche Psychiatrie für
Juristen und Mediziner. Leipzig u. Wien. — Puppe, Die kriminalistische
Bedeutung der Rekonstruktion zertrümmerter Schädel vor der Hauptver¬
handlung. IV. Tagung der Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. zu Köln. —
Derselbe, lieber die Agone. Mediz.-naturwissenschaftl. Archiv Bd. 1,
H. 3. — Georg Puppe (Königsberg i. Pr.), Atlas und Grundriß der
gerichtlichen Medizin unter Benutzung von E. v. Hofmanns Atlas der
gerichtlichen Medizin. München. — Dr. R., Aerztliche Haftpflicht.
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
573
Aerztl. Sachver8t.-Ztg. Nr. 10. — Ra ecke, Zwangsvorstellungen und
Zwangsantriebe vor dem Strafrichter. Arch. f. Psych. Bd. XLI1I, H. 3.
— Roepke, Diabetes raelitus nach psychischem Trauma. Aerztl.
Sachverst.-Ztg. Nr. 17. — Derselbe, Kasuistischer Beitrag zur Frage,
wie nachteilige Folgen von Betriebsunfällen gelegentlich erst monatelang
nach dem Unfall erkennbar werden können. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 10.
— Rosenbaum, Auffälliger Sektionsbefund bei einem Selbstmord durch
Schuß mit einer Platzpatrone aus einem Dienstgewehr. Zeitschr. f. Medi¬
zinalbeamte Nr. 17. — Rühs, Fäulnis der Lungen Neugeborener. Viertel-
jahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXVI, H. 2. — Sadger, Fragment der
Psychoanalyse eines Homosexuellen. Jahrbuch f. sexuelle Zwischenstufen,
IX. Jahrg. — Schönfeld, Traumatischer Diabetes. Aerztl. Sachverst.-Ztg.
Nr. 23. — Schroeder, Vergiftung durch Eukalyptusöl. Aerztl. Sach¬
verst.-Ztg. Nr. 8. — A. Schulz, Die Bedeutung der künstlichen Atmung
bei Wiederbelebungsversuchen für die Diagnose des Ertrinkungstodes.
Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXV, H. 1. — Schulz u. Marx,
Untersuchungen über das Verfahren von Neißer-Sachs zur forensischen
Unterscheidung von Menschen- und Tierblut. Klin. Jahrbuch Bd. XIX. —
J. Schwalbe, Der Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Kurpfuscherei und
des Geheimmittelwesens. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 9. — Sieber,
Traumatische Leukämie bei einem 12jährigen Knaben. Zeitschr. f. Medi¬
zinalbeamte Nr. 2. — Sokolow, Zwei Fälle von Vergiftung mit Sublimat.
Wratsch Nr. 11. Ref. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 15. — Stein, Isolierte
Fraktur des Trochanter major. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 9. — Stein¬
thal, Ueber Bauchverletzungen. Med. Korrespondenzbl. d. Württemberg,
ärztl. Landesvereins Nr. 10. — Stern, Peripherisches Trauma und Dia¬
betes melitus. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 13. — Stier-Somlo, Kur¬
pfuscherei und ihr Verbot. — E. Stockis, Sur la valeur medico-lögale
des cristaux Barberio. Annales de la societe de medecine legale de Bel-
gique. — Derselbe, Quelques cas d’identification d’empreintes digitales.
Arch. d’anthropol. crimin. Nr. 172. — Straß mann, Der Familienmord
in gerichtlich-psychiatrischer Beziehung. Vierteljahrsschr. f. ger. Med.
Bd. XXXV , Suppl. — Derselbe, La punition de Tavortement en
Allemagne. Annal. de la soc. de medec. legale de Belgique. — Derselbe,
Das Verhalten des ärztl. Sachverständigen vor Gericht. Aerztl. Sachverst.-
Ztg. Nr. 1. — Derselbe, Plötzlicher Tod der Säuglinge. Aerztl. Sach¬
verst.-Ztg. Nr. 19. — Derselbe. Die Entwicklung der gerichtlichen Medizin
und ihre Fortschritte innerhalb der letzten 25 Jahre. Das Preußische
Medizinal- und Gesundheitswesen in den Jahren 1883 — 1908. Berlin. —
Derselbe, Tod durch Erwürgen oder gewaltsames Anfassen des Halses.
Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXX VI, H. 2. — Strauß, Embolie der
Lungenarterie 3 Monate nach Patellarfraktur. Monatsschr. f. Unfallheilk.
1907, Nr. 7. — Strusberg, Zur Kenntnis der Nachkrankheiten nach
Kohlenoxydvergiftungen. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. XXXIV. —
Stüler, Ueber die Wichtigkeit gerichtsärztlicher Photographie und ein
574
Ziemke.
einfaches Verfahren dafür. Zeitschr. f. Medizinalbeamte Nr. 7. — K. v. Surv.
Die fraglichen Beziehungen der sogen. Mors thymica zu den plötzlichen
Todesfällen im Kindesalter. Vierteljahrsschr. f. ger. Md. Bd. XXXVI, H. 1.
M. Takayama, Beitrag zur mikrochemischen Reaktion des Spermas.
Mitteilungen der med. Gesellsch. zu Tokyo 1907, Bd. XXI. — D. Telford,
Three cases of delayed Chloroform Poising. The Lancet, Febr. — Thiem,
Der Einfluß von Unfällen auf die Bildung und Veränderung von Geschwül¬
sten mit besonderer Berücksichtigung der Sarkom- und Krebsgeschwülste.
Amtl. Nachr. des Reichsversicherungsamts Nr. 4. — Thompson and
Wilson, Case of poising of strong nitric acid. The British journ., Dez.
— H. Thorp, A case of acid intoxication following the administration of
Chloroform. The Lancet, Februar. — Tilmann, Anatomische Befunde
bei Epilepsie nach Trauma. Med. Klinik Nr. 38. — Camillo Tovo,
Sopra due Centenaia di autopsie medico-legali. Archiv, di psichiatria,
vol. XXIX, Torino. — Derselbe, Tod durch Sturz aus der Höhe. Viertel¬
jahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXV, H. 2. — Derselbe, Ueber den Selbst¬
mord durch Verbrennung. Zeitschr. f. Medizinalbeamte Nr. 11. — Tröm-
mer u. Preiser, Frühfrakturen des Fußes bei Tabes als Initialsymptom.
Mitteilungen aus d. Grenzgeb. der Med. u. Chir. Bd. XVIII. H. 5. —
Tschistoserdow, Zur Frage der subcutanen Darmrupturen. Prak-
titscheski Wratsch Nr. 22. Ref. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 21. — Uhlen-
huth u. Loeffler, Wassermann, Ehrlich-Neißer-Sachs, Nach¬
prüfung des Neißer-Sachs sehen V erfahrens zur forensischen Unterscheidung
von Menschen- und Tierblut. Klin. Jahrbuch Bd. XIX. — Uhlenhutb.
Weidanz u. Angeloff, Ueber den biologischen Nachweis der Herkunft
von Blut und blutsaugenden Insekten. Arb. aus dem Kaiserl. Gesundheits¬
amte Bd. XXVIII, H. 3. — 0. Ulrich, ein Fall von intrauteriner Leichen¬
starre. Zentralbl. f. Gynäk. 1907, Nr. 3. — Ungar, Der heutige Stand
der Magendarmprobe. IV. Tagung der Deutschen Gesellsch. f. ger. Med.
zu Köln. —Vogel, Ileus und Trauma. Med. Klinik. Nr. 6. — Wach holz.
Zur Kasuistik der Fremdkörper im Mastdarm. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 1.
— Wachsmuth, Katatonie bei einem 32jährigen Hausierer, Doppelmord.
Mordversuch, Selbstmordversuch. Friedreichs Bl. f. ger. Med. — Waldo,
Deaths under Anaesthesia. The Lancet, März. — Wandel, Ueber einige
forensische Fragen bezüglich der Leuchtgasvergiftung, besonders über die
Feststellung der Priorität des Todes bei Vergiftung mehrerer Personen.
Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 12. — Wang-In-Hoai, Gerichtliche Medizin
der Chinesen. Nach der holländischen Uebersetzung des Herrn C.F.M. deGrys.
Herausgegeben von Dr. H. Breitenstein (Verfasser des Werkes ,21 Jahre
in Indien“). Leipzig. — Weichselbaum, Vergiftung mit Kali chloricum.
Wien. med. Woehenschr. Nr. 10. — Welche Anforderungen sind an ärzt¬
liche Gutachten in Invalidensachen zu stellen? Aerztl. Sachversi-Ztg.
Nr. 20. — Wen dl er, Ueber Blitzverletzungen. Deutsche militärärztlicbe
Zeitschr. Nr. 17. — Westcott, Sudden and unexpected deaths. The
British med. Journ., Februar. — F. Wilhelm (Hannover), Richtlinien für
Aerztliche Sachverständigentätigkeit.
575
die Beurteilung, insbesondere die ärztliche Begutachtung der Erwerbs¬
unfähigkeit in ihrer Bedeutung als Grundlage des Rechts auf Invaliden¬
rente nach dem Invalidenversicherungsgesetz vom 13. Juli 1899. Hannover
und Leipzig. — Karl Wilmanns (Heidelberg), Ueber Gefängnispsychosen
(Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem Gebiete der Geisteskrank¬
heiten VIII, 1). Halle a. d. S. — Wind scheid, Schlaganfall als Unfall¬
folge verneint. Med. Klinik Nr. 32. — Winnogradow, Ueber Oxalsäure¬
vergiftung. Münch, med. Wochenschr. Nr. 40. — Zander, Hernie und
Unfall. Med. Klinik Nr. 25. — Ziemke, Die diagnostische Bedeutung
der Intimarupturen für den Tod durch Strangulation. IV. Tagung der
Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. zu Köln. — Derselbe, Die anatomische
Diagnose des Todes durch Erstickung. Zeitschr. f. Medizinalbeamte Nr. 10.
— Zweig, Traumatische Erkrankung oder Muskeldefekt. Aerztl. Sach-
verst.-Ztg.Nr. 18. — Derselbe, Begutachtung der Wirbelsäulenverletzungen.
Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 15.
V.
Oeffentliches Sanitätswesen.
Von Hofrat und Ober-Sanitätsrat Prof. Dr. Ferdinand Hueppe, Direktor
des Hygienischen Institutes in Prag.
Urundwasser, Boden und Wasser. Prausnitz bespricht etwas eingehender
üodentiitration einer früheren Arbeit die Bedeutung der natürlichen Filtration
wasser. für die Reinheit des Grundwassers, angeregt durch die Zunahme
der Krankheiten in der Periode besonderer Zunahme des
Bakteriengehalts durch Hochwasser. Er macht darauf auf¬
merksam, daß die Darmkrankheiten zum Teil vielleicht auf den
Einbruch zu kalten Wassers bei Gelegenheit der Schneeschmelze
zurückzuführen seien. Bei dieser Gelegenheit studiert er auch noch
experimentell die Bodenfiltration. Kabrhel und Kruse beschäf¬
tigen sich ebenfalls mit der Keim Vermehrung bei steigendem Flu߬
wasser und deren Beziehung zur natürlichen Bodenfiltration. Nach
Kabrhel kann man dem Uebelstand schon dadurch etwas ent¬
gegentreten, daß man während des Ansteigens des Wassers die
Wasserentnahme herabsetzt; auch die Möglichkeit einer Ozonisierung
eines solchen Wassers sei ins Auge zu fassen. Aus den Unter¬
suchungen von Kabrhel ergibt sich, daß das Düngen der
Felder keinen solchen Einfluß auf das Grundwasser hat, um es
als Trinkwasser minderwertig zu machen, wenn nur das Grund-
Keimfreiheit wasserniveau von einer 2—3 m starken Deckschichte he¬
iles Grund- (j ec kt di es gelbst für den Fall, wenn es sich um durch¬
lässige Sandschichten handelt. Damit kommt faktisch Kabrhel
wieder genau auf die von ihm früher bekämpften Vorstellungen
von Hueppe und C. Fränkel zurück. Kruse erwähnt die
Gründe für örtliche Vermehrung der Keime im Grundwasser durch
liord- Herdbildung. Bei Hochwässern muß auf Grund natürlicher Ver¬
bildungen bältnisse und von Versuchen nach Kruse auch beachtet werden,
itii Boden. # 7
daß ein Teil der Keime aus den oberen Bodenschichten selbst ent-
Oeffentliehes Sanitätewesen.
577
stammt. Razzeto ermittelt, daß das Grundwasser auch protozoen¬
frei ist und daß Boden und Filter Oberflächenwasser, welches reich
an Protozoen ist, davon befreien, und findet in diesen Be¬
ziehungen einen neuen Anhalt für die Wasserbeurteilung.
Die Auffindung von Bezugsquellen für die Wasserversorgung großer
Städte auf wirtschaftlicher Grundlage bespricht Lindley eingehend
unter Schilderung von ihm ausgeführter Wasserversorgungsanlagen.
Infolge der großen Wassernot in Wien 1908 macht Braikowich
von neuem auf die Bedeutung der sogen. Tiefquellen aufmerksam,
die sich im Wien-Neustädter Steinfelde befinden, und meint, daß
ihre relative Unabhängigkeit von Niederschlägen auf Konden¬
sationen des Wasserdampfes der Luft zurückzuführen
sei. Bei der Wasserversorgung in trockenen Gegenden sei mit
diesem Faktor sicher in Zukunft zu rechnen. Infolge des Versagens
der Wasserversorgung mit Grundwasser in Breslau beschäftigt man sich
jetzt wieder etwas mehr mit dem Oberflächenwasser und seiner
Reinigung, und Schreiber und Peters berichten zusammenfassend
über diese Fragen. Dabei wird die Verbesserungsfähigkeit durch
die Doppelfiltration und durch Schnellfilter und die nachträgliche
Ozonisierung des Filterwassers besonders hervorgehoben. Der deutsche
Verein für öffentliche Gesundheitspflege ließ durch Schm ick die
Wasserversorgung in ländlichen Bezirken zur Diskussion
stellen in richtiger Erkenntnis, daß die Wasserversorgung auf dem
Lande und in Dörfern oder kleinen Städten ebenso wichtig werden
könne wie in größeren Städten, und Gärtner belegte dies durch
eine Reihe drastischer Beispiele. Auf dem Lande muß besonders
betont werden, daß durch die Beziehungen zu den Senkgruben
und Dungstätten die Gefahr der Verunreinigung sehr groß
werden kann, weil die Vorschriften über ihre Entfernung von den
Brunnen ganz schematisch gehandhabt werden, während nur die Be¬
rücksichtigung der Filtrationskraft des Bodens in vertikaler und
horizontaler Richtung darüber entscheidet, ob das Wasser rein bleibt
oder der Infektion ausgesetzt ist. Rottermundt studierte das
Verhalten der Bazillen fließender Wässer und findet es ab¬
hängig von der Strömung. Im allgemeinen findet er sie an der*
Oberfläche zahlreicher und viel mehr schwankend als in der Tiefe;
auch eine Abhängigkeit vom Licht besteht derart, daß
Mittags infolge einer Photophobie, nicht infolge bakterizider
Kraft des Lichtes, die Zahl am niedrigsten, in der Nacht vor
Sonnenaufgang am höchsten sei. Im Anschluß hieran sei auf eine
zusammenfassende Arbeit von Hettersdorf über die Selbst-
Jahrbuch der praktischen Medizin. 10' 9 . 37
Protozoen im
Wasser.
Grundwasser
und Konden¬
sation von
Luftfeuchtig¬
keit.
Oberflächen-
wasser.
Wasser¬
versorgung
auf dem Lande.
Brunnen und
Senkgruben.
Keimgehalt
fliebend«T
Wdsser.
Selbst¬
reinigung
der Flüsse.
578
Hueppe.
Giftige Fabrik-
ab Wässer.
Koliprobe.
Wasser¬
untersuchung
an Ort und
Stelle.
Typhus
und Wasser.
Schnell-
liltration.
Knteisenung
und Kohlen¬
säure.
Mangan.
reinigung der Flüsse hingewiesen, in der die neue Literatur
berücksichtigt wird. Rubner und v. Buchka besprechen einen
Fall von Ableitung zyanhaltigen Wassers einer Zucker¬
raffinerie in einen Fluß, die sie durch entsprechende Vorkehrun¬
gen prinzipiell vermieden wissen wollen. Während im allgemeinen
die Koliprobe zur Beurteilung des Wassers günstig beurteilt wird,
hält Kruse an seinem absprechenden Urteil fest, ohne allerdings
sehr überzeugend zu wirken. Klut bespricht in einem im allge¬
meinen recht kritisch gehaltenen Werke die Untersuchung des
Wassers an Ort und Stelle; es macht sich aber dabei immer
von neuem bemerkbar, daß die Chemiker die bisherigen expeditiven
Methoden wegen ihrer Unzuverlässigkeit ungern verwenden, während
der weniger Geübte .mit ihnen nichts Hechtes anzufangen weiß,
weil er die Grenzen ihrer Zuverlässigkeit nicht beurteilen kann.
Konrich bespricht 2 Fälle, in denen Typhusbazillen in
Brunnenwasser nachgewiesen wurden, ohne daß ihnen eine
ätiologische Bedeutung zukam. Rieger bringt das früher zahl¬
reichere Auftreten von Typhuserkrankungen in der 'Stadt Brieg
mit der zunehmenden Verunreinigung der Oder in Verbindung,
deren Filtration schließlich nicht mehr in genügender Weise ge¬
lang, während nach Durchführung der Grundwasserwerke
der Typhus wie mit einem Schlage fast ganz aufhörte.
Bitter und Gotschlich besprechen unter Berücksichtigung ihrer
Entwicklung die Bedeutung der chemischen Fällungsmittel bei der
Sandfiltration und zeigen im einzelnen wie sich diese Schnell¬
filtration in Alexandrien bewährt hat, und zwar gegenüber dem
Nilwasser. Nach Friedbergers Versuchen dürfte dies Ver¬
fahren auch geeignet sein für die Wasserversorgung der Stadt
Königsberg. Peters bespricht die Frage der Enteisenung von
Einzelbrunnen. Oesten macht darauf aufmerksam, daß die
mangelhafte Auslüftung der Kohlensäure bei der Enteisenung im
Rohrnetze wieder zum Auftreten von Eisen führen kann, während
Herzberg für den Rostvorgang die Kohlensäure nicht für er¬
forderlich hält. Auch Gärtner macht auf die Bedeutung des
Verrostens der Röhren aufmerksam. Während praktisch die Frage
der Enteisenung schon als fast gelöst bezeichnet werden kann, ist
die Entfernung des Mangans noch als ungelöst zu betrachten.
Oettinger bespricht in eingehenderWeise die Ursachen des Ein¬
bruchs von Eisen- und Mangansalzen in das Breslauer Grand¬
wasser und meint, daß das Ueberschwemmungswasser und der
Durchbruch von tertiären Wässern aus der Tiefe die ihnen für
Oeffentlichea Sanitätswesen.
579
diese Katastrophe zugeschriebene Bedeutung nicht haben. Die Ver¬
suche der chemischen Trinkwasserdesinfektion sind noch
nicht zur Ruhe gekommen, und Reichel untersuchte die Einwir¬
kung von Wasserstoffsuperoxyd; für 24 Stunden reiche
0,5 p. m. aus, als kürzeste Desinfektion können 6 Stunden 1,6 p. m.
gelten; praktisch könne man sich allenfalls auf 8—4 Stunden mit
5 p. m. zufrieden geben. Bei dem ersten Verfahren sei eine Ent¬
fernung des Wasserstoffsuperoxyds nicht nötig, bei den beiden
letzten Verfahren müsse Zerlegung durch Katalase erfolgen. Thresh
spricht sich für die Sterilisation von Trinkwasser durch Kalzium¬
hyperchlorid aus.
Sterilisieren
von Wasser:
— durch
Wasserstoff¬
superoxyd,
— durch
Kalziuin-
hyperchlorid.
Abwässer. Infolge der biologischen Abwässerreinigung ist die
Frage der Selbstreinigung von Schmutzwässern nach vielen Rich¬
tungen bearbeitet worden, und als eines der Kriterien für die Zu¬
lassung in öffentliche Flußläufe wird vielfach betont, daß in den
geklärten Wässern Fische leben können. Nachdem dieser Maßstab
gewonnen war, besann man sich wieder darauf, daß in stark ver¬
schmutzten Dorfteichen Fische recht gut leben können, daß dem¬
nach Fischteiche zur Beseitigung von organischen Ab¬
wässern auch eine ökonomische Bedeutung gewinnen; auf 1 qm
Grundfläche gerechnet übertrifft stehendes Gewässer unter
allen Umständen an selbstreinigender Kraft das fließende
Wasser; 1ha Karpfenteichwasser zersetzt etwa lOmal mehr an
organischen Substanzen als 1 ha Flußstrecke. Zur Beurteilung der
auf diese Weise biologisch zu beseitigenden Verunreinigung reicht
die chemische Analyse nicht aus, oder sie kommt zu spät, aber
auch die bakteriologische Prüfung mit den Methoden der Reinkultur
ist ganz unzureichend, und man beurteilt deshalb jetzt solche Wässer
auch nach den nur mikroskopisch oder sonst morphologisch erkenn¬
baren Pflanzen- und Tierformen, von denen man die an sauerstoff¬
reiche Wässer angepaßten als „Katharobien“, die anderen als
„Saprobien“ bezeichnet, die auch im abgestorbenen Zustande
sich noch so lange halten, daß man auch einige Zeit später
noch auf die Art der vorausgegangenen Verunreinigung
schließen kann. Damit ist auf großen Umwegen die Beurteilung der
Verunreinigung der Schmutzwässer wieder bei Ferdinand Cohn
angelangt, der in dieser Art die „Saprophilen“ zur Beurteilung
verwertete, und an den anschließend Hueppe diese Methode stets
neben der bakteriologischen forderte und verwendete. Im Anschluß
daran hat der Nachweis von Sauerstoff in der Methodik der
Sauers toflf-
gehalt und
Fischzucht.
Katharobien.
Saprobicn.
Saprophile.
580
Hueppe.
Oxydations¬
körper und
Sauerstoff.
Tropfkörper.
Schlamm¬
beseitigung.
Aerobiose
und
Anaerobiose
in ihren
Beziehungen
zu den
Gerüchen,
Trennung der
Bestandteile
der
Abwässer.
Wasser- und Abwasseruntersuchung eine größere Bedeutung ge¬
wonnen, und Brezina berichtet über solche Untersuchungen mit
Sauerstoffzehrung. In einer Studie über die biologische Abwasser¬
reinigung, die im wesentlichen mit den Vorstellungen von Dun bar
übereinstimmt, hat Lübbert die Bedeutung des Lufibsauerstoffes
von neuem festgestellt und dargelegt, daß ohne Sauerstoff¬
zufuhr eine Reinigung der Abwässer im Oxydations¬
körper nicht möglich ist und daß bei gut funktionierendem
Oxydationskörper fäulnisfäbige Abwässerstoffe nicht in die Flusse
übergehen. Um bei den biologischen Verfahren gute Resultate zu
erzielen, ist die richtige Verteilung der Wässer von großer
Bedeutung, und über die Verteilung in den Tropfkörpern berichten
eingehend: Winslow, Phelps, Story und McRae. In den
Faulräumen kann nach Füller der Schlamm jahrelang liegen
bleiben, und er sollte erst aus den Kammern herausgenommen
werden, wenn die Zersetzung der organischen Stoffe durch Klein¬
lebewesen so weit fortgeschritten ist, daß keine weitere Fäulnis
erfolgen kann. Dies wird erreicht durch Herrichtung von mehreren
Abteilungen, von denen demnach einige ausgeschaltet werden können.
Das Abwasser muß vor seinem Eintritt in den Faulraum durch
Rechen vorgereinigt und von solchen Materialien befreit werden,
die die Tendenz besitzen, an der Oberfläche zu treiben und den
Schaum zu vermehren. Auch Fahre findet, daß im fließenden
Leitungswasser die Faulstoffe eine viel geringere Zer¬
setzung erfahren, als in der Faulkammer, die demnach
bei dem biologischen Reinigungssystem ein wichtiges Glied ist.
D i b d i n untersuchte den Abwässerschlamm besonders in Bezug auf
das Verhältnis von Kohlenstoff zum Stickstoff und fand die Proben
ohne offensive Gerüche, die erst auftraten, wenn diese Proben in
verschlossenen Flaschen auf bewahrt wurden, wahrscheinlich ver¬
ursacht durch das Absterben der im Schlamm lebenden aeroben
Mikrobien, während die Schlammproben an der Luft auf¬
bewahrt ohne Geruchsbelästigung verwitterten. Durch
diese Erkenntnis gewinnen die mechanischen Methoden zur
Trennung der Bestandteile der Abwässer von neuem Be¬
deutung , und J a s t r o w beschreibt im einzelnen diese Methoden
der maschinellen Abwässerreinigung. Da die Befreiung des Schlam¬
mes von seinem Fettgehalt und den Faserteilchen besonders wichtig
ist, hat das Krem er sehe Verfahren günstige Beurteilung erfahren,
und zwar durch Bahse, Zahn und Reichle, die auch weiter
über das Trommelfilter von Lehmann berichten. Die Frage der
Oeffentlicbes Sanitätswesen.
581
Lebensfähigkeit von pathogenen Bakterienkeimen in
Abwässern ist erneuerten Untersuchungen unterzogen worden,
und Galvagno und Galderini fanden, daß Typhusbakterien
in Abortgruben, wenn auch meist mit Virulenzverlust, bis zu
30 Tagen lebensfähig blieben, während Für bring er und Stietzel
für Choleravibrionen eine etwas kürzere Lebensdauer ermittelten,
den Hauptunterschied aber darin sehen, daß Cholera- und Typhus¬
bazillen hei Sauerstoffbeschränkung, wie sie in Gruben vorhanden
ist, kürzer leben als bei reichlichem Sauerstoffzutritt.
Luft und Klima. Wislow beschreibt eine Verbesserung der
Methode von Hesse für das Zählen der Luftbakterien. Ruhe-
mann macht von neuem auf einen Parallelismus des Sonnenscheines
und des diffusen Lichtes zur Influenza aufmerksam, wobei er aber
merkwürdigerweise statt der indirekten Beziehungen des Lichtes
für den Gesundheitszustand dessen bakterizide Kraft verantwortlich
macht, während Richter Influenza und Pneumonie weder von hohen,
noch niedrigen Temperaturen an sioh, sondern vom Herrschen der
Antizyklone abhängig glaubt. Willim untersuchte die Beziehung
zwischen Säuglingssterblichkeit und Sommertemperatur
und findet, daß 1. hohe, durch Insolation der Hauswand veranlaßte
Temperatur, 2. künstliche Ernährung der Kinder, 3. ungünstige
soziale Lage der Eltern die Hauptfaktoren darstellen. Meinert
betont von neuem die Bedeutung der Wärmestauung für die
Kindersterblichkeit, während Baginsky diesen Faktor nur
als einen von mehreren gelten lassen will, dem in Berlin wenigstens
die allgemeinere Bedeutung nicht zukomme. Lief mann findet, daß
man die ausschlaggebende Rolle, die man der Milchverderbnis zu¬
schreibt, nicht mehr länger als übergeordneten Faktor für
die Säuglingssterblichkeit betrachten kann und daß außer
der künstlichen Ernährung auch andere Faktoren, speziell das
Wohnungsverhältnis, von entschiedener Bedeutung für das
Schwanken der Kindermortalität sind. Dagegen müßte die Vor¬
stellung von einer unmittelbaren todbringenden Hitzewirkung auf
den Säugling geleugnet werden. Der Einfluß der künstlichen Er¬
nährung sei indirekt und bestehe in der Schaffung einer
Disposition, so daß es gelte die Kinder vor Schmutz und In¬
fektion zu bewahren. Liefmann und Klostermann untersuchten
den Einfluß hoher Wärmegrade auf den Organismus an den Ar¬
beitern in Salzbergwerken, bei denen große Unterschiede
nach dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft zu bemerken waren, indem
Lebensfähig¬
keit von
Krankheits¬
erregern in
Schmntz-
w&ssern.
Bakterio¬
logische
Methodik.
Sonnenschein.
Wind¬
richtung.
Sterblichkeit
und
Temperatur.
582
Hueppe.
Hohe bei trockener warmer Luft eine nur geringfügige Wärmestauung
Temperatur e i n trat. Kurita stellt durch Temperaturmessungen in tropischen
und Schiffen. Gewässern fest, daß Feuerleute im Maschinenraum eine bedeutende
Steigerung der Eigenwärme zeigten, die schon nach 30 Minuten
anfing und erst nach lstündiger Buhe wieder zur Norm zurückkehrte.
Schmidt veröffentlicht experimentelle Studien zur Frage der Ent-
Sonnenstich. stehung des Sonnenstiches, wobei er die Durchlässigkeit ver¬
schiedener Körpergewebe bei Bestrahlung prüfte. Von den auf die
Haut auftreffenden Wärmemengen werden 90°/o absorbiert und reflek¬
tiert, und nur 10°/o dringen in die tieferen Schichten ein. Bei der
Haut des Negers ist das Verhältnis noch günstiger, so daß das Pig-
iiaut als ment im Rete Malpighi nahe der Hautoberfläche eine größere Be-
Schutzorgan. Deutung für den Organismus besitzt, indem es die tieferen, schwerer
absorbierenden Schichten vor zu intensiver Erwärmung schützt und
bewirkt, daß die Absorptionszone der Verdunstungszone näher rückt
als bei der pigmentarmen Haut des Weißen.
Körperübungen. Infolge des zunehmenden Interesses an Körper¬
übungen fangen jetzt auch die Aerzte an, sich etwas mehr mit diesen
Fragen zu beschäftigen, und es sei deshalb wenigstens auf eine
Arbeit von Kays er hingewiesen über Turnen und Bewegungs¬
spiele in den Schulen vom Standpunkte der öffentlichen Gesund¬
heitspflege.
Kleidung. Lehmann hat seine Studien fortgesetzt und be-
Schwciß- richtet über die Fähigkeit der Schweißaufnahme von Wolle
autnahme un( j Baum wolle besonders mit Rücksicht auf die Strümpfe. Auf
Baumwolle. der Haut getragene Wolle nimmt weniger Chlor auf als Baumwolle.
Körper-
Übungen.
Turnen.
Ist Kinder¬
sterblichkeit
ein Auslöse¬
faktor?
Biologische Anpassung, Auslese, Akklimatisation. Für die
Maßnahmen der aufbauenden Hygiene ist es sehr wichtig festzu¬
stellen, ob die Kindersterblichkeit auch als Auslesefaktor
angesehen werden muß. Der Mensch macht in dieser Beziehung
keine Ausnahme unter den Lebewesen, und die Tatsache, daß die
Kindersterblichkeit mit der Zahl der Kinderwächst,
ist ganz unbestreitbar. Die Auslese, welche in der Säuglingsperiode
durch die Beziehungen zur natürlichen und künstlichen Ernährung
gegeben ist, dann die Auslese in der folgenden Kindheit bis zur
Pubertät, dann wieder die Zeit bis zum Eintritt ins arbeitsfähige
Alter kann aber durch soziale Verhältnisse so verschleiert werden,
daß eingehende Untersuchungen erforderlich sind. In dieser Be-
Oeffentliches Sanitätswesen.
583
ziehung hat Prinzing die Entwicklung der Kindersterblich¬
keit in Stadt und Land vergleichend untersucht und gefunden,
daß dem Rückgang der Kindersterblichkeit in den Städten, die zum
Teil sicher durch die Höhe der Geburtsziffer bedingt wird, in ein¬
zelnen Teilen von Preußen eine größere Kindersterblichkeit auf dem
Lande gegenübersteht. Da in übermäßiger Kindersterblich¬
keit auch eine Vergeudung der Kräfte der Nation liegen
kann, untersuchte Hamburger den Zusammenhang zwischen Kon¬
zeptionsziffer und Kindersterblichkeit in den großstädtischen Arbeiter¬
kreisen und fand, daß der Prozentsatz der Ueberlebenden um so
kleiner wird, je größer die Konzeptionsziffer ist. In der Dis¬
kussion zu diesem Vortrage bemerkte Gottstein, daß das wirk¬
samste Mittel gegen die proletarische Säuglingssterblichkeit und
gegen die exzessive Geburtenfrequenz in der Rückkehr zum Selbst¬
stillen liege. Da das Ueberleben nicht bloß von der Säuglingssterb¬
lichkeit, sondern auch von den sozialen Einflüssen in der folgenden
Kindheitsperiode abhängt, so erfordert die Beurteilung die Be¬
ziehungen zum arbeitsfähigen Alter. In dieser Hinsicht hat Hahn
die Säuglingssterblichkeit und die Militärtauglichkeit
vergleichend geprüft, ohne aber zu einem bestimmten Schlüsse zu
kommen. Helbich will die Säuglingssterblichkeit nicht als Aus¬
lesefaktor auffassen und findet für Greifswald, daß bei hoher
Säuglingssterblichkeit die Militärtauglichkeit gering ist. Schall¬
mayer untersucht in etwas eingehender Weise diese Fragen und
macht auf die von anderer Seite stark unterschätzte Tatsache auf¬
merksam, daß die durch natürliche Ernährung vor größerer Sterb¬
lichkeit bewahrten Säuglinge in den folgenden Perioden eine größere
Sterblichkeit zeigen können. Prinzing macht darauf aufmerksam,
daß die Frage, ob die Landwirtschaft oder die Industrie
mehr Rekruten liefere, mit der Frage nach der Tauglichkeit
und der körperlichen Beschaffenheit dieser Bevölkerungsgruppen nichts
zu tun hat und daß die Höhe der Bevölkerungsziffer auf dem Lande
eich nur erhält, wenn die Industrie diese neuen Kräfte aufnimmt
und beschäftigt. Es müssen also neben der Tauglichkeit auch die
Untauglichkeitsgründe berücksichtigt werden, die nicht allein in der
Ernährungsweise in der Kindheit gegeben sind. Schwiening be¬
stätigt von neuem die Beobachtung, daß zur Zeit der militärischen
Aushebung eine deutliche Größenzunahme gegenüber früher zu
bemerken ist. Alsberg will in der Landflucht nur ungünstige Ein¬
flüsse sehen, weil die vollstädtischen Heerespflichtigen nur halb so
viele taugliche Soldaten liefern, als die landwirtschaftlichen Stadt-
Sterblichkeit
in Stadt
und Land.
Kinder¬
sterblichkeit
und Militär¬
tauglichkeit.
Ursachen der
Militär¬
untauglich¬
keit.
Größen¬
zunahme der
Bevölkerung
584
Hueppe.
Vererbung.
Epigenesis
oder
Evolution ?
Akklimatisa¬
tion der
Europäer in
den Tropen.
Kolonisation
in der
Heimat.
bewohner. v. d. Velden erörtert an der Hand des Materials von
Riffel, welches viele Generationen umfaßt, die Frage der Kon¬
stitution und Vererbung der Anlagen, speziell für Tuber¬
kulose und Krebs. Teichmann bespricht die Vererbung von dem
Standpunkte, daß nur die Chromosomen der Kerne der Geschlechts¬
zellen die Träger der vererbbaren Eigenschaften sind. Die wert¬
vollste Arbeit über das Vererbungsproblem vom medizinischen Stand¬
punkte hat Martins geliefert, wobei er von ähnlichen Voraus¬
setzungen ausgeht, wie Teichmann. Gegenüber der grenzenlosen
Konfusion in ärztlichen Kreisen über dieses Problem wirkt das
Werk von Martins geradezu befreiend. An dieser Auffassung
wird meines Erachtens auch dadurch nichts geändert, daß er sich
auf den extremsten Standpunkt von Weis mann stellt, und das
gerade in einer Zeit, wo dessen Ansichten von den Biologen mehr
und mehr verlassen werden. Ich möchte bemerken, daß ich selbst
wohl zuerst (1899), dann Fick darauf hingewiesen haben, daß das
Monopol der Chromosomen für die Erbmasse nicht aufrecht
zu halten ist und daß man diesen Kernanteil stets im Zusammen¬
hänge mit der achromatischen Substanz betrachten muß, die man
nicht einfach ignorieren kann. Damit gewinnt die Frage der Erb¬
substanz ein etwas anderes Gesicht, und die Epigenesis bekommt
gegenüber der bloßen Evolution wieder eine größere Bedeutung.
Ziem an n weist darauf hin, daß die schwarze Rasse gar nicht im
stände war, Afrika überall zu bevölkern, wie Europa bevölkert ist,
also in der Akklimatisation Grenzen gefunden hat, so daß er sich in
Bezug auf die Akklimatisationsfähigkeit der Europäer
in Afrika erst recht skeptisch ausspricht und zu einer rationellen
Hygiene, besonders in Kleidung und Bekämpfung des Alkohols, rät.
Auch Steudel bestreitet ganz entschieden, daß Deutsche im tropi¬
schen Niederungsklima, selbst wenn es malariafrei ist, sich wirklich
akklimatisieren können. Er drückte sich auch im einzelnen wie
Hueppe über die Beziehungen der Tropenhygiene zur Tropen¬
akklimatisation aus. Krauß gibt einige, diese Tatsachen illustrierende
Daten über die Gesundheitsverhältnisse in Deutsch-Ostafrika. Die
Kolonisation in der Heimat behandelt Gr über in einer
überaus einseitigen Weise, unter Hervorhebung der Geschlechts¬
krankheiten und des Alkoholismus, die wissenschaftlich wenig über¬
zeugt. Da man bei allen diesen Studien immer wieder auf die an¬
geborenen Anlagen verwiesen wird, so sei auch eine neuerliche Zu¬
sammenfassung über Krankheitsdisposition hingewiesen von
W i e 1 an d, bei der gegenüber der Spezifizität der Krankheitsauslösuug
Oeffentliches Sanitätswesen.
585
auch wieder die Spezifizität der die Beize aufhehmenden Körperzellen,
ähnlich wie von Virchow, Hueppe und auch von Leube gewür¬
digt wird. Auf etwas Aehnliches kommt es hinaus, wenn Ascher
ermittelt, daß bei der Tuberkulose sich die Infektion zwar nach der
Leichtigkeit der Infektionsmöglichkeit richtet, die Erkrankung und
Sterblichkeit dagegen hauptsächlich durch die innere Widerstands¬
fähigkeit bestimmt wird. Prinzing sucht der Präge näher zu
treten, ob die moderne Hygiene, dadurch daß sie die natürliche
Auslese verringert oder ausschaltet, verschlechternd auf die Basse
einwirkt, und weist darauf hin, daß viele von der Keimanlage her
minderwertige oder kranke Früchte vor der Zeit zu Grunde gehen,
ehe die Hygiene einen Einfluß auszuüben vermag, und daß von
der Hygiene nicht nur Gebrechliche, sondern auch
viele Kräftige Vorteile genießen, die dadurch von
Krankheiten verschont bleiben oder schneller genesen, wenn
sie krank werden — ein Punkt, den Hueppe schon früher hervor¬
gehoben hat, der aber bis jetzt ganz vernachlässigt wurde, weil man
immer nur den Einfluß der Hygiene auf Schwächliche beachtete.
Eines der Hauptmerkmale der zunehmenden Kindersterblichkeit liegt
in der Nervosität, über die von Cr am er zusammenhängend be¬
richtet wird.
Ernährung. Flinker bespricht das religiöse Fasten, wie
es in der Bukowina ausgebildet ist. Der starke Fleischgenuß gilt
jetzt als außerordentlich schädlich, wobei man auf die zahlreichen
Stoffwechselerkrankungen der reichen Leute hinweist; dabei wird
aber entschieden vergessen, daß die übrigen unhygienischen Ver¬
hältnisse, besonders die ungenügende Bewegung im Freien, mehr in
Betracht kommen als das Fleisch. Die am stärksten fleischessen¬
den Kulturvölker, die Engländer und Amerikaner zeichnen sich
gerade nicht durch eine besondere Kränklichkeit, sondern durch
hohe Leistungsfähigkeit aus, und die fast rein fleischessenden Eskimo
und Gaucho lehren doch recht eindeutig, daß man bei dem Fleisch-
genusse auch die Nebenumstände zu berücksichtigen hat. Sozial¬
hygienisch ist auf jeden Fall ein Zuwenig an Fleisch
in der Volksernährung ein größerer Uebelstand. Flinker
macht nun darauf aufmerksam, daß die Leute in der Bukowina durch
die Unterernährung in der Fastenzeit stark geschädigt werden,
schwere Erschöpfungszustände eintreten, Hemeralopie als „Hühner-
blindheit“ zur Fastenzeit geradezu epidemisch auftritt, bei den Frauen
die Leistungsfähigkeit der Brustdrüsen stark herabgesetzt wird, so
Krankheits-
anlage.
Nutzen der
Hygiene für
Schwächliche
und Kräftige.
Nervosität.
Unter¬
ernährung.
586
Hueppe.
Stillunfähig¬
keit und Diät.
Kraft¬
leistungen.
Wachstum
und
Lebensdauer.
Sozialhygiene
und
Ernährung.
Eiweiß als
Sicherheits¬
faktor.
Armenkost.
Abmagerung
durch
Appetit-
mangel in
geschlossenen
Räumen.
daß bei den Huzulenfrauen sich ähnliche Verhältnisse aasbilden, wie
sie Folykarpas Schacher schon 1752 und in unserer Zeit
Bollinger für die bayrische Hochebene geschildert haben. Es ist
das übrigens ein Hinweis, daß die Stillunfähigkeit in vielen
Fällen sicher durch Diät behoben werden kann. Flinker
macht weiter auf den Zusammenhang mit Pellagra und Darmver¬
schlingungen aufmerksam. Zur Bekämpfung des Hungergefühles
greifen dann die Leute zum Schnaps, so daß der Gesamteffekt in
der griechisch-orthodoxen Bevölkerung überaus ungünstig ist. Zuntz
bespricht zusammenfassend die Kraftleistungen des Körpers,
wobei er besonders die energetischen Beziehungen von Kohlehydraten
und Fetten erörtert und die sorgfältige Wahl der Nahrungsmittel mit
Rücksicht auf die Verdauungsarbeit hervorhebt. Von einem anderen
Standpunkte aus behandelt Rubner die Ernährungsfrage, nämlich in
ihren Beziehungen zum Wachstum und zum Problem der
Lebensdauer, ausgehend von den energetischen Beziehungen
und der Isodynamie der Nahrungsmittel. In seinem Werke über
Volksernährungsfragen bespricht er besonders eingehend prak¬
tische Beziehungen zur Sozialhygiene. Wenn man auch mit
geringeren Eiweißmengen N-Gleichgewicht erreichen könne, so sei
dieser Umstand doch nicht erstrebenswert, und ein Mehr, wie es
in der Voitsehen Forderung liege, bedeute einen wichtigen „Sicher¬
heitsfaktor“. Herabgesetzte Ernährung beeinträchtige die Lei-
stüngsfähigkeit des Körpers ebenso wie die Widerstands¬
fähigkeit gegen Erkrankungen; man muß viel mehr als üblich
die Minderwertigkeit eines schlecht entwickelten Körpers und eigent¬
liche Unterernährung unterscheiden. Unter Armenkost solle man
nur eine solche verstehen, die „überwiegend aus genußmittelarmen
Vegetabilien hergestellt wird und zur Erhaltung eines normalen
Körpergewichtes, wie es der Körperkraft entspricht, nicht hinreicht“;
dabei sei besonders noch zu berücksichtigen, daß bei Leuten, die
sich dauernd in geschlossenen Räumen aufhalten, ein Sinken des
Körpergewichtes nachweisbar ist, wobei als Ursache der Ab¬
magerung die ungenügende Nahrungsaufnahme, als deren Ursache
aber ein im Verhältnis des Körpergewichtes zu geringer Appetit
gegeben ist. Der Abgemagerte ist mit Rücksicht auf seine geringe
Muskelmasse ein weniger brauchbarer Arbeiter als der normal Ge¬
baute und Ernährte, und jede sogen, schwere Arbeit, d. h. jede
Arbeit, die außer Verhältnis zur Muskelmasse steht, macht alt.
Bei dem Reichtum an Tatsachen und Ideen muß ich mich mit diesem
Hinweis begnügen, kann aber das nähere Studium dieser Arbeit von
Oeffentliches Sanitätswesen. 587
ßubner nur angelegentlich empfehlen. Im Anschluß an die Ar¬
beit von Fletcher und Chittenden hat Fisher bei frei¬
gewählter Kost die Ausdauer, wie sie sich in einfachen Körper¬
haltungen und Körperübungen ausspricht (Horizontalhalten der Arme,
Kniebeugen), untersucht und gefunden, daß eine Zunahme bei Herab¬
setzung der Ei weißzufuhr stattfinde. Die Unterschätzung
der psychologischen Momente trägt bei diesen amerikanischen
Versuchen wohl die Hauptschuld, daß die Folgerungen für die
Volksernährung ganz vorbeihauen, weil es gar nicht darauf an-
kommt, an wenigen Personen das niedrigste N-Gleichgewicht festzu¬
stellen, bei dem sie etwas leisten, sondern jenes N-Gleichgewicht
zu ermitteln, bei dem volkswirtschaftlich für große
Bevölkerungsgruppen der günstigste Zustand erreicht
wird. Ganz in den Bahnen von Chittenden wandelt Hind-
hede, der ebenfalls die Herabsetzung der täglichen Eiweißmenge
anstrebt und bereits praktische Versuche in Kopenhagen im großen
durchgeführt hat. Kaup macht auf den Wandel in der Ernährungs¬
weise aufmerksam unter besonderem Hinweis, daß dadurch auch auf
dem Lande Schädigungen der Bevölkerung entstehen, die für den
Heeresdienst bedenklich werden können. Titze bespricht zusammen¬
fassend die neueren Untersuchungen über Fleischvergiftungen,
die in der Mehrzahl der Fälle durch die Bakterien der Para¬
typhusgruppe veranlaßt werden. Diese Bakterien gelangen oft
infolge septischer Erkrankungen der Schlachttiere in das Fleisch;
es ist aber nicht eindeutig, ob sie die Erreger oder nur eine
Begleiterscheinung der Sepsis sind, auf jeden Fall können sie
beim Hackfleisch auch nachträglich hineingelangen. Leistikow
beschreibt eine derartige Epidemie, welche 21 Personen betraf,
und zwar nach Genuß von Fleisch einer notgeschlachteten Kuh;
Tiberti eine epidemische Gastroenteritis nach Genuß von Wurst¬
waren in Bologna, die mehr als 30 Personen betraf. Hutyra be¬
schreibt eine Milzbrandepidemie nach Genuß von Wurst waren,
bei der 11 Personen, von denen 10 starben, an der Intestinalform
litten, während 5, die genasen, Karbunkel zeigten. Böhm be¬
schreibt eine ausgedehnte Trichinenepidemie in Rothenburg,
bei der die Uebertragung durch trichinöse Ratten wahrscheinlich
gemacht wurde, während Opalka für Norddeutschland aus den
letzten Jahren zwar über keine Epidemien berichtet, aber auf die
Bedrohung der westlichen Länder durch die stark infizierten Öst¬
lichen Provinzen Preußens hinweist. Für die bakteriologischen
Fleischuntersuchungen möchte ich bemerken, daß die zur Not-
Eiweiß und
Ausdauer.
Falsche
Folgerungen
fUr die Volks¬
ernährung
Ernährung
auf dem
Lande.
Fleisch¬
vergiftungen.
Paratyphus.
Milzbrand
nach Wurst¬
genuß.
Trichinose.
588
Hueppe.
Not-
poschlachtete
Tiere zeigen
meist eine
höhere
Temperatur.
Nachweis von
Pferdefleisch.
Vernichtung
von schlechtem
Fleisch.
Tuberkel-
bazillen in
Milch und
Milch¬
produkten.
Milch¬
sterilisierung.
Trockenmilch.
Antitoxin
und Milch
Tabak.
Schlachtung gelangenden Tiere, weil krank, meistens eine höhere
Temperatur aufweisen, als die normalen Haustiere, and daß die
Eigenwärme der Haustiere höher ist als die des Menschen, welche
als Bebrütungstemperatnr in den Thermostaten verwendet wird;
das Pferd hat im Durchschnitt 38, das Bind 38,5, das Schwein 39°.
Man könnte das wohl verwenden, nm durch etwas höhere Tempe¬
ratur die Kulturen zu beschleunigen, worauf Bugge aufmerksam
macht. Uhlenhuth, Weidauz, Wedemann, Borchmann,
Fornet und Müller berichten über Untersuchungen, das bio¬
logische Verfahren zum Nachweis von Pferdefleisch
praktisch zu gestalten. Hönnicke beschreibt einen, wie es scheint,
praktischen Apparat zur Vernichtung und Verwertung
untauglichen Fleisches. Gegenüber der bekannten Behauptung
von Koch, „daß die schädliche Wirkung der Perlsuchtmilch und
ihrer Produkte nicht erwiesen ist“, finden zwar Ostermann und
Hey mann gegensätzliche Tatsachen, die sie sich aber bemühen in
ihrem Werte herabzusetzen, während Eber in 8—10°/o der von ihm
untersuchten Milch und in 12°/o der Butter Tuberkelbazillen
fand und auch in Sahne in 6 und in Quark in 4°/o solche ermittelte,
während die Margarineproben davon frei waren. Ostertag kommt
auf Grund seiner Untersuchungen über Eutertuberknlose zu der
Folgerung, daß die Ausmerzung der Eutertuberkulose und der übrigen
klinisch erkennbaren tuberkulösen Tiere als die wichtigste Maßnahme
zur Verhütung der Tuberkuloseübertragung durch
Milch zu bezeichnen sei. Wenn auch Lief mann in seiner schon
zitierten Arbeit den Schluß zieht, daß mit sterilisierter Milch der
Kampf gegen die Cholera infantum nicht allein oder vorwiegend zu
führen sei, so kann doch die Frage der Milchsterilisierung nicht
unbeachtet bleiben. Die Trockenmilch wurde von Prachfeld
und Kossowicz untersucht unter Beschreibung der von ihnen
ermittelten Bakterien, und Prachfeld spricht sich dabei für die
Verwertung von Wasserstoffsuperoxyd aus, welches die Wirkung
bedeutend erhöhe, aber nicht in die Trockenpräparate selbst eingehe.
Bei der Verwertung der Milch durch den Säuglingsdarm, besonders
mit Rücksicht auf die Aufnahme von genuinem Eiweiß und anti-
toxiscli wirkenden Präparaten, sei noch auf die Ergebnisse von
Römer und Much hingewiesen. In fortgesetzten Untersuchungen
über das Tabakrauchen stellte Lehmann fest, daß der einzige
in Betracht kommende Körper des Tabakrauches das Nikotin
ist, während Kohlenoxyd, Schwefelwasserstoff, Blausäure und Pyri¬
din dabei nicht in Betracht kommen. Rosemann bespricht zu-
Oeffentliches Sanitätswesen.
589
sammenfassend die Umsetzung des Alkohols und die Beeinflussung
des Stoffwechsels durch ihn. Auch Zuntz und Rubner heben
hervor, daß Alkohol äquivalent in der Ernährung für N-freie Nahrungs¬
mittel eintreten kann, und Rubner verlangt ausdrücklich, daß der
Alkohol in der Ernährungsbilanz als „maßgebende Größe“ einge¬
stellt wird. In dieser Bilanz habe er gerade den großen Nachteil,
daß er die N-haltigen Nahrungsmittel relativ herabdrückt, so daß
es bei der Ernährung der Aermeren an Eiweiß fehlen könne. Den
ungünstigen Einfluß des Alkohols auf das Herz schildert Becker
eingehender. Fischer findet, daß die in Deutschland geltenden
Bestimmungen zur Bekämpfung der Trunksucht noch unzureichend
sind. Von den Surrogaten der Genußmittel hat die Zichorie
seit der Arbeit von Bibra 1858 zum ersten Male wieder eine ein¬
gehende Untersuchung durch H u e p p e erfahren, die es einigermaßen
verständlich macht, daß dieses Präparat trotz aller Ein wände der
Hygieniker von Jahr zu Jahr sich mehr ausbreiten konnte. Die
Zichorie war die Hauptveranlassung, daß sich der Milchgenuß beim
Frühstück stärker ausbreitete. In Verbindung mit Zerealien ist
das Präparat vielleicht berufen, im Kampf gegen die Ureide und
den Alkohol noch wichtige Dienste zu leisten, weil die Zerealien
allein dazu nicht ausreichen. Die sogen, alkoholfreien Getränke
haben von Metzger eine Untersuchung erfahren, aus der hervorgeht,
daß viele davon — meist zum Zwecke der Konservierung, zum Teil
infolge der Herstellung — beträchtliche Mengen von Alkohol ent¬
halten und die meisten scheußliche Kunstprodukte sind, die
viel strengerer Kontrolle unterworfen werden müßten. Von den
„kastrierten“ Nahrimgsmitteln hat der koffeinfreie Kaffee
durch Kißling eine Untersuchung erfahren, aus der hervorgeht,
daß der Gehalt der Rohbohnen an Koffein von 0,98—l,72°/o auf
0,08—0,26°|o herabgesetzt wurde fvergl. S. 109). Wimmer und Meyer
haben ein D.R.P. 190835 erworben für ein Verfahren zur Her¬
stellung von teeinfreiem Tee, wobei das teeinfreie Produkt nach¬
träglich mit der Lösung der Aromastoflfe wieder imprägniert werden
soll. Da Bier und Wein schon alkoholfrei geliefert werden, die
Vegetarianer durch Herstellung von Linsenkoteletts und Erbsensteaks
den Uebergang zum eiweißfreien Fleisch schon einleiten, der moderne
Feminismus die reizlosen Weiber schon in Massen produziert, selbst
Hygieniker nicht mehr davor zurückschrecken, zur Verhütung von
Geschlechtskrankheiten die Autoerotik zu empfehlen, und so alles
Sinnliche, Erregende Aussicht hat, in Kürze ganz aus unserer Um¬
welt ausgeschaltet zu werden, nähern wir uns durch das Mittel der
Alkohol.
Alkohol und
Herz.
Trunksucht.
Zichorie.
Alkoholfreie
Getränke.
Kastrierte
Genulimittel:
- koffoinfreier
Kaffee,
— teeinfreier
Tee.
590
Hueppe.
„kastrierten 1 * Genußmittel dem Idealzustand, in dem es keine Sünde
mehr gibt. Pfuhl macht auf die Gefahren aufmerksam, die ent-
Konserven, stehen, wenn Konservenbüchsen nach der Füllung nicht auf
Dichtigkeit untersucht werden. Lehmann und Treutlin unter-
Natriumsumt. suchten die Einwirkung von Natriumsulfit bei längerer Fütte¬
rung kleiner Dosen, bei denen sie keine Schädigung nach weisen
Borsäure, konnten. Förster untersuchte die Borsäure als Konservierungs¬
mittel, die allein zur wirklichen Konservierung unzureichend und
außerdem geeignet sei, die Gesundheit zu schädigen. Küster
Markthallen, referierte über die Bedeutung der städtischen Markthallen, deren
Einrichtung und Betrieb; die Einzelheiten eignen sich nicht zu einem
kurzem Auszuge; nur bemerkt sei, daß man anfängt, die Markt¬
hallen mit öffentlichen Wohlfahrtseinrichtungen, wie
Milchküchen, zu versehen; auch Unfallstationen können mit
ihnen verbunden werden. Wichtig ist ferner, daß durch die Markt¬
hallen der ganze Verkehr mit Lebensmitteln besser geregelt wird.
Tageslicht.
Messung von
Sonnenschein
und Tages¬
licht.
Weißes
Licht für
künstliche
Beleuchtung.
Zu große
Helligkeit der
künstlichen
Beleuchtung.
Indirekte
Beleuchtung.
Ultraviolette
Strahlen und
ihre
Bekämpfung.
Tageslicht und Beleuchtung. Küster bespricht die Bau¬
ordnungen in Bezug auf die Anforderungen an die Tagesbelich¬
tung von Aufenthaltsräumen. Die Arbeit ist zu einem Auszug
nicht geeignet, doch möchte ich immerhin den einen Schluß an¬
führen : „Alle Aufenthaltsräume müssen unter Annahme der höchsten
zulässigen Bebauung der gegenüberliegenden Baufluchtlinien oder
Nachbargrenzen einen solchen Lichteinfall vom Himmel haben, daß
die Hälfte der Fußbodenfläche vom Himmelslicht getroffen wird.“
Die für die Lichtgrenze [aufgestellte Formel und ihre Begründung
ist im Original einzusehen. Esmarch hat einen zum Registrieren
des Sonnenscheins bewährten Apparat auch mit Erfolg zu syste¬
matischen Feststellungen über die Tageshelligkeit benützt. Wed¬
ding bespricht die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete der Be¬
leuchtung. Licht, welches eine ausgesprochene einfache Strahlung
besitzt, wird abgelehnt und weißes Licht verlangt. Bei der
Leichtigkeit, mit der jetzt künstliches Licht zu beschaffen ist, wird
schon oft in Arbeitssälen die Helligkeit zu weit getrieben und
dadurch das Auge zu stark angegriffen. Bei der indirekten Be¬
leuchtung, welche derartige Fehler ausschließt, tritt sehr bald
eine Abschwächung ein, so daß Renovierungen der Räume öfters
nötig sind. Schanz und Stockhausen untersuchten die Wir¬
kungen der ultravioletten Strahlen auf das Auge und machen
darauf aufmerksam, daß die ultravioletten Strahlen des Tageslichtes
dem Auge ebenso schädlich r' ’ ' die des künstlichen Lichts.
Oeffentliches Sanitätswesen.
591
Die vom Tageslicht erzeugte Schneeblindheit entspricht voll- Schneeblind-
ständig der vom künstlichen Licht erzeugten elektrischen Oph- elektrische
thalmie. Auch der Frühjahrskatarrh der Augen sei von den ultra- Ophthalmie,
violetten Strahlen des Tageslichts stark beeinflußt. Zur Abhaltung
dieser Schädlichkeiten untersuchten sie die Absorptionsfähigkeit ver¬
schiedener Glassorten gegenüber den ultravioletten Strahlen, die
man für Beleuchtungskörper und für Brillen verwerten könnte. Die
bisherigen graugrünlichgelblichen Gläser, welche die ultravioletten
Strahlen absorbieren, schwächen die leuchtenden Strahlen zu sehr;
es gelang ihnen schließlich, in ihrem „Euphosglas“ von schwach
gelbgrüner Farbe ein Glas zu ermitteln, welches alle unsicht¬
baren ultravioletten Strahlen aufnimmt und nur die
sichtbaren Strahlen ohne wesentliche Schwächung durch¬
treten läßt. Schwarz bespricht die Methoden und Grundsätze
bei der Prüfung des Seh- und Hörvermögens von Bahnbediensteten
und schlägt einige Verbesserungen der geltenden Bestimmungen vor.
Brandeis beschreibt eine neue Methode zur Ermüdungsmessung Ennüdungs-
unter Verwendung von Farbenproben, die sich sowohl für Bahn- mcssung
° durch tarb-
bedienstete als auch Schulen eignet. proben.
Heizung und Lüftung. Durch eine Kontroverse zwischen Beheizung umi
Domitrovich und Brabbees wurden einige Prinzipienfragen LüUung «lei¬
der Beheizung und Lüftung von Schulen einer kritischen Be¬
sprechung zugeführt, besonders wurde die vollständige Trennung
der Beheizung von der Ventilation für wünschenswert ge¬
halten, um die Lüftung den verschiedensten äußeren Verhältnissen
besser anpassen zu können.
Ruß und Staub. Ausgehend von der Tatsache, daß im Laufe
des verflossenen Jahrhunderts der Kohlenverbrauch sich um das 50fache
vermehrt hat, gibt Lief mann eine zusammenfassende Darstellung
über die Rauch- und Rußfrage und beschäftigt sich eiugehend mit der
Sammlung der Proben und dem Nachweis des Rußes. Gemünd Nachweis,
beschäftigt sich auf Grund von Untersuchungen mit dem Aitken-
schen Staubzähler mit der großstädtischen Luftverunreinigung, wobei
er die Gasfeuerung und die Dezentralisation der Industrie als be¬
sonders wichtig bezeichnet. Beide Arbeiten sind zu Auszügen nicht
geeignet. Dennstedt und Häßler finden in Rußproben, daß im Bestandteile
Durchschnitt 12,9°/o Ammonsulfat vorhanden waren. In Schnee des Ruli
war etwa V 3 der Schwefelsäure an Ammoniak gebunden und da¬
durch unschädlich. Die Anreicherung des Schnees mit Schwefel-
592
Hueppe.
Staub und
Feuchtigkeit
der Luft.
Flugfähiger
Staub.
Pilaster-
material i eil.
Geräusche.
Krankheits¬
keime in Müll
und Straßen¬
staub.
Wohnungs¬
wesen.
Wohnungs¬
gesetz.
I laus¬
seh wannn.
Linoleum-
btdag.
säure könne bei der Schneeschmelze zur Wirkung auf die Pflanzen
kommen, so daß die immergrünen Nadelhölzer mehr gefährdet
sind als die Laubhölzer. Orsi untersucht Rußmengen mit der
Rubnersehen Methode mit Filtration durch Papier und findet in
Berlin die Rußmengen sehr schwankend und am Morgen relativ
am stärksten. Ascher ermittelte experimentell, daß feuchte Luft
zwar weniger Staub aufuimmt und bewegt als trockene, aber trotz¬
dem zu einer stärkeren Anthrakosierung der Lungen führt.
Die Anfeuchtung des Staubes dürfte also in Gewerbebetrieben znr
Beseitigung der Schädlichkeiten oft nicht ausreichen. Da der flug¬
fähige Staub einige Besonderheiten zeigt, beschäftigte sich Orsi
mit dieser Frage und fand eine Abhängigkeit der Flugfähig¬
keit von der Größe der Körnchen, dem spezifischen Gewicht, der
Stoffe, der Oberfläche der Körnchen und ihrem Wassergehalt.
Straße und Verkehr. Mit dem Pflastermaterial beschäftigten
sich Sperber, Kölle und Krüger. Sperber weist darauf hin,
daß mit der Einführung des motorischen Betriebes Aenderungen des
Straßenbauwesens nötig werden dürften und die Geräuschver¬
meidung nicht bloß in der Pflasterart, sondern auch im Radreifen
gesucht werden müßte. Kölle spricht sich für das Kleinpflaster
auf fester, seitlich unverschiebbarer Grundlage aus, welches zwar
teurer sei, aber dafür sehr viel länger halte. Hilgermann er¬
mittelte, daß sich Cholera Vibrionen in Kehricht nur 24 Stunden,
Typhusbakterien bis zu 40 Tagen, Milzbrandbazillen bis zu 80 Tagen
lebensfähig halten. Pellegrini fand im Straßenstaub in Padua
auch pathogene Keime, und zwar Tetanus-, Typhus-, Pyozyaneus-
und Eitererreger.
Wohnung. Eberstadt hat ein Handbuch des Wohnungswesens
und der Wohnungsfrage herausgegeben, auf welches unbedingt ver¬
wiesen werden muß.
Landsberger urgiert durch nochmalige Feststellung der
Minimalforderung für Wohnungen und die Einführung
der Wobnungsaufsicht das in Aussicht gestellte Wohnungsgesetz.
Bianchini beschreibt einen Apparat zur Bestimmung des Volu¬
mens der Baumaterialien und Erdmassen. Mez hat eine Mono¬
graphie über den Hausschwamm erscheinen lassen, welche eine
Lücke der Literatur ausfüllt. Hoffmann kommt durch Unter¬
suchungen über das Wärmeleitungsvermögen des Lino¬
leums zu der Folgerung, daß es dem Holz nachsteht und
Oetfentliches Sanitätswesen.
593
daß das wesentliche bei einem Fußboden ein guter, trockener Holz¬
boden ist, daß bei einem mit Linoleum belegten Holzboden der
letztere zum Warmhalten mehr beiträgt als der Linoleumbelag.
Xylander untersuchte das Yitralin, eine Glanzfarbe, welche
einen besonders präparierten Leinölfirnis enthält und auf neues,
ungetünchtes Mauerwerk und Kalkmörtelputz aufgestrichen werden
kann. Aus den Versuchen geht hervor, daß ein gewisser Feuchtig¬
keitsgehalt und Sauerstoff zu der befriedigenden Wirkung uner¬
läßlich sind. Als ein erfreuliches Zeichen der Zeit ist es wohl zu
bezeichnen, daß in Preußen ein Gesetz gegen die Verun¬
staltung der Ortschaften entstehen konnte, welches von
Scholz und Deistei einer Kritik unterzogen wurde. Von hygie¬
nischen Spezialbauten hat die Volksschule im deutschen Verein
für öffentliche Gesundheitspflege eine Besprechung erfahren, welche
durch ein Referat von Behlen eingeleitet wurde.
Glanzfarbe
als Anstrich.
Verunstaltung
der
Ortschaften.
Schulbau.
Infektionskrankheiten. Das Berichtsjahr brachte auf dem Ge¬
biete der Forschungen über Infektionskrankheiten und Immunität
zahlreiche Einzeluntersuchungen, besonders über Opsonine, Sero¬
reaktion auf Syphilis, chemo-therapeutische Versuche gegen Trypano¬
somen, Experimente über Krebsübertragung, aber an allgemeinen Er¬
gebnissen, welche von unmittelbarem Werte für die Hygiene sind,
ist nicht viel zu berichten. Einige Versuche will ich aber doch an¬
führen, weil ihre weitere Verfolgung vielleicht geeignet ist, auch
die hygienische Seite der Seuchenforschung später zu fördern.
Kraus hat, zum Teil in Verbindung mit Buß und Stenitzer,
bei Cholera- und Typhusinfektionen ein lösliches Toxin
zu gewinnen versucht und dagegen ein antitoxisches Serum
dargestellt, bei der Choleraepidemie in Petersburg damit auch Ver¬
suche am Menschen gemacht. Diese letzteren stehen aber hinter
den Resultaten der bisherigen Choleratherapie so weit zurück, daß
sie nichts beweisen, und Pfeiffer und Friedberger fassen das
Toxin als ein Auslaugungsprodukt der Bakterienleiber auf. Bei
Typhus konnte Bail, der mit viel wirksameren Giften arbeitete,
ein antitoxisches Serum nicht gewinnen und mußte sich vorläufig
für die Endotoxinwirkung des Giftes aussprechen. Gegenüber der
von Boux zuerst ausgesprochenen und von Kraus und Schwauer
aufgenommenen Auffassung, daß Antitoxin- und Heilwert eines
Serums nicht identisch seien, zeigte Berghaus, daß der Heil¬
effekt eines Diphtherieserums mit dem Antitoxingehalt zusammenfällt.
Während man bis jetzt Agglutinine, Bakteriolysine und Prä-
Jahrbuch der praktischen Medizin. Iuod. 38
Toxine oder
Endotoxine
bei Cholera
und Typhus?
Antitoxin-
und
Heilwert.
594
Hueppe.
Beziehungen
zwischen
Agglutinin,
Bakteriolysin
und
Präzipitin.
Tierische und
Kultur¬
bakterien.
Stirauline
und
Opsonine.
Syphilis-
rcaktion.
zipitine für verschieden hielt, zeigten Bail und Hoke, daß im Nor-
malserum nicht drei verschiedene Stoffe wirksam sind, sondern stets
nur eine Reaktion als Verbindung von Immunkörper des Serums
mit der Bakteriensubstanz stattfindet, welche durch das ferment¬
artige Komplement begünstigt wird. Je nach den Umständen tritt
die Reaktion als Präzipitation, Agglutination oder Bakteriolyse in
die Erscheinung, wobei stets die Verbindung eines Serumbestand¬
teils (des Immunkörpers) mit der Bakteriensubstanz eintritt. Die
Reaktion ist im sowohl wie außerhalb des Tierkörpers nach¬
weisbar. Die bereits in früheren Berichten erwähnte Erscheinung,
daß die Bazillen im und außerhalb des Tierkörpers wesentlich
verschieden sind, wurde von Bail und Preiß für die Kapselbil¬
dung des Milzbrandbazillus, von Tsuda für Typhusbazillen weiter
untersucht. Bail stellte fest, daß die kapselerzeugende Wirkung
eines Serums durch die Bazillen selbst vernichtet wird, wenn man
sie im Serum einige Zeit wachsen läßt, und weiter daß auch die
Behandlung eines Serums mit Organzellen dessen „animalisierende“
Eigenschaften aufhebt; Preiß bemerkte besonders, daß die
Kapselbildung des Milzbrandbazillus mit seiner Virulenzabschwä-
chung abnimmt. Der Nachweis von Metschnikoff von der
Existenz von Stimulinen als Phagozytose befördernden Stoffen
hat in der Ausbildung der Lehre von den Opsoninen von
Wright steigendes Interesse erregt, und der „opsonische Index“
hat viele Untersuchungen veranlaßt, die aber in diagnostischer und
prognostischer Hinsicht und in Bezug auf die Krankenbehandlung
noch strittig sind. Eine Zusammenfassung der Literatur gibt Weil,
während Wright selbst auf der Naturforscherversammlung zu Köln
die Sache im Zusammenhang mit den Prinzipien der Vaccine¬
therapie bespricht. Trotz dieses gegenwärtigen Zustandes wird
auch die Hygiene diese Frage im Auge behalten müssen, weil zu
erwarten ist, daß dadurch das Verständnis für die natürlichen Ab¬
wehrkräfte des Organismus gefördert wird. Vielbesprochen wurde
im Berichtsjahre die Wassermannsche Reaktion; sie beruht
auf Versuchen von Bordet und Gengou, welche zeigten, daß
bei Mischungen eines Antigens mit einem Antikörper Komplement
absorbiert wird, so daß dieses dann für eine spätere Reaktion,
z. B. eine sonst mögliche Hämolyse nicht mehr frei ist. Wasser¬
mann nahm als Antigen Organe hereditär syphilitischer Kinder,'
aus denen er Extrakte herstellte, und suchte damit die Antikörper
im Serum syphilitischer Individuen. Durch Vermischung dieser
beiden Komponenten und Einwirkung auf ein sonst zu Hämolyse
Oeffentliebes Sanitätswesen.
595
geeignetes, komplementhaltiges Normalserum erreichte er Absorption
des Komplementes und Ausbleiben der Hämolyse, wenn er sensi¬
bilisierte Blutkörperchen zusetzte. Er nahm deshalb an, daß im
Blute und Serum der untersuchten Kranken der supponierte Syphilis¬
antikörper vorhanden sei, daß also das betreffende Individuum
Syphilis gehabt haben müsse. Da er auch die Zerebrospinalflüssig¬
keit von Paralytikern in sehr vielen Fällen antikörperhaltig fand,
glaubte er damit einen ätiologischen Zusammenhang zwischen Lues
und Paralyse biologisch bewiesen zu haben. Die Reaktion war
ganz eindeutig von W assermann zuerst für spezifisch im Sinne
der Immunitätslehre angesehen worden, d. h. als eine Reaktion auf
die Spirochäten. Als sich dies besonders durch die Untersuchungen
von Weil und Braun als falsch herausgestellt hatte, wurde die
Reaktion als eine für Sy T philis spezifische erklärt und damit bereits
der Boden der modernen Immunitätsforschung verlassen. Weil,.
Braun und Landsteiner haben das Irrtümliche dieser Auf¬
fassung dargelegt, und Weil zeigte zuerst, daß man eine positive
Reaktion auch erhält, wenn man als Antigen nicht syphilitische,
sondern pathologisch veränderte (Tumorgewebe) oder selbst normale
Organe (Menschenleber) verwendet, und Landsteiner, Müller
und Pötzl erhielten positive Resultate mit alkoholischen Auszügen
aus den Herzen normaler Meerschweinchen, so daß diese für
Syphilis angeblich spezifische Reaktion vielfach mit nichtluetischem
Material angestellt wird. Die Spezifizität in Bezug auf das Antigen
war also sicher eine irrige Annahme. Die weitere Frage, ob be¬
züglich des Antikörpers nur das Serum von Luetischen und Post¬
luetischen mit syphilitischen oder normalen Extrakten die Reaktion
gibt, oder ob auch bei anderen Krankheiten eine positive Reaktion
vorkomme, wurde für verschiedene Tumoren, für Lepra, Tuber¬
kulose, Malaria, Typhus, Scharlach, Framboesia, Pneumonie bereits
positiv beantwortet. Die Reaktion ist also nicht einmal „klinisch
spezifisch“, wie man sie nannte, so daß in Bezug auf die Natur
der Reaktion Weil die richtigste Vorstellung entwickelt haben
dürfte, nach der es sich um eine Reaktion auf Autoanti- Reaktion auf
körper handelt. Bei verschiedenen toxischen und infektiösen Pro- GeweW
zessen kommt es zu einem Gewebszerfall; das entartete Gewebe
erzeugt Autoantikörper, und diese binden zusammen mit einem ge¬
eigneten Gewebsextrakt Komplement. Auf diesem Umwege dürfte
die Reaktion für das Verständnis der Zellspezifität des Tier¬
körpers und damit für die natürliche Widerstandsfähigkeit und
Krankheitsanlage vielleicht ganz neue Aufschlüsse geben können.
598
Hueppe.
Autan.
Japanisches
Verfahren.
Seife und
Kresole.
Lysol
Bttcher-
desinfektion.
Weiterentwicklung hindert; durch einen größeren Ueberschuß von
Sulfiden ließ sich die Vitalität der Bakterien wiederherstellen. Aus
der großen Literatur über das Autanverfahren will ich nur
die Arbeiten von Christian und Langermann anführen, weil sie
in kritischer Weise auch die Grenzen des Verfahrens zu ermitteln
suchen und durch Vergleichung mit anderen Formaldehydverfahren
feststellen, daß eine Ueberlegenheit in seiner technischen Einfachheit
liege, die aber nur bei vollständigem Abdichten der Bäume klar in
die Erscheinung tritt: ein Nachteil ist, daß es noch nicht genügend
konzentriert ist, um unter östündiger Wirkung vollen Erfolg zu sichern.
Eichengrün sah sich deshalb veranlaßt, eine Verstärkung seines
Verfahrens auszubilden, welche zur Verhinderung vorzeitiger Reaktion
durch eine bessere Packung erreicht werden soll; gleichzeitig wurden
die Gesamtmengen des Autan vermehrt. Uyama, Tsuzuki,
Oshida und Matsuda beschreiben als ,.japanisches“ Ver¬
fahren eine Anwendung der Feststellungen von Esmarch, Rubner,
Christian über die Verwendung von Formaldehyd und Wasser¬
dampf in einem besonderen Formalinzimmer. Die Bezeichnung als
„japanisches“ Verfahren ist wohl etwas hochtrabend; technisch steht
die Sache mehr auf dem Niveau einer Improvisation für militärische
Zwecke. Für Krieg und Manöver ist die Methode von Doerr und
Raubitschek mit Ersatz des Formalins durch Festoform wohl
universeller verwertbar. Reichenbach untersuchte die desinfi¬
zierenden Bestandteile der Seife und fand, daß bei Abwesenheit
freien Alkalis und freier Säuren das Palmitat stärker wirkt als
Stearat und Myristat. Wenn auch die Desinfektionswirkung der
Seifen im allgemeinen dem überschüssigen Alkali parallel geht, so
reicht dessen Menge doch nicht zum Verständnisse der Wirkung
aus; das hydrolytisch erst entstehende Alkali sei von größerer Wich¬
tigkeit. Die Wirkung sei auf ein Nebeneinanderwirken von
Alkali und fettsauren Salzen zu beziehen. Schneider
untersuchte den Desinfektionswert der drei Kresolisomeren in
Gemischen mit Seife. Es ergab sich, daß das Lysol den anderen
Kresolseifen überlegen war, wofür sich auch Schottelius sehr
entschieden ausspricht. Kaufmann und Mietzsch finden, daß
Rohlysoform ohne Wirkung auf Tuberkulosebazillen bleibt. Die
Bücherdesinfektion mit Formaldehyd und niedrig temperiertem
Wasserdampf hat Xylander von neuem untersucht. Wenn die
Resultate auch nicht ungünstig waren, so erscheinen sie doch durch
Gärtner überholt, der in Versuchen im großen, wie sie in Biblio¬
theken in Betracht kommen, die Ueberlegenheit der Verbindung von
OetFentliches Sanitütswesen. '»09
Wasserdampf mit Alkohol feststellte. Für die Desinfektion
der Hände empfiehlt Lenzmann eine Seifenmasse, die aus For¬
malin 5, Benzin 15 und Dermosapol 80 besteht, während E. Hueppe
auf die Notwendigkeit hinweist, die Hände bei der Desinfektion zu
schonen und dauernd gebrauchsfähig zu halten und dazu die auf
dem Prinzip von Schleich beruhenden Verfahren für geeigneter
hält. Das Verständnis der Desinfektion muH in viel weitere Kreise
dringen, wenn zuzeiten von Epidemien oder im Kriegsfälle größere
praktische Resultate erreicht werden sollen. In diesem Sinne ver¬
langt F. Hueppe eine Ausgestaltung der Samariter- und Rote-Kreuz-
Tätigkeit und ein besseres Vertrautsein mit der Tatsache, daß man
die Krankheitskeime erfolgreich nur am Krankenbette selbst fassen
kann, und E. Hueppe gibt im einzelnen Anweisungen, wie diese
Malinahmen allgemeiner durchgeführt werden können, um zum Ge¬
meingute zu werden. Ueber die erste ärztlicher Hilfe berichtet Charas.
Friedinger fordert mit Rücksicht auf die Bedeutung der In¬
fektionskrankheiten eine zeitgemäße Ausgestaltung der größeren
Krankenanstalten, und Thoms bespricht die Arzneimittel Versor¬
gung des Volkes vom Standpunkte der öffentlichen Gesundheitspflege,
wobei er besonders die falschen Deklarationen der Arzneimittel be¬
anstandet. — Ueber die Sozialhygiene als Unterrichtsgegen¬
stand äußert sich Sternberg und über ihre Aufgaben und
Ziele Burkhard. Derartige Forderungen lassen erkennen, daß
die sozialen Aufgaben der Hygiene neben den klinischen nicht länger
vernachlässigt werden dürfen. Gottstein zieht notwendige Forde¬
rungen für die Regelung des Gesundheitswesens in den
Großstädten aus den wesentlich geänderten Aufgaben der Medizin
gegenüber der Oeffentlichkeit. Auch Ascher legt die Bedeutung der
Sozialhygiene für die Ausgestaltung des Medizinalwesens dar,
wobei er speziell die Frage der Tuberkulose erörtert. — Burckhardt
gibt eine interessante Skizze über die Demographie und Epidemiologie
der Stadt Basel von lßOl—11M X), welche zeigt, wie gerade die sozialen
Verhältnisse auf die Leistungsfähigkeit der Medizin von größtem
Einflüsse sind. Wichtig ist es aber auch, daß die Fachleute end¬
lich in der Verwaltung eine autoritative Stellung bekommen,
damit das Fachliche neben dem Formalen nicht zu kurz kommt. In
dieser Hinsicht hat in den letzten Jahren Franz in der entschieden¬
sten Weise gegen den Assessorismus angekämpft.
l’istor zitiert eine Kabinettsonler Friedrichs des Großen vom
1. Februar 1784 über die Bedeutung der Fachmänner, die man sich wohl
merken sollte und die wörtlich lautet: .Bester Hat, besonders lieber tie-
Hände-
desinfektinn.
Krankeni'llege
bei Senden.
Ausgestaltung
der Kranken¬
anstalten.
Sozial¬
hygiene als
t'nterriclits-
gegenstand.
Gesundheits¬
wesen in den
Großstädten.
Ausgestaltung
des Medizinal¬
wesens
Geschichte
der
Epidemien
002
Hueppe.
S. 395. — J. Kaup. Unterernährung auf dem Lande und deren Folge¬
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S. 508. — Kölle, Techn. Gemeindebl. Bd. XI, Nr. 16. — Fr. Konrieb.
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Nr. 1. — H. Krauß, Münch, med. Wochenschr. Nr. 37. — R. Krüger.
Wasser- u. Wegebauzentralbl. Nr. 1, 3, 9, 10, 11, Ref. im. Techn. Gemeinde¬
blatt Bd. XI, S. 293, 310. — Kruse, Zeitschr. f. Hyg. Bd. LIN, S. 6. —
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Bd. XLI, S. 122. — Kurita, Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. Bd. XI.
S. 681. — J. Landsberger, Deutsche Vierteljahrsschr. f. öffentl. Ge¬
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Wien. klin. Wochenschr. 1907, Nr. 50. — Langermann, Hyg. Rundschau
Bd. XVIII, Nr. 11. — K. B. Lehmann, Arch. f. Hyg. Bd. LXVI. S. 297;
Bd. LXVIII, S. 319; Münch, med. Wochenschr. Nr. 14. — Lehmann u.
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G. Ürsi, Arch. f. Ilyg. Bd. LXVIII, S. 10, 22. — J. Orth, Deutsche med.
Wochenschr. S. 1826.’ — A. Ostermann, Zeitschr. f. Hyg. Bd. LX. S. 375.
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603
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604
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N. Zuntz, Die Kraftleistungen des Tierkörpers, Berlin.
Sachregister
A.
Abbau von Tumoren 11.
Abdominale Schmerzanfälle 274.
Abdominale Totalexstirpation des
Uterus 425.
Abdominalturaoren 257.
Abdominaltyphus, Gangrän der Ex¬
tremitäten bei 329.
Abduzenslähmungen 148.
Aberglaube 555.
Abführmittel 97; bei Darmverschluß
261.
Abkühlungsnephritis 296.
Abmagerung 587.
Abort bei Psychosen 175, 550; künst¬
licher 411.
Abrißfraktur der Tuberositas tibiae
i25.
Abstammung, eheliche 549.
Abstinenzdelirien 173.
Abszeß der Lunge 378.
Abtreibungsmittel 551.
Abwässer, giftige 579.
Abwässerklärung 581.
Accouchement force 411.
Achylie 253.
•Achillessehne, plastische Verlänge¬
rung 126.
Achiliotenotomie 125. 126, 127.
Achselkrücken 121.
Achylie 252.
Acidum arsenicosum 498.
Acidum tnnnicum 269.
Acne rosacea, Röntgenbehandlung
der 75.
Adda < Inhalationspfeife) 48.
Adduktoren, Physiologie der 113.
Adenocystoma ovarii 427.
Adenoide Vegetationen 164.
Adenom der Nieren 9.
Aderhiß 33, 420; bei Anämie 34.
Adhäsionsbildung im Darm 269.
Adiposalgie 34^.
Adipositas 348; Behandlung mit
Oophorin 95.
Adnexentzündung, Saugbehandlung
der 421.
Adnexerkrankungen, entzündliche
427.
Adrenalin 16,17; Arterienverkalkung,
-nekrose nach 108; bei Hautkrank¬
heiten 479; bei Osteomalazie 108:
bei Rachitis 108.
Adrenalin-Kochsalzinjektion 108; bei
Diphtherie 326.
Adrenalinnephritis 295.
Adrenalinversuche 16.
Aegypten 297.
Aerobiose 581.
Aerotherapie bei Keuchhusten 332.
Aethernarköse 365, 40*.
Aethernephritis 296.
Aethylendiamin 103.
i Aetzbehandlung des Uterus 424.
Aetzgeschwüre 480.
Aetzgifte, Hornhauttrübungen bei448.
Allen, Extremitätendeformitäten bei
1H.
Affensyphilis 497.
Alfentuberkulose 481.
Aftererkrankungen 3 S 7.
A ft e r v e r 1 e t z u n g e n 549.
Agar-Agar 97, 271.
Agaroma 271.
Agglutinine 357, 594.
Agone 544, 545.
Aitkenscher Staubzähler 592.
Akklimatisation der Europäer in
Tropen 585.
Akkommodationsstörungen 439.
Akne 485, 486; Ultraviolettbestrah¬
lung 61.
Akromegalie 275, 350, 375.
600
Sachregister.
Aktinomykosis 7.
Albargin 253.
Albuminimeter 291.
Albuminurie nach Körperanstrengung
22; lorclotische 49, 293; orthotische
293; physiologische 297; bei Schwim¬
mern 49.
Alexander-Adamssche Operation 426.
Alexine 2.
Alimentäre Intoxikation 515.
Alimentäres Fieber 515.
Alkaloidnachweis in Leichen 548.
Alkohol 351, 590; bei Diabetes 345.
Alkoholausstellung 31.
Alkoholdesinfektion 367, 406.
Alkoholfreie Getränke 590.
Alkoholgenuß 567.
Alkoholinjektionen bei Neuralgien
150.
Alkoholismus 32, 173, 585.
Alkoholnephritis 296.
Alkoholverbrauch 32.
Alkoholvergiftung 546.
Allgemeinnarkose 365.
Almatein 368.
Alopecia, areata, Ultraviolettbestrah¬
lung 64.
Alopezie 486; Finsenbehandlung der
63.
Altersstar 448.
Aluminiumdraht, Bronze- 422.
Alumnol 423.
Amaurose nach Arsen 360.
Ammen 512.
Amraoniakgasvergiftung 211.
Amöbendysenterie 335.
Amöbenenteritis 273.
Amputatio cruris 395.
Amputation 370; supravaginale des
Uterus 417, 425.
Amputationsstümpfe 122, 370.
Am ylnitrit bei Arterienerkiankung
16.
Amyloid 8.
Amyloidtumor der Bindehaut 447.
Anämie 359; Aderlaß bei 34; Arsen
bei 360; apiastische 360; Atoxvl-
beliandlung 498; perniziöse 298,
35*; Seereisen bei 46.
An aerobe Bakterien 7.
Anaerobiose 581.
Anästhesie 89; bei Kehlkopftuber¬
kulose 92.
Anästhesiemethoden 365.
Anaesthetica 89.
Analekzem 488.
Analfissuren, Behandlung mit Serum¬
umschlägen 100.
Anaphylaxie 317.
Anarthrie 136.
Anastomosenoperation 384.
Anenzephalus 11.
Aneurysma embolo-mycoticum 381;
der Mesenterialarterien 381.
Aneurysmen der Hirnarterien 140.
Angina 327, 472, 473; Ludovici 473 :
pectoris 231.
Angina pectoris, kohlensaure Hand-
und Fußbäder bei 53.
Angiome 374; der Arterien 374;
Radiumbehandlung der 08.
Angiosklerose 235.
Angstzustände 153.
Anguillula stercoralis 272.
Anilinöl 548.
Ankylosenbehandlung 115.
Ankylostomum 272.
Anomaloskop von Nagel 438.
Anonyme Briefschreiber 555.
Anopheles 335.
Anophelesmücken 316.
Anstaltsbehandlung der Skoliosen
120; Geisteskranker 175.
Anstrich 594.
Anteflexion des Uterus 424.
Anthrakose der Lungen 593.
Antiblastische Immunität 337.
Antidiphtherieserum 326.
Antifermentbebandlung bei Eite
rungen 371.
Antifermentserum 371.
Antikörper 596.
Antikolonbacillusserum 306.
Antimalaria-Syllogos 335.
Antipepsin 257.
Antipyrin 83.
Antistreptokokkenserum 99; bei
Scharlach 325.
Antitoxinwert der Sera 594.
Antituberkulin 196.
Anurie 299.
Anzeigepflicht 597.
Aortenaneurysma 235.
Aortenklappeninsuffizienz 230.
Aorten Veränderungen durcliStaphylo-
kokken 17.
Aperitol 97, 272.
Aphagie bei Kindern 244.
Aphasie 135, 136; motorische 136.
Aplasie der Hirnteile 135.
Aplastiscbe Anämie 360.
Apoatropin 89.
{Sachregister.
007
Apomorphin 89. 94.
Apophysitis tibialis 1*25.
Appentlixkarzinom 267, 386.
Appendizitis 2. 13, 14, 263, 380,
562; Bakterienbefunde bei 368;
Bradykardie bei 265; durch Darm¬
sand 264; Defense musculaire bei
265; operative Behandlung der
267: gangraenosa 385; und Gra¬
vidität 267; latente 385; Röntgen-
diagnose der 266; bei Säuglingen
267 ; bei Schwangerschaft, Geburt,
Wochenbett 411; infolge von
Streptokokken-, Diplokokkeninfek¬
tion 14; nach Trauma 385; Ver¬
hütung der 267.
Appendizitisbehandlung 386.
Appetitmangel 587.
Applikationsform des Radiums 69.
Apraxie 135, 136.
Arbeiter, Einfluß der Wärme auf 582.
Arbeitskuren 152.
Arbeitsleistungen 587.
Arbeitsnachweis für Unfallverletzte
559.
Argentumfluorid-Einspritzungen 491.
Argentum nitricum 100.
Argyrol 273.
Armbrüche 392, 393.
Arraenkost 587.
Armfrakturen 392.
Armlösung 411.
Arrestantenlähmung 149.
Arsazetin 498; bei Syphilis 497.
Arsen 498; bei Anämie 360; bei
Malaria 336; bei Syphilis 497.
Arsenamaurose 360.
Arsenbehandlung der Leukämie 363.
Arsenferratose 153.
Arseninjektionen 37.
d’Arsonvalisation bei Tabes 143.
Arterienangiome 374.
Arterienembolie. Operation der 370.
Arterienerkrankung, Amylnitrit bei
16 \
Arteriennekrose 108.
Arterienverkalkung nach Adrenalin
108.
Arteriosklerose 16, 17, 105, 126,
234; Bäderbehandlung der 34;
experimentelle 17 ; des Magens 13,
257 ; der Niere 297 ; Ozetbäder 52.
Arteriosklerotische Nephritis, Wüsten¬
klima bei 47.
Artfremdes Blut 390.
Arthritis 126; Behandlung mit Hei߬
luft 115; deformans 115, 127;
Behandlung mit Salizylsäure 101.
Arthritis gonorrhoica, Heißluftbe¬
handlung der 115; Stauungsbehand¬
lung bei 367.
Arthritis, infektiöse 115.
Arthritische Leberzirrhose 278.
Arthrodese 116; des Kniegelenks
125; des Sprunggelenks 126.
Arthrotomie bei Koxitis 123.
Arzneiekzeme 480.
Arzneimittel, Wirkung auf Darm¬
bewegung 260.
Arzneimitteldeklaration 600.
Arzneimittelverordnung 600.
Asepsis durch Ultraviolett 64.
Asphyxie 466.
Aspirationsapparat für Magensaft
245.
Aspirationspneumonie 377.
Aspirin 102, 272.
Aspirinidiosynkrasie 101.
Assimilationswirbel 120.
Asthma 466; bronchiale 187; Broncho¬
skopie bei 189; koblensaure Bäder
bei 53; Lichtbehandlung des 64;
Ozetbäder bei 53.
Ataxie, tabische 133.
Atelektasis 17.
Atmung 182.
Atmungsgymnastik 188.
Atonische Nachblutungen 411; Ob¬
stipation 272.
Atoxyl 498; bei Anämie 360; bei
Malaria 336; bei Schlafkrankheit
336; Sehstörungen nach 440; bei
Syphilis 497.
Atoxylinjektionen 37.
Atoxylsaures Quecksilber 497.
Atresie des Darms 12; des Gehör¬
gangs 456.
Atrioventrikularbündel 15, 16.
Atrophie nach Klumpfuß 127.
Atropin, Behandlung der Hyper¬
sekretion des Magens mit 96; bei
Darmerkrankung 269.
Atropinbehandlung 243.
Atropininjektionen 256.
Aufbau des Nervensystems 133.
Aufklappung der Oberkiefer 375.
Auge, Röntgenstrahlenwirkung auf
445.
Augen, Einfluß der Konjunktival-
reaktion 443; Verhalten gegen
Ultraviolett 65.
Augenentzündung Neugeborener 419.
(508
Saclw
Augenentzündungen durch Dünger
440.
Augenerkrankungen nachOphthalmo«
reaktion 441.
Augenmuskelstörungen 439.
Ausdauer 588.
Auskultation 199, 227.
Ausnutzung der Nahrung 24.
Aussagefähigkeit 555.
Aussagefehler 555.
Aussageforschung 555.
Ausscheidung von Bakterien durch
die Niere, durch die Galle 1.
Autan 599.
Autoantikörper 596.
Autoerotik 590.
Autolyse 8.
Autoplastik 370.
Autotuberkulin 204.
Azetessigsäure 343.
Azeton 343.
Aziditätsbestimmung 247.
Azidose 346.
B.
Babinskischer Reflex 134.
Bacillus acidoplulus bifidus 259; Boas-
Opplerscber 258; bulgaricus 25;
phlegmones emphysematosae 12.
Bad Kreuznach 54.
Bad, permanentes 34.
Bäder, Emanation der 67; Glüh¬
licht 51, 64, 188; indifferente 50.
Bäderbehandlung der Arteriosklerose
34.
Bahnbeamte, Seh- und Hörvermögen
592.
Bakterien, anaerobe 7; Ausscheidung
durch die Niere, durch die Galle 1;
Wirkung der Röntgenstrahlen auf
76.
Bakterienausscheidung in Nieren 1.
Bakterienbefunde bei Appendizitis
386.
Bakterienfärbung 3.
Bakteriolyse 2.
Bakteriolysine 594.
Bakteriurie 306.
Bakterizidie des Lichts 64.
Baldriansäure 97.
Ballantidiumdysenterie 335.
Balneotherapie 51.
Balzersche Naht 422.
Bamlapparate, Lockerung der 120.
Bandwurmkur, Erblindung nach 440.
gister.
Bandwürmer 272.
Barberio8che Reaktion 533.
Bartholinitis 491.
Basedowsche Krankheit 143, 154.
275, 279, 362, 413; Lichtbehand¬
lung der 65; Operation der 376;
Röntgenbehandlung 74.
Bauchblasenspalte, angeborene 567.
Bauchbrüche 380.
Bauchdeckenecarteur 421.
Bauchdeckenfistel, Entbindung durch
415.
Bauchdeckennaht 422.
Bauchdeckentumoren 380.
Bauchlage, Operationen in 376.
Bauchschüsse 380.
Bauchverletzungen 538.
Baumaterialien 593.
Baumwolle, Schweißaufnahme durch
583.
Bazillen in Fäzes 259: Daueraus¬
scheider 597.
Bazillendysenterie 335.
Bazillengehalt des Wassers 578.
Bazillenträger 327, 597.
Bechterews Karpometakarpalreflex
134.
Beckenerweiterung, postoperative
414.
Befruchtung, künstliche 549.
Begutachtung 559.
Beheizung 592.
Beingeschwüre, Behandlung mit Se¬
rumumschlägen 100.
Bekleidung 583.
Belastungsschädigung 120.
Belastungstherapie 427.
Beleuchtung 591; der Schulen 32.
Beleuchtungsröhren, Brünigsehe 476.
Belladonna bei Darmverschluß 261;
bei Obstipation 271.
Belladonnavergiftung 548.
Benzidinprobe 529.
Beranecksche Tuberkulinkur 523.
Bergwerke, hohe Temperaturen in 583.
Berlin - Brandenburgische Krüppel-
Heil- und Erziehungsanstalt 118.
Berufskrankheiten 564.
BeruLsskoliosen 120.
Beschäftigungskuren 152.
Besserungstatsache 559.
Bestimmung der Trockenrückstände
des Blutes 50.
Betriebsunfall 559, 564.
Bevölkerungszunahme 584,
Bewegungsspiele 583.
Sachregister.
609
Bewegungsstörungen 133.
Bewegungsvorgänge am Blinddarm
260.
Bialsche Reaktion 347.
Biersche Stauung 366; bei Larynx-
krankheiten 467.
Bilharzia im Magen 259.
Billrothsche Operation 382.
Bindehaut, Amyloidtumor der 447.
Bindehautentzündungen durch
Dünger 440.
Bindehauterkrankungen 439.
Biologie des Lichts 62.
Biologischer Blutnachweis 531; Ei¬
weißnachweis 589.
Bismutkaolin 370.
Bismutum carbonicum, bisalicylicum
96.
Bisrautvergiftung 96.
Biuretprobe 248.
Blase, Radiographie der 307; Dauer¬
spülung 428.
Blasenektomie 390.
Blasenektopie 306.
Blasenentzündungen 428.
Blasenkonkremente 307.
Blasenlähmung 308.
Blasenmolen 11.
Blasennaht 390.
Blasenpapillome 307.
Blasenriß 413.
Blasenruptur 390.
Blasensprenger 413.
Blasensprung, vorzeitiger 413, 419.
Blasensteine, Röntgenbild der 307.
Blasentamponade 307.
Blasentuberkulose 307, 390. -
Blasentumoren 11, 307.
Blasenzerreißung 390.
Blaublindheit 449.
Bleiamaurose 141.
Bleiparalyse 141.
Bleivergiftung, Meningitis nach 140.
Blennorrhoea neonatorum, Serum¬
behandlung der 99, 419.
Blickstörungen 439.
Blinddarm, Bewegungsvorgänge am
260.
Blinddarmentzündung 263, 265.
Blindheit 439; zerebrale 135.
Blitzbehandlung 373.
Blitzverletzungen 540.
Blut, artfremdes 390; Chemie des
356; Fäulnis des 545; Physik des
356; Trockenrückstand des 50,
358; Wasserzufuhr 50.
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909 .
Blutarmut, Seeaufenthalt bei 47.
Blutbefunde an der Nordsee 47.
Blutbestimmung 530.
Blutbildung 357.
Blutdruck 222; nach Bädern 50;
-herabsetzende Maßnahmen 50; bei
hochgespannten Strömen 50; Wir¬
kung der Nahrung auf 297; bei
Nephritis 297; bei Neurasthenie
152; bei Nierenkranken 18; nach
kohlensauren Bäder 53; bei Ozet-
bädern 52; steigernde Maßnahmen
50; Einfluß kohlensäurehaltigen
Wassers auf 51; nach Wasser¬
kuren 50.
Blutdruckapparate 221.
Blutdruckmessung 221.
Blutdrucksteigerung nach Chlor-
baryum, Hydrastin, Hydrastinin,
Adrenalin 16; experimentelle 17;
bei Nephritis 297.
Blutfarbstoff, Nachweis 530.
Blutflecken 531.
Blutgasbestimrnung 355.
Blutgefäße, Aufnahme genossenen
Wassers durch 50.
Blutgefäßschüsse 539.
Blutgefäßtransplantation 235.
Blutharnen 294.
Blutkörperchen, Struktur der 356.
Blutkörperzählung 355.
Blutleere der unteren Körperhälfte
368.
Blutnachweis, biologischer531; foren¬
sischer 529.
Blutproben, forensische 530.
Blutreduktionsmittel 530.
Blutserum, Salzgehalt des 297.
Blutspektrum 530.
Blutspurennachweis 530.
Blutung der Darmgefäße 13; des
Magendarmkanals 383.
Blutungen 540; Kochsalzinfusion bei
108; aus dem Ohr 457; Neuge¬
borener 514.
Blutuntersuchung 355, 356.
Blutviskosität 356, 544.
Blutzellen, Entstehung der 356.
Blutzusammensetzung 356.
Boas-Opplerscher Bacillus 258.
Bodenfiltration 577.
Bogenlicht 65.
Boophilu8 anulatus 317.
Bornyval 90, 153.
Borsäure 591.
Bossi-Dilatator 40^.
39
610
Sachregister.
Botriozephalusinfektion 858.
Bougierung der Speiseröhre 379.
Bovovaccin 6.
Bradykardie bei Appendizitis 265.
Brandwunden 540.
Braxton-Hicks, Wendung nach 412.
Briefscbreiber, anonyme 555.
Brightsche Krankheit 302.
Brillen 592.
Brocasche Windung 136.
Brom 84, 91, 92; Idiosynkrasie gegen
91.
Bromakne 91.
Bromglidin 92.
Bromismus 151.
Bromnatrium 91.
Bromoform bei Keuchhusten 332.
Bromural 87, 88, 90, 105, 153.
Bromwirkung 90.
Bronchialasthma, Behandlung durch
Glühlichtbäder 51; Röntgenbehand¬
lung der 74.
Bronchialatmen 207.
Bronchialdrüsenschwellung 187.
Bronchialdrüsentuberkulose 3, 522.
Bronchialkarzinom 9.
Bronchiektasie 190.
Bronchien, Obliteration der 17.
Bronchiolitis 64.
Bronchitis capillaris 324.
Bronchitis, chronische, Behandlung
mit Glühlichtbädern 51; Röntgen¬
behandlung der 74.
Bronchoskopie 207, 465, 476; bei
Asthma 189.
Bronze-Aluminiumdraht 422.
Brot 25.
Brucesche Septikämie 336.
Bruchoperationen 381.
Brüningsche Beleuchtungsröhren 476.
Brunnen 578.
Brunnenkuren bei chronischem
Rachen katarrh, Mandelschwel¬
lungen 52; bei Nierensteinen 299.
Brunnenrausch 51.
Brunnenwasser 579.
Brusthöhlenoperationen 376.
Brustkinder, Hautausschläge bei 481.
Brustkontusionen, Tuberkulose nach
560.
Brustkrebs 376.
Bubo 500.
Bücherdesinfektion 599.
BUchsenkonserven 23.
Bulgarischer Bacillus 25.
Bulla sphenovomirina 469.
Bursa subacromialis, Exstirpation der
121 .
Bursitis achillea 395.
Butter, Tuberkelbazillen in 5S9.
C.
Calcaneusresektion bei Klumpfuß 127.
Calmettesche Reaktion 441.
Cammidgesche Reaktion 279.
Canabis indica 153-
Capsulae geloduratae 499.
Carcinoma mammae, Operation des
376.
Caudatumoren 147.
Cerium oxalatum 143.
Chemie des Blutes 356.
Chinin 498; bei Keuchhusten 332;
bei Malaria 335, 336; bei Syphilis
497.
Chininglyzerin 500.
ChininharnstofF 336.
Chirosoter 36.
Chloral 83. 88.
Chloralhydrat 104.
Chloraufnahme durch Kleidung 583.
Chlorbaryum 16.
Chloroform, Nierenveränderungen
nach 296.
Chloroformnarkose 89, 365, 407.
Chloroformvergiftung 546-
Chloroleukämie 9.
Chlorom 9.
Chlorretention 851.
Cholämie 275.
Cholangitis 275.
Cholelithiasis 275; und Diabetes 345-
Cholera infantum 589.
Cholera nostras 327.
Cholerabazillengift 2.
Choleraendotoxine 593.
Choleraepidemie 593.
Cholerainfektion 593.
Choleratoxin 593.
Cholesteatom des Ohrs 458.
Cholestearin 209, 359.
Cholezystitis 14,275,387; Kolibeband-
lung der 99.
Cholezystostomie 387.
Chologen 98.
Chondrektomie 379.
Chondrotomie 204.
Chorea 154.
Chorionepitheliom 10, 11.
Chorioretinitis 446.
Sachregister.
611
Chromlederstreckverband 391.
Chromozystoskopie 292.
Chromsäurenephritis 1.
Chylämie 350.
Chylurie 350.
Cimex 317.
Colchicum 350.
Colica mucosa 269.
Colitis 208, 269.
Colleysches Serum 71.
Colliculis seminalis, Entzündungen
des 309.
Coma diabeticum 340.
Condylomata acuminata, Röntgen¬
behandlung der 75.
Convallaria majalis 106.
Coryza syphilitica 499.
Coxa valga 122.
Coxa vara 114, 122, 123, 324.
Coxitis tuberculosa 123.
Credescher Handgriff 414.
Culexmücken 317.
Cuprum sulphuricum 500.
Curette 409.
D.
Dämpfung, relative 185.
Daktyloskopie 533.
Dammriß 422.
Dariersche Dermatose 489.
Darm, Adhäsionsbildung 269; Atresie
des 12; Funktionsprüfung des 261;
Lageveränderung des 269.
Darmabreißung 538.
Darmanastomosen 384.
Darmbakterien 1, 262.
Darmbewegung, Wirkung von Arznei¬
mitteln auf 260.
Darmblutungen 257, 263; Neugebo¬
rener 514.
Darmdivertikel 268.
Darmeinstülpung 384.
Darmtisteln 270.
Darmgangrän 384.
Darmgefäße, Thrombose der; Blutung;
Nekrose 13.
Darmgeschwüre 13.
Darminfektion, tuberkulöse 192.
Darminhalt, Zersetzungsvorgänge 263.
Darmkatarrh 202.
Darmkrankheiten der Säuglinge 516.
Darmokklusion 385.
Darmperistaltik im Röntgenbild 260.
Darmpolypen 10.
Darmresektion 3*0, 384.
Darmresorption von Fett 24.
Darmsand, Appendizitis durch 264.
Darmstörungen, akute 263.
Darmtuberkulose 5, 268, 598.
Darmulcera 13.
Darmverletzungen 538.
Darmverschluß 264, 268, 385; Bella¬
donna bei 261.
Darmzerreißungen 538.
Dauerausscheider von Bazillen 597.
Dauerdrainage der Hirnventrikel 374.
Dauerkatheter 389.
Dauerspülung der Blase 428.
Decapsulatio renum 412.
Dechloruration 298.
Defense musculaire bei Appendizitis
265.
Deformitäten, Aetiologie der 114;
bei Säuglingen 115; der Nasen¬
scheidewand 469; rachitische 116.
Degeneration, lipoideS, 81; der Pyra¬
midenbahn 134.
Dehiszenzen der Kieferhöhle 470.
Deklaration der Arzneimittel 600.
Dekomposition 515.
Dekubitalgeschwüre, Behandlung mit
Serumumschlägen 100.
Dekubitus nach Klumpfußredresse¬
ment 127.
Delirium tremens 173.
Dementia choreoasthenica 169; post-
traumatica 172; praecox 166, 556.
Demographie 600.
Dendriten 133.
Derkumsche Krankheit 348.
Dermatitis bei Ankylostomen 272;
herpetiformes 481.
Dermatol 269.
Dermatose, Dariersche 489.
Dermosapol 367, 600.
Descensus uteri, Vaginal duschen bei
53.
Desinfektion 598; mit Alkohol 367,
406.
Deutschmann-Serum 100.
Deventer-Müllersche Extraktion 411.
Diabetes 496; Alkohol bei 345; Be¬
handlung des 345; experimenteller
15; insipidus 343; melitus 343;
renaler 292; nach Schreck 562;
nach Trauma 562.
Diabetischer Star 449.
Diät bei Appendizitis 267; bei Dia¬
betes 345; bei Fettsucht 347; bei
Magengeschwür 256; bei Schar¬
lach 325.
612
Sachregister.
Diakonissinnen 30.
Diaphorese 298.
Diarrhöen 263.
Diastatisches Ferment des Bluts 344.
Diazoreaktion 333.
Digalen 105.
Digipuratum 106, 231.
Digitalis 105, 231.
Digitalisbehandlung, chronische 105.
Digitalis bei Endokarditis 106; bei
Herzfehlern, Dilatation, Hyper¬
trophie des Herzens 106.
Digitalispräparate 107.
Dikrotie 228.
Diktatschreiben 135.
Dilatation, geburtshilfliche 408.
Dilatator nach Bossi 408.
Dionin 93.
Diphtherie 318, 326, 526; Kutan¬
reaktion bei 319.
Diphtheriebehandlung 326; mit Sil*
berpräparaten 100.
Diphtherietoxin, Kutanreaktion mit
319.
Diphtheroid des Rachens 472.
Diplegia facialis 145.
Diplokokkeninfektion, Appendizitis
infolge von 14.
Diplokokkenperitonitis 273.
Diplosal 101; bei Gelenkrheumatis¬
mus 332.
Dissimilation 439.
Diszisionsschere 408.
Diuretika, salinische; spezifische 102.
Diuretin 103.
Divertikel des Darms 268; der Harn¬
röhre 391; der Trachea 476.
Doppelcurette für Nase 465.
Dornzange 465.
Dosierung der Röntgenstrablen 76.
Dosimeter für Röntgenstrablen 77.
Drahtschienen 114.
Druckdifferenzverfahren 368.
Druckpunkte, epigastrische 256.
Drüsen, Wirkung der Röntgen¬
strahlen auf 75.
Drüsenabszesse, Fermentbehandlung
371.
Drüsentuberkulose 5, 521.
Ducreysche Bazillen 500.
Ductus choledochus 14.
Dünger, Augenkrankheiten durch 440.
Dünndarmptosis 260.
Dum-Dumfieber 317.
Dunkelfeldbeleuchtung, Blutunter¬
suchung mit 356.
Duodenalgeschwür 259, 382.
Duodenalueus 251.
Duodenalverätzung, Glykosurie nach
260.
Duodenalverschluß 250.
Duodenitis 13.
Dupuytrensche Kontraktur 115.
Duranaeinlagen bei Plattfuß 12S.
Duschen 49.
Dynamometer 134.
Dysenterie 7, 268, 335.
Dysenterieamöben 7.
Dysenterieserum 335.
Dysenterischer Leberabszeß 277.
Dysmenorrhoe 420, 424.
Dysmenorrhoea membranacea 424.
Dyspepsie 262; nervöse 254; der
Säuglinge 515.
Dystopie der Nieren 305.
I Dystrophie 150.
E.
Echinokokken der Knochen 373.
Eclampsia gravidarum 295.
Eglatol 83.
Ehe bei Geisteskranken 164.
Eheliche Abstammung 549.
Ehescheidung 549.
Ehrlichsche Blutuntersuchung 355.
Eihautretention 416.
Einatmungsmaske 466.
Eingeweidewürmer 272.
Einreibungskur 498.
Einspritzungen von Argentumfluorid
491.
Eisenbahnbeamte, Augenprüfung438.
Eisengehalt des Wassers 579.
Eisenstoffwechsel 352.
Eiterung 9, 366.
Eiterungen, Antifermentbehandlung
bei 371; der Nebenhöhlen 470.
Eiweiß 24.
Ei weißausscheidung294; nach Bädern
! 49.
. Eiweißbedarf 587.
Eiweißernährung bei Diabetes 345.
i Eiweißkohlehydratkuren 347.
Eiweißnachweis, biologischer 589.
Eiweißspaltung, hydrolytische 258.
Eiweißzufuhr 588.
Eklampsie 412, 550; Aderlaß bei 34;
Nierenveränderung bei 299.
Ekzema chronicum, Röntgenbehand¬
lung des 75.
Sachregister.
613
Ekzem 480, 488;’ der Kinder 517;
nach Klumpfußredresseraent 127;
Radiumbehandlung des 69; Ultra¬
violettbestrahlung 64.
Ekzemgeschwüre, Behandlung mit
Serumumschlägen 100.
Elastomyxom 9.
Elektrische Kataplasmen 39.
Elektrische Lichtbäder 65.
Elektrizitätsverletzungen 540.
Elektrokardiogramm 219.
Elektromedizin 62.
Elephantiasis 374.
Ellbogengelenksluxationen 392.
Ellbogenresektion 121, 393.
Emanation im Urin, in gewöhnlichem
Wasser 68.
Emanationsausscheidung 54.
Emanationsbäder 67, 68.
Emanationsgehalt der Quellen 53;
von Präparaten 53.
Emanationskuren 54; bei rheumati¬
schen, gichtischen Erkrankungen
68 .
Emanationspräparate 66.
Emanationstrink-, -badekur 67.
Emanationsverlust 68.
Emanationswirkungen auf Neubil¬
dungen, Stoffwechsel 68.
Emanator 67.
Emanosal 67.
Emanosaltabletten 54.
Embolie der Pulmonalarterie 237;
Operation bei 370.
Embryonalgewebe, Uebertragung von
. 12 *
Empfängnisfähigkeit 551.
Emphysem 183, 226, 379.
Empyem 378.
Endogener Harnsäurewert 349.
Endokarditis 16. 229; Digitalis bei
106; nach Influenza 331.
Endometritis exfoliativa 424,
Endoskopie 306.
Endotheliome 484.
Endotoxine 2.
Energieumsatz im Fieber 315.
Enesol 499.
Enges Becken 413.
Entbindung durch Bauchdeckenfistel
415; suprasymphysäre 415.
Enteisenung des Wassers 579.
Enteritis 267,273; membranacea269.
Enteroklysmen 274.
Enteromyxorrhoe 270.
Enteroptose 251.
Enterostomie 380.
Enterotomie 380.
Entfettungskuren 347.
Entlastungsbügel 114.
Entschädigungsverfahren 567.
Entwicklungshemmung nach Rönt¬
genstrahlen 75.
Entzündung 9; des Auges durch
Dünger 440; des Auges bei Oph¬
thalmoreaktion 442, 443; nach
Lichtbestrahlung 65; des Colliculis
seminalis 309.
Entzündungen, Stauungsbehandlung
bei 366.
Enzephalitis 137.
Epidemien 594.
Epidemiologie 600.
Epidemische Meningitis 329.
Epididymitis 489, 491.
Epigenesis 585.
Epiglottis 466.
Epilepsia nocturna 87.
Epilepsie 91, 151, 170; nach Trauma
565.
Epiphysenfuge 114, 120.
Epitheliome der Genitalien 367, 423,
485; Röntgenbehandlung der 70.
Epithelkörpercheninsuffizienz 154.
Epoophorontransplantation 8.
Erblichkeit 585.
Erblindung 440.
Erbrechen nach Narkose 365.
Erdrosseln 535.
Ergotin 17, 95.
Ergotinin 95.
Erhängen 535.
Erinnerungsbilder 160.
Ernährung 586; bei Diabetes 345;
bei Fettsucht 347; künstliche 582.
Ernährungsstörungen Neugeborener
517; der Säuglinge 515.
Erschöpfung 586.
Erstgebärende 411.
Erstickung 534, 545.
Ertrinken 536.
Erwerbsfähigkeit 561, 567.
Erwerbsminderung 567.
Erwürgen 535.
Erysipel 484.
Erythema induratum 482.
Erythroblastisches System 363.
Erythropsie 449.
Esbachsche Methode 291.
Eskalin 253.
Essigessenzvergiftung 547.
Essigvergiftung 547.
614
Sachregister.
Eaton 487.
Eukalyptusölvergiftung 549.
Eulatin 95.
Eunatrol 352.
Euphosglas 65, 562.
Euphyllin 103.
Eupraxie 135.
Europäer, Akklimatisation in Tropen
585.
Europhen 500.
Eutertuberkulose 598.
Evolution 585.
Ewaldsches Frühstück 246.
Exantheme 490; nach Veronal 85.
Exhibitionismus 557.
Exostose des Calcaneus 126.
Expectoration albumineuse 209.
Explosionen 539.
Exstirpation der Bursa subacromialis
121; des Larynx 476; des Pankreas,
Duodenums 15.
• Exsudat, pleuritisches 209.
Extensionsbehandluug, ambulatori¬
sche 121.
Extensionsredressionsgipsbett 121.
Extensionsverband 114.
Extractum filicis, Erblindung nach
440.
Extraduralabszeß 458.
Extraknochen 127.
Extrakt ion 415; n achDe venter-Muel 1er
411; von Fremdkörpern aus Speise¬
röhre 379.
Extrauteringravidität 411.
Extremitäten, Echinokokken der 373.
Extremitätengangrän bei Typhus 329.
Extremitätenmißbildung 9; bei Affen
H4.
Exzision des Primäraffekts 497.
F.
Fabrikwässer 579.
Färbung von Bakterien 3; von Tu¬
berkelbazillen 3.
Fäulnis des Blutes 545.
Fäulnisvorgänge 544.
Fäzes, Bazillen in 259.
Familienmord 556.
Farbenbleichungsapparat 438.
Farbenblindheit 437, 592.
Farbenproben 438, 592.
Farbensinnprüfung 43S.
Farbensinnstörungen 439.
Farbenskotom 416.
Faulkammern 581.
Faulräume 581.
Faulstoffe 581.
Fazialislähmung 148, 149.
Febris recurrens 334.
Federnachweis forensischer 533.
Federnder Fixationsverband bei
Klumpfuß 127.
Feldlazarette 29.
Feldröntgenwagen 29.
Felsenbeinerkrankung 458.
Feminismus 590.
Ferienkolonien 33.
Fermentation 323.
Fermente im Fieber 315; bei Magen¬
karzinom 258; Röntgenstrahlen auf
76.
Fermotoxin 329.
Ferratin 153.
Ferratose, Arsen- 153.
Ferrumsesquichloratum - Injektionen
420.
Fersenbeinsporn 126.
Fersenschmerzen 395.
Festoform 599.
Fetischismus 558.
Fett 24.
Fettdarreichung 351.
Fettembolie 540.
Fettentartung der Leber 280.
Fettfreies Tuberkulin 194, 203.
Fettgewebsnekrose des Pankreas 280.
Fettige Entartung 8.
Fettleibigkeit, Behandlung der 26,
348.
Fettresorption 261, 351.
Fettsalben bei Tetanus 372.
Fettsucht 347.
Fettzwieback frühstück 249.
Feuchtigkeit der Luft 593.
Fibrolysin 96.
Fibrolysinbehandlung 257; bei Leber¬
krankheiten 278.
Fibrolysininjektionen 116.
Fibrom des Magens 259.
Fieber, alimentäres 515; Fermente im
315; Stoffwechsel bei 315; bei Sy¬
philis 496.
Filaria sanguinis 317.
Filarienkrankheiten 317.
Filix mas, Erblindung nach 440.
Filtration 578.
Filzdruckverband 114.
Finger, Sehnenzerreißungen der 398.
Fingerabdrücke, Identifizierung durch
I 533.
Sachregister.
615
Fingerplethysmograph 228.
Finkelsteinsche Nahrung 517.
Finsenbehandlung 66; der Alopezie
63; des Keloids, des Ulcus rodens
63.
Finseninstitut 62.
Finsenkompressorien 66.
Fischzucht 580.
Fissura ani 387.
Fistel des Dickdarms 270.
Fistelbehandlung 371.
Fixation des Blutes 355.
Fixationsinnervation 133.
Fixationsverband, federnder 127.
Flaschennahrung der Säuglinge 418.
Fleckfieber 332; Grenzschutz bei 333.
Fleisch 25; Perlsuchtinfektion durch 5.
Fleischeiweiß 26.
Fleischextrakt 26.
Fleischfäulnisprodukte 17.
Fleiscbgenuß 586.
Fleischnahrung 24, 262; Appendizitis
nach 265; bei Gichtikern, Neph-
ritikern 26.
Fleischpräparate 26.
Fleischuntersucbung 588.
Fleischvergiftung 549, 588.
Fleischvernichtung 589.
Flemmingsche Lösung 355.
Flexnerserum bei Meningitis 331.
Flimmerepithel 184.
Flobertwaffe 539.
Florencesche Kristalle 583.
Flüsse, Selbstreinigung der 578.
Flüssigkeitszufuhr bei Scharlach 325.
Flugfähigkeit des Staubes 598.
Fluor 426.
Follikulitis, Röntgenbehandlung der
74.
Forensische Begutachtung 554; Blut¬
nachweis 529; Blutproben 530;
Psychiatrie 176.
Formaldehyddesinfektion 599.
Formalin bei Endometritis 424.
Formicin 406; bei Darmkrnnkheiten
263.
Formol 343.
Formolalkohol 355.
Frakturen des Armes 392.
Franklinisation 152.
Frauen in der Kriegskrankenpflege
29; als Pflegerinnen in Irrenan¬
stalten 31.
Frauenfrage 163.
Frauenheilkunde und Strafrecht 551.
Frauenkleidung 23.
Frauenmilch 25, 512; bei Augen¬
krankheiten 99.
Freiwillige Krankenpflege 29.
Fremdkörper in Bronchien 476; im
Gehirn 136; im Mastdarm 549; in
der Speiseröhre 245, 379.
Fremdkörperappendizitis 264.
Friedenskrankenpflege 29.
Friedensschußverletzung der Hals¬
wirbelsäule 376.
Friedländerscher Bacillus 7, 211.
Friedreichsche Krankheit 143.
Frigotherapie precordiale 35.
Frostbeulen, kohlensaure Hand- und
Fußbäder bei 53.
Frucht, Wachstum der 410.
Fruchtabtreibung 544, 547, 551.
Fruchttötung 551.
Fruchtwasserinfektion 419.
Frühaufstehen nach Laparotomien
368, 422; der Wöchnerinnen 416.
Frtthfrakturen bei Tabes 566.
Frühgeburt, künstliche 413, 551;
wegen Psychose 550.
Frühjahrskatarrh 592.
Frühoperation der Appendizitis 267,
385.
Früh Verblödung 556.
Fürsorge für Sträflinge 554.
Fürsorgestellen für Lungenkranke
598.
Fütterungstuberkulose 4, 598.
Fulguration 372.
Fungus 116.
Funkenbestrahlung bei Karzinom 421.
Funktionsprüfung des Darmes 261;
der Nieren 291.
Funktionsstörungen des Auges 438.
Fußboden aus Holz 594.
Fußgelenkstuberkulose 126.
Fußschweiß 395.
Fußwurzelknochen, Operationen an
395.
G.
Gärungsdyspepsie 262.
Gärungsröhrchen zur Fäzesanalyse
262.
Galalithknopf 383.
Galle, Typhusbazillen in der 328;
Ausscheidung von Bakterien durch
die 1.
Gallenabsonderung 351.
Gallenblase 275; Rotlaufbazillen in
der 1; Typhusbazillen in der 328.
(316
Sachregister.
Gallenblasenentzündungen durchBak-
terien 1.
Gallenblasenerkrankungen, Behand¬
lung der 328.
Gallenblasenkarzinom 9.
Gallenblasennaht 388.
Gallenblasentuberkulose 275.
Gallengangtuberkulose 275.
Gallenkoliken 275.
Gallenkrankheiten 276, 388.
Gallenstauung 14, 275.
Gallensteinbehandlung 98.
Gallensteinbildung 1.
Gallensteinchirurgie 388.
Gallensteine 9, 14, 275, 328; Behand¬
lung der 276; Operation der 276;
Röntgendiagnostik der 276.
Gallensteinileus 387.
Gallensteinoperationen 388.
Gallisol 276.
Gang, normaler, pathologischer 114.
Ganglienzellenkörper 133.
Ganglionneurom 373.
Gangrän, angiosklerotische 235; der
Blasenschleimhaut 307; der Ex¬
tremitäten bei Typhus 329; der
Haut nach Scharlach 324; bei
Leukämie 362; nach Röntgenbe¬
strahlung 75.
Gasbadeöfen 34.
Gaseiterung 7.
Gasfeuerung 592.
Gasstauung 13.
Gastein, Radioaktivität 67.
Gastralgie 257.
Gastritis 253, 257; phlegmonosa 254.
Gastrodiaphanoskopie 248.
Gastroduodenostomie 383.
G astroenteroana8tomose 382.
Gastroenterostomie 251, 257, 382.
GaBtroptose 249.
Gastrosan 96.
Gastroskopie 248.
Gastrostomie, temporäre 382.
Gastrotomie 380.
Gastroxynsis 251.
Gaswechsel, Einfluß radiumemana¬
tionshaltiger Bäder auf 54.
Gaszysten im Darm 260.
Gaumenmandelschwellung, Trinkkur
bei 52.
Gaumenspaltenoperation 375.
Gebärende, Geisteskrankheiten 550.
Gebärmuttererkrankungen 424.
Geburt, Appendizitis bei 411; Aether-
narkose bei 408; gerichtsärztliche
542; im Dämmerschlaf 406; Lage¬
rung bei 411; Vollendung der 542.
Geburtenfrequenz 584.
Geburtenüberschuß 583, 584.
Geburtsziffer 584.
Gedächtnis 160; der Tiere, der Kin¬
der 160.
Gedächtnisdefekte 160.
Gedächtnisstörungen 135.
Gefäßerweiternde Mittel 104.
Gefäßlähmung 107.
Gefäßmittel 103.
Gefäßnaht 374.
Gefäßneurosen 104.
Gefäßrupturen 585.
Gefäßschüsse 539.
Gefäßzerreißungen 535.
Geflügeltuberkulose 5.
Gefrierpunktsbestimmung 292.
Geheimmittelwesen 552.
Gehgipsverband 114.
Gehirn 134; Schußverletzung des 136;
Syphilis des 140; Zysten des 151;
Zystizerken im 138.
Gehirnerschütterung 537.
Gehirngeschwülste 137.
Gehörgangsatresie 456.
Gehörgangsnävus 456.
Gehörgangsspülröhrchen 455.
Gehörgangstumor 456.
Geisteskranke 556; Anstaltsbehand¬
lung 175; gemeingefährliche 554;
Knochenleitung bei 455; Reflexe
bei 134; Ehe 164.
Geisteskranke Schwangere 550.
Geisteskrankheiten 162; inSchwanger-
8chaft 417.
Geistesschwache 554.
Gelatine, Tetanusinfektion durch 331.
Gelatineklistiere 263.
Gelbfieber 317.
Gelbsucht 275; der Neugeborenen 513.
Gelenkankylosen 368.
Gelenkbewegung 113; sekundäre 113.
Gelenkentzündungen bei Säuglingen
115.
Gelenkerkrankungen, skarlatinöse
526; Stauung bei 367.
Gelenkganglien nach Trauma 565-
Gelenkknorpel nach Schnittwunden
114.
Gelenkleiden, chronische 115; nicht¬
traumatische 115.
Gelenkrheumatismus 15, 116 , 332;
akuter 115; Behandlung des 101.
Gelenksyphilis 497.
Sachregister.
(517
Gelenktuberkulose 115.
Geloduratkapseln 499.
Gemeingefährliche Geisteskranke 554.
Gemüsebouillon 517.
Gemüsesuppe 516.
Genese der Tumoren 9.
Genitalien, Desinfektion der 406; Me¬
lanome der, Epitheliome der
423.
Genitalorgane, Tumoren der 10.
Genitalprolaps 426.
Genu recurvatum 124.
Genu valgum 114, 125.
Genu varum 125.
Genußsurrogate 590.
Geradhaltergestell 121.
Geräusche der Straße 593; in den
Lungenarterien 286.
Gerichtliche Psychiatrie 553.
Gerichtsärzte 553.
Gesangunterricht 32.
Geschäftsfähigkeit 555.
Geschlechtsanomalien 558.
Geschlechtskrankheiten 585.
Geschlechtsorgane, Einfluß der Rönt¬
genstrahlen auf 72.
Geschlechtsreife, vorzeitige 550.
Geschwülste, Aetiologie der 9; Ge¬
schwülste, Blut bei 361; trauma¬
tische 564.
Geschwüre,tuberkulöse des Darms 268.
Geschwulstzellentransport 8.
Gesicht, Karzinom des 10.
Gesichtsfeldeinschränkungen 450.
Gesichtsfeldstörungen 439.
Gesichtsschärfe von Schülern 32.
Gesundheitspflege in Schulen 32.
Gesundheitswesen 600.
Getränke, alkoholfreie 590.
Gewebszerfall, Reaktion auf 596.
Gewicht Neugeborener 543.
Gewichtsmaßkurve 121.
Gewohnheitstrinker 557.
Gibbus 120.
Gicht 349; Emanationskuren bei 6*;
Fleischnahrung bei 26; Heißluft¬
behandlung 22.
Gichtniere, Wüstentherapie bei 47.
Giftige Abwässer 579.
Giftmord 547.
Gipsbett mit Reklination 121.
Gipsbindentisch 114.
Gipshülsen 114.
Gipskorsett 114.
Gipsmodelle bei Plattfuß 128.
Gipspulververband 120.
Gipsverband bei Klumpfuß 127.
Gipsverbandtechnik 114.
Glanzfarbe 594.
Glasarten 65.
Glaspräzisionswerkstätten 49.
Gleichsche Operation 395.
Gliom 11.
Gliosarkom des Gehirns 139.
Glossina palpalis 336.
Glossinen 316.
Glossy skin 149.
Glühlichtbäder 51, 64, 188; Behand¬
lung des Bronchialasthmas mit 51;
Behandlung chronischer Bronchitis
mit 51; Gefahren der 65.
Glutarsäure bei Azidosis 346.
Glykosurie 344; nach Duodenalver¬
ätzung 260; und Lebensversiche¬
rung 562.
Glyzerin 93; bei Diabetes 346.
Gonohämie 419.
Gonokokken 489.
Gonorrhoe 6, 121, 489.
Gonorrhoische Arthritis, Behandlung
mit Heißluft 115.
Gonorrhoische Kolpitis 423.
Gonorrhoische Mastdarmstrikturen
270.
Granulafärbung 3.
Granularniere 18.
Granulome 485.
Graue Salbe bei Milzbrand 372.
Graues Oel 499.
Gravidität und Appendizitis 267.
Graviditätspsychose 417.
Greise, Verbrechen der 557.
Greisenalter, forensisch 557.
Grenzschutz bei Fleckfieber 833.
Grenzzustände 553.
Griechenland, Malaria in 335.
Größenbestimmung des Magens 248.
Größenzunahme 584.
Grünanomalie 438.
Grundriß der Hydrotherapie von
Brieger u. Krebs 49.
Grundwasser 577.
Guajakprobe 530.
Gummieinlagen bei Plattfuß 128.
Gummihandschuhe 406.
Gumminaht 384.
Gummistotf'kissen 39.
Gummöse Erkrankungen des Gehirns
140.
Gurnigler Quelle 52.
Gutachten 553, 563, 568.
Gymnastik 120. 283.
618
Sachregister.
H.
Haarfetischist 558.
Hackenfuß 126.
Hämatemesis 254.
Hämatogene Infektion 14.
Hämatogeninfektion mit Tuberku¬
lose 3.
Hämatome, intramuskuläre 263, 362.
Hämaturie 294.
Hämoglobin, Sauerstoffbindung durch
359.
Hämoglobinurie, paroxysmale 294;
der Rinder 317.
Hämoglobinzunabme in den Herbst¬
monaten 47.
Hämolyse 2,595; des Magensafts 258.
Hämolysine 295.
Hämolytische Substanzen im Blut 356.
Hämometer 530.
Hämophilie 363.
Hämoptoe 204.
Hämorenaler Index 291.
Hämorrhoiden 270, 387.
Händedesinfektion 367, 406, 600.
Haferkur 345.
Haftpflicht und Röntgenuntersuchung
552.
Halator 48.
Halluzinationen 166; optische 135.
Halsdrüsentuberkulose 598.
Halsrippen 120.
Halsverletzungen 538.
Halswirbelsäule, Schußverletzungen
der 376.
Halswirbelschuß 376.
Hand, künstliche 122.
Handgänger 117.
Handgelenk, Madelungsche Defor¬
mität 393.
Handgelenkdeformität 121.
Handlungsfähigkeit 135.
Hanotsche Leberzirrhose 277.
Harn, Blut im 294; Kalkausschei¬
dung 295; Einfluß der Nahrung
auf 295; Tuberkelbazillen im 302.
Harnantiseptika 306.
Harnentleerung, postoperative 428.
Harnfunktion nach Narkose 428.
Harnkonkremente 299; im Urin 299.
Harnleiterkatheterismus 389.
Harnleitersondierung 292.
Harnmenge 295. j
Harnröhre, Tuberkulose der 309; j
Zysten der 309. ;
Harnröhrendivertikel 391. i
Harnröhrenpolypen 309.
Harnröhrenstrikturen 309.
Harnsäure, endogene 349.
Harnsäureausscheidung 349; nach
Rontgenstrahlen 75.
Harnsalze 295.
Harnsaures Natron 17.
Harnsteine 299.
Harnstoffbestimmung 292.
Harnuntersuchung 292.
Harnwege, Krankheiten der unteren
306.
Harnzusammensetzung 295.
Haushaltschwestern 30.
Hausschwamm 593.
Haut, Radiumverbrennung der 69.
Hautaffektionen, Lichtbehandlung der
65.
Hautausschläge bei Brustkindern
481.
Hautdefekte am Kopfe Neugeborener
545; kongenitale 544.
Hautdesinfektionen 367.
Hautemphysem 245.
Hautgongrän nach Scharlach 324.
Hautgeschwülste 484.
Hautkrankheiten, Adrenalin bei 479.
Hautreaktion bei Rotz 320.
Hautsterilisierung 367.
Hauttuberkulose 6, 481.
Hauttumoren, Bestrahlung 71.
Hautverdunstung 583.
Hebosteotomie 413.
Hedonal 89.
Hedonalnarkose 89.
Hefetherapie der Kolpitis 423.
Heftpflaster 114.
Heftpflasterverband 114, 128; bei
Klumpfuß 127.
Heidelberg, Radiuminstitut in 66.
Heilgymnastik 113.
Heilmagnetismus 552.
Heilmittelinhalation 48.
Heilmittel Produktion 83.
Heilstätten 33, 567, 598.
Heilverfahren 559.
Heilwert der Sera 594.
Heine-Medinsche Krankheit 44.
Heißluftanwendung 22.
Heißluftbehandlung 367; bei Adnex¬
erkrankung 427; der Arthritis 115;
bei Bauchoperationen 367.
j Heißluftkauterisation des Bubo 501.
i Heizung 592; der Schulen 32.
; Helferinnen für Krankenpflege 2?.
i Helligkeit 591.
Sachregister.
619
Hemeralopie 449, 586.
Hemichorea 136.
Hemiplegie 134 f 136; Reflexe bei 134.
Hemiplegiker, Kraft der 134.
Hemisystolie 228.
Hemmungsfunktion 133.
Hepatoptose 274.
HerbaThymi 332; beiKeuchhustenl89.
Herbstmonate, Hämoglobinzunahme
in 47.
Herderscheinungen des Gehirns 136.
Hereditäre Mißbildungen 114.
Hereditäre Syphilis 524.
Hernien, Operation 387; nach Trauma
563.
Hernienoperationen 381.
Herniotomien 274.
Heroin 93.
Herpes zoster 75, 148.
Herz, Klastomyxom des 9.
Herzalternans 224.
Herzarhythmie 15.
Herzbeutelverletzungen 538.
Herzdilatation 227 ; Digitalis bei 106.
Herzfehler, Digitalis bei 106.
Herzform, Veränderung bei Klappen¬
fehlern 226.
Herzgeräusche bei Schwangeren 228.
Herzhypertrophie 18, 228; Digitalis
bei 106; nach Sport 22.
Herzklappenfehler, Aderlaß bei 33.
Herzkollaps nach Seruminjektionen
99.
Herzkranke, Atmung 228.
Herzkrankheiten 226, 227.
Herzlähmung, intravenöse Infusion
bei 107.
Herzmetastasen bei Tumoren 11.
Herzmittel lü3.
Herzmuskelschwäche, Aderlaß bei 33.
Herzmuskelverkalkung 229.
Herzneurosen lo4.
Herzruptur 229.
Herzschüsse 538.
Herzschwäche, Behandlung mit Mor¬
phin 105; intravenöse Infusion
bei 107.
Herztätigkeit. Störung der 16.
Herztonika 107.
Herzumschläge 35.
Herzveränderungen 226, 227.
Herzverletzungen, 233, 538.
Herzwunden 538.
Hessingkorsett 121.
Ilili'sschwestern 29.
Hinken, intermittierendes 234.
Hippus 154.
Hirnabszeß 458.
Hirnarterienaneurysmen 140.
Hirnatrophie, senile 136.
Hirngefäße, Arteriosklerose der 136.
Hirngeschwülste, Röntgenphotogra¬
phie der 137.
Hirnherde, Schmerz bei 135.
Hirnkrankheiten, diffuse 136; Kno¬
chenleitung bei 455.
Hirnnerven, Lähmung einzelner 136.
Hirnpunktion 137.
Hirnteile, Aplasie der 135.
Hirntumoren 137; nach Trauma 133.
Hirnvenen bei Tumoren 137.
Hirnventrikel, Dauerdrainage der 374.
Hirnzysten 151.
Hirschzungenkrautvergiftung 548.
Hirsespreukissen 39.
Hirudine 363.
Hochgespannte Ströme, Blutdruck
bei 50
Hochstand der Skapula 121.
Hochwasser 577.
Hoden, Behandlung der, mit Rönt¬
genstrahlen 18; Röntgenwirkung
auf 73.
Hodenteratome 11.
Hodentransplantation 8.
Höchster Antistreptokokkenserum325.
Höhenklima 360.
Höllenstein bei Schweinerotlauf 337.
Hörfähigkeit von Schülern 32.
Hörgrenze 454.
Hörrohr 37.
Hörrohrspiegel 37.
Hörverbesserungsapparate 462.
Hörvermögen von Bahnbeamten 592.
Hohe Zange 414.
Holzwollkissen 34.
Homogenbestrahlung 70.
Homogenisierte Milch 25.
Homoplastik 370.
Homosexualität 558.
Hormone 260.
Hornhautentzündungen 440
Hornhautgeschwüre 439.
Hornhauttrübung durch Aetzgifte
418; durch Kalk 448.
Hüftgelenksentzündung 115.
Hüftgelenksluxation 123, 124, 394.
Hii ftgelenks re.se ktionen 394.
Hüftluxationen 394; Behandlung der
124.
Hüftverrenkung 124.
Hühnerblindheit 586.
620
Sachregister.
Hühnereiweiß 26.
Hülsenfrüchte 25.
Hnmerusluxation 121, 891.
Hundezecken 317.
Huntingtonsche Chorea 154.
Hyalinerkrankung der Bindehaut 447.
Hydrämie 296.
Hydragyrum benzoicum 501; colloi-
dale 334; sozojodolicum 110.
Hydrastin 16.
Hydrastinin 16.
Hydronephrose 300, 306, 427.
Hydrotherapie 49.
Hydrops 298.
Hydrozele 391.
Hydrozephalus 137; chronischer 136.
Hygiama 256.
Hyperämie 366; des Gehirns, kohlen¬
saure Hand- und Fußbäder bei 53.
Hyperästhesie der Magenschleimhaut,
Behandlung der 96.
Hyperazidität des Magens 252; Mag-
nesiumperhydrol bei 253.
Hyperchlorhydrie 247.
Hyperdaktylie 121.
Hyperemesis gravidarum 410.
Hyperglykämie 345.
Hyperhidrosis 88; kohlensaure Hand
und Fußbäder bei 53.
Hypernephrom 9, 304.
Hyperplasie der Leber 278; der Tuben
427; des Uterus 424.
Hypersekretion 272; des Magens 252;
der Magenschleimhaut, Behandlung
der 96.
Hyperthermie 315.
Hypertrichosis, Röntgenbehandlung
der 74.
Hypnotika 83.
Hypophysenextrakt 102.
Hypophysengeschwülste 137.
Hypophysentumor 375.
Hypopbysissaft 17.
Hysterektomie 417.
Hysterie 152, 153, 170; traumatische
566.
Hystereuryse 412.
I.
Ichthynat 488.
Ichthyol bei Schweinerollauf 337.
Ichthyolglyzerin 411.
Icterus catarrhalis 274.
Ideal-Röntgenapparat 77.
Ideenassoziation 160.
Idiopathische Speiseröhrenerweite¬
rung 248.
Idiosynkrasie gegen Brom 91.
Idiotie 168.
Ikterus 254; der Neugeborenen 419,
513; gravis Neugeborener 514.
Ileotyphus 333.
Ileozökaltuberkulose 268, 384.
Ileozökaltumor 384.
Ileus 261, 266; postoperativer 421;
nach Trauma 562.
Immunisierung per os 323.
Immunität 2; antiblastische 337; Ver¬
erbung 3.
Immunitätsreaktion 323.
Immunodiagnoatik 317.
Immunserum 321.
Impetigo contagiosa 264.
Impfreaktion, kutane 318.
Impftuberkulose 598.
Impfung von Tumoren 12; in Kolonien
335.
Implantation von Knochen 370.
Index, opsonischer 320.
Indifferente Bäder 50; Duschen 50.
Indigokarminprobe 292.
Industrie 584.
Infektiöse Arthritis 115.
Infektionskrankheiten 316, 594; Kof¬
fein bei 103; Behandlung mitSilber-
präparaten 100; Wassermanns Re¬
aktion bei 322.
Infektionsmöglichkeit 586.
Infektionswege der Tuberkulose 191,
192.
Influenza 186,331; Nephritis nach 296.
Influenzabacillus 187.
Influenzaendokarditis 331.
Infraktion, supramalleoläre, bei
Klumpfuß 127.
Inhalation 468; Menthol- 48.
Inhalationskuren mit Quecksilber 498.
Inhalationsnarkose 422; Pneumonie
nach 377.
Inhalationspfeife 49; mit regulier¬
barer Luftzuführung 48.
Inhalationstuberkulose 31. 597.
Inhalatorium in Kösen 49.
Injektion mit Arsen 37; mit art¬
fremdem Blut 390; intravenöse 37.
Injektionsbehandlung 498; von Neur¬
algien 86, 150.
Insekten 316.
Insufficientia vertebrae 120.
Intelligenzprüfungen 166, 555.
Tntelligenzstörungen 136, 153.
Sachregister.
621
Intentionstremor 153.
Intermittierende Hydronephrose 301.
Intermittierendes Hinken 234.
Internationale Bekämpfung der Kur¬
pfuscherei 552; Vereinigung gegen
Tuberkulose 33.
Interpositio uteri vesico-vaginalis 426.
Intoxikation, alimentäre 515.
Intoxikationspsychosen 172.
Intramuskuläre Hämatome 362.
Intraperitoneale Sauerstoffinfusionen
274.
Intrauterine Leichenstarre 544, 545.
Intrauterininjektionen 420.
Intrauterinkatheter 409.
Intrauterinpessar 424.
Intravenöse Injektion 37.
Inunktionskur 498.
Invagination 384; des Kolon 385.
Invalidenbegutachtung 568.
Invalidenversicherung 567.
Invalidität 567.
Ipekakuanha 273, 335.
Iritis 449; Behandlung mit Deutsch-
mannserum 100.
Irregularität des Pulses, Ozetbäder
bei 52.
Irrigationsurethroskop 309.
Ischias, Röntgenbehandlung der 74.
Isoformglyzerin 500.
Isopral 88.
Ixodes 317.
J.
Jacksonsclie Epilepsie 136, 151.
Jägerscher Kokkus 2.
Japan, weibliche Krankenpflege in 31.
Japanisches Verfahren der Desinfek¬
tion 599.
Jejunalulcus 260.
Jejunostomie 382.
Joachimsthal, Radiumgewinnung in
66 .
Jochmannsches Serum bei Meningitis
331.
Jod 92; bei Colitis 269; bei Syphilis
497.
Jodbehandlung des Stars 448; bei
Verbrennungen 370.
Jodglidin 500; bei Gicht 350.
Jodipin 371.
Jodkali 498.
Jodofan 500.
Jodoformersatz 368.
Jodoformglyzerin 501.
Jodoformknochenplombe 369.
Jodoformvaselin 501.
Jodomenin 500.
Jodpräparate 500.
Jodtherapie 500.
Jodthyreoiditis 500.
Jodtinktur bei Schweinerotlauf 337.
Jodtinkturdesinfektion 367.
Jodwismuteiweiß 500.
Johannesbrunn 53.
Jontophorese 35.
Jothion 421.
Juckreiz, Heißluftbehandlung 22.
Juden, Nervenkrankheiten bei 151.
Jüngling 390.
Jugendirresein 169.
Jugendlichen, strafrechtliche Behand¬
lung der 553.
K.
Kabinettsorder Friedrichs des Großen
600.
Kältereize 49.
Kaffee 27, 590; koffeinfreier 109.
Kahnbein, Absprengung des 127.
Kaiserschnitt 414, 415; bei Placenta
praevia 412.
Kakodyl bei Anämie 360.
Kala-azar 317, 336.
Kalbfleisch 26.
Kali chloricum, Vergiftung 547.
Kalium permanganicuin 500.
Kalk, Hornhauttrübungen bei 448.
Kalkaneuskontusionen 395.
Kalkaneussporn 126, 395.
Kalkausscheidung durch Harn 295.
Kalkmörtelputz 594.
Kalkstoffwechsel 108; bei Kindern 519.
Kalmus 548.
Kalomel bei Darmkrankheiten 262.
Kalomeleinblasungen 499.
Kalomellanolinsalbe 500.
Kalomelöl 489.
Kalomelparaffin 499.
Kalomeisalbe 500.
Kaltblütertuberkulose 5.
Kaltenbach-Ahlfeldsche Theorie 410.
Kalziumhyperchlorid zu Wasserdes¬
infektionen 580-
Kampfer 103; bei Schweinerotlauf
337.
Kampfer-Naphtholbehandlung 116.
Kaninchenextremitäten 114.
Kankroidstatistik 70.
622
Sachregister.
Kantharidinnepbritis 1.
Kaolinwismut 370.
Kapsammers Zeitmethode 291.
Karbolsäurebehandlung der Blase
390.
Karbolsäurespülungen der Blase 307.
Kardiospasmus 243, 244. 381.
Kardiotonin 106.
Karellkur 231, 347.
Karlsbader Kur 276.
Karminfibrinmetbode (Grützner) 248.
Karottensuppe 516.
Karpometakarpalreflex (Bechterew)
134.
Kartoffel 26.
Kartoffelkur 345.
Karzinom 322; der Appendix 267,386;
Autolyse des 11; Biologie des 11;
Chemie des 11; Genese des 10;
des Gesichts 10; der Leber 10; des
Magens 9; der Gallenblase 9; der
Bronchien 9; des Oesophagus 379;
des Ovariums 427; des Rektums
11; Serumbehandlung des 100; des
Uterus 424.
Karzinombebandlung nach de Kea-
ting-Hart 421.
Karzinommetastasen 11.
Kastoreumbromid 153.
Kastration 18, 391.
Kataerobien 580.
Kataplasmen 39.
Katarakta 448.
Kataraktoperation bei Diabetikern
449.
Katarrhalische Affektionen der Respi¬
rationsorgane, Seereisen bei 46.
Katatoniker 556.
Katheterfieber 308.
Katheterismus der Ureteren 292.
Kathetersepsis 308.
Kehlkopf und Schwangerschaft 410.
Kehlkopfgeschwüre 38.
Kehlkopflupus 475.
Kehlkopfpulverbläser 38.
Kehlkopftuberkulose 3; Behandlung
durch Anästhesie 92.
Kehricht 593.
Keilsche Tabletten 54.
Keimdrüsen 11.
Keimgehalt des Wassers 578.
Kellingsche Serumdiagnostik 258.
Keloid, Finsenbehandlung des 63.
Kerion Celsi, Röntgenbehandlung der
74.
Kernaplasie 149.
Kernigsches Symptom 330.
Keuchhusten 7,831,525; Aerotherapie
332; Behandlung des 95, 189; Bro-
moform bei 332; Chinin bei 332.
Keuchhustenbacillus 189.
Kieferhöhlenerkrankung 470.
Kieselsäure in Lungensteinen 204.
Kindbettfieber, Anzeigepflicht 417.
Kinder, Apbagie bei 244; Appen¬
dizitis der 263; Zystoskopie bei 309;
eheliche 549; uneheliche 549; Ner¬
vosität der 24; Opiumvergiftungen
bei 93; Trinkkuren bei 52.
Kinderekzem 480.
Kinderernährung 517.
Kinderheilstätten 524.
Kinderlähmungen 117.
Kinderpsychosen 169.
Kindersterblichkeit 582. 583.
Kindertuberkulose 520.
Kinderzahl 583.
Kindsmord 550.
Kinematograph zum Studium des
Ganges 114.
Kinesiotherapie 113.
Klappscher Saugapparat bei Klump¬
fuß 127.
Kleidung 583; weibliche 23.
Kleinhirnabszeß 461.
Kleinhirntumoren 138.
Klimakterische Molimina, Ozetbäder
bei 52.
Klimakterium, AnwendungdesOopho-
rin 95.
Klimatotlierapie der Nephritis 297.
Klingenthal, Radiumgewinnung in 66.
Klumpfuß 120, 124, 126: Calcaneus-
resektion bei 127; Celluloidschienen
bei 12.
Klumpfußredressement, Dekubitus
nach 127.
Kniegelenk, Deformitäten des 125;
Knorpelrisse im 394.
Kniegelenksarthrodese 125.
Kniescheibenbrüche 394.
Knochenechinokokken 373.
Knochenfisteln 371.
Knochengelenksentzündung nach
Trauma 563.
Knochenimplantationen 370.
Knochenkrankheiten 115.
Knochenleitung bei Geisteskranken
455.
Knochenplastik 114, 125, 369.
Knochenregeneration 371.
,r - 'ohentransplantation 8, 114.
Sachregister.
62B
Knochentuberkulose 5.
Knorpelriß im Kniegelenk 394.
Knorpel Verletzungen, experimentelle
114.
Kobralecithid 359.
Kochsalz 23, 105.
Kochsalzadrenalininjektion 108.
Kochsalzeingießungen perrectura 325.
Kochsalzentziehung bei Wassersüch¬
tigen 23.
Kochsalzfreie Diät bei Epilepsie 91.
Kochsalzinfusion bei Blutungen 108.
Kochsalzstoffwechsel bei Nieren¬
kranken 351.
Kockeiskörnervergiftung 549.
Kodein 93, 153; bei Keuchhusten 332.
Körperanstrengung, Albuminurie
nach 22.
Körpergewicht 587.
Körperkonstitution auf Neuseeland
119.
Körperkraft 587.
Körperlänge Neugeborener 543.
Körperübungen 583, 588.
Kosen (Inhalatorium) 49.
Koffein 27, 83, 109, 590.
Koffeinfreier Kaffee 27, 109.
Kohlehydrate 24.
Kohlehydratkuren bei Diabetes 345.
Kohlendunstvergiftung 540.
Kohlenoxydvergiftung 34, 546.
Kohlensäure 51.
Kohlensäurebad 34, 232.
Kohlensäurebäder bei Asthma 53; bei
Obstipation 271.
Kohlensäurehaltiges Wasser, Einfluß
auf Blutdruck 51.
Kohlensäurereiche Quellen 51.
Kohlensäureschnee, Behandlung der
Naevi 110.
Kohlensäurewässer bei Magenatonie
51.
Kohlensäure Hand- und Fußbäder 53;
bei Angina pectoris, Asthma, Frost¬
beulen , Hirnhyperämie, Hyper-
hidrosis, Schlaflosigkeit, vaso¬
motorische Störungen 53.
Kohlensäure Mineralwässer, Vaginal¬
duschen mit 53.
Kohlensäure Wassertrinkkuren 51.
Koka 109.
Kokainadrenalin 379.
Kokkenembolie 13.
Kolibakterien 1.
Kolibehandlung bei Cholezystitis 99.
Koliprobe des Wassers 579.
Kollapsinduration der Lungenspitzen
200 .
Kollargol 418.
Kolle-Wassermannsches Serum 330.
Kolloidales Silber 100.
Kolonisation 585.
Kolospasmus 271.
Kolpeurynter 408.
Kolpitis 423.
Kolpozöliotomie 411.
Kommentiervorrichtung an Röntgen-
apparaten 78.
Komplementbindung 321, 531.
Komplementfixationsmethode 322.
Kongenitale Hüftgelenksluxation 123.
Kongenitale Tuberkulose 3.
Kongenitaler Verschluß des Oeso¬
phagus 12.
Konjugale Tabes 142.
Konjunktivale Tuberkulinreaktion
, 303 .
Konjunktivalimpfung 318.
Konjunktivalreaktion 443.
Konjunktivitis 439; chronische 446.
Konkremente der Blase 307.
Konserven 23, 591.
Konservierungsmittel 591.
Konstitution 585; und Wirkung von
Medikamenten 84.
Kontaktinfektionen 598.
Kontraextensionsverband 114.
Kontrakturbehandlung 115.
Kontralateraler Plantarreflex 134.
Konzeption 410.
Konzeptionsziffer 584.
Koordinationsstörung 133.
Kopfextensionen 121.
Kopfschmerzen, Behandlung mit
Valisan 90.
Ivornealreflex 134.
Korrektionsresultate bei Skoliosen
121 .
Korsakowsche Lähmung 148; — Psy¬
chose 565.
Korsakowscher Symptomenkomplex
160.
Kost bei Fettsucht 347.
Kostordnung bei Diabetes 346.
Kot, Bakterien im 263.
Kotlistel 385.
Kotstauung 13.
Kotsteine 385.
Koxitis 114; Arthrotomie bei 123;
Behandlung 123; doppelseitige
123.
Krämpfe 133.
624
Sachregister.
Eraftleistungen 587; der Hemiplegi-
ker 134.
Eranioplasie 415.
Kraniotabes 518.
Krankenanstalt 600.
Krankenanstalten in Rußland 30.
Krankenpflege 600; freiwillige 29;
in Japan 31; in Rußland 30.
Krankenpflegepersonal 29.
Krankenpflegepersonen, Prüfungen
der 31.
Krankenpflegerinnen 29.
Krankenträgerordnung 29.
Krankentrage 40; fahrbare 39.
Krankentransport im Felde 29.
Krankheitsanlage 585, 586, 596.
Krankheitsdisposition 582.
Krankheitserreger in Schmutzwässern
582; im Straßenstaub 598.
Krankheitsübertragung durch Insek¬
ten, Zecken 316.
Krankheitskeime in der Stube 593.
Krankheitsverdacht 597.
Krankheitsverhütung 586.
Kraurosis vulvae 423.
Krebs 49; Lichtbehandlung des 62;
der Speiseröhre 379; nach Trauma
565; des Uterus 424; des Wurmfort¬
satzes 268.
Krebsbehandlung 373; durch Ful-
guration 372.
Kreosot-Jodoformbehandlung 116.
Kresol 599.
Kretinismus 166.
Kreuznach 54.
Kriegskrankenpflege 30; Frauen in
der 29.
Kriegspflegepersonal 29.
Kriegssanitätsordnung 29.
Krimineller Abort 551.
Kristalle, Florencesche 533.
Krüppelfürsorge 118.
Krüppelheil- und Erziehungsanstalt
118.
Krüppelheime 118.
Krüppelwerkstätten 119.
Krüppelzählung 118.
Kryoskopie 292, 306.
Kryptorchismus 391.
Kuchenniere 305.
Künstliche Frühgeburt 413, 551.
Künstliche Wässer, Emanationsgehalt
der 67.
Künstlicher Abort 411.
Küstontieber 317.
Kuhmilch 25.
Kuhmilchinfektion, tuberkulöse 4.
Kulturbakterien 595.
Kultureigentümlichkeiten der Tu-
berkelbazillen 5.
Kunstdünger, Augenerkrankungen
bei 440.
Künstliche Ernährung 582.
Kuren, klimatische, bei Nephritis
297.
Kurpfuscherei 552.
Kurzsichtigkeit 450.
Kutanreaktion bei Masern. Diph¬
therie 319; bei Rotz 320.
Kutireaktion 317.
L.
Labien, Cysten der 421.
Labprobe 246.
Labgerinnung 246.
Labyrintheiterung 461.
Labyrinthentzündung 462.
Labyrintherschütterung 564.
Labyrinthitis 460.
Lähmungen 114; d. Abducens 148:
hysterotraumatische 152; einzelner
Himnerven 136; postodiphtherische
145.
Lähmungsbehandlung 113.
Lähmungstherapie 117.
Längenmaßkurve 121.
Laennecsche Leberzirrhose 277.
Lävulosurie 347.
Laevurinose 487.
Lagebestimmung des Magens 24*.
Lagerung bei Geburt 411.
Lagerungsapparat bei Kniegelenks
deformitäten 125.
Lagerungsbehandlung der Skoliosen
120 .
Lagerungsgipsbett 120.
Lageveränderung des Darms 269.
Laktation 418, 512.
Laktobazillin, Pulver, Tabletten,
Bouillon 25; Präparate 263.
Laktosurie 250.
Laminaria 420.
Laminektomie 117.
Land, Sterblichkeit auf dem 584.
Landbevölkerung, Ernährung der
588.
Landesversicherungsanstalten 33.
Landrysche Paralyse 144.
Landwirtschaft 584.
Langerhanssche Inseln 14, 344.
Sachregister.
625
Lau*iöiet«nde Schmerzes» beiTalifta
54. ;; . ' ■ ' ' . iV .’;.-: :
Laparotomien, KrÜhaufslebftn ««tfh
m. m.
Laryngitis 475.
Larrnxvsistivpatiou *7ß.
LartTuy.'escbwtire 48.
Luiynxkarzino'® 47(L
Lftrynxkranfeheiteci, fJierache Stauung
Lei 4t>7 r
Larynspiithise 48.
L^rytueyphilU 4<k. ' . /
l»aubwälder 503. '. ,
I.a»«-abia 316. ; ; : r ; '■ ■
h'fh-
Lebensdauer 587. ,
Löhfmsfahigkeit des Kinder 542;
■ {.• K|C'«gel)ore«6r ?4JÜL
>• • Lk , j‘eiisn4i.ch'Wtiiiii
Im
m.
Jtfeüg.eboreöer
Leti*-n?f;e!rddierring,.P)aJ>eti<^.lilyitoi(*
une hc» 562.
Lendenwirbel, DruckscliTUßir-der 120.
Lenbarfczsdie Kur 25ß.
Lenih^tvatiblifl ;}ß. '
LennanddrscW Schntttibfaruag- 885.
Lepra, Fiatotn bsbandlrtjog d»r 83.
Leptonaeningiti«, ßitfcwrikdie. ISO;
Leptothf-ix un .Mageuiolialt 258.
LeuW^jeBie«eii8cije Methode 258.
Leoclitgasvergiftung 54fi.
Leukjtitiie 71, 357,' Ktii, 481;
Arperihebttndlutig dar 883; Üo-
handluiig der GangrÄn bei
362; nach Trauma 5«2; Rächt«»»-
bShtenerkraiikung bei 3i>3.
Leukin 2»
LuakablgfffctxebCf 8yttam 3ö3.
Leuköpfeuie f; u*<;h ft£nt.ge«ibesifcr&h-
luigig SK; hei ßhekiaUficljer .383;
Leukoplakie 423. 485
Leukopimo' Marasmus ;td2.
Laukrdöäcj« 72..
Lovjkutcfxwcher Marai«mu* 392,
Lxfebejtkxöiehen .Neugebdwabr p 48- '? Louku*;vt<tfii 356; bei Typhus 820.
«. ‘i.-er. FettHriArtan».' ■J.'r 2*0. ■ ' Leu.ko/.vtenlVjo»*pjifc 8.
* • -* --' - ! Lt?uk,.;.ytetizabl ö^teahl«ng72.
LeukoryfctM* 357", bd AppeudiMi»
I^Wral^KjgjS 27i; ■d}0aterfoqih#r ; :2ity;
' tropischer jjfcy •. • : \ - -J
Lehiuafcrophis 277, 4t»»*. .. . . - ;’ ...
toi&iltyyrnpkmv, 278.
Lebtrkarzitoom. tO. 278:
i;tebftrkTHnkBeitfi>n 278; Fibroly$m-
i.*.b;u><liting bei
I/eW^iderd«? 303
L'ct'cixrphilw 4Ski»
, Lebertran 518,- \ ;■>; •:
Lt;bevtubirrkijlese, Zkrhosc* 14
durch
Leberirer/lnderUiißeu 274;
jN’ebpmikrensaft. 27?.
LobotT^rletae j»g b39.
Ld'^inhose *275. 270; avthritiaolvC
. i.ttciuttiide 850»
Lezithin 1T&
. L'iyh'tni jdknos 485; ruber 440. .
Licht 578;: »ntifcrn»cnt.attve Wirkung
des «Hv BaktcrikidiHf de* C4; liii>*
logie des i;2.
L'ipbt&tten, Entzündragavcrlaüt' bei
er..
82;
Lichtbilder, t'letrtris-che 65.
b; v Lichtbehandlung. dw Krebses
Äfe) bu{i«>
tfased^wecheii KiKbkfert..' ZiVkakt>,
27 ><; ü,'hiiTiillii'nßmit. Fi»»roly»io tw«.»t-örung^.u., L»ip*.< *‘5 de.»
öö; nach 'J'tawttUi ötfö; Xlabotstibe 1 Tricbpufis 447 V. de* ,>V?tbfeJ^ '.hrint-:'
if^cXuüle l> 7 .
('.iijbtxhia«i ui'n ußeti 43'). ; • : J-f ' ■
Liübtthifrapi'.' Ö k J[.’
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026
Sachregister.
Lithionwasser 299.
Littlesche Erkrankung 124.
Lochbrüche des Schädels 537.
Löwenhardt - Sigismundsche Theorie
41°.
Lokalanästhesie 365.
Longettenverband 35.
Lordotische Albuminurie 49, 293.
Lüftung 592.
Lues 322, 493; und Tabes 134.
Luftbäder 21.
Luftfeuchtigkeit 578, 593.
Luftinjektionen 36.
Luftkissen 39.
Luftpumpe 39.
Luftverunreinigung 592.
Luftwege, Tuberkulose der 3.
Luftzuführung, regulierbare bei In¬
halationspfeife 48.
Lumbalanästhesie 365; bei gynäko¬
logischen Operationen 422; Nieren¬
affektionen nach 296.
Lumbalskoliosen 120.
Lunge, Chorionepitheliom der 10;
Totalkapazität 81.
Lungenabszeß 526; Operation des 378.
Lungenanthrakose 593.
Lungenarterienembolie 370.
Lungenarteriengeräusche 236.
Lungenatelektasis 17.
Lungenblähung, Aderlaß bei 33.
Lungendurchleuchtung 198.
Lungenemphysem 183.
Lungenentzündung 526; Aderlaß bei
33.
Lungenfürsorgestellen 33, 598.
Lungengeschwülste 10.
Lungenheilstätten 33.
Lungeninfarkt, traumatischer 560.
Lungenkomplikationen nach Opera¬
tionen 377; nach Rippenbrüchen
377.
Lungenkranke, Fürsorgestellen für
598.
Lungenkrankheiten, traumatische
560.
Lungennaht 377.
Lungenphthise 48.
Lungenprobe 543.
Lungenschuß 377.
Lungenschwellung 183.
Lungenspannung 183.
Lungenspitzen- und Kollapsindura¬
tion 200.
Lungenspitzentuberkulose 4.
Lungenstarrheit 183.
Lungenstauung, Aderlaß bei 33.
Lungensyphilis 496.
Lungentuberkulose 5, 521; Behänd*
lung in Spitzbergen 47; und
Schädeltrauma 560.
Lungenverletzung 377, 561.
Lungenvolumen 181, 183.
Lupus 482; erythematodes, Finsen¬
behandlung 63; hypertrophicus
der Schleimhaut. Röntgenbehand¬
lung bei 63; Lichtbehandlung des
62; Radiumbehandlung des 68.
Lupus vulgaris 322; Finsenbehand¬
lung 63; Ultraviolettbestrahlung
des 64.
Lupusbehandlung, mit Aetzmitteln,
Exzision 63; mit Röntgen strahlen
74.
Lupusbekämpfung 598.
Lupuskarzinom 482.
Luxatio coxae 114.
Luxatio coxae congenita 123.
Luxatio cubiti simplex 393.
Luxation des Humerus, kongenitale
121; der Metatarsi 395.
Lymphadenitis nach Scharlach 324.
Lymphatische Leukämie 361.
Lymphdrüsen, Behandlung mit Rönt¬
genstrahlen 73.
Lyinphdrüsentuberkulose 4; des Me¬
senteriums 381-
Lymphgefäßsysteme 191.
Lymphome, gummöse 496.
Lymphosarkom 18; des Magens
259.
Lysol 599.
Lysolvergiftung 546.
Lyssa 3, 7.
M.
Madelungscbe Deformität 121, 393.
Mäusesarkom 12.
Mäusetumoren 12.
Magen, Bilharzia im 259; Entlee¬
rungsvermögen des 259; Fibrom
des 259; Funktionsprüfung des 241;
Größenbestimmung 248; Hyperah-
dität 252; Hypersekretion 252;
Lage- und Formbestimmung de-?
248; Motilität 249; Röntgenunter¬
suchung des 248; Störungen hei
Menstruation 410; Untersuchung»*
methoden 245.
Magenarteriensklerose 13, 257.
Magenaspirator 38.
Sachregister.
(527
Magenatonie 249; Behandlung der 97;
Kohlensäurewasser bei 51.
Magenausdehnung 250.
Magenblutung 13, 257.
Magenchirurgie 382.
Magendarmanastomose 383.
Magendarmblutungen 383.
Magendarmdyspepsie 262.
Magendarmkanal, Blutung des 383.
Magendarmprobe bei Neugeborenen
543.
Magendilatation 249.
Magenektasie 250; motorische In¬
suffizienz 252.
Magenerweiterung, postoperative
250; Tetanie bei 251.
Magengeschwülste 259, 382.
Magengeschwür 255,256, 382; durch
Bazillen, Alkohol 12; Behandlung
des 257; Diät bei 256; Differential¬
diagnose 258; Ernährung bei 256;
Oelkur 256.
Mageninhalt 251; Laptothrix im 258.
Magenkarzinom 9, 11, 257; Diagnose,
Frühsymptom 257; Fermente bei
258; Kellingsche Serumdiagnostik
258; Metastasen 259; Operation
des 382.
Magenkatarrh 254.
Magenkrankheiten, Radiumtrink¬
kuren bei 68.
Magenkrebs, Differentialdiagnose258;
Radiumbehandlung des 69.
Magenkolonfistel 268.
Magenphlegmone 254.
Magenpolypen 259.
Magenresektion 382.
Magensaft, Hämolyse des 258; Aspi¬
rationsapparat für 245.
Magensaftausheberung 245.
Magensarkom 259.
Magenschläuche, Konservierung der
38.
Magenschleimhaut, Hyperästhesie der
36.
Magenschlauch 259.
Magensondierung 259.
Magentuberkulose 255.
Magenulcera 12.
Magenvolvulus 252.
Magnesiumperhydrol bei Hyperazidi¬
tät 253.
Magnetopathen 552.
Malaria, Arsen bei 498; Chinin bei
335, 336; in Griechenland 335;
Leberzirrhose nach 278; Röntgen¬
behandlung der 74; Chinin bei
335, 336.
Malariafieber 316.
Malariaplasmodien 316.
Mallein 320.
Maltafieber 336.
Malakaffee 25, 109.
Mammaabszeß 376; -karzinom, Ope¬
ration des 376.
Mandelschwellungen, Brunnenkuren
bei 52.
Mangan im Wasser 579.
Marasmus, leukopriver 362; leuko-
toxischer 362.
Margarine 589.
Mariesche Krankheit 144.
Markthallen 591.
Marmorekserum 204.
Masern 194, 319, 323, 525; Kutan¬
reaktion bei 319.
Masernotitis 462.
Maserntaubheit 461.
Masochismus 558.
Massage 36, 121, 152, 233.
Massenernährung 588.
Mastdarm, Fremdkörper im 549.
Mastdarrastrikturen 270.
Mastitis 418; puerperale 376.
Mastoidoperation 458.
Mathieu - Remondsche Restbestim¬
mung 248.
Maturitas praecox 550.
Mauer werk 594.
Maydlsche Operation 390.
Mechanotherapie 115.
Medikamente, Konstitution und
Wirkung 84.
Medinal 86.
Medizinalwesen 600.
Medulla oblongata, Tumoren der 139.
Medullarnarkose 422.
Medullatumoren 147.
Meerschweinchen, Infektion mit Tu¬
berkulose 3.
Meerschweinchenembryonen 12.
Meerschweinchentuberkulose 6, 597.
Megaloblastische Anämie 363.
Melaena 514.
Melanogenurie 268.
Melanome der Genitalien 423.
Melanosarkome des Ohrs 456.
Melanurie 202.
Mdkerpanaritium 371.
Meningitis 7; nach Bleivergiftung
141; cerebrospinalis7.329,461; epi¬
demica 329; Flexnerserum bei 331;
628
Sachregister.
Jochmannserum bei 387; karzino-
matöse 138; und Ohrenerkran-
kungen 461; tuberkulöse 7; eitrige,
sarkomatöse 136.
Meningokokkenmeningitis 330.
Meningokokkenpharyngitis 330.
Meningokokkenserum 330.
Meniskusverletzungen im Kniegelenk
394.
Menorrhagien 420.
Menschenblutnachwcis 531.
Menschenseuchen 316.
Menschentuberkelbazillen 5.
Menschentuberkulose 598.
Menstrualexantheme 479.
Menstruation 410,512; Magenstörung
bei, und Pyelitis 419; Wirkung der
Röntgenstrahlen auf 72.
Mentholinhalation 48.
Menzersches Streptokokkenserum417.
Mergal 110, 499.
Merkalator 498.
Merkblatt der Krankenpflege 32.
Merkfähigkeit 135, 557.
Merkfähigkeitsstörungen 160.
Mesenterialarterienaneurysma 381.
Mesenterialtuberkulose 381.
Mesotan 101.
Metalldilatatoren 420.
Metaplasie 11.
Metasyphilitische Erkrankungen 500.
Metatarsalluxation 395.
Methämoglobinbildung 548.
Metreuryse 408.
Metritis, chonische, Vaginalduschen
bei 58.
Metrorrhagie 420.
Mettsches Verfahren 247.
Meyer - Ruppels Antistreptokokken¬
serum 825.
Micrococcus melitensis 336.
Migräne 153.
Mikrosporie 483.
Mikrotelephon 462.
Milben 484.
Milch 25; Perlsuchtinfektion durch
5; Tuberkelbazillen in 589; Ueber-
gang der Tuberkelbazillen in 7;
Zusammensetzung der 512.
Milchinfektion bei Scharlach 324.
Milchküchen 591.
Milchkuren 347.
Milchmangel 418.
Milchsäurebazillen 258.
Milchsterilisierung 589.
Miliaria 485.
Militär, Krankenpflege beim 29.
Militärärzte 30.
Militärlazarette 30.
Militärtauglichkeit 584.
Milzbrand 337, 872, 588; graue Salbe
bei 372; -serum nach Sobemheim
372; der Tonsillen 472.
Milzbrandserum 337.
Milznekrose 12.
Milzruptur 388.
Milzzerreißung 388.
Milzzysten 388.
Minderwertigkeit 553.
Mineralquellen, Radioaktivität 53.
Minutensterilisator 38.
Mißbildungen 567; der Extremitäten
9; hereditäre 114; der Niere 305:
des Ohrs 547.
Mittel meerfieber 336.
Mittelohreiterung 456, 458, 461.
Mittelohrentzündung,Behandlung der
92.
Mittelohroperationen 460.
Mitralinsuffizienz 280.
Mitralstenose 229.
Molimina climacterica, Ozetbäder
bei 52.
Molken 25.
Monochord 454.
Moorbäder 232; bei Obstipation 271.
Moralische Begriffe 555.
Morbus Basedowii 413; Operation
bei 376.
Morbus Brightii 302.
Mord 556.
Moros Salbenreaktion 194.
Morphin 105.
Morphinismus 557.
Morpliinskopolamin 89.
Morphium 104; Wirkung auf den
Darm 260.
Morphiumbrommethylat 93.
Mosere Scharlachserum 325.
Motilitätsstörungen des Darms 262:
des Magens 249.
Motorische Aphasie 136.
Motorische Insuffizienz des Maeeni
252.
Mücken, Krankheitsübe rtragu ne
durch 316.
Müll, Krankheitskeime in 593.
Multiple Sklerose 145, 151; Röntgen¬
behandlung der 74.
Mundfäule bei Leukämie 362.
Murphyknopf 383.
Muskelbewegung 113.
Sachregister.
629
Muskeldefekte 564.
Muskelkontraktion, willkürliche 133.
Muskelkontraktionen 118.
Muskelphysiologie 113.
Muskelschlaffheit bei Kindern 518.
Mutterkornpräparate 94.
Muttermilch 418.
Myasthenia gravis 18.
Myasthenie 155.
Myatonie 150.
Myeloide Leukämie 361.
Myeloische Leukämie 361.
Myelome 862.
Mykosis fungoides, Röntgenbehand¬
lung der 74.
Myom 425, 484.
Myombehandlung 420.
Myomherz 229, 230.
Myopathie bei Kindern 518.
Myositis ossificans 392.
Myxödem 154; Blut bei 361.
Myxom 9.
Myxomatöse Gewebe 11.
Myxoneurosis intestinalis 269.
N.
Nabelbehandlung 418.
Nabelbrüche 380.
Nabelklemme 418.
Nabelverletzungen 393.
Nachbehandlung von Deformitäten
116.
Nachblutungen, atonische 411.
Nachgeburtsperiode 416.
Nachweis von Blutfarbstoff 530.
Nadelwälder 593.
Nährklistiere 250.
Nährschäden der Säuglinge 515.
Naevi 484; Behandlung mit Kohlen¬
säureschnee 110; Finsenbehand¬
lung der 63; Radiumbehandlung
der 68.
Naevus des Gehörgangs 456.
Nagel, Anomalo8kop 438.
Nagelscbe Tafeln 438.
Nahrung, Ausnutzung der 24; Wir¬
kung auf Blutdruck 297; bei Fett¬
sucht 347; Finkelsteinsche 517;
Einfluß auf Harn 295.
Nahrungsmittel 587; Einkauf, Zu¬
bereitung, Fälschung 23.
Nahschüsse 539.
Naht bei Appendizitis 386; Balzersche
422; der Lunge 377.
Narbenbehandlung 370.
Narbenbrüche 880.
Narkose mit Chloroform 89, 365,
407; Erbrechen nach 365; Harn¬
funktion nach 428; per Rektum
37; Skopolamin-Morphium 406.
Narkosenpneumonie 377.
Narkotika 89.
Nase, Doppelcurette für 465.
Nasenerkrankung 468.
Nasengangrän bei Leukämie 362.
Nasenpolypen 471.
Nasenscheidewand, Deformitäten der
469.
Nasenverstopfung 468.
Natrium nitrosum 108; salicylicum
102 .
Natriumsulfit 591.
Navikulare, Fraktur des 127.
Nebenhöhleneiterung 470.
Nebennieren, Arteriosklerose der 16;
und Diabetes 347.
Nebennierenerkrankungen 304.
Nebennierensaft, Leberverän^erung
durch 277.
Nebennierentumoren 9.
Nekrose der Arterien 108; der Darm-
gefaße 13.
Nephrektomie 303, 307.
Nephritis 105, 223, 294; akute,
Wüstenklima bei 42; nach Alkohol,
Aether, Chloroform 296; Abküh¬
lung 396; arteriosklerotische,
Wüstenklima bei 47; Bäderbehand-
lung der 34; nach Influenza 292;
Blutdruck bei 297; nach Chrom¬
säure, Kantharidin 1; Fleischnah¬
rung bei 26; klimatische Kuren
bei 297; Operation bei 389; nach
Scharlach 297; Serotherapie bei
298; Wüstenklima bei 47.
Nephritisbehandlung 297.
Nephrolithiasis 299.
Nephrolyse 389.
Nephropexie 250.
Nephrotomie 299.
Nervenerkrankungen bei Juden 151;
nach Unfall 564.
Nervenplastik 117.
Nervenregeneration 8.
Nervensystem, Aufbau des 133.
Nervenverletzung 370.
Nervosität 586; der Kinder 24.
Netzgeschwülste 274.
Neubildung, Emanationswirkung bei
68 .
630
Sachregister.
Neugeborene. Atmung 543; Augen¬
entzündung bei 419; Blutungen 514;
Darmblutungen bei 514; Ernäh¬
rungsstörungen 517; Gelbsucht 513;
Gewicht 543; Körperlänge 543;
Lebensfähigkeit 543; Lebensnach¬
weis 543; Magendarmprobe 543;
Schädelimpression 419; Pankreas¬
blutungen bei, Hautdefekte am
Kopfe 545.
Neuralgie 150; Heißluftbehandlung
22; Injektionsbehandlung36; Rönt¬
genbehandlung der 74.
Neurasthenie 105, 152; Behandlung
der 152; Blut bei 360; Blutdruck
bei 152; Brom bei 91; Lichtbe¬
handlung der 65; Wüstenbehand¬
lung der 47.
Neurastheniker 51.
Neuritis retrobulbaris 449; Röntgen¬
behandlung der 74.
Neurodermatitis, Radiumbehandlung
der 69.
Neuronal 84, 90.
Neuronenlehre 133.
Neurosen 151; Behandlung der 88;
Ozetbäder 53; traumatische 566.
Neuseeland, Körperkonstitution auf
119.
Neutralrotsuppe 246.
Niere, Adenom der 9; Ausscheidung
von Bakterien durch die 1; Dys¬
topie der 305.
Nieren, Funktionsprüfung der 291;
Toxinausscheidung 1.
Nierenatfektionen nach Lumbalan¬
ästhesie 296.
Nierenarterienerkrankung 16.
Nierenarteriosklerose 297.
Nierenbeckenerweiterung 300.
Nierenblutung 294.
Nierendefekte 305.
Nierendekapsulation 299, 412.
Nierendiagnostik, funktionelle 389.
Nierendystopie 305.
Nierenektopie 301.
Nierenentkapselung 389.
Nierenentzündung nach Quecksilber
296.
Nierengefäße, abnorme 300.
Nierengicht 349.
Niereninsuffizienz 297, 298.
Nierenkranke, kohlensaure Bäder bei
53; Blutdruck bei 18; Kochsalz¬
stoffwechsel 351; Wüstenlager für
47.
Nierensteine 389: Brunnenkuren bei
299; Röntgendiagnose 299.
Nierensyphilis 496.
Nierentuberkulose 302, 303.
Nierentumoren 299, 304; Differential¬
diagnose der 292.
Nierenveränderung bei Anämie 298 :
nach Chloroform 296; bei Eklamp¬
sie 299.
Nierenzysten 304.
Nikotin 26, 589.
Nitrite 104.
Noma 362, 481.
Nordsee, Blutbefunde an der 47.
Normalserum 321, 596.
Notschlachtung 589.
Novaspirin 102.
Novokain 92, 365; bei Kehlkopf¬
tuberkulose 92.
Nucleus caudatus, gummöse Erkran¬
kung des 140.
Nukleinsäure 2.
Nukleinstoffwechsel 349.
Nutrin 25.
O.
Oberarmbrüche 302.
Oberflächenwasser 578.
Oberkieferaufklappung 375.
Obligatorische Leichenschau 545.
Obliteration der Bronchien 17.
Obst 25.
Obstipation 25, 271; kohlensaure Bä¬
der bei 271; Behandlung der 272:
Belladonna bei 271; chronische
271; Moorbäder bei 271; Seereisen
bei 46.
Oedem, zirkumskriptes 254.
Oelkur bei Magengeschwür 256.
Oelkuren 352.
Oesophagoplastik 380.
Oesophagoskop 245.
Oesophagoskopie 379.
Oesophagotomie 379.
Oesophagus, Karzinomsarkom des 11:
Röntgenuntersuchung des 245; Ver¬
schluß des 12.
Oesophagusdivertikel 244.
Oesophaguserweiterung 243.
Oesophaguskarzinom 245«, 379.
Oesophaguskreb8 11.
Oesophagusruptur 245.
Oesophagussarkom 245.
Oesophagusstriktur 379.
Oesophagusver8chluß,kongenitalerl2.
Sachregister.
Oesterreich, Radiuminstitut in 60.
Ogata 337.
Ohr, Melanosarkome des 450.
Ohrblutungen 457.
Ohreiterungen 457.
Ohrenerkrankungen nach Meningitis
401.
Ohrmißbildungen 457.
Ohrmuschel, plastischer Ersatz der
455.
Ohrmuscheldefekte 455.
Ohrmuschelkrankheiten 450.
Ohrspritze 455.
Oleum chenopodii anthelminticum
272.
Olivenölbehandlung der Hypersekre¬
tion des Magens 96.
Omphalektomie 381.
Oophorin 95; im Klimakterium 95.
Operation, Alexander-Adamssche426;
in Bauchlage 370; des Carcinoma
mammae 376; an Fußwurzelknochen
395; der Gallensteine 276; bei
Herzverletzungen 233.
Operationszystoskop 308.
Ophthalmie. Behandlung mit Salizyl¬
säure 101; elektrische 592.
Ophthalmodiagnostik bei Typhus 319.
Ophthalmoplegie 149.
Ophthalmoreaktion 193, 317, 440;
bei Augenkrankheiten 441; bei
Typhus 445.
Opium 93, 109, 260.
Opiumbehandlung der Appendizitis
207.
Opiumbromkuren bei Epilepsie 151.
Opiumglyzerin 92.
Opiumvergiftungen bei Kindern 93.
Opsonin bestimm ung 195.
Opsonine 2, 194, 320, 479, 595.
Opsonischer Index 2, 320.
Optikusatrophie nach Schuß Ver¬
letzung 130.
Optische Halluzinationen 135.
Orchidopexie 390.
Organinjektionen 12.
Orientalisches Geschwür 317.
Ornithoderos 317.
Orthodiagraphie 226.
Orthopädie 113.
Orthopädischer Universitätsunter¬
richt 113.
Orthustatiker 49.
Orthostatische Albuminurie 49, 273,
294.
Orthotische Albuminurie 293.
031
Ortschaften, Verunstaltung der 594.
Orzinprobe 347.
Osmose 2.
Os naviculare 127.
Osteoarthropathie 275.
Osteoartikuläre Tabes 142.
Osteoidchondrosarkom 11.
Osteoklase 116.
Osteomalazie 1()8, 123, 350, 413.
Osteomyelitis 371; nach Trauma 563.
Osteoplastik 370.
Osteotomie 110.
Oszillationsströine 232.
Otitis media 450, 457.
Otitis nach Masern 402.
Oxygenbäder 52.
Oxyzephalie 139.
Oxyzyanquecksilber 423.
Ovalbumin 253.
Ovarialkarzinom 427.
Ovarialkystom 427.
Ovarialsarkom 427.
Ovarien, Röntgenbestrahlung der 420;
Röntgenwirkung auf 73.
Ovarientransplantation 8.
Ovariotomie 427.
Ozäna 468.
Ozetbäder 52; bei Arteriosklerose 52;
bei Asthma 53; Blutdruck, Puls¬
frequenz bei 52; bei Neurosen 53;
bei klimakterischen Beschwerden
52.
Ozonisierung 577.
P.
Paget disease 70.
Panaritium der Melker 371.
Puncreatitis haemorrhagica 280.
Pankreas, Diätwirkung auf 351; Fett-
gewebsnekrose des 280.
Pankreasabszeß 279.
Pankreasblutungen Neugeborener
544.
Pankreasdiabetes 14.
Pankreaserkrankung nach Infektions¬
krankheiten 280.
Pankreasexstirpation 15.
Pankreasferment 279, 344.
Pankreasfunktionsprobe 279.
Pankreashämorrhagie 388.
Pankreaskarzinom 279.
Pankreaskonkremente 28(j.
Pankreaskrankheiten 278; Schmidts
Probekost 279.
632
Sachregister.
Pankreasnekrose 15, 280, 389.
Pankreaspräparate bei Diabetes 346.
Pankreassarkom 280.
Pankreassekretion 351.
Pankreassteine 280.
Pankreastrypsin 279.
Pankreasverletzungen 538.
Pankreatitis 80, 279, 388.
Pankreon 261, 352.
Panophthalmitis 440.
Parabiose 8.
Paraftinbehandlung bei Prolaps 426.
Paraldehyd 84.
Paralyse 171, 322; Wassermannsche
Reaktion bei 596.
Paralysis agitans 154; Reflexe bei
134.
Paralytische Deformitäten des Thorax
H9.
Paralytische Skoliose 120.
Paralytischer Ileus 421.
Parametritis 427.
Paranoiker 556.
Paraplegie nach Röntgenbestrahlung
75; spastische 146; nach Wut¬
schutzimpfung 144.
Parasiten, Leberzirrhose durch 14.
Parasiteneier 273.
Paratyphus 327, 588.
Paratyphusbazillen in der Galle 328.
Parenchymatöse Nephritis, Wüsten-
kliraa bei 47.
Paroxysmale Hämoglobinurie 294.
Pasten 586.
Patellarfrakturen 394.
Paukenhöhlenerkrankungen 461.
Pektoralisdefekt 149.
Pelottonredressement 121.
Pemphigus 254, 440, 481.
Pentosebestimmung in Fäzes 347.
Pentosurie 347.
Pepsinbestimmung 247.
Pepsinsalzsäure 246.
Pepsinverdauung 323.
Peptonreaktion 248.
Perforation 414; des Kindes 414.
Perforationsperitonitis 7, 266, 274.
Perforatori um 408.
Periarteriitis 16.
Periarteriitis nodosa 235.
Perigastritis 256.
Perikard 23,3.
Perikolitis 269.
Periostknochenlappon 369.
Periosttransplantation 8, 368, 369.
Periostübertragung 114.
Perisigmoiditis 269.
Peristaltik 272; Wirkung von Me¬
dikamenten auf 260.
Peristaltikhormon 260.
Peritonealtuberkulose 427.
Peritonismus 265.
Peritonitis 266, 273; Kocksalzin jek-
tionen bei 108; Operation der 380;
des Wurmfortsatzes 264.
Peritonitis tuberculosa, Röntgenbe¬
handlung der 73.
Perityphlitis 264, 266.
Perkussion 225; und Auskultation
199; Theorie der 184.
Perlprobe 262.
Perlsuchtinfektion durch Milch,
Fleisch 5.
Perlsuchtmilch 589.
Permanentes Bad 34.
Perniziöse Anämie 298, 358; Behand¬
lung der 360.
Peroneuslähmung 125.
Peroxydase 64.
Pertussis 7, 331.
Perversion 558.
Perversität 558.
Pes valgus 114.
Pessarbehandlung 424.
Pest 316.
Pfannenstielscher Faszienquerschnitt
414.
Pferdefleisch 589.
Pflanzenfett 24.
Pflastermaterialien 593.
Phagozytin 498.
Phagozytose 2, 100, 321, 595.
Pharyngitis 473.
Pharyngotomie 474.
Phenolphthalein 97, 272.
Phimose 391.
Phimosenoperation 500.
Phlebitiden, gichtische 349.
Phlebitis in Schwangerschaft 417.
Phlegmone 371.
Phlegmonöse Gastritis 254.
Phloridzinmethode 292.
Phloridzinprobe 291.
Phonendodiaskop 227.
Phosphatometer 295.
Phosphatsteine 308.
Phosphaturie 295.
Phosphor bei Rachitis 108.
Phosphorlebertran 518.
Phosphornekrose 371.
Phosraehit 518.
Photographie, gerichtsärztliche 534-
Sachregister.
633
Photomethämoglobin 530.
Photophobie 578.
Phototherapie 62.
Phthisis, Brombehandlung der 88.
Phthisis pulmonum, Röntgenbehand¬
lung der 73.
Physik des Blutes 356.
Physikalische Heilmethoden 552.
Physiologische Albuminurie 207.
Physiotherapie 50.
Physostigmin 261, 421.
Phytin 153.
Pikrinsäurereaktion 533.
Pinguicula 95; bei Keuchhusten 332.
Piroplasmose 317.
Pirquetsche Impfung 193, 523; Re¬
aktion 319.
Pittylen 487.
Pityriasis 482.
Placenta marginata 416.
Placenta praevia 412; Kaiserschnitt
bei 412.
Plantarreflex, kontralateraler 134.
Plasmodium 316.
Plastik der Ohrmuschel 458.
Plattfuß, traumatischer 127.
Plattfußbehandlung 128.
Plattfußbildung 126.
Plattfußeinlagen 125, 128; Fu߬
modelle bei 128.
Plattfußoperationen 395.
Plazenta 416.
Plazentare Infektion 7.
Plethysmogramm 223.
Pleuritis 23.
Pleuritisehe Exsudate, Seereisen bei
4b.
Pleuritisexsudat 207, 208, 210.
Pleuropneumolysis 379.
Pneumatosis im Darm 260.
Pneumatotherapie 48.
Pneumokokken im Blut 210.
Pneumokokkenserum 99, 526.
Pneumonie 7, 211, 212, 213, 324,
526; Behandlung mit Fibrolysin
96; Röntgenbehandlung der 74;
Viskosität des Bluts bei 356.
Pneumothorax, chronischer 210;
künstlicher 205.
Pneumotomie 378.
Pocken 333, 334.
Pockenimpfung 335.
Polienzephalitis 145.
Poliomyelitis 144.
Polymorphie der Syphilis 497.
Polyneuritis 148.
Polypen der Harnröhre 809; im
Magen 2, 259.
Polyphagie 244.
Polyposis coli et recti 270.
Polyurie 293, 298.
Portative Apparate 116.
Portlandzementverband 120.
Postdiphtherische Lähmung 145.
Postnarkotische Pneumonie 377.
Postoperative Beckenerweiterung414;
Darmerkrankungen 261; Lungen¬
komplikationen 377; Darment¬
leerung 428.
Postskarlatinöse Lymphadenitis 324.
Präkarzinomatöse Zustände 70.
Präparate, emanationshaltige 53, 54.
Präzipitine 595.
Präzipitinreaktion 531.
Präzisionssauger 39.
Priapismus 72.
Primäratfekt, Exzision des 497.
Privatlungenheilanstalten 33.
Probeexzision 3, 245.
Probefrühstück bei Magenkarzinom
258
Probekost 261.
Probelaparotomie 380.
Probemahlzeit 246.
Probilin 277.
Progressive Paralyse 137, 171.
Proktitis 269.
Proktoskop 270.
Prolapsus uteri 426.
Prolapsus vaginae, Vaginalduschen
bei 53.
Prophylaxe gegen Verkrüppelung 118.
Prostatahypertrophie 73, 390.
Prostatavergrößerung 300.
Prostatektomie 390.
Protargol 253; bei Kolitis 269.
Protargolbehandlung der (Jonorrhoe
424.
Proteolytisches Ferment bei Magen¬
karzinom 258; Leukozytenferments.
Prothese der Hand 122
Protoplasm a, fibrilläres, perifibrilläres
133.
Prüfung von Krankenpflegepersonen
30, 31.
Pruritus 4*8; Radiumbehandlung 69.
Pruritus ani, Röntgenbehandlung
des 75.
Pseudarthrosen 369.
Pseudarthrosis tibiae 125.
Pseudoleukämie 4*1.
Pseudopelade 4^5.
634
Sachregister.
Pseudotumoren des Gehirns 140.
Psoriasis 488; Lichtbehandlung der
64.
Psychiatrie, Forensesche 176; ge¬
richtliche 553.
Psychogener Diabetes 562.
Psychologie, experimentelle 160, 555.
Psychopathen 163.
Psychose, Abort bei 175, 550; und
Trauma 565; Korsakowsche 565.
Ptosis der Därme 260.
Pubertätsalbuminurie 294.
Pubotomie 414.
Puerperale Mastitis 376.
Puerperalfieber 417.
Pulmonalarterie, Embolie der 237;
Sklerose der 236.
Pulmonalstenose 230.
Pulsarhythmie, Ozetbäder bei 52.
Pulsfrequenz nach Bädern 50.
Pulsionsdivertikel 244.
Pulsometer 224.
Pulsunregelmäßigkeiten 224.
Pulverbläser 38.
Pulververbrennungen 539.
Pupillenreflex 134.
Pupillenspiel 437.
Pupillenstörungen 439.
Purinstoffwechsel 349.
Purkinjesche Fasern 15.
Purkinjesches Phänomen 437.
Puro 26.
Pyämie, Jodipinbehandlung 371;
puerperale 417.
Pyelitis 428; bei Menstruation 419.
Pyelolithotomie 389.
Pyelotomie 299.
Pylorospasmus 246, 251; der Säug¬
linge 512.
Pyloruskrümpfe 253.
Pyloruskrampf, Behandlung des 97.
Pylorusresektion 383.
Pylorusstenose 250.
Pylorustuberkulose 255.
Pyonephrose 306.
Pyosa Ipinx 108.
Pyozyanase 99; bei Gonorrhoe 423.
Pyozyanasebehandlung 326; bei
Diphtherie 326.
Pyramidenbahndegeneration 134.
<>•
Quadrizepsplastik 125.
Quartuna 316.
Quarzlampe 63.
Quarz-Quecksilberlampe 486.
Quecksilber 110, 498; atoxvlsaures
497.
Quecksilberdampflampe 445.
Quecksilberinhalationen 498.
Quecksilberjodid-Jodkalium 489.
Quecksilberluftregulierung von Rönt¬
genröhren 77.
Quecksilbernephritis 296.
Quecksilberpräparate bei Syphilis 497.
Quecksilbersalizyl 498.
Quecksilberschnupfungskuren 498.
Quecksilbertherapie 498 ; lokale 499:
subkutane 499.
Quellen, Emanationsgehalt 53, 54;
kohlensäurereiche 51.
Quellstifte 420.
Querschnittsmyelitis 144.
Quotidiana 316.
R.
Rachen, Diphtheroid des 472.
Rachenerkrankungen 472.
Rachenhöhlengangrän bei Leukämie
362.
Rachenkatarrh, Trinkkur bei 52.
Rachenmandelschwellung, Trinkkur
bei 52.
Rachitis 108, 119, 413, 517, 518;
Phosphor bei 108.
Rachitis, Adrenalin bei 108.
Rachitis tarda 115.
Rachitische Skoliose 120; Verkrüm¬
mungen 116.
Radikaloperation der Hernien 3>6:
der Nabelbrüche 381.
Radioaktives Wasser, künstlich 54:
Trinkkuren 54.
Radioaktivität, Gastein 67; von Heil¬
quellen 67; der Quellen 53.
Radiogen 54, 66.
Radiogengesellschaft 54.
Radiographie der Blase 807.
Radiosal 67.
Radiosalsitzbäder 54.
Radiosaltabletten 54.
Radiosensibilität 76.
Radioskopie der Brusthöhle 377.
Radiotherapie 62.
Radium 68; Applikationsform des 69-
Radiumbehandlung der Angiome 68:
des Kankroids 69; des Karzinoms
69; des Ekzems 69; des Pruritus
635
Sachregister.
69: der Nearodermatitis 69; syphi¬
litischer Geschwüre 69; der Neur¬
algien 69; des Lupus 68; des
Ulcus rodens 68; der Naevi 68;
des Trachoms 447; der Tumoren
12; des Pruritus 69.
Radiumbromid bei Tumoren 69.
Radiumemanation 66; Gas Wechsel
des Menschen bei 54; interne 54.
Radiumgewinnung in Klingenthal 66;
in Joachimsthal 66.
Radiuminstitute in Deutschland 66;
in Oesterreich 66.
Radiumtrinkkuren bei Magenkrank¬
heiten 68.
Radiumverbrennung der Haut 69.
Radiusbrüche 398.
Rattenbißkrankheit 337.
Rattensarkome 12.
Rauchen 27.
Razemöse Angiome 374.
Reaktion, Barberiosche 533; Bialsche
347; Calmettesche441; Cammidge-
sche 279.
Redressement, forciertes bei Skolio¬
sen 120; des Klumpfußes 126.
Redression, aktive, der Skoliosen
120 .
Reduktionsmittel für Blut 530.
Retiektorische Erregung vom Magen
nach kohlensäurehaltigem Wasser
51.
Reflexe 184; bei narkotisierten Geistes¬
kranken 134: bei Hysterie 152; bei
Hemiplegie 184; bei Paralysis agi-
tans 134.
Refraktionsanomalien 439.
Regulin 97.
Reiskörper-Tendovaginitis 115.
Reiskur 345.
Reiz 1 eitungsstö rungen 225.
Reizleitungssystem 15, 16.
Reklinationsgipsbett 121.
Rekonstruktion zertrümmerter Schä¬
del 537.
Rekonvaleszenten, Seereisen für 46.
Rekruten 584.
Rektale Einläufe von Kochsalz 325.
Rektalnarkose 37.
Rektum, Verletzung des 270.
Rektumkarzinom 11.
Rekurrensspirillen 384.
Renaler Diabetes 292.
Rentenansprüche 567.
Renten Hysterie 567.
Reposition bei Hüftluxation 124.
Resektion bei Koxitis 123; des Ell¬
bogens 121: des Magens 382.
Resorption 258; des Fettes im Darm
24.
Resorptionsstörungen des Darmes 262.
Resorzinvergiftung 487.
Restbestimmung 247, 248.
Retentionspneumonie 877.
Retinitis 446.
Retrotlexio uteri 417, 426.
Retrotlexio uteri puerperalis 416.
Retrograder Transport 8.
Rheumatiker, Wüstenbehandlung der
47.
Rheumatismus, Emanationskuren bei
68; Heißluftbehandlung bei 22;
nach Scharlach 324; tuberculosus
115.
Rhinomerkan 499.
Rhinophvma 488 .
Rhinoplastik 375.
Riegelsehe Mahlzeit 246.
Rinderserum loO.
Rindertuberkelbazillen 5. 7.
Rindertuberkulose 3, 5 V 9, 598.
Rindertuberkulosebazillen 5.
Rippe, Myelom der 11.
Rippenbrüche,Lungenkomplikationen
nach 377.
Rizinprobe 247.
Rizinusbehandlung der Appendizitis
267.
Rizinusöl, Wirkung auf Peristaltik
260.
Röhrenknochendefekte 370.
Röhrenknochenechinokokken 373.
Röh ren kn oc h en ersat z 869.
Röhren knoch e ii sarko m e 373.
Römersches Serum 99.
Röntgenapparate, Kommentiervor¬
richtungen an 77; Transformator
77.
Röntgenaufnahme von Darmbewe¬
gungen 260; von Hirngeschwülsten
137; der Mykosis fungoides 74;
der Kerion Celsi 74; der Neuritis
rotrobulbanus 74; der Condylomata
lata 75.
Röntgenbehandlung der Acne rosacea
75; der Augentumoren 70; der
Basedowschen Krankheit 74; der
Bronchialasthma 74; der chroni¬
schen Bronchitis 74; der Condylo¬
mata acuminata 75; des Eczema
chronicum 75: der Epitheliome 70;
der Follikulitis 74; von Geschwül-
636
Sachregister.
sten 70; der Hypertrichosis 74; der
Leukämie 72, 362; der Peritonitis
tuberculosa 73; der multiplen
Sklerose 74; der Teleangiektasien
63; der Schleimhaut 63; des hyper¬
trophischen Lupus 63; der Tumoren
373.
Röntgenbestrahlung, Gangrän nach
75; der Milz bei Malaria 336; von
Tumoren 71; Leukopenie nach 76.
Röntgenbild der Blasensteine 307;
der Darmperistaltik 260.
Röntgendermatitis 75.
Röntgendiagnostik 197; der Gallen¬
steine 276; der Appendicitis 266;
der Blasensteine 307.
Röntgenröhren, Quecksilberluftregu¬
lierung nach 77.
Röntgenschädigung 77.
Röntgenstrahlen, Absorption durch
Gewebe 76; Auge 445; Einfluß auf
Geschlechtsorgane 72; Entwick¬
lungshemmung durch 75; auf Fer¬
mente 76; Härte der 70; Wirkung
auf Bakterien 76; Wirkung auf
Drüsen 75; Wirkung auf Harn¬
säureausscheidung 75.
Röntgenstrahlung, Dosierung76; Dosi¬
meter für 77.
Röntgentherapie 62.
Röntgentumoren 373.
Röntgenuntersuchung des Magens
248; subphrenischer Organe 274;
Haftpflicht nach 552; Verpflichtung
zur 552.
Röntgenwagen für Feld 29.
Röteln 323.
Romanoskopie 271.
Rombergscher Versuch 566.
Rosacea 488.
Rotanomalie 438.
Rotblindheit. 449.
Rote Kreuz-Tätigkeit 600.
Rotes Kreuz 29.
Rotlaufbazillen in der Gallenblase 1.
Rotz, Cutanreaktion bei 320.
Rouxsches Antidiphtherieserum 326.
Rückenmarksaffektion, traumatische
146.
Rückenmarksanästhesie 365.
Rückenmarksoperationen 148.
Rückenmarkstumoren 147.
Rückenmuskeldegeneration 120.
Rückenwirbelverbiegung, Aderlaß bei
33.
Rückfallfieber 307, 333.
Rücklaufkatheter 428.
Rudern 22.
Ruhekuren 152.
Rumination 254.
Rundzellensarkom des Magens 259.
Ruß 592.
Rußland, Krankenanstalten in 30.
S.
Sachverständiger 553.
Sackniere 301.
Sadismus 558.
Sängerknötchen 475.
Säugetierherz 15.
Säuglinge, Appendizitis der 267;
Darmkrankheiten der 516; Deformi¬
täten nach Gelenkentzündung der
115; Dyspepsie der 515; Ernäh¬
rungsstörungen der 515; Flaschen¬
nahrung der 418; Pylorospasmus
der 512; Temperatur der 513;
Verdauungssäfte der 512.
Säuglingsekzem 517.
Säuglingsernährung 418, 517.
Säuglingsmagen 512.
Säuglingssterblichkeit 582.
Säuglingstuberkulose 520.
Säurebestimmungen im Magen 246.
Säuresekretion des Magens 252.
Sahlische Suppe 246.
Salbenbehandlung des Tetanus 372.
Salbenreaktion 194; auf Tuberkulose
318.
Salepdekokt 103.
Salini8che Diuretika 102.
Salipyrin 102.
Salit 101.
Salizyl bei Gelenkrheumatismus 332;
bei Ophthalmie 101.
Salizylnephritis 332.
Salizylquecksilber 499.
Salizylsäure 101; Behandlung bei
Arthritis 101.
Salol 102.
Salomonsche Probe 258.
Salzbergwerke, Wärme in 582.
Salzfreie (salzarme) Nahrung 23.
Salzgehalt des Blutserums 297.
Salzsäuretherapie bei Gicht 350.
Samaritertätigkeit 600.
Sanatogen 153.
Sanduhrmagen 249.
Sanella 24.
Saponininhalationen 188.
Sachregister.
637
Saprobien 580.
Saprophilie 580.
Sarasonsche Ozetbäder 52.
Sarkokarzinom 11.
Sarkom der Mäuse 12; bei Ratten 12;
des Ovariums 427; des Pankreas
280; der Röhrenknochen 373; nach
Trauma 565.
Sarkome, Röntgenbestrahlung der
70, 71.
Sauerstoff 22; des Wassers 580.
Sauerstoffbäder 34, 232.
Sauerstoff bestimmung des Blutes 355.
Sauerstoffbindung durch Hämoglo¬
bin 359.
Sauerstoffbomben 34.
Sauerstoftgehalt des Wassers 580.
Sauerstoff infusionen, intraperitoneale
274.
Saugapparate 115.
Saugbehandlung 366; bei Adnex¬
entzündung 421; des Bubo 501;
bei Karzinom 367; bei Klumpfuß
127; der Mastitis 418; bei Vaginal¬
erkrankung 424.
Saugspekulum 421.
Schädelbruch 536.
Schädeldachbrüche 537.
Schädeldefekte 370.
Schädelimpression der Neugeborenen
419.
Schädelkontusion 567.
Schädelschüsse 537.
Schädeltraumen, Tuberkulose nach
560.
Seh äd elver 1 etzungen 537.
Schädelzertrümmerung 537.
Schallerscheinungen des Herzens 227.
SchallleitungsVeränderungen bei Hirn¬
tumoren 137.
Scharlach 322, 324, 525; Antistrepto¬
kokkenserum bei 325; Antistrepto¬
kokkenserum bei Milchinfektion
324; Diät bei 325; Flüssigkeits¬
zufuhr bei 325; Gangrän der Haut
nach 324; und Trauma 560.
Scharlachangina 327.
Scharlachbehandlung 325.
Scharlachepidemie 324.
Scharlachinfektion durch Milch 324.
Scharlachnephritis 297.
Scharlachrezidiv 324.
Scharlachrheumatismus 324.
Scharlachserum, Mosers 325; Schutz¬
vaccine bei 326.
Schaumniere 12.
Schenkelamputation 395.
Schenkelbrüche 387.
Schenkelhalsfrakturen 394.
Schiedsgerichtsverfahren 568.
Schief hals 119, 124.
Schiefhaltung 120.
Schienenhülsenapparat bei Klumpfuß
127.
Schienenverband 114.
Schiffe, hohe Temperaturen in 583.
Schilddrüsenhyperplasie 362.
Schilddrüsenschwellung 500.
Schilddrüsentransplantation 870.
Schistosomiasis japonica 14.
Schläfenlappenaffektionen 137.
Schlafkrankheit 316, 336; Catoxyl
bei 336.
Schlaflosigkeit 90; Behandlung der
88; Hand- und Fußbäder bei 53.
Schlafmittel 84, 89.
Schlaganfall nach Trauma 560.
Schlagvolumen des Herzens 223.
Schlamm 581.
Schlammbeseitigung 581.
Schleimbeutel, subakromialer, Ent¬
zündung des 121.
Schlüsselbeinbruch 391.
Schlüsselbeindefekt 121.
Schmerzanfälle, abdominale 274.
Schmidts Probekost 261; bei Pankreas¬
krankheiten 279.
Schmierkur 498.
Schmutzwasser 580; 582.
Schneckenförmiger Uterus 424.
Schnee 592.
Schneeblindheit 592.
Schnellende Hüfte 132.
Schnellfiltration 579.
Schnittwunden, Gelenkknorpel nach
118 .
Schnupfen 468.
Schnupfungskuren mit Quecksilber
498.
Schrägschrift 32.
Schreck, Diabetes nach 562.
S c h r u m ] > f b 1 a s e 307.
Schrumpfniere 18, 228. 297.
Sehru m} >fniere nkranke, Wüstenkl ima
für 47.
Schüler, Körperkonstitution der 32;
körperliche Eigenschaften der 32;
Gesichtsschärfe der 32.
Schüleruntersuchungen auf Skoliose
120 .
Schulärzte 32.
Schulhau 594.
638
Sachregister.
Schule, Beleuchtung, Heizung, Venti¬
lation 32.
Schulen, Heizung, Lüftung 592.
Schulhygiene 32, 119.
Schulterblatthochstand 376.
Schulterkißsen 39.
Schulterluxationen 891.
Schultzsche Schwingungen 418.
Schußverletzung des Bauches 380;
des Gehirns 136; der Lunge 377;
Optikusatrophie danach 136.
Schußverletzungen 369.
Schutzbrillen 446.
Schutzvaccine bei Scharlach 326.
Schwabachscher Versuch 454.
Schwachsichtigkeit 439.
Schwachsinn 556.
Schwangere, Erbrechen der 410;
Gewicht 410; opsonischer Index
bei 2; Herzgeräusche 228.
Schwangerschaft, Anämie in 359;
Appendizitis in 411; Appendizitis
nach 265; Infektion in 417; Kehl¬
kopf in 410; Sehstörungen in 450;
Unterbrechung der 410; Geistes-
krankeit bei 4, 7, 550.
Schwangerschaftsberechnung 410.
Schwangerschaftsinfektion 410.
Schwangerschaftsnephritis 302.
Schwangerschaftspsychose 417.
Schwangerschaftspyelitis 428.
Schwannsche Zellen 8.
Schwarzpulverschüsse 539.
Schwedische Gymnastik 120.
Schwefelbäder 35. 498.
Schwefelwassertrinkkuren 52.
Schweinerotlauf 337.
Schweißaufnahme durch Wolle, durch
Baumwolle 583.
Schweißhände, Röntgenbehandlung
der 74.
Schweißtreibende Bäder 51.
Schwellenwertsperkussion 185, 186.
Schwerhörigkeit 462; nach Trauma
564.
Schwestern 29.
Schwimmen 49.
Schwimmer, Albuminurie bei 49.
Schwitzbäder 22.
Schwitzkuren bei Scharlach 325.
Seborrhoea capitis, Ultraviolett¬
bestrahlung 64.
Seborrhoea oleosa, Röntgenbehand¬
lung der 74.
Secacornin 95, 421.
Secale cornutum 94.
Sectio caesarea 414.
Sedativa 89.
Seeaufenthalt bei Blutarmut 47.
Seeklima 360.
Seekrankheit, Behandlung der 87.
Seelenstörungen, alkoholische 174.
Seereisen 153; bei Anämie 46; bei
pleuritischen Exsudaten 46; bei
Obstipation 46; von Rekonvales¬
zenten 46; bei katarrhalischen
Affektionen der Respirationsorgane
46.
Sehnennaht 368; sekundäre 368.
Sehnenoperationen 117.
Sehnenplastik 116.
Sehnentransplantationen 116.
Sehnenüberpflanzung 116.
Sehnenzerreißungen an den Fingern
393.
Sehnervenatrophie 446, 450.
Sehstörungen nach Atoxyl 440; bei
Hirntumoren 375; in Schwanger¬
schaft 450.
Sehvermögen von Bahnbeamten 592.
Seife 599.
Seifendesinfektion 367.
Sekretin-Hormon 260.
Sekretionsstörungen des Darms 262.
Sekundärnaht der Scheide 368.
Selbstmord 535, 556.
Selbstreinigung der Flüsse 578; von
Wässern 580.
Selbststillen 418.
Senile Hirnatrophie 136.
Senkgruben 578.
Senna, Wirkung auf Darm 260.
Sensibilisierende Substanzen 64.
Separation des Harns 292.
Sepsis, Jodipinbehandlung 371; peri¬
toneale, Kochsalzinjektionen bei
108; puerperale 417.
Septikämie (Brucesche) 336.
Sequesterbehandlung 371.
Sera, Heilwert, Antitoxinwert der
594.
*Seröse Pleuritiden 209.
Serodiagnostik bei Infektionskrank¬
heiten 322.
Serotherapie der Nephritis 298.
Serum, gastotoxisches 255; Deutsch¬
mann 100; Dysenterie 385.
Serumbehandlung der Blennorrhoea
neonatorum 99, 419; der Menin¬
gitis 331; des Milzbrands 372.
Serumdiagnostik bei Magenkarzinom
258; der Syphilis 321.
Sachregister.
039
Seruminjektionen, Herzkollaps nach
99.
Serumkrankheit 99.
Serumtherapie bei Scharlach 325.
Serumumschläge, Behandlung der
Bein-, Dekubital-, Ekzemgescb wäre,
Analfissuren 100.
Seuchenbekämpfung 597.
Sexuelles Trauma 164.
Sigmoiditis 269.
Silberbehandlung von Infektions¬
krankheiten 100.
Silberfilter, Bestrahlung durch 72.
Silberpräparate, Diphtheriebehand¬
lung mit 100; bei Infektionskrank¬
heiten 100.
SimulationvonAugenkrankheiten439.
Simulationen 559.
Simulationsproben 439.
Sinusthrombose 458.
Sirupus colae 153; fellow 153.
Sittlichkeitsverbrechen 557.
Sitzbäder 35.
Skabies 484.
Skalpierung 374.
Skapula, Hochstand 121.
Skarifikation, Röntgenbestrahlung
nach 76.
Skarlatinose, Gelenkerkrankung 526.
Skarifikationen 420.
Sklerose der Magenarterien 13, 257;
der Pulmonalarterie 236.
Skoliose 114, 120; Redressement for-
ciata 120; aktive 120; Schulunter¬
suchung auf 120.
Skoliosenbehandlung 120; Korrek¬
tionsresultate 121.
Skoliosenpendelapparat 120.
Skopolamin 89, 93.
Skopolamine, optisch aktive, inaktive
89.
Skopolamin-Morphium-Dämmerschlaf
406, 422.
Skrophulose 521.
Sobernheims Milzbrandserum 372.
Sodawasser 51.
Solezerstäubungsanlage 49.
Sommertemperatur 582.
Sondierung des Magens 259; retro¬
grade 244; der Speiseröhre 379.
Sonnenbäder 21.
Sonnenstich 583.
Sonnenwärme 583.
Sophol bei Augenkrankheiten 446.
Sophollösung 419.
Soziale Gesetzgebung 566.
Sozialhygiene 587, 600.
Sozojodolnatrium 423.
Sozojodolquecksilber 499.
Spätrachitis 115, 121.
Spasmotin 95.
Spastisch-paralytischerHackenfußl26.
Spastische Lähmungen 117.
Spastische Obstipation 271.
Speiseröhre, Extraktion von Fremd¬
körpern aus der 379; Bougierung
379; Fremdkörper in 245, 379;
Spasmus der 243.
Speiseröhrenerweiterung 243.
Speiseröhrenkrebs 379.
Speiseröhrenoperationen 380.
Speiseröhrenverengerung 244, 379.
Spektroskop 530.
Spermakristalle 533.
Spermanachweis 532.
Spermatozoennachweis 532.
Spermin 16.
Sphygmobolometrie 222.
Spina bifida 124.
Spina ventosa, Röntgenbehandlung
der 73.
Spinalanalgesie 422.
Spinalflüssigkeit 480.
Spinale Kinderlähmung 117.
Spinale Nerven, Lähmungen der 149.
Spirillendysenterie 335.
Spiritusverbände bei Bubo 501.
Spirochaeta Obermeieri, Duttonii 317.
Spirochäten 491, 596.
Spirosal 101.
Spitzbergen 47.
Splenektoruie 388.
Splenomegalie 317, 388.
Spondylitis tuberculosa 119.
Sport, Herzhypertrophie bei 22.
Sprunggelenk, Arthrodese des 126.
Sprunggelenkserkrankungen 126.
Sputuminfektion 3.
Stadt, Sterblichkeit in 584.
Staphylokokken, Aortenverände¬
rungen durch 17; in Nieren 1;
bei Scharlach 315.
Staphylokokkenangina 16.
Staphylokokkenappendizitis 264.
Staphylokokkeninfektionen 321.
Star bei Diabetikern 448.
Starbehandlung mit Jod 448.
Stas-Ottosches Verfahren 548.
Stationäre Skoliose 120.
Status epilepticus, Behandlung des 87.
Staub der Luft 592; Flugfahigkeit 592.
Staubeinatmungen 561.
640
Sachregister.
Staubzähler, Aitkenscher 592.
Stauung 9; Biereche 306.
Stauungsbehandlung 366; bei Adnex-
entzündnngen 421; bei Arthritis
gonorrhoica 367.
Stauungshyperämie bei Otitis 457.
Stauungspapille 135.
Stegomya 317.
Stehltrieb 558.
Steilschrift 32.
Steine des Pankreas 280.
Sterblichkeit 586; in Stadt, Land 584.
Sterblichkeitsstatistik 545.
Stereoskopische Photographien 121.
Sterilisation des Wassers 580.
Sterilisierte Gelatine 331.
Sterilisierung der Haut 367.
Stethoskop 227.
Stichverletzungen 538; der Lunge 377.
Stickstoffgleichgewieht 588.
Stillunfähigkeit 418, 587.
Stimulin 595.
Stirnhirntumoren 138.
Stirnhöhleneiterungen 471.
StoffWechsel bei Diabetes 345; Ema¬
nationswirkung auf 68; der Säug¬
linge 515; im Fieber 315.
Stotfwechselgicht 349.
Stoft'wechseluntersuchungen bei Ty-
phuskranken 329.
Stottern 554.
Stovainanästhesie 366, 422.
Sträflinge, Fürsorge für 554.
Strafanstalten 554.
Strafrecht und Frauenheilkunde 551;
Trunkenheit im 557.
Strafrechtliche Behandlung der Ju¬
gendlichen 553.
St rafrechtsrefonn 553.
Strahlen arten 02, 592.
Strangulation 535.
S traßengeräusche 593.
Straßenpilaster 593.
Straßenstaub, Krankheitskeime im
593.
Streptococcus pyogenes 13.
Streptokokken, Appendizitis infolge
von 14.
Stroptokukkenperityphliti8 386.
Striktur der Harnröhre 309; des
Oesophagus 379.
Strikturen des Darms 270.
Strophanthin 231.
Strophanthus 103.
Strümpfe 5X3.
Struktur der Blutkörperchen 356.
Stützkorsett 121.
Stuhlgärung 262.
Sturz 536.
Subkutane Rippenbrüche 377.
Sublamin 500.
Sublimat 598.
Sublimatinjektionen 99.
Sublimatvergiftung 547.
Subphrenische Organe, Röntgenunter-
suchung 274.
Substanz, zymoplastische 363.
Subtilissporen 1.
Subtertiana 316.
Superphosphat, Augenkrankheiten
durch 440.
Supramalleoläre Infraktion beiKlump-
fuß 127.
Suprarenin 365.
Suprarenininjektionen bei Uterus¬
atonie 412.
Supraskapularislähmung 149.
Suprasymphysäre Entbindung 415.
Supravaginale Amputation des Uterus
417.
Surra 317.
Surrogate von Genußmitteln 590.
Sykosis, Ultraviolettbestrahlung 64:
Röntgenbehandlung der 74.
Symbiose 8.
Symptomenkomplex, Adams-Stokes*
scher 225; Korsakowscher 160.
Syndaktylie 122.
Synovitis 115.
Syphilis 493; Arsazetin bei 497; Arsen
bei 497; Chinin bei 497; Fieber
bei 496; Polymorphie der 497: ex¬
perimentelle 497; des Gehirns 140;
hereditäre 524; Tabes nach 141.
Syphilisdiagnostik 321.
Syphilispolyraorphie 497.
Syphilisreaktion 493, 595.
Syphilistherapie 497; Chinin bei 332;
Arsazetin bei 498; Arsen bei 49<
Syphilitische Geschwüre, Radium¬
behandlung der 69.
Syphilitischer Schnupfen 499.
Syringobulbie 147.
Syringomyelie 146; Röntgenbehand¬
lung der 74.
System, erythroblastisches 363.
Sy steraerkrankungen 146.
T.
Tabak 26.
Tabakrauchen 589.
Sachregister.
641
Tabakwirkung auf das Herz 23.
Tabes 141; Arsonvallisation bei 143;
Emanationskuren bei 54; Frühfrak¬
turen bei 566; konjugale 142;
lanzierende Schmerzen bei 54;
und Lues 134; osteoartikuläre 142;
traumatische 566.
Tabesbehandlung 143.
Tabesstatistik 142.
Taboparalyse 142, 822.
Tachykardie, paroxysmale 224.
Tageslicht 591.
Talmasche Operation 278, 388.
Talusexstirpation bei Klumpfuß 127.
Tannin bei Darmkrankheiten 263.
Tannyl 263.
Taschenbesteck 39.
Taubheit 461.
Taubstummheit 462.
Tee 590.
Teleangiektasien 489; Finsenbehand¬
lung der 63.
Temperatur der Säuglinge 513; nach
Spoitleistungen 22.
Temperaturen, hohe, in Bergwerken
und Schiffen 582.
Temperaturerhöhung 202.
Temperatursteigerung, einseitige, bei
Appendizitis 265.
Temporäre Aufklappung der Ober¬
kiefer 375; Gastrostomie 382.
Tendovaginitäre Reiskörper 115.
Tenotomie der Achillessehne 126; bei
Klumpfuß 127.
Teratoide Geschwülste 11.
Teratom 11; der Hoden 11.
Tertiana 316.
Tetanie 154, 519; gastrische 250, 251.
Theorie der Auskultation und Per¬
kussion 184.
Tetanus 331, 372; Fettsalben bei 372;
durch Gelatine 331.
Thalliumalopecie 486.
Theobromin 104.
Theocin 103.
Thermopenetration 35.
Thermotherapie des Gelenkrheuma¬
tismus 115.
Thiopinolbad 35.
Thiosinamin bei Augenkrankheiten
446.
Thiozon 487.
Thorakoplastik, extrapleurale 206.
Thorax phthisicus, paralyticus 4.
Thoraxapertur, Verengerung der
oberen 4.
Jahrbuch der praktischen Medizin, l
Thoraxdeformitäten 119.
Thoraxresektion 379.
Thromboembolie, postoperative 377.
Thrombokinase 363.
Thrombophlebitis 417; des Sinus
transversus 459.
Thrombose der Darmgefaße 13; der
Jugularvenen 459.
Thymian 95
Thymol 272.
Thymuserkrankungen 519.
Thymushyperplasie 876.
Thymustod 541.
Tiefenbestrahlung 70, 76.
Tierblutnachweis 531.
Tiere, Gedächtnis der 260.
Tierexperiment 201.
Tierische Bakterien 595.
Tierpathogene Keime, Einfluß des
Lichtes auf 64.
Tierpsychose 161.
Tierrassen, Uebertragung von Tu¬
moren auf 12.
Tierseuchen 316.
Tiodin 500.
Titrierung des Zuckers 343.
Tod, plötzlicher, bei Kindern 541.
Todesarten, gewaltsame 534.
Todesfälle, plötzliche 541.
Todesursachen 536.
Todesursachenstatistik 545.
Tonsillenmilzbrand 472.
Totalaufmeißelung 456.
Totalexstirpation des Uterus 416; ab¬
dominale 425, 426; vaginale 424.
Totalkapazität der Lunge 181.
Totalskoliosen 120.
Totenstarre 545.
Totgeburt 544.
Toxikodermie 362.
Toxinausscheidung in Nieren 1.
Toxische Lebererkrankung 278.
Toxolecithide im Blut 359.
Trachealdivertikel 476
Trachealkarzinom 477.
Tracheotomie 3, 8S0.
Trachom 447.
Trachomerreger 447.
Tränenflüssigkeit 439.
Tragbarer Heilapparat 121.
Traktionsdivertikel 244.
Transformator an Röntgenapparaten
77 .
Transplantation von Blutgefäßen 235;
von Tumoren 12.
Transplantationen 8, 368.
41
642
Sachregister.
Transport, retrograder 8.
Trauma, Appendizitis nach 385; Epi¬
lepsie nach 565.
Trauma- und Hirntumoren 138.
Traumatische Appendizitis 264; Ge¬
lenkentzündungen 564; Gelenk¬
ganglien 565; Geschwülste 564;
Hernien 563; Hysterie 152, 566;
Knochengelenksentzündung 563;
Leberzirrhose 562; Leukämie 562;
Lungeninfarkte 560; Meningitis
330; Nervenerkrankungen 564;
Osteomyelitis 563; Psychose 565;
Rückenmarksaffektionen 146;
Schlaganfall bei 560; Schwerhörig¬
keit nach 564; Tabes 566; Wander¬
niere 561.
Traumatischer Diabetes 562; Plattfuß
127; Scharlach 560.
Tremor 153.
Trichinenepidemie 588.
Trichobezoar des Magens 259.
Trichophytie 64, 483.
Trichozephalus 273.
Trichtermetreurynter 408.
Triebhandlungen 555.
Trigeminusneuralgien 471.
Trikuspidalisinsuffizienz 230.
Trinker 557.
Trinkkuren bei Kindern 52; bei
Gaumenmandelschwellung 52; mit
Kohlensäurewässern 51; mit radio¬
aktivem Wasser 54.
Trinkwasser 577.
Trinkwasserdesinfektion 580; Be¬
reitung im Felde 29.
Trional 84, 88.
Trochanterfrakturen nach Trauma
564.
Trochanterhochstand 122.
Trockeninhalation 49.
Trockenmilch 589.
Trockenrückstände des Blutes 50,
358; bei Wasserzufuhr 50.
Tröpfcheninfektion mit Tuberku¬
lose 3.
Trommelfilter 581.
Tropakokainanästhesie 365, 422.
Tropen, Akklimatisation derEuropäer
in 585.
Tropische Gallenblasenentzündungen
275.
Tropischer Leberabszeß 277, 335.
Trunkenheit 557.
Trunkenheitsdelikte 557.
Trunksüchtige 553.
Trunksucht 590.
Trypanosomen 316-
Trypanosomenerkrankungen, Kom¬
plementbindung bei 322.
Trypsinbestimmung bei Magenkarzi¬
nom 258.
Trypsinverdauung 323.
Tryptophanpeptide 258.
Tsetsefliegen 316.
Tsetsekrankheit 317.
Tubargravidität 427.
Tubenhyperplasie 427.
Tubenkarzinom 427.
Tuberculobazillie 302.
Tuberkelbazillen 4, 201; in der Butter
589; Entwicklung der 3; Färbung
der 3; im Harn 302; in Lunge 7;
in Herz 7; opsonischer Index 2;
Uebertragung auf Mensch 5; auf
Rind 5; im Urin 303; Virulenz
der 5.
Tuberkelbacillus, granuläreForm 200;
Typen des 192.
Tuberkulide 482.
Tuberkulin, interne Darreichung des
203; fettfreies 194, 203.
Tuberkulinbehandlung der Leukämie
363; von Kindern 521, 523.
Tuberkulinkur (Beranecksche) 523.
Tuberkulinreaktion 317, 318; Augen¬
entzündung bei 441; konjunktivale
303; urethrale 303.
Tuberkulinsalbe 318.
Tuberkulin-Test 318.
Tuberkulintherapie 202.
Tuberkulöse Darminfektion 192;
Leberzirrhose 277.
Tuberkulose des Zökums 268; nach
Brustkontusionen 560; bei Diabetes
344; enterogene 597; Entstehung
der 597; entzündliche 201; ex¬
perimentelle Erzeugung 4; Euter
598; Fußgelenk 126; der Gallen¬
blase 275; Gallengang 275; Histo¬
logie der 6; der Hühner 5; der
Säugetiere 5; der Kaltblüter 5;
infektionsfähige 3; fötale Infektion
3; aerogene Infektion 3; intestinale
Infektion 4; intraperitoriale Infek¬
tion 5; des Kehlkopfs 3; der Knochen
5; der Drüsen 5, 21, 521; der Lunge
5; Komplementbindung bei 196;
kongenitale 192; der Leber 14;
der Blase 307; des Magens 255;
der Meerschweinchen 3, 6, 597;
der Niere 304; der Harnröhre 309;
Sachregister.
<343
Internationale Vereinigung gegen
33; der Papageien 5; der Kanarien¬
vögel 5; der Plazenta 416; bei
Rindern 5; bei Kaninchen 5; bei
Kindern 5; der Säuglinge 520;
Toxine der 6; Tröpfcheninfektion
3; der Haut 6; Empfänglichkeit
gegen 6; Immunität 6; nachTrauma
564; Typus humanus 3; bovinus 3;
und Unfall 559; nach Brustkon¬
tusion 360.
Tuberkulosediagnostik 317.
Tuberkuloseinfektion durch Ductus
thoraeicus 4; durch Venensystem
4; der Vögel 5.
Tuberkulosekongreß 5.
Tuberkulosesterblichkeit 33, 598.
Tuberkuloseühertiugung mit Kuh¬
milch 4; auf dem Lymphwege 4;
durch Milch 589; durch Venen¬
system 4.
Tuberositas tibiac, Abrißfraktur
125.
Tumor albus 116; cerebri 135.
Tumoren, Abbau 11; abdominale 257;
Behandlung mit Röntgenstrahlen
373; der Blase 11, 307; extraven¬
trikuläre 257; Genese der 11; Herz-
raetastasen bei 11; über Impfung
12; der Kauda 147; der Medulla
oblongata 139; über Wachstum 12;
Radiumbehandlung der 12, 69;
Röntgenbehandlung der 70.
Tumorgenese 9.
Turmschädel 138.
Turnen 583.
Turnunterricht 32.
Tyloma conjunctivae 447.
Typhlostomie 380.
Typhöse Leberzirrhose 278.
Typhoide Erkrankungen, Komple-
mentbindung hei 322.
Typhus 7, 327; Darmblutungen bei
263; Extremitätengangrän bei 329;
Leukozyten bei 329; Ophthalmo-
diagnostik bei 319, 445; Peritonitis
nach 274; Stoffwechsel bei 329;
Wasserbehandlung des 35.
Typhusbazillen 7; in Galle 328; in
der Gallenblase 328.
Typhusbazillenträger 327.
Typhusbehandlung mit Silber 100.
Typhusendotoxine 594.
Typhusinfektionen 594.
Typhusrekonvaleszenten, Opsonin¬
gehalt bei 2.
Typhustoxin 329. 594.
Thyreotoxischer Marasmus 362.
U.
Ueberdruckverfahren 368.
Ueberempfindlichkeit 317.
Uebererregbarkeit der Kinder 519.
Uebergießungen 49.
Ueberhernien 387.
Ueberlastung der Wirbelsäule 120.
Ueberschwemmungswässer 579.
Uebertragbare Krankheiten, Ver¬
hütung der 597.
Uebertragung von Embryonalgewebe
12 .
Uebungsbehandlung nach Amputa¬
tionen 370.
Ulcus, chronisches, des Magens 13;
cruris, Operation des 374; cruris,
Ultraviolettbestrahlung 64; duo-
deni 259; jejuni 260; molle 500;
rodens, Finsenbehandlung des 63;
rodens, Radiumbehandlung des 68;
rotundum 9; serpens, Behandlung
mit Deutschmannserum 100; ven-
triculi 255; ventriculi, Serum¬
behandlung des 100.
Ulnarislähmung 149.
Ultramikroskopische Blut Untersu¬
chung 356.
Ultraviolett, antiseptische Wirkung
64; Verhalten der Augen gegen 65.
Ultraviolettbestrahlung bei Akne 64;
bei Alopecia areata 64; des Ek¬
zems 64.
Ultraviolette Strahlen 63; Wirkung
auf das Auge 445.
Ultraviolettes Licht 591.
Ultraviolettlicht bei Alopecia areata.,
Lupus vulgaris, Seborrhoea capitis,
Ulcus cruris, Trichophytie, Akne,
Sykosis 64.
Umschläge 35.
Unfälle 561; Venenerkrankung nach
564.
Unfallatteste 562.
Unfallbegriff 559.
Unfallgesetzgebung 559.
Unfallgutacliten 563.
Unfallhysterie 566.
Unfallkranke 559.
Unfallneuroscn 566.
Unfallsfolgen 559.
Unfallstationen 591.
644
Sachregister.
Unfallverletzte 559; Arbeitsnachweis
für 559.
Unfallversicherungsgesetze 559.
Unglücksfälle 536.
Unguentum Sebo 487.
Unterdruckverfahren 368.
Unterernährung 586.
Unterkieferresektion 371.
Unterschenkelgeschwür, Operation
des 374.
Unterschenkelpseudarthrose 125.
Unzuchtsdelikte 557.
Unzurechnungsfähigkeit 555.
Uraemia achlorica 297.
Urämie 298; Aderlaß bei 34; Stick¬
stoff bei 298.
Uretan 83, 88.
Ureterarterienerkrankung 16.
Ureterenatonie 306.
Ureterenerweiterung 300.
Ureterenkatheterismus 292, 389.
Ureterenkreuzung 293.
Ureteritis ascendens 306.
Ureterverdoppelung 293.
Ureterzystoskop 308.
Urethrale Tuberkulinreaktion 303.
Urethraltuberkulose 309.
Urethroskopie 309.
Urethrotrigonitis 306.
Urethrozystitis 306.
Urikämie 349.
Urin, Emanation im 68; kritischer
Lösungspunkt des 293; molekulare
Konzentration des 293; Tuberkel¬
bazillen im 303; Zuckerunter¬
suchung 291.
Urinbefunde nach Radiumkuren 67.
Urininßltration 7.
Urinseparation 292.
Urinstauung 300.
Urkundenfälschung 557.
Urniere 11.
Urogenital tuberkulöse 303.
Urotropin 295, 325.
Urtikaria 480.
Uterus, schneckenförmiger 424; Aetz-
helmndlung 424.
Uterusamputation, supravaginale 417,
425.
Uterusanteflexion 424.
Uterusatonie, Suprarenininjektionen
412.
Uterusentzündung, Saugbehandlung
der 421.
Uterusexstirpation 416; abdominale
425.
Uterusfibrome, Röntgenbehandlung
der 72.
Uteruskarzinom 425.
Uteruskrebs 424.
Uterusprolaps 426.
Uterusretroflexion 426.
Uterusruptur 415.
Uterusschnitt, extraperitonealer 412,
414.
Uviolbäder 65.
Uviollicht 61.
V.
Vaccinebehandlung bei Scharlach 326.
Vaccinetherapie 595.
Vagina, Krankheiten der 423.
Vaginalduschen bei Descensus uteri
53; mit Mineralwasser 53.
Vaginale Uterusexstirpation 424.
Vaginaler Kaiserschnitt 415.
Vaginalerkrankung, Saugbehandlung
bei 424.
Vaginalkatarrh 423.
Vaginaloperationsmethoden 423.
Vaginaltnmor 9.
Vaginalzäpfchen 423.
Vaginifixur 426.
Vagusdurchschneidung 370.
Vagusreizung 134.
Valisan 9; für Kopfschmerz 90.
Vaporisation 420.
Variation, numerische, der Wirbel
120 .
Variola 334.
Varizen 540; Operation der 374.
Vasomotorische Störungen, kohlen¬
saure Hand- und Fußbäder bei
53.
Vegetarische Ernährung 845.
Vegetarische Nahrungsmittel 590.
Vegetationen, adenoide 164.
Venaesectio 233.
Venenphänomen 224.
V enensystem, Tuberkuloseinfektion
durch 4.
Venenunterbindung 417.
Ventilation 592; der Schulen 32.
Ventrifixation der Ligamenta ro-
tunda 426.
Ventrikelpunktion 374.
Verblutung 540.
Verbrechen 553.
Verbrennungen 370, 539; Jodbehand¬
lung 370.
Verdauung 253; Bakterien für L
Sachregister.
645
Verdauungsleukozytose bei Magen¬
krankheiten 258.
Verdauungssäfte der Säuglinge 512.
Vereinigung von Tieren 8.
Vererbung 585; der Immunität 3.
Vergiftungen 546; Alkohol- 546; Bis¬
mut- 96; Essig- 547; Essigessenz-
547; Eukalyptusöl- 549; Fleisch-
549, 588; mit Kali chloricum 547.
Verhütung der Appendizitis 267.
Verkalkung des Herzmuskels 229;
der Magenarterien 13, 257.
Verkehr 593.
Verknöcherungen 393.
Verkrüppelung, Prophylaxe gegen 118.
Verletzung der Wirbelsäule 564; des
Darmes 538; des Rektum 270.
Veronal 85, 88; Exantheme nach 85.
Yeronalnachweis in Leichen 548.
Veronalnatrium 86, 87.
Veronainebenwirkungen 85.
Veronalvergiftungen 86, 548.
Verschluß des Darmes 264, 268, 385.
Versicherungsanstalten 56*.
Versicherungsmedizin 559.
Verstimmungen, Behandlung von 153.
Verstopfung 276.
Vierter Ventrikel, Tumoren des 139.
Viljacreme 488.
Vioformgaze 425.
Virulenz der Tuberkelbazillen 5.
Virulenzabschwächung 595.
Viskosimeter 356.
Viskosität des Bluts 545.
Vitiligo 154.
Vögel. Tuberkuloseinfektion der 5.
Vogel federnachweis, forensischer 533.
Vogeltuberkelbazillen 5.
Volk 499.
Volksernährung 586.
Volksheilstätten 33.
Volksvermehrung 583.
Volvulus des Magens 252.
Vorderfußschmerz 128.
Vulva, Zysten der 423.
W.
Wachstum 587; der Frucht 410.
Wägungen Schwangerer 410.
Wahnvorstellungen 556.
Waltischmilch 24.
Wanderherz 227.
Wanderleber 3 y 9.
Wanderniere 265, 304, 3*9, 561.
Wannenbäder 49. *
Wanzen 317.
Wärme, Einfluß auf Arbeiter 582.
Wärmeleitungsvermögen des Fu߬
bodens 593.
Wärmequelle, Nahrung als 24.
Wärmestauung 5*2.
Warmblütertuberkulose 597.
Warzen 484.
Wasser, Bazillengehalt des 578; Eisen¬
gehalt des 579; Emanationsgehalt
des 67; Enteisenung des 579: Keime
im 578; Keimfreiheit des 577; Pro¬
tozoen im 578; kohlensäurebaltiges,
Einfluß auf Blutdruck 51; Koliprobe
des 579.
Wasseraufnahme vom Darm 50.
Wasserbehandlung des Typhus 35.
Wasserbeurteilung 578.
Wasserdampf 578.
Wasserdampfdesinfektion 599.
Wasserdesinfektion, Kalziumhyper¬
chlorid zu 580.
Wassergehalt des Blutes 358.
Wasserkuren, Blutdruck bei 50.
Wassermannsche Reaktion 141, 321,
595; bei Infektionskrankheiten 322.
Wasserreinigung 581.
Wasserretention 351.
Wassersterilisation 580.
Wasserstoffsuperoxyd 5*0.
Wasserstotfsuperoxyddesinfektion des
Wassers 580.
Wasserstoffwechsel bei Nierenkran¬
ken 351.
Wassersüchtige, Kochsalzentziehung
bei 23.
Wassertrinkkuren, kohlensaure 51.
Wasseruntersuchung 579.
Wasserversorgung 578.
Wasserzufuhr, Verhalten des Blutes
bei 50; Trockenrückstände des
Blutes bei 50; durch den Ver¬
dau ungskanal 50.
Wechselfleber 335.
Wehen. Erzielung durch Mutterkorn¬
präparate 94.
Weibliche Krankenpflege 30; im Aus¬
land 31.
Weich sc hä del 518.
Weichselhaumsrher Coccus 2.
W ei Iba eher Quelle 52.
Wendung 414; nach Braxton-Hicks
412.
Widerstandsfähigkeit 5*6, 587.
Wiederbelebung Erstickter 535.
646
Sachregister.
Willcnsbestimmung 553.
Willkürliche Muskelleistung 133.
Windung, Brooasche 136.
Wirbelsäulenüberlastung 120.
Wirbelsäulenverletzung 564; Nieren¬
steine nach 380.
Wirbeltumoren 147.
Wismut 253.
Wismutvaselinpaste 371.
Wochenbett, Appendizitis im 411.
Wöchnerinnen, Frühaufstehen der
416.
Wohlfahrtseinrichtungen 591.
Wohnungen 503.
Wohnungsaufsicht 593.
Wohnungsgesetz 593.
Wohnungsverhältnisse 582.
Wohnungswesen 593.
Wolle, Sehweißaufnahme durch 583.
Wortblindheit, kongenitale 135.
Wortklangbilder 136.
Wringverschluß des Darms 384.
Wüstenklima bei Nephritis 47.
Wüstenkuren bei Nephritis 297; bei
Neurasthenie 47.
Wüstenlager für Nierenkranke 47.
Wundseharlach 372.
Wurmfortsatz, Altersinvolution desl4;
Obliteration des 14; Peritonitis des
264.
Wurmfortsatzkarzinom 267.
Wurstvergiftung 588.
Wutschutzimpfung, Paraplegie nach
144.
X.
Xanthome 479.
Y.
Yoghurt milch 25, 263, 517.
Z.
Zahnzysten 471.
Zangen en t b i n düng 414.
Zecken 316.
Zeckenfieber 317.
Zeichen unterricht 32.
Zeit inet linde, Kapsaminers 291.
Zellspezilität 596.
Zelluloideinlagen bei Plattfuß 128.
Zelluloidschienen bei Klumpfuß 127
Zellulosebrot 271.
Zentralkomitee des Roten Kreuzes 29:
zur Bekämpfung der Tuberkulose
33.
Zentralröntgenröhren 77.
Zerealien 590.
Zerebrale Blindheit 135; Kinderläh
mung 117.
Zerebraler Schmerz 135.
Zerebrospinalmeningitis 321, 329.
Zersetzungsvorgänge im DarininhaU
263.
Zeruminalpfropf 455.
Zervixgonorrhoe 423.
Zeugenaussagen 554.
Zichorie 27, 590.
Zigarren 26.
Zinkpuder 500.
Zirkuläre Gefäßnaht 374.
Zirkulärer Watteverband 119.
Zirkulationskrankheiten nach Gelenk¬
rheumatismus 15.
Zirkulationsschwäche 104.
Zirkulationsstörungen, Lichtbehand¬
lung der 65.
Zirkumzision 391.
Zirrhose der Leber 14.
Zuckerausscheidung 291.
Zuckerkrankheit 344; Kartoffelbe¬
handlung der 26.
Zuckertitrierung 343.
Zuckeruntersuchung 291.
Zurechnungsfähigkeit 553, 555.
Zwangsantriebe 557.
Zwangsvorstellungen 557.
Zwerchfellhernien 376.
Zweisondenversuch 243.
Zweizellenbad 36.
Zylindrurie nach Körperanstrengung
22 .
Zymoplastische Substanz 363.
Zysten des Gehirns 151; der Harn¬
röhre 309; der Labien 423; der
Vulva 423.
Zystenniere 304.
Zystitis 428.
Zystizerken im Gehirn 138.
Zystoskopie 308, 428.
Zytoserotherapie 323.
Autorenregister
A.
Abbe 69.
Abel 23.
v. Aberlo 116, 118.
Abrami 328.
Abramowski 527.
Ach 245.
Achard 299.
Adam 442.
Adams-Stokes 225.
Aderhold 563.
Adler 26, 201, 424.
Ahlfeld 418.
Ahren8 123, 498.
Albarran 291, 293.
Albeck 412.
Albreeht 3, 250, 278, 306.
Albu 244. 267.
v. Aldor 262.
Alessandri 291, 292.
Alexander 4, 461, 562.
Alexander, A. 257, 481.
Alexander, J. 460.
Alexander, W. 36, 150.
Allard 293.
Alquier 152.
Alsberg 125, 519, 527, 584.
Alt 175, 461, 462.
v. Alvensleben 416.
Alzheimer 172.
Am rein 203.
Anderson 335.
Angelow 531.
Angelucci 437.
Anglada 264.
Anton 164, 169, 278, 527, 529.
Apelt 7, 211.
Aravantinos 185.
Arinkin 321.
Armand-Delille 203.
Arndt 142, 171, 485.
Arneth 356-
Arnheim 525.
Arning 500, 501.
Arnold 331.
Arnsperger 195, 383.
Aronsohn 35, 315.
Arrhenius 598.
Arsen 110.
Ascarelli 529.
Aschaffenburg 170, 173, 176, 557.
Ascher 523, 527, 586, 598.
Aschner 134.
Aschoff 14, 15, 233.
Ascoli 337.
Asher 102, 103.
Ashford 272.
Askanazi 9, 11.
Aßmy 498, 500.
Atkins 293.
Aubertin 69, 76.
Aubineau 73.
Audouini 483.
Aufrecht 191, 234, 487.
Augstein 440.
Ausset 150.
Austerlitz 253.
Auzolo 263.
Axhausen 114.
Axmann 65.
Azema 278.
B.
Bab 410.
Babinski 151, 152.
Babonneux 148, 149.
Baccelli 278.
Bach 439.
Bachholz 549.
Bachmann 356.
Bacmeister 275.
648
Autorenregister.
Bade 124.
Baer 195, 346.
Baetzner 867.
Bäumler 333.
Bäumlin 388.
v. Baeyer 113, 123.
Baginsky, A. 6. 326, 582.
Bahrdt 513, 527.
Bahse 581.
Bail 594, 595.
Baisch 248, 258, 427.
Bai äs 489.
Baldwin 442.
Baller 537.
Bandler 296.
Bang 5, 343.
Banti 361.
* v. Bara^z 380.
Baradulin 258.
Barbier 441.
Barbonneix 168.
Barchasch 255.
Bardach 127.
Bardachzi 71.
v. Bardeleben 417, 426.
Bardenheuer 376, 393.
Bardesku 387.
Barcroit 355.
Baron 526, 527.
Barrat 69.
Bartl), A. 292, 370.
Barth, E. 475.
Barthel 598.
Basch 183, 519, 527.
Basler 260.
Bassett-Smith 336.
Bauer 76, 275, 493. 494, 523, 524,
527.
Baum 415.
Baumann 597.
Baumgarten 2.
Baur 32.
Bayly 2.
Beaujard 76.
Bechterew 134.
Beck 22. 76, 226, 276, 371, 480.
Becker 36, 120, 127, 350, 590.
Beclere 277.
Beer 291.
Beerringer 293.
Behring 493.
Beintkers 530.
Beitzke 3, 191, 264.
Bekess, A. 438, 472.
Bellantoni 268.
Belley 75.
Belot 70.
Bence 361.
Benckiser 373, 421.
Benda, C. 16, 235.
Bendig 491, 496, 49S.
Benedikt 16, 133, 134, 235.
Benjamin 76.
Bennecke 16.
Bennett 266.
Benon 167, 172.
Beraneck 523.
Berard 280.
Berg 292.
Bergeil 416.
Berghaus 594.
BergemanD 121.
v. Bergmann 137, 537.
Bergrat 378.
Bergs 539.
Borgte 39.
Berkowski 417.
Berneck 203.
Bernhard 136, 302.
Bernheim 439.
Bernstein 560.
Bertino 359.
Berze 555.
Beumer 543.
Beutenmüller 275.
Beutler 491.
Beyer 568.
Bianchini 593.
Bibra 590.
Bichelonne 481.
Bickel 278.
Bie 65.
Biedermann 236.
Bier 115, 365, 366, 380. 467.
Biernacki 263, 296.
Biesalski 118.
Biggs Hesketh, L. N. 221.
Bing 65, 153, 518, 527.
Bingel 222, 327.
Birch-Hirschfeld 75, 445, 446.
Bircher 73, 259, 304, 383, 388.
Birchner 168.
Birk 25, 519, 527.
Birnbaum 422.
Biro 138.
Biron 329.
Bischoff 550.
Bishop 267.
Bitter 579.
Bittorf 210, 351.
Blau 459.
Blauel 379.
Autorenregister.
649
Blecber 366, 393.
Bleibtreu 547.
Blencke 126.
Bloch 562.
Bloch, Br. 483.
Blümel 200, 271.
Blum 77, 277, 291, 294, 301, 346.
Blumenthal, F. 6, 11, 315, 360, 481.
Blumreich 551.
Boas 32, 257, 271, 348, 524.
Bobiet 389.
Hoch 446.
Bock 4, 276, 418, 598.
Bock, H. 227.
Bockenheimer 372.
Boehm 114.
Böhm 588.
Böhme 2, 321.
Bönniger 183, 256.
Boenninger 246.
Boesch 422.
Boese 264.
Bohac 483.
Bohr 181, 182.
Bojoljubow 12.
y. Bökay 265.
Boke 228.
Bollinger 587.
Bolton 255.
Bomhardt 16.
Bondi 423, 440.
Bondy 520.
Bonhöffer 161, 167.
Bonnaire 417.
Bonvicini 135.
Borchardt 250, 373.
Borchgrevink 121.
Borchmann 589.
BordasDescoust 543.
Bordet 189. 331, 595.
Bordet-Gengou 525.
Bordier 76.
Borgbjärg 255.
Boriß 10.
Borissow 210.
Bornstein 167.
Borri 251.
Borszcky 366, 382.
Boruttau 27, 92, 106, 109.
Bossan 100.
Bossi 108, 424.
Boston, Nnpoleon 173.
Bouchut 275.
Bovee 254.
Boveliii8 299.
Boyreau 480.
ter Braak 299.
Brabbes 592.
Bradford 140.
Braikowich 578.
Bramwell 142, 234.
Brandeis 592.
Brandenburg 114, 272, 496.
Brandenstein 372.
Bratz 151.
Brauer 184, 190, 205, 206.
Braun 373, 423, 596.
Braus 121.
Brauser 496.
Brecke 187.
Brehlen 594.
Breitenstein 529.
Brenner 381.
Brewitt 388.
Brezina 581.
Bride 546.
Briedel 275.
Brieger 49, 348, 460, 552.
Broadbent 259.
Broca 201.
Brodzki 297.
Brongersma 304.
Brook 292.
Brothers 427.
Brouardel 536.
Brous 443.
Bruch 524.
Bruck 196, 293, 527.
Brucks 251.
Bruegel 254.
Brüning 385.
Brünning 264, 476.
Brugsch 271, 349. 356.
de BruYne Ploos van Amstel 291.
v. Brunn 386.
Brunner 255.
v. Bruns 386.
Bruns, O. 35. 223.
Buchholz 55*.
Buday 13, 257.
Bürger 561.
Bugge 589.
Bujwids 325.
Bukura, C. 95.
Bulkley 489.
Bull 441.
Bumm 413.
Bungart 212.
Bunge 47, 261, 388.
v. Bunge 418.
Bunke 554.
Burckhardt 270, 600.
650
Autorenregister.
Burger 413.
Burgsdorf 495.
Burkard 600.
Burkhardt 8.
Bushnell 479.
Busse 2, 7, 357.
Butcher 69, 75.
Buxbaum 49.
C.
Calderini 582.
v. Calker 551.
Calmette 193, 303, 318.
Calot 116, 119.
Camp, 0. de la 522, 527.
Campbell 140.
Camps, de la 187.
Cannac 168.
Cantru 272.
Capelle 376.
Cardenal 292, 389.
Carnot 271.
Carpenter 251, 252.
Carrel*Stich 374.
Casper 73,292,298, 303, 306, 307, 308.
Cassassul 48.
Cassel 500.
Castellani 336.
Castigliani 45.
Catheiin 307.
Cestan 278.
Cevedalli 538.
Chajes 483.
Chalier 151, 280, 309.
Chantemesse 319, 445.
Charas 600.
Charles 277.
Charnaux 39.
Chaufa 275.
Chauveau 221.
Cheinisse 270.
Chene 148.
Cheney 256
Chiarolanza 50, 258.
Chick 598.
Chinton 73.
Chiray 274.
Chittenden 588.
Chlumsky 120.
Cholin 170.
Christian 599.
Chrobak 420.
Chvostek 154, 323.
Citron, A. 291.
Citron J. 318, 490.
Clairmont 255, 257, 291. 374.
Clarke 74.
Clausen 447.
Clavin 94.
Clewisch 527.
Cloetta, M. 231.
Clunet 12.
Coenen 391.
Cohen 385, 386.
Cohen, Ferdinand 580.
Cohen, J. 476.
Cohen, Kurt 494.
Cohn, Eugen 163, 196. 422, 426, 524,
527.
Cohn,’ F. 245, 265.
Cohn, Karl 482.
Cohnheim 252.
Cole 299.
Colombino 300.
Combes 297.
Comby 264.
Comessatti 18.
Connal, J. G. 471.
Conradi 3, 7.
Constantin 480.
Cook 74, 249.
Cornai 34.
Corrin 532.
Cortona 500.
Couteaud 264.
Cramer 29, 114, 160, 553, 586.
Cranwell 376.
Crede 383, 416, 419.
Cromquest 499.
Cukor 411.
Cullock 70, 73.
Cumston 266.
Curschmann 145, 154, 299, 3*33.
Czermak 296.
Czernecki 265.
Czerny 95, 331, 332, 518.
Czyzewicz 265, 411.
D.
Dahlgren 391.
Dalans, Juds. 233.
Dalton 307, 308.
D’Amato 16.
Damaye 176.
Damianos 384.
Dammann 598.
Dämmert 278, 496.
Danell 382, 383.
Autorenregister.
651
Danielsen 245.
Danilow 325.
Dann 496.
Dapas 336.
Darling 304.
Datti 389.
Dautwitz 522, 524, 527.
David 172, 490.
Davidsohn 8, 64, 66.
Dawson 245, 291.
Daxl 249.
Dean 75.
Debernardi 11.
Debove 148.
Debreuil 73.
Deichmann 98.
Deistei 594.
Dekker 527.
Delamare 69.
Delbrück 556.
Delearde 35, 146.
Delherm 22.
Dellken 166.
Delone 309.
Demestral 835.
Democh 411.
Deneke 203.
Dennstedt 592.
Denys 203.
Deasauer 39, 70, 76, 103.
Determann 235.
Deutschländer 124, 127.
Dewiczkaja 446.
Dibdin 581.
Diem 45, 296.
Dierenberg 39.
Diesing 62, 76.
Dieterlen 597.
Dietlen, H. 226.
Dietler 213.
Dietrich, A. 230, 356.
Dietschy, R. 222, 315, 407.
Dilg 343.
Dind 491.
Disselhorst 498.
Dittrich 529.
Dmitrenko, L. P. 230.
Doederlein 406.
Dönitz 36.
Doepner 539.
Dold 3.
Dolganow 446.
v. Domarus 361.
Dominici 291. 357.
Domitrovich 592.
Donath 11, 170.
Dönies 149.
Dopter 335.
Dörr 328, 335, 599.
Dreesmann 280.
Drehmann 124.
Dreuw 489.
Drewitz 334.
Dreyfuß 252, 254.
Dreysel 487, 490.
Drummond, D. 235.
Dubois 35.
Duder 538.
Dudgeon 306.
Dudschenko 539.
Dührssen 408, 411, 415, 426.
Düring 418.
Dufour 252.
Dumont 37, 395.
Dunbar 581.
Duprey 278.
Durand 251.
Duret 537.
Durlacher 542.
Dutton 316.
E.
Eber 5.
Eberstadt 593.
Ebner 264, 562.
Ebstein 299, 330.
Eckstein 120.
Edebohls 412.
Edgar 423.
Edsall 74.
Eggers 32.
Eheblad 124.
Ehrlich 357, 492, 498, 531.
Ehrmann, S. 62, 482-
Ehrmann, R. 245, 496.
Eichel berg 322, 493.
Eichengrün 599.
Eichhoff 481.
Eichhorst, H. 236.
Eichler 260, 344.
Einhorn 243, 251.
Einthoven 219, 220.
v. Eiseisberg 382.
Eisenstadt 552.
Ekehorn 300.
Ellerbrook 391.
Ellermann 302.
Eisesser 279.
Eisberg 376.
Elsner 248, 256.
652
Autorenregister.
Emmerich 294, 326.
Emmerson 296.
Enderlen 306, 377, 390.
Enders 147.
Engel 297, 306, 361, 512, 520. 522,
523. 527, 563.
Engel, H. 47.
Engelhorn 416.
Engels 212.
Eppinger 274.
Epstein 22.
Erb 150.
Erben 143, 566.
Erlandsen 302, 521, 527.
Esau 7.
Eschenbach 380.
Escherisch 520, 521, 528.
Esmarch 591, 599.
Esser 270.
Etienne 17.
Eulenburg 43. 44, 152, 153, 173, 552.
Eve 304.
Evler 391.
Ewald 120, 251, 256, 269, 566.
Exner 276.
Eysell 499.
F.
Faber 348.
Faber, Knuth 249, 253,
Fabian 9.
Fahre 581.
Fubry, H. 488.
Fabrys, Joh. 482.
Fackenheim 326.
Falgowsky 412.
Falk 416.
Falkenstein 350.
Falta 253.
Fedoroff 304, 306.
Feer 332, 517, 519, 527.
Fehling 420, 426, 427.
Fehr 440.
Fejer 450.
Feigenwinter 555.
Foilchenfeld 559.
Feitier 418.
Feldmann 547.
Feietti 310.
v. Fellenberg 411.
Fellner. H„ jr. 224, 232, 417.
Ferenczi 164.
Ferrai 544, 545.
Ferrand 430, 527.
Ferrari8-Wyß 324.
Fibiger 5, 192.
Fick 585.
Fiertz 190.
Fiesler 406.
Finger 491, 495.
Fink 276.
Finkelnburg 150.
Finkeistein 325, 487, 514, 515, 516,
517, 527, 541.
Finkler 418.
Fiorio 279.
Firth 317.
Fischei 296.
Fischer, H., 258, 277, 421. 442.
590.
Fischer, Joh. 221.
Fischer, O. 113.
Fischer, Ph. 86.
Fischer, W. 11, 496.
Fischl 517, 527.
Fischler 278.
Fisher 588.
Fisterer 406.
Flack 22.
Flatau 143, 147, 153.
Flatau, G. 52.
Fleischmann 420.
Fleischer, F. 228, 449.
Fleiner 251.
Flesch 150.
Flesch, J. 231.
Fletschet 588.
Fließ 254, 424.
Flinker 586.
Flinzer 514, 528.
Flörcken 388.
Flügge 3, 329, 597.
Föderl 274.
Foerster 117.
Försterling 558.
Foreau de Courmelles 72.
Forestier 457.
Forlanini 190, 205, 206.
Fornet 321, 493, 589.
Förster 137, 328, 591.
Foster 482.
Fournier 69.
Fraenckel 48, 533, 542.
Fraenkel 114, 127.
Fraenkel, Alex. 237.
Fraenkel, C. 7, 189 , 210 , 331, 525 .
577.
Fraenkel, E. 419, 598.
Fraenkel, M. 344.
Frankel, Osk. 232.
Autorenregister.
653
Francioni 525, 528.
Franck 309.
Frangenheim 9, 366, 893.
Frangoni 348.
Franke 261, 393.
Frankenhäuser 552.
Frankenstein 421.
Frankl 52.
v. Franque 415.
Franz 64, 277, 600.
Fredet 252.
Fremantle, F. 234.
Frese, 0. 468.
Freud 164.
Freund 74.
Freund, H. 425, 426.
Freund. H. W. 410.
Freund, R. 413.
Freund, W. A. 190, 204, 427.
Frey 263, 462.
Frey Sokolowski 204.
Fricker 258.
Friedberger 2, 579, 594.
Friedei 374.
Friedinger 600.
Friedjung 263, 323, 525, 527.
Friedländer, R. 546.
Friedmann 95, 176, 279, 295, 551.
Friedrich 190, 206, 270, 378.
v. Frisch 122, 291, 395.
Fritsch 411, 551.
Fritz 493.
Fromme 329, 415, 417, 428.
Fronge 52.
Frosch 447.
Fründ 146.
Frugoni 362
Fürbringer 291, 560, 561, 582.
Fürstenberg 35, 67.
Füth 406.
Fulci 16, 229.
Fuld 38. 245, 246, 247.
Füller 581.
Funke 69.
O.
Gabriel 472.
Gabritschewski 326.
Gaehtgens 7.
Gärtner 223, 578.
Gaffky 597.
Galewski 142.
Galli 44.
Galvagno 582.
Gamaleia 525, 527.
Gander 336.
Gant 271.
Ganz 487, 490.
Gara 116,
Gardiner 73.
Garin 273.
Garre 190.
Gaspero 166.
Gaudiani 7.
Gaudier 467.
Gaugele 119, 127.
Gaupp 448.
Gauß 407.
Gavazzeni 485.
Geisler 244.
Geißler 490.
Gelinsky 367.
Gelug 262.
Gemünd 592.
Gengou 594.
Gengo 189, 331.
Georgopulos 298, 336.
Geret 26.
Gerhardt, D. 209, 225.
Gerhartz 76, 204.
Gerlach 24.
Gerschuni 538.
Gerson 120.
Geyer 552.
Ghillini 123.
Ghiulamila 114.
Gibson, A. G. 225.
Gierke 12.
Gilbert 276, 499, 557.
Gilbert, W. 99.
Gillwald 165.
Glaessner 278, 279.
Glaser 98, 483, 551.
Glasow 565.
Glöckner 414.
Gluzinski 297.
Gnezda 202, 268.
Gobiet 304.
Gocht 77, 114.
Godard-Danhieux 249.
Goebel 71.
Gödecke 266, 385.
Götze 566.
Goetzl 187.
Goetzel, A. 226.
Goft'erje 513, 527.
Guillery 448.
Goldscheider 184, 185, 186, 199. 230.
Goldschmidt, II. 309.
Goldstein 166.
654
Autorenregister.
Golt-h waith 126.
Gomolu 252.
Gordon, Alfred 173.
Goth 411, 421.
Gottlieb 67, 106.
Gottschlich 579.
Gottstein 120, 243, 329, 381, 584,
600.
Goucherot 6.
Graefenberg 9.
Gräfenberg 358, 495.
Gractfner 43.
Graetz 206.
Graetzer 124, 173.
Graf 294.
Grafe 25?.
v. Gratf 9.
Graham (»9.
Graham Little 485.
Gram 3, 200.
Granström, K. 207, 228.
Giant, D. 471.
Graser 381.
Grashey 115.
Grassi 316.
Grasmnnn, M. 233.
Graul 254, 480.
Grawitz 9, 71, 325, 355—357. 359
bis 362.
Greeff 447.
Gregor 74.
Grck 272.
Grimme 3*28.
Glisson 77.
Grober 191.
Groedcl. F. 226.
Groedel III 77, 250.
Gröndahl 260.
Groß 6, 18, 247, 529.
Größenbacher 352.
Groß ich 368.
Großmann 183, 254, 459.
Grosz 481.
Grouven 492.
Grube, C. 234.
Gr über 5*5.
Grün bäum 500.
Grünberg 456.
Grüneberg 356, 514, 527.
Grünfeld 499.
Grüt/ner 249, 260.
Grunert. 459.
Grüne wald 152.
Gudden 16*.
Guerrini 321.
Guglionetti 70.
Guillaume 123.
Guilleminot 69, 75.
Guisez 245.
Guisy 307.
Guleke 15, 274, 279, 388.
Gumprecht 21, 29.
Gundorow 500.
Guse 579.
Gustava 7.
Gutmann, R. 527.
Guyon 300.
H.
v. llaberer 291, 304.
Haberern 274.
Haberfeld 9.
v. Hacker 244, 245, 379, 383
Hadlich 540.
Haeberlin 47, 360.
Haedinger 345.
Hämig 541.
Hänisch 70, 114.
Härtel 121.
Hafter 395.
Hagen 257, 498.
Hagenbach 518.
Hagentorn 380.
Haglund 126.
Hahn 387, 584.
Haidar 472.
Haim 386.
Haläsz 250, 252, 347.
Halban 267, 411.
Hu Iberstädter 75, 524, 527.
Haldane 355. 530.
Hall 254, 480.
Halle 484.
Halpern 296.
Halt 331.
Hamburger 482, 520, 521, 527. 5-4.
Hamm 34, 419.
Hammer 97, 202, 272, 479, 553.
Hammerschlag 247, 462.
Hampeln 230, 231.
Handelsman 170.
Hannes 412, 426.
Hans 445.
Hansen 458.
Haret 74.
llarnack 83, 94, 109.
Harraß 4. 205.
Hart 4, 8, 17, 235.
Hartog 422.
Hartleib 296.
Autorenregister.
655
Hartmann 415.
Hartmann, A. 406.
Hartung 11)8.
Harvie 259.
Harvier 148, 149.
Hasche-Klünder 105.
Hasebroek, K. 75, 233.
Hashimoto 369.
Hasselbach, K. A. 181.
Häßler 592.
Hauck 322.
Haudek 119.
Hauge 524.
Haußmann 251, 265.
Hecht 253, 254, 276.
Heddalus 331.
Heermann 39, 495.
Hepar 413.
Heidenhain 107, 273.
Heidingsfeld 484.
Heilbronner 147. 154.
Heim 265, 323. 516, 527.
Heimberger 558.
Heinecke 538.
Heineke 121.
Heineke, A. 225.
Heiner 305.
Heinriehsen 366.
Heinze 491.
Heyrovsky 276.
Hel her 75.
Hell.ig 5*4.
Hel hing 375.
Helleberg 439.
Hellendall 419.
Heller 335.
Hell {»ach 567.
Hellwig 555.
Henke 5.
Henkel 417.
Hennig 46.
v. Herff 413, 417, 419, 420.
Herfort 440.
Hering. H. E. 219, 221, 224.
Hermann 31, 346.
Hermes 252.
Herrschell, G. 25, 257.
Hertel 4 42.
Hertz 260, 271.
Herxheimer. K. 74. 4 S 7, 4*9.
Herxheimer, (J. lu, 11, 1*. 344.
Hervng, Th. 46*. 475.
Herz 119, 127, 395.
Heiz, A. 360.
Her/, M. 221, 223. 227, 233.
Heizberg 579.
Herzfeld 153, 485.
Herzl 424.
Heß 11, 356. 437, 449, 480.
Heßberg 440.
Hesse 33, 64, 582.
Heßmann 77.
Hettersdorf 578.
Heubner 51, 324, 526, 527, 528.
Heuk 493.
Heyde 8, 264.
Heymann 3, 175, 498. 589, 597.
Hildebrandt 116, 379.
Hill 22.
Hillenberg 597.
Hilzinger 39.
Himmellieber 329.
Hindrich 493.
Hinhede 588.
Hinrichs 519, 527.
v. Hippel 100.
Hirsch, C. 254, 333, 370.
Hirsch, Max 496. 500.
Hirschberg 95.
Hirschei 380.
Hirschfeld, F. 357, 361.
Hirschfeld, Hans 280.
Hirschfeld. Magnus 558.
Hirschlatt 93.
Hirt 39.
His 225, 562.
Hitsclunann 424.
Hitze 583.
Hoche 176.
Hochenegg 306, 375, 3*2.
Hochhaus 140.
Hock 307.
Hocke 264.
Höhn 9, 299.
Hoehne 413, 524, 527.
Höhne 427.
Hönck 264.
Hönnicke 5*9.
Hoepfner Inß, 554.
Höptiner 231.
Hörmann 427.
Hörner, A. 223.
Hornig 3'9.
Hößli 222. 315.
v. Hößlin 211, 212, 225, 323.
Hoevrl. Fritz 231.
Hofbauer 1*3, 410. 423.
Hotfa 113, 115, 559.
Hoßmann 18, 73, 87. 376, 413», 492.
493, 496, 593.
Hotfmann, Aug. 219.
Hotfmann, H. 38, 350.
656
Autorenregieter.
Hofraann 119, 125, 365, 529.
Hofraeier 417.
Hoke 595.
Holitseher 173.
Holland 6, 245.
Holländer 483.
Holzapfel 543.
Holzbach 419, 422, 428.
Holzkneeht 76, 248, 257.
Holzmann 255.
Homann 126.
Homa 549.
Hoppe 86, 553, 557.
Ho ran d 122.
Horiuchi 26.
Horn 470.
Hornowski 16.
Hornung 122.
Hornung, 0. 227, 231.
Horaford 466.
Horst 39.
Horstmann 437.
Hort 100.
Hosemann 296.
Hotz 377.
Howard 297.
Howorka 21.
Huber 243, 329.
Huchard 234.
Hübner 74.
Hübscher 125.
Hueppe, E. 600.
Hueppe, F. 577.
Hürter 53.
Huismans 225, 519, 527.
Hunter 546.
Huj)})enborg 327.
Hutchinson 254.
Hutinel 119.
Hutyra 588.
I.
Ibrahim 252.
Jgolstein 395.
lllycs 303, 307.
lmmelmunn 74, 188.
Jmula 235.
Jngelrans 349.
Jngier 11.
Ipsen 544, 545.
Isaak 14, 268. 277.
lselin 367.
Isemer 457. 4r> 1.
Islands, li. 405.
hier 223.
Israel 303, 306.
Isserlin 161.
Ito 382.
Iwase 406.
J.
Jackson 248.
Jackson, Ch. 465, 470.
Jacob 348.
Jacobi 98.
Jacobius, C. 527.
Jacobsohn, C. 134.
Jacobsthal 325
Jacoby 276, 308.
Jacoby, M. 247.
Jadassobn 488.
Jahrmärker 169.
v. Jaksch 72.
Jambon 484.
Jambrau 264.
Jannet 491.
Jaquet, A. 221, 234.
Jastrow 581.
Jaulin 74.
Jaworski 265.
Jeannin 417
Jecierski 192.
Jehle 49, 50, 293.
Jensen 5, 12, 192.
Jenssen 501.
Jerusalem 115.
Jesionek 486.
Jessen 203.
Jezierski 65.
Inouye 246.
Joachim 227, 230.
Joachims, G. 225.
Joachim8thal 124.
Jochmann 8, 146, 308, 322, 524.
John 202, 516, 527.
Jolles 347.
Jolly 172.
Jonas 256, 257.
Jones, L. 228.
Jones, R. 116.
Jonnescu 254, 295.
Jordansky 316.
Jo res 18.
Joseph, M. 499.
Josselin de Jong 490.
Jürgens 273, 320.
Jukawa 252.
Juliusberg, Fritz 484.
Autorenregister.
657
Jundell 513.
Junghans 259.
Jumus 142, 171.
K.
Kabrehl 577.
Kaestle 248.
Kafemann 267.
Kahler 146.
Kamenki 550.
Eaminer 43.
Kämmerer 885.
Kanasugi, U. E. 470.
Karaffa-Korbut 306.
Karamitsas 64.
Karcher, J. 225.
Karewski 267, 494, 552.
Karlinsky 192.
Karrenstein 9.
Kassowitz 351, 589.
Katzenstein 223, 257, 395.
Kauffmann 165, 171, 243, 599.
Kaufmann, L. 96.
Kaup 588.
Kaupe 95, 189.
Kausch 374.
Kayser 250, 328, 583.
de Keating-Hart 372.
Keck 75.
Keersmaecker 302, 304, 306.
Keetly 270.
Keferstein 537.
Kehr 276.
Kehrer 94, 306, 421, 427.
Keller 544.
Kelly 267.
Kempf 351, 394.
Kern 566.
Kelly 51.
Keutzler 322.
Khautz 382.
Kienböck 187, 226.
Kieseritzky 236, 334.
Kimbier 48.
Kind 558.
Kinkiewicz 567.
Kionka 89.
Kiralyphi 322.
Kirchberg 36.
Kirchner 126.
Kirsch 120, 125.
Kisch 271.
Kißling 590.
Kitamura, S. 236, 449.
Jahrbuch der praktischen Medizin. l9o;>
Kladnitzky 316.
Klapp 36, 115, 418.
Klausner 493.
Klein 406, 415, 422.
Kleinertz 407, 412.
Klemm 264, 376, 385.
Klemperer, G. 99, 295, 359.
Klieneberger 147, 153.
Klimenko 525, 527.
Klingelfuß 77.
Klogg 270.
Klopstock 35.
Klostermann 582.
Klotz 263, 527.
Klut 579.
Knapp 137, 167, 169.
Knauth 490.
Knoblauch 18.
Knöpfelmacher 494, 513. 527.
Knopf 163, 188.
Knorr 428.
Kobert 33.
Koblanck 224.
Kobrak 481.
Koch, J. 1.
Koch, R. 146, 192, 203, 317, 336.
589, 597.
Koch-Sterzel 77.
Kocher 263, 370, 375, 383, 385.
Kockel 531, 533.
Köhler 114, 201, 256.
Köhlisch 3.
Köhlsieb 597.
Kölle 593.
Köllicker 368.
Kölpin 169.
König, Fritz 377, 563.
Königer 209.
Köppen 170.
Köppl 387.
Körte 190, 267, 388, 518, 527.
Körting 29, 31, 48, 49.
Köster 261, 352.
Kohlrausch 54, 66, 68.
Kohts 148.
Kolb 544, 545.
Kolisch 345.
Kollo 335.
Kollner 148.
Konrich 579.
Kopyloff 390.
Kopytowsky 500.
Koranyi 187.
Kornfeld 291, 303.
Korotkow 221, 228.
Kothe 207.
42
058
Autorenregister.
Kotschenreuther, A. 229.
Kottmann 33.
Krämer 192.
Kramer 120.
Kraus 6, 49, 219, 263, 335, 481, 483,
585, 594.
Krause, F. 151.
Krause 197, 198, 374, 442, 548.
Krawbow 88.
Kredel 372.
Kreibich 481, 483, 500.
Kremer 581.
Kren 493.
Kretschmann 468, 469.
Kretschmer 271.
Kretz 13, 14.
Kretzschmar 37.
Kreuter 12.
v. Kries 232.
Kroeuier 413.
Krönig 176, 200, 406, 412, 416.
Kroenlein 304.
Kromayer 74, 488, 498.
Krön 142.
Krone 222.
Kriickoft’ 355.
Krueger, C. 304.
Krüger 70, 386, 593.
Krumm 373, 421.
Kruse 577.
Krusinger 96.
Krylon 221.
Krzysztalowicz 492.
Kühn 117, 256, 263.
Kühnau 527.
Kümmell 236, 299.
Küster 335, 591.
Küstner 415.
Küttner 243, 301, 368, 377.
Kuhn 38, 384, 535.
Kuhn, F. 466, 467.
Kuhn, William F. 172.
Kuhnt 440.
lvurita 583.
Kurpjuweit 535.
Kuß 3.
Kußmaul 251.
Kußnetzki 293.
Kuttner, A. 245, 259, 424, 465.
Kuttner, L. 274, 514, 528.
Kutzinski 170.
Kves 359.
Kvrle 484.
L.
Laband 2.
Labbe 344.
Labeau 74.
Labhardt 411.
Laboulais 243.
Laewen 76, 268, 372.
Lamare 275.
Lanaris 73.
Landau 251.
Länderer 248, 253.
Landsberger 593.
Landsteiner 12, 596.
Lang 499.
Lang, G. 221, 222.
Lange 46, 119, 127, 253, 461.
Langendorff, O. 221.
Langer 525, 528.
Langermann 599.
Langstein 487, 513, 518, 527, 528.
Lannois 458.
Lanz 265, 368, 369. 390.
de Laper^on 440.
Lapinski 265.
Lapinsky 174.
Lapp 100.
Laqueur 52, 67, 115, 552.
Laquerriere 22, 72.
Laroche 6.
Latzei 259.
Latzko 426.
Läufer 269.
Launois 327.
Lauter 30.
Laveran 316.
Leber 194.
Lebert 581.
Le Damany 123.
Ledderhose 559.
Ledermann 64.
I.eech 257.
Leers 530, 536, 543.
Lefebure 74.
Lelmann 248.
Le Fort 422.
Legrain 174.
Lehmann, F. 269, 423.
Lehmann, K. B. 26, 581, 583, 589.
Lehmann. O. 101.
Lehndorf 494.
Lehr 126, 127, 128.
Leichei 580.
Leick, B. 230.
Leiner 481.
Lejars 265.
Lejeune 319.
Lemierre 328.
Lenander 274, 382.
Lenartowicz 492.
Autorenregister.
G59
Lenhartz 190, 203, 231, 348.
Lenk 291.
Lenkei 21.
Lentz 597.
Lentzmann 498, 600.
Lenzmann 280, 367.
Leopold 417.
Leppmann, F. 567.
Lerda 414.
Lesk 387.
Lesser, E. 494.
v. Leube 586.
Leuter 459.
Leva 25, 249, 263.
Levaditi 334.
Leven 490.
Levinger 471.
Levites 24.
Levy 6, 7, 330, 443, 564.
Levy-Dorn 62, 70, 72.
Lewin 211.
v. Lewin 257.
Lewinsohn 143.
Lewy 121.
Lexer 369. 331.
Leyden, Hans 45.
v. Leyden, E. 223.
v. Lichtenberg 377.
Lichtenstein 250.
Lichtenstern 291.
Lichtwitz 275.
v. Liebermann 27.
Liebermeister 6, 183. 201, 231.
Lieblein 244, 379, 3*3.
Lieb mann 271.
Liedig 544. 545.
Liefmann 582.
Lick 3*9.
Liepmann 135.
Lindal 439.
Lindemann 186.
Lindenborn 373.
Lindenstein 365.
Lindlev 578.
Link, K. 228.
Linser 75, 349.
Lion 255.
Lischwitz, B. 232.
Lissauer 2.
Liwschitz 249.
Löblich 331.
Lochte 534. 549, 551.
Loeb 490, 491, 516.
Loeffler 472, 492.
Löhe 490. 492, 493.
Loehlein 27*.
Löle 7.
Loening 247.
Lösener 535.
Löwenberg 355.
Loewenfeld 558.
Löwenstein 222.
Löwenthal 36, 51, 53, 66.
Löwy 98, 243, 276, 279.
Loewy, O. 102.
Lohmer 17.
Lohse 412.
Lommel 75, 184.
London 253.
Longard 385, 553.
Lorenz 113, 243, 273.
Lory 328.
Lossen 363, 393.
Lotheißen 374.
Lotsch 388.
Louros 416.
Lovett 118.
Lubarsch 6, 193.
Lu dl off 124.
Lüdke 196, 350.
Lüthje 320.
Lunckenbein 415.
Lundborg 151.
Lundtgard 447.
Lust, F. 231.
Luther 195.
Luzzatto 277.
M.
I
Macholl 393.
Mack 387.
Maenaltv 140.
Macnamara 152.
Macry 4‘>8.
Mac Williams 267.
Madelung 121.
Machtle 381.
Miider 90, 324.
Magnus 93, 260.
Maier 117.
Mairinger 334.
Malais»* 143.
Mandelbaum 18, 99.
* Mandrv 375.
| Mangelsdorf 97, 271.
. v. Mangold 268, 369.
Mansfeld 407.
I Manswetowa, S. 221, 222.
Manteufel 322, 334, 497.
Marbe 227.
, Marcelet 100.
600
Autorenregister.
Marchand 355.
Marchetti 349.
Marcus 564.
Marcuse 302, 481.
Maresch, R. 476.
Marey 221.
Margulies 8. 46.
Marie 135, 136.
Marina 150.
Markowitz 165.
Mannorstein 280.
Marschalko 71.
Mart eil 320.
Marthen 439.
Martin, A. 412, 425, 528.
Marlin, Chr. 425.
Martin, K. 416.
Martini 75, 392.
Martius 585.
Marx 532, 536, 537, 543.
Marxer 6.
Maschke 330.
Masing 363.
Massini 253.
Maszewski 246.
Matlies 424.
Mathieu 243, 261.
Matsuda 599.
Matsuoka 69.
Mattlies 208.
Maximiff 357.
May 99, 186, 213, 259.
Mavo liobson 279.
Mayer 337, 546.
Mayer, A. 426.
Mayer, H. 407, 499.
Mayer. Th. 500.
Mc Are 581.
Mc Clanahan 323.
Meiilner 13.
Meier 322, 343, 524, 528.
Meier, Hugo 247.
Meinert 237, 249, 582.
Meinertz 228, 302.
Meinicke 827.
Meirowsky 483, 598.
Meissei 1(>8.
Meiilner 203, 367, 500.
Melchior 277, 480.
Melchior, K. 101.
Meitzer 139, 143, 309.
Mendel, E. 134, 145, 479, 567.
Mendel, K. 566.
Mendelssohn 4*7, 517, 528.
Menetrier 12, 72.
Menge 424.
Meresnitzki 68.
Merkel 300.
Mery 517.
Mesoch 317.
Metraux 491.
Metschnikoff 500, 595.
Mettler 514, 528.
Metzger 590.
Meunier 247.
Meurer 369.
Meyer 135, 152, 169, 196, 294
423, 493, 539. 590.
Meyer, A. W. 418.
Meyer, E. 96, 476.
Meyer, Fr. 487.
Mever, H. 262.
Meyer, L. F. 516, 528.
Meyer, O. 277.
Meyersohn 380.
Meyerstein 406.
Mez 593.
Michaelis 263.
Michaud 343.
Mischailow 309.
Micsowicz 115.
Middelton 326.
Miethke 32.
Mietzsch 599.
Mijnlief-Tiel 299.
Mikulicz 244, 482.
Milchner 147.
Miles 302.
Miljaeff, B. 229.
Minet 146.
Minkowski 15, 101, 332.
Mintz, W. 476.
Mirabeau 427.
Mitchell 259.
Möbius 149.
Moeller 349.
Möller 203.
Möblinann 412.
Möhring 121.
Mönckeberg 16.
Mönckemüller 554.
Mörlin 96, 278.
Mohr 295, 359, 413.
Mol 46.
Molinie, J. 476.
Molitoris 531.
Moll, L. 512, 528, 552.
Molliere 247.
Momburg 368.
Mongour 276.
Monti 526. 528.
Monti, R. 521. 528.
Autorenregister.
601
Morawitz 359, 363, 556.
Morelli, G. 234.
Morgan 135.
Morgenroth 520.
Moritz 298, 348.
Moritz, F. 225, 226, 227.
Moro 6, 99, 194, 199, 318, 521, 528,
516.
Morris 265.
Morton 69, 248.
Morweitz 355.
Moryia 5.
Mosbacher, E. 225.
Moschcowitz 385.
Moser 45.
v. Mosetig-Moorhof 369.
Mosler 348.
Most 4, 191, 192.
Mouchet 268.
Mouricaud 275.
Moutet 155.
Moutier 136.
Much 2, 3, 200, 322, 493, 589.
Mucha 490, 495.
Mühsam 34, 196, 326.
Müller 144, 249, 331, 413, 4C9, 533,
589, 596.
Müller, A. 223, 225, 247, 253.
Müller, Arthur 417.
Müller, E. 34, 52, 232, 524, 527.
Müller, F. 199, 212.
Müller, Friedrich 455.
Müller, G. 32, 121.
Müller, G. J. 491, 501.
Müller, L. 106, 231.
Müller, Otfr. 223, 232, 235.
Müller, Paul 292.
Müller, R. V. 547.
Münchmeyer 366.
Münter 254.
Münzer 145, 262.
Mugnurma 246.
Mulzer 492.
Mummerey 270.
Munk 8.
Murphy 274.
Muskat 125.
Myata 374.
N.
Nacke 408.
Naecke 556.
Naegeli 125, 357.
Nagel 187. 438, 522, 528.
Nagelschmidt 54, 66, 143, 373, 488.
Nager, F. R. 388, 477.
Nageotte 119.
Napp 498.
Nasarow 278.
Naunyn 275, 346.
Nauwerck 514, 528.
Nebesky 488.
Necker 291.
zur Nedden 439.
Neil 166.
Neißer 321, 483, 492, 494, 497, 501,
531, 598.
Neter 553.
Neu 412.
Neubauer 258.
Neuberg 11.
Neugebauer 480.
Neumann 261, 512.
Neumark 64.
Nicoladoni 119.
Nicolai 219.
Nicolas 484.
Nicolle 336.
Nienny 128.
Nikitin 134.
Nißl 172, 245.
Nitsch 266.
Nobecourt, P. 473.
Noetzel 280, 388.
Noir6 74.
Nolda 44.
Nonne 146, 524, 528.
v. Noorden 270, 279.
Nordmann 390.
Nothnagel 51.
v. Notthafft 484, 485.
Noury, Z. 472.
Novotny 189.
Nowicki 16, 263.
Nußbaum 552.
O.
Obermayer 275.
Obermüller 92.
Oberndörfl'er 149, 150, 350.
Obersteiner 565.
Obratzow 230, 269.
Oeri 406.
■ Oesten 579.
j Oettinger 579, 597.
j Offergeld 2, 425.
Ogata 387, 489.
Okintschitz 422.
Olschanetzki 546.
Olshausen 413, 416, 549
(362
Autorenregister.
Omerold 163.
Onodi, A. 465, 468.
Opalka 588.
Opel 479.
Opitz 494.
Oppenheim 14, 138, 145, 150, 303.
Oppenheim, Gustav 172.
Oppenheimer 526, 528.
Orlowski 491.
Orsi 593.
Orszag 445.
Orth 4, 192, 543, 597.
Orthmann 411.
Ortloph 123.
Ortner, N. 233.
Ostermann 589, 598.
Owtschimikow 12.
P.
Pacchioni 525, 52s.
Pachnio 244, 540.
Pal. J. 224.
Paladino 225.
Pankow 265.
Panzer 548.
Paoli 73.
Pappenheim 357, 361.
Pardoe 304.
Parinaud 449
Pariser 261, 496.
Parisot 17.
Parker, Ch. A. 469.
Paschkis 303.
Pasini 63.
Paskiewiez 298.
l’assow 564.
Patel 269.
Patterson 272.
Payr 270. 391.
l’eham 414.
Peiser 71, 371. 384.
l’ellegrini 593.
Pelz 153.
Perrenon 87.
Perret 123.
Perthes 117, 377.
Peters 8s, 92, 135, 578, 579.
Petges 4SI.
Petren 174, 215.
Petri 252, 426.
Petrivalsky 391.
1‘etrow 12.
l’ewsner 259.
Pfahl 510.
v. Pl'ahler 71.
Pfannenstiel 252, 257, 415, 419, 514
528.
Pfeifer 114.
Pfeiffer 2, 138, 201, 594.
Pfeilschmidt 145.
Pfeilsticker 422.
Pflanz 271.
Pfleger 536.
Pflüger 15, 344.
Pflugk 448.
Pfuhl 591.
Phelps 581.
Philip 154.
Philipps 137, 266.
Pick 146.
Pick, L. 167, 479.
Pickardt 270.
Pielecke 304.
Pinard 141.
Pingel 166.
Pinkus, F. 479, 487.
Piorkowski 489.
Pirogoff 37.
Pirquet 193, 194, 199, 484, 520, 521
523, 528.
Pistor 600.
Pitt 1.
Plaß 491.
Plate 209.
Plaut 493.
Plehn 50, 332, 358.
Plesch 184, 185.
Pletner 271.
Plönies 254, 262.
Pluski 202.
Pochhammer 23.
Pöhlmann 52, 110, 499.
Pöppelmann 98.
Pötzl 596.
Poggenpohl 277.
Poisot 298.
Pollak 186.
Polland 444, 490, 495.
Pollatschek 212.
Polowzowa 253.
Poncet 201, 255.
Popper 278, 279.
Porges 493.
Porosz 499.
Port 327, 332.
Porter 75.
Portner 309.
Posner 307, 322.
Pospischill, D. 326, 465.
Posselt, A. 236.
Pototzki 53.
Autorenregister.
663
Potpeschnigg 163.
Pott 166.
Poulain 349.
Powel 165.
Prachteld 589.
Praetorius 270.
Prausnitz 577.
Preiser 115, 122, 566.
Preti 272.
Pribratn 258.
Priegel 291.
Prinzing 584.
Progulski 263.
Proskurjakowa 63.
Prym 24, 249.
Pürckhauer 118.
Pulawski 325.
Pupovac 122.
Puppe 529, 536, 544, 545.
Pusey 70, 486.
Quadflieg 149.
Quenu 201.
Quest 108.
Quincke 190, 206, 480.
R.
Rabinowitsch, L. 4, 192, 334, 598.
Radein 299.
Raecke 169, 557.
Rahner, R. 475.
Ramond 27G.
Ranke 199.
Rank in 154.
Ransome 270.
Ranzi 377.
Raubitschek 599.
Rauenbusch 119, 125.
Rautberd 303.
Rautenberg 221, 230.
Rave 498.
Raw 5.
Raymond 273.
Razetto 578.
v. Recklinghausen 221.
Reclus 201.
Reczey 366.
Redepenn ig 166.
Redlich 133. 135. 152, 163, 164, 170.
Reeve-Ramsey 512, 528.
Regaud 73.
Regenspurger 490.
Rehn 381, 383.
Reich 370, 373, 484.
Reiche 524. 527.
Reichenbach 4, 597. 598, 599.
Reichenstein 272.
Reicher 295, 358.
Reichle 581.
Reichmann 277.
Reinboldt 252.
Reines 73, 482, 488.
Reis 595.
Reitmann 485.
Reitter, C. 236.
Rem Picci 49.
Remete 306, 489.
Rerny 88.
Renner 370, 390.
Renon 441.
Renvall 411.
v. Renvers 276.
de Renzi 225.
Rethi, L. 469.
Rewidzoff 244, 245.
Rheuter 115.
Ribbert 1, 10, 14, 244, 277.
Ricciardi 336.
Richet 151.
Richter 76, 582.
Richter, E. 233.
Richter, P. 488.
Richter. P. F. 343, 347.
Riebold 244.
Riedel 65, 67, 388.
Rieder 197, 198, 248.
Rieders 213.
Riedinger 114, 125.
Rieger 579.
Riehl 110, 248.
Rietschel 528.
Riffel 585.
Rihmer 3ül.
Rimann 368.
Rimbach 233.
Rindfleisch 26, 280, 374.
Ringleb 308.
Ritschl 516.
Ritter 203. 274. 365, 373.
Roberts 269.
Robson 14.
Röchling 46.
Rodari 253.
Rodde 77.
Rodella 259.
Rodiet 172.
Röder, II. 224.
Köhmer 258.
0(34
Autorenregister.
Römer 359, 526.
Roemer 589.
Roemheld 348.
Römmer 566.
Röpke 559, 562.
Rörich 304.
Roger 152.
Rogers 335.
Rohleder 549.
Rohlff 408.
Koit 113, 365.
Rolando 371.
Rolly 315, 329.
Romberg, E. 227.
Roo8, E. 227.
Rose 308, 335, 474.
Rosemann 589.
Rosenbaum 72, 75, 258, 538.
Rosenberg, A. 475.
Rosenfeld 118, 304, 346, 423.
Rosenheim 267.
Rosenstein 307, 890.
Rosenstern, J. 512, 528.
Rosenthal 36, 77.
v. Rosenthal 421.
Rosmanit 438.
Roßbach 51.
Rossich 367.
Rost 495.
Rostowzew 331.
Rothschild 204, 309.
Rotschild 108.
Rotter 267, 380, 394.
Uottermundt 578.
Roubinowitsch 170.
Roussel 250.
Roux 594.
Rovsing 248, 267, 291, 390.
Rubesca 415.
Rubin 330.
Rubner 579, 587, 599.
Rubow, S. 182, 228.
Rudloff, P. 473.
Rüdiger-Rydygier jr., A. R. v. 387,474.
Riihs 543.
Rütiineier 253.
Rüge 7.
Ruhemann 582.
Ruhemann, J. F. 101.
Rumberton 74.
Rumf, Th. 232.
Rumpel 245.
Runck 88.
Runge, E. 412, 420.
Runge, F. 265.
Ruppert 209.
S.
Saalfeld 488.
Saar 326.
Suathoff 321.
v. Sabatowski 347.
Sabouraud 483.
Sachs 531.
Sadger 323, 558.
Sänger 136. 188.
Sahli 202, 222, 363, 523.
Saigo 15.
Sainton 143.
Saito 370.
Saitz 154.
Salge 523, 524, 528.
Salimbeni 2.
Salomon 279. 302, 480, 487.
Saltykow, G. 17, 234.
Salzer 273.
Sandberg 259.
Sandmann 493.
Sarason 52, 282.
Sarbot 145.
Sarwonat 252.
Sauerbruch 8, 184.
Saxl 11, 127.
Schabad 519, 528.
Schacher 587.
Schäffer 9.
Schaffer 135.
Schaffner, G. 225.
Schaller 420.
Schallmayer 584.
Schaly 247.
Schamberg 63.
Schanz 65, 113, 114, 118, 120, 121,
127, 128, 591.
Schattmann 424.
Schauta 424, 426.
Schede 379.
Scheffzek 419.
Scheib 425.
Scheibe 24.
Scheidemandel 419.
Schenk 480.
Scherber 495. 497.
Schereschewsky 493.
Scherk 349.
Schick 319, 447, 526.
Schickele 414.
Scliieffer 226.
Schilling 254, 323, 356.
Schindler 421, 491.
Schirokogoroff 16.
Schittenhclm 315, 349.
665
Autorenregister.
Sehlachta 4*5.
Schlaepfer 246.
Schläfli 413.
Schiatter 393.
Schlaver 197.
Schlecht 279, 358.
Schleich 488, 600.
Schlesinger 150, 261.
Schlesinger, A. 473.
Schlesinger, W. 344.
Schlieck, K. 231.
Schlinck 51.
Schlippe 326.
Schloßmann 522, 523, 528.
Schtneel 11.
Schmidlechner 427.
Schmidt 583.
Schmidt, Adolf 97, 190, 205, 206, 261.
Schmidt. Chr. 468.
Schmidt, H. E. 62, 74.
Schmidt, J. E. 16, 256.
Schmidt, W. 471.
Schmieden 121, 248, 455.
Schmiegelew 245.
Schmiergeld 171.
Schminke 220. 227, 232.
Schmitz 272.
Schneider 2, 321, 599.
Schniitgen 34. 52.
Schoemaker 122.
Schönberg 15.
Schöne 322.
Schön l eid 562.
Schöning 440.
Schönwerth 390.
Scholz 175, 594.
Sehostak 260.
Schott, Th. 227.
Schottelius 1, 262, 599.
Schottmüller 2, 327.
Schreiber 578.
Schridde 12, 357, 361.
Schröder 549, 550.
Schröder, <4. 203.
Schroeder 142.
v. Schroetter, L. 207, 236.
Schubert 19*.
Schücking 416.
Schule 248.
Schüller 138.
Schürmayer 274, 277.
Schütte 487, 498.
Schütz 6. 262, 4*5.
Schütz, Emil 245.
Schütze 48, 49.
Schulte 410.
Schultheß, H. 119, 222.
Schultz 139, 331.
Schultz, Fr. 484, 486.
Schultze 126, 127, 171, 176.
Schultze, B. S. 411.
Schulz 76, 391, 532.
Schulze 274, 454.
Schulze, W. H. 12.
Schumburg 406.
Schupfer 139.
Schwabach 454.
Schwalbach 383.
Schwalbe, J. 549, 552.
Schwarz 71, 110, 221, 372. 499.
Schwarzenbach 411.
Schwarzkopf 456.
Schwauer 594.
Schweissinger 518.
Schwiening 584.
Sehwitzler 259.
Seefisch 3*9.
Seelig 292.
Seeligmann 421, 425.
Sehlbach 520, 528.
Seidel 190, 204, 379.
Seifert 495.
Seitz 412.
Selig 226, 235.
Seliger 69.
Selka 54.
Seilei 495.
Sellheim 412, 414, 415, 424.
Selling 186.
Seineleder 127.
Senator 45, 344.
Selenkowsky 447.
Seliger 489.
Sequeira 62, 66, 4*2.
Severeanu 252.
Seyffarth 465.
Stameni 416.
Shaw, Clave 161.
Shiota 268, 3*4.
Short 250.
Sichel 151.
Sick 219, 371. 378.
Sieber 422, 562.
Siebert 496.
Siedlecki 492.
Siegel 295.
Siegert 193, 211.
Siegln und 254.
Siemerling 138.
Sievers 370.
Sihle 1*3.
Silbergleit 54, 68, 260. 311.
(566
Autorenregister.
Silberstein 563.
Simon, Th. 174.
Simmonds 260. 275.
Simons 212, 424.
Simpson 254.
Sinclair 422.
Singer 271.
Sioli 165.
Sitzenfrey 416, 597.
Skalier 280.
Skop 155.
Slatow 139.
Slukar 76.
Smith 137, 331.
Smith, Fred 229.
So 369.
Sobotka 484.
Soetbeer 298.
Sokolow 547.
Soldin 513, 528.
Solms 247.
Sonnenburg 26(1.
Sonnenkalb 103.
Soulie 334.
Southam 267.
Soyesima 382.
v. Spanjes 247.
Spatz 499.
Spengler 200, 206.
Spencer, W. G. 468.
Sperber 593.
Spiegler 75.
Spieß, G. 92.
Spiethoff 480, 487, 498, 517, 528.
Spitzy 117.
Stadelinann 138, 193, 317.
Staehelin 259.
Starkenstein, F,. 224.
Stäubli 345.
Staub 592.
Staude 425.
Stau der 278, 496.
Steffen 528.
Stetfenhagen 4.
Stein 4 S 9, 491, 564.
Stein, R. 500.
Steinberg 12. 134.
Steiner 269.
Steinharter 194.
Steinhäuser 499.
Steinitz 86.
Steinsberg 500.
Steinthal 376, 538.
v. Stejskal 294.
Stelitzer 594.
Stempelin 358.
Stephani 142.
Stephenson 441.
Stern 75, 139, 269, 296. 381, 483, 562.
Sternberg 134. 255, 481.
Steudel 585.
Steyrer 315.
Stich 126, 190. 374.
Stieda 121. 248, 264. 395.
Stiefler 149.
Stier-Somlo 552.
Stiller 44.
Stilling 8.
Stillkraut 47.
Stilmann 174.
Stintzing 296.
Stirnimann, P. 468.
Stitzel 582.
Stockhausen 591.
Stockis 532.
Stockmann 65.
Stöckel 428.
Stoelzner 108.
Störk 9, 14.
Stolz 408, 409.
Stone 360.
Story 581.
Sträter 306.
Strasburger 221, 232, 262.
Straßer 49, 54, 67.
Straßmann, Fr. 529, 535, 541, 556.
Straßmann, P. 426.
Strauß, A. 110.
Strauß, H. 23, 222, 223, 249 270.
297. 487.
Streißler 394.
Stricker 101.
Strigel 204.
Strümpell 50, 51. 64, 188.
Strusberg 546.
Stüler 534.
Stuelp 443-
Stuertz 212.
Stumme 374.
Stumpf 382.
Sturmann 470.
Suchier 486.
Süßenguth 495.
Suffran 483.
Suis 483.
Sultan 233.
v. Surgs, K. 541.
Suter 292.
Sutton 425.
Sykolf 367.
Symmers 277.
Szontagh 526. 528
Autorenregister.
667
T.
v. Tabora 97, 225, 230, 256.
Taddei 304.
Takayama 533.
Takeya 3, 4.
Tanaka 360.
Tandler 18, 274, 300.
Tawara 16
Taylor, A. 321.
Taylor, Fr. 229.
Tedesco 249.
Teichmann 444, 585.
Telecky 371.
Telemann 273.
Tenzer, S 472.
Teske 376.
Theilhaber 420.
Thelen 292.
Tieche 481.
Thiem 6, 564.
Thiemann 379.
Thiersch 374.
Thila 114.
v. Tomaszewski 247.
Thoms 600.
Thomson 421.
Thornborgh 273.
Thorp 546.
Thorapecken 268.
Tiberti 588.
Tietze 6, 7, 117. 524, 528.
Tigges 162, 163.
Tiktin-Hausmann 525, 526, 528.
Tilley 476.
Tilmann 565.
Tintemann 167 .
Titze 5, 58>\
Tixier, L. 473.
Tobeitz 52*.
Tobias 271.
Töpfer 322, 524. 527.
Togami 351.
Tollens 272.
Tomita 8. 14.
Tonietti 455.
v. Tordav 512, 528.
Tornai 52, 232.
Toulouse 151.
Touraine 72.
Tovo 529, 536, 539, 540.
Toyosumi 11.
Trendelenburg 237, 368, 370, 465.
Trespe 172.
Treupel 189.
Treutlin 591.
Tribondeau 75.
Tripold 49.
Trolle 267.
Trouc 143.
Tschistoserdow 538.
Tschurtschenthaler 49.
Tsuchiya 14, 291.
Tsuda 595.
Tsumoda 14.
Tsuzuki 599.
Tubby 122.
Tucker 278.
Tugendreich 528.
Turban 195, 206.
Turner 291.
TurrelJ, W. J. 225.
Tyson 267.
U.
Uffenheimer 6.
Uhlenhuth 497, 531, 589.
Uhlich 169.
Ulrich 544, 545.
Ulrici 271.
Umber 99, 262.
Ungar 543.
Ungermann 13.
Unna 487, 4^8.
Urbach 165.
Ury 262.
Ushida 599.
Uskoff, L. 221.
Uyama 599.
V.
v. Valenta 422.
Vas 347.
Valimer 268, 386.
Vaughetti 122.
Vecsey 87.
Veiel 485, 488, 489.
Veit 407. 417.
v. d. Velden 190, 204. 585.
Vening 145.
Venus 368.
Verworn 133.
Vieth 97. 272.
Vignolo-Lutati 482, 486.
Vinaj 50.
Vincent 267.
Virchow 1*3, 220, 586.
Visentini 14.
668
Autorenregister.
Voeckler 268, 386.
Völsch 146.
Yörner 480, 489.
Vogel 261, 264, 562.
Vogel, J. 202, 489.
Vogt 449.
Vogt, Heinrich 169, 170.
Vohsen, R. 466.
Voigt 307, 587.
Volhard 184, 225.
Vollmar 151.
Vollmer, P. 236.
Vorberg 500.
Voß 460.
Vulpius 113, 116, 117, 118, 127.
W.
Wachsmut 556.
Waegelin 17.
Wätzold 263.
Waetzold 265.
Wagget, E. 465.
Wagner 115, 365.
Wagner-Jauregg 134.
Wahl 121.
Walb 470.
Walcher 418.
Waldhard 426.
Waldstein 443.
Waldvogel 223, 495.
Walko 266, 267.
Wallisch, W. 471.
Wandel, O. 219, 234, 546.
Wanner 454.
Warren 71.
Warrington 147, 148.
Wasenius 408.
Wassermann 196, 524.
Wassertbal 247.
Waterhouse 497.
Watermann 16.
v. Watraczewsky 497.
Watson 279.
Weber 5, 139, 201, 265.
Wechselmann 309, 362, 481, 485,
493.
Wecker 303.
Wedding 591.
Wedemann 589.
Wegele 259, 263.
Weichselbaum 547.
Weidanz 5, 497. 531, 589.
Weidenreich 357.
Weigelin 450.
Weil 343. 497, 595, 596.
Weinerek 72.
Weintraud 345.
Weiß 306.
Weiß, A. 481.
Weiß, O. 227.
Weißmann 585.
Weißwange 489.
Weitz 208, 363.
Wejnert 263.
Weleminsky 191.
Wenckebach 15.
Wendel 251.
Wendler 540.
Wenner 483.
Wernicke 136, 166.
Wertheim 424.
Wessely 438.
Westcott 541.
Westenhoeffer 191.
Westenrijk 346.
Westphal 170.
Wetterer 70.
Weygand 558.
Weyl 524, 528.
White 75.
Wichmann 483.
Wickham 69.
Wickhoff 53.
Wickmnnn 144.
Widmark 101.
Widmer 265.
Wiechert, A. 229.
Wieland 518, 528, 585.
Wiemer 412.
Wiens 210.
Wiesener 269.
Wieting 235.
Wildbolz 302.
Wilenko 346.
Wilkinson 488.
Williams 479.
Wilson 488, 546.
Wilson, A. M. 229.
Wilms 261, 266, 367, 384.
Willard 77.
Willcox 246.
Willem 582.
Willens 127.
Williams 70, 264.
Wills 63, 73.
Wimann 492.
Wimmer 590.
v. Winckel 416.
Windscheid 170, 560.
Winkler 146, 458, 479, 489.
Autorenregister.
669
Winslow 581.
Winternitz 49, 52, 87, 252.
Wirt 200.
Wirth 3, 154.
Wislow 582.
Wiswe 139.
Witt 598.
Witte 251, 258.
Wittbauer 421.
Wladirairoff 526, 528.
Wlasoff 355.
Wölfler 387.
Wörner 393.
Wohlgemut, J. 351.
Wohlwill 187, 331.
Woithe 322.
Wolff 247.
Wolff, H. 11.
Wolff, J. 196, 375.
Wolff-Eisner 2, 193, 199, 303, 318,
445, 482, 494, 521.
Wollenberg 115, 122, 124.
Wolpe 252, 419.
Wolter 212, 213, 480.
Wolters 85.
Woodhull 273.
Wossidio 309.
Wreden 116, 122.
Wright 194, 204, 320, 595.
Wrzewalski 257.
v. Wuchka 579.
Wüdinger 394.
Würtz 517, 528.
Würz 246.
Wulff 307.
Wunderlich 490.
Wurschmidt, August 175.
v. Wyß 91.
Wyßokowicz 1.
/.
Zack 212, 260, 344.
Zahn 581.
Zambelli 279.
Zammit 336.
Zander 121, 418, 563.
Zangemeister 418.
Zanier 74.
Zanietowski 62.
Zeisler 524, 528.
v. Zeißl 488, 499.
Zeißler 322.
Zeynek 36.
Zickel 412.
Zickgraf 188, 204.
Ziegenspeck 419.
Ziegler 358, 360.
Ziehen 84,88, 138, 149,160,161, 163,
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Ziehl 3. 200.
Zieler 6, 482.
Zieman 335, 585.
Ziemke 529, 534, 535.
Ziemßen 150.
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Zinser 500.
Zironi 255.
Zollikofer 483.
Zuberbühler 245.
Zuckerkandl 291, 293, 300, 389.
Zuelzer 125, 260, 346.
Zunino 147.
Zuntz 587.
Zurhelle 423, 428.
Zweifel 410, 420.
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Mit 176 in den Text gedruckten Abbildungen, 43 Bogen Groß-Oktav. 1907.
Geheftet M. 15.—; in Leinwand gebunden M. 17.—
V. Band: Chirurgie der Extremitäten.
Mit 564 in den Text gedruckten Abbildungen, 71 Bogen Groß-Oktav. 1907.
Geheftet M. 25.—; in Leinwand gebunden M. 27.—
Lehrbuch der allgemeinen Chirurgie
zum Gebrauch für Ärzte und Studierende.
Von
Prof. Dr. E. Lexer.
- Dritte umgearbeitete Auflage.-
Zwei Bände mit 391 Textabbildungen und 3 farbigen Tafeln,
gr. 8°. 1908. Geheftet M. 22.60; in Leinwand gebunden M. 25.—
iSfcfgb Yerlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart.
Kürzlich wurde vollständig:
herausgegeben von
Dr. Julian Marcuse und Doz. Dr. A. Strasser
Spezialarzt f.physikal. Therapie in München an der Universität Wien
unter Mitarbeit von
Prof. Dr. A. Albu, Berlin, Geh. Rat Prof. Dr. L. Brieger, Berlin, Doz. Dr.
A. Bum, Wien, Dr. B. Buxbaum, Wien, Doz. Dr. H. Determann, Freiburg i. B.-
St. Blasien, Dr. O. Fellner, Wien, Dr. A. Foges, Wien, Doz. Dr. F. Franken*
Häuser, Berlin. Dr. R. Friedländer, Wiesbaden, Prof. Dr. J. Glax, Abbazia,
Doz. Dr. M. Herr, Wien, Doz. Dr. R. Kienböck, Wien, Doz. Dr. D. O. Kuthy,
Budapest, Dr. A. Laqueur, Berlin, Doz. Dr. A. Martin, Zürich, Dr. S. Munter,
Berlin, Prof. Dr. H. Rieder, München, Prof. Dr. H. Rosin, Berlin, Prof. Dr.
G. Sittmann, München, Doz. Dr. K. Ullmann, Wien, Hofrat Prof. Dr.
W. Winternitz, Wien, Doz. Dr. J. Zappert, Wien.
1. Heft. Physiologische Grundlagen der Hydro- und Thermo-
therapie. Von Hofrat Prof. Dr. W. Winternitz. Mit 11 Abbildungen
im Text. gr. 8°. geh. M. 2.—, in Leinw. geb. M. 2.60.
2. Heft. Technik und Methodik der Hydro- und Thermo-
therapie. Von Dr. J. Marcuse. Mit 62 Textabbildungen, gr. 8°.
geh. M. 3 60, in Leinw. geb. M. 4.20.
3. Heft. Luft- und Sonnenbäder. Von Dr. J. Marcuse. Mit 17 Text¬
abbildungen. gr. 8°. geh. M. 3.—, in Leinw. geb. M. 3.60.
4. Heft. Physiologie und Technik der Massage. Von Dozent
Dr. A. Bum. Mit 23 Abbildungen im Text. gr. 8°. geh. M. 1.20,
in Leinw. geb. M. 1.80.
5. Heft. Heilgymnastik. Von Dozent Dr. M. Herz. Mit 38 Ab¬
bildungen. gr. 8°. geb. M. 1.80, in Leinw. geb. M. 2.40.
6. Heft. Radiotherapie, ihre biologischen Grundlagen, An*
wendungsmethoden und Indikationen. Mit einem Anhang:
Radiumtherapie. Von Privatdoz. Dr. It. Kienböck. Mit 178 Ab¬
bildungen im Text. gr. 8°. geh. M. 4.80, in Leinw. geb. M. 5.40.
7. Heft. Die physiologischen Grundlagen und die Technik
der Elektrotherapie. Von Dr. F. Frankenhäuser. Mit 150 Ab¬
bildungen im Text. gr. 8°. geb. M. 2.80, in Leinw. geb. M. 3.40.
8. Heft. Balneotherapie. Von Prof. Dr. J. Glax. gr. 8°. geh. M. 2.40,
in Leinw. geb. M. 3.—
9. Heft. Klimatotherapie. Von Prof. Dr. J. Glax. gr. 8°. geh. M. 1.40,
in Leinw. geb. M. 2.—
10. Heft. Physikalische Therapie der Erkrankungen des
Herzens und der Gefösse. Von Prof. Dr. G. Sittmann. gr. 8°.
geh. M. 2.20, in Leinw. geb. 2.80.
iSfrlSfr Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart
11. Heft. Physikalische Therapie der Erkrankungen der Re*
spirationsorgane. Von Prof. Dr. H. Rieder. Mit 2 Abbildungen
im Text. gr. 8°. geh. M. 3.—, in Leinw. geb. M. 3.60.
12. Heft. Physikalische Therapie der Erkrankungen der Ver-
dauungsorgane Von Dr. B. Buxbaum. gr. 8°. geh. M. 2.40,
in Leinw. geb. M. 8.—
13. Heft. Physikalische und diätetische Therapie der Gicht.
Von Dr. 8. Munter, gr. 8®. geh. M. 1.80, in Leinw. geb. M. 2.40.
14. Heft. Physikalische und diätetische Therapie der Zucker«
harnruhr. Von Dr. S. Munter, gr. 8°. geh. M. 1.60, in Leinw.
geb. M. 2.20.
16. Heft. Physikalische Therapie der Anämie und Chlorose.
Basedowsche Krankheit. Von Prof. Dr. H. Rosin. gr. 8°.
geh. M. —.60, in Leinw. geb. M. 1.20.
16. Heft. Physikalische Therapie der Fettsucht. Von Privat¬
dozent Dr. Alois Strasser. gr. 8°. geh. M. 1.—, in Leinw. geb. M. 1.60.
17. Heft. Physikalische Therapie der Skrofulöse. Von Dozent
Dr. B. 0. Kuthy. gr. 8°. geh. M. 1.60, in Leinw. geb. M. 2.20.
18. Heft. Physikalische Therapie der Erkrankungen des Zen*
tralnervensystems inklusive der allgemeinen Neurosen.
Von Dozent Dr. H. Betermann. gr. 8®. geh. M. 3.—, in Leinw.
geb. M. 3.60.
19. Heft. Physikalische Therapie der Erkrankungen der
peripherischen Nerven. Von Dr. R. Friedländer, gr. 8®. geh.
M. 1.20, in Leinw. geb. M. 1.80.
20. Heft. Physikalische Therapie der Erkrankungen der Mus*
kein und Gelenke. Von Prof. Dr. L. Brieger und Dr. A. Laqueur.
gr. 8®. geh. M. 2.20, in Leinw. geb. M. 2.80.
21. Heft a. Physikalische Therapie der Hautkrankheiten. Von
Doz. Dr. K. Ullmann. Mit 57 Abbildungen, gr. 8°. geh. M. 4.60, in
Leinw. geb. M. 5.20.
21. Heft b. Physikalische Therapie der Geschlechtskrank*
heiten. Von Doz. Dr. K. TJllmann. Mit 61 Abbildungen, gr. 8®.
geh. M. 5.—, in Leinw. geb. M. 5.60.
22. Heft. Physikalische Therapie der Erkrankungen der weib*
liehen Sexualorgane. Von Dr. Arth. Foges und Dr. 0. Fellner. Mit
6 Abbildungen im Text. gr. 8®. geh. M. 1.60, in Leinw. geb. M. 2.20.
23. Heft. Die physikalische Therapie im Kindesalter. Von Pri¬
vatdozent Dr. J. Zappert. gr. 8®. geh. M. 2.20, in Leinw. geb. M. 2.80.
24. Heft. Physikalische Therapie der akuten Infektionskrank*
heiten. Von Privatdozent Dr. A. Martin. Mit 5 Textabbildungen,
gr. 8®. geh. M. 3.—, in Leinw. geb. M. 8.60.
25. Heft. Physikalische Therapie der Krankheiten der Niere
und Harnwege. Von Privatdoz. Dr. A. Strasser. gr. 8®. geh.
M. 2.—, in Leinw. geb. M. 2.60.
26. Heft. GrundzOge der Ernährungstherapie. Von Prof. Dr.
A. Albu. gr. 8®. geh. M. 2.—, in Leinw. geb. M. 2.60.
Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart.
Jahresbericht über die
Ergebnisse der Immunitätsforschung.
Unter Mitwirkung von Fa -ligenossen herausgegeben von
Privatdozent Dr. W. Weichardt in Erlangen.
I. Band: Bericht über das Jahr 1905. gr. 8°. 1906. geh. M. 8.—
H. Band: Bericht über das Jahr 1906 einschließlich des Berichts über die
„Beziehungen der Immunit&tsforschung zur Lehre von den Geschwülsten“ von
Dr. G. Schöne und über „Opsonine“ von Privatdozent Dr. W. Bosenthal,
gr. 8°. 1907. geh. M. 14.—
III. Band: Bericht über das Jahr 1907 einschließlich einer zusammen-
fassenden Übersicht „Über Anaphylaxie“ von C. Levaditi, chef de Labora-
toire ä l'lnstitut Pasteur und über „Phagozytose, Opsonintheorie und Ver¬
wandtes“ von Dr. W. Rosenthal, Privatdozent an der Universität Göttingen.
gr. 8°. 1908. geh. M. 17.—
Jahresbericht über die Fortschritte
der Physiologie.
Unter Mitwirkung von Fackgenossen herausgegeben von
Geh. Rat Prof. Dr. L. Hermann.
XII. Band: Bericht über das Jahr 1903. gr. 8°. 1904. geh. M. 16.—
XIII. Band: Bericht über das Jahr 1904. gr. 8°. 1905. geh. M. 17.-
XIV. Band: Bericht Uber das Jahr 1905. gr. 8°. 1906. geh. M. 17.—
XV. Band : Bericht über das Jahr 1906. gr. 8°. 1908. geh. M. 19. —
XVI. Band: Bericht über das Jahr 1907. gr. 8°. 1909. geh. M. 24.—
Zeitschrift
flr las lasantt deutsche. Sslerreichlsche and uivilzahdK
Hebammenwesen.
Ein Zentralorgan für Medizinalbeamte, Ärzte und Hebammenlehrer.
Unter ständiger Mitarbeit zahlreicher Fachmänner
herausgegeben von
Georg Burckhard Paul Rißmann Heinrich Walther
in Würzburg in Osnabrück in Gießen.
I. Band. i. Heft. Preis für den Band von 4 Heften M. 14.—; jährlich ein Band.
Zeitschrift für Psychotherapie und medizinische Psychologie.
Herausgegeben von Dr. Albert Moll in Berlin.
I. Band, 1. und 2. lieft.
Preis für den Band von 6 Heften M. 14.—, jährlich ein Band.
m&t> Verlag Ton FERDINAND ENKE in Stattgart
Ascher, Dr. med. L., Der Einfluß des Rauches auf die Atme ngsorg-ane.
Eine sozialhygienische Untersuchung für Mediziner, Nationalökonomen,
Gewerbe- und Verwaltungsbeamte, sowie für Feuerungstechniker. Mit
4 Abbildungen und zahlreichen Tabellen, gr. 8°. 1905. geh. M 1.60.
Bardenheuer, Geh. Rat Prof. Dr. B., und Graessner, Prof. Dr. R., Die
Technik der Extensionsverbände bei der Behandlung der Frakturen
und Luxationen der Extremitäten. Vierte, vollständig umgearbeitete
Auflage. Mit einer Tafel und 68 Textabbildungen, gr. 8 °. 1009.
geh. M. 4.—; in Leinw. geh. M. 6.—
Beiträge zur Physiologie und Pathologie. Unter Mitwirkung von Ver¬
schiedenen herausgegeben von Prof. Dr. 0. Weiß. Festschrift
zum 70. Geburtstag, Ludimar Hermann von seinen Schülern
gewidmet. Mit einem Bildnis Hermanns, einer Tafel und 41 Text¬
abbildungen. gr. 8°. 1908. geh. M. 8.—
Bernstein, Geh. Rat Prof. Dr. J., Lehrbuch der Physiologie des tierischen
Organismus, im speziellen des Menschen. Zweite, umgearbeitete Auflage.
Mit 276 Textabbildungen, gr. 8°. 1900. geh. M. 14.—
Bickel, Prof. Dr. A., Über die Entwicklung der pathologischen
Physiologie und ihre Stellung zur klinischen Medizin, öffentliche
Vorlesung gehalten am 20. Mai 1904 in der Aula der Kgl. Friedrich-
Wilhelms-Universität zu Berlin, gr. 8°. 1904. geh. M. 1. —
Biedert, Geh. Rat Prof. Dr. Ph., Die Kinderernährung im Säuglings*
alter und die Pflege von Mutter und Kind. Wissenschaftlich und
gemeinverständlich dargestellt. Fünfte, ganz neu bearbeitete Auflage.
Mit 17 Abbildungen und 1 farbigen Tafel, gr. 8°. 1905. geh. M. 6.40;
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Biedert, Geh. Rat Prof. Dr. Ph., u. Fischl, Prof. Dr. R., Lehrbuch der
Kinderkrankheiten. Zwölfte, sehr vermehrte und verbesserte Auflage.
Mit 2 farbigen Tafeln und 73 Abbildungen im Text. gr. 8°. 1902.
geh. M. 18.—; in Leinw. geb. M. 19.60.
Böhm, Dr. M., Die numerische Variation des menschlichen Rumpf«
Skeletts. Eine anatomische Studie. Mit 52 Abbildungen im Text,
gr. 8°. 1907. geh. M. 4.—
Duval, M., Grundriß der Anatomie für Künstler. Deutsche Bearbeitung
von Prof. Dr. Ernst Gaupp. Dritte vermehrte Auflage. Mit
4 Tafel-und 88 Textabbildungen. 8°. 1908. geh. M. 7.— ; in Leinw.
geb. M. 8.—
Ebstein, Geh. Rat Prof. Dr. W., Dorf- und Stadthygieine. Unter be¬
sonderer Rücksichtnahme auf deren Wechselbeziehungen für Ärzte
und die mit der Wahrnehmung der Interessen der öffentlichen Ge¬
sundheitspflege betrauten Verwaltungsbeamten. Mit 2 Abbildungen,
gr. 8°. 1902. geh. M. 4.—
Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart.
Ebstein, Geh Rat Prof. Dr. W., Die Pathologie und Therapie der Leuk¬
ämie. 8°. 1909. geh. M. 4.—
Ebstein, Geh. Rat Prof. Dr. W., Die chronische Stuhlverstopfung in
der Theorie und Praxis. 8". 1901. geh. M. 5.40.
Ebstein, Geh. Rat Prof. Dr. W., Die Tastperkussion. Ein Leitfaden
für den klinischen Unterricht und für die ärztliche Praxis. Mit
7 Abbildungen. 8 n . 1901. geh. M. 1.60.
Ebstein, Geh. Rat Prof. Dr. W., Leitfaden der ärztlichen Untersuchung
mittels der Inspektion, Palpation, der Schall- und Tastperkussion, so¬
wie der Auskultation. Mit 22 Abbildungen, gr. 8°. 1907. geh. M. 7.—;
in Leinw. geb. M. 8.—
Faure, Prof. Dr. J. L., Die chirurgischen Krankheiten der Haut und
des Unterhautzellgewebes. Uebersetzt von Dr. W. Goebei. Mit
8 Abbildungen, gr. 8°. 1908. geh. M. 5.—
Fehling, Geh. Rat Prof. Dr. H., Lehrbuch der Frauenkrankheiten.
Dritte, völlig neu bearbeitete Auflage. Mit 229 Abbildungen, gr. 8°.
1906. geh. M. 9.—; in Leinw. geb. M. 10.—
Fischer, B., Lehrbuch der Chemie für Pharmazeuten. Mit besonderer
Berücksichtigung der Vorbereitung zur pharmazeutischen Vorprüfung.
Sechste neubearbeitete Auflage von Prof. Dr. Georg Frerichs.
Mit 125 Textabbildungen, gr. 8". 1909. geh. M. 16.40; in Leinw.
geb. M. 17.—
Pie neue Auflage diesen beliebten Lehrbuch# eignet sich sowohl cum Gebrauch für Pharma¬
zeuten n ie für Mediziner.
Forel, Prof. Dr. A., Der Hypnotismus, seine psychologische, psycho¬
physiologische und therapeutische Bedeutung oder die Suggestion
und Psychotherapie. Fünfte umgearbeitete Auflage, gr. 8°. 1907.
geh. M. 6.—; in Leinw. geb. M. 7.—
Freund, Privatdozent Dr. L., Die elektrische Funkenbehandlung der
Karzinome. Mit 6 Abbildungen, gr. 8°. 1908. geh. M. 1.60.
Freund, Prof. Dr. W. A., und Mendelsohn, Dr. L., Der Zusammenhang
des Infantilismus des Thorax und des Beckens. Mit 18 Abbil¬
dungen. gr. 8°. 1908. geh. M. 2.40.
Fritsch, Geh. Rat Prof. Dr. H., Gerichtsärztliche Geburtshilfe. Mit 14
in den Text gedruckten Figuren, gr. 8". 1900. geh. M. 5.60; in
Leinw. geb. M. 6 60.
Geigel, Prof. Dr. R , Leitfaden der diagnostischen Akustik. Mit 33 Text¬
abbildungen. gr. 8°. 1908. geh. M. 6.—
Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart.
Gocht, Dr. H., Handbuch der Röntgenlehre. Zum Gebrauch für Mediziner.
Zweite umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 104 in den Text
gedruckten Abbildungen, gr. 8°. 1903. geh. M. 10.—; in Leinw.
geb. M. 11.—
Greeff, Prof. Dr. R., Rembrandts Darstellungen der Tobiasheilnng.
Nebst Beiträgen zur Geschichte des Starstichs. Mit 14 Tafeln und
9 Textabbildungen. Lex.-Okt. 1907. geh. M. 6.—
Hart, Dr. C., Die mechanische Disposition der Lungenspitzen zur
tuberkulösen Phthise. Preisgekrönte Monographie. Mit 23 Ab¬
bildungen im Text. gr. 8°. 1906. geh. M. 8.—
Hart, Dr. C., und Harrass, Dr. P., Der Thorax phthisicus. Eiue ana¬
tomisch - physiologische Studie. Mit 34 Tafeln und 15 Textabbil¬
dungen. 4°. 1908. kartoniert M. 28.—
Haudek, Dr. M., Grundriß der orthopädischen Chirurgie für praktische
Arzte und Studierende. Nebst einem Vorwort von Prof. Dr. A. Hoffa.
Mit 198 Textabbildungen, gr. 8". 1906. geh. M. 8.—; in Leinw.
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Heim, Prof. Dr. L., Lehrbuch der Bakteriologie. Mit besonderer Be¬
rücksichtigung der Untersuchungsmethoden, Diagnostik und Im-
munitätslehre. Dritte, vollständig umgearbeitete Auflage. Mit 233 Ab¬
bildungen im Text und 13 mikrophotographischen Tafeln, gr. 8°.
1906. geh. M. 14.60; in Leinw. geb. M. 16.—
Heim, Prof. Dr. L., Lehrbuch der Hygiene. Mit 43 Abbildungen, gr. 8 P .
1903. geh. M. 8.—; in Leinw. geb. M. 9.—
Hoffa, Geheimrat Prof. Dr. A., Lehrbuch der orthopädischen Chirurgie.
Fünfte Auflage Mit 870 in den Text gedruckten Abbildungen,
gr. 8°. 1905. geh. M. 21.— ; in Leinw. geb. M. 23.—
Hoffa, Geheimrat Prof. Dr. A., Technik der Massage. Fünfte ver¬
besserte Auflage. Mit 45 teils farbigen Abbildungen im Text,
gr. 8°. 1907. geh. M. 3. — ; in Leinw. geb. M. 4.—
Hoffa, weil. Geheimrat Prof. Dr. A., und Wollenberg, Privatdoz. Dr. G. A.,
Arthritis deformans und sogenannter chronischer Gelenkrheumatis¬
mus. Eine röntgologische und anatomische Studie. Mit 178 Ab¬
bildungen. gr. 8°. 1908. geh. M. 12.—
Hiindesliagen, Dr. K., Einführung in die ärztliche Praxis vom Gesichts¬
punkte der praktischen Interessen des Ärztestandes unter eingehen¬
der Berücksichtigung der Versicherungsgesetze und der allgemeinen
Gesetzgebung. Für Studierende der Medizin und junge Ärzte. 8°.
1905. geh. M. 6. —; in Leinw. geb. M. 7.—-
Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart.
Jahrbuch der praktischen Medizin. Kritischer Jahresbericht für die
Fortbildung der praktischen Ärzte. Herausgegeben von Prof. Dr.
J. Schwalbe. Jahrgang 1908. Mit 54 Abbildungen und 2 farbigen
Tafeln. 8°. 1908. geh. M. 15.40; in Leinw. geh. M. 16.40.
Jellinek, Dr. S., Elektropathologie. Die Erkrankungen durch Blitz¬
schlag und elektrischen Starkstrom in klinischer und forensischer
Darstellung. Mit 72 Abbildungen und 4 chromolithographischen
Tafeln, gr. 8°. 1903. geh. M. 9.—
Jiirss, Dr. med. Fritz, Beitrag zur Kenntnis der Wirkungen einiger als
Volksabortiva benutzten Pflanzen, Tanacetum, Thuja, Myristica.
Mit 8 farbigen Tafeln. Nebst einem Vorwort von Prof. Dr. R. Kob er t.
gr. 8°. 1904. geh. M. 5 —
Kaufmann, Doz. Dr. C., Handbuch der Unfallmedizin. Mit Berück¬
sichtigung der deutschen, österreichischen, schweizerischen und
französischen Arbeiter- und der privaten Unfallversicherung. Für
den akademischen und praktischen Gebrauch. Dritte neubearbeitete
Auflage des Handbuchs der Unfallverletzungen.
I. Hälfte: Allgemeiner Teil — Unfallverletzungen, gr. 8°. 1907.
geh. M. 14.—
Kobert, Prof. Dr. R., Arzneiverordnungslehre für Studierende und
Ärzte. Dritte erweiterte Auflage. Mit 207 Abbildungen im Text und
25 Tabellen, gr. 8°. 1900. geh. M. 9.—; in Leinw. geb. M. 10.20.
Kobert, Prof. Dr. R., Über Cyanmeth&moglobin und den Nachweis der
Blatts&ure. Mit 1 Tafel in Farbendruck, gr. 8°. 1891. geh. M. 2.80.
Kobert, Prof. Dr. R., Über Giftflsche und Fischgifte. Mit 11 Figuren
im Text. gr. 8°. 1905. geh. M. 1.—
Kobert, Prof. Dr. R., Beiträge zur Kenntnis der Giftspinnen. Mit
14 Figuren im Text. gr. 8°. 1901. geh. M. 6.—
Kobert, Prof. Dr. R., Lehrbuch der Intoxikationen. Zweite, durchweg
neubearbeitete Auflage. Zwei Bände.
I. Bd.: Allgemeiner Teil. Mit 69 Abbildungen im Text. gr. 8°.
1902. geh. M. 7.—
II. Bd.: Spezieller Teil. Mit 142 Abbildungen im Text. gr. 8°.
1906. geh. M. 27.—
Kobert, Prof. Dr. R., Lehrbuch der Pharmakotherapie. Zweite, durch¬
weg neubearbeitete Auflage. Mit zahlreichen Tabellen, gr. 8°. 1908.
geh. M. 19.40; in Leinw. geb. M. 21.—
m>im Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart.
Robert, Prof. Dr. R., Kompendium der praktischen Toxikologie. Vierte
Auflage. Mit 88 Tabellen. 8°. 1903. geh. M. 5.—; in Leinw. geb.
M. 6 —
Robert, Dr. H. U., Das Wirbeltierblut in mikrokristallographischer
Hinsicht. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. R. Ko her t. Mit
20 Abbildungen, gr. 8". 1901. geh. M. 5. —
v. Krafft-Ebing, Prof. Dr. R., Lehrbuch der Psychiatrie. Auf klini¬
scher Grundlage für praktische Aerzte und Studierende.
Siebente vermehrte und verbesserte Auflage, gr. 8°. 1903. geh.
M. 14.—, in Leinw. geb. M. 15.20.
v. Krafft-Ebing, Psychopathia sexualis mit besonderer Berücksichtigung
der konträren Sexualempfindung. Eine medizinisch-gerichtliche Studie
für Arzte und Juristen. Dreizehnte vermehrte Auflage. Heraus¬
gegeben von Privatdozent Dr. Alfred Fuchs, gr. 8 n . 1907. geh.
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Küstner, Geh. Rat Prof. Dr. 0., Kaiserschnitt. Rückblicke und Aus¬
blicke. (Sonderabdruck aus „Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynä¬
kologie“ LXIII. Bd.) gr. 8°. 1909. geh. M. 2.—
Laache, Prof. Dr. S., Die Wechselbeziehungen in der menschlichen
Pathologie und Therapie. Eine allgemein-medizinische Studie,
gr. 8 n . 1905. geh. M. 3.—
Lange, Dr. Willi., Hölderlin. Eine Pathographie. Mit 12 Schrift¬
proben und einer Stammtafel, gr. 8°. 1909. geh. M. 9 —
Mainlock, Dr. G. L., Friedrichs des Großen Korrespondenz mit Ärzten.
gr. 8°. 1907. geh. M. 6.—
Mendel, Prof. Dr. E, Leitfaden der Psychiatrie. Für Studierende der
Medizin. 8 °. 1902. geh. M. 5.—; in Leinw. geb. M. 6.—
Mendelssohn, Dr. L. , Untersuchungen an Kindern über die Ursachen
der Stenose der oberen Apertur und ihre Bedeutung für die Ent¬
wicklung der Spitzenphthise. Mit 26 Abbildungen und 3 Tafeln
im Text. (Sonderabdruck aus „Archiv für Kinderheilkunde,
XL1V. Band“.) gr. 8 °. 1906. geh. M. 1.60.
Moll, Dr. A., Ärztliche Ethik. Die Pflichten des Arztes in allen Be¬
ziehungen seiner Tätigkeit, gr. 8 ". 1902. geh. M. 16—; in Leinw.
geb M. 17.40.
Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart.
Müller, Prof. Dr. R., Biologie und Tierzucht. Gedanken und Tatsachen
zur biologischen Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Tier¬
zucht. gr. 8°. 1905. geh. M. 2 40.
Müller, Prof. Dr. R., Das Problem der sekundären Geschlechtsmerk¬
male und die Tierzucht. Eine wissenschaftliche Untersuchung,
gr. 8°. 1908. geh. M. 2.80.
Neuburger, Prof. Dr. M., Geschichte der Medizin. Zwei Bände.
I. Band. gr. 8 ft . 1906. geh. M. 9.—; in Leinw. geb. M. 10.40.
II. Band, 1. Hälfte, gr. 8°. 1908. geh. M. 5.40. (Die zweite Hälfte
des zweiten Bandes erscheint im Herbst 1909.)
Offergeld, Dr. Heinr., Über das sekundäre Uteruskarzinom. Eine
pathologisch anatomische und klinische Studie, gr. 8°. 1909. geh. M.2.80.
Opitz, Dr. K., Die Medizin im Koran. 8°. 1906. geh. M. 3.—
Orschansky, Prof. Dr. J., Die Vererbung im gesunden und krank¬
haften Zustande und die Entstehung des Geschlechts beim Men¬
schen. Mit 41 in den Text gedruckten Abbildungen, gr. 8°. 1903.
geh. M. 9.—
Peiser, Dr. L., Angina pectoris, gr. 8°. 1908. geh. M. 2.80.
Perthes, Prof. Dr. G., Die Verletzungen und Krankheiten der Kiefer.
Mit 10 Röntgenbildern auf 4 Tafeln und 168 Abbildungen im Text,
gr. 8". 1907. geh. M. 16.— (Deutsche Chirurgie, Liefg. 29 a.)
Petersen, Prof. Dr. H., und Gocht, Dr. H., Amputationen und Exarti¬
kulationen. Künstliche Glieder. Mit 379 Textabbildungen, gr. 8°.
1907. geh. M. 22.— (Deutsche Chirurgie, Liefg. 32 a.)
Philippi, Dr. A., Die Lungentuberkulose im Hochgebirge. Die Indi¬
kationen und Kontraindikationen desselben, sowie die Anwendung
des alten Kochschen Tuberkulins. 8°. 1906. geh. M. 6.—
Politzer, Hofrat Prof. Dr. A., Geschichte der Ohrenheilkunde. Zwei Bände.
I. Band. Von den ersten Anfängen bis zur Mitte des
neunzehnten Jahrhunderts. Mit 31 Bildnissen auf Tafeln
und 19Textfiguren, gr. 8°. 1907. geh. M. 20.— ; in Leinw. geb. M.22.—
Politzer, Hofrat Prof. Dr. A., Lehrbuch der Ohrenheilkunde für
praktische Ärzte und Studierende. Fünfte gänzlich umgearbeitete
und vermehrte Auflage. Mit 337 Textabbildungen, gr. 8°. 1908.
geh. M. 17.—; in Leinw. geb. M. 18 40.
Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart.
Romberg, Prof. Dr. E., Lehrbuch der Krankheiten des Herzens and
der Blutgefäße. Mit 53 Abbildungen, gr 8°. 1906. geh. M. 13.—;
in Leinw. geb. M. 14.40.
Runge, Geheimrat Prof. Dr. W., Die Krankheiten der ersten Lebens¬
tage. Dritte, umgearbeitete Auflage. 8°. 1906. geh. M. 8.—; in
Leinw. geb. M. 9.—
Schaffer, Prof. Dr. J., Der Einfluss unserer therapeutischen Mass¬
nahmen auf die Entzündung. Experimentelle Untersuchungen über:
Heisse Umschläge, Thermophore, Heissluftbehandlung, Eisblase, feuchte
Verbände, Priessnitzsche Umschläge, Spiritusverbände, Jodpinselung,
Pflasterbehandlung und die Biersche Stauung. Mit 11 zum Teil
farbigen Tafeln, gr. 8°. 1907. geh. M. 8.—
Schenck, Prof. Dr. F., Kleines Praktikum der Physiologie. Anleitung
für Studierende in physiologischen Kursen. Mit 35 Abbildungen,
kl. 8". 1904. geh. M. 1.60; in Leinw. geb. M. 2.20.
Schenck, Prof. Dr. F., Physiologisches Praktikum. Eine Anleitung für
Studierende zum Gebrauch in praktischen Kursen der Physiologie.
Mit 153 Abbildungen, gr. 8". 1895. geh. M. 7.—
Schenck, Prof. Dr. F., und Gürber, Prof. Dr. A., Leitfaden der Physiologie
des Menschen. Für Studierende der Medizin. Sechste Auflage. Mit
40 Abbildungen. 8°. 1909. geh. M. 5.40; in Leinw. geb. M. 6.40.
Schlesinger, Dr. E., Schwachbegabte Schulkinder. Vorgeschichten und
ärztliche Befunde. Mit 9 Abbildungen, gr. 8°. 1907. geh. M. 2.80.
Schober, Dr. P., Medizinisches Wörterbuch der deutschen und franzö¬
sischen Sprache. Mit Vorreden von Generalarzt Dr. A. Villaret
und Dr. L. Lereboullet. Zweite vermehrte Auflage. 8°. 1908.
geh. M. 7.60; in Leinw. geb. M. 8.60.
Sellheim, Prof. Dr. H., Die Reize der Frau und ihre Bedeutung für
den Kulturfortschritt. Mit einer Tafel, gr. 8°. 1909. geh. M. 1 60.
Sprengel, Prof. Dr. 0., Appendicitis. Mit 4 farbigen Tafeln und 82 teils
farbigen Abbildungen im Text. gr. 8°. 1906. geh. M. 26.— (Deutsche
Chirurgie, Liefg. 46 d.)
Stein, Dr. Albert E., Paraffin-Injektionen. Theorie und Praxis. Eine
zusammenfassende Darstellung ihrer Verwendung in allen Spezial¬
fächern der Medizin. Mit 81 Abbild, im Text. gr.8°. 1904. geh.M.6.—
mm Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart.
Sternberg, Dr. W., Diätetische Kochkunst. I. Gelatinespeisen.
Mit 21 Abbildungen und 10 Tafeln im Text. 8". 1908. geh.
M. 2.20; in Leinw. geb. M. 3.—
Sternberg, Dr. W., Kochkunst und ärztliche Kunst. Der Geschmack
in der Wissenschaft und Kunst, gr. 8°. 1907. geh. M. G. —
Sternberg, Dr. W., Krankenernährung und Krankenküche. Geschmack
und Schmackhaftigkeit, gr. 8". 1906. geh. M. 3.60.
Sternberg, Dr. W., Die Küche in der modernen Heilanstalt, gr. 8 n .
1909. geh. M. 2.—
Sternberg, Dr. W., Die Küche im Krankenhaus, deren Anlage, Ein¬
richtung und Betrieb. Mit 49 Textabbildungen und 2 Tafeln, gr. 8 9 .
1908. geh. M. 7.—; in Leinw. geb. M. 8.20.
Stiller, Prof. Dr. B., Die asthenische Konstitutionskrankheit. (Asthenia
universalis congenita. Morbus asthenicus.) gr. 8°. 1907. geh. M. 8.—
Stoffel, Oberarzt Dr. Ad., und Stempel, cand. med. Edda, Anatomische
Studien über die Klumphand. Mit 27 Abbildungen und 3 farbigen
Tafeln, gr. 8°. 1909. geh. M. 6.—
Stratz, Dr. C. H., Die Körperpflege der Frau. Physiologische und
ästhetische Diätetik für das weibliche Geschlecht.
Allgemeine Körperpflege. — Kindheit. — Reife. — Heirat. — Ehe. —
Schwangerschaft. — Geburt. — Wochenbett. — Wechseljahre.
Mit 1 Tafel und 79 Textabbildungen, gr. 8°. 1907. geh. M. 8.40;
in Leinw. geb. M. 10.—
Taschenberg, Prof. Dr. 0., Die giftigen Tiere. Ein Lehrbuch für
Zoologen, Mediziner und Pharmazeuten. Mit 69 Abbildungen. 8°.
1909. geh. M. 7.—; in Leinw. geb. M. 8.—
de Terra, Dr. P., Konversationsbuch für die zahnärztliche Praxis. Eine
Sammlung von Kunstausdrücken und Redensarten in deutscher,
englischer, französischer und italienischer Sprache. 8°. 1908. geh.
M. 7. —; in Leinw. geb. M. 8.—
Thiem, Geh. Rat Prof. Dr. C., Handbuch der Unfallerkrankungen ein¬
schliesslich der Invalidenbegutachtung. Unter Mitwirkung von Sani¬
tätsrat Dr. E. Cramer, Cottbus, Dr. W. Kühne, Cottbus, Geh.Rat
Prof. Dr. A. Passow, Berlin und Dr. C. Fr. Schmidt, Cottbus.
Zweite, gänzlich umgearbeitete Auflage. Zwei Bände. I. Band.
Mit 89 Textabbildungen, gr. 8 n . 1909. geh. M. 21.—; in Halbfranz
geb. M. 23.—
(Der 11. Hand befindet sieh im Druck und erscheint im Herbst dieses Jahres.l
Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart
Tobeitz, Prof. Dr. A., Differentialdiagnose der Anfengastadien der
aknten Exantheme. Für Aerzte, besondere Amtsärzte, gr. 8". 1908.
geh. M. 2.80.
Tugendreich, Dr. G., Die Hutter- und Säuglingsfürsorge. Kurzge¬
faßtes Handbuch mit Beiträgen von Amtsgerichtsrat J. F. Lands¬
berg und Dr. med. W. Weinberg. I. Hälfte. Mit 7 Textab¬
bildungen. gr. 8 ft . 1909. geh. M. 3.20.
(Die zweite Hälfte erscheint noch im Herbst dieses Jahres.)
Villaret, Generalarzt Dr. A., Die wichtigen deutschen, österreichisch¬
ungarischen und schweizerischen Brunnen- und Badeorte nach
ihren Heilanzeigen alphabetisch zusammengestellt. 8°. 1909. geh.
M. 3.—; in Leinw. geb. M. 3.60.
Wagner, Dr. A., Die Extrauterinschwangerschaft Klinische Studie
auf Grund von 32 selbstbeobachteten Fällen. Mit 10 Abbildungen
im Text. gr. 8°. 1907. geh. M. 2.—
Wagner, Dr. Alb., Die Wochenbettspflege. Leitfaden für Kindbett¬
wärterinnen. Zweite Auflage, gr. 8°. 1909. geh. M. 1.20; in Leinw.
geb. M. 1.60.
Weichardt, Privatdozent Dr. W., Serologische Studien auf dem Gebiete
der experimentellen Therapie. Mit 98 Kurven, gr. 8°. 1906.
geh. M. 2.80.
Wilms, Prof. Dr. M., Der Ileus. Pathologie und Klinik des Darm¬
verschlusses. Mit 227 Abbildungen, gr. 8°. 1906. geh. M. 30.—
(Deutsche Chirurgie, Liefg. 46g.)
Wohnlich, Dr. E., Die Prüfung der Arzneimittel des deutschen Arznei¬
buches nebst Erklärung der chemischen Prozesse und Berechnungen.
Für den praktischen Gebrauch des pharmazeutischen Laboratoriums.
8°. 1907. geh. M. 10.—; in Leinw. geb. M. 11.—
Zangemeister, Prof. Dr. W., Atlas der Cystoskopie des Weibes.
64 farbige Bilder auf 27 Tafeln mit erläuterndem Text, hoch 4°.
1906. kart. M. 25.—; in Leinw. geb. M. 26.—
Zweifel, Geh. Rat Prof. Dr. P., Lehrbuch der Geburtshülfe. Für Ärzte
und Studierende. Fünfte vollständig umgearbeitete Auflage. Mit
237 teils farbigen Abbildungen im Text. gr. 8°. 1903. geh. M. 14.—;
in Leinw. geb. M. 15.20.
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