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Full text of "Jahrbuch der praktischen Medizin 1909"

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Das Uebersetzung8recht für alle Sprachen und Länder 

Vorbehalten. 



Druck der Union Deutsche VerlagsgosHlschaft. in Stuttgart. 



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Vorwort. 


Die im vorigen Jahre zum ersten Male versuchte Beigabe 
von Illustrationen ist von unseren Lesern und von der Kritik 
mit so viel Beifall aufgenommen worden, daß der Verlag sich 
in dankenswerter Weise entschlossen hat, diese weitere Aus¬ 
stattung des Jahrbuchs trotz der erhöhten Herstellungskosten 
einstweilen beizubebalten. Die Zahl der Figuren ist in dem 
vorliegenden Jahrgang gegenüber dem vorigen noch erhöht 
worden. 

In der Reihe der Mitarbeiter ist an die Stelle des der 
Wissenschaft und der leidenden Menschheit allzufrüh entrissenen 
genialen Hoffa, der mir seit vielen Jahren seine Feder für dieses 
wie für andere Werke mit nie versagendem Interesse zur Ver¬ 
fügung gestellt hatte, Herr Prof. Vulpius (Heidelberg) getreten. 
Ferner hat Herr Prof. H. Vierordt (Tübingen) infolge Arbeits¬ 
überlastung sein seit mehreren Jahren bearbeitetes Referat 
„Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen“ abge¬ 
geben, und Herr Prof. Sckittenlielm (Erlangen) hat die Freund¬ 
lichkeit gehabt, sich der Abfassung dieses wichtigen Berichts 
zu unterziehen. Endlich hat Herr Geheimrat Fürbringer 
sein Referat „Krankheiten der Harnorgane“ diesmal in Gemein¬ 
schaft mit Herrn A. Citron (Berlin), statt wie bisher mit Herrn 
Stettiner (Berlin), erstattet. Mit welchem rühmlichen Eifer 



IV 


Vorwort. 


meine Herren Mitarbeiter sich fortgesetzt ihrer gewiß nicht ein¬ 
fachen, mühevollen Aufgabe unterziehen, lehrt am besten der 
Umstand, daß wir diesen Jahrgang bereits Anfang Mai, vier 
Monate nach Schluß des Berichtsjahres, herauszugeben in der 
Lage sind. Möge ihre Arbeit in gleicher Weise wie bisher 
die Anerkennung der deutschen Aerzte finden. 

Herrn Dr. Mamlock danke ich auch in diesem Jahre für 
seine Mitwirkung bei der Redaktion des Jahrbuchs. 

Berlin, Ende April 1909. 


Julius Schwalbe. 



Inhalt. 


Stute. 

I« Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie (ein- 
schließt. Bakteriologie). Von Prof. Dr. Hugo Ribbert, 

Direktor des Pathologisch-anatomischen Instituts in Bonn. 

(Mit 4 Abbildungen). 1— 20 

Bakteriologie. 1—8 

Allgemeine Pathologie. 8—12 

Spezielle pathologische Anatomie. 12—18 

Literatur . 18—20 

II. Allgemeine Therapie .21—132 

1. Diätetik . Von Med.-Rat Prof. Dr. F. Gumprecht in 

Weimar. 21—28 

Literatur . 27—28 

2. Krankenpflege. Von Med.-Rat Prof. Dr. F. Gumprecht 

in Weimar. (Mit 4 Abbildungen). 29—42 

Allgemeines. 29 — 33 

Verfahren und Apparate. 33—40 

Literatur. 40—42 

3. Klimatotherapie, Pneumatotherapie , Hydrotherapie, Bal¬ 

neotherapie. Von Reg.-Rat Prof. Dr. J. Glax in 
Abbazia. (Mit 2 Abbildungen). 43 — 01 

Klimatotherapie. 43—47 

Pneumatotherapie. 47—49 

Hydrotherapie. 49—50 

Balneotherapie. 51 — 54 

Literatur. 54—61 

4. Radiotherapie. Von Dr. Max Levy-Dorn, leiten¬ 

dem Arzt am Kadiologischen Institut des Rudolf Virchow- 
Krankenhauses in Berlin. (Mit 4 Abbildungen) . . 02— 82 

Allgemeines. 02 

Phototherapie. 02- 00 

Radiumtherapie. 00— 09 

Röntgentherapie. 70—78 

Literatur . 78 82 

d. Pharmakotherapie. Von Prof. Dr. M. (Jloetta in Zürich 8;;—112 

Literatur .110 — 112 

6. Orthopädie, Kinesiothtrapie. Von Piof. Dr. O. Vulpius 

in Heidelberg.113—132 

Allgemeine Orthopädie.113—119 

Spezielle Orthopädie.119—128 

Literatur .128—132 
































VI 


Inhalt. 


Seite 

III. Spezielle Pathologie und Therapie. 133—528 

1. Innere Medizin . 133—364 

a) Krankheiten dos Nervensystems. Von Prof. 

Dr. E. Redlich in Wien. (Mit 3 Abbildungen) 133—159 

Allgemeines.133—134 

Gehirn.134—141 

Rückenmark.141—148 

Peripherische Nerven.14S—151 

Neurosen.151—155 

Literatur .155—159 

b) Psychiatrie. Von Geh. Med.-Rat Prof. Dr. 

A. Crarner in Göttingen.160—180 

Literatur.176—180 

c) Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura 
und des Mediastinums. Von Prof. Dr. H. Hoch¬ 
haus, Oberarzt an den städtischen Krankenanstalten 

in Köln. (Mit 4 Abbildungen).181—218 

Allgemeines.181 — 186 

Krankheiten der Trachea und Bronchien . . . 186—190 

Krankheiten der Lunge und Pleura.190—213 

Literatur.213—218 

d) Krankheiten der Kreislaufsorgane. Von Prof. 

Dr. A. Dennig in Stuttgart. (Mit 3 Abbildungen) 219—242 

Literatur. 237—242 

e) Krankheiten der Verdauungsorgane. Von 
Prof. Dr. H. Lorenz. Vorstand der Medizinischen 

Klinik in Graz. 243—290 

Oesophagus. 243—245 

Magen. 245—259 

Darm. 259—273 

Peritoneum. 273—274 

Leber. 274—278 

Pankreas. 278 — 280 

Literatur . 280—290 

f) Krankheiten der Harnorgane. Von Geh. Med.- 
Rat Prof. Dr. P. Fürbringer und Dr. A. Citron 

in Berlin. (Mit 4 Abbildungen).. . 291—314 

Nierenkrankheiten. 291—306 

Krankheiten der unteren Harnwege. 306—309 

Literatur . 309—314 

g) Akute allgemeine Infektionskrankheiten 
und Zoonosen. Von Prof. Dr. Alfred Schitten- 

helrn in Erlangen.315—342 

Infektionskrankheiten.315—337 

Zoonosen. 337 

Literatur . 337—342 

































Inhalt. 


VII 


h) Stoffwechselkrankheiten. Von Prof. Dr. Paul 

Friedrich Richter in Berlin. 

Diabetes insipidus. 

Diabetes melitus. 

Pe nt oh u r i e, L äv n 1 osu vi e. 

Fettsucht. 

Gicht ... . 

Verschiedenes. 

Literatur . 

i) Krankheiten des Blutes. Von Prof. Dr. E. Gra- 
witz, dirig. Arzt der Inneren Abteilung des städti¬ 
schen Krankenhauses in Charlottenburg-Westend. 

Literatur.. 


2. Chirurgie (einschließl. der Unfalls* und Kriegschirurgie). 
Aon Dr. Paul Wagner, Privatdozent an der Univer¬ 
sität in Leipzig. (Mit 10 Abbildungen). 


Allgemeine Chirurg 
Spezielle Chirurgie 
Kopf und Hals 
Thorax . . . 

Bauch 

Extremitäten . 
L i t e r a t u r 


3. Geburtshilfe und Ggnäkologie. Von Prof. Dr. J. Klein, 
Lehrer an der Hebammenschule in Straßburg i. E. (Mit 
15 Abbildungen). 

Geburtshilfe . 

Allgemeines. 

Schwangerschaft. 

Geburt. 

Wochenbett. 

Neugeborene . 

Gynäkologie . 

Allgemeine Pathologie und Therapie . 

Aeußere Geschlechtsorgane. 

Scheide . 

Gebärmutter. 

Adnexe . 

Bauchfell. Li gamente . 

Harn wege. 

Literatur . . 


4. Aia/enkrankheiten. Von Prof. Dr. C. Horst in a n n in 

Berlin. 

Literatur . 


ö. Ohrenkrankheiten. Von fiel). San.-Rat Dr. D. Scli w ab ach 

in Berlin. (Mit 3 Abbildungen). 

Literatur . 




Krankheiten der Kare 
Mander, der Jtaehenr f 
röhre. Von Prof. Dr. 
2 Abbildungen) 


> (, er Karen rachenra u nier 
der Kehlkopfes und der 
A. Jurasz in Lemberg. 


, der 
l.uft- 
(Mil 


Seite 


343—354 

343 

343—347 

347 

347—349 

349- 350 

350— 352 
352-354 


355—304 

303—304 


365—405 

305—374 

374—395 

374- 375 

375— 380 
380—391 
391—395 
395—405 


406—430 

400-419 

406—410 

410— 411 

411— 410 
416—418 

418— 419 

419— 428 
419—423 

423 

423- 424 

424— 426 
427 
427 

427-428 

429-436 


4:57-453 

450—453 

454—464 
463—404 


405—478 




































VIII 


Inhalt. 


Seite 

Allgemeines. 465—468 

Nase und Nasenrachenraum. 468—471 

Mund und Rachen. 471—475 

Kehlkopf und Luftröhre. 475—477 

Literatur. 477—478 

7. Haut - und venerische Krankheiten. Von Prof. Dr. J. Jadas- 

solin, Direktor der Klinik für Haut- und venerische 
Krankheiten in Bern. 479—511 

Hautkrankheiten. 479—489 

Venerische Krankheiten. 489—501 

Gonorrhoe. 489—491 

Syphilis. 491—500 

Ulcus molle und Bubo. 500—501 

Literatur.501—511 

8. Kinderkrankheiten . Von Prof. Dr. H. Neumann in 

Berlin.512-528 

Literatur. 527—528 

IV« Aerztliche Sachverständigentätigkeit. Von Prof. Dr. 

E. Ziemke in Kiel . 529—575 

Literatur . 567 — 575 

V. Oeffentliches Sanitätswesen. Von Obersanitätsrat Prof. 

Dr. F. Hueppe, Direktor des Hygienischen Instituts in 

Prag. 576—604 

Boden und Wasser.57G—579 

Abwässer. 579—581 

Luft und Klima. 581—582 

Körperübungen. 582 

Kleidung .. 582 

Biologische Anpassung, Auslese, Akklimatisation 582—585 

Ernährung. 585—590 

Tageslicht und Beleuchtung. 590—591 

Heizung und Lüftung. 591 

Ruß und Staub. 591—592 

Straße und Verkehr. 592 

Wohnung. 592-593 

Infektionskrankheiten. 593—597 

Desinfektion. 597 — 600 

Literatur .600—604 

Sachregister.605 — 646 

Autoren regist er . . . 647—669 


































I. 


Allgemeine Pathologie and pathologische Anatomie 

(einschließlich Bakteriologie). 

Von Prof. Dr. Hugo Rlbbert, Direktor des Pathologisch-anatomischen 

Instituts in Bonn. 

Hit 4 Abbildungen. 

Bakteriologie. Durch frühere Untersuchungen ist gezeigt worden 
(s. Jahrb. 1903, 1906), daß die normalen Darmbakterien für 
die Verdauung von größter Bedeutung sind. Das stellte Schot- 
telius aufs neue in Versuchen fest, in denen er frisch ausge¬ 
schlüpfte Hühnchen teils steril, teils mit Nahrung aufzog, der Koli¬ 
bakterien zugesetzt waren. Nur im letzteren Falle gediehen die Tiere. 
Die Darmbakterien befördern die Umsetzung der Nahrung, die Peri¬ 
staltik und die Vernichtung pathogener Keime. Die Ausscheidung 
von Bakterien durch die Nieren studierte Wyssokowicz. 
Er machte Nephritis durch Chromsäure, Kantharidin u. s. w. und 
spritzte nachher Subtilissporen u. a. in die Blutbahn. Es traten 
aber niemals Bakterien in den Harn über. Dazu genügt also 
eine entzündliche von Albuminurie begleitete Nierenerkrankung 
nicht. Die Läsionen müssen stärker sein, so wie sie z. B. in den 
Versuchen von J. Koch bei Injektion von Staphylokokken ins 
Blut durch deren Toxine hervorgerufen werden. Er sah Uebertritt 
in die Harnkanälchen, in denen die Kokken innerhalb des Markes 
im Anschluß an Harnzylinder wuchern und Abszesse bedingen. 
Derselbe Autor prüfte auch den Uebertritt von Staphylokokken 
in die Galle. Er sah ihn bei länger dauernder Infektion stets zu 
stände kommen. Die Kokken wuchern in der Galle und können 
eine Entzündung der Gallenblase hervorrufen. Ob sie für die Gallen¬ 
steinbildung in Betracht kommen, ist ungewiß. Pitt machte Mit¬ 
teilungen über das Vorkommen von Rotlaufbazillen in der 
Gallenblase. Er fand die Bakterien darin nach leichten und 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 1 


Davm- 

bakterien 


Ausscheidung 
von Bakterien 
durch die 
Niere, 


— durch 
die Galle. 



o 


Kibbert. 


schweren Infektionen und sah sie dort lange lebensfähig und viru¬ 
lent bleiben. 

Immunität. Die natürliche Immunität erklärten Wolff-Eisner und 
Lab and aus dem Verhalten der Organe. Diese binden und zer¬ 
stören die Toxine und halten sie dadurch von dem empfindlichsten 
Organ, dem Zentralnervensystem fern. Wenn sie nicht genügen, 
tritt die Erkrankung ein, so lange sie es tun, dauert die Inkubation. 

Opsonine. Die Opsonine wurden viel untersucht. Bayly fand den opsoni¬ 
schen Index gegen Tuberkelbazillen bei Schwangeren kleiner als 
bei Gesunden, bei denen die Leukozyten die Bazillen aufnehmen. 
Bei Schwangeren tun sie es nicht, weil sie geschwächt sind. 
Böhme beobachtete nach einer brauchbaren Bestimmungsmethode 
mit Verwendung verdünnten aktiven Serums erhöhten Opsonin¬ 
gehalt bei Typhusrekonvaleszenten, ohne daß daraus auf Schutz 
gegen Rezidiv geschlossen werden konnte. Schottmüller und 
Much betonten die Bedeutung der Opsoninreaktion für die Diffe¬ 
renzierung pathogener Keime. So konnte bei Appendizitis das Bac- 
terium coli, bei Zerebrospinalmeningitis der Weichselbaum sehe 

' Coccus als der Erreger sichergestellt werden, während der Jäger sehe 

Coccus keine Reaktion gab. Lissauer sah, daß Tiere bei Er¬ 
wärmung eine vermehrte hämolytische Kraft des Serums gewannen. 

Hämolyse. Es handelte sich um die Hämolyse von Hammelblut bei Kaninchen. 

Abkühlung („Erkältung“) setzte die Hämolyse herab. Disposition 
heißt hier also Verminderung der Schutzstoffe. Baumgarten be¬ 
tonte in Uebereinstimmung mit seinen früheren Ausführungen die 

Osmose. Wichtigkeit der Osmose für das Zustandekommen der opsonischen 
und der hämolytischen Phänomene. Die Opsonine haben mit Bak- 
teriolyse nichts zu tun, ihre diagnostische Bedeutung erkennt Baum- 

Phagozytose. garten aber an. Er sprach sich erneut gegen die Phagozyten¬ 
theorie aus. Für sie lassen sich aber andere Beobachtungen an¬ 
führen. Schneider konnte aus überlebenden Lenkozyten einen 
Stoff gewinnen, der bakterizid wirkte, aber mit den Alexinen nicht 
identisch war. Er nannte ihn Leukin. Busse erzeugte Leuko¬ 
zytose durch Nukleinsäure und sah, daß sie auf ihrem Höhestadium 
schützend gegen Koliinfektion wirkte, manchmal gegen das Zehn¬ 
fache der letalen Dosis. Salimbeni gewann aus Kulturen von 
Cholerabazillen in alkalischen Medien ein intensives Gift, gegen das 
Pferde ein wirksames Antitoxin produzierten, das auch stark ag- 
glutinierte. In älteren Kulturen fand sich ein hitzebeständiges Gift, 
das wohl ein Endotoxin war. Gegen dieses gibt es nach Fried¬ 
berger und Pfeiffer kein Antitoxin, wohl aber gegen das aus- 


Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. 3 


geschiedene Toxin. Das Antitoxin hatte ebensowenig wie bei Typhös 
einen Einfluß auf den Gang der Infektion. Ueber die Vererbung 
der Immunität berichtete Conrädi. Die fünf Nachkommen 
einer im trächtigen Zustand gegen Lyssa immunisierten Hündin 
wurden 9 Wochen nach der Geburt geimpft. Vier blieben gesund. 
Kon troll tiere, vor 3 Monaten immunisiert, starben. Immunisierung 
des Vaters hatte keine Immunität der Nachkommen zur Folge. 

Unter den einzelnen Infektionen hat wiederum die Tuber¬ 
kulose die ausgedehnteste Bearbeitung gefunden. Much hat ausein¬ 
andergesetzt, daß es außer den nach Z i e h 1 färbbaren Bazillen auch 
andere gibt, die sich in dieser Weise nicht färben lassen, die aber 
in jene übergehen können. Daher findet man gelegentlich virulente 
Sputa, in denen man keine Bazillen nachweisen kann. Sie enthalten 
dafiir aber nach Gram färbbare Granula, mit denen sich Wirths 
eingehend beschäftigt hat. Sie stellen eine virulentere und resi¬ 
stentere Entwicklungsform des Tuberkelbacillus dar. — Zu den In¬ 
fektionswegen lieferte zunächst Takeya einen Beitrag. Er be¬ 
schrieb einen Fall von kongenitaler Tuberkulose bei einem Kalbe. 
Es waren erkrankt die portalen und bronchialen Drüsen und die 
Lungen. Es sind im ganzen 104 derartige Fälle beschrieben worden, 
darunter etwa 87 sichere. — Für die Infektion auf dem Luft¬ 
wege ist eine Mitteilung von Kuß von Interesse. Er stellte fest, 
daß getrocknete Sputa leicht zerstäubt werden können und dann 
längere Zeit in der Luft suspendiert bleiben. Meerschweinchen 
konnten so leicht infiziert werden. Die Bazillen starben aber im 
getrockneten Sputum in 2—7 Wochen ab. Dagegen meint Köh- 
lisch, daß durch die Zerstäubung der Sputa nur wenige Bazillen 
in die Luft kämen und daß diese jedenfalls für die Entstehung einer 
intestinalen Infektion nicht ausreichten. Die „Tröpfcheninfektion“ 
(nach Flügge) habe eine weit größere Bedeutung. Die aero- 
gene Infektion kann einmal zur Kehlkopftuberkulose führen. 
Alb recht und Dold brachten Bazillen durch Tracheotomie in 
den Larynx, sahen in ihm Tuberkulose zu stände kommen und 
fanden die Bazillen im Epithel wieder. Das alles auch ohne gleich¬ 
zeitige Lungenerkrankung. Auf hämatogenem Wege entstand keine 
Kehlkopferkrankung. Beitzke ist aufs neue dafür eingetreten, daß 
die Tuberkulose im großen und ganzen auf dem Wege der Inhalation 
zu stände kommt. Nach Inhalation von 10000 Bazillen konnte 
Hey mann sie in den peripherischen Teilen der Lungen, aber erst 
3 Tage nachher in den Bronchialdrüsen, nach Inhalation von 
1000000 Bazillen konnte er sie schon nach einer Stunde in den 


Vererbung 

der 

Immunität. 


Tuberkulose: 


Morphologie, 


Infektions¬ 

wege, 


Fötale 

Infektion, 

Aerogene 

Infektion. 


Kehlkopf¬ 

tuberkulose. 



4 


Ribbert. 


Tuberkulose: Drüsen nachweisen. Alexander hatte bei Verfütterung von 180 mg 
Bazillen noch nach 6 Monaten keinen Erfolg, während die Inhalation 
schon mit 25000 Bazillen des Typus humanus und mit 100 des 
Typus bovinus wirksam war. Reichenbach kam zu denselben 
intestinale Resultaten. — Die Infektion gelingt stets viel leichter auf aerogenem 
Infektion. Wege als durch Verfütterung. Die Versuche mit direkter Einfüh¬ 
rung in den Darm beweisen nichts. Denn wie andere, so zeigte 
auch Dieterlein, daß die Keime, die per Klysma beigebracht 
wurden, antiperistaltisch aufsteigen, durch den Magen und den Oeso¬ 
phagus in den Rachen kommen und dann aspiriert werden. Fütte¬ 
rungsversuche müssen also mit äußerster Vorsicht an gestellt werden. 
Reichenbach und Bock sahen, daß bei Einbringung der Bazillen 
in den Darm ein rascher Uebertritt in die Darmwand nicht eintritt. 
Vom Darm aus werden also die Lungen nicht erkranken. Orth und 
L. Rabinowitsch sahen dagegen bei Einbringung von Bazillen 
durch das Rektum in den Darm sehr leicht lokale und allgemeine 
Tuberkulose (auch Lungenerkrankung) zu stände kommen. In ein¬ 
zelnen Fällen gingen die Bazillen durch die Darmwand, ohne diese 
zu verändern. Hey mann berichtet darüber, daß da, wo eine In¬ 
fektion mit Kuhmilch ausgeschlossen ist, die Tuberkulose doch eine 
ebenso große Verbreitung hat, wie sonst, daß also die Uebertragung 
durch bazillenhaltige Nahrung nur eine geringe Rolle spielt. — Mit 
den verschiedenen Wegen der Infektion beschäftigte sichMost 
auf Grund einer Untersuchung über die Topographie des Lymphgefä߬ 
apparates. Er fand, daß dieLymphdrüsentuberkulose das Resultat 
einer Infektion des Quellgebietes ist und daß u. a. die Lungen¬ 
tuberkulose als Inhalationskrankheit angesehen werden muß. Sie 
wird nur selten vom Darm aus auf dem Umwege durch den Ductus 
thoracicus und das Venensystem entstehen. Für die Lokalisation an 
der Lungenspitze kommt die Verengerung der oberen Thorax¬ 
apertur in Betracht. Darüber haben sich Hart und Harr aß in 
einer umfangreichen Untersuchung ausgesprochen. Sie unterscheiden 
primäre und sekundäre Anomalien der Apertur, sowie einen echten 
Thorax phthisicus und einen Thorax paralvticus. Die mangelhafte 
Funktion der Lungenspitzen in der zu engen und asymmetrischen 
OefFnung befördert die Bazillenansiedlung. Was nun den Eintritt 
der Bazillen in die Schleimhäute angeht, so meinten Takeya und 
Dold, daß ein Durchtritt ohne lokale Erkrankung nicht möglich 
sei, ferner aber auch kein Durchgang durch die Lymphdriisen 
ohne deren Veränderung. — Die verschiedenen Typen der 
Tuberkelbazillen behandelte zunächst Steffenhagen. Erbe- 



Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. 5 

schrieb die differenten Kultureigentümlichkeiten des Typus humanus Typus 
und bovinus, die geringe Virulenz des ersteren, die hohe des zweiten ,, "™ anus mul 
für Rinder und Kaninchen. Beim Menschen wird der Typus bovinus 
nur im Kindesalter gefunden als Folge einer Perlsuchtinfektion durch 
Milch oder Fleisch. Dementsprechend konnte Henke einmal durch 
Bazillen aus Darmtuberkulose eines Kindes, einmal aber auch eines 
Erwachsenen Rinder mit Erfolg impfen. Es handelte sich also um 
den Typus bovinus. Etwas anders urteilte Raw. Er behauptete, 
daß die Rinderbazillen auch beim Menschen Erkrankungen machten, 
und zwar Knochen- und Drüsentuberkulose, Lungentuberkulose da¬ 
gegen selten, aber in rapid verlaufender Form. Fibiger und 
J e n s e n sprachen sich gegen die scharfe Trennung der beiden 
Arten aus, die nach ihrer Virulenz und nach ihren Kultureigen¬ 
schaften Uebergänge zeigen. Auch die pathologisch-anatomischen 
Befunde seien nicht wesentlich verschieden. Es wird aber aner¬ 
kannt, daß Bazillen, die sehr virulent für Rinder sind, ursprünglich 
von ihnen herstammen. Das wird auch für die Mitteilung von 
Eber gelten, der unter 7 Fällen 2 fand, deren Bazillen eine 
rasch verlaufende Rindertuberkulose hervorriefen. Er betont aber 
auch, daß eine scharfe Trennung der beiden Typen nicht durch¬ 
führbar sei, die beim Menschen gefundenen Bazillen seien teils stark, 
teils mittelstark virulent, teils avirulent für Rinder. Es gäbe Ueber- 
gangsformen. Seinen eigenen Standpunkt hat R. Koch auf dem 
Tuberkulosekongreß wiederum eingehend dargelegt. Die Menschen- 
und Rinderbazillen sind verschieden. Letztere können zwar dem 
Menschen schädlich sein, sie rufen aber nicht die fortschreitende 
Tuberkulose und keine schweren Fälle hervor. Die Infektion ist 
also im allgemeinen abhängig von der Uebertragung menschlicher 
Bazillen. — Mit der tuberkulösen Infektion der Vögel be- Gcflugei- 
schäftigten sich Weber, Titze und Weid an z. Papageien sind tuberkulöse 
für Rinder-, Menschen- und Vogelbazillen, Kanarienvögel in erster 
Linie für die Vogelbazillen, in zweiter für die der Rinder, gar nicht 
für die des Menschen empfänglich. Bang konnte Rinderbazillen 
intravenös und subkutan auf Hühner übertragen. Mehrere Male 
entstanden akute Erkrankungen. Die Bazillen nahmen die Eigen¬ 
schaften der Hühnerbazillen an. Bei Verfütterung von Rinder¬ 
bazillen an Säugetiere waren jüngere Tiere empfänglich, alte nicht. 

— Kaltblüter konnten von Moryia durch menschliche Bazillen Kaltbluter- 
intraperitoneal nicht erfolgreich infiziert werden. Es entstanden ,l,1,eil ' ul ° M: 
Knötchen, aber keine Verkäsung und kein weiteres Umsichgreifen. 

Bei Rückzüchtung hatten die Bazillen die Eigenschaften des humanen 



6 


Ribbert. 


Tuberkulose: 


Toxin- 

wirkung, 


Experimentelle 

Haut¬ 

tuberkulose, 


Empfänglich¬ 
keit gegen 
Tuberkulose. 


Immunität. 


Typus. — Während man im allgemeinen die histologischen Ver¬ 
änderungen der Tuberkulose von der Gegenwart lebender oder toter 
Bazillen abhängig machte, glaubte Zieler gefunden zu haben, daß 
sie auch durch Toxine allein hervorgerufen werden können. Aber 
Liebermeister hat entgegnet, daß die durch Toxineinspritzung 
entstehenden Herde veranlaßt würden durch Bazillen des Kranken, 
die sich an der geimpften Stelle festsetzten. Dann, wie er in einer 
anderen Arbeit zeigte, sind Bazillen bei Phthisikern häufig (llmal 
unter SO Fällen) im Blute nachweisbar, ohne Miliartuberkulose zu 
erzeugen. Von ihrer Gegenwart bezw. von ihren Giften macht 
Liebermeister die nichttuberkulösen Veränderungen der Organe 
von Phthisikern abhängig. — Gougerot und Laroche rieben 
Bazillen in die enthaarte Meerschweinchenhaut ein und erzielten Er¬ 
krankungen nach Art mehrerer menschlicher tuberkulöser Haut¬ 
affektionen. Sie verwendeten bei gesunden Tieren virulente, bei 
tuberkulösen abgeschwächte und tote Bazillen mit dem gleichen Er¬ 
folg. Kraus und Grosz konnten bei Affen leicht Hauttuberkulose 
durch menschliche und durch Binderbazillen hervorrufen. Erstere 
verursachten leichte Erkrankungen mit vielen Bazillen, letztere 
schwere mit wenigen Bazillen. Tit ze UDd Weid anz fanden, daß Hunde 
eine natürliche, geringe Empfänglichkeit gegen Tuberkulose 
haben, auch junge Tiere. Große Mengen von Bazillen machten die 
Hunde krank, doch heilte der Prozeß meist und wurde nur selten 
hochgradig. Weber und A. Baginsky bestätigten, daß Bazillen in 
Lymphdrüsen latent liegen bleiben können, aber nur kurze Zeit. 
Auch kommt es nicht oft vor. Dazu stimmt es, daß Moro und 
Uffenheimer meinen, daß lymphatische Organe einen hemmenden 
Einfluß auf das Wachstum der Bazillen haben. Lymphe dagegen 
(aus Elephantiasis gewonnen) hatte einen derartigen Einfluß nicht. 
Lubarsch fand, wie andere vor 'ihm, daß auch total verkalkte 
tuberkulöse Herde noch virulente Bazillen enthalten können. Doch 
sind sie in fest verkalkten immerhin seltener als in verkreideten. 
Die Bazillen erweisen sich dabei manchmal als abgeschwächt. — Levy, 
Blumenthal und Marxer machten Versuche über Immunisierung. 
Gegen hochvirulente Bazillen war eine Immunität bei Meerschwein¬ 
chen schwer zu erzielen. Am besten gelang es durch intravenöse 
Injektion abgeschwächter Bazillen. — Weber und Titze prüften 
die Immunisierung durch Tauruman und Bovovaccin. Mit beiden 
hatten sie keine befriedigenden Besultate. Es entstand nur eine 
kurz dauernde Immunität. Weber, Titze, Schütz und Hol¬ 
land fanden, daß die im Tauruman und im Bovovaccin enthaltenen 



Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. 7 


Tuberkelbazillen im Rinde monatelang in Lunge und Herz lebend 
bleiben. Diese Organe sind daher noch 10 Monate nachher unbrauch¬ 
bar, alle anderen Organe mindestens 4 Monate. Titze stellte fest, 
daß Bazillen in das Blut von Rindern eingespritzt in die Milch über¬ 
gehen. Daher darf man keine Schutzimpfung alter Tiere vornehmen. 

Unter den Arbeiten über anderelnfektionensei zunächst die 
von Gau di ani erwähnt. Erfand in Gaseiterungen bei Perfora¬ 
tionsperitonitis und Urininfiltration stets anaerobe Bakterien. Diese 
Eiterungen hatten fotiden Charakter. Die Anaeroben sind an sich 
wenig virulent, werden es aber, wenn sie mit anderen Bakterien 
zusammen wirken. — Apelt untersuchte 10 Fälle von Pneumonien 
mit dem Friedländerschen Bacillus. Er fand ihn auch im Blute 
der Leichenorgane. Die Lungen zeigten starke Schleimabsonderung, 
wenig Fibrin, viel Kapselbakterien. — Bei Meningitis cerebro¬ 
spinalis epidemica stellte Gustava polymorphkernige Leuko¬ 
zytose, in den späteren Stadien Abnahme der Leukozyten fest. Die 
Eosinophilen nehmen ab. Bei der tuberkulösen Meningitis war da¬ 
gegen ein wechselndes Verhalten nachweisbar, bald Leukozytose, 
bald Leukopenie. — Bei Keuchhusten vermochte C. Fraenkel auf 
menschenbluthaltigem Nährboden einen vielleicht als den Erreger anzu¬ 
sprechenden Mikroorganismus zu züchten, dessen Verstäubung und 
Inhalation bei Affen Keuchhustensymptome hervorrief. — Levy und 
Gaehtgens züchteten dieTyphusbazillen stets am reichlichsten 
aus den lymphatischen Apparaten des Darmes und aus den mesen¬ 
terialen Drüsen. Sie schlossen daraus, daß der Darm den Infek¬ 
tionsweg darstellt, von dem aus die Bazillen ins Blut und in die 
anderen Organe gelangen. Primäre Allgemeininfektionen sind Aus¬ 
nahmen. Busse konnte Typhusbazillen viermal aus dem Blute 
an anderen Infektionen (z. B. Pneumonie) Leidender gewinnen, 
ohne daß Typhus eintrat. Fraglich war es, ob früher Typhus be¬ 
standen hatte. Der Nachweis ist jedenfalls nicht entscheidend für 
das Vorhandensein der Erkrankung. — Conradi stellte fest, daß 
bei Lyssa der Mutter das Gehirn der Föten das Virus enthält, 
wenn auch abgeschwächt. Es geht auch schon, und zwar plazentar 
durch das Blut auf den Fötus über, wenn die Mutter noch im In¬ 
kubationsstadium ist. —- Loele unterscheidet zwei Formen von Ak- 
tinomyzes, die eine weist Kolben, die andere Myzeltypus auf. 
Jene sind wahrscheinlich Hemmungsbildungen. Bei der Myzelform 
finden sich oft makroskopisch keine deutlichen Drüsen. — Ueber die 
Dysenterieamöben berichteten Ruge und Esau, daß sie auch 
in die Darmwand bis zur Serosa einwandern, zwischen die Mus- 


Gaseiterung. 


Pneumonie. 


Meningitis. 


Pertussis 


Typhus. 


Lyssa. 


Aktino- 

vnykose 


Dysenterie 



8 


Ribbert. 


Retrograder 

Transport. 


Lipoide 

Degeneration. 


Amyloid. 


Regeneration 
der Nerven. 


Trans¬ 
plantation 
von Ovarien, 


— von 
Epoophoron, 


— von 
Knochen. 


Parahiose. 


kulatur und die Drüsen. Sie fanden sich auch in submukösen Ab¬ 
szessen eines Katzendarmes. 

Allgemeine Pathologie. In das Gebiet der allgemeinen Patho¬ 
logie gehört zunächst eine Mitteilung von Hart über retrograden 
Transport. Er macht darauf aufmerksam, daß in der Nähe der 
Einmündung des Ductus thoracicus iu die Vene gelegene Lymph- 
drüsen retrograd erkranken können, wenn in der Lymphe körper¬ 
liche Gebilde (Tuberkelbazillen, Geschwulstzellen) vorhanden sind 
und vom Ductus aus rückwärts in die zu jenen Drüsen gehörenden 
Lymphbahnen getrieben werden. — Ueber lipoide Degeneration 
berichtete Munk. Bei der fettigen Entartung treten in den Zellen 
doppeltlichtbrechende Substanzen auf, die als Cholesterinester an- 
zusehen sind and bei Zerfall des Kernes entstehen. Die lipoide 
Degeneration ist daher der Ausdruck einer besonders intensiven 
Schädigung. — Das Amyloid entsteht nach Davidsohn als 
Niederschlagsprodnkt aus der Lymphe, aber nur bei Anwesenheit 
von Bakterienprodukten und unter Mitwirkung der Milz. — Die 
Nervenregeneration untersuchte Margulies auf neue (siehe 
Jahrbuch 1906, 1908). Die Schwannschen Zellen bilden Bandfasern 
mit Kernen, aber diese Fasern bleiben rudimentär, wenn eine Ver¬ 
einigung des peripherischen Nervenabschnittes mit dem zentralen nicht 
eintritt. Erst nachher bilden sie sich zu funktionsfähigen Nerven 
um. — Burckhard verpflanzte Ovarien in den Hoden. Sie 
wuchsen nicht an, zeigten bald degenerative Veränderungen und 
schließlich Untergang. Am Hodenepithel sah er nur Degeneration. 
Stilling transplantierte Epoophoron in die Milz und fand es 
nach Jahren in der Hauptsache unverändert wieder. Das mitüber¬ 
pflanzte Fettgewebe war aber so gewachsen, daß man von einem 
Lipom reden konnte. Tomita übertrug Schwanzwirbel mit 
Periost in die Bauch höhle und sah die Knochen bis zu 3 bis 
4 Monaten länger leben bleiben, als wenn nur Knochen verpflanzt 
wurden. Doch wird die Knochonsubstanz allmählich resorbiert. 
Immerhin sind Transplantationen mit Periost besser als solche ohne 
Periost. — Sauerbruch und lloydo vereinigten zwei Kaninchen 
desselben Wurfes und gleichen Geschlechtes miteinander durch 
große Hautwunde oder auch durch Darmschlingen. Die Tiere 
wuchsen völlig zusammen, zeigten gleiche Zirkulation und Ueber- 
gang von Stoffen von dem einen auf das andere. Sie nannten das 
Parahiose. — Jochmann berichtete,duß proteolytisches Leuko- 
zytenferment die Resorption und Autolyso befördert und Fieber macht. 



Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. 9 

Daraus erklärt sich das aseptische und das Fieber nach subkutanen Proteolytisches 
Frakturen. Das Ferment setzt die Blutgerinnbarkeit vorübergehend Ferment, 
herab. — Schäffer hat ausgedehnte Versuche über die Wirkung 
der Stauung auf die Entzündung angestellt. Er sah im ganzen Wirkung der 
einen güntigen Einfluß, die Entzündung blieb mehr umgrenzt. Wirk- Stauung, 
sam waren aber weniger die Leukozyten als die Flüssigkeiten. Im 
Gegensatz dazu betonte v. Gr aff unter den gleichen Bedingungen 
die Bedeutung der Phagozytose, während Frangenheim im all¬ 
gemeinen keinen Vorteil von der Stauung sah. Die Eiterung wurde 
heftiger, an den Knochen entstanden größere Sequester. 

Ueber Extremitätenmißbildungen berichtete Slingen b erg. Sie Extremitäten¬ 
entstehen entweder ektogen durch Amnionumschnürung oder (wie die Strahlen- «»ißbildung. 
defekte, Tibiadefekte und die Polydaktylie) endogen. Für letzteres spricht 
die Symmetrie und die Erblichkeit. 

Aus dem Gebiete der Geschwulstlehre liegen viele Arbeiten vor. Geschwülste: 
Haberfeld hat die Bedeutung äußerer Einwirkungen für die Aetioiogie. 
Tumorgenese betont. Das Magenkarzinom schließt sich oft an 
ein Ulcus rotundum an, das Gallenblasenkarzinom an Gallensteine, das 
Bronchialkarzinom an traumatische, die Lunge treffende Einwirkungen. 

Ein Elastomyxom des Herzens untersuchte Ka r renstein. Es Myxom des 
saß an der gewöhnlichen Stelle an der Wand des linken Vorhofs und hatte Herzens, 
die Größe und Form des kleinen Fingers eines Erwachsenen. Der kräftige 
Mann starb an Glioma cerebri und hatte außerdem ein Adenom der Niere. 

Ueber das Chlorom bezw. die Chloroleukämie verbreitete chiorom. 
sich Fabian. Er hält die zur Bildung grüner Knoten führende Erkran¬ 
kung für eine Unterart der Leukämie, von der sie sich nur durch Viel¬ 
gestaltigkeit der anatomischen Befunde unterscheidet (durch stärkere 
Neigung zur Knotenbildung, durch infiltrierende Ausbreitung u. s. w., 
also durch Merkmale, derentwegen Referent den Prozeß unter die 
Tumoren rechnet). —» Der bekannten Ableitung der sogen. Hyper- Hyper¬ 
nephrome der Niere aus versprengten Nebennierenkeimen (Grawitz) nephrom. 
widersprach Störk. Er glaubt alle Uebergänge zu den Nieren¬ 
adenomen gefunden zu haben, die tubulär und papillär gebaut sind, und 
betont, daß auch jene Tumoren oft diese Strukturen haben und daß 
die hellen Zellen der Hypernephrome auch in den Nierenadenomen 
Vorkommen. Doch fand seine Ansicht keinen Beifall, und Askanazy 
hob hervor, daß auch in der Nebennierenrinde drüsenartige Lumina 
gefunden werden. Eine besonders interessante Metastasenbildung 
eines Hypernephroms teilte Gräfenberg mit. Es fand sich 
als einzige Metastase ein knolliger, bis zu 50 mm im Durchmesser 
haltender Tumor der Vagina neben der Klitoris. Die Primärge- 




Bibbert 


schwolat wurde erat bei der Sektion entdeckt, war aber auf Grimd 

Bixi primäres 


sekundären Tamara angenommen werden 

««i der X.cmg# kbwpte Bqriil imtereueiien. Es 
fejad sieh kein Tamor im Geniialtmktus. Die Lun^etigescbwutfid. 
mufVte datier aus?, verschleppe»« P k- * k • * tarzellen' 'J&gfclöitefc werden. 
Geber di»$8ac»e de« Kareinöai» hert neue Mitteilungen. 

Br beschrieb secbe begisineude Kreb»*? au« der Gesiebteibaut eines 
M&nass»iu4 ; -3fe«Uh-fesfVAnsichten entsprechend, dem 
Eindnuger» des Epithel*ia >.bs ihmtagowebe eine «eilige Infiltration 


'Cliohoi)- 


,*,*vcv;,\? 

'Kmzimfrr ä&t Haut;-’' 

#r ■ Ffölf ::i 


des letztören voransgeht, die das Eissprossen des Epithels ausJüßt. 

der Ivararaome 


$■%, 1 gibt eine entsprechende. Stelle aus einem 
wieder - Ribbertr beschrieb ferner das Vprbahäänßeiii siheis Earri- 
npms. an eitlem Itermpolypöii.Beide Tumeren <d«d aehatd gegeji- 
tiiiwdüt .fcegreuait, dar .Polyp wird mein dtö'us m einem Rarsiaotu, 
.^bd^: 4 teä^.jeh.teteHt'.an umschriebener Stelle;-—- ö. H ifrrx.kei mer 
anterguchtü ein begiuneudes (in Wirkü-.-b.keit kleines, erbten* 
Kjjzmotu. großes); JLarüihiJUi xtt dar Leber eines alten Mattnu«.' Es wuchs, 
wie er in flefedrewistiinmuhg mit dem Referenten betont, aas sich 
heran«, 1^00 entsöindliche. BiadegeweWaräiiderung, da- 






Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakteriologie. H 


gegen ging es offenbar aus einer Entwicklungsstörung (einer Gallen¬ 
gangswucherung) hervor. Toyosumi beschrieb die Metasta¬ 
sierung eines nicht bemerkten Magenkarzinoms in die 
Rektalwand und die daraus abgeleitete Diagnose eines primären 
Rektumkrebses. Gleichzeitig bestand ein von einer Rippe ausge¬ 
gangenes metastasierendes Myelom. Donath fand in einem vor¬ 
wiegend sarkomatös gebauten Tumor des Oesophagus krebsige 
Einsprengungen und in tieferen sarkomatösen Abschnitten 
Epithelinseln, von denen er annimmt, daß sie von dem Sarkom¬ 
gewebe mitgerissen worden seien. Auch G. Herxheimer machte 
Mitteilung über ein Karzinosarkom des Oesophagus. Er meint, 
daß nicht der eine Tumor durch den anderen hervorgerufen sei, 
sondern daß beide zugleich aus Entwicklungsstörungen abgeleitet 
werden müßten. Für die Biologie des Karzinoms ist es von 
Bedeutung, daß Heß und Saxl, im Gegensatz zu Neuberg, 
F. Blumenthal und Wolff, im Krebs keine stärkere Autolyse fest¬ 
stellen konnten und ebenso keinen stärkeren Abbau anderer Gewebe 
durch das Karzinom. — Die Genese der Tumoren wird in inter¬ 
essanter Weise durch eine Beobachtung von Askanazy illustriert. 
Bei einem Anenzephalus fand er in den Lungen multiple kleine 
Gliome, die nur aus verschleppter Glia entstanden sein konnten, 
die aus dem mißbildeten Gehirn sich losgelöst haben mußte. Hier¬ 
mit ist also die Herleitung der Tumoren aus versprengten Keimen 
offenbar. — W. Fischer leitete ebenfalls aus versprengtem Keim 
ein Osteoidchondrosarkom der Blase ab. Es konnte nicht 
lokal durch Metaplasie entstanden sein. — Ferner konnte er ein 
Teratom eines Bauchhodens beschreiben. Es enthielt Abschnitte 
vom Bau eines Chorionepithelioms und hatte dementsprechende 
Metastasen in Lymphdrüsen und Lungen gemacht. Ueber eine 
teratoide Hodengeschwulst berichtete Debernardi. Er meint, 
die beiden hauptsächlichsten Bestandteile aus getrennter Anlage ab¬ 
leiten zu sollen, die mesodermalen Teile aus einem in den Hoden 
versprengten Keime, die epithelialen aus der Umiere. Schmeel 
verbreitete sich über ein Hodenteratom mit Herzmetastasen, die 
makroskopisch traubig, wie Blasenmolen gebaut waren. Mikro¬ 
skopisch aber bestanden sie aus myxomatösem Gewebe und aus 
Endothelien, die in Spalten angeordnet waren. Es lag also keine 
Mole vor. Wahrscheinlich sind ähnliche Täuschungen auch sonst 
schon vorgekommen. — Ingier, der die Embryome aus ver¬ 
schleppten Blastomeren ableitet, sucht die Lokalisation in den Keim¬ 
drüsen zu erklären. Er meint, daß die Zellen auf mechanischem 


Sarko- 

karzinom. 


Chemie des 
Karzinom^. 


Genese der 
Tumoren : 


Gliom, 


Teratom. 


Embryome. 



12 


Ribbert. 


Mäuse¬ 

tumoren. 


Hebert Tagung 
von 

Krnbryonal- 

gewebe. 


Kadium- 

therapie. 


Verdauungs¬ 
organe: 
Verschluß des 
Oesopliagus, 


Magen¬ 
geschwüre 
durch Hazillen, 


— durch 
Alkohol. 


Wege vermittels der Keimbahn dorthin transportiert worden seien. 
— Gierke fand die interessante Tatsache, daß bei den Ver¬ 
impfungen der Mäusetumoren die Tiere, bei denen die Ge¬ 
schwülste angegangen waren, bei erneuter Impfung ein lebhaftes 
Wachstum ergaben. Das wird auf einer Steigerung der Empfäng¬ 
lichkeit der Tiere beruhen. — J e n s e n vermochte auch Ratten- 
sarkome erfolgreich zu übertragen. Bisher sind nur wenige der¬ 
artige Fälle bekannt. Bei Mäusesarkom gelang ihm die Trans¬ 
plantation nicht. — Landsteiner betonte die ja vielfach 
behauptete Bedeutung der Tierrassen für die Ueberimpfung. 
Aus den gleichen Lebensbedingungen läßt sich das Gelingen der Ver¬ 
suche nicht erklären. Denn aus Paris stammende, aber in Wien 
aufgewachsene Mäuse waren für die Tumoren der Wiener Mäuse nicht 
empfänglich. — Bojoljuboff und Owtschimikow zerrieben Meer- 
schweinchenembryonen und injizierten sie in Mamma und Hoden. 
Es entstanden tumorähnliche Wucherungen aus den verschiedensten 
Geweben. Petrow machte analoge Versuche. Aus den fein zer¬ 
stückelten , in verschiedene Organe erwachsener Tiere injizierten 
Embryonen gingen mehrere Monate wachsende, tumorähnliche 
Bildungen hervor, die aus Abkömmlingen aller Keimblätter be¬ 
standen , sich zwar zurückbildeten, aber nicht ganz wieder ver¬ 
schwanden. — Nachuntersuchungen von Menetrier und Clunet 
läßt die Radiumeinwirkung die Krebszellen degenerieren, aber ohne 
charakteristische Veränderungen. Der Tumor heilt makroskopisch, 
aber die Behandlung muß dann noch fortgesetzt werden (vergl. S. 70). 

Spezielle pathologische Anatomie. Verdanungsorgane. Den kon- 
genitalen Verschluß des Oesophagus hatte Kreuter dar¬ 
auf zurückgeführt, daß sich der konstant vorhandene embryonale 
Epithel Verschluß des Lumens nicht gelöst habe. Schridde konnte 
nun aber nachweisen, daß ein solcher Epithelverschluß nicht exi¬ 
stiert, daß vielmehr stets ein Lumen vorhanden ist. Das gilt 
auch für den Darm, dessen Atresie man ebenfalls aus dem voraus¬ 
gesetzten Epithelverschluß abgeleitet hat. W. H. Schultze sah 
eine Allgemeininfektion durch den Bacillus phlegmones emphyse- 
matosae nach Operation einer Hernie. Es fanden sich u. a. Schaum¬ 
niere, Milznekrose und Magengeschwüre. Letztere mußten aus den 
hämatogen in die Magenwand gelangten Bazillen erklärt werden. 
Die Schaumbildung war schon intravital erfolgt. — Sternberg 
konnte durch Eingießen von Alkohol in den Magen typische Magen¬ 
geschwüre hervorrufen. Er meint, daß wiederholte ähnliche Aetzungen 




Ali§e»ai6utft t'Aiholojfirje; pathologische Anatomie, fyatamologi*; 13 


v» 




cLroniycbo I:!>-eia enajugeu würden. B ox’ öy fmd hoi oiooni .jungen 
au MaeetibiüfcuuÄ ivsi^törbcneD Mauue Sklöroeio. luid VörJiaikuBÄ 




der Magen arterien bei sonstige) goringef Arfruriq$ki*rose. 
dcurcli waren■ offen W die Blutungen btshugt, , 

IJ ngertua n n:b<QK:}i’ri^iV..eiBeai, Falb va« {mRiSr^i! I»hi üJ eoit iö^' d>e üftdai:w»/ i < 
WAbraebeinticli. virö einen* {Ht>,eiitjkn>l tur^giirtgeii war i.<& v<uA«kta‘ren 4 e 
Miliroi>rgaT»irt^'.ua'yf6t' der '’ 

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Bl 


■($*<$ \V)foMlyyte&ttpnytimüwig, l ; Kehc>, 

Me i d n ** t tuit'rivfidite . die .daroh Hc»t“ und Gusi 
sWüemtbn xnerefc Ehbüpibuse oder 04101- 

ßiuttmx Aor ^ : ;2?olbT«»»fev; % detti«a •. Abatolrnng dos 
•Toteü und »o übrörn Mjfc 4®, .ßcnesö der Ajipe.nd isiti* bo- .^pfteMUMö 
*ök*ftrgto. .;It.IP:^.*'«• ä=‘:(«. vor. JaThrb-t daffkoiii' 

triff, daJi’die Apj/endi/.iti« fcföh, «r.nt\hiffu:li aof 'hämatogenem. 

Wäge, durch 32iti#cUlepp«»i»g ; fon Kokkeff ja die IltutgefäiJe tf<?& Wum- 
ibjrtsatajs an stand# kbiffiffff Er b^öbriieb dtp -KokköEömtolie in 
kapillaren, die <jtn ste^ eißtre'teßde.'-Kd^nr#*«'«' 4«f- : ßicU bia auf die 
Scbletiflhaut örHfcröekt. THesiir ErM&fsirig fat at:»r mehrfach, he- 




14 


fü"ltb ?rt. 


Aitjicudteifiji. soödersw» A achuff euitg'egäQsitlrfefÄß. wordeu. 4er di« Tt* 

eiaer größeren Monographie behandelte. Er hält für die wichtig^ee 
Erreger der EotzQÄdg^g täie Streptokokken bezw. Dipiokokk*«., «Uö 
voor Lumen aua in die W*a&gelangen 'and, te ihr mflachmTieüa 
Abaaasee sowohl wie Ausgedehnte Gangrän ».Ftg. 2) hmorrutotj. 
Dafür spricht di ö bütologiudie XTutscsüchung der A nfuQgssiadien 
Die hämatogene Genaset ist jedenfalls. sehr selten. Die von Kretz 
als abgelaofeue Anginen «ad '.«I* die Quelle der hämatogenen In- 
fektion angesehenen Shudienteräaderußgen haben nicTd diese Be¬ 
deutung. Aach off hält t* ; intr die be'katinten hänfigeo Öblitörationen 
des WnrmfortsaUes im Gegensatz zum Eefersntou u. su; iyr die 
Besiduen «bgelÄufemt' Entzündungen. Dem hat Timltä wid^- 
sprucbflOi der besonders betonte, daß d^e ungemein fehühgjen an der 
Spitze beginnenden Obliteratioo&n unötöglich : 'a» jgedftutöt werde» 
könnten, und O p p &« b e5 w. der sich, wieder für die AJtörsinvotu.fck'n 
de» Würmfortantatßs ab. eines rudimentären Organes aiuutpraciv — 
utor Isaac zeigte, da! j ältere Leb er tuberkulöse ihren typischen 
'\,fc-rfc'>i<jsu. Bau gapa oder teil woiäC';- verlieren und in Zirrhose übergeben 
kaun. Ec machte auf die Aebnlichkeit solcher Bilder mit denen 
der experimentellen. durch Tuberkulose veranlagten Zitrhos« auf- 
•rfrliuwe. merksam (». Stärk,: vor. Jabrb.).. Tsamoda «Diersnchtö äufs 
neue die Folgen der Unterbindung des Ductus •‘enfv 

steht Ihitergang. des Lebergewebes durch .'die. rnebhaniechep Be-. 
dingttng'eJt der GaUenstauung, dsian 

Wtxcheeiähgiv Bihb&rt suchte ,?.u erklären, weshalb hei der Zirrhose 
das’lfebergbwebe inselförmig erhalten bleibtimd das Bindegewebe 
zogförmig »rtieliett^.Eär tächlöh ( au^ htd’ Grand n»n ^avßnoheii,’ 
dall die jErklÄrnng dsrio liegt, dad flas dn. Aggus’ a^.dÄv: 

Dam resorbiert tacln. mit dem. gesamten Ffbttadefhiiu; «ich .uüskkSv 
so!nderu nur in bestimmten Itnönen in -die 'Leber' etüström*. — L*-W 
Zirrhose durch tierische Fnraaitsn berichtete Ts n cb i v n. V-r- 
der S-ihis fco a omias isj apo niea dringt ein Distömuw ähnlicher Fäfäkit 
in die Leber und veranlagt Untergang von Lekergewebb und zirrhotiseke 
Bmtiegnwebawußheru'ng mit Milzvorgrölterung, Stauung und tödlicher 
»wirk*» Darmblutung, Bei FüUkresiadiabetes werden die Langer- 
MtnJ.fi***, . hanasehen Inseln noch immer gern zur Erklärung lierangezogso. 

Kobabnfaiid sie gesebädigt bei itifcrw&xiöööer Entzündung, die oft. 
durch Gallensteine oder Cho!e*y»titia veranlaßt wird. Visen tiui 
fand mehrere Male keine andere Erki-ankung als hyaline Entartung 
der Tnöcln Er .meint,, dalv di«»ü noch nicht sicher flYr die Enfc- 
v.i’.mg der Diabetes ‘bers.nge*ög«n werden.• dürften, . dah sie aber 




Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bakfemlagiv. t& 


doch jedenfalls alle Beachtung verdienten.An- 
scbauuqgen Pfirigör»,, d*ii der Diabetes .de» PAnteread durch Aus¬ 
fall eine» tni ©ttodeoum gnjlegenea, «erwiscHr, gattdmhattBch«ia 
organes m stand,«: käme, trat MiDko ws>ki aafe iiene entgegen. Er 
sali nach Exstirpation des Puodi'num« hei .Kunden keiüftn Diabetes, 
ebensowenig nach Exstirpation des Pankreas, wenn eia Stück /i$t\ 
Brüse unter die Hane transplantiert ward«. Die nachträgliche. Ei.*- 
fernnng dieses Stückes veranlagte daß» aber den Diabetes. j ; :■ 

Nuleke fand durch Versuche, daß bei Puukr<>a*üefcros« nicht, da* 
celrroti#chp Gewebe, sondern der resorbierte; Pankreas*» ft das. »ebUdigeudi'! 

• Agens darstellt. Durch'Jnjoktiöh. gfenHgciuier Saftv/eiigeri m die Bauch¬ 
höhle kann uian den Tad heTbeifiterec. ' 


•.tyr.kiwsu*. 


^cb^nniUKiüii.’.Itavstcllufic »Les .virU>VMitrikultiittil»iiU*J(H. 
Ta'varrt.• 1)&* flei*it)ünng»*yi»i.Bm iteä S.-Uujeti»rhetz»rk? FHjSfcvr 


Zlrhulat-iiwiäbrgaiiö Nach Ü e U« krhc-ümafci'sinu^ fand i>aigo die 
von A e c hoff beschriebenen rbeuiaatiecheu Knötchen in der Nahe 
der (M&Ö* avu>k im Bereich der Purkinjeskdieb Fasern, des jßeiä- 
leitungssjai.twujÄ, Hier fand s^ch 'Addh wie iui übrigen Borgon 
Vakuolisierung ; ihrige Degenerivtiün n. äx n Den ‘Urapnu);; des 
Beialuitmigasyetetüj* verlegte -.8 «■ h ö ». barg in die Wand de* rechten 
Torhofs, dessen Muskulatur von dejr der Ten* cava suponbr im 
gongen getrennt ist. Doch stellt ein Böndbi t Wepc kebac h, g. vor. 
Juhrb,) die Verbindung bol; EriuuhdUßh^A'cranderungen des Ur¬ 
sprungsgebietes des Rei)6lüitulses^«t64nä bewirken Herzarhythmie. 
Die gesamte normale und patii/dogiafhe Anstemie jenes Systems 


'J\\ »ystfiir . 




16 


Ribbert. 


Atrio¬ 

ventrikular¬ 

bündel. 


Endokarditis. 


Periarteriitis. 


Arterio¬ 

sklerose. 


Adrenalin 

versuche. 


bearbeitete in ausführlicher Monographie Mönckeberg. Er beschrieb 
den Verlauf des Atrioventrikularbündels (Fig. 3), besonders 
die Ausbreitung der beiden Schenkel im rechten und linken Ven¬ 
trikel, betonte, daß die abnormen Sehnenfäden nicht, wie Tawara 
wollte, allein dem Beizleitungssystem angehören, sondern verschie¬ 
denen Ursprungs sind, daß die Fasern des Systems zugleich mit 
dem übrigen Herzen, aber auch allein für sich degenerativ erkranken 
können und daß daher auf sie Störungen der Herztätigkeit zurück¬ 
zuführen sind. — Ueber die Oenese der Endokarditis machte 
Fulci Untersuchungen. Er spritzte Toxine ein, um zu sehen, ob 
diese allein die Erkrankung der Klappen machen könnten. Es ge¬ 
lang aber nicht, auch wenn zugleich reizende Partikel injiziert wur¬ 
den. Die Endokarditis beruht daher stets auf der Wirkung von 
Mikrooganismen. —- Mehrere Mitteilungen liegen vor über die Peri¬ 
arteriitis nodosa. Benda nahm primäre Einrisse der Media 
auf Grund lokaler Toxinwirkung an. Dann folgt Riß der Elastica, 
aneurysmatische Ausbuchtung und zellige Infiltration der Adventitia. 
Syphilis liegt nicht zu Grunde. Auch J. E. Schmidt leugnete die 
syphilitische Aetiologie. Er fand die Periarteriitis mit größeren 
Aneurysmen an den Interkostalmuskel- und den Nierenarterien nach 
infektiöser Erkrankung. Er ließ aber den Prozeß in der Adventitia 
beginnen. Bomhard beobachtete die Erkrankung im Anschluß 
an Staphylokokkenangina an den Nieren- und den Ureterarterien. 
Benedikt sah sie nach einem kalten Abszeß, dessen Aetiologie 
unklar war. Ob Syphilis in Betracht kam, blieb ungewiß. — Bei 
Arteriosklerose untersuchten Nowicki und Hornowski die 
Nebennieren und konstatierten an ihnen keinerlei Veränderung, die 
man vielleicht mit Rücksicht auf die bekannten Adrenalin versuche 
hätte erwarten können. Watermann hat diese Versuche aufs 
neue mit den gewöhnlichen Resultaten vorgenommen, aber weiter 
konstatiert, daß die Arterienerkrankungen auch bei gleichzeitiger 
Verabreichung von Amylnitrit, also ohne Blutdruckerhöbung, ein- 
treten. Es muß also eine Giftwirkung zu Grunde liegen. Schiro- 
kogoroff ließ Blutdruck und Gift zugleich wirksam sein. Er fand 
neben den Mediaveränderungen Hyalin in der Intima, ferner Binde¬ 
gewebswucherung in der Leber bis zur Zirrhose. Bennecke stellte 
fest, daß auch die blutdrucksteigernden Substanzen Chlorbaryum, 
Hydrastin und Hydrastinin die gleichen Veränderungen an den 
Arterien hervorrufen wie das Adrenalin, und zwar in 70—100 “/o der 
Fälle. Gleichzeitige Verabreichung des blutdruckerniedrigenden Sper- 
min setzte die Erkrankung auf 50 ol o herab. D’Amato konnte mit 




18 


Bibbert. 


Harn- und 
(Teschlechts- 
organe: 
Schrumpf- 
niere, 


Kastration. 


Bewegungs¬ 

organe. 


Harn- and Geschlechtsorgane. J o r e s trat der Meinung entgegen, 
als ob die Herzhypertrophie bei Schrumpfniere von dem 
Grade und der Ausdehnung der Glomerulusschrumpfung abhinge. 
Eine solche Parallele besteht nicht. Die Hypertrophie ist stets vor¬ 
handen bei der roten Granularniere, sie fehlt dagegen bei der sekun¬ 
dären Schrumpfniere. Beide Formen müssen scharf getrennt wer¬ 
den. Die rote Granularniere wird wahrscheinlich durch ein Agens 
hervorgerufen, das zugleich auch die Herzhypertrophie mit sich 
bringt. Auf eine Beziehung der Schrumpfhiere zur Nebenniere 
machte Comessatti aufmerksam. Er fand, daß die Nebenniere 
bei Nierenkranken adrenalinreicher sei als bei Gesunden. Damit 
könnte man den gesteigerten Blutdruck der Nephritiker in Ver¬ 
bindung bringen. — Tandler und Grosz machten die Folgen, die 
eine Kastration bei männlichen Individuen mit sich bringt, nicht von 
den Samenzellen, sondern von den Zwischenzellen abhängig. Diese 
bleiben erhalten, wenn man die Hoden mit Röntgenstrahlen behandelt, 
während die Samenzellen zu Grunde gehen. Die so behandelten 
Tiere zeigen dann nicht die Folgen, wie nach der Kastration. Die 
Veränderungen durch Röntgenstrahlen studierten auch Herxheimer 
und Hoffmann. Die Samenzellen sterben ab, die Sertolischen 
Zellen dagegen wuchern, leiden aber auch bei intensiver Bestrahlung. 

Bewegnngsorgane. Ueber die Myasthenia gravis liegen zwei 
bemerkenswerte Mitteilungen vor. Knoblauch fand in großer Aus¬ 
dehnung die rasch ermüdenden weißen Muskelfasern, deren Gegen¬ 
wart die Muskelschwäche bedingen soll. Die Myasthenie beruhe 
daher auf kongenitaler Anlage. Mandlebaum dagegen fand bei 
Myasthenie ein Lymphosarkom des vorderen Mediastinums und Tumor¬ 
zellen in den Lymphscheiden des Gehirns. Die Muskelerkrankung 
faßt er auf als eine Toxinwirkung. 

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20 


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II. 


Allgemeine Therapie. 

I. Diätetik. 

Von Mod.-Rat Prof. Dr. F. Gnmprecht in Weimar. 

Die Sonnenbäder bilden sowohl ein gutes diätetisches Mittel 
zur Erhaltung der Gesundheit, als auch sind sie gegen die mit Blut¬ 
armut und mangelndem Stoffwechsel verbundenen Krankheiten gut 
zu verwenden. Selbst der fiebernde Phthisiker geht mit der Tem¬ 
peratur nur um 0,1° durchschnittlich nach dem Sonnenbad in die 
Höhe (Lenkei). Der Badende liegt entblößt an der Sonne und 
macht alle 4—5 Minuten eine Viertelwendung, um die bestrahlten 
Hautflächen vor Verbrennung zu bewahren, im ganzen 15 Minuten 
lang. Einreiben der Haut mit Vaseline ist unzweckmäßig, dagegen 
kann man jeden Tag baden lassen, die mangelnde Sonne im Norden 
sorgt schon für nötige Pausen. Als Unterlage dient eine Pritsche 
mit einer in doppelter Lage ausgebreiteten Decke, für empfindliche 
Kranke ein Feldbett. Während des Bades darf nicht getrunken 
werden, obgleich sich oft starker Durst einstellt. Farbfilter für die 
Sonnenstrahlen sind unnütz; Verbrennungen werden bei hinreichen¬ 
der Aufmerksamkeit sicher vermieden. Wer schwitzen soll, bleibt 
nach dem Sonnenbad noch bis zu 30 Minuten eingepackt an der 
Sonne liegen. Im allgemeinen aber folgt sofort auf das Sonnenbad 
ein abkühlendes Luftbad oder noch besser eine Wasseranwendung 
oder beides zusammen. — Eingehende Beobachtungen über dasselbe 
Thema hat Hovorka auf der Mendel bei Bozen, 1360 m hoch, ge¬ 
macht. Das kalte Luftbad steigert Blutdruck und Respiration, wäh¬ 
rend es die Temperatur herabsetzt. Auch das kühle Luftbad steigert 
den Blutdruck, während die übrigen Phänomene, Pulsfrequenz, Re¬ 
spiration, Temperatur, kein verändertes Verhalten zeigen; das warme 
Luftbad setzt Blutdruck und Respiration herab, steigert dagegen 
Pulsfrequenz und Temperatur. Das Sonnenbad steigert alle ge- 


Sonnenbäder. 


Luftbilder. 



22 


öumprecht. 


Heißluft, nannten Faktoren. — Die Heißluftanwendnngen in der Medizin 
bestehen in Lichtreflektoren, Wärmekasten und Heißluftduschen (Del- 
herm und Laquerriöre). Sie bewirken alle mehr oder weniger 
Erweiterung der Hautgefaße und Schweißausbruch. Im Luftstrom 
dagegen wird der Schweißausbruch vermieden, ihre Hauptwirkung 
ist die Schmerzstillung. Gegenindikationen gibt es kaum. Alle Affek¬ 
tionen der Gelenke, Rheumatismus, Steifheit, Gicht, ferner die Haut¬ 
affektionen, z. B. die diabetische Gangrän und der Juckreiz, endlich 
auch die Neuralgien werden günstig beeinflußt; außerdem ermög¬ 
licht das Schwitzbad eine gewisse Entfettung und eine Entgiftung, 
z. B. bei Autointoxikationen und bei Morphiumsüchtigen. — Wir 
Sport. wissen schon lange, daß sportliche Extremleistungen mit 
Unrecht als diätetische Stärkungsmittel oder als Erholung nach 
geistigen Anstrengungen gepriesen werden; Beck und Epstein 
zeigen aufs neue die schädlichen Wirkungen der Ueberanstrengung 
bei Preisruderem; sämtliche Regattaruderer boten ausnahmslos das 
Bild mehr oder weniger großer. Erschöpfung dar, welche jedoch 
nach einigen Minuten Bettruhe verschwand; ein Fall wurde von 
einem schweren Kollaps betroffen; unter den 18 klinisch unter¬ 
suchten Fällen dieser Wiener Regatta fanden sich 7 Fälle von Herz¬ 
muskelschädigung, 3 Fälle von Herzhypertrophie, meist mit Erweite¬ 
rung, 1 Fall von Mitralinsuffizienz, 1 Fall von Arterienverkalkung 
und nur 1 ganz normaler Fall. Oefters traten auch Eiweiß und 
Zylinder auf; der Blutdruck war in der Regel nach der Arbeit 
mäßig gesteigert, zuweilen senkte er sich noch während der Arbeit 
erheblich. In Londen hat Flack bei dem Londoner Hospital-Wett¬ 
rennen die Temperatur der Teilnehmer gemessen und hat noch 
zirka eine Viertelstunde nach Beendigung des Rennens Tempera¬ 
turen um 40° C. herum im Rectum feststellen können. Allerdings 
war es immer nur ein Teil der Läufer, welcher in dieser Weise 
reagierte. — Daß bei solchen Extremleistungen die Zuführung reinen 
Sauerstoff. Sauerstoffs von Nutzen sein kann, hat der Physiologe Hill in cha¬ 
rakteristischer Weise beobachtet. Der Schwimmer Wolffe schwamm 
durch den Aermelkanal, bis er erschöpft war, da wurde ihm Sauer¬ 
stoff gereicht, und er erholte sich so, daß er abermals l 1 /* Stunde 
schwimmen konnte und das gegenüberliegende Gestade auf eine 
Viertelmeile erreichte. Schließlich war er durch die Kälte verhin¬ 
dert, das Schwimmen fortzusetzen, während Puls und Respiration 
unmittelbar nach seiner Aufnahme in das Boot gut waren. Auch 
Rennpferden hat der Autor durch Sauerstoff aufgeholfen, ebenso 
wie der Verfasser selber sich zu Besteigungen oft des Sauer- 



Diätetik. 


23 


Stoffs bedient hat, die er mit einem Tabakherzen und einer ab¬ 
gelaufenen Pleuritis sonst nicht hätte machen können. Einen der 
Marathonrenner nahm er ins Training und konnte seine Lei¬ 
stungen durch Sauerstoff, den er in einer eigenen kleinen Flasche 
den Rennern mitgibt, wesentlich verbessern. — Das Thema der 
weiblichen Kleidung ist fast zum Ueberdruß erörtert. Wenn 
wir hier noch einmal darauf zurückkommen, so geschieht es mehr, 
um zu zeigen, daß die neuesten Forderungen weniger radikal werden. 
Nach M. Pochhammer soll die Kleidung nicht schwer sein und 
weder allein von Schultern noch von Hüften getragen werden, son¬ 
dern sich überall dem Körper anschmiegen. Die Unterkleidung be¬ 
steht aus der Hemdhose oder dem Hemd, die jedenfalls porös, am 
besten aus Trikot sein sollen und hoch und mit langen Aermeln 
unter nicht waschbaren Taillen oder Blusen getragen werden. Büsten¬ 
halter und Leibgurt folgen, selbstverständlich das geschlossene Re¬ 
formbeinkleid. Eine solche Unterkleidung, warm genug für den Winter, 
wiegt 860 g, im Vergleich zu 1860 der hergebrachten Kleidung. Der 
Unterrock ist nicht wegzulassen, sondern das Kleid, lose gefüttert 
oder ungefüttert, auf gut sitzendem Unterrock zu tragen. 

Wenn wir nun zu den eigentlichen Ernährungsfragen über¬ 
gehen, so haben wir zunächst der von Abel gegebenen Winke für 
den Nahrungsmitteleinkauf zu gedenken. Da das Publikum 
sich seine Nahrung vielfach nicht selber zubereiten will, so begün¬ 
stigt es die Fälschung der Nahrungsmittel durch die Händler, die 
im zubereiteten Zustande leichter ist. Man weise auffallend billige 
Angebote ab, betrachte jede Büchsenkonserve mit besonderer Auf¬ 
merksamkeit. Alle Deklarationen auf den Schildern sehe man mit 
Mißtrauen an, weil sie oft unauffällig ein Surrogat kennzeichnen und 
den Verkäufer vor Strafverfolgung schützen sollen. Künstlich ge¬ 
färbte und konservierte Nahrungsmittel sind in der Regel zu ver¬ 
werfen. Jedenfalls soll man dauernde Aufmerksamkeit gegenüber 
solchen Verfälschungen anwenden. — Bei wassersüchtigen 
Kranken soll die Nahrung möglichst wenig Kochsalz ent¬ 
halten; wie man technisch eine solche Nahrung herstellt, dar¬ 
über gibt H. Strauß bemerkenswerte Winke. Die Mehrzahl der 
Nahrungsmittel gewinnen ihren hohen Chlorgehalt erst durch die 
Zubereitung, namentlich Milchgrieß, Milchreis, Rinderfilet, Roastbeef, 
Schnitzel, Spargel, Kohlrabi. Man ersetze Bouillon durch Frucht-, 
Wasser- und Sahnsuppen. In Mehlsuppen und Mehlbreien, sowie 
Eierspeisen kann Zucker die Rolle des Salzes übernehmen. Brot 
muß salzfrei gebacken werden und schmeckt, mit salzfreier Butter 


Weibliche 

Kleidung. 


Nahrungs- 

mitteleinkaut. 


Kochsalz 



24 


(»umprecht. 


Kochsalz, oder Mus bestrichen, etwas süßlich, aber nicht unangenehm. Die 
Gemüse werden mit schwach salzhaltigem Wasser gekocht und vor 
dem Genüsse abgespült; am besten eignen sich grüne Erbsen und 
Karotten. Auch die meisten gesunden Menschen nehmen Kochsalz 
weit über den Bedarf des Organismus hinaus zu sich; es muß als 
feststehend gelten, daß der Organismus mit der täglichen Zufuhr 
von nur wenigen Gramm Kochsalz sein Auskommen finden kann. — 
Die Studien von Prym zeigen, daß zunächst aus dem Magen 
nur flüssiger Inhalt nach dem Darm zu entleert wird, wäh¬ 
rend die festen Brocken im Magen Zurückbleiben; eine schädliche 
Verdünnung des Magensaftes durch die Suppe ist deshalb nicht an- 
Fett zunehmen; das Fett muß möglichst innig mit der übrigen Nahrung 
vermischt werden 1 , weil es sonst an die Oberfläche steigt und ab¬ 
norm lange im Magen verweilt. In der Tat werden die Fette 
länger als Eiweiß und Kohlehydrate im Magen zurückgehalten, so 
daß nach 10 und 12 Stunden noch meßbare Quantitäten davon im 
Magen vorgefunden werden. In der Mitte des Dünndarms beträgt 
die Fettresorption, die bis dahin in den oberen Darmabschnitten nur 
sehr gering war, bereits etwa 35°/o und steigt im Ileozökum auf 
95 — 97 °/o (bei Schweinefett nur bis auf 75°/o). Wenn die Fett¬ 
säuren zwischen anderer Nahrung aber fein verteilt sind, so ist ihre 
Ausnutzung besser als ohne andere Nahrung (Levites). Fett 
stellt in der Nahrung die beste Wärmequelle dar und wird da¬ 
her auch von den nordischen Völkerschaften, und im Winter 
besonders, bevorzugt. Eine interessante physiologische Bestäti¬ 
gung für diese Erfahrung liegt in der Zusammensetzung der Wal¬ 
fischmilch (Scheibe), welche 19,4 0 o Fett enthält (gegen 
Kuhmilch 3,6°/o). Der gewaltige Fettgehalt ist jedenfalls für die in 
den kalten nordischen Meeren lebenden Tiere wichtig. Die Frage, 
ob das pflanzliche Fett vom tierischen Organismus ebensogut 
wie das tierische ausgenutzt wird, ist zu bejahen (Gerlach). Das 
neue pflanzliche Fett, mit welchem die Versuche gemacht sind, ist 
die Sanella; sie wird aus gereinigtem Kokosfett gewonnen und 
sowohl auf Brot gestrichen als auch zu Koch- und Backzwecken 
verwendet. Die Ausnutzungsversuche ergaben, daß 120 g Sanella 
genau so ausgenutzt wurden wie 120 g Kuhbutter. — Daß die 
Nervosität im Kindesalter oft mit falscher Ernährung zu¬ 
sammenhängt, betont Siegert. Das nervöse Kind hat meist eine 
vorwiegende Fleisch- und Fettnahrung genossen, während Gemüse 
und Obst fehlten; um die Kost kräftiger zu machen, wird ihm fälsch¬ 
licherweise meist noch mehr Fleisch oder Ei zugeführt. Die Nah- 



Diätetik. 


25 


rung soll aber vielmehr aus Hülsenfrüchten, grobem Brot, Obst, 
Salat bestehen; dabei wird Milch nur in geringer Menge und ver¬ 
setzt mit Malzkaffee, Bohnenkaffee, Nußblättertee gereicht, die Butter 
durch Marmeladen, das Weißbrot durch grobes Brot ersetzt. 

Von einzelnen Nahrungs- und Genußmitteln sei zunächst die 
neue Yoghurtmilch erwähnt, die mit dem bulgarischen Bazillus 
hergestellt wird und eine Abnahme der enterogenen Zersetzungs¬ 
produkte bewirkt. Leva berichtet über 30 Fälle, die alle die Milch 
gern nahmen; bei vielen wurde die Obstipation gebessert oder eine 
bestehende Darmreizung gemildert. Bei Auftreibung des Leibes 
durch Gase wechselte der Erfolg. 5 Tage nach Beginn der Auf¬ 
nahme des Nahrungsmittels waren die ersten lebenskräftigen 
Milchsäurebakterien nachzuweisen. Man kann den bulgarischen oder 
Massolschen Bazillus in den verschiedensten Formen verwenden, ent¬ 
weder als Reinkultur, fest oder flüssig (als Laktobazillinepulver 
und -tabletten, als Laktobazillinebouillon) oder in Molken, wo der 
Geschmack ein besonders zusagender ist und durch Vanille, Zitrone, 
Zucker noch besser gemacht werden kann, endlich als Mischung mit 
Malzextrakt. Die Indikationen zur Darreichung der Laktobazilline 
bestehen nach Herschell namentlich in abnormen Fermentationen 
oder Autointoxikation vom Darmkanal, ferner zur Vorbereitung für 
Darmoperationen und zur Bekämpfung der Konstipation; in den 
ersten Tagen stellt sich zuweilen eine leichte Darmreizung, später 
Verstopfung ein, erst in der 3. Woche kommt der Darm ganz ins 
Gleichgewicht, und die charakteristische Verminderung der organi¬ 
schen 8ulfate tritt dann ein. Der Preis stellt sich etwa auf 30 Pfg. 
für 'Is Liter Yoghurt. — Ein anderes neueres Milchpräparat ist 
die homogenisierte Milch, eine Kuhmilch, welche maschinell 
so durcheinander geschüttelt ist, daß ihre Fettkügelchen noch feiner 
verteilt sind als bei der Frauenmilch. Birk hat diese Milch bei 
Kindern zur Ernährung in der Breslauer Universitätskinderklinik 
verwendet, aber ohne gegenüber der gewöhnlichen Kuhmilch wesent¬ 
liche Unterschiede zu entdecken. — Das von Stroschein hergestellte 
Nutrin wird aus frischen Hühnereiern und Zucker hergestellt und 
soll wegen seines Phosphor- und Lezithingehalts auf die Nervenernäh- 
rung einen besonders günstigen Einfluß haben; es kommt in flüs¬ 
siger und trockener Form in den Handel und besitzt einen entschie¬ 
denen Wohlgeschmack, so daß es auch Kindern gereicht werden 
kann. — Gehen wir nun zu den Fleischnahrungsmitteln über, 
so ist zunächst bemerkenswert, daß die oft bezweifelte Ueberlegen- 
heit des weißen Fleisches über das dunkle in mancher Hinsicht auf 


Nahrungs- 
und Genu߬ 
mittel : 
Yoghurt- 
milch. 


Homo¬ 

genisierte 

Milch, 


Nutrin, 


Fleisch. 



26 


Gumprecht. 


Fleisch, Tatsachen beruht (Adler). Das gebratene Kalbfleisch hat gegen¬ 
über dem Rindfleisch nur etwa den fünften bis siebenten Teil der 
Extraktivstoffe. Durch das Kochen werden dem weißen Fleisch noch 
mehr Extraktivstoffe entzogen, während gekochtes Rindfleisch gegen¬ 
über dem gebratenen kaum an Extraktivstoffen verliert; für die Er¬ 
nährung von Gichtikem und Nephritikern ist daher die Ueberlegen- 
heit des weißen Fleisches glaubhaft. — Ein lebhafter Streit hat sich 
Puro. um das Fleischpräparat Puro, und wie gleich bemerkt werden darf, 
nicht zu Gunsten des Präparats, entsponnen. Bei der Prüfung des 
Präparates vermittels der spezifischen Präzipitationsmethode stellte 
sich nämlich heraus, daß der „Fleischsaft Puro“ gar kein Rindfleisch¬ 
eiweiß enthält, sondern nur Eiweiß vom Ei(Horiuchi, Geret); 
der Fabrikant hat in der weiteren Folge auch zugegeben, daß das 
Präparat aus Eiern und Fleischextrakt hergestellt ist; wenngleich 
jeder Wert einem solchen Präparate nicht unbedingt abgesprochen 
werden soll, so dürfte die Verwendung des Präparates, dessen In¬ 
gredienzien man einfacher und billiger im Haushalt haben kann, 
wohl künftig nur noch selten indiziert sein. — Eine besondere Ver- 
Kartoffei. Wendung der Kartoffel findet durch Entmehlung statt; die resul¬ 
tierende „Kartoffel fas er“ ist ein wertvolles, eiweißhaltiges, Kar- 
toflfelgeschmack bietendes Nahrungsmittel, das etwa das Siebenfache 
seines Gewichtes an Milch aufnehmen kann und sich auch als Suppe, 
Creme, Pudding, Auflauf, Croquettes verwenden läßt. Namentlich 
für Fettleibige und Zuckerkranke bietet sich hier ein schmackhafter, 
unschädlicher Ersatz für Kartoffel/— Von einigen Genußmitteln soll 
Tabak. schließlich noch die Rede sein. Das Tabakrauchen ist durch den 
Hygieniker Lehmann in Würzburg zum ersten Male wissenschaft¬ 
lich auf seinen Wert oder seine Schädlichkeit geprüft worden. Es 
hat sich ergeben, daß allein das Nikotin schädlich wirkt, während 
die übrigen als schädlich angeschuldigten Bestandteile des Rauches, 
Kohlenoxyd, Blausäure, Ammoniak u. a. vom gesundheitlichen Stand¬ 
punkte vernachlässigt werden dürfen. Von der Zigarre gehen 85 bis 
97 °/o des Nikotins in den Rauch über; in den Mund gelangen aller¬ 
dings nur etwa 33 °/o dieser Mengen, und davon werden wieder so 
wenig resorbiert, daß eine gewöhnliche Zigarre nur etwa 8 mg Nikotin 
dem Organismus während des Rauchens zuführt; der Nichtraucher 
zeigt allerdings schon bei 5 mg Nikotin, namentlich, wenn sie ihm 
rasch beigebracht werden, Brechneigung, der Raucher fühlt etwa 
von 15 mg ab die bekannten Intoxikationserscheinungen, Speichel¬ 
sekretion, kalten Schweiß, Brechreiz. Erklärungen für das Wesen 
einer schweren und einer leichten Zigarre haben diese Versuche 



Diätetik. 


27 


allerdings nicht gebracht, und sie sind wohl auch nur als erste Orien¬ 
tierung zu betrachten. Bei schnellem Bauchen sollen übrigens 
auch teerartige Produkte in reichlicherer Menge gebildet werden 
und zur Vergiftung beitragen (v. Liebermann); auffallend bleibt 
aber auch hier, daß getrocknete Zigarren mehr teerartige Produkte 
in den Bauch liefern als feuchte, während nach der Erfahrung die 
feuchten Zigarren schwerer verträglich sind. — Daß die harmlose 
Zichorie unter Umständen auch schädlich wirken kann, beweisen 
die Versuche von Zwintz. Bei Tieren konnte eine Blutdruck¬ 
senkung durch Zichorieninjektion hervorgerufen werden. Auch auf 
den Stoffwechsel hat die Zichorie schädliche Wirkung, insofern als 
damit gefütterte Tiere an Gewicht abnehmen. 

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Nr. 15. — W. Birk, Homogenisierte Milch. Monatsschr. f. Kinderheilk., 
Juni. — J. Bornträger (Düsseldorf), Diät-Vorschriften für Gesunde 
und Kranke jeder Art. 5. verbesserte u. erweiterte Aufl. Würzburg. — 
0. Cohnheim, Die Physiologie der Verdauung und Ernährung; 23 Vor¬ 
lesungen. Berlin. — Delherm et Laquerri&re, L'air chaud en m6d. 
Gaz. des hdp. Nr. 136. — M. Flack. Sportleistungen. Brit. med. journ., 
18. April. — V. Gerlach, Sanella. Zeitschr. f. phys. u. diät. Ther. Bd XII, 
H. 2. — Ger et, Puro. Münch, med. Wochenschr. Nr. 17. — Harnack, 
Koffeinfreier Kaffee. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 45. — L. Hill, Muskel¬ 
übung. Brit. med. journ., 3. Okt. — M. Hindhede (Skanderborg), Eine 
Reform unserer Ernährung. Uebersetzung aus dem Dänischen. Kopen¬ 
hagen. — Hovorka, Sonnenbad. Bl. f. klin. Hydrother. Nr. 12. — 
Ferd. Hueppe (Prag), Untersuchungen über Zichorie. Berlin. — 
Max Kaoowitz (Wien), Der theoretische Nährwert des Alkohols. 
Vortrag in den wissenschaftlichen Alkoholkursen in Berlin am 24. April. 
Berlin. — K. B. Lehmann, Tabakrauchen. Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 14. — Lenkei, Sonnenbäder. Zeitschr. f. phys. u. diät. Ther. Bd. XII, 
H. 7. — Leva, Yoghurt. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 19. — Levites, 
Fettverdauung. Zentralbl. f. d. ges. Phys. u. Path. d. Stoffwechsels Nr. 10. 

— v. Liebermann, Tabakrauchen. Hyg. Rundschau Nr. 4. — M. Poch- 
hammer, Weibl. Kleidung. Zeitschr. f. Krankenpflege, Febr. — Prym, 
Magenverdauung. Münch, med. Wochenschr. Nr. 2. — A. Scheibe, Wal- 


Zichorie. 



28 


Gumprecht. 


fischmilch. Münch, med. Wochenschr. Nr. 15. — Siegert, Nervosität. Münch, 
med. Wochenschr. Nr. 38. — Wilhelm Sternberg (Berlin), Diätetische 
Kochkunst. 1. Gelatinespeisen. Stuttgart. — Derselbe, Die Küche 
im Krankenhaus, deren Anlage, Einrichtung und Betrieb. Stuttgart. 

— Derselbe, Kartoffelfaser. Ther. d. Gegenw., Februar. — Derselbe, 
Kost und Küche im Krankenhaus. Zeitschr. f. phys. u. diät. Ther. Bd. XI, 
H. 9. — H. Strauß (Berlin), Vorlesungen über Diätbehandlung innerer 
Krankheiten. Mit einem Anhang: „Winke für die diätetische Küche.“ Berlin. 

— Derselbe, Chlorarme Ernährung. Zeitschr. f. phys. u. diät. Ther., April. 

— Wolffner, Kartoffelfaser. Prag. med. Wochenschr. 1907, Nr. 34. — 
Georg Zuelzer (Berlin), Die diätetisch-physikalische Therapie in der 
täglichen Praxis. Mit Beiträgen von Dr. Alfred Japha, Dr. Georg Peritz 
und Dr. Bruno Wolff. Berlin. — Zwintz, Zichorie. Wien. klin. Wochen¬ 
schrift Nr. 42. 



2. Krankenpflege. 


Von Med.-Rat Prof. Dr. F. Gnmprecht in Weimar. 
Mit 1 Abbildungen. 


Allgemeines. Die neue Kriegssanitätsordnung vom 
27. Januar 1907 nebst der Dienstvorschrift für die frei¬ 
willige Krankenpflege vom 12. März 1907 beeinflußt, wie uns 
<_• ramer auseinandersetzt, auch die Friedenskrankenpflege auf das 
nachhaltigste. Jede Kompanie erhält jetzt vier Krankenträger mit 
der Roten Kreuz-Armbinde. Bei jeder Kavalleriedivision wird vor 
dem Gefechte eine Sanitätsstaffel gebildet. Als Krankenpflegeein¬ 
heit für das Armeekorps gilt das Sanitätsbataillon, das aus drei Sani¬ 
tätskompagnien und zwölf Feldlazaretten besteht. Jeder Mann, ein¬ 
schließlich der Offiziere und Beamten, ist mit zwei Verbandpäckchen 
ausgerüstet, die in das Futter des Rockes eingenäht sind und keim¬ 
freies Verbandmaterial enthalten. Hinter der Schlachtlinie breitet 
sich das Etappengebiet aus, wo ein Generalarzt die Oberleitung der 
Krankenpflege ausübt und namentlich auch über die neu eingeführten 
Feld-Röntgen-Wagen, Trinkwasserbereiter und Desinfektionsabteilung 
verfügt. Dort liegt die Krankentransportabteilung, bei der eine 
Verband- und Erfrischungsstelle und eine Krankensammelstelle ein¬ 
gerichtet ist. Feldbahnen und Automobile werden in die Eiranken¬ 
beförderung einbezogen; ihre Bereitstellung und Herrichtung ist der 
freiwilligen Krankenpflege überlassen. — Eine neue Krankenträger¬ 
ordnung ist demgemäß ausgearbeitet worden und es haben die Unter¬ 
richtsbücher für Sanitätsinannschaften, die vom Zentralkomitee vom 
Roten Kreuz herausgegeben sind, sowie ein entsprechendes ganz 
neues für weibliche freiwillige Krankenpflege (von Körting) auf 
die neue Sanitätsordnung bereits Rücksicht genommen. — Für das 
weibliche Kriegs Pflegepersonal ist dementsprechend fol¬ 
gende Organisation in Aussicht genommen: Sie gliedern sich in 
drei Kategorien: Helferinnen, Hilfsschwestern und Schwe- 
stern vom Roten Kreuze. Die beiden ersten Gruppen umfassen 
freiwillige Pflegerinnen, die dritte Berufsschwestern. Die Helfe¬ 
rinnen sollen sich aus gebildeten Ständen rekrutieren, eine theo- 


Freiwillig»; 

Kranken- 

ptipgp. 



30 


Gumprecht. 


Freiwillige retische Ausbildung von 20 Doppelstunden und eine praktische von 
K pfle"e M ^® Wochen durchmachen; letztere erfolgt an einem Krankenhause 
oder Militärlazarett, und zwar ebenso wie erstere unentgeltlich, doch 
wohnen die teilnehmenden Damen in ihren Familien. Alle 2 Jahre 
folgen 4—6wöchentliche Uebungskurse, die Teilnehmerinnen haben 
schriftlich sich bereit erklärt, im Kriegsfälle wenigstens 3 Monate 
Dienste zu leisten. Umfassender ist die Ausbildung der zweiten 
Gruppe, der Hilfsschwestern. Sie erfolgt ebenfalls kostenlos und 
währt 6 Monate. Ein erfahrener Anstaltsarzt leitet sie. Zuerst all¬ 
jährlich, später alle 2 Jahre folgen öwöchentliche Wiederholungs¬ 
kurse. Die Teilnehmerinnen wohnen in der Anstalt. Eine genaue 
Listenführung des Roten Kreuzes weist jederzeit den verfügbaren 
Bestand an Pflegekräften nach. Was die Ausbildung endlich der 
Schwestern anbelangt, so schwanken die Dispositionen noch, da 
die neuen Vorschriften des Bundesrats für die Ausbildung des 
Krankenpflegepersonals berücksichtigt werden müssen, welche 1 Jahr 
Ausbildungszeit und die Prüfung vor einer staatlichen Prüfungs¬ 
kommission voraussetzen. — Das Rote Kreuz bildet im übrigen 
auch Haushaltsschwestern aus (Lauter). In einem badischen 
Altersheim hat der dortige Landesverband eine Haushaltschule ein¬ 
gerichtet und theoretische Lehrstunden mit praktischen Uebungen 
vorgesehen. Der Lehrplan umfaßt die gesamte Instandhaltung eines 
großen Hauswesens, die Kenntnis der Kleiderstoffe und der Näh¬ 
arbeiten, die Behandlung der Wäsche, die Küche und das Rechnungs¬ 
wesen. — Der bekannte Pastor Zimmer in Zehlendorf plädiert 
dafür, daß die Frauen, namentlich in den gebildeten Ständen, sich 
freiwillig 1 Jahr lang in den Krankenpflegedienst stellen sollten, 
ähnlich wie die Männer 1 Dienstjahr für die Kriegsbereitschaft 
opferten; in dem von ihm geleiteten Diakonieverein haben während 
der 14 Jahre seines Bestehens etwa 3600 Frauen ein solches Frei¬ 
willigenjahr durchgemacht, und ein Drittel davon ist berufsmäßig 
zur Krankenpflege übergegangen; nach den dort gemachten Erfah¬ 
rungen wirkt ein solches Jahr unter anderem auch außerordentlich 
günstig auf den Körper ein; Schlaf, Hunger, Körpergewichtszunahme 
bessern sich, die Freude am Leben wächst. — Wie man in Deutsch¬ 
land schon seit langer Zeit im wesentlichen zu weiblichem Kranken¬ 
pflegepersonal übergegangen ist, so tut es Rußland allmählich auch. 

Krankenpflege Das Dienstpersonal der russischen psychiatrischen 
m Kurland. Anstalten stand bisher wesentlich hinter dem deutschen und 
englischen zurück. Der durchschnittliche Wechsel des männlichen 
Dienstpersonals in russischen Krankenhäusern beträgt 167 °/o, des 



Krankenpflege. 


31 


weiblichen 94°/o im Jahre. In dem psychiatrischen Krankenhause 
zu Orel ist nun die Reform des Wartepersonals so durchgeführt, 
daß fast durchweg die weibliche Krankenpflege herrscht, die bisher 
in Rußland für Männerabteilungen prinzipiell vermieden wurde. Nach 
lOjähriger Erfahrung des Direktors Dr. Hermann haben sich 
keinerlei Mißstände eingestellt. Die Kranken gewöhnen sich sehr 
leicht an ihre Aufseherinnen und begegnen ihnen mit Hochachtung. 
Im Anfang gab es allerdings einige Aufregung. Die Kranken nannten 
die Krankenwärterinnen Hexen und ließen zynische Schimpfworte 
fallen; nach einigen Tagen hatten sich die 700 Insassen des Kranken¬ 
hauses aber beruhigt, und seit jener Zeit sind keine Anstände mehr 
vorgekommen. Namentlich der russisch-japanische Krieg, der viel 
männliches Personal aus der Heimat entführte, hat der Einführung 
des weiblichen Personals in die Krankenhauspflege wesentliche 
Dienste geleistet. — Die freiwillige weibliche Krankenpflege 
in Japan ist viel weiter fortgeschritten (Körting). Es gibt in 
Japan etwa 2700 approbierte Rote Kreuz-Schwestern, welche für 
Kriegszwecke unbedingt zur VerfügUDg stehen und vereidigt sind. 
Ueber das 55. Lebensjahr hinaus werden sie nicht beschäftigt; bei 
der Mobilmachung müssen sie binnen 72 Stunden am Platze sein. 
Im chinesisch-japanischen Kriege 1894;95 waren 600 Rote Kreuz- 
Schwestern tätig unter 1600 freiwilligen Pflegern überhaupt; etwa 
200000 Kranke und Verwundete gingen durch ihre Hände. Im 
russisch-japanischen Kriege waren 3000 Schwestern neben fast eben¬ 
soviel anderweitigen Pflegepersonen tätig, und es gingen 600000 Pa¬ 
tienten durch die Hände der weiblichen Pfleger, 20000 Verbände 
wurden gewechselt, 8000 Arzneien wurden verabreicht. Die beiden 
Lazarettschiffe beförderten auf 106 Fahrten 26 000 Patienten, 1,3 °/o 
der einberufenen Schwestern verstarb im Kriege. Die weibliche 
Krankenpflege wird in Japan besonders durch die adelige Damen¬ 
vereinigung des Roten Kreuzes gehoben, welcher kaiserliche 
Prinzessinnen und andere Damen der höchsten Stände angehören; in 
ganz Japan sind etwa 10000 Damenmitglieder vorhanden, und sie 
bringen im Jahre 5’/a Millionen Mark an Beiträgen zusammen. — 
Bemerkenswert ist ein Nachtrag zu den Bundesratsvorschrif¬ 
ten über die Prüfung von Krankenpflegepersonen (vergl. Jahr¬ 
gang 1908); es können nämlich alle diejenigen Krankenpflegepersonen, 
welche auch nur 2 Jahre (vorher 5 Jahre) im praktischen Dienst erfolg¬ 
reich tätig waren, das staatliche Krankenpflegerzeugnis, unter Dis¬ 
pensation von der Prüfung, erhalten.— Eine wandernde Alkohol¬ 
ausstellung hat in den letzten Jahren die Runde durch einen 


Krankenpflege 
in Japan. 


Prüfung von 
Kranken¬ 
pflegepersonen. 



32 


Guraprecht. 


Alkohol- großen Teil von Deutschland gemacht (Miethke); sie enthält sehr 
aussteliung. zahlreiche Kurven und Diagramme, die die Größe des Alkoholver¬ 
brauchs in Deutschland und anderen Kulturländern, sowie seine Be¬ 
ziehungen zu Krankheiten, Verbrechen, Unfällen, psychischer Degene¬ 
ration u. a. darstellen. Auch Moulagen und anatomische Präparate 
von Trinkern, sowie künstlerische Darstellungen der verderblichen 
Alkoholwirkung aus klassischen Bildern sind eingereiht. Die Lei¬ 
tung der Ausstellung hat Rechtsanwalt Eggers in Bremen. Ein 
offizieller Erklärer wird mitgeschickt. Die Gesamtkosten einer sol¬ 
chen Alkoholausstellung für eine Woche belaufen sich nach eigenen 
Merkblatt Erfahrungen des Referenten auf etwa 700 Mark. — Ein Merk- 
der Kranken- hlatt derKrankenpflege hat Dr. Baur in Schwäbisch-Gmünd 
hergestellt. Es besteht aus einem Block, auf dessen ersten zwei 
Seiten die neuesten Krankenpflegemaßnahmen in Bild und Wort 
illustriert sind, denen dann Blockzettel mit Schematen für ärztliche 
Verordnung, Diät und Krankenbeobachtung angereiht sind. 

Schulärztliche und schulhygienische Fragen 
verschwinden nicht mehr von der wissenschaftlichen Tagesordnung. 
Steilschrift. G. Müller plädiert für Steilschrift in den Schulen. Die 
Schrägschrift ist schädlich; denn liegt das Heft gerade auf dem 
Tisch, so dreht das Kind den Oberkörper nach links, um schräg 
schreiben zu können, und dadurch wird die Grundlage zu Wirbel¬ 
säulenverkrümmung gelegt; liegt das Schreibheft aber schräg, so 
kommen praktische Unbequemlichkeiten, und die Augenlinie ist 
anders als die Richtung des Heftes. Aus diesen Gründen ist die 
Steilschrift die vom hygienischen Standpunkt einzig wünschens¬ 
werte. Die Schulärzte werden zu ihrer Einführung behilflich sein 
Schulärzte, können. — Die Aufgaben der Schulärzte faßt Boas zusammen: 

Der Schularzt soll sich zunächst den baulichen Einrichtungen der 
Schule widmen, Beleuchtung, Heizung, Ventilation kontrollieren, die 
Reihenfolge der Schüler nach Maßgabe der Leistungen ist durchaus 
zu verdammen, der Platz des Kindes muß durch körperliche Eigen¬ 
schaften, Gesichtsschärfe, Hörfähigkeit u. dergl. bestimmt werden. 
Der Schularzt sollte ferner einen Teil des Zoologieunterrichts, näm¬ 
lich wenn der menschliche Körper behandelt wird, selber übernehmen 
und den Gesang-, Turn- und Zeichenunterricht speziell beaufsich¬ 
tigen. Sehr zurückbleibende Schüler soll er auf ihren Gesundheits¬ 
zustand untersuchen und an den Konferenzen der Lehrer teilnehmen, 
für die Bibliothek gute hygienische Schriften empfehlen und all¬ 
monatlich einen Schulvortrag über bestimmte Fragen, unter denen 
die Gefahren des Alkoholismus nicht zu vernachlässigen sind, halten. 



Krankenpflege. 


33 


Ueber den jetzigen Stand der Heilstättenfrage für Lungen¬ 
kranke gibt Kobert eine Uebersicht. Die Sterblichkeit an Tuber¬ 
kulose sinkt in Deutschland dauernd und zeigt dadurch den Einfluß 
der hygienischen Verwaltungsmaßnahmen. Es bestehen in Deutsch¬ 
land zur Zeit 67 Ferienkolonien mit 6092 Betten und 17 Anstalten 
für Kinder mit 650 Betten. An Volks-Lungenheilanstalten besitzt 
Deutschland 87 mit 8422 Betten. In diesen Anstalten können etwa 
25000 Kranke jährlich untergebracht werden, während allerdings 
die Gesamtzahl der Tuberkulösen in Deutschland auf etwa das Acht¬ 
fache zu schätzen ist. In den 87 Privat-Lungenheilanstalten sind außer¬ 
dem noch etwa 2000 Betten, meist für wohlhabendere Patienten, vorhan¬ 
den. Das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Lungen¬ 
tuberkulose steht an der Spitze der Heilstättenbestrebungen; auf ihm 
hat sich eine Internationale Vereinigung gegen die Tuber¬ 
kulose aufgebaut, der 21 Länder an gehören. Die gegen die Heil¬ 
anstalten erhobenen Einwände sind meist haltlos, indessen geht die 
allgemeine Stimmung doch jetzt weniger nach Schaffung neuer Heil¬ 
stätten, als nach Errichtung von Fürsorgestellen. Die Waffen, mit 
denen die Tuberkulosefürsorgestellen arbeiten, sind Hygiene 
und Pflege (Hesse). Die Fürsorgestelle wirkt mit der zustän¬ 
digen Krankenkasse zusammen, sendet Mitteilung über Befunde 
an die Kassenärzte, beantragt Heilstättenbehandlung in geeigneten 
Fällen, sorgt dafür, daß der schwer Kranke isoliert wird, gewährt 
ihm Geld- und Naturalienunterstützung. Für Berlin und Vororte 
sind 5 solche Fürsorgestellen eingerichtet, mit 18 Schwestern und 
7 Aerzten; wöchentlich zweimal wird Sprechstunde abgehalten. Der 
Etat dieser Fürsorgestellen beträgt etwa 50000 Mk. und wird zum 
größten Teil von der Landesversicherungsanstalt Berlin gewährt. 

Verfahren und Apparate. Der Aderlaß verbreitet sich in 
seiner Wertschätzung immer mehr, und auch die Kenntnis von seinen 
Wirkungen wird neuerdings vertieft. Kottmann stellt über das 
Verfahren einiges nach eigenen Erfahrungen und Forschungen zu¬ 
sammen. Die Lungenstauung nimmt ab, und der große Kreislauf 
wird wieder flott gemacht; darum wirkt der Aderlaß geradezu 
zauberhaft bei Lungenstauungen infolge von Herzklappenfehlern, 
Herzmuskelschwäche, Lungenblähung, Kückenwirbelverbiegung und 
Lungenentzündung. Günstig wird auch das Cheyne-Stokessche 
Atmungsphänomen beeinflußt; der Druck in der Pfortader verringert 
sich, die Viskosität des Blutes wird zwar manchmal vermindert, doch 
stellen sich Kompensationsvorgänge ein (Gefäßkontraktionen), so 
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 3 


Tuberkulose- 

Heilstätten. 


— -Fürsorge¬ 
stellen. 


Aderlaß. 



34 


Gumprecht. 


Aderlaß. 


Permanentes 

Bad. 



Gasbadeöfen. 


Sauerstoff¬ 

bad. 


daß eine Verminderung der Herzarbeit nicht unbedingt vorausgesetzt 
werden darf. Bei Urämie und Eklampsie entgiftet der Aderlaß 
Lymphe und Gewebe, bei Bleichsucht regt er die Blutbildung des 
Knochenmarks an und darf sogar in schwereren Anämien als letztes 
Mittel Verwendung finden. 

Das permanente Bad findet bei vielen schwer Verletzten und 
bei septischen Wunden vorteilhafte Verwendung (Mühsam). Die 
Kranken bleiben von Morgens bis Abends in der Wanne, eventuell mit 
ein- bis zweistündiger Mittagspause, für die Nacht werden sie heraus¬ 
genommen. Die zusagende Wärme wird durch Ab- und Zufluß hergestellt 
und vom Wartepersonal in bestimmten Abständen kontrolliert. Eine 
verstellbare, mit Holzwollkissen gepolsterte Bückenlehne macht das 
Liegen des Eiranken in der Wanne bequemer. Die die Wanne zudecken¬ 
den Wolldecken müssen am Hals des Patienten dicht abschließen. 
Sehr schwache Kranke werden durch einen unter den Achsel¬ 
höhlen hindurchgezogenen Gurt noch besonders gehalten. — Die 
Gasbadeöfen ohne Abzug sind in den meisten Städten bereits ver¬ 
boten; aber auch solche mit Abzug können, wenn das Bohr zu eng 
ist, oder der Gasaustritt durch von außen kommende Lufbströme 
gehindert wird, zu Kohlenoxydvergiftungen Anlaß geben, wie ein 
soeben von Hamm veröffentlichter Fall beweist. — Neben dem 
Kohlensäurebad ist neuerdings das Sauerstoffbad (Sarasons 
Ozetbad) sehr in Aufnahme gekommen. Die Sauerstoffbläschen sind 
etwa fünfmal so klein als die Kohlensäurebläschen (E. Müller). 
Die Gasentwicklung beginnt eine Minute nach Bereitung des Bades, 
so daß das Brausen im Wasser hörbar wird. Die Gesamtmenge 
Sauerstoff beträgt etwa 86 Liter, und deren Entwicklung hält 20 
bis 25 Minuten in gleicher Weise an. Die Temperatur der Bäder 
beträgt 82—85 0 C., die Dauer des Bades 20 Minuten. Die meisten 
Patienten fühlen sich sehr wohl in einem solchen Bade; der Blut¬ 
druck sinkt fast ausnahmslos, so daß die Bäder sich namentlich für 
die mit Blutdruckerhöhung verbundenen Krankheiten (Arteriosklerose, 
Nephritis) eignen, außerdem aber auch den Neurasthenikern wohl¬ 
tätigen Schlaf verschaffen. Man kann sich den Sauerstoff selbst 
bereiten oder auch einen verhältnismäßig billigen Apparat der Pre߬ 
luftgesellschaft (Berlin C, Kaiser-Wilhelmstr. 46) auf den Boden 
der Wanne legen. Er besteht aus Bambusstreifen, zwischen denen 
das Gas von einer Sauerstoffbombe aus herausgetrieben wird; die 
Selbstkosten eines solchen Bades nach Abzug der Amortisation be¬ 
tragen nur 80 Pf. (Schnütgen). Nach Tornai werden auch die 
mit Atemnot einhergehenden Erkrankungen sehr wesentlich ge- 


Krankenpflege. 


35 


bessert; die blaue Farbe der Lippen und Nägel schwindet fast plötz¬ 
lich. Eine Badekur besteht aus 15—20 Bädern; es wird 5 Tage 
gebadet und 6 Tage geruht, doch kann man auch jeden zweiten 
Tag baden lassen. — Sehr bequem sind auch die künstlichen 
Schwefelbäder (Klopstock), die mit Thiopinol hergestellt 
werden; es ist das eine klare braune Flüssigkeit mit Fichtennadel¬ 
geruch. Ein Vollbad enthält 125 ccm Thiopinol. Das Bad enthält 
nicht Schwefelwasserstoff, wie die natürlichen Schwefelquellen, son¬ 
dern Schwefelsalze (Sulfide). Eine Schwefelresorption läßt sich zwar 
nicht nachweisen, ist aber auch nur in Spuren zu erwarten, die 
Indikationen sind dieselben wie bei den natürlichen Schwefelbädern. 

— Bezüglich der Sitzbäder meinte man, daß sie, je nachdem sie 
warm oder kalt wären, das Blut nach den Leiborganen hinlockten 
oder aus ihnen vertrieben; das Umgekehrte ist aber der Fall, denn 
ein kaltes Sitzbad erzeugt eine Kontraktion sämtlicher Haut- und 
höchst wahrscheinlich auch der Muskelgefäße (Brun s), während das 
warme Sitzbad das Umgekehrte tut; dementsprechend bringt das 
kalte Sitzbad Blutfülle und das warme Blutarmut der inneren Organe. 

— Longettenverband nennt Fürstenberg eine besondere Art 
von kalten Umschlägen. Um die zu kühlenden Teile werden 
weiche Leinwandstreifen rollbindenartig gewickelt, auf diese Lein¬ 
wand tropft aus einem eisgekühlten Eimer durch einen Gummischlauch 
konstant das kalte Wasser und bringt dadurch eine sehr bedeutende, 
langandauernde Abkühlung des betreffenden Gliedes hervor. — Die 
Wirksamkeit derartiger kalter Umschläge auf die Herzgegend 
kann jeder Praktiker bestätigen. Del6arde und Dubois haben 
sie als eine besondere Frigothärapie pröcordiale ausgebildet. Sie 
legen eine Eisblase auf die Herzgegend und fixieren sie mit einer 
Binde. Die Eisblase hält nur etwa 3 Stunden und muß dann irisch 
gefüllt werden. Bei Typhuskranken setzen sie diese Behandlung 
während der ganzen Fieberperiode fort und glauben damit die ganze 
Wassertherapie des Typhus überflüssig gemacht zu haben. In der 
Tat scheint bei ihren Kurven die Temperatur dadurch deutlich herab¬ 
gedrückt zu werden. Auch Aronsohn stimmt darin überein, daß 
allerhand zweckmäßige Mittel neben dem Bade den hochfiebemden 
Kranken zu gute kommen können: häufige Waschungen des ganzen 
oder halben Körpers mit kaltem oder lauem Wasser, Alkohol¬ 
umschläge; außerdem sollen die Hochfiebernden, vorausgesetzt, daß 
das Herz kräftig ist, große Mengen von Flüssigkeit, bis zu 7 Litern 
täglich, trinken. 

Ein neues und merkwürdiges Verfahren, Thermopenetration 


Thiopinol- 

bad. 


Sitzbäder. 


Umschläge. 



36 


Gumprecht. 


Thermo- 

penetratiou. 


Jontophorese. 


Massage. 


Chirosoter. 


Lu ft inj ektioD. 


nach Zey nek, beruht darauf, daß Hochfrequenzströme ent¬ 
sprechender Wellenlänge den zwischen die beiden Elektroden 
geschalteten Körper durchfließen und erwärmen; die Erwärmung 
läßt sich beim Kaninchen deutlich nachweisen, beim Menschen 
weniger; doch wird ein „penetriertes“ Gelenk noch bis 8 Stunden 
nach der Behandlung subjektiv als deutlich wärmer empfunden. 
Die Stromstärke beträgt 100—400 Milliampere; namentlich schmer¬ 
zende Gelenke und Muskeln werden durch das Verfahren beruhigt. 
— Wie man Medikamente mittels der Elektrizität in den Körper 
leitet (Jontophorese), lehrt Thiem. Er benutzt nicht etwa das 
gewöhnliche Gärtner sehe Zweizellenbad mit Gummischeidewand, 
das er mit Recht für ziemlich wirkungslos erklärt, sondern verlegt 
die eine Elektrode in das Vollbad, die andere in eine kleine Porzellan¬ 
wanne, welche auf einer Brücke über der Wanne steht und in welche 
der Patient seine Hände oder Füße taucht. Dem Wasser wird Koch¬ 
salz oder Mutterlaugensalz zugesetzt, die Stromeinwirkung dauert 
10—20 Minuten. 

Es ist schwer, für die Massage ein geeignetes Fett zu finden, 
am meisten wird die weiße Virginiavaseline benutzt, die sowohl hin¬ 
reichend schlüpfrig ist, wie auch die Poren der Haut nicht verstopft; 
Kirchberg empfiehlt aber daneben noch die Lenizetvaseline, 
d. h. amerikanische Vaseline, die mit polymerisierter, trockener essig¬ 
saurer Tonerde versetzt ist. Wenn man gemeint hat, daß die 
Massage durch Mobilisierung des Körperfettes zur Entfettung beitragen 
könnte, so zerstört Rosenthal diesen Wahn, indem er nachweist, 
daß selbst starke Massage, die Blutungen in der Muskulatur und 
Zerreißungen in den Talgdrüsen der Haut verursacht, das Fettgewebe 
durchaus intakt läßt und keine Fetttropfen herauspreßt. 

Das bekannte aseptische Deckungsmittel Chirosoter, das zuerst 
von Klapp und Dönitz empfohlen wurde, ist im stände, an der un- 
desinfizierten Hand die Keime so fest zu leimen, daß die Hand prak¬ 
tisch als keimfrei gelten kann; Becker fand in der Frauenklinik 
zu Halle, daß der Keimgehalt der Chirosoterhand gegenüber der 
Kontrollhand bis auf 3°/o herabgehen kann. 

Für die Technik der Luftinjektion verwendet man nicht zuge¬ 
spitzte Nadeln, denn es ist namentlich das Anstechen der Blutgefäße zu 
vermeiden (Alexander). Man kann ebensowohl Luft wie auch reinen 
Sauerstoff injizieren und die Injektion an allen Körperstellen außer dem 
Gesicht vornehmen, ohne irgendwie Gefahr zu laufen. Die Indikationen 
für solche Luftinjektionen (Löwenthal) sind namentlich chronisch 
entzündliche Veränderungen an oberflächlich gelegenen Teilen und 



Krankenpflege. 


37 


Neuralgien. — Die intravenöse Injektion, namentlich für die 
Arsentherapie, empfiehlt Mendel. Von einer 15°/oigen Atoxyllösung 
werden zuerst ’/* g» später bis zu 2 g eingespritzt. Die Injektion 
wird alle 2 Tage wiederholt etwa 4 Wochen lang, dann 2mal wöchent¬ 
lich und schließlich nur lmal wöchentlich noch längere Zeit fort¬ 
gesetzt. Ebenso wird Salizyl vermittels des Präparates Attritin, 
(Ampullen zu 2 g Inhalt) vorteilhaft in die Venen eingespritzt; die 
Wirkung aller dieser Mittel tritt bei intravenöser Anwendung sehr 
viel prompter ein als bei subkutaner Injektion. — Endlich ist noch 
als eine besondere Anwendungsform der Medikamente die Rektal- 



Fig. 5 b. 



Hörrohrspiegel. (Nach Kretzsclimar, Miinch. •liieü. Wochenschr. 1908, Nr. 18.) 

narkose (Dumont) zu erwähnen. Nach vorheriger Ausspülung 
des Mastdarms wird der Aetherdampf vermittels eines besonderen 
Apparates, der aus einer Laboratoriumsflasche hergerichtet werden 
kann und namentlich gegen den Uebertritt von flüssigem Aether auf 
die Schleimhaut sichern soll, appliziert. Die Narkose tritt etwa 
nach 8 Minuten ein, sie verlangt allerdings besondere Sorgfalt. 
Neu ist die Methode mcht, da sie schon von Pirogoff ver¬ 
wendet wurde. 

Es sind nun noch einige neue praktische Apparate zu erwähnen. 
Ein Hörrohr, welches Kretzschmar in Leipzig konstruiert hat, 
besitzt eine spiegelnde Hörmuschel, die als Reflektor verwendet 
werden kann (Fig. Ba, b), wobei eine zentrale Bohrung dem hindurch¬ 
schauenden Auge dient. Außerdem ist noch ein Ohrtrichter im Stiel 


Intravenöse 

Injektion. 


Rektal¬ 

narkose. 


Apparate: 
Hörrohr. 



Mfegfa- 
a^piratori ' 


f‘uU*rMäi*fer. 


MimiUuv 


38 


kürapreeht. 


dos, JÄÖfiäi^RkorjVrf angebracht. iDa» Instrument ermöglicht also eine 
vlefeeitige e’ Yery^diittg : |7Jiö Hk, hei W, ScJiUtiort, 

— Einem InindfeKeTi. kiekt rein y.u hakenden M'ag-ojiaäp.irfttoT 
gibt Jf «it4. :mi «i» RaRök xttit b^i^.öjetfi&jQiig ränge .an «inem ent-: 
eprenbenden Ansatzstück. dos Msgenräklafleho».. Eine önt»e1üräle»e 
j^pWlongkf»Jt liegt darin, Magsnaohlmche zu siuriJiriureri: Früher 
kc»thf.e man sie in konzentrierter A.pumfe-pÄtilphaÖöSfu'»|f" .tu-eiat ans. 
Matt legt- eie .jetzt in eine Mischung ’ 

Olyzeriii, die schon nach lö Mixte re n langer ; Ein Wirkung hei 70* die 
Ahföriuig der in tferraeht. kommenden KT^nkheiöaeiiae ge'^Shrleiste! 
und rälhat bei tagelang«» Ihegaa in w’hdeäbder tibaiuiig die §ehläuehe 
nicht merklich leidet» flßfc.>— Ein neuer Pulverhläger von Eiüalt 
Üir deö S^hlh»>fff‘ hilf, das Pulver dadurch fest, daß das Ende des 
uns Öles besteh enden Bsihrchena durch PluQrwaaßet'fttoiFsäRre ptofi 


Fig. 6. 


. . 





• i$aeb Kufen. 

. . 

gemacht ist; mau kann das Eftbrciieti Btoßeri und rütteln, ohne d«.K 
dasPulvee jy^hräfeUt; um rä «ti rälleereu, bläst man hinein, filtriert 
den <?igea4a Atem iiahhi' aWr dtü>Ai «ine Wattekngel. Auch gegen 
deti ^ücke^bkg des Pnlvörsf bei Rtisiv«r<stid>tm des Patienten ist yk*t- 

■fr' _ tri w. T!>.f . j.:-r. 7 • • TA.. . . 1 . ... 



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et ri. t/ibak^teiförkihnliches Rohr konstruiert, das. mit Kokain und 
.Borsäure besühlefe, -'derPaideüt eich »sellktr in d|fl» Bache!* führt 
und duridv eine tinfe IhspicaiSötn rätfoon- * Auch Eb.ß«ngen kbünen 


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Krankenpflege. 


39 


7. 


schnitt erhält (Fig. 6); er sieht also aus wie ein Schiff, und unter 
dem Kiel brennen die Gasflammen (zu haben bei Junker & Buh, 
Barlsruhe). — Ein stets gebrauchsfähiges Taschenbesteck (Heer¬ 
mann) wird dadurch hergestellt, daß man jedes Instrument einzeln 
in eine mit Seifenspiritus gefüllte, gut schließende Metalldose steckt. 
— Bei Operationen mit erhobenem Becken werden die Schultern oft 
so gegen den Operationstisch gepreßt, daß eine Narkosenlähmung die 
Folge ist; Horst hat deshalb in der Berliner Universitätsfrauen¬ 
klinik die Schulterkissen am Operationstisch aufblähbar ge¬ 
macht und dadurch bisher alle üblen Druckfolgen vermieden (Fabri¬ 
kant: Löwenstein, Berlin N 24). — Zur Vermeidung des Durchliegens 
gebraucht man bekanntlich Luft- oder Wasserkissen; B e r g t e in Kott- 
bus stellt nun Gummistoffkissen, die mit Hirsespreu 
gefüllt werden, her und schafft so einen billigen Ersatz des 
Luftkissens für die unbemittelte Bevölkerung. — Die von 
Hilzinger in Stuttgart konstruierten elektrischen 
Eataplasmen bestehen aus zahlreichen, durch Glas¬ 
perlen und Asbestgewebe isolierten Drähten, die in einer 
äußeren Umhüllung von Trikot liegen und an die elektrische 
Lichtleitung überall angeschlossen werden können. Die 
Preise schwanken zwischen 12 und 30 Mk. In wenigen 
Minuten werden die entsprechenden Temperaturen von 
60—80 0 erreicht und durch eine sinnreiche Konstruktion 
so konstant erhalten. — Eine Leibbinde von Char- 
nauz trägt vorne über dem Bauch zwei aufblasbare 
Gummikissen, welche zur Fixierung der beweglichen 
Niere oder für andere Zwecke dienen. — Ein Präzisions¬ 
sauger für kleinste Flüssigkeitsmengen (Hirt) 
soll über die Schwierigkeit, bestimmte Flüssigkeitsmengen 
mit dem Mund in Kapillarröhren einzusaugen, hinweg¬ 
helfen. Er sieht wie eine Pravazspritze aus (Fig. 7), nur 
daß der Kolben durch Schraubenwirkung vor- und zurück¬ 
geht; übrigens sind zwei Kolben für geringere und aus¬ 
giebigere Saugwirkung angeordnet. — Wie man eine 
Luftpumpe zu bequemer Massage ausnutzen kann, 
zeigt der Ingenieur D e s s a u e r. Der von ihm angegebene, ziemlich 
umfangreiche Apparat, entweder mit der Hand oder mit Elek¬ 
trizität betrieben, wird von den vereinigten elektrotechnischen In¬ 
stituten Hamburg und Aschaffenburg hergestellt und ermöglicht 
eine außerordentlich vielseitige Verwendung. — Eine fahrbare 
Krankentrage von Dierenberg besteht aus einigen Eisen- 


Präzisions- 
sauger. 
(Nach Hirt, 
Deutsche 
med. 
Wochen¬ 
schrift 1008 , 
Nr. 80 .) 


Taschen¬ 

besteck. 


Schulter- 

kissen. 


Kataplasmen. 


Leibbinde. 


Präzisions¬ 

sauger 


Luftpumpe. 





Gumpredht 


0tang&t,.4)e #u konstruiert sind, daß .mft 'JP-ahrrädern 

in fcSi^stöi' Zleie ßttgebraokt/weÖeiÄ^■ der Kroate 


Kranken* 


Aerztlifiie Polytechwik iuon, Januar > 


wird .daun' auf /diese improvisiert» Bkhrö -gehegt und kann im Rad- 
tahtoriempb transportiert werden, wobei die Vorderräder selbst,fc&tig 
gleu'b £6sieuert werden. 


Literatnr 


W. Alesäüüer, Luftinjekt.ionen. Med. Klinik../Nr. 23. - ,4 t o n 
soiio. FiebermeiHkauiente. •; Thor. d, Gegen w . Mjtok buelvftiä««. 
(Hirbürfe'b ^rndiiriing und Körpt*ibeeebaffer 4 beife (Beitriigo -»uw l&riiütüiteas-- 
bisgiill'). München, — Hin.r, Krankenpßegeitforkblätt. Zeitoebi- ( 
KntnköWpßegih Uktdber* — G, Becker, Ohirosciter, Münch,med;Wochea- 
eehrift Nr. II. — Heeira Ttrerapeutisdier A!man#|^i fientuag, v.m ßenerai- 

oberarat Dr. Schill in Dr«adct»-/ 35. Jbkrg- • Leipfcig. — Paul Berger. 
Fijdjtrei- iJüreb die lVivfttbeilaä.gtalten ( Sanaieneji und BlrbolmQgBttÄtteo, 
11.. voUGAndtg imxgeätheit.Me uad bedeute«d'' vermehrt* Anti. Berlin. 

itercte. tmnmiibtolVkGaeft. Aersfcl Polyteuhhiky April. . Boas, 
EtebrlUirii^i . L K*Ttakenpflege- ; , April. Gf B rieger u. K rftbs. 

Grüüdriß der HydrotfiiMivpi-'. Berlin. — 0 13 r uns, Sitabftd- 2eitsehr. f. 
klio. Med. )!d. LX1V H.?., 4.— K. U o rga-.Ö: (Elberfeld) Winterliche Leibe- 
Übungen in freiet Luft. Mit 4‘d Abbildungs.o irin? .den beiten einschjBgigen 
Werken ßvleme BehrifteA des ^enti‘al6kb8sCbii?öee ■ Vürilerung der 
Volks- und Jugendspifele in TDeataiiiiidtnl Bd, V y )j. bfeip*ig ü>% Berbn., — 
GhÄinau-r; LeibbUidA hAfb NivOB, .■•— Bf. <3rsm#r . Krieg»- 

süüität«OTdnvji!g. /'.eikschr | Krnnkenpäego H- 1. - iVfriitn o n t, Rektai- 
uarkosC. burrospoatl-'irab!. f. Schwee/. Ad*, tu Nr. 24-..' — Beldarde u< 
Bubois. Frigötberapre .pru<-or<)iuiV,' .LYch» a>= d !;d. All, Nr 7. — !><'•?- 
s a ii e r i Luffcpbwi'e. Aerkfcb i jfVbcute. --- JdibFeiu b erg, Kran- 

kepiräge, Ai\|.'kU. t ;, biyfcecbip.jk, ilänbatr; -r fjf.t.io Do*nblütb (Wies- 






Krankenpflege. 


41 


baden), Gesunde Nerven. 4. verbess. Aufl. Würzburg. — Franz Düring 
(Berlin), Uebersicht über die deutschen Reicbspatente betreffend .Heilmittel 
und Desinfektionsmittel*. — J. Eiselt, Pulverbläser. Aerztl. Polytechnik, 
März, April. — Fürstenberg, Longettenverband. Zeitschr. f. pbys. u. 
diät. Ther. Bd. XII, H. 4. — F u 1 d, Magenschlauchdesinfektion. Berl. klin. 
Wochenschr., 18. Mai. — Derselbe, Magenaspirator. Deutsche med. 
Wochenschr., 17. Sept. — Hamm, Gasbadeofen. Ebenda Nr. 34. — Heer¬ 
mann, Taschenbesteck. Ebenda, 6. August. — Herrmann, Russisches 
Wartepersonal. Zeitschr. f. Krankenpflege, Mai. — Hesse, Fürsorgestellen 
für Tuberkulöse. Zeitschr. f. Krankenpflege, Mai. — W. Hilger (Magde¬ 
burg^.), Die Hypnose und die Suggestion. Jena. — R. Hirt, Präzisionssauger. 
Deutsche med. Wochenschr., 23. Juli. — R. Hoffmann, Kehlkopfanästhesie. 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 18. — Horst, Schulterkissen am Operationstisch. 
Aerztl. Polytechnik, Januar. — Kausch, Lumbalpunktion. Deutsche med. 
Wochenschr., 17. Dez. — F. Kirchberg, Lenizetvaseline. Med. Klinik 
Nr. 12. — Derselbe, Massage. Med. Klinik Nr. 12. — Kobert, Heil¬ 
stätten für Lungenkranke. Zeitschr. f. Krankenpflege, Februar. — Kör¬ 
ting, Krankenpflege in Japan. Zeitschr. f. Krankenpflege, August. — Kott- 
mann, Aderlaß. Korrespondenzbl. f. Schweiz. Aerzte Nr. 22. — Kretzsch- 
mar, Hörrohrspiegel. Münch, med. Wochenschr. Nr. 18. — F. Kuhn, 
Minutensterilisator. Münch, med. Wochenschr. Nr. 26. — Frau Lauter, 
Haushalteschwestern. Zeitschr. f. Krankenpflege, November. — Loewen- 
thal, Luftinjektionen. Med. Klinik Nr. 4. — J. Marcuse, Kataplasmen. 
Monatsschr. f. d. phys.-diät. Heilmethoden Bd. I, H. 1. — Marcuse, Körper¬ 
pflege durch Wasser, Luft und Sport. Mit 121 Abbildungen. Leipzig. 

— G. Le Möhaute, L’eau de mer en injections hypertoniques dans 
le traitement des maladies chroniques (Nouvelle therapeutique par l'eau 
de mer). Paris. — F. Mendel, Intravenöse Therapie. Berl. klin. Wochen¬ 
schrift, 14. Dez. — Miethke, Schriften zur Alkoholfrage, 3. Aufl. Bremen. 

— R. Mühsam, Permanentes Bad. Ther. d. Gegenw., Juni. — E. Müller, 
Ozetbäder. Münch, med. Wochenschr. Nr. 30. — G. Müller, Steilschrift. 
Zeitschr. f. Krankenpflege, April. — Ernst Nitzelnadel (Schnee¬ 
berg i. S.), Therapeutisches Jahrbuch. 18. Jahrg. Leipzig u. Wien. — 
L. Pfeiffer (Weimar), Taschenbuch der Krankenpflege, 5. Aufl. Mit zahl¬ 
reichen Abbildungen und 2 anatomischen Tafeln. Weimar. — Karl Pri- 
döhl, Atmung und Körperübung. Mit 37 Illustrationen im Text. Berlin- 
Friedenau. — H. Ray dt (Leipzig), Der 9. deutsche Kongreß für Volks¬ 
und Jugendspiele in Kiel vom 19.—21. Juni. Leipzig u. Berlin. — C. Rosen¬ 
thal, Massage. Zeitschr. f. phyB. u. diät. Ther. Bd. XII, H. 4. — Emil 
Rotte r, Der Nothelfer in plötzlichen Unglücksfällen. Mit 31 Abbildungen. 
München. — Salzwedel (Berlin), Handbuch der Krankenpflege. Zum 
Gebrauch für Krankenpflegeschulen sowie zum Selbstunterricht. 9. Aufl. 
Mit einem Vorwort von Scheibe (Berlin). Mit 3 Tafeln in Farbendruck und 
75 Abbildungen im Text Berlin. — Schnirer (Wien), Taschenbuch der 
Therapie. Würzburg. — Schnütgen, Ozetbäder. Tber. d. Gegenw., Aug. 




42 


Gumprecht. 


— Ernst Sommer (Zürich), Emanation und Emanationstheorie. Mönchen. 

— Derselbe, Jahrbach über Leistangen and Fortschritte auf dem Gebiet 
der physikalischen Medizin. Mit 8 Illustrationen im Text und 29 Abbild, 
anf 11 Tafeln. 1. Jahrg. Leipzig. — P. Steffens, Einfluß elektrischer 
Ströme auf Blutkreislauf. Leipzig. — E. Thiem, Kataphorische Bäder. 
Aerztl. Polytechnik, Januar. — Tornai, Sauerstoffbäder. Zeitschr. f. phys. 
u. diät. Ther., Oktober. — Hermann Weber, On means for the Pro¬ 
longation of life. Third and englarged edition of a lecture delivered 
before the Royal College of Physicians on 3. December 1903. London. — 
Werner, Weibliches Eriegspflegepersonal. Zeitschr. f. Krankenpflege, 
August. — Wilhelm Winsch, Wie ich Naturarzt wurde! Berlin. — 
Zentralkomitee vom Roten Kreuz, Bestimmungen Ober die Ausbildung 
der Helferinnen und Hilfsschwestem. Berlin. — Zeynek, Bernd u. Preyß, 
Thermopenetration. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 15. — Zimmer, Frauen¬ 
dienstjahr in der Krankenpflege. Zeitschr. f. Krankenpflege, November. 



3. Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, 

Balneotherapie. 


Von Reg.-Rat Prof. Dr. J. Glax in Abbazia. 

Mit 2 Abbildungen. 

Klimatotherapie. 

Mit dem Erscheinen der von Graeffner und Kaminer in diesem 
Jahre herausgegebenen neuen Zeitschrift für Balneologie, Klimato¬ 
logie und Kurorthygiene hat die Literatur der genannten Wissens¬ 
zweige mächtig zugenommen, da nicht nur Baineologen von Fach, sondern 
auch zahlreiche Kliniker in dieser Zeitschrift ihre Erfahrungen auf dem 
Gebiete der Balneotherapie und Klimatotherapie niedergelegt haben. Leider 
gestattet es der für ein kurzes Referat zur Verfügung stehende Raum 
nicht die vielen wertvollen Arbeiten so eingehend zu besprechen, als es 
wohl wünschenswert wäre. 

Die physiologische Wirkung und therapeutische Verwertung des 
Höhenklimas, der Seeluft und des Wüstenklimas bilden den Gegen¬ 
stand der meisten uns vorliegenden Arbeiten. A. Eulenburg be¬ 
spricht in einem Aufsatze „Zur Klimatotherapie und Balneo¬ 
therapie der Neurasthenie und verwandter nervöser 
Zustände“ die Wirkung des Höhenklimas und des Seeklimas auf 
funktionelle Nervenstörungen. Der Einfluß dessen, was man unter 
eigentlichem Alpenklima oder Hochgebirgsklima versteht, macht sich 
unter unseren mitteleuropäischen Verhältnissen erst in Höhen von 
ungefähr 1300 m geltend. Für die spezielle Indikation eines Höhen¬ 
aufenthaltes bei den verschiedenen Formen nervöser Krankheits¬ 
zustände kommt natürlich nicht nur die Höhenlage an sich, sondern 
auch die Bodenverhältnisse, Luftfeuchtigkeit, Windrichtung, Wind¬ 
stärke und Gleichmäßigkeit der Temperatur in Frage. Hochgebirgs- 
kuren bewähren sich im Sommer, sowie im Winter am besten bei 
Neurasthenikern in jugendlichem Alter ohne Heredität und mit 
kräftiger Konstitution. Bei schwereren Formen von Neurasthenie 
mit Angst- und Zwangszuständen, auch für schwerere Formen kardio- 


Literatur. 


Klimato¬ 
therapie und 
Balneo¬ 
therapie der 
Neurasthenie 
und ver¬ 
wandter 
nervöser 
Zustände. 



44 


Glax. 


Berg¬ 

aufenthalt. 

See¬ 

aufenthalt. 


Sanatorien. 


Winterkuren, 
Winterklima, 
und Winter¬ 
sport im 
Hochgebirge. 


Höhenluftkur 
bei Morbus 
Basedowii, 


— bei Herz¬ 
kranken. 


vaskulärer Neurosen und Basedowscher Krankheit ist ein Aufenthalt 
im Hochgebirge zunächst zu erregend und sind zuerst entsprechende 
Bergaufenthalte in mittleren Höhen zu versuchen und erst später 
mit wachsender Anpassungsfähigkeit das Hochgebirge zu erproben. 
In ganz ähnlicher Weise läßt sich ein Seeaufenthalt bei der Be¬ 
handlung funktioneller Nervenleiden verwerten. Auch hier ist das 
Maß der Widerstandsfähigkeit und der körperlich-seelischen Erreg¬ 
barkeit und Reizempfänglichkeit wohl zu berücksichtigen. Es gibt 
zahlreiche Nervöse, bei welchen das Nordseeklima, namentlich an 
den insularen Plätzen, einen zu heftigen Reiz ausübt und für welche 
ein Aufenthalt an den bewaldeten Küsten der Ostsee vorzuziehen 
ist. Sehr schlaffe oder hochgradig reizbare, körperlich und seelisch 
niedergedrückte, wenig aktions- und widerstandsfähige Naturen tun 
am besten, gut ausgestattete und unter sachverständiger ärztlicher 
Leitung stehende Sanatorien in mittlerer Höhenlage (oder an einem 
der südlichen Seekurorte, deren Eulen bürg keine Erwähnung tut) 
aufzusuchen. — In ähnlichem Sinne wie Eulenburg spricht sich 
Nolda in seiner Arbeit über Winterkuren, Winterklima 
und Wintersport im Hochgebirge aus. Nolda hat seine 
Erfahrungen an dem als Hochalpenstation im Winter klimatisch 
besonders günstigen St. Moritz gesammelt. Von den neurastheni- 
schen Beschwerden werden besonders Kopfschmerz, Schwindel und 
Schlaflosigkeit meist rasch in günstiger Weise beeinflußt. Angst¬ 
zustände und Erscheinungen der Neurasthenia cordis und vasomotoria, 
sowie auch echte Herzneurosen ohne andere schwere Komplikationen 
im Sinne des Herzmuskels sind nicht als Kontraindikation zu be¬ 
trachten. Günstig sind auch die Wirkungen bei Hemikranie, Hystero- 
Neurasthenie, leichter Hysterie und Melancholie, ferner bei nervösem 
Asthma und besonders bei Basedowscher Krankheit. Allerdings 
müssen Kranke dieser Art, ehe sie St. Moritz aufsuchen, zuerst 
eine Uebergangsstation auf mittlerer Höhe (1000—1300 m) wählen. 
Stiller, welcher vor 20 Jahren die Höhenluftkur bei Mor¬ 
bus Basedowii zuerst empfohlen hat, bricht neuerdings eine 
Lanze für seine Anschauung (bekanntlich finden viele Basedow¬ 
kranke auch an der See Besserung und Heilung, Ref.), wobei er 
die Frage aufwirft, ob nicht auch bei anderen Herzkrankheiten im 
Stadium der Kompensationsstörung die Höhenluft mit Erfolg zu 
versuchen sei. — Galli hat tatsächlich in einer Höhenlage von 
ca. 1200 m in Masino im Veltlin eine Anzahl von Herzkranken 
beobachtet, welche sich trotz Kompensationsstörungen wohl befanden. 
Er legt das Hauptgewicht auf die Windstille und minimale Tem- 



Klimatotherapie, Pneuuiatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 45 


peraturschwankungen zwischen Tages- und Nachttemperatur. Nur 
Gebirgsorte, welche diese Vorteile bieten, dürfen von Herzkranken 
besucht werden, denn Wind und starke Temperaturschwankungen 
werden von diesen Kranken sehr schlecht vertragen. 

Ueber die klimatische Behandlung der Lungentuber¬ 
kulose berichtet Senator in einer längeren Arbeit. Das Hoch¬ 
gebirgsklima ist für Lungentuberkulose des ersten Stadiums, im 
Uebergange zum zweiten Stadium und für Prophylaktiker geeignet, 
dagegen kontraindiziert bei vorgeschrittenem Stadium, Komplikationen 
mit Kehlkopf-, Herz-, Gefäß- und Nierenleiden, beträchtlicher Nei¬ 
gung zu Blutungen, höherem Fieber und großer Erregbarkeit. Vor¬ 
geschrittene Kranke können vom subalpinen Klima (300—900 m) 
noch vielfach Nutzen ziehen. Solche Patienten dürften im Winter 
mit Nutzen das Wüsten- und Steppenklima, besonders Aegypten 
aufsuchen. Das feuchtwarme Tal- und Kesselklima wirkt reizmil¬ 
dernd, beruhigend, erschlalfend, paßt besonders für schwächliche, 
leichtriebernde, bluthustende Lungenkranke mit Komplikationen von 
seiten des Kehlkopfes. (Irrtümlicherweise wurde Abbazia, welches 
an der See liegt, unter diesen Orten aufgezählt, während Pau unter 
den Seeklimaten aufgeführt erscheint.) Die Seeklimate weisen große 
Unterschiede auf. Senator rechnet die Nord- und Ostseekurorte 
zu den trocken-kühlen (!) Seeklimaten, deren Wirkung jenen des 
Hochgebirgsklimas sehr ähnlich ist. Dagegen entspricht das feucht¬ 
warme Insel- und Küstenklima einigermaßen dem feuchtwarmen Tal- 
und Kesselklima. A. Hennig, ebenfalls ein begeisterter Verfechter 
des Heilwertes der Ostsee, kommt zu dem Schlüsse, daß nicht der 
wärmere Süden, sondern das gemäßigte, reizmildernde, kräftige und 
anregende Klima der Ost- und Nordsee einen weit günstigeren Einfluß 
auf die Anfangsstadien der Tuberkulose ausübt als das trocken¬ 
warme Küstenklima der Riviera di Ponente. Insoweit Hennig eine 
Parallele zwischen dem Ost- und Nordseeklima und dem Klima der 
westlichen Riviera zieht, ist er gewiß im Recht, nicht aber, wenn 
er von den staubigen und trockenen Kurorten Frankreichs und 
Italiens im allgemeinen spricht, denn beide Länder verfügen über 
feuchtwarme Insel- und Küstenkurorte, deren Luft ebenso feucht 
und staubfrei ist als jene der Ostseeküste und vermöge der höheren und 
gleichmäßigeren Temperatur manche Vorteile bieten. Das Klima der 
holländischen Nordseeküste eignet sich nach C. M. Mol sowohl 
im Sommer als auch im Winter sehr gut zur Behandlung der Lungen¬ 
tuberkulose. Auch vorgeschrittene Fälle können von dem Aufent¬ 
halte an der Nordsee großen Nutzen ziehen, wenn nur der Allgemein- 


Klimatische 
Behandlung 
der Lungen¬ 
tuberkulose. 


Der Einlluli 
der Nord- und 
Ostsee auf die 
Tuberkulose 
der oberen 
Luftwege. 


Die Behand¬ 
lung der 
Lungen¬ 
tuberkulose 
an der 

Nordseekiiste. 



46 


Glax. 


Spitzbergen 
bei Lungen¬ 
tuberkulose. 


Scbiflfs- 

sanatorien. 


II eil wert der 
Seereisen. 


Der Heil wert 
der Ostsee. 


zustand leidlich ist. Langenkranke sollen in einiger Entfernung vom 
Strande in geschützter Lage (im Climat maritime) verbleiben. — 
Bunge empfiehlt, Tuberkulöse während des Sommers nach Spitz¬ 
bergen zu schicken, da Lungentuberkulose auf Spitzbergen nicht 
vorkommt, wie überhaupt Erkältungen dort überaus selten sind und 
daraus resultierende Katarrhe der Respirationsorgane in der reinen 
transparenten Luft des hohen Nordens einen ungewöhnlich milden 
und raschen Verlauf nehmen. Seereisen hält Senator, namentlich 
sobald entsprechende „Schiffssanatorien“ mit einem bestimmten 
Kreuzungsgebiete bestehen werden, für die Behandlung der Tuber¬ 
kulose sehr empfehlenswert. 

Für Schiffssanatorien treten mit vieler Begeisterung 
auch K. Diem und Hans Leyden ein. Das Projekt Diem 
ist der enormen Kosten wegen kaum durchführbar, denn der 
Preis würde pro Tag und Kopf etwa 70 Mk. betragen. H. Leyden 
will die Lösung der Frage durch den Verein zur Begründung 
deutscher Schifissanatorien durchführen. Ueber den Heilwert der 
Seereisen äußern sich Castiglioni und Moser auf Grund¬ 
lage reicher Erfahrungen folgendermaßen: Die tonisierende und 
beruhigende Wirkung der Seeluft, die hohe suggestive Kraft des 
Meeres, die Loslösung von allen ungünstigen Einflüssen des All¬ 
tagslebens machen die Seereisen zu einem souveränen Heilmittel 
für die Neurastheniker. Schlaf und Appetit kehren wieder, die 
Atonie des Magens und Darmes schwindet, wobei die dank der 
Schiffsbewegung hervorgerufene geringe Erschütterung als Vibrations¬ 
massage wirkt und bei Obstipation zur Regelung der Darmtätigkeit 
beiträgt. Anämische, chlorotische und lymphatische Individuen, so¬ 
wie Prophylaktiker und Rekonvaleszenten ziehen hohen Nutzen von 
den Seereisen. Desgleichen ist für katarrhalische Affektionen der 
Respirationsorgane, chronische Pneumonien und lange stationär blei¬ 
bende pleuritische Exsudate der Aufenthalt auf offener See von 
großem Heilwerte. Asthmakranke, welche man gegen den Wind 
einatmen und mit dem Winde ausatmen läßt, werden oft gebessert. 
Für Heufieberkranke ist die Luft auf hoher See ihrer Reinheit wegen 
absolut unschädlich, und die Kranken bleiben frei von Anfällen. 
Der vermehrte Zufluß von Blut nach der Peripherie durch den Ein¬ 
fluß der Seeluft erleichtert die Herzarbeit, und so sind Seefahrten 
besonders bei Erkrankungen des Herzmuskels von bewährt günstiger 
Wirkung. — Ueber den Heilwert der Ostsee berichten Lange, 
Röchling und Margulies. Die Ostsee besitzt alle in therapeutischer 
Beziehung in Betracht kommenden Eigenschaften des Seeklimas in 



Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 47 


durchaus beachtenswertem Grade. Mit Rücksicht auf die sich oft 
zu großer Gewalt steigernden Wirkungen der Klimafaktoren der 
Ostsee ist dem Wälderreichtum und den Dünenbildungen am Ost¬ 
seegestade nicht nur ein landschaftlicher Reiz, sondern vielmehr in¬ 
folge des durch sie gebotenen Wind-Lichtschutzes ein großer thera¬ 
peutischer Wert beizumessen. Wald und Dünen gewähren in hohem 
Grade die Möglichkeit, die Reizwirkungen des Ostseeklimas je nach 
der Empfindlichkeit und Empfänglichkeit des Individuums abzustufen 
und abzuändern. — Sehr interessant sind die Mitteilungen H ä b e r- 
lins über Blutbefunde an der Nordsee, welche ergeben 
haben, daß selbst in sehr hochgradigen Fällen von Blutarmut 
der Seeaufenthalt durchaus günstige Erfolge zu zeitigen vermag. 
Die Blutuntersuchungen in den Herbstmonaten ergaben eine stärkere 
Zunahme des Hämoglobins als in den anderen Monaten, insbesondere 
im Sommer. 

H. Engel gibt genauere Anhaltspunkte, bei welchen Fällen 
von Nephritis von dem trockenen Wüstenklima ein günstiger 
Erfolg zu erwarten steht. Schrumpfnierenkranke fühlen eine große 
subjektive Erleichterung, doch sind für sie nur die kühleren Monate 
(Dezember—März inklusive) geeignet. Bei vorhandener Kompen¬ 
sationsstörung sollen solche Kranke allerdings nicht mehr über das 
Meer gesandt werden. Bei parenchymatöser Nephritis kommt dem 
Wüstenklima eine prophylaktische Bedeutung im Sinn der Ver¬ 
hütung dekompensatorischer, urämischer Komplikationen zu. Ge¬ 
radezu lebensrettend kann das Wüstenklima bei akuter und sub¬ 
akuter Nephritis mit Verzögerung des Heilungsverlaufes werden, in¬ 
dem der Uebergang in ein chronisches Stadium verhindert wird. 
Ausgesprochen arteriosklerotische Nephritis ist ebensowenig wie die 
Amyloidniere ein Gegenstand für die Wüstentherapie, besonders ge¬ 
eignet sind dagegen Nephritiker mit Gichtniere. Stillkrauth be¬ 
richtet über ein Wüstenlager für Nierenkranke, welches eine 
Stunde von Assuan entfernt errichtet wurde. Jeder Gast bewohnt 
ein eigenes geräumiges Zelt. Die Kranken liegen während des 
ganzen Tages im Freien bei einer Tagestemperatur von 25—40° in 
den Wintermonaten von November bis März. Die Verpflegung ist 
vortrefflich, der Pensionspreis von 12 Mk. für den Tag mäßig. Die 
erzielten Erfolge bei Nierenkranken, Rheumatikern und manchen 
Formen von Neurasthenie waren sehr zufriedenstellend. 


Blutbefumle 
an der 
Nordsee. 


Das Wüsten¬ 
klima bei 
Nephritis. 




i*e«'pmat«therapi6. 

Um eine lauernde EiuMmnng von Mo p th o l zu ormöglicböß, 
.bat B- Frankel eineir kleinen Apparat, den Ef&lator, jamüt-raicrt. 
Er bostfrbt. rius umem Blech Zylinder, in den ein kMm;t mit. Wusse-r 
gefüllter• Eossei aus Gußeisen eingesetzt wird (]?ig. 9). .Unter den 
Kessel wird eine einfach» Nachtkerze- von 6“-GÜstiindiger Brenn¬ 
dauer - gestellt, deren Entfernung vofü Kessel so . 
gewählt wird, daß das Wasser eine konstante • Fig. 9, 

'Wärme von BÖ*—70° hält. Bei dieser .Temperatur 'ja#.' " ' ~ 

verflüchtigt'das Menthol, und es : mt somit mog- 
lieh, den -Kranken ö—10 Stnudevj ohne Unter- ; ; 

breehupg. ‘ Menthöfd^papfe mliaüeröiä. xn lassen-.. . MW? 

Frankel bat bei Larynxphthfsß und Larrnx- d v.d: 
gesebwüren, sowie bei Lupgeuphtbise tnxt diesem Hf r ■ IW 
Verfahren .recbt gumd-ige Kewutufö erziclU Der 
Apparat- isthei ß. Win dl ei- in Berlin erhält- * l$y - ■ '<$0 

lieh ubcI kostet 2,25 Mk. Ein anderer prakti 
tcfc&t' Apparafc zur Xnbttlatjon vergasender Tl&tl 
itfitt«! wwdfe von Kdm d 1 e r angegeben.. Die „In 
haifttJOTispfedfe mit toxgulierharer Luft- 
Zuführung“ gestattet, es, bei reisbttrxi» Schlemibäuten beim Ein~ 
atmeti dem Medikamente so viel Luft beizmuengen, daß die Inha¬ 
lation ohne jeden Kelz tief nml gleichmäßig vor sich gehen kann 
(fc’ig. 10). Die ganz öder ?,ma Teii gdöchioeseri gehaltenen Löcher er- 


HiiaKov 


ittiete w y Ftü ßlcis l 

. Deü^uhti tuüd. 
Wptihyiischr. m»* t 
. ytft i& ) 


(N>eU K hw*hn\ im±ii Vv<irI mvhsc hr- W»>v.Ni v'.> 


nibgpb3hnf Medikoumöfe in beliebige^ Menge Luft beissti- 

Ciorigeu- Die „DthaiätionsplVviie Adol&'V adrd Ätim Preis von 1 Mk, 
ilrireb die riotitsoben Ui/ispräzisioiiswci'kstärti-ti in Brvy’kcl hei Dorty 
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Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 49 

das überflüssige Wasser aus der Zerstäubungsflüssigkeit verdrängt 
wird und nur die festen, aber wiederum löslichen Bestandteile in 
Aktion treten. Der Inhalationsraum faßt 1000 cbm. Die Ventila¬ 
tionsanlage bewirkt achtfache stündliche Lufterneuerung. 

Hydrotherapie. 

Brieger und Krebs haben die Literatur der Hydrotherapie durch 
ein kleines Buch bereichert, welches in gedrängtester Kürze die physio¬ 
logische Wirkung, die Technik und Methodik der Wasseranwendungen 
sowie ihre klinische Verwertbarkeit behandelt. 

W. Winternitz und seine Schüler Strasser, Buxbaum, 
Kraus u. a. sind auch in dem abgelaufenen Jahre durch namhafte 
Arbeiten auf dem Gebiete der Hydrotherapie vertreten. Von be¬ 
sonderem Interesse ist eine Abhandlung von Winternitz über 
Kältereize und die „lordotische“ Albuminurie. Anknüpfend 
an die Beobachtung Je hie s, daß bei Orthostatikem Albuminurie 
auftritt, wenn sich bei diesen infolge ihrer Körperhaltung eine lor¬ 
dotische Krümmung der Wirbelsäule bildet, sucht Winternitz zu 
erklären, warum nach kalten Bädern in der Wanne, nach Duschen 
und Uebergießungen bei gesunden Individuen nur ganz ausnahms¬ 
weise Spuren von Eiweiß auftreten, während Rem-Picci und 
Winternitz selbst im Vereine mit Tripold und Tschurtschen- 
thaler bei Schwimmern in kalten Bädern nicht selten Albuminurie 
beobachten konnten. Winternitz sagt: „Nicht sehr geübte 
Schwimmer bemühen sich, den Kopf möglichst hoch über Wasser 
zu halten, dabei ist es selbstverständlich, daß sie besonders den 
Oberkörper nach rückwärts beugen, infolgedessen muß eine lor¬ 
dotische, nach vorne gerichtete Krümmung der Lendenwirbelsäule, 
namentlich ihrer obersten Wirbel stattfinden, also die mechanische 
Bedingung auftreten, die Je hie für das Zustandekommen der Albu¬ 
minurie für notwendig hält.“ 

Vinaj veröffentlicht eine interessante Studie über Physio¬ 
therapie und Blutdruck. Nachdem er die blutdruckherab¬ 
setzende Wirkung hochgespannter Ströme besprochen, teilt er seine 
Untersuchungen über den Einfluß der Wasserkur auf den Blutdruck 
mit. Wenn Vinaj zunächst auch nur die bereits bekannte Tatsache 
bestätigt, daß die kalten Anwendungen und die indifferenten Duschen 
drucksteigernd wirken, die warmen Anwendungen aber den Blut¬ 
druck herabsetzen, so dürfen seine Untersuchungen doch eine be¬ 
sondere Beachtung beanspruchen, weil er seine Messungen unter 
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 4 


Grundriß der 
Hydrotherapie 
von Brieger 
und Kreb>. 


Kältereize 

und 

lordotische 

Albuminurie 


Physio¬ 
therapie und 
Blutdruck. 



50 


Glax. 


Physio¬ 
therapie und 
Blutdruck. 


Bestimmung 
ier Trocken¬ 
rückstände 
des Blutes 
und das 
Verhalten des 
Blutes bei 
Wasserzufuhr 
durch den 
Verdauungs- 
kanal. 


Glühlicht- 
t'äder bei der 
Behandlung 
der chroni¬ 
schen Bron¬ 
chitis und des 
Bronchial¬ 
asthmas. 


Umständen vornahm, unter welchen sie bisher noch nicht angestellt 
wurden. So verwendete er beispielsweise Bäder von 6° C., wobei 
•ein Blutdruck in 3 Minuten von 128 mm auf 155 mm an stieg, 
während die Pulsfrequenz von 72 auf 64 in der Minute absank. 
15 Minuten nach dem Bade war der Blutdruck 125 mm, die Puls¬ 
frequenz 72. Ein Bad von 82—37° C. ist nach Vinaj in Rücksicht 
auf seine Wirkung auf den Blutdruck ein indifferentes Bad. Die 
Indifferenzzone reicht sonach, insoweit der Blutdruck in Frage 
kommt, wesentlich weiter, als bisher in der Regel angenommen 
wurde. 

Eine zweite interessante experimentelle Studie verdanken wir 
ebenfalls einem Italiener. Chiarolanza hat Untersuchungen über 
die Bestimmung der Trockenrückstände des Blutes und 
das Verhalten des Blutes bei Wasserzufuhr durch den 
Verdauungskanal angestellt. Der erste Teil der Untersuchungen 
hat den Zweck, die Fehlerquellen aufzudecken, welche Plehn ver- 
anlaßten, die bisher für richtig gehaltene Ansicht, daß das genossene 
Wasser im Darm von den Blutgefäßen aufgenommen und mit großer 
Schnelligkeit wieder an die Organe abgegeben werde, zu verlassen 
und zu behaupten, daß das Wasser gar nicht direkt ins Blut ge¬ 
lange. Nachdem Chiarolanza den Nachweis geliefert hatte, daß 
nicht nur die Versuchsanordnung von Plehn, sondern auch die 
Methode der Trocknung des Blutes auf einer ganz unsicheren Basis 
beruht und nicht geeignet ist, die älteren Anschauungen über den 
Kreislauf des Wassers im Organismus zu erschüttern, machte er 
selbst exakte Tierversuche, welche den vollgültigen Beweis erbrachten, 
daß tatsächlich das Wasser vom Darm mit größter Geschwindigkeit 
in das Blut gelangt. (Hiermit ist eine für alle Trinkkuren sehr 
wichtige Tatsache festgelegt. Ref.) 

Unter den Arbeiten auf dem Gebiete der klinischen Hydro¬ 
therapie sei eine Mitteilung v. Strümpells über die Anwendung 
von Glühlichtbädern bei der Behandlung der chroni¬ 
schen Bronchitis und des Bronchialasthmas erwähnt, 
v. Strümpell rühmt die schweißtreibende Wirkung der Glühlicht¬ 
bäder, die den Organismus weit weniger belästigt als andere schwei߬ 
treibende Prozeduren. Trotzdem erfordert auch die Anwendung des 
Glühlichtbades große Vorsicht bei Herz- und Gefäßerkrankungen, 
namentlich alter Leute. Möglichste Ruhe und günstige hygienische 
Verhältnisse, wie dies vorwiegend in Sanatorien und an Kurorten 
zu finden ist, bilden ein dringendes Erfordernis während der Be¬ 
handlung. 



Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 51 


Balneotherapie. 


Zunächst sei hier einer wertvollen experimentellen Arbeit von 
K. Schliack: Ueber den Einfluß innerlich aufgenom- üeber den 
menen kohlensäurehaltigen Wassers auf den Blutdruck . 
Erwähnung getan. Schliack ist es gelungen, durch exakte Me- genommenen 
thoden den Nachweis zu liefern, daß die vom Beferenten behauptete kohiensaure- 
Blutdruckerhöhung nach Aufnahme kohlensäurehaltigen Wassers wasserTanf 
tatsächlich auftritt, jedoch ist diese Blutdrucksteigerung sehr den Blutdruck, 
gering. Die Art des Auftretens dieser Steigerungen sowie ihr 
Verlauf schienen für eine reflektorische Erregung vom Magen aus 
zu sprechen. Wenn Schliack aus seinen Versuchen den Schluß 
zieht, daß die Blutdruckwirkungen der zu Heilzwecken getrunkenen 
kohlensäurehaltigen Wässer ihrer Geringfügigkeit und Flüchtigkeit 
halber für die Erklärung der Heilwirkungen wie gewisser Neben¬ 
wirkungen kaum mehr in Betracht gezogen werden können, so be¬ 
findet er sich meiner Ansicht nach geradeso im Unrecht wie 
Nothnagel und Boßbach, welche aus dem Umstande, daß sie 
nach dem Trinken von Sodawasser keine berauschende Wirkung 
empfanden, den „Brunnenrausch u anzweifelten. Wie bei allen Brunnen- 
Giften handelt es sich auch bei der Kohlensäure um die individuelle rausch ‘ 


Empfindlichkeit der Versuchsperson. Erethische Individuen und 
Neurastheniker mit atonischem Magen zeigen, was alle Brunnenärzte, 
welche an kohlensäurereichen Quellen ordinieren, bestätigen werden, 
eine hohe Empfindlichkeit für die Kohlensäure. Erst kürzlich hat 
Loewenthal den Brunnenrausch als eine nervöse Störung, die 
durch die Kohlensäure veranlaßt werde, bezeiohnet und das ein¬ 
gehendere Studium dieser Erscheinung empfohlen. 

So wie der Kohlensäure bei Trinkkuren eine gewisse Bedeutung 

nicht abgesprochen werden kann, glaubt Heubner auch den 

Schwefelwassertrinkkuren wenigstens beim Kinde eine deut- Schwefei- 

liche Heilwirkung zuerkennen zu müssen. Verfasser hat bei Kindern, „ wa8S0r ‘ 

° 1 Trinkkuren 

welche an chronischem Bachenkatarrh, Bachen- und Gaumenmandel- beim Kind«. 

Schwellungen litten, blaß, schlecht genährt und appetitlos waren, in 

4—6 Wochen durch den Gebrauch einer Weilbacher oder Gurnigler 

Trinkkur (1—2 Weingläser morgens nüchtern, 1 Gläschen abends) 

sehr gute Erfolge erzielt. Das Wasser soll kühl getrunken werden, 

nervöse Kinder sind von einer derartigen Trinkkur auszuschließen. 

J. Tornai hat auf Kötlys Klinik in Budapest mit Ozetbädern 
und mit Bädern, in welche aus einer Bombe direkt Oxygen ein- 



52 


Orlax. 


Sauerstoff- geleitet wurde, Versuche angestellt. Hierbei ergab sich, daß die 
und Ozetbäder, d er letztgenannten Bäder, trotzdem BO—60 Liter Oxygen 
verwendet wurden, stark hinter jener der Sarasonschen Ozetbäder 
zurückblieb, weil das freigewordene Gas zu rasch aus dem Wasser 
entweicht und die Gasbläschen weit größer sind, so daß sie den 
Körper nicht so dicht bedecken wie im Ozetbade. lieber Sarasonsche 
Ozetbäder sind auch im abgelaufenen Jahre wieder mehrere Arbeiten 
erschienen, welche im großen und ganzen die früher gemachten Er¬ 
fahrungen von Winternitz, Franze, Poehlmann, Schnütgen, 
Laqueur u. a. (s. dieses Jahrbuch 1908, S. 52) bestätigen. So fand 
E. Müller, daß der Blutdruck im Ozetbade nahezu ausnahmslos 
sinkt. Die Pulsfrequenz wurde vermindert und es war vielfach 
überraschend, wie gerade bei beschleunigter und erregter Herz¬ 
aktion sowie bei Arhythmie und Irregularität des Pulses schon nach 
kurzem Aufenthalte im Ozetbade eine unverkennbare, anhaltende Be¬ 
ruhigung und Regelmäßigkeit eintrat. Schnütgen machte speziell 
— bei Arterio- bei Arteriosklerose eingehendere Untersuchungen und konnte 
Sklerose, j n a B en Fällen nach dem Gebrauche der Ozetbäder eine Besserung 
des Allgemeinbefindens, des Schlafes, des Appetites und der körper¬ 
lichen Leistungsfähigkeit feststellen. Die Pulszahl wurde geringer, 
der Puls wurde kräftiger, und vielfach sank der Blutdruck. Diese 
Erfahrungen über die günstigen Wirkungen der Ozetbäder auf die 

— im Zirkulation veranlaßten 0 . Frankl, gegen die klimakterischen 
Klimakterium, o 1 i m i n a, welche fast ausnahmslos mit Blutdrucksteigerungen 

einhergehen, Ozetbäder anzuwenden. Der Erfolg war, insofern die 
geringe Zahl der beobachteten Fälle ein endgültiges Urteil gestattet, 
vollkommen befriedigend, denn der Blutdruck und die Tachy¬ 
kardie wurden herabgesetzt, die Wallungen wurden geringer. Die 
Dauer der Bäder soll allmählich von 10 auf 20—25 Minuten ge¬ 
steigert werden. G. Flat au hebt die sedative und schlafmachende 

— bei Wirkung der Ozetbäder bei Neurosen mit Erregung und 
Neurosen Schlaflosigkeit hervor, und Naumann empfiehlt das Ozetbad 

bei Asthma, da Kohlensäurebäder von diesen Kranken wahr¬ 
scheinlich wegen der zur Einatmung gelangenden CO^-Mengen 
weniger gut vertragen werden. 

Kohlensäure- Hürter hat den Einfluß kohlensäurehaltiger Bäder 
bäder. au f (j en Blutdruck Nierenkranker untersucht, wobei er zu 
folgenden Resultaten gelangte: 1. COj-Bäder, deren Temperatur 
zwischen 29 und 32® C. liegt, senken im Bade den pathologisch 
gesteigerten Blutdruck nicht, sie lassen ihn unbeeinflußt oder stei¬ 
gern ihn um geringes. 2. CO-^-Bäder, deren Temperatur über 32 0 C. 


— bei 
Neurosen 
und Asthma. 


Kohlensiiure- 

bäder. 



Klimatothernpie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 53 


liegt, bewirken im Bade eine deutliche Abnahme des arteriellen 
Druckes. 3. Nach dem Bade zeigt der Blutdruck die Neigung zum 
Steigen, und zwar oft erheblich über das Anfangsniveau hinaus. 
Diese Neigung ist bei kühlen Bädern am ausgesprochensten. 4. Das 
Schlagvolumeu ist im C0 2 -Bade bei allen hier in Betracht kommen¬ 
den Temperaturen vergrößert. 6. Eine halbe Stunde nach dem Bade 
ist diese Wirkung nicht mehr zu konstatieren. 6. Durch eine 
größere Reihe von C0 2 -Bädern kann man eine dauernde, 
nennenswerte Abnahme des arteriellen Druckes nicht 
erzielen. 7. Eine Steigerung erheblichen Grades ist aber auch 
nicht zu befürchten. 8. Beginnende Zirkulationsstörungen werden 
durch die Bäder nicht beseitigt. 9. Nebenerscheinungen in Gestalt 
von Kollaps etc. sind bei der Anwendung der üblichen Vorsichts¬ 
maßregeln nicht zu befürchten. — Kohlensäure Hand- und Fu߬ 
bäder empfiehlt C. Pototzky bei habituell kalten Händen und 
Füßen, Hyperhidrosis, Frostbeulen, aber auch bei Hyperämie des 
Gehirnes, Schlaflosigkeit und vasomotorischen Störungen. Außer¬ 
dem leisten die C0 2 -Handbäder gute Dienste bei Asthma und Angina 
pectoris. — Wickhoff hat mit Vaginalduschen von C0 2 - 
haltigem Mineralwasser (Johannisbrunn) gute Erfolge erzielt 
bei Descensus uteri und Prolapsus vaginae im Anfangsstadium, 
sowie bei chronischer Metritis. Als Kontraindikation sind akute 
und eitrige Prozesse, bestehende Gravidität etc. zu betrachten. 

Zahlreiche Arbeiten sind auch in diesem Jahre wieder der Er¬ 
forschung der Radioaktivität verschiedener Quellen und 
der therapeutischen Verwertung emanationshaltigen 
Wassers gewidmet. Loewenthal ist der Ansicht, daß in einer 
bestimmten Kategorie der Trinkquellen der empirisch gefundene 
Heilwert direkt proportional dem Emanationsgehalt sei, wobei jedoch 
nicht geleugnet werden kann, daß es sehr heilkräftige Quellen gibt, 
welche wenig Emanation enthalten. Apparate, die Emanation an 
Wasser binden, stellt Bad Kreuznach her, nachdem es gelungen ist, 
aus dem Quellsediment Radium abzuscheiden (s. auch S. 67). Kohl¬ 
rausch und Nagelschmidt konnten niemals im Harn eine Emana¬ 
tionsausscheidung nachweisen und sprechen die Vermutung aus, daß bei 
der Verwendung von Bädern nur die Inhalationswirkung eine Rolle 
spielt (vergl. S. 68). Silbergleit, welcher den E i n fluß r ad ium- 
emanationshaltiger Bäder auf den Gaswechsel des 
Menschen unter Anwendung von Radiosalsitzbädern (34 n C.) 
prüfen wollte, kam zu vollkommen negativen Resultaten. Strasser 
und Selka machten Versuche mit Radiumemanationen, wobei sie 


Der Einllult 
COj-haltiger 
Bilder auf 
den Blutdruck 
Nierenkranker. 


Kohlensäure 
Hand- und 
Kultbäder. 


Vaginal¬ 
duschen von 
Ciq-haltigem 
Mineral¬ 
wasser. 


Radioaktivität 
der quellen 
und ihre 
therapeutische 
Verwertung. 


Einlluli 
radiutn- 
cinanat ions¬ 
haltiger Bäder 
auf den 
Gaswechsel 
des Menschen. 



54 


tilax. 


Versuche mit 
Radium¬ 
emanationen 


bei der Durchführung der Trinkkuren eine Ueberlegenheit der Be¬ 
handlung mit künstlich radioaktiv gemachtem Wasser gegenüber der¬ 
jenigen mit den natürlichen Quellen feststellten, was leicht begreif¬ 
lich ist, da sie in künstlich radioaktivem Wasser bis 100000 Einheiten 
verabreichten. Sie beobachteten hierbei weder Albuminurie noch 
„Brunnenrausch“, wenn auch bei 20 Fällen von 30 sogen. Reak¬ 
tionserscheinungen auftraten. Ganz bemerkenswert ist der 
Einfluß der Emanationskuren auf die lanzinierenden 
Schmerzen bei Tabes, und Strasser und Selka glauben den 
Schluß ziehen zu dürfen, daß durch die interne Darreichung von 
Radiumemanation Wirkungen und wohl auch Heilwirkungen erzielt 
werden können, welche der Prüfung auf breitester Basis würdig sind. 

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selbe, Kältereize und die „lordotische“ Albuminurie. Ebenda Nr. 4. — 
Derselbe, Hydriatische Verordnungen. Zeitschr. f. Balneologie, Klimato¬ 
logie und Kurorthygiene Nr. 2. — Zinsser, Zur Behandlung der veneri¬ 
schen Geschwüre mit heißen Irrigationen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 26. 

Balneotherapie. 

Apt. Ems. Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene 
Nr. 4. — Baucel, Sur quelques indications de la eure arsenicale de la 
Bourboule. Gazette des Eaux, Fevrier. — W. Bauermeister, Ueber den 
Harzburger Krodobrunnen. Zeitschr. f. physik. u. diätet. Therap. Bd. XII, 
H. 9. — Ch. Bäumler, Ueber die Einrichtungen des neuen Markgrafen¬ 
bades in Badenweiler. Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurort¬ 
hygiene Nr. 6. — Behrend, Grundzüge der Hygiene in den Kurorten. 
Ebenda Nr. 1 u. 2. — Fr. Bergius, Die Dissoziationstheorie. Ebenda Nr. 2. 

— J. Benderski, Das rohe Obst bei Brunnentrinkkuren. Ebenda Nr. 5. 

— Derselbe, Massage im Moorbad. Zeitschr. f. physik. u. diätet. Therap. 
Bd. XII, H. 5. — P. Bergell. Die Radioaktivität. Zeitschr. f. Balneologie, 



58 


Glax. 


Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 9. — A. Bickel, Die Bedeutung der 
Experimente in der Balneologie, dargestellt an einem Beispiel aus der 
Therapie der Verdauungskrankheiten. Ebenda Nr. 1 . — Bickel u. Togam i. 
Zur biologischen Prüfung eines neuen Mineralwassers. Ebenda Nr. 4. — 
G. Böttcher, Wiesbaden. — v. Boltenstern, Ueber Kohlensäure- 
kataplasma. Deutsche Aerztezeitung Nr. 11. — Bresgen, Die Erkran¬ 
kungen der Atemwege und ihre Heilung durch die Kurmittel Wiesbadens 
auch während der Wintermonate. Wiesbaden.— 0. Brieger, Indikationen 
und Kontraindikationen für baineotherapeutische Maßnahmen bei Erkran¬ 
kungen des Gehörorgans. Med. Klinik Nr. 29. — A. Brochet, Die Radio¬ 
aktivität der Quellen in Plombieres. Academie des Sciences, Janvier. — 
A. Byk, Die Bedeutung der Elektrochemie für die baineologische Forschung. 
Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 6 . — Dedex, 
Die .Source Savonneuse“ in Martigny les Bains. Gazette des Eaux, Avril. 

— P. Dengler, Der 86 . schlesische Bädertag. Reinerz. — E. Diesing, 
Die Indikationen des Thiopinolbades. Med. Klinik Nr. 81. — Derselbe, 
Die Behandlung der Gicht mit künstlichen Schwefelbädern (Thiopinolbädern). 
Ebenda Nr. 48. — W. Ebstein, Levico-Vetriolo. Zeitschr. f. Balneologie, 
Klimatologie und Kurorthygiene Nr. 3. — C. Engl er, Beiträge zur Kennt¬ 
nis der Radioaktivität der Mineralquellen. Sitzungsberichte des Natur¬ 
wissenschaftlichen Vereins in Karlsruhe. — Ennsbrunner, Die Quellen 
Gleicbenbergs. Med. Klinik Nr. 19. — Feltgen, Bad Mondorf (Gro߬ 
herzogtum Luxemburg). II. Aufl. — F. Fink, Die Bedeutung von Trink¬ 
kuren bei chronischen Blinddarmaffektionen, Indikationen und Kontra¬ 
indikationen. Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 4 . 

— M. Fisch, Balneotherapie bei durch Stoffwechselstörnngen bedingten 
Herz- und Gefäßerkrankungen. Med. Klinik Nr. 23. — G. Flatau, Ueber 
Verwendung von Sauerstoffbädem (Sarasons Ozetbädern) bei der Behand¬ 
lung von Neurosen. Med. Klinik Nr. 47. — Frankenhäuser, Unsere 
Wildbäder und ihre Wirkung. Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. 
Kurorthygiene Nr. 9. — Derselbe, Ueber die Entwicklung der Balneo¬ 
therapie in den letzten Jahrzehnten. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 9. — 
0. Frankl, Ueber Sauerstoffbiider im Klimakterium. Zeitschr. f. physik. 
u. diätet. Therap. Bd. XII, H. 5. — P. C. Franze, Success and failure in 
Nauheim eures. Medical Record, April. — A. Freund, Meine Erfahrungen 
über die Behandlung der Parametritis in Bädern. Zeitschr. f. Balneologie, 
Klimatotherapie u. Kurorthygiene Nr. 1. — D. Gasis, Ueber die Heil¬ 
quellen Griechenlands. Ebenda Nr. 4. — V. Gauthier, Der gegenwärtige 
Stand unserer Kenntnisse über Ursprung und Zusammensetzung der Mineral¬ 
wässer. Uebersetzt von W. Brock. Ebenda Nr. 5. — J. Glax, Die Be¬ 
deutung der Diätetik in der Balneotherapie. Therap. Rundsch. Nr. 5. — 
A. Glos, Vulkanische Quellen. Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. 
Kurorthygiene Nr. 9. — B. Goldberg, Wildungen. Ebenda Nr. 6. — 
Gottlieb, Die Anwendung und Wirkung der Joachimsthaler Grubenwässer. 
Prager med. Wochenschr. Nr. 15. — S. Gottschalk, Soll eine Trink- und 



Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 50 

Badekur während der monatlichen Blutung unterbrochen werden? Zeitschr. 
f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 5. — L. Grünhut, Ueber- 
sicht neuer Mineralquellanalysen. Ebenda Nr. 9. — Derselbe, Der Wies* 
badener Sommer. Wiesbaden. — Jean Heitz, De la leucocytose provoquSe 
par les bains carbo-gazeux de Eoyat, pris en serie. Journ. de Physio¬ 
therapie Nr. 68. — W. Heß, Der Einfluß warmer Bäder auf die Viskosität 
des Blutes. Wien. klin. Rundsch. Nr. 88. — 0. Heubner, Ueber Schwefel¬ 
wassertrinkkuren beim Kinde. Therap. Monatsh., Dezember. — M. Hirsch, 
Die Ernährung von Herzkranken in Badeorten. Zeitschr. f. physik. u. 
diätet. Therap. Bd. XI, H. 12. — Höhn, Radein in Steiermark. Zeitschr. 
f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 5. — Hürter, Ueber 
den Einfluß kohlensäurehaltiger Bäder auf den Blutdruck Nierenkranker. 
Zeitschr. f. physik. u. diätet Therap. Bd. XII, H. 6 u. 7. — L. Jakab, 
Ueber die Wirkung der Bäder auf die Ausscheidung der Harnsäure. 
Ebenda Bd. XI, H. 11. — Kabak u. Rosenschein, Ueber eisenhaltige 
Mineralwässer, mit einem Nachwort von A. Bickel. Zeitschr. f. Balneologie, 
Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 6. — H. Kaufmann, Die Bedeutung 
der Quellenfassungen. Ebenda Nr. 4. — K. Kaufmann, Ein neuer 
Sicherungsniischapparat für Badeanlagen. Gesundheits-Ingenieur Nr. 2. — 
Kernen, Klinische Beobachtungen über die Wirkung der Kreuznacher 
Radiumemanationsbäder. Zeitschr. f. neuere physikal. Med. Nr. 22 u. 28. 

— H. Kionka, Die Verwertbarkeit des abgebadeten Moores. Zeitschr. 
f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 8. — H. Kisch, Baineo¬ 
logische Laboratorien in den Kurorten. Ebenda Nr. 3 . — Kißkalt, Ueber 
den Kohlensäuregebalt künstlicher Mineralwässer. Hygienische Rundsch. 
Nr. 14. — F. Klopstock, Ueber künstliche Schwefelbäder. Münch, med. 
Wochemchr. Nr. 30. — F. L. Kohlrausch, Untersuchungen über die Radio¬ 
aktivität von Quellen, Moorwässern, sowie der Luft in Norwegen, speziell in 
den norwegischen Fjorden. Zeitschr. f. physik. u. diätet. Therap. Bd. XII, H. 2. 

— Fr. Krau8, Klinik und Balneologie. Zeitschr.f. Balneologie, Klimatologie u. 
Kurorthygiene Nr. 1. — Kuljabko-Koretzky, Die Aufgaben der russischen 
Bäder. Russ. med. Rundsch. V. Jahrg., H. 12. — B. Laquer, Altes und 
Neues aus Wiesbaden. Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurort¬ 
hygiene Nr. 8. — Derselbe, Ueber blande Diät, besonders in Kurorten. 
Ebenda Nr. 3. — Derselbe, Das neue Kurhaus in Wiesbaden. Zeitschr. 
f. physik. u. diätet. Therap. Bd. XII, H. 4. — R. Ledermann, Die baineo¬ 
therapeutische Unterstützung von Quecksilberkuren. Zeitschr. f. Balneologie, 
Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 8. — R. Leuschner, Kurze Mitteilungen 
über die Bäderbehandlung von nervOsen Kranken in Mt. Clemens, Mich. 
New Yorker med. Monatsschr.—J. Leva, Vulpera-Tarasp-Schuls. Zeitschr. 
f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 2. — Linz, Das Quellen- 
8chutzgesetz. Ebenda Nr. 3. — Loewenthal, Ueber die Wertschätzung 
von Heilquellen auf Grund ihrer Radioaktivität. Ebenda Nr. 3. — Lünne¬ 
mann, Die Moorbäder Driburgs. Therap. Monatsh., Mai. — Marcus. 
Pyrmont. Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 2. 



(50 


Glax. 


— A. Martin, Deutsches Badewesen in vergangenen Tagen. Ebenda 
Nr. 1 u. 2. — P. Mayer, Indikationen der Karlsbader Kur. Ebenda. — 
Meyen, Die neuere Seuchengesetzgebung und ihre Bedeutung für die 
Kurorte. Ebenda Nr. 6. — Morice, Annuaire des Eaux minerales, Stations 
dimatiques et Sanatoriums de la France et de l’etranger. Librairie 
Maloine. — E. Müller, Ueber Sarasonsche Ozetbäder. Münch, med. 
Wochenschr. Nr. 30 . — H. Naumann, Die physikalische Behandlung des 
Asthmas. Therap. d. Gegenw. Nr. 3. — L. Nenadovics, Die Trinkkur 
der Herzkranken. Med. Klinik Nr. 26. — H. Neumann, Jahrbuch der 
Heil-, Pflege- und Kuranstalten. Berlin. — C. v. Noorden, Ueber die 
Diätetik in Kurorten. Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurort¬ 
hygiene Nr. 1. — B. Oppler, Die Balneotherapie der Gastritis chronica. 
Ebenda Nr. 5. — Pariser, Homburg v. d. Höhe. Ebenda Nr. 5. — 
Pärtos, Herkulesbad. Ebenda Nr. 6. — C. Pototzky, Kohlensäure Hand- 
und Fußbäder. Münch, med. Wochenschr. Nr. 7. — W. A. Pusey, Kohlen¬ 
säureschnee zur Behandlung der Hautkrankheiten. Berl. klin. Wochenschr. 
Nr. 24. — Röchling, Ist in den Kurorten für die Anwendung eingreifender 
Kurmittel ärztliche Verordnung zu verlangen? Zeitschr. f. Balneologie, 
Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 9. — 0. Rößler, Ein Beitrag zur 
Geschichte der Trinkkuren. Med. Klinik Nr. 25. — Derselbe, Ein Beitrag 
zur Kenntnis der radioaktiven Thermen. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 20. 

— Roethlisberger, Baden bei Zürich. Zeitschr. f. Balneologie, Klimato¬ 
logie u. Kurorthygiene Nr. 5. — M. Roloff, Zur Analyse der Mineral¬ 
quellen. Zeitschr. f. öffentl. Chemie XIV. — Rothschild, Ueber Opsonin- 
theorie und ihre Bedeutung für die baineologische Forschung. Zeitschr. 
f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 3. — H. Schade, Ueber 
die Anregung des Stoffwechsels auf Grund der Gesetze der modernen 
Reaktionstechnik. Ebenda Nr. 3. — Scherf, Orb. Ebenda Nr. 4. — Der¬ 
selbe, Die Bedeutung der minimalen Werte in der Balneotherapie. 
Therap. Monatsh., September. — Scherk, Natürliches und künstliches 
Mineralwasser. Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 3. 

— Schlagintweit, Bad Brückenau, seine Kurmittel und seine Umgebung. 
Würzburg 1909 . — K. Scliliack, Ueber den Einfluß innerlich aufgenom¬ 
menen kohlensäurehaltigen Wassers auf den Blutdruck nebst einer Angabe 
zur objektiven Messung des systolischen und diastolischen Blutdrucks. 
Zeitschr. f. physik. u. diätet. Therap. Bd. XII, H. 8. — R. Schmincke, 
Der Einfluß der Moorbäder auf die Zirkulationsorgane. Münch, med. 
Wochenschr. Nr. 2. — Schnütgen, Ueber Sarasonsche Ozetbäder bei 
Arteriosklerose. Therap. d. Gegenw. H. 8. — R. Schwarz, Ueber die 
Kurmittel von Bad Mergentheim. Württemberg, med. Korrespondenzbl. — 
W. Sigel, Reichenhall. Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurort¬ 
hygiene Nr. 6. — H. Silbergleit, Die Indikationen Kissingcns. Ebenda 
Nr. 4. — Derselbe, Ueber den Einfluß radiumemanationshaltiger Bäder 
auf den Gaswechsel des Menschen. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 1. — 
Sippell. Ueber die Herstellung künstlicher Kohlensäuresolbäder und ihre 



Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 61 

Anwendungsweise bei Blutarmut. Zeitechr. f. Balneologie, Klimatologie 
u. Kurorthygiene Nr. 4. — E. Sommer, Mussierende Sauerstoff bäder. 
Zeitschr. f. neuere physik. Med. Nr. 18. — Stern, Baden-Baden. Zeitechr. 
f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 1. — Derselbe, Langen- 
schwalbach. Ebenda Nr. 5. — A. Strasser u. A. Selka, Versuche mit 
Radiumemanationen. Blätter f. klin. Hydrotherap. Nr. 6. — Thilenius, 
Denkschrift zur Errichtung einer Zentralstelle fiir balneologische Forschung. 
Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 5. — J. Tornai, 
Ueber die Wirkung der Sauerstoffbäder. Zeitschr. f. physik. u. diätet. 
Therap. Bd. XII, H. 7. — W. Vau bei, Zur Analyse der Mineralquellen. 
Herrn M. R o 1 o f f zur Antwort. Zeitschr. f. öffentl. Chemie XIV. — 
t. Wartburg, Skrofulöse und Rothenbrunnen. Beil. z. Korrespondenzbl. 
f. Schweizer Aerzte. — Th. Weiszäcker, Wildbad. Zeitschr. f. Balneo¬ 
logie, Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 3. — Werner, Lippspringe und 
die Heilstätten, Ein neues Programm. Paderborn. — A. Winckler, Sind 
Gipswässer gesundheitsschädlich oder heilkräftig? Zeitschr. f. Balneologie, 
Klimatologie u. Kurorthygiene Nr. 1. — Derselbe, Ueber die balneo¬ 
logische Behandlung der Ischias, namentlich in Bad Nenndorf. Vortrag, 
gehalten auf der 16. Jahresversammlung des Allgemeinen deutschen Bäder¬ 
verbandes. — M. Wickhoff, Ueber Vaginalduschen mit kohlensäurereichem 
Mineralwasser. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 52. — L. Wiek, Ein Beitrag 
zur Erkenntnis der Entstehung der Thermen. Med. Klinik Nr. 24. — 
Wybanw, Spaa. Zeitschr. f. Balneologie, Klimatologie u. Kurorthygiene 
Nr. 8. — Zikel, Wirksame Badekuren. Med. Klinik Nr. 34. 



4. Radiotherapie. 


biologisches 
Prinzip der 
Lichtbehand¬ 
lung des 
Krebses. 


Zusammen¬ 

lassende 

Kompendien. 


Monographie. 


Von Dr. Max Levj-Dora, leitendem Arzt am Radiologischen Institut 
des Rudolf Virchow-Krankenhauses in Berlin. 

Mit 4 Abbildungen. 

Allgemeines. 

Unter den einzelnen Zweigen der Radiotherapie erobert sich die 
Röntgentherapie immer größere Gebiete, so daß sie nicht allein durch 
die Eigenart ihrer Technik, sondern auch durch die Breite und Vielseitig¬ 
keit ihrer Anwendungen praktisch in den Vordergrund tritt. Gleichwohl 
haben mit Recht die zahlreichen Eigenschaften, welche alle Strahlenarten 
gemeinsam besitzen, eine Reihe zusammenfassender Arbeiten gezeitigt. 
Recht sonderbar mutet allerdings die Diesingsche Ansicht an Ober das 
biologische Prinzip der Lichtbehandlung des Krebses. Der 
Autor hält alle Farbstoffe im Körper für Erzeugnisse des „Lichtes“, mit 
anderen Worten „für gebundene Lichtenergie“, und führt aus, wie diese in Ver¬ 
bindung mit versprengten Epitbelkeimen die malignen Geschwülste der inneren 
Organe erregen. Auf der Haut sollen traumatische Reize (Risse etc.) ultra¬ 
violetten Strahlen den Gang zu den chromogenen Zellen öffnen, und wenn die 
Traumen oft einwirken, maligne Wucherungen durch Ueberreizung erzeugen. 

Von Kompendien, welche die Therapie verschiedener 
Strahlenarten behandeln, sei das von Zanietowski (Krakau) 
und das von Ehrmann (Wien) erwähnt. Letzterer behandelt nur die 
Hautkrankheiten. Beide Autoren verfolgen und erreichen auch praktische 
Ziele, haben aber mit Unrecht die Radiotherapie unter den Sammelbegriff 
„Elektromedizin* gebracht. Die Strahlen sind vielfach, durchaus nicht 
immer (Radium z. B.) Wirkungen der Elektrizität. Wir könnten mit dem¬ 
selben Recht die Mechanotherapie in die Elektrizitätslehre bringen, wenn 
die gebrauchten Maschinen mit einem Elektromotor getrieben werden. 

Phototherapie. 

In vorigem Jahre erschien ein kurzes Kompendium von 
Schmidt, welches das für den Anfänger Wichtigste aus der gesamten 
Lichttherapie enthält. Sequeira gibt eine Uebersicht über die 
siebenjährige Tätigkeit in dem von ihm geleiteten Finseninstitut. 
Er verfügt über 599 statistisch verwertbare Lupusfälle. Es wurden 



Radiotherapie. 


63 


71,6 °/o geheilt, 17,8 °/o gebessert. Fehlschl&ge wurden nicht nur 
bei großer Ausbreitung des Lupus auf der Haut und bei Schleim¬ 
hautaffektionen beobachtet, sondern kamen auch ohne sichtlichen 
Grund yor. Gelegentlich rief, wie ich es auch gesehen habe, jede 
Sitzung Ulzeration hervor, so daß von der Weiterbehandlung Ab¬ 
stand genommen werden mußte. Im ganzen stimmen die Ergebnisse 
gut mit den aus dem Kopenhagener Institut veröffentlichten überein. 
Verfasser gehört zu den Lobrednern der Finsenmethode bei Lupus, 
die, obwohl scheinbar teuer, in Wirklichkeit ökonomisch sei, weil 
sie die Patienten der bürgerlichen Gesellschaft zurückgibt; dennoch 
wird nicht verkannt, daß zahlreiche Gründe vorliegen können, den 
Lupus mit anderen Verfahren, wie Aetzmittel, Exzision, zu behandeln, 
besonders aber zu röntgenisieren: schmerzhafte Ulcera, ausgedehnte 
Erkrankung — Finsen wirkt zu langsam —, hypertrophischer Lupus, 
Schleimhautlupus (der spezialistische Eingriffe erfordert, wie Aus¬ 
kratzung der Nase). Die Röntgenstrahlen sollen oft nur Heilung 
bringen können, wenn man Erythemdosen gibt und dadurch Narben 
mit Teleangiektasien veranlaßt, würden also schlechtere kosmetische 
Resultate geben als Finsenstrahlen. Bei der Kostspieligkeit und langen 
Behandlungsdauer sollten letztere aber auf das Gesicht beschränkt 
bleiben. Man sieht also, daß sich die enge Indikation für die Licht¬ 
behandlung des Lupus im letzten Jahre nicht wesentlich geändert 
hat. Aehnlich spricht sich Wills und ebenso Schamberg aus. 
Nach Proskurjakowa soll die Finsenbehandlung am meisten gegen 
Rezidive schützen. Die Erfolge bei Lupus erythematodes 
springen weniger in die Augen, als die bei Lupus vulgaris. Schon 
die entgegengesetzten Angaben verschiedener Autoren zeigen dies. So 
hat Schamberg Günstiges, Sequeira keine nennenswerte Ergebnisse 
gesehen. Pasini will Lepraknoten durch Finsenbestrahlung 
geheilt haben. Die Bazillen wurden unter Vakuolenbildung zerstört; 
an die Stelle der Knoten trat Bindegewebe. Bekanntlich sollen 
auch die X-Strahlen auf Lepra wirken. Bemerkenswert ist, daß 
die Teleangiektasien durch Finsen besser beeinflußt werden, als 
durch andere Maßnahmen (Sequeira). Unter den Naevi werden 
nur die weinroten, aber nicht die eigentlichen Pigmentmale ver¬ 
ändert. Auch andere Erkrankungen, wie Ulcus rodens, Alopezie, 


Finsen¬ 
behandlung: 
— des Lupus 
vulgaris, 


— des Lupus 
erythema¬ 
todes, 


— der 

Lepraknoten, 


- der 
Teleangi¬ 
ektasien, 

— der Naevi. 
— anderer 


Keloid, lassen sich ohne Zweifel durch Finsenstrahlen bessern, doch Erkrankungen. 


leisten andere Mittel mehr. 


Ein breiteres Anwendungsgebiet als die Finsenmethode haben 
die ultravioletten Strahlquellen, besonders die Quarzlampe, 
weniger das Uviollicht, behauptet. Allerdings gelang es ihnen nicht, 



Wert der 
Ultraviolett- 
strahlung : 

— für Lupus 
vulgaris, 

— für andere 
Hautkrank¬ 
heiten, 


— für Asepsis. 


Bakterizide 
Wirkung 
des Lichtes, 


an ti fermen¬ 
tative —. 


Glühlicht- 

biider. 


— Gefahren. 


64 Levy-Dorn. 

bei Lupus an Stelle der Finsenstrahlen zu treten, wenigstens wird 
ihre Wirkung von den meisten Autoren für zu oberflächlich ge¬ 
holten (Ledermann, Hesse u. a.). Dagegen werden 6ie gelobt bei 
Alopecia areata, Seborrhoea capitis, Ulcus cruris, Ek¬ 
zemen. Bei der Akne, oberflächlicher Sykosis und Tricho¬ 
phytien wurden ebenfalls Erfolge gesehen; doch sind hier in der 
Regel die energischeren X-Strahlen vorzuziehen (Hesse, Scham¬ 
berg u. a.). Für die Behandlung der Psoriasis kommen die ultra¬ 
violetten Strahlen, wie ich bestätigen kann, nicht in Betracht 
(Davidsohn). Eine originelle Anwendung des bekanntlich stark 
bakterizid wirkenden Ultraviolett empfiehlt Franz bei schwieriger 
Asepsis. Er zeigte experimentell, daß die Methode eine Aussicht 
hat, indem er Kulturen von Staphylokokken und Streptokokken in 
die Bauchhöhle von Kaninchen pinselte und mit Erfolg bestrahlte. 
Die Abtötung der Mikroorganismen geschieht teils direkt, teils durch 
Phagozytose respektive Hyperleukozytose. 

Wir verdanken Neu mark Beiträge zum Einfluß des Lichtes auf 
tierpathogene Keime. Schweineseuche und Geflügelcholera zeigten 
sich von außerordentlicher, Bacterium coli und Schweinepest von ge¬ 
ringerem, Milzbrand (Bazillen, wie Sporen) von mittlerer Empfindlich¬ 
keit gegen Licht. Es tötet unmittelbar, nicht durch Veränderung des 
Nährbodens. Ausgetrocknete Kulturen leisteten einen größeren Wider¬ 
stand als feuchte. Die große Bedeutung der Sonne für die natürliche Des¬ 
infektion wird bestätigt. Unter den Fermenten wird nach Karamitsas 
die Peroxydase am stärksten durch ultraviolette Strahlen angegriffen, ob 
Sauerstoff' vorhanden ist oder nicht, während die sichtbaren Strahlen nur 
bei Gegenwart von Sauerstoff wirken. Die sensibilisierenden Substanzen 
verstärken die Wirkung auf Peroxydase nur wenig (Eosin) oder gar nicht 
(z. B. Methylenblau). 

Die Glühlichtbäder wurden von Strümpell gegen trockene 
Katarrhe und Asthma warm empfohlen. Besonders günstig reagiert 
die chronische Kurzatmigkeit (Bronchiolitis). Man soll vorsichtig 
mit einzelnen Bestrahlungen im Bett beginnen, ehe man das Bad 
verordnet. Damit hängt zusammen, daß sich in der Klinik bessere 
Ergebnisse erzielen lassen, als in der Ambulanz. Während der Kur 
muß das Verhalten des Herzens von einem Arzt kontrolliert werden. 
Auf diesen letzten Punkt lenkt Davidsohn noch besonders die 
Aufmerksamkeit. Er verlangt, daß der Arzt den Patienten wenig¬ 
stens während der ersten 2—3 Glühlichtbäder selbst beobachtet. 
Die Kenntnisse des Badepersonals, das ja nur die allgemeine Technik 
beherrscht, reicht nicht aus, Gefahren zu verhüten. Der Autor führt 



Radiotherapie. 


G5 


eine Reihe von Fällen an, in denen durch irrationelle Badekuren Gefahren der 
schwere Herzneurosen und Schwächezustände hervorgerufen wurden,Giähiichtbäder 
und schlägt vor, die Abgabe der elektrischen Lichtbäder unter den 
gleichen Schutz zu stellen, wie die Abgabe differenter Medikamente 
und der Gifte. Beiträge zur Behandlung mit Bogenlicht gibt Bogenlicht. 
Riedel. Er verwendet eine Bogenlampe, die bei 15 Ampere 
10000 Normalkerzen liefert. Der Brennpunkt wird ca. 15 cm hinter 
die Haut gestellt, damit keine Verbrennungen entstehen. Die Haut- 
affektionen werden so stark bestrahlt, daß sich die Haut rötet und 
später schält. Bie und Bing verabfolgten Uviollichtbäder und Uvioibader. 
erzielten ähnliche Erfolge wie mit Bogenlicht. Sie empfehlen sie 
besonders gegen Neurasthenie, Morbus Basedowii und Leiden der 
Zirkulationsorgane. Der technische Vorteil dieses Verfahrens liegt 
darin, daß man mit erheblich geringeren Stromstärken auskommt, 
als bei der Bogenlampe. Meines Erachtens müssen aber erst weitere 
Erfahrungen abgewartet werden, ob auch für die AUgemeinbestrah- 
lungen die Tiefenwirkung eine ähnliche Rolle spielt, wie für Lupus, 
wo man deswegen das Bogenlicht vorzieht. Vielleicht kommt für 
den Organismus dieser Unterschied nur in Betracht, falls es sich 
um Erkrankungen der Haut und nicht um solche der inneren Or¬ 
gane handelt. 

Auf den Entzündungsverlauf wirken nach Jezierski Entzündungs- 
einzelne Liohtarten allerdings verschieden. Seine Beobachtungen 
wurden an der Kaninchenkornea und Froschzunge ausgeführt. Duroh mit ver . 
Rot wurde die Beweglichkeit und Teilungsfähigkeit der Leukozyten schiedenen 
und ebenso die Hyperämie und Epithelwucherung in höherem Maße Ijich,arten 
vermehrt, als durch blaues oder diffuses weißes Licht. 

Für die kräftige Wirkung der ultravioletten Strahlen geben die Verhalten der 
Untersuchungen von Schanz neue Beweise. Die Linse des Auges 
wird durch Ultraviolett zur Fluoreszenz gebracht, die erst nach 
einigen Stunden durch „Ausbleichung“ nachläßt. Man erhält durch 
Ultraviolett reflektorischen Lidschluß wie durch sichtbare Strahlen. 

Praktischen Wert können die Arbeiten von Schanz und Stock¬ 
mann beanspruchen, die beweisen, daß fast alle bekannten Glasarten 
die ultravioletten Strahlen erst dann völlig zurückhalten, wenn sie 
fast bis zur Undurchdringlichkeit gefärbt sind. Sie empfehlen das 
Euphosglas von der Firma Putzier (Penzig) zum Schutz der Augen. 

Selbst 0,6—1 mm dicke Schichten halten bereits bei schwach grün¬ 
licher Färbung ultraviolette Strahlen zurück. 

Axmann gibt ein verhältnismäßig einfaches Verfahren an, die 
aktinische Kraft verschiedener Strahlenquellen zu vergleichen. Eine 
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 5 



66 


Levy-Dom. 


Messung der 
aktinischen 
Lichtkraft. 


Finsen- 

kompressorien. 


Ersatz der 
Kom- 

pressorien. 


Radium- 

institute. 


Monographie. 


Radium¬ 

emanation. 


Radiogen. 


Scheibe aus Bergkristall wird durch Radium bis zur Undurchsichtigkeit 
gefärbt, und dann werden die beiden Hälften den zu vergleichenden 
Strahlen ausgesetzt, die sie entfärben. Die Zeit, innerhalb der dies ge¬ 
schieht, gibt das Maß für die Wirkungskraft, die Sonne gebrauchte z. B. 
10 Stunden, während die Uviollampe dasselbe in 5 Stunden vollbrachte. 
Dieses Ergebnis war vorauszusehen, da bekanntlich die Atmosphäre die 
chemisch wirksamen Strahlen verhältnismäßig stark resorbiert. 

Mit Rücksicht auf die Umständlichkeit des Wartedienstes bei 
Finsenbehandlung sei zum Schluß noch hervorgehoben, daß sich ein 
allgemein zufriedenstellendes, mechanisches Kompressorium noch 
nicht gefunden, daß jedes nur in bestimmten Fällen, die besonders von 
der Lokalität des Leidens abhängen, angewandt werden kann und nur 
so gelegentlich einer geübten Finsenschwester die Möglichkeit ver¬ 
schafft, mehrere Patienten zugleich zu versorgen- Am sichersten 
verfährt man aber immer noch, wenn jeder Schwester nur ein Patient 
anvertraut wird. Auch die Bemühungen, die künstliche Blutleere 
an Stelle der Kompression durch Eis oder Adrenalin herzu¬ 
stellen, zeitigten kein zufriedenstellendes Ergebnis (Sequeira). 

Radiumtherapie. 

Die Radiumstrahlen geben noch sehr viele Rätsel auf und ge¬ 
währen solche Aussichten für die Heilkunde, daß der Vorschlag der 
Deutschen medizinischen Wochenschrift gerechtfertigt erscheint, wie 
in Oesterreich so auch in Deutschland ein spezielles Radium¬ 
institut zu schaffen [ist inzwischen in Heidelberg geschehen]; denn 
die Verhältnisse liegen in beiden Ländern ähnlich, nachdem im sächsi¬ 
schen Erzgebirge, und zwar in Klingenthal (Sachsen) ein neuer Fund¬ 
ort für die Rohstoffe des Radiums entdeckt ist. Früher kam nur 
Joachimsthal (Böhmen) in Betracht. — Eine medizinische Mono¬ 
graphie über Radium ist meines Wissens im vorigen Jahre nicht 
erschienen; doch findet sich im Handbuch der Röntgentherapie von 
Wetterer ein Anhang: „Radiumtherapie“. 

Das Hauptinteresse der Mediziner hat im letzten Jahre die 
Radiumemanation wegen ihrer vielseitigen Anwendungsmöglichkeit 
erregt, nicht zum wenigsten weil die Industrie nunmehr brauchbare, 
verhältnismäßig billige Präparate auf den Markt bringt. Uebersichten 
findet der Leser bei Nagelschmidt, Kohlrausch, Davidsohn u.a. 
(Vergl. S. 53.) — Die meisten Autoren geben dem Radio gen unter den 
Emanationspräparaten den Vorzug, das nach den Angaben von Löwen¬ 
thal (Braunschweig) hergestellt wird. Die Emanationen werden hier 
an Wasser gebunden abgegeben, indem es durch ein radiumhaltiges 



Radiotherapie. 


67 


Berkefeldfilter gepreßt wird. Das Wasser wird in einem für bestimmte 
Emanationen geeichten Apparat, dem sogen. „Emanator“ (Fig. 11) 
anfgefangen. Das Präparat zeichnet sich durch seine Konstanz und 
seinen verhältnismäßig großen Gehalt an Emanation aus; es ist in 
geeigneter Menge sowohl für Trink- als Badekuren bereits in Apo¬ 
theken käuflich. Das von den Höchster Farbwerken als „Emanosal“ 

in den Handel gebrachte Tablettenprä¬ 
parat hat nach Hi edel einen für die 
Bedürfnisse der Praxis zu geringen und 
überdies außerordentlich schwankenden 
Emanationsgehalt; dagegen scheint das 
aus derselben Quelle stammende „Ra- 
diosal“ nach den Versuchen von La- 
queur brauchbarer zu sein. Jeden¬ 
falls ließen sich mit diesem Präparat 
Bäderwirkungen erzielen, die denen 
der Hadiogenbäder glichen. 

Inden künstlichen Wässern kann 
der Gehalt an Emanation wesentlich 
mehr als bei den natürlichen Wässern 
gesteigert werden. Unter letzteren be¬ 
sitzen den höchsten Gehalt an Emana¬ 
tion die St. Joachimsthaler Gruben¬ 
wässer. Ihre Radioaktivität übertrifft 
diejenige der Gasteiner Quelle, die bis¬ 
her in dieser Beziehung für die kräftigste 
angesehen wurde, um das Achtfache 
(Gottlieb), oder um mit dem üblichen 
terminus technicus zu sprechen, jene rufen 8000, diese 24000 Volt Ver¬ 
lust (auf 1 Stunde und 1 Liter berechnet) hervor. Um ein Bild von der 
Menge der gefahrlos anwendbaren Emanationseinheiten zu geben, seien 
die Zahlen von Hiedel und Fürstenberg angeführt. Es wurden im 
Durchschnitt jeden 2. Tag 10000, mitunter auch 15000 Emanations¬ 
einheiten etwa in 200 ccm Wasser getrunken. Auch wenn sofort 
mit den genannten Dosen begonnen wurde, entstand niemals Schaden. 
Hiedel ließ Gesunde tagelang selbst 100000 Einheiten trinken, ohne je 
eine häßliche Nebenwirkung zu beobachten. Er hat insbesondere nie 
Albuminurie, wie Strass er, Nagelschmidt u. a., oder gesteigerte 
Diurese gesehen. Das Bad enthält 100000 Einheiten, die an etwa 
100 ccm Wasser gebunden, kurz vor dem Einsteigen des Patienten 
dem Bade zugesetzt werden. Im Bade selbst muß sich Patient 


Fig. 11. 



Emanator. 


Emanosal. 


Radiosal. 


Exnauations- 

gehalt 

verschiedener 

Wässer. 


Emanations¬ 

trinkkur. 


— badekur. 





Emanations¬ 

badekur. 


Enianations- 
wirkung auf 
Neubildungen, 

— auf den 
Stoffwechsel. 


Vorkommen 
der Emanation 
im Urin. 

Emanations¬ 

gehalt 

gewöhnlicher 

WUsser. 

Emanations¬ 

verlust. 


Radium 
in fester 
Substanz, 
— bei Naevi. 


68 Levy-Dorn. 

ruhig verhalten, um das Entweichen der Emanationen nicht zu be¬ 
schleunigen. Nach einer halben Stunde beträgt der Emanationsgehalt 
der Bäder nur noch etwa die Hälfte. Ueberblickt man das Gros 
der Krankheiten, bei denen bisher die Erfolge der Emanationskuren 
gerühmt werden, so handelt es sich fast ausschließlich um solche, 
bei denen dem Zufall und der Suggestion Tür und Tor geöffnet 
sind, wie Arthritiden verschiedenster Art und Neurasthenie. Hier 
kommt es ebenso auf die Sorgfalt der Beobachtungen als auf große 
Zahlen an. Die vorliegenden Erfahrungen lassen bis jetzt folgende 
Schlüsse zu: Die chronisch-rheumatischen und chronisch-gichtischen 
Erkrankungen, aber nicht die akuten, eignen sich für die Kur. Vor 
der Besserung tritt oft eine vorübergehende Verschlimmerung ein 
(„Reaktion“). Die Schmerzen in den Gelenken, bisweilen auch die 
sichtlichen Zeichen der Entzündung nehmen zu. Die Trinkkuren 
verdienen den Vorzug vor den Bädern. Hierin stimmen fast alle 
zuverlässigen Autoren überein (Löwenthal, Laqueur, Fürsten¬ 
berg u. a.). 

Ueber Einwirkung der Radiumemanation auf Neubildungen 
im Magen teilt Löwenthal einiges mit: Er glaubt eine Neigung zu 
Fieber nach dem Trinken von Radium festgestellt zu haben. Kr 
sah 12 Stunden anhaltende Temperatursteigerungen von 1—l’/a 0 und 
denkt an die Möglichkeit, daß seiner Beobachtung ein diagnostischer 
Wert zukommt. Nach Silbergleit erhöhen die radioaktiven Bäder 
(Radiosal) nicht den Gaswechsel. Die Emanation läßt sich nach 
Bädern (Radiosal) im Urin nachweisen (Laqueur) (vergl. S. 53). 
Kohlrausch fand, daß fließende Gewässer, sowie Eis-, Schnee- 
und Gletscherwässer nur geringe Aktivität zeigen, während stehende 
Moorwässer fast denselben Gehalt daran aufweisen, wie die Brunnen. 
Der Verlust der in Flaschen aufbewahrten Mineralwässer an Ema¬ 
nation ist nach den Bestimmungen von Meresnitzki sehr groß; 
doch ließen sich nach 7 Monaten noch deutliche Spuren nachweisen. 
Die Kohlensäure, die beim Füllen der Flaschen benutzt wird, hat 
keinen Einßuß auf Emanationsgehalt. 

Der therapeutische Wert das Radiums in fester Substanz 
wurde für gewisse Formen des Lupus und der Ulcera rödentia, 
ganz besonders aber für Naevi bestätigt. In der Tat scheint es, als 
ob es für die Behandlung der letzteren alle übrigen Mittel (vergl. S. 64) 
in Schatten stellt. Naevi vasculares müssen länger bestrahlt werden, 
als die Angiome. Auch bei Kindern wurde kein Schaden beob¬ 
achtet. Die Behandlung ist schmerzlos und führt relativ schnell 
zum Ziel. Sie kommt durch Endarteriitis obliterans und Bildung 



Radiotherapie. 


69 


fibrösen Gewebes zu stände (Fournier, Abbe, Wickham). Das 
Fourniersche Verfahren, der Form und dem Sitz des Naevus ent¬ 
sprechend gestaltete und mit radiumhaltigem Firnis überzogene 
Apparate zu benutzen, verdient auch für andere lokale Affektionen 
nachgeahmt zu werden. Graham hat zwei Ulcera rodentia mit 
Radium geheilt, die 2 Jahre vergeblich röntgenisiert worden waren. 
Morton zieht überhaupt das Radium bei Behandlung der Karzi¬ 
nome und Ulcera rodentia den Röntgen strahlen vor. Er benutzt mit 
hochaktivem Präparat überzogene Zelluloidstäbchen, die eventuell in 
die Geschwülste hineingebracht werden. Man muß jedenfalls zu¬ 
geben, daß sich das Radium in geeigneter Form bei schwer zu¬ 
gänglichem Sitze der Affektionen leichter anwenden läßt als die 
Röntgenbestrahlung. Funke läßt 20 mg hochaktiven Radiumbromids 
stunden- und tagelang auf Tumoren wirken und glaubte mehrere 
inoperable Geschwülste sicher zerstört zu haben; Morphium ist wäh¬ 
rend der Kur nicht zu entbehren. Natürlich hat es keinen Zweck, 
Magenkrebs durch Radium von der Haut aus heilen zu wollen, wie 
Seliger tat. Weiter berichten Abbe, Butcher, Wickham Gün¬ 
stiges. Aehnliche Gesichtspunkte, wie bei Kankroiden, gelten für 
Lupus. Man kann jedenfalls nicht allgemein sagen, daß Finsen 
mehr leistet als Radium, wie es Graham behauptet. Die Forde¬ 
rungen der Lupustherapie sind so vielseitig, daß wir nicht genug 
brauchbare Hilfsmittel besitzen können. Außerdem ist ja die Möglich¬ 
keit der Finsenbehandlung weit mehr vom Sitze des Leidens abhängig, 
als die des Röntgenisierens (Graham, Morton). Ferner hat sich 
das Radium gelegentlich bewährt bei Ekzem, Pruritus, Neuro- 
dermatitis, rebellischen syphilitischen Geschwüren, Neur¬ 
algien, kurz in vielen Fällen, wo auch die Röntgenstrahlen Gutes 
leisten und auch in der Regel den Vorzug verdienen (Barrat und 
Delamarre, Wickham, Graham, Butcher). Ebenso spricht 
für die im wesentlichen gleiche Wirkung der Radium- und 
Röntgenstrahlen, daß man an Tieren mit beiden Leukopenie 
hervorrufen kann (Aubertin und Delamarre). Gewisse Unter¬ 
schiede ergeben sich allerdings zum Teil aus der verschiedenen Art 
der Applikation. — Auch die entwicklungshemmenden Eigenschaften 
haben die Radium- und Röntgenstrahlen gemeinsam (Versuche an 
Pflanzensamen von Guilleminot). 

Matsuoka hat die Radiumverbrennung der Haut histo¬ 
logisch studiert. Seine Befunde bestätigen im wesentlichen unsere bis¬ 
herigen Anschauungen: degenerative, zur Nekrose führende Prozesse gehen 
neben den produktiven einher (Bindegewebswucherung in Chorium). 


Radium. 

Applikation s- 
form: 


— bei 

Karzinomen 

und 

Kankroiden, 


— bei Lupus, 


— bei 

anderen Er¬ 
krankungen. 


Parallelismus 
in der 

Wirkung der 
Radium- und 
Röntgen- 
stralilen 


Histologie 
der Radium- 
dermatitis. 



Monographien 

und 

Uebersichten. 


Kankroid- 

statistik. 


Paget disease. 

Karzinome. 


Präkarzinoma¬ 
töse Zu¬ 
stände. 

Sitz der 
Affektion 
am Auge. 


Bestrahlungs¬ 

methode. 


Homogen- 
und Tiefen¬ 
bestrahlung. 


70 Levy-Dorn. 

Röntgentherapie. 

Das neueste umfassende Handbuch der Röntgentherapie stammt von 
Wetterer. Kurze Uebersichten über die Fortschritte mit Rücksicht auf 
die Praxis gaben Haenisch in den .Therapeutischen Monatsheften* und 
Levy-Dorn in den .Enzyklopädischen Jahrbüchern* und .Therapie der 
Gegenwart*. 

Größere Statistiken bestätigen immer wieder die Erfolge bei 
Kankroiden. Pusey sah unter 111 Fällen 72 Heilungen. Von 
den nicht geheilten Patienten waren 28 bereits vorher mit allerhand 
Mitteln umsonst behandelt worden; Williams hat von &S Kan¬ 
kroiden 52 geheilt. Auch über die Beseitigung von Paget disease 
wird berichtet (Belot 2 Fälle, nur kurze Zeit beobachtet). Für die 
tiefliegenden Karzinome wurden ebenfalls die alten, nicht sehr 
günstigen Erfahrungen bestätigt. Williams will allerdings unter 
15 Karzinomrezidiven der Mamma die meisten gebessert und 2 ge¬ 
heilt haben (Beobachtungszeit 2 */* Jahre). Beherzigenswert ist der Rat 
desselben Autors, „präkarzinomatöse“ Zustände, insbesondere 
die senile Keratose und Pigmentmäler, zu bestrahlen. Der Sitz von 
Epitheliomen am Auge bildet keine Kontraindikation für die 
Bestrahlung. Meist läßt sich der Bulbus schützen; nur in einem Falle 
war z. B. Guglionetti gezwungen, das Auge direkt zu bestrahlen. 
Es trat lediglich eine in wenigen Tagen verschwindende Entzün¬ 
dung der vorderen Bulbusteile ein. Die kosmetischen Ergebnisse 
müssen vorzüglich genannt werden. Guglionetti beobachtete nur 
ein Rezidiv. Nach meinen bisherigen Erfahrungen gibt die direkte 
Bestrahlung mit mittelharten bis mäßig harten Strahlen 
die besten Resultate. Von einem großen Nutzen der Filter habe ich 
mich nicht überzeugen können, falls nicht zu weiche Strahlen an¬ 
gewandt werden. 

Ob die sogen. Homogenbestrahlung (vergl. S. 76) 
nach Des sau er zu empfehlen ist, scheint sehr zweifelhaft. Jeden¬ 
falls wird dies durch den von ihm und Krüger mitgeteilten Fall, 
in welchem es sich um ein inoperables Uteruskarzinom handelt und 
in dem nur die Lymphdrüsen verändert wurden, in keiner Weise 
bewiesen. Von der Voraussetzung ausgehend, daß im Krebsgewebe 
selbst krebsheilende Stoffe enthalten seien, hat Cullock bei malignen 
Tumoren lediglich die regionären Lymphdrüsen bestrahlt und will 
dadurch spontane Heilung erzielt haben (!). Ueber den Wert der 
Röntgenstrahlen bei S ar k o m e n herrscht keineswegs Klarheit. Man 
muß meines Erachtens daran festhalten, daß bei Sarkomen (noch 



Radiotherapie. 


71 


welliger vielleicht als bei Karzinomen) unsere diagnostischen Hilfs¬ 
mittel nicht hinreichen, den Grad der Malignität festzustellen. Nur 
so kann man verstehen, daß anscheinend gleichartige Tumoren das 
eine Mal relativ leicht schwinden, das andere Mal kaum beeinflußt 
werden. Oft wird jedoch in der Tat eine wesentliche Besserung 
erzielt. Nur selten wird von „Heilung“ berichtet, wie z. B. durch 
L. v. Pfahler, der über einige Fälle verfügt, die bereits 8 und 
4 Jahre kein Rezidiv bekamen. Peiser besserte ein inoperables 
Sarkom der Klavikula so weit, daß es mit Erfolg durch Resektion des 
Knochens entfernt werden konnte. Allerdings wandte er zugleich 
Injektionen Colleyschen Serums an (S. 76). Ein Sarkom des 
Nasenrachenraumes wurde wesentlich gebessert. Ein Patient von 
Göbel, ein älterer Mann mit Sarkom in der Glutäalgegend, bekam, 
nach anfangs günstigem Verhalten, ein Rezidiv; ein 8 Wochen altes 
Kind mit pflaumengroßem, rapid wachsendem Sarkom wurde ope¬ 
riert und bestrahlt. Die Heilung hält bisher 7 Monate an. Solche 
Fälle beweisen natürlich noch nichts für den Wert der Strahlen. 
Die Heilung des Rundzellensarkoms der Klavikula, das von Warren 
bestrahlt wurde, hielt sich trotz mehrfacher Rezidive (die eine Zeit¬ 
lang stets günstig reagierten) 8 Jahre lang und ging dann schnell 
zu Grunde. Auch hier wurde zugleich Colleysch.es Serum injiziert. 
Ein solcher plötzlicher Zerfall während anscheinender Genesung ist 
übrigens gar nicht so selten. Ein schnell nach der Bestrahlung 
schrumpfendes Mediastinalsarkom beschreibt Schwarz, und 2 eben¬ 
falls günstig verlaufende Fälle ähnlicher Art Bardachzi (Beob¬ 
achtungszeit 10 und 8 Monate). 

Den Heilungsvorgang bei malignen Tumoren der Haut 
hat v. Marschalko wieder studiert. Es tritt zuerst eine reaktive Ent¬ 
zündung auf, dann proliferiert das Bindegewebe. Die Tumorzellen scheinen 
auch unabhängig davon zu degenerieren und langsam zu schwinden; doch 
wird wohl dieser Prozeß durch die Entzündung beschleunigt. — Andere 
Autoren stellen für die Wirkung der Strahlen den Autopbagismus durch 
Leukozytenüberschweramung in den Vordergrund. 

Id Bezug auf die Leukämie liegt ein Bericht über ein selten 
großes Material (51 Fälle) von Grawitz vor. Er sah nur 3mal 
keinen Erfolg durch Bestrahlung. In vielen Fällen wurden auch 
Rückfälle glücklich bekämpft. Werden mithin durch ihn im allge¬ 
meinen die herrschenden Anschauungen bestätigt, so bringt er doch 
mit seiner Auffassung von dem Wesen der Leukämie den Nutzen 
der Strahlen unserem Verständnis näher. Nach ihm stellt das leuk¬ 
ämische Blut einen Rückschlag in den embryonalen Zustand durch 


Röntgen- 
strahlen bei 
Sarkomen 


Kombination 

der 

Bestrahlung 
mit Serum* 
injektion. 


Heilungs¬ 
vorgang, 
Histologie der 
Haut dabei. 


Leukämi** 



72 


Levy-Dom. 


Küntgen- 
behamllung 
der Leukämie. 


Bestrahlung 

durch 

Silberfilter. 


Leukotoxin v 
Direkte Ver¬ 
änderung 
des Blutes 
durch 

Bestrahlung ? 


Wert der 
Leukozyten¬ 
zahlen. 


Einfluß der 
Edntgen- 
strahlen auf: 
weibliche 

Geschlechts¬ 

organe, 


irgend eine (nicht spezifische) Infektion dar; daß aber embryonales 
Gewebe besonders leicht durch die X-Strahlen angegriffen wird, ist 
bekannt. Die Erfolge bei der Leukämie gehen leider meist so schnell 
vorüber, daß man selbst zweifeln kann, ob wir durch die Bestrah¬ 
lung das Leben unserer Patienten verlängern können. Der Vorteil 
liegt im wesentlichen darin, daß lästige Symptome gehoben und die 
Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt wird. Ein merkwürdiges Beispiel 
hierfür liefert Wein er ek, der einen Patienten von einem quälenden, 
äußerst hartnäckigen Priapismus befreite. — Die Bestrahlung 
durch ein Silberfilter (v. Jaksch) scheint mir keine beson¬ 
deren Vorteile zu bringen. Der so behandelte Patient, von dem 
wiederholt in der Literatur berichtet wird, konnte nicht lange er¬ 
halten werden und verhielt sich nicht anders, als die mit den 
üblichen Methoden bestrahlten Leukämiker. Als Todesursache fand 
man unter anderem Leukopenie; vielleicht weil die Bestrahlung zu 
weit getrieben war (Kretz). 

Es ist noch unentschieden, ob die Strahlen durch Bildung eines Leu ko¬ 
tozins oder durch direkte Veränderung desßlutesund seiner Bildungs¬ 
stätten wirken. Ein Sektionsbefund von Menetrier und Touraine spricht 
für die zuletzt genannte Anschauung, die Wirkung nahm mit der Ent¬ 
fernung vom Strahlenherde ab. Die direkt bestrahlten Achseldr&sen waren 
z. B. stärker verändert wie die Mesenterialdrüsen. 

Dafür, daß die Abnahme der Zahl der weißen Blut¬ 
körperchen nicht mit den anderen, für günstig geltenden Symptomen 
Hand in Hand zu gehen braucht, bringen die Fälle von Rosen¬ 
baum und Levy-Dom den Beweis. Rosenbaum konnte keinen 
Parallelismus zwischen der durch die Strahlung vermehrten N-Aus- 
scheidung und den Leukozyten werten feststellen. Der Patient von 
Levy-Dom befand sich am schlechtesten, wenn die Kurve der 
Leukozytenzahlen die niedrigsten Werte aufwies. Dm Befinden 
besserte sich zusehends, wenn die Leukozytenzahlen wieder an- 
stiegen, gleichsam als ob es sich um den Ausdruck einer heilsamen 
Reaktion handle. 

Der Einfluß der Röntgen-Strahlen auf die weiblichen 
Geschlechtsorgane wurde bisher bei Menschen nur in Bezug auf die 
menstruellen Blutungen festgestellt. Foreau de Courmelles hat bei 
53 Frauen in einem Alter von 31—57 Jahren 52mal frühzeitige Meno¬ 
pause erzeugt. Aeltere reagierten schneller als die jüngeren. Nach La- 
querri£re gelingt es nur durch starke Bestrahlung des Abdomens, 
und zwar lediglich vorübergehend, Amenorrhoe oder geminderte 
Menstruation hervorzurufen. Die Blutungen des Uterusfibroms 



Radiotherapie. 


73 


lassen sich im Klimakterium gefahrlos kupieren. Weitere Erfah¬ 
rungen sind aber dringend nötig. Der Einfluß der Röntgenstrahlen 
auf den Hoden ist sicherer gestellt als auf die Ovarien. Aus der Lite¬ 
ratur des letzten Jahres seien nur zwei experimentelle Arbeiten an¬ 
geführt. Hoff mann stellte fest, daß unter den Samenzellen zuerst die 
Spermatogonien und Spermatozyten geschädigt wurden. Die Hoden 
von Tieren (Kaninchen), welche genügend lange leben, regenerieren 
sich. Regaud und Dubreuil fanden unter anderem, daß sich 
das Parenchym des Nebenhodens wenig empfindlich gegen Strahlen 
verhält, daß der Koitus bald nach der Bestrahlung steril ist, ob¬ 
wohl sich die Spermatozoen noch gut bewegen. Die Erfahrungen 
bei Prostatahypertrophie waren nicht günstig. Casper sah 
die Röntgentherapie gänzlich wirkungslos. Die Mitteilungen La- 
naris beziehen sich auf Hunde, die vom Perineum aus bestrahlt 
wurden, und zwar ohne wesentlichen Effekt auf die Vorsteherdrüse. — 
Tuberkulöse Lymphdrüsen wurden von Gardiner, sobald 
kein Eiter in ihnen enthalten war, geheilt oder gebessert und der 
Operation zugänglich gemacht (9 Fälle). Nach Cullock steigt der 
Opsoninwert unter leichtem Fieber, wenn tuberkulöse Drüsen be¬ 
strahlt werden, ganz ähnlich als ob steriles käsiges Material einge¬ 
impft worden sei. Dementsprechend wurden ebenfalls in einigen 
Fällen die Drüsenaffektion wesentlich gebessert. Reines empfiehlt 
die Bestrahlung gewisser Formen venerischer Bubonen (die stru- 
mösen und Mischformen) nach vorheriger Entfernung der Haut. 
Größere chirurgische Eingriffe sollen hierdurch erspart und die 
Heilungsdauer abgekürzt werden (auf ca. 3 Wochen). Bircher 
hat seine verhältnismäßig zahlreichen Erfahrungen bei Peri¬ 
tonitis tuberculosa monographisch bearbeitet. Die Ergeb¬ 
nisse bewiesen zwar nicht eine Heilwirkung der Strahlen, aber 
machen sie doch wahrscheinlich. Die günstigen Berichte bei Spina 
ventosa (Paoli 2 Fälle) und Phthisis pulmonum (Gar¬ 
diner 10 Fälle) seien nur erwähnt. Für die Behandlung des 
Lupus vulgaris werden die alten Erfahrungen bestätigt. In die 
Domäne der Röntgentherapie gehören die hypertrophischen, ulze- 
rierenden, verrukösen, sklerodermatischen und ausgebreiteten Formen. 
Oft ist natürlich eine Kombination mit anderen Mitteln angebracht. 
Durch Wille wurden unter 80 Behandelten 20 örtlich geheilt, 15 er¬ 
heblich gebessert, 20 einigermaßen gebessert, z. B. Geschwüre ge¬ 
heilt. Bei 6 Lupösen wurde nichts erreicht, 5 bekamen ein Rezi¬ 
div, 6 starben vor der Heilung, 8 hatten die Behandlung unter¬ 
brochen. Bemerkenswert ist der Fall von Aubineau und Chinton, 


— männliche 
Geschlechts¬ 
organe, 


— tuberkulöse 
und venerische 
Lymphdrüsen, 


— Peritonitis 
tuberculosa. 


— Spina 
ventosa, 
— Phthisis 
pulmonum, 
— Lupus 
vuliraris, 



74 


Levy-Dorn. 


ein Lupus conjunctivae et narium, der 1 '/* Jahre geheilt geblieben ist. 
Alle anderen Mittel außer Röntgenstrahlen waren fruchtlos geblieben. 
— Pneumonie, Edsall und Rumberton sahen in 3 Fällen von Pneumonie die 
verzögerte Lösung schnell beseitigt. Unmittelbar nach der Bestrah¬ 
lung war der N-Gehalt im Harn fast verdoppelt. Bei Malaria 
nahm nach Zanier das Fieber einen Tag zu, um dann ganz zu 
schwinden. Bronchitis und Bronchialasthma wurden von 
Immelmann wesentlich gebessert. Levy-Dorn erreichte das¬ 
selbe durch Scheinbestrahlungen, also Suggestion. Vielleicht aber 
wirken große Dosen auch durch Hervorrufen einer länger andauern¬ 
den Hyperämie. Der günstige Einfluß bei Ischias, Neuritis, 
Neuralgie wird von Gregor, Haret, Freund bestätigt. 
Labeau behandelte 6 Kranke mit Syringomyelie, Jaulin 
10 Kranke mit multipler Sklerose nicht ohne Erfolg. Bei 
Basedowscher Krankheit wurde durch Röntgenstrahlen nicht 
nur der Kropf, sondern wiederholt auch die Pulszahl verändert 
(Clarke, Cook). Ebenso gingen die subjektiven Symptome zurück. 

Herxheimer und Hübner haben 10 Fälle von Mykosis 
fungoides bestrahlt und histologisch studiert. Zugleich wurde 
Arsen gegeben. Wenn die Beobachtungszeit auch kurz ist, so sahen 
sie doch die Angaben anderer Autoren bestätigt, daß die bisher 
gebrauchte Therapie hinter der neuen zurücksteht; die spezifischen 
Elemente werden zerstört. — Schmidt empfiehlt die Röntgen¬ 
therapie für die Seborrhoea oleosa des Gesichts, Kromayer 
findet, daß man Schweißhände dauernd heilen kann, wenn man 
eine Dermatitis ersten Grades erzeugt. Einen bisher bis zu Ende 
der Beobachtungszeit (jetzt 7 Monate), trotz schwächerer Bestrah¬ 
lung , geheilt gebliebenen Fall demonstrierte Levy-Dorn. — 
-Hyper- Noire empfiehlt eine neue Methode zur Bestrahlung der Hyper- 
tnchosis (neue triehosis des Gesichtes, die allerdings noch nicht genügend erprobt, 
Bestrahlung), aber ‘ )1S J®tzt wenigstens noch niemals zu den bekannten Nachteilen 
(Pigmentierung, Teleangiektasie) des alten Verfahrens Anlaß ge¬ 
geben hat. Das Wesen der Methode besteht darin, daß durch Alu¬ 
miniumfilter hindurch die Erythemdosis erst in 14tägigen (4—5mal), 
dann noch 2mal in Zwischenräumen von einem Monat verabfolgt 
— Affektionen wird. — Die Radiotherapie der behaarten Teile des Kopfes 
der bei Krankheiten behandelt Lefebure. Als Gegenstand der Bestrah- 
Kopfhaut, lung werden empfohlen alle parasitären Haarbalgentzündungen außer 
gewissen entzündlichen wie Kerion Celsi. Ein besonders dank¬ 
bares Feld geben die subakuten, impetiginösen, parasitären Sy- 
kosen, nicht parasitäre Follikulitis, sowohl die akute als auch die 


— Malaria, 

— Bronchitis 
und Asthma, 


— Ischias, 

— Neuritis, 

— Neuralgie, 
— Syringo¬ 
myelie, 

— Basedowsche 
Krankheit. 


Röntgen¬ 

behandlung 

von 

Mykosis 

fungoides, 


— Seborrhoe, 

— Schweiii- 
liand, 



Radiotherapie. 


75 


chronisch fortschreitende und narbige. Heid und ebenso Butcher 

haben Condylomata acuminata mit Röntgenstrahlen beseitigt. — spitzen 

Ueber Eczema chronicum siehe Belot, über Pruritus ani Kondylomen, 

^^ Ekzem 

Eromayer und Acne rosacea Eeck. Letzterer verspricht in _ p ru ritus, 
10 Wochen prompten Erfolg. Die Haut wird nach der Bestrah- — Akne 
lung d’arsonvalisiert (10—15 Sitzungen). 

Die Kenntnis des Kreises der Drüsen, auf welche die Röntgenstrahlen BUrzeldriise. 
wirken, ist durch Stern und Halberstädter erweitert worden; sie riefen 
an den Bürzeldrüsen von Enten Schwund der lipoiden Körnchen und 
Atrophie hervor. 

Ueber die Opfer der Röntgendermatitis in England gibt Rüntgen- 
Dean eine Uebersicht. Im Beruf erkrankten 28, einer so schwer, 8Chad,gungen: 
daß größere Amputationen am Arme nötig wurden. Hervorgehoben 
sei, daß ein Patient durch erneute Bestrahlung geheilt sein will 
(similia similibus!). Porter und White sammelten 10 Fälle aus 
der Literatur, in welchen Röntgenulcera karzinomatös entarteten, 
und fügten einen neuen hinzu. Sie raten schlecht heilende Fissuren 
und Ulcera bald zu exzidieren und Thiersche Lappen zu überpflanzen. 

Der Röntgenschwester von Luxemburg mußte der Vorderarm ampu¬ 
tiert werden, weil sich ein Röntgenulcus in Krebs verwandelt hatte. 

Spiegler sah einen Herpes zoster auf (wegen Leukämie) be- — Herpes 
strahlter Haut gangräneszieren, obwohl sich keine Entzündung gangraen03U *' 
eingestellt hatte. 


Sehr unwahrscheinlich ist die Auffassung Martinis, der nach Be- — Paraplegie. 
Strahlung von Sarkomen 2mal Paraplegien auftreten sah und an einen 
Zusammenhang mit der Bestrahlung glaubt. 


Die entwicklungshemmende Wirkung der Strahlen Kntwickii 


wurde an neuem Material erwiesen. Die Objekte von Schwarz 
und von Guilleminot waren Samenkörner, die von Hasebrock 
Nachtfalter, insbesondere Plusia moneta, die von Tribondeau 
und Belley die Augen junger Katzen. Letztere fanden unter an¬ 
derem verzögerte Pigmentbildung, Linsentrübungen, Mikroophthalmie. 
Die Befunde von Birch-Hirschfeld, die an erwachsenen Tieren 
gewonnen wurden, sind mithin ergänzt. Die Ausscheidung von 
Harnsäure wurde bei dem Leukämiker Rosenbaums durch die 


hemmung 
der Strahlen 


N-Au- 


Bestrahlung vermehrt. Die Untersuchung Lommels an Hunden, sch<>idung 
welche tödliche Strahlendosen erhielten, stimmen damit überein. e * iai 11 
Der ziemlich lang anhaltenden Vermehrung folgt eine Verringerung 
der N-Ausscheidung. Eine Nephritis hat Lommel im Gegensatz 
zu Helber und Li ns er an seinen Tieren nicht beobachtet. 




Levy-Dorn. 


76 


Formen der 
Röntgen- 
Leukopenie. 


Verminderte 
Widerstands¬ 
kraft gegen 
Infektion nach 
Bestrahlung. 
Wirkung auf 
Adrenalin, 

— auf 
Fermente. 
Histologie 
der Röntgen- 
Veränderungen. 


Absorptions¬ 
kraft der 
Gewebe für 
Strahlen. 


Aubertin und Beaujard konnten an Meerschweinchen, die sie bis zur 
Leukopenie bestrahlten, zwei Formen unterscheiden: 1. Aplasie des hämato- 
poetischen Apparats, 2. Ueberwiegen der Zerstörung der Leukozyten vor ihrer 
Neubildung; dabei kann sogar Hyperplasie der blutbildenden Organe bestehen. 
Stark röntgenisierte Tiere (Mäuse, Ratten, Meerschweinchen) zeigen eine 
Einbuße ihrer Widerstandskraft gegen Bakterien (Laewen) und 
bilden (Kaninchen) nach Einführung artfremden Serums keine Präzipitine 
(Benjamin und Sluka). Unter den im Körper vorhandenen Substanzen 
reagiert Adrenalin nachweislich auf Bestrahlung außerhalb desselben, 
und zwar lassen seine physiologischen Wirkungen nach; Fermente werden 
aber nicht beeinflußt (Richter und Gerhartz). Die histologischen 
Untersuchungen über die von den Röntgenstrahlen hervorgerufenen 
Veränderungen bestätigen im wesentlichen die alten Ergebnisse (v, Mar- 
schal ko, Martini). Heilerfolge ließen sich bei Geschwülsten höchstens 
bis zu einer Tiefe von 2—4 cm nachweisen. Die oberflächlichen Schichten 
nekrotisierten, tiefere degenerierten und gingen Nekrobiose ein, während in 
der Nachbarschaft durch reaktive Entzündung die Vernarbung eingeleitet 
wurde. Bordier hat die von 3 cm dicken Gewebsschichten absor¬ 
bierten Mengen harter Strahlen bestimmt. Es wurden von den 
Muskeln 63%. Drüsen 53% und von Fettgewebe 43 % Strahlen verschluckt. 


Bestrahlungs 

arten. 


Radio¬ 
sensibilität 
bei Tiefen¬ 
bestrahlung 


Kombination 

von 

Bestrahlung 
und operativer 
Maßnahmen. 


Dosierung. 


Ob freilich die Badiosensibilität der Gewebe, wie Schmidt 
meint, eine so große Bolle spielt, daß kein Wert darauf gelegt werden 
kann, ob wir mehr oder weniger Strahlen in die Tiefe senden, als 
es bisher geschehen, kann erst entschieden werden, wenn größere 
Erfahrungen vorliegen. Die für eine ergiebige Tiefenwirkung (vergl. 
S. 70) notwendige Zentral bestrahl ung, d. h. Bestrahlung von mehreren 
Seiten, die ich als erster angegeben habe (Berl. med. Gesellsch. 1904, 
Nov.), wird durch den Apparat von Bauer wesentlich erleichtert. 
Man kann mit ihm ohne Mühe mehrere Böntgenröhren zu gleicher 
Zeit betreiben (Holzknecht, Dessauer, Schmidt, Schulz und 
Bauer). Den Vorschlag Diesings, die Tumoroberfläche zu skari- 
fizieren, damit die Strahlen tiefer eindringen, wird wohl 
kaum jemand auszuführen wagen. Dagegen sollten öfter durch Opera¬ 
tion freigelegte, aber nicht durch das Messer mehr entfembare 
Tumoren bestrahlt werden. Der oben erwähnte Fall von Beck er¬ 
muntert jedenfalls dazu (in die Bauchwunde genähtes Pyloruskarzinom). 
Dasselbe gilt für Bestrahlung während der Operation. (Vergl. 
auch S. 71.) — Die für die Böntgentherapie so wichtige Frage nach 
der besten Dosierung der Strahlen wird von den Autoren immer noch 
recht verschieden beantwortet. Meines Erachtens ist es am vorteil¬ 
haftesten, die Böntgenröhren immer gleich, aber möglichst wenig zu 
belasten (damit sich ihr Zustand nicht leicht verändert) und die 





Radiotherapie. 


77 


Köhren unter diesen „optimalen“ Betriebsverhältnissen mit einem 
der brauchbaren Dosimeter zu eichen. Das Kohr hält sich am 
besten, wenn es in der von Heß mann beschriebenen Weise be¬ 
handelt wird. Für kräftigere, kurz dauernde Bestrahlung empfiehlt 
sich die direkte Dosimetrie, wenigstens bevor über die exakteren 
indirekten Methoden, wie die von Klingelfuß, größere Erfah¬ 
rungen vorliegen. (Literatur: Guilleminot, Villard, Schmidt, 
Haret, Nagelschmidt, Röntgensociety, Levy-Dorn in Real¬ 
enzyklopädie.) 

Die Betriebseinrichtung für die Röntgenröhren wurde be¬ 
sonders nach der Richtung ausgebaut, daß man intensivere Ströme 


Fig. 12. 



erzielen kann (Rosenthal, Grisson, Koch-Sterzel, Groedel u.a.). 
Hierdurch können natürlich nicht nur die Exposition bei Aufnahme, 
sondern auch die Behandlungen abgekürzt werden. Von neueren 
Röhrentypen seien erwähnt: die Zentralröhre von Rodde, die Be¬ 
strahlungen nach allen Richtungen zuläßt, und die Röhre von Bauer 
mit Quecksilber-Luft-Regulierung, durch welche in denkbar einfachster 
Weise atmosphärische Luft in das Rohr hineingebracht werden kann. 

Daß Schädigungen von Kranken durch Bestrahlung immer 
wieder die Gerichte beschäftigen, zeigen die Mitteilungen von 
Blum, Privatgesellschaft, Gocht. Der beste Schutz und die not¬ 
wendige Forderung ist die Kunst, dosieren zu können. 


Betriebs- 

einrichtungen 

(Apparate, 

Röhren). 


Gerichtliches 







78 


Levy-Dorn. 


Die beistehenden Skizzen erörtern den Bau und die Vorteile eines der 
neueren Apparatentypen, insbesondere des sogen. Ideal-Böntgenapparates 
von Reiniger, Gebbert und Schall, Groedel. Der Apparat kann 
ohne besonderen Transformator an Gleich- wie Wechselstrom angeschloseen 
werden und gibt sekundär immer nur nach einer Seite gerichteten Strom. Eine 
besondere Eommentiervorrichtung nämlich verwandelt den sekundären 
Strom direkt in Gleichstrom. Sie besteht, vergl. Fig. 12 (S. 77), im wesent¬ 
lichen erstens aus auf der Achse der Maschinen befindlichen Isolierscheiben, 
welche je ein Kreissegment aus Metall tragen; zweitens aus einer Anzahl 


Fig. 13. Fig. 14. 



(Nach F. M. Groedel III., Deutsche med. Wochenschr. 1908, Nr. 49.) 


vor und zwischen den Scheiben angebrachter, möglichst nahe an sie 
herantretender Funkenständer, über welche der Hochspannungsstrom so 
geleitet wird, daß der Stromübergang zweckmäßig bald an der einen, bald 
an der anderen Stelle erfolgen muß. Die Kurven Fig. 13 stellen den Ver¬ 
lauf des Stroms bei Betrieb der Röhre mit den gebräuchlichen Apparaten 
dar, die Kurve Fig. 14 demonstriert den Stromverlauf nach der Kommen¬ 
tierung. Man sieht, daß der Schließungsstrom dieselbe Richtung erhalten 
hat, wie der Oeffnungsstrom. 


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5. Pharmakotherapie. 

Von Professor Dr. M. Cloetta in Zürich. 


Ueber die Mißstände in der Heilmittelproduktion äußert sich 
E. Harnack. Gewiß kommen von seiten der Großindustrie ge¬ 
legentlich Irrtümer und Versehen bei den neu hergestellten Mitteln 
vor. Ganz besonders schlimme Auswüchse aber zeigen sich, wenn 
Privatmänner oder sogen. „Chemische Laboratorien“, die weiter nichts 
sind als Werkstätten, sich der Heilmittelproduktion annehmen. Da¬ 
bei wird der Hauptwert auf die Reklame gelegt, und das Mittel er¬ 
scheint vielfach unter einem ganz unrichtigen Namen, dessen Kom¬ 
pliziertheit den Aerzten imponieren soll. Ein derartiges Präparat 
bildet z. B. das Eglatol, das als ein entgiftetes Chloralhydrat be¬ 
zeichnet wird. In Wirklichkeit handelt es sich einfach um ein Ge¬ 
menge von Chloral, Antipyrin, Koffein und Urethan. Damit aber der 
Arzt nicht sofort das Koffein bemerkt, wird diese Substanz als Tri- 
methylxanthin bezeichnet. Es ist von vornherein unzweckmäßig, ein 
Schlafmittel mit einem Erregungsmittel zu kombinieren. In der 
Koffeinwirkung soll also die Entgiftung des Chlorais liegen! Es wäre 
gewiß sehr zu wünschen, wenn solchen Auswüchsen entgegen getreten 
werden könnte; doch wird der Ausweg sehr schwierig sein. Am 
ehesten würden diese Zustände gebessert, wenn bei der Prüfung 
solcher neuen Mittel etwas genauer vorgegangen und die Publikation 
mit etwas mehr Zurückhaltung behandelt würde. Da kommen wir 
aber auf einen Krebsschaden, der besteht in den Auswüchsen der 
medizinischen Literatur und in der fortwährenden Neugründung von 
medizinischen Blättern. Alle diese wollen mit Artikeln gespeist 
sein, sind deshalb wenig wählerisch in deren Aufnahme, und 
andererseits ist infolge der finanziellen Bedürfnisse eine möglichst 
ausgiebige Inseratenaufnahme für diese Blätter notwendig. So 
stützt der Lahme den Blinden, und diese beiden fatalen Zustände 
tragen gegenseitig zur Vermehrung der erwähnten Mißstände bei. 

Unter den therapeutischen Bestrebungen dieses Jahres spielen 
die Hypnotika eine besondere Rolle. Ein orientierender Vortrag 


Heilmittel- 

Produktion. 


Eglatol. 



84 


Cloetta. 


Schlafmittel: von Thoms über die Beziehungen zwischen Konstitution und Wir¬ 
kung der Schlafmittel hebt hervor, daß leider eine eigentliche Grund¬ 
lage zur Beurteilung eines Mittels als Schlafmittel noch nicht vor¬ 
liegt und nicht vorliegen kann, weil wir über die Ursache des 
normalen Schlafes noch zu wenig aufgeklärt sind. Wir wissen noch 
nicht einmal mit absoluter Sicherheit, wie die Gefäße des Gehirns 
im Schlafe sich verhalten. Wenn man aber berücksichtigt, daß die 
schlafmachenden Wirkungen von Körpern sehr verschiedener chemi¬ 
scher Konstitution ausgehen können, so wäre man versucht anzu¬ 
nehmen, daß es sich nicht immer um chemische Reaktion handelt; 
doch liegt für ausschließlich physikalische Vorgänge noch nicht die 
genügende Grundlage vor. Wenn man berücksichtigt, daß die halogen¬ 
haltigen Schlafmittel meist üble Wirkungen auf Herz und Gefäße 
besitzen und andererseits die Sulfone und auch Veronal und Propo- 
nal ein ziemliches Sündenregister bereits aufweisen, so muß man 
betonen, daß man von dem Besitz eines idealen Schlafmittels, das 
namentlich leicht wasserlöslich ist, noch ziemlich weit entfernt ist. 
Ueber die klinische Seite dieser Frage verbreitet sich Ziehen, 
wobei er betont, daß die Wahl eines Schlafmittels nicht sowohl durch 
dessen spezielle Nebenwirkungen und seine chemische Konstitution, 
als vielmehr durch die Form und Entstehung der Schlaflosigkeit 
in jedem einzelnen Falle gegeben sei. — Bei der Besprechung der 
verschiedenen schlafmachenden Mittel erwähnt Ziehen merkwür- 
Brom, digerweise auch noch die einmalige Bromdosis. Wegen ihres Brom- 
Neuronal, gehaltes empfiehlt er dann auch als schwaches Sedativum das Neu- 
öromurai, ronal und Bromural (vergl. S. 87); bei Fällen, wo hauptsächlich das 
Paralilebyd, Einschlafen erschwert ist, wird besonders Paraldehyd empfohlen, der 
überhaupt das harmloseste Schlafmittel zu sein scheint, da in der Lite¬ 
ratur nur 2 Todesfälle bekannt sind, die auch noch nicht mit Sicher¬ 
heit dem Paraldehyd zugeschoben werden können. Leider ist der 
unangenehme Geruch und Geschmack des Paraldehyds seiner An¬ 
wendung sehr hinderlich. Für den gegenteiligen Fall, wo eine ver¬ 
tiefende Wirkung in den spätem Nachtstunden angezeigt erscheint, 
Trional, empfiehlt sich am meisten das Trional. Dabei ist jedoch zu be¬ 
merken , daß der Eintritt des Schlafes bei Trional sehr unregel¬ 
mäßig ist, 1 '/ 2 —4 Stunden variieren kann. Um diesen Nachteil zu 
beheben, empfiehlt Ziehen warm die Kombination von schnell¬ 
wirkenden (Paraldehyd) mit spätwirkenden (Trional) Mitteln, eine 
Kombination, die in Frankreich sehr häufig mit Vorteil angewendet 
wird. Dringend nötig erscheint, bei Verwendung von Schlafmitteln, 
mit ihnen zu wechseln; dabei zeigt sich oft eine eigentümliche Gleich- 



Pharmakotherapie. 


85 


artigkeit der Wirkung, die nicht einhergeht mit der chemischen Gleich¬ 
artigkeit. Eine Angewöhnung anVeronal ruft oft auch eine Immunität 
für Trional hervor und umgekehrt; es müssen also andersartige 
Abwechslungen vorgenommen werden. Aus diesem Grunde erscheint 
es auch fraglich, ob, selbst für den Fall, daß das betreffende ideale 
Schlafmittel gefunden würde, damit allen Zwecken gedient wäre. 
Es erscheint zweckmäßiger, Mittel mit möglichst verschiedenartiger 
Wirkungsweise zu besitzen, nur muß man sich den Vorteil, diese 
zu kombinieren, im einzelnen Falle nicht entgehen lassen. — Ueber 
Nebenwirkungen von Veronal auf der äußeren Haut ist im 
ganzen wenig berichtet worden. Auch Ziehen hat dergleichen 
mehrfach beobachtet. Besonders Wolters widmet diesen Exan¬ 
themen einen besonderen Artikel. Im allgemeinen treten die Er¬ 
scheinungen um so leichter auf, je mehr die Dosis 1 g überschreitet. 
Meist handelt es sich um unregelmäßig verteilte, rote Flecken, die 
ein außerordentlich heftiges Jucken verursachen, so daß dadurch 
der Schlafeffekt der betreffenden Veronaldosis fast völlig vernichtet 
wird; die Schleimhäute sind, im Gegensatz zu anderen Arznei¬ 
exanthemen, unverändert, und auch die Temperatur bleibt normal. 
Neben dieser Dermatitis kommt auch eine eigentliche Urtikaria vor, 
wobei ebenfalls die Augenlider und Schleimhäute frei bleiben, da¬ 
gegen heftiger Juckreiz besteht. Derartige Exantheme können auf- 
treten, nachdem einige Tage lang das Veronal gut vertragen wurde, 
so daß es den Eindruck einer kumulativen Wirkung macht. Ueber 
Veronalvergiftungen berichtet E. Steinitz. Es ist zu unter¬ 
scheiden: die akute Vergiftung, die meist zu Selbstmordzwecken 
erfolgte, und die chronische, die wegen zu großen Dosen, mit oder ohne 
Wissen des Arztes, eingenommen oder wegen Idiosynkrasie eintrat. 
Bei solchen Patienten können schon nach Dosen von 1 g taumeln¬ 
der Gang, sehr schlechter Schlaf, Exantheme mit nachfolgender 
Schuppung auftreten. Im allgemeinen bestimmt'sonst bei der akuten 
Vergiftung die Höhe der Dosis das Bild: man kann eine leichte 
Vergiftung bei weniger als 5 g, eine mittlere bei 5—10 g und eine 
schwere, meist tödliche, bei mehr als 10 g auflinden. Die Erschei¬ 
nungen sind ziemlich konstant und bis zu einem gewissen Grade 
für dieses Hypnotikum charakteristisch. Aus dem Vorteil, sich mit 
seiner Wirkung fast nur an das Gehirn zu wenden, folgt, daß trotz 
des tiefen Schlafes, in dem sich die Patienten befinden, man doch 
nicht den Eindruck eines schweren, pathologischen Zustandes hat, 
wie z. B. bei Morphin, obwohl der Patient durch keinerlei Reize 
zu erwecken ist. Die Pupillen sind normal, reagieren auch ziemlich 


Veronal. 


Veronal- 

neben- 

wirkungen. 


Yeronal- 

vergiftung 



80 


Cloetta. 


Veronal- 

vergiftung, 


Veronal- 

natrium 

(Medinal). 


prompt auf Licht; nur bei Dosen von ca. 15 g sind diese Verhält¬ 
nisse unsicher, dagegen sind fast stets die Korneal- und Konjunktival- 
reflexe erloschen. Die Hornhaut ist oft trübe und leicht eindrück- 
bar, die Sehnenreflexe sind, außer bei den schwersten Vergiftungen, 
normal, die Muskulatur ganz erschlafft, die Extremitäten fallen herab: 
Sensibilität weitgehendst aufgehoben. Aus dem Umstande, daß der 
Puls fast stets gut bleibt, darf wohl die relative Harmlosigkeit des 
Veronals für die Zirkulation erschlossen werden. Sehr auffallend 
für ein Narkotikum ist die öfters beobachtete Temperatursteigerung; 
da der Stoffwechsel sonst durch das Mittel eher herabgesetzt wird, 
muß eine besondere zentrale Wirkung bestehen. Nur in extremen 
Fällen beginnt die Temperatur zu sinken, es stellt sich unter zu¬ 
nehmender Zyanose der Tod durch Atmungslähmung ein. Ist die 
Dosis, die eingenommen wurde, unbekannt, so kann die Prognose 
trotz einer scheinbar schweren Vergiftung gut gestellt werden, so¬ 
lange die Reflexe vorhanden sind und die Pupillen reagieren. Bei 
zunehmender Besserung kehrt dann das Sensorium und die Sprache 
bald zurück, so daß Heilung in längstens 2 Tagen zu erwarten ist. 
In der Rekonvaleszenz kommt es oft zu sehr störenden Aufregungs¬ 
zuständen, die aber mit Morphin sich leicht bekämpfen lassen. 
Therapeutisch ist ausgiebige Darmentleerung mit Rücksicht auf die 
langsame Resorption angezeigt. — Bei Anlaß von Tierversuchen, wo¬ 
bei möglichst konzentrierte Veronallösungen zur Anwendung kommen 
sollten, hat Steinitz versucht, die Löslichkeit des Veronals, das 
eine schwache Säure ist, zu erhöhen durch Zugaben von Alkalien. 
Es haben sich dann auch damit leicht konzentrierte Lösungen her- 
steilen lassen, und dieses Verfahren wurde im großen auf das Veronal 
angewendet, durch Herstellung der Mononatriumverbindung, die als 
Veronalnatrium oder fatalerweise auch unter dem Namen Medi- 
nal in den Handel kommt. Die klinische Prüfung dieses sehr leicht, 
im Verhältnis von 1:5, in Wasser löslichen Mittels ergab im all¬ 
gemeinen einen etwas rascheren Eintritt der Wirkung bei Verab¬ 
reichung per os; die Dauer der Wirkung wurde nicht wesentlich 
abgekürzt gegenüber Veronal. Ein großer Vorzug des löslichen 
Präparates besteht in der Möglichkeit, es per klysma anzuwen¬ 
den oder auch im Notfall subkutan resp. intramuskulär zu in¬ 
jizieren. Bei der rektalen Anwendung ist die Resorption ebenfalls 
sehr gut. Ganz besonders zweckmäßig ist die intramuskuläre Injektion, 
und zwar namentlich wegen der Intensität der Wirkung, weniger 
wegen der Schnelligkeit des Eintritts. Dasselbe Präparat wurde von 
Fischer und J. Hoppe ebenfalls klinisch geprüft und als recht 



Pharmakotherapie. 


87 


brauchbar bei Aufregungszuständen und bei Status epilepticus ge¬ 
funden; bei leichteren Formen genügt hierbei die rektale Anwen¬ 
dung: 0,5 — 0,7 auf 100 Wasser, beim Status epilepticus dagegen 
muß das Mittel intramuskulär eingespritzt werden, was keinerlei 
Störungen verursacht. Bei Epilepsia nocturna wurden 0,3 g am Abend 
eingespritzt; größere Dosen sollen wegen der chronischen Anwendung 
bei dieser Krankheit vermieden werden. Die Kontrolle der Aus¬ 
scheidungsverhältnisse ergab, daß das Veronalnatrium schon nach 
20 Minuten im Urin erscheint, und zwar zum größten Teil un¬ 
verändert, die Ausscheidung dauert aber nach einmaliger Dosis 
ca. 4 Tage, woraus sich die Möglichkeit von Kumulation ergibt, und 
es sollen deshalb auch von dem löslichen Mittel nicht zu große 
Dosen längere Zeit gegeben werden. Im Gegensatz zu diesen Be¬ 
obachtungen stellt Winternitz fest, daß das intern verabreichte Vero- 
nal stärker wirke als das subkutan eingespritzte, lösliche Präparat. 
Mit 1 g subkutan läßt sich am Tage kaum ein Müdigkeitsgefühl 
erzeugen, intern dagegen verabreicht ruft diese Dosis Schlaf hervor. 
Möglicherweise halten die Fettkörper des Unterhautzellgewebes das 
Veronal zu lange fest, jedenfalls muß dieser eigentümliche Unter¬ 
schied in der Wirkung in der Art der .Resorption gesucht werden. 
Auch bei dem löslichen Präparat ist daran zu erinnern, daß es im 
sauren Mageninhalt wieder ausfällt, weil das Natrium abgespalten 
wird. Winternitz konnte ferner feststellen, daß im natürlichen 
Schlaf die Erregbarkeit des Atmungszentrums herabgesetzt und daß 
dies beim Veronalschlafe nicht in wesentlich höherem Maße der Fall 
sei. In dieser Hinsicht unterscheiden sich, wie ja bekannt, diese 
Schlafmittel vom Morphin, das schon in Dosen, die keinen Schlaf 
erzeugen, die Erregbarkeit des Atmungszentrums sehr stark herab¬ 
setzt. — Eine eingehende Würdigung hat das neue Schlafmittel B rom- 
ural in diesem Jahre erfahren (vergl.S. 84). Wiejedesneu auftauchende 
Hypnotikum, wurde auch dieses versuchsweise zur Bekämpfung der See¬ 
krankheit angewendet, und H o f f m a n n ist im allgemeinen von den Er¬ 
folgen dabei befriedigt. Die Patienten sollen vor Beginn des Schwankens 
des Schiffes 0,6 eventuell 0.9 g einnehmen und desgleichen nochmals 
auf die Nacht. Auf diese Weise können die leichteren Fälle ganz ge¬ 
heilt, die schwereren gebessert werden. Allerdings hat Verfasser 
seine Versuche nur bei Küstenfahrten gemacht, dagegen soll nach 
Perrenon auch bei Ozeanfahrten das Mittel sich bewähren, immer¬ 
hin mit der Einschränkung, daß bei sehr starker See es, wie übri¬ 
gens zu erwarten war, im Stiche läßt. Vecsey ist mit der Wirkung 
des Bromurals bei hysterischen und anderen Neurosen wohl zufrieden 


Veronal- 

natrium 


Brom u tu 1 



88 


Cloetta. 


Bj omnral. 


Isopral. 


Ur^than. 


Uerional. 


und berichtet über Fälle, wo Patienten nach Gebrauch der stärker 
wirkenden Mittel, wie Trional und Veronal, am Tage ein unange¬ 
nehmes, irritables Gefühl hatten, während nach den üblichen Dosen 
von Bromural diese Störung am folgenden Tage wegblieb. Auch 
Remy lobt das Bromural, namentlich mit Rücksicht auf seine Un¬ 
schädlichkeit, die gestattet, das Mittel längere Zeit hindurch anzu¬ 
wenden. Allerdings versagen die schweren Fälle von essentieller 
Schlaflosigkeit und namentlich solche, die mit Schmerzen verbunden 
sind. Dagegen hat sich ihm ebenfalls in der Kinderpraxis das 
Mittel wegen seiner Harmlosigkeit durchaus bewährt. Eine beson¬ 
dere Nebenwirkung des Bromurals stellt nach Runck die schwei߬ 
herabsetzende Wirkung dar. Er hat nach zufälligen diesbezüglichen 
Beobachtungen das Mittel systematisch bei den verschiedensten For¬ 
men starker Schweißsekretion angewendet und damit im allgemeinen 
gute Resultate gehabt, gleichgültig, ob die Schweißsekretion bedingt 
war durch Phthisis, Neurosen, idiopathische Hyperhidrosis u. s. w., 
dabei scheinen auch die Sekretionen der Schleimhäute der Nase, 
des Rachens und der Bronchien herabgesetzt. Es dürfte diese 
Nebenwirkung jedoch kaum eine spezifische des Bromurals sein, 
denn die meisten nervenberuhigenden und schlafherbeiführenden 
Mittel, z. B. auch das Morphin, besitzen deutlich diese sekretions¬ 
beschränkende Wirkung, wie sie ja auch dem normalen Schlaf schon 
bis zu einem gewissen Grade eigen ist. — Das Isopral, das in 
dem erwähnten Vortrag von Ziehen nicht besonders gelobt wurde, 
hat sich Peters in den verschiedensten Fällen bewährt, und speziell 
hat sich durchaus kein Bedenken für seine Anwendung bei Zirkulations¬ 
störungen herausgestellt, wie dies nach seiner, dem Chloral ver¬ 
wandten, Konstitution zu erwarten gewesen wäre. Patienten mit 
verschiedenartigsten Herzfehlern und Herzerweiterungen konnten 
ihre Schlaflosigkeit durch Dosen von 0,5 g Isopral bekämpfen, und 
sehr häufig wurde dann beobachtet, daß im Gegenteil der Puls 
während und nach der Wirkung des Mittels eher besser wurde und 
unregelmäßiger Puls sich regulierte. Peters erachtet es deshalb 
für seine Pflicht, das Isopral von den ungerechtfertigten Vorwürfen 
zu reinigen. Es gehört das Mittel ebenfalls zu denjenigen, die einen 
schnellen Eintritt der Wirkung herbeiführen. — Die vortrefflichen 
Eigenschaften, die das Urethan namentlich in Bezug auf die Un¬ 
gefährlichkeit seiner Wirkung aufweist, haben dazu geführt, seine 
zu schwache Wirkung durch Einführung von Gruppen zu ver¬ 
stärken, was dann bekanntlich zur Herstellung des Hedonals 
geführt hat. — Dies Präparat wird von Krawkow zur Erleichterung 



Pharmakotherapie. 


89 


der Narkose warm empfohlen. Bei Händen kann man mit sehr Hedonai 
kleinen Dosen eine langandauernde Hypnose mit Anästhesie herbei¬ 
führen, wobei speziell der Blutdruck keine Veränderung erfährt. 

Auf Grund dieser Befunde wurde versucht, das Mittel zu kombinieren 
mit der Chloroformnarkose, bei der bekanntlich das Atmungszentrum 
und die Zirkulation leicht geschädigt werden, auf welche Zentren 
das Hedonai keinen ungünstigen, mitunter sogar einen anregenden 
Einfluß ausübt. Die Sache wird in der Weise durchgeführt, daß 
die Patienten eine Stunde vor der Operation im Bette liegend 2—3 g 
Hedonai in Oblaten erhalten. Wegen der Schwerlöslichkeit empfiehlt 
es sich, etwas heißes Wasser oder Tee nachtrinken zu lassen. Bald 
tritt ein Gefühl der Beruhigung und später Schlaf ein, so daß dann 
mit der Narkose begonnen werden kann, wobei oft schon nach 
2—8 Minuten Chloroformeinatmung die Anästhesie vollständig ist; 
eine einstündige Narkose kann oft so mit 10—15 g Chloroform 
durchgeführt werden. Ein Vorteil der Behandlung ist auch das 
relativ lange Andauern des Halbschlafes nach der Narkose, in wel¬ 
chem die Patienten die Schmerzen nicht fühlen und wesentlich 
weniger erbrechen, sich infolgedessen auch ruhig verhalten. Es wird 
diese Hedonalnarkose also gewissermaßen in Konkurrenz treten mit 
der Morphin-Skopolaminanwendung. — Die Gefahren dieses letzteren 
Verfahrens scheinen in der Hauptsache von Skopolamin abzu- Skopolamin, 
hängen, das bekanntlich kein einheitliches Präparat darstellt, sondern 
in verschiedenen Formen gewonnen werden kann, wobei namentlich 
zwischen optisch aktiven und inaktiven Skopolaminen zu unter¬ 
scheiden ist. Es zeigt sich ferner, daß das einzelne Individuum 
außerordentlich verschieden auf dasselbe Präparat reagiert, woraus 
eine weitere Unsicherheit der Anwendung resultiert. Da sich ge¬ 
zeigt hat, daß die optisch aktiven Skopolamine allmählich bei Auf¬ 
bewahrung in Lösungen in die optisch inaktiven übergehen, wobei 
allerdings keine wesentliche Veränderung der Wirkungsart festgestellt 
werden konnte, so empfiehlt Kionka die Anwendung der von vorn¬ 
herein inaktiven Präparate, die sich dann wenigstens nicht weiter 
verändern. Ganz besonders gefährlich erscheint die Beimengung 
von ebenfalls optisch inaktiven anderen Alkaloiden, speziell des 
Apoatropins, das ein schweres Krampfgift ist und, wie Apomorphin, 
leicht das Atmungszentrum lähmt. Man kann sich jederzeit unschwer 
überzeugen, ob in einer Skopolaminlösung derartig andere Alkaloide 
sich finden, indem man einen Tropfen Kaliumpermanganatlösung 
zufügt. Enthält die Lösung nur reines Skopolamin, so tritt keine 
Veränderung auf, im anderen Falle dagegen sofortige Braun- 



90 


Cloetta. 


färbung; natürlich darf in der Lösung kein Morphin vorhanden sein. — 
Vaiisan. Als Sedativum wird von Mäder das Valisan empfohlen, eine 
Verbindung des schon bekannten Bornyvals mit Brom, welche 
25,2 °/o Brom, 48,3 °/o Borneol- und 26,5 °/o Isovaleriansäure enthält. 
Wie zu erwarten, hat das Mittel bei zahlreichen Fällen von nervösen 
Störungen sich als ein recht brauchbares Sedativum erwiesen. Die 
Klagen über Abspannung, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen etc. wur¬ 
den meist behoben. Abgesehen von seinem Bromgehalt hat das 
Valisan gegenüber dem Bornyval den beträchtlichen Vorteil, daß 
es nicht so unangenehm riecht und schmeckt wie das letztere, sich 
im Gegenteil durch einen angenehmen aromatischen Geruch auszeich¬ 
net. Das Valisan kommt in Gelatineperlen zu 0,25 g in den Handel; 
selbst zehn solcher Einzeldosen rufen keine weiteren Störungen 
hervor. 

Bei mehreren dieser erwähnten Mittel (Neuronal, Bromural, 
Valisan) spielt in den Augen des Arztes die Bromwirkung immer 
noch eine besondere Rolle. Es mag deshalb als besonders wertvoll 
Bromwirkung, erscheinen, hier eine gründliche Untersuchung über die Wirkung 
des Broms mitzuteilen, aus der hervorgeht, wie sehr man sich 
Täuschungen hingegeben hat in Bezug auf den hypnotischen Effekt 
des Broms, v. Wyß hat ausführliche klinische und experimentelle 
Versuche über das Verhalten des Broms im Tier- und Menschen¬ 
körper ausgeführt. Zunächst wurde festgestellt, daß Brom bei seiner 
Einführung nicht sofort wieder ausgeschieden wird, sondern daß die 
Ausscheidung nur parallel geht der Konzentration des Broms im 
Blute. Es braucht somit eine gewisse Zeit — ca. 17 Tage — der 
Bromzufuhr, bis der Patient so viel Brom im Blute hat, daß er 
nun ebensoviel Brom ausscheidet, wie er einnimmt, weil bei den 
geringeren Dosen die Harnmenge zu klein ist im Verhältnis zu der 
Blutmenge, um einen erheblichen Teil des Broms auszuführen. Diese 
Beobachtung und ihre Deutung hat zur Voraussetzung, daß das Brom 
im Körper sich ausschließlich im Blute auf hält und gar nicht von 
den Organen in spezieller Weise, wie fast alle anderen Medikamente, 
absorbiert wird; namentlich hat das Gehirn gar keine Anziehungs¬ 
kraft für Brom. Die Folge dieses Verbleibens von Brom ausschlie߬ 
lich im Blut ist eine vermehrte Ausscheidung von Chlor, weil sonst 
der osmotische Druck im Körper steigen würde. Es kommt somit 
unter Bromdarreichung zur Chlorverarmung des Organismus, die 
ziemlich hohe Grade erreichen kann. Bei Epilepsie konnte von 
diesem Verhalten keine Abweichung festgestellt werden und auch 
bei verstorbenen Epileptikern, die große Mengen Brom erhalten 



Pharmakotherapie. 


91 


hatten, konnte kein Brom in der Gehirn Substanz nachgewiesen wer- Bromwirkung. 
den. Es bleibt somit nichts anderes übrig, als die Wirkung des 
Broms bei dieser Krankheit als eine Chlorverarmung des Körpers 
zu betrachten. Damit stehen in vollständigem Einklang die guten 
Resultate, die man bei chlorarmer oder -freier Diät bei Epilepsie 
gemacht hat, denn sie fuhrt ebenfalls zur Chlorverarmung des Blutes, 
v. Wyß ist jedoch der Ansicht, daß im allgemeinen die Brombe¬ 
handlung das einfachere Mittel sei, um diesen Zweck, die Chlor¬ 
verarmung, zu erreichen und der Chlormangel sich auch genauer auf 
diese Weise regulieren lasse. Ferner darf man nicht vergessen, 
daß das Brom und alle anderen Halogene Chlor bis zu einem ge¬ 
wissen Grade zu vertreten im stände sind, so daß bei der Bromzu¬ 
fuhr die Ausfallserscheinungen, die durch Chlorverarmung hervor¬ 
gerufen werden, weniger stark sind, als wenn derselbe Grad von 
Chlormangel nur durch chlorfreie Kost herbeigeführt wurde. Diese 
letztere Methode wäre nur vorzuziehen bei Patienten, die Idiosyn¬ 
krasie, speziell Bromakne aufweisen. Bei Status epilepticus emp¬ 
fiehlt sich zur raschen Unterdrückung der Anfälle eine große Brom¬ 
zufuhr gleichzeitig kombiniert mit chlorarmer Kost, damit möglichst 
schnell der Chlormangel des Blutes herbeigeführt werde, der aus¬ 
schlaggebend ist für die Unterdrückung der Anfälle. Im Notfälle 
darf man auch ohne Gefahr eine langsame intravenöse Injektion 
einer 5°/oigen Bromnatriumlösung machen in der Menge von 15—20 ccm. 

Da nach diesem Ergebnisse es somit gar keine eigentliche Brom¬ 
wirkung gibt, sondern nur eine Chlordefizitwirkung, so ist damit auch 
die Frage der schlafmachenden einmaligen Bromdosis neu zu erörtern. 

Es scheint nach dem oben Angegebenen ausgeschlossen, daß durch eine 
einmalige Dosis eine wesentliche Veränderung im Chlorgehalt des 
Blutes eintreten kann, und eine Wirkung erscheint deshalb überhaupt 
als fraglich bei der völligen Indifferenz des Broms gegenüber allen 
Geweben, speziell dem Gehirn, v. Wyß hat dementsprechend an sich 
selbst nach Einnahme von 15 g Bromnatrium auf einmal nicht die 
geringste Schlafwirkung verspürt, und ebensowenig konnte an einer 
für die Nachtwache bestimmten Schwester, welcher 25 g Bromnatrium 
mit der Schlundsonde eingegeben wurden, Schlafsucht festgestellt 
werden. Brom ist bis jetzt in dieser Hinsicht ein mächtiges Sug¬ 
gestionsmittel für Patienten und Aerzte gewesen. — Ganz verwerf¬ 
lich erscheint in diesem Zusammenhänge, wie übrigens von fran¬ 
zösischen Autoren schon oft betont wurde, die Behandlung der Neur¬ 
asthenie etc. mit chronischen Bromdosen, weil hier durch Chlor¬ 
verarmung eine starke Schädigung des Körpers im allgemeinen 



92 


Cloetta. 


Brom Wirkung." 


Bromglidin. 


Anästhesie 

als 

Heilmittel. 


Novokain. 


Opium- 

Glyzerin. 


herbeigeführt wird, statt der so nötigen Kräftigung. Der Krank¬ 
heitsprozeß wird nnr durch die stumpfere Stimmung maskiert, aber 
nicht geheilt. Anders liegen die Verhältnisse bei der Epilepsie, 
wo die schwere Störung nur durch einen schweren Eingriff ausge¬ 
glichen wird. Daß die langsame Bromzufuhr unter Umständen 
wesentliche Vorteile in Bezug auf geringe Nebenwirkungen haben 
kann, geht aus Beobachtungen von Peters über Bromglidin 
hervor. Wie alle derartige organische Brom- und Jodverbindungen 
eignet sich dieses für längere Kuren infolge seiner geringen lokalen 
und Allgemeinwirkungen, dagegen wird voraussichtlich eine energische 
Bromtherapie nicht damit durchführbar sein. Dazu steht nun aller¬ 
dings in merkwürdigem Gegensatz die Beobachtung von Boruttau, 
nach dem die Bromglidine rascher ausgeschieden werden sollen als 
die entsprechende Menge Brom, in Form von Bromalkali gereicht. 
Derselbe Autor konnte ferner feststellen, daß Katzen und Kaninchen 
den depressiven Einfluß bei Bromglidinzufuhr stärker zeigen als bei 
der entsprechenden Gabe von Bromsalzen. Es erscheint fraglich, 
ob dieser Widerspruch sich nur durch besondere organische Bin¬ 
dung des Broms erklären läßt, nachdem, wie wir oben erwähnt, 
die Brom Wirkung jedoch fast ausschließlich eine reine Ionenwir¬ 
kung ist. 

Entsprechend den im früheren Bericht (1907) erörterten An¬ 
schauungen empfiehlt G. Spieß neuerdings bei der Kehlkopftuber¬ 
kulose die Anästhesie als Heilmittel. Die Entzündung mit 
all ihren subjektiven und objektiven unangenehmen Folgeerschei¬ 
nungen läßt sich durch ausgiebige Anwendung der Anästhesie unter¬ 
drücken. Normalerweise führt die Entzündung durch den Druck 
des Exsudates und Einschmelzung des Gewebes nach und nach auch 
zur Anästhesie. Dieser Weg kann unter Gewebserhaltung abgekürzt 
werden. Spieß macht deshalb bei kleineren Affektionen submuköse 
Injektionen von 2°/oigem Novokain eventuell 2mal täglich, wobei 
die Prozesse heilen. Bei größeren Veränderungen wird nach chirur¬ 
gischem Eingriff auch wieder ausgiebig mit Injektion die Stelle 
anästhesiert, worauf die entzündliche Reaktion ganz ausbleibt. Ueber 
eine einfache medikamentöse Behandlung der frischen Mittelohr¬ 
entzündung berichtet O be r müll e r. Sie besteht darin, dem Patienten 
stündlich einige Tropfen folgender Mischung ins Ohr zu träufeln: 
Extr. opii 1,0, Glycerin, anhydrici 10,0 g. Dabei ist Wert darauf zu 
legen, daß das Glyzerin sehr dickflüssig ist, so wie es die britische 
Pharmakopöe vorschreibt. Bei frischen Fällen schwindet schon 
nach einigen Stunden der Schmerz, die diffuse Rötung ist nach 



Pharmakotherapie. 


93 


Opium - 
Glyzerin. 


Morphium- 

brorn- 

methylat. 


24 Stunden weg, und die normale Farbe des Trommelfells wieder 
zurückgekehrt. Verfasser nimmt an, daß es sich dabei um osmo¬ 
tische Vorgänge, durch das Glyzerin bedingt, handle. Es wäre 
wohl auch denkbar, daß hier wieder ein Beitrag zur Frage der Wir¬ 
kung der Anästhesie auf die Entzündung vorliegt. Dementsprechend 
gelingt die Kupierung auch nur dann, wenn die Therapie in den 
ersten 24 Stunden eingeleitet wird. Opiumvergiftungen wurden auch 
bei Kindern nie beobachtet, dagegen eine deutlich beruhigende 
Wirkung. Während man bisher bei Substitutionen am Morphin stets 
darauf ausgegangen war, die beiden OH-Gruppen zu ersetzen und 
so zu dem Kodein, Dionin und Heroin gelangt war, berichtet Hirsch- 
laff über Versuche, am N des Morphin zu addieren und so zu 
quaternären Basen zu gelangen; ein solcher Körper, das Morphium- 
brommethylat, ist viel weniger aktiv. Es fehlen ihm alle Er¬ 
regungserscheinungen des Morphins. Am Menschen beginnt die Wir¬ 
kung mit 0,1 subkutan für die Schmerzstillung, wobei bis 0,3 ge¬ 
stiegen werden kann. Bei starken Schmerzen ist die Wirkung nicht 
genügend, dagegen besteht der enorme Vorteil, daß keine Angewöh¬ 
nung eintritt, und es erweist sich daher das Mittel als sehr brauchbar 
bei der Morphinentziehungskur. Sehr bewährt hat sich die Kombi¬ 
nation mit Skopolamin, welch letzteres bekanntlich in Verbindung, 
mit Morphium das Atmungszentrum sehr leicht schädigt. In Dosen' 
von 0,76 mg Skopolamin -j- 0,6 Morphinbrommethylat trifft das nicht 
mehr zu, die Patienten werden aber so beruhigt, daß sie bei einer 
späteren Narkose ganz wenig Chloroform oder Aether brauchen und 
die Narkose sehr ruhig verläuft (600 Fälle). Die verstopfende und 
etwa brechenerregende Wirkung scheint das neue Mittel mit dem 
Morphin noch zu teilen. Wird nach längerem Gebrauch das Mittel 
plötzlich sistiert, so treten keine Abstinenzerscheinungen auf. Ueber 
die stopfende Wirkung des Morphins stellt Magnus eine Verstopfung 
neue Theorie auf. Er hat auf Röntgenschirmen die Fortbewegung dl,rch Morph,n - 
eines Bismutbreies im Magen von Hunden und Katzen verfolgt, 
wobei konstatiert wurde, daß sich das Antrum pylori bei Morphin¬ 
wirkung fest zusammenzog und die Nahrung 2—6 Stunden länger 
als normal im Magen verblieb. Dieses Verweilen hat eine bessere 
mechanische und chemische Zerkleinerung der Nahrung zur Folge, 
und dadurch werden die Reize auf die Darmschleimhaut herabgesetzt. 

Es erscheint aber doch fraglich, ob auf diese Weise allein die 
stopfende Wirkung zu erklären sei. Dagegen würden diese Be¬ 
obachtungen stimmen zu der Feststellung der Erhöhung der Säure¬ 
werte im Magen nach Morphin. — Ueber sehr unangenehme Neben- 



94 


Cloetta. 


Apomorphin. 


Mutterkorn¬ 
präparate : 


Secale 

eornutum, 


Clavin, 


Wirkungen bei Apomorphinanwendung berichtet E. Har- 
nack. Es handelte sich dabei um ausgesprochene Lähmungserschei¬ 
nungen, so daß die Person auch nicht das geringste Fingerglied rühren 
konnte bei erhaltenem Bewußtsein. Auch die Respiration scheint 
mitunter bedenklich gefährdet werden zu können, und zwar um so 
leichter, wenn die Patienten an Erkrankungen der Atmungsorgane 
leiden. Diese bedenklichen Zufälle scheinen ganz besonders dem 
amorphen Apomorphin zuzukommen, und es ist deshalb Wert darauf zu 
legen, daß in der Therapie stets nur das kristallisierte Präparat ver¬ 
wendet wird. Uebrigens führt die Brechwirkung als solche gewöhnlich 
auch schon zu einer mehr oder weniger starken Muskelerschlaffung. 

In einem Gegensatz zu der großen praktischen Bedeutung der 
Mutterkornpräparate steht die Unsicherheit ihrer Wirkung. 
Es war deshalb schon lange das Bestreben vorhanden, die Präparate 
auf irgend eine Weise auf ihre Wirksamkeit zu prüfen. Ziemlich 
unbrauchbar hat sich im Laufe der Zeit das Verfahren erwiesen, 
schwangere Tiere mit dem Mittel zu behandeln, weil auch auf den 
Uterus nicht wirkende Mittel durch Allgemeinvergiftung Abort 
herbeiführen können. E. Kehrer hat nun am herausgeschnittenen 
überlebenden Uterushora von Katzen ein sehr brauchbares Objekt 
gefunden, das eine genaue Dosierung zuläßt und an dem die Ver¬ 
änderungen sogar graphisch registriert werden können. Es kommen 
hierbei nur die Stoffe zur Geltung, die eine spezifische Wirkung auf 
den Uterus ausüben, und dementsprechend hat sich auch eine erheb¬ 
liche Verschiebung in der Wertschätzung der gebräuchlichen Prä¬ 
parate ergeben. Die Wirksamkeit des Mutterkorapulvers nimmt im 
Verlaufe eines Jahres um das 7—8fache ab, in 2 Jahren ist die 
Wirkung bereits 15mal schwächer; im Gegensatz zu diesem Ver¬ 
halten der Uteruswirkung steht die gangränauslösende, indem schon 
nach 6 Monaten jene Wirkung nicht mehr zu konstatieren war. 
Daraus folgt, daß die therapeutisch wertvolle, wehenanregende Sub¬ 
stanz im Mutterkorn durchaus nicht identisch ist mit derjenigen, 
die Gefäßthrombosen erzeugt. Die stärksten Aufgüsse wurden er¬ 
halten durch fünfminutenlanges Kochen; aber schon nach 24 Stunden 
beginnt in allen Infusen die Wirksamkeit intensiv abzunehmen, um 
bald auf den Nullpunkt zu sinken. Mit den durch das Drogenpulver 
erhaltenen Wirkungen wurden dann quantitativ die verschiedenen im 
Handel befindlichen Dauerpräparate von Secale eornutum ver¬ 
glichen. Bei dieser Droge scheint sich die Herstellung chemischer In¬ 
dividuen noch keineswegs bewährt zu haben. Der Stoff, von dem man 
viel erwartete, das Clavin, hat sich hierbei als fast ganz unwirksam 


L 



Pharmakotherapie. 


95 


herausgestellt. Auch Spasmotin, Ergotinum pur., Ergotinin etc. 
haben nicht das günstige Resultat erzielt, das die verschiedenen 
Spezialextrakte erkennen ließen. Unter diesen erwiesen sich als in 
erster Linie stehend: Ergotin. dialys. Merck, Secacornin Roche, Er- 
gotin-Bonjeau und Dengel. Diese vermochten alle noch in einer Ver¬ 
dünnung von 1:2 Millionen den isolierten Uterus anzuregen. Von 
allen diesen Präparaten werden in praxi viel größere Dosen gebraucht, 
als man dies nach der physiologischen Wirkung, verglichen mit der¬ 
jenigen des Pulvers, erwarten sollte. Es beweist dies, daß in diesen 
Präparaten die giftige Wirkung von der therapeutisch wirksamen 
sehr weit entfernt sein muß und daß wahrscheinlich ein Teil der 
stark giftigen Körper ausgeschaltet wurde. — Das seinerzeit von 
Landau angegebene Oophorin wird durch sofortige Entnahme 
von Schweinsovarien und deren aseptische Trocknung und Kom¬ 
primierung in Dosen zu 0,3 — 0,5 g hergestellt. Die Tabletten haben 
sich nach Hirschberg zur Beruhigung der Ausfallserscheinungen, 
und zwar gleichgültig, ob diese mit dem physiologischen Erlöschen 
oder durch operative Entfernung des myomatösen Uterus zusammen¬ 
hingen, bewährt. Sowohl die Adipositas als auch die Wallungen, 
nervösen Störungen etc. wurden günstig beeinflußt. Schädliche Wir¬ 
kungen konnten auch bei längerem Gebrauche nie festgestellt werden, 
im Gegensatz zu den Angaben von C. Bukura, der an Tieren einen 
ungünstigen Einfluß auf den Follikelapparat nachwies. 

Zu der großen Zahl von vorhandenen Mitteln zur Bekämpfung 
des Keuchhustens fügt Kaupe ein weiteres hinzu, das aus Thy¬ 
mian und Pinguikula in Form eines Dialysates von der Firma 
La Zyma hergestellt wird. Bei ca. 60 Fällen hat sich ein sehr 
günstiger Einfluß auf die Dauer und Anzahl der Anfälle herausge¬ 
stellt; ein Mißerfolg wurde nur bei 2—3 Patienten beobachtet. Fried- 
mann empfiehlt ebenfalls ein neues Mittel, das Eulatin, das als 
amidobrombenzoesaures Dimethylphenylpyrazolon anzusehen ist (auf 
deutsch: Antipyrin mit etwas Brom). Wie zu erwarten, hat das 
Mittel einen sedativen Einfluß, und die Benzoesäure mag wohl bei 
der lösenden Wirkung des Sekretes mit eine geringe Rolle spielen. 
Gegenüber solchen Bestrebungen wirkt sehr ernüchternd der Artikel 
von Czerny, welcher Autor bei der Therapie des Keuchhustens 
fast alle Mittel als überflüssig erklärt, so lange es sich nicht 
um schwere Konvulsionen handelt. Viel wichtiger sei die Be¬ 
obachtung und Behandlung des Nervensystems, und es könne auf 
dem Wege der Suggestivtherapie in dieser Hinsicht oft mehr 
geleistet werden als mit der Mehrzahl der gebräuchlichen Mittel. 


Spasmotin, 

Ergotin, 

Ergotinin, 

Secacornin 


Oophorin. 


Keuchhusten- 
mittel : 
Thymian, 
Pinguikula, 


Eulatin, 



90 


Cloetta. 


Fibrolysiu. 


Bismut¬ 

vergiftung. 


Gast-ros an. 


Atropin. 


Die narbenerweichende Wirkung des Fibrolysins wurde 
in einem Falle von Leberzirrhose vonMörlin mit bestem Erfolg ver¬ 
sucht: der Aszites verschwand, die geschrumpfte Leber verbreiterte 
sich, die Ernährung wurde besser. Auffallend war dabei das Auf¬ 
treten von Schmerzen zwischen den Schulterblättern wie bei einer 
beginnenden Lebererkrankung. — Ueber weitere gute Erfolge bei 
internen Erkrankungen durch dasselbe Mittel berichtet Krusinger 
in 2 Fällen von Pneumonien, wo auskultatorisch und durch Röntgen¬ 
untersuchung die mangelhafte Resorption im Unterlappen fest¬ 
gestellt und innert mehreren Wochen gar keine Fortschritte erzielt 
wurden, und wo es durch Fibrolysininjektion im Verlaufe von 1 bis 
2 Wochen gelang, vollständige Resorption herbeizuführen. 

Entsprechend den schon im letzten Berichte hervorgehobenen G e- 
fahrender Darreichung großer Bis mutdosen teilt E. Meyer 
einen neuen Fall mit, wo bei einer 20jährigen Patientin zur Röntgen¬ 
untersuchung 50 g Bismut. subnitric. verabreicht wurden. Drei 
Stunden später plötzlicher Kollaps mit Zyanose und Exitus. Die 
Untersuchung des Blutes ergab Methämoglobin. Es hatte also auch 
hier eine Reduktion zu Nitrit im Darm und dessen Resorption statt¬ 
gefunden. Meyer erwähnt, daß ihm noch 2 andere derartige Fälle 
von Kollegen bekannt seien und daß also derartige Reduktionen nicht 
nur bei Kindern, wie man annahm, Vorkommen. Als ungiftigen Ersatz 
empfiehlt er das Bismutum carbonicum. Ueber Bismutum bisaii- 
cylicum, Gastrosan berichtet L. Kaufmann. Das Mittel leistet 
in Bezug auf die gewöhnliche Magen- und Darmantisepsis nicht mehr 
als andere Bismutpräparate. Dagegen hat es sich, wie Verfasser 
zufällig feststellte, ganz hervorragend bewährt zur Bekämpfung der 
Hypersekretion und Hyperästhesie der Magenschleimhaut. Selbst 
hartnäckige Fälle, die mit Atropin, Alkalien, Olivenöl ohne Erfolg 
behandelt worden, konnten mit Gastrosan gebessert werden. Aller¬ 
dings konnte die Prüfung bei dem ambulanten Material nicht ge¬ 
nügend klinisch durchgeführt werden, aber in einigen Fällen war 
der Erfolg doch so eklatant, daß der Autor zu weiteren Nach¬ 
prüfungen des harmlosen Mittels auffordert. Auch Patienten, die 
mehrfach Ulcusblutungen gehabt und infolge ihrer Säurebeschwer¬ 
den große Natronmengen einnahmen, konnten nach Gastrosan die 
Alkalien längere Zeit entbehren. — v. Tabora betont, daß manche 
Ulcusfälle trotz aller Sorgfalt der Behandlung und trotz chirurgischer 
Eingriffe nicht zur Besserung kommen. Bei solchen schweren Fällen 
leiste Atropin recht viel; es muß Morgens und Abends je 1mg 
subkutan verabv--i.-ht werden. Bedenkliche Erscheinungen treten 



Pharmakotherapie. 


97 


fast nie auf; das Mittel wird auffallend gut ertragen. Man erzielte 
dabei: 1. Herabsetzung der Azidität und Hypersekretion; 2. Lösung 
des Pyloruskrampfes; 3. Schmerzstillung. Die beiden ersten Ein¬ 
wirkungen tragen direkt zur Heilung bei, die letztere erleichtert die 
strenge Kur. Wird die Azidität nicht genügend herabgesetzt, so gibt 
man noch unter Tag eine dritte Dosis. Diese Behandlung wird 
4—8 Wochen fortgesetzt. Die erhaltenen Resultate bleiben oft. 
Natürlich geht strengste Diätbehandlung nebenher, v. Tabora 
glaubt, daß nur bei Narbenstenose die Operation mehr leisten 
könne. 

Die Mehrzahl der Abführmittel zeigen als unangenehme Neben¬ 
erscheinung, wie Hammer und Vieth ausführen, Reizerscheinungen 
am Darm, die zu Leibschmerzen fuhren. Es liegt daher nahe, die 
Abführmittel mit einem- Sedativum zu verbinden, und als solches 
empfiehlt sich am ehesten Baldriansäure, wobei Wert darauf zu legen 
ist, daß diese nicht zu rasch abgespalten und resorbiert werden 
könne. Aus den Versuchen ist eine Verbindung von Phenolphthalein 
mit Essigsäure und Baldriansäure hervorgegangen, die unter dem 
Namen Aperitol als Abführmittel in den Handel kommt. Es 
konnte in umfangreicher Prüfung festgestellt werden, daß gerade 
die so oft auftretenden Leibschmerzen bei der Wirkung des Aperi- 
tols ausbleiben, namentlich wenn die Wirkung des reinen Phenol¬ 
phthalein mit derjenigen des Aperitols verglichen wurde. Sehr wichtig 
ist bei Abführmitteln die Frage, ob Angewöhnung eintritt. Das 
scheint nach den bisherigen Erfahrungen bei Aperitol nicht der Fall 
zd sein, indem monatelang ohne Abschwächung der Wirkung das 
Mittel genommen werden konnte. Dagegen hat auch dieses Mittel 
sich nicht fähig erwiesen, zu einer eigentlichen Heilung der Obsti¬ 
pation, d. h. zum Dauerresultate nach Aussetzen. der Medikation, zu 
führen. Bekanntlich wird von Schmidt eine Reihe von Obstipationen 
auf zu gute Ausnutzung des Kotes zurückgeführt, was zur Ein¬ 
führung des stark kotbildenden Regulins geführt hat. Mangels¬ 
dorf betont die Unwirksamkeit des Regulins, wenn gleichzeitig 
Magenatonie vorhanden sei. Im Gegenteil ruft es dann noch Be¬ 
schwerden hervor und wird erst wieder wirksam, wenn die Magen¬ 
atonie gebessert wurde; dagegen kann bei diesen Zuständen mit Vorteil 
der reine Agar-Agar verwendet werden, wie er von der Ludwigs¬ 
apotheke in Kissingen geliefert wird. Das schädigende bei der¬ 
artigen Fällen am Regulin ist demnach offenbar der Cascaraextrakt, 
der in bereits abführender Menge in zwei Eßlöffeln Regulin sich 
findet. 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 7 


Abführmittel: 


Aperitol, 


Regulin, 


Agar-Agai 



98 


Cloetta. 


Zur Behandlung von Gallensteinen wurde vor Jahren das 
choiagen. Cholagen empfohlen. Man hat seither lange nichts mehr von ihm 
gehört. Nun wurde von Löwy und Glaser versucht, experimentell 
eine Erklärung für die klinischen Beobachtungen zu schaffen. Zu¬ 
nächst wird an Gallenfistelhunden festgestellt, daß die Einwirkung 
der drei verschiedenen Nummern von Cholagen sehr verschieden ist, 
indem Nr. 1 eine Vermehrung der Galle hervorruft unter Herab¬ 
setzung des Trockenrückstandes. Nr. 2 verringerte eher etwas die 
Menge, dagegen wird diese Galle ganz bedeutend gehaltreicher. 
Nr. 3 scheint ähnlich zu wirken wie Nr. 1. Werden Nr. 1 und 2 
kombiniert, so wird eine vermehrte und namentlich reichere Galle ab¬ 
gesondert, d. h. das Lösungsvermögen wird durch Nr. 2 gesteigert. 
Um diese Annahme in vitro zu erhärten, wurden Versuche mit 
Gallensteinen durchgefuhrt, die dem Einfluß der durch die ver¬ 
schiedenen Präparate gewonnenen Galle ausgesetzt wurden. Es 
zeigte sich, daß am besten lösend die mit Nr. 1 und 2 gewonnene 
Galle wirkte; die von Nr. 1 allein herstammende dagegen fast nichts 
auflöste. Genau dieselben Resultate konnten an zwei Patienten mit 
Gallenfisteln festgestellt werden. Daraus ergibt sich für die prak¬ 
tische Anwendung, daß tagsüber Nr. 1 zu verwenden ist, um die 
Galle zu vermehren, den Darm zu entleeren und die Entzündungs¬ 
erscheinungen zu reduzieren; Abends Nr. 2, um das Lösungsvermögen 
der Galle über Nacht zu erhöhen. Es läßt sich nun verstehen, daß 
durch ausschließliche Verabreichung von Nr. 1 bei obturierenden 
Steinen der Zystikus gedehnt und dadurch Kolik hervorgerufen wird. 
Hier sollen zwei Pillen von Nr. 2 Abends gegeben werden, um die 
Menge zu verringern und durch die lösende Wirkung den Stein zu 
lockern, der Galle wieder Zutritt zur Blase zu verschaffen. — Klini¬ 
sche Versuche hat ferner noch Jacobi angestellt und ist bei frischen 
Fällen von dem Resultate befriedigt. Ein großer Vorzug des Mittels 
ist darin zu sehen, daß es ohne Gefährdung längere Zeit genommen 
werden kann; der Kalomelgehalt wirkt auch deutlich antibakteriell. 

Gallensteinleiden sind von jeher ein ergiebiges Operationsfeld der Kur¬ 
pfuscher gewesen; meist handelt es sich bei diesen Mitteln um stark fett¬ 
reiche Präparate. Bei einem derartigen von der Fabrik Bruno Deichmann 
Bedecur. in Mannheim unter dem Titel Bed e cur vei’triebenen Mittel konnte Pöppel- 
mann einen erheblichen Gehalt an schwerschmelzenden Fetten, wie Stearin, 
Palmitin etc. feststellen. Derartige Substanzen erscheinen dann ira Kot als 
hellere Konglomerate, die von den Patienten, die entsprechend instruiert 
wurden, als Abgänge von Gallensteinen freudig begrüßt wurden. Manch¬ 
mal handelt es sich auch um Kalkseifen der Fette. Mit eigentlichem Stein¬ 
abgang haben diese Dinge natürlich nichts zu tun. 



Pharmakotherapie. 


99 


TJeber die das letzte Mal erwähnte Pyozyanase berichtet Tacken* 
heim, der das Mittel bei 48 Patienten angewendet hat. Von diesen 
starben 6, wobei allerdings 3 hoffnungslose Fälle mit schweren 
Blutungen mitzuzählen sind. Bei allen wurde ein rascheres Ver* 
schwinden der Membranen und gleichzeitig auch des Fötors beob¬ 
achtet. Auf die Temperatur scheint dieses Mittel keinen Einfluß 
zu haben, ebensowenig auf die Begleiterkrankungen des Herzens 
und der Nieren. Die Zerstäubungen sind somit fast ausschließlich 
von lokaler Wirkung auf den diphtherischen Prozeß, bieten aber 
eine beträchtliche Verbesserung der Behandlung, machen jedoch die 
Anwendung des Serums keineswegs überflüssig. Mit dem Bö mor¬ 
schen Pneumokokkenserum hat May im Garnisonslazarett in 
München Untersuchungen angestellt, konnte aber keine deutliche 
therapeutische Leistung des Serums feststellen. Allerdings stellten 
sich auch ungünstige Nebenwirkungen nicht ein; die Leukozytose 
wird nicht in eindeutiger Weise beeinflußt. Jedenfalls muß das 
Serum frühzeitig eingespritzt werden, sonst verliert es jeden Wert. 
In unserer serumfreudigen Zeit erscheint es auch angezeigt, über 
bedenkliche Erscheinungen nach wiederholter Seruminjektion zu be¬ 
richten, auch wenn diese Injektionen lange Zeit auseinander lagen. 
Klemperer und Umber berichten über 2 ganz ähnliche Fälle, bei 
deren einem eine Patientin Antistreptokokkenserum post partum 
erhalten hatte und darauf einen ganz bedrohlichen Herzkollaps aufwies, 
begleitet von Erscheinungen derSerumkrankheit. Diese Patientin 
hatte vor 3 Jahren Diphtherieserum erhalten und dabei offenbar eine 
Anaphylaxie für Pferdeserum erworben. Der zweite Fall betrifft 
ein 22jähriges Mädchen, das wegen Verdacht auf Diphtherie 1000 E. 
erhalten hatte und bei dem schon nach 2 Stunden eine heftige All¬ 
gemeinreaktion mit schwerstem Herzkollaps auftrat. Auch bei dieser 
Patientin war vor 2 Jahren eine Seruminjektion gemacht worden, die 
damals schon ein Erythem bedingt hatte. Beide Fälle gingen unter 
Digalen und Koffein in Heilung aus. Die Autoren ziehen den Schluß, 
daß vor Serumininjektionen man sich vergewissern solle, ob die 
Patienten nicht schon früher bei Serum Intoleranzerscheinungen auf¬ 
gewiesen haben. Nachdem Moro und Mandelbaum über günstige 
Wirkungen von Normalrinderserum bei Kolizystitiden kleiner 
Mädchen, wobei sie das Serum zu Blasenspülungen verwendeten, 
berichtet hatten, versucht W. Gilbert dasselbe Mittel bei Blen- 
norrhoea neonatorum. Es ist in diesem Vorgehen eine Anlehnung 
an ein altes Volksheilmittel, die Benutzung frischer Frauenmilch, 
zu erblicken. Die Konjunktiva wurde mit dem Serum ausgewaschen, 


Pyozyanase. 


Pneumo- 

kokkenserum. 


Serum- 

krankheit. 


Itinderserum. 



100 


Cloetta. 


Rindersernm. 


Deutschmann- 

Serum. 


wobei sich meist eine Exazerbation einstellte, die aber schon nach 
24 Stunden abklang, worauf eine fortschreitende Besserung in der 
Mehrzahl der Fälle einsetzte. In der Klinik wurde regelmäßig Tag 
und Nacht alle 2 Stunden gespült und so selbst sehr schwere Fälle 
ohne weitere Behandlung in 2—3 Wochen geheilt. Verfasser warnt 
aber davor, diese Methode vorläufig ausschließlich anzuwenden. Sie 
erfordert eine genaue Ueberwachung, dagegen kann unter Nach¬ 
hilfe mit 1—2 Pinselungen von l°/oiger Arg. nitr.-Lösung der Prozeß 
wesentlich abgekürzt werden. Jedenfalls scheint das Verfahren un¬ 
schädlich und die Silberbehandlung unterstützend. Als Ursache dieser 
Wirkung konnte eine lebhafte Phagozytose nachgewiesen werden, 
die schon wenige Minuten nach der Instillation einsetzt und nach 
2 Stunden wieder abgeklungen ist. Auch Hort verwendet Normal¬ 
serum zur Behandlung von Wunden und Geschwüren, wobei er von 
der Ansicht ausgeht, daß Ulzeration und Gewebseinschmelzung bei 
Kranken daher rühre, daß in ihrem Serum die die Autolyse hindern¬ 
den normalen Bestandteile fehlen und diese durch Zufuhr normalen 
Serums ersetzt werden können. Mit Serumumschlägen wurden Bein¬ 
geschwüre, Analfissuren, Dekubital- und Ekzemgeschwüre behandelt, 
sogar beim Ulcus ventriculi sollj bei innerer Darreichung ein guter 
Erfolg zu erkennen sein, dagegen nie bei Karzinom. Das Deutsch¬ 
mann-Serum wurde in der Augenklinik v. Hippels geprüft. 
Nach Deutschmanns Angabe soll es bei einer Reihe von Krank¬ 
heiten gegen Strepto-, Staphylo-, Pneumokokken wirksam sein, 
v. Hippel hat es namentlich bei plastischer Iritis mit gutem Erfolg 
angewendet. Bei seröser Iritis trat Heilung ein, wenn keine Tuber¬ 
kulose vorlag, bei welcher es völlig versagt. Bei Ulcus serpens war 
in schweren Fällen der Erfolg recht gut, ebenso bei infektiösen 
Geschwüren. Man darf mit den Injektionen nicht zu früh aufhören, 
störende Nebenerscheinungen treten nicht auf. Die Dosis war im 
allgemeinen 2—4 ccm. Ganz wirkungslos ist es leider bei Infektion 
des Glaskörpers. Zu abweichenden Resultaten kommt Lapp an der 
Berliner Universitätsklinik, indem günstige Resultate vermißt wurden, 
allerdings konnten irgend welche Schädigungen auch nicht festge¬ 
stellt werden. Die kolloidalen Metalle, die in einer gewissen Kon¬ 
kurrenz mit den Sera bei Allgemeininfektionen getreten sind, wurden 
auf ihre Wirkung von Bossan und Marcelet experimentell ge¬ 
prüft, wobei der Hauptwert auf die Feststellung des phagozytären 
Koeffizienten gelegt wurde. Es ergab sich, daß kolloidales Silber 
die Phagozytose für Typhus besonders steigere, dann folgen Diph¬ 
therie, Koli, Streptococcus und Staphylococcus. Nach 2—8 Tagen 



Pharmakotherapie. 


101 


ist gewöhnlich eine Abnahme des Koeffizienten festzustellen, und es 
empfiehlt sich daher nach diesem Zeitraum eine Wiederholung der 
Injektion. 

Minkowski betont, daß die guten Resultate, die Stricker 
seinerzeit zur Einführung der Salizylsäure gegen den akuten Gelenk¬ 
rheumatismus veranlaßt hatten, sich nur auf die freie Säure bezogen 
haben. Mit dem Natrium salic. scheinen die Resultate weniger gut, 
daher ist es stets noch eine Forderung, ein gutes erträgliches Prä¬ 
parat aus reiner Säure zu besitzen. Ein solches scheint das Diplosal 
zu sein, ein Salizylester der Salizylsäure, also ein Präparat, das nur 
Säure enthält. Es ist fast ganz unlöslich und belästigt darum den 
Magen gar nicht. Die Lösung vollzieht sich im alkalischen Darm, 
die Resorption ist ziemlich gut, ähnlich wie bei der gewöhn¬ 
lichen Säure. Wochenlang konnten Patienten 6—6 g täglich ohne 
besondere Beschwerden einnehmen. Schweiß und Ohrensausen sind 
eher geringer als bei anderen Präparaten. — Gegenüber dem akuten 
Gelenkrheumatismus erwies sich das Mittel als sehr wirksam, indem 
schon nach 1—2 Tagen oft Entfieberung und Schmerzfreiheit auf¬ 
trat. — Dagegen erwiesen sich gegen chronischen Rheumatismus und 
Arthritis deformans die stark schweißtreibenden Mittel, wie z. B. 
eine einmalige Gabe von 4 g Natrium salicylicum, als wirk¬ 
samer. Widmark hat das Natrium salicylicum in einer Reihe von 
Fällen schwerer Ophthalmie mit Erfolg in großen Dosen angewandt. 
In 8 von 12 Fällen war das Resultat sehr günstig. Natürlich wird 
der Entzündungsprozeß nicht aufgehoben, somit auch nicht die 
Atrophia bulbi, wohl aber wird die sympathische Äffektion verhindert, 
oder sie verläuft beträchtlich gutartiger. Es wurden täglich 4—5 g 
verabreicht. — Zur Behandlung des subakuten[Gelenkrheumatismus 
wurden schon mehrfach äußerlich anzuwendende Salizylpräparate, 
wie z. B. Mesotan, Salit etc. empfohlen; allen haften aber nach 
Lehmann die lokale Reizwirkung unangehm an, dagegen läßt das 
Spirosal, der Salizylsäure-Monoglykolester, diese vermissen. Um 
die Resorption zu beschleunigen, vermischt man ihn zu gleichen 
Teilen mit Spiritus absolutus und reibt diese Mischung ein. Auch 
bei längerem Gebrauch an derselben Hautstelle traten keine Reiz¬ 
erscheinungen auf, die Resorption erfolgte rasch. Auch Ruhemann 
stellt die Brauchbarkeit des Mittels fest. Die Ausscheidung im Urin 
beginnt ca. 2 Stunden nach der Einreibung. Es empfiehlt sich, die 
behandelte Stelle warm einzuwickeln, da Hautreizungen nicht zu be¬ 
fürchten sind. — Ueber Aspirin-Idiosynkrasie berichtet E. Mel¬ 
chior in einem Falle von schwerem Gelenkrheumatismus, bei dem 


Salizylsäure 

Diplosa], 


Natrium 

salicylicum, 


Mesotan, 

Salit, 

Spirosal. 



102 


Cloetta. 


Aspirin- 

Idiosynkrasie. 


Diuretika: 


Hypophysen- 
extrakt, 


nach 1 g Aspirin bereits ein schweres Oedem der Hant und der 
Schleimhäute sich einstellte mit Temperatur bis 89,4 Besonders 
auffallend ist hier, daß der Patient Natrium salicylicum gut ertrug 
selbst in Dosen von 4 g. Es scheint also die Essigsäuregruppe das 
Ausschlaggebende für die abnorme Reaktion von Haut und Schleim¬ 
häuten zu sein; wahrscheinlich bringt diese Gruppe das Mittel inten¬ 
siver an jene Stellen hin. Um diese Annahme zu stützen, wurde 
mechanisch durch Saug Vorrichtung das Blut nach Eingabe von Natr. 
salic. nach bestimmten Hautstellen geleitet, und tatsächlich trat dann 
die Veränderung dort wieder auf: Salipyrin, Novaspirin und Salol 
zeigten dementsprechend die Nebenerscheinungen nicht; im übrigen 
zeigte die Haut der Patienten kein abnormes vasomotorisches 
Verhalten. 

Die Wirkungsweise der Diuretika bespricht Asher. Es 
ist zu unterscheiden zwischen spezifisch wirkenden und den 
salinischen Mitteln. Nach unseren heutigen Kenntnissen müssen 
wir annehmen, daß die Nierensekretion eine erhebliche Zelltätigkeit 
darstellt, was sich dokumentiert in der sehr starken Erhöhung des 
osmotischen Druckes im Harn gegenüber dem Blut und ferner in der 
Tatsache, daß der Urin an seinem Entstehungsort eine höhere Tem¬ 
peratur besitzt wie das Blut. Dementsprechend haben wir die Wir¬ 
kung der spezifischen Diuretika zu betrachten als eine An¬ 
regung dieser normalen Zellentätigkeit. Dafür spricht erstens die 
Tatsache, daß die oben erwähnte Tätigkeit der Zellen sich in 
einem stärkeren Gasstoffwechsel äußert und der Umstand, daß die 
Menge des sezernierten Urins nicht im Verhältnis steht zu der 
die Nieren durchströmenden Blutmenge. Namentlich von 0. Loewi 
ist die Ansicht vertreten, daß die Diurese hervorgerufen werde durch 
Gefäßerweiterung in der Niere. Dem widerspricht die Tatsache, 
daß nach kurzdauernder Abklemmung der Nierenarterien die Harn¬ 
sekretion auf hört und auf Zufuhr eines starkwirkenden Diuretikums 
wohl eine Gefäßerweiterung, aber keine Diurese eintritt; es handelt 
sich also dabei um Schädigung der sezernierenden Zellen.. Aller¬ 
dings steht die Diurese in einem gewissen Verhältnis zur Zirkulation 
und namentlich zum Blutdruck. Sinkt er unter 40 mm, so unter¬ 
bleibt meist die Diurese. Eine Ausnahme hiervon macht das neuer¬ 
dings entdeckte Diuretikum: der Hypophysenextrakt, der auch 
bei sehr niedrigem Blutdrucke noch durch spezifische Zelltätigkeit 
ein mächtiges Diuretikum darstellt. — Neben der blutdrucksteigemden 
Wirkung kommt nach Untersuchungen von 0. Loewi der Digitalis 
auch ein spezifisch diuretischer Einfluß in dem Sinne zu, daß die 



Pharmakotherapie. 


103 


Nierengefäße speziell erweitert werden, selbst wenn die anderen Ge¬ 
fäße kontrahiert sind. Nach Injektion von Digitaliskörpern (Stro¬ 
phanthin und Digalen) konnte eine ganz bedeutende Vergrößerung 
des Nierenvolumens festgestellt werden, so daß offenbar ein Teil der 
diuretischen Wirkung der Digitalis auch auf diese Lokalwirkung 
zurückzuführen sei. Nach obigen Ausfuhrungen von As her würden 
diese Tatsachen nicht hinreichen zur Erklärung einer spezifischen 
diuretischen Wirkung. Als neues Diuretikum wird von Des sau er 
das Euphyllin gerühmt. Bei den bekannten Mitteln der Diuretin- 
gruppe besteht überall der Nachteil, daß sie nur per os verabreicht wer¬ 
den können und daß sie oft Magenstörungen nach sich ziehen. Durch 
Verbindung mit Aethylendiamin, das selber ungiftig, ist es gelungen, 
das Theocin wasserlöslich zu machen und so ein Präparat zu ge¬ 
winnen, das intramuskulär oder rektal angewendet werden kann. 
Am meisten empfiehlt sich die rektale Anwendung, 1 g pro die in 
Salepdekokt, die intramuskuläre Injektion (2,4 auf 10, 1—2 ccm pro 
Dosis) bedingt leicht Schmerzen, die Wirkung tritt schnell ein, 
aber wie bei allen diesen Substanzen erlischt sie auch wieder nach 
ca. 4 Tagen. Vergiftungserscheinungen kamen weniger vor; es 
empfiehlt sich auch hier die vorgängige Digitalisbehandlung. 

Ueber Herz- und Gefäßmittel liegen umfangreiche Ver¬ 
suche an Gesunden und Kranken von Sonnenkalb vor. Bei 
Kampfer 0,1 subkutan trat schon nach 30 Minuten eine deutliche 
Steigerung der Erregbarkeit der peripherischen Gefäße auf, die 
dann auch von einer Tonuszunahme an ihnen gefolgt ist. Auf das 
Herz wirkt Kampfer direkt anregend, und zwar scheint es be¬ 
sonders zweckmäßig auf die einzelnen eintreffenden Reize zu re¬ 
agieren, so daß das Zusammenarbeiten von Herz und Gefäßen besser 
koordiniert wird. Leider ist diese Wirkung nicht sicher hinsicht¬ 
lich ihrer Stärke und auch nur von kurzer Dauer, so daß also jeden¬ 
falls Kampferinjektionen häufig zu wiederholen und auch zu über¬ 
wachen sind; der Kampfer dürfte seine Bedeutung als Mittel gegen 
Kollaps somit behalten. — Bei Koffein dagegen spielen sich die 
Wirkungen stürmischer ab, das Resultat ist weniger koordiniert als 
beim Kampfer. Die Vasokonstriktion ist bedeutend stärker als 
bei Kampfer, damit geht aber eine beträchtliche Uebererregbarkeit 
einher. Die Wirkung hält bedeutend länger an als beim Kampfer. 
Es dürfte sich deshalb empfehlen, das Koffein bei plötzlichem Ver¬ 
sagen des peripherischen Gefäßtonus, z. B. bei Infektionskrankheiten, 
anzuwenden, weniger dagegen bei eigentlichen Herzschädigungen. 
Durch die Beobachtung dieser oft übermäßigen Erregbarkeit erklärt 


Digitalis, 

Strophanthin, 

Digalen, 


Euphyllin, 


Theocin. 


Herz- und 
Gefilßmittel: 


Kampfer, 


Koffein, 



104 


Cloetta. 


sich das Auftreten von Herz- und Gefäßneurosen durch Koffein- 
abusus. Im Gegensatz dazu kann das chemisch nahe verwandte 
Theobromin, Theobromin als ein sehr mildes Mittel betrachtet werden, das 
fast nie zu schädlicher Uebererregung fuhrt. Die peripherischen Ge¬ 
fäße werden zuerst fast ausschließlich dilatiert, nach und nach tritt 
dann eine Erregbarkeitssteigerung ein, aber es kommt nicht zu jenen 
starken Tonuserhöhungen wie beim Koffein. Die Herabsetzung der 
peripherischen Widerstände ist äußerst wertvoll bei der Arterio¬ 
sklerose, erleichtert die Herzarbeit und trägt so indirekt zur Besserung 
der Herztätigkeit bei. Dagegen scheint das Theobromin aber auch 
einen speziellen Einfluß auf das Herz zu besitzen, der als anregend 
zu betrachten ist, allerdings nicht in dem Grade wie bei Koffein. 
Es dürfte sich daher nicht empfehlen, das Theobromin als eigent¬ 
liches Herzstimulans allein zu verwenden, sondern mehr als Unter¬ 
stützungsmittel namentlich der Digitalis. — Starke gefäßerweiternde 
Nitrite, Wirkung haben bekanntlich die Nitrite. Der Angriffspunkt ist 
im Gegensatz zu dem Theobromin zentral. Es wurde Natrium 
nitros. 0,01 subkutan injiziert, die Wirkung trat schon nach 20 Minuten 
ein und dauerte ca. 1 */* Stunden. Neben der Gefäßerweiterung geht 
auch eine Herabsetzung der Erregbarkeit einher, die im Gegensatz 
zu Theobromin später nicht in Uebererregbarkeit umschlägt. Es 
wird somit das ganze peripherische Gefäßsystem gründlicher gelähmt 
als dies bei Theobromin der Fall ist. Bei vorsichtiger Dosierung 
resultiert aber daraus keine Zirkulationsschwäche, auf das Herz scheint 
kein Einfluß ausgeübt zu werden, indirekt wird es natürlich durch 
chiorai, die Gefäßlähmung beeinflußt. — Interesse hat auch das Chloral- 
hydrat, weniger wegen seiner therapeutisch-positiven Leistung als 
vielmehr wegen des Ausschlusses von Schädigung. Es wurde in 
Dosen von 1,0 intern gegeben, stets war Vasodilatation vorhanden: 
die Erregbarkeit der Gefäße blieb aber normal. Besonders stark 
wurden die Splanchnikusgefäße erweitert. Wenn dies zu weit 
führt, so tritt kompensatorische Vasokonstriktion an der Peripherie 
auf, wobei dann das Schlagvolumen des Herzens verringert werden 
kann. — Eine direkte Beeinflussung des Herzens ließ sich bei diesen 
Morphium, Dosen nicht nachweisen. Morphium wurde in Gaben von B—10 mg 
injiziert; nach 20 Minuten wareine starke Vasodilatation nachweisbar, 
die lange anhielt und von normaler Erregbarkeit der Gefäße be¬ 
gleitet war. Nach ihrem Verschwinden tritt oft Uebererregbarkeit 
auf. Da neben der Gefäßerweiterung auch meist die Pulsfrequenz 
etwas sinkt, so wäre ein Herabgehen des Mitteldruckes zu erwarten 
gewesen, da dies nicht der Fall war, so muß das Herz die beiden 



Pharmakotherapie. 


105 


Störungen durch vermehrte Energie auagleichen. Es ist denkbar, 
daß ein schlechtes Herz diese Mehrleistung nicht erträgt, und daß 
dann die Zirkulation durch Morphin geschädigt wird. Beim gesunden 
Herz dagegen scheint das Morphin ein indirektes Herztonikum zu 
sein, ebenso könnte ein gegen erhöhte Widerstände kräftig arbeiten¬ 
des Herz in seiner Tätigkeit durch Gefäßerweiterung unterstützt 
werden, in welchem Falle dann allerdings der Mitteldruck zweck¬ 
mäßigerweise sinken müßte. Kontraindiziert ist demnach Morphin 
bei erweiterten Gefäßen, wo ein schwaches Herz eben noch genügend 
die Zirkulation aufrecht zu erhalten vermag. — Bromural wurde 
in Dosen von 0,6—0,9 verabreicht. Beim normalen Herz zeigt sich 
keine Aenderung der Zirkulation auf diese Dosen. Bei Neurastheni¬ 
kern, wo so oft Herz und Gefäße unkoordiniert Zusammenarbeiten, 
trat öfters eine völlige Koordination auf. Aber auch in diesem 
Falle wurde sehr oft an der Zirkulationsgröße nichts geändert, es 
wurden lediglich Herz und Gefäße besser aufeinander gestimmt. Da¬ 
gegen versagte Bromural völlig bei Arteriosklerose und Nephritis, 
wo auch Uebererregbarkeit besteht, woraus zu schließen ist, daß 
die Regulierung beim Bromural dadurch zu stände kommt, daß die 
aus dem Gehirn für die betreffenden Herz- und Gefäßzentren fließenden 
Impulse gleichmäßiger beruhigt und nivelliert werden. — Bei Koch¬ 
salz, das in Dosen von 8 g innerlich verabreicht wurde, waren die 
Ergebnisse unsicher. Die verminderte Kochsalzzufuhr scheintbei 
Uebererregbarkeit der Gefäße empfehlenswert. 

Die chronische Digitalisbehandlung hat sich erst lang¬ 
sam in der Klinik eingebürgert. Ueber ihre Grund- und Neben¬ 
wirkungen sind wir noch nicht genügend orientiert. Experimentell 
hat dies Cloetta zu lösen versucht, indem Tiere lange Zeit, Monate 
bis Jahre, mit Digitalis (Infus und Digalen) behandelt wurden. Es 
wurde der Blutdruck, die Leistungsfähigkeit des Herzens, die ana¬ 
tomischen Größenverhältnisse von Herz und Gefäßen und der Niere 
bestimmt. Es ergab sich die überraschende Tatsache, daß so lange 
und energische Behandlung nicht im geringsten einen Einfluß auf 
Funktion oder anatomische Verhältnisse an Herz und Gefäßen aus¬ 
übt, entsprechend der klinischen Erfahrung, daß beim Gesunden 
Digitalisdosen meist gar keinen Einfluß zeigen. Anders waren die 
Verhältnisse bei pathologischen Zuständen, als welche die künstliche 
Aorteninsuffizienz gewählt wurde. Hier zeigte sich ein erheblicher 
Einfluß in der Weise, daß die Leistungsfähigkeit der mit Digi¬ 
talis behandelten Tiere gegenüber den nichtbehandelten bedeutend 
größer war. Anatomisch kam dies ebenfalls zum Ausdruck in einer 


Jironnnal 


Kochsalz. 


Chronische 

Digitalis¬ 

behandlung, 



106 


Cloetta. 


Chronische 

Digitalis¬ 

behandlung. 


Digipuratum. 


Kardiotonin. 


bedeutend geringeren Vergrößerung des Herzens gegenüber den 
Nicbtbehandelten. Es scheint somit die Digitalis bei frischen Herz¬ 
fehlern die eintretende Dilatation und Hypertrophie auf das für die 
Dynamik absolut notwendige Maß zu reduzieren und keine Duxus- 
kompensation zu gestatten. Es dürfte dies für die Behandlung 
frischer Endokarditiden von Wert sein, indem dadurch ein beträcht¬ 
liches Maß an Spann- und Reservekraft dem Herzen erhalten bleibt. 
Voraussetzung ist, daß die Behandlung möglichst frühzeitig, schon 
im Momente des Verdachtes auf eine Endokarditis einsetzt und 
mehrere Wochen fortgeführt wird. — Ein neues Digitalispräparat ist 
von Gottlieb als Digipuratum eingefuhrt, das aus Digitalis¬ 
blättern durch Ausziehen mit 85 °/oigem Alkohol gewonnen wird und 
ein dunkelgrünes Pulver darstellt, das auf seinen Wirkungswert am 
Froschherz eingestellt und dann in entsprechender Menge mit Milch¬ 
zucker verrieben wird. Er ist seinem allgemeinen Charakter nach 
somit den Dialysaten anzureihen. Es kommen Tabletten von 0,1 g 
in den Handel, die nicht löslich sind in Wasser, wohl aber in ver¬ 
dünnten Alkalien. — Hopfner hat das Mittel an ca. 40 Patienten 
versucht und gefunden, daß man am 1. und 2. Tage 0,4 g geben 
und dann allmählich abnehmend verordnen soll. Wie viel fri¬ 
scher Digitalisblätter oder wirksamer Glykoside diese Dosis ent¬ 
spricht, ist allerdings aus den Mitteilungen nicht ersichtlich. Im 
allgemeinen wurde das Mittel gut ertragen, die Wirkung trat dann 
in der Regel nach 24 Stunden auf. Müller hat ebenfalls das 
Mittel bei verschiedenen Herzpatienten geprüft und konnte die gute 
Verträglichkeit im allgemeinen bejahen, dagegen trat nach ihm die 
Wirkung erst am 2. bis 3. Tage ein; es wird also in dieser Hin¬ 
sicht keine Verbesserung des bekannten langsamen Eintritts der 
Wirkung bei der Droge herbeigeführt. — Als Herzmittel wurde schon 
mehrfach Convallaria maialis versucht, aber wegen unbefriedi¬ 
gender und unsicherer Wirkung wieder fallen gelassen. Boruttau 
betont, daß es gelingt, aus der Droge das giftig wirkende Kon¬ 
vallarin, das Erbrechen und Blutdrucksenkung verursacht, auszu¬ 
scheiden und auf diese Weise ein konstanter wirkendes Präparat 
zu erhalten, das in Lösung in den Handel gebracht wird unter dem 
Namen Kardiotonin. Jeder Kubikzentimeter dieser Lösung ent¬ 
hält neben dem Extrakt noch 0,025 g Koffein und 0,03 g Natrium 
benzoicum. Aus der Angabe, daß 1 ccm die tödliche Dosis für ein 
mittelschweres Kaninchen darstellt und die therapeutische Anfangs¬ 
dosis für den Menschen ebenfalls 1 ccm betrage, scheint doch her- 
vorzugehen, daß hier die toxische und therapeutische Dosis wesent- 



Pharmakotherapie. 


107 


lieh näher beisammen liegt, als dies z. B. bei den Digitalispräparaten 
der Fall ist. Prinzipiell zu bemerken ist, daß die Kombination von 
verschiedenen Herztonizis eigentlich nicht Sache des Großbetriebes 
sein, sondern ausschließlich dem Arzte als individualisierendem 
Therapeuten zustehen sollte. 

Ueber sehr gute Resultate mit intravenöser Kochsalz- 
Adrenalininjektion bei schwerer Peritonitis berichtet L. Heiden¬ 
hain. Häufig zeigen diese Patienten ein verfallenes Aussehen, der 
Puls ist klein und frequent. Handelt es sich hier um Herz- oder 
Gefäßlähmung? Diese Frage wird durch die therapeutischen Resul¬ 
tate beantwortet. Würde eine primäre Herzschwäche bestehen, so 
wäre die intravenöse Infusion größerer Flüssigkeitsmengen sicher 
eher ungünstig für das erlahmte Herz, und das schon stark gefüllte 
venöse System hätte keine Verwendung mehr dafür. Werden nun 
aber einer solchen Infusion von ca. 1 Liter Kochsalzlösung 5 bis 
8 Tropfen der 1 °'oo-Adrenalinlösungen zugesetzt, so kann sich in 
kurzer Zeit das Bild bedeutend ändern; die Patienten bekommen 
bessere Farbe, der Puls wird kräftiger, regelmäßig und etwas lang¬ 
samer. Durch Blutdruckmessungen konnte man sich zahlenmäßig 
von der besseren Durchblutung der Arterien überzeugen. Man darf 
aus dem ex juvantibus also wohl schließen, daß bei diesen schweren 
Peritonitisfallen eine hochgradige Gefaßlähmung besteht und daß 
hierdurch das Blut in den Venen des Splanchnikusgebietes sich an¬ 
häuft und so dem linken Ventrikel zu wenig zirkulatorisches Material 
zugeführt wird; infolgedessen werden natürlich auch Gehirn und 
Medulla schlecht mit Blut versorgt. Wenn nun durch die gefä߬ 
kontrahierende Wirkung der Nebennieren das Blut aus den Gefäßen 
wieder dem Herzen zugeführt wird, so können diese Verhältnisse 
in relativ kurzer Zeit aus dem ungünstigen in den fast normalen 
Zustand übertreten. Die Frage ist dabei noch zu erörtern, ob das 
Adrenalin peripherisch auf die Gefäße allein oder, wie Heidenhain 
glaubt, auch noch auf das Vasomotorenzentrum einwirke. Wenn 
man auch allgemein eine fast nur peripherische Wirkung gelten 
läßt, so wäre ja doch denkbar, daß infolge der besseren Zirkulations¬ 
verhältnisse diese Zentren von sich aus schon eine bessere Funktion 
erhalten. Auf diese Weise erklärt sich vielleicht auch der Gegen¬ 
satz im Erfolg zum Tierexperiment, bei welchem fast regelmäßig 
die Blutdrucksteigerung nach wenigen Minuten wieder verschwindet, 
während Heidenhain bei seinen schweren Patienten eine an¬ 
dauernde Besserung feststellen konnte, so daß gewöhnlich die In¬ 
fusion erst am folgenden Tage wiederholt werden mußte. Mehr als 


Intravenöse 

Kochsalz- 

Adrenalin- 

injektiou. 



108 


Cloetta. 


intravenöse drei solcher waren überhaupt nicht notwendig. Diese Methode er- 
Kochsaiz- ^gg gigü auch als sehr vorteilhaft zur Vorbereitung der Patienten 
Injektion. au ^ die Operation und vermehrte deren Chancen ganz bedeutend. 

Operiert man eine schwere Peritonitis, so fließen aus der Bauch¬ 
wunde meist wenige Tropfen dunklen Blutes, macht man da¬ 
gegen vorher die Infusion, so ist die Blutung normal, die Arterien 
spritzen, das Blut ist hellrot. Irgend ein Schaden wurde jedenfalls 
den Patienten nie durch den Eingriff zugeführt, und er kann 
deshalb für die schweren Fälle wohl empfohlen werden. Eben¬ 
falls gute Erfolge hat Rotschild in einem Falle schwerer peri¬ 
tonealer Sepsis gesehen. Am Tage nach der Operation war das 
Aussehen der Patientin sehr schlecht, Puls 140, Respiration be¬ 
schleunigt, trotz Kampfer hochgradiger Schwächezustand, starke 
Eiterung aus der Wunde. Es wurde 1 Liter Kochsalzlösung -j- 
8 Tropfen Adrenalin intravenös gegeben. Kurze Zeit nachher be¬ 
deutende Besserung des Pulses und des Aussehens, gute Nacht und 
Tags darauf nochmalige Infusion; später geheilt entlassen. Auch 
Meißl konnte bei einer post partum fast ausgebluteten Frau die 
lebensrettende Wirkung einer solchen Kochsalzinfusion mit 10 Tropfen 
Adrenalin bestätigen, die nach 3 Stunden wiederholt wurde. Ebenso 
-günstig war der Einfluß bei einer Peritonitis, bedingt durch Per¬ 
foration eine Pyosalpinx. — Durch viele Autoren ist festgestellt, daß 
Adrenalin besonders leicht Arterienverkalkung resp. -nekrose 
verursacht. Es ist noch strittig, ob es sich dabei um Blutdrucksteige¬ 
rung allein oder um Vergiftung der betreffenden Zellen handelt. 
Für letztere spricht das Auftreten der Nekrosen bei gleichzeitiger 
Gefäßdilatation durch Natrium nitrosum, ferner daß die gleichen 
Veränderungen durch eine Reihe anderer Substanzen ebenfalls her¬ 
vorgerufen werden können. 

Aus den Kalkniederschlägen hat Stölzner auf eine mögliche Heil- 
Adrenalin Wirkung des Adrenalins bei Rachitis schließen wollen und bezüg- 
i*»i Rachitis, liehe Versuche angestellt, die in der Berliner Kinderklinik ein gutes Re¬ 
sultat ergaben, von anderer Seite aber nicht bestätigt werden konnten. Zur 
Klärung dieser Frage hat Quest den Kalkstoffwechsel an Hunden unter 
Einspritzung von Adrenalin sorgfältig kontrolliert und dabei gefunden, daß 
Kalk während der Adrenalin- und Nachperiode bedeutend mehr ausge¬ 
schieden wird als in der Vorperiode. Es tritt somit das gerade Gegenteil 
ein von dem, was wir unter Phosphorwirkung beobachten, und daraus darf 
wohl die Unbrauchbarkeit des Adrenalins zur Behandlung der Rachitis 
erschlossen werden. — Es scheint umso angezeigter dies zu betonen, als neuer- 
— hei dings vonBossi das Adrenalin bei Osteomalazie empfohlen und so viel- 
Osteomaluzie. leicht für den Patienten kostbare Zeit mit Experimentieren verloren wird. 



Pharmakotherapie. 


109 


Boruttau weist darauf hin, daß die erregenden Wirkungen Koffeinfreier 
des Kaffees nach den bisherigen Feststellungen in der Hauptsache Kaffee, 
dem Koffein zuzuschreiben sind. Demnach ist zu erwarten, daß 
ein des Koffeins beraubter Kaffee keine derartigen Erscheinungen 
mehr zeigt, was denn auch bei einem derartigen Präparat durch 
Versuche an Menschen und Tieren festgestellt werden konnte. Die 
Koffeinentziehung wird dadurch herbeigeführt, daß die rohen Bohnen 
mit Wasserdampf zur Quellung gebracht und dann mit geeigneten 
Mitteln das Koffein aus ihnen extrahiert wird. Es sollen so mehr 
als -» des Gehaltes an Koffein entfernt werden können, im übrigen 
aber das Verhalten der Bohnen nicht weiter alteriert werden. 

Gegen diesen in den Handel gebrachten koffeinfreien Kaffee 
erhebt Harnack seine Stimme. Er wirft zuerst die Frage auf: was 
nützt der Gebrauch eines Genußmittels? und antwortet, daß es ein 
unerhörter Gedanke wäre, wenn die Menschheit auf jeden derartigen 
Genuß verzichten müßte. Es hätte schon selbst die fortgeschrittene 
Kultur zu unterscheiden vermocht zwischen den erlaubten Genu߬ 
mitteln und solchen (Opium, Haschisch, Koka), bei welchen die Ge¬ 
nußwirkung fast unzertrennlich von ihrer vergiftenden ist. Die 
zweite Frage ist dann: wodurch wirkt das betreffende Mittel? Und 
hier hat sich herausgestellt, daß beim Kaffee nur das Koffein in 
Frage kommen kann, wofür auch der Umstand spricht, daß in den 
verschiedensten Erdteilen die Naturvölker stets die koffeinhaltigen 
Pflanzen instinktiv aufgefunden und als Genußmittel verwendet haben. 

Ein koffeinfreier Kaffee erscheint somit als eine contradictio in ad- 
jecto, und es muß ein derartiges Präparat als ein kastriertes Genu߬ 
mittel bezeichnet werden. Natürlich kann auch durch Abusus mit 
Kaffee Schaden gestiftet werden, das ist aber kein Grund, den 
koffeinhaltigen Kaffee als solchen zu verdammen. Liegt Grund vor, 
weniger Koffein zuzuführen, so wäre es doch viel einfacher, Malz- Malzkaffe«, 
kaffee mit kleinen Mengen gewöhnlichen Kaffees zu vermengen, wo¬ 
durch der Koffeingehalt auch auf ein Minimum reduziert wird; denn 
absolut koffeinfrei ist das betreffende Handelsprodukt auch nicht. 

Die Sache hat auch eine nationalökonomische Seite, insofern als es 
widersinnig erscheint, daß so große Summen für den teuren Kaffee 
ins Ausland wandern, wenn dann diesem Kaffee gerade das entzogen 
wird, was ihm seinen charakteristischen Stempel als Genußmittel auf¬ 
drückt. Es wäre doch viel rationeller, andere Röstprodukte herzustellen, 
die ähnlichen Geschmack aufweisen. Es erscheint überhaupt bedenk¬ 
lich, aus einem so kompliziert zusammengesetzten Genußmittel einen 
einzelnen Stoff herauszureißen und damit die Harmonie zu stören. 



110 


Cloetta. 


Arsen. 


Interne 

Hg-Behand- 

lung. 


Mergal. 


Kohlensäure- 

schnee. 


Die Tatsache, daß Arsen durch Leute gewohnheitsmäßig ge¬ 
nommen wird, die starke körperliche Arbeit verrichten (Steiermärker), 
hat Riehl veranlaßt, die Frage zu prüfen, ob ein Einfluß der Muskel¬ 
arbeit auf die Wirkung des Arsens im Körper festzustellen ist. An 
Menschen und Hunden, die sich im Stickstoffgleichgewicht befanden, 
hat er unter Arsenikdarreichung den Einfluß von Ruhe und Muskel¬ 
arbeit geprüft und dabei konstatiert, daß der Körperansatz viel in¬ 
tensiver vor sich geht bei gleichzeitiger Muskeltätigkeit. Es ließe 
sich daraus vielleicht eine gewisse therapeutische Maxime für das 
Allgemein verhalten von Patienten bei Arsendarreichung ableiten. — 
Die gewöhnliche Darreichung von Quecksilber in Form von Ein¬ 
reibung und Injektion gilt immer noch als die beste Methode, da¬ 
gegen wird in Frankreich und England die interne Verabreichung 
viel geübt. Schwarz empfiehlt zu diesem Zwecke angelegentlich 
das Hydrarg. sozojod. in Pillenform 0,60, Extract. opii 0,18 auf 
86 Pillen, 3mal täglich ein Stück. Sie werden sehr gut ertragen, 
und als wasserlösliches Präparat wird das Quecksilber leicht resor¬ 
biert, es kommt nicht zur Retention. Pöhlmann hat in gleicher 
Weise das Mergal (kohlensaures Quecksilberoxyd) in Dosen von 
0,06 + 0,1 Tannalbin in Gelatineperlen verordnet. Er begann mit 
8 Stück täglich und stieg bis auf 12; die Resorption erfolgte rasch, 
nach 4 Stunden ist Quecksilber im Urin bereits nachweisbar; es hat 
sich aber diese Methode trotzdem nicht bewährt zur Behandlung 
von frischen und schweren Luesfällen, dagegen erscheint diese Be¬ 
handlungsweise sehr geeignet für die chronisch intermittierende Kur. 

Eine einfache Methode zur Entfernung von Naevi etc. beschreibt 
A. Strauß. Aus einer Kohlensäureflasche läßt man auf ein 
Fensterleder etwas COq anströmen und schneidet von der Schnee¬ 
masse passend große Stücke, die man mit einem Glasspatel auf die 
betreffende Hautstelle 6—10 Sekunden aufdrückt. Die Prozedur ist 
alle paar Tage zu wiederholen, es bildet sich jeweils eine Quaddel 
mit leichter Kruste, die ohne Narbenbildung abfällt. Länger als 
20 Sekunden soll die Einwirkung nicht stattfinden. Nach Ablauf 
der Reaktion kann jeweils bestimmt werden, ob die Prozedur noch 
wiederholt werden muß; die kosmetischen Resultate sind wirklich 
sehr gut. 


Literatur. 


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Pharmakotherap j e. 


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Wochenschr. Nr. 40 u. 41. — Th. Meißl, Wien. klin. Wochenschr. Nr. 28. 

— Melchior, Ther. d. Gegenw. Nr. 8. — E. Meyer, Ther. Monatsh. 
Nr. 8. — Minkowski, Ther. d. Gegenw. Nr. 9. — Moerlin, Münch, 
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Wochenschr. Nr. 18. — L. Müller, Münch, med. Wochenschr. Nr. 51. — 
Napp, Wochenschr. f. Ther. u. Hyg. d. Auges, 9. Juli. — H. Obermüller, 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 24. — Perrenon, New York. med. Monats¬ 
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Derselbe (Bromglidin), Deutsche Aerzte-Ztg. Nr. 18. — A. Pohlmann, 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 27. — W. Pöppelmann, Deutsche med. 
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H. 1. — Remy, L’echo medical Nr. 29. — M. Riehl, Münch, med. 
Wochenschr. Nr. 51. — O. Rotschild, Münch, med. Wochenschr. Nr. 12. 



112 


Cloetta. 


— J. F. Ruhemann, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 23. — Th. Runek, 
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 24. — J. Lipowski (Bromberg), Anleitung z. 
Beurteilung u. Bewertung der wichtigsten neueren Arzneimittel. Geleitwort 
von Prof. Senator. Berlin. — S. Schwarz, Ther. Monatsb., Juni. — 
V. Sonnenkalb, Zeitschr. f. exper. Path. u. Ther. Bd. V, H. 3. — G. Spieß, 
Arch. f. Laryng. u. Rhinol. Bd. XXI, S. 120. — E. Steinitz (Veronal- 
vergiftung), Ther. d. Gegenw. Nr. 5. — Derselbe (Medinal), Ther. d. 
Gegenw., Juli. — Stöltzner, Berl. klin. Wochenschr. 1904. — A. Strauß, 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 53. — v. Tabora, Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 38. — H. v. Tapp einer, Lehrbuch der Arzneimittellehre. 7. Aufl. 
Leipzig. — H. Thoms, Arbeiten des pharmazeut. Instituts. Berlin. 
Bd. IV u. V. — Derselbe, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 14. — F. Umber, 
Ther. d. Gegenw. Nr. 9. — J. Vecsey, Wien. klin. Wochenschr. Nr. 7. — 
Widmark, Mitteil. a. d. Augenkl. d. Carl. m. chir. Instit. z. Stockholm, 
H. 9. — H. Winternitz, Münch, med. Wochenschr. Nr. 50; Med. Klinik 
Nr. 31. — Wolters, Med. Klinik Nr. 6. — H. v. Wyß, Arch. f. exper. 
Path. u. Pharmak. Bd. L1X; Med. Klinik Nr. 47. — Ziehen, Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 14. 



6. Orthopädie, Kinesiotherapie. 

Von Prof. Dr. O. Vulplns in Heidelberg. 

Allgemeine Orthopädie. Das Jahr 1908 begann für unser Fach mit Grenzen der 
Trauer um unserer Größten einen, der uns und unserer Wissenschaft jäh Orthopädie, 
entrissen wurde. Und nach Hoffas Tod drohten Gefahren der offiziellen 
Anerkennung unserer Disziplin. Zu ihrer Bekämpfung erschienen alsbald 
einige Publikationen, welche die Bedeutung und die Umgrenzung der 
Orthopädie richtig zu beleuchten suchten. Mit Ungestüm und einer 
durch persönliche Erlebnisse zu erklärenden Erbitterung betrat zunächst 
Lorenz den Kampfplatz. Er identifiziert die Orthopädie der Zukunft 
mit der „Chirurgie des Bewegungsapparates*, allerdings in der Haupt¬ 
sache nur in ihren unblutigen Manipulationen. Die Behandlung der 
Frakturen und Luxationen nimmt er für die Orthopädie in Anspruch. 

Die Mutter Chirurgie aber wird zerfallen in Tochterwissenschaften. Gegen 
solche radikale Auffassung wendete sich Vulpius. Auch er verteidigt 
die Selbständigkeit der Orthopädie, die durch Grenzgebiete mit anderen 
Disziplinen in unauflöslicher Beziehung steht (Chirurgie, Pädiatrie, Neuro¬ 
logie u. 8. w.) und darum selber keine ganz scharfen Grenzen aufweist. 

Ihre Vertretung in besonderem Lehrfach ist unbedingt notwendig. Die 
letztere Anschauung vertrat auch Schanz. Was die chirurgische Klinik 
an orthopädischer Therapie bieten kann, genügt für Studenten, der 
praktische Arzt bedarf zu seiner hinreichenden Ausbildung eines Spezia¬ 
listen. Und die moderne Aufgabe der Krüppelfürsorge verlangt sach¬ 
verständige Aerzte als Mitarbeiter. In ähnlicher Weise besprach v. Baeyer 
diese Fragen. 

Die Lähmungsbehandlung hat die Orthopäden neuerdings ebenso wie Muskel- 
früher die Heilgymnastik hingewiesen auf die Notwendigkeit eines Ver- Physiologe, 
ständnisses für die Muskelphysiologie. Daß hier noch viel zu erforschen 
ist, zeigte ein Vortrag von 0. Fischer über einige Fundamentalsätze aus 
diesem Gebiet: Ueber die zweiseitige Wirkung jeder Muskelkontraktion, 
über die sekundäre Gelenkbewegung durch Muskelwirkung. Speziell mit 
der Physiologie der Adduktoren beschäftigte sich Roith. Wenn 
auch seine Untersuchungen am Modell nicht ganz beweisend sind, so zeigen 
die gewonnenen Kurven doch, daß diese Muskeln auch bei Beugung und 
Streckung der Hüfte mitwirken, woraus sich ihr großes Volumen erklärt, 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. g 



114 


Vulpius. 


Kinematograph 
in der 
Orthopädie. 

orthopädische 

Technik. 


Oipsverband- 

technik 


Aetiologie 

der 

Deformitäten. 


Experimentelle 

Knorpel¬ 

verletzungen. 


Knochen¬ 

transplan¬ 

tation. 


Für die Analyse des normalen und des pathologischen 
Ganges wurde von J. Fränkel mit Erfolg der Kinematograph 
herangezogen, z. B. bei Coxa vara, Luxatio coxae, Koxitis, Lähmungen. 

Auf dem Gebiet der orthopädischen Technik hat ans Schanz 
ein vorzügliches Werk geliefert mit seinem «Handbuch* für Aerzte und 
Bandagisten. Die 1300 Abbildungen bieten namentlich auch historisches 
Interesse. 

Die Gipsverbandtechnik hat mehrfach Neuerungen er¬ 
fahren. So empfahl Ghiulamila Extensions- und Kontraextensions¬ 
verband nicht mit Heftpflaster, sondern mittels exakt anmodellierter 
Gipshülsen zu machen. Fränkel lehrte abnehmbare Gehgipsver- 
bände herzustellen, indem er den eingegipsten Entlastungsbügel auf 
einer Seite mit Scharnier versah. Er verwendet den Gehverband 
in ausgedehntem Maße. Einen Gipsbindentisch beschrieb Gocht. 
Thilo gab eine ganze Beihe seiner technischen Details, so den 
Filzdruckverband, seine Drahttechnik für Gipskorsette und Schienen, 
Pfeiffer einige Apparatmodifikationen. 

Für die Skoliose hat Boehm bekanntlich die „numerische 
Variation des Bumpfskeletts 11 als hauptsächlichen ätiologischen Faktor 
hingestellt. Es erscheint dies Phänomen also als phylogenetischer 
Entwicklungsfehler. Vergleichend - anatomische Untersuchungen 
führten ihn weiter zu der Annahme, daß auch andere Wachstums¬ 
störungen anscheinend idiopathischer Natur wie Coxa vara, Pes 
valgus, Genu valgum bei Affen physiologische Bildungen sind, beim 
Menschen also als unvollkommene Anpassung an die spezifisch¬ 
menschliche Funktion der unteren Extremität erscheinen. Branden¬ 
burg hat beobachtet, daß in den Stammbäumen hereditärer Mi߬ 
bildungen das eine oder andere Geschlecht bevorzugt erscheint. 

Cramer untersuchte das Verhalten des Gelenkknorpels nach 
Schnittwunden und oberflächlicher Anfrischung. Es fand sich keiner¬ 
lei Heilungstendenz, falls nicht der Knochen bloßgelegt wurde — Rie¬ 
din ger durchschnitt die Epiphysenfuge bei Kaninchenextremitäten und 
konstatierte Wachstumsstörung und Verkrümmung als regelmäßige Folge. 
Daß solche Ergebnisse nicht ohne weiteres auf den Menschen zu über¬ 
tragen sind, wurde besonders betont. — Axhausen stellte Untersuchungen 
an über Knochentransplantation beim Menschen und kam zu dem 
Schlüsse, daß überpflanzter Knochen wohl zu Grunde geht, nicht aber 
mitübertragenes Periost. Dieses produziert vielmehr neuen Knochen. Es 
empfiehlt sich darum bei Knochenplastiken stets Mitnahme des Periostes. 

Köhler und bald nach ihm H ä n i s c h berichteten über eigentüm¬ 
liche Beobachtungen am Böntgenbild von Fußwurzelknochen, 



Orthopädie, Kinesiotherapie. 


115 


insbesondere vom Naviculare. Der Knochen ist verkleinert, unregel¬ 
mäßig geformt und um das Doppelte bis Vierfache stärker verkalkt 
als das gesundseitige Naviculare. In einem Fall war zugleich die 
Patella analog erkrankt. Die Prognose erscheint gut: die anfäng¬ 
lichen Schmerzen verschwinden, das Röntgenbild wird mit der 
Zeit normal. Einen typischen Fall von Rachitis tarda, die im 
17. Lebensjahr auftrat, beschrieb Micsowicz; sie wies den typischen 
klinischen und radiologischen Befund auf und heilte durch anti¬ 
rachitische Therapie aus. — Herrliche und instruktive Bilder bescherte 
uns Grashey in seinem Atlas chirurgisch-pathologischer Röntgen¬ 
bilder, der jedem Arzt aufs wärmste empfohlen werden muß. — In das 
schwierige und unklare Gebiet der chronischen Gelenkleiden 
drangen Hoffa und Wollenberg mutig und erfolgreich ein, sie 
legten die Ergebnisse ihrer klinischen und pathologisch-anatomischen 
Untersuchungen nieder in einer Monographie: Arthritis deformans 
und Gelenkrheumatismus, eine röntgologische und anatomische Studie. 
Die Arthritis deformans spielt sich primär im Knorpel ab, die 
Synovialis zeigt analoge Befunde wie bei traumatischer Entzündung. 
Der Gelenkrheumatismus dagegen hat primär seinen Sitz in der 
Synovialis, die Veränderungen der letzteren entsprechen dem Befund 
bei infektiöser Arthritis. Zur Kenntnis der lange verkannten De¬ 
formitäten nach Gelenkentzündung des Säuglingsalters trug eine 
Veröffentlichung von Preiser bei. Seine Beobachtungen am Hüft¬ 
gelenk führten ihn zur Vermutung, daß ein entzündlicher Prozeß der 
Epiphysenlinie die Coxa vara, eine primäre Synovitis dagegen die 
Luxatio coxae erzeugen kann. Die Behandlung gonorrhoischer 
Arthritiden mit Heißluft lobte Wagner außerordentlich, sie 
bedeutet einen entschiedenen Fortschritt gegenüber der rein chirur¬ 
gischen Behandlung. Auch die Saugapparate nach Bier-Klapp 
erfreuten sich erneuter Anerkennung für die Behandlung von Kon¬ 
trakturen und Ankylosen. Jerusalem hob besonders die Schmerz¬ 
losigkeit ihrer Wirkung, die feine Dosierbarkeit der Kraft hervor. 
Die Mechanotherapie der Gelenkerkrankungen kam ebenfalls zu 
Wort durch Laqueur. Von nichttraumatischen Gelenkleiden eignen 
sich hierfür Residuen des akuten Gelenkrheumatismus, chronische, 
gonorrhoische Arthritis, aber stets nur nach Abklingen aller Reiz¬ 
erscheinungen. Insbesondere empfiehlt sich Kombination mit Thermo- 
therapie. Interessant, wenn auch nicht beweisend, ist die Mitteilung 
von Rheuter über Rheumatismus tuberculosus. Bei einem 
Patienten fand sich gleichzeitig Reiskörpertendovaginitis der Streck¬ 
sehnen, Arthritis deformans der Finger und Dupuytrensche Kon- 


Knochen- 

kranklieiten. 


Gelenk¬ 

affektionen. 


Gelenk- 

tuberkulose. 



116 


Vulpius. 


Gelenk- 

tuberkulöse. 


Rachitische 

Deformitäten. 


Sehneii- 

plastik. 


Arthrodese. 


traktur an der gleichen Hand. Seine Methode der Tumor albus- 
Behandlung pries C a 1 o t erneut aufs eindringlichste. Er verwendet 
bekanntlich Kreosot-Jodoform bei abszedierenden Formen, dagegen 
Kampfer-Naphthol bei reinem Fungus. Es folgt Verflüssigung des 
Fungus, Aspiration, Heilung. Eine Resektion hat er so gut wie 
niemals nötig! Auch Wreden berichtete, daß nach seiner Er¬ 
fahrung die Kampfer-Naphthol-Injektionen bessere Resultate geben 
als alle anderen Methoden. Die Injektionen sind ungefährlich, wenn 
das reine Kampfer-Naphthol (2 : 1) nur in Abszeßhöhlen und Fisteln 
eingebracht wird, wenn dagegen zu interstitiellen Injektionen eine 
Emulsion von Kampfer-Naphthol in Glyzerin (1:2—5) verwendet wird. 
Vorschriftswidrige Anwendung birgt die Gefahr einer Embolie in 
sich. — Ueber Injektionen von Fibrolysin bei schweren 
Ankylosen liegt ein sehr günstiges Urteil von Gara vor. Er 
hat glänzende Erfolge erzielt. Täglich werden 2 g, je eine Phiole, 
entweder in die Glutäen oder unter die Rückenhaut injiziert, nicht 
am Arm, weil hier schmerzhafte Infiltrate entstehen. Erst nach 
20 Injektionen beginnt er mit der Mobilisierung, die nun erstaunlich 
leicht gelingt. 

Für eine aktive Behandlung rachitischer Verkrümmungen 
trat v. Aberle ein. Vor dem 5. Jahr rät er zwar von der Ope¬ 
ration ab. Und auch dann kann man noch zuwarten, falls eine 
spontane Besserung deutlich ist. Andernfalls ist die Osteotomie 
angezeigt, die der Osteoklase vorzuziehen ist. Auch das kosmetische 
Moment ist bestimmend, es ist nicht gleichgültig, ob ein Kind ein 
Jahr länger als nötig krüppelhaft bleibt. — Einen Ueberblick über 
das Indikationsgebiet und die Erfolge der Sehnentrans Plan¬ 
ta tion auf Grund der Literatur gab Hildebrandt und gelangte 
zu einem günstigen Gesamturteil. Auch Vulpius betonte mit Ent¬ 
schiedenheit, daß die Sehnenüberpflanzung eine dauernde Errungen¬ 
schaft darstellt, da ihr Wert durch definitive Resultate gesichert 
ist. Auf Grund großer persönlicher Erfahrung äußerte sich Jones, 
der bekannteste englische Orthopäde, über diese Operation und 
speziell ihre Technik: Gründliche Korrektur der Deformität als ein¬ 
leitendes Verfahren, Exzision von Hautlappen zur Sicherung dieser 
Korrektur, geradliniger Verlauf des Kraftspenders, periostale Fixation 
der Sehne unter guter Spannung, gründliche Nachbehandlung, 
fixierende und entlastende portative Apparate. — In der gleichen 
Publikation machte er Mitteilungen über &00 Arthrodesen. Er 
operiert nicht vor dem 8. Jahr. Die angefrischten Knochenflächen 
müssen in •, Kontakt gebracht werden. Hierzu trägt die Ex- 



Orthopädie, Kinesiotherapie. 


117 


zision überflüssiger Haut bei. An der unteren Extremität ist längeres 
Apparattragen nötig. Auch Vulpius besprach in einer seine Er* 
fahrungen zusammenfassenden Arbeit den Wert der Arthrodese. 
Deren Bedeutung hat wohl unter der Bevorzugung der Sehnenüber¬ 
pflanzungen vorübergehend gelitten, darf aber keineswegs unter¬ 
schätzt werden. Ihre anatomischen wie funktionellen Ergebnisse 
sind bei richtiger Auswahl der Fälle sehr erfreulich. 

Was operative Orthopädie auch bei schweren Kinder¬ 
lähmungen zu leisten vermag, zeigte Vulpius in einem Bericht 
über 12 Handgänger, die trotz vielfacher schwerer Deformitäten 
schließlich auf die Beine gebracht wurden. Auch Mayer (Köln) 
hat solche schwere Fälle durch mehrfache Eingriffe zu gehfähigen 
Menschen gemacht. Die beobachteten Erfolge bei 26 spinalen und 
zerebralen Kinderlähmungen, die von Perthes operiert wurden, 
veranlaßte auch Kühn zu einer warmen Empfehlung der chirurgi¬ 
schen Lähmungstherapie. Berechtigtes Aufsehen erregten die De¬ 
monstrationen einer neuen Operationsmethode bei spasti¬ 
schen Lähmungen, welche wir Förster und Tietze verdanken. 
Die Spasmen sind der Ausdruck gesteigerter Reflexerregbarkeit. Um 
diese abzuschwächen, gilt es den Reflexbogen zu unterbrechen. Dies 
gelingt durch Resektion geeignet ausgewählter hinterer Wurzeln. 
Durch Laminektomie wird der Duralsack zugänglich gemacht und 
eröffnet. Die darauf folgende Durchschneidung der Wurzeln wird 
derart beschränkt, daß keine sensibeln Ausfallserscheinungen ent¬ 
stehen. Die Erfolge sind frappant, freilich erkauft mit einem 
gewiß schweren Eingriff. Seine Gefährlichkeit dürfte einer Ein¬ 
bürgerung der vorzüglich erdachten und unzweifelhaft wirksamen 
Operation im Wege stehen. Auch Spitzy, der Vertreter der 
Nervenplastik in der Lähmungstherapie, meldete sich wieder¬ 
holt zum Wort. Seine Erfahrungen haben sich vermehrt. 2mal hat 
er das peripherische Ende des gelähmten Peroneus auf den Tibialis 
mit positivem Ergebnis implantiert. Auch die umgekehrte Operation 
hat er 3mal vorgenommen. Die Versuche, den gelähmten N. cruralis 
durch den N. obturatorius zu ersetzen, hatten noch kein befriedigen¬ 
des Resultat. Für die Lähmungen der oberen Extremität ist die 
Nervenplastik der Sehnenoperation auf jeden Fall überlegen, und 
zwar ist eine partielle Abspaltung vom gesunden Nerven (zentrale 
Ueberpflanzung) der aufsteigenden Einnähung des gelähmten Nerven in 
den gesunden (peripherische Modifikation) vorzuziehen. Mit völligem 
Erfolg wurde in den seit 12 Jahren gelähmten (Fraktur intra partum) 
Radialis ein Medianusanteil genäht, ebenso bei einem Knaben mit 


Spinale und 
zerebrale 
Kinder¬ 
lähmung. 


Nerven¬ 

plastik. 



118 


Vulpius. 


Nerven- 

plastik. 


Krüppel- 

fiirsorge. 


spastischer Lähmung der Hand. Die durch Abspaltung entstehen¬ 
den Ausfallsymptome verschwinden wieder, wenn nur die Hälfte der 
Nerven verwendet wurde. Weniger optimistisch beurteilt Pürck- 
hauer die Nervenplastik, er glaubt, daß sie gerade an der oberen 
Extremität nicht mehr leiste als die Sehnenplastik, wohl aber durch 
Nervenschädigung nachteilig wirken könne. 

Bedeutsam war das Eintreten der Orthopäden in die Krüppel¬ 
fürsorge, das im verflossenen Jahre mit aller Energie zu stände 
kam. Während bisher in der Hauptsache die Geistlichkeit dies 
brachliegende Feld bearbeitete, wurde es nunmehr klar zum Aus¬ 
druck gebracht, daß die Orthopädie hier einzugreifen berufen ist. 
In anschaulicherWeise schilderte Schanz die Ursachen des Krüppel¬ 
elendes und die Mittel, mit denen es zu bekämpfen ist. Er knüpfte 
daran organisatorische Vorschläge für Sachsen, die aber auch 
andernorts Geltung haben. Eine kurze Darstellung ähnlichen In¬ 
haltes gab Vulpius für die Kreise der Kinderfreunde. Wie das 
Uebel an der Wurzel anzugreifen sei, zeigte Rosenfeld durch die 
Erörterung der Prophylaxe der Verkrüppelung. Hierher gehört die 
Bekämpfung der Knochengelenktuberkulose, der Rachitis, die Pro¬ 
phylaxe der Skoliose. Die Krüppelheime sind auszubauen in der 
Richtung der Therapie, es wird die Angliederung ;von Ambulatorien 
empfohlen. Externe sollen an ärztlicher Behandlung und Unterricht 
teilnehmen können. Aehnliche Ideen äußerte der gleiche Verfasser 
in einem anderen Aufsatz über rationelle Hilfe in der Krüppelfür¬ 
sorge. Insbesondere betonte er die Notwendigkeit orthopädischen 
Universitätsunterrichtes. Eine gewaltige Arbeitsumme ist in den 
grundlegenden Mitteilungen Biesalskis über Wesen und Verbreitung 
des Krüppeltums in Deutschland enthalten. Es ist ein imponierender 
Bericht über die staatliche Krüppelzählung, ihre Organisation, ihre 
Ergebnisse, ihre Wirkungen. Nur eine einzige Zahl soll hier an¬ 
geführt werden: es gibt in Deutschland 75000 Krüppel unter 
16 Jahren. In einer anderen Veröffentlichung über die Organisation 
der Krüppelfürsorge gab Biesalski die eingehende Beschreibung 
der neugegründeten Berlin-Brandenburgisehen Krüppelheil- und Er¬ 
ziehungsanstalt, die in beispiellos schneller Entwicklung sich eine 
führende Stellung errungen hat und mustergültig organisiert ist — 
ein Beweis, wie wichtig und richtig es ist, ein Krüppelheim nicht 
an weltentrücktem Orte, sondern im Kontakt mit einer großen Stadt 
anzulegen. Auch in außerdeutschen Staaten wendete sich der Krüppel¬ 
fürsorge gesteigertes Interesse zu. So berichtete v. Aberle über 
die ersten Heinigründungen in Oesterreich und Ungarn, Lovett 



Orthopädie, Kinesiotherapie. 


119 


gab eine Schilderung der zahlreichen Anstalten für Krüppel in den 
Vereinigten Staaten, Czarnomska lieferte eine Mitteilung über 
die Petersburger Krüppelwerkstätten, die bereits seit 10 Jahren in 
Anlehnung an ein Krankenhaus bestehen. 

Spezielle Orthopädie. Die Durchtrennung des verkürzten schi.'tiuu 
Kopfnickers empfahl Haudek nach dem Vorschlag Langes 
am oberen Ende des Muskels vorzunehmen. Er verwendet alsdann 
den Schanzschen zirkulären Watteverband, der in der Tat eine 
starke redressierende bezw. extendierende Wirkung besitzt. 

Rachitische und paralytische Deformitäten des Thonix- 
Thorax werden nach Nageotte am besten bekämpft durch früh- 
zeitig einsetzende und konsequente orthopädisch-gymnastische Be¬ 
handlung. 

Die Spondylitis tuberculosa im Röntgenbild wurde von si.omhiiti- 
Rauenbusch sorgfältig untersucht, die 11 Tafeln seiner Mono¬ 
graphie enthalten prächtige Aufnahmen der Wirbelsäule. Der Text 
gibt zum Schluß auch die Grundzüge der Spondylitistherapie. Dao 
Redressement des spondylitischen Buckels nach Calot hat Ver¬ 
teidiger gefunden zunächst an Gaugele. Er legt am horizontal 
extendierten Patienten einen Gipsverband an und übt während des 
Erhärtens einen Pelottendruck auf den Gibbus aus. Es entstand 
häufig ein Dekubitus. Der Erfolg schien zunächst günstig zu sein. 

Ein überzeugter Anhänger des von ihm genau befolgten Calot sehen 
Verfahrens ist ferner Hof mann. 

Auf dem Gebiet der Skoliose sind zahlreiche Arbeiten er- sk«>iios.> : 
schienen. Als letzten wissenschaftlichen Gruß des uns zu früh ge¬ 
raubten Nicoladoni empfingen wir aus den Händen der pietät¬ 
vollen Schwester seine Monographie „Anatomie und Mechanismus 
der Skoliose“, in welcher er noch einmal in gedrängter Form seine 
Forschungsergebnisse zusammenfaßte. Hutinel wies auf das ätio- — Aeti<>iogi>>. 
logisch wichtige Moment der allgemeinen Ernährungsstörungen hin. 

Da die letzteren gerade in den Entwicklungsjahren häufig sind, wird 
das Auftreten der Skoliose um diese Zeit verständlich. Die Therapie 
muß also in erster Linie eine Ernährungstherapie sein. Sehr inter¬ 
essant sind die Beobachtungen von Herz in Auckland: Auf Neu¬ 
seeland ist die Rachitis ungemein selten, schwere Skoliosen gibt es 
überhaupt nicht. Und dies, obwohl von einer Schulhygiene keine 
Rede ist! Sehr gut dagegen ist die Hygiene der Wohnung, der 
Körperpflege, der Arbeitseinteilung. Und dadurch und im Zusammen¬ 
hang mit der guten Körperkonstitution der Einwanderer ist das 



120 


VulpiuB. 


Skoliose: Fehlen der Rachitis zu erklären. So liegt der Schluß nahe, daß 
Axiologie, Rachitis und Skoliose in Beziehungen stehen: Die Skoliose kann 
entstehen durch traumatische Belastungsschädigung der rachitischen 
Epiphysenfugen. Zu einem analogen Urteil hinsichtlich der ätiolo¬ 
gischen Bedeutung der Rachitis für schwere Skoliosen gelangte 
Kirsch durch umfangreiche Schüleruntersuchungen. Für die schweren 
Skoliosen ist die Schule keinesfalls verantwortlich, eher für die 
leichten Schiefhaltungen, die unbedenklich sind. Zur Behandlung 
rachitischer Skoliosen empfiehlt er das Lagerungsgipsbett. Auf die 
Insufficientia vertebrae als Vorstufe der Skoliose wies erneut 
Schanz hin. Die Insuffizienz ist der Ausdruck der Ueberlastung der 
Wirbelsäule, sie geht einher mit Schmerzen. Bei genauer Erhebung 
der Anamnese sind fast bei allen Skoliotikern Schmerzperioden nachzu¬ 
weisen. Bei der klinischen Untersuchung ergibt sich Druckschmerz 
der Lendenwirbel in vielen Fällen, es sind das die fioriden, die pro¬ 
gredienten Skoliosen. Unempfindlich dagegen sind die stationären 
Skoliosen. Bei den schmerzhaften Fällen hält Schanz die Gymnastik 
nicht für angezeigt. Eine rein paralytische Skoliose konnte Ewald 
anatomisch untersuchen, die Wirbelsäule war nie belastet worden. Es 
fand sich Degeneration der tiefen Rückenmuskeln auf der linken 
Seite, nach welcher die Krümmungskonvexität sich wendete. Kramer 
stellte Nachprüfungen der Boehmschen Beobachtungen über nume¬ 
rische Variation der Wirbel an und fand eine Serie solcher Wirbel¬ 
säulen mit lumbosakralen Assimilationswirbeln, deren Einfluß auf 
eine Skoliosenbildung nicht zu verkennen ist. Ebenfalls durch 
anatomische Untersuchungen suchte Eckstein die Beziehungen 
zwischen Halsrippen und Skoliose zu klären und kam zu dem Er¬ 
gebnis, daß ein ätiologischer Zusammenhang nicht besteht. Eine 
Berufsskoliose mit linksdorsaler Konvexität entdeckte Schultheß 
Behandlung.bei den Gondoliere Venedigs. Einen neuen Skoliosenpendel¬ 
apparat konstruierte Becker, der in erster Linie der passiven 
und aktiven Redression von Lumbal- und Totalskoliosen dient. Auf¬ 
fällig sind die Beobachtungen von Chlumsky, der einen ver¬ 
schlechternden Einfluß der schwedischen Gymnastik auf die Skoliose 
konstatiert haben will und ihn auf die Lockerung der Bandapparate 
bezieht. Ger so n betonte den Wert häuslicher Nachbehandlung 
nach einer Anstaltskur und empfahl korrigierende Lagerung und 
ähnliche einfache Manipulationen. Zu Gunsten des forcierten 
Redressements bei schweren Skoliosen äußerte sich Gottstein. 
Er verwendet zum Verband ein Gemenge von Gipspulver (19) und 
Portlandzement (1). Was er von Erfolgen zeigt, beweist nichts 



Orthopädie, Kinesiotherapie. 


121 


für dessen Dauerhaftigkeit. Um definitive Korrektions* 
resultate zu gewinnen, bedarf es nach Schanz einer sorgfältigen 
und langwierigen Nachbehandlung. Er läßt im Extensionsredressions- 
gipsbett liegen, gibt ein Stützkorsett mit Kopfextension und Pe- 
lottenredressement, verwendet Massage, aber keine Gymnastik. Ueber 
die Erfolge, die wir von der heutigen Skoliosenbehandlung 
erwarten dürfen, sprach sich Wahl im ganzen ziemlich optimistisch 
aus. Auch er verwendet das Gipsbett mit Reklination. Zur Kon¬ 
trolle unserer therapeutischen Erfolge schlug Härtel folgende 
Hilfsmittel vor: Anlegung einer monatlichen Gewichts- und 
Längenmaßkurve, letztere getrennt für schlaffe und bestmög¬ 
liche Haltung, stereoskopische Photographien in Abständen von 

-'/* Jahr, und zwar ebenfalls in lässiger und straffer Positur. 
Das Stützkorsett wurde als durchaus notwendig anerkannt 
von G. Müller, der dem Hessingkorsett einen praktischen elasti¬ 
schen Zug an dessen Innenfläche hinzufügt. Einem „tragbaren 
Heilapparat“ rühmt Möhring gute Wirkung nach, er besteht 
aus einem Geradhaltergestell mit besonders angeordneten elasti¬ 
schen Zügen. 

Hereditäres Auftreten des Schlüsselbeindefektes 
beobachtete Heineke an 7 Mitgliedern einer Familie, die keine 
Funktionsstörung empfanden. Zander beschrieb eine seltene kon¬ 
genitale Luxation des Humerus, kombiniert mit Hochstand der 
Skapula. Bergemann und Stieda operierten 3mal wegen Ent¬ 
zündung des subakromialen Schleimbeutels mit Kalk¬ 
ablagerung , die Bursa wurde exstirpiert. Es kann auch unter 
Massage etc. Heilung eintreten. Es handelt sich vielleicht um einen 
chronischen Prozeß, dor durch ein Trauma gesteigert wird. — Zur 
ambulatorischen Extensionsbehandlung der oberen 
Extremität hat Borchgrevink (Christiania) eine sehr einfache 
Schienenvorrichtung angegeben, die mittels einer Achselkrücke in 
der Achselhöhle Halt findet und deren Kraft von einem elastischen 
Zug geliefert wird. — Die Bemühungen, nach Resektionen 
bewegliche Gelenke zu erzielen durch Interposition von Muskel¬ 
lappen, wurden am Ellbogen fortgesetzt von Schmieden. Von 
14 Fällen ergaben 6 ein ideales Resultat. Der Lappen wurde 
dem Triceps entnommen. — Die Madelungsche Hand¬ 
gelenksdeformität faßt L e v y als eine Folgeerscheinung 
der Rachitis bezw. der Spätrachitis auf. Sehr interessant sind 
entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen von Braus über 
Hyperdaktylie, angestellt an Embryonen einer Hühnerrasse mit 


Deformitäten 
des Schulter¬ 
gürtels. 


Extensions¬ 

behandlung. 


Ellbogen¬ 

resektion. 


Madelungseln 1 
Deformität. 


Hyper¬ 

daktylie. 



122 


Vulpiue. 


Syndaktylie. 


Künstliche 

Hand. 


Trochanter¬ 

hochstand. 


Schnellende 

Hüfte. 


C’oxa valga. 


Coxa vara. 


überzähliger Zehe. Es wurde festgestellt, daß es sich bei dieser 
Erscheinung um Teilanlage einer spiegelbildlich symmetrischen Ver¬ 
dopplung handelt. — Heilung der kongenitalen Syndaktylie er¬ 
reichte Hornung auf unblutigem Wege durch Anlegen einer 
Klammer, die langsam fester geschraubt wurde. — Die Methode 
Vanghettis, an Amputationsstümpfen schlingenförmige Sehnen¬ 
enden vorstehen zu lassen behufs Uebertragung der Muskelaktion 
auf die Prothese, wurde von Wreden mit Erfolg angewendet, er 
konnte auf diese Weise eine künstliche Hand mit aktiv be¬ 
weglichen Fingern schaffen. 

Eine neue Messung des Trochanterhochstandes ersann 
Schoemaker. Verbindet man am liegenden Menschen und bei 
normaler Beckenstellung die Spitzen der Trochanteren mit den 
Spinae ant. sup. und verlängert diese Linien bis zur Mittellinie, so 
schneiden sie sich genau in letzterer, indem sie zugleich mit Mittel¬ 
linie und Verbindungslinie der Spinae gleichseitige Dreiecke ein- 
schließen. Stehen die Trochanteren nicht gleich hoch, so treffen die 
beschriebenen Trochanter-Spinalinien die Mittellinie an verschiedenen 
Punkten. Und wenn man nun die Distanz der beiden Schnittpunkte 
durch 3 dividiert, so erhält man etwa den Betrag der Höhendifferenz 
der Trochanteren. Stehen beide Rollhügel pathologisch hoch, so 
schneiden sich ihre Linien wohl in der Mittellinie, aber die Form 
der beiden Dreiecke verrät die Verschiebung. — Uebereinstimmend 
fanden Hör and und Pupovac, daß das Phänomen der sogen, 
schnellenden Hüfte in Wahrheit hervorgebracht wird durch 
ein habituelles Luxieren des Tractus ileotibialis über den Trochanter. 
Ursache dieser Verschieblichkeit mag ein Trauma oder eine erlernte 
isolierte Innervation der vorderen Glutäusfasern sein. — Eine 
kleine Monographie über Coxa valga gab T u b b y, alles 
Bekannte zusammenstellend, auch Röntgenbefunde. Hinsichtlich 
letzterer mahnt er zur Vorsicht, da eine fehlerhafte Rotation eine 
Valgität des Halses Vortäuschen kann. Preis er erblickt das Wesen 
der Coxa valga neben der Valgität des Schenkelhalses vor allem in 
einer Anteversion des Kopfes. Sie ist als intrauterine Belastungs¬ 
deformität aufzufassen, die ihrerseits durch Druck gegen den oberen 
Pfannenrand die Entwicklung des Pfannendaches hemmt. Hierin 
liegt aber die Hauptvorbedingung für das spätere Eintreten der 
Luxation bei den ersten Steh- und Gehversuchen. Gerade deshalb 
findet man so selten die reine Coxa valga, so häufig Luxation mit 
der Valgität kombiniert. Einen typischen Fall kongenitaler Coxa 
vara hat v. Frisch mitgeteilt, entstanden nach seiner Ansicht 



Orthopädie, Kinesiotherapie. 


123 


durch Ossifikationsstörungen. Untersuchungen, die t. Baeyer am 
anatomischen Präparat und am Modell ausführte, lassen die An¬ 
nahme zu, daß die veränderte Bänderspannung einigen der Coxa vara 
eigentümlichen Bewegungsstörungen zu Grunde liegt. Klinische und 
pathologisch-anatomische Studien ließen Ortloph in der Coxa vara 
ein Frühsymptom der Osteomalazie erblicken. — Perret berichtet 
über die Prinzipien der Koxitisbehandlung an der Berner 
Klinik, deren Richtigkeit ihm die konstatierten Dauerresultate be¬ 
stätigten. Bei leichten Fällen ohne Eiterung oder mit geschlossenem 
Abszeß wird konservativ behandelt. Läßt sich im Röntgenbild 
ein Herd feststellen, so wird er angegangen. Bei offener Eiterung 
wird zur Erkennung des wahren Gelenkzustandes die Arthrotomie 
und eine atypische Resektion gemacht. Ausgedehnte Resektion 
wird verworfen. Wie verhalten wir uns bei den Folgen einer 
doppelseitigen Koxitis? Guillaume rät von einer Operation ab, 
wenn beiderseits entzündliche Luxation eingetreten ist und keine 
wesentliche Adduktion besteht. Starke Adduktion mit Kreuzung der 
Beine ist dagegen absolute Indikation zur Operation. Die Interposition 
eines Muskellappens in das resezierte Hüftgelenk gab Ahrens 
ein schönes Resultat, obwohl es sich um eine floride Tuberkulose 
handelte. - - Ghillini erzeugte bei wachsenden Kaninchen Hüftluxation 
und studierte die später gefundenen anatomischen Veränderungen, die 
in weitgehendem Maße an die Befunde bei Luxatio coxae con¬ 
genita des Menschen erinnerten. Daß letztere auf mechanische 
Ursachen zurückzuführen sei, diese Annahme will er durch seine 
Experimente stützen. Originelle Anschauungen über die Ae t i o 1 o g i e 
der Hüftluxation äußerte Le Damany: Jeder menschliche Fötus 
deformiert sich vor der Geburt durch übermäßige Beugung in den 
Hüften, diese bedingt durch das räumliche Mißverhältnis zwischen 
Fötus und Uterus. Dies Mißverhältnis ist verursacht durch die ein¬ 
seitige Gehirnentwicklung des Menschen. Der große Kopf verlangt 
mit Rücksicht auf den Geburtsakt ein breites Becken. Deshalb be¬ 
sitzt schon der menschliche Fötus und speziell der weibliche ein 
breites Becken. Zur Beugung der Hüften kommt die Adduktion, 
und damit ist die Luxation vorbereitet. Die Streckung der Hüften 
nach der Geburt vollendet sie. Die Gefahr, welche die Gehirnaus¬ 
bildung in sich birgt, ist also die Hüftluxation, sie findet sich um so 
häufiger, je höher die Rasse steht. Wollenberg wies auf die 
nicht unerhebliche Häufigkeit der Vererbung der Deformität hin, 
die nach seinen sorgfältigen statistischen Erhebungen das familiäre 
Auftreten überwiegt, Joachimsthal auf die nicht ganz seltene 


Coxitis 

tuberculosa. 


Luxatio coxa»* 
congenita 



124 


Vulpius. 


Luxatio coxae 
congenita. 


Therapie der 
kongenitalen 
Hüftluxation: 
Unblutige 
Reposition. 


— Hlutige 
Reposition. 


Kombination der Hüftluxation mit anderen kongenitalen Ano¬ 
malien wie Schiefhals, Spina bifida, Genu recurvatum, Klumpfuß etc. 
Graetzer bekannte sich als Anhänger der mechanischen Theorie, nach 
ihm erzeugen amniotische Verwachsungen die Deformität. Dal> 
die Hüftverrenkung durch Muskelzug zu stände kommen kann, scheint 
ihr nicht ganz seltenes Auftreten bei Littlescher Erkrankung mit 
starken Spasmen zu beweisen. Wollenberg fand unter 10 Fällen 
dieser Art 3mal komplette Luxation. Von größtem praktischen 
Interesse sind die Mitteilungen von Drehmann über seine Be¬ 
handlungsresultate bei 166 Privatpatienten. Er macht die 
Reposition gegen Ende des 2. Lebensjahres, als obere Grenze be¬ 
stimmt er bei einseitiger Luxation das 10. Lebensjahr, bei L. duplex 
das 6. Jahr. Bei einseitiger Luxation erzielte er 93 % funktionell 
normale, 90 % anatomisch normale Gelenke, für Luxatio duplex sind 
die entsprechenden Zahlen 82% und 71 °/o. Rechnet man alle re- 
ponierten Gelenke zusammen, so wurden erzielt: 85% anatomische 
und 91 % funktionelle Erfolge. Etwas weniger günstig lauten die 
Zahlen von Ehebald aus der Gochtsehen Klinik. Von 102 einge- 
renkten Fällen waren 67 einseitig, 35 doppelseitig. Von den ein¬ 
seitigen Fällen ergaben 66 % ein anatomisch und funktionell tadel¬ 
loses Resultat. Ein funktionell vollkommenes Resultat wurde, wenu 
man Reposition mit exzentrischer Einstellung des Kopfes hinzu¬ 
rechnet, sogar in 77% erzielt. Etwas weniger gut war das 
Ergebnis bei Luxatio duplex. Ehebald ist übrigens kein prin¬ 
zipieller Gegner der blutigen Reposition. Eher zu Gunsten der 
letzteren neigt Deutschländer, nach dessen Meinung der Wert 
der blutigen Einrenkung heute unterschätzt wird. Die un¬ 
blutige Methode habe viele Versager aufzuweisen, die uns das Messer 
in die Hand zwingen. Allerdings werde erst große Uebung und 
Erfahrung die volle Leistungsfähigkeit der Operation erkennen lassen. 
Seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse auf diesem Gebiet sind 
allerdings zunächst wenig ermutigend. Ihm widersprach sehr ener¬ 
gisch Bade: Das Versagen der unblutigen Behandlung jugendlicher 
Fälle gehe viel mehr der angewendeten, noch nicht genügend durch¬ 
gearbeiteten Methode zur Last als den anatomischen Verhältnissen. 
Er ist durchaus Gegner blutiger Reposition; Fälle, die trotz aller 
Uebung und Sorgfalt unblutiger Behandlung widerstehen, läßt er 
lieber unbehandelt. Ludloff dagegen operiert Fälle, bei denen die 
unblutige Reposition mißlingt, nach einor eigenen Methode: Das 
Bein wird zunächst in starker Abduktion eingegipst auf die Dauer 
von 4 Wochen. Dann wird das Gelenk mit einem vorderen Schnitt 



Orthopädie, Kinesiotherapie. 


125 


am lateralen Rand des Adductor magnus eröffnet, der Kapselisthmus 
gespalten und der Kopf durch direkten Zug in die Pfanne geholt. — 
Ueber schöne Erfolge der Quadricepsplastik an der Schultheß- 
sehen Klinik berichtete Nägeli. In 12 Fällen war der Tensor 
fasciae allein oder in Verbindung mit Sartorius, Gracilis, Flexoren 
überpflanzt worden. Er ist ein überzeugter Anhänger des Verfahrens 
geworden, das auch von Hofmann empfohlen wurde. Auch dieser 
Operateur bevorzugt den Tensor fasciae zum Ersatz des Quadriceps. 
Er verlagert den Sartorius nach vorne auch in Fällen von Arthro¬ 
dese des Kniegelenks, um dadurch die Beugekontraktur zu ver¬ 
hüten. 

Die Therapie des Genu valgum darf, worauf Muskat 
hinwies, nicht notleiden unter der unzutreffenden Annahme spontaner 
Heilung, die sehr viel häufig bei Varusdeformitäten vorkommt. Die 
Therapie soll aber bei leichteren Formen auch nicht zu energisch 
sein, nicht in Osteotomie bestehen. Muskat verwendet einen 
Lagerungsapparat: Zwischen die Kniee kommt ein Polster, die 
Knöchel werden mit Riemen in korrigierte Stellung gebracht. Außer¬ 
dem läßt er Plattfußeinlagen tragen. Eine ähnliche Vorrichtung 
beschrieb Zuelzer zur Behandlung des Genu varum infantile, welche 
die Kniegelenke mittels elastischer Binde einander nähert, die Knöchel 
abduziert. Um die Arthrodesenoperation am Kniegelenk zu 
vereinfachen, frischt Hübscher die Gelenkflächen nicht an, sondern 
nur Patella und Vorderfläche des Femurs und verschraubt diese 
beiden Knochen miteinander unter starker Anspannung des Liga¬ 
mentum patellare. 

Die Diagnose einer Abrißfraktur der Tuberositas tibiae 
ist nach Alsberg häufig irrtümlich gestellt worden unter Mi߬ 
deutung der Röntgenbefunde. Es gibt vielmehr eine im Wachstums¬ 
alter, besonders zwischen dem 12.—14. Lebensjahr auftretende nicht 
traumatische Erkrankung der Tuberositas, über deren Aetiologie die 
vereinzelten Operationsbefunde noch keine Klarheit gebracht haben. 
Einen Erfolg der Knochenplastik bei angeborener Unter- 
schenkelpseudarthrose konnte Rauenbusch beschreiben. 
Eine 10 Jahre alte traumatische Lähmung des M. peroneus 
heilte Kirsch, indem er einen Lappen der Achillessehne ablöste, 
mit einer Seidensehne verlängerte und diese nach gründlichem 
Redressement des Klumpfußes am Cuboid befestigte. Das Resultat 
war vorzüglich. Zur Erleichterung der Tenotomie der oft (z. B. 
beim Klumpfuß) schwer palpabeln Achillessehne hebt sich Rie- 
dinger die Sehne mit einem eingestochenen Häkchen empor und 


Quadriceps¬ 

plastik. 


Deformitäten 
des Knie¬ 
gelenkes. 


Apophysiti» 

tibialis 


I\seud- 

arthrosis 

tibiae 

Peroneus¬ 

lähmung. 


Aehillo- 

tenotomie. 



126 


Vulpius. 


Hackenfuß. 


Fußgelenks- 

tuberkulöse 


Arthrodese 
des Sprung¬ 
gelenkes. 


(’alcaneus- 

sporn 


Klumpfuß: 

Aetiologie, 


— Therapie. 


durchschneidet sie dann von außen nach innen. Der gleiche Autor 
machte auf eine Gefahr der Achillotenotomie wegen spastischem 
Pes equinus aufmerksam: Es kann sich ein spastisch-paralytischer 
Hackenfuß ausbilden. In solchen Fällen ist darum die plastische 
Verlängerung der Achillessehne vorzuziehen. 

Die Erfolge der operativen Behandlung der Fußgelenks¬ 
tuberkulose führten Stich zu folgender Indikationsstellung: 
Eventuell kann konservativ behandelt werden, wenn das Gelenk 
zwar erkrankt, aber keine Fistel, keine ausgedehnte Zerstörung vor¬ 
handen ist. Ist ein Knochenherd nachweisbar, so soll operiert 
werden, auch wenn das Gelenk noch frei ist. Fast stets ist der 
Operation der Vorzug zu geben, denn 77°/o der konservativ be¬ 
handelten Fälle müssen später doch operiert werden. — Daß die 
Arthrodese des Sprunggelenks häufig mißlingt, daran ist 
nach Goldthwait schuld das Schlottern des angefrischten Talus in 
der Malleolengabel. Er macht eine schiefe Osteotomie des Malleolus 
externus, um ihn an die Außenfläche des Talus anpressen zu können. 

— Mehrfach und verschiedenartig besprochen wurde die plantare 
Exostose des Calcaneus, der sogen. Fersenbeinsporn. Nach 
Haglund ist er nicht selten, er findet sich bei Individuen mit 
osteoartbritischen Prozessen und entsteht wohl durch den reizenden 
Zug der Muskelinsertion. Beschwerden erzeugt der kleine Auswuchs 
nur, wenn er verletzt wird. Entlastet man durch einen Hing die 
schmerzhafte Stelle der Fersenfläche, so kann Heilung eintreten. 
Lehr meint ebenfalls, daß der Sporn oft symptomlos bleibt, aber 
bei Plattfußbildung durch Verlagerung des Calcaneus schmerzhaft 
wird. Blencke endlich wurde durch klinische Beobachtungen und 
zahlreiche Röntgenuntersuchungen zu der Ansicht geführt, daß der 
Sporn seltener eine Wachstumserscheinung, eine Ausziehung der 
unteren Calcaneusepiphyse darstellt; vielmehr dürfte er sich meist 
im späteren Alter durch verschiedene pathologische Ursachen, 
namentlich Gonorrhoe, Arthritis, Arteriosklerose entwickeln. Die 
Exostose muß nicht gerade Beschwerden machen, tut es aber meistens. 

— Sowohl Kirchner als Hohmann vertraten für den ange¬ 
borenen Klumpfuß sowohl wie für die Hüftluxation bezw. die 
Klumphand die Anschauung, daß diese Deformitäten auf Amnionenge 
zu beziehen sind. Ein lebhafter Meinungsaustausch befaßte sich mit 
der Therapie des Klumpfußes. Schultze verwarf jede blutige Be¬ 
handlung, die er geradezu als Kunstfehler brandmarken zu müssen 
glaubte. Auch Semeleder empfiehlt tägliches manuelles Hedres- 
sieren, das vor Ablauf des 1. Lebensjahres zum Ziel führt. Er ist 



Orthopädie, Kinesiotherapie. 


127 


selbst ein Gegner der Tenotomie. Becker hält eine Behandlung 
im 1. Lebensjahr hingegen für unrichtig, er redressiert erst später 
und rollt dabei besonders den inneren Fußrand energisch auf. Ueber- 
schüssige Haut über der Fußwurzel wird exzidiert. Er behandelt 
im Schienenhülsenapparat nach. Lange verwendet in den ersten 
Lebensjahren nach dem Redressement zwar den Gipsverband, läßt 
ihn aber nur 2 Tage liegen, weil er Dekubitus, Ekzem, Atrophie 
fürchtet. Er behandelt nach Abnahme des festen Verbandes mit 
Zelluloidschienen weiter. Sehr energisch wandten sich gegen seine 
Methode Schultze und Herz. Beide tadelten die Langwierigkeit 
und Mühseligkeit des Lang eschen Verfahrens und die Mangelhaftig¬ 
keit seiner Resultate. Die Bedenken gegenüber dem Gipsverband 
sind bei guter Technik grundlos. Sowohl unblutiges Redressement 
wie Operation bei dessen Erfolglosigkeit wendet Vulpius an, er 
vertritt also einen vermittelnden Standpunkt. Möglichst soll die 
Kur beendigt sein, wenn das Kind zu gehen beginnt. Fränkel 
benutzt in origineller Weise den Klappschen Saugapparat zum Re¬ 
dressement des Klumpfußes, welches spielend gelingen soll, und zwar 
ohne Narkose. Zur Nachbehandlung nach jeder Sitzung wählt er 
den federnden Fixationsverband, einen Heftpflasterverband, der durch 
Einschaltung einer Spiralfeder den Fuß nach Belieben abduziert, 
proniert, dorsalflektiert. Um das modellierende Redressement zu 
vervollständigen und die häufig widerspenstige Ferse in Abduktion zu 
bringen, empfiehltSaxl die supramalleolärelnfraktionderFibula 
anzuschließen. Schanz erblickt eine Hauptschwierigkeit des Klump¬ 
fußredressements in der Verdickung des Taluskörpers, welche sein 
Eintreten in die Malleolengabel verhindert. Er hat, wie Lehr mit¬ 
teilt, dies Hindernis durch Abtragen der äußeren Talusfläche mit 
Erfolg zu beseitigen gesucht. Einen ultrachirurgischen Standpunkt 
endlich nimmt Willens ein. Ganz leichte Fälle ausgenommen, 
macht er prinzipiell Exstirpation des Talus, Resektion des Proc. ant. 
calcanei, dann Einlagerung des Cuboid in die Malleolengabel. — Der 
traumatische Plattfuß ist nach Deutschländer in Wahr¬ 
heit oft eine Fraktur des Naviculare oder benachbarter Knochen 
mit konsekutiver Arthritis deformans. Mit einer solchen Absprengung 
am Kahnbein ist nicht zu verwechseln das Os tibiale. Dieser offen¬ 
bar nicht seltene Extraknochen hat mit der Plattfußbildung nach 
Gaugele nichts zu tun, kann aber vielleicht Schmerzen erzeugen, 
wenn Senkung und Drehung des Kahnbeines während der Entwick¬ 
lung des Plattfußes zu stände kommen. Modifizierte Gummieinlagen 
stellt Bar dach, der als Zahnarzt selber an Plattfußbeschwerden 


Plattfuß. 



128 


Vulpius. 


Plattfuli. 


litt, in der Weise her, daß er einem Gipsabguß des Fußes ent¬ 
sprechend eine vorrätig gehaltene Kautschukschablone zurecht 
raspelt. Das Gipsmodell für seine Zelluloid-, Leder- oder Durana- 
einlagen gewinnt Nieny, indem er den Patienten auf ein mit Gips 
gefülltes Cambricsäckchen treten läßt und während des Erhärtens 
die Fußwölbung mit einem Bindenzügel redressiert. Plattfüßige läß t 
Schanz nach Lehrs Mitteilung zur Kräftigung der Fuß- und 
TJnterschenkelmuskeln im Wasserbad Kies treten und um rühren. 
Lehr weist auch hin auf eine besondere Form des Plattfußes, das 
Einsinken des queren Fußgewölbes, wodurch die Metatarsalköpfchen 
einen ungewohnten Druck aufnehmen müssen — es entsteht der 
Vorderfußschmerz. Ein zirkulärer Heftpflasterverband genügt, um 
die Beschwerden zu beseitigen. 

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129 


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Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 9 



130 


Vulpius. 


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132 


Vulpius. 


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rhoischer Gelenkentzündungen. Med. Klinik Nr. 25. — Wahl, Was dürfen 
wir von der Skoliosenbehandlung erwarten? Münch, med. Wochenschr. 
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Wollenberg, Littlesche Krankheit und Hiiftluxation. Berl. klin. Wochen¬ 
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geborenen Hüftgelenksverrenkung. Zeitschr. f. orthop. Chir. Bd. XXI, 
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Zentralbl. f. Orthop. Nr. 10. — Derselbe, Behandlung der chirurgischen 
Tuberkulose mit Kampfernaphthol. Zeitschr. f. orthop. Chir. Bd. XXI. — 
Zander, Kongenitale Luxation des Humerus. Zeitschr. f. orthop. Chir. 
Bd. XX. — Zuelz er, Zur Behandlung des Genu varum. Zeitschr. f. orthop. 
Chir. Bd. XX. 



HI. 


Spezielle Pathologie und Therapie. 

I. Innere Medizin. 

a) Krankheiten des Nervensystems. 

Von Prof. Dr. E. Redlich in Wien. 

Mit 3 Abbildungen. 

Allgemeines. Auf die theoretisch so wichtige Frage des Auf- Neuronenlehre, 
baues des Nervensystems aus Neuronen kommt Verworn 
neuerdings zurück. Das Wesentliche dieser Lehre liegt nach ihm 
in der Auffassung des Ganglienzellenkörpers mit seinem Nerven- 
fortsatz und seinen Dendriten als zellul&re Einheit. Diese An¬ 
schauung kann auch heute noch gelten, ebenso daß für das Aus¬ 
wachsen des peripherischen Abschnittes nach Verletzungen der zen¬ 
trale von wesentlicher Bedeutung ist. Dagegen ist über den Zusammen¬ 
hang der einzelnen Neurone untereinander noch keine volle Klar¬ 
heit gewonnen worden, ebensowenig darüber, ob das fibrilläre oder 
das perifibrilläre Protoplasma oder beide für die Leitung der Nerven¬ 
erregung von Bedeutung sind. Verworn weist dann auf die neuen 
Ansichten über die Vorgänge beider funktionellen Inanspruch¬ 
nahme, sowie der Hemmungsfunktionen der Ganglienzellen hin, die 
auf Dissimilationsvorgängen beruhen. — Benedikt setzt seine von 
den herrschenden Anschauungen vielfach abweichenden Ansichten über 
die willkürliche Muskelkontraktion, sowie über krank- Willkürliche 
hafte Bewegungsstörungen auseinander. Nach ihm ist die 
Hebekraft der kontraktilen Muskelelemente und ebenso die Wirkung 
der Fixationsinnervation von der aktiven Erweiterung des Quer¬ 
schnittes der Muskelelemente abhängig. Die Rückkehr zur Norm 
erfolgt automatisch. Die tabische Ataxie ist nach ihm keine Koor¬ 
dinationsstörung, sie hat mit zentripetalen Störungen nichts zu tun, 
ist vielmehr bedingt durch eine Störung in der Funktion von Fasern, 
welche zentrifugal in den hinteren Wurzeln verlaufen, infolgedessen 



134 


Redlich. 


Reflexe. 


Hemiplegie. 


sprechen die kontraktilen Elemente schwerer an und reagieren ex¬ 
zessiv. Bei dieser Gelegenheit spricht sich Benedikt neuerdings 
gegen den Zusammenhang von Tabes und Lues aus. Anläßlich der 
Erörterungen der Krampferscheinungen bringt Benedikt allerlei 
Exkurse über die Epilepsie, auf die hier nicht näher eingegangen sei. 

Wieder liegt eine Reihe von Arbeiten über diagnostisch 
wichtige Reflexe vor. Bei Beklopfen des Fußrückens tritt in 
der Norm eine Dorsalflexion des Fußes auf, nach Bechterew und 
Mendel bei Degeneration der Pyramidenbahn umgekehrt eine Plan¬ 
tarflexion der Zehen. Nikitin bestätigt im wesentlichen diese An¬ 
gaben. Freilich ist dieser Reflex nicht mit gleicher Sicherheit ver¬ 
wertbar, wie etwa der Babinskische Reflex. Steinberg zeigte 
vor kurzem, daß bei Hemiplegikern Reizung der Fußsohle der ge¬ 
lähmten Seite Dorsalflexion der großen Zehe, Reizung der gesunden 
Seite Plantarflexion beider großen Zehen bedingt. Steinberg 
glaubt, daß auch das Auftreten dieses kontralateralen Plantarreflexes 
auf eine Läsion der Pyramidenbahn hinweise. Ein Analogon des 
Babinskisehen Reflexes beschreibt Jacobsohn an der Hand: 
bei einer besonderen Art der Fixierung des gelähmten Unterarms 
erhält man durch leichtes Schlagen des Perkussionshammers gegen 
den Radius eine deutliche Beugung der Finger, vornehmlich der 
Endphalangen. Unter normalen Verhältnissen bleiben die Finger 
vollkommen gerade, oder es zeigt sich höchstens ein leichtes Schnellen 
der ganzen Finger. Dieser Reflex soll bei der zerebralen Hemi¬ 
plegie konstant sein, er fehlt bei Paralysis agitans. Jacobsohn 
hält diesen Reflex für identisch mit Bechterews Karpometa- 
karpalreflex. Heftiger Druck auf das Auge bewirkt nach A sehn er 
(resp. Wagner.-Jauregg) bei stuporösen Geisteskranken, auch 
bei tief Narkotisierten das Auftreten tiefer Atemzüge, von Kon¬ 
gestion des Gesichtes, Brechbewegungen, unter Umständen Rückkehr 
des Bewußtseins und Verschwinden des Radialpulses. Dies alles 
weist nach A sehn er auf Vagusreizung hin, die reflektorisch vom 
Trigeminus aus erfolgt; wie Tierexperimente des Verfassers zeigten, 
ist es ein Reflex, der durch die Medulla oblongata abläuft und sich 
in der Narkose länger erhält, als der Korneal- und Pupillenreflex. 

Gehirn. Mit einem verbesserten Dynamometer untersuchte 
Sternberg die Kraft der Hemiplegiker, indem er mit beiden 
Händen zunächst isoliert und dann zu gleicher Zeit mit der gesunden 
und gelähmten Hand drücken ließ. Dabei fand sich öfters, insbe¬ 
sondere in frischen Stadien, auch die Kraft der gesunden Seite 



Krankheiten des Nervensystems. 


135 


herabgesetzt. Der Simultaneffekt, d. h. die Kraft bei gleichzeitigem 
Drücken, ergab öfters für die kranke Seite eine Steigerung der 
Leistung, mitunter aber auch eine Herabsetzung; auch für die 
gesunde Seite ist der Effekt sehr variabel. Auffällig ist oft die 
rasche Ermüdbarkeit. An einem anatomisch genau untersuchten 
Falle bespricht Schaffer das Phänomen des zerebralenSchmer- Zerebraler 
zes bei Hirnherden. Redlich und Bonvicini befassen sich Schlnerz 
mit dem interessanten Phänomen, daß mitunter Kranken mit zere- Zerebrale 
bral bedingter Blindheit die Blindheit nicht zum Bewußtsein Bhudheit. 
kommt, eine Erscheinung, die viel häufiger ist, als zunächst gedacht 
wird. Sie findet sich nicht nur bei doppelseitigen Herden im Hinter¬ 
hauptslappen mit totaler Blindheit oder hochgradiger Störung des 
Sehvermögens, sondern auch in Fällen von Blindheit bei Allgemein¬ 
erkrankungen des Gehirns (z. B. bei Tumor cerebri mit Atrophie nach 
Stauungspapille). Das Symptom ist nicht rein anatomisch, etwa durch 
Ausschaltung der ganzen optischen Zentren und Bahnen, sowie ihrer 
Assoziationssysteme, noch auch durch Störungen des Gedächtnisses und 
der Merkfähigkeit allein oder durch optische Halluzinationen zu er¬ 
klären. Es stellt vielmehr eine Teilerscheinung einer allgemeinen und 
hochgradigen Störung der Hirnfunktionen bei bestehender Blindheit 
dar. Umgekehrt kann im Beginne der Erkrankung bei beiderseitiger 
Okzipitalaffektion ein noch Testierender Gesichtsfeldrest von dem 
Kranken übersehen werden, so daß sich dieser für blind hält. — Als 
kongenitale Wortblindheit werden Fälle beschrieben, wo sonst 
normale Kinder, die auch keine Zeichen von Sprachstörung zeigen, 
nicht lesen lernen. Einen dieser seltenen Fälle beschreibt Peters. 

Der Knabe, der ein normales Sehvermögen hat, liest einzelne Buch¬ 
staben und Ziffern gut, nicht aber ganze Worte. Auch das Diktat¬ 
schreiben ist deutlich gestört. Mit Morgan nimmt Peters als 
Ursache der Störung eine Aplasie von Hirnteilen in der Gegend des 
Gyrus angularis an. Durch eine besondere Unterrichtsmethode läßt 
sich der Defekt mitunter vollständig korrigieren. — Während manch¬ 
mal, wie Liepmann gezeigt hat, die Handlungsfähigkeit von 
Kranken in einem die Lähmung weit überholenden Maße gestört 
ist (Apraxie), zeigt Meyer, daß mitunter die Kranken, trotz relativ 
starker Lähmung, relativ gut, selbst kompliziertere] Handlungen, 
z. B. Schreiben, auszuführen im stände sind (Eupraxie). Er Kupraxie. 
nimmt an, daß je näher der Herd der linken Hirnrinde sitzt, desto 
mehr die Fähigkeit zu handeln leidet, eine Auffassung, die iin wesent¬ 
lichen Liepmann akzeptiert. —Durch Marie ist neuerdings wieder 
die Frage der Aphasie in Fluß und Diskussion gekommen und 



136 


Redlich. 


Aphasie, hat eine geradezu unübersehbare Zahl von Arbeiten gezeitigt. Maries 
Standpunkt ist folgender: Er erkennt nur eine Form von Aphasie 
an, die durch Läsion der Wern ick eschen Zone bedingt ist; sie 
entsteht aber nicht durch den Verlust der Wortklangbilder, wie man 
dies allgemein annahm, sondern ist bedingt durch eine eigentüm¬ 
liche Intelligenzstörung. Eine Läsion dieser Stelle plus einer solchen des 
linken Linsenkerns gibt die sogen, motorische Aphasie, die eigent¬ 
lich eine Anarthrie ist, während die Brocasche Windung mit der 
motorischen Aphasie nichts zu tun hat. Maries Anschauung ist 
des breiteren auseinandergesetzt in dem großen Buch von Mo utier, 
sie hat in der Pariser neurologischen Gesellschaft zu lebhaften Er¬ 
örterungen geführt; beide Thesen Maries wurden heftig angegriffen, 
zu einer Entscheidung ist es noch nicht gekommen. Heute aber läßt 
sich schon sagen, daß Marie gewiß nicht recht behalten wird, dal) 
aber sein Eingreifen zu einer wohltuenden Revision der ganzen Lehre 
führen wird. 

Schuß- Eine interessante Spätfolge einer Schuß Verletzung des 

Verletzung Gehirns beschreibt Bernhardt. Als unmittelbare Folge der 

des Gehirns. . ... . 

Verletzung blieb eine rechtseitige totale Optikusatrophie zurück. 
Einige Jahre später stellte sich eine Schwäche der linken Körper¬ 
seite und eine an Hemichorea erinnernde Bewegungsunruhe ein. 
Die Röntgenplatte zeigte eine Reihe von Schrotkugeln im Schädel- 
innern. Wieso der jahrelang anstandslos vertragene Fremdkörper 
nunmehr Erscheinungen machte, ließ sich nicht entscheiden. — Sänger 
bespricht zusammenfassend den wichtigen Umstand, daß mitunter bei 
Herd- diffusen Erkrankungen des Gehirns gewisse Herderschei- 
symptome n ungen in den Vordergrund treten, so daß die Annahme rein 
Erkrankungen lokaler Schädigungen nahe liegt. In manchen dieser Fälle ist darum 
des Gehirns, auch schon vergeblich eine Operation vorgenommen worden. So 
kann bei genuiner Epilepsie das Symptomenbild des Jacksonschen 
Anfalles sich finden. Bei der tuberkulösen Meningitis sind Hemi¬ 
plegie, Aphasie, Lähmung einzelner Hirnnerven recht häufig, in 
seltenen Fällen kommt ähnliches auch bei der eitrigen Meningitis 
vor. Auch eine diffuse sarkomatöse Meningitis (ein Fall mit doppel¬ 
seitiger Lähmung) kann solche Herderschoinungen bedingen, ebenso 
eine diffuse chronische Leptomeningitis. Am häufigsten kommt dies 
aber beim chronischen Hydrozephalus vor, gelegentlich auch bei 
Arteriosklerose der Hirngefäße. Auch die senile Hirnatrophie kann 
neben den typischen Allgemeinerscheinungen zu zirkumskripten klini¬ 
schen Ausfällen (Aphasie, Apraxie) führen, die die Fehldiagnose 
einer Herderkrankung nahelegen. Endlich erwähnt Sänger von 


i 

l 


Krankheiten des Nervensystems. 137 

hierhergehörigen Erkrankungen noch die diffuse Enzephalitis, die 
progressive Paralyse und den Pseudotumor. Eine Uebersicht über 
gewisse Fortschritte in der Diagnostik der Gehirngeschwülste 
gibt Knapp; die Hirnchirurgie ist heute nicht mehr, wie dies 
Bergmann meinte, identisch mit einer Chirurgie der Zentral¬ 
windungen; gerade die stummen Gehirnregionen sollten für den 
Chirurgen mehr Anziehungskraft haben, da hier die Entfernung der be¬ 
fallenen Hirnteile ohne wesentliche Folgeerscheinungen möglich ist. In 
gewissem Sinne müssen daher auch die Fernsymptome für die Diagnose 
verwertet werden. Voraussetzung dafür ist eine Wahrscheinlichkeits¬ 
skala des Auftretens bestimmter Fern¬ 
symptome bei Tumoren gewisser 
Hirnregionen, wie dies Knapp z. B. 
für die Affektionen des Schläfenlappens 
dartut. Zu verwerten sind auch die 
Schallleitungsveränderungen bei 
Perkussion und Auskultation des Schä¬ 
dels, insbesondere bei Krankheitsherden 
dicht unter dem Schädeldach. Die 
Böntgenphotographie zeigt Usuren 
des Schädels durch andrängende Ge¬ 
schwülste, aber auch, wie hinzuzufügen 
ist, ausgebreitete Usuren durch die 
Drucksteigerung, dann verkalkte Ge¬ 
schwülste, die Verbreiterung der Sella 
turcica bei Hypophysengeschwülsten. 
Knapp hebt dann den Wert der Hirn¬ 
punktion mit nachfolgender histologi¬ 
scher Untersuchung der aspirierten Ge- 
websbestandteile zur Lokalisation von 
Geschwülsten hervor. Förster zeigt an 
der Hand dreier Fälle, wie schwer unter 
Umständen die Lokaldiagnose des Tumors sein kann, einmal 
dann, wenn wegen Benommenheit des Patienten eine genaue Unter¬ 
suchung nicht möglich ist; ein andermal war die Diagnose eines 
Akustikustumors gestellt worden, die Diagnose der Seite aber 
konnte nicht mit aller Sicherheit gemacht werden, ein dritter Fall 
zeigt wiederum die bekannten Schwierigkeiten der Differential¬ 
diagnose zwischen Tumor und Hydrozephalus. Auf eine Eigentüm¬ 
lichkeit der Hirn venen um Tumoren weisen Philipps und Smith 
hin; die Venen bildeten einen förmlichen Kranz um den Tumor, wie 


Fig. 15. 



(Nach Philipps u. Smith, 
Venous aecomodation. 
The Lancet 1908 .) 


Hirntumoren 


Symptoma¬ 

tologie, 


— Diagnose. 


138 


Redlich. 


dies aus der Fig. 15 hervorgeht. Schüller konnte übrigens ähn¬ 
liches mitunter an den Diploevenen im Röntgenbilde nachweisen und so 
Hirnpunktion, einen weiteren lokaldiagnostischen Behelf gewinnen. Durch Hirn¬ 
punktion wurde ein Zystizerkus zu Tage gefördert und bei der 
vorgenommenen Operation mehrere Zystizerken entfernt. Nachträglich 
ging der Kranke unter Zunahme von Hirnerscheinungen zu Grunde, 
und die Obduktion ergab außer den Zystizerken in der Gegend der 
Fossa Sylvii noch solche im linken Stirnhirn und linken Schläfenlappen 
und in anderen Hirnpartien. Der Fall zeigt wohl, welchen Nutzen unter 
Umständen die Hirnpunktion bei der Diagnose von Hirntumoren 
haben kann. — An der Hand mehrerer Beobachtungen referiert 
Klein- Siemerling über den heutigen Standpunkt in der Symptomato- 
liirutumoreu . j O gj 0 (} er Kleinhirntumoren. Für diese sind nebst den Allgemein¬ 
erscheinungen des Tumors, dem Fortschreiten des Leidens charakte¬ 
ristisch : zerebellare Ataxie, Schwindel, nystagmische Zuckungen. 
Blicklähmungen, ataktische, mitunter tremorartige Bewegungsstö¬ 
rungen an den Extremitäten, während gleichzeitige Hemiparesen, Are- 
flexie der Kornea, die Adiadokokinesis (Verlust der Fähigkeit, rasch 
folgende, namentlich antagonistische Bewegungen auszuführen) ic 
ihrer Bedeutung noch nicht endgültig festgestellt sind. Mit dem 
gleichen Gegenstände beschäftigt sich auch Ziehen, der insbesondere 
auf die Schwierigkeiten der Differentialdiagnose zwischen Klein¬ 
hirn- und Stirnhirntumoren hinweist. — Durch den Nachweis 
von Karzinomzellen im Lumbalpunktate konnte Stadelmann das Vor¬ 
handensein einer metastatischen (primäres Magenkarzinom) kar- 
Hiintumoren. zinomatösen Menin gitis in vivo diagnostizieren. — Schupf er hat 
neuerdings einen Fall eines Gliosarkoms im rechten Schläfen¬ 
lappen beobachtet, der zu einer ausgedehnten, einen großen Teil des 
Rückenmarks umgürtenden Metastase in der Pia geführt hatte. Von 
Symptomen bestanden unter anderem Parese im Okulomotorius, link¬ 
seitige Hemiparese, motorische Reizerscheinungen, Gangstörung, Sensi¬ 
bilitätsstörungen und Erlöschen der Patellarreflexe, Störungen des Ge¬ 
hörs, Geruchs und Geschmacks und zum Schluß schwere Paraparese 
der unteren Extremitäten mit Blasenstörung, Folgeerscheinungen der 
Operativ»* Rückenmarksmetastase. — Von mit Erfolg operierten Fällen sei 
Behandlung. z g auf ^ en von Oppenheim und Krause beschriebenen Fall hinge¬ 
wiesen, ein Tumor in der Gegend der linken ersten Schläfewindung und 
der Insel, als dessen Hauptsymptom die sensorische Aphasie zu be¬ 
zeichnen war. Der Tumor erwies sich als ein von der Dura ausgehen¬ 
des Fibrosarkom. Später aufgetretene schwere Hirnerscheinungen 
veranlaßten einen zweiten operativen Eingriff, bei dem ein zweiter 



Krankheiten des Nervensystems. 


139 


Tamor, in der Nähe des ersten gelegen, entfernt wurde, worauf ein 
schönes Endresultat zurückblieb. — B i r o erörtert u. a. die Frage des 
Zusammenhanges zwischen Trauma und Tumor, der in 
manchen Fällen anzuerkennen ist, während in anderen höchstens eine 
gewisse Förderung des Wachstums der Geschwulst zuzugeben ist. 
Von 84 Fällen sah er 5, wo ein solcher ätiologischer Einfluß des 
Traumas zuzugeben war. — Pfeifer beobachtete einen Kranken mit 
sensorisch-aphasischen und apraktischen Erscheinungen u. s. w., wo er 
einen Tumor in der Gegend der linken Fossa Sylvii diagnostizierte. 
— Er gibt zusammenfassend eine Darstellung der Symptomato¬ 
logie der Tumoren des vierten Ventrikels. Als charakteristisch 
können außer Herdsymptomen von seiten derMedulla oblongata und des 
Zerebellum und allgemeinen Hirndruckerscheinungen gelten: Hinter¬ 
hauptskopfschmerz, eigenartige, nach vorn geneigte steife Kopfhaltung, 
periodischer Verlauf und plötzlicher Exitus. Das Brunssche Sym¬ 
ptom: plötzliches Hinstürzen, Auftreten heftiger zerebraler Symptome 
bei plötzlichen Lageveränderungen des Kopfes sprechen im allge¬ 
meinen für Zystizerkosis des vierten Ventrikels. Gliomatose des vierten 
Ventrikels sah Stern in einem Falle, wo klinisch Kopfschmerz im 
Hinterhaupte, eigentümliche steife Kopfhaltung, Erbrechen, dann Puls¬ 
verlangsamung bestand und plötzlicher Exitus eintrat. — Ein Glio- 
sarkomder Medulla oblongata beschreibt Wiswe. Klinisch fand sich 
Kopfschmerz, Schwindel, Erbrechen, Stauungspapille, Nystagmus, 
Blickparese, Areflexie der Kornea beiderseits, Herabsetzung der Hör¬ 
schärfe beiderseits, rechtseitige Hemiparese, Hypotonieder Extremitäten, 
Zerebellarataxie. Ein diffuses Gliom der Medulla oblongata bei einem 
Kinde beschreibt Slatow. Der Fall ist auch anatomisch nicht leicht 
von der multiplen Sklerose abzugrenzen. — Anhangsweise sei bemerkt, 
daß sich das Interesse der Neurologen neuerdings wieder mehr der 
als Oxyzephalie oder Turmschädel benannten Schädelanomalie 
zuwendet. Ein größerer Teil der Fälle geht mit Blindheit einher, und 
zwar meist infolge von Atrophia N. optici nach Neuritis. Meitzer hat 
20 solcher Fälle genauer beschrieben. Der Autor sieht das Primäre 
in einer Meningitis serosa ventricularis mit Hydrozephalus, die auch 
zum vorzeitigen Nahtverschluß führt. Durch Rezidive kommt es 
zur Neuritis optica, resp. Blindheit. Das wachsende Gehirn ist durch 
die vorzeitige Nahtverknöcherung starkem Druck ausgesetzt; auch das 
Röntgenbild zeigt in solchen Fällen nicht selten Druckerscheinungen, 
weswegen zu therapeutischen Zwecken Lumbalpunktion und Tre¬ 
panation in Frage kommen. —Zwei Fälle von Pseudotumor be¬ 
schreiben Weber und Schultz. Im Anschlüsse an eine Pneu- 


Trauma und 
Tumor. 


Tumoren des 
vierten 
Ventrikels. 


Turmsehiidel. 


Pseudotumor 
des Gehirns 



140 


Redlich. 


Pseu'lotumor 

Gehirns. 


Aneurysmen 
der Hirn¬ 
arterien. 


Syphilis 
des Gehirns. 


monie, im anderen Falle nach einer Lumbalanästhesie erkrankten 
beide Kranke unter Erscheinungen eines raumbeengenden Prozesses, 
der im ersten Falle unter Schwankungen, im zweiten rapid zunahm 
und zum Exitus führte. Das makroskopische Ergebnis war negativ: 
bei der mikroskopischen Untersuchung fanden sich im wesentlichen 
arteriosklerotische Prozesse, die durch Zirkulationsstörungen zu den 
schweren Hirnerscheinungen geführt hatten. Aehnlich ist die Er¬ 
klärung, die Hochhaus für eine Zahl von Fällen eigener Beobach¬ 
tung gibt, plötzlich eintretende, schwere Himerscheinungen, die an 
Blutung oder Erweichung denken ließen, ohne daß sich ein grob 
anatomischer Befund ergeben hätte. 

Bradford gibt in einer klinischen Vorlesung einen TJeber- 
blick über die wichtigsten Daten aus der Klinik und pathologi¬ 
schen Anatomie der Hirnarterienaneurysmen. Aneurysmen 
der Hirnarterien sind relativ häufiger, als die anderer Gefäße, 
was mit der anatomischen Beschaffenheit und der Physiologie 
ersterer zusammenhängt. Am häufigsten sind die Gefäße der Basis 
Sitz des Aneurysmas, speziell die mittleren Hirnarterien, daun 
kommt die Basilaris, an dritter Stelle die Carotis interna. Meist 
handelt es sich um echte sackförmige Aneurysmen. Bei ihrer 
Beratung kommt es zu meningealen, nicht selten auch zu intrazere¬ 
bralen Blutungen. Ursache der Aneurysmenbildung ist eine lokale 
Erkrankung der Arterien, sehr oft auf syphilitischer Basis; in an¬ 
deren Fällen liegt eine embolische Genese vor. In klinischer Be¬ 
ziehung gibt es latente Fälle, selbst bei großen Aneurysmen, iu 
anderen Fällen geht der bis dahin gesunde Kranke plötzlich an 
einer Hämorrhagie zu Grunde, in einer dritten, kleinsten Gruppe 
bestehen die Erscheinungen eines Hirntumors. Schließlich gibt es 
Fälle, wo lange Zeit unbestimmte Symptome bestehen, aus denen 
sich rasch die schweren Erscheinungen entwickeln, die der Hämor¬ 
rhagie entsprechen. Bradford gibt dann noch Details be¬ 
züglich der Diagnose, speziell auch hinsichtlich des Sitzes der 
Aneurysmen. Einen Fall von Aneurysma der vorderen Himarterie 
beschreibt Hacnalty; er ist insofern interessant, als zwischen der 
Ruptur des Aneurysmas und dem Exitus letalis ein Zwischenraum 
von IG Tagen liegt. — Gummöse Erkrankung der beiden 
Nuclei caudati bestand in einem Falle von Campbell. Zu¬ 
nächst traten leichte rechtseitige Hemiparese, Sprach- und Schreib¬ 
störungen auf. Eigentliche Tumorerscheinungen fehlten, dagegen 
bestand allgemeine Verblödung. Später trat hinzu linkseitige Okulo¬ 
motoriuslähmung, linkseitige Fazialisparese, dann rechtseitige Okulo- 



Krankheiten des Nervensystems. 


141 


motoriusparese, Nackenstarre. Bei der Obduktion fanden sich Gummen 
in den Nuclei caudati, außerdem solche in der vorderen Kommissur, 
in den Vierhügeln, im Thalamus opticus. Für die Affektion des 
Nucleus caudatus kommen in Betracht: dauernde Herabsetzung der 
Körpertemperatur, psychische Störungen und solche der Kopf- und 
Körperhaltung, Störungen des Ganges, der Ausfall an spontanen 
Bewegungen, während die anderen Erscheinungen auf die Gummen 
der anderen Hirnpartien zurückzuführen sind. 

Mit der durch Blei Vergiftung bedingten Meningitis beschäftigt Meningitis 
sich Pinard. Meist gehen ihr andere Erscheinungen der Bleivergiftung B j eiV grgtftung 
voraus. In klinischer Beziehung gibt es latente Fälle, die oft sehr 
früh auftreten, mitunter sich auf Kopfschmerz und Ueblichkeiten be¬ 
schränken. Die Lumbalpunktion ergibt Drucksteigerung und Lympho¬ 
zytose. Die akuten und subakuten Fälle gleichen im Symptomen- 
bilde mehr denen anderer Meningitisformen, sie können auch mit 
Fieber einhergehen. Hierher gehören auch die Fälle von Blei¬ 
paralyse und Pseudoparalyse. Diese Fälle können auch in ein 
chronisches Stadium übergehen. Nicht selten finden sich bei der 
Bleimeningitis noch andere Erscheinungen der Bleiintoxikation, z. B. 
Bleiamaurose. 

Rückenmark. In ätiologischer Beziehung haben die neueren 
Untersuchungen nur von neuem die ausschlaggebende Bedeutung der 
Syphilis für die Aetiologie der Tabes dargetan. Esseinurauf Tabes: 
die Ergebnisse der Wassermannschen Serodiagnostik der Lues Aet,olos ’ e 
hingewiesen (s. d. die Diskussion auf dem Internistenkongresse in Wien 
und der Tagung Deutscher Nervenärzte in Heidelberg). Wenngleich über 
die theoretischen Grundlagen dieser Reaktion noch vielfach Zweifel 
herrschen, die Methode noch mannigfach variiert wird, ist der positive 
Ausfall in diagnostischer Hinsicht mit allergrößter Sicherheit für vor¬ 
ausgegangene Syphilis verwertbar. Was die Tabes selbst betrifft, so ist 
die Zahl der positiven Befunde im Blute nicht so groß, wie bei der 
Paralyse, etwa 60—70 °/o (größer in der Lumbalpunktionsflüssigkeit); 
dabei sind aber auch eine ganze Reihe positiver Fälle, in denen Anam¬ 
nese und Befund sonst nichts für Syphilis ergeben. Von Interesse ist 
gewiß, daß bei sicheren syphilitischen Erkrankungen des Zentral¬ 
nervensystems die Zahl der positiven Fälle kleiner ist, als bei Tabes. 

Damit dürfte diese Frage erledigt sein, und es wird nunmehr Auf¬ 
gabe weiterer Forschung sein zu entscheiden, welcher Art der Zu¬ 
sammenhang zwischen Syphilis und Tabes ist, ob alle Fälle von 
Tabes eine solche syphilitische Vergangenheit haben müssen u. s. w. 



142 


Redlich. 


Tabes: Hier wird wohl am besten eine Beobachtung von Schröder an- 

Aetioiogie, g e fügt ? einen Affen betreffend, der V* Jahr vorher mit Syphilis ge¬ 
impft worden war. Der Affe wurde ungeschickt beim Greifen, zeigte 
starkes Taumeln, Unsicherheit beim Gehen, sah schlechter, die 
Patellarreflexe waren vorhanden. Die Pupillen reagierten; ophthalmo¬ 
skopisch bestand Abblassung der Papillen. Die Sektion ergab, außer 
ausgebreiteter Tuberkulose, eine durch das ganze Rückenmark ausge¬ 
dehnte Affektion der Hinterstränge, aber ohne Beteiligung der hin¬ 
teren Wurzeln, Atrophie des N. opticus. Die Kombination von 
Hinterstrangs- und Optikuserkrankung erinnert an Tabes, jedoch 
ergab der histologische Befund vielfach Abweichungen von der 
menschlichen Tabes. Immerhin ist die vorausgegangene syphilitische 
Infektion von großem Interesse. Krön hat eine große Tabes¬ 
statistik angelegt; bei Männern fand er68°/o sichere, 21°/o wahr¬ 
scheinliche Syphilis, bei Frauen 37 °/o sichere, 15 °/« wahrscheinliche 
Syphilis. Von Interesse ist, daß nach seinen Untersuchungen die 
Tabes umso früher der Syphilis folgen soll, je gründlicher letztere 
mit Hg behandelt wurde, so daß nach Krön dem Quecksilber die 
Bedeutung eines wichtigen auxiliären Momentes für die Entwick¬ 
lung der Tabes zukommt (?). Bramwell fand 61°/o sichere, 5°jo 
wahrscheinliche Syphilis; bei 82°/o überhaupt ging eine venerische 
Aflfektion voraus. Galewski beschreibt 6 Fälle, wo die Tabes 
auffällig früh, 1—5 Jahre nach der syphilitischen Affektion, sich 
entwickelte. In einzelnen der Fälle waren sogar noch sekundäre 
Erscheinungen nachweislich. Auch Beobachtungen über konjugale 
Tabes, resp. Taboparalyse, liegen neuerdings vor, z. B. von Junius 
und Arndt. Auch sie weisen eindringlich auf die Bedeutung der 
Syphilis hin. Unter ihren Fällen seien folgende besonders hervor¬ 
gehoben : Der Mann erkrankte an Paralyse; Tabes bei einer der zwei 
Frauen und Paralyse des einzigen, aus beiden Ehen stammenden 
— Sympto- lebenden Kindes, sonst nur noch Abortus. Als osteoartikuläre 
matoiogie, Tabes beschreibt Stefani Fälle, wo Knochen- und Gelenksver¬ 
änderungen durch längere Zeit die ersten und einzigen Erschei¬ 
nungen darstellten. In einem Falle z. B. ging 3mal eine Fraktur 
des Unterschenkels nach leichtem Trauma voraus, später Kniege¬ 
lenksveränderungen und erst dann die typischen Erscheinungen der 
Tabes. In einem 2. Falle stellten sich zuerst eigentümliche Knochen¬ 
veränderungen an den Metatarsi ein, später traten Schmerzen auf, 
jedoch blieben die Erscheinungen der Tabes auch später noch recht 
rudimentär. Lang macht auf den lanzinierenden Schmerzen der 
Extremitäten analoge neuralgiforme Schmerzen im Bereiche des 



Krankheiten des Nervensystems. 


143 


Qointas and Okzipitalis aufmerksam, die sich bei Tabes finden und 
selbst den anderen tabisohen Erscheinungen vorangehen können. 

Dabei fehlen stets Druckpunkte; im Bereiche der betreffenden Nerven* 

Stämme sind Sensibilitätsstörungen nachweisbar. Die Fälle erweisen 
sich gegen jede Therapie refraktär. 2 Fälle von Tabes mit Base¬ 
dowsymptomen beschreibt Malaise. Er meint, es bandle sich dabei 
nicht um eine Kombination von Tabes und Basedowscher Krankheit, 
nimmt vielmehr an, daß es durch die Tabes zu einer Affektion des Hals- 
sympathicus und infolgedessen zur Affektion der Schilddrüse komme, 
wodurch die Symptome der Basedowschen Krankheit ausgelöst 
werden. Eine sehr eingehende Schilderung der tabischen Magen¬ 
krisen gaben Sainton und Trouc. Unter anderem weisen sie auf 
die Form es frustes hin, auf die seltenen Fälle, wo im Verlaufe der 
Krisen sich Magenblutungen einstellen, auf die verschleppten Fälle 
bei Morphinisten und anderes. Zur Behandlung empfehlen sie inner¬ 
lich unter anderem Aussetzen der Nahrung, Cerium oxalatum, 
Magenspülungen; in den intervallären Zeiten befürworten sie eine 
energische antiluetische Kur. Erben bespricht genauer die bei 
Tabes nicht seltene Unruhe in den Beinen, die sich aus der Sensi¬ 
bilitätsherabsetzung der Fußsohlen erklärt. Das Rombergsche Phä¬ 
nomen bei Tabikern verschwindet, wenn der Kranke bei Augen- und 
Fersenschluß sich auch nur mit einem Finger gegen einen festen Gegen¬ 
stand stützt. Erben macht auch auf eine reflektorische Kontraktion 
der Quadrizepsschne beim Pendeln des anderen Beines aufmerksam, 
ein Symptom, das bei Tabes erst in den Spätstadien verloren geht. 

Die Genese der Miosis bei Tabes ist noch strittig. Nach Levin¬ 
sohn läßt sich eine spinale Genese, eine Affektion des Halssym- 
pathicus ausschließen, vielmehr hat die Miosis eine zerebrale Lokali¬ 
sation in der Gegend des Sphinkterkernes. — Bezüglich der Behänd— Behandlung, 
lung der Tabes sei nur auf einen Aufsatz von Nagelschmidt ver¬ 
wiesen, der die d’Arsonvalisation, speziell gegen die lanzierenden 
Schmerzen sehr warm empfiehlt. In einzelnen Fällen soll augenblick¬ 
liche Besserung eingetreten sein; auch gegen die Magenkrisen, gegen 
die Blasenstörungen soll diese Behandlung Ausgezeichnetes leisten. 

Ein sonst typischer Fall von FriedreichscherKrankheit aus Fried- 

der Beobachtung Meitzers, einen 28jährigen Mann betreffend, bei Krankheit 
dem die Erscheinungen seit 2 Jahren sich entwickelt hatten, ist da¬ 
durch interessant, daß seit einem Jahre ein schwerer Diabetes be¬ 
stand. Meitzer führt diese seltene Komplikation der Friedreichschen 
Krankheit auf eine Affektion der Medulla oblongata zurück. 2 Fälle 
von Fla tau betreffen Brüder im Alter von 17 und 11 Jahren. Here- 



144 


Redlich. 


Fried- 

reichsche 

Krankheit. 


Poliomyelitis. 


Paraplegie 
nach Wut¬ 
schutz¬ 
impfungen. 


ditär: Vater Potator, Mutter imbezill. Interessant ist, daß beim 
jüngeren Bruder die Erscheinungen bereits weiter vorgeschritten 
sind als beim älteren, der ausgesprochen imbezill ist und schon viel¬ 
fach mit dem Strafgesetze in Konflikt gekommen ist. Auf Grund 
eines ausführlich beschriebenen Falles bespricht Müller die patho¬ 
logische Anatomie der Friedreichschen Krankheit. Eine strenge 
Scheidung zwischen spinalen und zerebellaren Fällen (Mariesche 
Krankheit) läßt sich nicht durchführen. In einem eigenen Fall war 
außer den charakteristischen Veränderungen des Rückenmarks eine auf¬ 
fällige Kleinheit des Groß- und Kleinhirns nachweisbar, dabei fehlten 
die Markscheiden fast völlig und bestand Gliawucherung. Es handelt 
sich demnach bei der Friedreichschen Krankheit vielleicht um eine 
das ganze Zentralnervensystem ergreifende Erkrankung, die in den 
einzelnen Abschnitten verschieden intensiv lokalisiert sein kann, und 
dementsprechend können gewisse klinische Differenzen auftreten. 

Eine wesentliche Bereicherung unserer Kenntnisse der akuten 
Poliomyelitis bedeutet das Buch von Wickmann über diese Er¬ 
krankung, die er als Heine-Medinsche Erkrankung zu bezeichnen vor¬ 
schlägt. Er verwertete das große Material, das eine Epidemie der Krank¬ 
heit in Schweden bot. Aus den reichen Ergebnissen der Arbeit sei 
hier nur einiges hervorgehoben. Er hält die Krankheit für kontagiös; 
Bakterien konnte er, wie die Mehrzahl der Beobachter, nicht nach- 
weisen, es dürfte sich also um Toxin Wirkung handeln. In klinischer 
Beziehung macht er unter anderem auf eine meningitische Form 
aufmerksam, die durch eine starke Mitbeteiligung der Meningen ge¬ 
geben ist. Hingegen erkennt er eine polyneuritische Form nicht an; 
mitunter besteht das Bild der Landryschen Paralyse. Er macht 
weiter auf die zuweilen starke Beteiligung des Zerebrums aufmerk¬ 
sam, dann auf leichte, selbst abortive Fälle, die vollständig aus¬ 
heilen und deren Zugehörigkeit zur Poliomyelitis nur durch die 
Epidemie kenntlich ist. 

Auf nach Wutschutzimpfungen auftretende, unter 
dem Bilde der Querschnittsmyelitis erscheinende Paraplegien 
geht Müller des genaueren ein. Nach kurzen Prodromalerschei¬ 
nungen stellte sich in seinem Falle nach der 14. Injektion 
komplette Lähmung beider Beine, Anästhesie, Blasen- und Mast¬ 
darmlähmung ein. Dazu kamen Lähmung des Rectus supenor 
links, des Fazialis rechts, Parästhesien an den oberen Extremitäten. 
Nach 14 Tagen begann die Besserung der Erscheinungen, die allmäh¬ 
lich zu einer völligen Heilung führte. Müller selbst stellt aus der 
Literatur eine große Reihe ähnlicher Fälle zusammen, denen allen 


i 



Krankheiten des Nervensystems. 


145 


die günstige Prognose eigen ist und die bald unter dem Bilde einer 
akuten Querschnittsmyelitis, bald unter dem einer Landryschen Läh¬ 
mung verliefen. Müller kommt zu dem Schluß, daß es sich hier¬ 
bei nicht etwa um eine Lyssawirkung handle, sondern vielmehr um 
eine Folge der Schutzimpfung. Einen weiteren hierher gehörigen 
Fall beschreibt Pfeilschmidt. Hier entwickelte sich, ohne daß 
ein Biß wirklich stattgefunden hätte, nach der 11. Injektion eine 
Diplegia facialis peripherischen Charakters, die sich 2 Tage erhielt 
und nach einer Woche vollständig ausheilte. Sarbö beschreibt einen 
Fall, wo sich in absteigender Weise bei einem 12jährigen Knaben 
zuerst eine Lähmung der Gaumenmuskulatur entwickelte, dann Läh¬ 
mung des Fazialis und Abducens, der Halsmuskulatur, der Oberarm¬ 
und Thoraxmuskulatur. Später Verlust der Sehnenreflexe. Keine 
Sensibilitätsstörungen. Unter Lähmung der Atmung Exitus. Sarbö 
nimmt einepoliomyelitische,resp. polienzephalitische Grund¬ 
lage des Prozesses an. (Die Möglichkeit einer postdiphtherischen 
Lähmung wäre unseres Erachtens auch zu erwägen gewesen.) In einem 
2. Falle, eine 19jährige Frau betreffend, entwickelten sich die Erschei¬ 
nungen in typischer Weise aufsteigend, zuerst Lähmung der Beine mit 
Verlust der Reflexe, hierauf Lähmung der Rumpfmuskulatur, der Arme, 
des Fazialis und des weichen Gaumens. Vom 10. Tage an Rück¬ 
gang der Erscheinungen, aber zunächst Muskelatrophie mit E.A R., 
schließlich trat aber nahezu völlige Heilung ein. — Einen Fall von 
Landryscher Paralyse, der in Heilung überging, beschreibtauch 
V e n i n g, während in einem von Münzer beschriebenen Falle, der 
starb, die mikroskopische Untersuchung eine perakute Poliomyelitis 
durch das ganze Rückenmark hindurch ergab. Aetiologisch war hier 
ein schwerer Magendarmkatarrh als toxische Quelle anzuschuldigen. 

Für die von Oppenheim beschriebene seltene sakrale Form 
der multiplen Sklerose liefern die Beobachtungen von Cursch¬ 
mann und Mendel Beispiele. Bei dem 40jährigen Kranken 
Gurschmanns trat zuerst leichte Gangstörung auf, dann Blasen- und 
Mastdarmschwäche, Libido und Erektion waren relativ gut erhalten, 
während die Ejakulation sehr verspätet erfolgte und Orgasmus fehlte. 
Dazu kamen später spastische Ataxie der unteren Extremitäten, 
leichter Nystagmus und temporale Abblassung beider Papillen, wo¬ 
mit die Diagnose einer multiplen Sklerose mit vorwiegend sakralem 
Sitze gesichert war. In den 2 Fällen von Mendel bestanden 
Blasen- und Mastdarmstörungen, Fehlen des Analreflexes, daneben 
lebhafte Sehnenreflexe mit Babinski, Fehlen der Bauchreflexe, in 
einem Falle leichter Nystagmus, im anderen leichte temporale 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909 , ]Q 


Landrysche 

Lähmung. 


Multiple 

Sklerose. 



146 


Redlich. 


Multiple Abblassung der Papille. Sogen, akute multiple Sklerose bestand 
Sklerose. e { ner Beobachtung von Yölsch, ein 19jähriges Mädchen be¬ 
treffend. Zuerst Schwäche der Beine, dann Blasenbeschwerden, 
später Verwirrtheit, Blindheit mit unscharfer Begrenzung der 
Papillen, leichter Nystagmus und Augenmuskellähmungen, Parese 
der Arme, Intentionstremor, Lähmung der Bauchmuskulatur und 
Pehlen der Bauehreflexe, schlaffe Parese der Beine, beiderseits 
Babinskischer Reflex und Sensibilitätsstörungen, Blasen- und Mast¬ 
darmlähmung. Nach 4monatlicher Dauer Exitus. Ausgedehnte mul¬ 
tiple Herde im Gehirn und Rückenmark, für deren Entstehung 
Völsch eine exogene Schädlichkeit verantwortlich macht. Auch 
Koch beschreibt einen solchen Pall, der nach 2monatlicher 
Traumatische Dauer zum Exitus führte. — 2 Fälle traumatischer Rücken- 

Rückenmarks- mar k ße rkrankungen beschreiben Winkler und Jochmann. 

affektionen. , . 

Der erste Fall ist dadurch interessant, daß die Erscheinungen erst 
2 Tage nach dem Trauma auftraten und auch dann erst allmählich 
komplette Lähmung der Beine und Arme mit Sensibilitätsstörungen 
sich entwickelte. Die Autoren nehmen an, daß in diesem Falle, 
wo die mikroskopische Untersuchung eine ausgedehnte Blutung im 
Rückenmark aufwies, zunächst nur eine kleine Blutung Platz gegriffen 
hatte, und der Fortschritt der Erscheinungen durch Nachblutungen 
bedingt war. Im 2. Falle, 12jähriges Mädchen, das beim Turnen 
stürzte, stellten sich die Beschwerden auch erst am folgenden Tage 
ein. Es entwickelte sich Lähmung der oberen, später der unteren 
Extremitäten, Sensibilitätsstörungen, dann gewisse Besserung der 
Erscheinungen, aber Entwicklung von Atrophien, Dekubitus. Tod 
an Sepsis. Ausgedehnte Zerstörung des Rückenmarks im Halsteile 
mit sekundärer Degeneration. 

Auf Grund von mehreren klinischen und anatomischen Be¬ 


obachtungen kommen Nonne und Fründ dazu, das Gebiet der 
System- eigentlichen Systemerkrankungen im Sinne von Kahler 
erkrankungen . mkI Pick bloß auf familiäre, hereditäre Fälle einzuschränken, 
während sie die anderen Fälle den Pseudosystemerkrankungen 
zuzählen, die auf ursprünglich herdförmige, vaskuläre Prozesse 
zurückzuführen sind. Einen solchen, freilich nur klinisch be¬ 
obachteten familiären Fall mit den Erscheinungen einer spastischen 
Paraplegie beschreiben Delearde et Minet. Es handelt sich 
nach ihnen bei dieser familiären spastischen Paraplegie 
bloß um einen Symptomenkomplex, der gewisse Uebergänge zur zere¬ 
bralen Diplegie, der multiplen Sklerose oder endlich zur amyotrophi- 
schen Lateralsklerose aufweist. — Einen Fall von Syringomyelie 



Krankheiten des Nervensystems. 


147 


bei einem 32jährigen Manne beschrieb Milchner, wo die Erschei¬ 
nungen mit Fazialisparese in der Jagend begannen. Atypisch ist 
die Beschränkung auf die rechte Seite, daselbst Atrophie der 
Schulter und Unterschenkelmuskulatur, Fehlen der Reflexe, Sensi¬ 
bilitätsstörungen, so daß Verfasser drei Herde, im untersten Sakral¬ 
mark, im Dorsal- und Zervikalmark annimmt. — Einen von Müller 
seinerzeit beschriebenen Fall von Syringobulbie hatte Enders ana¬ 
tomisch zu untersuchen Gelegenheit. Es fand sich durch die Medulla 
oblongata und den ganzen Pons hindurch eine seitliche Höhle, deren 
Zusammenhang mit Gefäßerkrankungen auf der Hand lag, worauf übri¬ 
gens schon der apoplektiforme Beginn der Erscheinungen und der 
schubweise Fortschritt hingewiesen hatten. — In einem Falle von 
Heilbronner handelte es sich um einen 66jährigen Mann, bei 
dem zuerst Schmerzen und Parästhesien auftraten, darauf entwickelte 
sich Parese, schließlich Paralyse der Beine, Blasenstörungen, Incon¬ 
tinentia alvi, allmählich fortschreitende Sensibilitätsstörungen in ge¬ 
trennten Zonen. Die Sektion ergab ein extramedulläres Spindel¬ 
zellensarkom zwischen der sechsten bis siebten Dorsalwurzel 
mit Metastasen im Manubrium sterni. — In einer Beobachtung von 
Zunino trat zuerst Parese im rechten, dann im linken Arm auf, 
später Paraplegie der Beine, Blasenstörungen, Atrophie der ge¬ 
lähmten Arme, Sensiblilitätsstörungen in den Beinen. Die Sektion ergab 
einen Wirbeltumor (Sarkom) mit einer extraduralen Metastase 
im Dorsal mark und zahlreiche Metastasen in den inneren Organen. — 
Ein extramedulläres Sarkom in der Gegend des achten Zervikal¬ 
segmentes, das insofern interessant war, als Schmerzen in einer 
von dem Tumor weitabliegenden Stelle, im linken Fuß, auftraten 
und der Verlauf überhaupt wenig dem klassischen Typus entsprach, 
haben Flatau undZylberlast durch Operation geheilt. — Kliene- 
berger berichtet über die erfolgreiche Operation eines K au da¬ 
tum ors; ein seltenes Ereignis. Beginn mit Schmerzen in den 
Füßen, dann im Kreuz und in den Beinen, Parese der Beine, 
Fehlen der Sehnenreflexe, keine Sensibilitätsstörungen, keine Blasen¬ 
störungen. Die Diagnose eines zystischen Kaudatumors wurde durch 
die Lumbalpunktion und das Röntgenbild unterstützt. Bei der Ope¬ 
ration wurde ein zystischer, angiosarkomatöser Tumor entfernt, wor¬ 
auf die Erscheinungen progressiv sich besserten. — Von Interesse 
dürfte auch ein erfolgreicher intramedullärer Eingriff sein, über 
den Warrington berichtet. Bei einem jungen Manne hatten sich nach 
einem Trauma Schmerzen und Paresen entwickelt. Nach einer Pneu¬ 
monie mehrere Jahre später Verschlimmerung der Erscheinungen 


Syringo¬ 

myelie. 


Rückenmarks- 

tumoren. 




Redlich 


My nm« bis zurkompletten;,Bäraplö^fe:' Warriagtori nahm dnpIMufcung 
^jpfjSjjjj ia 'd«jß^giiomptöseö T.»iu>t oder iu «in« Böhlß an nnö entyebkdV sieb 
,strv. zur '0|*oraM'oü , bei der emc Vsrväc^b*«n g d e t Bui* in % t ä && 
Böcke«mark mb- .-ergab und nach Emstich in das 
äitfa iivem klarer Massigkeit sich entleerten .Altai» blich Besserung 
der Erscheinungen. 


Einen Fall : von 'Pol voeurit is ruh 


Peripherische Nerven 
Lähmangsii der ohereu tiuii unteren ExkremitSieiE Fehlen der Reflexe 
und payehiSGhaa Störungen vom Typus der ELoraakoiFsehen Lähmung 
hei:' einem. tuberkulösen Marine, der starker Absintbtriuker jgt, 
schrribt Debby e. Die Öbdwktton <wgabj?cb.wund der iferyertfasaeim mit 

33 0 b.öyr \& führt die PpJ^meurttis eoi 
dem AlkobuHemua zurück, nicht auf die Tuberkulose, die icwar *»££.»•• 
Pölyueuriti» bedingen kann , die aber klinisch sehr treb»g. ita*cbc.> 
Hungen uiaeht und meist; sieb auf Schmerze» beschränkt^;:Eine Tlebet- 
fiieht über die klinischeu und anatomischen EräcbönröogerD der. po'sV. 
diphtherischen Polyneuritis 
tieben ülu-ne ii.fi v"{ IC o li t e Letztererbe* 

(ii e; er empfiehlt in erster'Lioie Iujek ; • • : '• '• ; >v*k 

Menen gramer Dosen des Bohtnigs-Kn : • • .• 

Ho 1 her ums, bei'Henaohwäche kom bin fert. - i BK g?'* 
mit Koffein oder Digalen. Bet achweretl v d[R ; vC 

Lii Innungen vei wendet er Strychnin „ ' 

iujektioiien von 3—'» ouig — Eine gütO;./ilr ■;vV:..’-r 

zensrläh mü'n g%n gibfc K o 11 u e r Er 

erwähnt solche bei Al koholigunmyb.et \ 

chronischer Bleive.- tiirtuig, daun nach 
Lürnl*alanä«the»ie, böi Malaria, IsfitienzA, 

Nephritis,- Diabetes, Meningitis., bnos 

•-• rebr». Tube»,pitU-ipIer 8klorü$c ü.«;w. , tt»bonii>n.s ; <?f Harri 

. C o s ;..•«* n s> erörtert du* nicht 'Mlsu' . u&z. ..- 

soltows. Tbrkommciö •smer . v‘ ./'• , ■ 

1 ü h ra u n g Tibi ciafcM Zusammenhang ist nach 

ihm dih.ktrc.h ceg«b*m , dHll df» Eoststlhiök^ou, die sich Ursprung; 

lic-b äivf dita V sb.ö?sibion Jfer-yep bea.chrüirltte', *ielt auf äetu. 

■ der:_4 MüE' Eymphbäba^.v'räspk•dos 3:bg«rM>iis aekuoiiäV hufdty« 

mototiaciteir iSlOrveit,forCkötkl:, Eiceti Fall vm angeboronor,!inha^i 

hbEteTsyitrgyti ipkaiuyileHct 


IlötiKcarid#: 


JiUmiun^ 


i illiM iiec 







Krankheiten des Nervensystems. 


pjtteruün Öphtbaimoplegie bei: einem ijührigen Bande be- 
sehreibwfi Öftbonneus uod fiarvier (Fjg. 16); sie. Beinneu eine 
ungebofena Eersaivbai« des achten, sechsten und vierten Hirn nerven 
jm Sinne. von Moebiue «n. Auch Ziehen beschreibt einen Fall 
von aageborsner externer Augenmnskellähmung in Kombination mit 
beiderseitiger Fazialie&hiniing und A-trbphie der Züngernueslcalatur. 
Ihm erscheint eine Eeniaphtsta, raup. Hypoplasie als das wabrsehciin- 

Itcbst.e. AuiJefdem ■ bestand an- 
Fig. 17. geborener Pöktoralißdefekt. — 

■ i Bfö.eö/^ari-.^öiteBep'.Fäöe^; wo. fein« 

.Lähmung der Kn?von einer 
ejbereu Fx>reMllM duteh eine 
: *§ ^geborener Schiinrfürche {durch 

athöiotisßhb Faden oder die 
_ . -Nabelschnur)-' bedingt ist, he- 

>'•" " .- schreibt Stiefper bei eingm 

iS$|v‘ .• .d'i . 32jährigen JMaune. Hm 8c)jti.nh- 

F furche yr«r deutlich am Ober- 

i sriü zu sehen t Fig. 17 1 , Fit; 

r \ Hafid ist bypojdastisch, zeigt 

schwere motorische Und sensible 


>|i)uhalmo 

rwesc. 

•': :•■ M, 


Spinale 

Nervpu 


atn stärksten im 
Bsreichö des N. oinaris, Glössy 
skiti. Eiben der seltenen Fälle 
trsu wa trsh h er S u pr as s ä pu- 
iarislä hm üiig i Sturz auf die 
auagösti-eckte linke der 

yofönglich.• vhh;.-'e-iB#.:'44roipi)Wi' 
dca Heltöideas und Serratua be¬ 
gleitet -War, hespcinht D »>h ies.. 
Äilfauhi'icfe s-ber uioht vollsten» 
dige Heilung, — In einem Falle 
von t^uadilieg ist es nach 
Quetschnng de« Ellbogeugoleii- 
teea za Mher laisatioa mit den 
Erscheimmgeti der Lg I? m w n g d e s Nu « t n aris gekommen. Der frei«. 
gelegte Nerv wurde mit seinem Perineurium ar> die Trizcpssehne ange« 
näht,-nroraiif.'Heilung einträt. — Bin Fall von Ärrestäuteiikähm uug 
aus der Beobachtung von öbernd^ffer zeigte. söliCm 2 ^tuade« 
nach d*r Fesselung .Schwäche der rechten Hand, die sich uUuiiihirch 
zur fast volleü Lähmung entwickelte. Nur goas albnahijch stellte 


äi iHicf, Muinpv* ypiv 
Wb* kJ in 'WnpRf-fl^kr' it&i . i.' 



150 


Redlich. 


sich eine Besserang ein. Oberndörffer empfiehlt zur Venneidang 
ähnlicher Vorkommnisse zur der Fesselung stets nur breite Stricke 
oder Riemen zu verwenden. 

Marina erörtert anläßlich eines Falles die Frage, ob es 

Dystrophie. Formes frustes, heilbare Fälle der Dystrophie gibt. Ein 
8 */*jähriges Mädchen zeigte in den von der Dystrophie mit Vorliebe 
befallenen Muskeln der Arme Atrophie neben Pseudohypertrophie 
in anderen Muskeln, Herabsetzung, selbst Fehlen der elektrischen 
Erregbarkeit. Im Alter von 14 Jahren sind die Verhältnisse 
nahezu zur Norm zurückgekehrt. Marina ist der Meinung, daß 
solche leichte, heilbare Fälle häufiger Vorkommen als gedacht wird. 
Auch Erb, der unter anderem Fälle mit ungewöhnlicher Lokalisation 
der Dystrophie beschreibt, z. B. in der Nackenmuskulatur, ist gleich¬ 
falls der Meinung, daß es heilbare Fälle von Dystrophie gibt. 
Finkelnburg hatte die seltene Gelegenheit, ein ljähriges Kind mit 
angeborener Dystrophie anatomisch zu untersuchen. Das Nerven¬ 
system ergab normale Verhältnisse; in der Muskulatur fanden sich 
hypertrophische, andererseits atrophische Fasern, bezüglich derer er 
annimmt, daß es sich um mangelhaft angelegte Fasern handelt. — 
Ausset berichtet über einen Fall der von Oppenheim beschriebenen 
Myatonie. Myatonie bei einem 4jährigen Mädchen. Seit Geburt besteht eine 
Schwäche der Muskulatur, speziell der unteren Extremitäten; bis zu 
1 */a Jahren allmähliche Besserung, seitdem Stillstand. Die Krank¬ 
heit ist gekennzeichnet durch Hypotonie ohne Atrophie mit starker 
Einschränkung der Beweglichkeit bei normaler elektrischer Erreg¬ 
barkeit. Im allgemeinen handelt es sich um eine heilbare Affektion. 

Neuralgien . Auch heuer wieder liegen einige Berichte über die Behandlung 

von Neuralgien mit Injektionen vor. Schlesinger benutzt physio¬ 
logische Kochsalzlösung, die auf 0 0 abgekühlt ist. Sehr gute Resultate 
hat er von dieser Methode bei Ischias gesehen, zu deren Heilung 
1—2 Injektionen von 10 ccm etwa notwendig sind. Flesch emp¬ 
fiehlt die Injektionsbehandlung besonders für schwere Fälle. Ziemssen 
sah neben Allgemeinbehandlung die besten Resultate bei der Ischias 
von der warmen Duschemassage. Alexander empfiehlt von neuem 
zur Behandlung von V.-Neuralgien Alkoholinjektionen, die stets, 
bevor ein operativer Eingriff gemacht wird, zu versuchen seien. Als 
mögliche Nachteile der Methode sind Hautnekrosen und' Lähmungen 
motorischer Nerven zu erwähnen. Er empfiehlt zunächst die In¬ 
jektionen in den peripherischen Anteil des Nerven zu versuchen, und 
erst wenn nötig, die schwierigere zentrale Injektion anzuschließen. 
Ein Verfahren, das wohl wenig Nachahmung finden dürfte, hat 



Krankheiten des Nervensystems. 


151 


Chalier bei V.-Neuralgie versucht, nämlich die Freilegung der 
sensitiv-motorischen Bindenpartie der gegenüberliegenden Hirnseite. 
In einem Falle sah er darauf unmittelbare Heilung eintreten. 

Neurosen. Redlich macht auf die Häufigkeit der Links- 
händigkeit bei Epilepsie aufmerksam. Er teilt die Fälle von 
Linkshändigkeit in zwei Gruppen ein, in eine familiäre, der keine 
besondere Bedeutung zukommt, und in eine singuläre; letztere gerade 
ist bei Epilepsie gegenüber anderen Krankheitsgruppen und der 
Norm vermehrt. In einer Reihe von Fällen konnte er nachweisen, 
daß diese Linkshändigkeit die Bedeutung einer abortiven recht¬ 
zeitigen zerebralen Kinderlähmung hat, so daß sich daraus Anhalts¬ 
punkte für eine anatomische Grundlage der Epilepsie gewinnen lassen. 
— Vollmer gibt eine Uebersioht über die häufigsten Vorkommnisse, 
die zur Jacksonepilepsie Anlaß geben. In erster Linie stehen 
Traumen, dann Geschwülste, Lues, erworbene und hereditäre; als 
seltene Ursache ist multiple Sklerose zu erwähnen. In einem eigenen 
Falle war die Jacksonepilepsie bedingt durch eine Erweichungszyste 
im rechten Stirn- und Scheitelhirn nach Trauma. Obwohl die Juden 
im allgemeinen eine starke neuropathische Belastung zeigen, ist bei 
ihnen nach den Ermittlungen von Sichel und Bratz die Epilepsie 
relativ selten, ebenso wie der Alkoholismus. Nach Bratz beweist 
dies die Bedeutung des Alkoholismus der Erzeuger für die Epilepsie 
der Nachkommenschaft. — In einer Uebersicht über die Behandlung 
derEpilepsie geht Meyer zunächst auf die kausalen Indikationen ein. 
In diätetischer Beziehung empfiehlt er salzarme, möglichst vegeta¬ 
bilische, aber nahrhafte Kost, leichte hydriatische Prozeduren. Von 
Medikamenten verdienen noch immer die Bromsalze das größte Ver¬ 
trauen, die freilich genügend lange genommen werden müssen; bei 
psychischen Störungen ist Chloral oder Amylenhydrat am Platze. 
Meyer ist im allgemeinen ein Freund der Opiumbromkur. Sehr 
empfehlenswert wären Kolonien für Epileptiker. Die operative Be¬ 
handlung der Epilepsie n ach F.Krauseistin entsprechenden Fällen 
zu versuchen. Lundborg hat an größerem Material die salzlose 
Diät nach Toulouse und Rieh et versucht. Er spricht sich sehr 
zurückhaltend aus, in 82 ° o der Fälle war sie ohne Erfolg. Sie hat 
auch unzweifelhafte Nachteile, die Kranken werden reizbar, zeigen 
leicht Bromismus. In geeigneten Fällen ist die Methode immerhin 
zu versuchen. — Ueber das Wesen der Hysterie gab es in der 
Pariser neurologischen Gesellschaft eine große Debatte (s. Revue 
neurol.). Babinski vor allem vertritt den Standpunkt, daß die 


Epilepsie. 


Hysterie. 



152 


Redlich. 


Hysterie. Manifestationen der Hysterie rein psychogenen Ursprungs seien. 

Nur das sei hysterisch, was durch Suggestion entstehe und durch 
Suggestion wieder zum Verschwinden gebracht werden könne. Von 
anderer Seite, unter anderen auch von Alquier, wird auf vaso¬ 
motorische, trophische Störungen, das hysterische Fieber u. s. w. 
hingewiesen, die einen solchen psychischen Ursprung der Symptome 
anscheinend nicht zulassen. Babinski steht auf dem Standpunkt, 
daß es sich bei qllen diesen auffälligen Symptomen um Täuschungen 
handle, die einer strengen Nachprüfung nicht standhalten. Auch 
Meyer geht von einem ähnlichen Standpunkte aus wie Babinski; 
die Hysterie ist psychogenen Ursprungs, darum muß die Therapie 
in erster Linie psychischer Art sein; alles andere steht in zweiter 
Linie, insoweit es die Ernährung hebt, oder hat suggestiven Wert. 
Für die traumatische Hysterie, resp. die hysterotraumatischen Läh¬ 
mungen zeigt Grunewald an einer Reihe von Fällen, daß auch 
hier das Trauma nur als Suggestiv Wirkung in Frage komme, die in 
charakteristischer Weise in dem vom Trauma befallenen Körper¬ 
abschnitt angreift. In der Behandlung empfiehlt er unter anderem 
auch den Versuch mit der Hypnose. Roger bespricht das Ver¬ 
halten gewisser Reflexe bei der Hysterie. Bekannt ist 
das häufige Fehlen des Rachen- und Konjunktivalreflexes, jedoch 
findet sich dies auch oft genug außerhalb der Hysterie. Der Pupillar- 
reflex kann im Anfalle fehlen; wie Redlich aber neuerdings gezeigt 
hat, kann bei der Hysterie und bei der Epilepsie, auch ohne Anfälle 
unter dem Einflüsse kräftiger, andauernder Muskelanstrengungen, 
die mit Anhalten des Atems einhergehen, eine Erweiterung der 
Pupillen mit träger, selbst fehlender Lichtreaktion sich einstellen. 

Macnamara untersuchte in einer großen Zahl von Fällen 
Neurasthenie, von Neurasthenie den Blutdruck und fand sehr häufig Altera¬ 
tionen, in einer Zahl Erhöhung, bei anderen Erniedrigung. In 
einer großen Zahl von Fällen bewirkt die Applikation von Hoch¬ 
frequenzströmen eine Erniedrigung des Blutdruckes, während Frank- 
linisation und Massage eine Erhöhung bewirken. Ein wesentlicher 
Einfluß dieser Aenderung des Blutdruckes auf das Befinden ist nicht 
zu sehen. In der Behandlung der Neurasthenie ist, wie Eulen¬ 
burg mit Recht hervorhebt, Individualisieren das wichtigste. In 
erster Linie muß jede Behandlung eine psychische sein, wobei er sich, 
ebenso wie Meyer, einer hypnotischen oder der Freudschen Psycho¬ 
analyse gegenüber recht skeptisch verhält. Meyer hält auch die 
Wirkung der physikalischen Methoden in erster Linie für suggestiver 
Art. Ob man mehr eine Ruhekur oder Beschäftigungs- resp. Arbeite- 



Krankheiten des Nervensystems. 


15S 


therapie empfehlen soll, hängt vom Zustande des Kranken ab. 
In vielen Fällen wirken Reisen, speziell Seereisen, sehr günstig. 
Enlenburg erörtert dann kurz die Indikationen der hydriatischen 
und elektrischen Prozeduren. Von Medikamenten empfiehlt er als 
Tonica Eisen, Arsen, Phosphor, z. B. Ferratin, Arsenferratose, 
Lecithin, Sanatogen, Phytin, Syrupus Kolae oder Fellow, dann die 
organischen Arsen Verbindungen; von den Sedativa außer den Brom* 
Präparaten die Baldrianpräparate, unter anderen Bornyval, Brom¬ 
ural, Kastoreumbromid; in der Ernährung empfiehlt er eine recht 
gemischte, an Vegetabilien reiche Kost. Im wesentlichen ähnliche 
Anschauungen vertritt Bing. Bezüglich der Medikamente warnt 
er mit Recht vor einer unterschiedslosen Verabreichung des Broms. 
Nur bei Angstzuständen, schweren Verstimmungen ist Kodein zu 
verabreichen. Als Sedativum verwendet er auch Cannabis indica, 
insbesondere in Verbindung mit Chinin; von den Phosphorpräparaten 
erscheint ihm als das zweckmäßigste das Natrium phosphoricum. 

Für die Behandlung der Migräne hält Herzfeld die 
Beachtung der Funktionen des Magendarmkanals für besonders 
wichtig. Er bevorzugt ausschließlich vegetarische Diät, leichte Ab¬ 
führmittel. Für den Anfall selbst empfiehlt er Natr. salicyl. 
(0,5—1,0) -f- Koffein, citr. (0,2— 0,3) -f- Kodein (0,01—0,02); in 
schweren Fällen läßt er noch Veronal nachfolgen. 

Flatau bespricht den hereditären essentiellen Tremor, der 
sich oft durch mehrere Generationen fortpflanzt, dabei jedoch nach 
Alter, Lokalisation und Art des Auftretens wechseln kann. Das 
Zittern kann schon seit Geburt bestehen oder erst später, selbst im 
Alter, auftreten. Aetiologisch ist nichts Sicheres bekannt. Meist 
sind Zunge, Arme und Hände ergriffen; im Schlafe tritt meist Ruhe 
ein. Heilung ist selten; mitunter tritt Besserung ein, häufiger Ver¬ 
schlimmerung. 

In zwei Beobachtungen von Klienberger bestand eine Kom¬ 
bination von Paralysis agitans mit Hysterie. Im ersten 
Falle, einem 47jährigen Manne, entwickelte sich eine typische 
Paralysis agitans nach einem schweren Schädeltrauma, daneben be¬ 
standen Sensibilitätsstörungen mit Einengung des Gesichtsfeldes, 
alimentäre Glykosurie. Im zweiten Falle hatte sich die Paralysis agitans 
ohne besondere Aetiologie entwickelt. Die Erscheinungen waren vor¬ 
wiegend halbseitig. Auf dieser Seite waren Sensibilitätsstörungen, 
Aufhebung der Haut- und Schleimhautreflexe nachweisbar. In beiden 
Fällen bestanden ausgesprochene Intelligenzstörungen. In einem 
sonst typischen Falle von Pelz trat das Zittern nur als Intentions- 


Migräne. 


Tremor. 


Paralysm 

agitans. 



154 


Redlich. 


Paralysis 

agitans. 


Chorea. 


Tetanie. 


Myasthenie. 


tremor auf. Möglich ist, daß in solchen Fällen schließlich doch der 
Tremor, wie dies der Regel entspricht, ein Ruhetremor wird. Außer¬ 
dem bestand in dem beschriebenen Falle eine Vitiligo, deren Zu¬ 
sammenhang mit der Paralysis agitans möglich, aber nicht sicher 
ist. Sonst bestanden noch von selteneren Symptomen Sprach- und 
Blasenstörungen. 

Während ein Aufsatz von Rankin eine Darstellung der 
Klinik der Chorea gibt, beschreibt Philip bei einem 18jährigen 
jungen Manne einen besonders schweren Fall, wo die gesamte 
Muskulatur, auch die Zwerchfell- und Interkostalmuskulatur, ergriffen 
war. Es bestand große Unruhe der Augäpfel und Hippus der Pu¬ 
pillen. Zwei Jahre vorher hatte der Kranke auch schon eine Attacke 
von Chorea durcbgemacht. Exitus letalis. — Eine typische Chorea 
(Huntington)-Familie, wo das Leiden durch 3—4Generationen zu 
verfolgen war, beschreibt Curschmann. Bei zwei selbst beobachteten 
Fällen begann das Leiden relativ früh, zwischen dem 27.—30. Jahre. 
Wie schon Heilbronner, konnte auch Curschmann nachweisen, daß 
die Chorea Huntington die Tendenz hat, in den folgenden Genera¬ 
tionen in immer früherem Alter aufzutreten. In der beschriebenen 
Familie soll der Großvater mit 60 Jahren erkrankt sein, die Enkel 
bereits zwischen 25—80 Jahren. 

Saitz beschreibt mehrere Fälle von Tetanie aus Triest, wo 
sonst Tetanie nicht beobachtet wird. Von Interesse ist aber vor 
allem, daß die Fälle eine ausschließlich familiäre Gruppierung zeigten. 
Saitz nimmt für die Tetanie eine Epithelkörpercheninsuffizienz als 
Grundlage an und denkt in Fällen, wie den seinigen, an eine 
angeborene familiäre Epithelkörperchenschwäche. Die Fälle zeigen 
übrigens, daß die Prognose der Tetanie durchaus nicht immer gut 
ist, sondern daß die Fälle leicht chronisch werden, respektive allerlei 
trophische Störungen bekommen. Einen der seltenen Fälle von 
Tetanie bei Phosphorvergiftung beschreibt W i r t h bei einer 
31jährigen Frau. 

Chvostek hält es für das wahrscheinlichste, daß auch die My¬ 
asthenie auf eine Erkrankung der Epithelkörperchen zurückzuführen 
ist. Die ganzen Erscheinungen der Myasthenie weisen auf eine toxische 
Genese hin. Er führt zur Stütze seiner Ansicht noch an Kombination 
von Myasthenie mit Basedowscher Krankheit und mit Myxödem (eigene 
Beobachtung); dabei soll es sich um eine Hyper- resp. Dysfunktion der 
Epithelkörperchen handeln. Die Veränderungen der Thymus bei der 
Myasthenie haben nur die Bedeutung einer Konstitutionsanomalie, 
derzufolge die Erkrankung der Epithelkörperchen leichter in Erschei* 



Krankheiten des Nervensystems. 


155 


mmg tritt. Moutet und Skop beschreiben einen Fall von Myasthenie, 
54jähriger Mann, bei dem sich außerdem ausgedehnte Atrophien 
fanden, z. B. an den kleinen Handmuskeln, die sich erst nach jahre¬ 
langem Bestände der Myasthenie entwickelt hatten, und die sie mit 
der Myasthenie in Zusammenhang bringen. Sie fanden gleich vielen 
anderen Autoren eigentümliche Lymphzellenanhäufungen zwischen 
den Muskelfasern und meinen, daß es in den schwerstgeschädigten 
Muskeln allmählich zu wirklicher Atrophie kommen kann. 


Literatur. 

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verlängerten Marks. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. — Ziehen, Zur 
Differentialdiagnose der Kleinhimtumoren. Med. Klinik. 



Krankheiten des Nervensystems. 


157 


Rückenmark. 

Bram well, An analysis of 263 cases of tabes. Brit. med. journ. — 
Delearde etMinet, Le syndrome paraplegie spasmodique familiale. L’echo 
med. — Enders, Ein Fall von Syringobulbie mit Sektionsbefund. Deutsches 
Arch. f. klin. Med. — Erb, Syringomyelie und Dystrophie. Münch, med. 
Wochenschr. — Erben, Klinische Beobachtungen bei Ataktikern. Wien. klin. 
Wochenschr. — Fla tau, Beitrag zur Kenntnis der heredit. Ataxie. Deutsche 
Zeitschr. f. Nervenheilk. — Flatau u. Zylberlast, Zur chirurgischen 
Behandlung der Rückenmarkstumoren. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. — 
Heilbronner, Zur Diagnostik der Rückenmarkstumoren. Deutsche Zeitschr. 
f. Nervenheilk. — Junius u. Arndt, Ueber konjugale Tabesparalyse. 
Monatsschr. f. Psych. — Klieneberger, Klinische Beiträge zu den Er¬ 
krankungen der Cauda equina. Monatsschr. f. Psych. — Koch, Zur Kennt¬ 
nis der akuten multiplen Sklerose. Wien. klin. Rundschau. — Krön, Tabes¬ 
fragen. Monatsschr. f. Psych. — Lachmund, Untersuchungen über die 
Konvergenzreaktion bei reflektorischer Pupillenstarre. Berl. klin. Wochen¬ 
schrift. — Lang, Ueber lanzinierende Schmerzen im Bereiche des Kopfes 
bei Tab. dors. Wien. klin. Wochenschr. — Lesser, Tabes u. Paralyse im 
Lichte der neueren Syphilisforschung. — Levinsohn, Ueber Miosis bei 
reflektorischer Pupillenstarre. Berl. klin. Wochenschr. — Malaise, Tabes 
und Pseudo-Basedow. Monatsschr. f. Psych. — Meitzer, Ein Fall von 
Friedreichscher Krankheit mit Diab. melit. Münch, med. Wochenschr. — 
Mil chner, Zur Kenntnis der Syringomyelie. Berl. klin. Wochenschr. — 
Mott, On some recent developments in our knowledge of syphilis in re- 
lation to diseases of the nervous System. Brit. med. journ. — Müller, 
Akute Paraplegie nach Wutschutzimpfung. Deutsche Zeitschr. f. Nerv. — 
Derselbe, Zur patholog. Anatomie der Friedreichschen Krankheit. Wien, 
klin. Rundschau. — Münzer, Zur Histologie u. Klassifikation der Landry- 
schen Paralyse. Berl. klin. Wochenschr. — Mummery, Diving and caisson 
disease. Brit. med. journ. — Nagelschraidt, Tabes u. Hochfrequenz¬ 
behandlung. Münch, med. Wochenschr. — Nonne u. Fründ, Sechs Fälle 
von Pseudosystemerkrankung des Rückenmarks. Deutsche Zeitschr. f. Nerv. 
— Pfeilsch miedt, Ueber Paraplegie nach Wutschutzimpfung. Neur. 
Zentralbl. — Plaut u. Heuk, Zur Fornetschen Präzipitationsreaktion bei 
Lues u. Paralyse. Berl. klin. Wochenschr. — Rabinowitsch, Beitrag 
zu den Erkrankungen des Conus medull. Berl. klin. Wochenschr. — Sa in¬ 
ton et Trouc, Les crises gastriques des tabetiques. Gaz. des höp. — Sarbö, 
Ueber Landrysche Paralyse. Neur. Zentralbl. — Schley, Die Bedeutung 
der Sehnervenerkrankungen im Frühstadium der multiplen Sklerose. Berl. 
klin. Wochenschr. — Schröder, Hinterstrangserkrankung beim Atfen. 
Arch. f. Psych. — Stefani, Le tabes osteo-articulaire precoce. Gaz. des 
höp. — Stephenson, Juvenile tabes dorsalis. Lancet. — Vening. A 
case of ascending paralysis. Lancet. — Vries-Reiling, Ueber die Frenkel- 
sche Uebungstherapie bei Tabes. Ther. d. Gegenw. — War rington, 



158 


Redlich. 


Paraplegia due to an intramedullary lesion. Lancet. — Wickmann, Bei¬ 
träge zur Kenntnis der Heine-Medinschen Krankheit. — Winkler n. 
Jochmann, Zur Kenntnis der träum. Rackenmarksaffektionen. Deutsche 
Zeitschr. f. Nervenheilk. — William, The pathogenesis of tab. dors. 
Lancet. — Ziemann, Ueber das Fehlen von Tabes bei unkultivierten 
farbigen Rassen. Deutsche med. Wochenschr. — Zunino, Ein Beitrag 
zur Kenntnis und Differentialdiagnose der Wirbeltumoren. Deutsche Zeit¬ 
schrift f. Nervenheilk. 


Peripherische Nerven. 

Alexander, Zur Behandlung der Neuralgien mit Alkoholinjektionen. 
Berl. klin. Wochenschr. — Ausset, Sur un cas d'atonie musculaire con¬ 
genitale. L’echo möd.— Baboneux et Harvier, Paralysie faciale. Gaz. 
des höp. — Bardenheuer, Die operative Behandlung der traumatischen 
Kompressionslähmungen. Deutsche med. Wochenschr. — Bernhardt, Zur 
Lehre von der Fazialislähmung. Monatsschr. f. Psycb. — Bernstein, 
Ueber die paroxysmale Lähmung. Deutsche Zeitschr. f. Nerv. — Casassus, 
Paralysie faciale au cours du Zona. Gaz. des höp. — Ghalier, Le trait- 
ment des nevralgies faciales. Gaz. des höp. — Chönö, Lea paralysis 
diphtheriques. Gaz. des höp. — Cyriax, Ueber den mechanischen Nerven¬ 
reiz. Zeitschr. f. phys. Ther. — Debove, Polyndvrite alcoolique chez un 
tuberculeux. Gaz. des höp. — Dörrien, Ueber Lähmung des Nerv, sub- 
scapularis. Deutsche med. Wochenschr. — Finkelnburg, Anatomischer 
Befund bei progress. Muskeldystrophie in den ersten Lebensjahren. Deutsche 
Zeitschr. f. Nervenheilk. — Flesch, Zur Behandlung der Ischialgie mit 
Langescher Kochsalzinjektion. Med. Klinik. — Harris, Diagnosis of nervea 
injuries of the upper extremity. Brit. med. journ. — Derselbe, Ischämie 
myositis and neuritis. Brit. med. journ. — Keith, Myalgia. Brit. med. 
journ. — Köllner, Aetiologie der Abduzenslähmung. Deutsche med. 
Wochenschr. — Kohts, Ueber diphtheritische Lähmungen u. ihre Behand¬ 
lung. Ther. Monatsh. — Marina, Gibt es Formes frustes der muskulären 
Dystrophie. Deutsche med. Wochenschr. — Mintz, Eine eigenartige Form 
progress. seitlicher Kieferdeviation. Deutsche med. Wochenschr. — Obern- 
dörffer, Zur Kenntnis der Arrestantenlähmung. Berl. klin. Wochenschr. 
— Derselbe, Die Nervennaht. Zentralbl. f. die Grenzgebiete. — Quad- 
flieg, Ein Fall von traumatischer Luxation des Nerv, ulnaris dextr. Münch, 
med. Wochenschr. — Saldanka, On the etiology of Beri-Beri. Brit. med. 
journ. — Schlesinger, Zur Injektionstherapie der Neuralgien. Deutsche 
med. Wochenschr. — Siebold, Traumatische Lähmung des Halssympathi¬ 
kus. Deutsche med. Wochenschr. — Stiefler, Multiple Nervenlähmung 
infolge intrauteriner Umschnürung einer oberen Extremität. Wien. klin. 
Wochenschr. — Williamson, Hemiatrophia facialis progr. Lancet. — 
Ziehen, Beziehungen zwischen angeborenen Muskeldefekten, infantilem 
Kernschwund und Dystrophie. Berl. klin. Wochenschr. — Zimmern et 
Delherm, Le traitment des nevrites et növralgies. Gaz. des höp. 




Krankheiten des Nervensystems. 


159 


Neurosen. 

Alquier, Le probleme de l’hysterie. Gaz. des höp. — Auerbach, In 
welchen Anstalten sollen die an Neurosen Leidenden behandelt werden? Ther. 
d. Gegenw. — Bernheim, Neurasthenies. Paris. — Call um, Colony and bro- 
mide treatment of epilepsy. Brit. med. journ. — Cassirer, Prognose u. Be¬ 
handlung der vaflotnotorisch-trophischen Neurose. Deutsche med. Wochenschr. 

— Ch vostek, Myasthenia gravis und Epithelkörperchen. Wien.klin. Wochen¬ 
schrift. — Curschmann, Eine neue Chorea Huntington-Familie. Zeitschr. f. 
Nervenheilk. — Descarpentries, Akromegalie. L’öcho möd. — Eulenburg, 
Ueber Neurastheniebehandlung. Ther. d. Gegenw. — Flatau, Die Epilepsie¬ 
behandlung seitens des praktischen Arztes. Ther. d. Gegenw. — Derselbe, 
Hereditär-essentieller Tremor. Arch. f. Psych. — Friedländer, Zur Kenntnis 
der Hyperhidrosis unilateralis. Deutsche med. Wochenschr. — Fröhlich, 
Ueber die Behandlung der Nervenunfallkranken. Ther. d. Gegenw. — Gibb, 
Tetany in the adult. Brit. med. journ. — Grunewald, Ueber bystero- 
traumatische Lähmungen. Deutsche med. Wochenschr. — Herzfeld, Zur 
Behandlung der Migräne. Ther. Monatsh. — Isserlin, Die Erwartungs¬ 
neurose. Münch, med. Wochenschr. — Klienberger, Beitrag zur Sym¬ 
ptomatologie der Paralysis agitans. Monatsschr. f. Psycb. — Lundborg, 
Die Toulouse - Richetsche Behandlung der Epilepsie. Arch. f. Psych. — 
Macnamara, Blood pressure in neurasthenic states. Lancet. — Meyer, 
Die Behandlung der Hysterie. Deutsche med. Wochenschr. — Derselbe, 
Die Behandlung der Epilepsie in ihren verschiedenen Formen. Ther. Monatsh. 

— Moutet u. Scop, Myasthenia gravis. Monatsschr. f. Psych. — Müller, 
Die Behandlung der Neurosen. Deutsche med. Wochenschr. — Obern- 
dörffer, Ueber den Stoffwechsel bei Akromegalie. Zeitschr. f. klin. Med. 

— Panichi, Beobachtungen über den Tremor. Berl. klin. Wochenschr. — 
Pelz, Ueber Paralysis agitans. Neur. Zentralbl. — Philip, On chorea of 
aggravated type. Brit. med. journ. — Prinet, Le syndröme de Dercum. 
L’echo med. — Randin, Chorea. Brit. med. journ. — Rapin, Les angio- 
neuroses familiales. GenÄve. — Redlich, Epilepsie und Linkshändigkeit. 
Arch. f. Psych. — Derselbe, Ueber ein eigenartiges Pupillenphänomen. 
Deutsche med. Wochenschr. — Roger, Des reflexes cutanes et tendineux 
dans l’hysterie. Gaz. d. höp. Deutsche med. Wochenschr. — Derselbe, 
Du quelques reflexes dans l’hysterie. Gaz. d. höp. — Rüssel, Hysterical 
somnambulisme. Brit. med. journ. — Saitz, Beitrag zum Vorkommen und 
zur Behandlung der Tetanie. Wien. klin. Wochenschr. — Schlesinger, 
Organische Nervenerkrankungen und Herz. Wien. klin. Rundschau. — 
Siegert, Die Chorea minor. Würzb. Abhandl. — Strümpell, Nervosität 
und Erziehung. — Taylor, A case of merycisme. Brit. med. journ. — 
Vollmar, Ueber Jacksonsche Epilepsie. Wien. klin. Rundschau. — Wei߬ 
wange, Ueber die Nervosität der Frauen und ihre Verhütung. — West- 
phal, Ueber Behandlung der Krämpfe. Deutsche med. Wochenschr. — 
Wirth, Tetanie bei Phosphorvergiftung. Wien. klin. Wochenschr. 



b) Psychiatrie. 

Von Geh. Med.-Rat Prof. Dr. A. Gramer in Göttingen. 

Psycho- Auf psychologischem Gebiete sind eine ganze Reihe von Publi- 

logisches. Nationen erschienen, welche zum Teil auch für den Praktiker ein nicht 
geringes Interesse haben. Zunächst möchte ich mich mit einer Festrede 
Ziehens über das Gedächtnis beschäftigen. Das Gedächtnis besteht 
aus latenten und aktuellen Erinnerungsbildern. Unser Denken schreitet 
von aktuellen zu aktuellen Erinnerungsbildern fort. Fortwährend werden 
latente in aktuelle Erinnerungsbilder verwandelt, diesen Vorgang bezeichnet 
man als Reproduktion. Nach einer kurzen Schilderung der modernen 
Studien über das Gedächtnis der Tiere geht Ziehen auf das Gedächtnis 
der Kinder ein und beschreibt, wie hier mit zunehmendem Alter allmählich 
das Gedächtnis an Zuverlässigkeit gewinnt. Bei dem Studium des Gedächt¬ 
nisses des Erwachsenen können wir zunächst feststellen, daß die Erinnerungs¬ 
bilder nicht schwache Empfindungen sind, sondern daß die Intensität der 
Empfindung ganz in das Erinnerungsbild übergeht. Auch der die Empfin¬ 
dung begleitende Gefühlston überträgt sich als solcher in das Erinnerungs¬ 
bild. Der Gefühlston wird deshalb auch in der Erinnerung mit reproduziert. 
Auf dieser Eigenschaft unseres Gedächtnisses beruht unser ganzes Gefühls¬ 
leben. Die Erinnerungsbilder entweichen allmählich in jene Grandis 
Recessus Memoriae. Dort bleiben sie durchaus nicht unangetastet, sondern 
sie fallen allmählichem Vergessen anheim. Die experimentelle Psychologie 
vermag diesen Vorgängen bis in alle Einzelheiten zu folgen. Anfangs er¬ 
folgt das Abblassen der Erinnerungsbilder langsam, und erst nach einer 
unverhältnismäßig langen Zeit rascher. Diesen Wendepunkt in der Ge¬ 
schwindigkeit des Abblassens bezeichnet man als den kritischen Punkt. 
Auch in pathologischen Fällen setzt der Gedächtnisdefekt zunächst an 
diesem kritischen Punkt ein, um sich von da rasch auf das Jüngst- 
vergangene fortzupflanzen. Ausnahmen bestehen aber auch: wenn wir 
uns z. B. zu den Merkfähigkeitsstörungen, namentlich bei dem Korsa- 
kowsehen Symptomenkomplex wenden. Unsere latenten Erinnerungsbilder 
sind dem Einfluß der Ideenassoziationen nicht entzogen. Sie können viel¬ 
mehr verändert werden. Auf dieser Möglichkeit beruhen die Erinnerungs¬ 
täuschungen. Mit der bewußten Tätigkeit der Phantasie haben sie wenig 
zu tun. Ebenso wie diese Gesetze der Retention sind auch die der Repro¬ 
duktion genau erforscht. Ein Erinnerungsbild kann nur durch eine Emp- 



Psychiatrie. 


161 


findung, welche seiner Grundempfindung ähnlich ist oder durch ein anderes 
Erinnerungsbild, mit welchem es früher einmal oder öfter gleichzeitig auf¬ 
getreten ist, reproduziert werden. Von besonderer Bedeutung für die 
Reproduktion ist der Gefühlston der Erinnerungsbilder. Was die Lokali¬ 
sation betrifft, so neigt Ziehen der Anschauung zu, daß besondere Er¬ 
innerungsfelder in der Hirnrinde bestehen, wenn wir auch die spezielle 
Lage der einzelnen Erinnerungsfelder noch nicht genauer kennen. Im 
Anschluß hieran möchte ich noch auf einen kurzen Artikel desselben 
Autors hinweisen, der sich mit der Lehre der Aufmerksamkeit be¬ 
schäftigt und scharf betont, daß uns nicht das Wesen, sondern die Gesetze 
der Aufmerksamkeit interessieren und daß wir nur weiter kommen, wenn 
wir diese Gesetze zu erforschen suchen. Die Darlegungen von Ziehen 
sind außerordentlich klar und verständlich, wichtig erscheint uns nament¬ 
lich auch die Differenzierung in eine sensorielle und intellektuelle Auf¬ 
merksamkeit. Der Referent selbst hat sich in einer Festrede mit den 
modernen Theorien der Affekte beschäftigt und gezeigt, daß uns auch 
hierbei zahlreiche Forschungen in den letzten Jahren weiter gebracht 
haben. Zu einem längeren Referat sind die Vorträge zu kompliziert. 
Ebenso möchten wir auf einen Artikel von Mott nur kurz verweisen, der 
namentlich die äußere Anatomie und Physiologie der Affekte, insbesondere 
der Ausdrucksbewegungen bespricht. Eine Ergänzung zu Ziehens Studium 
über die Aufmerksamkeit gibt Isserlins Sammelreferat über die neueren 
Forschungen über Aufmerksamkeit und das Denken. Eine interessante 
Studie über die Psychologie des Erfolges bringt Clave Shaw. 

Von allgemeinerem Interesse dürfte auch ein Artikel von Dexler 
über das Vorkommen von Tierpsychosen sein, denn es ist nicht zu 
verstehen, weshalb nicht auch bei der Lehre von den psychischen Störungen 
uns die vergleichende Forschung vorwärts bringen soll. Sehr wichtig ist 
dabei, daß man sich klar macht, wie der Verfasser scharf betont, daß wir 
bei den Tieren Psychosen wie bei den Menschen nicht erwarten können, 
weil sie eine viel einfacher konstruierte Hirnrinde haben. Daß bei der 
Schwierigkeit in der Untersuchung von Tieren mit psychischen Störungen 
und bei der Seltenheit des Vorkommens dieser Erscheinungen noch nicht 
viel objektives sicheres Material vorhanden ist, lehrt uns die literarische 
Uebersicht, welche Verfasser gibt. Es ist aber zu hoffen, daß wir auch hier 
weiter kommen, wenn wir experimentell und pathologisch-anatomisch unsere 
schwierigen klinischen Forschungen unterstützen. 

Nachdem die Versuche zur Klassifikation von Psychosen 
glücklicherweise jahrelang geruht haben, weil man endlich eingesehen 
hat , daß man nicht eher klassifizieren soll, bevor man weiß, was 
man klassifizieren soll, kommt Bonhöffer mit einem Versuch zur 
Klassifikation, der aber in Wirklichkeit gar kein solcher ist, sondern 
uns eine Aufstellung von Gruppen von Symptomenkomplexen bringt, 
welche bei verschiedenartigen Psychosen auftreten können. Dabei 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. H 


Tier- 

psychoseu. 


Klassifikation 

der 

Psychosen. 



1(52 


Cramer. 


Standes¬ 

angelegen¬ 

heiten 


Heredität. 


macht er darauf aufmerksam, daß wahrscheinlich mehr somatische 
Symptome uns helfen müssen, um zu einer definitiven Klassifikation 
zu gelangen. 

Vielleicht interessiert es den Praktiker, zu erfahren, daß auch die 
Irrenärzte, in deren Reihen gegenwärtig viele Lücken klaffen, so daß 
es überall an Assistenten fehlt, einen Kampf im Interesse ihres 
Standes führen, der in den letzten Jahren zu einer wesentlich besseren 
Lage der Aerzte an den Provinzialanstalten geführt hat und hoffentlich in 
diesem Jahre noch zu einer weiteren Besserung führen wird, denn wir 
glauben nicht, daß die einstimmigen Beschlüsse der Kommission des deut¬ 
schen Vereins für Psychiatrie ungehört verhallen werden. 

Wie immer, so hat auch dieses Berichtsjahr eine ganze Reihe 
ätiologischer Forschungen gebracht. Gerade die Frage der 
Heredität hat durch Tigges in sehr gründlichen Untersuchungen 
eine weitere Förderung erfahren, wir sehen auch hier, wie diese 
Frage mit jedem Jahre komplizierter wird. Tigges hat festgestellt, 
daß bei Geisteskrankheit der Aszendenz der mütterliche Einfluß den 
väterlichen bei direkter Erblichkeit um 1,3—2,0 ®/o überwiegt, bei 
indirekter Belastung dagegen nur um 0,5—0,8°/o. Bei Trunksucht 
der Aszendenz überwiegt bei direkter Erblichkeit in hohem Grade 
die väterliche Seite. Bei Nervenkrankheiten der Aszendenz überwiegt 
bei direkter und indirekter Erblichkeit die mütterliche Seite. Bei 
auffallenden Charakteren dagegen überwiegt unter denselben Be¬ 
dingungen die väterliche Seite. Bei der Summe der Abnormitäten 
überwiegt bei direkter Erblichkeit überall der väterliche Einfluß, bei 
indirekter der mütterliche. Das väterliche Uebergewicht schwankt 
bei direkter Erblichkeit zwischen 1,1 und 8,2 °jo , das der mütter¬ 
lichen bei indirekter Erblichkeit zwischen 0,5 und 0,8 °/o. Das Ueber¬ 
gewicht des väterlichen Einflusses bei direkter Erblichkeit wird im 
wesentlichen durch die Trunksucht der Aszendenz, in geringem 
Grade noch durch auffallende Charaktere der Aszendenz bedingt. 
Das Uebergewicht der mütterlichen Seite bei direkter Erblichkeit 
wird wesentlich durch Geisteskrankheit der Aszendenz in geringem 
Grade durch Nervenkrankheiten bedingt. Bei Geisteskrankheiten, 
Nervenkrankheiten und der Summe der Abnormitäten der Aszendenz, 
wenn man von letzteren die Nachkommen trunksüchtiger Aszendenz 
ausschließt, findet sich bei direkter Erblichkeit — entsprechend 
einem Uebergewicht der mütterlichen Seite, ein Uebergewicht der 
Töchter über die Söhne. Bei indirekter Erblichkeit, ferner bei direkter 
Erblichkeit von Trunksucht und auffallendem Charakter der Aszen¬ 
denz läßt sich ein dieser Regel entsprechendes Verhalten nicht fest- 



Psychiatrie. 


163 


stellen. Tigges hat sich viel Mühe gegeben, diesen Verhältnissen 
statistisch nachzugehen. Beweisend erscheint uns ein Ueberwiegen 
um 8 °/o, dagegen ist uns nicht unbedenklich, auf das Ueberwiegen 
von nur wenigen Prozenten ein Gesetz aufzubauen, wenn man sich 
sagt, wie die Angaben über Heredität zu stände kommen. Tigges 
weiß das sicher selbst am besten. Er hat uns aber einen Weg 
gewiesen, auf dem mit viel mehr Eifer gearbeitet werden müßte, 
wenn auch das Material noch so unzuverlässig und dürr ist. 

Die Frage der Heredität in kürzeren Artikeln unter mehr all¬ 
gemeineren Betrachtungen, ohne wesentlich Neues zu bringen, be¬ 
handeln auch Cohn, Omerold und in gewisser Weise auch Knopf 
in einem Artikel über die Prostitution. Auch in der Arbeit von 
Potpeschnigg über die Ursachen kindlicher Minderwertigkeit 
wird betont, daß der überwiegende Teil kindlicher Minderwertig¬ 
keit, der sich in Hilfsklassen befindet, auf Schädigung von den 
Eltern her zurückzuführen ist. Diese bestehen in geistigem und 
sittlichem Tiefstand und in nervösen Störungen, sowie besonders in 
dem Alkoholismus. Auf diese Momente sind auch die organischen 
Mängel der Hilfsschüler zurückzuführen. Wie die auf diesem Wege, 
das heißt auf dem Wege der Heredität, entstehenden Individuen sich 
darstellen, das zeigen die umfangreichen exakten klinischen Mit¬ 
teilungen von Ziehen über die psychopathischen Konstitu- Psycho- 

tionen. Einen Teil davon haben wir bereits früher besprochen.i )atl * lsclie 

r Konstitutionell, 

Jetzt behandelt Ziehen hauptsächlich die Zwangsvorstellungen und 
die psychischen Zwangsprozesse. Ziehen differenziert sehr scharf die 
Zwangsvorstellungen in 1. disparate Zwangsvorstellungen, 2. Zwangs¬ 
vorstellungen in Urteilsform, 3. Zwangsvorstellungen mit motorischer 
Tendenz. Die von Angst begleiteten Zwangsvorstellungen bezeichnet er 
als obsessive Phobien, einerlei, ob die Angst primär oder sekundär ist. 

Im Anschluß an die Erblichkeitsfrage sei mir erlaubt, auf die Frauen- Frauentage, 
frage insofern einzugehen, als man im allgemeinen wenigstens bei uns 
häufig genug von der geistigen Minderwertigkeit der Frau 
spricht. In Thomas Clave Shaw ist den Frauen ein Verteidiger 
auch in England erstanden, der bestrebt ist, die ihnen gebührende Stellung 
zuzuweisen. 

Eine wichtige Frage, die dem Praktiker nicht selten entgegen¬ 
tritt, ist die, ob psychopathische, nervöse oder geisteskranke Ehe bei 
Individuen heiraten dürfen. Wir können den Vortrag Redliche Psychopathen, 
weiten Kreisen zur Orientierung nicht dringend genug empfehlen. 

Redlich bespricht zunächst die sehr wichtige Frage des Geschlechts¬ 
verkehrs. Dabei betont er mit Recht, daß es nicht erlaubt ist, von 



164 


Cramer. 


Ehe bei 
Psychopathen. 


Sexuelles 

Trauma 


Eiuiluß 

adenoider 

Vegetationen. 


Aprosexie. 


einem nuptialen Irresein sans phrase zu sprechen, sondern daß hier 
immer der Boden schon vorbereitet ist, wenn nicht bereits eine 
Psychose vorhanden war. Im weiteren erörtert er die Frage der 
Verheiratung bei den verschiedenen Neurosen und Psychosen, auch 
bei organischen Gehirn* und Rückenmarkserkrankungen und trifft 
nach unserer Ueberzeugung überall den richtigen, allein zu verant¬ 
wortenden Standpunkt, wobei er immer wieder darauf hinweist, daß 
allgemeine Gesetze kaum aufzustellen sind, sondern daß in jedem 
Fall auch individuelle Momente mitsprechen. 

Vergleicht man die Ausführungen von Redlich über die Be¬ 
deutung der sexuellen Traumata bei Nervösen, so stößt man auf 
eine» diametralen Gegensatz, wenn man den Artikel von Ferenczi 
durchliest, der, ganz in den Bahnen von Freud wandelnd, überall für 
die verschiedenen Arten von Psychoneurosen das ursächliche Moment 
in einem sexuellen Trauma sieht. Wir haben schon öfters Gelegen¬ 
heit gehabt, kurz auf die Freudschen Anschauungen einzugehen 
und können auch heute den Mitteilungen dieses Autors gegenüber 
unseren ablehnenden Standpunkt nur aufrecht erhalten. Denn die 
von diesem Autor mitgeteilten Fälle lassen nach unserer Ueber¬ 
zeugung für jeden Sachkundigen ohne weiteres erkennen, daß das 
Auffinden eines sogen, sexuellen Traumas in der Jugend noch 
lange nicht der Grund für die Erkrankung und die Conditio sine 
qua non für die Genesung zu sein braucht. Diese Fälle werden, wie 
wir täglich sehen, auch gesund, ohne daß dieses Trauma aufgefunden 
wird — oder vielmehr aufgerührt wird. Ja bei manchen ist es nur 
ein Zeichen ihrer Krankheit, daß sie überhaupt davon sprechen. 
Bestritten soll nicht werden, daß natürlich in dem Forschen nach 
diesem Trauma ein suggestiver Zwang liegen kann, der Gesundung 
herbeiführt, der Sachkundige wird aber auch noch andere Mittel und 
Wege finden, um diese Reizumstimmung zu erzielen. 

Der Einfluß der adenoiden Vegetationen auf das psychische 
Verhalten der Kinder ist schon lange bekannt. Dieser Einfluß ist 
überschätzt und unterschätzt worden. t Die Wahrheit liegt in der 
Mitte. Ich würde auch auf diese Verhältnisse nicht mehr einge¬ 
gangen sein, wenn wir nicht neben einer Arbeit von Anton, welche 
in der Frage der Aprosexie nichts wesentlich Neues bringt, auch 
eine Publikation von Rouvillois vorläge, welche einen Symptom¬ 
komplex, der namentlich bei Eintritt der warmen Jahreszeit bei ein¬ 
zelnen Schülern sich zu zeigen pflegt und sich mit dem der Aprosexie 
deckt, auf eine Polydipsie zurückführt. Diese Polydipsie 
ist lediglich eine üble Angewohnheit, mit ihrer Beseitigung 



Psychiatrie. 


105 


schwinden auch die Symptome der Unlust und mangelnden Aufmerk¬ 
samkeit. Wir sehen also, daß ein der Aprosexie ganz ähnlicher 
Symptomkomplex auf ganz anderer Grundlage zu stände kommen 
kann. Diese Publikation weist uns darauf hin, bei in Betracht 
kommenden Fällen auch diese Frage zu erfüllen.— Wie schwierig es 
ist, rein ätiologisch bestimmte exogene Ursachen für eine Psy¬ 
chose verantwortlich zu machen, das zeigen uns die Dissertationen 
von Po weis und Markowitz, welche den psychischen Störungen 
bei Chorea nachgehen und zu dem Resultate kommen, daß es 
Störungen, welche für die Chorea spezifisch sind, nicht gibt. Etwas 
spezifischer scheint in seinen Folgen nach dieser Richtung der Typhus 
zu sein, wenigstens machen es die Mitteilungen von Gillwald wahr¬ 
scheinlich, daß Fälle von Typhuspsychosen Vorkommen, welche mehr 
an eine Manie erinnern. Urbach macht darauf aufmerksam, daß 
bei Operationen an den Gallenwegen akute Psychosen auf- 
treten, welche namentlich dann, wenn der Gallenfluß am stärksten 
ist, ihre größte Höhe zeigen. Eine Erklärung dafür ist vorläufig 
noch nicht aufzufinden, dagegen möchte Referent erinnern, daß er 
selbst einen Fall beschrieben hat, bei dem jedesmal mit dem Auf¬ 
treten von Ikterus psychische Störungen von ähnlichem Charakter 
auftraten. Kauffmann nimmt an, daß in einem von ihm beob¬ 
achteten und genau untersuchten Fall ein Zusammenhang zwischen 
Diabetes und Psychose bestand. Der Erfolg der eingeleiteten Therapie 
scheint auch dafür zu sprechen, ebenso scheint die hypothetische An¬ 
schauung Kauffmanns, daß die Wasserverarmung des Blutes 
dabei eine Rolle spiele, aller Beachtung wert. Dagegen muß dem, 
was der Autor in der Einleitung sagt, daß bei nervösen und Geistes¬ 
krankheiten der Diabetes eine häufige Erkrankung sei, widersprochen 
werden. Nach den Erfahrungen des Referenten, denen er schon öfter 
Ausdruck gegeben hat, spielen hier regionäre Verhältnisse eine 
wichtige Rolle. — Interessant ist eine Mitteilung von Hasche- 
Klünder, der eine Reihe von atypisch verlaufenden Psychosen 
nach Unfall beschreibt. Auf diese Tatsache hat Referent schon 
in den ersten Auflagen seiner gerichtlichen Psychiatrie hingewiesen. 

Den Uebergang zu den spezielleren Betrachtungen soll ein kurzer 
Hinweis auf eine Studie von Sioli über die Geisteskrankheiten der 
Angehörigen verschiedener Völker bilden, welche uns erkennen 
läßt, daß wir hier uns noch kein definitives Urteil erlauben können, weil 
uns das Material fehlt. 

In neuerer Zeit, wo sich unser Interesse immer mehr den leichter 
und schwerer Schwachsinnigen unter den Jugendlichen 


Exogene 
Ursachen für 
Psychosen. 



166 


Cramer. 


Debile. 

Intelligenz- 

prüfung 

Jugendlicher. 


Halluzina¬ 

tionen. 


zuzuwenden beginnt und namentlich auch die Untersuchung der 
Fürsorgezöglinge ein größeres Interesse in Anspruch nimmt und die 
Jugendgerichte mehr als früher Sachverständige hören, muß es auch 
für den praktischen Arzt von Wichtigkeit sein, sich mit den neueren 
Methoden der Intelligenzprüfung und .der Feststellung des 
geistigen Besitzstandes überhaupt bekannt zu machen. Ziehen 
hat uns in seinem Vortrage in seiner bekannten klaren Weise alle 
in Betracht kommenden Verhältnisse angegeben und so dargelegt, 
daß es uns verständlich ist, worauf es gerade bei diesen Unter¬ 
suchungen ankommt. Wir möchten seinen Vortrag weiter Kennt¬ 
nis empfehlen. In dem Artikel von Redepenning sehen wir, wie 
exakt die modernen Methoden arbeiten, so daß wir im stand sind, 
bei Menschen, welche wir für ganz dement halten, noch eine ganze 
Reihe intellektueller Reste nachzuweisen. Auch im Ausland arbeitet 
man eifrig auf diesem Gebiet, das beweisen uns die Arbeiten von 
Potts und Neil. 

Nachdem jahrelang nur selten über das Verhalten der Hallu¬ 
zinationen gearbeitet worden war, wird in diesem Jahre ein An¬ 
lauf genommen, auch dieses wichtige bei den verschiedensten psychi¬ 
schen Störungen eine Rolle spielende Symptom einer genaueren 
Analyse zu unterziehen. In einer umfangreichen Studie bringt 
Goldstein Mitteilungen zur Theorie der Halluzinationen. 
Die Halluzination an sich ist wie jede wirkliche Sinneswahrnehmung 
die einfache Folge der Erregung der Sinneszentren. Das Urteil 
der Realität ist bei den Halluzinationen wie bei den wirklichen 
Wahrnehmungen ein sekundäres Phänomen, eine kritische Leistung 
der gesamten Psyche. Das soll nicht bestritten werden, dagegen 
scheint uns zweifelhaft, ob der Satz sich wird halten lassen, daß 
das Realitätsurteil immer abhängig ist von der qualitativen Be¬ 
schaffenheit der Wahrnehmung und dem Zustand des Bewußtseins. 
Es ist hier nicht der Ort, darauf einzugehen. Erwähnt sei auch 
die Arbeit von Döllken, der sich besonders mit dem Gedanken¬ 
lautwerden beschäftigt und eine Lokalisation des psychopathischen 
Vorgangs versucht, während Pingel sich unter ganz anderen 
Gesichtspunkten mit der Theorie des Gedankenlautwerdens beschäf¬ 
tigt, ausführliche Krankengeschichten gibt und hervorhebt, daß dieses 
Symptom auch wieder in Genesung übergehen kann. Gaspero 
studiert die Erscheinungen der Makropsie bei akuten toxischen 
Halluzinosen. Er führt sie auf eine veränderte Dynamik der Ge¬ 
sichtsvorstellungen im Sinne von Wer nicke und nicht so sehr auf 
die Anschauungen der Ophthalmologen zurück, welche das Symptom 



Psychiatrie. 


167 


mehr von akkommodativen Vorgängen in Abhängigkeit bringen. Dem 
Antor, der sehr sorgfältig die Literatur zusammengestellt hat, scheinen 
die Ausführungen des Referenten über diesen Gegenstand entgangen 
zu sein. Hier darf auch erwähnt werden, daß Pick eine seltener 
vorkommende psychische Störung, die Orientierungsstörung, z. B. die 
Tatsache, daß einem namentlich ermüdenden Reisenden die Lage der 
Dinge im Raum verändert erscheint, einer genaueren Analyse unter¬ 
zieht. Wir werden ihm in seinen scharf kritischen Ausführungen 
nur zustimmen können, wenn auch noch andere Erklärungsmöglich¬ 
keiten vorliegen. Benon stellt namentlich unter Berücksichtigung 
der französischen Literatur die verschiedenen'Arten von Gedächtnis¬ 
störungen zusammen, zeigt uns deren Klinik, macht uns auf 
diagnostische Irrtümer aufmerksam. Knapp hat sich die Mühe 
gemacht, die körperlichen Begleiterscheinungen der Geistesstörungen 
einer genauen Analyse zu unterziehen und bespricht sie unter den 
Gesichtspunkten der klinischen Diagnostik und der Prognose. Wir 
sehen aus seinen Mitteilungen, daß gerade auch das Studium dieser 
mehr somatischen Symptome unter Umständen von Wichtigkeit sein 
kann und haben also hier eine Bestätigung zu dem, was Bonhöffer, 
wie oben angedeutet, hervorgehoben hat. 

Sehr interessant sind die Ergebnisse der Prüfung der Atmung 
der Geisteskranken von Bornstein, welche in dem Stoff- 
wechsellaboratorium des Referenten durchgeführt werden. Bei der 
Mehrzahl der Fälle von Jugendirresein ist die Oxydationsenergie 
herabgesetzt, das Wesen dieser Stoffwechselstörung ist in einer 
pathologisch starken und pathologisch verlängerten Pubertät zu 
suchen. Bei der Epilepsie fand sich keine Störung des Energie¬ 
umsatzes, die mit dem Wesen der Krankheit hätte in Zusammen¬ 
hang gebracht werden können, dagegen zeigte sich nach stärkeren 
Anfällen und nach Anfallserien eine Erhöhung des Grundumsatzes. 
Die Hyperthermie der Epileptiker erwies sich mehr als eine Störung 
der Wärmeproduktion, während die der Paralytiker auf einem Ver¬ 
sagen der Wärmeregulation beruhte. Im Anschluß hieran sei er¬ 
wähnt, daß es Tintemann gelungen ist, bei einem diabetischen 
Epileptiker den Nachweis zu führen, daß die Erhöhung der Aus¬ 
scheidung der endogenen Harnsäure, welche bereits vor dem Ein¬ 
setzen der Anfälle beginnt, mit Wahrscheinlichkeit als ein Ausdruck 
der den epileptischen Anfällen in diesem Falle zu Grunde liegenden 
krankhaften Stoffwechselstörung ist. 

Schon lange hat man darauf hingewiesen und vielfache Be¬ 
trachtungen darüber angestellt, daß der endemische Kropf und 


Stoffwechsel 
bei Geistes¬ 
kranken. 



168 


Cramer. 


Ursache des Kretinismus von lokalen Einflässen abhängig sein müsse. Birch- 
Kretmisnius. ner berichtet über ein großartig angelegtes Experiment, das die 
aargauische Gemeinde Rapperswil angestellt hat. Dort ist prophy¬ 
laktisch in wohlüberlegter Weise gegen den endemischen Kretinis¬ 
mus und Kropf dadurch vorgegangen worden, daß man im Jahre 1884 
eine neue Wasserleitung anlegte und das Wasser statt aus Meer¬ 
molasse aus reinem Jura bezog. Seitdem ist Rapperswil allmählich 
kröpf- und kretinismusfrei geworden, während sich 1885 noch 95 */• 
Kröpfe unter der Schuljugend fanden und 7°/« Kretinen. Es hat 
sich also hier die Richtigkeit der geologischen Theorie für das Zu¬ 
standekommen des Kretinismus glänzend bewährt. Es ist interessant, 
zu dieser Publikation eine Arbeit von McCarrison in Parallele zu 
stellen, der ein Gebiet mit endemischem Kropf und Kretinis¬ 
mus am Himalaya untersuchte und den Kretinismus von der 
Schilddrüsenerkrankung in Abhängigkeit bringt, die Frage einer Be¬ 
kämpfung, wie sie so energisch und mit Erfolg in der Schweiz 
durchgeführt worden ist, ist aber gar nicht berührt. Daß die myx- 
ödematöse Idiotie, wenn sie rechtzeitig erkannt wird, mit 
Thyreoidpräparaten zu heilen ist, ist bei uns schon längere 
Jahre bekannt, wir weisen auch deshalb nur kurz auf die kasuistische 
Mitteilung von Cannac hin, damit bei dem Vorkommen solcher 
Fälle eine entsprechende Therapie nie versäumt wird. — Auch die 
Idiotie amaurotische Idiotie hat in diesem Jahre wieder eine zusam- 
menfassende Besprechung erfahren, und zwar von Barbonneix und 
Breie t, ohne wesentlich Neues zu bringen. Dagegen möchten wir 
besonders auf die Studien von Vogt hinweisen, welcher in aus¬ 
gezeichneter Weise den Versuch unternimmt, die einzelnen Idiotie¬ 
formen klinisch und vor allem auch anatomisch abzugrenzen. 
Die Wichtigkeit solcher Bestrebungen liegt auf der Hand. Denn 
nur wenn wir erst die einzelnen Formen differenzieren können, wer¬ 
den wir auch ihre Bekämpfung wirksam inszenieren können. Das 
klassische Beispiel liefert uns dafür die soeben erwähnte kretinistische 
und myxödematöse Idiotie. Im Anschluß an die Idiotie möchte ich 
noch kurz auf die Frage des moralischen Schwachsinns 
eingehen. G u d d e n macht den Versuch, die Moral insanity 
als ein eigenes wohlumschriebenes Krankheitsbild hinzustellen. 
Darin wird ihm jeder zustimmen. Aber indem man klinisch 
den moralischen Schwachsinn als Krankheitsform anerkennt, muß 
man sich auch klar darüber sein, daß unsere heutige Strafgesetz- . 
gebung in keiner Weise Rücksicht darauf nimmt, ja das Reichs¬ 
gericht ausdrücklich entschieden hat, daß das Gericht die „Moral 



Psychiatrie. 


169 


insanity“ als Krankheit im Sinne des § 61 nicht anerkennen 
könne. — Interessant ist eine von Anton mitgeteilte Krankengeschichte 
nebst Obduktionsbefund, wodurch der Nachweis erbracht wird, daß 
die durch eine frühzeitige Lebererkrankung und Leber¬ 
dysplasie bewirkte Stoffwechselerkrankung eine früh¬ 
zeitige Retardierung der gesamten Entwicklung und 
auch des Gehirns mit sich bringen kann. Anton be¬ 
zeichnet das Krankheitsbild als Dementia choreoasthenica. 
Praktische Hinweise zur Erkennung des Schwachsinns gibt 
Uhlich. 

Die Dementia praecox-Frage steht noch immer im Mittel¬ 
punkt des Interesses der klinischen Psychiatrie. Die Dinge, welche 
erörtert werden, sind aber meistens Detailfragen, welche für den 
Praktiker weniger Interesse haben. Ich möchte deshalb nur kurz 
auf die Publikationen von Jahrmärker, Kölpin und Meyer 
hinweisen. Hervorgehoben sei, daß es Knapp in meiner Klinik 
gelungen ist, einen fast typischen, seit Jahren bestehenden kata¬ 
tonischen Zustand als Simulation nachzuweisen. — End¬ 
lich sei noch hervorgehoben, daß Raecke in sehr gründlichen 
Untersuchungen sich mit der Katatonie im Kindesalter be¬ 
schäftigt und den Nachweis führt, daß wir auch hier vor allem im 
Alter von 12—15 Jahren diesen Symptomenkomplex beobachten. 
Meist besteht dabei eine angeborene psychische Minderwertigkeit. 
In der Praxis machen uns häufig die Epilepsie und Schwach¬ 
sinn szustände im Kindesalter große Schwierigkeiten, sowohl 
was die Diagnose als was die Behandlung betrifft, obschon die 
klinische und pathologisch-anatomische Forschung der letzten Jahre 
in ein anscheinendes Chaos einige Klarheit gebracht hat. Zur Orien¬ 
tierung auf diesem schwierigen Gebiet möchten wir einen umfang¬ 
reichen Artikel von Heinrich Vogt, der übersichtlich und klar 
geordnet alle in Betracht kommenden Verhältnisse bespricht, emp¬ 
fehlen. Vogt bespricht zunächst die Spasmophilie und Epilepsie, 
sodann die genuine und degenerative Epilepsie, weiter die zerebrale 
Kinderlähmung in ihren Beziehungen zur Epilepsie und jugendlichen 
Schwachsinn und die Epilepsie mit Herdsymptomen überhaupt. Auch 
die Beziehungen zur hereditären Lues werden in einem gesonderten 
Kapitel besprochen, ebenso wie die tuberöse Sklerose, die hydro- 
zephalische Epilepsie, die epilepsieartigen Zustände bei verschieden¬ 
artigen Idiotieformen und unklare Formen. Den Beschluß bildet 
eine Besprechung der Prognose der jugendlichen Epilepsie und der 
sozialen Fürsorge für die jugendlichen Epileptiker. Diese kurze 


Dementia 

choreo¬ 

asthenica. 

Jugend¬ 

irresein. 


Kinder¬ 
psychosen 
und -neurosen. 



170 


Craraer. 


Kinder- Inhaltsangabe zeigt, wie wir bereits auf diesem Gebiete klinisch und 

Psychosen ana to m isch zu differenzieren im stände sind und wie wichtig die 

und -neurosen. _ _ ° 

Studie von Vogt ist. Aschaffenburg behandelt dasselbe Thema 
kürzer in einem Vortrag und nur vom klinisch-diagnostischen Stand¬ 
punkt aus. Wir können ihm nur zustimmen, wenn er auch bei 
dieser Gelegenheit wieder auf die diagnostisch außerordentlich wich¬ 
tige Tatsache aufmerksam macht, wie gerade bei epileptischen Kin¬ 
dern die unmotivierten Stimmungsschwankungen eine außer¬ 
ordentlich wichtige Rolle spielen. 

Epilepsie. Einen ganz neuen Gesichtspunkt für die Diagnose der Epilepsie 

in bestimmten Fällen bringt Redlich, in dem er darauf hinweist, daß 
unter Umständen die Linkshändigkeit auf eine Herderkrankung in 
der rechten Hemisphäre hinweisen und so auch die Erklärung für 
eine Epilepsie geben kann. Genauere Nachprüfungen müssen ergeben, 
ob wirklich bei bestimmten Epileptikern die Linkshändigkeit eine 
größere Rolle spielt. Windscheid berichtet über einige Fälle von 
„typischer Reflexepilepsie“. Roubinowitsch beschreibt 
einen gewiß einzig dastehenden Fall, wo sich eine typische Akro¬ 
megalie mit Epilepsie und einer Stimmungsanomalie verband. 
Genauere psychologische und klinische Studien über die intellek¬ 
tuelle Leistungsfähigkeit in Dämmerungszuständen haben 
Koppen und Kutzinski auf der Ziehenschen Klinik gemacht. Sie 
führen den Nachweis, daß die minderwertigen geistigen Leistungen 
während des Dämmerungszustandes außerordentlichen Schwankungen 
unterworfen sind und daß diese Schwankungen von einem Moment 
zum anderen wechseln können. Endlich sei noch hervorgehoben, 
daß nach den exakten Untersuchungen von Handelsman wahr¬ 
scheinlich das Cholin bei der Entstehung der epileptischen 
Krämpfe des Menschen keine Rolle spielt. 

Hysterie J3ei der der Epilepsie nachstehenden Hysterie haben wir 

eine kleine Anzahl von Arbeiten zu erwähnen, welche sich genauer 
mit einzelnen Symptomen beschäftigen oder kasuistische Mitteilungen 
bringen. Westphal berichtet über eine hysterische Pseudo¬ 
tetanie mit eigenartigen vasomotorischen Störungen. Donath 
beschreibt einen Fall von hysterischer Schlafsucht bei einem 
jungen Mädchen, das nach überstandenem Typhus im Anschluß an 
starke emotionelle Erregungen zum ersten Male in diesen Zustand 
verfiel. W T ie genauere Untersuchungen erweisen, sind diese lethargi¬ 
schen Anfälle weder ein echter Schlaf noch eine Autohypnose. Der¬ 
selbe Autor hat auch die hysterische Amnesie genauer 
studiert. In den beiden beobachteten Fällen war die Amnesie retro- 



Psychiatrie. 


171 


anterograd. Der Ausfall so zahlreicher Erinnerungsbilder wie bei 
der hysterischen Amnesie hat deshalb keine weitgehende Demenz 
im Gefolge, weil die Erinnerungsbilder offenbar im Unterbewußtsein 
noch weiter arbeiten. Dadurch unterscheidet sich auch diese psycho¬ 
gene Amnesie von der mehr organisch bedingten. — Schultze 
schildert in einem klinischen Vortrag die hysterische Hemiplegie. 
Unter die Hysterie möchte ich auch einreihen die Mitteilung von 
Schmiergeld, obschon dieser Autor seinen Fall unter die 
psychasthenischen Degenerierten rechnet. Denn gerade 
der Beginn der geschilderten motorischen Entladungen im An¬ 
schluß an Affekte und die ganze Art des Ablaufes erinnert mich 
außerordentlich an einen psychogenen Prozeß. 

Die Pathogenese der progressiven Paralyse ist in 
diesem Jahre auch unter dem Gesichtspunkt der Stoffwechselver¬ 
hältnisse in Angriff genommen worden. Kauffmann bringt 
eine umfangreiche Monographie, deren Ergebnisse sich auf eine 
große Zahl schwieriger und zeitraubender exakter Untersuchungen 
stützen. Wir können auf die einzelnen Details der groß angelegten 
Arbeit, die zum Teil wohl auch noch der Nachprüfung bedürfen 
werden, nicht eingehen. Wir sehen aber gerade an dieser Publi¬ 
kation, ein wie weites Feld sich noch der Forschung öffnet und wie 
viel noch erreicht werden kann, wenn wir die verschlungenen Wege 
des pathologischen Stoffwechsels der Psychosen erforschen. Wenn 
auch die Rätsel, welche uns diese am besten umschriebene Form 
aller Psychosen aufgibt, noch nicht gelöst sind, so zeigt uns doch 
die Kauffmannsche Arbeit die Wege, auf denen wir zunächst 
weiter kommen, wenn nur intensiv gearbeitet wird. Interessant ist 
die Parallele, welche die Studien Kauffmanns für die Paralyse 
mit den hebephrenischen Erkrankungen ergeben. Obschon die Frage 
nach der Aetiologie der progressiven Paralyse einiger¬ 
maßen geklärt erscheint, sehen wir doch immer wieder Stimmen 
auftreten, welche der Syphilis in der Aetiologie der progressiven 
Paralyse eine weniger wichtige Rolle vindizieren wollen. Daß die 
Syphilis allein nicht unter allen Umständen die Krankheit herbei¬ 
führt, ist bekannt, aber daß sie eine dominierende Rolle spielt, kann 
nicht bestritten werden. Das zeigen uns klar die sehr verschiedent- 
liehen Untersuchungen von Junius und Arndt an dem Riesen¬ 
material der Dalldorfer Anstalt. Sie engen in genaueren Unter¬ 
suchungen die vagen Begriffe der Disposition und des erschwerten 
Kampfes ums Dasein ein, führen sie auf das richtige Maß zurück 
und überzeugen uns schließlich, daß es eben ohne Syphilis kaum 


Progressive 

Paralyse. 



172 


Cramer. 


Progressive eine Paralyse gibt. Auch der Verlauf, die Dauer und die Sym- 
Paraiyse. ptomatologie der progressiven Paralyse wird an dem großen Material 
mit derselben Gründlichkeit geprüft. Zu ähnlichen Resultaten kommt 
bei dem kleineren Material der Kieler Klinik Jolly. Rodiet hat 
die Ungleichheit der Pupillen bei Paralytikern zu einer Studie ge¬ 
macht, ohne wesentlich Neues oder Grundlegendes zu bringen. Die 
Ungleichheit der Pupillen gewinnt eben nur Bedeutung, wenn sie 
in Gemeinschaft mit anderen sicheren Symptomen sich zeigt. Benon 
betont, daß die anfallsweise, namentlich im Beginn der Paralyse 
plötzlich aufbretenden Amnesien mit den anderen plötzlichen Zu¬ 
fällen der Paralyse in eine Reihe gestellt werden können. Davids 
hat auf meine Veranlassung die Augenveränderung bei pro¬ 
gressiver Paralyse während des Verlaufes der Eirankheit ge¬ 
prüft; er konnte die Angaben der französischen Autoren über ein 
einigermaßen gesetzmäßiges Verhalten dieser Störungen an unserem 
Materiale nicht bestätigen. In der pathologisch-anatomischen Dia¬ 
gnostik des Rückenmarks der progressiven Paralyse spielt der Nach¬ 
weis der Plasmazellen als Ausdruck eines entzündlichen Vor¬ 
ganges eine wichtige Rolle. Dies ist für das Gehirn nach den 
Studien von Nißl und Alzheimer sicher erwiesen. Daß auch 
im Rückenmark der Paralytiker diese Plasmazellen als Aus¬ 
druck eines Entzündungsvorgangs in großer Ausdehnung Vorkommen, 
beweisen die Untersuchungen von Gustav Oppenheim. 

Dementia Einen der seltenen Fälle von einwandsfreier Dementia post- 

-r ma - traumatica bringt Trespe. Allerdings wäre uns erwünscht, wenn 
nach einigen Jahren noch eine Nachuntersuchung vorgenommen 
werden könnte, weil manchmal ganz auffällige Besserungen Vor¬ 
kommen können. 

Während noch vor wenigen Jahren Mitteilungen über sogen, 
intoxikations- Intoxikations- und Infektionspsychosen auf der Tages¬ 
und Infektions- or< j nun g standen, ist jetzt die Zahl der Publikationen über diesen 
Gegenstand sehr gering geworden, weil man allmählich auch in 
diesen Fragen kritischer geworden ist und nicht mehr den zu¬ 
fälligen Erscheinungsfolgen wie früher kausalen Zusammenhang 
vindizieren will, und weil man vor allem auch die Bedeutung der 
individuellen Disposition mehr erkannt hat. William F. Kuhn 
studiert die Frage der Bedeutung toxämischer Einflüsse für das 
Zustandekommen psychischer Störungen, vor allem des katatoni¬ 
schen Symptomenkomplexes. Genaue Untersuchungen des 
Blutes in 7 derartigen Fällen, welche ein bestimmtes gesetzmäßiges 
Verhalten der Erythro- und Leukozyten erkennen lassen, scheinen 



Psychiatrie. 


173 


dem Autor dafür zu sprechen, daß toxämische Einflüsse bei dem 
Zustandekommen dieses Symptomenkomplexes eine Rolle spielen. 
Handelt es sich hier um eine Hypothese, so sehen wir, daß es 
sich auch bei den psychischen Störungen, welche nach akuter oder 
chronischer Einwirkung bestimmter Gifte resultieren, nicht immer 
um für den chemischen Körper spezifische Störungen handelt. Das 
beweisen auch die interessanten Untersuchungen von Alfred Gordon 
über die psychischen Störungen nach akuter und chroni¬ 
scher Intoxikation mit Opium und Kokain. Der Autor ver¬ 
fügt im ganzen über 80 Fälle von akuter und 91 Fälle chronischer 
Einwirkung. Am meisten interessieren uns die chronischen Ver¬ 
giftungen, weil hierbei nicht wie bei den akuten die spezifische 
Giftwirkung mit in Betracht kommt. Studieren wir hier seine Mit¬ 
teilungen, so sehen wir, daß die verschiedenartigsten Symptomen- 
komplexe auftreten können. 

Wie jedes Jahr, so hat auch in diesem das Delirium tremens 
und die alkoholischen Seelenstörungen überhaupt eine häu¬ 
figere Bearbeitung gefunden. Zunächst hat der Referent für die 
Eulenburgsche Realenzyklopädie die ganze Frage des Deliriums 
und speziell des Delirium tremens neu bearbeitet, und ferner be¬ 
sitzen wir in Gestalt einer Habilitationsschrift eine nüchterne und 
gute Zusammenstellung über alles, was das Delirium tremens 
betrifft, von Wassermeyer. Statistisch unter mehr beschränkteren 
Gesichtspunkten beschäftigt sich mit dieser Krankheit Napoleon 
Boston. Interessant ist, in seiner Statistik zu sehen, daß die 
meisten Fälle von Delirium tremens in den Monat August fallen, 
während die Mortalität im Dezember am größten ist. Zur Klinik 
der Krankheit führt Aschaffenburg den Nachweis, daß man 
ähnlich wie optische Halluzinationen auch Gehörstäuschungen 
mit Hilfe des Telephons bei den Deliranten hervorrufen kann. Von 
seiten der Abstinenten wird immer wieder versucht, das Vorkommen 
von Abstinenzdelirien beim Alkoholismus in Frage zu stellen. 
Wenn man im Interesse der guten Sache ihr Vorgehen auch ver¬ 
stehen kann, so sollte doch bei streng wissenschaftlicher Forschung 
etwas mehr kritisch vorgegangen werden. Unter diesen Gesichts¬ 
punkten möchte ich die Arbeit von Holitscher erwähnen, der vor¬ 
sichtig das vorhandene literarische Material in dieser Frage prüft 
und wenigstens noch die Möglichkeit der Abstinenzdelirien zugibt, 
während Graeter die ganze Frage nur cum ira, aber sine Studio 
zu erledigen sucht. Daß die Zahl der alkoholisch bedingten Seelen¬ 
störungen nicht überall so groß ist, wie man häufig annimmt und 


Alkoholismus 

Delirium 

tremens. 


Abstinenz¬ 

delirien. 



174 


Cramer. 


Alkoholische 

Seelen¬ 

störungen. 


Sjiät- 

lieiluugen. 


daß regionär starke Schwankungen Vorkommen, zeigen die Mit¬ 
teilungen von Legrain, welcher mit ungefähr 17*/« rechnet; ich 
darf wohl hinzufugen, daß in meinen Instituten der Prozentsatz noch 
viel geringer ist. Im Anhang dazu sei erwähnt, daß Passavan 
die klinischen Formen der alkoholischen Seelenstörungen in 
einem kurzen Artikel ungefähr so beschreibt, wie wir sie auch in 
unseren Lehrbüchern angegeben finden, daß ferner Th. Simon eine 
subakute Form des Alkoholismus schildert, in derer die Fälle 
beschreibt, wo ein ausgesprochenes Delirium tremens zwar nicht 
vorhanden ist, aber namentlich bei Nacht und in der Dunkelheit 
für einige Stunden oder auch für einige Tage die Symptome des 
Delirium tremens mehr oder weniger angedeutet in Erscheinung 
treten. Dieses kann natürlich dem Grade nach sehr verschieden 
sein, so daß die Kranken noch mehr oder weniger über den Sym¬ 
ptomen stehen. Interessant ist auch die Beschreibung eines post- 
deliriösen Stupors durch Stilmann, der bei uns noch weniger 
beachtet ist. Schließlich sei noch erwähnt, daß Lapinsky in einer 
eingehenderen klinischen Studie den Nachweis zu führen sucht, daß 
bei der polyneuritischen Psychose die Psychose und die poly- 
neuritischen Störungen Folgen ein und derselben Schädlichkeit, näm¬ 
lich der im Blute kreisenden Toxine, sind. Er nähert sich also 
hier den von vielen Autoren anerkannten Anschauungen der Wiener 
Schule. 

Eine Frage, die von jeher den Psychiater sowohl als den Prak¬ 
tiker interessiert hat, ist die Tatsache, daß wir immer wieder und 
oft völlig unerwartete Fälle von Spätheilungen sehen. Petren 
hat eine umfangreiche monographische Studie zu dieser Frage publi¬ 
ziert, die sicher auch uns Deutschen manchen willkommenen Auf¬ 
schluß liefert. Vielleicht gibt sich der Verfasser etwas zu viel Mühe, 
für die einzelnen Fälle eine Diagnose zu finden und legt zu viel 
Wert auf die Nomenklatur derselben, immerhin arbeitet er aber so 
exakt, daß jeder sich nach der ihm gerade genehmen Nomenklatur 
zurechtfinden kann. Im ganzen berichtet der Autor über 34 Fälle 
aus eigener Beobachtung und aus der Literatur. Wir sehen, daß 
die überwiegende Mehrzahl der Spätheilungen Stimmungsanomalien 
betrifft, daß aber auch Katatonien und paranoische Zustände nicht 
selten sich finden, ja sogar eine epileptische und eine traumatische 
Psychose ist erwähnt. Die Möglichkeit, daß solche Spätheilungen 
Vorkommen können, ist uns allen bekannt, die Petrensche Mono¬ 
graphie lehrt uns aber, daß man gerade in den ersten drei Gruppen 
von Fällen mit der Prognose lange Zeit sehr vorsichtig sein muß, 



Psychiatrie. 


175 


sie zeigt uns auch, eine wie wichtige Bedeutung die Kenntnis dieser 
Tatsache für gerichtlich psychiatrische Erwägungen, namentlich was 
die Ehescheidung betrifft, haben muß. Unsere weitere Aufgabe 
wird sein, diese Fälle noch mehr zu ergänzen und zu vermehren 
und dabei immer wieder den Versuch zu machen, ob uns nicht 
doch ein genaues Studium der Elementarsymptome in einzelnen 
Fällen die Möglichkeit an die Hand gibt, uns vor einem zu 
frühzeitigen Aussprechen der Unheilbarkeit zu hüten. Auf jeden 
Fall erscheint wichtig, jeden einzelnen derartigen Fall genau zu 
publizieren. 

Wenn man von diesen Spätheilungen von Psychosen, bei 
denen eine eigentliche Behandlung schon lange aufgegeben war, 
hört, dann möchte man Scholz recht geben, der den Heil¬ 
faktor der großen Anstalten außerordentlich gering einschätzt. 
Es ist ein Verdienst von Alt, daß er hier eingreift, und mit aller 
Schärfe betont, daß in den Anstalten, in denen nur in zielbewußter 
Weise all das unternommen wird, was uns der moderne Heil¬ 
apparat bietet, die Sache durchaus nicht so verzweifelt aussieht. 

Bei einem Manne wie Alt ist es selbstverständlich, daß er dabei 

• _ ' 

sich vor einem Zuweitgehen in seinen Hoffnungen hütet und auch 

die Grenzen, die der Anstaltsbehandlung gezogen sind, anerkennt. 
Noch auf eine andere mit schönen Abbildungen versehene Arbeit 
von Alt möchten wir kurz hinweisen, sie betrifft einen der Haupt¬ 
heilfaktoren der Irrenanstalten, die Arbeit und ihre vielseitige 
Verwendung auf allen Gebieten menschlichen Gewerbes und nament¬ 
lich im landwirtschaftlichen Betriebe. Die Verhältnisse an den Irren¬ 
anstalten des Staates New York schildert Mac Donald. Für 
die spezielle Therapie der Geisteskranken dürften sich für den 
praktischen Arzt von besonderem Nutzen erweisen eine kurze und 
prägnante Zusammenstellung von Weber über die verschiedenen 
therapeutischen Maßnahmen, welche heute bei der Behandlung 
der erregten Geisteskranken in Betracht kommen, eine 
kurze Uebersicht von August Wurschmidt über die neueren 
Beruhigungs- und Schlafmittel und endlich Heymanns 
Zusammenstellung der neueren Brompräparate für die Epi¬ 
lepsiebehandlung. 

Eine therapeutische Frage, welche an den Arzt häufig heran¬ 
tritt, ist die, ob bei einer bestehenden oder sich entwickelnden Psy¬ 
chose im Falle der Schwängerung ein Abort eingeleitet werden darf 
oder nicht. Im allgemeinen neigen sich die Psychiater der An¬ 
schauung zu, daß bei Psychosen ein Abort nicht indiziert sei. Auch 


Anstalts¬ 

behandlung. 



176 


Cramer. 


Künstlicher 
Abort bei 
Psychosen. 


Forensische 

Psychiatrie. 


der Referent hat lange Zeit auf diesem Standpunkt gestanden. 
Nachdem er aber mehr die Grenzzustände und die Psychosen im 
Beginn an einem umfangreichen Material kennen gelernt hat, ist 
sein Standpunkt in dieser Frage ein anderer geworden. Er meint, 
man muß viel mehr individualisieren, und ist überzeugt, daß Krönig 
reqht hat, daß wir nach dieser Seite noch mildere Anschauungen 
gewinnen werden. Es soll deshalb ganz besonders auf eine Mit¬ 
teilung von Friedmann hingewiesen werden, welche sich auf & Fälle 
bezieht und auch die allgemeineren juristischen Fragen einer gründ¬ 
lichen Erörterung unterzieht. Im einzelnen eignen sich diese Er¬ 
wägungen nicht zu einem kurzen Referat, nur eins sei hervor¬ 
gehoben, was nutzt die Konservierung von Mutter und Kind, wenn 
sich die Mutter, die durchaus nicht ausgesprochen geisteskrank zu 
sein braucht, einer häufig vorhandenen psychopathischen Reaktion 
entsprechend samt Fötus umbringt. Sehr interessant ist eine Ana¬ 
lyse der verschiedenartigen Depressionszustände, welche uns 
Sommer gibt, und die Art und Weise, wie er daraus eine ent¬ 
sprechende Therapie ableitet. Es werden uns für die Praxis wich¬ 
tige Fingerzeige gegeben. Schließlich sei noch erwähn^ daß Damaye 
für die Behandlung der toxischen 8eelenstörung die Darreichung 
von Jodpräparaten empfiehlt. 

Forensisch bat uns das Berichtsjahr zwei größere Neuerscheinungen 
gebracht, einmal die zweite Auflage des bekannten Hochesehen Hand¬ 
buches der forensischen Psychiatrie, das in handlicher Form 
erschienen ist und in klarer, übersichtlicher Weise leicht eine Orien¬ 
tierung erlaubt, und dabei doch die erschöpfende Darstellung eines Hand¬ 
buches bietet. Am besten haben uns die von Hoche, Aschaffenburg 
und Schultze bearbeiteten Kapitel gefallen. Die zweite Erscheinung ist die 
vierte Auflage der gerichtlichen Psychiatrie des Referenten. 


Literatur. 

Alt, Ueber ländliche Beschäftigung der Kranksinnigen in Anstalt und 
Familienpflege. Zeitschr. f. d. Erforschung und Behandlung des jugend¬ 
lichen Schwachsinns Bd. II. — Derselbe, Die Heilungsaussichten in der 
Irrenanstalt. Neurol. Zentralbl. Nr. 15. — Willy Anton, Ueber Störungen 
der psychischen Funktionen bei einseitiger Behinderung der Nasenatmung. 
Prag. med. Wochenschr. Nr. 23. — G. Anton, Dementia chorea-asthenica 
mit juveniler knotiger Hyperplasie der Leber. Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 46. — Max Arndt u. Paul Jumis, Beiträge zur Statistik. Aetiologie, 
Symptomatologie und pathologischen Anatomie der progressiven Paralyse. 
Arch. f. Psychiatrie Bd. XLIV, H. 1—3. — G. Aschaffenburg, Ueber 



Psychiatrie. 


177 


Epilepsie und epileptoide Zustände im Eindesalter. Arch. f. Kinderbeilk. 
Bd. XLVI, H. 3—6. — Derselbe, Künstliche Gehörtäuschungen bei Delirium 
tremens. Deutsche med. Wocbenschr. Nr. 39. — L. Babonneix et Brelet, 
L’idiotie amaurotique familiale. Gaz. des böp. Nr. 57. — M. R. Benon, 
Les ictus amncsiques dans la paralyse generale. Gaz des böp., Sept. — 
Derselbe, Les Amnesies. Gaz. des böp. Nr. 67. — Eugen Birchner, 
Zur Pathogenese der kretinischen Degeneration. Med. Klinik H. 6. — 
A. Bornstein, Untersuchung über die Atmung der Geisteskranken. Monats¬ 
schrift f. Psychiatrie u. Neurol. Bd. XXIV, H. 5. — K. Bonhöffer, Zur 
Frage der Klassifikation der symptomatischen Psychosen. Berl. klin. 
Wochenschr. Nr. 51. — Napoleon L. Boston, Delirium tremens (Mania 
e potu). Statistical Study of 156 cases. The Lancet Niv 18- — J. Bresler, 
Verhandlungen der Kommission des deutschen Vereins für Psychiatrie zur 
Wahrung der Standesinteressen der Irrenärzte. Psychiatrisch-neurolog. 
Wochenschr. Nr. 44—47. — M. Cannac, Un cas d’idiotie myxoed&nateuse. 
L’4cho medical du Nord S. 36. — R. Mc. Carrison, Observations on endemic 
cretinism in the chitral and gilgit valleys. The Lancet, 31. Oktober. — 
Claye-Shaw, The special Psychology of women and the Psychology of 
Success. The Lancet, 2. Mai. — Eugen Cohn, Hereditary Predispositions. 
Journ. of Araer. med. Assoc. Bd. LI, Nr. 15. — A. Cramer, Festrede 
im Namen der Georgia-Augusta-Universität zur akademischen Preisverteilung. 
Göttingen. — Derselbe, Delirium und Delirium acutum in Eulenburgs 
Realenzyklopädie, 4. Aufl., und Gerichtliche Psychiatrie, 4. Aufl., Jena. — 
Henri Damaye, Considerations tberapeutiques sur les troubles mentaux 
d’origine toxique. La medication iod6e. L’echo medical. 10. Aug. — 
H. Davids. Augenbefunde bei Paralytikern. Monatsschr. f. Psychiatrie 
u. Neurol. Berlin. — H. Dexler, I. Ueber das Vorkommen von Psychosen 
bei den Säugetieren. II. Die Hauptsymptome der psychotischen Erkran¬ 
kungen der Tiere. Prager med. Wochenschr. Nr. 35. — Julius Donath, 
Hysterische, schlafähnliche (lethargische) Zustände. Wiener klin. Wochen¬ 
schrift Nr. 50. — Derselbe, Ueber hysterische Amnesie. Arch. f. Psychiatrie 
Bd. XLIV, H. 2. — Döllken, Ueber Halluzinationen und Gedankenlaut¬ 
werden. Ebenda. — S. Ferenczi, Ueber Aktual- und Psychoneurosen itn 
Lichte der Freudschen Forschungen und über die Psychoanalyse. Wien, 
klin. Wochenschr. Nr. 48. — M. Friedmann, Zur Indikationsstellung für 
den künstlichen Abort wegen psychischer Krankheit. Deutsche med. Wochen¬ 
schrift 7. u. 14. Mai. — H. di Gaspero, Ueber das Phänomen der 
Makropsie als Symptom bei akuter Halluzinose. Journ. f. Psychologie u. 
Neurol. Bd. XI. — Max Gillwald, Ein Beitrag zur Kasuistik der Typhus¬ 
psychosen. Inaug.-Dissert. 1907. Königsberg i. P. — Goldstein, Zur 
Theorie der Halluzinationen (Studien über normale und pathologische 
Wahrnehmungen). Arch. f. Psychiatrie Bd. XLIV, H. 2 u. 3. — Alfred 
Gordon, Insanities caused by acute and chronic intoxications with opium 
and cocain (a study of 171 cases). Journ. of Amer. med. Assoc., 11. Juli. 
— K. Graeter, Ein angebliches Abstinenzdelirium. Zentralbl. f. Nerven- 
Jahrbuch der praktischen Medizin, lono. 12 



178 


Gramer. 


heilk. u. Psychiatrie, 1. Dezemberheft. — Hans Gudden, Das Wesen des 
moralischen Schwachsinns. Arch. f. Psychiatrie Bd. XLIV, H. 1. — Joseph 
Handelsmann, Experimentelle und chemische Untersuchungen über das 
Cholin und seine Bedeutung für die Entstehung epileptischer Krämpfe. 
Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. XXXV. — Hasche-Klünder, Ueber 
atypisch verlaufende Psychosen nach Unfall. Arch. f. Psychiatrie Bd. XLIV, 

H. 2. — Herrn. Haymann, Neue Brompräparate in der Epilepsie¬ 
behandlung. Med. Klinik Nr. 50. — Herrn. Hildebrand, Ueber den 
Stand der Irrenfürsorge in Kurland. Vortrag, gehalten auf dem I. Kur¬ 
ländischen Aerztetag in Mitau, S. 419. — A. Hoche, Handbuch der gericht¬ 
lichen Psychiatrie. Berlin. — Holitscher, Zur Frage von Abstinenzdelirien. 
Psychiatr.-neurol. Wochenschr. Nr. 14—17. — Isserlein, Sammelbegriffe 
aus dem Gebiet der experimentellen Psychologie und Psychopathologie. 

I. Aufmerksamkeit und Denken. Münch, med. Wochenschr. Nr. 16. — 
M. Jahrmärker, Endzustände der Dementia praecox. Zentralbl. f. Nerven¬ 
heilk. u. Psychiatrie, 1. Juliheft. — Jolly. Zur Statistik der Aetiologie 
und Symptomatologie der progressiven Paralyse. Arch. f. Psychiatrie 
Bd. XLIV, H. 3. — Max Kauffmann, Ueber Diabetes und Psychose. 
Münch, med. Wochenschr., 24. März. — Derselbe, Beiträge zur Pathologie 
des Stoffwechsels bei der progressiven Paralyse (Habil.-Schrift). Jena. — Albert 
Knapp, Jahrelange Simulation eines Verblödungszustandes. Berl. klin. 
Wochenschr. Nr. 14. — Derselbe, Körperliche Symptome bei funktionellen 
Psychosen. Arch. f. Psychiatrie Bd. XLIV, H. 2. — Ad. Knopf, Some 
thoughts on the aetiology, prophylaxis and treatment of the social ill. New 
York med. Journ., 2. Mai. — 0. Kölpin, Ueber'Dementia praecox, ins¬ 
besondere die paranoide Form derselben. Zeitschr. f. Psychiatrie, Bd. LXV, 
H. 1 u. Bd. LVIII, S. 269. — M. Köppen u. A. Kutzinski, Ueber Schwan¬ 
kungen der geistigen Leistungsfähigkeit in Dämmerzuständen. Charite- 
Annalen , 32. Jahrg. — Krönig, Abort in Eulenburgs Realenzyklopädie, 
4.Aufl. — Michael Lapinsky, Zur Kasuistik der polyneuritischen Psychose. 
Arch. f. Psychiatrie Bd. XL11I, H. 3. — M. Legrain, Alcoolisme et folie. 
La Presse medicale Nr. 9. — Markowitsch, Beitrag zur Kenntnis der 
psychischen Störungen und Psychosen bei Chorea minor. Inaug.-Dissert. 
Berlin. — E. Meyer, Bemerkungen zu Jung, »Ueber die Psychologie der 
Dementia praecox“. Arch. f. Psychiatrie Bd. XLIII, H. 3. — F. W. Mott, 
Psychology of the emotions. The path of pain impulses in the spinal cord. 
The Brit. med. Journ., 11. März. — James Neil, An Address on the 
examination and certification of mental patients. The Brit. med. Journ., 
24. Okt. — Gustav Oppenheim, Plasmazellenbefunde im Rückenmark 
bei progressiver Paralyse. Arch. f. Psychiatrie Bd. XLIV, H. 3. — J. A. 
Ormerod, The Harvain Oration on heredity in relation to disease. The 
Lancet, 24. Okt. — G. Paul-Boucour, Les troubles d’intelligence et 
de caractere dans la polydipsie habituelle des ecoliers. Progres medical 
Nr. 34. — N. A. Pashayan, The clinical types of alcoholic insanity. 
Albany med. Annals Bd. XXIX, Nr. 6. — Alfred Peträn, Ueber 



Psychiatrie. 


179 


Spätheilung von Psychosen. Eine monographische Studie. Nord. med. 
Arkiv Afd. II. — Pick, Ueber eine besondere Form von Orientierungs¬ 
störung und deren Vorkommen bei Geisteskranken. Deutsche med. Wochen¬ 
schrift Nr. 47. — Ha ns Pingel, Ein Symptomkomplez von zwei Formen 
der Erinnerungsfälschungen und von Gedankenlautwerden. Inaug.-Dissert. 
Königsberg. — Karl Potpeschnigg, Ueber das Wesen und die Ursachen 
kindlicher Minderwertigkeiten. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 47. — W. A. 
Pott8, The recognition and training of congenital mental defectives. The 
Brit. med. Journ., 29. Mai. — Arthur Po weis, Chorea und Geistesstörung. 
Inaug.-Dissert. Königsberg. — Ra ecke, Katatonie im Kindesalter. Arch. 
f. Psychiatrie Bd. XLV, H. 1. — R. Redepenning, Der geistige Besitz¬ 
stand von sogen. Dementen. Monatsschr. f. Psychiatrie u. Neurol. Bd. XXIII, 
Ergänzungsheft. — Redlich, Epilepsie und Linkshändigkeit. Arch. f. 
Psychiatrie Bd. XLIV, H. 1. — Derselbe, Ueber das Heiraten nervöser 
und psychopathischer Individuen. Med. Klinik Nr. 7. — Rodiet, L’inegalitö 
pupillaire dans la paralysöe genörale. Sa valeur diagnostique. Revue de 
Mödecine, Dezember 1906. — Jaques Roubinowitsch, Sur un cas d’acro- 
megalie avec epilepsie et psychose manique depressive. Gaz. des höp. 
S. 1059. — Rouvillois, Resultats des interventions endo-nasales et naso- 
pharyngees dans les affections des voies respiratoires. — Seiffer, Stupidität 
(Dementia acuta). Klinik f. Psychiatrie u. Nervenkrankh. — Th. Simon, 
Accidents delirants subaigus de l'alcoolisme. La Clinique Nr. 24. — Sioli, 
Geisteskrankheiten bei Angehörigen verschiedener Völker. Festrede der 
23. Versamml. d. deutschen anthropologischen Gesellsch. zu Frankfurt a. M. — 
Sommer, Depressionszustände und ihre Behandlung. Deutsche med. Wochen- 
achriftNr. 25. — Charles K. Stillmann, Postdelirious alcoholic stupor. New 
York med. Journ., 25. Januar. — O. Schmiergeld, Un cas d’agitation 
motrice forcee chez un dögenere psychasthönique. Progrös mödical Nr. 83. 
— E. Schultze, Ueber hysterische Hemiplegie. Deutsche med. Wochen¬ 
schrift Nr. 13. — Tigges, Die Abnormitäten der Aszendenz in Beziehung 
zur Deszendenz. Allg. Zeitschr. f. Psychiatrie Bd. LXIV. — Derselbe, 
Statistik der Erblichkeit in der Psychiatrie. Untersuchung der Erblichkeit 
bei Geisteskranken. Die Abnormitäten der Aszendenz in Beziehung zur 
Deszendenz. Zeitschr. f. Psychiatrie Bd. LXIV, S. 891. — W. Tintemann, 
Harnsäure und epileptischer Anfall, Stoffwechseluntersuchungen bei Kom¬ 
bination von Diabetes mellitus und Spätepilepsie. Monatsschr. f. Psychiatrie 
u. Neurol. Bd. XXIV, H. 6. — Trespe, Ein Fall von Dementia post- 
traumatica mit ungewöhnlichen Begleiterscheinungen. Münch, med. Wochen¬ 
schrift S. 675. — Uh lieh, Einige Bemerkungen zur Erkennung und Be¬ 
urteilung des Schwachsinns und verwandter Zustände. Deutsche militärärztl. 
Zeitschr. H. 14. — Paul Urbach, Ueber akute Psychosen nach Operationen 
um Gallengangsystem. Wien. klin. Wochenschr. 1907. — Heinr. Vogt, 
Beitrag zur diagnostischen Abgrenzung bestimmter Idiotieformen (weitere 
Fälle von tuberöser Sklerose). Münch, med. Wochenschr. Nr. 39. — Der¬ 
selbe, Epilepsie und Schwachsinnszustände. Arch. f. Kinderheilk. Bd.XLVIII, 



180 


Cramer. 


H. 5 u. 6. — Derselbe, Zur Pathologie und pathologischen Anatomie 
der verschiedenen Idiotieformen: II. Tuberöse Sklerose. Monatsschr. f. 
Psych. u. Neurol. Bd. XXIV, H. 2. — Wassermeyer, Delirium tremens 
(Habilitationsschrift). Arch. f. Psych. u. Nervenkrankh. — L. W. Weber, 
Die Behandlung der psychischen Erregungszustände. Therap. Monatsschr., 
Februar. — A. Westphal, Ueber hysterische Pseudotetanie mit eigen¬ 
artigen vasomotorischen Störungen. Berl. klin. Wochenschr. 1907, Nr. 49. 

— H. Windscheid, Beitrag zur traumatischen Reflexepilepsie. Berl. 
klin. Wochenschr., 25. Sept. — Wurschmidt, Die neueren arzneilichen 
Beruhigungs- bezw. Schlafmittel im Dienste der Psychiatrie. New Yorker 
med. Monatsschr. S. 56. — Th. Ziehen, Das Gedächtnis. Festrede. Berlin. 

— Derselbe, Die Prinzipien und Methoden der Intelligenzprüfung. Berlin. 

— Derselbe, Zur Lehre von der Aufmerksamkeit. Monatsschr. f. Psychiatrie 
u. Neurol. Bd. XXIV, H. 2. — Derselbe, Zur Lehre von den psychopathi¬ 
schen Konstitutionen. Chariteannalen, 32. Jahrg. — A. Zweig, Dementia 
praecox jenseits des 30. Lebensjahres. Arch. f. Psychiatrie Bd. XLIV, H. 3. 


c) Krankheiten der Bronchien, Longen, Pleura und des 

Mediastinums. 

Von Prof. Dr. H. Hochhaus, Oberarzt an den städtischen Krankenanstalten 

in Köln. 

Mit 4 Abbildungen. 

Allgemeines. Die wichtige Arbeit von Bohr über die funktionellen 
Veränderungen der Lungenvolumina (siehe dieses Jahrb. 1S08) hat 
vielfache Anregung zu weiteren Studien auf diesem Gebiete gegeben. So 
untersuchte K. A. Hasselbach die Einwirkung der Temperatur auf 
die vitale Mittellage der Lunge nach der von Bohr angegebenen, nur 
unwesentlich von ihm modifizierten Methode. Das Resultat war die Fest¬ 
stellung, daß die Mittellage bei der Versuchsperson in nacktem Zustand, 
bei niedriger Außentemperatur höher war als in normal bekleidetem Zu¬ 
stand; am geringsten war sie bei besonders warmer Kleidung. Die Unter¬ 
schiede waren umso deutlicher, je weniger das betreffende Individuum 
an plötzliche Temperaturdifferenzen gewohnt war, und um so geringer, je 
leichter es eine Aenderung der Außentemperatur ohne frieren ertrug. Daß 
hier ein reflektorischer Zusammenhang zwischen Außentemperatur und 
Aenderung des Lungenvolumens vorliegt, unterliegt nach den mitgeteilten 
Resultaten keinem Zweifel; über Art und Zweckmäßigkeit dieses Reflexes 
läßt sich nach Verfasser eine begründete Ansicht noch nicht äußern; jeden¬ 
falls liegt nach einem Versuch keine durch den nackten Zustand hervor¬ 
gerufene derartige Vermehrung der Kohlensäureausscheidung vor, daß da¬ 
durch eine Erhöhung der Mittellage zu erklären wäre. — Hasselbach 
hat dann weiter die Totalkapazität der Lungen untersucht, mit Rück¬ 
sicht auf die Annahme Bohrs, daß diese durchweg „eine für ein gegebenes 
Individuum unveränderliche Größe sei“. Durch Bestimmung sämtlicher 
in Betracht kommender Lungenvolumina bei einem Individuum konnte er 
feststellen, daß beim Uebergang in die liegende Stellung nicht bloß, wie 
Bohr angegeben, die Mittelkapazität, sondern auch die Totalkapazität ab¬ 
nimmt; und daß deshalb die erstere Aenderung in der Regel bedeutender 
ausfällt, wie Bohr angegeben hat. Kr fand ferner, daß sowohl nach einer 
einmaligen Anstrengung (durch Laufen) wie durch Trainieren nicht bloß die 
Mittellage, sondern auch die Totalkapazität vergrößert wird. — Auf pntho- 


Einfluß der 
Temperatur 
auf die vitale 
Mittel läge 
der Lunge. 


Aenderungen 
der Total- 
kapazitiit. 



182 


Hochhaus. 


Atmung bei 
Herzkranken. 


Größe der 
Lungen- 
volumina bei 
Frauen. 


Lungen¬ 
volumina bei 
Larynxstenose. 


logische Verhältnisse ist die neue Untersuchungstechnik von Rubow an¬ 
gewandtworden zum Studium der Atmung bei Herzkrankheiten. Bei 
8 Kranken, die meist an Mitralfehlern entweder im Stadium der Kompen¬ 
sation oder nur mäßiger Inkompensation litten, wurden nach derBohr- 
schen Methode die einzelnen Lungenvolumina genau bestimmt, und es fand 
sich nun als wichtigstes Ergebnis, daß bei den meisten Kranken, besonders 
denen mit erheblicher Dyspnoe, die Mittellage im Verhältnis zur Total¬ 
kapazität erheblich erhöht war. Die Folge des dadurch erheblich ver¬ 
größerten Lungenvolumens ist, daß die Gefäße gestreckt und dadurch die 
Zirkulation in ihnen erheblich erleichtert wird. Die ganze Anstrengung 
bei der kardialen Dyspnoe läuft also hinaus auf eine Erhöhung der Mittel¬ 
lage und dadurch indirekt bewirkte Erleichterung der Zirkulation; äußer¬ 
lich kenntlich ist diese Art der Atmung nur durch ihren langsamen Rhyth¬ 
mus, der sich wesentlich von anders bedingter Kurzatmigkeit unterscheidet 
Verfasser macht ausdrücklich darauf aufmerksam, welche Schwierigkeiten 
diese Bestimmungen durch Komplikationen in der Lunge (Bronchitis, ver¬ 
änderte Blutfülle) verursachen, und ferner betont er ausdrücklich, daß 
diese Art der Dyspnoe durchaus nicht bei allen Herzkrankheiten anzutreffen 
ist. Nachprüfungen an größerem und vielseitigerem Material müssen zeigen, 
ob diesem Resultat eine allgemeinere Bedeutung zukommt. 

Zur sicheren Beurteilung pathologischer Werte hat Rubow denn auch 
bei 8 normalen, gesunden Frauen alle in Betracht kommenden Lungen¬ 
volumina bestimmt und gefunden, daß diese im wesentlichen mit den von 
Bohr für Männer bestimmten Werten übereinstimmen; nur eine geringere 
Größe war nachweisbar, wie sich das aus der geringen Entwicklung des 
ganzen Körpers und speziell der Respirationsorgane von vornherein erwarten 
ließ. — Das Verhalten der Lungenvolumina bei plötzlich auftretender 
La rynxstenosehat Liebermeister bei Diphtheriekranken studiert. Natur¬ 
gemäß war hier eine Anwendung der Bohr sehen Apparate nicht möglich, 
sondern mußte ersetzt werden durch genaue Festsetzung der Lungengrenzen 
und vor allem durch eine exakte Beobachtung des Zwerchfellstandes und 
dessen Bewegungen, wie es uns jetzt das Röntgenverfahren mit großer 
Sicherheit ermöglicht. Die bei 12 an Diphtherie erkrankten Kindern 
durchgeführten Beobachtungen zeigten als wesentliches Resultat, daß bei 
solchen Stenosen fast regelmäßig eine Erhöhung der Mittelkapazität auf- 
tritt, was sich durch ein Tiefertreten des Zwerchfells und der unteren 
Lungengrenzen kundgibt. Diese Vermehrung des Lungenvolumens tritt ein, 
gleichgültig, ob das Hindernis in den obersten oder den tiefgelegensten 
Luftwegen sitzt; Bedingung ist nur, daß es sich für beide Lungen geltend 
macht. Von Wichtigkeit ist die weitere Beobachtung, daß die Lungen¬ 
blähung sich in sehr kurzer Zeit entwickeln kann; ferner, daß sie nach 
Behebung des Hindernisses — durch Tracheotomie oder Intubation — meist 
sehr schnell schwindet, es sei denn, daß sie schon längere Zeit angedauert 
hat; in diesem Falle bleibt nicht selten ein länger dauerndes Emphysem 
zurück. Die Berücksichtigung aller dieser Verhältnisse ist auch für die prak- 



Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 183 


tische Behandlung der Diphtheriestenose von großem Werte. — Die Rolle, Lungen¬ 
weiche die Elastizität der Lunge in normalen und pathologischen Spannung und 
Zuständen spielt, ist von verschiedenen Seiten experimentell zu klären ver- Lungenvolum, 
sucht worden. Lieb er meist er hat speziell die Frage zu beantworten ver¬ 
sucht, ob und welche Beziehungen zwischen dem Lungenvolumen und der 
Spannung des Lungengewebes bestehen. Die Experimente wurden angestellt 
an frischen Katzen- und Menschenlungen und führten zu dem Ergebnis, 

<laß bei gewöhnlicher Atmung die Lunge außerordentlich leicht dehnbar 
ist, ohne daß ihre Spannung wesentlich zunimmt, daß die durch die 
Elastizität der Lunge bedingten Druckschwankungen in der Breite der 
normalen Atmung nur 2—4 mm Wasser betragen, mithin die Elastizität der 
Lunge einen geringen Einfluß bei der Atmung hat, mindestens nicht den, 
welchen man ihr von mancher Seite zugeschrieben hat. Daraus ergibt sich 
auch, daß der negative Druck in der Pleurahöhle einen Wert hat, der 
praktisch kaum in Betracht kommt. Zu ähnlichen Resultaten über die Größe 
der Lungenelastizität und des von der Lunge bei der Dehnung aus¬ 
geübten Druckes kommt Bönniger nach Versuchen, welche in fast der¬ 
selben Weise angestellt sind, wie Liebermeister dies getan. Auch nach 
diesem Autor spielt die Lungenelastizität bei der gewöhnlichen Atmung 
kaum eine Rolle, und als einflußgebenden Faktor bei der Exspiration sieht 
<er nicht die Lungen-, sondern die Thoraxelastizität an. Die Bedeutung 
der Elastizität des Lungengewebes liegt nach seinen Versuchen darin, daß 
durch diese Eigenschaft eine möglichst gleichmäßige Ausdehnung der 
Lunge garantiert wird, und ferner in ihrem bestimmenden Einfluß auf den 
Gehalt der Minimalluft. Die Konsequenzen, welche sich daraus für patho¬ 
logische Zustände, speziell für das Emphysem ergeben, werden vom Ver¬ 
fasser besprochen, ohne daß er selbst zu einer befriedigenden Erklärung 
kommt; der Ansicht Hofbauers, daß die durch vermehrtes Luft¬ 
bedürfnis verstärkte Inspiration eine ausschlaggebende Rolle spiele, kann 
^r nicht zustimmen; am meisten neigt er noch der Meinung zu, daß eine 
lokale Gewebsveränderung (im Sinne Virchows) am ehesten in Betracht 
komme. Hofbauer sucht die Zweifel Bönnigers an dem von ihm 
.aufgestellten Satz, daß durch verstärkte Inspiration eine Lungenblähung 
hervorgerufen werden könne, zu beseitigen durch Mitteilung eines Falles 
von Urämie mit Cheyne-Stokes-Atmen, wo er mit Hilfe des Pneumographen 
nachweisen konnte, daß bei jeder Atmungsvertiefung die knöchernen 
Thoraxwände und das Zwerchfell dauernd vom Thoraxzentrum weiter ab¬ 
rücken. — Die Lehre von der Lungenschwellung und Lun gen Starrheit, 
wie sie Basch und Groß mann nach ihren Versuchen aufgestellt, hat sich 
nie der Anerkennung der Kliniker zu erfreuen gehabt; die Beobachtung am 
Menschen sprach dagegen, daß eine blutreiche Lunge mehr Luft aufnehmen 
und dabei ganz starr sein könnte; Sihle hat nun eine experimentelle 
Nachprüfung veranstaltet, und zwar an Lungen, die sich in situ befanden, 
nicht wie bei Basch aus dem Thorax herausgenommen waren; dabei fand er 
nun, daß die Resultate sich anders gestalteten und mehr den klinischen 


Lungen- 

emphysem. 


Lungen- 
schwellung 
und -Starrheit. 



184 


Hochhaus. 


Künstliche 
Atmung durch 
Ventilation 
der Trachea. 


Flimmer¬ 
epithel der 
Atmungs¬ 
organe. 


Theorie der 
Perkussion. 


Beobachtungen entsprachen. Eine pathologische Blutfülle der Lunge be¬ 
wirkt nicht eine stärkere Resistenz der Alveolarwand und nicht eine größere 
Ausdehnung der Lunge; diese wird eher kleiner; die Beweglichkeit der 
Lunge wird allerdings durch die Hyperämie bis zu einem gewissen Grade 
erschwert, aber Lungenstarre tritt nicht ein. 

Die bekannten Arbeiten von Sauerbruch und Brauer über das 
Ueber- und Unterdruckverfahren zur Ausschaltung der Pneumothorax¬ 
folge veranlaßte Volhard zu prüfen, ob nicht durch einfache Ventilation 
der Trachea das Leben zu erhalten sei. Mittels eines einfachen Apparats, der 
in rhythmischer Weise Sauerstoff in die Trachea hineinpumpt, gelang es 
tatsächlich, ein Tier 1 —*'2 Stunde lang am Leben zu erhalten; wurde der 
Versuch bis zu 1 Stunde lang ausgedehnt, dann gelang es stets durch ge¬ 
eignete Maßnahmen das Tier auch dauernd am Leben zu erhalten, darüber 
hinaus indes nicht. Mit reiner Luft gelang das Experiment nicht, die Tiere 
starben nach ganz kurzer Zeit. Im Anschluß daran hat Verfasser die Frage 
geprüft, was die Ursache der asphyktischen Blutdrucksteigerung sei, der 
O-Mangel oder die Ueberladung mit Kohlensäure, wie von manchen Klinikern 
angenommen wird; er kam zu dem Resultate, daß zweifelsohne der erstere 
hier bestimmend ist, wie es von Physiologen schon früher angegeben wurde. — 
Lommel hat die Wirkung des Flimmerepithels der Atmungsorgane 
bei Hunden und Kaninchen einer experimentellen Prüfung unterzogen. Dabei 
zeigte sich, daß die Leistungen ganz erheblich stärker waren, als man bis¬ 
her geglaubt hatte; brachte Lommel Lykopodiumpulver auf die Schleim¬ 
haut der Trachea an der Bifurkationsstelle, so sah er dasselbe relativ schnell 
bis zum Kehlkopf hin wandern, und zwar wurde der ganze Weg in 
7—8 Minuten zurückgelegt; aber nicht bloß diese feineren Körner, auch 
größere Schleimmassen, Blut wurde mit der gleichen Schnelligkeit nach 
oben befördert, so daß also die Leistung des Flimmerepithels eine ganz 
bedeutende ist. Eine Beeinträchtigung dieser Tätigkeit durch Choroform- 
oder Aethernarkose war nicht deutlich nachweisbar; bei akut entzündlichen 
Zuständen, die durch Einatmung reizender Gase herbeigeführt wurden, war 
die Flimmerbewegung ungestört; auch Kälteeinwirkung wirkte nicht nach¬ 
weisbar schädlich, desgleichen nicht Röntgenbestrahlung; doppelseitige 
Vagusdurchschneidung führt wohl zu Pneumonie, aber ohne Störung der 
Flimmerbewegung. Dagegen war Alkoholvergiftung von sichtbar schädi¬ 
gendem Einfluß und hemmte die Tätigkeit des Flimmerepithels erheblich. 
Die Versuche sind natürlich nur mit einer gewissen Reserve auf den Menschen 
zu übertragen, aber immerhin von sehr großem Interesse. 

Durch die Einführung der Schwellenwertsperkussion nach Gold¬ 
scheider ist das Interesse besonders der physikalischen Grundlage dieser 
Untersuchungsmethode bei den Aerzten wieder sehr rege geworden. Nach 
Plesch entsteht der Perkussionston durch stehende Schwingungen des be¬ 
klopften Plessimeters, welche durch Resonanz oder Absorption der Schall¬ 
wellen verstärkt oder abgeschwächt werden. Die Schwingungen, welche 
von dem Flessimeter ausgehen, sind zum Teil Oberflächen-, zum Teil Tiefen- 



Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 185 


Schwingungen der Organe, und hier entsteht nun die wichtige Frage, wie 
weit diese sich ausdehnen; besonders, wie weit die Schwingungen in die 
Tiefe der Organe hineindringen. Nach Goldscheider soll bekannt¬ 
lich auch eine sehr leise Perkussion Erschütterungen erzeugen, die die 

ganze Lunge durch dringen. P1 e s c h 
Yig t lg. hat experimentell diese Frage ge¬ 

prüft, hat aber nicht die Ueber- 
zeugung gewinnen können, daß eine 
leise Erschütterung die ganze Brust 
durchdringe, sondern glaubt, daß die 
Tiefenwirkung immerhin nur be¬ 
schränkt sei. Zur Perkussion und 
feineren Abgrenzung empfiehlt er 
die von ihm angegebene Finger¬ 
haltung — siehe Fig. 18 —, welche 

(Nach Plesch, Deutsches Arch. f. klin. aUch VOn anderen Autoren als 8ehr 
Med. Bd. XCIII, H. i u. 2 .) praktisch erprobt ist. Die Richtung 

des Stoßes soll stets in senkrechten 

Tangenten des zu projizierenden Organdurchmessers geschehen, nicht, wie 

Gold sc hei der angibt, in sagittaler Richtung (siehe auch S. 199). 

In ausführlicher Weise beschreibt Goldscheider in einer neuen 
Arbeitseine Schwellenwertsperkussion und sucht sie durch zahl¬ 
reiche Experimente gegen die Einwände anderer Autoren (Aravan- 
tinos, Plesch) zu stützen. In eingehender Darlegung begründet er 
seine Auffassung, daß auch der leise Perkussionsstoß die ganze Lunge 
durchdringt. Schlagend scheint in dieser Beziehung folgendes Ex¬ 
periment : Wird in die vordere und hintere Brustwand gerade gegen¬ 
über eine Oeffnung geschnitten und vorne ganz leise perkutiert, 
hinten auskultiert, so kann auch die leiseste Berührung scharf ge¬ 
hört werden; die Schallwellen müssen also hier durch die Lunge, 
nicht durch die Thoraxwandungen gedrungen sein. Wichtig sind 
ferner die Auseinandersetzungen über die Fortpflanzung der Schall¬ 
wellen ; der für uns in Betracht kommende Teil geht fast ausschlie߬ 
lich in der Richtung des Perkussionsstoßes. Goldscheider be¬ 
handelt dann auch die Erklärung der relativen Dämpfung; nach 
Weil entsteht diese dadurch, daß das über den soliden Organen 
schwingende Luftvolumen geringer würde; für laute Perkussion gilt 
dies auch nach Goldscheider zweifelsohne; für die leise Per¬ 
kussion dagegen spielt die Absorption der Schallwellen durch das dar¬ 
unter liegende feste Organ bei weitem die wichtigste Rolle; höchstens 
die Klangfarbe wird von dem schwingenden Luftvolumen mitbestimmt. 
Genauere Versuche über die Schwellenwertsperkussion haben dann 



Schwellen¬ 

werts¬ 

perkussion. 


Relative 

Dämpfung. 



186 


Hochhaus. 


festgestellt, daß dabei fast ausschließlich eine Fortleitung der Schall¬ 
strahlen in achsialer Richtung stattfindet, daß die störenden Schwin¬ 
gungen in anderer Richtung fast ganz fortfallen und daß mithin 
diese Methode in besonderer Weise zur Umgrenzung einzelner 
Organe geeignet ist. Zum Schlüsse erwähnt Goldscheider, daß 
bei der Schwellenwertsperkussion nicht bloß das sinnesphysiologische, 
sondern auch mehr wie bisher das physikalische Moment zu be¬ 
achten ist, das bisher noch zu wenig experimentell bearbeitet wor¬ 
den ist. Sicher wird diese anregende Arbeit zu vielen Nach¬ 
prüfungen Gelegenheit geben; sollten diese die kurz hier skizzierten 
Ergebnisse bestätigen, dann würden wir unsere bisherigen An¬ 
schauungen über die Perkussion in mancher Beziehung wohl ändern 
müssen. — Mit anderer Methode als Selling, dessen Arbeit wir im 
vorigen Jahrbuche referiert haben, haben May und Lindemann gra¬ 
phische Studien über den tympanitischen und nicht-tympaniti- 
schen Perkussionsschall gemacht. Das Prinzip bestand in der 
tyinpanitischer Registrierung der Schwingungen durch eine Seifenhaut, die sich 
schall. trotz ihrer Eigenschwingungen dazu ausgezeichnet eignet; von dieser 
Haut wurde das Bild eines vertikalen Eisenbandes auf den Hori¬ 
zontalspalt einer photographischen Kymographiontafel reflektiert; 
geriet durch den Schall die Seifenhaut in Schwingungen und damit 
auch das auf ihr befindliche Bild des Eisenbandes, so wurden 
deren Bewegungen durch den Film, der später dem Spalt auf 
einer rotierenden Trommel aufgespannt war, aufgezeichnet. Die 
Kurven der beiden Schallarten unterschieden sich in charakteristi¬ 
scher Weise; die des tympanitischen Schalles waren ganz regel¬ 
mäßige Schwingungen und bestanden durchweg nur aus einem Grund¬ 
ton, harmonische Obertöne waren ihm zuweilen beigemischt; bei 
nicht-tympanitischem Schall war die Schwingungsform komplizierter, 
mit ungleichmäßigem Abstand der Maxima und Minima der Kurve. 
Ob damit alle Unterschiede beider Schallqualitäten erschöpft sind, 
lassen die Verfasser noch fraglich. 

Krankheiten der Trachea und der Bronchien. Zu einer Zeit, 
Influenza, wo anscheinend die Influenza häufiger auftrat, hat Pollak bei 
73 Fällen das Bronchialsekret bakteriologisch untersucht und nur bei 
8 den Influenzabacillus gefunden; viel häufiger dagegen den Diplo- 
coccus lanceolatus, Staphylococcus aureus und pyogenes; auffallend 
war auch, daß er fast ganz fehlte bei einer klinisch als In¬ 
fluenza imponierenden Epidemie in Brünn. Verfasser macht mit 
Recht darauf aufmerksam, daß man mit der Diagnose Influenza 


Schwellen¬ 

werts¬ 

perkussion. 


Tympaniti- 
scher und 
nicht- 



Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 187 

doch etwas vorsichtiger sein muß, als es bisher geschieht und 
empfiehlt solche Epidemien lieber als Grippe zu bezeichnen. Die 
Frage der Häufigkeit des Influenzabacillus im Bronchialbaum influenza¬ 
hat auch Wo hl will veranlaßt, das Bronchialsekret bei 158 Leichen baciiius 
bakteriologisch daraufhin zu untersuchen. Bei Lungentuberkulose 
fand er den Bacillus influenzae in 22 °/o der Fälle; häufiger noch 
war aber der Streptococcus pyogenes und Staphylococcus pyogenes 
aureus; auffallend war, daß dort, wo der Influenzabacillus sich fand, 
die übrigen Keime, besonders der Streptococcus, sehr spärlich waren. 

Unter den vielen Infektionskrankheiten, die untersucht wurden, fand 
sich der Bacillus öfter nur bei Masern und Pertussis; überhaupt war 
es auffallend, daß die kindlichen Bespirationsorgane am meisten den 
Influenzabacillus beherbergten; welche Bolle er spielt, darüber ist 
man noch im Zweifel. 

Die Diagnose der Bronchialdrüsenschwellung ist Diagnose der 
heutzutage im allgemeinen durch das Böntgenverfahren sehr er- Bronchial¬ 
leichtert und vereinfacht; daß es aber auch möglich ist, in vielen SC hw e iiung 
Fällen durch unsere bisherigen klinischen Methoden zum Ziele zu 
kommen, zeigt Br ecke an der Hand eines größeren Materials: Die 
Hauptsymptome, die sich finden können, sind Dämpfung auf und 
neben dem Manubrium sterni, Veränderung der Pulsfrequenz, 
Posticusparese durch Störung der N. laryngeus inferior, Empfind¬ 
lichkeit einzelner Proc. spinosi bei Druck; systolisches Geräusch 
über der Herzbasis. Auch Nagel, der unter de la Camps Leitung 
entsprechende Untersuchungen gemacht hat, bespricht die einzelnen 
Symptome und macht besonders aufmerksam auf die Perkussion der 
Wirbelsäule, die in den letzten Jahren von Koranyi empfohlen 
wurde; er fand, durch Bronchialdrüsenschwellung veranlaßt, häu¬ 
figer eine Dämpfung unterhalb der Proc. spin. des fünften Brust¬ 
wirbels. 

Bei 2 Fällen von Asthma bronchiale konstatierten Goetzl Asthma 
und Kienböck radioskopisch eine ausgesprochene Verkleinerung bronchiale 
des Herzens; die Ursache dafür finden sie in der starken intrathora- kieinerung 
zischen Druckerhöhung, welche durch das Exspirationshindernis ent¬ 
steht, das bedingt ist durch den Muskelkrampf, die Schwellung 
der Schleimhaut und Ansammlung von Sekret; kehren diese 
Anfälle häufiger wieder, so kann der ganze Zustand dauernd 
werden; auf ähnliche Weise erklären die beiden Autoren auch die 
bei Badfahrem und Schwimmern hervorgerufene akute Herzver¬ 
kleinerung. Die Bückwirkung des Emphysems auf den Ver¬ 
lauf des Asthma bronchiale ist ein verschiedener; a priori 



188 


Hochhaus. 


Wechsel¬ 
beziehung 
zwischen 
Asthma und 
Kmphysem. 


Sa]»onin- 
inhalationen 
bei Krank¬ 
heiten der 
oberen 
Luftwege. 


Uliihlicht- 

hftder. 


Atinungs- 
gymiiast ik. 


sollte man glauben, daß erhebliches Emphysem bei Asthma stets die 
Dyspnoe bedeutend vermehren müsse; Sänger weist nun an der 
Hand seiner Erfahrung nach, daß dem durchaus nicht so ist; daß 
Asthmakranke nach geringem Emphysem häufig viel mehr Beschwer¬ 
den haben als solche mit ausgesprochenem; eine große Bolle spielt 
hierbei das subjektive Luftbedürfnis; auch bei starkem Emphysem 
kann sich der Organismus mit der Zeit an einen geringeren Luft¬ 
wechsel sehr gut gewöhnen, und durch diese nervöse Anpassung ist 
es zu erklären, daß starke Emphysematiker bei heftigen Körper¬ 
anstrengungen sehr wenig Dyspnoe zeigen. Die therapeutischen 
Vorschläge zur Heilung der Bronchialerkrankungen und ihrer Folge¬ 
zustände sind diesmal recht zahlreich. — Zickgraf empfiehlt bei Er¬ 
krankung der oberen Luftwege, besonders solcher, die von der 
Nase und dem Bachen ausgehen und häufig zurXerose der Schleim¬ 
haut führen, wie dies bei Ozäna nicht selten der Fall ist, Inhalationen 
von Saponin. Das Präparat wird hergestellt aus der Cortex Quil- 
lajae (von Sthomer in Hamburg) und in Lösung in einem Zimmer 
durch Bulling-Apparate versprayt. Danach lösen sich die Borken 
in Nase, Bachen und Trachea, so daß darunter nur rote Schleim¬ 
haut nach kurzer Zeit zu Tage tritt. Wenn die Erkrankung noch 
nicht zu alt ist, werden die Katarrhe vollkommen geheilt, sonst nur 
Besserung erzielt. — Strümpell und Immelmann empfehlen sehr 
warm die Anwendung der Glühlichtbäder bei Bronchialerkran¬ 
kungen; beim trockenen Katarrh mit spärlichem Auswurf und starker 
Dyspnoe waren nach Strümpell die Erfolge am besten; bei dem 
typischen Asthma wie bei den asthmatischen Bronchitiden war der 
Erfolg sogar ausgezeichnet; das Mittel scheint jedem anderen über¬ 
legen. Die Erfahrungen von Imm elmann decken sich fast ganz genau 
mit den vorstehenden (vergl. S. 04). — Auf die Wichtigkeit der At¬ 
mungsgymnastik bei Bronchitis macht Knopf aufmerksam; er be¬ 
tont, daß bei der Tiefatmung sehr häufig wohl die oberen Brustpartien 
erweitert, dagegen die unteren durch eine paradoxe Kontraktion 
der Bauchmuskeln stillgestellt werden. Dadurch werden gerade die 
Teile der Lungen, in deren Bronchien das Sekret sitzt, am wenigsten 
bewegt und auch durchlüftet. Eine richtige Bewegung des Thorax 
in Verbindung mit einer Disziplinierung des Hustens wirkt nach 
seiner Erfahrung bei Bronchitiden außerordentlich vorteilhaft. Noch 
mehr leistet die systematische Atmungstherapie für da» 
Asthma bronchiale, bei dessen Zustandekommen ja zweifelsohne 
in manchen Fällen auch Störungen in den Bespirationsbewegungen, 
speziell in deren Koordination, eine Rolle spielen. Ob man in dieser Auf- 



Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 189 


fassung mm gerade so weit gehen soll wie Knopf, der das Asthma 
bronchiale als Neurose mit dem Stottern auf eine Stufe stellt, ist mehr 
als fraglich; aber sicher helfen Atmungsübungen sehr häufig bei 
Asthma, wie das auch Treupel in einem Vortrage, in dem er kurz 
die gesamte zur Zeit geübte Asthmatherapie bespricht, hervorhebt. — 
Eine neue Methode der Asthmabehandlung bespricht Novotny, der 
über Fälle berichtet, in denen er durch Bronchoskopie und Ap¬ 
plikation von Medikamenten auf diesem Wege gute Erfolge erzielt 
bat. Schon die Bronchoskopie allein brachte derartige subjektive 
Erleichterung, wie Verfasser meint durch Erleichterung der Ex¬ 
pektoration, daß er deren wiederholte Vornahme für das Asthma 
empfiehlt. Wenn er mm durch das Bronchoskop hindurch die 
Schleimhaut mit Kokain-Adrenalin betupfte, verschwanden die An¬ 
falle häufig sofort, wohl durch die dadurch bewirkte Abschwellung 
der Schleimhaut. Weitere Versuche müssen lehren, ob diese Art 
der Behandlung so erfolgreich ist, besonders ob sich bei den 
stark dyspnoischen Kranken immer die Bronchoskopie leicht genug 
ausführen läßt. In vielen Fällen läßt sich bekanntlich derselbe 
Effekt auch durch Betupfen der Nasenschleimhaut mit Kokain er¬ 
reichen. 

C. Fränkel hat nach dem von Bordet und Gengou be¬ 
schriebenen Keuchhustenbazillus gefahndet. In 8Fällen gelang 
es ihm auch, den Mikroorganismus nachzuweisen; es gelang ferner, 
2 Affen durch inhalierte Bazillen zu infizieren, so daß sie an keuch¬ 
hustenartigen Hustenanfallen erkrankten. Trotzdem läßt Fränkel die 
Frage noch unentschieden, ob der gefundene Bazillus wirklich der Er¬ 
reger ist, besonders da die Prüfung auf die Komplementablenkung und 
agglutinierenden Eigenschaften des Bluts sowohl der Kranken wie auch 
der Tiere, welche immunisiert waren, sehr unsichere Resultate ergab. 
— Ein neues Keuchhustenmittel, ein Dialysat von Herba 
Thymi und Pinguiculae von der Firma La Zyma (vergl. S. 9B), hat 
Kaupe mit bestem Erfolg angewendet; Kinder unter 5 Jahren er¬ 
halten Morgens und Abends einen Tropfen in einem Eßlöffel Wasser, 
später 2 bis 3 Tropfen. Der Erfolg war sehr gut, die Anfalle verliefen 
schneller und milder. Referent hat das Mittel an einigen Fällen 
nachgeprüft, ohne indes diese guten Resultate bestätigen zu können. 
Eine ausführliche TJebersicht der gesamten Keuchhustentherapie 
gibt Feer; voran stellt er die Aerotherapie, wie wohl alle 
Autoren, daneben wirken unterstützend die Hydrotherapie, die 
psychische Beeinflussung und dann die Medikamente; die 
besten Erfolge sah er vom Bromoform, das er nach den Angaben 


Broncho¬ 
skopie bei 
Asthma. 


Keuchhusten¬ 

bacillus. 


Keuchhusten¬ 
therapie : 
Herba Thymi 
bei Keuch¬ 
husten. 



190 


Hochhaus. 


Operative 
Behandlung 
der Bronchi- 
ektasie. 


Operative 

Behandlung 

des 

Emphysems. 


von Fiertz verabreicht 3—4mal täglich a + 2—4 Tropfen, wobei a 
das laufende Lebensjahr bedeutet. Wenn ein Narkotikum unent¬ 
behrlich ist, und das ist es bei vielen Fällen, dann empfiehlt er 
Codein. phosphoricum. 

Die operative Behandlung der Bronchiektasie be¬ 
stand früher meist in Inzision und Drainage der Höhlen, nachdem 
vorher eine adhäsive Pleuritis hervorgerufen war; Quincke, 
Lenhartz u. a. haben auf diese Weise manchen schönen Erfolg 
erzielt; da die Bronchiektasie indessen meist multipel, war diese 
Operationsmethode nur auf einzelne Fälle beschränkt, und mit 
Freuden war daher die Anwendung des künstlichen Pneumo¬ 
thorax auch zur Behandlung der Bronchiektasie zu begrüßen. 
Ad. Schmidt, nach ihm Brauer, hat zuerst dies Verfahren nach 
dem Vorgänge Forlaninis auch in Deutschland auf die Bronchi¬ 
ektasie angewendet; die Erfolge sind nach den größeren jetzt vor¬ 
liegenden Erfahrungen allerdings nicht sehr ermutigend; Schmidt 
selber berichtet, daß ihn die Methode fast stets im Stiche gelassen; 
Brauers Erfahrungen waren etwas besser; Referent hat & Fälle 
nach dieser Methode behandelt und nur in einem Falle einen gün¬ 
stigen Erfolg gesehen. Zweifelsohne ist die so herbeigefuhrte Kom¬ 
pression nicht geeignet, um die Höhle zur Verödung zu bringen; 
es sind deshalb noch andere Eingriffe empfohlen worden. Garr& 
hat in einem Falle den betreffenden Unterlappen von allen Verwach¬ 
sungen gelöst, an der Zwerchfellskuppe fixiert, dann eine Anzahl 
Rippen reseziert, wodurch die Brustwand nun einsank und der 
Unterlappen komprimiert wurde, mit gutem Erfolg. Wenn multiple 
Herde in einem Lungenlappen vorhanden sind, dann bleibt häufig 
nichts anderes übrig, als den ganzen Lungenlappen zu resezieren, 
was von manchen Chirurgen (Friedrich, Körte) mit Erfolg 
schon ausgeführt worden ist (siehe auch S. 206). 

Krankheiten der Lunge und der Pleora. Die Lehren W. A. 
Freunds haben auch Anlaß gegeben, das Emphysem operativ 
zu behandeln; wenn das Primäre eine Erkrankung der Knorpel ist, 
die zur starren Dilatation des Thorax führt, wie dies sehr häufig der 
Fall ist, dann muß eine Durchschneidung der Knorpel auch folge¬ 
richtig wieder zur Beweglichkeit des Thorax und zur Besserung 
des Emphysems führen. Ueber günstige Erfolge dieser Chondro- 
tomie, deren Technik Friedrich ausführlich beschreibt, berichten 
mehrere Autoren, so Seidel, Stich, v. d. Velden, Brauer und 
Friedrich; allerdings alle Fälle eignen sich nicht, am wenigsten 



Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 191 

diejenigen mit Altersveränderung an der Lunge und am Herzen, 
aber bei jugendlichen Individuen, bei denen die starre Dilatation 
besonders auffällt, scheinen die Erfolge am besten zu sein; ob diese 
dauernd sind, darüber wird die Zukunft entscheiden. 

Ueber die Infektionswege des Tuberkulosevirus (siehe auch S. 3) infektions¬ 
in den menschlichen Organismus sind die Akten trotz vieler experimenteller 
und anatomischer Arbeiten noch immer nicht geschlossen; zwar wird jetzt 
wohl allseitig angenommen, daß in der Hauptsache Lunge und Darm als erste 
Infektionsstelle in Betracht kommen, aber wie häufig die alimentäre, wie 
häufig die aerogene Ansteckung ist, das erscheint noch strittig, und 
ferner ist man auch noch ganz uneinig darüber, wie von diesen ersten An¬ 
steckungsarten die Weiterverbreitung im Organismus vor sich geht. Yon be¬ 
stimmendem Einfluß in dieser Richtung waren für viele Autoren, die Ar¬ 
beiten von Weleminsky und Westenhoeffer über das Lymphgefäßsystem, 
aus denen hervorzugehen schien, daß die Lymphgefäße und Lymphdrüsen 
ein in sich zusammenhängendes System von Kanälen und Reservoirs bilden 
derart, daß ein Mikroorganismus von seiner Eintrittsstelle aus mit Leichtig¬ 
keit sich an ganz entfernter Stelle ansiedeln könne; speziell die Bronchial¬ 
drüsen sollten das sogen. Lymphherz bilden, in das der Lymphstrom mit 
seinem Inhalt sich von allen Seiten her ergösse, und dann von dort aus in 
die verschiedensten Organe, speziell leicht in die Lungen gelange; so schien 
es leiGht erklärlich, daß ein Tuberkelbacillus, der durch den Darm in die 
mesenterialen Lymphgefäße gelangte, sich schließlich in den Lungen an¬ 
siedelte. — Neuere Arbeiten von Most, Beitzke haben gezeigt, daß diese 
Ansichten über die Verbreitung und Kommunikation derLymph- Ausdehnung 
wege nicht zu Recht bestehen. Es bilden die Halslymphdrüsen mit ihren der Ly mp h- 
Gefäßen ein ziemlich abgeschlossenes System für sich, desgleichen die Bronchial- ß efÄßs y steme 
und Trachealdrüsen und ebenso die Mesenterialdrüsen; eine Kommunikation 
zwischen den einzelnen Gebieten ist zwar in geringem Grade vorhanden; 
diese ist aber durch die eingeschobenen Drüsen, durch die Klappen sehr 
erschwert, und es ist in hohem Grade unwahrscheinlich, daß der Uebergang 
häufiger stattfindet. Speziell ist es gar nicht erwiesen, daß auf dem 
Lymphwege von den Tonsillen aus durch die Zervikaldrüsen zur Pleura¬ 
kuppe Tuberkelbazillen gelangen (Grober), da Lymphwege von den Zervikal- 
drüsen zur Pleurakuppe nicht anatomisch nachgewiesen sind; auch der Weg 
von den Zervikal- zu den Bronchialdrüsen (Weleminsky, Aufrecht) ist 
aus demselben Grunde unwahrscheinlich, und höchst selten wird vom Darm 
aus auf den Lymphbahnen ein Tuberkelbazillus zu den Lungen gelangen 
(Most, Beitzke). Ob überhaupt die Verbreitung durch die Lymphwege 
eine große Rolle spielt, läßt Most für den Erwachsenen sehr zweifelhaft; 
die Inhalation ist sicher die hauptsächlichste Infektionsquelle; bei Kindern 
liegt die Sache anders. Hier ist die Verbreitung durch die Drüsen und 
Lymphbahnen sicher wesentlich größer. — Zur Entscheidung der Frage, 
ob die Atmungswege oder der Darm die häufigere Eintrittsstelle 



192 


Hochhaus. 


Infektions¬ 
wege der 
Tuberkulose: 

Aerogene 
oder Darm- 
infektion. 


Typen des 
Tuberkel- 
bacillus. 


Darminfektion 
durch den 
Tuberkel¬ 
bacillus. 


Kongenitale 

Tuberkulose. 


für den Tuberkelbacillus sind, sind auf Anregung von Koch 
300 Fälle von Kindersektionen des Kaiser- und Kaiserin-Friedrich-Kranken- 
bauses genau auf tuberkulöse Drüsenerkrankungen untersucht worden. Es 
fanden sich solche im ganzen bei 19°/o (57 Kinder); und zwar waren 29mal 
Bronchial- und Mesenterialdrüsen, llmal nur die Mesenterial- und 17mal 
nur die Bronchialdrüsen erkrankt. Daraus geht also hervor, daß selbst bei 
Kindern die Erkrankung der Lungen durch Inhalation das häufigere Er¬ 
eignis ist, wobei man allerdings der Lehre Mosts beistimraen muß, daß 
die Drüsen wesentlich nur durch Infektion von ihren Quellgebieten aus er¬ 
kranken; die Bronchialdrüsen also von der Trachea und den Lungen aus. 
— die Mesenterialdrüsen von dem Darm aus. Um den Ort der Infektion 
sicherzustellen, hat man in den oben erwähnten Untersuchungen auch den 
Typus des Tuberkelbacillus festgestellt; — bekanntlich unterscheidet 
ja Koch scharf den Typus humanus und Typus bovinus. Es fand sich nun 
in 53 Fällen der Typus humanus und in 2 Fällen, nicht einmal mit ab¬ 
soluter Sicherheit, der Typus bovinus. Dieses Resultat würde dafür sprechen 
im Sinne Kochs, daß die Infektion durch die Nahrung (Milch) nur eine 
geringe Rolle spiele und damit auch die Infektion durch den Darmkanal; 
wenn auch letzteres nicht mit derselben Sicherheit wie das erstere zu be¬ 
haupten wäre. Die scharfe Sonderung des Tuberkelbacillus in zwei Typen 
wird allerdings nicht allgemein anerkannt, sowohl die Arbeiten von 
Jensen und Fiebiger, wie auch die der englischen Tuberkulosekommis¬ 
sion sprechen sich dahin aus, daß zwar zwischen dem menschlichen 
und bovinen Bacillus erhebliche Unterschiede zu finden sind, daß diese 
aber keineswegs genügen, um eine scharfe Trennung im Sinne Kochs 
herbeizuführen. Experimentell hat die Frage, ob und wie schnell der 
Tuberkelbacillus vom Darm aus in den übrigen Körper gelangt, Orth mit 
Rabinowitsch bearbeitet. Mit einer Sonde wurden wechselnde Mengen 
von Bazillen in Milch aufgeschwemmt, unter allen Kautelen bei Meer¬ 
schweinchen und Kaninchen in den Darm eingeführt. Dabei ließen sich nun 
sowohl im Blut, wie in den übrigen Organen relativ schnell Bazillen und 
etwas später auch in Milz und Lungen diesen entsprechende Veränderungen 
nachweisen, ohne daß im Darm in den meisten Fällen eine Veränderung 
nachweisbar war. Für diese Tiere wäre danach die Möglichkeit der Darm¬ 
infektion bewiesen; Most führt diese positiven Resultate auf die geringe Ent¬ 
wicklung des Drüsenapparats in den Därmen zurück; beim Menschen liegen 
diese Verhältnisse aber anders. — Auf die Wichtigkeit der kongenitalen 
Tuberkulose macht Krämer aufmerksam; sich stützend auf anatomische 
Untersuchungen und besonders auf Tierversuche Karlinskys, der nach 
Injektion von Tuberkelbazillen in den Hoden eines Ziegenbocks von neun 
Zicklein fünf im Alter von */ 4 Jahr tuberkulös werden sah, nimmt er an, 
daß die germinative Ansteckung viel häufiger sei, als heute allgemein 
geglaubt wird. Damit stimmen auch gut die Versuche von Jecierski, 
der hochschwangere Tiere mit Tuberkelbazillen impfte und diese dann in 
den Föten durch den Impfversuch in der Hälfte der Fälle nachweisen 



Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 193 


konnte. — Von Interesseisteine Studie von Lubarsch über die Infektions- 
tttchtigkeit der Bazillen in verkalkten und verkreideten Herden. 
Es fanden sich in total verkalkten Herden, sowohl bei Menschen wie bei 
Bindern und Schweinen, noch infektionstüchtige Tuberkelbazillen, und zwar 
waren diese bei ersteren in größerer Anzahl in den verkreideten Herden, 
während bei den Tieren sich sowohl in den verkreideten wie in den ver. 
kalkten reichlich ansteckungsfähige Bazillen fanden. 

Eine Flut von Veröffentlichungen hat die Diskussion über den 
diagnostischen Wert der beiden schon im vorigen Jahrbuche 
kurz besprochenen Impfmethoden nach v. Pirquet und Wolff- 
Eisner resp. Calmette hervorgerufen. Die Technik haben wir 
sohon ebendort genauer besprochen, wir brauchen dem nur hinzu¬ 
zufügen, daß man als Impfflüssigkeit jetzt wohl allgemein das 
Koch sehe sogen. Alttuberkulin anwendet in einer Konzentration von 
*/*— 1% das man vor der Applikation durch Kochen sterilisieren 
kann; die Calmettesche, sowie die seinerzeit von den Höchster Farb¬ 
werken eigens hergestellte Impfflüssigkeit wird wohl kaum mehr an¬ 
gewendet. Was nun den diagnostischen Wert beider Methoden an¬ 
geht, so ist man wohl allgemein darüber einig, daß der positive 
Ausfall der Reaktion ziemlich sicher das Vorhandensein von Tuber¬ 
kulose im Körper an zeigt, indes nicht darüber entscheidet, ob es 
sich um aktive oder latente Prozesse handelt, und auf der anderen 
Seite schließt das Ausbleiben der Reaktion wohl sicher das Vor¬ 
handensein der Tuberkulose aus; nur in Fällen weit fortgeschrit¬ 
tener Tuberkulose ist das Resultat der Impfung auch häufig negativ. 
Bei Gesunden treten beide Reaktionen nur ganz ausnahmsweise auf. 
Ob sie auch zu weiteren diagnostischen Schlüssen berechtigen, 
wird von den meisten Autoren verneint, von anderen allerdings mit 
ziemlicher Sicherheit behauptet. So wollen Stadelmann und Wolff- 
Eisner aus der Tatsache, daß in frischen akuten Fällen die Reak¬ 
tion meist schnell und heftig ist, in torpiden und chronischen 
Fällen in der Regel spät einsetzt und langsamer ist, gewisse 
Schlüsse aus der Art der Reaktion ziehen. Die meisten Autoren 
lehnen das ab, wie überhaupt der Wert beider Reaktionen wenig¬ 
stens für den Erwachsenen nicht allzuhooh taxiert wird; für 
die ersten Lebensjahre scheint sie allerdings fast absolut sicher 
beweisend zu sein (Siegert). Geübt wird am meisten wohl die 
Kutanreaktion nach Pirquet, weil sie eben kaum unangenehme 
Nebenerscheinungen im Gefolge hat; die Ophthalmoreaktion war 
doch in manchen Fällen, besonders beim Vorhandensein auch ge¬ 
ringer Konjunktivalkatarrhe, von recht hartnäckiger Entzündung ge- 
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909 . 13 


Infektiöse 
Bazillen in 
verkalkten 
und 

verkreideten 

Drüsen. 


v. Pirquets 
kutane 
Impfung und 
Wolff-Eisners 
Ophthalmo¬ 
reaktion bei 
Tuberkulose. 



194 


Hochhaus. 


Moros 

Tuberkulin« 

Salben¬ 

reaktion. 


Pirquets 
Reaktion 
während der 
Masern. 


Fettfreies 

Tuberkulin 


Wrights 

Opsonine 


folgt. — Eine den oben genannten Methoden ähnliche ist von M o r o 
angegeben, der zeigte, daß durch Einreibung einer Salbe, die zu 
gleichen Teilen aus Alttuberkulin und Lanolin besteht, bei Tuber¬ 
kulösen charakteristische Hautveränderungen hervorgerufen werden, 
bestehend in dem Auftreten von knötchenförmigen, papulösen Ef- 
floreszenzen am Orte der Einreibung; die Reaktion, welche stets 
mit Juckreiz verbunden ist, kann in drei verschieden starken Gra¬ 
den auftreten. Die Salbenreaktion ist streng spezifisch, insofern 
sie nur bei Tuberkulösen (Verfasser hat nur bei Kindern Versuche 
gemacht) auftritt; stets war gleichzeitig die Pirquetsche Impfung 
positiv, dagegen war eine größere Zahl von Fällen bei Pirquet 
positiv, während die Salbenreaktion negativ war, es scheint also, 
daß bei einer Anzahl Tuberkulöser letztere versagt. Welche Be¬ 
deutung überhaupt ihr zuzumessen ist und wodurch diese zu er¬ 
klären ist, das müssen noch weitere Untersuchungen lehren. 

Interessant ist das Verhalten der kutanen Reaktion «ährend der 
Masern; wie Pirquet gefunden, schwindet diese dann vollständig, um 
nach Ablauf der Erkrankung wieder hervorzutreten; ähnliches findet sich nur 
bei Miliartuberkulose und im Anschluß an die Injektion größerer Tuber¬ 
kulinmengen; bei anderen Infektionskrankheiten fand sich diese Reaktions- 
losigkeit nicht. Diese dürfte nach Pirquet damit Zusammenhängen, daß 
während dieser Erkrankung häufig eine größere Ausbreitung der Tuber¬ 
kulose stattfindet. — Um die kutane Reaktion auch für den Erwachsenen 
noch sicherer zu machen, haben Leber und Steinharter ein fettfreies 
Tuberkulin (S. 203) angewendet, das sie im wesentlichen durch Ausschütteln 
des Alttuberkulins mit Chloroform erhielten. Die Resultate scheinen indes 
doch nicht besonders von den nach der alten Methode erzielten abzuweichen. 

Die Arbeiten Wrights über die sogen. Opsonine, den opsoni¬ 
schen Index, dessen Bedeutung für die Diagnose und Therapie haben 
im letzten Jahre Veranlassung zu zahlreichen Nachprüfungen ge¬ 
geben. Mit dem Namen Opsonine bezeichnet Wright Stoffe im 
Blutserum, welche die Phagozytose von Bakterien durch die Leuko¬ 
zyten befördern. Derartige Stoffe befinden sich schon im normalen 
Blut, bei infektiösen Erkrankungen können sie vermehrt oder ver¬ 
mindert sein, und die Zahl, welche das Verhältnis der gefressenen 
Mikroben im normalen Serum zu denen eines krankhaften Serums 
angibt, bezeichnet man als opsonischen Index; dieser Index hat 
nach Wright eine große diagnostische und prognostische Bedeutung. 
Durch Einspritzung eines Vaccines, das am besten aus Bazillen des 
erkrankten Individuums hergestellt wird, kann die opsonische Kraft 
des Serums erheblich vermehrt und damit die Heilung befördert 



Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 195 

werden. Eine genaue Beschreibung der Technik und Theorie der 
Opsoninbestimmung gibt eine größere Arbeit von Turban und Baer; 
zur Bestimmung bringt man das zu untersuchende Serum mit einer 
Aufschwemmung von Leukozyten in Kochsalzlösung und die be¬ 
treffenden Bazillen zusammen in kleinen Tuben in Thermostaten 
auf etwa 15—20 Minuten, dann werden Trockenpräparate dieser 
Mischung angefertigt und die Anzahl der Bazillen, welche in einer 
bestimmten Zahl Leukozyten enthalten sind, gezählt und mit der 
Zahl Bazillen verglichen, welche von Leukozyten unter Einwirkung 
eines normalen Serums gefressen sind, verglichen; so erhält man den 
opsonischen Index. Soll die Bestimmung genau sein, so erfordert sie 
eine große Beherrschung der Technik und recht viel Zeit und Arbeit. 

Der Hauptwert des opsonischen Index liegt nach Turban und 
Baer darin, daß er uns einen trefflichen Einblick in die Abwehr¬ 
bestrebungen des Organismus gewährt.—Wasnun die diagnostische Diagnostischer 
Bedeutung speziell für die Lungentuberkulose angeht, so lauten ^^ der 
die Urteile der deutschen Beobachter lange nicht so bestimmt wie die bestimmung. 
Wrights und seiner Mitarbeiter. Turban und Baer, die in einer 
zweiten Arbeit über den praktischen Wert gerade für die Lungen¬ 
tuberkulose berichten, geben an, daß das Vorhandensein eines nor¬ 
malen Index nicht die Tuberkulose ausschließe, aber wenigstens für 
das Vorhandensein einer ruhenden Infektion spreche. In der Regel 
findet man den Index für Tuberkulöse entweder niedrig oder hoch 
und am meisten charakteristisch ist das Auf- und Abschwanken 
zwischen hohen und niedrigen Werten; es läßt dies am ehesten 
auf eine progrediente Erkrankung schließen; ein dauernd niedriger 
oder hoher Wert hat keine sichere diagnostische und prognostische 
Bedeutung. Von Wert für die Diagnose sind dann ferner, was 
Arnsperger besonders hervorhebt, die Schwankungen des opsoni¬ 
schen Index nach Tuberkulininjektion; schon nach Einspritzungen 
von einem Millionstel Milligramm T. 0. A. beobachtet man im Blute 
zuerst eine negative und später eine positive Schwankung des op¬ 
sonischen Index, und zwar häufig früher als die übrigen Folgen 
einer Tuberkulininjektion. Diese diagnostischen Schlüsse, die, wie 
alle Beobachter (auch Luther, Arnsperger, Turban) betonen, 
nicht ganz zwingend sind, haben nur dann Wert, wenn die Unter¬ 
suchungen recht häufig und in langen Zeiträumen gemacht werden. 

Jedenfalls gewinnt man aus allen Berichten den Eindruck, daß die 
Wrightsche Entdeckung und sein Verfahren zwar theoretisch sehr 
interessant sind, daß aber die Resultate nicht so lohnend sind, um 
die große erforderliche Mühe daran zu wenden. Unsere bisherigen 



196 


Hochhaus. 


Komplement¬ 
bindung bei 
Tuberkulose. 


Anti¬ 

tuberkulin. 


Antigen- 
liachweis in 
Vleuritischem 
Exsudat. 


Methoden sind doch noch sicherer und leisten auch wohl diagnostisch 
mehr als die neue der Opsoninbestimmung. 

Die zum Nachweis der Lues vielfach angewandte Methode der Komple¬ 
mentbindung nach Wassermann ist im verflossenen Jahre auch viel¬ 
fach zur Diagnose der Tuberkulose versucht worden; zweifellos würden bei 
ihrer Brauchbarkeit unsere diagnostischen Hilfsmittel auf diesem Gebiete 
sehr vermehrt werden. Wassermann selber gelang es schon vor Jahren 
in Verbindung mit Bruck, auf diesem Wege in den Organen Tuberkulöser 
Antituberkulin nachzuweisen; er gründete auf diesen Fund seine bekannte 
Theorie der Tuberkulinwirkung; diese Reaktion sollte in den Geweben 
durch eine Vereinigung des Tuberkulins mit dem Antituberkulin zu Btande 
kommen; — wenn die Antituberkulinproduktion nun sehr reichlich sei, 
so daß es auch ins Blut übergeht, dann werde das Tuberkulin von dem 
Antituberkulin auch im Blut schon abgefangen, und eine Reaktion komme 
nicht zu stände, — eine Theorie, der, wie wir gleich sehen werden, 
praktische Versuche entgegenstehen. Systematische Untersuchungen zu 
diagnostischen Zwecken hatte Wassermann noch nicht angestellt; Cohn 
untersuchte 77 Patienten mittels der Komplementbindungsmethode auf 
Antikörper im Blute. Bei 10 leicht Tuberkulösen fanden sich keine Anti¬ 
körper, bei 14 geschlossenen Tuberkulösen war das Resultat ebenfalls negativ. 
Bei 58 offenen Tuberkulösen des zweiten und dritten Stadiums waren bei 
15 Antituberkulin im Serum. Rein klinisch unterscheiden sich die Phthi¬ 
siker mit Antistoffen im Blut durchaus nicht von den anderen; was nun 
das Verhalten gegen Tuberkulinwirkung anbetrifft, so war dieses 
auch durchaus regellos. Es fand sich die Tuberkulinreaktion bei den 
Patienten mit Antituberkulin im Serum in gleicher Weise, wie bei den 
anderen, was mithin der Theorie Wassermanns widerspricht. Den Nach¬ 
weis des tuberkulösen Antigens konnte er in keinem Falle führen und 
glaubt auch, daß bei der geringen Zahl von Tuberkelbazillen resp. Tuberkel¬ 
bazillenstoffen im Blut der Nachweis nur in Ausnahmefällen gelingen 
kann. Die Untersuchungen J. Wolffs und Mühsams an 109 Phthisikern 
führten ungefähr zu gleichen Resultaten; sie fanden solche Antistoffe in 
allen Stadien der Erkrankungen fast in der Hälfte; eine bestimmte Be¬ 
ziehung von ihnen zur Tuberkulinreaktion konnten sie nie konstatieren. — 
Meyer versuchte den Nachweis von Tuberkelbazillenstoffen in 
acht pleuritischen Exsudaten Tuberkulöser; es gelang ihm der Nachweis 
niemals, und er glaubt aus denselben Gründen, wie Cohn, annehmen zu 
müssen, daß dieser überhaupt kaum zu führen ist. Er hält die Methode 
zum Antigennachweis in Körperflüssigkeiten für ungeeignet. Auch Lüdke 
hat ausgedehnte Versuche mit dieser Methode gemacht, und konnte an 
31 Fällen, die mit Tuberkulin behandelt waren, 17mal Antituberkulin 
im Serum nachweisen. Auch zu diagnostischen Zwecken hat er es mehr¬ 
fach mit Erfolg verwendet. So interessant vom theoretischen Standpunkt auch 
die erhaltenen Resultate sind, jedenfalls sind sie noch wenig ausgedehnt. 




Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 197 


auch so wenig zuverlässig, als daß sie beute schon zu diagnostischen Zwecken 
allgemein verwertet werden könnten; einer ausgedehnteren Anwendung steht, 
auch die immerhin etwas komplizierte und zeitraubende Technik iro Wege. 

Wert und Bedeutung der Röntgenstrahlen für die Dia¬ 
gnostik der Lungentuberkulose ist im letzten Jahre von 
den maßgebendsten Autoren auf diesem Gebiete festgelegt worden 


Röntgen¬ 
diagnostik 
der Lungen 
tuberkulöse 




wmm 


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'H-'*'' A* : SVr » 






m CiJacSliidÄ 


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Klinisch a'Jjiw>Ji|c«f«iT.U KaM ; Sstn^gnM4Ui.<:h; (utfltrativ* Ino.e*?« UtiWv. 

Ältfaik Ifltws. Kl ,S»j S. iO'lM 

(Rieder, Krause, Schlayer), Alle stimmen überein, daß die 
Durchleuchtung eine vortreffliche Unterstützung und Ergänzung 
unserer bisherigen bewährten Methoden sei, daß man es aber in 
den meisten Fällen sehr vermeiden müsse, auf sie allein bindende 
Schlüsse zu ziehen, Initiale Katarrhe können durch sie nicht 
erkannt werden, dagegen gelingt es auf diese Weise, unscheinbare 








Bocbhanä 


Infiltrationen-, besonders wenn eie in der Tiefe liegen, bauöger 
früher als auf anderem Wege zu sehen: auch die Ausdehnung eines 
Infiltrationeprozesses wird mit keiner anderen Methode in gleicher 
Schärfe und mit gleicher Sicherheit ■ windergegeben: für die Dia- 


FiontgtJD' 

dhüg««ifBk 
t}^r huageti- 
»iibe»iiuitfsö 


die wichtige Vef Jen cVc her ungdöK erb ton Rippen kao r»el* 
können durch die Bontgeoairakfeß sehr hübsch dnmonst^ert:•'^enleöi 
Natürlich muß die. nicht gan«: einfache Technik Jabel Wjjkotncaesi 


Perkutorisch un«i aiusKwUatoriscb mibesiinrjmt wr Hot.un«!, Ftiiit^«ungx*5tj>hi8t*h r Oerings 
IntfUr&tmn ih'r rechten Spitze,. tMtetW Kliulk ttuö6:t 


gnose geschwollen 

c Drüsen (Br< 

?öeb1aidrüsen) sind sie anebt- 

bebrlich. Verscbie 

bongen. Verzc 

irrungen. mangelhafte .Be- 

wegiiehkeit ein^e 

ln er liungho p« 

»rtieo, sowie des 





Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 199 


bei der Diagnose leisten. Die Figuren 19 u. 20 nach Krause 
zeigen in sehr instruktiver Weise, wie deutlich sich manchmal 
auch initiale Prozesse auf der Platte kundgeben. 

Eine sehr präzise Uebersicht der gesamten diagnostischen 
Hilfsmittel bei der Initialtuberkulose gibt F. Müller in 
einem Vortrag auf der Tuberkuloseärzte Versammlung in München. 
Neben der gebührenden Berücksichtigung des Allgemeinzustandes 
hebt er ganz besonders die Wichtigkeit unserer physikalischen 
Methode hervor; bei richtiger Verwendung geben sie noch am 
ehesten ein Bild des Prozesses und unterrichten uns auch über 
die Frage, ob er fortschreitet oder stillsteht. Die Bedeutung jedes 
einzelnen Zeichens der Perkussion und Auskultation wird kurz 
gewürdigt; daneben spielt der Nachweis der Bazillen eine große 
Rolle; die Versuche, die Komplementablenkung, die Opsonine und 
Agglutination zur Diagnosestellung mit heranzuziehen scheinen noch 
verfrüht, teils wegen der schwierigen Technik, teils wegen der zur 
Zeit noch bestehenden Unsicherheit der Methode. Auch die Tuber¬ 
kulininjektion scheint ihm weder genügend sicher, noch ganz ge¬ 
fahrlos zu sein; und die neuentdeckten Reaktionen nach v. Pirquet, 
Moro,Wolff-Eisner scheinen zu fein, um wirklich benutzt werden zu 
können. Eine sehr interessante Studie über die Sicherheit unserer per¬ 
kutorischen und auskultatorischen Zeichen (s. auchS. 185u. 186) 
verdanken wir Ranke, dem es möglich war in vielen Fällen, den im 
Leben erhobenen Befund auch durch die Obduktion zu kontrollieren. 
Eine geringe Abschwächung des Schalles über einer Lungenspitze ohne 
erklärenden anatomischen Befund fand sich 3mal. Eine ausgesprochene 
Spitzendämpfung war Smal durch Kompression infolge eines pleuri- 
tischen Exsudats, lmal durch vermehrten Saftreichtum und dicht¬ 
stehende Tuberkel bei Miliartuberkulose, 2mal durch Adhäsivpleuritis, 
lmal durch eine ausgeheilte, haselnußgroße Spitzennarbe und nur lmal 
durch eine beginnende aktive Spitzentuberkulose verursacht. Von 
zehn kleineren Spitzennarben war nur die oben erwähnte durch Per¬ 
kussion nachweisbar. Ranke bespricht dann weiter den Wert der 
Krönigschen Spitzenfelderbestimmung, die ihm wichtiger er¬ 
scheint, wie die Perkussion der Spitzen nach Goldscheider; die 
Hauptsache ist ihm dabei die Bestimmung der inneren Grenze, während 
die äußere auch in der Norm schwanken kann. Die Perkussion der 
unteren Lungenränder, die Festlegung der Atemexkursion darf nie 
vernachlässigt werden. Auch die auskultatorischen Phänomene hat 
Ranke an der Hand seines Materials kontrolliert; er hebt beson¬ 
ders den Wert des verlängerten, bronchialen Exspiriums, des rauhen 


Physikalische 

Diagnostik: 


Perkussion 

und 

Auskultation. 



200 


Hochbaus. 


Perkussion 

und 

Auskultation. 


Bakterio¬ 

logische 

Diagnostik 

Granuläre 
Form der 
Tuberkel¬ 
bazillen. 


und sakkadierteu Atmens hervor. Aach jede einzelne Abweichung 
von der Norm maß genau notiert werden; erst der Ausschlag meh¬ 
rerer Zeichen nach derselben Richtung gibt dann die größtmöglichste 
Sicherheit in der Diagnose; ein Zeichen allein ist nie verläßlich. Daß 
eine Spitzendämpfung mit vesiko-bronchialem Atmen und ver¬ 
längertem Inspirium durchaus noch nicht immer auf eine beginnende 
Tuberkulose hindeutet, dafür zeugt die von Blümel beschriebene 
Kollapsinduration der rechten Lungenspitze bei behinderter 
Nasenatmung, ein Krankheitsbild, auf das Krönig zuerst aufmerksam 
gemacht hat. Es findet sich beim Mundatmen nicht so selten auf der 
rechten Spitze Dämpfung, Einengung der Krönigschen Spitzenfelder, 
vesiko-bronchiales Atmen zuweilen mit spärlichem inspiratorischem 
Rasseln. Zuerst imponiert der Befund häufig als beginnende Phthise; 
indes die Aetiologie, das Fehlen von Fieber, von Bazillen, von jeder 
sonstigen Begleiterscheinung einer Tuberkulose läßt bei genügen¬ 
der Beobachtung die Diagnose sicherstellen. Blümel sah die 
Erkrankung bei 17 Patienten; er führt diese zurück auf Staub¬ 
inhalation und einen dadurch verursachten Katarrh der rechten 
Spitze. Die Erkrankung weicht, wenn die adenoiden Vegatationen, 
die Ursache der Mundatmung, operativ entfernt werden. — Von 
Wichtigkeit für die bakterielle Diagnose der Tuberkulose scheint 
auch das Vorkommen der nach Ziehl nicht darstellbaren 
Formen des Tuberkelbacillus, die Much zuerst genauer 
beschrieben hat. Er behauptet, daß es außer der bekannten säure¬ 
festen Form des Bacillus noch eine andere nicht säurefeste gibt, 
die sich nach Gram, resp. einer Modifikation der Gramschen 
Färbung darstellen läßt; diese präsentiert sich als feine Stäbchen 
oder meist als in Stäbchenform geordnete Granula. Den Beweis 
für die Identität beider Formen erbringt Much durch Züchtungs¬ 
versuche in Perhydrasemilch, wobei es ihm gelang, aus der ge¬ 
wöhnlichen Form die granuläre und aus dieser dann wieder die ge¬ 
wöhnliche Form zu züchten. Um Zerfallsprodukte handelt es sich 
nicht, denn Infektionsversuche beweisen schlagend die Lebensfähig¬ 
keit der granulären Form. Much mutmaßt, daß diese Form überall 
dort in tuberkulösen Produkten (gelatinöse Pneumonie) zu finden 
sei, wo bisher die Suche auf Bazillen häufig negativ war. Die Er¬ 
gebnisse von Much werden durch Nachuntersuchungen von Wirth 
vollinhaltlich bestätigt; während Spengler annimmt, daß es sich 
hier nur um die von ihm schon früher beschriebenen Tuberkel- 
bazillensplitter handelt. Weitere Nachprüfungen werden die Be¬ 
hauptungen Muchs nachzuprüfen haben, sollten sich diese be- 



Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 201 


stätigen, so würde sich sicher manche diagnostische Schwierigkeit 
leichter beheben lassen. Ueber die Bedeutung der intrazellu¬ 
lären Lagerung von Tuberkelbazillen im Sputum haben 
Pfeiffer und Adler systematische Untersuchungen angestellt, sie 
haben konstatiert, daß dieser Befund sich vorzugsweise bei weit vor¬ 
geschrittenen Prozessen findet, daß er indes irgendwelche prognostische 
Bedeutung nicht hat. Ob das Verschwinden der Bazillen 
aus dem Sputum eine günstige Prognose bietet, scheint nach den 
Untersuchungen von Köhler wahrscheinlich; viel wichtiger muß 
in prognostischer Beziehung die Arbeitsfähigkeit des Patienten an¬ 
gesehen werden. Auf die große diagnostische Bedeutung 
des Tierexperimentes macht Weber aufmerksam und be¬ 
schreibt eine Modifikation des Verfahrens, welche die bisherige 
Dauer (4—6 Wochen) auf 14 Tage abkürzt. Er injiziert das be¬ 
treffende Material (Sputum oder Exsudat) in die Inguinalgegend, 
nach etwa 12—14 Tagen sind die Lymphdrüsen geschwollen, etwa 
linsengroß; diese werden dann exzidiert, gehärtet und auf Bazillen 
untersucht; meist lassen sich dann darin die Bazillen mit aller 
Sicherheit schon nachweisen; besonders wichtig ist das Tierexperi¬ 
ment dort, wo Smegmabazillen in Frage kommen, z. B. bei der 
Untersuchung des Harns; diese wachsen im Tierkörper überhaupt 
nicht. 

Unter entzündlicher Tuberkulose versteht Poncet For¬ 
men dieser Krankheit, die jeden spezifischen Charakters entbehren 
und doch ihren Ursprung der Wirkung eines wahrscheinlich abge¬ 
schwächten Tuberkelvirus verdanken. Dahin rechnet er trockene 
Arthritiden, gewisse Formen des Rheumatismus, sogar manche Ade¬ 
nome und Lipome. Strikte Beweise für diese Behauptungen kann 
Poncet nicht erbringen, nur der klinische Versuch scheint ihm das 
Vorhandensein solcher Erkrankungen zu beweisen; er zieht dann 
den Vergleich mit der Syphilis, bei der auch manche Veränderungen 
nicht auf spezifischer Gewebserkrankung beruhen. In der darauf¬ 
folgenden Diskussion wurden von Qu6nu, Broca und Reclus 
die Ansichten Poncets als der experimentellen Stütze entbehrend 
und viel zu weit gehend zurückgewiesen. Dagegen sprechen auch 
umfangreiche experimentelle und anatomische Untersuchungen von 
Liebermeister, worin er nachweist, daß in scheinbar nicht tuber¬ 
kulösen Erkrankungen bei Phthisikern durch das Tierexperi¬ 
ment doch Bazillen nachzuweisen sind. Bei Venen- und Arterien¬ 
entzündung, bei Nieren-, Herzerkrankungen, die nur die gewöhn¬ 
lichen entzündlichen Veränderungen, keine tuberkulösen zeigten, 


Intra¬ 
zelluläre 
Lagerung der 
Tuberkel¬ 
bazillen. 


Prognostische 
Bedeutung 
des Ver¬ 
schwindens 
der Tuberkel¬ 
bazillen. 

Tier¬ 

experiment. 


Entzündliche 

Tuberkulose. 


Tuberkel¬ 
bazillen 
in nicht 
spezifischen 
Entzündungen 
bei 

Tuberkulosen 



202 


Hochhaus. 


konnte er doch mit aller Sicherheit den Tnberkelbacillus nachweisen, 
woraus mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, daß der Bacillus unter 
gewissen Umständen auch die gewöhnlichen Entzündungserscheinungen 
produziert. 

Einseitige Ein genaues Studium der Temperaturen bei Phthisikern 

Erhöhung der zeigte Vogel, daß diese häufig in einer Axilla höher, wie in 
bei der anderen sind. Und zwar war bei einseitigen Erkrankungen 
Phthisikern, die erhöhte Temperatur stets auf der erkrankten Seite; waren beide 
Lungen erkrankt, so war die Temperatur dort stets am höchsten, 
wo der Prozeß am aktivsten war; die Temperaturdifferenz war bei 
in Heilung begriffenen Prozessen gering, fast gleich Null. Voraus¬ 
gesetzt, daß die Beobachtungen sich als durchgehend erweisen, 
ließen sich aus diesem Verhalten gewisse diagnostische Schlüsse 
ziehen. Auffallend ist, daß Tuberkulininjektionen mit nachfolgen¬ 
dem Fieber die Temperaturdifferenzen fast ganz ausgleichen. 

Melamuie Ueber einen seltenen Fall von Melanurie bei Darmtnberkulose 

bei Darm- berichtet Gnezda. 
tuberkulöse. 

Die therapeutischen Bestrebungen auf dem Gebiet der 
Tuberkuloseerkrankungen sind in diesem Berichtsjahre lebhafter 
wie früher gewesen; weniger wurde die medikamentöse Seite, viel¬ 
mehr die spezifische und noch mehr die operative gepflegt. — Mit 
Tuberkulin- der spezifischen Therapie, der Tuberkulintherapie, beschäftigen 
therapie. s [ c h jetzt augenscheinlich nicht mehr, wie früher, fast ausschließlich 
die Leiter der Lungenheilstätten, auch die praktischen Aerzte, die 
Leiter von Krankenhäusern machen wieder viel mehr Gebrauch von 
Tuberkulin zu therapeutischen Zwecken; unverkennbar waltet aber 
allenthalben eine große Vorsicht beim Gebrauch und ein kritisches 
Abwägen des etwaigen Erfolges vor. — Pluski gibt eine Uebersicht 
der gesamten Therapie, besonders der spezifischen, er selber empfiehlt 
am meisten das Verfahren von Hammer und Sahli, mahnt aber 
doch sehr zur Vorsicht. John hat 200 Fälle von Tuberkulose der 
verschiedensten Stadien mit Kochs Bazillenemulsion behandelt. Er 
machte sich davon sechs verschiedene Lösungen von steigender Kon¬ 
zentration; mit der Einspritzung war er sehr vorsichtig, suchte 
womöglich jede fieberhafte Reaktion zu vermeiden, weshalb stets 
eine größere Pause nach jeder Einspritzung gemacht wurde. Von 
100 Fällen suchte er durch Nachfragen das weitere Schicksal zu 
erfahren und dabei zeigte es sich, daß in vielen Fällen selbst des 
ersten Stadiums die Erfolge nach 1—1 '/2 Jahr nicht sehr ermutigend 
waren; selbst bei diesen war vielfach, unter allerdinge meist nicht 



Krankheiten der Bronchien, Langen, Pleura und des Mediastinums. 203 


günstigen Außenumständen, der Prozeß weiter geschritten. Trotz¬ 
dem empfiehlt er doch die Anwendung des Verfahrens, weil gar 
nicht so selten der augenblickliche Erfolg — Entfieberung, Besse¬ 
rung des Allgemeinzustandes — recht gut war. Zufriedenstellend 
waren die Erfolge Amreins bei 37 Patienten, die er mit Koch- 
schein, Beraneckschem und Denysschem Tuberkulin behandelte, 
auch mit geringen Dosen und Vermeiden von Fieberreaktionen. Mehr 
Erfolge hatte Bitter an einem B[eilstättematerial aufzuweisen; die 
Bazillen schwanden schneller, die Arbeitsfähigkeit trat eher ein, als 
bei Patienten, die nicht mit Tuberkulin behandelt waren. In der 
diesem Vortrage folgenden Diskussion betont Lenhartz, daß er 
stets Anhänger der Tuberkulintherapie geblieben sei; er beginnt 
mit kleinen Dosen 1 mg und steigt vorsichtig bis zuletzt zu 0,5 g. 
Die Erfolge waren besonders bei Urogenitaltuberkulose sehr 
zufriedenstellend. Deneke schließt sich diesem Urteile an, während 
Bumpel etwas Besonderes von den Tuberkulinkuren nicht gesehen 
hat. G. Schröder ebenso wie Meißner (Hohenhonnef) stehen 
gleichfalls dem Tuberkulin sehr kühl gegenüber; letzterer sagt: das 
Tuberkulin ist kein erwiesenes Heilmittel der Tuberkulose. — Da 
Tuberkulinkuren mit Injektionen besonders für die Praxis sehr 
lästig sind, empfiehlt Möller es intern zu geben; er verordnet 
Tuberkulinbazillenemulsion mit Thimothein und ameisen¬ 
saurem Kalzium in Geloduratkapseln, die sich erst in dem Darm 
auflösen. Von diesen Kapseln werden in der ersten Woche jeden 
zweiten Tag eine, nachher täglich eine genommen; wie lange 
diese genommen werden, hängt natürlich vom einzelnen Falle ab; 
daneben muß die gewöhnliche roborierende Allgemeinbehand¬ 
lung eingeleitet werden. Der Erfolg war vielfach recht befriedigend, 
besonders trat Entfieberung, Nachlaß des Nachtschweißes und des 
Hustens häufig auf. — Als eine Verbesserung der Tuberkulinkuren 
empfiehlt Jessen fettfreies Tuberkulin (S. 194); die Idee dazu 
gab eine Arbeit von Armand-Delille, der gefunden hat, daß unter 
den Toxinen des Tuberkelbacillus eines, welches durch Aether ex¬ 
trahiert wird, verkäsend, ein anderes, das sich in Chloroformextrakt 
findet, sklerosierend wirkt. Jessen nimmt die in Höchst herge¬ 
stellte, bazillenfreie Bouillon, extrahiert sie mit Aether und Chloroform 
und verdünnt den Extrakt mit einer 20°/oigen glyzerin- und 0,5°/oigen 
karbolsäurehaltigen physiologischen Kochsalzlösung. Die Haupt¬ 
prinzipien seiner Behandlung sind kleine Dosen und große Zwischen¬ 
räume der einzelnen Injektionen; er nahm durchschnittlich */ tooooo ccm 
in Intervallen von 8 Tagen bis 4 Wochen. Die Erfolge waren meist 


Interne 

Darreichung 

des 

Tuberkulins. 


Fettfreies 

Tuberkulin 



204 


Hochhaus. 


Auto¬ 

tuberkulin. 


Marmorek- 

serum. 


Kieselsäure 
in Lunpren- 
steinen. 


Intravenöse 
Einspritzung 
von Koch¬ 
salzlösung 
bei 

Hämoptoe. 


Chondrotomie. 


gut; üble Nebenerscheinungen wurden nicht beobachtet. — In An¬ 
lehnung an die Lehre Wrights, daß das wirksamste Vaccin in 
einem gegebenen Falle immer aus den Bazillen des Erkrankten 
selbst gewonnen wird, sieht Roths child in einer aus den 
Tuberkelbazillen des Erkrankten hergestellten Bazillenemulsion 
das beste Tuberkulin. Solche Autotuberkuline haben sich 
ihm verschiedentlich gut bewährt. Hat der betreffende Patient 
keine Bazillen, die zur Vaccinebereitung dienen können, so nimmt 
man am besten Bazillengemische, die möglichst viele Arten 
säurefester Bazillen enthalten. — Die Anwendung des Marmorek- 
serums bei innerer Tuberkulose scheint nur sehr beschränkt zu 
sein; die meisten Autoren wissen von Erfolgen nichts zu berichten; 
nur einzelne (Frey-Sokolowski) haben auch von der Anwen¬ 
dung dieses Mittels die günstigsten Wirkungen gesehen, ähnlich 
liegt es wohl mit dem H e t o 1, das nur wenig mehr im Ge¬ 
brauch ist. 

Zickgraf hatte, gestützt auf Analysen, die in den Lungensteinen 
einen hohen Gehalt an Kieselsäure feststellten, dieser Säure einen günstigen 
Einfluß auf die Vernarbungsprozesse in den Lungen zugeschrieben und 
diese danach zu therapeutischer Anwendung empfohlen. Gerhartz und 
Strigel widersprechen der Anwendung dieser Säure, da sie bei der Unter¬ 
suchung von Lungensteinen durchaus nicht immer Kieselsäure nachweisen 
konnten. 

Zur Behandlung der Hämoptoe spritzt v. d. Velden 
3—5 ccm einer 10°/oigen NaCl-Lösung in die Venen ein und hat 
damit gute Erfolge gehabt, die er der durch die Einverleibung be¬ 
wirkten erhöhten Gerinnungsfähigkeit des Blutes zuschreibt; der 
Effekt stellt sich in 3—4 Minuten ein, er läßt sich erreichen durch 
stomachale Einverleibung von 5,0 NaCl oder 2—4 g NaBr, nur tritt 
der Erfolg dann erst in 8—12 Minuten zu Tage. — Die chirurgi¬ 
schen Eingriffe bei der Lungentuberkulose bewegen sich in 
verschiedener Richtung. Gegen beginnende Spitzentuberkulose 
wird von mehreren Autoren die Chondrotomie der ersten Rippe 
empfohlen, wenn die Untersuchung ergibt, daß die von Freund 
beschriebene Stenosierung der oberen Brustapertur vorliegt. Seidel 
hat in 2 Fällen diese Operation im Initialstadium gemacht mit 
zum Teil sehr gutem Erfolg. Er beschreibt die Technik und prä¬ 
zisiert genau die Indikationen. „Er hält für geeignet alle Fälle 
von tuberkulösem Spitzenkatarrh 1. bei erwachsenen, auch jüngeren 
Individuen mit nachgewiesener Stenose der oberen Apertur; 2. bei 
erwachsenen älteren Leuten, auch wenn eine auffallende Verenge- 



Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 205 


rung der oberen Thorasapertur nicht zu erkennen ist, falls man bei 
ihnen mit Verknöcherung des ersten Rippenknorpels und Schwer¬ 
beweglichkeit des ersten Rippenringes rechnen muß; 3. bei erwach¬ 
senen Individuen, bei denen der Katarrh trotz interner Behandlung 
nicht weicht.“ Enger und schärfer faßt die Indikationen Harr aß: 
er empfiehlt die Operation nur bei beginnender Spitzentuberkulose 
infolge vorgeschrittener Verknöcherung des Knorpels. Sie ist 
nicht indiziert, wenn nur Kürze, keine Verknöcherung der Rippe 
vorliegt; hier müssen zuerst Atemübungen versucht werden. Der 
Erfolg erscheint wenig sicher, wenn es sich um eine sekundäre 
Knorpel- und Rippenveränderung infolge von Skoliose des ersten 
Brustwirbels handelt. Mit diesen Einschränkungen wird die Zahl 
der in Betracht kommenden Fälle nur gering; ob Dauererfolge 
sich erzielen lassen, wird erst die Zukunft lehren. — Die zweite 
operative Methode zur Heilung der Tuberkulose ist die Herstellung 
des künstlichen Pneumothorax, die zuerst von Forlanini 
angegeben, dann in Deutschland von Schmidt und Brauer beson¬ 
ders häufig geübt worden. Forlanini selbst hat seine Methode mit 
ihren Indikationen, der Technik und Zufallen genau beschrieben. Die 
beste Prognose geben solche Fälle von einseitiger Tuberkulose, die 
langsam, subakut und ohne Komplikationen verlaufen; mäßige 
Pleuraverwachsungen erschweren, machen aber die Operation nicht 
unmöglich. Auch bei doppelseitigen Erkrankungen ist der Ein¬ 
griff von Nutzen, wenn die Zerstörung der Gewebe nur mäßig 
ist, ja es ist sogar zu erwarten, daß der gesetzte Pneumo¬ 
thorax die andere Lunge in erhöhte Mobilität versetzt und da¬ 
durch beginnende Prozesse auf der anderen Lunge günstig be¬ 
einflußt. Schwere Begleiterscheinungen, Darmtuberkulose, Kreis¬ 
laufsstörungen bilden eine strikte Kontraindikation. Zur Ausfüh¬ 
rung der Operation, die er umständlich beschreibt, bedient 
er sich zweier Apparate, eines zur Aufbewahrung, eines anderen 
zur Einführung des Stickstoffs. Diese sind recht kompliziert 
und lassen sich sehr leicht durch ein Paar entsprechend zusammen¬ 
gesetzte Wulffsche Flaschen ersetzen. Besondere Vorsicht ist bei 
Injektion des Stickstoffs in pleuritische Schwarten notwendig; For¬ 
lanini pflegt beim langsamen Vordringen der Nadel dann stets ab 
und zu zu aspirieren, um sich zu vergewissern, daß er nicht in ein 
Gefäß eingedrungen ist. Bei der ersten Injektion injiziert er nie 
mehr als 400 ccm Stickstoff. Zufälle bei der Operation sind das 
subkutane und tiefe Emphysem, die Gasembolie des Gehirns und 
die pleurale Eklampsie; wie diese zu vermeiden sind und deren 


Künstlicher 

Pneumo¬ 

thorax. 



206 


Hochhaus. 


Künstlicher Behandlung, wenn sie trotz aller Vorsicht einmal eintreten, beschreibt 
Pneumo- For lanini ausführlich. — Ad. Schmidt hat 13 Fälle von Tuber- 

thorax. 

kulose mit dem künstlichen Pneumothorax behandelt, jedesmal 500 ccm 
Luft injiziert; das so häufig wiederholt, bis die Kompression kom¬ 
plett war, diese hat er dann fast 1 Jahr lang unterhalten; 2 von seinen 
Kranken hatten einen dauernd guten, & einen vorübergehenden Er¬ 
folg. Die Auswahl der Fälle scheint nach seiner Meinung beson¬ 
ders schwierig; im ganzen hält er aber diese Operation für eine ent¬ 
schieden zukunftreiche. — Wohl die größte Erfahrung auf diesem 
Gebiete in Deutschland hat Brauer, der in einem Vortrage auf 
der diesjährigen Naturforscherversammlung in Köln diese neue Be¬ 
handlungsmethode der Lungenkrankheiten ausführlich besprochen 
hat. Bei strenger Indikationsstellung hat er von der Methode For- 
laninis sehr gute und auch dauernde Erfolge gesehen; Fieberfrei¬ 
heit, Nachlaß des Hustens und Sputums tritt bei noch nicht allzu 
vorgeschrittener einseitiger Erkrankung recht bald auf; aber auch 
bei ganz Elenden war der Erfolg manchmal überraschend günstig. 
— Wenn nun ausgedehnte Pleuraverwachsungen die Bildung 
eines künstlichen Pneumothorax hindern, dann versucht Brauer, 
fußend auf früheren Erfahrungen Quinckes, Turbans, Speng¬ 
lers, die erkrankte Lunge durch ausgedehnte Entfernung der 
Extrapiearaie Rippenwand zum Zusammenfällen zu bringen. Diese sogen, extra¬ 
pleurale Thorakoplastik, ein größerer chirurgischer Eingriff, ist 
auf seine Veranlassung von Friedrich auch in mehreren Fällen 
mit gutem Erfolg ausgeführt worden — immerhin ist er erheblich 
gefährlicher und lange nicht so sicher in seinen Folgen. Friedrich 
selber gibt im Anschluß daran eine genaue Schilderung dieser 
sogen. Entknochung einer Brustseite und berichtet, daß sich 
in 6 von 8 Fällen diese Operation recht nützlich erwiesen hat; 
am besten geeignet sind Fälle von fibröser, schrumpfender Phthise, 
eventuell mit Kavemenbildung, aber mit gutem Allgemeinzustande. 
Wie sich die erkrankte und die gesunde Lunge nach solch einer 
Operation verhalten, zeigte er an einer größeren Zahl von Zeich¬ 
nungen. 

Anatomische Graetz (Marburg) hat bei 3 Fällen von künstlichem Pneumothorax 

Unter- die Lungen anatomisch untersucht und tatsächlich feststellen können, daß 
komprimierter aus g e dehnte Heilungsvorgänge in ihnen im Gange waren, die sich do- 
Lungen. kumentierten durch Abkapselung käsiger Herde und Organisation pneumoni¬ 
scher Prozesse durch Bindegewebe. Diese anatomischen Untersuchungen 
bestätigen mithin sehr eklatant, was man auf Grund von Erfahrungen am 
Krankenbett schon länger angenommen hat. 


Thorako¬ 

plastik. 



Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 207 


Sollte sich die Brauchbarkeit der vorgeschlagenen Methode be¬ 
währen, was durch weitere Erfahrungen noch zu geschehen hat, 
dann hätte unsere Therapie der Tuberkulose jedenfalls eine erheb¬ 
liche Bereicherung erfahren. 

Die Verdrängungserscheinungen größerer pleuriti- Ver¬ 
se h e r Exsudate lassen sich, wie v. Schrötter nachweist, dr ^ n f un e s_ 

/ # 1 erscheinungeu 

zuweilen in ausgesprochener Weise auch bronchoskopisch demon- bei 
strieren. So sah er in einem Falle linkseitiger Exsudation eine pieuritischem 
ausgesprochene Stenose des linkseitigen Bronchus, die er mit 
einiger Mühe durch den Tubus überwinden konnte; dieser Befund 
kann befriedigend nur durch eine Kompression seitens der Ex¬ 
sudatflüssigkeit erklärt werden; er ist geeignet, manche physika¬ 
lische Erscheinungen besser wie bisher zu erklären; in einem Nachweis 
älteren Falle von Pleuritis, bei dem es schon zur Schwielenbildung durch d,e . 
gekommen war, ließ sich ebenfalls durch das Bronchoskop eine er¬ 
hebliche Verziehung des rechten Bronchus deutlich erweisen; jeden¬ 
falls zeigen diese beiden Fälle, wie diese Methode geeignet ist, die 
Symptomatologie der Brustkrankheiten zu erweitern. Die Ver¬ 
schiebung und die Verdrängung der Lungen durch Pleuraergüsse 
hat Granström experimentell studiert, vorzugsweise um über die Bronchiai- 
Ursache des Bronchialatmens bei Pleuritis ins klare zu kommen. ™ me ® . 
Bekanntlich wird dies Atmungsgeräusch nicht selten gehört, meist exsudat. 
bei etwas stärkeren Ergüssen, am stärksten in dem oberen Teile 
der Dämpfung, aber auch bei geringeren Flüssigkeitsmengen ist 
das Auftreten schon häufiger zu konstatieren. Die gangbarste 
Erklärung für diese Erscheinung ist, daß das Bronchialatmen 
durch die komprimierte Lunge zur Brustoberfläche geleitet wird. 
Granström zeigt, daß diese auf manche Fälle sicher nicht 
paßt; er hat nun in die Pleura von Tieren erstarrende Flüssig¬ 
keiten eingegossen und dann post mortem den Zustand der Lungen 
genau untersucht. Dabei zeigte sich nun, daß auch bei der Ein¬ 
gießung von größeren Flüssigkeitsmengen von einer vollkommenen 
Kompression weder an den Lungen noch an den Bronchien die Bede 
sein kann; speziell an den Bronchien hat er wesentliche Kaliber¬ 
veränderungen nicht entdeckt; dagegen waren die Lungen von allen 
Seiten fast von der erstarrten Masse (Ol. Cacao) eingehüllt, und diese 
erstreckte sich auch zwischen den einzelnen Lungenlappen von der 
Brustwand bis zu den großen Bronchien. Ganz treffend gibt dies 
die umstehende Fig. 21 wieder. Granström nimmt mm an, 
daß das Bronchialatmen direkt von den großen Bronchien durch 
die Flüssigkeit bis zur Brustwand fortgeleitet wird. Zweifellos 





Hucblutu« 


lassen manche stcn»? Experimente, sowie auch viele klinische Er¬ 
scheinungen diese Beutung ohne Sdiwierigkevt zu, nur ist es frag¬ 
lich, ob die Yerhältnisst? beim Äierwcbeo sieh ebenso gestalten, wie 
beim Tier. 

Von.Bedes&mgfür äie'Diagnose einer Pleuritis ist das sogen, pera- 
rertöbrni« oder Groccosc.be Dreieck, über das wir schon früher 
berichtet haben. Schon damals 
wiesen wir darauf bin, daß eine l'tp 

böfnedigoode Dentung dieses Pha- 

iiünieuH bis jetzt nicht ß^istiert, ür- •' " •i ' v ' 

sachlich kommen ia Betracht die •%' 

Vcniriingung des Mediastinums, die < X£. 

AbecliWüchung des Schalks der ge- ..;'*v • 

Rundas SeStW durch die Dämpfung 
dar erkrankten, die Relaxation 4«r 
gesUudeiä ' Eongen 


l’hki'üaa 


fliöcc«<i>lhef 

DreierJv 


gonngore 
^l^Sßimdtwwirkbtüg der Wirbel 
Matt hfts sseigt an Füllen a#ib»*? 
.Erßaiirung, dal) keiner dieser Fak¬ 
toren alti&.ia Keni'igt ; j(peEioiil erklärt. 
,des Iliaüberdrängert des* Mediäöti* 
OJitns nicht die Dsicsockätorin, ü<mb 
bei stärkster Voriftgerung des Mo-" 
diestiüumsbeikfinstlichew Priousfctjfö 
thora# fand sink 


das Gröcco 

di6 Dreieck; dagegen fand 


«jr es ;. •• * s f 1 

MippIPMIIPWPPIHPIMpppWWipippppiPPipippp iiP X' 

fre* AbkifSötl dbs Enter- \X ;Ub.^•'■ '.XX>‘%;:;. 

lappeoe ohne be-gh-itend* PUluitis mX^YXwXX | • VXs 'r. IX- 

Am plausibelsten vrß Ätfe*Ä 

di ß .BÄmp&hg erkkrt mit der. Ab- 

M‘^ fa Wi #^^erw.r- , 

kfictg der Wirbel durch an- odnr 

vurgeiagert*. 1 Fldsäigkßiii l>'oin»gT- j 

Droinidt&torio ward am nhöern.u noch X' v X X; v." X'/Xw ; 
der IhXüxk der FUiaaigfcait 
Uch hm fat’ .und iiisicbudidh bin hlbtädiiich 

den 'Wert der'Br«>kme«suag h'fei:Ptohrftikh'«h'«‘dnhibh berichtet' 
noch eine größere Zahl vbii ßeobacbfrt«i£k« Wei t i. Die Technik wirf 
die fcbkAnfrto; Einstich eines dibihwi .Trfti^qjk, der mit «ineta Gummi- 
ncit^hli v^ftijnken; irad a« deaaten sadtirBt« Ende ein hu ketUbrwig £*• 
bögenes Glksröbr angebracht -v>%r Bor Druck in der erkrankten 



Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 209 


Pleurahöhle wird bestimmt durch die Größe des Exsudats, den posi¬ 
tiven Druck des Zwerchfells und der Brustwand und den negativen 
«Druck der Lungen, nicht bloß der komprimierten, sondern auch der 
gesunden, die ihre Wirkung auch durch das schwache Mediastinum 
hindurch ausiibt. Bei großen Exsudaten schwankte der Druck 
zwischen -J- 16 bis -f- 5, überstieg jedenfalls nie die Höhe der Flüssig¬ 
keitsschicht, ein Zeichen, daß die negativen Druckkräfte die stärkeren 
sind; bei Empyem und karzinomatösen Exsudaten ist der Druck 
häußg höher, weil die Starrheit des Mediastinums in solchen Fällen 
die Ansaugungskraft der intakten Lunge hindert. Bei mittleren 
Exsudaten ist der Anfangsdruck schon gering; nur bei Starrheit 
des Mediastinums ist er zuweilen höher; dasselbe gilt auch für 
kleine Exsudate; nur wenn diese abgekapselt sind, kann der 
Druck steigen. Der Enddruck ist normal gegen — 11 cm; ist 
er erreicht, so soll man auch Punktionen abbrechen. Die Druck¬ 
messung ist insofern auch von praktischem Wert, als sie uns Aus¬ 
kunft gibt über die Beschaffenheit der Wandungen der Pleurahöhle, 
ferner auch über Intensität und Stadium der Entzündung. 

Ein pleuritisches Exsudat mit ungewöhnlich hohem Chole- 
stearingehalt konstatierte Ruppert bei einem 44jährigen Mann, 
der schon mehrfach an Pleuritis exsudativa gelitten hatte. Das spezi¬ 
fische Gewicht war 1025 bei 15" C., die chemische Analyse ergab 1,29 °/o 
Cholestearin neben 6,6 °j o Eiweiß und 0,36 °/o Fett; bei späteren Punk¬ 
tionen war der Gehalt geringer. Der Kranke genas, Tuberkulose war 
nicht nachweisbar. Nach den Erfahrungen aus der Literatur ist anzu¬ 
nehmen , daß Cholestearin am ehesten sich in alten Exsudaten mit 
zahlreich zerfallendem Zellmaterial findet; der Körper ist in den 
Zellen präformiert und wird natürlich aus den Zellen frei, wenn 
diese zerfallen; durch Umwandlung dieser Zellen entsteht er nicht, 
wie die frühere Annahme war. — Königer macht darauf auf¬ 
merksam, daß häufig in der Nähe von Pleuraempyem und anderen 
Eit erh erden seröse Pleuritiden entstehen. Diese sind infektiös¬ 
toxischen Ursprungs, durch die pathologische Untersuchung ziemlich 
sicher zu diagnostizieren und für die Diagnose manchmal recht 
wichtig. — Einen Fall von Expectoration albumineuse nach 
Pleurapunktion sah D. Gerhardt; es handelt sich um eine Frau mit 
Pleuritis carcinomatosa; als 800 ccm entleert waren, kamen leichte 
Beschwerden, weshalb die Punktion unterbrochen wurde. Patientin 
hustete stark und starb dann bald unter Entleerung eines sehr 
schleimigen, eiweißhaltigen Sputums.— Plate hat experimentell fest¬ 
zustellen gesucht, welche Momente die Aufsaugung von Flüssig- 
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909 . 14 


Cholestearin 

in 

pleuritischem 

Exsudat. 


Seröse 

Pleuritiden 
in der Nahe 
eitriger 
Exsudate. 


Expectoration 

albumineuse. 



210 


Hochhaus. 


Mittel zur 
Resorption 
des 

pleuri tischen 
Exsudats. 


Chronischer 

Pneumo¬ 

thorax. 


Pneumonie. 


Pneumo¬ 
kokken im 
Blut. 


keit ans der Pleurahöhle am meisten befördern. Seine Experimente 
zeigten übereinstimmend mit den Erfolgen in der Praxis, daß am 
wirksamsten sind: Prießnitz-, Spiritus*, Breiumschläge und Hitee- 
applikationen. — Einen interessanten Fall von Pneumothorax, 
dessen Dauer mit höchster Wahrscheinlichkeit auf 25 Jahre zu be¬ 
messen ist, berichtet Bittorf. Die Entstehung datiert aus dem 
Wochenbette und war bewirkt durch eine Lungenembolie mit an¬ 
schließendem Infarkt; jetzt bestand ein großer linkseitiger, offener 
Sero-Pneumothorax mit starken Verdrängungserscheinungen. Das 
Befinden der Frau ist ganz leidlich. Auffallend ist, daß während 
der langen Zeit keine stärkeren Entzündungserscheinungen in der 
Pleurahöhle, die doch stets mit den Bronchien kommunizierte, 
aufgetreten sind; ein Umstand, der wohl durch die geringe Virulens 
der spärlichen in der Lunge enthaltenen Keime zu erklären ist; 
auch die stärkeren Verdrängungserscheinungen sind bei dem offenen 
Pneumothorax merkwürdig; Bittorf glaubt, daß das Hin¬ 
übertreten des Herzens und Mediastinums nach der gesunden 
Seite wohl tatsächlich durch den Zug der gesunden Lunge herbei¬ 
geführt sei. 

Daß bei der kruppösen Pneumonie der Krankheitserreger 
sich auch im Blute nachweisen läßt, wird von allen Autoren an¬ 
genommen; über den Grad der Häufigkeit ist bis jetzt noch keine 
Einigung erzielt; manche sind noch der Meinung, daß das Eindringen 
des Pneumococcus in die Blutbahn nur relativ selten sei und stete 
eine üble Prognose bedeute, andere konnten fast stets im Blut den 
Pneumococcus finden, sowohl bei leichten wie bei schweren Fällen. 
— Wiens hat eine erneute Nachprüfung dieser Frage vorgenommen, 
indem er den Nährboden in der verschiedensten Weise modifizierte. 
Bei Anwendung eines flüssigen, 10 °|o Pepton und 1 °/o Dextrose 
enthaltenden Kulturmediums gelang es ihm fast ausnahmslos, den 
Pneumococcus im Blut zu finden; demnach ist die Bakteriämie bei 
Pneumonie konstant; irgend eine prognostische Bedeutung hat 
sie nicht. — Nach derselben Methode hat Borissow in 25 Fällen 
22mal die Kokken nachweisen können; er fand sie gleich mit Be¬ 
ginn des Fiebers; sie waren dann noch mehrere Tage nach der 
Krise nachzuweisen. Gleichzeitig bestimmte er den Agglutinations¬ 
titer zur Ausführung der Widalschen .Reaktion; er betrug 1:80, war 
schon am ersten und zweiten Krankheitstage zu konstatieren; die 
Agglutinationskraft stieg parallel der Entwicklung der Krankheit 
und hatte am Tage der Krisis ihr Maximum. Daß als ätiologisches 
Moment bei der kruppösen Pneumonie nicht bloß der Fränkel- 



Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 211 

sehe Diplococcus, sondern auch noch andere Erreger in Be¬ 
tracht kommen, zeigt Apelt in einer Zahl von Lungenentzündungen, 
bei denen er sowohl aus dem Sputum, wie auch aus dem Blut und 
bei der Autopsie aus dem Lungengewebe den charakteristischen 
Friedländer-Diplobacillusnachweisenkonnte. Es waren im ganzen 
9 Erkrankungen; das klinische Bild entsprach im großen und ganzen 
dem der typischen Pneumonie, zeichnete sich aber aus durch eine 
große Bösartigkeit und besonders durch eine Neigung zur Ein¬ 
schmelzung des Gewebes. Es starben 8 Fälle, nur einer wurde ge¬ 
heilt; auch bei den übrigen in der Literatur berichteten Fällen war 
die Sterblichkeit recht groß.*— Daß Lungenentzündung auch 
durch Einatmung flüchtiger anorganischer und organischer 
Stoffe ohne Mitwirkung von Mikroorganismen zu stände kommen 
kann, betont Lewin im Anschluß an einen Fall, den er zu begut¬ 
achten hatte. Es handelte sich um einen Mann, der an 2 Tagen 
hintereinander Ammoniakapparate zu reinigen hatte; bei dieser Ge¬ 
legenheit hatte er reichlich Ammoniakgas eingeatmet und war dann 
am dritten Tage Abends unter Erscheinungen erkrankt, die auf eine 
Lungenentzündung schließen ließen, 4 Tage später starb der Kranke; 
die Sektion wurde nicht gemacht. Lewin nimmt mit Sicherheit 
an, daß durch das Einatmen von Ammoniak die tödliche Lungen¬ 
entzündung herbeigeführt worden sei; er stützt sich dabei auf Be¬ 
obachtung von Vergiftungen durch Ammoniak an Menschen und 
Tieren, bei denen die Autopsie eine Lungenentzündung, meist mit 
Bildung eines faserstoffartigen Gerinnsels auf der Schleimhaut, nach¬ 
wies. — Den Kochsalzstoffwechsel bei Pneumonie hat v. Höß- 
lin zum Gegenstand einer eingehenden Studie gemacht. Genaue 
Untersuchungen an 10 Fällen, bei denen auch die Ausscheidung des 
Phosphors, des Stickstoffs, der Gefrierpunkt mitbestimmt wurde, 
ergaben, übereinstimmend mit dem bisher Bekannten, daß während 
der Pneumonie eine deutliche NaCl-Retention stattfindet, die auch 
deutlich ist, wenn noch 10 g NaCl per os eingegeben wird; einige 
Tage nach der Krise tritt eine stärkere Ausscheidung des NaCl auf, 
die mehr durch eine Steigerung des prozentualen Gehalts als durch 
eine Vermehrung der Wassermenge besorgt wird. Das Verhalten 
der Phosphorausscheidung ist nicht so konstant. Die Frage über 
den Verbleib des Kochsalzes während der Pneumonie und ferner 
die Ursache der Retention sind noch nicht geklärt. In Bezug auf 
den ersten Punkt scheint es am wahrscheinlichsten, daß die Auf¬ 
speicherung diffus, nicht eine auf irgend ein Organ beschränkte 
ist; der zweite Punkt ist noch vollkommen unklar, man vermutet, 


FrledlUnder- 
scher Diplo- 
bacillus als 
Erreger von 
Pneumonie. 


Pneumonie 

durch 

Einatmung 

von 

Ammoniak- 

gas. 


Kochsalz¬ 

stoffwechsel 

bei 

Pneumonie. 



212 


Hochhaus. 


Veränderungen 
des Urins 
bei der 
Pneumonie. 


Abortive 

Pneumonie. 


Besondere 
Form der 
Pneumonie 
bei 

Tuberkulose. 


Rezidive bei 
Pneumonie. 


Pektoral- 
iremitus bei 
Pneumonie. 


daß ein Nachlassen der Herzkraft oder eine Insuffizienz der Nieren 
eine ursächliche Bolle spielt; etwas Sicheres ließ sich, wie v. Hößlin 
dartut, noch nicht sagen. — Nach Zack zeigt der Urin bei der 
kruppösen Pneumonie um den fünften Tag Veränderungen, die 
bis zu einem gewissen Grade typisch und diagnostisch verwendbar 
erscheinen. Er fand in 81 °/o der Fälle den Kalkgehalt sehr stark 
vermindert, den Chlorgehalt in 90°/o. Fast stets konstatierte er 
Albuminurie und den von F. Müller beschriebenen Nukleoproteid- 
körper; vom 3.—4. Tage finden sich häufig kurze, graubraune, in¬ 
krustierte Zylinder. Ob der Wert dieser Zeichen so groß ist, wie 
Verfasser meint, ist fraglich. — Von verschiedenen Autoren (Simons, 
Engels, Pollatschek) werden kasuistische Beiträge abortiver 
Pneumonien berichtet, deren Existenz ja übrigens längst bekannt 
und nicht angezweifelt wird. — Stuertz macht aufmerksam auf eine 
besondere Form der Pneumonie, die vom Lungenhilus ihren 
Ausgang nimmt und meist bei Tuberkulösen beobachtet wird. Diese 
Herde sind charakterisiert durch breite Böntgenschattenverbindung 
mit den in solchen Fällen meist vergrößerten Lungenstielschatten, 
befallen mit Vorliebe den unteren Teil der Oberlappen, zeigen einen 
sehr hartnäckigen Verlauf und lassen in der Begel Beste am Lungen¬ 
hilus zurück. Zu diagnostizieren sind sie nur durch die Böntgen- 
strahlen. Ueber Bezidive bei Pneumonie berichtet Bungart 
an der Hand von drei sehr instruktiven Fällen; auch hier leistet 
das Böntgenverfahren wichtige Dienste, insofern man dadurch 
strikte den Nachweis liefern kann, daß die betreffenden Lungen¬ 
partien tatsächlich nach der ersten Erkrankung von jeder Infiltration 
frei waren; den Nachweis konnte Bungart liefern und so fest¬ 
stellen, daß Bezidive, keine Exazerbationen Vorlagen. Die Symptome 
des Bezidivs sind dieselben, wie die der primären Pneumonie, die 
Prognose ist meist gut. Eine genaue Erklärung des Zustande¬ 
kommens kann noch nicht gegeben werden. Die bisher als fest 
angenommene Tatsache, daß über pneumonisch infiltrierten Lungen 
der Pektoralfremitus verstärkt sei, war bekanntlich durch Unter¬ 
suchungen von Arneth erschüttert worden; er hatte bei zahlreichen 
Fällen gefunden, daß der Fremitus nur im ersten und dritten Stadium 
der Pneumonie verstärkt, dagegen im zweiten Stadium stets ab¬ 
geschwächt sei; als Ursache dafür gibt er die derbe Infiltration der 
Lunge, die Verstopfung der kleineren Bronchien durch Fibrinmassen 
an, die in ihrer Wirkung einem gleichdicken Exsudate ähnlich sei. 
Wolter hat diese Behauptungen an 100 Pneumoniefällen nach¬ 
geprüft und entgegen Arneth gefunden, daß das Verhalten des 



Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 213 


Fremitus überhaupt nicht einheitlich ist; er fand sowohl im ersten, 
wie im zweiten und dritten Stadium Fülle mit Verstärkung und 
mit Abschwächung. Worauf dieses wechselnde Verhalten beruht, 
läßt sich noch nicht mit Bestimmtheit angeben; jedenfalls aber er« 
leidet der diagnostische Wert dieses Symptoms durch die Unter¬ 
suchungen Wolters eine erhebliche Abschwächung. 

Die Bedeutung der Böntgenstrahlen gerade für die Lungen¬ 
krankheiten ist kurz vorhin schon (S. 197) hervorgehoben worden. 
AuchDietlen kann sich diesen Erfahrungen nur anschließen; Sitz, 
Ausdehnung und Wanderung des pneumonischen Prozesses läßt sich 
durch kein anderes Verfahren in gleichem Maße sehen und fixieren; 
sehr häufig gelingt es gerade hier, die Diagnose schon sicher zu 
stellen, ehe es durch eine andere Methode möglich ist. Dietlen sah in 
vielen Fällen, daß die Pneumonie vom Hilus ihren Ausgang 
nahm und daß dort auch noch am spätesten Schatten nachzuweisen 
waren; er stimmt der Ansicht Biedere, daß die meisten Pneumonien 
als zentrale beginnen, vollkommen bei. — Berichte über Behandlung 
mit dem Bömerschen Pneumokokkenserum bei der kruppösen 
Pneumonie haben wir schon früher mehrfach gegeben; die Ansichten 
über die Erfolge waren geteilt, einzelne Autoren hatten gute Besultate, 
die meisten hatten unzweifelhafte Wirkung nicht sehen können 
(vergl. S. 99). Immerhin mag es bei der allerseits anerkannten 
Unschädlichkeit doch in Frühfällen noch angewandt werden, da 
ja einzelne davon auch gute Wirkung gesehen haben. 


Röntgen- 
diagnose der 
Pneumonie. 


Hilus- 

pneumonie. 


Serum¬ 

behandlung 

der 

Pneumonie. 


Literatur. 

Der größere Teil der Literatur findet sich in den der Tuberkulose 
speziell gewidmeten Zeitschriften: in der Zeitschrift für Tuberkulose, in 
den Beiträgen zur Klinik der Tuberkulose und in dem Internationalen 
Zentralblatt für die gesamte Tuberkuloseliteratur. 

Am rein, Weitere Tuberkulinerfahrungen. Klinik der Tuberkulose 
Bd. VIII, H. 4. — Apelt, Ueber die durch den Bacillus pneumoniae Fried¬ 
länder hervorgerufenen Pneumonien. Münch, med. Wochenschr. S. 888. — 
Arnsperger, Ueber Opsoninbestimmungen bei Lungentuberkulose. Müncb. 
med. Wochenschr. S. 255. — Aufrecht, Die Fürsorge für Tuberkulöse. 
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 17. — Bahrdt, Experimentelle Untersuchung 
über die Tuberkulinreaktion. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCIII, H. 8, 4. 
— Beitzke, Infektionswege der Tuberkulose. Berl. klin. Wochenschr. 
Nr. 26. — Bireher. Der heutige Stand der Lungenchirurgie. Med. Klinik 
Nr. 31,— Bittorf, Zur Kenntnis des chronischen Pneumothorax. Münch, 
med. Wochenschr. Nr. 44. — Blömel, Ueber Kollapsinduration der rechten 



214 


Hochhaus. 


Lungenspitze bei chronisch behinderter Nasenatmung. Manch, med. Wochen¬ 
schrift Nr. 80. — Blum, Ueber den Wert der Ophthalmoreaktion für die 
Diagnose der Tuberkulose. Münch, med. Wochenschr. Nr. 2. — Branden¬ 
burg, Ein Beitrag zur Lungensyphilis. Brauers Beiträge Bd. X, H. 2. — 
Brauer, Ueber Lungenchirurgie. Vortrag auf der Naturforschervereamm- 
lung zu Köln. Münch, med. Wochenschr. S. 1200. — Bruke, Zur Diagnose 
von Schwellungen endothorakaler Lymphdrüsen. Brauers Beiträge zur Klinik 
der Tuberkulose Bd. IX, H. 3. — Bungart, Rezidive bei kruppöser Pneu¬ 
monie. Münch, med. Wochenschr. S. 1980. — Buttersack, Physikalische 
und klinische Betrachtungen Über die sogen. Rassel- und Reibegeränsche. 
Zeitschr. f. klin. Med. Bd. LXV, H. 5 u. 6. — Cohn, Zur Operation des 
Lungenemphysems. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 10. — Coux, Zwölf 
Fälle von Lungenentzündung mit Römers Pneumokokkenserum behandelt. 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 16. — Dietlen, Röntgenologisches Ver¬ 
halten bei Lungenentzündung. Münch, med. Wochenschr. S.2072. — Dl uski, 
Ueber Tuberkulinanwendung. Brauers Beiträge Bd. X, H. 1.— Ebstein, 
Einige Bemerkungen zur Tastperkussion. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 19. — 
Eisen, Ueber die Tuberkulinophthalmoreaktion. Brauers Beiträge Bd. VIIT, 
H. 4. — Emmerich, Ueber die klinische Bedeutung der kutanen und 
perkutanen Tuberkulinreaktion beim Erwachsenen. Münch, med. Wochen¬ 
schrift Nr. 20. — Engel u. Bauer, Ueber die Bedeutung der Spezifizität 
der komplementbindenden Antikörper bei Tuberkulose etc. Müncb. med. 
Wochenschr. Nr. 44. — Feer, Die Behandlung des Keuchhustens. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 41. — Feßenfeld, Ueber die Ophthalmoreaktion. 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 26.— Fibiger u. Jensen, Untersuchungen 
über die Beziehungen zwischen Tuberkulose und Tuberkelbazillen der 
Menschen und Tiere. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 45, 46, 47. — O. Fränkel, 
Zur Entstehung des Keuchhustens. Münch, med. Wochenschr. Nr. 32. — 
Friedrich, Ueber Lungenchirurgie. Vortrag auf der Naturforscher¬ 
versammlung zu Köln. Münch, med. Wochenschr. S. 1200 u. Med. Klinik Nr. 33. 
— Gaffky, Zur Frage der Infektionswege der Tuberkulose. Tuberk. Bd. VI, 
1007. — Gerhardt, Albuminöse Expektoration. Deutsche med. Wochen¬ 
schrift S. 1194. — Derselbe, Ueber Tuberkulose. Med. Klinik Nr. 36. — 
Gör lieh, Ist die konjunktivale Tuberkulinreaktion ungefährlich? Münch, 
med. Wochenschr. Nr. 26. — Goldschmidt u. Koehl, Intravenöse An¬ 
wendung von Hetol. Brauers Beiträge Bd. X, H. 3. — Graetz, Der Ein¬ 
fluß des künstlichen Pneumothorax auf die tuberkulöse Lunge. Ibid. — 
Graffaquini, Ueber den prognostischen Wert der Virulenzkurve des 
Sputums bei der Pneumonie. 11 policlinico, Sept. 1907. — Granström, 
Das Bronchialatmen bei Pleuritisexsudation. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. LXV, 
H. 3, 4. — Guerda, Melanurie bei Darmtuberkulose. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 27. — Hamburger, Ueber Hauttuberkulide im Säug¬ 
lingsalter. Münch, med. Wochenschr. Nr. 3. — Haraß, Chondrotomie bei 
Lungenspitzentuberkulose. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 43.— Hassel¬ 
bach, 1. Ueber die Einwirkung der Temperatur auf die vitale Mittellage 




Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und des Mediastinums. 215 

•der Lunge. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCI1I, H. 1, 2. 2. Ueber die 
Totalkapazität der Lunge. Ibid. — Heim, Zystoseroprophylaxe und Pneu¬ 
monieinfektion. Münch, med. Wochenschr. Nr. 38. — v. Hößlin, Kochsalz¬ 
stoffwechsel bei Pneumonie. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 93, H. 3, 4. — 
Hofbauer, Uebungsbehandlung des Lungenemphysems. Zeitschr. f. diät, 
u. phys. Therapie Bd. IX. — Derselbe, Zur operativen Behandlung ge¬ 
wisser Lungenkrankheiten. Zeitschr. f. exp. Path. u. Therap. Bd. V, H. 1. — 
Jessen, Zur Verbesserung der Tuberkulinbehandlung. Münch, med. Wochen¬ 
schrift Nr. 34. — Immelmann, Die Behandlung der chronischen Bronchitis 
und des Bronchialasthmas mittels Röntgenstrablen. Münch, med. Wochen¬ 
schrift S. 195. — John u. Volhard, Ueber Tuberkulinanwendung in der 
Praxis. Münch, med. Wochenschr. Nr. 47. — Junker, Die v. Pirquetsche 
Reaktion bei Erwachsenen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 5. — Kaupe, 
Ein neues Keuchhustenmittel. Münch, med. Wochenschr. Nr. 27. — Kien¬ 
böck u. Goetz, Asthma bronchiale und Verkleinerung des Herzens. Wiener 
klin. Wochenschr. Nr. 36.— Kitamura, Die Stellung der Bronchialdrüsen 
im lymphatischen System und ihre Beziehungen zum Gang der Tuberkulose¬ 
infektion. Zeitschr. f. Hygiene Bd. LVIII, H. 2. — Knopf, Die Heilung 
der chronischen Bronchitis durch Atemgymnastik. Berl. klin. Wochenschr. 
Nr. 26 u. 27. — Köhler, Zur psychischen Analyse bei Tuberkulose. Brauers 
Beiträge Bd. IX, H. 2. — Königer, Ueber die sterilen, serösen Pleura¬ 
ergüsse in der Umgebung schwerer infektiöser Prozesse. Münch, med. 
Wochenschr. S. 2254. — Körte, Erfahrungen über Operationen wegen 
Lungenerweiterung und Gangrän. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 1. — 
Kossel, Die Tuberkulosefragen und die Arbeiten der englischen Tuberkulose¬ 
kommission. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 5. — Kramer, Die kongenitale 
Tuberkulose und ihre Bedeutung für die Praxis. Brauers Beiträge Bd. IX, 
H. 2. — Krause, Ueber den Wert der Röntgendiagnostik der Früh¬ 
tuberkulose der Lunge. Med. Klinik Nr. 29. — Kyritz, Lungenspitzen- 
und Bronchialdrüsentuberkülose im Röntgenbild. Brauers Beiträge Bd. X, 
H. 2. — Leber u. Steinbacher, Diagnostische Impfungsversuche mit 
einem fettfreien Tuberkulin. Münch, med. Wochenschr. Nr. 25. — Lewin, 
Tödliche Lungenentzündung durch eingeatmetes Ammoniakgas. Berl. klin. 
Wochenschr. Nr. 42. — Liebermeister, Zur normalen und pathologi¬ 
schen Physiologie der Atmungsorgane. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 39. 

— Derselbe, Zur Frage der ohne Mitwirkung von Tuberkelbazillen er¬ 
zeugten tuberkulösen Veränderungen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 26. — 
Lüdke, Tuberkulin und Antituberkulin. Münch, med. Wochenschr. Nr. 15. 

— Lubarsch, Zur vergleichenden Pathologie der Tuberkulose. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 45. — Marmorekserum, Ueber das von Köhler, 
Frey u. Sokolowski und Demtinski. Zeitschr. f. Tuberkulose Bd. XIII, H. 2, 3. 

— Math es, Zur Lehre von der paravertebralen Dämpfung bei Pleuritis. 
Med. Klinik Nr. 38. — May u. Lindemann, Graphische Studien über den 
tympanitischen und nichttympanitischen Schall. Deutsches Arch. f. klin. Med. 
Bd. XCI1I, H. 5 u. 6. — Meyer. Ueber die Verwendbarkeit der Kom- 



216 


Hochhaus. 


plementbindungsmethode zur Diagnose tuberkulöser Exsudate. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 20. — Möller, Ueber interne Anwendung von 
Tuberkulin und ähnlichen Präparaten. Münch, med. Wochenschr. Nr. 45. — 
Moro, Ueber eine diagnostisch verwertbare Reaktion der Haut auf Ein¬ 
reibung mit Tuberkulinsalbe. Münch, med. Wochenschr. Nr. 5. — Most, 
Die Infektionswege der Tuberkulose. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 8. — 
Derselbe, Untersuchungen über die Lymphbahnen an der oberen Thorax¬ 
apertur und im Brustkorb. Arch. f. Anat. u. Phys. S. 1. — Much, Ueber 
die nicht säurefeste Form des Kochschen Tuberkelbacillus. Brauers Bei¬ 
träge Bd.VIII, H. 4. — v. Müller, Zur Diagnose der Lungenspitzentuber¬ 
kulose. Münch, med. Wochenschr. S. 871 u. 1454. — Nagel, Der physi¬ 
kalische Nachweis vergrößerter Bronchial* und Mesenterialdrüsen. Jahrb. 
f. Kinderheilk. Bd. LXVIII. — Nasarov, Der gegenwärtige Stand der 
Frage der Frequenz der Darmtuberkulose bei Kindern. Zeitschr. f. Tuberk. 
Bd. XII, H. 4. — Neisel, Die traumatische Lungentuberkulose. Ibid. — 
Novotny, Bronchoskopie und bronchoskopische Behandlung von Bronchial¬ 
asthma. Monatsschr. f. Ohrenheilk. 1907.— Pawlowsky, Zur Frage über 
die Infektion des Organismus. Zeitschr. f. Tuberk. Bd. XII, H. 1. — Perthes, 
Zur operativen Behandlung des chronischen Lungenabszesses. Arch. f. klin. 
Chir. Bd. LXXXVI, H. 4. — Pfeiffer u. Max Adler, Ueber die Be¬ 
deutung intrazellulärer Lagerung von Tuberkelbazillen im Sputum. Zeit¬ 
schrift f. Tuberk. Bd. XII, H. 2. — H. Pigger, Künstlicher Pneumothorax 
und opsonischer Index. Brauers Beiträge Bd.VIII, H. 4. — v. Pirquet. 
Das Verhalten der kutanen Tuberkulinreaktion während der Masern. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 30. — Plate, Mit welcher physikalischen Heilmethode 
können wir die Aufsaugung aus der Pleurahöhle beeinflussen. Münch, med. 
Wochenschr. S. 2466. — Plehn, Die Ophthalmoreaktion auf Tuberkulin 
als diagnostisches Hilfsmittel. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 8. — Pollak, 
Bakteriologische Befunde bei eitrigen Bronchitiden. Wiener klin. Wochen¬ 
schrift Nr. 27. — Pollatschek, Zur Kasuistik abortiver Pneumonien. 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 40. — Poncet, Entzündliche Tuberkulose. 
Münch, med. Wochenschr. S. 1958. — Ranke, Zur Diagnose der Lungen¬ 
tuberkulose. Münch, med. Wochenschr. Nr. 22. — Reuschel, Vergleichende 
Bewertung der Tuberkulinreaktion im Kindesalter. Münch, med. Wochen¬ 
schrift Nr. 7. — Ritter, Spezifische Therapie der Tuberkulose. Dazu in der 
Diskussion: Lenhartz, Rumpel, Deneke. Münch, med.Wochenschr. S. 483. — 
Röntgenuntersuchung, Wert der, für die Frühdiagnose der Lungen¬ 
tuberkulose von Rieder, Albers, Grödel. Münch, med. Wochenschr. S. 993. 
— Rothschild, Neue Gesichtspunkte in der Tuberkulintherapie. Brauers 
Beiträge Bd. X, H. 1. — Derselbe, Ueber Autotuberkulin. Zeitschr. f. 
Tuberk. Bd. XII, H. 5. — Ruppert, Ueber Cholestearinexsudate in der 
Pleurahöhle. Münch, med. Wochenschr. Nr. 10. — Sänger, Ueber die 
Rückwirkung des Lungenemphyseras auf den Verlauf des Asthmas. Münch, 
med. Wochenschr. Nr. 28. — G. Schellenberg, Die normale und patho¬ 
logische Lungenzeichnung des erwachsenen Menschen im Röntgenbilde bei 


Krankheiten der Bronchien, Lungen, Pleura und dee Mediastinums. 217 

«agittaler Durchstrahlungsrichtung. Zeitschr. f. Tuberk. Bd. IX, H. 6. — 
Schlayer, Die Grenze des Röntgenverfahrens bei der Diagnose der 
Lungentuberkulose. Münch, med. Wochenschr. S. 993. — A. Schmidt, 
Erfahrungen mit dem therapeutischen Pneumo- und Hydrothorax bei ein¬ 
seitiger Lungentuberkulose und Bronchiektasie. Brauers Beiträge Bd. IX, 
H. 3. — Schröder, Ueber neuere Medikamente und Nährmittel für die 
Behandlung der chronischen Lungentuberkulose. Zeitschr. f. Tuberk. Bd. XII, 

H. 2. — v. Schrötter, Zur Symptomatologie der Pleuritis exsudativa. 
Mönch, med. Wochenschr. Nr. 4. — Schrumpf, Ueber gefährliche Folgen 
der Calmetteschen Ophthalmoreaktion. Münch, med. Wochenschr. Nr. 43. — 
Schubert u. Hartung, Zur Röntgendiagnostik der Lungentuberkulose. 
Münch, med. Wochenschr. S. 586. — Seidel, Ueber die Chondrotomie der 

I. Rippe bei beginnender Spitzentuberkulose. Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 25. — Selbach, Ueber die Häufigkeit der Tuberkulose und die beiden 
Hauptzeitpunkte der Ansteckung. Münch, med. Wochenschr. Nr. 7. — 
Siegert, Die Tuberkulinreaktion im ersten Lebensjahre. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 89. — Sihle, Experimentelles und Kritisches zur Lehre 
von der Lungenschwellung und Lungenstarrheit. Zeitschr. f. klin. Med. 
Bd.LXYI, H. 1, 2. — Simon, Zur Kasuistik der abortiven Pneumonie. Münch, 
med.Wochenschr. Nr. 35. — Stadelmann u. Wolff-Eisner, Ueber kutane 
und konjunktivale Tuberkulinreaktion. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 5. — 
v. Stawsky, Ueber Opsonine und deren Verwendbarkeit. Zeitschr. f. Tuberk. 
Bd. XIII, H. 1. — Steinbach, Ueber die Heilwirkung des natürlich ent¬ 
standenen Pneumothorax auf den Verlauf der gleichseitigen Tuberkulose. 
Brauers Beiträge Bd. IX, H. 7. — v. Strümpell, Die Anwendung der Glüh¬ 
lichtbäder bei Bronchialerkrankungen. Münch, med. Wochenschr. S. 694. — 
81 n e r t z, Die vom Lungenhilus ausgehenden Pneumonien bei Tuberkulose. 
Münch, med. Wochenschr. S. 993. — Treupel, Kurze Bemerkungen über 
Ophthalmoreaktion bei Tuberkulose. Münch, med. Wochenschr. Nr. 2. — 
Derselbe, Ueber Asthma bronchiale. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 52. — 
Turban u. Bauer, Die praktische Bedeutung des opsonischen Index bei 
Tuberkulose. Münch, med. Wochenschr. Nr. 38. — Derselbe, Opsonischer 
Index und Tuberkulose. Brauers Beiträge Bd. X, H. 1. — v. d. Velden, 
Intravenöse Behandlung der Hämoptoe. Münch, med. Wochenschr. S. 2257. 
— Derselbe, Ueber Operation bei Emphysem. Verhandlung des Kölner 
Naturforschertages. — Vogt, Das Vorkommen und die Bedeutung halb¬ 
seitig erhöhter Temperaturen bei Lungenaffektionen. Münch, med. Wochen¬ 
schrift Nr. 39. — Volhard, Ueber künstliche Atmung durch Ventilation 
der Trachea. Münch, med. Wochenschr. Nr. 5. — Weitz, Ueber den Druck 
bei Pleuraergüssen. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCII, H. 5, 6. — 
Wims u. Günther, Untersuchungen über die Ophthalmoreaktion der 
Tuberkulösen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 26. — Wirths, Ueber die 
Machsche granuläre Form des Tuberkulosevirus. Münch, med. Wochen¬ 
schrift Nr. 32. — Wohlwill, Ueber Influenzabazillen im Bronchialbaum. 
Münch, med. Wochenschr. — Wolf u. Mühsam, Mit Tuberkulin kom- 



218 


Hochhaus. 


plementbindender Antistoff im Serum Tuberkulöser. Deutsche med. Wochen* 
achrift Nr. 35. — Wolff*Eisner, Die Bedeutung der Konjunktivalreaktion 
bei 4000 klinischen Beobachtungen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 45. — 
Derselbe, Die Ophthalmo- und Eutandiagnose der Tuberkulose etc. 
Brauers Beiträge Bd. IX, H. 1 . — Wolff-Eisner u. Ab her, Ueber Ergeb¬ 
nisse der Komplementablenkung mit Tuberkelbazillenderivaten als Antigen 
bei Tuberkulose und Infektionskrankheiten. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 37. 
— Zick graf, Ueber Saponininhalationen bei Erkrankungen der oberen 
Luftwege. Münch, med. Wochenschr. Nr. 9. 



d) Krankheiten der Kreislaufsorgane. 


Von Prof. Dr. A. Dennig in Stuttgart. 

Mit 3 Abbildungen. 

Die elektrographiscb e Untersuchungsmethode, über welche wir 
im vorigen Jahre eingehend berichtet haben, wurde von verschiedenen Forschern 
(Einthoven, Fr, Kraus und Nicolai, H. E. Hering, Aug. Hoffmann, 
O. Wandel u. a.) weiter geprüft. Sie ist jedenfalls eine sehr wertvolle 
Bereicherung für die Semiotik der Herzkrankheiten und hat schon ver¬ 
schiedene neue Tatsachen zu Tage gefördert, so wie schon früher erwähnt, 
das Vorhandensein eines dritten Herztones, ferner gibt sie sehr wichtige 
Aufschlüsse über die Erkrankungen des Herzmuskels selbst, indem nach 
F. Krau8 bei einer bestimmten Gruppe von Insuffizienz des Myokards die 
Zacke T (s. Abbildung 1908) fehlt, sie leistet Dienste in der Analyse der 
Herzunregelmäßigkeiten, indem bei Extrasystolen die Form des Elektro¬ 
kardiogramms von der gewöhnlichen abweicht, was darauf hinweist, daß 
der Ursprung und die Fortpflanzung der Kontraktionswelle in den Kammern 
nicht mit denen einer normalen Herzkontraktion überelhstimmen. Durch 
die elektrographische Aufzeichnung weisen F. Kraus und Nicolai nach, 
daß zwei verschiedene Hauptarten der Hemisystolie existieren: 1. Hemi- 
systolie bei ventrikulärer Extrasystole abgestuft vom einfachen Synergie¬ 
defekt bis zur wirklichen Asystolie eines Ventrikels; 2. Inkongruenz 
beider Herzhälften dem Grade des Erregungsvorgangs nach zu Gunsten 
des hypertrophischen linken Ventrikels. So aussichtsreiche Perspektiven 
diese Untersuchungsmethode eröffnet, so wird sie doch nicht Allgemeingut 
der Aerzte werden können, dagegen spricht die komplizierte Hantierung 
und der hohe Anschaffungspreis (4000 Mk.). Solche, welche mit der 
Elektrographie arbeiten und Elektrokardiogramme veröffentlichen, mögen 
H. E. Herings Vorschlag berücksichtigen und stets bemerken, ob die 
Aufnahme im Liegen, was stets vorzuziehen, oder in anderer Körperhaltung 
gemacht ist, und ferner die Art der Ableitung angeben und zwar nach 
Einthovens Angabe die Vereinbarung treffen, von Ableitung I, II 
oder III zu sprechen, wobei unter I die Ableitung in querer Richtung 
(von beiden Händen), II in schräger Richtung (von der rechten Hand und 
dem linken Fuß), III in der Längsrichtung (von der linken Hand und dem 
linken Fuß) zu verstehen ist. Wir geben noch einmal das Elektrokardio- 


Elektro- 
diagramra 
des Herzens. 



220 


Dennig. 


Elektro- gramm wie es sich beim Gesunden darstellt und lassen ein weiteres von 

diagramm einem Kranken folgen. Die Aufnahmen sind in liegender Stellung mit 
des Herzens. q Uerer Richtung erfolgter Stromableitung (Ableitung I nach Einthoven) 
gemacht. In der Fig. 22, welche von einem sehr kräftigen Mann genommen 
ist, sind die Zacken P, Q, R, S und T viel deutlicher ausgeprägt als in 
Fig. 28, die von einem weniger kräftigen aber gesunden Individuum stammt. 


/? 


Fig. 22. 



Elektrokardiogramm eines gesunden Mannes. 


Fig. 23. 



^Elektrokardiogramm eines gesunden Mannes. 


Fig. 24. 



Elektrokardiogramm eines Patienten mit Pulsus irregularis perpetuus. 

(Nach H. E. Hering, Das Elektrokardiogramm des Pulsus irregularis perpetuus. 
Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XC1V.) 


Die Spitze P entsteht durch die Aktion der Vorhöfe, die übrigen Zacken 
gehören den Ventrikeln an. Fig. 24 stellt einen Fall von Pulsus irregularis 
perpetuus dar; hier fehlt die Zacke P, daraus schließt Hering, daß beim 
Pulsus irregularis perpetuus die Vorhöfe nicht in Tätigkeit zu sein 
Anatomisches, scheinen. Durch ein kompliziertes Verfahren hat H. Virchow ein 



Krankheiten der Kreislaufsorgane. 


221 


Präparat hergestellt, das auf einen Blick die Lage der vier Herz¬ 
klappenebenen zueinander, zum Thoraxraum, zu den Körperebenen zur 
Anschauung bringt. Schöne Untersuchungen durch partielle und ganze 
Trennung des Atrioventrikularbündels hat L. N. HeskethBiggs angestellt; 
seine Ergebnisse stimmen mit denen Herings (Ref. 1907) nicht völlig überein. 
In einer Arbeit über die Beziehungen der Kontraktilität zur Erregungs¬ 
leitung im Froschherzen kommt Schwarz zu dem Ergebnis, daß unter 
dem Einfluß isotonischer Lösungen von Natriumsulfat, neutralem Natrium- 
tartarat und Natriumcitrat Kontraktilität und Leitungsvermögen des 
Herzens deutlich voneinander getrennt werden können. Bei Versuchen 
über die Innervation der Koronargefäße kam 0. Langendorff zu 
dem unerwarteten Resultat, daß Suprarenin und Adrenalin erschlaffend auf 
die Muskulatur dieser Gefäße wirken, während dieselben Stoffe die Muskulatur 
der Lungenarterie zur Kontraktion veranlassen. Damit steht im Einklang, 
daß Sympathikusreizung beim isolierten Herzen eine Erweiterung der 
Koronargefäße bedingt. 

E. Rautenberg stelltdurch gleichzeitige Untersuchung der Bewegungen 
des rechten Vorhofs mittels der Herzsonde nach Chauveau und Marey 
und der Bewegungen des linken Vorhofes durch ösophageale Re¬ 
gistrierung fest, daß die letztere Untersuchungsmethode sehr zuverlässige 
Resultate gibt. Die Schwankungen des Venenpulses stehen in engster Be¬ 
ziehung zum ösophagealen Vorhofpuls. Bei der sogen. Karotiszacke des Jugular- 
venenpulses wirkt — und das ist wichtig — eine von Beginn der Ventrikel¬ 
kontraktion herrührende Drucksteigerung im Vorhof mit. Der Beginn der 
Diastole ist im Vorhof sehr deutlich markiert, er entspricht der Oeffnung 
der Atrioventrikularklappen. Die erste negative Phase beginnt nach der 
Karotiszacke und wird hervorgerufen durch die aspirierende Wirkung beim 
Hinunterrücken der Atrioventrikulargrenze, die zweite durch das Nachlassen 
der Füllung des Vorhofs im Beginn der Ventrikeldiastole. 

Die Zahl der Blutdruckmesser wird durch ein von M. Herz erfun¬ 
denes einfaches billiges Instrument vermehrt. Durch die Verbindung eines 
Sphygmokardiographen mit einem Metallmanometer hat es Jaquet er¬ 
möglicht, den Arteriendruck — bezw. den Manschettendruck — und die 
Pulskurve gleichzeitig auf einem Streifen zu registrieren. Dadurch ist der 
Untersucher unabhängig von einer Assistenz. Vergleiche der Ausschläge 
des Tonographen — so nennt Jaquet den Apparat — mit den Druck¬ 
werten des Hg-Manometers ergeben nur unwesentliche Differenzen. Mit 
L. Uskoffs Sphygmotonographen können die v. Recklinghausenschen 
pulsatorischen Druckschwankungen graphisch aufgenommen werden. — Die 
auskultatorische Methode der Blutdruckmessung von Korotkow 
und Krylow (cfr. Ref. 1908) empfehlen G. Lang und S. Manswetowa 
und Job. Fischer auf Grund vergleichender Untersuchungen warm, und 
zwar die ersteren ohne Einschränkung, während Fischer bei Fällen mit 
sehr starker und mittelstarker Arteriosklerose Abweichungen gefunden hat. 
Straßburger bespricht die Theorien der neuen Untersuchungsniethoden 


Kontraktilität 
und Leitungs- 
Vermögen 
des Herzens. 


Innervation 
der Koronar¬ 
ge fä He. 


Registrierung 
der Vorhofs- 
pulsation vom 
Oesophagus 


Blutdruck¬ 
messung : 


Apparate 
von M Herz, 
Jaquet, 
Uskötf. 

Auskulta¬ 

torische 

Methode. 



222 


Dennig. 


M^ung der 
Jfcrzarbeit. 


Blutdruck 
bei Herz¬ 
kranken 
während und 
nach der Kom¬ 
pensations¬ 
störung. 

Blutdruck bei 
Infektions¬ 
krankheiten. 


phygmo- 

bolonietrie. 


zur Feststellung des diastolischen Druckes und empfiehlt eine Kombination 
der oszillatorischen mit der palpatorischen Methode. Die in der Tübinger 
medizinischen Klinik in einer größeren Anzahl durchgeführten Blutdruck¬ 
messungen bei Muskelarbeit und die dabei nach den verschiedenen Methoden 
erhaltenen Werte der Herzarbeit differieren in so erheblicher Weise, daß 
Krone es nicht empfiehlt, aus den Resultaten der Blutdruckmessung mit 
den ihm zur Verfügung stehenden Methoden detaillierte Schlüsse auf das 
Verhalten von Herz und Gefäßen zu ziehen. A. Bingel und Strauß 
sahen beim Einspritzen von Preßsäften aus verschiedenen Organen in die 
V. jugularis fast stets eine Blutdrucksenkung oder überhaupt keine Be¬ 
einflussung, bloß der Milzpreßsaft ruft eine geringe, der Nierenpreßsaft 
eine bedeutende Blutdrucksteigerung hervor. G. Lang und S. Mans- 
wetowa fanden, daß bei Kranken mit Mitralfehlern mit dem Eintritt der 
Kompensation der Blutdruck fast regelmäßig fällt, ebenso ist dieses bei 
Emphysematikern der Fall, während es bei Aortenklappenfehlern und bei 
Arteriosklerose viel weniger konstant und weniger deutlich ausgesprochen 
ist. Sie nehmen an, daß es sich bei den beiden ersten Gruppen um eine 
Hochdruckspannung (Sahlis) handelt. 

Aus der Baseler Klinik veröffentlichen R. Dietschy und H. Hößli 
Beobachtungen über Blutdruckbestimmungen bei Infektionskrank¬ 
heiten, besonders beim Typhus. Die Stoffwechselprodukte der Bakterien 
verursachen eine Kreislaufsstörung, die zum größeren Teil durch das Versagen 
der Herztätigkeit, zum kleineren durch Schädigung der Vasomotoren be¬ 
dingt ist. Während der Deferveszenz sinkt nicht nur der Maximaldruck, 
sondern auch der Blutdruckquotient und das Amplitudenfrequenzprodukt. 
Das Herz hat während des hohen Fiebers trotz niedrigen Maximaldrucks 
eine Mehrleistung getan, vermutlich um die durch Bakterientoxine erzeugte 
Verminderung des Gefäßtonus zu kompensieren. Mit dem Sinken der Tem¬ 
peratur reduziert sich die Herzarbeit auf ein geringeres Maß. In der 
Periode gleich nach der Entfieberung steigen die Drucke und auch der 
Blutdruckquotient und das Amplitudenfrequenzprodukt etwas. In der Periode 
der Genesung rücken beide Blutdruckschenkel stärker und ziemlich gleich¬ 
zeitig in die Höhe, der Blutdruckquotient sinkt und das Amplitudenfrequenz¬ 
produkt bleibt gleich. Es ist nach der Verfasser Ansicht eine Verminderung 
der Widerstände eingetreten, die durch Zunahme der Herzenergie aus¬ 
geglichen werden muß; sie führen diese auf eine Wiederherstellung des 
normalen Vasomotorentonus zurück. — Nach der Sahli sehen Methode, 
der Sphygmobolometrie, an Gesunden und Kranken angestellte Unter¬ 
suchungen von H. Schult ließ zeigen, daß pathologische Zustände der 
Muskulatur des linken Ventrikels, welche ihn in seiner Funktion schädigen, 
deutlich zum Ausdruck kommen und meßbar sind. Die Leistung des linken 
Ventrikels läßt sich zahlenmäßig ausdrücken, seine Arbeitsleistung unter 
bestimmten Bedingungen ermitteln, eine genaue Funktionsprüfung ist also 
möglich. 

In ziemlicher Uebereinstimmung mit Löwenstein (d. Jahrbuch 1908) 



Krankheiten der Kreislaufsorgane. 


223 


fand A. Hörner bei den einzelnen Formen von Nephritis, namentlich der 
chronischen, bei Salzzulage zur Kost Blutdruckerhöhung, es liefien sich 
aber keine bestimmten gesetzmäßigen Beziehungen zwischen Blutdruck und 
Chlorausscheidung aufstellen (vergl. S. 297). Isler beurteilt die Katzen- 
steinsche Methode zur Funktionsprüfung des Herzens günstig. Ein von 
M. Herz nach der Art eines Göpels hergestellter Apparat erlaubt es, die 
Widerstände abzustufen, daß sie ebeneren und steileren Wegen entsprechen; 
der Erfinder verspricht sich durch den Vergleich der Pulszahl, des Blut¬ 
druckes etc. vor und nach Anwendung des Apparates wichtige Schlüsse 
für die Prüfung der Herzleistung. — Zur Funktionsprüfung des Herzens 
benutzt Waldvogel die Beobachtung des systolischen Blutdruckes in hori¬ 
zontaler und stehender Stellung. Gleichbleibender Druck resp. geringe 
Senkung nach dem Aufrichten sind als physiologisch anzusehen, ebenso 
kann es bei suffizienten Herzen zur Steigerung des Druckes beim Stehen 
kommen. Fällt dagegen der Druck bei aufrechter Körperhaltung um mehr 
als 10 mm Hg, so liegen für gewöhnlich pathologische Verhältnisse vor. 
Klinische Nachprüfung dieser bis jetzt nur an ambulantem Material geübten 
Methode wäre sehr erwünscht; sollte sie sich bewähren, so wäre sie für 
den Arzt ein leicht ausführbares praktisches Verfahren. — Nach einer von 
Alb. Müller aufgestellten Gleichung, für welche die Bestimmung des in 
einem beliebigen peripheren Teile stattfindenden Arterienzuflusses und des 
diesem gesetzten Widerstandes, ferner des mittleren Blutdruckes und des 
Körpergewichtes nötig sind, läßt sich das Schlagvolumen des Herzens 
berechnen; es beträgt beim normalen Mann 85 ccm, bei der normalen Frau 
75 ccm. Eine Herabsetzung besteht in pathologischen Zuständen, wie bei 
Herzklappenfehlem und Herzmuskelaffektionen, ferner bei Nephritis. 

Durch eine sehr einfache Vornahme ist es Otfr. Müller gelungen, 
den Arm vollständig zu anämisieren, nämlich durch das Eintauchen der 
Extremität in Quecksilber und Umschnürung unterhalb des Quecksilber- 
■piegels mit einer schmalen Riva-Rocci-Manschette. So läßt sich der Null¬ 
punkt und mit diesem der Blutgehalt für die Extremität feststellen, ja 
vielleicht sogar die Trennung des Blutgehaltes in dem arteriellen, kapil¬ 
laren und venösen System. Wenn auch für die allgemeine Praxis diese 
Untersuchungsmethode wegen der Kompliziertheit des Verfahrens und der 
hohen Kosten nicht möglich ist, so darf man von ihr doch im Laboratorium 
manchen Aufschluß über das Wesen und den Verlauf der verschiedenen 
Kreislaufsanomalien erhoffen. — Dem Straußschen Tu rgosphygmo- 
graphen hat F. Fleischer einen Fingerplethysmographen hinzu¬ 
gefügt. Plethysmographische Untersuchungen über den Einfluß der Sitz¬ 
bäder auf die Blutverteilung im Körper hat 0. Bruns ausgeführt. Bei der 
Zufuhr von kaltem Wasser in die Sitzbadewanne zeigten sich bei der Ver¬ 
suchsperson Volumensverminderung am Arm und Bein, bei Zufuhr von 
warmem Wasser Volumensvermehrung. 

Dem Venenphänomen Gärtners ist nach Meinertz eine praktische 
Bedeutung nicht beizumessen, da die manchmal auftretende Steigerung der 


Blutdruck bei 
Nephritis und 
Kochsalz¬ 
zufuhr. 

Funktions¬ 
prüfung des 
Herzens. 


Schlag¬ 
volumen des 
Herzens. 


Das absolute 
Plethys¬ 
mogramm. 


Finger- 
plethys- 
inograph. 
Plethys¬ 
mographische 
Unter¬ 
suchungen 
bei kalten 
und warmen 
Bildern. 



224 


Dennig. 


Venen- 

i'hünomen. 


Pulsometer. 


PuLsunregel- 

niälUgkeiteu 


Paroxysmale 

Tachykardie. 


Herz- 

altenians. 


Niveauhöhe nach Körperarheit nicht durch eine Erhöhung des Druckes im 
rechten Vorhof zu stände kommt, sondern auf peripherischen Ursachen 
beruht. Ebensowenig ist die Venendruckmessung nach Frey eine ein¬ 
wandsfreie Methode. 

Ein Pulsometer zur Bestimmung der Stromgeschwindigkeit des Blutes 
am lebenden Menschen gibt B. Fellner jr. an; durch eine Stauungsbinde 
wird der venöse Abfluß und durch eine Riva-Rocci-Binde der arterielle Zu¬ 
fluß gehemmt; dadurch wird die betreffende Extremität einigermaßen 
blutleer gemacht. Man beobachtet nun eine Fingerbeere und bestimmt 
mittels der Stoppuhr genau die Zeit, welche das Blut braucht, um bei 
plötzlich freigegebener Passage eine Rötung in der Fingerbeere zu erzeugen. 
Der Quotient aus Weg und Zeit gibt die mittlere Stromgeschwindigkeit in 
dem betreffenden Gebiet an. 

In dankenswerter, leicht verständlicher Weise bespricht H. E. He¬ 
ring die Herzunregelmäßigkeiten ohne Kurvenaufnahme. 
Durch das Elektrokardiogramm führt H. E. Hering den Nachweis, 
daß beim Pulsus irregularis perpetuus eine durch Extrasystolen kom¬ 
plizierte Störung in der Bildung der Ursprungsreize vorliegt, in dem 
die Herzreize wahrscheinlich von der Atrioventrikulargrenze ihren 
Ausgangspunkt nehmen und die Vorhöfe sich dabei nicht beteiligen. 
Nach den schönen Experimenten von Koblanck und H. Röder 
kann durch die Reizung bestimmter Stellen Arhythmie entstehen; 
der Weg, den der Reiz von der Nasenstelle zum Herzen nimmt, 
ist vielleicht der, daß die Reflexe zentripetal vom Trigeminus aus¬ 
gehen und im Zentralorgan auf das Zentrum des Vagus (Fasciculus 
longitudinalis med. et a.) übertragen werden. — Einen interessanten 
Fall von paroxysmaler Tachykardie beschreibt J. Pal; epigastri¬ 
sche Schmerzanfälle sistierten mit dem Eintritt eines tachykardi- 
schen Anfalls unter gleichzeitiger Blutdrucksenkung, ferner konnte 
der tachykardische Paroxysmus durch Kitzel im Rachen beseitigt 
werden. In dem Bilde der Tachykardie erscheinen die Symptome 
von seiten des Herzens und des Gefäßapparates gleich wichtig, es 
liegt eine reflektorische oder direkte Erregung der Vasodilatatoren 
der Eingeweide und der herzbeschleunigenden Nerven zu Grunde. — 
Ueber das Wesen des Herzalternans liegen von verschiedenen Seiten 
"Mitteilungen vor: E. Starkenstein aus dem pharmakologischen 
Institut in Prag weist nach, daß Pulsus alternans nicht nur durch 
Stoffe der Digitalisgruppe, sondern auch und sogar konstanter durch 
Glykoxylsäure erzeugt werden- kann. H. E. Hering beweist an 
dem durch letztgenannte Säure hervorgerufenen Alternans durch die 
Suspensionsmethode, daß zur Zeit der kleinen Systolie des Alternans 
eine partielle Hypo- ja Asystolie des betreffenden Herzabschnittes 



Krankheiten der Kreislaufsorgane. 


225 


vorliegt, daß also ein Teil der Muskulatur auf die ankommende Er¬ 
regung nicht reagiert, v. Tabora konnte in einem Fall von echtem 
Alternans erkennen, daß er vom graphisch registrierbaren Vorhofsalter- 
nans begleitet war. Beobachtungen über Reizleitungsstörungen 
und über das Adams-Stokessche Syndrom sind von mehreren Seiten 
veröffentlicht. Hervorgehoben zu werden verdient ein von E.Mos¬ 
bach er aus dem Kölner Krankenhaus mitgeteilter Fall, der wahr¬ 
scheinlich durch Tabakmißbrauch bedingt war; es handelte sich, wie 
Atropininjektionen dargetan, um durch Vagusreizung hervorgerufenen 
Kammersystolenausfall. Auch de Renzis Fall betrifft einen sehr 
starken Raucher, der aber früher Lues gehabt; Renzi faßt die 
Krankheit als Meiopragie des Myokards auf und führt bezüglich der 
Priorität an, daß schon vor His das Atrioventrikularbündel von 
Paladino in Neapel beschrieben worden sei und daher aus histori¬ 
schen Gründen nach letzterem Autor zu bezeichnen sei. Es dürfte 
wohl das beste sein, nicht nur hier, sondern überhaupt die Nennung 
nach den Entdeckern ganz beiseite zu lassen. E. Mosbacher, 
J. Karcher und G. Schaffner, Volhard führen Fälle von 
echter Dissoziation mit Veränderungen im Atrioventrikularbündel an, 
während Huysmans neben Veränderungen am Herzen auch solche 
im Gehirn (bei seinem Fall Gyrus supramarginalis sin. und am dor¬ 
salen Vaguskem) mit verantwortlich macht. G. Joachims Patient 
zeigte eine atypische Reizleitungsstörung, wobei wahrscheinlich ner¬ 
vöse Einflüsse eine Rolle spielten. Besondere Beachtung verdienen 
die Mitteilungen von A. Heineke, A. Müller, H. v. Hößlin 
und D. Gerhardt. Bei einer Sektion eines Kranken der ersteren 
drei Autoren fand sich wohl eine vollkommene Obliteration des 
Atrioventrikularbündels und doch bestand eine gewisse Abhängig¬ 
keit der Kammersystolen vom Vorhof her. Es scheint, daß dann, 
wenn das Atrioventrikularbündel ganz schleichend und allmählich 
durch chronische sklerosierende Prozesse zum Schwinden gebracht 
wird, irgend welche Wege für die Reizleitung neu gebildet werden 
oder ein Vikariieren von anderen Teilen des Herzens erfolgt. Eine 
solche Deutung dürften auch D. Gerhardts Fälle von Rückbildung 
des Adams-Stokesschen Symptomenkomplexes erfahren. Einen 
durch seine lange Dauer — über 8 Jahre - - ausgezeichneten Fall 
haben W. J. Turrell und A. G. Gibson beschrieben. 

F. Moritz zeigt an Orthodiagrammen, daß man sehr wohl die 
in Exspirationsstellung des Thorax gewonnene Perkussionsflgur 
des rechten Herzrandes auf die Stellung des Herzens bei ruhiger 

Atmung übertragen dürfe. Die Exspirationsstellung erleichtert die 
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 15 


Reizleitungs¬ 
störungen 
und Adaras- 
Stokesscker 
Symptomen- 
komplex. 


Perkussion. 



226 


Dennig. 


Ortho¬ 
diagraphie : 
Verhalten des 
Herzens in 
Bezug auf die 
Berufsarbeit, 

— auf den 
Militärdienst, 


— bei An¬ 
strengungen, 


— nach 
Bädern. 

Veränderung 
der Herzform 
bei Klappen¬ 
fehlern, 


— bei 

Kmphysema- 
tikern und 
Asthmatikern, 


— bei Raum- 
beengung 
im Abdomen, 


Perkussion des rechten Herzrandes, doch läßt sich dieselbe'auch bei 
vorübergehender ruhiger Atmung ausführen. 

Auf Grund orthodiagraphischer Untersuchungen behauptet 
Schieffer, daß schwerere Berufe zu einem stärkeren, leichtere zu 
einem geringeren Wachstum des Herzens führen. Derselbe Autor 
findet, daß die Vergrößerung des Herzens während des Militär¬ 
dienstes in der Regel nur als der Ausdruck einer notwendigen und 
zweckmäßigen Anpassung, als eine Hypertrophie und Erstarkung 
des Organs zu betrachten sei. Durch exakte orthodiagraphische 
Untersuchungen stellt E. Moritz und sein Assistent H. Di et len 
fest, daß in vielen Fällen, besonders bei jugendlichen Individuen, 
eine Verkleinerung des Herzens nach Anstrengungen erfolgt (cfr. 
a. Jahrbuch 1908 die Untersuchungen von Kienböck, Selig und 
Beck). Er glaubt, die Verkleinerung auf die Verminderung der 
diastolischen Herzfüllung, die durch Erhöhung der Pulsfrequenz be¬ 
wirkt wird, beziehen zu müssen. Auch Schminke konnte nach 
Muskelanstrengungen, nach heißen und lauwarmen bezw. Kohlen¬ 
säurebädern eine Verkleinerung der Herzsilhouette konstatieren. 

Th. Groedel und F. Groedel haben die verschiedenen 
Klappenfehler auf die Form der Herzsilhouette geprüft and in 
der Tat ganz eigene Veränderungen gefunden, so eine liegende Eiform 
bei der Aortenklappeninsuffizienz, stehende Eiform hei der Mitral¬ 
stenose. Sie heben indessen mit Recht hervor, daß diese Untersuchungs¬ 
art die übrigen klinischen Methoden nicht ersetzen, sondern nor 
unterstützen soll. H. Dietlen konnte die Befunde der oben ge¬ 
nannten Autoren bestätigen. BeiEmphysematikern und Asthmati¬ 
kern sah er ferner eine tiefstehende und langgestreckte Herzform 
mit kaum deutlichen Differenzen zwischen In- und Exspirations¬ 
figur. Das von zwei Patienten während des asthmatischen Anfalls 
aufgenommene radiologische Bild bot A. Goetzel und R. Kienböck 
eine auffallende Verkleinerung des Herzens dar; sie nehmen an, 
daß durch den Krampf der Muskulatur der kleinen Bronchien, Schwel¬ 
lung etc. ein bedeutendes Exspirationshindernis entstehe und daraus 
verstärkter intrathorakischer Druck mit Herzverkleinerung resultiere. 
Eine Herzverlagerung konnte H. Dietlen bei verschiedenen 
pathologischen Zuständen nachweisen, es sei nur genannt eine Ver¬ 
drängung des Herzens nach oben und besonders nach links, also 
Querstellung, bei großen Tumoren des linken Hypochondriums, eine 
Verdrängung nach links und gleichzeitiges Ausweichen nach unten, 
also eine Längsstellung, durch Tumoren des rechten Hypochondriums. 
Was die Infektionskrankheiten betrifft, so nimmt H. Dietlen auf 



Krankheiten der Kreislaufsorgane. 


227 


Grund des radiologischen Bildes bei Diphtherie und Scharlach in 
vielen Fällen eine Dilatation des Herzens an, ferner auch bei akutem 
Gelenkrheumatismus und Typhus abdominalis; bei Sepsis und 
kruppöser Pneumonie erfolgt nach einer Dilatation oft eine Verkleine¬ 
rung; paroxysmale Tachykardie zeigte eher eine Verkleinerung 
(cfr. die Deutung von F. Moritz). Bei exsudativer Perikarditis 
ist die Abgrenzung des Herzens von dem mit Flüssigkeit ge¬ 
füllten Herzbeutel ganz ausnahmsweise und auch dann nur unvoll¬ 
kommen möglich. — E. v. Romberg weist darauf hin, daß wir trotz 
genauester Untersuchungsmethoden der verschiedenen Arten der 
Perkussion, der Orthodiagraphie oft nicht im stände sind, eine be¬ 
ginnende Herzmuskelerkrankung und auch eine geringe Dila¬ 
tation des Herzens zu bestimmen, daß vielmehr für die Stellung 
der Diagnose neben der Berücksichtigung des gesamten Kreislaufs 
oft auch noch der sonstige Befund und die Erhebung der Anam¬ 
nese erforderlich sind. — Die vielumstrittene Frage von der akuten 
Dilatation des Herzens ist von neuem aufgerollt worden: 
Th. Schott hält auf Grund neuerer Untersuchungen seine frühere 
Behauptung von der Dilatation aufrecht, während F. Moritz 
die Unvollkommenheit der Schottschen Orthodiagramme zu be¬ 
weisen sucht. Hornung nimmt sogar eine periodisch aufbretende 
Herzerweiterung im Gefolge der Menses, bei Obstipation, unter dem 
Einfluß von Alkohol, bei Schreck, durch den Aufenthalt in hoch¬ 
gelegenen Punkten an. M. Herz glaubt nach zahlreichen Unter¬ 
suchungen bei Neurasthenikern mit Wan der herzen zu der Annahme 
berechtigt zu sein, daß dort, wo die so häufig funktionelle Muskel¬ 
schwäche des Neurasthenikers ein Zusammensinken des Thorax ver¬ 
ursacht, das Wanderherz durch diesen Umstand bedingt würde. 

Einen Apparat, der gestattet, gleichzeitig die Bewegungen des 
Herzens mit Röntgenstrahlen zu sehen und die Herztöne zu hören, 
hat R. Schmincke konstruiert. 

Das von H. Bock erfundene Stethoskop soll es ermöglichen, die 
Stärke der Herztöne zu messen; man kann mit dem Instrument die Schall¬ 
grenzen des eben Hörbaren durch Abdämpfen bestimmen und an einer 
Skala ablesen. E. Roos zeichnet die Schallerscheinungen des 
Herzens nach der von Marbe angegebenen Methode auf, — Aufnahme 
der Schallwellen von einer Kapsel, deren Bewegungen auf eine strömende 
Gasmasse übertragen und nach außen in Form einer Flamme je nach dem 
Sinn der Membranbewegung beschleunigt oder verlangsamt wird — und 
kann damit Töne und Geräusche in ihrer verschiedenen Stärke in außer¬ 
ordentlicher Feinheit aufzeichnen. 0. Weiß und G. Joachim regi¬ 
strieren die Herztöne und -geräusche mit einem von Weiß 


— bei 
Infektions¬ 
krankheiten , 


— bei 

paroxysmaler 

Tachykardie. 


Herzdilatation 

überhaupt. 


Akute Herz¬ 
dilatation. 


Wanderherz. 


Phonendo- 

diaskop. 


Stethoskop 
von H. Bock. 


Objektive 
Schall¬ 
erscheinungen 
des Herzens. 



228 


Dennig. 


Registrierung 
der Herztöne 
und 

-geräusche. 


Richtung 
der dikroten 
Welle. 

Atmung 
bei Herz¬ 
kranken. 


Schrumpf- 
niere und 
Herz- 

hypertropliie. 


Accidentelle 

Herz- 

gprilusche bei 
Schwangeren. 


Heinisystolie. 


gefertigten Apparat, der ein aus einem Seifenhäutchen bestehenden Phon¬ 
endoskop mit einem feinsten Glashebel darstellt; die Schwingungen der 
Seifenhaut werden auf den Glashebel übertragen und photographisch 
registriert. Mit diesem sinnreichen Apparat soll es möglich sein, accidentelle 
Geräusche von organischen, Mitral- und Aortengeräuschen zu unterscheiden, 
doch betonen die Autoren ausdrücklich, daß die gewonnenen Resultate sich 
erst an einem größeren klinischen Material bestätigen müssen. Interessant 
ist es, daß die Töne und Geräusche aus den gewonnenen Kurven mittels eines 
eigenartig konstruierten Telephons reproduziert werden können. E. Gran¬ 
ström findet durch die Auskultation nach Korotkow, daß die dikrote 
Welle vom Zentrum nach der Peripherie fortschreitet. — S. Rubow stellte 
sehr bemerkenswerte Untersuchungen über die Atmung bei Herz¬ 
kranken nach der Methode von Boke mittels eines fein messenden und 
graphisch registrierenden Spirometers an. Er erhielt auf diesem Wege 
wichtige Aufschlüsse über das Wesen der kardialen Dyspnoe, die weniger 
durch Sauerstoffbedürfnis (CCL-Bestimmung) als durch das Streben des Or¬ 
ganismus bedingt ist, mechanisch die Herzarbeit durch Geradstrecken der 
Lungenkapillaren zu erleichtern (Mitralfehler). Dies geschieht dadurch, 
daß der Organismus die Lunge auf eine sehr hohe Mittelkapazität hält, 
dabei braucht die Vitalkapazität nicht vergrößert zu sein. Die zur Er¬ 
zielung einer dauernd höheren Mittelkapazität nötige Atmungsmuskel- 
anstrengung erzeugt die Symptome der kardialen Dyspnoe. — Bezüglich der 
Herzhypertrophie bei Schrumpfniere unterscheidet L. Jones 
zwei Formen: die rote Granularatrophie (genuine Schrumpfniere) geht 
mit einer starken Herzhypertrophie einher, während diese bei der sekun¬ 
dären Schrumpfniere nur gering ist. Die Ursache für diese Verschie¬ 
denheit ist extrarenal bedingt durch die noch unbekannte Schädigung, 
welche die rote Granularatrophie hervorruft und von vornherein eine blut¬ 
drucksteigernde Wirkung hat (vergl. S. 297). — R. Link hat eine große 
Anzahl von Schwangeren auf Herzgeräusche untersucht und in 
etwa 12% ein deutliches accidentelles systolisches Geräusch wahrgenommen, 
das nach der Geburt nicht mehr hörbar war; eine Erklärung für das 
Phänomen findet Link in einer leichten Abknickung der Pulmonalarterie 
durch das emporgedrängte und der Brustwand stärker anliegende Herz, 
es entsteht also eine Art Stenosengeräusch. 

E. v. Leyden bespricht die Fälle, bei denen klinisch Hemi- 
systolie beobachtet und pathologisch-anatomisch Mitralisinsuffizienz 
mit Dilatation des rechten und geringer Hypertrophie des linken Ven¬ 
trikels, bei starker Dilatation des linken Vorhofs gefunden wurde. 
Zur Theorie führt Leyden an: durch das erweiterte Ostium mitrale 
strömt das Blut durch den linken Vorhof und das Pulmonalsystem 
in den rechten Ventrikel, der bei der folgenden Kontraktion die 
ganze Masse wieder denselben Weg zurücktreiben muß; während 
dieser Kontraktion hat nun der linke Ventrikel keinen Blutinhalt, 



Krankheiten der Kreislaufsorgane. 


229 


sondern wird erst während derselben gefüllt; es fehlt ihm also 
der Anreiz und so kontrahiert er sich erst bei der nächsten Kon¬ 
traktionszeit. (Aber die Leitnng des Kontraktionsreizes von dem 
Vorhof her? Ref.) — Ueber das Myomherz gehen nach den Erörte¬ 
rungen auf dem Kongreß für innere Medizin die Ansichten noch 
auseinander, und es sind jedenfalls noch weitere genaue Beobach¬ 
tungen nötig. — In einer Marburger Dissertation schildert A.Wiechert 
einen Fall von ausgedehnter Verkalkung der Herzmuskulatur 
mit vorausgegangener Nekrose der Herzmuskelfasern; die Erkran¬ 
kung ist wahrscheinlich auf eine Giftwirkung der Infektion mit Para¬ 
typhus B zurückzuführen. — Einen Fall von Herzruptur in der 
Spitze des linken Ventrikels teilt A. M. Wilson mit, einen für die 
Unfallversicherung wichtigen Fall, in dem nach einem Stoß gegen 
die linke Brustseite ohne äußere Beschädigung Herzstörungen auf¬ 
traten, die nach */* Jahr zum Exitus führten und wo bei der Sek¬ 
tion eine große breite Wunde im Septum des vergrößerten Herzens 
nachgewiesen wurde, sehen wir bei A. Kotschenreuther. 

Fuloi bat versucht, durch intravenöse Injektionen von steriler Toxine 
aller bekannten Infektionsträger bei Kaninchen Endokarditis zu erzeugen, 
und zwar ohne Erfolg; er schließt daraus, daß zur Hervorrufung der Endo¬ 
karditis stets pathogene Keime gehören und daß deren bakterielle Toxine 
höchstens eine gewisse Prädisposition zur Erkrankung schafft- Die Varia¬ 
tionen der malignen Endokarditis bespricht Fr. Taylor, ohne etwas Neues 
zu bringen. 

Sehr interessant ist die Mitteilung von F. Smith über 
einen an Endokarditis verstorbenen Mann, bei welchem die 
Herzerkrankung durch den Influenzabacillus bedingt war; 
Smith glaubt, daß es sich analog dem Typhus hier um einen 
Bazillenträger mit Influenzabazillen handelt. In einer Berliner Disser¬ 
tation hat B. Miljaeff seine Resultate über Untersuchungen bei 
gonorrhoischer Endokarditis niedergelegt: in manchen Fällen ist 
der Gonococcus Neißer der alleinige Erreger der Endokarditis, doch 
kann die Endokarditis auch durch Misch- und Sekundärinfektion 
hervorgerufen werden. Klinisch sind benigne und maligne Formen 
zu unterscheiden, am häufigsten wird die Mitralklappe betroffen, und 
zwar sind es hier meist verruköse Vegetationen, während an den sel¬ 
tener ergriffenen Aorten- und Pulmonalklappen ulzeröse Prozesse vor¬ 
wiegen. Männer sind mehr disponiert als Frauen. Die Prognose 
der Endocarditis gonorrhoica ist im Vergleich mit der septischen 
Form günstig zu stellen. Mit der Behauptung, daß die reine Mitral¬ 
stenose die gutartigste und am besten vertragene Klappenfehler- 


Myomherz. 


Verkalkung 
des Herz¬ 
muskels. 

Herzruptur. 


Experimentelle 

Endokarditis. 


Endokarditis 

durch 

Influenza¬ 

bazillen. 


Endocarditis 

gonorrhoica. 


Mitralstenose. 



230 


Dennig. 


Mitralstenose. 


— mit 
Lähmung 
des linken 
Vorhofs. 


Tricuspidalis- 

insuffizienz. 


Aortenklappen- 

Insuffizienz. 


Mitralis- und 
Aortenklappen¬ 
insuffizienz 
und Dikrotie. 


Pulmonal¬ 
stenose und 
Trauma. 

Angeborene 
und [erworbene 
Herzfehler. 


form bildet, stellt sich Hampeln in Gegensatz zu der Auffassung 
erfahrener Kliniker; denn von der Mehrzahl wird gerade dieser 
Klappenfehler im Durchschnitt als prognostisch ungünstig dargestellt. 
Es haben nach Ansicht des Referenten statistische Vergleichungen 
zwar allgemeine, aber nicht individuelle Geltung, im einzelnen Falle 
ist der Grad des Klappenfehlers, die Größe der Verengerung oder 
der Lücke für die Prognose weit mehr entscheidend als die Art 
und der Sitz. Durch die Registrierung des Herzens vom Oeso¬ 
phagus aus findet G. Joachim in Uebereinstimmung mit Rauten¬ 
berg, daß bei Fällen von Mitralstenose, bei welchen die 
präsystolische Verstärkung des diastolisohen Geräusches fehlt, 
eine Lähmung des linken Ventrikels vorliegt. — 
D. v. Tabora führt für die Tricuspidalisinsnffizienz 
als einzig pathognomonisches Zeichen den herzsystolischen positiven 
oder Kammer- resp. Lebervenenpuls an und glaubt, dieser könne 
nur durch graphische Aufzeichnung sicher erkannt werden. Nach 
J. C i t r o n ist die Syphilis eine viel häufigere Ursache der 
Aortenklappeninsuffizienz, als man bisher angenommen (er¬ 
mittelt durch die Wassermannsche Reaktion). W. Obrastzow 
schließt auf Grund seiner Beobachtungen, daß bei der Aortenklappen¬ 
insuffizienz der linke Ventrikel sich in zwei Perioden kontrahiert; 
es gibt sich dieses kund in einer Verdoppelung des Herzstoßes und 
durch zwei Pulswellen in den großen Gefäßen. Der Pulsus celer ver¬ 
dankt seine Entstehung dem Verschwinden der ersten Erhebung der ge¬ 
spaltenen Puls welle, welche von der zweiten kräftigen Welle eingeholt 
und aufgenommen wird. Wahrscheinlich hängt das systolische Geräusch 
über der Aorta oft von der diskontinuierlichen Kontraktion des linken 
Ventrikels ab. L. F. Dmitrensko hat in 3 Fällen von gleich¬ 
zeitiger Mitralis- und Aortenklappeninsuffizienz Pulskurven 
aufgenommen, aber in keinem Falle Dikrotie nachweisen können, in¬ 
dessen Goldscheider seinen früheren 4 neue Fälle hinzufügt, und zwar 
bestand Dikrotie auch in völlig fieberfreier Zeit und ohne Kompen- 
sationsstörung. — Eine bemerkenswerte Mitteilung macht B. Le ick, 
nach welcher bei einem 20jährigen Mann infolge eines Traumas 
Endokarditis der Pulmonalis und im Anschluß daran Stenose 
des Ostiums sich entwickelt hatte. Das Zusammentreffen angebo¬ 
rener und erworbener Herzfehler (ungewöhnliche Ausbrei¬ 
tung der Koronargefäße, schwache Ausbildung der rechten, Ver¬ 
engerung der linken Koronaria in ihrem Abgang, Lücke in der 
Tricuspidalklappe — Aortenklappeninsuffizienz) hat A. Dietrich 
bei einer Sektion festgestellt. Auf dem Kongreß für innere Medizin 



Krankheiten der Kreislaufsorgane. 


231 


und in einer Freiburger Dissertation von Fritz Hoevel jvurde die 
Komplikation von Herzfehlern mit den Generations Vor¬ 
gängen des Weibes besprochen. Die so viel gefürchtete Mitral¬ 
stenose bietet nach Lenhartz im Einklang mit dem Heferenten 
für die Gebärenden keine so ungünstige Prognose. Hoevel be¬ 
tont, daß das bloße Vorhandensein eines Herzfehlers a priori keine 
große Bedeutung für die Prognose einer bestehenden Schwanger¬ 
schaft und Geburt habe, solange Kompensation besteht, aber auch 
bei unkompensierten Fehlern ist häufig die Geburt gut verlaufen. 
Sprechen dagegen die Erfahrungen von der letzten Geburt her gegen 
eine nochmalige Entbindung, so ist für diesen Fall die Schwanger¬ 
schaft möglichst bald zu unterbrechen. 

Nach P. Hampeln treten stemale Skelettschmerzen unter 
ähnlichem Bilde auf, wie die echte Angina pectoris, indem sich 
z. B. mit großer Hegelmäßigkeit nach einigen im Freien gemachten 
Schritten Schmerzen am Brustbein einstellen und den Kranken 
zum Stehenbleiben nötigen; auch bestehen häufig sternale Druck¬ 
schmerzen. 

Sehr interessante experimentelle Untersuchungen hat M. Cloetta 
über den Einfluß der kontinuierlichen Digitalisbehandlung 
auf das gesunde und kranke Herz angestellt. (Näheres S. 105.) 
Die intravenösen Strophanthininjektionen werden auch heuer 
als sehr rasch wirkendes Mittel warm empfohlen von J. Flesch, 
F. Lust, G. Liebermeister, 0. Hornung u. a. Die Dose wird 
auf 0,7—1 mg pro Tag und in 2 Tagen auf 1,5 mg angegeben; 
Hornung geht darüber hinaus und glaubt 1,5 mg auf einmal geben 
zu können. Seit der letzten Eingabe von Digitalis sollten 4 Tage 
verstrichen sein. Die Karellkur, welche in der täglichen Dar¬ 
reichung von 800 ccm Milch auf 4 Portionen verteilt besteht, wird 
bei schwereren Kreislaufstörungen mit Recht empfohlen. Neben 
der diuretischen Wirkung der Milch ist hauptsächlich die Be¬ 
schränkung der Flüssigkeitszufuhr von Wert. 

Otfr. Müller stellt die Wirkung der künstlichen Kohlen- 
aäurebäder bei Gesunden fest: das Herz wirft unter mäßiger 
Verlangsamung der Schlagfolge bei jedem einzelnen Schlage ver¬ 
mehrte Blutmengen aus. Die vom Herzen gelieferte größere Blut¬ 
menge findet hauptsächlich in den Schlagadern der Körperperipherie 
durch deren hochgradige Kontraktion einen vermehrten Wider¬ 
stand ; die inneren Stromgebiete dagegen erweitern sich in mäßigem 
Grade. So findet im Kohlensäurebade eine Umschaltuug der Blut¬ 
verteilung statt, auf welche wohl in erster Linie der subjektive wie 


Herzfehler 

und 

Schwanger¬ 

schaft. 


Angina 

pectoris. 


Therapie: 
Kontinuier¬ 
liche Digitalis¬ 
behandlung, 
Strophanthin, 


Karellkur. 


Behandlung 
der Herz¬ 
krankheiten : 
Kohlensäure¬ 
bader, 



232 


Dennig. 


Kohlensäure¬ 

bäder, 


Sauerstoff¬ 

bäder, 


Moorbäder, 

Oszillations¬ 

ströme, 


Apparate, 


Gymnastik, 

Massage, 
Venaesectio, 
Operation 
bei Herz- 
verletzungen. 


der objektive Nutzen derartiger Bäder zurückzuführen ist. Die 
kühlen C0 2 -Bäder stellen somit infolge der gesteigerten Herzarbeit 
und des Anwachsens der peripherischen Gefäßwiderstände keine Scho¬ 
nung, sondern eine Mehrforderung und damit eine Uebung für das 
Herz dar. Es ergibt sich daraus ohne weiteres, daß nicht alle Herz¬ 
kranken sich für diese Bäder eignen, sondern, daß man genau aussu- 
wählen hat. Je kühler das Bad, desto wirksamer ist es. Demgegenüber 
macht B. Fellner geltend, daß er im natürlichen C0 2 -Bad stets eine 
peripherische Gefäßerweiterung mit steigendem Pulsdruck gefunden 
habe, und Strasburger hat bei indifferenten CO r haltigen Sol¬ 
bädern trotz ansteigender Pulsamplitude ein Sinken des systolischen 
Blutdrucks konstatiert, das sich nur durch eine Verringerung der 
Widerstände in der Peripherie erklären läßt. Die Wirkungsweise 
der kühlen und der kohlensäurehaltigen Solbäder hat B. Li sch¬ 
witz mittels der v. Kries sehen Methode der Flammentachographie 
studiert; bei kühlen Bädern trat eine Herabsetzung der Blutstrom¬ 
geschwindigkeit infolge von Gefäßkontraktion ein, dabei steigt 
der Blutdruck wahrscheinlich ohne Veränderung des Schlagvolu- 
mens; im kühlen Kohlensäurebad steigt der Blutdruck und die 
Stromgeschwindigkeit, das Herz wirft größere Blutmengen aus. Die 
Anwendung der mussierenden Sauerstoffbäder (Sarasons 
Ozetbäder) ist nach E. Müller angezeigt bei allen mit Blutdruck- 
Steigerung verbundenen Erkrankungen, besonders solchen des Her¬ 
zens, aber auch bei Nephritis und Arteriosklerose. Tornai emp¬ 
fiehlt sie auch bei Basedow-Tachykardie und Osk. Fränkel bei 
den auf vasomotorischen und allgemein nervösen Störungen be¬ 
ruhenden Erscheinungen des Klimakteriums, ß. Schmincke tritt 
für die Anwendung von Moorbädern bei Herzkranken ein. Seine 
therapeutischen Versuche mit oszillierenden Strömen (dieses 
Jahrb. 1907) hat Th. Rumpf fortgesetzt und namentlich in Fällen von 
Dilatation des Herzens mit und ohne Arteriosklerose recht gute Erfolgs 
erzielt; die subjekti ven und objektiven Symptome gingen prompt zurück. 

M. Herz empfiehlt seinen bei der Funktionsprüfung des Her¬ 
zens erwähnten Apparat auch zur Trainierung; ferner für 
manche Fälle eine von ihm konstruierte Herzstütze. K. Hase- 
broek erblickt den Hauptwert der Heilgymnastik in der 
Anregung und Unterstützung des „peripherischen Herzens u , und 
Rimbach verspricht durch manuelle Massage des Herzens 
eine Verkleinerung des dilatierten Organs. — Jude. Daland 
tritt für eine häufigere Venaesectio bei Herzkranken ein. 
Glücklich verlaufene Fälle von Stichverletzung des Herzens 



Krankheiten der Kreislaufsorgane. 233 

durch die Naht veröffentlichen M. Grasmann und G. Sultan. 
— Zur Unterdrückung resp. Abkürzung der Anfälle von An¬ 
gina pectoris und der paroxysmalen Tachykardie wendet 
M. Herz bei solchen Kranken, welche durch die Entleerung von 
Magengasen Erleichterung finden, einen Kunstgriff an. Er läßt den 
Kranken etwas Wasser in den Mund nehmen, sodann den Kopf so¬ 
weit als möglich zurückbeugen, wodurch der Oesophagus gestreckt 
und vom Rachen aus sozusagen ein Reiz zum Ructus ausgelöst wird, 
darauf läßt man das Wasser schlucken. Es erfolgt eine Gasent¬ 
leerung durch den Mund. 

Die meisten Fälle von Concretio und Accretio cordis 
gehen nach N. Ortner mit einer überragenden Stauungsleber ein¬ 
her, weil mit der Concretio cordis eine Affection der Pleurahöhlen 
verbunden ist, welche jede diaphragmale Atmung behindert; hier¬ 
durch wird erst die prävalierende Stauungsleber geschaffen. Der¬ 
selbe Autor stellt für die dauernde Fixation der Herzspitze durch 
Accretio und Concretio cordis cum pericardio auf, daß der Spitzen¬ 
stoß, der eigentlich wandern sollte, an seiner Stelle bleibt, dazu 
noch die Herzbasis und namentlich der Aortenbogen abnorm hoch 
stehen. E. Richter hatte bei Lebzeiten eines Patienten peri¬ 
kardiales Reiben konstatieren können, während die Sektion völlige 
Synechie des Herzbeutels ergab; als Ursache des Geräusches ließen 
sich Reste von Blutergüssen zwischen den Bindegewebsmaschen des 
obliterierten Herzens nachweisen. 

L. Aschoff unterscheidet 3 Gruppen von Atherosklerose: 
a) durch das Alter bedingte senile oder durch physikalische oder 
chemische Schädigung des elastischen Gewebes beschleunigte prä¬ 
senile, juvenile und infantile Atherosklerose, charakterisiert durch 
einfach degenerative Vorgänge mit kompensatorischer 
Bindegewebswucherung; b) schwielige Veränderung und 
Narbenbildung auf Grund infektiöser Lokalerkrankung; c) spezifisch 
funktionelle Sklerose der Arterien einzelner Organe auf Grund von 
deren physiologischen Tätigkeit — und präzisiert des näheren seine 
Anschauung dieser Prozesse in Hinsicht auf den heutigen Stand der 
Forschung. Aufrecht faßt die Genese der Arteriosklerose, ab¬ 
gesehen von der luetischen, als eine Entzündung der Vasa vasorum 
mit trophischen Störungen in der Media und Intima auf. Durch 
wiederholte subkutane und intravenöse Injektionen von verschieden 
virulenten, zum Teil abgetöteten Staphylokokkenstämmen hat 
G. Saltykow Veränderungen der Gefäßwand, hauptsächlich der 
Intima (Wucherung, fettige und schleimige Degeneration), aber auch 


Therapie 
der Angina 
pectoris. 


Concretio 
und Accretio 
cordis. 


Gefälle: 
Arterio¬ 
sklerose. 


Genese der 
Arterio¬ 
sklerose. 



234 


Dennig. 


Arterio¬ 
sklerose im 
j ugendlichen 
Alter. 

Inter¬ 

mittierendes 

Hinken. 


Nervöse 
Störungen 
bei Arterio¬ 
sklerose. 


Therapie 
der Arterio¬ 
sklerose. 


Transplan¬ 
tation von 
Blutgefäßen 
bei der angio 
sklerotischen 
Gangrän. 


der Media erzielt, die mit der menschlichen Atherosklerose große 
Aehnlichkeit haben; er glaubt daher wie Aufrecht hinsichtlich 
der menschlichen Sklerose die Aufmerksamkeit auf das entzündliche 
und infektiöse Moment lenken zu sollen. G. Morelli konnte durch 
intravenöse Digaleninjektionen bei Kaninchen Arteriosklerose her- 
vorrufen, mit Sesamöl wurde die Digalenwirkung ausgeglichen. — 
F. Fremantle beschreibt diffuse Sklerose in allen Arterien bei 
einem 12jährigen Knaben, wahrscheinlich auf hereditärer Lues be¬ 
ruhend. — C. Grube und B. Bramwell bereichern die Kasuistik 
von intermittierendem Hinken; der letztere führt einen Fall 
an, der die Erscheinungen typischer Klaudikation darbot, bei dem 
es sich aber offenbar um Gefäßkrämpfe ohne permanenten organischen 
Verschluß oder Erkrankung der Arterien handelte; ferner Fälle, in 
welchen die Fußpulse völlig fehlten und doch kein intermittierendes 
Hinken bestand. In einem bemerkenswerten Aufsatz bespricht 
0. Wandel die nervösen Störungen der oberen Extremität bei 
Arteriosklerose (die Diskynesia und Paraesthesia intermittens) 
und macht darauf aufmerksam, daß die relativ häufig vorkommenden 
umschriebenen Parästhesien wohl zum Teil auf arteriosklerotischen 
Prozessen beruhen. Auf dem französischen Kongreß für Medizin in 
Genf waren die klinischen Formen der Arteriosklerose der Gegen¬ 
stand lebhafter Erörterungen; Huchard und A. Jaquet waren die 
Referenten. Ersterer unterscheidet vier Perioden „la periode arte¬ 
rielle (presclerose), cardioart6rielle, mitroart^rielle, cardioectasique 4 *. 
Bezüglich der Therapie empfiehlt er in der ersten Periode Milch¬ 
oder lakto-vegetarische Diät, von Medikamenten hei Durchlässigkeit 
der Nieren das Theobromin, dagegen ist der Gebrauch von Jod in 
diesem Stadium zu unterlassen; in der zweiten Periode die Diät 
wie in der ersten Periode, medikamentös die Trinitrite und kleine 
Dosen von Jod; in der dritten Periode ausschließlich Milchdiät, Theo¬ 
bromin und Digitalis; die vierte Periode (mit Dilatation des Herzens 
und deren schwere Folgen) heischt eine Reduktion der Flüssigkeits¬ 
zufuhr. Jod und Antiskierosinserum sind kontraindiziert, wie auch 
der Gebrauch von Mineralwässern und Gymnastik. Entgegen Otfr. 
Müller und Inada kann Determann eine Herabsetzung der 
Blutviskosität auf Joddarreichung nicht finden. 

Von verschiedenen Forschern ist schon der Versuch einer Vereini¬ 
gung von Arterie und Vene (die Transplantation von Blut¬ 
gefäßen) gemacht worden, aber es wurden sowohl beim Menschen 
als beim Tier nur Mißerfolge erzielt. Nunmehr veröffentlicht Wie- 
ting einen höchst interessanten Fall, in welchem ihm die Vereini- 



Krankheiten der Kreislaufsorgane. 


235 


gong der Arteria femoralis — peripher vom Abgang der Arteria 
profunda — mit der Vena femoralis gelangen ist und durch diese 
atriovenöse Intubation dem Eintritt von Gangrän bei einem Arterio- 
sklerotiker Einhalt getan wurde. 

Die Periarteriitis nodosa ist eine seltene Krankheit, im Periarteriitis 
Vordergrund des Krankheitsbildes steht die „Aneurysmose“ der nodosa 
kleinen Arterien. Ueber den Sitz der Erkrankung resp. die Beteili¬ 
gung der einzelnen Schichten der Gefäßwände bestehen divergente 
Ansichten, ebenso über die Ursache der Erkrankung. C. Benda, 
der die Kasuistik um 2 Fälle bereichert, leugnet den ätiologischen 
Einfluß der Syphilis, sondern es handelt sich um eine selbständige 
Erkrankung, bei welcher es primär zu Veränderungen, wahrschein¬ 
lich Einrissen der muskulären Media kommt; C. Hart glaubt 
auf Grund seiner Beobachtung, daß eine primäre herdförmige 
Nekrose der Media zu Grunde liegt. Ein weiterer Fall ist von 
H. Benedikt. 


Selig hat sich mit Untersuchungen über den Salzgehalt verkalk- Salzgehalt 
ter Aorten beschäftigt, in leichten FäUen beträgt der Kalk 23,7-44,2 °/o, der verkalkten 
Magnesia 2,7—5,4°/«, Phosphorsäure 25,7—31,3%; bei einer hochgradigen Aoiten 
Verkalkung der Aorta wurden 53% Kalk, 1,62% Magnesia, 0,25% Eisen, 

0,72% Natrium, 40,19% Phosphorsäure nacbgewiesen. Die Aschen der 
Aorten enthielten namentlich phosphorsauren Kalk; in allen Fällen war 
Eisen vorhanden. 


D. Drummond hat über 300 Fälle von Aneurysma der 
Brustaorta gesehen. Er glaubt nicht, daß schwere Arbeit mit 
der Entstehung etwas zu tun hat — von 145 Erhebungen war nur 
in 64 bejahende Antwort erfolgt; 102 der 145 Fälle hatten früher 
zweifellos Syphilis gehabt, über 40,% waren außerdem starke Alko¬ 
holiker. Als diagnostisches Merkmal hebt Drummond unter anderem 
Schmerzen hervor, die Nachts auftreten und durch Lagewechsel 
(besonders durch Aufrichten) gebessert werden. Durch besondere 
Komplikationen ausgezeichnet — Drucknekrose des Oesophagus, 
Hediastinalphlegmone, Pleuritis, Lungenödem, Sklerose der Aorta 
descendens — ist ein Fall von Aneurysma der Aorta ascendens und 
des Arcus von P. Vollmer. Den Durchbruch eines Aorten¬ 
aneurysma in das Perikard beschreibt Biedermann; solchen in 
die obere Hohlvene O. Kieseritzky und C. Reitter, als diagnos¬ 
tisches Zeichen führen beide ein kontinuierliches, systolisch ver¬ 
stärktes, vom Ansatz der ersten bis vierten Rippe reichendes Ge¬ 
räusch an, der erstere nennt auch noch einen systolischen Hals- 
venenpuls. 


Aneurysma 
der Aorta. 


Perforation 
von Aorten¬ 
aneurysmen. 



236 


Dennig. 


Sklerose der 
Pulmonal¬ 
arterie. 


Geräusche 
in der Lungen¬ 
arterie. 


Embolie der 
Lungen¬ 
arterie. 


Embolie 
in anderen 
Gefäßen. 


Die Entstehung einer Sklerose in den großen, besonders aber 
ausgedehnt in den mittleren und kleineren Aesten der Arteria 
pulmonalis glaubt S. Kitamura in dem von ihm gesehenen Fall 
auf übermäßigen Biergenuß zurückführen zu müssen. Für die Dia* 
gnose der Fulmonalarteriensklerose gibt A. Posselt auf Grund 
langjähriger Beobachtungen an mehreren Kranken im wesentlichen 
folgende Merkmale an: a) Unter Voraussetzung einer primären 
Mitralstenose: 1. Dämpfungszone am oberen linken Sternalrand und 
den benachbarten Gebieten mit Druck- und Perkussionsempfindlich¬ 
keit; 2. Verbreiterung der Herzdämpfung nach rechts; 3. im Röntgen¬ 
bild deutlichen Pulmonalschatten; 4. allmähliches Aufwärtswandern 
des diastolischen (präsystolischen) Geräusches gegen das Pulmonal- 
ostium; 5. auffallende Cyanose als Frühsymptom und lange Zeit 
hindurch bestehende ausgesprochene Differenz zwischen dieser und 
der fehlenden oder geringen Dyspnoe und sonstiger Stauungserschei¬ 
nungen ; 6. Auftreten von Dyspragia intermittens angiosclerotica 
pulmonalis; 7. trotz der Cyanose Fehlen von Trommelschlegelfingern; 
8. wiederholte abundante Lungenblutungen ohne ausgesprochenen 
Infarktcharakter, b) Unter genauer Berücksichtigung der vorliegenden 
Momente und Fehlen einer Mitralstenose ist auch das klinische Er¬ 
kennen der so überaus seltenen Pulmonalsklerose in das Bereich der 
Möglichkeit gerückt. — Bei einer an rechtseitiger Pneumonie er¬ 
krankten Frau bemerkte L. v. Schroetter in der Höhe der achten 
Rippe nahe der Wirbelsäule ein konstantes, umschriebenes, 
systolisches Geräusch; bei der Obduktion fanden sich beide 
Hauptäste der Pulmonalarterie komprimiert, namentlich war der 
rechte durch ein vom Lungenhilus aus vordringendes Schwielen¬ 
gewebe verengt und dessen Wandungen von anthrakotischen Massen 
durchsetzt. Das Geräusch war also durch eine Stenose der Pulmonal¬ 
arterienäste bedingt und wurde vielleicht noch durch besondere 
Resonanz Verhältnisse im infiltrierten Lungengewebe verstärkt. Für 
die Diagnose der Embolie der Lungenarterie stellt 
H. Eichhorst auf: plötzliche hochgradige Atemnot, Fehlen des 
Atmungsgeräusches in einem großen Bereich der Lunge und ebenda 
intensive Dämpfung ohne Pektoralfremitus, ohne Rhonchi; darüber 
verschärftes Atmen; die ganze betroffene Seite nimmt an den At¬ 
mungsbewegungen keinen Anteil. — Auf dem diesjährigen Chir¬ 
urgenkongreß wurde die Frage über die Entstehung und Vor¬ 
beugung der postoperativen Embolien nach Laparotomien 
eingehender erörtert. Die Ansichten gehen weit auseinander; während 
die einen, besonders Klimm eil, das mechanische Moment in den 



Krankheiten der Kreislaufsorgane. 


237 


Vordergrund stellen und daher die Laparotomierten möglichst früh 
anfstehen lassen, nehmen andere (Meinert) eine Eindickung des 
Blutes als Grund an, und wieder andere, wie Alex. Fraenkel, 
halten daran fest, daß die Embolie infektiöser Natur sei. Bei 
Embolie der Lungenarterie ist der geniale Vorschlag der opera¬ 
tiven Entfernung des Embolus von F. Trendelenburg (dieses 
Jahrbuch 1908) wiederholt versucht worden, bisher ohne Erfolg. 
Trendelenburg selbst hat in einem Fall mehrere große Thromben 
aus der Pulmonalarterie entfernt; der Patient war noch 87 Stunden 
am Leben geblieben. 


Literatur. 

L. A. Am bland, Le travail du coeur. Gaz. des höpitaux, Juni. — 
L. Asohoff, Geber Atherosklerose und andere Sklerosen etc. Beiheft z. 
Med. Klinik. — Aufrecht, Die Genese der Arteriosklerose. Deutsches 
Arch. Bd. XCIII. — C. Ben da, Ueber sogen. Periarteriitis nodosa. Berl. 
klin. Wochenschr. Nr. 7. — H. Benedikt, Geber Periarteriitis nodosa. 
Zeitschr. f. klin. Med. Bd. LXIV. — Biedermann, Ein Fall von Aneu¬ 
rysma etc. Prager med. Wochenschr. Nr. 48. — A. Bingel u. Strauß, 
Geber die Beziehungen zwischen Nieren und Kreislauf. 79. Versammlung 
deutscher Naturforscher, Köln. — H. Bock, Ein neues Stethoskop etc. 
Mönch, med. Wochenschr. Nr. 11. — B. Bramwell, Intermittent claudi- 
cation. The Lancet, Juli. — O. Bruns, Geber den Einfluß der Sitz¬ 
bäder etc. Zeitschr. f. klin. Medizin Bd. LXIV. — Derselbe, Geber die 
Rückstauung bei Kaltreizen. Ebenda. — O. Burwinkel, Die Herzleiden, 
ihre Ursachen etc. München. — J. Citron, Ueber Aorteninsuffizienz und 
Lues. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 48. — M. Cloetta, Ueber den Einfluß 
der chronischen Digitalisbehandlung. Therapie der Gegenwart, Okt. — 
Judson Daland, Venesections and cardiovascular affections. American 
med. association, Aug. — Determann, Das Verhalten der Blutinkosität 
bei Joddarreichung. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 20. — H. Dietlen, 
Orthodiagraphische Beobachtungen über Herzlagerung bei pathologischen 
Zuständen. Münchener med. Wochenschr. Nr. 1. — Derselbe, Ortho¬ 
diagraphische Untersuchungen über pathologische Herzformen. Münch, med. 
Wochenschr. Nr. 84. — Derselbe, Orthodiagraphische Beobachtungen der 
Herzgröße bei Infektionskrankheiten etc. Münch, med. Wochenschr. Nr. 40. 
— H. Dietlen u. F. Moritz, Ueber das Verhalten des Herzens nach 
langdauerndem und anstrengendem Radfahren. Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 10. — A. Dietrich, Ein Zusammentreffen angeborener und erworbener 
Herzfehler. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 43. — R. Dietschy u. H. Hößli. 
Beiträge zur Beurteilung der Kreislaufsverhältnisse etc. Deutsches Arch. 
Bd. XCIII. — L. F. Dmitrensko, Dikrotie als diagnostisches Symptom etc. 
Zeitschr. f. klin. Med. Bd. LXIV. — D. Drumond, Das Aneurysma der 


Operativer 
Eingriff bei 
Embolie der 
Arteria 
pulmonal is 



238 


Dennig. 


Brustaorta. Brit. med. journ., Juni. — H. Eichhorst, Diagnostische Be¬ 
merkungen zur Embolie der Lungenarterie. Deutsche med. Wochenschr. 
Nr. 15. — Einthoven, Ueber das Elektrokardiogramm. 79. Versammlung 
deutscher Naturforscher in Köln. — Br. Fellner jr., Das Pulsometer. Ebenda. 
— Derselbe, Diskussion etc. Ebenda. — W. J. Fenton, A clinical lecture 
on some forms of cardiac arrhythmia etc. Brit. med. journ., Sept. — 
Jos. Fischer, Die auskultatorische Blutdruckmessung etc. Zeitschr. f. 
diätet. u. phys. Therapie Bd. XII. — M. Fischl, New Yorker med. Monats* 
schrift. — F. Fleischer, Turgospbygmographie und Fingerplethysmo¬ 
graphie, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 44. — Jul. Flesch, Ueber die Be¬ 
handlung der Myodegeneratio cordis etc. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 46.— 
Alex. Fränkel, 27. Versammlung der Gesellschaft für Chirurgie. — 
Oskar Fränkel, Ueber Sauerstoffbäder etc. Zeitschr. f. phys. u. diätet. 
Therapie Bd. XII. — Fuloi, 11 Policlinico. — D. Gerhardt, Ueber die 
Rückbildung des Adams-Stokesschen Symptomenkomplexes. Deutsches Arch. 
Bd. XCIII. — A. Goetzl u. R. Kienboek, Asthma bronchiale und Herz¬ 
verkleinerung. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 36.— Goldscheider, Zur 
Frage der Dikrotie etc. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. LXV. — E. Granström, 
Zur Richtung der dikroten Welle. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. LXVI. — 
M. Grasmann, 2 Fälle von Stichverletzung etc. Münch, med. Wochen¬ 
schrift Nr. 46. — Th. Groedel u. Fr. Groedel, Ueber die Form der 
Herzsilhouette. Deutsches Arch. Bd. XCIII. — C. Grube, Ueber inter¬ 
mittierendes Hinken. Münch, med. Wochenschr. Nr. 15. — P. Hampeln, 
Ueber Stemalschmerzen. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 18. — Derselbe, Zur 
Frage der Mitralstenose. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 30. — C. Hart, 
Die Mesoperiarteriitis. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 28.— K. Hasebroek, 
Zur Frage der peripherischen Wirkung der aktiven Gymnastik. Deutsches 
Arch. Bd. XCIV. — Derselbe, Die physiologische und therapeutische Be¬ 
deutung etc. Therap. Monatshefte, März. — A. Hei necke, A. Müller 
u. H. v. H ö ß 1 i n, Zur Kasuistik des Adams-Stokesschen Symptomenkomplexes. 
Deutsches Arch. Bd. 3JCIII. — H. E. Hering, Ueber Herzalternana. 25. Kon¬ 
greß f. innere Med. — Derselbe, Das Wesen des Herzalternans. Münch, 
med. Wochenschr. Nr. 27. — Derselbe, Ueber Pulsus irregularis perpet. 
Deutsches Arch. Bd. XCIV. — Derselbe, Das Elektrodiagramm des Pulsus 
irregularis perpet. Ebenda. — Derselbe, Ueber die klinische Bedeutung 
des Elektrodiagramm8. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 1, 1909. — Der¬ 
selbe, Die Diagnose der Herzunregelmäßigkeiten ohne Kurvenaufnahme. 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 47. — M. Herz, Die Beeinträchtigung des 
Herzens durch Raummangel. Wien u. Leipzig. — Derselbe, Wanderherz 
und Neurasthenie. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 9. — Derselbe, Ein 
Kunstgriff zur Unterdrückung der Anfälle von Angina pectoris etc. Wiener 
klin. Wochenschr. Nr. 22. — Derselbe, Die sexuelle psychogene Herz¬ 
neurose. Wien u. Leipzig 1909.— Derselbe, Ueber die Behandlung der 
räumlichen Mißverhältnisse etc. Zeitschr. f. diätet. u. phys. Ther. Bd. XII. — 
Derselbe, Ein neuer Blutdruckmesser. Münch, med.Wochenschr. Nr. 49. 



Krankheiten der Kreislaufsorgane. 


239 


— Derselbe, Ein Apparat zur Funktionsprüfung und Trainierung des 
Herzens. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 21. — L. N. Hesketh-Digg, Investi¬ 
gation of Bündle of His. Brit. med. journ., Juni. — Max Hirsch, Die 
Ernährung der Herzkranken etc. Zeitschr. f. physikal. u. diätet. Therapie 
Bd. XXI. — F. Hirschfeld, Die Karelische Milchkur. Münch, med. 
Wochenschr. Nr. 30. — Ch. Hoepfner, Beiträge zur intravenösen Stro¬ 
phanthintherapie. Deutsches Arch. Bd. XCII. — Derselbe, Gesichts¬ 
punkte für die Einführung des Extract. digital, depurat. Münch, med. 
Wochenschr. Nr. 34. — Fr. Hoevel, Ueber die Komplikation von Herz¬ 
fehlern. Freiburger Dissertation. — A. Horner, Nephritis und Blutdruck. 
25. Kongreß f. innere Med. — 0. Hornung, Beitrag zur intravenösen 
und subkutanen Anwendung von Herzmitteln. Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 39. — Derselbe, Beitrag zur Frage der akuten Herzdilatation. Berl. 
klin. Wochenschr. Nr. 39. — Huchard, Congr&s frantjais de mddecine. 
Geneve, Sept. — Huysmans, Ueber Bradykardie etc. 79. Versammlung 
deutscher Naturforscher etc. Köln. — L. Jacob, Ueber die Bedeutung der 
Karellkur etc. Münch, med. Wochenschr. Nr. 16 u. 17. — N. v. Jagid, 
Ueber medikamentöse Behandlung der Herzkrankheiten etc. Wien. — 
Jaquet, Zur graphischen Registrierung etc. Münch, med. Wochenschr. Nr. 9. 

— G. Joachim, Ein atypischer Fall von Störung der Reizleitung. Berl. 
klin. Wochenschr. Nr. 19. — Derselbe, Die Lähmung des linken Vorhofs 
bei Mitralfehlern. — L. Jo res, Ueber die Beziehungen der Schrumpfniere 
zur Herzhypertrophie. Deutsches Arch. Bd. XCIV.— 0. Josu6, Trait6 de 
l’Arterio-Sclerose. Paris 1909. — Isler, Ein Beitrag zur Funktionsprüfung etc. 
Wiener klin. Rundschau Nr. 3. — J. Karcher u. G. Schaffner, Ein 
Fall von Adams-Stokesscher Krankheit etc. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 27. 

— 0. Kieseritzky, Ein Fall von Perforation eines Aortenaneurysma etc. 
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 38. — H. Kisch, Ueber mors subita bei Herz¬ 
kranken. Münch, med. Wochenschr. Nr. 14. — S. Kitamura, Ueber die 
Sklerose der Pulmonalarterie etc. Zeitschr, f, klin. Med. Nr. 65. — Kob- 
lanck u. H. Roeder, Experimentelle Untersuchungen zur reflektorischen 
Herzarhythmie. Arch. f. d. Gesamtphysiologie Bd. CXXV. — Kotschen- 
reuther, Ein seltener Fall von Herzverletzung. Deutsche med. Wochen¬ 
schrift Nr. 51. — F. K r a u s, Ueber das Elektrodiagramm. 79. Ver¬ 
sammlung deutscher Naturforscher etc. Köln.— F. Kraus u. G. Nicolai, 
Ueber die funktionelle Solidarität beider Herzhälften. Berl. klin. Wochen¬ 
schrift Nr. 1. — Krone, Das Verhalten des Blutdrucks bei Muskelarbeit. 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 2. — Kümmel, 27. Versammlung der Ge¬ 
sellschaft für Chirurgie. — G. Lang u. S. Manswetowa, Zur Methodik 
der Blutdruckmessung etc. Deutsches Arch. Bd. XCIV. — Dieselben, 
Zur Frage der Veränderung des arteriellen Blutdrucks etc. Deutsches Arch. 
Bd. XCIV. — 0. Langendorf, Ueber die Innervation der Koronararterien. 
Zentralbl. f. Physiol. Bd. XXI. — A. Laqueur, Ueber die praktische 
Bedeutung der Blutdruckmessung etc. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 21. — 
B. Leik, Durch Trauma hervorgerufene Stenose des Pulnionalostiums. 



240 


Dennig. 


Mönch, med. Wochenschr. Nr. 29. — Lenhartz, Die Beziehungen der 
weiblichen Geschlechtsorgane etc. 25. Kongreß f. inn. Med. — E. v. Ley dem 
Ueber Hemisystolie. Deutsche med. Wochenschr.Nr. 4. — G. Liebermeister, 
Ueber intravenöse Strophanthintherapie. Beitr. z. med. Klinik Nr. 8. — 
B. Lieschwitz, Tachographische Untersuchungen etc. Zeitschr. f. exper. 
Pathol. u. Ther. Bd. IV. — R. Link, Ueber accidentelle Herzgeränsche 
bei Schwangeren. Münch, med. Wochenschr. Nr. 15. — F. Lust, Klinische 
Erfahrungen mit der intravenösen Strophanthintherapie. Deutsches Arch. 
Bd, XCII. — James Markape, Diseases of the heart. London. — 
Meinertz, Das Venenphänomen. 25. Kongreß f. inn. Med. — Miljaeff, 
Ueber Endocarditis gonorrhoica, Berlin. Dissertation 1907. — F. Moritz, 
Ueber das Verhalten des Herzens nach langdauemdem anstrengendem Rad- 
fahren. Münch, med. Wochenschr. Nr. 10. — Derselbe, Ueber funktionelle 
Verkleinerung des Herzens. Münch, med. Wochenschr. Nr. 14. — Der¬ 
selbe, Zur Frage der Perkussion des rechten Herzrandes. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 9. — Derselbe, Zur Frage von der akuten Dilatation 
des Herzens etc. Münch, med. Wochenschr. Nr. 25. — G. Morelli, Ueber 
Arterionekrose. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 8. — E. Mosbacher, Ueber 
Reizleitungsstörung des Herzens. Münch, med. Wochenschr. Nr. 38. — 
Alb. Müller, Methode zur Bestimmung des Schlagvolumens etc. 25. Kon¬ 
greß f. inn. Med. — E. Müller, Ueber die Sarasonschen Ozetbäder. 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 30. — Herrn. Müller, Ueber kardio¬ 
pulmonale Geräusche. Samml. klin. Vorträge Nr. 500/01. — Leo Müller, 
Beiträge zur Kenntnis der Digitalisbehandlung. Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 51. — Otfr. Müller, Das absolute Plethysmogramm. Münch, med. 
Wochenschr. Nr. 35. — Derselbe, Ueber die Kreislaufwirkung kohlen¬ 
säurehaltiger Solbäder. 79. Versammlung Deutscher Naturforsch. Köln. — 
Derselbe, Die unblutige Blutdruckmessung etc. Med. Klinik Nr. 2. — 
K. v. Noorden, Ueber Arteriosklerose. Med. Klinik Nr. 1. — W. Ob- 
rastzow, Ueber diskontinuierliche, in zwei Abteilungen geteilte Kontrak¬ 
tion etc. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 22. — N. Ortner, Zur klinischen 
Concretio und Accretio cordis. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 14. — Der¬ 
selbe, Zur Genese und Bedeutung echter systolischer Spitzenstoßeinziehungen. 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 15. — J. Pal, Ueber paroxysmale Tachy¬ 
kardie. Wiener med. Wochenschr. Nr. 14. — D. Pletner, Ueber Herz- 
arhythmie. Therap. Monatsh., April. — A. Posselt, Die klinische Dia¬ 
gnose der Pulmonalarteriensklerose. Münch, med. Wochenschr. Nr. 31 u. 
Samml. klin. Vortr. S. 504 07. — E. Rautenberg, Zur Physiologie der 
Herzbewegungen. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. LXV. — G. Rauzier, Traite 
des Maladies des Vieillards. Paris 1909. — C. Reitter, Zur Geräusch¬ 
bildung bei der Perforation eines Aortenaneurysma etc. Wiener med. 
Wochenschr. Nr. 19. — de Renz i, Ueber Stokes-Adamssche Krankheit. 
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 18. — E. Richter, Perikardiales Reiben etc. 
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 17. — Rimbach, Orthodiagraphischer Nach¬ 
weis der Einwirkung der Herzmassage etc. 25. Kongreß f. inn. Med. — 



Krankheiten der Kreislaufsorgane. 


241 


E. Roos, Ueber objektive Aufzeichnung der Schallerscheinungen des Herzens. 
Ebenda. — E. Romberg, Ueber Herzdilatation. Deutsche med. Wochenschr. 
Nr. 47. — S. Rubow, Untersuchung über die Atmung bei Herzkrank¬ 
heiten. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCII. — Th. Rumpf, Ueber die 
Behandlung der Herzkrankheiten mit oszillierenden StrOmen. 79. Versamm¬ 
lung Deutscher Naturf. etc., Köln. — G. Saltykow, Atherosklerose bei 
Kaninchen etc. Zieglers Beitr. z. pathol. Anatomie Bd. XLII1. — James 
Sawyer, Points of Practice in Diseases of the Heart. Birmingham. 

— Schieffer, Ueber den Einfluß des Militärdienstes auf die Herzgröße. 
Deutsches Arch. Bd. XCII. — Derselbe, Ueber den Einfluß der Berufs¬ 
arbeit auf die Herzgröße. Ebenda. — K. Schliak, Ueber den Einfluß 
innerlich aufgenommenen kohlensäurehaltigen Wassers etc. Zeitschr. f. 
physik. u. diätet. Ther. Bd. XII. — R. Schmincke, Der Einfluß der Moor¬ 
bäder etc. Münch, med. Wochenschr. Nr. 2. — Derselbe, Der Einfluß 
hydrotherapeutischer Prozeduren etc. 79. Versamml. Deutscher Naturf. — 
Derselbe, Das Phonendodioskop. Münch, med. Wochenschr. Nr. 1, 1909. 

— Th. Schott, Akute Ueberanstrengung des Herzens. 5. Aufl. Wiesbaden; 
25. Kongreß f. innere Medizin u. Münch, med. Wochenschr. Nr. 18. — 
L. v. Schroetter, Zur Kenntnis der im Gebiet der Lungenarterie ent¬ 
stehenden Geräusche. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 27. — H. Schultheß, 
Sphygmobolometrische Untersuchungen etc. Deutsche med. Wochenschr. 
Nr. 23. — Schwarz, Ueber die Beziehungen der Kontraktilität zur Er¬ 
regbarkeit im Froschherzen. Pflügers Arch. Bd. CXX. — Selig, Ueber 
den Kalkgehalt der Aorta. 25. Kongreß f. innere Med. — E. Starken¬ 
ste i n, Ueber experimentell erzeugten Pulsus alternans. Zeitschr. f. exper. 
Pathol. u. Ther. Bd. IV. — Paul Steffens, Ueber den Einfluß elektrischer 
Ströme auf den Blutkreislauf etc. Leipzig. — J. Strasburger, Weitere 
Untersuchungen über die Messung des diastolischen Blutdrucks. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 2 u. 3 u. 25. Kongreß f. innere Med. — G. Sultan, 
Ueber Herznaht bei Schußverletzung. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 7. 

— D. v. Tabora, Ueber Herzalternans etc. Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 14 u. 41. — Derselbe, Die Tricuspidalisinsuffizienz und ihre Sym¬ 
ptome. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 48. — Fred. Taylor, The 
varieties of malignant Endocarditis. Brit. med. joura., Oktober. — J. Tornay, 
Ueber die Wirkung der Sauerstoffbäder. Zeitschr. f. phys. u. diätet. Ther. 
Bd. XII. — F. Trendelenburg, Zur Operation der Embolie der Lungen¬ 
arterie. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 27. — W. J. Turrell u. A. G. 
Uibson, A case of Adams-Stokes etc. Brit. med. journ., Nov. — Tuszkai, 
Uterus, Gravidität und Herz. 25. Kongreß f. inn. Med. — L. Uskoff, Der 
Sphygmotonograpb. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. LXVI. — H. Virchow, 
Ein nach Form zusammengesetztes Thoraxskelett etc. Berl. klin. Wochen¬ 
schrift Nr. 9. — Volhard, Ueber die Beziehungen von Herzblock zur 
Adams-Stokesschen Krankheit. 79. Versamml. Deutscher Naturforscher. — 
P. Vollmer, Ein Fall von Aortenaneurysma etc. Deutsche med. Wochen¬ 
schrift Nr. 48. — Waldvogel, Wie prüfen wir in der Sprechstunde die 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. IG 



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e) Krankheiten der Yerdannngsorgane. 

Von Prof. Dr. H. Lorenz, Vorstand der medizinischen Klinik in Graz. 

Oesophagus. Die idiopathische Speiseröhrenerweite¬ 
rung ist in den letzten Jahren einer sicheren Diagnose zugänglich 
gemacht worden. Huber teilt zwei derartige Fälle mit, in welchen 
er den Krankheitsprozeß außer durch charakteristische Kranken¬ 
geschichten durch gut gelungene Röntgenaufnahmen illustriert, wo¬ 
durch gegenteiligen früheren Anschauungen gegenüber erwiesen wird, 
daß auch hier das Röntgen verfahren zur Diagnose verwertbar ist. 
Die Pathogenese der zwei, einmal im 40., das andere Mal im 11. Lebens¬ 
jahr aufgetretenen Erkrankungen blieb unbekannt. In einem weiteren 
Falle hat uns Kaufmann über die Pathogenese des Leidens eine 
interessante Aufklärung gegeben. Bei diesem Falle gingen die 
Verschlimmerungen mit auffälliger Bradykardie (40 Pulse) einher, 
und die eingeführte Sonde blieb zu solchen Zeiten in der Kardia- 
gegend stecken. Durch Atropininjektionen konnte sowohl die Brady¬ 
kardie als der Spasmus des unteren Speiseröhrenendes behoben 
werden. Außer dem Vagus fand Loewi in diesem Falle auch 
andere Nerven des sogen, autonomen Systems (Chorda tympani, 
N. pelvicus) erkrankt, weshalb er die Oesophagusdilatation in diesem 
Falle als Teilerscheinung einer Neurose des autonomen Systems auf¬ 
faßt. Durch Atropinbehandlung konnte die Erkrankung wesentlich 
gebessert werden. Primäre Speiseröhrenerweiterung mit starker 
Puls Verlangsamung beschreiben auch Mathieu und Laboulais. 
In einem Falle von Kardiospasmus, der nach 3jährigem Bestände 
zu einer gleichmäßigen Oesophaguserweiterung geführt hatte, konnte 
Zweig keine Erkrankung des autonomen Systems nachweisen. Die 
Diagnose wurde in diesem Falle durch den vom Autor bereits im 
Jahre 1901 angegebenen „Zweisondenversuch 11 gestellt. Einhorn 
behebt die Stagnierung flüssiger und halbtiüssiger Nahrung im er¬ 
weiterten Oesophagus durch Verwendung eines mit mehreren Oeff- 
nungen versehenen Drainageschlauches, welcher nach der Nahrung 


Idiopathische 

Speiseröhren- 

erweiterung. 



244 


Lorenz. 


Idiopathische 

Speiseröhren¬ 

erweiterung. 


Oesophagus- 

divertikel. 


Traktions¬ 

divertikel. 


Speiseröhren¬ 

verengerung. 


eingeführt und durch ’/a—1 Minute in der Speiseröhre auf und 
ab geschoben wird. Geißler führt zur Behandlung des Kardio- 
spasmus, um eine Dauerwirkung auf die Kardia auszuüben, mit der 
Sonde einen eigens dazu konstruierten Gummiballon mit Einlage 
von Trikotgewebe behufs größerer Festigkeit ein, der in der Kardia 
liegen bleibt, ohne in den Magen oder in die Speiseröhre zu gleiten. 
Der angewendete auf die Kardia ausgeübte Druck läßt sich regu¬ 
lieren. Gottstein hat mit diesem Apparat in relativ kurzer Zeit 
6 Heilungen erzielt. Auch Küttner hat mit diesem Verfahren mit 
einem etwas modifizierten Geißlerballon gute Erfolge zu verzeichnen; nur 
bei allzu enger Kardia muß die von Mikulicz vorgeschlagene Opera¬ 
tion ausgeführt werden. Albu diagnostizierteeinen idiopathischen 
Oesophagusdivertikel im Röntgenbild, während das Oeso- 
phagoskop versagte. Den die Erkrankung verursachenden Kardio- 
spasmus behandelte er mit dem Geißler sehen Apparat. Tillmann 
diagnostizierte durch das Röntgenverfahren ein Pulsionsdivertikel 
in der Höhe des Ringknorpels, wobei die mechanische Behinderung 
des Schluckens durch den knöchernen Ringknorpel genetisch eine 
Rolle spielte. Die Traktionsdivertikel des Oesophagus sind 
nach Riebold (gegenüber der von Ribbert vertretenen kongeni¬ 
talen Genese) auf entzündliche Prozesse der Umgebung der Speise¬ 
röhre, insbesondere auf Entzündungen der bronchialen Lymphdrüsen, 
die sich auf die Oesophaguswand fortpflanzen, zurückzuführen. Der 
physiologische Zug des Oesophagus verursacht dann an dieser 
fixierten Stelle die Bildung des Divertikels. Den gleichen Prozeß 
schildert Pachnio, der schließlich zur Bildung einer Lungenöso¬ 
phagusfistel führte. Zur Diagnose der Speiseröhren Ver¬ 
engerung gibt Rewidzoff ein neues Symptom an: Das normaler¬ 
weise über der Speiseröhre zu auskultierende Schluckgeräusch 
wiederholt sich, wenn eine Stenose vorhanden ist, infolge oberhalb 
stagnierender Flüssigkeit 3—4inal bei falschen Schluckbewegungen, 
d. h. ohne daß weitere Flüssigkeit dabei getrunken wird. Rewidzoff 
nennt das „Residualgeräusch“. Siegert beobachtete 2 Fälle von 
hysterischer, intermittierender Aphagie bei Kindern. In dem einen 
obduzierten Falle zeigte sich, daß eine wenig störende Verengerung 
des Oesophagus da war, die, nachdem sie einmal Schluckbeschwerden 
verursacht hatte, Anfälle von Aphagie abwechselnd mit Polyphagie 
hervorrief. Lieb lein machte eine für Sonden nicht mehr passier¬ 
bare Speiseröhrenverengerung durch retrograde Sondierung (Methode 
von v. Hacker) nach der Gastrostomie und Sondierung ohne Ende 
wieder für Sonden per os durchgängig. Er hat 2 Heilungen zu 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


245 


verzeichnen. Znberbühler hat bei narbiger Oesophagusstriktur 
durch Elektrolyse und nachfolgender Bougierung in 2 Fällen 
günstige Erfolge erzielt. Die spontane Oesophagusruptur 
entsteht unter Kollaps, Schmerz in der Magengegend, Hämatemesis 
und Dyspnoe mit typischem Hautemphysem in der Regel bei Po¬ 
tatoren und im Anschluß an einen Brechakt oder nach Magen¬ 
spülungen. Zumeist findet sich ein Riß im unteren Oesophagus- 
drittel. F. Cohn, desgleichen Petren, schildern nach Zusammen¬ 
stellungen der einschlägigen Fälle aus der Literatur diese Erkran¬ 
kung. Ein polypöses K arzinom des Oesophagus beschreibt 
Rumpel, v. Hacker bespricht 21 Fälle von Oesophagus- 
sarkom. Es ist charakterisiert durch geringe Stenosenbildung, 
aber große Neigung zu fortschreitendem Zerfall und zeigt klinisch 
Schluckbeschwerden bei freier Passage der Sonde, Schmerzen und 
rapiden Verlauf. Die Diagnose wird durch das Oesophagoskop, 
eventuell Probeexzision, gestellt. Von Ach, Danielsen, Guisez 
werden Methoden zur Entfernung von Fremdkörpern aus der 
Speiseröhre mit Hilfe des Oesophagoskops angegeben. Re- 
widzoff schlägt eine Vereinfachung der Technik der Oesophago- 
skopie vor. Schmiegelew schildert deren Bedeutung für 
die Differentialdiagnose zwischen spastischer Striktur und solcher 
durch Neoplasmen, zwischen Oesophaguskarzinom und Ulcus ventri- 
culi, für die Diagnose der Erweiterungen und Divertikel, sowie 
namentlich für die Entfernung von Fremdkörpern. Dawson und 
Holland geben praktische Anleitungen zur Röntgenuntersuchung 
und -diagnose des Oesophagus. 


Oesophagus¬ 

ruptur. 


Oesophagus- 

sarkom. 


Oesophago* 

skopie. 


Magen. Histologische Untersuchungen von Emil Schütz 
lehren, daß die Ganglienzellen des Plexus myentericus, welche aus der 
parallel-streifigen Anordnung der Zellkörperchen (Nissl) als motorisch an- 
zusehen sind, hauptsächlich im Pylorusteil Vorkommen und daß die Zellen 
des oberflächlichen Epithels keineswegs oben offene Gebilde sind, die sich 
plötzlich total entleeren, sondern allmählich ein flüssiges Sekret unter 
gleichzeitigem Wiederersatz des Verbrauchs ausfließen lassen. Bilder von 
pfropfenartiger Hervorwölbung der Epithelzellen sind postmortale Gebilde 
oder Kunstprodukte. Man ist demnach nicht berechtigt, von einer Ver¬ 
schleimung der Epithelien als pathologischer Veränderung zu sprechen. 


Histologische 
Refunde am 
Magen. 


Dem zur Magensaftausheberung gebräuchlichen Aspira- Unter- 
tionsapparat mit Gummiballon hat Ehr mann eine Glaskugel Methoden: 
vorgelegt, so daß sich der Ballon nicht mit Speisebrei füllen kann. Ausheberung. 
Fuld benutzt einen Aspirator nach dem Prinzip des A. Kuttn er¬ 
sehen Apparates, bei welchem er an den Politzer sehen Ballon einen 



24(5 


Lorenz. 


Magenaus¬ 

heberung. 


Funktions- 
prtifung des 
Magens. 
Probe¬ 
mahlzeiten : 


Neutralrot¬ 

suppe, 


Sahlische 

Suppe, 


Labprobe. 


abnehmbaren Konus angesetzt hat. Beim Vorhandensein allzu ge¬ 
ringer Mengen Mageninhalts, die nicht mehr entleert werden können, 
schiebt Maszewski durch den Schlauch einen längeren Ureteren- 
katheter, an welchem er aspiriert, oder er füllt das untere Ende des 
Magenschlauchs mit hygroskopischer Watte, welche den Magensalt 
aufsaugt. Zur Desinfektion der Magenschläuche schlägt Fuld Er¬ 
wärmung in 5°/oigem Glyzerin auf 70° durch 20 Minuten vor. Die 
Schläuche können, ohne Schaden zu leiden, in der gleichen Flüssig¬ 
keit auf bewahrt bleiben. Unter den gebräuchlichen Probemahl¬ 
zeiten ist nach Würz die Riegel sehe Mahlzeit die geeignetste, 
weil sie die greifbarsten diagnostischen Werte gibt. Falls feste 
Nahrung aber nicht vertragen wird, ist die Sahli sehe Suppe an¬ 
zuwenden. Den geringsten Sekretionsreiz gibt das Ewald sehe 
Frühstück; es ist wegen der Einfachheit und guten Verträg¬ 
lichkeit für empfindliche Mägen nicht zu umgehen. Schlaepfer 
gibt zur Funktionsprüfung des Magens eine neue Methode an, welche 
die Beantwortung verschiedener Fragen gestattet. Er verwendet 
eine Suppe (Neutralrotsuppe), die als Pulver erhältlich ist und 
vor der Sahli sehen den Vorzug hat, an Stelle des Fettes, dessen 
Bestimmung umständlich ist, Neutralrot zu enthalten. Es löst sich 
entsprechend der Verdauungskraft und durchsetzt dann gleich¬ 
mäßig den Speisebrei. Da es erst im Darm resorbiert wird und 
dann im Harn erscheint, kann es zur Bestimmung der Motilität des 
Magens benutzt werden. Weiterhin wird der nach einer Stunde 
ausgeheberte Mageninhalt zur Bestimmung der Sekretionsgröße des 
Magens verwendet, wobei sowohl die Menge des ausgeschiedenen 
Magensaftes überhaupt als auch dessen Gehalt an Pepsinsalzsäure 
eruierbar ist. Der Farbenumschlag des Neutralrot in Gelb bei 
alkalischer Reaktion dient als Indikator für die Säuremenge und 
ebenso zur Bestimmung des Vorhandenseins, sowie der Intensität 
von Gärungsvorgängen. Inouye und 'Mugnurma setzen der 
Sahlischen Suppe statt Fett Jodkali zu, wodurch sie die Methode 
sehr vereinfachen. Bönniger rät jedoch von dem Jodzusatz 
wogen der mächtigen Speichelsekretion, die das Jod hervorruft, ab. 
Willcox legt bei der Beurteilung des nach Probemahlzeiten 
ausgeheberten Mageninhalts großen Wert auf die Labgerinnung. 
0,2 cm 3 eines normalen Magensaftes vermag 5 cm 3 Milch innerhalb 
80 Minuten im Wasserbad zur festen Gerinnung zu bringen. Bei 
Magenkarzinom ist (auch bei Ersatz des fehlenden HCl) mehr als 
die doppelte Magensaftmenge notwendig, bei angeborenem Pyloro- 
spasmus dagegen ist die Ferment Wirkung erhöht. 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


247 


Um die Magensekretion ohne Ausheberung zu prüfen, 
verwendet Meunier Kapseln aus dünnem Gummi, welche eine 
Aetherperle einschließen. Die Kapsel ist mit einem Rohkatgut- 
faden geschlossen; ihre Verdauung wird sofort durch das äußerst 
charakteristische Aufstoßen mit Aethergeruch erkannt. Wasser- 
thal verabreicht nach der Angabe Mollieres Methylviolett k 0,05 
in Pillen. Falls nicht Obstipation besteht, wird der Stuhl je nach 
dem Vorhandensein oder dem Fehlen der freien Salzsäure im Magen 
blau oder violett gefärbt sein. — Zur Aziditätsbestimmung des 
Magensaftes benutzt A. Müller eine durch verschiedenen Säure¬ 
gehalt erzeugte Farbenskala einer Tropäolinlösung (5 cm* verschieden 
starker Salzsäurelösungen mit je 2 Tropfen Tropäolin), mit welcher 
die gleiche Menge des zu untersuchenden Magensafts -|- Tropäolin ver¬ 
glichen wird. Die Farbe zeigt alle Stufen von Weingelb (bei 
0,06 : 1000) bis Rotviolett (bei 1 : 1000). Da alle Ausheberungs¬ 
methoden nur relative Werte für den Gehalt des Magens an Salz¬ 
säure geben, sucht Schaly den wirklichen Säuregehalt dadurch 
zu bestimmen, daß er systematisch Bouillon von verschiedenem 
HCl-Gehalt mit einer Sonde in den Magen einführt und nach gründ¬ 
licher Mischung wieder entleert, bis ihr Säuregehalt sich nicht 
ändert. Dann ist dieser dem wirklichen Säuregehalt des Magens 
gleich. Nach dieser Methode beträgt der normale HCl-Gehalt 
2,5—3 "jo , ohne sich bei Hyperchlorhydrie wesentlich zu ändern. — 
Unter den gebräuchlichen Methoden zur Pepsinbestimmung gilt 
nach der vergleichenden Untersuchung v. Spanjes als die sicherste 
das nach Hugo Meier durch einen Meßapparat ausgestaltete Mett- 
sche Verfahren; als sehr empfindlich und schnell zum Ziele führend, 
aber weniger sicher, die Rizinprobe nach Jacoby-Solms; als 
am wenigsten genau, aber bei salzsäurereichem Mageninhalt für 
die Praxis brauchbar, die Hammerschlagsche Methode. Wolff 
und v. Tomaszewski benutzen zur Pepsinbestimmung Fulds 
Edestinprobe, zu deren Ausführung sie einige Verbesserungen 
angeben. Die Probe gibt bei normaler Azidität konstante Werte 
und wird als einfach und brauchbar empfohlen. Groß hat auf 
Grund der Beobachtung, daß sich reines Kasein im Gegensatz zu 
seinen Verdauungsprodukten, den Kaseosen, in Alkali leicht löst 
und bei Zusatz von verdünnter Essigsäure wieder ausfällt, eine 
Methode der quantitativen Pepsinbestimmung aufgebaut. Es wird 
eine Reihe von Reagensgläschen mit steigenden Mengen Magensaft, 
dem je 10 cm 3 einer Kaseinlösung zugesetzt sind, beschickt und nach 
1 istündigem Verweilen im Thermostaten zu iedem einige Tropfen 


Funktions- 
Prüfung des 
Magens ohne 
Ausheberung. 


Aziditäts- 

bestinnnung 


Pepsin- 

bestimmung. 



248 


Lorenz. 


Pepsin¬ 

bestimmung. 


Rest¬ 

bestimmung. 

Gastroskopie. 


Lage und 
Form des 
Magens. 


einer konzentrierten Lösung von essigsaurem Natron zugesetzt, wo¬ 
bei das Kasein ausfällt, während die Verdauungsprodukte gelöst 
bleiben. Die geringste Menge des dazu notwendigen Magensaftes 
ist auf diese Weise leicht zu bestimmen. Pali er weist das Vor¬ 
handensein von Pepsin im Mageninhalt aus dem positiven Ausfall 
der Peptonreaktion, d. h. durch Rotfärbung bei der Biuretprobe 
nach. Nach Länderer gibt die Grütznersche Karminfibrin¬ 
methode für die Praxis verwertbare Resultate, wenn man statt 
kalorimetrisch abzuschätzen feststellt, bis zu welchem Grade von 
Verdünnung des Magensaftes das Fibrin noch gelöst wird. Lef- 
mann fand mit der Rizinmethode im Spülwasser des nüchternen 
Magens dann Pepsin, wenn auch Säure vorhanden war. Diese 
Methode ist bei Ulkusverdacht und zur Kontrolle der Ulkusheilung 
zu benutzen. — Schüle spricht über die Mängel der Rest¬ 
bestimmung nach Ma thieu-Remond, ohne einen Vorschlag zur 
Verbesserung des Verfahrens machen zu können. 

Loening undStieda haben die Methode der Gastroskopie 
weiter ausgebaut und erhalten mit ihr wertvolle Befunde. Jack¬ 
son bringt eine Statistik über 70 Fälle, in denen er durch die 
Gastroskopie wichtige Aufschlüsse erlangt hat, insbesondere zur 
Frühdiagnose des Magenkarzinoms. E lsner hat eine praktische Ver¬ 
besserung des Gastroskops angegeben. Riehl führt zur direkten 
Besichtigung der Magenschleimhaut ein nach Art des Zystoskops 
ausgeführtes Gastroskop durch eine Oesophagustube ein und füllt 
nachher durch die Tube den Magen mit Wasser an, wodurch es ihm 
gelang, in die Faltenbildung zu sehen, sowie auch normale Schleim¬ 
haut von Karzinomflächen an der Farbe zu unterscheiden. Ro vsing 
beschreibt eine Methode der direkten Gastrodiaphanoskopie und 
Gastroskopie am freigelegten Magen, die er in 25 Fällen, insbesondere 
für die Karzinom- und Ulkusdiagnose, erprobt hat. 

Die Bestimmungder Lage und Größe, sowie die Diagnose 
aller Anomalien desMagens erfolgt am sichersten am Röntgenschirm 
(Baisch, Kaestle, Schmieden, Morton). NachBaisch muß 
sowohl die Holzknechtsclie rinderhornartige Form des Magens als 
auch die Ried er sehe mit deutlicher Hubhöhe am Pylorus als normal 
angesehen werden. Kaestle fand wieder, daß die Angelhakenform 
häufiger sei und sah den Männermagen von geringerer Höhe aber 
größerer Breite im allgemeinen auch höher gelagert als den Weiber¬ 
magen. Wenn behufs Röntgenuntersuchung die konsistente Wis- 
mutbreimischung nicht genommen werden kann, empfiehlt Kaestle 
eine Mischung von 30 g Bismutum subnitricum oder carbonicum mit 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


249 


60 g Bolus alba in einem Glas Wasser' aufgerührt zu verwenden. — 
Die Gastroptose wird von Knud Faber mit Motilitätsstörungen 
in Zusammenhang gebracht. Er hält die Magenatonie als das Haupt¬ 
symptom der Ptose, nicht die Lageveränderung. Das häufige oder 
gar konstante (Meinert) Vorkommen der Gastroptose bei der 
Chlorose wird auf Grund des Züricher Materials von G. Liwschitz 
bestritten. Sie fand bei der Mehrzahl der Chlorotischen motorische 
Schwäche und Verlangsamung der Austreibungszeit. 

Godard-Danhieux beschreibt einen wahrscheinlich kongeni¬ 
talen Sanduhrmagen. Die verschiedenen Schichten der Magenwand 
waren an der Stelle der Einziehung normal, auch war im Gegensatz zum 
gewöhnlichen Befund die Pars pylorica weit größer als die cardiaca 
und gleichzeitig eine nicht erklärbare Erweiterung des Duodenums 
vorhanden. — Ueber die motorische Tätigkeit des Magens 
haben Sick und Tedesco interessante Studien am ausgeschnittenen, 
noch lebenswarmen Organ ausgeführt. Dabei ergab sich, daß das 
Antrum pylori in Intervallen von 1—3 Minuten stärkere Kontrak¬ 
tionen ausführt, wobei der Pylorus geschlossen bleibt. Der Fundus 
dagegen zeigt nur wechselnden Tonus mit kleinen Pendelbewegungen. 
Weiterhin fand sich, daß der Fundus mit aktiver Diastole auf die 
Volumvermehrung seines Inhalts reagiert. Eine Magenmotilitäts- 
prüfung mittels des Fettzwiebackfrühstücks haben Strauß und Leva 
ausgeführt, und sie fanden bei Hypersekretion zumeist auch Hyper- 
motilität, bei Gastroptose geringe Schwankungen um die Norm, bei 
Apepsia gastrica in der Hegel gute, häufig erhöhte Motilität. 

Grützners Befund von der ungleichmäßigen Durchmischung 
des Speisebreis im Magen wird durch Prym bestätigt; er fand, daß 
die Peristaltik des Corpus ventriculi die verflüssigten Massen zum Pylorus 
treibt, wogegen die festen Brocken im Zentrum liegen bleiben. Auch 
Fischl hat beim Menschen deutliche Schichtung des Mageninhaltes nach¬ 
gewiesen. 

Cook fand unter Einfluß der Eiweißfettdiät, daß sich der Be¬ 
griff der Motilitätsstörung nicht mit dem der Dilatation deckt. 
Zur Bestimmung der letzteren ist die Hechtsdistanz (Ueberschreitung 
der Mittellinie nach rechts) von größerem Werte als der Stand der 
großen Kurvatur. Müller und Saxl erklären die Erweiterung 
des Magens durch Umschichtung der Muskulatur, nicht durch Ver¬ 
längerung der muskulären Elemente. Dadurch setzt der Magen 
seiner Ueberdehnung einen erheblichen Widerstand entgegen, der 
bei Vagusdurchschneidung wegfällt. Die Atonie ist demnach als 
Störung des Umschichtungsvorgange.s auf dem Wege des Vagus 


Gastroptose. 


Sanduhr¬ 

magen. 


Motorische 
Tätigkeit des 
Magens. 


Dilatation 
und Atonie 
des Magen* 



250 


Lorenz. 


Dilatation 
und Atonie 
des Magens. 


Postoperative 

Magen¬ 

erweiterung. 


anzusehen. Gr ödel III. beschreibt die röntgenologischen Form Ver¬ 
änderungen der Magenektasie. Er spricht von einer atonischen Magen¬ 
ektasie und von einer Belastungsatonie. Der absteigende Teil des Magens 
ist bei der atonischen Ektasie in der Mitte eingeschnürt: der obere 
Teil enthält die Magenblase, der untere, kaudalwärts sich erweiternd, 
den Speisebrei. Bei der Belastungsektasie findet sich außerdem ein 
besonderer Tiefstand des Magens mit Pyloroptose. Short schildert 
die Symptome und Behandlungsweise einer eigenen Form von un¬ 
gewöhnlicher Magenausdehnung bei Leuten mit schlechten Zähnen 
und anhaltendem Stehen nach den Mahlzeiten. Diese klagen über 
Völle, Uebelkeit und Erbrechen, anfallsweisen Schmerz, Herzklopfen 
und Ohnmachtsanwandlungen. Dabei besteht hartnäckige Verstopfung. 
Die allgemeine Schwäche und Neurasthenie dabei sind häufiger 
Folgezustände als Ursache. Die Behandlung besteht in möglichster 
Ruhestellung des Magens durch Nährklistiere und dreiwöchentliche 
Bettruhe; sehr langsam Uebergang zu flüssiger Nahrung, zu Fleisch¬ 
püree etc. Vor Verlassen des Bettes wird eine Pelotte oberhalb des 
Schambeins angelegt. Zweig hat 2 Fälle von intermittierender 
Gastrektasie beobachtet, welche in Perioden von einigen Wochen 
oder Monaten die typischen Symptome einer akuten Mageninsuffizienz 
darboten. Die Erkrankung wird auf eine spastische Kontraktion 
des Pylorus zurückgeführt. Haläsz fand bei verschiedenen Formen 
von Magenerweiterung, insbesondere bei Karzinom, alimentäre Lak- 
tosurie, und zwar schon nach Aufnahme von 120 g Milchzucker im 
nüchternen Zustand, wogegen bei normalem Magen auch auf 150 g 
noch keine Ausscheidung erfolgt. Roussel sah eine akute Gastr¬ 
ektasie im Anschluß an eine Frühgeburt bei einer Patientin, die eben 
Typhus überstanden hatte. — Ueber postoperative Formen 
der akuten Magenerweiterung liegen mehrere Be- 
obachtungen vor. In der Regel findet sich ein Duodenum¬ 
verschluß vor, doch sind die Ansichten darüber, ob dieser als 
primär oder sekundär anzusehen ist, geteilt. Lichtenstein 
und Kayser halten die Magenerweiterung für das Primäre und 
fassen die Erkrankung als eine, wahrscheinlich durch Narkose¬ 
wirkung entstandene, akute Magenlähmung auf, wogegen Albrecht 
feststellte, daß zwar zum Duodenalverschluß verschiedene Momente 
Zusammenwirken, daß aber stets eine straffe Spannung des Mesen¬ 
teriums parallel der Wirbelsäule gegen das kleine Becken bin vor¬ 
gefunden wird, welche das Duodenum festklemmt. Gleicher Ansicht 
ist Borchardt, der die Erkrankung bei einem 17jährigen Mädchen 
nach rechtseitiger Nephropexie beobachtete. Magere Menschen mit 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


251 


allgemeiner Enteroptose sollen prädisponiert sein. Zur Therapie 
sind regelmäßige gründliche Magenentleerungen von wesentlicher 
Bedeutung. Landau hat in einem Fall von Duodenalileus durch 
Bauchlage rasche Heilung unter Gasaustritt aus Mund und Rektum 
erzielt. Das Auftreten gastrischer und intestinaler Tetanie 
bei der Magenerweiterung erklärt Durand, der 4 Fälle 
mitteilt, durch Autointoxikation; die Kuß maul-Fl ein ersehe 
Ansicht von der Eindickung des Blutes konnte durch die Nutzlosig¬ 
keit von Wasser- und Serumzufuhr widerlegt werden. Bei einem 
Tetaniefall nach Pylorospasmus mit hochgradiger Magenerweiterung 
erzielte Brucks Heilung durch Gastroenterostomie. Die Krämpfe 
verschwanden sofort, das Bewußtsein kehrte am zweiten Tage 
wieder. Ewald und Witte beobachteten akutes Auftreten von 
choreatischen Bewegungsstörungen in einem Fall von Stauung des 
Mageninhalts mit fauliger Zersetzung bei Ulkusstenose des Pylorus. 
Die Chorea wird als autotoxisch angesprochen. Besserung durch 
Magenspülung, operative Heilung. 

Die Giftigkeit pathologischen Mageninhalts hat Borri experi¬ 
mentell erwiesen. Während Injektion des Spülwassers eines normalen 
Magens in die Schenkelvene des Kaninchens nur mäßige Giftigkeit besitzt, 
ist letztere bei gastrischen Krisen, insbesondere bei Gastroxynsis außer¬ 
ordentlich gesteigert. Es besteht eine konstante Beziehung zwischen 
Motilitätsstörung und Toxizität des Mageninhalts. 

Zur Aetiologie der gutartigen Pylorusstenosen teilt Wen- 
d e 1 einen Fall mit, in welchem ein heftiger Schlag mit einer Brech¬ 
stange gegen den Pylorus eines 30jährigen gesunden Mannes die 
Stenose hervorrief; Heilung durch Gastroenterostomie. Als diffe¬ 
rentialdiagnostisches Moment zwischen gutartiger Pylorusstenose 
und Gallensteinkolik, welche beide periodische Schmerzattacken her- 
vorrufen, hält Einhorn den Nachweis stagnierender Speisereste im 
nüchternen Zustand für maßgebend, sowie die Beobachtung, daß 
das Erbrechen Erleichterung verschafft, was es bei der Gallenstein¬ 
erkrankung nicht tut. Wichtig ist die Palpation des Pylorus, die 
nach Hausmann in 18% der normalen Fälle (gegenüber 1% der 
früheren Angaben) mit einer von ihm geschilderten Technik der 
tiefen Palpation gelingt. Auch die normale große Kurvatur ist in 
25% tastbar. Während diese am palpierenden Finger vorbeistreift, 
ist ein exspiratorisches Gurren zu fühlen und zu hören. Die kon¬ 
genitale hypertrophische Pylorusstenose wurde in 3Fällen 
vou Oarpenter histologisch studiert. Die Erkrankung ist auf die 
Pylorusgegend beschränkt, erstreckt sich aber auf alle Muskel- 


Gastrische 
und intestinale 
Tetanie. 


Giftigkeit 
des Magen¬ 
inhalts. 


Pylorus¬ 

stenose. 



252 


Lorenz. 


Kongenitale schichten und das Bindegewebe. Für die klinische Diagnose ist 
Pylorus- der äußerlich tastbare Tumor von Wert, aber nicht immer auffind¬ 
bar. Wegen der wenig ermutigenden chirurgischen Therapie wird 
auf rationelle Diät (Carpenter,Ibrahi m), häufige Magenspülungen 
und Antispasmodica der Hauptwert gelegt. Zwar sprechen Dufour 
und Fred et über gute Erfolge durch Pyloroplastik, doch erwähnt 
Voivnius des Sarwonat dabei 50°, o Todesfälle. Die Entstehung desVolvulus 
Magens. des Magens durch Drehung um seine Achse wird von Severe an u 
und Gomolu beschrieben. Sie tritt bei disponierten Individuen 
nach reichlichen Mahlzeiten, insbesondere großer Flüssigkeitsauf- 
nahme auf. Man findet dabei Füllung des Magens bei gleichzeitiger 
Undurchgängigkeit der Kardia für den Magenschlauch. Es gibt 
außer der akuten noch eine subakute, weniger stürmisch verlaufende 
Form. Hermes beschreibt einen Volvulus des peripherischen Teiles 
eines Sanduhrmagens; er war wie gewöhnlich in isoperistaltischer 
Super- Richtung entstanden. — Supersekretion von Magensaft findet 
Sekretion. 8 j c h nicht nur bei Perazidität, sondern auch bei normalen Säure¬ 
verhältnissen. Diese ist nach Pfannenstiel in den meisten Fällen 
auf einen chronisch-irritativen Katarrh zurückzuführen; häufig durch 
Kaffee oder Tabakmißbrauch, Ozäna oder langen Gebrauch von 
Medikamenten. Bei Abwesenheit motorischer Insuffizienz erfordert 
die Supersekretion keine besonderen therapeutischen Maßnahmen 
außer der Behebung der ursächlichen Momente. Wolpe fand wäh¬ 
rend der Menstruation Supersekretion mit Perazidität, welche bei 
ulkuskranken Frauen zu dieser Zeit Blutungen hervorrufen kann. 
Rheinboldt hat nach Pawlowscher Methode durch Kochsalz¬ 
wässer eine starke Magensaftsekretion beobachtet. Diese Wirkung 
kommt allen Kochsalzquellen gemeinsam zu. Cohnheim und 
Dreyfus haben am Duodenalfistelhund erwiesen, daß vom Darm 
aus typische sekretorische und motorische Störungen des Magens 
Perazidität ausgelöst werden können. Jukawa hat durch Adrenalin sowohl 
bei interner als intravenöser Anwendung in Fällen, in denen 
überhaupt Säure produziert wurde, "Vermehrung der Ausschei¬ 
dung gesehen. Bei Achylie und Karzinom blieb daher die Wir¬ 
kung aus. Zur Therapie der Perazidität hält sich Baläsz 
auch ohne Pylorusstenose zur Gastroenterostomie berechtigt; er 
fand in 3 Fällen entschiedene Besserung dadurch, daß sich Galle 
und Pankreassaft in den Magen ergoß und die Perazidität behob. 
Herabsetzung — Herabsetzung der Säuresekretion haben Winternit« 
der Sekretion, und Petri durch Wasserstoffsuperoxyd in °|oigen Lösungen be¬ 
obachtet; selbst bei Perazidität kann sie auf verschwindend kleine 


t 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


253 


MeDgen herabgedrückt werden. Besonders hat das Magnesium- 
perhydrol (3mal täglich 2 Tabletten k 0,5 g des 25°/oigen Präparates) 
bei Peraziditätsbeschwerden gute Dienste geleistet. R o d a r i hat 
die wichtige Beobachtung gemacht, daß Medikamente, welche 
auf die normale Magenschleimhaut als Sekretionserreger wirken, 
auf die entzündete hemmend einwirken, wie: Wismut, Albargin, 
Protargol, Eskalin. Man muß demnach bei funktionellen Sekretions¬ 
steigerungen anders Vorgehen als bei entzündlichen. Oel wirkt nach 
Munson, vor dem Probefrühstück genommen, sekretionshemmend, 
nach dem Frühstück wird nur der Höhepunkt der Verdauung ver¬ 
zögert. Bei Perazidität ist es also vor dem Essen zu nehmen 
und hat einen entschiedenen therapeutischen Wert, wirkt aber nur 
temporär. Rütimeyer fand in 75 Fällen die Herabsetzung der 
Säuresekretion durch die Oelkur allerdings nicht regelmäßig und 
vergänglich, lobt aber die krampfstillende Wirkung. Eumydrin 
übt in Dosen von 1—2 */* mg 3mal täglich einen hemmenden Einfluß 
auf die motorische und sekretorische Magenfunktion aus (Massini) 
und behebt schmerzhafte Pyloruskrämpfe (Austerlitz). Neuerliche 
Untersuchungen am Magenfistelhund von London und Polow- 
zowa haben ergeben, daß der Verdauungsprozeß bei mittlerer 
Menge des Mageninhaltes nur an der Peripherie vor sich geht; 
maximale Nahrungsmengen verlangsamen die motorische wie die 
Verdauungstätigkeit des Magens. Von den Verdauungsprodukten 
des Fleisches, Hühnereiweißes und Brotes wird vom Hundemagen 
nichts resorbiert; übrigens geht immer ein gewisser Prozentsatz der 
Nahrung von der Magenverdauung unverändert in den Darm ab. 
Falta bespricht die Wichtigkeit der Magenverdauung für die Ei¬ 
weißausnutzung; sie bezweckt in erster Linie die Lösung und De¬ 
naturierung des Eiweißes. Bei Ausschaltung des Magens beträgt 
der Resorptionsverlust für Ovalbumin bis 83°/o. Das optimale Ver¬ 
hältnis zwischen Pepsin und Säure ist nach Länderer kein festes. 
Bei geringen Pepsinwerten scheint auch geringe Säurekonzentration 
die beste Verdauung zu liefern. Alb. Müller hat gefunden, daß 
die Pepsinverdauung der Eiweißkörper nur von dem wahren Säure¬ 
gehalt der H-Ionenkonzentration abhängig ist, daher ihr Säureopti¬ 
mum eine breite Zone darstellt. 

Während vorübergehende Achylien in der Regel als funk¬ 
tionelle Störungen anzusehen sind, halten Faber und Lange jede 
länger dauernde Achylie durch eine chronische Gastritis verursacht, 
gleichgültig, ob sie als Acbylia simplex oder im Anschluß an perni¬ 
ziöse Anämie oder Karzinom auftritt. Hecht beschreibt eine eigen- 


Verdauung 

und 

Resorption. 


Achylie 



254 


Lorenz. 


Achyl ie. 


Nervöse 

Dyspepsie. 


Kumination. 


IMile^monöse 

Gastritis. 


artige Form von Achylia gastrica im Kindesalter, deren Haupt¬ 
symptom chronische Diarrhöen bilden. Graul beobachtete neben 
Achylie akute zirkumskripte Oedeme und Pemphigus. Alle diese 
Störungen sieht er als Teilerscheinungen einer angeborenen univer¬ 
sellen Asthenie an. 

Das Krankheitsbild der nervösen Dyspepsie ist sehr 
variabel. Hutchinson gibt auf Grund einer sehr schematischen 
Einteilung der funktionellen Dyspepsie die Behandlungsweise für 
die verschiedenen Formen an. D r e y f u s bespricht die nervöse 
Dyspepsie und macht insbesondere auf die Häufigkeit der psy¬ 
chischen Störungen aufmerksam, welche in der Aetiologie sogar 
an erster Stelle stehen. Während der Menstruation beobachtete 
PIönies in 83°/o von 450 Frauen Magenerscheinungen, welche 
als die Folge eines erhöhten Reizzustandes einer bereits vorher 
vorhandenen Magenläsion anzusehen sind. Hirsch beschreibt 
eine Form von nervöser Dyspepsie bei Masturbanten, welche die 
Symptome eines Ulkus macht, auch vielfach damit verwechselt 
wird. Die Ulkuskur hat {keinen Erfolg. Siegmund sah in 
einem solchen Falle durch Behandlung der Nase nach Flieli 
Heilung. Die in der Literatur veröffentlichten Fälle von Rumi- 
nation lassen sich nach Bruegel in einen angeborenen und einen 
erworbenen Meryzismus trennen. Der von Bruegel beobachtete 
Fall gehörte der zweiten Form an und war durch Spasmus eines 
durch allzu große Bissen gereizten Oesophagus bedingt. Schilling 
macht darauf aufmerksam, die Behandlung der Rumination sehr 
frühzeitig mit aller Energie zu betreiben, da sie bei alten Rumi¬ 
nanten vergeblich sei. 

Die phlegmonöse Gastritis ist in ihrer Aetiologie nicht 
einheitlich. Hall und Simpson beschreiben einen Fall, der von 
der Mundhöhle aus nach Extraktion mehrerer Zähne, wahrschein¬ 
lich infolge einer Stomatitis, entstanden war. Die gesamte Magen¬ 
wand war, am stärksten unter der Muskularis, kleinzellig infiltriert 
und enthielt Streptokokken. Nebenher war ein toxisches Exanthem 
am ganzen Körper aufgetreten. Auf die Entstehung von Magen¬ 
katarrh durch verschluckten Eiter aus der Nase und ihren Nebenhöhlen 
macht Hecht aufmerksam. Auch Pneumokokken können primär oder 
sekundär phlegmonöse Gastritiden hervorrufen. Münter beschreibt 
einen solchen Fall, der unter Fieber, Hämatemesis und Ikterus letal 
verlief. Einen Abszeß in der Pylorusgegend nach zirkumskripter 
Magenphlegmone teilt Bovce mit. Operative Heilung. Jonnesco 
und Groß mann haben einen Fall von Linitis plast ica beob- 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


255 


achtet, der unter den Erscheinungen einer chronischen Gastritis ver¬ 
lief. Der Obduktionsbefund ergab enorme Verdickung der Sub- 
mukosa mit reichlicher Entwicklung des elastischen Gewebes. Die 
Linitis plastica ist daher nicht als Neubildung, sondern als entzünd¬ 
licher Prozeß aufzufassen. 

Poncet hält an seiner Annahme der tuberkulösen Natur 
mancher Pylorusstenosen auch ohne direkten Nachweis des spezi¬ 
fischen Charakters fest. Es handle sich dabei um eine abge¬ 
schwächte Form der Tuberkuloseinfektion, obgleich eine solche Ver¬ 
allgemeinerung von verschiedenen Seiten abgelehnt wurde. Barchasch 
teilt 2 Fälle von sekundärer Pylorustuberkulose mit; in dem ersten 
erwies sich eine anscheinend einfache Narbenstenose tuberkulös, 
in dem anderen fand sich ein Solitärtuberkel neben Karzinom. 
H o 1 z m a n n sah eine Magentuberkulo3e mit zahlreichen Ulcera 
als Teilerscheinung einer Miliartuberkulose und 3 Fälle von Magen¬ 
geschwüren mit typischem Bau und riesenzellenhaltigen Tuber¬ 
keln bei chronischer Lungen und Darmtuberkulose. Brunner 
bespricht die Vorteile der Gastroenterostomie bei Magentuberkulose. 
Lion empfiehlt Wismut gegen das Erbrechen der Tuberkulösen 
1 Stunde vor dem Frühstück 20 g in 2 Glas Wasser auf einmal 
oder in 2—3 Partien zu nehmen. 

Die experimentelle Erzeugung des typischen Ulcus ventriculi 
gelingt nach Clairmont auch heute noch nicht. Alle experimentellen 
Defekte zeigen eine starke Tendenz zur Heilung. Z i r o n i hat übrigens 
nach Vagusresektion unterhalb des Zwerchfells Magengeschwüre er¬ 
zielen können. Anämie war zu ihrem Zustandekommen von förderndem 
Einfluß, allein aber nicht ausreichend. Bei Meerschweinchen hat Stern¬ 
berg durch starken Alkohol oder Fuselöl Magengeschwüre hervor¬ 
gerufen, was bei Kaninchen nicht gelang. Bolton hat eine für die 
Aetiologie des Magengeschwürs interessante Entdeckung gemacht. 
Er hat aus Magenschleimhaut ein gastrotoxisches Serum dargestellt, 
welches nekrotische Stellen erzeugt, die unter Mitwirkung deä 
sauren Magensaftes zu Geschwüren werden. Sie führten entweder 
rasch zur Perforation oder heilten rasch. Als wichtiges Merkmal 
für Magengeschwür hält Borgbjärg die kontinuierliche Super¬ 
sekretion. Im allgemeinen werden von ihm folgende diagnostische 
Sätze aufgestellt: Besteht 12 Stunden nach dem Abendessen Stag¬ 
nation mikroskopischer Art, so ist Ulkus oder Karzinom oder chro¬ 
nische Gastritis möglich; ist außer dieser noch im nüchternen Zu¬ 
stand salzsaures Sekret vorhanden, so ist Ulkus wahrscheinlich: 
besteht daneben noch eine makroskopische Stauung, so ist Ulkus 


Linitis 

plastica. 


Tuberkulose 
des Magens. 


Ulcus 

ventriculi: 

Aetiologie, 


Diagnose, 



256 


Lorenz. 


Ulcus 

ventriculi: 

Diagnose, 


Druck¬ 

schmerz. 


Ulkuskur. 


sicher vorhanden. Bönniger verwendet zur Diagnose des Magen¬ 
geschwürs den Schmerz, den die Salzsäure in dem ulkuskranken 
Magen hervorruft. Er führt 100—200 ccm Zehntelnormalsalzsänre 
durch den Magenschlauch ein, die er durch Streichen und Schütteln 
mit allen Teilen der Schleimhaut in Berührung bringt. Fehlen von 
Schmerz spricht gegen Ulkus. Der anftretende Schmerz kann durch 
Trinken von Milch gleich wieder behoben werden. J. E. Schmidt 
hat durch Studien an sich und an Magenfistelkranken konstatiert, 
daß eine direkte, spezifische Schmerzempfindung der Magennerven 
gegenüber hohen Salzsäurewerten nicht besteht. Jonas hat am 
Röntgenschirm nachgewiesen, daß in einer Reihe der Fälle der 
epigastrische Druckpunkt beim Stehen außerhalb des 
Magens fällt; in einer anderen Reihe zwar in den Magen fällt, aber 
passive Bewegungen nicht mitmacht, wogegen z. B. der Druck¬ 
schmerz eines durch Karzinom oder Perigastritis erzeugten Sanduhr¬ 
magens dem Magen selbst angehört. Da das eigentliche Früh- 
stadium des Ulcus ventriculi schwer zu diagnostizieren ist, da ins¬ 
besondere viele dieser Fälle ohne Blutung verlaufen, soll nach 
Cheney schon auf einzelne Ulkussymptome hin eine typische Kur 
eingeleitet werden, v. Tabora verwendet nach einigen Mißerfolgen 
bei der Lenhartzschen Kur wieder die Leube-Ziemssensche 
Methode in modifizierter Form, bei welcher Milch mit Sahne eine 
große Rolle spielt. Bei Hypersekretion hat er von regelmäßigen, 
bis 10 Wochen lang durchgeführten Atropininjektionen gute Erfolge 
zu verzeichnen. Zur Behebung der Mängel der beiden gebräuch¬ 
lichen, in ihren Diätvorschriften so sehr divergierenden Methoden 
schlägt Elsner eine vermittelnde Ernährungsweise vor, in welcher 
in den ersten Tagen Milch und Hygiama im Vordergrund stehen; 
vom 6. Tage ab gibt er Eier, Sahne oder Butter und Zwieback. 
Schabfleisch wird vermieden, um den Nachweis von okkulten Blu¬ 
tungen nicht zu vereiteln. Ewald hält die ausschließliche Ernäh¬ 
rung per rectum so lange aufrecht, als Nahrungszufuhr noch Schmerzen 
macht, was 4—6 Tage dauern kann; dann gibt er Miloh durch 
4 Tage von 250 g rasch auf 2 Liter steigend, dann Ei, Ende der 
ersten Woche Schabfleisch und Brei, dann rasche Steigerung der 
Kost; am 15. Tage schon 2300 Kalorien. Kühn verwendet eine 
Kombination der Leubeschen und Lenhartzschen Vorschriften. 
Statt Wismut empfiehlt er Eskalin 8—10 mg Morgens, dessen blut¬ 
stillende Wirkung von Vorteil ist. W. Sternberg gibt für die 
Ulkusbehandlung rationelle Kostvorschriften. Zur Oelkur empfiehlt 
Köhler Gelatinekapseln k 3 g, täglich 6—10 Stück. In Verfolgung 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


257 


der Theorie, daß der Magenschleimhaut beim Ulcus ein de norma 
vorhandener Stoff fehlt, der sie vor Selbstverdauung schützt, hat 
Katzenstein mit Antipepsin Versuche angestellt und gute Erfolge 
erzielt. Clairmont veröffentlicht aus der v. Eiselsbergschen 
Klinik in 67 °| 0 der Fälle günstige Resultate der Gastroentero» 
Stornie. Besonders günstig wurden die in der Nähe des Pylorus 
sitzenden Geschwüre beeinflußt. Leech rät vom Standpunkt des 
Internisten die Gastroenterostomie bei allen gutartigen Prozessen 
auszuführen, in denen die interne Behandlung versagt; bei bösartigen 
ist der Dauererfolg leider gering. Herrschell hat Besserung 
von Magenadhäsionen nach Ulcus durch Fibrolysinbehandlung 
gesehen. — Bei Magenblutungen älterer Individuen ist auoh an 
Arteriosklerose des Magens zu denken. Miliaraneurysmen und 
direkte Magengeschwüre sind nach v. Lewin ihre Ursache. Des¬ 
gleichen können auch Gastralgien und die pseudogastralgische Form 
der Angina pectoris älterer Leute von Magenarteriosklerose verur¬ 
sacht sein. Buday beobachtete einen Fall von rektalem Blutabgang, 
in welchem die Obduktion bei mäßiger allgemeiner Arteriosklerose 
eine hochgradige Sklerose der Magenarterien ergab. 

Karzinomentwicklung auf der Basis eines Ulcus sah Hagen 
in mehr als ’/» seiner Fälle. Das Ulcus carcinosum hat gewöhn¬ 
lich seinen Sitz in der Regio pylorica. Alexander beschreibt 
die Entstehung von Karzinom auf dem Boden einer Achylie, die 6, 
erwiesenermaßen 3 Jahre gedauert hatte. Im Anschluß an diesen 
Befund weist Boas darauf hin, daß er Fälle von Gastritis kennt, 
die nach jahrelangem Verlauf einen malignen Ausgang nahmen. 
Holzknecht und Jonas geben eine praktische Anleitung zur 
röntgenologischen Diagnostik der Abdominaltumoren, insbesondere 
zur Frühdiagnose des Karzinoms. Füllungsdefekte nach größeren 
Dosen von Wismutbrei lassen palpable, aber auch nicht palpable 
Tumoren des Magens erkennen. Durch Nichtgehobenwerden beim 
Baucheinziehen lassen sich Tumoren der Bauchwand unterscheiden, 
umgekehrt Verwachsungen mit ihr ausschließen* Extraventriku¬ 
läre Tumoren sind durch Veränderung der Form und Lage des 
Magens zu erkennnen u. s. w. Als Frühsymptom des Magen¬ 
karzinoms teilt Przewalski das Auftreten einer Verengerung der 
mittleren Interkostalräume der rechten Thoraxseite mit, die er 
als Reflexkontraktur vom rechten Vagus aus ansieht. Pfannen¬ 
stiel hält für die Diagnose des Magenkrebses die Symptome 
der motorischen Insuffizienz für die wichtigsten neben den an¬ 
deren Zeichen, jedoch Geschwürsymptome (Blut, Eiter) erst für 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 17 


Gastroentero¬ 

stomie 


Fibrolysin¬ 

behandlung. 

Arterio¬ 
sklerose 
des M&geus. 


Magen¬ 
karzinom : 


Diagnose. 



258 


Loren«. 


Diagnose beweisend. Baiscb weist auf die frühzeitige Verminderung 
<ies Magen- £ er p er jstaltik beim Magenkarzinom hin. Zur Frühdiagnose haben 
ferner Neubauer und Fischer eine neue Reaktion angegeben: 
Der Karzinommagensaft spaltet infolge seines Gehaltes eines durch 
den Krebs ausgeschiedenen Fermentes im Gegensatz zum normalen 
Magensaft Peptide ab. Neubauer und Fischer benutzen nun syn¬ 
thetisch dargestellte Tryptophanpeptide, die im Bromdampf durch 
Rotfarbung die Spaltung anzeigen. Witte bestätigt den Wert der 
Saiomonsche Salomonschen Probe. Er fand beim Magenkarzinom großen Ei- 
Probe ’ weißgehalt ( l /i —l’/a pro Mille Esbach) und erhöhten Stickstoffgehalt 

des Waschwassers vom nüchternen Magen. Als Grenzwert gibt er 
an: flockigen Niederschlag mit dem Esbachschen Reagens und 
20—SOmgN (Kjehldahl) in 100 ccm. Nach Pribram und Salo- 
mon kann man auch im Mageninhalt nach Probefrühstück das von 
der Wandfläche sezernierte Körpereiweiß durch Versetzung des 
Magensaftes mit Menschenpräzipitin 1:1000—2000 nachweisen. 
proteolytisches H. Fischer fand im Karzinommagensaft reichliche Endprodukte der 
t ei ment, hydrolytischen Eiweißspaltung (Leuzin, Tyrosin), deren Entstehen 
auf das Vorhandensein eines vom Karzinom gebildeten proteo¬ 
lytischen Ferments zurückgeführt wird. Grafe und Röhmer 
Hämolytische haben den Magensaft auf hämolytische Eigenschaften untersucht. 
^ lie^Mage» 6n na °h Probefrühstück gewonnene alkalisch gemachte Magensaft 

safte», enthält im Aetherextrakt Hämolysin, und zwar bei Karzinom stets, 
bei anderen Erkrankungen dann, wenn Pankreas- oder Darmsaft in 
den Magen zurückgeflossen war (z. B. bei Gastroptose). Für die 
Karzinomdiagnose hat diese Reaktion nur dann Wert, wenn die er¬ 
wähnte Fehlerquelle durch quantitative Trypsinbestimmung ausge- 
Berum- schaltet wird. Rosenbaum hat die Kellingsche Serumdia- 
ihagnostik, g^ostik, die darauf beruht, daß von Krebskranken mehr eines 
bestimmten Tierblutes gelöst wird als von Normalen und anderen 
Kranken, nachgeprüft; er bespricht die Mängel dieser Methode, er¬ 
achtet sie aber doch bei positivem Ausschlag für die Krebsdiagnose 
Verdauungs- verwertbar. Baradulin benutzt die Verdauungsleukozytose zur 
leukozytose, Differential diagnose zwischen Ulcus und Karzinom. Ueber den 
Milchsäure- diagnostischen Wert der langen Boas-Opplerschen Bazillen hat 
baziii.ii, Frieker Untersuchungen angestellt. Diese von ihm zur Gattung 
Leptothrix gerechneten Bazillen sind die Erreger der Milchsäure¬ 
gärung im stagnierenden säurearmen Mageninhalt. Im allgemeinen 
werden diese im Magen bei normaler Motilität nicht angereichert, 
daher berechtigt ihre Vermehrung die Diagnose des Zusammen¬ 
treffens von verminderter Säureproduktion und Herabsetzung des Ent- 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


259 


leerungsvermögens, was am häufigsten beim Karzinom zutrifft. Nach 
Latzei wachsen diese am besten bei einem mäßigen Milchsäure¬ 
gehalt des Magensaftes, der die Entwicklung anderer Bakterien 
hemmt. Bodella sucht die Identität des Boas-Opplerschen Ba¬ 
cillus, des Acidophilus und Bifidus zu erweisen. Ihr Vorkommen 
ist insofern von Wichtigkeit, als man die Diagnose der Milchsäure¬ 
gärung schon aus kleinsten Magensaftmengen stellen kann; im 
übrigen beweisen sie nicht mehr als die Milchsäure selbst. In 
Fällen, in denen die Ausheberung nicht möglich war, hat Sand¬ 
berg die langen Bazillen in den Fäzes durch Züchtung in Nähr¬ 
böden mit milchsaurem Magensaft nachgewiesen. Schnitzler be¬ 
schreibt ein geradezu typisches Auftreten von Metastasen im Metastasen, 
obersten Teil des Bektums nach Magenkarzinom. Diese rufen oft 
schon vor den Symptomen des primären Tumors Stenosenerschei¬ 
nungen hervor. — Das primäre Magensarkom ist selten. Magensarkom. 
Staehelin hat 88 Fälle aus der Literatur zusammengestellt. Seine 
klinischen Symptome sind verschieden und von jenen des Karzinoms 
kaum zu unterscheiden. Im allgemeinen zeigt es eine geringere 
Malignität als das Karzinom, doch ist das Bundzellensarkom wegen 
der bösartigen Metastasen gefürchtet. Das Lymphosarkom bietet 
für die Operation die günstigsten Verhältnisse. 


Simmonds hat ein Lymphosarkom der großen Kurvatur, Bircher 
ein reines, sehr zellreiches Fibrom des Magens beschrieben. Wegele 
sah ausgebreitete Polypenwucherung an derMagenschleim- 
haut, welche sich nach einem chronischen Katarrh entwickelt hatte. 
Bei jeder Magensondierung blieben Stücke im Magenschlauch haften. 
Die Gastroenterostomie besserte die Beschwerden, nicht aber die Blutungen. 
— Harvie fand bei einem 7jährigen Mädchen ein Trichobezoar, das 
die ganze Konfiguration des Magens angenommen hatte, Junghans 
beschreibt ein solches von 21 cm Länge und 600 g Schwere. — May 
beobachtete eine bisher noch nicht beschriebene bohnengroße Zyste mit 
Bilharziaeiern in der Magenwand. Der Kranke starb unter Intoxika¬ 
tionserscheinungen. 


Polypen- 
bildung an 
der Magen¬ 
schleimhaut. 


Trichobezoar. 


ßilharzia' 

zyste. 


Darm. Beim Ulcus duodeni besteht nach Pewsners uicus duodeni. 
Untersuchungen nicht selten Hypersekretion des Magens, trotzdem 
seine motorische Leistungsfähigkeit nicht gestört zu sein braucht. 

Das Duodenalulcus ist wegen der Häufigkeit der Perforation ge¬ 
fährlicher als das des Magens. Diagnostisch ist der Nachweis einer 
Magenerweiterung durch narbige Verengerung oder Pylorospasmus 
von Wert (Mitchell, Broadbent). L. Kuttner hat 2 Fälle von 
Duodenalulcus (bei einem Säugling und einem 4jährigen Kinde) be- 



260 


Lorenz. 


Glykosurie 
bei Duodenal- 
veriitzung. 


Pneuinatosis 

cystoides 

intestinorum. 


Ulcus jejuni. 


Dtlnndarm- 

ptosis. 


Darm¬ 

peristaltik. 


Arzneiinittel- 
wirkung auf 
die Peristaltik 


Peristaltik- 

Hormon. 


obachtet, die teils peptischer, teils urämischer Natur waren. Zak 
hat bei Vergiftung mit ätzenden Substanzen Glykosurie 
gesehen, die er mit einer Läsion des Duodenums in Zusammenhang 
bringt. Eicbler und Silbergleit haben experimentell durch Ver¬ 
ätzungen und Verschorfungen der Duodenalschleimhaut Glykosurie 
erzeugen können. 

Bei einem an Duodenalgeschwür Gestorbenen fand Gröndahl eine 
Unmenge von Gaszysten unterhalb der Serosa und Submukosa des unteren 
lleums und des Zwerchfells, die mit dem Lymphsystem in Zusammenhang 
waren. Die Ursache war Ansiedlung eines gasbildenden, nicht pathogenen 
Mikroorganismus im Lymphsystem. Gröndahl nennt diese Erkrankung 
Pneumatosis cystoides intestinorum. 

Schostak berichtet über 4 Fälle von Jejunalulcus nach 
Gastroenterostomie, von denen in der Literatur 35 bekannt sind. 
Er glaubt, daß es häufiger bei der vorderen Gastroenterostomie als 
bei der hinteren vorkommt. Einen Fall von Dünndarmptosis be¬ 
schreibt Simmonds. Bei einem Mann war, wahrscheinlich durch 
Schnürwirkung in der Nabelgegend, Magen und Kolon nach oben, 
der schlaffe Dünndarm nach abwärts gedrängt. Klinische Erschei¬ 
nungen waren nicht bekannt. Die Darmbewegungen des Men¬ 
schen wurden von Hertz am Röntgenschirm mit dem Wismutver¬ 
fahren studiert. 30 — 60 g Wismutkarbonat, nüchtern genommen, 
gelangen nach ‘/* Stunde ins Duodenum und erreichen in 3 bis 
5 '/* Stunden das Zökum. Der Durchgang durch den Dickdarm ist 
weit träger, nämlich über 7 Stunden. An dem Reflex der Stuhlentleerung 
nimmt das ganze Kolon teil, das durch die Bauchpresse nach ab¬ 
wärts geschoben wird. Ueber die Bewegungsvorgänge am Blind¬ 
darm hat Basler bei Ratten nach Grützners Methode mit ge¬ 
färbten Nahrungsmitteln gefunden, daß der Blinddarm niemals leer 
ist und sich erst dann entleert, wenn neue Nahrungsmittel den 
Dünndarm passiert haben, daß er also eine Art Reservoir für die 
Nahrungsmittel darstellt. Magnus hat mit Hilfe des Wismut-Röntgen- 
verfahrens die Wirkung verschiedener Arzneimittel auf die 
Darmbewegung des Hundes und der Katze studiert. Die bekannte 
Darmwirkung des Morphiums und Opiums wird durch Verzögerung 
der Magenentleerung infolge einer langdauernden Kontraktion der 
Magenmitte (Sphincter antri pylorici) hervorgerufen. Die Dick¬ 
darmbewegung wird durch Opium nicht beeinflußt. Rizinusöl be¬ 
wirkt eine beträchtliche Erregung der Dünndarmperistaltik, nicht 
der des Dickdarms, dagegen hat Sennainfus wieder nur auf das 
Kolon Einfluß. Zuelzer hat in Analogie zum Sekretin-Hormon 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


261 


für die Pankreassekretion aus der Magenschleimhaut ein sogen. Peri¬ 
staltik-Hormon gewonnen, das vom Wege der Blutbahn aus eine 
energische Peristaltik vom Duodenum bis zum Rektum hervorruft. 

In 2Fällen von postoperativem Darmverschluß beobachtete 
Bunge Spasmus des ganzen Dickdarms mit Ausnahme des Zökums mit 
schwerem Meteorismus und Ileuserscheinungen. Bei rechtzeitiger 
Diagnose noch vor dem Meteorismus kann der Spasmus durch Opium 
mit Belladonna zum Schwinden gebracht werden. Abführmittel sind 
kontraindiziert. Franke hält diesen Spasmus für eine traumatische 
Darmneurose und glaubt, die direkte Ursache dafür in der Medi¬ 
kation von Physostigmin zu sehen, wie er in 2 Fällen beobachtet 
hat. Ueber Ileus ist von Wilms eine ausführliche Monographie 
erschienen. Nach Vogel können Traumen durch die peritonealen 
Adhäsionen, die sie hervorrufen, zur Ursache von späterer Ver¬ 
stopfung und auch Ileus werden. Bei unvollkommenem Darinver¬ 
schluß macht Mathieu auf ein wenig gekanntes Symptom aufmerk¬ 
sam, das periumbilikale Plätschergeräusch mit seitlich abhängiger 
Dämpfung. Es ist bei Stenosen der Ileozökalgegend am deut¬ 
lichsten und schon vor dem Meteorismus nachzuweisen. 

Zur Funktionsprüfung des Darmes hat Ad. Schmidt die Ver¬ 
abfolgung seiner Probekost neuerlich präzisiert und die Ergebnisse 
dieser Methode mitgeteilt. Er gibt folgende Vorschrift als allgemeine 
Probediät für 2—3 Tage: Morgens */-» Liter Milch (Tee, Kakao mit viel 
Milch), eine Semmel (Zwieback, Kakes) mit Butter und ein weiches Ei. 
Frühstück: ein Teller Haferschleimsuppe mit Milch gekocht, geseiht 
(Mehlsuppe, Porridge). Mittags: 'ji Pfund feingehacktes Rindfleisch 
mit Butter leicht überbraten (inwendig roh) und gut passierten Kar¬ 
toffelbrei. Nachmittags: wie Morgens, aber kein Ei. Abends: Liter 
Milch oder ein Teller Haferschleim, eine Semmel mit Butter, ein bis 
zwei weiche Eier (Rührei), eventuell kann ferner gestattet werden 
etwas Rotwein, etwas Kaffee, Bouillon, gehacktes Kalbfleisch (Abends). 
Der Stuhlgang vom 3. Tag wird zur Untersuchung benutzt. Pariser 
schlägt vor, bei der Probekost die Milch auszuschalten, weil sie 
schon bei Gesunden im Darm ganz unberechenbar wirkt. Ueber 
die Fettresorption hat Köster wertvolle Untersuchungen ge¬ 
macht. Diese erfolgt sehr gut vom Dickdarm aus. Am besten 
wird Neutralfett resorbiert. Er empfiehlt per Klysma 40—60 g 
Olivenöl mit der gleichen Menge physiologischer Kochsalzlösung unter 
Zusatz von l°/oiger Soda. Zur rascheren Resorption Zusatz von 
0,3—0,5 g Pankreon. Schlesinger und Neumann haben bei Be¬ 
nutzung der Schmidtschen Probekost gefunden, daß bei alten 


Post- 

operativer 
Darm- 
verSchluß. 


Ileus. 


Funktions¬ 
prüfung des 
Darms: 
Schmidts 
Probekost. 


Fettresorption 



262 


Lorenz. 


Chronische 

Magen-Darm¬ 

dyspepsie. 


Gärungs¬ 

dyspepsie. 


Bedeutung 
der Darm- 
bakterien. 


Therapie des 
chronischen 
armkatarrhs. 


Leuten die Bindegewebsverdauung herabgesetzt ist. Es ist daher 
bei diesem der Genuß von halbrohem oder geräuchertem Fleisch ein* 
zuschränken. 

Unter dem Namen „chronische Magen-Darmdyspepsie“ 
hat Schütz in einer ausführlichen Studie eine Reihe von Sekre¬ 
tions- (Resorption s ) und Motilitätsstörungen des Darmes zusammen¬ 
gestellt und gibt von dieser Erkrankung ein vollständiges Krank¬ 
heitsbild mit Diagnose, Prognose und Therapie. Einhorn sucht mit 
Hilfe seiner „Perlenprobe“ die verschiedenen Verdauungsstörun¬ 
gen zu diagnostizieren. Er unterscheidet nach seinen Befunden 
zwischen Dyspepsia intestinalis universalis, wenn die Verdauungs¬ 
störung Eiweiß, Kohlehydrate und Fett gleichzeitig betrifft, und 
andere spezielle Formen, wenn nur einzelne Nahrungsmittel betroffen 
sind. Die Ursache der Gärungsdyspepsie sucht Herrn. Meyer 
in einer funktionellen sekretorischen Insuffizienz der Dünndarm¬ 
drüsen, wobei es im Chymus zu einer übergroßen Entwicklung von 
Gärungserregern (Fadenbazillen, Sproßpilze, insbesondere Hefe) 
kommt. Häufig sind sekundäre Katarrhe. Zur Therapie ist Ent¬ 
ziehung der Kohlehydrate, insbesondere Kartoffel, und die in den 
Gemüsen enthaltene von Zellhüllen eingeschlossene Stärke nötig. 
Adolf Schmidt schließt sich der Ansicht, daß die intestinale 
Gärungsdyspepsie als eine selbständige Darmerkrankung aufzu¬ 
fassen ist, an und legt zu deren Diagnose auf die Anwendung 
seiner Probekost großen Wert. Münzer und Delug haben für 
das zur Bestimmung der Stuhlgärung gebräuchliche Gärungsröhr¬ 
chen nach Straßburger Verbesserungen angegeben. Die Bedeu¬ 
tung der Darmbakterien besteht nach Schottelius in der Vor¬ 
bereitung der Ingesta zur Resorption, in der Anregung der Peri¬ 
staltik und in der Ueberwucherung von pathogenen Mikroorganismen. 
Straßburger hält eine bestimmte Menge von Bakterien im Darm 
für notwendig, die Verdauung zu ermöglichen. Ein übergroßes 
Bakterienwachstum jedoch durch Desinfektionsmittel zu bekämpfen, 
ist unmöglich; so wird z. B. durch Kalomel eine Zunahme statt 
Abnahme der Bakterien beobachtet. Plönies legt der bakteri¬ 
ziden Funktion des Dünndarms eine große Bedeutung bei, bei 
deren Ausfall eine Gefahr für den Wurmfortsatz und die Gallen¬ 
blase besteht. Die Therapie des chronischen Darmkatarrhs ist 
nach v. Aldor auf die Resultate der Ergebnisse der Schmidt- 
schen Probekost zu basieren; dabei verwendet er statt rohen 
Fleisches gebratenes. Bei langdauerndem Darmkatarrh werden hohe 
Eingießungen von heißem Karlsbader Wasser empfohlen. Umber 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


263 


hatte vom Tannyl Smal täglich 1—3g vor der Mahlzeit guten Er¬ 
folg. Die Tanninwirkung wurde von Frey studiert. Es wird 
durch Tannin nur die Schleimabsonderung gehemmt, die Kochsalz¬ 
ausscheidung und Wa8serresorption jedoch nicht beeinflußt. Kühn 
empfiehlt bei chronischen Darmkatarrhen, die in nervös gesteigerter 
Peristaltik ihren Grund haben, F o m i t i n, ein aus dem Baumschwamm 
erzeugtes Fluidextrakt. Bei Diarrhöen verschiedener Art, ins¬ 
besondere der tuberkulösen Form, gibt A u z o 1 o sterile Gelatine als 
Klysma in Dosen von &—10 g oder intern 10 g. Bei Darm¬ 
blutungen, insbesondere bei Typhus, hat Michaelis mit sehr 
gutem Erfolge heiße 5°/oige Gelatineklistiere von 260 —600 cm a ver¬ 
wendet, die er unter niederem Druck, am besten bei Erhöhung des 
Fußendes des Bettes einlaufen läßt. Bei akuten Darmstörungen Laktobaziiiin 
mit ZersetzungsVorgängen des Darminhaltes werden von We- un t d h g r °p*” irt ' 
gele und Klotz Laktobaziiiinpräparate und die Yoghurtmilch emp¬ 
fohlen (vergl. S. 26). Wejnert fand bei dieser Behandlung 
eine bedeutende Verminderung der Bakterienzahl im Kot, Leva 
eine Abnahme der aromatischen Oxysäuren im Harn. Biernacki 
fand experimentell Steigerung der Nahrungsausnutzung durch Lakto¬ 
baziiiin. 

Unsere Kenntnis von der Appendizitis wurde nach Appendizitis: 
den verschiedenen Richtung hin ausgebaut. Vom ätiologi- Aet,0l0K,e 
sehen Standpunkt aus besprach F. Kraus die Beziehungen der 
Infektion (insbesondere Streptokokken-) zu den mechanischen Fak¬ 
toren, welche die weitere Entwicklung der Krankheit mitbestimmen. 
Disponierend ist der Lymphatismus (vergl. S. 13 u. 14). No- 
wicki bespricht die beiden Haupttheorien der Appendizitispatho¬ 
genese, die infektiöse und die mechanische (durch Inhaltstauung). 

Er schließt sich der ersteren an. Für die familiäre Häufung der 
Appendizitisfälle scheint die Ernährungsart von Wichtigkeit zu sein. 

Auch Kocher sieht als Ursache des ersten Anfalls weder Beten- 
tion noch Kotstein, sondern Infektion an, von welcher wiederum die 
intestinale häufiger als die hämatogene sein soll. Desgleichen hält 
Wätzold die Bakterieninvasion vom Darm aus (vorwiegend Strepto¬ 
kokken und Kolibazillen, seltener Staphylokokken und Pneumokokken) 
für wichtiger als die hämatogen-embolische Entstehung. Die Häufig¬ 
keit der Appendizitis im Kindesalter sieht Progulski sowohl in 
der enormen Reichhaltigkeit des Wurmfortsatzes an Lymphgewebe 
als auch in der Häufigkeit der Darmerkrankungen in der Kindheit 
begründet. Von größter Bedeutung sind hier die Infektions¬ 
krankheiten. Friedjung hält einen Zusammenhang zwischen In- 



264 


Lorenz. 


Appendizitis: fluenza und manchen Perityphlitiserkrankungen der Kinder für mög- 
Aetioiogie, j£ c h. Hönck betrachtet die nach Influenzaepidemien gehäuft 
auftretenden Wurmfortsatzerkrankungen als Rezidive vorher über¬ 
standener Erkrankung. Er spricht sich gegen die hämatogene In¬ 
fektion überhaupt aus. Boese beschreibt einen Fall der seltenen 
Form von Staphylokokkenappendizitis, der durch Infektion 
mit Staphylococcus pyogenes aureus von einer Impetigo contagiosa 
der Finger aus erfolgt war. Hocke hat einen Fall von Perity¬ 
phlitis typhosa beobachtet, welche gleichzeitig mit Ablauf des 
Typhus verschwand und bei dem Rezidiv des ersteren wieder auf¬ 
trat. Heyde fand bei der appendizitischen Peritonitis in 
98°|o der untersuchten Fälle anaerobe Bakterien, teils im Wurm¬ 
inhalt, teils im Exsudat; und zwar Fäulnisbakterien, solche, die 
außerdem gärungserregende Eigenschaften besitzen und reine Gärungs- 
erreger, von welchen die letzteren (Buttersäurebazillen) sehr bösartig 
sind. Williams sah Appendizitis durch Darmsand, der aus Kal¬ 
ziumseifen bestand, auftreten. Stieda fand bei einer akuten 
Appendizitis einen wirklichen Fremdkörper, ein Stückchen Blei von 
der Größe eines Schrotkoms im Wurmfortsatz. Nach Klemm wirkt 
ein Kotstein nicht entzündungserregend, doch kann er den Verlauf 
einer Appendizitis ungünstig beeinflussen. Ebenso kann Retention 
von Inhaltsmassen allein ohne Anwesenheit pathogener Bakterien 
Trauma, keine Entzündung hervorrufen (Beitzke). Trauma als ätiologisches 
Moment der Appendizitis wird in 1—2 °/o von Brünning angegeben. 
Leicht verständlich ist dessen Wirkung bei bereits erkrankter 
Appendix oder Anwesenheit eines Kotsteins, aber auch der leere 
Wurmfortsatz kann von einer traumatischen Entzündung betroffen 
werden. Couteaud beschreibt einen Fall nach einem Trauma, das 
bei erschlafften Bauchdecken und kontrahiertem Ileopsoas die rechte 
Unterbaucbgegend betroffen hat. Da der Fall ohne Operation heilte, 
ist die Sicherheit der Diagnose nicht einwandfrei. Ebner sah in 
einem von ihm begutachteten Falle das 'Trauma als Gelegenheits¬ 
ursache der nachfolgenden Appendizitis an. Nach Janbrau und 
An gl a da kann ein Trauma bei gesundem Wurmfortsatz keine 
Appendizitis hervorrufen, wohl aber kann es bei einer chronischen 
latenten Form Anfall oder Perforation bedingen. Vogel beschreibt 
totale Durchreißung eines vorher erkrankt gewesenen, aber in 
Ausheilung begriffenen Wurmfortsatzes bei einem Sprung. — Die 
Aetioiogie der Aetiologie der chronischen Appendizitis ist nach Comby 
chronischen 86 h r verschiedenartig; es kommen Heredität, Angina, Magen-Darm- 
Ainiendizitis. a £p e ] I ti on en ) verschiedene Infektionskrankheiten, insbesondere Typhus, 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


265 


Uebermaß von Fleischnahrung in Betracht. Sie tritt am häufigsten 
im 15.—20. Lebensjahre auf und zeigt ein wechselndes Krankheits¬ 
bild, in welchem periodische Brechanfälle und Leibschmerz nach 
stärkeren Bewegungen selten fehlen. Die Bedeutung der Appendizitis 
für den Gynäkologen, insbesondere die wechselseitige Beeinflussung 
der Appendizitis und Schwangerschaft, würdigen Pankow, 
Runge, Czy ze wiez, Weber. — Die pathologische Anatomie 
der Wurmfortsatzerkrankung bespricht Nowicki auf Grund einer 
Untersuchungsreihe von 438 Fällen. Wätzold unterscheidet eine 
phlegmonös-abszedierende und eine pseudomembranös-nekrotisierende 
Form der Appendicitis acuta, deren Unterschiede er schildert. 
Morris spricht von einer fibroiden Degeneration des Wurmfort¬ 
satzes entsprechend der normalen Involution — sie verursacht eine 
intestinale Dyspepsie — dann von einer infektiösen, einer kon¬ 
gestiven (bei Wanderniere oder Stauungszuständen) und einer 
Appendizitis durch Uebergreifen vom Bauchfell. Für die Lokali¬ 
sation des Wurmfortsatzes ist nach Lanz der rechtseitige Drittel¬ 
punkt der Interspinallinie maßgebend, nicht der Mc Burneysche 
Punkt. Auch Lejars legt dem Mc Burneysehen Punkt für 
die Lokalisation der Appendix keine Bedeutung bei. Im übrigen 
schildert er eine für die verschiedene Lage charakteristische Ver¬ 
schiedenheit des Schmerzes. — Als Frühsymptome der Appen¬ 
dizitis würdigt Czernecki den Peritonismus, die Defence muscu- 
laire und die Aufhebung der Zwerchfellatmung. Die akute Wurm¬ 
fortsatzentzündung zeigt nach Cohn gegenüber der Behauptung von 
Heim kein den verschiedenen Infektionserregern entsprechendes 
spezifisches Krankheitsbild. Jaworski und Lapinski konnten 
bei 800 Ambulanten ohne Appendixerkrankung den Fortsatz über 
dem gespannten M. ileopsoas in der Hälfte der Fälle tasten; seine 
Dicke war verschieden. In der Hälfte dieser tastbaren Fälle war 
die Appendix druckempfindlich und bei 1 < aller Fälle auch der 
Mc B urneysche Punkt druckschmerzhaft. Hausmann bestreitet 
es, daß man Appendix und Zökum in der Hälfte der Fälle palpieren 
kann. Widmer beobachtete bei einem akuten Falle durch 8 Tage, 
während der schweren Erscheinungen, subjektives Hitzegefühl der 
rechten Körpers eite und Temperatursteigerung in der rechten 
Achselhöhle (um 0,3—1,5° höher als links). Hönck bestätigt diesen 
Befund und bezieht ihn auf einseitige Sympathikusreizung. In der 
Resorptionsperiode periappendikulärer Abszesse fand v. Bökay ziem¬ 
lich regelmäßig ein mehrtägiges Auftreten von Bradykardie. 
Diese ist prognostisch nicht ungünstig. Auf den Wert der Leuko- 


Appendizitis 

und 

Schwanger¬ 

schaft. 

Pathologische 
Anatomie der 
Appendizitis. 


Klinische 

Symptome 

der 

Appendizitis: 


Einseitige 

Temperatur- 

Steigerung, 


Bradykardie, 



266 


Lorenz. 


Appendizitis: 
Leukozytose. 


Chronische 

Appendizitis: 

Dyspeptische, 


Lar vierte 
Formen. 


D itf eren tial- 
diagnose 
der 

Appendizitis. 

Ileus. 

Peritonitis. 


zytenzählung für die Diagnose und Prognose der aknten Appen¬ 
dizitis macht Sonnenburg abermals aufmerksam. Die Leukozytose 
ist das Produkt aus der Toxizität der Infektion und der Wider¬ 
standskraft des Organismus. Nach Kothe ist die Vermehrung der ein¬ 
kernigen neutrophilen Leukozyten über die Norm (über 6°/o) diagnostisch 
wichtiger als die Vermehrung der Gesamtzahl. Cumston beschreibt 
eine dyspeptische Form der chronischen Appendizitis, 
welche durch Appetitmangel, Aversion gegen Fleisch, oft schmerz¬ 
hafte Diarrhöen und Druckschmerz des Mc Bumeysehen Punktes, 
zuweilen auch fühlbare Verdickung der Appendix charakterisiert ist. 
Auf Grund eines größeren Materiales hat Walko Untersuchungen 
über die larvierten Formen der chronischen Appendizitis an¬ 
gestellt. Es finden sich häufig Begleiterscheinungen von anderen 
Organen, welche reflektorisch, durch toxische Produkte, durch em- 
bolisöhe Prozesse oder mechanische Einwirkungen hervorgerufen 
werden können. Besonders finden sich häufig Sekretionsstörungen 
des Magens, sowohl Hyper- als Anazidität mit ihren bekannten Er¬ 
scheinungen. Diese stehen aber in keinem für die Diagnose ver¬ 
wertbaren Verhältnis zur chronischen Appendizitis, ebensowenig wie 
die übrigen subjektiven und objektiven Symptome sichere diagno¬ 
stische Anhaltspunkte liefern. Ferner können andere Erkrankungen 
eine chronische Appendizitis Vortäuschen: so langdauernde Gallen* 
Steinkrankheit, Adnexerkrankung, chronische Obstipation, chronische 
Kolitis. Wilms macht darauf aufmerksam, daß Zerrungen eines 
langen und beweglichen Zökums ähnliche Beschwerden machen 
können; in solchen Fällen behebt die Entfernung des Wurmfortsatzes 
allein ohne Fixation des Zökums die Beschwerden nicht. — Zur 
Differentialdiagnose unklarer Appendizitisfälle sollen nach 
Bennett Röntgenstrahlen verwendet werden, wodurch Uretersteine, 
tuberkulöse Lymphdrüsengeschwülste u. s. w. aufgedeckt werden. 
Gödecke sah akuten Ileus durch Umschlingung eines Darm¬ 
stückes vom langen Wurmfortsatz. Unter 30 Fällen von Appen¬ 
dizitis mit diffuser Peritonitis beobachtete Nitsch 21mal, daß 
der Anfall mit plötzlichem, um den Nabel lokalisierten Schmerz be¬ 
gann, der nach mehrstündiger Pause in der Fossa iliaca dextra er¬ 
neuert auftrat. Phillips schließt aus der Rigidität des M. rectus 
abdominis, ob eine Peritonitis zirkumskript oder generalisiert ist. 
Im ersten Falle besteht nur eine dem Eiterherd entsprechende, seg- 
mentale Rigidität, während das Abdomen bei der allgemeinen Peri¬ 
tonitis aufgetrieben und die gesamte Muskulatur rigid und unbeweg¬ 
lich ist. Der Schmerz bei der Perforation einer Appendizitis 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


267 


wurde von Kafemann an sich selbst beobachtet und wird wie ein 
plötzliches Hineinstoßen mit schartigem Messer in die Bauchhöhle 
und mehrmaliges Umdrehen geschildert. Nach Vincent ist die 
akute Appendizitis bei Säuglingen sehr ungünstig, auch bei Kin¬ 
dern unter 5 Jahren gefährlicher als bei Erwachsenen. Zur Ver¬ 
hütung der Appendizitis rät Tyson, der die Erkrankung als Folge 
der Zivilisation auffaßt, welche sich in den letzten Jahren sowohl 
absolut als relativ vermehrt hat, Regelung der Darmfunktion, ins¬ 
besondere Bekämpfung der Obstipation. Bei der Appendicitis Sim¬ 
plex haben Sonnenburg und Kothe gute Erfolge von der Ri¬ 
zinusölbehandlung gesehen. Sie geben es in Fällen von durch¬ 
schnittlich 87,5 Temperatur, 92 Puls, 15000 Leukozytose. Diese 
Methode ist auch zur Differentialdiagnose zwischen Enteritis brauch¬ 
bar; freilich ist sie nur für Spitalbehandlung verwendbar. Rotter 
verwirft sie; nach ihm kann sie weder auf die Entzündung der 
Wand noch auf den Inhalt der Appendix einwirken, sondern 
nur durch Vermehrung der Peristaltik schaden. Ebenso warnen 
Rosenheim, Körte und Karewski den Praktiker vor 
der Rizinusbehandlung wegen der Schwierigkeit der Indikations¬ 
stellung. Rovsing gibt in allen akuten Fällen Opium; wenn 
sich in 8—6 Stunden der Allgemeinzustand verschlechtert, ist 
chirurgisch einzugreifen. Nach A1 b u sind die mittelschweren 
und schweren Formen zu operieren (und zwar Frühoperation); nur 
bei den leichten kann man zuwarten. Die chronischen Formen be¬ 
dürfen vorerst einer sorgfältigen Indikationsstellung. Southam ist 
unbedingter Anhänger der Frühoperation und hat dabei die gün¬ 
stigsten Resultate zu verzeichnen. Nach Bis hop sollen nur ganz 
frische Fälle ohne Vorgeschichte operiert werden; sind schon Attacken 
vorausgegangen, so bestehen Verwachsungen und dann darf erst in 
der Zwischenzeit operiert werden. Auch Trolle ist gegen den 
augenblicklichen chirurgischen Eingriff. Er berichtet über eine kon¬ 
servative Behandlungsmethode mit Diät, Opium und heißen Um¬ 
schlägen. Erst nach 4—6 Wochen ist dann die Appendikotomie 
indiziert. Bei der chronischen Appendizitis rät Walko zur 
Appendikotomie, die in 75°/o seiner Fälle die sekundären 
Funktionsstörungen zum Schwinden gebracht hat. Halb an gibt 
die Indikationen für den chirurgischen Eingriff bei der Appendizitis 
während der Gravidität. 

Das primäre Wurmfortsatzkarzinom macht sehr häufig 
die Erscheinungen der akuten Appendizitis. Mc Williams hat 3, 
Kelly 4 derartige Fälle operiert, in welchen die Diagnose „Kar- 


Perforations- 

sohmerz. 

Prognose 
bei Kindern. 

Verhütung 

der 

Appendizitis. 


Therapie: 
Rizinus¬ 
behandlung, 


Opium¬ 

behandlung, 

Operative 

Behandlung. 


Karzinom 
des Wurm¬ 
fortsatzes. 



268 


Lorenz. 


Karzinom 
des Warm¬ 
fortsatzes. 


Ileozökal- 

uberkulose. 


Darm¬ 

divertikel. 


Colitis 

chronica 

gravi», 


-- ulcerosa 
chronica. 


zinom“ erst durch die mikroskopische Untersuchung festgestellt 
werden konnte. Das gleiche ergibt sich bei 48 Fällen aus der Lite¬ 
ratur. In einem Teile dieser Fälle schien die Neubildung als Ur¬ 
sache der Entzündung, in einem zweiten Teile das Karzinom auf 
der Basis einer chronischen Entzündung entstanden. Vassmerhat 
65 Fälle aus der Literatur zusammengestellt. Es ergibt sich überall 
ein Zusammenhang zwischen Appendizitis und primärer Neubildung. 
Nach Bellantoni beträgt die relative Häufigkeit des primären 
Appendixkarzinoms etwa 1 °/o aller Appendizitiden, wogegen Mouch et 
unter 2000 Fällen nur 6 verzeichnet. Isaac und Voeckler be¬ 
schreiben Fälle von primärem Krebs des Wurmfortsatzes. — Ueber 
die tumorbildende stenosierende Ileozökaltuberkulose 
sind eine Reihe von Beobachtungen gemacht worden. Shiota gibt 
von ihr ein genaues anatomisches und klinisches Bild. Die Steno- 
sierung erfolgt durch Schrumpfung des heilenden Geschwürs. Wenn 
in manchen Fällen auch spontan Heilung beobachtet wird, so dürften 
die meisten doch eine chirurgische Behandlung benötigen. Shiota 
hat in 64 n /o seiner Fälle die Resektion ausgeführt, v. Mangold 
und Läwen teilen je 3 operierte Fälle mit. Als zufälligen Befund 
einer primären Darmtuberkulose beschreibt Fischer einen linsen¬ 
großen tuberkulösen Herd mit reichlichen Bazillen im Darm bei 
einem an Sepsis verstorbenen 63jährigen Mann. Zwei andere Fälle 
von primärer Darmtuberkulose zeigten auch Lungentuberkulose jün¬ 
geren Datums. Thorspeken beschreibt eine Magenkolonfistel, die 
durch ein tuberkulöses Geschwür der Flexura coli sin. entstanden 
war. Interessant war dabei Acholie der Stühle bei Fehlen von 
Ikterus. Bei chronischer Darmtuberkulose batGnezda Melanogen- 
urie beobachtet. — Neben angeborenen Meckelschen Divertikeln 
kommen im Darm auch erworbene vor. Thomson beschreibt 
solche, die am Ileum durch zirkumskripte Tuberkulose und durcb 
ein akzessorisches Pankreas hervorgerufen wurden. Die Erschei¬ 
nungen waren die eines rezidivierenden Darmverschlusses resp. einer 
akuten Appendizitis. 

Die Colitis chronica gravis ist eine Erkrankung, die 
bei jungen Leuten auftritt, der chronischen Dysenterie sehr ähnelt 
und durch endogene Autoinfektion oder Autointoxikation bedingt 
ist. Rosenheim beschreibt 4 Fälle dieser Krankheit. Er be¬ 
handelt sie mit Kalomel 0,02 g, 10—12mal täglich durch 3 Tage 
hindurch, dann Wismut neben einer aus Milch und Kohlehydraten 
bestehenden Kost. Das Krankheitsbild der Colitis ulcerosa 
chronica präzisiert Zweig. Der Prozeß entwickelt sich mit 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


269 


einem 8—14tägigen akuten Anfall und klingt in eine jahrelange 
Krankheit mit zahlreichen akuten Rückfällen aus. Durch Resorp¬ 
tion von Toxinen kann auch ein sepsisähnlicher Zustand erfolgen. 

Zweig empfiehlt die rektoskopische Behandlung: Insufflation 
mit Dermatol, Acid. tannic. ana 10,0, Natr. chlor. 6,0, daneben 
3mal täglich je 3 Tropfen Opiumtinktur. Bei 2 Fällen von Colitis 
ulcerosa chronica von 9* resp. 4jähriger Dauer, in welchen die interne 
Behandlung erfolglos war, hatte Steiner nach Anlegung eines Anus 
praeternaturalis coecalis durch medikamentöse Ausspülungen mit ver¬ 
dünnter Jod- und Protargollösung Heilung erzielt. Die Erkran¬ 
kungen des S. romanum werden von Patel auf Grund von 
70 Fällen aus der Literatur in zwei Hauptformen eingeteilt; die 
Sigmoiditis und die Perisigmoiditis (akut eitrig und Sigmoiditis 
chronisch, nicht eitrig). Als Endstadium beider Prozesse erscheint 8i ^ 0 f^" is 
die entzündliche Stenose. Das Krankheitsbild der Perisigmoi¬ 
ditis besteht nach Stern in Empfindlichkeit oder Schmerz 
mit Resistenz im S. romanum bei leichter Temperatursteigerung. 

Er gibt zur Behandlung des Spasmus V* m g Atropin subkutan 
mehrmals. Ein Gegenstück zur Perityphlitis stellt die P e r i- 
colitis sinistra dar (Roberts), die namentlich bei Leuten Pericolitis 
mit langjähriger Verstopfung auftritt. Die Flexur fühlt sich auch 8inistra - 
nach Entleerung zylinderartig hart an (spastische Form), später wie 
ein verdicktes, flaches Band (atonische Form). Verwechslung mit 
Neoplasmen ist häufig. Nach den Erfahrungen Obratzows ist die 
Perisigmoiditis selten endosigmoidalen Ursprungs, sondern geht von 
Erkrankungen der Umgebung aus, am häufigsten von der Appen¬ 
dizitis. Er schildert die verschiedenen Lageveränderungen, 
welche das erweiterte S. romanum bei der Perisigmoiditis annehmen 
kann. Wi e s n e r hat nach Oel-Wismut-Klysma am Röntgenschirm 
eine Adhäsionsbildung nach Appendikotomie zwischen Zökum 
und Kolon feststellen können. Eine puerperale Form von Sigmoi¬ 
ditis und Perisigmoiditis führt Lehmann auf Obstipation wäh¬ 
rend der Schwangerschaft zurück. Die Behandlungsmethode 
der chronischen Kolitis, Sigmoiditis und Proktitis, die 
auf der Strauß sehen Poliklinik ausgeübt wird, teilt Läufer mit: 
sie besteht in heißen Darmspülungen von 42—45 ®C. mit 1—2 E߬ 
löffel Heidelbeerextrakt (Merk) auf einen Liter. — Die Colitis Colitis und 
mucosa (Enteritis membranacea), der eine katarrhalische Affektion ( ollca mucosu 
der Darmschleimhaut za Grunde liegt, ist von der Colica mucosa 
(Myxoneurosis intestinalis), als einer nervösen Erkrankung, zu trennen. 

Ewald kann mit Hilfe des Rektoskops an der Schleimhaut Unter- 



270 


Lorenz. 


Colitis und 
Colica mucosa. 


Kolon¬ 

karzinom. 

Proctitis 

sphincterica. 


Gonorrhoische 

Mastdarm- 

striktur. 

Hämorrhoidal¬ 

knoten. 


Polyposis 
coli et recti. 


Berstung des 
Rektums. 


schiede zwischen beiden nachweiaen. Friedrich hat in den 
schleimigen Abgängen der Colica membranacea kein Fibrin nach* 
weisen können, auch keine Bundzellen, aber reichlich Zylinder- 
epithelien. Cheinisse trennt von der Colica mucosa die nervöse 
Enter omyxorrhoe ab, bei welcher der Darm anfallsweise Schleim¬ 
supersekretion, aber ohne Schmerzanfälle zeigt; im Schleim finden 
sich keine oder nur spärliche Formelemente. Ueber die Behand¬ 
lung dieser Erkrankung ist noch keine Einigung erzielt worden. 
Ewald empfiehlt bei der Myxoneurosis intestinalis eine bestimmte 
Diät und Bleibeklistiere von Bismutose. Sansome behandelt 
die Colitis mucosa nach v. Noorden mit großen Mengen schwer 
verdaulicher, stark zellulosehaltiger Nahrung. Mummery macht 
bei fruchtloser interner Behandlung die Appendikostomie (Ein- 
nähung der Spitze des Wurmfortsatzes in die Bauchwand mit 
nachträglicher Eröffnung der Appendix) und wäscht durch die so 
erzeugte Fistel den Dickdarm aus. Keetly hat diese Operation 
bei verschiedenen Darmerkrankungen, insbesondere Kolitiden ver¬ 
schiedener Art, auch bei hartnäckiger Obstipation mit gutem Erfolg 
ausgefuhrt. — Clogg stellte die Symptome des Kolonkarzinoms 
aus einem Material von 72 Fällen zusammen. 

Die Proctitis sphincterica stellt einen ausgeprägten 
Krankheitstypus dar, den Strauß schildert. Subjektiv finden sich 
teils Jucken am Anus mit tenesmusartigen Erscheinungen, teils 
Schmerzen, die das Sitzen erschweren und den Schlaf rauben; 
objektiv Proktospasmus und häufig Blutungen. Die Diagnose 
ist durch das Proktoskop zu stellen. Zur Heilung dieser Zu¬ 
stände wird eine spezielle Lokalbehandlung angegeben. Gonor¬ 
rhoische Mastdarmstrikturen beschreiben Pickardt und 
Praetorius. Im ersten Falle bestanden Neuralgien. — Ueber die 
Entzündungen der Hämorrhoidalknoten gibt Payr ein 
detailliertes Krankheitsbild mit den Indikationen für die chirurgische 
Behandlung. — Esser beschreibt einen Fall von ausgedehnter 
Polyposis coli et recti, welche unter kolikartigem Schmerz 
fast stündlich diarrhoische, mit Blut und Schleim vermischte, über¬ 
aus stinkende Entleerungen verursachte. Wegen Nutzlosigkeit der 
internen Behandlung wurde mit Erfolg ein Anus praeternaturalis 
oberhalb der Ileozökalklappe angelegt. — Burckhardt beobachtete 
bei einem früher gesunden 17jährigen Mann intraperitoneale Ber¬ 
atung des gesunden Rektums durch heftige Bauchpresse während 
der Defäkation. Der Kranke hatte das Gefühl, als ob etwas gerissen 
wäre und kam deshalb rechtzeitig zur Operation, die Heilerfolg 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


271 


hatte. — Ueber die chronische Obstipation sind eine Reihe 
von Arbeiten erschienen, welche erweisen, daß die Aetiologie 
dieser alltäglichen Erkrankung noch nicht geklärt ist. Hertz hat 
durch röntgenologische Untersuchung ermittelt, daß der Sitz der 
Verzögerung der Peristaltik teils in der unteren Partie des Kolons, 
teils im Querkolon zu suchen ist. Brugsch und Pletner sehen 
in der habituellen Obstipation eine funktionelle Schwäche der 
Darmmuskulatur mit verminderter Sekretion ohne besserer Aus¬ 
nutzung der Nahrung. Mechanische Hindernisse machen Lieb¬ 
mann für die Obstipation bei Enteroptose, Gant für jene bei 
Lageveränderung, insbesondere Senkung des Dickdarms und Knickun¬ 
gen durch Adhäsionen verantwortlich. Die Hauptfrage ist die, ob 
es eine spastische Form der Obstipation gibt oder nicht. Nach 
Boas kann diese als spezielle Krankheitsform nicht aufrecht er¬ 
halten werden; die kleinkalibrige Form der Stühle ist nicht kon¬ 
stant, und Kolospasmus findet sich bei sehr verschiedenen Darm- 
leiden : bei nervösen Darmgesunden und bei Leuten mit habitueller 
Obstipation, ebenso wie bei solchen mit chronischen Diarrhöen, 
chronischer Sigmoiditis oder Rektumkarzinom. Tobias, Kretsch¬ 
mer, Singer halten an dem Krankheitsbegriff der spastischen 
Obstipation fest; letzterer konnte mittels des Romanoskops deut¬ 
lichen Kolospasmus mit schraubenförmiger Einziehung des Lu¬ 
mens beobachten, welcher Befund ebenso wie die Erfolge der anti¬ 
spasmodischen Behandlung die Abgrenzung dieser Krankheitsform 
berechtigt. Singer beobachtete auch bei Frauen während der 
Menopause häufig mit Obstipation einhergehende spastische Darm¬ 
zustände. Kisch faßt die spastische Obstipation als Hypersensi¬ 
bilität des Darmnerven bei nervösen Individuen auf. Die Diagnose 
ist nach Pflanz schwierig, da die charakteristischen Symptome 
oft fehlen und erst der Erfolg der Behandlung die Richtigkeit der 
Diagnose erweist. Zur Therapie der spastischen Obsti¬ 
pation wird allgemein von mechanischen Maßnahmen'abgeraten; 
Pflanz empfiehlt Atropin, methylobromat. und besonders das Eumy- 
drin in Dosen von 3 mg pro die, daneben salinische Abführmittel. 
Kisch gibt Belladonna, Moorbäder und warme Kohlensäurebäder. 
Bei anderen Formen der chronischen Obstipation wird zur Ver¬ 
mehrung des Stuhlvolumens entsprechend der Schmidt sehen 
Therapie von Mangels do rf reines Agar-Agar ohne Sagradazusatz 
(Agaroma) empfohlen. Blümel und Ulrici geben ein Zellulose¬ 
brot, das auf 1 1 j■> Pfund Teig 50 g fein gesiebte, gereinigte Buchen¬ 
holzspäne enthält. Carnot läßt, insbesondere zur Vermehrung des 


Chronische 

Obstipation. 


Spastische 

Obstipation. 



272 


Lorenz. 


Spastische 

Obstipation. 


Abführmittel. 


Eingeweide¬ 
würmer : 
Anguillula 
stercoralis. 

Ankylostoma 

duodenale. 


Taenia. 


Askariden. 


Wassergehaltes der Fäzes, za den Mahlzeiten 2—5 g Gelatine pul¬ 
verisiert oder fein gehackt nehmen. Cantra bezeichnet als dritte 
Hanptarsache der Obstipation neben Atonie und Spasmus die 
Plethora und empfiehlt zu deren Behandlung Massage. Mechanische 
Obstipation bei Enteroptose ist durch Leibbinde (Liebmann), bei 
Adhäsionen u. dergl. (Gant) durch chirurgische Beseitigung des 
Hindernisses zu beheben. Ueber die Wirkung der Abführmittel 
hat Ury Untersuchungen angestellt und fand als deren Wirkung 
nicht nnr gesteigerte Peristaltik, sondern auch gesteigerte Sekretion, 
zum Teil wirkliche Hy per Sekretion. Auch Esser hat letzteres 
für das Phenolphthalein nachgewiesen. Als schmerzlos wirkendes 
Abführmittel empfehlen Hammer und Vieth Aperitol, ein Di* 
valeriansäureester des Phenolphthalein, in Dosen von 0,4 g. Es 
wird erst im Darm gespalten. 

Tollens beschreibt den Befund von Anguillula ster¬ 
coralis in einem Falle von hartnäckigen Diarrhöen, die in 
Ostindien akquiriert wurden. Durch Extract. filicis und Kalomel 
war kein Erfolg, durch Thymol nur ein vorübergehender zu er¬ 
zielen. Eine schwere Ankylostoma-Epidemie herrscht in 
den Kaffeeplantagen der Insel Portorico. Nach A s h f o r d ge¬ 
langen die Parasiten dort in 96°/o der Fälle durch die Haut 
in den Körper, wobei zuerst eine Dermatitis auftritt. Die 
Behandlung erfolgt dort nach Patterson mit Thymol in 
folgender Weise: Nach der Stuhlentleerung durch Magnesia oder 
Natronsulfat werden nüchtern 2 g und nach 2 Stunden abermals 2 g 
Thymol gegeben; dann wieder Abführaalz. Diese Kur wird wöchent¬ 
lich einmal so lange fortgesetzt, als noch Eier auffindbar sind. 
Brandenburg hat unter 1300 mit Ankylostoma behafteten Berg¬ 
leuten weder schwere Anämien noch Beschwerden überhaupt ge¬ 
sehen, was er so erklärt, daß die typischen Erscheinungen durch 
Giftwirkung entstehen und nur bei der ersten Erkrankung 
auftreten; hat der Kranke einmal diese überatanden, ist er gegen 
weitere Schädigung des Giftes immun. Preti fand in den Wür¬ 
mern eine in die Gruppe der Lipoide gehörige hämolytische 
Substanz, deren Eigenschaften er ausführlich schildert. Grek 
und Reichenstein fanden bei an Bandwurm leidenden Personen 
Vermehrung der eosinophilen und Verminderung der neutrophilen 
Leukozyten, sowie Vermehrung der Lymphozyten. S chmitz berichtet 
über den therapeutischen Wert des Oleum chenopodii anthel- 
mintici gegen Askariden. Er gibt 8—10 Tropfen in Zucker¬ 
wasser oder Kapseln, darauf Rizinusöl. In */« der Fälle hatte er 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


273 


guten Erfolg, in den übrigen mußte die Kur wiederholt werden. Tricho- 

Garin berichtet über 17 Fälle von Trichozephalusenteritis, ze i' halus - 

die in der Literatur bekannt sind. Die Erkrankung besteht in 
Diarrhöen mit Erbrechen; zuweilen wird durch Druckschmerz und 
Fieber Appendizitis vorgetäuscht. Heilung durch Thymolbehand¬ 
lung, eventuell Wiederholung der Kur. Zur Erleichterung des Auf- Auftinden der 
findens von Parasiteneiern schüttelt Telemann ein Stück- Parasiteneier, 
chen Stuhl in einer Mischung von Aether und Salzsäure und zentri¬ 
fugiert. Im Sediment sind die Eier leicht erkennbar. Die von der 
Amoeba histolytica verursachte Amöbenenteritis ist nach Jür- Amöben- 
gens von der epidemischen Ruhr, die eine bazilläre Erkrankung enteritis. 
ist, zu trennen; sie unterscheidet sich auch von letzterer durch 
eigenartige Geschwürsbildung im Darm. Sie findet sich selten als 
reine Form, häufiger im Anschluß an andere Darmerkrankungen, 
auch an die bazilläre Ruhr und ist durch chronischen Verlauf und 
Neigung zu Rezidiven charakterisiert. Lorenz beobachtete endemi¬ 
sches Auftreten einer im allgemeinen leichtenForm von Am öben- 
enteritis. Diese war durch eine milde Amöbenart verursacht. 

Raymond und Woodhull empfehlen zur Behandlung der 
Amöbendysenterie als Spezifikum Ipekakuanha. Raymond gibt 
Abends 30 Tropfen Opiumtinktur und nach 20 Minuten 6 Kapseln 
mit je 5 g Ipekakuanha. Thornburgh macht tägliche Einläufe 
von 1 Liter 1 °/oiger Argyrollö sung und einmal in der Woche 
einen solchen von 100 g einer 10°/oigen Lösung. 

Peritonitis. Salzer schildert das Krankheitsbild der primären 
Diplok okkenperitonitis. Diese befällt zumeist das weibliche Dipiokokken- 
Geschlecht, tritt ohne Prodromalerscheinungen unter Schmerz in pent0Ultls - 
der Ileozökalgegend mit schweren Allgemeinsymptomen auf und 
kann leicht mit Appendizitis verwechselt werden. Die schwere 
Form kann in 2—8 Tagen durch Herzschwäche zum Tode führen, 
sonst bildet sich zumeist eine abgesackte Form mit Durchbruch 
(nicht selten in die Nabelnarbe). Salzer kennt 4 Fälle, die nach 
der Operation genasen. Das initiale Erbrechen bei der Peritonitis, Symptome 
das durch Reizung des Peritoneums entsteht, ist von dem späteren p erit d 0 ^ itis . 
durch Dünndarmlähmung zu unterscheiden. Heidenhain hält bei Erbrechen, 
letzterem die Enterostomie für lebensrettend. Die peritoDitische Blut- Biutdruck- 
druckerniedrigung, die auf einer Lähmung des Vasomotoren- ennedngung. 
Zentrums beruht, ist durch intravenöse Kochsalzinfusion mit Supra- 
reninzusatz (auf 1 Liter 6 Tropfen einer lpromilligen Suprarenin- 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1009 , 18 



274 


Lorenz, 


Peritonitis: 


Abdominale 
Schmer z- 
anfälle. 

Perforations¬ 

peritonitis. 


Entzündliche 

Netz¬ 

geschwülste. 


Unter¬ 

suchungs¬ 

methode. 


Hepatoptose. 


Ikterus. 


lösung) za bekämpfen. Bitter fand beim Tierexperiment, daß nicht 
nar das Peritoneum parietale, wie Lennander annimmt, sondern 
auch die Eingeweide selbst, besonders in der Nähe des Gefäßverlaufes 
schmerzhaft sind. Die schwierige Diagnostik der abdominalen 
Schmerzanfälle behandelt L. Kuttner in einer ausführlichen 
Monographie. Unter 51 Fällen von Perforationsperitonitis 
sah Murphy 2 vom Magen, 1 vom Duodenum, 6 durch Typhus 
und 42 durch Appendizitis. Nach der Operation verwendet er 
Enteroklysmen, denen er großen Wert beilegt; er läßt alle 2 Stunden 
1 Liter durch 40—60 Minuten einfließen. Guleke bespricht die 
Behandlung der diffusen Peritonitis vom chirurgischen Stand¬ 
punkt. Er empfiehlt nicht zu spülen und die Bauchwand bis auf 
eine kleine Drainöfinung zu schließen. Schulze hat bei tuber¬ 
kulösem Aszites intraperitoneale Sauerstoffinfusionen 
gemacht, die im allgemeinen gut vertragen wurden. In der Hälfte 
der Fälle traten zwar vorübergehende Beizerscheinungen auf, doch 
konnte man in allen nach 8—10 Tagen eine deutliche Besorption 
des Aszites nachweisen. Nur einmal unter 7 Fällen wurde eine 
zweite Einblasung notwendig. Sämtliche Kranke sind arbeitsfähig 
geworden. — Haberern macht auf die zuweilen nach Laparotomien, 
insbesondere Herniotomien auftretenden entzündlichen Netz¬ 
geschwülste aufmerksam und beschreibt einen Fall, in welchem 
sich nach einer Bruchoperation eine kopfgroße harte Geschwulst 
entwickelt hatte. Die Exzision ergab Granulationsgewebe. Auf 
Bettruhe und äußerliche Behandlung ging die Geschwulst zurück, 
doch verschwand sie erst nach dem Auftreten einer Eiterung darin 
nach Inzision und Drainage. 

Leber. Schürmayer unterscheidet die Leber und die übrigen 
subphrenischen Organe voneinander durch Kombination der üblichen 
physikalischen Untersuchungstechnik mit der Böntgenmethode 
unter zahlenmäßiger Festlegung der Entfernungen im Verlauf kon¬ 
stanter Bichtungslinien. Bei der sogen. Hepatoptose handelt es 
sich nach Föderl, der 2 Fälle operiert hat, und Tandler nicht 
um eine Verschiebung des Organs, sondern um eine Form Ver¬ 
änderung der Leber, welche sich infolge ihrer aktiven Plastizität 
dem ihr zugewiesenen Baum anpaßt. In einem Falle von Icterus 
catarrhalis, der infolge Suizidiums zur Autopsie kam, konnte 
Eppinger als Ursache des Ikterus entzündliche Schwellung und 
Infiltration des adenoiden Gewebes des Ductus choledochus nach¬ 
weisen, wodurch der Gallengang verschlossen worden war. Chiray 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


275 


schildert das Krankheitsbild der verschiedenen Formen der Gallen- 
stauung. Nach Bauer handelt es sich bei der Genese des 
Icterus simplex um eine Leberschädigung und nicht um ein¬ 
fachen mechanischen Verschluß, weil dabei ebenso wie bei der Leber¬ 
zirrhose, nicht aber bei der Cholelithiasis, alimentäre Galaktos- 
urie vorkommt. Chauffard bespricht den hämolytischen 
Ikterus, der bisher nur experimentell studiert wurde. Beim Menschen 
findet sich neben dem Fehlen aller Symptome der Gallenretention 
im Gegensatz zum Stauungsikterus im Blut Fragilität der roten 
Blutzellen, Mikrozytämie und Granulierung der Erythrozyten. Mouri- 
quaud und Bouchut fanden im Verlauf des Morbus Base¬ 
dow ii Ikterus durch Hypercholie mit Leber- und Milzschwellung, 
Albuminurie, Zunahme der Herzbeschwerden und Kachexie. Die 
Prognose solcher Fälle ist ungünstig. Beuttenmüller berichtet 
über 3 Fälle von chronischem Ikterus mit Periostitis ossi- 
ficans unter Bildung von Trommelschlegelfingern. Dabei bespricht 
er die Differentialdiagnose von Akromegalie uud Osteoarthropathie 
pneumique. Er nimmt mit Obermayer als Ursache der Erkran¬ 
kung eine toxische Schädigung der Gewebe durch den chroni¬ 
schen cholämischen Zustand an. — Unter 300 Fällen, die wegen 
Gallensteinkrankheit zur Operation kamen, hat Riedel 4mal keinen 
Gallenstein gefunden. Bei allen diesen Fällen war zuerst 
Schmerz in der Gallenblase, nachher Ikterus aufgetreten. Es läßt 
sich daraus schließen, daß manche der konservativ geheilten Fälle 
von Cholelithiasis ohne Stein verlaufen waren. In einem Falle von 
Gallenkolik fand Lorey neben einigen erbsengroßen Steinen 
Reinkultur von Bac. paratyphosus alcalifaciens. Lamare beschreibt 
eine chronische Cholangitis in den Tropen, die auf Alkohol 
und Verdauungsstörungen zurückgeführt wird. Ein Teil der Fälle 
heilt unter Diät und Thermalkuren, ein anderer geht in Zirrhose 
über. — Simmonds sah bei einem9monatlichen Kind Gallengang- 
und Gallenblasentuberkulose als Teilerscheinung einer Miliar¬ 
tuberkulose. — Bei der Bildung der Gallensteine fällt, wie 
Bacmeister nachgewiesen hat, das Cholesterin aus der stagnieren¬ 
den Galle auf Grund eines chemischen Umsatzes aus. Dieser Prozeß 
wird durch die Anwesenheit von Eiweißkörpern, insbesondere von 
Epithelien der Gallenblase beschleunigt. Nach Lichtwitz sind es 
dagegen die Reaktionen zwischen den Kalziumionen der Galle und 
den Phosphaten und Bikarbonaten des hinzukommenden Eiweißes, 
welche ein Ausfallen von kohlensaurem und phosphorsaurem Kalk 
hervorrufen. Dadurch wird die alte Naunynsche Ansicht be- 


Cholezystitis 

und 

Cholangitis. 


Chronische 
Cholangitis 
der Tropen. 

Gallengang¬ 

tuberkulose. 

Genese der 
Gallensteine. 



270 


Lorenz. 


Genese der stätigt. Exner und Heyrovsky machten die wichtige Beobach- 
Gaiiensteiue: tung, daß durch das Wachstum von Bakterien in der Galle die 
gallensauren Salze zerstört werden, wodurch das Lösungsver¬ 
mögen für Cholesterin vermindert wird und letzteres ausfällt. Pink 
beschreibt bei der Cholelithiasis Degenerationsvorgänge der 
Gallen blasen epithelien mit Myelinbildung. Beck rät zur Sicht¬ 
barmachung der Gallensteine am Röntgenschirm den Kranken 
in solche Lage zu bringen, daß die Strahlen nur einen Teil der 
Lebermasse zu durchdringen brauchen, was bei Bauchlage durch 
Unterschieben von Kissen unter das Schlüsselbein und unter die 
linke Körperseite erzielt wird. Zur Palpation der Gallensteine 
wird die vomübergebeugte Haltung des Patienten bevorzugt. Zur 
Aetiologie der Cholelithiasis macht Schwarz auf das sehr 
häufige (in 80°/o) Vorhandensein chronischer Verstopfung auf- 
Diagnose, merksam, die zu infektiöser Cholangitis führt. Zur Diagnose wird 
auf den Boasschen Druckpunkt in der Höhe des zwölften Brust¬ 
wirbels rechts hingewiesen. NachRenvers ist zwischen asepti¬ 
schen Gallensteinen und bakteriell infizierten Gallenwegen 
zu unterscheiden. Die ersteren liegen symptomenlos in der Gallen¬ 
blase, bis sie durch mechanische Einwirkungen in Bewegung gesetzt 
werden und einen typischen Anfall machen. Hier ist es nicht 
zweckmäßig, durch Opium die Steinaustreibung zu verhindern. Bei 
infizierten Gallenwegen kann jedoch die Austreibung ge¬ 
fährlich werden; hier ist Morphium anzuwenden, im übrigen zumeist 
Therapie, die chirurgische Behandlung vonnöten. Die Gallensteinbehand¬ 
lung hat nach Gilbert entweder den Stein zu entfernen oder die 
Erkrankung in ein latentes Stadium überzuführen. Letzteres wird 
in neuerer Zeit bevorzugt. Bei Choledochusverschluß wird die Oel- 
kur empfohlen. Renvers und Ramond haben jedoch von letzterer 
keine oder unbefriedigende Resultate gesehen. Löwy und Glaser 
haben Vermehrung der Gallenausscheidung und Erhöhung ihres 
Lösungsvermögens für Gallensteinsubstanz durch Chologendar- 
reichung gefunden. Ebenso empfiehlt diese Jacoby, während 
sich Hecht dagegen ausspricht, da die Heilwirkung des Cho- 
logens nur im Kalomel beruht. Bock empfiehlt Gallisol, dasaus 
Kali sulfurat., Ol. Ricini und Ol. Cadini besteht, als Cholagogum. 
Fink hat unter 400 Fällen aus dem Jahre 1906 nahezu bei allen 
günstige Wirkung der Karlsbader Kur gesehen. Ueber die Er¬ 
folge der chirurgischen Behandlung der Cholelithiasis be¬ 
richtet Kehr auf Grund von 1309 Gallensteinoperationen. Mon- 
gour rät bei Choledochusverschluß dann zur Operation, wenn die 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


277 


Akute gelbe 
Leber¬ 
atrophie. 


Leber insuffizient ist, was aus dem Auftreten von Urobilin im Blut¬ 
serum und Harn (metapigmentärer Ikterus) ersichtlich ist. Schür¬ 
mayer betont, daß mit der operativen Entfernung der Steine die 
Erscheinungen der Cholelithiasis in der Hegel noch nicht behoben 
sind. Zur Heilung der fortbestehenden Cholangitis wird 
Probilin, das aus salizylsaurem und ölsaurem Alkali mit Zusatz 
von Phenolphthalein und Menthol besteht, empfohlen. 

Fälle von akuter gelber Leberatrophie beschreiben 
Beichmann ohne bekannte Aetiologie, Fischer nach ömonat- 
licher syphilitischer Infektion. Blum erzeugte durch Neben¬ 
nierensaft Leberveränderungen, und zwar Gefäßschädigungen 
bei intravenöser, Zellschädigungen bei subkutaner Einverleibung. 

— Eine Statistik über den tropischen Leberabszeß bringt Leberabszeß. 
Charles. In 3 Fällen konnte Bfeiere durch radiologische Unter¬ 
suchung den Verdacht auf dysenterischen Leberabszeß bestätigen 
und die Lokalisation feststellen. — Bei Besprechung des heutigen 
Standes der Lehre von der Leberzirrhose betont 0. Meyer Leberzirrhose, 
die ätiologische Einheitlichkeit des Prozesses und die Uebergänge 
der einzelnen Formen ineinander, ohne die klinische Abgrenzbarkeit 
der Laenneeschen und Hanotschen Form zu leugnen. Nach 
Melchior hängt die Ausbildung der atrophischen oder der hyper¬ 
trophischen Form teils von der Schwere und Dauer der Alkohol¬ 
vergiftung, teils von individueller Konstitution ab. Symmers be¬ 
schreibt Zwischenformen zwischen akuter gelber Atrophie und 
Zirrhose. — Bibbert fand, daß sich der Farbstoff bei vorsichtiger 
Injektion einer Karminlösung in die Pfortaderblutbahn unregelmäßig 
in der Leber verteilt. Diese Tatsache berechtigt zum Schluß, daß auch 
das von verschiedenen Organen stammende toxinhaltige Blut die 
Leber ungleichmäßig schädigt, woraus die Eigenart der zirrhotischen 
Lebererkrankung verständlich wird. Poggenpohl nimmt für die 
Leberzirrhose auf Grund von 24 histologisch untersuchten Fällen 
die enterogene Entstehung an. Chronische Katarrhe des Magen- 
darmtraktus führen vorerst zu Pankreaserkrankung, durch die dar¬ 
auffolgende Sekretionsstörung entwickeln sich Gärungs- und Fäulnis¬ 
produkte, welche auf dem Wege der Pfortader die Leber schädigen 
und die Bildung der atrophischen Leberzirrhose veranlassen. Luz- 
zatto bespricht gleichfalls das häufige Vorkommen von Pankreas¬ 
erkrankung bei der Leberzirrhose. Einen Fall von tuberkulöser Tuberkulose 
Leberzirrhose beschreibt Isaac. Die Erkrankung war au f Leberzirrhose, 
hämatogenem Wege entstanden; es fanden sich nach 3jährigem 
Verlauf zahlreiche Uebergänge von Lymphzelleninfiltration zu zirrho- 



278 


Lorenz. 


Leberzirrhose 
Typhöse —, 

— nach 
Malaria, 

Arthritisclie — 


Experimen¬ 
telle —. 


Knotige 

Leberhyper¬ 

plasie. 


Talmasche 

Operation. 

Fibrolysin- 

wirkung. 

Lebersyphilis 

Primäres 

Leber¬ 

karzinom. 


:tischen Partien. Biliäre hypertrophische Zirrhose nach typhöser 
Cholezystitis beobachteten Cestan und Azäma, nach Malaria 
Dnprey und Tucker. Baccelli beschreibt das klinische Krank¬ 
heitsbild einer bisher unbekannten Form von hypertrophischer Leber¬ 
zirrhose, die auf uratischer Grundlage ruht. Sie geht mit 
starker Lebervergrößerung aber ohne Aszites und ohne Ikterus ein¬ 
her und hat einen sehr langwierigen aber relativ gutartigen Ver¬ 
lauf. Fi schier hat bei Hunden mit Phosphor und einem Gemisch 
von Aethyl- und Amylalkohol toxische Lebererkrankung erzeugt, 
bei geringer Dosierung nur Funktionsstörung (Urobilinnachweis in 
der Galle), bei stärkerer echte Leberzirrhose. Die Pareuchym- 
degeneration war das Primäre, die Bindegewebswucherung das 
Sekundäre. Anton beschreibt ein interessantes Krankheitsbild von 
Dementia choreo - asthenica in Zusammenhang mit k n o t i g e r 
Hyperplasie der Leber bei einem 14jährigen Mädchen. Franz 
beobachtete bei einem Fall von Leberzirrhose einen Kollateral- 
kreis lauf auf dem Wege des Re tzius sehen Systems. Ueber 
günstigen Erfolg der Talma-Operation trotz vorhandenem 
Ikterus, der als Kontraindikation gilt, berichtet Albrecht 
Mo erlin sah durch Fibrolysininjektion rasche Besserung 
einer Leberzirrhose. — Fälle von Lebersyphilis mit Fieber¬ 
erscheinungen beschreiben Nasarow, Stauder und Däm¬ 
mert, Fälle von primärem Leberkarzinom werden von 
Loehlein mitgeteilt. 


Sekretion des 
Pankreas. 


Kontinuier¬ 

liche 

Sekretion. 


Pankreas. Die Sekretion des Pankreas wird im allgemeinen 
durch Salzsäure gesteigert, durch Natron bicarbonicum, Opium, 
Kodein und Atropin gehemmt (Bickel, Glaessner und Popper). 
Neben Brot und Fleisch steigern nach Bickel Fleischbrühe, 
Maggis Bouillonpräparate, desgleichen alkoholische Getränke und 
Kochsalzwässer die Sekretion, dagegen haben Glaessner und 
Popper eine spezifische Sekretionserregung durch Nahrungsmittel, 
wie sie für den Pawlow sehen Hund gilt, nicht konstatieren können. 
Auch Mazurkiewicz fand keine Anpassung der Drüse an 
die Nahrung. Der gesamte Gehalt des Pankreassekrets an festen 
Bestandteilen steht nach ihm im umgekehrten Verhältnis zu der 
wechselnden Absonderungsgeschwindigkeit. Bickel beschreibt bei 
einem Pankreasfistelkranken kontinuierliche Sekretion des 
mit der Fistel in Verbindung stehenden Pankreasabschnittes eines 
wasserreichen, fermentarmen Saftes und Versiegen des Sekretion auf 
auf antidiabetische Diät, worauf sich die Fistel spontan schloß. 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


279 


Glaessner und Popper fanden bei einem Pankreasfistelpatienten 
im Sekret tryptisches, diastatisches und fettspaltendes Ferment und 
daneben noch ein Toxin, das bei intraperitonealer Einverleibung 
Kaninchen innerhalb 5 Stunden tötete. Auch Guleke fand ein 
solches Toxin im normalen Pankreassekret. Er bezieht den Tod 
bei der akuten Pankreatitis auf Vergiftung durch resorbiertes 
Sekret. Loewi hat auf experimentellem Wege nachgewiesen, daß 
bei Adrenalininstillationen in den Konjunktivalsack nach 
Pankreasexstirpation Mydriasis auftritt, was bei normalen Tieren 
nicht erfolgt. Er schließt daraus, daß das Pankreas die Funktion 
habe, die Adrenalinempfindlichkeit gewisser sympathisch innervierter 
Organe zu hemmen. Er fand Pupillenerweiterung bei manchen Dia¬ 
betesfällen und bei Morbus Basedow». S a 1 o m o n verwendet 


Toxin im 
Pankreas - 
sekret. 


zur Diagnose der Pankreaserkrankungen die Vermehrung Diagnose der 
des Lezithins im Stuhle nach Schmidtscher Probekost. Bei un- Pankreas- 
vollkommenem Pankreasverschluß ohne Steatorrhoe kann man solche erkrankun '’ en 


durch 2tägige Haferkost nach v. Noorden hervorrufen. Schlecht gibt 
eine Pankreasfunktionsprobe an, welche mit Sicherheit den 
Nachweis des Vorhandenseins oder Fehlens des Pankreastrypsins in den 
Fäzes ermöglichen soll. Der Kranke erhält Morgens nüchtern einen 
Einlauf (am besten Glyzerinspritze), nach dem Stuhlgang eine Probe- 
mahlzeit, 1—2 Stunden darauf ein Abführmittel (0,3 Kalomel mit 0,5 
Purgen). Die darauffolgenden Stühle werden in leicht alkalischer 
Reaktion auf Serumplatten in kleinen Tröpfchen ausgesät und 
24 Stunden lang bei 55— 60° bebrütet. Bei Vorhandensein von 
Trypsin tritt mehr oder minder starke Dellenbildung ein. Die 
Cammidgesche Urinreaktion wird für die Diagnose der Cammidgesche 
Pankreaserkrankungen von verschiedenen Seiten empfohlen. Nach Probe 
Eisesser beruht diese entweder auf einem direkten Abbau der 


pentosehaltigen Nukleoproteide des Pankreasgewebes oder auf einer 
Veränderung der Harnbeschaffenheit durch Derivate von freigewor¬ 
denem Glyzerin oder von diesem bedingte Stoffwechselprodukte. Sie 
ist positiv bei akuter und chronischer Pankreatitis, Abszeß und 
hämorrhagischen Zysten (Watson, Fiorio und Zambelli) und 
Karzinom (Friedmann). Nach einer ausführlichen Darstellung der 
anatomischen Verhältnisse des normalen und erkrankten Pankreas 


macht Mayo-Robson auf die innigen Beziehungen des sogen.. Beziehungen 
Icterus catarrhalis zu Erkrankungen des Pankreaskopfes auf- von Pankreas 
merksam. Für die Diagnose hält er die C a m m i d g e sehe Reaktion zum i cterus 
und die Stuhluntersuchung auf unverseiftes Neutralfett für gleich catarrhalis. 
wertvoll, dagegen ist die Glykosurie kein verläßliches Symptom. 



280 


Lorenz. 


Pankreatitis 

haemorrhagica 

acuta. 


Pankreatitis- 

Symptome. 


Pankreas- 
er Kränkung 
bei Inlluenza 
und Angina. 

Pankreas¬ 

steine. 


Pankreas- 

Karzinom. 


Pankreas¬ 

sarkom. 


Berard und Chalier sowie Lenzmann beobachteten Fälle von 
akuter hämorrhagischer Pankreatitis mit Fettgewebsnekrose 
und letalem Ausgang bei jugendlichen Individuen. In beiden Fällen 
trat die Erkrankung unter Ileuserscheinungen plötzlich mit heftigem 
Schmerz in der Magengegend auf. In einem Falle fand sich als 
charakteristisches Frühsymptom Zyanose der Bauchhaut in der 
Nabelgegend. Dreesmann bespricht die Symptome, die Dia¬ 
gnose und Behandlung der Pankreatitis. Charakteristisch ist der 
mit enormer Heftigkeit einsetzende Schmerz, der dann im Gegen¬ 
satz zum Ileusschmerz kontinuierlich bleibt. Er steigert sich im 
Gegensatz zum Cholezystitisschmerz sofort nach Nahrungsaufnahme. 
Seine Lokalisation ist verschieden. Gewöhnlich folgt dem ersten 
Schmerz ein schwerer Kollaps mit Erbrechen, das aber niemals 
fäkulent wird. Trotz Auftreibung des Leibes ist die Muskel¬ 
spannung gering oder kann ganz fehlen. Die Temperatur kann ver¬ 
schieden sein. Nach Noetzel ist die Unterscheidung zwischen 
hämorrhagischer und eitriger Pankreatitis in der Praxis ohne Ope¬ 
ration unmöglich. Die akute Pankreatitis ist in jedem Falle za 
operieren. Bei gleichzeitiger Erkrankung der Gallenblase ist auch 
die Cholezystotomie zu machen und umgekehrt hei jeder Gallenstein¬ 
erkrankung genau aufs Pankreas zu achten. Hirschfeld beschreibt 
Pankreaserkrankungen im Anschluß an Influenza und Angina, die 
sich durch öftere Kolikanfälle mit Magendarmerkrankung und Glykos- 
urie ohne Polyurie manifestierten. — Skalier beschreibt Magen¬ 
krämpfe, die durch Pankreaskonkremente bedingt waren. In 
einem von 6 Fällen sah er in den Fäzes verschiedengeformte, kleine 
Konkremente, deren Abgang aber nicht an die Kolikanfälle gebun¬ 
den war. Rindfleisch teilt 2 Fälle von Steinbildung im Pan¬ 
kreas mit. Die beobachteten Symptome waren für die Diagnosen¬ 
stellung nicht ausreichend. — Marmorstein beobachtete 2 Fälle von 
Pankreaskarzinom mit hartnäckiger Lumbalneuralgie. In dem 
einen Fall fand sich Fettentartung der Leber und Uebergreifen des 
Karzinoms auf den M. psoas, v. Haläsz bespricht auf Grund eines 
beobachteten Falles das primäre Sarkom des Pankreas, von 
welchem er 23 Fälle in der Literatur ausfindig machte. 

Literatur. 

Oesophagus. 

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Lorenz. 


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Krankheiten der Verdauungsorgane. 


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Nr. 3. — A. Auzolo, These de Paris 1907. — Bartet, Archives de med. 
navale H.l. — Basler, Med.-naturw. V erein Tübingen, 22. Juni. — H.Beitzke, 
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 48. — Bellantoni, Gazz. degli osped. Nr. 14. — 
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Wochenschr. Nr. 27. — J. Boas, Münch, med. Wochenschr. Nr. 44. — 
Derselbe, Med. Klinik Nr. 39. — Derselbe, Zeitschr. f. diätet. u. pbysik. 
Therapie Bd. XII, H. 1. — J. Boese, Wiener klin. Wochenschr. Nr.51. — 
A. Bofinger, München. — J. v. Bökay, Deutsche med. Wochenschr. 
Nr. 14. — E. Brandenburg, Med. Klinik Nr. 10. — E. Brezina u. 
E. Ranzi, Wiener klin. Wochenschr. Nr. 44. — J. Broadbent, Lancet, 
18. Mai. — Brugsch u. Pletner, Kongreß f. innere Med. — F. Brüning, 
Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 4. — Burkhardt, Münch, med. 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


285 


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Comby, Acad. de med., 6. Juni. — Couteaud, Gaz. des höp. Nr. 83.— 
Ch. G. C umston, Birmingh. med. rev., Juli.— Czernecki, Med. Gesell¬ 
schaft Lemberg, 12. Juni. — Czyzewicz (jun.), Ebenda. — Dapper, 
Kongreß f. innere Med. — H. Delug, Wiener klin. Wochenschr. S. 726. 

— Doll, Münch, med. Wochenschr. Nr. 41. — A. Ebner, Berl. klin. 
Wochenschr. Nr. 9. — F. Eichler u. H. Silbergleit, Berl. klin. Wochen¬ 
schrift Nr. 25. — M. Einhorn, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 23. — Esser, 
Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XC1II, H. 5 u. 6. — C. A. Ewald, 
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jung, Wiener med. Wochenschr. Nr. 47. — Friedrich, Naturw.-med. 
Gesellseh. Jena, 4. Juni. — J. Galloway, Brit. med. journ., 21. März. — 
S. G. Gant, Post graduate Nr. 3. — Ch. Garin, Progres med. Nr. 14. 

— Gerdino, Gazz. degli osped. Nr. 14. — J. Gnezda, Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 27. — P. Goedecke, Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCV, 
Nov. — Gomoiu, Spitalul Nr. 17. — M. Gonzalez, Rev. de med. y cir. 
pract., 7. Febr. — J. Grek u. M. Reichenstein, Wiener med. Wochen¬ 
schrift Nr. 14. — N. B. Gröndahl, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 21. — 
Groß. Arch. f. exper. Pathol. u. Ther. Bd. LV1II, H. 1 u. 2. — Jos. 
Halban, Wiener klin. Wochenschr. Nr. 47. — Hammer u. Vieth, Med. 
Klinik Nr. 37. — v. Hansemann, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 18. — 
Th. Hausmann, Wiener klin. Wochenschr. Nr. 22. — A. F. Hecht, 
Wiener klin. Wochenschr. Nr. 45. — Hellwig, Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 46. — W. Heppe, Aarau. — Hertz, Arch. des malad, de l’appar. 
digest. II, Nr. 3. — Derselbe, Brit. med. journ., 10. Okt. — Hey de, 
Med. Klinik Nr. 44. — E. Hocke, Münch, med. Wochenschr. Nr. 25. — 
E. Hönck, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 36. — Derselbe, Mitteil. a. 
d. Grenzgeb. Bd. XIX, H. 1. — Derselbe, Deutsche med. Wochenschr. 
Nr. 35. — E. Holländer, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 5. — Holt, The 
military Surg. Bd. XXI, H. 6. — H. Jäger, Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 46. — P. Janssen, Beitr. z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 3. — W. Jaworski 
u. St. Lapinski, Wiener klin. Wochenschr. Nr. 6. — Jeanbrau u. 
Anglada, Rev. de chir., Juli 1907. — Jolasse, Zeitschr. f. ärztl. Fort¬ 
bildung Nr. 5. — S. Isaac, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 16. — Jürgens. 

— Kafemann, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 20. — Karewski, 
Therapie d. Gegenw., Febr. — C. B. Keetly, Roy. soc. of med. surg. sect.. 



28ti 


Lorenz. 


10. Nov. — A. 0. J. Kelly, Amer. journ. of the med. scienc., Juni. — 
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Bd. LXXXV, H. 4. — Klotz, Zentralblatt für innere Medizin Nr. 2. — 
Th. Kocher, Korrespondenzblatt für Schweizer Aerzte Bd. XXXVIII, 
Nr. 13. — Kohts, Therapie der Gegenwart, Mai. — W. Körte, Therapie 
der Gegenwart, Februar. — G. Köster. Leipzig. — R. Ko the, Berliner 
klin. Wochenschrift Nr. 36. — Krabbel, Prager med. Wochenschrift 
Nr. 51. — Fr. Kraus, Deutsche medizinische Wochenschrift Nr. 18. — 
J. Kretschmer, Med. Klinik Nr. 52. — Kühn, Aerzteverein Rostock, 14. März. 

— L. Kuttner, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 45. — Läwen, Med. Gesell¬ 
schaft Leipzig, 30. Juni. — A. Lane, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 12. — 
Lanz. Zentralbl. f. Chir. Nr. 7. — A. Läufer, Therap. Monatsh., Mai. 

— W. Lauren. Finska läkares handl. — Mc Lean, Münch, med. Wochen¬ 
schrift S. 1746. — F. Lehmann, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 15. — 
M. Lejars. Semaine med. Nr. 11. — J. Leva, Berl. klin. Wochenschr. 
Nr. 19. — F. Levy, Gaz. des höpit. Nr. 122. — Liebmann, Wiener 
klin. Wochenschr. Nr. 39. — H. Lorenz, Kongreß f. innere Med. — 

R. Magnus, Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. CXXII, S. 210. — Mangels¬ 
dorf, Therap. Monatsh., Mai. — v. Mangold, Gesellsch. f. Naturheilk. 
Dresden, 21. März. — P. Math es, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 20. — 
A. Mathieu, Arch. f. Verdauungskrankh. Bd. XIV, H. 1. — W. J. Mayo, 
Transact. of the amer. surg. ass. Bd. XXV. — H. Meyer, Deutsches Arch. 
f. klin. Med. Bd. XC1I, S. 452. — E. Michaelis, Med. Klinik Nr. 2. — 
A. B. Mitchell, Dublin, journ. of med. scienc., Juni. —H. Mohr, Samm¬ 
lung klin. Vortr. N. F. Nr. 4. — F. C. Moore, Practitioner, Nov. 1907. 

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Nr. 17. — Man8-Moullin, Brit. med. journ., 29. Aug. — F. C. Müller, 
Münch, med. Wochenschr. S. 1136. — E. Münzer, Arch. f. Ver¬ 
dauungskrankh. Bd. XIV, H. 1. — L. Mummery, Practitioner, 
April. — C. Nitch, Lancet, 20. Juni. — W. Nowicky, Med. Gesell¬ 
schaft Lemberg, 12. Juni. — S. Oberndorfer, Frankf. Zeitschr. f. 
Pathol. Bd. I, H. 3 u. 4. — Obrastzow, Kongreß f. innere Med. — 
Pankow, Beiträge zur Geburtshilfe u. Gynäkologie Bd. XIII, H. 1. — 
Pariser, Kongreß für innere Medizin. — M. Patel, Rev. de chir., Okt. 
1907. — F. D. Patterson, Therap. Gaz. Detroit Nr. 4. — E. Payr, Med. 
Klinik Nr. 18. — J. Petrivalsky, Archiv für klin. Chir. Bd. LXXXVI, 

S. 318. — Derselbe, Casop. lek cesk. Nr. 34—36. — M. Pewsner, 
Archiv für Verdauungskrankheiten Bd. XIV, H. 6. — E. Pflanz, Prager 
med. Wochenschrift Nr. 50. — J. Phillips, Lancet, 17. Oktober. — 
M. Pickardt, Berl. klin. Wochenschr. N. 3. — L. Pincus, Samml. klin. 
Vortr. N. F. Gyn. Nr. 173, 174. — W. Pletnew, Zeitschr. f. experiment. 
Pathol. u. Therap. Bd. V, H. 1. — Plönies, Kongreß für innere Medizin. 

— Praetorius, Gesellsch. d. Charite-Aerzte Berlin, 16. Juli. — L. Preti, 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 9. — Progulski, Med. Gesellsch. Lemberg, 
12. Juni. — Radonicic, Wiss. Aerzte-Gesellsch. Innsbruck, 29. Mai. — 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


287 


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med. joum., 2. Mai. — 0. Roith, Mitteil. a. d. Grenzgeb. Bd. XIX, H. 1. 

— Th. Rosenheim, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 11. — Derselbe, 
ebenda Nr. 7 u. 8. — Rostoski, Gesellsch. f. Nat.- u. Heilk. Dresden, 
21. Nov. — J. Rothschild, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 18. — J. Rotter, 
Ther. d. Gegenw., Febr. — Th. Rovsing, Tidskr. for Ther. Nr. 6. — 
F. Runge, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 27. — G. Sandberg, Münch, 
med. Wochenschr. Nr. 22. — T. J. Sato, Medizinische Klinik Nr. 9. — 
F. Schilling, Ther. Monatsh., April. — Derselbe, Wiener klin. 
Rundschau Nr. 17. — H. Schlesinger u. A. Neumann, Wiener 
klin. Wochenschr. Nr. 10. — Ad. Schmidt, Deutsche med. Wochen¬ 
schrift Nr. 23. — Derselbe, Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCII. 

— Derselbe, Prager med. Wochenschr. Nr. 41. — W. Schmitz, 
Dissertation, Bonn. — H. Schöppler, Wiener klin. Rundschau 
Nr. 9. — T. Schostak, Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI, H. 2. — 
M. Schottelius, Arch. f. Hyg. Bd. LXVII, H. 3. — R. Schütz, Deut¬ 
sches Arch. f. klin. Med. Bd. XCIV, H. 1. u. 2. — C. Schulz, Mitteil. a. 
d. Grenzgeb. Bd. XVII, H. 3. — Shiota, Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, 
H. 4. — L. Silberstein, Wiener klin. Rundschau Nr. 27. — Sim- 
monds, Aerztl. Verein Hamburg, 19. Mai. — G. Singer, Med. Klinik 
Nr. 18. — Derselbe, Wiener klin. Wochenschr. Nr. 51. — P. P. Smir- 
noff, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 42. — E. Sonnenburg, Ther. d. Gegen¬ 
wart H. 2. — Derselbe, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 18. — Der¬ 
selbe u. R. Kothe, Mitteil. a. d. Grenzgeb. Bd. XIX, H. 1. — F. A. Sout¬ 
hum, Lancet, 15. Febr. — Ad. Stark, Prag. med. Wochenschr. Nr. 32. 

— F. A. Steensma, Zentralbl. f. d. ges. Physiol. u. Pathol. d. Stoff¬ 
wechsels Nr. 6. — Steiner, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 5. — H. Stern, 
Med. Record, 29. Febr. — Derselbe, Joum. of amer. ass. Nr. 6. — 
Stieda, Verein d. Aerzte Halle, 6. Mai. — G. Stoicescu u. C. Daniel, 
Revista de chir. 1907, Nr. 6. — Straßburger, Kongreß f. innere Med. 

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Deutsche med. Wochenschr. Nr. 35. — O. Thomson, Edinb. med. joum., 
April. — Thornburgh, The military surgeon Bd. 22, H. 1. — Thor- 
speken, Mitteilungen a. d. Grenzgebieten Bd. XIX, H. 1. — E. Tobias, 
Zeitschrift für physikalische u. diätetische Therapie Bd. XII, H. 8. — 
K. Tokijiro u. Kotzenberg, Beiträge zur 'klinischen Chirurgie 
Bd. LVIII, S. 404. — Tollens, Medizinische Gesellschaft Kiel, 5. Dez. — 
Fr. Torek, New Yorker medizinische Monatsschrift S. 233. — Tricot, 
Gaz. des höp. Nr. 106. — A. Trolle, Ugeskrift for Läger Nr. 23. — 
H. Tucholske, Interstate med. joum., März. — W. J. Tyson, Brit. 
med. joum., 26. Okt. — F. Umber, Ther. d. Gegenw., März. — H. Ury. 
Arch. f. Verdauungskrankh. Nr. 4. — W. Vaßmer, Deutsche Zeitschr. 
f. Chir. Bd. XCI, H. 5 u. 6. — B. Vincent, New York, med. journ. 



288 


Lorenz. 


Nr. 14. — Yoeckler, Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV1, H. 2. — 
E. Vogel, Münch, med. Wochenschr. Nr. 23. — Derselbe, Med. Klinik 
Nr. 6. — Wätzoldt, Zieglers Beitr. Bd. XLII, H. 2. — K. Walko, 
Prager med. Wochenschr. Nr. 24—30. — C. A. Wasiljeff, Russk. 
Wratsch Nr. 30. — F. Weber, Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII, H. 8. 

— C. Wegele, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 1. — B. Wejnert, Wiener 
med. Wochenschr. Nr. 14. — C. Widmer, Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 12. — B. Wiesner, Münch, med. Wochenschr. Nr. 19. — 0. T. Wil¬ 
liams, Liverpool med.-chir. journ., Juli. — C. A. Mc Williams, Amer. 
journ. of the med. sc., Juni. — Wilms, Deutsche Chir. Lief. 46g. — 
Derselbe, Zentralbl. f. Chir. Nr. 37. — Witthauer, Tber. Monath. 
Nr. 9. — Woodhull, The military surgeon Bd. XXII, H. 2. — E. Zak, 
Wiener klin. Wochenschr. S. 82. — G. Zuelz er, Bert. klin. Wochenschr. 
Nr. 46. — W. Zweig, Arch. f. Yerdauungskrankb. Bd. XIV, H. 8. 

Peritoneum. 

A. Cu ff, Brit. med. journ., Juli. — Guleke, Naturforscher-Versamml. 

— J. P. Haberern, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 48. — Heidenhain, 
Mitteil. a. d. Grenzgeb. Bd. XVIII, H. 5. — L. Euttner, Samml. zwangl. 
Abhandl. a. d. Gebiete d. Verdauungs- u. Stoffwechselkrankh. Bd. I, H. 3, 
Halle. — J. B. Murphy, Surg. Gynec. and Obstet. Chicago, Nr. 6. — 
C. Ritter, Zentralbl. f. Chir. Nr. 20. — H. Salzer, Wiener med. Doktoren¬ 
kollegium; Münch, med. Wochenschr. S. 429. — K. Schulze, Mitteil. a. 
d. Grenzgeb. Bd. XVIII, H. 1. 


Leber. 

P. Albrecht, Gesellsch. f. innere Med. u. Kinderheilk. Wien; Münch, 
med. Wochenschr. S. 829. — G. Anton, Münch, med. Wochenschr. Nr. 46. 

— J. Auerbach, Allg. ärztl. Verein Köln, 2. Dez. — Baccelli, Gaz. 
degli osped. Nr. 23. — Bacmeister, Münch, med. Wochenschr. Nr. 5—7 
u. 17. — R. Bauer, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 35. — C. Beck, 
Volkmanns Sammlung klin. Vortr. Nr. 447. — Becldre, Acad. de med., 
28. Jan. — H. Beutenmüller, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 21. — Blum, 
Naturforscherversamml. — V. Bock, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 45. 

— Canon, Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCV, Nov. — Cestan u. Azdma, 
Gaz. des höpit. Nr. 47. — H. R. Charles, Brit. med. ass., Juli. — Chauf- 
fard, Semaine med. Nr. 5. — II. Chiari, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 86. 

— M. Chiray, Gaz. des höpit. Nr. 134. — Conti, 11 Policlin., Sept. u. 
Okt. — F. Dämmert, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 35. — A. J. B. Du- 
prey, Lancet, 1. Aug. — E. A. Eider u. J. M. Postlethwaite, Lancet, 
11. April. — H. Eppinger, Wiener klin. Wochenschr. Nr. 14. — Exner 
u. Heyrovsky, Deutsche Gesellsch. f. Chir. und Wiener klin. Wochenschr. 
Nr. 7. — F. Fink, Med. Klinik Nr. 12. — Derselbe, Festschr. f. H. Chiari. 



Krankheiten der Verdauungsorgane. 


289 


— W. Fischer, ßerl. klin. Wochenschr..Nr. 19. — Fischler, Deutsches 
Arch. f. klin. Med. Bd. XCIII, S. 427. — Derselbe, Münch, med. Wochen¬ 
schrift Nr. 27. — Föderl, Wiener klin. Wochenschr. S. 1657. — J. Förster, 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 1. — Rup. Franz, Wiener klin. Wochen¬ 
schrift Nr. 26. — Gilbert, X. franz. Kongreß f. innere Med. Genf. — 
K. Glaeßner, Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Ther. Bd. IV, H. 2. — 
A. Hecht, Therapie d. Gegenw., Febr. — R. Jacoby, Fortschr. d. Med. 
Nr. 6 u. 7. — S. Isaac, Frankf. Zeitschr. f. Pathol. Bd. II, H. 1. — Kehr, 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 40. — A. Lainarre, Province möd. 1907, 
Nr. 52. — P. E. Launois, Gaz. des höpit. Nr. 83. — Lichtwitz, Münch, 
med. Wochenschr. Nr. 12. — W. Loehlein, Zieglers Beitr. Bd. XLII, H. 8. 

— A. Löwy u. R. Glaser, Korrespondenzbl. f. Schweizer Aerzte Nr. 12. 

— A. Lorey, Münch, med. Wochenschr. Nr. 1. — Luzzatto, Akademie 
f. Med. u. Naturw. Ferrara, 6. Not. 1907. — P. Mathieu, Revue de chir., 
Jan. — Melchior, Zieglers Beitr. Bd. XLII. — Osk. Meyer, Münch, 
med. Wochenschr. Nr. 44. — Moerlin, Münch, med. Wochenschr. Nr. 27. 

— Mongour, X. franz. Kongreß f. innere Med. Genf. — G. Mouriguand 
u. L. Bouchut, Gaz. des höpit. Nr. 147. — J. S. Nasarow, Wiener klin. 
Wochenschr. Nr. 50. — Poggenpohl, Russk. Wratsch Nr. 21. — Reich¬ 
mann, Münch, med. Wochenschr. Nr. 18. — R. v. Renvers, Therapie 
d. Gegenw., März. — J. Rhenter u. J. Rebattu, Gaz. des höpit. Nr. 116. 

— H. Ribbert, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 89. — Riedel, Mitteil, 
a. d. Grenzgeb. Bd. XIX, H. 1. — L. Salignat u. J. Foucaud, Gaz. des 
höpit. Nr. 59. — B. Schürmayer, Wiener klin. Rundschau Nr. 14,15 u. 22. 

— Derselbe, Allg. med. Zentralztg. Nr. 16. — M. Schüller, Wiener med. 
Wochenschr. Nr. 2. — R. Schwarz, Würzburger Abhandl. Bd. VIII, H. 10. 

— Simmonds, Biol. Abt. d. ärztl. Vereins Hamburg, 14. Jan. — Der¬ 
selbe, ebenda 30. Juni. — A. Stauder, Arch. f. Verdauungskrankh. 
Bd. XIV, H. 1. — D. Symmers, Amer. journ. of the med. scienc., Febr. 
-- G. Tucker, Lancet, 23. Mai. — A. Weber, Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 47. 


Pankreas. 

Berard u. Chalier, Province möd. Nr. 5- — A. Bickel, Deutsche 
med. Woohenschr. Nr. 49. — Derselbe, Therap. Rundschau Nr. 43. — 
W. Boldyreff, Zentralbl. f. d. ges. Physiol. u. Pathol. d. Stoffwechsels 
Nr. 6. — Dreesmann, Med. Klinik Nr. 88. — L. Eisesser, Mitteil. a. d. 
Grenzgeb. Bd. XVIII, H. 2. — Fiorio u. Zambelli, 11 Morgagni, Sept. 
— C. A. Friedmann, New York med. journ., 11. April. — Glaeßner u. 
Popper, Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCIII, S. 47. — Dieselben, 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 34. — Guleke, Arch. f. klin. Chir. 
Bd. LXXXV, H. 8. — A. v. Haläsz, Wiener klin. Wochenschr. Nr. 52. — 
P. Hirschfeld, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 11. — R. Klapp, Berl. klin. 
Wochenschr. Nr. 48. — Lenzmann, Rhein.-westfal. Gesellsch. f. innere 
Med. u. Nervenheilk. Köln, 21. Juni. — O. Loewi, Arch. f. exper. Pathol. 
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 19 



290 


Lorenz. 


u. Pharmakol. Bd. L1X, S. 83. — M. J. Marmor stein, Chirurgija 
Wratecbabnaja Gaz. Nr. 35. — Derselbe, Revue de mdd. Nr. 12. — 
Maugeret, Paris. — W. Mazurkiewicz, Pflügers Archiv Bd. CXXI, 
S. 75. — W. Noetzel, Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII, H. 3. — W. Rind¬ 
fleisch, Mitteil. a. d. Grenzgeb. Bd. XVIII, H. 5. — A. W. Mayo-Robson. 
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 7 und Brit. med. joum., 16. Mai. — H. Salomon, 
Wiener klin. Wochenschr. Nr. 14. — H. Schlecht, Münch, med. Wochen¬ 
schrift Nr. 14. — M. Skalier, Wiener klin.-therapeut. Wochenschr. Nr. 38. 
— Ch. Watson, Brit. med. journ., 11. April. — Derselbe, Lancet, 
21. Nov. 



f) Krankheiten der Harnorgane. 


Von Geh. Med.-Rat Prof. Dr. P. Fürbringer und Dr. A. Citron 

in Berlin. 

Mit 4 Abbildungen. 


Nierenkrankheiten. Die Mängel, welche dem in der Praxis 
viel gebrauchten Eßbachschen Albuminimeter anhaften, will 
Tsuchiga beseitigen, indem er unter Verwendung der bekannten 
Eßbachschen Röhre den Urin mit einer Mischung von Phosphor¬ 
wolframsäure und Alkohol versetzt. Die Ablesung der Niederschlags¬ 
höhe gibt klinisch brauchbare Resultate. 


Als „hämorenalen Index* bezeichnet Dawson Turner das Ver¬ 
hältnis des elektrischen Leitungswiderstandes des Blutes zu dem des Urins: 

e. L. des Blutes _ bämorenaler i n( j ex . Bei normalen Nieren ist dieser 
e. L. des Urins 

Index stets größer als 3, niedrigere Werte sind verdächtig. Je größer der 
Index, um so größer die Leistungsfähigkeit der Nieren; denn wachsender 
Index bedeutet Abnahme von Salzen im Blut und Zunahme des Salzgehalts 
im Urin. 


Die Phloridzinprobe scheint in ihrem Werte für die F u n k- 
tionsprüfung der Nieren jetzt starken Zweifeln zu begegnen. 
Dominici legt ihr überhaupt wenig Gewicht bei, Edwin Beer fand 
bisweilen, daß die kranke Niere mehr Zucker ausschied als die ge¬ 
sunde. Alessandri traut der Methode nur dann, wenn ihr Re¬ 
sultat mit dem anderer Methoden übereinstimmt, und mißt negativem 
Ausfall gar keine Bedeutung zu, während sie Clairmont und 
v. Haber er (24 Fälle) fast ausnahmslos verläßliche Resultate ge¬ 
liefert hat. — Am meisten Anfechtung erleidet die Kaps am mer sehe 
Modifikation der Phloridzinmethode, welche bekanntlich auf der Mes¬ 
sung der bis zur Zuckerausscheidung verflossenen Zeit beruht. 
Lichtenstern, Zuckerkandl,Albarran, Roovsing, Necker, 
Kornfeld, v. Frisch, Lenk u. a. wenden sich bereits von ihr 
ab. Blum und Prigl heben entgegen von K apsammers Replik 


Modifikation 

der 

Eßbachschen 

Methode. 


Funktionelle 
Unter- 
suchungs- 
methoden: 
Hämorenaler 
Index, 


Phloridzin¬ 

probe, 


Kapsammers 

Zeitmethode, 



292 


Fürbringer und Citron. 


Funktionelle 
Harnunter¬ 
suchung : 
Kapsaramers 
Zeitmethode. 


Indigokarmin¬ 

probe, 


Chromo- 

zystoskopie, 


Gefrierpunkts- 

bestimniung. 


Urin- 

separat ion. 


hervor, daß die Zeitmethode versagt, während die Menge des aus¬ 
geschiedenen Zuckers eher zu Schlüssen auf die Funktionstüchtig¬ 
keit der Niere berechtige. Sie stellen fest, daß die Phloridzin¬ 
methode überhaupt nicht beruht auf Ausscheidung von dem Or¬ 
ganismus einverleibten Substanzen, sondern auf einem komplizierten 
chemischen Vorgang in der Niere, welcher zu einem pathologischen 
Vorgang, dem renalen Diabetes, führt. Seelig beobachtete, ohne 
eine Erklärung für dieses Phänomen zu finden, daß die Phloridzin- 
glykosurie bisweilen ausblieb, wenn kurz vorher eine Indigo¬ 
karmininjektion gemacht worden war. — S u t e r untersuchte ge¬ 
sunde und kranke Nieren auf Indigokarminabscheidung. Er fand, 
daß 93°fo aller gesunden Nieren den Farbstoff in 6—12 Minuten ab¬ 
scheiden, bei 7°|o verzögerte sich die Abscheidung auf 15 Minuten. 
Verzögert sich die Abscheidung über 15 Minuten, so funktioniert das 
Organ schwach, scheidet es gar keinen Farbstoff ab, so ist es schwer 
krank. Alessandri gesteht auch dieser Methode nur unterstützen¬ 
den Wert zu, während Do mini ci ihr sehr wenig vertraut. — Die 
Chromozysto skopie wird von Thelen und Brook empfohlen 
besonders zur Feststellung des Vorhandenseins einer zweiten Niere und 
zum Zwecke der Differentialdiagnose zwischen Nierentumoren und 
Tumoren anderer’Organe. Hingegen spricht Barth, für den nach 
eigenen Erfahrungen die Kryoskopie ergänzungsbedürftig bleibt und 
die Phloridzinprobe Schwächen hat, die Indigoprobe als ein glänzen¬ 
des Hilfsmittel der zystoskopischen Orientierung und Harnleiter¬ 
sondierung an, das auch ohne die letztere klaren Aufschluß darüber 
gibt, ob eine Niere überhaupt funktioniert oder nicht; ihre Triumphe 
feiert die Chromozystoskopie in den vorgeschrittenen Fällen ein¬ 
seitiger Nierenerkrankung. Desgleichen verweist Berg auf den 
hohen Wert der Reaktion in Verbindung mit der Phloridzinprobe 
zur Bestimmung des Sitzes der Erkrankung. — Als wertvollste unter 
den funktionellen Methoden werden von Casper und vielen anderen 
Autoren jetzt anerkannt die Gefrierpunktsbestimmung, die 
Bestimmung der absoluten Harnstoffmenge sowie der ausgeschiedenen 
Chloride, vor allem aber wird die vergleichende Bewertung aller 
wichtigen funktionellen Kriterien gefordert. 

Als bestes Verfahren der Urinseparation wird allgemein der 
Ureterenkatheterismus angesehen. Cardenal rühmt die Un¬ 
gefährlichkeit des letzteren. Er konnte den Ureterkatheter — welchen 
er nach Blasenoperationen zum Zwecke der Trockenhaltung der Blase 
einlegte — ohne Schaden 9 Tage lang liegen lassen. — Ein neues 
Verfahren der Harnsonderung schlägt Paul Müller vor. Er legt 



Krankheiten der Hamorgane. 


293 


von der Bauchwand her an die Stelle, unter welcher der Ureter dem 
Psoaswalle aufliegt, eine festgerollte elastische Binde und übt 
90—30 Minuten lang einen kräftigen Druck aus. Nach vorheriger 
Blasenspülung erscheint in der Blase nur der Urin der nichtkom¬ 
primierten Seite. Obwohl diese Methode durch den Wegfall aller 
Instrumente sehr einfach erscheint, dürfte sie praktische Bedeutung 
kaum erlangen, zumal die Narkose häufig nicht zu umgehen sein 
wird. — Albarrans Methode der experimentellen Polyurie Experimentelle 
wurde von Kusnetzki mit der Modifikation, daß er beide Ureteren Polyarie, 
gleichzeitig sondierte, nachgeprüft. Kusnetzki weist auf die große 
Schwierigkeit und Umständlichkeit der Methode hin. Die großen 
Schwankungen in der Sekretion, welche Albarran als charakte¬ 
ristisch für die gesunde Niere ansieht, fanden sich auch bei affi- 
zierten Nieren, so daß die Methode leicht zu Fehlschlüssen Anlaß 
gehen kann. Zu ähnlichen Ergebnissen scheinen die physiologischen 
Beobachtungen Allards zu fuhren, welcher Gelegenheit hatte, bei 
einem Manne mit Blasenexstrophie und gesunden Nieren die durch 
Flüssigkeitszufuhr per os oder per rectum ohne Ureterenkatheteris- 
mus erzeugte Polyurie zu studieren. Unter anderem stellte Allard 
fest, daß in Seitenlage die obere Niere stets geringer sezerniert als 
die untere und daß in der Urinentleerung beider Ureteren ein 
alternierender Modus besteht. Beer ringer fand im Gegensatz hier¬ 
zu ein synchrones Verlaufen der Ureterkontraktionen und vermutet 
ein diesem Zwecke dienendes eigenes nervöses Zentrum. — Nach 
Atkins beträgt diejenige Temperatur, welche beim Gesunden er- Kritischer 
forderlich ist, um Phenol oder Iso buttersäure mit Harn in Lösung 
zu bringen, mindestens 8 0 C. Aus Abweichungen von diesem „kriti¬ 
schen Lösungspunkt“ zieht er Schlüsse auf die molekulare Kon¬ 
zentration des Urins. — Daß bei doppeltem Ureter sowie bei 
Ureterenkreuzungendie Bewertung der funktionellen Methoden 
den größten Schwierigkeiten unterliegt, zeigen lesenswerte Ab¬ 
handlungen von Zuckerkandl und Lichtenstern. 

Jehle fand bei allen an orthotischer Albuminurie Orthotische 
leidenden Patienten eine über die Norm ausgeprägte Lordose der A11)uminurie - 
Lendenwirbelsäule. Wenn die Lordose ausgeglichen wurde, blieb 
auch die Albuminurie aus. Diese Beobachtung führte ihn und gleich¬ 
zeitig Bruck zu der äußert bemerkenswerten Entdeckung, daß sich 
bei Kindern, welche sonst frei von Albumen sind, durch Stehen¬ 
lassen in künstlicher Lordose eine „orthotische“ Albuminurie künst¬ 
lich hervorrufen läßt. Bruck ließ die Kinder rücklings eine Bett¬ 
lehne umfassen und fand bei vielen nach 10 Minuten bis zu l 0 /'oo 



294 


Fürbringer und Citron. 


Orthotisclie 

Albuminurie. 


Hämaturie. 


Paroxysmale 

Hämoglobin¬ 

urie. 


Albumen im Harn nebst vereinzelten Leukozyten, und bisweilen auch 
Zylinder. Ob es sich hierbei um eine grobe Abknickung handelt, 
welche die arterielle Zirkulation der Niere beeinträchtigt, oder um 
eine Stauung in den Glomeruli durch Zugwirkung, läßt der Autor 
dahingestellt. Nach v. Stejskals zum Teil auf eigenen Beobach¬ 
tungen fußenden Anschauungen ist die orthostatische Albuminurie 
sicher „manchmal“ mit Nephritis verbunden, vielleicht auch bei 
jahrelangem Bestände. Neben der Pubertätsalbuminurie (mit schein¬ 
bar günstiger Prognose) gibt es orthostatische Formen mit Nieren¬ 
veränderungen „nichtprogressiver“ Natur. Eine beim Ureteren- 
katheterismus gefundene Verschiedenheit der Funktion beider Nieren 
soll für Parenchymläsionen sprechen. — Ebenso verhält sich nach 
einer vorläufigen Mitteilung von V. Blum hinsichtlich der funktio¬ 
neilen Werte eine bestimmte Form der orthostatischen Albuminurie 
wie die akute Nephritis und die akuten Nachschübe der chronischen. 
Der hier zu beobachtenden Ungleichmäßigkeit der Funktion steht 
das fast vollkommen gleiche Verhalten der beiden Nieren bei kom¬ 
pensierten chronischen Nephritiden gegenüber. Eine Nachprüfung 
der Berechtigung einer „scharfen“ Unterscheidung gutartiger und 
nephritischer Formen auf diesem Wege an großem Material erscheint 
dringend erwünscht (siehe S. 49). 

Eine ausführliche Studie über Hämaturie unter zum Teil kriti¬ 
scher Verarbeitung einer großen Literatur verdanken wir de BruYne 
Ploos van Amstel. Der Autor erörtert das Symptom „bei ge¬ 
sunden Nieren“ und verschiedenen Nierenkrankheiten. Er leugnet 
eine essentielle Hämaturie. Der Blutverlust kann auch bei Nephritis 
sehr profus sein. Letztere ist wahrscheinlich im Anfangsstadium 
„immer“ einseitig und kann zu Koliken führen, die denen bei Li- 
thiasis an Heftigkeit nicht nachstehen. Langwierige Hämaturie 
erfordert nach sorgfältiger Untersuchung Spaltung der Niere in 
diagnostischer und therapeutischer Richtung. Die Exstirpation soll 
möglichst umgangen und nie ohne kryoskopische Prüfung vorge¬ 
nommen werden. In ähnlicher Weise glaubt Graf für die meisten 
der „unerklärlichen“ Nierenblutungen eine beginnende Nephritis ver¬ 
antwortlich machen zu müssen. Bei bedrohlichen Blutungen emp¬ 
fiehlt er energisches chirurgisches Vorgehen. 

Meyer und Emmerich gelang der Hämolysinnachweis in 
Fällen von paroxysmaler Hämoglobinurie. Das Mißlingen 
dieses Nachweises bei früheren Untersuchern wird von ihnen auf 
den schwankenden Gehalt des Blutes an Komplement zurückgeführt. 
Bei sehr niedrigem Komplementgehalt läßt sich das Hämolysin un- 



Krankheiten der Harnorgane. 


295 


mittelbar nach dem Anfall bloß bei Zusatz von normalem Serum mit 
normalem Komplementgehalt nach weisen. Das Hämolysin betrachten 
Meyer und Emmerich nicht als die Ursache der Hämoglobinurie, 
sondern als eine Folge des Blutzerfalles in der Gefaßbahn. Mohr 
konnte im gleichen Falle ein thermostabiles Seifenhämolysin dar« 
stellen, wie er es bei Eclampsia gravidarum nachweisen konnte. 
Therapeutisch von Interesse ist seine Beobachtung, daß eine par¬ 
oxysmale Hämoglobinurie nach Darreichung von NaCl per os ver¬ 
schwand. 

Die Menge der normalerweise in 24 Stunden abgeschiedenen 
H 3 PO 4 nimmt Fried mann mit 2,6 g im Mittel an. Eine Steige¬ 
rung dieses Wertes nennt er Phosphaturia vera, während er 
den durch Abnahme der sauren Reaktion, durch Pflanzenkost, durch 
Hyperazidität des Magensaftes u. s. w. hervorgerufenen Niederschlag 
von Phosphaten alsPhosphaturia spuria bezeichnet. — Das vonihm 
angegebene Phosphatometer gleicht äußerlich dem Eßbachschen 
Albuminimeter; zur Fällung der Phosphate dient ein magnesiahaltiges 
Reagenz, nach 24 Stunden zeigt die Niederschlagshöhe den Phosphat¬ 
gehalt an. Klemperer teilt die Phosphaturien ein in bakteri- 
tische, d. h. solche, bei denen NH 3 frei geworden ist, und aseptische. 
Letztere scheidet er wiederum in medikamentöse, alimentäre (Vegetarier) 
und gastrogene (bei Zurückhaltung von HCl im Magen). Bei abnorm 
langer Zurückhaltung der HCl im Magen, wie sie häufig bei Neur¬ 
asthenikern vorkommt, ist also die „Nervosität“ oft die mittelbare 
Ursache der Phosphaturie. Sexuelle Phosphaturien haben sich immer 
als alimentär oder gastrogen erwiesen. G. Klemperer rät, allen an 
Phosphaturie Leidenden, welche zur Steinbildung neigen, viel Flüssig¬ 
keit — täglich 6 mal 250 bis 300 g — zu verordnen; bei der bakteri- 
tischen Form ist neben lokaler Behandlung Urotropin indiziert. Be¬ 
ruht die Phosphaturie auf dem Ueberschuß an Kalksalzen, so 
setzt er die Kalkausscheidung herab durch tägliche Darreichung 
von Acid. oxalic. 0,3 mit Natr. bicarbon. 8,0 gelöst in 200 g Wasser 
oder durch kleinste Mengen von Quecksilber (Sublimat 0,0015 in 
24 Stunden). 

Jonnescu hält die Gefäße der Niere für adrenalinempfindlicher 
als die anderer Organe und hält diesen Umstand für bedeutungsvoll in 
Bezug auf die mögliche Aetiologie der Nephritis: es kann infolge einer 
primären, dauernden, sehr geringen Hypersekretion von Adrenalin eine 
Kontraktion der Nierengefäße mit ihren deletären Folgen für die Niere 
bestehen, ohne daß eine Blutdrucksteigerung zu bestehen braucht. Auch 
Reicher kommt zu ähnlichen Schlüssen. Fußend auf Siegels Experi- 


Phosphaturie. 


Phosphat o- 
meter 


Therapie der 
Phosphaturie 


Adrenalin- 

Nephritis. 



296 


Fiirbringer und Citron. 


Adrenalin 
im Harn. 


Nephritis 

durch 

Inhalation 

erzeugt, 


menten über Abkühlungsnephritis fand er im Blute der Ohrvene von 
Tieren, welche der Abkühlung mit Eiswasser unterworfen wurden, sofort 
nach dem Bade eine deutliche Adrenalinreaktion; am nächsten Tage traten 
Eiweis und Zylinder im Urin auf. Die Adrenalinmengen bewirken eine 
anhaltende Kontraktion der Nierengefäße, welche Ischämie und Ernährungs¬ 
störungen im Gefolge hat. Nach Reicher ist hiermit ein längst auf¬ 
gestelltes Postulat der Pathologen bezüglich der Entstehung der Nephritis 
erfüllt. Martha Diem hat Urine von Nierenkranken auf Froschaugen 
einwirken lassen; sie konnte sich dabei nicht davon überzeugen, daß die 
neph ritischen Urine häufiger Mydriasis erzeugen, als die Urine 
anderer Menschen und folgert, daß die Gegenwart von Adrenalin allein die 
Mydriasis nicht zu bewirken scheint. 

Durch Inhalation von Alkoholdämpfen rief Emerson bei Hunden 
eine schwere parenchymatöse Nierendegeneration hervor, Aetherinhala- 
tion bewirkte gleichfalls chronische Nephritis, während Chloroform nur 
eine geringfügige Zelldegeneration hervorrief. Die Nephritis wird bei diesen 
Versuchen nach Emerson durch Zirkulationsstörungen veranlaßt. 


— nach Ueber Nierenaffektionen nach Lumbalanästhesie 

Lumbal- hat zuerst Schwarz berichtet, welcher nach Anwendung von 

Stovain-Billon in78°/o aller Fälle Nephritis feststellte. Hosemann 
will diese Gefahren nicht so hoch veranschlagen, da alle diese 
Nephritiden, auch die von Schwarz beobachteten, einen günstigen 
Verlauf nahmen und will selbst eine bestehende Nephritis nicht als 
Kontraindikation der Lumbalanästhesie gelten lassen. Csermäk 
fand unter 60 Fällen 85mal Eiweiß, aber niemals dauernde Nieren¬ 
störungen nach Stovain. Hartleib endlich, welcher Tropakokain 
verwandte, konnte unter 20 Fällen nur einmal Albumen und Zylinder 

— nach nachweisen. — Nach Hg-Gebrauch fanden Bandler und Fischei in 
Hg-Gebrauch, allen V ersuchsfällen Zylindroide im Harn, eine schwere anatomische 

Schädigung der Nieren sei aber nie danach aufgetreten, da Phloridzin¬ 
injektionen in allen Fällen prompt Diabetes erzeugten. — Gleichfalls 
mit der Phloridzinreaktion prüfte Stern 14 Fälle von verlangsamter 

— nach Rekonvaleszenz nach Influenza. Er fand ein normales Resultat 
Influenza. nur j n e t wa 20°/o dieser Fälle. — Halpern unterzieht den Begriff 

Hydrämie bei der Hydrämie, mit welchem er nach Stintzing und Biernacki 
Nephritis. a n e diejenigen Zustände bezeichnet, bei denen das Gesamtblut mehr 
Wasser als normal enthält, einer eingehenden Studie. Nach seinen 
Untersuchungen kann in Fällen von chronisch parenchymatöser Ne¬ 
phritis mit erhaltener Leistungsfähigkeit der Nieren der Gehalt an 
H a O, N und Chloriden sowohl im Gesamtblut als auch speziell im 
Plasma völlig unverändert bleiben, d. h. eine Hydrämie kann fehlen. 
Auch bei deutlicher Funktionsstörung der Nieren kann das Gesamt- 




Krankheiten der Harnorgane. 


297 


blut seinen normalen Gehalt an Trockensubstanz resp. Gesamt-N 
bewahren, während eine Verwässerung des Plasmas und eine Ver¬ 
mehrung der Plasmamenge im Verhältnis zu den roten Blutzellen 
stattfinden kann. — Howard stellte bei Niereninsuffizienz stets eine 
Vermehrung des Salzgehaltes im Blutserum fest, während 
bei physiologischer Albuminurie die Konzentration des Blutserums 
nicht verändert war. Er gründet auf dieses Verhalten eine Unter¬ 
scheidungsmethode zwischen physiologischer und pathologischer Al¬ 
buminurie. — Eine eigenartige Form der Nephritis, welche im 
Verlaufe von Arteriosclerosis renum sowie nach Scharlach 
auftritt, wird von Gluzinski als „Uraemia achlorica“ be¬ 
zeichnet. Klinisch durch Erbrechen charakterisiert, bietet der Zu¬ 
stand alle Symptome einer akuten Nephritis, es fehlen aber 
Chloride und Eiweiß im Urin. Engel prüfte den Blutdruck 
bei verschiedenen Nierenkrankheiten nach. Ausgesprochene genuine 
Schrumpfniere zeitigte stets hohen, sekundäre arteriosklero¬ 
tische mäßig erhöhten Druck; plötzlicher Abfall des erhöhten 
Blutdrucks bei interstitieller Nephritis ist als ein signum mali 
ominis aufzufassen; bei schwerer chronischer Nephritis bedeutet 
das Ausbleiben der Blutdrucksteigerung gleichfalls eine ungünstige 
Prognose. Nur leichte Formen der chronischen Nephritis verlaufen 
ohne Blutdruckstörung (vergl. S. 228). — Brodzki, welcher 
den Einfluß der Nahrung auf den Blutdruck behandelt, 
konnte sich, entgegen der Angabe Combes, nicht davon überzeugen, 
daß NaCl, Wasser, Fleischextrakt und andere Nahrungsstoffe bei 
Nephritis eine Blutdrucksteigerung herbeiführen (vergl. S. 223). 
— Ueber die Frage der klimatischen Kuren bei Nierenkrank¬ 
heiten, speziell Nephritis, äußert sich H. Strauß in einem der ärztlichen 
Studienreise gewidmeten Vortrag. Nur transportfähige Nephritiker 
der chronischen Form und Konvaleszenten von akuten Nierenent¬ 
zündungen kommen in Frage. Für die letzteren ist wie für die 
Träger der chronischen und subchronischen parenchymatösen Formen 
in erster Linie das trockene Wüstenklima (Aegypten) geeignet. 
Sehr richtig vertritt der Autor die zu geringe Aussicht auf nach¬ 
haltige Besserungen der inveterierten Fälle, als daß dieses Klima, 
zumal im Hinblick auf die Reisestrapazen, zu empfehlen sei. Hier 
kommen die Mittelmeerplätze und der Südabhang der Alpen (im 
Winter) sowie windgeschützte Kurorte mit ebenen Spaziergängen 
im Mittelgebirge (im Sommer) in Frage. Für die Winterkurorte 
sind gute Heizeinrichtungen und wind geschützte Wandelhallen drin¬ 
gend zu erstreben; nicht minder für alle Plätze diätetische Knr- 


Salzgelmlt 

ilos 

Blutserums 
bei Nephritis. 


Uraerniit 

achlorica. 


Blutdruck 
bei Nephritis 


Klirriato- 
therapie der 
Nephritis. 



298 


Ffirbringer und Citron. 


Nephritis: 

Diaphorese. 


Sero¬ 

therapeutische 

Behandlung« 


Nierenbefund 

bei 

perniziöser 

Anämie. 


Stickstoff 
bei Urämie. 


Therapie der 
essentiellen 
Polyurie. 


Pensionen (vergl. auch 8. 47). — Georg o pul ob, welcher über 
die Diaphorese bei Niereninsuffizienz Untersuchungen 
angestellt hat, geht davon aus, daß die bei Niereninsuffizienz an¬ 
gehäuften „Auswurfstoffe 1 * durch Anregung der Diaphorese hinaus¬ 
geschafft werden müssen. Damit jedoch keine zu große Kon¬ 
zentration der zurückbleibenden Auswurfstoffe eintritt, läßt er 
nach dem Schwitzen eine dem durch Wägung festgestellten ver¬ 
lorenen Wasserquantum gleiche Menge Flüssigkeit trinken. Bei 
bestehendem Hydrops empfiehlt er, die eingeführte Wassermenge 
— unter Kautelen — niedriger zu wählen als die ausgeschiedene. — 
Obwohl die Erreger der chronischen Nephritis unbekannt sind, haben 
Casper und Engel einen Versuch gewagt, sie serotherapeutisch 
zu beeinflussen. Da ein großer Teil der das Parenchym der Niere 
schädigenden Ursachen auf Substanzen zurückgeführt werden muß, 
welche auf deren spezifischen Zellen zytotoxisch wirken, so läßt sich 
ein großer Teil der Nephritiden als Intoxikationen von der 
Blut bahn aus betrachten. Da die schuldigen Giftstoffe indessen 
nicht rein herzustellen sind, wurde das Blut der Kranken selbst, in 
welchem die toxischen Substanzen enthalten sein müssen, zur Serum¬ 
behandlung verwandt. Das Serum dieses Blutes wurde Kaninchen 
injiziert, und das Blutserum dieser Kaninchen, welches nach Mei¬ 
nung der Autoren der Träger von Antikörpern geworden war, zur 
Injektion bei 11 geeigneten Kranken verwendet. Das Verfahren 
war unschädlich, die Albuminurie wurde bei langdauernder Behand¬ 
lung bisweilen vermindert, das Allgemeinbefinden besserte sich. 
Möglicherweise wird das noch intakte Nierengewebe durch diese 
Behandlung erhalten. 

Paskiewicz fand bei allen Fällen von perniziöser Anämie 
eine fettige Infiltration der Nierenepithelien sowie starke Vermehrung 
und Verdickung des Stützgewebes, in schweren Fällen auch Ein¬ 
lagerung von eisenhaltigem Pigment. 

Bei künstlich an Hunden durch Nephrektomie erzeugter Urämie 
stellte Soetbeer eine Anreicherung des Blutes an abiuretem Stickstoff 
fest. Gleichzeitig ist der N-Gehalt des Magensaftes und des Speichels ver¬ 
mehrt, aber nicht in dem Maße, daß diese Sekretion als entlastend in 
Betracht kommen könnte. 

Poisot gelang es, bei einem Falle von „essentieller 1 * Polyurie 
durch Entziehung der Chloride (dächloruration) die tägliche Urinmenge 
von 11 auf 3 */* Liter herabzusetzen und das Körpergewicht in 4 Mo¬ 
naten um 6 kg zu erhöhen. 

Schon vor Jahren hat Moritz die Ebsteinsche Theorie vom 



Krankheiten der Hamorgane. 


299 


Eiweißgerüst der Harnsteine dahin zu erweitern gesucht, daß er 
behauptete, jeder Kristall eines einfachen Harnsedimentes enthalte 
ein organisches Gerüst, wie Ebstein es für die Harnkonkremente 
nachgewiesen hatte. Nachdem Kümmell auf dem I. Urologen¬ 
kongreß sich dieser Auffassung angeschlossen hatte, ergreift jetzt 
Ebstein in dieser Sache wieder das Wort, um darzutun, daß er 
eine Identität der Moritzschen „Schatten“ mit seinem „organischen 
Eiweißgerüst“ niemals anerkannt habe. — Die große Ueberlegenheit 
der Radiographie über die Palpation bei der Diagnose von 
Nierensteinen wird von Cole gerühmt, welcher auf Grund von 500 
einschlägigen Fällen die These aufstellt, daß jeder Stein bei guter 
Schulung des Untersuchers durch Röntgenaufnahme sichtbar zu 
machen ist. Auch Kümmell, welcher bei 459 Patienten 1856 
Röntgenuntersuchungen gemacht hat, ist derselben Ueberzeugung. 
Er macht aber darauf aufmerksam, daß bei sehr korpulenten Per¬ 
sonen das Sichtbarmachen der Steine auf der Platte größere Schwie¬ 
rigkeiten macht, und daß z. B. ein Oxalatstein ein markanteres Bild 
gibt als ein Phosphatstein. — Nach Kümmell birgt der konservative 
Standpunkt bei der Behandlung der Nephrolithiasis große 
Gefahren. Curschmann hat sich im Sinne Kümmells dahin 
ausgesprochen, daß nicht nur bei Sepsis, Pyelonephritis und Blu¬ 
tungen die Operation empfohlen werden soll, sondern auch bei 
aseptischen Steinen, wenn sich starke Schmerzen einstellen. Stets 
drohe Anurie, und die Prognose rechtzeitig operierter Fälle sei 
hervorragend gut, während bei zu spätem Eingreifen Todesfälle 
nicht selten seien. Nach Bovelius wird die Gefahr der Nieren¬ 
steinoperation noch erheblich eingeschränkt durch Bevorzugung der 
Pyelotomie an Stelle der Nephrotomie. Er wendet die Operation 
in geeigneten Fällen mit ^Vorliebe an und vermeidet dadurch die 
Gefahren der Nachblutung. Höhn rühmt die Wirkung der Natr. 
bicarbon.- und Lithion-haltigen Quellen von Radein, er 
beschreibt einzelne Fälle, in denen nach dem Gebrauche der Quellen 
gewaltige Mengen kleiner Konkremente fast ohne Beschwerden der 
oberen Hamwege abgingen. 

Zur Entlastung des intrarenalen Druckes wird jetzt vielfach die 
Nierendekapsulation ausgeführt; nach Achard führt Dekapsula- 
tion und Nephrotomie manchmal bei exkretorischer Anurie die Diurese 
herbei, verhindert aber nicht immer den letalen Ausgang, ter Braak 
und Mijnlief-Tiel stellten bei einer eklamptischen Wöchnerin 
einen Nierentumor fest, mit dessen fühlbarem Abnehmen sie zu¬ 
gleich das Schwinden der Eklampsie wahrnahmen. Sie sehen die 


Theorie der 
Konkrement- 
bildung. 


Radiographie 

der 

Nierensteine 


Therapie der 
Nephro¬ 
lithiasis. 


Brunnenkur 
bei Nephro¬ 
lithiasis. 


Therapie der 
Anurie. 


Iutrarenalc 
Spannung und 
Eklampsie. 




Füviiringer uiid Citron 


eine Folge der intramuralen S^aanung der Niere ,»« 


Eklampsie als 

Die ÜekapsaiaTion der Niere als Heilmittel der EMiwrtpsie gehört 
ii; _ das Oebiöfc der Chirurgie. 

Bei Sektionen -'findet man unzweifelhaft nehtsfc Prestata- 
vij-'grölieniüg Erweiterungen des Ureters und ,.les 
Nierenbeckens mit den konsekutiven. Yrtändeningen de* 
Nierenbeekena vor. Nach 0 uy o n sinddie*6 Erweiterungen durch 
vesikäle HärnsUuung bedingt, indem bei abaorrner Füliuug der BWe- 
fite oberen Harnwege durch andauernd hoben Dmek ausgedehnr 
worden 


S T if;reriV«evilcoit 

erwcauvnui^ 
l^J P/Obtata- 
Hypertrophie. 


Tendier um) Zucker kan dt Ivane-fander» diese Er¬ 
klärung, weil in solchen Fällen gerade die • Haraieiteroiüudubgce 
gan t Intakt lind der vesikäld Teil des Ureters von. normaler -Weite' 


Verhalten der lifUi tius U * 1 ♦ ifKonti ateiV «Rtickausiohi V 

CN;tch tändle, r a. Zuck e rk a r* «J i f 7 >i\y W *>\hinisieJtnna vonYotfiiröoruns».* 

andlänilüRerimud NMa^nV«-i kuo-tsuiMy^c;* iMjiD.it> HuiL kluc V7ochcu^ciif mö%. ,\ t 4T ;* 


befunden wird, -wahrend die Br vrhi tßru-ng des Ureter?* erst cberb&ltj 
'seiner; Kreuzi».üig.;-jni# dem Vas doferon« beginnt. Tandler n«d 
Zuckerkändifecif,i-$kß in diösbtf'FgÖ*|)i':-4ö^0rfisCii5r durch 
das Vas ddferer^vdi^g^hhukb: wird. Fis- wird' itlmlivh. durdhi die 
vergrößerte Prostata die .Bluse novit oben- verdrängt; die Väfsj ds^ 
feröntia bleiben iinten 'fixiert -und müssen so dem Urner an der 
Kreuzmigsatellö strangulieren f.s. Fig, 2o a. SG», ~ üt;her H\v drn~ 
ntrp b f ü ss, durch f Ireterkniininting hervorgerüfeu, wird von 
Colotiibirio berichtet, Tffe ktiologfeehen iUkfehhngen .& b'norm ver- 
la'afon'd-i ? Nterengefäßc äuv i-lydronep'hroee werden seit der Eke¬ 
lt-u v 5» s< beit r'itblikäil iön des V'irjuhree b -ldutft erörtert. Merke 1 ging 


.\t)dal»fg{k 

■lerTlyaro’ 



Ei>«kh©it*>u der ffarnorgati' 


aus von einem ?n einem 

feätoa SltfÄftg. ^hundenc' •Älixtf.^sristfeiiiB;:NtevgftjpfMK ^'uc-r kerätmr 
vom Hüus sur ÄorO» zegfcW und so eiifje deutlich.» 8jtraJ5»g^ii8.iifrn MB 
Umera hsrkeiggfuhrt ba&tt^N' B$ -reö^ ji^tjiafehb 

SelxJeiiutaüiaiGh'5v«Uut!^;, e«dii/:& «in bydrouojiliroctsolber Sack, Merk ei 
hat daun noch au 6 weiteren Präparaten vc?u H>riro;:isi.dvros& akeas 
sorische gierengefalle gefunden. Blum beschrieb. 3 F«Üö Vün Sack* 
nieren, entstanden durch Ahknickuog des Ureters über einer ab- 


<im UTötiH'tin «ad «la»,‘Vl 8 k?i MfBftffit tr«?i >Jv|iej t.pifliW-de?.' MttloUwjpHjtfj*. tl<?f 

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normen NidreuBrtene, x»wt erörtert. Ahtti^uih k)ni Mechanik dieatrr 
Zustande. —• Bei einer kotigenita Jvek toptuchen Nier*i be¬ 
obachtete .Günther eine dnrib sinui.hjbh^i^r.^hlShrt'e' Shorenärueiie 
verursachte H^iroüephrntfe. —*■ U 5.h:|h$#Fortschmteu, 
welche die Dia^oefcik cfer ’Jäj^ronephrde^ iu dhu letkieü 20 Jahren 
gemacht, bat, nach, daß . *}e:•'endlich hshsalö. 

Therapie dieser I^aokheit ermö^U'h.!: hüben. Er schildert einen, 
durch Operation geheilten Falt .»fer; rwitt»6 reo.4 

H y d r u n e p h r o s e, weich» d irr eh IiUppiihbilduhg■'der Irttkett Ur<atä4:e. 


; d« Hyd** 

.<4vh*u , k'h‘«t«.- 





302 


Fürbringer und Citron, 


Inter* 

initiierende 

Hydro- 

nephrose. 


„Tuberculo- 

bazillies“. 


Experi¬ 

mentelle 

Nieren¬ 

tuberkulose. 


Ausbreitungs¬ 
weise der 
Nieren¬ 
tuberkulose. 


wand mit der Beckenwand entstanden war. Gleichfalls durch Re¬ 
sektion eines klappenartigen Gebildes heilte Miles eine inter¬ 
mittierende Hydronephrose. Ekehorn hebt gleichfalls hervor, daß 
die jetzt mögliche frühe Diagnose za ausgezeichneten Resultaten der 
chirurgischen Behandlung führt. Der hydronephrotische Sack kann 
sich nach rechtzeitiger Resektion des abschnürenden Teiles völlig 
zurückbilden. 

De Eeersmaecker sieht die meisten Fälle von Morbus Brightii, 
der einseitigen, der orthostatischen, der Schwangerschafts- 
nepbritiden, deren Aetiologie dunkel bleibt, als hervorgerufen vom Tu- 
berkelbazillus an. In diesen Fällen seien die Bazillen nur im Innern 
der Gewebe vorhanden, und nur sie, nicht ihre Toxine, erzeugten eine 

Entzündung, welche zur Sklerose führt. Der Urin enthalte Eiweiß, Zylin¬ 

der, Eiterzellen, lasse aber die gewöhnlichen Nährböden steril. Alle 
diese Fälle, welche nach De Eeersmaecker in klassischer Weise 
auf Alttuberkulin-Eocb reagieren, faßt der Autor „bis zur Stipulie- 
rung eines besonderen Namens* zusammen unter der Bezeichnung: „Tuber- 
kulobazillies!* 

Aszendierende Nierentuberkulose wurde von Wild¬ 
bolz bei Kaninchen experimentell erzeugt, indem er eine Auf¬ 
schwemmung von Perlsuchtbazillen von der Blase aus in einen 

Ureter des Kaninchens einspritzte. Es resultierten neben tuber¬ 
kulösen Affektionen anderer Organe solche des Nierenbeckens und 
der Marksubstanz, sowie in einzelnen Fällen auch Herde in der 
Rinde beider Nieren. Meinertz infizierte Kaninchen durch In¬ 
jektion einer Aufschwemmung von Tuberkelbazillenkulturen und 
unterband ihnen den linken Ureter (cf. die Arbeiten von Bern¬ 
hard und Salomon im Jahrbuch von 1908). Danach fanden sich 
in der linken hydronephrotisch gewordenen Niere stets mehr Tu¬ 
berkel als in der rechten. Der Ausgangspunkt der Tuberkel ist 
immer ein hinter die Glomeruli geschaltetes Kapillargebiet. Das zur 
Tuberkulose prädisponierende Moment sieht Meinertz deshalb in 
der Verlangsamung der Kapillarströmung in der unterbundenen Niere. 
Nach Ekehorn beginnt die Nierentuberkulose an der Oberfläche 
der Niere, im Nierenbecken, an den Papillen und Kelchen, während 
der übrige Teil der Niere indirekt oder durch Vermittlung des 
Urins infiziert wird. Nur der erste Infektionsherd kann auf hämato¬ 
genem Wege entstanden sein. Die Methode von Ellermann 
und Erlandsen zum Nachweise von Tuberkelbazillen im 
Harn beruht darauf, daß der durch Zentrifugieren gewonnene 
Bodensatz durch Digestion und Ko*t>«n mit NaOH konzentriert und 



Krankheiten der Hamorgane. 


303 


geklärt und dann nochmals zentrifugiert wird. In dem so behandelten Nachweis von 
Sediment finden sich 10—l&mal so viel Bazillen als in dem nur Tnberkei- 
einmal zentrifugierten. Die Methode soll in allen denjenigen auf im Urin 
Urogenitaltuberkulose verdächtigen Fällen angewendet werden, bei 
denen einfache Zentrifugierung den Nachweis der Bazillen nicht 
liefert. Die konjunktivale Tuberkulinreaktion von Wolff- Konjunktivai- 
Eisner und Calmette erprobten Wecker und Faschkis an reakt >on. 
19 Patienten, welche teils sicher an Tuberkulose des Urogenitalappa> 
rates litten, teils darauf verdächtig waren; 9 davon reagierten negativ. 

Unter 23 klinisch tuberkulosefreien Fällen dagegen reagierten 3 Fälle 
positiv. Ein sicheres diagnostisches Mittel ist die Reaktion nach 
Ansicht der Autoren nicht, sie versetzt uns aber in die Lage, die 
Fälle auszuwählen, bei denen der Bazillennachweis mit allen Me* 
thoden erstrebt werden mufi. Auch Berg spricht sich ffrr ihren 
entschiedenen diagnostischen Wert aus. Die von Oppenheim mit 
einer urethralen Tuberkulinreaktion angestellten Versuche 
scheinen noch wenig praktische Bedeutung zu haben, da sie bedeutend 
schwächer und inkonstanter auftritt als die konjunktivale. Die 
Nierentuberkulose ist, wie Rautberd auf Grund von 100 patho* Nieren* 
logisch-anatomischen Untersuchungen eruiert hat, immer mit Lungen* tube ^“ lo8e 
tuberkulöse kombiniert, während die Meningen in mehr als 86°/e Menin gitis, 
der Fälle mitergriffen sind. Auch fand er, daß das männliche Ga* 
schlecht häufiger als das weibliche an Urogenitaltuberkulose er* 
krankt. Als Therapie der einseitigen Nierentuberkulose wird jetzt Prognose und 
nahezu einstimmig die Nephrektomie bezeichnet. Nach Illyös 
schließen auch geringfügige Veränderungen der „andern“ Niere die tuberkulöse. 
Operation nicht aus, da diese oft nach Entfernung des hauptschul* 
digen Organs schwinden. Eine Spontanheilung ist, wie Brongersma 
hervorhebt, so selten, daß man mit ihr nicht zu rechnen braucht. 

Kornfeld hingegen warnt vor Ueberschätzung der die Operation 
sanktionierenden funktionellen Methoden. Er findet die Mortalität 
der Nephrektomie, welche er auf 18—28°/o beziffert, recht hoch und 
hält es fiir gewagt, die Indikation der Nephrektomie zu stellen, „so* 
bald sich einige Tuberkelbazillen im Urin zeigen“. Er führt Bei* 
spiele an von nichtoperierten Fällen, bei denen der tuberkulöse 
Prozeß eine jetzt nicht mehr genügend gewürdigte Benignität ge* 
zeigt habe, und solche, bei denen die Operation einen Stillstand des 
Prozesses nicht herbeiführen konnte. Nach Caspers und nach 
Israels Erfahrungen jedoch sinkt die Mortalität der wegen Tuber¬ 
kulose Nephrektomierten von Jahr zu Jahr. Casper zählt unter 
seinen 26 Letztoperierten nur einen Todesfall, Israel unter 60 Fällen 



304 


Fiirbringev und Citron. 


Prognose und deren zwei. Krönlein berichtet über das Schicksal von 71 Pa- 
,Therapie dienten, welche er in dem Zeitraum von 1890—1904 nephrektomiert 
tuberkulöse, hat. Die Operationsmortalität betrug 5,6°/o, 18 Patienten leben noch. 

Die meisten Todesfälle (14) fielen in das erste postoperative Jahr; 
überlebt der Operierte dieses, so steigen seine Lebensaussichten be¬ 
deutend. Die häufigste Todesursache war Miliartuberkulose, Tuber¬ 
kulose der Testierenden Niere war sehr selten. „Kombinierte“ Tuber¬ 
kulosen heilten oft aus oder besserten sich wenigstens. — Pielicke 
führt aus eigener Praxis und aus Berichten von Pardoe, Eosen- 
feld, C. Krüger, Rörig, v. Keersmaecker u. a. Heilungen 
und Besserungen der Urogenitaltuberkulose durch Tuberkulin an 
und hatte besonders bei Initialfallen günstige Resultate. Israel 
will diese Behandlung auf inoperable Fälle beschränkt sehen oder 
auf solche, bei denen die Operation verweigert wird, und warnt da¬ 
vor, die günstigste Zeit für die chirurgische Behandlung zu ver¬ 
passen, zumal einwandfreie Heilungen der Nierentuberkulose durch 
Tuberkulin noch nicht erwiesen sind. 


Nieren- v. Haberer gelang die experimentelle Verlagerung der 

umoren. Nebenniere in die Niere, wodurch er einen wichtigen Beitrag zur 
Lehre von den Hypernephromen geliefert hat. Fedoroff konnte 
in einem durch Sektion gewonnenen Hypernephrom Adrenalin n&ch- 
weisen, indem er einen Auszug der Geschwulst mit Froschaugen 
zusammenbrachte, welche mit Pupillenerweiterung reagierten. —• Von 
Taddei liegt eine Monographie über Nierentumoren vor; unter 
434 in der Zeit von 1902—1905 gesammelten Fällen zählt er 65 Kar¬ 
zinome, 74 Sarkome, 45 gemischte Tumoren, 218 Hypemephrome, 
32 benigne Tumoren und fügt ein erschöpfendes Literaturverzeichnis 
von 700 Arbeiten über Nierentumoren bei. — Ueber das Schicksal 


Behandlung 

der 

Wanderniere* 


der Patienten, welche er an malignen Tumoren operiert hat, be¬ 
richtet Krönlein. Die Operationsmortalität betrug 9°/o. Leider 
sind Rezidive die Regel, besonders schnell treten sie beim Karzinom 
auf; es sind indessen auch Dauerheilungen von 23 Jahren bekannt. 
— Undankbar ist nach Bircher auch die Therapie der Cysten¬ 
nieren; sollte eine Operation indiziert sein, so empfiehlt er, sich 
mit einer Inzision zu begnügen. 

Die Behandlung der Wanderniere wird von Gobiet, 
Eve u. a. besprochen; Barling empfiehlt die Nephrorraphie mit 
konsekutiver Bandagenbehandlung; er erzielt damit ein Schwinden 
fast aller lokalen Symptome, die allgemeinen Beschwerden, speziell 
die nervösen, wurden leider durch die Fixation nur wenig herab¬ 
gesetzt. 




’ 

V«»ä k o ö^oyt i e ;* 1 j&r Njcr ot/<fy s 1 o j-. {t »w«:3 ff i sren defekten Nierend^k^ 
ißü:»f- H v (ij>*r ‘‘iriü ui*{»*:•.('>jdt; ftomolluijir, — Von -len bt-sebriiibOiieu * ie 4 c?,n ‘ 
•itf’j*..n ; :«$ »tif Mi^^ofener Ftg. 27 gezeiehfiSbe iila 




M -i \ ■ ftnuu f Kurl^muMT-/ iv^rhio. 

S >.i'U tMkf i Wi .‘;i;, Kinüi.EiahiU* Vk v>U »H‘H* iHufc tc<>j«tf!f ^V>m 
&*>*&/ .j t F«»J. y^o;tö^ i i V ? i t 

»i I - \rtp»t;u-lomP-jhvi j i \ ■ Vir, $HrX j«t < •■im. 1 — i',ini;\- *»£Xtr$ %:■■$ d. - Arf^f } t 

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V! I. - V.M ) /4 ruuhi'i *np».:r;«*r- V f *j - 1 < fKlIl'S irKn*;;' •••; Vä-.tf :j.MV- 

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b;eacin,<i'‘?s f/.baraki^rjüiiaUi hfij'Wj.i'gehob«!t. Wiv sollen -yin. 

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^Uu'.buEfr »Im P* «i &t.• I. ( .. i-iEw ^0 





306 


Fürbringer und Citron. 


Nierendefekte Besprechung der kongenitalen Nierendystopie, ihrer Diagnose und 
U dy8topie n " ^kerapie gibt Albrecht. Dystope Nieren erkranken häufig, die 
abnorme Lage des Organs, die Kürze des Ureters bedingen prädis¬ 
ponierende Momente zur Bildung von Hydro- bezw. Pyonephrose, ihre 
Bedeutung für die Geburtshilfe ist von Hochenegg, Sträter, 
Müllerheim, Kehrer u. a. gewürdigt worden. An eine dystope 
Niere müssen wir denken, wenn wir einen dem Os sacrum aufliegen¬ 
den Tumor fühlen, welcher auf der Vorderseite die Pulsation größerer 
Gefäße zeigt bei gleichzeitigem Bestehen von Polyurie, Hämaturie, 
Blasenzwang und hartnäckiger Obstipation. Ist die dystope Niere 
krank, so kommen Für die Therapie dieselben Indikationen in Be¬ 
tracht, wie Für die normal gelagerte, ist sie gesund und verursacht 
nur durch ihre Lage dem Träger Beschwerden, so kommt eine 
chirurgische Lageverbesserung in Betracht. 


Vreteren- Krankheiten der unteren Harnwege. Karaffa-Korbut konnte 

atonie. bei Hunden, welchen er nach Anlage einer künstlichen Exstrophia vesicae 
den Ureter unterband, die Ursache der Ureterenatonie als Folge einer 
Ureteritis ascendens in einigen Fällen feststellen, während andere Ursachen 
dieser von Fedoroff und Israel beschriebenen Erscheinung noch uner¬ 
forscht bleiben. De Keersmaecker schreibt der Ureterenatonie eine 
wichtige Rolle zu in der Aetiologie der HydronephroBe. 


Blasen- 

ektopie. 


Urethro- 

trigonitis. 


Sero- 

therapeutische 

Behandlung 

der 

Bakteriurie. 


Auf die zusammenfassende Darstellung über Blasenektopie 
vonEnderlen, welcher ein ausführliches Literaturverzeichnis bei¬ 
gefügt ist, sei hier, weil sie hauptsächlich von chirurgischem Inter¬ 
esse ist, nur kurz hingewiesen. — Auf histologische Betrachtungen, 
sowie endoskopische und kystoskopische Autopsie gestützt, behauptet 
Remote, daß diejenigen Krankheiten, welche gemeinhin als Ure¬ 
thritis posterior, Zystitis colli und Urethrozystitis bezeichnet 
werden, urethrotrigonale Prozesse seien, und schlägt Für sie den 
Namen „Urethrotrigonitis“ vor. — Die geringe Aussicht der ge¬ 
bräuchlichen Behandlung der Bakteriurie würdigend, will Weisz 
es unternehmen, dieser Affektion serotherapeutisch beizukommen 
in ähnlicher Weise, wie es Casper und Engel mit der chronischen 
Nephritis versucht haben. Er beabsichtigt eine „autovakzine In¬ 
jektionstherapie des die Krankheit verursachenden und so gezüchteten 
Bazillus“ zu inaugurieren, hoffend, daß dadurch das Antitoxin im 
Organismus die Bakteriurie zum Verschwinden bringt. Dudgeon 
empfiehlt in demselben Sinne bei Bakteriurie infolge von Bacterium 
coli, wenn Harnantiseptica im Stiche lassen, ein Anticolon¬ 
bazillusserum. 



Krankheiten der Harnorgane. 


307 


Zahlreiche Autoren berichten über die günstige Beeinflussung 
der Blasentuberkulose durch die Exstirpation der tuber¬ 
kulösen Niere: y. IllyAs beobachtete nach Nephrektomie völliges 
Ausheilen der vesikalen Tuberkulose mit Hinterlassung einer Schrumpf¬ 
blase; nach Krönlein bessert sich in diesem Falle oft eine zirkumskripte 
Blasentuberkulose, heilt sogar bisweilen gänzlich aus, nicht aber 
ausgedehnte Zerstörungen der Blasenschleimhaut; Wulff stellt fest, 
daß eine Blasentuberkulose, welche der Behandlung durch Curette- 
ment getrotzt hatte, nach Nephrektomie heilte, hat aber auch Hei¬ 
lung der Blasentuberkulose durch Karbolsäurespülungen nach 
Roovsing ohne vorangegangene Nierenexstirpation gesehen. Rosen¬ 
stein hat die Roovsingsehen Spülungen bei 2 Patienten erprobt, 
bei welchen die Blasentuberkulose auch nach der Nephrektomie nicht 
ausheilen wollte. Von diesen wurde ein Patient geheilt, der andere 
wurde seiner Beschwerden ledig, aber nicht geheilt. Kollapserschei¬ 
nungen bei der Injektion von 50 ccm 6°|oiger Karbolsäure wurden 
einmal beobachtet. — Hock läßt an die Möglichkeit denken, daß 
in günstig liegenden Fällen durch vorsichtige Anwendung von 
Tuberkulin eine Blasentuberkulose auch bei bestehender 
Nierentuberkulose gebessert werden könne. — Bei einem von Voigt 
berichteten Fall entstand durch Injektion einer starken Seifen¬ 
lösung in die Blase — bei kriminellem Abort — eine Gangrän 
der Blasenschleimhaut, welche durch Blasentamponade und 
Argentuminstillationeu geheilt wurde. — Casper beobachtete bei 
9 Fällen von Blasenpapillomen nach deren Entfernung durch 
Sectio alta ein oft bis ins massenhafte vermehrtes Wachstum von 
Papillomen. Casper läßt es fraglich erscheinen, ob es sich hier 
um parasitären Einfluß, um Impfgeschwülste oder um regionäre 
Metastasen handelt, und rät, von Posner sekundiert, sich bei der 
Entfernung von Blasenpapillomen, wenn irgend möglich, der endo- 
vesikalen Eingriffe zu bedienen. Auch Cat hei in hat dieselben Er¬ 
fahrungen gemacht und führt das verstärkte Nachwachsen der Tu¬ 
moren auf die durch die Sectio alta gesetzte traumatische Reizung 
der Blasenschleimhaut zurück. 

In einem Falle von Dalton lieferte die Radiographie 
der Blase zugleich mit dem Nachweis von Konkrementen 
den ihrer Aetiologie. Es ergaben sich zwei taubeneigroße (Phos¬ 
phat-) Steine, in welchen man als Kern die Fragmente einer Haar¬ 
nadel deutlich erkennen konnte (s. Fig. 28). — Guisy legt dem 
Zusammentreffen von schweren nervösen Störungen mit 
urologischen Erkrankungen folgende Theorie zu Grunde. 


Heilung der 
Blasen* 
tuberkulöse. 


Gangrän der 
Blasen- 
schleimhaut. 


Rezidive von 
Blasen¬ 
papillomen. 


Blasensteine 

im 

Röntgenbild. 



308 


FCrfcnnirec «*»<i t'ftföu. 


Reizungen d«*. senfeitive« 'S^ymphxm der Schleim kauf ch."- Ho.in- 
(> f wege werden h«m^nrU«;b J*j pvMispomerten Individuen. von ös.^-'ui 
IfexvenplexuS großen Sj^mpftihikäfizemrata Und i*jti diesem 

aus durch die .Kgiuwiidlkdiio&sbahneia' deni Qöokemtiark .■über¬ 
mittelt. Von bicr- aus teilt-' skdj ü<r Reiz dar 3leduli« obfciv- 
gut» «Jtt. uj «vvlt'bti' feieti dm: K <««vtilfciuHmrdrum beSuirb:.. Er 
stützt -mitte Theorie dureb B<reU»«-Jbtmigeö, bei denen unter .mdBn'itv 
lüvjÄnehedjß.'div 2it»fcäi»de, In-Ster«-..iHo-ambe .Anteile nnd byswmriue. 

- Sotwmlßiu tbsteli ’ Clpsratiun von B!awmd.©ißei) beUten.- In. alnein TaUß . 
von .'fw9'b'ti.n9reiUvV;l«.Sbjmn.n % der Blase bei t-mer 
Person erzielt# Ah ne ae Roße üin'ßfe YöÜeji Heilerfolg durch aweh 
malige Applikation einer epiduralßn sakralen Kocbsalzinjektion. 


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Figv 28 







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Ti viV/iVüi i;,. ifct o ttiwIfUVji 

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w ßfülangeni in dein Btot-o 3er 

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X\u./ n UTHl * wr« juiyii/vf 

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ßclie X)rt«.er!5yst.ofekttj'i t . •wyil'ßhßis 

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buch Jw bt>H 

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mit ei dar Pfoti n -1 cid jo xo 

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mit«!;] an cur« befetinuüi 

iß Sfe'.Hß der E 

Hast» xu (■Hiigen. '2. Eiii. vfei^ 

tfßossörittos Op«ratiötk'o;ys! 

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..: PreTud- . 

körf)»rrÄ'’a.r(’g&, Pt ü zßfte u u 

d andere« AaH; 

Ri nglßh and «faoö'hk. 


Vst*retfs.köp’isa) 

«e Z r &i .k.o-'p f* k.otietx'titftH. 

. f ' 


Krankheiten der Harnorgane. 


309 


Eine Einigkeit darüber, welches von beiden Instrumenten der stereo¬ 
skopischen Betrachtung des Blaseninnern besser dient, und ob eine 
solche überhaupt einen Gewinn für die Erkennung der Blasenleiden 
bedeutet, ist noch nicht erzielt. Von Frank und von Jak ob y wer¬ 
den endlich Zystoskope angegeben, welche statt des bisherigen um¬ 
gekehrten ein aufrechtes Bild liefern. Nach Portner sollen Kinder 
nur in dringenden Fällen und dann unter Narkose der Zystoskopie 
unterworfen werden. Zystoskopieren kann man Mädchen vom Ende 
des ersten, Knaben vom zweiten Lebensjahre ab; die Anwendung 
des Ureterenkatheterismus gelingt bei Mädchen nach vollendetem 
ersten, bei Knaben erst im achten Lebensjahre. — H. Goldschmidt 
hat das von ihm erdachte Irrigationsurethroskop durch ver¬ 
schiedenartige Anbringung der Lichtquelle verbessert und publiziert 
ein neues gleiches Instrument, mit welchem therapeutische Eingriffe 
vorgenommen werden können. Rothschild hat das Gold schm i dt- 
sche Instrument behufs besserer Wiedergabe der natürlichen Farben 
mit dem Leiter-Casperschen Instrument kombiniert. — Die verbes¬ 
serten diagnostischen Hilfsmittel kommen der Diagnostik der Urethra 
posterior zu gute; ich erwähne kurz die Arbeiten von Wechsel¬ 
mann, welcher Polypen, von Michailow, welcher Zysten 
der hinteren Harnröhre mit Erfolg behandelte, endlich von 
Wossidlo, welcher sich um die Erkennung und endourethrale 
Behandlung der entzündlichen Veränderungen des Colliculus 
seminalis verdient gemacht hat. 

Auf die Tuberkulose der Harnröhre, welche mit Peri¬ 
urethritis und Vereiterungen der Cowperschen Drüsen einhergeht 
und zu tuberkulösen Strikturen führt, machen D e 1 o n e und 
Challier aufmerksam, indem sie hervorheben, daß diese Urethritis 
noch immer sehr häufig mit der gonorrhoischen verwechselt wird. 

Zur Messung des Effektes einer Strikturerweiterung läßt 
Gregor seine Patienten vor und nach der Strikturbehandlung je 
5 Sekunden lang urinieren; die Differenz der ausgeschiedenen Urin¬ 
mengen zeigt den Effekt der Dilatation an. Natürlich haften der 
Methode Fehlerquellen an, doch dürfte es sich bei ihrer großen Ein¬ 
fachheit lohnen, sie nachzuprüfen. 


Literatur. 

Achard, Anurie. Internationaler Urologenkongreß Paris. Bericht der 
Deutschen med. Wochenschr. Nr. 44 und Zeitschr. für Urologie II. 12. — 
Albrecht, Ueber kongenitale Nierendystopie. Zeitschr. f. Urologie H. 5. — 


Zystoskopie 
bei Kindern. 


Urethro- 

skopie. 


Polypen, 
Zysten der 
Harnröhre. 


Entzündungen 
des Colliculus 
seminalis. 
Urethral¬ 
tuberkulose. 


Strikturen 
der Harn¬ 
röhre. 



310 


Fürbringer und Citron. 


Alessandri, Contributo alla cbirurgia renale, specialmente . . . per . .. 
funzione dei reni. Fol. Urolog. Bd. II, H. 2. — Allard, Vergleichende Unter¬ 
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Grenzgeb. d. Med. u. Cbir. Bd.XVIII, H.5. — Aronstam, Gonokokkenvaccin 
bei Gonorrhoe. Journ. of Americ. Assoc. Nr. 17. — Atkins, The critical 
Solutions point of urine: A new physico-chemical method of examination. 
Brit. med. journ. 1. Febr. — Bandleru. Fischei, Die Funktionsprüfung der 
Niere (Phloridzin) bei Quecksilberzylindrurie und der Ablauf der Nylander- 
schen Reaktion in Quecksilberzuckerhamen. Zeitschr. f. Urologie H. 1. — 
Barling, The diagnosis and treatment of renal mobility. Brit. med. journ. 
25. April. — Barth, Ueber funktionelle Nierendiagnostik. Berliner Klinik. 
Nov.— Beer, Observations on the phloridzin-test etc. Fol. Urolog. Bd. III, 
H. 1. — Beerringer, Observations on the physiology and pathology of 
the ureteral function. Fol. Urolog. Bd. II, H. 5. — Berg, Zum gegen¬ 
wärtigen Standpunkt der Nierendiagnostik und Nierentherapie. Med. Klinik 
Nr. 35. — Bircher, Ueber Zystennieren. Fol. Urolog. Bd. III, H. 1. — 
Blum, 3 Fälle von Sacknieren, entstanden durch Abknickung des Ureten 
über einer abnormen Nierenarterie. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 22. — 
Derselbe, Zur Pathogenese der intermittierenden Hydronephrose etc 
Ibidem Nr. 29 u. 30. — Derselbe, Zur funktionellen Diagnostik medi¬ 
zinischer Nierenkrankheiten. Ibidem Nr. 14. — Blum u. Prigl, Was 
leistet die Phloridzinprobe für die funktionelle Nierendiagnostik? Ibidem 
Nr. 22 u. Nr. 42. — Borelius, Zur Frage Nephrotomie oder Pyelotomie bei 
aseptischem Nierensteinschnitt. Fol. Urolog. Bd. II, H. 6. — Box, Gewisse 
bakterielle Infektionen der Harnwege bei Kindern. The Lancet Nr. 2. — 
ter Braak u. Mijntief-Tiel, Ein Fall von Eklampsie infolge von er¬ 
höhter intrarenaler Spannung. Zentralbl. f. Gynäk. Nr. 42. — Brongersma, 
Nierentuberkulose. Verhandlungen des Internat. Urologenkongr. Paris. — 
Brodzki, Experimentelle Untersuchungen über das Verhalten des Blut¬ 
druckes und über den Einfluß der Nahrung auf denselben bei chronischer 
Nephritis. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCIII, H. 3. — Bruck, Ueber 
Albuminuria provocativa orthostatica, Münch, med. Wochenschr. Nr. 44. — 
DeBrui'nePloosvanArastel, Hämaturie. Volkmanns klin.Vortr. Nr. 502, 3. 
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kleinen Mädchen. Journ. of Amer. Assoc. Nr. 16. — Cardenal, Ueber 
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An adress on puerperal eclampsia etc. Brit. med. journ. 23. Mai.— Casper, 
Einige diagnostisch bemerkenswerte Fälle von Nierentuberkulose. Deutsche 
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Operationszystoskop. Zeitschr. f. Urologie H. 10. — Derselbe, Die Rezidive 
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Engel, Ueber einen Versuch, die chronische Nierenentzündung serothera¬ 
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311 


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Neurosen und Psychosen der Steinleidenden, geheilt durch die operative 
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312 


Fürbringer und Citron. 


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Je hie, Neue Beiträge zur Aetiologie der orthotischen Albuminurie. Münch, 
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Derselbe, Weitere Erfahrungen über Nierentuberkulose und die End¬ 
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Krankheiten der Harnorgane. 


313 


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Intraperitoneale Ruptur der Harnblase. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 4. — 
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Beziehungen zwischen Adrenalsystem und Niere. — Remete, Zur Kenntnis 
der gonorrhoischen Urethrozystitis (Urethrotrigonitis). Fol. Urolog. Bd. II, 
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314 


Fürbringer und Citron. 


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Zeitschr. f. Urologie H. 3. — Wulf, Beiträge zur Chirurgie der tuberkulösen 
und Steinniere. Berl. klin. Woehenschr. Nr. 5. — Zuckerkandl, Die 
Spaltung des Ureters und ihre Bedeutung für die Klinik der Nierentuber¬ 
kulose. Wiener med. Woehenschr. Nr. 3. 



g) Akute allgemeine Infektionskrankheiten 
und Zoonosen. 

Von Prof. Dr. Alfred Schittenhelm in Erlangen. 


Infektionskrankheiten. Allgemeines. Die Bedeutung der Hyper¬ 
thermie haben Rolly und Meitzer zum Gegenstand experimen¬ 
teller Untersuchungen gemacht. Sie fanden, daß ein günstiger Ein¬ 
fluß der erhöhten Körpertemperatur auf eine Infektion mit Bakterien 
sich nicht leugnen läßt; der Alexingehalt des Blutserums wird dabei 
nicht beeinflußt, wohl aber wächst die Phagozytose der Menschen¬ 
leukozyten stetig nicht nur von tieferen Temperaturgraden bis zur 
Bruttemperatur, sondern es findet von da an bis zu 40° C. eben¬ 
falls noch ein Ansteigen statt; ferner befördert nach Tierver¬ 
suchen die Fiebertemperatur die Produktion der Agglutinine und 
Bakteriolysine, hat aber keinen Einfluß auf den Verlauf der Ver¬ 
giftung mit tödlichen Toxindosen; endlich hat sich noch ergeben, 
daß infolge der Fiebertemperatur wohl gewisse Schädigungen im 
Organismus der Versuchstiere, wie Körperverlust, Abnahme des 
Hämoglobingehaltes des Blutes entstehen, daß aber eine sichere 
Schädigung der Organe (Verfettung etc.) nicht die Folge auch einer 
längere Zeit dauernden Fiebertemperatur zu sein braucht. — Steyrer 
untersuchte den Einfluß des Fiebers auf den Stoff- und 
Energieumsatz im Pettenkoferschen Apparat. Dabei fand sich, 
daß bei Fieberkranken (Tuberkulinfieber) sich der relative Stick¬ 
stoffumsatz steigert. Dabei verdrängen die Eiweißkalorien im Stoff¬ 
wechsel stickstofffreies Material derart, daß die gesamte Kalorienpro¬ 
duktion nicht gesteigert ist. — Versuche von Aronsohn und 
Blumenthal sollen zeigen, daß die bei Fieber vorkommende erhöhte 
Eiweißeinschmelzung nur mit Hilfe verstärkter Ferm ent Wirkung 
entsteht. Es zeigte sich, daß die proteolytische Fermentwirkung des 
Muskels während des Fieberprozesses bis fast um das Dreifache zu¬ 
nimmt, während die proteolytische Fermentwirkung der Leber um 
ca. ein Drittel verringert wird. 

Dietschy und Hößli untersuchten die Kreislaufverhält- 


Hyperthermie. 


Einfluß des 
Fiebers auf 
den Stoff¬ 
und Energie¬ 
umsatz 


Fermente und 
Fieber. 



316 


Schittenhelm. 


Kreislaufver- 
haltnisse bei 
Infektions¬ 
krankheiten. 


Insekten 
und Zecken 
als üeber- 
träger der 
verschieden¬ 
artigsten 
Menschen- 
und Tier¬ 
seuchen. 


nisse bei Infektionskrankheiten mit Hilfe der Blutdruck- 
bestimmung. Sie fanden, daß wenigstens ein Teil der bei Infek¬ 
tionskrankheiten auftretenden Kreislaufstörungen durch ein pri¬ 
märes Versagen der Herztätigkeit herbeigeführt werden kann, ohne 
daß der Vasomotorentonus stärker beeinträchtigt ist, so daß also 
mehr ein Versagen des Herzens als eine Schwäche der Vasomotoren 
die Ursache der gefährlichen Zustände bildet. 

Die große Bedeutung der Insekten und Zecken als 
Ueberträger der verschiedenartigsten Menschen- und 
Tierseuchen zeigt eine Zusammenstellung von Möllers. Was 
die Uebertragung von Bakterien anbelangt, so verdient vor allem 
die Verbreitung der Pest von einer Batte auf die andere durch den 
Rattenfloh hervorgehoben zu werden, welch letzterer gelegentlich 
auch den Menschen sticht und so eine Pestinfektion ermöglicht. Nach 
Jordansky und Kladnitzky kann die Pest auch durch Mücken 
und Wanzen gelegentlich übertragen werden. In der Regel ist die Ueber¬ 
tragung der Bakterien durch Insekten nur eine rein mechanische Ver¬ 
mittlung und wahrscheinlich nicht so sehr häufig; verwickelter aber 
liegen die Verhältnisse bei den pathogenen Protozoen. Wir wissen 
jetzt, daß alle im Blute lebenden Protozoen, die Hämatozoen, auf 
einen Zwiscbenwirt angewiesen sind, und zwar besteht für jede 
Gruppe von Hämatozoen eine bestimmte Gruppe von Zwischenwirten, 
die sämtlich zu der Klasse der Gliederfüßler, Arthropoden, gehören. 
Die Krankheitskeime müssen im Körper dieser Wirtstiere erst eine 
Entwicklung durchmachen, bevor sie auf andere Menschen oder 
Tiere übertragen werden können. Diese Uebertragung gilt vor allem 
für die Tropenkrankheiten, wie aus folgender Tabelle ersichtlich ist: 


| 

i 

i 


Name der Krankheit 

Ihr Erreger 

Uebertragungsmodus 


Quartana 

Plasmodium malariae 




(Laveran 1881) 


Malaria¬ 

fieber 

Tertiana 

Subtertiana 

Plasmodium vivax 
(Grassi u-Feletti 1890) 

Laverania malariae 

Anophelesmücken 



(Grassi u. Feletti 1890) 



Quotidiana 



Schlafkrankheit 

Trypanosoma gambiensc 

Tsetsefliegen (Glossina 


(Dutton 1902) palpalis u. a.) 






Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonoaen. 


317 


Name der Krankheit 

Ihr Erreger 

Uebertragungsmodus 

Kala-azar (Dum-Dum- 

Leishmania douovani 

die Wanzenart Cimex 

fieber, trop. Spleno¬ 
megalie) 

(Laveran u. Mesuch 
1903) 

rotundatus (?) 

Orientalisches Geschwür 

Leishmania furunculosa 
(Firth 1891) 

unbekannt 

Rückfallfieber 

Spirochaeta Obermeieri 
1873 

Cimex lectularius (Bett¬ 
wanze) und Pediculus 
corporis 

Zeckenfieber (Afrika) 

Spirochaeta Duttonii 
(Dutton u. R. Koch) 

Zecke Ornithoderos oder 
Argaa moubota 

Gelbfieber 

unbekannt 

Culexmücke Stegomyia 
fasciata 

Filiarienkrankheiten 

Filiaria sanguinis etc. 

Culex- und Anopheles¬ 
mücken 


Es wird hier kurz daran erinnert, daß diese Art der TJebertragung 
auch ganz besonders wichtig ist für verheerende tropische Tierseuchen, 
so für die indische Surra, die die großen Haustiere (Pferd und Rind) 
betrifft, und für die Tsetsekrankheit, beide Trypanosomiasen; hier¬ 
her gehört das Texasfieber der Rinder, welches durch eine bestimmte 
Zeckenart (Boophilus anulatus) übertragen wird, ferner die Piro¬ 
plasmose der Schafe und Hunde (Ueberträger die Hundezecke Haema- 
phyalis Leachi), die Hämoglobinurie der Rinder (Ueberträger eine 
Zecke, Ixodes ricinus), das von Koch studierte ostafrikanische 
Küstenfieber der Rinder, bei dem das an den roten Blutkörperchen 
schmarotzende, stäbchenförmige Piroplasma durch eine Zecke, Bo¬ 
ophilus decoloratus, übertragen wird u. a. m. 

Immunodiagnostik. Ueberempfindlichkeit (Anaphyl¬ 
axie). In diese Rubrik gehören die Kochsche subkutane Tuberkulin¬ 
reaktion, die Kutireaktion und die Ophthalmoreaktion. Vom 
Standpunkt der akuten Infektionskrankheiten haben vornehmlich die 
beiden letzteren Interesse. Zahlreiche Arbeiten sind in den letzten Jahren 
über diese Reaktionen erschienen, und es ist unmöglich, sie alle zu refe¬ 
rieren. — Die Ansichten über ihre Verwendung zur Tuberkulose¬ 
diagnostik sind nunmehr ziemlich geklärt. Es sei hier vor allem die 
Zusammenfassung Stadelmanns über ausgedehnte Untersuchungen 
an Gesunden und Kranken hervorgehoben, welche zu folgenden Resul- 


Immuno¬ 

diagnostik. 


Kutane und 
konjunktival 
Tuberkulin- 
reaktion. 





318 


Schittenhelm. 


Kutane und 
konjunktivale 
Tuberkulin¬ 
reaktion. 


— Kontra- 
indikationen. 


M o rösche 
Salben¬ 
reaktion. 


taten kommt: Die kutane Impfreaktion von v. Pirquet und die 
konjunktivale von Wolff-Eisner (Calmette) haben bei bestehen¬ 
der nachgewiesener und suspekter Tuberkulose eine große Bedeutung. 
Welche von beiden Reaktionen wichtiger ist, läßt sich zur Zeit noch 
nicht sagen. Wahrscheinlich deutet der positive Ausfall der kon- 
junktivalen Reaktion auf aktive tuberkulöse Prozesse im Organismus, 
die kutane auf inaktive. Die beiden Reaktionen haben nicht nur 
eine diagnostische, sondern auch eine wichtige prognostische Be¬ 
deutung, indem bei rasch progressiven tuberkulösen Prozessen fast 
stets die Reaktionen nur spurweise auftreten resp. ausbleiben. Man 
kann augenscheinlich die bisher bei suspekten Fällen von Tuber¬ 
kulose zur Feststellung der Diagnose angewandten probatorischen 
Injektionen von Kochschem Tuberkulin durch die kutane Impfung 
mit 25°/oigem Alttuberkulin und die konjunktivale Einträuflung 
von l°/oiger Alttuberkulinlösung ersetzen, was für die Kranken von 
wesentlichem Vorteil ist. Die bei der kutanen Impfung auftretende 
Spätreaktion ist in ihrer Bedeutung noch nicht geklärt, aber für die 
Diagnosenstellung noch nicht zu verwenden. Es kommt bei der 
konjunktivalen Einträuflung gelegentlich zu einer konkomitierenden 
Reaktion auf dem anderen Auge. Nach probatorischen Injektionen 
Kochschen Alttuberkulins kommt es gar nicht selten zu einem Auf¬ 
flammen der selbst wochenlang zurückliegenden Kutan- und Kon- 
junktivalreaktion. — Betreffs der Kon j unkti valimpfung sei hier be¬ 
sonders auf vorsichtige Einhaltung der allseits betonten Kontraindi¬ 
kationen hingewiesen, bei deren Berücksichtigung ihre Anwendung 
nie Schaden stiften kann. J. Citron faßt sie dahin zusammen, daß 
die Ophthalmodiagnostik zu vermeiden ist 1. bei allen Patienten, 
die augenkrank sind oder gewesen sind, selbst an gesunden Augen, 
2. bei allen Patienten, deren Augen sonstigen Schädlichkeiten aus¬ 
gesetzt sind oder die in Trachomländern wohnen, 3. bei Patienten, 
die in den letzten 6 Monaten Gegenstand einer ophthalmodiagnosti- 
schen oder sonstigen Tuberkulinuntersuchung waren. Bei skrophu- 
lösen Kindern vermeide man die Ophthalmoreaktion so weit als 
möglich, man benütze nur ‘l*- oder '/»°/oig© Lösungen. Ferner soll 
man nach J. Citron weder Calmetteschen Tuberkulintest, noch das 
Tuberkulosediagnostikum Hoechst anwenden, da mit beiden Prä¬ 
paraten unzuverlässige Reaktionen erhalten werden; vielmehr ver¬ 
wende man Alttuberkulin und stelle sich die Verdünnungen selbst 
frisch her. — Es sei noch kurz erwähnt, daß Moro für die Kutan¬ 
reaktion eine Modifikation angab, die darauf hinausläuft, daß man an 
Stelle der Tuberkulinlösung eine Tuberkulinsalbe anwendet, welche 



Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen. 


319 


50 n /oig ist und aus gleichen Teilen Alttuberkulin und Lanolinum 
anhydricum besteht; zur Aufnahme des Tuberkulins wurde das Lanolin 
vorher mäßig (auf 20— 80°) erwärmt. Die im Eisschrank auf bewahrte 
Salbe behielt monatelang ihre Wirksamkeit. Bei Anstellung der 
Reaktion wird die Haut nicht wie bei der v. Pirquet sehen Reaktion 
vorher angeritzt, sondern es wird auf die unverletzte Brusthaut 
knapp unter dem Schwertfortsatz oder in der Nähe der Mammilla 
unter mäßigem Druck auf die Haut mit dem Finger V*—1 Minute 
lang ein erbsengroßes Stück Salbe eingerieben; der Durchmesser 
der eingeriebenen Hautpartie beträgt ca. 5 cm; die Stelle wird hier¬ 
auf ca. 10 Minuten entblößt gelassen, ohne Anlegung eines nach¬ 
träglichen Schutzverbandes. Beim negativen Ergebnis bleibt die ein¬ 
geriebene Hautpartie dauernd reaktionslos; der positive Effekt be¬ 
steht hingegen in dem Auftreten von knötchenförmigen, papulösen 
Effloreszenzen am Ort der Einreibung. Die Salbenreaktion ist so 
sicher wie die v. Pirquetsche kutane Tuberkulinimpfung, was auch 
von Lejeune bestätigt wurde. — Chantemesse hat die Wolff- 
Eisnersche Ophthalmodiagnostik auf den Typhus übertragen Ophthaimo- 
und mit positivem Resultat untersucht, ob die Konjunktivs Typhöser in Reaktion 
analoger Weise auf Typhusbazillenextrakt reagiert. Eine Reihe von für Typhus ’ 
Nachuntersuchungen hat zwar ergeben, daß die Reaktion bei 
Typhus positiv war, daß aber der Reaktion keine Bedeutung zu¬ 
kommt, weil sie auch bei einer Reihe anderer nicht typhöser Krank¬ 
heiten positiv ist. — Bei Masern hat v. Pirquet nachgewiesen, — bei Masern, 
daß tuberkulöse Kinder ihre Reaktionsfähigkeit auf Tuberkulin für 
ungefähr eine Woche verlieren; diese Reaktionslosigkeit dürfte mit 
den Erfahrungen Zusammenhängen, daß der tuberkulöse Prozeß wäh¬ 
rend der Masern sehr häufig an Ausbreitung gewinnt; differential¬ 
diagnostisch läßt sich nach v. Pirquet eine positive Tuberkulin¬ 
reaktion gegen die Masernnatur eines Exanthems verwerten. — Bei 
der Diphtherie erhält man nach Schick mit einer auf den Kutanreaktion 
zehnten Teil ihres Volumens eingeengten Diphtherietoxinlösung Kutan- 
reaktionen, welche der Tuberkulinreaktion (v. Pirquet) sehr ähn- tox j„ 
lieh sind. Es handelt sich dabei um eine spezifische Toxinreaktion, 
da die Reaktion ausbleibt, wenn man das Toxin in vitro vorher 
durch Antitoxin neutralisiert oder den Patienten 4 Stunden zuvor 
mit Antitoxin passiv immunisiert. Auch bei gesunden Säuglingen 
erhält man nahezu regelmäßig durch stärkere Toxinlösungen positive 
Hautreaktionen, welche jedoch durchaus verschieden an Intensität 
verlaufen, so daß Schick glaubt, aus der Größe der kutanen Diph¬ 
theriereaktion auf die individuelle Diphtheriedisposition schließen zu 



320 


Schittenhelm. 


können. Vielleicht vermag die Reaktion bei weiterer Kenntnis eine 
rationelle und exakte Dosierung des Heilserums bei Diphtherie zu 
ermöglichen. — Endlich hat Märtel an sich selbst und an zwei an¬ 
deren rotzgeheilten Menschen versuchsweise die Hautreaktien auf 
Kutanreaktion Rotz angestellt. Er folgert aus seinen Beobachtungen, daß reines 
auf Rotz. 0( j er j m Verhältnis von 1 : 10 gelöstes Mallein bei Personen, die 
einmal Rotzkrankheit durchgemacht haben und geheilt sind, noch nach 
langer Zeit (12, 13 und 23 Jahren) eine Hautreaktion von wechseln¬ 
der Intensität hervorrufen kann; auch Konjunktivalinjektionen von 
Mallein (1 : 60) können wertvolle Fingerzeige geben. 

Serodia- Serodiagnostik. In das Gebiet der Serodiagnostik gehört 

gnostik. die Untersuchung auf die im Serum und im Plasma vorhandenen, 

Opsonine, als Opsonine (Wright) bezeichneten Stoffe, welche die Bakterien 
so beeinflussen, daß sie von den Leukozyten in größerer oder 
kleinerer Zahl aufgenommen werden. Die im Durchschnitt von 
einem Leukozyten aufgenommene Zahl von Bakterien (durch Fär¬ 
bung und Zählung erhalten) heißt man „phagozytäre Zahl“. Be¬ 
kanntlich erhält man, indem man einmal Bakterien, die mit Serum 
von Gesunden, das andere Mal Bakterien, die mit Serum von in¬ 
fektiös Kranken zusammengebracht waren, mit isolierten und ge¬ 
waschenen Leukozyten vereinigt, verschiedene phagozytäre Zahlen 
und bezeichnet nach Wright das Verhältnis der phagozytären Zahl 
eines Gesunden zu der eines Kranken als „opsonischen Index“. Wäh¬ 
rend nun das Verhältnis bei verschiedenen Gesunden = 1 (mit 
Schwankungen von 0,8—1,2) ist, findet man bei Kranken nach oben 
und unten davon abweichende Werte, die man dann als „negative und 
positive Phase“ bezeichnet. An der Hand der Opsoninbestimmung 
kann man nun die Wirkung einer spezifischen Behandlung verfolgen 
und eine rationelle Dosierung erreichen. Wir finden eine genaue 
Auseinandersetzung dieser Verhältnisse neuerdings besonders bei 
Jürgens und bei Lüthje. Danach unterscheidet man folgende 
Möglichkeiten: a) der Index ist 24 Stunden nach der Injektion 
stark herabgesetzt: die Dose war zu groß; b) nach 24 Stunden ist 
der Index leicht erhöht; nach 8—10 Tagen ist er wieder subnormal; 
der Patient hat keine klinischen Störungen gehabt; die Dose kann 
erhöht werden; c) 24 Stunden nach der Injektion ist der Index 
leicht herabgesetzt; nach 8—10 Tagen ist er noch etwas höher als 
vor der Injektion: die Dose war richtig gewählt. Nach Lüthje läßt 
sich die Frage, ob die Verfolgung des opsonischen Index für die 
Immunisierungstherapie bei Tuberkulose von größerem Werte 
ist, noch nicht ganz sicher beantworten; es scheint ihm, als ob 



Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen. 321 

mit den klinischen Beobachtungen ebenso sichere Indikationen ge¬ 
wonnen werden. Auch Jürgens spricht sich recht zurückhaltend 
über den Wert der Opsoninbestimmung aus und verweist auf ver¬ 
schiedene Schwierigkeiten bei dessen Feststellung (Häufchenbildung 
der Kokken und Bakterien, Ungleichheit der Phagozytose bei den 
einzelnen Leukozyten desselben Präparates etc.). Betreffs der 
Opsoninbestimmung in diagnostischer Hinsicht findet man zustim¬ 
mende Urteile. So kommen sowohl Fornet als Arinkin und 
Schneider zu dem Resultat*, daß die opsonische Kurve eine 
wertvolle Bereicherung unserer diagnostischen Methoden für Tuber¬ 
kulose und für andere Infektionskrankheiten bildet. 

Saathoff wiederum bezeichnet auf Grund seiner Untersuchungen 
an Staphylokokken- und Gonokokkenerkrankungen die Resultate 
als durchweg zweifelhaft, und ähnlich spricht sich Böhme aus, 
nach dem Opsoninuntersuchungen nur bei großen Ausschlägen gegen¬ 
über den Normalkontrollen verwertbar sind. Nach ihm sind also 
Prüfungen des opsonischen Index bei Staphylokokkenerkrankungen, 
sowie bei Tuberkulosefällen im allgemeinen wertlos, weil der Index 
solcher Erkrankungen wenig von der Norm abweicht und die der 
Methode anhaftenden Fehler solche kleine Differenzen überkompen¬ 
sieren können; dagegen scheint der Opsoningehalt verdünnten Serums 
(aufs zehnfache) gegenüber Typhusbazillen leicht prüfbar, und die 
Ergebnisse scheinen einwandsfrei. Auch für die Zerebrospinal- 
meningitis liegen Untersuchungen vor. Taylor hat 8 Fälle 
daraufhin geprüft und gefunden, daß ein hoher Opsoninindex auf Me¬ 
ningokokken, für diese Erkrankung pathognomonisch zu sein scheint, 
wenn auch ein normaler sie nicht ausschließt. Endlich haben 
Neißer undGuerrini experimentelle umfangreiche Untersuchungen 
mit Staphylokokkeninfektionen an Kaninchen unternommen, 
welche die ersten exakten Grundlagen für die Wrightschen Lehren 
schaffen. Daraus ist hervorzuheben, daß die Wertigkeit eines Im¬ 
munserums sich 'nur durch Opsoninbestimmung mit steigend ver¬ 
dünntem Serum! erkennen' läßt; während Immunsera noch in viel¬ 
tausendfacher Verdünnung hohe phagozytäre Zahlen ergaben, ver¬ 
liert das verdünnte Normalserum sehr rasch jeden opsonischen Effekt. 

Daraus lassen sich diagnostische Folgerungen für Staphylokokken¬ 
infektionen ableiten. 

Es sei hier noch kurz der in das Gebiet der Serodiagnostik Kompiemeut- 
gehörenden Wassermannschen Reaktion gedacht, deren große bin dung. 
Wichtigkeit für die Diagnostik der Syphilis durch zahlreiche Ar¬ 
beiten sicher erwiesen ist. Einen guten Ueberblick geben die 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909 . 21 



322 


Schittenhelm. 


Komplement- Resultate der Erlanger Klinik (230 untersuchte Fälle) auf Grund 
bin düng. d er Untersuchungen von Hauck: 


positiv 


Lnes 13 2 

Lue« II 27 25 

Luea III 6 4 

Lues im Latenzstadium 28 21 

Paralyse 10 10 

Tabo-Paralyse 2 2 

Scharlach 11 2 

Phthisis pulmonalis 13 1 

Karzinom 8 1 

Lupus vulgaris 10 0 


negativ 

1 

2 

2 

7 


9 

12 

7 

10 


Bei zahlreichen anderen Krankheiten, bei welchen überstandene 
Lues nicht nachweisbar war, wurde niemals positive Reaktion erzielt. 
Der positive Ausfall bei Phthisis pulmonalis betrifft einen 40jährigen 
nicht verheirateten Mann, der frühere Lues negiert, jedoch auf¬ 
fallende Arteriosklerose zeigt. In dem Fall positiver Reaktion bei 
Karzinom konnte kein Anhaltspunkt für frühere Lues gefunden 
werden. Interessant ist das zweimalige positive Ergebnis bei 
Scharlach. Ueber den positiven Ausfall der Wassermannschen 
Reaktion bei Scharlach in 40°/o der Fälle haben Much und 
Eichelberg berichtet. Eine Reihe von Nachprüfungen (Höhne, 
Meier, Jochmann und Töpfer u. a.) hat jedoch einstimmig 
ein negatives Resultat ergeben. Ob die Verschiedenheit der Epi¬ 
demien vielleicht eine Ursache für die differenten Resultate abgibt, 
wie Zeißler meint, muß erst abgewartet werden. — Auch bei 
typhoiden Erkrankungen ist die Komplementfixationsmethode 
angewandt worden. Posner berichtet über solche Untersuchungen 
mit positiven Resultaten. Er betont aber sofort selbst, daß mehrere 
Umstände*die klinische Brauchbarkeit der Methode in Frage stellen, 
vor allem das Versagen der Reaktion in mehreren Fällen. Zu ähn¬ 
lichen Resultaten gelangen noch Keutzler und Kiralyfi, sowie 
Schöne. — Interessant sind die positiven Resultate, welche mit dem 
Komplementbindungsverfahren bei Trypanosomenerkrankun¬ 
gen gefunden wurden. Aber auch hier hat sich keine Regelmäßig¬ 
keit vorgefunden, und Manteufel und Woithe, welche die Lite¬ 
ratur zusammenfassen und eingehende eigene Untersuchungen bringen, 
kommen zu dem Schlüsse, daß man weder aus einer positiven 
Reaktion mit genügender Sicherheit auf eine bestehende Trypano¬ 
someninfektion schließen, noch diese ausschließen könnte, wenn die 



Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen. 


323 


Komplementbindungsreaktion negativ ausfällt. Es ist daher nicht 
gerechtfertigt, auf der Komplementbindungsreaktion bei Trypano¬ 
somenkrankheiten ein analoges diagnostisches Verfahren aufzubauen, 
wie es bei der Syphilis mit so gutem Erfolge möglich gewesen ist. 
Zu im wesentlichen gleichen Ergebnissen kommen auch Schilling 
und v. Hößlin. 

Im Anschluß an die Immunitätsdiagnostik sei kurz über eine 
Arbeit von Chvostek berichtet, welche sich mit der Immuni¬ 
sierung per os experimentell beschäftigt. Er kommt unter Be¬ 
rücksichtigung eigener und fremder Erfahrungen zu dem Schlüsse, 
daß Tiere aktiv mit virulenten, abgetöteten Mikroorganismen und 
Toxinen per os immunisiert werden können, daß aber die auf 
diesem Wege erzielten Resultate den durch subkutane und intra¬ 
venöse Injektion erzielten entschieden nachstehen, und ihre Wir¬ 
kung unsicher ist. Während man bisher annahm, daß sich die 
Immunitätsreaktion in einem Organ, nämlich im Knochenmark, 
vielleicht höchstens noch in anderen blutbildenden Organen ab¬ 
spiele, konnte Heim nachweisen, daß verschiedene und ausge¬ 
dehnte Zellgebiete des immunisierten Körpers schutzstoffhaltig sind, 
vor allem auch die Muskulatur. Man kann die Schutzstoffe in wirk¬ 
samer Form frei gewinnen, indem man sie durch Fermentation (Pepsin- 
und Trypsinverdauung der Organe) gewissermaßen herausschält. 
Heim hält diesen Weg der Gewinnung von Schutzstoffen für sehr 
aussichtsreich und sieht darin den Beginn einer Zytoserotkerapie. 

Masern. Masern und Röteln sind nachMc Clanahan, der 
in wenigen Wochen eine Reihe von Fällen beider Exantheme an 
einem und demselben Kranken beobachten konnte, sicher nosologisch 
selbständige Einheiten, deren Differentialdiagnose oft jedoch 
schwer ist. Für Masern sprechen ein deutliches Prodromalstadium 
und vor allem der Befund von Koplikschen Flecken. Röteln da¬ 
gegen haben weder das eine noch das andere; das Exanthem ist 
bei Morbillen mehr zusammenfließend als bei Röteln, bei denen es 
auch plötzlicher erscheint und schneller verschwindet. Friedjung 
berichtet über Masernfälle mit abnorm langer Inkubation (14 Tage 
und länger). Sadger redet der Hy driatik der Masern das Wort; er 
meint, daß man durch verschärft tonisierende Methoden (zweimalige 
3 Minuten lang dauernde Ganzabreibung mit 10—12gradigem Wasser) 
und viel Bewegung in guter Luft Ansteckung häufig verhüten und 
die letztere bei schon stattgehabter Infektion ersticken könne. Ge¬ 
lingt dies nicht, und nimmt die Infektion ihren Fortgang, dann 


Immunisierung 
per os. 


Masern und 
Röteln. 



324 


Schittenhelm. 


Masern macht er trotzdem die Abreibungen 2—Smal täglich und Rumpf¬ 
umschläge, die 8stündlich oder bei höherem Fieber öfter zu wechseln 
sind. Bei Komplikationen von seiten der Respirationsorgane (Bron¬ 
chitis capillaris, Pneumonie) verwendet er statt Abreibungen kühle 
Halbbäder (20—18 0 und 5 Minuten Dauer 2—Smal täglich), an deren 
Schluß er Nackengüsse mit Wasser von 10° setzt. 


Scharlach: 

Milch* 

Infektion. 


Scharlach¬ 

epidemie. 


Hautgangrän 
bei Scharlach* 
rheumatoid. 


Scharlach. Cameron berichtet von einer Scharlachepidemie, 
hervorgerufen durch den Verbrauch infektiöser Milch, die aus 
einer Milchhandlung bezogen wurde, in der unter den Angestell¬ 
ten Scharlachfälle vorgekommen waren. Maeder beobachtete eine 
Scharlachepidemie in einer Epileptikeranstalt. Von praktischem 
Interesse war dabei, daß neben einer relativ kleinen Anzahl von 
typischen Krankheitsbildern (9 Fälle) viele atypische Fälle (12 Fälle) 
darunter 8 mit flüchtigem Exanthem, Abschuppung, ohne Angina, 
und 4 Angina mit hohem Fieber und Abschuppung vorkamen. 
Wenn man diese abortiven Fälle nicht berücksichtigt, so läßt sich 
die Fortpflanzung der Epidemie nicht feststellen. Die Krankheit 
ist in allen Stadien kontagiös, und es ist auch eine Ansteckung durch 
Mittelspersonen (gesunde Krankheitsüberträger) anzunehmen. Die 
Inkubationszeit betrug in einigen Fällen 3 und 4 Tage. Heubner 
beschreibt einen einzig dastehenden Fall, wo im Anschluß an einen 
Scharlach bei einem Kind als Nachkrankheit eine postskarlatinöse 
Lymphadenitis am Halse (Fieber, Schlingbeschwerden, Drüsen¬ 
schwellungen) und 8 Tage darauf ein Scharlachrhenmatismus 
mit Schmerzen in den verschiedensten Gelenken auftrat. Diese 
Afifektion wurde von einer merkwürdigen, in einer Anschwellung und 
Rötung bestehenden Hauteruption an verschiedenen Stellen kom¬ 
pliziert, welche bedrohliche Fortschritte machte. In der etwa taler¬ 
großen entzündlichen Hautstelle am Ellbogen zeigte sich eine schwarze 
Stelle, die allmählich in eine ausgebreitete Gangrän der Haut 
der Außenfläche des Ellbogens von 9 cm Länge und 8 cm Quer¬ 
durchmesser überging. Nach ca. 14 Tagen stieß sich die gangrä¬ 
nöse Stelle ab, und es hinterblieb eine granulierende Wunde, welche 
sich ganz allmählich schloß. Ferraris-Wyß schreibt über Schar¬ 
lachrezidive, eine seltene Erscheinung, die eine völlige Wieder¬ 
holung des schon überstandenen Scharlachs darstellen, und Pseudo¬ 
rezidive, ein noch selteneres Vorkommnis, welches im Stadium der 
Rekonvaleszenz auftritt und für welches das mehr den Masern 
ähnliche Exanthem und die Konjunktivitis charakteristisch ist. Die 
Ursache der Rezidive ist dunkel: exogene oder Autoinfektion. In 



Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonost-n. 


325 


der Therapie des Scharlachs weist Grawitz auf eine zweckmäßige 
Zufuhr reichlicher Flüssigkeitsmengen in kleinen Einzel¬ 
dosen and die prophylaktische Verabreichung von Urotropin 
(3mal 0,25 bei kleinen Kindern, 3mal 0,5 bei größeren Kindern und 
Erwachsenen, 4 Tage hintereinander) hin. Ferner empfiehlt er die Ein¬ 
wirkung eines heißen Bades mit nachfolgender Schwitzprozedur auf be¬ 
ginnende entzündliche Erscheinungen in den oberen Luftwegen. Damit 
leitet er die Behandlung jedes Scharlachfalles mit ausgesprochener An¬ 
gina und besonders mit diphtherieverdächtigen Membranen ein, sofern 
nicht besondere Gründe, z. B. durch Herzkomplikationen entgegen¬ 
stehen. Die nächste Sorge ist dann eine möglichst gründliche und dabei 
reizlose Säuberung der Bachenorgane durch Gurgeln und Auswischen 
mit lauwarmem Kochsalzwasser oder Kamillentee oder WasserstofF- 
superoxydlösung. Neben reichlicher Flüssigkeitszufuhr (Zitronen¬ 
limonade, Milch, Kakao, Wassersuppen etc.) gibt er besonders bei 
stärkerer Schluckbehinderung rektale Einläufe von l°/oiger Koch¬ 
salzlösung oder von Milch und bei allzugroßer Schwäche Kochsalz¬ 
infusionen unter die Haut. Die Diät besteht aus den erwähnten 
Flüssigkeiten; nach Entfieberung wird je nach der Schwere des Falls 
sofort oder später eine kochsalzfreie Diät mit Reis-, Gries- und Mon¬ 
daminspeisen, Fruchtsäften, Haferschleim und Weißbrot verabreicht 
und vom 21. Tage ab, wenn Komplikationen ausbleiben, gemischte 
Kost, vorerst Kartoffelbrei, Gemüse, Eier, Schabefleisch. Finkel- 
st’ein bespricht die Serumtherapie bei Scharlachkranken. Man ver¬ 
abreicht Antistreptokokkensera, da man erfahrungsgemäß weiß, 
daß die Streptokokken, wenn sie auch nicht Erreger des Scharlachs 
sind, doch eine große Rolle in seinem Krankbeitsverlauf spielen. 
Ueber den Nutzen ist man sich noch nicht einig. Man gibt ent¬ 
weder das Mosersche Scharlachserum, das aber schwer erhältlich 
ist, oder das Aronsonsche oder das Meyer-Ruppelsche Antistrepto¬ 
kokkenserum (Höchst). Will man möglichst sicher gehen, so ist 
es noch vor Ausbruch irgendwelcher Komplikation einzuspritzen. 
Dann genügen 10 ccm (Schutzdosis Höchst). Ist die Streptokokken¬ 
komplikation schon da, so sind 20—25 ccm anzuwenden (einfache 
Heildosis) und zu wiederholen, wenn nach 24 Stunden das Fieber 
nicht abfällt und das Allgemeinbefinden sich nicht hebt. In schweren 
Fällen ist von vornherein die doppelte Heildosis von 50 ccm zu 
empfehlen. Fulawski rühmt ein Heilserum, welches von Pro¬ 
fessor Bujwids in Krakau aus dem Blute solcher Pferde gewonnen 
wird, die mit dem aus dem Blute schwer Scharlachkranker kulti¬ 
nerten Streptokokken infiziert werden. Danilow rühmt endlich 


Therapie: 

Reichliche 

Flüssigkeits¬ 

zufuhr, 

Urotropin, 


Rektale 

Einläufe, 

Diät, 


Serum¬ 

behandlung, 



326 


Schittenhelm. 


Scharlach: 


Pyozyanase- 

behandlung. 

Diphtherie: 

Serum- 

therapie, 


Adrenalin- 

Kochsalz¬ 

injektionen, 


Pyozyanase- 

behandlung. 


prophylaktische Impfungen, die mit der Schutzvaccine von Gabri- 
tschewski ausgefuhrt sind. Diese Impfungen erzeugen eine spezi¬ 
fische, scharlachähnliche Erkrankung mit einem bestimmten Sympto- 
menbilde, welches innerhalb 2—3 Tagen verschwindet, ohne irgendwie 
Spuren zu hinterlassen. Pyozyanasebehandlungs. unter Diphther i e. 

Diphtherie. Es liegen wieder einige Arbeiten vor, welche den guten 
Nutzen der Serumbehandlung, eine rechtzeitige, nicht zu späte 
Anwendung vorausgesetzt, dartun (Baginsky, Berlin). Middle- 
ton erreichte bei einem an schweren peripherischen Lähmungen nach 
11 Wochen vorher überstandener Diphtherie erkrankten Manne 
durch Injektion von Rouxschem Antidiphtherieserum (in 10 Tagen 
100 ccm) eine schnell beginnende und rasch fortschreitende Besse¬ 
rung und Heilung. — Pospischill empfiehlt bei schweren Fällen 
Adrenalin-Kochsalzinjektionen (150 Kochsalzlösung 2—3 g 
Adrenalin eventuell 3—4mal täglich), deren Effekt schildert er als her¬ 
vorragend (vergl. S. 107). Nach der begreiflichen, momentanen, auf das 
Trauma des Eingriffes zu beziehenden Verschlechterung des Pulses, 
wie des Allgemeinzustandes folgt ein auffallendes Steigen des Blut¬ 
drucks ; seine Steigerung hält meist nur Stunden an, und dann wird 
eine neuerliche Injektion notwendig. Der Puls wird hart, schnellend 
und dikrot. Gleichzeitig ändert sich das Allgemeinbefinden günstig. 
Wo der Radialpuls verschwunden war, erscheint er wieder. So 
fristet man von einer Injektion zur anderen das Leben des Patienten. 
Damit ist in einzelnen Fällen alles gewonnen. Eine Heilung der 
Diphtherie durch Adrenalin kann natürlich nicht erzielt werden. — 
Im Vordergrund des Interesses steht zur Zeit die Pyozyanase- 
behandlung der Diphtherie, von Emmerich angeregt. Diese Be - 
handlung ist eine lokale. Sie besteht darin, daß man den Kranken 
3—4mal täglich, anfangs auch öfters, mittels eines Zerstäubers die Pyo- 
zyanase gegen die Membranen spritzt, wobei die Zunge mit dem 
Spatel herabgedrückt wird, damit die Flüssigkeit die erkrankten 
Teile, Tonsillen, Uvula, gut trifft. Den Ueberschuß der etwa den 
Rachen herablaufenden Flüssigkeit spuckt der Patient aus, danach 
wird nochmals gespritzt und die Pyozyanase im Rachen belassen. 
Während einer halben Stunde nach der Besprayung darf nun nicht 
gegurgelt werden. Falls Membranen in der Nase vorhanden sind, 
kann auch diese eingesprayt werden, bei Tracheotomierten gelegent¬ 
lich auch in die Kanüle. Erbrechen tritt ab und an einmal auf, 
Verdauungsstörungen werden aber nie beobachtet. Uebereinstimmend 
(Saar, Mühsam, Schlippe, Fackenheim) wird berichtet, daß 



Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen. 327 

die Pyozyanase in vitro das Wachstum der Diphtheriebazillen schnell 
hemmt und in verhältnismäßig kleinen Dosen große Mengen davon 
abtötet. Bei menschlicher Diphtherie befördert das Mittel die 
Auflösung der Beläge und wirkt damit günstig auf den Allge¬ 
meinzustand. Der foetor ex ore wird gleichzeitig schnell beseitigt. 
Das von Saar verfolgte bakteriologische Verschwinden der Diph¬ 
theriebazillen geschah oft in wenigen Tagen. Es soll aber die Pyo¬ 
zyanase stets in Verbindung mit Serum angewandt werden. Es 
mag hier erwähnt sein, daß Saar auch bei Scharlachanginen und 
gewöhnlichen Anginen gute Resultate von dieser Behandlung sah. 


Typhus und Paratyphus. Huppenberg berichtet über eine 
Typhusendemie, ausgegangen von einer vor 31 Jahren an Typhus 
erkrankten Bazillenträgerin. Auch La'unois weist ausführlich auf 
die Gefahren der Typhusbazillenträger hin und erörtert die Not¬ 
wendigkeit, derartige Individuen ausfindig zu machen und Typhus¬ 
kranke erst nach Verschwinden der Typhusbazillen, wenn möglich, 
aus der Pflege zu entlassen. M ei nicke hält es, soweit gegen¬ 
wärtig ein abschließendes Urteil möglich ist, für erwiesen, daß der 
Paratyphus eine ätiologische, keine klinische Einheit darstellt. Denn 
erstens erregt der Paratyphusbazillus den Symptomenkomplex der 
Cholera nostras (Schottmüller), zweitens ruft der Paratyphus¬ 
bazillus ebensolche Krankheitsbilder hervor wie der Typhusbazillus; 
die Differenzierung zwischen Typhus und Paratyphus ist nicht 
durch symptomatische, sondern lediglich durch bakteriologische Dia¬ 
gnostik möglich. Zu ähnlichen Resultaten kommt Bingel, weichereine 
Paratyphusepidemie beobachtete. Nach ihm kann die Infektion mit 
Bacterium paratyphi das klinische Bild des Typhus abdominalis 
liervorrufen. Sehr häufig jedoch verläuft sie unter einem anderen, 
ziemlich scharf zu umgrenzenden Krankheitsbild, welches mit dem 
Typhus meist wenig gemeinsame Züge zeigt. Es gleicht vielmehr 
der akuten Gastroenteritis. Die Erkrankung ist daher nicht als 
eine Abart des Typhus aufzufassen, sondern als eine Gastroenteritis, 
die durch den Befund eines besonderen wohl charakterisierten Bac- 
teriums sich aus der großen Gruppe der Gastroenteritiden heraus¬ 
hebt. Port hat bei 6 tödlich endenden Fällen von Typhus ab¬ 
dominalis 4inal Mischinfektion feststellen können, und zwar 2mal 
mit Staphylococcus aureus, lmal mit Bacterium coli und lmal mit 
Pneumokokken. Er weist darauf hin, daß wahrscheinlich derartige 
Mischinfektionen bei Typhus häufiger sind, als man annimmt, und 
daß schwere zerebrale Symptome, exzessiv hohe Temperaturen, 


Typlius- 

bazillenträtier. 


Paratyphus 


Different ial- 
(liafrnose 
zwischen 
Typhus und 
Paratyphus. 



328 


Schittenhelm. 


Typhus¬ 
bazillen in 
der Galle. 


Prophy¬ 
laktische 
Gallenblasen¬ 
operation 
eines Typhus¬ 
bazillen¬ 
trägers. 


Paratyphus¬ 
bazillen in 
der Galle. 


Ikterus, Hämorrhagien, Schüttelfröste, hohe Leukozytenzahlen, Endo* 
karditiden den Verdacht auf Mischinfektionen wecken müssen. — 
F. Lemierre und Abrami konnten experimentell die bekannten 
Arbeiten von Förster und Kayser und von Dörr bestätigen, 
wonach bei künstlich mit Typhusbazillen erzeugter Septikämie die 
Typhusbazillen regelmäßig durch die Galle in den Darm passieren. 
Sie fanden, daß die Typhusbazillen bereits 6 Stunden nach der in 
die Ohrvene gemachten Injektion in der Galle auftraten und sich dort 
bis zu 6 Tagen hielten. Die Bazillen hielten sich länger in der 
Galle, als im Blut, woraus sie bereits nach 4 Tagen verschwunden 
waren. Diese Befunde erklären die Hartnäckigkeit gewisser Typhus¬ 
bazillenträger. Förster weist darauf hin, daß die Gallenblase 
der chronischen Typhusbazillenträger den natürlichen Fundort der 
Typhusbazillen bildet, in dem sie sich ständig erneuern und von wo aus 
sie, abhängig von ihrer wechselnden Virulenz und von äußeren Um¬ 
ständen, durch die folgende Infektion von Gesunden immer wieder 
neue zeitliche Entwicklungsherde finden und neue Keimherdeträger 
schaffen. Für die Paratyphusbazillen gilt zum Teil dasselbe; nur 
weisen manche Erfahrungen darauf hin, daß bei ihnen noch an¬ 
dere natürliche Vegetationen (in Haustieren u. s. w.) Vorkommen. 
Weiterhin macht Förster darauf aufmerksam, daß es keinem Zweifel 
unterliegt, daß die Vegetation der Typhusbazillen und die Bil¬ 
dung von Gallensteinen in Beziehung zueinander stehen. Er nimmt 
an, daß von den beiden Erscheinungen der Uebertritt der Typhus¬ 
keime in die Galle von der Leber aus während einer Typhus¬ 
erkrankung das Primäre ist. Es ist daher bei der Behandlung 
Typhuskranker dahin zu' wirken, daß keine bleibenden Gallenblasen¬ 
erkrankungen zu stände kommen. — Zur Heilung eines chronischen 
Typhusbazillenträgers ist operative Behandlung (Frei¬ 
legung der Gallenblase, eventuelle Entfernung von Steinen, Aus¬ 
spülung) vorgeschlagen und bereits mehrere Male ausgefuhrt worden, 
bis jetzt nur an internierten Irren zum Schutze der Anstalt. Ueber 
einen solchen Fall berichtet Grimme; das Resultat war recht gün¬ 
stig, indem am 11. und 14. Tag post operationem zwar noch Typhus¬ 
bazillen nachgewiesen werden konnten, später aber nicht mehr. — 
Daß auch der Bacillus paratyphi gelegentlich einmal in der Gallen¬ 
blase weiterwuchern und dadurch das betreffende Individuum zu 
einem chronischen Bazillenträger machen kann, zeigt ein von Lorey 
beschriebener Fall. Bei ihm haben sich 2 Jahre lang die Para¬ 
typhusbazillen in der Gallenblase gehalten und dort, wie die Ope¬ 
ration ergab, eine Cholezystitis mit Bildung von Gallensteinen hervor- 



Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen. 


329 


gerufen. — Biron berichtet über Gangrän der Extremitäten als 
Komplikation des Abdominaltyphus, deren unmittelbare Ursache 
eine Thrombose ist, die auf eine lokale, durch die Typhusbazillen und 
ihre Toxine erzeugte Arteriitis ätiologisch zurückzuführen sein dürfte. 
— Gottstein hat interessante Untersuchungen über mit Pepsin 
verdaute Typhusbazillen angestellt. Danach läßt sich durch Pepsin¬ 
verdauung abgetöteter Typhusbazillen ein für Meerschweinchen, 
Kaninchen und Ziegen mehr oder weniger giftiger Körper: Fermo- 
toxin hersteilen, welcher bei intravenöser, intraperitonealer und sub¬ 
kutaner Injektion wirksam ist und eine Leukopenie beim Kaninchen 
hervorruft. Solche mit Fermotoxin vorbehandelte Meerschweinchen 
sind gegen tödliche Dosen des Giftes und lebender Typhusbazillen 
geschützt. — Himmelheber hat das Verhalten der Leukozyten¬ 
formen beim Typhus abdominalis verfolgt. Nach ihm erhält man 
dann, wenn keine Leukopenie vorhanden ist, weil Komplikationen vor¬ 
liegen oder der Kranke schon in einem späteren Stadium sich befindet, 
Aufschluß durch die Bestimmung der Prozentverhältnisse der einzelnen 
Leukozytenarten. Das Charakteristische ist das Ueberwiegen der 
Mononukleären auf Kosten der Neutrophilen. Besonders wenn eine 
vollkommene Umkehr des Verhältnisses dieser beiden Leukozyten¬ 
arten besteht, scheint die Diagnose gesichert. Für die nachträg¬ 
liche Diagnose des überstandenen Typhus ist von Bedeutung der 
Nachweis von Lymphozytose mit Eosinophilie. — Endlich sei noch 
kurz das Ergebnis eingehender Stoffwechseluntersuchungen 
an Typhuskranken von Rolly und Hornig erwähnt, wonach 
im Fieber bei sämtlichen Typhuskranken ein qualitativ veränderter 
Stoffwechsel sich abspielt. 

• 

Meningitis cerebrospinalis. Auch bei der Meningitis spielen, 
wie beim Typhus abdominalis, in der Weiterverbreitung die Keim¬ 
träger eine Rolle. Fromme berichtet über bezügliche Unter¬ 
suchungen (Rachenabstriche) in einer Hamburger Epidemie und findet 
bei alleiniger Berücksichtigung von Personen aus der Umgebung 
von an epidemischer Meningitis erkrankten Personen nur 9,2 °/o Keim¬ 
träger (gegen 70°/o bei Flügge). Huber hat gleichfalls eine be¬ 
sondere Beachtung den Kokkenträgern in einer Pfälzer Epidemie 
zugewandt und spricht sich dahin aus, daß in den Kokkenträgern 
die eigentliche Quelle der Ausbreitung epidemischer Genickstarre zu 
finden sei. Meist handelt es sich dabei um temporäre Kokken¬ 
träger mit akuter Halserkrankung; es kommt aber auch langdauernde 
(7 Wochen und länger) Trägerschaft in Form von Latenzbildung vor. 


Extremitäten¬ 
gangrän 
bei Typhus. 


Typhustoxin 


Leukozyten • 
beim Typhus. 


Stoffwechsel 
beim Typhus. 


Meningitis 

epidemica: 

Keimträger. 



330 


Schittenhelm. 


Meningitis 

epidemica: 


Aetiologie. 


Kernigsches 

Symptom. 


Trauma und 
Meningitis. 


Serum- 

tlierapie. 


Akute Meningokokkenpharyngitis, welche für die Uebertragung am 
gefährlichsten ist, äußert sich sehr heftig; dabei ist der Hauptsitz 
die Rachenmandel, welche anschwillt; die gewöhnliche Bakterienflora 
des Rachens verschwindet gänzlich, und die Meningokokken be¬ 
herrschen ausschließlich das Gewebe; ein ständiges Pusten und 
Nießen, Husten und Spucken besteht, und Unmengen von Meningo¬ 
kokken werden an die Umgebung abgegeben. Die Angina klingt 
nach einer, manchmal auch erst nach drei Wochen ab. Kommt es 
zu einer Meningeninfektion, so ist der Weg nach Huber der 
hämatogene, nicht der durch das Siebbein. Maschke beschreibt 
2 Fälle von multipler Enzephalitis bei Meningokokken-Meningitis. 
Ebstein bringt eine Uebersicht über die Lehre von der epidemi¬ 
schen Meningitis. Er bemerkt bei der Aetiologie besonders, daß, 
wenD auch der Weichselbaumsche Meningococcus als alleiniger Er¬ 
reger der epidemischen Meningitis immer mehr an Boden gewinnt, 
doch tatsächlich bei den Epidemien in einzelnen Fällen auch andere 
Bakterien (Staphylococcus, influenzaähnlicher Bazillus) gefunden 
werden, welche die Annahme von Mischinfektionen nahelegen, die 
vielleicht klinisch sich durch Besonderheiten in der Symptomatologie 
(Hautausschläge im Initialstadium etc.) verraten. Unter den diffe¬ 
rentialdiagnostisch wichtigen Symptomen führt er besonders die 
Nackenstarre und das Kernigsche Symptom an, welch letzteres 
darin besteht, daß die Knie der im Bett aufsitzenden Kranken infolge 
der Kontraktion der Unterschenkelbeuger in mehr oder weniger flek¬ 
tierter Stellung sich befinden und daher nicht vollkommen gestreckt 
werden können. Auch Watt erwähnt die Wichtigkeit des Keraig- 
schen Symptoms. — Interessant ist ein Fall, den Rubin aus der 
Bäumlerschen Klinik berichtet, in welchem eine gutachtliche Aeuße- 
rung über den ursächlichen Zusammenhang zwischen einem Schädel¬ 
trauma und einer 5 Jahre später auftretenden tödlichen Meningitis 
in Frage kam. Die Aeußerung würde, wie Rubin betont, auf Grund 
des autoptischen Befundes in positivem Sinne ausfallen müssen. — 
Die Serumtherapie der Cerebrospinalmeningitis findet zahlreiche 
Besprechungen. Zumeist wurde das im Institut für Infektionskrank¬ 
heiten in Berlin hergestellte Meningokokkenheilserumnach Kolle- 
Wassermann benutzt. Levy betont, daß in der Essener Epidemie 
damit eine deutliche unmittelbare und mittelbare Heilwirkung erzielt 
wurde; doch muß man zur Wirkung größere Dosen (20 ccm für 
Kinder, 30—40 ccm bei Erwachsenen als Anfangsdosis, bei kurz¬ 
dauerndem Erfolg Wiederholung der Injektion in derselben Dosis, 
bei fehlendem Erfolg höhere Dosis) anwenden. Die intralumbale 



Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen. 


331 


Einbringung des Serums ist der subkutanen entschieden über¬ 
legen. Levy betont ferner die Notwendigkeit möglichst frühzeitiger 
Anwendung des Serums. Müller ist entschieden zurückhaltender, 
wenn auch nicht ablehnend. Schultz kommt an der Hand von 
64 Fällen zum Schlüsse, daß wir heute noch nicht in der Lage sind, 
die epidemische Genickstarre mit dem Kolle-Wassermannschen Serum 
genügend nachhaltig zu bekämpfen. Arnold verwandte Jochmann- 
sches Serum (Merck); er meint, daß diesem bei intralumbaler 
Verabreichung in genügend hohen und wiederholten Dosen (20 ccm) 
ein heilender Erfolg auf den Verlauf der übertragbaren Genickstarre 
nicht abzusprechen sein dürfte. Endlich ist noch die günstige Er¬ 
fahrung mit intraspinaler Applikation eines selbst hergestellten 
Serums von Flexner und Löblich an einem Material von 
400 Fällen zu berichten. Dieses Serum benutzte auch Halt mit 
günstigem Erfolge. 


Influenza. Ganz bestimmte Kranke, vor allem Phthisiker, so¬ 
dann Kinder in den ersten Lebensjahren, namentlich bei Infektions¬ 
krankheiten, haben nach Wohlwill Influenzabazillen in ihren 
Bronchien. Wohlwill sieht daher in diesen Kranken die Ver¬ 
mittler und Weiter verbreit er derlnfluenzainfektion. — Smith 
beschreibt einen Fall von Endokarditis, aus dessen Blut Influenza¬ 
bazillen in Reinkultur gewonnen wurden; der Kranke hatte 8 Jahre 
zuvor eine Influenza durchgemacht. 


Influenza- 

bazillen- 

träger 


Influenza¬ 

endokarditis 


Tetanus. Das Vorkommen des für Meningitis (s. diese) charakte- Kornigsclu-s 
ristischen Kernigschen Symptoms bei Tetanus in mehreren , 

Fällen erwähnt Rostowzew. Ein Fall von Tetanus nach sub¬ 
kutaner Gelatineinjektion gibt Heddalus Veranlassung, vor sub¬ 
kutaner Anwendung mangelhaft sterilisierter Gelatine von neuem 
zu warnen. Er lobt als einwandsfrei die im Handel befindliche 
10°; 0 ige Gelatina sterilisata Merk. 

Keuchhusten. In dem von Bordet und Gengou gefundenen Pertussis- 
Keuchhustenbazillus sieht Fraenkel mit ziemlicher Wahrschein- UUfe ’ 1 
lichkeit den wahren Erreger des Keuchhustens, er betont jedoch, nament¬ 
lich auf Grund eigener experimenteller Untersuchungen, daß eine weitere 
Forschung zu einem sicheren und abschließenden Urteil noch notwendig 
ist. — Bei der Behandlung des Keuchhustens weist Czerny vor 
allem hin auf das psychische Moment. Er tritt dafür ein, daß 
ein Keuchhustenkind nur erfolgreich abgesondert werden kann, wenn 



332 


Schittenhelm. 


Psychische 
lehandluDg 
les Keuch¬ 
hustens. 


Freiluft- 

ehandlung. 

dikamentöse 

ehandlung 


Salizyl- 
therapie 
es öelenk- 
eunmtismus. 


rmptomato- 

logie 

des Fleck¬ 
fiebers. 


es kein anderes Kind husten hört oder sieht. Man darf also keine 
Keuchhustenkinder Zusammenlegen. Wohl aber kann ein Keuch¬ 
hustenkind unbedenklich mit anderen, nicht hustenden Kindern zu¬ 
sammengelegt werden, da nach Czerny die Uebertragung durch ein 
im Bett gehaltenes Kind auf nebenliegende Patienten ausgeschlossen 
ist. Die Wirkung fast aller Behandlungsmethoden des Keuch¬ 
hustens, inklusive der medikamentösen, basiert auf Suggestion. 
Auch Feer betont den Einfluß von Psyche und Nervensystem. Er 
hält für das wichtigste die Aerotherapie, peinliche Reinhaltung dar 
Zimmerluft und Aufenthalt im Freien bei guter Witterung, wenn 
Fieber und bronchitische Erscheinungen fehlen. Medikamentös ist 
vor allem Chinin zu versuchen, am besten in Form der Zimmer - 
sehen Chininperlen (0,1 g Chin. sulf.) in Milch, Suppe oder Brei, im 
ersten Jahr 2—3mal täglich, bei älteren Kindern soviel Dezigramme 
(Perlen) als das Kind Jahre zählt, ohne aber über 1—2 g täglich 
hinauszugehen. Empfehlenswert ist das Dialysat Golasz gegen Keuch¬ 
husten (herba thymi et pinguiculae; vergl. S. 95), jüngeren Kindern 
2mal täglich 1 Tropfen, später 2mal 2—3 Tropfen, älteren Kindern 
2mal 2, später 2mal 3—4 Tropfen. Von Nutzen ist auch die An¬ 
wendung von Bromoform. Endlich wird Codeinum phosphoricum 
in schweren und hartnäckigen Fällen empfohlen. 

Gelenkrheumatismus. Während eine Zeitlang wegen der Gefahr 
der Nierenreizung große Dosen von Salizyl von manchen Seiten 
zu geben vermieden wurde, wird neuerdings wieder auf deren 
Nützlichkeit und Unschädlichkeit hingewiesen. So empfiehlt Plehn 
6—8 g pro die, selbst bei chronischer Nephritis längere Zeit zu geben, 
da die nach viel kleineren Dosen von anderen Autoren öfter beob¬ 
achtete Salizylnephritis oder Nierenreizung praktisch vollkommen 
belanglos sei. Auch Minkowski empfiehlt eine energische Salizyl- 
behandlung, vornehmlich mit Diplosal, wovon 5—6 g täglich auch 
längere Zeit gegeben werden können; dieses Mittel hat zudem den 
Vorteil, daß weniger Intoxikationserscheinungen (Ohrensausen, 
Schweiße, Albuminurie) beobachtet werden wie bei Anwendung der 
anderen Salizylpräparate (vergl. 101). 

Fleckfieber. In unseren Gegenden ist Fleckfieber ein seltenes 
Vorkommnis. Bei seiner großen Kontagiosität aber ist zur Ver¬ 
hütung von Epidemien gerade die prompte Diagnose und Isolierung 
vereinzelter Fälle sehr wichtig. An der Göttinger medizinischen 
Klinik konnte Port 4 Fälle beobachten. Es handelte sich um vor 



Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen. 


333 


kaum 10—14 Tagen zagereiste polnische Ziegeleiarbeiter, welche 
mit der Diagnose Typhus eingeliefert waren. Sie zeigten fol¬ 
gende Erscheinungen: Fieber von 39 und 40°, große Hinfälligkeit, 
lebhafte Rötung des Gesichts neben leichter Oyanose, starke Kon¬ 
junktivitis mit leichter Schwellung der Oberlider; bei zweien der 
Patienten am Abdomen und auf der Brust zahlreiche rötliche, leicht 
hämorrhagische Fleckchen von Stecknadelkopf- bis Linsengröße, die 
auf Druck nicht verschwanden; Puls beschleunigt 118—140, Milz 
perkutorisch vergrößert, geringe Leukozytose, Widalsche Reaktion 
negativ. — Therapeutisch wurde nach Curschmanns Rezept eine 
weitgehende Freiluftkur (Tag und Nacht offengehaltene Fenster in 
den geräumigen Krankenzimmern bei gleichzeitigem Heizen) ange¬ 
wandt, welche vorzügliche Dienste tat und die Anwendung von Bädern 
unnötig machte. Bakteriologisch war der Befund absolut negativ. 
Hirsch macht im Anschluß an die Mitteilung die Bemerkung, daß 
in Galizien eine Epidemie von Fleckfieber herrschte; er fordert strengeren 
Grenzschutz. — Bäumler sah sich durch die Göttinger Fälle ver¬ 
anlaßt, auf seine eigenen Erfahrungen über das Fleckfieber zurückzu¬ 
kommen und in Anbetracht der Wichtigkeit der frühzeitigen Diagnose 
namentlich die differentialdiagnostische Seite zu besprechen. 
In Betracht kommen zunächst Pocken, bei denen aber im Gegensatz 
zum Fleckfieber eine nennenswerte Vergrößerung der Milz sicher, 
wenigstens in den ersten Tagen, fehlt, dagegen als charakteristisch 
heftige Kreuzschmerzen und eine die sonstige febrile Hautrötung 
weit übertreffende Rötung in der Inguinalgegend gefunden werden. — 
Das gleichfalls in Betracht kommende Rückfallfieber würde durch 
die sehr hohe Temperatur schon in den ersten Tagen, die sehr er¬ 
hebliche Milzvergrößerung, die oft deutlich ikterische Färbung von 
Haut und Sklera und vor allem durch den Spirochätennachweis im 
Blut sofort zu erkennen sein. Am schwierigsten ist nach ihm in 
den ersten Tagen die Differentialdiagnose gegen den Ileotyphus. 
Hier kommt in Betracht der durchgreifende Unterschied des Auf¬ 
tretens spezifischer Veränderungen im Darmkanal bei der einen, 
deren vollständiges Fehlen bei der anderen Krankheit, sowie die 
Verschiedenheit des Ausschlags, des zeitlichen Auftretens und 
seine Ausbreitung. Wichtig ist weiter der Nachweis der Typhus¬ 
bazillen, die Verfolgung der Leukozytenzahlen (beim Typhus Leuko¬ 
penie mit frühzeitiger Abnahme bis zum völligen Verschwinden der 
eosinophilen Zellen, beim Fleckfieber eine mäßige Leukozytose). Endlich 
muß die Diazoreaktion verfolgt werden, welche beim Ileotyphus im 
Gegensatz zum Fleckfieber meist schon frühzeitig ausgesprochen ist. 


Therapie. 


Prophylakti¬ 
scher Grenz¬ 
schutz. 


Differential- 
diagnose 
gegen Pocken, 


— gegen Rück¬ 
fallfieber, 


— gegen Ileo¬ 
typhus. 



334 


Schittenhelm. 


Anämie und Rückfallfleber. Die Febris recurrens gehört nach Kieseritzky 
Leukopenie bei zu d en Krankheiten, welche aufs Blut sehr zerstörend wirken und 
beträchtliche Anämien verursachen. Beim normalen Verlaufe kommt 
es in der Regel zu einer Leukopenie, in welcher aber doch eine 
relative Zunahme der Lymphozyten zu erkennen ist. Soulie be¬ 
schreibt einen Ball, wo sich wenig Spirillen im Blute, dagegen 
äußerst zahlreich in der scheinbar normalen Cerebrospinalflüssigkeit 
Lokalisation befanden (Nackenstarre und positives Kernigsches Phänomen). — Ha¬ 
der Spirillen. binowitsch konnte 45 Fälle mit der Silberimprägnationsmethode 
nach Levaditi anatomisch untersuchen, in denen sich die Spirillen 
frei und phagozytisch meist herdweise in Milz, Leber, Nieren, Pankreas, 
Lungen und Herz fanden. Manteufel hat ausgedehnte experi¬ 
mentelle Untersuchungen unternommen. Nach ihm finden sich die 
Spirillen auch während der fieberfreien Intervalle regelmäßig im 
Blute, wenn auch weniger zahlreich; was die Therapie anbelangt, 
Serum. so stehen der Gewinnung eines geeigneten Serums mannigfache 
Schwierigkeiten im Wege, weil die größeren Tiere nicht recht 
empfänglich für die Spirillen sind. Das beste Versuchstier ist die 
Ratte. Dagegen meint er, daß von intravenöser Anwendung des 
Hydrargyrum colloidale Erfolg zu erhoffen sei. 

Abortive Variola. In Deutschland kommen nur eingeschleppte Pocken- 

^arioia” zur Beobachtung, eingeschleppt aus Staaten wie Rußland und 

Oesterreich, die keinen Impfzwang kennen. Diese verursachen 
manchmal kleinere Epidemien. Eine solche wurde von Drewitz 
in Breslau (13 Fälle) beobachtet. Dabei ist bemerkenswert, daß nur 
2 Fälle vollkommen charakteristisch verliefen, die anderen aber mehr 
oder weniger modifiziert, indem die einzelnen Stadien (Inkubations¬ 
stadium von 10—13 Tagen mit Kreuzschmerzen, Prodromalstadium 
von 2—4 Tagen mit Schüttelfrost, heftigen Kopf- und Kreuz¬ 
schmerzen, masern- oder scharlachähnlichen Exanthemen in Form 
des Simonschen Schenkel- oder des Oberarmdreiecks, Eruptions¬ 
stadium mit kleinen hirsegroßen, roten Stippchen, die sich zu kleinen 
Bläschen und Pusteln mit klarem Inhalt auswachsen, Suppurations- 
stadium, in dem die Pusteln vereitern, Exsikkationsstadium, in dem 
sie eintrocknen, und endlich Stadium decrustationis) nicht deutlich 
geschieden sind, die Entwicklung der Stippchen schnell, über¬ 
stürzt ist, viele Stippchen rudimentär bleiben oder zu Bläschen 
auswachsen, die kaum eitrig werden und sofort eintrocknen. So 
sieht man manchmal alle Stadien beieinander, was die Differential¬ 
diagnose gegen Varizellen sehr erschwert. — Auch Mairinger weist 



Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen. 


335 


auf Grund von Erfahrungen an 162 Fällen auf die abortiven Fälle 

hin, die bei der Verbreitung einer Epidemie eine wichtige Bolle 

spielen. — Zieman stellt fest, daß die Focken in fast allen tropi- Pockenimpfung 

sehen Kolonien endemisch sind, und verlangt energisch nach einer K gi 0 ^” n 

scharfen Kontrolle und baldiger Einführung des Impfzwangs für 

die einheimische Bevölkerung. 


Dysenterie. Eine außerordentlich eingehende Darstellung der 
Dysenteriediagnostik gibtDopter. Er weist besonders auf die 
Wichtigkeit einer genauen bakteriologischen Diagnose der vor¬ 
liegenden Dysenterieart (Amoeba coli oder histolytica, Balantidium 
dysenteriae, Spirillendysenterie) wegen der Konsequenzen für die 
Therapie hin. — Die Amöben- und Balantidiumdysenterie ist 
nach ihm mit Abführmitteln, Kho-sam, Ipekakuanha, Klysmen und 
Antiseptizis, die Bazillendysenterie mit Serum zu behandeln.— 
Auf die Abhängigeit des tropischen Leberabszesses von der 
Amöbendysenterie weisen Anderson und Bog er s hin; letzterer 
macht darauf aufmerksam, daß eine postoperative Sepsis (mit Sta- 
phylococcus aureus und albus) ein wichtiger letaler Faktor bei der 
Operation sei, und fordert vorher eine energische Ipekakuanhakur, 
um die latente Amöbendysenterie zu heilen und einer weiteren 
Abszeßbildung vorzubeugen. — Küster weist auf Grund einer 
eigenen Beobachtung auf die Wichtigkeit der Bazillenträger 
für die Verbreitung der Dysenterie (südafrikanische) hin. Daß 
für die Bazillendysenterie die Serumtherapie von größter Wichtig¬ 
keit ist, wurde schon oben von Dopter erwähnt. Er hat zu¬ 
sammen mit Vaillard eine Beihe Patienten mit Dysenterie¬ 
serum behandelt, und sie sagen darüber aus, daß diese Art der Be¬ 
handlung am aussichtsreichsten und besten sei. Von diesem Gesichts¬ 
punkt aus ist es wichtig, daß neuerdings eine genaue Wertbestim¬ 
mung der Dysenteriesera ermöglicht ist (Kolle, Heller 
und de Mestral, sowie Kraus und Dörr). 


Dysenterie¬ 

diagnostik. 


Leberabszeli. 


Bazillen¬ 

träger. 


Serum¬ 

behandlung. 


Malaria. In Griechenland ist die Malaria noch recht zu Malaria in 
Hause; es hat sich daher eine Antimalariasyllogos gebildet, welche Gnechenl;l1 "' 
energisch gegen die Malariaherde vorgeht; so haben sich z. B. nach 
Bose als Brutstätten der Malaria verbreitenden Moskitos (Ano¬ 
pheles superpictus) Seitenarme des Ilissus gefunden. Durch Auf¬ 
deckung solcher Brutstätten ist es möglich, gegen die Mückenplage 
und damit die Malaria vorzugehen. — In der Behandlung spielt das Therapie. 
Chinin nach wie vor die größte Bolle. Cohen empfiehlt ein Doppel- 



336 


Schittenhelm. 


Malaria¬ 

behandlung 


Therapie 
der Schlaf¬ 
krankheit. 


Symptomato¬ 
logie von 
Kala-azar. 


Verbreitungs¬ 
art des 
Maltaflebers. 


Balz von Chinin und Harnstoff als besonders wirksam. Das Atoxyl 
wurde von Gander und Dapas, sowie von Georgopulos ver¬ 
sucht, scheinbar mit günstigem Erfolg; weitere Untersuchungen 
sind jedoch notwendig. Ricciardi empfiehlt Röntgenbestrahlung 
der Milz. 

Schlafkrankheit. Durch die Koch sehen Feststellungen über die 
Schlafkrankheit hat man jetzt eine genaue Vorstellung von deren Ver¬ 
breitungsweise, welche durch den die Trypanosomen übertragenden 
Stich der Glossina palpalis geschieht; vor allem ist der Weg für die 
Therapie gesichert, seit Koch die gute Wirksamkeit des Atoxyls 
klinisch erprobt hat. Castellani empfiehlt eine kombinierte An¬ 
wendung von Chinin und Arsen, als Chininkakodylate, da viele 
an Schlafkrankheit Leidende gleichzeitig mit chronischer Malaria 
behaftet sind. 

Kala-azar. Klinisch äußert sich diese Krankheit namentlich durch 
monatelange unregelmäßige intermittierende Fieber (mitunter an einem Tag 
mehrere Erhebungen), bedeutende Milz- und später auch Leberschwellung, 
anämische Blutveränderung und starke Abmagerung; sie endet nach Monaten 
oder Jahren unter zunehmender Kachexie fast stets tödlich. Der den Try¬ 
panosomen nahestehende Erreger (Leishmania douovani) ist sicher durch 
Milz- und Leberpunktion, oft auch (in 75 # /°) in den Leukozyten des 
peripherischen Blutes, vornehmlich im letzten Krankheitsstadium, nachzu¬ 
weisen. Bassett-Smith, der einige vielleicht in Südwestafrika erworbene 
Infektionen in der englischen Marine beobachten konnte, fordert in allen 
Fällen von sogen. Milzanämie bezw. Malariakachexie eine diagnostische 
Leberpunktion zur Untersuchung auf Kala-azar. Die Krankheit hat für 
uns Interesse, weil wiederholt bei aus den Tropen (Afrika, China) Zurück¬ 
gekehrten die Parasiten festgestellt wurden. — Nach Nicolle kommt in 
Tunesien eineinfektiöseKinderkrankheitvor, deren Erreger Leishmania 
ist; er schlägt vor, diesen Erreger zum Unterschied gegen den des Kala- 
azar als Leishmania infantum zu benennen. Dieser Erreger läßt sich leicht 
auf Hunde und Affen überimpfen und bewahrt dabei seine Virulenz. 

Maltafieber. Das Malta- oder Mittelmeerfieber, auch Brucesche 
Septikämie genannt, ist charakterisiert durch unregelmäßigen Verlauf, 
Fieberanfälle, Schweiß, Gelenkaffektionen und Milztumoren. Die Krank¬ 
heit kommt auch in Gibraltar und Englisch-Südafrika vor. Der Er¬ 
reger, Micrococcus melitensis, findet sich im Blut und wird im Urin ausge¬ 
schieden. Die Verbreitung geschieht durch Genuß ungekochter Ziegenmilch. — 
Diagnostisch wichtig ist nach Eyre die Agglutinationsreaktion, die 
Isolierung des Micrococcus aus dem Blut, aus der Milzpulpa (Punktion) und 
aus den Exkreten (Urin und Fäzes). Nach Zammit gibt Milch von in- 



Akute allgemeine Infektionskrankheiten und Zoonosen. 337 


fizierten Ziegen für gewöhnlich dieselbe Reaktion wie Blutserum; doch Differential- 
wird auch an Mikrococcus melitensis reiche Milch gefunden, die keine diagnostisches. 
Agglutination gibt. 

Zoonosen. Rattenbißkrankheit. Die in China und Japan nach Bi߬ 
wunden von Ratten beobachtete Krankheit (japanisch Soköshio oder Sodokü) 
kann so schwer verlaufen, daß sie tödlich endet. Im Beginn Allgemein¬ 
beschwerden, dann stellt sich schnell hohes Fieber bis 40 0 und darüber ein, 
welches eventuell unter Schweißen remittiert und später hektisch wird. An 
der scheinbar geheilten Bißstelle Rötung, Schwellung, Schmerzhaftigkeit, 
Blasenbildung, Nekrose; dabei oft Anschwellung der benachbarten Lymph- 
drüsen bis zu Hühnereigröße; Auftreten von verschieden großen, dunkel¬ 
roten, rundlichen Flecken (Erythema exsudativum); häufig Husten, Muskel- 
und Gelenkschmerzen, Nephritis, Sopor, Coma etc. Ogata hat eine Reihe 
solcher Kranken untersucht und im Blute in der Fieberzeit verschiedene 
Formen gewisser Protozoen gefunden, deren Weiterimpfung auf Tiere mit 
positivem Erfolg unternommen wurde. 

8chweinerotlauf. Die Uebertragung von Schweinerotlauf auf den 
Menschen kommt zuweilen vor. Mayer berichtet über einen Fall, der bei 
einem Metzger nach Schlachten eines rotlaufkranken Schweines aufgetreten 
war. Als Therapie wandte er innerlich Kampfer an, umstrich die rotlauf¬ 
kranken Stellen mit Höllensteinstift und ergänzte die Behandlung durch 
Pinselungen von Ichthyol, später von Jodtinktur. Der Fall war in einer 
Woche geheilt. 

Milzbrand. Einen eigenartigen Milzbrandfall, der auf Grund Tonsillen als 
umfangreicher diphtherischer Beläge im Bachen und in den Ton- ®*“s»ngs- 
sillen als Diphtherie mit wahrscheinlicher septischer Mischinfektion Milzbrand, 
imponierte, beschreibt Meyer. Die Sektion ergab Darmmilzbrand, 
der noch nicht bis zu klinisch wahrnehmbaren Symptomen gekommen 
war, und hämorrhagische Meningitis. Die auf dem Blutwege ent¬ 
standene Meningitis und Enzephalitis war nur durch Milzbrand¬ 
bazillen hervorgebracht; diese sind als ausschließliche Erreger der dabei 
immer beobachteten hämorrhagischen Meningitis zu betrachten. — Nach 
Ascoli besitzt das Milzbrandserum weder in vitro noch in vivo Milzbrand- 
bakterizide Eigenschaften. Es wirkt dadurch, daß es die Kapsel- serum - 
bildung im Tierkörper verhindert (antiblastische Immunität). 

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Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 22 


Therapie des 
Schweine¬ 
rotlaufs. 


Symptomato¬ 
logie der 
Rattenbiß- 
krankheit. 



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340 


Schittenhelm. 


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342 


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h) Stoffwechselkrankheiten. 

Von Prof. Dr. Paul Friedrich Richter in Berlin. 


Diabetes msipidns. Weil jr. hat die Schicksale der Familie, 
in der Adolf Weil unter 91 Personen 23 an Diabetes insipidus 
leidende nachgewiesen hatte, weiter verfolgt und gibt eine Be¬ 
schreibung der hereditären Form des Diabetes insipidus. Es 
handelt sich um eine lebenslängliche, höchst wahrscheinlich ange¬ 
borene Krankheit, deren Prognose quoad vitam günstig zu stellen 
ist, quoad valetudinem completam dagegen ungünstig. Behandlungs¬ 
versuche sind indessen unnötig, da die Befallenen gar nicht das 
Gefühl einer Krankheit haben. An einem der Patienten wurden 
Untersuchungen darüber angestellt, ob dieser hereditäre DiabeteB 
insipidus der von Meyer beschriebenen echten renalen Form zuzu¬ 
rechnen sei. Diese fielen negativ aus. Indessen liegen noch zu 
wenig abschließende Angaben darüber vor, um die einzelnen Fälle 
abzugrenzen; jedenfalls scheinen die Verhältnisse beim idiopathischen 
und beim hereditären Diabetes insipidus anders zu liegen, als bei 
dem als Begleiterscheinung organischer Hirnerkrankungen auftreten¬ 
den. Sicher ist, daß rein klinisch-symptomatisch dem hereditären 
Diabetes insipidus eine Sonderstellung zukommt. 

Diabetes melitus. Ueber die von Bang angegebene Methode zur 
Titrierung des Zuckers (Berechnung des nicht reduzierten Kupfer¬ 
oxydes durch Titration mittels Hydroxylaminsulfatlösung) hat Dilg 
Nachuntersuchungen angestellt. Danach scheint sie, bei ihrer ver¬ 
hältnismäßigen Einfachheit und bei der Schärfe der Endreaktion für 
Urine, die außer Zucker keine anderen reduzierenden Substanzen 
enthalten, brauchbar zu sein. Eine interessante Eigenschaft des 
Formols, wenn es diabetischem Urin zugesetzt wird, hat Michaud 
festgestellt. Unter Formolzusatz verschwinden Azeton und Azet- 
essigsäure oder nehmen wenigstens erheblich ab. — Die oft studierten 


Diabetes 
insipidus: 

Hereditäre 

Form. 


Diabetes 
melitus: 
Methode zur 
Titrierung 
des Zuckers. 


Formol und 
diabetischer 
Urin. 



344 


Richter. 


Beziehungen 
der Langer- 
hansschen 
Inseln zum 
Diabetes. 


Beziehungen 
des Darmes 
zur Glykos- 
urie. 


Pankreas¬ 

ferment. 


Ansteekungs- 
luhigkeit der 
Diabetes. 


Beziehungen 
zwischen 
Diabetes und 
Tuberkulose. 


Beziehungen der Langerhansschen Inseln zum Diabetes bestehen 
nach M. Frankel, dem sich im wesentlichen G. Herxheim er an¬ 
schließt, darin, daß sie den höchstentwickelten Teil des gesamten 
Pankreas darstellen, ohne besondere, von der übrigen Drüse getrennte 
Zellkomplexe zu sein. Sie besorgen die innere Sekretion, während 
die übrigen Drüsenepithelien mittels ihrer Ausführungsgänge Sekret 
an den Darm abgeben. Neben den Beziehungen des Pankreas zum 
Diabetes haben neuerdings auch die des Darmes zur Glykosurie 
Beachtung gefunden. Zack berichtet über Beobachtungen, in denen 
Läsionen des Duodenums mit ätzenden Substanzen zur Zucker¬ 
ausscheidung führten und bringt diese Befunde in Beziehung zu der 
Theorie Pflügers, wonach, wenigstens beim niederen Tier (Frosch), 
die Unterbrechung nervöser Leitungsbahnen vom Duodenum zum 
Pankreas Glykosurie hervorruft. Demgegenüber zeigen allerdings 
Eichler und Silbergleit, daß die Glykosurie nicht nur bei 
Verätzungen des Duodenums, sondern auch anderer Darmabschnitte 
zu stände kommt. Es handelt sich also nicht um spezifische Be¬ 
ziehungen des Duodenums zur Glykosurie, sondern die Zuckeraus¬ 
scheidung kommt als Folge eines nervösen Reizes zu stände. — 
Inwieweit das Pankreasferment mit dem diastatischen Fer¬ 
ment des Blutes identisch ist, und ob zwischen letzterem und dem 
Diabetes melitus Beziehungen bestehen, hat W. Schlesinger 
untersucht. Es zeigte sich, daß das diastatische Ferment des Blutes 
zum größten Teil aus dem Pankreas herrührt. Dagegen waren ein¬ 
fache Beziehungen zwischen Vermehrung des diastatischen Fermentes 
im Blute und Zuckerausscheidung nicht nachzuweisen. Die An¬ 
steckungsfähigkeit des Diabetes hat Senator zum Gegen¬ 
stand einer klinischen Studie gemacht. Er kommt sowohl auf Grund 
seiner eigenen, wie der fremden Beobachtungen zu dem Resultate, 
daß die klinischen Erfahrungen nicht gerade zahlenmäßig für eine 
Uebertragung der Zuckerkrankheit sprechen, daß aber bei größter 
Skepsis einige Fälle übrig bleiben, in denen eine Uebertragung des 
supponierten Ansteckungsstoffes nicht ganz von der Hand zu weisen ist. 
Experimentell ist allerdings bis jetzt für eine eventuelle Uebertragbar- 
keit der Krankheit kein Beweis geliefert. Die Beziehungen zwischen 
Diabetes und Tuberkulose erörtert Labbe. Die häufigste 
Form ist die käsige, aber auch die bronchopneumonische, die pleurale 
und die akute Miliartuberkulose werden beobachtet, während die 
fibröse sehr selten ist. Im Gegensatz zu anderen Autoren, die ein 
strenges antidiabetisches Regimen bei den Tuberkulösen verwerfen, 
steht Labbe auf dem Standpunkt, daß zunächst durch Kohlehydrat- 



Stoffwechselkrankheiten. 


345 


Grundzüge 

der 

diätetischen 

Behandlung 


entziehung bezw. -beschränkung die Hyperglykaemie zu bekämpfen 
ist. Nur bei ganz schweren Diabetikern ist von einer strengen Diät 
abzusehen. Für die oft behauptete Relation zwischen Chole- Relation 
lithiasis und Glykosurie bezw. Diabetes melitus ist ein von Ch z ^J s [^ en - 
Hedinger beobachteter Fall interessant: Im Verlauf einer Gallenstein- und 
kolik tritt bei einer Patientin ein mittelschwerer Diabetes auf, der Glykosurie. 
auch nach Sistieren der Anfälle anhielt. Der Diabetes kommt zur 
Heilung, als ein Empyem der Gallenblase auftritt, unter stürmischen 
peritonitischen Erscheinungen zum Durchbruch kommt und der Eiter 
entleert wird. — Bei der diätetischen Behandlung schwerer Dia- Grundziige 
betesfälle macht Weintraud auf die Wichtigkeit der Kontrolle ,ier , 

. ... . diätetischen 

der Stickstoffbilanz aufmerksam. Bei großer Eiweißzufuhr ist es Behandlung 
oft schwer Eiweißgleichgewicht zu erzielen. Dagegen ist die Er- des schweren 
haltung dessen bei mäßiger und kleiner Eiweißzufuhr leichter, ^^tigreit 
Gelingt es, bei der für die Behandlung schwerer Diabetesfälle ge- der Kontrolle 
botenen kleinen Eiweißzufuhr den Zerfall von Stickstoff zu ver- der Stickstoff¬ 
meiden, dann wird auch die Ausscheidung der Azetonkörper und 
eine eventuelle Kohlehydratentziehung von viel weniger schweren 
Folgen für den Organismus begleitet sein, als sonst. Die Grundzüge 
der diätetischen Behandlung des schweren Diabetes beruhen nach 
Kolisch zunächst in der quantitativen Indikation, der Nah- Nalnungs- 
rungseinschränkung. Das Nahrungsmaß des Diabetikers muß eiusclirälllillll R> 
nach Möglichkeit herabgedrückt werden. Daneben besteht eine 
qualitative Indikation in der Beschränkung der Eiweißzufuhr. 

Mit Hilfe einer kalorienarmen und eiweißarmen Diät (vegetabilisches 
Regime) gelingt es beim Diabetiker sogar leichter Eiweißgleich¬ 
gewicht zu erzielen, als beim Gesunden. Die Herabsetzung von 
Eiweiß ermöglicht sogar Steigerung der Kohlehydratzufuhr. Der 
günstige Einfluß gewisser Kohlehydratkuren, wie der Reiskur, der 
Kartolfelkur, der Haferkur, beruht in ihrer relativen Kalorienarmut, 
dem niedrigen Eiweißgehalt und der Beschränkung auf vegetabilisches Eiwciis- 
Eiweiß. Allen diesen Kuren ist aber das vegetabilische Regime einscliriinku,1K ’ 
in der diätetischen Behandlung schwerer Diabetesfälle überlegen. 

Auch auf die diätetische Azidosis hat es als exquisit alkalische 
Nahrung einen günstigen Einfluß, während man von den neuer¬ 
dings vielfach empfohlenen großen Alkoholdosen gegen die Azidosis 
nur in schweren und ganz verzweifelten Fällen Gebrauch machen 
soll. Denn die Schädlichkeit dieser Dosen für die Mehrzahl der Fälle 


Nahrung 


von Diabetes steht nach Kolisch außer Frage. Auch Stäubli 
macht auf die günstigen Wirkungen der Einschränkung der Eiwei߬ 
zufuhr aufmerksam, die manchmal wichtiger sein kann, als die Kohle- 



346 


Richter. 


Diabetes: 
Einschränkung 
der Eiwei߬ 
zufuhr. 


Kationelle 

Ernährung 

wenig 

bemittelter 

Diabetiker. 


Haferkur. 


Behandlung 

der 

diabetischen 

Azidosis. 


Kostordnung 

Diabetischer. 


Pankreas- 
pra parat. 


hydratentziehung. Energische Kohlehydratentziehung ist mitunter 
bei starker Azidose sehr wirksam. Wahrscheinlich erstarkt darunter 
das Zuckerzersetzungsvermögen, und die Besserung der Zucker* 
Verbrennung bringt die Azetonurie zum Verschwinden. Große Alkohol¬ 
gaben können eine einschränkende Wirkung auf die Azetonurie 
haben. Sie wirken aber ungünstig auf die Toleranz. — Wichtig für 
die Praxis ist oft die Frage, wie man wenig bemittelte Diabetiker 
rationell ernähren könne. Hermann zeigt an Diättabellen des 
Karlsbader Fremdenspitals, daß sich mit einem Verpflegungssätze 
von wenig über 2 Kronen eine Diät durchfuhren läßt, die über 
8000 Kalorien enthält. Die günstigen Wirkungen der Haferkur sind 
von manchen Autoren entsprechend den oben mitgeteilten, sich jetzt 
mehr und mehr Bahn brechenden Anschauungen auf den geringen Ei¬ 
weißgehalt der entsprechenden Diät zurückgeführt worden. Dem¬ 
gegenüber zeigt von Westenrjk, daß die hochgradige Eiwei߬ 
beschränkung nicht die Ursache der günstigen Haferwirkung ist 
und daß bei einer vergleichenden Untersuchung zwischen Hafer- und 
Weizenmehl das letztere keine entzückernde und azetonbeschränkende 
Wirkung ausübt. Für die Behandlung der diabetischen Azi¬ 
dose und des Coma diabeticum erhoffen Baer und Blum von der 
Glutarsäure therapeutische Erfolge. Denn es zeigte sich, daß bei 
schwerer Phloridzinvergiftung Zucker und Azidosis durch glutar- 
saures Natron vermindert oder sogar zum Verschwinden gebracht 
wurden. Letzteres konnte Wilenko bestätigen. Dagegen ist nach 
ihm eine spezifische Wirkung der Glutarsäure auf die Zuckerbildung 
aus Eiweißstoffen nicht anzunehmen. Zu den gelegentlich antiaze- 
tonurisch wirkenden Mitteln gehört nach Rosenfeld auch das 
Glyzerin. Maßgebend dafür ist aber, ob es den sogen, hepatischen 
Weg einschlägt, oder den anhepatischen. Nur in letzterem Falle hat 
es die geschilderte Wirkung. Diese Verschiedenheit in der Ver¬ 
arbeitung des Glyzerins erklärt auch den Widerspruch, der sich bei 
den verschiedenen Autoren in seiner Beurteilung als antidiabeti¬ 
sches Mittel findet. Eine recht praktische Zusammenstellung der 
Kostordnung Diabetischer, die dem Arzte die diätetischen 
Verordnungen sehr erleichtert, verdanken wir B. Naunyn. 
Ueber ein wirksames Pankreas präparat zur Behandlung des 
Diabetes berichtet Zuelz er. In einigen schweren Fällen von 
Diabetes gelang es, sowohl die Azidosis, als die Zuckerausscheidung 
deutlich herabzudrüeken (bei intravenöser bezw. subkutaner Injektion). 
Es kann, wie der Autor selbst hervorhebt, nicht berufen sein, die 
diätetische Therapie zu ersetzen. Aber es gelingt vielleicht damit, 



Stoffwechselkrankheiten. 


347 


Diabetiker vor chirurgischen Eingriffen zu bewahren oder bei 
drohendem Coma über den kritischen Zeitpunkt hinwegzuhelfen. 
Vor allem ist es durch den von Zuelzer festgestellten Anta¬ 
gonismus zwischen Nebennieren- und Pankreassekret möglich, die 
Wirksamkeit des Präparates festzustellen und allmählich zu steigern. 

Pentosurie, Lävulosurie etc. 2 Fälle von chronischer Pentos- 
urie hat Va s beobachtet. Sie zeichneten sich, wie alle früheren, durch 
die Unabhängigkeit von der Qualität der Nahrung aus. Zur Diagnose 
der Pentosurie genügt die Orzinprobe in der Bialsehen Modifikation. 
Auf die Wichtigkeit quantitativer Pentosebestimmungen 
in den Fäzes lenkt Jolles die Aufmerksamkeit; er glaubt, daß auf 
diese Weise noch manche Störungen des Kohlehydratstoffwechsels 
ihre Aufklärung finden werden. Der alimentären Lävulosurie 
spricht v. SabatoWski eine große diagnostische Bedeutung nicht 
zu; vor allem mit Rücksicht darauf, daß die Lävulosurie bei jeder 
allgemeinen Infektionskrankheit zu erzielen ist und daß nur solche 
Prozesse in der Leber sie hervorrufen können, die ihre Funktions¬ 
tüchtigkeit stören, was z. B. bei kleinen Tumoren nicht der 
Fall ist. Auch v. Halasz kommt zu dem Resultat, daß nur 
ansehnliche Veränderungen im Leberparenchym, wie sie z. B. bei 
Cirrhosis hepatis vorhanden sind, zu einer alimentären Lävu¬ 
losurie führen. Bei Fettleber, Hyperämie der Leber etc. fehlte 
sie; sie fiel auch negativ bei 5 Fällen von sekundärem Leber¬ 
karzinom aus, trotz einer Unmasse von Metastasen in der Leber, 
wohl weil hier noch viel normales und funktionsfähiges Lebergewebe 
vorhanden war. 

Fettsucht. Unter den Entfettungskuren haben im Berichts¬ 
jahr besonders zwei zu Untersuchungen Veranlassung gegeben: die Ei¬ 
weiß-Kohlehydratkur (vulgo „Kartoffelkur“ genannt) und die 
sogen. Karelische Milchkur. Für die erstere zeigt P. F. Richter 
bei einer kritischen Abwägung der einzelnen Entfettungskuren, daß 
sie in der Praxis leicht durchzuführen ist, große Gewichtsverluste 
erzielt und vor allem von den Patienten gut vertragen wird. In 
speziell darauf gerichteten Versuchsreihen ergab sich, daß trotz 
ihrer verhältnismäßigen Armut an Eiweiß die Eiweißbilanz positiv 
ist. Wahrscheinlich führt die verhältnismäßig reiche Zufuhr einer 
einzigen Kohlehydratart, der Kartoffel, einen relativen Schutz des 
Körpereiweißes herbei. Jedenfalls ist sie die souveräne diätetische 
Entfettungsmethode bei denjenigen Kategorien von Fettleibigen, bei 


Chroni seht' 
Pentosurie. 


Quantitative 
Pentose¬ 
bestimmungen 
in den Fäzes. 
Alimentäre 
Lävulosurie 


Entfettungs¬ 
kuren : 
Eiweiß- 
Kohlehydrat- 
kur (KartottVl- 
kur), 

Karelische 

Milchkur 



348 


Richter. 


Entfettungs¬ 

kuren. 


Adiposalgie. 


Beziehungen 
zwischen 
Fettsucht 
und Diabetes. 


denen, wie bei den Gichtkranken, den Arteriosklerotikern, den 
.Nierenleidenden, eine Ueberernährong mit Eiweiß, speziell mit 
Fleisch, kontraindiziert erscheint. Viel angewendet wird neuerdings 
die Karelische Milchkur, über die ein ausführliches Referat von 
L. S. Mosl er vorliegt. L. Jacob hat sie auf Veranlassung von L en- 
hart z besonders bei chronischer Bronchitis und Emphysem mit Fett¬ 
leibigkeit, ferner bei Erkrankungen des Herzens (vergl. S. 231), 
die mit Stauungserscheinungen einhergehen, verordnet; außerdem bei 
Herzschwäche, die als Folge der Fettsucht aufzufassen ist. Im wesent¬ 
lichen stellt sie eine Entlastungs- und Schonungskur für geschädigte 
Herzen dar und wird infolgedessen in solchen Fällen bei absoluter 
Bettruhe angewendet. Indessen liegen auch Berichte über ihre An¬ 
wendung als reine Entfettungskur von Moritz vor. Moritz rühmt 
ihre Einfachheit, namentlich für den Praktiker, der in den kalori¬ 
schen Berechnungsweisen der Diät nicht geschult ist. Allerdings 
konnte die Eiweißbilanz nicht in demselben Maße positiv erhalten 
werden, wie dies z. B. bei der Kartoffelkur der Fall ist. Brieger 
rühmt die Kombination der Karellkur mit leichter Mechanotherapie 
und Hydrotherapie, wobei natürlich die Patienten nicht absolute 
Bettruhe halten können. Roemheld schiebt bei diätetischen Ent¬ 
fettungskuren jede Woche 1—2 Milchtage ein. Dieser Kunstgriff 
(es werden nur 1000 ccm Milch, eventuell mit etwas Obst ge¬ 
reicht) bewährt sich besonders in Fällen von Fettleibigkeit, die 
mit Zirkulationsstörungen einhergehen, dann aber auch, wenn 
nach anfänglicher Gewichtsabnahme plötzlich ein Stillstand ein- 
tritt. Dies Verfahren wirkt dann ähnlich dem von Boas, der 
in solchen Fällen sogar einen absoluten Karenztag empfohlen hat. 
Endlich ist die Einschiebung von Milchtagen besonders wertvoll 
auch nach vollendeter Kur, um die erzielte Gewichtsabnahme zu 
behaupten. 

Die schmerzhafte Form der Fettsucht, die Adiposalgie, 
schildert auf Grund eigener Beobachtungen und der in der Literatur 
niedergelegten Fälle Fab er. Das meist bei Frauen vorkommende, 
unter verschiedenen Namen beschriebene Leiden charakterisiert sich 
durch Geschwulstbildung, Derbheit und Schmerzhaftigkeit des sub¬ 
kutanen Gewebes. Die psychischen Störungen, die bei der sogen. 
Derkumschen Krankheit beobachtet worden sind und diese zu einer 
ernsten Krankheit des Nervensystems stempeln, fehlen hierbei. 
Die engen Beziehungen zwischen Fettsucht und Diabetes 
werden vielleicht klarer durch das Studium der diabetischen 
Lipämie, von der einen ganz exorbitanten Fall Frangoni und 



Stoffwechselkrankheiten. 


349 


Marchetti mitteilen. Die diabetische Lipämie scheint das Zeichen 
einer tiefen und eigenartigen Störung des Stoffwechsels zu sein, die 
mit der diabetischen Azidosis in Beziehung steht. 

Gicht. In der Pathogenese der Gicht stehen augen¬ 
blicklich die Theorien von Brugsch und Schittenhelm im 
Vordergrund, die eingehend Moeller bespricht. Danach gibt 
es eine Stoffwechsel - und eine Nierengicht. Bei der 
Stoffwecbselgicht ist zu konstatieren: Urikämie, meist niedriger, 
aber konstanter endogener Harnsäurewert, verschleppte und ver¬ 
minderte exogene Harnsäureausscheidung. Bei der Nierengicht 
ist das Parallelgehen der gichtischen Erscheinungen mit dem 
Insuffizienzgrade der Nieren charakteristisch. Der endogene Harn¬ 
säurewert ist niedrig und inkonstant, er wechselt nach dem 
Grade der mangelhaften Nierentätigkeit. Exogene Harnsäure wird 
retiniert und kommt auch als Harnstoff nicht wieder zur Aus¬ 
scheidung. Die Ursache der Gicht ist eine Störung des Purin¬ 
stoffwechsels und nicht eine abnorme Retention der Harnsäure 
durch die Nieren. Für diese Anschauung spricht ein Versuch 
von Linser, der den Purinstoffwechsel eines Gichtkranken bei 
Röntgenbestrahlung festgestellt hat. Bekanntlich findet durch Röntgen¬ 
bestrahlung infolge Zerstörung nukleinhaltiger Elemente eine wesent¬ 
liche Vermehrung der Harnsäure im Blute statt. Von einer Re¬ 
tention der vermehrten Harnsäure durch die Nieren war bei den 
Kranken aber nichts zu merken, dagegen traten trotz purin- 
freier Diät 2mal bei dem Patienten nach Röntgenbestrahlung akute 
Gichtanfälle auf, die man ungezwungen auf die Vermehrung der 
Harnsäure im Blut beziehen kann. Auch Sch er k schließt sich 
der Theorie an, wonach die Ursache der Gicht auf eine gestörte 
Fermentwirkung im Nukleinstoffwechsel zurückzuführen ist, und 
sucht auch die therapeutischen Vorschläge den gestörten fermen¬ 
tativen Faktoren anzupassen. Die Gicht als die konstitu¬ 
tionelle Grundlage einer Reihe von Affektionen hat 
immer in Frankreich eine ganz besondere Beachtung gefunden, 
während deutsche Autoren dieser Tatsache nicht immer die ge¬ 
nügende Beachtung schenken. Auf die gichtische Ursache 
von Phlebitiden macht Poulain aufmerksam; nach ihm 
können harnsaure Ablagerungen in den Venenwänden und -klappen 
eine typische Venenentzündung mit Varizen erzeugen. Auch nach 
Ingelrans existiert eine richtige gichtische Phlebitis, die 
neben den lokalen Maßnahmen eine allgemeine, gegen die Grund- 


Pathogenese 
der Gicht. 


Gicht als die 
konstitu¬ 
tionelle 
Grundlage 
von Aft'ek- 
tionen. 



350 


Richter. 


Behandlung 
der Gicht: 
Salzsäure, 
Jodglidine, 


< olehicum. 


Akromegalie. 


Osteomalazie. 


Chylurie. 


Ursache gerichtete diätetische Behandlung erfordert. — Falken¬ 
stein empfiehlt neben der von ihm inaugurierten Salzsäure¬ 
therapie zur Aufsaugung alter Niederschläge bei der Gicht 
das Jodglidine. Es soll sowohl Appetit als Verdauung, 
Schweißabsonderung und Schlaf bei Gichtkranken günstig beein¬ 
flussen. Wo es sich, wie beim akuten Anfall, um rasche Ein¬ 
wirkung des Jods handeln muß, hat er von der subkutanen An¬ 
wendung des 25°/oigen Jodipins Erfolge gesehen. Zur Behandlung 
des akuten Gichtanfalles verdient nach Becker das Colchicum 
mehr herangezogen zu werden, als es tatsächlich geschieht. Man 
gibt am besten Colchicin, und zwar prophylaktisch, um einen drohen¬ 
den Anfall zu kupieren, Smal täglich eine Pille 4 0,001. Auf der 
Höhe des Anfalles verordnet man */ 4 stündlich eine Pille, und zwar 
4mal nacheinander zu nehmen. Aeußerliche Maßnahmen sind ge¬ 
wöhnlich zwecklos. 

Verschiedenes. Von anderen Stoffwechselanomalien erwähnen 
wir Versuche über den Stoffwechsel bei Akromegalie, die 
Oberndörffer angestellt hat. Diese ergaben eine allmähliche 
Anpassung der Stickstoffausscheidung an eine relativ niedrige Zu¬ 
fuhr, ferner eine innerhalb der Grenzen des Physiologischen liegende 
Phosphorretention, endlich eine ziemlich beträchtliche Kalkabgabe — 
also jedenfalls keine charakteristische Anomalie, da die Kalkabgabe 
durch ungenügende Ernährung zwanglos erklärt werden konnte. — 
Bei Osteomalazie hat Rudolf Hofmann durch die Verwen¬ 
dung von Antithyreoidin Möbius einen eklatanten Heilerfolg er¬ 
zielt. Die Patientin, der vor der Behandlung das Gehen unmöglich 
war, konnte danach — im ganzen wurde das Antithyreoidin etwa 
8 Wochen gegeben — ohne Hilfe sich bewegen. Die Berechtigung 
zu der Therapie leitet Verfasser aus den Analogien zwischen Osteo¬ 
malazie und Morbus Basedowii her, speziell noch aus den Beziehungen 
zwischen Ovarium und Schilddrüse. 

Zu den nicht tropischen Fällen von Chylurie 
fügt L ü d k e eine neue Beobachtung. Möglicherweise handelte 
es sich um eine Kommunikation zwischen Harn- und Lj’mph- 
wegen, da eine Zystitis durch Kolibazillen vorausgegangen war. 
Ein abnormer Gehalt des Blutes an Chylusbestandteilen war aus¬ 
zuschließen , da eine Ohylämie nicht nachgewiesen werden 
konnte. Der körperliche Zustand der Patientin blieb trotz des 
täglichen Fettverlustes gut; in der Tat ist er (4—6 g pro Tag) 
auch zu gering, speziell im Vergleiche zu den Zuckerverlusten 



Stoffwechselkrankheiten. 


351 


Wasser- und 
Kochsalz- 
stoffwechsel 
bei Nieren¬ 
kranken. 


Anregung 
auf die 

"" ~~ ~ ~ ■"' ~ ^ ~ ~ ~ ~ ^ Sekretion des 

ausüben. Ebenso wie bei der Magensaftbildung stehen auch zur Pankreas- 

Pankreassekretion psychophysiologische Prozessein inniger Beziehung. saftes. 
Ueber die Sekretion von Pankreas fisteln und ihre Be ein- Sekretion 
flussung durch Diät hat Kempf Studien angestellt. Diese von fi Pa t ”j kreas ' 
zeigten keinerlei Erfolg einer antidiabetischen Diät, während Wohl- 
gemuth einen solchen festgestellt hat. Die Unterschiede beruhen 
wohl auf der Verschiedenheit der Pankreasaffektionen, die zur Fistel¬ 
bildung führen. In dem Kempfschen Falle lag der ursprünglichen 
Pankreaszyste ein entzündlicher Prozeß zu Grunde, der die Fistel 
unterhielt, während wahrscheinlich der Reiz des ausfließenden Drüsen¬ 
sekretes nur eine geringere Bedeutung hatte. In dem Wohlgemuth- 
schen Falle führte dagegen ein traumatischer Prozeß zur Fistelbil¬ 
dung, hier erwies sich die Berieselung der Wundflächen mit dem 
Sekret als der hinderlichste Vorgang für die Heilung, und darum 
wirkte die Sekretionsbeschränkung auf die antidiabetische Diät 
günstig. 

Mit der Rolle des Alkohols als Nährmittel befaßt sich Alkohol 
Kassowitz. Er bleibt bei seiner ablehnenden Haltung stehen, als N; ‘ hrilllt,< ‘ 1 - 
weil für die Verwendung als Nährmittel nicht die etwa entwickelte 
Energie maßgebend ist, sondern seine kalorische Beziehung zum 
Aufbau und zum Wiederersatz zerstörter Protoplasmateile. Eine 
solche ist aber wegen der toxischen Eigenschaften des Alkohols 
gänzlich ausgeschlossen. 

Versuche über die Fettresorption im Darme und 


auch bei leichten Graden des Diabetes, um das Befinden der 
Kranken irgendwie zu alterieren. — Untersuchungen über den 
Wasser- und Kochsalzstoffwechsel bei Nierenkranken 
hat Bittorf angestellt. Er bestätigt dabei die von dem Re¬ 
ferenten früher auf Grund von Experimenten ausgesprochenen 
Anschauungen, daß die primäre Kochsalzretention als alleinige 
oder auch nur wesentliche Ursache der Oedeme nicht in Be¬ 
tracht komme. Für die Oedembildung scheinen vielmehr die 
Gefäßveränderungen und die Wasserretention viel wichtiger zu sein 
als die Chlorretention. Dabei kann bald mehr die Gefäßschädigung, 
bald mehr die Wasserretention im Vordergründe stehen. Diese 
führt allerdings sekundär stets zu einer gewissen Kochsalzretention. 
(Vgl. S. 23.) 

Von Arbeiten, die sich mit dem Pankreas beschäftigen, er¬ 
wähnen wir die interessante Studie von Togami, die zeigt, daß 
einige Nahrungs- und Genußmittel, besonders die Fleischbrühe, eine 
deutliche Anreff un ff auf die Sekretion des Pankreassaftes 



352 


Richter. 


Fettresorption d i e Gallenabsonderung nach Fettdarreichung, die 
Köster angestellt, haben auch für die Praxis Bedeutung. Sie 
absonderung zeigen, daß geeignete Fettemulsionen in viel größeren Mengen 
nach Fett- V om untersten Darmabschnitt aufgenommen werden, als man dies 
daireichung. bisher für möglich hielt. Eine gallentreibende Wirkung von Oel 
konnte weder bei rektaler noch bei stomachaler Anwendung nach¬ 
gewiesen werden. Wenn aber auch keine Steigerung der Gallen¬ 
bereitung vorliegt, so bewirkt doch eine „Oelkur“ eine Austreibung 
der Galle aus der Gallenblase. Am zweckmäßigsten wird diese rektal 
ausgeführt; man vermeidet so die Reizung des Magens und die bei 
Darreichung per os manchmal recht lästigen Dünndarmkatarrhe. Zur 
Bevorzugung des Eunatrols oder anderer Seifen gegenüber dem 
Olivenöl liegt kein Grund vor. Die histologisch nachgewiesene große 
Fähigkeit des Dickdarmes und des Rektums, eingebrachte Neutralfett¬ 
emulsion zu resorbieren, hat eine Bedeutung auch für die Zusammen¬ 
setzung der Nährklistiere. Durch Zusatz von 0,3—0,5 Pankreon 
Rhenania kann die Fettaufnahme in zweckmäßiger Weise gesteigert 
werden. 

Eisenstoff- Der Eisenstoffwechsel ist im ganzen noch wenig er- 

wechsei. forscht. Mit der Rolle der Milz dabei beschäftigt sich Großen- 
b ach er. Er weist nach, daß die tägliche Eisenausscheidung nach 
Exstirpation der Milz größer wird als bei Erhaltung des Organs, 
und zwar sowohl bei Fleischfütterung als auch im Hunger¬ 
zustande, also nicht veranlaßt durch eine schlechtere Ausnutzung 
der Nahrung. Die vermehrte Eisenausscheidung wird auch viele 
Wochen nach Ausschaltung des Organs noch konstatiert; andere 
Organe treten also nicht vikariierend für die Milz ein. Wahrschein¬ 
lich dient die Milz dazu, das im Stoffwechsel freiwerdende Eisen 
aufzustapeln und dem Organismus zu erhalten. 


Literatnr. 

Diabetes insipidus. A. Weil, Ueber die hereditäre Form des Dia¬ 
betes insipidus. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCIII. 

Diabetes melitus. Baer u. Blum, Zur Wirkung der Glutarsäure 
auf den Phloridzindiabetes. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 36. — Baer, 
Diabetische Azidosis und die Behandlung des Coma diabeticum. Therapeut. 
Monatshefte Nr. 6. — Di lg. Ueber die Bangsche Methode der Zucker¬ 
titration. Münch, med. Wochenschr. Nr. 24. — Eichler u. Silbergleit, 
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 13. — Falta, Ueber den Eiweißumsatz beim 
Diabetes melitus. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 2. — Forschbach, Parabiose 



Stoffwechselkrankheiten. 


353 . 


und Pankreasdiabetes. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 21. — Fraenkel, Die 
Bedeutung der Langerhansschen Inseln. Würzburger Abhandlungen Bd. VIII, 
H. 11. — Hedinger, Cholelithiasis und Diabetes. Tberap. Monatshefte 
Nr. 7. — Hermann, Zur Frage der Ernährung wenig bemittelter Dia¬ 
betiker. Zeitschr. f. diät. u. phys. Therapie H. 7. — Kolisch, Grundzüge 
der Behandlung des schweren Diabetes. Zeitschr. f. diät. u. phys. Therapie 
H. 2—4. — Labbe, Diabete et tuberculose. Gaz. des höpitaux Nr. 86. — 
N a u n y n, Notwendigste Angaben für die Kostordnung Diabetischer. Jena. 

— Rosenfeld, Berlin, klin. Wochenschr. Nr. 13. — Schlesinger, 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 14. — H. Senator, Berl. klin. Wochen¬ 
schrift Nr. 4. — Stäubli, Korrespondenzblatt für Schweizer Aerzte Nr. 5 
und Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCIII. — Westenrjk, Wiener klin. 
Wochenschr. Nr. 36. — Weintraud, Therap. Monatshefte Nr: 12. — 
Zack, Wiener klin. Wochenschr. Nr. 22. — Zuelz er, Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 32. 

Lävulosurie etc. Halasz, Alimentäre Lävulosurie bei Leberkranken, 
Wiener klin. Wochenschr. Nr. 2. — Jolles, Die Bedeutung der Pentosen 
in den Fäzes. Wiener med. Wochenschr. Nr. 4.— v. Sebatowski, Ueber 
alimentäre Lävulosurie. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 22. — Vas, Zur 
Diagnose der chronischen Pentosurie. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 10. 

Fettsucht etc. Brie ge r, Ueber Entfettung und Entwässerung. 
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 28. — Frangoni u. Marchetti, Zum Studium 
der Lipämie. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 41. — Faber, Ueber Adiposalgie. 
Zeitschr. f. phys. u. diät. Therapie H. 9. — Jacob, Die Bedeutung der 
Karchkur etc. Münch, med. Wochenschr. Nr. 26. — Moritz, Entfettung 
durch Milchkuren. Münch, med. Wochenschr. Nr. 30. — Mosler, Ueber Ent¬ 
fettungskuren etc. Wiener med. Blätter Nr. 47. — P. F. Richter, Eiwei߬ 
umsatz bei Entfettungskuren. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 49.— Der¬ 
selbe, Ueber Entfettungskuren. — Roemheld, Milchtage bei Entfettungs¬ 
kuren. Münch, med. Wochenschr. Nr. 28. 

Gicht. Becker, Zur Behandlung des akuten Gichtanfalles. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 8. — Falkenstein, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 36. 

— Ingelrans, Phlebite chez les goutteux. Echo medical du Nord. — 
Li ns er, Zur Pathogenese der Gicht. Therapie der Gegenwart Nr. 4. — 
M o e 11 e r, Die Gicht und ihre Beziehungen zum Nukleinstoffwechsel. Therap, 
Monatshefte Nr. 5. — Ponlain, Du röle de Puricemie dans la pathogenie 
des phlebites constitutionelles. Gaz. des höpitaux Nr. 77. 

Verschiedenes. Bittorf, Pathologie des Wasser- und Kochsalz¬ 
stoffwechsels. Arch. f. klin. Med. Bd. XCIII. — G r o ß enb ac h e r, Die 
Milz ein Organ des Eisenstotfwechsels. — Kassowitz, Nährwert des Alkohols. 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 23 



354 


Richter. 


Therapeut. Monatshefte Nr. 6. — Eempf, Ueber Sekretion der Pankreas¬ 
fisteln und ihre Beeinflussung durch antidiabetische Diät. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 37. — Köster, Fettresorption im Darm und Gallen¬ 
absonderung. Leipzig.— Liidke, Ueber Chylurie. Münch, med. Wochen¬ 
schrift Nr. 26.— Oberndörffer, Stoffwechsel bei Akromegalie- Zeitschr. 
f. klin. Med. Bd. LXV. — Togama, Untersuchungen über den Einfluß 
einiger Nahrungs- und Genußmittel auf die Pankreassekretion. Zeitschr. f. 
phys. u. diät. Therapie H. 8. — J. Wohlgemuth, Zur Therapie der Pankreas¬ 
fistel etc. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 8. 



i) Krankheiten des Blutes, 


Von Prof. Dr. E. Granitz, dirigierendem Arzt der Inneren Abteilung 
des städtischen Krankenhauses in Charlottenburg-Westend. 


Für die histologischen Blutuntersuchungen verwirft 
Marchand die Ehrlichsche Trockenmethode und empfiehlt eine 
feuchte Fixation des noch feuchten, d. h. noch nicht luftgetrockneten 
Blutpräparates in Flemmingscher Lösung, Formolalkohol und 
anderen flüssigen Fixationsmitteln. Die Kerne der Lymphozyten 
erscheinen danach kleiner, als nach der Hitzefixation, die Struktur 
schärfer. — Wlasoff und Krückoff empfehlen schnelle Fixation 
in heißem Xylol vom Siedepunkt 140—142 0 während 1—6 Minuten. 
Bei Xylol vom Siedepunkt 135—137 0 muß ein Zusatz von 01. Tere- 
binthinae gemacht werden. Die Präparate kommen klar aus der 
Flüssigkeit, können hinterher noch in Aether weiter aufgehellt 
werden. — Zur einfacheren Ausführung der Zählung der Blut¬ 
zellen schlägt M. Loewenberg vor, ohne Zählkammer am gewöhn¬ 
lichen Deckglaspräparat, das mit Blut von einer bestimmten Ver¬ 
dünnung beschickt ist, die Zahl der Zellen zu ermitteln, in der An¬ 
nahme, daß die Kreisfläche des mikroskopischen Gesichtsfeldes mit 
der Kreisfläche des Deckglases in einem festen, leicht zu berechnen¬ 
den Zahlenverhältnis steht, falls die Größe beider Radien bekannt 
ist. Die in einem Gesichtsfelde vorhandenen Zellen werden mit 
dieser Verhältniszahl multipliziert. — Nach dem Vorgänge von 
Haldane und Barcroft haben Barcroft und Morawitz 
Sauerstoffbestimmungen im Blute in der Weise aus¬ 
geführt, daß durch Ferrizyankalium aus vollständig lackfarbenem 
Blute die gesamte Menge des locker gebundenen Sauerstoffs in 
Freiheit gesetzt wurde, wobei die gefundenen Werte ein wenig 
hinter den Werten der Luftpumpe zurückblieben, da der im 
Plasma fester gebundene Sauerstoff nicht durch Ferrizyankalium 
in Freiheit gesetzt wird. Diese bisher nur in Tierversuchen 
angewandte Methode ist auch für menschliches, aus einer punk¬ 
tierten Armvene entnommenes Blut von den Verfassern als prak- 


Unter- 
suchungs- 
methoden: 


Blutköriier- 

zählung, 


Blutgas¬ 

bestimmung, 



356 


Grawitz. 


Unter- 
suchungs- 
methoden: 
Viskosität, 


Dunkelfeld¬ 

beleuchtung 


tisch brauchbar erfunden worden. — Mit dem Heß sehen Vis¬ 
kosimeter, welcher verhältnismäßig einfach zu handhaben ist, 
haben neuerdings Heß selbst und besonders Bachmann, letzterer 
vierhundert Bestimmungen, ausgeführt, welche zeigen, daß dieser 
Methodik wohl auch eine gewisse klinische Bedeutung innewohnt. 
Bachmann fand bei Pneumonie die Viskositätswerte fast immer 
erhöht, besonders im Verhältnis zum Hämoglobin, dagegen beim 
Typhus erniedrigt, so daß sich diese Werte mit Vorsicht differen¬ 
tialdiagnostisch verwerten lassen. Warme Bäder setzen nach 
Heß die Viskosität herab. — Eine interessante Bereicherung der 
histologischen Untersuchungsmethoden liefert die Mikroskopie bei 
Dunkelfeldbeleuchtung und die Beobachtung ultramikro¬ 
skopischer Teilchen in frischen, d. h. nicht fixierten Präparaten. 
Diese Methode ist nicht zu verwechseln mit der Mikrophotographie bei 
ultraviolettem Lichte (cf. Grawitz und Grüneberg: Die Blutzellen 
im ultravioletten Lichte, Jahrg. 1906); es ist ferner darauf hinzu¬ 
weisen, daß vorzugsweise wenn nicht ausschließlich die Beobachtung 
lebender Zellen in flüssigen Medien bei Dunkelfeldbeleuchtung Aus¬ 
sicht auf Bereicherung unserer Kenntnisse bietet, während sich dies 
von fixierten und gefärbten Präparaten nicht behaupten läßt. Unter¬ 
suchungen von Dietrich an frischen Blutzellen ergaben, daß auch 
bei dieser Beleuchtung eine Struktur an den roten Zellen 
nicht zu erkennen ist, daß auch die Membran dieser Zellen 
eine durchaus homogene Masse ist und daß hämolytische Sub¬ 
stanzen, die gerade heutzutage ein großes Interesse beanspruchen, 
sich in ihrer feineren Wirkung auf die roten Zellen genau beobachten 
lassen. Sie wirken auf die Membran der Zellen ein, bewirken 
Fällungen, beeinflussen dadurch die Oberflächenspannung und er¬ 
zeugen Formveränderungen, wodurch die Permeabilität der Mem¬ 
bran so verändert wird, daß sie den Inhalt leicht austreten läßt. 
Brugsch und Schilling beobachteten bei denselben Methoden an 
frischen Präparaten das Verhalten der Kerne der Leukozyten 
und fanden auch die neutrophilen Zellen im Prinzip mono- 
nukleär, indem der Kern bei zunehmender Reifung sich aus der 
rundlichen Myelozytenform zu einem kompakten schmalen Kern¬ 
stabe umbildet, dessen Segmentierung durch die amöboide Bewe¬ 
gung, nicht aber durch das Alter bedingt wird. Hiernach fallt die 
vieldiskutierte Arnethsche Lehre von der Bedeutung der Kern- 
segmente, die schon aus anderen Gründen unhaltbar war, völlig zu¬ 
sammen. 

Ueber die Entstehung der Blutzellen, speziell der Leu- 



Krankheiten des Blutes. 


357 


kozyten sind die Ansichten nach wie vor ebenso verschieden und Blutbild an g. 
zum Teil geradezu entgegengesetzt, wie bisher. Es genügt hier, 
darauf hinzuweisen, daß eine Gruppe von anatomischen Forschern, 
wie Weidenreich, Maximow, Dominici, Pappenheim, 
Hirschfeld zwar eine Trennung der Leukozytengenese nach der 
Ursprungsstätte im lymphatischen oder medullären Gewebe, aber 
eine gemeinsame Ursprungszelle für die einkernigen und granulierten 
Formen annimmt, und demgemäß entwickelt sich besonders nach den 
sehr sorgfältigen Untersuchungen von Weidenreich und Maximow 
die reife Form des gekörnten mehrkernigen Leukozyten ebensowohl 
aus der medullären wie lymphatischen Vorstufe. Im Gegensatz 
hierzu hält Schridde und mit ihm Naegeli an der alten strengen 
Trennung Ehrlichs fest, und zwar basiert Schridde seine An¬ 
sichten vorzugsweise auf Grund seiner Fixations- und Färbemethode, 
die in vielen Beziehungen andere morphologische Verhältnisse an 
den Lymphozyten ergeben, als sie die oben erwähnten Autoren er¬ 
hielten. Mit Recht schlägt Pappenheim vor, daß durch eine 
gemeinsame Demonstration der Präparate aus den entgegengesetzten 
Schulen diese Frage endlich geklärt werde. — A. Grüneberg unter¬ 
suchte embryonales menschliches Blut vom dritten bis neunten 
Fötalmonat und fand, daß die Leukozyten in der ersten Fötalzeit absolut 
stark vermehrt sind und ausschließlich den Typus der großen Stamm¬ 
zelle des medullären Gewebes zeigen, während vom sechsten Monate 
ab granulierte Formen, Myelozyten und erst gegen Ende des Fötal¬ 
lebens reife mehrkernige Leukozyten auftreten. Mit Recht macht 
Grüneberg darauf aufmerksam, daß diese fötalen Blutbilder ein¬ 
schließlich der vielen kernhaltigen roten Zellen durchaus dem Blute 
bei Leukämie gleichen, so zwar, daß das Blut der ersten Fötalzeit 
gewissen Formen der lymphoiden Leukämie und das Blut der späteren 
Zeit dem gemischtzeiligen Typus der Leukämie entspricht. 

Ueber die klinische Bedeutung der Leukozytose äußert Leukozytose, 
sich W. Busse dahin, daß bei gynäkologischen Leiden die Leuko¬ 
zytose eine Schutzvorrichtung darstelle, und er fand in Experimenten, 
daß leukozytotisches Blut das Wachstum einer Kolikultur auf der 
Agarplatte stärker hemmte, als das Blut vor der Leukozytose. 

Diesen und ähnlichen Anschauungen gegenüber macht Pappen¬ 
heim mit Recht darauf aufmerksam, daß es gar nicht bewiesen ist, 
daß die Leukozytose eine Schutzvorrichtung ist. Man kann sie 
lediglich als ein Phänomen der Reaktion, als ein Symptom betrachten, 
ähnlich wie gewisse Agglutinine, die bei Infektion im Blute auf¬ 
treten, aber durchaus nicht zum Schutze dienen. — Nach Grawitz ist 



358 


Grawiti. 


Leukozytose. 


Wassergehalt 
des Blutes 
nach Wasser¬ 
aufnahme. 


Perniziöse 

Anämie. 


es überhaupt eine durchaus irrige einseitige Ansicht, die Leukozyten 
und ihre Vermehrung ausschließlich als Schutzorgane zu betrachten, 
da ihre Funktionen außerordentlich vielseitig sind. Größere Be¬ 
deutung kann die prognostische Verwertung der Leuko¬ 
zytosen haben. Doch zeigen auch hierfür die Untersuchungen von 
Gräfenberg, daß weder die einfachen absoluten Zahlen der Leuko¬ 
zyten, noch auch der Nachweis von Bakterien im Blute allein für 
die Prognose maßgebend ist, da hin und wieder auch Kranke mit 
Streptokokken im Blute zur Genesung gelangen. Für wichtig hält 
dieser Autor eine prozentuale Verniinderung der Lymphozyten auf 
der Höhe der Infektion, da dieser eine prognostisch ungünstige 
Bedeutung zukommt. — Ziegler undSchlecht halten das Auftreten 
von großen mononukleären (Myeloblasten) Zellen bei Infektionen 
nicht für prognostisch ungünstig, vielmehr für den Ausdruck einer 
guten Reaktion des Knochenmarks. 

Gegenüber den Experimenten von Plehn, welcher nach Trock¬ 
nen größerer Flüssigkeitsmengen keine Zunahme des Wasser¬ 
gehaltes im Blute bei Bestimmung der Trockenrückstande fand, 
hat Chiarolanza gefunden, daß sich bei exakten, in kleinen Pausen 
wiederholten Blutentnahmen bei Tieren der Uebertritt des Wassers 
in das Blut sehr wohl nachweisen läßt. Die Ergebnisse von Plehn 
beruhen nach Chiarolanza auf einer fehlerhaften Methodik, da 
Plehn größere Mengen von Blut (bis 10 g) auf 105® C. erhitzte, 
wobei ein inkommensurabler Fehler durch Uebertrocknung und 
Hygroskopie eintritt. 

Aus einer Arbeit von Olga Stempelin über die Differen¬ 
tialdiagnose der perniziösen Anämie, wobei die Lite¬ 
ratur reichlich mitbenutzt ist, geht hervor, daß der Begriff 
dieser Anämie noch immer unsicher ist, zumal intra vitam in man¬ 
chen Fällen Karzinome oder andere anämisierende Organverände¬ 
rungen mit Sicherheit nicht auszuschließen sind. Nicht richtig ist, 
daß, wie die Verfasserin meint, ein embryonaler Blutbildungstypus 
für die perniziöse Anämie ausschlaggebend ist, denn erstens fehlen 
embryonale Typen bei den Leukozyten der perniziös Anämischen, 
zweitens kommen die sogen, embryonalen roten Zellen auch im 
Knochenmarke des gesunden Erwachsenen vor, und drittens findet 
sich die Einschwemmung dieser Typen in das Blut auch bei anderen 
schweren Anämien, z. B. infolge von Bothriozephalusinfektion. Das 
Hauptgewicht beim Blutbilden ist vielmehr auf den degenera- 
tiven Charakter der roten Zellen zu legen. — Auf Grund mehr 
hypothetischer Erwägungen als realer Tatsachen kommt Reicher 



Krankheiten des Blutes. 


359 


zu der Ansicht, daß die perniziöse Anämie durch hämolytisch 
wirkende Lipoide oder Toxolecithide entsteht — und da zwi¬ 
schen diesen und dem Kobraiecithid (P. Kyes) nahe Verwandt¬ 
schaft besteht, so versuchte Reicher, durch Verfütterung von 
Cholesterin in ähnlicher Weise hemmend auf die Lecithide der 
Anämie einzuwirken, wie dies gegenüber dem Kobraiecithid gelingt. 
Diese geistreiche Theorie ist indes nach G. Klemperer nicht haltbar, 
und die therapeutischen Erfolge, über die Reicher berichtet, 
sind um so weniger beweisend, als die Patienten neben Cholesterin 
gleichzeitig Arsen bekamen, trotzdem aber der Erfolg zum Teil nur 
sehr vorübergehend war. Wenn Klemperer trotz der unhaltbaren 
theoretischen Grundlage mit einer vorwiegend aus cholesterinhaltigen 
Fetten bestehenden diätetischen Behandlung der perniziösen Anämie 
(neben Arsen) gute Erfolge erzielt hat, so dürfte das nach Ansicht 
von G r a w i t z eher für die von letzterem besonders betonte enterogene 
Entstehung der Anämie durch toxische Produkte des Eiweißzerfalls 
sprechen. — A. Bertino hat die ungewöhnliche Zahl von 27 Fällen 
von perniziöser Anämie in der Schwangerschaft zu beobachten 
Gelegenheit gehabt, wobei ich bemerken möchte, daß ich hier in 
Berlin noch nie einen derartigen Fall bei Schwangeren gesehen 
habe, trotzdem die Krankheit sonst hier recht häufig ist. Diese 
Beobachtungen sind auf der geburtshilflichen Klinik in Parma ge¬ 
macht, und der Autor berichtet, daß in der dortigen Gegend schwere 
Anämien sehr häufig sind, im übrigen Oberitalien dagegen sehr 
selten. Verfasserin glaubt, daß lokale Dispositionen im Tale des Taro¬ 
flusses wirksam sein müßten. Es erkrankten hauptsächlich Land¬ 
arbeiterinnen aus der Flußniederung, und zwar zumeist Multiparae, 
die schon vorher Anfälle von Anämie überstanden hatten. Es scheint 
demnach, als ob die Schwangerschaft als solche vielleicht wenig Ein¬ 
fluß auf die Entwicklung des Leidens hat, trotzdem empfiehlt Verfas¬ 
serin in schweren Fällen die vorzeitige Unterbrechung der Schwanger¬ 
schaft. -— Theoretisch interessant, aber auch praktisch wichtig sind 
die Untersuchungsergebnisse von Morawitz und Römer über das 
Sauerstoffbindungsvermögen des Hämoglobins, welches 
selbst bei schweren Anämien nicht erhöht ist, vielmehr durchaus 
entsprechend dem vorhandenen Hämoglobin gefunden wurde, so daß 
bei schweren Anämien nicht dadurch ein Ausgleich geschaffen wird, 
daß das stark verringerte Hämoglobin größere Mengen von 0 2 zu 
binden vermag, sondern, wie Mohr nachgewiesen hat, dadurch, daß 
der Sauerstoff in den Kapillaren bei Anämischen viel stärker aus¬ 
genutzt wird. Während nämlich bei Gesunden das venöse Blut noch 



360 


Grawitz. 


Apiastische 

Anämie. 


Therapie der 
perniziösen 
Anämie. 


Seeklima. 


Blut bei 
Neurasthenie. 


60—75 °|o Oj enthält, beträgt es bei schweren Anämien nur 15—50 ° f 'o 
und ist demnach in den Geweben beträchtlich stärker verbraucht wor¬ 
den. — Neuere Beobachtungen über sogen, apiastische Anämien, 
d. h. solche Formen, bei welchen eine reparatorische Tätigkeit des 
Knochenmarks mit Bildung von Lymphoidmark ausbleibt und die daher 
intra vitam keine kernhaltigen roten Zellen enthalten und sich durch 
einen absolut malignen Verlauf auszeichnen, liegen von R. Blumen¬ 
thal, Stone und A. Herz vor. Es handelte sich zum Teil sicher 
um echte degenerative Veränderungen der Blutzellen auf toxischer 
Basis, zum Teil aber waren die roten Zellen zwar an Zahl ver¬ 
mindert, aber morphologisch wenig verändert, so daß man diese 
Fälle wohl richtiger zu jenen dunklen Kachexien rechnen muß, die 
sich auf verschiedener Basis, z. B. Arteriosklerose, entwickeln können, 
aber mehr das Bild eines allgemeinen Marasmus als einer spezifischen 
Blutdegeneration bieten. Die Prognose ist in jedem Falle bei diesen 
Formen sehr schlecht. — Die Therapie der perniziösen Anämie 
wird von K. Ziegler besprochen, der bei den idiopathischen For¬ 
men die von Grawitz angegebene Behandlung in einigen Fällen mit 
Erfolg anwandte. Es sei aber dazu bemerkt, daß der Hauptpunkt bei 
dieser „intestinalen“ Therapie nicht in den Spülungen besteht, son¬ 
dern in der strengen Vermeidung von fäulnisfähigen Eiwei߬ 
stoffen bei der Ernährung und der reichlichen Zufuhr desinfizierend 
wirkender Fruchtsäfte, ferner von Salzsäure. — Von Arsen prä- 
paraten empfiehlt der Verfasser Atoxyl, Kakodyl etc., doch hält dar 
Referent nach den bisherigen Erfahrungen die alten Arsenpräparate 
erstens für wirksamer, zweitens für weniger gefährlich als die genannten 
Präparate, bei denen schwere Vergiftungen (Amaurosen etc.) immer 
häufiger zur Beobachtung kommen, wenn sie leider auch nicht immer 
veröffentlicht werden. — Häberlin fand, daß durch den Aufenthalt 
an der Nordsee bei allen Kindern, besonders bei den anämischen, 
die roten Blutzellen vermehrt werden, daß aber auch bei nicht be¬ 
sonders Anämischen die Zahlen zunehmen, so daß der Verfasser eine 
spezifische Einwirkung des Seeklimas auf die blutbildenden Organe 
annimmt. (Bekanntlich hat man früher dasselbe auch vom Höhen¬ 
klima behauptet, es ist aber viel wahrscheinlicher, daß jede Steige¬ 
rung des Stoffwechsels mit erhöhtem Sauerstoffbedarf und -verbrauch 
der Gewebe zu einer Mehrproduktion von roten Zellen fuhrt, die 
sich naturgemäß bei geschwächten Großstadtkindern besonders deut¬ 
lich ausprägt.) 

Tanaka fand bei zahlreichen Untersuchungen an Neurastheni¬ 
kern, daß das Blut bei reiner Neurasthenie ohne Komplikation 



Krankheiten des Blutes. 


361 


weder hydrämische noch anämische Zeichen, dagegen manchmal höhere 
Trockenrückstände und spezifisches Gewicht als normal aufweist. 
Die Alkaleszenz des Blutes schwankt dabei in normalen Grenzen. 
Manchmal findet sich eine Vermehrung der Lymphozyten und Blut¬ 
plättchen, die wohl auf vasomotorische Einflüsse zurückzuführen ist. 

In 5 Fällen von Myxödem fanden Bence und Engel eine rela¬ 
tive Lymphozytose und Hypereosinophilie des Blutes, und die Autoren 
nehmen in Anbetracht der absoluten Verringerung der polynukleären 
Zellen, Butkörperchen und der Tierversuche an, daß die Veränderung 
des Blutbildes durch eine lymphoide Metaplasie des Knochenmarkes 
bedingt ist. 

Die Lehre von der Leukämie findet andauernd eine ebenso 
vielseitige wie intensive Bearbeitung, und zwar sind es in letzter 
Zeit besonders anatomische resp. histologische Untersuchungen, die 
einen tieferen Einblick in das Rätselvolle dieser Krankheit zu liefern 
suchen. Bedauerlich ist dabei, daß jeder einzelne Autor nur eine 
relativ kleine Zahl von Fällen zur Untersuchung bekommt — und es 
ist gerade bei der Leukämie von jeher mißlich gewesen, aus solchen 
vereinzelten Ergebnissen allgemeine Schlußfolgerungen zu ziehen. 
Immerhin scheint heutzutage so viel festzustehen, daß man es bei der 
Leukämie mit einer Systemerkrankung der blutbildenden Organe 
zu tun hat, die auf bisher unbekannte Reize hin eine pathologische 
Proliferation der farblosen Zellen aufweisen mit dem Charakteristikum, 
daß diese Proliferationen nicht auf die Nachbargewebe übergreifen, 
auch keine echten Metastasen bilden und somit sich prinzipiell von 
den echten Geschwülsten, z. B. den Sarkomen, unterscheiden. — Nur 
einzelne Autoren wie Banti halten die Leukämie für eine Sarko- 
matose. Im übrigen ist nach wie vor ein lebhafter Streit über die histo- 
genetischen Verhältnisse der sogen, myeloiden oder myeloischen 
Leukämien gegenüber den lymphoiden oder lymphatischen For¬ 
men und zwar beruhen die Kontoversen auf den Verschiedenheiten in 
der Auffassung der Leukozyten- und Lymphozytengenese, auf der 
unitarischen oder dualistischen Auffassung der Autoren. Es sei fttr 
Spezialstudien auf die Arbeiten von Hirschfeld, von Pappen¬ 
heim und Hirschfeld, von Schridde, Kurt Ziegler, auch auf 
eine Uebersicht von v. Domarus hingewiesen, obwohl in letzterer 
z. B. der Standpunkt des Referenten keineswegs richtig dargestellt 
ist. — Ueber die klinische Seite der Leukämie äußert sich 
E. Grawitz auf Grund zahlreicher Beobachtungen dahin, daß der 
eigentümliche Marasmus der Leukämie durch die Stoffwechselprodukte 
der übermäßig vermehrten Leukozyten in den Fällen von sogen. 


Blot bei 
Myxödem. 


Leukämie. 



342 


iVniuiBie. myeloider oder gemiachtzefliger Leukämie etwa in derselben Weise 
m stände kommt, wie der thyreotoxische Marasmus der Basedow- 
kranken bei Schilddrüsenhyperplasie. Es handelt sch also in diesen 
Fällen am einen »lenkotoxiachen * Marasmus. wahrend man in den 
Fällen mit lymphoidem Blotbeftmde. bei dem fast nnr funktions¬ 
unfähige. einkernige pathologische Zeilen im Blute kreisen, mit Aus¬ 
fallserscheinungen der Leukosyteniunktion zn rechnen hat. so daß 
man hier von einem „leukopriven" Marasnos sprechen muß. — Auf 
die Bedeutung gangräneszierender Prozesse in der Mund-, 
Nasen- and Bachenhohle als erste manifeste Symptome der 
Leukämie machen Wechselmann and Marcase aufmerksam, 
and zwar handelte es sich bei ihrer Beobachtung am eine chronische 
Leukämie, die allerdings erst diagnostiziert wurde. nachdem die 
Gangrän der Mundschleimhaut als syphilitisch, spät» als Toxiko- 
dermie and als Noma angesehen war. — Aach Referent beobachtete 
in letzter Zeit bei einem Kranken, welcher auswärts mehrere Wochen 
hindurch wegen hohen Fiebers auf Typhös behandelt war, eine auf¬ 
fällige Mundfäule, die sich alsbald als leukämisch erwies, womit dann 
die sämtlichen schwierig zu deutenden Krankheitserscheinungen ge¬ 
klärt waren. Es kann daher nur immer wieder anf die große Be¬ 
deutung der Blutontersnchongen für viele dunkle Krankheitszustände 
hingewiesen werden. — Frugoni beobachtete in 2 Fällen intramus¬ 
kuläre Hämatome, die nicht als Folgen der hämorrhagischen 
Diathese auftraten, sondern durch intramuskuläre Myelome (mveloide 
Therapie. Zellwueherungen) bedingt waren. — Für dieTherapiederLeuk- 
ämie gibt Grawitz auf Grund von Beobachtungen an 41 derartigen 
Kranken folgende allgemeine Ratschläge. Von vornherein sind die 
Chancen günstiger, wenn es möglich ist. die Patienten stationär 
unter Bettruhe, sorgfältiger Ernährung and gleichzeitiger Anwen¬ 
dung von Arsen intensiv mit Röntgenstrahlen zu be¬ 
handeln, wobei man bis hart an die Grenze der kutanen Ver¬ 
brennungen herangehen muß. Kurzdauernde Bestrahlungen haben 
keinen Zweck. Ferner ist von Wichtigkeit, daß die Krankheit 
möglichst früh erkannt wird, da die Chancen der Heilung resp. 
Besserung um so ungünstiger sind, je länger der leukämische Prozeß 
besteht. Ungünstig sind die Aussichten bei denjenigen Fällen, die von 
vornherein akut, oft unter septischen Erscheinungen einsetzen, 
ebenso solche, bei denen chronische Entzündungen, z. B. im Nasen- 
Rachenraum, einen dauernden Reiz auf die blutbildenden Organe 
ausüben. — Ungünstiger ist ferner die Prognose im höheren Alter. 
— Der Blutbefund dagegen selbst ist nicht ohne weiteres ausschlag* 



Krankheiten des Blutes. 


363 


gebend für die Prognose, denn auch der lymphoide Typus ist der Hei¬ 
lung zugänglich, wie Referent sich erst vor kurzem wieder bei einem 
älteren Herrn überzeugen konnte, bei dem schon nach 16 Röntgen¬ 
bestrahlungen der schwere lymphoide Blutbefund ebenso wie die 
Milz- und Drüsenschwellungen vollständig geschwunden waren. — 
Eine günstige Beeinflussung des leukämischen Blutbefundes durch 
Tuberkulininjektionen hat Weitz auf der Klinik von Quincke 
beobachtet. Eine wirkliche Heilung trat nicht ein, dooh empfiehlt 
er die Injektionen zur Unterstützung der Kur neben Röntgen- und 
Arsenbehandlung. 

Zur Kasuistik der sogen. Leukanämien bringt Masing 
einen neuen Beitrag, bei dem es sich um Kombination von 
Leukämie mit schwerer Anämie handelte, als deren anatomisches 
Substrat Lymphome des Knochenmarkes, myeloide Umwandlung 
von Leber, Milz und Lymphdräsen, megaloblastische Anämie mit 
Ikterus, Herzverfettung und Lebersiderose gefunden wurden. Es 
kann somit das erythroblastische und leukoblastische System pari 
passu in schwerer Weise alteriert sein. 

Schon vor einiger Zeit hatte Sahli die Ansicht ausgesprochen, 
daß die den Hä m.op hi len eigene mangelhafte Gerinnungsfähigkeit 
des Blutes auf dem Mangel an Thrombokinase (Alexander 
Schmidts zymoplastischer Substanz) beruhe. Diese Annahme fan¬ 
den nun neuerdings Morawitz und Lossen bei Untersuchungen 
bestätigt, die sie an einem männlichen Mitglieds der bekannten 
Bluterfamilie Mampel derartig anstellten, daß sie verschiedene Blut¬ 
proben, die durch Venaepunctio gewonnen waren, ohne Zusatz, ferner 
mit Zusatz von Chlorkalzium, eine andere mit Zusatz von Thrombo¬ 
kinase , und eine andere mit Hirudine untersuchten. Es fand sich, 
daß die Gerinnung des reinen Blutes, wie auch des mit Kalk ver¬ 
setzten erst nach 2 Stunden vollendet war, während die Probe 
mit Thrombokinase bereits nach 1 Minute geronnen war. Es handelt 
sich also bei der Hämophilie tatsächlich um eine ererbte Abartung 
des Protoplasmas der fermentliefemden Zellen des Blutes, vielleicht 
auch der gesamten Körperzellen. 

Literatur. 

Bachmann, Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCIV, H. 3/4. — 
Bence u. Engel, Wien. klin. Wocbenschr. Nr. 25. — Barcroft u. Mo- 
rawitz, Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCI1I, H. 8. — Bertino, Eef. 
in Fol. bämat. Bd. VI, H. 1. — R. Blumenthal, Arch. des malad, du 
coeur. — Brugsch u. Schilling, Fol. hämat. Bd. VI. — W. Busse, 


Tuberkulin¬ 

kur. 


Leukanämie. 


Hämophilie. 



364 


Grawitz. 


Arch. f. Gynäk. Bd. LXXXV, H. 1. — Chiarolanza, Deutsches Arch. f. 
klin. Med. — Dietrich, Deutsche path. Gesell sch. Kiel. — t. Domaras, 
Fol. hämat. Bd. V. — Frugoni, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 23. — 
Gräfenberg, Arch. f. Gynäk. Bd. LXXXV, H. 2. — E. Grawitz, Berl. 
klin. Wochenschr. Nr. 24. — A. Grüneberg, Mediz. naturwiss. Arch. 
Bd. I, H. 3. — Häberlin, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 16. — Hirsch¬ 
feld, Leukämie. Fol. hämat. Bd. VI, H. 4. — Herz, Wien. klin. Wochen¬ 
schrift Nr. 39. — W. Heß, Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCIV, H. 3 4. 

— Klemperer, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 51. — Kostlovy, Grenzgeb. 
d. Med. u. Chir. Bd. XVIII, H. 4. — Loewenberg, Deutsche med. Wochen¬ 
schrift Nr. 12. — Marchand, Münch, med. Wochenschr. Nr. 8. — Ma- 
sing, Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCIV, H. 3/4. — Maximow, Ver- 
handl. d. anat. Gesellsch. — Morawitz u. Lossen, Deutsches Arch. f. 
klin. Med. Bd. XCIX. — Morawitz u. Römer, Deutsches Arch. f. klin. 
Med. Bd. XCIX, H. 5. — Pappenheim, Fol. hämat. Bd. IV—VI. — 
Pappenheim u. Hirschfeld, Fol. hämat. Bd. V, Nr. 5. — Reicher, 
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 91. — Schridde, Versamml. d. Naturf. n. 
Aerzte. — Stempelin, Med. Klinik Nr. 21. — Stone, Ref. in Fol. 
hämat. Bd. VI, H. 1. — Tanaka, Mitteil. d. med. Fakult. in Tokio 
Bd. VIII, H. 1. — Wechselmann u. Marcuse, Dermat. Zeitschr. 
Bd. XV, H. 7. — Weidenreich, Arch. f. mikr. Anat. Bd. LXXII, S. 209. 

— Weitz, Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCII, H. 5/6. — W1 a- 
8off u. Krükoff, Fol. hämat. Bd. VI, S. 66. — Ziegler u. Schlecht, 
Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XCII, H. 5. — Ziegler, Med. Klinik 
Nr. 19. 



2. Chirurgie 

(einschließlich der Unfalls- und Kriegschirurgie)'). 


Von Dr. Paul Wagner, Privatdozent an der Universität in Leipzig. 

Mit 10 Abbildungen. 

Allgemeine Chirurgie. Nach Roith, der sich auf die Er¬ 
fahrungen der Heidelberger chirurgischen Klinik bezieht, ist die 
Allgemeinnarkose noch immer das beste, sicherste und allgemein 
brauchbarste Verfahren. Ebenso aber wie für die Lokalanästhesie 
so ist auch für die Allgemeinnarkose die Vorbehandlung mit Seda- 
tivis in hohem Maße erwünscht. Nach Hofmanns Untersuchungen 
hindert bei der Chloroformnarkose das Ueberdecken der Maske 
mit einem Handtuche die Atmung nicht, hat dagegen einen absolut 
bestimmenden Einfluß auf die Narkose. Dieser ist so groß, daß 
durchschnittlich in 2—8 Minuten eine volle Narkose erzielt wird, 
gewöhnlich ohne jede Exzitation, ohne Erbrechen und ähnliche 
Störungen. Dabei ist der Verbrauch an Chloroform äußerst gering, 
durchschnittlich */* g (6—7 Tropfen) auf die Minute. Das na oh 
dem Aetherrausch eintretende Erbrechen läßt sich nach 
Ritter durch Tieflagerung des Kopfes allein nicht verhindern; es 
tritt jedoch nicht ein, wenn man außerdem am Halse Tür ’/*—1 Stunde 
die Stauungshyperämie macht. Die Stauungsbinde wird unmittelbar 
nach der Operation sehr fest angelegt; auffallend ist dabei, wie 
schnell die Kranken gewöhnlich aus der Narkose erwachen. Bier 
bevorzugt bei der Rückenmarksanästhesie das Tropakokain. 
Die Normaldosis ist 0,05; ihr wird 0,0001 Suprarenin zugesetzt. 
Die Lösung muß isotonisch sein und ungefähr Körpertemperatur 
haben. Das Anästhetikum darf niemals eingespritzt werden, bevor 
nicht Liquor in rascher Tropfenfolge ab fließt. Lindenstein be¬ 
richtet über 500 Lumbalanästhesien aus der chirurgischen Ab¬ 
teilung des Nürnberger Krankenhauses. Meist wurde Novokain an¬ 
gewendet; in keinem Falle trat eine beängstigende oder gar tödliche 
Wirkung infolge der Injektion ein. In 3 Fällen wurden Abducens- 
lähmungen beobachtet. Die Lumbalanästhesie ist das Normalverfahren 


Verschiedene 
Anästhesie- 
rungs- 
verfahren: 


Chloroform¬ 

narkose. 


Mittel gegen 
Erbrechen 
beim Aether¬ 
rausch. 


Kückenmarks- 

anästhesie. 


Lumbal¬ 

anästhesie. 


*) Orthopädische Chirurgie s. S. 113 ff. 



366 


Wagner, 


Lumbal¬ 

anästhesie. 


Lokal¬ 
anästhesie 
an den 
Gliedmaßen. 


Künstliche 

Hyperämie 


Biersche 

Stauung, 


— bei akuten 
und subakuten 
Eiterungen 


Saug¬ 

behandlung. 


für alle Operationen an den unteren Extremitäten, am Damme, an 
den Genitalien und für Hernienoperationen. Münchmeyer berichtet 
aas der Bostocker chirurgischen Klinik über 1000 Lumbalanästhe¬ 
sien mit Sto vain Billon. Als besondere Indikation für die Methode 
galten Herz- und Lungenaffektionen jeder Art, sowie höheres Alter 
und große Schwäche. 1 Todesfall war mit großer Wahrscheinlich¬ 
keit auf das Stovain zu schieben. Auch in der Röczeyschen Klinik 
wird, wie Borszöky berichtet, zur Lumbalanästhesie stets 
Stovain Billon verwendet. In 90°/o der Fälle hatte die Lumbal¬ 
anästhesie vollen Erfolg. Solange wir die eventuell verhängnisvollen 
Neben- und Nachwirkungen nicht vermeiden lernen, ist die Methode 
für die alltägliche Praxis nicht geeignet. Bier empfiehlt ein neues 
Verfahren, um auch für größere Operationen, Resektionen, Ampu¬ 
tationen u. s. w. vollkommene Lokalanästhesie an den Glied¬ 
maßen zu erzeugen. Das zu anästhesierende Gebiet wird zwischen 
zwei weichen dünnen Gummibinden abgesperrt. Möglichst nahe 
der zentralen Binde wird in eine Hautvene peripherwärts 40—150 ccm 
0,25—0,5 °/oige Novokainlösung eingespritzt. Das Novokain muß in 
physiologischer Kochsalzlösung gelöst sein. 

Blecher berichtet über 500 mit künstlicher Hyperämie be¬ 
handelte Kranke. Im ganzen wurde die Behandlungsdauer abgekürzt 
und das funktionelle Resultat verbessert. Auch bei den Streptokokken¬ 
erkrankungen wurde das Auftreten allgemeiner Sepsis unter der 
Stauungsbehandlung nicht beobachtet. Auch v. Graff hebt beson¬ 
ders hervor, daß bei progredienten Eiterungen, die unter der Stauung 
nicht innerhalb weniger Tage zurückgehen, sowie bei allen, in denen sich 
trotz der Stauung ein Fortschreiten des Prozesses zeigt, die Stauung 
unverzüglich wegzulassen und breit zu inzidieren ist. Auch in Fällen 
mit bedenklichen septischen Allgemeinerscheinungen sollte die Stauung 
nicht angewendet, sondern von vornherein für ausgiebige Entleerung 
des Eiters gesorgt werden. Nach Heinrichsen gibt unter gewissen 
Bedingungen die Stauungshyperämiebei akuten Entzündungen 
gute Resultate in kürzerer Zeit und ist den breiten Schnitten vor¬ 
zuziehen. Damit Miß erfolge vermieden werden, muß die Stauungshyper¬ 
ämie richtig dosiert, die Kranken müssen unter beständiger Aufsicht 
sein, und die Wunden dürfen nicht tamponiert werden. Die Stauungs¬ 
hyperämie gibt gute Resultate bei frischen, infektionsverdächtigen 
Verletzungen und Eiterungen nach Operationen. Nach Frangen¬ 
heims Untersuchungen ist es auch bei beginnenden Entzündungen 
nicht empfehlenswert, geschlossen zu saugen, da eine örtliche 
Verschlimmerung die Folge der Behandlung sein könnte. Denn hier 



Chirurgie. 


367 


tritt die eigentliche Wirkung der Hyperämie in die Erscheinung. 
Die Folgen sind eine mit starker Eiterbildung einhergehende, aus¬ 
gedehntere Gewebseinschmelzung, weiterhin die Bildung eines breiten 
Infiltrates in der Umgehung der Eitermassen. Nach dem Bericht von 
Iselin werden in der Wilmsschen Poliklinik alle phlegmonösen 
Erkrankungen der oberen Glieder mit heißer Luft behandelt, und 
zwar mittels der billigen Bi er sehen Holzheizkästen. 2—3 Stunden 
täglich zweimal wirkt die Wärme ein (90—110 0 C.). Nach den von 
Baetzner mitgeteilten Erfahrungen aus der v. Bergmannschen 
Klinik stellt die Stauungsbehandlung einen ganz wesentlichen 
Fortschritt in der Therapie der Arthritis gonorrhoica dar (vergl. 
auchS. 115). Die Krankheits-und Behandlungsdauer ist wesentlich ver¬ 
kürzt, die funktionellen Resultate sind besser. Die Stauung muß täglich 
20—22 Stunden durchgeführt werden. Gelinsky wendet seit 1 Jahr 
bei Bauchoperationen systematisch die Heißluftbehandlung 
nach Bier als Nachbehandlung an. Die Operierten werden vom 
Tage der Operation an in den bekannten Heißluftkästen ca. ein- bis 
zweimal, selten häufiger, täglich einer trockenen Wärme von 120 bis 
150° C. 20 Minuten lang ausgesetzt. Es erfolgte stets danach ein 
reichlicher Abgang von Winden. Die Kranken fühlten sich subjektiv 
sehr wohl. Sykoff hat bei inoperablen Krebsen des Uterus mit 
Erfolg das Absaugungsverfahren angewendet; er empfiehlt das 
Verfahren jetzt auch bei operablen Fällen, wenn die Kranken die 
Operation verweigern. Ganz besonders günstige Resultate hat er 
bei Epitheliomen des Gesichts erhalten. 

Lenzmann benutzt zur Händedesinfektion eine Seifenmasse, 
die folgende Zusammensetzung hat: Formalin 5,0, Benzin 15,0, 
Dermosapol 80,0. Die mechanisch gründlich gereinigten Hände 
werden mit dieser Seifenmasse kräftig 2 Minuten lang eingerieben, 
dann 2 Minuten mit Seifenspiritus abgebürstet und endlich in Sublimat¬ 
lösung (1:1000) abgespiilt. Von allen Desinfektionsmethoden, die auf 
physikalisch-chemischer Einwirkung beruhen, ist die Desinfek¬ 
tion nur mit Alkohol in hohen Konzentrationen die beste, ein¬ 
fachste, schonendste, am raschesten ausführbare und billigste. Sie 
ist nach Meißner deshalb nicht nur dem Kliniker, sondern auch 
dem Praktiker und Kriegschirurgen aufs angelegentlichste zu 
empfehlen. Groß ich empfiehlt eine energische Desinfektion der 
Haut des Operationsgebietes mit Jodtinktur. Die Haut 
muß vollkommen trocken sein. Nach Vollendung der Operation wird 
die Nahtreihe mit Jodtinktur bestrichen. Von der Anwendung des 
Jods, selbst wenn ein Drittel des Körpers bestrichen wurde, konnte 


Behandlung 
akut eitriger 
Entzündungen 
mit heißer 
Luft. 

Stauungs¬ 
hyperämie 
bei Arthritis 
gonorrhoica. 


Heißluft¬ 
behandlung 
nach Bauch¬ 
operationen. 


Behandlung 
von krebsigen 
Geschwüren 
durch 

Absaugung. 

Hände¬ 

desinfektion'. 


Haut¬ 
desinfektion 
nur mit 
Alkohol. 


Neue 

Sterilisierungs¬ 
methode der 
Haut. 



368 


Wagner. 


Almatein. 


Künstliche 
Blutleere 
der unteren 
Körperhafte. 


Druck- 

diiferenz- 

operationen. 


Frühzeitiges 

Aufetehen 

Laparo- 

toinierter. 


Transplan¬ 

tation. 


Sekundäre 

Sehnennaht. 


Großich nie einen Nachteil konstatieren. — Almatein nennt 
sich ein neues pharmazeutisches Produkt, das aus Formaldehyd und 
H&matoxylin besteht. Nach den Erfahrungen von Venus stellt es 
ein vollkommenes Ersatzmittel des Jodoforms dar, vor dem es den 
Vorzug besitzt, nicht toxisch zu wirken und geruchlos zu sein. 
Besonders bewährt es sich als sekretionbeschränkendes und die 
Granulation beförderndes Mittel. 

NachMomburg erreichen wir eine absolut sichere Blutleere 
der ganzen unteren Körperhälfte, wenn wir in der Taille, 
zwischen Beckenschaufel und unterem Rippenrand, einen abschnüren¬ 
den Gummischlauch anlegen. Die Methode ist einfach, zweckent¬ 
sprechend und bei der nötigen Vorsicht ungefährlich. Auch in der 
Trendelenburg sehen Klinik hat sich in einem Falle, über 
den Ri mann berichtet, die künstliche Blutleere der unteren 
Körperhälfte nach Momburg als sehr brauchbar und unschädlich 
erwiesen. Der Schlauch lag 25 Minuten lang. — Ueber die großen 
Vorzüge des Operierens bei Druckdifferenzen kann nach 
Küttner ein Zweifel nicht obwalten. Eine andere Frage ist es, 
ob das Unter- oder Ueberdruckverfahren den Vorzug verdient. Nach 
den Eindrücken, die Küttner gewonnen hat, sind die beiden Ver¬ 
fahren vollkommen gleichwertig. Prinzipielle Unterschiede zwischen 
Unter- und Ueberdruck bestehen jedenfalls nicht. — Kümmell glaubt, 
daß der Heilungsverlauf Laparotomierter durch früh¬ 
zeitiges Aufstehen abgekürzt werden kann. Vorbedingungen 
sind eine einwandfreie Narkose, die kein Erbrechen in ihrem Ge¬ 
folge hat, ein rasches Operieren mit möglichst geringem Blutverlust, 
ein tadelloser aseptischer Wund verlauf und endlich eine feste Naht 
der Operationswunde. —Lanz hat einen Stempel konstruieren lassen, 
der es ermöglicht, mit den entnommenen Hautstreifen sowohl die za 
transplantierende Fläche, als auch die Abrasionsstelle in 
einem Akte gleich wieder zu decken (Fig. 29 a, b, c). Die eine Hälfte des 
gestempelten Hautstreifens wird zur Ziehharmonika ausgezogen und 
transplantiert, und die andere Hälfte ebenfalls ausgezogen und 
autochthon zur Deckung des gesetzten Defektes benutzt. — In Fällen, 
in denen die sekundäre Sehnennaht an den Beugesehnen 
der Finger Schwierigkeiten macht, hat Kölliker bei Durch¬ 
trennungen in Höhe der Mittel- und Nagelphalanx, sowie in der 
distalen Hälfte der Grundphalanx das distale Sehnenende des tiefen 
Beugers mit der von ihrem Ansätze abgelösten Sehne des Lumbri- 
calis vereinigt. — Hofmann berichtet über mehrere Fälle von Ge¬ 
lenkankylosen, in denen eine Periosttransplantation auf die 




370 


Wagner. 


Tragfähige 

Amputations¬ 

stümpfe. 


Osteoplastik. 


Schilddrüsen¬ 

transplan¬ 

tation. 


Verletzungen 
des N. vagus. 


Behandlung 
der Ver¬ 
brennungen. 


Jod¬ 
pinselungen 
zur Erzielung 
schmaler 
Narben. 


Operation der 
Lungen¬ 
arterien¬ 
embolie. 


uraachten die entsprechendste Operation sein wird. Hashimoto und 
Saito empfehlen auf dem Schlachtfelde die schnelle und einfache 
Amputation mit dem Zirkelschnitte. Die hieraus resultierenden nicht 
tragfahigen Stümpfe müssen durch die Hirschsche Nachbehand¬ 
lung : Massage, Tret-, Steh* und Gehübungen tragfähig gemacht wer¬ 
den. — Nach Barth ist die Auto- und Homoplastik mit 
periostgedeckten Knochenstücken zum Ersatz von Kontinuitäts¬ 
defekten der Röhrenknochen die souveräne und allein sicher zum 
Ziele führende Methode. Ganz anders liegen die Verhältnisse bei 
wandständigen, höhlenförmigen Defekten der Röhrenknochen und 
bei Schädeldefekten; hier verbürgt der ossifikationsfähige Boden den 
knöchernen Ersatz auch bei Implantation sterilen toten Materials. — 
DieSchilddrüsentransplantation zu therapeutischen Zwecken 
empfiehlt Kocher in das Mark der Tibiametaphyse, d. h. in den 
an die Epiphysenlinie anstoßenden Teil des Knochens, vorzunehmen. 
Es ist für den Erfolg ausschlaggebend, daß man möglichst normale, 
eventuell hyperplastische Drüse zur Operation benutzt. — Nach den 
eingehenden Untersuchungen von Reich ist streng zu unterscheiden 
zwischen Durchschneidung des Vagus, die nur Lähmungs¬ 
symptome verursacht, und anderen Verletzungen verschie¬ 
dener Art, die Vagusreizerscheinungen hervorrufen. Die reizlose 
Vagotomie an sich ist ein ungefährlicher Eingriff; es bleibt nur eine 
Stimmbandlähmung zurück. Der traumatischen Vagusreizung folgen 
sehr schwere Symptome, die sich in einer momentanen Hemmung 
der Herz- und Atmungstätigkeit äußern. — Jede noch halbwegs frische 
Verbrennung ohne Unterschied des Grades der Verbrennung 
verbindet Renner mit einem aus 1 Teil Bismuth. subnitric. und 
2 Teilen Kaolin bestehenden Pulver. Die Hauptwirkung des Pulvers 
ist die vorzügliche Eintrocknung bei fast vollständig zu vermeiden¬ 
der Infektion. Wenn es uns darauf ankommt, denkbar schm ale 
Narben zu erhalten, so müssen wir die Ränder ideal aseptischer 
Wunden in einen leichten Reizzustand versetzen. Ein ausgezeichnetes 
Mittel hierzu ist die Jodtinktur. Pinselt man damit vor der 
Entfernung der Nähte die Wunde ein oder mehrere Male, so ver¬ 
kleben die Hautränder so fest miteinander, daß ein Klaffen und 
somit eine Verbreiterung der Narbe nicht eintritt. — Sievers 
berichtet aus der Leipziger chirurgischen Klinik über eine zweite 
Operation bei Lungenarterienembolie, wo es ihm ge¬ 
lang , nach dem modifizierten Trendelenburg sehen Ver¬ 
fahren sämtliche Emboli zu entfernen und die Operation glücklich 
zu beenden. Die zu Beginn der Operation pulslose Kranke erholte 



Chirurgie. 


371 


sich so weit, daß sie noch 15 Stunden lebte, dann allerdings der zu¬ 
nehmenden Herzschwäche erlag. — Mit Hilfe von Injektion einer Wis- 
mutvaselinpaste 1:2, die in flüssigem Zustande in die Fistelgänge 
nach Osteomyelitis injiziert wird, ist es nach Beck möglich, 
jeden auch noch so verborgenen Kanal im Röntgenbilde darzustellen 
und auf seinen Ursprung zu verfolgen. Außerdem hat diese Wis¬ 
mutvaselinpaste eine entschieden heilende Wirkung. — Trotz aller Er¬ 
rungenschaften der neueren chirurgischen Technik ist nach den Er¬ 
fahrungen von Teleky bei der Phosphornekrose die exspekta- 
tive Methode, d. h. die konservative Behandlung mit antiseptischen 
Spülungen, Inzision und Drainage schmerzhafter Abszesse, sowie 
Exkochleation von Fistelgängen mit folgender Extraktion des völlig 
gelösten Sequesters der subperiostalen partiellen Unterkieferresektion 
vorzuziehen. Die Nachteile der frühzeitigen Resektion bestehen in 
der anscheinenden Unmöglichkeit, die Grenze des Kranken gegen das 
Gesunde zu bestimmen in der unsicheren, manchmal sehr mangelhaften 
oder auch ausbleibenden Knochenregeneration. — Nach Peisers Er¬ 
fahrungen zeigen die Melker eine ganz auffallend starke Schwielen¬ 
bildung in der Hohlhand und der Beugeseite, zum Teil sogar 
eine gewisse Beugekontraktur der Finger. Es bilden sich Fissuren und 
kleine Entzündungsherde, die dauernd gereizt werden durch das 
fortwährende, beim Melken erfolgende Eindringen feinster Härchen 
vom Euter der Kühe. Zur Heilung ist die sorgfältigste Entfernung 
aller Fremdkörper nötig. — Sick hat in dem J o d i p i n, einer chemi¬ 
schen Verbindung des Jods mit Sesamöl, ein Mittel kennen gelernt, 
das stets eine Reaktion im günstigen Sinne gerade bei den schwersten 
septischen Infektionen herbeiführte. In allen Fällen trat mit 
der Herabsetzung der Temperatur eine auffallend rasche Hebung 
des Allgemeinbefindens ein. Sick ist meist mit 2—4 Einspritzungen, 
das erste Mal 10 ccm, dann nach 12—24 Stunden je nach Bedarf 
5 ccm 25 n l oigem Jodipin subkutan in Brust oder Oberschenkel ausge¬ 
kommen. Peiser hat abszedierende Eiterungen, dann auch mehr 
phlegmonöse Prozesse, sowie tiefliegende Drüsenabszesse 
mit starker entzündlicher Infiltration der Umgebung mit Punktion und 
Injektion von Antifermentserum behandelt. Die Erfolge 
waren günstig. Wichtig ist unter Umständen auch die Vermeidung von 
Inzisionen vom kosmetischen Standpunkte aus. Nach Rolando ist 
«s bei der Behandlung der akuten eitrigen Osteomye¬ 
litis nicht unumgänglich nötig, die Markhöhle in ihrer ganzen 
Länge zu öffnen. Der Eiterherd muß nur vollkommen beherrscht 
und der Eiter darf nicht zurückgehalten werden. Dies ist leicht zu 


Diagnose und 
' Behandlung 
von Fistel¬ 
gängen. 


Phosphor¬ 

nekrose. 


Panaritium 
der „Melker“, 


Behandlung 

septischer 

und 

pyämischer 

Allgemein¬ 

infektion. 


Anti ferme nt- 
behaiullung 
eitriger 
Prozesse ohne 
Inzision. 


Akute eitrige 
Osteomyelit is. 



372 


Wagner. 


Tetanus. 


Behandlung 
mit lipoiden 
Substanzen. 


Wund¬ 

scharlach. 


Behandlung 

des 

Milzbrand, 


— mit 
Serum. 


Fulpuration 
der Krebse. 


erreichen, wenn der Eiterherd und die abschüssigste Stelle des ent¬ 
zündeten Markes trepaniert werden. Brandenstein berichtet über 
24 Fälle von allgemeinem und 2 von lokalem Tetanus mit einer 
Mortalität von 82,3 °/o. Die 6 ohne Serum behandelten Kranken 
sind sämtlich gestorben, während von den 20 mit Seruminjektionen 
behandelten Kranken 4 genasen (leichte Fälle!). Für die prophy¬ 
laktische Massenbehandlung tetanusverdächtiger Wunden 
soll nach Bockenheimers Untersuchungen an Stelle der Anti¬ 
toxinbehandlung nach vorhergehender antiseptischer Behandlung mit 
Wasserstoffsuperoxyd die tägliche lokale Applikation von Fettsalben 
am besten Perubalsam oder Vaseline mit oder ohne Antitoxinzusatz 
treten. Unter 28 von Kr edel beobachteten Fällen von Wund¬ 
scharlach trat die Infektion 12mal unmittelbar nach einer Ope¬ 
ration, einmal nach einer frischen Verbrennung auf. Es handelte 
sich fast durchweg um größere Operationen, bei denen die Dauer 
der Operation, wie auch die Fläche und Form der Wunde die In¬ 
fektion begünstigen konnten. Trotz der interkurrenten Scharlach¬ 
infektion sind mit nur drei Ausnahmen diese Wunden auch während 
des Heilungsverlaufes aseptisch gebliehen. Kr edel nimmt eine 
Infektion der Wunde während der Operation an. Nach den von 
Schwarz mitgeteilten Erfahrungen der v. Bramannschen Klini k 
heilen auch schwere Fälle von äußerem Milzbrand, wenn es 
sich nicht um ganz ungünstige Verhältnisse handelt, ohne Operation 
schneller und ebenso sicher wie mit einer solchen. Die Erfahrung 
aber, daß die Operation manchmal zu einer Verschlimmerung und 
zum Tode geführt hat, läßt ihre Anwendung beinahe als einen 
Kunstfehler erscheinen. Schwarz empfiehlt einen Verband mit 
grauer Salbe. Nach den Erfahrungen, die Läwen aus der Leip¬ 
ziger chirurgischen Klinik mitteilt, sollen bei allen mit schweren All¬ 
gemeinsymptomen einhergehenden Fällen von Milzbrand die Serum¬ 
injektionen vorgenommen werden. Es empfiehlt sich zunächst, gleich 
größere Mengen — 30 —40 ccm — des Sobernheimschen Serums 
intravenös zu injizieren und diese Injektionen nach Bedarf zu wieder¬ 
holen. — Bei der de Keating-Hartschen Fulguration wird zu¬ 
nächst der Tumor so vollständig wie möglich exstirpiert. Dann 
kommt der wichtigste Teil der elektrischen Behandlung, der die 
Vernarbung bewerkstelligt. Vier Arten von Wirkungen kommen da¬ 
bei zu stände: 1. die Blutstillung; 2. die nie sehr tiefe Zerstörung 
der Gewebe, vorausgesetzt, daß man, wie nötig, die Hitzewirkung 
ausschaltet; 3. die während der ersten 24 Stunden sehr reichliche 
Lymphdurchströmung; 4. die Reaktion der Gewebe, die sich durch 



Chirurgie. 


373 


eine „staunenswerte“ Vernarbung kundgibt. Czerny faßt seine 
Meinung über die Keating-Hartsche Blitzbehandlung der 
Krebse dabin zusammen, daß er sie als ein mächtiges, dosierbares 
Zerstörungsmittel des Krebsgewebes bezeichnet, das im stände ist, 

Heilungen herbeizuführen, soweit als die Neubildung dem Messer, 
scharfen Löffel und der Fulguration zugänglich ist. Leider ist die 
Zerstörung der Krebszellen durch den elektrischen Funken nicht so 
gründlich, daß dadurch ihre Lebens- und Proliferationsfähigkeit 
aufgehoben würde. Benckiser und Krumm haben die neue 
Methode electro-chirurgicale von de Keating-Hart nachgeprüft 
und kommen zu dem Ergebnisse, daß mit dem neuen Verfahren 
nicht nur unsere palliativen Hilfsmittel bei Behandlung vorge¬ 
schrittener Krebsleiden eine wertvolle Bereicherung erfahren haben, 
sondern daß die bisher erzielten Heilerfolge auch auf weitere Aus¬ 
dehnung des Verfahrens hoffen lassen. Nagelschmidt dagegen 
steht der Methode sehr skeptisch gegenüber. Die Fulguration ist 
in vollkommene Analogie zur Paquelinisierung oder zur Verschor¬ 
fung mit heißer Luft zu setzen, nur daß sie einen wesentlich kom¬ 
plizierteren Apparat bedingt. Nach Borchards Erfahrungen bilden 
bei allen vom Periost und Knochen ausgehenden Sarkomen der Sarkome 
langen Röhrenknochen die konservativen Operationsmethoden de ] 1 > ( . 1 ^ i " ( ^_ n 
die Regel, die verstümmelnden die Ausnahme. Funktionelle Miß- knocken, 
erfolge bei konservativen Operationen sind nicht so sehr zu fürchten. 

Nach Lindenborn kann die Gefahr der Entstehung maligner Röntgen- 
Tumoren bei keiner länger dauernden Röntgenbestrahlungs- tumoien ' 
kur vermieden werden (vergl. auch S. 76). Besonders gefährdet sind 
flächenhaft ausgedehnte, tiefgreifende und auf Lupusnarben rezidi¬ 
vierende Erkrankungen an Lupus. Hier muß die Röntgentherapie be¬ 
sonders eingeschränkt werden. — Die Therapie der K|nochenechino- Echinokokken 
kokken an den Extremitäten kann nach A. Reich nur eine chirur- de ^ 1 , a " K ' 11 
gische sein. In der Regel genügt eine breite Eröffnung des Knochens knochen. 
mit gründlicher Entfernung aller Blasen und Sequester. Für die 
Kontinuitätsresektion eignen sich im allgemeinen nur nicht allzu aus¬ 
gedehnte Fülle. Für die Diagnose der Knochenechinokokken 
ist nach Ritter das Röntgenbild typisch. Eine solche Umwand¬ 
lung des Knochens in zahllose, dicht nebeneinander liegende Zysten 
auf weite Strecken hin ohne Partien dichteren Knochengewebes, da¬ 
zwischen mit so starker Verdünnung der Kortikalis und fehlender 
periostaler Wucherung oder Auftreibung des Knochens kommt weder 
bei entzündlichen Prozessen noch bei Tumoren vor. — Braun 
hat bei einem 6 1 jjährigen Mädchen ein großes Ganglionneurom 



374 


Wagner. 


Ganglion- 

lieurom. 


Angioma 

arteriale 

racemosum. 


Zirkuläre 

Gefäßnaht. 


Operative 
Behandlung 
der Varicen. 


Totale 

Skalpierung. 


Operative 
Behandlung 
des Hydro- 
cephalus. 


Subkutane 
Dauerdrainagi 
der Hirn¬ 
ventrikel 
beim Hydro- 
cephalus. 


des Baucbsympathikus mit Erfolg entfernt. Es mußte dabei ein 

2 cm langes Stück der Bauchaorta reseziert werden. Naht der beiden 
Aortenenden nach der Methode von Carrel-Stich. Heilung mit 
ungestörter Zirkulation. Für die Exstirpation des Angioma 
arteriale racemosum ist nach Clairmont die präliminare Unter¬ 
bindung der zuführenden Gefäße nicht unbedingt erforderlich. Auch 
ohne sie läßt sich selbst bei ausgedehnter Geschwulstbildung die 
Blutung beherrschen. Am Schädel ist die Ablösung des Tumors 
mit der Kopfhaut und Exstirpation in einer zweiten Zeit, 3—4 Tage 
nach dem ersten Akte, eine vorzügliche Methode. Stich hat in 
einem Falle von Aneurysma arterio-venosum der A. poplitaea mit 
Erfolg die Exstirpation und zirkuläre Naht der Poplitaea vorge¬ 
nommen. — In der Literatur finden sich im ganzen 24 Fälle von 
zirkulärer Gefäß Vereinigung. Der erhoffte Eintritt völlig 
normaler Zirkulationsverhältnisse kann bei ehrlicher Kritik nur bei 
13 Fällen zugegeben werden. Friedei empfiehlt nach dem Vor¬ 
gänge von Rindfleisch bei Varicen, Elephantiasis und Ul¬ 
cus cruris den Unterschenkel durch einen Spiralschnitt zu um¬ 
schneiden. Bei der Spirale, besonders bei eng gelagerter Spirale, 
werden sämtliche Venenläufe wahrscheinlich sogar mehrfach unter¬ 
brochen; infolgedessen ist der Blut- und Gefäß wanddruck nahezu 
aufgehoben. Ferner tritt bei der ausgiebigen Eröffnung der Lymph- 
und Gewebspalten eine ganz enorme Entsaftung des Operations¬ 
gebietes ein. 

Spezielle Chirurgie. Kopf und Hals. Den 36 von Lot heißen 
zusammengestellten Fällen von totaler Skalpierung fügt Myata 

3 weitere Fälle aus der Literatur, sowie eine eigene Beobachtung 
an. Er empfiehlt Borsalbenverband; die Thierschschen Hautläpp¬ 
chen müssen stets ganz trocken aufgelegt werden. — Bei dem 
Hydrocephalus der kleinen Kinder, bei denen der Schädel noch 
nicht verknöchert ist, empfiehlt Kausch aufs wärmste die häufig 
wiederholte Punktion, und zwar abwechselnd die des Ventrikels 
und die lumbale. Die Ventrikelpunktion wird stets an den vorhandenen 
offenen Stellen des Schädels ausgeführt, wobei nur die Mittellinie zu 
vermeiden ist. — Krause berichtet über seine Methode der sub¬ 
kutanen Dauerdrainage der Hirnventrikel beim Hydro¬ 
cephalus (Fig. 30). Diese Ventilbildung zugleich mit der Ventrikelent¬ 
lastung kommt auch in Fällen in Frage, in denen bei bestehender 
Hirngeschwulst die Liquoransammlung in den Hirnhöhlen so stark 
ist, daß sie eine unmittelbare Lebensgefahr bedeutet. — Stumme 




(üürorgt- 


berichtet über «inen, sehr interessanten Fall von Akromegalie 
mit-'lijPp'0|*b-y-S* ; »i».m.o-r. SotöQcgg ectfernte die Hypo* 
plfymmg&dh wütet aof jiaa&louk We#k- Ilaaaeb Sbiieren 4er .jaäta»' / '"i.-'..;.y~ >•:. 
den KopfeGh.TüOT;'.eu, Besserung der Stiiumnng, V»?rmi.Hd^vimg der. 
.SebslorniJg©». Oana wunderbar war d*r Eintfölv der Operation 
aöl die $ymptöm« der Akromegalie, die immer mehr uuci flfjfchr 

iättrüokgmgen..Die Methode der clirekle« Empifocu-UHg: ehttbr bagfc- 

unt er fütterten df-B 

Nusetidefekt ist nach JM»«d*y ©in neuer rbinöpl^MStiijirjber nitinoausuu 
w © g, der gegenüber den W;* iigen- und Sh'rnmeUivdtn den Varteil 
des Wegfall» neaer entsteÜbii'der Farben, gegenftber tie® bisherigen 


«Kaoh Kf»ii'0, Lüfiotiinc i'us frir.kdöu^rit.ü •*!.>}>* i<r, !yut»:.r*Y*n»©t.U«l' 

Bä-J kJip. WvchkfpiBbr. 19“*. ?<?• i6 -l 


italienischen Methoden den 'Vorzug des Ausbleibens, voa Funktion©- 
Störungen am Ort© der Lappen entnah m© bat, ypn geringerer Belästigung 
für den Kranken ist .jiitd gegenüber baklen Matbaden verhäknrs- 
mäßigts Kürze und Ein hidihek. .voraus bst, - The K o •; bersche 
temporär© Aufklappung bt Bier < * herls.i t L-r ©ohafS nad> 'Sci 
har dt den Weitesten ' W8p4igK$hti' in,-, 

tblgedesaen eia' gründlichen- Operieren, «<■*. •■f. der. Operierten aber 
keiner EntÄteilung aus und gibt ein v-.'rstigMv.fu^ kosmetisch»* und 
UinktioneU-es Resultat- «Oi' Äh'b$»g<$: 4W.T Lä&g.eji'. 
i* eck sc hon Gaumenep u 11 e rt o p w r o (I o u, die eich ihm stets zutage- 
teichoot. bewährt, hat Besonders--'vorteilhaft ist die vmi J. Wulff, 
eiugsführte Zweikoitigkoii. der Operation. Bei sehr breiten Spalten 
niuii mau vor der .Ausführung der Operation eine Verschmälerung 


TmWttKfc 
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376 


Wagner. 


Operative 
Behandlung 
des Morbus 
Basedowii. 


Beziehungen 
der Thymus 
zum Morbus 
Basedowii. 


Halswirbel¬ 

schüsse. 


durch Annäherung beider Kieferhälften vermittels geeigneter ortho¬ 
dontischer Apparate vornehmen. 

Nach den sehr günstigen Resultaten, die Klemm bei 32 Ope¬ 
rationen von Morbus Basedowii erzielt hat, empfiehlt er, wenn 
sonst keine Kontraindikationen vorliegen, in jedem Falle von Morbus 
Basedowii zu operieren, weil unter allen therapeutischen Mitteln die 
Operation doch am schnellsten zum Ziele führt. Der Eingriff muß 
in der Exzision der erkrankten Drüsenhälfte bestehen. — Bei 
schwerer Basedowerkrankung ergibt die Sektion häufig eine 
hyperplastische Thymus. Solche Kranke sind nach den von 
Capelle mitgeteilten Erfahrungen von einem chirurgischen Eingriff 
auszuschließen, weil sie im Anschluß daran meist rasch an Herz¬ 
paralyse zu Grunde gehen. — Hoffmann hat eine eigene Beobach¬ 
tung von Halswirbelschuß mitgeteilt und aus der Literatur noch 
25 Fälle von Friedensschußverletzungen der Halswirbelsäule zu¬ 
sammengestellt: 13 Kranke wurden nicht operiert (71 °|« Mortalität); 
13 Kranke wurden operiert (15,3°/o Mortalität). 


Puerperale 

Mastitis. 


Dauerheilung 
des Brust¬ 
krebses. 


Angeborener 

Schulterblatt¬ 

hochstand. 


Bauchlage bei 
Operationen 
in der 
Brusthöhle. 

Chronische 

Zwerchfell¬ 

hernien. 


Thorax. Bei interstitieller puerperaler Mastitis empfiehlt 
Feinen das neue Bardenheuersche Verfahren: Die Brustdrüse wird 
durch einen Schnitt am unteren Rande von der Pektoralfaszie abgelöst 
und aufgeklappt; die Abszesse werden von hinten her inzidiert und 
drainiert. Bei umschriebenem Mammaabszeß liefert die Stichinzision 
und Saugbehandlung nach Bier die besten Resultate (vergl. auch 
S.418). Stein thal hat unter 142 Brus tkrebsop erierten 44 = 30,9°/« 
ohne Rezidiv. Wirklich gute Resultate sind nur in solchen Fällen 
zu erzielen, wo der Tumor langsam wächst, nur einige Zentimeter 
groß ist, noch ganz in der Drüse liegt und wo die Haut noch nicht 
fixiert ist. Bei diesen Fällen können wir ruhig mit großen Opera¬ 
tionen Vorgehen, um die guten Resultate noch zu steigern. — 
Bei der Aetiologie des Schulterblatthochstandes 
haben wir nach Teske genau beschriebene Fälle, die in zwei 
Klassen zerfallen: 1. durch erworbene Störung der Entwicklungs¬ 
mechanik (Hemmungsmißbildung) entstandene; 2. als kongenital an¬ 
gelegte Mißbildung entstandene. — Zur Verminderung der Pneumo¬ 
thoraxgefahren empfiehlt Eisberg bei Operationen in der Brust¬ 
höhle die Bauchlage. Für den, der keinen Ueber- oder Unter¬ 
druckapparat hat, ist sicherlich die Operation in der Bauchlage ein 
einfaches und nachahmenswertes Verfahren. — Die chronischen 
Zwerchfellhernien müssen, wie Cranwell hervorhebt, radikal 
behandelt werden, denn sie können gelegentlich zu schweren Kom- 



Chirurgie. 


377 


plikationen führen und klemmen sich häufig ein. Ihre Diagnose ist 
fast immer möglich, namentlich auch unter Berücksichtigung vor¬ 
ausgegangener Traumen. Im Zweifelsfalle kann die Radioskopie 
Aufschluß gehen. — Bei der Badikaloperation ist der transpleurale 
Weg der beste, v. Lichtenberg teilt die postoperativen Postoperative 
Lungenkomplikationen in zwei große Gruppen ein: in pneu- 
monische und in grob embolische Komplikationen. Die pneumoni- tionen. 
sehen Komplikationen sind entweder postnarkotischer (Narkosen-, 

Aspirations-, Retentionspneumonien) oder hypostatischer oder em- 
bolisch-infektiöser Natur. Die meisten postoperativen Pneumonien 
sind als postnarkotische anzusehen; in zweiter Linie kommen die 
hypostatischen. Die Hauptschädigung bildet jedenfalls die Inhala¬ 
tionsnarkose. Um prophylaktisch der Gefahr der postoperativen 
Thromboembolie zu begegnen, empfiehlt Ranzi neben der strengen 
Durchführung der Asepsis die Vorbereitung der Kranken vor der 
Operation mit Herzmitteln, die Nachbehandlung mit Atemgymnastik, 
Lageveränderung des Thorax, leichter Massage der Extremitäten. 

Für das frühe Aufstehen ist Ranzi nicht. Bei eingetretener Em¬ 
bolie kann, wenn alle anderen Mittel versagt haben, die Trendelen- 
burgsche Operation versucht werden. — König jr. befürwortet bei 
Lungenkomplikationen nach subkutanen Rippenbrüchen Subkutane 
ein aktiveres Vorgehen: einmal bei den unmittelbar drohenden Zu- Rippenbrüche 
ständen infolge Pneumothorax und Emphysem, dann aber auch Verletzung! 
wegen der schweren Folgen, die eine länger dauernde Kompression 
der Lunge, sowie die verzögerte Resorption der Blut- und Flüssig¬ 
keitsergüsse in vielen Fällen nach sich zieht. — Küttner empfiehlt 
die Behandlung schwerer Schußverletzungen der Lunge schuß- 
mit primärer Naht. Ist einmal wegen schwerer primärer Blu- und Stif¬ 
tung die Brusthöhle eröffnet, so muß demnach der Verschluß der ^e^Lunge. 11 
Lungenwunden, die trotz versteckter Lage bei Druckdifferenz in 
Ruhe abgesucht werden können, mit allen Mitteln angestrebt werden, 
auch wenn die Blutung aus ihnen scheinbar zum Stillstand ge¬ 
kommen sein Bollte. Den bisher bekannten 4 Fällen von operativ 
behandelten Stichverletzungen der Lunge reiht Hotz eine Lungennaht, 
neue Beobachtung aus der Enderlenschen Klinik an. Der Fall 
endete günstig. Auch bei aussichtslos erscheinender penetrierender 
Thorax- und Lungenverletzung muß eine sofortige operative Be¬ 
handlung versucht werden. Durch breite Eröffnung der Brust¬ 
höhle, Vorziehen und Fixation der Lunge, lassen sich die schweren 
Zirkulationsstörungen beseitigen, die durch den Spannungspneumo¬ 
thorax bedingt werden. Nach Perthes Meinung ist es beim chro- 




;; ; ! 'S- ' ^ . Wagner. . ... 

ei ideir 'S ii J.,u oge ö» j?aa' : e' ii. z^eokoiätfig;* «len Abszeii zim&eixet uui 
düreh in Offnen and zo draluiere« 

die Eingriffe, :.ue cuu" di* Beseitigung' der'ÄbszeUbbhie.'-ÄbzwftJii^ <!»'• 
gegen zu einen) spätere«!' Zeitpunkte bei.; günstigerem AÜgeißeiü 


Itehajnllunr 


■ohroni&cheu 

Lnugeij* 


.., ; ... • " 

tiarnKttlbarc Wirkung ' Bti? ».-fcut »iu* .M.jiiOHpjt&ffi n- 

dmek «ufoK : ri^U'^Ubiute,. V&Atä V*JjcU| i 


OP« Wmmßi 


ifttsstfü)»*df«ftseiug. iSiüüütitui*;::'» i • ' 

■V...II =r.tv 1,. A'O, i.. lilin I.lnr. JM. i:.XV\V|l ) , 

zustande des Kiuiakbii ^V^jEuntdiEoen 


Unter l^nii^rtiiTidm icanpo man 
et und Hättki)uskeÜap|'»m aut’ 
*t:■ ■ Lufigeri'A-uiub' nt*i : li.-ii>-y. Ndci; dein .teiebeu Material der Sick- 
»eben AbteiluHg, dee ^on Berg re fc verarbeitet war 4 ßttie*:,; ist bei 
«robet< -ye i .yh.< U'fi E 0/p y o men r»W bei Empyetu fisteln 




Chirurgie. 


379 


nur durch eine in möglichst großem Umfange vorgenommene Thorax- 
Schedesche Thoraxresektion Heilung zu erzielen. Kontra- ^® se ^ ti Q on 
indikation ist nur schlechter Allgemeinzustand oder vorgeschrittene veralteten 
amyloide Degeneration. Nach Seidel genügt in den meisten Fällen Empyemen, 
die richtig ausgeführte einseitige Chondrektomie zur Herbei- chondrektomie 
fuhrung einer wesentlichen Besserung des auf Thoraxstarre be- bel Emphysem, 
ruhenden Emphysems. Die einzeitige doppelseitige Chondrektomie 
ist wegen der damit leichter verbundenen postoperativen Kompli¬ 
kationen zu verwerfen: der zweizeitigen doppelseitigen Chondrek¬ 
tomie steht natürlich nichts im Wege. Friedrich empfiehlt die 
totale Pleuropneumolysis in Fällen fibrös-kavernöser, vor- Totale Pieuro- 
wiegend einseitiger Lungenphthise, die unter wechselnder Fieber- P neu raoiy.ns. 
bildung, trotz aller interner und klimatischer Therapie langsam, 
aber stetig fortschreitet, oder bei denen eine gewisse Tendenz zur 
Ausheilung nachzuweisen ist. Eine totale Entknochung der krank¬ 
seitigen Brustwand mit peinlichster Schonung der Pleura costalis ist 
gut durchführbar und sichert den angestrebten Erfolg (Fig. 31 u. 32). 

Blauel empfiehlt die Verwendung des Kokain-Adrenalins als Entfernung 
Unterstützungsmittel für die ösophagoskopische Entfernung von Gebissen 
von Fremdkörpern im allgemeinen und von Gebissen im be- Speiseröhre, 
sonderen; die entzündlich geschwollene Schleimhaut schwillt da¬ 
durch überraschend schnell ab. Thiemann empfiehlt die Entfer- Fremdkörper 
nung der Fremdkörper aus dem durch Operation freigelegten, »m oberen 
aber nicht eröffneten Oesophagus. Im allgemeinen gelingt Oesophagus 
es hierbei leicht, den Fremdkörper beweglich zu machen, indem 
man ihn dreht, die Oesophaguswand von ihm abhebt und dadurch 
eventuell die Verhakung löst, so daß man ihn dann in die Höhe 
schieben, vom Munde aus mit der Kornzange fassen und extrahieren 
kann. Hildebrand hält die Versuche, auf thorakalem Wege Chirurgie 
das Karzinom des unteren Oesophagusabschnittes zu des uutereu 
heilen, für aussichtslos. Eher berechtigt wären sie bei dem tiefen Abschnittes 
Divertikel, das freilich ganz außerordentlich selten ist. Da hat der 
Kranke wenigstens die Aussicht, im Falle des Gelingens der Ope¬ 
ration radikal geheilt zu werden. Die retrograde Bougierung resp. 
8ondierung ohne Ende ist die leistungsfähigste und schonendste Narbige 
Behandlungsmethode der narbigen Oesophagusstrikturen. Lieb- Speiseröhren¬ 
lein verfügt über 2 Fälle, in denen nach der Entlassung aus dem Spital ' eren,;erui>s 
7 Jahre verflossen sind, und die Kranken, obgleich sie sich minde¬ 
stens 6 Jahre nicht mehr bougiert haben, dauernd geheilt geblieben 
sind. Die mit Erfolg resezierten Fälle von Oesophaguskarzinom Oesophagus- 
saüBsen, wie v. Hacker hervorhebt, sorgfältig ausgewählt werden, karziuom. 



380 


Wagner. 


Oesophago- Die präliminare Tracheotomie ist möglichst zu vermeiden; dagegen 
Plastik. so n dj e Gastrotomie prinzipiell der Oesophagusresektion voraus- 
geschickt werden. In den Fällen, wo eine spätere Kontinuitäts¬ 
wiederherstellung der Speiseröhre möglich ist, empfiehlt v. Hacker 
seine Oesophagoplastik mittels äußeren Hautlappen. 


Bauchschüsse 
im Frieden. 


Operative 
Therapie der 
akuten 
diffusen 
eitrigen 
Peritonitis. 

Entzündliche 
Bauchdecken- 
tumoren 
im Gefolge der 
Appendizitis. 


Seitliche 

Bauchbrüche. 


Radikal¬ 
operationen 
der Na bel¬ 
li rüche. 


Banch. Nach den Untersuchungen von Hagentorn sind bei 
Bauchschüssen im Frieden die Resultate exspektativer Be¬ 
handlung mindestens ebensogut, wie die durch Operation gewonnenen. 
Er empfiehlt, in jedem Falle von Schußverletzung des Bauches, wo 
nicht ganz stürmische Symptome, wie die einer inneren Blutung, zu 
aktiverem Vorgehen zwingen, prinzipiell die Probelaparotomie zu 
unternehmen. — Auf Grund des Materials der Heidelberger chirur¬ 
gischen Klinik kommt Hirschei zu dem Schluß, daß alle Fälle von 
diffuser Peritonitis chirurgisch zu behandeln sind, mit Aus¬ 
nahme einzelner ganz desolater agonaler Fälle. Bei vorhandener 
Darmparalyse müssen Ausmelken des Darmes, Enterotomie, Entero- 
stomie, Typhlostomie und Darmresektion in Betracht gezogen wer¬ 
den. — Die entzündlichen Bauchdeckentumoren im Ge¬ 
folge der Appendizitis verdanken nach Meyersons Unter¬ 
suchungen ihre Entstehung einem schleichend verlaufenden Ent¬ 
zündungsprozeß, der nicht zu eiteriger Einschmelzung des Gewebes 
führt, sondern zur Ausbildung einer fibrösen Schwiele, die diffus die 
Bauchdeckenmuskulatur durchsetzt. Da diese Tumoren häufig zen¬ 
trale Abszesse enthalten, müssen sie inzidiert werden. — Die seit¬ 
lichen Bauchbrüche verdanken nach den Untersuchungen von 
v. Barapz ihre Entstehung entweder den kongenitalen Defekten 
der schiefen Bauchmuskeln oder, was häufiger der Fall ist, der durch 
überstandene Poliomyelitis anterior acuta verursachten partiellen 
Lähmung der seitlichen Bauchmuskulatur. Sie sind keine wahren, 
sondern Pseudohernien. Die chirurgische Therapie solcher Hernien 
ist sehr schwierig, fast undurchführbar. — Bier wendet bei 
Nabelbrüchen und Narbenbrüchen nach per granulationem ge¬ 
schlossenen Bauchwunden folgendes Verfahren an: Nach Schluß des 
Peritoneums werden die Faszien durch unterbrochene Knopfnähte 
gerefft und der gereffte Teil peritonealwärts eingestülpt. Diese 
Reifung und mediale Einstülpung wird bei sehr breit ausgezogenen 
Faszien nach Bedarf wiederholt. Eschenbach teilt 65 Nabel¬ 
bruchoperationen mit, die in der Rottersehen chirurgischen 
Abteilung vorgenommen wurden. Am empfehlenswertesten ist die 
Methode der queren Reffung; sie ist für große Hernien gut aus» 



Chirurgie. 


381 


führbar, ihre Technik ist keine komplizierte, und sie ist verhältnis¬ 
mäßig schnell ausführbar. Zur Radikaloperation der Nabel¬ 
brüche empfiehlt Brenner eine Methode, die im wesentlichen im 
Verschluß des Raumes zwischen den diastatischen Rekti durch einen 
doppelten Lappen besteht. Brenner trennt zu dem Behufe nach 
Reposition und querer Vernähung des Bruchsackes halbmondförmige 
Lappen aus den Rektusscheiden und klappt sie über das freie ellip¬ 
tische Feld, um sie an den gegenüberliegenden Rektus, resp. an 
dessen hintere Scheide anzunähen. Die von Martin angewandte 
Radikaloperation der Nabelbrüche unterscheidet sich von dem 
Gras ersehen Verfahren nur dadurch, daß er im Gegensatz zu 
Graser nicht den Bruchsack selbst eröffnet, bei Erhaltung des 
Bruchringes, sondern daß er die typische Omphalektomie ausführt 
und daß er ferner die Faszienlappen dubliert. Das letztere dürfte 
entschieden eine weitere Sicherung der Naht darstellen. Ebner 
empfiehlt das Lex er sehe Operationsverfahren bei Nabelhernien, 
das bei äußerster Einfachheit, Kürze und Gefahrlosigkeit die größt¬ 
möglichste Sicherheit eines dauernden Heilungsergebnisses gewährt. 
Die Operation besteht in folgendem: 1. Resektion des Bruchsackes; 
2. Anlegung einer Tabaksbeutelnaht durch sämtliche Gewebs- 
schichten der Wundränder außer der Haut; 3. Verschlußnaht der 
Bruchpforte; 4. festes Zusammenziehen der Tabaksbeutelnaht; 5. An¬ 
legung einer Reffnaht der vorderen Rektusscheiden ober- und unter¬ 
halb der zusammengezogenen Tabaksbeutelnaht; 6. Verschlußnaht 
der Haut. — Nach den Untersuchungen von Mächtle gibt es eine 
primäre tuberkulöse Erkrankung der Lymphdrüsen 
des Mesenteriums, die als Geschwulstbildung in die Erscheinung 
tritt und sich als ein vollkommen einheitliches Krankheitsbild zu¬ 
sammenfassen läßt. Therapeutisch gibt die Exstirpation des Tu¬ 
mors unter Umständen mit Resektion des Mesenteriums und Darms 
gute Aussichten. — Wie Stern mitteilt, hat Rehn zum ersten und 
bisher einzigen Male ein Aneurysma embolo-mycoticum einer 
Mes enterialarterie zum Gegenstand eines erfolgreichen Ein¬ 
griffes gemacht, erfolgreich insofern, als nach Beseitigung des 
Aneurysmas in dem subjektiven und objektiven Befinden des Kranken 
eine bemerkenswerte Wendung zum Besseren eintrat, bis eine Kom¬ 
plikation in Gestalt eines Aneurysmas derselben Aetiologie und 
Lokalisation den Erfolg der ersten Operation illusorisch machte. — 
Gottstein empfiehlt beim chronischen Kardiospasmus mit sack¬ 
artiger Erweiterung der Speiseröhre eine neue Methode der Dehnung 
der Kardia in situ. Er geht in der Weise vor, daß er einen in 


Primäre 

Tuberkulose 

der 

mesenterialen 

Lymphdrüsen. 


Operation 

eines 

Aneurysma 

embolu- 

mycoticum 

einer 

Mesenterial¬ 

arterie. 


Kardio¬ 

spasmus. 



382 


Wagner. 


Perforiertes 

Magen¬ 

geschwür. 


Peptisches 
Magen- und 
Duodenum¬ 
geschwür. 


Magen- 
kurz ino m. 


Temporäre 

Gastrostomie. 


Magen¬ 

resektion. 


besonderer Weise konstruierten Gummiballon in die Kardia einlegt 
und nachher durch Wasser ausdehnt. Bei der operativen Be¬ 
handlung des perforierten Magengeschwürs ist die Haupt¬ 
sache eine sofort nach der Operation einsetzende kräftige Ernährung. 
Eine solche wird nach Khautz jr. nur ermöglicht durch die 
v. Eis eis b erg sehe Jejunostomie oder durch das Hocheneggsche 
Verfahren. Bei diesem wird ein dem Durchmesser des Loches ent¬ 
sprechendes Gummidrainrohr in den Magen eingeführt und durch 
den Pylorus in das Duodenum weiter geleitet. Hierauf werden Bohr 
und Magen in der Bauchdeckenwunde befestigt. Borsz6ky kommt 
auf Grund seiner Untersuchungen zu dem Schlüsse, daß das pep¬ 
tische Magen- und Duodenumgeschwür intern zu behandeln 
sei, da ein bedeutender Teil der auf diese Weise behandelten 
Kranken auch dauernd geheilt bleibt. In jenen Fällen, die trotz 
der internen Behandlung nicht besser werden, oder wo nach der 
Heilung des Geschwürs Solche Veränderung entstehen, denen gegen¬ 
über die interne Behandlung erfolglos ist, kann man in der Mehr¬ 
zahl der Fälle durch chirurgisches Eingreifen — Gastroentero- 
anastomose — ein gutes Resultat erreichen. Beim Magenkarzinom 
soll man nach Stumpf die Indikation zur Resektion möglichst 
weit fassen; denn die Ergebnisse der Resektion sind auch als 
Palliativoperation der Gastroenterostomie überlegen, und die Gefahr 
des Eingriffes ist nicht so groß (9,5 °/o Mortalität), daß sie dagegen 
entscheidend ins Gewicht fallen dürfte. Beim unkomplizierten offenen 
Magengeschwür gibt die Exzision des Ulcus und Anlegung einer 
Gastroenterostomie gute Dauerresultate. Daneel berichtet über die 
1898—1905 in der Heidelberger Klinik beobachteten Fälle von 
Magenkarzinom. Die Resektion ist die Operation der Wahl. Die 
Gastroenterostomie ist bei jedem nicht resezierbaren Tumor, wo 
die Bauchhöhle schon eröffnet worden ist, auszuführen. Von den 
Resezierten starb eine Patientin noch nach Jahren an Rezidiv. 
Bei Magen- oder Duodenalgeschwüren, besonders bei perforierten 
Geschwüren mit gleichzeitiger Retention empfiehlt Lennander 
eine temporäre Gastrostomie, durch die man dem Magen Ruhe 
geben kann; außerdem kann man durch sie das Innere des Magens 
mit Ausspülungen behandeln. Die Fistel wird in der Pars pylorica 
mittels eines Querschnittes angelegt. Ito und Soyesima haben 
in den letzten 7 Jahren 37 Fälle von Magenkarzinom radikal 
operiert; in 10 Fällen, wo sie nach ausgiebiger Resektion den Duo¬ 
denalstumpf mit dem Magen nicht verbinden konnten, wandten sie 
das zweite Billrothsche Verfahren an. Die direkte Mortalität be- 



Chirurgie. 


383 


trug40°/o. Wenn irgend möglich, sollte statt der zweiten Bi Uro th- 
schen Methode stets die Koch ersehe Gastroduodenostomie vor¬ 
genommen werden. — Abgerechnet einige technische Modifikationen, 
ist Bircher in der Magenchirnrgie in allen Fällen dem Wölfler- 
schen Verfahren treu geblieben. Statt des gebräuchlichen Namens 
Gastroenterostomie will er das etymologisch richtigere Gastro- 
enteroanastomose gesetzt wissen. — Für die relativ seltenen 
Fälle, in denen die Schrumpfung und Fixation des Mesokolons eine 
hintere Gastroenterostomia retrocolica nach v. Hacker nicht ge¬ 
stattet, empfiehlt Arnsperger nach den Erfahrungen der Heidel¬ 
berger chirurgischen Klinik die Gastroenterostomia posterior 
antecolica, die noch immer bessere Abfluß Verhältnisse schafft, als 
jede vordere Gastroenterostomie. — Sowohl für die Knopf- wie für 
die Nahtmethode liegen bei der Magendarmanastomose bestimmte 
Indikationen vor. Der Murphyknopf ist nach Daneel besonders 
zu empfehlen, wo es auf eine Zeitersparnis bei der Operation an¬ 
kommt, also bei der Gastroenterostomie kachektischer und herunter¬ 
gekommener Patienten und bei der lange dauernden Resektion nach 
Billroths Methode II. Credö empfiehlt seine Methode der 
Gastroenterostomia caustica, die er bisher bei 8 Kranken mit 
bestem Erfolge angewandt hat. Das Verfahren erlaubt jede Art von 
seitlicher Verbindung zwischen Magen und Darm, und auch von Darm 
mit Darm. Jeder kann die von ihm bevorzugte Methode anwenden, 
sei es eine Gastroenterostomia anterior oder posterior mit ihren 
Modifikationen. Die Magendarmblutungen nach Appendi¬ 
zitisoperationen stellen eine seltene Komplikation derselben 
dar; besonders häufig ist ihr Vorkommen bei Kindern. Nach 
Schwalbach ist ihre Entstehung auf Thrombosen im venösen und 
arteriellen Gefäßsystem des Netzes und Mesenteriums zurückzu- 
fiihren; der operative Eingriff ist neben anderen schädlichen Fak¬ 
toren von wesentlicher Bedeutung hierbei. Die Prognose der Blu¬ 
tungen ist ernst, ihre Behandlung symptomatisch. Lieblein empfiehlt 
den Galalithdarmknopf in erster Linie bei der Gastroenterostomie, 
da er tatsächlich die Vorzüge des Murphyknopfes (Zerlegbarkeit in 
die beiden Hälften, sicher schließender Mechanismus) besitzt, ohne 
seine Nachteile (Unresorbierbarkeit, großes Gewicht). Nur wenn 
bei langdauernder Stenose die Magenwand sehr stark hypertrophisch 
und brüchig ist, empfiehlt sich die Anwendung des Galalithknopfes 
ebensowenig wie eine andere Prothese. Lieblein hat seinen 
Galalithdarmknopf bisher bei 19 Gastroenterostomien (mit und 
ohne vorausgegangener Pylorusresektion) und bei 3 Dünndarm- 


Gastroentero- 

anastomose. 


Gastroentero¬ 

stomia 

posterior 

antecolica. 

Murphyknopf 
bei der 
Magen-Darm- 
anastomose. 

Gastro¬ 

enterostomia 

caustica. 


Postoperative 
Magen-Darm¬ 
blutungen. 


Galalithdarm¬ 

knopf. 




Wagner 


GaJAiiUidaviiv resektioheti wegen gangränöser Hern»« angewandt. Bei ' den 
knöpf 23 ■ Gastroenterostomien- hat der Knöpf stetg seine Sclxaldigkeit ge¬ 
tan; von den ii PtHiDdamfresesierten macht«? nur eiAer etne glatte 
Genesung durch. Das durchsichtigste und reinlichste, rascheste und 
p*m-. -zttverläasigste äUnr AnÄstQuioBeverfahreit besteht nach Kulm 
ÄP däii die freigetegte» Schleimhäute der beuteu su vereinigenden 
1 !};U(i. 6»r ßärfaahschnitte mittels 'öuäjiöifädeo, die später dürchaehneideD, .»:^ 
ein«mim\geiod:<t, werden t.Fig..-0S, 34, Hfn. 

Bra^r" Von 43 in der idtorätuf' aiodeegeiegtert 
Owm- ..g X)aräje:iir4tiilpüög het KiödWa sind eüt B> durch die 

bfim.Kiruife Bfdwru»ektion am Beben atbulteh worden Daopianos h«U in 


ifö&clj. K^bu, l)Ärnmuu^?«örao^. Uuinm’tnMit d«r S&litothMuty, 

Zvm-ntlMr }\ B’Li; Kr > 


Grmm Falle ein günstiges Resultat, eniölt dürch eine- zweizeilige 
fiäriurssökijidü,. die er in solchen F|U«?n gr<03,clsät,2lic.b emptetileBi 

mhchteo X%/' W jlm«e.eji.e Wi^^ersdh Iu-B' d#« Barm es J>6* 

- meiste Knnikücg und Bfehuhg; des Darmes utd auine. Läfigs- 
achso- Kuu!) Reiser gelingt die Lösung des Verschlusses äo 
leicht,, dar«-, tste&ii man sie nicht unter Lfdtaßg des Auges' vor- 
;uitiütui4 fsfie ^Ö.tietj&jöil^ejbr /W%T£fdtj&a_ koitia .Darin liegt viejtetckd; die 
Erklärung ihr luaoebeu ungeklärten Ileusfaih Die .»tu Ilc o- 
zAkaiit lokalisierte die Tumorfortii därhjätende, 
s\idrende .Tuber k nTotie ist eine nickt sefoköölteüU; Krankheit, 
Die Behandlaug kann nur chirurgisch als Nonitei- 

verfahren die lUssüktiun an empfehlen. Sblhlh kevitephgt die ein- 


♦nLi'r-. 

-f - fit- if i • -■ süi* 

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?BUeikb)u^ö: 




Chirurgie. 


385 


zeitige Resektion und vereinigt die Stümpfe gewöhnlich End zu 
End. — In einem Falle von chronischer Invagination des 
Colon descendens und Kotfistel dicht oberhalb der Invagination 
ist Longard folgendermaßen vorgegangen: Erweiterung des Anus 
in Narkose, Herunterziehen des Invaginationstumors, Abklemmen 
und Abtragen des Tumors unterhalb der Klemmen. Entfernen der 
Klemmen nach 48 Stunden. Prüfung der Passage von der Fistel 
aus, Schluß der Kotfistel durch Naht. — Gödecke teilt Beobach¬ 
tungen mit von im kindlichen oder jugendlichen Alter ganz plötzlich 
auftretenden, mehr oder minder rasch verlaufenden Darmokklu¬ 
sionserscheinungen ohne jedes Anzeichen für eine früher über¬ 
standene oder zurZeit bestehende Appendizitis. Durch die Ope¬ 
rationsbefunde wurden die Erscheinungen bei den Anfällen erklärt: 
der in allen Fällen lange Wurmfortsatz umschlang teilweise eine 
Dünndarmschlinge oder das Zökum und hatte durch entzündliche 
Anschwellung zu einer partiellen Abknickung der betreffenden Darm¬ 
schlinge geführt. — Zwischen einer nachweisbaren Verletzung, 
direkten wie indirekten, und einer akuten oder chronischen 
Appendizitis ist nach Brüning dann ein ursächlicher Zu¬ 
sammenhang anzuerkennen, wenn sich im unmittelbaren Anschluß 
an die Verletzung Erscheinungen einstellen, die auf eine Erkrankung 
des Wurmfortsatzes hindeuten, und diese auch andauern, bis die 
Appendizitis manifest geworden ist. Moschcowitz empfiehlt bei 
der Appendizitisoperation die ältere Lennandersche Schnitt¬ 
führung, die gleichzeitig auch von Kämmerer empfohlen worden 
ist. Diese pararektale Schnittführung eignet sich ebenso für die 
Fälle, in denen die Wunde vollkommen vernäht werden kann, als 
für die, in denen drainiert wird. Nach Kochers Erfahrungen sind 
die Fälle von gangränöser Appendizitis bei der erst¬ 
maligen akuten Erkrankung viel häufiger als man annimmt, 
vorausgesetzt, daß man auch die Fälle mit umschriebener Nekrose 
berücksichtigt. In solchen Fällen kann nur die Frühoperation sicher 
helfen. Wenn auch durch die Anwesenheit von SteinenimProcessus 
vermiformis anatomisch keine spezifischen Erscheinungen zu Tage 
treten, so sind die Vorgänge, die sich an die Verschwellung der 
Schleimhaut schließen und an die Sekretinkarzeration, weit ver¬ 
hängnisvoller bei der Anwesenheit von Steinen, als wenn der Prozeß 
in der steinlosen Appendix vor sich geht. Nach Klemm wird die 
Stufenleiter der Erscheinungen, die schließlich zur Gangrän führt, 
schneller durchlaufen, ohne daß wir klinische Anhaltspunkte besäßen, 

die uns die Anwesenheit von Steinen erkennen ließen. Die Appen- 
Jahrbuch der praktischen Medizin. 19 C 9 . 25 


Invagination 
des Colon 
descendens. 


Latente 

Appendizitis. 


Appendizitis 
nach Trauma. 


Appendicitis 
gangraenosa 
und Früh- 
Operation. 


Kotsteine 
bei akuter 
Appendizitis. 



386 


Wagner. 


Appendizitis 
im höheren 
Alter. 


Naht der 
appendiziti- 
schen 
Abszesse. 


Bakterien- 
befunde bei 
Appendizitis. 


Primäre 
Tumoren des 
Processus 
vermiformis. 


Entfernung 
des Wurm¬ 
fortsatzes bei 
der Bauch¬ 
operation. 


dizitis jenseits der Vierzigerjahre gewinnt nach Haim ihr 
charakteristisches Gepräge durch Symptome, die das Bild des Darm¬ 
verschlusses vortäuschen, sowie durch die geringe Störung des All¬ 
gemeinbefindens. Die Appendizitis des Alters ist viel gefährlicher 
als die kindliche. Die von v. Brunn von neuem empfohlene Be¬ 
handlung der appendizitischen Abszesse mit Naht der 
Bauchwunde bis auf eine Drainöffnung hat zur Voraussetzung 
die Entfernung des Wurmfortsatzes, die Lösung möglichst aller 
Verwachsungen und die gründliche Entfernung des infektiösen 
Materials mittels Kochsalzspülung mit Ableitung der Spülflüssigkeit 
durch ein ins kleine Becken geleitetes Drain. Die Resultate dieser 
Behandlung waren in der v. Br uns sehen Klinik ausgezeichnet. 
Nach den Untersuchungen von Cohn lassen sich aus dem klinischen 
Bilde die bakteriellen Erreger der akuten Wurmfortsatz- 
entzündung nicht ermitteln. Von spezifischen, klinisch scharf 
abgrenzbaren und diagnostizierbaren Krankheitsbildem kann nicht 
die Bede sein. Die reine Streptokokkenperityphlitis scheint bei uns 
ziemlich selten zu sein. Ein ätiologischer Zusammenhang zwischen 
Appendizitis und primärer Neubildung des Wurmfort¬ 
satzes braucht nach den Untersuchungen von Vaßmer natürlich 
keineswegs in jedem Falle zu bestehen. Für viele Fälle aber läßt 
sich ein bestimmter Zusammenhang annehmen, und zwar einmal in 
dem Sinne, daß auf dem Boden einer chronischen Appendizitis sich 
eine maligne Neubildung etabliert; ferner aber im umgekehrten 
Sinne, indem die Neubildung bei geeignetem Sitze und zentraler 
Wachstumsrichtung zu einer Stenose bezw. vollständigen Obliteration 
fuhrt und somit rein mechanisch eine Prädisposition für eine akute 
Appendizitis schafft. Die klinische Benignität der Appendix¬ 
karzinome ist nach Vöekler nur scheinbar. Wir schließen auf 
die Gutartigkeit aus der guten Operationsprognose und aus dem 
Fehlen von Rezidiven nach der Exstirpation. Das Leiden wird 
gutartig durch unser frühzeitiges Eingreifen. Und in dieser Be¬ 
ziehung ist die das Karzinom veranlassende oder begleitende Appen¬ 
dizitis von einer enormen praktischen Bedeutung, da sie zur Früh¬ 
operation drängt. Krüger weist darauf hin, daß neben der 
Laparotomie die Radikaloperation der rechtseitigen Hernien, und 
zwar nicht nur der Leisten-, sondern auch der Schenkelhernien 
in ausgezeichneter Weise Gelegenheit zur Exstirpation der 
chronisch kranken Appendix bietet. Während beim 
Leistenbruch der Wurmfortsatz vom Bruchschnitt aus entfernt 
wird, kann umgekehrt vom Appendixsohnitt aus der Sohenkelbruch 



Chirurgie. 


387 


operiert werden. — Seit mehreren Jahren verwendet Bardescu 
für die Schenkelbrüche die indirekte Operation auf dem 
Leistenwege und hält auf Grund einer längeren Erfahrung diese 
Methode für bedeutend besser als die direkte oder Schenkelmethode. 


Leisten¬ 
methode bei 
der Operation 
der Schenkel- 
brilche. 


Die großen, irreponiblen Hernien haben eine sehr hohe Radikal- 
Mortalität bei der Badikaloperation, die nach Hahn in der Haupt- ope ”*^, der 
sache durch das Mißverhältnis zwischen dem Bauminhalt der Bauch- heruien“. 
höhle und der Masse der Eingeweide verursacht ist. Eines der 
Hauptmomente ist dabei die Insuffizienz der Atmung nach der ge¬ 
waltsamen Beposition. Beide Gruppen von Hernien vereinigt Hahn 
in der Bezeichnung „Ueberhernien“, die sowohl ihre besondere 
Größe, wie ihre Bösartigkeit bezeichnen soll. Alle Ueberhernien 
sind ohne besondere Gefahr operierbar durch Anwendung des von 
Hahn angegebenen Verfahrens der systematischen Dehnung der 
Bauchdecken. Die Badikaloperation einer Hernia ischiadica Herma 
ist, wie Köppl mitteilt, das erste Mal in der Wölflerschen Klinik ischiadica. 
vorgenommen worden. Sie bestand darin, daß nach Bruchsacknaht 
und Abtragung des peripherischen Bruchsackanteiles der untere Band 
des M. pyriformis mit wenigen Seidennähten an das Lig. spinoso- 
sacrum herübergenäht wurde. — Abgesehen von Periproctitis und 
Fistula ani hat Ogata die Saugbehandlung ausgeübt bei Saugbehand- 
schmerzhaften Aftererkrankungen, besonders bei Fissura lnn ß bei After 
ani. Sehr auffallend war namentlich der schmerzlindernde Effekt. erkrankunge “ 


Nach den Untersuchungen von v. Buediger-Bydygierjr. sind 
die Hämorrhoiden keine gutartigen Neubildungen, sondern ein- Hämorrhoiden, 
fach Varizen der Hämorrhoidalvenen. Das wichtigste ätiologische 
Moment ist die häufig sich wiederholende passive und aktive Blut¬ 
überfüllung. 

Nach den von Mack mitgeteilten Erfahrungen der Heidel¬ 
berger chirurgischen Klinik ist die Cholezystostomie anzuwen- choiezysto- 
den bei unveränderter Gallenblasenwand, Solitärstein oder wenigen 8tomie ' 
festen Steinen. Die chronische Cholezystitis, die Ulzerationen der 
Gallenblase, die vielen kleinen und bröckeligen Steine gehören 
der Ektomie. Grenzgebiete bilden die akute Cholezystitis und das 
Empyem. Der Gallensteinileus betrifft nach Lesk meist Gaiicnstein- 
Frauen im vorgeschrittenen Alter. Das Krankheitsbild zeichnet lleus - 
sich durch relative Gutartigkeit des Darmverschlusses aus. Die 
Prognose gestaltet sich für operierte Fälle dann günstig, wenn die 
Heussymptome nicht länger als 4 Tage bestehen. Da die Diagnose 
des Gallensteinileus nur selten mit Sicherheit gestellt wird, so kommt 
operativ meist die mediane Laparotomie unterhalb des Nabels in 



388 


Wagner. 


Frühoperation 
der aknten 
schweren 
Cholezystitis. 


Fadenrezidiv 
nach Gallen¬ 
stein¬ 
operationen. 


Subkutane 

Milz- 

zerreißung. 


Chirurgie 
der nicht 
parasitären 
Milzzysten. 


liantische 

Krankheit. 


Pankreatitis. 


Akute 

Pankreas- 

hütnorrhagien 


Betracht. Eiranke mit leichter Cholezystitis sind konservativ za 
behandeln, bis die Diagnose völlig gesichert ist. Bei gntem All¬ 
gemeinzustande soll man nach Riedel die Operation vorschlagen, 
weil jeden Tag schwere Cholezystitis einsetzen kann. Die prall ge¬ 
spannte, meist mit serös-eitriger Flüssigkeit gefüllte Gallenblase maß 
entfernt werden, bevor sie platzt. Fadenrezidive nach Gallen¬ 
steinoperationen sind namentlich nach der Zystostomie beob¬ 
achtet worden. Benutzt man, wie Flörcken vorschlägt, zur 
Gallenblasennaht Katgut oder läßt man beim Nähen mit Seide die 
Fäden lang, dann wird das Fadensteinrezidiv bald aus der Gallen¬ 
steinchirurgie verschwinden. 

Die subkutane Milzruptur führt nach Lotsch zu 
einem der Diagnose durchaus zugänglichen Krankheitsbilde. Die 
einzig rationelle Behandlung besteht in sofortiger Laparotomie. 
Die Methode der Wahl ist die Splenektomie. Von den ver¬ 
schiedenen Operationsmethoden bei nichtparasitären Milz¬ 
zysten — Punktion, Inzision, Zystektomie, Splenektomie — 
stellt nach Bircher die Enukleation der Zyste mit Resektion im 
gesunden Milzgewebe ein vollkommenes, wohl fast ideales Verfahren 
dar. Doch auch die Splenektomie hat sehr günstige Resultate er¬ 
geben. Nach Nagers und Bäum lins Untersuchungen ist der 
Morbus Banti als nosologische Einheit aufzufassen, und zwar als 
primäre Erkrankung der Milz. Die Splenektomie ist die einzig 
richtige Therapie für sichere Fälle von Splenomegalie mit Leber¬ 
zirrhose; es ist ihr im aszitischen Stadium die Talmasche Operation 
anzuschließen. 

Nach Noetzel, der das Material derRehnschen chirurgischen 
Abteilung bearbeitet hat, muß die akute Pankreatitis grund¬ 
sätzlich chirurgisch behandelt werden mittels einer sobald als mög¬ 
lich auszuführenden Laparotomie und Tamponade des Pankreas¬ 
herdes nach Bunge. Die freie Bauchhöhle ist dabei nach Rehn 
auszuspülen und zu drainieren. Bei gleichzeitig bestehender Chole- 
lithiasis ist, wenn es der Kräftezustand des Kranken erlaubt, 
eventuell noch die Cholezystostomie vorzunehmen. Nach den von 
Brewitt mitgeteilten Erfahrungen der Kört eschen Klinik muß 
man bei akuter Pankreashämorrhagie so früh wie möglich 
eingreifen, ehe die Intoxikation des Körpers zu weit vorgeschritten 
ist. Verfasser empfiehlt die Laparotomie, Entleerung des Exsudates, 
Inzision und Drainage des Pankreas mit nachfolgender gründlicher 
Kochsalzspülung des Abdomens. Nach den experimentellen Unter¬ 
suchungen von Guleke ist in den ganz schweren Fällen der akuten 



Chirurgie. 


389 


Pankreasnekrose keine Bettung möglich. In leichteren Fällen 
kann Heilung eintreten; es genügt eine eventuelle Spaltung der 
Kapsel mit nachfolgender genauer Tamponade des Pankreas. 

Ein besonderes Gewicht ist darauf zu legen, daß das Pankreas 
durch die Tamponade möglichst exakt von der Umgebung abgeschlossen 
wird. Liek berichtet über weitere 108 Fälle, in denen der Harn¬ 
leiterkatheterismus und die Methoden der funktio¬ 
neilen Nierendiagnostik angewendet wurden. Besonders 
wertvoll sind natürlich diejenigen Beobachtungen, bei denen die 
Diagnose durch Operation bezw. Sektion kontrolliert werden konnte. 
Die modernen funktionellen Untersuchungsmethoden stellen richtig 
angewandt und richtig beurteilt eine wertvolle Bereicherung unserer 
diagnostischen Hilfsmittel dar. — Zuckerkandl empfiehlt in 
geeigneten Fällen von Nierensteinen die bisher relativ nur 
selten vorgenommene Pyelolithotomie. Diese gibt bei ent¬ 
sprechender Technik und Wundversorgung ganz ausgezeichnete Er¬ 
folge. Sie ist zweifellos ein geringerer Eingriff als die Nieren¬ 
spaltung, ist wirklich konservativ und birgt keine der Gefahren, 
die beim Nierenschnitt immer drohen. — G o b i e t fixierte bei 
Wanderniere und totaler Wanderleber das betreffende 
Organ zwischen Magnesiumplatten und Bippen mittels Silberdraht. 
Die Methode erwies sich als leicht und rasch ausführbar. Der 
momentane Effekt der Fixation war gut; über den Dauererfolg läßt 
sich noch nichts sagen. — Nach Gattis Erfahrungen läßt sich 
der nephritische Prozeß durch die Nephrolyse oder die bilaterale 
Nierenentkapselung nicht aufhalten; er schreitet fort, in¬ 
dem er mehr und mehr zur interstitiellen Nephritis (chronischen 
Glomerulonephritis) neigt. — Nach Cardenal läßt sich die Be¬ 
handlung durch die Dauerharnleiterkatheter in allen Fällen 
anwenden, wo man die Blase einige Tage trocken zu halten 
nötig hat. Die Vorteile sind so bedeutend, daß wir uns nicht 
durch die fernliegende Gefahr der aszendierenden Infektion ein¬ 
schüchtern zu lassen brauchen. — Als häufigste Ursache der 
Steinbildung in den oberen Harnwegen nach 
Bückenmarks verletzungen muß die aufsteigende Pyelo¬ 
nephritis gelten. Besteht keine Pyelitis, so sind nach See¬ 
fisch verschiedene Erklärungen möglich. Für einen Teil der 
Fälle muß angenommen werden, daß neben der Verletzung des 
Bückenmarks eine solche der Niere oder des Harnleiters statt¬ 
gefunden hat und daß sich um das Blutextravasat oder dessen 
Brate herum die Kalksalze niederschlagen. Eine bedeutsame Bolle 


Pankreas¬ 

nekrose. 


Funktionelle 

Nieren¬ 

diagnostik. 


Nierensteine. 


Fixation der 
Wanderniere 
und Wander¬ 
leber. 


Nieren¬ 
entkapselung 
bei chroni¬ 
scher 
Nephritis. 

Dauer¬ 
katheterismus 
der Ureteren. 


Steinbildung 
in den oberer 
Harnwegen 
nach Ver¬ 
letzung der 
Wirbelsäule. 



390 


Wagner. 


Blasennaht. 


Blasen- 

ektopie. 


Subkutane 

extraperi¬ 

toneale, 


intra- 

peritoneale 

Blasenruptur. 


Behandlung 
der Blasen¬ 
tuberkulose. 


Bebau dlung 
der Prostata¬ 
hypertrophie 
mittels 
Injektion von 
artfremdem 
Blut. 

Zweizeitige 

Prostat¬ 

ektomie. 


als beförderndes Moment scheint die Verlangsamung des Harnstroms 
infolge der Blasenlähmung zu spielen. — Nach den Erfahrungen der 
Gar re sehen Klinik, die von Kenner mitgeteilt werden, läßt sich 
die primäre Blasennaht auch auf Fälle schwerer Zystitis aus¬ 
dehnen. Komplizierte Nahtmethoden sind überflüssig. Die Resultate 
der Blasennaht in Bezug auf Primärheilung lassen sich durch ener¬ 
gische Vor- und Nachbehandlung bedeutend verbessern. Nach 
Enderlen hat die Maydlsche Operation der Blasenektopie 
sichere Vorzüge vor den anderen Verfahren. Mit seltenen Ausnahmen 
schafft sie Kontinenz, und man ist bei ihr nicht auf Urinale an¬ 
gewiesen. Es ist besser, die Einpflanzung in die Flexur als in das 
Rektum vorzunehmen. Niereninfektion ist nicht ausgeschlossen. Bei 
Verdacht auf Blasenzerreißung soll die Untersuchung vom 
Rektum aus, wenn möglich, niemals unterlassen werden. In Fällen, 
bei denen der Riß nicht gefunden wird und bei denen man sich 
nicht zur Eröffnung der Blase entschließen will, empfiehlt Schön¬ 
werth ein mehr aktives Vorgehen. Es hätte neben Eröffnung 
und Tamponade des prävesikalen Raumes und Einlegen des Ver¬ 
weilkatheters in der Inzision des Perineums und Freilegung des 
unteren Teiles der hinteren Blasenwand zu bestehen. Ist die 
Diagnose: intraperitoneale Blasenruptur gesichert, so soll 
man nach Nordmann so früh als möglich die Laparotomie aus¬ 
führen und das Loch in der Blase vernähen. Das schonendste 
Mittel zur Säuberung der Bauchhöhle ist die Spülung mit Kochsalz¬ 
lösung. Gelingt die Naht der Blase gut, besteht noch keine eitrige 
Peritonitis, und sind die Därme nicht sehr stark gebläht, so ist die 
Bauchhöhle nach der Spülung völlig zu schließen. — Besonders für 
die Falle von Blasentuberkulose, in denen auch nach der 
Ausschaltung der einen tuberkulösen Niere die Blasenkrankheit 
weiter besteht und sogar fortschreitet, ist die Rovsingsche 
Karbolsäurebehandlung auch nach den Erfahrungen von 
Rosenstein ein zwar heroisches, aber sehr wirksames Mittel, das 
bei richtiger klinischer Beobachtung und Dosierung zum Ziele führt. 
— In der Bi er sehen Klinik sind nach dem Berichte von J üngling 
bisher 21 Prostatiker mit Injektionen von artfremdem 
Blut behandelt worden. Die besten Erfolge scheinen bei kräftigen 
Patienten mit akuter Verhaltung und Tenesmus zu erzielen zu sein. 
Nach Lanz hat bei Prostatahypertrophie an Stelle des 
Katheterismus prinzipiell die transvesikale Prostatektomie zu treten, 
die unter Lumbalanästhesie ausgeführt und eventuell zweizeitig vor- 
genommen werden kann. — Die Orchidopexie ist nach Kopyloff 



Chirurgie. 


391 


indiziert bei Kryptorchismus, besonders in den Fällen, wo Schmerzen Orchidopexie, 
vorhanden sind, bei Kryptorchismus und Hernien, bei Kryptor¬ 
chismus und Hydrocele des Hodens und des Samenstranges. Die 
Kastration soll nur in Ausnahmefällen gemacht werden, wenn An¬ 
zeichen einer bösartigen Degeneration im Hoden vorhanden sind, 
oder wenn der Leistenhoden in das Skrotum nicht reponiert werden 
kann. — In einem Falle von erworbenem Divertikel der Divertikel 
männlichen Harnröhre hat Payr die Methode der Mo- de ^ männhchen 
bilisierung der Urethra, verbunden mit Distension derselben, mit 
Erfolg angewendet. — Von der Ueberzeugung ausgehend, daß 
jede auf eine Inzision aufgebaute Methode der Phimosen- Phimose. 
Operation ungenügend und mangelhaft sei und doch auch 
der Zirkumzision manche Uebelstände anhaften, nach der die Eichel 
stets mehr oder weniger nackt bleibt, wendet Petrivalsky 
seit 2 Jahren eine Methode der plastischen Exzision an. Die Aus¬ 
führung ist sehr einfach; die Methode ist gleich passend für Er¬ 
wachsene wie für Kinder, für die atrophische wie hypertrophische 
Phimose. 


Extremitäten. Eine auf genauer Untersuchung begründete ratio¬ 
nelle Behandlung der akuten Schulterluxation ist das beste Mittel, 
um einer habituellen Schulterluxation vorzubeugen. Ist es 
einmal dazu gekommen, so gibt nach Dahlgren die operative 
Kapsuloraphie die beaten Resultate. Die Normalmethode ist die 
Kapsulorraphie an der Vorderseite des Gelenkes. Ellerbroek 
teilt 10 Fälle von Luxation des Humeruskopfes nach hinten 
mit. Die Behandlung bestand darin, daß in Narkose ein leichter 
Zug am Oberarm in seiner Achsenrichtung ausgeübt und der Humerus¬ 
kopf durch direkten Druck in sein Lager reponiert wurde. Nach 
Schulz ist die Prognose der reinen Schulterluxationen selbst 
bei frühzeitiger Diagnose und kunstgerechter Behandlung keineswegs 
als günstig zu bezeichnen. Die Hauptursache für die schlechten 
Resultate ist in den im Anschluß an die Luxation entstehenden Ver¬ 
narbungen und Schrumpfungen der Gelenkkapsel und der umgeben¬ 
den Gewebe zu suchen. — Evler hat zur Behandlung von Schlüssel¬ 
beinbrüchen einen Chromlederstreck verband mit eingeschaltetem 
künstlichem Strebebogen konstruiert. Denn ein idealer Verband muß für 
den gebrochenen Strebebogen einen Ersatz enthalten (Fig. 36 u. 37.) — 
Nach den Erfahrungen von C o e n e n ist die Prognose der suprakondy- 
lären Oberarmbrüche bei schlechter oder ganz fehlender Re¬ 
position absolut ungünstig, bei guter Reposition absolut günstig. 


Habituelle 

Schulter¬ 

luxation. 


Schulter- 
luxation nach 
hinten. 


Traumatische 

unkomplizierte 

Schulter¬ 

luxation. 


Schlüsselbein¬ 

bruch. 


Supra- 

kondylarer 

Oberarm- 

bruch. 




Wagner, 


Dbt Schienen- oder Gipeverbiinci in stumpfwinkliger Stellung bei 
starker -Erteu»ion in Narkase »rögedegt^ erfüllt das auatoniische 


beste« und versprtebt ‘ eitle unruiale sfuitere Funktion. 



(Ntvcli EXJfr Z«r. Befuüidian« -iou Ä®lnw,v«H)aiw<>rOcJi( , .ii 
. ÄT&i.ruU>l. I.pitt ; \ • •.•.•*"• i’■'• 


Martini hat. einen A pp£r a t./fihand 1 ung d er Frak¬ 
tur pn des Ax-J^kder ersten Tage nach 
der .Fraktur angelegt werden kattü;' h<- d,iHrttt gar Reduktion nnd äü 

Kantendem. Der trakturiorro und kann he- 

' 


A i'j'-'H'-f für 
•'.)• !v, 


Chirurgie. 


.393 


sichtigt und massiert werden. — Nach Verrenkungen des Eil- Myositis 
bogengelenkes kommt es nicht selten zu Verknöcherungen 088 g^”* e ” ach 
im M. brachialis internus, die sich einige Zeit nach der Ver- ge ienks- 
letzung einstellen. Frangenheim teilt aus der Königsberger chirur- lnxationen. 
gischen Klinik 6 solche Beobachtungen mit. Die Muskelknochen 
können spontan verschwinden, sie können aber auch andererseits 
nach operativer Entfernung rezidivieren. Nach den Untersuchungen 
von Machol ist eine reponierte Luzatio cubiti simplez in der Traumatische 
Hegel gefolgt von einer zirkumskripten Verknöcherung der ossifizierende 

__ . Myositis nach 

Muskulatur der Ellöiiböuge. Abwöichöndö Fälle bilden die Aus- Luxatio cubiti 
nähme; nicht reponierte Fälle zeigen den Prozeß niemals. Lossen posterior, 
berichtet über 86 Ellbogenresektionen nach Bardenheuer. Extrakapsuläre 
Die funktionellen Früh- und Spätresultate waren günstig in 83 resp. Ra d j k oi* 
68°/o. Diese Statistik beweist, daß die Resektion in jedem Stadium tuberkulösen 
der Tuberkulose dieselben oder bessere Resultate gibt, wie die Ellbogen¬ 
konservative Behandlung (vergl. auch S. 121). Blee her hebt her- 8elenkes ' 
vor, daß nach Radiusbrüchen am unteren Ende primäre und sekun¬ 
däre Schädigungen des N. medianus Vorkommen; um erstere Schädigung 
nicht zu übersehen, ist eine Funktionsprüfung des Nerven gleich de f 
bei der ersten Untersuchung des Bruches notwendig. Die primäre be j typischem 
Schädigung entsteht durch Kontusion oder Ueberdehnung und ist Radiusbruch, 
nicht immer von völliger Regeneration gefolgt. Ein operativer 
Eingriff ist erst bei Ausbleiben derselben indiziert. Die sekundäre 
Schädigung entsteht durch Einwirkung eines stärkeren Kallus und 
wird durch seine operative Entfernung meist völlig beseitigt. 

Nach Siegrist bildet bei Vorhandensein einer individuellen Prä- Madeiungsche 
disposition die Spätrachitis die pathologische Grundlage der Made- Deformität des 
lungschen Deformität des Handgelenkes (vergl. S. 121). Hand 8 elenks 
Das Maßgebende an der Manus valga ist nicht in einer Verände¬ 
rung im Handgelenke selber zu suchen, sondern in einer solchen 
der Vorderarmknochen: infolge Volarkrümmung des Radius bleibt 
die Ulna dorsal luziert zurück. Als drittes Moment beim ganzen 
Prozeß kommt hierzu eine Verlagerung der Handwurzel volar- 
und proximalwärts. Nach den Untersuchungen von Franke ist 
die Ursache für die Deformität in einer Störung der Wachstums¬ 
richtung der Epiphyse zu suchen und nicht in einer Verbiegung 
des Radiusschaftes. Die häufigste Form der subkutanen Subkutane 
Sehnenzerreißungen an den Fingern ist nach Sehnen- 
Schiatter die Abreißung der Streckaponeurose an dem Nagel- an den 
gliede. Die heutzutage am meisten geübte Behandlungsmethode Fingern, 
ist die Fization des Nagelgliedes in Strecksteilung durch eine 



394 


Wagner. 


Luxatio 

centralis 

femoris. 

Operative 
Behandlung 
irreponibler 
vorderer Hüft- 
luxationen. 


Echte 

Schenkelhals¬ 
frakturen im 
kindlichen und 
jugendlichen 
Alter. 


Coxa vara. 


Veraltete 

Kniescheiben¬ 

brüche. 


Schiene. Sicherer, wenn auch nicht unfehlbar, ist das operative 
Nahtverfahren. 

Nach der Ansicht von Wörner gibt es eine isolierte Fraktur 
des Bodens der Hüftgelenkspfanne mit Durchtreten des Femur¬ 
kopfes ins Becken, die durch eine einzige Gewalteinwirkung, meist 
Fall auf die verletzte Hüfte entsteht und der sogen. Luxatio 
centralis femoris der Lehrbücher entspricht. Bei irrepo- 
niblen vorderen Hüftluxationen sollen wir nach Streiß- 
lers Erfahrungen die Operation stets im Sinne einer blutigen 
Reposition beginnen; wir werden in fast allen irischen und in 
den meisten veralteten Fällen zum Ziele kommen (vergl. auch 
S. 125). Die Resektion, die allerdings in der Technik einfacher 
ist, hat meist Verkürzung des Beins im Gefolge. Schenkelhals¬ 
frakturen kommen in jedem Lebens¬ 
alter vor; sie sind im ersten Lebens¬ 
jahrzehnt am seltensten und werden 
mit zunehmendem Alter immer häufi¬ 
ger. Die kompletten Frakturen des 
jugendlichen Schenkelhalses kommen 
am häufigsten an seiner Basis vor. 

Bei sorgfältig durchgeführter Be¬ 
handlung tritt in der Regel Konsoli¬ 
dation in guter Stellung ein. — Nach 
Kempf liegt der Coxa vara 
(vergl. auch S. 122, 128) anatomisch 
eine Verlagerung der Epiphyse zur 
Diaphyse des Femur mit dem Effekt 
einer Einrollung des unterenSchenkel- 
halsrandes zu Grunde. Es gibt nur 
eine Coxa vara traumatica. Die Be¬ 
handlung muß streng konservativ sein, 
sie soll so früh wie möglich einsetzen und so lange als möglich durchge¬ 
führt werden. — Rotter (Fig. 38) benutzt zur operativen Behandlung 
veralteter Patellarfrakturen mit größerer Distanz der Fragmente 
einen streifenförmigen Lappen aus der Aponeurose des M. quadriceps, 
dessen Spitze oben, dessen Basis unten am oberen Patellarfragment 
liegt. Dieser Lappen wird so hinuntergeklappt, daß er mit seiner 
Vorderseite auf die Fragmente und das Lig. patellare proprium zu 
liegen kommt, mit denen er durch eine größere Anzahl Katgutknopf- 
nähte exakt vereinigt wird. Nach den Untersuchungen von Büdinger 
gehören Knorpelrisse zu den häufigsten traumatischen Verletzungen 



(Nach Rotter, Eine neue Operation«- 
inethode zur Heilung veralteter Knie¬ 
scheibenbrüche. Deutsche med. Wochen¬ 
schrift 1908, Nr. 17.) 






Chirurgie. 


395 


des Kniegelenkes. Ihr Lieblingssitz ist an der Patella, demnächst 
an den Kuppen der Femurkondylen. Zahlreiche Knorpelrisse heilen 
im klinischen Sinne spontan. Bei den Meniskus Verletzungen 
im Kniegelenk empfiehlt Katzenstein an Stelle der bisher in 
Deutschland fast allgemein üblichen Resektion des Meniskus, die 
fast nie zu voller Heilung führt, den Meniskus an der Tibia durch 
Naht zu fixieren. Hierdurch erzielt man ideale Heilungsresultate. 
Die Technik der Exstirpation von Kniegelenksmenisken muß 
zwei Bedingungen erfüllen: sie muß einmal die größtmögliche Ueber- 
sicht schaffen, zum anderen so wenig wie möglich von den wichtigen 
Knieteilen (Seitenligamenten) verletzen. Herz empfiehlt einen seit¬ 
lichen, horizontalen, 6—8 cm langen Schnitt, der 1—1 '/< cm distal 
von der Gelenkslinie und parallel mit ihr die Haut bis auf die 
Kapsel durchtrennt. — Dumont empfiehlt die Hafftersche Modi¬ 
fikation der Amputatio cruris osteoplastica. Diese umgeht 
die technisch oft nicht unbedeutenden Schwierigkeiten des Bi er sehen 
Verfahrens dadurch, daß der Fibulastumpf die Sägeflächen der beiden 
Diaphysen deckt. — Gehören isolierte Luxationen des ersten 
Metatarsus schon an sich nicht zu den häufigeren Verletzungen, so 
ist ein von Stieda beobachteter Fall von doppelseitiger iso¬ 
lierter Luxation des ersten Metatarsus ein Unikum. — Die 
Erkrankung der periartikulären, konstant vorkommenden Sesam¬ 
beine des ersten Metatarsophalangealgelenkes ist sehr selten. 
In den Fällen, in denen es sich um eine Fraktur des Sesambeines 
gehandelt haben soll, glaubt Igelstein annehmen zu müssen, daß 
es sich in allen diesen Fällen um eine kongenitale, einseitige Teilung 
des medialen Sesambeines gehandelt hat, die zu neuralgischen Er¬ 
scheinungen führte. — Nach den Erfahrungen der v. Eiselsberg- 
schen Klinik, die v. Frisch mitteilt, ist die Gleichsche Operation, 
d. i. die Verlagerung des Fersenbeinhöckers nach unten, vorne und 
innen für jene schweren Plattfüße, die allen unblutigen Behandlungs¬ 
methoden trotzen, ein geeignetes Verfahren und insbesondere den 
Sehnenplastiken vorzuziehen. — Nach den eingehenden Untersuchungen 
von Jacobsthal ist bei den Fersenschmerzen klinisch eine 
exakte Diagnose vielfach überhaupt nicht zu stellen; aber auch der 
Erfolg der Operation läßt vielfach die Ursache der Erkrankung nur 
mit Vorsicht deuten. Die häufigsten Ursachen der Fersen sch merzen 
waren eine Bursitis achillea profunda, eine Epiphysenerkrankung, 
ein Calcaneussporn, eine Kontusion des Calcaneus. 


Traumatische 
Knorpelrisse 
im Knie¬ 
gelenke. 
Meniskus¬ 
verletzungen 
im Knie¬ 
gelenk. 

Exstirpation 
von Knie¬ 
gelenks¬ 
menisken. 


Amputatio 

cruris 

osteoplastica. 


Doppelseitige 
isolierte 
Luxation 
des ersten 
Metatarsus. 

Pseudo¬ 
frakturen der 
Sesambeine 
des ersten 
Metatarso- 
phalangeal- 
gelenks. 


Gleichsche 
Operation 
bei Plattfuß. 


Fersen¬ 

schmerzen. 



396 


Wagner. 


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400 


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klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 1. — Derselbe, Die chirurgische Behandlung 
der Verbrennungskontrakturen der Hand und Finger durch Wanderlappen- 
Fernplastik. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 4—6. — 0. Kneise, 
Handatlas der Zystoskopie. Halle. — Th. Kocher, Appendicitis 
gangraenosa und Frühoperation. Korrespondenzbl. f. Schweizer Aerzte, 
1898, Nr. 13. — Derselbe, Ueber Schilddrüsentransplantation. Arch. f. 
klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 1. — Th. Kölliker, Zur Technik der sekun¬ 
dären Sehnennaht. Münch, med. Wochenschr. Bd. LV, Nr. 47. — F. König, 
Ueber die Behandlung der durch Lungenverletzung bei subkutanen Rippen¬ 
brüchen entstandenen Komplikationen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, 
H. 2. — E. Köppl, Beiträge zur Kenntnis und Kasuistik der Hernia 
ischiadica. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVIII, H. 2. — H. Kolaczek, Ueber 
das primäre Muskelangiom. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI, H. 2. — 
N. W. Kopyloff, Die Behandlung des Kryptorchismus. Arch. f. klin. 
Chir. Bd. LXXXV, H. 4. — R. Kothe, Dünndarminvagination durch Ein¬ 
stülpung eines Meckelschen Divertikels. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCV, 
H. 1—5. — F. Krause, Chirurgie des Gehirns und Rückenmarks. I. Teil. 
Berlin u. Wien. — Derselbe, Subkutane Dauerdrainage der Hirnventrikel 
beim Hydrozephalus. Berl. klin. Wochenschr. Bd. XLV, Nr. 25. — 
L. Kredel, Ueber Wundscharlach. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, 
H. 4. — Krüger, Ueber die Entfernung des Wurmfortsatzes bei der Bauch¬ 
operation. D‘'nt«che Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII. H. 4—6. — H. Kümmel!, 



Chirurgie. 


401 


Abkürzung des Heilungsverlaufes Laparotomierter durch frühzeitiges Auf¬ 
stehen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 2. — v. Küster, Grund¬ 
züge der allgemeinen Chirurgie und chirurgischen Technik. Berlin u. Wien. 

— H. Küttner, Zur Behandlung schwerer Schußverletzungen der Lunge 
mit primärer Naht. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIV, H. 1—2. — 
Derselbe, Druckdifferenz-Operationen. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LX, 
H. 1—2. — F. Kuhn, Darmanastomose mittels Gumminaht der Schleim¬ 
häute. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 25. — A. Läwen, üeber die 
Serumbehandlung des Milzbrandes beim Menschen. Deutsche Zeitschr. f. 
Chir. Bd. XCV, H. 5. — Lanz, Die Transplantation betreffend. Zentralbl. 
f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 1. — Derselbe, Der Mc Burneysche Punkt. 
Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 7. — Derselbe, Zweizeitige Prostat¬ 
ektomie unter Lokalanästhesie. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXXIV, 
Nr. 22. — K. G. Lennander, Temporäre Gastrostomie bei Magen- oder 
Duodenalgeschwüren. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 4—6. — 
R. Lenzmann, Zur Händedesinfektion. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, 
Nr. 4. — G. Lerda, üeber die Prophylaxis der chirurgischen Infektionen 
vermittels präventiver Immunisierung. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, 
H. 4. — Edm. Leser, Allgemeine Chirurgie in 50 Vorlesungen. Jena. — 
R. Lesk, üeber Gallensteinileus. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIV, 
H. 1—2. — E. Lexer, Die Verwendung der freien Knochenplastik, nebst 
Versuchen über Gelenkversteifung und Gelenktransplantation. Arch. f. 
klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 4. — Derselbe, Lehrbuch der allgemeinen 
Chirurgie, 3. Auf!., 2 Bände. Stuttgart. — A. v. Lichtenberg, Allgemeine 
Betrachtungen über die Einteilung und Verhütungsmöglichkeit der post¬ 
operativen Lungenkomplikationen. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII, H. 2. — 
V. Lieblein, üeber die Behandlung der narbigen Speiseröhrenverenge¬ 
rungen mittels der Sondierung ohne Ende. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI, 
H. 3. — Derselbe, Ein neuer Darmknopf. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, 
Nr. 4. — Derselbe, Der Galalithdarraknopf. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVIII, 
H. 2; Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 19. — E. Li eck, Zur funktionellen 
Nierendiagnostik. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 2. — K. Linden¬ 
born, üeber Röntgentumoren. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 2. — 
Lindenstein, 500 Lumbalanästhesien. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI, H. 3. 

— Derselbe, Zur Lehre von der Hernia epigastrica. Beitr. z. klin. Chir. 
Bd. LVII, H. 2. — F. Linkenheld, Beiträge zur Brucheinklemmung der 
Appendices epiploicae. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 4 —6. — 
C. Longard, Beitrag zur operativen Behandlung der Invagination des 
Colon descendens. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 21. — M. Lossen, 
Beiträge zur extrakapsulären Radikalresektion des tuberkulösen Ellbogen¬ 
gelenks. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, H. 1—3. — Lotheißen, 
Ein Vorschlag zur Operation tiefsitzender Oesophagusdivertikel. Zentralbl. 
f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 27. — Lotsch, Die subkutane Milzzerreißung und 
ihre Behandlung. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII, H. 1. — A. Machol, 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 26 



402 


Wagner. 


Die Luxatio cubiti posterior und ihr Verhältnis zur sogen. Myositis ossifi- 
cans traumatica. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI, H. 3. — H. Machtle, 
Ueber die primäre Tuberkulose der mesenterialen LymphdrQsen. Beitr. 
z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 1. — G. Mandry, Rhinoplastik mittels direkter 
Einpflanzung eines Uautperiostknochenlappens aus der Schlüsselbein-Schulter¬ 
gegend. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII, H. 1. — W. Mark, Die Chole- 
zystostomien der Heidelberger chirurgischen Klinik 1901—1906. Beitr. z. 
klin. Chir. Bd. LVII, H. 3. — E. Martini, Ueber einen neuen Apparat 
für die Behandlung der Frakturen des Armes. Deutsche Zeitschr. f. Chir. 
Bd. XCIII, H. 4—5. — Derselbe, Zur Technik der Radikaloperation der 
Nabelbrüche. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIV, II. 3—4. — Meißner, 
Ueber Hautdesinfektion mit Alkohol. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVIII, H. 1. 

— Meurers, Erfahrungen über die Jodoformknochenplombe nach 
v. Mosetig-Moorhof. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI, H. 1. — H. Meyerson, 
Ueber entzündliche Bauchdeckentumoren im Gefolge der Appendizitis. 
Beitr. z. klin. Chir. Bd. LX, H. 1—2. — T. Miyata, Beiträge zum Kapitel 
der totalen Skalpierung. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 4. — Morn- 
bürg, Die künstliche Blutleere der unteren Körperhälfte. Zentralbl. f. 
Chir. Bd. XXXV, Nr. 23. — G. Montandon, Die Theorie der verschie¬ 
denen Mechanismen der Lunatumluxation. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII, 
H. 1. — A. N. Moschcowitz, Zur Frage des Bauchschnittes bei Appendi¬ 
zitisoperationen. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 11. — 0. Münch¬ 
meyer, Kritischer Bericht über 1000 Lumbalanästhesien mit Stovain 
(Billon). Beitr. z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 2. — H. Myake, Ueber die 
Askaridenerkrankung in der Chirurgie. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, 
H. 1 . — Nagelschmidt, Bemerkungen zur Blitzbehandlung (Fulguration). 
Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXXIV, Nr. 10. — F. R. Nager u. 
J. B ä u m 1 i n, Beiträge zur Pathologie und Therapie der sogen. Bantischen 
Krankheit. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI, H. 2. — Neuhaus, Fremdkörper 
im Magen und in der Speiseröhre. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 1. 

— W. Noetzel, Zur Therapie der Pankreatitis. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII. 
H. 3. — O. Nordmann, Intraperitoneale Ruptur der Harnblase. Deutsche 
med. Wochenschr. Bd. XXXIV, Nr. 4. — K. Ogata, Die Saugbehandlung 
als schmerzstillendes Mittel bei den Aftererkrankungen. Zentralbl. f. Chir. 
Bd. XXXV, Nr. 10. — E. Ohse, Ueber Dauererfolge bei der Behandlung 
der Fußwurzeltuberkulose durch Resektion mit vorderem und hinterem 
Querschnitt. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII, H. 2. — A. D. Pawlowsky, 
Ueber die Aetiologie der Noma. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 1. — 
E. Payr, Osteoplastischer Ersatz nach Kieferresektion. Zentralbl. f. Chir. 
Bd. XXXV, Nr. 36. — A. Peiser, Ueber den sogen. Wringverschluß des 
Darmes. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVII, H. 1. — Derselbe, Ueber Anti- 
fermentbeliandlung eitriger Prozesse ohne Inzision. Zentralbl. f. Chir. 
Bd. XXXV, Nr. 26. — Derselbe, Ueber das Panaritium der Melker. 
Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 28. — F. Pels-Leusden, Ueber den 
sogen, kongenitalen Defekt der Bauchmuskulatur. Arch. f. klin. Chir. 



Chirurgie. 


403 


Bd. LXXXV, H. 2. — S. Peltesohn, Beiträge zur operativen Behandlung 
der Knochenbrüche und ihrer Folgen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, 
H. 3 u. 4. — Ch. Perret, Ueber die Dauerresultate bei Coxitis tuberculosa. 
Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 2. — Perthes, Zur operativen Be¬ 
handlung des chronischen Lungenabszesses. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, 
H. 4. — J. Petrivalsky, Zur Therapie der Phimose. Arch. f. klin. Chir. 
Bd. LXXXV, H. 2. — A. Posselt, Beiträge zur Tetanusantitoxinbehand¬ 
lung. Zeitschr. f. Heilkunde Bd. XXVIII, H. 12. — F. Protopopow, 
Zur Frage der postoperativen Pneumonien. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, 
H. 4. — B. Przewalski, Zur Symptomatologie des Magenkrebses. Zentral¬ 
blatt f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 16. — E. Ran zi, Ueber postoperative Lungen¬ 
komplikationen embolischer Natur. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 2. — 
A. Reich, Ueber Echinokokken der langen Röhrenknochen. Beitr. z. klin. 
Chir. Bd. LIX, H. 1. — Derselbe, Die Verletzungen des N. vagus und 
ihre Folgen. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVI, H. 3. — P. Reichel, Lehr¬ 
buch der Nachbehandlung nach Operationen. Wiesbaden. — J. C. Rein¬ 
hardt, Zur temporären Aufklappung beider Oberkiefer nach Kocher. 
Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 19. — L. Renner, Zur Behandlung von 
Verbrennungen. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 30. — Derselbe, Indi¬ 
kationen und Resultate der Blasennaht. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVIII, H. 3. 
— Riedel, Die Frühoperation der akuten schweren Cholezystitis. Deutsche 
med. Wochenschr. Bd. XXXIV, Nr. 22. — H. Rimann, Zur künstlichen 
Blutleere der unteren Körperhälfte nach Momburg. Deutsche Zeitschr. f. 
Chir. Bd. XCIV, H. 1, 2. — C. Ritter, Ein einfaches Mittel gegen Er¬ 
brechen beim Aetherrausche. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 28. — 
Derselbe, Zur Diagnose der Knochenechinokokken. Deutsche Zeitschr. 
f. Chir. Bd. XCIII, H. 2. — W. Röpke, Ueber progressive Rippenknorpel¬ 
nekrose. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 4. — 0. Roith, Zur Indi¬ 
kationsstellung für die verschiedenen Anästhesierungsverfahren. Beitr. z. 
klin. Chir. Bd. LVII, H. 2. — S. Rolando, Ueber die Behandlung der 
akuten eitrigen Osteomyelitis. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 20. — 
P. Rosenstein, Ueber die Behandlung der Blasentuberkulose nach Rovsing. 
Berl. klin. Wochenschr. Bd. XLV, Nr. 5. — J. Rotter, Eine neue Opera¬ 
tionsmethode zur Heilung veralteter Kniescheibenbrüche. Deutsche med. 
Wochenschr. Bd. XXXIV, Nr. 17. — R. v. Rydygier jr., Beitrag zur 
pathologisch-anatomischen Untersuchung der Hämorrhoiden. Deutsche Zeit¬ 
schrift f. Chir. Bd. XCI, H. 5, 6. — G. v. Saar, Zur Kenntnis der trau¬ 
matischen Abszesse des Mediastinum anticum. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LIX, 
H. 1. — A. Schanz, Jodpinselungen zur Erzielung schmaler Narben. 
Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 32. — C. Schiatter, Subkutane Sehnen¬ 
zerreißungen an den Fingern. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCI, H. 3, 4. — 
H. Schloffer, Ueber chronisch entzündliche Bauchdeckentumoren nach 
Hernienoperationen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVIII, H. 1. — A. Schön¬ 
werth, Ueber subkutane extraperitoneale Blasenrupturen. Arch. f. klin. Chir. 
Bd. LXXXV, H. 4. — Schulz, Zur Prognose der traumatischen unkompli- 



404 


Wagner. 


zierten Schulterluxation. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LX, H. 1, 2. — E. Schü¬ 
mann, Zur Entstehung der intestinalen Aktinomykose. Deutsche Zeitschr. 
f. Chir. Bd. XCI, H. 8—4. — 6. Schwalbach, Postoperative Magen- 
Darmblutungen speziell nach Appendizitisoperationen. Deutsche Zeitschr. 
f. Chir. Bd. XCV, H. 1—5. — Schwarz, Zur Frage der Behandlung des 
äußeren Milzbrandes beim Menschen. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCII, 
H. 2—4. — G. Seefisch, Steinbildung in den oberen Harnwegen nach 
Verletzung der Wirbelsäule. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIV, H. 5, 6. 

— H. Seidel, Bemerkungen zur Chondrektomie bei Emphysem infolge 
starrer Thoraxdilatation. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVIII, H. 3. — Shiota, 
Zur Pathologie und Therapie der tumorbildenden, stenosierenden lleozök&I- 
tuberkulöse. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 4. — P. Sick, Zur Be¬ 
handlung septischer und pyämischer Allgemeininfektion. Zentralbl. f. Chir. 
Bd. XXXV, Nr. 31. — H. Siegrist, Ueber Manus valga. Deutsche Zeit¬ 
schrift f. Chir. Bd. XCI, H. 5, 6. — R. Sievers, Ein Fall von Embolie 
der Lungenarterie nach der Methode von Trendelenburg operiert. Deutsche 
Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII, H. 3. — Ed. Sonnenburg, Pathologie und 
Therapie der Perityphlitis. Leipzig. — Sonnenburg u. Mühsam, Ver¬ 
bandlehre. Berlin. — Steinthal, Zur Dauerheilung des Brustkrebses. 
Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 3. — K. Stern, Operation eines 
Aneurysma embolo-mycoticum einer Mesenterialarterie. Beitr. z. klin. Chir. 
Bd. LVII, H. 2. — R. Stich, Exstirpation eines Aneurysma arterio-venosum 
der Poplitaea. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCV, H. 6. — A. Stieda, 
Ueber eine doppelseitige isolierte Luxation des I. Metatarsus. Berl. klin. 
Wochenschr. Bd. XLV, Nr. 10. — E. Streißler, Ueber die operative Be¬ 
handlung irreponibler vorderer Hüftluxationen. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LVIII, 
H. 8. — E. Stumme, Akromegalie und Hypophyse. Arch. f. klin. Chir. 
Bd. LXXXVII, H. 2. — R. Stumpf, Beitrag zur Magencbirurgie. Beitr. 
z. klin. Chir. Bd. LIX, H. 3. — W. Sykoff, Ueber die Behandlung von 
krebsigen Geschwüren. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 5. — D. Teleky, 
Zur Therapie der Phosphornekrose. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 2. 

— H. Teske, Beitrag zur Aetiologie des angeborenen Schulterhochstandes. 
Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 29. — Thelemann, Beitrag zu den post- 
operativen Magen-Darmblutungen. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII, 
H. 1. — H. Thiemann, Fremdkörper im oberen Teile des Oesophagus. 
Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXV, H. 3. — Fr. Trendelenburg, Zur 
Operation der Embolie der Lungenarterie. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, 
Nr. 4. — Derselbe, Ueber die operative Behandlung der Embolie der 
Lungenarterien. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 8. — M. Val las 
u. L. Desgouttes, Tarsectomie avec Conservation du calcaneum. Revue 
de chir. Bd. XXVIII, H. 8. — W. Vaßmer, Beitrag zur Kenntnis der 
primären Tumoren des Proc. vermiformis und deren ätiologischer Bedeutung 
für die Appendizitis. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCI, H. 5, 6. — 
E. Venus, Almatein in der Chirurgie. Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 17. 

— Th. Voeekler, Ueber den primären Krebs des Wurmfortsatzes. Arch. 



Chirurgie. 


405 


f. klin. Chir. Bd. LXXXVI, H. 2. — K. Vogel, Ueber eine typische Fraktur 
des Epicondylus internus femoris. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXVII, H. 4. 
— R. Weglowski, Ueber die Entstehung der seitlichen Halsfisteln. 
Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 14. — Wilms, Eine neue Methode 
der Prostatektomie. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XCIII, H. 4, 5. — 
A. Wörner, Zur Frage der Luxatio centralis femoris. Beitr. z. klin. 
Chir. Bd. LVI, H. 1. — Wullstein u. Wilms, Lehrbuch der Chirurgie. 
Bd. I. Jena. — 0. Zuckerkandl, Ueber Nierensteine. Arch. f. klin. 
Chir. Bd. LXXXVII, H. 2. 



3. Geburtshilfe und Gynäkologie. 


Von Professor Dr. J. Klein, Lehrer an der Hebammenschule 
in Straßburg i. E. 

Mit 15 Abbildungen. 

Geburtshilfe. 

Alkohol- Allgemeines. Schumburg hat uns gezeigt, daß eine sichere 

desmfektion. Händedesinfektion 'nur mit Alkohol, dem '/* °/o Salpetersäure oder 
l°/o Formalin zugesetzt ist, mit Weglassung von Wasser, Seife und 
Bürste möglich sei. Ein 3 Minuten langes Abreiben der Hände mit 
Wattebäuschchen soll genügen. Pfisterer meint dagegen, daß die 
Desinfektionsmethode mit reinem Alkohol während & Minuten nur 
für kurzdauernde Notoperationen genügt. Viel sicherer soll die an 
der v. Herffsehen Klinik von Oeri erprobte Desinfektion mit 
Alkohol und Azeton ana sein. Ein neues Händedesinfiziens, 
welches für die Hände nicht reizend ist und sich besonders für 
Hände, die gegen Quecksilber empfindlich sind, eignet, wollen Füth 
Formicin. und Meyerstein einführen. Es ist dies Formicin, d. h. Formalde- 
hydazetamid in 5°/oiger alkoholischer Lösung. Sehr auffüllig ist der 
Einschränkung Vorschlag Kr önigs, die aseptis chen Maßnahmen in der Ge¬ 
burtshilfe einzuschränken. Er verlangt möglichst keine 
Desinfektion der inneren Geschlechtsteile noch der äußeren der Ge¬ 
bärenden und Leitung der Geburt möglichst so, daß die geburts¬ 
leitende Person keine Desinfektion ihrer Hände vorzunehmen hat, 
eventuell dicke Gummihandschuhe gebraucht. Die Resultate seien 
auf diese Weise besser als bei desinfizierenden Maßnahmen. Eigene 
Apparate und ein neues Verfahren zur Sterilisation der Gummi¬ 
handschuhe haben Fießler, Iwase und Döderlein angegeben. 
Es besteht hauptsächlich in Dampfsterilisation und Trockenbehand¬ 
lung der Gummihandschuhe, welche dadurch besonders geschont 
werden, was für das Budget größerer Anstalten von Wichtigkeit ist. 

Der Skopolamin-Mo rphium-Dämmer schlaf bei Geburten 
ist jetzt so ziemlich allgemein nachgeprüft worden. An der Spitze steht 
die Freiburger Klinik, von der er ausgegangen ist, welche über 


der Asepsis. 


Sterilisation 
der Gummi¬ 
handschuhe. 


Skopolamin- 

Morphium- 

Narkose. 




Gebu4«i>i}fe m^Gyoäkologjp. 


un?bhät)giß; von vurfbgt. Die Tocbiu^ die uns Krönig 

nochmals eingehend auseinund^etzit, ist aah-e- 
F'ip. 39. jru dÜBs/iibf, wi« sie Gauß früher angegeben 

hft. Es yritä: .-«eieysi. ;$kö|tf»lMflSk und 

;:*.<} 'V-H M.-irphiuiu gegeben, «uh*. -Stunde -uaehher 
!•: »ad» t r ni-Aj&nd.en *HkX> 15—0.»X)03 Skopol- 
atuin ohne Murpkuu®;; ftaM./badts Stunde darauf 
Prüfung der 31 erkI'ähigkdt:' ist Amnestie noch' 

wird üoßhnial» Skopolamin 


biehfc eirigetreten. 

$ugftspHt.fcti Nur (Inrch schärfste KontroÜe der 
Dosierung wird erreicht, daß die Dauer dar Ge- 
hur?’ nicht ungünstig beeinflußt wird und auch 
dem Kinde oder der Mutter keine-Göf&Sör droht. 
Geber ähnliche Erfabnuigeh berieb£.«u Difrt- 

nercz. 


Maigi eld:,. Iv. Mu f.-kr und Ivlei 


Ifi GcL/läf versetzt 


ebenso wie 


M v.tGy vTr*ß&h't'. 
ine»l WbGt*£«$cltfv 


deijtöte, h<arvor, daß Vorsicht nötig und dies 
Vefihbreii nur in Antifa Utm angebracht sei- 


-mul, WochtMicInf nm«. Nr. :»X> 


der Erüönmigsfieandiij idor* kleine Morph innvinjoktiou j Chloroform 
sä« ntrc v Ä^fp : •. ' ödep beiiu Emsebn»:irderj des 


V'u i t hält. 

die Skopöiaudh-Mo 

rphipm* Kßrkosn nur ;l>&: 

Höur- 

-nstlihiiie ihr 

ange&dgr, und örlH 

ubt, sonst genügt gegen 

Ende 

; '* v - v i : "; '■ ''v-’;**!*t,i.!#£&> 


^ ; ;•■''• ^.,4lv . ' 


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• ‘ ’i'U i " •••le • • li. * ■ ’•'•'* ‘ P* 



\ 


I 

1 







Kö|riw s?o''gebet». wenn di» Behnnng da« Hrumtisabhome 
Schmeißen Verursacht. Wasen ine lehrt, oas, daß..di« ata»tetrimh& 
A öth örnarkoaökeinen üblen Einfluß auf die l}t»rTuskoritr»küijnaa 
Uai der Onhurr, auaiib.t. Paaselbe kann mau ahec uidit vuu <i«r 
tieferen Narkose behaupten. 0,Ö.V5 Morphium subkutan. im Beginn 
der Eröffnung verzögert die Gehurt, am Ende/d?r Eröffnung nicht. 

Zwei.-ausfuh-rlichd Arbeiten über den Wert der^Wtshiitlichea 
Bilatatsen mit dein SLöipeurvnte v in der Bsiid den praktischen 
Arttes «erdanken wir Swdlilff imdTö üh rsgfc«, Wenn auch ihre 


Aethw* 

i.naitow*. 


Ok>;-b aCh t, r •.. km .! 
ffrriat» v, £<n»ns»U>t. t: Gro 


Okeli £«») t, I»isjrkr«tjs- 
schevo. Keinc*Jt)l. C Hyä 
\m, Kr. *4 : 


Meinungen Anveudtiug des Bo a^i-gcbett Dila- 

f,»i.v-v'~ -,iit?i'io•>.i mj•.' i m hei.., dnd sie darüber einig, daß die Metreu- 
ryifp ; px' iM»fe«kw |ti jnnnölien FSHgit nahmt nnprsetzii^h ist. 
ÜOi d*p «drt,3iuhn; Abglmten de* ktntiticbpn Köpiea, wclebös oft der 
Möfereorpütor vemrsacht, zw verniek.lsu, hot 31 a dry einer, T r inh-tei^ 
m er.re-n ryat-.- r . 4bi? dem 'kindlichen Schädel eine Ivoiiküvifßt bietet, 
sich unfertige« lassen und mehrfach erprobt (Fig. 39, 40 u 41'*. -Dio 
beigtsgebencD AKinldnttgen erlkatetii *nr Genüge seine WirkbügSK 
weise. Ein neuics 'i?:&r/pjpt*t.,QM uni ; jrapt Nacke sieht, einer Laus« 







G' burtshiiiV nml Gynäkologie 


ähnlich. 00 '8<sbaTt ist eine 24 em lange und 14 mm dicke Rühre, perforatorWi» 
deren . wne.m Ende die aus drei Prismen awsatnmengeästzte Lanzep- 


CNr~*;!>. &'*$]£, Örfiftp CmettüH, ZealvaPVl, I üyn. 1908, Nr. 4.) 


{fta-eii vsSiois,/.-, &VMU4^l#icbevlniftttreriiikitfliatei' 

ei-irre <nii breb er'Basis aufgesetzt ist. Durch den hrvhlteti Sdba|it 
rtjLler Metalktab emeeiiUirt, der durch eine kurze Drehung 

■/- . ' : ; 


Zeoauii/i. t. u'yu 





410 


J. Klein. 


Diszisions- 

schere. 

Curetten. 


Intrauterin¬ 

katheter. 


Befruchtung. 


Gewichts¬ 
verhältnisse 
in der 
Schwanger¬ 
schaft. 

Scheiden¬ 

inhalt 

Schwangerer. 


Larynx und 
Schwanger¬ 
schaft. 


Hyperemesis 

gravidarum. 


um seine Längsachse die geschlossene Lanzenspitze öffnet, so daß 
je eine der Außenflächen der drei Prismen als scharfe Schneide schräg 
nach außen gestellt wird (Fig. 42). Das geburtshilfliche Instru¬ 
mentarium bereichert Stolz mit einer Diszisionsschere für 
den unnachgiebigen starren Muttermund bei verstrichener Zervix 
(Fig. 43), ferner mit stumpfen Curetten zur Lösung von Plazen- 
tarrestchen, wenn die Hand nicht ausreicht (Fig. 44, 45 u. 46), und 
mit einem großen Intrauterinkatheter (Fig. 47, 48 u. 49). 

Schwangerschaft. Im Laufe seiner Untersuchungen über Kon¬ 
zeption, Menstruation und Schwangerschaftsberechnung 
hat Bab die Löwenhardt-Sigismundsche Theorie nachgeprüft 
und für richtig befunden, daß nämlich das befruchtete Ei nicht der 
letzten dagewesenen Periode, sondern der ersten ausgebliebenen 
Regel zugehörig sei. —Die Wägungen Schwangerer, welche 
Krüger vornahm, zeigten, daß die durchschnittliche Gewichts¬ 
zunahme in den letzten Monaten mehr ausmacht als dem Wachs¬ 
tum der Frucht, des Uterus u. s. w. entspricht. In pathologischen 
Fällen findet dauernde Abnahme statt. — Zweifel hat im Scheiden¬ 
inhalt Schwangerer drei chemische Abwehrmittel entdeckt, deren 
bakterizide Wirkung erprobt ist und die krankmachende Keime vom 
Geburtskanal fernhalten sollen. Es ist dies: Trimethylamin an den 
äußeren Genitalien, Gärungsmilchsäure in Konzentration von 3 bis 
5°/oo in der Scheide, Natriumhydroxyd in der Zervix. Es ist daher 
noch zu eruieren, ob nicht offizinelle Milchsäure 3—6 # /oo in physio¬ 
logischer Kochsalzlösung zu Scheidenspülungen von Nutzen sein 
könnten gegen puerperale Infektion; auch wäre zu überlegen, ob 
nicht Brausebäder mit Waschungen vorteilhafter wären als Wannen¬ 
bäder, da auch nach seinen Versuchen das Badewasser sicher tief 
in die Vagina eindringt. — Als Analogon zu den von H. W. Freund 
geschilderten hyperämischen Schwellungszuständen in der 
Nase und im Nasenrachenraum während der Gravidität, kon¬ 
statierte Hofbauer sowohl histologisch als auch klinisch-laryngo- 
skopisch eine entzündliche Schwellung derLarynxmukosabei 
Schwangeren. — Die Arbeiten über Hyp eremesis gravidarum 
haben immer noch keine Klarheit in die Aetiologie und Therapie dieser 
Erkrankung gebracht. Während die Einen an der Kaltenbach- 
A h 1 f e 1 d sehen Theorie der Hysterie festhalten, wie S c hulte, welcher 
18 Fälle durch Suggestivbehandlung geheilt hat und nie sich ge¬ 
zwungen sah, die künstliche Unterbrechung der Schwangerschaft 
vorzunehmen, glauben Andere an eine Schwangerschaftsinfektion, 



Geburtshilfe und Gynäkologie. 


411 


d. h. an eine Vergiftung der Mutter durch Exkrete der Frucht, wie 
z. B. Czyzewicz jun. Andere wieder — so Schwarzenbach — 
suchen einfach in den durch die Appetitlosigkeit bedingten längeren 
Nahrungspausen die Hauptveranlassung dieses Uebels und verordnen 
mit Energie recht kurze Nahrungspausen. — Für die Behandlung der 
Appendizitis während der Schwangerschaft, der Ge¬ 
burt und des Wochenbetts stellen Renvall und Halban 
nahezu gleiche Regeln auf: bei leichten Appendikularkoliken Zu¬ 
warten; bei starken Beschwerden Entfernung der Appendix, die 
Gravidität kann ungestört bleiben; bei peritonitischen Erscheinungen 
zuerst Accouchement force und dann Appendixexstirpation; bei Abs¬ 
zessen zuerst Inzision und dann Accouchement forc6 oder vagi¬ 
naler Kaiserschnitt; bei Appendizitis intra partum oder im Wochen¬ 
bett ist nach allgemeinen chirurgischen Prinzipien zu behandeln. — 
Bei der Vornahme des künstlichen Aborts warnt Fritsch 
vor schnellem Verfahren und Ausführung in einer Sitzung. Er legt 
zuerst Laminaria ein, durchbohrt dann nach 24 Stunden die Eihäute 
mit dem Katheter und tamponiert den Uterus mit Jodoformgaze, 
die in Ichthyolglyzerin getränkt ist. — Orthmann neigt sehr zur 
vaginalen Operation bei Extrauterinschwangerschaft. 
Von 228 Fällen hat er 128 exspektativ und 100 operativ, nämlich 
57 mit Kolpokoeliotomia anterior und 38 abdominal behandelt. Daß 
auch Dührssen immer den vaginalen Weg bevorzugt, wird nicht 
wundernehmen. 

Geburt. Die bekannte Altersgrenze bei alten Erstgebären¬ 
den hat nach Democh keine Bedeutung; auf die Elastizität der 
Gewebe und auf die Muskelarbeit, die an kein bestimmtes Alter ge¬ 
bunden ist, kommt es vor allen Dingen an. — B. S. Schultze schreibt 
der Lagerung der gebärenden Frau in Rückenlage mit durch 
untergelegte Polster stark gestreckter Lendenwirbelsäule und tiefer 
gelagertem Steiß besondere Vorteile für den Austritt des Kopfes und 
die Schonung des Dammes zu. — Die Extraktion nach Deventer- 
Mueller, d. h. ohne Armlösung durch bloßen Zug gelang Labhardt 
in 90*/o der Fälle ohne Mühe. Nur bei Beckenverengerungeu und 
nach Wendungen ist dieser Handgriff nicht zu empfehlen. Sein 
großer Vorteil ist, daß ein Eingehen in die Genitalien vermieden 
wird. In ähnlichem Sinne sprechen sich v. Feilenberg und Cukor 
aus. — Einen neuen Handgriff zur Behandlung der atonischen 
Nachblutungen schildert Goth wie folgt: Daumen und Zeige¬ 
finger einer Hand umfassen dreist den Uterus in der Gegend des 


Appendizitis 

und 

Gravidität. 


Künstlicher 

Abort. 


Extrauterin¬ 

gravidität. 


Alte Erst¬ 
gebärende. 


Lagerung 
bei der 
Geburt. 


Extraktion 
nach Deventer- 
Mueller. 


Atonie. 



412 


J. Klein. 


Placenta 

praevia. 


Eklampsie. 


Kontraktionsringes und drängen ihn stark empor, während die andere 
Hand das Korpus nach vorn beugt und reibt. Zickel warnt aber 
davor wegen der Gefahr der Luftembolie. — Neu wiederholt seine 
Empfehlung von Suprarenininjektionen bei Atonien (s. Vor* 
jahr).— In der für die Praxis so wichtigen Behandlung der Placenta 
praevia spielt wohl mit Recht die Hystereuryse oder die Wendung 
nach Braxton Hicks immer die erste Rolle. Hannes lobt ganz 
besonders die Hystereuryse, welche nach ihm die bestmöglichen 
Chancen für die Mütter und für die Kinder schafft. In 119 Fällen 
wurden 67,5°/o Kinder lebend geboren, während die Mortalität der 
Mütter nur 5°/o betrug. Henkel rät eher zur Tamponade mit 
2°/oiger Alaunlösung und dann zum Braxton Hicksschen Hand¬ 
griff, eventuell nur mit einem Finger. Sanguinischer sind die Vor¬ 
schläge von Krönig und von Sellheim, die nur schwer Anklang fin¬ 
den werden. Seilheim empfiehlt nämlich zur Behandlung der Placenta 
praevia, um den normalen Geburtsbestrebungen, welche die Blutungen 
verursachen, ein Ende zu machen, seinen extraperitonealen 
Uterusschnitt; Krönig geht noch weiter. Um möglichst jede 
Dehnung des Isthmus zu verhindern und um diesen Teil des Geburts¬ 
schlauches zu umgehen, führt er den klassischen Kaiserschnitt 
aus. Ganz energisch macht Martin gegen diese Trennung in Geburts¬ 
hilfe der Klinik und Geburtshilfe der Praxis Front. Diese wäre noch an¬ 
gängig beim engen Becken, wo gewöhnlich die Möglichkeit vorhanden 
ist, die Kreißende in eine Anstalt zu verbringen, bei der Eklampsie und 
erst recht bei der Placenta praevia heißt es aber sofort eingreifen. 
Was soll da der praktische Arzt tun, wenn er gelehrt worden ist, daß 
der Kaiserschnitt die beste Therapie sei? Und doch geben Metreuryse 
und Wendung nach Braxton Hicks ausgezeichnete Resultate! 
Die Vorzüge dieser letzteren Behandlungsmethoden auch für die 
Eklampsie bestätigt Seitz, da nur von der Früh- und Schnell¬ 
entbindung Gutes zu erwarten ist. Abweichend von dieser Regel 
glaubt Möhlmann, daß für den praktischen Arzt das abwartende 
Verhalten nicht ganz zu verwerfen sei, da er 21 Fälle auf diese 
Weise mit gutem Erfolg behandelt hat. Die Decapsulatio renum 
nach Ed ebohls wird von E. Runge, Kleinertz, Wiemer und 
Falgowsky für ganz schwere und dringende Fälle vorgeschlagen, 
obwohl die Aussichten nicht glänzend sind. Runge hat 17 Fälle 
aus der Literatur zusammengestellt mit 9 Todesfällen, d. i. 53°/o Mor¬ 
talität. Das Eklampsie gift glauben Albeck und Lohse im 
Fruchtwasser der Eklampsiepatientinnen nachweisen zu können, da 
solches Fruchtwasser Meerschweinchen injiziert Eklampsieleber ver- 



Geburtshilfe und Gynäkologie. 


413 


ursachte, während durch Fruchtwasser Gesunder keine solchen Ver¬ 
änderungen hervorgerufen werden können. Mohr und R. Freund 
extrahierten dagegen aus der Plazenta Eklamptischer ein spezielles 
hämolytisches Gift, das ölsaure Natrium. — Die Analogie zwischen 
Osteomalazie und Morbus Basedowii veranlaßte Hoffmann 
in einem Falle von Osteomalazie das Antithyreoidin Moebius 
zu versuchen. Die Patientin bekam Smal täglich 80 Tropfen mit 
verschiedenen Pausen von einem Tag, bis 120 ccm Serum im ganzen 
verbraucht waren und ein eklatanter Erfolg eingetreten war. — Recht 
beherzigenswert ist die Mahnung Hegars, das enge Becken 
schon bei seiner Entstehung infolge mangelhafter Entwicklung oder 
Rachitis zu bekämpfen, und zwar hauptsächlich durch Darreichung 
der Mutterbrust im Säuglingsalter, später durch zweckmäßige Er¬ 
nährung, gute Wohnungsverhältnisse, körperliche Hebungen, nicht 
zu langes Schulsitzen u. s. w. Was die Geburtsleitung beim 
engen Becken betrifft, plädiert v. Her ff unentwegt weiter für 
einen gemäßigten Konservativismus, im wesentlichen gestützt 
auf die Verwendung der künstlichen Frühgeburt, die er mit 
dem Blasenriß mittels eines besonderen Blasensprengers einzuleiten 
pflegt. Der vorzeitige Blasensprung schädigt nicht die Mutter, so¬ 
fern eine Infektion vermieden wird’, was leicht zu erreichen ist. 
Auch das Kind läuft wohl keine Gefahr. Die allgemeine Furcht 
vor dem Blasensprung, die andauernd in der Literatur hervortritt, ist 
jedenfalls zum mindesten sehr übertrieben, dies beweisen ihm 100 Fälle, 
die auf diese Weise zu gutem Ende geführt wurden. Sein Schüler 
Schläfli sucht weiter noch den Vorzug der künstlichen Früh¬ 
geburt vor der Hebosteotomie zu beweisen, indem er alle bisher 
veröffentlichten Fälle von Hebosteotomie zusammenstellend dar¬ 
legt, daß dabei die mütterliche Sterblichkeit um 3,9 °/# höher steht 
als bei der künstlichen Frühgeburt. Die Sterblichkeit der Kinder 
dagegen ist gewiß geringer, trotzdem solle die Hebosteotomie eine 
Notoperation bleiben, während die künstliche Frühgeburt ein segens¬ 
reicher Eingriff genannt wird. Weniger kategorisch ist der Aus¬ 
spruch A. Muellers, welcher sagt: die künstliche Frühgeburt wird 
die normale Operation für das enge Becken in der Privatpraxis 
bleiben; ist aber der Termin hierfür verpaßt, dann ist auch im Privat¬ 
hause die Hebosteotomie eine vollberechtigte, segensreiche Operation. 
Den extremsten Standpunkt nehmen diejenigen ein, welche wie 
Bumm, Burger, Hoehne, Kroemer, Olshausenu. s. w. un¬ 
gefähr die folgenden allgemeinen Grundprinzipien für die Geburts¬ 
leitung bei engem Becken aufstellen: Exspektatives Verhalten bis 


Osteomalazie. 


Enges 

Becken. 


Künstliche 

Frühgeburt. 



414 


J. Klein. 


Hebosteo¬ 

tomie. 


Kaiserschnitt 


nach völliger Erweiterung der Weichteile und bis zur äußersten 
zulässigen Grenze — hat doch Gloeckner mit einer Statistik von 
12258 Geburten bei engem Becken gezeigt, daß 56,4°/o der Ge¬ 
burten spontan verlaufen können —, dann, wenn es sich erweist, 
daß der spontane Durchtritt des Kopfes durch die Enge unmöglich 
ist, Hebosteotomie bei Becken mit einer C. v. bis zu 7 1 /* cm; 
unterhalb dieser Grenze Kaiserschnitt. Perforation nur bei 
totem Kind oder bei schwer Infizierten. Hohe Zange, künst¬ 
liche Frühgeburt, prophylaktische Wendung sind immer 
mehr auszuschalten. Von diesem Schema weicht natürlich der eine 
oder andere etwas ab, so z. B. Hoehne, welcher nach der Spaltung 
des Beckens die Spontangeburt nicht abzuwarten rät und die künst¬ 
liche Frühgeburt für gerechtfertigt hält bei platten Becken von 
8—7 1 /* cm C. v. und bei allgemein zu kleinen Becken von 8'/» bis 
8 cm C. v. Die besten Erfahrungen über die Pubotomie haben 
wir Kroemer zu verdanken. Er veröffentlicht 53 Fälle mit einem 
Todesfall, d. i. l,8°/o Mortalität der Mütter. 49 Kinder wurden 
lebend geboren = 92,4°/o, wovon 46 = 86,6°/o lebend entlassen werden 
konnten. Diese Zahlen sprechen laut; trotzdem verharrt Peham 
bei seiner Abneigung gegen die Pubotomie wegen ihren Gefahren. 
Er zieht immer die Sectio fcaesarea vor. Um eine bleibende 
Erweiterung des Beckens nach der Pubotomie zu stände 
zu bringen, schlägt Schickele vor, den Knochen treppenförmig 
zu durchsägen, so daß nachher eine knöcherne Verheilung vermieden 
wird. Aehnliches will Lerda durch eine osteoplastische Oeffnung 
in der Symphyse zu stände bringen. Die Diastase im Knochen muß 
dann durch einen Stift offen gehalten werden. Allseits hat der 
extraperitoneale Uterusschnitt von Seilheim großes Auf¬ 
sehen erregt. Es handelt sich darum, nach Pfannenstielschem 
Faszienquerschnitt und nach Ablösung des Peritoneums von der Blase, 
von der präzervikalen Gegend und von der Zervix durch einen 
Schnitt in die Zervix das Kind völlig extraperitoneal zu entwickeln, 
so daß der Uterusinhalt absolut nicht mit dem Peritoneum in Be¬ 
rührung kommt. Dadurch wird bei nicht ganz reinen, häufig unter¬ 
suchten Fällen eine Infektion der Bauchhöhle vermieden und außer¬ 
dem Blut gespart, da die Zervixwunde nur wenig blutet. Ein weiterer 
Vorteil ist der, daß die Plazenta ohne Eingehen in den Uterus ein¬ 
fach durch den Credeschen Handgriff entfernt werden kann. Es 
hat sich nun herausgestellt, daß in sehr vielen Fällen die Ab¬ 
lösung des Peritoneums von der Blase, besonders von ihrem Vertex 
große Schwierigkeiten verursacht. Infolgedessen mußte das Ver- 



Geburtshilfe und Gynäkologie. 


415 


fahren so modifiziert werden, daß das Peritoneum über der Blase 
oder in der Falte zwischen Blase und Zervix eröffnet wird, worauf 
es sich dann leicht nach oben und nach unten abschieben läßt. Wir 
haben es dann mit einer transperitonealen Sectio caesarea 
cervicalis zu tun, welche ebendieselben Vorzüge besitzt, da man 
durch Veimälien des Randes der Parietalserosa mit dem Peritoneum 
der vorderen Uteruswand den extraperitonealen Charakter der Operation 
doch bewahren kann. Diese supras 3 r mphysäre Entbindung 
hat nun großen Anklang gefunden und ist von zahlreichen Geburts¬ 
helfern mit mehr oder weniger kleinen Modifikationen nachgemacht 
worden. Ich nenne nur Pfannenstiel, Baumm, Küstner, 

Fromme, Rubeska, Hofmeier, v. Franque, J. Klein u. s. w. 

Alle bezeichnen es als einen Hauptfortschritt, daß wir nun auch in 
der Lage sind, den Kaiserschnitt in infektionsverdächtigen oder 
voraussichtlich nur leicht infizierten Fällen zu machen. Seil heim 
ging aber noch einen Schritt weiter: der extraperitoneale Uterus¬ 
schnitt bedeutet für ihn nur für reine Fälle einen Fortschritt, für 
die Behandlung unreiner Fälle arbeitete er ein Verfahren aus, welches 
er als Entbindung durch die Bauchdeckenfistel bezeichnet. 

Die Operation gestaltet sich wie folgt: kleiner medianer Sagittal- 
schnitt durch die Bauchdecken, Vernähen des Peritoneum parietale 
mit dem Hautschnittrand, seroseröse Naht zwischen Bauchwand¬ 
peritoneum und Uterusperitoneum, dann schichtenweises Durchtrennen 
der Uteruswand und Emporziehen der Uterusränder mit breiten 
Klemmzangen. Nach der Geburt des Kindes Fixierung der Ränder 
des Uterus an den Hautrand. Verband. Ueber den vaginalen 
Kaiserschnitt ist nur zu berichten, daß Dührssen für ihn nach 
Kräften eintritt und daß Lunckenbein ihn für den praktischen 
Arzt ausführbar machen will, indem er die Spaltung der vorderen 
Gebärmutterwand ohne Abtrennung des Scheidengewölbes und ohne 
Abpräparieren der Blase, da die Blase sich ganz von selbst durch 
den starken Zug an der Zervix ablöst, vorzunehmen empfiehlt. Zur 
Technik der Kranioklasie und der Extraktion gibt Kranioklasie 
Jolly den Rat, während der Anlegung des Kranioklasten einen 
starken Muzeux in die Nähe der Perforationsöffnung des Schädels 
einzusetzen; dadurch kann der Kranioklast leichter und hoch 
genug angelegt werden. Es empfehlen sich dann schrauben¬ 
förmige Traktionen. Bei Schwierigkeiten bei der Extraktion der 
Schultern hilft ein stumpfer Haken an der hinteren Schulter ganz 
wesentlich. 

Für die Therapie der Uterusruptur ist nach Hartmann die Uterusniptur 



416 


J. Klein. 


Plazenta. 

Tuberkulöse 

Plazenta. 


Placenta 

marginata. 


Eihaut¬ 

retention. 


Bettruhe. 


Retroflexio 

uteri 

puerperalis. 


vaginale Totalexstirpation des Uterus das beste Mittel. Sie läßt 
sich leicht und sicher ausführen. 

Die Plazenta nennen Bergell und Falk ein Stoffwechsel* 
organ t da sie den Stoffumsatz des Fötus reguliert und beherrscht. 
Sitzenfrey fand unter 26 Plazenten tuberkulöser Mütter 
7mal tuberkulöse Veränderungen oder Tuberkelbazillen. Die pla¬ 
zentare Uebertragung der Tuberkelbazillen kommt häufiger vor 
als man früher glaubte, jedoch selbst bei Zottentuberkulose können 
anscheinend gesunde Kinder geboren werden. Die Untersuchungen 
Sfamenis über Placenta marginata führen ihn zum Schluß, 
daß diese durch mangelhaften endoovulären Druck oder durch 
mangelhafte aktive Ausdehnung der Uteruswand oder durch 
beides zu gleicher Zeit entsteht. Während Lonros verlangt, 
daß die vollständige Entfernung der Eihäute, wie die der 
Plazenta, eventuell durch Einführung der ganzen Hand in die 
Uterushöhle angestrebt werde, ist Engelhorn gegenteiliger 
Ansicht. Unter 2877 Geburten kamen 64 Retentionen vor, wo¬ 
von 62 mit gutem Erfolg exspektativ behandelt wurden. Es 
ist also dies eine ungefährliche Komplikation. — Die Behand¬ 
lung der Nachgeburtsperiode muß abwartend sein, aber 
nach 2 Stunden schreibt v. Winckel vor, den Cred6sehen 
Handgriff und nötigenfalls die manuelle Entfernung der Nachgeburt 
vorzunehmen. 

Wochenbett. Das Frühaufstehen der Wöchnerinnen, welches 
im Vorjahr von Krönig wieder angeregt worden war, hat zu einigen 
Versuchen in dieser Richtung Anlaß gegeben, die noch nicht gegen 
die Bettruhe beweisend sind. So hat v. Alvensleben 100 Wöchne¬ 
rinnen zwischen dem 1. und 4. Tage aufstehen lassen. Ihre 
Morbidität betrug wohl nur 10%, da aber für die ärmere Klasse 
Frühaufstehen auch Früharbeiten heißt, ist doch eine Bett¬ 
ruhe von 8—10 Tagen eher angezeigt. Ed. Martin schlägt 
den Mittelweg ein. Er ließ 100 Wöchnerinnen 15—24 Stunden 
post partum mit fester Binde nur im Bett aufsitzen, nicht um¬ 
hergehen, nicht arbeiten. Dies kann empfohlen werden, wo sicher 
keine Infektion vorhanden und ärztliche Kontrolle zur Hand ist. 
Dieselben Ziele verfolgt Schücking, welcher schon seit vielen 
Jahren besonders bei Anämischen und Herzleidenden Liegegymnastik 
ausführen läßt. — Die Retroflexio uteri puerperalis tritt nach 
Olshausens Ansicht am häufigsten im ersten Wochenbett auf, 
weil die Verdünnung der Zervixwandungen schon in der Schwanger- 



Geburtshilfe und Gynäkologie. 


417 


schafb durch das Tiefertreten des Kopfes und auch in der Geburt 
durch den Widerstand der Weichteile, der viel größer ist als bei 
späteren Schwangerschaften, begünstigt wird. Die Zervix legt sich 
dann nachher in Falten, und die Retroflexion kommt leicht zu stände. 
Es ergibt sich daraus die Regel, jede Wöchnerin 4—5 Wochen nach 
der Geburt zu untersuchen, den Uterus eventuell mehrmals auf¬ 
zurichten oder eventuell durch ein Pessar in richtiger Lage zu 
halten. — Fellner sah in 3 Fällen von Eklampsie Graviditäts¬ 
psychosen auftreten, die nach Ausräumung von Plazentarresten 
schwanden. Er glaubt daher an die Existenz einer gewissen Toxi¬ 
kose, die von Plazentarresten ausgeht. — Veit ist der Meinung, daß 
hochvirulente Streptokokken die Ursache der meisten und schwersten 
Kindbettfieber sind, daß daher die Anzeigepflicht dringendzu 
üben sei, damit nicht minder virulente Keime in den Geschlechtsorganen 
einer Wöchnerin auf eine andere übertragen und virulent würden. 
Fromme glaubt, daß die bakteriologische Kontrolle des 
Blutes auch von großer Wichtigkeit sei, denn das Fieber im 
Wochenbett hat eine günstige Prognose, wenn Saprophyten im 
Uterussekret sind, das Blut aber steril bleibt, ebenso wenn Strepto¬ 
kokken vorhanden sind, das Blut aber auch steril bleibt. Gegen 
Krönig (s. o. S. 406) wendet sich Hofmeier, indem er ausführt, 
daß zur Verhütung des Kindbettfiebers die untersuchende 
Hand vor der Berührung mit infektiösem Material möglichst be¬ 
wahrt bleibe, daß die Kreißende dagegen bezüglich ihrer Geschlechts¬ 
teile möglichst sauber sei oder sauber gemacht werde. Henkel 
spricht klar und deutlich aus, daß schwere puerperale Infektionen, 
Sepsis und Pyämie in Zukunft unbedingt auf chirurgischem 
Wege zu behandeln seien, und zwar kommen bei puerperaler 
Sepsis die frühzeitige Uterusexstirpation, bei puerperaler Pyämie 
die rechtzeitige Unterbindung der thrombosierten Venen 
in Frage. An Stelle der Hysterektomie leistete v. Her ff auch die 
supravaginale Amputation mit Verschorfung des Stumpfes 
gute Dienste. Im ganzen hat derselbe jetzt 15 Fälle operativ be¬ 
handelt. Leopold verfügt über 18 Fälle und betont ganz besonders, 
daß recht frühzeitig operiert werde, v. Bardeleben und Ber- 
kofsky berichten nur über sehr zufriedenstellende Resultate der 
Venenunterbindung bei thrombophlebitischer Pyämie. Veit hält 
diese Operation für nicht unbedenklich, wenn der hämolytische 
Streptokokkus im Blute anwesend ist. Das polyvalente Menzersehe 
Streptokokkenserum hat in 5 Fällen von Alb. Müller unver- 
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 27 


Graviditäts¬ 

psychose. 


Puerperal¬ 

fieber: 


— Chirur¬ 
gische 
Behandlung, 


— Serum 
Menzer, 



418 


J. Klein. 


Kollargol- 
behandlnng 
des Puerperal¬ 
fiebers. 


Laktation. 


Mastitis. 


Nabel- 

behaudlung. 


kennbar günstigen Erfolg gehabt. Bonnaire und Jeannin haben 
49 Fälle mit intravenösen Injektionen von l°/oiger Kollargol- 
lösung behandelt. Jede Injektion betrug 10 ccm. Diese sind zu 
erneuern, so lange die Symptome sich nicht bessern. 14mal war die 
Wirkung sehr deutlich und radikal. 

Zander hat statistisch festgestellt, daß von 1000 Wöchnerinnen 
nur 53 überhaupt nicht stillen konnten, 21 nur eine Zeitlang. Es 
haben also gestillt 92,1 °/o. Die häufigste Ursache der Unfähigkeit 
zu stillen ist der Milchmangel, anatomische Gründe gibt es nicht. 
WaIche r brachte sogar in seiner Anstalt das Stillen von 23°|o auf 
100 # /o. Es gehört zum Stillen eine gute Ernährung der Mutter, früh¬ 
zeitiges und regelmäßiges Saugen des Kindes und vor allen Dingen der 
feste Wille der Mutter, das Kind zu nähren. Er ist überzeugt, daß dieser 
feste Wille durch die bekannten Publikationen von v. Bunge ge¬ 
schädigt wird. Daß das Selbststillen der Mütter auf das Gedeihen 
der Säuglinge, besonders bei frühreifen oder schwächlichen Kindern, 
einen unverkennbaren Einfluß ausübt, hebt Düring hervor. Es be¬ 
hauptet Finkler, daß nicht Kohlehydrate, sondern Eiweißkost, ge¬ 
steigerte Eiweißzufuhr, und zwar besonders in Gestalt von Malz- 
tropon, 80 g pro die, ein milchförderndes Mittel sei. Ein ein¬ 
faches Verfahren zum Ab saugen der Muttermilch hat Bock 
ersonnen. Er füllt eine Strichflasche mit kochendem Wasser, das 
er kurze Zeit darin läßt, gießt es dann rasch aus, kühlt nur den 
Band der Flasche etwas ab und setzt sie dann auf die Warze auf. 
Durch das Erkalten der Flasche entsteht ein luftverdünnter Baum, 
in den ungefähr 50 g Milch leicht ausfliessen. Es bleibt dann nur 
übrig, einen Saugpfropfen auf die Flasche aufzusetzen und sie kann 
sofort dem Kinde gereicht werden. — Zangemeister behauptet, daß 
der Saugapparat sich nicht zur Behandlung frischer puer¬ 
peraler Mastitis eignet, daß die Vereiterungsgefahr dadurch er¬ 
höht wird; in abszedierten Fällen leistet er Dienste, weil er kleinere 
Inzisionen gestattet. Anders urteilt Klapp. Er ist sehr dafür (vergl. 
auch S. 376). 

Neugeborene. Den Nabelschnurrest der Neugeborenen betupft 
Ahlfeld mit 85°/oigem Alkohol und verbindet ihn dann mit einem 
großen Wattebausch. Feitier klemmt die Nabelschnur knapp über 
dem Hautrande mit einer Pince hemostatique ab und läßt dieselbe 
10 Minuten liegen. Darüber kommt dann ein Watteverband. Unter 
600 Fällen hat er aber 52 Nachblutungen erlebt. Aus diesem Grunde 
hat A. W. Meyer eine eigene Klemme angegeben, die 2 Stunden 



Geburtshilfe und Gynäkologie. 


419 


liegen muß und deren Griffe abnehmbar sind (Fig. 50). — Verbes¬ 
serungen der Schultzeschen Schwingungen nennt Ziegen- Schultzesche 
speck das Festhalten des Kindskopfes zwischen den Kleinfingerballen Schwingungen, 
der Hände und die Vermeidung des Ueberkippenlassens des Unter¬ 
körpers des Kindes während des Schwingens. — Die Schädelimpres- schadei- 
s i o n e n der Neugeborenen eie viert Scheffzek mit einem korkzieher- ünpressionen. 
artigen Instrumente. — Bei vorzeitigem Blasensprung können nach 
Holzbach Gonokokken das Fruchtwasser infizieren und Biennorrhoea 
so eine Infektion der Augen verursachen, die erst neonatorum - 
am ersten oder zweiten Tage post partum äufbritt. 

Hamm sah bei einem Neugeborenen eine allgemeine 
gonorrhoische Infektion, Gonohämie, entstehen, 
die trotz Cred6 von einem Auge ausging. Hellen¬ 
dall verlangt eine obligatorische Cred6- 
isierung der Neugeborenen. Zu diesem Zwecke 
läßt er geschlossene Glasampullen herstellen, 
welche 0,5 ccm l°/oiger Arg. nitricum-Lösung ent¬ 
halten. v. Her ff empfiehlt die Cred&sierung mit 
6°/oiger Sophollösung. Sophol ist Formo- 
nukleinsilber, welches das Auge viel weniger reizt 
als Höllensteinlösung und ebenso sicher wirkt. — 

Von Pfannenstiel ist ein Fall von habituellem 
Ikterus gravis bei Neugeborenen genau be- Ikterus 
Nabe^Wemme M Vien! obachtet und beschrieben. Dieser Ikterus wieder- gravis. 
klin i» 08 ^?r. h i 9 .) Chr holt sich bei Kindern desselben Ehepaares even¬ 
tuell recht oft, aber zwischendurch können ge¬ 
sund bleibende Kinder geboren werden. Die Aetiologie dieser Er¬ 
krankung ist unbekannt. Die Therapie besteht in Anregung der 
Diurese durch Einflößen von Wasser oder Fencheltee, durch sub¬ 
kutane Kochsalzinfusion von 100—150 ccm, durch warme Bäder. 

Im Beginn sind auch kleine Dosen Kalomel angezeigt, später Darm¬ 
ausspülungen mit Kamillentee. Als Nahrung darf nur Frauenmilch 
in Betracht kommen. 


Fig. 50. 



a. 5. 


Gynäkologie. 

Allgemeine Pathologie und Therapie. Daß während der Men- Menstruation 
struation die Azidität des Magensaftes und die sekretorische Tätig- und Ma e eD > 
keit des Magens gesteigert, während die motorische Tätigkeit herab¬ 
gesetzt sei, hat Wolpe festgesetzt. Zwischen Pyelitis und Men- —und 
struation ist nach Scheidemandel unzweifelhaft ein Zusammenhang p y ell tis. 



420 


J. Klein. 


Menstruation 
und Röntgen¬ 
strahlen. 


Sehorgan und 
Genitale. 

Obstipation. 


Aderlaß und 
Skarißkation. 

Quellstifte. 


vorhanden, da er erkannt hat, daß die Fiebersteigerung durchschnittlich 
am dritten Tage vor der ersten Menstrualblutung eintritt. — Fraenkel 
hat in 28 Fällen durch Be Strahlung der Ovarien mitRöntgen- 
strahlen (vergl. auch S. 73) eine deutliche günstige Beeinflussung 
der Menstruation, insbesondere von Meno- und Metrorrhagien und 
auch von Dysmenorrhoe erhalten. Eine ausführliche Uebersicht 
über die Veränderungen des Sehorgans bei allen verschiedenen 
Zuständen und Erkrankungen des Genitale verdanken wir E. Runge. 
— Die bekannte Obstipation bei Frauen nennt Fincus: „Constipatio 
muscularis seu traumatica mulieris chronica“ und schreibt 
sie der mangelhaften Kontraktilität des Diaphragma pelvis und der 
schlecht funktionierenden Bauchpresse zu, infolge von Geburts¬ 
verletzungen. Massage ist in solchen Fällen die beste Therapie. — 
Bei Kranken, die über die verschiedenartigsten Schmerzen im Unter¬ 
leibe oder Kreuz klagten, bei denen aber eine genaue Untersuchung 
keinerlei Organerkrankungen nachweisen konnte, sah Theilhaber 
von einem Aderlaß von 100 und sogar von 150—200 g oder auch 
von Skarifikationen (8—lOmal in einem Monat) zufriedenstellende 
Erfolge.— Auf die Frage, ob überhaupt in der Gynäkologie Quell¬ 
stifte notwendig sind, gibt v. Her ff eine verneinende Antwort; er 
ist immer mit den Metalldilatatoren Fehlings gut ausgekommen. 
Anderer Ansicht sind Chrobak, der die Laminaria doch für die 
Privatpraxis für nötig erachtet, und Fleischmann, der den Quell¬ 
stift bei der Erweiterung eines graviden oder eines puerperalen 
Uterus für überlegen hält, weil er durch Erweichung des Gewebes 
eine nachträgliche, ausgiebigere Erweiterung günstig vorbereitet und 
durch Anregung von Wehen die Ablösung des Eies von der Gebär¬ 
mutterwand einleitet. — Die Gefahren der intrauterinen Injek¬ 
tionen sind bekannt, da es feststeht, daß Flüssigkeiten durch die 
Tuben in die Bauchhöhle überfließen können. In Anbetracht dieser 


Gefährlichkeit benutzt Zweifel ein starres Metallrohr, durch das 
er Liq. ferri sesquichlor. in den Uterus eingießt, während sofort ein 
Wattepinsel auf einem dreifach gedrehten Eisendraht nachgeschoben 
wird, um die Flüssigkeit aufzusaugen, mit allen Teilen der Gebär¬ 
mutterhöhle in Berührung zu bringen und sicher wieder nach unten 
Vaporisation, abzuleiten. — In Betreff der Vaporisation schließt sich Schaller 
nicht der schroffen Absage Pfannenstiels an, er wünscht aber, 
daß sie nicht vom praktischen Arzte, sondern nur vom Spezialisten 
ausgeführt werde. Besonders bei unkomplizierten, präklimakteri¬ 
schen und klimakterischen Blutungen und bei komplizierten Katarrh¬ 
formen mit Pruritus im höheren Alter sei sie sehr leistungsfähig. 



Geburtshilfe und Gynäkologie. 


421 


Saug- 

bebandlung. 


Bei jugendlichen Frauen sei große Vorsicht und kurze Einwirkungs¬ 
dauer geboten; bei Myomen sei sie gefährlich. Ganz ähnliche Er¬ 
fahrungen publiziert auch Frankenstein, der die Dauerresultate 
als zufriedenstellend bezeichnet und die subjektiven Erfolge sicher 
denen verstümmelnder Operationen überlegen findet. — Die Bi er sehe 
Stauung bezw. die Saugmethode zur Behandlung der Uterus- 
und Adnexentzündungen hat im gynäko- 
Fig. 51. logischen Heilschatz ihre wohlbegründete Be¬ 
rechtigung gefunden. Es haben daher auch in 
diesem Jahre einige Autoren neue Modelle von 
Saugspekula erdacht, wie z. B. Seeligmann, 
Schindler und Fischer. Das praktischste, 
einfachste und billigste scheint Referenten das 
von Schindler zu sein (Fig. 51). — Die klini¬ 
schen Erfahrungen Thomsons über die Wir¬ 
kung des Secacornins bestätigen — wenig- Secacormn. 
stens was dieses letzte Präparat betrifft — die 
Experimente Kehrers (S. 95). — G6th hat 
8 Fälle von postoperativem aseptisch- Physostigmin 
paralytischem Ileus beobachtet, in denen sub¬ 
kutane Injektionen von 0,001—0,003 Physostig¬ 
min. salicylic. sehr befriedigende Wirkung ausübten. — 

Zur Desinfektion der Bauchdecken bei Operationen ist W i 11- 



(Nach Schindler, 
Saugspekulum. 
Münch, med 
Wochenschr. 1908, 
Nr. 47.) 


Fig. 52. 



(Nach v. Rosenthal, Ein selbsthaltender BauchdeckenGcarteur. 
Zentralbl. f. Gyn. 1908, Nr. 6.) 


hau er zum Jothion in 12 # /oiger spirituöser Lösung über- Jothion. 
gegangen. Seither hat er nie wieder Bauchdeckenabszesse oder 
Stichkanaleiterungen gesehen. — Einen selbsthaltenden Bauch- Bauchdecken- 
deckenöcarteur von ziemlich kompliziertem Bau hat v. Rosen- 6carteur ' 
t h a 1 für Köliotomien sich konstruiert (Fig. 52). — Für die 




422 


J. Klein. 


Bauchdecken¬ 

naht. 


Lumbal¬ 

anästhesie. 


Skopolumin- 

Morphium- 

dämmer- 

schlaf. 


Frühaufstehen 
der Laparo- 
tomierten. 


Bauchdeckennaht verwendet Okintschitz eine entfernbare 
Etagennaht mit Bronze-Aluminiumdraht, während Pfeilsticker 
die Walchersche Naht mit Zwirn, der in Paraffin zu 97° sterili¬ 
siert ist und auch wieder entfernt werden kann (fortlaufende Faszien¬ 
naht), empfiehlt. — Die Lumbalanästhesie bei gynäkologischen 
Operationen faßt immer mehr Fuß. Holzbach verfugt über 1000 Fälle 
ohne einen Todesfall. Strikte Kontraindikationen bestehen für ihn 
nicht, die Vorteile dieser Methode sind in die Augen springend, die 
Beckenhochlagerung ist dabei durchaus unbedenklich, nur muß man 
überhaupt immer Lageveränderungen langsam vornehmen, v. V a- 
lenta hat 150 Fälle unter Lumbalanästhesie mit Tropakokain 
operiert mit nur 6 = 4 n j'o Versager und ohne irgendwelche ernsten 
Folgen. G. Klein berichtet auch über gute Erfahrungen. Er zieht die 
Lumbalanästhesie der Chloroformnarkose vor; er verwendet Lumbal¬ 
anästhesie allein, Dämmerschlaf allein, Dämmerschlaf und Lumbal¬ 
anästhesie, Dämmerschlaf, Lumbalanästhesie mit Inhalationsnarkose 
kombiniert oder Dämmerschlaf mit Inhalationsnarkose. Birnbaum 
verlor unter 60 Fällen von Lumbalanästhesie mit Stovain einen 
Fall nach 9 Tagen an Gehirnarteriosklerose. Er mahnt also zur 
Vorsicht bei Arteriosklerose der Gehirnarterien, möchte aber sonst 
die Medullarnarkose nicht missen, besonders bei ausgebluteten 
Myomen und bei der abdominalen Badikaloperation des karzinoma- 
tösen Uterus. Den Skopolamin-Morphium-Dämmersclilaf 
machte Boesch prinzipiell in 2000 Fällen vor jeder Narkose. Am 
Abend vor der Operation wird 1 g Veronal gereicht und 1 Stunde 
vor der Operation 0,0005 Scopolamin. hydrobromic. und 0,015 Morph, 
mur. subkutan injiziert. In Siebers Fällen — es sind 88 — trat 
32mal nach der Skopolamin-Morphium-Narkose längerdauernde Puls¬ 
beschleunigung und geringfügige Temperaturerhöhung ein. Er hat 
daher diese Narkose ganz aufgegeben. Sinclair erhält auf folgende 
Weise eine Analgesie, so daß Dammrisse genäht, Auskratzungen 
und andere kleine Operationen ohne jeden Schmerz vorgenommen 
werden können : er gibt 3 /4 Stunden vor der Operation 0,01—0,02 Mor¬ 
phium subkutan und 20 Minuten später 60 —90 ccm Kognak oder 
Whisky mit Wasser und Extr. liquirit. — Für das Frühaufstehen 
der Laparotomierten spricht sich Cohn aus, obwohl es noch nicht 
feststeht, daß es vor Embolien und Thrombosen schützt. Diese 
Ueberzeugung hat Hartog, der als einer der ersten für das frühe 
Aufstehen eintrat und jetzt wieder über 46 Köliotomien berichtet, 
von denen 33 = 70°/o in den ersten Tagen p. op. aufstanden und 
genasen. Le Fort ist der Meinung, daß das Resultat dieser Revo- 



Geburtshilfe und Gynäkologie. 


423 


lution in der postoperativen Behandlung das sein wird, daß man 
mehr je nach dem allgemeinen und lokalen Status individualisieren 
wird und nicht mehr wie früher auf 8 Wochen langes Bettliegen 
sich versteifen wird. Zurhelle bekennt sich nicht zum Anhänger 
des Frühaufstehens, will aber Thrombosen und Embolien durch 
„NichtbeschränkungdernatürlichenFunktionen“, d.h. durch 
Wechseln der Bückenlage, durch Atemübungen, durch Anregung der 
Darmtätigkeit durch Zufuhr reichlicher Flüssigkeit, durch Arm- und 
Beinbewegungen vermeiden. — Die größtmögliche Einschränkung des Einschränkung 
Leibschnittes zu Gunsten der vaginalen Methoden ist das stete 
Bestreben Lehmanns. 


des Leib¬ 
schnitts. 


Aenßere Geschlechtsorgane. Bosenfeld ist der Ansicht, daß 
bisher unter dem Namen Kraurosis vulvae verschiedenes zu¬ 
sammengefaßt worden ist, was ausgeschieden werden muß. Zur 
klinischen Diagnose gehört noch folgender anatomisch-pathologischer 
Befund: chronische Entzündung, Exsudatbildung, Infiltration, Nach¬ 
weis von Plasmazellen, Atrophie der oberen Epidermisschichten und 
des subepithelialen Gewebes, der Drüsen und Schwund des elasti¬ 
schen Gewebes. — Edgar behandelte 4 Fälle, bei denen es in 8 Fällen 
2 — 3 Jahre nach dem ersten Auftreten der Leukoplakie zur Aus¬ 
bildung eines Epithelioms kam. Er rät daher in jedem Falle 
von Kraurosis die ganze Vulva im Gesunden zu umschneiden und 
zu entfernen. — Die Melanome der äußeren Genitalien sind, wie 
P. Meyer behauptet, sehr malign und geben eine sehr schlechte 
Prognose ab. Eine Trennung in Melanosarkom und Melanokarzinom 
ist nicht statthaft. — Zur Anatomie der Zysten der kleinen 
Schamlippe trägt Bon di folgendes bei: in der kleinen Scham¬ 
lippe im Gegensatz zu den übrigen Teilen der Vulva werden ziem¬ 
lich häufig Schleimzysten gefunden, welche von versprengten Teilen 
des Wol ff sehen Ganges oder von persistierenden, verlagerten 
Schleimdrüsen des Vestibulum stammen. 


Kraurosis 

vulvae. 


Leukplakie. 


Melanom 


Zysten der 
kleinen 
Schamlippe 


Scheide. Bei der gonorrhoischen Kolpitis sucht Koipitis. 
E. Kehrer die etwas verlassene Hefetherapie wieder zu 
rehabilitieren. Braun empfiehlt bei dieser Erkrankung und auch 
bei einfachen katarrhalischen Ausflüssen sogen. Vaginolzäp fl¬ 
eh en, welche aus Gelatine, Oxyzyanquecksilber, Sozojodolnatrium 
und Alumnol bestehen. Die Verwertbarkeit der Pyozyanase 
bei der weiblichen Gonorrhoe hat Hofbauer versucht, sie läßt 
aber wegen mangelnder Tiefenwirkung im Stich. Gesellt sich zur 



424 


J. Klein. 


Kolpitis noch eine Zervixgonorrhoe, so wirkt nach Schattmann 
die Protargolbehandlung zusammen mit Saugbehandlung 
sehr günstig. 

Dysmenorrhoe. Gebärmutter. Die Erklärung der Dysmenorrhoe, die uns 
Seilheim gibt, scheint sehr einleuchtend. Er sagt: Die men¬ 
struellen Uteruszusammenziehungen lösen Schmerz aus durch Bauch¬ 
fellzerrung bei Adhäsionen oder Verdickung, Kürze, Straffheit der 
Lig. utero-sacra und infundibulo-pelvica. Heilung erfolgt nach Deh¬ 
nung oder Durchschneidung dieser Bänder. Math es hingegen 
sucht den Zusammenhang der Dysmenorrhoe mit Asthenie und 
Enteroptose. A. Kuttner stellt sich auf die Seite von Fließ und 
ist davon überzeugt, daß man bestimmte Fälle von Dysmenorrhoe, 
durch Kokain oder Menthol auf die Nasenschleimhaut appliziert, 
günstig beeinflussen kann. Die spitzwinklige Anteflexion 
mit Hypoplasie und Dysmenorrhoe heilt Herzl mit der hinteren 
sagittalen Diszision der Cervix uteri. Als schneckenförmigen 
Uterus bezeichnet Bossi einen Uterus, dessen Hals mit der atro¬ 
phischen Portio fast infantil erscheint, während das Korpus über 
die Norm vergrößert und vollständig auf den Hals anteflektiert ist, 
so daß das Oriflcium externum sich gegen die vordere Scheidenwand 
wendet. Dieser Uterus macht Dysmenorrhoe, nervöse Störungen und 
Sterilität. Therapie: ein Intrauterinpessar. Ganz dasselbe hat 
Simons bereits vor 11 Jahren beschrieben. Die Dysmenorrhoe» 
membranacea ist in den Augen Hitschmanns und Adlers nur 
ein Typus der Menstruation, bei der die Ablösung der Schleimhaut¬ 
oberfläche größere Dimensionen annimmt, keine Endometritis ex¬ 
foliativa. Die Behandlung soll nicht in Auskratzung, sondern nur 
in systematischen prämenstruellen Dilatationen bestehen. — Menge 

Endometritis, unterscheidet nur zwei Hauptformen der Endometritis, die 
hypersekretorische und die hämorrhagische. Die Behandlung muß 
stets allgemein - tonisierend und lokal sein. Die lokale besteht 
in Auskratzung und intrauteriner Aetzbehandlung mit 50°/oiger 
Formalinlösung. — Je mehr die Leistungen der erweiterten 
Karzinom, abdominalen Uteruskrebsoperation sich bessern — Wert¬ 
heim veröffentlicht 120 Fälle mit 58,6°/o Bezidivfreiheit —, umso 
mehr wehren sich die Anhänger der erweiterten vaginalen 
Totalexstirpation, so z. B. Schauta, welcher behauptet, daß 
die Drüsenentfernung nutzlos sei und daß die Parametrien und die 
Scheide ebensogut vaginal entfernt werden können. Er verfügt über 
258 Fälle mit einer Mortalität von 10,8 °/o. Verletzungen der Blase 



Geburtshilfe und Gynäkologie. 


425 


und der Ureteren kamen nur in 8,5 °/o vor; nach 5 Jahren waren 
die Dauererfolge 38,2 °/o. Die absolute Heilung beträgt 12,6 # /o. Auch 
Staude bringt uns auf 104 Fälle von vaginaler Totalexstirpation 
mit doppelseitiger Scheidenspaltung Zahlen von 43—38,3°|o Dauer¬ 
heilungsprozenten. Scheib operiert die einfachen Fälle vaginal (55), 
die vorgeschritteneren abdominal (176). Als Besserung der Technik 
der abdominellen Totalexstirpation gibt Seeligmann an, daß er 
vorher das Karzinom auslöffelt und mit steriler Vioformgaze tam¬ 
poniert. Es wird dann bei der Operation die Scheide ohne Knie¬ 
klemme auf der Gaze abgeschnitten, so daß ein Abträufeln von 
Sekret unmöglich ist. H. Freund will auch die nicht mehr 
radikal operablen Fälle auf abdominalem Wege angreifen. 
Der Blut- und Säfteverlust hört wenigstens dann auf, und auch der 
Fötor und die Schmerzen verschwinden. Bei sehr heftigen Schmerzen 
sah er Nutzen von einer einmaligen Bückenmarksanästhesie, weil 
dann die anderen schmerzlindernden Mittel wieder besser wirkten. 
A. Martin beschränkt sich bei inoperablem Krebs auf die 
allgemein bekannten therapeutischen, kleineren Eingriffe. Den ver¬ 
schiedenen Metastasierungen des Uteruskarzinoms hat Off er* 
geld seine besondere Aufmerksamkeit zugewandt. Was die Organe 
mit „innerer Sekretion“ betrifft, stellte er fest, daß die metastatischen 
Schilddrüsen- und Nebennierenkarzinome beim Uteruskarzinom sehr 
selten sind, häufiger sind sie in den Nieren selbst. Vom Zentralnerven¬ 
system und von den höheren Sinnesorganen sagt er, daß die Hirn¬ 
metastasen schon relativ früh bei noch operablem Uteruskarzinom 
auftreten können, Durametastasen meist bei inoperablem. Metastasen 
in die Bückenmarksubstanz sind nicht bekannt. Die peripherischen 
Nerven werden nur im kleinen Becken befallen, die Sinnesorgane 
nur bei vorgeschrittenem Karzinom. In Bezug auf die Beteiligung 
des hämatopoetischen Systems sei erwähnt, daß Milzmetastasen sehr 
seltene Ereignisse sind und daß Knochenmetastasen mit Vorliebe 
bei Zervix- und Kollumkarzinom auftreten. — Chr. Martin schreibt, 
daß mehr als die Hälfte der Myomkranken an schweren Blu¬ 
tungen, Anämie, Herzleiden, Phlebitis, Thrombosen und Embolien 
leiden. Andere leiden an Zystitis, Pyelitis und Hydronephrose. In 
einem Drittel aller Fälle kommt es zu Erkrankungen der Eierstöcke 
und Tuben; in einem Fünftel treten Degenerationen im Myom auf, 
die in 5 °jo zur Nekrose führen. 4 °j « gehen in Sarkom, 4 °/o in Krebs 
über. Es ist daher in jedem Fall, der Beschwerden verursacht, die 
Operation vorzunehmen. Sutton empfiehlt im allgemeinen die 
supravaginale Amputation, da es ganz unbewiesen ist, 


Myom. 



426 


J. Klein. 


Myom. daß sie Anlaß zur Bildung eines Zervixkarzinoms gibt. Er hat 
348 Fälle mit 11 Todesfällen angegeben. Demgegenüber gibt Walt- 
hard der abdominalen Totalexstirpation des myoma- 
tosen Uterus den Vorzug. Die psycho-neurotischen Erschei¬ 
nungen, die etwa auftreten sollen, sind übertrieben. Auf 80 Fälle 
mit einem Todesfall hatten nur zwei unangenehme Erscheinungen. — 
A. Mayer, Straß mann und Cohn stehen auf dem Standpunkt, 
Retroflexion. daß eine mobile, unkomplizierte Retroflexion etwas ganz 
Gleichgültiges sei und nur behandelt werden solle, wenn irgend¬ 
welche sekundären Veränderungen sich finden. Besonders bei Nulli- 
paren bedarf es weder eines Pessars noch einer fixierenden Opera¬ 
tion. Auch Fehling greift nur zum Messer, wenn die Retroflexion 
Symptome macht; dann führt er mit Vorliebe, besonders bei vir- 
gineller Beschaffenheit der Scheide, die Alexander-Ada ms sehe 
Operation aus, aber nur bei mobiler Retroflexio. Hannes ist eben¬ 
falls mit den Dauererfolgen der Alex and er- Adam s sehen Opera¬ 
tion sehr zufrieden; sie erfüllt nach ihm bei absoluter Lebenssicher¬ 
heit vollkommen ihre Aufgabe. Unter 147 Fällen sah er 4,2 °j« 
Rezidive. Staude und Latzko pflegen bei der Retroflexion eine 
Operation zu üben, welche Ventrifixur der Ligamenta ro- 
tunda, zum Teil auch intraperitoneale Ligamentverkür- 
zung genannt werden kann. Es ist dies ungefähr dasselbe Ver¬ 
fahren, welches H. Freund unter dem Namen Ventrosuspension 
der verkürzten Ligamenta rotunda (s. Jahrbuch 1907) an¬ 
gegeben hat. Der funktionelle Erfolg und die Dauerresultate sind 
Prolaps. dabei sehr befriedigend. — Die Genitalprolapse greift Dührssen 
operativ so an, daß er vorne eine Vaginifixur vornimmt und hinten 
die M.M. levatores ani durch versenkte Katgutnähte vernäht und 
dann eine fünfeckige Anfrischung der Scheide vornimmt. Mit der 
Interpositio uteri vesico-vaginalis nach Schauta hat 
Petri in 14 Fällen von Prolaps recht gute Dauerresultate erhalten. 
11 davon konnten nachuntersucht werden, und es fand sich nur 2mal 
eine geringe Inversion der vorderen Scheidenwand vor. Als Not¬ 
behelf kann der Versuch v. Bardelebens, den Uterusprolaps mit 
Paraffinausmauerung zu behandeln, angesehen werden. Es 
wird dazu Paraffin mit Schmelzpunkt zu 60—60° verwandt. Mit 
zwei Halbrinnen wird die Vagina auseinandergehalten, so daß das 
Spatium nach innen immer größer wird, dann werden die Scheiden¬ 
gewölbe mit Paraffin ausgemauert. Dekubitalgeschwüre hindern 
nicht; sie heilen darunter sehr gut. Nur eitriger Ausfluß kontra¬ 
indiziert diese Ausmauerung. In 12 Fällen versagte sie Smal. 



Geburtshilfe und Gynäkologie. 427 

Die operative Behandlung der Prolapse ist natürlich immer noch 
das beste. 

Adnexe. Der Gesichtspunkt für die Behandlung entzünd¬ 
licher Adnexerkrankungen wird immer konservativer, be¬ 
sonders bei den chronisch entzündlichen, in denen, wie Hörmann 
hervorhebt, die Belastungstherapie und die Heißluftbehandlung einen 
hervorragenden Platz einnehmen. Temperatursteigerungen bei dieser 
Behandlung deuten auf Eiter. In diesem Falle oder auch allgemein, 
wenn trotz Bettruhe die Tumoren, das Fieber und die Schmerzen 
nicht abnehmen, ist nach Fehlings Ansicht die Operation am 
Platze, aber nicht die vaginale, sondern die abdominelle mit Drainage. 
AehnlichePrinzipien verteidigen Hannes und Brothers. Für Höhne 
sind die Windungen, Schlängelungen und spiraligen Drehungen des 
Tubenrohres nur dann ein charakteristisches Zeichen für die Hypo¬ 
plasie des Organs, wenn ein etwa überstandener Entzündungsprozeß 
sich ausschließen läßt, da auch entzündete Tuben sich wegen der 
Exsudation in die Tuben wand krümmen müssen. In hypoplastischen 
Tuben ist der mangelhaft entwickelte Flimmerapparat die Schuld 
an der Tubargravidität. — Die Diagnose des sehr malignen, primären 
Tubenkarzinoms bezeichnet E. Kehrer als recht schwer und 
von Pyosalpinx schwer zu unterscheiden. Als Behelf dient die 
Probepunktion, welche hämorrhagisches Exsudat zu Tage fördert. — 
Die primären und die Dauerresultate der Ovariotomien bei 
anatomisch malignen und zweifelhaften Geschwülsten sind von 
Schmidlechner zusammengestellt und haben folgende Ergebnisse: 
das Adenokystoma serosum ovarii ist meist benign. In 
60 Fällen trat 96,67 # /o primäre und 82,5 °/o endgültige Heilung ein, 
bei Carcinoma ovarii in 35 Fällen 82,86 °/o primäre und 14,2°/o 
endgültige Heilung, bei Sarcoma ovarii in 27 Fällen 88,89 °/o 
primäre und 85°/o endgültige Heilung. 

Bauchfell. Ligamente. Bei der Peritonealtuberkulose 
bestätigt Baisch die guten Erfolge der Laparotomie, besonders bei 
Aszites oder bei tuberkulösen Tuben. Bei der trockenen adhäsiven 
Peritonealtuberkulose ist eher innere Behandlung angezeigt. Von 
110 Kranken verlor er 40, d. i. eine Mortalität von 36%. Aus den 
langjährigen Erfahrungen W. A. Freunds über die Behandlung 
der Parametritis in Bädern geht hervor, daß jod- und brom¬ 
haltige Solquellen für die chronisch entzündliche Parametritis, welche 
aus der akuten Phlegmone hervorgeht, sich wohl eignen, nicht aber 
für die atrophierende, chronische Form. 


Konservative 

Behandlung. 


Hypoplasie 
der Tuben. 


Tuben¬ 

karzinom. 


Ovariotomie. 


Peritoneal¬ 

tuberkulose. 


Parametritis. 



428 


J. Klein. 


Hydro- 

nephrose. 


Pyelitis. 


Zystoskopie. 


Zystitis. 


Fig. 53. 


Harnwege. Die intermittierende Hydronephrose bei Frauen 
steht nach Mirabeau in direktem ursächlichem Zusammenhang 
mit gynäkologischen Affektionen, die behindernd auf den regel¬ 
mäßigen Urinabfluß wirken. Besondere Bedeutung kommt den Er¬ 
krankungen der Beckenorgane zu, welche den Beckenteil des Ureters 
und die Einmündungsstelle in die Blase in Mitleidenschaft ziehen. — 
Auch bei der Schwangerschaftspyelitis konstatierte St oe ekel, 
daß die Harnstauung in den Ureteren und die gewöhnlich vorhan¬ 
denen Kolibazillen eine Rolle spielen. Wie bekannt, kommt die 
Erkrankung rechtsseitig häufiger vor als links. — Den zystoskopi- 
schen Untersuchungen Frommes entnehmen wir folgenden 
Gewinn für die Prognosenstellung der abdominalen Krebsoperation: 
Blasenwandödem, bullöses Oedem, Oedem des 
Ureterwulstes macht die Prognose schwankend 
betreffs Blasenverletzung oder wenigstens betreffs 
späterer Zystitiden oder Ureternekrosen oder 
Fisteln. Weitere wertvolle Beiträge zur Zysto¬ 
skopie geben uns Stoeckel in seinem „Atlas 
der gynäkologischen Zystoskopie“ und Knorr in 
seinem Werke „Die Zystoskopie und Urethro- 
skopie beim Weibe". — Zur Behandlung schwerer 
Entzündungen der weiblichen Blase be¬ 
dient sich Zurhelle eines eigenen Rücklauf¬ 
katheters für Dauerspülungen mit abgekochtem 
Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung. 

Darauf erfolgt eine Einspritzung von 100 ccm 
lauwarmer 1 °/«iger Kollargollösung, welche längere (Nach z u r h e 11 e, 

Zeit in der Blase verweüen kann (Fig. 53). — DauSsÄn^en ’ r de£ 
Eingehenden Untersuchungen über die Funktion Schrift f" ^fro* 



iTh. 


8 .) 


des Harnapparats unterwarf Holzbach seine logie Bd. 
Patientinnen nach Operationen in Inhala¬ 
tionsnarkose und Lumbalanästhesie. Unabhängig von der 
Art des gegebenen Anästhetikums steht die Nierenarbeit während 
der operativen Eingriffe völlig still. In den ersten Stunden post 
operationem beginnt eine starke Ausscheidung harnfahiger Sub¬ 
stanzen; die dazu nötige Flüssigkeit wird dem Körper entzogen. 
Das dadurch entstehende Flüssigkeitsdefizit wird im Verlauf der 
nächsten Tage aus der Nahrung gedeckt. Die postoperative Harn¬ 
entleerunggeht nicht mit der Nierenarbeit parallel, vielmehr wird oft der 
Blasenreflex nicht perzipiert oder aber willkürlich unterdrückt. 
Die Häufigkeit der unvollkommenen Harnentleerung bei spontaner 



Geburtshilfe und Gynäkologie. 


429 


Miktion läßt Besidualharnischurie nnd Ueberdehnung der Blasen¬ 
wand auftreten nnd ist wegen der Gefahr der Stagnationszystitis 
zu fürchten. 


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Nr. 15. — Halban, Appendizitis und Gravidität. Wien. klin. Wochenschr. 
Nr. 47. — Hamm, Ein Fall von Gonohämie beim Neugeborenen. Beitr. 
z. Geb. u. Gyn. Bd. XIII, H. 2. — Hannes, Placenta praevia: Hystereuryse 
oder Braxton Hicks? Zentralbl. f. Gyn. Nr. 42. — Hartmann, Ein Bei¬ 
trag zur Aetiologie und Therapie der Uterusruptur. Zeitschr. f. Geb. u. 
Gyn. Bd. LXII, H. 3. — A. Hegar, Zur Verbreitung, Entstehung und Ver¬ 
hütung des engen Beckens. Münch, med. Wochenschr. Nr. 84. — Hellen¬ 
dall, Zur obligatorischen Crddeisierung der Neugeborenen. Monatsschr. f. 
Geb. u. Gyn. Bd. XXVIII, H. 3. — Henkel, Die Therapie der Placenta 
praevia. Arch. f. Gyn. Bd. LXXXVI, H. 3. — Derselbe, Prognose und 
Behandlung der puerperalen Infektion. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 43 
bis 45. — v. Herff, Ueber die Bewertung gewisser Behandlungsmethoden 
der Bakteriämien des Kindbetts, insbesondere der Hysterektomie. Ebenda 
Nr. 24—26. — Derselbe, Sophol. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 42 u. 46. — 
Derselbe, Gemäßigter oder radikaler Konservativismus in der Behand¬ 
lung des engen Beckens? Münch, med. Wochenschr. Nr. 22. — Derselbe, 
Der Blasenriß bei der künstlichen Frühgeburt. Ebenda Nr. 50. — Hoehne, 
Die Erfolge und Dauererfolge der Hebosteotomie an der Kieler Universitäts¬ 
frauenklinik. Samml. klin. Vortr. Nr. 497/498. — Hofbauer, Larynx und 
Schwangerschaft. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXVIII, H. 1. — Hoff- 
mann, Antithyreoidin Moebius bei Osteomalakie. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 18. 

— Hofmeier, Der extraperitoneale und der suprasymphysäre Kaiser¬ 
schnitt. Ebenda Nr. 29. — Derselbe, Zur Verhütung des Kindbettfiebers. 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 37. — Holzbach, Die intrauterin er¬ 
worbene Ophthalmoblennorrhoe des Neugeborenen. Monatsschr. f. Geb. u. 
Gyn. Bd. XXVII, H. 1 . — Jolly, Zur Technik der Kranioklasie und Ex¬ 
traktion. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 51. — Klapp, Ueber die Behandlung der 
Mastitis. Ther. Rundsch. Nr. 49. — Klein, Der extraperitoneale zervikale 
Kaiserschnitt. Straßburg. med. Ztg. Nr. 12. — Kleinertz, Zwei Fälle von 
Nierendekapsulation bei Eklampsie. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 26. — Derselbe, 
Ueber Geburten im Skopolamin-Morphium-Dämmerschlaf. Ebenda Nr. 42. 

— Krömer, Die Erfahrungen der Universitäts-Frauenklinik an der kgl. 




Geburtshilfe und Gynäkologie. 


431 


Charite über die Pubotomie. Berl. klin. Wochenscbr. Nr. 22. — Krönig, 
Ueber Einschränkung der aseptischen Maßnahmen in der Geburtshilfe. 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 47. — Derselbe, Schmerzlose Entbindungen 
im Dämmerschlaf. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 23. — Derselbe, Zur 
Behandlung der Placenta praevia. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 46. — Krüger, 
Die Gewichtsverhältnisse in der Schwangerschaft. Beitr. z. Geb. u. Gyn. 
Bd. XIII, H. 2. — Küstner, Ueber Sellheims extraperitonealen zervikalen 
Kaiserschnitt. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 16. — Labhardt, Die Extraktion 
nach Deventer-Mueller. Arch. f. Gyn. Bd. LXXXIV, H. 3. — Leopold, 
Zur operativen Behandlung der puerperalen Peritonitis und Thrombophle¬ 
bitis. Ebenda Bd. LXXXV, H. 3. — Lerda, Eine chirurgische Behand¬ 
lung der Beckenstenosen durch eine ständige Erweiterung des Beckens. 
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 1. — Louros, Ueber die Bedeutung der Eihaut¬ 
retention und die passende Methode zur vollständigen Entfernung der¬ 
selben. Ebenda Nr. 7. — Lunckenbein, Der vaginale Kaiserschnitt in 
der Praxis. Münch, med. Wochenschr. Nr. 23. — Macry, Die mechanische 
unblutige Erweiterung des unteren Uterinabschnittes durch einen neuen, 
verbesserten Konkavmetreurynter. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 34. — 
Mansfeld, Betrachtungen über den Zweck und die Art des Skopolamin- 
Dämmerschlafes in der Geburtshilfe. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 1. — 
A. Martin, Offener Brief an die Herren Professoren Krönig u. Sellheim 
in der Frage der Placenta-praeviatherapie. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. 
Bd. XXV1I1, H. 6. — E. Martin, Zur Bettruhe im Wochenbett. Ebenda 
Bd. XXVII, H. 2. — K. Mayer, Skopolamin-Morphium bei Geburten. 
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 21. — A. W. Meyer, Resultate der Nabelabklem¬ 
mung. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 19. — Möhlmann, Ueber die Therapie 
der Eklampsie. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. LXII, H. 1. — Mohr u. 
R. Freund, Experimentelle Beiträge zur Pathogenese der Eklampsie. Berl. 
klin. Wochenschr. Nr. 40. — Alb. Müller, Zur Serumbehandlung des 
Puerperalfiebers. Münch, med. Wochenschr. Nr. 20. — Arth. Mueller. 
Zur Frage der Hebosteotomie und der künstlichen Frühgeburt im Privat¬ 
hause. Ebenda Nr. 24. — Nacke, Perforatorium. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 29. 
— Neu, Untersuchungen über die Bedeutung des Suprarenins für die Ge¬ 
burtshilfe. Arch. f. Gyn. Bd. LXXXV, H. 3. — Oeri, Untersuchungen über 
die Desinfektion mit einem Aceton-Alkoholgemisch. Zeitschr. f. Geb. u. 
Gyn. Bd. LXIII, H. 8. — Olshausen, Ueber die Geburt bei engen Becken 
und ihre Behandlung. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 1. — Derselbe, Zur 
Aetiologie der Retroflexio uteri puerperalis. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 1. — Orth¬ 
mann, Sollen Tubenschwangerschaften in den ersten Monaten vaginal oder 
abdominal operiert werden? Deutsche med. Wochenschr. Nr. 5. — Peham, 
Indikationsstellung bei Pubotomie. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 23. — Pfannen- 
atiel, Zur Indikation und Technik des zervikalen Kaiserschnitts. Ebenda 
Nr. 10. — Derselbe, Ueber die transperitoneale Sectio caesarea mittels 
unteren (cervico-meaouterinen) Längsschnitts. Deutsche med. Wochenschr. 
Nr. 40. — Derselbe, Ueber den habituellen Ikterus gravis bei Neu- 



432 


J. Klein. 


geborenen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 42—43. — Pfisterer, Ueber 
.die Wertigkeit der reinen Alkoholdesinfektionsmethode. Zeitschr. f. Geb. 
u. Gyn. Bd. LXIII, H. 3. — Renvall, Ueber Appendizitis während Schwan¬ 
gerschaft und Geburt. Berlin. — Rohlff, Bossi und Kolpeurynter in der 
Hand des praktischen Arztes. Ther. Rundsch. Nr. 1—5. — Rubeska, 
Sectio caesarea cervicalis. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 17. — £. Runge, Nieren- 
dekapsulation bei Eklampsie. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 46. — Scheffzek, 
Zur Behandlung der Schädelimpression der Neugeborenen. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 36. — Schickele, Die bleibende Erweiterung des engen 
Beckens. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 17. — Schläfli, Hebosteotomie und künst¬ 
liche Frühgeburt. Korrespondenzbl. f.Schweiz. AerzteNr. 24. — Schücking, 
Liegegymnastik im Wochenbett und nach größeren gynäkologischen Opera¬ 
tionen. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 51. — Schulte, Ueber erfolgreiche 
Suggestivbehandlung der Hyperemesis gravidarum. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. 
Bd. XXVII, H. 5. — Schultze, Lagerung der gebärenden Frau, Lenden- 
biegsamkeit und austreibende Kraft. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. XIII, H. 2. 

— Schumburg, Die Händedesinfektion nur mit Alkohol. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 8. — Schwarzenbach, Ueber die Aetiologie und The¬ 
rapie des Schwangerschaftserbrechens. Korrespondenzbl. f. Schweiz. Aerzte 
Nr. 14. — Seitz, Zur Klinik, Statistik und Therapie der Eklampsie. Arch. 
f. Gyn. Bd. LXXXVII, H. 1. — Seilheim, Der extraperitoneale Uterus¬ 
schnitt. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 5. — Derselbe, Weiteres vom extraperi¬ 
tonealen Uteru8Bchnitt. Ebenda Nr. 10. — Derselbe, Die Entbindung 
durch die „Uterusbauchdeckenfistel*. Ebenda Nr. 20. — Derselbe, Die 
Gefahren der natürlichen Geburtsbestrebungen bei Placenta praevia und 
ihre Verminderung durch den extraperitonealen UteruBschnitt. Ebenda 
Nr. 40. — Derselbe, Der Einfluß von Asepsis und Infektion auf die 
Technik der Entbindung durch Schnitt. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 40. 

— Sfameni, Die Placenta marginata und ihre Entstehung. Berlin. — 
Sitzenfrey, Die Lehre von der kongenitalen Tuberkulose mit besonderer 
Berücksichtigung der Plazentartuberkulose. Berlin 1909. — Stolz, Geburts¬ 
hilfliche Instrumente. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 4. — Veit, Ueber den Wert 
der Narkose bei der Geburt. Ther. Monatshefte, Dez. — Derselbe, Die 
Anzeigepflicht beim Kindbettfieber. Halle. — Derselbe, Zur Diagnose und 
Therapie des Puerperalfiebers. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 12. — Wal eher, 
Eine Abnahme der Stillfähigkeit unserer Frauen aus anatomischen Gründen 
existiert nicht. Münch, med. Wochenschr. Nr. 47. — Wasenius, Experi¬ 
mentelle Untersuchungen über die Uteruskontraktionen bei der Geburt, so¬ 
wie Über den Einfluß des Aethers und des Morphiums auf dieselben. Arch. 
f. Gyn. Bd. LXXXIV, H. 3. — Wiemer, Die Decapsulatio renum nach 
Edebohls in der Behandlung der Eklampsie. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. 
Bd. XXVII, H. 3. — v. Winckel, Die Behandlung der Nachgeburtsperiode. 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 2. — Zander, Wie viele unter 1000 Wöchne¬ 
rinnen sind unfähig zu stillen und welches sind die Ursachen? Wien, 
klin. Rundsch. Nr. 41 — 43. — Zangemeister, Die Behandlung der 



Geburtshilfe und Gynäkologie. 


433 


puerperalen Mastitis mit Saugapparaten. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 6. 

— Zickel, Zu der Mitteilung des Herrn G<5th: Ein neuer Handgriff zur 
Behandlung der atonischen Nachblutungen. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 84. — 
Ziegenspeck, Kleine Verbesserungen der Schultzeschen Schwingungen. 
Mflnch. med. Wochenschr. Nr. 88. — Zweifel, Der Scheideninhalt Schwan¬ 
gerer. Arch. f. Gyn. Bd. LXXXVI, H. 8. 

Gynäkologie. 

Bai sch, Ueber die Dauererfolge bei der Behandlung der Genital- und 
Peritonealtuberkulose des Weibes. Archiv für Gynäkologie Bd. LXXXIV, 
H. 2. — v. Bardeleben, Erfahrungen über die Behandlung von Uterus¬ 
prolapsen mit Paraffinausmauerung. Zeitschr. f. neuere pbys. Med. Nr. 22. 

— Birnbaum, Beitrag zur Kenntnis der Todesfälle nach Lumbal¬ 
anästhesie mit Stovain. Münch, med. Wochenschr. Nr. 9. — B o e s c h, 
Die Wertigkeit des Skopolamin-Morphiums in der Gynäkologie. Zentral¬ 
blatt für Gynäkologie Nr. 49. — Bon di, Zur Anatomie der Zysten der 
kleinen Schamlippe. Monatsschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie 
Bd. XXVIII, H. 6. — Bossi, Der schneckenförmige Uterus. Zentralbl. f. 
Gyn. Nr. 20. — Braun, Ueber Scheidendesinfektion. Der Frauenarzt Nr. 7. 

— Brothers, Dauerresultate der konservativen Chirurgie der Tuben und 
Ovarien. Journ. of araeric. Assoc. Nr. 8. — Chrobak, Zur Frage der Er¬ 
weiterung der Gebärmutter. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 51. — Cohn, Das Früh- 
aufstehen der Laparotomierten. Ebenda Nr. 38. — Derselbe, Zur Ein¬ 
schränkung der Pessartherapie. Münch, med. Wochenschr. Nr. 85. — Dührßen, 
Die Aetiologie, die nichtoperative und die operative Therapie der Genital¬ 
prolapse. Ther. Rundsch. Nr. 8—4. — Edgar, Die Breiskysche Kraurosis 
vulvae. Glasgow med. journ., Dez. 1907. — Fehling, Die Indikationen 
fixierender Operationen bei Lageabweichung von Uterus und Vagina. Natur- 
forschervers. in Köln. — Derselbe, Zur Behandlung eitriger Adnexe. 
Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. XII, H. 8. — Fischer, Ein Doppelscheiden¬ 
spiegel gleichzeitig zum Saugen und Spülen. Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 28. — Fleischmann. Sind Quellstifte notwendig?. Zentralbl. f. Gyn. 
Nr. 52. — Fraenkel, Meine ersten 28 Fälle günstiger Beeinflussung von 
Periodenbeschwerden durch Röntgenstrahlen. Ebenda Nr. 5. — Franken¬ 
stein, Ueber klinische Erfahrungen mit der Vaporisation. Monatsschr. f. 
Geb. u. Gyn. Bd. XXVIII, H. 4. — H. Freund, Zur Behandlung des in¬ 
operablen Gebärmutterkrebses. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 49. — 
W. A. Freund, Meine Erfahrungen über die Behandlung der Parametritis 
in Bädern. Zeitschr. f. Balneolog. Nr. 1. — Fromme, Was leistet die 
zystoskopische Untersuchung zur Prognosenstellung der abdominalen Krebs¬ 
operation? Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXVII, H. 2. — Gdth, Physo¬ 
stigmin bei postoperativem aseptisch-paralytischem Ileus. Zentralbl. f. Gyn. 
Nr. 51. — Hannes, Die Dauererfolge des Alexander-Adams. Ebenda Nr. 49. 

Jahrbuch der- praktischen Medizin. 1909. 28 



434 


J. Klein. 


— Derselbe» Gesichtspunkte für die Behandlung entzündlicher Adnex¬ 
erkrankungen. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 12. — Hartog, Das frühe 
Aufstehen nach Laparotomien. Ther. Monatsh., Nov. — v. Herff, Sind 
Quellstifte so notwendig? Zentralbl. f. Gyn. Nr. 43. — Herzl, Ueber die 
hintere sagittale Diszision der Cervix uteri. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. LXII, 
H. 3. — Hirschberg» Beitrag zur Behandlung mit Oophorin. Münch, 
med. Wochenschr. Nr. 25. — Hitschmann u. Adler, Die Dysmenorrhoea 
membranacea Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXVII, H. 2. — Höhne, 
Die Hypoplasie der Tuben in ihrer Beziehung zur Extrauteringravidität 
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. LXIII, H. 1. — Hörmann, Konservative Be¬ 
handlung bei entzündlichen Erkrankungen der Adnexe und des Becken¬ 
bindegewebes. Med. Klinik Nr. 3. — Hofbauer, Einige Versuche zur 
therapeutischen Verwertbarkeit der Pyozyanase bei weiblicher Gonorrhoe. 
Zentralbl. f. Gyn. Nr. 6. — Holzbach, Rückenmarksanästhesie bei gynäko¬ 
logischen Bauchoperationen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 28. — Der¬ 
selbe, Ueber die Funktion des Harnapparates nach Operationen in In¬ 
halationsnarkose und Lumbalanästhesie. Zeitschr. f.gyn. Urolog. Bd. I, H. 1. — 
E. Kehrer , Zur Hefetherapie der Kolpitis. Münch, med. Wochenschr. Nr. 5. 

— Derselbe, Zur Kenntnis des primären Tubenkarzinoms. Monatsschr. f. 
Geb. u. Gyn. Bd. XXVII, H. 3. — G. Klein, Lumbalanästhesie und Dämmer¬ 
schlaf. Münch, med. Wochenschr. Nr. 47. — Knorr, Die Zystoskopie und 
Urethroskopie beim Weibe. Berlin u. Wien. — A. Kuttner, Die nasale Dys¬ 
menorrhoe. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 24. — Latzko, Neue Methode 
der intraperitonealen Ligamentverkürzung. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 39. — 
Lehmann, Die Einschränkung des Leibscbnitts durch vaginale Operations¬ 
methoden. Münch, med. Wochenschr. Nr. 4. — Le Fort, La duree du 
sejour au lit chez les laparotomisees. Echo med. du Nord S. 496. — 
A. Martin, Ueber die Behandlung des Gebärmutterkrebses, mit besonderer 
Berücksichtigung des inoperablen. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 3. — 
Chr. Martin, Die Gefahren und die Behandlung des Uterusmyoms. Lancet, 
6. Juni. — Mathes, Ueber Aetiologie und Therapie der Dysmenorrhoe. 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXVIII, H. 1. — A. Mayer, Zur Klinik 
der Retroflexio. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 49. — Menge, Behand¬ 
lung der chronischen Endometritis. Ther. d. Gegenw. Nr. 1. — P. Meyer, 
Ueber Melanome der äußeren Genitalien. Arch. f. Gyn. Bd. LXXXV. H. 3. 

— Mirabeau, Ueber den Zusammenhang der intermittierenden Hydro- 
nephrose mit Genitalleiden bei Frauen. Zeitschr. f. gyn. Urolog. Bd. I, H. 1. 

— Okintschitz, Ueber die Verwendung der entfernbaren Etagennabt 
mit Bronze-Aluminiumdraht. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 2. — Offergeld, Das 
Uteruskarzinom und seine Metastasierung in Organe mit „innerer Sekretion*. 
Arch. f. Gyn. Bd. LXXXVII, H. 1. — Derselbe, Ueber die Metastasierung 
des Uteruskarzinoms in das Zentralnervensystem und die höheren Sinnes¬ 
organe. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. LXIII, H. 1. — Derselbe, Die Be¬ 
teiligung des hämatopoetischen Systems an der Metastasierung beim Uterus¬ 
karzinom. Ebenda H. 2. — Petri, Zur interpositio uteri vesico-vaginalis. 



Geburtshilfe und Gynäkologie. 


435 


Ebenda H. 8. — Pfeilsticker, WalchersoheBauchdeckennaht. Gyn. Rund¬ 
schau Nr. 1. — Pincus, Constipatio muscularis s. traumatica mulieris chro¬ 
nica. Samml.klin.Yortr. Nr.474—475. —Rosenfeld, Ueber Kraurosis vulvae. 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXVIII, H. 1. — v. Rosenthal, Ein 
selbsthaltender Bauchdecken4carteur. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 6. — E. Runge, 
Gynäkologie und Geburtshilfe in ihren Beziehungen zur Ophthalmologie. 
Leipzig. — Schaller, Die Leistungsfähigkeit der Vaporisation in der 
Praxis und ihre Grenzen. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 82. — Schatt¬ 
mann, Zur Saugbehandlung der Zervixgonorrhoe. Arch. f. Dermat. u. Syph. 
Bd. LXXXVIII, H. 1. — Schauta, Die erweiterte vaginale Totalexstir¬ 
pation des Uterus bei Kollumkarzinom. Wien. — Scheib, Klinische und 
anatomische Beiträge zur operativen Behandlung des Uteruskarzinoms. 
Arch. f. Gyn. Bd. LXXXVII, H. 1. — Scheidemandel, Ueber Pyelitis 
bei Frauen und ihre Beziehungen zur Menstruation. Deutsche med. Wochen¬ 
schrift Nr. 31. — Schindler, Ein neues Saugspekulum zur Behandlung 
der Uterus- und Adnexentzündungen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 48. — 
Schmidlechner, Primäre und Dauerresultate der Ovariotomien bei ana¬ 
tomisch malignen und zweifelhaften Geschwülsten. Monatsschr. f. Geb. u. 
Gyn. Bd. XXVIII, H. 1. — Seeligmann, Ueber die Anwendung der Bier- 
schen Stauung bezw. Saugmethode in der Gynäkologie. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 46. — Derselbe, Zur Technik der abdominellen Total¬ 
exstirpation des Uterus wegen Karzinom. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 1. — Sell- 
heim, Die Erklärung der Dysmenorrhoe durch Bauchfellzerrung. Monats¬ 
schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. XXVII, H. 6. — Sieber, Beitrag zur Skopol¬ 
amin-Morphiumnarkose in der Gynäkologie. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 24. — 
Simons, Der schneckenförmige Uterus. Ebenda Nr. 80. — Sinclair, 
Analgesie versus Anaesthesie in Geb. u. Gyn. Lancet, 80. Mai. — Staude, 
Die Resultate der erweiterten vaginalen Totalexstirpation des Uterus durch 
doppelseitige Scheidenspaltung bei Kollumkarzinom. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 37. 
— Derselbe, Zur Ventrißxur des Uterus mittels der Ligg. rotunda. Ebenda 
Nr. 6. — Stoeckel, Atlas der gynäkologischen Zystoskopie. Berlin. — 
Derselbe, Zur Diagnose und Therapie der Schwangerschaftspyelitis. Zeit¬ 
schrift f. gyn. Urolog. Bd. I, H. 1. — Straß mann, Wann und auf welche 
Weise ist die Rückwärtslagerung der Gebärmutter zu behandeln? Berl. 
klin. Wochenschr. Nr. 44. — Sutton, Der augenblickliche Stand der 
Myomoperationen in London. Brit. med. journ.. 4. Juli. — Theilhaber, 
Die Anwendung der Aderlässe und der örtlichen Blutentziehungen bei Neu¬ 
rosen und bei gynäkologischen Erkrankungen. Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 9. — Thomson. Klinische Erfahrungen über die Wirkung des Seca- 
cornin. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 22. — v. Valenta, 150 gynäkologische Fälle 
operiert unter Lumbalanästhesie mit Tropakokain. Gyn. Rundsch. Nr. 1. — 
Walthard, Ueber die primären Operationsresultate und die Dauererfolge 
nach 80 abdominalen Totalexstirpationen des myomatösen Uterus. Kor- 
respondenzbl. f. Schweiz. Aerzte Nr. 23. — Wertheim, Die Leistungen 
der erweiterten abdominalen Uteruskrebsoperation. Zentralbl. f. Gyn. Nr. 6. 



436 


J. Klein. 


— Witthauer, Jothion als Hautdesinfiziens bei Operationen. Ebenda 
Nr. 31. — Wolpe, Ueber Steigerung der Sekretion und der Azidität des 
Magensaftes während der Menstruation. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 51. 
*— Zurhelle, Thrombose und Embolie nach gynäkologischen Operationen. 
Arch. f. Gyn. Bd. LXXXIV, H. 2. — Derselbe, Zur Behandlung schwerer 
Entzündungen der weiblichen Blase. Zeitschr. f. gyn. Urolog. Bd. I, H. 2. 

— Zweifel, Die Gefahren und Nutzen der intrauterinen Injektionen. 
Arch. f. Gyn. Bd. LXXXVI, H. 2. 



4. Augenkrankheiten 


Von Professor Dr. C* Horstmann in Berlin. 

Heß bat Methoden ausgearbeitet, um zur Auslösung des Pupillen- Papillenspiel, 
spiele verschiedener Netzhautbezirke einerseits mit gleich großen und 
gleich hellen Lichtflächen abwechselnd zu belichten, andererseits durch 
Aenderung der Lichtstärke der einen Reizfläche unabhängig von der anderen 
bei Reizung von Netzhautbezirken von verschiedener motorischer Erreg¬ 
barkeit die Reizflächen „isokinetisch' zu machen. Er fand, daß im hell- 
bezw. kurz dunkeladaptierten Auge die Netzhaut bereits in einem Abstand 
von der Fovea von weniger als 0,4 mm für Reizlichter von größerer Licht¬ 
stärke weniger erregbar ist, als in der Foveamitte selbst. Die motorische 
Erregbarkeit der Netzhaut nimmt von der Foveamitte nicht gleichmäßig 
ab, sondern nach der temporalen Seite rascher als nach der nasalen. Die 
Netzhautpartien um die Papille zeigen für Reizlichter von einer bei klini¬ 
scher Untersuchung üblichen Lichtstärke keine merklich motorische Wirk¬ 
samkeit. Zwei für den stäbchenfreien Bezirk des dunkeladaptierten Auges 
isokinetische farbige Lichter sind für extrafoveale, nahe am stäbchenfreien 
Bezirk gelegene Netzhautstellen heterokinetisch in dem Sinne des Pur¬ 
kinje sehen Phänomens, d. h. grüne bezw. blaue Lichter sind dann motorisch 
wirksamer als rote. Für ein genügend lichtschwaches blaues Reizlicht sind 
die extrafovealen Netzhautstellen im relativ dunkeladaptierten Auge mo¬ 
torisch erregbarer als die fovealen. Auch der foveale stäbchenfreie Netz¬ 
hautbezirk zeigt eine deutliche motorische Dunkeladaptation. Bei künstlich 
erzeugter Druckblindheit erzeugt Belichtung keine Pupillenverengerung. 

Die vergleichenden physiologischen Untersuchungen von Heß lehren, daß 
auch beim Menschen die Außenglieder der Sehepithelien den motorischen 
Empfänger darstellen. Da demnach die dem Pupillenspiel dienenden und 
die zu optischen Wahrnehmungen führenden Regungen in den gleichen 
Bestandteilen der Netzhaut ihren Ursprung nehmen, so ist die Annahme 
wahrscheinlich, daß diese Regungen nicht durch verschiedene, sondern 
gleiche Nervenfasern auf mehr oder minder weite Strecken vermittelt 
werden, um dann auf zwei verschiedenen Bahnen zu zwei verschiedenen 
Zentren fortzuschreiten. — Angelucci ist es gelungen, eine Sammlung von 
Bildern farbenblinder Maler anzulegen, und tatsächlich konnte bei 
der Funktionsprüfung ihrer Augen das Bestehen von Rotgrünblind- 



438 


Horsfcmann. 


Farben¬ 

blindheit. 


Unter- 

sucliungs- 

methodeu. 


heit nachgewiesen werden. Diese Anomalie manifestiert sich bei Malern 
durch das Lieb reich sehe Symptom — die Lichtwirkung wird durch 
Rot, Dunkel durch Grün dargestellt — und die damit zusammenhängende 
fehlerhafte Darstellung der Perspektive. Durch Uebung erlangt der Farben¬ 
blinde die Befähigung, die verschiedenen Nüancen von Rot zu unterscheiden, 
nicht aber jene von Grün. Allgemein ist der Mißbrauch von Violett nach¬ 
weisbar. Total Farbenblinde verwenden Violett zur Darstellung des mensch¬ 
lichen Körpers, Rotgrünblinde nur für das Malen der Schatten. Der 
Lichteffekt des Grün wird übertrieben, das an stark beleuchteten Stellen 
gelb, an schlecht beleuchteten grün oder blaugrün dargestellt wird. Ueber- 
triebene Polychromie kommt bei der Darstellung von Braun vor, das hell 
beleuchtet gelb, mäßig beleuchtet rot und im Schatten violett oder grün 
gemalt wird. Durch Uebung können Farbenblinde eine große Fertigkeit 
in der Darstellung der Perspektive erreichen und in ihrer Plastik den größten 
Meistern nahekommen. 

B6k6ß bespricht die Anforderungen, die an den Bahnaugen¬ 
arzt bei der Ausübung seines Amtes gestellt werden. Nach einer 
kurzen Uebersicht über die Untersuchungsmethoden des 
Auges, besonders der Farbenblindheit, werden technische Fragen 
behandelt, wie die gebräuchlichen Signale. Was die Farbensinn¬ 
prüfung anlangt, so ist er der Ansicht, daß bei Neuaufnahme die 
wissenschaftliche Prüfung mit Anwendung strengster Proben ma߬ 
gebend sein müsse, während bei den Ueberprüfungen des schon im 
Dienst stehenden Personals neben den gebräuchlichen Proben noch 
eine der Wirklichkeit nahekommende Untersuchungsmethode heran¬ 
zuziehen sei. Der Schluß enthält die in den verschiedenen Staaten 
erlassenen Vorschriften über die bahnärztlichen Farbensinnprüfungen 
und die in Oesterreich gültigen Bestimmungen über die Tauglichkeit 
im Eisenbahndienst. Nach den Ausführungen von Rosmanit müssen 
vom exekutiven Eisenbahn- und Marinedienste außer den Rotgrün¬ 
blinden auch die Rot- und Grünanomalen ausgeschlossen werden. 
Als Prüfungsmethoden für diesen speziellen Zweck können nur solche 
Verfahren in Betracht kommen, welche neben verläßlicher Aus¬ 
scheidung der Farbenblinden eine sichere und bewußte Erkennung 
der anomalen Trichromaten ermöglichen. Diesen Anforderungen 
entsprechen nur die Nagel sehen Tafeln und sein Farbengleichungs¬ 
apparat. Zweifelhafte Fälle können nur an der Hand eines Spektral¬ 
apparates entschieden werden. Das brauchbarste Instrument für 
den vorliegenden besonderen Zweck ist Nagels Anomaloskop. 
Wessely bespricht in erschöpfenderWeise die Simulation von 
Krankheiten und Funktionsstörungen der Augen. Das 
erste Kapitel enthält die Schilderung der vorgetäuschten Erkran- 



Augenkrankheiten. 


439 


kungen des Auges, zunächst die der Bindehaut, der Hornhaut und 
Linse, darauf die Störungen der Pupille und Akkommodation, die 
Refraktionsanomalien, die Augenmuskelstörungen und Erkrankungen 
der Lider und schließt mit den subjektiven Beschwerden. Im 
zweiten Kapitel werden die Simulation und Aggravation der Funk¬ 
tionsstörungen des Auges behandelt, und zwar zunächst die Simu¬ 
lation der Schwachsichtigkeit und Blindheit. Die objektiven und 
subjektiven Simulationsproben werden einer genauen Kritik unter¬ 
zogen. Die letzten Kapitel enthalten die Simulation von Blick- und 
Gesichtsfeldstörungen, von Lichtsinn- und Farbensinnstörungen. Zum 
Schluß wird noch die Dissimulation besprochen. 

Nach zurNedden besitzen die entzündlichen Produkte, welche 
bei infektiösen Erkrankungen der Konjunktivs in dem Bindehaut¬ 
gewebe enthalten sind und zum Teil in das Konjunktivalsekret 
übertreten, bakterizide Eigenschaften, während die Tränen¬ 
flüssigkeit und das normale Sekret der Bindehaut nicht bakterizid 
wirken. Je stärker die Entzündung und die Sekretion sind, um so 
höher ist die bakterizide Kraft des Bindehautsekretes. Die Art und 
die Dauer der Infektion hat hierauf keinen Einfluß. Bei der 
Heilung der Konjunktivitis nach Applikation von Adstringentien 
ist die direkte Abtötung und die mechanische Entfernung der 
Bakterien zwar nicht ganz bedeutungslos, jedoch spielen diese 
Momente gegenüber der aktiven Beteiligung des Gewebes an der 
Bekämpfung des Eirankheitsprozesses eine untergeordnete Rolle. 
Auch bei der Heilung von Hornhautgeschwüren hat die direkte 
Abtötung der Krankheitserreger durch Desinfizientien und Ad¬ 
stringentien nicht die Bedeutung, wie ihre Vernichtung durch die 
bakteriziden Entzündungsprodukte des Hornhautgewebes selbst. Als 
wirksamstes Mittel zu ihrer schonungsvollen Vermehrung ist das 
Zinksulfat anzusehen. Eine spezifische Verwandtschaft des Zinks 
zu besonderen Bakterien arten (Diplobazillen) ist nicht erwiesen. 
Nachdem Lindah 1 vorerst hervorgehoben, daß Bernheim, 
M arthen, Bach und Helleberg durch ihre Untersuchungen 
dargetan haben, daß die Tränenflüssigkeit gegenüber 
gewissen Bakterien eine bakterizide Wirkung besitzt, solche 
aber einigen anderen gegenüber entbehrt, untersucht Lin da hl 
zunächst den Einfluß der Tränenflüssigkeit auf Pneumokokken 
und Streptokokken und findet, daß die bakterizide Wirkung 
der Tränenflüssigkeit auf die Pneumokokken ungewiß ist. Gegen 
Streptokokken besitzt die Tränenflüssigkeit schwache bakterizide 
Wirkung. Lindahl meint, daß die bakteriziden Stoffe nicht 


Bakterizide 
Substanzen 
im Binde¬ 
hautsack. 


Bakterizide 
Wirkung der 
Tränen- 
ÜUssigkeit. 



440 


Horctm&im. 


Erblindung 

nach 

Einnahme 
von Filix 
mas, 


— nach Atoxyl- 
anwendung. 


Augen¬ 

erkrankung 

durch 

künstliche 

Düngmittel. 


aus dem Serum, sondern aus den Tränendrüsen oder der Bindehaut 
stammen. 

Bei einem Bergmanne trat, wie Kuhnt berichtet, bei einer 
Wurmkur mit Extractum filicis maris Erblindung ein. Es 
fand sich Oedem und leichte Streifung der Netzhaut, die Grenzen der 
Papille waren unscharf. Schöning beobachtete bei einem kräftigen 
Manne, wo keinerlei schwächende Kuren voraufgegangen waren, 
auch keine Idiosynkrasie gegen das Mittel bestand, nach zweimali¬ 
gem Gebrauch von je 10 g Extractum filicis mas das Auftreten von 
Amaurose. Zunächst zeigte sich nur eine Verengerung der Arterien 
Und Erweiterung der Venen, weiterhin eine eigentümliche, wahr¬ 
scheinlich auf einem Oedem beruhende Fältelung der Netzhaut. Nach 
14 Tagen stellte sich der erste Lichtschein wieder ein, und zwar in 
der Peripherie. Fehr berichtet über einen Fall von Pemphigus und 
Lichen ruber, die mit Einspritzung einer 20°|oigen Atoxyllösung 
behandelt worden waren. Bei beiden traten während der Behand¬ 
lung Sehstörungen auf. Die Pupillarreaktion war normal, die zen¬ 
trale Sehschärfe nur mäßig herabgesetzt, das Gesichtsfeld nasal stark 
eingeengt, die ganze Sehnervenscheibe gleichmäßig weiß verfärbt 
und die Netzhautarterien verengt. Die Prognose ist relativ gut, 
da sich der Zustand nach Aussetzung des Mittels langsam bessert. 
Herford berichtet über 2 Fälle von Erblindung nach Atoxylan- 
wendung und gibt eine Uebersicht über die bisher veröffentlichten 
Fälle. Bei einem 3. von ihm beobachteten Falle traten nach Atoxyl- 
injektionen Netzhautblutungen auf, die aber nach Aussetzung des 
Mittels wieder zurückgingen! Einzeldosen von über 6,0 g scheinen 
gefährlich zu sein. — Augstein berichtet über einen Fall, wo 
nach Aussäung von künstlichem Dünger, der aus Thomas¬ 
schlacke, Superphosphat und Kainit bestand und dem betreffenden 
Arbeiter in beide Augen kam, schwere Hornhautentzündung und 
Perforation eintrat, infolgedessen beide Augen erblindeten. Es 
handelte sich wahrscheinlich um schwere Aetzwirkung, da im 
Sekret niemals die Anwesenheit von Mikroorganismen festgestellt 
werden konnte. Im Falle von Bon di handelte es sich um eine 
starke Verätzung der Binde- und Hornhaut bei einer Feldarbeiterin, 
die sich Kunstdünger, Chilesalpeter, in das Auge gerieben hatte. 
Der Fall von Heßberg ist der schwerste bisher beobachtete aller 
dieser Fälle. Es handelte sich um Hineinfliegen von Superphosphat 
in das Auge, das unter dem Bilde der Panophthalmitis erkrankte 
und zu Grunde ging. 

Nach de Lapersonne ist die Ophthalmoreaktion nach der 



Augenkrankbeiten. 


441 


Methode Calmettes (Einträufelung einer 2°|«igen Tuberkulinlösung 
in den Bindehautsack, welche bei Tuberkulösen eine Bindehaut* 
hyperämie hervorruft) in der großen Mehrzahl der Fälle unschäd¬ 
lich. Ungemein selten entsteht in ihrem Gefolge eine heftige 
Entzündung der Bindehaut oder eine Keratitis ulcerosa, die de La- 
personne in 2 Fällen bei alten Leuten beobachtet hat. Nicht in 
allen Fällen gibt die Calmettesche Ophthalmoreaktion verläßliche 
Aufschlüsse. Bei Kindern ist es vorzuziehen, nur 1 °/oige Tuberkulin¬ 
lösung (Comby) anzuwenden. Bei bestehenden Erkrankungen 
desAuges sollte die Tuberkulineinträufelung überhaupt nicht vor¬ 
genommen werden und letztere in der Augenheilkunde nur bei Er¬ 
krankung der Adnexe des Auges behufs Erforschung der tuberkulösen 
Natur letzterer vorgenommen werden. Auch bei alten Leuten ist 
es angezeigt, die Ophthalmoreaktion nicht vorzunehmen. Barbier 
hält die Ophthalmoreaktion Calmettes nicht für verläßlich, um das 
Bestehen von Tuberkulose zu beweisen. In einem Falle trat infolge 
der Tuberkulineinträufelung in den Bindehautsack Keratitis auf. In 
der dem Vortrage folgenden Diskussion erwähnt R6non, daß er 
unter 15 Fällen, bei welchen eine positive Ophthalmoreaktion mit 
der Tuberkulininstillation (1 # /o) in den Bindehautsack nachweisbar 
war, 3mal Komplikation beobachtete: lmal eine Bindehautentzün¬ 
dung, eine leichte Keratitis und eine schwere Keratitis mit Iritis. 
Stephenson hat dieses neue diagnostische Prüfungsmittel örtlich 
für Augenerkrankungen in 30 Fällen mit nachfolgenden Resultaten 
angewendet: 6 Kinder mit rückfälliger Keratitis phlyctaenulosa 
zeigten alle die Reaktion. Ebenso waren 3 Fälle von Chorioiditis 
disseminata insgesamt positiv. In 5 Fällen von Keratitis interstitialis 
specifica war ebenfalls die Reaktion vorhanden. Einer von 3 Fällen 
von Episkleritis war positiv, ebenso wie es Tuberkulose der Iris 
und Kornea und chronische Iridochorioiditis waren. Bull hält 
Tuberkulin T. R. für ein wertvolles diagnostisches Mittel. Die posi¬ 
tive Probe sollte eine unzweifelhafte konstitutionelle Reaktion sein, 
bestehend in einem plötzlichen Steigen und Fallen der Temperatur, 
begleitet von Schüttelfrost, zusammen mit einer lokalen Reaktion 
an den affizierten Augen. Wenn auf den Lungen ein Herd besteht, 
dann wird ein abendlicher Temperaturanstieg mit Husten eintreten. 
Sein Wert als therapeutisches Mittel ist nicht so evident, indes 
kann chronische Tuberkulose der Chorioidea und Retina günstig da¬ 
durch beeinflußt werden. Zum Schluß meint er, daß es wichtig ist, 
die Injektionen für mehrere Monate fortzusetzen, indem man dabei 
kleine, allmählich steigende Dosen anwendet. Die von ihm mit- 


Ophthalmo- 
reaktion bei 
Tuberkulose. 



442 


Horstmann. 


Ophthalmo¬ 
reaktion bei 
Tuberkulose. 


geteilten Fälle sind folgende: vier Erkrankungen der Augenlider, 
drei der Konjunktiva, eine der Kornea und zwei der Iris. Baldwin 
und Genossen haben die Calmettesche Probe in 137 Fällen von 
sicher und verdächtig tuberkulösen Patienten ebenso wie bei einer 
geringen Anzahl augenscheinlich gesunder Individuen angewendet. 

2 von 45 Fällen von Lungentuberkulose reagierten nicht, aber sie 
wären schwach, anämisch und fieberten, und solche Patienten haben 
bekanntlich ein schwaches Reaktionsvermögen für Tuberkulin. 8 von 
57 augenscheinlich gesunden Personen reagierten, einige von diesen 
lebten indes in beständiger Gemeinschaft mit tuberkulösen Patienten. 
Einem Herrn von 48 Jahren, der früher an Hämatemesis ge¬ 
litten und eine leichte Affektion der rechten Lungenspitze gezeigt 
hatte, wurde, wie Fischer mitteilt, ein Tropfen Tuberkulin Test 
in das rechte Auge geträufelt. Darauf trat eine phlyktänuläre Kon¬ 
junktivitis und später ein Randgeschwür der Hornhaut auf. Nach 

3 Monaten war die Affektion noch nicht geheilt. Nach Adam 
kann das zum Zweck der Ophthalmoreaktion in den Bindehautsack 
gebrachte Tuberkulin neben der durch die Allergie des Gewebes 
bedingten Reaktion auch toxische und infektiöse Wirkungen ent¬ 
falten und hierdurch das Auge schädigen. Diese toxischen Wir¬ 
kungen machen sich in höherem Maße am kranken Auge bei skrofu¬ 
lösen Kindern und besonders am tuberkulösen Auge geltend, wobei 
Augen, bei denen die Tuberkulose in den vorderen Teilen des Auges, 
Konjunktiva, Kornea, Sklera, Iris lokalisiert ist, in höherem Maße 
gefährdet erscheinen, als solche, bei denen sich die Tuberkulose in 
den tieferen Teilen befindet. Die schädliche Wirkung kann nur 
dann auftreten, wenn bei einseitigem Prozeß das gesunde Auge zur 
Reaktion benutzt wird. Kinder sind in höherem Grade durch die 
Ophthalmoreaktion gefährdet als Erwachsene. Durch das Einträufeln 
von Tuberkulin wird eine erhöhte Empfindlichkeit der Bindehaut 
gegen Tuberkulin geschaffen. Die Ophthalmoreaktion kann in der 
heutigen Form auch nicht als gefahrlos angesehen und demgemäß 
noch nicht zum allgemeinen Gebrauch empfohlen werden. Absolute 
Kontraindikationen sind Augenerkrankungen in jeder Form und 
jedem Stadium, selbst völlig abgelaufene, auch dann, wenn ein Auge 
gesund ist, ebenso jugendliches Alter, bereits einmal angestellte 
Ophthalmoreaktion, und sobald die Absicht besteht, einige Zeit nach 
der Ophthalmoreaktion Tuberkulin subkutan zu injizieren. Krause 
und Hertel empfehlen vor Anwendung der Ophthalmoreaktion eine 
genaue Inspektion des äußeren Auges, namentlich auch mit Rück¬ 
sicht auf Residuen früher überstandener phlyktänulärer Erkran- 



Augenkrankheiten. 


443 


kungen, da selbst Residuen längst zum Stillstand gekommener Pro¬ 
zesse auch bei älteren Individuen wieder aufflackern und Veranlassung 
zu hartnäckigen Rezidiven werden können. Anzuwenden ist am 
besten das gewöhnliche Alttuberkulin Koch, bei welchem die un¬ 
angenehmen Nebenwirkungen am seltensten Vorkommen. Nach den 
Versuchen von Waldstein übt die Beschaffenheit der Bindehaut 
einen deutlichen Einfluß aus sowohl auf die Art und Weise, wie 
auch auf die Intensität und Dauer der Ophthalmoreaktion. In vielen 
Fällen von Conjunctivitis ekzematosa, von Follikelkrankheit, häufig 
auch von chronischem Katarrh, besonders solchen, die nach ander¬ 
weitiger tiefgehender Erkrankung (Trachom) zurückgeblieben sind, 
verläuft die Ophthalmoreaktion viel schwerer als bei gesunden Binde¬ 
häuten. Vor der allgemeinen Anwendung der Ophthalmoreaktion 
als diagnostisches Hilfsmittel ist nachhaltig zu warnen. Brous 
hat in 24 der Tuberkulose verdächtigen Augenerkrankungen die 
Einträufelung einer 1 °/oigen Tuberkulinlösung in den Konjunktival- 
sack ausgeführt und 9mal positive Ophthalmoreaktion erhalten, 
während die probatorische Tuberkulinreaktion in 14 Fällen positives 
Ergebnis hatte. Aus dem Verlauf der Ophthalmoreaktion kann mit 
Sicherheit nicht auf die tuberkulöse Natur eines Augenleidens ge¬ 
schlossen werden. Ist sie schwer oder beteiligen sich die erkrankten 
Teile mit, so ist die Tuberkulose wahrscheinlich, fallt sie dagegen 
milde aus, so ist dies kein Gegenbeweis. Der subkutanen Injektion 
ist der Vorzug zu geben. Die Ophthalmoreaktion ist indessen ein 
wertvolles Mittel, wenn sie mit Vorsicht angewandt wird. Von 
9 unter 14 Fällen von Augenkranken mit Tuberkulose oder Tuber¬ 
kuloseverdacht, bei denen Stuelp die Ophthalmoreaktion aus- 
föhrte, traten schwerere, bis zu 7 Wochen und darüber dauernde 
Entzündungserscheinungen an Augen auf, die zwar früher entzünd¬ 
lich erkrankt, zur Zeit der Instillation aber kürzere oder längere 
Zeit völlig reizlos waren, ferner an Augen, die nachweislich erkrankt 
waren, wenn das andere Auge krank war oder krank gewesen war. 
Vor der Ophthalmoreaktion ist in der Ophthalmologie überhaupt 
dringend zu warnen. Gaupp wandte eine 3°/oige Tuberkulinlösung 
als Einträufelung in die Konjunktivs an. Von 100 Fällen haben 
54 reagiert, nicht reagiert 46. Von 61 sicheren Tuberkulösen re¬ 
agierten 44, von 23 verdächtigen Fällen gaben 10 positive Reaktion 
und von den klinisch unverdächtigen Fällen reagierte nicht ein ein¬ 
ziger. Die Ophthalmoreaktion gibt bei frischen Tuberkulosen mit 
großer Konstanz eine positive Lokalreaktion, bei fortgeschritteneren 
versagt sie sehr oft. Nach Levy besteht die positive Reaktion der 



444 


Horatmann. 


Ophthalmo¬ 
reaktion bei 
Tuberkulose. 


Tuberkulineinträufelung in die Konjunktivs in einer entzündlichen 
Reizung. Diese kommt in drei Graden vor: Rötung der Karunkel und der 
Conjunctiva palpebrarum, stärkere Rötung mit Beteiligung der Con- 
junctiva sclerae, Schwellung und vermehrte Sekretion und inten¬ 
sive Rötung der ganzen Bindehaut, starke Chemosis, fibrinöse oder 
eitrige Sekretion und kleine Ekchymosen. Die Einträufelung wird 
mit Höchster Alttuberkulin in 2 °j oiger Lösung ausgeführt. Sie ist 
allgemein und leicht anwendbar; denn sie erstreckt sich auf Fie¬ 
bernde, sie erzeugt keine oder minimale Störungen und ist unge¬ 
fährlich. Bei 41 Tuberkulösen hatte die Einträufelung 35mal posi¬ 
tiven Erfolg, bei 54 verdächtigen 32mal und bei Nichttuberkulösen 
nur bei 2,5 °/o. Mit Rücksicht auf die bei 75°/o der Nichttuber¬ 
kulösen auflretende Ueberempfindlichkeit bei wiederholter Einträufe¬ 
lung ist darauf zu achten, daß nicht dasselbe Auge zweimal benutzt 
wird, desgleichen auf bereits vorher bestehende konjunktivale Ent¬ 
zündungen. Positive Reaktion spricht nicht in allen Fällen mit 
Sicherheit für Tuberkulose, insbesondere nicht bei Typhusrekon¬ 
valeszenten, jedoch kommt ihr bei suspekten Individuen eine große, 
vielleicht ausschlaggebende Bedeutung zu. Negative Reaktion spricht 
nicht mit absoluter Sicherheit gegen Tuberkulose, besonders bei 
anämischen kachektischen Personen. Unter den angegebenen Kau- 
telen stellt die konjunktivale Tuberkulinreaktion ein vortreffliches 
diagnostisches Hilfsmittel für den praktischen Arzt und den poli¬ 
klinischen Betrieb dar und dürfte, wenn sich die Befunde der bis¬ 
herigen Untersuchungen bestätigen, dank ihrer Einfachheit große 
soziale Bedeutung haben. Polland beobachtete bei der Ophthalmo¬ 
reaktion 3 Fälle von schwerer Konjunktivitis, 2mal mit Beteiligung 
der Hornhaut, lmal mit bleibender Sehstörung. Nach Teichmann 
beruhen die angeblich durch die Konjunktivalreaktion hervorgerufenen, 
bisher mit geteilten Schädigungen ausnahmslos auf der Wahl unge¬ 
eigneter Tuberkulinpräparate oder der Vernachlässigung wichtiger 
Kontraindikationen. Solche sind: Instillation bei krankem, vor allem 
tuberkulösem Auge, Skrofulöse, vielleicht überhaupt jugendliches 
Alter, Wiederholung der schon früher der Reaktion unterzogenen 
Augen , ganz besonders von starken Lösungen. Die Konjunktival¬ 
reaktion, vorgenommen mit frisch bereiteter l°/oiger Tuberkulin¬ 
lösung, ist absolut ungefährlich und zur Zeit das einfachste Mittel, 
einen den sonstigen klinischen Untersuchungsmethoden nicht zu¬ 
gänglichen Tuberkuloseherd zu diagnostizieren. Weiterhin sind Säug¬ 
linge und skrofulöse Kinder auszuschließen. Bei entzündlichen Erkran¬ 
kungen des Nasenrachenraums ist Vorsicht geboten. Ebenso muß 



Augenkrankheiten. 


445 


man sich hüten, die vom Patienten so leicht zu beobachtende Re¬ 
aktion bei Hysterischen und Hypochondern anzustellen. Die Ge¬ 
fahren der Konjunktivalreaktion werden allein durch Nichtbeach¬ 
tung der Kontraindikationen und ungeeigneter Präparate bedingt. 
Wolff-Eisner empfiehlt das von ihm geprüfte und unter 
seiner Kontrolle stehende Tuberkulin zur Ophthalmoreaktion. Hans 
empfiehlt die Wolff-Eisnersche Konjunktivalreaktion dringend 
dem Praktiker als Ergänzung seiner diagnostischen Hilfsmittel 
für Tuberkulose; ihre Beweiskraft ist von 9 : 1 für bestehende 
Tuberkulose an irgend einer Stelle des Körpers. — Nach C h a n fe¬ 
rnes s e verursacht die Einträufelung von Typhus gift in das 
untere Augenlid gesunder Menschen leichtes Brennen, Rötung 
der Konjunktivs, Tränenfluß und geringe Sekretion fibrinöser 
Exsudate, welche Symptome nach 6 Stunden verschwinden. Bei 
Typhösen dagegen ist der genannte Symptomenkomplex viel aus¬ 
gesprochener und dauert 2—4 Tage. 0 r s z a g benutzte nach 
Chantemesses Vorschrift als Untersuchungsmaterial eine aus 
einem virulenten, aus der Leiche eines an Typhus Verstorbenen 
gezüchteten Typhusbakterien stamm stammende Lösung. Ein Tropfen 
davon wurde auf die innere Fläche des unteren Lides geträufelt. 
Nach 2—3 Stunden beobachtete man an dem betreffenden Auge 
Röte, Tränen, Gefühl von Wärme und Jucken an der Bindehaut 
der Lider, ferner auch fibrinöses Exsudat. Nach den Versuchen 
von Orszag ist die Chantemessesche Ophthalmoreaktion zur 
Zeit für praktische Zwecke nicht verwendbar, da wir über kein 
beständiges Typhustoxin mit gleicher Intensität verfügen. Die 
Ophthalmoreaktion kann sich nach 6 Stunden nicht nur bei Ty¬ 
phösen, sondern auch bei anderen Erkrankten positiv erweisen. Die 
positive Reaktion ist also in diesem Zeitpunkt für Typhus abdomi¬ 
nalis nicht charakteristisch. Nach 24 Stunden geben die meisten 
Fälle von Typhus abdominalis positive Resultate. Negative Reak¬ 
tion ist bei Fiebernden in den meisten Fällen gegen Typhus zu 
verwerten. Rekonvaleszenten reagieren etwa in der Hälfte der 
Fälle positiv. Bei anderen Krankheiten ist die Reaktion nach 
24 Stunden meistens negativ, positive Reaktion wurde aber auch 
beobachtet. 

Birch-Hirsclifeld hat in 5 Fällen nach länger dauernder 
Beschäftigung von der an ultravioletten Strahlen reichen Queck- 
silberd ampflampe neben konjunktivaler Reizung eine Störung 
der Netzhautfunktion beobachtet, die sich in Form eines vorwiegend 
perizentralen Skotoms für Kot und Grün bei voller Sehschärfe und 


Ophthalmo¬ 
reaktion bei 
Typhus. 


Wirkung der 
Röntgen¬ 
strahlen auf 
das Auge. 



446 


Horstmann. 


Wirkung der 
Röntgen¬ 
strahlen auf 
das Auge. 


normalem Augenbefund geltend machte. Nur in 2 Fällen war der 
zentrale Farbensinn im Sinne einer Herabsetzung der Rotgrün¬ 
empfindung beeinträchtigt. Das Farbenskotom bildete sich im Laufe 
mehrerer Wochen zurück. Birch-Hirschfeld verlegt die anato¬ 
mische Läsion in die Netzhaut. Wenn auch der Anteil der leuchten¬ 


den Strahlen für die Störung nicht auszuschließen ist, so wirken doch 
wohl die ultravioletten Strahlen mit. Die Beobachtungen fordern zu 
einem Schutze der Augen aller derjenigen besonders auf, die längere 
Zeit in direkter Nähe von Lampen zu arbeiten haben, welche inten¬ 
sives, an ultravioletten Strahlen reiches Licht aussenden. Da nach 
unseren heutigen Kenntnissen gerade die kurzwelligen Strahlen das 
Auge schädigen, dürfen im allgemeinen Muschelschutzbrillen von 
gewöhnlichem Glas ausreichen, für besondere Fälle Schutzgläser und 
Lampenglocken aus Glas von hohem Absorptionsvermögen für Ultra¬ 
violett (Schwertflintglas, Euphosglas) sich empfehlen. 

Thiosinamin. Dolganow und Lewitzkaja wandten Thiosinamin in 
Form von subkutanen und intramuskulären Injektionen, meistens 
der Juliusbergschen Glyzerin-Wasserlösung (täglich oder alle anderen 
Tag eine Pravazsche Spritze) in 23 Fällen von weißer und grauer 
Sehnervenatrophie, Retinitis und Chorioretinitis pigmentosa syphi¬ 
litica an. Aus den 23 Krankengeschichten ziehen die Verfasser 
sehr vorsichtig folgende Schlüsse: 1. Thiosinamin ist bedingungslos 
von Nutzen bei den genannten Augenerkrankungen, da nach dessen 
Gebrauch Hebung der zentralen Sehschärfe und Erweiterung des 
Gesichtsfeldes eintritt. 2. Erweiterung des Gesichtsfeldes wurde 
selbst in den Fällen beobachtet, wo Thiosinamin auf die Sehschärfe 
keinen Einfluß ausübte; meistenteils geht die Wirkung teils auf 
beide parallel. 3. Die Hebung des Sehvermögens ist verschieden, 
in Abhängigkeit von der Form des Prozesses, seiner Dauer, seines 
Grades und anderen, nicht aufgeklärten Ursachen und Bedingungen. 
4. Nach Aufhören der Thiosinamin gaben schwindet die Besserung 
nicht (wenigstens nicht während der Dauer von 2—3 Monaten, wäh¬ 
rend welchen die Verfasser die Möglichkeit hatten, die Patienten 
zu beobachten). 5. Nachteilige Folgen wurden nicht beobachtet. — 
Sophol. Sophol ist eine Verbindung von Silber und Formaldehydnuklein¬ 
säure. Bock wendet es bei Erkrankungen der Bindehaut mit reich¬ 
licher Absonderung an. Das Sophol erweist sich als ein nicht 
reizendes, mildes, keine Schorfe bildendes, bakterientötendes Mittel, 
welches nicht ätzt. Seine Wirkung dringt aber nicht in die Tiefe. 

Nach Elschnig ist eine bisher nicht beobachtete häufige A e t i o- 
logie der chronischen Konjunktivitis eine Hypersekretion 



Augenkrankheiten. 


447 


der Meibom sehen Drüsen; viel zu wenig gewürdigt ist als Aetiologie 
der chronischen Konjunktivitis die relative Insuffizienz der Augen¬ 
lider, mangelhafter Verschluß der Lidspalte bei leichtem Lidschluß 
und im Schlafe, die sogar zu lederartiger Eintrocknung, Tyloma 
conjunctivae, führen kann. Beide Formen sind nur durch ätiologische 
Therapie zu heilen. 

Greeff, Frosch und Clausen ist es gelungen, alle Entwick¬ 
lungsphasen des Trachomerregers, das Trachomkörperchen, zu 
beobachten, von den zerstreut im Sekret oder in Zellen liegenden 
Einzelkörperchen, die sich gern zu zweien aneinander legen, bis zu 
den kleineren oder größeren, mehr oder weniger geschlossenen Haufen¬ 
formen in den Zellen. — Nach Lundtgaard verschwinden die 
zirkumskripten Anhäufungen adenoiden Gewebes völlig bei sehr 
kurzer Lichtbehandlung, und zwar bei so kurzer Behandlung, daß 
ähnliches von keinem anderen pathologischen Gewebe gilt. Gewisse 
Formen des Trachoms scheinen durch Lichtbehandluug geheilt wer¬ 
den zu können. Nach Selenkowsky ist die Bestrahlung der 
Schleimhaut ektropionierter Lider mit höchstens 10 mg Radium¬ 
bromid höchstens 10 Minuten lang für jedes Lid absolut gefahrlos 
sowohl für das menschliche Auge im allgemeinen, als auch im 
speziellen für die Schleimhaut. Das Radium ist bei der Behand¬ 
lung des granulösen Trachoms ohne heftige Katarrherschei¬ 
nungen ein sehr wirksames Mittel. Die Körner verschwinden ohne 
Narbenbildung. Beim granulösen Trachom mit allgemeiner Infiltra¬ 
tion und Sekretion bewirkt das Radium gleichfalls Schwinden der 
Körner und der Infiltration und vermindert die Sekretion. Die 
Dauer der Behandlung ist kürzer als bei der Behandlung mit ge¬ 
wöhnlichen Mitteln. Bei dem mit Pannus begleiteten chronischen 
Trachom im Stadium beginnender Narbenbildung erweist sich das 
Radium weniger wirksam, als beim rein granulösen. Dem Radium 
ist in hohem Grade eine schmerzstillende Wirkung eigen. In An¬ 
betracht einer schädlichen Wirkung auf die inneren Partien des 
Augapfels und auf die Hornhaut muß man vor der Anwendung des 
Radiums unmittelbar auf den Augapfel warnen. Es kann nur zur 
Behandlung der Schleimhaut der Augenlider verwandt werden. 

Im Anschluß an die Beschreibung eines Amyloidtumors der Binde¬ 
haut, der exstirpiert wurde, bespricht Schieck die Entstehung des 
Hyalins wie des Amyloids. Beide sind nicht an bestimmte Gewebs- 
elemente, wie Zellen oder Bindegewebsfibrillen, geknüpft. Das Vorkommen 
der glasigen Substanzen wird ebensogut extrazellulär wie interstitiell be¬ 
obachtet. sogar im Innern von Blut- und Lymphgeiäßen ist eine Aus- 


Chronische 

Konjunktivitis. 


Erreger des 
Trachoms. 


Licht¬ 

behandlung 


Radium- 

behandlung. 


Hyalin- und 
Amyloid¬ 
erkrankung 
der 

Konjunktiva. 



448 


Horatmann. 


Hyalin nnd 
Amyloid* 
erkranknng 
der 

Konjunktive. 


Aufhellung 
von Hornhaut¬ 
trübungen. 


Einfluß des 
Jodkaliums 
auf Cataracta 
incipiens. 


scbeidung von scholligem Material erwiesen. Das Amyloid ist ein Hyalin, 
das Chondroitinschwefels&ure in mikrochemisch nachweisbarer Form enthält. 
Das Glykogen pflegt nabe Beziehungen zu Hyalin einzugehen; da nun 
Hyalin die Grundlage des Amyloids ist, so muß ein engeres Verhältnis 
des Glykogens zur Amyloidsubstanz bestehen. 

Metallische Aetzgifte, insbesondere aber der Kalk, erzeugen 
in der Hornhaut Trübungen, primär durch die unmittelbar unter 
ihrer Wirkung stehende chemische Verbindung, welche sie mit dem 
Hornhautgewebe eingehen, sekundär durch die reaktive Entzündung 
des Gewebes und durch die etwaigen Substanzverlusten folgende 
Narbenbildung. Für die primäre Trübung hat sich nach Guillery 
als bestes Lösungsmittel bisher eine Mischung von Chlorammonium mit 
einem Zusatz von Weinsäure ergeben. Man benutzt eine 4—5°/oige 
Chlorammoniumlösung und einen Weinsäurezusatz von 0,02—0,1 °/o. 

Nach den Untersuchungen von P f lugk weichen die über der vor¬ 
deren Linsennaht beim Kaninchen liegenden Epithelzellen der Linsen¬ 
kapsel sowohl im anatomischen Bau wie in ihrer physiologischen Tätig¬ 
keit von den Epithelzellen in ihrer Umgebung ab. Mit Hilfe der Palla- 
diumchlorürinjektion ist es möglich, die Eintrittswege der unter die 
Bindehaut gespritzten Jodkaliumlösungen in die Linse festzustellen 
bei Kaninchen, Hunden, Katzen, Meerschweinchen und Frosch. Die 
Reaktion tritt am frühesten und deutlichsten ein in der Linie der 
vorderen Linsennaht in Form eines scharfen, schwärzlichen Striches, 
erst später erfolgt der Durchtritt des Jodkaliums durch Osmose gleich« 
mäßig in die Vorderfläche der Linse. Die ersten anatomischen Ver¬ 
änderungen des Epithels Anden sich beim Naphthalinkaninchen 
l'/j—2 Stunden nach der Verabreichung der Naphthalinemulsion. 
Die Veränderungen sind am stärksten ausgeprägt in der Linie der 
vorderen Linsennaht. Durch Einspritzungen von schwachen Jod¬ 
kaliumlösungen im geeigneten Zeitpunkt war es möglich, den Ein¬ 
tritt der Naphthalinveränderungen des Epithels der Kaninchenlinse 
um mehrere Stunden aufzuschieben. Bei mehrtägiger Verabreichung 
von Jodkaliumlösungen konnte eine ausgesprochene Hemmung der 
Wucherung des Kapselepithels der Naphthalinlinse des Kaninchens 
beobachtet werden. Bei dem anerkannten Parallelismus der Naph¬ 
thalinkatarakte des Kaninchens mit dem menschlichen Altersstar 
sind die Aufbesserungen der Sehschärfe nach Verabreichung von 
Jodkaliumpräparaten, wie sie häuflg festgestellt werden konnten, 
vermutlich auf Beeinflussung des Linsenepithels und seiner Um¬ 
gebung durch das in die Linse eindringende Jodkalium zurück¬ 
zuführen. Mit subkonjunktivalen Jodkaliumeinspritzungen werden 



Augenkrankheiten. 


449 


wesentlich höhere Grade der Aufbesserung der Sehschärfe fest¬ 
gestellt, als durch Einträufelungen und Bäder mit gleich starken 
Jodkaliumlösungen. Auf Grund eines Operationsmaterials von 112 
diabetischen Staren kann Kitamura das Gesamtresultat gegen- Katarakt- 
über anderen Staren nicht ungünstiger finden. In keinem Falle ist ^. e ”*^ ei ! > I ei 
ein völliger Verlust durch die Operation zu verzeichnen. Die Iritis 
ist entschieden häufiger als wie bei der gewöhnlichen Starextraktion. 
Netzhautblutungen bezw. Glaskörperblutungen auf diabetischer Basis, 
die auf das optische Resultat einen wesentlichen Einfluß ausüben, 
sind relativ häufig und verdienen besonders prognostisch gewürdigt 
zu werden. Das sonst übliche Operationsverfahren genügt auch 
für die diabetischen Stare durchaus allen Ansprüchen, und es be¬ 
darf hier keiner besonderen Maßregeln. Das relativ häufige Auf¬ 
treten einer Iritis mahnt zu einer ganz besonderen Exaktheit in 
der Handhabung der Anti- bezw. Asepsis. — Heß konnte in einem Blaublindheit 
Falle feststellen, daß die Gelbfärbung der menschlichen Linse Ge j b ‘ 

ohne störende Beeinträchtigung ihrer Durchsichtigkeit genügend hohe Linse 
Grade erreichen kann, um durch Absorption vollständige Blau¬ 
blindheit des Auges herbeizuführen. 

Bei der Entstehung des Rotsehens nach Blendung hat man 
neuerdings den ultravioletten Strahlen eine erhebliche Bedeutung 
zugeschrieben. Vogt erzeugte durch Betrachtung einer sonnen¬ 
beschienenen Schneefläche mit erweiterter Pupille Erythropsie. Erythropsie. 
Der Versuch gelang ebenso, wenn er vor das Auge ein Schwert¬ 
flintglas hielt, das sämtliche ultravioletten und einen Teil der 
blauen und violetten Strahlen absorbiert. Aus dem Versuche folgt, 
daß die Erythropsie nicht durch ultraviolette Strahlen bedingt wird. 

Nach den Untersuchungen von Heß steht die übliche Annahme, 

daß die Hemeralopie als ein Fehlen des Sehpurpurs, als Vermittler Hemeralopie. 

der Dunkeladaptation im Sinne Parinauds aufgefaßt werden könne, 

mit sämtlichen von ihm beobachteten Tatsachen in Widerspruch. 

Bei sämtlichen von ihm unterstützten Fällen von Nachtblindheit 
war der stäbchenfreie Bezirk des dunkeladaptierten Auges deutlich 
weniger empfindlich, als im normalen Auge. Bei allen Hemeralopen 
fanden sich in den nur Zapfen führenden mittleren Netzhautpartien 
Störungen von der gleichen Art, wie sie bisher nur für die stäbchen¬ 
führenden Teile angenommen worden sind. Eine isolierte Erkrankung 
dieser letzteren fand sich in keinem Falle. 

Nach den Untersuchungen von Fleischer stellt die akute retro¬ 
bulbäre Neuritis fast stets ein meist initiales Symptom von 

multipler Sklerose dar. Bei stärkerer Beteiligung der Papille er- 
J&hrbuch der praktischen Medizin. 1909 . 29 


Neuritis 

retrobulbaris. 



450 


Horstmann. 


Neuritis 

retrobulbaris. 


Schwanger¬ 
schaft und 
Sehstörungen 


krankte die Hälfte der Fälle an multipler Sklerose. Man wird stets 
bei Neuritis retrobulbaris acuta bei jugendlichen Individuen, wenn 
eine plausible Ursache nicht nachzuweisen ist, mit größter Wahr¬ 
scheinlichkeit die Diagnose auf beginnende multiple Sklerose stellen 
können. 

Nach Weigelin können während der Schwangerschaft, 
meist einer späteren, auf einem oder beiden Augen Sehstörungen 
auftreten, ohne daß irgend eine andere Organerkrankung nachweisbar 
ist. Der Zeitpunkt des Auftretens schwankt zwischen dem 4. und 
9. Schwangerschaftsmonat, ist ausnahmsweise auch der erste Monat. 
Die Sehstörungen bestehen in Herabsetzung der zentralen Sehschärfe 
und Gesichtsfeldeinschränkungen. Ophthalmoskopisch findet sich 
das Bild der Neuritis optica eventuell mit Uebergang in Atrophie. 
Nach spontan oder künstlich erfolgter Geburt tritt eine Besserung 
oder gänzliches Verschwinden der Sehstörung auf. Nach wiederholter 
Schwangerschaft treten neue Sehstörungen in verstärktem Grade 
ein, welche nach Beendigung der Schwangerschaft eine geringere 
Besserung nachweisen als beim erstenmal. Eine oder mehrere solcher 
Attacken sind im stände, das Sehvermögen dauernd zu beeinträch¬ 
tigen. Objektiv findet sich dann eine mehr oder weniger fort¬ 
geschrittene postneuritische Sehnervenatrophie. Wahrscheinlich han¬ 
delt es sich um eine Autointoxikation. Dringend geboten ist daher 
bei Auftreten neuritischer Symptome die Schwangerschaft künstlich 
zu unterbrechen. — Fejer berichtet über einen Fall von hochgra¬ 
diger Kurzsichtigkeit, wo nach jeder Schwangerschaft die Kurz¬ 
sichtigkeit erheblich zunahm. Bei der letzten Schwangerschaft wurde 
ein künstlicher Abort eingeleitet, die Kurzsichtigkeit war danach 
nicht weiter fortgeschritten. Fejer ist der Ansicht, dsß man in 
solchen Fällen berechtigt ist, die Schwangerschaft zu unterbrechen. 

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452 


Horstmann. 


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453 


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schaft. Arch. f. Augenheilk. Bd. LXI, H. 1. — Wessely, Simulation von 
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gischen Instituts in Stockholm H. 9. Jena. — Wolff-Eisner, Gefahren 
der Ophthalmoreaktion und ihre Vermeidung. Wien. klin. Wochenschr. 
Nr. 33. 



Bestimmung 
der oberen 
Hörgrenze. 


5. Ohrenkrankheiten. 

Von Geh. Sanitäterat Dr. D. Schwabach in Berlin. 

Mit 3 Abbildungen. 

Die obere Hörgrenze bei normalen Ohren ist sicher 
mit 16000 y. d. noch nicht erreicht; im Alter nimmt sie ab bis auf 
wenig über 16000. Bei der großen Mehrzahl der Versuche mit 
den verschiedenen Tonquellen fand F. A. Schulze die obere Hör¬ 
grenze bei ungefähr 20000 v. d. mit geringen Unterschieden darüber 
und darunter. Der Verfasser hat seine bezüglichen Untersuchungen 
mit Longitudinaltönen von dünnen Drähten (Monochord) angestellt. 
Bei der Wahl der Tonquellen ist es die Hauptaufgabe, solche zu 
finden, die keine Nebengeräusche geben. Eine ganz genaue An¬ 
gabe der oberen Hörgrenze, etwa auf eine Schwingung, ist wohl 
überhaupt nicht möglich, da diese, nach Verfassers Erfahrungen, 


Fig. 54. 



Monochord. (Nach Schulze, Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. LVI.) 


auch von der jeweiligen Disposition abhängig zu sein scheint. Das 
von Schulze empfohlene Monochord gestattet, in stetiger ununter¬ 
brochener Weise alle Töne von etwa C 4 an bis zur oberen Hör¬ 
grenze und darüber hinaus bequem und wissenschaftlich exakt her¬ 
zustellen. Bei dem äußerst einfachen Apparate (s. Fig. 54) werden 
die Longitudinalschwingungen dünner Drähte benutzt. Besonders 
wichtig für die Verwendung des Apparates ist es, daß die Schwingungs¬ 
zahl innerhalb der in Betracht kommenden Bereiche nicht nur von 
der Dicke des Drahtes, sondern auch von der Spannung und 
der Temperatur, den beiden einzigen Größen, die noch auf die 
Schwingungszahl Einfluß haben könnten, vollständig unabhängig 
ist. In Uebereinstiramung mit den Untersuchungsergebnissen von 








Olir^^raökjaoitcn. 


Wannte und. ft ud-.de n spricht sich »\*f ßruncl 

eigener Pnteraüch'itegen dahin ans, 4^JV liybwaliabLg^he 

Vöntttch (Prftfong der Kördaaer -ton Stiöitngabedtdne.Q dtftrch 
die Knochealeitung) für 'di* D i s g ft o s i I k e i n i g e r 0 ei e i ft s- 
kr a n kbsiten uisaföns von Bädimtciftg tet,ipftj(sk hei ihem» 
eine Herabsetzung der Knoebc-tdeituhg konstatiert Wörden ksftti. und 
•jwp t& hei sonst normaler Horfähigkeit Es gilt; dies «araeattiftti für 
den chronische Aikohölismft.^ die progressire Paralyse, HirasypMUs, 
Epilepsie und traun j »tische Neuroso 1% Herabsetzung l&ßt sich 
mit den Tönen C (14 v, d.>, G ft ft» v. d.) und •• (1.28 v d 't fest- 
stellen, Verfasser hält diesen Nachweis für besonders wichtig in 

Sv gtuiQUteÄvztlicher Hinslchtund stellt 

,v> - 

^-bietr 'iß^i^nk«f^^saa 

vo n t r a uxu a t isc h cn^p'of*kteu 

Methode, weiche den Ersatz »u« 

■r 'l®' weiter lEnttVüftngr .dkniiit : •aüd-die 

er als die Methode der gestielten 

plastischen Wanderluppen hezeich- 

net. Er hat ü einschlägig^Fülle 

'" öpettert, nämlich 20jühiri^ui 

Manschen, dem «mf%^-; 3 dl i e,ftB^re 

Br*at* v*n fthrmiiaotoW«^tnn. Hiilfte d«r rechten OhrtniiJSChol 
'XjH'U SebunoiUii pwtitiin -WUcforn- /, , • , , - _,, »ju 

♦O'briifii Idos, j}jr, ;ji j ftu^ßulSÄßP OÄttfej O.tJjdi &£00ii lljöli” 

rigen Knaben, dum das Ohr-durah 
einen Sandwugefi ahgefahrßn worden In beiden Fallen war 

das Besaitet der Operation bftfri^gend-^ Die Fig, b& ze%t das 
.ML dem Knaben erzielte, das zwar vom kosinetischün Stand¬ 
punkt aas noch manches zu wünschen übrig teilt., da» ftbwir., 
nach Verfassers Ansicht, sieb später viel lei eh t. noch. bw»ssrn laßt-' 
Äür Entfernung nö.ft Z e r u min a 1 pfir-lSi j>feft- «ttd Fremd- 
kärporft aüs demftehürgang empSahrt Eriadrich M üllftr 
G t> h (• r g ft n g s » p ü 1 1 'ö h r | b e n ('s. Fig. t>ö > an Stelle der CUirsprltze, 
das durch einen Konua mit elfter K.ivsopoäipe tnearbuftdüft' ist und 
das, um Verletzungen zu verhüten, »» dem Konus UU inm bequemen 
Halten eine Platt© ph) besitzt. $as Endstück pc) lmt auf der konvexen 
Seite einen Schlitz idi, durch den ‘das"Wasser bei Vu-ri«'. : ut.g «i| Rühr- 


Wmtm p# 

Jväöafyvh- 
U’ituüg: u&i 
(röSfclö*- 
Sraukvüt) 


Plffstiaclw 

iS.mfo. 

OlünftiwÄel 



456 


Schwabach. 


chens abfließen kann und der gewissermaßen als Sicherheitsventil 
gegen eventuellen gespannten Druck dient. 

Grünberg berichtet über einen Fall von Gehörgangs¬ 
tumor bei einer 42jährigen Frau. Der linke äußere Gehörgang 
war durch den höckerigen Tumor völlig verlegt. Die mikroskopische 
Untersuchung ergab, daß es sich um einen warzigen weichen 
Naevus des Naevus der Haut des Gehörganges handelte. Mit 
i.choi ganges. Rücksicht auf die prognostisch 
zweifelhafte Natur der Neubil¬ 
dung , da Hautnaevi eventuell 
den Ursprung für bösartige Sar¬ 
kome, die sogen. Melanosarkome 
abgeben können, wurde die radi¬ 
kale Exstirpation, nach Ablösung 
der Ohrmuschel, vorgenommen. 

Es trat vollständige Heilung ein. 

Schwarzkopf berichtet über 
Atrosie des 4 Fälle spontan entstandener und 4 Fälle traumatisch er- 
Gehmganges. wor b ener Atresie des Gehörganges. Ein einheitliches Bild 
kann bei der Verschiedenheit der Aetiologie und vor allem bei der 
Verschiedenheit des Sitzes der primären Läsion nicht zu stände 
kommen. Für die Frage, ob man bei jeder Atresie operativ ein- 
greifen soll, sind zwei Gesichtspunkte maßgebend: die Rücksicht 
auf die Hörfähigkeit und auf das Vorhandensein gleichzeitiger Mittel¬ 
ohreiterung. Wenn ein operativer Eingriff zur Besserung des Hör¬ 
vermögens vorgenommen wird, muß vorher genau festgestellt werden, 
inwieweit überhaupt noch Gehör vorhanden und eine Besserung 
durch Beseitigung des Abschlusses zu erwarten ist. Eine fast absolute 
Indikation zur Operation ist, nach Verfasser, das Vorhandensein einer 
Eiterung hinter der stenosierten oder verwachsenen Stelle. Dabei 
ist die Heilung der Mittelohreiterung die wesentliche Aufgabe, weil, 
wenn ihr genügt ist, selbst das Wiedereintreten eines Verschlusses 
eine ungünstige Wirkung nicht mehr ausübt. Indes befreit, nach 
Verfasser, diese Tatsache nicht von der Pflicht, mit allen Mitteln 
das Offenbleiben des Zuganges zu den Mittelohrräumen zu erstreben. 
Am einfachsten gestalten sich die Verhältnisse, wenn eine persistente 
retroaurikuläre Lücke angelegt wird. Das hierzu geeignetste Ope¬ 
rationsverfahren ist die Totalaufmeißelung. Bei einem an Otitis 
media acuta suppurativa mit Osteoperiostitis mastoidea mit Absze߬ 
bildung auf dem kongenital mißbildeten rechten Ohre 
erkrankten 11jährigen Knaben machte G. Alexander die Mastoid- 


Fig. 56. 



Gehörgaugsspiilrohrchen. 

(Nach Friedrich Müller, Deutsche nie! 
Wochenschr. 1908 , Nr. 35 .) 



Ohrenkrankheiten. 


457 


Operation, wobei sich ein vollkommener Defekt des knöchernen Ge¬ 
hörganges und an Stelle des Trommelfelles eine knöcherne Platte 
fand; die Gehörknöchelchen waren erhalten. Vom Tragus war ein 
Budiment vorhanden; zwischen diesem und der rudimentären Muschel 
wird ein Hautlappen mit hinterer Basis genommen, dadurch ein Ge¬ 
hörgangsloch geformt und durch Fixation dieses Hautlappens an die 
hintere Wundfläche wenigstens zum Teil eine hintere membranöse 
Gehörgangswand gebildet. Der neugebildete Gehörgang ist für einen 
4 mm weiten Trichter bequem durchgängig und ungefähr 8 mm lang. 
Die funktionelle Prüfung ergab eine Hörweite von 4—5 m für Kon¬ 
versationssprache. Nach Verfasser eignet sich diese Operations¬ 
methode nur für Fälle mit frei durchgängiger Tuba und wenigstens 
rudimentär erhaltenem Gehörgangsgrübchen. 

Forestier berichtet über einen 3jährigen Knaben, bei dem 
infolge eines Falles zu wiederholten Malen leichtere Blutungen 
aus dem rechten Ohr aufgetreten waren, an die sich dann 
3 Wochen später eine profuse Blutung anschloß, welche die 
Unterbindung der Art. carotis communis nötig machte. Schon 
3 Stunden naoh der Operation trat wieder eine kolossale Blutung 
aus Nase, Mund und Ohr auf, welcher das Kind erlag. Verfasser 
glaubt, daß es sich bei dem vorausgegangenen Trauma um eine un¬ 
vollständige Schädelflssur gehandelt habe, wobei die Wand des Ca- 
nalis caroticus mit zersplitterte; durch die Bewegungen des Kopfes 
und die Pulsationen sei das Gefäß von dem Splitter allmählich durch¬ 
sägt worden. 

Auf Grund seiner in der Halleschen Ohrenklinik an 9 Fällen 
gewonnenen Erfahrungen über die Behandlung der Otitis 
media durch Stauungshyperämie spricht sich Isemer 
dahin aus, daß diese Behandlung nicht ohne Gefahren sei, da unter 
der vertrauensvollen Beschränkung auf diese Therapie die recht¬ 
zeitige Anwendung notwendiger chirurgischer Eingriffe versäumt 
und dadurch der Ausgang der Erkrankung für den Patienten ver¬ 
hängnisvoll werden könne. Besondere Gefahren bringe die pro¬ 
trahierte Anwendung der Stauungsbehandlung bei Infektionen des 
Ohres durch Diplokokken und Streptokokken. Günstig wirke sie 
bei Staphylokokkeneiterungen, namentlich in solchen Fällen mit 
Mastoiditis, wo bereits eine Kortikalisflstel besteht und durch eine 
kleine Weichteilinzision Eiterabfluß aus der Knochenfistel ermög¬ 
licht ist. Als auffallendes Resultat der Stauungsbehandlung hebt 
Verfasser die schmerzstillende Wirkung hervor, die in fast allen 
Fällen schon nach kurzer Zeit eintrat. Diese schmerzstillende Wir- 


Mißbildung 
des äußeren 
Ohrs. 


Blutung aus 
dem Ohr. 


Behandlung 
der Otitis 
media mit 
Stauung. 



458 


Schwabach. 


Behandlung 
der Otitis 
media mit 
Stauung. 


Primäres 
Cholesteatom 
des Ohres. 


Vollständige 

Sequestration 

beider 

Felsenbeine 

durch 

Mittelohr¬ 

eiterung. 


Retro¬ 
aurikuläre 
Oeffhung bei 
Mastoid- 
operationen. 


kung könne aber für den Patienten insofern verhängnisvoll sein, 
als in einzelnen Fällen erfahrungsgemäß, z. B. bei Hirnabszeß, 
der anhaltende Kopfschmerz das einzige diagnostisch verwertbare 
Zeichen sei. Für absolut verwerflich hält Verfasser jeden Ver¬ 
such der Stauungsbehandlung bei intrakraniellen Komplikationen 
der Otitis (Sinusthrombose, Extraduralabszeß, Hirnabszeß). Schlie߬ 
lich spricht sich Verfasser dahin aus, daß die Stauungsbehand¬ 
lung nur in Krankenhäusern unter sachkundiger Kontrolle vor¬ 
genommen werden sollte, da nur hier eine stete Beaufsichtigung 
des Patienten gewährleistet werden könne. — Hansen berichtet über 
einen 42jährigen Mann, der zuerst vom 14. bis zum 24. Lebensjahre 
an heftigen linkseitigen Kopfschmerzen, später an beständigem Ohren¬ 
sausen und an Schwerhörigkeit auf dem linken Ohre gelitten hatte, 
der dann eine linkseitige Fazialislähmung akquirierte und bei dem 
erst in den letzten Wochen Ohreiterung und im Anschluß daran 
ein supraaurikulärer Abszeß aufgetreten war. Bei der Operation fand 
sich ein Cholesteatom, dessen Matrix sich auf der Dura der 
hinteren und mittleren Schädelhöhle in der Gegend des Foramen 
jugulare über das Tegmen antri und tympani bis an die Schläfen¬ 
schuppe in der Gegend des Jochbeinfortsatzes hinzog, diesen per¬ 
foriert, fast überall den unterliegenden Knochen useriert, den Fazialis 
und die Bogengänge zerstört und an drei ganz getrennten Stellen je 
einen etwas mehr als bohnengroßen Cholesteatomknollen produziert 
hatte. Verfasser glaubt, daß dieser Befund auf ein echtes pri¬ 
märes Cholesteatom schließen lasse und daß dieses im Knochen 
nahe der Antrumsschwelle hinter dem Fazialis und in der Nähe der 
Bogengänge seinen ursprünglichen Sitz gehabt habe. — Einem 3 ’/sjäh- 
rigen, seit einem Jahre an doppelseitiger chronischer Mittelohreite¬ 
rung leidenden Kinde, bei dem durch Ausspülen beiderseits der 
Hammer, auf der einen Seite auch der Steigbügel entleert wurde, 
entfernte Lannois auf beiden Seiten nahezu die ganze, bei der 
Mastoidoperation sich sequestriert erweisende Felsen¬ 
beinpyramide. Es entstand eine kolossale Höhle, die in den 
Pharynx übergeht, deren obere Wand durch die Großhirn-, deren 
hintere durch die Kleinhirnhemisphären begrenzt wird und in der 
man den Sinus freiliegend und die Karotis pulsierend sieht. Die 
Operationswunde heilte ziemlich schnell. Das Kind zeigte beiderseitige 
Fazialisparalyse und wurde taubstumm. — Gegenüber den neuerdings 
hervortretenden Bestrebungen, die bei der Totalaufmeißelung 
wegen chronischer Mittelohreiterung gesetzten retroaurikulären 
Oeffnungen primär zu schließen, spricht sich Winkler dahin aus, 



0 h renkrankheiten. 


459 


daß erst dann, wenn die Mittelohrräume ausgeheilt und die retro¬ 
aurikuläre Oeffnung weder zur Ueberwachung des abgelaufenen Pro¬ 
zesses noch zur Vermittlung einer reichlichen Luftzufuhr erforderlich 
erscheint, die Oeffnung durch eine Plastik wieder ge¬ 
schlossen werden soll. 

Bei einem 58jährigen Mann, bei dem die wegen Erscheinungen 
seitens der Processus mastoideus von Blau (Görlitz) vorgenommene 
Mastoidoperation eine Thrombophlebitis des Sinus trans- 
versus aufdeckte, ist bemerkenswert, daß, abgesehen von einer 
Temperatur von 37,5° am 3. Tage nach der Operation, während 
des ganzen Verlaufes der Erkrankung vor der Operation nie¬ 
mals eine Temperatursteigerung beobachtet worden war. 
— Nach Leutert sichert der Nachweis von Streptokokken 
oder anderen in Frage kommenden Mikroorganismen im Sinus¬ 
blut in nennenswerter Zahl bei gleichzeitiger Sterilität des Arm¬ 
venenblutes die Diagnose Sinusthrombose. Die Diagnose 
erscheint, nach Leutert, auch dann sicher, wenn das Armvenen- 
blut ebenfalls ein positives Resultat ergibt, der Unterschied in der 
Zahl der Kolonien jedoch zu Gunsten des Sinusblutes erheblich 
ist. Im Falle des positiven Ergebnisses des Armvenenblutes ist die 
Prognose ungünstiger, da eine Verminderung der bakteriziden Kraft 
des Blutes angenommen werden muß. Ist das Sinusblut allein 
untersucht, dann beweist das massenhafte Wachstum pyogener Mikro¬ 
organismen an sich, daß eine Thrombose vorliegt, falls der Patient 
nicht augenscheinlich dicht vor dem Exitus steht, in welchem Falle 
auch bei anderen septischen Erkrankungen das gesamte Blut mit Mikro¬ 
organismen überhäuft sein kann. Nach Großmann ist die primäre 
Thrombose des Bulbus V. jugularis nicht so selten, wie 
man bisher annahm; von 4—6 Fällen otogener Pyämie sei mindestens 
einer durch sie veranlaßt. Entgegen der Ansicht von Leutert und 
Grunert sei die Kontaktthrombose häufiger als die per emboliam. 
Der peribulbäre Abszeß ist, nach Verfasser, manchmal Ursache (bei 
der Thrombose durch Kontakt), manchmal Folge (bei der durch 
Embolie) der Bulbusthrombose. Die parietale primäre Bulbusthrom¬ 
bose sei immer nur eine Scheindiagnose; zur Unterstützung der 
Diagnose müsse die Untersuchung des gesunden Ohres daraufhin 
vorgenommen werden, ob ein bläulich dunkler Schatten im hinteren 
unteren Quadranten des Trommelfells einen hochstehenden Bulbus 
erkennen läßt. Bei primärer Bulbusthrombose, wenn also anhaltend 
höheres, selbst kontinuierliches Fieber im Verlaufe einer akuten oder 
subakuten Mittelohreiterung eintritt und nach probatorischer Frei- 


Fieberloser 
Verlauf bei 
Thrombo¬ 
phlebitis des 
Sinus 

transversus. 

Streptokokken¬ 
nachweis im 
Sinusblut 
bei Sinus¬ 
thrombose. 


Primäre 
Thrombose 
des Bulbus V. 
jugularis. 



460 


Schwabach. 


PrimÄre 
Thrombose 
des Bulbus V, 
jugularis. 


Allgemein¬ 
infektion 
bei akuter 
Mittelohr¬ 
eiterung. 


Postoperative 

Labyrinthitis. 


legung der Fossa sigmoidea ein extrasinuöser Abszeß oder ein 
parietaler Thrombus nicht gefunden wird, soll man mit der Operation 
nicht warten, bis pyämische Metastasen auftreten, da man sonst 
leicht zu spät kommt. Bei parietaler wie hei obturierender primärer 
Bulbusthrombose hält es Großmann für das beste, den Bulbus 
selbst freizulegen und auszuräumen, und zwar nach vorausgeschickter 
Jugularisunterbindung. Die sicherste und schonendste Methode hierzu 
ist, nach Verfasser, die von Voß angegebene. 

Nach Brieger können im Anschluß an akute Mittelohreiterungen 
Allgemeininfektionen ebensowohl durch Vermittlung einer 
Sinusthrombose als durch direkte Invasion der Erreger im 
Bereich des Frimärherdes zu stände kommen. Der charakteristi¬ 
sche Verlauf dieser an akute Mittelohrprozesse sich anschließenden 
Allgemeininfektionen wird nicht durch eine besondere Form oder 
Lokalisation der Thrombose bedingt, sondern ist wahrscheinlich eine 
Eigentümlichkeit der diesen Fällen zu Grunde liegenden EntstehungB- 
weise der Allgemeininfektion durch direkte Bakterieninvasion. Auch 
bei Allgemeininfektionen, die mit Sinusthrombose kombiniert sind, 
werden nicht alle Erscheinungen der Allgemeininfektion, insbesondere 
die Metastasenbildung, immer durch die Thrombose selbst vermittelt. 
Sie können anscheinend auch unabhängig von dieser durch Erreger, 
die in der Blutbahn kreisen, hervorgerufen werden. Thromben 
können in allen Abschnitten des Blutleitersystems dauernd parietal 
bleiben. Als Ursache des Entstehens und des Fortbestandes der 
Allgemeininfektion können sie nur dann anerkannt werden, wenn 
sie bei eingehender Untersuchung sich so beschaffen zeigen, daß 
man ihnen die Erzeugung einer Allgemeininfektion von dem Charakter 
der in dem betreffenden Fall vorliegenden und die Erregung von 
Metastasen Zutrauen kann. Veränderungen der äußeren Blutleiter¬ 
wand vermögen das Vorhandensein wandständiger Thromben nicht 
sicher anzuzeigen; man darf das Bestehen wandständiger Thromben 
nur dann annehmen, wenn man sie zu Gesicht bekommen hat, sie 
aber selbst dann als selbständig entstandene Ursache der Allgemein¬ 
infektion nur ansprechen, wenn Eingriffe, welche artifiziell wand- 
ständige Thromben erzeugen können, nicht stattgefunden haben. — 
G. Alexander berichtet über 4 Fälle von postoperativer La¬ 
byrinthitis, d. h. nach Mittelohroperation aufgetretener 
Labyrinthitis. In allen Fällen lag eine Mittelohreiterung vor, 
die mehr oder weniger lange Zeit vorher zu ausgedehnten Verände¬ 
rungen des Mittelohrs geführt hatte. In allen Fällen zeigte zur Zeit 
der Aufnahme das statische Labyrinth eine typische, normale Er* 



Ohrenkrankheiten. 


461 


regbarkeit, und in allen Fällen traten schon 24 Stunden nach der 
Radikaloperation stürmische Gleichgewichtsstörungen und Dreh¬ 
schwindel und in 2 Fällen auch meningeale Erscheinungen auf. Alle 
Erscheinungen schwanden nach einigen Tagen, die meningealen noch 
rascher als die Labyrinthsymptome. Es erfolgte Heilung mit er¬ 
haltener Funktion und typischer Erregbarkeit des statischen Laby¬ 
rinths. Verfasser glaubt die in seinen Fällen beobachtete Affektion 
als Labyrinthitis serosa bezeichnen zu sollen. Das von Lange be¬ 
arbeitete Material über die pathologische Anatomie der Pathologische 
Labyrintheiterung umfaßt 14 Fälle mit 15 Felsenbeinen, deren Anatom | e der 
anatomischer Befund ausführlich mitgeteilt wird. Lange erörtert im Eiterung! 
wesentlichen die Frage über den Weg der Infektion vom Mittelohr, 
über die Zahl, über die Art und den Ort der Einbrüche ins Labyrinth. 

Bezüglich der durch eine Anzahl von Abbildungen erläuterten Einzel¬ 
heiten der Befunde muß auf das Original verwiesen werden. — 

Inlsemers Falle war im Anschluß an eine chronische Mittelohr- Kleinhirn¬ 
eiterung mit zerfallenem Cholesteatom ein Kleinhirnabszeß zur nach 

Entwicklung gekommen, und zwar waren die Keime durch den eiteruug. 
Defekt im Promontorium aus der Paukenhöhle in das Labyrinth ge¬ 
langt, hatten hier die ausgedehntesten Zerstörungen hervorgerufen 
und waren dann auf dem präformierten Wege des Aquaeductus 
vestibuli weiter in die Schädelhöhle gewandert. Durch die mikro¬ 
skopische Untersuchung konnte nachgewiesen werden, daß der Aquae¬ 
ductus vestibuli in seiner ganzen Ausdehnung seiner Auskleidung 
beraubt und auch seine Knochenwandung in geringem Umfange be¬ 
reits der Nekrose anheimgefallen war. Da die weitere Umgebung 
des knöchernen Kanals ohne wesentliche Veränderungen war, so 
konnte, nach Verfasser, ein anderer Weg als der genannte für das 
Fortschreiten der Labyrintheiterung nicht in Betracht kommen. 

Alt berichtet über das Ergebnis seiner Untersuchungen der Gehör- 
Gehörorgane bei 50 Fällen von Meningitis cerebrospinalis erkrankungen 
epidemica. In 12 Fällen wurde Taubheit konstatiert, die in den Meningitis 
meisten Fällen in der ersten oder zweiten Krankheitswoche auftrat, cerebrospinalis 
und zwar doppelseitig; die anatomische Untersuchung (in 8 Fällen) e,nde,,llca 
ergab reichliche eitrige Infiltration im Bereiche des N. acusticus. 

Nach Heilung der Meningitis zeigten die meisten ertaubten Patienten 
schwer vestibuläre Symptome (Schwindel etc.). — Alexander 
liefert einen Beitrag zur Anatomie der Maserntaubheit, über 
die in der Literatur nur spärliche Beobachtungen vorliegen. Es 
handelt sich um eine Form akquirierter Taubheit, bei welcher 
die Hauptveränderungen durch eine Atrophie des Nervenepithels 



462 


Schwabach. 


Masern¬ 

taubheit 

(Taubstumm¬ 

heit). 


Hereditäre 
Ataxie bei 
hereditärer 
Taub¬ 
stummheit. 


Apparat 
zur Hör¬ 
verbesserung 
(Mikro¬ 
telephon). 


gegeben sind, ohne wesentliche Mitbeteiligung des Nerven selbst und 
seiner peripherischen und zentralen Ganglien. Der vom Verfasser mit¬ 
geteilte Fall zeigt, daß diese Atrophie nicht bloß zur labyrinthären 
Schwerhörigkeit, sondern auch zu kompletter Taubheit fuhren kann. 
Während dieser Befund von vornherein die Anschauung, daß es sich 
um einen postembryonal erworbenen Prozeß handelt, rechtfertigt, 
zwingt die bei demselben Falle gefundene abnorme Ausdehnung und 
Verlaufsrichtung des Ductus endolymphaticus zur Annahme einer außer¬ 
dem vorhandenen kongenitalen Bildungsanomalie. Verfasser meint, 
daß diese als ein prädisponierendes Moment für Miterkrankung des 
Labyrinthes und weiter für die akquirierte Taubheit angesehen werden 
müsse. Freilich sei nicht anzunehmen, daß die Labyrinthentzündung 
durch Ausdehnung der entzündlichen Mittelohrentzündung (Masern- 
Otitis) auf das innere Ohr entstanden sei, da dieses nicht die Spuren 
eitriger Veränderungen zeigte; der Fall lasse vielmehr die Deutung 
zu, daß mitunter die im Verlaufe chronischer Mittelohrerkrankungen 
auftretenden Symptome von seiten des inneren Ohrs durch die 
Atrophie der Nervenepithelstellen bedingt sein können. Hanum er¬ 
schlag berichtet über einen Fall von hereditärer Taubstumm¬ 
heit, bei dem zugleich hereditäre Ataxie bestand. Die Frage, 
ob ein organischer Zusammenhang zwischen diesen beiden Erkran¬ 
kungen besteht, glaubt Verfasser bejahen zu müssen. Mit einiger 
Wahrscheinlichkeit sprächen dafür Beobachtungen (Frey) über das 
Verhalten des Patellarreflexes bei Taubstummen. Während näm¬ 
lich später Ertaubte durchgehende ein kräftiges, normales Knie¬ 
phänomen aufwiesen, zeigten die „kongenital Tauben“ eine bedeu¬ 
tende Abschwächung. Es muß, nach Verfasser, hiernach die „Meinung 
rege werden“, daß bei den kongenital Tauben außer dem Labyrinth 
noch ein anderer den Tonus regulierender Nervenmechanis- 
mus geschädigt sei. Diese Meinung werde umso wahrscheinlicher 
durch die Tatsache, daß die betreffenden hier in Frage kommenden 
„kongenital Tauben“ in besonders schwerer Weise hereditär be¬ 
lastet waren. 

Als besonders brauchbaren Apparat zur Hörverbesse¬ 
rung empfiehlt Alt das Mikrotelephon, bestehend aus einem 
Mikrophon, einem Telephon, einem Trockenelement und den nötigen 
Leitungsschnüren. Mikrophon und Telephon sind so klein, daß sie 
mit der Hand umgriffen werden können. Der hochgradig Schwer¬ 
hörige, mit dem man, je nach der Länge der Leitungsdrähte, 
in beliebiger Entfernung sprechen kann, soll die leiseste Konver¬ 
sationssprache sehr gut hören. An Stelle des Trockenelementes, 



Ohrenkrankheiten. 


463 


das durch den Gebrauch rasch aufgezehrt wird, kann mit Vorteil 
ein Akkumulator verwendet werden, der in der Bocktasche getragen 
werden kann. 

Literatur. 

Alt, Die Taubheit infolge von Meningitis cerebrospinalis epidemica. 
Leipzig-Wien. — Derselbe, Ueber neue Apparate zur Hörverbesserung. 
Wiener med. Presse 1907, Nr. 9. Das Mikrotelepbon als Hörapparat. 
Monatschr. f. Ohrenheilk. 1908, Nr. 1. — G. Alexander, Chirurgische Be¬ 
handlung der kongenitalen Atresie des äußeren Gehörganges. Zeitschr. f. 
Ohrenheilk. Bd. LV. — Derselbe, Zur Kenntnis der akuten Labyrinthitis. 
Arch. f. Ohrenheilk. Bd. LXXV. — Derselbe, Ueber Atrophie des laby- 
rinthären Sinusepithels, ein Beitrag zur Klinik und Anatomie der erworbenen 
Taubheit. Arch. f. Ohrenheilkde. Bd. LXXVI. — R. Bäräny, Physiologie und 
Pathologie (Funktionsprüfung) des Bogengangsapparates beim Menschen. 
Leipzig-Wien 1907. — K. Biehl, Die Hörprüfung und deren Verwertung bei 
der Untersuchung der Wehrpflichtigen. Wien. — A. Bing, Ohrenheilkunde, 
2. Aufl. Wien u. Leipzig. — A. Blau, Kasuistischer Beitrag zum fieberlosen 
Verlauf der otogenen Sinusthrombose. Arch. f. Ohrenheilkde. Bd. LXXIV. — 

G. Boenninghaus, Lehrbuch der Ohrenheilkunde. Berlin. — 0. Brieger, 
Ueber die Abhängigkeit otogener Allgemeininfektionen von Veränderungen 
der Hirnblutleiter. Arch. f. Ohrenheilkde. Bd. LXXIV. — E. v. Cyon, Das 
Ohrlabyrinth als Organ im mathematischen Sinne für Raum und Zeit. Berlin. 
— R. Dahmer, Aerztliche Obergutachten aus der Praxis eines Ohren-, Nasen- 
und Halsarztes. Berlin. — A. Denker, Die Anatomie der Taubstummheit. 

H. 5. Wiesbaden. — de Forestier, Kurze zusammenfassende Uebersicht 
der bisher publizierten Fälle letaler Ohrblutungen und Bericht über einen 
eigenen Fall. Arch. f. Ohrenheilkde. Bd. LXXV. — A. Gray, The Laby¬ 
rinth of animals, including mammals, birds, reptiles and amphibions. 
Vol. II. London. — Großmann, Primäre otogene Thrombose des Bulbus 
venae jugular. Arch. f. Chir. Bd. LXXXV. — Grünberg, Tumoren des 
äußeren Gehörganges. Zeitschr. f. Ohrenheilkde. Bd. LV. — V. Hammer¬ 
schlag, Zur Kenntnis der hereditären degenerativen Taubstummheit. Zeit¬ 
schrift f. Ohrenheilkde. Bd. LVI. — Hansen, Ein Fall von Cholesteatoma 
verum des Ohres. Münch, med. Wochenschr. Nr. 12. — A. Hartmann, 
Die Krankheiten des Ohres und deren Behandlung. 8. Aufl. Berlin. — 
Isemer, Weitere klinische Erfahrungen über die Behandlung von akuten 
Mittelohreiterungen mit Stauungshyperämie nach Bier. Arch. f. Ohren¬ 
heilkde. Bd. LXXV. — Derselbe, Zur Aetiologie des otitischen Kleinhirn¬ 
abszesses. Arch. f. Ohrenheilkde. Bd. LXXIV. — H. Kanasugi, Beiträge 
zur topographisch-chirurgischen Anatomie der Pars mastoidea. Wien u. 
Leipzig. — Lange, Beiträge zur pathologischen Anatomie der vom Mittelohr 
ausgehenden Labyrinthentzündungen. Passows u. Schäfers Beitr. etc. 
Bd. L — Lannois, Sequestration presque totale des deux rochers chez un 
enfant. Annales des mal. de Tor. Bd. XXXIII. — Leutert, Die Diagnose 



464 


Schwabach. 


der otitischen Sinusthrombose mittels bakteriologischer Blutuntersuchung. 
Archiv für Ohrenheilkde. Bd. LXXIV. — Müller, Ueber die Entfernung 
am Zeruminalpfropfen aus dem äußeren Gehörgang. Ein Gehörgangs¬ 
spülröhrchen. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 85. — A. Pas so w u. 
K. L. Schäfer, Beiträge zur Anatomie, Physiologie, Pathologie und The¬ 
rapie des Ohres etc. Bd. I. Berlin. — A. Politzer, Lehrbuch der Ohren¬ 
heilkunde. 5. Aufl. Stuttgart. — F. Rötzer, Uebungsbuch für Schwer¬ 
hörige und Ertaubte. München u. Berlin. — Schmieden, Der plastische 
Ersatz von traumatischen Defekten der Ohrmuschel. Berl. klin. Wochenschr. 
Nr. 31. — F. A. Schulze, Die obere Hörgrenze und ihre exakte Bestim¬ 
mung. Passows u. Schäfers Beiträge. Bd. I. — Derselbe, Monochord 
zur Bestimmung der oberen Hörgrenze und der Perzeptionsfähigkeit des 
Ohres für hohe Töne. Zeitschr. f. Ohrenheilkde. Bd. LVI. — Schwartz- 
kopf, Beitrag zur Kenntnis der erworbenen Gehörgangsverschlüsse. Arch. 
f. Ohrenheilkde. Bd. LXXVI. — Tonietti, Circa il valore della prova di 
Schwabach nella diagnosi di alcune malatti mentali. Arch. ital. di otolog. 
Bd. XVIII. — V. Urbantschitsch, Ueber subjektive Hörerscheinungen und 
subjektive optische Anschauungsbilder. Leipzig u. Wien. — Verhand¬ 
lungen der deutschen otologischen Gesellschaft auf der 17. Versammlung 
in Heidelberg. Jena. — Wanner u. Gudden, Neurologisches Zentral¬ 
blatt 1900, Nr. 19—21. — Winckler, Ueber retroaurikuläre Oeffnungen 
nach ausgeführter Totalaufmeißelung. Arch. f. Ohrenheilkunde Bd. LXXY. 




6. Krankheiten der Nase, dee Nasenrachenraumes, des Mundes, 
des Rachens, des Kehlkopfes und der Luftröhre. 


Von Prof. Dr. A. Jurasz in Lemberg. 

Mit 2 Abbildungen. 

Allgemeines. Um während der Operationen den Reflexspiegel Instrumente: 
behufs richtiger Einstellung nicht mit steriler Hand berühren zu s P ie s elzan f? e - 
müssen, hat sich E. Amberg eine besondere Spiegelzange an¬ 
fertigen lassen. Den Nebuloapparat hat A. Kuttner mit einem Unter¬ 
zweckmäßigen Unterbrechungshandgriff versehen. Ein neues brechu "P‘ 

° . . handgriff am 

Instrument zur breiten Eröffnung der Kieferhöhle vom unteren Nebuloapparat. 

oder mittleren Nasengange aus und eine neue D ornzange zur ex- Instrument zur 

plorativen Eröffnung der Siebbeinzellen verdanken wir A. Onodi. Eröffnun s der 
V, „„ . „ .. — . , ... Kieferhöhle in 

Seyffarths neue Zange dient zur Erweiterung der natürlichen der Nase und 

Kiefernhöhlenöffnung im mittleren Nasengange, und R. Islands Dornzange zur 

Doppelcurette hat die Bestimmung, die Keilbeinhöhle freizu- der^Jiebbein- 

legen. Die von D. Pospischill angegebene und zum Gebrauch zellen. 

bei Larynxstenosen nach Krupp oder anderen Infektionskrankheiten Zange zür 

empfohlene Tampon kan üle ist der Trendelenburgschen ähn- E J weiterun e 

r ° der natür- 

lieh. Der Unterschied besteht nur darin, daß der aufblasbare Gummi- liehen Kiefer¬ 
kondom nicht so weit nach unten reicht, wie bei der letzteren und höhlenöffnung. 

daß dadurch die trachealen Wundränder vor Druck geschont werden. Doppelcurette 

° zur Freilegung 

Wenn auch die Dekubitusbildung nicht verhindert werden kann, so ,j er Keilbein¬ 
wird doch das Fehlschlucken und das Herabfließen von Getränken höhle, 
in die Luftwege verhütet und die Ernährung der Kranken gefördert. Tamponkanüle 
Der Kondom wird jedesmal vor dem Essen aufgeblasen und 10 Mi- Stenosen 1 ' 
nuten nach dem Essen wieder entleert. Zur Bronchoskopie be- Neue broncho- 
nutzt Ch. Jackson Röhren, in denen am distalen Ende ein Lämpchen skopische 
angebracht ist, ohne daß dadurch die Einführung von Instrumenten 
beeinträchtigt wird. Das Licht fällt auf das Untersuchungsfeld mehr 
oder weniger schräg, und die Beleuchtung ist sehr hell. E. Waggett 
rühmt dieser Beleuchtung größere Intensität als bei den Brünning- 
schen Apparaten nach. 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 


Apparate. 


30 



466 


Jurasz. 


Einatmungs¬ 
maske beim 
Gebrauch 
flüchtiger 
Stoffe. 


Methoden: 
Oberkiefer- 
und Stirn- 
höhlen- 
durchleuch- 
tung. 


Anziehen der 
Epiglottis. 


Perorale 

Intubation. 


Zum Einatmen von flüchtigen Stoffen (Menthol mit Aether, 
Ol. Menthae pip., pini, terebinthin. oder Bromoform mit Unguentum 
paraff. ana) verwendet A. Hartmann eine neue, metallene, auskoch¬ 
bare und bequem anlegbare Maske. Sie hat sich bei chronischen Ka¬ 
tarrhen der Luftwege zur Beschränkung der Sekretion, beim Asthma 
und Keuchhusten zur Linderung der Atembeschwerden gut bewährt. 

Bei der Besprechung der Methode, wie man Oberkiefer- und 
Stirnhöhlen durchleuchtet, hebt R. Vohsen die Vorzüge der 
von ihm empfohlenen Osramlampe hervor und weist darauf hin, daß 
bei der Beurteilung der Durchleuchtungsergebnisse die äußere Kon¬ 
figuration des Gesichtsschädels, welche mit den Form- und Umfang¬ 
verhältnissen der Nebenhöhlen im Zusammenhang steht, berück¬ 
sichtigt werden muß. Bei der Oberkieferhöhle kommt es auf die 
Dicke und Steilheit des Alveolarfortsatzes an, und deshalb sind ge¬ 
wisse Fehler der Lichtintensität nicht selten. Zur Prüfung der 
Lichtempfindung ist es ratsam, die Lichtquelle oberhalb der Mahl¬ 
zähne (1 und 2) zu halten, damit das Licht durch die Kieferhöhle 
direkt nach der Orbita geleitet wird. Will man die Stirnhöhle 
durchleuchten, so wird das Ende des Lichtleitungsrohrs auf die 
Basis der Stirnhöhle hinter dem Supraorbitalrand angesetzt und mit 
möglichst schwacher Beleuchtung begonnen, um dann die Intensität 
des Lichtes zu steigern. Dadurch werden die Grenzbezirke der 
Transparenz besser festgestellt und beide Seiten miteinander ver¬ 
glichen. Auf der gesunden Seite wird das Licht in den Bezirk der 
anderen, kranken Seite eher durchdringen, als auf der letzteren. Ver¬ 
dächtig ist ein scharfes Abschneiden einer durchleuchteten Stirn¬ 
höhle in der Mittellinie oder in der Nachbarschaft, da dies unter 
normalen Verhältnissen nicht vorzukommen pflegt. — Als eine neue 
Methode zur Aufrechtstellung der Epiglottis und Erleichte¬ 
rung der intralaryngealen Operationen beschreibt C. Hors¬ 
ford sein Verfahren. Es besteht im Durchführen eines Fadens durch 
den Epiglottisrand mittels einer Nadel und Anziehen des Kehldeckels 
nach vorn. Horsford kennt nicht die laryngologische Literatur, sonst 
hätte er wissen müssen, daß diese angeblich neue Methode von 
T ürck stammt. — Auf Grund seiner theoretischen Studien, die bereits 
veröffentlicht sind, und seiner praktischen Erfahrungen empfiehlt 
F. Kuhn dringend seine perorale Intubation zur Vornahme 
von Nasenrachenoperationen. Alle vorbereitenden Eingriffe (Tracheo¬ 
tomie, Unterbindung der Karotis u. s. w.) sind dabei ganz über¬ 
flüssig. In einer anderen Arbeit schildert er nochmals ausführlich 
die Technik dieser Methode und führt als weitere Indikationen für 



Krankheiten der Nase, des Rachens etc. 


467 


ihre Anwendung an: die Asphyxie in gewerblichen Betrieben oder 
beim Ertrinken, bei Opium- und Morphiumvergiftung, schlechte all¬ 
gemeine Narkose, Oberkieferresektionen, Operationen an den Mandeln, 
am Mundboden, bei Zungenkarzinom, größere Operationen in der 
Nase und deren Nebenhöhlen und beim Wolfsrachen. Von hohem 
Wert ist der tadellose Zustand der nötigen Instrumente, speziell des 
Rohrs und des Mandrins. Die Einübung in der Technik geschieht 
am besten an der Leiche und am Lebenden. Beim Lebenden muß die 
Narkose tief sein und der Larynx mit Kokain-Adrenalin anästhesiert 
werden. In einer weiteren Publikation macht Kuhn darauf auf¬ 
merksam, daß sich die perorale Intubation sehr gut eignet zur Er¬ 
zeugung des Lungenüberdruckes bei chirurgischen Eingriffen am 
Oesophagus, am Herzen, an der Thoraxwand und Pleura. Diese 
Erzeugung geschieht in der Weise, daß in das Intubationsrohr ein 
dünnes Röhrchen nicht luftdicht eingelegt und durch dieses Röhrchen 
Sauerstoff oder komprimierte Luft aus einer genügenden Ueber- 
drucksquelle geleitet wird. Der physikalische Versuch am Tier und 
am Menschen hat nämlich gezeigt, daß bei diesem Verfahren der 
Druck im ganzen Atmungssystem durch Regelung der Zufuhr auf 
beliebiger Höhe erhalten werden kann. In Fällen, in welchen der 
Ueberdruck mit Hilfe der peroralen Intubation kontraindiziert ist, 
kann man komprimierte Luft höherer Spannung mittels eines 
Röhrchens durch die Nase und den Nasenrachenraum oder mittels 
einer dünnen gummierten Maske, die um den Kopf angelegt wird, 
zuführen. Nähere Mitteilungen darüber behält sich der Verfasser 
für später vor. 

Die Biersche Stauung wandte Gaudier in mehr 
als 100 Fällen von verschiedenen Erkrankungen des Kehlkopfs, 
Rachens, der Nase und des Ohres an und erzielte dabei folgende 
Resultate: Bei der Larynxtuberkulose handelte es sich um Oedeme 
und Dysphagie bei mehr oder weniger vorgeschrittener Lungen¬ 
affektion. Die Kehlkopfveränderungen besserten sich nach der Stauung 
(mit einer um den Hals angelegten elastischen Binde) auffallend, 
so daß die Kranken darauf schmerzlos schlucken konnten. Auszu¬ 
schließen ist diese Behandlung nur bei sehr starken Oedemen, bei 
denen die Tracheotomie auszuführen ist. Ebenfalls günstig erwies 
sich die Stauung bei ber lakunären Tonsillitis. Die Dysphagie ließ 
nach oder besserte sich, und der Verlauf der Krankheit wurde ab¬ 
gekürzt. Bei der gewöhnlichen Koryza war der Einfluß stets sehr 
gut, bei starker Koryza dagegen gering. Wenig befriedigend waren 
die Erfolge bei akuten Nebenhöhleneiterungen, bei denen übrigens 


Biersche 
Stauini" bei 
Kehikopf-, 
Rachen-, 
Nasen- und 
Ohren¬ 
affektionen. 



468 


Jurasz. 


Inhalation. 


Behandlung 
des akuten 
Schnupfens. 


Ursachen der 
Nasen¬ 
verstopfung. 


Ozäna und 
Lues. 


Zusammen¬ 
hang der Kr- 
krank ungeil 
der Nase und 
des Nasen¬ 
rachenraumes 
mit denen 
des Auges. 


auch die Saugmethoden keine nennenswerte Beeinflussung zeigten. 
Dasselbe gilt von der akuten Otitis und Mastoiditis. Th. Heryng 
macht auf die Vorzüge der Inhalation mit Hilfe seiner Apparate 
nicht nur bei Erkrankungen der Atmungs-, sondern auch der Zir¬ 
kulationsorgane und selbst bei allgemeinen pathologischen Zuständen 
(Syphilis, Rheumatismus, Chlorose und Anämie) aufmerksam. Er 
hebt besonders die Besserung der Herzschwäche durch Strophantus- 
inhalationen (10 Tropfen auf 30,0 Wasser) hervor. Die günstige Ein¬ 
wirkung der Seeluft auf die Erkrankungen der Respirationsorgane 
wird von Ide ausführlich beleuchtet. 

Nase und Nasenrachenraum. Zum Kupieren bezw. Abkürzen 
des akuten Schnupfens empfiehlt Chr. Schmidt sehr warm 
den Gebrauch einer Emulsion von Formalin mit 01. Eucalypti. 
Diese Emulsion wird unter dem Namen Koryzol von der Gesell¬ 
schaft Wolo in Zürich hergestellt und in der Weise verwendet, daß 
davon 15— 20 Tropfen auf ein Taschentuch aufgeschüttet und die 
entstehenden Dämpfe so lange eingeatmet werden, bis ein Prickeln 
im Halse entsteht. Dieses Verfahren wird öfter wiederholt. Auch 
P. Stirnimann lobt die Formalindämpfe als ein ausgezeichnetes 
Mittel gegen die akute Koryza. Er läßt das Lysoform auf der Hand 
verreiben und die sich entwickelnden Formalindämpfe tief einatmen. 
Diese Behandlungsmethode ist zwar schmerzhaft, führt aber bei 
2stündlich 4—5maliger Anwendung zum Ziel. — W. G. Spencer 
stellt die verschiedenen Ursachen der Nasenverstopfung zu¬ 
sammen und faßt insbesondere die Rachentonsillenhypertrophie, an¬ 
geborene nasopharyngeale Stenosen, Neubildungen des Nasenrachen¬ 
raums und der Nase, Septumanomalien und erworbene (syphilitische) 
obturierende Erkrankungen näher ins Auge. — In Bezug auf das Ver¬ 
hältnis der Syphilis zur Ozäna glaubt 0. Frese, daß eine 
erhebliche Zahl aller Ozänafälle auf hereditäre Lues zurückzuführen 
ist, indem die lokale spezifische Nasenerkrankung schon in frühester 
Jugend den Grund zur Muschelatrophie legt, die sich später weiter 
entwickelt und fortschreitet. — A. Onodi bespricht den Zusammen¬ 
hang der Erkrankungen derNase und des Nasenrachen¬ 
raumes mit denen des Auges und stellt dabei das einschlägige 
klinische Material zusammen. Das Nähere muß im Original nach¬ 
gelesen werden. 

Zur operativen Beseitigung der Nasenscheidewanddiffor- 
mitäten wählt Kretschmann den oralen Weg. Nach der An¬ 
spannung der Oberlippe nach oben sucht er sich die Spina nasalis 



Krankheiten der Nase, des Rachens etc. 


469 


anterior als Orientierungspunkt auf und trennt die Weichteile durch 
einen Schnitt von einem Eckzahn zum anderen. Der Schnitt bildet da¬ 
bei in der Mitte eine Konvexität nach unten, um die genannte Spina 
zu umgehen. Mit dem Elevator -wird dann das Gewebe samt dem 
Periost abgehoben, bis der untere Rand der Apertura piriformis frei 
erscheint. Nachdem bei der weiteren Arbeit die Schleimhaut des 
Nasenbodens in der Tiefe etwa 2 cm weit beiderseits mobilisiert 
worden ist, wird auch die Septumschleimhaut von hinten nach vorn 
gelöst und anfangs die Verbindung des Septums mit der Spina nasalis 
geschont. Dadurch wird die Fixation der Knorpelplatte im vorderen 
Abschnitt gesichert und die weitere Arbeit erleichtert. Ist die 
Knorpelplatte beiderseits genügend bloßgelegt, so kann man zur Ab¬ 
tragung der verbogenen Knorpelteile schreiten. Nach vollendeter 
Operation legen sich die Weichteile von selbst in ihre richtige Lage, 
so daß Nähte kaum nötig sind. In beide Nasenlöcher werden Drain¬ 
röhren eingeführt. Die nachfolgenden Schwellungen treten meistens 
am 4. Tage zurück. Die Operation wird in allgemeiner Narkose ge¬ 
macht, wobei die Kuhnsche perorale Intubation durch Verhinde¬ 
rung der Blutung in die tieferen Organe sehr gute Dienste leistet. 
Als Vorzug dieser Methode vor anderen betrachtet Kretschmann 
die gute Uebersicht des Operationsfeldes und bequemes Eingreifen. 
Müller berichtet, daß in einem Falle nach der Heilung einer sub¬ 
mukösen Resektion der Nasenscheidewand eine eigentümliche Störung 
auftrat. Es ertönte nämlich beim Ein- und Ausatmen durch die 
Nase ein Pfiff, dessen Ursache in einer kleinen am Knorpelschnitt 
nachweisbaren Granulation zu liegen schien. Nach der Entfernung 
der letzteren verlor sich nämlich der Pfiff, stellte sich aber bald 
wieder ein. Der eigentliche Grund wurde nachträglich in einer 
kleinen Perforation entdeckt, über welcher eine Falte straff gespannt 
war. Erst nach der Abtragung der Falte und Vergrößerung der 
Perforation wurde eine dauernde Heilung erzielt. Gegen die Ope¬ 
ration von Verbiegungen oder anderen Difformitäten der Nasen¬ 
scheidewand tritt L. Rethi zunächst in allen Fällen auf, in denen 
keine dringende Indikation vorliegt. Aber auch in Fällen, in welchen 
Beschwerden angegeben werden, ist immer eine genaue Feststellung 
nötig, ob diese Beschwerden wirklich vom Septum oder nicht, wie 
dies häufig vorkommt, von hypertrophischen Muscheln ausgehen. — In 
einer sehr interessanten Mitteilung berichtet Ch. A. Parker über 
4 Fälle (2 eigene), in welchen bei der Resektion des Nasenseptums 
in den hinteren Abschnitten eine bezw. zwei im Vomer sitzende 
Knochenblasen eröffnet wurden. Bei genauerer Untersuchung 


Operationen 

der 

Difformitäten 
der Nasen¬ 
scheiden¬ 
wand. 


Bulla spheno- 
vomerina. 



470 


Jurasz. 


Dehiszenzen 
der Kiefer¬ 
höhle. 


Ein Saug¬ 
apparat bei 
Eiterungen 
der Neben¬ 
höhlen. 


Neue 

Opera t-io ns- 
methode der 
Kieferhöhle. 


namentlich an Schädeln zeigte es sich, daß es sich dabei um ein 
Vorrücken der Keilbeinhöhle auf einer oder auf beiden Seiten in das 
knöcherne Septum handelte. Man konnte also hier von einer Bulla 
spheno-vomerina sprechen. 

Die physiologischen Dehiszenzen der Kieferhöhle sind 
bekanntlich selten und werden gewöhnlich an der orbitalen Wand 
angetroffen. H. E. Kanasugi hat sie unter 8500 Knochenschädeln 
26mal auch auf der fazialen und hinteren Wand und in Ge fa߬ 
furchen konstatiert. Er weist dabei auf die praktische Wichtigkeit 
hin, da durch diese Dehiszenzen eine Fortpflanzung der krankhaften 
Prozesse der Kieferhöhle namentlich durch die Gefäße und durch 
das Periost auf die benachbarten Organe (Thrombophlebitis, Throm¬ 
bose der Augenvenen, Sehstörung, Erblindung, Erkrankung der Hirn¬ 
häute, der Hirnblutleiter und des Gehirns) erfolgen kann. Zur Be¬ 
handlung der Eiterungen der Nasennebenhöhlen haben Walb 
und Horn einen mit einem Manometer versehenen Saugapparat 
konstruiert, bei welchem die Saugkraft alle bisherigen Vorrichtungen 
übertrifft und einer Quecksilbersäule von 60 cm entspricht. Zur Er¬ 
zeugung des negativen Druckes wird dabei eine Spritze benutzt. Die 
Höhe des Druckes kann genau kontrolliert und in jedem Moment 
modifiziert werden. Unter Anwendung dieses Saugapparates wurden 
bei akuten Eiterungen die besten Resultate erzielt. In chronischen 
Fällen gelang es nur eine Besserung herbeizuführen, operative Ein¬ 
griffe konnten nicht vermieden werden, aber bei der Nachbehand¬ 
lung trug diese Methode zur Abkürzung des Verlaufes wesentlich 
bei. Zur Illustration wird eine Anzahl Beobachtungen mitgeteilt. 
Eine neue Operationsmethode der Kieferhöhleneite¬ 
rungen beschreibt Sturmann. Sie besteht in der intranasalen 
Eröffnung der Höhle, indem der Knochenrand der Apertura pvri- 
formis durch die Haut des Naseneinganges mittels eines senkrechten 
bis an den Boden der Nasenhöhle reichenden Schnittes reseziert und 
dadurch ein Zugang und vollkommener Ueberblick über das Antrum 
gewonnen wird. Ist es nötig, die Höhlenschleimhaut zu entfernen, 
so kann man nachträglich einen aus der lateralen Nasenschleimhaut 
mit der Basis nach hinten geformten Lappen bilden, in die Höhle 
einlegen und durch Tampon fixieren. Bei der Nachbehandlung wer¬ 
den die üblichen Ausspülungen, Pulvereinblasungen und später, wenn 
erforderlich, Aetzungen oder Auskratzungen vorgenommen. Die 
Operation wird unter Lokalanästhesie ausgeführt, wobei der Ver¬ 
fasser folgende Lösung anwendet: Cocain, hvdrochl. 1,0, Tinct.jodi 
decolor., Acid. carbol. ana 0,8, Glycerini purissimi 10,0, Aqu. de- 



Krankheiten der Nase, des Rachens etc. 


471 


still. 100,0. Zu jeder 1 g-Lösung werden 2 Tropfen Supraren. hy- 
drochl. (Höchst) (1:1000) hinzugesetzt. D. Grant hat sehr günstige 
Resultate bei Stirnhöhleneiterungen durch Bougieren und Di¬ 
ktieren des Ductus nasofrontalis erreicht. Nach Feststellung des 
Kanals und Resektion der mittleren Muschel wendet er allmählich 
immer derbere Bougies an und ermöglicht eine solche Dilatation, daß 
sich die Ausspülungen sogar der Patient selbst machen kann. Auf 
diese Weise werden manche Fälle ohne Radikaloperation geheilt. 

Kongenitale behaarte Nasenrachenpolypen sind bis¬ 
her in etwa 24 Fällen beschrieben worden. Einen weiteren Fall hat 
Levinger beobachtet. Es handelte sich um ein 6 1 /a Jahre altes 
Mädchen, das an Erstickungsanfällen litt und zuletzt nur wenig 
Milch trinken konnte. Die Ursache davon lag in einem Tumor, der 
hinter dem weichen Gaumen herabhing und bei geringer Blutung 
mit kalter Schlinge entfernt wurde. Eine Mißbildung der Rachen¬ 
organe lag nicht vor. Nach der Operation verschwanden alle Be¬ 
schwerden. Die keulenförmige Geschwulst war 6 cm lang (mit dem 
Stiel) und 1 '/* cm breit. Ihre Oberfläche war mit Härchen besetzt. 
Mikroskopisch wurden Epidermis mit dickem Stratum Malpighi und 
Stratum comeum, Haarschäfte mit ausgebildeten Haaren und zahl¬ 
reiche Schweißdrüsen nachgewiesen. 

Mund und Rachen. Der Durchbruch einer Zahnzyste 
durch die Haut gehört zu ungewöhnlichen Erscheinungen. Einen 
solchen Fall veröffentlicht W. Schmidt. Es handelte sich um 
eine Zyste der Augen Zahnwurzel und eine spontane Eröffnung in 
der linken Nasolabialfalte. Nach der operativen Entfernung des 
Fistelsackes und Extraktion der Zahnwurzel erfolgte Heilung. Zahl¬ 
reiche Beobachtungen von W. Wallisch beweisen, daß Verände¬ 
rungen an den Zähnen heftige und langdauernde Neuralgien 
im Gebiete des Trigeminus hervorrufen können. Die Ursache 
der Schmerzen liegt nicht selten in ganz unverdächtigen Wurzel- 
füllunger,, großen Plomben, Entblößungen oder Verletzungen der 
Pulpa, Zähnen mit Kronen oder Gebißklammern. Eine wichtige 
Rolle spielt dabei oft die Pyorrhoea alveolaris. — J. G. Connal be¬ 
obachtete in 12 Fällen bei 6 Frauen, 3 Männern und 3 Knaben 
abnorme Pulsationen im Rachen. Die Pulsationen lokali¬ 
sierten sich hinter den hinteren Gaumenbögen ein- oder doppelseitig 
und nahmen nach Kompression der Karotis ab. Connal glaubt, 
daß diese Erscheinung entweder von der A. pharyngea ascendens 
oder von der Carotis interna stammt. Denselben Gegenstand be- 


Behandlung 
der vStirn- 
höhlen- 
eiterungen. 


Kongenitaler 

behaarter 

Nasenrachen- 

polyp. 


Durchbruch 
einer Zalm- 
zyste durch 
die Haut. 


Zahn¬ 
veränderungen 
als Ursache 
von 

Trigeminus¬ 

neuralgien. 


Abnorme 
Pulsationen 
im Rachen. 



472 


Jurara. 


Angina. 

Chronisches 

Rachen- 

diphtheroid. 


handelt auch S. Tenzer und beantwortet die Frage, von welchen 
Gefäßen die Pulsation herrühren könnte, in gleicher Weise. — Einen 
kurzen, aber keineswegs vollständigen Ueberblick über die verschie¬ 
denen Formen von Angina gibt A. Bököß. Gabriel richtet 
die Aufmerksamkeit auf das chronische Rachendiphtheroid, 
welches unter dem Bilde einer mit atrophischer Rhinitis verbundenen 
Pharyngitis verläuft, Neigung zu Exazerbationen zeigt und durch 
hartnäckige Ansiedlung von Diphtheriebazillen in der Schleimhaut 
bedingt ist. Ein einschlägiger Fall wird näher beschrieben. Ein 
22 Jahre altes Dienstmädchen machte eine schwere Diphtherie durch 
und zeigte seitdem eine besondere Prädisposition zu Heiserkeit und 
Halsbeschwerden. Nach der Heilung einer langdauernden Stimm¬ 
störung traten neue Halserscheinungen mit Mattigkeit auf, wobei 
objektiv kein Fieber, nur eine chronische Rhinitis mit trockenem 
Pharynxkatarrh und Hypertrophie beider Tonsillen konstatiert wurde. 
Ein Abstrich von der Pharynxwand und den Tonsillen bakterio¬ 
logisch untersucht ergab Loefflersche Bazillen, deren Virulenz 
durch Tierexperiment festgestellt wurde. Unter Behandlung mit 
Sozojodolnatrium, Inhalationen und Halsumschlägen stellte sich 
4 Wochen später eine Exazerbation mit Temperatur von 38 ®, 
starker Röte der Rachenschleimhaut und Schmerzen ein. Nach all¬ 
mählicher Besserung erfolgte 4 Wochen später Rezidiv mit Fieber 
von 38,5 # , anginösem Belag, Schluckschmerzen und Schwellung der 
Unterkieferdrüsen. Gleichzeitig erkrankten im Spital, wo sich die 
Patientin aufhielt, ihre Nachbarin und Pflegeschwester an typischer 
Diphtherie. Der weitere Verlauf kennzeichnete sich durch neue 
Krankheitssymptome als Zeichen von chronischer Infektion. Die 
häufigen Untersuchungen der Rachensekrete führten stets zum Nach¬ 
weis von Bazillen, gegen welche sich die Therapie mit verschiedenen 
Mitteln machtlos erwies. Die Patientin wurde bei erneuten Nach¬ 


schüben noch weiter behandelt, schließlich auf ihren Wunsch mit 
reichlichen Bazillen und leichtem Fieber (38°) ungeheilt entlassen. 

Milzbrand der Einen frühzeitig erkannten Fall von Milzbrand der Tonsillen 
Tonsillen, beschreiben Z. Noury und Hai dar. Ein 65 Jahre alter Schiffer, 
der nach dem Trinken von infiziertem Wasser schon nach wenigen 
Stunden Schmerzen heim Schlucken verspürte, darauf Schwellungen 
am Halse mit Atembeschwerden bekam, wurde ins Spital aufge¬ 
nommen. Der Befund ergab: aufgedunsenes Gesicht, rechts Oedeme 
von der Parotisgegend bis an die Clavicula, Schwellung der sub- 
maxillaren und Parotis-Lymphdrüsen, starke Dyspnoe, Mund- und 
Rachenschleimhaut blaß, Oedem des rechten vorderen Gaumenbogens, 



Krankheiten der Nase, des Rachens etc. 


473 


membranöser, leicht abziehbarer weißer Belag der Tonsille, Oedem 
der Uvula, der Epiglottis und der Plica aryepiglottica rechts. Tem¬ 
peratur 37,5 # . Die bakteriologische Untersuchung des Pharynx¬ 
belags und des Blutes ergab Milzbrandbazillen. Unter fortschreiten¬ 
der Verschlimmerung wurde Tracheotomie gemacht. 3 Tage nach 
Beginn der Krankheit Exitus letalis. Bei der Obduktion war Herz 
und Lunge normal. Die Pharynx- und Larynxschleimhaut war blutig¬ 
serös durchtränkt, das Oedem reichte bis in die Trachea. Auf der 
rechten Tonsille ein im Durchmesser 2 1 /« cm großes Ulcus mit nekro¬ 
tischem Belag. Milz mäßig vergrößert. Abstrichpräparate aus der 
Milz und dem gelatinösen Pharynxödem zeigten Milzbrandbazillen 
in Reinkultur. Bemerkenswert in diesem Falle ist die höchst 
seltene Lokalisation der Krankheit auf der Tonsille. Als charak¬ 
teristische Symptome sind zu nennen: blasse Oedeme ohne entzünd¬ 
liche Röte der Schleimhaut und die schnelle Ausbreitung der 
Schwellungen ohne Fieber. Entscheidend für die Diagnose ist die 
bakteriologische Untersuchung. Die Angina ulceroso-mem- 
branosa entwickelt sich bekanntlich jenseits des 35. Lebensjahres 
nur selten. Daß sie aber auch im Greisenalter auftreten kann, be¬ 
weist ein von P. Rudloff beobachteter und beschriebener Fall bei 
einem 81 Jahre alten Manne. Der Verlauf war mild ohne irgend¬ 
welche Komplikationen. Die Therapie beschränkte sich auf das 
Betupfen des Geschwürs mit Wasserstoffsuperoxyd, nachträgliche 
Aufstäubung von Aristol und Mundspülung mit Borwasser. A. Schle¬ 
singer stellt Betrachtungen über die verschiedene Auffassung der 
Angina Ludovici an. Er hält sie für eine gangränöse Phleg¬ 
mone der Submaxillargegend mit charakteristischen Symptomen, 
nämlich: Sepsis, Mundbodenschwellung, Glottisödem und Gangrän 
des Gewebes. Schlesinger ist dafür, daß man den bisherigen 
Namen beibehält und ihn nicht durch pathologisch-anatomische Be¬ 
zeichnung ersetzt, da sich die Krankheit stets am Mundboden in 
der Nähe der Glandula submaxillaris und sublingualis lokalisiert. 
Die Infektion geht höchst wahrscheinlich von kariösen Zähnen aus. 

Bei 22 im Alter von 2 1 /* —14 Jahren stehenden Kindern, welche 
an Rachen- und Gaumentonsillenhypertrophie litten, führten P. Nob6- 
court und L. Tixier Untersuchungen über die Beziehungen 
der lymphatischen Pharynxorgane zur Tuberkulose 
aus. Sie wandten dabei das Tuberkulin (Injektion, Haut- und Augen¬ 
reaktion) an, forschten nach etwaiger tuberkulöser Erkrankung und 
prüften bakteriologisch und histologisch die entfernten Mandeln. 
Von dem Untersuchungsmaterial zeigten 13 Kinder keine Zeichen 


Angina 

ulceroso- 

membranosa. 


Angina 

Ludovici. 


Beziehungen 

der 

lymphatischen 
Pharynx¬ 
organe zur 
Tuberkulose. 



Juras?. 


tri'zi^iijugcn von T:uberkid«m ? tl waren tnfcerkaBsev'erdäehtig, und nur S warefe 


lyru|^niisch<Hi 


f zweifsilüs von der Krankheit. befallen, T>i« • gefundene» Resultate 

isCU<Hl -... i (V -, . ... m i.ii. ii n . i . j 1-t . .„ _ • .. . .. __«t _ 



Tubnkw)«»se. g e3MjJi ,] er .Lunge war die Uebeninpiuog-;nif Meerschweinchen negativ. 

Nur in einem Falle erwies sich die Uebevitupfung von dar Rachen¬ 
mandel i*js positiv bei einem Kinde r dös nicht tabörkulds war. aber 
i'iiiA okulare Reaktion darbot. Es ist demnach .imwahrsohetnltcb. 
daß. das lymphatische Gewebe des Rachens eineEin^ogspfort^ lur 
die i.iferiitLlöse. Infektion bildet. 

Zu den veracbiedoocit Methoden, welche den Zweck verfolgen, 
,sv>i': m.uIi'hIi? Tausillen, Zungen w ur&el, Gaumenbögen 5 Gaumen und 
"2 a '-- r . die Ka >iicn waude hohufs ch i rurg is eh er E in gfi ffe frei- 

l§ff|fg|§ules a ». Op. AMI P RO- .. .. 

diger-llyd cgior jr eine Pjg. 

neue: hinzu. • Sie besteht :<;yx- \ ^ 

nächst; io brimm Haütsehöitt, 
def •. j«»i. voedfereri lEa.» d.. des 
Sfceeiniro.Jeijlu-masfcoidens■; vuiti 1.' 

ProiiökfhiB mastoideu» hi u i» di e . 


--GT 



mtiismt Mit wx&m qiwar ; 'X'yx'S 

Rautsebmlt, der darauf folgt, V', \ 

verblüff etwa */* cm über dem mK«BL 

Ziingenbein von der Mitte d«s 
g-colh-u Hoi'-o auf dev gefun¬ 
den- 8oito bis »um vordere» 

Rand des Stcrrio-cieido-mastiii' 

{ieueiunf der kratikou Heute, wo s ; )iruvu-menrnv 

*••*• mit : dem J-augesrlmitt /,«- 
.Viounmmtolu. Nach dom Ah 

hollen des oberen iimülöpponi- wörden- die- angetfpfieueh ergri.f&oeu 
'LympJiörüeen und Snoiclintdr-ü:m.n caSi irpivrfc, denn die V, niciülj.s 
anterior um« A. «updUanA extern« urtterlmndmi, Nun werden die 
Ünterkiefermnslddh' -Öijed.b«-' doutchbreTint. and 

eine Oetfnung > r u.u! l/lnmnx horgcsVelU.. Rio Operation • wird ohuft 
die Rose sehe i\oi-.fi;jge .und ohne Tracheotomie yorgsnommcri und 




Krankheiten der Nase, des Rachens etc. 


475 


gestattet, wie sich, der Verfasser in 2 Fällen überzeugt hat, die 
Rachenhöhle in ausgezeichneter Weise zugänglich zu machen. 

Kehlkopf und Luftröhre. Bei der Beobachtung von 3 Fällen 
von Laryngitis stridula hat R. Rahner während des Anfalls 
die Laryngoskopie ausgeführt und dabei Schwellung des subglotti¬ 
schen Gewebes konstatiert. Am nachfolgenden Morgen stellte sich 
Abschwellung ein, der aber am Abend wieder eine neue Verdickung 
mit nächtlichen Anfallen folgte (Fig. 68). Rahner hält deshalb die 
subglottischen Schwellungen für die Ursache der Paroxysmen. 
E. Barth verbreitet sich über die professionelle Laryngitis, 
ohne dabei neue Gesichtspunkte zu eröffnen. Derselbe Verfasser be¬ 
leuchtet die Aetiologie der Sängerknötchen und führt nach 
seinen Erfahrungen diese Affektion auf mechanische Einflüsse zurück. 
Er findet nämlich, daß an den Stellen, an welchen gewöhnlich die 
Knötchen sitzen, ein Reiz von dem Kehldeckelwulst ausgeübt wird. 
Dieser Reiz wird umso größer, je mehr sich der Schildknorpel 


Fig. 58. 

Vormittags 



während des Singens dem Zungenbein nähert. Dies ist besonders 
bei den hohen und höchsten Tönen der Fall, weshalb auch diese 
Krankheit bei hohen Stimmen am häufigsten vorkommt. Barth 
hält deshalb jede lokale Therapie für machtlos, solange die Stimm¬ 
technik falsch ist, d. h. solange der Schildknorpel mit steigender 
Tonhöhe nach oben sich bewegt und an das Zungenbein angezogen 
wird. Die in der Literatur bekannt gewordenen Fälle von primärem 
Kehlkopflupus sind noch sehr spärlich. A. Rosenberg zählt 
nur 11 solche Beobachtungen, denen er 2 eigene hinzufügt. Beide 
betrafen weibliche Individuen. Er bespricht dabei die klinischen 
Verhältnisse des Leidens und bemerkt, daß er bezüglich der 
Therapie in einem Falle Injektionen von 20°/oigem Mentholöl mit 
Erfolg angewandt habe, daß aber beim Fortschreiten des Prozesses 
die Galvanokaustik als Aetzmittel allen anderen Kaustika vorzuziehen 
sei. Th. Heryng liefert eine übersichtliche Darstellung der Larynx- 


Laryngitis 

stridula. 


Professionelle 

Laryngitis. 

Sänger¬ 

knötchen. 


Primärer 

Kehlkopf¬ 

lupus. 



476 


Jurasz. 


Larynx- 

sypliilis. 

Larynx- 

karzinom. 


Spiltasphyxie 
nach totaler 
Larynx- 
exstirpation. 


Broncho¬ 
skopie und 
Fremdkörper 
in den 
Bronchien. 


Divertikel¬ 
artige Gebilde 
der Trachea. 


syphilis unter Berücksichtigung der gleichwertigen Affektion des 
Rachens. Einen kurzen Bericht über 10 operierte Fälle von Larynx- 
karzinom mit 60°/o Heilung gibt J. MoliniA Diese Fälle um¬ 
fassen 6 Laryngotomien (4 geheilt), 1 partielle Laryngektomie (ge¬ 
heilt), 4 totale Larynxexstirpationen (3mal mit Entfernung benach¬ 
barter Organe ohne Erfolg). Die Spätasphyxie nach totaler 
Kehlkopfexstirpation kommt, wie sich W. Mintz überzeugt 
hat, infolge von Blut- und Schleimgerinnseln zu stände, welche im 
Bronchialbaum kürzer oder länger verweilen, dann gelegentlich 
mobilisiert in die Trachea gelangen und einen Ventil Verschluß mit 
Atembeschwerden bilden. Die Quelle der Blutung ist nicht etwa 
die Trachealkanülenverletzung, sondern der wunde Trachealstumpf 
an der Stelle, wo sich die Trachealschleimhaut mit der Haut ver¬ 
einigt. Hier geht die Vernarbung oft langsam vor sich unter 
Granulationsentwicklung und Blutungen, die zur Entstehung von 
Gerinnseln in den Bronchien führen. 

Ueber einen bronchoskopisch entfernten Fremdkörper (eine 
Zahnprothese in Gold) aus dem linken Bronchus berichtet 
E. Meyer. Die Extraktion erwies sich als kompliziert, da 
ein Löffel der Extraktionszange abbrach, bald aber ausgehustet 
wurde. Es gelang dann npt einer anderen Zange, den Fremdkörper 
unter starker Anstrengung zu beseitigen. Der Patient wurde ge¬ 
heilt entlassen. Die Brünningschen Beleuchtungsröhren leisteten 
gegenüber den früheren Vorzügliches. Eine Bohne entfernte aus 
dem linken Bronchus mittels der unteren Bronchoskopie J. Cohen. 
H. Tilley beschreibt ausführlich die Brünningschen Instrumente 
zur Bronchoskopie und ihre Anwendung und berichtet dabei über 
einige untersuchte Fälle, darunter auch über einen Fremdkörperfall. 
Es sei hier noch kurz bemerkt, daß Ch. Jackson, über dessen 
Instrumente schon oben referiert wurde, ebenfalls 2 neue Fälle von 
aus den Bronchien entfernten Fremdkörpern mitteilt. 

Im Gegensatz zu den angeborenen Tracheozelen sind die mei¬ 
stens nur bei alten Leuten vorkommenden divertikelartigen 
Gebilde der Trachea noch wenig bekannt. R. Maresch liefert 
zur Kenntnis dieser Gebilde einen interessanten Beitrag. Er be¬ 
schreibt einen Fall ausführlich und erwähnt, daß er unter 1000 Ob¬ 
duktionen 17mal diese Veränderung angetroffen habe. Es handelt 
sich dabei um Zysten verschiedener Größe, deren Wände dick oder 
dünn sind, deren Längsdurchmesser über 6 und Querdurchmesser 
über 3 cm lang sein kann und deren Inhalt aus geronnenem Schleim 
besteht. Sie sitzen auf der hinteren Trachealwand in der Regbl 



Krankheiten der Nase, des Rachens etc. 477 

auf der rechten Seite und zeigen oft die Form von Tumoren, welche 
auch äußerlich sichtbar sind, Beschwerden verursachen und dia¬ 
gnostische Schwierigkeiten bereiten können. Genetisch stellen diese 
Zysten entzündliche Hyperplasien der retrotrachealen Schleimdrüsen 
dar. Von primärem Karzinom der Trachea sind bisher 
etwa 45 Fälle veröffentlicht worden. Einen weiteren Fall, bei dem 
klinisch nur die Wahrscheinlichkeitsdiagnose gestellt werden konnte 
und erst bei der Sektion ein Trachealkarzinom mit Metastasen 
in den Bronchial- und Trachealdrüsen entdeckt wurde, beschreibt 
F. R. Nager. Der Fall betraf einen 51 Jahre alten Mann, der an 
Husten, Atemnot und Heiserkeit litt und bei dem linkseitige Ab¬ 
schwächung der Respirationsgeräusche und linkseitige Rekurrens¬ 
lähmung nachgewiesen wurde. Zur bronchoskopischen Untersuchung 
ist Patient nicht wieder erschienen. 

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Zeitschr. f. Ohrenheilk. u. s. w. H. 1. — W. Wallisch, Wien. klin. Wochen¬ 
schrift Nr. 24. 



7. Haut- und venerische Krankheiten. 


Von Prof. Dr. J. Jadassohn, Direktor der Klinik für Haut- und venerische 

Krankheiten in Bern. 

Hautkrankheiten. 

Von allgemein-pathologischen Arbeiten auf dem Spezial¬ 
gebiet ist nicht viel zu erwähnen. 

Sehr wichtig sind Untersuchungen, welche Hammer über die Be¬ 
deutung der Vererbung für die Haut und ihre Erkrankungen im An¬ 
schluß an die von Mendel begründeten Vererbungsregeln inauguriert hat. 
Bestimmtere Resultate können erst durch eine große Sammelforschung 
erzielt werden; doch haben sich bei manchen Dermatosen (Keratoma pal¬ 
mare und plantare etc.) schon interessante Hinweise ergeben. Williams 
und Bushneil geben eine genaue und bequeme Darstellung der Opsonin¬ 
behandlung speziell bei Hautkrankheiten, betonen aber selbst die un¬ 
geheure Schwierigkeit der Methode, so daß für die allgemeine Praxis zu¬ 
nächst davon unzweifelhaft abzusehen ist. Winkler empfiehlt für manche 
diagnostische Zwecke die Bedeckung der Haut mit in Adrenalin ge¬ 
tauchter Watte, die man etwa 10 Minuten andrückt; der anämische Fleck, 
der dadurch entsteht, hält etwa 10 Minuten an und erlaubt genaue Be¬ 
obachtung und eventuell auch Behandlung unter der Anämie, z. B. bei 
Lupusknötchen. 

Von außerordentlich großem Interesse sind die Befunde von 
F. Pinkus und L. Pick, welche in den verschiedenen Xanthom- 
formen nicht, wie man bisher voraussetzte, Fett, sondern eine 
doppeltbrechende Substanz (einen Cholesterinfettsäureester) fanden. 
Auf die Genese und den Zusammenhang der „Stoffwechselxanthome“ 
(bei Diabetes und Leberleiden) fällt damit ein ganz neues Licht (bei 
Ikterischen und Diabetikern kann im Blut Cholesterin in größeren 
Mengen auftreten). Als Menstrualexantheme beschreibt Opel 
auf Grund der Literatur und einzelner eigener Erfahrungen Folli- 
kulitiden (Akne, Furunkel, Hordeola), Erytheme, besonders im Ge¬ 
sicht, Erythema nodosum, Ekchymosen, Pigmentationen, Herpes, 
Urtikaria, Ekzeme, endlich auch sogen. Erysipele, deren Strepto- 


Vererbung. 


Opsonine. 


Adrenalin. 


Xantkome. 


Menstrual- 

exantheme. 



480 


Jadassohn. 


kokkennatur wohl nicht erwiesen ist. Die Genese aller dieser 
Eruptionen ist noch rein hypothetisch. 

Spinal- Ferrand hat in der Spinalflüssigkeit kleiner Kinder bei Prnrigo, 

flüasigkeit. Skabies, papalösen einfachen Dermatitiden mehr oder weniger hoch¬ 
gradige Lymphozytose gefunden, wa9 eine Bedeutung hat wegen der 
diagnostischen Wichtigkeit, welche man dieser Lymphozytose für die kon¬ 
genitale Lues beigelegt hat. 

Arznei- Unter den Arzneiexanthemen sind zu erwähnen: Wolters’ 

exantheme. Fälle nach Veronal (einmal juckend und scharlachähnlich, einmal 
Urtikaria), eine Beobachtung von Constantin und Boyreau 
(Keloide nach Bromkaligebrauch), ein vacciniformes Exanthem 
mit deutlicher Dellenbildung nach Salizylsäure und Antipyrin 
(Vörner). Sehr starke Urtikaria, Lidödem, Schwellung der Mund¬ 
schleimhaut etc. nach Aspirin (Melchior), nach Antipyrin, 
Hühnereiern etc. (Heß), nach Chinin (früher Toleranz!) 
starkes Oedem, Purpura, Atemnot, Blutbrechen (Salomon). Auf- 
Urticaria fallend spärlich und unzureichend ist die Literatur über Urti- 
haeworrhagica. c a r { a haemorrhagica. In Becks Pall wurde eine schon 
bestehende Urtikaria bei einem Kinde durch eine Adeno- und Ton- 
Verdauungs- sillotomie in eine hämorrhagische umgewandelt. — Spiethoff 
anomaiien konstatierte bei Ekzemen, Strophulus, Pruritus etc. durch 
krankkeiten. genaue Untersuchung oft Verdauungsanomalien, speziell auch bei 
Kindern. Graul fand bei einer Dermatose, die bald als Quincke- 
scbes Oedem, bald pemphigusartig aufbrat, den Magensaft ganz 
Aetz- HCl-frei. — Neugebauer beschreibt typische Aetzgeschwüre 
geschwüre. an (j en Händen von Arbeitern, die in (verschiedenen Gewerben) mit 
Kalk zu tun hatten; die Geschwüre waren hanfkorn- bis bohnen¬ 
groß, scharf geschnitten, kreisrund bis oval, mit geringer Re¬ 
aktion in der Umgebung, gelegentlich lagen darin Kalkpartikel¬ 
chen. Auch Schwefelsäureverätzungen werden genauer 
geschildert. 

Kinderekzem. Aus Ha 11 s sehr genauen statistischen Notizen über das Kinder¬ 
ekzem ergibt sich leider sehr wenig für die Aetiologie Brauchbares: 
Beginn meist am Kopf oder Gesicht, besonders in der kalten Jahres¬ 
zeit, Symmetrie, häufigeres Befallensein von Knaben, nicht familiäres 
Auftreten, kein deutlicher Einfluß von Dentition, Magen- und Darm¬ 
leiden, Rachitis. Unter 100 Ekzemkindern waren 83 Brustkinder! 
Ek/.em und Zur Frage von Ekzem und Impfung ist eine Anzahl von Mit- 
Impfung, teilungen erschienen; nach Schenk gelingt es regelmäßig, die „Vac¬ 
cine generalisata“ resp. das „Eczema vaccinatum“ durch einen Deck¬ 
verband zu verhüten. Und doch rät er dem Impfarzt, keinen 


Haut- und venerische Krankheiten. 


481 


ekzematösen Säugling zu impfen; Eichhoff und Kobrak publizieren 

Fälle von generalisierter Vaccine; bei dem Fall des letzteren ging die 

schwere Infektion von dem geimpften Bruder des Kindes aus (ebenso 

in einem Falle des Referenten) — man muß also auch mit der Impfung 

von Geschwistern ungeimpfter ekzemkranker Kinder sehr vorsichtig 

sein. Le in er beschreibt jetzt recht ausführlich eine bisher wohl zu Neue 

den Ekzemen gerechnete, gar nicht seltene Erkrankung (Erythro- Dermatose bei 

dermia exfoliativa) bei Brustkindern, mit grauweißen, etwas 

fettigen Schuppen am Kopf, Rötung im Gesicht, am Rumpf, ohne 

stärkeres Nässen etc. Ein Drittel der Fälle starb an Darmstörungen. 

Bei dem neugeborenen, im übrigen gesunden Kind einer wegen 
Dermatitis herpetiformis mit Atoxyl behandelten Frau war bei Dermatitis 
der Geburt ein erythematös-bullöser Ausschlag vorhanden, welcher herpeti- 
nach anfänglicher Ausbreitung in 14 Tagen abheilte. Blumenthal Neugeborenen 
läßt es unentschieden, ob es sich um eine Dermatitis herpetiformis 
oder um ein Arzneiexanthem handelte. Bei einem ad exitum kommen¬ 
den Pemphigus chronicus verus fanden Petges und Biche- 
lonne Pyocyaneus intra vitam im Blut der Haut und der Venen 
und im Herzblut nach dem Tode. Im Anschluß an Pemphigus 
neonatorum sah Tiöche multiple diphtherische Geschwüre 
auftreten, die unter Serumtherapie schnell abheilten. 

Die leukämischen und pseudoleukämischen Prozesse 
in der Haut finden allmählich die ihnen gebührende Beachtung. 
Alexander bespricht das ganze Gebiet: tumorartige Formen, diffus 
infiltrierende, der Lymphodermia perniciosa entsprechende, urtikarielle 
und erythrodermieartige, endlich noch die chronisch-entzündlichen, 
granulierenden (Lymphogranulomatosis). K r e i b i c h publiziert pseudo¬ 
leukämische Tumoren, lymphosarkomatöse Veränderungen, rezivi- 
dierende papulöse Urtikaria bei der Sternbergschen Form. Schwere 
Ulzerationen in der Mund-, Nasen- und Rachenhöhle sind wie 
schon wiederholt so auch von Wechselmann und Marcuse bei 
einem Fall von Leukämie, sogar ehe diese andere klinische Symptome 
gemacht hatte, beschrieben worden. Auch die Beobachtung von 
A. Weiß (Noma mit dem Blutbefund einer gemischtzelligen Leuk¬ 
ämie) wird vermutlich hierher gehören. Ich selbst kenne einen Fall 
lymphatischer Leukämie, der scheinbar mit ulzerierten Tumoren be¬ 
gann und mit phlegmonöser und ulzeröser Angina ad exitum kam. 

Von den Infektionskrankheiten wird die Tuberkulose Tuberkulose 
immer noch viel bearbeitet. der Haut ’ 

Kraus und Grosz haben bei Affen mit Menschentuberkulose- und — bei Affen, 
Perlguchtstämmen Hauttuberkulose erzeugt; geringere Veränderungen 
Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909 . 31 


Pemphigus. 


Pemphigus 

neonatorum 

und 

Diphtherie. 
Leukämie 
und Pseudo¬ 
leukämie. 



482 


Jadassohn. 


Haut¬ 

tuberkulose: 

Papulo- 

ulzerose Form, 

Lupus¬ 

karzinom, 

Tuberkulide, 


Erythema 
in dura tum, 


Lupus 

follicularis, 

Tuberkulide 

der 

Säuglinge, 


Pityriasis 
rubra Ilebrae, 


Pigment bei 
Tuberkulose, 


Entstehung 

der 

Tul »erkulide. 


wurden mit Bazillen von Vogeltuberkulose erzeugt; die verschiedenen 
Stämme gaben verschiedene Inokulationsgeschwüre. 

Eine eigentümliche papulös-ulzeröse Form von Haut- 
tuberkulose im Anschluß an eine ulzeröse Form am Anus schil¬ 
dert Foster genauer. Klinisch hätte man an Lues denken können. 
Bazillen wurden in mäßiger Zahl nachgewiesen. Seqneira hat 
unter 964 Lupusfällen 14mal Lupuskarzinom beobachtet; er hält 
die Behandlung des Lupus speziell mit häufigen kleinen Dosen von 
Röntgenstrahlen für bedenklich. Zur Frage der Tuberkulide ist 
wesentlich Neues nicht beigebracht worden; auch Ehrmann und 
Reines können über die Art des Zusammenhanges von Lupus 
erythematodes und Tuberkulose nichts Neues beibringen. Aus 
Joh. Fabrys Beobachtungen ist nur hevorzuheben, daß er die 
Tuberkulide histologisch von den Tuberkulosen trennt und nicht 
bloß Folliclis und Erythema induratum, sondern auch Lupos ery¬ 
thematodes zu den ersteren rechnet, an einen Zusammenhang mit 
Pityriasis rubra Hebrae mit Tuberkulose glaubt, aber auch 
bei Hauterscheinungen bei Mikulicz scher Krankheit auf 
Tuberkulose zu fanden rät. Das Erythema induratum ist auf 
Grund der Untersuchungen Tomimatsu Schidachis mit 
immer größerer Bestimmtheit zu den Manifestationen der Tuber¬ 
kulose zu rechnen. Von Lupus follicularis disseminatus 
wurde durch Karl Cohn und Marie Opificius ein Fall durch 
Arsen geheilt. In sehr charakteristischer Weise schildert Ham¬ 
burger die Tuberkulide der Säuglinge; Stecknadel¬ 
kopf- bis hanfkorngroße, kreisrunde, hell- bis bläulichrote und 
bräunliche Knötchen, oft mit Schuppen oder Borken, nach deren 
Abhebung eine Delle zurückbleibt. Diese papulo-squamösen Tuber¬ 
kulide sind häufiger und leichter zu erkennen als die papulo-nekro- 
tischen. Zu der Diskussion, ob die Tuberkulose für den eigenartigen 
Symptomenkomplex der Pityriasis rubra Hebrae eine Bedeu¬ 
tung habe, bringt Foster einen neuen Beitrag; Lungentuberkulose 
war vorhanden, in der Haut fand sich nichts von Tuberkulose; die 
Beziehungen bleiben nach wie vor unklar. Vignolo-Lutati glaubt, 
daß masehenartig und fleckförmig angeordnete Pigmentflecke am 
Nacken auf Tuberkulose (toxische Einwirkung?) zurückzuführen shd. 
Theoretisch interessant ist, daß es Zieler gelungen ist, durch 
Dialysate aus Tuberkulin, die bazillen- und trümmerfrei waren, 
in der Haut tuberkulöse Strukturen zu erzeugen; doch meint der 
Verfasser selbst nicht, daß damit die toxische Natur der Tuber¬ 
kulide bewiesen sei. Dagegen glaubt Wolff-Eisner, daß sie 



Haut- und venerische Krankheiten. 


483 


durch die Bazillen selbst hervorgerufen werden, daß das Tuber¬ 
kulin Bazillensplitter enthält und daß die Tuberkulide Lokal¬ 
reaktionen auf hämatogen in die Haut gelangte Tuberkelbazillen, 
resp. deren Endotoxine seien. — Sehr erfreulich ist es, daß man 
die Bekämpfung des Lupus nunmehr auch in Deutschland Bekämpfung 
systematisch vorzunehmen beginnt; Lupusheime und Lupusheilstätten des Lu,ius - 
werden mit Hecht gefordert (Wichmann, Neißer und Meirow- 
sky, Stern, Holländer); überall sollten die Aerzte diese Bestre¬ 
bungen unterstützen. Die Erfolge der verschiedenen therapeutischen 
Methoden bespricht besonders Wichmann. 

Kraus und Bohac fanden, daß unter 8 Fällen von Lupus Lupus 
erythematodes disseminatus (7 davon verliefen tödlich) 6mal er >' thematodes - 
Lungenaffektionen vorhanden waren (4mal bei der Obduktion Pneu¬ 
monie konstatiert). Sie glauben mit Kr ei b ich, daß es sich bei 
diesen akuten Formen um toxische Angioneurosen handelt und daß 
möglicherweise die Lungenaffektionen auch die Ursache der Exazer¬ 
bationen der Hauterkrankung, des Erythema perstans und der Dis¬ 
seminierung der Herde sein können. 

Auf dem Gebiete der Trichophytieerkrankungen sind Trichophytie 
Fortschritte gemacht worden. Von der gewöhnlichen Mikrosporie, und 
die durch das Mikrosporon Audouini hervorgerufen wird, ist Mlklospoue 
die durch das Mikrosporon lanosum seu caninum be¬ 
dingte abgegrenzt worden (Sabouraud, Suis, Suffran), die 
fast immer auf der unbehaarten Haut kreisrunde rote Herde er¬ 
zeugt, auf dem behaarten Kopf stärkere Entzündung in zahlreichen 
kleinen Herdchen hervorruft etc. Auch in St. Gallen kam eine Epi¬ 
demie von Mikrosporie durch Mikrosporon lanosum nach Ueber- 
tragung von Katzen vor (Zollikofer und Wenn er). Die Er¬ 
krankung konnte ohne Röntgenstrahlen durch Umschläge mit 5°joiger 
Sodalösung und Salben mit weißem Präzipitat, Resorzin und Naph- 
thol beseitigt werden. Das Mikrosporon Audouini ist nun 
auch in Berlin resp. Schöneberg zur Beobachtung gekommen (Glaser, 

Chajes etc.); in Bezug auf das klinische und mikroskopische Bild 
hat sich dabei bisher wesentlich Neues nicht ergeben; therapeutisch 
werden Röntgenstrahlen am meisten empfohlen. Sabouraud gibt 
genaue Schilderungen des Trichophyton acuminatum und crateriforme, 
welche auf Kinderköpfen Vorkommen. Sehr interessante Unter¬ 
suchungen hat Br. Bloch angestellt. Er berichtet genauer über 
die große Basler Mikrosporieepidemie, welche durch ausgezeichnete 
Organisation und Röntgentherapie in relativ kurzer Zeit erstickt 
werden konnte. Es gelang ihm nachzuweisen, daß Tiere durch 



484 


Jadassohn. 


Trichophytie 

und 

Mikrosporie. 


Pityriasis 

rosea. 


Erysipeloid. 


Infektiöse 

Warzen. 


Juekepidemie 
durch die rote 
Erntemilbe. 


Skabies. 


Haut- 

Geschwülste : 


Naevi. 


Myome. 


Eml otheliomc. 


Ueberstehen einer einmaligen Erkrankung an Trichophytie an der 
ganzen Haut immun gegen Trichophytie werden, und zwar gegen 
die verschiedenen Trichophytonarten (auf diese Immunität ist auch 
die spontane Heilung zurückzufuhren), daß Menschen, die eine tiefe 
Erkrankung durchgemacht haben, auf „Trichophytin“ ganz wie bei 
der Pirquet sehen Impfung reagieren, und zwar noch nach Jahren; 
auch diese Allergie ist nicht „artspezifisch“. Er fand wie andere 
gelegentlich auch Pilzformen, welche sich biologisch und kulturell 
wie Trichophyton verhielten, aber Scutula bildeten etc. Die von 
einzelnen noch immer zur Trichophytie gerechnete Pityriasis rosea 
wird oft verkannt; nach Halle kommt sie mit einer gewissen Vor¬ 
liebe bei Syphilitikern vor (Therapie: Schwefel- oder Resorzin-Zink- 
paste oder Trockenpinselung, l°/oiger Salizylalkohol; nach meiner 
Erfahrung am besten Chrysarobin-Zinkpaste 1:2000). — Ueber das 
im ganzen wenig beachtete Erysipeloid hat Reich auf Grund von 
29 Fällen Studien gemacht. Er läßt die Einheitlichkeit der Er¬ 
krankung in Zweifel; Inkubation 1 — 10 Tage; starkes Brennen und 
Jucken, schmaler bläulicher Saum, Fehlen jeder Eiterung etc. Schnelle 
Heilung unter Heißluft ('ja —1 Stunde) und Burowverbänden. — 
Fr. Schultz konnte feststellen, daß an seiner Hand, die der Re¬ 
ferent mit Material von Warzen an den Eutern von Kühen geimpft 
hatte, nach 3 Jahren typische Verrucae durae auftraten! — Eine 
große „sommerliche Juekepidemie“, welche durch die rote 
Erntemilbe (Leptus autumnalis) bedingt war, beobachtete 
v. Notthafft; die Tiere saßen besonders an den Hautfalten; es 
bestanden rötliche Knötchen, Quaddeln, Ekzeme. Die Affektion ist 
nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Behandlung z. B. mit 
Benzin. — Nicolas und Jambon fanden in 16 von 101 Sk&bies- 
fällen Albumen im Urin, und zwar schon vor der Behandlung; nach 
der Heilung der Krätze verschwand es meist schnell wieder. 

Einiges wenige möchte ich auch aus dem Kapitel der Haut¬ 
geschwülste hervorheben. Die viel erörterte Frage über die Natur 
der Naevuszellen und die aus den Naevis entstehenden malignen 
Tumoren wird von Kyrie dahin beantwortet, daß die letzteren Sar¬ 
kome und dementsprechend auch die ersteren mesodermaler Natur 
sind. In einem Naevus fand Heidingsfeld vollständiges Knochen¬ 
gewebe. Die seltenen, aber diagnostisch wichtigen und oft wegen 
ihrer Schmerzhaftigkeit sehr störenden multiplen Kutismyome wer¬ 
den von S o b o t k a auf Grund der Literatur und eines eigenen Falles 
ausführlich bearbeitet. Sie gingen von den Arrectores pilorum aus. 
Ein Endotheliom der Bauchhaut beschreibt Fritz Juliusberg 



Haut- und venerische Krankheiten. 


485 


und 

Karzinom. 


und gibt dabei eine kritische Besprechung der sehr schwierigen 
Frage der Hantendotheliome. Gavazzeni glaubt histologisch be¬ 
gründen zu können, daß Epitheliome auch aus senilen Talg- Epitheliome, 
drüsenhyperplasien (speziell der Stirn) hervorgehen können. 

Die oft betonte Erfahrung, daß man Leukoplakien — wie andere Leukoplakie 
„präcanceröse“ Zustände — nicht reizen solle, wird durch einen und 

* * ' Karzinom 

Fall Herzfelds illustriert, in dem eine schon lange bestehende 
Leukoplakie der Zunge durch operative Eingriffe am Zahnfleisch 
sich sehr akut in ein außerordentlich maligne verlaufendes Karzinom 
umwandelte. Von anderen selteneren oder neuen Dermatosen ist 
wenig von allgemeinerer Bedeutung. 

Interessant ist, daß Veiel typischen Lichen planus beiLichen planus. 
Vater und zwei Kindern beobachtete; daß er familiär Vorkommen 
kann, speziell bei Blutsverwandten, ist schon öfter konstatiert 
worden. Auch Schütz glaubt an eine familiäre oder persönliche 
Disposition, hält aber ferner lokale Beize, Zirkulationsveränderungen, 
Autointoxikationen für ätiologisch wichtig, v. Notthafft weist 
speziell auf die Bedeutung der Beizung für das Auftreten der Lichen 
planus-Knötchen hin. 

Schlachte ist es gelungen durch Erzeugung einer Hautentzündung Arteftzielle 
mit nachfolgender Parakeratose eine Miliaria crystallina künstlich zu Miliaria, 
erzeugen. 


Miliaria. 


Eine seltene und sehr eigenartige Krankheit, das speziell in 
England beschriebene Granuloma annulare, ringförmige Bil- Granuloma 
düng zuerst tiefliegender Knoten, besonders an den Dorsalseiten annulare 
der Finger, Handgelenke, Füße etc. von sehr chronischem Verlauf, 
meist ohne Jucken, schildert auf Grund des gesamten Materials 
Graham Little. Die Affektion ist chronisch entzündlich; ob 
Tuberkulose eine Bolle dabei spielt, ist sehr fraglich; die Prognose 
ist günstig; Therapie: Ichthyol-, Besorzin-, Salizylpräparate lokal. 

— Als Acne aggregata s. conglobata bezeichnet Beitmann Acne 
an Stamm, Extremitäten und Genitalien erwachsener Männer lokali- 
sierte Herde von großen Komedonen, konfluierenden Infiltrate, 
starken deprimierten Narben. — Sehr wenig beachtet sind gewisse 
ätiologisch ganz unklare Erkrankungen des behaarten Kopfes Pseudopelade, 
und des Bartes, welche doch sowohl differentialdiagnostisch als 
auch wegen ihrer ungünstigen Prognose bezüglich Stillstand und 
Wiederwachstum der Haare nicht unwichtig sind. A r n d t hat diese 
besonders in Frankreich beschriebenen Formen einer eingehenden Be¬ 
sprechung unterzogen; es sind die „Pseudopelade“ mit weißer 
narbiger Atrophie und blaßroten Flecken, das „Ulerythema sycosi- 



48G 


Jadassohn. 


Alopecia 

areata. 


Thallium- 

alopecie. 


Allgemeine 
Therapie: 
Strahlen¬ 
therapie. 


Statische 

Elektrizität. 


Quarz- 

Qin*cksilber- 

lampe. 


CO>-Schnoe. 


forme“ („Sycosis lupoides“ etc.) mit Vernarbung und peripilären 
Knötchen und Pusteln (Behandlung nach meiner Erfahrung am besten 
mit Röntgenstrahlen) und die „Acne decalvans“ mit Vernarbung 
nach chronisch entzündlichen Infiltrationen. — Die noch immer um¬ 
strittene Aetiologie der Alopecia areata hält Wechselmann 
für eine komplexe (Infektion, Intoxikation, Innervationsstörungen). 
Oft, glaubt er, sind Kopfverletzungen die Ursache, welche durch 
zentrale Reizung peripherische trophische Störungen und hyperalge¬ 
tische Zonen bedingen; auch arteriosklerotische Gefäßveränderungen 
kämen in Frage. 

Vignolo-Lutati konnte durch äußerliche Anwendung von Thal¬ 
li umazetat vorübergehende umschriebene Alopecie hervorrufen, ohne 
makroskopisch nachweisbare entzündliche und ohne toxische Allgemein¬ 
erscheinungen. 

Therapie. Vielleicht am meisten wird auf dem Gebiete der 
physikalischen Behandlungsmethoden gearbeitet. Hier steht 
besonders die Röntgenbehandlung im Vordergrund des Inter¬ 
esses. Für den Praktiker sei besonders auf die kurze und klare 
Darstellung verwiesen, die Frank Schultz als Anhang zu Lessers 
Lehrbuch gegeben hat. Jesionek rühmt die Verwendung der sta¬ 
tischen Elektrizität nach Suchier, und zwar in der Form 
der Lumination bei Akne, chronischem Ekzem, Psoriasis, Ich- 
thyosis, Alopecia areata und praematura, in der Form der Scin- 
tillation bei Lupus und Hautkrebsen (nach energischer Auskratzung). 
Viel wird jetzt auch von Quarz-Quecksilberlampen 
Gebrauch gemacht, und zwar sowohl für Lupus, als für Alopecia 
areata, Naevi etc. etc. Die Frage ihrer Tiefenwirkung ist noch 
nicht aufgeklärt. Für die allgemeine Praxis haben diese derma¬ 
tologischen Methoden meines Erachtens noch keine Bedeutung. 
Der Spezialist muß sich eingehend mit ihnen beschäftigen. Sehr 
einfach ist eine neu eingeführte Kältemethode: Pusey 
hat flüssige Kohlensäure in einem Lederbeutel oder ähn¬ 
lichem aufgefangen, den sich dabei bildenden Schnee in Stücke 
von verschiedener Form und Größe geformt und durch möglichst 
gleichmäßiges Aufdrücken dieser verschiedene Hauterkrankungen 
behandelt. Die Einwirkung dauert 5 bis 10 bis etwa 30 Sekunden; 
es entsteht eine Quaddel und dann je nach der Dauer der Appli¬ 
kation und je nach der Intensität des Druckes ein oberfläch¬ 
licherer oder tieferer Schorf, nach dessen Abstoßung eine sehr 
glatte und feine Narbe zurückbleibt. Es wurden von Pusey und 



Haut- und venerische Krankheiten. 


487 


Z ei8ler vor allem Naevi, senile Keratosen, Warzen, Lupns erythe¬ 
matodes behandelt, und wie ich auf Grund einzelner eigener Fälle 
betonen kann, können die Erfolge recht günstig sein. Strauß 
hat bei Pigmentnaevis gute Resultate erzielt. — Die von Finkeistein Salzarme Kost 
angegebene salzarme Kost fand Spiethoff beim Säuglings¬ 
ekzem nicht direkt wirksam, will ihr aber einen gewissen Wert 
auch bei Strophulus und Pruritus zuerkennen, besonders beim Vor¬ 
handensein chronischer Dyspepsien. Mendelssohn hält sie bei 
Ekzemen dicker, pastöser Säuglinge für wirksam. Auch Langstein 
legt einer salzarmen Diät vom Säuglings- bis ins schulpflichtige Levurinose. 
Alter großen Wert bei. Levurinose hat Schütte bei Akne, 
Urtikaria, Furunkulose gute Resultate ergeben. — Daß man 
mit der äußerlichen Anwendung von Resorzin vorsichtiger sein Resorzin¬ 
muß, als es vielfach geschieht, beweisen 2 Fälle Nöthens: Exitus verglftunß ‘ 
bei einem Kind mit Pemphigus neonatorum (3 °/oige Resorzin Vaseline); 
schwere Vergiftung bei einem Mann durch 15°/oige Resorzinsalbe bei 
Ekzem. — Als Gleitpuder empfehlen Pinkus und Unna solche Gleitpuder. 
Puder, die eine sehr dünne, fast unsichtbare, aber doch kontinuier¬ 
liche Decke bilden; als Grundlage solcher benutzen sie Lykopodium 
oder „Amyli solani 98,0, Cerae Carnauba 1,0, Magnes. carbon. lev. 

1,0“ und setzen zur Färbung etwas Ichthyol und Eosin (von l°foiger 
Lösung je 6,0) oder bei Lykopodium nur Eosin zu. Mischung mit 
Schwefel, Zinkoxyd etc. machen diese Puder zur Behandlung von 
Akne geeignet. Auch eine hautfarbene Zinkschwefelpaste wird als 
nicht fettglänzende und Farbendifferenzen der Haut gut verhüllende 
Decke empfohlen (Zinc. oxyd. 10, Sulf. praecip., Lvcopodii ana 5, 

Kühlsalbe ad 500, M. adde Sol. Eosini et Ichthyoli qu. satis). 

Pittylen soll bai subakuten und chronischen Ekzemen, Akne, Pittylen. 
Prurigo, Psoriasis, Herpes tonsurans etc. günstig wirken (Ganz). 

Von neuen Präparaten wurden neben vielem anderen eingeführt: 

Karbolterpin, Succinol, vor allem aber Karboneol (Stein¬ 
kohlenteer und Tetrachlorkohlenstoff) als mildestes Teerpräparat 
(von Herxheimer). Unguentum Sebo (Produkte der Naphtha- Unguentum 
erde in einer besonderen Eiweißverbindung) soll speziell bei sebor- Sebo 

rhoischen Erkrankungen gut wirken (Fritz Meyer), Linoval Linoval. 
(bei der Raffinerie des Leinöls erhaltene Fettsäure mit Vaselin, 

Ammoniak etc.) bei Tuberkulose, Akne, Sycosis non parasitaria, im- 
petiginösen Ekzemen (Salomon). Eston (ein basisches */s Alu- Eaton, 
miniumacetat), Formeston, Subeston, Lenicet, als Ersatzmittel des 
Liqu. alum. acet., wurde von Aufrecht experimentell, von Dreysel 
therapeutisch geprüft und für Intertrigo, Hyperhidrosis, Balanitis 



488 


Jadassohn. 


Ichtliynat. 

Thiozon. 

„Vilja-Creme.“ 


Spezielle 
Therapie: 
Ekzeme. 


Eczema ani. 


Pruritus. 

Akne. 


Rhinophyma. 


Rosacea. 


Psoriasis. 


empfohlen, ferner Ichthynat „Heyden“ für Ichthyol (N e- 
b e 8 k y). Thiozon als angenehmer Ersatz für Thiopinol 
(Nagelschmidt) zur Krätzebehandlung. „Vilja-Creme“ (Woll¬ 
fett mit dem Saft verschiedener Kräuter von Oberweger & Co.) hat 
sich P. Richter besonders als „symptomatisches Antipruriginosum“ 
sehr bewährt. 

Zur Behandlung einzelner wichtigerer Dermatosen 
sei folgendes erwähnt: Reines empfiehlt für manche akuten 
Ekzeme die kataphoretische Einverleibung von Petro- 
sulfol. Jadassohn weist auf die Notwendigkeit vorsichtiger 
Dosierung und vielfacher Kombination verschiedener Medikamente 
bei der Ekzembehandlung hin und macht speziell auf den sehr 
kompliziert zusammengesetzten, aber oft sehr wirksamen Duret- 
schen Balsam, rein oder in Zinkpaste, aufmerksam. Veiel 
behandelt das oft außerordentlich hartnäckige Eczema ani mit 
Wilkinsonscher Salbe (Lact. sulf., 01. Rusci ana 12,5. Sap. 
virid. Adip. benzoat. ana 50,0), mit J / 2 —2°/oigen Chrysarobin- 
und Pyrogallolsalben (Vorsicht!), vor allem aber, sowie das 
Nässen beseitigt ist (durch Borzinkamylumpaste u. ä.), mit Ka- 
lomelsalbe (Hydr. chlor. 0,2—5,0, Zinc. oxyd., Tale. pulv. ana 15,0, 
Vasel. amer. ana ad 100,0 oder bei torpiden Fällen 5—10°/oiges 
Kalomelvaselin oder Coldcream). Bei Pruritus, besonders ani, 
wird von Kromay er Behandlung mit Kalilauge und mit Röntgen¬ 
strahlen angewendet. Bei Akne empfiehlt Unna die Eröffnung 
der Pusteln und der Komedonen, die Einreibung mit Pnlvis 
cutifricius, Natronsuperoxydseife und schwefelhaltige Deckpasten 
(Lycopodii cuticolor. 5,0, Sulf. praecip. 2,0, Eucerini ad 20,0) 
oder bei stärkerer Reizung Zinkschwefelpaste. Intern können 
Schwefel, Arsen, Hefe die Eiterung beschränken; die Diät hat 
keine große Bedeutung; die Strahlenbehandlung ist noch nicht 
sehr erfolgreich. H. Fabry berichtet über die erfolgreiche opera¬ 
tive Beseitigung des Rhinophyma: tiefe Schleich sehe In¬ 
filtration, Abtragung mit dem Skalpell, Blutstillung mit häufig 
gewechselten Eiswasserkompressen, Glättung mit dem Flachbrenner, 
Bedeckung mit Salizyl-Hg-Pflastermull, weiterhin Argentumtuschie- 
rung und Schwefel-Salizyl- oder Borsalbenbehandlung, v. Zeißl 
benutzt bei der Rosacea Cerolin oder Levurinose und Pinselungen 
mit unverdünntem Eisenchlorid (bis zur Bildung einer dicken Kruste, 
nach deren Abstoßung unter Wilson scher Salbe wieder Pinselung etc.). 
S a a 1 f e 1 d rät, die akute Psoriasis äußerlich indifferent und 
innerlich mit Arsen zu behandeln; bei kräftigen Individuen ist das 



Haut- und venerische Krankheiten. 


489 


letztere kontraindiziert; bei Ueberernährten wirkt manchmal vegeta¬ 
rische Diät heilend (welche in strengster Durchführung nach Bulkley 
das Hanptmittel gegen Psoriasis ist). Er benutzt zur externen 
Therapie älterer Fälle die Dreuwsche Salbe (etwas modifiziert: 
Ac. salicyl. 10,0, Chrysarobin., Liqu. carbonis detergent. oder Em- 
pyroform. ana 20,0, Sapon. virid., Vaselin, flav. ana 25,0), eventuell 
auch Röntgenstrahlen. Die noch immer für viele Fälle sehr 
brauchbare Pyrogallolbehandlung des Lupus vulgaris wird von 
Fr. Veiel näher beschrieben (zupret 10°/oige Pyrogallolvaseline, 
dann 2°j 0 ige bis keine grauen Knötchen mehr in den Granu¬ 
lationen vorhanden sind, dann ’/n^/oig 6 )- Senger empfiehlt zur 
Behandlung des Lupus Einreibungen mit 3 —10°/oigem Tuber¬ 
kulinvasenol (in Kombination mit Röntgenstrahlen). Interessant 
ist die Tatsache, daß es bei der sehr seltenen Darierschen 
Dermatose Herxheimer gelungen ist, durch oberflächliche 
Kauterisierung eine, wie es scheint, anhaltende Heilung zu er¬ 
zielen. Kiichi Ogata behandelt Naevi und Teleangi¬ 
ektasien mit „Maculanin“ (Reiskörner in 10°/oiger Kalium¬ 
hydratlösung gequollen, ausgewaschen, zerrieben); kosmetisch gute 
Erfolge. 


Tenerlsche Krankheiten. 

Gonorrhoe. Zur allgemeinenPathologieund zur Klinik der 
gonorrhoischen Erkrankungen ist nicht viel Wesentliches publiziert 
worden. Neue bequeme Nährböden für die Gonokokken wurden 
mehrfach z. B. von Piorkowski (Milch-Bouillon oder -Agar) emp¬ 
fohlen. Nach den tinktoriellen Untersuchungen F. Winklers sind 
die Gonokokken in den Eiterkörperchen nicht abgestorben. Stein 
konnte sie kulturell noch nach weisen, wo sie mikroskopisch nicht 
gefunden werden konnten. Die Fäden schwinden aus dem sauren 
Urin durch Verdauung durch das im Urin ausgeschiedene Pepsin etc. 
Remote ist der Ueberzeugung, daß die akute Urethrozystitis 
beim Manne immer eine Erkrankung des Trigonum und nicht, wie 
meist angenommen, eine solche nur der Urethra posterior mit 
regurgitierendem Sekret ist. Zysten an der Raphe des Penis 
wurden von Vorn er gonorrhoisch infiziert gefunden und mit Pac- 
quelin resp. Exstirpation geheilt. Die Prostata war bei akuter 
Gonorrhoe in 4,58°/«, bei chronischer in 37,44°/o der Fälle erkrankt 
(J. Vogel). Ileus und Peritonitis nach Epididymitis mit 
Perforation des Vas deferens beobachtete Bai äs, Nierenabszeß 
nach Gonorrhoe mit Heilung durch Nephrotomie Weißwange. 


Lupus. 


Dariersche 

Dermatose. 


Naevi, Tele¬ 
angiektasien. 


Gonokokken: 
Nährböden, 

— lebend in 
den Eiter¬ 
körperchen, 
Kultureller 
Nachweis. 

Gonorrhoe 
beim Manne: 


— Komplika¬ 
tionen, 

— Prostata, 

— Epidi¬ 
dymitis 
— Nieren¬ 
abszeß. 



490 


Jadassohn. 


Gonorrhoe: 

Infektion 
per rectum, 
per os, 

— Meningitis, 


--- Exanthem. 


Therapie: 

Abortiv, 


Intern, 


Lokal, 


Saug¬ 

verschluß, 


Die Rektalgonorrhoe bei der Frau, die von einigen Autoren 
sehr häufig gefunden worden ist, ist nach Mucha doch wesentlich 
seltener; die Gonokokkenuntersuchung gibt nicht immer wirklich 
sichere Resultate dabei. Ueber Gonokokkeninfektion vom Munde 
aus berichtet auf Grund eines Falles und der Literatur Geißler 
— dabei braucht die Mundschleimhaut des Infizierenden nicht er¬ 
krankt zu sein. deJosselin de Jong konstatierte bei einer sonst 
nicht komplizierten Harnröhrengonorrhoe eine auffallend gutartig 
verlaufende, durch eine Lumbalpunktion sehr günstig beeinflußte 
Meningitis und fand, wie es scheint zum ersten Male mit Sicherheit, 
Gonokokken in der Spinalflüssigkeit. Einen aus Bläschen und 
Bläschengruppen zusammengesetzten Ausschlag bei akuter Gonorrhoe 
mit Schwellung der inguinalen Lymphdrüsen und Fieber beobachtete 
Löhe; er nennt die Krankheit „herpetiformes gonorrhoisches 
Exanthem“ und vergleicht sie mit Wund er lieh s remittierendem 
Fieber mit Phlyktänideneruption. In der aus den Lymphdrüsen durch 
Punktion gewonnenen Flüssigkeit konnten Gonokokken nachgewiesen 
werden, nicht aber mit Sicherheit in der Haut. Die Hauptmasse 
der Gonorrhoeliteratur wird von therapeutischen Mitteilungen 
gebildet. Die Abortivbehandlung der Urethralgonorrhoe wird 
vorgenommen: von Polland mit 5°/oiger (frisch bereiteter) Protargol- 
lösung, von Regenspurger mit 5—15°/«iger Novarganlösung (8 bis 
12 ccm einmal täglich injiziert und 5—15 Minuten gehalten); sie 
wurde von letzterem bis zum 5. Tage nach Beginn der Sekretion 
begonnen und dauerte 8—20 Tage (abortiv?). Ueber die interne 
Therapie der Gonorrhoe wird weiter in größerem Umfang publi¬ 
ziert. So rühmt Knauth das Arhovin (die Arbeit wird von 
Bottstein kritisiert); Dreysel hält es für das bestvertragene 
innere Mittel, das aber die lokale Therapie nur unterstützen kann. 
Ganz verordnet Oliophen (eine Verbindung von Salizylsäure- 
Esterphenolen mit Leinsamen — in Kapseln oder ca. 30 Tropfen 
pro die). David glaubt, daß Gonosan Komplikationen bei 
der Gonorrhoe besser zu verhindern vermag, als andere Balsamica 
(die das auch nicht tun). Leven empfiehlt wegen des Fehlens 
unangenehmer Nebenwirkungen das Thyresol (Methyläther des 
Santalols) zur Unterstützung der lokalen Therapie (als Tropfen, 
Perlen und Tabletten — 3mal 2 Tabletten ä 0,25). Für die 
prolongierten Injektionen in die Harnröhre hat L o e b einen 
„Saugversch 1 uß“ konstruiert. Bär rät zur Vermeidung von 
Epididymitiden vorsichtige Injektion kleiner Flüssigkeitsmengen 
und lallt außerdem noch 2 — 3mal wöchentlich die Urethra mit großer 



Haat- und Tererische Krankheiten. 


491 


Vorsicht -berieseln“. Er benutzt Argentum nitricum und Hydrar- 
gyrum oxycyanatum. G. J. Müller empfiehlt als silberreichstes 
Präparat das Argentumfluorid in Einspritzungen und weiterhin 
in Janetschen Spülungen iO.OS— 0,15:300.0•. Für die chronische 
Gonorrhoe rät er zu Silber- (eventuell auch Zink-) Jontophorese. 
Stein (aus Fingers Klinik) tritt für die frühzeitige Verordnung 
von Silberpräparaten ein ( zuerst Protargol oder Argonin, später Ich- 
thargan. Albargin oder Argentum nitricum), die auch bei akuter 
Urethritis posterior fortgefuhrt werden kann. Orlowski gibt zu¬ 
erst Spülungen von Kal. hypermanganicum (1 • 10000—1:2000) und 
dann solche von Argent. nitr. (1:4000—1:500!) — die starke 
Beizung durch letztere hält er für notwendig. Beutler macht mit 
der Blasenspritze hintereinander Kal. hypermanganicum- und Ar¬ 
gentumein Spritzungen. Die bei der Frau noch kaum versuchte 
Präventivbehandlung der Gonorrhoe wendete Loeb in fol¬ 
gender Weise an: l%oiges Sublimat zur gründlichen Abreibung 
der Vulva, der Portio und des Scheidengewölbes, Reinigung des 
Zervikalkanals, der Vagina und Vulva mit 5 l ‘cigein Protargol, 
Ausspritzung der Urethra mit derselben Lösung. Für die Bartho¬ 
linitis rühmt PI aß die Saugbehandlung. — Die Punktion bei 
Epididymitis wird wieder von Heinze und Schindler warm 
empfohlen, da sie die Behandlung wesentlich abkürze und die 
Schmerzen sehr lindere; eventuell wird multipel punktiert; die 
Wirkung trete auch ohne Eiterentleerung und selbst bei Verwen¬ 
dung relativ dünner Kanülen durch die Entspannung der Ge¬ 
webe ein. D i n d und Metraux inzidieren bei akuter Epidi¬ 
dymitis am besten in der 2. Woche mit einem 2—3 cm langen 
Schnitt auf der Dorsalseite des Nebenhodens und tamponieren 
24 Stunden. Die Heilung tritt sehr schnell ein. G. J. Müller 
behandelt die schwerere Epididymitis mit Punktion (ohne Aspi¬ 
ration) , mit strömender heißer Luft (Kiefer-Kornfeld), eventuell 
auch mit dem Lichtwärmebestrahler, nur bei chronisch verlaufen¬ 
den Fällen mit Saugung (2—4mal täglich 15—20 Minuten); er 
findet, daß durch diese Methoden die Behandlung wesentlich ab¬ 
gekürzt wird. Mit der Heißluftbehandlung gonorrhoisch erkrankter 
Gelenke (täglich mindestens 1 Stunde) war Wagner sehr zu¬ 
frieden (s. S. 367). Bendig kombiniert sie mit Kollargolklysmen 
(2,0:500). 


Warnung 

vor 

Injektionen. 

Argentum- 

tfuorid. 


Silbor- 

Präparate. 

Kombinierte 

Behandlung. 


PrÄventiv- 
therapie bei 
der Frau. 


Bartholinitis. 

Epididymitis 


Gelenke. 


Syphilis. Die Spirochätenuntersuchungen sind etwas Syphilis: 
in den Hintergrund getreten; dasWesentlichste, das mit den bisherigen Spirochäten. 



492 


Jadassohn. 


Syphilis: Methoden eruiert werden konnte, ist wohl durchgearbeitet. In größerem 

Spirochäten. Umfang wird die Dunkelfeldmethode benutzt. Von tincto- 
riellen Angaben erwähne ich, daß Ehrlich und Lenartowicz 
mit Karbolfuchsin oder Karbolgentianaviolett '/ 2 —2, mit Karbol¬ 
methylenblau 5—10 Minuten, mit Loefflerschem Methylenblau oder 
Karbolthionin 1 Stunde färben. Krzysztalowicz und Siedlecki 
finden in den Primäraffekten zahlreiche Spirochäten, solange die 
Infiltration sich vergrößert; wird sie weicher, so nimmt die Zahl der 
Mikroorganismen ab, und diese verändern auch ihre Form und Länge. 
Durch Sublimatwaschungen verschwinden sie aus dem Sekret; nach 
Waschungen mit sterilem Wasser werden sie reichlicher. Von den 
Tierversuche, in großem Maßstab fortgesetzten T i e r v e r s u c h e n erwähne ich nur 
das Wesentlichste. Aus Neissers Experimenten hat sich weiterhin 
ergeben, daß sich Virulenzdifferenzen nicht nachweisen, Yi- 
rulenzabschwächungen oder -Verstärkungen nicht erzeugen lassen. 
Für die Verschiedenheit des Verlaufs scheint die Disposition die 
wesentlichste Rolle zu spielen. Die Allgemeindurchseuchung 
kommt bei den Tieren schon während der ersten Inkubation zu 
stände; primäre Erscheinungen waren bei kutaner Infektion der 
Affen immer vorhanden; subkutane Infektion gelingt selten, intra¬ 
venöse oder solche vom Hoden aus leicht. Exzisionen der 
Impfstelle waren noch nach 16 Tagen erfolgreich, manchmal 
aber schon nach 8 Stunden nicht mehr. Immer entstanden, wenn 
die Exzision keinen Erfolg hatte, lokale Rezidive. Spontanhei¬ 
lung trat bei niederen Affen innerhalb 2 Jahren nicht ein. Alle 
„immunen“ Tiere enthielten noch Virus; durch geeignete Behand- 
lung geheilte Tiere waren wieder impfbar. Das spricht gegen das 
Vorhandensein einer wahren Immunität. Ne iß er gelang es ferner 
nach Infektion von Kaninchen in die Hoden, die allgemeine 
Durchseuchung dieser Tiere durch Impfung ihrer Organe auf 
Affen zu erweisen. Grouven sah Allgemeinerscheinungen (Haar¬ 
ausfall, schlechten Ernährungszustand, später Papeln, eine Keratitis 
des anderen Auges) bei einem von der Kornea aus infizierten Kaninchen; 
von dem epibulbären Tumor dieses Tieres wurde ein anderes kutan 
mit dem Erfolg einer derben Papel geimpft. Wim an konstatierte 
bei einem der Jungen von Kaninchen mit Spirochätenkeratitis 
einen analogen Prozeß , und zwar schon als das Tier die Augen 
öffnete; es blieb auch sonst hinter seinen Geschwistern zurück. Es 
liegt jedenfalls außerordentlich nahe, hier an eine plazentare Ueber- 
tragung zu denken. E. Hoffmann, Löhe und Mulzer konnten 
durch Injektion von syphilitischem Material in die Hodensubstans 



Haut* und venerische Krankheiten. 


493 


bei Kaninchen und Affen Primäraffekte in der Bauchhaut erzeugen, 
Hoffmann und Löhe sekundäre disseminierte Syphilide bei nie¬ 
deren Affen nach Injektion größerer Mengen von Saugserum in die 
Hoden. Aus den Versuchen Sandmanns geht hervor, daß noch 
Monate nach Abheilung von Primäraffekten (resp. auch einer Papel) 
in diesen auf Affen verimpfbares Material vorhanden ist, auch wenn 
energische Hg- (resp. auch Atoxyl-) Behandlung vorangegangen ist. 
Auch Hoffmann hat in Sklerosennarben und Exanthemresten, wie 
auch bei latent Syphilitischen auf den anscheinend normalen Ton¬ 
sillen Spirochäten gefunden. 

Ueber die ungeheure Zahl der Arbeiten über die Seroreaktion 
kann hier natürlich nicht im einzelnen referiert werden. Schon 
ihre Anführung würde ungebührlich viel Baum in Anspruch nehmen. 
Auch auf die Theorie der Reaktion und auf die verschiedenen 
Modifikationen in der Technik kann ich nicht eingehen. Weder 
die Porges-Meier sehe noch die Klausner sehe Reaktion 
haben sich wegen ihrer größeren Unsicherheit trotz ihres theoreti¬ 
schen Interesses Anerkennung für die Praxis verschaffen können 
(Fritz und Kren u. a); ebensowenig hat sich die Präzipität- 
reaktion (Fornet 1 und Schereschewsky) in anderer Hände 
bewährt (Plaut und Heuk). Dagegen hat die Bauer sehe Modi¬ 
fikation bereits praktische Verwertung gefunden (Behring, Hind- 
richs). Vom rein praktischen Standpunkt aus kann man in 
größter Kürze etwa folgendes sagen: An der diagnostischen Bedeu¬ 
tung der Reaktion für die Syphilis wird nur noch von ganz ver¬ 
einzelten Autoren gezweifelt. Weder ihr Nachweis bei Scharlach 
(Much und Eichelberg u. a.), noch bei Lepra (Wechselmann, 
Meyer), noch bei Frambösie hat den Wert der positiven Reaktion 
für die Bedürfnisse der Praxis einzuschränken vermocht, teils weil 
sie bei Scharlach augenscheinlich bald wieder verschwindet, teils 
weil Lepra und Frambösie doch für die allgemeine Praxis in Europa 
keine wesentliche Bedeutung haben. Der positive Ausfall der Re¬ 
aktion beweist also im allgemeinen, daß Syphilis vorhanden ist oder 
wenigstens war; der negative kann natürlich nach wie vor nur mit 
Vorsicht (bei bestehenden, auf Syphilis verdächtigen Erscheinungen 
mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit) gegen Lues verwertet werden. 
Selbstverständlich ist auch, daß die positive Reaktion nicht be¬ 
weisen kann, daß eine bestimmte Erkrankung syphilitisch ist. Es 
kann natürlich auch ein Syphilitiker z. B. ein Zungenkarzinom 
haben. Die Diskussion bewegt sich wesentlich noch um die Frage, 
wie weit man die Reaktion prognostisch und als Basis therapeuti- 


Sero¬ 

reaktion. 



494 


Jadassohn. 


Syphilis: 

Sero¬ 

reaktion. 


Kuti- 

reaktion. 


Kongenitale 

Lues. 


scher Maßnahmen verwerten soll. Daß das Fehlen der Reaktion 
nicht Heilung bedeuten kann, ist unbestritten. Daß ihr Vorhanden¬ 
sein die Anwesenheit von Spirochäten oder sogar von noch aktiven, 
wenn auch latenten Prozessen beweist, behaupten die einen, wäh¬ 
rend die anderen es noch nicht als bewiesen ansehen. So richtig das 
letztere auch ist, so kann man doch schon eine Anzahl von Wahrschein¬ 
lichkeitsgründen für die erstere Anschauung ins Feld führen. Un¬ 
zweifelhaft ist auch, daß die Reaktion durch die Therapie aus 
der positiven in eine negative übergehen kann —- doch gelingt das 
keineswegs immer, wenigstens nicht durch die bisher üblichen 
Kuren. Es wäre natürlich nicht richtig, k tout priz das Negativ¬ 
werden erzwingen zu wollen. Daß der Ehekonsens vorläufig noch 
nicht wesentlich von der Reaktion abhängig gemacht werden darf, 
darüber sind die meisten Autoren einig. Selbstverständlich ist die 
neue Methode für alle Zweige der Medizin von größter Bedeutung: 
ich-erwähne hier nur die Würdigung für die Ophthalmologie 
durch Kurt Cohen, für die Geburtshilfe durch Opitz, für die 
Chirurgie durch Karewski; der letztere führt namentlich für 
die Praxis sehr wichtige Fälle (Ulcera cruris, Muskel- und Schleim¬ 
hautprozesse, Knochen- und Gelenkerkrankungen) an, für welche 
die Seroreaktion entscheidend werden kann. Neißer und Wolff- 
Eisner u. a. haben nach Art der Pirquetschen Probe bei Syphi¬ 
litikern mit Extrakten aus syphilitischem Material Inokulationen ge¬ 
macht — mit bisher noch wechselnden und diagnostisch nicht ver¬ 
wertbaren Resultaten. 

Für die Frage der kongenitalen Lues sind die Untersuchungen 
anscheinend gesunder Mütter kongenital-syphilitischer Kinder von 
Wichtigkeit. Knöpfelmacher und Lehndorff fanden bei 78,5 % 
solcher Frauen Komplementbindung — das würde dafür sprechen, 
daß alle diese Frauen doch latent luetisch sind. Bauer konnte 
sogar bei allen Müttern kongenital-syphilitischer Säuglinge posi¬ 
tive Reaktion konstatieren (vergl. S. 524). Aus klinischen Gründen 
spricht sich Carle für die geringere Bedeutung der paternen Syphilis 
für die Frucht aus — drei Männer mit florider sekundärer Lues 
infizierten ihre Frauen nicht, und diese bekamen gesunde Kin¬ 
der. E. Lesser beobachtete einen Fall, in welchem die pla¬ 
zentare Uebertragung der Syphilis von der Mutter auf das 
Kind sehr spät zu stände kam (Entbindung 57 Tage nach der In¬ 
fektion, Allgemeinerkrankung des Kindes 48 Tage nach der Geburt). 
Die namentlich in Frankreich viel vertretene Anschauung von der 
Bedeutung der Syphilis für die Aetiologie von Mißbildungen konnte 



Haut- und venerische Krankheiten. 


495 


Gräfenberg auf Grund seiner Spirochätenuntersuchungen bei Mi߬ 
bildungen nicht bestätigen. 

Eine Reinfektion mit Spirochätennachweis, l‘/a Jahre nach Reinfektion, 
der ersten Erkrankung, wurde von Burgsdorf publiziert. Pol¬ 
land konnte bei einem sicher Syphilitischen Ulcera molüa beobach¬ 
ten, von denen eines hart wurde und Spirochäten enthielt — keine 
Allgemeinerscheinungen, keine Seroreaktion; also lokale Super¬ 
infektion bei Syphilis? Die Häufigkeit der extragenitalen Lues- Extragenitale 
infektionen erhellt aus Scherbers Statistik (Fingers Klinik). Infektion. 
Seifert publiziert eine Infektion des Penis durch Biß. Ein lehr¬ 
reiches Beispiel dafür, welches Unheil durch nicht erkannte syphi¬ 
litische Infektionen selbst bei Aerzten zu stände kommen kann, be¬ 
richtet Heermann: Die extragenital akquirierte Lues eines Arztes 
wird erst nach 6 Monaten durch Ohrsymptome erkannt — inzwischen 
waren Frau und Kind infiziert. Waldvogel und Süßenguth ver- Prognose der 
folgten das Schicksal von 297 Syphilitikern — durchschnittliche Syplnhs ' 
Beobachtungszeit 28*/* Jahre; keine Vermehrung der Mortalität an 
Tuberkulose, keine deutliche für Arteriosklerose; 2,5 °/o Tabes, 9,3 °/o 
Paralyse. Der Syphilitiker büßt nach der Berechnung der Autoren 
nur 2 Jahre an Lebensdauer durch die Syphilis ein. Die Diffe- Differentiai- 
rentialdiagnose zwischen tertiärer Lues und Tuberkulose dl;i g»° se 
kann selbst mit Zuhilfenahme aller modernen Hilfsmittel sehr schwierig 
sein; Mucha bespricht diese Frage auf Grund von 5 Fällen aus¬ 
führlich; die histologische Untersuchung kann oft täuschen; auf 
Tuberkulin brauchen auch tuberkulöse Herde nicht zu reagieren; 
nach Mucha sollen auch sicher tertiäre Affektionen auf Perlsucht¬ 
tuberkulin reagiert haben. Besondere Schwierigkeiten machen die 
Fälle, in denen beide Krankheiten zugleich vorhanden sind. Von 
klinischen Arbeiten, die zum Teil mit Benutzung der neuen Me¬ 
thoden ausgeführt sind, erwähne ich folgendes. Die viel erörterte 
Frage, ob es eine Syphilis ohne Exanthem gibt, wird, wie von Syphilis ohna 
den meisten neueren Autoren, so auch von Seilei bejaht; er glaubt, Exanth '- m - 
daß in diesen Fällen eine Immunität der Haut gegenüber den 
Spirochäten besteht. Ueber die maligne Syphilis gibt Rost Maligne 
auf Grund von 6 eigenen Beobachtungen und der Literatur einen Syphilis. 
Ueberblick, aus dem ich nur hervorheben möchte, daß er die 
Schleimhaut oft auffallend frei gefunden, breite Kondylome, stärkere 
Drüsenschwellungen vermißt, dagegen Gelenk- und Knochenerkran¬ 
kungen beobachtet hat. Die Ursache der Malignität sieht auch 
Rost in der Eigenart des erkrankten Individuums. Thera¬ 
peutisch empfiehlt er besonders Kalomelinjektionen und längere Zeit 



496 


Jadassohn. 


Gummöse 

Lymphome, 

Lungen¬ 

syphilis. 


Akute gelbe 
Leberatrophie 


Leberlieber. 


Diabetes. 


Aorten- 

insuffizienz. 


Nieren¬ 

syphilis. 


hindurch Abwechseln zwischen Jod und Hg. Von den relativ sel¬ 
tenen, früher überhaupt geleugneten gummösen Lymphomen 
publiziert Brauser einen Fall (Geschwulst am Sternocleidomasto- 
ideus — Heilung durch JK). Die Syphilis der Lungen wird von 
Brandenburg, speziell die in der Frühperiode wird auf Grund 
eines Hoffmannschen Falles und der Literatur von Dann einer 
ausführlichen Besprechung unterzogen. Es gibt augenscheinlich 
wie in der Spätperiode gummöse, interstitiell indurative und diffus 
infiltrative Formen, welch letztere zu einem Bild wie bei käsiger 
Pneumonie führen können. Die klinischen Symptome sind wenig 
charakteristisch; diagnostisch zu verwerten sind: das fehlende 
Fieber, „der Widerspruch zwischen den Beschwerden der Kranken 
und den klinisch nachweisbaren Veränderungen an den Lungen“, 
dann das Fehlen der Bazillen und die Seroreaktion, eventuell 
auch der bisher nicht gelungene Nachweis der Spirochäten. Die 
Prognose scheint bei fehlender Behandlung ernster zu sein, als 
bei der Spätlues; die Therapie aber (am besten bald kombiniert) 
sehr wirksam. In der Praxis wird unzweifelhaft zu wenig an die 
Möglichkeit der Lungenlues gedacht. Akute gelbe Leber- 
atrophie mit sehr rapidem Verlauf bei sekundärer Lues wurde 
von W. Fischer (bei einem Mann) und von Bendig (bei einem 
Mädchen) beobachtet; der erstere fand keine Spirochäten in der 
Leber, und auch Impfungen auf Makaken verliefen erfolglos. Die 
Pathogenese ist noch ganz dubiös. Einen neuen Fall von „lueti¬ 
schem Leberfieber“ mit Ausschluß aller anderen Prozesse konnte 
St au der sehr schnell durch Hg und J beseitigen. Intermittierendes 
und langdauerndes Fieber bei viszeraler, speziell Leberlues beobach¬ 
teten auch Dämmert und Pariser. Daß man bei allen dubiösen 
Leberleiden an Lues denken und darauf behandeln muß, erörtert 
Ebstein an 6 interessanten Fällen. Siebert betont das für 
alle unklaren Fälle mit Fieber namentlich bei Leber- und Milz¬ 
vergrößerung. R. Ehrmann beobachtete einen Fall von schwerem 
Diabetes, der zugleich mit einem syphilitischen Exanthem 
einsetzte und nach einer Schmier- und antidiabetischen Behand¬ 
lung zurückging. Bei reinen Aorteninsuffizienzen fand 
J. Citron in fast zwei Dritteln der Fälle positive Seroreak¬ 
tion — falls Gelenkrheumatismus nicht in Frage kommt, muß 
man also in erster Linie immer an Syphilis denken. Inter¬ 
essante Beobachtungen über Nierensyphilis mit zum Teil 
ganz merkwürdigem Verlauf und Heilung durch spezifische The¬ 
rapie teilt Hirsch ausführlicher mit. Immer wieder ist es 



Haut- und venerische Krankheiten. 


497 


wichtig, auf die Aebnlichkeit syphilitischer Gelenkaffektionen 
mit den verschiedensten anderen Erkrankungen, so auch mit dem 
akuten Gelenkrheumatismus hinzuweisen, wie das Weil auf Grund 
eines längere Zeit verkannten und vergeblich behandelten Falles bei 
sekundärer Lues tut. Auch Waterhouse gibt eine interessante 
Kasuistik recht verschiedener Gelenkfälle bei Syphilis. Wie viele 
verschiedene Krankheitsbilder die Syphilis nachahmen kann, zeigen 
sehr hübsch einige kasuistische Beiträge von v. Watraszewsky: 
Scheinbares Prostatakarzinom (dabei alte tertiäre Syphilide), 
Magenblutungen (dabei Fazialisparese und Dilatation einer Pu¬ 
pille), zweimal Uteruskarzinom — alles durch spezifische The¬ 
rapie geheilt. 

Therapie. Auch die Syphilistherapie hat speziell durch 
die Tierversuche die Möglichkeit experimenteller Bearbeitung und 
damit größere Vertiefung gewonnen. Natürlich wäre es falsch, nun 
auf Grund dieses Materials die alten klinischen Erfahrungen ganz 
über den Haufen zu werfen. Unmittelbar für die Praxis Brauch¬ 
bares hat sich, was übrigens ganz natürlich, noch nicht sehr viel er¬ 
geben. Durch Hg- und Arsenpräparate gelingt es nach Neisser 
leicht, die Syphilis niederer Affen auszuheilen — auch das latente 
Virus wird getötet, was für die Berechtigung der Behandlung 
während der Latenz besonders wichtig ist. Jod und Chinin wirken 
in schwächerer Weise. Präventive Heilung bei Tieren (d. h. Aus¬ 
bleiben der Erkrankung bei Behandlung 1—8 Tage nach der In¬ 
fektion) konnte nur durch Atoxyl, resp. Arsacetin erzielt werden. 
Neisser ist dafür, die Kuren so lange fortzusetzen, wie es ohne 
Schädigung des Organismus geschehen kann; er legt auch größten 
Wert auf die lokale Therapie, daher auch auf Einreibungs- und 
interne Kuren neben den subkutanen, und auf die Exzision des 
Primäraffektes selbst bei schon bestehenden Allgemeinerscheinungen. 
Experimentell erwies sich das Atoxyl in Bezug auf seine Präventiv¬ 
wirkung dem Hg überlegen (Uhlenhuth und W e i d an z). Atoxy 1- 
saures Hg wurde von Uhlenhuth und Manteufel bei Tier¬ 
syphilis sehr wirksam gefunden. — Scherber hat in einem Fall nach 
Exzision ohne weitere Behandlung innerhalb 4 Jahren keine 
Symptome folgen sehen (Seroreaktion negativ). Im allgemeinen rät 
er, wenn möglich zu exzidieren, mit oder ohne Exzision aber vor 
den Sekundärerscheinungen zu behandeln; in einem Teil der Fälle 
sind dann Allgemeinsymptome ganz ausgeblieben, in anderen sehr 
gering gewesen. — Für die Praxis haben die weiteren Publikationen 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 19<>9. 32 


Gelenk- 

Syphilis. 


Polymorphie 
der Syphilis. 


Therapie: 


Experimen¬ 
telle —, 


Exzision, 



498 


Jadassohn. 


Syphilis¬ 
therapie : 
Atoxyl, 


Arsazetin, 


Arsen, 


Chinin, 


Phagozytin, 


Quecksilber, 


Merkalator, 


über Atoxyl, von denen noch eine ganze Zahl erschienen ist, keine 
besondere Bedentnng. Spiethoff rät nicht mehr als 6,2 g zu 
geben, speziell bei refraktären Fällen und bei Lues maligna. Im 
allgemeinen lauten die Urteile über dieses Präparat wenig günstig, 
trotzdem weitere Intoxikationen nicht mehr beobachtet zu sein 
scheinen. A. Neisser empfiehlt das von Ehrlich als ungiftiges 
Ersatzmittel des Atoxyls angegebene Arsazetin auf Grand zahl¬ 
reicher Tierversuche und ausgedehnter Erfahrungen am Menschen. 
Es rief nur sehr unbedeutende Nebenwirkungen (Magen- und Darm¬ 
störungen) hervor; bei Kranken mit parenchymatösen Organerkran¬ 
kungen sollte es vermieden, sonst in Kombination mit Hg oder bei 
quecksilberrefraktären Fällen gegeben werden. Neisser verordnet es 
in Bosen von 0,6 pro injectione, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen 
je eine Injektion, im ganzen 20. Außer Magenstörungen bei Frauen 
hat er unangenehme Nebenwirkungen nicht beobachtet. Heymann 
fand eine symptomatische Heilwirkung, die aber nicht so sicher 
und anhaltend war, wie die von Hg; er fand ferner oft (in 7 von 
31 Fällen) nephritische Erscheinungen, die meist sehr schnell wieder 
abklangen. — Bosenthal gibt Acidum arsenicosum und warnt 
vor Atoxyl; Arsen komme aber erst nach Hg und JK. — Als neue 
Behandlungsmethode wurden auch intravenöse Injektionen von 
Chinin, muriaticum (0,5—0,8, vorher anzuwärmen) (und intramus¬ 
kuläre Injektionen von 0,5 nukleinsaurem Chinin in Olivenöl 1:20) von 
Lenzmann empfohlen. Die Resultate sollen sehr günstig sein. Auch 
Na pp hatte im ganzen gute Erfolge (nur intravenöse Injektionen). 
Unangenehme Nebenwirkungen, Schwindel, Herzklopfen etc., ver¬ 
gehen meist schnell. — Phagozytin (nukleinsaures Natrium) wird 
von Schütte in subkutanen Injektionen k 0,05 (1—2mal täglich) als 
Ersatzmittel für Hg zur Erzeugung einer Leukozytose mit gutem 
Erfolge angewendet. — Das wichtigste Antisyphüitikum bleibt vorerst 
noch immer das Quecksilber. Ahrens läßt vor der Einrei¬ 
bung mit Hg-Salben die Haut gründlich mit Benzin abreiben und 
nach der Einreibung mit Chirosoter dünn bestäuben. Disselhorst 
stellto fest, daß durch Schwefelbäder die Ausscheidung des Hg 
im Urin vermindert wurde. Hageen, ein Quecksilberseifenpräparat 
(in Glastuben) schmutzt nicht und ist leichter anzuwenden als Ungu. 
cinereum (Aßmv und Rave). Eine neue Hg-Inhalationskur mittels 
des „Merkalator“, einer mit Hg imprägnierten Maske, wurde von 
Kromayer gerühmt. Sie „verbindet die Vorteile der Schmierkur 
mit der raschen Wirkung der Hg-salicyl.-Injektionen u . Auch Ben¬ 
dig hatte gute Resultate. Mit der Hg-Schnupfungskur hat 



Haut- und venerische Krankheiten. 


499 


Cronquist eine kräftige und schnelle Resorption erzielt; statt Hg- 
Kreide benutzt er jetzt ein „Rhino merk an“ genanntes Präparat. 
Die Methode ist nur bei sicher durch die Nase atmenden Personen 
mit nicht zu empfindlicher Schleimhaut anwendbar. Schwarz 
ist mit der internen Behandlung der Syphilis mit Sozojodol-Hg 
(0,6 und — bei der ersten Verordnung — 0,18 Extr. opii auf 
36 Pillen, Bmal täglich 2 Pillen) sehr zufrieden, M. Joseph 
mit Quecksilberjodid-Jodkalium in „Capsulae geloduratae“. Die 
Literaturhochflut über Mer gal dauert an; es wird besonders 
gerühmt von Grünfeld, Pöhlmann und vielen anderen. 

— Noch immer in Zunahme begriffen ist das Interesse für die 
subkutane Hg-Therapie. Für die Injektionen von Salizyl-Hg 
empfiehlt Steinhäuser 01. olivarum Gilbert (mit absolutem 
Alkohol extrahiertes, von Fettsäuren ganz befreites Oel) als be¬ 
sonders reizlos. Zieler gibt bestimmte Formeln für konzen¬ 
triertes graues Oel und Kalomelöl, bei denen nach dem 
Beispiel speziell französischer Autoren sehr kleine Mengen mit be¬ 
stimmt graduierten Spritzen injiziert werden (das Nähere muß von 
jedem, der diese neuen Formeln versuchen will, im Original ein¬ 
gesehen werden), v. Zeißl injiziert zuerst 0,004—0,005 Morphium 
oder Dionin und dann durch die liegengelassene Kanüle 5°/oiges Sozo- 
jodol oder Sublimat oder Kalomelparaffin. Volk benutzt mit Vor¬ 
liebe das LangschegraueOel (auch das mit Vasenol und das nach 
der französischen Vorschrift zubereitete) und injiziert es wie Lang 
am Rücken; die Intervalle zwischen den einzelnen Einspritzungen 
sollen allmählich größer gemacht werden. Zu schwachen Kuren ver¬ 
wendet er2°/oiges Succinimid-Hg, 1—1 */a°/oiges Sublimat, Enesol etc. 
H. May er injiziert Mergandol (Quecksilbernatriumglyzerat) jeden 
2. Tag 2 ccm, im ganzen 20 Injektionen (= 0,14 Hg) und rühmt 
die schnellen Erfolge und die geringen Nebenwirkungen; Porosz 
ist vom Enesol (salizylarsensaures Hg) sehr entzückt. Volk emp¬ 
fiehlt Beginn der Behandlung sofort nach der durch den Spirochäten¬ 
befund gesicherten Diagnose, auch nach Exzision und benutzt gern 
lokale Injektionen (0,01—0,02 01. cinereum) in die Gegend von 
Lymphdrüsen, periostalen Gummen, Orchitiden etc. Die intra¬ 
venösen Sublimatinjektionen werden auch nach der Mitteilung 
von Spatz (2—14 mg in 3tägigen Intervallen) nicht populär werden; 
14mal (!) mußte wegen Thrombosierurg die Kur abgebrochen werden. 

— Zur lokalen Behandlung der Koryza kongenital-syphilitischer 
Säuglinge, der Plaques und der Ulcera der Nase, des Nasenrachen¬ 
raumes und des Rachens gibt Eysell Kalomeleinblasungen (mit 


Rhino- 
merk an, 


— Interne 
Behandlung. 


Subkutane 
Therapie: 


Mergandol. 


Intravenöse 

Injektionen. 


Lokale 

Therapie. 



500 


Jadassohn. 


Syphilis-, 

therapie: 

Jodprftparate. 


Jod- 

thyreoiditis. 


Persönliche 

Prophylaxe. 


Milchzucker); bei tiefer Inspiration geht das Pulver selbst bis in 
den Kehlkopf. Bei längerer derartiger Behandlung tritt natürlich 
auch eine Allgemeinwirkung ein. — Von neueren Jodpräparaten 
erwähne ich Jodglidine (Pflanzeneiweiß „Glidine“ und Jod), 
das sich Steinsberg bei sekundärer und tertiärer Lues, Max 
Hirsch (für längere Kuren) und T h. M a y e r sehr bewährte. Cassel 
verwendet Jodomenin, ein Jodwismuteiweiß, bei allen Lues¬ 
formen im Kindesalter in Dosen von Smal täglich J / 2 —1 Tablette. 
Zweig hat mit Tiodin (Jodäthyl und Thiosinamin) in intra¬ 
muskulären Injektionen zu 0,2 (in Ampullen zu 1 g) Erleichterung 
der Beschwerden bei metasyphilitischen Erkrankungen ohne Neben¬ 
wirkungen erzielt. Gundorow hat die Schwellung der Schild¬ 
drüse unter dem Einfluß der Jodtherapie — zugleich können Fieber, 
Druckschmerz, Atem- und Schluckbeschwerden vorhanden sein — 
näher studiert; er findet sie bei für Jod speziell empfindlichen 
Individuen. — Was endlich die persönliche Prophylaxe der 
Syphilis angeht, so werden zwei Mißerfolge mit der Metschnikoff- 
schen Kalomeisalbe von Vorberg berichtet. Neisser haben sich 
bei Tierversuchen besser als die Kalomel-Lanolinsalbe bewährt: 
83°/oiges Kalomelol und Kalomelsalben mit Kochsalzlösung, noch 
besser 3°j'ooige Sublimat- und Sublaminlösungen, 10°/oige Chinin¬ 
glyzerinwasserlösungen, 50°/oiges Isoformglyzerin. 


Kultur der 
IHierevschen 
Bazillen. 

Therapie des 
tTeus molle 
und Bubo. 


Ulcus molle und Bubo. Zur Isolierung der Ducreysehen 
Bazillen benutzte K. Stein Kaninchenblutagarplatten in feuchter 
Kammer (gute Klatschpräparate). Im übrigen ist hier wesent¬ 
lich nur Therapeutisches zu erwähnen. Durch Europhen 
wurden die Komplikationen bei Ulcus molle in dem Material von 
Cortona vermindert. Meißner empfiehlt Europhen mit Borsäure 
ana. Kopytowski war mit reinem metallischem Zinkpuder 
(auch beim Bubo) sehr zufrieden. Grünbaum und Aßmy rühmen 
Jodofan (Monojododioxybenzolaldehyd) als Ersatz des Jodoforms 
(bei allen möglichen Ulzerationsprozessen). Zinsser hat ähnlich 
wie Arning u. a. mit heißen (45—50° C.) Spülungen mit Kal. 
hypermanganicum (1 :4000) bei Ulcus molle gute Erfolge erzielt, 
selbst bei Operation von Phimosen mit Ulcus molle. Er spült 3- bis 
5mal täglich, jedesmal 4—5 Liter, Druckhöhe 2—3 m, Strahldicke 
2 mm; danach Trocknung, Jodoform, Tampons mit SpiritUB camphorat. 
Wasser ana, heiße Kataplasmen. Kreibich benutzt am liebsten 
Aetzungen mit Cuprum sulfuricum und Einlagen, die mit Lösungen 
von 1 : 1000 dieses Salzes getränkt sind; bei vorgeschrittenen Bubonen 



Haut- und venerische Krankheiten. 


501 


Injektionen von 10°/oigem Jodoformvaselin nach kleiner Inzision oder 
nach Injektion von l°|oigem Hydrargyrum benzoicum, eventuell auch 
Saugtherapie; G. J. Müller rühmt besonders die Heißluftkauteri¬ 
sation und Injektionen von 10—20°/oigem Jodoformglyzerin, resp. 
galvanokaustische Dorsalinzision mit einem besonderen Messer bei 
Phimose mit Ulcus molle; bei beginnenden Bubonen Spiritusverbände, 
bei chronischen Röntgenstrahlen. Jenssen schildert ausführlich 
Arnings Methode: Punktion mit Doppellanzenmesser, Spülung 
mit 5°/oigemKarbolwasser, Injektion von 10°/oigem Jodoformglyzerin; 
die Resultate waren sehr günstig. 

Literatur. 

Hautkrankheiten. 

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502 


Jadassohn. 


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das Zusammentreffen und den Zusammenhang von vasomotorischen Der¬ 
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Kurzes Repetitorium der Kosmetik der Haut, der Haare, der Nägel und 
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Haut- und venerische Krankheiten. 


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Jadassohn. 


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Haut* und venerische Krankheiten. 


505 


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Derselbe, Experimentelle Untersuchungen über »tuberkulöse* Verände¬ 
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50(3 


Jadassohn. 


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Mon. f. prakt. Dermat. Bd. XLVII, Nr. 12. — H. Loeb, Zur Präventiv- 
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trigonitis). Folia urologica Bd. XI, Nr. 6. — C. Schindler, Behand¬ 
lung der Epididymitis gonorrhoica mit Punktion. Dermat. Zeitschr. Bd. XV, 
H. 6. — R. Stein, Blennorrhoetherapie und Gonokokkennachweis. Wien, 
klin. Wochenschr. Nr. 3. — J. Vogel, Die eitrigen Erkrankungen der 
Prostata. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 11. — H. Vörner, Ueber blen- 
norrhoische Infektion von Raphezysten des Penis. Folia urologica Bd. I, 
Nr. 1. — W. Wagner, Ueber Heißluftbehandlung blennorrhoischer Ge¬ 
lenkentzündung. Med. Elin. Nr. 25. — F. Weißwange, Nierenabszeß 
nach Gonorrhoe, Nephrotomie, Heilung. Münch, med. Wochenschr. Nr. 18. 

— F. Winkler, Ueber die Verwendung der Aspiration in der Gonorrhoe¬ 
therapie. Mon. f. prakt. Dermat. Bd. XLVII, Nr. 11. — Derselbe, Ueber 
den färberischen Nachweis des Gonokokkentodes. Dermatologisches Zentral¬ 
blatt, Januar. 


Syphilis und Ulcus molle. 

H. Ah re ns, Eine Modifikation der Schmierkur. Dermat. Zentralbl., 
Sept. — K. Alexander, Geschlechtskrankheiten und Heilschwindel. 



Haut- und venerische Krankheiten. 


507 


Flugschriften der Deutsch, (res. z. Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten 
H. 1, Leipzig. — Aßmy, Jodofan bei der Behandlung ulzerOser und ero- 
siver Prozesse an den äußeren männlichen Genitalien. Fortschr. der Med. 
— H. Aßmy u. W. Rave, Hageen, ein neues Quecksilberpräparat zur 
Inunktionskur. Med. Klin. Nr. 9. — F. Ballner u. A. v. Decastello, 
Deber die klinische Verwertbarkeit der Komplementbindungsreaktion für 
die Serodiagnostik der Syphilis. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 45. — 
J. Bauer, Das Collessche und ProfetaBche Gesetz im Lichte der modernen 
Serumforschung. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 36. — P. Bendig, Die 
KromayerscheQuecksilberinhalationskurbeiSyphilis. Münch.med. Wochen* 
schrift Nr. 35. — Derselbe, Beitrag zu dem Artikel: Akute gelbe Leber¬ 
atrophie bei Syphilis. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 26. — Bering, Prakti¬ 
sche Bedeutung der Serodiagnostik bei Lues. Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 48. — Bl&schko, Die Bedeutung der Serodiagnostik für die Patho¬ 
logie und Therapie der Syphilis. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 14. — 
A. Blaschko, Die Bedeutung der Serodiagnostik für die Praxis. Med. 
Klin. Nr. 31. — FelixBlock. Wie schützen wir uns vor den Geschlechts¬ 
krankheiten und ihren üblen Folgen? H. 3 der Flugschriften der Deutschen 
Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, UI. umgeänderte 
Aufl., Leipzig. — W. Brandenburg, Beitrag zur Lungensyphilis. Beitr. 
z. Klin. der Tuberkulose Bd. X, Nr. 2. — Brauser, Zur Frage der 
gummösen Lymphome des Halses. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 3. — Bruck u. 
M. Stern, Die Wassermann-A.Neisser-Brucksche Reaktion bei Syphilis. 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 10, 11 u. 12. — W. Th. Burgsdorf, 
Ein Fall von syphilitischer Reinfektion mit Nachweis von Spirochäten 
(Schaudinn). Klin. therapeut. Wochenschr. Nr. 22. — Carle, Notes sur 
l'influence comparee des g£n6rateurs dans l’heredo-syphilis. Ann. de Dermat. 
et de Syph. p. 28. — Cassel, Jodomenin, ein Jodeiweißpräparat in der 
Kinderpraxis. Therapie der Gegenw., Juli. — J. Citron, Ueber Aorten¬ 
insuffizienz und Lues. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 48. — C. Cohen, Die 
Serodiagnose der Syphilis in der Ophthalmologie. Berl. klin. Wochenschr. 
Nr. 18. — Cortona, L’Eurofene nella cura delle Ulcerazioni veneree. 
Riforma med. Nr. 4. — C. Cronquist, Weitere Ergebnisse der Queck- 
silberschnupfungskur. Arch. f. Dermat. u. Syph. Bd. XCI, H. 2 u. 3. — 
Dämmert, Ueber intermittierendes Fieber bei tertiärer viszeraler (speziell 
Leber-) Syphilis. Deutsche med. Wochenschr. — R. Dann, Spezifische 
Lungenerkrankungen während der Frühperiode der Syphilis. Dermat. 
Zeitschr. Bd. XV, H. 9. — Detre u. BreBzowsky, Serumreaktionen der 
Syphilis. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 49 u. 50. — Diesselhorst, Zur 
Queckailberausscheidung nach Thiopinolbädern bei Schmierkur. Zeitschr. 
f. experim. Therapie und Pathol. Bd. V, H. 1. — W. Ebstein, Chroni¬ 
sche Erkrankungsformen der Leber bei erworbener Syphilis. Deutsches 
Arch. f. klin. Med. Bd. XC1I, H. 3, 4. — H. Ehrlich u. Lenartowicz, 
Ueber Färbungen der Spirochaeta pallida für diagnostische Zwecke. Wien, 
med. Wochenschr. Nr. 18. — R. Ehrmann, Ueber schweren Diabetes in- 



508 


Jadassohn. 


folge syphilitischer Infektion. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 30. — 
A. Eysell, Beitrag zur Syphilistherapie. Münch, med. Wochenschr. 
Nr. 24. — E. Finger, Die neuesten Errungenschaften auf dem Gebiete 
der Syphilidologie. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 1. — Derselbe, Die 
Geschlechtskrankheiten. Leipzig u. Wien. — W. Fischer, Die Wasser- 
mannsche Syphilisreaktion und ihre diagnostische und therapentische Be¬ 
deutung. Therapie der Gegenwart, April. — Derselbe, Akute gelbe 
Leberatrophie bei Syphilis. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 19. — P. Fleiech- 
mann, Die Theorie, Praxis und Resultate der Serumdiagnostik der Sy¬ 
philis. Dermat. Zentralbl. Bd. XI, H. 8. — Derselbe, Zur Theorie 
und Praxis der Serumdiagnose bei Syphilis. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 10. — 
W. Fornet u. J. Schereschewsky, Die Spezifizität der Präzipitatreak¬ 
tion bei Lues und Paralyse. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 18. — Four- 
nier, Beiträge zur Diagnostik der Syphilis hereditaria tarda. Uebersetzt 
von Dr. med. Karl Ries in Stuttgart. Leipzig. — W. Fritz u. O. Kren. 
Wert der Serumreaktion bei Syphilis nach Porges-Meier und Klausner. 
Wien. klin. Wochenschr. Nr. 12. — A. Gilbert u. Lion, Syphilis de la 
moelle. Paris, Bailiiere et fils. — Gräfenberg, Ueber den Zusammen¬ 
hang angeborener Mißbildung mit der kongenitalen Syphilis. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 37. — C. Grouven, Klinisch erkennbare Allgemein¬ 
syphilis beim Kaninchen. Dermat. Zeitschr. Bd. XV, H. 4. — Derselbe, 
Bemerkenswerte Resultate der Syphilisimpfung beim Kaninchen. Med. 
Klin. Nr. 8. — K. Grünbaum, Jodofan, ein neues Ersatzmittel für Jodo¬ 
form. Mon. f. Harnkrankh. u. sexuelle Hyg. Bd. V,H.9. — A. I.Grünfeld, Die 
Behandlung der Syphilis mit Mergal. Arch. f. Dermat. u. Syph. Bd. LXXXIX. 
H. 3. — M. P. Gundorow, Beitrag zur Frage von der Thyreoiditis 
jodica acuta. Arch. f. Dermat. u. Syph. Bd. LXXXIX, H. 3. — Heermann. 
Ueber luetische Infektion bei Aerzten. Münch, med. Wochenschr. Nr. 47. — 
G. Heymann, Arsacetin bei Syphilis. Deutsche med. Wochenschr. Nr 50. — 
M. Hirsch, Zur Behandlung mit Jodglidine. Med. Klin. Nr. 13. — Der¬ 
selbe, Ueber Nierensyphilis. Arch. f. Dermat. u. Syph. Bd.XCII. H. 3. — 
E. Hoff mann, Atlas der ätiologischen und experimentellen Syphilis¬ 
forschung. Berlin. — Derselbe, Bemerkungen zu der Arbeit von F. Sand¬ 
mann „Impfung mit Resten von syphilitischen Effioreszenzen“. Dermat 
Zeitschr. Bd. XV, H. 5. — E. Ho ff mann u. H. Löhe, Allgemeine disse- 
minierte Hautsyphilide bei niederen Affen nach Impfung in den Hoden. 
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 41. — Hoffmann, Löhe u. Mulzer, Syphi¬ 
litischer Initialaffekt der Bauchhaut an der Einstichstelle nach Impfung 
in die Hoden von Affen und Kaninchen. Deutsche med. Wochenschr. 
Nr. 27. — F. Jenssen, Ein Beitrag zur Behandlung der Inguinalbubonen. 
Arch. f. Dermat. u. Syph. Bd. XC1I, H. 1 u. 2. — M. Joseph, Capsulae gelo- 
duratae mit Quecksilberjodid-Jodkalium. Derm. Zentralbl. Bd. XII, H. 1. — 
Karewsky, Chirurgische Syphilis. Berl.klin. Wochenschr.Nr.5. — L.Kopy- 
towski, Ueber die Anwendung des metallischen Zinkpuders bei der Behand¬ 
lung von Ulzerationen der Geschlechtsgegend. Ann.deDerm.etdeSyph. H. 7. — 



Haut- und venerische Krankheiten. 


509 



W. Knöpfelmacher u. H. Lehndorff, Komplementablenkung bei Müttern 
hereditär-luetischer Säuglinge. Wien. med. Wochenschr. Nr. 12. — Die¬ 
selben, Komplementfixation bei Müttern heredosypbilitischer Säuglinge. 
Med. Klin. Nr. 81. — C. K reib ich, Die Behandlung des Ulcus molle 
und des Bubo. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 1. — Kromayer, Die 
Quecksilberkur mittels der Merkalatormaske Beiersdorf im Vergleich zu 
den bisher üblichen Kuren. Mon. f. prakt. Dermat. Bd. XLVI, Nr. 10. — 
Derselbe, Ueber eine neue Quecksilberinhalationskur bei Syphilis. Berl. 
klin. Wochenschr. Nr. 8. — F. Krzystalowicz u. M. Siedlecki, Das 
Verhalten der Spirochaeta pallida in syphilitischen Effloreszenzen und die 
experimentelle Syphilis. Mon. f. prakt. Dermat. Bd. XLVI, Nr. 9. — 
E. Lang, Spirochaeta pallida. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 48 u. 49. — 
Ledermann. Ueber den praktischen Wert der Serodiagnostik bei Sy¬ 
philis. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 41. — R. Lenz mann, Eine neue 
Behandlungsmethode der Syphilis. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 10. — 
E. Lesser, Fall von postkonzeptioneller Uebertragung der Syphilis. 
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 6. — F. Lesser, Zu welchen Schlüssen be¬ 
rechtigt die Wassermannsche Reaktion? Med. Klin. Nr. 9. — Th. Mayer, 
Jodglidin in der Luestherapie. Therap. Mon. H. 10. — H. Mayer, Ueber 
schmerzlose intramuskuläre Quecksilberinjektionen, mit besonderer Be¬ 
rücksichtigung eines Quecksilbernatriumglyzerates. Mon. f. prakt. Dermat. 
Bd. XLVI, Nr. 12. — P. Meißner, Einiges überden Gebrauch des Euro- 
phens. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 35. — Fr. Mracek, Atlas der Sy¬ 
philis und der venerischen Krankheiten, mit einem Grundriß der Patho¬ 
logie und Therapie derselben. München, Lehmanns med. Handatlanten 
Bd. VI. — H. Much u. F. Eichelberg, Die Komplementbindung mit 
wäßrigem Luesextrakt bei nichtsyphilitischen Krankheiten. Med. Klin. 
Nr. 18. — H. Much, Studie über die sogenannte Komplementbindungs¬ 
reaktion, mit besonderer Berücksichtigung der Lues. Med. Klinik. Nr. 28 
u. 29. — V. M u c h a, Zur Differentialdiagnose zwischen Lues und Tuberkulose 
bei ulzerösen Prozessen. Arch. f. Dermat. u. Syph. Bd. LXXXIX, H. 8. — 
J. G. Müller, Die Behandlung des Ulcus molle und des Bubo. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 4. — 0. Münsterberg, Prostitution und Staat. 
Flugschriften der Deutschen Gesellsch. zur Bekämpfung der Geschlechts¬ 
krankheiten, Leipzig. — H. Napp, Zur Chinintherapie der Syphilis. 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 21. — A. Neißer, Bericht über die in 
Java angestellten experimentellen Syphilisforschungen. Verh. der deut. 
dermat. Ges., X. Kongr. — Derselbe, Beitrag zur Lehre von der Kanineben¬ 
syphilis. Dermat. Zeitschr. Bd. XV, H. 2. — Derselbe, Ueber die Ver¬ 
wendung des Arsacetins (Ehrlich) bei der Syphilisbehandlung. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 85. — Max v. Nießen (Wiesbaden), Der Syphilis¬ 
bacillus. Seine Geschichte, Literatur, Kultur und spezifische Pathogenität 
für Tiere und Menschen. Leipzig. — E. Opitz. Die Bedeutung der 
Wassermannschen Luesreaktion für die Geburtshilfe. Med. Klin. Nr. 30. 
— M. Oppenheim, Atlas der venerischen Affektionen der Portio vaginalis 



510 


Jadassohn. 


uteri und der Vagina. Wien. — Derselbe, Der gegenwärtige Stand der 
Lehre und der Therapie der Syphilis. Med. Klin. Nr. 6. — Pariser, 
2 Fälle von Leberlues mit langdauerndem Fieber. Deutsche med. Wochen¬ 
schrift Nr. 85. — F. Plaut u. W. Heuk, Zur Fornetschen ,Präzipitat¬ 
reaktion“ bei Lues und Paralyse. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 24. — 
A. Pölmann, Zur internen Therapie der Syphilis. Deutsche Mediz.-Ztg. 
Nr. 66. — PoIIand, Reinfektion (Superinfektion?) bei Syphilis. Wien, 
klin. Wochenschr. Nr. 49. — M. Porosz, Die Behandlung der Syphilis 
mit Enesolinjektionen. Mon. f. prakt. Dermat. Bd. XLVII, Nr. 12. — 
0. Rosenthal, Die Behandlung der Syphilis mit Arsenik. Berl. klin. 
Wochenschr. Nr. 3. — Rost, Syphilis maligna. Dermat. Zeitschr. Bd. XV, 
H. 5. — F. Sandmann, Impfung mit Resten von syphilitischen Efflores- 
zenzen. Dermat. Zeitschr. Bd. XV, H. 5. — J. Seilei, Syphilis sine 
exanthemate. Mon. f. prakt. Dermat. Bd. XLVII, Nr. 9, Nov. — W. Sie- 
bert, Fieber im Spätstadium der Syphilis. Beih. 4 zum Arch. f. Schiffs¬ 
und Tropenhygiene. — B. Spiethoff, Atoxyl bei Syphilis. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 6. — Stauder, Luetisches Leberfieber. Arch. f. 
Verdauungskrankh. Bd. XIV. — R. Stein, Die Plattenkultur der Strepto- 
bazillen des Ulcus molle. Zentralbl. f. Bakt. Bd. XLVI, H. 8. — Stein¬ 
häuser, Kurze Notiz zu den Injektionen mit Hg-Salizyl. Dermat. Zentralbl., 
Juli. — L. Steinsberg, Jodglidine und praktische Erfahrungen mit dem¬ 
selben. Allgem. med. Zentralztg. Nr. 12. — G. Sch erber, Die extra¬ 
genitale Syphilis. Zeitschr. f. Bekämpfung der Geschlechtskrankh. Bd. VIII, 
H. 5. — Scherber, Die Abortivbehandlung der Syphilis. Verb. d. deut¬ 
schen dermat. Gesellsch., X. Kongr. — W. Scholtz, Der heutige Stand 
der Syphilisbehandlung. Zeitschr. f. ärztl. Fortb. Nr. 6. — P. Schütte, 
Phagozytin als Ersatz für Quecksilber in der Luestherapie. Mon. f. Ham- 
krankh. und sexuelle Hyg. Bd. V, H. 2. — S. Schwarz, Zur Therapie der 
Syphilis. Therap. Mon., Juni. — P. Uhlenhuth u. 0. Weidanz, Unter¬ 
suchungen über die präventive Wirkung des Atoxyls im Vergleich mit 
Quecksilber bei der experimentellen Kaninchensyphilis. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 20. — Uhlenhuth u. Manteufel, Ueber die Wirkung 
von atoxylsaurem Quecksilber bei Spirochätenkrankheiten, insbesondere 
bei der experimentellen Syphilis. Med. Klin. Nr. 43. — K. UIImann. 
Physikalische Therapie der Geschlechtskrankheiten. Physikalische Therapie 
in Einzeldarstellungen von Marcuse u. Straßer. Stuttgart. — R. Volk, 
Die Injektionstherapie der Syphilis. Dermat. Zeitschr. Bd. XV, H. 10. — 
G. Vorberg, Ist die Metschnikoffsche Kalomelsalbe ein Vorbeugungsmittel 
gegen Syphilis? Med. Klin. Nr. 23. — Wassermann, Ueber die 
Serodiagnostik der Syphilis und ihre praktische Bedeutung für die 
Medizin. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 21. — R. Waterhouse, Re- 
marks on the Arthropathies of acquired Syphilis. Brit. med. Joum. 
10. Okt., p. 1072. — Weil, Un cas de manifestations articulaires ayant 
simule le rhumatisme articulaire aigu, au cours d'une Syphilis secon- 
daire. Ann. des mal. ven. Nr. 4. — A. Wimann, Ein Fall von Kera- 



Haut- und venerische Krankheiten. 


511 


titis bei einem jungen Kaninchen (Hereditärsyphilis?). Arch. f. Dermat. 
u. Sypb. Bd. XL11I, H. 8. — Waldvogel u. Süßengut, Die Folgen 
der Lues. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 26. — v. Watraszewski, Einige 
seltene Syphilisfälle. Allg. med. Zentralztg. Nr. 4, 7, 8. — Wolff-Eianer, 
Die vitale Antikörperreaktion im Vergleich zur Komplementbildungsmethode 
bei Tuberkulose und Syphilis. Med. Klin. Nr. 11. — K. Zieler, Ueber 
die Verwendung hochprozentiger Quecksilbermischungen (graues Oel, Kalo- 
melöl) zur Syphilisbehandlung. Münch, med. Wochenschr. Nr. 46. — 
F. Zinsser, Behandlung der venerischen Geschwüre mit heißen Irri¬ 
gationen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 18. — A. Zweig, Versuche mit 
Tiodin und Atoxyl bei metasyphilitischen Erkrankungen des Zentralnerven¬ 
systems. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 11. 



8. Kinderkrankheiten. 

Von Prof. Dr. H. Neumann in Berlin. 


Physiologie: 
Laktation 
und 

Menstruation, 


Katalytisches 
Ferment in 
der Frauen¬ 
milch, 


Verdauungs¬ 
säfte der 
Säuglinge, 


Physiologie. Jacobius erörtert die Beziehungen zwischen 
Laktation und Menstruation. Von 180 Frauen waren in der 26. Woche 
der Laktation amenorrhoisch 56,1, menstruiert 43,9%; von den letzteren 
waren 35,4 unregelmäßig menstruiert. Das Befinden des Kindes wurde 
durch die Menstruation nicht so erheblich gestört, daß abgesetzt werden 
mußte, gewöhnlich nahmen die Kinder an Gewicht unverändert zu. — Die 
Frauenmilch hat nach v. T o r d ay ein katalytisches Ferment, 
welches H 2 0 2 zerlegt, und zwar steht die Stärke seiner Wirkung im 
Zusammenhang mit dem Fettgehalt. Fettvermehrung der Frauenmilch 
durch Fettzufuhr konnte L. Moll bei einer mageren Amme mit einem 
sehr geringen Fettgehalt erreichen; der Fettreichtum stieg auf das Doppelte. 
Das Gedeihen des Kindes wurde hierdurch günstig beeinflußt, und die dys¬ 
peptische Form des Stuhles verschwand. Es ist bei schlecht gedeihenden 
Säuglingen unter Umständen ein Ammenwechsel in dem Sinne angezeigt, 
daß die Fettmenge der zweiten Amme gegensätzlich zu derjenigen der 
ersten ist. — Die Sekretion der Verdauungssäfte beim Säugling 
wurde mehrfach untersucht, zumal neue Methoden zur Verfügung standen. 
Engel machte seine Untersuchung allerdings bei einem kranken Kind. Der 
junge Säugling mit Pylorospasmus behielt nach Anlegung einer Jejunum¬ 
fistel, durch welche ausschließlich (mit Frauenmilch) gefüttert wird, sein 
Erbrechen; es bestand eine beständige Absonderung des Magensaftes, so 
daß bis zu 100 — 200 ccm in 24 Stunden manchmal geliefert wurden. Dieser 
Magensaft enthielt alle Bestandteile wie bei Erwachsenen und älteren 
Kindern: freie Salzsäure, Lab und Pepsin, jedoch keine Milchsäure; ob 
Lipase, läßt sich nicht sagen. Ferner wurde im besonderen die Anwesen¬ 
heit des Pepsins im Magen des Säuglings und die Abhängigkeit seiner 
verdauenden Kraft von der Anwesenheit von Salzsäure durch Reeve- 
Ramsey studiert. Pepsin läßt sich im Magen normaler Brustkinder stets 
finden, gewöhnlich auch bei akuten Verdauungsstörungen, es fehlt häufig 
bei Atrophie; bei einem Pylorospasmus war Pepsin und Salzsäure abnorm 
reichlich. Der Magensaft normaler Kinder kann Eiweiß peptonisieren, und 
zwar kann die Milchsäure die Salzsäure vertreten. Uebrigens kann sich 
Säure ohne Pepsin und Pepsin ohne Säure finden. J. Rosenstern unter- 



Kinderkrankheiten. 


513 


suchte die Pepsinsekretion an ausgehebertem Magensaft, nachdem die 
Säuglinge morgens eine Probemahlzeit von 50 g Tee mit Saccharin be¬ 
kommen hatten. Beim gesunden, künstlich ernährten Säugling war in den 
ersten 6 Wochen kein Pepsin, dann allmählich steigend nachweisbar; der 
Magensaft gesunder Brustkinder enthielt merkwürdigerweise weniger Pepsin 
als der der Flaschenkinder; bei untergewichtigen Kindern entsprach es 
dem Alter, nicht dem Gewicht. Bei Dyspepsie und Intoxikation war der 
Pepsingehalt wie beim normalen Kind. Im Dünndarm besteht nach Cohn¬ 
heim ein Enzym, das im stände ist, Albumosen und Peptone wie auch 
bestimmte native Eiweißkörper in Aminosäuren zu zerlegen, und das von 
ihm Erepsin genannt wurde. Langstein und Sold in konnten dieses 
Enzym sowohl beim Kalbe wie auch bei lebensfähigen Säuglingen bereits 
bei der Geburt nachweisen. Beim Neugeborenen sind demnach die gleichen 
Bedingungen für einen tiefen Abbau der Eiweißstoffe erfüllt wie beim Er¬ 
wachsenen. Hiernach sind die weiteren Ergebnisse von Langstein (zu¬ 
sammen mit Bahr dt) nicht überraschend. Schon in der 1. Lebenswoche, 
ja schon am 1. Lebenstage findet im Magendarmkanal ein tiefer Abbau 
der artgleichen gelösten Eiweißstoffe statt. Es ist dadurch sichergestellt, 
daß im extrauterinen Leben der Darm vom 1. Lebenstage an auf Nah¬ 
rungseiweiß in der gleichen Weise reagiert. Ferner gelang es nachzu¬ 
weisen, daß bei Einverleibung von artfremdem Eiweiß eine schwerere 
Aufsprengung und Bewältigung nicht nachweisbar ist, so daß ein Eiwei߬ 
nährschaden endgültig abzuweisen sei. Die Arbeit vonGofferjö gibt 
eine wertvolle Ergänzung zu der schönen Untersuchung von J u n d e 11 
(s.früher!); es kann nur einiges herausgegriffen werden. — Die fortlaufende 
Temperaturmessung zeigt ein Tages- und ein Nacht-„Plateau u , das sich 
mit fortschreitendem Alter beim Säugling immer schärfer herausarbeitet 
und in einer größeren Amplitude verläuft. Es ist diese Kurve von der 
Muskelbewegung abhängig (sie sinkt im Schlaf, steigt beim Schreien, 
Spielen u. s. f.). Bei kühler Außentemperatur vergrößert sich die Differenz 
zwischen Tag- und Nachtniveau. In der Rekonvaleszenz ist die Amplitude 
der Temperatur besonders groß, und die Tagestemperatur verläuft nicht als 
Plateau, sondern steigt allmählich bis zum Nachmittag an. Bei Schwäche¬ 
zuständen verliert die Kurve ihre Regelmäßigkeit, liegt tief und wird von 
der Außentemperatur abhängig. Bei Fieber hat die Kurve unregelmäßig 
verteilte Zacken, in schweren Fällen stellt sich geradezu ein „Delirium* 
der Temperatur ein; auf Fieber deutet schon das Ausbleiben der Nacht¬ 
senkung (Messung etwa 2 Uhr Nachts). 


Krankheiten der Neugeborenen. Knöpfelmacher weist den 
hämatogenen Ursprung ebenso wie die Theorie der Stauung für den 
Icterus neonatorum zurück. Im Moment der Geburt sei die 
Viskosität der Galle erhöht; wenn nun nach der Geburt die Gallen¬ 
sekretion stark zunehme, so könne die Galle nicht schnell genug 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 33 


Temperatur 

der 

Säuglinge 


Ikterus. 



514 


Neumann. 


Habitueller 
schwerer 
Ikterus 
der Neu¬ 
geborenen. 


Melaena. 


abfließen, da die zähere Galle den Abfluß hemme und die Leber¬ 
zellen noch nicht den notwendigen Sekretionsdruck auf bringen können; 
es geht daher die Galle sofort in die Lymph- oder Blutbahn über. 
Immerhin ist die Ursache des Icterus neonatorum noch nicht end¬ 
gültig aufgeklärt. Wenn Pfannenstiel den habituellen Icterus 
gravis der Neugeborenen grundsätzlich nicht von dem gewöhnlichen 
Icterus neonatorum scheiden kann, so wird der letztere hierdurch 
noch merkwürdiger, als er es ohnehin ist. Die letztere Form wieder¬ 
holt sich nämlich bei Kindern desselben Elternpaares, und zwar unter 
Umständen recht oft (man beobachtete ihn selbst bei neun Geschwistern); 
hierbei zeigen sich zwischen den leichtesten und den schwersten mit 
schnellem tödlichem Verlauf Uebergänge. Irgendwelche besondere 
Ursachen in der Entwicklung der Kinder und ihrer Geburt oder 
Infektionen syphilitischer oder septischer Art sind hierbei auszu¬ 
schließen. Die Kinder werden ohne Ikterus geboren, dieser ent¬ 
wickelt sich meist schon am 1. Tag und tötet das Kind schnell — 
oft unter Krämpfen — durch Vergiftung mit den Gallenstoffen. 
Pfannenstiel möchte eine Art von funktioneller Mißbildung an¬ 
nehmen. — Wegen der erfolgreichen Behandlung bemerkenswert sind 
zwei Berichte von Blutungen bei Neugeborenen. Es ist zwar 
die Melaena prognostisch durchaus nicht ganz ungünstig, aber 
in dem Falle von Mettler war das Kind, das in den ersten 
24 Stunden nach der Geburt schon vier Darmblutungen gehabt hatte, 
immerhin schon sehr anämisch und kollabiert. Ebenso ungünstig 
stand es mit dem Neugeborenen von Grüneberg, das schon mit 
Sugillationen zur Welt kam und bis zum 6. Tage weitere Blutungen 
unter die Haut, aus dem Nabelschnurrest, aus Wange und Darm 
bekam. In diesen beiden Fällen wurden 10—15 ccm Merckscher 
sterilisierter Gelatine mit lebensrettendem Erfolg subkutan injiziert; 
auch früher sind schon ähnliche Fälle berichtet, so daß man nach 
Meinung des Referenten verpflichtet ist, sich der Gelatine, und zwar 
ohne Zaudern zu bedienen. Die Blutungen bei Melaena der Neu¬ 
geborenen kommen gewöhnlich aus peptischen Geschwüren. L. Kutt- 
ner sah aus einem solchen Geschwür des Duodenums noch am 
30. Lebenstag einen Säugling sterben. Fink eiste in bemerkte im 
Anschluß an diese Mitteilung, daß auch bei Säuglingen mit Atrophie 
außerordentlich häufig Duodenalgeschwüre bei der Autopsie gefunden 
wurden. Eine seltene Ursache für Melaena wurde in dem von 
Nauwerck undFlinzer untersuchten Fall gefunden. Das 36 Stunden 
nach der Geburt gestorbene Kind, dessen Darmkanal mit Blut erfüllt 
war, zeigte anatomisch multiple herdförmige Nekrose des Magens 



Kinderkrankheiten. 


515 


Krankheiten 
des Darm¬ 
kanals : 

— Intoxi¬ 
kation. 


mit anschließender Entzündung und Ulzeration, leichte Milzschwel¬ 
lung, Otitis, Cholecystitis und hämorrhagische Diathese. Es handelte 
sich hier um eine intrauterin erworbene Blutinfektion mit Bacillus 
paratyphosus B. (außerdem fand sich Colibacillus). Die Mutter hatte 
etwa 4 Wochen vor der Entbindung eine entsprechende Infektion 
durchgemacht. 

Einkelstein führte seine wichtigen Untersuchungen über die 
Intoxikation fort (vergl. vor. Jahrg. S. 614). Er hatte früher 
gezeigt, daß die Ernährungsstörung über das Stadium der Bilanz¬ 
störung und über das dyspeptische Stadium in das der Dekompo¬ 
sition übergehen kann; die Bezeichnung Atrophie vermeidet Finkei¬ 
stein, weil sie noch anderes umfaßt als eine „Unernährbarkeit“. 
Besonders früh ist eine Störung der Wärmebilanz und eine Schädi¬ 
gung durch Fettzufuhr, weiterhin kommen durch Zersetzungen die 
Magendarmsymptome, wobei das Kasein keine Rolle spielt, so daß 
man nur eine Fett-, eine Mehl- und eine Zuckerdyspepsie zu unter¬ 
scheiden hat. Auf die prämonitorische Dyspepsie mit ihrer noch 
günstigen Prognose folgt nun die Dekomposition oder unmittelbar 
die Intoxikation; außer dem Sinken des Gewichts sei für die erstere 
die Kleinheit und Verlangsamung des Pulses, Störung des Atem¬ 
typus und die Neigung zu Untertemperatur bei klarem Bewußtsein 
und Erregungszuständen hervorgehoben, während die Intoxikation 
gegensätzlich Benommenheit, Fieber, Pulsbeschleunigung, große und 
schnelle Atmung u. s. f. (s. früher) mit sich bringt. Die Symptome 
der Dekomposition sind alimentärer Natur und bessern sich bei 
Herabsetzung der Nahrungsmenge; an erster Stelle ist die Toleranz 
für Fett, an zweiter für Kohlehydrate geschwunden. Von einem 
gewissen Augenblick an schreitet aber die Intoleranz unaufhaltsam 
fort, trotz immer weitergehender Herabsetzung eines schädigenden 
Nahrungsüberschusses; Hungerdiät wirkt dann durchaus unsicher 
und ist nicht unbedenklich. Eine Reparation bei künstlicher Nah¬ 
rung ist ausgeschlossen, bei Brustmilch unter Umständen noch bei 
kleinsten Nahrungsmengen (in den ersten Tagen) möglich. Die De¬ 
komposition ist alimentärer Natur; anstatt den Besitz an Stoffen zu 
mehren, welche für einen regelrechten Stoffwechselbetrieb notwendig 
sind, verringert ihn die Nahrung; selbst an der Brust und bei reich¬ 
licher Nahrung findet infolgedessen zuweilen erst nach Monaten 
Reparation statt. Den ersten Hinweis auf die Intoxikation gibt 
das alimentäre Fieber; es ist durch den Zucker der Nahrung — Aiimenta 
bedingt und von seiner Zufuhr und dem Grad der Zuckertoleranz 
abhängig; für den Zucker der Frauenmilch besteht etwas bessere 


Fieber. 



516 


Neumann. 


Da rin kränk¬ 
ln* iten der 
Säuglinge: 


- Kochsalz¬ 
lösung inner¬ 
lich und 
subkutan. 


— Gemüse¬ 
suppe. 


Toleranz. Die Intoxikation ist die paradoxe Reaktion des in De- 
kompensierung begriffenen Kindes auf ein die Toleranz übersteigendes 
Maß derjenigen Nahrungsbestandteile, die toxisch wirken können. 
Je leichter der Zucker Fieber erzeugt, umso vorgeschrittener ist die 
Dekomposition; wir haben hier also einen prognostisch wichtigen 
Maßstab. Finkeistein deutet an, daß sich dem Zucker ganz 
ähnlich das Kochsalz verhält. Er zeigte an anderer Stelle (Verein 
f. innere Med. in Berlin, Dezember 1908), daß beim ernährungs¬ 
gestörten Säugling das Trinken von nur 1 g Kochsalz auf 100 g 
Wasser zum Teil hochfebrile Temperaturen hervorrufen kann; selbst 
eine physiologische Lösung wirkt ähnlich bei Mengen von ca. 300 g. 
— Ludwig F. Meyer und Rietschel untersuchten auf seine 
Veranlassung genauer, wieso auch die subkutane Einverleibung 
von physiologischer Kochsalzlösung, wie dies Schaps 
gezeigt hatte, nach 4—6 Stunden die Temperatur ansteigen läßt. Sie 
beobachteten dies bei 60 °/o der Säuglinge nach Injektion von 20— 60 g. 
Anschließend an Loebs Versuche erklären sie das Kochsalz als 
solches für ein Gift und fordern in Uebereinstimmung mit jenem 
Forscher, daß die Giftigkeit der Na-Ionen durch Zufügung von Ca- 
und K-Ionen aufgehoben wird. Es wäre daher zur subkutanen In¬ 
jektion in Zukunft folgende Lösung zu verwenden: NaOl 7,5, KCl 0,1 
(—0,2), CaCl^ 0,2, bisweilen NaHCO^ 0,1, Aq. destill. 1000. Trotz 
der giftigen Wirkung der Kochsalzlösung bei schon ernährungs¬ 
kranken Kindern ist doch unter Umständen ihr Genuß sehr nützlich. 
Heim und John führen aus, daß der oft sehr erhebliche Gewichts¬ 
abfall, der bei akuten Ernährungsstörungen der Säuglinge eintritt 
und in dem Karenzstadium der reinen Wasser- und Teediät beson¬ 
ders stark wird, ein Zeichen der Eintrocknung der Gewebe ist. Sie 
bringt einen Teil der schweren Erscheinungen mit sich. Es läßt 
sich nun diese Eintrocknung vermeiden und eine Verdünnung der 
aufgespeicherten toxischen Stoffe erzielen, wenn man dem Säugling 
in der Hungerzeit etwa 1 Liter destillierten Wassers mit 5 g Natrium 
chloricum und 5 g Natrium bicarbonicum zu trinken gibt. Das Brechen 
läßt nach, die Stühle werden alkalisch, das Kind nimmt täglich bis 
zu 300 g zu; später schließt sich eine gesteigerte Diurese an. — Sehr 
nahe dieser Medikation kommt unter den gleichen Verhältnissen die 
Karottensuppe, welche Moro folgendermaßen kocht: 500 g Ka¬ 
rotten werden abgeschält, zerkleinert und auf 200 ccm in '/*— * 1 * Stunde 
mit Wasser eingekocht; dann wird die Brühe durch ein feinstes Draht¬ 
sieb geschlagen, in 1 Liter Fleischbrühe gedrückt und 6 g Kochsalz 
zugesetzt. (Die Brühe wird aus 50 g Rindfleisch und Knochen unter 



Kinderkrankheiten. 


517 


kaltem Ansetzen, hergestellt.) Der Nährwert ist 235—260 Kalorien. 

Hiervon bekommt das Kind nach Belieben zu trinken. Die Suppe 
wird in der Regel gern genommen und befriedigt das Nahrungs¬ 
bedürfnis; sie wird selbst bis zu 3 Wochen vertragen; die Toleranz 
für Kuhmilch ist danach gebessert. Die Kotmasse wird erheblich, 
und es findet eine wesentlich durch Wasserretention verursachte 
starke Gewichtszunahme statt. Die Stühle werden bakterienarm und 
gramnegative Arten treten in den Vordergrund. Ebenso wie bei 
einfacher Kochsalzlösung führt ein zu starker Verbrauch der Suppe 
unter Umständen zu (übrigens ungefährlichen) Oedemen. — Wie die 
Karottensuppe wirkt die von Fischl lebhaft empfohlene Gemüse¬ 
bouillon nachMery, deren Herstellung viel schwieriger ist, so daß 
wir auf genauere Angabe wohl verzichten dürfen. Von Ersatz¬ 
präparaten in der Säuglingsernährung sei diesmal — wegen der 
lebhaften Reklame — nur auf die Yoghurtmilch genauer ein- — Yoghurt, 
gegangen. Die gründlichen Untersuchungen von Klotz stellen in 
jeder Hinsicht die Eigentümlichkeiten der Yoghurtmilch fest. Klinisch 
wurden zunächst in sachgemäßer Modifikation 50 Fälle schwerer 
Toxikosen der Sommermonate behandelt, von denen 31 starben — 
also kein günstiger Erfolg. Bei chronisch ernährungskranken Säug¬ 
lingen standen 9 Erfolgen 14 Mißerfolge gegenüber. Die Yoghurt¬ 
milch war aber nie im stände, allein die völlige Heilung herbeizu¬ 
führen. Keinen günstigen Einfluß hatte sie schließlich bei Rachitis. 

Da die Yoghurtmilch gelegentlich auch schädliche Bakterien enthält^ 
welche akute Ernährungsstörungen veranlassen können, so wäre sie 
nur unter chemischer und mikroskopischer Kontrolle, d. h. höchstens 
im Krankenhaus, zu verwenden (vergl. S. 25). 

Konstitutionelle Krankheiten. Die diätetische Behandlung des 
Säuglingsekzems nach Finkeistein ist natürlich von allen Säugiinfts- 
Seiten nachgeprüft. Für einen Teil solcher Fälle hat sie sich glän- ekze,n - 
zend bewährt. Allerdings ist es unter Umständen zweckmäßig, die 
Molke zunächst völlig auszuschalten, wobei man den Urin auf seinen 
Salzgehalt kontrolliert (Mendelsson); gleichzeitig muß man durch 
genaue klinische Beobachtung dafür sorgen, daß der bei der Finkel- 
steinschen Ernährung eintretende Gewichtssturz nicht zu einer Kata¬ 
strophe führt (Mendelsson, Würtz). Die Nachuntersuchung hat 
auf der anderen Seite ergeben, daß nur bei gewissen Kindern —- an¬ 
scheinend vor allem bei den pastösen — das Ekzem diätetisch zu 
heilen ist. Feer sah bei dem Kopfekzem im Gegensatz zu dem 
disseminierten Ekzem Erfolg. Spiethoff meint, daß das Ekzem als 



518 


Neumann. 


Sauerlings¬ 

ekzem. 


Rachitis: 
— Weieh- 
schädel. 


— Myopathie. 


Phosphor- 

Pbertran. 


solches nicht beeinflußt, auch die Rezidive nicht verhütet würden, 
aber leichter abheilten. Es ist also die Indikation noch nicht geklärt, 
der Erfolg aber zuweilen zweifellos vorzüglich. Unklar ist für das 
Säuglingsekzem, wie sich die Finkelsteinsche Theorie zu der Theorie 
der exsudativen Diathese von Czerny verhält; die starke Eosinophilie, 
welche Langstein hier feststellt, kann ebensogut ein Begleitsymptom 
der Hautkrankheit als solcher wie einer konstitutionellen Anomalie sein. 

Unter den weichen Stellen am Schädel, deren frühes Vor¬ 
kommen bekannt und vielfach als Beweis angeborener Rachitis 
betrachtet ist, hebt Wieland die Erweichung auf der Scheitelhöhe 
heraus. Sie findet sich bei 20 °J o der Neugeborenen und verschwindet 
bald. Mehr nach der Lambdanaht hin entwickeln sich in bekannter 
Häufigkeit Erweichungen, welche als rachitische Craniotabes zu 
deuten sind. Der angeborene „Weichschädel“ kann unter Umständen 
noch beim Eintritt der Craniotabes bestehen, in einzelnen Fällen 
sogar mit ihr konfluieren; in diesem Fall fallt es allerdings auf, daß 
die anscheinend sehr ausgedehnte Schädelrachitis gut abheilt und 
nicht die erwarteten weiteren Zeichen schwerer Rachitis nach sich 
zieht, wenngleich in der Regel die Rachitis erst Ende des 1. und 
Beginn des 2. Trimesters klinisch zu erkennen ist, so könnte sie 
histologisch schon früher nachzuweisen sein. Die Disposition zur 
Rachitis beruht vor allem auf Vererbung. — Hagenbach hatte zu¬ 
erst die Muskelschlaffheit bei Rachitis als ein von der Knochen¬ 
erkrankung unabhängiges Symptom gewürdigt. Bing untersuchte 
bioptisch und autoptisch derartig erkrankte Muskel. Es scheint sich 
um regressive Prozesse zu handeln: Zurücktreten der Querstreifung. 
Hervortreten der Längsstreifung, Vermehrung der Muskelkerne, 
Fettmangel, Reduktion des Faserkalibers, Verwischung des Sarko- 
lemmsaumes. Die elektrische Erregbarkeit war übrigens stark herab¬ 
gesetzt. — Der Phosphorlebertran behauptet in der Therapie 
der Rachitis seinen Platz. Trotzdem seit vielen Jahren auf die Not¬ 
wendigkeit einer sorgfältigen Zubereitung und Aufbewahrung hin¬ 
gewiesen ist, ist der Phosphorgehalt in dem abgegebenen Medikament 
doch oft genug nicht der erwartete. Nach Körte ist hierbei be¬ 
sonders die Einwirkung des Lichtes und die Abnahme des Phos¬ 
phors in gewissen Oelen zu beschuldigen. Durch Zusatz von 
1" o Limonen (einem Terpen) erzielte Körte eine vollkommene Halt¬ 
barkeit (selbst in hellen Gläsern) und bringt einen solchen Phosphor¬ 
lebertran unter dem Namen „Pliosrachit“ ohne Preisaufschlag in den 
Handel. Uebrigens macht für den Zusatz von Limonen Schweis¬ 
singer die Priorität geltend (Deutsche med. Wochenschr. 1909, Nr. 3). 



Kinderkrankheiten. 


519 


Die Rolle des Phosphors für die Rachitis ist freilich noch unauf¬ 
geklärt, obgleich Referent hierin keinen Grund sehen kann, sie zu 
leugnen. Hingegen sind über die Bedeutung des Lebertrans unge¬ 
mein wichtige Feststellungen gemacht. Zunächst hat Sch ab ad 
nach einer kurzen Mitteilung im Kalkstoffwechselversuch gefunden, 
daß der Phosphorlebertran eine Erhöhung der Kalkretention 
veranlaßt. Ausführlicher hat Birk seinen Einfluß auf den Mineral¬ 
stoffwechsel gesunder und rachitischer Säuglinge studiert; es verlief 
bei einzelnen rachitischen Kindern der Mineralstoffwechsel mit einer 
die Zufuhr übersteigenden Abgabe von Salzen, und hier erzielte der 
Phosphorlebertran (bei gleichbleibender Einfuhr) eine Besserung, 
insofern eine erhöhte Retention von Asche, Kalk und Magnesia ein¬ 
trat; der Phosphorstoffwechsel wurde nicht wesentlich beeinflußt. 
Weiter zeigte sich nun aber als Ursache der medikamentösen Wir¬ 
kung, daß der Phosphorlebertran die Fettverdauung im Darm inso¬ 
fern günstig beeinflußte, als die Seifenbildung vermindert wurde und 
die Herabsetzung der Seifenbildung einer Vermehrung der Kalk¬ 
retention parallel geht. Diese Aufklärung verbietet übrigens auch 
eine Fütterung mit großen Mengen von Vollmilch bei Rachitis — 
eine Folgerung, die man in der Breslauer Klinik schon gezogen hat. 

Daß die Vergrößerung der Thymusdrüse mechanisch 
zum Tode führen kann, beweisen von neuem 2 Fälle von Huis- 
mans; das eine Kind war 6 Wochen, das andere 6 Monate alt. 
Während der Tod hier ohne Vorboten eintrat, konnten in einem 
anderen Fall Hinrichs und Alsberg durch eine subkapsuläre Ab¬ 
tragung von 6 g Drüsensubstanz die Schluck- und Atembeschwerden 
zum Verschwinden bringen. Die Funktion der Thymusdrüse sucht 
Basch am Tier aufzuklären. Bei jungen Hunden stellt sich, weniger 
stürmisch als nach Exstirpation der Schilddrüse und der Epithel¬ 
körperchen, auch nach Entfernung der Thymus eine elektrische Ueber- 
erregbarkeit am peripherischen Nervensystem ein und bleibt durch 
viele Wochen bestehen. Da eine Beziehung der Thymusdrüse zum 
Knochensystem schon früher nachgewiesen wurde, scheinen die 
drei Drüsen, entsprechend ihrer gemeinsamen Entwick¬ 
lung an den Kiemenfurchen, auch biologisch eine Be¬ 
rührung ihrer Wirkungskreise zu haben. — Die erhöhte 
Erregbarkeit beim thymuslosen Tier ließ sich durch Kalksalze nur 
herabsetzen, wenn man sehr große Gaben subkutan injizierte; Phos¬ 
phoröl wirkte hingegen nicht. Nach diesen Untersuchungen können 
wir ausschließlich einer Läsion der Epithelkörperchen den Eintritt der 
tetanoiden Uebererregbarkeit nicht mehrzuschieben. Feer 


Vergrößern ii 
des Thymus 


Tetanie um 
Thymus 



520 


Neumaim. 


Tuberkulose 

bei 

Säuglingen. 


dürfte kaum recht haben, wenn er sich Escherich anschließt und 
sogar für die Tetania strumipriva nicht die Entfernung der 
Schilddrüse, sondern eine gleichzeitige Entfernung der Epithel¬ 
körperchen verantwortlich macht. 

Diesmal ist das Auftreten der Tuberkulose, die Pro¬ 
gnose und die Behandlung im Kindesalter in verschiedener Hinsicht zu 
erörtern. Da ein großer Teil der Tuberkulosefälle im späteren Alter 
aus der Kindheit stammt, ist hier ein wichtiger Angriffspunkt bei 
der Bekämpfung der Tuberkulose. Hamburger nennt die Tuber¬ 
kulose geradezu eine Kinderkrankheit, insofern sie später sich nur 
ausbreite oder eine erneute Infektion stattfinde. Ebensowenig wie 
Neugeborene anatomische Tuberkulose zeigen, reagieren sie auf die 
Hautimpfung nach v. Pirquet; während von den Müttern 71% 
positive Reaktion zeigten, reagierte von 350 Neugeborenen kein ein¬ 
ziges (Bondy); es wäre ja freilich möglich, daß die Haut des 
Neugeborenen gegen Gifte besonders unempfindlich wäre. Wird der 
Säugling schon früh infiziert, so ist in der Regel in seiner Um¬ 
gebung offene Tuberkulose vorhanden, wie dies auch die Fälle von 
Morgenroth zeigen. Dieser Autor, der bei 5°|« der Säuglinge — 
eine Zahl, die natürlich nach dem Material variiert — Tuberkulose 
durch Hautimpfung diagnostizierte und durch Autopsie bestätigte, 
impft mit einer Lanzette Spuren von unverdünntem Alttuberkulin 
in die Haut ein und hält die positive Reaktion für zuverlässig. 
Dagegen ließe sich wohl nur eine Erfahrung von Engel ins Feld 
führen, der bei einem 8 Monate alten Säugling keine Tuberkulose 
autoptisch nachweisen konnte, trotzdem sich bei der Hautimpfung 
eine „zwar kleine, aber deutliche Papel“ entwickelt hatte. Man 
nahm bisher an, daß die Tuberkulose, nachdem sie im 2. Lebens¬ 
vierteljahr — entsprechend einer bald nach der Geburt stattgefundenen 
Infektion — begonnen hat, in einer regelmäßigen Kurve zunehme. 
Es ist dies aber nur durch den bei Brust- und Päppelkindern ver¬ 
schiedenen Verlauf, auf den wir noch zurückkommen, vorgetäuscht. 
Wenn Sehlbach die künstlich ernährten Säuglinge, die Teilbrust¬ 
kinder und die Brustkinder trennt, so war es besonders für die 
erste Klasse deutlich, daß am Ende des 1. und 2. Lebensjahres ein 
Rückgang in der Tuberkulosesterblichkeit stattfindet. Die "Wiegen¬ 
infektion im 1 . Vierteljahr hat hier eben gegen Ende des 1. Jahres, 
die Kriech- oder Schmier- oder Schmutzinfektion, die um die 
Wende des 1. Jahres einsetzt, gegen Ende des 2. Jahres aufgeräumt; 
die längere Lebensdauer tuberkulöser Brustkinder füllt diese beiden 
Täler in der Kurve wieder etwas aus. Jenseits der beiden ersten Jahre 



Kinderkrankheiten. 


521 


nimmt die Tuberkulose schnell zu, wie dies die verschiedenen 
Allergieproben zeigen. Zahlreiche Arbeiten, die sich mit ihnen 
beschäftigen, haben vorläufig wenig praktische Erfolge gezeitigt; nur 
haben sie die Häufigkeit der Tuberkulose energisch vor Augen ge¬ 
führt und den Streit, ob die Skrofulöse (im alten Sinne) tuberkulöser 
Natur sei, zu Gunsten dieser Anschauung gewendet. Von den 
Allergieproben wäre die Konjunktivalreaktion bei Kindern nicht 
zu empfehlen; der Eingriff ist für das Auge durchaus nicht immer 
harmlos, wie dies u. a. die Erfahrung an der Klinik von Escherich 
zeigt (Romeo Monti). Moro reibt eine Tuberkulinsalbe (Alt¬ 
tuberkulin 5 ccm 3 , Lanolin, anhydric. 5 g) unterhalb des Schwert¬ 
fortsatzes ein — eine durchaus harmlose Prozedur, die bei positivem 
Ausfall eine Anzahl Effloreszenzen entstehen läßt. Allerdings ver¬ 
sagt sie etwas öfter als die Kutanreaktion nach v. Pirquet. Zu 
der im vorigen Jahresbericht gegebenen Einschränkung (S. 519) 
fügte v. Pirquet noch eine weitere hinzu: sie verschwindet vor¬ 
übergehend bei Masern in einer gesetzmäßigen Weise. Ueberhaupt 
reagiert, wie Hamburger zeigt, eine nicht unbeträchtliche Zahl 
von Tuberkulosen nicht auf Impfung nach Pirquet; letzterer gibt 
allerdings an, daß die Reaktion dann nach einer Woche bei zweiter 
Kutanimpfung positiv wird. Der negative Ausfall schien zunächst 
nur inaktive Tuberkulosen zu betreffen, Hamburger zeigt aber, 
daß er aus unbekannter Ursache gelegentlich auch bei aktiver 
Tuberkulose vorkommt. Ueberhaupt vermehrt sich die Zahl der 
positiven Reaktionen, wenn man nicht nach v. Pirquets Vorschrift, 
sondern mit reinem Tuberkulin kutan impft, und die auch auf 
diese Weise noch nicht aufgedeckten Tuberkulosen lassen sich 
sicher durch die Stichreaktion bei subkutaner Probeinjektion er¬ 
kennen. Auf diese Weise gelaugt man für Wien zu dem Er¬ 
gebnis, daß im Pubertätsalter nicht nur *18 %, sondern etwa 90 % 
der Kinder schon tuberkulös sind. Wenn man der Diagnostik 
einen Vorwurf machen will, so wäre es ihre zu große Feinheit; 
sie weist auch ni cht-aktive Tuberkulose nach, wenn man differen¬ 
tialdiagnostisch nur die aktiven Tuberkulosen erkennen möchte. 
Erlandsen glaubt in dieser Hinsicht einer 1 °,'oigen Tuberkulin¬ 
lösung den Vorzug geben zu sollen. Wolff-Eisner glaubt mit 
der Konjunktivalreaktion ähnlich differenzieren zu können. — Auch 
bei positiver Tuberkulinreaktion hat die klinische Untersuchung 
erst den Sitz der Erkrankung nackzuweisen, und jene hat dazu an¬ 
geregt, diese zu verfeinern. Bekanntlich lokalisiert sich die Tuber¬ 
kulose im Kindesalter wesentlich in den Drüsen, und hier sind 



522 


Neumann. 


Bronchial- 

(irüsen- 

tuberkulose. 


Verlauf der 
Tuberkulose. 


es an erster Stelle die Bronchialdrüsen, welche aktive oder 
nichtaktive Tuberkulose latent beherbergen, und die Tuberkulin¬ 
reaktion weist mit großer Wahrscheinlichkeit im Kindesalter auf 
sie hin, wenn kein anderer Sitz aufzufinden ist, noch mehr natür¬ 
lich, wenn die physikalische Untersuchung ihre Vergrößerung nach¬ 
weist. In dieser Richtung gab die Röntgendurchleuchtung 
einen starken Anstoß, während man bis dahin die ausführlichen fran¬ 
zösischen Arbeiten in Deutschland nur wenig anerkannt und die Aus¬ 
führungen z. B. des Referenten betreffs der Diagnostik vernach¬ 
lässigt hatte. Allerdings gehört nach 0. de la Camp die Röntgen¬ 
diagnose hier mit zu den schwierigsten Aufgaben; zuweilen ist sie 
aber diagnostisch durch nichts zu ersetzen; gesunde Drüsen sind 
niemals, größere markig geschwollene nicht immer, verkäste gut, 
verkalkte am besten darzustellen — soweit sie nicht von einem 
anderen Schatten verdeckt werden. Die einzelnen Symptome der 
Bronchialdrüsenschwellung, wie sie 0. de la Camp gut schildert, 
hier anzuführen, würde zu weit führen; nur ein neues Symptom, 
das er von seinem Schüler Nagel genauer untersuchen ließ, finde 
Erwähnung: es kann die Perkussion der Wirbelsäule, und zwar auf 
dem fünften und sechsten Dornfortsatz eine Dämpfung ergeben, die 
sich in Gemeinschaft mit anderen Symptomen verwerten läßt. Außer 
der Arbeit von 0. de la Camp wäre eine kleine Broschüre von 
Dautwiz über das gleiche Thema hier zu erwähnen. — Für den 
Verlauf der Tuberkulose wären drei Punkte zu berücksichtigen: 
Ernährung, Alter, spezifische und nichtspezifische Behandlung. 
Das früheste Kindesalter gibt in mehrfacher Beziehung besonders 
wertvolle Hinweise. Engel hatte bei Schloß mann als erster 
einen Einfluß der natürlichen Ernährung auf den Verlauf der Tuber¬ 
kulose im Säuglingsalter erkannt (Brauers Beiträge zur Klinik 
der Tuberkulose 1907) und führt in dieser Beziehung jetzt folgendes 
aus: Bei einer Infektion in den ersten Lebenswochen kann sich auch 
bei einer nur kurzen Brusternährung die Tuberkulose auf den 
Drüsenapparat beschränken, was günstig zu deuten ist, selbst 
wenn später durch Uebertritt in die Zirkulation tödliche Miliar¬ 
tuberkulose zu stände kommt. In dem ungünstigen Falle eines 
Uebergreifens auf die Lunge ist der Verlauf bei Säuglingen nicht 
mehr wesentlich zu beeinflussen, selbst wenn sie sich zunächst 
durch natürliche oder künstliche Ernährung in einen besseren Er¬ 
nährungszustand bringen lassen. Es ist daher die Erkenntnis 
des anatomischen Frühstadiums nicht ohne praktische Wichtigkeit. 
— Trotzdem im Lauf der Kindheit die Zahl der Kinder mit Drüsen- 



Kinderkrankheiten. 


523 


tuberkulöse immer zunimmt, ist es andererseits doch bekannt — 
Ascher macht wiederdarauf aufmerksam —, daß gegen Ende der 
Kindheit die Sterblichkeit überhaupt und auch im besonderen an 
Tuberkulose ihren Tiefstand erreicht: „Die Infektionshäufigkeit richtet 
sich nach der Infektionsgelegenheit, Krankwerden und Sterben nach 
der inneren Widerstandskraft.“ — Ob man durch ihre Hebung in der 
Jugend dem Ausbruch der Tuberkulose beim Erwachsenen vor* 
beugen kann, ist nicht bewiesen. Keineswegs können wir aber 
S a 1 g e zustimmen, wenn er von einer „den näher Beteiligten längst 
bekannten Erfahrung“ spricht, „daß die scheinbare Besserung der 
Skrofulöse bezw. Tuberkulose durch den 4—ßwöchigen Ferienaufent¬ 
halt (auch einen solchen an der Nordsee) für den Verlauf der 
Krankheit selbst ganz bedeutungslos ist“. Salge unterschätzt eben 
die Hebung d-er Widerstandskraft. Möglich ist es ja, daß sich 
ein bedeutender Fortschritt vorbereitet, indem man den allgemein kräf¬ 
tigenden Maßnahmen noch die spezifische Tuberkulinbehandlung zu¬ 
fugt. Bei dem bisherigen Für und Wider scheint uns die von 
Schloßmann, EngelundBauer begonnene Tuberkulinbehand¬ 
lung der Säuglinge ein sehr wichtiges Beweismittel für das Tuber¬ 
kulin zu liefern, da sich hierdurch ähnlich wie neuerdings bei den 
hochempfindlichen Meerschweinchen sicher Heilungstendenzen nach- 
weisen lassen, wie sie sonst bei Säuglingen selten sind. Da bei 
ihnen die Prognose fast sicher tödlich ist, hatte man sich zu einer 
sehr energischen Behandlung entschlossen und hierbei einen un¬ 
erwarteten Erfolg erzielt. Fieberreaktion fürchtete man nicht und 
überwand sie durch mehrmalige Injektion der gleichen Dosis; auf 
diese Weise wurden Injektionsdosen von 2 — 5 ccm Alttuberkulin 
(Höchst) erreicht, und in einigen Fällen wurden selbst 20 ccm, 
gleichzeitig in geteilten Dosen an verschiedenen Körperstellen in¬ 
jiziert, gut vertragen. Während bei kleinen Dosen sich noch nicht 
„Antikörper“ (durch Komplementablenkung) im Serum nachweisen 
ließen, waren sie vorhanden, nachdem die Empfindlichkeit auf 
Tuberkulin wesentlich überwunden war; auch die Pirquetsohe 
Impfung wurde dann negativ. In dem Maße, wie die Antikörper 
geringer wurden, wurden Einspritzungen mit 1—5 g pro dosi wieder¬ 
holt; nach Aussetzen des Tuberkulins sind die Antikörper in 
2—4 Wochen nicht mehr nachweisbar. Die Heilerfolge bei Knochen- 
und Gelenktuberkulose waren besonders schön zu demonstrieren. 
Bekanntlich steht im Gegensatz zu der erwähnten Form der Im¬ 
munisierung diejenige, welche reaktionslos zu arbeiten sucht; sie ist 
von Sahli mit dem Beranekschen Tuberkulin besonders aus- 


Behandlung 

der 

Tuberkulose: 


Allgemeine 

Behandlung, 


Tuberkulin, 




524 


Neumann. 


Tuberkulose: 


Hygienisch- 

diätetische 

Maßnahmen, 


Kinderheil¬ 

stätten, 


Hereditäre 
Syphilis: 
Wasser¬ 
mannsehe 
Reaktion. 


Lumbal¬ 

punktion 


gearbeitet (Ueber Tuberkulinbebandlung. 2. Aufl. Basel, 1907). 
Dautwiz hat sich ihrer seit 3’/* Jahren bei Kindern von 
4—14 Jahren mit latenter Bronchialtuberkulose bedient und sie mit 
hygienisch-diätetischer Behandlung kombiniert. 
Die Erfolge waren günstig, die Kinder waren widerstandsfähiger 
als bei ausschließlich hygienisch-diätetischer Behandlung. Nach 
Behandlung von 6—8 Wochen waren die Drüsenschatten im Röntgen¬ 
bild viel intensiver geworden, was durch Bildung einer fibrösen 
Kapsel, Verkalkung oder Verkreidung zu erklären sein dürfte. Die 
Kinder werden alle B Monate revidiert und bei positiver Probe¬ 
impfung von neuem injiziert. Uebrigens stellt Dautwiz den Um¬ 
fang der Kontraindikationen wohl etwas weit. Einer ambulatorischen 
Injektionskur ist er aber wohl mit Recht im allgemeinen abgeneigt, 
wie auch Tietze bei poliklinischer Behandlung chirurgischer Tuber¬ 
kulose nur schlechte Erfolge sah. Die kindliche Skrofulotuber- 
kulose dürfte in Zukunft in viel höherem Maße als bisher in die 
Kinderheilstätten zu verweisen und dort sowohl hygienisch¬ 
diätetisch wie spezifisch mehrere Monate hindurch zu behandeln sein 
— insofern hat Salge bedingt recht. 

Bei der hereditären Syphilis stand im Mittelpunkt des 
Interesses, wie weit sie die Wassermannsche Reaktion der 
Komplementablenkung gibt und wie weit die Mutter, nach dieser 
Reaktion zu schließen, ebenfalls — wenn auch larviert — syphili¬ 
tisch ist. Von den zahlreichen Arbeiten fuhren wir an erster Stelle 
die von Halberstädter, Erich Müller und A. Reiche an, die 
in 92 °/o hereditärer Syphilis positive Reaktion fanden; es sind aber 
dann auch klinische Symptome vorhanden, während bis zu ihrem 
Erscheinen, wie ein Fall zeigt, auch die Reaktion fehlt. Diese Tat¬ 
sache stellte auch Bauer fest. Vielleicht erklärt sich in diesem 
Sinne die Behauptung von Nonne, daß die hereditäre Lues häufig 
nicht die Reaktion zeige. Nur scheinbar wird die Bedeutung der 
Wassermannschen Reaktion dadurch beeinträchtigt, daß sie in sehr 
seltenen Fällen vorübergehend in der Rekonvaleszenz von Schar¬ 
lach in ähnlicher W eise Vorkommen kann. (Halberstädteru. Gen., 
Boas und Hauge, Jochmann und Töpfer, Meier, Zeißler, 
Hoehne, Bruch und Cohn.) (Vergl. S. 494.) Für den be¬ 
kannten morphologischen Befund bei Lumbalpunktion 
Syphilitischer ist es interessant, daß Weyl bei 5 von 6 here¬ 
ditär syphilitischen Kindern typische Lymphozyten in der Pia nach- 
weisen konnte. Bei sämtlichen 6 Kindern, die mehrere Wochen 
bis Monate alt geworden waren und anscheinend gesund zur Welt 



Kinderkrankheiten. 


525 


kamen, waren krankhafte Veränderungen in den weichen Hirnhäuten, 
bei 3 von ihnen auch in der Gehirnsubstanz nachzuweisen. Es drängt 
sich die Frage nach dem Verlauf und Ausgang dieser Prozesse auf. 
Uebrigens will Ferrand auch bei nicht spezifischen Hautkrank* 
heiten der Säuglinge in der Punktionsflüssigkeit Lymphozytose fest¬ 
gestellt haben. 


Akute Infektionskrankheiten. Die Erreger der sogen. Kinder¬ 
krankheiten entzogen sich am längsten der Nachforschung. Sind sie 
jetzt wirklich gefunden? Es besteht Neigung, das Bordet-Gengou- 
sche Stäbchen als den Erreger des Keuchhustens anzusehen 
(Arnheim, C. Fraenkel, Klimenko); es erzeugt bei Affen 
bezw. Hunden eine dem Keuchhusten ähnliche Erkrankung. Für 
den Erreger des Scharlachs gibt Gamaleia an, daß er zu einer 
neuen Klasse koloniebildender tierischer Parasiten gehöre — Synan- 
thozoon scarlatinae — und in Haut, Bachen, Blut, Milz und Nieren 
zu finden sei. Bei Masern ist nach Pacchioni und Francioni 
das Blut bakterienfrei, im Sekret der Bindehaut, Nase und Atmungs- 
wege ist der schon beschriebene Bac. haemophilus häufig zu finden. 

Masern sind als lokale Infektionskrankheit zu betrachten, bei 
der die eruptiven Erscheinungen wahrscheinlich der kritischen Bildung 
von Antikörpern (wie bei der Serumkrankheit) zu verdanken sind. 
Das phagozytäre Vermögen nimmt im Blute des Masernkranken, 
besonders nach Verschwinden der Eruption, gegenüber dem Bacillus 
haemophilus sicher za. Für die Prophylaxe der Masern bei 
Kindern, die schon der Ansteckung ausgesetzt waren, ist eine Be* 
obachtung von Langer recht beachtenswert; zwei seiner eigenen 
Kinder erkrankten nicht, trotzdem sie in den Vorläufern und wäh¬ 
rend des Ausschlags mit dem masernkracken Bruder in engster Be¬ 
rührung waren. Langer ließ mindestens 8—4mal täglich 20—25 ccm 
einer Wasserstoffsuperoxydlösung (Perhydrol Merck 10,0, Aq. d. 300) 
in einem gewöhnlichen Inhalationsapparat inhalieren; auch weitere 
Erfahrungen ermutigen ihn, den Versuch zu empfehlen. Langer ist 
sich dabei durchaus bewußt, daß ausnahmsweise Kinder zunächst 
der Infektion entgehen oder daß sich die Infektion sehr unscheinbar 
kennzeichnen kann, und stimmt hierin mit Friedjung überein, der 
über eine Epidemie mit vielfach atypischer Erkrankung berichtet. 
Aber in dem Punkte sind beide einig, daß je nach der Schwere der 
Epidemie und persönlichen Verhältnissen eine Verhütung der Masern 
doch anzustreben und zuweilen zu erreichen ist. 

Für die Komplikationen des Scharlachs fand Tiktin- 


Erreger des 
Keuch¬ 
hustens. 


Prophylaxe 
der Masern. 




526 


Neumann. 


Scharlach: 
— Komplika¬ 
tionen. 


Diphtherie: 
— Antitoxin. 


Serum- 
behiindlung 
der kruppösen 
Pneumonie. 


Lungen¬ 

abszeß. 


Hausmann bei 1370 Krankenhausfällen, daß Nephritis kein Alter 
oder Geschlecht bevorzuge, Ohrenerkrankungen und Lungenentzün¬ 
dungen fast nur Kinder betreffen, Gelenkerkrankungen bei Erwach¬ 
senen häufiger seien. Bei den letzteren scheint nach Wladimiroff 
auch eine allerdings seltene Neuritis einbezogen zu sein, die er 
klinisch und anatomisch nachweisen konnte. Heubner sah eine 
Hautgangrän über dem Ellbogen mit Heilung. Für die häufigste 
Komplikation, die Nephritis, möchte Referent mit Oppen¬ 
heimer glauben, daß Vermeidung von Fleisch, Fleischsuppe und 
Eiern die beste Prophylaxe ist; letzterer meidet außerdem Bäder 
und kalte Einpackungen. 

Szontagh betrachtet nach seinen klinischen Erfahrungen das 
Problem der antitoxischen Diphtheriebehandlung nicht als 
gelöst: Das Serum scheine nicht das Diphtherietoxin prompt zu 
paralysieren und zu inaktivieren, sondern in einer typischen Weise 
den lokalen Prozeß günstig zu beeinflussen; es dürfte nicht nur 
durch Antitoxin, sondern auch bakterizid wirken und in einer nicht 
genügend aufgeklärten Weise den biologischen Prozeß der Heilung 
herbeiführen. Daß in der Tat das Antitoxin nicht direkt, sondern 
erst unter Mithilfe des Organismus zur Wirkung gelangt, nimmt 
auch Schick an. Bei kutaner Impfung mit Diphtherietoxin, die dia¬ 
gnostisch übrigens nicht zu verwerten ist, entsteht immer eine Reak¬ 
tion ; impft man mit einer Toxinantitoxinmischung, so bleibt sie nicht 
etwa infolge Neutralisierung der Mischung aus, sondern es entsteht 
eine volle Toxinreaktion, die infolge des Antitoxins erst nach 24 bis 
48 Stunden ausheilt. Die Diphtheriekutanreaktion wird durch eine 
Injektion von Heilserum nicht beeinflußt, wenn sie erst 12, 18, 
24 Stunden nach der Hautimpfung erfolgt: man sieht hieraus, wie 
wichtig frühe Behandlung der Diphtherie ist. 

Bei 12 Kindern mit kruppöser Pneumonie machte A. Monti 
mehrfache Injektionen von 10 ccm Römerschen Pneumokokken¬ 
serums ; in allen Fällen trat spätestens am 4. Tag Entfieberung und 
Lösung ein. Jede Einspritzung übte ein Sinken der Temperatur 
aus. Vielleicht ist eine stärkere Dosierung zweckmäßig. 

Selten sind bei Säuglingen Lungenabszesse und noch seltener 
ihre Diagnose im Leben. Sie schließen sich an lobuläre, weniger häufig 
an kruppöse Pneumonien an. Die Höhlenbildung kommt akustisch kaum 
zum Ausdruck, und das eitrige Sputum fehlt immer. Baron operierte bei 
einer 36tägigen Frühgeburt einen Abszeß (mit Rippenresektion), nach¬ 
dem die Probepunktion Eiter mit Luftblasen ergeben hatte — Heilung! 



Kinderkrankheiten. 


527 


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— M. Kühn au u. A. Clevisch (Köln), Einrichtung und Betrieb von Säug- 



528 


Neumann. 


lingsmilchanstalten. Berlin.— L. Kuttner, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 45. 

— Langer, Münch, med. Wochenschr. Nr. 22. — Langstein, Berl. klm. 
Wochenschr. Nr. 26. — Langstein u. Soldin, Jahrb. f. Kinderheil¬ 
kunde Bd. XVII. — A. Martin, Die Pflege und Ernährung des Neu 
geborenen. Mit einer Tabelle für künstliche Ernährung nach M. Ebert. 
50., vollständig uingearbeitete und erweiterte Auflage. Wiesbaden. — 
Mendelsson, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 42. — Meier, Med. Klimt 
Nr. 36. — Ludwig F. Meyer u. Rietschel, Berl. klin. Wochenschr. 
Nr. 50. — E. Mettler, Schweizer Korresp.-Bl. Nr. 15. — Albert Moll. 
Das Sexualleben des Kindes. Berlin. — Moll, Archiv für Kinderheil¬ 
kunde Bd. XLVIII. — Al. Monti, Arch. f. Kinderheilk. Bd. XLIX. — 
Alois Monti (Wien), Kinderheilkunde in Einzeldarstellungen. Heft 27: 
Verdauungskrankheiten der Säuglinge. Berlin und Wien. — Romeo 
Monti, Wien. klin. Wochenschr. Nr. 41. — Morgenroth, Münch, med. 
Wochenschr. Nr. 26. — Moro, Münch, med. Wochenschr. Nr. 5, 9 u. 31. 

— Nagel, Jahrb. f. * Kinderheilk. Bd. XVIII. — Nauwerck und 
Flinzer, Münch, med. Wochenschr. Nr. 23. — Nonne, Aerztl. Verein zu 
Hamburg. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 48, S. 2169. — Oppenheimer. 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 32. — Pacchioni u. Francion i 
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XVIII. — Pfannenstiel, Münch, med. 
Wochenschr. Nr. 42. — v. Pirquet, Deutsche med. Wochenschr., 
Juli, S. 1297. — Ree ve-Ramsey, Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XVIII. 

— J. Rosenstern, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 11. — S a 1 g e. 
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 8. — Schabad, Ther. d. Gegenw., Juni. — 
Schick, Ges. f. Kinderheilk. — Schloßmann, Verhandlung, d. Ges. f. 
Kinderheilk. — Sehlbach, Münch, med. Wochenschr. Nr. 7. — Spiet- 
hoff, Deutsche med. Wochenschr. S. 1190. — v. Szonta Jahrb. f. 
Kinderheilk. Bd. XVIII. — Tietze, Med. Klinik Nr. 12. — Tiktin- 
Hausmann, Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XVII. — A. T o b e i t z 
Differentialdiagnose der Anfangsstadien der akuten Exantheme. Stutt¬ 
gart. — Fr. u. Arpädv. Torday, Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XVII. 

— Gustav Tugendreich, Vorträge für Mütter über Pflege und Ernäh¬ 
rung des gesunden Säuglings. Stuttgart. — B. Weyl, Jahrb. f. Kinder¬ 
heilk. Bd.XVlIl. — Wieland, Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XVII. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 36. — Wladimiroff, Arch. f. Kinderheilk. 
Bd. XLVIII. — Würtz, Vers. d. Kinderärzte in Heidelberg, Ref. Monats¬ 
schrift f. Kinderheilk. S. 355. — Zeißler, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 42. 

— Jahrbuch für Kinderheilkunde und physische Erziehung. Unter Re¬ 
daktion von 0. Heubner, A. Steffen, Th. Escherich. 67, der 
dritten Folge XVII. Band. Ergänzungsheft, Bd. XVIII. Berlin. 




IV. 


Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 

Von Prof. Dr. Ernst Ziemke in Kiel. 

Unter den Werken allgemeinen Inhalts, welche die ärztliche Sach¬ 
verständigentätigkeit im Berichtsjahr behandeln, verdient der von Puppe 
neu herausgegebene und mit einem kurzen Grundriß der gerichtlichen 
Medizin versehene Hofmannsche Atlas an dieser Stelle besondere Er¬ 
wähnung. In der dem Verfasser eigenen flotten und präzisen Weise ge¬ 
schrieben, gibt der Text in der Tat einen guten Ueberblick über das ge¬ 
samte Gebiet der gerichtlichen Sachverständigentätigkeit, vortrefflich 
veranschaulicht durch die in sehr zweckmäßiger Weise im Text verteilten 
alten und eine Reihe neuer wohl gelungener Abbildungen. Auch die ver¬ 
sicherungsrechtliche Medizin findet unter energischer Betonung ihrer Zu¬ 
gehörigkeit zur gerichtlichen Medizin die ihr gebührende Berücksichti¬ 
gung. Von anderen Werken seien hier kurz genannt die neu erschienenen 
Lieferungen des Dittrichschen Handbuchs der Sachverständigentätigkeit, 
die unter Gabriel Antons Leitung bearbeitete forensische Psychiatrie 
und der in bekannter Vorzüglichkeit von Hans Groß bearbeitete Band 
über die kriminalistische Tätigkeit und Stellung des Arztes, ferner Mit¬ 
teilungen aus dem Turiner gerichtlich-medizinischen Institut über 200 zum 
Teil recht interessante gerichtliche Obduktionen von Camillo Tovo und 
endlich eine nach einer holländischen Uebersetzung von Breitenstein 
herausgegebene gerichtliche Medizin der Chinesen, die nur historisches 
Interesse beansprucht und uns allerdings sehr chinesisch anmutet. — Die 
Schilderung, welche Straß mann von der Entwicklung der gerichtlichen 
Medizin innerhalb der letzten 25 Jahre in der Festschrift des Preußischen 
Medizinalbeamtenvereins entwirft, zeigt uns nicht allein einen erfreulichen 
Fortschritt in der äußeren Stellung der gerichtlichen Medizin in Preußen, 
sondern gibt uns auch ein Bild von dem regen wissenschaftlichen Leben 
und den recht ansehnlichen Leistungen, welche das verflossene Vierteljahr¬ 
hundert unserem früher so vernachlässigten Fache gebracht hat. 

Die Erfahrung, daß sich Benzidin besonders zum Nachweis von 
Blut eignet, hat Ascarelli für den forensischen Blutnachweis 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909. 34 


Allgemeines. 



530 


Ziemke. 


Forensische verwertet. Seine Untersuchungen zeigen, daß die Benzidinprobe viel 
Diagnostik: empfindlicher und ihr Ergebnis viel sicherer ist, als alle anderen 
kleinster Blut- gebräuchlichen Vorproben, namentlich auch als die Guajakprobe. 
spuren mit der Störende Einwirkungen anderer Substanzen, z. B. von Gupr. sulfuric. 
Benzidinprobe, p erman g. lassen sich leicht durch Anwendung von HjO* 

bezw. durch Essigsäure beseitigen, so daß sowohl der negative wie 
positive Ausfall der Probe als einwandfreier Beweis für die An¬ 
wesenheit von Blut angesehen werden kann. Besonders zur Er¬ 
mittlung kleinster Blutspuren ist das Verfahren sehr zu empfehlen. — 
— mit dem Leers bedient sich zum Nachweis kleinster Blutspuren des Spektro- 
Spektroskop. 8 kopes, indem er das blutverdächtige Material mit 33 °/oiger Kalilauge 
vorbehandelt, den extrahierten Blutfarbstoff mit Pyridin aufnimmt 
und durch Schwefelammon in Hämochromogen umwandelt. Zur 
mikrospektroskopischen Untersuchung wird das Pyridin auf dem 
Objektträger eingeengt und ergibt nach Schwefelammonzusatz selbst 
dann noch ein deutliches Mikrospektrum, wenn die gebräuchliche 
Hämochromogenprobe versagt. Von der Feinheit der Probe legt die 
Angabe Zeugnis ab, daß es selbst nach Auslaugung und Ausseifung 
der bluthaltigen Objekte noch möglich war, ein Blutspektrum zu 
erhalten. Leers hat auch durch neue Untersuchungen die schon 
von Haldane und Ziemke-Müller ausgesprochene Ansicht, daß 
Photomet- das Photomethämoglobin nur in zyanwasserstoffsäurehaltigen 
hämogiobin. Erlösungen entsteht und nichts weiter als eine dem Zyanmethämo- 
globin identische Modifikation des Blutfarbstoffs ist, bestätigt. — 
Jedem, der sich mit der Blutspektroskopie beschäftigt, sind die 
Nachteile bekannt, welche das Arbeiten mit dem bisher gebräuch- 
Wirkung lichsten Reduktionsmittel, dem Schwefelammon, aufweist. DasBe- 
'Reduiuions 61 8 * re ^ en Beintkers, unter den in der Chemie gebräuchlichen Reduk- 
mittei auf den tionsmitteln einen Ersatz für das Schwefelammon zu finden, ist daher 
Blutfarbstoff. a l 8 recht verdienstvoll anzusehen. In dem hydroschwefligsauren 
Natron glaubt er ein solches gefunden zu haben. Es soll noch den 
Vorzug vor den anderen Reduktionsmitteln besitzen, daß es die Blut¬ 
lösung nicht bedeutend verdünnt und daß seine Lösung klar und farb¬ 
los ist. Man wird abwarten müssen, ob sich diese Angaben bestätigen. 
Quantitativer — Zur quantitativen Blutbestimmung aus älteren fauligen 
Blutnachweis 0( j er erhitzten Objekten, die kein Oxy-Hb mehr enthalten, bedient 
in ^rhimen nd8 i°h Leers des von Sahli modifizierten Gowersschen Hämometers, 
Objekten, dessen Testlösung aus saurem Hämatin besteht. Die Extraktion des 
Blutfarbstoffes wird mit kalt gesättigter Boraxlösung, 25°/oiger 
Soda- oder 6°/oiger Pottaschelösung vorgenommen, die Extraktions¬ 
flüssigkeit in saures Hämatin umgewandelt, so daß völlige Farben- 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


531 


Übereinstimmung mit der Testlösung besteht, und sodann wird die 
enthaltene Blutmenge in bestimmter Weise berechnet. — Methoden Biologischer 
und Technik der Gewinnung, Prüfung und Konservierung des zum Blutnachweis, 
biologischen Blutnachweise dienenden Antiserums werden in 
sehr anschaulicher Weise ebenfalls von Leers besprochen. Wer 
serologisch arbeiten will, wird sich dieser zum Teil aus eigener Er¬ 
fahrung gewonnenen Ratschläge mit Vorteil bedienen. Bisweilen 
kann es Schwierigkeiten machen, das zur Untersuchung nötige Anti¬ 
serum zu beschaffen, weil es sich bei der Bestimmung der Blutart 
um seltenere Tierarten, z. B. bei Wilderei um Jagdtiere verschieden¬ 
ster Art, handelt. Für solche Fälle empfiehlt Molitoris, sich die 
Antisera durch Benutzung getrockneten Blutes der betreffenden 
Tiere herzustellen. Auf diese Weise hat er es ermöglicht, sich mit 
geringen Blutmengen für eine größere Spanne Zeit (100—150 ccm 
Blut genügen für 1—2 Jahre) mit Impfmaterial zu versorgen, weil 
das getrocknete Blut nichts an Wertigkeit verliert und 1 g des Blut¬ 
pulvers für die einmalige Injektion mehrerer Versuchstiere ausreicht. 

Ko ekel konserviert das Blut mit 5 °/oigem Formalin -f- 6°/oiger Koch¬ 
salzlösung. In einem Falle, wo Blutspuren auf die Herkunft vom 
Reh zu prüfen waren, gelang es ihm, durch Zerkleinerung und Aus¬ 
pressen einer Rehkeule ein zur Vorbehandlung der Tiere geeignetes 
Serum zu gewinnen. Man kann diese Vorschläge als Ersatz für 
Notfälle gelten lassen, wird indessen frischem Serum zur Vorbehand¬ 
lung immer den Vorzug geben müssen, weil es wirksamer ist als ge¬ 
trocknetes. Hochinteressant sind die Mitteilungen von Uhlenhuth, 

Weidanz und Angeloff, daß es mit der biologischen Methode ge¬ 
lungen ist, in Mücken, Wanzen, Flöhen und Fliegen die Herkunft 
des von diesen Tieren gesogenen Blutes nachzuweisen. So ließ sich 
z. B. in Wanzen noch nach 14 Tagen Menschenblut feststellen, eine 
Tatsache, die forensisch insofern nicht ohne Bedeutung ist, als die 
Herkunft aus menschenbluthaltigem Ungeziefer entstandener Blut¬ 
flecken falsch gedeutet werden kann. — Die Ansichten über den 
Wert der Sachs-Neisserschen Komplementbindung s- Sachs- 
methode für den forensischen Blutnachweis gehen noch ziem- Neissersche 
lieh auseinander. Nachprüfungen, die auf Anregung des Kultus- bindungs- 
ministermms in verschiedenen Instituten vorgenommen worden sind, methode. 
haben im wesentlichen ergeben, daß das Verfahren wegen seiner 
Kompliziertheit noch nicht geeignet ist, die Präzipitinreaktion zu er¬ 
setzen, wohl aber im stände ist, in zweifelhaften Fällen das Ergeb¬ 
nis zu sichern. Von Ehrlich, Neisser und Sachs wird gegenüber 
Uhlenhuth die sonst nicht bestrittene Tatsache hervorgehoben, daß 



532 


Ziemke. 


Sachs- 

Nuissersche 

Komplement- 

bmdungs- 

nu'thodc. 


Sperina- 

naehweis. 


das Komplementbindungsverfahren der Präzipitinmethode an Prä¬ 
zision und Empfindlichkeit überlegen ist, und ferner der Ansicht 
widersprochen, daß beide Verfahren nur verschiedene Anwendungen 
desselben biologischen Phänomens sind. Die übergroße Empfindlich¬ 
keit, die zuweilen störend wirkt, kann durch Verwendung nicht zu 
hochwertiger Antisera oder durch Vermehrung des Komplement¬ 
gehalts vermieden werden. Vereinzelt steht die Beobachtung von 
Schulz und Marx da, daß konzentrierte Auszüge aus verschiedenen 
Tierblutarten mit Antimenschenserum komplette Hemmung der Hämo¬ 
lyse ergaben. Ehrlich, Neisser und Sachs fuhren dies auf die 
hohe Konzentration der Blutlösung zurück und weisen darauf hin. 
daß sich solche Irrtümer in der Praxis durch Kontrollen leicht aus¬ 
schließen lassen. Die Ueberlegenheit des Ablenkungsverfahrens über 
die Präzipitinreaktion zeigt sich namentlich bei Gemischen von Ei¬ 
weißarten, von denen die eine in starker, die andere in sehr schwacher 
Menge vorhanden ist. Weil eine starke Konzentration des fremden 
Eiweißes auch mit heterologem Serum Präzipitate erzeugt, müssen 
sehr dünne Auszüge der Flecken gemacht werden, in denen dann aber 
wegen der zu starken Verdünnung mit dem homologen Eiweiß 
Präzipitate nicht mehr entstehen, während das Ablenkungsverfahren 
die gesuchte Eiweißart trotz der hochgradigen Verdünnung noch 
aufzudecken vermag. Als Prinzipien, die bei jeder Untersuchung 
mit dem Ablenkungsverfahren innegehalten werden müssen, fordern 
sie die Verwendung eines künstlich erzeugten Ambozeptors zur 
Hämolyse, Kontrolle unter Fortlassen des Antiserums, Arbeiten 
mit verschieden verdünnten, absteigenden Mengen der zu unter¬ 
suchenden Lösung. So viel ist wohl sicher, daß das Ablenkungs¬ 
verfahren schwieriger auszuführen, sein Ausfall aber leichter zu 
beurteilen ist, als der bei der Präzipitinreaktion. — Zum sicheren 
Nachweis von Sperma sind wir bekanntlich immer noch 
auf das Auffinden von wohlerhaltenen Spermatozoon angewiesen, das 
sich in der Praxis bei einigermaßen älteren Flecken außerordentlich 
mühevoll und schwierig gestalten kann. Corrin und Stockis 
wollen bei Anwendung einer Lösung von 1,0 Erythrosin in 200,0 
reinem Ammoniak, in welche sie die Gewebsfasern verdächtiger 
Flecke für 2 Sekunden bringen, bessere Resultate erzielt haben. 
Der Vorteil dieses Verfahrens soll der sein, daß die Gewebsfasern 
bei richtiger Färbung gar nicht, von den Spermatozoon dagegen 
auch die Schwan/.teile sehr intensiv gefärbt erscheinen. Eine Maze¬ 
ration selbst sehr alter Flecken ist nicht erforderlich. Bei den 
schlechten Erfahrungen , die man bisher mit den Färbemethoden 



Aerztliche Sachverstiindigentätigkeit. 


533 


beim Spermanachweis gemacht hat, sind so lange noch Zweifel an 
der Sicherheit der neuen Methode gerechtfertigt, bis ihre Brauchbar¬ 
keit durch Untersuchungen anderer Autoren bestätigt wird. S t o c k i s 
hat auch die Barberiosche Pikrinsäurereaktion, die nach 
Ansicht ihres Entdeckers allein für menschliches Sperma charakte¬ 
ristische Kristalle liefern soll, einer Nachprüfung unterzogen, lehnt 
aber, ebenso wie schon früher andere Autoren und in neuerer Zeit 
Takayama, ihre Spezifität für den Menschen ab. P. Fraenckel 
und Müller wieder behaupten demgegenüber, daß eine klassische 
Kristallbildung im Sinne Barberios bisher weder aus tierischen 
Säften und Organen, noch aus anderen Substanzen, die einen Sperma¬ 
fleck verunreinigen können, erhalten worden sei. Eine ausgesprochen 
schnell eintretende Kristallbildung ist nach ihrer Meinung beweisend 
für menschliches Sperma, während ein negativer Ausfall nicht gegen 
sein Vorhandensein spricht. Man sieht also, daß der Wert der 
Barberiosehen Reaktion noch verschieden beurteilt wird. Ta¬ 
kayama gibt übrigens eine Modifikation des Bar berio sehen Ver¬ 
fahrens bekannt, die es ermöglicht, neben den Sperminpikratkristallen 
gleichzeitig Florencesche Spermakristalle darzustellen. Er fügt 
zu einem Tropfen des Spermaauszuges einen Tropfen einer aus 
2°oigem Kaliumjodid und Kaliumjodat ana bestehenden Flüssigkeit 
und säuert mit einem Tropfen gesättigter wäßriger Pikrinsäure an. 
Im Zentrum findet man dann bräunliche Floren cesche Kristalle, 
in der Peripherie die gelben Bar berio sehen Kristalle. — Gelegent¬ 
lich wird der Sachverständige auf Grund seiner allgemein natur¬ 
wissenschaftlichen Kenntnisse mit der Untersuchung von Objekten 
betraut, die nicht mehr der eigentlichen gerichtlichen Medizin an¬ 
gehören, z. B. dann, wenn an den Kleidern von Personen, die eines 
Geflügeldiebstahls oder der Wilddieberei verdächtig sind, Federchen 
gefunden werden, welche durch die mikroskopische Untersuchung 
als einer bestimmten Vogelart zugehörig erkannt werden können. 
Ko ekel hat sich eingehend mit solchen Untersuchungen beschäftigt 
und hat gezeigt, daß es mit dem Mikroskop gelingt, die Federn der 
Schwimmvögel, Tauben und Eulen mit Sicherheit zu erkennen, die 
Flaumfedern dieser drei Vogelordnungen von denen der Hühnerarten 
scharf zu unterscheiden und selbst die Daunenfedern der Ente von 
denen der Gans und ebenso die des Schwans, sowie mancher Eulen¬ 
arten deutlich herauszukennen. — Welche Bedeutung die Daktylo¬ 
skopie für die Entdeckung von Verbrechern gewonnen hat, lehren 
die Mitteilungen von Stockis, dem es gelang, einen Anarchisten 
durch seinen auf einem Stück Papier hinterlassenen Daumenabdruck, 


Sperma¬ 

nachweis. 


Mikro¬ 
skopischer 
Nachweis von 
Vogelfedern. 


Identifizie¬ 
rung von 
Verbrechern 
durch Finger¬ 
abdrücke. 



5 34 


Ziemke. 


Identifizie¬ 
rung von 
Verbrechern 
durch Finger¬ 
abdrücke. 


Gerichts- 

krztliche 

Photographie. 


Gewaltsame 
Todesarten: 
Erstickung. 


sowie in mehreren Einbrnchsdiebstählen durch Fingerabdrücke, 
welche die Diebe anf Fensterscheiben und anderen Gegenständen 
hinterlassen hatten, die Schuldigen herauszufinden. In anderen 
Fällen war es möglich, die Unschuld verdächtigter Personen durch 
Vergleich ihrer Fingerabdrücke mit den gefundenen festzustellen. 
Untersuchungen Löchtes verfolgen den Zweck, die Ueber- 
einstimmung gefundener Fingerabdrücke mit den Fingerabdrücken 
Angeschuldigter in möglichst klarer und sinnfälliger Weise za 
beweisen. Dies erreichte er mit Hilfe des Stereoskopes, in welchem 
bei gleicher Vergrößerung und entsprechender Lage der Bilder eine 
genaue Deckung eintreten muß. Sind die Bilder der Fingerabdrücke 
verschieden, so sieht man im Stereoskop infolge des Wettstreites 
der Sehfelder bald einen Teil des rechten, bald einen Teil des linken 
Bildes. Die Identifizierung läßt sich auch bei gleich starker Ver¬ 
größerung der Bilder durch Deckung der Platten erreichen, ganz 
besonders deutlich dann, wenn man von dem einen Fingerabdruck 
ein sogen. Negativ anfertigt, auf dem die sonst schwarzen Linien 
weiß sind und die Zwischenräume schwarz erscheinen. Die Ueberein- 
Stimmung der Bilder läßt sich alsdann bis in die allerfeinsten Details 
verfolgen. — Auf die Wichtigkeit der Photographie für den ärzt¬ 
lichen Sachverständigen ist schon wiederholt hingewiesen worden. 
S t ü 1 e r berichtet über einen Fall von vorsätzlicher Körperverletzung 
mit tödlichem Ausgang durch Beilhiebe auf den Schädel und tiefen 
Halsschnitt, in welchem die photographische Aufnahme des Befundes 
ein wichtiges Beweisstück zur Aufdeckung des Verbrechens wurde. 
Sie erlaubte den Schluß, daß der Getötete auf dem Stuhl sitzend 
mindestens einen heftigen Schlag auf den bereits blutbedeckten Kopf 
erhalten hatte. Die gerichtliche Inaugenscheinnahme hatte den be¬ 
merkenswerten und mit den Angaben der Beteiligten unvereinbaren 
Befund von zahlreichen Blutspritzern an einer Zimmerwand und den 
dort befindlichen Geräten ergeben, die radiär zu einem dicht über 
der Lehne eines Stuhls liegenden Mittelpunkt angeordnet waren. — 
Immer noch wird den sogen, allgemeinen anatomischen Er¬ 
stickungserscheinungen für die Diagnose der gewaltsamen Er¬ 
stickung ein ihnen nicht gebührender Wert beigelegt. Ziemke 
vergleicht die anatomischen Befunde gewaltsam Erstickter mit den 
Befunden, welche bei Erstickung durch Krankheit gefunden werden, 
woraus sich ergibt, daß in beiden Fällen die gleichen anatomischen 
Veränderungen Vorkommen. Es ist daher unzulässig, aus der Gesamt¬ 
heit oder gar aus einem einzigen Befunde, etwa dem Oedem oder 
der Hyperämie der Lungen, die Diagnose der gewaltsamen Erstickung 



Aerztlicbe Sachver&tändigent&tigkeit. 


535 


steilen zu wollen, wie dies sogar in sogen. Korrektoren der Medi- 
zinalkollegien vorgekommen ist. Ohne Aufführung der ersticken¬ 
den Ursache ist die Angabe einer gewaltsamen Erstickung wertlos. — 
Zur Wiederbelebung Erstickter empfiehlt Kuhn die perorale In¬ 
tuba tien durch ein Kohr, das vom Munde bis in die Luftröhre ein¬ 
geführt wird, da er den Kernpunkt der Rettungsfrage Erstickter 
in der Entfernung der Kohlensäure aus den Lungen erblickt, was 
nur bei Offensein der Luftwege möglich ist. Sein Vorschlag, in jeden 
Rettungskasten ein Intubationsrohr aufzunehmen und die Intubation 
auch den Laien anzuvertrauen, erscheint indes gefährlich, da der Laie 
leicht statt in die Luftröhre in die Speiseröhre gelangen und so mehr 
schaden als nützen kann. — Auf die diagnostische Bedeutung der 
Intimarupturen für den Tod durch Strangulation macht Ziemke 
aufmerksam. Sie kommen nicht nur beim Erhängen, sondern auch 
beim Erdrosseln und Erwürgen vor. Ihre Lage, Richtung, Be¬ 
schaffenheit, die Form ihrer Ränder lassen wichtige Schlüsse auf 
die Art der Strangulation zu. Ihre Entstehung verdanken sie in 
der Hauptsache nicht der Zerrung des Gefäßrohres, sondern dem 
unmittelbaren Druck, welcher durch das Strangwerkzeug oder die 
würgende Hand auf das Gefäß direkt ausgeübt wird. — Daß sich 
Selbstmörder durch Erdrosseln töten, ist nicht so selten, wie ge¬ 
wöhnlich angenommen wird. Wenn nicht die äußeren Umstände 
Aufklärung geben, kann es zunächst fraglich sein, ob Selbstmord 
oder Mord vorliegt. In einem von Kurpjuweit beobachteten Falle 
war ein gewöhnlicher Hosenträger kunstvoll um den Hals ge¬ 
schlungen und umschnürte ihn so fest, daß nicht ein Finger unter 
ihm hindurchgesteckt werden konnte. Trotzdem war irgend eine 
Befestigung der freien Endstücke nicht vorhanden. Nach der Art 
der Schlinge war eine solche auch nicht notwendig, da die Schlinge 
sich wohl leicht zusammenzog, aber schwer auseinanderging. Nach 
Lage der äußeren Verhältnisse blieb nur die eine Möglichkeit übrig, 
daß der Verstorbene sich selbst den Hosenträger um den Hals ge¬ 
schlungen und dann an den freien Enden gezogen hatte, bis der 
Tod eintrat. — Mit dem Tod durch Erwürgen haben sich Lösen er 
und Straßmann beschäftigt. Lösen er gibt eine fleißige, er¬ 
schöpfende Besprechung des Erwürgungstodes, aus der nur hervor¬ 
gehoben sei, daß aüch er bei einem Erwürgten Intimarupturen der 
Karotis fand, auf die zuerst Ziemke aufmerksam gemacht hat. 
Straß mann erörtert die Frage, ob ein einmaliges kurzes Anpacken 
des Halses ohne die Absicht der Erwürgung den Tod eines Menschen 
herbeifuhren kann. Nach einer eigenen Beobachtung, die in einem 


Wieder¬ 

belebung 

Erstickter 


Diagnostische 
Bedeutung 
der Intima¬ 
rupturen. 


Selbst¬ 

erdrosselung. 


Erwürgen. 



536 


Ziemke. 


Ertrinken. 


Sturz aus 
der Höhe. 


Schädelbruch 

durch 

Hundebift. 


von Brouardel mitgeteilten Falle ein Analogon findet, ist hieran 
nicht mehr zu zweifeln. Wahrscheinlich ist die Ursache des Todes 
eine plötzliche Herzlähmung, die durch Erregung der Halsnerven 
ausgelöst wird. — Wenn eine Person als Leiche ins Wasser gekommen 
ist, so findet man an ihren Lungen unter gewissen Umständen das 
Bild des „Oedema aquosum“, eine gleichmäßige Durchtränkung mit 
der Ertrinkungsflüssigkeit. Beobachtungen von A. Schulz zeigen, daß 
aber auch hier durch künstliche Atembewegungen Befunde entstehen 
können, welche dem „Emphysems aquosum“ bei lebend Ertrunkenen 
entsprechen. — Leers sah in den Lungen Ertrunkener auch Luft¬ 
embolien. Für das Ertrinken hat dieser Befund keine charakteristi¬ 
sche Bedeutung, da dieselben Bedingungen für sein Zustandekommen 
bei jeder Erstickung vorhanden sind, sobald es nur zu heftigeren 
Druckschwankungen im Thorax und zu dyspnoischer Atmung kommt, 
wohl aber erscheint seine diagnostische Verwertung für die Ent¬ 
scheidung der Frage nicht ohne Wert, ob Tod durch Ertrinken oder 
Submersion einer Leiche vorliegt. — Für den Tod durch Sturz aus 
der Höhe sind nach Tovo Kombinationen von Verletzungen an den 
verschiedensten Körperstellen charakteristisch. Die Häufigkeit von 
Schädelbrüchen ist viel größer, als bei anderen Traumen. Manche 
Schädelbruchformen sind für Sturz aus der Höhe geradezu typisch, 
so der Globusbruch und der Ringbruch um das Hinterhauptsloch. 
Ob der Sturz vor oder nach dem Tode stattfand, läßt sich außer durch 
die allgemeinen Kennzeichen vitaler und postmortaler Verletzungen 
auch daraus erkennen, daß die Verletzungen herabgestürzter Leichen 
wegen des erhöhten Gewebswiderstandes und des Ausfalls der Mus¬ 
keltätigkeit geringfügiger sind. Wichtig für die Entscheidung, ob 
Selbstmord, Mord oder Unglücksfall vorliegt, ist, daß der Selbst¬ 
mörder gewöhnlich auf die unteren Gliedmaßen fallt, sich durch Ab¬ 
springen einen Schwung zu geben pflegt und so in größerer Entfernung 
zu liegen kommt. Eine sichere Entscheidung wird man indessen 
wohl nur fällen können, wenn man sich an der Hand der Be¬ 
funde den Hergang bei dem Sturz und die Reihenfolge der Ver¬ 
letzungen rekonstruiert. — Den seltenen Fall eines Schädelbruchs 
durch Hundebiß beobachteten Pfleger und Marx. Der Schädel 
des 1 »jährigen Kindes war in der Koronarnaht auseinander¬ 
gesprengt, der untere Abschnitt des linken Scheitelbeins war 
vollkommen zertrümmert, am auffälligsten aber waren sechs ge¬ 
formte Lochbrüche an beiden Scheitelbeinen, die genau dem Ge¬ 
biß des Hundes entsprachen. — Durchaus gerechtfertigt ist die 
Forderung Puppes, daß in allen Fällen von tödlichen Schädel- 



Aerztliche Sachversiändigentätigkeit. 


537 


Verletzungen das Schädeldach in Verwahrung genommen und re¬ 
konstruiert werden soll. Zwei mitgeteilte Fälle zeigen die Bedeutung 
der Rekonstruktion für die Kriminalistik in eklatanter Weise. Mag 
auch, wie Keferstein gelegentlich hervorgehoben hat, das ästhe¬ 
tische Behagen mancher sensibler Geschworenen durch Demonstration 
anatomischer Präparate im Gerichtssaal gestört werden, die Sicher¬ 
heit der Rechtsprechung, die dadurch gewährleistet wird, die Ent¬ 
scheidung über Schuld oder Unschuld des Angeklagten steht jeden¬ 
falls höher als das Unbehagen eines einzelnen. — H. und K. Marx 
stellen eine neue Theorie für den Entstehungsmechanismus der 
konischen Form der Lochbrüche im Schädel auf, die im wesent¬ 
lichen darauf hinausläuft, daß für die im Innern des Schädeldaches 
vor sich gehende Formänderungsarbeit die im Knochen auftretenden 
verschiedenen Spannungen bestimmend sind. Die Ursache für die 
Zerstörung des Schädeldaches durch Geschosse ist eine Ueber- 
schreitung der Festigkeitsgrenze durch Schubspannungen, daneben 
kommen noch die aus Zug- und Druckspannungen bestehenden 
Biegungsspannungen in Betracht, welche bewirken, daß die Trennungs¬ 
fuge an der gezogenen, der Kraftrichtung abgewendeten Seite klafft, 
an der gedrückten aber geschlossen erscheint. Ein prinzipieller 
Unterschied dieser Theorie mit der schon von v. Bergmann auf¬ 
gestellten, welche die konische Form des Lochschusses im Schädel dar¬ 
auf zurückführt, daß zuerst die Kugel allein und sodann außer ihr noch 
die von der durchbohrten Stelle mitgerissenen Knochenteilchen wirken, 
ist unseres Dafürhaltens nicht vorhanden. — Baller schließt sich der 
Theorie Durets über die Gehirnerschütterung an, welche eine 
Quetschung des Gehirns in seiner Gesamtheit annimmt, hervorgerufen 
durch seine Bewegung in der zerebrospinalen Flüssigkeit, und teilt 
einen Fall mit, der für diese Anschauung zu sprechen scheint. Ein 
wuchtiger Hieb gegen den Unterkiefer mit einem Spaten hatte un¬ 
mittelbar und plötzlich zum Tode geführt, ohne daß die Verletzung 
allein zur Erklärung des Todes genügte. Bei der Obduktion fand 
man diffuse Blutungen in den Maschen der weichen Hirnhaut, be¬ 
sonders im Verlaufe der Gefäße, die nach Baller so entstanden 
sind, daß der Kopf durch das Trauma eine heftige Rückwärts¬ 
bewegung erfuhr, die das Gehirn infolge des Beharrungsvermögens 
kompakter Körper nicht unmittelbar mitmachen konnte. Hierdurch 
kam es zu einer, wenn auch minimalen Lage Veränderung zwischen 
Hirn und weicher Hirnhaut, welche neben einer Quetschung des 
Gehirns ausgedehnte Zerreißungen kleinster, zur Hirnsubstanz führen¬ 
der Gefäße zur Folge hatte. — Zahlreich sind die Mitteilungen über 


Krimina¬ 
listische 
Bedeutung der 
Rekonstruk¬ 
tion zer¬ 
trümmerter 
Schädel. 


Mechanik 
der Schädel¬ 
brüche. 


Gehirn¬ 

erschütterung. 



538 


Ziemke. 


Spontane 
Heilung von 
H«*rzwunden. 

Bauch- 

vei letzungen. 


Subkutane 

Darm¬ 

rupturen. 


Pankreas¬ 

rupturen. 


Sticli- 

verletzung 

des Halses. 


Penetrierende 
Her/Avuiule 
ohne Ver¬ 
letzung des 
Herzbeutels. 


Verletzungen anderer Organe durch stumpfe Gewalt. Attilio Cevi- 
dalli berichtet über spontane Heilung einer Herzwunde, die 
durch Messerstich entstanden war und histologisch nur Narbengewebe 
ohneMuskelelemente zeigte. Wertvoll sind in einer Arbeit Stein thals, 
in der drei schwere Verletzungen durch Schuß, Ueberfahrenwerden und 
Hufschlag mitgeteilt werden, die Ausführungen über den Mechanis¬ 
mus der JDarmabreißung durch Zug. Steinthal nimmt an, 
daß die Räder eines Wagens das Mesenterium des Colon transversum 
erfassen, indem sie die Bauchdecken gegen die Wirbelsäule pressen 
und nun vor sich her schieben. Zu dieser horizontalen Zugwirkung 
kommt dann noch eine zweite, indem das Rad auf der steil ins Becken 
abfallenden Ebene, der physiologischen Lordose der Wirbelsäule, 
ins Gleiten kommt. Tschistoserdow macht Mitteilungen über 
subkutane Darmrupturen, welche nach seiner Zusammenstellung 
am häufigsten durch Faustschlag, Stoß mit der Deichsel, Nieder¬ 
fallen von Lasten auf den Bauch, durch Kompression und Sturz von 
der Höhe bedingt werden. Die Rupturen sind meist transversal, am 
ehesten reißt die Serosa. Von allgemeinen Erscheinungen tritt der 
Schock in den Vordergrund. Mit den isolierten subkutanen Pan¬ 
kreasrupturen, die recht selten sind, beschäftigen sich Gerschuni, 
der nach einem Schlag gegen den Bauch eine Ruptur des Pankreas¬ 
kopfes sah, und Heinecke, aus dessen Arbeit hervorgeht, daß sie 
in der Regel durch umschrieben angreifende Gewalten, Hufschlag, 
Deichselstoß, Pufferstoß gegen den Bauch entstehen. Indessen wurden 
sie auch nach ganz diffusen Gewalteinwirkungen, nach Verschüttet¬ 
werden und nach Aufschlagen des Bauches auf das Wasser ver¬ 
anlaßt. Ihr Sitz kann alle Drüsenteile betreffen, häufig findet sich 
eine quere Durchtrennung vor der Wirbelsäule. Merkwürdig ist, 
daß Erscheinungen des Schocks hier gewöhnlich vermißt werden. — 
Eine eigentümliche Stichverletzung des Halses, welche eine der 
Wurzeln des Armgeflechts durchtrennte und eine Brown-Sequard- 
sche Lähmung mit Ptosis sympathica im Gefolge hatte, wird von 
Buder mitgeteilt. Der Stich war an der Spitze des vom Kopf¬ 
nicker und Schulterzungenbeinmuskel gebildeten Dreiecks in die 
Tiefe gedrungen. Der Halssympathikus und der Vagus waren mit 
verletzt. -- Rosenbaum sah einen höchst auffälligen Befund bei 
einem Selbstmord durch Schuß mit einem Dienstgewehr: ein Loch 
in der rechten Herzkammer und eine oberflächliche Zertrümmerung 
der Vorderwand des linken Herzens bei unverletztem Herzbeutel. Seine 
Erklärung der Verletzungen durch Gasdruck erscheint nicht als die 
einzig mögliche. Penetrierende Herzwunden ohne Verletzung 



Aerztliche Sachverständigen! ätigkeit. 


539 


des Herzbeutels sind wiederholt beobachtet worden und lassen sich 
auch durch die gröbere Widerstandskraft des elastischen Herzbeutels 
gegenüber der andringenden Kugel erklären. Ein Unikum bildet 
aber die Beobachtung Bergs, der zeigt, daß selbst ein Schuß in Nicht tödlicher 
die Aorta nicht immer zu töten braucht. Bei dem Verletzten, der Scll “ ß * n <iie 
4 Wochen nach der Verletzung starb, zeigte später die Obduktion, 
daß das Geschoß nach Durchbohrung der Leber in die Aorta ein¬ 
gedrungen, bis zum Poupartschen Bande herabgeglitten war und 
hier das Gefäß thrombosiert und infiziert hatte. Die Einschußwunde 


lag dicht unter dem linken Leberlappen und war durch ein dünnes 
Häutchen verschlossen. — Auch beim rauchschwachen Pulver ist 
nach Versuchen M eyers das Hauptmerkmal des Nahschusses die 
Schwärzung durch Pulverschmauch, die allerdings weniger intensiv 
und ausgebreitet ist, wie beim Schwarzpulverschmauch und bei einer 
Entfernung von kaum ’/s m nicht mehr gefunden wird. Stets waren 
ferner amorphe schwarze Auf- und Einlagerungen an den Haaren 
nachzuweisen. Dagegen wurden Pulvereinsprengungen und die beim 
Schwarzpulvernahschuß fast nie fehlende Flammenwirkung immer 
vermißt. Das ist erklärlich, wenn man bedenkt, daß die beim rauch¬ 
losen Pulver außerordentlich rasch verlaufende Explosion bereits 
beendet ist, wenn das Geschoß den Lauf verläßt. Kohlenoxyd¬ 
hämoglobin wurde in der Umgebung des Einschusses regelmäßig 
gefunden. Recht charakteristisch sind die Erscheinungen des Nah¬ 
schusses bei Flobertschüssen, wie Doepner nachweist. Die 
Einlagerung kleiner Quecksilberkügelchen in die Pulverschwärzung 
am Einschuß und Schußkanal ermöglicht mit Sicherheit die Unter¬ 
scheidung von Schüssen mit Schwarzpulver. Auf die Gefährlichkeit 
selbst kleiner, unscheinbarer Flobertwaffen ist übrigens wiederholt 
hingewiesen worden. — Ein von Dudschenko mitgeteilter Fall 
von Verbrennung infolge Explosion einer Benzinlampe verdient 
deswegen Erwähnung, weil die Verbrannte, ein 21jähriges Mädchen, 
trotz ausgedehnter Verbrennung zweiten und dritten Grades fast 
der ganzen Körperoberfläche noch 19 Tage am Leben blieb. Erst 
dann starb sie plötzlich unter Erscheinungen von Atemnot, Zyanose 
und zunehmender Herzparalyse. Ob eine und welche Ursache sich 
für den plötzlichen Tod gefunden hat, wird leider nicht gesagt. 
Man sieht hieraus, daß der alte Satz: eine Verbrennung der Körper- 
oberßäche von mehr als ein Drittel werde nicht überlebt, sich nicht 
immer bestätigt. Interessant ist auch ein von Tovo untersuchter 
Fall von Selbstmord durch Verbrennung, den eine Frau aus 
verschmähter Liebe verübte, indem sie sich die Kleider mit Spiritus 


Kriterien 
des Nah¬ 
schusses bei 
rauch- 
schwachem 
Pulver und 
Flobert¬ 
schüssen. 


Verbrennung 
mit enormer 
Ausdehnung. 



540 


Ziexnke. 


Selbstmord 

durch 

Verbrennung. 


Verletzungen 
durch Blitz 
und 

Elektrizität. 


Tod durch 
Verblutung 
«aus varikösen 
Venen. 


begoß and anzündete, weil er wieder einmal lehrt, daß diese grau¬ 
same Art der Selbsttötung in der Regel nur von Personen gewählt 
wird, die sich in einer getrübten Geistesverfassung befinden. Wenn 
Tovo aus dem anatomischen Befunde allgemeine Regeln für die 
Unterscheidung von Selbstmord, Mord oder Unfall durch Verbrennung 
aufzustellen sucht, indem er meint, daß der Nachweis besonders ent¬ 
zündbarer Stoffe in der Kleidung und die Lokalisation der Brand¬ 
wunden in den oberen Körperteilen für Selbstmord spreche, da der 
Selbstmörder darauf bedacht sei, die den Oberkörper bedeckenden 
Kleider anzuzünden, um die wichtigsten und lebensfähigsten Organe 
zu treffen, so erscheinen uns diese Schlußfolgerungen doch als zu weit¬ 
gehend.— Ueber die Folgen von Verletzungen durch Blitz und 
Elektrizität ist schon häufig berichtet worden. Pfahls Erfahrungen, 
die er an 9 eigenen Fällen beobachtete, stimmen im wesentlichen 
mit denen anderer überein. Bemerkenswert waren Störungen des 
Nervensystems rein funktioneller Art, die nur einmal sicher hysterischer 
Natur waren, und in 6 Fällen Augen Veränderungen, Zirkulations¬ 
störungen, nervöse Störungen und einmal sogar Netzhautablösung. 
In allen derartigen Unglücksfällen empfiehlt sich daher eine möglichst 
frühzeitige ophthalmoskopische Untersuchung. Blitzschlag im ver- 
sicherungspfiichtigen Betriebe gilt bekanntlich nach einer neueren Ent¬ 
scheidung des R.V.A. immer als Betriebsunfall. Wendler konnte 
an der Leiche eines durch Blitz getöteten Soldaten die vielfach auf¬ 
gestellte Behauptung, daß frühzeitige Verwesung und starke Toten¬ 
starre für Blitztod charakteristisch seien, nicht bestätigen. Die 
mechanisch zerreißende Wirkung des Blitzes war an Kleidung und 
Hautdecke deutlich zu sehen, dagegen fehlten Blitzfiguren. Fünf 
andere vom Blitz getroffene Soldaten waren nach kurzer Bewußt¬ 
losigkeit und vorübergehender, teils schlaffer, teils spastischer Läh¬ 
mung der Glieder bald wiederhergestellt. Nur einer, der ausgedehnte 
Verbrennung ersten und zweiten Grades davongetragen hatte, wurde 
wegen traumatischer Neurasthenie dauernd dienstunbrauchbar. — Daß 
tödliche Blutungen selbst aus unbedeutenden Substanzverlusten 
und kleinen Varizen eintreten können, lehren mehrere von Pachnio 
selbst erlebte Fälle. Die Auffindung der Blutungsquelle kannsehr schwie¬ 
rig und nur durch mikroskopische Untersuchung verdächtiger Stellen 
möglich sein, wie in einem der mitgeteilten Fälle, wo der ganze Darm- 
traktus voll Blut war und als Ursache der Blutung im Oesophagus 
mehrere kaum stecknadelkopfgroße, polypenartige Venenerweiterungen 
festgestellt wurden. — Hadlich geht bei Besprechung der gerichtsärzt¬ 
lichen Bedeutung der Fettembolie als Todesursache auf die eigen- 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


541 


artigen Temperatursteigerungen näher ein, die man in solchen Fällen 
beobachtet. Er sucht sie wie Hämig durch eine infolge der Embolie 
zu stände gekommene Schädigung des Wärmeregulierungszentrums 
zu erklären, während er den Grund für die zuweilen beobachtete 
Temperaturerniedrigung in einer vorübergehenden Reizung dieses 
Zentrums sieht. Seine Angabe, daß es bei der Chloroformnarkose auch 
zu Fettembolien kommt, ist bisher nicht erwiesen. 

Aus einer Zusammenstellung plötzlicher und unerwarteter Todes¬ 
fälle Westcotts für London ist zu entnehmen, daß als Ursache in 60% 
Herzveränderungen, in 30% Gehirn- und in 10% Lungenerkrankungen in 
Betracht kamen. Herztodesfälle kamen mit Vorliebe bei chronischen Alko- 
holisten und nach Scharlach und Rheumatismus vor, auch Arteriosklerose 
der Aorta und Atherom der Koronararterien, sowie spontane Herzruptur 
sind keine seltenen Ereignisse in der Londoner Bevölkerung. Besonders 
häufig sind plötzliche Todesfälle bei chronischem Alkoholismus. In 
4 Fällen unter 1100 Obduktionen war der Tod während oder nach der 
Kohabitation eingetreten. 

E. v. Surys Untersuchungen über plötzliche Todesfälle im 
Eindesalter, die an 200 Rinderleichen vorgenommen worden sind, 
stellen wieder einmal von neuem die Tatsache ins rechte Licht, 
daß der plötzliche Tod in den meisten Fällen, wo eine Thymus¬ 
hyperplasie an seinem Eintritt die Schuld tragen soll, genügend 
durch das Vorhandensein einer Aspirationsbronchitis oder eines 
Darmkatarrhs erklärt wird, was auch Straßmann auf Grund 
seines Materials bestätigen kann; er läßt es aber unentschieden, 
ob die als Todesursache angesprochenen anatomischen Verände¬ 
rungen auch wirklich die Todesursache sind und nicht nur Neben¬ 
befunde, welche mit dem Tode nichts zu tun haben. Demgegenüber 
verteidigt Finkeistein den alten Standpunkt der Einderärzte, 
daß es Kinder gibt, die konstitutionell die Vorbedingungen für die 
Möglichkeit eines plötzlichen Todes darbieten. Er unterscheidet 
einen plötzlichen Tod bei Rindern, die an einer spasmophilen Dia- 
these leiden, bei dem es sich um einen Herztod handelt, und bei 
dem alimentäre Einflüsse eine große Rolle spielen. Bei einer anderen 
Gruppe von Rindern, die sich auf dem Wege zur Atrophie be¬ 
finden oder Rekonvaleszenten langwieriger Ernährungsstörungen 
sind, trägt eine Störung der Salzbilanz, eine durch die Nahrung 
veranlaßte Dekomposition, die Schuld an dem plötzlichen Eintritt 
des Todes. Bei einer dritten, kleinen Gruppe wohlgenährter Rinder, 
die plötzlich im Kollaps zu Grunde gehen und bei denen Andeu¬ 
tungen eines Status lymphaticus vorhanden sind, findet sich eine 


Tod durch 
Fettembolie. 


Statistik des 
plötzlichen 
Todes. 


Plötzliche 
Todesfälle im 
Kindesalter. 



542 


Ziemke. 


Plötzliche 
Todesfälle im 
Kindesalter. 


Vollendung 
der Geburt 
im Sinne 
des § 1 des 
B.G.B. 


idiopathische Herzhypertrophie, für welche eine anatomische Unter¬ 
lage fehlt, weswegen die Annahme nahe liegt, daß durch irgend 
einen unbekannten Faktor die Widerstände im Kreislauf dauernd 
erhöht waren. Endlich tritt der Tod auch mitunter plötzlich unter 
Vergiftungserscheinungen und Fieber ein, so beim sogen. Ekzemtod 
und bei vielen lymphatischen Kindern. Auch hier ist die Annahme 
berechtigt, daß abnorme Stoffe, die der Nahrung oder dem ge¬ 
störten inneren Stoffwechsel entstammen, ihn verursachen. Dur¬ 
lacher sucht sich den Thymustod der Kinder durch innere Sekretion 
der Thymus zu erklären, welche indirekt eine toxische Schädigung 
des Atmungszentrums und den Tod auf natürliche Weise bewirkt, 
unseres Erachtens eine ebenso gewagte, wie unbewiesene Hypothese. 
Wenn er indessen meint, daß bei dem plötzlichen Tod eines schein¬ 
bar gesunden Kindes auf eine natürliche Todesursache geschlossen 
werden kann, falls starke Thymus mit Erstickungserscheinungen 
vorhanden sind, so dürfte dem beizupflichten sein. 

Mit der Stellung der gerichtlichen Medizin zu § 1 des B.G.B. be¬ 
schäftigt sich Fraenckel noch einmal, indem er die Auslegung des 
Begriffs „Vollendung der Geburt“ erörtert und auseinandersetzt, 
daß damit nur das Geborenwerden, d. h. die Eröffnungs- und Aus¬ 
treibungsperiode gemeint sein kann. Ohne Bedeutung für die Begriffs¬ 
bestimmung ist die Ausstoßung in der Glückshaube, die Abnabelung, 
wesentlich aber der wohl denkbare Fall, daß ein gesundes, reifes, 
schreiendes Kind, welches etwa noch mit einem Bein in den mütter¬ 
lichen Geburtsteilen steckt, durch die Kopflosigkeit der Hebamme 
abstirbt, ehe die Geburt tatsächlich vollendet ist. Dem Wortlaut 
des Gesetzes nach wäre ein solches Kind nicht rechtsfähig. Da 
aber richterliche Entscheidungen auch den Sinn des Gesetzes wieder¬ 
geben sollen, können wir uns nicht vorstellen, daß ein Richter einem 
solchen Kinde die Rechtsfähigkeit absprechen wird. Schwieriger ist 
der Lebensnachweis zu erbringen. Der Nachweis der stattgehabten 
Atmung, den noch das allgemeine Landrecht forderte, genügt 
hierzu nicht, da ein Kind auch gelebt haben kann, ohne zu atmen. 
Der Ansicht Fraenckels, daß die gerichtliche Medizin auf irrtüm¬ 
liche juristische Auffassungen keine Rücksicht zu nehmen habe, 
pflichten wir bei, und von diesem Standpunkt aus müssen alle 
Lebenszeichen, Atmung, Pulsschlag, Herztöne, Bewegungen, Gefäll- 
reaktion, gleich bewertet werden. Freilich kann der Beweis für 
extrauterines Leben ohne Atmung recht schwierig und nur durch 
zuverlässige Zeugen der Geburt zu erbringen sein. Die Schwierig¬ 
keit der durch den § 1 des B.G.B. geschaffenen Rechtslage liegt 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


543 


eben darin, daß die juristische Lehre im Geburtsvorgang ganz will¬ 
kürlich eine Trennung im kindlichen Leben sieht, während nach 
naturwissenschaftlicher Auffassung von der Zeugung bis zum Tode 
ein ununterbrochener Zusammenhang des Lebens besteht. — Auch Lungenprobe. 
Bühs und Be um er halten auf Grund eigener Versuche die 
Bordas-Descoustsehe Lehre, daß durch Fäulnisblasen schwimm- 
fähig gewordene Lungen das Geatmethaben des Neugeborenen 
beweisen, für unrichtig, heben aber hervor, was übrigens von anderer 
Seite niemals bestritten wurde, das reichliche Anhäufung von Fäulnis¬ 
blasen im Gewebe und unter der Pleura, sowie Schwimmfähigkeit 
den Sachverständigen in der Annahme bestärken müsse, daß das 
Kind gelebt habe. Sie halten im übrigen die Anschauungen über 
die Lungenfäulnis, besonders über die Entstehung von interstitiellem 
und alveolärem Emphysem noch nicht für so weit geklärt, daß dar¬ 
über wissenschaftlich fest formulierte Grundsätze aufgestellt werden 
können. — Der Forderung Ungars, daß die Magendarmprobe in Magendatm- 
die amtlichen Vorschriften für die gerichtlichen Obduktionen, ebenso probe, 
wie die Lungenprobe, unbedingt Aufnahme finde, kann man sich 
nur anschließen. Ihre Bedeutung liegt darin, wie Ungar neuer¬ 
dings überzeugend ausführt, daß sie auch wichtige Anhaltspunkte 
für die Lebensdauer des Neugeborenen zu geben vermag, ein Vorzug, 
den sie vor anderen Lebensproben, selbst vor der Lungenprobe voraus 
hat. — Die Grenzzahlen der Körperlänge für die Beurteilung Grenzzahlen 
der Lebensfähigkeit Neugeborener werden sehr verschieden an- der Körper¬ 
gegeben. Marx schlägt vor, als Direktive für die Hebammen und die Lebensfthig- 
Exekutivorgane der Polizei die Grenzzahl der Körperlänge auf 32 cm, keit Neu- 
d. h. auf die 26. Woche festzusetzen, wobei zu bemerken wäre, daß geborener, 
in allen Fällen, in denen sich an noch nicht 32 cm langen Früchten 
offenbare Verletzungen, Umschnürungen des Halses und anderes 
vorfinden, gleichwohl eine gerichtsärztliche Untersuchung notwendig 
sei. — Die Kopfgeschwulst wurde bisher als ein Zeichen dafür Beziehungen 
angesehen, daß das Neugeborene mindestens während der Geburt der K °r f - 
noch gelebt hat. So sagt Orth z. B.: „Ohne Blutbewegung gibt zum^eben 
es keine Kopfgeschwulst.“ Versuche von Holzapfel zeigen in- der Frucht, 
dessen, daß diese Meinung irrig ist. Denn es gelang ihm, auch an 
toten Kindern noch geraume Zeit nach dem Tode durch Saugwirkung 
stark seröse Infiltration der Kopfschwarte zu erzeugen. Aus dem Vor¬ 
handensein einer Kopfgeschwulst läßt sich also kein Beweis dafür her¬ 
leiten, daß das Kind bei der Geburt gelebt hat. Auch die bei der Ab- Abstoßung 
stoßung der Nabelschnur entstehende Leukozytenplatte ist nach schnur'uis 
Leers nur bedingt für ein Gelebthaben der Frucht zu verwerten, Lebenszeichen 



544 


Ziernke. 


Kongenitale 
ILiutdefekte 
am Kopfe 
Neugeborener 


Beziehung 
<lvr Pankreas- 
blutungen 
zum Tode 


denn er fand sie selbst bei zwei Totgeborenen völlig ausgebildet vor. 
— Für die Entstehung der kongenitalen Hautdefekte am Kopfe 
Neugeborener kommen nach Kellers ausführlicher Studie, der 
ebenso wie Liedig neue Fälle beschreibt, verschiedene Ursachen 
in Betracht. Auf Qrund ihres Befundes allein ist auch die Mög¬ 
lichkeit eines allerdings mindestens einige Tage vor dem Partus 
stattgefundenen Fruchtabtreibungsversuches nicht von der Hand zu 
weisen. — Ipsen macht darauf aufmerksam, daß auch bei Neu¬ 
geborenen infolge einer auf den Unterleib gerichteten, umschriebenen 
Gewalteinwirkung isolierte Hämatome des Pankreas Vorkommen, 


Neugeborener, und daß man in solchen Fällen bei Fehlen anderer greifbarer ana¬ 


tomischer Todesursachen einen auf das Trauma zu beziehenden 


Schocktod anzunehmen habe, und zwar infolge des Traumas selbst 
durch Beeinflussung der oberhalb der Bauchspeicheldrüse gelegenen 
Nervengeflechte und nicht etwa infolge des Blutergusses in das 
Intrauterine Pankreas. — Eine Mitteilung von intrauteriner Leichenstarre 
Leichenstarre. liegt von Ulrich vor. Der Fall betraf einen Zwilling, der, wie in 
anderen Fällen, in fötaler Haltung erstarrt war. Ein Beweis für 
extrauterines Leben also ist die Leichenstarre einer Fracht nie- 


Leichenschau. mals. — Eine obligatorische Leichenschau ist für ein modernes 
Staatswesen eine um so zwingendere Forderung, als die Sterblich¬ 
keitsstatistik im ganzen und nach den einzelnen tödlichen Krank¬ 
heiten noch immer der beste Maßstab für den Gesundheitszustand 


des Volkes ist. Kolb fordert ihre Einführung für das ganze 
Deutsche Reich nach dem Vorbilde Süddeutschlands, namentlich 
Bayerns. Seine Hoffnung, daß durch sie auch eine genaue Todes¬ 
ursachenstatistik gewährleistet werden würde, wird sich unseres 
Erachtens nur erfüllen, wenn die Leichenschau möglichst nur von 
Agone. Aerzten ausgeführt wird. — Puppe sieht in der Agone nichts 
weiter als die dem Eintritt des Todes vorhergehenden Erstickungs¬ 
erscheinungen. Denn nicht nur für die gewaltsame Erstickung, 
sondern für die allerverschiedensten Krankheiten ist es die Auf- 


EinMuß der 
Fäulnis auf 
die Viskosität 
dos Blutes. 


hebung des respiratorischen Gaswechsels, welche die Lebensäuße¬ 
rungen beschließt. — Der Einfluß der Fäulnis auf die Viskosität 
des Blutes ist von Ferrai studiert worden. Er fand, daß die 
enorme Steigerung, welche defibriniertes Blut in seiner Viskosität zeigt, 
wenn es 7 8 Stunden bei 37° C. gehalten wird, im Beginn der 

Fäulnis nicht beeinflußt wird. Erst mit der kolliquativen Fäulnis 
tritt ein rapider Abfall der Viskositätskurve ein, dem eine Zu¬ 
nahme des osmotischen Drucks und der elektrischen Leitfähigkeit 


parallel geht. 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


545 


Neben einigen anderen Fragen forensischer Natur, welche Vergiftungen 
z. B. das Geruchloswerden des Leuchtgases nach Durchwanderung Leucht e as > 
von Erdschichten und die anatomischen Unterschiede zwischen 
Kohlendunst- und Leuchtgasvergiftung betreffen, erörtert Wandel 
besonders die Feststellung der Priorität des Todes bei Vergiftung 
mehrerer Personen durch Leuchtgas und macht dabei auf das Auf¬ 
hören der Verdauung im Augenblick der Wirkung des Kohlenoxyds, 
auf Fehlen oder Vorhandensein der Totenstarre, auf den Gehalt 
des Blutes an Kohlenoxyd und anderes aufmerksam. Bei der Mannig¬ 
faltigkeit der in Betracht kommenden Faktoren lassen sich indessen 
bestimmte Regeln nicht aufstellen, das Urteil des Gutachters wird 
sich vielmehr auf die von Fall zu Fall gemachten Beobachtungen 
gründen müssen. — Mayer und Strusberg beschäftigen sich 
mit den Folgen der Kohlenoxydvergiftung. Dieser sah eine orga- Kohlenoxyd, 
nische Erkrankung des Zentralnervensystems, die wahrscheinlich 
in einer Bildung multipler enzephalitischer und enzephalomalazischer 
Herde in Gehirn und Rückenmark bestand, in einem anderen Falle 
nach einmaliger Einwirkung des Giftes auch Störungen im Bereich 
des Herznervensystems, jener eine Neuritis ascendens und Myositis 
nach Leuchtgasvergiftung entstehen. Aehnliche Erfahrungen sind 
auch von anderer Seite gemacht worden. — Fälle von später Chloro- Chloroform, 
formvergiftung werden von Thorp, Bride, Wilson und Hunter 
mitgeteilt. Iu allen traten die Vergiftungserscheinungen erst einige 
Tage nach der Narkose unter dem Bilde der Säureintoxikation oder 
der akuten gelben Leberatrophie auf, die Hunter auf Störung der 
Leberfunktion infolge Veränderung des Fettmetabolismus zurück¬ 
führt, wodurch die Leber verhindert werde, eine antitoxische Wir¬ 
kung auszuüben. Hunter hält es deshalb für falsch, die Leber 
vor der Narkose durch Nahrungsentziehung weiter zu schwächen, 
empfiehlt vielmehr, 2—3 Stunden vorher eine leicht verdauliche, 
viel Kohlehydrate enthaltende Kost zu verabreichen. — Alkoholver- Alkohol, 
giftungen bei Kindern sind in Deutschland glücklicherweise selten. 

In Rußland scheint das nach den Mitteilungen Olschanetzkis nicht 
der Fall zu sein. Dieser erzählt, daß man dort unter 10—15jährigen 
Burschen echte Trinker finden könne und berichtet von einem 3jährigen 
Knaben, der nach Genuß von 1 '> Glas Schnaps eine schwer Alkohol¬ 
vergiftung erlitt und nur durch Kochsalzinfusionen am Leben er¬ 
halten wurde. — Daß Lysol zu den Modegiften gehört, weiß man Lysol, 
schon seit längerer Zeit. Zahlenmäßig kommt dies in einer Statistik 
zum Ausdruck, die R. Friedländer gelegentlich einer zusammen¬ 
fassenden Besprechung der Lysolvergiftung für Berlin gibt. In 

Jahrbuch der praktischen Medizin. rjoi*, 35 



546 


Ziemke. 


Vergiftungen: 
Lysol, 


Sublimat, 


Essigessenz, 


Berliner Krankenhäusern wurden im Jahre 1904 64 Lysolvergif¬ 
tungen, im Jahre 1905 119 Lysolvergiftungen behandelt. Rechnet 
man die nicht in Krankenhäusern behandelten Fälle hinzu, so wird 
man die Zahl der jährlichen Lysolvergiftungen für Berlin mit 200 
wohl kaum zu hoch berechnen. Dies ist ein neuer Beweis dafür, 
wie notwendig das Verbot des freihändigen Verkaufs des Lysols 
war. Es steht zu erwarten, daß mit diesem Verbot auch die Zahl 
der Lysolselbstmorde erheblich zurückgehen wird. Mehrere von 
Feldmann beobachtete Lysolvergiftungen sind erwähnenswert, 
weil ihr Ablauf durch vorherigen Genuß reichlicher Alkoholmengen 
wesentlich gemildert wurde. — R. V. Müller veröffentlicht 2 Fälle 
von Sublimatvergiftung, die in forensischer Beziehung manches 
Interessante bieten. Ungewöhnlich ist in beiden der Ort der Einver¬ 
leibung des Giftes: in einem Fall der After, im anderen die Vagina. 
Zwar nicht ungewöhnlich, aber bezeichnend genug ist ferner, daß 
die Vergiftung von einem Naturheilkundigen, bezw. von einer 
Abtreiberin verursacht wurde. Der Kurpfuscher hatte bei einem 
8jährigen Kinde einen Darmeinlauf mit einer Sublimatlösung vor¬ 
genommen , die Abtreiberin Vaginalirrigationen zum Zwecke der 
Abtreibung appliziert. In beiden Fällen war nach wenigen Stunden 
der Tod eingetreten. Müller weist darauf hin, daß die stärksten 
pathologisch-anatomischen Veränderungen im unteren Teile des Dick¬ 
darms bezw. in der Scheide gefunden wurden, während Mund und 
Magen frei von jeglicher Veränderung waren. Es war also möglich, 
aus der Obduktion mit Sicherheit den Applikationsort des Giftes 
festzustellen. Dagegen gelingt es nicht, weder aus dem Obduktions¬ 
befund, noch aus dem chemischen Nachweis des Quecksilbers in 
den Organen, zu entscheiden, welche Quecksilberverbindung zur 
Vergiftung benutzt wurde. Ueber 2 tödliche Fälle von Sublimat¬ 
vergiftung berichtet auch Sokolow, von denen einer durch ver¬ 
sehentlich erfolgtes Verschlucken eines Sublimatkristalles verursacht 
war, wodurch an einigen Stellen der Magenschleimhaut, namentlich 
in der Pylorusgegend eine scharf begrenzte Nekrose entstanden 
war. — Vergiftungen durch Essigessenz, die namentlich in ärmeren 
Bevölkerungskreisen als Ersatz für Essig und Weinessig benutzt 
wird, sind in neuerer Zeit wiederholt vorgekommen. Von 8 Fällen, 
welche Bleibtreu beobachtete, war einer so schwer, daß er tödlich 
verlief. Es wäre daher wohl angebracht, durch energische gesetz¬ 
liche Maßregeln das Verschwinden dieses gefährlichen Giftes vom 
Nahrungsmittelmarkt herbeizuführen. — Von 2 Selbstmordfällen durch 
Kali chloricum, welche Weichselbaum beobachtete, zeigte einer 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 547 

neben der regelmäßigen Methämoglobinbildung einen ungewöhnlichen 
anatomischen Befund, im Herzen und in allen größeren Gefäßen 
kompakte, thrombenähnliche Gerinnsel und mikroskopisch in allen 
Organen strotzend gefüllte Venen und Kapillaren. Durch diese 
Zeichen einer schweren Zirkulationsstörung sucht Weichselbaum 
den höchst auffallenden Befund eines Bisses in der Kapsel und 
oberflächlichen Schicht der Milz bei starker Schwellung des Organs 
zu erklären. Uns will diese Erklärung etwas weit hergeholt er¬ 
scheinen. Kompakte Gerinnsel findet man bei der Kali chloricum- 
Vergiftung unseres Wissens häufig, sie aber als Ursache einer trauma¬ 
tischen Milzruptur anzusprechen, erscheint doch etwas gewagt. Eher 
ließe sich die Milzruptur wohl durch Verletzung während der Er¬ 
stickungskrämpfe erklären. — Bei 2 Vergiftungen mit Anilinöl sah 
Krause eine eigentümliche Blaufärbung von Haut und Schleim¬ 
häuten, die nicht durch Zyanose hervorgerufen wurde, sondern 
wahrscheinlich auf Methämoglobinbildung im Blute beruhte. Auch 
im Tierversuch konnte keine solche nachgewiesen werden. — 
Kalmus berichtet über die Vergiftung einer dreigliedrigen Familie, 
welche von einem unter dem Namen Hirschzungenkraut — Fol. 
Scopolendrii — gekauften Tee getrunken hatte. Die Untersuchung 
.des Tees ergab, daß er zerkleinerte Belladonnablättchen enthielt. 
Bei dem Drogisten, welcher den Tee verkauft hatte, fand sich in 
dem mit Fol. Scopolendrii signierten Schubfach eine beträchtliche 
Menge Fol. Belladonna. — Zum Nachweis des Veronals aus Leichen 
für die Zwecke des Gerichts ist nach Untersuchungen von Panzer 
das Stas-Ottosche Verfahren geeignet und aus dem Grunde zu 
empfehlen, weil es, wenn Anhaltspunkte für ein bestimmtes Gift 
fehlen, ohnehin zum Nachweis etwa vorhandener Pflanzenalkaloide 
angestellt werden müßte, und weil es dann auf Veronal führt. Denn 
bei der Fähigkeit des Veronals, leicht zu kristallisieren, sind im 
Verdunstungsrückstand des Aethers von der ersten Ausschüttelung 
auch Kristalle auffindbar, wenn nennenswerte Mengen von Veronal 
vorhanden sind. So gelang es noch mit Sicherheit auf 500 g Leichen¬ 
teile 0,05 g Veronal nachzuweisen, was für einen 70 kg schweren 
Menschen einer Menge von 7 g entsprechen würde, eine Dosis, die, 
wenn sie überhaupt tödlich wirkt, an der unteren Grenze der Dosis 
letalis steht. Der Harn enthält das Veronal in konzentrierter Form, 
er bildet daher bei derartigen Untersuchungen ein wertvolles Unter¬ 
suchungsmaterial, das getrennt von den übrigen Leichenteilen zu 
verarbeiten ist. Gegen die Fäulnis ist das Veronal wenig wider¬ 
standsfähig. Schon nach 1 Monat war es in Leichenteilen nicht 


Kali 

chloricura, 


Anilinöl, 


Belladonna, 


Veronal, 



548 


Ziemke. 


Vergiftungen: 

Eukalyptusöl, 


Kockels- 

körner, 


Fleisch¬ 

vergiftung. 


Sexuelles 

und 

Geburtshilfe: 
Künstliche 
Befruchtung 
und eheliche 
Abstammung. 


Einführung 
von Fremd¬ 
körpern in 
den Mast¬ 
darm. 


mehr nachweisbar. — Vergiftungen mit Eukalyptusöl, das in markt¬ 
schreierischer Reklame als Allheilmittel angepriesen wird, sind nun 
schon wiederholt beobachtet worden. Schröder sah bei einem 
l’/tjährigen Knaben nach Genuß von 30 g Vergiftungserscheinungen, 
welche zunächst in heiteren Delirien, dann in einem soporartigen 
Zustand bestanden. Nach wenigen Stunden war Erholung einge¬ 
treten. — Von einer Vergiftung durch Kockeiskörner — Fructus 
Cocculi —, einem früher in der Medizin zu Salben, Streupulvern 
und Abkochungen gebrauchten Mittel, berichtet Homa. Ein Ehe¬ 
paar, dem die Kockeiskörner als bewährtes Abführmittel empfohlen 
worden waren, hatte davon eingenommen. Die erhoffte Wirkung 
trat zwar ein, führte aber bei der schwächeren Frau zu vorüber¬ 
gehenden Vergiftungserscheinungen, die durch das in den Körnern 
enthaltene Pikrotoxin verursacht wurden. — Die Fleisch Vergiftung 
hat durch Lochte eine eingehende Bearbeitung erfahren, die sich 
hauptsächlich mit ihrer amtsärztlichen Beurteilung beschäftigt. 

Gegen das im vorigen Jahresbericht erwähnte Urteil eines 
deutschen Gerichts, welches die Behauptung der Ehefrau, sie habe 
sich mit dem Samen des Ehemanns ohne dessen Wissen selbst be¬ 
fruchtet, als möglich hinstellte und ein während der Ehe geborenes 
Kind darum für ehelich erklärte, wendet sich nun auch der Jurist. 
Olshausen, indem er auBführt, daß nach dem geltenden deutschen 
Recht eine Beweiserhebung über angeblich künstlich erfolgte Be¬ 
fruchtung gar nicht in Frage kommt, da für die Ehelichkeit eines 
Kindes auch erforderlich sei, daß es durch eine „Beiwohnung“ des 
Mannes erzeugt wurde. Zutreffend bemerkt J. Schwalbe hierzu, daß 
es für die Zugehörigkeit eines Kindes zu einem Menschenpaar vom 
naturwissenschaftlichen Standpunkt aus ganz gleichgültig sei, auf 
welche Weise die Vereinigung von Ovulum und Sperma ermöglicht sei; 
immer seien Frau und Mann, aus deren Produkten das Kind erzeugt 
sei, als Eltern des Kindes anzusehen. Vom praktischen Standpunkt wird 
man das Urteil gleichwohl für anfechtbar halten müssen. Denn selbst 
wenn man das berücksichtigt, was der erfahrene Spezialist Rohleder 
über dieses Thema schreibt, sind die Aussichten, auch nach den Be¬ 
merkungen von Schwalbe, für die künstliche Befruchtung von be¬ 
sonders günstigen Voraussetzungen abhängig und ihre Erfolge selbst 
bei Beachtung dieser Voraussetzungen so gering, daß man sie in der 
Praxis ignorieren kann. — Ueber die Einführung voluminöser 
Fremdkörper in den Mastdarm aus zweifellos pervers-sexuellen 
Motiven berichtet Wachholz. Der Fremdkörper bestand im einen Fall 
aus einem 20 cm langen, 5 cm breiten konisch zugespitzten Holz- 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


549 


pflock, im anderen Falle war ein 29 cm langer, 6 cm breiter knüttel¬ 
artiger Pflock 10 cm tief in den Mastdarm eingekeilt worden. Ver¬ 
letzungen wurden weder außen am After, noch innen wahrgenommen. 
Es handelte sich in beiden Fällen um einfache junge Landleute, 
die sicher nicht auf dem Wege der sexuellen Ueberreizung und 
Ausschweifung auf den Gedanken einer derartigen Geschlechts¬ 
befriedigung gekommen waren. — Eine Maturitas praecox beob¬ 
achtete Kamenski bei einem 6jährigen Mädchen. Es zeigte ent¬ 
wickelte Brüste, behaarten Mons veneris und große, vollständig 
entwickelte Schamlippen. Die Oeffnung im Hymen war für den 
Zeigefinger durchgängig. Die Neigungen des Kindes entsprachen 
seinem Alter, nur fiel seine tiefe Stimme auf. — Bischoff be¬ 
schäftigt sich in einer ausführlichen Publikation mit dem Geistes¬ 
zustand der Schwangeren und Gebärenden. Er kommt zudem 
nicht überraschenden Ergebnis, daß die Gravidität ebenso wie die 
Entbindung als solche, wenn nicht eine besondere Disposition be¬ 
steht, nicht zu Geisteskrankheit führt, und ist der Meinung, daß 
auch die Affekte heimlich Gebärender durch den Geburtsvorgang 
nicht zu pathologischer Höhe gesteigert werden. Die Erfahrung 
lehrt aber, wie bekannt, daß schon bei Schwangeren, welche unter 
günstigen äußeren Bedingungen gebären, die Besonnenheit durch 
den Geburtsvorgang vielfach erheblich getrübt wird, mit um so 
größerem Recht wird man den heimlich Gebärenden, die unter viel 
ungünstigeren Verhältnissen ihr Kind zur Welt bringen, eine ab¬ 
norme Geistesverfassung einräumen dürfen, wie dies ja auch in der 
milderen Fassung des Kindsmordparagraphen geschehen ist. Daß 
sich dieser abnorme Geisteszustand bis zu einer die freie Willens¬ 
bestimmung ausschließenden Höhe steigern kann, wenn eine Frau 
bei der Geburt von einem eklamptischen Anfall überrascht wird 
und daher von Dingen nichts anzugeben weiß, die unmittelbar vor¬ 
hergingen, daß das Kind im Anfalle ohne Zutun der Mutter be¬ 
schädigt oder von ihr in einem präeklamptischen Dämmerzustand 
getötet werden kann, wird man als Sachverständiger erst recht zu¬ 
geben müssen, wie Schröder das in’einem von ihm begutachteten 
Falle auch getan hat, wo das Kind außer einer abgerissenen Nabel¬ 
schnur erhebliche Blutergüsse und Schädelfrakturen aufwies. Geistes¬ 
krankheiten bei Schwangeren geben an sich noch nicht die 
Berechtigung zur Einleitung eines künstlichen Abortes. Wohlaber 
ist dies der Fall, wenn durch die Entleerung des Uterus eine Heilung 
oder Besserung der Psychose erhofft werden kann, wenn die Psychose 
psychogenen Ursprungs ist, z. B. bei psychogenen Angstzuständen. 


Maturitas 
praecox 
bei einem 
5jährigen 
Mädchen. 


Geistes¬ 
zustand der 
Schwangeren 
und 

Gebärenden. 


Eklampsie. 


Einleitung 
des Aborts bei 
psychischer 
Krankheit. 



550 


Ziemke. 


Einleitung 
des Aborts bei 
psychischer 
Krankheit. 


Frucht¬ 

abtreibungen. 


Frauenheil¬ 
kunde und 
{Strafrecht. 


Fünf Fälle, bei denen Friedmann aus diesem Grunde den Abort 
künstlich hervorrief, gelangten sämtlich sofort zur Heilung. Nach 
Fritschs Erfahrungen beschränkt sich die Berechtigung zur Ein¬ 
leitung des künstlichen Abortes wesentlich auf die Fälle von un¬ 
stillbarem Erbrechen und Tuberkulose. Die Frage, wann bei einer 
Geisteskrankheit die Einleitung des künstlichen Abortes in Be¬ 
tracht kommt, läßt er unentschieden. Ueberraschend ist, daß diese 
Frage an einen so erfahrenen Geburtshelfer wie Fritsch überhaupt 
noch nicht herangetreten ist. — Lochte macht über eine Reihe 
von interessanten Fruchtabtreibungs versuchen mit tödlichem 
Ausgang Mitteilung. Sie lehren, daß die üblen Folgen der Provokation 
außerordentlich verschieden sind und der anatomische Befund große 
Mannigfaltigkeit aufweisen kann. Die Beobachtung Blumreichs, 
der nach einem spontanen Abort eine Zervixverletzung sah, lehrt, 
wie vorsichtig man bei der Beurteilung und Deutung solcher Ver¬ 
letzungen als Folgen krimineller Eingriffe sein muß. Interessant 
ist Glasers Mitteilung von einer tödlich verlaufenen Fruchtabtrei¬ 
bung durch die Taxus baccata, die ja in der Volksmedizin den Bui 
eines wirsamen Abtreibungsmittels genießt, in den Lehrbüchern aber 
gewöhnlich als unwirksam bezeichnet wird. 5 Monate nach der 
Obduktion wurde in dem Inhalt des in 96°/oigem Alkohol konser¬ 
vierten Magens das sehr giftige Taxusalkaloid Taxin nachgewiesen 
— v. Calcer steht, wie die Mehrzahl der Juristen, auf dem Stand¬ 
punkt, daß der Arzt auch in der Frauenheilkunde bei chirurgischen 
Eingriffen grundsätzlich der Einwilligung des Patienten bedarf, 
falls nicht unmittelbare Lebensgefahr vorliegt. Zur Feststellung des 
Bedürfnisses der Einwilligung schlägt er folgenden Zusatz vor: „Nicht 
strafbar ist die zu ärztlichen Zwecken erfolgende Handlung, voraus¬ 
gesetzt, daß sie mit Einwilligung des Patienten oder seines Vertreters 
geschehen ist oder daß sie zur Rettung aus einer unmittelbaren 
Lebensgefahr erforderlich war.“ In den Bestimmungen über Ab¬ 
treibung und schwere Körperverletzung soll die Nichtstrafbarkeit 
der Fruchttötung bezw. der Vernichtung der Empfängnisfähigkeit 
besonders erwähnt werden, wenn sie erforderlich war zur Rettung 
der Mutter aus Lebensgefahr oder aus der Gefahr einer unverhält¬ 
nismäßig schweren Gesundheitsbeschädigung, bezw. wenn die Ver¬ 
nichtung der Empfängnisfähigkeit an einer verheirateten Frau vor¬ 
genommen wurde und der Eingriff erforderlich war, um die aus 
der Schwangerschaft voraussichtlich entstehende Lebensgefahr oder 
die Gefahr einer verhältnismäßig schweren Gesund hei tsschädiguog 
zu beseitigen. Nach dem, was über die Reform des Strafgesetz- 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


551 


buches bekannt geworden ist, dürften die unserer Gesetzgebung 
in diesen Fragen anhaftenden Mängel wohl kaum beseitigt werden. 

— Die Röntgenographie gehört heutzutage zu denjenigen diagnosti¬ 
schen Methoden, deren sich der Arzt unter gewissen Umständen 
bedienen muß. Unterläßt er dies, und entstehen hieraus üble Folgen 
für den Kranken, so macht er sich für diese nach dem Bürger¬ 
lichen Gesetzbuch haftpflichtig. Karewski erläutert dies an einer 
Reihe lehrreicher Beispiele. Jedenfalls aber ist der Arzt nicht ver¬ 
pflichtet, die Röntgenuntersuchung selbst vorzunehmen; er genügt 
seiner Pflicht, wenn er den Kranken auf ihre Notwendigkeit und 
auf die Folgen der Unterlassung aufmerksam macht. 

Gegen die therapeutische Anwendung der physikalischen Heilmethoden 
in direkter, wie indirekter Form durch Nichtärzte nehmen Brieger und 
Frankenhäuser in einem Gutachten entschieden Stellung, indem sie 
speziell auf die Gefährlichkeit der Röntgenstrahlen hinweisen, die bei 
falcher Anwendung zu den schwersten Giften gehören und lebensgefähr¬ 
lichen oder unheilbaren Schaden anrichten können. Laqueurs Forderung, 
daß die Aerzte sich mehr mit den physikalischen Heilmethoden, welche 
die Kurpfuscher als ihre Domäne ansehen, vertraut machen sollen, um den 
Pfuschern den Boden zu entziehen, entbehrt nicht einer gewissen Berechtigung. 

— Der neue Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Kurpfuscherei 
und des Geheimmittelwesens wird in ausgezeichneterWeise von Stier- 
Somlo und von J. Schwalbe besprochen. In Schwalb es Kritik tritt 
die Anschauung hervor, daß manche Bestimmungen des Entwurfs nicht 
weit genug gehen. Sein Standpunkt, nun man einmal bei der Gesetz¬ 
gebung ist, gleich ganze Arbeit zu machen, scheint auch uns der richtige 
zu sein. — Beachtenswert ist auch ein Vorschlag Eisenstadts, eine Ge¬ 
sellschaft zur internationalen Bekämpfung des Kurpfuschertums ins Leben 
zu rufen. — Sehr häufig bedienen sich die Pfuscher des sogen. Heil¬ 
magnetismus als Behandlungsmethode und berufen sich dabei auf Gut¬ 
achten ärztlicher Autoritäten, die in voreiliger Weise die Existenz eines 
tierischen Magnetismus bescheinigt haben. Moll empfiehlt dem Sach¬ 
verständigen, auch die absurdeste Behauptung der Pfuscher unter exakten 
Versuchsbedingungen zu prüfen. So ist es ihm stets gelungen, ihre Be¬ 
hauptungen vor Gericht widerlegen oder natürlich erklären zu können. 
Mit der Widerlegung eines Nuß bäum sehen Gutachtens, das besonders gern 
von Magnetiseuren für ihre Zwecke ausgebeutet wird, beschäftigt sich 
Geyer, der nachweist, daß die dort vertretenen Anschauungen heute nicht 
mehr haltbar sind. A. Eulenburg erklärte in einem Gutachten die 
inagnetopathische Behandlung, welche eine schwer nervenkranke Frau er¬ 
fahren hatte, in Bezug auf den Heilzweck völlig wertlos, entschloß sich 
aber nicht, das Verfahren des Magnetopathen als auf Täuschung berechnet 
hinzustellen, da dieser in naiver Gutgläubigkeit gehandelt haben konnte. 


Haftpflicht 
des Arztes bei 
Unterlassung 
einer Röntgen¬ 
untersuchung. 


Kur¬ 

pfuscherei. 


Heil¬ 
magnet i sin us. 



552 


Ziemke. 


Wünsche zur 
Strafrechts¬ 
reform. 


Der persönliche Eindruck, den man aas derartigen Verhandlungen mit 
nach Hanse nimmt, spricht allerdings gewöhnlich nicht für diese Gut¬ 
gläubigkeit. 

Gerichtliche An der Spitze dieses Abschnittes sei auf zwei Werke über ge- 
Psychiatne: r i c htliche Psychiatrie hingewiesen, das ausgezeichnete Handbuch 
von Hoche, dessen zweite, hauptsächlich im zivilrechtlichen Teil 
neu bearbeitete Auflage vorliegt, und das Cramersche in vierter 
Auflage erschienene Lehrbuch, welches vielfach umgearbeitet und ver¬ 
mehrt auch die Klinik der Grenzzustände berücksichtigt. — Cr am er 
Psychiatrische hat auch nochmals die psychiatrischen Wünsche zur Straf- 
's traf rechtst rec htsreform zusammenfassend besprochen. Er fordert u. a. mit 
reform. Recht, wie jeder Sachverständige, der häufiger vor Gericht ist, zu¬ 
geben wird, daß auch der Jurist sich die zum Verständnis der 
psychiatrischen Ausführungen notwendige Vorbildung aneignen möge. 
Ebenso wichtig ist die stenographische Aufnahme wichtiger Aus¬ 
sagen von Zeugen und Angeschuldigten, die nicht nur dem Sinne 
nach, sondern wörtlich wiedergegeben werden sollen. Eine gebüh¬ 
rende Berücksichtigung müssen ferner in der kommenden Straf¬ 
gesetzgebung die Grenzzustände finden. An Stelle der geminderten 
Zurechnungsfähigkeit muß aber der Begriff der geistigen Minder¬ 
wertigkeit treten, welche der Arzt bei Kenntnis der Grenzzustände 
in der Lage ist nachzuweisen. Die Zahl der geistig Minderwertigen 
schätzt Cramer bei günstigem Milieu nicht so hoch, wie häufig 
angenommen wird. Bei ihrer strafrechtlichen Behandlung soll nicht 
nur die Art des begangenen Verbrechens, sondern auch der Zustand 
des .geistig Minderwertigen Berücksichtigung finden. Wenn der 
Sachverständige sich in seinem Gutachten nicht nur im allgemeinen 
darüber äußert, ob Krankheit vorliegt, sondern auch über den Grad 
der Krankheit und ihren Einfluß auf das Tun und Lassen des An¬ 


geklagten, so wird er den Richter ausreichend orientieren, ohne daß 
er nötig hat, auf den metaphysischen Begriff der freien Willens¬ 
bestimmung näher einzugehen. Auch die strafrechtliche Behand- 
Behandiung lung der Jugendlichen, die ausführlich ebenfalls von Neter be¬ 
dungen'* handelt wird, und die Begutachtung der Berauschten und Trunksüchtigen 
Jugend. wird von Cramer gestreift. Wer sich über die Forderungen, welche 
die gerichtliche Psychiatrie an die kommende Strafrechtsreform, 
stellen muß, orientieren will, wird hierzu die Cr amorschen Ausfüh- 
strafrecht- rungen in vorzüglicher Weise benutzen können. — Ueber strafrecht¬ 
liche Reform- liehe Reformbestrebungen verbreitet sich auchLongard, dem 
bestrebungen _ . . . 

im Lichte man nur beipflichten kann, wenn er einer staatlich organisierten 
der Fürsorge. Fürsorge in weitestem Umfang das Wort redet. Den Einwand der 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


553 


großen Kosten, welche dies erfordern würde, weist er zutreffend mit 
dem Hinweis zurück, daß durch eine geeignete Fürsorge insofern 
eher eine Ersparnis eintreteu wird, als die Schädigungen an der 
Allgemeinheit verringert und die vielen nutzlosen Strafprozeduren 
eine Verminderung erfahren würden. — Die Lösung der Frage, wie 
die Gesellschaft vor gemeingefährlichen Geisteskranken am 
zweckmäßigsten geschützt wird, ist dringend. Häuft sich doch an¬ 
scheinend die Zahl der Entweichungen verbrecherischer und gemein¬ 
gefährlicher Geisteskranker aus den Irrenanstalten gerade in der 
letzten Zeit. Mönkemöller plädiert für psychiatrische Adnexe an 
Strafanstalten mit nicht auf 6 Monate beschränkter Aufnahmefrist, 
in denen die Kranken zweckmäßig verteilt und beschäftigt werden 
können. Für die geistig Minderwertigen fordert er besondere An¬ 
stalten, wo sie in nutzbringender Arbeit ein ruhiges, die Allgemein¬ 
heit nicht bedrohendes Leben führen können, ein Vorschlag, der ja 
schon wiederholt gemacht worden ist und der auch unseres Erachtens 
die Frage der Unterbringung der Minderwertigen am besten löst. — 
Bumke bespricht landläufige Irrtümer in der Beurteilung 
von Geisteskranken in einer lesenswerten kleinen Schrift und 
sucht darin die Fehlerquellen aufzudecken für all die zahlreichen Mi߬ 
verständnisse und Vorurteile, unter denen Irrenärzte, wie die Geistes¬ 
kranken zu leiden haben. Namentlich das Kapitel über die Beur¬ 
teilung Geisteskranker vor Gericht bietet dem Sachverständigen 
manches Beherzigenswerte. — Der Gedanke stottern zu müssen 
wirkt beim Stotterer wie eine ausgebildete Wahnidee, welche den 
normalen Ablauf der willkürlichen sprachrichtigen Bewegungsvor¬ 
gänge des Sprechapparates stört und, eben weil solch ein Mench nicht 
als Stotterer erscheinen will, ihn dazu veranlaßt, gerade in einer beson¬ 
deren Situation, z. B. bei einer Zeugenvernehmung, an sein sprach¬ 
liches Unvermögen zu denken. Hierdurch wird leicht eine redaktionelle 
Aenderung der Aussage angebahnt, die zu kleineren und größeren 
Verschiebungen der Wahrheit führt und als bewußte Unwahrheit 
angesehen werden kann. Hoepfner fordert, daß diesem Verhalten 
des Stotterers vor Gericht Rechnung getragen wird und das ist 
gewiß auch richtig und billig. Wenn er aber meint, daß bei jedem 
Stotterer, der seine Aussage vor Gericht stotternd macht, die freie 
Willensbestimmung im Sinne des § 51 ausgeschlossen ist, so trifft 
dies sicherlich nicht zu. Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung 
wird dabei allerdings dem ruhigen und geschickten Verhalten des 
vernehmenden Richters zukommen. — Die forensische Begutach¬ 
tung geistig schwacher Individuen stützt sich in der Hauptsache auf 


Unter¬ 
bringung 
gemein¬ 
gefährlicher 
verbrecheri¬ 
scher Geistes¬ 
kranker. 


Landläufige 
Irrtümer in der 
Beurteilung 
von Geistes¬ 
kranken. 


Der § 51 und 
das Stottern. 



554 


Ziemke. 


Geistiges 
Inventar und 
Zurechnungs« 
fähigkeit. 


Psychologie 
der Aussage 


Psychologie 

anonymer 

Briefschreiber. 


Aberglaube 
als Mordmotiv 


die Beurteilung des geistigen Inventars, für dessen Aufnahme 
nicht nur eine oberflächliche Prüfung der Schulkenntnisse, sondern 
eine wiederholte Prüfung jedes seiner einzelnen Teile nötig ist. Auch 
die bekannten Frageschemata geben meistens kein richtiges Bild 
von dem vorhandenen geistigen Kapital und genügen nur für die 
Erkennung eines schon ziemlich hochgradigen Schwachsinns. Nach 
Berze liegt Unzurechnungsfähigkeit dann vor, wenn das geistige In¬ 
ventar eines Individuums sich dadurch insuffizient erweist, daß ihm 
die moralischen Begriffe abgehen, welche die Triebhandlungen modi¬ 
fizieren, oder dadurch, daß diese Begriffe nicht die erforderliche 
Auslösbarkeit und Wertigkeit erlangt haben. Ob das vorhandene 
geistige Kapital für die Geschäftsfähigkeit genügt, läßt sich außer 
durch eine allgemeine Intelligenzprüfung noch durch die Prüfung der 
Quantität und Verfügbarkeit desjenigen geistigen Besitzes feststellen, 
der sich auf die bürgerlichen Verkehrsbeziehungen erstreckt. — Die 
Experimente der modernen Aussageforschung haben das Gute 
gezeigt, daß sie die Aufmerksamkeit auf die Aussagefehler, die teils 
das Gedächtnis, noch häufiger die Wahrnehmung betreffen, gelenkt 
haben. Moll zeigt uns in übersichtlicher Kritik, wie verhältnis¬ 
mäßig dürftig die erzielten positiven Ergebnisse sind, und warnt mit 
Recht vor einer Ueberschätzung des Experiments in der gericht¬ 
lichen Praxis. Aehnlich ablehnend verhält sich Lochte, der weder 
die Bestellung von Gerichtspsychologen, noch die Forderung gut¬ 
heißt, durch methodisch-pädagogischen Unterricht in der Schule die 
Aussagefähigkeit zu üben. Auch der Jurist Högel ist ein ent¬ 
schiedener Gegner der praktischen Verwertung der Aussage¬ 
forschung z. B. zur Ueberführung eines Angeklagten durch die sogen. 
Tatbestandsdiagnostik, die, wie er treffend sagt, geradezu darauf 
hinauslaufe, durch geistige Ermüdung des Beschuldigten und durch 
Einkreisung mit Reizworten, die sich um wesentliche Tatumstände 
drehen, ihn einzufangen. — Mit der Psychologie der anonymen 
Briefschreiber beschäftigt sich Feigenwinter, ebenfalls ein 
Jurist, in einem recht interessanten Aufsatz, in dem er u. a. darauf 
hinweist, daß durchaus nicht immer unedle Motive wirksam zu sein 
brauchen. Fälle von gehäufter anonymer Korrespondenz hält er 
bestimmt für pathologisch — der Verdacht, daß sie es sind, be¬ 
steht ja zweifellos zunächst immer — und will die Täter als vermin¬ 
dert zurechnungsfähig angesehen wissen. — Daß der Aberglaube 
auch in Ländern mit höherer Kultur einen Menschen zum Mörder 
machen kann, lehrt ein von Hellwig mitgeteilter Fall, in dem ein 
20jähriger Schlosser, der an der Haltestelle einer Straßenbahn 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


555 


wartete, sich durch den „bösen Blick“ einer vorübergehenden alten 
Frau für behext hielt und wütend mit dem Dolch auf sie losstach. Der 
Täter wurde übrigens für unzurechnungsfähig erklärt; es liegt da¬ 
her die Möglichkeit vor, daß er auf Grund von Wahnvorstellungen 
handelte. — Der Familienmord ist zusammenfassend von Naecke 
und Fr. Straßmann bearbeitet worden. Naecke bringt eine ganze 
Reihe statistischer Angaben, welche sich alle nur auf wirklich 
Geisteskranke beziehen, die durchaus nicht immer absichtlich, oft 
nur durch Zufall, Fahrlässigkeit oder in Notwehr ihre Angehörigen 
töteten. Auch in den von Straßmann eingehend analysierten 
zwölf eigenen Beobachtungen lag ein ganz normaler Geisteszustand 
nirgends vor. Zumeist hatten die Verhältnisse, die schließlich zur 
eigenen, wie zur Tötung der Familienmitglieder führten, schon vor¬ 
her das Nervensystem zerrüttet und nachweisbare neurasthenische 
oder hysterische Erscheinungen hervorgerufen. — In einem von M o- 
ravcsik mitgeteilten Fall, wo ein Paranoiker den Untersuchungs¬ 
richter tödlich verletzte und zwei Anstaltsärzten leichtere Wunden 
beibrachte, war das Motiv zur Tat insofern auffallend, als es nicht, 
wie das bei Paranoikern oft der Fall ist, der Rachsucht für ver¬ 
meintliche Verfolgungen entsprang, sondern die Tat lediglich als 
Mittel benutzt werden sollte, vor Gericht und der Oeffentlichkeit die 
gegen den Kranken begangenen Ungerechtigkeiten, Verfolgungen 
und Rechtsverletzungen an den Tag zu bringen. Ganz so selten, 
wie Moravcsik meint, ist dieses Motiv bei Paranoikern wohl nicht; 
es gibt gerade zu den gefährlichsten Angriffen den Anlaß. — Wie 
gefährlich auch Katatoniker für ihre Umgebung werden können, 
wenn sie an periodischen Erregungszuständen leiden, zeigt eine Beob¬ 
achtung von Wachsmuth. Ein seit vielen Jahren an katatonischem 
Schwachsinn leidender Hausierer tötete eines Abends in einem Zu¬ 
stand halluzinatorischer Verrücktheit zwei seiner Kinder, verletzte 
einen Sohn und seine Ehefrau durch Stiche und suchte schließlich 
sich selbst zu töten. Der Kranke war schon tagelang vor der Tat 
durch sein erregtes, eigentümliches Benehmen aufgefallen. Wäre 
früher für seine Unterbringung gesorgt worden, hätte die Tat wohl 
noch verhindert werden können. Der Fall illustriert auch, wie 
wichtig die Kenntnis der verschiedenen Formen der Frühverblödung 
für den Sachverständigen ist, auf deren forensische Bedeutung kürz¬ 
lich Delbrück in einem sehr beachtenswerten Vortrag aufmerksam 
gemacht hat. Als besonders charakteristisch hebt er die Zerfahren¬ 
heit der Gedanken und den Verlust der inneren Einheitlichkeit bei 
diesen Kranken hervor, Erscheinungen, deren Würdigung forensisch 


Familienmord. 


Wiederholtes 

Verbrechen 

eines 

Paranoikers 

gegen 

Menschen¬ 

leben. 


Doppelmord, 
Mord- und 
Selbstmord¬ 
versuch bei 
einem 

Katatoniker. 


Forensische 
Bedeutung 
der Dementia 
praecox. 



556 


Ziemke. 


um so schwieriger ist, als sie neben normaler Merkfähigkeit [und 
Orientierung, sowie neben unbeschädigtem Gedächtnis Vorkommen. 
Zwangs- — Ra ecke berichtet über zwei sehr interessante Fälle von echten 
^enTstraf F Zwangsvorstellungen, welche zu Konflikten mit dem Strafgesetz 
richter. führten. Interessant waren bei dem einen Falle, der einen Beamten 
mit ezhibitionistischen Neigungen betraf, die engen Beziehungen der 
Stärke des Zwangstriebes zum körperlichen Befinden. Mit der 
Steigerung der durch eine Phthise hervorgerufenen körperlichen Be¬ 
schwerden verschlimmerten sich auch die ezhibitionistischen An¬ 
triebe. Trotz aller erdenklichen Vorsichtsmaßregeln, Vermeidung 
einsamer Straßen, Zunähen des Hosenschlitzes, Tragen einer schrift¬ 
lichen Warnung in der Tasche, Anfertigung einer nur von hinten zu 
öffnenden Hose, war der Kranke nicht im stände, seiner Neigung 
erfolgreich zu widerstehen. Der andere der mitgeteilten Fälle ist 
dadurch beachtenswert, daß sich in der Gravidität nach Art der 
Schwangerschaftsgelüste ein Stehltrieb entwickelte, der sich später 
Trunkenheits- in einen Zwangsantrieb umwandelte. — Hoppe u. a. haben sich 
delikte und dafür ausgesprochen, daß der Arzt bei jeder unter dem Einfluß von 
Alkohol begangenen strafbaren Handlung als Sachverständiger gehört 
werden solle. Heilbronn er ist nicht dieser Meinung und lehnt 
auch die Beantwortung der Frage, ob eine „sinnlose“ Berauschung 
Vorgelegen habe, wegen der Schwierigkeit die Grenzen zu finden, 
vor Gericht ab. Er trifft unseres Erachtens auch mit seiner Ansicht 
das richtige, daß eine ärztliche „Behandlung“ jedes Gewohnheits¬ 
trinkers, der ein Delikt begangen hat, nicht notwendig ist, sondern 
daß diese sehr wohl im Gefängnis erfolgen kann, wenn der Trinker 
nach der Entlassung aus dem Gefängnis nur einer obligatorischen 
Morphinismus Fürsorge unterstellt wird. — Begeht ein chronischer Morphinist 
uml Urkunden- un ter dem Einfluß unerträglicher Entziehungserscheinungen eine 
fitischung. R eze ptfäls C hung, die als Urkundenfälschung bestraft wird, so kann 
er auf Grund des § 51 St.G.B. nicht verantwortlich gemacht wer¬ 
den, da er in einem krankhaften Geisteszustand unter Ausschluß 
des freien Willens handelte. IIberg teilt einen solchen Fall mit, 

| wo eine Morphinistin das Datum auf den ihr ärztlich verschriebenen 

' Greisenaiter in Morphiumrezepten geändert hatte. — Die Beteiligung der Greise an 
forensischer d en Verbrechen ist entsprechend ihrer geringeren Anteilnahme am 
Beziehung, öffentlichen Leben verhältnismäßig gering. Aschaffenburg be¬ 
rechnet, daß sie bei Greisen über 70 Jahren, auf die gleiche Zahl 
der Strafmündigen überhaupt berechnet, nur 12,3 °,o beträgt. Eine 
Reihe von Delikten fallen ganz aus; häufig sind Unzuchtsdelikte, 
die meist von bereits mehr oder weniger senil dementen Greisen 



AerzUiche Sachverständigentätigkeit. 


557 


verübt werden, was gewöhnlich vom Bichter verkannt wird und sich 
durch sachverständige Untersuchung vermeiden läßt. Auch eine 
seit kurzem in Italien bestehende Bestimmung wäre zu empfehlen, 
wonach das Gesetz der bedingten Verurteilung bei Greisen über 
70 Jahren bis auf 12 Monate ausgedehnt wird, während sonst diese 
Bestimmungen bei erwachsenen Männern nur bei Strafen bis zu 
6 Monaten Anwendung finden. 

Zahlreiche Arbeiten beschäftigen sich mit der Strafrecht- Homo- 
lichen Behandlung der Homosexuellen, hier seien nur die von ? e * ua \ ltät , 
Heimberger, Aschaffenburg, Loewenfeld, Weygandt 
und Hammer erwähnt. Sie alle treten mehr oder weniger für die 
Aufhebung des von Aschaffenburg und Heimberger als völlig 
wirkungslos bezeichneten § 175 St.G.B. ein, unter der Bedingung, 
daß das Schutzalter der männlichen Jugend bis zum 18. Jahr hinauf¬ 
gerückt wird. Heimberger fordert auch, daß die öffentliche Ver¬ 
breitung homosexueller Ideen strafrechtlich verfolgt werde. Aschaf¬ 
fenburg hält gegenüber der Hi rschfeidsehen Hypothese von 
dem Angeborensein der Homosexualität daran fest, daß viele schon 
angeblich in frühester Kindheit auftretende Zeichen von männlicher 
Homosexualität Erziehungsprodukte sind, soweit nicht überhaupt 
Erinnerungsfälschungen vorliegen. Sadger hat bei einem Homo¬ 
sexuellen, von der nicht genügend begründeten Annahme ausgehend, 
daß alle Menschen bisexuell veranlagt seien und daher auch bei dem 
Homosexuellen nie heterosexuelle Züge fehlen, den Versuch gemacht, 
die Homosexualität durch Weckung dieser Züge auf psychoanalyti¬ 
schem Wege zu heilen. Allerdings mißlang dieser Versuch, wie 
Sadger annimmt, weil die analytische Behandlung nicht lange genug 
fortgesetzt wurde. — Försterling sah eine wiederholt vorbestrafte Masochismus 
Entartete, die seit ihrer Jugend an masochistischen Neigungen litt. bei st ‘ ,hltlleb - 
Merkwürdig war an ihr, daß ein bei ihr vorhandener Stehltrieb 
allmählich einen sexuellen Beiklang bekam, indem das Befriedigungs¬ 
gefühl nach der Triebhandlung auf die Sexualsphäre ausstrahlte 
und hier Orgasmus auslöste. — Häufiger, als gewöhnlich vermutet Kombination 
wird, kommt eine Komplikation der Homosexualität mit anderen ge- <ier Homo- 
schlecht liehen Anomalien vor, z. B. mit Masochismus, Sadismus, anderen 
Fetischismus. Unter 550 Homosexuellen fand Kind in 100 Fällen Geschlechts- 
Kombinationen. Ob hier die Homosexualität oder die andere Ano- anoma,un - 
malie als Grundrichtung des Triebes anzusehen ist, wird von Kind 
unentschieden gelassen. Für die Annahme, daß es sich bei der 
Mehrzahl der pervers Sexuellen um psychopathische Persönlichkeiten 
handelt, spricht auch die Beobachtung Buchholz’ über einen 


Psycho¬ 
analytische 
Behandlung 
der Homo¬ 
sexualität. 



558 


Ziemke. 


Haar¬ 

fetischist. 

Versicherungs¬ 
rechtliche 
Medizin: 
Nachteile der 
Unfallgesetz¬ 
gebung vom 
ärztlichen 
Gesichts¬ 
punkt aus. 


Medizinische 
Grundlagen 
des Unfall- 
begriffs. 


Nachteilige 
Folgen eines 
Betriebsunfalls 
können erst 
monatelang 
nach dem 
Unfall erkenn¬ 
bar sein. 


Gewöhnung 
an Unfalls¬ 
folgen als 
Besserungs¬ 
tatsache. 


Haarfetischist, bei dem der perverse Trieb nur eine Teilerschei- 
nung einer allgemeinen pathologischen geistigen Veränderung war. 

Es ist heutzutage in allen beteiligten Kreisen eine unbestrittene 
Tatsache, daß die soziale Gesetzgebung neben ihren großen 
Vorzügen auch manche nachteilige Wirkungen zur Folge gehabt hat. 
Hoffa setzt in einer sehr lesenswerten Arbeit auseinander, welche 
Nachteile sich vom ärztlichen Standpunkt bei Durchführung der 
Unfallversicherungsgesetze ergeben haben. Ersieht solche in 
gewissen Mängeln des Gesetzes, als deren Folge die Neigung der 
Verletzten zur Simulation und Uebertreibung hervortreten, und 
fordert mit Recht als leitenden Gesichtspunkt für das Heilverfahren 
nicht die anatomische Heilung, sondern die Rücksichtnahme auf die 
Funktion des verletzten Organes. Sehr beachtenswert ist sein Vor¬ 
schlag, eigene Arbeitsnachweise für Unfallverletzte zu schaffen. Die 
medizinischen Grundlagen des Unfallbegriffes werden von 
Feilchenfeld erörtert. Er weist nach, daß die Bestimmung des 
Unfallbegriffes nur durch gemeinschaftliche Arbeit von Juristen und 
Aerzten möglich ist, und setzt auseinander, daß wir jetzt so weit sind, 
um auf Grund unserer medizinischen Erfahrungen eine klare Um¬ 
grenzung des Begriffes „Betriebsunfall“ zu geben, die wünschens¬ 
wert ist, weil der Arzt eine Richtschnur braucht, die ihn vom 
ersten Beginn der Behandlung an leitet und ihn in den Stand setzt, 
sorgfältig abzuwägen zwischen dem rechtlichen Anspruch der 
Kranken und den Verpflichtungen der zur Entschädigung heran¬ 
gezogenen Anstalten. Mit Recht wird gefordert, daß die erste 
Untersuchung eines Unfallkranken besonders eingehend und gründ¬ 
lich sein soll, da nur so eine sichere Gewähr für die richtige Be¬ 
handlung der Unfallsache bis zu ihrer endgültigen Entscheidung 
gegeben ist. Zwei Beobachtungen Roepkes zeigen aber, daß 
unter gewissen Umständen der dem Unfall zeitlich am nächsten 
liegenden Begutachtung keine entscheidende Bedeutung zukommt, 
weil oft im Anschluß an den Unfall sich eine innere Erkrankung, 
z. B. eine Tuberkulose, entwickelt, die sich trotz wiederholter, ge¬ 
nauer Untersuchungen unmittelbar nach dem Unfall zunächst der 
diagnostischen Feststeilbarkeit entzieht. Eine durch die Erfahrung 
vielfach bestätigte Tatsache ist es, daß eine Gewöhnung an Un¬ 
fallsfolgen in weitgehendem Maße eintreten kann. Daher wird 
auch nach der neueren Praxis des Reichsversicherungsamtes bei 
Defekten einzelner Fingerglieder und ganzer Finger gewöhnlich nach 
einer bestimmten Zeit keine Rente mehr gezahlt. Ledderhose 
warnt indessen vor einer allzu schematischen Auffassung und emp- 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


559 


fiehlt in allen diesen Fällen genaue Prüfung, ob wirklich glatte 
Schäden oder Komplikationen vorliegen, wie trophische Störungen, 
Narbenadhärenz n. ä., welche die Funktion des Gliedes ungünstig 
beeinflussen. — Bernstein sah im Anschluß an eine Bißwunde 
am Finger Scharlach auftreten, das von der verletzten Stelle seinen 
Ausgang nahm; mehrere Geschwister erkrankten an echtem Schar¬ 
lach, eines starb unter den Erscheinungen schwerer Sepsis. Er 
hält die Erkrankung deswegen für eine Folge der Verletzung, weil 
das Scharlachexanthem am Ort der Verletzung zuerst auftrat, von 
hier unmittelbar auf den übrigen Körper überging und sich vor den 
anderen Erscheinungen des Scharlachs entwickelte. — Die Ent¬ 
scheidung, ob ein Schlaganfall als Unfallfolge anzusehen sei, 
ist nicht immer leicht zu treffen. Windscheid verneinte den ur¬ 
sächlichen Zusammenhang bei einem Arbeiter, der infolge von Lues 
schon früher einen Schlaganfall erlitten hatte und nach einem Schlage 
gegen die linke Körperhälfte einen neuen Anfall bekam, weil 
zwischen dem Unfall und den ersten objektiven Erscheinungen volle 
acht Tage lagen. — Für die Annahme der Entwicklung einer Tuber¬ 
kulose nach einem Trauma muß zum mindesten nachgewiesen 
werden, daß die Tuberkulose zuerst am Orte der traumatischen Ein¬ 
wirkung auftrat. F. Köhler lehnte daher mit Becht in einem 
Falle den Zusammenhang einer Lungentuberkulose mit einem vor¬ 
ausgegangenen Unfall, der den Schädel getroffen hatte, ab, da der 
Brustkorb von einem direkten Stoß oder einer Quetschung gar nicht 
getroffen worden war. In einem anderen Falle, den derselbe Autor 
zu begutachten hatte, war die Entscheidung insofern leicht, als die 
Lungen kurz vor dem Unfall bei der ärztlichen Untersuchung ge¬ 
sund gefunden worden waren. Der Fall ist auch von Interesse, 
weil Bich die Lungentuberkulose auf weitem Umwege an das Trauma 
anschloß. Eine Subkutanverletzung der Wade führte nämlich durch 
Thrombosierung zu einem Lungeninfarkt, auf dessen Boden sich 
dann die Tuberkulose entwickelte. — Von hervorragender Bedeutung 
für die Beurteilung des Zusammenhanges von Lungenkrankheiten 
mit Traumen ist ein Vortrag Fürbringers, der die reiche Erfah¬ 
rung des Autors widerspiegelt und vieles Neue bringt. Allgemein 
anerkannt ist ja heute der Grundsatz, daß eine ruhende Lungen¬ 
tuberkulose durch eine Brustkontusion mobil gemacht werden kann, 
neu aber die Angabe, daß schon leichtere körperliche Anstrengungen 
so gewebsschädigend wirken können, daß eine Lungentuberkulose 
nach ihnen auftritt. Die obere Grenze der Zwischenfrist, welche 
zwischen Unfall und ersten Auftreten der Krankheit liegen kann, 


Scharlach 
und Trauma. 


Schlaganfall 
nach Trauma. 


Lungen¬ 
tuberkulose 
und Schädel¬ 
trauma. 


Lungen¬ 
tuberkulose 
nach einem 
traumatisch 
entstandenen 
Lungenintamt. 


Richtung¬ 
gebende 
Punkte für die 
Beurteilung 
von Lungen¬ 
krankheiten 
nach Trauma. 



560 


Ziemke. 


Richtung- ist nach Fürbringer in das zweite Vierteljahr nach dem Trauma 

gebende zu verlegen, für die untere Grenze ist nicht eine Reihe von Wochen 
Punkte für die ° ’ 

Bearteilung erforderlich, sondern es genügt ein wesentlich kürzerer Zeitraum, 
von Lungen- Ein das Leben erheblich kürzender Einfluß des Unfalls kann nicht 
na'ch* Trauma an g eDommen werden, wenn die Periode der Verschlimmerung nach 
dem Trauma wieder völlig abklingt und der Kranke für längere 
Zeit seiner Arbeit in gleichem Maße, wie früher, gewachsen ist. 
Die akute Lungenentzündung kann ebenfalls Folge eines Unfalls 
werden, wenn das durch das Trauma geschädigte Lungengewebe 
den Boden für eine erfolgreiche Ansiedlung der Krankheitserreger 
abgibt. Hier kommt der Blutung eine große Bedeutung zu, nicht 
nur als vermittelnder Prozeß, sondern auch als Krankheitssymptom. 
Unterscheidungsmerkmale zwischen den traumatischen und nicht 
traumatischen Lungenentzündungen gibt es nach Fürbringer 
nicht, auch dem reichlichen Blutgehalt der Sputa kommt unter Um¬ 
ständen nur eine gewisse Bedeutung als Unterstützungsmoment zu. 
Je größere Gewalteinwirkungen den Brustkasten getroffen haben, je 
genauer der Ort des Traumas dem der Entzündung und der Ver¬ 
dichtung der Lunge entspricht, je unmittelbarer der die Lungen¬ 
verletzung erweisende Bluthusten auftritt, desto wahrscheinlicher 
war das Trauma geeignet zur Auslösung der Lungenentzündung. 
Indessen ist das Zusammentreffen aller dieser Bedingungen keines¬ 
wegs immer notwendig. Bei der Starre des Brustkorbs ist auch 
eine Entstehung durch Fortleitung der Erschütterung und durch 
Contracoup möglich. Von praktischer Wichtigkeit ist auch die An¬ 
gabe, daß der die Lungen Verletzung verratende blutige Auswurf 
Stunden und selbst Tage auf sich warten lassen, ja ganz ausbleiben 
kann. Fürbringer steht übrigens auf dem Standpunkt, daß auch 
Muskelanstrengung, z. B. außergewöhnlich starkes Heben, innerhalb 
gesunder Lungen Verletzungen mit Blutaustritten veranlassen und 
so zur Auslösung einer Lungenentzündung führen kann, ja er erkennt 
selbst eine „Kompressionslungenentzündung“ an, die er sich auch 
ohne äußere Gewalteinwirkung auf den Brustkorb infolge allgemeiner 
Zusammendrückung einer gesunden Lunge entstanden denkt. Ka¬ 
tarrhalische Lungenentzündungen nach Unfällen hat er durch Rauch- 
und Staubeinatmungen infolge des nachhaltigen Reizes der Ver¬ 
brennungsprodukte oder des Staubes, z. B. nach Einatmung von 
Wanderniere Aetzkali ebenfalls auftreten sehen. — Bürger bringt eine er- 
und Trauma, schöpfende Darstellung der Beziehungen zwischen Wanderniere und 
Trauma. Die Abschätzung der Erwerbsfähigkeit ist nach der Lage 
des Einzelfalls verschieden anzunehmen und kann großen Schwierig- 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


561 


keiten unterliegen. — Ueber die Entstehung einer Leberzirrhose 
infolge eines heftigen Stoßes vor den Leib wird von Alexander 
berichtet. Genau am Ort der Verletzung fand sich eine umschrie* 
bene handtellergroße Zirrhose im zentralen Teil der Leber. Offenbar 
handelt es sich nicht um eine echte Leberzirrhose, sondern um die 
sekundäre Bildung von Narbengewebe an der Stelle der trauma¬ 
tischen Blutung. — Kasuistische Beiträge über die Entstehung 
von Appendizitis, Ileus und Leukämie durchstoß gegen den 
Bauch bezw. durch heftige Erschütterung des ganzen Körpers in¬ 
folge von Anprall gegen eine Hausecke werden von Ebner, Vogel 
und von Sieber mitgeteilt. Im Sieb ersehen Fall, wo schon 
14 Tage nach dem Unfall eine schwere lymphatische Leukämie 
nachweisbar war, erscheint die Annahme eines ursächlichen Zu¬ 
sammenhangs nach unserer Meinung nicht genügend begründet. — 
In einem von His erstatteten Obergutachten wird als feststehend 
angenommen, daß auch kleine Verletzungen, welcher Art sie 
auch sind und welchen Körperteil sie auch treffen, nicht nur einen 
Diabetes hervorrufen, sondern auch einen schon bestehenden 
verschlimmern können. Schönfeld macht auf die Konsequenzen 
dieses Gutachtens aufmerksam. Wenn bei einem bis zu seinem 
Unfall arbeitsfähigen Menschen im Verlauf der durch die Verletzung 
hervorgerufenen Krankheit oder auch nach Ablauf dieser Krank¬ 
heit in nicht allzu ferner Zeit nach dem Unfall Zucker im Harn 
festgestellt wird und eine Abnahme der Kräfte oder sogar der Tod 
infolge von Diabetes eintritt, so ist anzunehmen, daß der Diabetes 
entweder durch den Unfall selbst hervorgerufen oder durch ihn doch 
wesentlich verschlimmert wurde. R o e p k e sah bei einem Lokomotiv¬ 
führer im Anschluß an einen Schreck Diabetes auftreten, der 
den Boden für eine tödliche Lungentuberkulose abgab. Ob dieser 
Fall für die Entstehung eines Diabetes durch rein psychische Ein¬ 
wirkungen beweiskräftig ist, mag dahingestellt bleiben. Ein peri- 
ph erisches Trauma, nämlich einen Fall auf den Unterschenkel, 
macht Stern für die Entwicklung eines Diabetes verantwortlich, 
indem er annimmt, daß er entweder auf dem Umwege einer nach 
der Verletzung aufgetretenen Phlegmone und Neuralgie oder infolge 
der psychischen Folgen und Aufregungen des Unfalls hervorgerufen 
ist. Seine Mahnung, die Untersuchung des Harns für die Abfassung 
aller Unfallatteste obligatorisch zu machen, ist jedenfalls beherzigens¬ 
wert.— Bloch erörtert die Bewertung der Glykosurien in der 
Lebensversicherungspraxis und begründet seine Meinung, daß 

nicht jede Glykosurie als Grund für die Abweisung eines Antragstellers 
Jahrbuch der praktischen Medizin. 3909. 36 


Leberzirrhose 
and Trauma. 


Appendizitis. 

Ileus, 

Leukämie und 
Trauma. 


Diabetes 
melitus und 
Trauma. 


Diabetes und 
Lebens¬ 
versicherung. 



562 


Ziemke. 


Diabetes umi 
Lebens¬ 
versicherung. 


Hernien und 
Trauma. 


Osteomyelitis 
und Trauma. 


Knochen- 
geienks- 
ent ziindung 
nach Trauma, 


von der Aufnahme in die Lebensversicherung angesehen werden 
darf. Nur jugendliche Personen mit intermittierender Glykosurie 
oder leichtem Diabetes, ältere Personen mit konstanter Zuckeraus¬ 
scheidung, auch nach Innehalten einer Diät, sind abzulehnen; Per¬ 
sonen mittleren und höheren Alters mit leichter intermittierender 
Glykosurie nach größerer Kohlehydratzufuhr oder mit latentem 
leichtem Diabetes können bei verkürzter Versicherungsdauer und 
erhöhter Prämie aufgenommen werden. — Die Anerkennung einer 
Hernie als Unfallfolge ist bekanntlich an die Erfüllung bestimmter 
Voraussetzungen gebunden. Zander teilt mehrere Fälle mit, wo 
das Eeichsversicherungsamt Hernien doch als Unfallfolgen anerkannt 
hat, trotzdem diese Voraussetzungen nicht erfüllt waren. Es war 
im Betriebe zur Einklemmung des Bruches gekommen, welche durch 
Operation beseitigt worden war; aber später hatten sich in der Ope¬ 
rationsnarbe neue Hernien entwickelt. Diese wurden nun als un¬ 
mittelbare Folgen des Unfalls angesehen, weil der Unfall die Ope¬ 
ration nötig gemacht hatte. Eine umfassende Besprechung der 
Spruchpraxis der Schiedsgerichte und des Reichsversicherungsamtes 
bei der Beurteilung von Hernien als Unfallfolgen bringen auch 
Aderhold und Silberstein. In einem von Engel mitgeteilten 
Fall wurde vom Reichsversicherungsamt die traumatische Entstehung 
der Hernie angenommen, obwohl der Unfair nur in einer einfachen 
Quetschung bestand, auf Grund eines Gutachtens, das die Entstehung 
einer schwachen Stelle in der Leistengegend durch das Trauma 
annahm. Engel wendet sich wohl mit Recht gegen die Stichhaltig¬ 
keit dieses Urteils. — Derselbe Autor konnte bei einem Arbeiter, 
der eine Osteomyelitis auf einen Unfall zurückführte, aus 
Narben, welche an dem kranken Bein bestanden, nachweisen, daß 
schon früher eine Ausräumung der Markhöhle stattgefunden und 
daß somit die Osteomyelitis schon vor dem Unfall bestanden hatte. 
Es ergab sich übrigens noch, daß bereits zwei Tage nach dem an¬ 
geblichen Unfall mehrere Knochenßsteln bestanden hatten. In einem 
anderen Fall hatte sich die Osteomyelitis nach einem Schlag gegen 
das Knie entwickelt und wurde als Unfall anerkannt, obwohl der 
Verletzte seine Arbeitsunfähigkeit nicht mit dem Unfall in Zusammen¬ 
hang brachte. — Die Bedeutung der traumatischen Knochen- 
gelenksentzündung für den Unfallgutachter ist nicht gering. Wer¬ 
den doch alle möglichen Beschwerden in den Gelenken auf ein Trauma 
bezogen, obwohl sie oft gar nichts damit zu tun haben. Sehr will¬ 
kommen für den Unfallgutachter ist daher eine genaue Schilderung, 
welche König von Verlauf und Symptomen der aseptischen akuten 



Aerztlicbe Sachverständigentätigkeit. 


563 


Knochengelenksentzündungen nach Verletzungen zugleich mit An¬ 
haltspunkten für ihre Diagnose gibt. Maßgebend für ihre trauma¬ 
tische Entstehung ist nach seinen Ausführungen der direkte An¬ 
schluß an die Gewaltwirkung. Wahrscheinlich besteht ein Zusammen¬ 
hang auch noch, wenn eine Frist von 3—4 Wochen bis zum Auf¬ 
treten der Entzündungserscheinungen vergangen ist. Auch für die 
tuberkulösen Gelenkentzündungen ist das zeitliche Einsetzen der 
Entzündungserscheinungen für den Zusammenhang mit einem Trauma 
ausschlaggebend. In der Regel setzt die traumatische tuberkulöse 
Erkrankung schon in den ersten 14 Tagen ein, sie kann aber auch 
erst 2—8 Monate nach dem Trauma zum Vorschein kommen; dann 
müssen aber vom Tage der Verletzung an bestimmte Erscheinungen 
für die Annahme einer traumatischen Entstehung vorhanden gewesen 
sein. — Stein macht auf das Vorkommen isolierter Frakturen 
des Trochanter major nach Traumen aufmerksam, die sich 
nur durch Röntgenstrahlen feststellen lassen und daher leicht über¬ 
sehen werden. Immer sind die Verletzten für längere Zeit völlig 
und später noch teilweise erwerbsunfähig. — Für Unfälle, die nach 
ihrer Lokalisation und den subjektiven Klagen auf Verletzung der 
Wirbelsäule hinweisen, fordert Zweig in jedem Falle eine Röntgen¬ 
durchleuchtung, da sich häufig hinter einem Reizzustand des Nerven¬ 
systems Schädigungen, z. B. Brüche der Wirbelsäule, verbergen. Auch 
Marcus weist auf die Schwierigkeit hin, welche die Feststellung 
von Wirbelsäulenverletzungen machen kann. — Bei der Annahme 
einer organischen Nervenerkrankung auf dem Boden eines 
Unfalls ist Vorsicht anzuraten. Das lehrt auch wieder eine Beob¬ 
achtung von Zweig, wo ein Muskeldefekt, der mit traumatischer 
Hysterie kombiniert war, bei der Begutachtung als Folge eines 
Schlaganfalls, dann eines Rückenmarkleidens angesehen und schlie߬ 
lich auf eine funktionelle Nervenerkrankung bezogen worden war. — 
Die Schwerhörigkeit bei Schmieden wird in der Regel nicht als 
Unfall, sondern als Berufskrankheit angesehen. Gleichwohl kommen 
Fälle vor, wo infolge ganz kurzer starker Schalleinwirkung bei un¬ 
günstiger Stellung des Betroffenen eine plötzliche heftige Labyrinth¬ 
erschütterung eintreten kann. Ein solcher Fall wird von Levy 
mitgeteilt. Das Reichsversicherungsamt hatte auf Grund eines Gut¬ 
achtens von Passow (Berlin) das Vorliegen eines Betriebsunfalls 
angenommen. — In klarer und prägnanterWeise formuliert T h i e m 
seine Ansichten über den Einfluß von Unfällen auf die Bildung und 
Veränderung von Geschwülsten. Er hält die Mitwirkung einer 
Verletzung bei der Entstehung von Geschwülsten für außerordent- 


Isolierte 
Sprünge des 
großen Roll¬ 
hügels nach 
Trauma. 


Verletzungen 
der Wirbel¬ 
säule. 

Muskeldefekt 

oder 

traumatische 

Erkrankung. 


Labyrinth¬ 

erschütterung 

bei 

Schmieden als 
Un fall. 


Geschwulst 
und Trauma. 



564 


Ziemke. 


Geschwulst 
und Trauma. 


Ganglion und 
Trauma. 


Psychose und 
Trauma. 


Anatomische 
B** tun de hei 
Epilepsie 
und Trauma. 


lieh selten und schätzt sie bei Krebs auf 2, bei Sarkom auf etwa 
4°/o. Als untere Grenze der Zeitdauer für die Entwicklung einer 
Geschwulst nach Verletzungen nimmt er 8 Wochen, als obere Grenze 
ca. 2 Jahre an, die bis zum Beginn der Geschwulstbildung ver¬ 
gehen können. Die Verschlimmerung einer bereits vor dem Unfall 
vorhandenen Geschwulst will er nur dann gelten lassen, wenn die 
Geschwulst selbst durch das Trauma getroffen wurde. Dagegen 
hält er es für ganz unerwiesen, daß die Quetschung eines entfernt 
von der Muttergeschwulst liegenden Körperteils hier die Veran¬ 
lassung zur Bildung einer Tochtergeschwulst werden kann. Wohl 
aber ist es möglich, daß gutartige Geschwülste durch Verletzungen 
in bösartige umgewandelt werden können. Für unwahrscheinlich 
sieht Thiem es jedoch an, daß Schwächung des Körpers durch einen 
Unfall, der mit Blutverlusten und längerem Krankenlager verbunden 
ist, die Geschwulstentwicklung und das Geschwulstsiechtum begün¬ 
stigt. Daß diese strengen Grundsätze bei der Beurteilung des Zu¬ 
sammenhangs von Geschwulst und Trauma gewöhnlich nicht als 
Richtlinien eingehalten werden, zeigt auch wieder eine Mitteilung 
Glasows, wo das Wachstum eines Gliosarkoms im Gehirn durch 
einen 8 Wochen vorher erlittenen Schlag gegen den Oberschenkel 
beschleunigt worden sein soll. — Gelenkganglien entstehen nach 
Engel allmählich durch Degenerationsvorgänge in der Kapsel und 
im paraartikulösen Gewebe, sie können daher nicht durch ein ein¬ 
maliges Trauma hervorgerufen werden und niemals Unfallsfolge 
sein. — Die Beziehungen zwischen Psychose und Trauma werden 
von Obersteiner eingehend behandelt, welcher der Meinung ist, 
daß der Einfluß des Traumas auf die Entwicklung von Geistes¬ 
krankheiten vielfach unterschätzt wird. Er führt aus, daß eine 
Reihe von Rückenmarks- und Gehirnkrankheiten durch das Trauma 
aus einem kaum beachteten Anfangsstadium zu rascher Entwicklung 
gebracht werden und daß ebenso umgekehrt das Trauma eine Prä¬ 
disposition für spätere Erkrankung des Zentralnervensystems schaffen 
kann. Selbst noch nach vielen Jahren kann ein Trauma die Ent¬ 
stehung einer Psychose begünstigen. Diese Spätformen verlaufen 
sehr oft unter dem Bilde der Korsakowschen Psychose. Nicht nur 
schwere, sondern auch leichte Traumen können eine anfangs leicht 
aussehende, später aber progredient und fatal endigende Psychose 
im Gefolge haben. — Für Tilmann ist die bloße Tatsache, 
daß ein Epileptiker früher einmal ein Kopftrauma erlitten 
hat, ein genügender Grund zur Operation. Bei 7 Epileptikern, die 
er in den letzten Jahren mit gutem Erfolge operierte, fand er 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


565 


Karben in der Hirnrinde der Zentralregion, die mit der Pia ver¬ 
wachsen waren, ferner Verwachsungen zwischen Pia und Dura in 
der Stirn- und Schläfegegend. — Wie wichtig die Wertschätzung 
der Erheblichkeit und der näheren Umstände des Unfallvorganges 
selbst ist, sowie das Eingehen auf die Einzelheiten der Angaben 
des Verletzten und die Würdigung der Zeitfolge der einzelnen 
Krankheitserscheinungen, geht aus einem verschiedenartig beurteilten 
Fall hervor, indem es sich um die Frage handelte, ob eine Tabes 
infolge eines Traumas entstanden war. Köppen lehnte einen ur¬ 
sächlichen Zusammenhang ab, weil außer der Kürze der Zwischen¬ 
zeit zwischen Unfall und Ausbruch der Krankheit auch die ganz 
offenbare Belanglosigkeit des Unfallvorgangs gegen einen solchen 
sprach. Von praktischer Wichtigkeit für den Sachverständigen ist 
die Beobachtung Trümmer und Preisers, daß Frühfrakturen 
mitunter den klassischen Tabessymptomen jahrelang vorausgehen 
können. Erben macht auf den Unterschied aufmerksam, der 
zwischen Tabikern und neurasthenischen Personen, die übertreiben, 
bei Prüfung des Rombergschen Versuches besteht. Der Neur¬ 
astheniker schwankt auch bei gespreizten Beinen, schwankt auch, 
wenn man ihn an einen Finger faßt, und sinkt, wenn er fällt, all¬ 
mählich der Länge nach hin. Dies kommt beim Tabiker niemals vor. 
— Die Rolle, welche der Unfall in der Aetiologie der Nerven¬ 
krankheiten spielt, wird von K. Mendel in einer kurzen Mono¬ 
graphie an der Hand von mehr als 1500 Gutachten beleuchtet, wäh¬ 
rend Ewald sich eingehend mit den Unfallneurosen, dem Anteil, 
welche die soziale Gesetzgebung an ihrem Zustandekommen hat und 
mit den verschiedenen Abänderungsvorschlägen beschäftigt, die ge¬ 
macht worden sind. Beide Arbeiten liefern dem Sachverständigen 
wertvolles Material für seine Gutachtertätigkeit. — Eine Zusammen¬ 
stellung der in der Literatur niedergelegten Beobachtungen über das 
Auftreten von hysterischen Einzelsymptomen als Folge von 
Unfällen verdanken wir Kern, der auch ihre diagnostische Abgren¬ 
zung gegen organische Leiden und Simulation bespricht. In einem 
Falle Götzes entstanden solche hysterischen Symptome nach einem 
Gelenktrauma, nachdem sich auf reflektorischem oder nervösem Wege 
Veränderungen der Muskulatur, Parese, Atrophie, Kontraktur, heraus¬ 
gebildet hatten. Der Fall lehrt, daß bei Verletzungen nicht allein 
das verletzte Teilglied, sondern auch die weitere Nachbarschaft der 
Verletzung nach krankhaften Veränderungen zu untersuchen ist, 
da diese oft nervös vermittelt werden. Einen wesentlichen Faktor 
in der Aetiologie der Unfallhysterie spielt bekanntlich der Kampf 


Tabes und 
Trauma 


Unfall in 
der Aetiologie 
der Nerven¬ 
krankheiten. 


Hysterie und 
Trauma. 



56G 


Ziemke. 


Henten- 

liysterie. 


Einfluß der 
Hysterie auf 
die Erwerbs- 
fähigkeit im 
Sinne der 
Invaliden¬ 
versicherung. 


um die Beute. Zur Abhilfe schlägt Hellpach drei Mittel 
vor: Abkürzung des Entschädiguogsverfahrens, Arbeitsnachweis für 
Personen mit verminderter Arbeitsfähigkeit und Kapitalabfindung, 
von der man sich unseres Erachtens allerdings kaum eine Besserung 
versprechen darf. Ein lehrreiches Beispiel zum Kampf um die 
Bente ist auch eine Beobachtung Mendels. Eine schwere Nervenver¬ 
letzung — Ulnarisdurchschneidung mit folgendem Muskelschwund —, 
deren objektive Feststellung mindestens zu einer Empfehlung von 
50°|o Bente geführt hätte, blieb unbeachtet, weil sie nicht renten¬ 
pflichtig war, während eine unbedeutende Schädelkontusion ohne 
objektiv nachweisbare Folgen von derselben Person 5 Jahre später 
für Krämpfe verantwortlich gemacht wurde, welche offenbar in chroni¬ 
schem Alkoholgenuß ihre Erklärung fanden. F. Leppmann erörtert 
ausführlich den Einfluß der Hysterie auf die Erwerbsfähigkeit 
im Sinne der Invalidenversicherung. Nach seinen Erfahrungen 
tritt Erwerbsunfähigkeit durch Hysterie am häufigsten in den Alters¬ 
klassen von 35—40, 45—50 und besonders 50—56 Jahren ein. Der 
Boden für ihre Entwicklung ist Minderwertigkeit des Nervensystems, 
vorzeitige Vergreisung; auch die Wechseljahre oder körperliche 
Leiden, namentlich Lungenleiden spielen eine auslösende Bolle. 
Wertvoll für die Beurteilung sind die Wahrnehmungen des behandeln¬ 
den Arztes, die tatsächlichen Ermittlungen über die Arbeitsleistung, 
Krampfanfälle, eventuell klinische Beobachtung. Aus der bloßen 
Arbeitsniederlegung darf niemals auf den Grad der vorhandenen 
Beschwerden geschlossen werden. Die Prognose ist bei mehr als 
26wöchigem Bestehen, wie sie das In.-Vers.-Ges. vorsieht, schlecht. 
Höchstens 10°/o werden wieder erwerbsfähig, zum Teil auch nur 
Invalidität zeitweise. Zur Behandlung empfiehlt Leppmann Heilstättenauf- 

bei kompletter na jj me a h er nur hei frischen Fällen vor Ablauf der 26. Woche. — 
angeborener . . . . , , . , - 

Bauchblasen- Lin Kranker von Giemkiewicz begründete seinen Anspruch aut 

spalte. Invalidenrente damit, daß er durch eine angeborene Mißbildung, die 
in einer kompletten Bauchblasenspalte bestand, zu besonderen 
Aufwendungen veranlaßt und ihm die Arbeit infolge des durch die 
Harnzersetzung verursachten Geruchs unter Arbeitsgenossen er¬ 
schwert werde. Er wurde mit seinen Ansprüchen abgewiesen. Die 
Begründung seiner Bentenansprüche erscheint auch insofern bedenk¬ 
lich, weil es sich nicht um eine erworbene Krankheit, sondern um 
ein von Geburt an bestehendes Leiden handelte, das die Erwerbs¬ 
fähigkeit immer in gleicher Weise beeinflußt hat, vor wie nach den 
Bentenansprüchen. — Die Frage, inwieweit bei der Erwerbsminde¬ 
rung die durch die Krankheit notwendig gewordenen ständigen Aus- 



Aerz tliche Sachverständigentätigkeit. 


567 


gaben berücksichtigt werden müssen, wird auch von Beyer näher Wirtschaft¬ 
besprochen, welcher die Meinung vertritt, daß sie für die ärztliche liche Er ‘ 
Begutachtung der Erwerbsfähigkeit außer Betracht zu bleiben hat, bei der 
da ihre Berücksichtigung weder nach dem Wortlaut, noch nach dem invaiiden- 
Sinne des Invalidengesetzes zulässig ist. Wohl aber kann der Sach- begutachtUDg ' 
verständige darauf hinweisen, daß beim Unterlassen solcher Auf¬ 
wendungen der Eintritt der Invalidität zu befürchten ist. Zur Ge¬ 
währung einer freiwilligen Leistung, um die Invalidität zu verhüten, 
ist die Invaliden Versicherungsanstalt zwar nicht verpflichtet, aber 
berechtigt. Kann ein Kranker nur unter Aufwendung einer für 
ihn gesundheitsschädlichen Arbeitskraft ein Drittel des ortsüblichen 
Tageslohnes verdienen, so ist er als Invalide anzusehen, wenn sich 
die durch die Fortsetzung der Arbeit verursachte Gesundheitsver¬ 
schlechterung nachweisen läßt, weil nach Entscheidung des Ober¬ 
verwaltungsgerichts eine Erwerbsunfähigkeit auch dann vorliegt, 
wenn der Versicherte durch Fortsetzung der Berufstätigkeit seine 
Gesundheit gefährdet. — Nach einem Urteil des Reichsversiche- Welche 
rungsamtes ist auch von den im Schiedsgerichtsverfahren 
abgegebenen ärztlichen Gutachten eine strenge Scheidung der ärztliche 
subjektiven Beschwerden, des objektiven Befundes und des darauf °“ ta ^ t d e e I1 n in 
gegründeten Gutachtens zu verlangen. Besonders die Darlegung des sa chen zu 
objektiven Befundes soll so eingehend, klar und anschaulich sein, steilen? 
daß eine Nachprüfung möglich ist. Diese Forderung ist eigentlich 
selbstverständlich. Wer indessen viele ärztliche Gutachten zu sehen 
Gelegenheit hat, weiß, wie oft sie leider unbeachtet bleibt zum Schaden 
der Sache und der ärztlichen Wertschätzung. 


Literatur. 

Aderhold u. Silberstein, Hernien als Unfallfolgen. Zeitscbr. f. 
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Deutsche med. Wochenschr. 1907, Nr. 45. — Attilio Ascarelli, Der 
Nachweis von Blutspuren mittels der Benzidinprobe in forensischer Be¬ 
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Greisenalter in forensischer Beziehung. Münch, med. Wochenschr. Nr. 38. — 
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Spektroskopie. Autorisierte deutsche Ausgabe von Professor Dr. Richard 
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beim Abort und deren forensische Bedeutung. Berl. klin. Wochenschr. 
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in moderner, theologischer, psychiatrischer und juristischer Beleuch¬ 
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physikalischen Heilmethoden, insbesondere der Elektrotherapie durch Nicht¬ 
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verletzung des Halses mit Läsion des Plexus brachialis, Brown-Sequard- 
scher Lähmung und Ptosis sympathica. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 11. — 
Bürger, Wanderniere und Trauma. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 22. — 
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Lancet, Jan. — v. Ca leer, Frauenheilkunde und Strafrecht. Straßburg. — 
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f. ger. Med. Bd. XXXV, H. 2. — Corrin et Stockis, Recherche des 
taches spermatiques sur le linge. Arch. d’anthropologie criminelle Nr. 180. 
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selbe, Psychiatrische Wünsche zur Strafrechtsreform. Münch, med. Wochen¬ 
schrift Nr. 29. — Delbrück, Forensische Bedeutung der Dementia prae¬ 
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Bremen 1907. — Paul Dittrich (Prag), Handbuch der ärztlichen Sach¬ 
verständigentätigkeit Bd. I, Lief. 19—24: Hans Groß (Graz), Krimina¬ 
listische Tätigkeit und Stellung des Arztes; Lief. 25—27: Gabriel 
Anton (Halle a. S.), Forensische Psychiatrie. Wien u. Leipzig. — 
Doepner, Die gerichtsärztliche Bedeutung der Flobertwaffen. Aerzt- 
liche Sachverst.-Ztg. Nr. 18. — Dreyer, Mitteilungen aus der gutacht¬ 
lichen Praxis. Monatssehr. f. Unfallheilkunde Nr. 5. — Derselbe. 
Tabes und Unfall. Monatsschr. f. Unfallheilk. Nr. 12. — Dudschenko, 
Ueber einen Fall von Verbrennung mit enormer Ausdehnung. Wrutsch 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


569 


Nr. 8. Ref. Aerztl. Sacbverst.-Ztg. Nr. 6. — Durlacher, Ueber plötz¬ 
liche durch Obduktionsbefund nicht mit Sicherheit erklärliche Todesfälle 
bei Kindern und ihre forensische Bedeutung. Wien. klin. Wochenschr. 
Nr. 48. — Ebner, Traumatische Appendizitis. Berl. klin. Wochenschr. 
Nr. 9. — Eisenstadt, Internationale Bekämpfung des Kurpfuschertums. 
Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 3. — Engel, Kann eine Leistenbruchanlage 
auf traumatischem Wege entstehen? Med. Klinik Nr. 1. — Derselbe, 
Osteomyelitis und Betriebsunfall. Med. Klinik Nr. 18. — Derselbe, 
Einmaliges Trauma und Ganglion. Med. Klinik Nr. 19. — Erben, Der 
Rombergsche Versuch bei Tabes und traumatischer Neurose. Wien. med. 
Wochenschr. Nr. 29. — Eulenburg, Gutachten über tierischen Magnetis¬ 
mus. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 21. — W. Ewald, Die traumatischen 
Neurosen und die Unfallgesetzgebung. Beiheft 12 zur Med. Klinik. — 
Feigenwinter, Ueber anonyme Briefe. Monatsschr. f. Kriminalpsychol. — 
Feilchenfeld, Die medizinischen Grundlagen für die Bestimmung des 
Unfallbegriffs. Zeitschr. f. Versicherungsmedizin Nr. 3. — H. Feldmann, 
Behandlung der Lysol Vergiftungen. Münch, med. Wochenschr. Nr. 1. — 
Ferrai, Ricerche viscosimetriche sul sangue in putrefazione. Policlinico 
vol. XV-M. — Finkeistein, Plötzliche Todesfälle im Säuglingsalter. 
Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 19. — Försterling, Genese einer sexuellen 
Abnormität bei einem Fall von Stehltrieb. Allg. Zeitschr. f. Psych. 
Bd. LXIV, 6. — P. Fraenckel, Was bedeutet .Vollendung der Geburt* 
im Sinne des § 1 des B.G.B.? Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXVI, 
H. 1. — P. Fraenckel u. K. Müller, Ueber die praktische Bedeutung der 
Barberioschen Spermareaktion. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 16. — 
Rieh. Friedländer, Lysol und Lysol Vergiftung. Therap. Monatsh., Nov. — 
Friedmann, Indikationsstellung für künstlichen Abort wegen psychischer 
Krankheit. Allg. Zeitschr. f. Psych. Bd. LXV, H. 3. — Fritsch, Die Be¬ 
rechtigung zum künstlichen Abort. IV. Tagung der Deutschen Gesellsch. 
f. ger. Med. zu Köln. — Fürbringer, Einige richtunggebende Punkte 
für die Beurteilung des Zusammenhangs von Lungenkrankheiten mit Trau¬ 
men. Amtliche Nachrichten des Reichsversicherungsamtes Nr. 4. — Ger- 
lach, Simulation oder Geisteskrankheit. Zeitschr. f. Medizinalbeamte 
Nr. 14. — Gerschuni, Ueber subkutane Pankreasrupturen. Wratscb 
Nr. 22. Ref. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 21. — Geyer, Magnetismus. 
Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXVI, H. 2. — Giemkiewicz, Kom¬ 
plette angeborene Bauchblasenspalte als Anspruch auf Invalidenrente ab¬ 
gewiesen. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 20. — E. Glaser, Vergiftung und 
Fruchtabtreibung mit Taxus baccata. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 40. — 
Glasow, Tumor cerebri und Unfallversicherungspraxis. Aerztl. Sachverst.- 
Ztg. Nr. 9. — Goetze, Nervöse und psychische Erkrankungen nach Be¬ 
triebsunfällen. Klin. f. psych. u. nerv. Krankheiten Bd. II, H. 4. — Had- 
lich, Ueber Fettembolie vom gericbtsärztlichen Standpunkt. Zeitschr. f. 
Medizinalbeamte Nr. 1. — Hammer, Aerztliche Sachverständigentätig¬ 
keit hinsichtlich Abweichungen des Liebestriebes. Monatsschr. f. Harn- 



570 


Ziemke. 


krankh. H. 1. — Heilbronner, Trunkenbeitsdelikte und Strafrecht. 
Müncb. med. Wochenschr. Nr. 13. — Heimberger, Strafrechtliche Be¬ 
handlung der Homosexuellen. Allg. Zeitschr. f. Psych. Bd. LXIV, H. 4. — 
Heinecke, Ueber Pankreasrupturen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXXXIY, 
H. 2. — Helpach, Rentenhysterie. Zeitschr. f. die ges. Versicherungs¬ 
wissenschaft H. 2. — H e 11 w i g, Der böse Blick als Mordmotiv. Groß’ Archiv 
Bd. XXVIII. — Ho che (Freiburg i. B.), Handbuch der gerichtlichen Psychiatrie 
unter Mitwirkung von Aschaffenburg, E. Schultze und Wollenberg. 
II. Aufl. Berlin. — Högel, Tatbestandsdiagnostik im Strafverfahren. 
Monatsschr. f. Kriminalpsycb. IV, 1. — Th. Hoepfner, Der §51 St.G.B. 
und das Stottern. Therapie der Gegenwart, August. — Hoffa, Welche 
Nachteile haben Bich bei der Durchführung der Unfallversicherungsgesetze 
vom ärztlichen Standpunkte aus ergeben? Zeitschr. f. Versicherungswesen 
Bd. VIII, H. 1. — Holzapfel, Die Beziehungen der Kopfgeschwulst zum 
Leben der Frucht. Zeitschr. f. Geburtshilfe u. Gynäk. Bd. LXI1I. — Homa, 
Kockeiskörnervergiftung. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 45. —W. Hunter, 
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— J e 11 i n e k, Pathologie und Therapie der durch Elektrizität Verunglückten. 
Wien. klin. Wochenschr. Nr. 50. — Ilberg, Morphinismus und Urkunden¬ 
fälschung. Monat8schr. f. Kriminalpsychol. IV, 7. — Ipsen, Pankreas¬ 
blutungen in ihrer Beziehung zum Tode Neugeborener. III. Tagung der 
Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. zu Dresden. — Kalmus, Vergiftung 
einer dreigliedrigen Familie durch ein irrtümlich genommenes Belladonna- 
infus. Wien. med. Wochenschr. Nr. 5. — Kamenski, Maturitas praecox 
bei einem 5jährigen Mädchen. Wratsch Nr. 27. Ref. Aerztl. Sachverst.-Ztg. 
Nr. 24. — Karewski, Kann der Arzt für Unterlassung einer Röntgen¬ 
untersuchung verantwortlich gemacht werden? Therapie der Gegenwart, 
März. — Keller, Kongenitale Hautdefekte am Kopfe des Neugeborenen. 
Vierteljahrsscbr. f. ger. Med. Bd. XXXV, H. 2. — Kern, Hysterische 
Einzelsymptome als Folge von Unfällen. Vierteljahrsschr. f. ger. Med. 
H. 1. — Kind, Komplikationen der Homosexualität mit anderen sexuellen 
Anomalien. Jahrbuch f. sex. Zwischenstufen, IX. Jahrg. — Kirchberg, 
Kurpfuschereigesetzentwurf und ärztliche Praxis. Aerztl. Sachverst.-Ztg. 
Nr. 14. — Derselbe, Zur Kasuistik ärztlicher Kunstfehler. Aerztl. Saeh- 
verst.-Ztg. Nr. 19, 20, 22, 23. — Kluge, Die Zwang6- und Fürsorge¬ 
erziehung schwachsinniger und psychisch abnormer Minderjähriger. Mo¬ 
natsschr. f. Kriminalpsychol. IV, 10. — K o c k e 1, Der mikroskopische Bau der 
Vogelfedern und seine kriminalistische Bedeutung. IV. Tagung der Deut¬ 
schen Gesellsch. f. ger. Med. zu Köln. — Köhler, Ein wissenschaftlich 
und praktisch interessanter Fall von Hinterbliebenenrente. Aerztl. Sach¬ 
verst.-Ztg. Nr. 22 u. 23. — F. Köhler, Traumatisch-embolisch bedingte 
Lungentuberkulose. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 8. — Derselbe, Schädel¬ 
trauma und Lungentuberkulose. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 2. — F. König. 
Die traumatische Knochengelenksentzündung in ihrer Bedeutung für das 
Gutachten des Unfallarztes. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 87. — Koeppen. 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


571 


Ursächlicher Zusammenhang zwischen Tabes und Trauma. Monatsscbr. f. 
Unfallheilk. Nr. 3. — Kolb, Unsere Leichenschau. Münch, med. Wochen¬ 
schrift Nr. 40. — H. Kornfeld, Schwere Körperverletzung, abortives 
Delirium potat. oder febrile? Arch. f. Psych. Bd. XLIV, H. 2. — 
P. Krause, Zur Kenntnis der Anilinölvergiftung. Med. Klinik Nr. 1. — 
Kuhn, Die Wiederbelebung Erstickter und Scheintoter. Therap. Monats¬ 
hefte, Novemberheft. — Kurpjuweit, Ein Beitrag zur Frage der Selbst¬ 
erdrosselung. Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXVI, H. 1. — Laqueur, 
Der Wert der neueren physikalischen Behandlungsmethoden und ihre An¬ 
wendung durch nicht approbierte Personen. VI. Hauptversammlung des 
Deutschen Medizinalbeamtenvereins in Bremen. — Ledderhose, Gewöh¬ 
nung von Unfallfolgen als Besserungstatsache. Deutsche med. Wochenschr. 
Nr. 47. — Otto Leers, Zum quantitativen Blutnachweis. IV. Tagung 
der Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. zu Köln. — Derselbe, Methoden 
und Technik der Gewinnung, Prüfung und Konservierung des zur forensi¬ 
schen Blut- bezw. Eiweißdifferenzierung dienenden Antiserum. Berlin. — 
Derselbe, Zum spektroskopischen Blutnachweis kleinster Blutspuren. 
IV. Tagung der Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. zu Köln. —Derselbe, 
Ueber Photomethämoglobin. Biochemische Zeitschr. Bd. XII, H. 3 u. 4. — 
Derselbe, Die Abstoßung der Nabelschnur. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 16. 

— Derselbe, Luftembolie beim Tod durch Ertrinken, Aerztl. Sachverst.- 
Ztg. Nr. 21. — F. Le pp mann, Der Einfluß der Hysterie auf die Erwerbs¬ 
fähigkeit vom Standpunkt der Invalidenversicherung. IV. Tagung der 
Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. zu Köln. — Derselbe, Vergiftungen 
als Betriebsunfälle. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 5—7. — A. Lewy, Be¬ 
triebsunfall eines Schmiedes durch akute Labyrintherschütterung beim 
Schmieden. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 23. — Liedig, Zur Kenntnis der 
kongenitalen Hautdefekte am Kopfe des Neugeborenen. Zeitschr. f. Medi¬ 
zinalbeamte Nr. 17. — Lochte, Die amtsärztliche Beurteilung der Fleisch¬ 
vergiftung. Vierteljahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspflege. — Derselbe, 
Todesfälle bei Fruchtabtreibung. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 2. — Der¬ 
selbe, Zur Identifizierung daktyloskopischer Fingerabdrücke. IV. Tagung 
der Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. zu Köln. — Derselbe, Psychologie 
der Aussage. Offizieller Bericht des Preuß. Medizinalbeamtenvereins. — 
Loeffl er (Greifswald), Nachprüfung des von Neißerund Sachs angegebenen 
Verfahrens zur forensischen Unterscheidung von Menschen- und Tierblut. 
An den Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten 
erstatteter Bericht. Jena. — Lösener, Tod durch Erwürgen vom ge¬ 
richtsärztlichen Standpunkt. Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXVI, H. 1. 

— Loewenfeld, Homosexualität und Strafgesetz. Wiesbaden.— Lom- 
broso, Liebe, Selbstmord und Verbrechen. Zeitschr. f. Sexualwissen¬ 
schaften Nr. 7. — Joh. Longard (Sigmaringen). Ueber strafrechtliche 
Reformbestrebungen im Lichte der Fürsorge. Juristisch-psychiatrische 
Grenzfragen VI, 4. Halle a. S. — Marcus, Verletzung der Wirbelsäule. 
Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 22. — Marx, Ueber die Grenzzahlen für 



572 


Ziemke. 


die Lebensfähigkeit Neugeborener. Zeitschr. f. Medizinalbeamte Nr. 11. 

— H. Marx, Der kriminelle Abort. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 20. — Der¬ 
selbe, Haft* und Terminsfäbigkeit. Berl. klin. Wochenschr. 1907, Nr. 49. 

— H. u. K. Marx, Zur Lehre von den Brüchen des Schädeldachs. 
Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. Bd. XXXYI, H. 2. — K. Mendel, 
Der Kampf um die Rente. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 16. — Derselbe 
(Berlin), Der Unfall in der Aetiologie der Nervenkrankheiten. Berlin. — 
Meyer, Die Kriterien des Nahschusses bei Verwendung rauchschwachen 
Pulvers. Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXV, H. 1. — M. Meyer, 
Neuritis ascendens traumatica und Myositis bei Leuchtgasvergiftung. 
Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 17. — Mönkemöller, Die Unterbringung 
gemeingefährlicher Geisteskranker. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 19. — 
Molitoris, Erfahrungen zur Frage des biologischen Blutnachweises. 
IV. Tagung der Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. in Köln. — Moll, Heil¬ 
magnetismus und Heilmagnetiseure in forensischer Beziehung. Viertel- 
jahreschr. f. ger. Med. Bd. XXXV, H. 1. — A. Moll, Forensische Bedeu¬ 
tung der modernen Forschungen über Aussagepsychologie. Aerztl. Sach- 
veret.-Ztg. Nr. 6. — Moravcsik, Gegen Menschenleben wiederholt be¬ 
gangenes Verbrechen eines Paranoikers. Monatsschr. f. Kriminalpsych. IV, 1. 

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Inaug.-Diss., Leipzig. — Naecke, Familienmord durch Geisteskranke. 
Halle a./S. — Neter (Mannheim), Die Behandlung der straffälligen Jugend. 
Der Arzt als Erzieher H. 30. München. — v. Neugebauer, Hermaphrodi¬ 
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Wien. med. Wochenschr. Nr. 40. — Olschanetzki, Vergiftung eines 
8jährigen Knaben mit Schnaps. Wratschebnaja gazeta Nr. 11. Ref. Aerztl. 
Sachverst.-Ztg. Nr. 11. — Th. Olshausen, Künstliche Befruchtung und 
eheliche Abstammung. Bemerkungen dazu von J. Schwalbe. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 12. — Orth, Sarkom und Trauma. Münch, med. Wochen¬ 
schrift Nr. 41. — Pachnio, Tödliche Blutung aus varikösen Venen. 
Aerztl. Sachveret.-Ztg. Nr. 24. — Panzer, Zum gerichtlichen Nachweis 
des Veronals. Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXVI, H. 2. — J. Patoir, 
Introduction ä l’etude et ä la pratique de la medecine legale. L’echo 
medical'du nord Nr. 51. — Pfahl, Erfahrungen über Verletzungen durch 
Blitz und Elektrizität. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 29. — Pfleger 
u. Marx, Schädelbruch durch HundebiB. Zeitschr. f. Medizinalbeamte 
Nr. 16. — Alexander Pilcz, Spezielle gerichtliche Psychiatrie für 
Juristen und Mediziner. Leipzig u. Wien. — Puppe, Die kriminalistische 
Bedeutung der Rekonstruktion zertrümmerter Schädel vor der Hauptver¬ 
handlung. IV. Tagung der Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. zu Köln. — 
Derselbe, lieber die Agone. Mediz.-naturwissenschaftl. Archiv Bd. 1, 
H. 3. — Georg Puppe (Königsberg i. Pr.), Atlas und Grundriß der 
gerichtlichen Medizin unter Benutzung von E. v. Hofmanns Atlas der 
gerichtlichen Medizin. München. — Dr. R., Aerztliche Haftpflicht. 



Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


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Aerztl. Sachver8t.-Ztg. Nr. 10. — Ra ecke, Zwangsvorstellungen und 
Zwangsantriebe vor dem Strafrichter. Arch. f. Psych. Bd. XLI1I, H. 3. 

— Roepke, Diabetes raelitus nach psychischem Trauma. Aerztl. 
Sachverst.-Ztg. Nr. 17. — Derselbe, Kasuistischer Beitrag zur Frage, 
wie nachteilige Folgen von Betriebsunfällen gelegentlich erst monatelang 
nach dem Unfall erkennbar werden können. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 10. 

— Rosenbaum, Auffälliger Sektionsbefund bei einem Selbstmord durch 
Schuß mit einer Platzpatrone aus einem Dienstgewehr. Zeitschr. f. Medi¬ 
zinalbeamte Nr. 17. — Rühs, Fäulnis der Lungen Neugeborener. Viertel- 
jahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXVI, H. 2. — Sadger, Fragment der 
Psychoanalyse eines Homosexuellen. Jahrbuch f. sexuelle Zwischenstufen, 
IX. Jahrg. — Schönfeld, Traumatischer Diabetes. Aerztl. Sachverst.-Ztg. 
Nr. 23. — Schroeder, Vergiftung durch Eukalyptusöl. Aerztl. Sach¬ 
verst.-Ztg. Nr. 8. — A. Schulz, Die Bedeutung der künstlichen Atmung 
bei Wiederbelebungsversuchen für die Diagnose des Ertrinkungstodes. 
Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXV, H. 1. — Schulz u. Marx, 
Untersuchungen über das Verfahren von Neißer-Sachs zur forensischen 
Unterscheidung von Menschen- und Tierblut. Klin. Jahrbuch Bd. XIX. — 
J. Schwalbe, Der Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Kurpfuscherei und 
des Geheimmittelwesens. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 9. — Sieber, 
Traumatische Leukämie bei einem 12jährigen Knaben. Zeitschr. f. Medi¬ 
zinalbeamte Nr. 2. — Sokolow, Zwei Fälle von Vergiftung mit Sublimat. 
Wratsch Nr. 11. Ref. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 15. — Stein, Isolierte 
Fraktur des Trochanter major. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 9. — Stein¬ 
thal, Ueber Bauchverletzungen. Med. Korrespondenzbl. d. Württemberg, 
ärztl. Landesvereins Nr. 10. — Stern, Peripherisches Trauma und Dia¬ 
betes melitus. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 13. — Stier-Somlo, Kur¬ 
pfuscherei und ihr Verbot. — E. Stockis, Sur la valeur medico-lögale 
des cristaux Barberio. Annales de la societe de medecine legale de Bel- 
gique. — Derselbe, Quelques cas d’identification d’empreintes digitales. 
Arch. d’anthropol. crimin. Nr. 172. — Straß mann, Der Familienmord 
in gerichtlich-psychiatrischer Beziehung. Vierteljahrsschr. f. ger. Med. 
Bd. XXXV , Suppl. — Derselbe, La punition de Tavortement en 
Allemagne. Annal. de la soc. de medec. legale de Belgique. — Derselbe, 
Das Verhalten des ärztl. Sachverständigen vor Gericht. Aerztl. Sachverst.- 
Ztg. Nr. 1. — Derselbe, Plötzlicher Tod der Säuglinge. Aerztl. Sach¬ 
verst.-Ztg. Nr. 19. — Derselbe. Die Entwicklung der gerichtlichen Medizin 
und ihre Fortschritte innerhalb der letzten 25 Jahre. Das Preußische 
Medizinal- und Gesundheitswesen in den Jahren 1883 — 1908. Berlin. — 
Derselbe, Tod durch Erwürgen oder gewaltsames Anfassen des Halses. 
Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXX VI, H. 2. — Strauß, Embolie der 
Lungenarterie 3 Monate nach Patellarfraktur. Monatsschr. f. Unfallheilk. 
1907, Nr. 7. — Strusberg, Zur Kenntnis der Nachkrankheiten nach 
Kohlenoxydvergiftungen. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. XXXIV. — 
Stüler, Ueber die Wichtigkeit gerichtsärztlicher Photographie und ein 



574 


Ziemke. 


einfaches Verfahren dafür. Zeitschr. f. Medizinalbeamte Nr. 7. — K. v. Surv. 
Die fraglichen Beziehungen der sogen. Mors thymica zu den plötzlichen 
Todesfällen im Kindesalter. Vierteljahrsschr. f. ger. Md. Bd. XXXVI, H. 1. 
M. Takayama, Beitrag zur mikrochemischen Reaktion des Spermas. 
Mitteilungen der med. Gesellsch. zu Tokyo 1907, Bd. XXI. — D. Telford, 
Three cases of delayed Chloroform Poising. The Lancet, Febr. — Thiem, 
Der Einfluß von Unfällen auf die Bildung und Veränderung von Geschwül¬ 
sten mit besonderer Berücksichtigung der Sarkom- und Krebsgeschwülste. 
Amtl. Nachr. des Reichsversicherungsamts Nr. 4. — Thompson and 
Wilson, Case of poising of strong nitric acid. The British journ., Dez. 

— H. Thorp, A case of acid intoxication following the administration of 
Chloroform. The Lancet, Februar. — Tilmann, Anatomische Befunde 
bei Epilepsie nach Trauma. Med. Klinik Nr. 38. — Camillo Tovo, 
Sopra due Centenaia di autopsie medico-legali. Archiv, di psichiatria, 
vol. XXIX, Torino. — Derselbe, Tod durch Sturz aus der Höhe. Viertel¬ 
jahrsschr. f. ger. Med. Bd. XXXV, H. 2. — Derselbe, Ueber den Selbst¬ 
mord durch Verbrennung. Zeitschr. f. Medizinalbeamte Nr. 11. — Tröm- 
mer u. Preiser, Frühfrakturen des Fußes bei Tabes als Initialsymptom. 
Mitteilungen aus d. Grenzgeb. der Med. u. Chir. Bd. XVIII. H. 5. — 
Tschistoserdow, Zur Frage der subcutanen Darmrupturen. Prak- 
titscheski Wratsch Nr. 22. Ref. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 21. — Uhlen- 
huth u. Loeffler, Wassermann, Ehrlich-Neißer-Sachs, Nach¬ 
prüfung des Neißer-Sachs sehen V erfahrens zur forensischen Unterscheidung 
von Menschen- und Tierblut. Klin. Jahrbuch Bd. XIX. — Uhlenhutb. 
Weidanz u. Angeloff, Ueber den biologischen Nachweis der Herkunft 
von Blut und blutsaugenden Insekten. Arb. aus dem Kaiserl. Gesundheits¬ 
amte Bd. XXVIII, H. 3. — 0. Ulrich, ein Fall von intrauteriner Leichen¬ 
starre. Zentralbl. f. Gynäk. 1907, Nr. 3. — Ungar, Der heutige Stand 
der Magendarmprobe. IV. Tagung der Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. 
zu Köln. —Vogel, Ileus und Trauma. Med. Klinik. Nr. 6. — Wach holz. 
Zur Kasuistik der Fremdkörper im Mastdarm. Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 1. 

— Wachsmuth, Katatonie bei einem 32jährigen Hausierer, Doppelmord. 
Mordversuch, Selbstmordversuch. Friedreichs Bl. f. ger. Med. — Waldo, 
Deaths under Anaesthesia. The Lancet, März. — Wandel, Ueber einige 
forensische Fragen bezüglich der Leuchtgasvergiftung, besonders über die 
Feststellung der Priorität des Todes bei Vergiftung mehrerer Personen. 
Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 12. — Wang-In-Hoai, Gerichtliche Medizin 
der Chinesen. Nach der holländischen Uebersetzung des Herrn C.F.M. deGrys. 
Herausgegeben von Dr. H. Breitenstein (Verfasser des Werkes ,21 Jahre 
in Indien“). Leipzig. — Weichselbaum, Vergiftung mit Kali chloricum. 
Wien. med. Woehenschr. Nr. 10. — Welche Anforderungen sind an ärzt¬ 
liche Gutachten in Invalidensachen zu stellen? Aerztl. Sachversi-Ztg. 
Nr. 20. — Wen dl er, Ueber Blitzverletzungen. Deutsche militärärztlicbe 
Zeitschr. Nr. 17. — Westcott, Sudden and unexpected deaths. The 
British med. Journ., Februar. — F. Wilhelm (Hannover), Richtlinien für 




Aerztliche Sachverständigentätigkeit. 


575 


die Beurteilung, insbesondere die ärztliche Begutachtung der Erwerbs¬ 
unfähigkeit in ihrer Bedeutung als Grundlage des Rechts auf Invaliden¬ 
rente nach dem Invalidenversicherungsgesetz vom 13. Juli 1899. Hannover 
und Leipzig. — Karl Wilmanns (Heidelberg), Ueber Gefängnispsychosen 
(Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem Gebiete der Geisteskrank¬ 
heiten VIII, 1). Halle a. d. S. — Wind scheid, Schlaganfall als Unfall¬ 
folge verneint. Med. Klinik Nr. 32. — Winnogradow, Ueber Oxalsäure¬ 
vergiftung. Münch, med. Wochenschr. Nr. 40. — Zander, Hernie und 
Unfall. Med. Klinik Nr. 25. — Ziemke, Die diagnostische Bedeutung 
der Intimarupturen für den Tod durch Strangulation. IV. Tagung der 
Deutschen Gesellsch. f. ger. Med. zu Köln. — Derselbe, Die anatomische 
Diagnose des Todes durch Erstickung. Zeitschr. f. Medizinalbeamte Nr. 10. 
— Zweig, Traumatische Erkrankung oder Muskeldefekt. Aerztl. Sach- 
verst.-Ztg.Nr. 18. — Derselbe, Begutachtung der Wirbelsäulenverletzungen. 
Aerztl. Sachverst.-Ztg. Nr. 15. 



V. 

Oeffentliches Sanitätswesen. 

Von Hofrat und Ober-Sanitätsrat Prof. Dr. Ferdinand Hueppe, Direktor 
des Hygienischen Institutes in Prag. 

Urundwasser, Boden und Wasser. Prausnitz bespricht etwas eingehender 
üodentiitration einer früheren Arbeit die Bedeutung der natürlichen Filtration 

wasser. für die Reinheit des Grundwassers, angeregt durch die Zunahme 
der Krankheiten in der Periode besonderer Zunahme des 
Bakteriengehalts durch Hochwasser. Er macht darauf auf¬ 
merksam, daß die Darmkrankheiten zum Teil vielleicht auf den 
Einbruch zu kalten Wassers bei Gelegenheit der Schneeschmelze 
zurückzuführen seien. Bei dieser Gelegenheit studiert er auch noch 
experimentell die Bodenfiltration. Kabrhel und Kruse beschäf¬ 
tigen sich ebenfalls mit der Keim Vermehrung bei steigendem Flu߬ 
wasser und deren Beziehung zur natürlichen Bodenfiltration. Nach 
Kabrhel kann man dem Uebelstand schon dadurch etwas ent¬ 
gegentreten, daß man während des Ansteigens des Wassers die 
Wasserentnahme herabsetzt; auch die Möglichkeit einer Ozonisierung 
eines solchen Wassers sei ins Auge zu fassen. Aus den Unter¬ 
suchungen von Kabrhel ergibt sich, daß das Düngen der 
Felder keinen solchen Einfluß auf das Grundwasser hat, um es 
als Trinkwasser minderwertig zu machen, wenn nur das Grund- 
Keimfreiheit wasserniveau von einer 2—3 m starken Deckschichte he¬ 
iles Grund- (j ec kt di es gelbst für den Fall, wenn es sich um durch¬ 

lässige Sandschichten handelt. Damit kommt faktisch Kabrhel 
wieder genau auf die von ihm früher bekämpften Vorstellungen 
von Hueppe und C. Fränkel zurück. Kruse erwähnt die 
Gründe für örtliche Vermehrung der Keime im Grundwasser durch 
liord- Herdbildung. Bei Hochwässern muß auf Grund natürlicher Ver¬ 

bildungen bältnisse und von Versuchen nach Kruse auch beachtet werden, 

itii Boden. # 7 

daß ein Teil der Keime aus den oberen Bodenschichten selbst ent- 



Oeffentliehes Sanitätewesen. 


577 


stammt. Razzeto ermittelt, daß das Grundwasser auch protozoen¬ 
frei ist und daß Boden und Filter Oberflächenwasser, welches reich 
an Protozoen ist, davon befreien, und findet in diesen Be¬ 
ziehungen einen neuen Anhalt für die Wasserbeurteilung. 
Die Auffindung von Bezugsquellen für die Wasserversorgung großer 
Städte auf wirtschaftlicher Grundlage bespricht Lindley eingehend 
unter Schilderung von ihm ausgeführter Wasserversorgungsanlagen. 
Infolge der großen Wassernot in Wien 1908 macht Braikowich 
von neuem auf die Bedeutung der sogen. Tiefquellen aufmerksam, 
die sich im Wien-Neustädter Steinfelde befinden, und meint, daß 
ihre relative Unabhängigkeit von Niederschlägen auf Konden¬ 
sationen des Wasserdampfes der Luft zurückzuführen 
sei. Bei der Wasserversorgung in trockenen Gegenden sei mit 
diesem Faktor sicher in Zukunft zu rechnen. Infolge des Versagens 
der Wasserversorgung mit Grundwasser in Breslau beschäftigt man sich 
jetzt wieder etwas mehr mit dem Oberflächenwasser und seiner 
Reinigung, und Schreiber und Peters berichten zusammenfassend 
über diese Fragen. Dabei wird die Verbesserungsfähigkeit durch 
die Doppelfiltration und durch Schnellfilter und die nachträgliche 
Ozonisierung des Filterwassers besonders hervorgehoben. Der deutsche 
Verein für öffentliche Gesundheitspflege ließ durch Schm ick die 
Wasserversorgung in ländlichen Bezirken zur Diskussion 
stellen in richtiger Erkenntnis, daß die Wasserversorgung auf dem 
Lande und in Dörfern oder kleinen Städten ebenso wichtig werden 
könne wie in größeren Städten, und Gärtner belegte dies durch 
eine Reihe drastischer Beispiele. Auf dem Lande muß besonders 
betont werden, daß durch die Beziehungen zu den Senkgruben 
und Dungstätten die Gefahr der Verunreinigung sehr groß 
werden kann, weil die Vorschriften über ihre Entfernung von den 
Brunnen ganz schematisch gehandhabt werden, während nur die Be¬ 
rücksichtigung der Filtrationskraft des Bodens in vertikaler und 
horizontaler Richtung darüber entscheidet, ob das Wasser rein bleibt 
oder der Infektion ausgesetzt ist. Rottermundt studierte das 
Verhalten der Bazillen fließender Wässer und findet es ab¬ 
hängig von der Strömung. Im allgemeinen findet er sie an der* 
Oberfläche zahlreicher und viel mehr schwankend als in der Tiefe; 
auch eine Abhängigkeit vom Licht besteht derart, daß 
Mittags infolge einer Photophobie, nicht infolge bakterizider 
Kraft des Lichtes, die Zahl am niedrigsten, in der Nacht vor 
Sonnenaufgang am höchsten sei. Im Anschluß hieran sei auf eine 

zusammenfassende Arbeit von Hettersdorf über die Selbst- 
Jahrbuch der praktischen Medizin. 10' 9 . 37 


Protozoen im 
Wasser. 


Grundwasser 
und Konden¬ 
sation von 
Luftfeuchtig¬ 
keit. 


Oberflächen- 

wasser. 


Wasser¬ 
versorgung 
auf dem Lande. 


Brunnen und 
Senkgruben. 


Keimgehalt 

fliebend«T 

Wdsser. 


Selbst¬ 
reinigung 
der Flüsse. 



578 


Hueppe. 


Giftige Fabrik- 
ab Wässer. 


Koliprobe. 


Wasser¬ 
untersuchung 
an Ort und 
Stelle. 


Typhus 
und Wasser. 


Schnell- 

liltration. 


Knteisenung 
und Kohlen¬ 
säure. 


Mangan. 


reinigung der Flüsse hingewiesen, in der die neue Literatur 
berücksichtigt wird. Rubner und v. Buchka besprechen einen 
Fall von Ableitung zyanhaltigen Wassers einer Zucker¬ 
raffinerie in einen Fluß, die sie durch entsprechende Vorkehrun¬ 
gen prinzipiell vermieden wissen wollen. Während im allgemeinen 
die Koliprobe zur Beurteilung des Wassers günstig beurteilt wird, 
hält Kruse an seinem absprechenden Urteil fest, ohne allerdings 
sehr überzeugend zu wirken. Klut bespricht in einem im allge¬ 
meinen recht kritisch gehaltenen Werke die Untersuchung des 
Wassers an Ort und Stelle; es macht sich aber dabei immer 
von neuem bemerkbar, daß die Chemiker die bisherigen expeditiven 
Methoden wegen ihrer Unzuverlässigkeit ungern verwenden, während 
der weniger Geübte .mit ihnen nichts Hechtes anzufangen weiß, 
weil er die Grenzen ihrer Zuverlässigkeit nicht beurteilen kann. 
Konrich bespricht 2 Fälle, in denen Typhusbazillen in 
Brunnenwasser nachgewiesen wurden, ohne daß ihnen eine 
ätiologische Bedeutung zukam. Rieger bringt das früher zahl¬ 
reichere Auftreten von Typhuserkrankungen in der 'Stadt Brieg 
mit der zunehmenden Verunreinigung der Oder in Verbindung, 
deren Filtration schließlich nicht mehr in genügender Weise ge¬ 
lang, während nach Durchführung der Grundwasserwerke 
der Typhus wie mit einem Schlage fast ganz aufhörte. 
Bitter und Gotschlich besprechen unter Berücksichtigung ihrer 
Entwicklung die Bedeutung der chemischen Fällungsmittel bei der 
Sandfiltration und zeigen im einzelnen wie sich diese Schnell¬ 
filtration in Alexandrien bewährt hat, und zwar gegenüber dem 
Nilwasser. Nach Friedbergers Versuchen dürfte dies Ver¬ 
fahren auch geeignet sein für die Wasserversorgung der Stadt 
Königsberg. Peters bespricht die Frage der Enteisenung von 
Einzelbrunnen. Oesten macht darauf aufmerksam, daß die 
mangelhafte Auslüftung der Kohlensäure bei der Enteisenung im 
Rohrnetze wieder zum Auftreten von Eisen führen kann, während 
Herzberg für den Rostvorgang die Kohlensäure nicht für er¬ 
forderlich hält. Auch Gärtner macht auf die Bedeutung des 
Verrostens der Röhren aufmerksam. Während praktisch die Frage 
der Enteisenung schon als fast gelöst bezeichnet werden kann, ist 
die Entfernung des Mangans noch als ungelöst zu betrachten. 
Oettinger bespricht in eingehenderWeise die Ursachen des Ein¬ 
bruchs von Eisen- und Mangansalzen in das Breslauer Grand¬ 
wasser und meint, daß das Ueberschwemmungswasser und der 
Durchbruch von tertiären Wässern aus der Tiefe die ihnen für 



Oeffentlichea Sanitätswesen. 


579 


diese Katastrophe zugeschriebene Bedeutung nicht haben. Die Ver¬ 
suche der chemischen Trinkwasserdesinfektion sind noch 
nicht zur Ruhe gekommen, und Reichel untersuchte die Einwir¬ 
kung von Wasserstoffsuperoxyd; für 24 Stunden reiche 
0,5 p. m. aus, als kürzeste Desinfektion können 6 Stunden 1,6 p. m. 
gelten; praktisch könne man sich allenfalls auf 8—4 Stunden mit 
5 p. m. zufrieden geben. Bei dem ersten Verfahren sei eine Ent¬ 
fernung des Wasserstoffsuperoxyds nicht nötig, bei den beiden 
letzten Verfahren müsse Zerlegung durch Katalase erfolgen. Thresh 
spricht sich für die Sterilisation von Trinkwasser durch Kalzium¬ 
hyperchlorid aus. 


Sterilisieren 
von Wasser: 

— durch 
Wasserstoff¬ 
superoxyd, 


— durch 
Kalziuin- 
hyperchlorid. 


Abwässer. Infolge der biologischen Abwässerreinigung ist die 
Frage der Selbstreinigung von Schmutzwässern nach vielen Rich¬ 
tungen bearbeitet worden, und als eines der Kriterien für die Zu¬ 
lassung in öffentliche Flußläufe wird vielfach betont, daß in den 
geklärten Wässern Fische leben können. Nachdem dieser Maßstab 
gewonnen war, besann man sich wieder darauf, daß in stark ver¬ 
schmutzten Dorfteichen Fische recht gut leben können, daß dem¬ 
nach Fischteiche zur Beseitigung von organischen Ab¬ 
wässern auch eine ökonomische Bedeutung gewinnen; auf 1 qm 
Grundfläche gerechnet übertrifft stehendes Gewässer unter 
allen Umständen an selbstreinigender Kraft das fließende 
Wasser; 1ha Karpfenteichwasser zersetzt etwa lOmal mehr an 
organischen Substanzen als 1 ha Flußstrecke. Zur Beurteilung der 
auf diese Weise biologisch zu beseitigenden Verunreinigung reicht 
die chemische Analyse nicht aus, oder sie kommt zu spät, aber 
auch die bakteriologische Prüfung mit den Methoden der Reinkultur 
ist ganz unzureichend, und man beurteilt deshalb jetzt solche Wässer 
auch nach den nur mikroskopisch oder sonst morphologisch erkenn¬ 
baren Pflanzen- und Tierformen, von denen man die an sauerstoff¬ 
reiche Wässer angepaßten als „Katharobien“, die anderen als 
„Saprobien“ bezeichnet, die auch im abgestorbenen Zustande 
sich noch so lange halten, daß man auch einige Zeit später 
noch auf die Art der vorausgegangenen Verunreinigung 
schließen kann. Damit ist auf großen Umwegen die Beurteilung der 
Verunreinigung der Schmutzwässer wieder bei Ferdinand Cohn 
angelangt, der in dieser Art die „Saprophilen“ zur Beurteilung 
verwertete, und an den anschließend Hueppe diese Methode stets 
neben der bakteriologischen forderte und verwendete. Im Anschluß 
daran hat der Nachweis von Sauerstoff in der Methodik der 


Sauers toflf- 
gehalt und 
Fischzucht. 


Katharobien. 

Saprobicn. 


Saprophile. 



580 


Hueppe. 


Oxydations¬ 
körper und 
Sauerstoff. 


Tropfkörper. 


Schlamm¬ 

beseitigung. 


Aerobiose 

und 

Anaerobiose 
in ihren 
Beziehungen 
zu den 
Gerüchen, 

Trennung der 
Bestandteile 
der 

Abwässer. 


Wasser- und Abwasseruntersuchung eine größere Bedeutung ge¬ 
wonnen, und Brezina berichtet über solche Untersuchungen mit 
Sauerstoffzehrung. In einer Studie über die biologische Abwasser¬ 
reinigung, die im wesentlichen mit den Vorstellungen von Dun bar 
übereinstimmt, hat Lübbert die Bedeutung des Lufibsauerstoffes 
von neuem festgestellt und dargelegt, daß ohne Sauerstoff¬ 
zufuhr eine Reinigung der Abwässer im Oxydations¬ 
körper nicht möglich ist und daß bei gut funktionierendem 
Oxydationskörper fäulnisfäbige Abwässerstoffe nicht in die Flusse 
übergehen. Um bei den biologischen Verfahren gute Resultate zu 
erzielen, ist die richtige Verteilung der Wässer von großer 
Bedeutung, und über die Verteilung in den Tropfkörpern berichten 
eingehend: Winslow, Phelps, Story und McRae. In den 
Faulräumen kann nach Füller der Schlamm jahrelang liegen 
bleiben, und er sollte erst aus den Kammern herausgenommen 
werden, wenn die Zersetzung der organischen Stoffe durch Klein¬ 
lebewesen so weit fortgeschritten ist, daß keine weitere Fäulnis 
erfolgen kann. Dies wird erreicht durch Herrichtung von mehreren 
Abteilungen, von denen demnach einige ausgeschaltet werden können. 
Das Abwasser muß vor seinem Eintritt in den Faulraum durch 
Rechen vorgereinigt und von solchen Materialien befreit werden, 
die die Tendenz besitzen, an der Oberfläche zu treiben und den 
Schaum zu vermehren. Auch Fahre findet, daß im fließenden 
Leitungswasser die Faulstoffe eine viel geringere Zer¬ 
setzung erfahren, als in der Faulkammer, die demnach 
bei dem biologischen Reinigungssystem ein wichtiges Glied ist. 
D i b d i n untersuchte den Abwässerschlamm besonders in Bezug auf 
das Verhältnis von Kohlenstoff zum Stickstoff und fand die Proben 
ohne offensive Gerüche, die erst auftraten, wenn diese Proben in 
verschlossenen Flaschen auf bewahrt wurden, wahrscheinlich ver¬ 
ursacht durch das Absterben der im Schlamm lebenden aeroben 
Mikrobien, während die Schlammproben an der Luft auf¬ 
bewahrt ohne Geruchsbelästigung verwitterten. Durch 
diese Erkenntnis gewinnen die mechanischen Methoden zur 
Trennung der Bestandteile der Abwässer von neuem Be¬ 
deutung , und J a s t r o w beschreibt im einzelnen diese Methoden 
der maschinellen Abwässerreinigung. Da die Befreiung des Schlam¬ 
mes von seinem Fettgehalt und den Faserteilchen besonders wichtig 
ist, hat das Krem er sehe Verfahren günstige Beurteilung erfahren, 
und zwar durch Bahse, Zahn und Reichle, die auch weiter 
über das Trommelfilter von Lehmann berichten. Die Frage der 



Oeffentlicbes Sanitätswesen. 


581 


Lebensfähigkeit von pathogenen Bakterienkeimen in 
Abwässern ist erneuerten Untersuchungen unterzogen worden, 
und Galvagno und Galderini fanden, daß Typhusbakterien 
in Abortgruben, wenn auch meist mit Virulenzverlust, bis zu 
30 Tagen lebensfähig blieben, während Für bring er und Stietzel 
für Choleravibrionen eine etwas kürzere Lebensdauer ermittelten, 
den Hauptunterschied aber darin sehen, daß Cholera- und Typhus¬ 
bazillen hei Sauerstoffbeschränkung, wie sie in Gruben vorhanden 
ist, kürzer leben als bei reichlichem Sauerstoffzutritt. 

Luft und Klima. Wislow beschreibt eine Verbesserung der 
Methode von Hesse für das Zählen der Luftbakterien. Ruhe- 
mann macht von neuem auf einen Parallelismus des Sonnenscheines 
und des diffusen Lichtes zur Influenza aufmerksam, wobei er aber 
merkwürdigerweise statt der indirekten Beziehungen des Lichtes 
für den Gesundheitszustand dessen bakterizide Kraft verantwortlich 
macht, während Richter Influenza und Pneumonie weder von hohen, 
noch niedrigen Temperaturen an sioh, sondern vom Herrschen der 
Antizyklone abhängig glaubt. Willim untersuchte die Beziehung 
zwischen Säuglingssterblichkeit und Sommertemperatur 
und findet, daß 1. hohe, durch Insolation der Hauswand veranlaßte 
Temperatur, 2. künstliche Ernährung der Kinder, 3. ungünstige 
soziale Lage der Eltern die Hauptfaktoren darstellen. Meinert 
betont von neuem die Bedeutung der Wärmestauung für die 
Kindersterblichkeit, während Baginsky diesen Faktor nur 
als einen von mehreren gelten lassen will, dem in Berlin wenigstens 
die allgemeinere Bedeutung nicht zukomme. Lief mann findet, daß 
man die ausschlaggebende Rolle, die man der Milchverderbnis zu¬ 
schreibt, nicht mehr länger als übergeordneten Faktor für 
die Säuglingssterblichkeit betrachten kann und daß außer 
der künstlichen Ernährung auch andere Faktoren, speziell das 
Wohnungsverhältnis, von entschiedener Bedeutung für das 
Schwanken der Kindermortalität sind. Dagegen müßte die Vor¬ 
stellung von einer unmittelbaren todbringenden Hitzewirkung auf 
den Säugling geleugnet werden. Der Einfluß der künstlichen Er¬ 
nährung sei indirekt und bestehe in der Schaffung einer 
Disposition, so daß es gelte die Kinder vor Schmutz und In¬ 
fektion zu bewahren. Liefmann und Klostermann untersuchten 
den Einfluß hoher Wärmegrade auf den Organismus an den Ar¬ 
beitern in Salzbergwerken, bei denen große Unterschiede 
nach dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft zu bemerken waren, indem 


Lebensfähig¬ 
keit von 
Krankheits¬ 
erregern in 
Schmntz- 
w&ssern. 


Bakterio¬ 

logische 

Methodik. 

Sonnenschein. 


Wind¬ 

richtung. 


Sterblichkeit 

und 

Temperatur. 



582 


Hueppe. 


Hohe bei trockener warmer Luft eine nur geringfügige Wärmestauung 
Temperatur e i n trat. Kurita stellt durch Temperaturmessungen in tropischen 
und Schiffen. Gewässern fest, daß Feuerleute im Maschinenraum eine bedeutende 
Steigerung der Eigenwärme zeigten, die schon nach 30 Minuten 
anfing und erst nach lstündiger Buhe wieder zur Norm zurückkehrte. 
Schmidt veröffentlicht experimentelle Studien zur Frage der Ent- 
Sonnenstich. stehung des Sonnenstiches, wobei er die Durchlässigkeit ver¬ 
schiedener Körpergewebe bei Bestrahlung prüfte. Von den auf die 
Haut auftreffenden Wärmemengen werden 90°/o absorbiert und reflek¬ 
tiert, und nur 10°/o dringen in die tieferen Schichten ein. Bei der 
Haut des Negers ist das Verhältnis noch günstiger, so daß das Pig- 
iiaut als ment im Rete Malpighi nahe der Hautoberfläche eine größere Be- 
Schutzorgan. Deutung für den Organismus besitzt, indem es die tieferen, schwerer 
absorbierenden Schichten vor zu intensiver Erwärmung schützt und 
bewirkt, daß die Absorptionszone der Verdunstungszone näher rückt 
als bei der pigmentarmen Haut des Weißen. 

Körperübungen. Infolge des zunehmenden Interesses an Körper¬ 
übungen fangen jetzt auch die Aerzte an, sich etwas mehr mit diesen 
Fragen zu beschäftigen, und es sei deshalb wenigstens auf eine 
Arbeit von Kays er hingewiesen über Turnen und Bewegungs¬ 
spiele in den Schulen vom Standpunkte der öffentlichen Gesund¬ 
heitspflege. 

Kleidung. Lehmann hat seine Studien fortgesetzt und be- 
Schwciß- richtet über die Fähigkeit der Schweißaufnahme von Wolle 
autnahme un( j Baum wolle besonders mit Rücksicht auf die Strümpfe. Auf 
Baumwolle. der Haut getragene Wolle nimmt weniger Chlor auf als Baumwolle. 


Körper- 

Übungen. 


Turnen. 


Ist Kinder¬ 
sterblichkeit 
ein Auslöse¬ 
faktor? 


Biologische Anpassung, Auslese, Akklimatisation. Für die 
Maßnahmen der aufbauenden Hygiene ist es sehr wichtig festzu¬ 
stellen, ob die Kindersterblichkeit auch als Auslesefaktor 
angesehen werden muß. Der Mensch macht in dieser Beziehung 
keine Ausnahme unter den Lebewesen, und die Tatsache, daß die 
Kindersterblichkeit mit der Zahl der Kinderwächst, 
ist ganz unbestreitbar. Die Auslese, welche in der Säuglingsperiode 
durch die Beziehungen zur natürlichen und künstlichen Ernährung 
gegeben ist, dann die Auslese in der folgenden Kindheit bis zur 
Pubertät, dann wieder die Zeit bis zum Eintritt ins arbeitsfähige 
Alter kann aber durch soziale Verhältnisse so verschleiert werden, 
daß eingehende Untersuchungen erforderlich sind. In dieser Be- 



Oeffentliches Sanitätswesen. 


583 


ziehung hat Prinzing die Entwicklung der Kindersterblich¬ 
keit in Stadt und Land vergleichend untersucht und gefunden, 
daß dem Rückgang der Kindersterblichkeit in den Städten, die zum 
Teil sicher durch die Höhe der Geburtsziffer bedingt wird, in ein¬ 
zelnen Teilen von Preußen eine größere Kindersterblichkeit auf dem 
Lande gegenübersteht. Da in übermäßiger Kindersterblich¬ 
keit auch eine Vergeudung der Kräfte der Nation liegen 
kann, untersuchte Hamburger den Zusammenhang zwischen Kon¬ 
zeptionsziffer und Kindersterblichkeit in den großstädtischen Arbeiter¬ 
kreisen und fand, daß der Prozentsatz der Ueberlebenden um so 
kleiner wird, je größer die Konzeptionsziffer ist. In der Dis¬ 
kussion zu diesem Vortrage bemerkte Gottstein, daß das wirk¬ 
samste Mittel gegen die proletarische Säuglingssterblichkeit und 
gegen die exzessive Geburtenfrequenz in der Rückkehr zum Selbst¬ 
stillen liege. Da das Ueberleben nicht bloß von der Säuglingssterb¬ 
lichkeit, sondern auch von den sozialen Einflüssen in der folgenden 
Kindheitsperiode abhängt, so erfordert die Beurteilung die Be¬ 
ziehungen zum arbeitsfähigen Alter. In dieser Hinsicht hat Hahn 
die Säuglingssterblichkeit und die Militärtauglichkeit 
vergleichend geprüft, ohne aber zu einem bestimmten Schlüsse zu 
kommen. Helbich will die Säuglingssterblichkeit nicht als Aus¬ 
lesefaktor auffassen und findet für Greifswald, daß bei hoher 
Säuglingssterblichkeit die Militärtauglichkeit gering ist. Schall¬ 
mayer untersucht in etwas eingehender Weise diese Fragen und 
macht auf die von anderer Seite stark unterschätzte Tatsache auf¬ 
merksam, daß die durch natürliche Ernährung vor größerer Sterb¬ 
lichkeit bewahrten Säuglinge in den folgenden Perioden eine größere 
Sterblichkeit zeigen können. Prinzing macht darauf aufmerksam, 
daß die Frage, ob die Landwirtschaft oder die Industrie 
mehr Rekruten liefere, mit der Frage nach der Tauglichkeit 
und der körperlichen Beschaffenheit dieser Bevölkerungsgruppen nichts 
zu tun hat und daß die Höhe der Bevölkerungsziffer auf dem Lande 
eich nur erhält, wenn die Industrie diese neuen Kräfte aufnimmt 
und beschäftigt. Es müssen also neben der Tauglichkeit auch die 
Untauglichkeitsgründe berücksichtigt werden, die nicht allein in der 
Ernährungsweise in der Kindheit gegeben sind. Schwiening be¬ 
stätigt von neuem die Beobachtung, daß zur Zeit der militärischen 
Aushebung eine deutliche Größenzunahme gegenüber früher zu 
bemerken ist. Alsberg will in der Landflucht nur ungünstige Ein¬ 
flüsse sehen, weil die vollstädtischen Heerespflichtigen nur halb so 
viele taugliche Soldaten liefern, als die landwirtschaftlichen Stadt- 


Sterblichkeit 
in Stadt 
und Land. 


Kinder¬ 
sterblichkeit 
und Militär¬ 
tauglichkeit. 


Ursachen der 
Militär¬ 
untauglich¬ 
keit. 


Größen¬ 
zunahme der 
Bevölkerung 



584 


Hueppe. 


Vererbung. 


Epigenesis 

oder 

Evolution ? 


Akklimatisa¬ 
tion der 
Europäer in 
den Tropen. 


Kolonisation 
in der 
Heimat. 


bewohner. v. d. Velden erörtert an der Hand des Materials von 
Riffel, welches viele Generationen umfaßt, die Frage der Kon¬ 
stitution und Vererbung der Anlagen, speziell für Tuber¬ 
kulose und Krebs. Teichmann bespricht die Vererbung von dem 
Standpunkte, daß nur die Chromosomen der Kerne der Geschlechts¬ 
zellen die Träger der vererbbaren Eigenschaften sind. Die wert¬ 
vollste Arbeit über das Vererbungsproblem vom medizinischen Stand¬ 
punkte hat Martins geliefert, wobei er von ähnlichen Voraus¬ 
setzungen ausgeht, wie Teichmann. Gegenüber der grenzenlosen 
Konfusion in ärztlichen Kreisen über dieses Problem wirkt das 
Werk von Martins geradezu befreiend. An dieser Auffassung 
wird meines Erachtens auch dadurch nichts geändert, daß er sich 
auf den extremsten Standpunkt von Weis mann stellt, und das 
gerade in einer Zeit, wo dessen Ansichten von den Biologen mehr 
und mehr verlassen werden. Ich möchte bemerken, daß ich selbst 
wohl zuerst (1899), dann Fick darauf hingewiesen haben, daß das 
Monopol der Chromosomen für die Erbmasse nicht aufrecht 
zu halten ist und daß man diesen Kernanteil stets im Zusammen¬ 
hänge mit der achromatischen Substanz betrachten muß, die man 
nicht einfach ignorieren kann. Damit gewinnt die Frage der Erb¬ 
substanz ein etwas anderes Gesicht, und die Epigenesis bekommt 
gegenüber der bloßen Evolution wieder eine größere Bedeutung. 
Ziem an n weist darauf hin, daß die schwarze Rasse gar nicht im 
stände war, Afrika überall zu bevölkern, wie Europa bevölkert ist, 
also in der Akklimatisation Grenzen gefunden hat, so daß er sich in 
Bezug auf die Akklimatisationsfähigkeit der Europäer 
in Afrika erst recht skeptisch ausspricht und zu einer rationellen 
Hygiene, besonders in Kleidung und Bekämpfung des Alkohols, rät. 
Auch Steudel bestreitet ganz entschieden, daß Deutsche im tropi¬ 
schen Niederungsklima, selbst wenn es malariafrei ist, sich wirklich 
akklimatisieren können. Er drückte sich auch im einzelnen wie 
Hueppe über die Beziehungen der Tropenhygiene zur Tropen¬ 
akklimatisation aus. Krauß gibt einige, diese Tatsachen illustrierende 
Daten über die Gesundheitsverhältnisse in Deutsch-Ostafrika. Die 
Kolonisation in der Heimat behandelt Gr über in einer 
überaus einseitigen Weise, unter Hervorhebung der Geschlechts¬ 
krankheiten und des Alkoholismus, die wissenschaftlich wenig über¬ 
zeugt. Da man bei allen diesen Studien immer wieder auf die an¬ 
geborenen Anlagen verwiesen wird, so sei auch eine neuerliche Zu¬ 
sammenfassung über Krankheitsdisposition hingewiesen von 
W i e 1 an d, bei der gegenüber der Spezifizität der Krankheitsauslösuug 



Oeffentliches Sanitätswesen. 


585 


auch wieder die Spezifizität der die Beize aufhehmenden Körperzellen, 
ähnlich wie von Virchow, Hueppe und auch von Leube gewür¬ 
digt wird. Auf etwas Aehnliches kommt es hinaus, wenn Ascher 
ermittelt, daß bei der Tuberkulose sich die Infektion zwar nach der 
Leichtigkeit der Infektionsmöglichkeit richtet, die Erkrankung und 
Sterblichkeit dagegen hauptsächlich durch die innere Widerstands¬ 
fähigkeit bestimmt wird. Prinzing sucht der Präge näher zu 
treten, ob die moderne Hygiene, dadurch daß sie die natürliche 
Auslese verringert oder ausschaltet, verschlechternd auf die Basse 
einwirkt, und weist darauf hin, daß viele von der Keimanlage her 
minderwertige oder kranke Früchte vor der Zeit zu Grunde gehen, 
ehe die Hygiene einen Einfluß auszuüben vermag, und daß von 
der Hygiene nicht nur Gebrechliche, sondern auch 
viele Kräftige Vorteile genießen, die dadurch von 
Krankheiten verschont bleiben oder schneller genesen, wenn 
sie krank werden — ein Punkt, den Hueppe schon früher hervor¬ 
gehoben hat, der aber bis jetzt ganz vernachlässigt wurde, weil man 
immer nur den Einfluß der Hygiene auf Schwächliche beachtete. 
Eines der Hauptmerkmale der zunehmenden Kindersterblichkeit liegt 
in der Nervosität, über die von Cr am er zusammenhängend be¬ 
richtet wird. 

Ernährung. Flinker bespricht das religiöse Fasten, wie 
es in der Bukowina ausgebildet ist. Der starke Fleischgenuß gilt 
jetzt als außerordentlich schädlich, wobei man auf die zahlreichen 
Stoffwechselerkrankungen der reichen Leute hinweist; dabei wird 
aber entschieden vergessen, daß die übrigen unhygienischen Ver¬ 
hältnisse, besonders die ungenügende Bewegung im Freien, mehr in 
Betracht kommen als das Fleisch. Die am stärksten fleischessen¬ 
den Kulturvölker, die Engländer und Amerikaner zeichnen sich 
gerade nicht durch eine besondere Kränklichkeit, sondern durch 
hohe Leistungsfähigkeit aus, und die fast rein fleischessenden Eskimo 
und Gaucho lehren doch recht eindeutig, daß man bei dem Fleisch- 
genusse auch die Nebenumstände zu berücksichtigen hat. Sozial¬ 
hygienisch ist auf jeden Fall ein Zuwenig an Fleisch 
in der Volksernährung ein größerer Uebelstand. Flinker 
macht nun darauf aufmerksam, daß die Leute in der Bukowina durch 
die Unterernährung in der Fastenzeit stark geschädigt werden, 
schwere Erschöpfungszustände eintreten, Hemeralopie als „Hühner- 
blindheit“ zur Fastenzeit geradezu epidemisch auftritt, bei den Frauen 
die Leistungsfähigkeit der Brustdrüsen stark herabgesetzt wird, so 


Krankheits- 

anlage. 


Nutzen der 
Hygiene für 
Schwächliche 
und Kräftige. 


Nervosität. 


Unter¬ 

ernährung. 



586 


Hueppe. 


Stillunfähig¬ 
keit und Diät. 


Kraft¬ 

leistungen. 


Wachstum 

und 

Lebensdauer. 


Sozialhygiene 

und 

Ernährung. 

Eiweiß als 
Sicherheits¬ 
faktor. 


Armenkost. 


Abmagerung 
durch 
Appetit- 
mangel in 
geschlossenen 
Räumen. 


daß bei den Huzulenfrauen sich ähnliche Verhältnisse aasbilden, wie 
sie Folykarpas Schacher schon 1752 und in unserer Zeit 
Bollinger für die bayrische Hochebene geschildert haben. Es ist 
das übrigens ein Hinweis, daß die Stillunfähigkeit in vielen 
Fällen sicher durch Diät behoben werden kann. Flinker 
macht weiter auf den Zusammenhang mit Pellagra und Darmver¬ 
schlingungen aufmerksam. Zur Bekämpfung des Hungergefühles 
greifen dann die Leute zum Schnaps, so daß der Gesamteffekt in 
der griechisch-orthodoxen Bevölkerung überaus ungünstig ist. Zuntz 
bespricht zusammenfassend die Kraftleistungen des Körpers, 
wobei er besonders die energetischen Beziehungen von Kohlehydraten 
und Fetten erörtert und die sorgfältige Wahl der Nahrungsmittel mit 
Rücksicht auf die Verdauungsarbeit hervorhebt. Von einem anderen 
Standpunkte aus behandelt Rubner die Ernährungsfrage, nämlich in 
ihren Beziehungen zum Wachstum und zum Problem der 
Lebensdauer, ausgehend von den energetischen Beziehungen 
und der Isodynamie der Nahrungsmittel. In seinem Werke über 
Volksernährungsfragen bespricht er besonders eingehend prak¬ 
tische Beziehungen zur Sozialhygiene. Wenn man auch mit 
geringeren Eiweißmengen N-Gleichgewicht erreichen könne, so sei 
dieser Umstand doch nicht erstrebenswert, und ein Mehr, wie es 
in der Voitsehen Forderung liege, bedeute einen wichtigen „Sicher¬ 
heitsfaktor“. Herabgesetzte Ernährung beeinträchtige die Lei- 
stüngsfähigkeit des Körpers ebenso wie die Widerstands¬ 
fähigkeit gegen Erkrankungen; man muß viel mehr als üblich 
die Minderwertigkeit eines schlecht entwickelten Körpers und eigent¬ 
liche Unterernährung unterscheiden. Unter Armenkost solle man 
nur eine solche verstehen, die „überwiegend aus genußmittelarmen 
Vegetabilien hergestellt wird und zur Erhaltung eines normalen 
Körpergewichtes, wie es der Körperkraft entspricht, nicht hinreicht“; 
dabei sei besonders noch zu berücksichtigen, daß bei Leuten, die 
sich dauernd in geschlossenen Räumen aufhalten, ein Sinken des 
Körpergewichtes nachweisbar ist, wobei als Ursache der Ab¬ 
magerung die ungenügende Nahrungsaufnahme, als deren Ursache 
aber ein im Verhältnis des Körpergewichtes zu geringer Appetit 
gegeben ist. Der Abgemagerte ist mit Rücksicht auf seine geringe 
Muskelmasse ein weniger brauchbarer Arbeiter als der normal Ge¬ 
baute und Ernährte, und jede sogen, schwere Arbeit, d. h. jede 
Arbeit, die außer Verhältnis zur Muskelmasse steht, macht alt. 
Bei dem Reichtum an Tatsachen und Ideen muß ich mich mit diesem 
Hinweis begnügen, kann aber das nähere Studium dieser Arbeit von 



Oeffentliches Sanitätswesen. 587 

ßubner nur angelegentlich empfehlen. Im Anschluß an die Ar¬ 
beit von Fletcher und Chittenden hat Fisher bei frei¬ 
gewählter Kost die Ausdauer, wie sie sich in einfachen Körper¬ 
haltungen und Körperübungen ausspricht (Horizontalhalten der Arme, 
Kniebeugen), untersucht und gefunden, daß eine Zunahme bei Herab¬ 
setzung der Ei weißzufuhr stattfinde. Die Unterschätzung 
der psychologischen Momente trägt bei diesen amerikanischen 
Versuchen wohl die Hauptschuld, daß die Folgerungen für die 
Volksernährung ganz vorbeihauen, weil es gar nicht darauf an- 
kommt, an wenigen Personen das niedrigste N-Gleichgewicht festzu¬ 
stellen, bei dem sie etwas leisten, sondern jenes N-Gleichgewicht 
zu ermitteln, bei dem volkswirtschaftlich für große 
Bevölkerungsgruppen der günstigste Zustand erreicht 
wird. Ganz in den Bahnen von Chittenden wandelt Hind- 
hede, der ebenfalls die Herabsetzung der täglichen Eiweißmenge 
anstrebt und bereits praktische Versuche in Kopenhagen im großen 
durchgeführt hat. Kaup macht auf den Wandel in der Ernährungs¬ 
weise aufmerksam unter besonderem Hinweis, daß dadurch auch auf 
dem Lande Schädigungen der Bevölkerung entstehen, die für den 
Heeresdienst bedenklich werden können. Titze bespricht zusammen¬ 
fassend die neueren Untersuchungen über Fleischvergiftungen, 
die in der Mehrzahl der Fälle durch die Bakterien der Para¬ 
typhusgruppe veranlaßt werden. Diese Bakterien gelangen oft 
infolge septischer Erkrankungen der Schlachttiere in das Fleisch; 
es ist aber nicht eindeutig, ob sie die Erreger oder nur eine 
Begleiterscheinung der Sepsis sind, auf jeden Fall können sie 
beim Hackfleisch auch nachträglich hineingelangen. Leistikow 
beschreibt eine derartige Epidemie, welche 21 Personen betraf, 
und zwar nach Genuß von Fleisch einer notgeschlachteten Kuh; 
Tiberti eine epidemische Gastroenteritis nach Genuß von Wurst¬ 
waren in Bologna, die mehr als 30 Personen betraf. Hutyra be¬ 
schreibt eine Milzbrandepidemie nach Genuß von Wurst waren, 
bei der 11 Personen, von denen 10 starben, an der Intestinalform 
litten, während 5, die genasen, Karbunkel zeigten. Böhm be¬ 
schreibt eine ausgedehnte Trichinenepidemie in Rothenburg, 
bei der die Uebertragung durch trichinöse Ratten wahrscheinlich 
gemacht wurde, während Opalka für Norddeutschland aus den 
letzten Jahren zwar über keine Epidemien berichtet, aber auf die 
Bedrohung der westlichen Länder durch die stark infizierten Öst¬ 
lichen Provinzen Preußens hinweist. Für die bakteriologischen 
Fleischuntersuchungen möchte ich bemerken, daß die zur Not- 


Eiweiß und 
Ausdauer. 


Falsche 
Folgerungen 
fUr die Volks¬ 
ernährung 


Ernährung 
auf dem 
Lande. 

Fleisch¬ 

vergiftungen. 

Paratyphus. 


Milzbrand 
nach Wurst¬ 
genuß. 

Trichinose. 



588 


Hueppe. 


Not- 

poschlachtete 
Tiere zeigen 
meist eine 
höhere 
Temperatur. 


Nachweis von 
Pferdefleisch. 


Vernichtung 
von schlechtem 
Fleisch. 


Tuberkel- 
bazillen in 
Milch und 
Milch¬ 
produkten. 


Milch¬ 

sterilisierung. 


Trockenmilch. 


Antitoxin 
und Milch 


Tabak. 


Schlachtung gelangenden Tiere, weil krank, meistens eine höhere 
Temperatur aufweisen, als die normalen Haustiere, and daß die 
Eigenwärme der Haustiere höher ist als die des Menschen, welche 
als Bebrütungstemperatnr in den Thermostaten verwendet wird; 
das Pferd hat im Durchschnitt 38, das Bind 38,5, das Schwein 39°. 
Man könnte das wohl verwenden, nm durch etwas höhere Tempe¬ 
ratur die Kulturen zu beschleunigen, worauf Bugge aufmerksam 
macht. Uhlenhuth, Weidauz, Wedemann, Borchmann, 
Fornet und Müller berichten über Untersuchungen, das bio¬ 
logische Verfahren zum Nachweis von Pferdefleisch 
praktisch zu gestalten. Hönnicke beschreibt einen, wie es scheint, 
praktischen Apparat zur Vernichtung und Verwertung 
untauglichen Fleisches. Gegenüber der bekannten Behauptung 
von Koch, „daß die schädliche Wirkung der Perlsuchtmilch und 
ihrer Produkte nicht erwiesen ist“, finden zwar Ostermann und 
Hey mann gegensätzliche Tatsachen, die sie sich aber bemühen in 
ihrem Werte herabzusetzen, während Eber in 8—10°/o der von ihm 
untersuchten Milch und in 12°/o der Butter Tuberkelbazillen 
fand und auch in Sahne in 6 und in Quark in 4°/o solche ermittelte, 
während die Margarineproben davon frei waren. Ostertag kommt 
auf Grund seiner Untersuchungen über Eutertuberknlose zu der 
Folgerung, daß die Ausmerzung der Eutertuberkulose und der übrigen 
klinisch erkennbaren tuberkulösen Tiere als die wichtigste Maßnahme 
zur Verhütung der Tuberkuloseübertragung durch 
Milch zu bezeichnen sei. Wenn auch Lief mann in seiner schon 
zitierten Arbeit den Schluß zieht, daß mit sterilisierter Milch der 
Kampf gegen die Cholera infantum nicht allein oder vorwiegend zu 
führen sei, so kann doch die Frage der Milchsterilisierung nicht 
unbeachtet bleiben. Die Trockenmilch wurde von Prachfeld 
und Kossowicz untersucht unter Beschreibung der von ihnen 
ermittelten Bakterien, und Prachfeld spricht sich dabei für die 
Verwertung von Wasserstoffsuperoxyd aus, welches die Wirkung 
bedeutend erhöhe, aber nicht in die Trockenpräparate selbst eingehe. 
Bei der Verwertung der Milch durch den Säuglingsdarm, besonders 
mit Rücksicht auf die Aufnahme von genuinem Eiweiß und anti- 
toxiscli wirkenden Präparaten, sei noch auf die Ergebnisse von 
Römer und Much hingewiesen. In fortgesetzten Untersuchungen 
über das Tabakrauchen stellte Lehmann fest, daß der einzige 
in Betracht kommende Körper des Tabakrauches das Nikotin 
ist, während Kohlenoxyd, Schwefelwasserstoff, Blausäure und Pyri¬ 
din dabei nicht in Betracht kommen. Rosemann bespricht zu- 



Oeffentliches Sanitätswesen. 


589 


sammenfassend die Umsetzung des Alkohols und die Beeinflussung 
des Stoffwechsels durch ihn. Auch Zuntz und Rubner heben 
hervor, daß Alkohol äquivalent in der Ernährung für N-freie Nahrungs¬ 
mittel eintreten kann, und Rubner verlangt ausdrücklich, daß der 
Alkohol in der Ernährungsbilanz als „maßgebende Größe“ einge¬ 
stellt wird. In dieser Bilanz habe er gerade den großen Nachteil, 
daß er die N-haltigen Nahrungsmittel relativ herabdrückt, so daß 
es bei der Ernährung der Aermeren an Eiweiß fehlen könne. Den 
ungünstigen Einfluß des Alkohols auf das Herz schildert Becker 
eingehender. Fischer findet, daß die in Deutschland geltenden 
Bestimmungen zur Bekämpfung der Trunksucht noch unzureichend 
sind. Von den Surrogaten der Genußmittel hat die Zichorie 
seit der Arbeit von Bibra 1858 zum ersten Male wieder eine ein¬ 
gehende Untersuchung durch H u e p p e erfahren, die es einigermaßen 
verständlich macht, daß dieses Präparat trotz aller Ein wände der 
Hygieniker von Jahr zu Jahr sich mehr ausbreiten konnte. Die 
Zichorie war die Hauptveranlassung, daß sich der Milchgenuß beim 
Frühstück stärker ausbreitete. In Verbindung mit Zerealien ist 
das Präparat vielleicht berufen, im Kampf gegen die Ureide und 
den Alkohol noch wichtige Dienste zu leisten, weil die Zerealien 
allein dazu nicht ausreichen. Die sogen, alkoholfreien Getränke 
haben von Metzger eine Untersuchung erfahren, aus der hervorgeht, 
daß viele davon — meist zum Zwecke der Konservierung, zum Teil 
infolge der Herstellung — beträchtliche Mengen von Alkohol ent¬ 
halten und die meisten scheußliche Kunstprodukte sind, die 
viel strengerer Kontrolle unterworfen werden müßten. Von den 
„kastrierten“ Nahrimgsmitteln hat der koffeinfreie Kaffee 
durch Kißling eine Untersuchung erfahren, aus der hervorgeht, 
daß der Gehalt der Rohbohnen an Koffein von 0,98—l,72°/o auf 
0,08—0,26°|o herabgesetzt wurde fvergl. S. 109). Wimmer und Meyer 
haben ein D.R.P. 190835 erworben für ein Verfahren zur Her¬ 
stellung von teeinfreiem Tee, wobei das teeinfreie Produkt nach¬ 
träglich mit der Lösung der Aromastoflfe wieder imprägniert werden 
soll. Da Bier und Wein schon alkoholfrei geliefert werden, die 
Vegetarianer durch Herstellung von Linsenkoteletts und Erbsensteaks 
den Uebergang zum eiweißfreien Fleisch schon einleiten, der moderne 
Feminismus die reizlosen Weiber schon in Massen produziert, selbst 
Hygieniker nicht mehr davor zurückschrecken, zur Verhütung von 
Geschlechtskrankheiten die Autoerotik zu empfehlen, und so alles 
Sinnliche, Erregende Aussicht hat, in Kürze ganz aus unserer Um¬ 
welt ausgeschaltet zu werden, nähern wir uns durch das Mittel der 


Alkohol. 


Alkohol und 
Herz. 

Trunksucht. 

Zichorie. 


Alkoholfreie 

Getränke. 


Kastrierte 
Genulimittel: 

- koffoinfreier 
Kaffee, 


— teeinfreier 
Tee. 



590 


Hueppe. 


„kastrierten 1 * Genußmittel dem Idealzustand, in dem es keine Sünde 
mehr gibt. Pfuhl macht auf die Gefahren aufmerksam, die ent- 
Konserven, stehen, wenn Konservenbüchsen nach der Füllung nicht auf 
Dichtigkeit untersucht werden. Lehmann und Treutlin unter- 
Natriumsumt. suchten die Einwirkung von Natriumsulfit bei längerer Fütte¬ 
rung kleiner Dosen, bei denen sie keine Schädigung nach weisen 
Borsäure, konnten. Förster untersuchte die Borsäure als Konservierungs¬ 
mittel, die allein zur wirklichen Konservierung unzureichend und 
außerdem geeignet sei, die Gesundheit zu schädigen. Küster 
Markthallen, referierte über die Bedeutung der städtischen Markthallen, deren 
Einrichtung und Betrieb; die Einzelheiten eignen sich nicht zu einem 
kurzem Auszuge; nur bemerkt sei, daß man anfängt, die Markt¬ 
hallen mit öffentlichen Wohlfahrtseinrichtungen, wie 
Milchküchen, zu versehen; auch Unfallstationen können mit 
ihnen verbunden werden. Wichtig ist ferner, daß durch die Markt¬ 
hallen der ganze Verkehr mit Lebensmitteln besser geregelt wird. 


Tageslicht. 


Messung von 
Sonnenschein 
und Tages¬ 
licht. 

Weißes 
Licht für 
künstliche 
Beleuchtung. 

Zu große 
Helligkeit der 
künstlichen 
Beleuchtung. 

Indirekte 
Beleuchtung. 
Ultraviolette 
Strahlen und 
ihre 

Bekämpfung. 


Tageslicht und Beleuchtung. Küster bespricht die Bau¬ 
ordnungen in Bezug auf die Anforderungen an die Tagesbelich¬ 
tung von Aufenthaltsräumen. Die Arbeit ist zu einem Auszug 
nicht geeignet, doch möchte ich immerhin den einen Schluß an¬ 
führen : „Alle Aufenthaltsräume müssen unter Annahme der höchsten 
zulässigen Bebauung der gegenüberliegenden Baufluchtlinien oder 
Nachbargrenzen einen solchen Lichteinfall vom Himmel haben, daß 
die Hälfte der Fußbodenfläche vom Himmelslicht getroffen wird.“ 
Die für die Lichtgrenze [aufgestellte Formel und ihre Begründung 
ist im Original einzusehen. Esmarch hat einen zum Registrieren 
des Sonnenscheins bewährten Apparat auch mit Erfolg zu syste¬ 
matischen Feststellungen über die Tageshelligkeit benützt. Wed¬ 
ding bespricht die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete der Be¬ 
leuchtung. Licht, welches eine ausgesprochene einfache Strahlung 
besitzt, wird abgelehnt und weißes Licht verlangt. Bei der 
Leichtigkeit, mit der jetzt künstliches Licht zu beschaffen ist, wird 
schon oft in Arbeitssälen die Helligkeit zu weit getrieben und 
dadurch das Auge zu stark angegriffen. Bei der indirekten Be¬ 
leuchtung, welche derartige Fehler ausschließt, tritt sehr bald 
eine Abschwächung ein, so daß Renovierungen der Räume öfters 
nötig sind. Schanz und Stockhausen untersuchten die Wir¬ 
kungen der ultravioletten Strahlen auf das Auge und machen 
darauf aufmerksam, daß die ultravioletten Strahlen des Tageslichtes 
dem Auge ebenso schädlich r' ’ ' die des künstlichen Lichts. 



Oeffentliches Sanitätswesen. 


591 


Die vom Tageslicht erzeugte Schneeblindheit entspricht voll- Schneeblind- 
ständig der vom künstlichen Licht erzeugten elektrischen Oph- elektrische 
thalmie. Auch der Frühjahrskatarrh der Augen sei von den ultra- Ophthalmie, 
violetten Strahlen des Tageslichts stark beeinflußt. Zur Abhaltung 
dieser Schädlichkeiten untersuchten sie die Absorptionsfähigkeit ver¬ 
schiedener Glassorten gegenüber den ultravioletten Strahlen, die 
man für Beleuchtungskörper und für Brillen verwerten könnte. Die 
bisherigen graugrünlichgelblichen Gläser, welche die ultravioletten 
Strahlen absorbieren, schwächen die leuchtenden Strahlen zu sehr; 
es gelang ihnen schließlich, in ihrem „Euphosglas“ von schwach 
gelbgrüner Farbe ein Glas zu ermitteln, welches alle unsicht¬ 
baren ultravioletten Strahlen aufnimmt und nur die 
sichtbaren Strahlen ohne wesentliche Schwächung durch¬ 
treten läßt. Schwarz bespricht die Methoden und Grundsätze 
bei der Prüfung des Seh- und Hörvermögens von Bahnbediensteten 
und schlägt einige Verbesserungen der geltenden Bestimmungen vor. 

Brandeis beschreibt eine neue Methode zur Ermüdungsmessung Ennüdungs- 
unter Verwendung von Farbenproben, die sich sowohl für Bahn- mcssung 

° durch tarb- 

bedienstete als auch Schulen eignet. proben. 


Heizung und Lüftung. Durch eine Kontroverse zwischen Beheizung umi 
Domitrovich und Brabbees wurden einige Prinzipienfragen LüUung «lei¬ 
der Beheizung und Lüftung von Schulen einer kritischen Be¬ 
sprechung zugeführt, besonders wurde die vollständige Trennung 
der Beheizung von der Ventilation für wünschenswert ge¬ 
halten, um die Lüftung den verschiedensten äußeren Verhältnissen 
besser anpassen zu können. 


Ruß und Staub. Ausgehend von der Tatsache, daß im Laufe 
des verflossenen Jahrhunderts der Kohlenverbrauch sich um das 50fache 
vermehrt hat, gibt Lief mann eine zusammenfassende Darstellung 
über die Rauch- und Rußfrage und beschäftigt sich eiugehend mit der 
Sammlung der Proben und dem Nachweis des Rußes. Gemünd Nachweis, 
beschäftigt sich auf Grund von Untersuchungen mit dem Aitken- 
schen Staubzähler mit der großstädtischen Luftverunreinigung, wobei 
er die Gasfeuerung und die Dezentralisation der Industrie als be¬ 
sonders wichtig bezeichnet. Beide Arbeiten sind zu Auszügen nicht 
geeignet. Dennstedt und Häßler finden in Rußproben, daß im Bestandteile 
Durchschnitt 12,9°/o Ammonsulfat vorhanden waren. In Schnee des Ruli 
war etwa V 3 der Schwefelsäure an Ammoniak gebunden und da¬ 
durch unschädlich. Die Anreicherung des Schnees mit Schwefel- 



592 


Hueppe. 


Staub und 
Feuchtigkeit 
der Luft. 


Flugfähiger 

Staub. 


Pilaster- 
material i eil. 


Geräusche. 


Krankheits¬ 
keime in Müll 
und Straßen¬ 
staub. 


Wohnungs¬ 

wesen. 


Wohnungs¬ 

gesetz. 


I laus¬ 
seh wannn. 

Linoleum- 

btdag. 


säure könne bei der Schneeschmelze zur Wirkung auf die Pflanzen 
kommen, so daß die immergrünen Nadelhölzer mehr gefährdet 
sind als die Laubhölzer. Orsi untersucht Rußmengen mit der 
Rubnersehen Methode mit Filtration durch Papier und findet in 
Berlin die Rußmengen sehr schwankend und am Morgen relativ 
am stärksten. Ascher ermittelte experimentell, daß feuchte Luft 
zwar weniger Staub aufuimmt und bewegt als trockene, aber trotz¬ 
dem zu einer stärkeren Anthrakosierung der Lungen führt. 
Die Anfeuchtung des Staubes dürfte also in Gewerbebetrieben znr 
Beseitigung der Schädlichkeiten oft nicht ausreichen. Da der flug¬ 
fähige Staub einige Besonderheiten zeigt, beschäftigte sich Orsi 
mit dieser Frage und fand eine Abhängigkeit der Flugfähig¬ 
keit von der Größe der Körnchen, dem spezifischen Gewicht, der 
Stoffe, der Oberfläche der Körnchen und ihrem Wassergehalt. 

Straße und Verkehr. Mit dem Pflastermaterial beschäftigten 
sich Sperber, Kölle und Krüger. Sperber weist darauf hin, 
daß mit der Einführung des motorischen Betriebes Aenderungen des 
Straßenbauwesens nötig werden dürften und die Geräuschver¬ 
meidung nicht bloß in der Pflasterart, sondern auch im Radreifen 
gesucht werden müßte. Kölle spricht sich für das Kleinpflaster 
auf fester, seitlich unverschiebbarer Grundlage aus, welches zwar 
teurer sei, aber dafür sehr viel länger halte. Hilgermann er¬ 
mittelte, daß sich Cholera Vibrionen in Kehricht nur 24 Stunden, 
Typhusbakterien bis zu 40 Tagen, Milzbrandbazillen bis zu 80 Tagen 
lebensfähig halten. Pellegrini fand im Straßenstaub in Padua 
auch pathogene Keime, und zwar Tetanus-, Typhus-, Pyozyaneus- 
und Eitererreger. 

Wohnung. Eberstadt hat ein Handbuch des Wohnungswesens 
und der Wohnungsfrage herausgegeben, auf welches unbedingt ver¬ 
wiesen werden muß. 

Landsberger urgiert durch nochmalige Feststellung der 
Minimalforderung für Wohnungen und die Einführung 
der Wobnungsaufsicht das in Aussicht gestellte Wohnungsgesetz. 
Bianchini beschreibt einen Apparat zur Bestimmung des Volu¬ 
mens der Baumaterialien und Erdmassen. Mez hat eine Mono¬ 
graphie über den Hausschwamm erscheinen lassen, welche eine 
Lücke der Literatur ausfüllt. Hoffmann kommt durch Unter¬ 
suchungen über das Wärmeleitungsvermögen des Lino¬ 
leums zu der Folgerung, daß es dem Holz nachsteht und 



Oetfentliches Sanitätswesen. 


593 


daß das wesentliche bei einem Fußboden ein guter, trockener Holz¬ 
boden ist, daß bei einem mit Linoleum belegten Holzboden der 
letztere zum Warmhalten mehr beiträgt als der Linoleumbelag. 
Xylander untersuchte das Yitralin, eine Glanzfarbe, welche 
einen besonders präparierten Leinölfirnis enthält und auf neues, 
ungetünchtes Mauerwerk und Kalkmörtelputz aufgestrichen werden 
kann. Aus den Versuchen geht hervor, daß ein gewisser Feuchtig¬ 
keitsgehalt und Sauerstoff zu der befriedigenden Wirkung uner¬ 
läßlich sind. Als ein erfreuliches Zeichen der Zeit ist es wohl zu 
bezeichnen, daß in Preußen ein Gesetz gegen die Verun¬ 
staltung der Ortschaften entstehen konnte, welches von 
Scholz und Deistei einer Kritik unterzogen wurde. Von hygie¬ 
nischen Spezialbauten hat die Volksschule im deutschen Verein 
für öffentliche Gesundheitspflege eine Besprechung erfahren, welche 
durch ein Referat von Behlen eingeleitet wurde. 


Glanzfarbe 
als Anstrich. 


Verunstaltung 

der 

Ortschaften. 

Schulbau. 


Infektionskrankheiten. Das Berichtsjahr brachte auf dem Ge¬ 
biete der Forschungen über Infektionskrankheiten und Immunität 
zahlreiche Einzeluntersuchungen, besonders über Opsonine, Sero¬ 
reaktion auf Syphilis, chemo-therapeutische Versuche gegen Trypano¬ 
somen, Experimente über Krebsübertragung, aber an allgemeinen Er¬ 
gebnissen, welche von unmittelbarem Werte für die Hygiene sind, 
ist nicht viel zu berichten. Einige Versuche will ich aber doch an¬ 
führen, weil ihre weitere Verfolgung vielleicht geeignet ist, auch 
die hygienische Seite der Seuchenforschung später zu fördern. 
Kraus hat, zum Teil in Verbindung mit Buß und Stenitzer, 
bei Cholera- und Typhusinfektionen ein lösliches Toxin 
zu gewinnen versucht und dagegen ein antitoxisches Serum 
dargestellt, bei der Choleraepidemie in Petersburg damit auch Ver¬ 
suche am Menschen gemacht. Diese letzteren stehen aber hinter 
den Resultaten der bisherigen Choleratherapie so weit zurück, daß 
sie nichts beweisen, und Pfeiffer und Friedberger fassen das 
Toxin als ein Auslaugungsprodukt der Bakterienleiber auf. Bei 
Typhus konnte Bail, der mit viel wirksameren Giften arbeitete, 
ein antitoxisches Serum nicht gewinnen und mußte sich vorläufig 
für die Endotoxinwirkung des Giftes aussprechen. Gegenüber der 
von Boux zuerst ausgesprochenen und von Kraus und Schwauer 
aufgenommenen Auffassung, daß Antitoxin- und Heilwert eines 
Serums nicht identisch seien, zeigte Berghaus, daß der Heil¬ 
effekt eines Diphtherieserums mit dem Antitoxingehalt zusammenfällt. 

Während man bis jetzt Agglutinine, Bakteriolysine und Prä- 

Jahrbuch der praktischen Medizin. Iuod. 38 


Toxine oder 
Endotoxine 
bei Cholera 
und Typhus? 


Antitoxin- 

und 

Heilwert. 



594 


Hueppe. 


Beziehungen 

zwischen 

Agglutinin, 

Bakteriolysin 

und 

Präzipitin. 


Tierische und 
Kultur¬ 
bakterien. 


Stirauline 

und 

Opsonine. 


Syphilis- 

rcaktion. 


zipitine für verschieden hielt, zeigten Bail und Hoke, daß im Nor- 
malserum nicht drei verschiedene Stoffe wirksam sind, sondern stets 
nur eine Reaktion als Verbindung von Immunkörper des Serums 
mit der Bakteriensubstanz stattfindet, welche durch das ferment¬ 
artige Komplement begünstigt wird. Je nach den Umständen tritt 
die Reaktion als Präzipitation, Agglutination oder Bakteriolyse in 
die Erscheinung, wobei stets die Verbindung eines Serumbestand¬ 
teils (des Immunkörpers) mit der Bakteriensubstanz eintritt. Die 
Reaktion ist im sowohl wie außerhalb des Tierkörpers nach¬ 
weisbar. Die bereits in früheren Berichten erwähnte Erscheinung, 
daß die Bazillen im und außerhalb des Tierkörpers wesentlich 
verschieden sind, wurde von Bail und Preiß für die Kapselbil¬ 
dung des Milzbrandbazillus, von Tsuda für Typhusbazillen weiter 
untersucht. Bail stellte fest, daß die kapselerzeugende Wirkung 
eines Serums durch die Bazillen selbst vernichtet wird, wenn man 
sie im Serum einige Zeit wachsen läßt, und weiter daß auch die 
Behandlung eines Serums mit Organzellen dessen „animalisierende“ 
Eigenschaften aufhebt; Preiß bemerkte besonders, daß die 
Kapselbildung des Milzbrandbazillus mit seiner Virulenzabschwä- 
chung abnimmt. Der Nachweis von Metschnikoff von der 
Existenz von Stimulinen als Phagozytose befördernden Stoffen 
hat in der Ausbildung der Lehre von den Opsoninen von 
Wright steigendes Interesse erregt, und der „opsonische Index“ 
hat viele Untersuchungen veranlaßt, die aber in diagnostischer und 
prognostischer Hinsicht und in Bezug auf die Krankenbehandlung 
noch strittig sind. Eine Zusammenfassung der Literatur gibt Weil, 
während Wright selbst auf der Naturforscherversammlung zu Köln 
die Sache im Zusammenhang mit den Prinzipien der Vaccine¬ 
therapie bespricht. Trotz dieses gegenwärtigen Zustandes wird 
auch die Hygiene diese Frage im Auge behalten müssen, weil zu 
erwarten ist, daß dadurch das Verständnis für die natürlichen Ab¬ 
wehrkräfte des Organismus gefördert wird. Vielbesprochen wurde 
im Berichtsjahre die Wassermannsche Reaktion; sie beruht 
auf Versuchen von Bordet und Gengou, welche zeigten, daß 
bei Mischungen eines Antigens mit einem Antikörper Komplement 
absorbiert wird, so daß dieses dann für eine spätere Reaktion, 
z. B. eine sonst mögliche Hämolyse nicht mehr frei ist. Wasser¬ 
mann nahm als Antigen Organe hereditär syphilitischer Kinder,' 
aus denen er Extrakte herstellte, und suchte damit die Antikörper 
im Serum syphilitischer Individuen. Durch Vermischung dieser 
beiden Komponenten und Einwirkung auf ein sonst zu Hämolyse 



Oeffentliebes Sanitätswesen. 


595 


geeignetes, komplementhaltiges Normalserum erreichte er Absorption 
des Komplementes und Ausbleiben der Hämolyse, wenn er sensi¬ 
bilisierte Blutkörperchen zusetzte. Er nahm deshalb an, daß im 
Blute und Serum der untersuchten Kranken der supponierte Syphilis¬ 
antikörper vorhanden sei, daß also das betreffende Individuum 
Syphilis gehabt haben müsse. Da er auch die Zerebrospinalflüssig¬ 
keit von Paralytikern in sehr vielen Fällen antikörperhaltig fand, 
glaubte er damit einen ätiologischen Zusammenhang zwischen Lues 
und Paralyse biologisch bewiesen zu haben. Die Reaktion war 
ganz eindeutig von W assermann zuerst für spezifisch im Sinne 
der Immunitätslehre angesehen worden, d. h. als eine Reaktion auf 
die Spirochäten. Als sich dies besonders durch die Untersuchungen 
von Weil und Braun als falsch herausgestellt hatte, wurde die 
Reaktion als eine für Sy T philis spezifische erklärt und damit bereits 
der Boden der modernen Immunitätsforschung verlassen. Weil,. 

Braun und Landsteiner haben das Irrtümliche dieser Auf¬ 
fassung dargelegt, und Weil zeigte zuerst, daß man eine positive 
Reaktion auch erhält, wenn man als Antigen nicht syphilitische, 
sondern pathologisch veränderte (Tumorgewebe) oder selbst normale 
Organe (Menschenleber) verwendet, und Landsteiner, Müller 
und Pötzl erhielten positive Resultate mit alkoholischen Auszügen 
aus den Herzen normaler Meerschweinchen, so daß diese für 
Syphilis angeblich spezifische Reaktion vielfach mit nichtluetischem 
Material angestellt wird. Die Spezifizität in Bezug auf das Antigen 
war also sicher eine irrige Annahme. Die weitere Frage, ob be¬ 
züglich des Antikörpers nur das Serum von Luetischen und Post¬ 
luetischen mit syphilitischen oder normalen Extrakten die Reaktion 
gibt, oder ob auch bei anderen Krankheiten eine positive Reaktion 
vorkomme, wurde für verschiedene Tumoren, für Lepra, Tuber¬ 
kulose, Malaria, Typhus, Scharlach, Framboesia, Pneumonie bereits 
positiv beantwortet. Die Reaktion ist also nicht einmal „klinisch 
spezifisch“, wie man sie nannte, so daß in Bezug auf die Natur 
der Reaktion Weil die richtigste Vorstellung entwickelt haben 
dürfte, nach der es sich um eine Reaktion auf Autoanti- Reaktion auf 
körper handelt. Bei verschiedenen toxischen und infektiösen Pro- GeweW 
zessen kommt es zu einem Gewebszerfall; das entartete Gewebe 
erzeugt Autoantikörper, und diese binden zusammen mit einem ge¬ 
eigneten Gewebsextrakt Komplement. Auf diesem Umwege dürfte 
die Reaktion für das Verständnis der Zellspezifität des Tier¬ 
körpers und damit für die natürliche Widerstandsfähigkeit und 
Krankheitsanlage vielleicht ganz neue Aufschlüsse geben können. 



598 


Hueppe. 


Autan. 


Japanisches 

Verfahren. 


Seife und 
Kresole. 


Lysol 


Bttcher- 

desinfektion. 


Weiterentwicklung hindert; durch einen größeren Ueberschuß von 
Sulfiden ließ sich die Vitalität der Bakterien wiederherstellen. Aus 
der großen Literatur über das Autanverfahren will ich nur 
die Arbeiten von Christian und Langermann anführen, weil sie 
in kritischer Weise auch die Grenzen des Verfahrens zu ermitteln 
suchen und durch Vergleichung mit anderen Formaldehydverfahren 
feststellen, daß eine Ueberlegenheit in seiner technischen Einfachheit 
liege, die aber nur bei vollständigem Abdichten der Bäume klar in 
die Erscheinung tritt: ein Nachteil ist, daß es noch nicht genügend 
konzentriert ist, um unter östündiger Wirkung vollen Erfolg zu sichern. 
Eichengrün sah sich deshalb veranlaßt, eine Verstärkung seines 
Verfahrens auszubilden, welche zur Verhinderung vorzeitiger Reaktion 
durch eine bessere Packung erreicht werden soll; gleichzeitig wurden 
die Gesamtmengen des Autan vermehrt. Uyama, Tsuzuki, 
Oshida und Matsuda beschreiben als ,.japanisches“ Ver¬ 
fahren eine Anwendung der Feststellungen von Esmarch, Rubner, 
Christian über die Verwendung von Formaldehyd und Wasser¬ 
dampf in einem besonderen Formalinzimmer. Die Bezeichnung als 
„japanisches“ Verfahren ist wohl etwas hochtrabend; technisch steht 
die Sache mehr auf dem Niveau einer Improvisation für militärische 
Zwecke. Für Krieg und Manöver ist die Methode von Doerr und 
Raubitschek mit Ersatz des Formalins durch Festoform wohl 
universeller verwertbar. Reichenbach untersuchte die desinfi¬ 
zierenden Bestandteile der Seife und fand, daß bei Abwesenheit 
freien Alkalis und freier Säuren das Palmitat stärker wirkt als 
Stearat und Myristat. Wenn auch die Desinfektionswirkung der 
Seifen im allgemeinen dem überschüssigen Alkali parallel geht, so 
reicht dessen Menge doch nicht zum Verständnisse der Wirkung 
aus; das hydrolytisch erst entstehende Alkali sei von größerer Wich¬ 
tigkeit. Die Wirkung sei auf ein Nebeneinanderwirken von 
Alkali und fettsauren Salzen zu beziehen. Schneider 
untersuchte den Desinfektionswert der drei Kresolisomeren in 
Gemischen mit Seife. Es ergab sich, daß das Lysol den anderen 
Kresolseifen überlegen war, wofür sich auch Schottelius sehr 
entschieden ausspricht. Kaufmann und Mietzsch finden, daß 
Rohlysoform ohne Wirkung auf Tuberkulosebazillen bleibt. Die 
Bücherdesinfektion mit Formaldehyd und niedrig temperiertem 
Wasserdampf hat Xylander von neuem untersucht. Wenn die 
Resultate auch nicht ungünstig waren, so erscheinen sie doch durch 
Gärtner überholt, der in Versuchen im großen, wie sie in Biblio¬ 
theken in Betracht kommen, die Ueberlegenheit der Verbindung von 




OetFentliches Sanitütswesen. '»09 

Wasserdampf mit Alkohol feststellte. Für die Desinfektion 
der Hände empfiehlt Lenzmann eine Seifenmasse, die aus For¬ 
malin 5, Benzin 15 und Dermosapol 80 besteht, während E. Hueppe 
auf die Notwendigkeit hinweist, die Hände bei der Desinfektion zu 
schonen und dauernd gebrauchsfähig zu halten und dazu die auf 
dem Prinzip von Schleich beruhenden Verfahren für geeigneter 
hält. Das Verständnis der Desinfektion muH in viel weitere Kreise 
dringen, wenn zuzeiten von Epidemien oder im Kriegsfälle größere 
praktische Resultate erreicht werden sollen. In diesem Sinne ver¬ 
langt F. Hueppe eine Ausgestaltung der Samariter- und Rote-Kreuz- 
Tätigkeit und ein besseres Vertrautsein mit der Tatsache, daß man 
die Krankheitskeime erfolgreich nur am Krankenbette selbst fassen 
kann, und E. Hueppe gibt im einzelnen Anweisungen, wie diese 
Malinahmen allgemeiner durchgeführt werden können, um zum Ge¬ 
meingute zu werden. Ueber die erste ärztlicher Hilfe berichtet Charas. 
Friedinger fordert mit Rücksicht auf die Bedeutung der In¬ 
fektionskrankheiten eine zeitgemäße Ausgestaltung der größeren 
Krankenanstalten, und Thoms bespricht die Arzneimittel Versor¬ 
gung des Volkes vom Standpunkte der öffentlichen Gesundheitspflege, 
wobei er besonders die falschen Deklarationen der Arzneimittel be¬ 
anstandet. — Ueber die Sozialhygiene als Unterrichtsgegen¬ 
stand äußert sich Sternberg und über ihre Aufgaben und 
Ziele Burkhard. Derartige Forderungen lassen erkennen, daß 
die sozialen Aufgaben der Hygiene neben den klinischen nicht länger 
vernachlässigt werden dürfen. Gottstein zieht notwendige Forde¬ 
rungen für die Regelung des Gesundheitswesens in den 
Großstädten aus den wesentlich geänderten Aufgaben der Medizin 
gegenüber der Oeffentlichkeit. Auch Ascher legt die Bedeutung der 
Sozialhygiene für die Ausgestaltung des Medizinalwesens dar, 
wobei er speziell die Frage der Tuberkulose erörtert. — Burckhardt 
gibt eine interessante Skizze über die Demographie und Epidemiologie 
der Stadt Basel von lßOl—11M X), welche zeigt, wie gerade die sozialen 
Verhältnisse auf die Leistungsfähigkeit der Medizin von größtem 
Einflüsse sind. Wichtig ist es aber auch, daß die Fachleute end¬ 
lich in der Verwaltung eine autoritative Stellung bekommen, 
damit das Fachliche neben dem Formalen nicht zu kurz kommt. In 
dieser Hinsicht hat in den letzten Jahren Franz in der entschieden¬ 
sten Weise gegen den Assessorismus angekämpft. 

l’istor zitiert eine Kabinettsonler Friedrichs des Großen vom 
1. Februar 1784 über die Bedeutung der Fachmänner, die man sich wohl 
merken sollte und die wörtlich lautet: .Bester Hat, besonders lieber tie- 


Hände- 

desinfektinn. 


Krankeni'llege 

bei Senden. 


Ausgestaltung 
der Kranken¬ 
anstalten. 


Sozial¬ 
hygiene als 
t'nterriclits- 
gegenstand. 


Gesundheits¬ 
wesen in den 
Großstädten. 

Ausgestaltung 
des Medizinal¬ 
wesens 

Geschichte 

der 

Epidemien 



002 


Hueppe. 


S. 395. — J. Kaup. Unterernährung auf dem Lande und deren Folge¬ 
erscheinungen. Berlin 1907. — P. Kaiser, Deutsche Vierteljahrssehr. f. 
öffentl. Gesundheitspflege Bd. XL, S. 595. — R. Kißling, Chemiker-Ztg. 
Nr. 4L — H. Klut, Untersuchung des Wassers an Ort und Stelle. Berlin. 

— Klostermann s. Lief mann. — Köhlsieb, Zeitschr. f. Hyg. Bd. LX. 
S. 508. — Kölle, Techn. Gemeindebl. Bd. XI, Nr. 16. — Fr. Konrieb. 
Zeitschr. f. Hyg. Bd. LX, S. 208. — A. Kossowicz, Zeitschr. f. d. land- 
wirtschaftl. Versuchswesen in Oesterreich S. 719. — Kraus, Wien. klin. 
Wochenschr. 1909, Nr. 1. — Kraus u. Ruß, Zentralbl. f. Bakt. Bd. XLV. 
Nr. 3; ibid. Ref. Bd. XLII, Beilage. — Kraus u. Schwan er, ibid. Bd. XLVII. 
Nr. 1. — H. Krauß, Münch, med. Wochenschr. Nr. 37. — R. Krüger. 
Wasser- u. Wegebauzentralbl. Nr. 1, 3, 9, 10, 11, Ref. im. Techn. Gemeinde¬ 
blatt Bd. XI, S. 293, 310. — Kruse, Zeitschr. f. Hyg. Bd. LIN, S. 6. — 
Küster, Deutsche Vierteljahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspflege 1909. 
Bd. XLI, S. 122. — Kurita, Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. Bd. XI. 
S. 681. — J. Landsberger, Deutsche Vierteljahrsschr. f. öffentl. Ge¬ 
sundheitspflege Bd. XL, S. 251. — Landsteiner, Müller u. Pötzl, 
Wien. klin. Wochenschr. 1907, Nr. 50. — Langermann, Hyg. Rundschau 
Bd. XVIII, Nr. 11. — K. B. Lehmann, Arch. f. Hyg. Bd. LXVI. S. 297; 
Bd. LXVIII, S. 319; Münch, med. Wochenschr. Nr. 14. — Lehmann u. 
Treutlin, Arch. f. Hyg. Bd. LXVIII, S. 303. — Leistikow, Zeitschr. f. 
Fleisch- u. Milchhyg. Bd. XVIII, S. 174. — Lentz s. Gaffky. — Lenz¬ 
mann, Zentralbl. f. Chir. Bd. XXXV, Nr. 4. — v. Leube, Sitzungsberichte 
der pbysikal.-med. Gesellschaft. Würzburg 1906, S.-A. — H. Liefmann. 
Zeitschr. f. Hyg. Bd. LXII, S. 199; Deutsche Vierteljahrsschr. f. öffentl. Ge¬ 
sundheitspflege Bd. XL, S. 282. — H. Liefmann u. M. Klostermann. 
Zeitschr. f. Hyg. Bd. LXI, S. 148. — W. H. Lindley, Journal f. Gas¬ 
beleuchtung u. Wasserversorgung Nr. 32, 34, 37. — A. Lübbert, Zeit¬ 
schrift f. Hyg. Bd. LIX, S. 241. — Fr. Martius, Das pathogenetische Ver¬ 
erbungsproblem. Leipzig-Wien 1909. — Meinert, Soziale Med. u. Hyg. 
Bd. 111, Nr. 12. — Meirowsky s. Neisser. — O. Metzger, Zeitschr. f. 
Untersuchung der Nahrungs- u. Genußmittel Bd. XV, S. 14. — C. Mez. 
Der Hausschwamm, Dresden. — Mietzsche s. Kaufmann. — Much ?. 
Römer. — Müller s. Fornet. — Müller s. Landsteiner. — A. Neis- 
ser u. E. Meirowsky, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 12. — Neisser s. 
Wassermann. — Oesten, Journal f. Gasbeleuchtung u. Wasserversorgung 
Bd. LI. Nr. 10; Gesundheits-Ingenieur Bd. XXXI, Nr. 20. — W. Oet- 
tinger, Klin. Jahrbuch Bd. XIX, S. 305; Zeitschr. f. Hyg. Bd. LX. S. 557. 

— L. Opalka, Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhyg. Bd. XVIII, S. 373. — 
G. Ürsi, Arch. f. Ilyg. Bd. LXVIII, S. 10, 22. — J. Orth, Deutsche med. 
Wochenschr. S. 1826.’ — A. Ostermann, Zeitschr. f. Hyg. Bd. LX. S. 375. 
410. — R. Ostertag, Zeitschr. f, Fleisch- u. Milchhyg. Bd. XVIII. S. 204. 

— F. Pellegrini, Contributo sperimentale allo studio del contenuto bat- 
terieo della polvere stradale. Verona. — Peters, Techn. Gemeindebl. 
Nr. 14; Zeitschr. f. Hyg. Bd. LXI. S. 247. — Pfeiffer u. Friedberger. 



Oeffentlichea Sanitätswesen. 


603 


Zentralbl. f. Bakteriologie Bd. XLVII, Nr. 1; ibid. Ref. Bd. XLII, Beilage. 

— Pfuhl, Zeitscbr. f. Hyg. Bd. LXI, S. 209. — M. Pistor, Deutsche Viertel- 
jahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspflege Bd. XL, S. 500. — Plaut s. Wasser¬ 
mann. — Pötzl 8. Landsteiner. — F. Prachfeld, Zeitschr. f. Fleisch- 
u. Milchhyg. Bd. XVIII, S. 121. — W. Prausnitz, Zeitschr. f. Hyg. 
Bd. LIX, S. 161. — Preisz, Zentralbl. f. Bakteriologie Bd. XLVII, S. 585; 
Bd. XLIX, S. 341. — F. Prinzing, Zeitschr. f. soziale Med. Bd. III, S. 99: 
Zeitschr. f. Sozialwissenschaft Bd. XI, Nr. 1 u. 10. — E. Pütter, Berl. 
klin. Wochenschr. Nr. 21. — Rabinowitsch s. Dammann. — Raubi- 
tschek s. Doerr. — Razzeto, Hyg.Rundschau Nr. 17. — H. Reichel, Zeit¬ 
schrift f. Hyg. Bd. LXI, S. 49. — H. Reichenbach, ibid. Bd. LIX, S. 296; 
ibid. Bd. LX, S. 446. — Reichenbach u. Bock, ibid. Bd. LX, S. 541. 

— K. Reichle u. Zahn, Mitteilungen a. d. K. Prüfungsanstalt f. Wasser¬ 
versorgung H. 10, S. 102. — Reichle s. Zahn. — Rehlen, Deutsche 
Vierteljahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspflege 1909, Bd. XLI, S. 88. — 
C. M. Richter. Journal of the American Medical Association Vol. LI, 
S. 660. — Rieger, Klin. Jahrbuch Bd. XVIII, S. 354. — P. Römer, 
Sitzungsberichte d. Gesellschaft zur Beförderung d. ges. Naturwissenschaft 
zu Marburg Nr. 6; Beiträge zur Klinik der Tuberkulose Bd. XI, S. 79; 
Zeitschr. f. Immunitätsforschung 1909, Bd. I, S. 171. — P. Römer u. 
H. Much, Jahrbuch f. Kinderheilk. Bd. LXIII, S. 684. — R. Rosemann, 
Bd. IV von Oppenheimers Handbuch der Biochemie. Jena. — M. Retter¬ 
in und t, Arcli. f. Hyg. Bd. LXV, S. 149. — M. Rubner, Das Problem 
der Lebensdauer, München-Berlin; Volksernährungsfragen, Leipzig. — Rub¬ 
ner u. v. Buchka, Arbeiten a. d. K. Gesundheitsamte Bd. XXVIII, S. 338. 

— J. Ruhemann, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 8. — W. Schallmayer, 
Zeitschr. f. Sozialwissensch. Bd. XI, Nr. 5—7; Zeitschr. f. soziale Medizin 
Bd. III. S. 27. — F. Schanz u. K. Stockhausen, Arch. f. Ophthalmo¬ 
logie Bd. LXIX, S. 49, 452. — R. Schmick, Deutsche Vierteljahrsschr. f. 
öffentl. Gesundheitspflege 1909, Bd. XLI, S. 44. — P. Schmidt, Arch. f. 
Hyg. Bd. LXV, S. 17. — S. Schneider, ibid. Bd. LXVII, S. 1. - 
H. Schneider u. E. Seligmann, Zeitschr. f. Hyg. Bd. LVIII, S. 413. — 
Scholtz, Technisches Gemeindebl. Bd. XI, Nr. 9. — M. Schottelius. 
Münch, med. Wochenschr. Nr. 6. — K. Schreiber, Technisches Gemeinde- 
blatt Nr. 13. — Schucht s. Wassermann. — Scliwartz, Zeitschr. f. 
Bahnärzte Bd. III, Nr. 1, Ref. in Hyg. Zentralbl. Bd. IV, Nr. 9. — Schwauer 
s. Kraus. — Schwiening, Deutsche militärärztliche Zeitsehr. Nr. 10. — 
Seligmann s. Schneider. — A. Sitzenfrey, Die Lehre v. d. kongeni¬ 
talen Tuberkulose, Berlin 1909. — Sperber, Technisches Gemeindebl. 
Bd. XI, Nr. 15. — Steiger, Arch. f. Rassen- u. Gesellschaftsbiologie Bd. V, 
S. 623. — M. Sternberg, Wien. klin. Wochenschr. Nr. 42. — Steudel, 
Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. Bd. XII, Beiheft 4. — Stietzel s. Für¬ 
bringer. — Stockhausen s. Schanz. — E. Teichmann, Die Ver¬ 
erbung als erhaltende Macht, Stuttgart. — H. Thoms, Hyg. Rundschau 
1909, Nr. 1. — J. C. Thresh, The Lancet S. 1597. — N. Tiberti. Zeit- 



604 


Hueppe. 


schrift f. Hyg. Bd. LX, S. 41. — C. Titze, Zeitschr. f. Fleisch- u. Milch¬ 
hygiene Bd. XVIII, S. 175. — Treutlin s. Lehmann. — Tsuda. Zentral¬ 
blatt f. Bakteriologie Bd. XLVI, Nr. 6. — Uhlenhuth, Weidanz u. 
Wedemann, Arbeiten a. d. K. Gesundheitsamte Bd. XXVIII, S. 449. — 
Uyama, Tsuzuki, Oshida, Matsuda, Zeitschr. f. Hyg. Bd. LYIII, 
S. 465. — Van den Velden, Konstitution u. Vererbung, München. — 
Wassermann, Neisser, Bruck, Schucht, Zeitschr. f. Hyg. 1907, Bd.LV. 
S. 451. — Wassermann u. Plaut, Deutsche raed. Wochenschr. 1907, 
Nr. 44. — Wedding, Hyg. Rundschau Bd. XVIII, Nr. 19. — Wedemann 
s. Uhlenhuth. — 0. Weidanz u. K. Borchmann, Arbeiten a. d. K. 
Gesundheitsamte Bd. XXVIII, S. 477. — Weidanz s. Uhlenhuth. — 
Ed. Weil, Wien. klin. Wochenschr. 1907, Nr. 18; Zentralbl. f. Bakt. Ref. 
Bd. XLII, Nr. 11—13; Prager med. Wochenschr. Nr. 47. — Weil u. 
Braun, Berl. klin. Wochenschr. 1907, Nr. 49. —Weldert, Referate über 
Phelps, Füller, Dibdin in Techn. Gemeindebl. Bd. XI, Nr. 1, S. 12. — 
P. Wichmann, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 11. — E. Wieland, 
Ueber Krankheitsdisposition, Wien-Berlin. — R. Willim, Zeitschr. f. Hyg. 
Bd. LX1I, S. 95. — C. E. A. Winslow, Science Bd. XXVIII, S. 28. — Witt, 
Berl. tierärztliche Wochenschr. Nr. 28. — A. E. Wright, Verhandlungen 
der Gesellschaft deutscher Naturforscher u. Aerzte zu Köln, Leipzig 1909, 
Bd. I, S. 189. — Xylander, Arbeiten a. d. K. Gesundheitsamte Bd. XXIX, 
»S. 288 u. 313. — C. Zahn u. K. Reichle, Mitteilungen a. d. K. Prüfungs¬ 
anstalt f. Wasserversorgung H. 10, S. 1. — Zahn s. Reichle. — Zie¬ 
rn ann, Arch. f. Schilfs- u. Tropenhyg. 1907, Bd. XI, Beiheft Nr. 5. — 
N. Zuntz, Die Kraftleistungen des Tierkörpers, Berlin. 



Sachregister 


A. 

Abbau von Tumoren 11. 

Abdominale Schmerzanfälle 274. 
Abdominale Totalexstirpation des 
Uterus 425. 

Abdominalturaoren 257. 
Abdominaltyphus, Gangrän der Ex¬ 
tremitäten bei 329. 
Abduzenslähmungen 148. 

Aberglaube 555. 

Abführmittel 97; bei Darmverschluß 
261. 

Abkühlungsnephritis 296. 
Abmagerung 587. 

Abort bei Psychosen 175, 550; künst¬ 
licher 411. 

Abrißfraktur der Tuberositas tibiae 
i25. 

Abstammung, eheliche 549. 
Abstinenzdelirien 173. 

Abszeß der Lunge 378. 
Abtreibungsmittel 551. 

Abwässer, giftige 579. 
Abwässerklärung 581. 

Accouchement force 411. 

Achylie 253. 

•Achillessehne, plastische Verlänge¬ 
rung 126. 

Achiliotenotomie 125. 126, 127. 
Achselkrücken 121. 

Achylie 252. 

Acidum arsenicosum 498. 

Acidum tnnnicum 269. 

Acne rosacea, Röntgenbehandlung 
der 75. 

Adda < Inhalationspfeife) 48. 
Adduktoren, Physiologie der 113. 
Adenocystoma ovarii 427. 

Adenoide Vegetationen 164. 
Adenom der Nieren 9. 

Aderhiß 33, 420; bei Anämie 34. 


Adhäsionsbildung im Darm 269. 

Adiposalgie 34^. 

Adipositas 348; Behandlung mit 
Oophorin 95. 

Adnexentzündung, Saugbehandlung 
der 421. 

Adnexerkrankungen, entzündliche 
427. 

Adrenalin 16,17; Arterienverkalkung, 
-nekrose nach 108; bei Hautkrank¬ 
heiten 479; bei Osteomalazie 108: 
bei Rachitis 108. 

Adrenalin-Kochsalzinjektion 108; bei 
Diphtherie 326. 

Adrenalinnephritis 295. 

Adrenalinversuche 16. 

Aegypten 297. 

Aerobiose 581. 

Aerotherapie bei Keuchhusten 332. 

Aethernarköse 365, 40*. 

Aethernephritis 296. 

Aethylendiamin 103. 
i Aetzbehandlung des Uterus 424. 

Aetzgeschwüre 480. 

Aetzgifte, Hornhauttrübungen bei448. 

Allen, Extremitätendeformitäten bei 

1H. 

Affensyphilis 497. 

Alfentuberkulose 481. 

Aftererkrankungen 3 S 7. 

A ft e r v e r 1 e t z u n g e n 549. 

Agar-Agar 97, 271. 

Agaroma 271. 

Agglutinine 357, 594. 

Agone 544, 545. 

Aitkenscher Staubzähler 592. 

Akklimatisation der Europäer in 
Tropen 585. 

Akkommodationsstörungen 439. 

Akne 485, 486; Ultraviolettbestrah¬ 
lung 61. 

Akromegalie 275, 350, 375. 



600 


Sachregister. 


Aktinomykosis 7. 

Albargin 253. 

Albuminimeter 291. 

Albuminurie nach Körperanstrengung 
22; lorclotische 49, 293; orthotische 
293; physiologische 297; bei Schwim¬ 
mern 49. 

Alexander-Adamssche Operation 426. 
Alexine 2. 

Alimentäre Intoxikation 515. 
Alimentäres Fieber 515. 
Alkaloidnachweis in Leichen 548. 
Alkohol 351, 590; bei Diabetes 345. 
Alkoholausstellung 31. 
Alkoholdesinfektion 367, 406. 
Alkoholfreie Getränke 590. 
Alkoholgenuß 567. 
Alkoholinjektionen bei Neuralgien 
150. 

Alkoholismus 32, 173, 585. 
Alkoholnephritis 296. 
Alkoholverbrauch 32. 
Alkoholvergiftung 546. 
Allgemeinnarkose 365. 

Almatein 368. 

Alopecia, areata, Ultraviolettbestrah¬ 
lung 64. 

Alopezie 486; Finsenbehandlung der 
63. 

Altersstar 448. 

Aluminiumdraht, Bronze- 422. 
Alumnol 423. 

Amaurose nach Arsen 360. 

Ammen 512. 

Amraoniakgasvergiftung 211. 
Amöbendysenterie 335. 
Amöbenenteritis 273. 

Amputatio cruris 395. 

Amputation 370; supravaginale des 
Uterus 417, 425. 
Amputationsstümpfe 122, 370. 

Am ylnitrit bei Arterienerkiankung 
16. 

Amyloid 8. 

Amyloidtumor der Bindehaut 447. 
Anämie 359; Aderlaß bei 34; Arsen 
bei 360; apiastische 360; Atoxvl- 
beliandlung 498; perniziöse 298, 
35*; Seereisen bei 46. 

An aerobe Bakterien 7. 

Anaerobiose 581. 

Anästhesie 89; bei Kehlkopftuber¬ 
kulose 92. 

Anästhesiemethoden 365. 
Anaesthetica 89. 

Analekzem 488. 


Analfissuren, Behandlung mit Serum¬ 
umschlägen 100. 

Anaphylaxie 317. 

Anarthrie 136. 

Anastomosenoperation 384. 
Anenzephalus 11. 

Aneurysma embolo-mycoticum 381; 

der Mesenterialarterien 381. 
Aneurysmen der Hirnarterien 140. 
Angina 327, 472, 473; Ludovici 473 : 
pectoris 231. 

Angina pectoris, kohlensaure Hand- 
und Fußbäder bei 53. 

Angiome 374; der Arterien 374; 

Radiumbehandlung der 08. 
Angiosklerose 235. 

Angstzustände 153. 

Anguillula stercoralis 272. 

Anilinöl 548. 

Ankylosenbehandlung 115. 
Ankylostomum 272. 

Anomaloskop von Nagel 438. 
Anonyme Briefschreiber 555. 
Anopheles 335. 

Anophelesmücken 316. 
Anstaltsbehandlung der Skoliosen 
120; Geisteskranker 175. 

Anstrich 594. 

Anteflexion des Uterus 424. 
Anthrakose der Lungen 593. 
Antiblastische Immunität 337. 
Antidiphtherieserum 326. 
Antifermentbebandlung bei Eite 
rungen 371. 

Antifermentserum 371. 

Antikörper 596. 
Antikolonbacillusserum 306. 
Antimalaria-Syllogos 335. 

Antipepsin 257. 

Antipyrin 83. 

Antistreptokokkenserum 99; bei 
Scharlach 325. 

Antitoxinwert der Sera 594. 
Antituberkulin 196. 

Anurie 299. 

Anzeigepflicht 597. 

Aortenaneurysma 235. 
Aortenklappeninsuffizienz 230. 

Aorten Veränderungen durcliStaphylo- 
kokken 17. 

Aperitol 97, 272. 

Aphagie bei Kindern 244. 

Aphasie 135, 136; motorische 136. 
Aplasie der Hirnteile 135. 
Aplastiscbe Anämie 360. 

Apoatropin 89. 



{Sachregister. 


007 


Apomorphin 89. 94. 

Apophysitis tibialis 1*25. 

Appentlixkarzinom 267, 386. 

Appendizitis 2. 13, 14, 263, 380, 
562; Bakterienbefunde bei 368; 
Bradykardie bei 265; durch Darm¬ 
sand 264; Defense musculaire bei 
265; operative Behandlung der 
267: gangraenosa 385; und Gra¬ 
vidität 267; latente 385; Röntgen- 
diagnose der 266; bei Säuglingen 
267 ; bei Schwangerschaft, Geburt, 
Wochenbett 411; infolge von 
Streptokokken-, Diplokokkeninfek¬ 
tion 14; nach Trauma 385; Ver¬ 
hütung der 267. 

Appendizitisbehandlung 386. 

Appetitmangel 587. 

Applikationsform des Radiums 69. 

Apraxie 135, 136. 

Arbeiter, Einfluß der Wärme auf 582. 

Arbeitskuren 152. 

Arbeitsleistungen 587. 

Arbeitsnachweis für Unfallverletzte 
559. 

Argentumfluorid-Einspritzungen 491. 

Argentum nitricum 100. 

Argyrol 273. 

Armbrüche 392, 393. 

Arraenkost 587. 

Armfrakturen 392. 

Armlösung 411. 

Arrestantenlähmung 149. 

Arsazetin 498; bei Syphilis 497. 

Arsen 498; bei Anämie 360; bei 
Malaria 336; bei Syphilis 497. 

Arsenamaurose 360. 

Arsenbehandlung der Leukämie 363. 

Arsenferratose 153. 

Arseninjektionen 37. 

d’Arsonvalisation bei Tabes 143. 

Arterienangiome 374. 

Arterienembolie. Operation der 370. 

Arterienerkrankung, Amylnitrit bei 

16 \ 

Arteriennekrose 108. 

Arterienverkalkung nach Adrenalin 
108. 

Arteriosklerose 16, 17, 105, 126, 
234; Bäderbehandlung der 34; 
experimentelle 17 ; des Magens 13, 
257 ; der Niere 297 ; Ozetbäder 52. 

Arteriosklerotische Nephritis, Wüsten¬ 
klima bei 47. 

Artfremdes Blut 390. 

Arthritis 126; Behandlung mit Hei߬ 


luft 115; deformans 115, 127; 
Behandlung mit Salizylsäure 101. 

Arthritis gonorrhoica, Heißluftbe¬ 
handlung der 115; Stauungsbehand¬ 
lung bei 367. 

Arthritis, infektiöse 115. 

Arthritische Leberzirrhose 278. 

Arthrodese 116; des Kniegelenks 
125; des Sprunggelenks 126. 

Arthrotomie bei Koxitis 123. 

Arzneiekzeme 480. 

Arzneimittel, Wirkung auf Darm¬ 
bewegung 260. 

Arzneimitteldeklaration 600. 

Arzneimittelverordnung 600. 

Asepsis durch Ultraviolett 64. 

Asphyxie 466. 

Aspirationsapparat für Magensaft 
245. 

Aspirationspneumonie 377. 

Aspirin 102, 272. 

Aspirinidiosynkrasie 101. 

Assimilationswirbel 120. 

Asthma 466; bronchiale 187; Broncho¬ 
skopie bei 189; koblensaure Bäder 
bei 53; Lichtbehandlung des 64; 
Ozetbäder bei 53. 

Ataxie, tabische 133. 

Atelektasis 17. 

Atmung 182. 

Atmungsgymnastik 188. 

Atonische Nachblutungen 411; Ob¬ 
stipation 272. 

Atoxyl 498; bei Anämie 360; bei 
Malaria 336; bei Schlafkrankheit 
336; Sehstörungen nach 440; bei 
Syphilis 497. 

Atoxylinjektionen 37. 

Atoxylsaures Quecksilber 497. 

Atresie des Darms 12; des Gehör¬ 
gangs 456. 

Atrioventrikularbündel 15, 16. 

Atrophie nach Klumpfuß 127. 

Atropin, Behandlung der Hyper¬ 
sekretion des Magens mit 96; bei 
Darmerkrankung 269. 

Atropinbehandlung 243. 

Atropininjektionen 256. 

Aufbau des Nervensystems 133. 

Aufklappung der Oberkiefer 375. 

Auge, Röntgenstrahlenwirkung auf 
445. 

Augen, Einfluß der Konjunktival- 
reaktion 443; Verhalten gegen 
Ultraviolett 65. 

Augenentzündung Neugeborener 419. 



(508 


Saclw 

Augenentzündungen durch Dünger 
440. 

Augenerkrankungen nachOphthalmo« 
reaktion 441. 

Augenmuskelstörungen 439. 

Ausdauer 588. 

Auskultation 199, 227. 

Ausnutzung der Nahrung 24. 
Aussagefähigkeit 555. 

Aussagefehler 555. 

Aussageforschung 555. 

Ausscheidung von Bakterien durch 
die Niere, durch die Galle 1. 
Autan 599. 

Autoantikörper 596. 

Autoerotik 590. 

Autolyse 8. 

Autoplastik 370. 

Autotuberkulin 204. 

Azetessigsäure 343. 

Azeton 343. 

Aziditätsbestimmung 247. 

Azidose 346. 

B. 

Babinskischer Reflex 134. 

Bacillus acidoplulus bifidus 259; Boas- 
Opplerscber 258; bulgaricus 25; 
phlegmones emphysematosae 12. 
Bad Kreuznach 54. 

Bad, permanentes 34. 

Bäder, Emanation der 67; Glüh¬ 
licht 51, 64, 188; indifferente 50. 
Bäderbehandlung der Arteriosklerose 
34. 

Bahnbeamte, Seh- und Hörvermögen 
592. 

Bakterien, anaerobe 7; Ausscheidung 
durch die Niere, durch die Galle 1; 
Wirkung der Röntgenstrahlen auf 
76. 

Bakterienausscheidung in Nieren 1. 
Bakterienbefunde bei Appendizitis 
386. 

Bakterienfärbung 3. 

Bakteriolyse 2. 

Bakteriolysine 594. 

Bakteriurie 306. 

Bakterizidie des Lichts 64. 
Baldriansäure 97. 
Ballantidiumdysenterie 335. 
Balneotherapie 51. 

Balzersche Naht 422. 

Bamlapparate, Lockerung der 120. 
Bandwurmkur, Erblindung nach 440. 


gister. 

Bandwürmer 272. 

Barberio8che Reaktion 533. 
Bartholinitis 491. 

Basedowsche Krankheit 143, 154. 

275, 279, 362, 413; Lichtbehand¬ 
lung der 65; Operation der 376; 
Röntgenbehandlung 74. 
Bauchblasenspalte, angeborene 567. 
Bauchbrüche 380. 
Bauchdeckenecarteur 421. 
Bauchdeckenfistel, Entbindung durch 
415. 

Bauchdeckennaht 422. 
Bauchdeckentumoren 380. 

Bauchlage, Operationen in 376. 
Bauchschüsse 380. 

Bauchverletzungen 538. 
Baumaterialien 593. 

Baumwolle, Schweißaufnahme durch 
583. 

Bazillen in Fäzes 259: Daueraus¬ 
scheider 597. 

Bazillendysenterie 335. 

Bazillengehalt des Wassers 578. 
Bazillenträger 327, 597. 

Bechterews Karpometakarpalreflex 
134. 

Beckenerweiterung, postoperative 
414. 

Befruchtung, künstliche 549. 
Begutachtung 559. 

Beheizung 592. 

Beingeschwüre, Behandlung mit Se¬ 
rumumschlägen 100. 

Bekleidung 583. 
Belastungsschädigung 120. 
Belastungstherapie 427. 

Beleuchtung 591; der Schulen 32. 
Beleuchtungsröhren, Brünigsehe 476. 
Belladonna bei Darmverschluß 261; 

bei Obstipation 271. 
Belladonnavergiftung 548. 
Benzidinprobe 529. 

Beranecksche Tuberkulinkur 523. 
Bergwerke, hohe Temperaturen in 583. 
Berlin - Brandenburgische Krüppel- 

Heil- und Erziehungsanstalt 118. 
Berufskrankheiten 564. 
BeruLsskoliosen 120. 
Beschäftigungskuren 152. 
Besserungstatsache 559. 

Bestimmung der Trockenrückstände 
des Blutes 50. 

Betriebsunfall 559, 564. 
Bevölkerungszunahme 584, 
Bewegungsspiele 583. 



Sachregister. 


609 


Bewegungsstörungen 133. 
Bewegungsvorgänge am Blinddarm 
260. 

Bialsche Reaktion 347. 

Biersche Stauung 366; bei Larynx- 
krankheiten 467. 

Bilharzia im Magen 259. 

Billrothsche Operation 382. 

Bindehaut, Amyloidtumor der 447. 
Bindehautentzündungen durch 
Dünger 440. 

Bindehauterkrankungen 439. 

Biologie des Lichts 62. 

Biologischer Blutnachweis 531; Ei¬ 
weißnachweis 589. 

Bismutkaolin 370. 

Bismutum carbonicum, bisalicylicum 
96. 

Bisrautvergiftung 96. 

Biuretprobe 248. 

Blase, Radiographie der 307; Dauer¬ 
spülung 428. 

Blasenektomie 390. 

Blasenektopie 306. 
Blasenentzündungen 428. 

Blasenkonkremente 307. 
Blasenlähmung 308. 

Blasenmolen 11. 

Blasennaht 390. 

Blasenpapillome 307. 

Blasenriß 413. 

Blasenruptur 390. 

Blasensprenger 413. 

Blasensprung, vorzeitiger 413, 419. 
Blasensteine, Röntgenbild der 307. 
Blasentamponade 307. 
Blasentuberkulose 307, 390. - 

Blasentumoren 11, 307. 
Blasenzerreißung 390. 

Blaublindheit 449. 

Bleiamaurose 141. 

Bleiparalyse 141. 

Bleivergiftung, Meningitis nach 140. 
Blennorrhoea neonatorum, Serum¬ 
behandlung der 99, 419. 
Blickstörungen 439. 

Blinddarm, Bewegungsvorgänge am 
260. 

Blinddarmentzündung 263, 265. 
Blindheit 439; zerebrale 135. 
Blitzbehandlung 373. 
Blitzverletzungen 540. 

Blut, artfremdes 390; Chemie des 
356; Fäulnis des 545; Physik des 
356; Trockenrückstand des 50, 
358; Wasserzufuhr 50. 

Jahrbuch der praktischen Medizin. 1909 . 


Blutarmut, Seeaufenthalt bei 47. 

Blutbefunde an der Nordsee 47. 

Blutbestimmung 530. 

Blutbildung 357. 

Blutdruck 222; nach Bädern 50; 
-herabsetzende Maßnahmen 50; bei 
hochgespannten Strömen 50; Wir¬ 
kung der Nahrung auf 297; bei 
Nephritis 297; bei Neurasthenie 
152; bei Nierenkranken 18; nach 
kohlensauren Bäder 53; bei Ozet- 
bädern 52; steigernde Maßnahmen 
50; Einfluß kohlensäurehaltigen 
Wassers auf 51; nach Wasser¬ 
kuren 50. 

Blutdruckapparate 221. 

Blutdruckmessung 221. 

Blutdrucksteigerung nach Chlor- 
baryum, Hydrastin, Hydrastinin, 
Adrenalin 16; experimentelle 17; 
bei Nephritis 297. 

Blutfarbstoff, Nachweis 530. 

Blutflecken 531. 

Blutgasbestimrnung 355. 

Blutgefäße, Aufnahme genossenen 
Wassers durch 50. 

Blutgefäßschüsse 539. 

Blutgefäßtransplantation 235. 

Blutharnen 294. 

Blutkörperchen, Struktur der 356. 

Blutkörperzählung 355. 

Blutleere der unteren Körperhälfte 
368. 

Blutnachweis, biologischer531; foren¬ 
sischer 529. 

Blutproben, forensische 530. 

Blutreduktionsmittel 530. 

Blutserum, Salzgehalt des 297. 

Blutspektrum 530. 

Blutspurennachweis 530. 

Blutung der Darmgefäße 13; des 
Magendarmkanals 383. 

Blutungen 540; Kochsalzinfusion bei 
108; aus dem Ohr 457; Neuge¬ 
borener 514. 

Blutuntersuchung 355, 356. 

Blutviskosität 356, 544. 

Blutzellen, Entstehung der 356. 

Blutzusammensetzung 356. 

Boas-Opplerscher Bacillus 258. 

Bodenfiltration 577. 

Bogenlicht 65. 

Boophilu8 anulatus 317. 

Bornyval 90, 153. 

Borsäure 591. 

Bossi-Dilatator 40^. 

39 



610 


Sachregister. 


Botriozephalusinfektion 858. 
Bougierung der Speiseröhre 379. 
Bovovaccin 6. 

Bradykardie bei Appendizitis 265. 
Brandwunden 540. 

Braxton-Hicks, Wendung nach 412. 
Briefscbreiber, anonyme 555. 
Brightsche Krankheit 302. 

Brillen 592. 

Brocasche Windung 136. 

Brom 84, 91, 92; Idiosynkrasie gegen 
91. 

Bromakne 91. 

Bromglidin 92. 

Bromismus 151. 

Bromnatrium 91. 

Bromoform bei Keuchhusten 332. 
Bromural 87, 88, 90, 105, 153. 
Bromwirkung 90. 

Bronchialasthma, Behandlung durch 
Glühlichtbäder 51; Röntgenbehand¬ 
lung der 74. 

Bronchialatmen 207. 
Bronchialdrüsenschwellung 187. 
Bronchialdrüsentuberkulose 3, 522. 
Bronchialkarzinom 9. 

Bronchiektasie 190. 

Bronchien, Obliteration der 17. 
Bronchiolitis 64. 

Bronchitis capillaris 324. 

Bronchitis, chronische, Behandlung 
mit Glühlichtbädern 51; Röntgen¬ 
behandlung der 74. 

Bronchoskopie 207, 465, 476; bei 
Asthma 189. 

Bronze-Aluminiumdraht 422. 

Brot 25. 

Brucesche Septikämie 336. 
Bruchoperationen 381. 

Brüningsche Beleuchtungsröhren 476. 
Brunnen 578. 

Brunnenkuren bei chronischem 
Rachen katarrh, Mandelschwel¬ 
lungen 52; bei Nierensteinen 299. 
Brunnenrausch 51. 

Brunnenwasser 579. 
Brusthöhlenoperationen 376. 
Brustkinder, Hautausschläge bei 481. 
Brustkontusionen, Tuberkulose nach 
560. 

Brustkrebs 376. 

Bubo 500. 

Bücherdesinfektion 599. 
BUchsenkonserven 23. 

Bulgarischer Bacillus 25. 

Bulla sphenovomirina 469. 


Bursa subacromialis, Exstirpation der 

121 . 

Bursitis achillea 395. 

Butter, Tuberkelbazillen in 5S9. 


C. 

Calcaneusresektion bei Klumpfuß 127. 
Calmettesche Reaktion 441. 
Cammidgesche Reaktion 279. 
Canabis indica 153- 
Capsulae geloduratae 499. 
Carcinoma mammae, Operation des 
376. 

Caudatumoren 147. 

Cerium oxalatum 143. 

Chemie des Blutes 356. 

Chinin 498; bei Keuchhusten 332; 
bei Malaria 335, 336; bei Syphilis 
497. 

Chininglyzerin 500. 

ChininharnstofF 336. 

Chirosoter 36. 

Chloral 83. 88. 

Chloralhydrat 104. 

Chloraufnahme durch Kleidung 583. 
Chlorbaryum 16. 

Chloroform, Nierenveränderungen 
nach 296. 

Chloroformnarkose 89, 365, 407. 
Chloroformvergiftung 546- 
Chloroleukämie 9. 

Chlorom 9. 

Chlorretention 851. 

Cholämie 275. 

Cholangitis 275. 

Cholelithiasis 275; und Diabetes 345- 
Cholera infantum 589. 

Cholera nostras 327. 
Cholerabazillengift 2. 
Choleraendotoxine 593. 
Choleraepidemie 593. 
Cholerainfektion 593. 

Choleratoxin 593. 

Cholesteatom des Ohrs 458. 
Cholestearin 209, 359. 

Cholezystitis 14,275,387; Kolibeband- 
lung der 99. 

Cholezystostomie 387. 

Chologen 98. 

Chondrektomie 379. 

Chondrotomie 204. 

Chorea 154. 

Chorionepitheliom 10, 11. 
Chorioretinitis 446. 



Sachregister. 


611 


Chromlederstreckverband 391. 
Chromozystoskopie 292. 
Chromsäurenephritis 1. 

Chylämie 350. 

Chylurie 350. 

Cimex 317. 

Colchicum 350. 

Colica mucosa 269. 

Colitis 208, 269. 

Colleysches Serum 71. 

Colliculis seminalis, Entzündungen 
des 309. 

Coma diabeticum 340. 

Condylomata acuminata, Röntgen¬ 
behandlung der 75. 

Convallaria majalis 106. 

Coryza syphilitica 499. 

Coxa valga 122. 

Coxa vara 114, 122, 123, 324. 
Coxitis tuberculosa 123. 

Credescher Handgriff 414. 
Culexmücken 317. 

Cuprum sulphuricum 500. 

Curette 409. 

D. 

Dämpfung, relative 185. 
Daktyloskopie 533. 

Dammriß 422. 

Dariersche Dermatose 489. 

Darm, Adhäsionsbildung 269; Atresie 
des 12; Funktionsprüfung des 261; 
Lageveränderung des 269. 
Darmabreißung 538. 
Darmanastomosen 384. 
Darmbakterien 1, 262. 
Darmbewegung, Wirkung von Arznei¬ 
mitteln auf 260. 

Darmblutungen 257, 263; Neugebo¬ 
rener 514. 

Darmdivertikel 268. 

Darmeinstülpung 384. 

Darmtisteln 270. 

Darmgangrän 384. 

Darmgefäße, Thrombose der; Blutung; 

Nekrose 13. 

Darmgeschwüre 13. 

Darminfektion, tuberkulöse 192. 
Darminhalt, Zersetzungsvorgänge 263. 
Darmkatarrh 202. 

Darmkrankheiten der Säuglinge 516. 
Darmokklusion 385. 

Darmperistaltik im Röntgenbild 260. 
Darmpolypen 10. 

Darmresektion 3*0, 384. 


Darmresorption von Fett 24. 

Darmsand, Appendizitis durch 264. 

Darmstörungen, akute 263. 

Darmtuberkulose 5, 268, 598. 

Darmulcera 13. 

Darmverletzungen 538. 

Darmverschluß 264, 268, 385; Bella¬ 
donna bei 261. 

Darmzerreißungen 538. 

Dauerausscheider von Bazillen 597. 

Dauerdrainage der Hirnventrikel 374. 

Dauerkatheter 389. 

Dauerspülung der Blase 428. 

Decapsulatio renum 412. 

Dechloruration 298. 

Defense musculaire bei Appendizitis 
265. 

Deformitäten, Aetiologie der 114; 
bei Säuglingen 115; der Nasen¬ 
scheidewand 469; rachitische 116. 

Degeneration, lipoideS, 81; der Pyra¬ 
midenbahn 134. 

Dehiszenzen der Kieferhöhle 470. 

Deklaration der Arzneimittel 600. 

Dekomposition 515. 

Dekubitalgeschwüre, Behandlung mit 
Serumumschlägen 100. 

Dekubitus nach Klumpfußredresse¬ 
ment 127. 

Delirium tremens 173. 

Dementia choreoasthenica 169; post- 
traumatica 172; praecox 166, 556. 

Demographie 600. 

Dendriten 133. 

Derkumsche Krankheit 348. 

Dermatitis bei Ankylostomen 272; 
herpetiformes 481. 

Dermatol 269. 

Dermatose, Dariersche 489. 

Dermosapol 367, 600. 

Descensus uteri, Vaginal duschen bei 
53. 

Desinfektion 598; mit Alkohol 367, 
406. 

Deutschmann-Serum 100. 

Deventer-Müllersche Extraktion 411. 

Diabetes 496; Alkohol bei 345; Be¬ 
handlung des 345; experimenteller 
15; insipidus 343; melitus 343; 
renaler 292; nach Schreck 562; 
nach Trauma 562. 

Diabetischer Star 449. 

Diät bei Appendizitis 267; bei Dia¬ 
betes 345; bei Fettsucht 347; bei 
Magengeschwür 256; bei Schar¬ 
lach 325. 




612 


Sachregister. 


Diakonissinnen 30. 

Diaphorese 298. 

Diarrhöen 263. 

Diastatisches Ferment des Bluts 344. 
Diazoreaktion 333. 

Digalen 105. 

Digipuratum 106, 231. 

Digitalis 105, 231. 
Digitalisbehandlung, chronische 105. 
Digitalis bei Endokarditis 106; bei 
Herzfehlern, Dilatation, Hyper¬ 
trophie des Herzens 106. 
Digitalispräparate 107. 

Dikrotie 228. 

Diktatschreiben 135. 

Dilatation, geburtshilfliche 408. 
Dilatator nach Bossi 408. 

Dionin 93. 

Diphtherie 318, 326, 526; Kutan¬ 
reaktion bei 319. 

Diphtheriebehandlung 326; mit Sil* 
berpräparaten 100. 
Diphtherietoxin, Kutanreaktion mit 
319. 

Diphtheroid des Rachens 472. 
Diplegia facialis 145. 
Diplokokkeninfektion, Appendizitis 
infolge von 14. 
Diplokokkenperitonitis 273. 

Diplosal 101; bei Gelenkrheumatis¬ 
mus 332. 

Dissimilation 439. 

Diszisionsschere 408. 

Diuretika, salinische; spezifische 102. 
Diuretin 103. 

Divertikel des Darms 268; der Harn¬ 
röhre 391; der Trachea 476. 
Doppelcurette für Nase 465. 
Dornzange 465. 

Dosierung der Röntgenstrablen 76. 
Dosimeter für Röntgenstrablen 77. 
Drahtschienen 114. 
Druckdifferenzverfahren 368. 
Druckpunkte, epigastrische 256. 
Drüsen, Wirkung der Röntgen¬ 
strahlen auf 75. 

Drüsenabszesse, Fermentbehandlung 
371. 

Drüsentuberkulose 5, 521. 
Ducreysche Bazillen 500. 

Ductus choledochus 14. 

Dünger, Augenkrankheiten durch 440. 
Dünndarmptosis 260. 

Dum-Dumfieber 317. 
Dunkelfeldbeleuchtung, Blutunter¬ 
suchung mit 356. 


Duodenalgeschwür 259, 382. 
Duodenalueus 251. 
Duodenalverätzung, Glykosurie nach 
260. 

Duodenalverschluß 250. 

Duodenitis 13. 

Dupuytrensche Kontraktur 115. 
Duranaeinlagen bei Plattfuß 12S. 
Duschen 49. 

Dynamometer 134. 

Dysenterie 7, 268, 335. 
Dysenterieamöben 7. 

Dysenterieserum 335. 

Dysenterischer Leberabszeß 277. 
Dysmenorrhoe 420, 424. 
Dysmenorrhoea membranacea 424. 
Dyspepsie 262; nervöse 254; der 
Säuglinge 515. 

Dystopie der Nieren 305. 

I Dystrophie 150. 


E. 

Echinokokken der Knochen 373. 
Eclampsia gravidarum 295. 

Eglatol 83. 

Ehe bei Geisteskranken 164. 
Eheliche Abstammung 549. 
Ehescheidung 549. 

Ehrlichsche Blutuntersuchung 355. 
Eihautretention 416. 
Einatmungsmaske 466. 
Eingeweidewürmer 272. 
Einreibungskur 498. 

Einspritzungen von Argentumfluorid 
491. 

Eisenbahnbeamte, Augenprüfung438. 
Eisengehalt des Wassers 579. 
Eisenstoffwechsel 352. 

Eiterung 9, 366. 

Eiterungen, Antifermentbehandlung 
bei 371; der Nebenhöhlen 470. 
Eiweiß 24. 

Ei weißausscheidung294; nach Bädern 
! 49. 

. Eiweißbedarf 587. 

Eiweißernährung bei Diabetes 345. 
i Eiweißkohlehydratkuren 347. 
Eiweißnachweis, biologischer 589. 
Eiweißspaltung, hydrolytische 258. 
Eiweißzufuhr 588. 

Eklampsie 412, 550; Aderlaß bei 34; 

Nierenveränderung bei 299. 
Ekzema chronicum, Röntgenbehand¬ 
lung des 75. 



Sachregister. 


613 


Ekzem 480, 488;’ der Kinder 517; 
nach Klumpfußredresseraent 127; 
Radiumbehandlung des 69; Ultra¬ 
violettbestrahlung 64. 
Ekzemgeschwüre, Behandlung mit 
Serumumschlägen 100. 
Elastomyxom 9. 

Elektrische Kataplasmen 39. 
Elektrische Lichtbäder 65. 
Elektrizitätsverletzungen 540. 
Elektrokardiogramm 219. 
Elektromedizin 62. 

Elephantiasis 374. 
Ellbogengelenksluxationen 392. 
Ellbogenresektion 121, 393. 
Emanation im Urin, in gewöhnlichem 
Wasser 68. 

Emanationsausscheidung 54. 
Emanationsbäder 67, 68. 
Emanationsgehalt der Quellen 53; 

von Präparaten 53. 
Emanationskuren 54; bei rheumati¬ 
schen, gichtischen Erkrankungen 
68 . 

Emanationspräparate 66. 
Emanationstrink-, -badekur 67. 
Emanationsverlust 68. 
Emanationswirkungen auf Neubil¬ 
dungen, Stoffwechsel 68. 
Emanator 67. 

Emanosal 67. 

Emanosaltabletten 54. 

Embolie der Pulmonalarterie 237; 

Operation bei 370. 
Embryonalgewebe, Uebertragung von 

. 12 * 

Empfängnisfähigkeit 551. 

Emphysem 183, 226, 379. 

Empyem 378. 

Endogener Harnsäurewert 349. 
Endokarditis 16. 229; Digitalis bei 
106; nach Influenza 331. 
Endometritis exfoliativa 424, 
Endoskopie 306. 

Endotheliome 484. 

Endotoxine 2. 

Energieumsatz im Fieber 315. 
Enesol 499. 

Enges Becken 413. 

Entbindung durch Bauchdeckenfistel 
415; suprasymphysäre 415. 
Enteisenung des Wassers 579. 
Enteritis 267,273; membranacea269. 
Enteroklysmen 274. 

Enteromyxorrhoe 270. 

Enteroptose 251. 


Enterostomie 380. 

Enterotomie 380. 

Entfettungskuren 347. 
Entlastungsbügel 114. 
Entschädigungsverfahren 567. 
Entwicklungshemmung nach Rönt¬ 
genstrahlen 75. 

Entzündung 9; des Auges durch 
Dünger 440; des Auges bei Oph¬ 
thalmoreaktion 442, 443; nach 
Lichtbestrahlung 65; des Colliculis 
seminalis 309. 

Entzündungen, Stauungsbehandlung 
bei 366. 

Enzephalitis 137. 

Epidemien 594. 

Epidemiologie 600. 

Epidemische Meningitis 329. 
Epididymitis 489, 491. 

Epigenesis 585. 

Epiglottis 466. 

Epilepsia nocturna 87. 

Epilepsie 91, 151, 170; nach Trauma 
565. 

Epiphysenfuge 114, 120. 

Epitheliome der Genitalien 367, 423, 
485; Röntgenbehandlung der 70. 
Epithelkörpercheninsuffizienz 154. 
Epoophorontransplantation 8. 
Erblichkeit 585. 

Erblindung 440. 

Erbrechen nach Narkose 365. 
Erdrosseln 535. 

Ergotin 17, 95. 

Ergotinin 95. 

Erhängen 535. 

Erinnerungsbilder 160. 

Ernährung 586; bei Diabetes 345; 

bei Fettsucht 347; künstliche 582. 
Ernährungsstörungen Neugeborener 
517; der Säuglinge 515. 
Erschöpfung 586. 

Erstgebärende 411. 

Erstickung 534, 545. 

Ertrinken 536. 

Erwerbsfähigkeit 561, 567. 
Erwerbsminderung 567. 

Erwürgen 535. 

Erysipel 484. 

Erythema induratum 482. 
Erythroblastisches System 363. 
Erythropsie 449. 

Esbachsche Methode 291. 

Eskalin 253. 

Essigessenzvergiftung 547. 
Essigvergiftung 547. 



614 


Sachregister. 


Eaton 487. 

Eukalyptusölvergiftung 549. 

Eulatin 95. 

Eunatrol 352. 

Euphosglas 65, 562. 

Euphyllin 103. 

Eupraxie 135. 

Europäer, Akklimatisation in Tropen 
585. 

Europhen 500. 

Eutertuberkulose 598. 

Evolution 585. 

Ewaldsches Frühstück 246. 
Exantheme 490; nach Veronal 85. 
Exhibitionismus 557. 

Exostose des Calcaneus 126. 
Expectoration albumineuse 209. 
Explosionen 539. 

Exstirpation der Bursa subacromialis 
121; des Larynx 476; des Pankreas, 
Duodenums 15. 

• Exsudat, pleuritisches 209. 
Extensionsbehandluug, ambulatori¬ 
sche 121. 

Extensionsredressionsgipsbett 121. 
Extensionsverband 114. 

Extractum filicis, Erblindung nach 
440. 

Extraduralabszeß 458. 

Extraknochen 127. 

Extrakt ion 415; n achDe venter-Muel 1er 
411; von Fremdkörpern aus Speise¬ 
röhre 379. 

Extrauteringravidität 411. 
Extremitäten, Echinokokken der 373. 
Extremitätengangrän bei Typhus 329. 
Extremitätenmißbildung 9; bei Affen 
H4. 

Exzision des Primäraffekts 497. 


F. 

Fabrikwässer 579. 

Färbung von Bakterien 3; von Tu¬ 
berkelbazillen 3. 

Fäulnis des Blutes 545. 
Fäulnisvorgänge 544. 

Fäzes, Bazillen in 259. 
Familienmord 556. 
Farbenbleichungsapparat 438. 
Farbenblindheit 437, 592. 
Farbenproben 438, 592. 
Farbensinnprüfung 43S. 
Farbensinnstörungen 439. 
Farbenskotom 416. 


Faulkammern 581. 

Faulräume 581. 

Faulstoffe 581. 

Fazialislähmung 148, 149. 

Febris recurrens 334. 

Federnachweis forensischer 533. 
Federnder Fixationsverband bei 
Klumpfuß 127. 

Feldlazarette 29. 

Feldröntgenwagen 29. 
Felsenbeinerkrankung 458. 
Feminismus 590. 

Ferienkolonien 33. 

Fermentation 323. 

Fermente im Fieber 315; bei Magen¬ 
karzinom 258; Röntgenstrahlen auf 
76. 

Fermotoxin 329. 

Ferratin 153. 

Ferratose, Arsen- 153. 
Ferrumsesquichloratum - Injektionen 
420. 

Fersenbeinsporn 126. 
Fersenschmerzen 395. 

Festoform 599. 

Fetischismus 558. 

Fett 24. 

Fettdarreichung 351. 

Fettembolie 540. 

Fettentartung der Leber 280. 
Fettfreies Tuberkulin 194, 203. 
Fettgewebsnekrose des Pankreas 280. 
Fettige Entartung 8. 

Fettleibigkeit, Behandlung der 26, 
348. 

Fettresorption 261, 351. 

Fettsalben bei Tetanus 372. 
Fettsucht 347. 

Fettzwieback frühstück 249. 
Feuchtigkeit der Luft 593. 

Fibrolysin 96. 

Fibrolysinbehandlung 257; bei Leber¬ 
krankheiten 278. 
Fibrolysininjektionen 116. 

Fibrom des Magens 259. 

Fieber, alimentäres 515; Fermente im 
315; Stoffwechsel bei 315; bei Sy¬ 
philis 496. 

Filaria sanguinis 317. 
Filarienkrankheiten 317. 

Filix mas, Erblindung nach 440. 
Filtration 578. 

Filzdruckverband 114. 

Finger, Sehnenzerreißungen der 398. 
Fingerabdrücke, Identifizierung durch 
I 533. 



Sachregister. 


615 


Fingerplethysmograph 228. 
Finkelsteinsche Nahrung 517. 
Finsenbehandlung 66; der Alopezie 
63; des Keloids, des Ulcus rodens 
63. 

Finseninstitut 62. 
Finsenkompressorien 66. 

Fischzucht 580. 

Fissura ani 387. 

Fistel des Dickdarms 270. 
Fistelbehandlung 371. 

Fixation des Blutes 355. 
Fixationsinnervation 133. 
Fixationsverband, federnder 127. 
Flaschennahrung der Säuglinge 418. 
Fleckfieber 332; Grenzschutz bei 333. 
Fleisch 25; Perlsuchtinfektion durch 5. 
Fleischeiweiß 26. 

Fleischextrakt 26. 
Fleischfäulnisprodukte 17. 
Fleiscbgenuß 586. 

Fleischnahrung 24, 262; Appendizitis 
nach 265; bei Gichtikern, Neph- 
ritikern 26. 

Fleischpräparate 26. 
Fleischuntersucbung 588. 
Fleischvergiftung 549, 588. 
Fleischvernichtung 589. 
Flemmingsche Lösung 355. 
Flexnerserum bei Meningitis 331. 
Flimmerepithel 184. 

Flobertwaffe 539. 

Florencesche Kristalle 583. 

Flüsse, Selbstreinigung der 578. 
Flüssigkeitszufuhr bei Scharlach 325. 
Flugfähigkeit des Staubes 598. 

Fluor 426. 

Follikulitis, Röntgenbehandlung der 
74. 

Forensische Begutachtung 554; Blut¬ 
nachweis 529; Blutproben 530; 
Psychiatrie 176. 
Formaldehyddesinfektion 599. 
Formalin bei Endometritis 424. 
Formicin 406; bei Darmkrnnkheiten 
263. 

Formol 343. 

Formolalkohol 355. 

Frakturen des Armes 392. 
Franklinisation 152. 

Frauen in der Kriegskrankenpflege 
29; als Pflegerinnen in Irrenan¬ 
stalten 31. 

Frauenfrage 163. 

Frauenheilkunde und Strafrecht 551. 
Frauenkleidung 23. 


Frauenmilch 25, 512; bei Augen¬ 
krankheiten 99. 

Freiwillige Krankenpflege 29. 

Fremdkörper in Bronchien 476; im 
Gehirn 136; im Mastdarm 549; in 
der Speiseröhre 245, 379. 

Fremdkörperappendizitis 264. 

Friedenskrankenpflege 29. 

Friedensschußverletzung der Hals¬ 
wirbelsäule 376. 

Friedländerscher Bacillus 7, 211. 

Friedreichsche Krankheit 143. 

Frigotherapie precordiale 35. 

Frostbeulen, kohlensaure Hand- und 
Fußbäder bei 53. 

Frucht, Wachstum der 410. 

Fruchtabtreibung 544, 547, 551. 

Fruchttötung 551. 

Fruchtwasserinfektion 419. 

Frühaufstehen nach Laparotomien 
368, 422; der Wöchnerinnen 416. 

Frtthfrakturen bei Tabes 566. 

Frühgeburt, künstliche 413, 551; 
wegen Psychose 550. 

Frühjahrskatarrh 592. 

Frühoperation der Appendizitis 267, 
385. 

Früh Verblödung 556. 

Fürsorge für Sträflinge 554. 

Fürsorgestellen für Lungenkranke 
598. 

Fütterungstuberkulose 4, 598. 

Fulguration 372. 

Fungus 116. 

Funkenbestrahlung bei Karzinom 421. 

Funktionsprüfung des Darmes 261; 
der Nieren 291. 

Funktionsstörungen des Auges 438. 

Fußboden aus Holz 594. 

Fußgelenkstuberkulose 126. 

Fußschweiß 395. 

Fußwurzelknochen, Operationen an 
395. 

G. 

Gärungsdyspepsie 262. 

Gärungsröhrchen zur Fäzesanalyse 
262. 

Galalithknopf 383. 

Galle, Typhusbazillen in der 328; 
Ausscheidung von Bakterien durch 
die 1. 

Gallenabsonderung 351. 

Gallenblase 275; Rotlaufbazillen in 
der 1; Typhusbazillen in der 328. 



(316 


Sachregister. 


Gallenblasenentzündungen durchBak- 
terien 1. 

Gallenblasenerkrankungen, Behand¬ 
lung der 328. 
Gallenblasenkarzinom 9. 
Gallenblasennaht 388. 
Gallenblasentuberkulose 275. 
Gallengangtuberkulose 275. 
Gallenkoliken 275. 

Gallenkrankheiten 276, 388. 
Gallenstauung 14, 275. 
Gallensteinbehandlung 98. 
Gallensteinbildung 1. 
Gallensteinchirurgie 388. 
Gallensteine 9, 14, 275, 328; Behand¬ 
lung der 276; Operation der 276; 
Röntgendiagnostik der 276. 
Gallensteinileus 387. 
Gallensteinoperationen 388. 

Gallisol 276. 

Gang, normaler, pathologischer 114. 
Ganglienzellenkörper 133. 
Ganglionneurom 373. 

Gangrän, angiosklerotische 235; der 
Blasenschleimhaut 307; der Ex¬ 
tremitäten bei Typhus 329; der 
Haut nach Scharlach 324; bei 
Leukämie 362; nach Röntgenbe¬ 
strahlung 75. 

Gasbadeöfen 34. 

Gaseiterung 7. 

Gasfeuerung 592. 

Gasstauung 13. 

Gastein, Radioaktivität 67. 
Gastralgie 257. 

Gastritis 253, 257; phlegmonosa 254. 
Gastrodiaphanoskopie 248. 
Gastroduodenostomie 383. 

G astroenteroana8tomose 382. 
Gastroenterostomie 251, 257, 382. 
GaBtroptose 249. 

Gastrosan 96. 

Gastroskopie 248. 

Gastrostomie, temporäre 382. 
Gastrotomie 380. 

Gastroxynsis 251. 

Gaswechsel, Einfluß radiumemana¬ 
tionshaltiger Bäder auf 54. 
Gaszysten im Darm 260. 
Gaumenmandelschwellung, Trinkkur 
bei 52. 

Gaumenspaltenoperation 375. 
Gebärende, Geisteskrankheiten 550. 
Gebärmuttererkrankungen 424. 
Geburt, Appendizitis bei 411; Aether- 
narkose bei 408; gerichtsärztliche 


542; im Dämmerschlaf 406; Lage¬ 
rung bei 411; Vollendung der 542. 

Geburtenfrequenz 584. 

Geburtenüberschuß 583, 584. 

Geburtsziffer 584. 

Gedächtnis 160; der Tiere, der Kin¬ 
der 160. 

Gedächtnisdefekte 160. 

Gedächtnisstörungen 135. 

Gefäßerweiternde Mittel 104. 

Gefäßlähmung 107. 

Gefäßmittel 103. 

Gefäßnaht 374. 

Gefäßneurosen 104. 

Gefäßrupturen 585. 

Gefäßschüsse 539. 

Gefäßzerreißungen 535. 

Geflügeltuberkulose 5. 

Gefrierpunktsbestimmung 292. 

Geheimmittelwesen 552. 

Gehgipsverband 114. 

Gehirn 134; Schußverletzung des 136; 
Syphilis des 140; Zysten des 151; 
Zystizerken im 138. 

Gehirnerschütterung 537. 

Gehirngeschwülste 137. 

Gehörgangsatresie 456. 

Gehörgangsnävus 456. 

Gehörgangsspülröhrchen 455. 

Gehörgangstumor 456. 

Geisteskranke 556; Anstaltsbehand¬ 
lung 175; gemeingefährliche 554; 
Knochenleitung bei 455; Reflexe 
bei 134; Ehe 164. 

Geisteskranke Schwangere 550. 

Geisteskrankheiten 162; inSchwanger- 
8chaft 417. 

Geistesschwache 554. 

Gelatine, Tetanusinfektion durch 331. 

Gelatineklistiere 263. 

Gelbfieber 317. 

Gelbsucht 275; der Neugeborenen 513. 

Gelenkankylosen 368. 

Gelenkbewegung 113; sekundäre 113. 

Gelenkentzündungen bei Säuglingen 
115. 

Gelenkerkrankungen, skarlatinöse 
526; Stauung bei 367. 

Gelenkganglien nach Trauma 565- 

Gelenkknorpel nach Schnittwunden 
114. 

Gelenkleiden, chronische 115; nicht¬ 
traumatische 115. 

Gelenkrheumatismus 15, 116 , 332; 
akuter 115; Behandlung des 101. 

Gelenksyphilis 497. 



Sachregister. 


(517 


Gelenktuberkulose 115. 
Geloduratkapseln 499. 
Gemeingefährliche Geisteskranke 554. 
Gemüsebouillon 517. 

Gemüsesuppe 516. 

Genese der Tumoren 9. 

Genitalien, Desinfektion der 406; Me¬ 
lanome der, Epitheliome der 
423. 

Genitalorgane, Tumoren der 10. 
Genitalprolaps 426. 

Genu recurvatum 124. 

Genu valgum 114, 125. 

Genu varum 125. 

Genußsurrogate 590. 
Geradhaltergestell 121. 

Geräusche der Straße 593; in den 
Lungenarterien 286. 

Gerichtliche Psychiatrie 553. 
Gerichtsärzte 553. 

Gesangunterricht 32. 
Geschäftsfähigkeit 555. 
Geschlechtsanomalien 558. 
Geschlechtskrankheiten 585. 
Geschlechtsorgane, Einfluß der Rönt¬ 
genstrahlen auf 72. 
Geschlechtsreife, vorzeitige 550. 
Geschwülste, Aetiologie der 9; Ge¬ 
schwülste, Blut bei 361; trauma¬ 
tische 564. 

Geschwüre,tuberkulöse des Darms 268. 
Geschwulstzellentransport 8. 

Gesicht, Karzinom des 10. 
Gesichtsfeldeinschränkungen 450. 
Gesichtsfeldstörungen 439. 
Gesichtsschärfe von Schülern 32. 
Gesundheitspflege in Schulen 32. 
Gesundheitswesen 600. 

Getränke, alkoholfreie 590. 
Gewebszerfall, Reaktion auf 596. 
Gewicht Neugeborener 543. 
Gewichtsmaßkurve 121. 
Gewohnheitstrinker 557. 

Gibbus 120. 

Gicht 349; Emanationskuren bei 6*; 
Fleischnahrung bei 26; Heißluft¬ 
behandlung 22. 

Gichtniere, Wüstentherapie bei 47. 
Giftige Abwässer 579. 

Giftmord 547. 

Gipsbett mit Reklination 121. 
Gipsbindentisch 114. 

Gipshülsen 114. 

Gipskorsett 114. 

Gipsmodelle bei Plattfuß 128. 
Gipspulververband 120. 


Gipsverband bei Klumpfuß 127. 
Gipsverbandtechnik 114. 

Glanzfarbe 594. 

Glasarten 65. 

Glaspräzisionswerkstätten 49. 
Gleichsche Operation 395. 

Gliom 11. 

Gliosarkom des Gehirns 139. 
Glossina palpalis 336. 

Glossinen 316. 

Glossy skin 149. 

Glühlichtbäder 51, 64, 188; Behand¬ 
lung des Bronchialasthmas mit 51; 
Behandlung chronischer Bronchitis 
mit 51; Gefahren der 65. 
Glutarsäure bei Azidosis 346. 
Glykosurie 344; nach Duodenalver¬ 
ätzung 260; und Lebensversiche¬ 
rung 562. 

Glyzerin 93; bei Diabetes 346. 
Gonohämie 419. 

Gonokokken 489. 

Gonorrhoe 6, 121, 489. 
Gonorrhoische Arthritis, Behandlung 
mit Heißluft 115. 

Gonorrhoische Kolpitis 423. 
Gonorrhoische Mastdarmstrikturen 
270. 

Granulafärbung 3. 

Granularniere 18. 

Granulome 485. 

Graue Salbe bei Milzbrand 372. 
Graues Oel 499. 

Gravidität und Appendizitis 267. 
Graviditätspsychose 417. 

Greise, Verbrechen der 557. 
Greisenalter, forensisch 557. 
Grenzschutz bei Fleckfieber 833. 
Grenzzustände 553. 

Griechenland, Malaria in 335. 
Größenbestimmung des Magens 248. 
Größenzunahme 584. 

Grünanomalie 438. 

Grundriß der Hydrotherapie von 
Brieger u. Krebs 49. 

Grundwasser 577. 

Guajakprobe 530. 

Gummieinlagen bei Plattfuß 128. 
Gummihandschuhe 406. 

Gumminaht 384. 

Gummistotf'kissen 39. 

Gummöse Erkrankungen des Gehirns 
140. 

Gurnigler Quelle 52. 

Gutachten 553, 563, 568. 

Gymnastik 120. 283. 



618 


Sachregister. 


H. 

Haarfetischist 558. 

Hackenfuß 126. 

Hämatemesis 254. 

Hämatogene Infektion 14. 
Hämatogeninfektion mit Tuberku¬ 
lose 3. 

Hämatome, intramuskuläre 263, 362. 
Hämaturie 294. 

Hämoglobin, Sauerstoffbindung durch 
359. 

Hämoglobinurie, paroxysmale 294; 
der Rinder 317. 

Hämoglobinzunabme in den Herbst¬ 
monaten 47. 

Hämolyse 2,595; des Magensafts 258. 
Hämolysine 295. 

Hämolytische Substanzen im Blut 356. 
Hämometer 530. 

Hämophilie 363. 

Hämoptoe 204. 

Hämorenaler Index 291. 

Hämorrhoiden 270, 387. 
Händedesinfektion 367, 406, 600. 
Haferkur 345. 

Haftpflicht und Röntgenuntersuchung 
552. 

Halator 48. 

Halluzinationen 166; optische 135. 
Halsdrüsentuberkulose 598. 

Halsrippen 120. 

Halsverletzungen 538. 

Halswirbelsäule, Schußverletzungen 
der 376. 

Halswirbelschuß 376. 

Hand, künstliche 122. 

Handgänger 117. 

Handgelenk, Madelungsche Defor¬ 
mität 393. 

Handgelenkdeformität 121. 
Handlungsfähigkeit 135. 

Hanotsche Leberzirrhose 277. 

Harn, Blut im 294; Kalkausschei¬ 
dung 295; Einfluß der Nahrung 
auf 295; Tuberkelbazillen im 302. 
Harnantiseptika 306. 

Harnentleerung, postoperative 428. 
Harnfunktion nach Narkose 428. 
Harnkonkremente 299; im Urin 299. 
Harnleiterkatheterismus 389. 
Harnleitersondierung 292. 

Harnmenge 295. j 

Harnröhre, Tuberkulose der 309; j 
Zysten der 309. ; 

Harnröhrendivertikel 391. i 


Harnröhrenpolypen 309. 
Harnröhrenstrikturen 309. 

Harnsäure, endogene 349. 
Harnsäureausscheidung 349; nach 
Rontgenstrahlen 75. 

Harnsalze 295. 

Harnsaures Natron 17. 

Harnsteine 299. 

Harnstoffbestimmung 292. 
Harnuntersuchung 292. 

Harnwege, Krankheiten der unteren 
306. 

Harnzusammensetzung 295. 
Haushaltschwestern 30. 
Hausschwamm 593. 

Haut, Radiumverbrennung der 69. 
Hautaffektionen, Lichtbehandlung der 
65. 

Hautausschläge bei Brustkindern 
481. 

Hautdefekte am Kopfe Neugeborener 
545; kongenitale 544. 
Hautdesinfektionen 367. 
Hautemphysem 245. 

Hautgongrän nach Scharlach 324. 
Hautgeschwülste 484. 
Hautkrankheiten, Adrenalin bei 479. 
Hautreaktion bei Rotz 320. 
Hautsterilisierung 367. 
Hauttuberkulose 6, 481. 
Hauttumoren, Bestrahlung 71. 
Hautverdunstung 583. 

Hebosteotomie 413. 

Hedonal 89. 

Hedonalnarkose 89. 

Hefetherapie der Kolpitis 423. 
Heftpflaster 114. 

Heftpflasterverband 114, 128; bei 
Klumpfuß 127. 

Heidelberg, Radiuminstitut in 66. 
Heilgymnastik 113. 

Heilmagnetismus 552. 
Heilmittelinhalation 48. 

Heilmittel Produktion 83. 

Heilstätten 33, 567, 598. 
Heilverfahren 559. 

Heilwert der Sera 594. 
Heine-Medinsche Krankheit 44. 
Heißluftanwendung 22. 
Heißluftbehandlung 367; bei Adnex¬ 
erkrankung 427; der Arthritis 115; 
bei Bauchoperationen 367. 
j Heißluftkauterisation des Bubo 501. 
i Heizung 592; der Schulen 32. 

; Helferinnen für Krankenpflege 2?. 
i Helligkeit 591. 



Sachregister. 


619 


Hemeralopie 449, 586. 

Hemichorea 136. 

Hemiplegie 134 f 136; Reflexe bei 134. 
Hemiplegiker, Kraft der 134. 
Hemisystolie 228. 

Hemmungsfunktion 133. 

Hepatoptose 274. 

HerbaThymi 332; beiKeuchhustenl89. 
Herbstmonate, Hämoglobinzunahme 
in 47. 

Herderscheinungen des Gehirns 136. 
Hereditäre Mißbildungen 114. 
Hereditäre Syphilis 524. 

Hernien, Operation 387; nach Trauma 
563. 

Hernienoperationen 381. 
Herniotomien 274. 

Heroin 93. 

Herpes zoster 75, 148. 

Herz, Klastomyxom des 9. 
Herzalternans 224. 

Herzarhythmie 15. 
Herzbeutelverletzungen 538. 
Herzdilatation 227 ; Digitalis bei 106. 
Herzfehler, Digitalis bei 106. 
Herzform, Veränderung bei Klappen¬ 
fehlern 226. 

Herzgeräusche bei Schwangeren 228. 
Herzhypertrophie 18, 228; Digitalis 
bei 106; nach Sport 22. 
Herzklappenfehler, Aderlaß bei 33. 
Herzkollaps nach Seruminjektionen 
99. 

Herzkranke, Atmung 228. 
Herzkrankheiten 226, 227. 
Herzlähmung, intravenöse Infusion 
bei 107. 

Herzmetastasen bei Tumoren 11. 
Herzmittel lü3. 

Herzmuskelschwäche, Aderlaß bei 33. 
Herzmuskelverkalkung 229. 
Herzneurosen lo4. 

Herzruptur 229. 

Herzschüsse 538. 

Herzschwäche, Behandlung mit Mor¬ 
phin 105; intravenöse Infusion 
bei 107. 

Herztätigkeit. Störung der 16. 
Herztonika 107. 

Herzumschläge 35. 
Herzveränderungen 226, 227. 
Herzverletzungen, 233, 538. 
Herzwunden 538. 

Hessingkorsett 121. 

Ilili'sschwestern 29. 

Hinken, intermittierendes 234. 


Hippus 154. 

Hirnabszeß 458. 
Hirnarterienaneurysmen 140. 
Hirnatrophie, senile 136. 

Hirngefäße, Arteriosklerose der 136. 
Hirngeschwülste, Röntgenphotogra¬ 
phie der 137. 

Hirnherde, Schmerz bei 135. 
Hirnkrankheiten, diffuse 136; Kno¬ 
chenleitung bei 455. 

Hirnnerven, Lähmung einzelner 136. 
Hirnpunktion 137. 

Hirnteile, Aplasie der 135. 
Hirntumoren 137; nach Trauma 133. 
Hirnvenen bei Tumoren 137. 
Hirnventrikel, Dauerdrainage der 374. 
Hirnzysten 151. 

Hirschzungenkrautvergiftung 548. 
Hirsespreukissen 39. 

Hirudine 363. 

Hochgespannte Ströme, Blutdruck 
bei 50 

Hochstand der Skapula 121. 
Hochwasser 577. 

Hoden, Behandlung der, mit Rönt¬ 
genstrahlen 18; Röntgenwirkung 
auf 73. 

Hodenteratome 11. 
Hodentransplantation 8. 

Höchster Antistreptokokkenserum325. 
Höhenklima 360. 

Höllenstein bei Schweinerotlauf 337. 
Hörfähigkeit von Schülern 32. 
Hörgrenze 454. 

Hörrohr 37. 

Hörrohrspiegel 37. 
Hörverbesserungsapparate 462. 
Hörvermögen von Bahnbeamten 592. 
Hohe Zange 414. 

Holzwollkissen 34. 
Homogenbestrahlung 70. 
Homogenisierte Milch 25. 
Homoplastik 370. 

Homosexualität 558. 

Hormone 260. 
Hornhautentzündungen 440 
Hornhautgeschwüre 439. 
Hornhauttrübung durch Aetzgifte 
418; durch Kalk 448. 
Hüftgelenksentzündung 115. 
Hüftgelenksluxation 123, 124, 394. 

Hii ftgelenks re.se ktionen 394. 
Hüftluxationen 394; Behandlung der 
124. 

Hüftverrenkung 124. 
Hühnerblindheit 586. 



620 


Sachregister. 


Hühnereiweiß 26. 

Hülsenfrüchte 25. 

Hnmerusluxation 121, 891. 
Hundezecken 317. 

Huntingtonsche Chorea 154. 
Hyalinerkrankung der Bindehaut 447. 
Hydrämie 296. 

Hydragyrum benzoicum 501; colloi- 
dale 334; sozojodolicum 110. 
Hydrastin 16. 

Hydrastinin 16. 

Hydronephrose 300, 306, 427. 
Hydrotherapie 49. 

Hydrops 298. 

Hydrozele 391. 

Hydrozephalus 137; chronischer 136. 
Hygiama 256. 

Hyperämie 366; des Gehirns, kohlen¬ 
saure Hand- und Fußbäder bei 53. 
Hyperästhesie der Magenschleimhaut, 
Behandlung der 96. 

Hyperazidität des Magens 252; Mag- 
nesiumperhydrol bei 253. 
Hyperchlorhydrie 247. 

Hyperdaktylie 121. 

Hyperemesis gravidarum 410. 
Hyperglykämie 345. 

Hyperhidrosis 88; kohlensaure Hand 
und Fußbäder bei 53. 
Hypernephrom 9, 304. 

Hyperplasie der Leber 278; der Tuben 
427; des Uterus 424. 
Hypersekretion 272; des Magens 252; 
der Magenschleimhaut, Behandlung 
der 96. 

Hyperthermie 315. 

Hypertrichosis, Röntgenbehandlung 
der 74. 

Hypnotika 83. 

Hypophysenextrakt 102. 
Hypophysengeschwülste 137. 
Hypophysentumor 375. 
Hypopbysissaft 17. 

Hysterektomie 417. 

Hysterie 152, 153, 170; traumatische 
566. 

Hystereuryse 412. 

I. 

Ichthynat 488. 

Ichthyol bei Schweinerollauf 337. 
Ichthyolglyzerin 411. 

Icterus catarrhalis 274. 
Ideal-Röntgenapparat 77. 
Ideenassoziation 160. 


Idiopathische Speiseröhrenerweite¬ 
rung 248. 

Idiosynkrasie gegen Brom 91. 

Idiotie 168. 

Ikterus 254; der Neugeborenen 419, 
513; gravis Neugeborener 514. 

Ileotyphus 333. 

Ileozökaltuberkulose 268, 384. 

Ileozökaltumor 384. 

Ileus 261, 266; postoperativer 421; 
nach Trauma 562. 

Immunisierung per os 323. 

Immunität 2; antiblastische 337; Ver¬ 
erbung 3. 

Immunitätsreaktion 323. 

Immunodiagnoatik 317. 

Immunserum 321. 

Impetigo contagiosa 264. 

Impfreaktion, kutane 318. 

Impftuberkulose 598. 

Impfung von Tumoren 12; in Kolonien 
335. 

Implantation von Knochen 370. 

Index, opsonischer 320. 

Indifferente Bäder 50; Duschen 50. 

Indigokarminprobe 292. 

Industrie 584. 

Infektiöse Arthritis 115. 

Infektionskrankheiten 316, 594; Kof¬ 
fein bei 103; Behandlung mitSilber- 
präparaten 100; Wassermanns Re¬ 
aktion bei 322. 

Infektionsmöglichkeit 586. 

Infektionswege der Tuberkulose 191, 
192. 

Influenza 186,331; Nephritis nach 296. 

Influenzabacillus 187. 

Influenzaendokarditis 331. 

Infraktion, supramalleoläre, bei 
Klumpfuß 127. 

Inhalation 468; Menthol- 48. 

Inhalationskuren mit Quecksilber 498. 

Inhalationsnarkose 422; Pneumonie 
nach 377. 

Inhalationspfeife 49; mit regulier¬ 
barer Luftzuführung 48. 

Inhalationstuberkulose 31. 597. 

Inhalatorium in Kösen 49. 

Injektion mit Arsen 37; mit art¬ 
fremdem Blut 390; intravenöse 37. 

Injektionsbehandlung 498; von Neur¬ 
algien 86, 150. 

Insekten 316. 

Insufficientia vertebrae 120. 

Intelligenzprüfungen 166, 555. 

Tntelligenzstörungen 136, 153. 



Sachregister. 


621 


Intentionstremor 153. 
Intermittierende Hydronephrose 301. 
Intermittierendes Hinken 234. 
Internationale Bekämpfung der Kur¬ 
pfuscherei 552; Vereinigung gegen 
Tuberkulose 33. 

Interpositio uteri vesico-vaginalis 426. 
Intoxikation, alimentäre 515. 
Intoxikationspsychosen 172. 
Intramuskuläre Hämatome 362. 
Intraperitoneale Sauerstoffinfusionen 
274. 

Intrauterine Leichenstarre 544, 545. 
Intrauterininjektionen 420. 
Intrauterinkatheter 409. 
Intrauterinpessar 424. 

Intravenöse Injektion 37. 
Inunktionskur 498. 

Invagination 384; des Kolon 385. 
Invalidenbegutachtung 568. 
Invalidenversicherung 567. 
Invalidität 567. 

Ipekakuanha 273, 335. 

Iritis 449; Behandlung mit Deutsch- 
mannserum 100. 

Irregularität des Pulses, Ozetbäder 
bei 52. 

Irrigationsurethroskop 309. 

Ischias, Röntgenbehandlung der 74. 
Isoformglyzerin 500. 

Isopral 88. 

Ixodes 317. 

J. 

Jacksonsclie Epilepsie 136, 151. 
Jägerscher Kokkus 2. 

Japan, weibliche Krankenpflege in 31. 
Japanisches Verfahren der Desinfek¬ 
tion 599. 

Jejunalulcus 260. 

Jejunostomie 382. 

Joachimsthal, Radiumgewinnung in 

66 . 

Jochmannsches Serum bei Meningitis 
331. 

Jod 92; bei Colitis 269; bei Syphilis 
497. 

Jodbehandlung des Stars 448; bei 
Verbrennungen 370. 

Jodglidin 500; bei Gicht 350. 
Jodipin 371. 

Jodkali 498. 

Jodofan 500. 

Jodoformersatz 368. 
Jodoformglyzerin 501. 


Jodoformknochenplombe 369. 
Jodoformvaselin 501. 

Jodomenin 500. 

Jodpräparate 500. 

Jodtherapie 500. 

Jodthyreoiditis 500. 

Jodtinktur bei Schweinerotlauf 337. 
Jodtinkturdesinfektion 367. 
Jodwismuteiweiß 500. 

Johannesbrunn 53. 

Jontophorese 35. 

Jothion 421. 

Juckreiz, Heißluftbehandlung 22. 
Juden, Nervenkrankheiten bei 151. 
Jüngling 390. 

Jugendirresein 169. 

Jugendlichen, strafrechtliche Behand¬ 
lung der 553. 


K. 

Kabinettsorder Friedrichs des Großen 
600. 

Kältereize 49. 

Kaffee 27, 590; koffeinfreier 109. 
Kahnbein, Absprengung des 127. 
Kaiserschnitt 414, 415; bei Placenta 
praevia 412. 

Kakodyl bei Anämie 360. 

Kala-azar 317, 336. 

Kalbfleisch 26. 

Kali chloricum, Vergiftung 547. 
Kalium permanganicuin 500. 

Kalk, Hornhauttrübungen bei 448. 
Kalkaneuskontusionen 395. 
Kalkaneussporn 126, 395. 
Kalkausscheidung durch Harn 295. 
Kalkmörtelputz 594. 

Kalkstoffwechsel 108; bei Kindern 519. 
Kalmus 548. 

Kalomel bei Darmkrankheiten 262. 
Kalomeleinblasungen 499. 
Kalomellanolinsalbe 500. 

Kalomelöl 489. 

Kalomelparaffin 499. 

Kalomeisalbe 500. 
Kaltblütertuberkulose 5. 
Kaltenbach-Ahlfeldsche Theorie 410. 
Kalziumhyperchlorid zu Wasserdes¬ 
infektionen 580- 

Kampfer 103; bei Schweinerotlauf 
337. 

Kampfer-Naphtholbehandlung 116. 
Kaninchenextremitäten 114. 
Kankroidstatistik 70. 



622 


Sachregister. 


Kantharidinnepbritis 1. 

Kaolinwismut 370. 

Kapsammers Zeitmethode 291. 

Karbolsäurebehandlung der Blase 
390. 

Karbolsäurespülungen der Blase 307. 

Kardiospasmus 243, 244. 381. 

Kardiotonin 106. 

Karellkur 231, 347. 

Karlsbader Kur 276. 

Karminfibrinmetbode (Grützner) 248. 

Karottensuppe 516. 

Karpometakarpalreflex (Bechterew) 
134. 

Kartoffel 26. 

Kartoffelkur 345. 

Karzinom 322; der Appendix 267,386; 
Autolyse des 11; Biologie des 11; 
Chemie des 11; Genese des 10; 
des Gesichts 10; der Leber 10; des 
Magens 9; der Gallenblase 9; der 
Bronchien 9; des Oesophagus 379; 
des Ovariums 427; des Rektums 
11; Serumbehandlung des 100; des 
Uterus 424. 

Karzinombebandlung nach de Kea- 
ting-Hart 421. 

Karzinommetastasen 11. 

Kastoreumbromid 153. 

Kastration 18, 391. 

Kataerobien 580. 

Kataplasmen 39. 

Katarakta 448. 

Kataraktoperation bei Diabetikern 
449. 

Katarrhalische Affektionen der Respi¬ 
rationsorgane, Seereisen bei 46. 

Katatoniker 556. 

Katheterfieber 308. 

Katheterismus der Ureteren 292. 

Kathetersepsis 308. 

Kehlkopf und Schwangerschaft 410. 

Kehlkopfgeschwüre 38. 

Kehlkopflupus 475. 

Kehlkopfpulverbläser 38. 

Kehlkopftuberkulose 3; Behandlung 
durch Anästhesie 92. 

Kehricht 593. 

Keilsche Tabletten 54. 

Keimdrüsen 11. 

Keimgehalt des Wassers 578. 

Kellingsche Serumdiagnostik 258. 

Keloid, Finsenbehandlung des 63. 

Kerion Celsi, Röntgenbehandlung der 
74. 

Kernaplasie 149. 


Kernigsches Symptom 330. 

Keuchhusten 7,831,525; Aerotherapie 
332; Behandlung des 95, 189; Bro- 
moform bei 332; Chinin bei 332. 

Keuchhustenbacillus 189. 

Kieferhöhlenerkrankung 470. 

Kieselsäure in Lungensteinen 204. 

Kindbettfieber, Anzeigepflicht 417. 

Kinder, Apbagie bei 244; Appen¬ 
dizitis der 263; Zystoskopie bei 309; 
eheliche 549; uneheliche 549; Ner¬ 
vosität der 24; Opiumvergiftungen 
bei 93; Trinkkuren bei 52. 

Kinderekzem 480. 

Kinderernährung 517. 

Kinderheilstätten 524. 

Kinderlähmungen 117. 

Kinderpsychosen 169. 

Kindersterblichkeit 582. 583. 

Kindertuberkulose 520. 

Kinderzahl 583. 

Kindsmord 550. 

Kinematograph zum Studium des 
Ganges 114. 

Kinesiotherapie 113. 

Klappscher Saugapparat bei Klump¬ 
fuß 127. 

Kleidung 583; weibliche 23. 

Kleinhirnabszeß 461. 

Kleinhirntumoren 138. 

Klimakterische Molimina, Ozetbäder 
bei 52. 

Klimakterium, AnwendungdesOopho- 
rin 95. 

Klimatotlierapie der Nephritis 297. 

Klingenthal, Radiumgewinnung in 66. 

Klumpfuß 120, 124, 126: Calcaneus- 
resektion bei 127; Celluloidschienen 
bei 12. 

Klumpfußredressement, Dekubitus 
nach 127. 

Kniegelenk, Deformitäten des 125; 
Knorpelrisse im 394. 

Kniegelenksarthrodese 125. 

Kniescheibenbrüche 394. 

Knochenechinokokken 373. 

Knochenfisteln 371. 

Knochengelenksentzündung nach 
Trauma 563. 

Knochenimplantationen 370. 

Knochenkrankheiten 115. 

Knochenleitung bei Geisteskranken 
455. 

Knochenplastik 114, 125, 369. 

Knochenregeneration 371. 

,r - 'ohentransplantation 8, 114. 




Sachregister. 


62B 


Knochentuberkulose 5. 

Knorpelriß im Kniegelenk 394. 

Knorpel Verletzungen, experimentelle 
114. 

Kobralecithid 359. 

Kochsalz 23, 105. 

Kochsalzadrenalininjektion 108. 

Kochsalzeingießungen perrectura 325. 

Kochsalzentziehung bei Wassersüch¬ 
tigen 23. 

Kochsalzfreie Diät bei Epilepsie 91. 

Kochsalzinfusion bei Blutungen 108. 

Kochsalzstoffwechsel bei Nieren¬ 
kranken 351. 

Kockeiskörnervergiftung 549. 

Kodein 93, 153; bei Keuchhusten 332. 

Körperanstrengung, Albuminurie 
nach 22. 

Körpergewicht 587. 

Körperkonstitution auf Neuseeland 
119. 

Körperkraft 587. 

Körperlänge Neugeborener 543. 

Körperübungen 583, 588. 

Kosen (Inhalatorium) 49. 

Koffein 27, 83, 109, 590. 

Koffeinfreier Kaffee 27, 109. 

Kohlehydrate 24. 

Kohlehydratkuren bei Diabetes 345. 

Kohlendunstvergiftung 540. 

Kohlenoxydvergiftung 34, 546. 

Kohlensäure 51. 

Kohlensäurebad 34, 232. 

Kohlensäurebäder bei Asthma 53; bei 
Obstipation 271. 

Kohlensäurehaltiges Wasser, Einfluß 
auf Blutdruck 51. 

Kohlensäurereiche Quellen 51. 

Kohlensäureschnee, Behandlung der 
Naevi 110. 

Kohlensäurewässer bei Magenatonie 
51. 

Kohlensäure Hand- und Fußbäder 53; 
bei Angina pectoris, Asthma, Frost¬ 
beulen , Hirnhyperämie, Hyper- 
hidrosis, Schlaflosigkeit, vaso¬ 
motorische Störungen 53. 

Kohlensäure Mineralwässer, Vaginal¬ 
duschen mit 53. 

Kohlensäure Wassertrinkkuren 51. 

Koka 109. 

Kokainadrenalin 379. 

Kokkenembolie 13. 

Kolibakterien 1. 

Kolibehandlung bei Cholezystitis 99. 

Koliprobe des Wassers 579. 


Kollapsinduration der Lungenspitzen 

200 . 

Kollargol 418. 

Kolle-Wassermannsches Serum 330. 
Kolloidales Silber 100. 

Kolonisation 585. 

Kolospasmus 271. 

Kolpeurynter 408. 

Kolpitis 423. 

Kolpozöliotomie 411. 
Kommentiervorrichtung an Röntgen- 
apparaten 78. 

Komplementbindung 321, 531. 
Komplementfixationsmethode 322. 
Kongenitale Hüftgelenksluxation 123. 
Kongenitale Tuberkulose 3. 
Kongenitaler Verschluß des Oeso¬ 
phagus 12. 

Konjugale Tabes 142. 

Konjunktivale Tuberkulinreaktion 

, 303 . 

Konjunktivalimpfung 318. 
Konjunktivalreaktion 443. 
Konjunktivitis 439; chronische 446. 
Konkremente der Blase 307. 
Konserven 23, 591. 
Konservierungsmittel 591. 
Konstitution 585; und Wirkung von 
Medikamenten 84. 
Kontaktinfektionen 598. 
Kontraextensionsverband 114. 
Kontrakturbehandlung 115. 
Kontralateraler Plantarreflex 134. 
Konzeption 410. 

Konzeptionsziffer 584. 
Koordinationsstörung 133. 
Kopfextensionen 121. 
Kopfschmerzen, Behandlung mit 
Valisan 90. 

Ivornealreflex 134. 

Korrektionsresultate bei Skoliosen 

121 . 

Korsakowsche Lähmung 148; — Psy¬ 
chose 565. 

Korsakowscher Symptomenkomplex 
160. 

Kost bei Fettsucht 347. 

Kostordnung bei Diabetes 346. 

Kot, Bakterien im 263. 

Kotlistel 385. 

Kotstauung 13. 

Kotsteine 385. 

Koxitis 114; Arthrotomie bei 123; 
Behandlung 123; doppelseitige 
123. 

Krämpfe 133. 




624 


Sachregister. 


Eraftleistungen 587; der Hemiplegi- 
ker 134. 

Eranioplasie 415. 

Kraniotabes 518. 

Krankenanstalt 600. 
Krankenanstalten in Rußland 30. 
Krankenpflege 600; freiwillige 29; 

in Japan 31; in Rußland 30. 
Krankenpflegepersonal 29. 
Krankenpflegepersonen, Prüfungen 
der 31. 

Krankenpflegerinnen 29. 
Krankenträgerordnung 29. 
Krankentrage 40; fahrbare 39. 
Krankentransport im Felde 29. 
Krankheitsanlage 585, 586, 596. 
Krankheitsdisposition 582. 
Krankheitserreger in Schmutzwässern 
582; im Straßenstaub 598. 
Krankheitsübertragung durch Insek¬ 
ten, Zecken 316. 

Krankheitskeime in der Stube 593. 
Krankheitsverdacht 597. 
Krankheitsverhütung 586. 

Kraurosis vulvae 423. 

Krebs 49; Lichtbehandlung des 62; 
der Speiseröhre 379; nach Trauma 
565; des Uterus 424; des Wurmfort¬ 
satzes 268. 

Krebsbehandlung 373; durch Ful- 
guration 372. 

Kreosot-Jodoformbehandlung 116. 
Kresol 599. 

Kretinismus 166. 

Kreuznach 54. 

Kriegskrankenpflege 30; Frauen in 
der 29. 

Kriegspflegepersonal 29. 
Kriegssanitätsordnung 29. 
Krimineller Abort 551. 

Kristalle, Florencesche 533. 
Krüppelfürsorge 118. 

Krüppelheil- und Erziehungsanstalt 
118. 

Krüppelheime 118. 
Krüppelwerkstätten 119. 
Krüppelzählung 118. 

Kryoskopie 292, 306. 

Kryptorchismus 391. 

Kuchenniere 305. 

Künstliche Frühgeburt 413, 551. 
Künstliche Wässer, Emanationsgehalt 
der 67. 

Künstlicher Abort 411. 

Küstontieber 317. 

Kuhmilch 25. 


Kuhmilchinfektion, tuberkulöse 4. 

Kulturbakterien 595. 

Kultureigentümlichkeiten der Tu- 
berkelbazillen 5. 

Kunstdünger, Augenerkrankungen 
bei 440. 

Künstliche Ernährung 582. 

Kuren, klimatische, bei Nephritis 
297. 

Kurpfuscherei 552. 

Kurzsichtigkeit 450. 

Kutanreaktion bei Masern. Diph¬ 
therie 319; bei Rotz 320. 

Kutireaktion 317. 


L. 

Labien, Cysten der 421. 

Labprobe 246. 

Labgerinnung 246. 

Labyrintheiterung 461. 
Labyrinthentzündung 462. 
Labyrintherschütterung 564. 
Labyrinthitis 460. 

Lähmungen 114; d. Abducens 148: 
hysterotraumatische 152; einzelner 
Himnerven 136; postodiphtherische 
145. 

Lähmungsbehandlung 113. 
Lähmungstherapie 117. 
Längenmaßkurve 121. 

Laennecsche Leberzirrhose 277. 
Lävulosurie 347. 

Laevurinose 487. 

Lagebestimmung des Magens 24*. 
Lagerung bei Geburt 411. 
Lagerungsapparat bei Kniegelenks 
deformitäten 125. 

Lagerungsbehandlung der Skoliosen 

120 . 

Lagerungsgipsbett 120. 
Lageveränderung des Darms 269. 
Laktation 418, 512. 

Laktobazillin, Pulver, Tabletten, 
Bouillon 25; Präparate 263. 
Laktosurie 250. 

Laminaria 420. 

Laminektomie 117. 

Land, Sterblichkeit auf dem 584. 
Landbevölkerung, Ernährung der 
588. 

Landesversicherungsanstalten 33. 
Landrysche Paralyse 144. 
Landwirtschaft 584. 

Langerhanssche Inseln 14, 344. 



Sachregister. 


625 


Lau*iöiet«nde Schmerzes» beiTalifta 

54. ;; . ' ■ ' ' . iV .’;.-: : 

Laparotomien, KrÜhaufslebftn ««tfh 

m. m. 

Laryngitis 475. 

Larrnxvsistivpatiou *7ß. 
LartTuy.'escbwtire 48. 
Luiynxkarzino'® 47(L 
Lftrynxkranfeheiteci, fJierache Stauung 
Lei 4t>7 r 

Larynspiithise 48. 

L^rytueyphilU 4<k. ' . / 

l»aubwälder 503. '. , 

I.a»«-abia 316. ; ; : r ; '■ ■ 
h'fh- 

Lebensdauer 587. , 

Löhfmsfahigkeit des Kinder 542; 

■ {.• K|C'«gel)ore«6r ?4JÜL 
>• • Lk , j‘eiisn4i.ch'Wtiiiii 


Im 


m. 


Jtfeüg.eboreöer 


Leti*-n?f;e!rddierring,.P)aJ>eti<^.lilyitoi(* 
une hc» 562. 


Lendenwirbel, DruckscliTUßir-der 120. 

Lenbarfczsdie Kur 25ß. 

Lenih^tvatiblifl ;}ß. ' 

LennanddrscW Schntttibfaruag- 885. 

Lepra, Fiatotn bsbandlrtjog d»r 83. 

Leptonaeningiti«, ßitfcwrikdie. ISO; 

Leptothf-ix un .Mageuiolialt 258. 

LeuW^jeBie«eii8cije Methode 258. 

Leoclitgasvergiftung 54fi. 

Leukjtitiie 71, 357,' Ktii, 481; 
Arperihebttndlutig dar 883; Üo- 
handluiig der GangrÄn bei 

362; nach Trauma 5«2; Rächt«»»- 
bShtenerkraiikung bei 3i>3. 

Leukin 2» 

LuakablgfffctxebCf 8yttam 3ö3. 

Leuköpfeuie f; u*<;h ft£nt.ge«ibesifcr&h- 
luigig SK; hei ßhekiaUficljer .383; 

Leukoplakie 423. 485 

Leukopimo' Marasmus ;td2. 

Laukrdöäcj« 72.. 

Lovjkutcfxwcher Marai«mu* 392, 


Lxfebejtkxöiehen .Neugebdwabr p 48- '? Louku*;vt<tfii 356; bei Typhus 820. 

«. ‘i.-er. FettHriArtan».' ■J.'r 2*0. ■ ' Leu.ko/.vtenlVjo»*pjifc 8. 

* • -* --' - ! Lt?uk,.;.ytetizabl ö^teahl«ng72. 

LeukoryfctM* 357", bd AppeudiMi» 


I^Wral^KjgjS 27i; ■d}0aterfoqih#r ; :2ity; 

' tropischer jjfcy •. • : \ - -J 

Lehiuafcrophis 277, 4t»»*. .. . . - ;’ ... 

toi&iltyyrnpkmv, 278. 

Lebtrkarzitoom. tO. 278: 
i;tebftrkTHnkBeitfi>n 278; Fibroly$m- 
i.*.b;u><liting bei 
I/eW^iderd«? 303 
L'ct'cixrphilw 4Ski» 

, Lebertran 518,- \ ;■>; •: 

Lt;bevtubirrkijlese, Zkrhosc* 14 


durch 


Leberirer/lnderUiißeu 274; 

jN’ebpmikrensaft. 27?. 

LobotT^rletae j»g b39. 

Ld'^inhose *275. 270; avthritiaolvC 




. i.ttciuttiide 850» 

Lezithin 1T& 

. L'iyh'tni jdknos 485; ruber 440. . 
Licht 578;: »ntifcrn»cnt.attve Wirkung 
des «Hv BaktcrikidiHf de* C4; liii>* 
logie des i;2. 

L'ipbt&tten, Entzündragavcrlaüt' bei 


er.. 


82; 


Lichtbilder, t'letrtris-che 65. 
b; v Lichtbehandlung. dw Krebses 
Äfe) bu{i«> 

tfased^wecheii KiKbkfert..' ZiVkakt>, 
27 ><; ü,'hiiTiillii'nßmit. Fi»»roly»io tw«.»t-örung^.u., L»ip*.< *‘5 de.» 

öö; nach 'J'tawttUi ötfö; Xlabotstibe 1 Tricbpufis 447 V. de* ,>V?tbfeJ^ '.hrint-:' 

if^cXuüle l> 7 . 

('.iijbtxhia«i ui'n ußeti 43'). ; • : J-f ' ■ 

Liübtthifrapi'.' Ö k J[.’ 

.1 d^hrbirnsi#-« %h^bKif»Ä ; 4^8; : .v':,' 
t.iu'tuttt'nl.vtirkUrXung» 

. «vttle 42h, ; • ■ 

Lteit-W pilastici. 254 ^•• •;. 

1 ii nif.siiio.fiȧkejt b44, KldUH**'/' $8L 
Ltn|W«»*nah»«{.ftig! 598. 1 

h ibn va(' • ■ & -;&• ■ ‘j& :.'7; i"i i>;. 


2777 durelv PttfaBjten 14. 
LkijtMCciiiWjj^Sn hei f'luttfnß 12.8 
i.«»bhln>](; 81* . 

.JSWkhkitoVuRg d«K 42« i 
1 eichen. AJIioi«tult»a<:tev. ii. in 743. j 
l.err-iinn.Mh.»v 344, >1 •. 

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026 


Sachregister. 


Lithionwasser 299. 

Littlesche Erkrankung 124. 
Lochbrüche des Schädels 537. 
Löwenhardt - Sigismundsche Theorie 
41°. 

Lokalanästhesie 365. 
Longettenverband 35. 

Lordotische Albuminurie 49, 293. 
Lüftung 592. 

Lues 322, 493; und Tabes 134. 
Luftbäder 21. 

Luftfeuchtigkeit 578, 593. 
Luftinjektionen 36. 

Luftkissen 39. 

Luftpumpe 39. 

Luftverunreinigung 592. 

Luftwege, Tuberkulose der 3. 
Luftzuführung, regulierbare bei In¬ 
halationspfeife 48. 
Lumbalanästhesie 365; bei gynäko¬ 
logischen Operationen 422; Nieren¬ 
affektionen nach 296. 
Lumbalskoliosen 120. 

Lunge, Chorionepitheliom der 10; 

Totalkapazität 81. 

Lungenabszeß 526; Operation des 378. 
Lungenanthrakose 593. 
Lungenarterienembolie 370. 
Lungenarteriengeräusche 236. 
Lungenatelektasis 17. 
Lungenblähung, Aderlaß bei 33. 
Lungendurchleuchtung 198. 
Lungenemphysem 183. 
Lungenentzündung 526; Aderlaß bei 
33. 

Lungenfürsorgestellen 33, 598. 
Lungengeschwülste 10. 
Lungenheilstätten 33. 

Lungeninfarkt, traumatischer 560. 
Lungenkomplikationen nach Opera¬ 
tionen 377; nach Rippenbrüchen 
377. 

Lungenkranke, Fürsorgestellen für 
598. 

Lungenkrankheiten, traumatische 
560. 

Lungennaht 377. 

Lungenphthise 48. 

Lungenprobe 543. 

Lungenschuß 377. 

Lungenschwellung 183. 
Lungenspannung 183. 

Lungenspitzen- und Kollapsindura¬ 
tion 200. 

Lungenspitzentuberkulose 4. 
Lungenstarrheit 183. 


Lungenstauung, Aderlaß bei 33. 

Lungensyphilis 496. 

Lungentuberkulose 5, 521; Behänd* 
lung in Spitzbergen 47; und 
Schädeltrauma 560. 

Lungenverletzung 377, 561. 

Lungenvolumen 181, 183. 

Lupus 482; erythematodes, Finsen¬ 
behandlung 63; hypertrophicus 
der Schleimhaut. Röntgenbehand¬ 
lung bei 63; Lichtbehandlung des 
62; Radiumbehandlung des 68. 

Lupus vulgaris 322; Finsenbehand¬ 
lung 63; Ultraviolettbestrahlung 
des 64. 

Lupusbehandlung, mit Aetzmitteln, 
Exzision 63; mit Röntgen strahlen 
74. 

Lupusbekämpfung 598. 

Lupuskarzinom 482. 

Luxatio coxae 114. 

Luxatio coxae congenita 123. 

Luxatio cubiti simplex 393. 

Luxation des Humerus, kongenitale 
121; der Metatarsi 395. 

Lymphadenitis nach Scharlach 324. 

Lymphatische Leukämie 361. 

Lymphdrüsen, Behandlung mit Rönt¬ 
genstrahlen 73. 

Lyinphdrüsentuberkulose 4; des Me¬ 
senteriums 381- 

Lymphgefäßsysteme 191. 

Lymphome, gummöse 496. 

Lymphosarkom 18; des Magens 
259. 

Lysol 599. 

Lysolvergiftung 546. 

Lyssa 3, 7. 

M. 

Madelungscbe Deformität 121, 393. 

Mäusesarkom 12. 

Mäusetumoren 12. 

Magen, Bilharzia im 259; Entlee¬ 
rungsvermögen des 259; Fibrom 
des 259; Funktionsprüfung des 241; 
Größenbestimmung 248; Hyperah- 
dität 252; Hypersekretion 252; 
Lage- und Formbestimmung de-? 
248; Motilität 249; Röntgenunter¬ 
suchung des 248; Störungen hei 
Menstruation 410; Untersuchung»* 
methoden 245. 

Magenarteriensklerose 13, 257. 

Magenaspirator 38. 



Sachregister. 


(527 


Magenatonie 249; Behandlung der 97; 
Kohlensäurewasser bei 51. 

Magenausdehnung 250. 

Magenblutung 13, 257. 

Magenchirurgie 382. 

Magendarmanastomose 383. 

Magendarmblutungen 383. 

Magendarmdyspepsie 262. 

Magendarmkanal, Blutung des 383. 

Magendarmprobe bei Neugeborenen 
543. 

Magendilatation 249. 

Magenektasie 250; motorische In¬ 
suffizienz 252. 

Magenerweiterung, postoperative 
250; Tetanie bei 251. 

Magengeschwülste 259, 382. 

Magengeschwür 255,256, 382; durch 
Bazillen, Alkohol 12; Behandlung 
des 257; Diät bei 256; Differential¬ 
diagnose 258; Ernährung bei 256; 
Oelkur 256. 

Mageninhalt 251; Laptothrix im 258. 

Magenkarzinom 9, 11, 257; Diagnose, 
Frühsymptom 257; Fermente bei 
258; Kellingsche Serumdiagnostik 
258; Metastasen 259; Operation 
des 382. 

Magenkatarrh 254. 

Magenkrankheiten, Radiumtrink¬ 
kuren bei 68. 

Magenkrebs, Differentialdiagnose258; 
Radiumbehandlung des 69. 

Magenkolonfistel 268. 

Magenphlegmone 254. 

Magenpolypen 259. 

Magenresektion 382. 

Magensaft, Hämolyse des 258; Aspi¬ 
rationsapparat für 245. 

Magensaftausheberung 245. 

Magensarkom 259. 

Magenschläuche, Konservierung der 
38. 

Magenschleimhaut, Hyperästhesie der 
36. 

Magenschlauch 259. 

Magensondierung 259. 

Magentuberkulose 255. 

Magenulcera 12. 

Magenvolvulus 252. 

Magnesiumperhydrol bei Hyperazidi¬ 
tät 253. 

Magnetopathen 552. 

Malaria, Arsen bei 498; Chinin bei 
335, 336; in Griechenland 335; 
Leberzirrhose nach 278; Röntgen¬ 


behandlung der 74; Chinin bei 
335, 336. 

Malariafieber 316. 
Malariaplasmodien 316. 

Mallein 320. 

Maltafieber 336. 

Malakaffee 25, 109. 

Mammaabszeß 376; -karzinom, Ope¬ 
ration des 376. 

Mandelschwellungen, Brunnenkuren 
bei 52. 

Mangan im Wasser 579. 

Marasmus, leukopriver 362; leuko- 
toxischer 362. 

Margarine 589. 

Mariesche Krankheit 144. 
Markthallen 591. 

Marmorekserum 204. 

Masern 194, 319, 323, 525; Kutan¬ 
reaktion bei 319. 

Masernotitis 462. 

Maserntaubheit 461. 

Masochismus 558. 

Massage 36, 121, 152, 233. 
Massenernährung 588. 

Mastdarm, Fremdkörper im 549. 
Mastdarrastrikturen 270. 

Mastitis 418; puerperale 376. 
Mastoidoperation 458. 

Mathieu - Remondsche Restbestim¬ 
mung 248. 

Maturitas praecox 550. 

Mauer werk 594. 

Maydlsche Operation 390. 
Mechanotherapie 115. 

Medikamente, Konstitution und 
Wirkung 84. 

Medinal 86. 

Medizinalwesen 600. 

Medulla oblongata, Tumoren der 139. 
Medullarnarkose 422. 
Medullatumoren 147. 
Meerschweinchen, Infektion mit Tu¬ 
berkulose 3. 

Meerschweinchenembryonen 12. 
Meerschweinchentuberkulose 6, 597. 
Megaloblastische Anämie 363. 
Melaena 514. 

Melanogenurie 268. 

Melanome der Genitalien 423. 
Melanosarkome des Ohrs 456. 
Melanurie 202. 

Mdkerpanaritium 371. 

Meningitis 7; nach Bleivergiftung 
141; cerebrospinalis7.329,461; epi¬ 
demica 329; Flexnerserum bei 331; 



628 


Sachregister. 


Jochmannserum bei 387; karzino- 
matöse 138; und Ohrenerkran- 
kungen 461; tuberkulöse 7; eitrige, 
sarkomatöse 136. 
Meningokokkenmeningitis 330. 
Meningokokkenpharyngitis 330. 
Meningokokkenserum 330. 
Meniskusverletzungen im Kniegelenk 
394. 

Menorrhagien 420. 
Menschenblutnachwcis 531. 
Menschenseuchen 316. 
Menschentuberkelbazillen 5. 
Menschentuberkulose 598. 
Menstrualexantheme 479. 
Menstruation 410,512; Magenstörung 
bei, und Pyelitis 419; Wirkung der 
Röntgenstrahlen auf 72. 
Mentholinhalation 48. 

Menzersches Streptokokkenserum417. 
Mergal 110, 499. 

Merkalator 498. 

Merkblatt der Krankenpflege 32. 
Merkfähigkeit 135, 557. 
Merkfähigkeitsstörungen 160. 
Mesenterialarterienaneurysma 381. 
Mesenterialtuberkulose 381. 

Mesotan 101. 

Metalldilatatoren 420. 

Metaplasie 11. 

Metasyphilitische Erkrankungen 500. 
Metatarsalluxation 395. 
Methämoglobinbildung 548. 
Metreuryse 408. 

Metritis, chonische, Vaginalduschen 
bei 58. 

Metrorrhagie 420. 

Mettsches Verfahren 247. 

Meyer - Ruppels Antistreptokokken¬ 
serum 825. 

Micrococcus melitensis 336. 

Migräne 153. 

Mikrosporie 483. 

Mikrotelephon 462. 

Milben 484. 

Milch 25; Perlsuchtinfektion durch 
5; Tuberkelbazillen in 589; Ueber- 
gang der Tuberkelbazillen in 7; 
Zusammensetzung der 512. 
Milchinfektion bei Scharlach 324. 
Milchküchen 591. 

Milchkuren 347. 

Milchmangel 418. 

Milchsäurebazillen 258. 
Milchsterilisierung 589. 

Miliaria 485. 


Militär, Krankenpflege beim 29. 
Militärärzte 30. 

Militärlazarette 30. 
Militärtauglichkeit 584. 

Milzbrand 337, 872, 588; graue Salbe 
bei 372; -serum nach Sobemheim 
372; der Tonsillen 472. 
Milzbrandserum 337. 

Milznekrose 12. 

Milzruptur 388. 

Milzzerreißung 388. 

Milzzysten 388. 

Minderwertigkeit 553. 

Mineralquellen, Radioaktivität 53. 
Minutensterilisator 38. 

Mißbildungen 567; der Extremitäten 
9; hereditäre 114; der Niere 305: 
des Ohrs 547. 

Mittel meerfieber 336. 
Mittelohreiterung 456, 458, 461. 
Mittelohrentzündung,Behandlung der 
92. 

Mittelohroperationen 460. 
Mitralinsuffizienz 280. 

Mitralstenose 229. 

Molimina climacterica, Ozetbäder 
bei 52. 

Molken 25. 

Monochord 454. 

Moorbäder 232; bei Obstipation 271. 
Moralische Begriffe 555. 

Morbus Basedowii 413; Operation 
bei 376. 

Morbus Brightii 302. 

Mord 556. 

Moros Salbenreaktion 194. 

Morphin 105. 

Morphinismus 557. 
Morpliinskopolamin 89. 

Morphium 104; Wirkung auf den 
Darm 260. 

Morphiumbrommethylat 93. 

Mosere Scharlachserum 325. 
Motilitätsstörungen des Darms 262: 

des Magens 249. 

Motorische Aphasie 136. 

Motorische Insuffizienz des Maeeni 
252. 

Mücken, Krankheitsübe rtragu ne 

durch 316. 

Müll, Krankheitskeime in 593. 
Multiple Sklerose 145, 151; Röntgen¬ 
behandlung der 74. 

Mundfäule bei Leukämie 362. 
Murphyknopf 383. 

Muskelbewegung 113. 



Sachregister. 


629 


Muskeldefekte 564. 
Muskelkontraktion, willkürliche 133. 
Muskelkontraktionen 118. 
Muskelphysiologie 113. 
Muskelschlaffheit bei Kindern 518. 
Mutterkornpräparate 94. 
Muttermilch 418. 

Myasthenia gravis 18. 

Myasthenie 155. 

Myatonie 150. 

Myeloide Leukämie 361. 

Myeloische Leukämie 361. 

Myelome 862. 

Mykosis fungoides, Röntgenbehand¬ 
lung der 74. 

Myom 425, 484. 

Myombehandlung 420. 

Myomherz 229, 230. 

Myopathie bei Kindern 518. 
Myositis ossificans 392. 

Myxödem 154; Blut bei 361. 

Myxom 9. 

Myxomatöse Gewebe 11. 
Myxoneurosis intestinalis 269. 


N. 

Nabelbehandlung 418. 

Nabelbrüche 380. 

Nabelklemme 418. 

Nabelverletzungen 393. 

Nachbehandlung von Deformitäten 
116. 

Nachblutungen, atonische 411. 

Nachgeburtsperiode 416. 

Nachweis von Blutfarbstoff 530. 

Nadelwälder 593. 

Nährklistiere 250. 

Nährschäden der Säuglinge 515. 

Naevi 484; Behandlung mit Kohlen¬ 
säureschnee 110; Finsenbehand¬ 
lung der 63; Radiumbehandlung 
der 68. 

Naevus des Gehörgangs 456. 

Nagel, Anomalo8kop 438. 

Nagelscbe Tafeln 438. 

Nahrung, Ausnutzung der 24; Wir¬ 
kung auf Blutdruck 297; bei Fett¬ 
sucht 347; Finkelsteinsche 517; 
Einfluß auf Harn 295. 

Nahrungsmittel 587; Einkauf, Zu¬ 
bereitung, Fälschung 23. 

Nahschüsse 539. 

Naht bei Appendizitis 386; Balzersche 
422; der Lunge 377. 


Narbenbehandlung 370. 

Narbenbrüche 880. 

Narkose mit Chloroform 89, 365, 
407; Erbrechen nach 365; Harn¬ 
funktion nach 428; per Rektum 
37; Skopolamin-Morphium 406. 

Narkosenpneumonie 377. 

Narkotika 89. 

Nase, Doppelcurette für 465. 

Nasenerkrankung 468. 

Nasengangrän bei Leukämie 362. 

Nasenpolypen 471. 

Nasenscheidewand, Deformitäten der 
469. 

Nasenverstopfung 468. 

Natrium nitrosum 108; salicylicum 

102 . 

Natriumsulfit 591. 

Navikulare, Fraktur des 127. 

Nebenhöhleneiterung 470. 

Nebennieren, Arteriosklerose der 16; 
und Diabetes 347. 

Nebennierenerkrankungen 304. 

Nebennierensaft, Leberverän^erung 
durch 277. 

Nebennierentumoren 9. 

Nekrose der Arterien 108; der Darm- 
gefaße 13. 

Nephrektomie 303, 307. 

Nephritis 105, 223, 294; akute, 
Wüstenklima bei 42; nach Alkohol, 
Aether, Chloroform 296; Abküh¬ 
lung 396; arteriosklerotische, 
Wüstenklima bei 47; Bäderbehand- 
lung der 34; nach Influenza 292; 
Blutdruck bei 297; nach Chrom¬ 
säure, Kantharidin 1; Fleischnah¬ 
rung bei 26; klimatische Kuren 
bei 297; Operation bei 389; nach 
Scharlach 297; Serotherapie bei 
298; Wüstenklima bei 47. 

Nephritisbehandlung 297. 

Nephrolithiasis 299. 

Nephrolyse 389. 

Nephropexie 250. 

Nephrotomie 299. 

Nervenerkrankungen bei Juden 151; 
nach Unfall 564. 

Nervenplastik 117. 

Nervenregeneration 8. 

Nervensystem, Aufbau des 133. 

Nervenverletzung 370. 

Nervosität 586; der Kinder 24. 

Netzgeschwülste 274. 

Neubildung, Emanationswirkung bei 

68 . 



630 


Sachregister. 


Neugeborene. Atmung 543; Augen¬ 
entzündung bei 419; Blutungen 514; 
Darmblutungen bei 514; Ernäh¬ 
rungsstörungen 517; Gelbsucht 513; 
Gewicht 543; Körperlänge 543; 
Lebensfähigkeit 543; Lebensnach¬ 
weis 543; Magendarmprobe 543; 
Schädelimpression 419; Pankreas¬ 
blutungen bei, Hautdefekte am 
Kopfe 545. 

Neuralgie 150; Heißluftbehandlung 
22; Injektionsbehandlung36; Rönt¬ 
genbehandlung der 74. 

Neurasthenie 105, 152; Behandlung 
der 152; Blut bei 360; Blutdruck 
bei 152; Brom bei 91; Lichtbe¬ 
handlung der 65; Wüstenbehand¬ 
lung der 47. 

Neurastheniker 51. 

Neuritis retrobulbaris 449; Röntgen¬ 
behandlung der 74. 

Neurodermatitis, Radiumbehandlung 
der 69. 

Neuronal 84, 90. 

Neuronenlehre 133. 

Neurosen 151; Behandlung der 88; 
Ozetbäder 53; traumatische 566. 

Neuseeland, Körperkonstitution auf 
119. 

Neutralrotsuppe 246. 

Niere, Adenom der 9; Ausscheidung 
von Bakterien durch die 1; Dys¬ 
topie der 305. 

Nieren, Funktionsprüfung der 291; 
Toxinausscheidung 1. 

Nierenatfektionen nach Lumbalan¬ 
ästhesie 296. 

Nierenarterienerkrankung 16. 

Nierenarteriosklerose 297. 

Nierenbeckenerweiterung 300. 

Nierenblutung 294. 

Nierendefekte 305. 

Nierendekapsulation 299, 412. 

Nierendiagnostik, funktionelle 389. 

Nierendystopie 305. 

Nierenektopie 301. 

Nierenentkapselung 389. 

Nierenentzündung nach Quecksilber 
296. 

Nierengefäße, abnorme 300. 

Nierengicht 349. 

Niereninsuffizienz 297, 298. 

Nierenkranke, kohlensaure Bäder bei 
53; Blutdruck bei 18; Kochsalz¬ 
stoffwechsel 351; Wüstenlager für 
47. 


Nierensteine 389: Brunnenkuren bei 
299; Röntgendiagnose 299. 
Nierensyphilis 496. 

Nierentuberkulose 302, 303. 
Nierentumoren 299, 304; Differential¬ 
diagnose der 292. 

Nierenveränderung bei Anämie 298 : 
nach Chloroform 296; bei Eklamp¬ 
sie 299. 

Nierenzysten 304. 

Nikotin 26, 589. 

Nitrite 104. 

Noma 362, 481. 

Nordsee, Blutbefunde an der 47. 
Normalserum 321, 596. 
Notschlachtung 589. 

Novaspirin 102. 

Novokain 92, 365; bei Kehlkopf¬ 
tuberkulose 92. 

Nucleus caudatus, gummöse Erkran¬ 
kung des 140. 

Nukleinsäure 2. 

Nukleinstoffwechsel 349. 

Nutrin 25. 

O. 

Oberarmbrüche 302. 
Oberflächenwasser 578. 
Oberkieferaufklappung 375. 
Obligatorische Leichenschau 545. 
Obliteration der Bronchien 17. 

Obst 25. 

Obstipation 25, 271; kohlensaure Bä¬ 
der bei 271; Behandlung der 272: 
Belladonna bei 271; chronische 
271; Moorbäder bei 271; Seereisen 
bei 46. 

Oedem, zirkumskriptes 254. 

Oelkur bei Magengeschwür 256. 
Oelkuren 352. 

Oesophagoplastik 380. 

Oesophagoskop 245. 

Oesophagoskopie 379. 
Oesophagotomie 379. 

Oesophagus, Karzinomsarkom des 11: 
Röntgenuntersuchung des 245; Ver¬ 
schluß des 12. 

Oesophagusdivertikel 244. 
Oesophaguserweiterung 243. 
Oesophaguskarzinom 245«, 379. 
Oesophaguskreb8 11. 
Oesophagusruptur 245. 
Oesophagussarkom 245. 
Oesophagusstriktur 379. 
Oesophagusver8chluß,kongenitalerl2. 



Sachregister. 


Oesterreich, Radiuminstitut in 60. 

Ogata 337. 

Ohr, Melanosarkome des 450. 

Ohrblutungen 457. 

Ohreiterungen 457. 

Ohrenerkrankungen nach Meningitis 
401. 

Ohrmißbildungen 457. 

Ohrmuschel, plastischer Ersatz der 
455. 

Ohrmuscheldefekte 455. 

Ohrmuschelkrankheiten 450. 

Ohrspritze 455. 

Oleum chenopodii anthelminticum 
272. 

Olivenölbehandlung der Hypersekre¬ 
tion des Magens 96. 

Omphalektomie 381. 

Oophorin 95; im Klimakterium 95. 

Operation, Alexander-Adamssche426; 
in Bauchlage 370; des Carcinoma 
mammae 376; an Fußwurzelknochen 
395; der Gallensteine 276; bei 
Herzverletzungen 233. 

Operationszystoskop 308. 

Ophthalmie. Behandlung mit Salizyl¬ 
säure 101; elektrische 592. 

Ophthalmodiagnostik bei Typhus 319. 

Ophthalmoplegie 149. 

Ophthalmoreaktion 193, 317, 440; 
bei Augenkrankheiten 441; bei 
Typhus 445. 

Opium 93, 109, 260. 

Opiumbehandlung der Appendizitis 
207. 

Opiumbromkuren bei Epilepsie 151. 

Opiumglyzerin 92. 

Opiumvergiftungen bei Kindern 93. 

Opsonin bestimm ung 195. 

Opsonine 2, 194, 320, 479, 595. 

Opsonischer Index 2, 320. 

Optikusatrophie nach Schuß Ver¬ 
letzung 130. 

Optische Halluzinationen 135. 

Orchidopexie 390. 

Organinjektionen 12. 

Orientalisches Geschwür 317. 

Ornithoderos 317. 

Orthodiagraphie 226. 

Orthopädie 113. 

Orthopädischer Universitätsunter¬ 
richt 113. 

Orthustatiker 49. 

Orthostatische Albuminurie 49, 273, 
294. 

Orthotische Albuminurie 293. 


031 

Ortschaften, Verunstaltung der 594. 
Orzinprobe 347. 

Osmose 2. 

Os naviculare 127. 

Osteoarthropathie 275. 
Osteoartikuläre Tabes 142. 
Osteoidchondrosarkom 11. 

Osteoklase 116. 

Osteomalazie 1()8, 123, 350, 413. 
Osteomyelitis 371; nach Trauma 563. 
Osteoplastik 370. 

Osteotomie 110. 

Oszillationsströine 232. 

Otitis media 450, 457. 

Otitis nach Masern 402. 
Oxygenbäder 52. 

Oxyzephalie 139. 
Oxyzyanquecksilber 423. 

Ovalbumin 253. 

Ovarialkarzinom 427. 

Ovarialkystom 427. 

Ovarialsarkom 427. 

Ovarien, Röntgenbestrahlung der 420; 

Röntgenwirkung auf 73. 
Ovarientransplantation 8. 
Ovariotomie 427. 

Ozäna 468. 

Ozetbäder 52; bei Arteriosklerose 52; 
bei Asthma 53; Blutdruck, Puls¬ 
frequenz bei 52; bei Neurosen 53; 
bei klimakterischen Beschwerden 
52. 

Ozonisierung 577. 


P. 

Paget disease 70. 

Panaritium der Melker 371. 
Puncreatitis haemorrhagica 280. 
Pankreas, Diätwirkung auf 351; Fett- 
gewebsnekrose des 280. 
Pankreasabszeß 279. 
Pankreasblutungen Neugeborener 
544. 

Pankreasdiabetes 14. 
Pankreaserkrankung nach Infektions¬ 
krankheiten 280. 
Pankreasexstirpation 15. 
Pankreasferment 279, 344. 
Pankreasfunktionsprobe 279. 
Pankreashämorrhagie 388. 
Pankreaskarzinom 279. 
Pankreaskonkremente 28(j. 
Pankreaskrankheiten 278; Schmidts 
Probekost 279. 



632 


Sachregister. 


Pankreasnekrose 15, 280, 389. 
Pankreaspräparate bei Diabetes 346. 
Pankreassarkom 280. 
Pankreassekretion 351. 
Pankreassteine 280. 

Pankreastrypsin 279. 
Pankreasverletzungen 538. 
Pankreatitis 80, 279, 388. 

Pankreon 261, 352. 

Panophthalmitis 440. 

Parabiose 8. 

Paraftinbehandlung bei Prolaps 426. 
Paraldehyd 84. 

Paralyse 171, 322; Wassermannsche 
Reaktion bei 596. 

Paralysis agitans 154; Reflexe bei 
134. 

Paralytische Deformitäten des Thorax 
H9. 

Paralytische Skoliose 120. 
Paralytischer Ileus 421. 

Parametritis 427. 

Paranoiker 556. 

Paraplegie nach Röntgenbestrahlung 
75; spastische 146; nach Wut¬ 
schutzimpfung 144. 

Parasiten, Leberzirrhose durch 14. 
Parasiteneier 273. 

Paratyphus 327, 588. 
Paratyphusbazillen in der Galle 328. 
Parenchymatöse Nephritis, Wüsten- 
kliraa bei 47. 

Paroxysmale Hämoglobinurie 294. 
Pasten 586. 

Patellarfrakturen 394. 
Paukenhöhlenerkrankungen 461. 
Pektoralisdefekt 149. 
Pelottonredressement 121. 
Pemphigus 254, 440, 481. 
Pentosebestimmung in Fäzes 347. 
Pentosurie 347. 

Pepsinbestimmung 247. 
Pepsinsalzsäure 246. 
Pepsinverdauung 323. 

Peptonreaktion 248. 

Perforation 414; des Kindes 414. 
Perforationsperitonitis 7, 266, 274. 
Perforatori um 408. 

Periarteriitis 16. 

Periarteriitis nodosa 235. 
Perigastritis 256. 

Perikard 23,3. 

Perikolitis 269. 
Periostknochenlappon 369. 
Periosttransplantation 8, 368, 369. 
Periostübertragung 114. 


Perisigmoiditis 269. 

Peristaltik 272; Wirkung von Me¬ 
dikamenten auf 260. 
Peristaltikhormon 260. 
Peritonealtuberkulose 427. 
Peritonismus 265. 

Peritonitis 266, 273; Kocksalzin jek- 
tionen bei 108; Operation der 380; 
des Wurmfortsatzes 264. 
Peritonitis tuberculosa, Röntgenbe¬ 
handlung der 73. 

Perityphlitis 264, 266. 

Perkussion 225; und Auskultation 
199; Theorie der 184. 

Perlprobe 262. 

Perlsuchtinfektion durch Milch, 
Fleisch 5. 

Perlsuchtmilch 589. 

Permanentes Bad 34. 

Perniziöse Anämie 298, 358; Behand¬ 
lung der 360. 

Peroneuslähmung 125. 

Peroxydase 64. 

Pertussis 7, 331. 

Perversion 558. 

Perversität 558. 

Pes valgus 114. 

Pessarbehandlung 424. 

Pest 316. 

Pfannenstielscher Faszienquerschnitt 
414. 

Pferdefleisch 589. 

Pflanzenfett 24. 

Pflastermaterialien 593. 

Phagozytin 498. 

Phagozytose 2, 100, 321, 595. 
Pharyngitis 473. 

Pharyngotomie 474. 

Phenolphthalein 97, 272. 

Phimose 391. 

Phimosenoperation 500. 

Phlebitiden, gichtische 349. 

Phlebitis in Schwangerschaft 417. 
Phlegmone 371. 

Phlegmonöse Gastritis 254. 
Phloridzinmethode 292. 
Phloridzinprobe 291. 
Phonendodiaskop 227. 
Phosphatometer 295. 

Phosphatsteine 308. 

Phosphaturie 295. 

Phosphor bei Rachitis 108. 
Phosphorlebertran 518. 
Phosphornekrose 371. 

Phosraehit 518. 

Photographie, gerichtsärztliche 534- 



Sachregister. 


633 


Photomethämoglobin 530. 
Photophobie 578. 

Phototherapie 62. 

Phthisis, Brombehandlung der 88. 
Phthisis pulmonum, Röntgenbehand¬ 
lung der 73. 

Physik des Blutes 356. 

Physikalische Heilmethoden 552. 
Physiologische Albuminurie 207. 
Physiotherapie 50. 

Physostigmin 261, 421. 

Phytin 153. 

Pikrinsäurereaktion 533. 

Pinguicula 95; bei Keuchhusten 332. 
Piroplasmose 317. 

Pirquetsche Impfung 193, 523; Re¬ 
aktion 319. 

Pittylen 487. 

Pityriasis 482. 

Placenta marginata 416. 

Placenta praevia 412; Kaiserschnitt 
bei 412. 

Plantarreflex, kontralateraler 134. 
Plasmodium 316. 

Plastik der Ohrmuschel 458. 
Plattfuß, traumatischer 127. 
Plattfußbehandlung 128. 
Plattfußbildung 126. 

Plattfußeinlagen 125, 128; Fu߬ 

modelle bei 128. 
Plattfußoperationen 395. 

Plazenta 416. 

Plazentare Infektion 7. 
Plethysmogramm 223. 

Pleuritis 23. 

Pleuritisehe Exsudate, Seereisen bei 
4b. 

Pleuritisexsudat 207, 208, 210. 
Pleuropneumolysis 379. 

Pneumatosis im Darm 260. 
Pneumatotherapie 48. 
Pneumokokken im Blut 210. 
Pneumokokkenserum 99, 526. 
Pneumonie 7, 211, 212, 213, 324, 
526; Behandlung mit Fibrolysin 
96; Röntgenbehandlung der 74; 
Viskosität des Bluts bei 356. 
Pneumothorax, chronischer 210; 

künstlicher 205. 

Pneumotomie 378. 

Pocken 333, 334. 

Pockenimpfung 335. 

Polienzephalitis 145. 

Poliomyelitis 144. 

Polymorphie der Syphilis 497. 
Polyneuritis 148. 


Polypen der Harnröhre 809; im 
Magen 2, 259. 

Polyphagie 244. 

Polyposis coli et recti 270. 

Polyurie 293, 298. 

Portative Apparate 116. 
Portlandzementverband 120. 
Postdiphtherische Lähmung 145. 
Postnarkotische Pneumonie 377. 
Postoperative Beckenerweiterung414; 
Darmerkrankungen 261; Lungen¬ 
komplikationen 377; Darment¬ 
leerung 428. 

Postskarlatinöse Lymphadenitis 324. 
Präkarzinomatöse Zustände 70. 
Präparate, emanationshaltige 53, 54. 
Präzipitine 595. 

Präzipitinreaktion 531. 
Präzisionssauger 39. 

Priapismus 72. 

Primäratfekt, Exzision des 497. 
Privatlungenheilanstalten 33. 
Probeexzision 3, 245. 

Probefrühstück bei Magenkarzinom 
258 

Probekost 261. 

Probelaparotomie 380. 
Probemahlzeit 246. 

Probilin 277. 

Progressive Paralyse 137, 171. 
Proktitis 269. 

Proktoskop 270. 

Prolapsus uteri 426. 

Prolapsus vaginae, Vaginalduschen 
bei 53. 

Prophylaxe gegen Verkrüppelung 118. 
Prostatahypertrophie 73, 390. 
Prostatavergrößerung 300. 
Prostatektomie 390. 

Protargol 253; bei Kolitis 269. 
Protargolbehandlung der (Jonorrhoe 
424. 

Proteolytisches Ferment bei Magen¬ 
karzinom 258; Leukozytenferments. 
Prothese der Hand 122 
Protoplasm a, fibrilläres, perifibrilläres 
133. 

Prüfung von Krankenpflegepersonen 
30, 31. 

Pruritus 4*8; Radiumbehandlung 69. 
Pruritus ani, Röntgenbehandlung 
des 75. 

Pseudarthrosen 369. 

Pseudarthrosis tibiae 125. 
Pseudoleukämie 4*1. 

Pseudopelade 4^5. 



634 


Sachregister. 


Pseudotumoren des Gehirns 140. 
Psoriasis 488; Lichtbehandlung der 
64. 

Psychiatrie, Forensesche 176; ge¬ 
richtliche 553. 

Psychogener Diabetes 562. 
Psychologie, experimentelle 160, 555. 
Psychopathen 163. 

Psychose, Abort bei 175, 550; und 
Trauma 565; Korsakowsche 565. 
Ptosis der Därme 260. 
Pubertätsalbuminurie 294. 
Pubotomie 414. 

Puerperale Mastitis 376. 
Puerperalfieber 417. 
Pulmonalarterie, Embolie der 237; 

Sklerose der 236. 

Pulmonalstenose 230. 

Pulsarhythmie, Ozetbäder bei 52. 
Pulsfrequenz nach Bädern 50. 
Pulsionsdivertikel 244. 

Pulsometer 224. 
Pulsunregelmäßigkeiten 224. 
Pulverbläser 38. 
Pulververbrennungen 539. 
Pupillenreflex 134. 

Pupillenspiel 437. 

Pupillenstörungen 439. 
Purinstoffwechsel 349. 

Purkinjesche Fasern 15. 
Purkinjesches Phänomen 437. 

Puro 26. 

Pyämie, Jodipinbehandlung 371; 
puerperale 417. 

Pyelitis 428; bei Menstruation 419. 
Pyelolithotomie 389. 

Pyelotomie 299. 

Pylorospasmus 246, 251; der Säug¬ 
linge 512. 

Pyloruskrümpfe 253. 

Pyloruskrampf, Behandlung des 97. 
Pylorusresektion 383. 

Pylorusstenose 250. 
Pylorustuberkulose 255. 

Pyonephrose 306. 

Pyosa Ipinx 108. 

Pyozyanase 99; bei Gonorrhoe 423. 
Pyozyanasebehandlung 326; bei 
Diphtherie 326. 

Pyramidenbahndegeneration 134. 


<>• 

Quadrizepsplastik 125. 
Quartuna 316. 


Quarzlampe 63. 
Quarz-Quecksilberlampe 486. 
Quecksilber 110, 498; atoxvlsaures 
497. 

Quecksilberdampflampe 445. 
Quecksilberinhalationen 498. 
Quecksilberjodid-Jodkalium 489. 
Quecksilberluftregulierung von Rönt¬ 
genröhren 77. 

Quecksilbernephritis 296. 
Quecksilberpräparate bei Syphilis 497. 
Quecksilbersalizyl 498. 
Quecksilberschnupfungskuren 498. 
Quecksilbertherapie 498 ; lokale 499: 
subkutane 499. 

Quellen, Emanationsgehalt 53, 54; 

kohlensäurereiche 51. 

Quellstifte 420. 

Querschnittsmyelitis 144. 

Quotidiana 316. 


R. 

Rachen, Diphtheroid des 472. 

Rachenerkrankungen 472. 

Rachenhöhlengangrän bei Leukämie 
362. 

Rachenkatarrh, Trinkkur bei 52. 

Rachenmandelschwellung, Trinkkur 
bei 52. 

Rachitis 108, 119, 413, 517, 518; 
Phosphor bei 108. 

Rachitis, Adrenalin bei 108. 

Rachitis tarda 115. 

Rachitische Skoliose 120; Verkrüm¬ 
mungen 116. 

Radikaloperation der Hernien 3>6: 
der Nabelbrüche 381. 

Radioaktives Wasser, künstlich 54: 
Trinkkuren 54. 

Radioaktivität, Gastein 67; von Heil¬ 
quellen 67; der Quellen 53. 

Radiogen 54, 66. 

Radiogengesellschaft 54. 

Radiographie der Blase 807. 

Radiosal 67. 

Radiosalsitzbäder 54. 

Radiosaltabletten 54. 

Radiosensibilität 76. 

Radioskopie der Brusthöhle 377. 

Radiotherapie 62. 

Radium 68; Applikationsform des 69- 

Radiumbehandlung der Angiome 68: 
des Kankroids 69; des Karzinoms 
69; des Ekzems 69; des Pruritus 



635 


Sachregister. 


69: der Nearodermatitis 69; syphi¬ 
litischer Geschwüre 69; der Neur¬ 
algien 69; des Lupus 68; des 
Ulcus rodens 68; der Naevi 68; 
des Trachoms 447; der Tumoren 
12; des Pruritus 69. 

Radiumbromid bei Tumoren 69. 

Radiumemanation 66; Gas Wechsel 
des Menschen bei 54; interne 54. 

Radiumgewinnung in Klingenthal 66; 
in Joachimsthal 66. 

Radiuminstitute in Deutschland 66; 
in Oesterreich 66. 

Radiumtrinkkuren bei Magenkrank¬ 
heiten 68. 

Radiumverbrennung der Haut 69. 

Radiusbrüche 398. 

Rattenbißkrankheit 337. 

Rattensarkome 12. 

Rauchen 27. 

Razemöse Angiome 374. 

Reaktion, Barberiosche 533; Bialsche 
347; Calmettesche441; Cammidge- 
sche 279. 

Redressement, forciertes bei Skolio¬ 
sen 120; des Klumpfußes 126. 

Redression, aktive, der Skoliosen 

120 . 

Reduktionsmittel für Blut 530. 

Retiektorische Erregung vom Magen 
nach kohlensäurehaltigem Wasser 
51. 

Reflexe 184; bei narkotisierten Geistes¬ 
kranken 134: bei Hysterie 152; bei 
Hemiplegie 184; bei Paralysis agi- 
tans 134. 

Refraktionsanomalien 439. 

Regulin 97. 

Reiskörper-Tendovaginitis 115. 

Reiskur 345. 

Reiz 1 eitungsstö rungen 225. 

Reizleitungssystem 15, 16. 

Reklinationsgipsbett 121. 

Rekonstruktion zertrümmerter Schä¬ 
del 537. 

Rekonvaleszenten, Seereisen für 46. 

Rekruten 584. 

Rektale Einläufe von Kochsalz 325. 

Rektalnarkose 37. 

Rektum, Verletzung des 270. 

Rektumkarzinom 11. 

Rekurrensspirillen 384. 

Renaler Diabetes 292. 

Rentenansprüche 567. 

Renten Hysterie 567. 

Reposition bei Hüftluxation 124. 


Resektion bei Koxitis 123; des Ell¬ 
bogens 121: des Magens 382. 

Resorption 258; des Fettes im Darm 
24. 

Resorptionsstörungen des Darmes 262. 

Resorzinvergiftung 487. 

Restbestimmung 247, 248. 

Retentionspneumonie 877. 

Retinitis 446. 

Retrotlexio uteri 417, 426. 

Retrotlexio uteri puerperalis 416. 

Retrograder Transport 8. 

Rheumatiker, Wüstenbehandlung der 
47. 

Rheumatismus, Emanationskuren bei 
68; Heißluftbehandlung bei 22; 
nach Scharlach 324; tuberculosus 
115. 

Rhinomerkan 499. 

Rhinophvma 488 . 

Rhinoplastik 375. 

Riegelsehe Mahlzeit 246. 

Rinderserum loO. 

Rindertuberkelbazillen 5. 7. 

Rindertuberkulose 3, 5 V 9, 598. 

Rindertuberkulosebazillen 5. 

Rippe, Myelom der 11. 

Rippenbrüche,Lungenkomplikationen 
nach 377. 

Rizinprobe 247. 

Rizinusbehandlung der Appendizitis 
267. 

Rizinusöl, Wirkung auf Peristaltik 
260. 

Röhrenknochendefekte 370. 

Röhrenknochenechinokokken 373. 

Röh ren kn oc h en ersat z 869. 

Röhren knoch e ii sarko m e 373. 

Römersches Serum 99. 

Röntgenapparate, Kommentiervor¬ 
richtungen an 77; Transformator 
77. 

Röntgenaufnahme von Darmbewe¬ 
gungen 260; von Hirngeschwülsten 
137; der Mykosis fungoides 74; 
der Kerion Celsi 74; der Neuritis 
rotrobulbanus 74; der Condylomata 
lata 75. 

Röntgenbehandlung der Acne rosacea 
75; der Augentumoren 70; der 
Basedowschen Krankheit 74; der 
Bronchialasthma 74; der chroni¬ 
schen Bronchitis 74; der Condylo¬ 
mata acuminata 75; des Eczema 
chronicum 75: der Epitheliome 70; 
der Follikulitis 74; von Geschwül- 



636 


Sachregister. 


sten 70; der Hypertrichosis 74; der 
Leukämie 72, 362; der Peritonitis 
tuberculosa 73; der multiplen 
Sklerose 74; der Teleangiektasien 
63; der Schleimhaut 63; des hyper¬ 
trophischen Lupus 63; der Tumoren 
373. 

Röntgenbestrahlung, Gangrän nach 
75; der Milz bei Malaria 336; von 
Tumoren 71; Leukopenie nach 76. 

Röntgenbild der Blasensteine 307; 
der Darmperistaltik 260. 

Röntgendermatitis 75. 

Röntgendiagnostik 197; der Gallen¬ 
steine 276; der Appendicitis 266; 
der Blasensteine 307. 

Röntgenröhren, Quecksilberluftregu¬ 
lierung nach 77. 

Röntgenschädigung 77. 

Röntgenstrahlen, Absorption durch 
Gewebe 76; Auge 445; Einfluß auf 
Geschlechtsorgane 72; Entwick¬ 
lungshemmung durch 75; auf Fer¬ 
mente 76; Härte der 70; Wirkung 
auf Bakterien 76; Wirkung auf 
Drüsen 75; Wirkung auf Harn¬ 
säureausscheidung 75. 

Röntgenstrahlung, Dosierung76; Dosi¬ 
meter für 77. 

Röntgentherapie 62. 

Röntgentumoren 373. 

Röntgenuntersuchung des Magens 
248; subphrenischer Organe 274; 
Haftpflicht nach 552; Verpflichtung 
zur 552. 

Röntgenwagen für Feld 29. 

Röteln 323. 

Romanoskopie 271. 

Rombergscher Versuch 566. 

Rosacea 488. 

Rotanomalie 438. 

Rotblindheit. 449. 

Rote Kreuz-Tätigkeit 600. 

Rotes Kreuz 29. 

Rotlaufbazillen in der Gallenblase 1. 

Rotz, Cutanreaktion bei 320. 

Rouxsches Antidiphtherieserum 326. 

Rückenmarksaffektion, traumatische 
146. 

Rückenmarksanästhesie 365. 

Rückenmarksoperationen 148. 

Rückenmarkstumoren 147. 

Rückenmuskeldegeneration 120. 

Rückenwirbelverbiegung, Aderlaß bei 
33. 

Rückfallfieber 307, 333. 


Rücklaufkatheter 428. 

Rudern 22. 

Ruhekuren 152. 

Rumination 254. 

Rundzellensarkom des Magens 259. 
Ruß 592. 

Rußland, Krankenanstalten in 30. 


S. 

Sachverständiger 553. 

Sackniere 301. 

Sadismus 558. 

Sängerknötchen 475. 

Säugetierherz 15. 

Säuglinge, Appendizitis der 267; 
Darmkrankheiten der 516; Deformi¬ 
täten nach Gelenkentzündung der 
115; Dyspepsie der 515; Ernäh¬ 
rungsstörungen der 515; Flaschen¬ 
nahrung der 418; Pylorospasmus 
der 512; Temperatur der 513; 
Verdauungssäfte der 512. 
Säuglingsekzem 517. 
Säuglingsernährung 418, 517. 
Säuglingsmagen 512. 
Säuglingssterblichkeit 582. 
Säuglingstuberkulose 520. 
Säurebestimmungen im Magen 246. 
Säuresekretion des Magens 252. 
Sahlische Suppe 246. 
Salbenbehandlung des Tetanus 372. 
Salbenreaktion 194; auf Tuberkulose 
318. 

Salepdekokt 103. 

Salini8che Diuretika 102. 

Salipyrin 102. 

Salit 101. 

Salizyl bei Gelenkrheumatismus 332; 

bei Ophthalmie 101. 
Salizylnephritis 332. 
Salizylquecksilber 499. 

Salizylsäure 101; Behandlung bei 
Arthritis 101. 

Salol 102. 

Salomonsche Probe 258. 
Salzbergwerke, Wärme in 582. 
Salzfreie (salzarme) Nahrung 23. 
Salzgehalt des Blutserums 297. 
Salzsäuretherapie bei Gicht 350. 
Samaritertätigkeit 600. 

Sanatogen 153. 

Sanduhrmagen 249. 

Sanella 24. 

Saponininhalationen 188. 



Sachregister. 


637 


Saprobien 580. 

Saprophilie 580. 

Sarasonsche Ozetbäder 52. 

Sarkokarzinom 11. 

Sarkom der Mäuse 12; bei Ratten 12; 
des Ovariums 427; des Pankreas 
280; der Röhrenknochen 373; nach 
Trauma 565. 

Sarkome, Röntgenbestrahlung der 
70, 71. 

Sauerstoff 22; des Wassers 580. 

Sauerstoffbäder 34, 232. 

Sauerstoff bestimmung des Blutes 355. 

Sauerstoffbindung durch Hämoglo¬ 
bin 359. 

Sauerstoffbomben 34. 

Sauerstoftgehalt des Wassers 580. 

Sauerstoff infusionen, intraperitoneale 
274. 

Saugapparate 115. 

Saugbehandlung 366; bei Adnex¬ 
entzündung 421; des Bubo 501; 
bei Karzinom 367; bei Klumpfuß 
127; der Mastitis 418; bei Vaginal¬ 
erkrankung 424. 

Saugspekulum 421. 

Schädelbruch 536. 

Schädeldachbrüche 537. 

Schädeldefekte 370. 

Schädelimpression der Neugeborenen 
419. 

Schädelkontusion 567. 

Schädelschüsse 537. 

Schädeltraumen, Tuberkulose nach 
560. 

Seh äd elver 1 etzungen 537. 

Schädelzertrümmerung 537. 

Schallerscheinungen des Herzens 227. 

SchallleitungsVeränderungen bei Hirn¬ 
tumoren 137. 

Scharlach 322, 324, 525; Antistrepto¬ 
kokkenserum bei 325; Antistrepto¬ 
kokkenserum bei Milchinfektion 
324; Diät bei 325; Flüssigkeits¬ 
zufuhr bei 325; Gangrän der Haut 
nach 324; und Trauma 560. 

Scharlachangina 327. 

Scharlachbehandlung 325. 

Scharlachepidemie 324. 

Scharlachinfektion durch Milch 324. 

Scharlachnephritis 297. 

Scharlachrezidiv 324. 

Scharlachrheumatismus 324. 

Scharlachserum, Mosers 325; Schutz¬ 
vaccine bei 326. 

Schaumniere 12. 


Schenkelamputation 395. 
Schenkelbrüche 387. 
Schenkelhalsfrakturen 394. 
Schiedsgerichtsverfahren 568. 

Schief hals 119, 124. 

Schiefhaltung 120. 
Schienenhülsenapparat bei Klumpfuß 
127. 

Schienenverband 114. 

Schiffe, hohe Temperaturen in 583. 
Schilddrüsenhyperplasie 362. 
Schilddrüsenschwellung 500. 
Schilddrüsentransplantation 870. 
Schistosomiasis japonica 14. 
Schläfenlappenaffektionen 137. 
Schlafkrankheit 316, 336; Catoxyl 
bei 336. 

Schlaflosigkeit 90; Behandlung der 
88; Hand- und Fußbäder bei 53. 
Schlafmittel 84, 89. 

Schlaganfall nach Trauma 560. 
Schlagvolumen des Herzens 223. 
Schlamm 581. 

Schlammbeseitigung 581. 
Schleimbeutel, subakromialer, Ent¬ 
zündung des 121. 
Schlüsselbeinbruch 391. 
Schlüsselbeindefekt 121. 
Schmerzanfälle, abdominale 274. 
Schmidts Probekost 261; bei Pankreas¬ 
krankheiten 279. 

Schmierkur 498. 

Schmutzwasser 580; 582. 
Schneckenförmiger Uterus 424. 
Schnee 592. 

Schneeblindheit 592. 

Schnellende Hüfte 132. 
Schnellfiltration 579. 

Schnittwunden, Gelenkknorpel nach 
118 . 

Schnupfen 468. 

Schnupfungskuren mit Quecksilber 
498. 

Schrägschrift 32. 

Schreck, Diabetes nach 562. 

S c h r u m ] > f b 1 a s e 307. 

Schrumpfniere 18, 228. 297. 

Sehru m} >fniere nkranke, Wüstenkl ima 
für 47. 

Schüler, Körperkonstitution der 32; 
körperliche Eigenschaften der 32; 
Gesichtsschärfe der 32. 
Schüleruntersuchungen auf Skoliose 
120 . 

Schulärzte 32. 

Schulhau 594. 



638 


Sachregister. 


Schule, Beleuchtung, Heizung, Venti¬ 
lation 32. 

Schulen, Heizung, Lüftung 592. 

Schulhygiene 32, 119. 

Schulterblatthochstand 376. 

Schulterkißsen 39. 

Schulterluxationen 891. 

Schultzsche Schwingungen 418. 

Schußverletzung des Bauches 380; 
des Gehirns 136; der Lunge 377; 
Optikusatrophie danach 136. 

Schußverletzungen 369. 

Schutzbrillen 446. 

Schutzvaccine bei Scharlach 326. 

Schwabachscher Versuch 454. 

Schwachsichtigkeit 439. 

Schwachsinn 556. 

Schwangere, Erbrechen der 410; 
Gewicht 410; opsonischer Index 
bei 2; Herzgeräusche 228. 

Schwangerschaft, Anämie in 359; 
Appendizitis in 411; Appendizitis 
nach 265; Infektion in 417; Kehl¬ 
kopf in 410; Sehstörungen in 450; 
Unterbrechung der 410; Geistes- 
krankeit bei 4, 7, 550. 

Schwangerschaftsberechnung 410. 

Schwangerschaftsinfektion 410. 

Schwangerschaftsnephritis 302. 

Schwangerschaftspsychose 417. 

Schwangerschaftspyelitis 428. 

Schwannsche Zellen 8. 

Schwarzpulverschüsse 539. 

Schwedische Gymnastik 120. 

Schwefelbäder 35. 498. 

Schwefelwassertrinkkuren 52. 

Schweinerotlauf 337. 

Schweißaufnahme durch Wolle, durch 
Baumwolle 583. 

Schweißhände, Röntgenbehandlung 
der 74. 

Schweißtreibende Bäder 51. 

Schwellenwertsperkussion 185, 186. 

Schwerhörigkeit 462; nach Trauma 
564. 

Schwestern 29. 

Schwimmen 49. 

Schwimmer, Albuminurie bei 49. 

Schwitzbäder 22. 

Schwitzkuren bei Scharlach 325. 

Seborrhoea capitis, Ultraviolett¬ 
bestrahlung 64. 

Seborrhoea oleosa, Röntgenbehand¬ 
lung der 74. 

Secacornin 95, 421. 

Secale cornutum 94. 


Sectio caesarea 414. 

Sedativa 89. 

Seeaufenthalt bei Blutarmut 47. 

Seeklima 360. 

Seekrankheit, Behandlung der 87. 

Seelenstörungen, alkoholische 174. 

Seereisen 153; bei Anämie 46; bei 
pleuritischen Exsudaten 46; bei 
Obstipation 46; von Rekonvales¬ 
zenten 46; bei katarrhalischen 
Affektionen der Respirationsorgane 
46. 

Sehnennaht 368; sekundäre 368. 

Sehnenoperationen 117. 

Sehnenplastik 116. 

Sehnentransplantationen 116. 

Sehnenüberpflanzung 116. 

Sehnenzerreißungen an den Fingern 
393. 

Sehnervenatrophie 446, 450. 

Sehstörungen nach Atoxyl 440; bei 
Hirntumoren 375; in Schwanger¬ 
schaft 450. 

Sehvermögen von Bahnbeamten 592. 

Seife 599. 

Seifendesinfektion 367. 

Sekretin-Hormon 260. 

Sekretionsstörungen des Darms 262. 

Sekundärnaht der Scheide 368. 

Selbstmord 535, 556. 

Selbstreinigung der Flüsse 578; von 
Wässern 580. 

Selbststillen 418. 

Senile Hirnatrophie 136. 

Senkgruben 578. 

Senna, Wirkung auf Darm 260. 

Sensibilisierende Substanzen 64. 

Separation des Harns 292. 

Sepsis, Jodipinbehandlung 371; peri¬ 
toneale, Kochsalzinjektionen bei 
108; puerperale 417. 

Septikämie (Brucesche) 336. 

Sequesterbehandlung 371. 

Sera, Heilwert, Antitoxinwert der 
594. 

*Seröse Pleuritiden 209. 

Serodiagnostik bei Infektionskrank¬ 
heiten 322. 

Serotherapie der Nephritis 298. 

Serum, gastotoxisches 255; Deutsch¬ 
mann 100; Dysenterie 385. 

Serumbehandlung der Blennorrhoea 
neonatorum 99, 419; der Menin¬ 
gitis 331; des Milzbrands 372. 

Serumdiagnostik bei Magenkarzinom 
258; der Syphilis 321. 



Sachregister. 


039 


Seruminjektionen, Herzkollaps nach 
99. 

Serumkrankheit 99. 

Serumtherapie bei Scharlach 325. 

Serumumschläge, Behandlung der 
Bein-, Dekubital-, Ekzemgescb wäre, 
Analfissuren 100. 

Seuchenbekämpfung 597. 

Sexuelles Trauma 164. 

Sigmoiditis 269. 

Silberbehandlung von Infektions¬ 
krankheiten 100. 

Silberfilter, Bestrahlung durch 72. 

Silberpräparate, Diphtheriebehand¬ 
lung mit 100; bei Infektionskrank¬ 
heiten 100. 

SimulationvonAugenkrankheiten439. 

Simulationen 559. 

Simulationsproben 439. 

Sinusthrombose 458. 

Sirupus colae 153; fellow 153. 

Sittlichkeitsverbrechen 557. 

Sitzbäder 35. 

Skabies 484. 

Skalpierung 374. 

Skapula, Hochstand 121. 

Skarifikation, Röntgenbestrahlung 
nach 76. 

Skarlatinose, Gelenkerkrankung 526. 

Skarifikationen 420. 

Sklerose der Magenarterien 13, 257; 
der Pulmonalarterie 236. 

Skoliose 114, 120; Redressement for- 
ciata 120; aktive 120; Schulunter¬ 
suchung auf 120. 

Skoliosenbehandlung 120; Korrek¬ 
tionsresultate 121. 

Skoliosenpendelapparat 120. 

Skopolamin 89, 93. 

Skopolamine, optisch aktive, inaktive 
89. 

Skopolamin-Morphium-Dämmerschlaf 
406, 422. 

Skrophulose 521. 

Sobernheims Milzbrandserum 372. 

Sodawasser 51. 

Solezerstäubungsanlage 49. 

Sommertemperatur 582. 

Sondierung des Magens 259; retro¬ 
grade 244; der Speiseröhre 379. 

Sonnenbäder 21. 

Sonnenstich 583. 

Sonnenwärme 583. 

Sophol bei Augenkrankheiten 446. 

Sophollösung 419. 

Soziale Gesetzgebung 566. 


Sozialhygiene 587, 600. 
Sozojodolnatrium 423. 
Sozojodolquecksilber 499. 
Spätrachitis 115, 121. 

Spasmotin 95. 

Spastisch-paralytischerHackenfußl26. 
Spastische Lähmungen 117. 
Spastische Obstipation 271. 
Speiseröhre, Extraktion von Fremd¬ 
körpern aus der 379; Bougierung 
379; Fremdkörper in 245, 379; 
Spasmus der 243. 
Speiseröhrenerweiterung 243. 
Speiseröhrenkrebs 379. 
Speiseröhrenoperationen 380. 
Speiseröhrenverengerung 244, 379. 
Spektroskop 530. 

Spermakristalle 533. 

Spermanachweis 532. 
Spermatozoennachweis 532. 

Spermin 16. 

Sphygmobolometrie 222. 

Spina bifida 124. 

Spina ventosa, Röntgenbehandlung 
der 73. 

Spinalanalgesie 422. 

Spinalflüssigkeit 480. 

Spinale Kinderlähmung 117. 

Spinale Nerven, Lähmungen der 149. 
Spirillendysenterie 335. 
Spiritusverbände bei Bubo 501. 
Spirochaeta Obermeieri, Duttonii 317. 
Spirochäten 491, 596. 

Spirosal 101. 

Spitzbergen 47. 

Splenektoruie 388. 

Splenomegalie 317, 388. 

Spondylitis tuberculosa 119. 

Sport, Herzhypertrophie bei 22. 
Sprunggelenk, Arthrodese des 126. 
Sprunggelenkserkrankungen 126. 
Sputuminfektion 3. 

Stadt, Sterblichkeit in 584. 
Staphylokokken, Aortenverände¬ 
rungen durch 17; in Nieren 1; 
bei Scharlach 315. 
Staphylokokkenangina 16. 
Staphylokokkenappendizitis 264. 
Staphylokokkeninfektionen 321. 

Star bei Diabetikern 448. 
Starbehandlung mit Jod 448. 
Stas-Ottosches Verfahren 548. 
Stationäre Skoliose 120. 

Status epilepticus, Behandlung des 87. 
Staub der Luft 592; Flugfahigkeit 592. 
Staubeinatmungen 561. 



640 


Sachregister. 


Staubzähler, Aitkenscher 592. 
Stauung 9; Biereche 306. 
Stauungsbehandlung 366; bei Adnex- 
entzündnngen 421; bei Arthritis 
gonorrhoica 367. 

Stauungshyperämie bei Otitis 457. 
Stauungspapille 135. 

Stegomya 317. 

Stehltrieb 558. 

Steilschrift 32. 

Steine des Pankreas 280. 
Sterblichkeit 586; in Stadt, Land 584. 
Sterblichkeitsstatistik 545. 
Stereoskopische Photographien 121. 
Sterilisation des Wassers 580. 
Sterilisierte Gelatine 331. 
Sterilisierung der Haut 367. 
Stethoskop 227. 

Stichverletzungen 538; der Lunge 377. 
Stickstoffgleichgewieht 588. 
Stillunfähigkeit 418, 587. 

Stimulin 595. 

Stirnhirntumoren 138. 
Stirnhöhleneiterungen 471. 

StoffWechsel bei Diabetes 345; Ema¬ 
nationswirkung auf 68; der Säug¬ 
linge 515; im Fieber 315. 
Stotfwechselgicht 349. 
Stoft'wechseluntersuchungen bei Ty- 
phuskranken 329. 

Stottern 554. 

Stovainanästhesie 366, 422. 
Sträflinge, Fürsorge für 554. 
Strafanstalten 554. 

Strafrecht und Frauenheilkunde 551; 

Trunkenheit im 557. 
Strafrechtliche Behandlung der Ju¬ 
gendlichen 553. 

St rafrechtsrefonn 553. 

Strahlen arten 02, 592. 

Strangulation 535. 

S traßengeräusche 593. 
Straßenpilaster 593. 

Straßenstaub, Krankheitskeime im 
593. 

Streptococcus pyogenes 13. 
Streptokokken, Appendizitis infolge 
von 14. 

Stroptokukkenperityphliti8 386. 
Striktur der Harnröhre 309; des 
Oesophagus 379. 

Strikturen des Darms 270. 
Strophanthin 231. 

Strophanthus 103. 

Strümpfe 5X3. 

Struktur der Blutkörperchen 356. 


Stützkorsett 121. 

Stuhlgärung 262. 

Sturz 536. 

Subkutane Rippenbrüche 377. 

Sublamin 500. 

Sublimat 598. 

Sublimatinjektionen 99. 

Sublimatvergiftung 547. 

Subphrenische Organe, Röntgenunter- 
suchung 274. 

Substanz, zymoplastische 363. 

Subtilissporen 1. 

Subtertiana 316. 

Superphosphat, Augenkrankheiten 
durch 440. 

Supramalleoläre Infraktion beiKlump- 
fuß 127. 

Suprarenin 365. 

Suprarenininjektionen bei Uterus¬ 
atonie 412. 

Supraskapularislähmung 149. 

Suprasymphysäre Entbindung 415. 

Supravaginale Amputation des Uterus 
417. 

Surra 317. 

Surrogate von Genußmitteln 590. 

Sykosis, Ultraviolettbestrahlung 64: 
Röntgenbehandlung der 74. 

Symbiose 8. 

Symptomenkomplex, Adams-Stokes* 
scher 225; Korsakowscher 160. 

Syndaktylie 122. 

Synovitis 115. 

Syphilis 493; Arsazetin bei 497; Arsen 
bei 497; Chinin bei 497; Fieber 
bei 496; Polymorphie der 497: ex¬ 
perimentelle 497; des Gehirns 140; 
hereditäre 524; Tabes nach 141. 

Syphilisdiagnostik 321. 

Syphilispolyraorphie 497. 

Syphilisreaktion 493, 595. 

Syphilistherapie 497; Chinin bei 332; 
Arsazetin bei 498; Arsen bei 49< 

Syphilitische Geschwüre, Radium¬ 
behandlung der 69. 

Syphilitischer Schnupfen 499. 

Syringobulbie 147. 

Syringomyelie 146; Röntgenbehand¬ 
lung der 74. 

System, erythroblastisches 363. 

Sy steraerkrankungen 146. 

T. 

Tabak 26. 

Tabakrauchen 589. 



Sachregister. 


641 


Tabakwirkung auf das Herz 23. 

Tabes 141; Arsonvallisation bei 143; 
Emanationskuren bei 54; Frühfrak¬ 
turen bei 566; konjugale 142; 
lanzierende Schmerzen bei 54; 
und Lues 134; osteoartikuläre 142; 
traumatische 566. 

Tabesbehandlung 143. 

Tabesstatistik 142. 

Taboparalyse 142, 822. 

Tachykardie, paroxysmale 224. 

Tageslicht 591. 

Talmasche Operation 278, 388. 

Talusexstirpation bei Klumpfuß 127. 

Tannin bei Darmkrankheiten 263. 

Tannyl 263. 

Taschenbesteck 39. 

Taubheit 461. 

Taubstummheit 462. 

Tee 590. 

Teleangiektasien 489; Finsenbehand¬ 
lung der 63. 

Temperatur der Säuglinge 513; nach 
Spoitleistungen 22. 

Temperaturen, hohe, in Bergwerken 
und Schiffen 582. 

Temperaturerhöhung 202. 

Temperatursteigerung, einseitige, bei 
Appendizitis 265. 

Temporäre Aufklappung der Ober¬ 
kiefer 375; Gastrostomie 382. 

Tendovaginitäre Reiskörper 115. 

Tenotomie der Achillessehne 126; bei 
Klumpfuß 127. 

Teratoide Geschwülste 11. 

Teratom 11; der Hoden 11. 

Tertiana 316. 

Tetanie 154, 519; gastrische 250, 251. 

Theorie der Auskultation und Per¬ 
kussion 184. 

Tetanus 331, 372; Fettsalben bei 372; 
durch Gelatine 331. 

Thalliumalopecie 486. 

Theobromin 104. 

Theocin 103. 

Thermopenetration 35. 

Thermotherapie des Gelenkrheuma¬ 
tismus 115. 

Thiopinolbad 35. 

Thiosinamin bei Augenkrankheiten 
446. 

Thiozon 487. 

Thorakoplastik, extrapleurale 206. 

Thorax phthisicus, paralyticus 4. 

Thoraxapertur, Verengerung der 
oberen 4. 

Jahrbuch der praktischen Medizin, l 


Thoraxdeformitäten 119. 
Thoraxresektion 379. 
Thromboembolie, postoperative 377. 
Thrombokinase 363. 

Thrombophlebitis 417; des Sinus 
transversus 459. 

Thrombose der Darmgefaße 13; der 
Jugularvenen 459. 

Thymian 95 
Thymol 272. 

Thymuserkrankungen 519. 
Thymushyperplasie 876. 

Thymustod 541. 

Tiefenbestrahlung 70, 76. 
Tierblutnachweis 531. 

Tiere, Gedächtnis der 260. 
Tierexperiment 201. 

Tierische Bakterien 595. 
Tierpathogene Keime, Einfluß des 
Lichtes auf 64. 

Tierpsychose 161. 

Tierrassen, Uebertragung von Tu¬ 
moren auf 12. 

Tierseuchen 316. 

Tiodin 500. 

Titrierung des Zuckers 343. 

Tod, plötzlicher, bei Kindern 541. 
Todesarten, gewaltsame 534. 
Todesfälle, plötzliche 541. 
Todesursachen 536. 
Todesursachenstatistik 545. 
Tonsillenmilzbrand 472. 
Totalaufmeißelung 456. 
Totalexstirpation des Uterus 416; ab¬ 
dominale 425, 426; vaginale 424. 
Totalkapazität der Lunge 181. 
Totalskoliosen 120. 

Totenstarre 545. 

Totgeburt 544. 

Toxikodermie 362. 
Toxinausscheidung in Nieren 1. 
Toxische Lebererkrankung 278. 
Toxolecithide im Blut 359. 
Trachealdivertikel 476 
Trachealkarzinom 477. 

Tracheotomie 3, 8S0. 

Trachom 447. 

Trachomerreger 447. 
Tränenflüssigkeit 439. 

Tragbarer Heilapparat 121. 
Traktionsdivertikel 244. 
Transformator an Röntgenapparaten 
77 . 

Transplantation von Blutgefäßen 235; 

von Tumoren 12. 
Transplantationen 8, 368. 

41 




642 


Sachregister. 


Transport, retrograder 8. 

Trauma, Appendizitis nach 385; Epi¬ 
lepsie nach 565. 

Trauma- und Hirntumoren 138. 

Traumatische Appendizitis 264; Ge¬ 
lenkentzündungen 564; Gelenk¬ 
ganglien 565; Geschwülste 564; 
Hernien 563; Hysterie 152, 566; 
Knochengelenksentzündung 563; 
Leberzirrhose 562; Leukämie 562; 
Lungeninfarkte 560; Meningitis 
330; Nervenerkrankungen 564; 
Osteomyelitis 563; Psychose 565; 
Rückenmarksaffektionen 146; 
Schlaganfall bei 560; Schwerhörig¬ 
keit nach 564; Tabes 566; Wander¬ 
niere 561. 

Traumatischer Diabetes 562; Plattfuß 
127; Scharlach 560. 

Tremor 153. 

Trichinenepidemie 588. 

Trichobezoar des Magens 259. 

Trichophytie 64, 483. 

Trichozephalus 273. 

Trichtermetreurynter 408. 

Triebhandlungen 555. 

Trigeminusneuralgien 471. 

Trikuspidalisinsuffizienz 230. 

Trinker 557. 

Trinkkuren bei Kindern 52; bei 
Gaumenmandelschwellung 52; mit 
Kohlensäurewässern 51; mit radio¬ 
aktivem Wasser 54. 

Trinkwasser 577. 

Trinkwasserdesinfektion 580; Be¬ 
reitung im Felde 29. 

Trional 84, 88. 

Trochanterfrakturen nach Trauma 
564. 

Trochanterhochstand 122. 

Trockeninhalation 49. 

Trockenmilch 589. 

Trockenrückstände des Blutes 50, 
358; bei Wasserzufuhr 50. 

Tröpfcheninfektion mit Tuberku¬ 
lose 3. 

Trommelfilter 581. 

Tropakokainanästhesie 365, 422. 

Tropen, Akklimatisation derEuropäer 
in 585. 

Tropische Gallenblasenentzündungen 
275. 

Tropischer Leberabszeß 277, 335. 

Trunkenheit 557. 

Trunkenheitsdelikte 557. 

Trunksüchtige 553. 


Trunksucht 590. 

Trypanosomen 316- 

Trypanosomenerkrankungen, Kom¬ 
plementbindung bei 322. 

Trypsinbestimmung bei Magenkarzi¬ 
nom 258. 

Trypsinverdauung 323. 

Tryptophanpeptide 258. 

Tsetsefliegen 316. 

Tsetsekrankheit 317. 

Tubargravidität 427. 

Tubenhyperplasie 427. 

Tubenkarzinom 427. 

Tuberculobazillie 302. 

Tuberkelbazillen 4, 201; in der Butter 
589; Entwicklung der 3; Färbung 
der 3; im Harn 302; in Lunge 7; 
in Herz 7; opsonischer Index 2; 
Uebertragung auf Mensch 5; auf 
Rind 5; im Urin 303; Virulenz 
der 5. 

Tuberkelbacillus, granuläreForm 200; 
Typen des 192. 

Tuberkulide 482. 

Tuberkulin, interne Darreichung des 
203; fettfreies 194, 203. 

Tuberkulinbehandlung der Leukämie 
363; von Kindern 521, 523. 

Tuberkulinkur (Beranecksche) 523. 

Tuberkulinreaktion 317, 318; Augen¬ 
entzündung bei 441; konjunktivale 
303; urethrale 303. 

Tuberkulinsalbe 318. 

Tuberkulin-Test 318. 

Tuberkulintherapie 202. 

Tuberkulöse Darminfektion 192; 
Leberzirrhose 277. 

Tuberkulose des Zökums 268; nach 
Brustkontusionen 560; bei Diabetes 
344; enterogene 597; Entstehung 
der 597; entzündliche 201; ex¬ 
perimentelle Erzeugung 4; Euter 
598; Fußgelenk 126; der Gallen¬ 
blase 275; Gallengang 275; Histo¬ 
logie der 6; der Hühner 5; der 
Säugetiere 5; der Kaltblüter 5; 
infektionsfähige 3; fötale Infektion 
3; aerogene Infektion 3; intestinale 
Infektion 4; intraperitoriale Infek¬ 
tion 5; des Kehlkopfs 3; der Knochen 
5; der Drüsen 5, 21, 521; der Lunge 
5; Komplementbindung bei 196; 
kongenitale 192; der Leber 14; 
der Blase 307; des Magens 255; 
der Meerschweinchen 3, 6, 597; 
der Niere 304; der Harnröhre 309; 






Sachregister. 


<343 


Internationale Vereinigung gegen 
33; der Papageien 5; der Kanarien¬ 
vögel 5; der Plazenta 416; bei 
Rindern 5; bei Kaninchen 5; bei 
Kindern 5; der Säuglinge 520; 
Toxine der 6; Tröpfcheninfektion 
3; der Haut 6; Empfänglichkeit 
gegen 6; Immunität 6; nachTrauma 
564; Typus humanus 3; bovinus 3; 
und Unfall 559; nach Brustkon¬ 
tusion 360. 

Tuberkulosediagnostik 317. 

Tuberkuloseinfektion durch Ductus 
thoraeicus 4; durch Venensystem 
4; der Vögel 5. 

Tuberkulosekongreß 5. 

Tuberkulosesterblichkeit 33, 598. 

Tuberkuloseühertiugung mit Kuh¬ 
milch 4; auf dem Lymphwege 4; 
durch Milch 589; durch Venen¬ 
system 4. 

Tuberositas tibiac, Abrißfraktur 
125. 

Tumor albus 116; cerebri 135. 

Tumoren, Abbau 11; abdominale 257; 
Behandlung mit Röntgenstrahlen 
373; der Blase 11, 307; extraven¬ 
trikuläre 257; Genese der 11; Herz- 
raetastasen bei 11; über Impfung 
12; der Kauda 147; der Medulla 
oblongata 139; über Wachstum 12; 
Radiumbehandlung der 12, 69; 
Röntgenbehandlung der 70. 

Tumorgenese 9. 

Turmschädel 138. 

Turnen 583. 

Turnunterricht 32. 

Tyloma conjunctivae 447. 

Typhlostomie 380. 

Typhöse Leberzirrhose 278. 

Typhoide Erkrankungen, Komple- 
mentbindung hei 322. 

Typhus 7, 327; Darmblutungen bei 
263; Extremitätengangrän bei 329; 
Leukozyten bei 329; Ophthalmo- 
diagnostik bei 319, 445; Peritonitis 
nach 274; Stoffwechsel bei 329; 
Wasserbehandlung des 35. 

Typhusbazillen 7; in Galle 328; in 
der Gallenblase 328. 

Typhusbazillenträger 327. 

Typhusbehandlung mit Silber 100. 

Typhusendotoxine 594. 

Typhusinfektionen 594. 

Typhusrekonvaleszenten, Opsonin¬ 
gehalt bei 2. 


Typhustoxin 329. 594. 
Thyreotoxischer Marasmus 362. 


U. 

Ueberdruckverfahren 368. 

Ueberempfindlichkeit 317. 

Uebererregbarkeit der Kinder 519. 

Uebergießungen 49. 

Ueberhernien 387. 

Ueberlastung der Wirbelsäule 120. 

Ueberschwemmungswässer 579. 

Uebertragbare Krankheiten, Ver¬ 
hütung der 597. 

Uebertragung von Embryonalgewebe 

12 . 

Uebungsbehandlung nach Amputa¬ 
tionen 370. 

Ulcus, chronisches, des Magens 13; 
cruris, Operation des 374; cruris, 
Ultraviolettbestrahlung 64; duo- 
deni 259; jejuni 260; molle 500; 
rodens, Finsenbehandlung des 63; 
rodens, Radiumbehandlung des 68; 
rotundum 9; serpens, Behandlung 
mit Deutschmannserum 100; ven- 
triculi 255; ventriculi, Serum¬ 
behandlung des 100. 

Ulnarislähmung 149. 

Ultramikroskopische Blut Untersu¬ 

chung 356. 

Ultraviolett, antiseptische Wirkung 
64; Verhalten der Augen gegen 65. 

Ultraviolettbestrahlung bei Akne 64; 
bei Alopecia areata 64; des Ek¬ 
zems 64. 

Ultraviolette Strahlen 63; Wirkung 
auf das Auge 445. 

Ultraviolettes Licht 591. 

Ultraviolettlicht bei Alopecia areata., 
Lupus vulgaris, Seborrhoea capitis, 
Ulcus cruris, Trichophytie, Akne, 
Sykosis 64. 

Umschläge 35. 

Unfälle 561; Venenerkrankung nach 
564. 

Unfallatteste 562. 

Unfallbegriff 559. 

Unfallgesetzgebung 559. 

Unfallgutacliten 563. 

Unfallhysterie 566. 

Unfallkranke 559. 

Unfallneuroscn 566. 

Unfallsfolgen 559. 

Unfallstationen 591. 



644 


Sachregister. 


Unfallverletzte 559; Arbeitsnachweis 
für 559. 

Unfallversicherungsgesetze 559. 
Unglücksfälle 536. 

Unguentum Sebo 487. 
Unterdruckverfahren 368. 
Unterernährung 586. 
Unterkieferresektion 371. 
Unterschenkelgeschwür, Operation 
des 374. 

Unterschenkelpseudarthrose 125. 
Unzuchtsdelikte 557. 
Unzurechnungsfähigkeit 555. 
Uraemia achlorica 297. 

Urämie 298; Aderlaß bei 34; Stick¬ 
stoff bei 298. 

Uretan 83, 88. 

Ureterarterienerkrankung 16. 
Ureterenatonie 306. 
Ureterenerweiterung 300. 
Ureterenkatheterismus 292, 389. 
Ureterenkreuzung 293. 

Ureteritis ascendens 306. 
Ureterverdoppelung 293. 
Ureterzystoskop 308. 

Urethrale Tuberkulinreaktion 303. 
Urethraltuberkulose 309. 
Urethroskopie 309. 

Urethrotrigonitis 306. 

Urethrozystitis 306. 

Urikämie 349. 

Urin, Emanation im 68; kritischer 
Lösungspunkt des 293; molekulare 
Konzentration des 293; Tuberkel¬ 
bazillen im 303; Zuckerunter¬ 
suchung 291. 

Urinbefunde nach Radiumkuren 67. 
Urininßltration 7. 

Urinseparation 292. 

Urinstauung 300. 

Urkundenfälschung 557. 

Urniere 11. 

Urogenital tuberkulöse 303. 

Urotropin 295, 325. 

Urtikaria 480. 

Uterus, schneckenförmiger 424; Aetz- 
helmndlung 424. 

Uterusamputation, supravaginale 417, 
425. 

Uterusanteflexion 424. 

Uterusatonie, Suprarenininjektionen 
412. 

Uterusentzündung, Saugbehandlung 
der 421. 

Uterusexstirpation 416; abdominale 
425. 


Uterusfibrome, Röntgenbehandlung 
der 72. 

Uteruskarzinom 425. 

Uteruskrebs 424. 

Uterusprolaps 426. 

Uterusretroflexion 426. 

Uterusruptur 415. 

Uterusschnitt, extraperitonealer 412, 
414. 

Uviolbäder 65. 

Uviollicht 61. 

V. 

Vaccinebehandlung bei Scharlach 326. 
Vaccinetherapie 595. 

Vagina, Krankheiten der 423. 
Vaginalduschen bei Descensus uteri 
53; mit Mineralwasser 53. 
Vaginale Uterusexstirpation 424. 
Vaginaler Kaiserschnitt 415. 
Vaginalerkrankung, Saugbehandlung 
bei 424. 

Vaginalkatarrh 423. 
Vaginaloperationsmethoden 423. 
Vaginaltnmor 9. 

Vaginalzäpfchen 423. 

Vaginifixur 426. 
Vagusdurchschneidung 370. 
Vagusreizung 134. 

Valisan 9; für Kopfschmerz 90. 
Vaporisation 420. 

Variation, numerische, der Wirbel 

120 . 

Variola 334. 

Varizen 540; Operation der 374. 
Vasomotorische Störungen, kohlen¬ 
saure Hand- und Fußbäder bei 
53. 

Vegetarische Ernährung 845. 
Vegetarische Nahrungsmittel 590. 
Vegetationen, adenoide 164. 
Venaesectio 233. 

Venenphänomen 224. 

V enensystem, Tuberkuloseinfektion 
durch 4. 

Venenunterbindung 417. 

Ventilation 592; der Schulen 32. 
Ventrifixation der Ligamenta ro- 
tunda 426. 

Ventrikelpunktion 374. 

Verblutung 540. 

Verbrechen 553. 

Verbrennungen 370, 539; Jodbehand¬ 
lung 370. 

Verdauung 253; Bakterien für L 



Sachregister. 


645 


Verdauungsleukozytose bei Magen¬ 
krankheiten 258. 

Verdauungssäfte der Säuglinge 512. 
Vereinigung von Tieren 8. 
Vererbung 585; der Immunität 3. 
Vergiftungen 546; Alkohol- 546; Bis¬ 
mut- 96; Essig- 547; Essigessenz- 
547; Eukalyptusöl- 549; Fleisch- 
549, 588; mit Kali chloricum 547. 
Verhütung der Appendizitis 267. 
Verkalkung des Herzmuskels 229; 

der Magenarterien 13, 257. 
Verkehr 593. 

Verknöcherungen 393. 
Verkrüppelung, Prophylaxe gegen 118. 
Verletzung der Wirbelsäule 564; des 
Darmes 538; des Rektum 270. 
Veronal 85, 88; Exantheme nach 85. 
Yeronalnachweis in Leichen 548. 
Veronalnatrium 86, 87. 
Veronainebenwirkungen 85. 
Veronalvergiftungen 86, 548. 
Verschluß des Darmes 264, 268, 385. 
Versicherungsanstalten 56*. 
Versicherungsmedizin 559. 
Verstimmungen, Behandlung von 153. 
Verstopfung 276. 

Vierter Ventrikel, Tumoren des 139. 
Viljacreme 488. 

Vioformgaze 425. 

Virulenz der Tuberkelbazillen 5. 
Virulenzabschwächung 595. 
Viskosimeter 356. 

Viskosität des Bluts 545. 

Vitiligo 154. 

Vögel. Tuberkuloseinfektion der 5. 
Vogel federnachweis, forensischer 533. 
Vogeltuberkelbazillen 5. 

Volk 499. 

Volksernährung 586. 

Volksheilstätten 33. 
Volksvermehrung 583. 

Volvulus des Magens 252. 
Vorderfußschmerz 128. 

Vulva, Zysten der 423. 


W. 

Wachstum 587; der Frucht 410. 
Wägungen Schwangerer 410. 
Wahnvorstellungen 556. 
Waltischmilch 24. 

Wanderherz 227. 

Wanderleber 3 y 9. 

Wanderniere 265, 304, 3*9, 561. 


Wannenbäder 49. * 

Wanzen 317. 

Wärme, Einfluß auf Arbeiter 582. 

Wärmeleitungsvermögen des Fu߬ 
bodens 593. 

Wärmequelle, Nahrung als 24. 

Wärmestauung 5*2. 

Warmblütertuberkulose 597. 

Warzen 484. 

Wasser, Bazillengehalt des 578; Eisen¬ 
gehalt des 579; Emanationsgehalt 
des 67; Enteisenung des 579: Keime 
im 578; Keimfreiheit des 577; Pro¬ 
tozoen im 578; kohlensäurebaltiges, 
Einfluß auf Blutdruck 51; Koliprobe 
des 579. 

Wasseraufnahme vom Darm 50. 

Wasserbehandlung des Typhus 35. 

Wasserbeurteilung 578. 

Wasserdampf 578. 

Wasserdampfdesinfektion 599. 

Wasserdesinfektion, Kalziumhyper¬ 
chlorid zu 580. 

Wassergehalt des Blutes 358. 

Wasserkuren, Blutdruck bei 50. 

Wassermannsche Reaktion 141, 321, 
595; bei Infektionskrankheiten 322. 

Wasserreinigung 581. 

Wasserretention 351. 

Wassersterilisation 580. 

Wasserstoffsuperoxyd 5*0. 

Wasserstotfsuperoxyddesinfektion des 
Wassers 580. 

Wasserstoffwechsel bei Nierenkran¬ 
ken 351. 

Wassersüchtige, Kochsalzentziehung 
bei 23. 

Wassertrinkkuren, kohlensaure 51. 

Wasseruntersuchung 579. 

Wasserversorgung 578. 

Wasserzufuhr, Verhalten des Blutes 
bei 50; Trockenrückstände des 
Blutes bei 50; durch den Ver¬ 
dau ungskanal 50. 

Wechselfleber 335. 

Wehen. Erzielung durch Mutterkorn¬ 
präparate 94. 

Weibliche Krankenpflege 30; im Aus¬ 
land 31. 

Weich sc hä del 518. 

Weichselhaumsrher Coccus 2. 

W ei Iba eher Quelle 52. 

Wendung 414; nach Braxton-Hicks 
412. 

Widerstandsfähigkeit 5*6, 587. 

Wiederbelebung Erstickter 535. 



646 


Sachregister. 


Willcnsbestimmung 553. 
Willkürliche Muskelleistung 133. 
Windung, Brooasche 136. 
Wirbelsäulenüberlastung 120. 
Wirbelsäulenverletzung 564; Nieren¬ 
steine nach 380. 

Wirbeltumoren 147. 

Wismut 253. 

Wismutvaselinpaste 371. 
Wochenbett, Appendizitis im 411. 
Wöchnerinnen, Frühaufstehen der 
416. 

Wohlfahrtseinrichtungen 591. 
Wohnungen 503. 

Wohnungsaufsicht 593. 
Wohnungsgesetz 593. 
Wohnungsverhältnisse 582. 
Wohnungswesen 593. 

Wolle, Sehweißaufnahme durch 583. 
Wortblindheit, kongenitale 135. 
Wortklangbilder 136. 
Wringverschluß des Darms 384. 
Wüstenklima bei Nephritis 47. 
Wüstenkuren bei Nephritis 297; bei 
Neurasthenie 47. 

Wüstenlager für Nierenkranke 47. 
Wundseharlach 372. 

Wurmfortsatz, Altersinvolution desl4; 
Obliteration des 14; Peritonitis des 
264. 

Wurmfortsatzkarzinom 267. 
Wurstvergiftung 588. 
Wutschutzimpfung, Paraplegie nach 
144. 

X. 

Xanthome 479. 

Y. 

Yoghurt milch 25, 263, 517. 

Z. 

Zahnzysten 471. 

Zangen en t b i n düng 414. 

Zecken 316. 

Zeckenfieber 317. 

Zeichen unterricht 32. 

Zeit inet linde, Kapsaminers 291. 
Zellspezilität 596. 


Zelluloideinlagen bei Plattfuß 128. 
Zelluloidschienen bei Klumpfuß 127 
Zellulosebrot 271. 

Zentralkomitee des Roten Kreuzes 29: 
zur Bekämpfung der Tuberkulose 
33. 

Zentralröntgenröhren 77. 

Zerealien 590. 

Zerebrale Blindheit 135; Kinderläh 
mung 117. 

Zerebraler Schmerz 135. 
Zerebrospinalmeningitis 321, 329. 
Zersetzungsvorgänge im DarininhaU 
263. 

Zeruminalpfropf 455. 

Zervixgonorrhoe 423. 

Zeugenaussagen 554. 

Zichorie 27, 590. 

Zigarren 26. 

Zinkpuder 500. 

Zirkuläre Gefäßnaht 374. 

Zirkulärer Watteverband 119. 
Zirkulationskrankheiten nach Gelenk¬ 
rheumatismus 15. 
Zirkulationsschwäche 104. 
Zirkulationsstörungen, Lichtbehand¬ 
lung der 65. 

Zirkumzision 391. 

Zirrhose der Leber 14. 
Zuckerausscheidung 291. 
Zuckerkrankheit 344; Kartoffelbe¬ 
handlung der 26. 

Zuckertitrierung 343. 
Zuckeruntersuchung 291. 
Zurechnungsfähigkeit 553, 555. 
Zwangsantriebe 557. 
Zwangsvorstellungen 557. 
Zwerchfellhernien 376. 
Zweisondenversuch 243. 

Zweizellenbad 36. 

Zylindrurie nach Körperanstrengung 

22 . 

Zymoplastische Substanz 363. 

Zysten des Gehirns 151; der Harn¬ 
röhre 309; der Labien 423; der 
Vulva 423. 

Zystenniere 304. 

Zystitis 428. 

Zystizerken im Gehirn 138. 
Zystoskopie 308, 428. 
Zytoserotherapie 323. 



Autorenregister 


A. 

Abbe 69. 

Abel 23. 

v. Aberlo 116, 118. 

Abrami 328. 

Abramowski 527. 

Ach 245. 

Achard 299. 

Adam 442. 

Adams-Stokes 225. 

Aderhold 563. 

Adler 26, 201, 424. 

Ahlfeld 418. 

Ahren8 123, 498. 

Albarran 291, 293. 

Albeck 412. 

Albreeht 3, 250, 278, 306. 

Albu 244. 267. 
v. Aldor 262. 

Alessandri 291, 292. 

Alexander 4, 461, 562. 
Alexander, A. 257, 481. 
Alexander, J. 460. 

Alexander, W. 36, 150. 

Allard 293. 

Alquier 152. 

Alsberg 125, 519, 527, 584. 

Alt 175, 461, 462. 
v. Alvensleben 416. 

Alzheimer 172. 

Am rein 203. 

Anderson 335. 

Angelow 531. 

Angelucci 437. 

Anglada 264. 

Anton 164, 169, 278, 527, 529. 
Apelt 7, 211. 

Aravantinos 185. 

Arinkin 321. 

Armand-Delille 203. 

Arndt 142, 171, 485. 


Arneth 356- 
Arnheim 525. 

Arning 500, 501. 

Arnold 331. 

Arnsperger 195, 383. 

Aronsohn 35, 315. 

Arrhenius 598. 

Arsen 110. 

Ascarelli 529. 

Aschaffenburg 170, 173, 176, 557. 
Ascher 523, 527, 586, 598. 
Aschner 134. 

Aschoff 14, 15, 233. 

Ascoli 337. 

Asher 102, 103. 

Ashford 272. 

Askanazi 9, 11. 

Aßmy 498, 500. 

Atkins 293. 

Aubertin 69, 76. 

Aubineau 73. 

Audouini 483. 

Aufrecht 191, 234, 487. 

Augstein 440. 

Ausset 150. 

Austerlitz 253. 

Auzolo 263. 

Axhausen 114. 

Axmann 65. 

Azema 278. 


B. 

Bab 410. 

Babinski 151, 152. 
Babonneux 148, 149. 
Baccelli 278. 

Bach 439. 

Bachholz 549. 
Bachmann 356. 
Bacmeister 275. 



648 


Autorenregister. 


Bade 124. 

Baer 195, 346. 

Baetzner 867. 

Bäumler 333. 

Bäumlin 388. 
v. Baeyer 113, 123. 

Baginsky, A. 6. 326, 582. 

Bahrdt 513, 527. 

Bahse 581. 

Bail 594, 595. 

Baisch 248, 258, 427. 

Bai äs 489. 

Baldwin 442. 

Baller 537. 

Bandler 296. 

Bang 5, 343. 

Banti 361. 

* v. Bara^z 380. 

Baradulin 258. 

Barbier 441. 

Barbonneix 168. 

Barchasch 255. 

Bardach 127. 

Bardachzi 71. 
v. Bardeleben 417, 426. 

Bardenheuer 376, 393. 

Bardesku 387. 

Barcroit 355. 

Baron 526, 527. 

Barrat 69. 

Bartl), A. 292, 370. 

Barth, E. 475. 

Barthel 598. 

Basch 183, 519, 527. 

Basler 260. 

Bassett-Smith 336. 

Bauer 76, 275, 493. 494, 523, 524, 
527. 

Baum 415. 

Baumann 597. 

Baumgarten 2. 

Baur 32. 

Bayly 2. 

Beaujard 76. 

Bechterew 134. 

Beck 22. 76, 226, 276, 371, 480. 
Becker 36, 120, 127, 350, 590. 
Beclere 277. 

Beer 291. 

Beerringer 293. 

Behring 493. 

Beintkers 530. 

Beitzke 3, 191, 264. 

Bekess, A. 438, 472. 

Bellantoni 268. 

Belley 75. 


Belot 70. 

Bence 361. 

Benckiser 373, 421. 

Benda, C. 16, 235. 

Bendig 491, 496, 49S. 

Benedikt 16, 133, 134, 235. 
Benjamin 76. 

Bennecke 16. 

Bennett 266. 

Benon 167, 172. 

Beraneck 523. 

Berard 280. 

Berg 292. 

Bergeil 416. 

Berghaus 594. 

BergemanD 121. 
v. Bergmann 137, 537. 

Bergrat 378. 

Bergs 539. 

Borgte 39. 

Berkowski 417. 

Berneck 203. 

Bernhard 136, 302. 

Bernheim 439. 

Bernstein 560. 

Bertino 359. 

Berze 555. 

Beumer 543. 

Beutenmüller 275. 

Beutler 491. 

Beyer 568. 

Bianchini 593. 

Bibra 590. 

Bichelonne 481. 

Bickel 278. 

Bie 65. 

Biedermann 236. 

Bier 115, 365, 366, 380. 467. 
Biernacki 263, 296. 

Biesalski 118. 

Biggs Hesketh, L. N. 221. 

Bing 65, 153, 518, 527. 

Bingel 222, 327. 

Birch-Hirschfeld 75, 445, 446. 
Bircher 73, 259, 304, 383, 388. 
Birchner 168. 

Birk 25, 519, 527. 

Birnbaum 422. 

Biro 138. 

Biron 329. 

Bischoff 550. 

Bishop 267. 

Bitter 579. 

Bittorf 210, 351. 

Blau 459. 

Blauel 379. 



Autorenregister. 


649 


Blecber 366, 393. 

Bleibtreu 547. 

Blencke 126. 

Bloch 562. 

Bloch, Br. 483. 

Blümel 200, 271. 

Blum 77, 277, 291, 294, 301, 346. 
Blumenthal, F. 6, 11, 315, 360, 481. 
Blumreich 551. 

Boas 32, 257, 271, 348, 524. 

Bobiet 389. 

Hoch 446. 

Bock 4, 276, 418, 598. 

Bock, H. 227. 

Bockenheimer 372. 

Boehm 114. 

Böhm 588. 

Böhme 2, 321. 

Bönniger 183, 256. 

Boenninger 246. 

Boesch 422. 

Boese 264. 

Bohac 483. 

Bohr 181, 182. 

Bojoljubow 12. 
y. Bökay 265. 

Boke 228. 

Bollinger 587. 

Bolton 255. 

Bomhardt 16. 

Bondi 423, 440. 

Bondy 520. 

Bonhöffer 161, 167. 

Bonnaire 417. 

Bonvicini 135. 

Borchardt 250, 373. 

Borchgrevink 121. 

Borchmann 589. 

BordasDescoust 543. 

Bordet 189. 331, 595. 

Bordet-Gengou 525. 

Bordier 76. 

Borgbjärg 255. 

Boriß 10. 

Borissow 210. 

Bornstein 167. 

Borri 251. 

Borszcky 366, 382. 

Boruttau 27, 92, 106, 109. 

Bossan 100. 

Bossi 108, 424. 

Boston, Nnpoleon 173. 

Bouchut 275. 

Bovee 254. 

Boveliii8 299. 

Boyreau 480. 


ter Braak 299. 

Brabbes 592. 

Bradford 140. 

Braikowich 578. 

Bramwell 142, 234. 

Brandeis 592. 

Brandenburg 114, 272, 496. 
Brandenstein 372. 

Bratz 151. 

Brauer 184, 190, 205, 206. 

Braun 373, 423, 596. 

Braus 121. 

Brauser 496. 

Brecke 187. 

Brehlen 594. 

Breitenstein 529. 

Brenner 381. 

Brewitt 388. 

Brezina 581. 

Bride 546. 

Briedel 275. 

Brieger 49, 348, 460, 552. 
Broadbent 259. 

Broca 201. 

Brodzki 297. 

Brongersma 304. 

Brook 292. 

Brothers 427. 

Brouardel 536. 

Brous 443. 

Bruch 524. 

Bruck 196, 293, 527. 

Brucks 251. 

Bruegel 254. 

Brüning 385. 

Brünning 264, 476. 

Brugsch 271, 349. 356. 
de BruYne Ploos van Amstel 291. 
v. Brunn 386. 

Brunner 255. 
v. Bruns 386. 

Bruns, O. 35. 223. 

Buchholz 55*. 

Buday 13, 257. 

Bürger 561. 

Bugge 589. 

Bujwids 325. 

Bukura, C. 95. 

Bulkley 489. 

Bull 441. 

Bumm 413. 

Bungart 212. 

Bunge 47, 261, 388. 
v. Bunge 418. 

Bunke 554. 

Burckhardt 270, 600. 



650 


Autorenregister. 


Burger 413. 
Burgsdorf 495. 
Burkard 600. 
Burkhardt 8. 
Bushnell 479. 
Busse 2, 7, 357. 
Butcher 69, 75. 
Buxbaum 49. 


C. 

Calderini 582. 
v. Calker 551. 

Calmette 193, 303, 318. 

Calot 116, 119. 

Camp, 0. de la 522, 527. 

Campbell 140. 

Camps, de la 187. 

Cannac 168. 

Cantru 272. 

Capelle 376. 

Cardenal 292, 389. 

Carnot 271. 

Carpenter 251, 252. 

Carrel*Stich 374. 

Casper 73,292,298, 303, 306, 307, 308. 
Cassassul 48. 

Cassel 500. 

Castellani 336. 

Castigliani 45. 

Catheiin 307. 

Cestan 278. 

Cevedalli 538. 

Chajes 483. 

Chalier 151, 280, 309. 

Chantemesse 319, 445. 

Charas 600. 

Charles 277. 

Charnaux 39. 

Chaufa 275. 

Chauveau 221. 

Cheinisse 270. 

Chene 148. 

Cheney 256 
Chiarolanza 50, 258. 

Chick 598. 

Chinton 73. 

Chiray 274. 

Chittenden 588. 

Chlumsky 120. 

Cholin 170. 

Christian 599. 

Chrobak 420. 

Chvostek 154, 323. 

Citron, A. 291. 


Citron J. 318, 490. 

Clairmont 255, 257, 291. 374. 

Clarke 74. 

Clausen 447. 

Clavin 94. 

Clewisch 527. 

Cloetta, M. 231. 

Clunet 12. 

Coenen 391. 

Cohen 385, 386. 

Cohen, Ferdinand 580. 

Cohen, J. 476. 

Cohen, Kurt 494. 

Cohn, Eugen 163, 196. 422, 426, 524, 
527. 

Cohn,’ F. 245, 265. 

Cohn, Karl 482. 

Cohnheim 252. 

Cole 299. 

Colombino 300. 

Combes 297. 

Comby 264. 

Comessatti 18. 

Connal, J. G. 471. 

Conradi 3, 7. 

Constantin 480. 

Cook 74, 249. 

Cornai 34. 

Corrin 532. 

Cortona 500. 

Couteaud 264. 

Cramer 29, 114, 160, 553, 586. 
Cranwell 376. 

Crede 383, 416, 419. 

Cromquest 499. 

Cukor 411. 

Cullock 70, 73. 

Cumston 266. 

Curschmann 145, 154, 299, 3*33. 
Czermak 296. 

Czernecki 265. 

Czerny 95, 331, 332, 518. 

Czyzewicz 265, 411. 


D. 

Dahlgren 391. 
Dalans, Juds. 233. 
Dalton 307, 308. 
D’Amato 16. 
Damaye 176. 
Damianos 384. 
Dammann 598. 
Dämmert 278, 496. 
Danell 382, 383. 



Autorenregister. 


651 


Danielsen 245. 

Danilow 325. 

Dann 496. 

Dapas 336. 

Darling 304. 

Datti 389. 

Dautwitz 522, 524, 527. 
David 172, 490. 

Davidsohn 8, 64, 66. 
Dawson 245, 291. 

Daxl 249. 

Dean 75. 

Debernardi 11. 

Debove 148. 

Debreuil 73. 

Deichmann 98. 

Deistei 594. 

Dekker 527. 

Delamare 69. 

Delbrück 556. 

Delearde 35, 146. 

Delherm 22. 

Dellken 166. 

Delone 309. 

Demestral 835. 

Democh 411. 

Deneke 203. 

Dennstedt 592. 

Denys 203. 

Deasauer 39, 70, 76, 103. 
Determann 235. 
Deutschländer 124, 127. 
Dewiczkaja 446. 

Dibdin 581. 

Diem 45, 296. 

Dierenberg 39. 

Diesing 62, 76. 

Dieterlen 597. 

Dietlen, H. 226. 

Dietler 213. 

Dietrich, A. 230, 356. 
Dietschy, R. 222, 315, 407. 
Dilg 343. 

Dind 491. 

Disselhorst 498. 

Dittrich 529. 

Dmitrenko, L. P. 230. 
Doederlein 406. 

Dönitz 36. 

Doepner 539. 

Dold 3. 

Dolganow 446. 
v. Domarus 361. 

Dominici 291. 357. 
Domitrovich 592. 

Donath 11, 170. 


Dönies 149. 

Dopter 335. 

Dörr 328, 335, 599. 
Dreesmann 280. 

Drehmann 124. 

Dreuw 489. 

Drewitz 334. 

Dreyfuß 252, 254. 

Dreysel 487, 490. 

Drummond, D. 235. 

Dubois 35. 

Duder 538. 

Dudgeon 306. 

Dudschenko 539. 

Dührssen 408, 411, 415, 426. 
Düring 418. 

Dufour 252. 

Dumont 37, 395. 

Dunbar 581. 

Duprey 278. 

Durand 251. 

Duret 537. 

Durlacher 542. 

Dutton 316. 


E. 

Eber 5. 

Eberstadt 593. 

Ebner 264, 562. 

Ebstein 299, 330. 

Eckstein 120. 

Edebohls 412. 

Edgar 423. 

Edsall 74. 

Eggers 32. 

Eheblad 124. 

Ehrlich 357, 492, 498, 531. 
Ehrmann, S. 62, 482- 
Ehrmann, R. 245, 496. 
Eichel berg 322, 493. 
Eichengrün 599. 

Eichhoff 481. 

Eichhorst, H. 236. 

Eichler 260, 344. 

Einhorn 243, 251. 
Einthoven 219, 220. 
v. Eiseisberg 382. 
Eisenstadt 552. 

Ekehorn 300. 

Ellerbrook 391. 

Ellermann 302. 

Eisesser 279. 

Eisberg 376. 

Elsner 248, 256. 



652 


Autorenregister. 


Emmerich 294, 326. 

Emmerson 296. 

Enderlen 306, 377, 390. 

Enders 147. 

Engel 297, 306, 361, 512, 520. 522, 
523. 527, 563. 

Engel, H. 47. 

Engelhorn 416. 

Engels 212. 

Eppinger 274. 

Epstein 22. 

Erb 150. 

Erben 143, 566. 

Erlandsen 302, 521, 527. 

Esau 7. 

Eschenbach 380. 

Escherisch 520, 521, 528. 

Esmarch 591, 599. 

Esser 270. 

Etienne 17. 

Eulenburg 43. 44, 152, 153, 173, 552. 
Eve 304. 

Evler 391. 

Ewald 120, 251, 256, 269, 566. 
Exner 276. 

Eysell 499. 


F. 

Faber 348. 

Faber, Knuth 249, 253, 
Fabian 9. 

Fahre 581. 

Fubry, H. 488. 

Fabrys, Joh. 482. 

Fackenheim 326. 

Falgowsky 412. 

Falk 416. 

Falkenstein 350. 

Falta 253. 

Fedoroff 304, 306. 

Feer 332, 517, 519, 527. 
Fehling 420, 426, 427. 

Fehr 440. 

Fejer 450. 

Feigenwinter 555. 
Foilchenfeld 559. 

Feitier 418. 

Feldmann 547. 

Feietti 310. 
v. Fellenberg 411. 

Fellner. H„ jr. 224, 232, 417. 
Ferenczi 164. 

Ferrai 544, 545. 

Ferrand 430, 527. 


Ferrari8-Wyß 324. 

Fibiger 5, 192. 

Fick 585. 

Fiertz 190. 

Fiesler 406. 

Finger 491, 495. 

Fink 276. 

Finkelnburg 150. 

Finkeistein 325, 487, 514, 515, 516, 
517, 527, 541. 

Finkler 418. 

Fiorio 279. 

Firth 317. 

Fischei 296. 

Fischer, H., 258, 277, 421. 442. 
590. 

Fischer, Joh. 221. 

Fischer, O. 113. 

Fischer, Ph. 86. 

Fischer, W. 11, 496. 

Fischl 517, 527. 

Fischler 278. 

Fisher 588. 

Fisterer 406. 

Flack 22. 

Flatau 143, 147, 153. 

Flatau, G. 52. 

Fleischmann 420. 

Fleischer, F. 228, 449. 

Fleiner 251. 

Flesch 150. 

Flesch, J. 231. 

Fletschet 588. 

Fließ 254, 424. 

Flinker 586. 

Flinzer 514, 528. 

Flörcken 388. 

Flügge 3, 329, 597. 

Föderl 274. 

Foerster 117. 

Försterling 558. 

Foreau de Courmelles 72. 

Forestier 457. 

Forlanini 190, 205, 206. 

Fornet 321, 493, 589. 

Förster 137, 328, 591. 

Foster 482. 

Fournier 69. 

Fraenckel 48, 533, 542. 

Fraenkel 114, 127. 

Fraenkel, Alex. 237. 

Fraenkel, C. 7, 189 , 210 , 331, 525 . 
577. 

Fraenkel, E. 419, 598. 

Fraenkel, M. 344. 

Frankel, Osk. 232. 



Autorenregister. 


653 


Francioni 525, 528. 

Franck 309. 

Frangenheim 9, 366, 893. 

Frangoni 348. 

Franke 261, 393. 

Frankenhäuser 552. 

Frankenstein 421. 

Frankl 52. 
v. Franque 415. 

Franz 64, 277, 600. 

Fredet 252. 

Fremantle, F. 234. 

Frese, 0. 468. 

Freud 164. 

Freund 74. 

Freund, H. 425, 426. 

Freund. H. W. 410. 

Freund, R. 413. 

Freund, W. A. 190, 204, 427. 

Frey 263, 462. 

Frey Sokolowski 204. 

Fricker 258. 

Friedberger 2, 579, 594. 

Friedei 374. 

Friedinger 600. 

Friedjung 263, 323, 525, 527. 
Friedländer, R. 546. 

Friedmann 95, 176, 279, 295, 551. 
Friedrich 190, 206, 270, 378. 
v. Frisch 122, 291, 395. 

Fritsch 411, 551. 

Fritz 493. 

Fromme 329, 415, 417, 428. 
Fronge 52. 

Frosch 447. 

Fründ 146. 

Frugoni 362 

Fürbringer 291, 560, 561, 582. 
Fürstenberg 35, 67. 

Füth 406. 

Fulci 16, 229. 

Fuld 38. 245, 246, 247. 

Füller 581. 

Funke 69. 


O. 

Gabriel 472. 
Gabritschewski 326. 
Gaehtgens 7. 
Gärtner 223, 578. 
Gaffky 597. 
Galewski 142. 

Galli 44. 

Galvagno 582. 


Gamaleia 525, 527. 

Gander 336. 

Gant 271. 

Ganz 487, 490. 

Gara 116, 

Gardiner 73. 

Garin 273. 

Garre 190. 

Gaspero 166. 

Gaudiani 7. 

Gaudier 467. 

Gaugele 119, 127. 

Gaupp 448. 

Gauß 407. 

Gavazzeni 485. 

Geisler 244. 

Geißler 490. 

Gelinsky 367. 

Gelug 262. 

Gemünd 592. 

Gengou 594. 

Gengo 189, 331. 

Georgopulos 298, 336. 

Geret 26. 

Gerhardt, D. 209, 225. 

Gerhartz 76, 204. 

Gerlach 24. 

Gerschuni 538. 

Gerson 120. 

Geyer 552. 

Ghillini 123. 

Ghiulamila 114. 

Gibson, A. G. 225. 

Gierke 12. 

Gilbert 276, 499, 557. 

Gilbert, W. 99. 

Gillwald 165. 

Glaessner 278, 279. 

Glaser 98, 483, 551. 

Glasow 565. 

Glöckner 414. 

Gluzinski 297. 

Gnezda 202, 268. 

Gobiet 304. 

Gocht 77, 114. 

Godard-Danhieux 249. 

Goebel 71. 

Gödecke 266, 385. 

Götze 566. 

Goetzl 187. 

Goetzel, A. 226. 

Goft'erje 513, 527. 

Guillery 448. 

Goldscheider 184, 185, 186, 199. 230. 
Goldschmidt, II. 309. 

Goldstein 166. 



654 


Autorenregister. 


Golt-h waith 126. 

Gomolu 252. 

Gordon, Alfred 173. 

Goth 411, 421. 

Gottlieb 67, 106. 

Gottschlich 579. 

Gottstein 120, 243, 329, 381, 584, 
600. 

Goucherot 6. 

Graefenberg 9. 

Gräfenberg 358, 495. 

Gractfner 43. 

Graetz 206. 

Graetzer 124, 173. 

Graf 294. 

Grafe 25?. 
v. Gratf 9. 

Graham (»9. 

Graham Little 485. 

Gram 3, 200. 

Granström, K. 207, 228. 

Giant, D. 471. 

Graser 381. 

Grashey 115. 

Grassi 316. 

Grasmnnn, M. 233. 

Graul 254, 480. 

Grawitz 9, 71, 325, 355—357. 359 
bis 362. 

Greeff 447. 

Gregor 74. 

Grck 272. 

Grimme 3*28. 

Glisson 77. 

Grober 191. 

Groedcl. F. 226. 

Groedel III 77, 250. 

Gröndahl 260. 

Groß 6, 18, 247, 529. 

Größenbacher 352. 

Groß ich 368. 

Großmann 183, 254, 459. 

Grosz 481. 

Grouven 492. 

Grube, C. 234. 

Gr über 5*5. 

Grün bäum 500. 

Grünberg 456. 

Grüneberg 356, 514, 527. 

Grünfeld 499. 

Grüt/ner 249, 260. 

Grunert. 459. 

Grüne wald 152. 

Gudden 16*. 

Guerrini 321. 

Guglionetti 70. 


Guillaume 123. 
Guilleminot 69, 75. 

Guisez 245. 

Guisy 307. 

Guleke 15, 274, 279, 388. 
Gumprecht 21, 29. 
Gundorow 500. 

Guse 579. 

Gustava 7. 

Gutmann, R. 527. 

Guyon 300. 


H. 

v. llaberer 291, 304. 

Haberern 274. 

Haberfeld 9. 

v. Hacker 244, 245, 379, 383 
Hadlich 540. 

Haeberlin 47, 360. 

Haedinger 345. 

Hämig 541. 

Hänisch 70, 114. 

Härtel 121. 

Hafter 395. 

Hagen 257, 498. 

Hagenbach 518. 

Hagentorn 380. 

Haglund 126. 

Hahn 387, 584. 

Haidar 472. 

Haim 386. 

Haläsz 250, 252, 347. 

Halban 267, 411. 

Hu Iberstädter 75, 524, 527. 

Haldane 355. 530. 

Hall 254, 480. 

Halle 484. 

Halpern 296. 

Halt 331. 

Hamburger 482, 520, 521, 527. 5-4. 
Hamm 34, 419. 

Hammer 97, 202, 272, 479, 553. 
Hammerschlag 247, 462. 

Hampeln 230, 231. 

Handelsman 170. 

Hannes 412, 426. 

Hans 445. 

Hansen 458. 

Haret 74. 

llarnack 83, 94, 109. 

Harraß 4. 205. 

Hart 4, 8, 17, 235. 

Hartog 422. 

Hartleib 296. 



Autorenregister. 


655 


Hartmann 415. 

Hartmann, A. 406. 

Hartung 11)8. 

Harvie 259. 

Harvier 148, 149. 
Hasche-Klünder 105. 

Hasebroek, K. 75, 233. 
Hashimoto 369. 

Hasselbach, K. A. 181. 

Häßler 592. 

Hauck 322. 

Haudek 119. 

Hauge 524. 

Haußmann 251, 265. 

Hecht 253, 254, 276. 

Heddalus 331. 

Heermann 39, 495. 

Hepar 413. 

Heidenhain 107, 273. 
Heidingsfeld 484. 

Heilbronner 147. 154. 

Heim 265, 323. 516, 527. 
Heimberger 558. 

Heinecke 538. 

Heineke 121. 

Heineke, A. 225. 

Heiner 305. 

Heinriehsen 366. 

Heinze 491. 

Heyrovsky 276. 

Hel her 75. 

Hell.ig 5*4. 

Hel hing 375. 

Helleberg 439. 

Hellendall 419. 

Heller 335. 

Hell {»ach 567. 

Hellwig 555. 

Henke 5. 

Henkel 417. 

Hennig 46. 

v. Herff 413, 417, 419, 420. 
Herfort 440. 

Hering. H. E. 219, 221, 224. 
Hermann 31, 346. 

Hermes 252. 

Herrschell, G. 25, 257. 

Hertel 4 42. 

Hertz 260, 271. 

Herxheimer. K. 74. 4 S 7, 4*9. 
Herxheimer, (J. lu, 11, 1*. 344. 
Hervng, Th. 46*. 475. 

Herz 119, 127, 395. 

Heiz, A. 360. 

Her/, M. 221, 223. 227, 233. 
Heizberg 579. 


Herzfeld 153, 485. 

Herzl 424. 

Heß 11, 356. 437, 449, 480. 

Heßberg 440. 

Hesse 33, 64, 582. 

Heßmann 77. 

Hettersdorf 578. 

Heubner 51, 324, 526, 527, 528. 
Heuk 493. 

Heyde 8, 264. 

Heymann 3, 175, 498. 589, 597. 
Hildebrandt 116, 379. 

Hill 22. 

Hillenberg 597. 

Hilzinger 39. 

Himmellieber 329. 

Hindrich 493. 

Hinhede 588. 

Hinrichs 519, 527. 
v. Hippel 100. 

Hirsch, C. 254, 333, 370. 

Hirsch, Max 496. 500. 

Hirschberg 95. 

Hirschei 380. 

Hirschfeld, F. 357, 361. 

Hirschfeld, Hans 280. 

Hirschfeld. Magnus 558. 

Hirschlatt 93. 

Hirt 39. 

His 225, 562. 

Hitsclunann 424. 

Hitze 583. 

Hoche 176. 

Hochenegg 306, 375, 3*2. 

Hochhaus 140. 

Hock 307. 

Hocke 264. 

Höhn 9, 299. 

Hoehne 413, 524, 527. 

Höhne 427. 

Hönck 264. 

Hönnicke 5*9. 

Hoepfner Inß, 554. 

Höptiner 231. 

Hörmann 427. 

Hörner, A. 223. 

Hornig 3'9. 

Hößli 222. 315. 

v. Hößlin 211, 212, 225, 323. 

Hoevrl. Fritz 231. 

Hofbauer 1*3, 410. 423. 

Hotfa 113, 115, 559. 

Hoßmann 18, 73, 87. 376, 413», 492. 

493, 496, 593. 

Hotfmann, Aug. 219. 

Hotfmann, H. 38, 350. 




656 


Autorenregieter. 


Hofraann 119, 125, 365, 529. 
Hofraeier 417. 

Hoke 595. 

Holitseher 173. 

Holland 6, 245. 

Holländer 483. 

Holzapfel 543. 

Holzbach 419, 422, 428. 
Holzkneeht 76, 248, 257. 
Holzmann 255. 

Homann 126. 

Homa 549. 

Hoppe 86, 553, 557. 

Ho ran d 122. 

Horiuchi 26. 

Horn 470. 

Hornowski 16. 

Hornung 122. 

Hornung, 0. 227, 231. 
Horaford 466. 

Horst 39. 

Horstmann 437. 

Hort 100. 

Hosemann 296. 

Hotz 377. 

Howard 297. 

Howorka 21. 

Huber 243, 329. 

Huchard 234. 

Hübner 74. 

Hübscher 125. 

Hueppe, E. 600. 

Hueppe, F. 577. 

Hürter 53. 

Huismans 225, 519, 527. 
Hunter 546. 

Huj)})enborg 327. 

Hutchinson 254. 

Hutinel 119. 

Hutyra 588. 


I. 

Ibrahim 252. 
Jgolstein 395. 
lllycs 303, 307. 
lmmelmunn 74, 188. 
Jmula 235. 

Jngelrans 349. 

Jngier 11. 

Ipsen 544, 545. 

Isaak 14, 268. 277. 
lselin 367. 

Isemer 457. 4r> 1. 
Islands, li. 405. 


hier 223. 

Israel 303, 306. 
Isserlin 161. 

Ito 382. 

Iwase 406. 


J. 

Jackson 248. 

Jackson, Ch. 465, 470. 

Jacob 348. 

Jacobi 98. 

Jacobius, C. 527. 

Jacobsohn, C. 134. 

Jacobsthal 325 
Jacoby 276, 308. 

Jacoby, M. 247. 

Jadassobn 488. 

Jahrmärker 169. 
v. Jaksch 72. 

Jambon 484. 

Jambrau 264. 

Jannet 491. 

Jaquet, A. 221, 234. 

Jastrow 581. 

Jaulin 74. 

Jaworski 265. 

Jeannin 417 
Jecierski 192. 

Jehle 49, 50, 293. 

Jensen 5, 12, 192. 

Jenssen 501. 

Jerusalem 115. 

Jesionek 486. 

Jessen 203. 

Jezierski 65. 

Inouye 246. 

Joachim 227, 230. 

Joachims, G. 225. 

Joachim8thal 124. 

Jochmann 8, 146, 308, 322, 524. 
John 202, 516, 527. 

Jolles 347. 

Jolly 172. 

Jonas 256, 257. 

Jones, L. 228. 

Jones, R. 116. 

Jonnescu 254, 295. 

Jordansky 316. 

Jo res 18. 

Joseph, M. 499. 

Josselin de Jong 490. 

Jürgens 273, 320. 

Jukawa 252. 

Juliusberg, Fritz 484. 



Autorenregister. 


657 


Jundell 513. 
Junghans 259. 
Jumus 142, 171. 


K. 

Kabrehl 577. 

Kaestle 248. 

Kafemann 267. 

Kahler 146. 

Kamenki 550. 

Eaminer 43. 

Kämmerer 885. 

Kanasugi, U. E. 470. 

Karaffa-Korbut 306. 

Karamitsas 64. 

Karcher, J. 225. 

Karewski 267, 494, 552. 

Karlinsky 192. 

Karrenstein 9. 

Kassowitz 351, 589. 

Katzenstein 223, 257, 395. 

Kauffmann 165, 171, 243, 599. 
Kaufmann, L. 96. 

Kaup 588. 

Kaupe 95, 189. 

Kausch 374. 

Kayser 250, 328, 583. 
de Keating-Hart 372. 

Keck 75. 

Keersmaecker 302, 304, 306. 

Keetly 270. 

Keferstein 537. 

Kehr 276. 

Kehrer 94, 306, 421, 427. 

Keller 544. 

Kelly 267. 

Kempf 351, 394. 

Kern 566. 

Kelly 51. 

Keutzler 322. 

Khautz 382. 

Kienböck 187, 226. 

Kieseritzky 236, 334. 

Kimbier 48. 

Kind 558. 

Kinkiewicz 567. 

Kionka 89. 

Kiralyphi 322. 

Kirchberg 36. 

Kirchner 126. 

Kirsch 120, 125. 

Kisch 271. 

Kißling 590. 

Kitamura, S. 236, 449. 

Jahrbuch der praktischen Medizin. l9o;> 


Kladnitzky 316. 

Klapp 36, 115, 418. 

Klausner 493. 

Klein 406, 415, 422. 

Kleinertz 407, 412. 

Klemm 264, 376, 385. 

Klemperer, G. 99, 295, 359. 
Klieneberger 147, 153. 

Klimenko 525, 527. 

Klingelfuß 77. 

Klogg 270. 

Klopstock 35. 

Klostermann 582. 

Klotz 263, 527. 

Klut 579. 

Knapp 137, 167, 169. 

Knauth 490. 

Knoblauch 18. 

Knöpfelmacher 494, 513. 527. 

Knopf 163, 188. 

Knorr 428. 

Kobert 33. 

Koblanck 224. 

Kobrak 481. 

Koch, J. 1. 

Koch, R. 146, 192, 203, 317, 336. 

589, 597. 

Koch-Sterzel 77. 

Kocher 263, 370, 375, 383, 385. 
Kockel 531, 533. 

Köhler 114, 201, 256. 

Köhlisch 3. 

Köhlsieb 597. 

Kölle 593. 

Köllicker 368. 

Kölpin 169. 

König, Fritz 377, 563. 

Königer 209. 

Köppen 170. 

Köppl 387. 

Körte 190, 267, 388, 518, 527. 
Körting 29, 31, 48, 49. 

Köster 261, 352. 

Kohlrausch 54, 66, 68. 

Kohts 148. 

Kolb 544, 545. 

Kolisch 345. 

Kollo 335. 

Kollner 148. 

Konrich 579. 

Kopyloff 390. 

Kopytowsky 500. 

Koranyi 187. 

Kornfeld 291, 303. 

Korotkow 221, 228. 

Kothe 207. 


42 



058 


Autorenregister. 


Kotschenreuther, A. 229. 

Kottmann 33. 

Krämer 192. 

Kramer 120. 

Kraus 6, 49, 219, 263, 335, 481, 483, 
585, 594. 

Krause, F. 151. 

Krause 197, 198, 374, 442, 548. 
Krawbow 88. 

Kredel 372. 

Kreibich 481, 483, 500. 

Kremer 581. 

Kren 493. 

Kretschmann 468, 469. 

Kretschmer 271. 

Kretz 13, 14. 

Kretzschmar 37. 

Kreuter 12. 
v. Kries 232. 

Kroeuier 413. 

Krönig 176, 200, 406, 412, 416. 
Kroenlein 304. 

Kromayer 74, 488, 498. 

Krön 142. 

Krone 222. 

Kriickoft’ 355. 

Krueger, C. 304. 

Krüger 70, 386, 593. 

Krumm 373, 421. 

Kruse 577. 

Krusinger 96. 

Krylon 221. 

Krzysztalowicz 492. 

Kühn 117, 256, 263. 

Kühnau 527. 

Kümmell 236, 299. 

Küster 335, 591. 

Küstner 415. 

Küttner 243, 301, 368, 377. 

Kuhn 38, 384, 535. 

Kuhn, F. 466, 467. 

Kuhn, William F. 172. 

Kuhnt 440. 
lvurita 583. 

Kurpjuweit 535. 

Kuß 3. 

Kußmaul 251. 

Kußnetzki 293. 

Kuttner, A. 245, 259, 424, 465. 
Kuttner, L. 274, 514, 528. 

Kutzinski 170. 

Kves 359. 

Kvrle 484. 

L. 

Laband 2. 

Labbe 344. 


Labeau 74. 

Labhardt 411. 

Laboulais 243. 

Laewen 76, 268, 372. 

Lamare 275. 

Lanaris 73. 

Landau 251. 

Länderer 248, 253. 

Landsberger 593. 

Landsteiner 12, 596. 

Lang 499. 

Lang, G. 221, 222. 

Lange 46, 119, 127, 253, 461. 
Langendorff, O. 221. 

Langer 525, 528. 

Langermann 599. 

Langstein 487, 513, 518, 527, 528. 
Lannois 458. 

Lanz 265, 368, 369. 390. 
de Laper^on 440. 

Lapinski 265. 

Lapinsky 174. 

Lapp 100. 

Laqueur 52, 67, 115, 552. 
Laquerriere 22, 72. 

Laroche 6. 

Latzei 259. 

Latzko 426. 

Läufer 269. 

Launois 327. 

Lauter 30. 

Laveran 316. 

Leber 194. 

Lebert 581. 

Le Damany 123. 

Ledderhose 559. 

Ledermann 64. 

I.eech 257. 

Leers 530, 536, 543. 

Lefebure 74. 

Lelmann 248. 

Le Fort 422. 

Legrain 174. 

Lehmann, F. 269, 423. 

Lehmann, K. B. 26, 581, 583, 589. 
Lehmann. O. 101. 

Lehndorf 494. 

Lehr 126, 127, 128. 

Leichei 580. 

Leick, B. 230. 

Leiner 481. 

Lejars 265. 

Lejeune 319. 

Lemierre 328. 

Lenander 274, 382. 

Lenartowicz 492. 



Autorenregister. 


G59 


Lenhartz 190, 203, 231, 348. 
Lenk 291. 

Lenkei 21. 

Lentz 597. 

Lentzmann 498, 600. 

Lenzmann 280, 367. 

Leopold 417. 

Leppmann, F. 567. 

Lerda 414. 

Lesk 387. 

Lesser, E. 494. 
v. Leube 586. 

Leuter 459. 

Leva 25, 249, 263. 

Levaditi 334. 

Leven 490. 

Levinger 471. 

Levites 24. 

Levy 6, 7, 330, 443, 564. 
Levy-Dorn 62, 70, 72. 

Lewin 211. 
v. Lewin 257. 

Lewinsohn 143. 

Lewy 121. 

Lexer 369. 331. 

Leyden, Hans 45. 
v. Leyden, E. 223. 
v. Lichtenberg 377. 
Lichtenstein 250. 

Lichtenstern 291. 

Lichtwitz 275. 
v. Liebermann 27. 
Liebermeister 6, 183. 201, 231. 
Lieblein 244, 379, 3*3. 

Lieb mann 271. 

Liedig 544. 545. 

Liefmann 582. 

Lick 3*9. 

Liepmann 135. 

Lindal 439. 

Lindemann 186. 

Lindenborn 373. 

Lindenstein 365. 

Lindlev 578. 

Link, K. 228. 

Linser 75, 349. 

Lion 255. 

Lischwitz, B. 232. 

Lissauer 2. 

Liwschitz 249. 

Löblich 331. 

Lochte 534. 549, 551. 

Loeb 490, 491, 516. 

Loeffler 472, 492. 

Löhe 490. 492, 493. 

Loehlein 27*. 


Löle 7. 

Loening 247. 

Lösener 535. 

Löwenberg 355. 
Loewenfeld 558. 
Löwenstein 222. 
Löwenthal 36, 51, 53, 66. 
Löwy 98, 243, 276, 279. 
Loewy, O. 102. 

Lohmer 17. 

Lohse 412. 

Lommel 75, 184. 

London 253. 

Longard 385, 553. 

Lorenz 113, 243, 273. 
Lory 328. 

Lossen 363, 393. 
Lotheißen 374. 

Lotsch 388. 

Louros 416. 

Lovett 118. 

Lubarsch 6, 193. 

Lu dl off 124. 

Lüdke 196, 350. 

Lüthje 320. 

Lunckenbein 415. 
Lundborg 151. 

Lundtgard 447. 

Lust, F. 231. 

Luther 195. 

Luzzatto 277. 

M. 

I 

Macholl 393. 

Mack 387. 

Maenaltv 140. 

Macnamara 152. 

Macry 4‘>8. 

Mac Williams 267. 
Madelung 121. 

Machtle 381. 

Miider 90, 324. 

Magnus 93, 260. 

Maier 117. 

Mairinger 334. 

Malais»* 143. 

Mandelbaum 18, 99. 

* Mandrv 375. 

| Mangelsdorf 97, 271. 

. v. Mangold 268, 369. 

Mansfeld 407. 

I Manswetowa, S. 221, 222. 
Manteufel 322, 334, 497. 
Marbe 227. 

, Marcelet 100. 



600 


Autorenregister. 


Marchand 355. 

Marchetti 349. 

Marcus 564. 

Marcuse 302, 481. 

Maresch, R. 476. 

Marey 221. 

Margulies 8. 46. 

Marie 135, 136. 

Marina 150. 

Markowitz 165. 

Mannorstein 280. 

Marschalko 71. 

Mart eil 320. 

Marthen 439. 

Martin, A. 412, 425, 528. 
Marlin, Chr. 425. 

Martin, K. 416. 

Martini 75, 392. 

Martius 585. 

Marx 532, 536, 537, 543. 
Marxer 6. 

Maschke 330. 

Masing 363. 

Massini 253. 

Maszewski 246. 

Matlies 424. 

Mathieu 243, 261. 

Matsuda 599. 

Matsuoka 69. 

Mattlies 208. 

Maximiff 357. 

May 99, 186, 213, 259. 

Mavo liobson 279. 

Mayer 337, 546. 

Mayer, A. 426. 

Mayer, H. 407, 499. 

Mayer. Th. 500. 

Mc Are 581. 

Mc Clanahan 323. 

Meiilner 13. 

Meier 322, 343, 524, 528. 
Meier, Hugo 247. 

Meinert 237, 249, 582. 
Meinertz 228, 302. 

Meinicke 827. 

Meirowsky 483, 598. 

Meissei 1(>8. 

Meiilner 203, 367, 500. 
Melchior 277, 480. 

Melchior, K. 101. 

Meitzer 139, 143, 309. 

Mendel, E. 134, 145, 479, 567. 
Mendel, K. 566. 

Mendelssohn 4*7, 517, 528. 
Menetrier 12, 72. 

Menge 424. 


Meresnitzki 68. 

Merkel 300. 

Mery 517. 

Mesoch 317. 

Metraux 491. 

Metschnikoff 500, 595. 

Mettler 514, 528. 

Metzger 590. 

Meunier 247. 

Meurer 369. 

Meyer 135, 152, 169, 196, 294 
423, 493, 539. 590. 

Meyer, A. W. 418. 

Meyer, E. 96, 476. 

Meyer, Fr. 487. 

Mever, H. 262. 

Meyer, L. F. 516, 528. 

Meyer, O. 277. 

Meyersohn 380. 

Meyerstein 406. 

Mez 593. 

Michaelis 263. 

Michaud 343. 

Mischailow 309. 

Micsowicz 115. 

Middelton 326. 

Miethke 32. 

Mietzsch 599. 

Mijnlief-Tiel 299. 

Mikulicz 244, 482. 

Milchner 147. 

Miles 302. 

Miljaeff, B. 229. 

Minet 146. 

Minkowski 15, 101, 332. 

Mintz, W. 476. 

Mirabeau 427. 

Mitchell 259. 

Möbius 149. 

Moeller 349. 

Möller 203. 

Möblinann 412. 

Möhring 121. 

Mönckeberg 16. 

Mönckemüller 554. 

Mörlin 96, 278. 

Mohr 295, 359, 413. 

Mol 46. 

Molinie, J. 476. 

Molitoris 531. 

Moll, L. 512, 528, 552. 

Molliere 247. 

Momburg 368. 

Mongour 276. 

Monti 526. 528. 

Monti, R. 521. 528. 



Autorenregister. 


601 


Morawitz 359, 363, 556. 

Morelli, G. 234. 

Morgan 135. 

Morgenroth 520. 

Moritz 298, 348. 

Moritz, F. 225, 226, 227. 

Moro 6, 99, 194, 199, 318, 521, 528, 
516. 

Morris 265. 

Morton 69, 248. 

Morweitz 355. 

Moryia 5. 

Mosbacher, E. 225. 

Moschcowitz 385. 

Moser 45. 

v. Mosetig-Moorhof 369. 

Mosler 348. 

Most 4, 191, 192. 

Mouchet 268. 

Mouricaud 275. 

Moutet 155. 

Moutier 136. 

Much 2, 3, 200, 322, 493, 589. 
Mucha 490, 495. 

Mühsam 34, 196, 326. 

Müller 144, 249, 331, 413, 4C9, 533, 
589, 596. 

Müller, A. 223, 225, 247, 253. 
Müller, Arthur 417. 

Müller, E. 34, 52, 232, 524, 527. 
Müller, F. 199, 212. 

Müller, Friedrich 455. 

Müller, G. 32, 121. 

Müller, G. J. 491, 501. 

Müller, L. 106, 231. 

Müller, Otfr. 223, 232, 235. 

Müller, Paul 292. 

Müller, R. V. 547. 

Münchmeyer 366. 

Münter 254. 

Münzer 145, 262. 

Mugnurma 246. 

Mulzer 492. 

Mummerey 270. 

Munk 8. 

Murphy 274. 

Muskat 125. 

Myata 374. 

N. 

Nacke 408. 

Naecke 556. 

Naegeli 125, 357. 

Nagel 187. 438, 522, 528. 
Nagelschmidt 54, 66, 143, 373, 488. 


Nager, F. R. 388, 477. 

Nageotte 119. 

Napp 498. 

Nasarow 278. 

Naunyn 275, 346. 

Nauwerck 514, 528. 

Nebesky 488. 

Necker 291. 
zur Nedden 439. 

Neil 166. 

Neißer 321, 483, 492, 494, 497, 501, 
531, 598. 

Neter 553. 

Neu 412. 

Neubauer 258. 

Neuberg 11. 

Neugebauer 480. 

Neumann 261, 512. 

Neumark 64. 

Nicoladoni 119. 

Nicolai 219. 

Nicolas 484. 

Nicolle 336. 

Nienny 128. 

Nikitin 134. 

Nißl 172, 245. 

Nitsch 266. 

Nobecourt, P. 473. 

Noetzel 280, 388. 

Noir6 74. 

Nolda 44. 

Nonne 146, 524, 528. 
v. Noorden 270, 279. 

Nordmann 390. 

Nothnagel 51. 
v. Notthafft 484, 485. 

Noury, Z. 472. 

Novotny 189. 

Nowicki 16, 263. 

Nußbaum 552. 


O. 

Obermayer 275. 

Obermüller 92. 

Oberndörfl'er 149, 150, 350. 
Obersteiner 565. 

Obratzow 230, 269. 

Oeri 406. 

■ Oesten 579. 
j Oettinger 579, 597. 
j Offergeld 2, 425. 

Ogata 387, 489. 

Okintschitz 422. 
Olschanetzki 546. 

Olshausen 413, 416, 549 



(362 


Autorenregister. 


Omerold 163. 

Onodi, A. 465, 468. 

Opalka 588. 

Opel 479. 

Opitz 494. 

Oppenheim 14, 138, 145, 150, 303. 
Oppenheim, Gustav 172. 
Oppenheimer 526, 528. 

Orlowski 491. 

Orsi 593. 

Orszag 445. 

Orth 4, 192, 543, 597. 

Orthmann 411. 

Ortloph 123. 

Ortner, N. 233. 

Ostermann 589, 598. 

Owtschimikow 12. 

P. 

Pacchioni 525, 52s. 

Pachnio 244, 540. 

Pal. J. 224. 

Paladino 225. 

Pankow 265. 

Panzer 548. 

Paoli 73. 

Pappenheim 357, 361. 

Pardoe 304. 

Parinaud 449 
Pariser 261, 496. 

Parisot 17. 

Parker, Ch. A. 469. 

Paschkis 303. 

Pasini 63. 

Paskiewiez 298. 
l’assow 564. 

Patel 269. 

Patterson 272. 

Payr 270. 391. 
l’eham 414. 

Peiser 71, 371. 384. 
l’ellegrini 593. 

Pelz 153. 

Perrenon 87. 

Perret 123. 

Perthes 117, 377. 

Peters 8s, 92, 135, 578, 579. 

Petges 4SI. 

Petren 174, 215. 

Petri 252, 426. 

Petrivalsky 391. 

1‘etrow 12. 
l’ewsner 259. 

Pfahl 510. 
v. Pl'ahler 71. 


Pfannenstiel 252, 257, 415, 419, 514 
528. 

Pfeifer 114. 

Pfeiffer 2, 138, 201, 594. 

Pfeilschmidt 145. 

Pfeilsticker 422. 

Pflanz 271. 

Pfleger 536. 

Pflüger 15, 344. 

Pflugk 448. 

Pfuhl 591. 

Phelps 581. 

Philip 154. 

Philipps 137, 266. 

Pick 146. 

Pick, L. 167, 479. 

Pickardt 270. 

Pielecke 304. 

Pinard 141. 

Pingel 166. 

Pinkus, F. 479, 487. 

Piorkowski 489. 

Pirogoff 37. 

Pirquet 193, 194, 199, 484, 520, 521 
523, 528. 

Pistor 600. 

Pitt 1. 

Plaß 491. 

Plate 209. 

Plaut 493. 

Plehn 50, 332, 358. 

Plesch 184, 185. 

Pletner 271. 

Plönies 254, 262. 

Pluski 202. 

Pochhammer 23. 

Pöhlmann 52, 110, 499. 

Pöppelmann 98. 

Pötzl 596. 

Poggenpohl 277. 

Poisot 298. 

Pollak 186. 

Polland 444, 490, 495. 

Pollatschek 212. 

Polowzowa 253. 

Poncet 201, 255. 

Popper 278, 279. 

Porges 493. 

Porosz 499. 

Port 327, 332. 

Porter 75. 

Portner 309. 

Posner 307, 322. 

Pospischill, D. 326, 465. 

Posselt, A. 236. 

Pototzki 53. 



Autorenregister. 


663 


Potpeschnigg 163. 

Pott 166. 

Poulain 349. 

Powel 165. 

Prachteld 589. 

Praetorius 270. 

Prausnitz 577. 

Preiser 115, 122, 566. 
Preti 272. 

Pribratn 258. 

Priegel 291. 

Prinzing 584. 

Progulski 263. 
Proskurjakowa 63. 

Prym 24, 249. 

Pürckhauer 118. 

Pulawski 325. 

Pupovac 122. 

Puppe 529, 536, 544, 545. 
Pusey 70, 486. 

Quadflieg 149. 

Quenu 201. 

Quest 108. 

Quincke 190, 206, 480. 


R. 

Rabinowitsch, L. 4, 192, 334, 598. 
Radein 299. 

Raecke 169, 557. 

Rahner, R. 475. 

Ramond 27G. 

Ranke 199. 

Rank in 154. 

Ransome 270. 

Ranzi 377. 

Raubitschek 599. 

Rauenbusch 119, 125. 

Rautberd 303. 

Rautenberg 221, 230. 

Rave 498. 

Raw 5. 

Raymond 273. 

Razetto 578. 
v. Recklinghausen 221. 

Reclus 201. 

Reczey 366. 

Redepenn ig 166. 

Redlich 133. 135. 152, 163, 164, 170. 
Reeve-Ramsey 512, 528. 

Regaud 73. 

Regenspurger 490. 


Rehn 381, 383. 

Reich 370, 373, 484. 

Reiche 524. 527. 

Reichenbach 4, 597. 598, 599. 
Reichenstein 272. 

Reicher 295, 358. 

Reichle 581. 

Reichmann 277. 

Reinboldt 252. 

Reines 73, 482, 488. 

Reis 595. 

Reitmann 485. 

Reitter, C. 236. 

Rem Picci 49. 

Remete 306, 489. 

Rerny 88. 

Renner 370, 390. 

Renon 441. 

Renvall 411. 
v. Renvers 276. 
de Renzi 225. 

Rethi, L. 469. 

Rewidzoff 244, 245. 

Rheuter 115. 

Ribbert 1, 10, 14, 244, 277. 
Ricciardi 336. 

Richet 151. 

Richter 76, 582. 

Richter, E. 233. 

Richter, P. 488. 

Richter. P. F. 343, 347. 
Riebold 244. 

Riedel 65, 67, 388. 

Rieder 197, 198, 248. 

Rieders 213. 

Riedinger 114, 125. 

Rieger 579. 

Riehl 110, 248. 

Rietschel 528. 

Riffel 585. 

Rihmer 3ül. 

Rimann 368. 

Rimbach 233. 

Rindfleisch 26, 280, 374. 
Ringleb 308. 

Ritschl 516. 

Ritter 203. 274. 365, 373. 
Roberts 269. 

Robson 14. 

Röchling 46. 

Rodari 253. 

Rodde 77. 

Rodella 259. 

Rodiet 172. 

Röder, II. 224. 

Köhmer 258. 



0(34 


Autorenregister. 


Römer 359, 526. 

Roemer 589. 

Roemheld 348. 

Römmer 566. 

Röpke 559, 562. 

Rörich 304. 

Roger 152. 

Rogers 335. 

Rohleder 549. 

Rohlff 408. 

Koit 113, 365. 

Rolando 371. 

Rolly 315, 329. 

Romberg, E. 227. 

Roo8, E. 227. 

Rose 308, 335, 474. 

Rosemann 589. 

Rosenbaum 72, 75, 258, 538. 
Rosenberg, A. 475. 

Rosenfeld 118, 304, 346, 423. 
Rosenheim 267. 

Rosenstein 307, 890. 

Rosenstern, J. 512, 528. 

Rosenthal 36, 77. 
v. Rosenthal 421. 

Rosmanit 438. 

Roßbach 51. 

Rossich 367. 

Rost 495. 

Rostowzew 331. 

Rothschild 204, 309. 

Rotschild 108. 

Rotter 267, 380, 394. 

Uottermundt 578. 

Roubinowitsch 170. 

Roussel 250. 

Roux 594. 

Rovsing 248, 267, 291, 390. 

Rubesca 415. 

Rubin 330. 

Rubner 579, 587, 599. 

Rubow, S. 182, 228. 

Rudloff, P. 473. 

Rüdiger-Rydygier jr., A. R. v. 387,474. 
Riihs 543. 

Rütiineier 253. 

Rüge 7. 

Ruhemann 582. 

Ruhemann, J. F. 101. 

Rumberton 74. 

Rumf, Th. 232. 

Rumpel 245. 

Runck 88. 

Runge, E. 412, 420. 

Runge, F. 265. 

Ruppert 209. 


S. 

Saalfeld 488. 

Saar 326. 

Suathoff 321. 
v. Sabatowski 347. 

Sabouraud 483. 

Sachs 531. 

Sadger 323, 558. 

Sänger 136. 188. 

Sahli 202, 222, 363, 523. 

Saigo 15. 

Sainton 143. 

Saito 370. 

Saitz 154. 

Salge 523, 524, 528. 

Salimbeni 2. 

Salomon 279. 302, 480, 487. 
Saltykow, G. 17, 234. 

Salzer 273. 

Sandberg 259. 

Sandmann 493. 

Sarason 52, 282. 

Sarbot 145. 

Sarwonat 252. 

Sauerbruch 8, 184. 

Saxl 11, 127. 

Schabad 519, 528. 

Schacher 587. 

Schäffer 9. 

Schaffer 135. 

Schaffner, G. 225. 

Schaller 420. 

Schallmayer 584. 

Schaly 247. 

Schamberg 63. 

Schanz 65, 113, 114, 118, 120, 121, 
127, 128, 591. 

Schattmann 424. 

Schauta 424, 426. 

Schede 379. 

Scheffzek 419. 

Scheib 425. 

Scheibe 24. 

Scheidemandel 419. 

Schenk 480. 

Scherber 495. 497. 

Schereschewsky 493. 

Scherk 349. 

Schick 319, 447, 526. 

Schickele 414. 

Scliieffer 226. 

Schilling 254, 323, 356. 

Schindler 421, 491. 

Schirokogoroff 16. 

Schittenhclm 315, 349. 



665 


Autorenregister. 


Sehlachta 4*5. 

Schlaepfer 246. 

Schläfli 413. 

Schiatter 393. 

Schlaver 197. 

Schlecht 279, 358. 

Schleich 488, 600. 

Schlesinger 150, 261. 

Schlesinger, A. 473. 

Schlesinger, W. 344. 

Schlieck, K. 231. 

Schlinck 51. 

Schlippe 326. 

Schloßmann 522, 523, 528. 

Schtneel 11. 

Schmidlechner 427. 

Schmidt 583. 

Schmidt, Adolf 97, 190, 205, 206, 261. 
Schmidt. Chr. 468. 

Schmidt, H. E. 62, 74. 

Schmidt, J. E. 16, 256. 

Schmidt, W. 471. 

Schmieden 121, 248, 455. 
Schmiegelew 245. 

Schmiergeld 171. 

Schminke 220. 227, 232. 

Schmitz 272. 

Schneider 2, 321, 599. 

Schniitgen 34. 52. 

Schoemaker 122. 

Schönberg 15. 

Schöne 322. 

Schön l eid 562. 

Schöning 440. 

Schönwerth 390. 

Scholz 175, 594. 

Sehostak 260. 

Schott, Th. 227. 

Schottelius 1, 262, 599. 

Schottmüller 2, 327. 

Schreiber 578. 

Schridde 12, 357, 361. 

Schröder 549, 550. 

Schröder, <4. 203. 

Schroeder 142. 
v. Schroetter, L. 207, 236. 

Schubert 19*. 

Schücking 416. 

Schule 248. 

Schüller 138. 

Schürmayer 274, 277. 

Schütte 487, 498. 

Schütz 6. 262, 4*5. 

Schütz, Emil 245. 

Schütze 48, 49. 

Schulte 410. 


Schultheß, H. 119, 222. 

Schultz 139, 331. 

Schultz, Fr. 484, 486. 

Schultze 126, 127, 171, 176. 
Schultze, B. S. 411. 

Schulz 76, 391, 532. 

Schulze 274, 454. 

Schulze, W. H. 12. 

Schumburg 406. 

Schupfer 139. 

Schwabach 454. 

Schwalbach 383. 

Schwalbe, J. 549, 552. 

Schwarz 71, 110, 221, 372. 499. 
Schwarzenbach 411. 
Schwarzkopf 456. 

Schwauer 594. 

Schweissinger 518. 

Schwiening 584. 

Sehwitzler 259. 

Seefisch 3*9. 

Seelig 292. 

Seeligmann 421, 425. 

Sehlbach 520, 528. 

Seidel 190, 204, 379. 

Seifert 495. 

Seitz 412. 

Selig 226, 235. 

Seliger 69. 

Selka 54. 

Seilei 495. 

Sellheim 412, 414, 415, 424. 
Selling 186. 

Seineleder 127. 

Senator 45, 344. 

Selenkowsky 447. 

Seliger 489. 

Sequeira 62, 66, 4*2. 

Severeanu 252. 

Seyffarth 465. 

Stameni 416. 

Shaw, Clave 161. 

Shiota 268, 3*4. 

Short 250. 

Sichel 151. 

Sick 219, 371. 378. 

Sieber 422, 562. 

Siebert 496. 

Siedlecki 492. 

Siegel 295. 

Siegert 193, 211. 

Siegln und 254. 

Siemerling 138. 

Sievers 370. 

Sihle 1*3. 

Silbergleit 54, 68, 260. 311. 



(566 


Autorenregister. 


Silberstein 563. 

Simon, Th. 174. 

Simmonds 260. 275. 

Simons 212, 424. 

Simpson 254. 

Sinclair 422. 

Singer 271. 

Sioli 165. 

Sitzenfrey 416, 597. 

Skalier 280. 

Skop 155. 

Slatow 139. 

Slukar 76. 

Smith 137, 331. 

Smith, Fred 229. 

So 369. 

Sobotka 484. 

Soetbeer 298. 

Sokolow 547. 

Soldin 513, 528. 

Solms 247. 

Sonnenburg 26(1. 

Sonnenkalb 103. 

Soulie 334. 

Southam 267. 

Soyesima 382. 
v. Spanjes 247. 

Spatz 499. 

Spengler 200, 206. 

Spencer, W. G. 468. 

Sperber 593. 

Spiegler 75. 

Spieß, G. 92. 

Spiethoff 480, 487, 498, 517, 528. 
Spitzy 117. 

Stadelinann 138, 193, 317. 
Staehelin 259. 

Starkenstein, F,. 224. 

Stäubli 345. 

Staub 592. 

Staude 425. 

Stau der 278, 496. 

Steffen 528. 

Stetfenhagen 4. 

Stein 4 S 9, 491, 564. 

Stein, R. 500. 

Steinberg 12. 134. 

Steiner 269. 

Steinharter 194. 

Steinhäuser 499. 

Steinitz 86. 

Steinsberg 500. 

Steinthal 376, 538. 
v. Stejskal 294. 

Stelitzer 594. 

Stempelin 358. 


Stephani 142. 

Stephenson 441. 

Stern 75, 139, 269, 296. 381, 483, 562. 
Sternberg 134. 255, 481. 

Steudel 585. 

Steyrer 315. 

Stich 126, 190. 374. 

Stieda 121. 248, 264. 395. 

Stiefler 149. 

Stier-Somlo 552. 

Stiller 44. 

Stilling 8. 

Stillkraut 47. 

Stilmann 174. 

Stintzing 296. 

Stirnimann, P. 468. 

Stitzel 582. 

Stockhausen 591. 

Stockis 532. 

Stockmann 65. 

Stöckel 428. 

Stoelzner 108. 

Störk 9, 14. 

Stolz 408, 409. 

Stone 360. 

Story 581. 

Sträter 306. 

Strasburger 221, 232, 262. 

Straßer 49, 54, 67. 

Straßmann, Fr. 529, 535, 541, 556. 
Straßmann, P. 426. 

Strauß, A. 110. 

Strauß, H. 23, 222, 223, 249 270. 

297. 487. 

Streißler 394. 

Stricker 101. 

Strigel 204. 

Strümpell 50, 51. 64, 188. 
Strusberg 546. 

Stüler 534. 

Stuelp 443- 
Stuertz 212. 

Stumme 374. 

Stumpf 382. 

Sturmann 470. 

Suchier 486. 

Süßenguth 495. 

Suffran 483. 

Suis 483. 

Sultan 233. 
v. Surgs, K. 541. 

Suter 292. 

Sutton 425. 

Sykolf 367. 

Symmers 277. 

Szontagh 526. 528 



Autorenregister. 


667 


T. 

v. Tabora 97, 225, 230, 256. 
Taddei 304. 

Takayama 533. 

Takeya 3, 4. 

Tanaka 360. 

Tandler 18, 274, 300. 

Tawara 16 
Taylor, A. 321. 

Taylor, Fr. 229. 

Tedesco 249. 

Teichmann 444, 585. 

Telecky 371. 

Telemann 273. 

Tenzer, S 472. 

Teske 376. 

Theilhaber 420. 

Thelen 292. 

Tieche 481. 

Thiem 6, 564. 

Thiemann 379. 

Thiersch 374. 

Thila 114. 

v. Tomaszewski 247. 

Thoms 600. 

Thomson 421. 

Thornborgh 273. 

Thorp 546. 

Thorapecken 268. 

Tiberti 588. 

Tietze 6, 7, 117. 524, 528. 

Tigges 162, 163. 

Tiktin-Hausmann 525, 526, 528. 
Tilley 476. 

Tilmann 565. 

Tintemann 167 . 

Titze 5, 58>\ 

Tixier, L. 473. 

Tobeitz 52*. 

Tobias 271. 

Töpfer 322, 524. 527. 

Togami 351. 

Tollens 272. 

Tomita 8. 14. 

Tonietti 455. 
v. Tordav 512, 528. 

Tornai 52, 232. 

Toulouse 151. 

Touraine 72. 

Tovo 529, 536, 539, 540. 

Toyosumi 11. 

Trendelenburg 237, 368, 370, 465. 
Trespe 172. 

Treupel 189. 

Treutlin 591. 


Tribondeau 75. 

Tripold 49. 

Trolle 267. 

Trouc 143. 
Tschistoserdow 538. 
Tschurtschenthaler 49. 
Tsuchiya 14, 291. 
Tsuda 595. 

Tsumoda 14. 

Tsuzuki 599. 

Tubby 122. 

Tucker 278. 
Tugendreich 528. 
Turban 195, 206. 
Turner 291. 

TurrelJ, W. J. 225. 
Tyson 267. 


U. 

Uffenheimer 6. 

Uhlenhuth 497, 531, 589. 
Uhlich 169. 

Ulrich 544, 545. 

Ulrici 271. 

Umber 99, 262. 

Ungar 543. 

Ungermann 13. 

Unna 487, 4^8. 

Urbach 165. 

Ury 262. 

Ushida 599. 

Uskoff, L. 221. 

Uyama 599. 


V. 

v. Valenta 422. 

Vas 347. 

Valimer 268, 386. 

Vaughetti 122. 

Vecsey 87. 

Veiel 485, 488, 489. 

Veit 407. 417. 

v. d. Velden 190, 204. 585. 

Vening 145. 

Venus 368. 

Verworn 133. 

Vieth 97. 272. 
Vignolo-Lutati 482, 486. 
Vinaj 50. 

Vincent 267. 

Virchow 1*3, 220, 586. 
Visentini 14. 



668 


Autorenregister. 


Voeckler 268, 386. 

Völsch 146. 

Yörner 480, 489. 

Vogel 261, 264, 562. 

Vogel, J. 202, 489. 

Vogt 449. 

Vogt, Heinrich 169, 170. 

Vohsen, R. 466. 

Voigt 307, 587. 

Volhard 184, 225. 

Vollmar 151. 

Vollmer, P. 236. 

Vorberg 500. 

Voß 460. 

Vulpius 113, 116, 117, 118, 127. 


W. 


Wachsmut 556. 

Waegelin 17. 

Wätzold 263. 

Waetzold 265. 

Wagget, E. 465. 

Wagner 115, 365. 

Wagner-Jauregg 134. 

Wahl 121. 

Walb 470. 

Walcher 418. 

Waldhard 426. 

Waldstein 443. 

Waldvogel 223, 495. 

Walko 266, 267. 

Wallisch, W. 471. 

Wandel, O. 219, 234, 546. 

Wanner 454. 

Warren 71. 

Warrington 147, 148. 

Wasenius 408. 

Wassermann 196, 524. 

Wassertbal 247. 

Waterhouse 497. 

Watermann 16. 
v. Watraczewsky 497. 

Watson 279. 

Weber 5, 139, 201, 265. 
Wechselmann 309, 362, 481, 485, 
493. 

Wecker 303. 

Wedding 591. 

Wedemann 589. 

Wegele 259, 263. 

Weichselbaum 547. 

Weidanz 5, 497. 531, 589. 
Weidenreich 357. 

Weigelin 450. 


Weil 343. 497, 595, 596. 
Weinerek 72. 

Weintraud 345. 

Weiß 306. 

Weiß, A. 481. 

Weiß, O. 227. 

Weißmann 585. 

Weißwange 489. 

Weitz 208, 363. 

Wejnert 263. 

Weleminsky 191. 
Wenckebach 15. 

Wendel 251. 

Wendler 540. 

Wenner 483. 

Wernicke 136, 166. 
Wertheim 424. 

Wessely 438. 

Westcott 541. 

Westenhoeffer 191. 
Westenrijk 346. 

Westphal 170. 

Wetterer 70. 

Weygand 558. 

Weyl 524, 528. 

White 75. 

Wichmann 483. 

Wickham 69. 

Wickhoff 53. 

Wickmnnn 144. 

Widmark 101. 

Widmer 265. 

Wiechert, A. 229. 

Wieland 518, 528, 585. 
Wiemer 412. 

Wiens 210. 

Wiesener 269. 

Wieting 235. 

Wildbolz 302. 

Wilenko 346. 

Wilkinson 488. 

Williams 479. 

Wilson 488, 546. 

Wilson, A. M. 229. 

Wilms 261, 266, 367, 384. 
Willard 77. 

Willcox 246. 

Willem 582. 

Willens 127. 

Williams 70, 264. 

Wills 63, 73. 

Wimann 492. 

Wimmer 590. 
v. Winckel 416. 

Windscheid 170, 560. 
Winkler 146, 458, 479, 489. 



Autorenregister. 


669 


Winslow 581. 

Winternitz 49, 52, 87, 252. 

Wirt 200. 

Wirth 3, 154. 

Wislow 582. 

Wiswe 139. 

Witt 598. 

Witte 251, 258. 

Wittbauer 421. 

Wladirairoff 526, 528. 

Wlasoff 355. 

Wölfler 387. 

Wörner 393. 

Wohlgemut, J. 351. 

Wohlwill 187, 331. 

Woithe 322. 

Wolff 247. 

Wolff, H. 11. 

Wolff, J. 196, 375. 

Wolff-Eisner 2, 193, 199, 303, 318, 
445, 482, 494, 521. 

Wollenberg 115, 122, 124. 

Wolpe 252, 419. 

Wolter 212, 213, 480. 

Wolters 85. 

Woodhull 273. 

Wossidio 309. 

Wreden 116, 122. 

Wright 194, 204, 320, 595. 
Wrzewalski 257. 
v. Wuchka 579. 

Wüdinger 394. 

Würtz 517, 528. 

Würz 246. 

Wulff 307. 

Wunderlich 490. 

Wurschmidt, August 175. 
v. Wyß 91. 

Wyßokowicz 1. 


/. 

Zack 212, 260, 344. 

Zahn 581. 

Zambelli 279. 

Zammit 336. 

Zander 121, 418, 563. 

Zangemeister 418. 

Zanier 74. 

Zanietowski 62. 

Zeisler 524, 528. 
v. Zeißl 488, 499. 

Zeißler 322. 

Zeynek 36. 

Zickel 412. 

Zickgraf 188, 204. 

Ziegenspeck 419. 

Ziegler 358, 360. 

Ziehen 84,88, 138, 149,160,161, 163, 
166, 170. 

Ziehl 3. 200. 

Zieler 6, 482. 

Zieman 335, 585. 

Ziemke 529, 534, 535. 

Ziemßen 150. 

Zimmer 30. 

Zinser 500. 

Zironi 255. 

Zollikofer 483. 

Zuberbühler 245. 

Zuckerkandl 291, 293, 300, 389. 
Zuelzer 125, 260, 346. 

Zunino 147. 

Zuntz 587. 

Zurhelle 423, 428. 

Zweifel 410, 420. 

Zweig 243, 250, 268, 500. 564. 
Zwintz 27. 

Zylberlast 147. 




NEUERE 

MEDIZINISCHE 

VERLAGSWERKE 



Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. <«&.<«&. 


K ürzlich erschien: 

Lehrbuch der Greisenkrankheiten. 

Unter Mitwirkung von 

Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Dänisch in Göttingen, Geh. Medizinalrat Prof. 
Dr. Ebstein in Göttingen, Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Ewald in Berlin, Geh. 
Medizinalrat Prof. Dr. Ffirbringer in Berlin, Prof. Dr. Orawitz in Charlotten¬ 
burg, Prof. Dr. Hirsch in Göttingen, Prof. Dr. Hoppe-Seyler in Kiel, Prof. 
Dr. Jadassohn in Bern, Prof. Dr. Baron A. v. Koränyi in Budapest, Geh. Medi¬ 
zinalrat Prof. Dr. Naunyn in Baden-Baden, Prof. Dr. Ortner in Innsbruck, Geh. 
Medizinalrat Prof. Dr. Siemerling in Kiel, Prof. Dr. Sternberg in Wien 

herausgegeben von 

Prof. Dr. J. Schwalbe, Berlin. 

gr. 8°. 1909. geh. M. 26.—; in Halbfranz geh. M. 28.— 

■ INHALTSVERZEICHNIS. - 

Einleitung. Allgemeine Pathologie und Therapie. Von Geh. Medizinalrat 
Prof. Dr. B. Naunyn in Baden-Baden. — Krankheiten der Krelslauftorgane. Von 
Prof. Dr. C. Hirsch, Direktor der Medizinischen Klinik in Göttingen. — Krank¬ 
heiten des Blutei und der BlutdrQeen. Von Prof. Dr. E. Grawitz, dirigierender 
Arzt der Inneren Abteilung des Krankenhauses Cliarlottenburg-Westend. — 
Krankheiten der Atmungsorgane. Von Prof. Dr. G. Hoppe-Seyler, dirigierender 
Arzt des Städtischen Krankenhauses in Kiel. — Krankheiten der VerdauungS- 
organe. Von Geh. Medizinalrat Prof. o. h. Dr. C. A. Ewald, dirigierender 
Arzt der Inneren Abteilung des Augustahospitals in Berlin. — Krankheiten der 
Harnorgane. Von Geh. Medizinalrat Prof. Dr. W. Ebstein in Göttingen. — 
Krankheiten der männlichen Geschlechtsorgane. Von Geh. Medizinalrat Prof. 
Dr. P. Fürbringer in Berlin. — Geistes- und Nervenkrankheiten. Von Geh. 
Medizinalrat Proft Dr. E. Siemerling, Direktor der Psychiatrischen und Nerven- 
klinik in Kiel. — Akute allgemeine Infektionskrankheiten. Von Prof. Dr. 
N. Ortner, Vorstand der Medizinischen Klinik in Innsbruck. — Krankheiten 
des Stoffwechsels. Von Prof. Dr. Baron A. v. Koränyi, Direktor des Diagnosti¬ 
schen Universitäts-Instituts in Budapest. — Krankheiten der Bewegungsorgane. 
Von Geh. Medizinalrat Prof. Dr. 0. Darnach in Göttingen. — Hautkrankheiten. 
Von Prof. Dr. J. Jadassohn, Direktor der Dermatologischen Klinik und Poli¬ 
klinik in Bern. — Venerische Krankheiten. Von Prof. Dl'. J. Jadassohn, 
Direktor der Dermatologischen Klinik und Poliklinik in Bern. — Zoonosen. 
Darmparasiten. Von Prof. Dr. Maximilian Sternberg, Primararzt im k. k. 
Krankenhause Wieden in Wien. — Vergiftungen. Von Prof. Dr. Maximilian 
Sternberg, Primararzt im k. k. Krankenhause Wieden in Wien. 



m>& Verlag Ton FERDINAND ENKE in Stattgart. 

Grundriss 

der 

Praktischen Medizin 

mit Einschiass der Gynäkologie (bearb. von Prof. Dr. A. Czempin) 
und der Haut- und Geschlechtskrankheiten (bearb. von Dr. M. Joseph). 

Für Studierende und Aerzte. 

Von Professor Dr. J. Schwalbe. 

Dritte, vermehrte^ Auflage. 

Mit 65 Textabbildungen. 

gr. 8°. 1904. 36 Bogen. Geheftet M. 8.—; in Leinwand gebunden M. 9.— 

Handwörterbuch 

der 

Gesamten Medizin. 

Unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter herausgegeben von 

Dr. A. Villaret 

Königlich preussischem Generalarzt. 

Zweite, gänzlich neu bearbeitete Auflage. • Zwei Dtinde. 

I. Band (A—H). 

gr. 8°. 1899. 68 Bogen. Geheftet M. 27.—; in Halbfranz geb. M. 30.— 

II. Band (I—Z). 

gr. 8°. 1900. 74 Bogen. Geheftet M. 29.60; in Halbfranz geb. M. 32.60. 
Soeben beginnt zu erscheinen; 

Sanitätsdienst und Gesundheitspflege 

im deutschen Heere. 

Ein Lehr- und Handbuch für Militärärzte 
des Friedens- und des Beurlaubtenstandes. 

Unter Mitwirkung zahlreicher Fachmänner 
heraasgegeben von den Generalärzten 

Dr. A. Villaret und Dr* F. Paalzow* 

Lieferung 1—2 (Bogen 1—20). gr. 8°. geheftet & M. 4.— 

Das Werk erscheint in 6 bis 7 Lieferungen ä 10 Bogen zum Preise von je M. 4.;— 
und wird bis zum Herbst dieses Jahres vollständig vorliegen. Da sich bereits 
das ganze Manuskript in Händen der Verlagshandlung befindet, ist das Er¬ 
scheinen bis zu dem angegebenen Zeitpunkt gewährleistet. 





r äfc!§sr> Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. 



Bearbeitet von 


Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Brteger in Berlin, Prof. Dr. Panisch in Göttinnen, Prof. Dr. Dehlo ln 
Dorpat, Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Ebstein in Göttiegen, Prof. Dr. Edinger in Frankfurt a.M., 
Prof. Dr. Epstein in Prag, Dr. Finlajr in Havanna, Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Furbringer 
in Berlin, Prof. Dr. E. Grawltz in Charlottenburg, Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Harnack in 
Hülle a. 8., Prof. Dr. Jadassohn in Bern, I. Oberarzt Prof. Dr. Kümmell in Hamburg-Eppendorf, 
Prof. Dr. Laache in Christiania, Prof. Dr. Lenhartz in Hamburg-Eppendorf, Prof. Dr. Lorenz in 
Graz, Stabsarzt Prof. Dr. Marx in Frankfurt a.M , Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Mendel in Berlin, 
Prof. Dr. Nicolaier in Berlin, Prof. Dr. Obersteluer in Wien, Hofrat Prof. Dr. Pribram in Prag, 
Prof. Dr. Redlich in Wien, Oberarzt Prof. Dr. Reiche in Hamburg-Eppendorf, Prof. Dr. Romberg 
in Tübingen, Prof. Dr. Uoaenstein in Leiden, Prof. Dr. Kampf in Bonn, Prof. Dr? Schwalbe ln 
Berlin, Prof. Dr. Sticker in Münster i. W„ Prof. Dr. Strubing in Greifswald, Geh. Medizinalrat 
Prof. Dr. Unterricht in Magdeburg, Geh Medizinalrat Prof. Dr. Wassermann in Berlin, Geh. 

Medizinalrat Prof. Dr. Ziehen in Berlin. 

Unter Redaktion von 

Dr. W. Ebstein und Prof. Dr. J. Schwalbe 

Geh. Medizinalrat, o. Professor in Göttingen Herausgeber der Deutschen med. Wochenschrift 

herausgegeben von W. Ebstein. 

Zweite vollständig unbearbeitete Auflage. 

- — Vier Bände. - 

232 Bogen. Mit 261 Textabbildungen, gr. 8°. 1905/06. 

Geheftet M. 77.—, in Leinwand gebunden M. 85.— 

I. Band: Krankheiten der Atmungs-, der Kreislaufsorgane, des 
Blutes und der Blutdrusen. 67 Bogen. Mit 75 Textabbildungen, gr. 8°. 
1905. Geheftet M. 22.—, in Leinwand gebunden M. 24.— 

II. Band: Krankheiten der Verdauungs-, der Harnorgane und des 
männlichen Geschiechtsapparates. Venerische Krankheiten. 
61 Bogen. Mit 54 Textabbildungen, gr. 8°. 1905. Geheftet M. 20.—, in Lein¬ 
wand gebunden M.22.— 

III. Band: Krankheiten des Nervensystems (mit Einschlufi der Psychosen). 
Krankheiten der Bewegungsorgane. 59 Bogen. Mit81 Textabbildungen, 
gr. 8°. 1905. Geheftet M. 20.—. in Leinwand gebunden M. 22.— 

IV. Band: Infektionskrankheiten, Zoonosen, Konstitutionskrank¬ 
heiten, Vergiftungen durch Metalle, durch Tier- und Fäulnis¬ 
gifte. 45 Bogen. Mit 51 Abbildungen, gr. 8°. 1906. Geheftet M. 15. — , 
in Leinwand gebunden M. 17.— 


Chirurgie des praktischen Arztes. 

Mil EinschluO der Augen-, Obren- und ZaimkranUieiteiL 

Bearbeitet von Prof. Dr. A. Fraenkel in Wien, Geh. Medizinalrat Prof. Dr. K. Garrfc in Bonn, 
Prof. I)r. II. Hackel in Stettin, Prof. I)r. 0. Hess in Würzburg, Geh. Medizinalrat Prof. l)r. 
F. König in Grunewald-Berlin, Prof. l)r. W. Kümmel in Heidelberg, I. Oberarzt Prof. Dr. 
H. Kümmell in Hamburp-Eppendorf, Prof. Dr. G. Ledderhose in Strahlung i. E , Prof. Dr. 
E. Leser in Halle a. S., Prof. Dr. W. Müller in Rostoc k 1 M., Prof. Dr. «f. Schelf in Wien, 

Prof. Dr. O. Tilmann in Köln. 

Mit 171 Abbildungen, gr. 8°. 1907. Geheftet M. 20. —, in Leinwand geh. M. 22. — 
(Zunleieh Err/änzunf/sband zum Handbuch der praktischen Medizin. 2. Au fl.) 













0*0* Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. 



In Verbindung mit 


Prof. Dr. v. Anderer in Manchen, Prof. Dr. Borchardt in Berlin, Prof. Dr. v. Bramann io 
Halle, Prof. Dr. v. Eiseisberg in Wien, Prof. Dr. Friedrich in Marburg, Prof. Dr. Graf! 
in Bonn, Prof. Dr. Graser in Erlangen, Prof. Dr. v. Hacker in Graz, Prof. Dr. Henle in 
Dortmund, Dr. Hoffa, weil. Prof, in Berlin, Prof. Dr. Hofmeister in Stuttgart, Prof. Dr. Jordan 
in Heidelberg, Prof. Dr. Kausch in Schöneberg-Berlin, Prof. Dr. Kehr in Halberstadt, 
Prof. Dr. Körte in Berlin, Prof. Dr. F. Krause in Berlin, Prof. Pr. Krönleln in Zürich, 
Prof. Dr. Kümmel in Heidelberg, Prof. Dr. Kümmell in Hamburg, Prof. Dr. Küttner 
|n Breslau, .Prof. Dr. Lexer in Königsberg, Primararzt Dr. Lotheissen in Wien, Dr. 
v. Mikulicz, weil. Prof, in Breslau, Dr. Nasse, weil. Prof, in Berlin, Dr. NItze, weil. Prof, in 
Berlin, Stabsarzt Dr. Rammstedt in Münster i. W., Oberarzt Dr. Reichel in Chemnitz, Prot 
Dr. Rledinger in Würzburg, Prof. Dr. Römer in Straßburg, Prof. Dr. Rotter in Berlin, 
Dr. Schede, weil. Prof, in Bonn, Prof. Dr. Schlange in Hannover, Prof. Dr. Schiatter in 
Zürich, Oberarzt Dr. Schreiber in Augsburg, Prof. Dr. Sonnenburg in Berlin, Prof. Dr 
Steinthal in Stuttgart, Oberarzt Dr. Wiesmann in Herisau, Prof. Dr. Wilma in Basel 

bearbeitet und herausgegeben von 

Prof. Dr. E. von Bergmann und Prof. Dr. P. von Bruns 

In Berlin. In Tübingen. 

Drifte umgearbeitefe Auflage. * fünf Bände. 

I. Band: Chirurgie des Kopfes. 

Mit 167 in den Text gedruckten Abbildungen, 62 Bogen Groß-Oktav. 1907. 
Geheftet M. 22.—; in Leinwand gebunden M. 24.— 

II. Band: Chirurgie des Halses, der Brust und der 

Wirbelsäule. Mit 265 in den Text gedruckten Abbildungen, 61 Bogen 
Groß-Oktav. 1907. Geheftet M. 21.60; in Leinwand gebunden M. 23.60. 

III. Band: Chirurgie des Bauches. 

Mit 140 in den Text gedruckten Abbildungen, 56 Bogen Groß-Oktav. 1907. 
Geheftet M. 19.40; in Leinwand gebunden M. 21.40- 

IV. Band: Chirurgie des Beckens. 

Mit 176 in den Text gedruckten Abbildungen, 43 Bogen Groß-Oktav. 1907. 
Geheftet M. 15.—; in Leinwand gebunden M. 17.— 

V. Band: Chirurgie der Extremitäten. 

Mit 564 in den Text gedruckten Abbildungen, 71 Bogen Groß-Oktav. 1907. 
Geheftet M. 25.—; in Leinwand gebunden M. 27.— 


Lehrbuch der allgemeinen Chirurgie 

zum Gebrauch für Ärzte und Studierende. 

Von 

Prof. Dr. E. Lexer. 

- Dritte umgearbeitete Auflage.- 

Zwei Bände mit 391 Textabbildungen und 3 farbigen Tafeln, 
gr. 8°. 1908. Geheftet M. 22.60; in Leinwand gebunden M. 25.— 














iSfcfgb Yerlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. 


Kürzlich wurde vollständig: 



herausgegeben von 


Dr. Julian Marcuse und Doz. Dr. A. Strasser 

Spezialarzt f.physikal. Therapie in München an der Universität Wien 

unter Mitarbeit von 

Prof. Dr. A. Albu, Berlin, Geh. Rat Prof. Dr. L. Brieger, Berlin, Doz. Dr. 
A. Bum, Wien, Dr. B. Buxbaum, Wien, Doz. Dr. H. Determann, Freiburg i. B.- 
St. Blasien, Dr. O. Fellner, Wien, Dr. A. Foges, Wien, Doz. Dr. F. Franken* 
Häuser, Berlin. Dr. R. Friedländer, Wiesbaden, Prof. Dr. J. Glax, Abbazia, 
Doz. Dr. M. Herr, Wien, Doz. Dr. R. Kienböck, Wien, Doz. Dr. D. O. Kuthy, 
Budapest, Dr. A. Laqueur, Berlin, Doz. Dr. A. Martin, Zürich, Dr. S. Munter, 
Berlin, Prof. Dr. H. Rieder, München, Prof. Dr. H. Rosin, Berlin, Prof. Dr. 
G. Sittmann, München, Doz. Dr. K. Ullmann, Wien, Hofrat Prof. Dr. 
W. Winternitz, Wien, Doz. Dr. J. Zappert, Wien. 


1. Heft. Physiologische Grundlagen der Hydro- und Thermo- 
therapie. Von Hofrat Prof. Dr. W. Winternitz. Mit 11 Abbildungen 
im Text. gr. 8°. geh. M. 2.—, in Leinw. geb. M. 2.60. 

2. Heft. Technik und Methodik der Hydro- und Thermo- 
therapie. Von Dr. J. Marcuse. Mit 62 Textabbildungen, gr. 8°. 
geh. M. 3 60, in Leinw. geb. M. 4.20. 

3. Heft. Luft- und Sonnenbäder. Von Dr. J. Marcuse. Mit 17 Text¬ 
abbildungen. gr. 8°. geh. M. 3.—, in Leinw. geb. M. 3.60. 

4. Heft. Physiologie und Technik der Massage. Von Dozent 
Dr. A. Bum. Mit 23 Abbildungen im Text. gr. 8°. geh. M. 1.20, 
in Leinw. geb. M. 1.80. 

5. Heft. Heilgymnastik. Von Dozent Dr. M. Herz. Mit 38 Ab¬ 
bildungen. gr. 8°. geb. M. 1.80, in Leinw. geb. M. 2.40. 

6. Heft. Radiotherapie, ihre biologischen Grundlagen, An* 
wendungsmethoden und Indikationen. Mit einem Anhang: 
Radiumtherapie. Von Privatdoz. Dr. It. Kienböck. Mit 178 Ab¬ 
bildungen im Text. gr. 8°. geh. M. 4.80, in Leinw. geb. M. 5.40. 

7. Heft. Die physiologischen Grundlagen und die Technik 
der Elektrotherapie. Von Dr. F. Frankenhäuser. Mit 150 Ab¬ 
bildungen im Text. gr. 8°. geb. M. 2.80, in Leinw. geb. M. 3.40. 

8. Heft. Balneotherapie. Von Prof. Dr. J. Glax. gr. 8°. geh. M. 2.40, 
in Leinw. geb. M. 3.— 

9. Heft. Klimatotherapie. Von Prof. Dr. J. Glax. gr. 8°. geh. M. 1.40, 
in Leinw. geb. M. 2.— 

10. Heft. Physikalische Therapie der Erkrankungen des 
Herzens und der Gefösse. Von Prof. Dr. G. Sittmann. gr. 8°. 
geh. M. 2.20, in Leinw. geb. 2.80. 







iSfrlSfr Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart 


11. Heft. Physikalische Therapie der Erkrankungen der Re* 
spirationsorgane. Von Prof. Dr. H. Rieder. Mit 2 Abbildungen 
im Text. gr. 8°. geh. M. 3.—, in Leinw. geb. M. 3.60. 

12. Heft. Physikalische Therapie der Erkrankungen der Ver- 
dauungsorgane Von Dr. B. Buxbaum. gr. 8°. geh. M. 2.40, 
in Leinw. geb. M. 8.— 

13. Heft. Physikalische und diätetische Therapie der Gicht. 
Von Dr. 8. Munter, gr. 8®. geh. M. 1.80, in Leinw. geb. M. 2.40. 

14. Heft. Physikalische und diätetische Therapie der Zucker« 
harnruhr. Von Dr. S. Munter, gr. 8°. geh. M. 1.60, in Leinw. 
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16. Heft. Physikalische Therapie der Anämie und Chlorose. 
Basedowsche Krankheit. Von Prof. Dr. H. Rosin. gr. 8°. 
geh. M. —.60, in Leinw. geb. M. 1.20. 

16. Heft. Physikalische Therapie der Fettsucht. Von Privat¬ 
dozent Dr. Alois Strasser. gr. 8°. geh. M. 1.—, in Leinw. geb. M. 1.60. 

17. Heft. Physikalische Therapie der Skrofulöse. Von Dozent 
Dr. B. 0. Kuthy. gr. 8°. geh. M. 1.60, in Leinw. geb. M. 2.20. 

18. Heft. Physikalische Therapie der Erkrankungen des Zen* 
tralnervensystems inklusive der allgemeinen Neurosen. 
Von Dozent Dr. H. Betermann. gr. 8®. geh. M. 3.—, in Leinw. 
geb. M. 3.60. 

19. Heft. Physikalische Therapie der Erkrankungen der 
peripherischen Nerven. Von Dr. R. Friedländer, gr. 8®. geh. 
M. 1.20, in Leinw. geb. M. 1.80. 

20. Heft. Physikalische Therapie der Erkrankungen der Mus* 
kein und Gelenke. Von Prof. Dr. L. Brieger und Dr. A. Laqueur. 
gr. 8®. geh. M. 2.20, in Leinw. geb. M. 2.80. 

21. Heft a. Physikalische Therapie der Hautkrankheiten. Von 
Doz. Dr. K. Ullmann. Mit 57 Abbildungen, gr. 8°. geh. M. 4.60, in 
Leinw. geb. M. 5.20. 

21. Heft b. Physikalische Therapie der Geschlechtskrank* 
heiten. Von Doz. Dr. K. TJllmann. Mit 61 Abbildungen, gr. 8®. 
geh. M. 5.—, in Leinw. geb. M. 5.60. 

22. Heft. Physikalische Therapie der Erkrankungen der weib* 
liehen Sexualorgane. Von Dr. Arth. Foges und Dr. 0. Fellner. Mit 
6 Abbildungen im Text. gr. 8®. geh. M. 1.60, in Leinw. geb. M. 2.20. 

23. Heft. Die physikalische Therapie im Kindesalter. Von Pri¬ 
vatdozent Dr. J. Zappert. gr. 8®. geh. M. 2.20, in Leinw. geb. M. 2.80. 

24. Heft. Physikalische Therapie der akuten Infektionskrank* 
heiten. Von Privatdozent Dr. A. Martin. Mit 5 Textabbildungen, 
gr. 8®. geh. M. 3.—, in Leinw. geb. M. 8.60. 

25. Heft. Physikalische Therapie der Krankheiten der Niere 
und Harnwege. Von Privatdoz. Dr. A. Strasser. gr. 8®. geh. 
M. 2.—, in Leinw. geb. M. 2.60. 

26. Heft. GrundzOge der Ernährungstherapie. Von Prof. Dr. 
A. Albu. gr. 8®. geh. M. 2.—, in Leinw. geb. M. 2.60. 




Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. 


Jahresbericht über die 

Ergebnisse der Immunitätsforschung. 

Unter Mitwirkung von Fa -ligenossen herausgegeben von 
Privatdozent Dr. W. Weichardt in Erlangen. 

I. Band: Bericht über das Jahr 1905. gr. 8°. 1906. geh. M. 8.— 

H. Band: Bericht über das Jahr 1906 einschließlich des Berichts über die 

„Beziehungen der Immunit&tsforschung zur Lehre von den Geschwülsten“ von 

Dr. G. Schöne und über „Opsonine“ von Privatdozent Dr. W. Bosenthal, 
gr. 8°. 1907. geh. M. 14.— 

III. Band: Bericht über das Jahr 1907 einschließlich einer zusammen- 
fassenden Übersicht „Über Anaphylaxie“ von C. Levaditi, chef de Labora- 
toire ä l'lnstitut Pasteur und über „Phagozytose, Opsonintheorie und Ver¬ 
wandtes“ von Dr. W. Rosenthal, Privatdozent an der Universität Göttingen. 
gr. 8°. 1908. geh. M. 17.— 

Jahresbericht über die Fortschritte 
der Physiologie. 

Unter Mitwirkung von Fackgenossen herausgegeben von 

Geh. Rat Prof. Dr. L. Hermann. 

XII. Band: Bericht über das Jahr 1903. gr. 8°. 1904. geh. M. 16.— 

XIII. Band: Bericht über das Jahr 1904. gr. 8°. 1905. geh. M. 17.- 

XIV. Band: Bericht Uber das Jahr 1905. gr. 8°. 1906. geh. M. 17.— 

XV. Band : Bericht über das Jahr 1906. gr. 8°. 1908. geh. M. 19. — 

XVI. Band: Bericht über das Jahr 1907. gr. 8°. 1909. geh. M. 24.— 

Zeitschrift 

flr las lasantt deutsche. Sslerreichlsche and uivilzahdK 

Hebammenwesen. 

Ein Zentralorgan für Medizinalbeamte, Ärzte und Hebammenlehrer. 

Unter ständiger Mitarbeit zahlreicher Fachmänner 
herausgegeben von 

Georg Burckhard Paul Rißmann Heinrich Walther 

in Würzburg in Osnabrück in Gießen. 

I. Band. i. Heft. Preis für den Band von 4 Heften M. 14.—; jährlich ein Band. 

Zeitschrift für Psychotherapie und medizinische Psychologie. 

Herausgegeben von Dr. Albert Moll in Berlin. 

I. Band, 1. und 2. lieft. 


Preis für den Band von 6 Heften M. 14.—, jährlich ein Band. 





m&t> Verlag Ton FERDINAND ENKE in Stattgart 


Ascher, Dr. med. L., Der Einfluß des Rauches auf die Atme ngsorg-ane. 
Eine sozialhygienische Untersuchung für Mediziner, Nationalökonomen, 
Gewerbe- und Verwaltungsbeamte, sowie für Feuerungstechniker. Mit 
4 Abbildungen und zahlreichen Tabellen, gr. 8°. 1905. geh. M 1.60. 

Bardenheuer, Geh. Rat Prof. Dr. B., und Graessner, Prof. Dr. R., Die 
Technik der Extensionsverbände bei der Behandlung der Frakturen 
und Luxationen der Extremitäten. Vierte, vollständig umgearbeitete 
Auflage. Mit einer Tafel und 68 Textabbildungen, gr. 8 °. 1009. 

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Beiträge zur Physiologie und Pathologie. Unter Mitwirkung von Ver¬ 
schiedenen herausgegeben von Prof. Dr. 0. Weiß. Festschrift 
zum 70. Geburtstag, Ludimar Hermann von seinen Schülern 
gewidmet. Mit einem Bildnis Hermanns, einer Tafel und 41 Text¬ 
abbildungen. gr. 8°. 1908. geh. M. 8.— 

Bernstein, Geh. Rat Prof. Dr. J., Lehrbuch der Physiologie des tierischen 
Organismus, im speziellen des Menschen. Zweite, umgearbeitete Auflage. 
Mit 276 Textabbildungen, gr. 8°. 1900. geh. M. 14.— 

Bickel, Prof. Dr. A., Über die Entwicklung der pathologischen 
Physiologie und ihre Stellung zur klinischen Medizin, öffentliche 
Vorlesung gehalten am 20. Mai 1904 in der Aula der Kgl. Friedrich- 
Wilhelms-Universität zu Berlin, gr. 8°. 1904. geh. M. 1. — 

Biedert, Geh. Rat Prof. Dr. Ph., Die Kinderernährung im Säuglings* 
alter und die Pflege von Mutter und Kind. Wissenschaftlich und 
gemeinverständlich dargestellt. Fünfte, ganz neu bearbeitete Auflage. 
Mit 17 Abbildungen und 1 farbigen Tafel, gr. 8°. 1905. geh. M. 6.40; 
in Leinw. geb. M. 7.60. 

Biedert, Geh. Rat Prof. Dr. Ph., u. Fischl, Prof. Dr. R., Lehrbuch der 
Kinderkrankheiten. Zwölfte, sehr vermehrte und verbesserte Auflage. 
Mit 2 farbigen Tafeln und 73 Abbildungen im Text. gr. 8°. 1902. 
geh. M. 18.—; in Leinw. geb. M. 19.60. 

Böhm, Dr. M., Die numerische Variation des menschlichen Rumpf« 
Skeletts. Eine anatomische Studie. Mit 52 Abbildungen im Text, 
gr. 8°. 1907. geh. M. 4.— 

Duval, M., Grundriß der Anatomie für Künstler. Deutsche Bearbeitung 
von Prof. Dr. Ernst Gaupp. Dritte vermehrte Auflage. Mit 
4 Tafel-und 88 Textabbildungen. 8°. 1908. geh. M. 7.— ; in Leinw. 
geb. M. 8.— 

Ebstein, Geh. Rat Prof. Dr. W., Dorf- und Stadthygieine. Unter be¬ 
sonderer Rücksichtnahme auf deren Wechselbeziehungen für Ärzte 
und die mit der Wahrnehmung der Interessen der öffentlichen Ge¬ 
sundheitspflege betrauten Verwaltungsbeamten. Mit 2 Abbildungen, 
gr. 8°. 1902. geh. M. 4.— 



Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. 


Ebstein, Geh Rat Prof. Dr. W., Die Pathologie und Therapie der Leuk¬ 
ämie. 8°. 1909. geh. M. 4.— 

Ebstein, Geh. Rat Prof. Dr. W., Die chronische Stuhlverstopfung in 
der Theorie und Praxis. 8". 1901. geh. M. 5.40. 

Ebstein, Geh. Rat Prof. Dr. W., Die Tastperkussion. Ein Leitfaden 
für den klinischen Unterricht und für die ärztliche Praxis. Mit 

7 Abbildungen. 8 n . 1901. geh. M. 1.60. 

Ebstein, Geh. Rat Prof. Dr. W., Leitfaden der ärztlichen Untersuchung 
mittels der Inspektion, Palpation, der Schall- und Tastperkussion, so¬ 
wie der Auskultation. Mit 22 Abbildungen, gr. 8°. 1907. geh. M. 7.—; 
in Leinw. geb. M. 8.— 

Faure, Prof. Dr. J. L., Die chirurgischen Krankheiten der Haut und 
des Unterhautzellgewebes. Uebersetzt von Dr. W. Goebei. Mit 

8 Abbildungen, gr. 8°. 1908. geh. M. 5.— 

Fehling, Geh. Rat Prof. Dr. H., Lehrbuch der Frauenkrankheiten. 
Dritte, völlig neu bearbeitete Auflage. Mit 229 Abbildungen, gr. 8°. 
1906. geh. M. 9.—; in Leinw. geb. M. 10.— 

Fischer, B., Lehrbuch der Chemie für Pharmazeuten. Mit besonderer 
Berücksichtigung der Vorbereitung zur pharmazeutischen Vorprüfung. 
Sechste neubearbeitete Auflage von Prof. Dr. Georg Frerichs. 
Mit 125 Textabbildungen, gr. 8". 1909. geh. M. 16.40; in Leinw. 
geb. M. 17.— 

Pie neue Auflage diesen beliebten Lehrbuch# eignet sich sowohl cum Gebrauch für Pharma¬ 
zeuten n ie für Mediziner. 

Forel, Prof. Dr. A., Der Hypnotismus, seine psychologische, psycho¬ 
physiologische und therapeutische Bedeutung oder die Suggestion 
und Psychotherapie. Fünfte umgearbeitete Auflage, gr. 8°. 1907. 
geh. M. 6.—; in Leinw. geb. M. 7.— 

Freund, Privatdozent Dr. L., Die elektrische Funkenbehandlung der 
Karzinome. Mit 6 Abbildungen, gr. 8°. 1908. geh. M. 1.60. 

Freund, Prof. Dr. W. A., und Mendelsohn, Dr. L., Der Zusammenhang 
des Infantilismus des Thorax und des Beckens. Mit 18 Abbil¬ 
dungen. gr. 8°. 1908. geh. M. 2.40. 

Fritsch, Geh. Rat Prof. Dr. H., Gerichtsärztliche Geburtshilfe. Mit 14 
in den Text gedruckten Figuren, gr. 8". 1900. geh. M. 5.60; in 

Leinw. geb. M. 6 60. 

Geigel, Prof. Dr. R , Leitfaden der diagnostischen Akustik. Mit 33 Text¬ 
abbildungen. gr. 8°. 1908. geh. M. 6.— 




Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. 


Gocht, Dr. H., Handbuch der Röntgenlehre. Zum Gebrauch für Mediziner. 
Zweite umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 104 in den Text 
gedruckten Abbildungen, gr. 8°. 1903. geh. M. 10.—; in Leinw. 
geb. M. 11.— 

Greeff, Prof. Dr. R., Rembrandts Darstellungen der Tobiasheilnng. 

Nebst Beiträgen zur Geschichte des Starstichs. Mit 14 Tafeln und 
9 Textabbildungen. Lex.-Okt. 1907. geh. M. 6.— 

Hart, Dr. C., Die mechanische Disposition der Lungenspitzen zur 
tuberkulösen Phthise. Preisgekrönte Monographie. Mit 23 Ab¬ 
bildungen im Text. gr. 8°. 1906. geh. M. 8.— 

Hart, Dr. C., und Harrass, Dr. P., Der Thorax phthisicus. Eiue ana¬ 
tomisch - physiologische Studie. Mit 34 Tafeln und 15 Textabbil¬ 
dungen. 4°. 1908. kartoniert M. 28.— 

Haudek, Dr. M., Grundriß der orthopädischen Chirurgie für praktische 
Arzte und Studierende. Nebst einem Vorwort von Prof. Dr. A. Hoffa. 
Mit 198 Textabbildungen, gr. 8". 1906. geh. M. 8.—; in Leinw. 

geb. M. 9 20. 

Heim, Prof. Dr. L., Lehrbuch der Bakteriologie. Mit besonderer Be¬ 
rücksichtigung der Untersuchungsmethoden, Diagnostik und Im- 
munitätslehre. Dritte, vollständig umgearbeitete Auflage. Mit 233 Ab¬ 
bildungen im Text und 13 mikrophotographischen Tafeln, gr. 8°. 
1906. geh. M. 14.60; in Leinw. geb. M. 16.— 

Heim, Prof. Dr. L., Lehrbuch der Hygiene. Mit 43 Abbildungen, gr. 8 P . 
1903. geh. M. 8.—; in Leinw. geb. M. 9.— 

Hoffa, Geheimrat Prof. Dr. A., Lehrbuch der orthopädischen Chirurgie. 

Fünfte Auflage Mit 870 in den Text gedruckten Abbildungen, 
gr. 8°. 1905. geh. M. 21.— ; in Leinw. geb. M. 23.— 

Hoffa, Geheimrat Prof. Dr. A., Technik der Massage. Fünfte ver¬ 
besserte Auflage. Mit 45 teils farbigen Abbildungen im Text, 
gr. 8°. 1907. geh. M. 3. — ; in Leinw. geb. M. 4.— 

Hoffa, weil. Geheimrat Prof. Dr. A., und Wollenberg, Privatdoz. Dr. G. A., 
Arthritis deformans und sogenannter chronischer Gelenkrheumatis¬ 
mus. Eine röntgologische und anatomische Studie. Mit 178 Ab¬ 
bildungen. gr. 8°. 1908. geh. M. 12.— 

Hiindesliagen, Dr. K., Einführung in die ärztliche Praxis vom Gesichts¬ 
punkte der praktischen Interessen des Ärztestandes unter eingehen¬ 
der Berücksichtigung der Versicherungsgesetze und der allgemeinen 
Gesetzgebung. Für Studierende der Medizin und junge Ärzte. 8°. 
1905. geh. M. 6. —; in Leinw. geb. M. 7.—- 




Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. 


Jahrbuch der praktischen Medizin. Kritischer Jahresbericht für die 
Fortbildung der praktischen Ärzte. Herausgegeben von Prof. Dr. 
J. Schwalbe. Jahrgang 1908. Mit 54 Abbildungen und 2 farbigen 
Tafeln. 8°. 1908. geh. M. 15.40; in Leinw. geh. M. 16.40. 

Jellinek, Dr. S., Elektropathologie. Die Erkrankungen durch Blitz¬ 
schlag und elektrischen Starkstrom in klinischer und forensischer 
Darstellung. Mit 72 Abbildungen und 4 chromolithographischen 
Tafeln, gr. 8°. 1903. geh. M. 9.— 

Jiirss, Dr. med. Fritz, Beitrag zur Kenntnis der Wirkungen einiger als 
Volksabortiva benutzten Pflanzen, Tanacetum, Thuja, Myristica. 
Mit 8 farbigen Tafeln. Nebst einem Vorwort von Prof. Dr. R. Kob er t. 
gr. 8°. 1904. geh. M. 5 — 

Kaufmann, Doz. Dr. C., Handbuch der Unfallmedizin. Mit Berück¬ 
sichtigung der deutschen, österreichischen, schweizerischen und 
französischen Arbeiter- und der privaten Unfallversicherung. Für 
den akademischen und praktischen Gebrauch. Dritte neubearbeitete 
Auflage des Handbuchs der Unfallverletzungen. 

I. Hälfte: Allgemeiner Teil — Unfallverletzungen, gr. 8°. 1907. 
geh. M. 14.— 

Kobert, Prof. Dr. R., Arzneiverordnungslehre für Studierende und 
Ärzte. Dritte erweiterte Auflage. Mit 207 Abbildungen im Text und 
25 Tabellen, gr. 8°. 1900. geh. M. 9.—; in Leinw. geb. M. 10.20. 

Kobert, Prof. Dr. R., Über Cyanmeth&moglobin und den Nachweis der 
Blatts&ure. Mit 1 Tafel in Farbendruck, gr. 8°. 1891. geh. M. 2.80. 

Kobert, Prof. Dr. R., Über Giftflsche und Fischgifte. Mit 11 Figuren 
im Text. gr. 8°. 1905. geh. M. 1.— 

Kobert, Prof. Dr. R., Beiträge zur Kenntnis der Giftspinnen. Mit 
14 Figuren im Text. gr. 8°. 1901. geh. M. 6.— 

Kobert, Prof. Dr. R., Lehrbuch der Intoxikationen. Zweite, durchweg 
neubearbeitete Auflage. Zwei Bände. 

I. Bd.: Allgemeiner Teil. Mit 69 Abbildungen im Text. gr. 8°. 

1902. geh. M. 7.— 

II. Bd.: Spezieller Teil. Mit 142 Abbildungen im Text. gr. 8°. 

1906. geh. M. 27.— 

Kobert, Prof. Dr. R., Lehrbuch der Pharmakotherapie. Zweite, durch¬ 
weg neubearbeitete Auflage. Mit zahlreichen Tabellen, gr. 8°. 1908. 
geh. M. 19.40; in Leinw. geb. M. 21.— 


m>im Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. 


Robert, Prof. Dr. R., Kompendium der praktischen Toxikologie. Vierte 

Auflage. Mit 88 Tabellen. 8°. 1903. geh. M. 5.—; in Leinw. geb. 
M. 6 — 

Robert, Dr. H. U., Das Wirbeltierblut in mikrokristallographischer 
Hinsicht. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. R. Ko her t. Mit 
20 Abbildungen, gr. 8". 1901. geh. M. 5. — 

v. Krafft-Ebing, Prof. Dr. R., Lehrbuch der Psychiatrie. Auf klini¬ 
scher Grundlage für praktische Aerzte und Studierende. 
Siebente vermehrte und verbesserte Auflage, gr. 8°. 1903. geh. 
M. 14.—, in Leinw. geb. M. 15.20. 

v. Krafft-Ebing, Psychopathia sexualis mit besonderer Berücksichtigung 
der konträren Sexualempfindung. Eine medizinisch-gerichtliche Studie 
für Arzte und Juristen. Dreizehnte vermehrte Auflage. Heraus¬ 
gegeben von Privatdozent Dr. Alfred Fuchs, gr. 8 n . 1907. geh. 
M. 11.—; in Leinw. geb. M. 12.40. 

Küstner, Geh. Rat Prof. Dr. 0., Kaiserschnitt. Rückblicke und Aus¬ 
blicke. (Sonderabdruck aus „Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynä¬ 
kologie“ LXIII. Bd.) gr. 8°. 1909. geh. M. 2.— 

Laache, Prof. Dr. S., Die Wechselbeziehungen in der menschlichen 
Pathologie und Therapie. Eine allgemein-medizinische Studie, 
gr. 8 n . 1905. geh. M. 3.— 

Lange, Dr. Willi., Hölderlin. Eine Pathographie. Mit 12 Schrift¬ 
proben und einer Stammtafel, gr. 8°. 1909. geh. M. 9 — 

Mainlock, Dr. G. L., Friedrichs des Großen Korrespondenz mit Ärzten. 

gr. 8°. 1907. geh. M. 6.— 

Mendel, Prof. Dr. E, Leitfaden der Psychiatrie. Für Studierende der 
Medizin. 8 °. 1902. geh. M. 5.—; in Leinw. geb. M. 6.— 

Mendelssohn, Dr. L. , Untersuchungen an Kindern über die Ursachen 
der Stenose der oberen Apertur und ihre Bedeutung für die Ent¬ 
wicklung der Spitzenphthise. Mit 26 Abbildungen und 3 Tafeln 
im Text. (Sonderabdruck aus „Archiv für Kinderheilkunde, 
XL1V. Band“.) gr. 8 °. 1906. geh. M. 1.60. 

Moll, Dr. A., Ärztliche Ethik. Die Pflichten des Arztes in allen Be¬ 
ziehungen seiner Tätigkeit, gr. 8 ". 1902. geh. M. 16—; in Leinw. 
geb M. 17.40. 




Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. 


Müller, Prof. Dr. R., Biologie und Tierzucht. Gedanken und Tatsachen 
zur biologischen Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Tier¬ 
zucht. gr. 8°. 1905. geh. M. 2 40. 

Müller, Prof. Dr. R., Das Problem der sekundären Geschlechtsmerk¬ 
male und die Tierzucht. Eine wissenschaftliche Untersuchung, 
gr. 8°. 1908. geh. M. 2.80. 

Neuburger, Prof. Dr. M., Geschichte der Medizin. Zwei Bände. 

I. Band. gr. 8 ft . 1906. geh. M. 9.—; in Leinw. geb. M. 10.40. 

II. Band, 1. Hälfte, gr. 8°. 1908. geh. M. 5.40. (Die zweite Hälfte 
des zweiten Bandes erscheint im Herbst 1909.) 

Offergeld, Dr. Heinr., Über das sekundäre Uteruskarzinom. Eine 
pathologisch anatomische und klinische Studie, gr. 8°. 1909. geh. M.2.80. 

Opitz, Dr. K., Die Medizin im Koran. 8°. 1906. geh. M. 3.— 

Orschansky, Prof. Dr. J., Die Vererbung im gesunden und krank¬ 
haften Zustande und die Entstehung des Geschlechts beim Men¬ 
schen. Mit 41 in den Text gedruckten Abbildungen, gr. 8°. 1903. 
geh. M. 9.— 

Peiser, Dr. L., Angina pectoris, gr. 8°. 1908. geh. M. 2.80. 

Perthes, Prof. Dr. G., Die Verletzungen und Krankheiten der Kiefer. 

Mit 10 Röntgenbildern auf 4 Tafeln und 168 Abbildungen im Text, 
gr. 8". 1907. geh. M. 16.— (Deutsche Chirurgie, Liefg. 29 a.) 

Petersen, Prof. Dr. H., und Gocht, Dr. H., Amputationen und Exarti¬ 
kulationen. Künstliche Glieder. Mit 379 Textabbildungen, gr. 8°. 
1907. geh. M. 22.— (Deutsche Chirurgie, Liefg. 32 a.) 

Philippi, Dr. A., Die Lungentuberkulose im Hochgebirge. Die Indi¬ 
kationen und Kontraindikationen desselben, sowie die Anwendung 
des alten Kochschen Tuberkulins. 8°. 1906. geh. M. 6.— 

Politzer, Hofrat Prof. Dr. A., Geschichte der Ohrenheilkunde. Zwei Bände. 
I. Band. Von den ersten Anfängen bis zur Mitte des 
neunzehnten Jahrhunderts. Mit 31 Bildnissen auf Tafeln 
und 19Textfiguren, gr. 8°. 1907. geh. M. 20.— ; in Leinw. geb. M.22.— 

Politzer, Hofrat Prof. Dr. A., Lehrbuch der Ohrenheilkunde für 
praktische Ärzte und Studierende. Fünfte gänzlich umgearbeitete 
und vermehrte Auflage. Mit 337 Textabbildungen, gr. 8°. 1908. 

geh. M. 17.—; in Leinw. geb. M. 18 40. 



Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. 


Romberg, Prof. Dr. E., Lehrbuch der Krankheiten des Herzens and 
der Blutgefäße. Mit 53 Abbildungen, gr 8°. 1906. geh. M. 13.—; 
in Leinw. geb. M. 14.40. 

Runge, Geheimrat Prof. Dr. W., Die Krankheiten der ersten Lebens¬ 
tage. Dritte, umgearbeitete Auflage. 8°. 1906. geh. M. 8.—; in 
Leinw. geb. M. 9.— 

Schaffer, Prof. Dr. J., Der Einfluss unserer therapeutischen Mass¬ 
nahmen auf die Entzündung. Experimentelle Untersuchungen über: 
Heisse Umschläge, Thermophore, Heissluftbehandlung, Eisblase, feuchte 
Verbände, Priessnitzsche Umschläge, Spiritusverbände, Jodpinselung, 
Pflasterbehandlung und die Biersche Stauung. Mit 11 zum Teil 
farbigen Tafeln, gr. 8°. 1907. geh. M. 8.— 

Schenck, Prof. Dr. F., Kleines Praktikum der Physiologie. Anleitung 
für Studierende in physiologischen Kursen. Mit 35 Abbildungen, 
kl. 8". 1904. geh. M. 1.60; in Leinw. geb. M. 2.20. 

Schenck, Prof. Dr. F., Physiologisches Praktikum. Eine Anleitung für 
Studierende zum Gebrauch in praktischen Kursen der Physiologie. 
Mit 153 Abbildungen, gr. 8". 1895. geh. M. 7.— 

Schenck, Prof. Dr. F., und Gürber, Prof. Dr. A., Leitfaden der Physiologie 
des Menschen. Für Studierende der Medizin. Sechste Auflage. Mit 
40 Abbildungen. 8°. 1909. geh. M. 5.40; in Leinw. geb. M. 6.40. 

Schlesinger, Dr. E., Schwachbegabte Schulkinder. Vorgeschichten und 
ärztliche Befunde. Mit 9 Abbildungen, gr. 8°. 1907. geh. M. 2.80. 

Schober, Dr. P., Medizinisches Wörterbuch der deutschen und franzö¬ 
sischen Sprache. Mit Vorreden von Generalarzt Dr. A. Villaret 
und Dr. L. Lereboullet. Zweite vermehrte Auflage. 8°. 1908. 

geh. M. 7.60; in Leinw. geb. M. 8.60. 

Sellheim, Prof. Dr. H., Die Reize der Frau und ihre Bedeutung für 
den Kulturfortschritt. Mit einer Tafel, gr. 8°. 1909. geh. M. 1 60. 

Sprengel, Prof. Dr. 0., Appendicitis. Mit 4 farbigen Tafeln und 82 teils 
farbigen Abbildungen im Text. gr. 8°. 1906. geh. M. 26.— (Deutsche 
Chirurgie, Liefg. 46 d.) 

Stein, Dr. Albert E., Paraffin-Injektionen. Theorie und Praxis. Eine 
zusammenfassende Darstellung ihrer Verwendung in allen Spezial¬ 
fächern der Medizin. Mit 81 Abbild, im Text. gr.8°. 1904. geh.M.6.— 




mm Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. 


Sternberg, Dr. W., Diätetische Kochkunst. I. Gelatinespeisen. 
Mit 21 Abbildungen und 10 Tafeln im Text. 8". 1908. geh. 

M. 2.20; in Leinw. geb. M. 3.— 

Sternberg, Dr. W., Kochkunst und ärztliche Kunst. Der Geschmack 
in der Wissenschaft und Kunst, gr. 8°. 1907. geh. M. G. — 

Sternberg, Dr. W., Krankenernährung und Krankenküche. Geschmack 
und Schmackhaftigkeit, gr. 8". 1906. geh. M. 3.60. 

Sternberg, Dr. W., Die Küche in der modernen Heilanstalt, gr. 8 n . 
1909. geh. M. 2.— 

Sternberg, Dr. W., Die Küche im Krankenhaus, deren Anlage, Ein¬ 
richtung und Betrieb. Mit 49 Textabbildungen und 2 Tafeln, gr. 8 9 . 

1908. geh. M. 7.—; in Leinw. geb. M. 8.20. 

Stiller, Prof. Dr. B., Die asthenische Konstitutionskrankheit. (Asthenia 
universalis congenita. Morbus asthenicus.) gr. 8°. 1907. geh. M. 8.— 

Stoffel, Oberarzt Dr. Ad., und Stempel, cand. med. Edda, Anatomische 
Studien über die Klumphand. Mit 27 Abbildungen und 3 farbigen 
Tafeln, gr. 8°. 1909. geh. M. 6.— 

Stratz, Dr. C. H., Die Körperpflege der Frau. Physiologische und 
ästhetische Diätetik für das weibliche Geschlecht. 

Allgemeine Körperpflege. — Kindheit. — Reife. — Heirat. — Ehe. — 
Schwangerschaft. — Geburt. — Wochenbett. — Wechseljahre. 

Mit 1 Tafel und 79 Textabbildungen, gr. 8°. 1907. geh. M. 8.40; 
in Leinw. geb. M. 10.— 

Taschenberg, Prof. Dr. 0., Die giftigen Tiere. Ein Lehrbuch für 
Zoologen, Mediziner und Pharmazeuten. Mit 69 Abbildungen. 8°. 

1909. geh. M. 7.—; in Leinw. geb. M. 8.— 

de Terra, Dr. P., Konversationsbuch für die zahnärztliche Praxis. Eine 
Sammlung von Kunstausdrücken und Redensarten in deutscher, 
englischer, französischer und italienischer Sprache. 8°. 1908. geh. 
M. 7. —; in Leinw. geb. M. 8.— 

Thiem, Geh. Rat Prof. Dr. C., Handbuch der Unfallerkrankungen ein¬ 
schliesslich der Invalidenbegutachtung. Unter Mitwirkung von Sani¬ 
tätsrat Dr. E. Cramer, Cottbus, Dr. W. Kühne, Cottbus, Geh.Rat 
Prof. Dr. A. Passow, Berlin und Dr. C. Fr. Schmidt, Cottbus. 
Zweite, gänzlich umgearbeitete Auflage. Zwei Bände. I. Band. 
Mit 89 Textabbildungen, gr. 8 n . 1909. geh. M. 21.—; in Halbfranz 
geb. M. 23.— 

(Der 11. Hand befindet sieh im Druck und erscheint im Herbst dieses Jahres.l 



Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart 


Tobeitz, Prof. Dr. A., Differentialdiagnose der Anfengastadien der 
aknten Exantheme. Für Aerzte, besondere Amtsärzte, gr. 8". 1908. 
geh. M. 2.80. 

Tugendreich, Dr. G., Die Hutter- und Säuglingsfürsorge. Kurzge¬ 
faßtes Handbuch mit Beiträgen von Amtsgerichtsrat J. F. Lands¬ 
berg und Dr. med. W. Weinberg. I. Hälfte. Mit 7 Textab¬ 
bildungen. gr. 8 ft . 1909. geh. M. 3.20. 

(Die zweite Hälfte erscheint noch im Herbst dieses Jahres.) 

Villaret, Generalarzt Dr. A., Die wichtigen deutschen, österreichisch¬ 
ungarischen und schweizerischen Brunnen- und Badeorte nach 
ihren Heilanzeigen alphabetisch zusammengestellt. 8°. 1909. geh. 
M. 3.—; in Leinw. geb. M. 3.60. 

Wagner, Dr. A., Die Extrauterinschwangerschaft Klinische Studie 
auf Grund von 32 selbstbeobachteten Fällen. Mit 10 Abbildungen 
im Text. gr. 8°. 1907. geh. M. 2.— 

Wagner, Dr. Alb., Die Wochenbettspflege. Leitfaden für Kindbett¬ 
wärterinnen. Zweite Auflage, gr. 8°. 1909. geh. M. 1.20; in Leinw. 
geb. M. 1.60. 

Weichardt, Privatdozent Dr. W., Serologische Studien auf dem Gebiete 
der experimentellen Therapie. Mit 98 Kurven, gr. 8°. 1906. 

geh. M. 2.80. 

Wilms, Prof. Dr. M., Der Ileus. Pathologie und Klinik des Darm¬ 
verschlusses. Mit 227 Abbildungen, gr. 8°. 1906. geh. M. 30.— 
(Deutsche Chirurgie, Liefg. 46g.) 

Wohnlich, Dr. E., Die Prüfung der Arzneimittel des deutschen Arznei¬ 
buches nebst Erklärung der chemischen Prozesse und Berechnungen. 
Für den praktischen Gebrauch des pharmazeutischen Laboratoriums. 
8°. 1907. geh. M. 10.—; in Leinw. geb. M. 11.— 

Zangemeister, Prof. Dr. W., Atlas der Cystoskopie des Weibes. 
64 farbige Bilder auf 27 Tafeln mit erläuterndem Text, hoch 4°. 
1906. kart. M. 25.—; in Leinw. geb. M. 26.— 

Zweifel, Geh. Rat Prof. Dr. P., Lehrbuch der Geburtshülfe. Für Ärzte 
und Studierende. Fünfte vollständig umgearbeitete Auflage. Mit 

237 teils farbigen Abbildungen im Text. gr. 8°. 1903. geh. M. 14.—; 
in Leinw. geb. M. 15.20. 









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